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Max Lenz

Geschichte der Universität Berlin

Zweiter Band, zweite Hälfte

THE LIBRARY

The Ontario Institute

for Studies in Education

Toronto, Canada

GESCHICHTE

DER

KÖNIGLICHEN

FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT

ZU BERLIN

GESCHICHTE

DER

KÖNIGLICHEN

FRIEDRICH -WILHELMS -UNIVERSITÄT

Zu BERLIN

VON

MAX LENZ

ZWEITER BAND, ZWEITE HÄLFTE:

AUF DEM WEGE ZUR DEUTSCHEN EINHEIT IM NEUEN REICH

HALLE A. D. S.

VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES WAISENHAUSES

1918

IV M

I e-iRMANY

VORWORT.

Persönliche und allgemeine Umstände haben es verursacht, daß der Ab- schluß dieses Werkes sehr viel später erfolgt ist, als ich gehofft und in Aussicht gestellt hatte; zuletzt war es der Krieg, der den Druck hinzögerte und für längere Zeit ganz ins Stocken brachte. Um so dankbarer bin ich der Verlagsbuchhand- lung, daß sie niemals die Geduld verlor und der Not der Zeit ungeachtet alles getan hat, um dem "Werke die seiner Bestimmung gemäße würdige Ausstattung auch in dem Schlußbande des darstellenden Teils zu geben.

Ton den Mitarbeitern sind die beiden ältesten, Herr Professor Markull und Herr Otto Unholtz, mir bis ans Ende treu geblieben. Beide haben im Herbeischaffen gedruckten und ungedruckten Materials wieder ihr bestes getan.

Zu besonderem Dank bin ich Herrn Unholtz für das Begister verpflichtet, das so gut wie ganz sein Werk geworden ist. Auch bei den Korrekturen hat er mich beständig unterstützt, und die des Kegisters fiel wieder im wesentlichen auf seine Schultern.

Im Vorwort zum ersten Bande konnte ich noch zwei anderen Freunden meinen Dank aussprechen, Ernst Heidrich und Hermann von Caemmerer. Wenn ich heute ihrer gedenke, so zielt mein Dank auf Höheres. Sie haben beide ihr Leben auf dem Schlachtfelde dem Vaterlande zum Opfer gebracht. Was sie ihrer Wissenschaft gewesen sind, wissen ihre Fachgenossen; ihr Käme wird nicht untergehen. Mir selbst sind in ihnen zwei liebe Schüler, der Universität Berlin aber zwei ihrer besten Söhne entrissen worden.

Hamburg, 7. April 1918.

Max Lenz.

INHALT

Drittes Buch.

Auf dem Wege zur Deutschen Einheit.

Seita

Erstes Kapitel: Romantik und Realitäten 3

1. Der neue Herr und sein Minister. Erste Berufungen 3

Gegensatz zu der vorigen Regierung 3. Huldbeweise des neuen Königs gegen die Uni- versität 4. "Wahl Eichhorns zum Minister 4. Eichhorns Vergangenheit 5. Seine Freundschaft mit Schleiermacher 6. Stellung zu Kirche, Staat und Nation 7. Ver- wandtschaft mit den Zielen des Königs 8. Einig im Haß gegen die Hegelianer; Bun- sens Werbung hei Schelling 8. Berufung Stahls 10. Verhandlungen mit Albrecht und Hermaun 12. Gedanke an Dahlmann 13. Berufung der Brüder Grimm 13. Be- rufung Rückeits 16.

2. Versuche, den neuen Geist zur Herrschaft zu Dringen. Harte Kämpfe 17

Die Huldigungswoche 17. Gnaden beweise; Dotation 17. Allgemeine Enttäuschung 17. Böser Empfang Stahls seitens der Studenten 20.

Der König und der Minister unbeirrbar 20. Eichhorn reinigt das Ministerium 20. Beruft Eilers und macht ihn zu seiner rechten Hand 21. Reformiert das Institut der Regie- rungsbevollmächtigten; setzt Ladenberg für Berlin ein 22.

Bruno Bauer. Wird durch Altenstein nach Bonn versetzt 25. Konflikt mit der Fakultät 26. Bruch mit dem Minister 28. Die Gutachten der Fakultäten 28. Die Bedenken der Ministerialräte 31. Entziehung der Venia docendi durch den Minister 35. Erregung der öffentlichen Meinung 35. Marheiueke veröffentlicht sein Separatvotum 36. Erhält einen Verweis 36. Apologie Bauers 37. Veröffentlichung der Fakultätsvoten 37. Die Politik der AVidersprüche 38. Verein zum „historischen Christus" 39.

Schelling kommt 42. Erwartungen und Empfang 43. Die erste Vorlesung 45. Michelet beginnt den Kampf 48. Adresse und Fackelzug 48. Endgültige Anstellung 49. All- seitiger Angriff der Gegner 50. Schelling ruft dio Gerichte an 51. Wachsende Iso- lierung 52. Geringe Zuhörerzahlen 53. Gibt seine Vorlesungen auf 53. Bleibt auch literarisch unproduktiv 54. Sein Ausgang 55.

Berufung Geizeis und Hubers 56. Gelzers Herkunft und Stellung 56. Hubers Herkunft und Stellung 58. Eichhorn und die Presse 61. Verhandlungen mit Dahlmann ti'-'. Abschluß mit Iluber 61. Plan der Errichtung einer slavischeu Professur 65. Ver- handlung mit Schafarik G6. Anstellung Cybul^kys 67. Vernachlässigung der eng- lischen und der romanischen Sprachen und llirer Literaturen GS. Opposition der Universität gegen die Oktroyierungen 69. Bittschrift von 21 Extraordinarien 71. Ver- Rigong Eichhorns aber Eontrollierung und Remuneration der Privatdorenten TU. Be- richte der Fakultäten und des Senats 73. Puohta widersetz! sieh der Remuneration Nauwercks 73. Nauwcrcks Venia legendi und Lehrtätigkeit 73. [ndiskretionen in dar Presse 7-1. Politische SchriftsteUerei Nauwercks Vi. Gründung eines akademisohen

VIII Inhalt.

Seite Lesevereins 75. Der Minister verfügt die Aufhebung des Vereins 76. Tadelt die Universität wegen mangelnder Aufsicht auf die Studierenden 77. Protest der philo- sophischen Fakultät 77. Eichhorn geht gegen Nauwerck vor 77. Die philosophische Fakultät soll selbst gegen Nauwerck einschreiten 78. Bericht der Fakultät über den Angeklagten 79. Renitenz Rankes 79. Antwort des Ministers 81. Nauwerck ver- öffentlicht seine erste Vorlesung 81. Wird suspendiert 82. Nachspiele dieses Kon- fliktes 83. Aufregung unter den Studenten 86. Das Edikt über die konversatorischen Übungen 88. Neue Verfügung über die Kontrolle

der Frivatdozenten 92. Halbheit und Zweideutigkeit der ministeriellen Politik 95. Spaltung der Hegelianer 96. v. Henning tritt mit dem Parteiorgan zur Regierung über 97. Hotho, die Brüder Benary und Vatke versuchen, eine neue Zeitschrift zu gründen; werden von der Regierung daran gehindert 97. "Wenden sich an den Senat; dieser hält sich neutral 99. Appellieren an ihre Fakultäten; deren Erklärungen 100. Veröffentlichung der Akten; Zeitungskrieg 102. Ergebnisse der Politik Eichhorns 103. 3. Das Leben in den Fakultäten 104

A. Theologische Fakultät 104

Marheineke und seine Gegner 105. Neander und seine Studenten 105. Hengstenberg

als Führer der Orthodoxie 107. Gegenkräfte in Berlin und im Lande 107. Vatkes Einfluß bei den Studenten 108. Twestens Stellung in der Fakultät als Lehrer und als Gelehrter 108. Ausscheiden der Fakultät aus dem wisssenschaftiiehen Gesamtleben der Universität 112. Neanders Schüler 113. J. L. Jacobi 113. Chlebus 113. Schaff 113. Schiottmar n 114. Piper 115. Reuter 116. Kabuls 117. A. Vf. Neumann 117. Mar- heineke stirbt 119. K. J. Nitzsch 119. Universitäts- Gottesdienst 121. Repetenten- institut 121.

B. Juristische Fakultät 122

Charakter der Fakultät 122. Ihering und Berner 124. Heydemann und Gneist 124. Stahl 125. Puchta 128. Keller 129. Richter 132. Savigny und Heydemann 133. Die Fakultät und das deutsche Recht 134. Karl von Richthofen 135. Daniels 136. Madai 136.

C. Philosophische Fakultät 136

Charakter der Fakultät 136. Siegfried Hirsch 137. Fortlage, Vorländer, Kirchner 137. Gruppe 138. Glaser 139. Mundt 139. Maercker 140. Gerhard 140. Lepsius 141. Waagen 143. Guhl 144. Schmölders 144. Dieterici d. J. 144. Lachmann 145. Maß- mann 146. Böckh und Lachmann, Bekker 146. Johannes Franz 149. M. Hertz 149. Ernst und Georg Curtius 150. Ranke und seine Schüler 152. Wilh. Ad. Schmidt 154. Ellendorf 154. Koehne 155. Girard 155. Heintz 155. F. H. Troschel 155. Fr. Stein

155. Gustav Karsten 155. Eisenstein 156. Beyrich und Rammeisberg 156. Hermann Karsten 156. Joachimsthal 156. Borchardt 156. Walpers 156. Simon 156.

D. Medizinische Fakultät 158

Joh. Herrn. Schmidt 158. Dalton's Berufung 159. Berufung Langenbecks und An- erkennung des Vorschlagsrechts der Fakultäten durch Graf Schwerin 161. Zurück- ■Jrängung Schultz -Schultzensteins 165. Joh. Müllers Schülerkreis 165. Reichert 166. Böhm 166. Schöller 166. Habilitation Remaks und das Gesetz über die Zulassung

der Juden zum akademischen Lehramt 166. Stellung der Fakultäten hierzu 168.

Rudolf Virchow: Seine Entwicklung bis zur Revolution 172. Sein Verhältnis zu Müller und Schönlcin 172. Charitechirurg 173. Frosektor an der Charitö 174. I'rivatdozent 174. Wachsendes Ansehen 175. Jugendarbeiten 175. Geschichtliche und urgeschichtliche Studien 175. Politische Richtung 176. Wendung zum Radi- kalismus 179. In der Revolution 179. Die Würzburger Jahre ISO. Brücke, Du Bois-Reymond und Helrnholtz; ihr Verhältnis zu Virchow 181. Lauer 185. Ebert 185. K. G. Th. Simon 185.

Inhalt. IX

Soito

Zweites Kapitel: Revolution und Reaktion 18G

1. Der Senat und die Studentenschaft 186

Friedfertigkeit des Senats 186. Disziplinierung Michelets ISO. Eindruck und Tendenz der akademischen Reden Böckhs 188.

Ruhige Haltung der Studentenschaft vor Ausbruch der Revolution 188. Erinnerung an 1813 189. Eindruck der Pariser Revolution 189. Entlassung der vereinigten Ausschüsse 190. Erste Zeltenversammlung, 6. März 190. Die nationalen Studenten unter Führung Ägidis wollen dem König einen Fackelzug bringen 192. Ziehen den Antrag zurück 192. Zweite Zeltenversammlung, 7. März; Adressen 193. Stu- dentische Forderungen 193. Studentenversammlung am 10. März 193. Desgleichen am 11. März 194. Dritte Zeltenversammlung, 9. März 194. Beratungen der Stadtverord- neten 195. Schicksal der Adressen 195. Vierte Zeltenversammlung, 13. März; die Literaten bleiben zu Hause 195. Absichten der Regierung 196. Die ersten Unruhen, am Abend des 13. März 196. Verwundung zweier Studenten 197. Die Studenten fordern "Waffen 198. Die alte Bürgerwehr 198. Frühere Verhandlungen über Bürger- polizei 198. "Wiederaufnahme derselben; man beschließt die Errichtung unbewaffneter Schutzkommissiouen 199. Vom Rektor abgewiesen, wenden die Studenten sich an Kommandantur und Stadtverordnete 199. Senatssitzung am 15. März; den Studenten wird das Versammlungsrecht in der Aula eingeräumt 200. Die Regierung lenkt ein 200. Straßenkrawall am 15. abends 201. Einrichtung der Schutzkommissionen 201. Die Bluttat vor der Universität am 16. März 202. Gleichzeitige Aula -Versammlung; die Majorität bewilligt den Eintritt in die Schutzkommissionen 203. Senatssitzung 203. Zug der Studenten zum Cöllnischen Rathaus; Mitwirkung als Schutzbürger 204. Eine Studentendeputation im Schloß 204. Audienz des Rektors 204. Ruhe am 17. März 205. Übergewicht der Partei Ägidis 205. Das Patent vom 18. März 206. Die Kata- strophe 207. Die Legende der Reaktion 207. "Wönigers Demonstrationsplan 208. Pfuel verläßt das Schloß 210. Die Militärpartei tritt hervor; Deutung ihrer Absichten 210. Die Legende der Revolution 212. Die Aula -Versammlung am Vormittag des 18. März 213. Gleichzeitige Senatssitzung 214. Wirkung der Katastrophe auf die Studenten 214. Letzter Versuch der Gemäßigten, den Sturm zubeschwören 214. Der König empfängt Rektor und Senat in ihren Talaren 215. (Geschichte der Talare 215.) Müller berichtet darüber den Studenten 218. Die Legende der Revolution über die Studenten 218. Geringer Anteil der Studenten am Kampf 218. Tod von Bojanowskis 218. Tod Her- mann von Holtzendorfs 219. Tod des „Philosophen" Lewin Weiß 219. Anteil der Radikalen 220. Gefangene Studenten 221. Einrichtung der Bürgerwehr 222. Das fliegende Korps der Universitätsangehörigen 222. Stillstand des Unterrichts 223. Die Schreckensnacht vom 20. zum 21. März 223. Triumph des Schwarz -Rot- Gold 224. Hochgefühle der Studentenschaft 224. Graf Schwerin in der Aula am 20. März 224. Die Studenten beschützen das Palais des Prinzen von Preußen 225. Ovationen für die freigelassenen Polen 225. Der Umzug des Königs am 21. März 225. Die Stu- denten wachen im Schloß und im Palais des Prinzen von Preußen 228,

Allgemeine Anerkennung der Revolution 229. Neues Hervortreten der Bewegungspartei 230. Begräbnisfeier 231. Notwendigkeit des Fortschreitens der Revolution 232. Die Bürgerwehr wünscht die Rückkehr des Militärs 2:53. Stellung der Studenten dazu 234. Einzug des 24. Regiments 236. Stellung der Arbeiter 230. Gustav Adolf Solllöffel und sein Prozeß 239. Ifoneckea Verhaftung 240. Die große Wahldemonstration vom 20. April 240. Die Studenten und dio nationale Idee; Sohleswig- Holstein j Polenirage 241. Demonstrationen gegen die Rückkehr des Prinzen von Preußen -iL'. Die „V.t- trauensparade" vom 23. Mai; die schwarze Fahne auf dem Altan der Universität 244. Der Zug zum Friedriohshain am 4. .luni 245. [nsultierung Arnims und Bydowi 24 Die Studentenversammlung zu Eisunach 246. Raab der Gittertore vor den Schloß«

Inhalt.

Seite höfen 248. Feinbergs Ausgang 248. Niedergang der radikalen Partei; Zeughaussturm 248. Erstarken der Regierung 249. Ladenberg übernimmt das Kultusministerium 249. Die Fahnenfrage; neue Agitation 250. Ladenberg fordert Einschreiten des Rektors 250. Die Schlacht von Charlottenburg, 2. August 251. Lärmszene vor der Univer- sität am 3. August 252. Schriftwechsel zwischen Ministerium und Senat 252. Ferien- ruhe 253. Die Oktoberexzesse 254. Auflösung der Studentenwehr 255. Die November- krisis; letzte Aufwallungen in der Studentenschaft 255.

2. Der Lehrkörper 257

Spaltungen im Lehrkörper; allgemeine Beteiligung an der Bewegung 257. Kandidaturen für die Parlamente 258. Kämpfe um die Universitätsreform 258. Bildung einer Oppositionspartei unter den Extraordinarien und Privatdozenten 258. Der Rektor ver- sucht eine Gegenaktion 259. Versammlungen der Opposition am 28. März und 15. April 259. Ihre Forderungen 2C0. Der Minister nimmt die Reform in die Hand; regt die Bildung einer Kommission aus den Ordinarien und Plenarsitzungen an 262. Das Bonner Reform programm 2ü3. Eingaben der Opposition an die Regierung 264. Das Bonner Programm wird von dem Minister dem Senat empfohlen 266. Schärfster Protest des Senats 267. Abgang des Grafen Schwerin 269. Ladenberg tritt zwischen die Par- teien 269. Neue Konferenzen der Opposition 269. Zusammentritt des Plenums der Ordinarien 269. Höhepunkt des Konflikts 270. Konzessionen der Ordinarien 270. Jena ladet zum Universitätskongreß im September 1848 ein 273. Berlin lehnt ab 273. Unfruchtbarkeit des Kongresses 275. Die preußische Professorenkonferenz im Berliner Senatssaal September 1849 275.

3. Stilleben 277

Allgemeine Beruhigung 277. Scharfes Regiment des Senats über die Verbindungen 278.

Karl Otto von Raumer, der Minister der Reaktion 279. Die theologische Fakultät. Herrschaft Hengstenbergs 280. Habilitationen 2S0. Neander stirbt; Berufung Leh- nerdts 281. Frequenz der Fakultät 282.

Die juristische Fakultät. Neue Habilitationen 282. Kaltstellung der Extraordinarien 283. Rudolf Gneist 283.

Die philosophische Fakultät. Niedergang der Philosophie 288. Die Fakultät bean- tragt vergeblich die Berufung Lotzes 288. Kuno Fischers Bewerbung 289. Ei ledigte Lehr- stühle (Zumpt, Rückert, Huber, Geizer, Paul Erman) bleiben unbesetzt 292. Lachmann stirbt; Kampf um seinen Nachfolger 292. Haupt 293. Habilitationen 296. Bötticher, Mullach, Keil; K. J. Friedländer; Schulz -Fleeth und das Projekt eines landwirtschaft- lichen Instituts; der jüngere Thaer 296. Weber 297. W. Foerster 297. Aufrecht 297. Gosche 298. Wollheim da Fonseca 298. Brugsch 298. Knoblauch, G. R. Kirch hoff und andere Physiker 299. Tod Kunths und Links 299. Mohl lehnt Kunths Nachfolge ab 299. Hanstein und andere Botaniker 299. Braun 300. Peters 301. Wattenbach 302. Steinthal 302. Zunz und die Versuche, der „Wissenschaft des Judentums" einen Lehrstuhl in der philosophischen Fakultät zu erobern 302. Geographie: Hermann v. Schlagintweit 306. Kiepert 306. Barth 307. Mathematik: Kummer und Weierstraß 3C8. Hoppe 30S. Eisenstein 308. Arndt 308. Neuere Sprachen 308. Deutsche Philologie: Müllenhoff 309.

Die medizinische Fakultät. Habilitationen 311. Mannhardt 311. Henoch 312. Traube 312. A. v. Graefe 312. Virchows Rückberufung 312. Reinhardt, H. Meckel, Bären- sprung 312. Gurlt312. Pappenheim 312. Ravoth 312. J.Meyer 312. E. A. Martin 313.

Drittes Kapitel: Neue Ära und letzte Einigungskämpfe .... 314

Friedrich Wilhelm's IV. Niedergang 314. Der neue deutsche Geist 314. Die Tübinger Theologie 315. Zeller und Dorner 315. Wirtschaftswissenschaft 317. Rechtswissen- schaft 318. Politische Geschichte 318. Georg Beseler 320. Die Neue Ära 322.

Inhalt XI

Seite

Bethmann Hollweg wird Minister; sein Verhältnis zur Universität 322. Abwandlungen im Lehrkörper 324. Steinmeyer kommt zurück; Lehnerdt scheidet aus; Niedners Be- rufung 324. Meßner 325. Sack 325. Dorner 325. Gueist wird Ordinarius 325. Beselers Eintritt; Zurücktreten Homeyers 32G. Bedeutung Beselers für die Universität 327. Keller stirbt; Bruns 328. Stahl stirbt; Richter tritt wieder ein 328. Eaumer tritt end- gültig zurück; Berufung J. 0. Droysens 329. Mommsen 331.

Jubiläum 1860 334. Ministerium Mühler 335. Die Universität in der Konfliktszeit 335. Die junge Generation 336. Minister v. Mühler und die Fakultäten; Todesfälle und Be- rufungen 337. Rektor und Senat im Kampf mit der Regierung 340. Schleswig -Holstein 342. Herstellung des inneren Friedens; Sieg über Österreich 344.

Die Studentenschaft in der Neuen Ära und in der Konfliktszeit 344. Der erste studentische Ausschuß 347. Ausgang Hengstenbergs; Berufung Dillmanns 349. Ausbruch des Krieges gegen Frankreich 349. Der 3. August 1870, der Säkulartag des königlichen Stifters 350.

Viertes Buch.

Im neuen Reich. (Skizze.) 351

Der deutsche Geist im neuen Reich 353. Die Falksche Ära; Neue Lehrstühle und Berufungen 354. Frequenzzahlen der Universität in ihrem ersten Jahrhundert 358. Allgemeines "Wachstum der Universitäten im neuen Reich und Berlins Anteil daran 358. Tiefste Ursache dieses "Wachstums: die Entwickelung der nationalen Kraft 359. Bedeutung der natio- nalen Einheit für die Einheitlichkeit und die Autonomie des wissenschaftlichen Bewußt- seins 360. Rückwirkung auf die Stellung unserer Universität zu ihren Schwesteranstalten im Reich 361. Die Frequenzzahlen der Fakultäten und ihr Zusammenhang mit der all- gemeinen Entwickelung 362. Zerfall der philosophischen Fakultät in ihre Fachwissen- schaften; so wie es Fichte hingestellt hatte 364. Immer stärkerer Ausbau der drei „oberen" Fakultäten zu Fachschulen 365. Analoge Entwickelung innerhalb der philo- sophischen Fakultät 360. Unvermeidlichkeit dieses Prozesses: Folge der Zweckbestim- mung der Universitäten als Lehranstalten, in Verbindung mit der Entfaltung der "Wissenschaften 367. Einwirkung auf die Entwickelung der Institute und Seminare 367. Etatszahlen 368. "Wachsende Raumbedrängnis im Hause der Universität 369. Aus- wanderung und Ausbau der naturwissenschaftlichen Institute in den 80er Jahren; zu- gleich mit neuen Berufungen 370. Verdienste Friedrich Althoffs und seiner Amts- genossen um die fortschreitende Ausgestaltung der Universität 371. Entfaltung der Geisteswissenschaften und ihrer Seminare 372.

Gefahren der Spezialisierung 375. Ihre Unabwendbarkeit 376. Der Ausweg: allseitige Ver- tiefung und Ausgleichung der Fakultätsgrenzen in dem Zusammenhang alles Forschens und der Einheit seiner Ziele 376. Neue Rechtfertigung Fichlos 377. Der Entwickelungs- gedanke als die Dominante in diesen Harmonien 377. Dargetan an der Gescbichte der Berliner Philologie und Theologie 378. Stellung der Aufklärung und Romantik dazu 378. Wechselwirkung zwischen Staat und "Wissenschaft 380. Rückblick auf die Versuche Schleiermachers, Fichtes und Humboldts, beide Sphären auseinander zu halten 381. Ihre Untrennbarkeit wird durch die Geschichte unserer Universität bewiesen 382. Macht und Freiheit lebten in beiden und kamen im Gleichschritt empor 382. Richtiges und Falsches in Schleiermachers Auffassung 383. Die rechte Erkenntnis bei Humboldt 383. Der Kern in Allem: Preußen der Staat der Reformation 384. Preußens Geist der deutsche Geist 385.

Namen- und Sachregister 386

Berichtigungen 511

Drittes Buch.

Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Lümz, Geschichte dur Dniveiiität Berlin 112.

Erstes Kapitel.

Romantik und Realitäten.

1. Der neue Herr und sein Minister. Erste Berufungen. "Wie die Regierungen und die Persönlichkeiten Friedrich Wilhelms III. und Gegensatz

_^ zu der vorigen

Friedrich Wilhelms IV. sich in jeder Beziehung und in jedem Akte von einander Regierang. unterscheiden (niemals gab es größere Gegensätze), so ganz besonders auch in ihrem Verhältnis zu unserer Universität. Der alte König hatte, wie wir wissen, für die Anstalt, die seinen Namen trug, nicht viel übrig gehabt; seine Interessen lagen in anderer Richtung; nur wo der Geist der Professoren und Studenten der Politik, der er in Staat und Kirche folgte, zu widerstreben schien, hatte er und dann wohl mit rauher Hand in ihr Leben eingegriffen, im übrigen aber, nicht zum Schaden der Universität, ihre Pflege seinem Minister überlassen, unter dem sie um so mehr gedieh, je weniger er sich von außen gestört sah. Der Sohn dagegen lebte ganz in Regionen, welche mit dem Geist und Wesen der Universität sich deckten oder auch konkurrierten; jede der vier Fakultäten hatte seine Fürsorge zu hoffen oder zu fürchten. So hatte er sich schon als Kronprinz betätigt, und wir sahen, wie schwer es dem Freiherrn von Altenstein geworden war, seine Eingriffe abzuwehren. Jedoch waren die Erfolge Friedrich Wilhelms nicht eben groß gewesen. Wenn er Hengstenberg in die theologische Fakultät hineinbrachte, so gelang es Altenstein dafür, seinem eigenen Schützling, Eduard Gans, Ein- gang in die juristische Fakultät zu verschaffen; und der Geist, dem Hengsten- berg in seiner Fakultät und in der Kirche des Landes Bahn machte, war nun doch auch nicht derjenige, welcher dem Fürsten zusagte. Und wenn der Kron- prinz für Steffens einen Platz in der philosophischen Fakultät erwarb, so wußte der Minister dafür Hegels Katheder dessen Musterschüler, dem Bayreuther Rektor, zu sichern, während der Wunsch Friedrich Wilhelms, Schelling an die Stolle seines Antipoden zu setzen, unerfüllt blieb. Noch zuletzt war es Altenstein durch seine Taktik des Zögerns und Ausbiegens möglich geworden, den durch den Tod von Gans verwaisten Stuhl in der Juristenfakultät dem Protege des Kron- prinzen, Julius Stahl, vorzuenthalten. Nun aber waren der alte König und sein Minister fast gleichzeitig aus dem Leben geschieden, und so Bau Friedrich

1*

Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

"Wilhelm IV". völlig freie Bahn für die Verwirklichung seiner Pläne vor sich, die auf eine Vereinigung aller Koryphäen des deutschen Geistes in seiner Hauptstadt abzielten. iiuidi.oweise Gleich bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bot, der Audienz, die er

dos neuen Königs , . . . . t> i j.

gegen die nach seiner Thronbesteigung einer Deputation der Universität dem Rektor Twesten mit dem Richter und den vier Dekanen gewährte (21. Juni 1840), sprach er es aus, wie sehr ihm das Wohl der Universität am Herzen liege: es werde nicht nur sein stetes Streben sein, ihr die Stellung unter den höheren Lehranstalten, die sie einnehme, zu bewahren, sondern auch bei der Ergänzung stets nach altbewährtem Brauch ausgezeichnete Kräfte aus dem gesamten deutschen Vaterlande zu gewinnen. Zwei Tage darauf beging die Universität die Ge- dächtnisfeier zu Ehren ihres Stifters; es war das erste Mal nach dem großen Umbau, der nun seiner Vollendung entgegenging, daß sie sich wieder in ihrer alten Aula versammelte, und wie sonst waltete Böckh seines Amtes als Redner der Korporation. Der Rektor hatte beim Kabinett angefragt, ob Seine Majestät der Universität wohl die Ehre seiner Anwesenheit geben werde. Dies war ab- gelehnt worden, aber nur aus dem Grunde, weil der Hof alter Sitte gemäß in diesen Wochen der Trauer außer im Gotteshause nirgends öffentlich erscheine; Alexander von Humboldt mußte bei der Feier dem Rektor ausdrücklich mit- teilen, wie lebhaft Seine Majestät es bedaure (woran der alte König niemals ge- dacht hatte), auf diese Weise nicht die Gelegenheit zu haben, auch die anderen Mitglieder der Universität kennen zu lernen.1 Wahl Eichhorns Alle Welt war nun gespannt, wer der Träger des neuen Ministeriums sein

zum Minister.

würde, das bei der Gesinnung des neuen Königs und den Aufgaben, die er sich in Staat und Kirche gestellt hatte, das wichtigste Amt im Rate der Krone werden mußte. Friedrich Wilhelm selbst hatte sich mit dieser Frage bereits seit dem Moment beschäftigt, wo der alte Minister die Augen geschlossen hatte. Noch am Tage seines Todes schrieb er dem Freunde Bimsen, der Preußen damals bei der Eidgenossenschaft in Bern vertrat, und fragte ihn, den er selbst eine „Unmöglich- keit" für die Stelle nannte, um Rat. Unter den Anwärtern, die er aufzählte, war bereits Eichhorn, von dem er meinte, er werde zwar für die Hochschulen glän- zend sein, die römische Kirche aber „mit Nadeln zur Verzweiflung kitzeln". Auch Savigny nannte er, diesen, ohne ihn näher zu charakterisieren. Bunsen riet

1) Über Audieuz und Gedächtnisfeier zwei Berichte in der Allgemeinen Preußischen Staats- zeitung vom 23. lind 29. Juni 1840. Dazu die Senatsprotokolle. Dekane waren Neander, Lancizolle, Hecker und Kuuth. Nach einer Notiz Ludwig von Gerlachs (Aufzeichnungen, I, S. 272) war die Deputation auch von dem Prinzen Wilhelm, der soeben als künftiger Thronerbe den Titel Prinz von Preußen erhalten hatte, empfangen worden. Gerlach gibt dort eine Bemerkung Lancizolles wieder, die nicht eben von Geschicklichkeit und Geistesgegenwart zeugt. Nach den Senatsprotokollen hatten auch die Studenten den Wunsch geäußert, ihrer Pietät gegen den Hoch- seligen König durch einen Huldiguugsakt besonderen Ausdruck zu verleihen.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

weder zu dem einem noch zu dem «andern: Eichhorn dürfe, so hoch er ihn stelle, nicht aus seinem Wirkungskreis im Auswärtigen Amt entfernt werden, vielmehr müsse man ihm dort eine unabhängigere Stellung schaffen; während Savigny als Präsident einer Gesamtkommission, namentlich in der Ehescheidungssache, an seinem Platze sein werde. Er empfahl den Grafen Anton von Stolberg- "Wernigerode, der damals das Oberpräsidiuni in Magdeburg innehatte und dem König selbst von der Liste dieser „Unzureichenden", wie er sie sämtlich nannte, noch der liebste war. Friedrich Wilhelm wandte sich jedoch zunächst an keinen der Genannten, sondern an den Finanzminister seines Vaters, den Grafen von Alvensleben, über dessen Sparsamkeit er früher gegen Altenstein so sehr geklagt hatte. Auch mit ihm sprach er davon, daß er an Savigny als geistlichen Minister gedacht habe: der sei aber ein wissenschaftliches Parteihaupt und nicht farblos genug; er suche einen Farblosen, den er also in dem altmärki- schen Grafen, so scheint es, zu finden glaubte. Alvensleben aber, dem in der Tat alle Eomantik und Ideologie fern lag, lehnte ab; und nun kam der König auf Eichhorn zurück, mit dem er bereits im Juli alles festmachte.1

Farblosigkeit war nun eine Eigenschaft, welche Eichhorn am wenigsten Eichhorns

Vergangenheit.

nachzusagen war; so wenig wie den Männern, mit denen er von Jugend auf Freundschaft gehalten hatte, einem Stein und Schleiermacher, Scharnhorst und Georg Reimer. Er hatte vielmehr von jeher Farbe bekannt. So 1809, als er mit Schill zu den Toren Berlins hinausgezogen war; nur die Krankheit, die ihn in Halle zurückhielt, hatte ihm damals das Schicksal des tapferen Reiterführers und seiner heldenmütigen Schar erspart. So haben auch wir ihn im Winter 1812 in seinen Konflikten mit Fichte kennen gelernt, und so 1813, als er mit Savigny die Organisation des Berliner Landsturms betrieb und den Ritt an Gneisenaus Seite in der Schlacht an der Katzbach mitmachte, dem dann der Tag von Leipzig und noch manch anderes Gefecht im Kampfe für die Freiheit des deutschen Bodens folgten. Schon damals war Eichhorn den Verdächtigungen der reaktionären Partei nicht entgangen. Mehr noch hatte er diese im Juli 1819 auf sich ge- zogen, als er sich nicht scheute, der Frau seines Freundes Reimer gegen die Häscher Wittgensteins beizustehen. Und so waren auch jetzt wieder die alten Gegner bei der Arbeit, dem heißblütigen Manne Steine in den Weg zu werfen. Sie durchstöberten die Akten; der Minister des Innern, Herr von Rochow selbst, soll, da Herr von Tzschoppe, dessen Hand darin überall zu finden war, sich dessen geweigert, das Sündenregister des alten „Jakobiners" zusammengestellt und dem König überreicht haben. Dieser aber ließ sich nicht fangen; er gab das

1) Die Anfrage an Bunsen (bei Ranke, Briefwechsel, S. 80) ist ein Postskript vom 14. Mai (oder 15.?), zu einem am 12. Mai geschriebenen Briefe; vcrgl. S. 45. Nippold, Bunsens Loben, II, S. 106, 108, 125, 128. Über den Antrag an Alvensleben sieho Ludwig v. Gerlach, Auf- zeichnungen, I, S. 273.

a

6 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutseben Einheit.

Schriftstück dem Minister, dessen eigene Tage gezählt waren, zurück, und am 8. Oktober erfolgte Eichhorns Ernennung. Um so froher waren die Liberalen aller Schattierungen über die Wahl eines Mannes, dessen Name mit der großen Zeit so innig verknüpft war, und der in einem langen Leben für Preußens Macht und des deutschen Vaterlandes Ehre eingetreten war. Diese Erinnerungen werden auch auf den Entschluß des Königs eingewirkt haben, mag er auch dem Grafen von Alvensleben gegenüber nicht für gut gefunden haben, den Ton darauf zu legen. Die Ernennung Eichhorns lag in einer Linie mit den populären Maß- nahmen, welche in diesen Monaten des allgemeinen Aufschwungs dem König die Herzen der Patrioten gewannen, wie die Wiedereinsetzung Arndts, die Rehabili- tierung Jahns und Boyens Aufnahme in den Staatsrat. Auch an der Universität nahm man die Nachricht freudig auf; zumal die alten Freunde Eichhorns, Ranke, Savigny, Bekker, Lachmann, alle diejenigen, welche zu Schleiermacher gehalten, waren glücklich, seine Freund- Hatte doch dieser keinen treueren Freund gehabt als den neuen Minister.

schaft mit

schieiermacher. So oft er einen Strauß mit Altenstein auszufechten gehabt, hatte er Eichhorn zu Rate gezogen. Sonntag für Sonntag hatte er den Geheimrat am Fuß seiner Kanzel gesehen. Und kein schönerer Nachruf ist dem großen Theologen zuteil geworden als das Charakterbild, welches Eichhorn von dem Entschlafenen in einem Brief an Schelling, der ihn darum gebeten hatte, entwarf, um damit einem Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung, der aus Berliner Universitätskreisen stammen sollte, entgegenzuwirken.1 Jener Korrespondent des süddeutschen Allerweltsblattes hatte behaupten wollen, daß Schleiermacher am Ende seiner Tage, ähnlich wie Niebuhr, lebensmüde und hoffnungslos geworden und in der Verzweiflung an sich und der Menschheit dahingegangen sei. Eichhorn wies diesem pessimisti- schen Kritiker gegenüber auf den Anhang hin, den Schleiermacher bis an das Ende seines Lebens gehabt, die Trauer, welche die Hauptstadt bei seinem Heim- gange erfüllt, den Glanz seines Leichenbegängnisses, das alle Alter und Stände in Bewegung gebracht habe. Er berief sich auf seine Predigten, sein Verhältnis zu seiner Gemeinde und der studierenden Jugend und rühmte vielmehr die Einheit- lichkeit seines Geistes, der sich auf dem gleichen Grunde nur immer hoher, reiner und köstlicher entwickelt habe. „Die Bildung", schreibt er, „zu der er nach einem Leben reich an innern und äußern Erfahrungen vorgeschritten war, alle Kräfte, welche er durch eine lang fortgesetzte, tiefe Spekulation erworben hatte, widmete er dem Geschäfte, die geschichtlichen Grundlagen unseres Glaubens in ein Eigen- tum des erkennenden Geistes zu verwandeln und die für sich selbst gewonnenen Früchte in wissenschaftlichen Darstellungen und in Kanzelvorträgen mitzuteilen".

1) Berlin, IG. März 1831, in denBriefen „Aus Scbellings Leben*, III, S. 79. Der Verfasser des Artikels in der Allgemeinen Zeitung müsse ein Berliner sein; mau nenne einen Privatdozenten B. Dies könnte Ferdinand Benary sein.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

Worte, die für Eichhorn selbst charakteristisch sind. So wollte auch er die jre- Stel'uns «»

° Kirche, Staat

schichtlichen Grundlagen des evangelischen Glaubens in ein Eigentum des erken- un<i Nation. nenden Geistes umwandeln und, wie er von Schleiermacher sagte, „die Er- kenntnis von Christus, deren unsere Zeit nach dem Maße ihrer wissenschaftlichen Bestrebungen fähig sein möchte, vertiefen". Was der Freund auf Kanzel und Katheder, mit Wort und Feder angestrebt, das wollte er als handelnder Staatsmann durchsetzen. Hieran ist er gescheitert; vom ersten Augenblick ab war sein Mi- nisterium ein vergebliches Ringen gegen die gährende Zeit, welche alles eher an- strebte als die Versöhnung eines in den Schranken der Konfession gehaltenen Glaubens mit den aus dem Leben und Wissen der Gegenwart sich erhebenden Forde- rungen und Bedürfnissen; und darum haben ihn Mit- und Nachwelt oft genug einen Mystiker und Reaktionär und einen Verleugner der eigenen Vergangenheit gescholten. Daß Eichhorn die Macht seines Amtes an die Durchführung von Ideen setzte, welche ihrer Natur nach zur Sphäre geistiger Kämpfe gehören, darin liegt nun allerdings ein Widerspruch mit dem Geist, in dem er selbst erzogen war, und der jene Versöhnung im Sinne der Duldung und des gegenseitigen Ver- trauens angestrebt hatte. Dennoch dürfen wir sagen, daß er in jedem Moment seiner innersten Überzeugung gefolgt ist, und daß die Hartnäckigkeit, mit der ei- sernen Willen durchzusetzen versuchte (oder nennen wir es die Tapferkeit, die er in dem Streit mit den täglich sich mehrenden Gegnern bewährte?), eben in der Tiefe seiner Überzeugung wurzelte. Hand in Hand ging damit bei ihm, wie bei seinen Freunden, die vaterländische Gesinnung, in der preußisches und deutsches Empfinden untrennbar an einander hingen. Auch ihr ist er bis an sein Ende treu geblieben. Seine Wiege hatte nicht, wie die Schleiermachers, in Preußen gestanden. Aber niemals hat es einen besseren Preußen gegeben als diesen Sohn der fränkischen Erde, den bereits sein Vater, der würdige Kammerrat des Grafen von Wertheim, für den Staat Friedrichs des Großen erzogen hatte. Die Echtheit dieser Gesinnungen bestätigte, mehr noch als die Leidenschaft, mit der Eichhorn seine Kämpfe führte, die Zuversicht, mit der er nach der Niederlage, den Ver- wirrungen der Gegenwart zum Trotz, auf den Sieg der Ideen rechnete, an die er glaubte. „Das Vaterland", so schreibt er im März 1848 seinem Sohne, „da hast Du Recht, daß es nach wie vor meine Seele füllt. So wird es auch bis zum letzten Hauch meines Lebens bleiben". Wohl möchte er das Los eines großen Helden beneiden, der bei wankender Schlacht eine Fahne ergreift, vorstürmt und siegend in den Tod sinkt. Einen wilden Kampf sieht er vor sich, aus diu sich eine neue Welt gestalten soll. ,,Wir springen", so schreibt er zur Zeit des Erfurter Reichstages, für den er ein Mandat angenommen, „wie bei dein Kisgang eines großen Flusses von Scholle zu Scholle, bis wir das jenseitige Ufer erreichen". Einem Herkules am Scheidewege gleich stehe Preußen vor der Gefahr, den von geschichtlicher Weltanschauung verlassenen Doktrinären in die Hand zu fallen oder,

8 Drittes Buch. Auf dorn Wege zur deutschen Einheit.

treu seiner historischen Bestimmung, um die Krone geschart, in freier, zusammen- hängender Bewegung seiner Organe, eines kräftigen und gesunden Daseins sich zu erfreuen. Aber am Ende seines Lebens sieht er bereits seine Hoffnungen be- währt und eine Zukunft nahe, in der Preußen, seiner weltgeschichtlichen Stellung gemäß, zugleich die Partei des politischen Fortschritts in Deutschland und des monarchischen Prinzips vertreten wird.1 Verwandtschaft In beiden Richtungen mußte Eichhorn sich mit dem König begegnen. Nicht

"des Königs6" daß sich ihre Ziele und Empfindungen durchaus gedeckt hätten. Dies war bei Eichhorn so wenig der Fall, wie bei irgendeinem der Männer, welche Friedrich Wilhelm IV. seine Freunde nannte. Das phantastische Element, welches in jeder Handlung des Königs wiederkehrt, war nicht in dem Minister, der, eine tiefere, schwerflüssigere Natur als der Fürst, sich nicht so leicht, wie dieser, über die Schwierigkeiten und Hemmungen des Momentes hinwegtragen ließ. Orthodox im Sinne Hengstenbergs war Eichhorn so wenig wie der König; und auch der Vorwurf, daß er ein Pietist oder Mystiker gewesen sei, im Sinne etwa der Gerlachs oder eines Tholuck, hat gewiß keine Wahrheit. Am wenigsten darf man von katholisierenden Neigungen bei ihm sprechen; gerade der Nach- druck, womit er in den Kölner Wirren die Rechte des Staates gegen Rom vertreten, hatte Friedrich Wilhelm gegen seine Wahl bedenklich gestimmt. Ander- seits war auch der König, seiner Annäherung an die Kultus- und Verfassungs- formen der alten Kirche zum Trotz, der ultramontanen Abwandlung in der römischen Kirche und der Herausbildung des päpstlichen Absolutismus von Grund aus feind und glaubte in seinen kirchlichen Organisationsplänen, wie katho- lisierend sie anderen erscheinen mochten, gerade die Grundform für eine evangelische Gestaltung der Kirche und ihres Geistes zu erhalten. Hierin aber fand er Eich- horns Beifall. Beide wähnten in einem Neubau der kirchlichen Verfassung, den sie den ältesten Formen des christlichen Gemeindelebens anzunähern suchten, den Geist des Christentums einfangen und neu beleben und die so entwickelte Kirche in enge Verbindung mit den Organen des Staates und dem Geiste der Nation selbst bringen zu können; sogar die katholische Kirche hoffte Eichhorn durch eine Verbindung des Episkopates und der Prälatur, welche analog dem Oberkonsistorium und der Generalsynode gedacht war, unabhängig von Rom zu machen. Einig im Haß Mehr aber noch als in ihren positiven Zielen waren König und Minister

gei]ianer; einig gegen die Parteien, welche sie bekämpften. Vor allem den Hegelianern beiescheningng gegenüber waren sie eines Sinnes, und der Kampf gegen diese ward nun der Angelpunkt, um den sich, wie seine Unterrichtspolitik überhaupt, so ganz besonders auch das Verhältnis Eichhorns zu unserer Universität, an der die Schule noch

1) Vgl. Mujer, Minister Eichhorn, in den Preuß. Jahrbüchern XL, 1877.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

immer ihren Hauptherd hatte, drehte. Schon war der Vorkämpfer gefunden, den sie den Gegnern gegenüberstellen wollten: der letzte Klassiker der deutschen Philosophie, der Begründer ihrer dritten großen Epoche, unter dessen Schatten Hegel selbst emporgekommen, und der nun in der zweiten Phase seiner Philo- sophie stand, die mit der Richtung des Königs und seines Ministers parallel ging. Ohne Frage hat Friedrich Wilhelm von dem ersten Tage seiner Herrschaft ab seine alte Absicht, Schelling zu berufen, verfolgt; denn es war nicht seine Art, einen einmal gefaßten Gedanken fallen zu lassen. Und ebensowenig werden wir in der Annahme fehlgehen, daß er Eichhorn schon im Juli, bei dem Empfang in Sanssouci, darin eingeweiht hat. Zum Vermittler bei dem Münchener Philosophen wählte er wieder Freund Bimsen. Am 28. Juli empfing dieser durch den Grafen Brühl, der damals nach Rom ging, um den Frieden mit der Kurie herzustellen, den Befehl, die vor fünf Jahren zerrissenen Fäden neu zu knüpfen. Bunsen zögerte nicht, sich dieses Auftrages zu entledigen. Bereits am dritten Tage sandte er durch eine besondere Gelegenheit (denn alles geschah in tiefem Geheimnis) an seinen philosophischen Freund die Einladung, ihn auf dem Hubel bei Bern, wo er residierte, zu besuchen. Ein Jahrhundert, so hatte er fünf Jahre zuvor, bei der ersten Werbung, dem Kronprinzen geschrieben, könne vergehen, ohne daß man das Glück habe, einen Mann zu finden, der einen ähnlichen Anspruch habe; als ein durch besondere Gunst von oben der Erde und einem bestimmten Volke an- vertrautes Unterpfand, ein Eigentum der Menschheit und eine lebende Aufforderung an diejenigen, welchen Gott der Herr Gewalt gegeben habe, sein Reich auf Erden zu fördern, hatte er damals den Besitz dieses „Schöpfers einer neuen sittlichen Kultur" bezeichnet.1

Auf den gleichen Ton, der ganz der Gesinnung des Königs entsprach, war der Brief vom Sommer 1840 gestimmt, in dem Bunsen Schelling aufs neue nach Berlin einlud. Es handle sich, so führte er aus, für seinen Herren nicht darum, die erste Universität seines Reiches mit dem glänzenden Namen des ersten Philosophen der Nation zu schmücken; der König wisse, wie viel von Seiten Schellings dagegen spreche: seine vorgerückten Jahre, die Neuheit, ja die anscheinende Fremdheit des Ortes, vor allen Dingen aber das Gewicht vieljähriger Verhältnisse und mancher edlen Bande, welche ihn an seine Herren in Bayern knüpfe. Es

1) Vergl. Bd. II, 1, S. 479. Die im Text zitierten "Worte stammen aus einem Brief Bunh Friedrich Wilhelm aus Rom vom 6. Januar 1835, den ich nachträglich im Geh. Staatsarchiv (R. 92, von Witzleben, Nr. 70) fand. Auf den Charakter ihrer Gespräche weisen folgende Worte hin: „Ihn hat die Wissenschaft zum Glauhen geführt, und er hat gelernt, am Fußo des Kreuzes zu finden, was die Wissenschaft fordern, aber nicht geben kann. Sein Lieblingslied: ,So fähret Du doch recht selig, Herr, die Deinen', dieser wunderbare Gesang des gottseligen Arnold (den ich als zu schwer nicht gewagt hatte aufzunehmen) ist Bein letztes Wort. Bein Beweis der Unsterb- lichkeit der Seele und seine wissenschaftliche Begründung der Reohtfertigungslehre, wie er sie mir ausgedeutet, sind Entdeckungen für die Menschheit, aber noch mehr Bedürfnisse für die Gegenwart".

10 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

war eine höhere Instanz, welche Bansen anrief: das Vaterland selbst forclere sein Kommen. Er gedachte der "Worte, in denen der König zu ihm selbst von dem Elend der Zeit gesprochen habe: der Drachensaat des Hegelschon Pantheismus, der flachen Yielwisserei und der Auflösung häuslicher Zucht; und erforderte den Philosophen auf, als Führer der Nation, als Retter aus dem Stillstand und der Versumpfung alles realen Lebens in Staat und Kirche sich vor den Thron seines Königs zu stellen. Er deutete auf die Zeichen einer neuen Erhebung des deutschen Geistes hin, welche die Gegenwart zu verkünden scheine. „Zum ersten Male", so schreibt er, „seit dem namenlosen Unglück des dreißigjährigen oder vielmehr hundertjährigen Kampfes welscher Bosheit sind jetzt in Preußen die Elemente wieder vereinigt, um im vollen, europäischen, weltgeschichtlichen Gefühl des deutschen Lebens die Grund- säulen unseres gemeinsamen Daseins in der Familie, im Staate, in der Kirche, in der Wissenschaft, in der Kunst ergründend neuzugestalten und neugestaltend zu ergründen". Als den Lehrer der Zeit, auf den das ganze Geschlecht harre, Jünglinge und Männer, aus allen Ständen und Gauen Deutschlands, deren Schwung nur gelähmt, deren Begeisterung nur gefesselt gewesen, rief er ihn herbei: als das Organ der Nation lade sein König den Meister der deutschen Philosophie ein, diese Stellung einzunehmen.

Schelling hatte bereits im Sommer 1834 aus seinem "Wunsch, nach Preußen zu kommen, kein Hehl gemacht, und die Gründe, die ihm das Leben in München verleidet, waren seitdem nicht geschwunden. Es war vor allem die schwüle Luft der bayrischen Reaktion, welche ihm den Aufenthalt unerträglich machte. Bei den Studenten, die durch ihre Lyzeal- und Konviktsbildung von jedem Anhauch der neuen Zeit sorgfältig abgeschlossen waren, hatte er niemals Verständnis ge- funden, und unter den Lehrern der Universität besaß er, Schubert ausgenommen, ebenfalls keinen Vertrauten. Hierauf hatte er es bei der ersten Verhandlung zurück- geführt, daß sein großes "Werk, über dem er seit einundzwanzig Jahren sitze (er sprach von zehn Bänden, in drei Einzel werke zerfallend), noch immer nicht er- schienen sei: es fehle ihm der belebende Hauch verwandter Geister, um sich entschließen zu können, damit ans Licht zu treten. Nun, wo die Erfüllung winkte, zögerte er dennoch. Den Worten seines freudigen Dankes und der rück- haltlosen Ergebenheit gegen den König, den „künftigen Trost Deutschlands", wie er ihn nannte, ließ er keine nähere Erklärung über die „praktische Hauptfrage" folgen, und die Reise zu Bunsen lehnte er ab aus der Besorgnis, daß dadurch die Verhandlungen verraten werden könnten. Was ihn zurückgehalten, läßt sich nicht sagen. Vielleicht ein Wink von oben her, wo besonders der Kronprinz Max ihn zu halten suchte; genug, zunächst mußte man sein Kommen der Zukunft überlassen. Borafung stahis. Schon bevor diese Verhandlungen geführt wurden, hatte Bunsen vom König

den Auftrag erhalten, Stahls Berufung in die Wege zu leiten. Auch ihn hatte er um seinen Besuch gebeten ; und an demselben Tage, wo Schelling seinen

Erstes Kapitel. Romantii und Elealitäten. 1 1

ablehnenden Bescheid schickte, erhielt er seine Zusage. Bei Stahl lagen die Schwierigkeiten, welche Schelling zurückhielten, nicht vor; denn er war in München nicht Persona grata, seitdem er in der bayrischen Ständekammer Seite an Seite mit seinem Freunde Hermann von Kotenhan die Rechte der Ständo und der evangelischen Kirche verteidigt hatte. So kam er gern und weilte in der ersten Hälfte des Septembers acht volle Tage als Gast im Hause des preußischen Gesandten. In Berlin waren seit dem Tode des Königs und des Ministers von Altenstein alle Bedenken gegen die Wahl des Erlanger Juristen aus dem Wege geräumt. Die Fakultät sprach sich auf eine erneute Anfrage aus dem Ministerium durchaus im Sinne des Königs aus. Sie wiederholte die Argumente, die sie schon nach dem Tode von Gans für die Berufung von Stahl gebracht hatte, ohne übrigens auch jetzt sich auf eine nähere Charakterisierung seiner Ideen einzulassen, welche diese nach dem Erscheinen seiner neuen Schrift „Die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten" wohl verdient hätten (19. Juli). Sie entschuldigte dies mit der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit eines in allen Teilen übereinstimmenden Urteils einem System gegenüber, das so tief in die religiösen Prinzipien und Überzeugungen hineinführe. Eine Gegenansicht vertrat jetzt, wie früher, nur Heffter, der, nachdem er sich anfangs gerade um der neutralen Haltung des Gutachtens willen gefügt hatte, durch die Fassung, welche der Dekan Lancizolle ihm zu geben für gut fand, sich nachträglich noch zu einem Separat- votum bewegen ließ, in dem er, wie er schrieb, der Gedankenmächtigkeit des Hegeischen Systems mit voller Überzeugung huldigte.1

Der Aufenthalt, welchen der Konflikt in der Fakultät verschuldete, hatte den König schon ungeduldig gemacht, so daß er in scharfer Mahnung das Gutachten einfordern ließ, das dann am 29. Juli dem Ministerium zugestellt wurde. Hier hatte man seit Altensteins Tod die Segel völlig eingezogen. Referent war wieder Johannes Schulze, und dieser mußte nun die Motive darlegen, welche die Be- rufung des Vertreters der christlichen Staatslehre auf den Stuhl, den ein Eduard Gans eingenommen, nötig machten. Man merkt dem Schriftstück an, wie sauer dem alten Hegelschüler diese Umgestaltung seiner Ansichten geworden ist; der Hinweis darauf, daß der zu Berufende, dem im übrigen ein ehrenwerter und liebenswürdiger Charakter wie die volle Achtung seiner Kollegen nachgerühmt wird, ein geborener Jude sei, mag vielleicht als ein kleiner Hemmschuh für (hu Enthusiasmus des königlichen Adressaten von ihm hingelegt worden sein. Doch war es im Grunde gleichgültig, wie sich Fakultät oder Ministerium entschieden, da die Verhandlungen mit Stahl bereits in vollem Gange waren. Am 9. September konnte Bimsen dem König berichten, daß der Erlanger Gelehrte bereit sei zu kommen, am 5. Oktober kam die Kabinettsordre heraus, welche dio Gewährung des ministeriellen

1) Beide Gutachten (vom 19. bezw. 12. Juli) im CTrkb., S. 557 ir.

12 Drittes Buch. Auf dem ~VFege zur deutschen Einheit.

Antrages aussprach, am 14. sagte Stahl definitiv zu, unter dem 26. ward seine Be- stallung ausgefertigt, und bereits Ende November stand er auf dem Berliner Katheder. Verhandinngen Nicht geringeren Eifer bewies der König für die Berufung Albrechts, bei

mit Albrecht

und Hermann, der die andere, die nationale Richtung seiner Politik, zur Geltung kam. Unter dem 3. August 1840 ward die juristische Fakultät von dem Ministerium aufgefordert, binnen acht Tagen auch über den Ersatz für Klenze zu berichten, in dessen Stelle Albrecht, der in Leipzig seine neue Stellung gefunden, einrücken sollte. Hier war nun die Fakultät keineswege so bereitwillig, auf die Wünsche des Königs einzugehen. Durch den Tod Klenzes war, wie sie in ihrem Berieht vom 7. August ausführte, gar kein Stuhl leer geworden, da die sechs Nominalprofessuren, welche die Statuten forderten, besetzt waren. Auch waren Albrechts Fächer durch Savigny, Rudorff und Heffter mehrfach vertreten. Sie empfahl daher, vor der Begründung einer siebenten Stelle die Berufung eines sechsten Ordinarius, der besonders für Rechtsphilosophie tätig sein müsse, abzuwarten. Erst danach könne man über- sehen, was not tue. Sie bat lediglich um eine Zulage für den jüngsten Ordinarius und geneigte Berücksichtigung der Extraordinarien und Dozenten. Eindruck machten die Herren damit natürlich nicht. Im Ministerium war man der Berufung Albrechts sehr viel gewogener als der Stahls; man widmete ihm in derselben Eingabe ein sehr viel wärmeres Lob als seinem Erlanger Kollegen. Die Kabinettsordre für Albrecht wurde an dem gleichen Tage ausgestellt wie die für Stahl, und schon drei Tage später erging unter den gleichen Bedingungen wie für jenen (1300 Taler) die Einladung. Die Sache scheiterte schließlich an dem Be- rufenen selbst. Nicht unmittelbar; denn obschon Albrecht Bedenken über seinen Lehrauftrag äußerte, der neben dem deutschen auch europäisches Staatsrecht um- fassen sollte (dessen Bedeutung, wie er schrieb, ihm nicht ganz klar sei), und die Pflicht der Dankbarkeit gegen die sächsische Regierung betonte, die ihn in höchst kritischer Lage aufgenommen, ließ er dennoch durchblicken, daß ihn die Pflichten gegen seino Angehörigen vielleicht bewegen könnten, auf den Ruf einzugehen. Eichhorn aber, der unterdessen die Zügel übernommen hatte, riet dem König, nicht weiter in Albrecht, dessen Fächer überdies besetzt seien, zu dringen; worauf Friedrich Wilhelm, dessen Eifer bereits verraucht war, auf diesen Wunsch verzichtete.

In denselben Wochen trug sich die Regierung auch mit dem Gedanken, für Hoffmann, dessen Wirksamkeit durch seine zunehmende Kränklichkeit ganz ge- hemmt war, Ersatz zu suchen, den sie in Hermann, Schellings ausgezeichnetem Kollegen in München, zu finden hoffte. Graf Dönhoff, der Gesandte am bayrischen Hofe, übernahm die Verhandlungen, die jedoch nicht zum Ziele führten.1

1) Aufforderung des Ministers an den Grafen Dönhoff, der damals in Berlin war, vom 21. Oktober 1840. Die Verhandlungen mit Hermann schienen sich zunächst ebenfalls günstig zu gestalten; er nahm dann aber auf Anerbietungen der bayrischen Regierung seine Zusage zurück

Erstes Kapitol. Romantik und Realitäten. 13

An Dahlmann, das eigentliche Haupt der Göttinger Sieben, wagte man sich Gedanke

______ an Dahlmann.

noch nicht heran, wie sehr auch die Freunde, Frau Bettina an der Spitze, für ihn warben; ein ganzes Netz von liebenswürdiger List und Intrige hatte diese aus- gesonnen, um das Herz Friedrich Wilhelms für den Vorkämpfer einer liberalen deutschen Politik einzufangen. Der König aber, so viel ihm daran lag, die Sym- pathien der Nation zu gewinnen, wollte darum doch nicht mit seinen fürstlichen Verwandten brechen. Dahlmann hatte gegen die Gewalttat der hannoverschen Regierung nicht bloß, wie Albrecht, vom rechtlichen, sondern auch vom poli- tischen Standpunkt her, als Anhänger der konstitutionellen Theorie, gekämpft, auch mit scharfen persönlichen Ausfällen nicht gekargt. Der König glaubte daher um so eher von ihm absehen zu können, als ihm weit mehr die Erwerbung der Brüder Berufung der

Brüder Grimm.

Grimm am Herzen lag, die in Kassel, wie Dahlmann in Jena, amtslos saßen. Friedrich Wilhelm hatte die Arbeiten der Brüder von jeher mit freudiger Teil- nahme begleitet; die Art, wie sie, abgeneigt und abgewandt dem politischen Treiben, in den Schächten der Vergangenheit nach den Goldschätzen des deutschen Ge- mütes gruben, „mit innerer Freude an den stillen Brunnen des Mittelalters tranken",1 gewann ihnen sein ganzes Herz. Der Verwahrung, welche Jakob Grimm in seinem und des Bruders Namen gegen die Missetat der hannoverschen Regierung hatte ausgehen lassen, fehlte jede politische Färbung; nichts als die Stimme des Gewissens war darin geltend gemacht worden. Eben dies hatte Friedrich Wilhelm schon zwei Jahre zuvor dem starrköpfigen Onkel in Hannover vorgestellt, in einem Brief, in dem er, nach seinem eigenen Ausdruck, „mit vieler Courage" und „frei von der Leber weg" erklärte, daß, wenn es von ihm abhinge, er alles tun wrerde, um die Brüder Grimm für Berlin zu gewinnen. „King E. A." war dadurch nicht bekehrt worden; er hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß er Leute von solchen Grund- sätzen, bei denen kein Staat bestehen könne, verabscheue. Aber ebenso wenig ließ Friedrich Wilhelm sich von seinen Absichten abbringen. Kaum war er nach den ersten unruhigen Wochen, wie er sagte, wieder zu sich selbst gekommen, so setzte er sich mit den Brüdern, und zwar durch Savignys Vermittlung, in Ver- bindung, nicht ohne seinem Oheim davon Kenntnis zu geben. Er würde, ließ er ihm sagen, da er seine Verpflichtungen gegen ihn als Onkel und Mitstand kenne, keinen von den Sieben förmlich berufen, mit einer Ausnahme, und die sei Albrecht, der als geborener Preuße zu ihm in einem abnormen Verhältnisse stehe; denn

(27. November). Dönhoff fragte ihn hierauf, wen er für Berlin empfehlen wurde, worauf Her- mann Rau in Heidelberg, Baumstark in Greifswald und Bühlau in Leipzig nannte, ohne doch einen von ihnen unbedingt loben zu wollen. Schließlich riet er zu Nebenius, der Bohon vor drei Jahren große Hoffnungen verraten habe und durch seine vermittel enz, dir Leichtig-

keit seiner Arbeit und seine bedeutende literarische Tätigkeit viel verspreobe. Zu Verhandlungen mit einem von diesen scheint es nicht weiter gekommen zu sein. 1) Aus Jakobs Brief über seine Entlassung.

14 Drittes Buch. Auf dem Woge zur deutschen Einheit.

über die Berufung von Untertanen zu Stellen im Laude könne er niemandem die Berechtigung zuerkennen, ihm Gesetze vorzuschreiben, während er solche Gesetze, insoweit sie das Schicklichkeitsgefühl beträfen, für die anderen mit Wider- streben zwar, aber doch anerkennen müsse. Bei den Grimms werde ihm diese Anerkennung freilich am allerschwersten, und so avertiere er den Onkel, daß er, soweit es ihm die Beobachtung der Form nur irgend gestatte, alles anwenden werde, um sie und die Edierung ihres Sprachwerkes, einer wahren Ehrenkrone für Deutsch- land, für Berlin zu gewinnen. Jedoch versprach er dem Gestrengen, in zwei Punkten entgegenkommen zu wollen; erstens werde er die Brüder nicht in seinen Dienst berufen, und zweitens ihnen keine Anstellung geben, bis er wisse, daß es Seiner Majestät nicht mehr unangenehm sei.. Er wollte also mit anderen Worten die Grimms, vorläufig wenigstens, in eine völlig freie akademische Stellung ziehen. Die Vermittlung Savignys blieb, man sieht nicht recht, durch wessen Schuld, ohne Ergebnis, so daß der König nach seiner Kückkehr von der Krönungsreise nach Preußen die Dinge noch ganz auf dem alten Fleck fand. So kam auch diese Angelegenheit schon in die Hand des neuen Unterrichtsministers, den Humboldt in des Königs Auftrag darüber informierte. Eichhorn, dem gewiß nichts Lieberes begegnen konnte, brachte alles rasch zum Abschluß. Er konnte in seinem an den älteren der Brüder gerichteten Einladungsschreiben vom 2. November an die Bekanntschaft anknüpfen, die sie vor 25 Jahren in Paris gemacht hatten, und die ihm noch jetzt, wie er sagte, eine teure Erinnerung sei; um so mehr eile er, diesen Anlaß zu benutzen, um ihnen ein Zeichen seiner unverminderten Teilnahme zu geben. Schon am 8. November antwortete Jakob mit rückhaltloser Zustimmung: dem Ruf des Königs, auf den sich weit über Preußens Grenzen hinaus die sehn- süchtige Hoffnung aller Deutschen richte, würden sie mit dankbarer, freudiger Zu- versicht folgen. In dem Auftrage dos Königs, den Humboldt dem Minister unter- breitet hatte, waren die Bedingungen so formuliert worden, daß sie die Grenze, welche Friedrich Wilhelm gegen seinen Oheim einzuhalten versprochen hatte, nicht überschritten; die Regierung wünsche, das große Sprachwerk der Brüder zu unterstützen; sie biete ihnen daher, damit sie ihre volle Muße dem schönen, für ganz Deutschland wichtigen Unternehmen widmen könnten, so lange sie ihren Auf- enthalt in Berlin haben würden, eine jährliche Unterstützung und Pension an. Da- neben ward an das Recht erinnert, welches Jakob als ordentliches Mitglied der Akademie bereits besitze und Wilhelm, der ja schon Korrespondent sei, leicht erwerben könne. Um so mehr fällt es auf, daß in dem Einladungsschreiben, welches von Johannes Schulze entworfen und von Eichhorn stark korrigiert worden ist, ausdrücklich eine förmliche Anstellung an der Universität oder an einem andern wissenschaftlichen Institut in Aussicht genommen ward; nur so lange, bis eine etatsmäßige Stellung frei werde, sollten die Brüder eine freie akademische Stellung innehaben. Ich weil) Dicht, ob der Minister damit über seinen Antrag hinaus-

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 15

gegangen, oder ob der König selbst sich in Widerspruch zu dem, was er nach Hannover kundgegeben, gesetzt hat. Jedenfalls ist es nicht dazu gekommen; beide Brüder haben nur als Mitglieder der Akademie an unserer Universität gelesen. In seiner Antwort berührte Jakob diesen Punkt nur obenhin: sie würden schrieb er, falls ihnen noch andere Dienste aufgetragen werden sollten, stets nach dem Maße ihrer Kräfte dazu willfährig sein, und er bemerkte weiter, daß die Vergünstigung zu lesen unter Umständen von hohem Werte sein werde. Es scheint aber fast, als ob die Brüder selbst die freie Stellung der Professur vor- gezogen haben; jedenfalls legte Jakob den Hauptton auf die Ruhe und Stille, welche dazu nötig wären, um ihr auf sieben Bände berechnetes Werk zu vollenden und außerdem noch andere Schriften, so die drei Bände der Rechtsquellen mit Kom- mentar, zum Abschluß zu bringen. Für die vornehme Gesinnung der Beiden ist es bezeichnend, daß sie über den Geldpunkt kein Wort verloren, obgleich die An- erbietungen der preußischen Regierung in bezug hierauf sich in wahrhaft be- scheidenen Grenzen bewegten; sie hatte, abgesehen von einer Reiseunterstützung, als Gesamtgehalt (offenbar, weil die Brüder gemeinsamen Haushalt führten; daß Wilhelm Familie hatte, ward übersehen) 2000 Taler in Aussicht gestellt. Jakob bemerkte dazu lediglich, daß sie die Summe zu gleichen Teilen „brüderlich" teilen würden; und erst als er im Dezember nach Berlin kam und sich nach den näheren Verhältnissen erkundigte, wagte er um eine Erhöhung von 1000 Talern zu bitten, die dann anstandslos bewilligt wurde.1

1) Zur Berufung der Brüder Grimm vgl. Springer, Dahlmann, II, S. HOff.; Heinrich. von Sybel, „Zur Erinnerung an Jakob Grimm" (Sitzungsberichte der K. Pr. Ak. d. Wiss. 1885, S. 27 ff., wiederholt in „Vorträge und Abhandlungen", S. 203 ff.); ferner R. Koser, „Geschichte der Berufung der Brüder Grimm nach Berlin" (Sitzungsberichte der K. Pr. Ak. d. Wiss. 1905, S. 1004ff.). Mir lag noch ein Faszikel aus dem K.-M. vor, Zentralbureau Pers. G. Nr. 10. Darin u. a. der Entwurf des Einladungsschreibens vom 2. November und die Antwort Jakob Grimms vom 8. November in Abschrift, die Aufforderung Humboldts, auf Befehl des Königs, an Eichhorn (eigh. o. D. und Adresse), ferner zwei eigenhändige Briefe Jakob Grimms an den .Minister, vom 12. De- zember aus Berlin und vom 5. Februar aus Kassel: letzterer der Dankbrief für die Gehaltszulage; sowie die anderen Korrespondenzen in dieser Angelegenheit. Andere Akten des Faszikels er- gänzen Kosers Mitteilungen über die Falschmeldung des Hamburger Korrespondenten und die Be- richtigungen, die der König und der Minister deshalb an den hannoverschen Bof sowie in die Presse gelangen ließen. Das Hamburger Blatt hatte nämlich eine Mitteilung aus Kassel vom 9. November (also dem Tage nach Jakob Grimms Zusage) gebracht, worin von einer amtlichen Mitwirkung des preußischen Gesandten am Kasseler Hofe, Generals vonThun, gesprochen war, der die Gelehrten persönlich eingeladen habe. Dor Inhalt des ministeriellen Schreibens war darin im wesentlichen richtig wiedergegeben; denn wenn darin gesagt war, daß den Brüdern neben dem Anerbieten einer freien Position die Aussicht eröffnet worden sei, früher oder später eine Anstellung im preubischen Staatsdienst zu erhalten, und dies dahin gedeutet wurde, daß sie aller Wahrschein- lichkeit nach demnächst als öffentliche Lehrer an der Universität oder als Bibliothekare bei der großen Königlichen Bibliothek in Berlin in Tätigkeit gesetzt werden sollten, so hätte Bich der 8 respondent dafür in der Tat auf das Einladungsschreiben vom 2. November berufen können. I m so begreiflicher, daß der König aber die e [ndiskretion , deren Ursprung unsicher bleibt, ßehr erbo9l

war, da damit seiner Eröffnung gegen den Onkel in Hannover direkt widersprochen wurde. Ich möchte daher vermuten, daß schon deshalb im Fortgang der Verhandlungen jene Aussicht fallen gelassen worden ist. Friedrich Wilhelm entnahm daraus nicht bloß den Anlaß, jene Nachricht zu berichtigen, sondern hielt es für nötig, durch seinen Gesandten in Hannover, v. Canitz, der dortigen Regierung seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit auseinanderzusetzen, ohne freilich damit mehr Erfolg zu haben als im Sommer und zwei Jahre zuvor. Zu dem Immediatbericht des Gesandten, den Koser abgedruckt hat (Hannover, 27. November), kommt in den ministeriellen Akten noch ein ebenso ausführlicher, im wesentlichen damit sich deckender Bericht an Eichhorn vom 25. November. Es ist das Schreiben, welches Sybel, Vorträge, S. 213, erwähnt (vergl. auch i'imitz' Immediatbericht bei Koser, S. 1010). Die Akten enthalten ferner die aus der Preßberichti- gung erwachsenen Korrespondenzen. Zunächst ein von Johannes Schulze entworfenes, von Eichhorn aber stark korrigiertes Dementi für den Hamburger Korrespondenten , datiert aus „Kassel" (so für das ausgestrichene „Berlin") vom 24. November. Darin wird als der Auftrag der Brüder Grimm lediglich die Arbeit an dem Lexikon augegeben und außerdem nur noch das Ver- hältnis zur Akademie erwähnt. Der Artikel ward dem König vorgelegt, der ihn billigte. „Un- gern", so heißt es in einem von Eichhorn ergänzten Satz, „würden wir die trefflichen Männer von hier scheiden sehen [NB. aus „Kassel1'], wenn wir nicht wüßten, daß dieselben ganz Deutsch- land angehören, und daß ihrer Ankunft in Berlin ein seltener Kreis ausgezeichneter Sprach- und bichtsforscher entgegensieht'-. Die Aufnahme des Artikels in dem Hamburger Korrespondenten mußto Herr von llänlein, der Gesandte in Hamburg, besorgen, der auch noch weitere Notizen über die Anstellung selbst hineinbrachte. Auch die Augsburger Allgemeine Zeitung wurde zur Berichtigung herangez<

16 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Berufung In denselben Wochen, wo die Brüder Grimm ihr Leben in Berlin begannen,

Rückerts.

kam auch Friedrich Rückert zu uns. Er trat, als Professor für orientalische Sprachen und Literatur, in den Verband der Universität. Aber deren Interessen leiteten den König bei seiner Berufung nicht, und nicht einmal, wie bei den Grimms, die Rücksicht auf seine gelehrten Arbeiten; sondern es war wieder lediglich der Ehrgeiz, neben den Koryphäen der Wissenschaft auch die Sterne am künstlerischen Himmel Deutschlands um seinen Thron zu versammeln. Wie in Cornelius das Haupt der deutschen Malerei und in Mendelssohn den großen Musiker, so wollte er in Rückert einen Fürsten der deutschen Dichtkunst ge- winnen. Auch dies nur ein alter Gedanke von ihm; schon 1837 war er mit dem gelehrten Poeten in Verbindung getreten. Und von verwandten Rücksichten ließ Rückert selbst sich bestimmen, als er die Berliner Zukunft ins Auge faßte; auch er war schon vor drei Jahren ganz bereit dazu gewesen, seine Schritte nach der preußischen Hauptstadt zu lenken. Er, der Lyriker, der vers- gewandte Übersetzer, hatte ja von jeher an sein dramatisches Talent geglaubt und hoffte nun die Berliner Bühne für die Dramen, mit denen er sich trug, zu erobern. Die Stellung an der Universität sah er von Anfang an als ein Beiwerk seines eigentlichen Berufes an und hatte den König dabei ganz auf seiner Seite: nur für die Wintermonate machte er sich pflichtig, und so hat er für ein sehr be- deutendes Gehalt (3600 Taler) die acht Jahre, die er unserer Hochschule angehört hat, nur Gastrollen, und vor einem sehr geringen Publikum, gegeben; vier volle Jahre von 1844 bis 1847 fehlt sein Name überhaupt in den Vorlesungs verzeich-

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 17

nissen. Dennoch kamen die Enttäuschungen, an denen er schwer trug, und für die er sich in nicht immer geschmackvollen und vielfach ungerechten Versen zu rächen suchte, weniger noch von seiner akademischen Tätigkeit her als von der Bühne, die er durch seine Dramen ebensowenig gewinnen konnte wie die Teil- nahme der Studenten.

2. Versuche, den neuen Geist zur Herrschaft zu bringen. Harte Kämpfe.

Die Ernennung Eichhorns fiel gerade in die „frohen Tage der Erwartung", Dk> Huldigung- „die Flitterwochen der neuen Krone": als die Huldigungsfeierlichkeiten in Berlin alle Welt in einen Taumel der Freude und loyaler Begeisterung versetzten. Auch die Universität durfte mit den andern Ständen und Körperschaften dem neuen Herrscher im Kittersaal des Königlichen Schlosses verehrend nahen und ward durch Einladungen zur Königlichen Tafel ausgezeichnet. So erhielt sie auch einen, freilich bescheiden zugemessenen, Anteil an den Gnadenbeweisen, die in reicher Fülle vom Thron herabflossen : Steffens, des Königs Freund, ward zum Geheimen Regierungsrat befördert, Neander, dessen Wesen und Wirken ebenso sehr dem Minister wie dem König zusagten, mit der Würde eines Oberkonsistorialrats bekleidet. Volleren Wert hatte die Dotation von 20000 Talern, die gleichsam als Gnadenbewoiso;

' ° Dotation.

Mitgift des neuen Ministers der Universität gewährt wurde. Angesichts der dürstenden Kassen, der niedrigen Gehälter lind des kärglichen Etats für die Apparate und Institute konnte diese Summe kaum übertrieben hoch genannt werden; immerhin war es ein klingender Beweis dafür, daß des Königs Gunst der Universität seiner Hauptstadt zugewandt war, wie er es nach der Thronbesteigung in Aussicht gestellt hatte, und daß sie, wie unter Altenstein, noch immer in ihrer Vorzugs- stellung vor den übrigen Universitäten des Landes bleiben sollte. Nur die Uni- versität der Krönungsstadt, Königsberg, war noch mit 9000 Talern beglückt worden; Alexander von Humboldt hatte, den Wegen seines Bruders folgend, beide Be- willigungen beantragt.

Aber alle diese Huldbeweise konnten es nicht verhindern, daß sehr bald Allgemein©

' Enttäuschung.

eine Stimmung aufkam, die von dem Ton des Behagens und Vertrauens, welcher sich zwischen ihr und der vorigen Regierung im letzten Jahrzehnt herausgebildet hatte, ganz abwich. Es war das Gleiche, was man in allen Kreisen der Hauptstadt und des Landes empfand, die den Einwirkungen des neuen Geistes, der vom Thron Besitz genommeu, ausgesetzt waren: dem Rausche folgte die Ernüchterung auf dem Fuß; auf den Frühling beglückender Hoffnung fiel der Rauhreif herber Enttäuschungen. Keiner Partei konnte der König es recht machen. Am wenigsten den Dienern seines Vaters, den Anhängern der alten Monarchie, welche, an die Stille ihrer Bureaus gewöhnt, mit Entsetzen auf diese wortreiche Regierung sahen und auf das Stimmengewirr hörten, das ihr antwortete. Zumal die Demagogenverfolger, Wittgenstein und seine Gesellen, denen ihre

Lenz, Geschichte der Universität Berlin II 2,

18 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Opfer durch die allgemeine Amnestie schon im Sommer entrissen wurden, waren in der bittersten Stimmung. So traf den alten Hausminister Varnhagen, als er ihn am 26. September in seiner Wohnung in der Behrenstraße besuchte. Der Fürst sprach die größte Verachtung alles Hofwesens aus, den größten Überdruß alles Umgangs mit Souveränen. Sonst zeigte er sich ganz aufgeräumt, munter und fast trotzig; sein bestes Augenmerk am ganzen Tage, so sagte er seinem Be- such, sei die Spielpartie abends. Vielleicht aber war diese zuversichtliche Haltung des Meisters der Verstellung auch nur wieder eine Maske, und empfand er den Verlust seiner Macht doch härter, als er es wahr haben wollte. Denn gerade in den Tagen, als der Jubel über den Anbruch der goldenen Zeit am lautesten war, am 2. Oktober, ward der Alte vom Schlage gerührt. Er kam noch einmal wieder hoch und hat danach noch volle zehn Jahre den Fortgang und die Selbst- zerstörung des neuen Regiments mit angesehen. Aber für Friedrich Wilhelm blieb er abgetan. Das Gleiche widerfuhr seinem Gehülfen, dem Geheimrat Tzschoppe, der trotz seines Ranges und des Adels, den man ihm verliehen, den Umschwung nicht ertragen konnte und in Geisteszerrüttimg verfiel, und dem alten Kamptz, der sich noch eine Weile im Justizministerium hielt, aber ebenfalls seinen Einfluß von Tag zu Tage schwinden sah. Auch der Kabinettsminister Graf Lottum ge- hörte zu den gefallenen Größen; an seine Stelle trat noch im Herbst der fromme Degen General von Thile, in dem das religiöse Element in der Weltanschauung des Königs seinen besonderen Vertreter in der Regierung fand. Sogar die eigent- liche Kronprinzenpartei, die Gerlachs und ihre Gruppe, wurde bald gewahr, daß sie durch die Thronfolge nicht auf ihre Rechnung gekommen war. Denn einmal auf den Thron gelangt, band Friedrich Wilhelm sich an keine Partei mehr. Er wollte Ratgeber haben, auf welche er hören mochte, wenn es ihm gefiel, die er aber beiseite schob, wenn ihre Ratschläge seinen längst feststehenden Ent- schlüssen, vielleicht auch nur seinen Launen und Einfällen widersprachen. Ob dies Minister oder Stände oder Günstlinge waren, galt ihm gleich. Er meinte über ihnen allen stehen, die Verantwortung allein tragen zu können; ja er glaubte (und sprach es zuweilen offen aus), daß er die Dinge besser übersehe als seine Minister, und daß er von ihnen keinen Rat erwarten dürfe. Seine Romantik stellte ihm dies monarchische Hochgefühl wohl in dem verklärenden Lichte einer durch Gottes Gnade mit dem Amt verbundenen besonderen Erleuchtung vor. Im Grunde jedoch leitete ihn dabei wesentlich das von den Vorfahren ererbte Be- wußtsein, der Herr zu sein, der zur Krone geboren war, sowie das Gefühl, daß er sich um so mehr am Steuer behaupten müsse, je weiter er das Schiff des Staates aus dem alten Kurse herauslenkte und den Wogen und Strömungen der Zeit anvertraute: er hat es in der Tat niemals fahren lassen, wie schwach auch seine Hände zu Zeiten wurden, und wie schwer die Gewalt der Stürme dagegen drücken mochte.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 19

Niemand war über diese Gleichgültigkeit des Königs unglücklicher als gl diejenigen, welche seinen christlich- germanischen Anschauungen am nächsten standen, und die er selbst allezeit seine wahren Freunde und Gesinnungsgenossen genannt hat: Ludwig und Leopold von Gerlach. Schon in den ersten Wochen di r neuen Regierung sprach der Präsident sich darüber gegen seinen Bruder aus. An die großen Maßregeln, die Umbildung des Ministeriums, die Einberufung vuii General- ständen, Auflösung des geistlichen Ministeriums und so fort glaubte er noch gar nicht denken zu können. Die Partei selbst sei nicht darauf vorbereitet: es fehle dazu an Menschen und an Vertrauen und Einigkeit untereinander. Und anderer- seits fürchtete er absolutistische Exzesse, Gebrauchen der Menschen als bloßer „tools". Wesentlich sei eine reelle Kontrasignatur der Königlichen Erlasse, wenn nicht wüster Absolutismus einbrechen solle. Als erste Stufe, um aus dem jetzigen Tohuwabohu herauszukommen, empfahl er, daß wenigstens jedes Gesetz von allen Staatsministern, gewissermaßen als interimistischen Vertretern der Nation, beraten würde, als Gegensatz zu dem bisherigen wilden Extrahieren legislatorischer Ka- binettsordres von seiten einiger Minister. Der Oberst suchte ihn zu beruhigen: sein Rat sei zu negativ, der König sei sogar auffallend wenig absolutistisch, er habe ihm selbst (es war bei dem ersten Wiedersehen nach dem Tode des alten Herrn gewesen) über den Mangel an Kapazitäten geklagt. Aber die folgenden Monate gaben der Sorge, die Ludwig geäußert hatte, recht; Leopold mußte ihm beistimmen. Ihre Furcht war um so größer, je weniger sie gegenüber den liberalen Strömungen, welche des Königs populärer Entschluß entfesselt hatte, in der eigenen Partei Einstimmigkeit und Widerstandslust fanden. Aber auch die Freude der Liberalen wurde durch die Maßregeln, welche den Festlichkeiten in Königsberg und Berlin folgten, rasch gedämpft: die Ernennung Thiles und Stahls, welche Anfang November bekannt wurde, und bald darauf die unbegreiflichste von allen. Hassenpflugs Berufung in das Obertribunal; auch von Schelling hörte man schon sprechen, und so noch von andern Vorkämpfern des antimodernen Geistes, dem Grafen von Stolberg, Leopold Gerlach selbst, und dem Präsidenten Götze in Greifswald, einem besonders strengen Anhänger der pietistischen Orthodoxie; sogar der Name Beckedorffs, der aus Anlaß der Thronbesteigung nobilitiert war, tauchte wieder auf Schon drangen die Gedanken des Königs über Umgestaltung der evangelischen Kirche, Begünstigung des Katholizismus, Majorate und patrimoniale Justiz in die Öffentlichkeit. Nicht einmal die Bemühungen um die Hebung der künstlerischen Interessen lösten überall Empfindungen der Freude aus. wenigstens nicht bei denen, die, wie Rungenhagen und Spontini durch die Berufung von Felix Mendelssohn, oder wie die Herren von der Akademie der Künste durch die Einschiebung von Cornelius als Direktor, unmittelbar getroffen wurden. Man Bpottete über die Sammlung abgestandener Berühmtheiten, denen der König in Berlin ein Asyl be- reite. „Nun wird der alte Schelling, der alte Schlegel, der alte C< »Hu

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Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

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vor 1. terwegs maßlosen Diatriben gegen die deutschen Hochschulen eifrig

20 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

wartet, das wird eine verfluchte Rumpelkammer!": so Yarnhagen, indem er dieser Yorgänge gedenkt. „Wohin man hört und sieht", so erfuhr Perthes in Bonn Anfangs Dezember aus Berlin, „wird rücksichtslos gegen den König gesprochen". Böser Empfang Auch an der Universität fand die allgemeine Erregung sehr bald Eingang.

Stahls seitens

der Studenten. Ja hier machte sie sich zum erstenmal öffentlich Luft, in dem Empfang, den man Stahl bereitete, als er am 26. November sein Programm vor einem dichtgefüllten Auditorium entwickelte. Er hielt es für angebracht denn an Entschiedenheit und Mut fehlte es ihm nicht , seinen Gegensatz gegen Hegel und Gans, dessen Platz er einnahm, unter scharfen Angriffen gegen diese darzulegen. Dadurch aber fühlten sich die Schüler seines vielbewunderten Yorgängers verletzt und antworteten mit lautem Scharren und Zischen. In der zweiten Stunde wiederholte sich der Tumult, und erst nachdem der Rektor die Hospitanten hinausgewiesen, Stahl aber eingelenkt und erklärt hatte, daß er sich einer kritischen Beurteilung der Dahin- geschiedenen fürder enthalten werde, kehrte die Ruhe ein; er konnte vor nun noch zwei Dutzend Zuhörern seine Yorlesung zu Ende führen.1 Es war, wie Yarnhagen bemerkt, die erste Opposition gegen die neue Regierung.

Der König Der König und sein Minister ließen sich durch solche Vorboten künftiger

un unbeirrbar. Stürme nicht beirren. Friedrich Wilhelm klagte wohl einmal über das Mißtrauen, das man ihm entgegenbringe, und die Mißverständnisse, auf die er mit seinen besten Absichten überall stoße; aber auf der Höhe des Thrones empfand er kaum, wie sehr bereits der Boden unter ihm schwankte, und fuhr fort, mit huldvollen Händen nach allen Seiten hin seine Wohltaten zu spenden. Eichhorn aber war des Kampfes und der Gegner gewohnt. Mit dem leidenschaftlichen Eifer, den er in alle seine Handlungen legte, je mehr er von der Gerechtigkeit seiner Sache und ihrem Segen für die preußische und deutsche Kultur überzeugt war, verfolgte er Eichhorn reinigt seinen Weg. Fast sein erstes war, in dem eigenen Ministerium seinen Willen durchzusetzen. Schon in seinen früheren Stellungen war er dafür bekannt gewesen, daß er kein nachsichtiger Vorgesetzter war. Man sagte, daß er seinen Räten ihre Verfügungen oft von oben bis unten durchstreiche, und daß er nur diejenigen zu seinen Geschäften heranziehe, die ihm zu Willen wären, diese dann aber über Gebühr belaste. Er war darin wieder das volle Gegenteil zu Altenstein. Auch dessen Hand findet man oft genug in den Akten, und seufzend liest man in seiner feinen, enggedrängten Damenhandschrift die vielen Bleistiftkorrekturen zu den Entwürfen seiner Räte, die auch er oft genug völlig verwarf und durch

1) Hierfür stehen mir allerdings nur die Erzählung von Eobert Prutz in „Zehn Jahre" (1840 bis 1850), I, S. 327, und die Aufzeichnungen Varnhagens zum 27. November, 1. und 10. Dezember f zu Gebote.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 21

seine eigenen langatmigen Elaborate ersetzte. Aber er verfehlte dann selten, in ver- bindlicher Wendung eine Anerkennung der verworfenen Schriftstücke auszusprechen. So waren auch bei ihm persönliche und grundsätzliche Gegensätze unter den Räten an der Tagesordnung gewesen: aber durch das Entgegenkommen gegen die einen und Entschuldigungen gegen die andern, besonders auch durch die geschickte Ver- teilung der Geschäfte hatte er es verstanden, die Eivalitäten zwischen Schulze und Nicolovius, Nicolovius und Süvern, und so fort, auszugleichen, so daß er im Lauf der Jahre mit ihnen allen, sogar mit den geistlichen Räten, die ihm in der Zeit der Reaktion aufgedrängt waren, in ein nicht bloß leidliches, sondern vertrautes und freundschaftliches Verhältnis gekommen war. Sein Einfluß auf die Geschäfte war dadurch gewiß nicht verringert worden. Eichhorn aber stellte sich vom ersten Tage ab in Gegensatz zu den Räten seines Vorgängers; wie es denn freilich kaum zu erwarten war, daß sie seiner Politik, die nach jeder Richtung weit abweichende Bahnen anstrebte, rückhaltlos folgen würden. Und da er ihre Unterstützung nicht fand, suchte er ohne weiteres auswärts seine Hülfe. Er fand sie in dem Schulrat Eilers in Koblenz, auf den er schon als Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt Beruft Eile«

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durch seinen freund, den General Aster, der jenem am Rhein nahegetreten, auf- seiner rechten merksam gemacht war. Eilers war ein Bauernsohn aus Ostfriesland, Landsmann und Schüler Schlossers, und gleich diesem erfüllt von lebendigem Interesse für alle Fragen in Staat und Kirche; kein liberaler Mann, aber auch kein Reaktionär, von nicht gemeinem Verstände, jedoch philosophischen und politischen Spekulationen abgeneigt, von denen er, der seinen alten derben Bauernglauben niemals auf- gegeben hatte, die Auflösung der alten Ordnungen in Staat und Kirche fürchtete; nicht eigentlich ein Gesinnungsgenosse des Ministers, dessen Geist freier, weiter und feiner durchgebildet war, aber ein Mann, der ihm in seinen Anschauungen und Interessen doch nahe kam; dazu ein rascher Arbeiter, furchtlos und ent- schieden, und aufrichtig in der Bewunderung und Hingebung für seinen Chef. Der Minister hatte ihn zunächst nur zur Leitung der Staatszeitung ausersehen, eine Stellung, die Eilers' Ehrgeiz nicht genugtat, und die er deshalb ausschlu die Besprechung, die sich daran knüpfte, führte jedoch zu weiteren Verhand- lungen, die mit seiner Berufung in das Ministerium, zunächst als Hüllsarbeiter, im Januar 1841 endigten. Sofort übertrug der Minister ihm alle Generalien in bezug auf Agende, Union und Separatistenwesen, das heißt das Ressort, das bis dahin der Bischof Neander inne gehabt hatte, der somit in die zweite Stelle, als Korreferent des Regierungsrats, gesetzt wurde. Bald wurden auch noch and' Dezernate an Eilers übertragen: das Zensurwesen, das Altenstein einem Verwandten, dem Herrn von Stein -Kochberg, anvertraut hatte; die Universitäten, welche Jo- hannes Schulze lange Jahre, zuletzt fast unumschränkt, geleitet und die an ihm den verständnisvollsten, wärmsten Freund gefunden hatten, während Eilers noch vor kurzem Diesterwegs maßlosen Diatriben gegen die deutsehen Hochschulen eifrig

22 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

zugestimmt hatte;1 weiter die evangelischen Gymnasien, die Lehrerseminarien und alle niederen Schulen, das Ressort, das bisher unter Geheimrat Kortüms wohl- wollender und einsichtiger Leitung gestanden hatte; und endlich gar die Generalia in Unterrichtssachen, sowie die besonderen Angelegenheiten, das heißt der Ge- schäftskreis, der dem Ministerialdirektor Herrn von Ladenberg zugehörte. Sie alle wurden zu Eilers' Korreferenten herabgedrückt. Herr von Ladeuberg, der vordem Regierungspräsident in Trier gewesen, hatte sich Hoffnung gemacht, Altensteins Nachfolger zu werden, der ihn vielleicht selbst dazu bestimmt hatte; er wäre dann der Kollege seines Vaters geworden, der das Ministerium der Domänen und Forsten verwaltete. Auch hatte sein Name wirklich auf der Liste gestanden, die der König im Mai Bimsen vorlegte. Statt dessen sah er sich jetzt unter seinen früheren Schulrat gestellt und so gut wie ganz außer Tätigkeit gesetzt. Kein Wunder, daß sich der also Behandelten tiefe Erbitterung bemächtigte, und daß der Ministerial- direktor selbst an die Spitze der Opposition gegen den Chef trat. Reformiert das Auch der Universität gab der neue Minister bald zu erkennen, daß, wo er

gierungsbovoii- einmal seinen Kopf aufsetzte, er keinen Widerspruch gelten ließ; so wie wir ihn set^Ladenberg ja übrigens schon vor Jahren als Syndikus kennen lernten, als er in der Sache für Berlin em. ^ jcK]jschen Studenten, der zu den Prügeln von seinen antisemitischen Kommilitonen auch noch den ehrenrührigen Verweis seiner Richter einstecken mußte, mit Fichtes Eisenkopf zusammengestoßen war.2 Diesmal handelte es sich um eine Frage, zu der Eichhorn in früherer Zeit eine ganz andere Stellung eingenommen hatte. Gleich am ersten Tage seines Ministeriums hatte der König die Anfrage an ihn gerichtet, ob man nicht die Stelle des Regierungsbevollmächtigten in Königsberg eingehen lassen solle, da dieselbe an den andern Universitäten nur noch mit Rück- sicht auf die Bundesgesetze beibehalten worden sei vermutlich ein Nachhall der Königsberger Tage, wo dem König dies von den Liberalen Ostpreußens nahe- gelegt sein mochte. Eichhorn riet davon ab. Er, der sein Lebelang für die Un- abhängigkeit Preußens von Österreich gekämpft und dies Ziel auch jetzt noch keines- wegs aufgegeben hatte, wollte dennoch jene Angelegenheit nicht isoliert behandelt sehen, sondern im Rahmen der Bundesgesetze; er wies darauf hin, daß die sechs- jährige Frist, die nach dem Beschluß des Bundestages vom 14. November 1834 für die Verlängerung des Edikts vom September 1819 angesetzt war, eben abgelaufen, und daß über die Fortdauer oder den Wegfall des Institutes eine allgemeine Be- ratung nötig sei. Er selber war nicht für die Abschaffung der Einrichtung, welche im Jahr der Karlsbader Beschlüsse das eigentliche Siegel auf die Unterdrückung der nationalen Bewegung an den deutschen Universitäten gewesen war, wohl aber

1) In einem Brief an Johannes Schulze, Koblenz, 11. April (in dessen Nachlaß, Geh. St.-A., Rep. 92, Schulze Nr. X), unter Berufung auf einen Brief Schlossers an ihn, aus dem er eine analoge Stelle mitteilt.

2) Bd. I, S. 411 ff.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 23

für ihre Modifikation. Er wollte, ganz im Sinne seiner allgemeinen Überzeugungen den freiheitlichen und sittlichen Geist in der akademischen Welt nicht dämpfen wohl aber beeinflussen und lenken. Den polizeilichen Charakter, den die Instruk- tion vom 18. November 1819 dem Amte aufgedrückt hatte (Einwirkung auf die Disziplin, Fleißzeugnisse, Stipendien und ähnliches), wollte er abschaffen und es in das Amt der alten Kuratoren zurückbilden, welche als Männer von hoher Bildung in Verbindung mit den ausgezeichnetsten Lehrern Einfluß auf Wahl und Wirk- samkeit der Professoren wie auf die sittliche Haltung der Studierenden ausgeübt hatten, ohne doch das Odium bestellter Aufseher zu erhalten.

Der König erklärte sich einverstanden und sah daher von seinem Wunsch für Königsberg ab. Daß Österreichs Bundesgesandter, Herr von Münch, mit dem der preußische Gesandte, Herr von Sydow, sich alsbald in Beziehung setzte, für die Aufrechterhaltung der Bundesbeschlüsse (auch ohne Modifikation) zu haben war, braucht keiner Worte. Und da auch die süddeutschen Höfe, wie von jeher, volles Verständnis für diese negative Form der deutschen Einheit an den Tag legten, so kam man ohne Schwierigkeit, wenn auch in dem am Bundestage ge- wohnten Tempo, im Sommer 1841 zu einer Erneuerung des Edikts, wiederum auf eine Dauer von sechs Jahren; erst die Revolution hat ihm, nachdem seine Gültig- keit noch ein zweites Mal verlängert worden, ein Ziel gesetzt.

Auch für die Berliner Universität bestand die alte Instruktion noch zu Recht. Freilich waren ihre Stachel seit Beckedorffs mildem Regiment nicht mehr gefühlt worden; und noch besser war das Verhältnis zwischen Universität und Ministerium gewesen, als Rektor und Richter gemeinsam als die Stellvertreter des Regierungs- bevollmächtigten fungiert hatten. Niemals war es mehr zu Konflikten gekommen und die korporative Stellung der Universität fast im Sinne Schleiermachers zur Wahrheit geworden. Eichhorn aber wollte auch Berlin die Wohltat der neuen Ordnung, die er im Sinne hatte, gewähren. Als den neuen Regierungsbevollmäcli- hatte er, unter Belassung in seiner bisherigen Stellung, seinen Ministerialdirektor ausersehen, dem er damit wieder etwas zu tun gab, aber in einer Sphäre, wo er ihm selbst möglichst ferngerückt war. An sich konnte Ladenberg der Universität nicht unwillkommen sein, da er ihr stets wohlgesinnt und seit seiner Studienzeit mit den leitenden Persönlichkeiten gut bekannt war. Auch ihm mochte die unabhängige Stellung unter den obwaltenden Verhältnissen erwünscht sein; und es war nicht anzunehmen, daß er, wie weiland Friedrich Schultz, die Opposition gegen den Minister mit der Knechtung der Universität vereinigen werde, zumal da er ganzen Weltanschauung nach eher dem Liberalismus zuneigte. Dennoch können wir es verstehen, daß man an der Universität durch diesen Eingriff in ihre Selbst- verwaltung sich schwer verletzt fühlte, um so mehr als Eichhorn, wohl in dem Gefühl, daß seine Wohltat nicht auf willige Herzen stoßen werde, die Kabinettsordre erwirkte, ohne den Senat oder auch nur die beiden Stellvertreter des Regierungs-

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bevollmächtigten davon in Kenntnis zu setzen (13. April 1841). Diese Stimmung war so stark, daß noch in zwölfter Stunde der Versuch gemacht wurde, die Neu- ordnung von sich abzuwehren. Bevor man noch amtlich Kenntnis erhalten, setzte Böckh, am 2. Mai, eine Eingabe an den Minister auf, worin dieser unter Hinweis auf die Stellung, welche die Korporation unter dem Regierungsbevoll- mächtigten gehabt, und auf das schöne Einvernehmen mit dem Ministerium, welches ihr unter der Stellvertretung zuteil geworden, gebeten wurde, es bei der seit 1829 getroffenen Anordnung zu lassen. „Die Ehre der Universität", so heißt es darin, „und das Ansehen des Rektorates, welches in seiner Wirksamkeit zu einem Schatten herabgesunken war, wurde hierdurch auf eine Art hergestellt, welche alle, die an der Universität Anteil nahmen, mit Dank gegen Seine Majestät den Hochseligen König und die hohe vorgesetzte Behörde erfüllte. Erst seit dieser Zeit konnte das Rektorat wieder mit Freude verwaltet werden: ein Urteil, welches wir mit desto größerer Zuversicht aussprechen, als sich unter uns mehrere be- finden, welche das Rektorat zum Teil zu wiederholten Malen vor und nach dem Jahre 1829 bekleidet haben".1 Einmütigkeit fand freilich diese Kundgebung nicht. Von 51 Ordinarien wagten nur 31 ihren Namen unter das Schriftstück zu setzen, das gewiß auch dann vergeblich gewesen wäre, wenn es nicht bereits zu spät gekommen wäre. Denn kaum war es abgesandt, so traf die Kabinettsordre auf der Universität ein, welche jeden Protest unmöglich machte. Ihr folgte nach wenigen Tagen ein Reskript des Ministers, in dem die Eingabe zurückgewiesen wurde, nicht ohne eine nachdrückliche Rüge des statutenwidrigen Vorgehens der Unterzeichner, da dem Senat allein das Recht zustehe, die Universität bei dem hohen Ministerium zu vertreten. Gleichzeitig brachten die Zeitungen die Neu- ordnung zur Kenntnis des Publikums, und erst aus ihnen erfuhr der Universitäts- richter, Geheimrat Krause, der in den entscheidenden Tagen verreist gewesen war, daß er des Kommissoriums, das er zwölf Jahre hindurch zur vollen Zufriedenheit der Universität und des Ministeriums verwaltet, entsetzt worden sei.2 Daß Eich-

1) Eigentümlich berührt es, daß als der Mann, dessen Wohlwollen die Universität ihre Wiedereinsetzung in eine ehrenvollere Stellung zu verdanken habe, der „damalige Direktor des hohen vorgesetzten Ministeriums, der gegenwärtige Justizminister, Herr von Kamptz," bezeichnet wird.

2) Senatsprotokoll vom 12. Mai 1841. Der Entwurf Böckhs zu dem Protest vom 3. Mai in dessen Nachlaß. Unterzeichnet haben: Marheineke, Heffter, Böckh (diese drei als die Wortführer und Bevollmächtigten der andern), Steffens, Kunth, Schönlein, Link, Dirksen, Ideler, Tölken, von Henning, Ehrenberg, Heinrich Rose, Zumpt, Paul Erman, Bopp, Gustav Rose, Gabler, von der Hagen, Lejeune-Dirichlet, Casper, C. Ritter, Wagner, Dieffenbach, Mitscherlich, Busch, Schultz, Bekker, Schlemm, Müller, Jüngken. Zwei darunter, Heffter und Zumpt, waren Dekane; die beiden andern, Twcsten und Osann, fehlen. Der Rektor Lichtenstein hatte nicht unter- zeichnet; die besonderen Freunde Eichhorns, Ranke und Savigny, gleichfalls nicht; wohl aber Bekker, obschon auch er zu den guten Bekannten des Ministers gehörte. Andrerseits fehlen Trendelenburg und Lachmann, die sonst für die korporativen Rechte einzutreten pflegten, ver- mutlich mit Rücksicht auf das nicht ganz korrekte Verfahren. Von den Theologen stand Mar-

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 25

horn bei seinem Vorgehen nicht ganz wohl war, bewies er dadurch, daß er es mit dem Bundesrecht motivierte, welches ja übrigens dem bestehenden Verhältnis, da es sich nicht um Aufhebung, sondern nur um Stellvertretung gehandelt hatte, gar nicht widersprach; daß er sich weit mehr durch seine persönliche Auffassung des Amtes zu seinem Verfahren hatte bestimmen lassen, als durch den Respekt vor den Rechtsansprüchen, welche Österreich und die andern Mitglieder des deutschen Bundes Preußen gegenüber erheben konnten, überging er;1 und nur die Instruktion, deren Abschrift er beifügte, verriet seine Absichten.

In diesen Wochen bereitete sich ein neuer Streitfall vor, der die Gemüter Brano Bauer, noch weit allgemeiner und tiefer aufregte und zu einem Eingriff Eichhorns in die AiteJJtoiHtch Lehrfreiheit führte, wie er seit der Suspension Benekes in Preußen nicht mehr er- Bü,m vorsot7U hört war: die Aufhebung der Venia docendi des Privatdozenten der Theologie Bruno Bauer in Bonn. Die Berliner Universität war dabei nicht in erster Linie be- teiligt, und so hat der Fall auch für ihren Historiker nur ein sekundäres Interesse. Dennoch dürfen wir nicht daran vorübergehen, nicht bloß wegen der früheren Zugehörigkeit Bauers zu unserer theologischen Fakultät, sondern auch darum, weil die alten Gegensätze in ihr dadurch aufs neue aufgerührt wurden. Er war eine Erbschaft Eichhorns aus dem Nachlaß Altensteins. Denn in der Übersiedlung Bauers nach Bonn, welche der Vorgänger Eichhorns veranlaßt hatte, lag der Ur- sprung des Konfliktes. Altenstein hatte ihn abgeschoben, weil in der Berliner Fakultät für den Hegel- und Marheineke- Schüler, wie Vatkes Beispiel zeigte, kein Platz war und Bauer sich überdies durch eine Streitschrift gegen Hengstenberg vollends die Gunst der Majorität verscherzt hatte. Auch mochte den Minister, wie seinen Dezernenten, dabei der Wunsch geleitet haben, den Bonnern, die noch völlig hegelfrei waren, etwas von dem Geist ihres Meisters zuteil werden zu lassen.

heineke allein unter den Protestierenden, von den Juristen Heffter: also die Hegelianer. Das mag Henning, der sich jetzt, oder wenigstens sehr bald danach an Eichhorn anschloß, mit unter dio Protestierenden geführt haben. Auffallen muß es, daß ein so konservativer Mann wie Carl Ritter sich hinzugesellte, während Tölken, Bopp, die beiden Rose, Lejeune-Dirichlet, l'aul Erman, Mitscherlich und Dirksen nach ihrer sonstigen Haltung ganz dahiuneigeu mußten. Dieterici ward wohl durchsein amtliches Verhältnis zum Ministerium abgehalten. Von den Medizinern fehlt außer Horn, Horkel und dem Dekan Osanu niemand; von den Philosophen außer den Genannten oooh Hoffmann, Weiß und, weil verreist, auch Raumer. Krause gab in der Folge sein Amt auf; im Herbst wurde er an das Oberlandesgericht in Halberstadt versetzt

1) Wie man in der Berliner Gesellschaft darüber sprach, offenbart uns wiedei Varnhagens in seinen Tagebüchern. I, S. 304: „Der Minister Eichhorn", 30 heißt es liier unter dem 27. Mai 1841, „hat den Professoren auf ihre Eingabe gegen die Wiedereinsetzung Regierungsbevollmächtigten sehr schnöde geantwortet, sich des Bundestages als i isfluoht

bedient und ihnen gesagt, sie gäben den Studenten ein schlechtes Beispiel! Lebte nur Gans noch, der würde eine Replik aufsetzen! Der Mißmut der Universität gegen Eichhorn : entfernt alle die Kräfte von sich, auf die er sich doch einst wird stützen wollen1-.

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Konflikt mit der In Bonn hatte man keinen Widerstand geleistet. Bauer hatte lediglich eine lateinische Vorlesung zu halten und wurde im übrigen ohne weitere Habilitationsleistungen nostifiziert. Andere Vorteile waren dem jungen Gelehrten, der seit sechs Jahren ein wahres Hungerdasein geführt hatte und der Verzweiflung nahe war, nicht weiter geboten worden, außer etwa noch die Entschädigung für die Reise, welche aber auf die Schulden Bauers draufgegangen war. Die Arbeit an der zweiten Auflage der Hegeischen Religionsphilosophie, für welche Frau Hegel ihm die Hälfte des Honorars großmütig überlassen, hielt ihn eine Zeitlang über Wasser. Aber kaum hatte er sich umhabilitiert, als er den Minister mit flehender Bitte be- drängte, ihn aus seiner jämmerlichen Lage zu befreien, und Altenstein, bei dem Marheineke das Gesuch seines jungen Freundes aufs wärmste unterstützte, war auch dazu bereit. Leider ging dies nicht anders als durch Verletzung fremder Inter- essen. Was Bauer gegeben wurde, mußte zwei älteren Bonner Privatdozenten, Kinkel und Sommer, entzogen werden; ein Antrag der Fakultät, das durch den Abgang des Kirchenhistorikers Redepennig freigewordene Gehalt von 300 Talern zwischen den beiden älteren Privatdozenten zu teilen, ward abgelehnt, mit der An- gabe, daß sie ihre Tüchtigkeit durch wissenschaftliche Arbeiten noch nicht er- wiesen hätten, und das Geld für Bauer bestimmt. Darüber starb Altenstein. Laden- berg blieb, von Schulze geleitet, bei dem Entschluß seines Vorgängers stehen; noch am 21. September 1840 beschied er den Bonner Regierungsbevollmächtigten in diesem Sinne. Bauer seinerseits kam 14 Tage später, am 3. Oktober, mit neuer Bitte und unterstützte diese durch eine Schrift, die er im Sommer ausgearbeitet hatte. Er konnte es aber nicht unglücklicher treffen. Denn sein Schreiben kam nach Berlin in dem Moment, wo der hegelfeindliche Minister kurz vor dem Antritt seines Amtes stand, und die Schrift Bauers (es war die Untersuchung über das vierte Evaugelium) zeigte ihn bereits auf den Bahnen einer Bibelkritik, deren destruktive Richtung noch weit über Strauß hinausging. Und nun kamen von der rheinischen Universität her, wo man den jungen Kollegen nur unter dem Druck des vorigen Ministeriums aufgenommen hatte, wiederholte Ersuchen, jene Geldsumme zugunsten ihrer Schützlinge zu verwenden. Der Regierungsbevollmächtigte selbst trat schon am 10. Oktober, zwei Tage nach dem Eintritt des Ministers in sein Amt, für seine Theologen ein. Er wies darauf hin, daß Bauer das Haupt- bedürfnis der Fakultät nicht decke, während Kinkel es den ganzen Sommer über in Vertretung von Redepennig mit dem entschiedensten Glück getan habe, und betonte zweitens, daß die theologische Richtung Bauers in Bonn keinen An- klang finde, am wenigsten unter den Studierenden selbst, so daß seine Lehr- erfolge sehr gering gewesen seien; auch würde die Fakultät ihre Einheit verlieren, auf der die Wirksamkeit der ganzen Universität ruhe. Als wesentlichstes Moment aber führte er die Rücksicht auf die katholische Fakultät an, da die kritische Theologie den Katholiken noch gefährlicher erscheine als den Protestanten und

E*rstos Kapitel. Romantik und Realitäten. 27

die Berufung Bauers auch gegen die katholischen Theologen Mißtrauen erwi könnte. Er beantragte die Teilung des Gehaltes unter die drei Dozenten und die Ernennung aller drei zu Extraordinarien. Bauer versuchte jetzt durch persönliche Verhandlung sein Ziel zu erreichen; im Oktober stellte er sich dem Minister vor. Aber wiederum vergriff er sich in den Mitteln, indem er Eichhorn eine neue Schrift, über die evangelische Landeskirche, überreichte, die, wie er bereits selbst ahnte, gleichfalls nicht nach dem Geschmack des Ministers sein konnte;1 und in den Audienzen, die ihm Eichhorn und Schulze gewährten, trat er in einer Weise auf, die auf die Beteiligten den Eindruck krankhafter Erregung machen mußte. Da er jedoch, vermutlich auf Rat seines Freundes Marheineke, erklärte, dal! er selbst das Bedürfnis nach Ruhe habe, und nur bat, ihm ein wissenschaft- liches Gebiet anzuweisen, welches am meisten als neutrales gelten könne, nämlich die Kirchengeschichte er wolle sich zurückziehen und dann mit einem kirchen- historischen Werke auftreten , ließ sich Eichhorn soweit erweichen, daß er ihm zunächst 100 Taler gab, unter der Bedingung, daß er fürs erste nicht nach Bonn zurückgehe, sondern in Charlottenburg, seinem Heimatsort, in Zurück- gezogenheit und Stille sich kirchenhistorischen Arbeiten widme. Kaum aber hatte Bauer diese Zusage in der Tasche, als er sich bereits wieder eines andern be- sann und darum bat, ihn der Öffentlichkeit und dem Kathedervortrage nicht zu entziehen, da ihn, wie er sich ausdrückte, gerade die Objektivität auf dem Katheder beruhigen und, da sie unmittelbare Gestaltung fordere, das an sich selber zehrende Grübeln, das ihn in der Einsamkeit aufreibe, unterbrechen würde. Er versicherte, woran man nach dem Vorgefallenen wirklich zweifeln konnte, daß sein Naturell ein ruhiges und er im täglichen Verkehr bescheiden und besonnen sei. In der Tat ließ Eichhorn, auf den Marheineke von neuem einzuwirken suchte, sich dazu

1) Er wisse, sagt er in dem Begleitschreiben, das aus Charlottenburg abgesandt ist, wie sehr dem Minister eine Schrift als einseitig erscheinen müsse, die in der Hitze einer Kri&is, wo es sich um seine Existenz und zugleich für ihn um das Teuerste handle, abgefaßt sei. Aber er überreiche sie in der Zuversicht, daß Seine Excellenz Mitgefühl haben werde and von der Höhe des Staatsbewußtseins aus die „Gebrechen dor Einzelheit, die sich selbst überlassen war und aus ihrer Verlassenheit nach Hülfe und Rettung schrie, entschuldigen und mit Nachsioht betrachten werde"; worauf dann eine Schilderung seiner Leiden und der Harte der Gegner folgte, welohe um schlechthin von jeder Anerkennung und Stellung im Staat ausschließen wollten. „Um so mehr", schreibt er, „hätte mich diese bittere Erfahrung aufreiben müssen, da ich das Bewußtsein habe, nicht außerhalb der gesetzmäßigen Entwicklung der theologischen Wissenschaft zu stehen, und da ich in meinen Schriften über das Alte Testament bewiesen habe, wie ich keines* ler An-

schauung, welche die Substanz und zugleich die geistige Einheit einer thi Q Fakultät

muß, herauszutreten gesonnen sei, ja wie es mir nicht möglioh sei, di UM zu vei

da mein ganzes geistiges Interesse und Leben in sie versenkt ist. Angegriffen und wurde ich zuletzt allerdings durch meine Leiden, aber noch eine Kraftansttvn ung maohte ioh und versuchte es, mir im Sommer die Mittel der Subsistenz zu verschaffen und duroh m Schriften, über das vierte Evangelium und über die Landeskirche, dio Härte meil zu brechen" usw.

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herbei, ihm die Rückkehr nach Bonn zu gestatten. Seine beiden Konkurrenten erhielten die gleiche Summe.

In Bonn war man mit dieser Entscheidung wenig zufrieden; aber die kläg- liche Lage Bauers und mehr noch der Wunsch, ihn vor weiteren Seitensprüngen, welche die Ruhe der Universität stören würden, zu bewahren, bewog Rehfues doch zu der Bitte an den Minister, ihm eine außerordentliche Remuneration für das kommende Etatsjahr zu bewilligen, um ihn, wie er schreibt, der Gefahr zu ent- Bruch mit dem ziehen, der Oberflächlichkeit und Grundsatzlosigkeit zu verfallen. Jedoch einem

Minister.

Manne wie Bruno Bauer war nicht zu raten. Statt sich auf kirchengeschichtliche Forschungen zu verlegen, arbeitete er die Schrift aus, welche dem Faß vollends den Boden ausstoßen mußte: am 20. Juni 1841 übersandte er dem Minister den ersten Band seines Buches über die synoptischen Evangelien. Ohne über dessen wissen- schaftliche Bedeutung ein Urteil abgeben zu wollen, dürfen wir doch soviel sagen, daß der Ton, in dem sich Bauer darin gefiel, die Art, wie er über seine Vor- gänger — Strauß, den er mit Hengstenberg zusammenstellte, mit eingeschlossen urteilte, alle Grenzen überschritt und die gleiche Haltlosigkeit verriet, die wir so- eben in seinen Verhandlungen mit dem Ministerium kennen gelernt haben. Eich- horn fand sich durch die Schrift nicht bloß in seinen religiösen Überzeugungen, sondern auch in seiner persönlichen Würde verletzt. Für ihn war die Zeit der Milde und der Schonung vorbei. Ignorieren konnte er das Buch nicht mehr, da Bauer es ihm persönlich übersandt und ihn dadurch zu offiziellen Schritten geradezu oie Gutachten herausgefordert hatte. Indessen wollte der Minister doch nicht Wege einschlagen, die allzusehr an die Reaktionsjahre, in denen er selbst eine so freie Stellung ein- genommen, erinnert haben würden. Er beschloß also, sich im Rahmen des Uni- versitätsrechtes und in den Grenzen wissenschaftlicher Normen zu halten. Er legte, nachdem er sich durch ein Gutachten seines geistlichen Rats, des Militärober- pfarrers Bollert, gesichert hatte, den theologischen Fakultäten der Monarchie zwei Fragen vor: einmal, welchen Standpunkt der Verfasser nach dieser seiner Schrift im Verhältnis zum Christentum einnehme; und zweitens, ob ihm nach der Be- stimmung unserer Universitäten, besonders aber der theologischen Fakultäten auf denselben, noch die Licentia docendi verstattet werden könne. Die großen Ferien, welche dazwischen kamen, verhinderten eine rasche Erledigung beider Fragen. Am ersten war Breslau damit fertig, das bereits am 7. September sein Gutachten einsandte; das von Halle war vom 14. Oktober; Marheineke sandte das der Berliner Fakultät, deren Dekan er war, samt dem üblichen Separatvotum von ihm selbst am 7. November ein.1 Königsberg war am 1. Dezember fertig; das Bonner Gutachten, welches Bleek, den neutestamentlichen Exegeten der Fakultät, zum Ver-

1) Das Gutachten der Fakultät ist bereits vom 25. Oktober, das Separatvotum Marheinokes trägt eigentümlicherweise das Datum des 8. November.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 29

fasser hatte, war vom 23. Dezember datiert; und Greifswald, wo sich die Fakultät nicht hatte einigen können, überreichte am 30. des Monats die beiden, welche ihre differierenden Ansichten enthielten.

Wenn Eichhorn sich beiden theologischen Fakultäten eine Rückendeckung hatte suchen wollen, so war dieser Zweck nur unvollkommen erreicht worden. Denn die Gut- achten waren keineswegs einheitlich ausgefallen. Allerdings hatte sich keine Fakultät mit dem Angeklagten identifiziert, und die erste Frage des Ministers wurde von allen mehr oder weniger in seinem Sinne beantwortet. Für die Remotion aber traten einstimmig nur die drei Mitglieder der Bonner Fakultät, Nitzsch, Bleek und Sink ein. Die Hallenser hatten die Unvereinbarkeit des Bauerschen Standpunktes mit dem historischen Christentum, an das der eigentliche Bestand der christlichen Wahrheit gebunden sei, unbedingt bestätigt; aber die Christlichkeit wollten sie dem Verfasser darum noch nicht absprechen, da er nach Art der älteren Hegelianer das Christentum als die absolute Religion aufzufassen scheine und man Bedenken tragen müsse, über ein noch unvollendetes Werk abzuurteilen.1 Er selbst habe seine Leser in der Yorrede gebeten, bis dahin zu warten, denn da werde es sich zeigen, daß erst die verzehrende Kritik die Welt die schöpferische Kraft Jesu und seines Prinzips lehren werde. So wenig sie auf diese Verheißung geben wollten, bezeichneten sie es doch als ihre Pflicht, jede Rücksicht zu nehmen und sich sorgfältig vor voreiligem und möglicherweise ungerechtem Urteil zu hüten, zumal einem so jugendlich erregten, leidenschaftlich bewegten und eilfertigen Schriftsteller gegenüber, wie der Lizentiat Bauer sei. Sie erklärten ferner, daß die Anzweiflung einzelner Teile der biblischen Geschichte kein Präjudiz gegen die Christlichkeit sei, und beriefen sich dafür auf die Autorität eines Marcion und Origenes, auf Schleiermacher als den Erneuerer des religiösen Geistes der evan- gelischen Kirche Deutschlands und auf das Beispiel der Quäker: und sie sprachen es als ihr Bekenntnis aus, daß das Wesen der christlichen Religion nicht in dem Festhalten an dem Buchstaben der Heiligen Schrift, sondern in der geistigen Nach- folge Christi bestehe. Und wenn sie auch unter dem Gesichtspunkt der Bestim- mung der theologischen Fakultäten als Pflanzstätten der evangelischen Lehre, wie des Ausbaus der Kirche durch die Vorbildung ihrer Diener, zu dem Schlüsse kamen, daß der Lizentiat Bauer in einem prinzipiellen Widerspruch zur Kirche stehe und seine akademische Wirksamkeit deshalb nicht förderlich für die Kirche, sondern nur nachteilig sein könne, richteten sie dennoch, auch im Einblick auf die unheilvolle Wirkung, die seine Entfernung auf administrativen) Wege in der Öffentlichkeit haben würde, ihren Antrag dahin, ihm die Licentia docendi nicht zu entziehen. Das Urteil der größten theologischen Fakultät der Monarchie mußte um so schwerer ins Gewicht fallen, weil es von Gelehrten tzter Rich-

1) Der zweite Teil des Buches war bereits erschienen, aber der dritte Man-«

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tung, neben einem Wegscheider und Gesenius von Tholuck und Julius Müller, unterzeichnet war. In Breslau stellte sieb der Majorität, die dem Urteil des Ministers beitrat (denn der Rationalismus, der früher in ihr die Führung gehabt, war bereits gebrochen), Mitteldorff mit einem Separatvotum entgegen: und nur Krankheit verhinderte den alten Vorfechter der schlesischen Rationalisten, David Schulz, sich diesem anzuschließen. Die Königsberger fanden in der Schrift des Angeschuldigten nur grobe Verirrung, nicht eigentliches Antichristentum, und sie protestierten gegen ein Verfahren, welches der theologischen Wissenschaft und der Kirche das Ansehen gebe, als finde sie in sich selber kein Gegen- oder Heil- mittel und müsse daher die eigene Ohnmacht durch die äußere Gewalt des Staates ergänzen oder zu verdecken suchen. In Greifs wald kamen Vogt und Kose- garten gegenüber Schirmer und Finelius zu der Auffassung, daß Bauer die Venia docendi in einer theologischen Fakultät nicht gestattet werden könne, ließen aber die Frage, ob er an der Universität überhaupt angestellt werden könne, offen. Die Berliner endlich, für welche Neancler die Feder geführt hatte, erkannten mit besonders tapferen Worten die unveräußerlichen Rechte freier wissenschaftlicher Forschung in der Theologie an, worauf das Dasein des Protestantismus beruhe, und wollten die Freiheit der Lehrenden in dem, was sich ihnen aus freier, gewissen- hafter Erforschung des göttlichen Wortes als Wahrheit ergeben habe, zumal in dieser Zeit der Krisis und des Überschwanges, in keiner Weise beschränken. Aber auf den vorliegenden Fall bezogen sie keinen dieser erhabenen Grundsätze. Sie verwarfen die Unterscheidung esoterischer und exoterischer Lehren, wodurch die Theologie zu einer künstlichen Theorie der Lüge und des Jesuitismus verführt werde, und wollten dem Angeschuldigten nichts gönnen als eine anderweitige Anstellung, durch die ihm eine sorgenfreie Existenz gesichert und eine ruhigere Geistesentwicklung möglich gemacht werde. Es waren Neander, Twesten, Strauß und Hengstenberg, die sich in ihrem kurz gefaßten Schriftstück auf dieser Linie zusammenfanden. Ihnen trat Marheineke in seinem langen Separatvotum entgegen, worin er eine Lanze für seinen philosophischen Meister und eine zweite für seinen Schüler brach. Sein Gutachten war eine Rechtfertigung mehr fast seines philosophischen als seines theologischen Standpunktes. Die kritische Hypothese Bauers fand auch an ihm keinen Verteidiger, und noch weniger der spöttische und höhnische Ton, den der- selbe gegen die berühmtesten Theologen angestimmt hatte. Aber andrerseits führte er aus, daß die Kritik von den anerkanntesten Theologen der evangelischen Kirche stets geübt sei. Er berief sich auf Namen, die eher im Lager der Gegner als im eigenen zu finden waren, wie Bengel und Knape, Lücke und Olshausen, Lach- mann und Schleiermacher, und auf Mitglieder der Majorität selbst, wie Twesten und Neander; auch den Oheim des Ministers, den Göttinger Eichhorn, nannte er, als den Vater der Hypothese vom Urevangelium, welche Bauer zum Zentrum seiner Kritik gemacht hatte. Er rief das Andenken des großen Theologen an, mit

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dem er selbst so lange gekämpft hatte, als eines Zeugen für das Prinzip der Lehr- freiheit, das ihn gewiß in dem gegenwärtigen Fall auf die Seite Bauers geführt haben würde, und die Traditionen der Hohenzollerschen Krone, welche Wolf und Fichte ähnlichen Anklagen gegenüber eine Freistatt in ihren Staaten eröffnet habe: um schließlich als Freund und Lehrer für den Verfolgten einzutreten, dessen sitt- licher Charakter von keiner Seite angezweifelt worden sei, und dessen wissen- schaftliche Erfolge so gut wie niemals ein Wort der Aufmunterung erfahren hätten. „Wenn nun", so schrieb er, „ein Mann von seinem Geiste, Talent und Reichtum an Kenntnissen die schmerzliche Erfahrung macht, sich stets und ohne Unterlaß zurückgesetzt zu sehen, indes er erleben muß, daß die entschiedenste Mittelmäßigkeit vor ihm den Vorzug gewinnt, so wird es wenigstens begreiflich, wie die Säure des Unmuts und die Bitterkeit, von der in seiner letzten Schrift deutliche Spuren sind, sich in seiner Seele ansetzen muß. Ein edles Gemüt erträgt den Druck solcher Verhältnisse nur bis zu einem gewissen Grad; es wird wider Willen gezwungen, eine falsche Ansicht der Welt und des Lebens zu fassen und sich gegen die, welche sich nur als seine Feinde zeigen, in Harnisch zu setzen'-. Auch er beantwortete die erste Frage des Ministers nicht geradezu mit der Forde- rung, Bauer in der theologischen Fakultät zu lassen; da dieser seinem theologischen Charakter bereits freiwillig entsagt, könne ihm die Regierung einen solchen nicht aufdringen. Aber er beantragte dafür, ihm eine Professur in der philosophischen Fakultät mit angemessenem Gehalt zu verleihen. Diese Großmut würde Bauer, so schließt er, auch ohne daß es ihm zur förmlichen Bedingung gemacht werde, be- wegen, seinen Studien eine ganz andere Richtung zu geben, ihn zu einem brauch- baren Werkzeuge der Wissenschaft machen und ihn gewiß für immer zum leb- haftesten Danke verpflichten.

Daß Eichhorn durch die ßrüchigkeit des Bollwerks, welches er durch die Die Bedenken

der Ministorüil-

Gutachten der Fakultäten hatte aufrichten wollen, von seinem Entschlüsse nicht ab- gebracht wurde, halte ich für ausgemacht. Daraufläßt der Befehl schließen, den er unter dem 13. Februar dem Regierungsbevollmächtigten in Bonn zukommen ließ, die Ankündigung der Vorlesungen Bauers zu verbieten. Dennoch wollte er, bevor er weiterging, sich noch der Meinungen seiner Räte aus beiden Abteilungen, des Kultus und des Unterrichts, versichern. Er ließ ihnen sämtliche Gutachten vorlegen, jedooh jedem nur für ein paar Stunden und nur als Grundlage für ihr Votum über eine Verfügung an den Bonner Regierungsbevollmächtigten, welche Eilers, der dem Minister in der ganzen Frage als Referent zur Seite stand, entworfen hatte. Darin war dem Lizentiaten Bauer auf Grund der Fakultätsgutachten die Fortsetzung seiner Vorlesungen untersagt, gemäß der, wie es heißt, pflichtgemäßen Aufsicht i\rs Ministers über die statutenmäßige Erfüllung des Berufs der Fakultäten, besondi der theologischen; Rehfues erhielt lediglich den Auftrag, Bauer und die Bonner Fakultät von dieser Entscheidung in Kenntnis zu setzen; womit also nichl Mi

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der Angeschuldigte, sondern auch seine Fakultät, die ihm die Yenia verliehen hatte, vergewaltigt wurden: ein Verfahren, das sich nun auch in der Form kaum noch von den Gewaltsprüchen gegen die Göttinger Sieben und gegen De Wette, oder doch gegen Beneke, unterschied.

Hier aber begegnete der Minister dem Einspruch seiner Räte selbst. Zwar Schmedding, der als ältester zuerst votierte, erklärte das Recht des Ministers, einen abtrünnigen Dozenten zu entlassen, für selbstverständlich. Im übrigen jedoch erhob er von seinem katholischen Standpunkte aus Einwendungen, welche Eichhorn seltsam in die Ohren fallen mußten und fast wie Ironie klingen konnten. Die Schrift Bauers, so erklärte der klerikale Geheimrat, kenne er nicht, und von den Gutachten habe er bei der Kürze der Zeit nur das der Hallenser lesen können. Auch gestand er im voraus zu, daß ihm als Katholiken ein Urteil nicht gebühre. Dann aber meinte er doch, daß die Bauersche Schrift, wie sie in dem Hallischen Gutachten charakterisiert sei, mit dem Geiste des Protestantismus, insofern dieser freie Forschung in Anspruch nehme, in keinem grundsätzlichen Widerspruch, so weit er darüber urteilen könne, stehe: vielmehr sei sie eine folgerechte Entwicklung und vielleicht die exzessive Durchführung des negativen im Protestantismus ent- haltenen Prinzips. Wenn die Hallenser Theologen dem evangelischen Gelehrten das Recht einräumten, sich von dem Glauben an einzelne Teile der Heiligen Schrift loszusagen oder einzelne Stücke der evangelischen Erzählung zu leugnen, so be- greife er nicht, wie sie folgerecht einem Manne das Bürgerrecht der evangelischen Kirche aufkündigen könnten, der, ohne dem Geist der evangelischen Lehre zu entsagen, mit dem Komplexe aller biblischen, das Leben Jesu betreffenden Er- zählungen es ebenso mache. In diesem Punkte habe er die Konklusion der Hallenser mit ihren Prämissen nicht ganz im Einklang gefunden. Anders die protestantischen geistlichen Räte, die zwar sämtlich für die Remotion ein- traten, ihr Urteil aber unter recht verschiedene Gesichtspunkte stellten. Unter ihnen sind die Voten von Theremin und Strauß bedeutsam. Beide gingen von dem Verhältnis der theologischen Fakultäten zur Kirche aus. Theremin meinte, das formale Prinzip der freien Forschung in der Schrift, das er rundum anerkannte, müsse dennoch durch das materiale, der Rechtfertigung allein durch den Glauben, eingeschränkt werden. Sie werde unevangelisch, sobald sie auf den Umsturz des Glaubens an den historischen Jesus hinarbeite. „Diesem Gesetze", so schreibt er, „müssen sich nicht nur die Diener des Worts, sondern auch die theologischen Fakultäten fügen, denn sie bilden nicht ein für sich bestehendes Reich der Wissenschaft, sie sind ein Bestandteil der Kirche, und sie sollen die Intelligenz derselben sein. Sie dürfen also nicht darauf hinarbeiten, die Grundlage der evangelischen Kirche zu zerstören; und wenn ein öffentlicher Lehrer der Theologie eine solche Richtung verfolgt, so muß er von der Be- hörde darin gehemmt werden". Seinem wohlwollenden Sinn entsprach es, wenn

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er den Wunsch größter Schonung nicht unterdrückte und meinte, daß der An- geklagte durch freundliche Sorge für seine Subsistenz auch die Ruhe gewinnen würde, um seine Forschung einem anderen Gebiete zuzuwenden. Strauß hingegen schien von seiner angeborenen Milde diesmal ganz verlassen zu sein. Seine Argu- mente sind darum von Interesse, weil sie seitdem in allen ähnlichen Konflikten von der kirchlichen Rechten wiederholt worden sind und bis heute immer wieder- kehren. Die Lehrfreiheit der theologischen Fakultäten sei, so führte er aus, nicht identisch mit der allgemeinen wissenschaftlichen Freiheit. „Die theologischen Fakultäten haben ein Privilegium, die künftigen Diener der Kirche vorzubereiten. und jeder, der künftig in der Landeskirche angestellt werden will, muß ihre Vor- lesungen besuchen. Sollte dieses wichtige Privilegium so unumschränkt sein, daß die Gemeinden, daß die Kirche überhaupt sich jeden beliebigen Unterricht ihrer künftigen Geistlichen von Dozenten der Fakultät gefallen lassen müßte, sollte die Kirche ihrerseits nicht auch ein Recht haben, nämlich das, fordern zu dürfen, daß der Unterricht, den die Fakultät erteilt, der Kirchenlehre gemäß, das heißt wirklich eine Vorbereitung und Vorbildung für das Amt sei? Wie, wenn ein Kon- sistorium als kirchliche Behörde sich verpflichtet fühlte, einen Examinanden wegen unkirchlicher Grundsätze abzuweisen, und dieser nachweisen könnte, daß eben diese unkirchlichen Grundsätze ihm unter öffentlicher Autorität beigebracht seien?" Die Frage, in welcher Form die Remotion erfolgen solle, ließen diese beiden Theologen auf sich beruhen. Mit ihr beschäftigten sich die Juristen. Unter ihnen trug zu- nächst von Harlem, ohne übrigens das Recht des Ministers direkt zu bestreiten, als seine Ansicht vor, man möge die Bonner Fakultät zu einem Antrage auf Ent- ziehung der Venia veranlassen, den der Minister dann bestätigen könne. Viel eingehender und voll schwerer Bedenken über den Eilersschen Entwurf äußerte sich sein Kollege Keller. Er forderte zunächst die Vorlegung der Schriften Bauers als der Beweisstücke für die Gutachten und ihre erneute Prüfung; ferner die aus- führliche Vernehmung und das Verteidigungsrecht des Angeklagten; da Eile in judicando niemals löblich sei, die eingereichten Gutachten der theologischen Fakul- täten aber dartäten, daß das Urteil über den Herrn Lizentiaten Bruno Bauer, wie es in der Natur der Sache liege, Parteisache geworden sei, so tue nichts mehr not, als Muße zu einem ruhigen und besonnenen Urteil zu gewinnen. Hierfür schlug er die Suspension Bauers ab officio und die Eröffnung einer gerichtlichen oder, was ihm besser erscheine, einer Disziplinaruntersuchung vor, deren Resultat in gewöhnlicher Weise durch einen der rechtsgelehrten Räte seiner Excellenz aus- zuarbeiten wäre. Auch danach wünschte er noch einige Response juristischer Fakultäten auf evangelischen Universitäten des Auslandes einzuholen: juristischer Fakultäten, weil die Sache zwar nur einer gerichtlichen Beurteilung angeh jedoch tief in die Verfassung und das Wesen der deutschen Universitäten ein- greife; ausländischer Fakultäten, damit jeder Argwohn des Einflusses unlauterer

Lonz, Geschichte der Univorsitllt Berlin II '

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Motive auf das Urteil ferngehalten werde. Es war ein förmliches Prozeßverfahren, wie es die Juristen des Landrechts unter der absoluten Krone gegen den neologischen Pfarrer von Gielsdorf eingeschlagen hatten. Aber diese Zeiten waren für Preußen vorüber, obwohl die Krone noch die alte Vollgewalt besaß und das Landrecht nach wie vor in Geltung stand. Keiner der andern Räte folgte diesem Votum, wenn auch der Entwurf von Eilers nicht ihren Beifall fand; sie stimmten durch- weg nach dem Votum von Harlem;1 man könne dabei, meinte der eine von ihnen, der Bonner Fakultät einen Fingerzeig geben, was man von ihr erwarte.2 Von be- sonderem Interesse sind die Voten der beiden Dezernenten für die Universitäten und die Schulen, welche Eilers aus ihrer Stellung verdrängt hatte. Johannes Schulze, der noch vor Harlem votierte, berührte die Formfrage überhaupt nicht. Er machte aber, und Kortüm folgte ihm darin, um so mehr die persönlichen Momente geltend, die ihm seine Bekanntschaft mit Bauer an die Hand gab, und wollte dem Angeklagten, der sich offenbar in krankhafter Aufregung befinde, eine Stellung an einer größeren Bibliothek geben. Im übrigen wies er auf die Brüchig- keit des Bodens, den die Gutachten boten, hin, indem er eine Berechnung austeilte, nach welcher Bauers Remotion durch eine Minorität von Ordinarien entschieden sein würde. Wie unklar übrigens die Vorstellungen über das Recht des Ministers zu einem Eingriff in die Lehrfreiheit waren, zeigt das Votum des durchaus liberal gesinnten Dieterici, der die Berechtigung des Ministers nicht in Abrede stellen wollte und nur hinzufügte, es wäre leichter gewesen, die Venia docendi Bauer nicht zu geben, als sie ihm jetzt zu nehmen, da er sie richtig erworben habe. Indem er Schurzes Berechnung der Voten wiederholte, empfahl er, den Antrag der Bonner Fakultät abzuwarten, der dann nur zu genehmigen wäre; auch die Versetzung Bauers in die philosophische Fakultät oder an eine Bibliothek brachte er vor. In mannhaften Worten sprach er seine eigene Auffassung über Bauers Ansichten aus, die, wie er sagte, sein innerstes religiöses Gefühl verletzten, aber gerade deshalb Vorsicht des Urteils geböten. „Vom Standpunkt der Wissenschaft aus kann ich nur wünschen, daß die freieste Forschung gestattet werde. Man sagt von Calvin: ,Er erschrak vor keinem Gedanken', und so möchte ich, si licet parva componere magnis, auch sagen, daß mich die Theorie des Herrn Lizentiaten Bauer wenig erschrecke. Falsches, Unrichtiges, Unheiliges wird auf

1) Bollert, der Militäroberpfarrer, votierte kurzweg für Remotion. "Wie sie ins Werk zu setzen sei, bleibe den Herren Rechtsgelehrten überlassen, wie am schonendsten, der allbekannten Humanität des Herrn Chefs Excellenz.

2) So auch die zwei anderen katholischen Mitglieder, Brüggemann und Eichendorf. Letzterer aus dem Wunsche heraus, daß eine Form gefunden werden möge, welche die daraus voraussichtlich entstehende Aufregung der Parteien nicht unmittelbar gegen das Gouvernement wende. Denn an sich halte er schon aus dem allgemeinen kirchlichen Standpunkt die Remotion des p. Bauer für notwendig. Er schloß sich dem Votum von Wolffs an, der den klugen Rat mit dem Fingerzeig gegeben hatte.

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dem Felde der Wissenschaft bald von tüchtigeren Gelehrten widerlegt werden oder zerrällt ohne das in sich. Kurz vor der Reformation waren in Straßburg pan- theistische, ultrafreie und mystische Keligionsansichten verbreitet. Sie machten sich noch geltend, ehe die Tetrapolitana zustande kam. Wie ist das alles verschwunden! Der Kern der evangelischen Lehre ward herausgefunden und ist geblieben. In Zeiten geistiger Bewegung, meine ich, muß man dergleichen gehen lassen".

Die Bedenken seiner Räte bestimmten nun doch den Minister, einen Schritt Entziehung der zurückzutun. Von dem Auftrage an die Bonner Fakultät, eine Untersuchung durch den einzuleiten, wollte er allerdings nichts wissen; sie hätte ja auch nur dasselbe Resultat ergeben und neue Zeit gekostet. Er aber wollte zu Ende kommen. So mußte denn Eilers eine neue Verfügung an den Regierungsbevollmächtigten ent- werfen (20. März 1842), worin Eichhorn unter Berufung auf die Übereinstimmung der Fakultäten, die eine solche Lehre in den Fakultätsvorträgen nicht dulden wollten, lediglich aussprach, daß er der Erklärung der theologischen Fakultät zu Bonn die- jenige Folge geben werde, welche die Oberaufsicht über die statutenmäßige Er- füllung des Berufs der Fakultäten, insbesondere der theologischen, ihm als Pflicht auferlege. Er nahm also das Gutachten der Bonner Fakultät sogleich als einen Remotionsantrag, aber in einer Form, die nun doch wieder auch diese Verfügung nicht als eine Bestätigung, sondern als eine spontane Willenserklärung des Ministers erscheinen ließ.1

In Bonn war man froh. Die Fakultät eilte, dem Verurteilten, der bereits über das Fehlen seiner Vorlesungen im Katalog Klage geführt, sein Schicksal mit- zuteilen, nicht ohne ihm ihr schmerzliches Bedauern darüber auszusprechen, daß das Verhältnis, in welches er vor dritthalb Jahren zur Fakultät getreten sei, auf diese Weise habe gelöst werden müssen, und daß seine Wirksamkeit so bald einen entgegengesetzten Charakter gegenüber den Erwartungen angenommen habe, die sie nach dem Inhalt seiner Eingabe um Verleihung der Licentia docendi von ihm habe hegen dürfen.

Unwillkürlich wird angesichts dieser Vorgänge unser Blick um zwei Jahr- i zehnte zurückgelenkt auf die Verfolgung, welche De Wette hatte erdulden müssen. Meinung. Wie sehr hatten sich seitdem die Zeiten geändert! Damals war, wie wir sahen, die Erregung ganz auf der Oberfläche der Gesellschaft geblieben. Die breiteren

1) Zugleich brachte Eichhorn damit noch einen andern, für Dauer kompromittierenden Vor- fall zum Abschluß. Bauer hatte nämlich im Eerbst 1841, wo er wieder Dach Berlin gekommen, an einem politischen Bankett für den Juristen Welcker teilgenommen, worüber er bereits im Auf- trage des Ministers vom Regierungsbevollmächtigter] zur Rede gestellt war. Rehfues erhielt jet. den Bofchl, dem Inquisiten auch darüber als die Meinung des Ministers zu eröffnen, daß Bioh eine solche Manifestation am wenigsten für die Stellung eines theologisohen Dozenten Bohicke; wolle der Minister, da Bauer aus andenn Gründen die Fortsetzung seiner Lehrtätigkeil habe onter- sagt werden müssen, darüber hinwi

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Schichten der Bevölkerung- hatten dem Theologen, der sich in die hohe Politik hineingewagt, eher feindselig gegenübergestanden. Und wie leicht war es der Kegierung geworden, die wenigen Blätter, welche sich auf die Seite des Angeklagten gestellt hatten, zum Schweigen zu bringen! Kaum den Abdruck von ein paar offiziellen Aktenstücken hatte De Wette im preußischen Staate erwirken können und damit sein Ansehen im Publikum eher geschädigt als verbessert. Jetzt aber entflammte auf der ganzen Linie der literarische Kampf. Schon Ende März begann der Lärm in den Zeitungen, und von Woche zu Woche geriet die öffentliche Meinung, von beiden Seiten erregt, in stärkere Wallungen. Indiskretionen blieben nicht aus, und bald mußte der Minister Klage führen, daß die feindliche Presse von allen Beschlüssen, noch bevor sie ausgeführt worden, Kenntnis erhalte. Bruno Bauer selbst hatte alle Brücken abgebrochen, und die sich immer noch steigernde Heftigkeit seiner Angriffe, welche sich nun über Gerechte und Un- gerechte, sogar über seinen Gönner Marheineke ergossen und sämtliche theologischen Fakultäten wie überhaupt alle Theologie in den Abgrund des Nichts herunter- wünschten, bestätigten nur allzusehr dio Ansicht seiner Lehrer und seiner Freunde selbst, daß aus ihnen eine Gesinnung spreche, die nur aus einer krankhaften Er- regung zu erklären sei. Marheineke Auch Marheineke hielt es an der Zeit, seine Stimme in den allgemeinen

veröffentlicht . . .

sein Chor zu mischen. Schon in seinem Separatvotum hatte er den Minister darum gebeten, dasselbe veröffentlichen zu dürfen. Da ihm keine Antwort ward, hielt er dies für Zustimmung und gab im Mai seine Ansichten dem Publikum zu lesen. Er hatte sich die Meinung gebildet, daß sein Votum ein Privatgutachten sei, welches als solches nicht zu den Akten zu gehen brauche, sich auch des Rats eines Rechtsverständigen dabei versichert. In der Tat aber war es doch ein Fall schwerer Insubordination, ebensowohl gegen die Fakultät wie gegen den Minister. Daß Marheineke als Dekan dazu schritt, durfte ihm nur um so weniger zur Ent- schuldigung gereichen. Eichhorn konnte und wollte auf die Provokation nicht schweigen; er forderte die Fakultät auf, ihren Dekan zur Rechtfertigung zu ziehen. Erhält Die Majorität suchte ihren Senior, so gut es ging, zu decken; sie bat, die Recht-

eineii Verweis. _ . _, . . .. . ,. . P. .,

tertigungs- oder Entschuldigungsgründe desselben, die sie referierte, nicht unbe- rücksichtigt zu lassen, ließ es aber nicht im Zweifel, daß ein dissentierender Kollege niemals über das Geheimnis der Fakultät ohne deren Erlaubnis disponieren dürfe. Dem Minister ward es leicht, den Versuch Marheinekes, sich reinzuwaschen, zu widerlegen; dem Tadel, den er daran hing, gab er eine Form, die, obschon ein direkter Verweis darin vermieden wurde, Marheineke um so mehr verschnupfen mußte, als er selbst als Dekan die Aufgabe hatte, die Verfügung des Ministers zur Kenntnis seiner Kollegen zu bringen. Er ehre, so schrieb Eichhorn, die Motive, von denen sich die Fakultät bei ihrem Entschuldigungsversuch habe leiten lassen, und enthalte sich um so lieber, eine ernste Mißbilligung über das

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Verfahren des D. Marheineke auszusprechen und dieses ihm zu erkennen zugeben je mehr es ihm selbst nur zu einem schmerzlichen Bedauern gereichen müsse, einem Manne in seiner Stellung zur Kirche, zur Universität und zum literarischen Publikum nach so vielen Beweisen von Wohlwollen und Vertrauen, welche er von dem Ministerium empfangen, eine solche Eröffnung zugehen zu lassen.

Auch Bauer hatte, unter Protest gegen die Vota der theologischen Apologie Bauers. Fakultäten, die er nur als Parteisprüche ansehen könne, um Mitteilung derselben ersucht, damit er sich vor dem Minister und dem Publikum verteidigen könne. Die Folge eines so harten Verfahrens, schrieb er, müsse sein, daß die freie Theorie keine Aussicht mehr habe, sich, von dem Staate beschützt, ihrer Arbeit hinzugeben. Die Brotschriftstellerei , dieser unglückselige Widerspruch, setze an die Stelle der freien, durch ihre Rücksichtslosigkeit den Fortschritt und die Ent- wicklung der Geschichte ruhig und sicher bedingenden Theorie eine populäre, turbulente Literatur, die für die Wissenschaft und ihre konsequente und gediegene Entwicklung nachträglich und hinderlich sein müsse. Nicht minder hatte die Bonner Veröffentlichung Fakultät das Bedürfnis, sich vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen, zumal da der Fakuitutsroten. offiziöse Bericht in der Staatszeitung (vom 6. April) nur von ihrem Gutachten gesprochen hatte. Eichhorn selbst scheute, wie wir wissen, niemals das Licht des Tages. Er war sofort dazu bereit und wollte nur wieder die Meinungen der übrigen Fakultäten einholen; sogleich richtete er an sie die Bundfrage, wie sie über die Veröffentlichung ihrer Gutachten dächten. Deren Antworten lauteten nun sehr verschieden. Denn mehr als eine hätte ihre Worte gewiß anders gewählt, wenn sie hätte ahnen können, daß sie aller Welt vor die Augen gerückt werden würden. Ohne Umschweife für die Veröffentlichung votierten die Königsberger, denn sie wußten, daß sie die öffentliche Stimme, die überwiegend gegen den Minister war. für sich haben würden; und auch die Greifswalder machten keine Schwierigkeiten. Seltsam aber, man muß es gestehen, lauteten die Erklärungen, die der Minister von der Hallenser und von unserer eigenen theologischen Fakultät erhielt. Jene war, so sehr sie im Prinzip für das offene Bekenntnis eintrat, in diesem Falle doch für Schweigen. Die Berliner Herren gingen nicht ganz so weit. Sie be- kannten aufs neue, daß, wer eine Überzeugung habe, diese auch öffentlich zu be- kennen sich nicht schämen und das Geschrei der Menge zu verachten wissen oder lernen müsse. „Wir wenigstens", schrieben sie, „tragen keine Bedenken, die Grundsätze, die vor Ew. Excellenz wir ausgesprochen haben, auch vor der Welt zu vertreten. So gewiß ein offener Krieg besser ist als ein scheinbarer, er- heuchelter Friede, so gewiß kann es auch nur heilsam sein, wenn bei dieser G legenheit offenkundig wird, wessen sich die Kirche von unseren theologischen Fakultäten zu versehen hat, und wir fürchten nicht, daß diese sieh in ihren nächsten Aufgaben, an der Ausbildung und Verbreitung di'v theologischen Erkenntnis zu arbeiten, dadurch stören lassen, oder daß die vielleicht nicht 70rau

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in Betracht gezogene Veröffentlichung der in Frage stehenden Gutachten in künf- tigen Fällen auf die Beratungen oder die freimütigen Äußerungen der theologischen Fakultäten über die ihuen von den vorgesetzten Hohen Behörden etwa vorzulegenden Fragen einen hemmenden Einfluß üben wird". Aber an das Ende dieser tapferen Worte hingen sie den Zweifel, ob man den Zweck der Bekanntmachung, auf die öffent- liche Meinung einzuwirken, wirklich erreichen werde, da es den Parteiblättern ganz er- wünscht sein werde, an der einen oder andern die intolerante Borniertheit der Theo- logen in das vermeinte gehässige oder lächerliche Licht zu setzen. Und da auch würdige und verdiente Männer sich aus den Gutachten vielleicht nicht zurechtfinden würden, so schlugen sie am Ende vor, das Publikum durch eine eigens zu diesem Zwecke unter Benutzung der Gutachten von „geschickter" Hand abgefaßte Schrift aufzuklären.1 Ein Nein konnte jedoch Eichhorn, von den Hallensern abgesehen, aus keiner Ant- wort herauslesen, und so kamen die Gutachten sämtlich im Oktober heraus.2 Die Politik der Bei alledem glaubte Eichhorn nicht, seinem Ziele, der freien Entfaltung des

wissenschaftlichen Lebens auf dem Grunde des positiven, des eigentlichen Bestandes der christlichen Wahrheit, untreu geworden zu sein. Und gleich ihm blieb der König überzeugt, daß auf dem Wege, den sie beide gingen, Autorität und Freiheit, Sitte und Religion, Glaube und Recht und alle Güter einer hohen und reinen Kultur am besten gefördert würden; er war trotz mancher Nackenschläge noch immer, wie Leopold von Gerlach solche Stimmungen seines königlichen Herrn zu bezeichnen pflegte, „in high spirits". Auch zeichnete sich gerade dies Jahr durch eine Reihe von Maßnahmen aus, die von dem liberalen Sinn der neuen Regierung Zeugnis ablegten. Gleich zu Beginn desselben hatte Friedrich Wilhelm seinem Volke als Christgeschenk (denn unter dem 24. Dezember war der Erlaß datiert) die Lockerung der strengen Fesseln verheißen, in die das Zensuredikt vom Jahre 1819 die öffentliche Meinung geschlagen hatte. Das alte Gesetz ward nicht aufgehoben: denu was die Moral beleidige, religiöse und politische Begriffsverwirrung fördere oder die Würde und Sicherheit Preußens und der übrigen Bundesstaaten verletzen könne, müsse unterdrückt und verhütet werden. Aber eine frei- mütige Besprechung der inneren Landesangelegenheiten wollte man gestatten: nur dürfe die Tendenz nicht gehässig und böswillig sein, sondern wohlmeinend. Das Ministerium, in das vor einem Jahre bereits Boyen, der Vollender des Werkes Scharnhorsts, aufgenommen war, wurde jetzt ganz erneuert. Die Ab-

1) Zur näheren Erläuterung verweise ich auf die Notiz, welche Varnhagen (II, S. 74) zu dem Vorfall gibt, der durch Marheineke darüber aufgeklärt war: „Aber die hiesige Fakiütät scheut die Öffentlichkeit, sie will im Dunkel bleiben. Armselige Schacher! Und pauvre sire der Minister! Ihn wird es noch reuen, diesen Handel begonnen zu haben!"

2) Am 4. September fragte der Minister sehr ungeduldig bei Bethmann- Hollweg an, woran es liege, daß die Bonner Fakultät, welche früher so auf die Veröffentlichung gedrängt habe, den Abdruck verzögere: „Abermals ein Beweis, daß die Kinder der Welt tätiger, rühriger und prak- tischer sind als die Kinder des Lichts".

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solutisten Kamptz, Maltzan und Rochow traten aus, und Savigny, Blilow (Wilhelm von Humboldts Schwiegersohn) und der Neffe Steins, Graf Arnim, erhielten ihre Stellen. Auch Alvensleben, längst des Dienstes unter dem neuen Kurse über- drüssig, trat die Finanzen an Bodelschwingh ab; und wenn ihn der König zunächst noch als Kabinettsminister festhielt, so ließ sich der altmärkische Edelmann auch da nicht lange fesseln; noch im Laufe des Jahres zog er sich auf seine Güter zurück. Als letzter der alten Bureaukraten schied, von Alter und Krankheit ganz gebrochen, Ladenberg, der Vater, aus; sein Ressort übernahm der fromme Graf Stolberg, der dabei das Ministerium des königlichen Hauses behielt. Übereinstimmung herrschte in der neuen Regierung darum doch nicht, weder unter den Ministern selbst noch zwischen ihnen und dem König, der mit jedem Einzelnen eine der Richtungen verfolgte, die er in seiner vielgestaltigen Politik zu vereinigen hoffte. Eichhorn war wohl derjenige, der noch am meisten des Königs Farbo trug, mehr noch als Savigny und Thile, und die Politik des Königs, die auf die öffentliche Meinung den Eindruck eines beständigen Schwankens machte, entsprach wirklich dem eigenen Programm seines Ministers. Ihr Ziel blieb, die „gesunden", die „positiven" Elemente, das „historisch Berechtigte", das „wirklich Freie" in der Verwirrung der Zeit aufzusuchen und für das staat- liche, nationale und geistige Leben ans Licht zu ziehen. Hierin fanden im Sinne des Königs wie Eichhorns Maßregeln wie die Anstellung Dahlmanns in Bonn und Hävernicks in Königsberg, die Entlassung Rochows und seines Antipoden Schön, der Empfang Herweghs im königlichen Schloß1 und die Ab- setzung Hoffmanns von Fallersleben ihre Erklärung und ihre Einheit; auf dieser Linie bewegten sich die Reden des Ministers in Breslau und Wittenberg, das „Credo, ut intelligam", das er den schlesischen Theologen entgegenhielt, und das Bekenntnis zu den kirchlichen Symbolen, die er als Norm und Grenze der Lehrfreiheit bei dem Stiftungsfeste des Predigerseminars in Luthers Stadt abgab. Und bei alledem wollte diese Politik des Vermitteins unversöhnlicher Gegensäl nichts weniger sein als Neutralität. „Die Regierung", so erklärte Eichhorn vor den Wittenberger Theologen, „ist keineswegs indifferent, sondern vielmehr parteiisch, ganz parteiisch". Und weil dies überall empfunden wurde, ward das Vorgehen des Ministers in jedem Falle, auf der rechten wie auf der linken Seite, als Ver- leugnung und Verrat empfunden. Niemand war ganz für ihn, und der Haß der Parteien traf ihn um so mehr, je hartnäckiger und leidenschaftlicher er den Kampf führte.

Auch mit der Berliner Universität kam es noch im Summer 1842, im an- mittelbaren Anschluß an den Fall Bauer und im engen Zusammenhange damit. zu einem harten Zusammenstoß. Am 4. Mai, als der Tumult bereits im vollen

1) Den Sehönlein, des Dichters Bekannter von Zürich her, vermittelt hatte.

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Gange war, reichte ein Student der Theologie, Hermann Rössel, im Namen mehrerer Kommilitonen beim Senat das Gesuch ein, einen theologisch-wissen- schaftlichen Yerein bilden zu dürfen. „Liebe zu der heiligen Sache", so heißt es in der Eingabe, „der wir uns geweiht haben, soll die Seele dieses Bundes sein; gegenseitige Anregung zu tieferem Eindringen in dieselbe seine alleinige Tendenz. Des näheren wurde, als der bestimmtere Ausdruck dessen, was uns in ihm zusammenführte, als die Regel, nach welcher auch die Wahl der künftigen Mitglieder sich zu richten, aufgestellt der Glaube an den geschichtlichen Erlöser, ein Glaube, welcher, seines guten Grundes gewiß, eben deshalb vor der Spekulation nicht zurückscheut, vielmehr derselben ihr ungeschmälertes Recht widerfahren zu lassen für seinen eigenen Vorteil erachtet". Es war das Programm, welches Eichhorn selbst mit allen Mitteln seiner Stellung durchzuführen entschlossen war. Die Studenten betonten, daß sie alle Formen und Gesetze, alle Verpflichtungen außer der einen, die gemeinsame Sache nach besten Kräften zu fördern, als über- flüssig und hinderlich erachteten; auch sollte keine Bestimmung über die Zahl der Mitglieder getroffen werden, da sie auch anderen, deren Verlangen nach geistigem Zusammenleben auf diese Weise befriedigt werden könnte, die Aufnahme gern gewähren würden, sofern sie nur in jenem Wesentlichen sich nicht in aus- drücklichem Widerspruch mit ihnen befänden. Damit umgingen sie die Schranke, welche die Bundesgesetze gegen akademische Vereine aufgerichtet hatten. Denn noch bestand das Verbot gegen solche Verbindungen, welche auf Grund einer schrift- lichen Urkunde, mit Vorstehern, Beamten und Gesetzen, förmlich organisiert wären; Verabredungen von Zusammenkünften für einzelne, genau bestimmte, an sich erlaubte Zwecke, namentlich für wissenschaftliche und Kunstbildung, sollten dagegen nicht als studentische Verbindungen betrachtet und den Strafbestimmungen nicht unterworfen werden. Hermann Rössel war der Lieblingsschüler Neanders, sein „texvov Tcvevf.iatr/.öv", wie er den Frühverstorbenen in dem Nachruf genannt hat, den er ihm in der Vorrede zu seinen nachgelassenen Schriften gewidmet hat, einer von denen, denen er die Fackel hatte reichen wollen, damit sie übergehe von Geschlecht zu Geschlecht und immer leuchte.1 Neander selbst

1) Über Rössel siehe Schneider, Neander, S. 187 ff. , 202ff. Dort auch ein warm emp- fundenes und in der Form schönes Gedicht Eosseis auf seinen Lehrer. Rössel ward in diesem Sommer preisgekrönt für eine Arbeit über das AVesen der Schleiermacher.schon Kritik im Vergleich mit der Straußischen. Neander hatte ihn bei der dritten Auflage des Apostolischen Zeitalters als Arbeitsgehülfen zur Seite gehabt. Die Schriften Rosseis erschienen 1847. „Es war dieser teure Mensch", so schreibt Neauder in der Vorredo, „ausgerüstet mit allem, was dazu gefordert wird, Großes zu wirken, zumal in dieser von streitenden Gegensätzen bewegten Zeit: ein spekulativer und ein poetischer Geist, die Glut der Begeisterung und die klare Besonnenheit, schneidende Schärfe des Verstandes und tiefe Innigkeit des Gemütes! . . . Wenn diese zerrissene Zeit uns das niederschlagende Bild von manchem edlen Geiste gibt, der die Siegerkrone nicht erlangte, weil er nicht treu und standhaft ausharrte im Kampfe bis zu Ende, ... so haben wir hingegen in der

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stand, wie auch in der Eingabe betont war, hinter den jungen Leuten; er hatte ihnen nicht bloß geraten, den Verein zu bilden, sondern auch Bein Fürwort höheren Ortes in Aussicht gestellt, und bei den Beziehungen, die er zu Eich- horn unterhielt, ist wohl anzunehmen, daß er dm Minister von dein Vorhaben seiner jungen Freunde bereits unterrichtet hatte. Wir erinnern uns, daß 1824 ein ähnliches Gesuch aus dem Kreise der Neander- Schüler an den Senat gekommen war. Damals war es vom Senat gebilligt, vom Ministerium dagegen durchaus abgelehnt worden. Jetzt war die Aufnahme, die es fand, die umgekehrte. Im Senat war man einstimmig gegen die Genehmigung. Man fürchtete, daß auch die Theologie- Studierenden entgegengesetzter Richtung um die Gründung eines Vereins einkommen würden, den man dann ebensowenig ablehnen könne. Jedoch wollte man nichts entscheiden, ohne die Frage dem Minister vorgelegt zu haben: weniger wohl in Rücksicht auf den Bundesbeschluß vom 19. November 1834, auf den man sich bezog, wonach zu allen Vereinigungen von Studierenden eine höhere Erlaubnis erforderlich war, als weil man genau wußte, wie Eichhorn über die Ab- sicht der jungen Bittsteller dachte. Das Verhalten des Ministers rechtfertigte diese Vorsicht vollkommen. Eichhorn zeigte sich äußerst befremdet über das "Widerstreben des Senats gegen ein so löbliches Unternehmen. Er hätte, schrieb er zurück, gewünscht, daß der Herr Rektor und der Senat zuvor die gut- achtliche Äußerung der theologischen Fakultät eingeholt hätten, um auf Grund derselben an ihn zu berichten. Er stellte in Abrede, daß in dem Bundes- beschlusse irgend ein Grund zur Versagung der Genehmigung liege, und erklärte, daß man lediglich auf die Ausführungsbestimmungen für Preußen vom Jahre 1838 hätte zurückzugehen brauchen: es handle sich gar nicht um förmliche Autorisation oder Approbation, sondern lediglich um Zulassung von dem, was an sich erlaubt sei und darum gar nicht durch ein Einschreiten der Behörde verhindert werden könne. Der Ansicht, daß man dann einen gegnerischen Verein ebensowenig ver- bieten könne, trat er ganz entschieden entgegen: ein solcher würde mit Voni des Senates und der Fakultät niemals bestehen können, da er von der Grundlage des christlichen Glaubens abweichen, mithin eine verwerfliche Tendenz ver- folgen würde, der nicht nachgegeben werden dürfe. Er wies darauf hin, daß in Bonn und Halle ähnliche Vereine bereits beständen, und nahm keinen Anstand, Rektor und Senat zu autorisieren, den Studiosus Rössel im Sinne der gegenwärtigen Verfügung zu bescheiden, insbesondere ihm zu eröffnen, daß dem Verein kein Hindernis im Wege stehe, wenn er mit Sorgfeit darauf be- dacht sein werde, den ausgesprochenen löblichen Zweck zu verfolgen und allem

Anschauung dieses kurzen Lebens, das über das sechsundzwanzigste Jahr nicht hinauskam, das erhebende Bild von einem in sioh harmonisch abgerundeten, Bohönen Ganzen, das vom ii . immer mehr ins Himmlische verklärt wird-'. Eine Charakteristik Neanders von Rosse! find

in den Schriften selbst. Vergl. Schneider, S. 201.

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verwerflichen Parteiwesen fremd zu bleiben. Dem Senat blieb nichts anderes übrig, als den Willen Seiner Excellenz zu erfüllen. Am 1. August beschied der Rektor Rössel in diesem Sinne, nachdem er vorher das Konzept Twesten zur Be- gutachtung vorgelegt hatte. Aber was gefürchtet war, geschah: gleich am folgenden Abend brachte die Gegenpartei unter den Studierenden Marheiueke eine Serenade.

scheinng Schon aber war der Herkules zur Stelle, von dem König und Minister

hofften, daß er die Hydra des Hegelianismus und alles Sumpfgevögel, das aus der Niederung pantheistischer Denkweise und dem Gestrüpp moralischer und philo- sophischer Begriffsverwirrung aufgestiegen war, vertilgen werde: am 15. November 1841 hatte Schelling seine Vorlesungen in Berlin begonnen.

Friedrich Wilhelm hatte sich durch den Mißerfolg Bunsens nicht entmutigen lassen; keinen Moment hatte er seine Bemühungen, Schelling zu gewinnen, aus- gesetzt. Schon im Oktober 1840 beauftragte er den Grafen Dönhoff, den er vor seiner Rückkehr nach München in Sanssouci persönlich empfing, die offizielle Werbung zu beginnen. Rang und Gehalt eines Rates erster Klasse sollten dem Philosophen zugebilligt werden. König Ludwig, der nun nicht mehr umgangen werden konnte, wollte anfangs den glanzvollsten Namen an Münchens Akademie und Universität nicht missen; er wehrte die Bitte des preußischen Gesandten, den Philosophen der Offenbarung seinem Freunde und Schwager zu überlassen, ab. Im Januar aber, als Schelling selbst einen Schritt dahin tat, verstand man sich am bayrischen Hofe doch dazu, der Werbung freien Lauf zu lassen. In Berlin griff man sofort zu; bereits am 17. Februar 1841 unterzeichnete der König die Kabinettsordre, in der alles geregelt war: 5000 Taler Gehalt, die erste Rangklasse unter Beibehaltung des bisherigen Titels, 1000 Taler Umzugsgelder, unbedingte Zensurfreiheit für die Schriften und Vorlesungen, so das Angebot, das durch Dönhoffs Hand an Schelling gelangte. Die Stellung war als Professur an der Universität gedacht, und Schelling machte in bezug darauf (abgesehen von einer Erhöhung des Witwengehaltes) keine weiteren Bedingungen, als daß er vom Dekanat und Rektorat und allen sonstigen Geschäften freibleiben und sich lediglich den Vor- lesungen widmen dürfe. Somit schien alles in Ordnung, als man in München sich eines andern besann. Die Wendung kam diesmal bestimmt vom Kronprinzen, der von Athen her den Philosophen anflehte zu bleiben; und da nun auch König Ludwig seine Bitten mit denen des Sohnes vereinigte, fand Schelling einen Aus- weg, der ihm erlaubte, zweien Herren zu dienen: er schlug seiner Regierung vor, ihm einen längeren Urlaub auf unbestimmte Zeit zu geben, wofür er sich Er- leichterungen in seiner Münchener Stellung ausbedang. Ersteres wurde ihm so- gleich, sogar schriftlich, bewilligt, und die Mimchener beeilten sich, dies Zu- geständnis in die Zeitungen zu bringen; während sie die zweite Konzession zunächst

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hinzögerten und dann in einer Weise verkümmerten, welche Schelling nicht an- nehmen zu können glaubte. Hierdurch wäre er ja nun eigentlich wieder frei ge- worden; aber zu einem offenen Bruch mit seinem ihm so wohlgesinnten Herrn mochte er es nach sieben unddreißigjähriger Dienstzeit nicht bringen, und da ihm auch das nordische Klima bei seinem Alter (er hatte das sechsundsechzigste Jahr überschritten) Bedenken erregte, blieb er bei dem Entschluß, sich zunächst nur auf ein Jahr für Berlin festzumachen.1 Sein Selbstgefühl spiegelte ihm vor, daß diese Frist genügen werde, das Ziel, das sich die preußische Regierung mit seiner Berufung gesteckt habe, zu erreichen. „Denn es kommt", schrieb er an Eichhorn, Erwari „in wissenschaftlicher Hinsicht überhaupt nur darauf an, daß ein Ausweg, den viele (ich bin es überzeugt) gern ergreifen würden, ihnen gezeigt werde. Sie wollen nur nicht glauben, was sie nicht glauben können, und darin kann man ihnen nicht unrecht geben. Es bedarf keiner, am wenigsten einer fortgesetzten Polemik, es bedarf nur, daß ihnen als möglich dargetan werde, was sie für unmöglich halten als möglich im Verein mit strengster Wissenschaftlichkeit, ohne Beeinträchtigung des freiesten Denkens, ohne irgend etwas aufzugeben, das wahre und echte Wissen- schaft seit Kant wirklich errungen. Überlege ich diesen Stand der Sache, so muH ich es allerdings für meinen Beruf ansehen, in Berlin wenigstens eine Zeitlang zu wirken, da ich die beruhigende Gewißheit habe, dadurch, auch in kurzer Zeit, bewirken zu können, daß aus einer allerdings gräßlichen Verwirrung der Über- gang zu erstaunender Klarheit nicht durch einen Rückfall, sondern durch ein wirkliches Fortschreiten, nicht durch eine neue Verwirrung und neue StöJ sondern einfach und leicht, am Ende sogar, mit wenigen Ausnahmen, zu allge- meiner Zufriedenheit geschehe".2 Eichhorn teilte den Optimismus seines philo- sophischen Freundes vollkommen. „Was Ew. Hochwohlgeboren", gab er zur Ant- wort, „über Ihre hiesige Wirksamkeit andeuten, trifft ganz den Punkt, aufweichen es auch meiner Überzeugung nach ankommt. Das in der evangelischen Kiri neu erwachte Leben hat das Band, mit welchem die neuere Philosophie auf ihrer vermeintlichen höchsten Entwicklungsstufe die Theologie unauflöslich umschlungen zu haben glaubte, mit einer Energie zerrissen, von der man keine Ahndung hatte, zeigt in dieser selbst errungenen Freiheit merkliche Hinneigung zum Miß- trauen nicht nur gegen die Philosophie überhaupt, sondern auch gegen die unter dem Einfluß des Zeitgeistes historisch gewordenen Ordnungen, zum Teil sogar ein

1) Urkb., S. 572ff. Dazu noch die Akten im K.-M.. Pers. B. Nr. 35. auch Bansen, im April nach Berlin gekommen war, um dort seine Instruktionen für d

in Empfang zu nehmen, war wieder tätig, und ebenso Bumboldl Einen Brie! Schellii Bimsen erwähnt dieser gegen letzteres am l. Mai. Bumboldt, Briefe an Bansen, B.

2) An Eichhorn 5.Mai,Urkb., S.573. Die ganze Stelle wird inSohelliogs Briefen, III, 8.11 wörtlich zitiert, aber als Sätze ein nMinisteri oureinZwi

satz fehlt in dem Briefe an Eichhorn, und ein paar V. belliog

Conzi pt für beide Briefe benutzt, falls dio dort angegel irklioh die riohti

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tumultuarisches Überspringen derselben. Die große Zahl derer, die diese An- regungen nicht teilen, haben den sichern Halt einer gesunden Philosophie verloren und bilden, zum Teil von zuchtloser Selbstüberhebung, mit jenen einen Gegensatz, der nicht weniger verwirrend auf Kirche und Staat einwirkt. Eine große philo- sophische Autorität, die in der Kraft des eigenen Geistes sich zur Klarheit eines die Theologie und Philosophie vermittelnden Zentralmoments hindurchgearbeitet hat1, vermag es allein, in lebendiger Rede dem deutschen Geiste eine seinen eigen- tümlichen Bedürfnissen angemessene neue und zu einer heilsamen Entwicklung hinführende Bahn zu öffnen. Gelingt Ihnen dieses, woran ich nicht zweifle, dann haben Sie sich ein Verdienst erworben, welches den größesten und herrlichsten an die Seite gesetzt werden darf". Bei solchen Ansichten versteht man, daß Geld keine Rolle spielen konnte. Friedrich Wilhelm hatte den Ersehnten bereits durch Dönhoff wissen lassen, daß er es lediglich seinem eigenen Ermessen überlasse, wann und unter welchen Bedingungen er kommen wolle. Schelling füllte dieses Blankoakzept mit der Summe von 8000 Talern aus, worin allerdings die Reise- entschädigung eingeschlossen sein sollte eine Forderung, die auch heute zu den ungewöhnlichen zählen dürfte. In Berlin aber war man weder überrascht noch spröde. Eichhorn antwortete mit neuen Versicherungen seines Glücksgefühls; und wenn er Schelling bat, die zwischen seiner Forderung und dem preußischen An- gebot liegende Differenz ein wenig näher zu erläutern, so geschah es, wie er schrieb, lediglich aus der zartesten, freundschaftlichsten Rücksicht, damit er für die Höhe einer solchen Summe Sr. Majestät keine anderen Motive angebe, als welche der verehrte Freund selbst wünsche. Hierauf erklärte Schelling, daß er sobald wie möglich, noch im Juli oder August, kommen werde. Jedoch verzögerte sich seine Ankunft, da er sich noch durch eine Karlsbader Kur zu stärken wünschte, so daß er erst Anfang Oktober in Berlin eintraf.2

1) Zu dem von Eilers entworfenen Konzept hat Eichhorn, der dasselbe überhaupt vielfach korrigiert hat, die Bleistiftnotiz am Eande gemacht: „Schelling hat nämlich sein Identitätsprinzip, womit er anfing, in ein der theologischen Auffassung mehr befreundetes Prinzip verwandelt. Er hat das Absolute in den absoluten verwandelt".

2) In Karlsbad scheint er Neander, mit dem er schon früher in Verbindung getreten war (vgl. den Brief an ihn vom Juni 1841, Schneider, S. 181), getroffen zu haben. Darüber ein Brief an Eichhorn vom 22. August, worin Schelling seine Aukunft auf spätestens Ende September an- setzte. „Ich weiß nicht", heißt es darin, „ob noch irgend etwas Besonderes, zum Beispiel ein Allerhöchstes Reskript an die Universität notwendig wäre, daß ich dort ohne weiteres als Dozent auftreten könnte. Wie mir der treffliche Neander sagt, war (oder stellte man sich?) sogar zweifel- haft darüber, ob ich überhaupt öffentliche Vorlesungen halten würde". Diese Mitteilung veraulaßte den Minister zu einer Verfügung an den Eoktor Lichtenstein vom 27. August, worin er ihm die Ankunft Suhellings und dessen Absicht, im Winter zu lesen, mitteilte, mit der Maßgabe, die philo- sophische Fakultät davon in Kenntnis zu setzen. Eine öffentliche Bekanntmachung sei nicht nötig, da Schelling seine Vorlesungen den Studenten auf dem gewöhnlichen Wege mitteilen werde. Dem- gemäß wurde Schelling an demselben Tage beschieden.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 45

Im Publikum war die Spannung, mit der man den Arzt der kranken Zeil erwartete, kaum geringer als beim König und seinem Minister. Nur daß hier der Glaube an seine Wunderkraft sehr geteilt war. Daß die Stürme nicht ausbleiben würden, bewies ein Pamphlet, welches noch im August, von der Zensur zufällig nicht beanstandet, erschien. Herausgeber war ein ehemaliger bayrischer Pfarrer, der Redakteur des Athenäums, Karl Riedel, dessen Feder Altenstein gelegentlich gebraucht hatte; durch Auszüge aus seinen Münchener Vorlesungen und anderen Schriften wollte er die literarischen Sünden Schellings „wie in einem Spiegelbilde" dem Publikum vorführen.1 Jedoch blieben solche Stimmen der Feindseligkeit zunächst vereinzelt. Der Glanz des Namens hielt die Gegner, wenn er sie schon nicht mehr blendete, zurück. Einen Fackelzug, der ihm von den Studenten, vermutlich wieder aus dem Kreise der Neander- Schüler, angeboten wurde, lehnte Schelling ab. Ein Mahl, das man ihm im Odeum gab, nahm er an, und hier kündigte er in der Antwort, die er auf die Begrüßungsworte des Ministers gab, den Hegelianern offene Fehde an. Er bitte, so sprach er, um Verzeihung für den Ausdruck, aber sie befänden sich in einer Sackgasse; doch hofie er, der Streit werde ein wissen- schaftlicher bleiben. Die erste Vorlesung, es war an einem Montag in der Nach- nie erste mittagsstunde von 5 bis 6, war ein Ereignis, wie es Berlin seit Humboldts Kosmi Vorträgen nicht erlebt hatte; wie damals, hielten wieder Professoren und Geheimräte, Offiziere und. Künstler die vordersten Bänke in dem dicht gefüllten Auditorium Maximum besetzt.2 Auch auf dem Katheder aber kam Schelling mit der Sprache zunächst nicht recht heraus. Zwar mußte jeder erkennen, wer gemeint war, als er von der schwierigen Stellung sprach, in welche die Philosophie g raten sei, und aus der in die freie, unbekümmerte, ungehemmte Bewegung sie hinauszuführen sein Bestreben sein werde; von ihrem Konflikt mit der Religion und dem Leben, das am Ende immer recht behalte; von dem Widerspruch, den

1) Darüber Rheinwald au Eichhorn 28. August, Urkb., S. 576. Schelling, der von K

noch einmal nach München zurückgekehrt war und durch seinen Neffen wahrscheinlich üher

alles genau unterrichtet wurde, schrieb darüber am 10. September seinem Freunde Dorfmüller

in Augsburg. Auch einen Angriff in den Berliner Jahrbüchern führt er dort auf Riedel zurück.

Der Brief hat auch dadurch Interesse, daß er sich darin über Hegel ganz ungeschminkt

„Ich begreife nicht, was Ihnen in den Worten ,die mein Brol essen* unverständlich sein konnte.

Zunächst ist natürlich Hegel gemeint, der aus allen diesen Leuten eigentlich spricht. Nun

Sie vielleicht nicht so bestimmt wie ich, der ihn von Jugend auf gekannt, wissen, wa

sich und ohne mich fähig gewesen wäre, obwohl i "" •■'',

sich selbst überlassen, geraten wäre. Ich kann also wohl von ihm und Beinen Naohfol

daß sie mein Brot essen; das Mit- Füllen- treten ist ohnedies klar. Ohne mich

Hegel und keine Hegelianer wie sie sind. Dies ist nicht hochmütige Einbil

entfernt bin, es ist Wahrheit".

2) Genannt werden unter anderen Steffens und Lichtenstein, uelling gehört hatten, Savigny, Neander, Twesten, Trendelenburg.

u. Vergleiche darüber Varnhagen 1 ebücher (s.u.).

46 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

er selbst von vornherein gegen jene Philosophie erhoben habe. Aber Hegels Name blieb ungenannt. Von Gans zitierte er ein paar Sätze, jedoch mehr im Sinne der Anerkennung und der Huldigung für den geistreichen Dozenten, der vor wenigen Jahren der Abgott der Berliner Studenten gewesen und dessen Name noch in aller Munde war; nur insofern gab er ihm unrecht, als er selbst von ihm als ein Ab- trünniger von dem Prinzip reiner Wissenschaftlichkeit bezeichnet worden sei: „denn wenn er lebte, würde er durch die Folge dieser Vorträge erfahren, wie ganz anders es sich in Wirklichkeit verhält, als man ihn glauben gemacht". Mit Namen aber führte er auch Gans nicht an. Als ein Abirren von dem Wege, den er erschlossen, eine Verdunkelung des Lichtes, das der Widersacher ihm, dem Erfinder geraubt, bezeichnete er die Entwicklung der Berliner Philosophie. Aber er erklärte zugleich, daß nichts durch ihn verloren gehen werde, was seit Kant für die echte Wissenschaft gewonnen worden. Nicht Wunden schlagen, sondern heilen wolle er; nicht schadenfroh die vorhandenen Schäden aufdecken, sondern sie wo- möglich vergessen machen; nicht aufreizen, sondern versöhnen, als ein Friedens- bote treten in die zerrissene Welt; nicht zerstören, sondern bauen, eine Burg gründen, in der die Philosophie von nun an sicher wohnen solle; aufbauen auf dem Grunde, der durch die früheren Bestrebungen gelegt sei; „nicht eine andere Philosophie an ihre Stelle setzen, sondern eine neue, bis jetzt für unmöglich ge- haltene Wissenschaft ihr hinzufügen, um sie dadurch auf ihren wahren Grund- lagen wieder zu befestigen, ihr die Haltung wiederzugeben, die sie eben durch das Hinausgehen über ihre natürlichen Grenzen, eben dadurch, daß man etwas, das nur Bruchstück eines höheren Ganzen sein konnte, selbst zum Ganzen machen wollte: dies ist die Aufgabe und die Absicht". Fichte und Schleiermacher erhielten die Ehre einer Erwähnung. Sie aber nur in Erinnerung an die nationalen Groß- taten, als die Männer, welche in der Zeit der tiefsten Erniedrigung über den Trümmern untergegangener Herrlichkeit das Banner deutscher Wissenschaft hoch emporgehalten, um das die beste Jugend sich gesammelt. In diesem Sinne wollte Schelling auch seine eigene Mission aufgefaßt sehen: der Deutschen Ruhm und Erbteil werde in ihm den Pfleger und Verkündiger finden. „Weil ich ein Deutscher bin, weil ich alles Weh und Leid wie alles Glück und Wohl Deutschlands in meinem Herzen getragen und mitempfunden, darum bin ich hier: denn das Heil der Deutschen ist in der Wissenschaft". Und mit einem Appell an die Wahrheit, als die einzige Waffe, auf die er vertraue, auf das Recht der freien Forschung und ungehemmter Mitteilung des Erforschten schloß der Meister des Wortes seine prunkvolle An- sprache. „So gesinnt trete ich in Ihre Mitte. Ich komme mit dem ganzen Ernst meines Geistes und meines Herzens. Mir ist es Ernst, möge es auch denen Ernst sein, die mich hören werden! Mit Liebe begrüße ich Sie, nehmen Sie auch mich mit Liebe auf! Der Lehrer vermag viel, aber er vermag nichts ohne die Schüler. Ich bin nichts ohne Sie, nichts ohne Ihr bereitwilliges Entgegen-

Erstes Kapitc!. Romantik und Realitäten. 17

kommen, ohne Empfänglichkeit, ohne Eifer auf Ihrer Seite. Hiemit weihe ich mich dem übernommenen Beruf, ich werde für Sie leben, für Sic arbeiten und nicht müde werden, solang' ein Hauch in mir ist, und soweit derjenige ea ver- stattet, ohne dessen Willen kein Haar von unserem Haupte fällt, geschwelgt tief empfundenes Wort, ein echtes Erzeugnis unseres Innern, ein Lichtgedanke unseres nach Wahrheit und Freiheit ringenden Geistes verloren geht". Auch ans den nächsten Vorlesungen konnten die Zuhörer sich über Ziel und Richtung der neuen Philosophie noch nicht vernehmen. Hegels Schule behandelte Schilling noch eine Weile freundlich und verwahrte sich wiederholt gegen den Verdacht. in das Lager der Frömmler und Unfreien übergegangen zu sein: aber auf den Goldhort erlösender Gedanken, den er in den Tiefen seines Geistes barg, ließ er zunächst nur verlorene Blicke fallen.1

1) Varnhagen, der selbst (außer vielleicht im Einleitungskolleg) nicht unter den Zuhörern war, ließ sich von Freunden, wie General Rühle von Lilienstern, Humboldt und Werder, wieder- holt über die Vorlesungen berichten. Vgl. seine Aufzeichnungen zum 16., 18., 21. und 25 ferner zum 2., 9., 11., 15., 17. und 25. Dezember 1811. Für die Aufnahme der Vorlesungen uni Zuhörern und deren Stimmung sind diese sehr wertvoll. So schreibt er z. l'>. über di lesung: „Gestern von fünf bis sechs Uhr hat ScheHing seine erste VorlesuDg gehalten, vor einer zahlreichen und glänzenden Versammlung. Er trat leise genug auf, sprach vom Frieden, vom Er- halten und Aufbauen, vom nicht Zerstören, von Werten der Philosophie; nannte Fiohte'n und Schleiennacher'n ehrend, erwähnte Hegel's gar nicht, wohl aber Gans' mit Achtung". Erst vor Weihnachten kam Schelling etwas mehr zur Sache; „doch geht er", schreibt Varnhagen, „mehr drum herum, als daß er in sie eindringt". Eben da notiert er ein in der Tat sehr stark. sehen des Philosophen, die Behauptung, daß Jakob Böhme unendlich viel aus Spinoza g< habe; er wundere sich, hatte er gemeint, daß noch niemand dieses wahrgenommen oder be- sprochen habe, und empfehle die genauere Untersuchung als eine dankbare Aufgabe. Studenten aber wußten", fügt Varnhagen hinzu, „daß Spinoza lange nach und die Hegelianer meinten, dies vajtQov ngöregov gäbe eine Hindeutung, wie derselbe Mann sich in betreff seiner selbst und Hegels irre". In dem Abdruck der Vorlesun| bei Paulus („Die endlich offenbar gewordene positive Philosophie dei Offenbarung") beginnt die Darstellung der Hegeischen Philosophie im fünften Abschnitt, S. 358. Wenn wir damit das von Varn- hagen gegebene Datum vergleichen, so ergibt sich, was auch sonsi festzustellen Abdruck, wenn er wörtlich ist (denn Schelling las ab), doch nicht den ganzen Weit lau: Vorträge wiederholt hat. Daraufläßt auch eine Beschreibung schließen, wel n kränz in

seinen Vorlesungen über Schelling (1843), Vorrede S. XIX, von dem Vor! lings, bei dem er

in München im Sommer 1830 mehrfach hospitierte, gemacht hat. Ich äehr anschauliche

Schilderung, da sie mir sonst nicht weiter begegnet ist und auch auf das Auftreten Bohellii Berlin passen wird, im Wortlaut wieder: „Eine gedrungene Gestalt; eine hohe Stirn; ••• um Mund und Kinn sehr verschlungene, ursprünglich weiche Zuge; der Blick mehr Boharf ab warm, mehr sanguinisch unruhig, als melancholisch tief. Elegante Toilette, aber l Gesuchtheit; schwarze Krawatte; brauner, kurzer Oberrook; graue Beinkleider, durch Sprungriemen. Eine silberne Dose, die Schelling mit der linken Band auf und ab in Bewegung setzte, war die symbolische Dekoration des Vortrags. 1' » '•' ähnlich wie

den von Steffens vorgestellt, einen freien Redestrom. Dem war al

kräftiger Haltung, zog ein schmales Heft aus dei Bl •'' ",a" lhm

die Völligste Freiheit der Darstellung nachfühlte. Auch hielt er von Zeil - temporisiereude, paraphrastisohe Erläuterungen, in welchen auch zuweilen dei i

48 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

.Michciet beginnt Immerhin war angegeben, wo der Feind stand, und alsbald begann es sich

den Kampf. . . .

in dessen Lager zu rühren. Michelet, immer im Vorkampfe, warf als erster die Lanze. Er hätte gar zu gern die Genossen sogleich zu einem offenen Fehdebrief mit fortgerissen, zu der Aufforderimg an den Gegner, sich mit seinem Funde durch den Druck vor den Richterstuhl der vollen Öffentlichkeit zu stellen. Da diese zögerten, machte er sich, schon im Februar 1842, in den Hallischen Jahr- büchern über die erste Vorlesung her, die Schelling im Dezember hatte er- scheinen lassen, und auch in der Vorrede zur zweiten Auflage der Hegeischen Enzyklopädie warf er alsbald einen Stein gegen den Mißächter seines Heros. Michelet jedoch ward nicht überall ernst genommen; und Schellings Persönlichkeit und Auftreten, die Propaganda, welche die Regierung für ihn machte, der Anhang, den er unter den Gegnern Hegels fand, sicherten ihm noch immer einen nicht Adresse und geringen Beifall. Eine Adresse, die nach Beendigung der Vorlesungen ein Herr Sobernheim in Umlauf setzte, sprach ihm den Dank der nichtakademischen Zu- hörer aus, welche wohl oder übel unterzeichnen mußten, und die Studenten brachten ihm jetzt ihren Fackelzug.1 Die Rede, in der Schelling ihnen dankte, zeigte, wie ungebrochen sein Selbstgefühl war. „Darf ich fragen", so redete er die jungen Kommilitonen an, „was mir Ihr Wohlwollen, Ihr Vertrauen, Ibre Zuneigung ge- wonnen? Es ist wahr, meine Herren, ich habe mich bestrebt, Ihnen etwas mit- zuteilen, das länger dauert und aushält als das schnell vorübergehende Verhältnis zwischen Lehrer und Zuhörer; insbesondere eine Philosophie Ihnen zu geben, die die frische Luft des Lebens vertragen, im vollen Lichte sich zeigen könne, nicht bloß innerhalb der vier Pfähle einer engen Schule oder in einem beschränkten Kreis von Schülern sich behauptet. Aber nicht durch den Inhalt allein gewinnt man die Herzen. Was ist es also, das Sie persönlich an mich gezogen? Es kann nur dieses sein, daß ich Sie gerade die höchsten Dinge in ihrer ganzen Wahrheit und Eigentümlichkeit habe erkennen lassen, daß ich Ihnen nicht statt

sichtbar ward, den Schelling mit ganz abstrakten Wendungen anziehend zu verbinden weiß. Übrigens war in den Stunden, denen ich beiwohnte, die Darstellung mehr gelehrt, als spekulativ, und von dem Spekulativen verstand ich gar manches durchaus nicht, weil mir der Zusammenhang mit dem Früheren fehlte. Über den Inhalt der von mir gehörten Vorträge, der mir jetzt viel klarer ge- worden, sage ich nichts; die Form aber sprach mich durchaus an. Die Ruhe, Festigkeit, Einfach- heit, Originalität ließen das Chargierte des nicht zu selten hervortretenden Selbstgefühls überscheu. Das schwäbische Idiom schwebte mehr über der Aussprache, als daß es, wio bei Hegel, noch gänzlich tonangebend gewesen wäre, und verlieh, für mich wenigstens, auch dem Laut einen eigentümlichen Reiz". 1) Varnhagen, If, S. 41, über den Fackelzug, der, obwohl von oben her begünstigt und nahezu geboten, sehr dürftig gewesen sei, nur 30 Fackeln. Der Bericht in der Staatszeitung, in der die Regierung die Ovation für ihren Hofphilosophen urbi et orbi verkündigen ließ, lautete allerdings sehr viel glänzendor. Ebd. S. 56ff. über die Adresse, die Steffens, wie Varnhagen ge- legentlich eines Besuches, den er ihm machte, hörte, nicht unterschreiben wollte. Er habe es dann, schreibt Varnhagen später, dennoch getan: „mit widerstrebendem Herzen gewiß und saurem Lächeln! Er fügt sich in äußere Dringlichkeit". Das Verhältnis Steffens' zu seinem alten Lehrer und Duzfreunde war keineswegs das alte zärtliche geblieben. Auch darüber Varnhagen passim.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

des Brotes, das Sie verlangten, Steine gegeben und dabei versichert habe, es sei Brot, daß ich den Abscheu nicht verhehlt vor jeder Art vmi Onterrioht, der Ab- lichtung zur Lüge sein würde, nicht meinen Unwillen über die innere moralische und geistige Verkrümmung, die durch absichtliche Entstellung, in welchem [nteresse immer, versucht würde; versucht gerade gegen die Güter der Jagend, deren schönste Zierde Ernsthaftigkeit, Geradheit und unverfälschte Gesinnung Bind". Unentwegt hielten der Honig und sein Minister zu dem Manne, der Ihnen Offenbarung und Vernunft in Einklang zu setzen schien: sie sahen jet/.t die Zeit gekommen, ihn ganz an Berlin zu fesseln. Noch einmal versuchte Eichhorn, ihn für die Professur zu gewinnen. Schelling aber wußte dies auch jetzt noch zu vermeiden; er wollte sich sogar zunächst die Möglichkeit einer Rückkehr muh München offenhalten. Darin zeigte sich (er selbst wies darauf hin), daß sein Glaube an den unmittelbaren Erfolg, mit dem er den Ruf angenommen, docli schon erschüttert war. Indem er aber diese Zweifel und Bedenken und alle weiteren Bedingungen für sein Bleiben der Entscheidung des Königs überlii der er sich lediglich unterwerfen wolle, schob er ihm auch die Verantwort- lichkeit dem König Ludwig gegenüber zu und gewann für sich eine Stellung, die ihm für die Zukunft die gleiche Freiheit ließ, welche er sich für das erste Jahr gesichert hatte. Das Schreiben, worin der Minister den Philosophen einlud, in den Dienst seines Königs zu treten, faßte noch einmal alle Erwartungen zusammen, welche man auf ihn setzte, und denen er, wie es darin heißt, bereits entsprochen habe. „Ihre hiesige Wirksamkeit", so schrieb der Minister, „hat unseren ein- sichtigen Vertretern deutscher Wissenschaft, die der Ausgelassenheit einer anspruchs- vollen Sophistik mit Besorgnis zusahen, neuen Mut eingeflößt, gesunde, wenngleich unklare Überzeugungen haben sich an dem entschiedenen Hervortreten einer großen Autorität gestärkt, und auf dem Gebiete des öffentlichen literarischen Austausches gewinnt eine edlere Richtung mehr und mehr die Oberhand. Selbst die Äußerungen der Gereiztheit der Gegner haben den unparteiischen Beobachtern nur zum Be- weise dieser erfreulichen Erfolge dienen können und werden mit jedem Tage der Port- dauer Ihrer Wirksamkeit an Einfluß verlieren", Um diese Absichten weiterhin ins Werk zusetzen, sollten dem Philosophen keinerlei bestimmte Verpflichtungen auferlegt werden; er sollte völlig freie Disposition haben über die Verwendung Beiner Kräfte, sei es zu Vorlosungen oder zu schriftstellerischen Arbeiten; temporäre Ent- fernung von Berlin, Reisen in wissenschaftlicher Absicht sollten unverhindert bleiben.1 Auch des Verhältnisses zu König Ludwig ward in dem Schreiben gedacht

l Eichhorn an Schelling, Berlin, 16. Äuguai Eilers nach mündlicher [nformation Eichhorns I iohhorn Btark I

mit einem Begleitbrief an Boheiliog, in dem die ßi i dingunj ball blieb das ursprünglich an

. der für den iasfall

I Len

50 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Da die Angelegenheit, um die es sich handle, eine gemeinsame deutsche sei, so sei Se. Majestät der Meinung, daß des Königs von Bayern Majestät, dem alle großen nationalen Interessen so warm am Herzen lägen, die Angelegenheit unter demselben Gesichtspunkte betrachten und der gewünschten dienstlichen Veränderung Allerhöchst ihre geneigte Zustimmung nicht versagen würden. In der Tat blieb König Ludwig an „teutscher" Gesinnung hinter seinem Königlichen Bruder von Preußen nicht zurück und verzichtete „zum Nutzen des teutschen Gesamt-Vater- landes, den größten aller lebenden Philosophen in Bayern zu besitzen".1 AiiseitigerAngrifi In dieser Zeit hatten die Gegner ihre Keinen bereits geordnet und ihre An-

griffe gegen den Offenbarungsphilosophen von allen Seiten her begonnen. Denn wenn auch außer der Antrittsvorlesung nichts gedruckt war, lag das System dennoch in allen wesentlichen Teilen in den Heften vor, die nach Schellings Diktat ge- schrieben waren und vielfach zirkulierten: ebensowohl die Grundbegriffe von dem blindnotwendigen Urzustände, dem Weltgrunde, aus dem sich die welterfüllenden und weltbildenden Mächte erheben, wie die Deutung der historischen AVeit, der Welt der „Tatsachen" in ihren Epochen der Mythologie und der Offenbarung, durch welche sich der Weltwille wieder aus Kampf und Dunkel zu der Verklärung des sich selbst begreifenden Bewußtseins hindurch winden muß: die hellenischen Mythen und die hebräischen Legenden und das Leben Christi von der Geburt bis zur Verklärung und Himmelfahrt, mit allen Wundern und Wundertaten des Heilands, die himmlischen Heerscharen und Satans höllische Majestät selbst hatten bereits ihre Stelle gefunden; alles unterbaut mit einem Gerüst kreuz und quer ge- richteter, wirr durcheinander laufender historischer und sprachlicher Belege , ■ein Hohn auf jede rationale Erkenntnis, Spottgeburten einer von allen Geistern der Kritik verlassenen Phantasie.

Wie aber hätten die Gegner sich anders gegen den von der Regierung be- stellten Zerstörer ihrer Ketzereien wehren können, als indem sie auf die Quelle zurückgingen, die bisher nur von seinem Katheder herunterrieselte und in den Heften seiner Zuhörer aufgefangen war? Sollte er, der seit Jahrzehnten mit seinen Gedanken Verstecken gespielt, fürder ganz allein das Wort behalten? Er selber hatte ja verkündigt, daß die Zeit gekummen sei, wo er die Lösung des Rätsels für ganz Deutschland, ja für die Welt geben werde. Sollte etwa sein Auditorium die „feste Burg" der Philosophie bleiben und nichts weiter in die Welt hinausdringen als das, was seine Zuhörer mit den Ohren auffingen? In der

ebenfalls bewilligt. Die Söhne wurden in den preußischen Dienst übernommen, auch die in fremde Dienste getretenen als indigen angesehen. Die Bedingungen für die Witwe wurden nach dem in Bayern geltenden Pensionsreglement geordnet. Dabei eine für den Minister bestimmte Bemerkung von Eilers: „Es ist eine eigene Sache mit Schriften, von denen man nicht weiß, daß sie künftig dazu dienen werden, dio leitenden Geister der Gegenwart zu beurteilen".

1) König Ludwig von Bayern an Schelling, München, G. Oktober, Urkb., S. 581, Kanzlei- hand mit eigh. Unterschrift, von Schelling am 15. Oktober eingesandt.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitä 51

Tat: Alle, welche die Feder ansetzten, um die neue Philosophie zu bekämpfen, gingen auf die Hefte zurück. Zunächst, noch im Jahre 1842, ein Junghegelianer, Dr. Frauenstädt, der seine Polemik auf Grund eines knappen Auszuges aus ihnen führte, in sehr gemäßigtem Ton und so, daß er in den Offenbarungen des Gegner sogar tiefe, erhabene Wahrheiten sehen wollte. Vor Ablauf des Jahres trat auch Rosenkranz mit einer Darstellung der Schellingschen Lehre hervor, Vorlesungen, die er im Sommer gehalten und sofort in den Druck gegeben hatte. Rosenkranz jedoch beschäftigte sich nur mit der ersten Epoche Schillings; die zweite besprach er nur nach der Schrift über die Freiheit vom Jahre 1809, in der freilich die Grund- gedanken der Offenbarungsphilosophie schon enthalten waren, und nach den wenigen Bruchstücken, die Schelling in den späteren Jahren herausgegeben hatte, bis zu der Antrittsvorlesung in Berlin hin, so daß er gleichsam nur über den Zaun in den "Wundergarten hineinblickte, den die Phantasie des romantischen Denkers hervorgezaubert hatte. Bald darauf kamen Marheineke und Michelet mit ihrer Kritik zu Platz, eben den Vorlesungen, die sie im Sommer 1842 gehalten; und so erschienen noch andere kleinere und größere Aufsätze in Zeitungen und Zeit- schriften. Alle diese Kritiken aber traten zurück vor dem Angriff, den der ein- stige Freund und Kollege Schellings, sein engster Landsmann (denn sie entstammten beide demselben Pfarrhause zu Leonberg), Paulus in Heidelberg im Sommer 1843 unternahm. Dieser hatte sich eine Nachschrift der Vorlesungen zu verschaffen gewußt, die er nun mit Ausnahme des Kapitels über die Satanologie (die er aus Schonung, wie er sagte, wegließ) wörtlich zum Abdruck brachte. Sie umfaßte jedoch nur den vierten Teil des Werkes, das Paulus dem Gegner widmete; denn er hatte die Sätze Schellings mit Hunderten von Anmerkungen gespickt, in Ein- leitungen und lange Nachschriften einge\Yickelt und durch ganze Abhandlungen unterbrochen. Ihm hatte der Haß, der die alten Freunde seit Jahrzehnten trennte, die Feder geschärft und in bitterste Galle getaucht; nicht bloß auf Widerlegung, sondern auf die moralische Vernichtung seines Gegners hatte er es abgesehen.

Schelline; hatte anfangs die Attacken ignorieren zu können geglaubt: noch Boheiiing ruft

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im Frühling 1843 bezeichnete er sie gegen seinen Bruder als Rückzu{ gefechte: die Gegner meinten wohl, dabei noch einmal das Gewehr abschießen und einigen Lärm machen zu müssen. Der Stoß seines Todfeindes aber brachte ihn aus seiner Ruhe heraus. Er sah sieh mit allem, was er wußte, auf den Rfarkt gezerrt und mit dem Schmutz der Gasse beworfen. Er beschloß, den Kampf aufzunehmen. Einen stumpferen Pfeil jedoch hätte er nicht abschießen können: statt den Gegner zu widerlegen, zitierte er ihn vor den Richter; er klagte ihn auf Nachdruck! In Dannstadt wurde er Boforl damit abgewiesen. In Berlin gelang es ihm zunächst, die Polizei zur vorläufigen Beschlagnahme zu bringen, und in der Frist von acht Wochen, diu das Gesetz vorschrieb, machte er

52 Drittes Buch. Auf dorn "Wege zur deutschen Einheit.

beim Kammergericht die Klage anhängig. Das Ende aber war auch hier nach zwei Jahren die Freisprechung des Verklagten. Vor seinen Freunden rechtfertigte Schelling den Schritt durch die Behauptung, daß er auf keine andere Weise der vollkommenen Ehr- und Schamlosigkeit des zweiundachtzigjährigen verhärteten Sünders etwas abgewinnen könne als durch pekuniären Verlust; die Geldstrafe und Geldentschädigung, die er zu erlangen hoffe, sei das einzige, wTas den Böse- wicht affiziere; denn dieser wisse wohl, daß er selbst zu solchem Schmutz nicht herabsteigen könne. Als ob die Lügen und Verleumdungen, welche Paulus gegen ihn häufe (von denen wir aber in der Schrift nichts entdecken können), ihn nicht verletzen könnten. In Wirklichkeit aber tat er alles, um die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen; er versah die Zeitungen mit Nachrichten über den Fortgang des Prozesses und mit Artikeln aus befreundeten Wachsende Federn, und die Regierung half ihm dabei nach Kräften. Trotzdem verringerte sich die Zahl seiner Anhänger zusehends. Die Theologen hatte er alle gegen sich, in allen Konfessionen und von allen Richtungen, von Paulus bis Döllinger. Zumal die Berliner Orthodoxen konnten in dieser Unideutung ihrer Dogmen nur eine Diskreditierung, eine Profanierung ihrer Heiligtümer erblicken. Neander selbst war entsetzt über die grotesken Phantasien seines Freundes, die ihm von den Gnostikern her bekannt genug waren, und mit denen verglichen Hengstenbergs Bibelexegese noch als ein Muster historischer und philologischer Kritik angesehen werden konnte. In der Akademie hatte Schelling eine bessere Position als an der Universität. Hier saßen seine Freunde Neander, Ranke und Pertz, Wilkens Nach- folger an der Bibliothek, Männer, die mit Schelling in ihren politischen An- schauungen im allgemeinen übereinstimmten. Mit seiner Philosophie aber hatten auch sie nichts zu schaffen ; ihre Auffassung von Welt und Wissenschaft führte sie weit von ihm hinweg. Ein wenig mochte ihn der Beifall trösten, den er noch immer bei den Großen der Welt fand. So bei Metternich, der ihn im Sommer 1843 in Karlsbad in ein längeres Gespräch zog, „mit einem Vertrauen", schreibt Schelling, „als kennten wir uns seit vierzig Jahren"; oder bei dem bayrischen Kronprinzen, dem er unmittelbar vorher in München noch einmal ab ovo und tiefer, als er es früher je gekonnt, die Prinzipien der negativen und positiven Philosophie vortragen durfte; er war entzückt über die Fortschritte, welche der hohe Herr während seiner Abwesenheit gemacht hatte. Wie weit aber war er von dem Siegesbewußtsein der ersten Zeit bereits entfernt! Er konnte fast mit Sehnsucht an Bayern zurückdenken, das er doch so gern verlassen hatte, und meinte bereits, daß man dort viel weiter gewesen sei als in Berlin. „Meine fernen Freunde", schreibt er, „sollten sich zum Geschäfte machen, mich warm und froh zu erhalten, denn hier trete ich die Kelter allein".1 Auch die Zuhörerlisten be-

1) An Dorfmüller, 5. Mai 1844.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

wiesen ihm den Niedergang seines Ansehens. Im Sommer 184-4, wo er die Philo- sophie der Offenbarung, die Krönung seines Systems, vortrug, brachte er es noch Z einmal auf 70 Eintragungen; im Winter vorher hatte die Quästur nur M Meldungen angenommen; im Sommer 1845 wurden es 30 und im Wintersemester 1845/46 ■_".». ' Allerdings mochte sich diese Zahl durch die Hospitanten verdoppeln; aber diese wurden gewiß mehr durch Neugier als durch Wissensdrang in sein Auditorium ge- führt. Zwei Semester setzte er zwischendurch ganz aus: im Sommer 1843, wo in München und Karlsbad weilte (er hatte den Urlaub erlangt, um seinen Haus- halt in München aufzulösen), und noch einmal im Winter 1844/45. Und stets war es das Thema, über das er schon im ersten Semester vorgetragen hatte, und das er in den folgenden Semestern lediglich in seine verschiedenen Teile zerlegte. So las er im Winter 1843 den grundlegenden Teil über die höchsten Prinzipien, im Sommer darauf die Philosophie der Mythologie, deren ersten Teil er im Sommer 1845 wiederholte; der zweite Teil folgte im Winter 1845/46, und zwar so, daß er zunächst den ersten noch einmal kurz repetierte. Dies alles macht einen um so dürftigeren Eindruck, als das philosophische Interesse in Berlin mit nichten er- lahmt war, sondern gerade durch das Auftreten Schellings zunächst ungemein angeregt wurde. Auch darin hatten Eichhorn und der Philosoph seiner Wald sich völlig verrechnet: nicht Yersöhnung, sondern Kampf auf der ganzen Linie war die Losung geworden. Während Schelling im Sommer 1842 die Studenten in seine Philosophie einführte, versammelte Michelet in einem Publikum über die Ent- wicklung der modernen deutschen Philosophie, in der Schelling mit seinen beiden Perioden den Hauptplatz einnahm, mehr als 100 Zuhörer um sich. Zur gleichen Zeit sprach Marheineke, ebenfalls in einem Publikum, über die Bedeutung der Hegeischen Philosophie für die christliche Theologie vor einer Schar \on ungefähr 150 Zuhörern. Auch die jüngeren Dozenten^ die fast alle zu Hegel schworen. hatten in diesen Jahren leidlich besetzte Auditorien, während die Ordinarien, Trendelenburg und Steffens, eher zurückgegangen waren.

Unter solchen Umständen ließ sich voraussehen, daß die neue Philosophie Gibt mJ in absehbarer Zeit vor leeren Bänken vorgetragen werden würde. Hierzu bat Schelling es nicht kommen lassen: die Wintervorlesung über die Mythologie L845 16 war die letzte, die er hielt. Als Grund gab er dorn Minister an, daß ihm die preußischen Richter nicht zu seinem Recht verholfen hätten: ausdrücklich erklärt

l, So di< Qgen, die er Belbsi in der offiziellen Tabelle gemaohl bat Im Sommer

1842 hat er keine Eintragung gemacht, weil er, wie er Bohreibt, die Liste im in enblioke nicht zur Hand habe. Audi bemerkt er jedesmal, daß die wirklichen Börer durch die ; dem Augenschein oaob doppelt oder gar dreimal übertreffen würden; and allei immer ooeh viel bei Schelling hospitiert wurde, obsohon anzunehmen ist, dafi >> u»d

überhaupt die ilteren Zuhörer bald ">''" bitte er auf d

von 6 bis 7 Uhr verlegt

54 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

er, daß es nicht der Mangel an Zuhörern gewesen sei, denn es sei längere Zeit fast kein halbes Jahr vergangen, wo ihn nicht sogar Deputationen aufgefordert hätten wieder zu lesen. Ein formales Recht war aus diesem Umstände gewiß nicht abzuleiten. Aber bei den Verhandlungen im Sommer 1842 hatte Schelling, wie bemerkt (und darauf berief er sich), die freie Disposition über die Verwendung seiner Kräfte, sei es zu Vorlesungen oder zu schriftstellerischen Arbeiten, sich vorbehalten. "Wir wissen nicht, wie Eichhorn und der König diesen Entschluß ihres philosophischen Freundes aufgenommen haben. Vielleicht aber haben sie doch das Empfinden gehabt, daß es besser sei, wenn er selbst den Mund schlösse, als daß er ihm durch das Ausbleiben der Zuhörer geschlossen würde. Und sollte man nicht fast glauben, daß Schelling selbst unter dem Eindruck dieser Furcht gehandelt hat? Tatsache ist, daß er bereits im Januar 1845, lange bevor sein Prozeß entschieden war, dem Minister seinen Wunsch, die Vorlesungen aufzugeben, Bleibt auch angedeutet hat. Er motivierte ihn allerdings anders, durch die Absicht, zu Ostern

literarisch

unproduktiv, des Jahres den ersten Teil seiner Vorlesungen über die Philosophie herauszugeben, dem der zweite vielleicht unmittelbar folgen werde; danach werde er anfangen, die ersten Teile der Philosophie der Offenbarung erscheinen zu lassen; diese teil- weise Publikation sei freilich ganz gegen seine ursprüngliche Absicht, aber er müsse der Notwendigkeit nachgeben und darum seine Wirksamkeit als Lehrer der Wirksamkeit als Schriftsteller unterordnen. Er erwähnt in diesem Zusammenhange, daß er seit 1828 vielleicht achtmal die vollständige Philosophie der Offenbarung vorgetragen habe; die Hefte hierfür lägen längst vor, wie auch die acht Bände, zu denen die beiden Hauptwerke, von denen eins dem andern als Grundlage diene, im Druck sich ausdehnen würden. Daß er jetzt ernstlich darangehe, den ersten Teil der Philosophie der Mythologie in Druck zu geben, bemerkte er im Herbst 1845 auch gegen seinen Sohn Fritz, den Pastor in Weinsberg, der ebenfalls ein philosophisch -theologisches Werk vorbereitete. Aber im Sommer darauf gestand er seinem Bruder Karl, dem er das Vorwort zu Steffens' nachgelassenen Schriften schickte, daß niemand sein Werk aus seinen Papieren werde herstellen können, weil er das Ganze nur im Kopfe trage und keinem Menschen mitgeteilt habe. Jedenfalls trug er sich nicht mehr mit anderen Gedanken als denen an sein Werk; den offenen Kampf hatte er völlig aufgegeben. Das Leben, so schreibt er seinem Schwiegersohn Georg Waitz im November 1847, könne er nur noch als eine von Gott ihm gegönnte Frist ansehen, um seine Arbeit zu vollenden. In dieser Stimmung erlebte er den Ausgang der alten Regierung, den Sturz des Ministers, dessen Hoffnungen er so bitter enttäuscht hatte, und die Revolution, die auch seine politischen Ideale zerstörte. Denn er konnte sich so wenig, wie Friedrich Wilhelm IV., ein Deutschland ohne Österreich denken, und ein preußisch -deutsches Kaisertum erschien auch ihm als eine Sünde wider den Geist der deutschen Ge- schichte. Die Deutschen schienen ihm vielmehr dazu berufen, ein Volk von Völkern

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 55

zu sein, den andern Nationen gegenüber die Menschheit darzustellen; und darin wollte er den rätselhaften Gang ihrer Geschichte begreifen, der uns genötigt habe, ganz fremde Rassen und Nationalitäten an uns heranzuziehen oder sie selbst in einem Teil unseres Gebietes zu lassen; er meinte, ein Wahlkönigtum aus der Mitte der deutschen Könige heraus würde dem deutschen Genius am besten ent- sprechen.

Er hatte damals das siebzigste Jahr bereits weit überschritten, und wenn er Sein Ausgang, sich Krankheiten durch seine Sommerreisen in die Bäder oder in den Thüringer Wald fernhielt, fühlte er doch schon eine Abnahme der alten Kraft. Sogar ein ihm früher ungewohntes Zagen den eigenen Ideen gegenüber, die er seit Jahrzehnten als die Vollendung alles Denkens, die Lösung aller Welträtsel angekündigt, stellte sich ein; die negative Philosophie selbst zeigte ihm wieder ihr altes Sphinxgesicht, und in der positiven wollte er jetzt einen wesentlichen Punkt, den Begriff Gottes und sein Verhältnis zu den Potenzen, anders als früher fassen und eine noch größere Übereinstimmung seiner Philosophie mit der Heiligen Schrift herstellen. Zwischendurch tauchte dann wieder einmal der Gedanke an Vorlesungen auf; und wenn er den Zeitungen, die dies schon als sicher meldeten, ein Dementi entgegensetzte, ließ er dennoch durchblicken, daß er ernstlich daran denke. In der Tat aber geriet ihm weder das eine noch das andere. Die Bedenken, die ihm aufgestoßen waren, verschwanden wohl, und sein System erschien ihm aufs neue unerschütterlich begründet; noch zu Neujahr 1853 wünschte er sich seinen Schüler und Nachfolger Beckers herbei, um ihm das Ganze, in einem halben Jahre meinte er, zu diktieren. Als er aber im August 1854 die Augen geschlossen, fand man in seinem Nachlaß nur die Vorlesungshefte und unvollendete Manuskripte.

Äußerlich war ihm alles gegeben worden, was das Leben reich gestaltet: früher Ruhm, Glanz der Stellung und jahrelang weithin reichender Einfluß, Gunst der Großen, die ihm bis ans Ende treu blieb, Frauenliebe, ein gesundes Alter, ein blühender Kranz von Kindern und Enkeln, die ihn in treuer, zärtlich er- widerter Liebe umgaben. Und dennoch ruht auf seinem Leben, wenigstens in der Berliner Zeit, eine Tragik, ähnlich derjenigen, deren bleierner Druck auf den letzten Jahren seines königlichen Freundes von Preußen lastete. Auch darin bildet Schelliug wiederum den stärksten Gegensatz zu dem Jugendfreunde, der dann sein Widerpart geworden war. Hegel starb auf der Höhe des Ruhmes, umgeben von einer Schar von Bewunderern und Freunden, wählend die Gegner verstummt waren; und sein größtes Glück war vielleicht- der Tod, denn er entzog ihn den Kämpfen und dem unvermeidlichen Zwiespalt, der schon im Schöße seiner Partei auszubrechen drohte. Schelling aber war dazu aufgespart worden, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Zeit zu überlebon. Das romantische Weltalter, dem sich niemand so angeschmiegt hatte wie er, dessen Ideengehalt in dein Hell- dunkel seiner schillernden Sprache den farbigsten Ausdruck gefunden hatte, war

56 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

dahingegangen. Das Interesse an der Philosophie selbst war geschwunden; und in der Politik wie in der Wissenschaft waren neue Generationen zu Worte gekommen, als der Achtzigjährige fern von den Stätten seines Wirkens in dem Schweizer Bade starb. Wir jedoch gehen noch einmal zurück in die Jahre, wo die Romantik im Besitze der Macht war und das Leben an unserer Universität nach ihren Ideen zu gestalten hoffte.

Bernfang Geizers In demselben Sommer, wo Paulus Schellings Offenbarungsphilosophie aller

Welt offenbar machte und von allen Seiten grobes und feines Geschütz gegen den christlichen Philosophen aufgefahren wurde, hatte der Minister schon zwei neue Gesellschaftsretter für unsere Universität in Bereitschaft: unter dem gleichen Tage, dem 15. Juli 1843, erhielt die philosophische Fakultät die Mitteilung, daß Se. Majestät den außerordentlichen Professor Heinrich Geizer in Basel zum Ordinarius der Geschichte und den ordentlichen Professor Victor Aime Huber in Marburg zum Ordinarius der neueren Philologie, Literatur und Literaturgeschichte ernannt habe.

Geizers Herkunft Geizer war eine Eroberung Bunsens, dem er in Bern, wo er damals als

und Stellung.

Privatgelehrter lebte, nahegetreten war: Beziehungen, die sich nur fester knüpften, als Geizer im Herbst 1839 sich in Basel habilitierte, wo er schon 1842 zum Extraordinarius befördert ward. Geizer war Schweizer, ein Sohn Schaffhausens, der Stadt, die einst Preußen Johannes Müller geschenkt hatte, und der noch ein dritter Historiker, der Zeit nach zwischen beiden stehend, entstammte: Friedrich Emanuel Hurter, der Geschichtschreiber Papst Innocenz' III. In demselben Jahr, wo Geizer sich der literarischen Welt bekannt machte, veröffentlichte Hurter, da- mals noch Antistes und Dekan an der Kirche seiner Vaterstadt, jenes Buch, das eine noch nie gesehene Verherrlichung des glänzendsten und machtvollsten Papstes und der mittelalterlichen Kirche war, und führte der Leidenschaftliche, der einst in Göttingen von dem Geist der Aufklärung genährt war, den Kampf gegen seine Amtsbrüder, der mit seinem Übertritt zu der Kirche, deren Panegyrist er ge- worden, endigte. Auch Geizer hatte als Theologe begonnen und, wie so viele Schweizer seiner Zeit, seine Ausbildung auf den norddeutschen Universitäten, in Jena, Halle und Berlin vollendet. Er aber blieb dem alten Lager treu, und wenn er Studium und Lebensziele, seinem Vorbilde Johannes Müller folgend, wechselte, so hat er doch auch als Historiker und in allen Lebenslagen das protestantische Element festgehalten und zu erneuern gesucht. So fand er den Weg nach Preußen, während Hurter ebenso folgerichtig nach Wien geführt wurde; als Geizer auf seinem Berliner Katheder lehrte, unternahm Hurter es, als k. k. Hofhistoriograph in seinem Ferdinand IL die Triumphe des habsburgischen Kaisertums über die deutsche Ketzerwelt zu schildern. Jedoch war Geizer kein Eiferer und Parteimann. So gut evangelisch er fühlte, trat dennoch das Dogma für ihn zurück; und so

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 5*3

warm sein Herz für Preußen schlug, blieb das deutsche Empfinden immer in ihm vorherrschend. Er, der Jahrzehnte hindurch für die preußisch- deutsche Politik ar- beitete, der Diener zweier preußischer Könige, der Berater bei der Erziehung zweier Enkel Kaiser Wilhelms, blieb dennoch Schweizer Bürger und voll warmer Anhänglichkeit an seine republikanische Heimat. Die einzige politische Aktion, die ihm geglückt ist, der Kat, den er Friedrich Wilhelm IV. gab, in der Neuen- burger Präge nachzugeben, kam der Eidgenossenschaft zugute; als badischer Staats- rat ist er gestorben, aber zugleich als Professor in Basel, wo er seit Jahrzehnten (denn die Berliner Professur war nur eine Episode in seinem Leben) Heimat und Stellung gefunden hatte. Er sah die deutsche Politik niemals an als einen Kampf um die Macht, um die politische Einheit der Nation. Die politischen Grenzen, welche die Kämpfe der Vergangenheit gerissen, wollte er nicht wieder verwischen, und nur die geistigen überbrücken und ausgleichen. In der Verschmelzung vou Religion und Bildung sah er die neue Lebenskraft, welche der Nation not tue. Danach wählte er die Stoffe zu seinen Studien und Vorlesungen, die sich weit mehr auf die geistigen Strömungen des deutschen Volkslebens als auf die politischen Kämpfe bezogen. Ihnen galt sein Hauptwerk, die Geschichte der deutschen National- literatur seit Klopstock und Lessing, worin er ebenso die Quellen des zersetzenden Atheismus wie der reinsten Ideale aufdecken wollte, und als angewandte Ethik trug er die Geschichte des Jahrhunderts vor. Gesinnungen, die dem liebens- würdigen Manne die Sympathien des Königs und seiner Freunde erwerben mußten, und die es erklärlich machen, daß Bimsen, der ja selbst auf seinem schweizerischen Gesandtenposten die Beseitigung der Schranken anstrebte, welche unter der Re- aktion zwischen dem geistigen Leben der Schweiz und Preußens gezogen waren, in ihm den Geistesverwandten fand und ihn für den preußischen Dienst verpflichtete.1 Auch sonst hatten die Beiden nach Herkommen und Lebenslauf vieles gemeinsam. Beide stammten aus einfachen Verhältnissen und kamen auf dem gleichen Wege, als Erzieher in reichen oder vornehmen Häusern, rasch zu den Höhen des Lebens empor; Avie Bimsen durch die Verbindung mit dem jungen Amerikaner Astor nach Frankreich und Italien geführt ward, so lernte Geizer den Süden auf Reisen mit einer englischen Familie kennen. Auch er hat manche diplomatische Sendung ausgeführt und als Gelegenheitsdiplomat seine Rolle vielleicht besser gespielt als Bunsen, der vom Hauslehrer weg Diplomat von Fach wurde und Beinen Dilet- tantismus hierin so wenig vorleugnen konnte, wie in seinen weitschiel Schriften über biblisches und ägyptisches Altertum. Dauerndes hat freilich auch Geizer auf keinem Gebiete, auf dem er tätig war, erreicht, da er Gegensätze \<i-

1) Am 2. Januar 1842 wurde, wie ich annehme auf Betreiben B in mit

Oclzor, das Verbot für die preußischen Student n Zürich d aohen,

aufgehoben.

58 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutscheu Einheit.

mittein wollte, die unvereinbar waren, und den Frieden predigte, wo nur Kampf die Losung sein konnte. Als er aber durch Bunsen in den Gesichts- kreis des Königs kam, schien seinen Hoffnungen noch die Zukunft zu gehören, und so folgte der Einunddreißigjährige gern dem Ruf, den der preußische Kultus- minister auf den ausdrücklichen Wunsch des Königs im Frühjahr 1843 an ihn gelangen ließ.1 iubors Herkunft Standen bereits für Geizers Berufung nichts weniger als Interessen des Unter-

richts oder ein Bedürfnis der Universität in Frage, so sprachen für Hubers Er- nennung vollends nur politische Zwecke mit. Seine Anwerbung erfolgte geradezu unter dem Gesichtspunkt, seine Feder für die offizielle Publizistik zu gewinnen; er sollte eine Zeitschrift ins Leben rufen, in welcher die Unterrichtspolitik der Regierung verteidigt würde. Hubers Fach war neuere Literatur, die er bereits an zwei Universitäten und vorher als Lehrer an der Handelsschule in Bremen gelehrt hatte. Aber nicht auf diesem Felde, so ernst Huber seine Aufgabe nahm, liegt die Bedeutung des merkwürdigen Mannes, sondern allerdings ganz auf dem Boden der Politik und der Publizistik, wo er Gedanken vorgetragen und ver- öffentlicht hat, denen in gewisser Weise die Zukunft gehörte, die aber gerade darum von seiner Zeit kaum verstanden wurden. In seinen Adern floß echtes Professoren- blut. Michael Huber, einer der Leipziger Professoren, deren Einfluß der junge Goethe erfuhr, und der Göttinger Christian Gottlob Hevne waren seine Großväter, seine Oheime Blumenbach und Heeren. Aber bereits die Eltern, Ferdinand und Therese Huber, einst Reinhold Forsters Gattin, hatten den Schritt aus der aka- demischen Sphäre, in der sie aufgewachsen, in die freie Welt des Literatentums gewagt. Wenn der Sohn in die akademische Laufbahn hineingeriet, so fand er den Weg dorthin doch als Journalist und Reiseschriftsteller; und das publizistische Interesse, das ihn gerade in Berlin mit voller Schärfe erfaßte, hat ihn aus seiner Fachwissenschaft und bald auch aus seinem Amte selbst wieder hinweggeführt.

1) Neben den Akten im K.-M. IV, G, VI vgl. besonders Friedrich Curtius, Heinrich Geizer, 1892, und den Artikel desselben in der A. D. B. IL, S. 277. Unter Geizers Schriften dürfte von besonderem Einfluß auf die Berufung die „Deutsche Literaturgeschichte" gewesen sein, die 1841 zuerst herauskam; ferner wohl noch die 1839 erschienene Schrift „Die Religion im Leben oder die christliche Sittenlehre. Reden au Gebildete", wie Geizer in Anlehnung an Schleiermachers klassi- sches Werk den Titel gesetzt hatte; vielleicht auch schon die Denkschrift vom Jahre 1843 über die Straußsehen Zerwürfnisse in Zürich. Der Antrag des Ministeriums vom 15. Juni, die die Be- rufung bewilligende Kabinettsordre vom 28. Juni. Die Berufung selbst erfolgte Anfang Juli (Konzept o. D.). Geizer erhielt 1250 Taler, dazu für das erste Semester Urlaub zu Reisen nach England und Frankreich. Als seine Vorlesungen nannte er dem Minister deutsche Geschichte, neuere und neueste Geschichte, Universalgeschichte, auch Philosophio der Geschichte, „aber in anderm Sinne, als was in neuerer Zeit unter diesem Namen geführt wird". Für den Sommer 1844 kündigte er an ein Publikum, „Geschichte Englands im 17. Jahrhundert", und ein Privatkolleg über die Geschichte Deutschlands seit der Reformation, die er jedoch nicht gelesen hat, weil sein Ur- laub verlängert wurde. Er hat sie dann in seinem ersten Semester, Winter 1844/45, vorgetragen.

Erstos Kapitel. Romantik und Realitäten. 59

Den Keim zu den Anschauungen, die später den Inhalt seines Lebens und Beiner Kämpfe bildeten, empfing Huber vielleicht schon in dem Philanthropinum Philipp Emanuel von Fellenbergs in Hofwyl bei Bern, das (anders als die verwandten Anstalten Norddeutschlands in Rousseaus Epoche) die sozialen Interessen in seinen Zöglingen zu wecken suchte, und dessen erster Schüler, wie einst Kitter in Salz- manns Schnepfenthal, Huber wurde; die Mutter hatte ihn nach dem frühen Tode des Vaters dem Freunde anvertraut, und dort hat er von 1806 bis 1816, von seinem sechsten bis zum sechzehnten Jahre (denn er ging mit dem Jahrhundert) seine Erziehung genossen. Im übrigen aber wußten die Zeit und die Welt, in die seine Knabenzeit fiel, noch wenig genug von den sozialpolitischen Tendenzen, die in ihm einen ihrer Bahnbrecher gefunden haben. In dem Hause seiuer Eltern, welche in den Stürmen der Revolution den Boden der Heimat verließen und Jahre hindurch in der Schweiz in französischer Umgebung lebten, wurde meist französisch gesprochen; daher auch die Vornamen, die sie dem Sohne gaben. Und dennoch zählten die Beiden zu den namhaftesten deutschen Autoren: Ferdinand Huber ist mit Cotta der Begründer und Leiter der Allgemeinen Zeitung geworden, und Therese Huber, eine der geistreichsten Frauen ihrer Zeit, hat nach dem Tode ihres Mannes lange Jahre das Cottasche Morgen- blatt redigiert. Die gleiche Unbestimmtheit waltete über ihren Beziehungen zu den religiösen Fragen. Ferdinand Huber war katholisch getauft worden, Therese lutherisch; aber Beider weiche und innige Religiosität war frei von jedem Dogma geblieben, und der junge Victor Aime wußte kaum, welchem Glauben die Eltern augehörten. Auch in Hofwyl fragte man nicht nach dem Bekenntnis. Erst als der Konfirmationsunterricht herannahte, forderte Fellenberg den Jüngling auf, sich zu entscheiden. Er selbst wünschte, daß Victor Aimö sich der reformierten Kon- fession anschließe, während die Mutter, deren ästhetischem Empfinden der katho- lische Kultus mehr zusagte, ihn, wie bereits ihre Tochter, die einem Sohne Herden vermählt war, lieber dem Katholizismus zugeführt hätte. Erst im Jahre 182!», als er vor seinem Eintritt in die Ehe in Bremen das Abendmahl nach lutherischem Ritus nahm, traf er definitiv die Wahl seiner Konfession. Die gleiche Teilnahm- losigkeit hatte er in Göttingen, wo er als Student der Medizin im großelterlichen Hause von 1816 bis 1820 lebte, der burschenschaftlichen Bewegung gegenüber bewiesen. Aber während das langgelockte Teutonentom seiner Kommilitonen b< Spott erregte, ward er selbst um so tiefer gepackt von den Nachrichten liber die Revolution in der romanischen Staatenwelt, den Abfall der südamerikanischen Kolonien von ihrem Mutterlande und die Erhebung Rii n den spani

Ferdinand. Sie viel mehr als der Wunsch, seine medizinischen Kenntnis erweitern, trieben ihn zu seinen Reisen durch das westliche Europa, die ihn mit kurzen Unterbrechungen nahezu ein Jahrzehnl von der Seimai fernhielten und Schicksal bestimmten. Er hat In Paris mit den Führen] der Opposition, in Sp

60 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

mit den siegreichen Liberalen verkehrt, ist Mitglied der Madrider Bürgerwehr ge- wesen, and die Niederlage der spanischen Revolution hat ihn aufs tiefste geschmerzt. Seine Sympathien für das spanische Volk und seine Freiheitsideale hat er niemals verloren; auch die Julirevolution und der polnische Aufstand haben noch seine lebhafteste Teilnahme erweckt. Denn er blieb allezeit ein freier, unabhängiger Charakter, eine Persönlichkeit, die sich mit ihren Schicksalen, Erfahrungen, Kenntnissen und Lebensanschauungen in die Kategorien, welche damals von den Parteidoktrinären aufgestellt wurden, gar nicht unterbringen läßt: eine rechte Janus- natur, entsprechend dem Titel, den er der Zeitschrift verlieh, die er in Berlin herausgab, und in der sich Vergangenheit und Zukunft die Hand reichen sollten. Die Wendung vom Weltbürgertum zur Deutschheit, von der Aufklärung zum Konfessionalismus wird bei Huber zuerst sichtbar um das Jahr 1824, das wir auch sonst, ich erinnere nur an Hengstenberg, als ein Jahr der Abkehr von den auf- lösenden Tendenzen der vergangenen Epoche zu den mehr positiven Richtungen kennen gelernt haben. Bei Huber war es eine Frucht seiner Reise, die Folge nicht sowohl politischer und philosophischer Skrupel, wie sie hinter den Büchern und in der Studierstube sich bilden, als der Erfahrung und Beobachtung, die er auf seinen langjährigen Wanderungen gemacht hatte. Von vornherein beschränkte er sich nicht, wie andere Reisende, auf den Besuch von Kirchen und Museen, son- dern suchte das Volk bei seiner Arbeit auf, in den Wirtschaften, den Handwerks- stuben, auf der Straße; er studierte die Empfindungen, die Wünsche, die Bedürf- nisse der unteren Schichten in ihrer Unberührtheit von den Doktrinen und den Interessen der oberen Welt; er erkannte die wirtschaftlichen Gegensätze, die soziale Kluft, welche sich zumal in England unter dem Andrang der industriellen Ent- wicklung ausbildete, und suchte die Ohnmacht der liberalen Doktrinen, die geistigen und materiellen Gegensätze auszugleichen und zu versöhnen. So entstand in ihm das Ideal eines Staates, in dem Autorität und Freiheit vereinigt sein würden, einer Monarchie, in der alle selbständigen Elemente in Staat und Kirche, in Wissen- schaft und Familie ihren Wert und ihre Freiheit behaupten und die unteren Klassen ebenso wie die regierenden zu ihrem Rechte kommen sollten. Mit den Ideen des Königs waren die seinen nur entfernt verwandt, zumal in ihrer weiteren Entwicklung, als er die Hebung des Proletariats durch Assoziationen, innere Mission und Kolonisation anstrebte. Sie hatten nicht die romantische Belichtung, wie bei dem König, oder das mystische Element, wrie bei Ludwig von Gerlach; auch legte Huber niemals so wie Hengstenberg den Ton auf das Bekenntnis, wenngleich er mit den Jahren sich eng an die lutherische Kirche anschloß. Zu keiner Zeit war es die Form, auf die er den Nachdruck legte. Aber immerhin stand er be- reits der Weltanschauung Friedrich Wilhelms näher als der liberalen, von der er herkam, und so durfte dieser wohl in ihm einen Mitkämpfer für die Zwecke sehen, denen er in Staat und Kirche Raum machen wollte. Zum ersten Mal trat Huber in

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 6]

den Gesichtskreis Friedrich Wilhelms noch vor dessen Thronbe durch Bein

Buch über die englischen Universitäten, das er in der Biarburger Zeil au arbeitete, und dessen zweiten Band er ihm widmen durfte, nachdem er bei einem Besuch in Berlin im Jahre 1838 ihm vorgestellt wurden war. Kr hatte gemeint, durch sein Eintreten für die Brüder Grimm, denen er befreundel war. ach die Gunst der preußischen Regierung verscherzt zu haben; während ihm gerade dies den Beifall des Thronerben erwarb. Mehr noch gewann er diesen durch seine Broschüre über „die Elemente, die Möglichkeit oder Notwendigkeil einer konservativen Partei in Deutschland1', die er in Marburg ISN herausgab, und der er im folgenden Jahre einen Nachtrag unter dem Titel „Die Opposition-' folgen ließ: eine Kriegserklärung ebensowohl gegen den alten Staat mit seinen mechani- nischen, von oben her regulierenden Regierungsformen wie gegen den „sogenannt« ir Geist der Zeit, der die echte Freiheit zerstören und unter die Tyrannei scheinbarer Majoritäten zwingen wolle; Ansichten, welche dem König auch deshalb willkommen sein mußten, weil Huber in seiner Schrift ihn selbst als den Führer und B Schützer aller gesunden Elemente des deutschen Staatslebens ausrief.

Yon Anfang an hatte es in der Absicht der Regierung gelegen, auf die i

° und •!

öffentliche Meinung durch die Presse einzuwirken. Zunächst war an eine Reorganisation der Staatszeitung gedacht worden, die zu Williger Bedeutungs- losigkeit herabgesunken war. Dazu war ursprünglich Eilers bestimmt gewesen. der sich aber, wie bemerkt, dafür zu schade vorgekommen war. Ais er dann in das Ministerium berufen war, betraute ihn Eichhorn auch mit dem Pressedezernat, und wesentlich nach seinen Ratschlägen wurden die Anstalt getroffen, um sich offiziöser Federn zu versichern.1 Der Plan gin| einmal auf die Gründung eines politischen Zentralorgans in der Hauptstadt und je einer Zeitung in den Provinzen. Ferner sollte eine große Literaturzeitung in Berlin entstehen, in der die Politik der Regierung in Staat und Kirche von philo* phischen, historischeu und staatsmännischen Autoritäten verteidig! werden würde ein Organ der Professoren , welche die Richtung des Ministers vertraten, eine Neubelebung des Gedankens, der mit Haukes Historisch -politischer Zeitschrift vi folgt worden war, an weldnr Eichhorn selbst mitgearbeitet hatte. Eben Ranke war wieder als Leiter oder Organisator dieser Zeitschrift ins Auge gefaßt worden; neben ihm dachte man besonders Twesten und Trendelenburg zu beteiligen.1

1) Darüber Eilors selbst im -1. B Wanden« ul,d

161fr., f'Tiior in seiner Schrift „Zur Beurteilung des Ministeriums Eichhorn*, S L42CT

2)Dii h kombinieren aus den Angaben in Ei lers' Wandern] '

Eichhorn", il einem Um.-!" Bubers, an Beinen s.i,..

Bremen, rom Dezember L841, bei Elvers, V. \. Buber, ll. B.111. I I

literarischen Peokadillen erwartete, and beruhigt miob merklich, an mancherlei Wirkungen fehl! es denn I nicht,

62 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Die Staatszeitung sollte darum nicht eingehen, vielmehr auch ihr eine breitere und freiere Stellung gegeben werden. Sie sollte von dem Gange der .Regierungs- handlungen regelmäßig und fortlaufend authentische Kunde geben, in einer stehenden Rubrik falsche Zeitungsnachrichten berichtigen und die freien Grund- sätze des Königs in einer ruhigen und objektiven Darstellung verteidigen; sogar einer wohlwollenden und freien Kritik der Regierungshandlungen wollte man in einem Beiblatt Raum gewähren und in einer Beilage archivalische Dokumente vereinigen. Zum Redakteur wurde auf Rankes Rat Dr. Zinkeisen gewählt, der bekannte Historiker des Osmanischen Reichs und der Französischen Revolution, der mehrere Jahre in Paris gewesen war und eine freie Auffassung historischer und politischer Verhältnisse besaß. Endlich dachte man auf die breiteren Schichten des Volkes durch Kalender und populäre Volksblätter einzuwirken, wozu Bessel in Königsberg, dessen Anschauungen sich mit denen Rankes und Eichhorns berührten, die Anregung gegeben hatte. Vorhandinngen Aber die Ausführung- blieb hinter den Erwartungen weit zurück. Eür das

mit Dahlmann. ° °

politische Hauptorgan in Berlin war kein Geringerer als Dahlmann ausersehen, und der junge Karl Reimer, der den Verlag übernehmen sollte, begann im Auf- trage des Ministers die Verhandlungen. Im Oktober 1842 kam Dahlmann nach Berlin, wo unter seinen Freunden und allen Anhängern der liberalen Ideen der Jubel groß war; man glaubte schon, ihn auf immer gewonnen zu haben, sei es als Chef der Publizistik oder als Mitglied des Staatsrats, in einer Stellung, wie sie der Kronprinz einst Niebuhr zugedacht hatte, oder auch als Professor an der Universität; die Studenten begrüßten bereits ihren künftigen Lehrer mit einem Ständchen. Auch die drei Minister, in deren Händen Presse und Zensur lagen, Arnim, Bülow und Eichhorn selbst, bereiteten ihm eine wohlwollende Aufnahme. Aber in den mündlichen Verhandlungen kamen die Differenzen stärker zutage als bei den Korrespondenzen, die vorangegangen waren. Denn so gemäßigt Dahl- mann sich gab, so sehr es im Sinne Eichhorns war, wenn er betonte, daß es nicht sowohl auf das Wissen an sich als auf seine Ausprägung in vaterländischen Tugenden ankomme, hielt er doch daran fest, daß die erste Bedingung für die Leitung des Blattes die völlige Freiheit, die Unabhängigkeit von jeder Schranke der Zensur sein müsse. Gerade jetzt stand die Regierung vor der Veröffent- lichung des neuen Zensurgesetzes, welches die stärksten Hemmungen der alten Ordnung beseitigte. Aber zu einer völligen Entfesselung der Meinungen wollten der König und sein Minister doch nicht die Hand bieten. Überdies erregte der Plan dem König an sich Bedenken. Als Professor wollte er Dahlmann gern be-

und höre ich aus ganz sicherer Quelle, daß in Berlin ein Blatt ungefähr in meinem Sinne be- schlossen ist, unter R . . . .'s Leitung, dessen Qualifikation hierfür freilich in mancher Hinsicht zu bezweifeln ist". Aus den Stellen bei Eilers ergibt sich, daß damit nur Bänke gemeint sein kann.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 63

sitzen; das glaubte er dem Hannoverschen Hofe jetzt bieten zu können. Ich weiß aber nicht einmal, ob er dabei überhaupt je an unsere Universität gedacht hat. Hatte er doch bereits Bethmann- Hollweg, der Dahlmann für die Bonner Universität erbeten, die Zusage gegeben. Genug, am 1. November erhielt Dahl- mann seine Bestallung als Professor an der rheinischen Universität, und damit fiel der Plan einer Deutschen Zeitung in Berlin ins Wasser.1 Die Staatszeitnng blieb unter der neuen Leitung so einflußlos wie unter der alten. Das literarische Zentralorgan kam gar nicht zustande; Ranke selbst, der wenig Neigung zi sich noch einmal auf den verlorenen Posten zu stellen, riet, die schon bestehende Literarische Zeitung zum Organ der Regierung zu machen, wozu der Redakteur, Dr. Brandis, gern die Hand bot. Für die westlichen Provinzen gewann man in dem Professor Bercht, dem Leiter des „Rheinischen Beobachters", einen Ver- teidiger der Regierungspolitik; in Ostpreußen stellte sich im Januar 1843 Pro- fessor Schubert an die Spitze eines regierungsfreundlichen Blattes; in Berlin wirkte Leopold von Henning für die Politik des Ministers, sowohl in selbständigen Schriften wie auch in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, die jetzt unter seiner Redaktion von der Linie des strengen Hegelianismus abzuweichen begannen.2 Auch unter den jüngeren Dozenten fand Eichhorn den einen oder den andern, der seine Feder für ihn zuführen bereit war: so Dr. Gruppe, der, nachdem er längere Jahre in der Redaktion der Staatszeitung tätig gewesen, im Sommer 1842 sich dem Kultusminister verpflichtete, für den er sogleich in einer Streitschrift gegen Bauer eintrat,3 den Historiker Siegfried Hirsch, der unter anderm für die Augsburger Zeitung schrieb, und den jungen Adolf Helfferich, einen schwäbischen Pfarrerssohn, der einst Burschenschafter und intimer Zuhörer von David Friedrich Strauß gewesen, dann aber positiv geworden war und eben jetzt, in dem ersten Teil einer Geschichte der christlichen Mystik, Ansichten geäußert hatte, die sich in der Richtung Eichhorns bewegten. Ihn hatte der Oberst von Radowitz, damals Gesandter Preußens in Karlsruhe, der Helfferich durch Perthes in Bonn und Passavant in Frankfurt, wo er Lehrer gewesen, kennen gelernt hatte, dem Minister empfohlen.4

1) Vgl. Springer, Dahlmann, II, 8. 170. Dazu die Akten im K.-M., Zentralbur., Pere. D 14.

2) K.-M., Zentralbureau, H 31.

3) Ebd. G 12.

4) Ebd. II 3h. Eingabe Helffericha an Eichhorn aus Stuttgart, 22. August mil er sein Buch übersandte und um Anstellung als Privatdozent an einer preußischen ünivi

Er habe, schreibt er, den philosophischen und historischen Nachweis für die göttliche Persönlich- keit Christi versucht, der aber erst in den folgenden zwei Bänden lendung fli Bein Wunsch ging, wie Radowitz in Beinern Empfehlungsbriefe (20. in auf Bonn, wo er reiche Materialien fuj eine Btudien erwarte und durch I blicklich eine Lücke sei. Radowitz hatte den Minister Bohon bei Beinern aalt In Berlin auf seinen Benützung aufmerksam gemacht, für den er, da um eine Remuneration bat. Eichhorn willigte ein, wün ohte Belfferich al

64 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Abschluß In derselben Zeit wurde auch mit Huber verhandelt. Hierbei aber hatte,

so scheint es, nicht Eichhorn die Führung, sondern die Männer der Evangelischen Kirchenzeitung und des eingegangenen Politischen "Wochenblattes; und ich möchte sogar vermuten, daß der Kultusminister sich auf die Berufung Hubers nur mit halbem AVillen eingelassen hat. Bereits im Herbst 1842 war von der andern Seite her mit Huber angeknüpft worden; bei einem Besuch, den er damals bei seinem Schwager Julius Müller in Halle machte, wurde eine Zusammenkunft in Koswig verabredet, zu der von Halle Huber selbst mit Müller und Leo, von Berlin unter andern Hengstenberg, Hassenpflug und ein Delegierter des Generals von Thile erschienen. Huber schrieb darüber an seinen Schwiegervater, es sei auf dieser Konferenz auf gut Berlinisch gewaltig viel hin und her gekannegießert worden, ohne daß viel dabei herausgekommen sei. Aber der Plan, eine konser- vative Zeitschrift zu gründen, scheint doch durch diese Konferenz gefördert und dem Gedanken, Huber für dieselbe zu gewinnen, von da ab ernstlich näher getreten zu sein. Die Berufung selbst ward unmittelbar durch den König einge- leitet, der durch Kabinettsordre vom 3. März 1843 Eichhorn mit den Vorver- handlungen betraute. Der Minister ersuchte hierauf Sydow, den Bundestags- gesandten, sich von Frankfurt aus mit dem Marburger Professor in Beziehung zu setzen, wollte jedoch nur ein Gehalt von 800 Talern (400 weniger, als Huber in Marburg bezog) in Aussicht stellen und bemerkte, daß eine höher gehende Forderung Hubers das ganze Projekt vereiteln könne.1 Bevor aber Sydow die

Oktober traf dieser hier ein, erhielt seine Remuneration (zunächst 100 Taler) und habilitierte sich im Laufe des "Winters. Im März 1845 hatte Eichhorn vor, ihn in die Redaktion der Königs- berger Zeitung, deren Einfluß unter Schubert auf Null gesunken war, zu bringen; er wollte ihm zugleich ein Extraordinariat an der ostpreußischen Universität geben, stand aber auf Holfferichs Vorstellungen, der um eine Verwendung bei dem Rheiuischen Beobachter (für den er vielfach korrespondiert hatte) und ein Extraordinariat in Bonn bat, davon ab und zeigte sich bereit, seine "Wünsche zu erfüllen. Bethmann-Hollweg wurde demgemäß instruiert. Helfferich sollte zu Michae- lis in Bonn als Privatdozeut eintreten und dann ein Extraordinariat, vorläufig ohne Gehalt, be- kommen, jedoch nicht eher, bis die dort vakante ordentliche Professur für katholische Philosophie besetzt sein würde, für die ein Kandidat noch gesucht wurde; bis dahin sollte er noch als Privat- dozent in Berlin bleiben (13. April 1845). Aber der Plan zerschlug sich, und Helfferich hat in Berlin bis zum Herbst 1802 auf das Extraordinariat warten müssen.

1) Vielleicht hat auf die zögernde Haltung Eichhorns dio Rücksicht auf die Stimmung au der Berliner Universität über die vielen Oktroyierungen eingewirkt. Daß ihm aber auch die Richtung Hubers wenig zusagte, möchte aus einem späteren, von Eilers konzipierton Erlaß an Sydow, vom 12. Mai 1843, hervorgehen. Darin heißt es: „Die von ihm gelieferten publizistischen Aufsätze beweisen, daß er den Charakter unserer Zeit im allgemeinen richtig aufgefaßt hat und namentlich zu der Einsicht gekommen ist, daß der gegenwärtige Gesellschaftszustand hauptsächlich an einem bedenklichen Mißverhältnisse der sittlichen Grundlagen zu den materiellen Interessen und rationellen Bewegungen leidet. Die große Aufgabe, welche Preußen als dem Schauplatze der lebhaftesten Reibungen aller politischen und religiösen Systeme in Deutschland zugefallen ist, scheint er zwar, nach seinen Schriften ,Die konservative Partei' und ,Die Opposition' zu urteilen, noch nicht klar erkannt zu haben, sowie seine politischen Betrachtungen auch noch kein Zeugnis einer

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten.

bezüglichen Eröffnungen an Huber machen konnte, hatte dieser bereits eine Ein- ladung von Radowitz, der eben wieder in Berlin gewesen war, zu einer Be- sprechung in Cassel erhalten. Hier legte ihm der Gründer <lor Politischen "Wochenschrift, der, wie anzunehmen, durch den König persönlich dazu autorisiert war, den Plan eines neuen Wochenblattes vor, dessen Redaktion Euber über- nehmen sollte: er werde freieste Hand und ausgedehnteste Mittel haben, auch Mitarbeiter von erstem Rawg; Radowitz nannte Schelling, Puchta, von Gerlach und, wie Huber schreibt, ein Dutzend desselben und ähnlichen Kalibers. Es sollte ein Konkurrenzunternehmen der Deutschen Jahrbücher werden, nur viel großartiger in Form und Ökonomie. Huber zeigte sich dem Anerbieten gegenüber zurückhaltender als Radowitz, der ihm, wie er schreibt, ein wenig als „beau parleur" erschien, gehofft hatte; er wünschte durchaus nicht, seinem Fach, das er lieb ge- wonnen und mit dem er eine Lücke in der Wissenschaft auszufüllen überzeugt war, entfremdet zu werden und sich als Redakteur verbrauchen zu lassen, und stellte seine Bedingungen so, daß seine Professur darin den ersten Platz einnahm. In Berlin aber legte man hierauf so wenig Wert, daß Eichhorn unter Bewilligung der Forderungen Hubers (1800 Taler und vor Antritt der Professur Reise Urlaub nach England) ihm durch Sydow nahelegen ließ, seine Vorlesungen an der Universität auf ein Publikum zu beschränken, um seine Zeit und Kräfte der größeren Aufgabe zu widmen: er stellte es dem „bewährtem Takte" des Gesandten anheim, in welcher „Form der Be- gründung" dieses Hauptmotiv gegen den p. Huber, da es nicht ganz übergangen werden könne, zu erwähnen sei; so daß, wie Hubers Biograph angibt, diesem gar nicht recht zum Bewußtsein kam, daß man ihn als Redakteur statt als Professor angeworben hatte. Den Interessen der Universität war trotzdem durch die Berufung Hubers ohne Frage besser gedient als durch diejenige Geizers, dessen Disziplin durch Männer wie Ranke und Raumer hinreichend vertreten war, während Hubers Fach seit Valentin Schmidts Tod ganz verwaist war. Noch immer war die Pflege der fremden Sprachen und Literaturen auf Lektoren beschränkt. Zwar für die slavischen Sprachen, in erster Linie das Polnische, besaß die Regierung lebhaftes [nteres Dies sogar in dem Maße, daß ihre Pflege zu den frühesten Aufgaben gehörte, welche der König seinem Minister stellte. Hierbei war alles im größten Stile g plant. Neben zwei Ordinariaten, in Berlin und Breslau, mit Errichtnng eines Seminars, war auch die Anstellung von Lehrern für die polnische Sprache an

gründlichen Durchforschung des inneren Getriebi ihiedenen Prinzipien und ihrer wähl

Zielpunkte geben [hier ist dann ausgestrichen: „Indem er mitunter zum Konservativen der Endabsicht nach zum Radikalismus gehört"]; Beine Gesinnun für

die Zukunft der deutschen Nation, and seine Liebe zu Preußen liegen abei ebenso deutli Zweifel als Beine publizistischen Talente. Daranlaßt Bioh mit Grund die Qoffnun knüpf n durch Umgang mit praktischen und wissenschaftlichen Staatsmännern hol vielleicht einen größeren Wert auf eine tüchtige und unmittelbar in dt eingreifende politisch-literarische Wirksai wird, als auf dii I

Lenz. Geschichte

66 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

einem Berliner Gymnasium, wie auch an einigen andern, die der Provinz Posen (wo bereits polnisch unterrichtet wurde) benachbart waren, ins Auge gefaßt. In Berlin hatte man dabei an das Joachimsthalsche Gymnasium gedacht, vielleicht in Hinblick darauf, daß hier bereits sechs Stellen für polnische Schüler evangelischer Konfession bestanden; als jedoch der Direktor Meineke widersprach, sowie sich auch unter den Schülern keinerlei Neigung dahin kundgab, ward das Französische Gymnasium als besonders geeignet dafür bezeichnet. In den Provinzen dachte man an Glogau, Frank- furt und das Pädagogium in Züllichau. Die beiden Ordinariate sollten für die Ge- samtheit der slavischen Sprachen und Literaturen dienen, deren Verbreitung, wie Eichhorn in der Verfügung, durch die er die Universität zu Vorschlägen aufforderte (8. Februar 1841), bemerkte, in Deutschland sehr wünschenswert sei. Verlangt waren Gelehrte, welche wenigstens die fünf Hauptdialekte der slavischen Welt von seifen der Sprache wie der Literatur beherrschten; sie sollten aber auch imstande sein, durch Vorträge in polnischer Sprache die Studenten polnischer Nationalität mit der deutschen Literatur und ihren klassischen Werken bekannt zu machen. Für Berlin verhandlang wünschte man in erster Linie Schafarik herbei, der kürzlich Korrespondent der

mit Schafarik.

Akademie geworden war. Mit ihm setzte sich der Minister indirekt, schon vor Ablauf des Jahres 1840, bevor noch die entscheidende Kabinettsordre heraus- gekommen war, und danach im Februar offiziell durch Johannes Schulze in Verbindung. Aber auch die Fakultät war nicht nur mit der Idee an sich, sondern auch mit der Wahl Schafariks durchaus einverstanden. Ein langgehegter Wunsch, so schrieb sie dem Minister in dem Bericht vom 13. März, sei durch eine Pro- fessur für diesen wichtigen Zweig der allgemeinen Sprachkunde und Völker- geschichte erfüllt; sie dankte für die neue Gnade, die ihr dadurch bewiesen sei. Die Vorlesungen über deutsche Literatur in polnischer Sprache erregten freilich ihr Bedenken, jedoch nur, weil Schafarik sich darauf schwerlich einlassen und es überhaupt kaum möglich sein werde, unter solcher Bedingung auf einen aus- gezeichneten Kenner der slavischen Sprachen zu rechnen; auch die Errichtung eines Seminars wollte die Fakultät erst dann anraten, wenn ein tüchtiger Dozent angestellt wäre. Die Hoffnung, Schafarik zu gewinnen, sollte sich jedoch nicht erfüllen. Alter, Kränklichkeit und mehr noch die Anhänglichkeit an sein Land und seinen Kaiser hielten den großen Forscher in Prag zurück; auch erregte ihm in der Tat die Forderung, das Seminar zu halten, Skrupel, weil er wirklich das Polnische und Russische nicht so betrieben hatte, daß er es sprechen konnte. Zwar ließ er sich, nachdem er zweimal abgelehnt, durch seinen Freund Purkinje in Breslau im Mai zu einer Reise nach Berlin bewegen, und hier, wo man ihm in jeder Weise entgegenkam, schien er bereits fest gewonnen1; heimgekehrt aber schrieb

1) Am 16. Mai empfing ihn der Minister. Bei den Akten ein interessanter Bericht Schafariks. Darin verbreitet er sich über das, was gelehrt weiden solle: vor allen Dingen die Grammatik der Hauptmundarten , demnächst die Geschichte der slavischen Literaturen ; alles übrige trete dahinter

Erstes Kapitel. Romantik and Realitäten. 67

er endgültig ab, nachdem ihm seine Regierung die Stellung als Eustos an der Prager Landesbibliothek gegeben hatte. Er hatte statt seiner in Berlin Celakowsky, damals Bibliothekar an der Kinskyschen Bibliothek in Prag, vorgeschlagen für Breslau dagegen Doktor Adalbert Cybulsky, der seine Studien in Berlin ge- macht und eben eine Anstellung als Lehrer der polnischen Sprache am Gymnasium in Lissa erhalten hatte; von diesem selbst liegt ein Gesuch, als Privatdozent an der Berliner Universität beginnen zu dürfen, bei den Akten (12. Februar). Die Regierung berief nun Celakowsky nach Breslau, für das sie ihn schon bestimm! hatte, als sie noch hoffte, Schafarik zu bekommen; und so blieb für Berlin nur der einheimische Kandidat übrig, der als Pole (er war 1804 im Groß- herzogtum als Sohn eines Güterverwalters geboren) für die geplanten Vor- träge über deutsche Sprache und Literatur vor seinen Landsleuten ja in der Tat sehr geeignet war. Auch seine Studien machten Cybulsky dazu wohl fähig. Er hatte, seitdem er 1828 vom Mariengymnasium in Posen entlassen war, in der Hauptsache Philosophie und Geschichte getrieben, aber auch Staats- recht und Politik hatten ihn interessiert. Hegel und später dessen Schüler, Ranke, Droysen und ganz besonders Böckh waren seine Lehrer gewesen. Letzterem war seine Dissertation über den Sullauischen Bürgerkrieg gewidmet, auf die er 1838 promoviert war. Neben Böckh aber steht auf dem "Widmungsblatt der Arbeit Dr. Marcinkowski in Posen, der bekannte Vorkämpfer der polnischen Nationalität, den wir bereits mit einem der eifrigsten Mitglieder der polnischen Xationalverbindung an unserer Universität, der Polonia, identifizieren durften. Dieser Name zeLrt die Stellung an, welche Cybulsky zu den Zielen seiner Nation einnahm, und die seiner Wirksamkeit an unserer Universität eine ganz andere Richtung geben mußte, als der große Slavist, auf den Regierung und Fakultät gehofft hatten, genommen haben würde.1 Eben hiermit hängt auch die ungemein lange Studien- zeit Cybulskys zusammen. Sie war nämlich Jahre hindurch unterbrochen gewesen, da er 1830 über die Grenze gegangen war, um sich den Kämpfern für Polens l'n-

zurück, Altertumskunde usw. Zur Methode des Unterrichts spricht er sich für einen doppelten Lehrkursus aus, einen vorbereitenden und eiuen höheren. Notwendig Beien Lektoren neben den Professoren, vielleicht sei auch der Unterricht an dem Gymnasium mit diesem akademischen in Einklang und Verbindung zu setzen. An geeigneten Lehrbüchern sei Mangel, dii zu l>e-

schaffen; später auch Taschenwörterbucher. Endlich rät er noch zu einer Zeitschrift in deutscher Sprache, etwa unter dem Titel: „Jahrbücher der slavischon Literatur. Viertelsjahrsschrift ". I1- Slavisten in Breslau und Berlin soien dio natürlichen Redakteure.

]) In dem Brief, den Schafarik am 10. Januar 1841 auf die erste Luff eingesandt hatte, heißt es u.a.: „Es ist gewiß im toteres e der fori ihreitenden Humanitäl zu wünschen, daß die Errichtung der obengenannten Professur wirklich zustande kommt und nioht länger pium dei iderium bleibt. Je selbständiger, freier und hiermit auoh schärfe] »* b ausbilden, um so mein-, dächte ich, sollten die Re bemüht sein.

zu errichten, um den Völkern den isch ihre!

erleichtern". Schafarik war Blovake aus Nordungarn und evangeliscl

68 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

abhängigkeit gegen die moskowitische Herrschaft anzuschließen. - In seiner Eingabe an Eichhorn deutet er diese Episode nur leise an, als einen „Ausflug nach Ruß- land", bei dem er auch die dortige Sprache kennen gelernt habe. Hierfür hatte er drei Jahre Zeit gehabt, die er, da er als Insurgent in die Gefangenschaft der Feinde seines Volkes gekommen war, im Innern des Landes auf einer russischen Festung zugebracht hatte. An Preußen ausgeliefert, war er zunächst von der Regierung Friedrich Wilhelms III. noch einmal, in Schweidnitz, sechs Monate lang festgehalten worden; und so hatte er erst 1836 seine Studien wieder beginnen können. Erst nach seiner Promotion hatte er sich ernstlich mit dem Studium der slavischen Sprachen abgegeben. Er war dann nach Prag, wo er sieben Monate Schafariks Anleitung genoß, nach Wien, wo er vier Monate unter Kopitar arbeitete, und schließlich nach Agram gegangen, um das Tschechische und Südslavische kennen zu lernen; erst Ende 1839 war er nach Berlin zurückgekehrt. Unter Friedrich Wilhelm IV. erregten die nationalen Antezedentien Cybulskys nicht mehr den Anstoß, den sie unter seinem Vorgänger gegeben hatten. Eichhorn nahm sein Ersuchen bereitwillig auf und riet ihm, sich um die polnische Lehrstelle, die wahrscheinlich am Französischen Gymnasium errichtet werden würde, zu bewerben; er werde ihm auch die Habilitation gestatten. Ebenso wenig Schwierigkeiten machte die Fakultät; auch ihr war es sehr willkommen, als sich Cybulsky noch in diesem Jahre habili- tierte, und schon im folgenden erhielt er eine Remuneration.1 Vernachlässigung Leider war die Regierung den Sprachen und Literaturen des süd- und west-

der englischen

und der roma- europäischen Kulturkreises nicht mit dem gleichen Eifer zugetan, wie denen

nischen Sprachen . r\ . t\ t, t i -ni -r-i

and ihrer des Ostens. Das Italienische lehrte Fabrucci, das Französische der schon alternde Franceson. Das Englische war momentan unbesetzt, da Seymour, der es länger als zwei Jahrzehnte vertreten hatte, im Herbst 1842 gestorben war; Deiius. hier bot allerdings ein Privatdozent, Nikolaus Delius, der sich im Mai 1842 habilitiert hatte, Ersatz. Daß die Fakultät für die Pflege dieser Sprachen und ihrer Literaturen von jeher Interesse und Verständnis bewiesen, ist uns bekannt und hatte sich noch kürzlich gezeigt durch ihren Antrag an den Minister,

1) Die weitere Beförderung verbaute er sich später doch, wieder durch seinen nationalen Eifer. 1848 erschien er an der Spitze seiner Landsleute, im folgenden Jahre ward er Abgeordneter zur Zweiten Kammer, wo er sich der polnischen Fraktion anschloß. Als die Breslauer Fakultät ihn 1850 auf ihren vakant gewordenen Lehrstuhl berief, ward er von der Regierung nicht bestätigt. Erst die neue Ära eröffnete ihm dorthin den Weg. Von 1860 bis an seinen Tod (16. Februar 1867) bat er an der schlesischen Universität das Ordinariat für slavischo Philologie und Altertumskunde bekleidet. Seine politische Tätigkeit hat auf seine wissenschaftliche offenbar hemmend eingewirkt. Es liegen neben einer Reihe von Rezensionen und Abhandlungen nur ein paar selbständige Schriften vor. Allgemeineres Interesse erregte seine deutsch geschriebene Abhand- lung übor slavische Ortsnamen der Insel Potsdam und der allernächsten Umgebung, 1859. Aus seinem Nachlaß wurden die in Berlin zuerst gehaltenen Vorlesungen über die neueste polnische Poesie herausgegeben, 2 Bände, 1870 polnisch, 1880 deutsch. Schlesische Zeitung vom 19. Fe- bruar 1867, Nr. 82, S. 2.

Erstes Kapitel. Romantik and Realitäten. »>ri

für das englische Lektorat eben Delhis zu gewinnen, als einen Mann, der kein bloßer Sprachmeister sei, sondern die Geschichte der englischen Sprache and Literatur wissenschaftlich beireibe, zugleich aber auch für den Unterricht im Englischsprechen und -schreiben geeignet sei.1 Die Regierung folgte diesem Rate nicht; die Stelle ward doch meder mit ein. 'in Lektor, Solly, besetzt, und Del ins ging, nach einer Zwischenzeit als Mitredakteur der Weserzeitung, Ostern L846 nach Bonn.

Dennoch war man an der Universität durch Hubers Berufung nicht weniger irritiert als durch die Geizers. Das politische Moment spielte dabei, soweit die "gegin Ordinarien in Betracht kamen, keine Rolle. Bei der jüngeren Lehrerschaft und den Studenten war es freilich anders; hier war der Widerspruchsgeist, wir kommen bald darauf zurück, in der letzten Zeit gewaltig gewachsen und machte sich bereits in einer Reihe von Manifestationen Luft. Die regierende Korporation aber zeigte sich, wie zu allen Zeiten, sehr gemäßigt und viel eher geneigt, die (iemeinschaft mit der Regierung zu behaupten als zu zerstören. Gerade in diesem Jahre war der Senat überwiegend aus Konservativen und selbst Reaktionären zu- sammengesetzt. Rektor war allerdings Friedrich von Raumer, dessen liberale Richtung außer Zweifel war. Auch Böckh war kein Freund des Ministers; sie hatten schon in der Zeit, als Eichhorn noch Syndikus der Universität gewesen, immer auf den entgegengesetzten Seiten gestanden und waren auch jetzt gesell- schaftlich und amtlich bereits verschiedene Male aneinander geraten.2 Ein Stürmer

1) Über Belius A.D.B. III L, S. 653 (Brummer). Fakultätsprotokolle vom 25. November IM.'. 2. und 23. Februar 1843. Das holländische Lektorat, das bis dahin Schmitz vertreten hatte, der jetzt ausschied, indem er seineu Sohn zu diesem Amte empfahl, ward als überflu hoben.

2) Besondere gelegentlich der Reden und Vorlesungsprogramme , welche Böokh wieder mehr mit politischen Spitzen ausstattete, als er in der letzten Zeit gewohnt gewesen war. So in dei Rede vom 15. Oktober 1S42 und in dem Vorlesung lieses Winl

aus Piatos Theätet zugrunde legte, wo der Philosoph diejenigen, die sich von Jugend auf an Oeri aufhalten, in Vergleich mit denen, die bei den w alten aufwachsen, wie

Knechte gebildet nennt im Vergleich mit Freien: „Sie werden /.war scharfsinnig gemaoht n witzigt und . sich trefflich darauf, ihrem Eerrn mit Wort meicheln und mit der

Tat zu dienen; aber kleinlich und ungerade sind ihre Seelen, denn . od an

hat ihnen das Wachstum uod das freie grade Wesen benommen". W ihnung

knüpfte: rAgite igitur, commilitones, dato operam, ut. dum vobis Buae qui instrumenta

oionum quasi extrinsi obumbrentu] te quam illustrentur, ruanturqua i

ad libcitateni fo tem vindioetU anin :

Hoff mann. S. 1 12. Dei Minist ihm hierauf seine Mißbilligung

ihn gezwungen, in dei

Onmul mlasaen. Bookh hat infi

leitungsschrift verfallt. Die Zeitungen bemächtigten Bioh Boforl d ailge tung gabei

in der F Schrift Friedriofa ea über die deutsch anknüpft r »US,

70 Drittos Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

und Dränger war aber auch Böckh, der bei aller Selbständigkeit die Besonnenheit selbst war und sogar den Beifall von Männern wie Schuckmann und Kamptz ge- funden hatte, niemals gewesen. Der Gesinnung nach verwandt war ihm der Pro- rektor Dieterici, dem jedoch seine amtlichen Beziehungen zum Minister Reserve auferlegten. Alle andern Mitglieder des Senats waren mehr oder weniger kon- servativ gesinnt. Dekane waren Hengstenberg, Stahl, Müller und Trendelenburg; Senatoren außer Böckh noch Twesten, Lachmann, Puchta und Rudorff; und der neue Universitätsrichter, Lehnert I, der kürzlich Krauses Nachfolger geworden, war am allerwenigsten auf Opposition gegen den Minister, dem er als Hülfsarbeiter unter- stellt war, erpicht. Dennoch konnte der Senat sich dem Appell an die Wahrung der Rechte der Universität, den man von allen Seiten an ihn erhob, nicht ent- ziehen. Nur die beiden Theologen hielten auch diesmal zu Eichhorn; als Raumer die Frage stellte, ob der Senat dem Minister nicht den Wunsch vortragen solle, in Zukunft bei Neuberufungen gehört zu werden (was ja den Fakultäten durch die Statuten gewährt war), und ob für die nächste Sitzung ein dahingehender Bericht vorbereitet werden solle, stimmten sie nicht nur dagegen, sondern ver- langten sogar die Aufnahme ihres Votums in das Protokoll. Die andern aber sprachen sich im Sinne des Rektors aus. Auch die philosophische Fakultät zog einen solchen Antrag von sich aus in Erwägung. Hier war es der Dekan, Trendelen- burg, selbst, der sich dagegen wandte, aus persönlichen Rücksichten, denn er stand nicht bloß dem Minister nahe, sondern war auch mit Huber befreundet; ei meinte, man könne ihm nicht zumuten, den Bericht zu entwerfen, und wies im übrigen auf die Rücksichtnahme hin, welche der Minister gegen die Fakultät schon dadurch bewiesen habe, daß er Männer, die eine Zierde der Universität gewesen sein würden, nicht in die Fakultät versetzt habe. Er blieb jedoch mit seiner Meinung allein und mußte sich sogar der Abfassung der Vorstellung an den Minister unterziehen.1 Die Motive, mit denen die Fakultät ihre Ansicht stützte, waren die gleichen, die wir von früheren Vorfällen ähnlicher Art kennen: sie hatten mit wissenschaftlichen Bedenken nichts zu tun. Es waren nur wieder die

habe darin zwar manche irrtümlichen Urteile ausgesprochen und Vorschläge zur Besserung und Hebung des geistigen Lebens gemacht, diese aber nicht zu bindenden Vorschriften erhoben und einen Mann wie Kant nicht genötigt, seine Lehre danach einzurichten. Varnhagen, der auf diese Dinge mehrfach zurückkommt (Tagebücher II, S. 30, 82, 105, 223), bemerkt, daß Eichhorn durch diese Rede gewaltig geärgert worden sei. Als die Studenten darauf Böckh zum Geburtstage einen Fackelzug veranstalten wollten , wurde dieser hintertrieben. Hierüber berichtet Varnhagen S. 233 : „Als Böckh am letzten Freitage, wo ihm der gescheiterte Fackelzug gebracht werden sollte, seine Vorlesung über Platon's Staat hielt, kam gleich im Anfange des ersten Buches die Stelle vor, daß heute Abend noch ein Fackellauf stattfinden solle, und zwar zu Pferde, was ein ungeheures Ge- lächter erregte!" „Minister Eichhorn", schreibt Böckh seinem Bruder am 11. Mai 1843, „ist ein wunderlicher Heiliger geworden , und zwar im eigentlichsten Sinne, und wer sich nicht entschließen kann, den Kopfhänger zu spielen, kann mit ihm nicht fertig werden". Hoffmann, S. 112. 1) Senatsprotokoll vom 19. Juli und Fakultätsprotokoll vom 22. Juli 1843.

Erste* Kapitel. Romantik und Realität il

Überfüllring der Lehrstühle und deren Folgen: die Zersplitterung des Unterrichts, die Ungleichheit der Lehre, das Mißverhältnis zwischen der Zahl der Lehrer und den Mitteln, welche der staut an sie wende, und die Nötigung chlecht-

besoldeten Dozenten, durch zeitraubende und beschwerliche Nebenbeschäftigungen den Ausfall ihrer Einnahmen zu decken, die Nachteile ferner, welche die Faku als Korporation durch die wachsende Schwierigkeil der Verhandlungen und B Schlüsse erleide, und zuletzt auch die Schädigung der Mitglieder durch die Ver- ringerung der Emolumente. In aller Bescheidenheil ward auf den § 42 hing» wonach es der Fakultät erlaubt sei, bei Besetzung neuer stellen motivierte Vor- schläge zu tun, und daran die Bitte angeschlossen, als allgemeine Regel zu . Statten, was in einzelnen Fallen bereits geschehen und auf den meisten deutschen Universitäten immer der Brauch gewesen sei. Die Fakultät winde, heißt es zum Schluß, sonst kaum das Gefühl einer wirklichen Korporation haben, das sich doch noch vor kurzem habe neu beleben dürfen1: sie dürfe sich auf das gute Bewußt- sein stützen, daß sie nicht engherzig aufstrebenden Kräften und Richtungen in den Weg getreten sei, wofür namentlich die von ihnen nach genauer Prüfung zu- gelassenen Privatdozenten im ganzen und einzelnen einen Beleg lieferten.

Auch die Extraordinarien benutzten die Gelegenheit, um einen n - >'■''

stürm auf das Mitleid der Regierung zu unternehmen. Einundzwanzig von ihnen reichten eine Eingabe au den Senat ein, in der sie ihre Besorgnis zum Ausdruck brachten, durch die Neuberufungen auswärtiger Lehrer von jeder Befördern abgeschnitten zu werden. Sie durften in Wahrheit auf die peinliche Lage hin- weisen, in der sich das Lehrerpersonal der Universität zum Teil noch fortwährend befinde. Von den 20000 Talern, durch welche der Oniver itätsfonds im Herbst 18-40 aufgefüllt worden war, hatten sie kaum mehr als ein Zi halten. In der Hauptsache war das Geld den Instituten zugute gekommen. Sudann waren die Ordinarien, von denen noch immer viele weit unter dem Normaletal standen, in erster Reihe bedacht worden, so daß die jüngeren Dozenten höchstens um ein- oder zweihundert Taler aufgebessert worden waren. Auch dabei war noch nach Gunst und Laune verfahren worden. Solche, die wie llellwing starb an- schlugen, waren besser davongekommen als diejenigen, denen das Litten Bchwer \\ urde, oder solche, deren Ansichten in den oberen Regionen nicht gefielen. So war Vatke, der wirklich einmal gehofft hatte, endlich mit einem Gehalt bedaoht zu werden, und für den Bogai der Minister eingetreten war, schließlich doch leer au en. Nun waren die Neuberufungen ja allerdings nicht auf den Qniversitätsfonde ers und Bubers Gehälter waren zunächst auf die

iden. .\ ,,i dooh die Bestimmung n, daß ihre G

. ledigung anderer Stellen, aus dem ünivei

72 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Der Senat, der am 16. August beide Eingaben dem Minister einsandte, machte die darin ausgesprochenen Wünsche und ihre Motive zu den seinigen. Er erhob nicht den Anspruch, daß die Universität sich lediglich nach dem Dienstalter aus den außerordentlichen Professoren zu ergänzen habe und niemals ein fremder aus- gezeichneter Mann zu berufen sei; ein solcher Grundsatz würde der Universität wesentlichen Schaden bringen. Aber er bat doch, der Überfüllung vorbeugen zu wollen; er legte die Angelegenheit der Extraordinarien dem Minister ans Herz; und er trug, ohne daß er daraus ein Recht machen wollte, darauf an, über neue Anstellungen die Gutachten der Fakultäten und nötigenfalls des Senats einzuholen und möglichst zu berücksichtigen.1 Verfügung Das Vorgehen des Ministers erschien um so rücksichtsloser, als er selbst gerade

Eichhorns über

Kontroüerang darauf ausging, dem übergroßen Andrang der Lehrkräfte zu steuern.. Aber auch dabei Remuneration hatte er Wege eingeschlagen, auf denen er dem Widerstände der Universität begegnen dezenten." mußte. Denn er wollte die Abhülfe nicht bloß in der Verschärfung der Habilitations- bedingungen sehen, wobei er die Fakultäten ganz auf seiner Seite gehabt hätte, sondern die bereits Habilitierten einer fortlaufenden Beaufsichtigung durch die Dekane unterwerfen, derart daß die Fakultäten über die Lehrerfolge und die wissen- schaftlichen Leistungen der Privatdozenten dem Regierungsbevollmächtigten von Zeit zu Zeit Bericht erstatten, die guten zur Remuneration empfehlen, die schlechten aber durch eine Warnung vor der Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen aus der akademischen Laufbahn herausdrängen sollten. Und er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, über eine so tief einschneidende Anordnung zunächst die Meinungen der Fakultäten einzuholen, sondern seinen Willen durch Erlaß vom 29. November 1842 in Form eines für die Universität allgemein gültigen Befehls dem Regierungs- bevollmächtigten zugehen lassen, der ihn dann an die Dekane zur Nachachtung einfach weitergab. Es war auch hier die philosophische Fakultät, welche die Führung der Opposition gegen diesen Eingriff des Ministers übernahm. Sie be- schloß zunächst, die Verfügung als an sie selbst gerichtet anzusehen und demgemäß zu beantworten. Gegen die verheißenen Remunerationen hatte sie begreiflicher- weise nichts einzuwenden. Die Warnung an die minder bedeutenden Privat- dozenten jedoch erklärte sie für unausführbar. Der Senat schloß sich unter Raumers Leitung diesem Gutachten an. Bei Eichhorn aber war nichts zu erreichen. Unter dem 19. März 1843 wiederholte er seinen Befehl, dem er eine kränkende Spitze durch die Bemerkung gab, daß eine Erinnerung an die Privatdozenten sehr

1) Die drei Eingaben im Urkb., S. 593. „Niemand kann und soll besser wissen", heißt es in der Eingabe des Senates, „welcher Lehrer die Universität bedarf, als sie selbst. Ständen ihr indes Berufung und Anstellung allein zu, so ließe sich befürchten, sie könne hiebei einseitig und eigen- nützig verfahren; wenn sie dagegen nur bittet, jedesmal mit ihrem Gutachten gehört zu werden, so kann von jener Gefabr gar nicht die Rede sein. Nie wird die Universität die Wahrheit und ihre eigene Ehre dadurch verletzen, daß sie geringhaltige Personen unverdienterweise empfiehlt oder würdige Männer herabsetzt und zurückweist".

Erstes Kapitel. Romantik und Realititäten l'S

wohl ausführbar wäre, wenn nur die Fakultäten denselben fortgesetzt die auch in den Statuten vorgeschriebene Aufmerksamkeit widmen würden. Er gab zu diesem

Zweck dem Dekan anheim, gegebenenfalls das urteil des Facbprofessors als der eigentlichen Autorität einzuziehen oder durch dessen Vermittelung namens der Fakultät die Erinnerung an den betreffenden Privatdozenten zu richten.1

Bereits im Juni 1843 kam die Verfügung an die Universität, solche Berichte

über die Privatdozenten einzuschicken. Zu einer Verwarnung fanden sich die nn Fakultäten in keinem Falle veranlaßt. Zur Remuneration empfahlen die theologische und juristische je einen, den Lizentiaten Jacobi und dcw Doktor Schmidt; die philosophische nicht weniger als fünf, die Doktoren Minding, Müller, Nauwerck, Rammeisberg und Cybulsky, während die medizinische keinen zu nennen hatte. Diese Vorschläge wurden dem Senat eingereicht, der am 19. Juli auf Anordnui des Ministers darüber beriet, in derselben Sitzung, wo er von der Ernennung Hubers und Geizers Kenntnis erhielt. Hier nun erhob Puchta Einspruch gegen Nauwerck. Er wies auf die zum Skandal ausgeartete Tendenzschriftstellerei des- 1,;

:ch der

selben hin, wie sie namentlich in den jüngst erschienenen Artikeln der Deutschen Bemui Jahrbücher zutage trete, und gab anheim, in dem Senatsbericht daraus ein Be- denken gegen seine Empfehlung herzuleiten. Hengstenberg war sofort auf seiner Seite, und auch sonst erhoben sich Stimmen für den Autrag. Dennoch drang Trendeleuburg, der die Beschlüsse seiner Fakultät zu rechtfertigen hatte, durch. Weit entfernt, solche Tendenzen zu billigen, meinte er, daß es sich hier doch nur um das wissenschaftliche Verdienst des Dozenten in seinem Fache als solchem handeln dürfe, nicht um seine politische Stellung. Mit 6 gegen 3 Stimmen wurde beschlossen, auch Nauwerck in dem empfehlenden Bericht zu nennen. Twesten und Rudorff enthielten sich der Abstimmung, weil ihnen die Schriften des Nauwerck unbekannt wären; während Hengstenberg sich ein Separatvotum vorbehielt.

Nun muß es freilich auch uns auffallen, daß die Fakultät unter ihren N _'T Privatdozenten gerade auf einen Mann wie Nauwerck verfallen war, dessen

° Lehrt

jenschaftliche Verdienste gering genug waren. Er hatte neben seinem Spezial- fach, dem Arabischen, noch die Venia legendi für Geschichte der Philosophie erhalt"!), auf Grund besonders einer kleinen Schrift iibei l1 von LampsakUB.

Aber Lorbeeren hatte er auf keinem der Felder erworben, die er bebaute, weder als Schriftsteller noch als Dozent. Audi daß er Bein Spezialfach zuzeiten ganz allein an der Universität vortreten, konnte kaum noch für ihn angeführt weiden.

Rückert, wi nigstens für die Wintersemester, ein Ordinarius dieses Facl gewonnen war. So konnten auch wir allerdings auf den Verdacht geraten, daß

l ) r.- \.. p. ii. v..!. [. Die vom 19. Mar/.. D Babilitati

Boblag eines Numerus clausus dei Privat

Eichhorn mit Kocht bchaif Slkl

74 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Nauwercks Opposition gegen eine Kegierung, unter deren Willkür und Bevor- mundung die Universität litt, auf den Beschluß der Fakultät von Einfluß ge- wesen sei. Im Publikum, das alle diese Kämpfe an der Universität mit leb- haftem Anteil begleitete und als brennende Fragen des Tages behandelte, faßte Indiskretionen nian jedenfalls die Sache ganz in diesem Sinne auf. Das erfuhr die philosophische

in der Presse. n . ,_ . . , , .

Fakultät selbst zu ihrem großen Verdruß, als in der Mannheimer Abendzeitung ein Berliner Korrespondent den Vorgang als einen schweren Konflikt der Fakultät und des Senats mit dem Minister schilderte und die Gelegenheit benutzte, Nauwerck in dem Brillantfeuer liberaler Gesinnungstüchtigkeit darzustellen. Ein Dementi, das Trendelenburg sofort der Zeitung zustellte, nützte nichts. Die Re- daktion machte es, wie es auch heute in ähnlichen Fällen üblich ist: sie druckte die Berichtigung zwar ab, forderte aber zugleich Beweise dafür, daß ihre eigene Darstellung falsch sei; denn auf solche allgemeinen, noch dazu anonymen Be- hauptungen könnten weder sie noch ihre Leser etwas geben obschon die Zuschrift unter dem Auitssiegel der Fakultät und mit einem von Trendelenburg selbst unterzeichneten Begleitschreiben an sie gelangt war. Und da die Geschichte aus der badischen Zeitung bald auch in preußische Blätter überging, so in die Trierer, die Breslauer und die ältere Königsberger Zeitung (die Berliner wagten nichts zu bringen), so blieb dem Dekan nichts übrig, als ein amtliches Dementi in der Preußischen Staatszeitung selbst zu veröffentlichen, dem Minister aber persönlich und im Namen der Fakultät das tiefste Bedauern über die begangene Indiskretion und die Irreführung der öffentlichen Meinung auszusprechen. Poütischo Übrigens tat Nauwerck alles, um sich im Lichte eines Vorkämpfers für die

Schriftstellerei

Nauwercks. liberalen Ideen zu zeigen. Eben in diesen Wochen ließ er mehrere Kundgebungen drucken, welche ihn aufs neue als Verfechter „subversiver Ideen" erscheinen ließen. So wenigstens nannte es der Minister des Innern, Graf Arnim, als er Eichhorn den Artikel der Mannheimer Zeitung zugehen ließ. Es waren Betrachtungen über die polnische Frage und über den erblichen Grundbesitz adliger Familien, an denen das Revolutionärste wohl der Ort war, an dem sie standen; Nauwerck hatte sie nämlich zu den „21 Bogen aus der Schweiz" beigesteuert, einer Sammlung von Flug- schriften, welche aus dem literarischen Komptoir in Zürich und Winterthur stammte und, da sie durch ihre Bogenzahl nach den Bestimmungen des neuen Preßgesetzes die Zensurfreiheit erlangte, schon in ihrem Titel das geistige Sperrgesetz verhöhnte. In einer dritten Flugschrift, die er als „Anmerkungen zur Literarischen Zeitschrift" bezeichnete, hatte er das Organ des Kultusministeriums selbst angegriffen. Eich- horn aber teilte die Auffassung seines Kollegen vom Ministerium des Innern durch- aus. Er werde, schrieb er zurück, die Frage, ob ein Mann, der als Ver- fechter subversiver Grundsätze auftrete und sich zur Verbreitung derselben des Literarischen Komptoirs in Zürich und Winterthur bediene, einer Universitäts- korporation in dem preußischen Staate angehören könne, auf geeignetem Wege

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten, 15

zur Erledigung bringen; was damit gemeint war, sollte die Universität bald erfahren.

Unterdessen hatte bereits ein neuer Vorfall die Gefährlichkeil des politi- '•"> '■■■

mischen

sierenden Privatdozenten dem Ministerium deutlich gemacht. Im Mai war aus dem Kreise der Studentenschaft dem Senat der Wunsch vorgetragen worden, die Errichtung eines akademischen Lesevereins zu gestatten. Die Antragsteller be- riefen sich darauf, daß in Göttingen, Halle, Heidelberg, Tübingen, München und Kiel bereits Lesezimmer für die Studierenden eingerichtet wären. In Berlin hatten Geschäftsleute, so der Antiquar Fernbach und die Yossische Buchhandlung, Lese- zirkel eingerichtet; auch lagen in dem „Berliner Lesekabinett" politische, literar- historische und belletristische Zeitschriften aus; an der Universität hielt der Verein zum „historischen Christus" Zeitschriften, die er unter seinen Mitgliedern zirku- lieren ließ. Aber ein Institut, das einen Mittelpunkt für die gesamte Studenten- schaft hätte abgeben können, fehlte. Die Einbringer des Antrages selbst waren als fleißig und wohlgesinnt bekannt, und der Senat stand nicht an, ihren Wunsch dem Minister zu empfehlen, indem er vorschlug, das Journalzimmer der König- lichen Bibliothek den Studierenden zu dem Zwecke zugänglich zu machen; Pertz, mit dem man darüber Rücksprache genommen, hatte sich dazu bereit erklärt. Diese Idee empfahl sich besonders unter dem Gesichtspunkt, daß man damit einen Zu- fluchtsort für die Studenten in der Nähe der Universität gewann, der ihnen für die Zwischenstunden offenstand und ihnen so die Verlegenheit ersparte, entweder eino unpassende Wahl von Vorlesungen dem Zeitverluste vorzuziehen oder sich in Konditoreien, Kaffees und Bierhäusern herumzutreiben. Der Plan der Studie- renden aber ging weiter. Sie wünschten ein eigenes Lese- und Sprechzimmer zu haben, worin ebenso die neueste Literatur, literarhistorische und belletristische, wie auch die politischen Zeitungen des In- und Auslandes und alle Neu- erscheinungen der Fachliteraturen ausgelegt wären; auch an eine Sammlung von Karten, Lexicis und den wichtigsten Broschüren war gedacht. Allgemeine Ver- sammlungen, die alle Vierteljahr zusammentreten würden, sollten über die Wahl der Zeitschriften entscheiden, ein Verwaltungsausschuß mit Präsident, Vizepräsident. Sekretären usw. war vorgesehen. Auch der Minister zeigte sich nicht abgeneigt und genehmigte die Statuten, nachdem der Senat dieselben einer wiederholten Revision unterzogen hatte; die Bitte, den Verein mit Geldmitteln zu unterstützen, war freilich nicht gewährt worden. Unterdes aber war das unternehmen bereits in eine ganz andere Richtung gedrängt worden, als seine Urheber geplanl hatten: die liberale Strömung, längs! in der Studentenschaft von Einfluß, hatte sich der Sache bemächtigt Als im August die "Wahlen vorgenommen wurden, gingen dai sitzende zwei Studierende hervor, welche seit Anfang di las Universitä

gericht beschäftigten: ein Doktor Schauenburg, der aus München zugezogen und \un hier aus als altes Mitglied der Leipzigei Burschen ohafl denunziert worden

76 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

war, und ein Studiosus Kriege, der bisher noch gar nicht immatrikuliert war, aus dem zureichenden Grunde, weil er sich in München in Untersuchungshaft befand. Schauenburg hatte eingestanden, daß er bis zum November 1841 der Leipziger Burschenschaft angehört habe, eine politische Tendenz dieser Verbindung jedoch in Abrede gestellt. Er war, da sich der Verdacht, daß auch in Berlin eine Burschenschaft bestehe, nicht beweisen ließ, auch nicht zu bestätigen schien, außer Verfolgung gesetzt worden und mit einem scharfen Verweis davongekommen1; die Wahlen aber wurden, wie sich versteht, nicht bestätigt. Jedoch auch die Neuwahlen fielen nicht besser aus. Zum Präsidenten wurde jetzt ein Doktor Lorenzen er- koren, in den Ausschuß aber zwei Privatdozenten aufgenommen, und zwar der Jurist Doktor Collmann und Dr. Nauwerck. Der Eintritt von Universitätslehrern in den Verein war allerdings von vornherein in Aussicht genommen, ja vom Senat wie vom Minister geradezu empfohlen worden, da hierdurch ein näheres Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern hergestellt und ein mäßigender Einfluß auf die letzteren ausgeübt werden könne; durch diese Wahlen aber war jene Hoffnung in das gerade Gegenteil verkehrt. Um nun ähnlichen Mißgriffen vorzubeugen, wurde vom Senat als Prinzip aufgestellt, daß Studierende, die wegen grober Exzesse, Unsittlichkeit oder Zugehörigkeit zu einer verbotenen Verbindung eine Disziplinar- strafe erlitten hätten, von der Wahl ausgeschlossen sein sollten und nur im- matrikulierte Studenten in den Vorstand gewählt werden dürften; die rückwirkende Kraft dieser Bestimmung aber wurde verneint, mithin sowohl die Wahl des Doktor Lorenzen als die der beiden Privatdozenten bestätigt und der Regierung in diesem Sinne berichtet. Der Ministor Der Minister hatte, noch bevor er hiervon in Kenntnis gesetzt war, von sich

hebung aus den Senat auffordern lassen, die beiden Ersterwählten, Schauenburg und Kriege, nicht zu bestätigen, außerdem aber die Vereinsmitglieder zu ermahnen, keine nutzlosen und gefährlichen politischen Zeitungen anzuschaffen, und der Senat hatte sich beeilt, ihn zufriedenzustellen; gleich folgenden Tages stellte er ihm das Protokoll, welches darüber mit den Vorstandsmitgliedern des Vereins aufgenommen war, zu. Eichhorn aber ließ sich dadurch nicht mehr beruhigen. Am 2. Oktober verfügte er kurzerhand die Aufhebung des Vereins: dies sei den Ausschuß- mitgliedern mittels Protokolls zu eröffnen, den übrigen Studierenden aber die Auflösung des Vereins durch Anschlag am Schwarzen Brett in der Art bekannt zu machen, daß nach der Tendenz, welche der Verein genommen, diese Maßregel als eine väterliche Fürsorge zu betrachten sei, um die Studierenden gegen eine ihnen unbewußte Gefahr zu schützen. Der Senat selbst ward aufgefordert, Sr. Ex- cellenz die Erledigung des Befehls anzuzeigen, und zwar mit der ausdrücklichen

1) Senatsprotokolle vom 3. Mai, 17. Mai und 7. Juni. Mit Schauenburg war auch ein stud. jur. von Bonies aus Herford unmittelbar nach der Immatrikulation vorhaftet worden. Auch ihm wurde der Untersuchungsarrest als Strafe augerechnet und nur ein strenger Verweis erteilt.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 77

Versicherung, daß er mit der Maßregel des Herrn Ministers durchaus einverstanden T»delt .üe üni-

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sei und aufs neue bemuht sein werde, dahin zu wirken, daß so viel als möglich mangelnder ein für die Studierenden vorteilhaftes Verhältnis der Studierenden mit ihren Lehrern studierenden1" herbeigeführt würde. Als Grund für die Auflösung war die politische Tendenz angegeben, welche der Verein offenbar zu nehmen im Begriff stehe, im Wider- spruch mit dem § 6 des Gesetzes vom 27. Januar 1838. Der Beschluß war, wie der Minister erklärte, im Einvernehmen mit dem Minister des Innern gefaßt worden.

Unter den Professoren erregten besonders die Schlußsätze der Verfügung Protest der

tt tt philosophischen

heftigsten Unwillen; denn sie enthielten von neuem einen Tadel der Korporation selbst, K«knitat. den Vorwurf, daß die Professoren es an der nötigen Verbindung mit den Studierenden hätten fehlen lassen und dadurch den Einfluß auf ihre sittliche Führung verloren hätten. Wieder war es die philosophische Fakultät, welche die Verteidigung der Korporation gegen die Anklagen des Ministers auf sich nahm. In einer Vorstellung an den Senat führte sie aus, daß es an ihr nicht liege, wenn sich die Studierenden der Einwirkung durch die Professoren entzögen, denn so viel, als möglich sei, ge- schehe, um eine nähere Bekanntschaft zwischen Schülern und Lehrern zu ver- mitteln. Allerdings könne der Umgang zwischen Lehrern und Zuhörern nur ein wissenschaftlicher sein, auf Exkursionen, Experimente, Seminarien, Interpretationen, Quellenlektüre sich beschränken; auf politische Gespräche und Tendenzen könne er sich nicht beziehen. Zu Einladungen in Abendgesellschaften stimmten vielfach die Einnahmen nicht; Examinatorien, Repetitorien und ähnliche Unterrichtsarten da- gegen seien nur in gewissen Zweigen der Wissenschaft möglich. Man müsse, hieß es weiter, überhaupt weniger darauf wirken, das Gelernte durch das Gedächtnis weiter- zuptlanzen, als zu eigenen Gedanken und Forschungen anregen. Die Fakultät wies auf die Universitäten Österreichs hin, wo so viel examiniert und repetiert werde, ohne daß es zweifelhaft sei, daß auf den preußischen Universitäten, namentlich in Berlin, bei weitem mehr wissenschaftlicher Geist und Streben unter den Studierenden angeregt werde. ,. Man muß", so heißt es in der Eingabe, „Freiheit gestatten, wie ein jeder Universitätslehrer nach seiner Persönlichkeit, seinen Verhältnissen, der Natur seiner Wissenschaft den Umgang mit seinen Zuhörern anknüpfen will und kann." Diese Klagen lassen erkennen, daß man an der Universität schon von neuen Plänen gegen die Lehrfreiheit der Universitäten wußte, mit denen Eichhorn sich damals trug, und die ein halbes Jahr später in dem Edikt über die dialogische Unterrichtsform zum Ausdruck kamen.

Zunächst aber wollte der Minister mit Nauwerck Abrechnung halten, l'nd hierzu bot flieser selbst bald liberreichlich Gelegenheit. Er hatte für den Winter m ein einstündiges Publikum, Über den Begriff de. Staates, angekündigt, ein Thema, das seinen politischen [nteressen jedenfalls mehr entsprach als seinen philosophischen, und dessen Berechtigung BChon deshalb zweifelhaft war, weil seine Venia legendi

78 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

nur auf die Geschichte der Philosophie lautete. Von dem Dekan hierauf aufmerksam gemacht, änderte er das Thema und nannte es jetzt „Geschichte der wichtigsten Systeme der philosophischen Staatslehre"; als solches kam es in den Katalog und blieb im Ministerium unbeanstandet. Bis dahin hatte Nauwerck als Dozent ein sehr verborgenes Dasein geführt; und daß ihm die Gabe fehlte, die Rollo eines zweiten Gans, nach der es ihn gelüstete, zu spielen, hatten seine philosophischen Kollegia bewiesen, welche kaum mehr Anziehungskraft gehabt hatten wie die über arabische Sprache und Literatur. Jetzt ward es mit einem Schlage anders. In Scharen kamen Studenten und Hospitanten aus dem Zivil- und Militärstande herbei; Nauwerck erlebte, und sogar mehrere Male hintereinander, das höchste der Ge- fühle eines Privatdozenten, die Auswanderung in ein anderes Auditorium wegen Überfüllung; erst das Auditorium maximum konnte die Massen fassen, welche seine politischen Offenbarungen hören wollten. Dem Minister aber schien damit die Gelegenheit gekommen zu sein, um ihm das Handwerk zu legen. Noch im Oktober wandte er sich an Arnim mit dem Ersuchen, ihm die revolutionären Schriften Nauwercks auszuliefern, ließ dann aber doch noch einige Wochen ver- streichen, wohl um die Entwicklung der Vorlesungen zu beobachten. Erst am Die i. Dezember richtete er die Aufforderung an die philosophische Fakultät, binnen

philosophische °

Fakultät soii vier Wochen ein motiviertes Gutachten darüber einzureichen, ob gegen den Ver-

selbst gegen

Nauwerck ein- fasser der genannten Schriften mit einer Verwarnung, bezw. mit einer Verweigerung der Remuneration einzuschreiten sei. Die Aufsätze hätten, so heißt es, unverkennbar die Tendenz, zur Unzufriedenheit mit der bestehenden Verfassung aufzuregen; zum Teil würden dadurch bestehende Gesetze und Einrichtungen in gehässiger Weise beurteilt; man könne daher wohl die Frage aufwerfen, ob ein so rücksichts- loser Verfechter subversiver Theorien noch länger einer Universitätskorporation im preußischen Staate angehören dürfe. Zwei Tage darauf kam ein neuer Erlaß. Hierin wurde die Fakultät aufgefordert, von dem Inhalt und der Tendenz der Vor- lesungen des Nauwerck wie von dem sie besuchenden Publikum nähere Kenntnis zu nehmen und zu erwägen, ob er überhaupt berechtigt sei, Vorlesungen in der an- gegebenen Art zu halten; im bejahenden Falle, ob es nicht notwendig sei, ihre Einstellung zu veranlassen. Es war also beidemal die Fakultät, die der Minister mit der Verantwortlichkeit für sein Vorhaben belasten wollte.1 Wie morsch der Strick war, mit dem der Minister den Rebellen fangen wollte, bewies er durch die Einforderung einer Anzeige darüber, ob der p. Nauwerck die Erlaubnis zur Be- nutzung eines andern als des ursprünglich gewählten Auditoriums bei dem Rektor nachgesucht und erhalten habe, sowie durch die Anfrage, ob der Umzug unter Ver- übung von störendem Geräusch verursacht worden sei. Sei ersteres nicht geschehen,

1) Dieser Weg war, wie aus einem Marginal von Eilers, der in allem wieder der Referent war, hervorgeht, gleich nach der ersten Denunziation Nauwercks durch Arnim im Ministerium ins Auge gefaßt worden.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 79

so solle der Dekan von sich aus befugt sein, vorläufig. die Vorlesung zu suspendieren. Für den Fall aber, daß Nauwerck die Berechtigung zur Vorlesung nach Inhalt und Tendenz abgesprochen werde oder daß irgendwelche Ungehörigkeiten darin vorgekommen seien, ward der Dekan ausdrücklich autorisiert, ihn zu einer sofortigen Einstellung seines Kollegiums bis auf weitere Bestimmung zu veranlassen.

Die Fakultät wurde mit der zweiten Forderung schneller fertig als mit dem Bei

der l

Urteil über die Schriften. Bereits am S.Dezember ging ihr Bericht an das Ministerium aber den ab. Sie hielt darin über ihrem angegriffenen Dozenten schützend die Hand. Er sei, gab sie zur Antwort, zu der Vorlesung durchaus berechtigt, habe auch, soviel ihr be- kannt geworden, nichts getan, wodurch er die ihm durch die Habilitation gesetzte Grenze überschritten habe, oder wodurch Störungen des Unterrichts zu befürchten wären. Die Auswanderung in einen größeren Saal bezeichnete sie sogar als löblich, da gerade in einem engen Raum eher Unordnung entstehen könne als in einem großen; die Erlaubnis des Rektors dazu einzuholen, wie freilich vorgeschrieben, sei in solchen Fällen bei der Kürze der Zeit unmöglich. Immerhin kam man dem Minister soweit entgegen, daß der Dekan den Angeklagten protokollarisch ermahnte, die Grenzen wissenschaftlicher Forschung nicht zu überschreiten, was dieser bereit- willig zusagte.

Sehr viel mehr Umstände machte der Bericht über die Schriften Nauwercks. Hierfür ward in derselben Fakultätssitzung eine Kommission eingesetzt, in welche Böckh, Trendelenburg und die beiden Historiker, Raumer und Ranke, gewählt wurden, wozu dann noch Dieterici als der Dekan trat. Sie mußten ihre Bedenken schriftlich äußern; diese wurden bei der ganzen Fakultät in Zirkel gesetzt, und erst danach trat die Kommission, am 27. Dezember, zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, für die Dieterici einen aus den Voten der Kollegen zusammengestellten Bericht mitbrachte. Derselbe fand jedoch nicht die Billigung der Kommission; Dieterici mußte ihn unter Beiordnung von Trendelenburg einer Umarbeitung unterziehen, die dann in einer zweiten Kommissionssitzung am 30. Dezember genehmigt wurde. Am 4. Januar trat die Fakultät zu einer letzten Redaktion zusammen, und nun erst ging das Schriftstück dem Minister zu. Der Um- ständlichkeit entsprach die Sorgfalt in der Ausarbeitung des Gutachtens, das nach Form und Inhalt zu einem der merkwürdigsten Aktenstücke in der Geschichte unserer Universität geworden ist. Zumal das Votum Böckhs, aus dem wesentliche Teile des Berichtes stammten (wenn auch als Grundlage dasjenige Trendelenbuj gedient hatte), zeichnet sieh durch die eingehende and besonnene Würdigung der schwierigen Präge ans. Nur ein Mitglied der Kommission hatte sich von ihren « Arbeiten so gut wie völlig ferngehalten. Das war Eichhorns bester Freund, Leopold Ranke. Schon bei der ersten Fakultätssitzung, am 7. Dezember, hatte Ki- es vorgezogen, zu Hause zu bleiben; die Kollegen hatten ihn in der Abwesenheit zum Mitglied gewühlt. Ein schriftliches Gutachten Bohenkte er sich zunächst; er

80 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutseben Einheit.

setzte auf den Umlauf einfach sein „Gelesen, Ranke" und erklärte später, er habe nicht gewußt, daß er ein schriftliches Votum abzugeben habe. Auch bei den beiden Kommissionssitzungen glänzte er durch Abwesenheit, und ebenso bei der Schlußsitzung der Fakultät am 4. Januar. Ein Gutachten hatte er, nachdem er ausdrücklich dazu aufgefordert worden war, eingesandt, aber dieses war so kurz ausgefallen und so vorsichtig gehalten, daß die Kommission, wie sie zu ihrem Bedauern bemerkte, damit nichts anzufangen wußte; er wollte denn das Recht der Fakultät, gegen Nauwerck um seiner politischen Ideen willen einzuschreiten, stellte auch er in Abrede die Revindikation seiner Angriffe der „aufsehenden Gewalt" des Staates ganz allein überlassen. Das Konzept des Berichtes, das von allen Mitgliedern der Fakultät unterschrieben war, mußte ihm, und ebenso Steffens, ins Haus gesandt werden, um nur ihre Unterschriften zu erlangen.

Der Inhalt des Fakultätsbeschlusses macht diese Renitenz Rankes einiger- maßen begreiflich. Denn er stand im stärksten Gegensatz zu der Politik des Ministers. Die Fakultät stellte sich zwar nicht geradezu auf die Seite Nauwercks; sie erklärte, und zwar sehr mit Recht, daß dessen Ausführungen in der Sache durchaus nicht neu und unerhört, sondern oft gedruckt und in einem gewissen Sinne trivial zu nennen seien; sie stellte aber jede revolutionäre Tendenz in Ab- rede und berief sich dafür auf die Autorität eines Havemann, des Nachfolgers Dahlmanns in Göttingen, der in den Göttinger Gelehrten Anzeigen einer der Schriften Nauwercks „sprudelnden Geist, feine Sarkastik, geharnischten Witz, je- doch auf der Grundlage einer ehrlichen deutschen Gesinnung" zugeschrieben und auf den 16 Seiten derselben mehr Geschichte hatte finden wollen als in manchen geschichtlichen Handbüchern. Noch bemerkenswerter waren die Grundsätze, welche die Fakultät über die Berechtigung politischer Urteile in der Öffentlichkeit aus- sprach. Man dürfe, so heißt es unter anderm, in Sätzen, welche auf Böckh zurückgehen, einem Schriftsteller in Rücksicht auf die Ausdrucks weise keine zu engen Grenzen setzen. „Sehe man in einem jeden scharf zugespitzten Ausdruck, jeder ironischen, sarkastischen Wendung einen Angriff, sollten Parabeln, Hyperbeln, Allegorien, wodurch die Rede gewürzt wird, zu großem Anstoß gereichen, sollte der Schriftsteller, namentlich der politische, und der Redner, dem Witz und Scherz nach den Vorschriften der Redekunst und nach den besten Mustern des Altertums und der neueren Zeit zu Gebote stehen muß, dieser und ähnlicher Mittel beraubt werden, so verlernte die Nation alle kräftige Rede und ihre Lippen würden sich an eine flache, saftlose, dürre Sprache gewöhnen, aus der alle Prägnanz ver- schwunden wäre. Diesen Punkt dürfen Gelehrte nicht aus den Augen verlieren, namentlich die Mitglieder einer philosophischen Fakultät, in deren Gebiet auch die Kultur des Sprachlichen und Rhetorischen gehört, während der Staatsmann und Gelehrte seinen Blick nach anderen Seiten wendet. Überhaupt hat man seit Lessing, Justus Moser und Schlözer, von denen namentlich der letztere viel

I

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 8]

Freieres wagte, polemischen Aufsätzen ätzenden "Witz und selbst einige Keckheit immer verziehen, wenn sie Geist und Charakter zeigten". „Die philosophische Fakultät", heißt es zum Schluß, „vertritt keine positive Lehre. Sie muß daher mehr als jeder andere eine breitere Theorie in Anspruch nehmen und bedarf, um zu gedeihen und zu wirken, der öffentlichen Meinung, daß sie diesen freieren Spielraum ungeschmälert besitze und bewahre. Wie wenig auch die Mitglieder der Fakultät geneigt sein möchten, in ähnlicher Weise, wie Doktor Nauwercks uns mitgeteilte Schriften getan, zu schreiben, so glaubt sie doch nachgewiesen zu haben, daß mit Rücksicht auf den weiteren Spielraum und den Wirkungskreis einer freien wissenschaftlichen Erörterung die mitgeteilten Schriften des Doktor Nauwerck ihr keine Motive zu einem Antrage, gegen ihn einzuschreiten, darbieten".

Im Ministerium war man unwillig genug; man fand (und verfehlte nicht, der Antwort

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Fakultät dies bemerkbar zu machen), daß die Frage unvollkommen beantwortet sei; denn es fehle zunächst eine Erklärung darüber, ob der Inhalt der kritisierten Schriften sich mit den Pflichten eines öffentlichen Lehrers vereinigen lasse, und zweitens, ob und wie weit die Stellung des öffentlichen Lehrers auf seine Be- tätigung als Schriftsteller einzuwirken habe. Hatte die Fakultät den Minister ge- beten, den Fall als Privatsache betrachten zu wollen, so bemerkte Eichhorn, daß dies bei Vorlesungen über die Geschichte der wichtigsten Systeme der philo- sophischen Staatslehre nicht möglich sei, und daß dieser Gegenstand mit den ge- nannten Aufsätzen keineswegs in einem nur sehr mittelbaren Zusammenhange stehe. Indessen, da Eichhorn nun einmal der Fakultät die Angelegenheit über- lassen hatte, diese aber keine Schuld an dem Angeklagten fand, ließ er die Sache zunächst auf sich beruhen.

So war es wieder Nauwerck selbst, der es zum Bruche trieb. Ende Februar J™*;./. ließ er seine erste Vorlesung erscheinen unter dem Titel „Über die Teilnahme «* Vorlesung, am Staate". Sie war, wie es in dem Vorwort heißt, „der studierenden Jugend Deutschlands" dargebracht1, anderthalb Druckbogen des seichtesten Geschwätzes, von dem es heute schwer fällt zu begreifen, wie es damals irgend welchen Ein- druck machen, die Studenten begeistern und die Regierung graulich macheD konnte. Es war lediglich dummdreist und wurde so auch von den Professoren durchweg empfunden. Für Eichhorn aber war es der Anlaß, auf eigene Faust durchzusetzen, was ihm durch das Mittel der Fakultät mißglückt war.8 Er be-

1) Leipzig, Verlag von Otto Wigand. Das Vorwort datiert: Im Januar 1844.

•lieh war aber der Minister von oben her gedrängt worden. Daß der Köi sönlich dahinter Btand, geht aus einem von Treitsob 13) eitierten Sohreiben Friedrich

Wilhelms an Thile hervor (30. Nov. 1843): „Lösen Bie mir das Ratsei, wie der p. Na bekannter patentierter Revolutionär, hier an der Universität Privatdozenl len ist, and wie

man ihm den größten Börsaal, d. h. Sohellings and Bavignys Katheder einräumt Hill 1 1 lob bin trübt aber diesen entsetzlichen Mißgriff, der den werdenden wieder

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82 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

schritt damit den Weg, auf den Ranke in seinem Votum bereits hingewiesen

hatte; wohl möglich, daß dieser selbst den hochgestellten Freund dahin beraten

wird hat. Am Abend des 27. Februar erhielt Eichhorn von der Broschüre Kenntnis,

suspendiert.

und gleich am nächsten Morgen ließ er dem Dekan den Befehl zugehen, daß er den Vorlesungen Nauwercks beizuwohnen habe, um sich persönlich über ihren Charakter, und ob sie dem von Nauwerck protokollarisch gegebenen Versprechen gemäß seien, ein Urteil zu bilden. Kaum hatte dies Reskript Dieterici erreicht, als ein neuer, und diesmal der entscheidende Streich erfolgte.1 Aus völlig zu- verlässiger Quelle, so lautete eine zweite Verfügung an die Fakultät, habe der Minister gehört, daß Nauwerck die in der ersten Vorlesung angekündigte Richtung beharrlich verfolge, unter Verteidigung der verderblichsten Theorien die Grund- lagen der bestehenden Staatsverfassung rücksichtslos angreife und geradezu die Auflehnung gegen dieselbe predige. Der Minister dürfe dies kraft der ihm zukommenden Fürsorge für die Ehre und das Wohl der Universität nicht dulden. Der Dekan wurde veranlaßt, sofort die Schließung der Vorlesung vor- zunehmen und deren Fortsetzung zu untersagen. Um einem Andränge der Studierenden zu der am nächsten Abend stattfindenden Vorlesung und etwaigen Exzessen vorzubeugen, sollte er für eine zeitige, jedoch alles Aufsehen ver- meidende Bekanntmachung sorgen, mit dem Rektor und dem Richter Rück- sprache nehmen und die Fakultät davon in Kenntnis setzen, daß Nauwerck einstweilen auf arabische Vorlesungen zu beschränken sei und nicht eher wieder zu Gegenständen, die mit Geschichte und Politik zusammenhingen, zugelassen werden dürfe, als bis er überzeugende Beweise seiner Sinnesänderung und einer richtigeren und würdigeren Auffassung der Stellung der Pflichten eines öffentlichen Jugendlehrers gegeben habe. Rektor und Senat erhielten den Befehl, die Sommer- vorlesung aus dem Katalog zu streichen.2 Noch im Laufe des Vormittags wurden beide Verfügungen abgesandt und die zweite unmittelbar in der Wohnung des Rektors, Charlottenstraße 40, abgegeben. Als eine Art Entgegenkommen war es gedacht, daß der Minister nachträglich Nauwerck gestatten wollte, den Anschlag selbst zu machen, jedoch nur, wenn er den Dekan aus freien Stücken darum bitte. Es wäre für Nauwerck eine neue Demütigung geworden. Er gab die Antwort,

in Preußen keine Freistätte unter den Fittichen der Regierung finden". Dazu kommt noch ein Brief des Grafen Stolberg an Eichhorn vom 27. Februar mit der Aufschrift „Citissime", worin er ein Einschreiten gegen Nauwerck forderte. „Wohlgesinnte hiesiger Stadt", heißt es unter anderem darin, „sehen mit Betrübnis in dieser Richtung und ihren Einwirkungen eine nicht zu berechnende Konsequenz. Jünglinge und Männer aller Stände, namentlich junge Offiziere, trinken den ihnen dargereichten Giftbecher, dessen Wirkung unberechenbar ist usw." Die Wirkung dieser De- nunziation zeigt sich in dem Marginal Eichhorns: „Herrn Eilers zur mündlichen Rücksprache".

1) Ich möchte annehmen, daß hier der genannte Brief Stolbergs den Anstoß gegeben hat.

2) Dieser Befehl war schon am 28. Februar entworfen, dann aber ausgesetzt worden und ward erst jetzt abgesandt.

Erstes Kapitel. Roinantik'^und Realitäten. 83

die, nachdem er sich einmal so weit vorgewagt hatte, die rechte war: noch am selben Tage leistete er auf seine Venia docendi völligen Verzicht.

Es war eine Lösung, die, wie die Dinge lagen (denn Widerstand gegen den Nachspiele» Willen der Regierung war in dem alten Preußen nicht möglich), auch für die Konfliktes. Fakultät annehmbar war. Für sie aber brachte die Angelegenheit noch eine Reihe von Nachspielen sehr wenig erfreulicher Natur. Am 4. März erschien in der All- gemeinen Preußischen Zeitung ein offiziöser Artikel (Verfasser war Eilers), der eine Erzählung des ganzen Herganges sein sollte. Darin war alles auf die Fakultät geschoben: auf die Gerüchte hin, daß Nauwerck auf dem Katheder in einseitigem Parteiinteresse spreche, und da seine Schriftstellerei nur zu sehr habe befürchten lassen, daß er die Jugend für dieselben subversiven Theorien zu gewinnen suchen werde, habe der Dekan ihn in seinem eigenen Interesse wie in dem der Fakultät verwarnt. Daß diese dazu von dem Minister veranlaßt war, verschwieg der Artikel; und mit keiner Silbe deutete er an, was und in welcher Form die Fakultät über die Schriften selbst geurteilt habe. Statt dessen ward ihr insinuiert, daß sie zu schwach gewesen sei, ihren Dozenten zur Rechenschaft zu ziehen für Theorien, deren subversiven Charakter sie selbst anerkannt habe, so daß der Minister von sich aus zum Einschreiten gezwungen gewesen sei. An der Universität war man in heller Empörung. Die philosophische Fakultät, die am 7. März Sitzung hielt, be- schloß, von dem Minister eine öffentliche Berichtigung zu verlangen. Trendelenburg übernahm es, eine dahingehende Erklärung aufzusetzen. Daß Eichhorn die Fakultät gleich im Anfang zu ihrem Vorgehen gegen Nauwerck gedrängt hatte, war auch darin nicht gesagt, und nichts davon erwähnt, daß sie die Zu- mutung, die Vorlesung Nauwercks wegen der Störung durch den Umtausch der Auditorien oder durch die Wahl des Themas zu inhibieren, abgelehnt habe. Auch die Verwarnung war wie aus der Initiative der Fakultät hervorgegangen dargestellt. Aber es war doch des Eintretens für das Recht politischer Polemik und der freien Lehre gedacht worden und zum Schluß als die Ansicht der Fakultät ausgesprochen, daß sie nach der Veröffentlichung der ersten Vorlesung und dem Charakter der späteren auch ihrerseits die Fortsetzung kaum gestattet haben würde; womit also der besonders bitter empfundene Vorwurf einer schwächlichen Haltung zurück- gewiesen war.

Diese Eingabe war noch nicht expediert, als neue Zwischenfälle sie auf- hielten. Am 9. März veröffentlichte Nauwerck in der Vossischen Zeitung eine Erklärung über den Artikel der Staats/.eitung, der die Übereinstimmung seiner Haltung mit den Statuten wie mit dem Willen der Fakultät dartun, die Gesete- lichkeit Beiner politischen Anschauung beweisen und die Willkürhandlung des Ministeriums ans Licht stellen wollte. Dazu kamen Indiskretionen in der Pres so ein Artikel in der Neuen Hamburger Zeitung, der alles, was in der Fakultät— sitzung vom 7. März geschehen war. erzählte. Unter diesem Eindruck, und da

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die Fakultät sich keineswegs mit den Ansichten Nauwercks identifizieren wollte, gelangte man in einer neuen Sitzung, am 18. März (allerdings gegenüber einer starken Minorität, 7 gegen 10 Stimmen), zu dem Beschluß, von jeder öffentlichen Erklärung abzusehen und dem Ministerium lediglich Abschrift von der Verzicht- leistung Nauwercks auf die Venia docendi einzusenden; sogar der Antrag, eine bloße Erklärung dahin abzugeben, daß der Artikel in der Staatszeitung den Her- gang der Tatsachen nicht entsprechend schildere, fand nicht die Billigung der Majorität. Aber zu dieser Politik des Einlenkens und Vertuschens war es bereits zu spät. Ende März erschien in dem Hamburger Blatt, durch zwei Nummern verteilt, ein wörtlicher Abdruck des Fakultätsberichtes vom 4. Januar. Jetzt war die Reihe, den Empörten zu tragieren, wieder am Minister. Der Dekan hatte alles getan, um das Geheimnis zu bewahren: bei dem Umlauf hatten die Akten stets in verschlossener Mappe gelegen; kein Schriftstück war durch das Bureau ge- gangen; der Fakultätsbericht selbst war im Zimmer des Universitätsrichters mundiert und die Voten der Kommissionsmitglieder in versiegelten Kuverts vom Pedell ab- geholt worden; noch in der Sitzung vom 18. März waren die Fakultätsmitglieder ermahnt worden, das Geheimnis besser zu wahren als bisher; nur durch die In- diskretion eines Mitgliedes der Fakultät konnte das Aktenstück in die Öffentlich- keit gelangt sein. Der Minister beschloß, alles daran zu setzen, um den Schuldigen zu ermitteln. Unter heftiger Klage über die philosophische Fakultät wandte er sich am 25. März an den Rektor und gebot zuvörderst die Einleitung eines amts- eidlichen Verfahrens, derart daß jedes einzelne Mitglied der Fakultät protokollarisch sich zu äußern habe. Ferner verlangte er nun selbst eine öffentliche Erklärung seitens der Universität, aber eine solche, durch welche dem Mißverständnis die Spitze abgebrochen werde, als sei man dort in betreff Nauwercks anderer Ansicht als die Regierung. Er wünschte in erster Linie, daß dieselbe vom Rektor und Senat abgegeben würde, wollte jedoch unter Umständen zugeben, die Fakultät damit zu betrauen; in diesem Falle müsse er jedoch dringend wünschen, daß mit Rücksicht auf das Interesse, welches die ganze Universität an der Sache habe, Inhalt und Fassung von Rektor und Senat vorher förmlich genehmigt würden.

Auch in diesem Jahre gehörte die Mehrheit des Senats der konservativen Richtung an, vor allem der Rektor Lachmann selbst, der seit Jahren Eichhorn befreundet war. Er zählte zu den ständigen Besuchern der Mittwochsabende, an denen Eichhorn seine Empfänge abhielt; als „Zwingherr" der Gesetzlosen Gesell- schaft schwang er über dem Minister selbst das Szepter. Aber Lachmann dachte von den Rechten der Korporation und seinen Pflichten gegen sie viel zu hoch, als daß er sich gegen seine Fakultät hätte gebrauchen lassen; unter seiner Führung überließ der Senat die geforderte Erklärung der Fakultät, und diese übersandte sie, unter Berufung auf den § 3 ihrer Statuten, der ihr die Unabhängigkeit gegen- über dem Senat zusicherte, direkt dem Minister, mit dem Ersuchen, sie zum Ab-

Erstes Kapitel. Romantik uud Realitäten. 85

druck zu bringen. Mochte Eichhorn schon durch die Ablehnung seiner Wünscho verletzt sein, so geriet er vollends außer sich über den Inhalt der Erklärung. Denn sie war keine andere als diejenige, welche Trendelenburg auf Grund des Fakultätsbeschlusses vom 7. März entworfen hatte, und welche dann, aus Rücksicht vor allem auf den Minister selbst, zurückgehalten war. Daß die Fakultät sie jetzt wieder hervorholte, zeigte, wie scharf die Spannung geworden war. Auch fehlte es in ihrer Mitte nicht an Gegenstimmen, darunter Dieterici, für den die Lage bei seinen amtlichen Beziehungen zum Minister besonders peinvoll war. Eichhorn aber nahm es ihm schon übel, daß er überhaupt eine solche Eingabe als Dekan gezeichnet habe, und ließ in einer persönlichen Unterredung seinen Unwillen an ihm aus; seiner schwachen Haltung legte er die Beschlüsse zur Last: er hätte das Dekanat eher niederlegen sollen als sich ihnen fügen, so wie es einst Fichte als Rektor dem Senat gegenüber gemacht habe eine Erinnerung, die aus Eichhorns Munde seltsam genug klingt, da er in jenen Kämpfen, wie wir wissen, sich zu der Majorität gehalten hatte, welche Fichte unter ihren Willen hatte beugen wollen.1 Den Abdruck lehnte er seinerseits ab: das sei überhaupt nicht seines Amtes; und erst nachdem er mit dem Wunsch an den Senat, im Gesamtinteresse der Uni- versität die Erklärung zu verhindern, abermals abgewiesen war, gab er murrend seine Zustimmung zu der Publizierung.

1) Hierüber ein Schreiben Dietericis an Eichborn vom 6. April, worin er sein Verhalten gegen die Vorwürfe des Ministers, die dieser ihm am Tage vorher gemacht hatte, rechtfertigt. Der Minister hatte sein Benehmen als „sündlich" bezeichnet. Hierauf Dieterici: „Ich halte für Sünde, meine Pflicht zu verletzen. Meine Pflicht ist nach § 17 der Statuten, die Beschlüsse der Fakultät auszuführen. Und die Beschlüsse werden durch Stimmenmehrheit gefaßt. Ich darf mich nicht weigern, im Namen und Auftrag der Fakultät zu unterschreiben, was sie beschlossen hat. Mein Verfahren in der Geschäftsführung des Dekanats ist, daß ich jede eingegangene Sache in der Fakultätssitzung vollständig vortrage, meine eigene Meinung in der Sache fest habe und solche durch Gründe zu unterstützen suche. Gelingt es mir nicht, die Meinung der übrigen Fakultäts- mitglieder für meine Ansicht Zugewinnen, so muß ich mich der Stimmenmehrheit unterwerfen und die danach gefaßten Beschlüsse ausführen. Ich bemerke dabei, daß ein jedes Fakultätsmitglied in der Regel sehr bestimmt seine eigene Meinung hat und diese festhält, und daß, wenn meine vor- getragenen Gründe nicht überzeugen, mir gar kein Mittel weiter zu Gebote steht, auf die übrigen Mitglieder der Fakultät einen Einfluß auszuüben, da der Freiheit der Meinung und der Äußerung derselben von mir als Dekan kein Eiutrag geschehen darf. Daß ich in solchen Käuen mein Amt

an sofort sollte niederlegen können, steht mir, glaube ich, gosetzlieh nicht zu. Was Fichte getan hat, kann ich nicht beurteilen; ich glaube, daß damals noch keine Statuten bestanden. Jeden- falls wird in solchen Fällen ein jeder nach seinem eigenen Mali gemessen and muß nach seiner Überzeugung und seinem Charakter handeln. Meine Überze t, daß ioh verpflichtet bin,

nach den Vorschriften der Statuten der Fakultät zu verfahren". Dieterioi schloß Bein Schreiben mit der Bitte, ihn seines Dekanats zu entheben, das er, wenn es den Wünschen cellena

auch nur entfernt entspreche, erfreut in seine Bände legen werde. Dies geschah nicht; Eichhorn

gab da i i ttoob am selben Tage zu den Akten. Aber im nächsten Jahre seh. reoheint

Dieterioi nicht mein- unter don Hüten dos Min; dooh Wohl mit

Vorgängen in Zusammenhang gebracht werden darf.

86 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Inzwischen hatte auch das amtseidliche Verfahren wegen der Eingabe der Fakultät vom 4. Januar zur Ermittelung des Schuldigen geführt: Heinrich Rose hatte sich als der Sünder bekennen müssen. Er hatte von dem Schriftstück in den wenigen Stunden, die er es im Hause gehabt, durch den Gehülfen seines Bruders, des Apothekers, eine Abschrift nehmen lassen, die er guten Freunden, so den Extraordinarien Magnus und Dove, aber auch zwei Privatdozenten, Ferdinand Benaiy und Dr. Gumprecht, mitgeteilt hatte. Von da aus hatte es weitere Ver- breitung gefunden; im März war es sogar in den Händen von Studenten gesehen worden. Der Abdruck in der Neuen Hamburger Zeitung stammte schon garnicht mehr aus akademischen Kreisen; Einsender war der Färbereibesitzer Nobiling ge- wesen, ein im damaligen Berlin sehr angesehener Mann, der später in der Berliner Revolutionszeit durch seine vermittelnde gemäßigt- liberale Haltung sich verdient gemacht hat; ihm war es durch den Dr. Gumprecht anvertraut worden. So gestand dieser in einem Brief an den Minister ein, der von Brüssel datiert war; denn Gumprecht hatte, als ihm durch den Dekan die Einleitung der Untersuchung be- kanntgegeben war, es für richtig gehalten, gleich am nächsten Morgen eine „wissen- schaftliche Reise" nach Paris zu machen: er habe, so entschuldigte er sich bei dem Minister, auf die strengste Diskretion um so mehr rechnen zu dürfen geglaubt, als Nobiling, mit dem er im gleichen Landwehrverhältnis stehe, ihm als loyal und zuverlässig bekannt gewesen sei. Rose erhielt hierauf, am 20. April, durch den Regierungsbevollmächtigten einen scharfen Verweis, den er als wohlverdient hin- nahm; er sprach nur den Wunsch aus, daß man ihn allein verantwortlich machen möge, und so kam auch Dr. Gumprecht nach der Rückkehr zu seinen Penaten mit einer Verwarnung davon.1

Wenn der Minister nichts weiter gewollt hatte, als einen politischen Agitator von dem Katheder zu vertreiben, so war ihm der Sieg geblieben. Aber es war ein Sieg, bei dem er mehr Wunden erhalten als ausgeteilt hatte. Unter den Professoren fand sich kaum einer, der noch zu ihm hielt. Seine besten Freunde schüttelten die Köpfe. Die von ihm Gemaßregelten waren die Helden des Tages und der Geist der Studentenschaft, der unter Hegels Einfluß und Altensteins Regiment so geruhsam geworden, wieder fast so aufgeregt, wie in den alten Tagen der Burschenschaft. Auf die Nachricht von der Verhängung des Interdiktes über

1) Thaddäus Eduard Gumprecht, geb. am 18. November 1801 in Posen, war dort Kauf- mann und Weinliandler gewesen: Seine geologischen und geographischen Studien, die er aus Lieb- haberei begonnen, führten ihn 1832 nach Berlin. 1835 begann er seine Veröffentlichungen, die sich durch mehr als 20 Jahre hinziehen. 1838 von der philosophischen Fakultät zu ihrem Ehrendoktor ernannt, habilitierte er sich im Juni 1843. Ein Antrag, den er im April 1848 um Beförderung an das Ministerium richtete, fand nicht die Befürwortung der Fakultät. Durch Kränklichkeit (schon Anfang der dreißiger Jahre hatte ihn ein Schlagfluß getroffen) in seiner akademischen Tätig- keit sehr behindert, gab er 1854 die Venia docendi auf. Er starb am 7. Dezember 1856 A D B X

(Gümbel).

Erstes Kapitel. Eomantik und Realitäten. 87

Nauwercks Vorlesungen zogen die akademischen Bürger in hellen Haufen, von dichten Volksmassen begleitet, vor die Wohnung ihres Lehrers und ließen ihm durch Abgeordnete ihr Beileid und ihre Hochachtung bezeugen. „Es soll", schreibt Varnhagen in seinem Tagebuch, „ein dunkler schweigender Strom gewesen sein, dieser Studentenzug, fast schauerlich in seiner Stille und doch so mächtig, daß alles Wagenfähren eine Zeitlang unterbrochen war". Das Verbot des Lesevereins hatte nur zur Folge, daß sich eine Anzahl kleinerer Zirkel bildeten; die Studenten veranlaß ten die Wirte, die Zeitungen zu halten, und kosteten nun von den ver- botenen Früchten, statt in einem Lesesaal in der Universität oder in der Bibliothek, in den Kneipen. Besonders frequentiert war das Wassmannsche Lokal in der Leipziger Straße, wo die Musensöhne an den Sonnabend -Abenden, zuweilen bis zu zwei oder drei Hundert, zusammenkamen. Hier hatten Dr. Lorenzen und die andern Rädelsführer bei der Agitation für den Leseverein das große Wort. Auch Fichtes Schatten tauchte noch einmal auf, als ein Student den Versammelten eine Rede des Propheten der Freiheit vorlas. Als die Versammlungen dort verboten wurden, zogen die jungen Hitzköpfe nach den Zelten, wo sie, mit Literaten und anderm Volk untermischt, noch größeren Lärm verübten. Sie führten förmlich Krieg mit dem Minister, der, obschon er von Arnim und seinen Polizeiorganen, wie auch vom Senat und dem Universitätsrichter nachdrücklich unterstützt wurde, überall den Kürzeren zog. Sahen sich die Studenten von den Polizisten oder den Pedellen überwacht, so ließen sie wohl den Polizeipräsidenten von Puttkamer hochleben, die gesamte Polizei und die Pedelle, unter dem größten Gelächter. Der Senat suchte zunächst durch väterliche Ermahnungen den Unruhen zu steuern. Als er damit nicht durchkam, griff der Universitätsrichter mit schärferen Mitteln ein, und der Senat bestätigte seine Anträge auf Erteilung des Consilium abeundi, Karzerhaft und in einem Falle sogar auf Relegation. Eine Fürbitte, welche 80 Kommilitonen für die Bestraften einlegten, wurde abgewiesen; die Ver- sammlungen wurden durchaus verboten. Aber auch die Festlichkeiten, die man nicht wohl versagen konnte, wurden zu Demonstrationen. So ein Ball, welchen die Studenten im Englischen Hause gaben, und zu dem sie die Professoren mit ihren Frauen und Töchtern einluden. So auch der Fackelzug, der am 23. Februar den Brüdern Grimm dargebracht wurde. Hier hatte der Senat die Studenten vor- her aufs nachdrücklichste ermahnt, die Ordnung aufrecht zu erhalten, die denn auch gewahrt wurde; immerhin wurde bei dem Zusammenwerfen der Fackeln auf dem Exerzierplatz vor dem Brandenburger Tor ein Hoch auf die Göttinger Sieben ausgebracht; und, was noch schlimmer war, es hatte nicht verhindert werden können, daß einer der Teilnehmer am Zuge, ein Theologe, ein gewisser Tiede, nicht der Besten einer, während der Ovation ein Hoch auf Hoffmann von Fallersleben, der als Gast der Grimms an einem Fenster stand, ausbrachte. Daß der Dichter, der, wie Nauwerck in Berlin, in Breslau kürzlich gemaßregelt war, hierauf von

88 Drittes Bucli. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

der Berliner Polizei aus der Hauptstadt ausgewiesen wurde, vermehrte die Auf- regung; und daß die Grimms, denen nichts schrecklicher war als der Verdacht, zur Opposition zu gehören, durch eine Erklärung in der Staatszeitung Hoffmann die Schuld beimaßen, konnte die Sache nicht bessern; sie selbst verfielen dem allgemeinen Tadel; ihre besten Freunde, Dahlmann und Bettina von Arnim, wurden ihnen gram. Schon tauchte, so erzählte man wenigstens, der Gedanke unter den Studenten auf. von Berlin abzuwandern und die Universität in Verruf zu erklären. Varnhagen schreibt, das würde ein Schlag für die Universität werden, der in der ganzen Welt widerhallen und den König leicht veranlassen könnte, die Minister auf der Stelle wegzujagen, unter denen ein solches Ärgernis hervorbräche.

»as Edikt aber Eichhorn aber ließ sich nichts anfechten. Je stärker der Sturm wurde, um

dio kon-

Bo mehi versteifte er sich auf sein Programm. An demselben Tage, wo er endlich der philosophischen Fakultät die Erlaubnis gab, jene Erklärung über Nauwerck zu veröffentlichen, am 17. April, unterzeichnete er das Edikt, das seinem System schikanöser Bevormundung des geistigen Lebens die Krone aufsetzte: über die Er-

izung der Kathedervorträge durch konversatorische Übungen. Eingeleitet war diese neue Aktion schon im November 1843, in den Tagen, wo der Minister den Stoß gegen Nauwerck vorbereitete, durch ein Promemoria, das er der Universität durch den Regierungsbevollmächtigten zugehen ließ. Auf den ersten Blick könnte es fast scheinen, als ob der Minister damit nur den Gedanken aufgenommen habe, mit dem einst Altenstein an Hardenbergs Widerspruch gescheitert war. Bei näherer Betrachtung jedoch sieht man leicht, daß beide Pläne nach Ton und Tendenz genau so verschieden Avaren, wie die Politik beider Minister überhaupt. Eichhorns Vorgänger hatte ein wirkliches Repetenteninstitut nach dem Vorbilde des Göttinger gründen wollen, eine Pflanzschule für künftige Dozenten, aus jüngeren

[toren, So Imen der Universität, welche mit den Studenten die gehörten Vor- lesungen durchnehmen und dafür besoldet werden sollten. Eichhorn dagegen wollte die Dozenten selbst, und zwar ohne Unterschied von den ältesten Ordinarien an bis zu dem jüngsten Privatdozenten, mit den Repetitionen oder Konversatorien belasten. Kr wollte nicht gerade, wie man ihm nachsagte, die „akroamatischen" Vgi aufheben, wohl aber sie dahin ergänzen, daß von einer vier- bis

fönfetündigen I'rivatvorlesung je eine Stunde der Besprechung des vorgetragenen •inde. Soviel Wert legte er hierauf, daß er dafür die öffent- lich.n Vorlesungen <lran-el)en wollte, davon ihnen, wie er sagte, die Studierenden läßig nur wenig Vorteil zu haben pflegten; wir können wohl, ohne ihm

rechl zu tun, hinzufügen, .lall er damit auch die agitatorischen Vorträge nach >\<-v Art ffauwereks loszuwerden hoffte. In erster Linie wollte auch er allerdings die jüngeren Leute heranziehen und den Ordinarien die Verpflichtung eventuell

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 89

erlassen; er verband aber damit dieselbe Absicht, die er in seiner Verfügung über die Privatdozenten verfolgte, einer näheren Kontrolle dieser Kandidaten des akademischen Lehramts durch ihre Dekane: sie möchten ihre Lehrstunden so oft als erforderlich zu besuchen kein Bedenken tragen, weil sie dadurch die Qualifikation ihrer Privat- dozenten besser überblicken könnten. Hierin ganz besonders tritt der Gegensatz Eichhorns zu seinem Vorgänger, wie zu der Fakultät selbst, hervor: seine Vor- schläge bewegten sich in der Richtung, welche, freilich in einem ganz reaktionären Sinne, Eylert und Beckedorff, Schulz und Snethlage verfolgt hatten: es war auch ihm weniger um die Methode des Unterrichts zu tun, als um die Beeinflussung der Gesinnung. Darum sollte der Universitätsunterricht den Charakter des Schul- mäßigen erhalten: im Gegensatz zu den Prinzipien, welche das Leben der Fakultät bisher beherrscht hatten, die in der Freiheit der wissenschaftlichen Forschung selbst den ethischen Grund aufsuchte, und darum nicht mehr Knaben unter sich haben wollte, sondern Jünglinge, die sich in der Luft der Freiheit selbst zu Männern emporbilden sollten.

Es war auch diesmal vor allem die philosophische Fakultät unserer Hoch- schule, welche den Kampf gegen den neuen Versuch des Ministers, in ihre Frei- heit einzugreifen, aufnahm. Und wieder war es Trendelenburg, dessen Gutachten, ausgezeichnet durch die Besonnenheit und die Schärfe seiner Gedanken, die Fakultät sich zu eigen machte. Eichhorn hatte in seinem Promemoria daran erinnert, daß noch immer in den Bestallungen der Professoren die Bestimmung enthalten sei, Repetitorien und Examinatorien zu veranstalten. Trendelenburg deutete diese Vor- schrift dahin, daß der Professor in jedem Falle zu Disputierübungen oder auch zu Prüfungen, wie sie in Privatissimis stets vorgekommen, bereit sein müsse, daß dabei jedoch nie an eine notwendige Verbindung von Vortrag und Examen gedacht sei. Er hob den Wert des Vortrages hervor, der eine stille, bildende Kraft besitze und darum wirksam sei, weil er den Studierenden zur Geistesarbeit, zu eigenen Gedanken zwinge, gegenüber der Forderung des Ministers, welche die Schüler zur Unselbständigkeit erziehen müsse; und er forderte dafür solche Übungen, welche nicht Anhängsel der Vorlesungen wären, sondern einen besonderen Gegen- stand, etwa die Interpretation eines schwierigen Autors oder eigene Aufsätze der Studierenden auf dem Gebiete ihrer privaten Studien zum Inhalt hätten. In dem Gutachten waren alle Lehrstunden aufgezählt, welche bereits in diesem Sinne ge- halten wurden: das Seminar Böckhs und Lachmanns, die Übungen Bopps, Rückerts, Trendelenburgs, Rankes, das Konversatorium Gablers, Gerhards und Panofkas archäologische Anleitungen, die Exkursionen Kunths, und alle die anderen natur- wissenschaftlichen Exerzitien und Demonstrationen. Niemals habe die dialogische Form gefehlt; in Sprechstunden oder im häuslichen Kreise versammelten viele Professoren die Studenten, viele gäben Themata und schriftliche Arbeiten, unter- stützten die Studenten durch Bücher, Rücksprache, Unterweisungen, scheuten nicht

90 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Zeit noch Mühe. Mit Genugtuung ward darauf hingewiesen, daß gerade infolge dieses lebhaften, aber durchaus frei gehaltenen Verkehrs zwischen Lehrenden und Lernenden so viele in der Wissenschaft ausgezeichnete Männer aus Berlin hervor- gegangen seien.

Am 17. Januar ging die Denkschrift, welche einstimmig genehmigt und von allen Mitgliedern der Fakultät unterzeichnet war, dem Regierungsbevollmächtigten zu. Der Minister aber ließ sich durch diese Vorstellungen, so begründet sie waren, ebensowenig beeinflussen, wie in der Frage der Privatdozenten; sie fanden in dem April -Edikt, welches einfach zur Nachachtung sämtlichen Fakultäten der preußischen Universitäten zugestellt wurde, kaum eine Berücksichtigung, und die Gründe, mit denen das Promemoria vom November motiviert war, kehrten darin lediglich wieder. Als ob die Berliner gar nicht gesprochen hätten, führte Eichhorn die neue Einrichtung des Unterrichts, die er als „die Blüte der wahren Lehr- und Lernfreiheit" bezeichnete, auf die Wünsche und Klagen zurück, die ihm aus den Kreisen „fast aller Fakultäten" selbst entgegengetreten wären. In grobem Tone sprach das Edikt von den wenigen Ausnahmen, welche sich gegen die dialogische Form des Unterrichts und einen dadurch gegründeten innigeren geistigen Verkehr zwischen den Universitätslehrern und ihren Zuhörern erklärt hätten. Trendelenburg und seine Kollegen konnten es sich zuschreiben, wenn es darin hieß: „Einzelne Stimmen, welche in der Zurückführung konversatorischer und ähnlicher Übungen den Anfang einer Umwandelung der Universitäten in retrograde Abrichtungs- anstalten, Abstumpfung des wissenschaftlichen Denkens, Verdumpfung der Lehrer und Schüler und dergleichen erblicken, verraten ein zu tiefes Mißverständnis, als daß sie Beachtung finden könnten". Der Minister wagte es, den hohen Namen eines Friedrich August Wolf für sich in Anspruch zu nehmen, der kräftig und treffend auf die Notwendigkeit dialogischer Besprechung der vorgetragenen Stoffe hingewiesen habe.1 Die Frage, ob dem angeblichen Übel nicht durch Erweiterung oder Umgestaltung der bestehenden praktischen und theoretischen Seminarien, oder auch durch Anstellung eigener Repetenten abgeholfen werden könnte, wurde aus- drücklich verneint und die bereits erreichten Erfolge für die Zweckmäßigkeit des ministeriellen Vorschlags ins Feld geführt. Eine Art von Entgegenkommen sollte

1) Daß besonders dieser Mißbrauch des Namens des großen Philologen böses Blut machte, ersieht man aus der „Berliner Korrespondenz" über den Eichhornschen Universitätserlaß in „Schweglers Jahrbüchern der Gegenwart", 1844 Juniheft, S. 590 ff. Nachdem darin zunächst Schleiermacher als Gegenzeuge gegen Eichhorn zitiert ist, wird zu dem "Worte über Wolf in folgender Weise Stellung genommen: „Was hätte der Gründer der Philologie als selbständiger Wissenschaft dazu gesagt, wenn er diese Worte noch hätte lesen können! Was hätte er zu dieser Zeugenschaft gesagt bei der Kunde von den Prinzipien, die bei uns gegenwärtig bei der Besetzung der Gymnasialdirektorate befolgt werden! 0, der alte Leu, an hellenischer Milch groß gesäugt, hätte wild seine Mähne geschüttelt beim Anblick |der Verwüstung, die man |in'] seinem Reiche anrichtet!"

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 91

es bedeuten, wenn Eichhorn in der Ausgestaltung der neuen Unterrichtsmethode den einzelnen Dozenten Freiheit gestatten wollte, oder wenn er bei bejahrteren Lehrern auch eine Ausnahme erlauben wollte. Aber gerade von den anerkannt Hervorragenden unter ihnen sprach er die Erwartung aus, daß sie „alle ihre Be- strebungen dahin richten würden, den großen Zweck einer inneren freien Rege- neration des Universitätslebens zu erreichen". Und Freiheit war das "Wort, das er auch den Studierenden gegenüber im Munde führte: es werde ihrem freien Willen überlassen, ob sie die dargebotene Gelegenheit, in den Gegenstand der Vor- lesungen tiefer einzudringen, benutzen wollten oder nicht. Aber zugleich wurde ihnen für ihre Strebsamkeit und Fügsamkeit auch die „Anwendung geeigneter Aufmunterungsmittel", d. h. die Verleihung akademischer und anderer Benefizien, in Aussicht gestellt, wie es sich denn auch von selbst verstehe, daß solche Zeug- nisse den Kandidaten bei den Prüfungskommissionen zur besonderen Empfehlung gereichen würden. Nicht minder wurde angehenden akademischen Lehrern Hoff- nung auf eine wohlwollende Berücksichtigung seitens der Regierung gemacht, und die Fakultäten wurden aufgefordert, besondere Aufmerksamkeit auf diejenigen Privatdozenten zu lenken, welche sich durch gewandte und zweckmäßige Hand- habung konversatorischer Übungen auszeichneten. „Es versteht sich von selbst", heißt es weiter, „daß die Privatdozenten bei derartigen Versuchen in Absicht der Art der Anwendung, welche sie von jenen Übungen machen, der statutenmäßigen Beaufsichtigung der Fakultät, welcher sie angehören, unterworfen bleiben. In den seltenen Fällen, wo ein einzelner Privatdozent sich mit eiteler Selbstgefälligkeit in ein falsches Treiben verirrt, sind die Fakultäten durch ihre Statuten mit hinläng- licher Autorität ausgerüstet, um die Ehre ihrer Korporation zu schützen und die Grenzen der Lehrfreiheit gegen Mißbrauch sicher zu stellen". Kurzer Hand wurde sämtlichen Fakultäten befohlen, am Schlüsse jedes Semesters ein Verzeichnis aller konversatorischer oder ähnlicher dialogischer Übungen durch die Dekane den Regierungsbevollmächtigten einzureichen.

An der Universität nahm man hin, was zunächst nicht zu ändern war. Am 6. Oktober überreichte Dieterici, für den es eine der letzten Handlungen seines stürmischen Dekanats war, die befohlenen Erklärungen, denen am 29. Oktober noch ein Verzeichnis der Dozenten folgte, welche das dialogische Element eingeführt hatten. Es lohnt sich vielleicht, einige dieser Erklärungen wörtlich anzuführen. „Erman", so heißt es, „hat sich bemüht, ein dialogisches Element einzuführen, welches ihm jedoch vorzüglich nur für die nicht vom Katheder gehaltenen Verhandlungen ge- lungen ist". Mitscherlich hatte geschrieben: „Ich bin stets vor der Vorlesung in meinem Auditorium gegenwärtig und nach derselben solange, als noch jemand über irgend einen Gegenstand Auskunft zu erhalten wünscht; außerdem können mich meine Zuhörer zu jeder Stunde des Tages besuchen und sich von mir oder meinem Gehilfen die Gegenstände, welche sie noch besonders betrachten oder

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studieren wollen, zeigen lassen". Heinrich Rose: „Während des ganzen Tages, in der Zeit, in der von mir keine Vorlesungen gehalten werden, beschäftigt sich eine kleine auserwählte Zahl von Studierenden in meinem Laboratorium mit wissen- schaftlichen Arbeiten; hierbei ist die Belehrung von meiner Seite eine konversa- torische". Riedel berichtete: „Ich habe mit einigen auserwählten Zuhörern die schon seit Jahren in meinem Hause bei einer Tasse Tee gehaltenen Konversatorien, wie ich glaube, mit gutem Erfolge fortgesetzt. Meine Kollegien sind zu zahlreich besucht, um die konversatorische Form des Unterrichts zu verstatten". Wilhelm Grimm endlich schrieb: „Ich habe, wie dies immer meine Sitte gewesen ist, meine Zuhörer aufgefordert, wenn ihnen in meinem Vortrage etwas dunkel geblieben sei, sich deshalb an mich zu wenden, ihnen auch schwierige Stellen zur Erörterung aufgegeben, jedoch die Beantwortung derselben freigestellt. Sie haben auch von dieser Erlaubnis Gebrauch gemacht, jedoch nicht in dem letzten halben Jahre". Mit anderen Worten, es war alles geblieben wie es war: wer Übungen zu halten pflegte, hatte sie gehalten, wer seine Vorlesungen, wie die beiden Chemiker, mit Laboratoriumsversuchen verband, war darin fortgefahren, und nur einige strebsame Privatdozenten hatten sich der Verfügung mehr oder weniger anbequemt. NeQe Eichhorn ließ den Winter fast vorübergehen, bevor er sich zur Antwort ent-

Verfügung über

die Kontrolle schloß. Jedoch geschah dies schwerlich in der Absicht nachzugeben ; er hielt viel-

der

Privatdozenten, mehr für nötig, die Zügel nur um so fester anzuziehen. Zunächst, als Vorspiel, kam Ende Januar 1845 eine neue Verfügung über die Privatdozenten heraus, worin wieder eine sorgfältige Beaufsichtigung seitens der Fakultäten sowie Belohnungen dieser Kandidaten des akademischen Lehramts für pflichtgetreue Lehrtätigkeit ver- langt und angekündigt waren. An Stelle periodischer Ermahnungen durch den Dekan war diesmal die Dienstzeit der Privatdozenten ganz bestimmt auf vier Jahre normiert worden, nach deren Ablauf es in der Hand der Fakultäten liegen sollte, die Venia docendi von neuem zu erteilen. Vier Wochen später erhielt die Fakultät ihren Bescheid auf die Eingabe vom Oktober. Eichhorn begann darin ganz ver- bindlich: er freue sich, daß seine Verfügung im wesentlichen von einer Anzahl Lehrer richtig aufgefaßt sei und ein für das Gedeihen der Universität in ihrer Beziehung zu Wissenschaft und Leben in Staat und Kirche günstiger geistiger Ver- kehr zwischen Studenten und Dozenten sich anbahne. Dann aber kam er sofort mit seiner wahren Meinung heraus, indem er den in dem Edikt hervorgehobenen Gesichtspunkt festzuhalten erklärte, daß es besonders auf Aneignung und Durch- dringung der Hauptmomente der vorgetragenen Wissenschaften ankomme, die Übungen also nicht unabhängig von den zusammenhängenden Vorträgen, sondern in enger und periodisch wiederkehrender Verbindung damit anzustellen seien; und er forderte bereits für den nächsten Termin, spätestens aber bis zum 1. April, die betreffenden Berichte ein.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 93

Von neuem machte sich die philosophische Fakultät zur Wortführerin der Stimmungen, welche die Verfügung des Ministers an der Universität hervorrief. In die Kommission, die zur Beratung der Antwort eingesetzt wurde, wurden neben dem Dekan (es war wieder, zum 5. Male, Böckh) Trendelenburg, Raumer und der Senior der Fakultät, Weiß, gewählt (1. März 1845). Am 15. März kamen diese zu einer Sitzung zusammen, in die ein jeder seinen Entwurf mitbrachte; nur Weiß brachte seine Anschauung mündlich zur Geltung. Böckh stellte danach den Bericht zusammen, der am 17. März in einer zweiten Sitzung der Kommission und noch am selben Tage von der Fakultät einstimmig angenommen und wieder von sämt- lichen Mitgliedern unterzeichnet wurde. Auch er begann mit einer, freilich knapp bemessenen, Anerkennung für die Bemühungen des Ministers zur Ausfüllung vor- handener Lücken des Unterrichts durch Anwendung der konversatorischen Lehr- methode.1 Dann aber kam auch die Fakultät mit ihrer Meinung voll heraus: „Desto offener und gerader glaubt sie auch zur Erfüllung ihrer heiligen Pflichten gegen die deutsche Wissenschaft, gegen die Universitätskorporation, von welcher sie einen sehr bedeutenden Teil bildet, gegen die von ihr vertretenen, nicht zur Fakultät als Behörde gehörenden Lehrer und selbst gegen die Studierenden sich über die Gefahr erklären zu dürfen ; welche sie in einer neuen Schärfung und Ausdehnung der Maßregeln über die konversatorischen Übungen erblickt, einer Schärfung, ver- möge welcher die von vielen Lehrern mit Erfolg eingeführten, von den zusammen-

1) Für die herrschende Stimmung ist bezeichnend, daß der Satz, mit dem Böckh seinen ersten Entwurf eingeleitet hatte, „es müsse den Lehrern der Universität angenehm sein, daß Seine Exzellenz der Herr Minister geäußert habe, der Erlaß vom 17. April vorigen Jahres sei von den Lehrern der hiesigen Universität größtenteils richtig aufgefaßt", in der Kommission gestrichen war. Wie man aber in weiteren Kreisen über den Minister sprach, dafür ist wieder Varnhagen Zeuge, dessen Aufzeichnungen freilich in diesen Jahren von Tag zu Tag bitterer und maßloser werden; er war über die neue Verfügung durch Marheineke unterrichtet worden: „Er erzählt mir", so schreibt er, „von des Ministers Eichhorn Maßregeln zur Herabwürdigung der Universitäten, zur Unterdrückung der wissenschaftlichen Freiheit; seinem Anbefehlen von Prüfungs- stunden hat die philosophische Fakultät einen scharfen Widerspruch entgegengesetzt, von Böckh verfaßt und von allen Mitgliedern unterschrieben, selbst von solchen wie Rauke, Huber, nur nicht von Zumpt! Ich bin ganz verstutzt, das zu hören! von dem gerade hätte ich das nie erwartet! Aber er soll schon längere Zeit sich dem Minister anschmiegen. Die Fakultät sagt dem Minister wahre Beleidigungen und führt seine Vorschriften auf Unsinn zurück. AVas hilft's? Der Lump nimmt alles hin und versucht seine Sache doch wieder!" Und weiterhin: „Der Minister Eichhorn hat wieder zwei alberne Verordnungen ergehen lassen, wegen der Privatdozenten, die künftig nur auf Zeit zugelassen werden sollen, auf vier Jahre, nach denen der Minister ihnen die Vorträge wieder untersagen darf, dann wegen der Examinatorien , die er anempfiehlt, preist, verlangt. Einige Fakultäten haben schon gegen beide Verordnungen scharf protestiert, Böckh sagt, Eichhorn werde sich schwer ärgern! Fast niemand hier an der Universität hat B< Vorlesungen dialogisch und examinatoriseh eingerichtet; man findet es ein.' Albernheit, die nicht tunlich ist und, wäre sio tunlich, der freien Wissenschaft schaden würde. Eichhorn will die Universitäten herabbringen, Lehrer und Studenten dem Schulzwang unterwerfen, alles in un- würdige Abhängigkeit von der Behörde zwingen". Tagebücher, III, S. 05 uud 43.

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hängenden Vorträgen unabhängigen Übungen derart in den Hintergrund gestellt, die Konversatorien oder vielmehr Repetitorien und Examinatorien über die zusammen- hängenden Vorträge in regelmäßigen Zeitabschnitten als das vorzüglichste Mittel zur Erreichung des beabsichtigten Zweckes empfohlen, einer Kontrolle unterworfen und auch dadurch befördert werden sollen, daß den Studierenden, welche daran vorzüglichen Anteil nehmen, besondere Benefizien und Belohnungen erteilt würden". Sie berief sich auf den Erlaß vom 17. April selbst, der den Lehrern unmißverständ- lich das Maß der Ausführung und die Beurteilung, wie sie der Verfügung genügen wollten, überlassen habe, und erhob den Anspruch, daß man ihr als einer Ver- sammlung von Sachverständigen ein richtiges Urteil über den Gegenstand wohl zutrauen dürfe. „Vermöge dieser ihrer Verpflichtung und Berechtigung, in welcher zu sein sie unmaßgeblich erachtet, kann die Fakultät es nicht verbergen, daß sie die hochverehrliche Verfügung für unvereinbar mit dem Geiste der protestantischen und namentlich der preußischen Universitäten hält, und daß eine konsequente, durch äußerliche Mittel und gewissermaßen durch indirekte Nötigungen zu bewerk- stelligende Ausführung des zu Grunde liegenden Prinzips, welches mit einem bisher auf diesen hohen Schulen nicht befolgten System zusammenhängt, auch gegen die wohlmeinendsten Absichten unsre Universitäten einer Stufe nähern würde, auf welche diese Anstalten nur hier und da im Ausland gestellt sind, und den Ruhm und die Blüte der preußischen Universitäten dadurch würde gefährden können". Sie bezeichnete die Konversatorien als die niedrigste Stufe des Unterrichts und wies ihre Unmöglichkeit bei größeren Zuhörerschaften an Beispielen nach. So habe ein Lehrer, der 70 Zuhörer in der Vorlesung gehabt, mit 28 die Repetitionen begonnen, im Verlaufe derselben einmal 7 vorgefunden und erst nach längerem Warten die Übungen halten können, die er zu Ende des Semesters mit 5 geschlossen habe; ein anderer, der eine ganz besondere Gabe für diese Art des Unterrichts besitze, habe aus Mangel an Teilnehmern bereits im Dezember schließen müssen, ein dritter aus Mangel an Erfolg die Übungen bereits im Sommer aufgehoben. Von neuem hob die Fakultät den berechtigten Ruhm der preußischen Uni- versitäten hervor, die für die ganze Welt vorbildlich gewesen seien, und warnte vor den Folgen des Ediktes, das den Ausländer in Zukunft von Berlin ebenso fern halten werde wie von den Hochschulen, auf welchen minder freie Institutionen beständen. Sie leugnete, daß die Mehrzahl der Dozenten irgendwie einem her- kömmlichen Schlendrian folge, und betonte, daß durch die neue Einrichtung auch die Bildung des Charakters leiden würde. „Das Zutrauen der vorgesetzten Behörden", so schließt das bedeutsame Schriftstück, „gibt Aufmunterung; ausgedehnte und weit ins Einzelne gehende Kontrollen erzeugen Mißmut und Verstimmung; Gegenstände so feiner und geistiger Art wie die akademische Lehrmethode lassen sich einmal nicht sicher kontrollieren, sondern ihre Ausführung ist mehr oder weniger illusorisch. Die gehorsamst unterzeichnete Fakultät würde es als einen sie vorzüglich ehrenden

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 95

Akt ansehen, wenn Se. Exzellenz der vorgeordnete Herr Minister, von dessen hohem Wohlwollen und edelsten Absichten die Fakultät überzeugt ist, sowohl der früher in Rücksicht der Konversatorien befohlenen, als der in der verehrlichen Verfügung vom 27. Febr. d. J. angeordneten Kontrolle hochgeneigtest wollte keine weitere Folge geben".1

In der Tat wurde dies das Ergebnis. Von einer Zurücknahme des Befehls vernehmen wir nichts. Aber der passive Widerstand der Universität erwies sich am Ende doch stärker als der Eigenwille des Ministers.

Das Divide et impera war, wie man aus allem sieht, nicht der Leitspruch, Halbheit und

1 ' r 1 Zweideutigkeit

von dem Eichhorn sich in seiner Unterrichtspolitik leiten ließ. Er hatte, und der darin glich er ganz seinem königlichen Herrn, vielmehr die Gabe, die diver- Politik, gierendsten Richtungen auf eine Seite und alle Welt gegen sich aufzubringen. Dies erscheint um so merkwürdiger, als die Gegensätze innerhalb der Gesellschaft, solange es ein Preußen gab, niemals so groß gewesen waren, als in dieser Zeit der Zersetzung der alten Monarchie und der Herausbildung neuer Kräfte des sozialen und geistigen Lebens; also, daß man fast meinen könnte, der König und sein Minister hätten besser getan, die Gegner gewähren zu lassen und abzuwarten, daß sie sich untereinander anfallen und aufreiben möchten. Aber hierzu hätte wieder die Freilassung des Kampfplatzes gehört, eben das, was die neu aufkom- menden Parteien wollten, und zwar die Freunde Stahls und Hengstenbergs im Grunde kaum weniger als die Liberalen: sie alle verlangten einen Platz an der Sonne, Anteil, und womöglich den entscheidenden, am Staate und offenen Kampf gegen jedermann, der ihnen ihre Stellung streitig machte, ihren Prinzipien ent- gegenwirkte. Die alte Regierung hatte jeden Versuch solcher Art zu unterdrücken getrachtet: aber der Andrang war auch ihr schließlich fast zu stark geworden. Die neue trat mit dem Prinzip auf, die Zügel zu lockern: aber fahren lassen wollte auch sie dieselben nicht. Sie fühlte sich den Bestrebungen, die um sie her wogten, verwandt; von allen hatte sie etwas in sich: aber sie wollte dennoch über allen stehen. Sie öffnete die Schleusen: aber den Hebel wollte sie in der Hand behalten und in jedem Moment in der Lage sein, die andringende Strömung wieder abzusperren und den wirren Lauf der aus der unruhvollen Zeit sich er- hebenden Kräfte nach eigenem Ermessen zu regulieren. Eben dadurch geriet sie in Widerspruch mit jeder Partei und sogar mit sich selbst. Denn die Macht- mittel, die sie anwandte, waren nun doch und konnten nur dieselben sein, welcho

1) Wie bereits aus der vorigen Anmerkung hervorging, gab Zumpt ein Soparatvotum ab, das aber, wie der Dekan sofort bemerkte, auf der mißverständlichen Annahme beruhte, als habo die Fakultät die Verfügung als eine völlige Verschmelzung der vortragenden und konversatorisohen Methode in derselben Lehrstundo verstanden.

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die absolute Krone herausgebildet und eifersüchtig gewahrt hatte: ihre Organe in der Verwaltung, in der Polizei und, wenn es soweit kommen sollte, in der Armee. Sie wandte alle die Schlagworte an, durch welche die Neuerer die öffentliche Meinung gewannen, Vaterland und Freiheit und alle die hohen Reden von den Eigenschaften des Charakters und der Gesinnung, in denen jene die Zukunft der Nation und die Fortentwickelung des deutschen Geistes. erblickten: aber sobald sie beim Worte genommen ward, verleugnete sie diese Ideale oder deutete sie in einem Sinne aus, der von den Gegnern als eine Fälschung derselben stigmatisiert wurde. Wie man denn in der Tat nicht leugnen kann, daß, wie die Politik des Königs, so auch alle die langatmigen Reskripte seines Ministers, von denen wir einige kennen lernten, etwas Zwiespältiges, um nicht zu sagen, Zweideutiges und jedenfalls den Mangel eines sicheren und klaren Wollens an der Stirn tragen. Spaltung der ^n einer Stelle jedoch befolgte Eichhorn wirklich den Grundsatz des „Teile

Hegelianer. " ° "

und Leite", und nicht ohne Glück: in dem Kampf gegen die Hegeische Schule. Nicht durch die Heranziehung des philosophischen Interpreten seiner Welt- anschauung und Politik, wovon er den entscheidenden Erfolg erhofft hatte, wir sahen, welcher Fehlschlag die Berufung Schellings gewesen war, und wie gerade sie alle Gegner, Hegelianer und Rationalisten, in Harnisch brachte; die eigenen Freunde des Ministers standen hier mißmutig oder gleichgültig zur Seite: sondern dadurch, daß er den Keil in das bereits sich lockernde Gefüge der Partei selbst hineintrieb.

Wie bemerkt, hatte nach Hegels Tode seine Schüler keine höhere Sorge bewegt, als wie sie die Einheit der Schule bewahren könnten. In der Sammlung seiner Werke und Vorlesungen und in der Fortführung seines wissenschaftlichen Organs hatten sie in der Tat ein Zentrum für ihre Tätigkeit und ihre Partei geschaffen oder behauptet, und unter dem Schutze des befreundeten Ministers war es ihnen gelungen, die Einheit der Schule in Berlin aufrecht zu erhalten, während sie in Halle, in Tübingen und mehr noch in den radikalen Spekulationen eines Ludwig Feuerbach weit über die Grenzen hinausstrebte, die der Meister einzuhalten bestrebt gewesen war. Noch stärker ward dies Bedürfnis, als nach dem Tode Altensteins die Sonne der ministeriellen Gnade unterging und der Wind aus der entgegengesetzten Richtung zu wehen begann. Aus ihm heraus erfolgte am 1. Januar 1843 die Gründung der Philosophischen Gesellschaft. Ihr eigentlicher Stifter war ein reicher polnischer Aristokrat, Graf Cieskowsky, dem Michelet sich eng angeschlossen hatte. Es gelang ihnen in der Tat noch einmal, alle Richtungen der Schule bis zu Göschel hin zu vereinigen. Aber gerade der Versuch, die Gegensätze, die sich nun doch auch in Berlin längst geregt hatten, auszugleichen, trieb diese hervor. Es war doch nicht bloß die Verständigung, sondern die Fort- bildung des philosophischen Systems als Zweck der Gesellschaft bezeichnet worden; und hiermit hing die weitere Frage eng zusammen, ob und wie weit die Gesellschaft

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 97

die Einführung der Philosophie ins Leben auf ihr Programm setzen dürfe. Es war

bezeichnend für die unsichere Stimmung, welche bei der Gründung obwaltete, daß

man davon absah, ein förmliches Statut zu entwerfen, und die Ziele der Gesellschaft

nur protokollarisch festlegte, den letzten Punkt aber ausdrücklich ungenannt ließ;

der Schein sollte vermieden werden, als wolle die Partei der Regierung Opposition

machen. Vergebens sprach Michelet sich für die Aufnahme des Paragraphen aus.

Er wollte sogar noch einen vierten hinzubringen: Eindringen der philosophischen

Prinzipien in die Fachwissenschaften, was erst nach Jahren, 1862, geschehen ist.

So konnte es nicht ausbleiben, daß diese Unstimmigkeiten auch auf die Haltung

der Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik zurückwirkten. Schon unter Altenstein

war das Ansehen der Zeitschrift nicht mehr das gleiche gewesen, wie zu Lebzeiten

des Meisters, zumal nach der Gründung der Rüge- und Echtermej^erschen Jahrbücher

in Halle, deren vorwärtsdrängende Tendenz das Publikum weit mehr interessierte.

Der Systemwechsel im Herbst 1840 ward ihr vollends verhängnisvoll. Zunächst ^ttH®^|in

bekam man Schwierigkeiten mit der Zensurbehörde; und wenn Eichhorn danach der Parteiorgan zur

° Regierung übor.

Sozietät selbst die Zensur ihrer Zeitschrift übertrug und Johannes Schulze damit betraute, so war ihr gerade damit, trotz der Ergebenheit des Geheimrats für die Hegeische Philosophie, ein Zaum angelegt worden, den sie nicht abschütteln konnte. Vor (allen Dingen aber gelang es Eichhorn, Leopold von Henning, der als lang- jähriger Redakteur naturgemäß den größten Einfluß hatte, mehr und mehr zu sich hinüberzuziehen. Entbehren konnte man das Ministerium überhaupt nicht, da die Zeitschrift von dort her unterstützt wurde und bei dem geringen Absatz sich gar nicht anders halten konnte. Und da nun Henning von jeher auf der rechten Seite der Partei gestanden, so geschah es, daß aus der Zeitschrift nicht nur die Richtung der Vorgeschrittenen, eines Vatke und Hotho, von Michelet ganz zu schweigen, ausgeschlossen wurde, sondern sogar Schellings Lehren wohlwollende Beachtung fanden; und es war für die eigentlichen Hegelianer ein schwacher Trost, daß damit nicht nur das Wohlwollen Eichhorns für die Zeitschrift stieg und sich sogar in außerordentlichen Zuschüssen zur Deckung des Ausfalls äußerte, sondern auch die Abonnentenzahl ein wenig anwuchs.1 Die alte Stellung der Zeitschrift war jedenfalls dahin, und wenn die Berliner Hegelianer gegenüber konkurrierenden Unternehmungen außerhalb Berlins noch etwas bedeuten wollten, mußten sie an die Gründung eines neuen Parteiorgans denken.

Hierzu vereinigte sich die mittlere Gruppe der Partei, diejenigen, die, ohne Hotho, die

° L L m . . . Brüder Benary

gerade Stürmer und Dränger zu sein, wie Michelet und sein polnischer Graf, and Vatin ver-

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dennoch den „Gedanken" nicht in den Schranken der bloßen Gelehrsamkeit lassen, neue Zet<

sondern ihn in der Gestaltung des Lebens und der Gesellschaft nachweisen und ^.^^n nn d,.r

zur Anerkennung bringen wollten. Führer der Bewegung waren Hotho, die beiden ^JSert

1) Auch Neander hat in diesen Jahren Beiträge geliefert.

Lenz, Geschichto der Universität Berlin 112.

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Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Benary und Vatke. Da die Gesellschaft selbst in ihrer Gesamtheit nicht dahin zu bringen war. versuchten sie, von sich aus eine Zeitschrift ins Leben zu führen, welche sie als „Kritische Blätter für Leben und Wissenschaft'1 bezeichneten; am 7. September 1843 legten sie der vorgesetzten Behörde, dem Oberpräsidenten Herrn von Meding in Potsdam, ihren Prospekt vor. Sie sollten lange auf eine Antwort warten. Der 1. Januar 1844 war als Erscheinungstermin für das neue Organ,

"ii Verlag Veit und Compagnie übernommen hatten, in Aussicht genommen. A.ber das Jahr war fast zu Ende g< bevor die Unternehmer (am 29. Dezember)

oheid, d. b. die A-ufForderung erhielten, sich noch selbigen Tages dem Kultus- minister zu Btellen. Eis waren die Wochen, in denen die philosophische Fakultät über Nauwerck beriet, und wir werden mit der Annahme nicht fehlgehen, daß die Entscheidung, welch»- Eichhorn in dieser Angelegenheit traf, in der Erklärung, die er den Antragstellern gab, bereits ihren Schatten vorauswarf. Er hielt ihnen auf Grund des Prospektes eine förmliche Standrede über die Rechte und Pflichten akademischen Lehrern Wären sie, so begann er, bloße Literaten, so würde er einem Unternehmen, gegen das polizeiliche Bedenken nicht vorlägen, nichts in den Weg legen; als Professoren und Dozenten der Königlichen Universität jedooh müßte ihnen die Herausgabe aus der höheren Rücksicht verweigert werden, lall de ohne praktische Kenntnis von Kirche und Staat ihr Blatt auch inbezug auf diese Gebiete vom Standpunkt einer Philosophie redigieren würden, die sowohl nach Beinern, des Ministers, als aller preußischen Staatsmänner Urteil mit der Kirche und dem Staate, wie sie sein könnten und dürften, unverträglich wäre.1 Je mehr der Minister von ihnen als Ehrenmännern überzeugt sei, daß sie ihre Ansichten mit Offenheit und Energie verbreiten würden, auch den guten Willen wie die Geschicklichkeit ihnen zutraue, niemals mit der Zensur in Konflikt zu

iten, um so weniger sei ihr Unternehmen zu bewilligen. Eichhorn erklärte, dabei lediglich das Wohl der Universität im Auge zu haben; da die deutschen Hochschulen um des I ad willen, der von ihnen auszugehen scheine,

von allen Seiten beargwöhnt würden, so könne ein solches Vorhaben der Entwicklung dei Wissenschaft nur zur Hemmung und zum Schaden gereichen. Denn so loyal und ehrenwert immerhin ihr Streben sei, würden sie es doch kaum hindern können, dal', ihr Blatt zur Fahne für verwerfliche Bestrebungen würde. Vergebens wehrten

iung in der Eingabe Hothos und Genossen an den Senat

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Erstes Kapitel. Romantik and Realitäten.

99

die Antragsteller den Vorwurf, daß sie ein Parteiblatt gründen würden, ab: daß sie die Weiterentwicklung des Systems in Staal und Kirche, Kunsl and Poesie betreiben wollten, konnten sie dooh nioht Leugnen, denn es stand mit dunen Worten in ihrem Prospekt Indirekt wenigstens gaben sie darin zu, daß Gedanke und Tat, Leben und Wissenschaft in der Philosophie ihres Lehrers allzu sehr getrennt gewesen wären. An dem „Gedanken" wollten sie jedenfalls alles Bestehende in Staat und Kirche, Kunst und Poesie messen, sein Reoht prüfen und der Zukunft die Wege weisen. „Was in diesen Wissenschaften", so heißt es wörtlich, „Anspruch machen kann, den Gedanken fortzuführen, was Fortschritt, was Entwicklung andeutet, was irgendwie geeignet ist, auf die öffentliche Meinung tiefen, wahrhaften Einfluß zu üben, ja was endlich, ohne sich seihst dem Fort- schritt hinzugeben, doch eine Anregung enthält und die Behandlung wichtiger Prägen zu veranlassen vermag, wird unbedingt seine vollständigste Würdigung

finden". Der Minister hoffte, und damit Schloß er seine Ansprache, die Herren zu

einem freiwilligen Rückzuge zu bewegen. Aber diesen Gefallen taten ihm die Vier nicht. Sie entschuldigten sich, „des gnädigen Wohlwollens und der Anerkennung ohnerachtet, mit deren Huld Seine Exzellenz sie beehre", mit den Verpflichtungen,

welche sie gegen die Buohhandlung hatten, nachdem der Kontrakt einmal ah- geschlossen sei.

Neue Wochen gingen ins Hand, Ins am *J7. Januar, diesmal von Seiten ^\^> Oberpräsidiums in Potsdam, »Um- Bescheid erfolgte, daß sich aus den „amtlichen Verhältnissen" der Antragsteller punid) der im Prospekt angezeigten Tendenz Be- denken ergeben hatten, welche die Erteilung der gewünschten Konzession hinderten. Auch die vier Freunde Ließen es zunächst, in den kampferfüllten Wochen des Februars, anstehen. Am s. März jedoch, als Nauwercks Los soeben entschieden und die ganze akademische Welt über das brüske Verhalten des Ministers wegen des Artikels in der Staatszeitung in Aufregung war, braohten sie ihren Fall in aus- w™*enB'i0

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führlicher Darlegung vor den Senat. Auch ihm gegenüber stellten sie jede Partei- absieht in Abrede. Allen Richtungen, sei es in der Philosophie, sei es in der Auffassung politischer, religiöser oder ästhetischer Probleme, seilte ihr Blatt offen- stehen; für ihre eigenen Ansichten wollten sie sich nur den Kaum offenhalten, der ihnen in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik nach mehrfacher Er- fahrung verkürzt scheine. Auch forderten sie keinen Schutz mehr für ihre privaten Interessen: von sieh aus würden sie vielmehr nach der Entscheidung durch die

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weiden, nur weil es eine philosophische Richtung vertrete, wiche der Staat durch die Berufung ihres Stifters und die Anstellung vieler seiner Schüler und Aiihan

9<3 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Benary und Vatke. Da die Gesellschaft selbst in ihrer Gesamtheit nicht dahin zu bringen war, versuchten sie, von sich aus eine Zeitschrift ins Leben zu führen, welche sie als „Kritische Blätter für Leben und Wissenschaft" bezeichneten; am 7. September 1843 legten sie der vorgesetzten Behörde, dem Oberpräsidenten Herrn von Meding in Potsdam, ihren Prospekt vor. Sie sollten lange auf eine Antwort warten. Der 1. Januar 1844 war als Erscheinungstermin für das neue Organ, dessen Verlag Veit und Compagnie übernommen hatten, in Aussicht genommen. Aber das Jahr war fast zu Ende gegangen, bevor die Unternehmer (am 29. Dezember) Bescheid, d. h. die Aufforderung erhielten, sich noch selbigen Tages dem Kultus- minister zu stellen. Es waren die Wochen, in denen die philosophische Fakultät über Nauwerck beriet, und wir werden mit der Annahme nicht fehlgehen, daß die Entscheidung, welche Eichhorn in dieser Angelegenheit traf, in der Erklärung, die er den Antragstellern gab, bereits ihren Schatten vorauswarf. Er hielt ihnen auf Grund des Prospektes eine förmliche Standrede über die Hechte und Pflichten eines akademischen Lehrers. Wären sie, so begann er, bloße Literaten, so würde er einem Unternehmen, gegen das polizeiliche Bedenken nicht vorlägen, nichts in den Weg legen; als Professoren und Dozenten der Königlichen Universität jedoch müßte ihnen die Herausgabe aus der höheren Rücksicht verweigert werden, daß sie ohne praktische Kenntnis von Kirche und Staat ihr Blatt auch inbezug auf diese Gebiete vom Standpunkt einer Philosophie redigieren würden, die sowohl nach seinem, des Ministers, als aller preußischen Staatsmänner Urteil mit der Kirche und dem Staate, wie sie sein könnten und dürften, unverträglich wäre.1 Je mehr der Minister von ihnen als Ehrenmännern überzeugt sei, daß sie ihre Ansichten mit Offenheit und Energie verbreiten würden, auch den guten Willen wie die Geschicklichkeit ihnen zutraue, niemals mit der Zensur in Konflikt zu geraten, um so weniger sei ihr Unternehmen zu bewilligen. Eichhorn erklärte, dabei lediglich das Wohl der Universität im Auge zu haben; da die deutschen Hochschulen um des Geistes der Jugend willen, der von ihnen auszugehen scheine, von allen Seiten beargwöhnt würden, so könne ein solches Vorhaben der Entwicklung der Wissenschaft nur zur Hemmung und zum Schaden gereichen. Denn so loyal und ehrenwert immerhin ihr Streben sei, würden sie es doch kaum hindern können, daß ihr Blatt zur Fahne für verwerfliche Bestrebungen würde. Vergebens wehrten

1) So die Wiedergabe der Unterredung in der Eingabe Hothos und Genossen an den Senat vom 8. März 1844. Die Erklärung, die ihnen am 23. April der Regierungsbevollmächtigte im Namen des Ministers über dessen Äußerungen machte, deckt sich inhaltlich damit durchaus, wenn sie auch nicht wörtlich übereinstimmt. Die entsprechende Stelle lautet hier: „Dagegen könne Be. Exzellenz uns als Professoren und Dozenten an der Universität zur Konzessionierung einer Zeitschrift, vollends in dieser Vereinigung von Männern, die von der philosophischen Richtung aus, welche notorisch mit dem Wesen des bestehenden Staates und der bestehenden Kirche in allgemeinen Konflikt geraten, auf die Gestaltung des Lebens in Kirche und Staat und zwar in der Weise populärer Darstellung, einwirken wollten, nicht die Hand bieten".

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. !•!>

die Antragsteller den Vorwurf, daß sie ein Parteiblatt gründen würden, ab: daß sie die Weiterentwicklung des Systems in Staat und Kirche, Kunst und Poesie betreiben wollten, konnten sie doch nicht leugnen, denn es stand mit dürren Worten in ihrem Prospekt. Indirekt wenigstens gaben sie darin zu, daß Gedanke und Tat, Leben und Wissenschaft in der Philosophie ihres Lehrers allzu sehr getrennt gewesen wären. An dem „Gedanken" wollten sie jedenfalls alles Bestehende in Staat und Kirche, Kunst und Poesie messen, sein Recht prüfen und der Zukunft die Wege weisen. „Was in diesen Wissenschaften", so heißt es wörtlich, „Anspruch machen kann, den Gedanken fortzuführen, was Fortschritt, was Entwicklung andeutet, was irgendwie geeignet ist, auf die öffentliche Meinung tiefen, wahrhaften Einfluß zu üben, ja was endlich, ohne sich selbst dem Fort- schritt hinzugeben, doch eine Anregung enthält und die Behandlung wichtiger Fragen zu veranlassen vermag, wird unbedingt seine vollständigste Würdigung finden". Der Minister hoffte, und damit schloß er seine Ansprache, die Herren zu einem freiwilligen Rückzuge zu bewegen. Aber diesen Gefallen taten ihm die Vier nicht. Sie entschuldigten sich, „des gnädigen Wohlwollens und der Anerkennung ohnerachtet, mit deren Huld Seine Exzellenz sie beehre", mit den Verpflichtungen, welche sie gegen die Buchhandlung hätten, nachdem der Kontrakt einmal ab- geschlossen sei.

Neue Wochen gingen ins Land, bis am 27. Januar, diesmal von seiten des Oberpräsidiums in Potsdam, der Bescheid erfolgte, daß sich aus den „amtlichen Verhältnissen" der Antragsteller gemäß der im Prospekt angezeigten Tendenz Be- denken ergeben hätten, welche die Erteilung der gewünschten Konzession hinderten. Auch die vier Freunde ließen es zunächst, in den k ampferfüllten Wochen des Februars, anstehen. Am 8. März jedoch, als Nauwercks Los soeben entschieden und die ganze akademische Welt über das brüske Verhalten des Ministers wegen des Artikels in der Staatszeitung in Aufregung war, brachten sie ihren Fall in aus- ^"n'senat- führlicher Darlegung vor den Senat. Auch ihm gegenüber stellten sie jede Partei- dieser häU sioh

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absieht in Abrede. Allen Richtungen, sei es in der Philosophie, sei es in der Auffassung politischer, religiöser oder ästhetischer Probleme, sollte ihr Blatt offen- stehen; für ihre eigenen Ansichten wollten sie sich nur den Raum offenhalten, der ihnen in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik nacli mehrfacher Er- fahrung verkürzt scheine. Auch forderten sie keinen Schutz mehr für ihre privaten Interessen: von sich aus würden sie vielmehr nach der Entscheidung durch die vorgesetzte Behörde ihr Unternehmen sofort aufgegeben haben. Nur ein allge- meines Prinzip, die Frage der Lehrfreiheit, habe sie vermocht, sich an den Senat zu wenden. Denn nun solle auf rein administrativem Wege ein Unternehmen, gegen welches das Ministerium der Polizei keine Einwände erhebe, verhindert werden, nur weil es eine philosophische Richtung vertrete, welche der Staat durch die Berufung ihres Stifters und die Anstellung vieler seiner Schüler und Anhänger

100 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

als Lehrer wie Verwaltungsbearnte, Richter und Diener der Kirche seit 25 Jahren anerkannt habe. „Will man", so schrieben sie, „den angegebenen Grund Sr. Ex- zellenz zu -weiterer Konsequenz führen, so steht zu befürchten, daß der Satz: ,Was jene Philosophie auf Universitäten lehren darf, soll sie nicht in wissenschaft- lichen Zeitschriften verbreiten', sich in gleicher Weise zu dem anderen Satze um- wenden könne: ,Was diese Philosophie nicht in wissenschaftlichen Zeitschriften verbreiten darf, soll sie auch auf Universitäten nicht lehren'". Sie forderten von der höchsten Vertretung ihrer Korporation lediglich eine Erklärung darüber, ob ihr die Angelegenheit unter diesem Gesichtspunkte wichtig genug erscheine, um, wie ihre Absicht sei, die Entscheidung des Königs anzurufen: die einfache Ver- neinung werde sie dazu bringen, auf alle weiteren Schritte zu verzichten; sie würden sich dann auf eine öffentliche Darlegung des bisherigen Verlaufes be- schränken. Der Senat sah sich damit vor die Frage gestellt, die den Minister von den Antragstellern trennte. Stellte er sich auf die Seite Hothos und seiner Freunde, so mußte er anerkennen, daß die Verfügung der Regierung ein Eingriff in das Lebensprinzip der Universität bedeute. Die Antwort, die er gab erst am 25. März bedeutete ein Ausweichen: er könne auf die Sache für jetzt nicht eingehen, da zur Erörterung der von den Petenten gestellten Frage nichts Faktisches in amt- licher Form vorliege; denn die Äußerung in der Verfügung des Oberpräsidiums, daß aus ihren amtlichen Verhältnissen sich Bedenken ergeben hätten, sei ein Aus- druck, der mehrerer und sehr verschiedener Deutungen fähig sei.

So aber ließen sich die Vier nicht abspeisen. Sie wandten sich alsbald wieder an den Minister mit der Bitte um schriftliche Bestätigung seiner Worte, da der Senat eine solche amtliche Beglaubigung erfordere, bevor er sich über ihre Absicht, an den König zu appellieren, äußern wolle. Eichhorn seinerseits machte es, wie wir es an ihm kennen: er ließ keinen Zweifel über das, was er gesagt und gemeint hatte. Der Regierungsbevollmächtigte erhielt den Auftrag, die Herren vor sich bescheiden und ihnen die Meinung des Ministers noch einmal zu eröffnen, nicht ohne ihnen sein Befremden über das Gesuch und eine angebliche Mißdeutung in den Worten des Senates mit scharfen Wendungen auszudrücken. So erhielt der Senat, vor den die Freunde aufs neue traten, zum zweitenmal das Wort. Der aber tat ihnen nicht den Gefallen, seine Meinung kundzutun: sie erhielten den trockenen Bescheid, daß keine Veranlassung vorliege, im Gesarntinteresse der Universität auf die Sache einzugehen. Danach blieb den Petenten nur noch Appellieren an der Appell an ihre Fakultäten übrig. Die theologische Fakultät, an die Vatke

ihre Fakultäten; rr ' .

deren und Ferdinand Benary herangingen, war mit ihrem Beschluß bald fertig. In fünf Zeilen erklärte sie ihnen durch die Hand ihres Dekans Hengstenberg, daß sie eine Einmischung als außerhalb ihrer Kompetenz und ihres Berufskreises liegend betrachten müsse. Marheineke unterließ diesmal sein Separatvotum, aber er gab zu Protokoll, daß er es beklagen müsse, der freien, schriftstellerischen Betätigung

Erstes Kapitel. Romantik und Eealitäten. 101

der Universitätslehrer irgendwie Beschränkungen auferlegt zu sehen; und, was sehr bemerkenswert ist, diesmal hatte er Neander auf seiner Seite. Einen heftigeren Feind Hegels als diesen konnte es nicht geben, aber die Lehrfreiheit war auch ihm ein Prinzip, in dem sein Forschen von jeher gewurzelt, gerade weil sein Denken so unpolitisch war. 1

Auch die philosophische Fakultät ließ ihre Mitglieder, Hotho und Agathon Benary, diesmal im Stich, jedoch nur insofern, als sie die prinzipielle Bedeutung, welche die Antragsteller in den Fall legten, diesem absprach. Sie bestritt die Behauptung, daß die Zeitschrift sich lediglich auf dem Felde der Theorie bewegen werde, und gab so weit der Auslegung Eichhorns recht. Zugleich aber nahm sie die Gelegenheit wahr, bei dem Minister, dem sie eine Abschrift dieses Bescheides einsandte, noch einmal für das Recht aller ihrer Mitglieder, sich an der öffent- lichen Diskussion zu beteiligen, einzutreten. Sie berief sich auf § 6 der Uni- versitätsstatuten, um darzutun, daß aus der Stellung der Universitätsprofessoren die Anerkennung einer größeren Freiheit der literarischen Betätigung abzuleiten sei, während durch den Ausspruch des Ministers und die Verfügung des Ober- präsidiums eine Verminderung dieser Freiheit begründet werden solle. „Der Erfolg in der Literatur und die "Wirksamkeit an der Universität, die Bedeutung und das Ansehen, das sich öffentliche Lehrer in der Wissenschaft und also auch durch Arbeiten in Zeitschriften, erwerben, und die Teilnahme der Studierenden an ihren Vorlesungen hängen auf das engste zusammen und beide pflegen miteinander zu steigen und zu sinken. Eine Beschränkung in der Literatur kann daher mittelbar als eine Beschränkung an der Universität wirken". Sie wies auf die enge Ver- bindung hin, welche in Deutschland seit mehr als einem halben Jahrhundert zwischen den Literaturzeitungen und den Universitäten bestehe; wie sich auf vielen Hochschulen Genossenschaften der Professoren zum Zwecke der wissenschaftlichen Kritik gebildet hätten, die auch dem Leben nicht fremd geblieben wären; die Regierungen hätten vielmehr in dem öffentlichen Amt der Herausgeber gerade eine Gewähr gesehen; erst seit der Trennung solcher Unternehmungen von den Uni- versitäten, wie z. B. in den Deutschen Jahrbüchern, hätte man Grund gehabt, über die unwissenschaftlichen Übergriffe solcher ursprünglich wissenschaftlicher Organe zu klagen. Die Fakultät wies dann aber auch den Angriff ab, den der Minister auf die besondere philosophische Richtung der Petenten gemacht hatte, ohne übrigens zu verhehlen, daß die Hegeische Philosophie vielen ihrer Mitglieder widerstrebe. „Die unterzeichnete Fakultät", so lauten die bedeutsamen Worte,

1) Er hätte, erklärte er zu Protokoll, folgenden Passus in der Antwort gewünscht: „Obgleich wir anerkennen, daß es der Stellung und dem Berufe der theologischen Fakultät nichts Fremdes ist. übet die Erhaltung der richtig verstandenen theologischen Lehrfreiheil in Redo und Schrift zu wachen, fühlen wir uns doch nicht veranlaßt, in diose unbestimmte, nicht klar genug vorliegende Sache auf irgendeine Weise uns zu mischen".

102 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

„bescheidet sich, nur das wissenschaftliche Element als ihr eigentliches Teil an- zusprechen; aber wenn sie es als die edelste Seite der Wissenschaft ansehen muß, daß sie still und nach dem Maß der geistigen Kraft, die in ihr liegt, auf das Leben Einfluß übt, so darf sie auch mögliche Konflikte mit dem Leben nicht scheuen, wenn diese ihr durch einen Zusammenhang mit der Wissenschaft herbei- geführt werden. Sie muß einmal nach dem ihr als philosophischer Fakultät ge- gebenen Standpunkt den philosophischen Gegensätzen freien Raum wünschen und dein streitbaren Geist der Wissenschaft, der die Wahrheit nicht im Stiche läßt, vertrauen, damit Einseitigkeit verhütet werde und dem Fortschritt der Antrieb nicht fehle". Mit der Bitte, diesen Gesichtspunkt, wenn es nötig wäre, bei den zu literarischen Konzessionen mitwirkenden hohen Königlichen Behörden geneigtest schützen zu wollen, schließt die Eingabe, die sich der Erklärung vom 4. Januar würdig an die Seite stellt.

Der Minister wollte in der Erklärung der Fakultät nur eine Bestätigung seiner eigenen Auffassung sehen. Denn nichts liege, so reskribierte er, weniger in der Absicht der Regierung und Sr. Majestät des Königs, als die Freiheit wissen- schaftlicher Diskussion zu beschränken, eine Ansicht, die auch der Oberpräsident der Provinz Brandenburg durchaus teile. Nicht einmal der Hegeischen Philosophie werde er die literarische Betätigung irgendwie verkümmern, sondern nur verhindern, daß einzelne dieser Schule angehörige Männer nach ihren Ideen über Staat und Kirche, die sie Philosophie und Wissenschaft zu nennen beliebten, das Leben un- mittelbar gestalten wollten. Und hierfür berief er sich auf keinen Geringeren als Hegel selbst, der sich mit großer Entschiedenheit gegen ein so törichtes und an- maßendes Übergreifen ausgesprochen habe. Er spielte damit auf die Yorrede an, welche Hegel seiner Rechtsphilosophie gegeben hatte. Durch solche Autorität geschützt, meinte er die Fakultät auffordern zu können, den größten Feind der wahren Wissenschaft im Staate, die Zügellosigkeit, mit ihm zu bekämpfen: durch Anwendung aller der direkten und indirekten Mittel, welche die Statuten teils den Dekanen, teils der Fakultät an die Hand gäben, um den Mißbrauch wissenschaft- licher Freiheit, der in jetziger Zeit das Leben in Staat und Kirche zu verwirren drohe, aus ihrem Kreise zu verbannen, veröffontiichnng Hotho und seine Freunde waren inzwischen nicht still geblieben. In der

Zeitungskrieg. Antwort, die sie von der Fakultät erhalten, war auf jene Eingabe an das Mini- sterium hingewiesen worden. Hierauf gestützt, ersuchten sie den Minister um deren Mitteilung, was sie mit der Pflicht motivierten, den Anschuldigungen gegen ihre wissenschaftliche Richtung wie den verfälschenden Darstellungen in der Öffent- lichkeit durch den Abdruck ihrer sämtlichen Gesuche und der darauf erteilten Bescheide entgegenzuwirken. Und Eichhorn gab nicht nur darin nach, sondern fügte noch die Forderung hinzu, daß sie auch von seiner Antwort an die Fakultät sich Abschrift geben lassen sollten. Hierdurch zog er sich aber eine

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 103

Keplik von ihrer Seite zu, in der sie ihm ein Licht aufsteckten über die wahre Meinung ihres Meisters, den der Minister gegen sie als Zeugen aufgerufen hatte, nachdem er vorher seine Philosophie als den ärgsten Schädling für Wissenschaft, Staat und Kirche bezeichnet hatte. Sie wiesen ihm nach, daß Hegel in jener Vorrede „eine sich so nennende Philosophie" bekämpfe, die es ausdrücklich aus- gesprochen, daß nur dies das Wahre sei, was jeder über die sittlichen Gegen- stände, vornehmlich über Staat, Regierung und Verfassung aus seinem Herzen, Gemüt und Begeisterung aufsteigen lasse; daß er damit gerade diejenigen meine, welche die Erkenntnis der Wahrheit für eine törichte, sündhafte Anmaßung er- klären und die Vernunft und wieder die Vernunft und in unendlicher Wieder- holung die Vernunft anklagen, herabsetzen und verdammen. Wenn der Meister vor dem törichten Besserwissen und der anmaßenden Unzufriedenheit mit der Wirklichkeit auf das nachdrücklichste warne, so heiße Wirklichkeit bei ihm das Bestehende und Vorhandene nur insofern, als es der Vernunft gemäß sei, der er die Macht zutraue, sich die entsprechende Erscheinung und Geltung zu schaffen; ja, er sage in jener Vorrede ausdrücklich, daß im Lichte vernünftiger Einsicht nichts Bestehendes wirklich sei als die Idee, der Gedanke. Mit einem Worte, sie gaben ihrem hohen Chef zu verstehen, daß es sein Freund Schleiermacher sei, gegen den Hegel an jenem Orte sich vorzüglich gewandt habe. Noch einmal sprachen sie es aus, daß ihr Beruf nur die Wissenschaft und sie allein sei, und daß sie nur gegen die Eingriffe einer von Mißdeutungen der Wissenschaft geleiteten Administration in deren geheiligten Bezirk kämpften. „Diese Besorgnis, voll Ehr- furcht vor Ew. Exzellenz Absicht und lauterem Zweck, ist der uneigennützige, einzige Gesichtspunkt in allen unseren späteren Schritten gewesen. Unser Zweck ist mißlungen. Doch wir haben unser Gewissen gewahrt, und wem hierzu der Mut und die Offenheit fehlen, der darf auch vor höchster Behörde, selbst wenn sie ihn tadeln zu müssen glaubt, auf innere Achtung nicht Anspruch machen". Sie schlössen mit der Bitte, auch diesem Aktenstücke die Erlaubnis zur Publikation nicht vorenthalten zu wollen. Eichhorn hatte auch dagegen, vorbehaltlich der Ge- nehmigung der Zensurbehörde, nichts einzuwenden, und damit hatte der amtliche Federkrieg sein Ende gefunden, dem dann freilich in Zeitungen und Zeitschriften ein langhindauernder Nachhall folgte.

Äußerlich betrachtet hatte Eichhorn abermals den Sieg davongetragen. Die pi

° ° ° der Politik

Zeitschriften der Gegner waren jetzt alle in ihrem Entstehen unterdrückt oder in Eichhorns. Organe des Ministeriums umgewandelt. Er hatte eine Reihe von Bollwerken um sich aufgebaut, aus denen seine Trabanten in aller Ruhe ihre Geschosse nach dvn Gegnern senden konnten; und um das Ganze blieb der Stachelzaun der Zensur gezogen. Aber über die Grenzen Preußens hinaus reichte die Macht des Ministers nicht, und Ruges Jahrbücher, die er aus Halle verjagt, richteten aus dem nahen Leipzig ihre Angriffe nur um so dreister gegen das preußische Regiment; während

104 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

von Tübingen her in Schweglers „Jahrbüchern der Gegenwart" neue, vollgerüstete Verteidiger der Hegeischen Lehre auftraten. Selbst innerhalb Preußens war es unmöglich, alle Äußerungen der Presse, zumal im Westen des Staates, zu kontrol- lieren und zu unterdrücken oder das Lesen der fremden Blätter und das Korre- spondieren mit ihnen zu verbieten. Jedem Schlage, den die Regierung führte, folgten Dutzende von Gegenschlägen, und mit jedem Moment nahm der Kampf größeren Umfang und schärfere Formen an. So war das Ergebnis auch hier schließlich kein anderes als das, was die Berufungen und alle die Maßnahmen, um den Geist der Universitäten in den vorgeschriebenen Bahnen zu erhalten, gehabt hatten. „Die leitende Idee für die Behandlung ihrer Angelegenheiten, seit Herr von Eichhorn Minister istu, so heißt es in einem Artikel der Tübinger „Jahrbücher" vom August 1844, „bildet die Ausrottung des Hegelianismus und, soweit derselbe noch vorhanden war, des Rationalismus, die Einführung dessen, was man christ- liche Wissenschaft nennt, um jeden Preis. Für diesen Zweck ist kein in den Händen der Regierung liegendes Mittel gespart worden. Die Lehrverbote gegen Bruno Bauer- und Nauwerck, der ministerielle Verweis an Hinrichs, die ausgesprochene systematische Zurücksetzung Aller, die sich des Hegelianismus verdächtig machten, die Verweigerung der Habilitation für angehende Dozenten dieser Richtung, die Bevorzugung selbst der entschiedensten Mittelmäßigkeit, wenn sie nur ,wohlgesinntl war, die Maßregeln, wodurch die verfolgte Partei ihrer journalistischen Organe beraubt und die Gründung neuer selbst den ruhigsten und sichersten Männern unmöglich gemacht wurde, die Ungunst, welche auch die Zuhörer mißfälliger Lehrer zu fühlen bekamen, die strenge Überwachung des geselligen und wissenschaftlichen Lebens unter den Studierenden, das Einschreiten zum Beispiel gegen die Lese- vereine in Berlin und Halle diese und ähnliche Schritte könnten zur Genüge zeigen, wie ernstlich und methodisch der Zweck der Restauration verfolgt wurde. Und doch wie wenig ist er bis jetzt erreicht worden!'1 In Wahrheit, es galt für diese Regierung, was ein Berliner Korrespondent über den Universitätserlaß in derselben Zeitschrift an anderer Stelle als das Schlußergebnis nennt: „Und so würden denn diese langwierigen Verhandlungen, vorläufigen Befürchtungen und Protestationen, diese nachträglichen Kritiken und Verwahrungen im ganzen ohne merkliche Nach- wirkung vorübergehen und im Stande der Dinge wenig ändern. Wundern Sie sich nicht darüber. Viel Lärmen um nichts ist unsere Geschichte seit 1840". 1

3. Das Leben in den Fakultäten. A. Die theologische Fakultät. Von dem Stimmengewirr der öffentlichen Meinung war naturgemäß diejenige Fakultät am meisten umschwirrt, welche ihrem Beruf und ihren Zielen nach vor

1) Schweglers Jahrbücher der Gegenwart, 1844, S. 705 und 596.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 105

andern der Stütz- oder Angriffspunkt für die Parteien sein mußte, die sich in Staat und Kirche bekämpften; um so mehr, als trotz der Bemühungen der Regierung um Erhaltung und Wiedergewinnung positiver Tendenzen der Zwiespalt in ihr selbst nicht geschlichtet war. Niemals war Hegels Panier von Marheineke höher erhoben als in diesen Jahren. An der ganzen Universität ward er als der Führer Uarheineke und

seine Gegner.

der Partei bekämpft oder gefeiert. Auch in der Studentenschaft besaß er einen festen Stamm eifriger Anhänger, und in der Öffentlichkeit galt er um so mehr, je mehr die wissenschaftlichen Ziele der Partei sich mit den liberalen Strömungen der Zeit verschmolzen. Auf der andern Seite stemmten sich Hengstenberg, und wer zu ihm hielt, und das waren in diesem Falle alle anderen Ordinarien der Fakultät um so schroffer einer philosophischen Richtung entgegen, welche ihren rationalistischen Untergrund und ihre Bekenntnisfeindschaft immer deutlicher offen- barte. Neander hatte sich in früheren Jahren dem Hegelianismus gegenüber sehr Neander /""'

° ° ° seine Studenten.

zurückgehalten, wenn er auch des Gegensatzes sich stets bewußt gewesen war. Jetzt kam auch er mit einem Widerspruch offen heraus. Für ihn war die Hegeische Philosophie nichts als ein Wiedererwachen des Rationalismus, der erst jetzt auf seinen Kulminationspunkt gebracht, als die alles Heilige und überweltlich Göttliche verleugnende Selbstvergötterung der natürlichen Vernunft, als Pantheismus sein Haupt frecher als je erhebe;1 er brachte in dem Vorwort zur zweiten Auflage seiner Kirchengeschichte den Anhängern des falschen Propheten ein Pereat aus.2 Jedoch hatte er für seine Person nichts zu fürchten. Wie sehr auch die theologische Fakultät zurückging von 641 Studenten im Winter 1830 auf 214 im Sommer 1847 , war Neanders Auditorium dennoch stets dicht gefüllt; seine Zuhörerlisten zeigten immer noch 100 bis 200 Namen. Die Liebe und Bewunderung seiner Schüler war mit den Jahren nur gewachsen. Er war noch immer der „Mann der Jugend, Mann der Herzen", wie Rössel ihn in seinem schönen Gedichte nannte. Niemals ging sein Geburtstag, der 16. Januar, vorüber, ohne daß ihm die Schüler, sei es mit einem Fackelzuge oder einem Ständchen, einer Adresse oder einem

1) So in einem Brief an einen rheinischen Freund, den Pastor Herrmann, 1841. „Hier", schreibt er, „darf von keinem Akkordieren in Inhalt oder Form die Rede sein, wodurch auch manche "Wohlgesinnte mehr schaden, als sie wissen. Es bereitet sich eine große Krisis vor, Gott helfe uns!" Und ähnlich an Vogt, 23. Juni 1841: „Der unter der Unterscheidung der reinen und der wirklichen Vernunft vorlarvte Straußianismus , von . . . Vatko angestiftet, greift hier um sich. Alle Schweizer laufen demselben zu und bringen ihn in ihr unglückseliges Vaterland zurück. "Wio viele der widerlichsten Erscheinungen treten uns jetzt entgegen! Ein so alles höhere Leben verhöhnendes Buch wie Feuerbach über das Christentum ist mir noch nicht vorgekommen. "Wie schnell geht es jetzt von der äußersten Rechten zur äußersten Linken über!" Schneider, Neander, 8. I82f.

2) Juli 1842. „So sei dies Motto [sein Losungswort: „Peotus est, qui facit theologum" von neuem ausgesprochen: Allen ausgehungerten und übersatten Philistern, allen Toren, die sich mit dem Schein einer eiteln, vornehm tuenden "Wissenschaftlichkeit umgeben, oder si.h dadurch blenden lassen". Vgl. dazu die Rezension Baurs in Zell eis theologischen Jahrbüchern IV (1845), S. 221.

106 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Silberbecher, ihren Dank ausdrückten und das Gelöbnis gegen ihn und seine Lehre erneuerten; aus allen Ländern, denn sein Ruhm hatte längst die deutschen Grenzen überschritten, wurden ihm Huldigungen dargebracht. Er selbst war der Alte geblieben, daheim am Teetisch im Kreise der Auserwählten, wie im Kolleg, wo er seine staunenswerte Belesenheit in den Quellen der Kirchengeschichte aller Jahr- hunderte mit dem immer gleichen Enthusiasmus und einer aus dem Herzen hervor- quellenden Religiosität ausbreitete. Auch am Schreibtisch war er noch immer der Unermüdliche. In diesen Jahren durchschritt er mit seinem großen Werk die Jahrhunderte des Mittelalters, dessen Ausgang er noch erreichte. Dazu die Neu- auflagen der älteren Bücher, Vorträge in der Akademie, in die er 1839 auf- genommen war, Programme, Rezensionen und gelegentliche Kundgebungen für die Mission oder über Tagesfragen. Daß sein Körper immer hinfälliger wurde (im Sommer 1844 brachte ihn eine Brustfellentzündung an den Rand des Grabes), daß sein Augenlicht mehr und mehr versagte, konnte ihn kaum aufhalten; was ihm abging, ersetzten ihm zwei Amanuenses, von denen der eine ihm vorlas, den Verkehr mit den Studenten vermittelte und ihn ins Kolleg begleitete, während der andre bei den Korrekturen half und die Bücher heranbrachte oder exzerpierte. Letztere Stellung hatte eine Zeitlang Piper, dann sein Liebling, sein „Johannes", eben Hermann Rössel, und, als diesen frühes Siechtum hinwegnahm, Justus Ludwig Jacobi, der bis an sein Ende bei ihm blieb. Auch der Charakter seiner Schrift- stellerei war unverändert. Das Wunder war ihm des Glaubens liebstes Kind geblieben, das Christentum, wie er im Eingang seiner Kirchengeschichte sagte, nicht aus der verborgenen Tiefe der menschlichen Natur geboren, sondern eine aus dem Himmel, der sich der entfremdeten Menschheit geöffnet, stammende Kraft, im Ursprung wie im Wesen erhaben über allem, was die menschliche Natur aus eigenen Mitteln zu schaffen vermag, als ein neues, Leben verleihendes, von Grund aus sie umbildendes Prinzip. Hieran fand seine Kritik, an der es ihm sonst im einzelnen nicht fehlte, ihre Schranke, in dem Leben Jesu wie in seinen historischen Schriften, trotz Strauß und aller Resultate, welche die historische Bildung der Zeit gewonnen hatte. Dennoch blieb die Versöhnung aller Gegensätze, deren Häufung ihn ängstigte, seines Strebens Ziel, und so konnte er auch im Irrtum noch die Wahrheit, in verkehrter Richtung den ewigen Zug zum Göttlichen mit liebevollem Auge auffinden, die Morgenröte eines besseren Tages ahnend schauen. Er blieb über den Abgründen des Zweifels schweben, weil er nicht in sie hineinschauen wollte; das sursum corda blieb das Wort seines Lebens. David Friedrich Strauß meinte in der Satire, die er auf Friedrich Wilhelm IV. schrieb, zwischen Neander und dem Rhetor Libanius, als dem romantischen Philosophen des Heidentums, eine Ähnlichkeit zu entdecken. „Der romantische Theologe bemüht sich", so sagte er, „durch philosophische und ästhetische Zutaten den abgestorbenen theologischen Kohl wieder genießbar und erbaulich zu machen". Neander rührte dieser Vorwurf

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 1.07

nicht, weil er wußte, daß er ihn nicht traf. Er verglich sich dagegen wohl mit dem gekrönten Romantiker selbst, dem er sein erstes Buch gewidmet hatte. „Ich habe", sagte er, „das mit dem Kaiser Julian gemein, daß ich mich stets nach der Sonne sehne (Ö7tadög ro£ i)liov)a] „das dürfen Sie aber", setzte er hinzu, „Strauß nicht sagen".1

In Hengsten berg war dies Bedürfnis nicht. Er fühlte sich im Besitz des Hengstonberg

° als Führer der

ewigen Lichtes und gedrungen, für das Reich Gottes, wie er es verstand, zu Orthodoxie.

zeugen, Staat und Kirche in diejenige Gemeinschaft zu bringen, in der sie des

Andranges aller Gewalten der Tiefe spotten könnten. Er wünschte gar nicht die

Versöhnung. Als Neander angesichts der Landessynode, welche Friedrich Wilhelm

im Oktober 1845 einberufen hatte, eine Kundgebung der gesamten Fakultät,

„Worte des Friedens mitten unter den Gegensätzen", vorschlug, lehnte Hengstenberg

eine solche Demonstration ab, weil er ein Hauptobjekt des Streites und eine der

im Vordergrunde streitenden Personen sei. „Die Haltbarkeit meiner Stellung", so

schrieb er, und wir können diese Haltung des willensstarken Mannes nur loben,

„im Angesicht von Freund und Feind beruht darauf, daß ich allen klar und offen

mir selbst gleich bin und jeder weiß, was er an mir hat".2 In der Tat, er konnte

nicht mehr zurück. Sein Leben gehörte der Partei. Er war neben Ludwig

Gerlach und Stahl unbestritten der Führer geworden in dem Lager, welches die

alten Heiligtümer barg. In ihm war der Literat vom Professor nicht geschieden,

zum Kummer des Ministers, der viel mehr zu Männern wie Neander und Twesten

hinneigte; aber ihm blieb erlaubt, was andern verboten war: allzu stark war seine

Stellung im Kampf. Von seiner Kirchenzeitung, die er mit glänzendem Geschick

und unbedingter Autorität leitete, empfingen die Seinen in Stadt und Land

Programm und Parole. Dennoch darf man nicht annehmen, daß Hengstenberg in

der Kirche bereits am Ziel oder auch nur an der Universität unter den Theologen Gegenkräfte

in Berlin und

der Herrscher gewesen sei. Die Berliner Geistlichkeit war noch lange nicht im Lande. gewonnen. Das zeigte der Protest, den ihre Synode im August 1845 erhob. Sogar Bischof Eylert konnte sich nicht mehr darauf besinnen, daß er Hengstenberg zu seinem Glück befördert, und daß er einst mit einem Beckedorff und Snethlage gegen den Geist, den Schleiermacher vertrat, gekämpft hatte. An der größten Theologenuniversität der Monarchie hatte der Rationalismus nach zwanzigjährigem Kampf noch immer seine Vertreter, und die Petition, in der die Hallenser Studenten 1841 unter Führung des jungen Haym den Minister um die Berufung von Strauß baten, zeigte, wie tiefen Boden doch auch das Hegeltum gewonnen hatte. Auch in Breslau war der Rationalismus noch nicht überwunden, und noch weniger in Königsberg, wo Eichhorns Schützling Hävernick ganz isoliert blieb gegenüber

1) Schneider, S. 228. bneider, S. 215.

108 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

dem Kreise, in dem ein Bohlen und Rosenkranz den Ton angaben. Mit dem Ansehen, welches Neander unter den Studenten genoß, konnte Hengstenberg nicht wetteifern; seine Hörerzahlen waren kaum höher als die Marheinekes oder die von Strauß; in Privatvorlesungen mochten es 50 oder 60 sein, zum Teil, je nach vatkes tiem Thema, viel weniger, in anderen auch wohl bis gegen 100. Selbst Vatke blieb

Einfluß boi den ° .

stndenten. kaum hinter ihm zurück, weder in seinen exegetischen Vorlesungen noch in den systematischen, von denen die Religionsphilosophie die Studenten besonders anzog. Auch er hatte stets eine Schar unbedingter Anhänger, die ihm oft ihre Verehrung bezeugten; zweimal wurde ihm was überhaupt in dieser Zeit der Parteiung Sitte geworden war ein Ständchen gebracht und zweimal ein Silberbecher überreicht. Beide lasen zuweilen dieselben Kollegia, und die Studenten hörten dann die Genesis und die Einleitung in das Alte Testament oft lieber bei dem Kxtraordinarius, als daß sie sich von Hengstenberg über die Echtheit des Pentateuchs belehren oder in seinem feierlich singenden Ton über die Geschichte des „Reiches Gottes unter dem alten Bunde" unterhalten ließen.

Twestcns Xur Twesten kam in den Zuhörerzahlen Neander nahe. Er war ja auch

Stellung in der

Fakuiuu, als {\Qi- einzige Systematiker unter den Ordinarien, bei dem man die korrekte Lehre Gelehrter" hören konnte. Die Hegeische Philosophie hatte ihm das Gemüt niemals sehr beschwert. Er hatte sie, solange er in Kiel war, kaum in den Kreis seiner Studien hineingezogen, und die Hegeische Maske, welche Strauß und Yatke sich bei ihren Angriffen auf das Christentum vorgebunden hatten, gab ihm die Möglichkeit, auch ihre historische Kritik beiseite zu lassen und ihre Bücher als Enthüllungen des „spekulativen Rationalismus" zu betrachten. Ihm widerstand es von vornherein, christliche Lehren und Grundsätze etwa wie Göschel. interpretieren zu wollen oder wie Ulimann Tatsachen und Wunder der Heiligen Schrift durch philosophische Be- weise zu stützen. „Es gibt Dinge", so lesen wir in einem seiner Briefe, „die man glauben muß auf Zeugnis, wohin mehr oder weniger alles Tatsächliche gehört. Es gibt andre Dinge, die man glauben muß dem eigenen Herzen oder dem unmittel- baren Gefühl dessen, was gut, heilig und göttlich ist. Wer solche Dinge philosophisch beweisen will, täuscht sich entweder selbst oder er verliert eben das, worum es ihm zu tun ist".1 Dennoch war Twestens Blick im Grunde viel zu klar und sein Geist zu vorurteilsfrei, als daß ihn nicht die Ergebnisse einer Kritik hätten er- schrecken müssen, welche die Tatsächlichkeit der Vorgänge, die er, wenn auch nur „auf Zeugnis", d. h. so weit es irgend anging, annehmen wollte, in die Welt des Mythus und der Legende zu verflüchtigen drohte; und sie erschütterten ihn vielleicht mehr, als er es vor sich selbst gestand und seinen Studenten vorzutragen wagte. Denn so sehr er sieh daran klammern mochte, daß Christus und die Heilslehre, die an Christi Person und Lebensgang geknüpft ist, über alle Grenzen] der] Vernunft hinweg

1) An Friedrich Perthes, IG. April 1838 "■; Heinrici, S. 430.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 109

von dem Glauben allein erkannt und ergriffen werden können, war es nun doch einmal seine Aufgabe, wenn nicht durch historische Kritik (die aber dem Exegeten des Neuen Testamentes doch auch nicht fehlen durfte), so doch sicherlich in der Systematik die Gotteslehre seiner Kirche dialektisch zu erläutern und zu beweisen. Auch war Twesten hierzu wie wenig andere begabt und vorbereitet. Seine ex- egetischen Übungen, für die er philologisch vortrefflich geschult war, wurden all- gemein gelobt wegen der Sicherheit der Interpretation und der Klarheit der Problem- stellung, und ebenso wurden die Durchsichtigkeit und die Begreiflichkeit gerühmt, womit er in seinen systematischen Vorlesungen den Stoff zu gliedern und darzu- stellen wußte. Die Schüler Neanders fanden darin die Ergänzung zu der enthusi- astischen Betrachtungsweise, mit der ihr Meister die allzu leicht verschwimmenden Bilder seiner heiligen Geschichte zu entwickeln pflegte, und auch Hengstenberg ließ die Seinen gern bei Twesten hören, bei dem sie vor der Ansteckung mit der Hegeischen Ketzerei sicher waren. Twesten selbst aber genügte sich am wenigsten. „Ich bin", schreibt er im Anfang seiner Berliner Zeit seinem Freunde Brandis in Bonn, „eine zu skeptische Natur, habe zu wenig Yertrauen zur Kraft und zum Umfange des menschlichen Erkenntnisvermögens überhaupt und des meinigen insbesondere, um mit der Entschiedenheit eines Fichte, Schelling, Hegel, Herbart auftreten und dadurch imponieren zu können; und doch ist es eigentlich dies, was die Jugend will und bedarf, was in der Philosophie Beifall findet und eine Schule macht".1 Worte, die uns beinahe an das Urteil erinnern, bei dem der junge Student am Ende der Vorlesung, die er bei Fichte hörte, angelangt war, als ihm der Philosoph, dem er anfangs eine ungemessene Bewunderung entgegengetragen hatte, fast als ein Charlatan erschien. Und merkwürdig genug, eben dies Wort gebraucht er von neuem unmittelbar im Anschluß an jene Stelle von allen Philosophen, welche durch die Kühnheit der Versicherungen, die Erhabenheit der gegebenen Verheißungen bei dem großen Publikum den Sieg davontragen über die Bedenk- lichkeit und Nüchternheit desjenigen, der nicht mehr zu wissen glaube, als er sich klar und evident zu machen wisse; „und das ist", fügt er hinzu, „leider bitter wenig". Er ließ darum nicht ab, ihre Systeme zu studieren: erst in Berlin wandte er sich recht den Schriften Hegels zu, schon deshalb, um den Wissen- den auf ihrem eigenen Felde begegnen und auch im Kolleg seiuen Gegensatz begründen zu können. Aber das Ergebnis war immer aufs neue die Absage an die Philosophie. Hätte er nur seine Anstrengungen darauf gerichtet, die Auf- gabe, der er an der Universität diente, auch über die Grenzen seines Auditoriums hinaus und vor einem größeren Publikum zu vertreten. Aber diese Hauptauf- gabe, er selbst bezeichnet sie so, geriet ins Stocken. Zwanzigmal bat er bei uns Dogmatik gelesen und immer wieder den Stoff umgearbeitet; aber seil 1SK». wo

1) 28. September 1835; Heinrici, 8. 145.

HO Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

er noch einmal einen Band seines Werkes, die erste Hälfte des zweiten Teiles, in einer starken, bald vergriffenen Auflage ausgehen ließ, schritt er darin nicht weiter vor, so sehr er für sich bemüht war, das Wesentliche und das Zweifelhafte in den Quellen voneinander zu scheiden. Seine schriftstellerische Arbeit galt in diesen Jahren mehr den Werken seiner Freunde als eigener Produktion: der Hülfe, die er Dore Hensler in der Zusammenstellung der Lebensnachrichten Niebuhrs leistete, und der Ausgabe der Schleiermacherschen Ethik, die er mit einer liebevoll ausge- führten Einleitung versah. Den entscheidenden Grund für die Resignation, die er von der Philosophie nun auch auf die Dogmatik ausdehnte, finden wir in einem Brief an seinen ältesten Freund, Friedrich Perthes, vom 15. Mai 1843, worin er die allgemeine Abwandlung der religiösen Stimmung von den Zeiten des Rationalismus her über die Hegeische Epoche hinweg bis zu der Erneuerung des alten Rationalismus, dem sich das Publikum aus Furcht vor dem Pietismus in die Arme werfe, an sich vorüberziehen läßt. In einem Worte Vinets scheint ihm der Schlüssel zu liegen für das, was uns fehle. „Es ist", schreibt er, „Mangel an fester Überzeugung. An diesem leiden wir mehr oder weniger alle; die Gläubigen unter uns haben doch mehr Sehnsucht nach Glauben als den Glauben selbst und müssen mit dem Mann im Evangelium beten: Herr, hilf meinem Unglauben".

Twesten dachte zu nüchtern, um sich der über die dogmatischen Begriffe hinwegfliegenden Anschauung der göttlichen Geheimnisse nach Art Neanders anzuschmiegen, und zu ehrlich, um sich mit Hengstenberg auf Tod und Leben in der Burg der starren Orthodoxie einzuschließen. Er glaubte wohl, Hengstenbergs Christologie, seit er sie gelesen, zustimmen zu können; aber aus Unterredungen mit ihm entnahm er dann doch wieder, daß die unfehlbare Interpretation, welche der Kollege den Aposteln für einzelne Beweisstellen des Alten Testamentes zu- schrieb, nicht recht begründet sei, und fand es sehr betrüblich, die immer mehr sich ausbildenden Gegensätze eines schroffen, beschränkten Dogmatismus und eines alles verflüchtigenden, seiner Kühnheit sich rühmenden Idealismus wahrzunehmen. „Gott gebe uns", setzt er hinzu, „Kraft und Liebe, zwischen diesen Gegensätzen auf der rechten Bahn des einfachen, lebendigen und freimachenden, die Wissenschaft heiligenden und verklärenden Evangeliums uns zu halten".1 Er stand in der Mitte (wie das Zünglein der Wage, sagte ein langjähriger Mitarbeiter): aber ein Vermittler war er eigentlich nicht. Oder seine Vermittlung bestand mehr im Ausweichen als im Ausgleichen. Das war die Stellung, die er auf der General- synode 1846 einnahm, als Karl Immanuel Nitzsch aus den alten Bekenntnissen ein neues gemacht hatte und die Majorität der geistlichen Versammlung dafür gewann. Twesten trat mit vollem Kachdruck für die „alten, herrlichen Bekenntnisse" ein, die Augustana, die Schmalkaldischen Artikel, den großen Katechismus Luthers,

l)Heinrici, S. 438.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 111

in denen die evangelische Kirche ihren Reichtum besitze, eine Quelle beständiger Kraft und Tüchtigkeit, daran das Herz warm werde, dafür man leben und sterben könne; er prophezeite, daß ein neues Bekenntnis ein Herd der Zwietracht werden könne; leicht sei es, ein altes Bauwerk abzureißen, aber schwer, ein neues auf- zurichten. Er riet vielmehr, es umgekehrt zu machen, erst die Verfassung zu vereinbaren und dann an der Einigung über die Lehre zu arbeiten. So aber hatten die Reformatoren der Kirche nicht gerechnet; keinen Moment hatten sie gezögert, das niederzureißen, was ihrem Bekenntnis entgegenstand, und mochten Jahrhunderte daran gebaut haben, Anarchie und Revolution die unvermeidliche Folge sein. Aus der Idee heraus hatten sie ihre Verfassungen geschaffen, jedes Tüttelchen daran war ihnen wertvoll gewesen, und gerade von den kleinsten Ab- weichungen kamen die größten Konflikte und die Ausbildung der stärksten Gegensätze ihrer Epoche her. Twesten jedoch wollte das Alte beibehalten, weil er sich vor dem Neuen fürchtete. Seine Liebe zu den alten Bekenntnissen selbst entsprang dem Zweifel. Er wollte sie unangerührt lassen, weil er besorgte, daß jeder Versuch, daran zu flicken und zu bessern, das Ganze in Gefahr bringen würde. So nahm Twesten an unserer Universität in der Theologie eine Stellung ein ähnlich derjenigen, welche sein Freund und Landsmann Trendelenburg zur Philo- sophie hatte. Beide waren klare norddeutsche Naturen, verständig und maßvoll, zu skeptisch, um sich der Wucht, mit der die empirische Forschung in die Welt der Natur und der Geschichte eindrang, zu entziehen, und zu ehrlich, um mit der Zuversicht der Alten ein Gott und Welt umspannendes Denk- und Glaubens- sjstem aufzubauen; und dennoch beide erfüllt von dem Glauben an Ewigkeitswerte, welche dem Hoffenden und Strebenden, dem unermüdlich Schaffenden sich ent- falten müssen, mögen sie sich auch noch hinter den Nebeln des Zweifels bergen, die jede echte Forschung zugleich sammeln und zerstreuen wird. Hand in Hand damit ging bei ihnen eine wachsende Neigung zu historischen Forschungen. Auch Trendelenburg pflegte für seine akademischen Reden mit Vorliebe geschicht- liche Probleme zu wählen. Und das letzte Buch, welches Twesten , schon im Jahre 1814, veröffentlichte, war die vortreffliche Monographie über Flacius Illyricus; es ist bezeichnend, daß es gerade der Heißsporn der altlutherischen Othodoxie war, den er aus seinen historischen Voraussetzungen zu begreifen suchte. An der Uni- versität gehörten beide dem Kreise an, der sich einst um Schleiermacher und Niebuhr gebildet hatte, und in den Twesten schon als Student fast wie ein Eben- bürtiger aufgenommen war. Manche daraus fand er bereits nicht mehr vor, als er nach Berlin kam; alle hat er überlebt, auch viele von denen, die nach ihm hinzugetreten waren, wie Lachmann, und wiederum dessen Nachfolger, Moritz Haupt. Es waren die Männer, welche die Führung an der Universität hatten und auch mit der Regierung im ganzen freundlich standen: lauter selbständige Naturen und nicht ohne Selbstbewußtsein, meist reiferen Alters. An Differenzen und

112 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Nuancen fehlte es unter ihnen nicht, von Savigny ab, der aber bald aus dem Kreise weg zu der Höhe dos Ministeriums emporstieg, bis zu Böckh hin, mit dem schon der Übergang in die andere, liberalere Gruppe, die um Dove, Magnus und Dirichlet, sich vollzog. Auch Böckh hielt mit Twesten gute Freundschaft, wenn ihm auch seine Theologie nicht benagte. Das Ansehen, welches Twesten genoß, zeigte sich, wie bei Trendelenburg, in den akademischen Ehrenstellungen, die ihm die Kollegen zuwandten: er ist achtmal Dekan und dreimal Rektor ge- wesen. Zur Zeit der neuen Ära, als Justus Olshausen die Universitäten regierte und die Nordalbinger bei uns den Ton angaben, stand er auf der Höhe seines Ansehens, das ihm bis an sein spätes Ende bewahrt blieb. Wie Lachmann, Avar er Mitglied der verschiedenen Klubs und Kränzchen, welche seine Freunde zu gelehrten und geselligen Zwecken vereinigten, der Gesetzlosen Gesellschaft, der Graeca, des Montagsklubs und in seinen späteren Jahren auch der Mittwochs- gesellschaft, welche er mit Dorner und Bethinann -Hollweg nach dessen Abgang vom Ministerium gründete. So ist sein Name mit der Geschichte unserer Universität wie wenig andere verknüpft und wird so unvergessen bleiben, wie der seiner Freunde. heiden der j]jne Schule, wie sie in Tübingen um Baur herum sich bildete, hat auch

Fakultät aus ° 7

dem wissen- Twesten nicht gehabt, wie anziehend sein Vortrag gewesen sein und wie anregend

schaftlichen Ge-

samtieben der er auf einzelne gewirkt haben mag. Das galt für ihn so wenig wie für seine

l HlV'TSitUt

Fakultätskollegen, wenigstens in dem Sinne der Fortführung ihrer Lehre und ihrer Forschung. Sie waren alle mehr oder minder Praktiker; die Erhaltung der Kirchenlehre und der Aufbau ihrer Verfassung standen ihnen höher als die Ent- wicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis. Ihr Ziel war die Festigung ihrer Schüler in den alten Überzeugungen und die Erbauung der Gemeinden, denen sie einst dienen sollten; zu Hirten der Kirche wollten sie dieselben erziehen. Dies Ziel behielten sie im Auge, ob sie Exegese trieben oder Kirchengeschichte, Archäo- logie oder Systematik. So schied die Berliner Theologie aus dem wissenschaft- lichen Gesamtleben der Universität, in das Schleiermacher und De Wette sie ein- geführt hatten, mehr und mehr aus. Selbst ein Vatke wagte sich nicht mehr auf das Feld zurück, auf dem er den Pflug so tief geführt hatte, und widmete sich ganz der religionsphilosophischen Richtung seiner Studien.

Wenn es ein Gebiet gab, das von den Interessen und den Kämpfen des Tages entfernt lag, und das andererseits sich gerade in dieser Epoche beleben mußte, wo sich der Historie aus dem Leben der Gegenwart und dem Fortgang der allgemeinen Studien ungeahnte Perspektiven eröffneten, so war es das der Kirchengeschichte. In Tübingen ergriff man diese Gelegenheit; unter dem Anhauch des Hegeischen Geistes, der einst auch Vatke in seinen Forschungen über das Alte Testament so unbefangen und sicher gemacht hatte, zog Baur die Linien in der Geschichte des Christentums, welche bis heute noch erkennbar geblieben sind.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 113

Neander aber kam über die in seiner Jugend gewonnenen Grundbegriffe historischer Anschauung nicht heraus. Durch den Dualismus zwischen der übernatürlichen und der natürlichen Welt, unter dem er den Werdegang der Menschheit begriff, verbaute er sich die Erkenntnis der Geschichte als eines von innen her sich ent- wickelnden, einheitlich geordneten Prozesses, zerstörte er den Zusammenhang zwischen Idee und Erscheinung, auf den die Empirie ebenso wie die Speku- lation der Epoche hindrängte. Seine Auffassung war nur zu erklären aus seiner eigenen Individualität und der Zeit, in die seine Jugend fiel. Es war Komantik, die vor den sich häufenden Realitäten im Leben und Wissen der Gegenwart ver- ging und verblaßte. Unter den Hunderten von Zuhörern, die ihn Jahr um Jahr umdrängten, waren es doch nur ganz wenige, die sein Werk in seinem Sinne fortzusetzen versuchten, und diese sammelten sich um ihn fast alle im letzten Jahrzehnt seines Lebens. Es waren nächst Piper, der aber schon einer älteren Noandera

Schüler.

Generation angehörte, Jacobi, Philipp Schaff, Chlebus, Schlottmann, diese alle eine Zeit lang und Piper für immer Lehrer an unserer Hochschule. Ferner Hermann Rössel, der einzige, der vielleicht ein Ebenbürtiger geworden wäre, Willibald Bevschlag und sein früh verstorbener Bruder, und David Erdmann, der später Jacobis Nachfolger in Königsberg geworden ist und danach als schle- sischer Generalsuperintendent in Breslau Schlesiens evangelische Kirche lange Jahre regiert hat.1 Alles ernst strebende junge Leute von warmem Empfinden und

1) Vgl. Schneider, Neander, und J. Jacobi, D. Justus Ludwig Jacobi und die Ver- mittlungstheologie seiner Zeit.

Jacobi, geboren am 12. August 1815 zu Burg, vorgebildet auf dem Joachimsthalschen J.L. Jacobi. Gymnasium zu Berlin, studierte 1834 in Hallo, seit 1835 in Berlin. 1841 Lizentiat geworden, habilitierte er sich noch im Oktober, ward 1847 Extraordinarius und kam 1851 nach Königsberg. Von 1855 bis an seinen Tod in Halle. Gestorben am 31. Mai 1888. Ehrendoktor von Berlin August 1851. Seine Habilitationsschrift, 1842, galt der Lehre dos Pelagius. Die Tendenz des Buches zeigt der Schlußsatz: „Pelagius hatte eine Waffe in die Hand genommen, deren zerstörende Gowalt er nicht ahnte; wir haben es gesehen, wie sie am Umsturz alles Positiven im Christentum ihre Macht erprobte, und wer möchte behaupten, daß bereits alle Wirkungen derselben erschöpft seien?" Der Berliner Zeit gehört auch noch sein „Lehrbuch der Kirchengeschichte ", Teil I (mehr nicht erschienen) an.

Johannes Wilhelm Rudolf Chlebus, geboren am 15. Januar 1817 zu Silberberg in Chlebns. Schlesien, Sohn eines Pfarrers, vorgebildet auf dem Gymnasium zu Ruppiu, studierte von 1833 bis 1836 Theologie in Berlin, vornehmlich bei Neander und Twesten, trieb daneben aber auch philologische Studien bei Böckh und Lachmann, woraus seine philosophische Doktordissertation „De Luciano philosopho" erwuchs. 1842 zum Lizentiaten promoviert, habilitierte er sich im Juni 1841 für Kirchengeschichte. Gestorben am 21. August 1840. Reine Habilitationsschrift „Über das Verhältnis der bischöflichen Kirche Englands zur ursprünglichen apostolischen" (1842) entsprach den gleich- seitigen Bestrebungen Friedlich Wilhelms IV. und der Regierung auf eine Neubelebung der bischöflichen Verfassung in der protestantischen Kirche. Aus demselben Jahr Beine Gedichte. Ferner noch eine Schrift „Judentum und Heidentum". Sonst nur noch einige Abhandlungen in der Zeitschrift für historische Theologie.

Philipp Schaff, ein Schweizer, geboren am 1. Januar 1819 zu Chur, auf württembergisohen Bchaff. Gymnasien vorgebildet, Student in Tübingen, Halb' und Berlin seit \><^. nimm! den andern gegon-

Lenz, Geschichte dor Univorsitilt rierlin II 2.

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Drittes Buch. Auf dorn Wege zur deufohen Einheit.

idealer Gesinnung, treu an dem Lehrer hängend u.i eifrig in der Verteidigung ihrer Kirche, ohne sich doch an die Bollwerke des bgmas so eng anzuschließen, wie Hengstenberg und die Seinen es forderten. Si raren von der neuen Welle pietistischer Religiosität, die im Rückschlag gege die Hegeischen Ideen und parallel mit der jungdeutschen Strömung sich erhol berührt, und so hatten sie sich den beiden Patriarchen des romantischen Kii lentums, Neander und dem Baron von Kottwitz, in die Arme geworfen. Ihr Kl erinnert uns einigermaßen an Lücke und seine Freunde in Göttingen, mit dnen sie auch die poetischen Neigungen teilten. Von Rössel kam eine Sammlui seiner Gedichte nach dem Tode heraus, Chlobus hat noch selbst eine Gedieh mmlung veröffentlicht, und der sprachgewandte Westfale Constantin Schlottman eichte sogar als Lizentiaten- arbeit Gesänge ein, diese freilich weniger Produkte Poesie als eines ungewöhn- lichen Sprachtalentes, denn es waren in hebräisch Sprache gedichtete „Lieder der Morgenröte von einem deutschen Mann, welche r sang den Söhnen Israels".1 Wissenschaftlich der produktivste Kopf unter ihnen ar Jacobi, der nach Rosseis Tode Neander am nächsten stand und sich wohl [offnung machen durfte, zu seinem Nachfolger berufen zu werden. Ministeriui und Fakultät aber wählten statt seiner Lehnerdt aus Königsberg, dessen Stelle an der Albertina ihm dann übertragen wurde. Übrigens wünschte die Regieru gar nicht einmal so sehr, dal) die Privatdozenten mit den Ordinarien in Seiften und auf dem Katheder wetteiferten, sondern sah es lieber, daß sie im Sinn ihres Ediktes vom April 184 1

über, «lic alle Norddeutsche waren, nach Herkunft und Entwklung eine besondere Stelle ein. In Tübingen ein Zuhörer Ilaurs, wurde er in Halle durch Joluck, dessen Hausgenosse er war, und Julius Müller stark beeinflußt; in Berlin schloß er sich baanders an Neander und Strauß an. 1841 /.uiii Lizentiaten promoviert, habilitierte er sieh im Dez 1842, um bereits Ostern 1844

als Profe jor an ein College in Amerika zu gehen, wo er fünf Iirzehnte lang eine in der deutsch- amerikanischen Kirche hochgeachtete Stellung eingenommei Er starb als Professor der Kirchengeschichte am Union -Seminary zu New-Tork am 2 Oktober 1893. Seine zahlreichen Arbeiten, zunächst renglisch geschrieben, umfi etische, kirchengeschichtliche, systematische und praktische Fragen. Seiner Berliner Zeit geh&n nur zwei kleinere Monographien an, die Promotion i - und die Eabilitationsschrifl („Über die Sin svider den Heiligen Geist" [1841] und „Das Verhältnis Jakobus', des Bruders des Herrn, zu Jakoba Alphäi"). Vgl. David S. Schaff, Life of Philipp Schaff. Schlottn tantin Schlottmann, geboren am 7. März 181 in Minden, auf dem dortigen Gym- Bbildet, bezog siebzehnjährig die Berliner ühivi Nach Abschluß seiner Studien Zögling de-. Wittenberger Predigerseminars geworden, kehrt ir 1842 nach Berlin zurück und habilitierte sich ist?. Seine Bpätere Lauf bahn führte ihn L851 Gesandtschaftsprediger nach Kon- tantinopel, 1855 als Pj ;ie zunächst nach . lach Bonn, 180(3 nach Halle, wi, er bis an -einen Ted an Jacobis Seite eine rege 'irksainkeit entfaltet hat. A. D. B. XXXI. B.561 (Siegfried); II ilenzyklopädie XV S. 619 (Kühn).

1) „Eine Aufforderung im Stil der alttestamentlichen , zu Christo zu kommen",

Berlin 1847. 1848 folgten „Deutsche Weckstimmen. Von e a Westfalen, Ernst Moritz Arndt 1854 „Ghaselen srom Bosporu ■; dii e schrieb ann in Konstantinopel. Seine

ein.-' tliche Lei tung in Berlin war ein Kommen zum Buche Hiob, 1851.

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E?tes Kapitel. Romantik und Realitäten.

115

als Pädagogen in konventorischem Umgang mit den Studenten ihre Kräfte übten;1 wozu sieh besonders Jacbi geschickt zeigte, der dadurch wiedorholt das Lob des Ministers erhielt und dum Remunerationen und das Extraordinariat belohnt wurde Diesen allen, welco nur wenige Jahre bei uns blieben, steht Ferdinand Karl Wilhelm Piper, in Lehrerssohn aus Stralsund, geboren am 7. Mai 1811, als der Einzige, der bei ms geblieben ist, gegenüber; von seiner Immatrikulation im Jahre 1829 ab hat t mit Ausnahme von sieben Jahren, die er in Göttingen zugebracht hat, sechzig -'Ue Jahre unserer Universität angehört. Niemand hat sich enger an Neander angesclossen als er, der schon in seiner Studienzeit als Famulus sein Hausgenosse und lusebegleiter war und, was er schrieb und forschte, nur als Ergänzung und Komientar zu den Werken des geliebten Lehrers betrachtete. Er ist, darf man sagen, us der Stellung eines Famulus Neanders niemals heraus- getreten, obwohl der Kriß seiner Studien an sich das Gebiet seines Lehrers er- weiterte und ihm soga eine besondere Stellung unter seinen Fachgenossen verschaffte. Sie galten zuächst der Chronologie, speziell dem christlichen Kalender- wesen, wozu ihn seine matematische Begabung führte, die ihn in Göttingen sogar zum Schüler von Gauß gemact hatte. Sein Gedanke war, für die evangelische Kirche einen neuen Kalender zi schaffen, als Gedenkbuch für die Gemeinde, in das er nach den Geburtstagen me Reihe von Biographien „christlicher Lebens- und Wahrheitszeugen" aufnaln: Arbeiten, welche in der Tat auf die Ausgestaltung weitverbreiteter evangeliscer Volkskalender eingewirkt haben. Erst von hier aus gelangte Piper auf ein vüiges Neuland, das der christlichen Archäologie. Auch da aber verfolgte er d) gleiche praktische Tendenz wie in seinen Werken über das Kalenderwesen. Schon in dem Titel, den er seinen Studien gab, „monu- mentale Theologie", der 'ohl Gerhards „monumentaler Philologie", wie dieser die Archäologie definier!, nachgebildet war, zeigte sich dieselbe; Piper zer- legte ihn sogar noch in di entsprechenden Unterabteilungen: monumentale Exegese, monumentale Geschichte es Reiches Gottes, monumentale Dogmatik und monu- mentale Moral. Weder hetisches noch eigentlich historisches Interesse führ- ten ihm die Feder. Fo^i und Stil kamen für ihn kaum in Betracht. Für ihn handelte es sich immr nur um den Inhalt in seiner Beziehung zur christ- lichen Erkenntnis, deren Schätze, wie er sie in den Symbolen der christlichen Kunst ausgeprägt fand, c erläutern wollte. Nur als Quellen für die Kirchen- geschichte, die er im Gehe seines Meisters als den Weg Gottes in dem Leidens- und Segensgange seiner K'che, als eine Kette wunderbarer Fügungen zum Siege des Evangeliums hin nachuweisen suchte. Erbauung war mit einem Worte auch seines Forschens Endziel. Auch äußerlich glich sein Leben dem seines Lehrers. Gleich Neander blieb er Jnggeselle; auch ihm führte eine Schwester den Haus-

Piper.

1) Nach einer Bemerkui on Eilera in den Akten.

114 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

idealer Gesinnung, treu an dem Lehrer hängend und eifrig in der Verteidigung ihrer Kirche, ohne sich doch an die Bollwerke des Dogmas so eng anzuschließen, wie Hengstenberg und die Seinen es forderten. Sie waren von der neuen Welle pietistischer Religiosität, die im Rückschlag gegen die Hegeischen Ideen und parallel mit der jungdeutschen Strömung sich erhob, berührt, und so hatten sie sich den beiden Patriarchen des romantischen Kirchentums, Neander und dem Baron von Kottwitz, in die Arme geworfen. Ihr Kreis erinnert uns einigermaßen au Lücke und seine Freunde in Göttingen, mit denen sie auch die poetischen Neigungen teilten. Von Rössel kam eine Sammlung seiner Gedichte nach dem Tode heraus, Chlebus hat noch selbst eine Gedichtsammlung veröffentlicht, und der sprachgewandte Westfale Constantin Schlottmann reichte sogar als Lizentiaten- arbeit Gesänge ein, diese freilich weniger Produkte der Poesie als eines ungewöhn- lichen Sprachtalentes, denn es waren in hebräischer Sprache gedichtete „Lieder der Morgenröte von einem deutschen Mann, welche er sang den Söhnen Israels".1 Wissenschaftlich der produktivste Kopf unter ihnen war Jacobi, der nach Rosseis Tode Neander am nächsten stand und sich wohl Hoffnung machen durfte, zu seinem Nachfolger berufen zu werden. Ministerium und Fakultät aber wählten statt seiner Lehnerdt aus Königsberg, dessen Stelle au der Albertina ihm dann übertragen wurde. Übrigens wünschte die Regierung gar nicht einmal so sehr, daß die Privatdozenten mit den Ordinarien in Schriften und auf dem Katheder wetteiferten, sondern sah es lieber, daß sie im Sinne ihres Ediktes vom April 1844

über, die alle Norddeutsche waren, nach Herkunft und Entwicklung eine besondere Stelle ein. In Tübingen ein Zuhörer Baurs, wurde er in Halle durch Tholuck, dessen Hausgenosse er war, und Julius Müller stark beeinflußt; in Berlin schloß er sich besonders an Neander und Strauß au. 18 U zum Lizentiaten promoviert, habilitierte er sieh im Dezember 1842, um bereits Ostern 1844 als Professor an ein College in Amerika zu gehen, wo er fünf Jahrzehnte lang eine in der deutsch- erikanischen Barche hochgeachtete Stellung eingenommen hat. Er starb als Professor der Kirchengeschichte am Union -Seminary zu New-York am 23. Oktober 1893. Seine zahlreichen Arbeiten, zunächst deutsch, später englisch geschrieben, umfassen exegetische, kirchengeschichtliche, systematische und praktische Fragen. Seiner Berliner Zeit gehören nur zwei kleinere Monographien an, die Promotions- und die Habilitationsschrift („Über die Sünde wider den Heiligen Geist" [1841] und „Das Verhältnis Jakobus', des Bruders dos Herrn, zu Jakobus Alphäi"). Vgl. David S. Schaff, Life 0f Philipp Schaff. Sriii.ii, Constantin Schlottmann, geboren am 7. März 1819 in Minden, auf dem dortigen Gym-

nasium vorgebildet, bezog siebzehnjährig die Berliner Universität Nach Abschluß seiner Studien Wittenberger l'redigerseminars geworden, kehrte er 1S42 nach Berlin zurück und habilitierte sich 1847. Seine spätere Laufbahn führte ihn 1851 als Gesandtschaftsprediger nach Kon- tantinopel, L855 als Professor der Theologie zunächst nach Zürich, 1859 nach Bonn, lSGü nach Hall'', wo er bis an seinen Tod an Jacobis Seite eine rege "Wirksamkeit entfaltet hat. A. D. B. XXXI. iegfried); Herzogs Realenzyklopädie XVII3, S. 619 (Kühn).

1) „Eine Aufforderung im Stil der alttestamentlichen Propheten, zu Christo zu kommen", Berlin 1847. L848 folgten „Deutsche Weckstimmen. Von einem Westfalen, Ernst Moritz Arndt idraet"; 1854 „Ghaselen vom Bosporus"; diese schnob Schlottmanu in Konstantinopel. Seine einzi chaftliche Leistung in Berlin war ein Kommentar zum Buche Hiob, 1851.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 115

als Pädagogen in konversatorischem Umgang mit den Studenten ihre Kräfte übten;1 wozu sich besonders Jacobi geschickt zeigte, der dadurch wiederholt das Lob des Ministers erhielt und durch Remunerationen und das Extraordinariat belohnt wurde.

Diesen allen, welche nur wenige Jahre bei uns blieben, steht Ferdinand Piper. Karl Wilhelm Piper, ein Lehrerssohn aus Stralsund, geboren am 7. Mai 1811, als der Einzige, der bei uns geblieben ist, gegenüber; von seiner Immatrikulation im Jahre 1829 ab hat er mit Ausnahme von sieben Jahren, die er in Göttingen zugebracht hat, sechzig volle Jahre unserer Universität angehört. Niemand hat sich enger an Neander angeschlossen als er, der schon in seiner Studienzeit als Famulus sein Hausgenosse und Reisebegleiter war und, was er schrieb und forschte, nur als Ergänzung und Kommentar zu den "Werken des geliebten Lehrers betrachtete. Er ist, darf man sagen, aus der Stellung eines Famulus Neanders niemals heraus- getreten, obwohl der Kreis seiner Studien an sich das Gebiet seines Lehrers er- weiterte und ihm sogar eine besondere Stellung unter seinen Fachgenossen verschaffte. Sie galten zunächst der Chronologie, speziell dem christlichen Kalender- wesen, wozu ihn seine mathematische Begabung führte, die ihn in Göttingen sogar zum Schüler von Gauß gemacht hatte. Sein Gedanke war, für die evangelische Kirche einen neuen Kalender zu schaffen, als Gedenkbuch für die Gemeinde, in das er nach den Geburtstagen eine Reihe von Biographien „christlicher Lebens- und Wahrheitszeugen" aufnahm: Arbeiten, welche in der Tat auf die Ausgestaltung weitverbreiteter evangelischer Volkskalender eingewirkt haben. Erst von hier aus gelangte Piper auf ein völliges Neuland, das der christlichen Archäologie. Auch da aber verfolgte er die gleiche praktische Tendenz wie in seinen Werken über das Kalenderwesen. Schon in dem Titel, den er seinen Studien gab, „monu- mentale Theologie", der wohl Gerhards „monumentaler Philologie", wie dieser die Archäologie definierte, nachgebildet war, zeigte sich dieselbe; Piper zer- legte ihn sogar noch in die entsprechenden Unterabteilungen: monumentale Exegese, monumentale Geschichte des Reiches Gottes, monumentale Dogmatik und monu- mentale Moral. Weder ästhetisches noch eigentlich historisches Interesse führ- ten ihm die Feder. Form und Stil kamen für ihn kaum in Betracht. Für ihn handelte es sich immer nur um den Inhalt in seiner Beziehung zur christ- lichen Erkenntnis, deren Schätze, wie er sie in den Symbolen der christlichen Kunst ausgeprägt fand, er erläutern wollte. Nur als Quellen für die Kirchen- geschichte, die er im Geiste seines Meisters als den Weg Gottes in dem Leidens- und Segensgange seiner Kirche, als eine Kette wunderbarer Fügungen zum Siege des Evangeliums hin nachzuweisen suchte. Erbauung war mit einem Worte auch seines Forschens Endziel. Auch äußerlich glich sein Leben dem seines Lehrers. Gleich Neander blieb er Junggeselle; auch ihm führte eine Schwester den llaus-

1) Nach einer Bemerkung von Eilers in den Akten.

116 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

halt; auch er war der treueste Freund seiner Schüler und kannte kein höheres Vergnügen, als sie abends am Teetisch bei sich zu haben. Nur das Glück, das Neander schon als 23 jährigem das Ordinariat brachte, ist seinem Famulus nicht zuteil geworden. Von seinem Extraordinariat, das er, nachdem er sich 1840 für Kirchengeschichto habilitiert, schon nach knapp zwei Jahren erhielt, ist Piper niemals erlöst worden: 47 Jahre ist er in dieser Stellung geblieben. Vergebens versuchte er bei den Vakanzen, die in seinem Fach eintraten, Berücksichtigung zu finden. Weder die Fakultät noch das Ministerium wollten ihn erhören, und seine Lehrgabe war in der Tat nicht dazu angetan, ihn auf den Stuhl eines Neander zu bringen. Schließlich resignierte er, und die Lebensaufgabe, die er sich in der monumentalen Theologie um noch einmal seinen Terminus zu gebrauchen gesetzt hatte, besaß nun doch, wie einseitig er sie auffassen mochte, so viele Eigen- kraft, daß sie ihm das beste Glück des Gelehrten, die mit den Jahren steigende Anerkennung der Fachgenossen, erwarb. In seinem „Christlichen Museum", das ihm die Munifizenz seines Königs, dessen eigene Neigungen damit so ganz über- einstimmten, verschaffte, begründete er die auf lange Zeit einzige Sammlung für christliche Archäologie und Inschriften; an den Übungen, die er inmitten seiner Schätze abhielt, nahmen neben seinen Schülern Gelehrte und Geistliche aller Richtungen, selbst Katholiken, teil, und sie wurden besser besucht als seine Kollegia über Kirchengeschichte, deren Zuhörerlisten selten bis in die zweistelligen Zahlen hinaufreichten. Er war wider Willen der Pfadfinder geworden auf einem Wege, der aus dem ihm heiligen Bezirk in die profane Welt hinausführte und den von ihm nicht geahnten Zusammenhang zwischen der Kultur des Christentums und der heidnischen Antike enthüllte. Router. Hier aber müssen wir noch eines anderen Mannes gedenken, der diesen

Zusammenhang des Lebens der Kirche und ihrer Lehre mit den allgemeinen geistigen Strömungen und dem politischen System der europäischen Nationen für die Epoche des Mittelalters ungemein geklärt und damit einen mächtigen Schritt über die in Subjektivismus befangene Auffassung Neanders hinaus getan hat Hermann Reuters, der ebenfalls länger als ein Jahrzehnt der Unsrige gewesen ist. Es ist charakteristisch, daß er, der unbestritten in der Epoche nach Neander als der erste deutsche Kirchenhistoriker Jahrzehnte hindurch gelten durfte, nicht eigentlich durch Neander sein Gepräge erhalten hat, mag er diesen auch wohl pietätvoll als seinen Lehrer genannt und verehrt haben. Geboren zu Hildes- heim, eines Gastwirts Sohn, hatte Reuter in Göttingen seine Studien begonnen, diese aber bereits vom zweiten Semester ab in Berlin fortgesetzt und beendigt. Von vornherein war sein Ziel die Theologie. Sein Lehrer in Berlin aber ward vor andern sein Landsmann Marheineke. Tiefer freilich hat auch Marheinekes Einfluß auf ihn nicht gewirkt. Reuter Avar eine Persönlichkeit für sich, abseits von dorn Getriebe des Tages, ein geborener Gelehrter, ganz auf die Forschung

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 117

gerichtet. Schon in Göttingen und ebenso in Berlin hörte er neben den theologischen historische, philologische und philosophische Vorlesungen, und die Doppelrichtung seiner Studien blieb ebenso seiner Tätigkeit als Lehrer wie als Schriftsteller zeit seines Lebens aufgeprägt. Sie trat bereits zutage in seiner ersten Schrift, einer Berliner Preisaufgabe, worin er die mittelalterliche Entwicklung der Lehre vom Abendmahl darlegte, und die dann seine Lizentiatenarbeit wurde. Seit Februar 1843 habilitiert, las er außer über kirchenhistorische Stoffe über Dogmengeschichte, Geschichte der neueren Theologie und Symbolik. In seiner Habilitationsschrift über Johann von Salisbuiy, die ihm den Weg in das zwölfte Jahrhundert, das dann seine besondere Domäne wurde, bahnte, verfolgte er die philosophischen und theologischen Ten- denzen des Mannes, der in der politischen Geschichte seines Landes eine so bedeutsame Stellung einnahm. Diese selbst ist darin nur angedeutet, aber bereits 1845 brachte Reuter den genialen ersten Entwurf des Werkes über Alexander III. heraus, das später in der dreibändigen Bearbeitung bis auf Hauck das Standard Work der Kirchengeschichte des Mittelalters geblieben ist, und von dem Ranke geurteilt hat, man merke gar nicht, daß ein Kirchenhistoriker das Werk geschrieben habe. Auch in seinen späteren Forschungen ward die Systematik ebenso gepflegt wie die Geschichte; seine „Geschichte der Aufklärung im Mittelalter" und die epochemachenden Studien über Augustin wurden neue Beweise für das Ineinander- greifen seiner philosophisch -dogmatischen und historischen Forschungen. In dem damaligen Berlin aber war für einen Mann, der die Brücke von der Theologie zu der Unabhängigkeit reiner Wissenschaft schlug, kein Platz. Man ließ Reuter das kummervolle Brot des Privatdozenten essen, bis sich 1852 ein Extraordinariat in Breslau für ihn auftat; nicht von der Berliner, sondern von der Kieler Fakultät erhielt er das theologische Diplom; und noch nach Niedners Tode zog man ihm einen Semisch vor, obgleich damals bereits zwei Bände seines „Alexander III." vorlagen.

Daß Hengstenberg seiner ganzen Persönlichkeit und Stellung nach nicht Kahnis dazu geeignet war, eine theologische Schule zu begründen (wie viele Gefolgsleute er haben mochte), braucht nicht gesagt zu werden. Dennoch hat Karl Friedrich August Kahnis eine Zeitlang als Schüler Hengstenbergs gelten können, und in Adolf Wilhelm Neumann hat er sogar einen Fortsetzer seiner alttestamentliehen Exegese gefunden, bei dem ihm allerdings in stillen Stunden selbst der Gedanke gekommen sein mag, daß Gott ihn vor seinen Freunden schützen möge.1 Kahnis

1) Neumann, geboren am 26. Januar 1822 in Küstrin, vorgebildet auf dem Gymnasium in A.W. Neumann. Frankfurt a. 0., studierte seit 1841 Theologie und Philologie in Halle, dann in Erlangen, zuletzt in Berlin. 1847 zum Doktor der Philosophie promoviert, ward er im August 1848 Lizentiat und im April 184!) Privatdozont. Im Juni 1852 zum Extraordinarius in Breslau befördert, ohied er im Januar 1856 aus, um nach Lausanne als Lehrer an einem Mädchen] zu gehen, dessen

Inhaberin er heiratete. Gestorben am 2. Dezombor 1884. Seine Schriften sind alle der alttestament-

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118 Drittes Buch. Auf dem Woge zur deutschen Einheit.

war bereits bekehrt, als er in die Berliner Luft kam. Von Haus aus viel tem- peramentvoller als Hengstenberg, war er, wie Tholuck, mit dem er auch die Her- kunft aus den Kreisen des Handwerks teilte (er war der Sohn eines Schneiders), aus dem Unglauben zum Glauben, aus philologischen und philosophischen Studien zur Theologie gekommen. Es war in Halle gewesen; Tholuck selbst hatte im Verein mit Heinrich Leo Kahnis, der schon im dritten Jahre seiner Studien stand, von dem Unwert der Philosophie überzeugt, die, wie er später selbst geäußert hat, mit ihrem Versuch, den großen "Weltzwiespalt zwischen Sein und "Wissen zu lösen, ihm die klare Einsicht in das Verhältnis des unmittelbaren Lebens, der Persönlich- keit, der geschichtlichen Mächte, des christlichen Glaubens verkümmert habe. Der Heißblütige betätigte seine neue Überzeugung sogleich in einer Streitschrift gegen Rüge. In Berlin, wohin er 1840 ging, schloß sich der junge Gottesstreiter be- sonders an Hengstenberg an, wenn er auch bei andern Theologen, sowie bei Steffens glaubensgerechte Philosophie hörte. Seine Habilitationsarbeit „Über die Ent- wicklung der griechischen Philosophie in ihrem Verhältnis zum Christentum" und die in demselben Jahre veröffentlichte Schrift „Die moderne "Wissenschaft des Dr. Strauß und der Glaube unserer Kirche" wiederholten unter allgemeinen Gesichtspunkten, was für ihn persönliche Erfahrung gewesen war. Der Lohn blieb nicht aus: schon 1844 ward Kahnis ausersehen, als Extraordinarius in Breslau die Reste des Rationalismus in der dortigen Theologie auszutilgen. Seine Entwicklung war damit aber noch nicht abgeschlossen und verlief weiter in Bahnen, welche weder der Regierung noch Hengstenberg willkommen sein konnten. Seine starke Individualität, welche die Einheit der Kirche mehr im Bekenntnis als in der Verfassung suchte, brachte ihn 1848 zum Übertritt zu den Altlutheranern, welche noch immer in Breslau ihren Hauptsitz hatten. Er hat den Kampf zunächst gegen die Wortführer der Union, vor allem gegen Nitzsch geführt, dann aber auch gegen Hengstenberg, dem er fast als Abtrünniger erschien, nachdem er 1861 in seiner Dogmatik dem historischen Element stärkeren Einfluß auf die Herausbildung des Dogmas zuge- standen hatte, als Hengstenbergs Glaubensstärke zugeben konnte. So verband sich in den späteren Jahren dieses geistvollen und bedeutenden Mannes das spekulative Element, dem er als Philosoph wie als Theolog zu allen Zeiten Raum gegeben, mehr und mehr mit historischen Neigungen und zahlte auch er seinen Tribut an die immer tiefer wirkende Kraft der historischen Aufklärung. Für Preußen ging auch er verloren. Von 1850 ab hat er vierzig Jahre lang der Leipziger Theologie zusammen mit Luthard das Gepräge gegeben.

liehen Exegese gewidmet. Zu ihrer Charakteristik genüge das Urteil, welches Ewald über seinen „Jeremias von Anathoth" äußerte: „Das heißt nicht die Tiefe des göttlichen Wortes erschöpfen: es ist soviel, als auf rabbinische Weise den eigenen Unsinn in es hineingießen und den herr- lichsten Sinn der Propheten tausendmal verdunkoln und verderben". A. D. B. XXIII, S. 537 (Siegfried).

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. II!)

Wenn Marhoincke auf Reutor, wie früher auf Vatke, eingewirkt hat so &fcri»eineke kann doch auch er nicht eigentlich als Förderer ihrer historischen Studien und Sinnesrichtung gelten. Oder er war es höchstens insofern, als die Hegeische Geschichtsauffassung ihren Bekennern jene Sicherheit und Unabhängigkeit des reflektierenden Geistes gab, ohne welche die historische Betrachtung allezeit voll Nebel und Phantastik sein wird. Er selbst war ganz auf den Tag und seine Kämpfe gerichtet. Wir sahen, wie er gerade seit dem Wechsel der Regierung auf der Schanze stand und ebenso viele Pfeile auf die Gegner seines Meisters aussandte, als er von ihnen empfing. Es war die Stellung, die er gewonnen, seitdem er sich dem Einfluß des großen Philosophen unterworfen hatte. Einst sein Gefolgsmann, war er jetzt der Führer in der sich immer mehr lichtenden Schar seiner Schüler geworden. Er legte die Waffen nicht eher aus den Händen, bevor Siechtum und Tod sie ihm entrissen. Im Sommer 1844 begann er zu kränkeln. Mühsam hielt er sich noch eine Weile aufrecht. Aber schon im Sommer 1845 untersagten ihm die Ärzte "Vorlesung und Predigt, und schon im Jahre darauf folgte er als der Letzte der Fakultät aus dem Jahre ihrer Gründung dem Amtsbruder an Universität und Kirche, mit dem er einst so heiße Kämpfe ausgefochten hatte; an derselben Stätte, wie Schleiermacher, auf dem Gottesacker an der Bergmannstraße fand er seine Ruhe.

Ihm den Nachfolger zu geben, war eine der wichtigsten Aufgaben, vor welche k.i. x Eichhorn sich gestellt sah. Es war der Sommer, als in der Hauptstadt die General- synode tagte, welche das kirchliche Werk, an dem König und Minister seit Jahren schufen, krönen und die Verfassung bringen sollte, in der alle positiven Elemente der preußischen Landeskirche zum Ausbau des göttlichen Reiches vereinigt wirken könnten. Niemand war auf diesem evangelischen Konzil, das vom Juni bis zum August in der königlichen Schloßkapelle tagte, im Sinne des Ministers tätiger gewesen als der Delegierte der Bonner theologischen Fakultät, Karl Immanuel Nitzsch. Aron ihm stammte das Ordinationsformular, welches den gemeinsamen Kern aus den Konfessionen herausschälen wollte, und für das er die Majorität der Versammlung gewann. Auch bei dem Versuch, die Konsistorialverfassung mit presbyterianischeu Ordnungen zu unterbauen, hatten er und seine FYcunde las Beste getan. Freilich fehlte noch viel, um die Wege, welche der König und sein Minister die Kirche führen wollten, zu sichern. Zunächst waren die Gegen- sätze, wie überall, durch die Neuerung nicht aufgehoben, sondern nur rertiefl worden. Die Spaltung hatte die Positiven selbst ergriffen. Die Majorität, welche sich auf das neue Symbol vereinigte (das „Nitzscheanum", wie dir Gegner spotteten), war doch nur durch den Zutritt der Schleiermacherschen Linken und der Lichtfreunde zustande gekommen; und auf der Suite der Gegner standen auch die Berliner, Twesten und Strauß neben Stahl. Dem König war weder das eine nuch das andere nach dem Herzen: die Idealkiivlie, die seiner Phantasie ror-

120 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Eiuheit.

schwebte, schien ihm weder durch die Verfassung noch durch das neue Bekenntnis gewährleistet zu sein. Und so kam er zu einem Entschluß, der alles ins Unge- wisse stellte: er vertagte die Versammlung. Auch Eichhorn sah die neue Formel nicht ohne Bedenken an. Er aber war entschlossen, auf dem Wege, den Nitzsch und seine Partei gewiesen hatten, vorwärts zu gehen. Da mochte es ihm denn wrie eine Fügung von oben erscheinen, als der Tod Marheinekes ihm die Möglichkeit bot, den Bonner Theologen in die Berliner Fakultät einzuschieben. Diese selbst machte keine Schwierigkeiten, jedoch half sie auch nicht dem Minister; sie machte nur von ihrem Recht, Vorschläge für die erledigte Nominal- professur einzureichen, keinen Gebrauch, so daß schließlich, als die großen Ferien bereits vorüber waren, der Senat von sich aus, unter Hinweis auf den großen RückgaDg der Theologie-Studierenden, die Neubesetzung bei dem Minister an- regen mußte; Neander, der ihm als Dekan angehörte, hatte, jedoch nicht im Auftrage seiner Fakultät, darauf hingewiesen. Hierauf erst ging Eichhorn vor. Sein Antrag an den König war so gehalten, als spräche er im Namen der theologischen Fakultät. Ganz ordnungsgemäß stellte er drei Kandidaten auf, die er der Reihe nach charakterisierte: es waren Nitzsch, Julius Müller und Dorner; jedoch ließ der Minister den Monarchen nicht im Zweifel, daß der Erst- genannte der Mann seiner Wahl sei. Am Ziel war er damit noch nicht; der König schien zu fürchten, daß er damit auf Wege gedrängt werde, die er durch die Vertagung der Synode gerade hatte vermeiden wollen. Eichhorn mußte sich erst von Nitzsch ein Bekenntnis zu dem kirchlichen Programm des Königs ver- schaffen, bevor Friedrich Wilhelm die Ernennung vollzog.1 Nitzsch kam gern und gleich ; schon im Sommer trat er ins Amt. Er war bereits sechzig Jahre alt. Seine Wurzeln reichten noch in die Epoche der deutschen Aufklärung hinein: Kants Philosophie und die klassische Bildung waren die Nahrung seiner Jugend gewesen; der Boden, auf dem sein Vater, der Professor der Theologie an der Universität Wittenberg, gestanden hatte. Er selbst hatte seine Stellung zu Kirche und Be- kenntnis am Rhein gefunden, an der Seite Bethmann-Hollwegs, mit dem er eng verbunden war. Dort hatte er sein bedeutendstes, mehrfach aufgelegtes Werk, das „System der christlichen Lehre", geschrieben. In der Fakultät setzte er sich

1) Schon im Frühling vor der Generalsynode hatte er durch Vermittelung des jüngeren Snethlage, der, seit 1842 Vortragender Rat im Ministerium, ihm in den kirchlichen Fragen viel- fach zur Hand ging, Nitzsch ein Promemoria des Königs vorgelegt. Snethlage machte auch jetzt wieder den Vermittler. Ihm sandte Nitzsch unter dem 29. Januar 1847 den erforderten Bericht, in dem er zunächst seine Stellung in der. Bekenntnisfrage erörterte, sodann seine Ansicht über des Königs Verfassungsideen äußerte, die sich im allgemeinen damit deckte. Er schwärme, so Bchrieh er, keineswegs ausschließlich für die Presbyterialverfassung, freilich auch nicht für die Konsistorialverfassung. „Die individuelle Amtswirksamkeit muß in jedem lebendigen Gemeinwesen ebensu vorhanden sein wie die kollegialische Amtstätigkeit. Das Erfordernis der ersten muß aber durch die Umstände gesteigert werden. Daher haben Melanchthon, Bucer usw. das Verlangen nach evangelisch- bischöflicher Verfassung ausgedrückt". K.-M. IV. 28.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 121

der Orthodoxie Hengstenbergs entgegen und verstärkte Twestens bis dahin sehr unsichere Stellung. Die milde und freie Art seiner Frömmigkeit empfand Vatke den Verfolgungen Hengstenbergs gegenüber sehr wohltuend. Auch in der Ber- liner Bürgerschaft, der er später als Propst von St. Nikolai besonders nahekam, wirkte Nitzsch durch seine sichere und taktvolle, einfach -gläubige Weise ver- söhnend. Und das Vertrauen, das er sich in dem weiteren Kreise seiner Kollegen erwarb, bewies die Wahl zum Rektor, die bereits zum Herbst des Sturmjahres 1848 erfolgte. Gaben, die er auch als Mitglied der Ersten Kammer bewährt hat, wo er stets konservativ war, ohne doch reaktionär zu sein.

Ein besonderes Motiv für die Berufung von Nitzsch war für den Minister u"ivc'

Gotb

der Plan gewesen, einen Universitäts-Gottesdienst einzurichten, womit er ja nur die alte Idee seines Freundes Schleiermacher zur Ausführung brachte. Den Anstoß hierzu hatte die Generalsynode gegeben, welche die Einführung von Universitätspredigern mit Seelsorge und Verwaltung der Sakramente für alle die Universitäten des Staates, an denen sie noch fehlten, gefordert hatte. Niemand aber erschien dafür geeigneter als Nitzsch, der dies Amt 25 Jahre lang an der rheinischen Universität verwaltet hatte und bereits durch seine Tätigkeit am Wittenberger Seminar gerade für die Seelsorge vorbereitet war. Eichhorn hatte gemeint, den Gottesdienst so lange, bis eine Kirche gefunden sei, in der Aula halten zu lassen. Ich weiß nicht, ob es dazu gekommen ist. Die feierliche Ein- führung des neuen Predigers durch den Rektor erfolgte jedenfalls erst zu Ende des Semesters in der Dorotheenstädtischen Kirche, die der Universität zum Mit- gebrauch überlassen wurde. Hier hat Nitzsch bis zu seiner Ernennung zum Propst gepredigt.1

Die Generalsynode hatte auch die Einführung des Repetenteninstitutes R*pet«>ten- bei den theologischen Fakultäten aufs neue angeregt. Eichhorn war hierauf gern eingegangen; nur daß er von einem besonderen Repetentenstand nichts wissen wollte, sondern den Gedanken wieder dahin wandte, die Privatdozenten und Extra- ordinarien dafür anzustellen; nachdem er die Einwilligung des Königs erhalten hatte, ersuchte er am B.April 1847 Dorner, Neander, Twesten, Tholuck, Müller und Nitzsch um ihre Gutachten. Von den Berlinern war Neander ganz gegen den Plan; er hatte sogar, schon auf die erste Kunde davon, den Senat dagegen mobil gemacht. Twesten sprach sich unbestimmt aus; während Nitzsch, der sich ähn-

1) Siehe den Bericht Steinmeyers über den Universitätsgottesdienst bei Köpke, S. 291. Nitzschens Nachfolger Lehncrdt war nur mit der allgemeinen Leitung des Gottesdienstes beauf- tragt und überließ, höherer Anordnung gemäß, den größten Teil der Predigten einigen Privat- dozenten der theologischen Fakultät. Nach seiner Berufung als Generalsuperintendenl nach Magdeburg wurden die Gottesdienste eingestellt, bis Steinmeyer das Amt übernahm. Dieser wurde im Juli 1870 von der Stellung entbunden. Eine Anfrage, welche das Ministerium im August 1893 an die Fakultät wegen der Wiederherstellung richtete, wurde ablehnend beantwortet U.-A. Theol. Fak. G. Nr. 5.

122 Dritte- r.u.'h. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

lieber Einrichtungen an der Wittenberger Universität dankbar erinnerte, nur die Privatdozenten heranziehen wollte, denen er auch Anteil an den Seminarübungen zu versebaffen wünschte. In der Tat ward Jacobi im Sommer 1847 als Repetent bei der Fakultät bestellt, und Nitzsch erhielt den Auftrag, seine Gedanken weiter zu entwickeln. Am 3. Februar 1848 hatte dieser einen Entwurf des Statuts fertiggestellt, den aber die Revolution, wie andere Projekte Eichhorns, mit dessen Ministerium selbst beseitigte.1

B. Juristische Fakultät.2 Charakter AVas wir für die theologische Fakultät feststellen konnten, das Vorwalten

praktisch -politischer Richtungen, beobachten wir in unserer Epoche auch bei der juristischen, und zwar ebensosehr in der engeren wie in der weiteren Fakultät. Die Ordinarien faßten ihre Aufgabe gleich den Theologen überwiegend in dem Sinne, sich als Wächter der bedrohten Güter und Rechte der öffentlichen Ordnung in Staat und Kirche aufzustellen; während die Extraordinarien und Dozenten die allgemeine Tendenz vorwiegend im Siune des Liberalismus vertraten. Von jeher war ja die Mehrheit der Ordinarien konservativ gewesen, und mit unter diesem Gesichtspunkt waren in der Regel die Wahlen erfolgt. Indessen dachte Savigny über seinen Beruf zu hoch, um seine Herrschaft nur danach einzurichten; auch war seiner quietistischen Natur jede Einmischung in die Politik der Gegenwart an sich fremd und un- sympathisch; und vor allem, seine Abwendung von den Interessen des Tages ent- sprang ebensosehr seiner wissenschaftlichen Überzeugung als seiner konservativen Gesinnung. Er lenkte den Blick von den Kämpfen in Staat und Kirche geflissent- lich ab, um das von der Gegenwart ungeblendete Auge desto besser an das Dämmerlicht der Vergangenheit zu gewöhnen. Sein Wille, so sagt er einmal, sei nie gewesen, dem römischen Recht eine möglichst ausgedehnte, unmittelbare Herr- schaft zuzuweisen, sondern nur das echt Römische in unserem Rechtszustande festzustellen, damit wir nicht bewußtlos davon beherrscht würden und das tatsäch- lich Abgestorbene vernichten könnten. Ähnliches hatte bisher auch für die speku- lativ gerichteten Köpfe gegolten, so für Heffter, und in seinen juristischen Schriften sogar für Gans; denn die öffentlichen Vorlesungen, die Essays und Zeitungsartikel, welche diesem seinen großen Anhang und die für einen Universitätsprofessor damals unerhörte Popularität verschafften, waren nicht eigentlich juristischen Inhalts gewesen. Solche Zurückhaltung gegenüber dem öffentlichen Leben ent-

1) Im Jahre 1864 ist die Einrichtung noch einmal in Erwägung gezogen worden: diesmal mit der Tendenz, wissenschaftlich interessierte junge Leute, sei es als Repetenten oder als Stipendiaten, über das Triennium hinaus dem Studium zu erhalten. Bezeichnend ist, daß Hengstenberg sich jetzt gegen die Einrichtung aussprach. Das einzige Ergebnis blieb die Aufnahme einiger Studierender in das Domkandidatenstift.

2) Vgl. für diesen ganzen Abschnitt Ernst Landsbergs „Geschichte der deutschen Rechts- wissenschaft", Abt. 111, Bd. 2, wo auch die noch sonst benutzte Literatiu1 zu finden ist.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 123

sprach eben dem alten Staate, der sicli stark genug fühlte, um einer von den Parteibewegungen getrennten Forschung freien Weg zu lassen, aber in jedem Versuch, von der Theorie zur Praxis, von der Wissenschaft zur Politik zu ge- langen, eine Gefahr für sich selbst witterte und, sobald er den Zwiespalt zwischen sich und den Theoretikern erkannte, diese mit oft brutaler Harte in ihre Schranken zurückwies. Die Abwandlung war am frühesten im Boreich der theologischen Fakultät sichtbar geworden, als dem Felde, auf dem der alte Staat sich mit dem geistigen Leben der Nation am innigsten durchdrang. Hier hatten sich die Par- teien von rechts und links zuerst gebildet, und wir haben ihre heißen Kämpfe verfolgt, welche weit über das Leben unserer Universität hinausreichten. Es war nur folgerichtig, daß die Bewegung sich danach besonders der juristischen Fakultät mitteilte, als derjenigen, die für den Aufbau des Staates in Recht und Verwaltung maßgebend war; eine Ironie der Geschichte aber lag darin, daß es gerade Hegels eifrigster Satellit sein mußte, der jene Grenzerweiterung mit aller Vorsicht noch und einer jede Blöße vermeidenden Gewandtheit als erster anstrebte: die Lehre des Meisters von der List des Weltgeistes bewährte sich an dem Tun und Treiben seines Lehrlings. Den Anstoß hatte die Juli- revolution gegeben, und die Ereignisse, die ihr folgten. War doch in dem Meister selbst unter ihrem Eindruck die publizistische Neigung seiner Jugend, aus der ihn Erlebnisse und Nachdenken hinweggeführt hatten, wieder erwacht: seine letzte Schrift war eine Kritik an den Reformen der liberalen englischen Re- gierung gewesen. Die historische Schule hatte ihrer Natur nach dem Zuge der Zeit länger widerstanden; aber auch sie geriet allmählich in das allgemeine Fahr- wasser, in dem sie später sogar allen vorankam. Und so stark war der Druck der Bewegung, daß selbst der Gründer der historischen Rechtsschule in seiner Weise ihr seinen Tribut zahlte: als die alte Regierung zu Ende ging, in den Jahren, da Gans die Zeichen der Zeit von dem Katheder der Aula her zu deuten versuchte, unternahm Savigny in der Stille der Studierstube eine dogmatische, auf die praktische Gestaltung des Lebens gerichtete, für die Praktiker unmittelbar bestimmte Arbeit größten Stils, sein „System des heutigen römischen Rechts". Noch unter dem alten König, im September 1839, schrieb er die Vorrede, die als eine Revision des alten Parteiprogrammes angesehen werden darf. Im Jahre des Thronwechsels gab er die ersten drei Bände heraus; den vierten und fünften ließ er im nächsten folgen; nach abermals einem Jahr trat er von dem Lehramt zurück, das er durch vier Dezennien bekleidet hatte, um als Minister den Be- ruf der neuen Zeit für die Gesetzgebung durch eigene Taten zu beweisen oder, für seine Person wenigstens, zu widerlegen.

In alle Disziplinen der Rechtswissenschaft hielt nun der neue Geist seinen Einzug. Wer sich ihm ergab, konnte auf den Beifall der Schüler and der Öffent- lichkeit rechnen; wer sich verschloß, geriet ins Hintertreffen. Letzteres traf ge-

124 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

rade die starrsten Anhänger der historischen Schule, Männer, wie Heinrich Eduard Dirksen und Rudorff, welche die philologisch-kritische Methode bis in ihre äußersten Konsequenzen verfolgten und, indem sie sich immer tiefer in die Einzclforschung versenkten, immer weiter von dem Ziel der Anwendbarkeit ihrer jhering and Wissenschaft abkamen. Unter den Jungen blieb nur Jherings lebendige Kraft

ßornor. ° ° °

dem Bannkreise der theoretischen Arbeit treu; hier freilich war dieser geist- reichste aller Romanisten um so explosiver und origineller; in den wenigen Semestern, welche er an unserer Universität habilitiert war, gewann er dadurch bereits den Zulauf der Studenten.1 Zu ihm hielt damals der junge Berner, den seine nach innen gekehrte, einsiedlerische Natur der praktischen Tätigkeit entzog. Sie waren Studiengenossen gewesen und hatten Promotion und Habilitation gleich- zeitig (1842 und 1844) erreicht; bei der Promotion Jherings war Berner Opponent gewesen, und ebenso bei der Berners Jhering. Beide waren durch die Hegeische Philosophie angeregt worden, welche Berner (der ganz in Berlin aufgewachsen war, wie er es auch niemals verlassen hat) zum Schüler von Gans und Heffter gemacht hatte. Jedoch vermied Berner die praktische Wirksamkeit nicht in dem Maße wie sein Freund, der schon nach wenigen Semestern (Michaelis 1846) fort- ging, um mit dem Ruf nach Basel seine Wanderung durch die deutschen Uni- versitäten zu beginnen, die ihn in der Folge durch Süd- und Norddeutschland und schließlich bis nach Göttingen geführt hat. Die Schrift, welche Berners Namen zuerst in weiteren Kreisen bekannt machte, „Die Lehre von der Teil- nahme am Verbrechen", war ausdrücklich auf die Bedürfnisse der Praxis be- rechnet; und, wie in der Märzrevolution seine nationale Gesinnung, so hat er in späteren Jahren seine scharf durchdachte und von tiefer Überzeugung getragene Auffassung religiöser Fragen ohne Scheu vor den Meinungen des Tages unab- hängig und frei öffentlich bekannt. Praktiker nach Beruf und Neigung waren zwei Dozenten, deren Leben und Arbeit, wie bei Berner, ganz auf dem Boden Heydomann und Berlins sich abspielte, Ludwig Eduard Hey de mann und Rudolf Gneist.

Gneist. _^

Auch sie hatten sich in dem gleichen Semester (Winter 1839 auf 1840) habili- tiert, Gneist, der Jüngere, noch vor Heydemann. Letzterer hatte bereits drei Jahre zuvor die große Staatsprüfung, beiläufig mit dem Prädikat „vorzüglich", bestanden, bevor er, schon als verheirateter Mann, im Februar 1840 hinter- einandervveg den Doktorhut und die Yenia legendi gewann; während Gneist, der 1836, zwanzigjährig, Auskultator und gleich darauf Doktor geworden war, erst nach der Habilitation im Frühjahr 1841 das Assessorexamen machte. Lange Jahre haben beide Lehrtätigkeit und Richteramt verbunden, sowie sie allezeit Theorie

1) Nach Saviguys Zeugnis in einem an Eichhorn gerichteten Gutachten vom 24. April 184G. Persönlich hat er übrigens Jhering, wie er darin bemerkt, nicht kennen gelernt. Jhering hat sich sein Lebtag von der Politik ferngehalten, wie er auch niemals praktisch tätig ge- wesen ist.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 125

und Praxis in Wechselwirkung miteinander zu setzen versucht haben.1 Auch ihre Kathedererfolgc waren damals die gleichen; die Studenten drängten sich in die Hörsäle der jungen Dozenten, die es so vortrefflich verstanden, das prak- tische Element in ihre Vorlesungen zu verflechten, und die selbst nicht bloß aus Büchern, sondern aus dem Leben und der eigenen Erfahrung schöpften.

Alle jedoch übertraf an unmittelbarer und weitreichender Wirksamkeit der stahl, aus Erlangen eingewanderte Kollege, den Regierung und Fakultät übereinstimmend als Ersatzmann oder vielmehr als Antipoden von Gans herbeigewünscht hatten, Julius Stahl. Stahls Gestalt wird durch den Rahmen der Universitätsgeschichte nicht begrenzt. Er gehört der allgemeinen Geschichte Preußens in jener Epoche innerer Stürme, als eine ihrer markantesten Persönlichkeiten, noch mehr an als unserer Hochschule. Politik war, was er als Lehrer wie als Mitglied der Fakultät und als Schriftsteller trieb; seine Vorlesungen glichen nach Inhalt und Form den Vor- tragen und Reden, die er in den Parlamenten und in den Versammlungen seiner Partei hielt: so waren sie berechnet, und so wurden sie aufgenommen, bekämpft und bewundert. Nur von diesem Interesse waren Themata und Durchführung seiner Bücher diktiert, schon in Erlangen, und vollends in Berlin, wo er überhaupt nichts anderes neu geschrieben hat als Broschüren und Streitschriften, die zur Sammlung seiner Anhänger und zur Bekämpfung der Gegner bestimmt waren. Die beiden Werke, die seinen Namen in alle Welt trugen, „Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht" und „Die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten", waren noch in der Erlanger Zeit erschienen, und nur ihre Neuauflagen, durch die sie freilich sehr umgestaltet wurden, waren Berliner Arbeit. Als er zu uns kam, waren seine Anschauungen über Staat und Kirche bereits abgeschlossen; seine Aufgabe sah er nur noch darin, sie aus- zubreiten, an der Universität wie bei der Regierung und im Volk, in Wort und Schrift Propaganda für sie zu machen. Merkwürdig und wiederum wie eine Ironie der Geschichte2 war es, daß es abermals ein Mann vom jüdischen Stamme und nicht einmal ein Preuße von Geburt sein mußte, dem Regierung und Fakultät das Amt anvertrauten, die von seinem Vorgänger ausgestreute „ürachensaat" aus- zutilgen und die christlich-germanischen Anschauungen über Staat und Kirche auszubreiten. Aber es ist wahr, bei mancher Gemeinsamkeit waren Stahl und Gans nach Lebensgang und Weltanschauung durchaus entgegengesetzte Naturen. Joel Golson so der ursprüngliche Name Stahls stammte aus einfacheren Verhältnissen als Gans, dessen Vater seine Geschäfte mit Ministern und Grafen

1) Heydemann, geboren 1805, war Sohn eines Kaufmanns; Gneist dagegen hatte von Kind- heit auf Juristenluft geatmet; er hat sogar, wie er gern erzählte, im Gebäude des Eammer- geriehts, an dem sein Vater Justizkornrnissarius «rar, das licht der Welt erblickt.

2) So schon in dem anonymen Nachruf in der Monatsschrift „Unsere Zeit", IM (I, der nach einer Bemerkung Bluntschlis vielleicht von Gneist geschrieben ist.

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Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

gemacht hatte. Geboren 1802 als Sohn eines kleinen Kaufmanns in Münchei war er noch in der Epoche Montgelas' aufgewachsen, die keinen Unterschie zwischen den Bekenntnissen machte und den Eltern den Gedanken nahelegt den begabten Knaben einem akademischen Beruf zuzuführen. Jedoch war i München bereits die Wendung nach der katholisch-reaktionären Seite erfolgt, a Stahl in Erlangen seine Studien begann, in dem Moment, da die burschenschaft liehe Bewegung auf der Höhe stand und gerade hier, auf dem neubayerischei fränkisch -protestantischen Boden besonders heiß emporflammte. Von ihrem Gei^ wurde auch der junge Stahl ergriffen; Hermann von Rotenhan, den wir als eine der Stifter der Berliner Arminia kennen gelernt, war es, der ihn in einer Novembei nacht des Jahres 1819 zugleich für die Burschenschaft und das Christentui gewann. Dadurch ward Stahls Richtung ein für allemal bestimmt. Wenn Gan religiöse Fragen gemäß der Stimmung, die in dem Kreis der Rahel herrscht jederzeit mit Gleichgültigkeit behandelte und selbst die Politik mehr wie eii geistreiches Spiel, als Folie für seine rhetorischen Erfolge und seine Stellung ii der Berliner Gesellschaft trieb, so wurden für seinen Nachfolger die christlich germanischen Ideen wirklich der Kern des Lebens und die Summe seiner Übei zeugungen. Den Spottnamen „St. Ahl", den ihm in der Zeit der Reaktion de Kladderadatsch anhing, hat Stahl nicht verdient. Er hat für seine Partei nich bloß gekämpft, sondern auch gelitten. Ja, er war zeit seines Lebens weit meh auf Seiten der Opposition zu finden als bei der Regierung. Schon das Empor kommen war ihm durch seine burschenschaftliche Vergangenheit erschwert worden noch nach Abschluß seiner Studienzeit, 1824, wurde er auf zwei Jahre relegiert Mit Mühe gelangte er in Erlangen zur Habilitation und, durch Schellings Ver wendung, zur Professur. Als er später von der Universität Erlangen zu ihren Vertreter in der bayerischen Ständekammer gewählt war, machte er gegen dei Absolutismus Abels, zur Seite seines alten Freundes Rotenhan, Front. Dafür war» ihm die Professur des Staatsrechts abgenommen und die des Zivilprozesses über tragen. Diese Kränkung hat ihn, wie berichtet wird, zur Annahme der Berlinei Berufung mitbestimmt. Aber auch in Preußen ist Stahl niemals ein bloßes Werk- zeug der Regierung gewesen. In der Generalsynode von 1846 führte er wiedei die Minorität. Die Revolution brachte ihn vollends von den Wegen des Königs denen er schon unter Eichhorn nicht ganz gefolgt war, hinweg; und wenn ei in der Blütezeit der Reaktion vielleicht als der Spiritus rector der Regierum gelten konnte, so war es damit seit 1855 schon wieder vorbei. In voller Oppo sition stand er während der Regentschaft, als Führer der äußersten Rechten in Herrenhause, der „Fraktion Stahl", wie sie sich ihm zu Ehren noch nach seinen Tode nannte. Die konservative Partei hat diesen Konvertiten lange als ihi geistiges Haupt betrachtet, und noch heute nennt man ihn wohl ihren Theoretiker den Begründer ihrer Fundamentalanschauungen. Das ist freilich, zumal vom

Erstes Kapitel. Romantik und Eealitäten.

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eutigen Standpunkte ans gesehen, ein Irrtum: die konservative Partei, welche tahl ganz in seiner Hand hatte, war bereits wenige Jahre nach seinem Heim- ange zersprengt, zersprengt von dem Manne, der sich einst selbst zur Autoritäts- ehre Stahls bekannt hatte; und die Neubildung der Partei, welche Bismarck nach chweren Kämpfen erreichte, ruht auf völlig anderen Voraussetzungen. Gerade iejenigen Prinzipien sind in ihr ausgemerzt worden, für die Stahl gekämpft latte. Er war nicht ihr Entdecker, nicht der Pfadfinder gewesen: sie waren angst vorhanden, in den Tagen seiner Kindheit gebildet; er hatte sie vorgefunden, md sein Verdienst war es nur, aus ihnen die Waffen zu schmieden, mit denen Jie Partei den Kampf gegen die liberalen Ideen zu bestehen suchte, die seit der Julirevolution auf sie eindrangen. Dazu gehörte, daß Stahl das allzu üppig ankende Geflecht der christlich-germanischen Weltanschauung zurechtschnitt und an dem Spalier seiner juristischen Begriffe hochzog. Die Komantiker selbst waren hierzu unfähig gewesen: wie einst Adam Müller und Beckedorff, so auch noch ein Ludwig von Gerlach. Es gehörte dazu ein Mann, der, wie Stahl, von dem inneren Wert der Theorien ebenso tief durchdrungen, aber von dem phantastischen Element, das jene beseelte, frei, war. In der Kritik, die er an den liberalen Gegnern übte, bei denen die Logik gleichfalls schärfer war als das historische Wissen und das Verständnis für die Eealitäten, liegt, wenn man so will, wirklich ein wissen- schaftliches Verdienst. Sein Nachweis, daß die konstitutionelle Theorie in ihrem letzten Grunde auf der Idee von der Volkssuveränität beruhe, daß zwischen dieser und jener nur ein Gradunterschied bestehe, trifft in den Kern der historisch- politischen Gegenscätze, welche damals wider einander standen; und der Satz, daß das persönliche Königtum auch unter konstitutionellen Staatsformen bestehen könne und müsse, hat seine Tragfähigkeit in den Stürmen der Konfliktzeit, ja in der Verfassung, unter der heute das Deutsche Eeich lebt, bewiesen. Es ist die Idee, die in Bismarck lebendig geblieben ist, und insofern könnte dieser vielleicht mehr noch als ein Schüler Stahls denn eines Ludwig von Gerlach be- zeichnet werden. Tiefer aus dem Zusammenhang der historischen Weltanschauung begründet hat Stahl seine Auffassung freilich so wenig wie Tholuck in der „Ge- schichte der Aufklärung" die seine. Er war allezeit weit mehr Dialektiker als Historiker; und sein Anspruch, die historische Auffassung gegenüber der libe- ralen Theorie zu vertreten, ist nicht viel berechtigter gewesen als der, daß er die positiven Gedanken im Leben des Staates und der Kirche verteidige. Als einen Anhänger oder Verwandten der historischen Schule im Sinne Savignys wird man darum Stahl niemals bezeichnen dürfen. Dafür fehlte ihm das Element, welches den Forscher macht: die Liebe zur Wissenschaft um ihrer selbst willen und, was auch ihm Nahestehende nicht leugneten, das gediegene Wissen; Rudorff pflegte von ihm zu sagen: „Stahl ist ein geistreicher Mann, der nicht genug ge- lernt hat".

126 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

gemacht hatte. Geboren 1802 als Sohn eines kleinen Kaufmanns in München, war er noch in der Epoche Montgelas' aufgewachsen, die keinen Unterschied zwischen den Bekenntnissen machte und den Eltern den Gedanken nahelegte, den begabten Knaben einem akademischen Beruf zuzuführen. Jedoch war in München bereits die Wendung nach der katholisch-reaktionären Seite erfolgt, als Stahl in Erlangen seine Studien begann, in dem Moment, da die burschenschaft- liche Bewegung auf der Höhe stand und gerade hier, auf dem neubayerischen, fränkisch -protestantischen Boden besonders heiß emporflammte. Von ihrem Geist wurde auch der junge Stahl ergriffen; Hermann von Rotenhan, den wir als einen der Stifter der Berliner Arminia kennen gelernt, war es, der ihn in einer November- nacht des Jahres 1819 zugleich für die Burschenschaft und das Christentum gewann. Dadurch ward Stahls Richtung ein für allemal bestimmt. Wenn Gans religiöse Fragen gemäß der Stimmung, die in dem Kreis der Rahel herrschte, jederzeit mit Gleichgültigkeit behandelte und selbst die Politik mehr wie ein geistreiches Spiel, als Folie für seine rhetorischen Erfolge und seine Stellung in der Berliner Gesellschaft trieb, so wurden für seinen Nachfolger die christlich- germanischen Ideen wirklich der Kern des Lebens und die Summe seiner Über- zeugungen. Den Spottnamen „St. Ahl", den ihm in der Zeit der Reaktion der Kladderadatsch anhing, hat Stahl nicht verdient. Er hat für seine Partei nicht bloß gekämpft, sondern auch gelitten. Ja, er war zeit seines Lebens weit mehr auf Seiten der Opposition zu finden als bei der Regierung. Schon das Empor- kommen war ihm durch seine burschenschaftliche Vergangenheit erschwert worden; noch nach Abschluß seiner Studienzeit, 1824, wurde er auf zwei Jahre relegiert. Mit Mühe gelangte er in Erlangen zur Habilitation und, durch Schellings Ver- wendung, zur Professur. Als er später von der Universität Erlangen zu ihrem Vertreter in der bayerischen Ständekammer gewählt war, machte er gegen den Absolutismus Abels, zur Seite seines alten Freundes Rotenhan, Front. Dafür ward ihm die Professur des Staatsrechts abgenommen und die des Zivilprozesses über- tragen. Diese Kränkung hat ihn, wie berichtet wird, zur Annahme der Berliner Berufung mitbestimmt. Aber auch in Preußen ist Stahl niemals ein bloßes Werk- zeug der Regierung gewesen. In der Generalsynode von 1846 führte er wieder die Minorität. Die Revolution brachte ihn vollends von den Wegen des Königs, denen er schon unter Eichhorn nicht ganz gefolgt war, hinweg; und wenn er in der Blütezeit der Reaktion vielleicht als der Spiritus rector der Regierung gelten konnte, so war es damit seit 1855 schon wieder vorbei. In voller Oppo- sition stand er während der Regentschaft, als Führer der äußersten Rechten im Herrenhause, der „Fraktion Stahl", wie sie sich ihm zu Ehren noch nach seinem Tode nannte. Die konservative Partei hat diesen Konvertiten lange als ihr geistiges Haupt betrachtet, und noch heute nennt man ihn wohl ihren Theoretiker, den Begründer ihrer Fundamentalanschauungen. Das ist freilich, zumal vom

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heutigen Standpunkte aus gesehen, ein Irrtum: die konservative Partei, welche Stahl ganz in seiner Hand hatte, war bereits wenige Jahre nach seinem Heim- gange zersprengt, zersprengt von dem Manne, der sich einst selbst zur Autoritäts- lehre Stahls bekannt hatte; und die Neubildung der Partei, welche Bismarck nach schweren Kämpfen erreichte, ruht auf völlig anderen Voraussetzungen. Gerade diejenigen Prinzipien sind in ihr ausgemerzt worden, für die Stahl gekämpft hatte. Er war nicht ihr Entdecker, nicht der Pfadfinder gewesen: sie waren längst vorhanden, in den Tagen seiner Kindheit gebildet; er hatte sie vorgefunden, und sein Verdienst war es nur, aus ihnen die Waffen zu schmieden, mit denen die Partei den Kampf gegen die liberalen Ideen zu bestehen suchte, die seit der Julirevolution auf sie eindrangen. Dazu gehörte, daß Stahl das allzu üppig rankende Geflecht der christlich-germanischen Weltanschauung zurechtschnitt und an dem Spalier seiner juristischen Begriffe hochzog. Die Romantiker selbst waren hierzu unfähig gewesen: wie einst Adam Müller und Beckedorff, so auch noch ein Ludwig von Gerlach. Es gehörte dazu ein Mann, der, wie Stahl, von dem inneren Wert der Theorien ebenso tief durchdrungen, aber von dem phantastischen Element, das jene beseelte, frei« war. In der Kritik, die er an den liberalen Gegnern übte, bei denen die Logik gleichfalls schärfer war als das historische Wissen und das Verständnis für die Realitäten, liegt, wenn man so will, wirklich ein wissen- schaftliches Verdienst. Sein Nachweis, daß die konstitutionelle Theorie in ihrem letzten Grunde auf der Idee von der Volkssuveränität beruhe, daß zwischen dieser und jener nur ein Gradunterschied bestehe, trifft in den Kern der historisch- politischen Gegensätze, welche damals wider einander standen; und der Satz, daß das persönliche Königtum auch unter konstitutionellen Staatsformen bestehen könne und müsse, hat seine Tragfähigkeit in den Stürmen der Konfliktzeit, ja in der Verfassung, unter der heute das Deutsche Reich lebt, bewiesen. Es ist die Idee, die in Bismarck lebendig geblieben ist, und insofern könnte dieser vielleicht mehr noch als ein Schüler Stahls denn eines Ludwig von Gerlach be- zeichnet werden. Tiefer aus dem Zusammenhang der historischen Weltanschauung begründet hat Stahl seine Auffassung freilich so wenig wie Tholuck in der „Ge- schichte der Aufklärung" die seine. Er war allezeit weit mehr Dialektiker als Historiker; und sein Anspruch, die historische Auffassung gegenüber der libe- ralen Theorie zu vertreten, ist nicht viel berechtigter gewesen als der, daß er die positiven Gedanken im Leben des Staates und der Kirche verteidige. Als einen Anhänger oder Verwandten der historischen Schule im Sinne Savignys wird man darum Stahl niemals bezeichnen dürfen. Dafür fehlte ihm das Element, welches den Forscher macht: die Liebe zur Wissenschaft um ihrer selbst willen und, was auch ihm Nahestehende nicht leugneten, das gediegene Wissen; Rudorff pflegte von ihm zu sagen: „Stahl ist ein geistreicher Mann, der nicht genug ge- lernt hat'1.

128 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Puchta. Wenn Savigny sicli in den Erwartungen, die er von Stahls Berufung gehegt

hatte, getäuscht sah, so wurden diese um so mehr erfüllt durch den Nachfolger, den er sich selber setzte, Georg Friedrich Puchta.1 Auch Puchta kam von der Erlanger Schule her, wo er von Schelling, mit dem er dort, späterhin in München und zuletzt in Berlin zusammen gewirkt hat, mehr noch als Stahl be- einflußt worden war, und auch er war ein ausgesprochener Gegner der liberalen und naturrechtlichen Richtungen. Aber von Haus aus gehörte er weit mehr der eigentlich juristischen Sphäre an als sein von dem öffentlichen Leben schon durch seine Herkunft, und ebenso durch seine Erlebnisse beeinflußter und umher- getriebener jüdischer Kollege. Dem Sohn des fränkischen Richters Wolfgang Heinrich Puchta, der selbst ein hervorragender, auch theoretisch arbeitender Jurist gewesen war, blieben die Kämpfe erspart, die Stahl zu bestehen hatte, um sich gegenüber einer Welt von Vorurteilen durchzusetzen. Als Puchta nach Berlin kam, war sein Ruf, den er als Ordinarius an vier Universitäten, in Erlangen, München, Marburg und Leipzig, bewährt hatte, längst gegründet; unter den Romanisten der historischen Schule gab es keinen, der es mit Savigny selbst so wie er hätte aufnehmen können. Doch war der Geist, in dem er Amt und Lehrtätigkeit auffaßte, schon ein anderer als der des weitherzigen Gründers der Schule. Puchta war viel scharfkantiger als Savigny, zu Angriff und Ab- wehr geneigter, Stahl darin ähnlich, daß er seine Thesen mit der gleichen Dialektik zuspitzte, auch in seinen Anschauungen über Staat und Kirche ihm noch ver- wandter, überscharf oft und verletzend in der Polemik, zumal dann, wenn sein religiöser oder politischer Standpunkt ins Spiel kam: Differenzen, die doch nicht bloß in der Persönlichkeit oder auch nur in der formalen Behandlung des juristischen Stoffes lagen, sondern in einer abweichenden Auffassung der Probleme selbst. Die allgemeine Tendenz der Epoche zur Rechtsanwendung, von der wir sprachen, und die wir sogar an Savigny wahrnahmen, war bei Puchta noch stärker entwickelt. Auch als Praktiker hat er, der bisher nur akademische Luft geatmet hatte, in Berlin sich bewährt, als Hülfsarbeiter am Obertribunal wie als

1) Die Fakultät, die im März 1842, gleich nach Savignys Abgang, von dem Minister um Vorschläge ersucht war, hatte ihn an erster Stelle in Vorschlag gebracht; im übrigen machten Savigny und Eichhorn alles miteinander ab. Sie dachten anfangs noch an Vangerow, dessen Lehrerfolge in Heidelberg, wie Savigny durch Bethmann wußte, viel gerühmt wurden; jedoch sollte, wie es hieß, sein Vortrag nur von Fortgeschrittenen mit Nutzen gehört werden, weil er nicht das Rechtssystem im Zusammenhang behandle, sondern dies voraussetze und sich auf die Darstellung und Entscheidung von Kontroversen beschränke „also", schrieb Savigny an Eich- horn, „ganz wie Thibaut und wie auch Vangerows Buch erwarten läßt. "Was aber von dieser Methode zu halten, braucht unter uns keiner Bemerkung". Auch davon hatte Savigny durch Verwandte seiner Frau gehört, daß Vangerow durch sein ungebundenes "Wesen und Eingehen auf die Studentenweise auch im Leben, und zwar über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus, ihre Liebe gewinne. Von Puchta war darin nichts zu fürchten; er bewahrte den Studenten gegen- über die vornehme Zurückhaltung, welche Savigny immer bewiesen hat.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 129

Mitglied des Staatsrats und der Gesetzgebungskommission; und gerade in seiner richterlichen Tätigkeit, wo ihm seine politische Richtung die Anschauung nicht trübte, kam sein wundervolles zivilistisches Talent zur vollen Entfaltung. Daß Puchta ein Gegner der Hegeischen Schule war, braucht nicht erst gesagt zu werden; um so merkwürdiger, daß er, wie Landsberg fein beobachtet hat, in der Ausprägung des Begriffs vom Volk als der Urquelle des Rechts sich der Hegeischen Begriffswelt annäherte, und daß seine bis zur absoluten Gültigkeit gesteigerte Verehrung des römischen Rechts das historische Element in ihm zu überwuchern und der Systematik ganz zu opfern drohte.

So darf die Wahl des Nachfolgers Puchtas, der bereits nach vier Jahren Ktiior. auf der Höhe des Lebens und Schaffens starb, des Zürchers Friedrich Ludwig Keller, als eine Rückwendung gelten zu der reineren Auffassung der romanistisch - historischen Schule. Keller war ein Schüler Savigriys, und der geistreichste von allen. Ihm und Hasse, die er in Berlin von 1819 bis 1821 hörte, hatte er seine erste größere Schrift, „Über Litis -Kontestation und Urteil" (1827), gewidmet, mit der er der Kenntnis des klassischen römischen Rechts eine breite Bahn eröffnete. Ein Forscher recht nach dem Herzen seines Meisters: philologische Kritik, ju- ristischer Scharfsinn und historische Phantasie reichten sich bei ihm die Hände. Von der Romantik Savignys war er nicht mehr berührt, aber ebensowenig von Hegelscher Konstruktionssucht, Zugleich ein Mann des praktischen Lebens, der durch die Sicherheit seines Blicks, die Raschheit des Entschlusses und den Glanz seiner Rede wie geschaffen war, um die Führung von Staatsgeschäften zu über- nehmen. Er hatte seiner Vaterstadt zu gleicher Zeit als Professor des römischen Rechts, als Richter und als Staatsmann gedient: mit 32 Jahren war er, als Präsi- dent des Obergerichts, der oberste Richter seines Kantons geworden, ein Amt, das er fast zur Stellung eines Justizministers ausbaute, mit 33 Jahren, nachdem er freiwillig diesen Platz aufgegeben, Präsident des Großen Rates. Er widerlegte durch die Tat die Nachrede, daß die historische Schule ihre Anhänger unfähig zur Gesetzgebung und zu praktischer Betätigung mache; denn ihm vor allen ver- dankt das Zürcher Recht seine Durchbildung und recht eigentlich seine wissen- schaftliche Begründung. Er hat auch das Gerichtswesen Zürichs reformiert, so- wie er dem Unterrichtswesen von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf ein'« neue Grundlage gab; die Gründung der Universität Zürichs (1834) ist wesentlich ihm zu verdanken. Die Trennung des Justizwesens von der Verwaltung, die Un- abhängigkeit der Gerichte, die Ausbildung eines gelehrten Richterstandes, den es bis dahin in der Republik kaum gab, die bessere Besoldung der Richter, das alles ist sein Werk gewesen. So war er nach dem Wort eines politischen Gegners, Caspar Bluntschlis, der Begründer und Bildner einer wissenschaft- lichen schweizerischen Jurisprudenz geworden. Dabei war Keller fem davon, das römische Recht in das seines Landes, für das es niemals subsidiäre Geltung

Lenz, üeHchichto der Universität Berlin II '-'.

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Drittes Buch. Auf dem Weg' zur deutschen Einheit.

Pachte. Wenn Savigny sich in den Erwartung^ die er von Stahls Berufung gehegt

hatte, getäuscht sah, so wurden diese um s< mehr erfüllt durch den Nachfolger, den er sich selber setzte, Georg Friedric Puchta.1 Auch Puchta kam von der Erlanger Schule her, wo er von Schelng, mit dem er dort, späterhin in München und zuletzt in Berlin zusammen pwirkt hat, mehr noch als Stahl be- einflußt worden war, und auch er war ein usgesprochener Gegner der liberalen und naturrechtlichen Sichtungen. Aber voiHaus aus gehörte er weit mehr der eigentlich juristischen Sphäre an als sein vo dem öffentlichen Leben schon durch seine Herkunft, und ebenso durch seine Erlebnisse beeinflußter und umher- getriebener jüdischer Kollege. Dem Sohn des fränkischen Eichters Wolfgang Heinrich Puchta, der selbst ein hervorragend^ auch theoretisch arbeitender Jurist gewesen war, blieben die Kämpfe erspart, le Stahl zu bestehen hatte, um sich gegenüber einer Welt von Vorurteilen durozusetzen. Als Puchta nach Berlin kam, war sein Ruf, den er als Ordinariu an vier Universitäten, in Erlangen, München, Marburg und Leipzig, bewährt latte, längst gegründet; unter den Romanisten der historischen Schule gab e keinen, der es mit Savigny selbst so wie er hätte aufnehmen können. Doch var der Geist, in dem er Amt und Lehrtätigkeit auffaßte, schon ein anderer üs der des weitherzigen Gründers der Schule. Puchta war viel scharfkantige als Savigny, zu Angriff und Ab- wehr geneigter, Stahl darin ähnlich, daß er sine Thesen mit der gleichen Dialektik zuspitzte, auch in seinen Anschauungen her Staat und Kirche ihm noch ver- wandter, überscharf oft und verletzend i der Polemik, zumal dann, wenn sein religiöser oder politischer Standpunkt is Spiel kam: Differenzen, die doch nicht bloß in der Persönlichkeit oder auch iur in der formalen Behandlung des juristischen Stoffes lagen, sondern in einer aweichenden Auffassung der Probleme selbst. Die allgemeine Tendenz der Epoch zur Rechtsanwendung, von der wir sprachen, und die wir sogar an Savigny wahrnahmen, war bei Puchta noch stärker entwickelt. Auch als Praktiker habr, der bisher nur akademische Luft geatmet hatte, in Berlin sich bewährt, als Hilfsarbeiter am Obertribunal wie als

1) Die Fakultät, die im März 1842, gleich ich Savignys Abgang, von dem Minister um Vorschläge ersucht war, hatte ihn an erster Stellein Vorschlag gebracht; im übrigen machten Savigny und Eichhorn alles miteinander ab. Sie d;hten anfangs noch an Vangerow, dessen Lehrerfolge in Heidelberg, wie Savigny durch Betmann wußte, viel gerühmt wurden; jedoch sollte, wie es hieß, sein Vortrag nur von Fortgescrittenen mit Nutzen gehört werden, weil er nicht das Rechtssystem im Zusammenhang behandl. sondern dies voraussetze und sich auf die Darstellung und Entscheidung von Kontroversen besuänke „also", schrieb Savigny an Eich- horn, „ganz wie Thibaut und wie auch Vangerow Buch erwarten läßt. "Was aber von dieser Methode zu halten, braucht unter uns keiner Benrkung". Auch davon hatte Savigny durch Verwandte seiner Frau gehört, daß Vangerow durclsein ungebundenes "Wesen und Eingehen auf die Studentenweise auch im Leben, und zwar üb« die Grenzen des guten Geschmacks hinaus, ihre Liehe gewinne. Von Puchta war darin nichts i fürchten; er bewahrte den Studenten gegen- über die vornehme Zurückhaltung, welche Savigny inner bewiesen hat.

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130 Drittes Buch. Auf dem Woge zur deutschen Einheit.

gehabt hatte, einzuführen; gerade darin, daß er das nationale, das volkstümliche Element des eigenen Rechts zu heben suchte, glaubte er im Sinne seines Lehrers zu handeln; das Jus romanum war ihm nur als Bildungsmittel willkommen und als solches unersetzlich. „Wir studieren", so verteidigte er die neuen Theorien in seiner Schrift über die „Zürcher Rechtsfrage", „das römische Recht nur in der Absicht, uns die "Weise der römischen Juristen zu merken, wir wollen von ihnen bloß lernen, unser Recht ebenso geschickt zu erkennen und anzuwenden, wie ihnen das mit dem ihrigen gelungen ist". Eben darum wandte er dem klassischen römischen Recht seine Studien zu, wie er an ihm seine unvergleichliche Lehr- gabe übte.

Bei alledem erregt es unser Erstaunen, daß ein Mann wie Keller in den Dienst des altpreußischen Staates einzutreten gesucht hat. Denn alle diese Reformen hatte er in den Revolutionsstürmen als Führer der Radikalen durchgesetzt; er glaubte, den Druck der Masse, die er im Grunde verachtete, nicht entbehren, ihn aber nach Belieben zügeln oder wieder abschütteln zu können. Wenn ihm nun das erste gelang, so scheiterte er mit dem zweiten. Dieselbe Menge, die ihn in die Höhe gehoben, ließ ihn und seine Freunde im Stich, als die Be- wegung in die Bereiche der Kirche und des überlieferten Glaubens eindrang. Keller hatte, obwohl er kein innerliches Verhältnis zu den religiösen Fragen be- saß, die Berufung von David Friedrich Strauß, dem er persönlich fernstand (er hatte sein Buch gar nicht gelesen), gefördert. Und nun erlag er der Gegen- revolution, welche im September 1839 zum Sturz ^ler radikalen Partei führte; mit den Freunden mußte er in die Verbannung nach Baden gehen. Zwar kehrten die Ausgewiesenen bald zurück; Keller durfte seine Professur wieder einnehmen; auch im Parteileben trat er wieder hervor; im Mai 1842 wurde er aufs neue Mitglied des Großen Rats. Aber das Demagogentum war ihm ganz zu- wider geworden; mit den eigenen Freunden war er gespannt oder zerfallen. Auch sein privates Leben war von der Nachrede nicht verschont geblieben; wucherische Geldgeschäfte und öffentliche Buhlerei wurden ihm nachgesagt, und wenigstens die letztere verbarg er selbst nicht. Er war in der Tat eine Alkibiades- Natur. Der Aristokrat, der er nach Charakter und Herkunft war (denn er war reich und seine Familie eine der ältesten der Stadt), bäumte sich gegen die immer feige Brutalität der Masse auf: er hatte nur noch den einen Gedanken, dem Vaterlande, das ihn mit Undank belohnt, den Rücken zu kehren. Und zwar faßte er sogleich Preußen ins Auge. Im Oktober 1842 eröffnete er sich darüber Bethmann- Hollweg, den er persönlich in Bonn aufsuchte, fragte ihn, ob seiner Anstellung an einer preußischen Universität etwas im Wege stände. Durch Beth- mann erfuhr Savigny, und durch diesen Eichhorn von dem Antrag, der ihnen allen unerwartet kam. Aber die Aussicht, den eminenten Romanisten zu gewinnen, schlug alle Bedenken der sonst so konservativ gesinnten Minister nieder. Die

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 131

Erkundigungen, die sie einzogen, die Erklärungen, welche Keller selbst einsandte, schienen für den Erfolg zu bürgen. Im Dezember 1842 stellte Eichhorn den An- trag an den König, dem Zürcher Juristen eine preußische Professur, man dachte zunächst an Breslau, zu verleihen. Im Kabinett wollte man anfangs doch nicht recht heran; es scheint fast, als sei der Zwischenfall mit einem andern Zürcher, mit Herwegh, die Taktlosigkeit, mit der dieser die Liebenswürdigkeit belohnte, die der König durch die bekannte Audienz ihm bewiesen, störend dazwischen getreten. Immerhin wurde dem Minister erlaubt, die Berufung Kellers im Auge zu behalten, und bereits nach einem Jahre erreichten er und Savigny ihr Ziel. Im Januar 1844 hatte Keller einen Ruf nach Halle in Händen. Hier enttäuschte er keine der Hoffnungen, die man auf ihn gesetzt hatte. Politisch völlig korrekt und zurückhaltend, erwarb er sich durch den Eeichtum seiner Gaben und durch taktvolles Auftreten das Vertrauen seiner Kollegen und die Bewunderung der Studenten; als der „Ordinarius" seiner Fakultät hob er das Ansehen des Hallenser Spruchkollegiums, des bedeutendsten in Preußen, und kräftigte durch seine Welt- erfahrenheit und sein praktisches Geschick den gesamten Organismus der Uni- versität, der bei seinem Eintritt fast aufgelöst gewesen war.

So war in der Tat nach Puchtas Tode niemand da, der diesen besser hätte ersetzen können. Die Berliner Fakultät freilich hatte andere Kandidaten; sie schlug Kierulff , Yangerow und von der Pfordten vor. Aber ihr Urteil kam für die beiden Minister nicht in Betracht; auch nicht das der Hallenser, welche auf die Nachricht von dem drohenden Verlust flehentlich baten, ihnen den Kollegen, der unersetzlich sei, zu lassen. Eichhorn folgte lediglich dem Urteil Savignys, der, wiederum von Bethmann -Hollweg unterstützt, mit allem Nachdruck für Keller eintrat. Am 11. Juni 1846 stellte der Minister, unter Berufung auf Savignys Urteil, den Antrag an den König, Keller, als denjenigen, der von allen Lehrern des Zivilrechts den Geist des römischen Rechts am tiefsten erfaßt und erforscht habe, auf den Stuhl Savignys uud Puchtas zu setzen. Drei Tage vorher hatte die Fakultät um die endliche Beantwortung ihrer Vorschläge gebeten. Nach vier Monaten, unter dem 9. Oktober ; erhielt sie dieselbe : es war die Verfügung, durch die der Minister ihr die Ernennung Kellers ankündigte; ihre eigenen Anträge waren mit zwei Zeilen abgetan. Die Ablehnung ihrer Vorschläge wurde damit motiviert, daß man die drei Genannten nicht so leicht gewinnen werde; das „in aller Beziehung günstige Urteil" der Hallenser Fakultät über Keller ward als weiterer Grund für die Nichtberücksichtigung ihrer Wünsche angegeben.1 Auch in der Berliner Stellung hat Keller alle Erwartungen seiner Gönner, als Lehrer wie als Schriftsteller, wie auch als Politiker bewährt. Dort vollendete er das

1) Hochinteressante Akten, die ich andern Orts zu verwerten hoffe, im K.-M IV. 24 und Ü.-S. I. 4, XX VII. Dazu 11. -A. Jur. Fak. I'. 2. Vol. II.

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132 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutsehen Einheit.

Werk, welches Savignys besonderes Entzücken erregt hat, die „Seiuestriuni ad M. Tullium Ciceronem libri sex", eine Interpretation der Ciceronischen Reden, in der philologischer und juristischer Scharfsinn um die Palme stritten; dort auch seine Monographie „Der römische Zivilprozeß und die Aktionen in summarischer Darstellung", ein Buch, das ihn auf der Höhe der Meisterschaft zeigte; eine Reihe hervorragender Schüler verdankt ihm an unserer Universität ihre Ausbildung; der Revolution trat er mit der überlegenen Kraft staatsmännischer Besonnenheit ent- gegen, und noch in der Reaktionszeit konnte die konservative Partei in dem neugeadelten Mitglied der Ersten Kammer einen ihrer Führer sehen.1 Richter. Die Unbekümmertheit, die der Minister den Wünschen der Fakultät gegen-

über durch Kellers Berufung aufs neue bewies, ward fast noch übertroffen durch die Art, wie er in der gleichen Zeit die Anstellung Ämilius Ludwig Richters betrieb. Bei Keller kam es auf die Besetzung der wichtigsten juristischen Pro- fessur im Staate an, und das Urteil eines Savigny und Bethmann-Hollweg, das durch die Hallenser so glänzend bestätigt war, konnte wohl für Eichhorn stärker ins Gewicht fallen als die Vorschläge der Fakultät. Bei Richter handelte es sich aber gar nicht um eine erledigte Stelle, auch nicht um ein Bedürfnis der Uni- versität, denn das Kirchenrecht wai durch Stahl und überdies durch Lancizolle und Rösteil vertreten; sondern, wie der Minister gar nicht verhehlte, ein Interesse der allgemeinen Politik, der Wunsch, für seine Kirchenpolitik einen Ratgeber zu gewinnen, führte ihm dabei die Hand: ihr sollte der Marburger Kanonist zu Hülfe kommen, dessen Bücher, die soeben publizierten „Evangelischen Kirchen- ordnungen des 16. Jahrhunderts" und das ältere „Corpus juris Canonici", dem Minister für Theorie und Praxis gleich wertvoll waren. Er berief ihn deshalb ins Ministerium, und auf dieser Stellung, obgleich sie nur die eines Hülfsarbeiters war, ruhte die Besoldung, für welche die Fonds der Fakultät nicht ausreichten. Nun war ja Richter ein Gelehrter von besten Gaben. An der Universität hat er bald Stellung gewonnen; seine Lehrerfolge bezeugten dankbare Schüler, ich nenne nur Dove, Friedberg, Hinschius und Schulte. Er war ein Systematiker, dem das System den Blick für die Entwicklung nicht verdarb. Auch seine anderen Werke, zumal das „Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchen- rechts mit besonderer Rücksicht auf deutsche Zustände" (18411), zeigen ihn von diesem Geiste erfüllt; und schon 1840 hatte er ihn durch seine Frontstellung gegen Stahls Episkopalismus erwiesen. Eichhorn mußte er besonders dadurch sympathisch Averden, daß er sich bemühte, aus der Fülle protestantischer Kirchen-

1) Möglich, daß er selbst später doch die Unfreiheit seiner Stellung, die der Übergang von dem Republikaner zu dem Königsdiener naturgemäß hervorrief, empfunden hat. Die neue Ära, die seinen alten Gönner Bethmann-Hollweg in das Ministerium brachte, nahm diesen Druck von ihm, aber sein Lebensziel war bereits erreicht; am 11. September 1860 nahm ihn ein rascher Tod hinweg.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 133

Ordnungen ein positives gemeinsames Kirchenrecht, das die Mitte zwischen den Extremen hielt, herzustellen. Erinnern wir uns nun der Rolle, welche Stahl auf der Generalsynode spielte, und der kirchenpolitischen Stellung, die er überhaupt einnahm, so leuchtet es ein, daß die Berufung Richters im Grund^e gegen dessen Einfluß in Fakultät und Kirche gerichtet war, und daß hierin der Kern der Opposition zu suchen ist, welche die Fakultät gegen Richters Berufung machte. Es gelang dem Einfluß Stahls, den Senat selbst gegen die neue Willkür des Ministers aufzubringen; unter dem 17. Juni 1846 erneuerte dieser nicht nur seine Vorstellung vom August 1843, sondern er beantragte, den Fakultäten fortan als Recht zu gewähren, was ihnen in den Statuten von 1838 nur in der Form un- verbindlicher Vorschläge „gestattet" war. Eichhorn ließ wieder lange Monate vergehen, ehe er sich zur Antwort entschloß. Die beiden neuen Professoren waren bereits in voller Tätigkeit, als die Verfügung des Ministers bei der Uni- versität einlief. In verbindlichen AVendungen, die aber voll versteckter Spitzen waren, wurde es eine runde Ablehnung; nichts als die allgemeine Versicherung, daß die Regierung bei Besetzung erledigter Stellen und unter Umständen auch bei neuen Berufungen die Vorschläge der Fakultäten einzuholen bereit sei. Be- sonders peinlich mußte in der Verfügung die Bemerkung berühren, daß das beanspruchte Recht deshalb nicht gewährt Werden könne, weil das wirklich kor- porative Element für die Vertretung namhaft korporativer Interessen in den Fakul- täten zurzeit noch nicht fest und vollständig genug entwickelt sei. Die Ant- wort, die der damals von Böckh in seinem vierten Rektorat geleitete Senat gab, entsprach sowohl in der Verbindlichkeit der Form wie in ihren ironisch zugespitzten Sätzen dem Schreiben des Ministers und läßt uns die hohe Spannung ahnen, welche allmählich zwischen Universität und Ministerium einge- treten war.1

Savigny seinerseits bewährte die Unabhängigkeit des Urteils, die ihn über Savigny

° J ° ° ' und Ileydomann.

die politischen und persönlichen Defekte Kellers hinwegsehen ließ, fast in noch höherem Grade durch das Interesse, das er Ludwig Eduard Heydemann, dem ersten und einzigen Inhaber eines ordentlichen Lehrstuhls für das Landrecht, dem überzeugten Hegelianer, zuwandte. Er machte dadurch mit der Tat wahr, was er einem Reibniz gegenüber so scharf betont hatte: daß er keineswegs ein Verächter dogmatisch -philosophischer Fragestellung sei, noch ein orthodoxer An- hänger des römischen Rechts, daß ihm auch die Mannigfaltigkeit der Stoffe wie der Methoden am Herzen liege, daß er aber in jedem Falle eine echt wissen- schaftliche Behandlung fordere. Diese fand er bei Heyclemann, den die Bewunde- rung der Hegeischen Kategorien, die er bei Heffter und Gans gewonnen, nicht

1) Einen Moment hatte man sogar dem Gedanken Raum gegeben, sich direkt an den König zu wenden; man sah aber, wie in der Eingabe ausdrücklieb bemerk! wird, davon ab und fügte sich in das, was unabänderlich war.

184 Drittes Buch. Auf dem Wege /Air deutschen Einheit.

hinderte, in Savigny den Meister der historischen Methode zu erblicken. Die Art, wie der junge Gelehrte in seiner Habilitationsschrift über die Joachimische Konstitution die alten Landesrechte der Marken bis in ihre Elemente aufzusuchen und zu demonstrieren wußte, hatte ihm Savignys Freundschaft erworben, der ihn sogleich in sein Ministerium aufnahm und dort bei der Revision des Strafrechts beschäftigte; gerade den schwersten, den Allgemeinen Teil, hatte er ihm zur Be- arbeitung übergeben. Und wenn er ihn drei Jahre später, statt ihn zum Vor- tragenden Rat zu machen, Eichhorn zum Ordinariat empfahl, so geschah es nur, weil Heydemann, wie er dem Kultusminister schrieb, zu denen gehöre, welche durch inneren Beruf zum Lehramt geeignet seien. In der Tat war dies Lob be- rechtigt und das allgemeine. Die Vorlesungen Heydemanns waren nicht leicht, denn er ersparte seinen Zuhörern nicht die rechtsphilosophischen Sätze, an denen er hing; aber der Ernst, mit dem er bis an die Wurzeln des Problems vordrang, auch dort, wo er die historischen Grundlagen aufzudecken hatte, fesselte die Studenten ebensosehr wie seine präzise Formulierung juristischer Gedanken und die Gewandtheit in ihrer Erörterung. Er gehörte zu den Hegelianern, die, ohne die Grundlagen des Systems zu verlassen, sich doch von der Weiterbildung der Spekulation zurückhielten und sich in Reih und Glied stellten mit den über alle dogmatische Beengtheit hinwegstrebenden empirischen Forschern. Dio Fakultät So wurde auch durch Heydemann der Charakter, den Savigny der Fakultät

und das deutsche -, e i i- ••

Recht. aufgeprägt hatte, kaum verändert. Die Grundfarbe blieb die romanistische und die Methode die philologisch-historische; ja, man darf sagen, daß die letztere durch die Berufung Kellers und Richters, wie auch durch Heydemanns Be- förderung, wieder stärker hervortrat, als es nach der Aufnahme Stahls und selbst Puchtas der Fall gewesen war. Der romanistische Grundzug der Fakultät trat besonders scharf hervor in ihrer Abneigung gegen die neue Strömung, welche in diesen Jahren in den germanistischen Studien um sich griff; denn hieran hatte unzweifelhaft die politische Tendenz des Zeitalters stärkeren Anteil, als Savigny und Puchta, wie auch Homeyer, von Seiten ihrer Gesinnung wie nach ihrer wissenschaftlichen Anschauung und Methode, dulden wollten. Es kam einem Protest der Fakultät gleich, als Puchta dem jungen Bahnbrecher der neuen Rich- tung, Georg Beseler, der 1843 mit seinem „Volksrecht und Juristenrecht" den Romanisten offen Fehde angesagt hatte, eine Rezension entgegensetzte, av eiche die einseitigen Urteile über die „Verkrüppelung" des deutschen Rechts und das „Nationalunglück" der Rezeption durch noch größere Einseitigkeiten und Schroff- heiten überbot. Als Beseler 1842 nach Greifswald ging, hatte Eichhorn ihm Aus- sicht gemacht, ihn später einmal nach Berlin zu ziehen. Damit war es jetzt vorbei. Auch Savigny verbarg nicht seinen Unwillen; gegen Beseler selbst, der ihm sein Buch übersandt hatte, sprach er sich brieflich darüber aus. Staat und Gesellschaft mußten offenbar erst auf einen neuen Boden gestellt sein, bevor

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 135

jene bei mancher Unklarheit zukunftsreichen Gedanken Wurzeln schlagen und Früchte treiben konnten.

Auch ein jüngerer Dozent, der heute zu den namhaftesten Vertretern der Karivon

Richthofon.

germanistischen Schule zählt, hat unter dieser Ungunst gelitten: Karl von Richt- hofen, der sich, schon 31 jährig, nach langen Studienreisen im Dezember 1842 habilitiert und noch im selben Semester ein unbesoldetes Extraordinariat erhalten hatte, dann aber, aller Gesuche ungeachtet, unbefördert blieb. An seiner Aus- bildung lag es gewiß nicht: denn seine Lehrer waren, in Berlin und Göttingen, Savigny, Eichhorn und Jakob Grimm gewesen. Von Eichhorn hatte er die An- regung zu den Studien empfangen, die sein Leben ausfüllten; und seine „Frie- sischen Rechtsquellen" sowie das „Altfriesische Wörterbuch", die er beide 1840, gelegentlich der Promotion herausgab, hatten bewiesen, daß er ein würdiger Schüler dieser Großen war; gerade die gediegene philologische Schulung ist es, durch welche nach Brunners Urteil Richthof en unter den deutschen Rechtshisto- rikern hervorragt. Der Vorwurf, daß die Andacht für das Kleine (die er nicht nur mit seinem Lehrer Jakob Grimm, sondern mit der ganzen Schule, zumal seinen Kollegen in Berlin, einem Rudorff und Homeyer, teilte) ihn allzusehr ins Breite führe, statt energisch auf das Ziel zu lenken, trifft doch nur das Werk seines Alters, die vierbändigen „Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte", mit dem der Siebzigjährige, der bereits Totgeglaubte, seit 1880 die Welt über- raschte. Seine Rechtsquellen mit dem Wörterbuch zeichnen sich gerade durch die ungemeine Frische der Komposition aus; sie bedeuten die Eroberung einer neuen Provinz für die deutsche Rechtsgeschichte und sind die Grundlage für alle Forschungen geworden, die seitdem diesem Gebiete zugewandt wurden. Dennoch fand Richthofen bei der Fakultät keinen Anklang. Als er im März 1846 um das Ordinariat bat, ohne ein Gehalt zu beanspruchen, brachte sie die epoche- machenden Werke, deren Verdienstlichkeit sie nicht in Abrede stellen wollte, gar nicht in Anschlag: denn beide Bücher wären schon 1840 erschienen und hätten die Stelle einer Dissertation vertreten; Richthofens ganze Schriftstellerei falle, abgesehen von einer kleinen Schrift über die Vererbung schlesischer Rittergüter, in seine vorakademische Zeit; für die Habilitation habe ihn erst die Fakultät zu einer handschriftlichen Abhandlung veranlassen müssen. Von dieser Haltung ging die Fakultät auch dann nicht ab, als Richthofen im Herbst 1847, auf Grund einer Berufung als Ordinarius nach München, sein Gesuch erneuerte; so viel an ihr lag, hätte der Begründer der friesischen Rechtsgeschichte ruhig an die Isar (wo man ihm 2000 Gulden geboten) gehen können. Auch Lehrerfolge waren Richthofen nicht abzusprechen, und nicht einmal das Lehrbedürfnis zu leugnen, denn Lancizolle, der sich mit ihm und Homeyer in das deutsche Privatrecht teilte, war kaum noch zu rechnen; er hatte sich von jeher mehr durch seine Gesinnung und durch Gaben des Gemüts als des Geistes ausgezeichnet und war

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bereits mehr und mehr in die Stellung hineingeraten, welche der alte Sprickmann zwölf Jahre hindurch behauptet hatte. Richthofen aber hatte z. B. im Winter 1845 46, wo er diese Vorlesung allein vertrat, 40 Zuhörer. So kommt man zu dem Schluß, daß es wieder mehr der Wunsch der Fakultätsmitglieder, unter sich zu bleiben, als wissenschaftliche und akademische Erwägungen gewesen sind, die sie zur Ablehnung Richthofens bestimmt haben. Auch stellten sie dies kaum in Abrede; denn indem sie die Erhaltung eines so „wohl erprobten" Gelehrten empfahlen, betonten sie dennoch, daß die Disziplinen, in denen Richthofen lese, ausreichend besetzt seien, seine Aufnahme in die Fakultät aber dem Gesamt- interesse der Universität widerspreche, weil sie eine Störung des korporativen Elements und eine Lähmung des freien individuellen Willens erwarten lasse.1

C. Philosophische Fakultät. Charakter Wenn die beiden ersten Fakultäten unserer Hochschule die Einheit, die

der Fakultät. .

sie unter Altenstein eingebüßt hatten, unter seinem Nachfolger wieder ge- wannen, so zerfiel die philosophische Fakultät, die von Schleiermacher als die Yorschule der drei andern, die gemeinsame Grundlage für jede Fach- bildung gedacht worden war, immer weiter und unaufhaltsam in ihre dis- paraten Bestandteile. Auch Hegels Philosophie hatte jenes Ziel, so energisch sie es vertrat, niemals verwirklichen können; weder für die Naturforscher, die sich von den Bereichen der philologisch -historischen Sektion längst zurück- gezogen hatten, noch auch für diese selbst. Statt dessen kam nach dem Tode des Meisters in den Geisteswissenschaften das historische Prinzip immer stärker zum Durchbruch, und in ihm fanden sie eine Einheit, wie die Philo- sophie sie niemals hatte bieten können. Dies war nun der allgemeine Zug der

Daniels. 1) Die Ernennung v. Daniels' (1800 1868) zum Extraordinarius (Mai 1844), welche Eich-

horn wieder ohne Mitwirkung der Fakultät vornahm, hatte mit seinen germanistischen Forschungen nichts zu schaffen; denn diese fallen in eine weit spätere Zeit. Seine Berufung erfolgte auf Grund seiner weitschichtigen Arbeiten über das rheinische Recht, gleichzeitig mit seiner Berufung an das Obertribunal, und entsprach dem Hervortreten der westlichen Provinzen in dem politischen Leben des Gesamtstaates. Mad-ai. Noch sei mit einem "Worte Karl Otto von Madais gedacht, der, als Daniels kam, soeben

gegangen war, nachdem er ein Jahr dem Lehrkörper angehört hatte. Eine gediegene romanistische Monographie, „Die Lehre von der Mora", hatte ihm 1837 ein Ordinariat in Dorpat verschafft, wo er sich durch seine Lehrtätigkeit wie durch seine Bearbeitung des baltischen Rechtes vor- trefflich bewährte. Aber diese Verdienste fanden vor den Augen der Petersburger Regierung keine Gnade, als Madai sich den Kussifizierungsbestrebungen des Ministers Uwaroff widersetzte; er mußte Dorpat verlassen. Es bezeichnet die Abhängigkeit, in der Friedrich Wilhelm IV., unge- achtet seiner vaterländischen Empfindungen, von seinem Schwager, dem Zaren, stand, daß man in Berlin nicht wagte, dem Verbannten eine feste Stellung zu geben. Von den weiteren Schick- salen des charaktervollen Mannes, dessen vielbewegtes Leben schon nach sechs Jahren in dem Momente erlosch, als er endlich in Cießen zur Ruhe gelangt schien, können wir absehen, da seine Gestalt kaum in den Rahmen der Berliner Universitätsgeschichte gehört.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 137

Zeit. Das Besondere für Berlin war, daß dort die liberale Tendenz fehlte, die an den kleinen Universitäten, zumal in West- und Süddeutschland, sich damit verband und das Leben dieser Hochschulen lange Jahrzehnte beherrschte, und daß dafür bei uns eher eine von den Strömungen des Tages sich isolierende Richtung Platz griff. Wenigstens trifft dies wieder für die Alten zu, die Inhaber der Ordinariate, die noch unter den früheren Ministerien ins Amt gekommen waren. Nur Friedrich von Raumer macht eine Ausnahme; er geriet (recht im Gegensatz zu Ranke) immer mehr in die aktive Politik hinein; man weiß, in welche Konflikte seine liberalisierenden Ansichten ihn geführt haben, als er ihnen in seiner Rede am Eriedrichstage der Akademie 1847 in Gegenwart des Monarchen in nicht eben taktvollen Wendungen Ausdruck gab.1

Bei den Jüngeren freilich, den Extraordinarien und Privatdozenten, stand es anders. Unter ihnen war, wie wir wissen, die Hegelei, von Michelet und Hotho abwärts, noch im Flor, und die spekulative Richtung verband sich bei den meisten mit den liberalen Tendenzen, die sich allgemein in der Gesellschaft her- vordrängten; wir haben gesehen, wie sehr einzelne darunter zu leiden hatten.2 Jedoch gab es auch unter ihnen solche, die sich zu den „positiven" Ansichten im Sinne Eichhorns bekannten und diese, zum hohen Wohlgefallen des Ministers, in den Kämpfen des Tages mit nicht geringerem Eifer verfochten als die Gegner. Neben Helfferich, den Radowitz nach Berlin brachte, treten uns da Siegfried Siegfried mrsch. Hirsch und Otto Friedrich Gruppe entgegen. Hirsch war in doppeltem Sinn ein Bekehrter. Ein Sohn jüdischer Eltern (geboren am 5. November 1816), ward er durch die dogmatischen Vorlesungen Neanders und gleichzeitig durch den persönlichen Umgang mit ihm für die christliche Kirche gewonnen, der er mit der ernsten, strengen Gesinnung, die ihm eigen war, diente. Zur selben Zeit aber geriet er, nachdem er anfangs der Hegeischen Philosophie als Hörer

1) Vgl. Harnack, S. 929.

2) Nicht genannt unter den Dozenten der Philosophie dieser Epoche wurden bisher Karl Fortlage (geb. 1806 zu Osnabrück, gest. als ordentlicher Professor in Jena 1881), Franz Fortlago Vorländer (geb. zu "Waldbröl im Rheinland 1806, gest. als Ordinarius in Marburg 1867), welche Vorländer. beide der Universität nur wenige Semester angehörten, und Karl Hermann Kirchner (geb. zu Kirchner. Stettin 1822, gest. 1860), der zwar lange in ihren Listen geführt worden, aber kaum hervor- getreten ist. Fortlage, der bereits jahrelang in Heidelberg doziert hatte (seit 1829), habilitierte

sich bei uns im Juli 1842, gab die Venia aber schon nach drei Semestern auf; seit 1846, zu- nächst als Extraordinarius, in Jena, hat er dort noch lange in bedeutender Stellung gewirkt. Vorländer, der sich um die gleiche Zeit habilitierte, ging schon nach einem halben Jahr, auch er zunächst als Extraordinarius, nach Marburg. Kirchner, August 1847 habilitiert, blieb anbefördert. Gemeinsam ist ihnen, obgleich sie der Berliner Schule, wenn auch nicht ausschließlich, auge- hörten (denn Fortlage hatte in Göttingen, Vorländer in Bonn und Kirchner in Halle begönnern, die Zurückhaltung gegen Hegel und das auf die Geschichte der Philosophie gewandte Entere womit' sich noch bei Fortlage, der von Beneke beeinflußt war, wie auch bei Vorländer die Vor- liebe für Psychologie verband. Damit stimmt iiberein, daß sie von der Theologie, oder, wie Vor- länder, von der Philologie und Geschichte herkamen.

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bereits mehr und mehr in die Stellung hineineraten, welche der alte Sprickmann zwölf Jahre hindurch behauptet hatte. Ricthofen aber hatte z. B. im Winter 1845—46, wo er diese Vorlesung allein vertat, 40 Zuhörer. So kommt man zu dem Schluß, daß es wieder mehr der Wunsclder Fakultätsmitglieder, unter sich zu bleiben, als wissenschaftliche und akadenibhe Erwägungen gewesen sind, die sie zur Ablehnung Richthofens bestimmt haba. Auch stellten sie dies kaum in Abrede; denn indem sie die Erhaltung eißs so „wohl erprobten" Gelehrten empfahlen, betonten sie dennoch, daß die Dkiplinen, in denen Richthof en lese, ausreichend besetzt seien, seine Aufnahme n die Fakultät aber dem Gesamt- interesse der Universität widerspreche, weil ie eine Störung des korporativen Elements und eine Lähmung des freien iodiduellen Willens erwarten lasse.1

Charakter der Fakultät.

C. Philosophische akultät.

Wenn die beiden ersten Fakultäten u:-:erer Hochschule die Einheit, die sie unter Altenstein eingebüßt hatten, umr seinem Nachfolger wieder ge- wannen, so zerfiel die philosophische Fakltät, die von Schleiermacher als die Vorschule der drei andern, die gemeisame Grundlage für jede Fach- bildung gedacht worden war, immer weite und unaufhaltsam in ihre dis- paraten Bestandteile. Auch Hegels Philosopie hatte jenes Ziel, so energisch sie es vertrat, niemals verwirklichen könen; weder für die Naturforscher, die sich von den Bereichen der philologiscl historischen Sektion längst zurück- gezogen hatten, noch auch für diese seht. Statt dessen kam nach dem Tode des Meisters in den Geisteswissenschaen das historische Prinzip immer stärker zum Durchbruch, und in ihm fandn sie eine Einheit, wie die Philo- sophie sie niemals hatte bieten können. Djs war nun der allgemeine Zug der

Daniels. 1) Die Ernennung v. Daniels' (1800 1868) zu Extraordinarius (Mai 1844), welche Eich-

horn wieder ohne Mitwirkung der Fakultät vornahm, ttte mit seinen germanistischen Forschungen nichts zu schaffen; denn diese fallen in eine weitspätere Zeit. Seine Berufung erfolgte auf Grund seiner weitschichtigen Arbeiten über das rheinche Recht, gleichzeitig mit seiner Berufung an das Obertribunal, und entsprach dem Hervortreten er westlichen Provinzen in dem politischen Leben des Gesamtstaates. Madai. Noch sei mit einem "Worte Karl Otto von Miais gedacht, der, als Daniels kam, soeben

gegangen war, nachdem er ein Jahr dem Lehrkörper »gehört hatte. Eine gediegene romanistische Monographie, „Die Lehre von der Mora", hatte ihml837 ein Ordinariat in Dorpat verschafft, wo er sich durch seine Lehrtätigkeit wie durch sei.j Bearbeitung des baltischen Rechtes vor- trefflich bewährte. Aber diese Verdienste fanden Ar den Augen der Petersburger Regierung keine Gnade, als Madai sich den Russifizierungsbestnungen des Ministers Uwaroff widersetzte; er mußte Dorpat verlassen. Es bezeichnet die Abhängkeit, in der Friedrich Wilhelm IV., unge- achtet seiner vaterländischen Empfindungen, von seine Schwager, dem Zaren, stand, daß man in Berlin nicht wagte, dem Verbannten eine feste Stelmg zu geben. Von den weiteren Schick- salen des charaktervollen Mannes, dessen vielbeweg s Leben schon nach sechs Jahren in dem Momente erlosch, als er endlich in Gießen zur Ru? gelangt schien, können wir absehen, da seine Gestalt kaum in den Rahmen der Berliner Uniu'sitätsgeschichte gehört.

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138 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

von Gans und Henning gehuldigt, unter den Einfluß Rankes, zu dessen nächsten, von dem Meister besonders hochgeschätzten Schülern er zählt. Ranke, damals mit der Idee der Jahrbücher der deutschen Kaiser beschäftigt, zog ihn zu diesem Werke heran; er gab ihm die Regierung Heinrichs IL zur Bearbeitung. Er selbst mag dann Hirsch zu Eichhorn in nähere Beziehung gesetzt haben, der auch seine Feder für die Beeinflussung der Presse benutzte. Seiner Karriere war diese Gunst der Oberen zunächst nicht unvorteilhaft; im Dezember 1842 habilitiert, ward er schon im Juli 1844 außerordentlicher Professor, wozu er noch an der Kriegsschule die historischen Vorlesungen übernahm. Auch in der Revolution hat Hirsch diese Überzeugungen nicht verleugnet; er hat ihnen in der Kreuz- zeitung häufig lebendigen und charaktervollen Ausdruck gegeben. Seine Fach- studien mußten freilich darunter leiden; erst die Neue Ära, die seinen kirchlichen und politischen Idealen einen schweren Stoß versetzte, ließ ihn wieder den Weg zu seinem Lebenswerk zurückfinden; aber bereits am 11. September 1860 riß ihn auf einer Studienreise in Paris ein jäher Tod hinweg, so daß sein Buch, das ihm ein dauerndes Andenken in seiner Wissenschaft sichert, von anderer Hand vollendet worden ist.1 Gruppe. Gruppe (geboren am 15. April 1804 zu Danzig, Sohn eines Kaufmanns),

hatte schon auf der Universität, in den Jahren, wo Hegel gerade zum Zenit seines Ruhmes emporstieg, sich in einer abweichenden Richtung entwickelt; seine Studien, die ihn in ein näheres Verhältnis zu Lachmann brachten, waren kaum abgeschlossen, als er, noch im Todesjahr des großen Philosophen, in zwei satirischen Schriften ein paar freilich recht stumpfe Pfeile gegen ihn absandte. Unter Alten- stein war dies auch nach dem Heimgang Hegels keine Empfehlung; vielleicht ist es dem Plan der Habilitation, den Gruppe sogleich gehabt haben soll, hinder- lich gewesen. Er ward dann an der Staatszeitung beschäftigt, für die er neben ästhetischen Artikeln auch politische Berichte lieferte. Eichhorn zog ihn hierfür noch mehr heran, gab ihm eine feste Remuneration und fügte 1844, wie immer aus eigener Machtvollkommenheit, ein Extraordinariat hinzu. Damit aber war Gruppes Laufbahn an der Universität abgeschlossen; als ständiger Sekretär der Akademie der Künste hat der reichbegabte Mann seine Lebensstellung gefunden. Yon den mannigfachen Talenten Gruppes war das schöngeistige doch wohl das beste. Seine ästhetischen Versuche, die Analysen deutscher Literaturdenkmäler, sowie manche feine Beobachtung an römischen Dichtern haben ihm die An- erkennung auch strengerer Beurteiler gebracht; seine eigenen poetischen Ver- suche, die sich über die Gebiete der Lyrik und des Epos wie des Dramas erstreckten, offenbaren Formsinn und Erfindungsgabe: aber seine Phantasie über- wucherte nur zu leicht die Kritik, an sich selbst wie am Stoff, und die Leich- tigkeit seiner Feder verführte ihn zur Zersplitterung seiner reichen Kraft und 1) A. D. B. XII, S. 498 (Waitz).

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 139

zur Verleugnung der Konzentration des Schaffens, ohne die auch das Talent auf die Dauer versagen muß.1

An dieser Stelle sei noch Johann Karl Glasers gedacht, dessen politische Gl Stellung, wenigstens in seinen späteren Jahren, mit der Hubers verwandt war, dem er freilich an Geist und Originalität nicht gleichkam. Eines Landmannes Sohn im Trierischen, gelangte er von der Theologie zur Philosophie und von hier zur Staatswissenschaft. Von seinem langen Leben (1814 1894) hat er bei uns als Privatdozent die Jahre der Revolution und der Reaktion (1844— 1855) zugebracht. Seine Stellung gewann er unter dem Minister Manteuffel, der ihn sogleich als Ordinarius nach Königsberg brachte; von dort ist er 1868 nach Marburg gekommen. Sein Leben hat weit mehr der Politik als der Universität angehört; lange Jahre war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstages, wo er seit 1873 zur konservativen Opposition gegen Bismarck gehörte. Auch seine zahlreichen wissenschaftlichen Werke sind durchweg vom Standpunkt der Partei geschrieben, und die liberalen Doktrinen der National- ökonomie haben in ihm einen Gegner gefunden, dessen sozialpolitischen Ideen zum Teil eine größere Zukunft beschieden gewesen ist, als die damals herrschende Lehre zugeben wollte.2

"Weniger in der Richtung als in der Art ihrer Betätigung kommen Gruppe zwei Männer nahe, die, wie er, von der inneren Pforte der Fakultät ausgeschlossen geblieben sind, Theodor Mundt und Friedrich Adolf Maercker, beide weit mehr noch als Gruppe Literaten, und. kaum noch Gelehrte zu nennen; wie sie auch ihre Vorlesungen mehr als Publizisten denn als Universitätslehrer auf- gefaßt haben. Es war eine Richtung, welche heute an der Universität zum Glück ausgestorben ist, und die sich auch nur aus der vormärzlichen Epoche mit ihrer wachsenden Unruhe in Staat, Kirche und Gesellschaft erklärt. Ihr Wesen war das Gegenteil von der Freiheit und Einsamkeit des Geistes, die Humboldt als die Sphäre des Universitätslebens bezeichnet hat. Zumal auf Mundt trifft dies Mundt. zu. So groß seine Bedeutung als Stimmführer des jungen Deutschlands sein mag, kommt er doch für die Geschichte unserer Universität kaum in Betracht. Seine Arbeiten, deren Zahl mit der Kraft eines Schwungrades von Jahr zu Jahr wuchs und die literarische Fruchtbarkeit seiner Gattin Luise Mühlbach fast überbot, entfernten sich in demselben Maße von dem Boden wissenschaftlicher Forschung und trugen mehr und mehr den Charakter einer zwar gewandten, zum Teil geist- reichen, aber des Ernstes und der Tiefe entbehrenden Tagesschriftstellerei. In den zwölf Semestern, die Mundt als Privatdozent unserer Universität angehörte, von 1842 bis 1848, hat er im ganzen sechs Mal gelesen, davon nur drei überaus mäßig besuchte Privata. Und wenn sein erster Versuch zur Habilitation, Ostern

1) A. D. B. X, S. 64 (Prantl); Deutsche Monatshefte, Bd. VII (1876), S. 213ff.

2) Chronik der Universität Marburg für das Jahr 189-1/95, Jahrg. VIII, S. 11 ff.

140 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

1835, nachdem die Fakultät ihn bereits angenommen, durch einen Zusammen- stoß mit der Zensur gescheitert ist und ihn als Märtyrer der liberalen Ideen er- scheinen läßt, so hat er in späteren Jahren die ursprünglich nicht geringen Sym- pathien seiner Freunde in der Fakultät, unter denen Böckh an erster Stelle stand, durch eigene Schuld vorscherzt. Die Fakultät war es, und nicht die Regierung, die ihm später Schwierigkeiten in den Weg legte; gerade die Minister, sowohl Eichhorn als Schwerin, denen Mundt nacheinander sich als Bekehrter und Be- kenner ihrer Prinzipien zu insinuieren wußte, haben ihm, jener zur Habilitation, dieser zur außerordentlichen Professur in Breslau verholten.1 tiaercker. Sympathischer berührt uns die Gestalt Maerckers, der, so wenig er sich an

Bedeutung mit Mundt messen darf, immerhin in den Annalen der Universität eine größere Stelle verdient. Ein Rheinländer, geboren am 8. November 1804 zu Eltville als Sohn eines Kaufmanns, war er schon 1815 nach Berlin gekommen, hatte hier das Joachimsthalsche Gymnasium und seit 1823 die Universität, zu- nächst als Jurist, später als Philologe und Philosoph, besucht. Unter seinen Lehrern sind Böckh und Hegel wohl besonders zu nennen. Nach längeren Reisen promovierte er 1837 in Halle und habilitierte sich im Dezember 1842 bei uns auf Grund einer Abhandlung über „Das Prinzip des Bösen nach den Begriffen der Griechen", an der das Beste die bei den Universitätsakten liegende Kritik Trendelenburgs ist. Obgleich dies Gutachten vernichtend lautete, ward Maercker dennoch, mit der Beschränkung der Venia auf das Gebiet der alten Philosophie und Philologie, zugelassen, eine Stellung, die er, seit 1861 als Titularprofessor, jahrzehntelang (er starb erst am 26. Juli 1889) innegehabt hat. Eine gewisse Rolle hat er als Redner in Yolksversammlungen und Bezirksvereinen während der Revolution2 gespielt; auch mit der Feder hat er damals auf die öffentliche Meinung einzuwirken versucht. Sonst tragen noch ästhetische Traktate und zahl- reiche heute vergessene Poesien seinen Namen. Der Wissenschaft hat er nur jene Schrift, die ihm den Eintritt in den Lehrkörper verschaffte, geschenkt.3 Gerhani. Daß bei der Abwehr dieser Männer, so berechtigt sie sein mochte, die uns

bekannte Abneigung der Fakultät gegen die Vermehrung ihres Kollegiums mit-

1) Dies scharfe Urteil findet seine Rechtfertigung in den Akten, sowohl der Fakultät, wie des Ministeriums, aus denen die sehr ausführlichen Mitteilungen in den Werken Draegers und Houbens doch, noch wesentlich ergänzt werden können. Auch die Angaben, welche Friese in der Geschichte der Königlichen Universitätsbibliothek über die Konflikte seiner späteren Jahre (seit 1850) als Bibliothekar mit seinem Vorgesetzten Georg Heinrich Pertz gibt, tragen den gleichen Stempel. Das Nähere sei der literarhistorischen Forschung überlassen. Über Mundts Tätigkeit im Sommer 1848 siehe unten.

2) Erwähnt mag sein, daß er als Bruder des Justizministers Maercker im Auftrage von Auerswald der Mittelsmann bei Böckh gewesen ist, um ihn in das Ministerium zu ziehen.

3) U.-A. Phil. Fak. Lit. II. Nr. 1. Vol. VI. Ein Nekrolog in der Vossischen Zeitung, zu deren ältesten Mitarbeitern Maercker gehörte, und der er bis in seine letzten Lebensjahre treu blieb, vom 27. Juli 1889.

i.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 141

spielte, geht aus den Akten hervor. Das war nun einmal die Grundauffassung: mau glaubte nur so die Einheitlichkeit in Erziehung und Studium wahren zu können und sich vor der wachsenden Zersplitterung zu retten. Wenn für irgend jemand ein Interesse in der Fakultät vorauszusetzen war, so galt dies für Eduard Gerhard, ihren ersten rite promovierten Doktor, Böckhs Lieblingsschüler, und seit Jahren bereits lesendes Mitglied der Akademie. Aber weder er, noch sein Freund Panofka, der zugleich mit ihm, und zwar auf sein eigenes Betreiben, im Mai 1843 ein Extraordinariat erhielt, war von der Fakultät vorgeschlagen. Ihre Beförderung verdankten sie dem Eingreifen des Königs, der seinem Archäologen am Museum eine Stellung auch an der Universität verschaffen wollte; schon im nächsten Jahre ließ er ihm das Ordinariat geben. Ein rechter Universitätslehrer ist Gerhard freilich nie gewesen; seine Wirksamkeit gehört weit mehr der Aka- demie an. In seinen Vorlesungen pflegte er sich damit zu begnügen, Stücke aus ütfried Müllers Handbuch vorzutragen, die er dann mit seinen Erläute- rungen versah. Um so instruktiver waren die Übungen, die er mit den intimeren Schülern anstellte, und für die er von der Regierung im Jahre 1851 einen aller- dings mager ausgestatteten Apparat erhielt. Und so darf man ihn doch als den ersten großen Lehrer der „monumentalen Philologie" in Deutschland ansehen; Männer wie Curtius, Conze und Michaelis haben von ihm persönlich gelernt, und in allen Kulturländern hatte er Freunde, die sich seine Schüler nannten.1

Auf dem gleichen festen Grunde klassischer Bildung, den er in Schulpforta Lepsius. gelegt, stand Karl Richard Lepsius aus Naumburg. Seine Ziele aber suchte dieser nicht innerhalb der klassischen Welt, sondern jenseits von deren Grenzen auf dem Mutterboden älterer und ältester Kulturen. Diese Richtung nahmen seine Studien, die er in Leipzig unter Gottfried Hermann begonnen, schon in Göttingen, als er sich unter Otfried Müllers Leitung in die altitalischen Dialekte vertiefte. Ostern 1832 kam er, um abzuschließen, nach Berlin, fand hier jedoch nicht, was er suchte; weder Böckh, gegen den er Hermanns Aror- urteil mitbrachte, noch Lachmann, und nicht einmal Bopp wollten ihm sonder- lich gefallen; er hat damals über alle drei, später seine verehrten Kollegen, und ebenso über Schleiermacher, an dessen dialektischer Behandlung der Glaubeus- fragen sich sein positiv gerichteter kirchlicher Sinn stieß, sehr absprechend ge- urteilt. Hülfe suchte er außerhalb der Fakultät, bei Klenze, dessen Gelehrsam- keit ihm bei der Ausarbeitung seiner Dissertation über die Eugubinischen Tafeln zugute kam.2 An die Ägyptologie dachte er noch nicht; er kannte weder die

1) Otto Jahn, Eduard Gerhard (1868); Göttinger gelehrt«' Nachrichten, 1867, S. 265 (E. Curtius); A. D. ß. VIII, S. 7G0 (Urlichs).

2) Wie wenig Fühlung er mit den Berliner Philologen gewann, lehrt .las Protokoll seiner Promotionsprüfong, die aichl eben glänzend verlief. In den Nebenfächern versagte er: Tölken

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hamitischen noch die semitischen Sprachen. Erst in Paris, wo er zunächst auch nur die bisherigen Studien fortsetzte, geriet er auf das Feld, auf dem er un- vergängliche Früchte ziehen sollte. Es war Bimsen, der ihm das Ziel wies. Man wird dabei an das Verhältnis Bopps und Windischmanns zueinander er- innert; und wie jener bei den beiden Humboldts Unterstützung fand, so war es bei Lepsius wieder Alexander, der ihm Geld und Arbeitsgelegenheit verschaffte. Kirchlich und politisch stand Lepsius Bimsen näher als der Begründer der ver- gleichenden Sprachenkunde dem katholischen Mystiker. Auf seine Wissenschaft gestattete er aber seinem Protektor ebensowenig Einfluß; er hat Bimsen sehr bald, ohne darum seine Freundschaft zu verlieren, die Arbeitsgemeinschaft, auf die jener gehofft, gekündigt. Gleich Bopp setzte Lepsius zunächst alle Kraft daran, die Elemente seines Faches aufzusuchen und zu ordnen : Linguistik, und darüber hinaus paläographische Forschungen bildeten den Anfang. Jedoch waren ihm Sprachformen und Inschriften nur der Stab, an dem er in die verschütteten Heiligtümer der Pharaonen eindrang, und der Faden, der ihn durch das Labyrinth der ägyptischen Chronologie und Götterlehre hindurchleitete und damit den Grund- riß und Aufbau des ägyptischen Staates und seiner Kultur sichtbar machte. Lange Jahre sammelte und forschte er auf europäischem Boden, in den Bibliotheken und Museen von Paris, Turin, Pisa und Rom, in England und Holland; aber schon jetzt schichtete er, vor allem durch die Entdeckung und Deutung des „Todten- luiches", die Quadern zu einem Bau, der so fest stehen sollte wie die Pyramiden, deren Geheimnisse sich ihm allmählich enthüllten. Beladen mit Schätzen und aus- gerüstet mit neuen selbsterdachten Methoden, um die Rätsel des Nillandes zu lösen, kehrte er nach Berlin zurück (November 1839). Wieder waren es Bimsen und Humboldt, die ihren Einfluß bei dem Thronfolger für ihren genialen jungen Freund einsetzten. Der Tod des alten Königs machte die Bahn frei, und so konnte Lepsius im September 1842, nachdem er im Januar das Extraordinariat erhalten, vom König selbst gesandt und mit Geschenken an den Khedive und allen Mitteln wohl versehen, die Reise antreten, die den Blick der Menschheit in ihre Vergangenheit um Jahrtausende vertiefen sollte. Daß er nach der Heim- kehr das Ordinariat erhielt, war ein Lohn, der uns heute selbstverständlich er- scheinen wird: damals hat die Fakultät sich so wenig darum bemüht, wie vier Jahre zuvor um das Extraordinariat.1 Freilich wird man auch von Friedrich

fand ihn in der alten Geographie und Geschichte sehr wenig bewandert, Wilken wußte auch die allgemeinen Geschichtskenntnisse nicht zu loben, und Steffens war von den philosophischen Kennt- nissen wenig erbaut. Nur mit Rücksicht auf die speziellen Kenntnisse im Hauptfache und die gelehrte und verständige Dissertation ward das Examen als bestanden erklärt. TJ.-A. Phil. Pak. Litt. I'. Nr. 4. Vol. IV.

1) Reskript Eichhorns an die Fakultät vom 2G. Juni 1846. In der Form ganz entsprechend der Zuschrift über Gerhards Ernennung: „Der philosophischen Fakultät der Königl. Universität mache ich hierdurch bekannt, daß des Königs Majestät- usw. U.-A. Phil. Fak. Litt. P. Nr. 3. Vol. 111.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 143

Wilhelm wohl sagen müssen, daß es ihm weniger um die Aufhellung des histo- rischen Horizontes als um die glänzende Ausstattung seines Museums zu tun war; aber auch dafür hatte er in Lepsius den rechten Mann gefunden , dessen organi- satorisches Geschick seiner Forscherkraft gleichkam. "Wie bei der Einrichtung des Museums, das er zum ersten der Welt machte, so bewährte er dies in dem gewaltigen Werke, das die Ergebnisse seiner Reise zusammenfaßte, und in jeder späteren Arbeit; noch auf der Schwelle des Alters hat er aus diesem Geiste heraus neue große Pflichtenkreise auf sich genommen, als Nachfolger Georg Heinrich Pertz' in der Generaldirektion der Königlichen Bibliothek und Eduard Gerhards in der Leitung des Archäologischen Instituts. Ein Mann, zum Herrschen geschaffen. Auf den Höhen des Lebens, zu denen er so rasch emporgehoben war, bewegte er sich mit der Sicherheit des geborenen Aristokraten. Voll Selbstgefühl, herb oft und abwehrend, zuweilen auch wohl ungerecht, war er doch im Grunde von weichem Empfinden und poetischen Sinnes; und vor allem, der Strenge, die er gegen andere übte, entsprach die Zucht gegen sich selbst: Wahrhaftigkeit war der Kern seines Wesens und das Fundament seiner kritischen Schärfe, die über der weitgespannten Zielsetzung niemals die Treue im Kleinen vergaß. So hat er Jahrzehnte unter uns gewirkt, als Genosse der Gerhard, Lachmann und Böckh, die ihn in Fakultät und Akademie bald als Ebenbürtigen anerkannten; rastlos schaffend, bis ihn die Schatten des Todes umfingen; ein Sieger, ein Glücklicher zu nennen, mögen ihm auch Sorgen des Lebens und Leiden des Alters die letzten Jahre verdüstert haben, weil ihm jede neue Entdeckung auf seinem Felde die Sicherheit seiner Fundamente neu verbürgte: einer der Großen unserer Korporation, dessen Name nicht verlöschen wird.

An das Museum war auch die Laufbahn Gustav Friedrich Waagens Waagen. geknüpft, der seit 1880 Direktor der Gemäldegallerie war, nachdem er bereits eine Reihe von Jahren unter Hirts Leitung oder Mißleitung an den Arbeiten für die Begründung der Sammlung beteiligt gewesen war. Auch er, gleich Lepsius und Gerhard, ein Reisender und Sammler, ein Bilderkenner, wie wenige seiner Zeit- genossen; seine Fahrten haben ihn von Petersburg bis Cadiz geführt; von der letzten, die ihn 1868 nach Kopenhagen brachte, ist er nicht mehr heimgekehrt. Ein Extraordinariat wurde ihm 1844 verliehen, wieder, wir brauchen es kaum noch zu sagen, ohne daß die Fakultät danach gefragt wurde oder fragte. Eines Malers Sohn (1794 in Hamburg geboren, jedoch in Hirschberg aufgewachsen), kam er aus dem Kreise der Raumer, Tieck und Steffens, deren Verwandter er von seiten der Mutter war. Um so bedeutsamer ist es, daß die ästhetisierenden und romantischen Einflüsse, die er auf den Universitäten in Breslau und Heidel- berg in reichem Maße erfuhr, bei ihm nicht das Übergewicht über die Forde- rungen der historischen Kritik gewannen, sondern seinen Blick für <\i:n Zusammen- hang der Kunstgeschichte mit ihren kulturellen Voraussetzungen nur verschärften;

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man darf ihn neben Kurnohr und Schnaase zu den Begründern seiner Wissen- schaft rechnen. Er selbst hat unter dem Dilettantismus seiner Vorgesetzten sein Leben lang leiden müssen. Zunächst war es Aloys Hirt, mit dem er in die schärfste Fehde geriet. Aus ihr ging er siegreich hervor. Dann aber kam er unter die Herrschaft des Herrn von Olfers, der als Generaldirektor der Museen die Gunst des Königs genoß und seine Autorität, auf die er einem Gerhard und Lepsius gegenüber wohl oder übel verzichten mußte, gegen den Galleriedirektor um so mehr zur Geltung zu bringen suchte. Er hat Waagen schwere Stunden be- reitet, die schwerste, als dieser nach der Heimkehr von einer seiner Keisen von dem Yandalismus Kenntnis nehmen mußte, den ein Restaurator von Olfers' Gnaden an Andrea del Sartos Meisterwerk verübt hatte. Jedoch gehört dies nicht mehr zur Universitätsgeschichte. In ihr hat dieser geistvolle Gelehrte doch nur eine geringe Stelle gewonnen. Das Extraordinariat hat er bis an den Tod be- halten: gleich bei der Übertragung war jede Beförderung ausgeschlossen worden; er las meist nur im Winter, und seine Vorlesungen waren ihm wesentlich Vor- bereitung auf die Führung der Zuhörer durch das Museum. Und niemand ver- langte etwas anderes. Denn daß die Kunstgeschichte sich dereinst zu einem Ordinariat mit Seminar und Doktorpromotionen auswachsen würde, war jener Zeit ein unfaßbarer Gedanke.1

Aber auch die Altertumswissenschaft und alle andern Zweige der Philologie setzten in diesem Jahrzehnt kaum neue Schößlinge an; oder wo es geschah, fanden diese doch nicht die Beachtung, die eine spätere Zeit ihnen schenken sollte. Wir sahen, wie eng begrenzt der Einfluß Rückerts, den er selbst freilich nicht suchte, an der Universität war, wie wenig auch ein Huber, soviel er mitbrachte, bei den Studenten erreichte. Wie hätte man aber von diesen ein reges Interesse für Diszi- plinen erwarten können, die in den Schulunterricht gar nicht aufgenommen oder kaum rezipiert waren, und um die sich weder die Regierung noch die Fakultät sonderlich kümmerten!2 Selbst die deutsche Philologie trat, so gut sie besetzt

Guhl. 1) Neben Waagen tritt in den Hintergrund Ernst Karl Guhl (geb. 1S19 zu Berlin, gest.

ebenda 1863), dessen Namen mehr das bekannte, mit Koner gemeinsam verfaßte Handbuch, „Das Leben der kriechen und Kömer", bewahrt hat als seine mannigfachen kunsthistorischen Schriften. Ursprünglich Philologe, habilitierte er sich 1847 für Kunstgeschichte. Seine Haupttätigkeit aber gehörte der Akademie der Künste, an der er bald nach seiner Habilitation Lehrer seines Faches wurde; 1859 erhielt er, gleichzeitig mit der Ernennung zum Extraordinarius, das Sekretariat an der Akademie. A.D.B.X, S. 99 (Dohme). Schmölders. 2) Als Arabist habilitierte sich im Dezember 1842 Franz August Schmölders (1809 bis

1880), ein Westfale, aus der Bonner Schule; er kam schon nach drei Semestern als Extraordinarius nach Breslau, wo er, seit 1860 Ordinarius, als Nachfolger Bernsteins, bis an seinen Tod gewirkt hat. A. D. B. XXXII, S. 58 (Th. Weber). Dieterici d. J. An seine Stelle trat Ostern 1846 Friedrich Heinrich Dieterici (1821 bis

1903), der Sohn des Nationalökonomen, der. Dach Rückerts Aligang 1850 zum Extraordinarius be- fördert, Jahrzehnte in dieser Stellung verblieben ist; erst am Ende seines Lebens (1901) erhielt

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 145

war, vor den klassischen Sprachen, die für Schule und Universität noch immer im Mittelpunkt des Unterrichts standen, in den Schatten. Der große Name Jakob Grimms hatte zunächst die Studenten angezogen. In den Kechtsaltertümern, mit denen er im Winter 1841 seine Vorlesungen an der Universität eröffnete, denn er legte, wie sein Bruder, großen Wert darauf, auch als Lehrer zu wirken, hatte er 33 eingeschriebene Zuhörer; die Deutsche Grammatik, über die er im Winter darauf las, hatten 63 und die über die Germania, die er im Sommer 1843 interpretierte, 61 belegt. Schon im Wintersemester darauf kamen jedoch zur Grammatik nur 33; und danach hat Jakob, zunächst durch Krankheit gehindert, nur noch einmal, im Sommer 1847, vor 26 Zuhörern, gelesen; fortan blieb er dem Lehrstuhl fern, während Wilhelm weiter las, dieser jedoch fast nur Publika, die niemals übermäßig besetzt waren. So gehören die beiden Brüder, wie wenig ihre ehrwürdigen Gestalten sich aus dem Geistesleben des damaligen Berlin hin- wegdenken lassen, in den Rahmen unserer Darstellung kaum hinein. Ihre Wirkungsstätte war die Akademie, und der eigentliche Lehrer und Erzieher zur deutschen Philologie blieb Karl Lachmann, der von der Regierung dazu recht Lachmann. eigentlich bestimmt war und selber auf diese Stellung den gleichen Wert legte wie auf seine Lehrtätigkeit in der klassischen Philologie. Der Inhaber der deutschen Nominalprofessur, Friedrich v. d. Hagen, war vor ihm und den Grimms immer mehr zurückgewichen; seine Vorlesungen über die Nibelungen hatte er ganz aufgegeben, und nur ein paar Publika, wie die meist im Winter gelesene

er Titel und Rang eines ordentlichen Honorarprofessors. Die zahlreichen Schriften des Gelehrten Dieterici beschäftigten sich, von Textausgaben und Kommentaren abgesehen, besonders mit der arabischen Philosophie. Anfangs hatte es geschienen, als ob dies stille Gelehrtenleben eine ganz andere Wendung nehmen sollte. Dieterici hatte Ende Mai 1847 eine Reise in den Orient ange- treten, die ihn über Konstantinopel und Syrien -Palästina nach Kairo führte. Die rasche Ver- mehrung der preußischen Konsulate im Orient, die, entsprechend dem "Wachstum der Handels- beziehungen 1851, bereits bis auf zwölf gestiegen waren (E. Sachau, Denkschrift über das Seminar f. Orient. Sprachen an der K. Fr.-Wil.-U. zu Berlin, S. 7), brachte nun den Minister des Auswärtigen, Otto von Manteuffel, auf den Gedanken, in Berlin eine Dragomanschule ins Leben zu rufen, deren Leitung dem jungen Dieterici anvertraut werden sollte, der neben dem Arabischen auch das Türkische und Persische beherrschte; es war die Absicht, ihn zunächst selbst noch ein- mal nach Konstantinopel zu schicken, um den Dragomandienst praktisch kennen zu lernen. Wir werden also in diesem Plan, der, nachdem man ein Jahr darüber beraten, wieder in den Akten begraben ward, die erste Idee eines Orientalischen Seminars erblicken dürfen, die nach mehr als 30 Jahren von Friedrich Althoff, einem bereits vom Fürsten Bismarck ausgesprochenen Wunsche gemäß, aufgegriffen und zur Durchführung gebracht worden ist. Ein Brief des älteren Dieterici, der sich naturgemäß lebhaft dafür interessierte, an Johannes Schulze (die Quelle dieser Notiz) weist bereits ganz in die Richtung, die der Plan seitdem genommen hat. Er betont darin den Vorteil, den die Universität von der Leitung des Instituts durch einen Professur haben werde, und die bessere praktische Ausgestaltung des Studiums der orientalischen Sprachen, hebt die Be- lebung der Handelsbeziehungen hervor, wenn, wie zu erwarten, Eauileute und Fabrikanten die Schule besuchen würden, und spricht endlich die Hoffnung aus, daß Berlin sich mehr und mehr zum Hauptsitz der orientalischen Sprachwissenschaft1 entwickeln werde. Geh.St.-A., Rep. 92, Johannes Schulze D. 7.

Lenz, Geschichte der Universitäl Berlin II 2.

146 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

altdeutsche und nordische Mythologie, waren stärker besucht. Groß war freilich auch der Besuch der Lachmannschen Kollegia nicht, an die Zahlen Jakob Grimms reichte auch er nicht heran. Er war nicht unempfindlich dagegen, so selten er damit herauskam, und so fest das persönliche Band war, das ihn mit dem Be- gründer und Großmeister seiner "Wissenschaft verknüpfte. Als schwere Kränkung aber faßte er es auf, als ihm unvermittelt noch ein Spezialkollege in dem alten

Maßmann. M in an ii, der seit Jahren an der Isar gelebt hatte und fast zum Altbayern geworden schien, an die Seite gesetzt wurde; er geriet darüber so außer sich, daß er dem Minister seinen Lehrauftrag zurückgeben wollte, was dieser dann durch eine in die liebenswürdigste Form, fast wie eine Bitte um Verzeihung ge- faßte Erklärung abwandte. Es war nur wieder eine Laune des Königs gewesen, der Ehrgeiz Friedrich Wilhelms, Jahns alten Vorturner dem königlichen Freunde in München, wie früher Schelling, abzugewinnen; Maßmann sollte (eine Stellung, die er übrigens bereits in München gehabt) als oberster Turnwart im Königreich die hoffähig gewordene Turnerei organisieren ; das Extraordinariat, das ihm über- tragen ward, war mit keiner andern Verpflichtung als einer Wintervorlesung belastet. Übrigens war Maßmann kein Neuling in der germanischen Philologie. Seine Ausgaben desMuspilli und anderer Denkmäler altdeutscher Dichtung und Prosa hatten ihm sogar die schwer zu erringende Achtung eines Jakob Grimm verschafft, der ihm und andern Fachgenossen den vierten Band seiner Grammatik gewidmet hat. Dennoch war die Verpflanzung des alten Burschenschafters nach Berlin für ihn selbst kein Glück; neben der strengen Berliner Schule konnte die rasch zusammen- raffende Arbeitsweise des unermüdlichen Autodidakten, der das Naturburschen- hafte seiner jungen Jahre auch in seinen gelehrten Arbeiten nie völlig abstreifte, nicht bestehen; weder bei den Kollegen noch bei den Studenten genoß er rechtes Ansehen; er hat, solange er neben Lachmann wirkte, nur zweimal gelesen, und so behielt dieser gerade in den letzten Jahren, wo auch Jakob Grimm dem Katheder fernblieb, unbestritten das Feld.1

Br,ckh Lachmann hielt hier die Zügel um so straffer in der Hand, als er auf dem

»inj Lachmann.

Bekkor. Boden der klassischen Philologie selbst Mühe hatte, sich neben dem Kollegen, dem er da zur Seite trat, zu behaupten. Als er nach Berlin kam, war Böckh im Vollbesitz der Herrschaft und nicht eben geneigt, sie zu teilen. Im Seminar, seiner eigenen Schöpfung, galt kein anderer "Wille. Er allein führte die Geschäfte, gab die schriftlichen Arbeiten, verteilte die Preise und berichtete an den Minister. Unter ihm leitete damals noch Buttmann die lateinischen Übungen; er, der Grieche,

1) Über Maßmann siehe besonders den Artikel Scherers in der A. D. B. XX, S. 569. Ferner Sitzungsber. der Münchener Akademie 1875, I, S. 272 (Prantl); Deutsche Turnzeitung 1874, Nr. 33; 1875, Nr. 9ff. (F. Voigt). Das sonderbare Schreiben Lachmanns an Eichhorn vom 4. Juli 1846 bei M. Hertz, Karl Lachmann, S. 93. Maßmaun, der 1860 vom Schlage getroffen war, starb nach langein Siechtum erst 1874.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 147

hatte sich, liebenswürdig und uneigennützig wie immer, gleich im ersten Jahre freiwillig und ohne jede Vergütung dazu erboten. Als ihn Krankheit zum Rück- tritt zwang, trat nicht Lachmann, obschon er jetzt Ordinarius geworden war, sondern wieder ein Gräcist, Bernhardy, an seine Stelle; und erst nach dessen Ab- gang nach Halle (1829) trat jener ein, ohne daß sich das Verhältnis darum geändert hätte. Daß Lachmann diese nachgeordnete Stellung, die sich übrigens später auch Haupt gefallen ließ, nicht ganz leicht nahm, wenn er auch nach außen wiederum nichts daraus machte, gab er noch nach Jahren, in der Eingabe vom 6. Juli 1846, die wir nannten, dem Minister zu verstehen und wird auch uns verständlich sein.1 Doch waren es tiefere Gründe, die zwischen den beiden großen Philo- logen lange Zeit ein näheres Verhältnis nicht aufkommen ließen. Lachmann re- präsentierte den Typus der Philologie, der in Gottfried Hermann, Böckhs stärkstem Gegner, gipfelte. Bei ihm war er zuerst in die Schule gegangen, den Vater seiner Studien hat er ihn einmal genannt. Und wenn man auch gewiß mit Recht der divinatorisch-künstlerischen Kritik Hermanns die streng historische Lachmanns gegenübergestellt hat, so verschwindet doch dieser Unterschied vor dem Abstand, der beide von den breitausladenden, auf die Gesamtheit der Altertumskunde ge- richteten Forschungszielen trennte, welche Böckh der Philologie gegeben hatte. Auch Lachmann grenzte den Bezirk seiner Wissenschaft im wesentlichen auf das Verständnis der antiken Literatur, und darin vor allem wieder der Dicht- kunst ein, als der klassischen, nach Form und Inhalt über die Zeiten erhabenen, vorbildlichen Welt; ja, er setzte sich selbst die Aufgabe noch enger, indem er in der Sieherstellung der Texte sein Genüge fand. Mochten es altdeutsche oder lateinische Schriftsteller sein, die Elegien des Properz oder das Gedicht von der Nibelungen Not, Catull und Tibull oder Iwein und Parzival, Babrius oder Lessing, die Institutionen des Gajus oder die Schriften des Neuen Testaments immer machte er an diesem Punkte halt; er wollte gar nichts anderes sein als ein Weg- bereiter. Dem entsprachen bei ihm Vorlesung und Seminar: die Nibelungen und die Elegien des Properz, der Parzival und der Agamemnon, und dieser besonders oft, kehren darin mit Horaz' Briefen, Catull und Tibull oder mit Hartmann von der Aue im geregelten Doppelturnus Jahr um Jahr wieder; und nur die deutsche Grammatik und die Geschichte der alt- und mitteldeutschen Poesie führten in ebenfalls geregeltem Wechsel über die Interpretation der Schriftsteller hinaus. Für Böckh hingegen war jede Textuntersuchung, mochte sie Pindar gelten oder irgendwelcher Inschrift, nur die Pforte, durch die er in die Welt der antiken Kultur hineinzudringen suchte. Auch für ihn war es noch die klassische Welt,

1) Die Remuneration von 100 Talern, die er dafür erhalten, ward ihm 1841, als er im be- halt um 300 Taler aufgebessert wurde, stillschweigend entzogen; auch darauf mußte er jener Eingabe hinweisen, um die Fortzahlung zu bewirken. Vgl. den Bericht Böckhs über das Beminar, IM. 111. S. 208.

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und leuchtend in apollinischem Glänze stand vor ihm der Geist von Hellas, dessen erhabenem Sänger er sein erstes Werk gewidmet hatte, und dem in Piatos Dialogen nachzuspüren ihm unversiegliche Lust und ein Bedürfnis seines spekulativ gerichteten Geistes war. Aber die Grundlagen suchte er nicht mehr, wie Wolf, der darin ganz der Sohn der Aufklärung und des weltbürgerlichen Jahrhunderts geblieben war, in der Sphäre des Ästhetischen und Rein -Geistigen, sondern in der breitwogenden Flut des historischen Lebens, in der Welt des Staates und auf dem Boden der Nation. So wie er es in den Proömien und den Reden, mit denen er, wie mit feierlichen Weihesprüchen, die Anfänge unserer Hoch- schule begleitete, von dem eigenen Volke gefordert hat. Beides hängt aufs engste zusammen: im Jahre der Befreiung des Vaterlandes von dem fremden Joch hat Böckh die Bearbeitung der attischen Staatsaltertümer begonnen; aus Deutschlands Wiedergeburt, von der niemand tiefer ergriffen war als er, erhob sich ihm un- mittelbar die Neugestaltung der klassischen Studien. Philologie war dies nun freilich nicht mehr zu nennen; es war Geschichte geworden im weitesten Um- fange des Begriffes. Und damit war auch das Dogma von der unbedingten Klassizität der antiken Kultur in seiner Wurzel durchschnitten. Denn nun konnte die Isolierung, in die das Weltbewußtsein des Humanismus die hellenisch -römische Welt gebannt hatte, nicht mehr festgehalten werden; sie war ein Stück der all- gemeinen Geschichte geworden. Die Vorstellung von einem Kosmos der Schön- heit und der geistigen Freiheit, der aus ringsumflutender Barbarei emporgestiegen war, wie das altgriechische Weltbild aus dem Okeanos, mußte dahinschwinden; die Schranken, die zwischen der hellenischen und den orientalischen Kulturen aufgerichtet waren, fielen; tausend Verbindungswege und Abhängigkeiten taten sich auf; und im Schöße der griechisch-römischen Welt selbst entdeckte der Wirklichkeitssinn des Jahrhunderts bald in allen Sphären des Daseins zahllose Entwicklungsstufen, Verschiedenheiten und Gegensätze, wo die alte, literarisch gerichtete Forschung lauter gleichstilisierte und gleichgefärbte Bilder hatte sehen wollen. Es sind die Wege, welche die Altertumswissenschaft heute verfolgt: die Wege, auf denen sich die klassische Philologie mit denen des Orientes zu einem einzigen, immer mächtiger anschwellenden Strome vereinigt hat.

So nahm Lachmann zu Böckh eine ähnliche Stellung ein wie Immanuel Bekker; wie denn auch ihr Freundeskreis (neben Schleiermacher besonders Klenze, Buttmann, Meineke und Göschen) lange Zeit der gleiche war; auch in den politischen und religiösen Anschauungen standen sie einander nahe. Anders je- doch ihr Verhältnis zur Universität. Hier stand Bekker ganz abseits, einer der wenigen deutschen Gelehrten, die ohne akademische Luft haben leben können; weder die Korporation noch das Katheder zogen ihn an. und seiner Pflichten als Lehrer ward er durch die Studenten selbst enthoben; er brachte kaum noch ein Publikum zustande. Lachmann aber entfaltete nach beiden Seiten den größten

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Eifer. Auf dem Katlieder freilich konnte auch er mit Böckh nicht wetteifern; die Kollegia, welche dieser las, sowohl die großen über Enzyklopädie der Alter- tumskunde, über Staatsaltertümer und griechische Literaturgeschichte, wie seine Interpretationen wurden vier-, fünf- und sechsfach so stark besucht. Auch in der Korporation trat Lachmann anfangs noch zurück. 183G ward er zum ersten Mal Dekan, und seine Wahl zum Rektor für das Jahr 1843/44 erfolgte nur mit einer Stimme Majorität. Eben damals überließ ihm Böckh die Redaktion des Vorlesungsverzeichnisses, zu dem Lachmann nun auch meist die Proömien schrieb. Es war das stürmische Jahr, in dem es der Regierung wie den Studenten gegen- über Festigkeit zu zeigen galt, und bei niemand konnten die Rechte der Korpo- ration in besseren Händen sein als bei Lachmann. Seitdem erscheint er unter den Regierenden in Fakultät und Senat. 1846 übernahm er zum zweitenmal das Dekanat, und aus dem Senat kam er kaum noch heraus. Hier fand er sich mit Böckh zusammen; ihre Auffassung von den Rechten und Pflichten der Korpo- ration und ihrer Mitglieder war die gleiche, und dies wirkte auf ihren persön- lichen Verkehr zurück, der sich nun ganz freundschaftlich gestaltete.

Neben Böckh und Lachmann emporzukommen war schwer, und nur wenige haben es, trotz der Stellung, welche die klassische Philologie noch immer im Lehr- plan der Universität einnahm, versucht. Zunächst der Münchener Johannes Johannes Franz. Franz (1804 1851), ein Schüler von Thiersch, den die Akademie, d.h. Böckh, zur Unterstützung seines Inschriftenwerkes 1839 herbeigeholt hatte; Böckhs Einfluß, so wird man annehmen können, bestimmte die Fakultät bereits im Februar 1840, das Gesuch seines Amanuensis um ein Extraordinariat bei dem Minister zu befür- worten. Die Ernennung zum Ordinarius (1846) verdankte Franz aber nicht mehr der Fakultät; sie erfolgte wieder auf direkten Befehl des Königs, als Belohnung für die Übersetzung der Orestie, die der König damals, als Gegenstück zu Böckhs Antigone, auf die Bühne bringen wollte. Franz' Spezialität war das Neu- griechische, dessen Kenntnis ihm schon vor Jahren die Gunst König Ludwigs und die Anstellung als Dolmetscher im Gefolge König Ottos von Griechenland ver- schafft hatte. In Berlin war hiermit wenig zu machen, und auch seine Er- klärungen altgriechischer Autoren zogen die Studenten wenig an; bei seinen Kollegen aber verdarb er es im Sommer 1848 durch einen literarischen Streit mit Lachmann, der durch die politische Erregung des Jahres vergiftet wurde, und bei dem Lachmann vielleicht mit zu scharfen, Franz aber mit nicht ganz ehrlichen Waffen kämpfte. Er hat seine Niederlage nicht lange überlebt; schon im Dezember 1851 starb der Vereinsamte; in demselben Jahre wie sein größerer Gegner.1 Recht im Gegensatz zu diesem Eingewanderten gehörte ganz «Irr Berliner Schule an Martin Hertz (1818 1895), von Geburt ein Hamburger, aber zum M.Herta.

1) A. D. B. VII, S. 317 (Bursian). M. Hertz, Karl Lachmann, S. 251.

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Berliner schon auf dem Gymnasium zum Grauen Kloster geworden, und danach, mit Ausnahme weniger Bonner Semester, ganz auf unserer Universität gebildet: Lachmanns treuester Schüler und sein Biograph. Doch war es nur die eine Seite seines Meisters, der er folgte, und einseitig überhaupt war der Charakter seiner Studien: von seiner Dissertation ab widmete er sich fast ausschließlich dem lateinischen Zweige der Philologie; mustergültige Editionen sichern seinem Namen ein dauerndes Andenken.1 E™st und Auch über zwei andere Hanseaten, das edle Brüderpaar Ernst und Georg

Georg Curtius. * °

Curtius, können wir an dieser Stelle nicht nach dem vollen Inhalt ihrer Lebens- arbeit sprechen. Denn der Jüngere, Georg, der auf den von Bopp, Pott und Benfey gelegten Grundlagen die Brücke zwischen der klassischen Philologie und der indogermanischen Sprachwissenschaft geschlagen hat, gehörte nur ein paar Dozentenjahre (1846 1849) unserer Universität an ; sein epochemachendes Werk, die „Grundzüge der griechischen Etymologie", fällt in seine Leipziger Zeit, und vergebens haben wir ihn nach Bopps Tode, noch bevor sein Bruder wieder- kehrte, zurückzugewinnen versucht. Ernst war schon in seiner ersten Periode weit länger bei uns: 1843 habilitiert, ward er gleich im nächsten Jahr, auf den besonderen Wunsch des Prinzen von Preußen, als der Erzieher seines Sohnes, Extraordinarius2; er blieb es länger als ein Jahrzehnt; die Akademie hatte ihn schon in sich aufgenommen, als er den Ruf nach Göttingen erhielt. Bei uns hat er sein schönstes, nie übertroffenes Werk, den „Peloponnes", verfaßt, noch mit dem Gedanken, das ganze Hellas in der gleichen Weise zu beschreiben. Auch seine „Griechische Geschichte" hat er bei uns begonnen und weit gefördert; ver- öffentlicht aber hat er dies Werk, das seinen Namen in der allgemeinen Schätzung neben den Mommsens führte, erst in Göttingen, und dort hat er seine besten Mannesjahre verbracht. Schon als er in unsere philosophische Fakultät eintrat,

1) Berlin hat hierauf das kleinste Anrecht, ohschon Hertz zehn Jahre, immer nur als J'rivatdozent, der Unsrige war; 1855 nach Greifswald, gleich als Ordinarius, berufen, kam er 1862 nach Breslau, wo er noch jahrzehntelang die Strenge Lachmannscher Methode aufrecht- erhalten hat. A. D. B. L, S. 259 (Skutsch).

2) Kab.-Ord. vom 26. Oktober 1S44. K.-M. U. G. IV. 47. I. Ebd. ein Schreiben des priuzlichen Gouverneurs, Generals von Unruh, an Eichhorn vom 15. Oktober, das offenbar durch den besonderen Wunsch des Ministers veranlaßt war. Der Prinz von Preußeu, so heißt es darin, M'i damit einverstanden, daß Eichhorn den Herrn Curtius darauf aufmerksam mache, daß er die Ernennung vornehmlich ihm zu verdanken habe. Jedoch setze der Prinz voraus, daß der .Minister nicht allein hieraus Veranlassung nehme, sondern auch mit Rücksicht auf die sonstige Qualifikation usw., da er nicht beabsichtige, für einen jungen Mann, der dem Minister noch gar nicht bekannt sei, ausnahmsweise besondere Vergünstigungen zu beanspruchen. Die Fakultät war auch in diesem Falle nicht weiter befragt worden, hat aber, wie es scheint, auch nicht wider- sprochen. Indessen hängt damit offenbar eine Eingabe vom 31. Oktober 1844 zusammen, worin sie für W A. Schmidt, der am 10. Juli um ein Extraordinariat gebeten hatte, mit Eücksicht auf seine „nicht erfolglose" Vertretung der griechischen Geschichte eintrat.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 151

war er ihr kein Fremder mehr; in Berlin hatte er seine Studien abgeschlossen, Böckh und Gerhard, Lachmann und Trendelenburg waren vor anderen seine Lehrer gewesen.1 Hinter ihm lag die griechische Reise, der Sonnentag seines Lebens, der mit dem jähen Tode Otfried Müllers so dunkel abschloß. Als ein Vermächtnis des geliebten Lehrers brachte er die gemeinsam gearbeiteten „Anecdota Delphica" heim, mit denen er sich habilitierte: er selbst wie ein Abgesandter des delphischen Gottes, von dessen reinem Glanz ein Strahl den in jugendfroher Kraft und Schönheit Blühenden getroffen zu haben schien. In den Studenten- jahren war auch er nicht ganz ohne Anfechtung von dem bohrenden und zer- setzenden Geist der Zeit geblieben; er hatte sogar von dem Hegeischen Gifttranke gekostet, wenn auch nur in der noch nicht in Gärung geratenen Form, in der Erdmann ihn vorgesetzt hatte; noch im Mai 1845 fühlte er, wie er einem Freunde schreibt,2 das Gift in sich, das er aus der Gegenwart gesogen, dasselbe, das fast ohne Widerstand die Universitäten durchdringe, den Götzendienst des tatlos be- schaulichen Gedankens. Aber die Harmonie seines Wesens, jener Einklang zwischen Wissenschaft und Religion, zu dem schon das Vaterhaus den Grund gelegt, Avar dadurch kaum gestört worden, und der Himmel Griechenlands, das Leben in Brandis' Haus, das Reisen und Arbeiten mit Otfried Müller und das poesie- verklärte Zusammensein mit dem Jugendfreund Emanuel Geibel hatten ihn vollends geheilt; wie er es an demselben Orte bekennt: der Süden habe ihn dem Leben der Tat wiedergegeben. Für ihn bedeutete dies nicht ein Durcharbeiten der Probleme, welche die Gegenwart beunruhigten, sondern vielmehr ein Sich wegwenden von dem Zwiespalt und den Zweifeln, von allen Kämpfen, die sie in ihrem Schöße trug. Noch bei Treitschkes Tode, kurz vor dem eigenen Ende, hat er es als die idealere Auf- gabe des Historikers gepriesen, sich in die Vergangenheit, die er als Gesamtheit erfassen könne, zu vertiefen, anstatt den Staub der Gegenwart aufzuwirbeln. In dem Griechentum meinte er diese Harmonie, die für ihn seelisches Bedürfnis, Lebensgefühl war, wiederzufinden, die Einheit des unvergänglich Schönen und Guten. Das war der Geist, den er in Staat und Gesellschaft, in Literatur und Kunst des alten Hellas als die einheitliche, alles durchwaltende und weihende Kraft zu erkennen glaubte. Es war Romantik, Romantik in griechischem Ge- wände, und entsprach den Stimmungen, welche damals in dem Romantiker auf dem Throne der Hohenzollern vorwalteten und die Berliner Gesellschaft weit- hin beherrschten: die Übertragungen sophokleischer und äsehyleischer Tragödien, für die der Herrscher sich einsetzte, die Aufführung der Antigone mit Mendels- sohns Musik, das Auftreten der Rachel als Phädra auf dem Rasen der Pfauen- insel, und nicht zuletzt Curtius' eigener Vortrag in der Singakademie über die

1) Promoviert hat er dennoch in ITalle. während sein Bruder Berliner Doktor gewesen ist.

2) Heinrich Kruse; Lebensbild, S. 349.

152 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Akropolis, der den jungen Dozenten mit einem Schlage /um Liebling der Hof- gesellschaft machte und ihm die Erziehcrstellung im Hause des Prinzen von Preußen verschaffte, das alles lag in der gleichen Richtung. Es war, gleich der christlich -germanischen Romantik, eine Verklärung der Vergangenheit, mehr Phantasie als Wirklichkeit, mehr Dichtung als Geschichte, die Idealisierung einer Welt, in der keineswegs alles so ausgeglichen gewesen war, wie Curtius wähnte, auch nicht innerhalb der Grenzen, die er selbst ihr setzte. Denn mit Chäronea, mit dem Untergang der Freiheit Griechenlands, löste sich auch für ihn dieses Band zwischen Sittlichkeit und Schönheit; das Zeitalter Alexanders, in dem das Griechentum aus den durch Jahrhunderte bewahrten Grenzen hervorbrach, um nun erst recht eigentlich seine welthistorische Mission zu erfüllen, das Abendland, das es bald ganz durchdrang, im Kampf mit den Geistern des Orients zu führen, schloß Curtius bereits aus: eben die Epoche, die in Staat und Gesellschaft tausend Parallelen zu der Gegenwart aufwies und darum von Forschern, die, Avie Johann Gustav Droysen, mit den Fragen der Gegenwart rangen , gerade aufgesucht wurde. Für Ernst Curtius blieben die Gestadeländer des Ägäischen Meeres uud die dünnumrandete Kolonialwelt des alten Hellas der Schauplatz, die Akropolis und die Altis, Delphi und Delos die Zentralstätten des ihm heiligen Geistes, und Pindar und Sophokles, Kimon und Perikles, Sokrates und Plato seine Träger. Wie er sich den griechischen Tempelbau dachte, so baute sich ihm das Bild der griechischen Geschichte auf: weite, säulenumstellte, lichtdurchflossene Hallen, und in ihnen Gestalten von Göttern und gottbegnadigten Helden, auf denen der Marmor- glanz der Bildwerke eines Phidias zu ruhen scheint. Wäre aber der Geist des alten Hellas wirklich ein Geist der Weltfreude, der Lebensbejahung gewesen, ge- lenkt durch den ungebrochenen Dreiklang des Wahren, Guten und Schönen, dann hätte in der Tat ihn keiner jemals besser verstanden als Ernst Curtius, und hätte es keinen besseren Hellenen gegeben als ihn. Denn seine Persönlichkeit trug in Wahrheit diesen Stempel. Wie ihm das Griechentum in Staat und Kultur erschien, als ein Kunstwerk in den edelsten Maßen, an dem sich wie von Apollos Saitenspiel belebt Stein an Stein symmetrisch füge, so hat er auch das eigene Leben wie ein Kunstwerk bewußt gestaltet.1 Sein freudiger Wille zur Tat, vereint mit der Lust zur Schönheit und sittlicher Reinheit, trug ihn über die Abgründe des Zweifels und alle Untiefen des Lebens wie auf geflügelten Sohlen hinweg, dem Götterboten vom Olympos vergleichbar, den er im Marmor des Praxiteles der Welt von neuem geschenkt hat. Nie hat der Lorbeer eine reinere Stirn berührt; niemals wird, wer je ihm verstehend nähergetreten ist, seiner vergessen.

Wenn irgendeine Disziplin von der Unruhe der Zeit ergriffen werden mußte, so war es die neuere Geschichte; und so ward ja damals die jüngere

1) So seine eigenen Worte schon in einem Briefe vom Herbst 1836, nach dem ersten Berliner Jahr, an Sophie Wattenbach; Lebensbild, S. 83.

Erstes Kapitel. Romantik and Realitäten 153

Generation der deutschen Historiker unter Dahlmanns und Gervinus' Vortritt in den Strom des politischen Lebens hineingerissen; einer nach dem andern ließ die alten Arbeitsgebiete im Stich, um von der nächsten Vergangenheit her die Brücken zu der Politik der Gegenwart, zu den Aufgaben, die diese der Nation stellte, zu schlagen. Auch Rankes Schüler folgten dem allgemeinen Zuge; wir bemerkten es schon an Siegfried Hirsch, und so hat auch Rudolf Köpke, dessen Inter- essen sonst zwischen literarhistorischen und reingeschichtlichen Studien geteilt waren, in die Tageskämpfe mit der Feder eingegriffen. Jedoch hielten diese beiden (gleich Georg Waitz und Giesebrecht, aber anders als Heinrich von Sybel, den in der freieren Bonner Luft der politische Geist seiner rheinischen Heimat neuen und mit den Kämpfen der Epoche eng verwandten Arbeitsgebieten zu- führte), den Abstand zwischen Wissenschaft und Politik inne, den ihr Meister forderte. Auch Ranke bevorzugte damals in seinen Vorlesungen die neuere Zeit. Während seine Übungen nach wie vor dem Mittelalter galten, hat er die Ge- schichte des Mittelalters vom Sommer 1844 ab in fünf Jahren nur noch einmal gelesen, dagegen nicht weniger als dreimal die Geschichte der neuesten Zeit.1 In seiner literarischen Produktion hingegen wandte er jetzt den Gegenwartsfragen, die er in den dreißiger Jahren, solange er die historisch -politische Zeitschrift redigiert, gerade aufgesucht hatte (auch die Geschichte der Päpste hatte er so- weit heruntergeführt), bewußt den Rücken. Statt dessen stellte er in bändereichen "Werken Ursprung und Aufsteigen der führenden Monarchien Europas dar, deren Fundamente seit der französischen Revolution ins Wanken geraten waren, und deren Aufbau die Parteihistoriker, Liberale wie Reaktionäre, nach ihren Schlag- worten und Programmen zu deuten suchten. Mit dem eigenen Staat begann er; die Entwicklung der Hohenzollernschen Monarchie zur Großmacht war seine Arbeit in diesen Jahren.

1) Im Winter 1844/45 von der Mitte des 18. Jahrhunderts ab, im Sommer darauf als „Ge- schichte unserer Zeit seit 1815", und im Winter 1847/48 von der Gründung der nordamerikanischen Freistaaten ab. Außerdem kündigte er zweimal Geschichte der neueren Zeit seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts, bzw. seit dem Westfälischen Frieden an, einmal Geschichte der Reformation, der Religionskriege und der englischen Revolution, und endlich im Winter 1845/46 Deutsche Ge- schichte. Interessant ist es, die Zuhörerlisten zu verfolgen. Eis zum Winter 1846/47 waren die Vorlesungen gut besucht, am besten die Geschichte unserer Zeit im Sommer 1845, von nicht weniger als 98 eingeschriebenen Studenten; auch hospitiert wurde viel. Im Sommer 1847 aber begann der Abstieg, mit 45 Zuhörern, die in dem Winter vor der Revolution auf 14 herunter- gingen — trotz neuester Geschichte! Offenbar bekamen die Herren Kommilitonen nicht das zu hören, was sie zu hören wünschten. Nun flüchtete Ranke in die graue Vorzeit: im Revolutionssommer las er als „ersten Teil der allgemeinen Weltgeschichte" die Geschichte der alten AVeit vor 23, im Winter darauf römische Geschichte vor 34, und im Sommer 1849 Geschichte des Mittelalters vor 53 Studenten. Im Winter 1849/50 wagte er sich wieder an die neuere Geschichte seit 1648, die 73 belegt hatten, und im Sommer des Jahres von Olmütz sogar an die neueste Zeit, die aher nur 43 Hörer anlockte.

154 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Unter den jüngeren Historikern, welche in Berlin blieben, Avar nur einer,

der sich mit den Fortgezogenen, Giesebrecht, Waitz und Sybel, messen konnte,

\viih Ad. "Wilhelm Adolf Schmidt.1 Auch er hatte dem Rankoschen Seminar angehört;

Schmidt. ° '

als Schüler Rankes aber ist er nicht eigentlich anzusprechen, wenigstens nicht in dem Sinne wie Hirsch und Köpke oder wie Georg Waitz und Giesebrecht. So vielseitig er war, galt doch gerade dem Mittelalter nicht seine Neigung; seine Dissertation aus der alten Geschichte hat er Böckh und Raumer gewidmet. Von den politischen Strömungen war er ebenso ergriffen wie seine Altersgenossen, und auch er stellte seine Forschung in ihren Dienst, wenn er auch seine Stoffe zunächst noch aus dem Altertum nahm. So spiegelte sein erstes großes Buch, die „Geschichte der Denk- und Glaubensfreiheit im ersten Jahrhundert der Kirchen- herrschaft und des Christentums" (1847) ganz offenkundig die Kämpfe der Libe- ralen gegen Eichhorn wider; als Paraphrase derselben ward es von dem Minister selbst empfunden. Zu seinen Vorlesungen hingegen wählte er gern die neueste Geschichte und beteiligte sich überall lebhaft an der politischen Bewegung, in der ihm die soziale Frage ein besonderes Interesse abgewann; die Revolution hat ihn sogar in das Frankfurter Parlament geführt. In seinen späteren Jahren, die er in Zürich und Jena verbracht hat, wechselte Schmidt in seinen Stoffen ab, von der unmittelbaren Gegenwart bis in die altgriechische Geschichte zurück; sein letztes Werk, über dem er starb, war ein „Handbuch der griechischen Chronologie". Alles in allem eine eigenartige Persönlichkeit, von großer Lebendig- keit, universal gerichtet, ohne doch eben die Tiefen auszuschöpfen, bis in seine letzten Zeiten voll Anteil an dem politischen Leben, zumal nach seiner sozialen Seite, ein treuer Anhänger der deutschen Mission Preußens schon in den Jahren, wo es in Preußen selbst kein Vorteil war, sich dazu zu bekennen.2

1) Ein Berliner, geb. am 20. September 1812. In Berlin hatte er Gymnasium und Universität besucht, dort auch 1834 promoviert. Zunächst Gymnasiallehrer, eine Zeitlang am Joachimsthalschen Gymnasium, habilitierte er sich im Juni 1840, erhielt Februar 1845 das Extraordinariat und schied von uns Ostern 1851. A. D. B. X, S. lff. (Landwehr).

2) Eine rara avis in einer Zeit, der die seit Generationen latent gewordenen Kräfte der Ellendorf, katholischen "Weltanschauung aus dem Bewußtsein gekommen, war Johannes Otto Ellendorf

(geb. zu "Wiedenbrück 1805), der sich im August 1843 habilitierte, aber niemals zum Lehren ge- kommen ist, da er schon im Oktober starb. Er kannte sie aus dem Grunde. Als geborener "Westfale von den Franziskanern erzogen und zu Münster theologisch ausgebildet, danach einige Jahre selbst Lehrer an der katholischen Schule seiner Vaterstadt, hatte er 1832 sein Amt nieder- gelegt und nach einer neuen Studienzeit in Bonn den Kampf mit dem aufkommenden Ultramonta- nismus aufgenommen, den er bis an seinen frühen Tod in zahlreichen historischen und kirehen- rechtlichen Schriften, wie auch als Publizist geführt hat. Nach Berlin war er 1S38 als Hülfs- arbeiter des Auswärtigen Ministeriums im Kölner Kirchenstreit berufen worden. Mehrere seiner Streitschriften waren gegen Görres gerichtet. 1841 promovierte er bei uns mit einer Schrift über die Entstehung des päpstlichen Absolutismus. Curriculum vitao in der Dissertation; Neuer Nekrolog

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 155

Auch in den Naturwissenschaften beherrschten die Ordinarien das Feld, vielleicht in noch höherem Grade als die Kollegen von den Geisteswissenschaften das ihrige. Von den Jungen, die unter Eichhorn zur Habilitation gelangten, ging eine ganze Keihe nach wenigen Jahren nach auswärts: der Mineraloge Girard, der Chemiker Heintz, die Zoologen Troschel und Stein, die beiden Karsten, Gustav der Physiker und Hermann der Botaniker, der Mathematiker Joachimsthal. Es waren alles Schüler der Berliner Ordinarien, zum guten Teil Berliner von Geburt, oder aus der Provinz zugezogen; aber Namen und Stellung haben sie erst an auswärtigen Universitäten erworben.1 Anderen fiel das Los

der Deutschen, Jahrg. XXI (1843), Teil 2, S. 1181; Joh. Friedr. v. Schulte, Geschichte der Quellen und Literatur des Kanonischen Rechts, Bd. 3, Tl. 1, S. 394 (1880).

An eine Vertretung der historischen Hülfsdisziplinen, wie Paläographie , Diplomatik oder Chronologie, dachte noch niemand. Dafür aher haben wir damals einen Numismatiker gehabt, freilich auch nur für drei kurze Semester, von Ostern 1844 bis Michaelis 1845, Bernhard Karl Koelmo. Koehne, dessen weiteres Leben an Petersburg geknüpft gewesen ist, wo er es zum Freiherrn und zur Exzellenz gebracht hat. Ein Berliner (geb. 1817), Sohn eines Geheimen Archivrats, hatte er schon als Primaner über das Münzwesen der Stadt Berlin geschrieben. Seine Dissertation (1840) handelte über die Münzen Kurfürst Friedrichs II. Schüler von Droysen, Böckh und Gerhard, begründete er 1841 die Zeitschrift für Münz-, Siegel- und "Wappenkunde, die er unter franzö- sischem Titel in Petersburg weitergeführt hat. Er starb 1886. A. D. B. LI, S. 319 (R. Weil).

1) Karl Heinrich Girard, geb. am 2. Juni 1814 zu Berlin, ursprünglich Pharmazeut, war Girard. Schüler von Weiß und den beiden Rose; habilitiert Dezember 1844, Michaelis 1849 außerordent- licher, 1853 ordentlicher Professor in Halle; starb 1878. Poggendorffs Biogr.-liter. Hand- wörterbuch I, Sp. 904 f.; III, 1, p. 519. Neues Jahrbuch f. Min., Geolog, u. Paläontologie, Jahrg. 1878, S. 560.

Auch Wilhelm Heinrich Heintz (1817 1880) war Berliner und zunächst Pharmazeut ; Heintz, promovierte 1844, habilitierte sich 1846; ging als Marchands Nachfolger 1850 nach Halle, wo er, seit 1856 Ordinarius, blieb. Leopoldina, Heft 16 (1880), S. 195.

Franz Hermann Troschel, geb. 10. Okt. 1810 zu Spandau; Berliner Doktor 1834; erst v. H. Troschel. Lehrer, später Kustos am zoologischen Museum; seit 1844 habilitiert, ging er 1849 als Extra- ordinarius nach Bonn, wo er, schon 1851 Ordinarius geworden, bis an seinen Tod gewirkt hat. Mehr noch als Lichtenstein verdankte er Johannes Müller, dessen Reise- und Arbeitsgefährte er wurde. H. v. De eben, Zur Erinnerung an Dr. Fr. H. Tr. in den Verhandl. des Naturhist. Vereins der pr. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 40 (1883), Korrespondenzblatt, S. 35 ff.

Friedrich (Ritter von) Stein (1818—1885), aus Niemegk in der Mark, in Wittenberg Fr. Stein, erzogen, studierte in Berlin allgemeine Naturwissenschaft, um sich der Zoologie zuzuwenden; habilitiert am 20. Februar 1848, kam er schon 1850 als ordentlicher Professor nach Tharandt, 1855 nach Prag. Über ihn unterrichtete mich außer dem Konversationslexikon ein Brief seines Lehrers am Gymnasium in Wittenberg, Dr. Deinhardt, an Johannes Schulze, vom 14. Januar 1841; Geh. St.-A., Rep. 92. Joh. Schulze D.

Ein Berliner war wieder Gustav Karsten (1820 1900), dessen Andenken die Universität Gustav Karsten. Kiel und mit ihr Schleswig -Holstein im Segen hält: der Sohn des Akademikers, Geheimen Berg- rats Karl Bernhard Karsten, und Enkel Karl Gustav Karstens, dessen Tod im Mai 1810 Wilhelm von Humboldt für den Aufbau der Universität eines Gehülfen beraubt hatte, auf den er rieben Wolf und Reil in erster Linie gerechnet hatte; aus einer Familie, die in ihm schon die vierte Generation der Naturwissenschaft zuführte. Mit Ausnahme eines Studienjahres in Bonn hatte k. seine Ausbildung ganz in seiner Vaterstadt genossen. Im Mai 184i; promovierte er, zwei Jahre darauf habilitierte er sich. Sein organisatorisches, später oft bewährtes Geschick, ein Erbteil von

156 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

weniger glücklich. Und es waren nicht immer die schlechtesten. Darunter viel- Eisenstein. leicht der Genialste von allen, Ferdinand Gotthold Max Eisenstein, der Mathematiker, von dem ein Gaus das Höchste erwartete, und dessen Arbeiten ihn in der Tat nahe an Jacobi und Abel heranführten; Alexander von Humboldt, der unermüdliche Förderer aller Talente, brachte den kaum Dreißigjährigen in die Akademie; an der Universität aber fand der 1848 mißliebig Gewordene keine Stellung, und seine, wie es scheint, durch die eigene Lebensführung zerrüttete Gesundheit brachte ihn ins Grab, wenige Monate nachdem die Akademie ihn bei sich aufgenommen.1 Beynch und An unserer Universität selbst haben unter allen nur zwei das Ordinariat

Rammeisberg.

erlangt, Heinrich Ernst Beyrich und Karl Friedrich Rammeisberg.

Vater und Großvater her (während das mathematische Talent des Urgroßvaters in ihm wieder aufgelebt war), bewies er sogleich bei der Gründung der Physikalischen Gesellschaft. Es war dies eine Schöpfung des jungen Berlins; Helmholtz, Dubois-Reymond, auch manche der hier Er- wähnten waren Mitglieder, während die Alten sich vornehm zurückhielten; Karsten aber ward ihr erster Vorsitzender, vier Jahrzehnte hindurch ist er ihrem Organ, den „Fortschritten der Physik", treu geblieben; unserer Universität ging er schon 1848 verloren.

Recht im Unterschied zu diesem geraden und geordneten Lebensgange verlief die Bahn

Hermann des Stralsunders Hermann Karsten im Zickzackkurs, der in der ersten Hälfte zwischen Reisen in den Tropen und gelehrter Arbeit in Europa wechselte, ohne in der zweiten, die sich ganz auf europäischem Boden abspielte, stetiger zu werden. Berlin ist zweimal von ihr berührt worden. Zunächst 1848; am 22. März, drei Tage nach dem Märzsturm, habilitierte sich K., um im Herbst schon wieder auf die Reise, nach Venezuela, zu gehen. 1856 zu uns zurückgekehrt, ward er 1862 Extraordinarius und folgte 1868 einem Rufe nach "Wien; aber schon 1872 schied er, der immer ein Eigenbrödler war, im Unfrieden auch von dort, um nach längerem Umher- ziehen schließlich wieder in Berlin zu landen, wo er im Grunewald noch ein Methusalem - Alter erreicht hat. Joachimstiml. Ferdinand Joachimsthal aus Goldberg i. Schi. (1818 1861), ein Meister der analytischen

Geometrie, war Schüler Dirichlets und Steiners in Berlin, Jacobis in Königsberg, wohin er von Berlin 1838 gegangen war. Promoviert hat er in Halle. Bei uns war er nur als Dozent, 1844 bis 1854; danach Ordinarius in Halle und Breslau. A. D. B. XIV, S. 96 (Cantor). Crelles Journal LIX (1861), S. 124 (Borchardt).

1) Geb. 1823, habilitiert 1847, gest. 1853. A. D. B. V, S. 774 (Cantor). Borchardt. Auch Karl "Wilhelm Borchardt (1817 1880), ein Schüler der Königsberger und Ber-

liner Mathematiker, hätte ein besseres Los verdient. In die Akademie kam er, an Eisensteins Stelle und als Leiter des Crelleschen Journals, schon 1855; an der Universität aber, an der er sich am 15. Januar 1848 habilitierte, kam auch er nicht weiter; 1861 gab er die Venia legendi auf und hat sie nur als Akademiker ab und zu noch ausgeübt; wissenschaftlich war er bis an sein Ende tätig. A. D. B. XLVII, S. 112 (Cantor).

Walpers. Traurig war das Schicksal des Botanikers Wilhelm Gerhard Walpers (1816 1853),

habilitiert 7. Januar 1848, den gekränkter Ehrgeiz oder die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen in den Tod trieb. A. D. B. XL, S. 769 (Wunschmann). Simon. Von der Pharmazie zur Chemie ging wieder über Johann Franz Simon (1807 1843)

aus Frankfurt a. 0., der zu Schönlein und Alexander von Humboldt nähere Beziehungen hatte. Über die Bemühungen Schünleins, Simon die neugegründete Station für chemische und mikrosko- pische Untersuchungen in der Charite zu verschaffen, s. u. Schon ein Jahr nach seiner Habilitation starb der literarisch ungemein tätige junge Forscher. A. D. B. XXXIV (Pagel).

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 157

Mit ihnen kehren wir zu der gleichgestimmten, in Leben und Forschung eng- verwandten älteren Generation der Berliner Naturforscher zurück, die wir um Leopold von Buch und Alexander von Humboldt geschart fanden, und in der uns so recht der gute alte Berliner Geist entgegentrat.1 Aus Berliner Bürger- häusern stammend, blieben sie, wie die Alten, in ihrer Lebensbahn an Berlin gebunden: in Berlin besuchten sie Schule und Universität; dort gewannen sie Stellung und Ansehen in der wissenschaftlichen Welt; und auch ihnen standen noch in ihren Anfängen Leopold von Buch und Alexander von Humboldt als Freunde und stets bereite Förderer zur Seite. Beyrich ergriff zunächst das Studium der ganzen Naturwissenschaft, Botanik zog ihn fast am meisten an. Weiß war es dann, der ihn zur Mineralogie hinüberführte. In Bonn, wohin er im sechsten Semester ging, zunächst um sich durch Goldfuß in die Paläontologie einführen zu lassen, wandte er sich der Geognosie und Gesteinskunde zu; und hier empfing er die Anregung zu seiner Dissertation, „Über die Goniatiten des Kheinischen Übergangsgebirges", mit der er 1837, schon wieder in Berlin, pro- movierte. Von Anfang an zeigten seine Arbeiten das Gepräge der Reife; gleich die erste fand Aufnahme in die Schriften der Akademie, und schon damals waren die ersten Männer seines Faches, neben Weiß Leopold von Buch und Gustav Rose, seine Arbeitsgenossen. An Gegnern hat es ihm nicht gefehlt. Deun er war gewohnt, seine Meinung resolut herauszusagen. Aber seine Vorsicht im Schließen und die Klarheit seines Urteils, beides auf dem festen Grunde unbe- dingter Ehrlichkeit, erwarben ihm eine stets wachsende Schar von Anhängern, Schülern und Verehrern. Wie bei Karl Gustav Karsten und Heinrich von Dechen stand auch Beyrichs Arbeitsgebiet im engen Zusammenhang mit der staatlichen Verwaltung; Dechen selbst hatte als Oberberghauptmann die Aufgabe der geolo- gischen Kartierung des preußischen Bodens gestellt und Beyrich als Mitarbeiter herangezogen. 54 Jahre hat diese Verbindung gedauert. In zwanzigjähriger Arbeit führte Beyrich seine Aufgabe zunächst für Schlesien durch. Danach nahm er, schon von einem Stabe von Mitarbeitern umgeben, die Provinz Sachsen und die thüringischen Gebiete in Angriff. Nur eine neue Stufe in dieser geschlossenen Folge wissenschaftlicher und staatlicher Leistungen war die Gründung der Berg- akademie und der Geologischen Landesanstalt, mit denen er als Lehrer, Exami- nator und Berater eng verbunden blieb.2 Stiller und abgeschlossener, von der Wiege bis zur Bahre ganz an Berlin geknüpft, verlief das Leben Rammeisbergs (1813 1899). Wie sein Lehrer Heinrich Rose und der alte Klaproth, kam auch er wieder von der Apotheke her zur Professur. Er war, nach dem Besuch der Königlichen Realschule, schon Lehrling und Gehülfe geworden, als er noch ein-

1) Bd. H, 1, S. 226 ff.

2) Vgl. besonders die Gedächtnisrede von Dames in dm Abhandl. der Akad. der Wiss. 1898. A. I). B. XLVT, S. 530 (Zittel).

158 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

mal zur Schulbank, im Grauen Kloster, zurückkehrte; denn in jener Zeit war das Zeugnis humanistischer Bildung für das Studium der Chemie noch beizubringen. Auf der Universität wurden vor anderen Mitscherlich und die beiden Rose seine Lehrer; ihre Arbeit hat Rammeisberg fortgeführt, wie sie selbst die von Berzelius und Klaproth, mit der gleichen Beharrlichkeit, wenn auch nicht mit dem gleichen Talent, rastlos fleißig in der Kleinarbeit der Forschung (kein Zeitgenosse konnte sich rühmen, so viele Mineralien analysiert zu haben,) wie in der Bearbeitung von Handbüchern, worin er die Fortschritte auf seinen Spezialgebieten zusammen- faßte. Seine Laufbahn war, trotz gern gesehener Aufnahme in den Lehrkörper, langsam genug. Die Zeiten, da die Regierung, wie bei Mitscherlich, kaum das Ende der Studienzeit ihrer Kandidaten hatte abwarten können, um ihnen zur Professur zu verhelfen, waren längst vorüber.1 Heinrich Rose war bereits ein Jahr nach der Habilitation Extraordinarius geworden; auf das Ordinariat hatte er immerhin neun Jahre warten müssen. Gustav hatte es schon schwerer gehabt: Extraordinarius war er im vierten, Ordinarius erst im siebzehnten Jahre seiner Lehrtätigkeit geworden. Rammeisberg mußte auf das Extraordinariat auch nur fünf, auf das Ordinariat aber volle vierunddreißig Jahre warten. Ein Laboratorium an der Universität hat er erst 1883 erhalten, und hat es nur noch acht Jahre leiten können.

D. Die medizinische Fakultät. Nicht anders stand es bei den Medizinern. Yon den fünf Ordinarien, die in ihrer Fakultät seit Rusts Abgang durch den Tod ausschieden, Osann, Kluge, Horkel, Wagner und Dieffenbach, erhielt nur der letztere in Langenbeck einen Nachfolger, und auch dieser ward erst nach dem Sturz Eichhorns eingesetzt.2 JSchSf™' ^ür Kluge trat im Sommer 1844 Joseph Hermann Schmidt ein, jedoch nur als Extraordinarius und im Nebenamt; er war kürzlich Vortragender Rat im Kultusministerium geworden; übrigens ein guter Lehrer, beliebt bei den Studenten, wohlwollend und warmherzig, auch schriftstellerisch erprobt, als Organisator voll treffender und moderner Ideen; aber seine Haupttätigkeit blieb doch den Ministerialgeschäften zugewandt.3 Den Einschub eines so mächtigen Mannes

1) Auch Beyrich, der sich im Mai 1841 habilitierte und das Extraordinariat nach fünf Jahren erreichte, hat das Ordinariat erst 1865 erlangt.

2) Schon Rust (gest. am 9. Oktober 1840) hatte keinen Nachfolger erhalten; Dieffenbach ersetzte Graefe. Siehe Bd. II, 1, S. 461.

3) Ein Westfale, katholisch, geb. zu Paderborn am 14. Juni 1804 als Sohn des dortigen Physikus, hatte Schmidt nach dem Besuch der Universitäten Göttingen, Heidelberg, Bonn und Berlin (wo er 1825 promovierte) zunächst in seiner Vaterstadt praktiziert. Als Direktor des Paderborner Krankenhauses und Lehrer am dortigen Ilebammeninstitut, später als Physikus Nach- folger seines Vaters, machte er sich um das (lesundheitswesen in der Provinz hochverdient; sein besonderer Gönner war der Oberpräsident Ludwig von Vincke, den er als seinen väterlichen Freund verehrte. 1843 ward er, zunächst provisorisch, in das Ministerium berufen, danach Vortragender

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 159

mußte die Fakultät sich wohl oder übel gefallen lassen. Um so mehr aber sträubte sie sich, als ihr nach Horkels und Wagners Tode ihr früherer Kollege Dal ton, der vor Jahren als Meckels Nachfolger nach Halle versetzt war, oktroviert Dalton's

' ° ' J Berufung.

werden sollte. Es geschah wieder durch direktes Eingreifen des Königs, der damit dem Schwiegervater Daltons, seinem alten Christian Rauch, zum 70. Ge- burtstage eine Freude zu machen gedachte; er Avollte ihm das einsame Alter durch das Zusammenleben mit den Kindern und Enkeln verschönen. Eichhorn, der ihn ein Jahr zuvor von diesem Gedanken noch glücklich abgebracht hatte, fand diesmal, wo der Tod zweier Ordinarien die Gelder bereitstellte, keine Wider- rede mehr, und Dalton griff freudig zu. Gegenüber der Fakultät, die soeben erst unter Verbittung jedes Nachfolgers die Übertragung der einen erledigten Nominal- professur an Casper sowie Aufbesserung der Gehälter für ihre schlechtdotierten Mitglieder aus den erledigten Gehältern beantragt hatte1, glaubte der Minister sich dadurch decken zu können, daß er sich von dem also Begnadeten die Zu- sicherung geben ließ, keins ihrer Mitglieder in seiner erworbenen Stellung be- schränken zu wollen; er konnte ihm daher den in der Folge geäußerten Wunsch, auch noch das Recht der Senioren, der Teilnahme an den Prüfungen, zu erhalten, versagen. Wir wissen, wie willkürlich diese Regierung mit dem Vorschlagsrecht der Fakultäten umzuspringen liebte, und wie groß allmählich die Erregung darüber an der Universität geworden war. Der neue Fall war um so krasser, als, ganz abgesehen von der Überflüssigkeit des Einschubs, niemand weniger dazu berechtigt war als gerade Dalton, der in Halle völlig versagt hatte und von seinem Extra- ordinarius, dem jungen Volckmann, bereits überflügelt war. Vor wenigen Wochen erst war die Verfügung des Ministers ergangen, worin die Bitte des Senats um statutarische Festsetzung des Rechts der Mitwirkung seitens der Fakultäten bei jeder Ernennung mit dem Hinweis auf die bisher noch ungenügende Entwicklung des korporativen Elementes in den Fakultäten abgefertigt worden war.2 Dieser neue, aus solchen Motiven erfolgte Akt ministerieller Willkür mußte darum wie ein Schlag ins Gesicht, als eine Verhöhnung jedes wissenschaftlichen Prinzips

Rat, Mitglied der wissenschaftlichen Deputation und Direktor der geburtshülflichen Abteilung in der Charite. Auch seine zahlreichen medizinischen Schriften waren meist der Geburtshülfe ge- widmet. Seine organisatorischen Ideen entwickelte er in der bedeutenden Schrift „Die Reform der Medizinal Verfassung Preußens", 1846. Er starb bereits am 15. Mai 1852 zu Berlin. Allgem. Medizinische Zentralzeitung, Jahrg. XXI, 1852 (Nekrolog von Louis Posner). Einen Auszug daraus gibt Gurlt in dem Biogr. Lexikon hervorrag. Ärzte, Bd. 5 (1887). A. D. B. XXXI, S. 748 (i

1) 20. Dezember 1846. Die Gehälter waren zum Teil freilich klein genug. Hecker, seit 25 Jahren Ordinarius, hatte 800, Horkel, der der Universität seit ihrer Gründung angehörte, 1000 Taler. Casper bezog 400. Ihm konnte allerdings das Ministerium Dachrechnen, daß er - abgesehen von seiner ausgedehnten Praxis durch Nebenämter und Vorlesungen auf 3000 Taler im Jahre kam.

2) S. o. S. 133. U.-A. Jur. Fak. Litt. T. N. 2, Vol. IL Eingabe des Senats 17. Juni 1846; Verfügung des Ministers 21. Nov.: Replik des Senats 23. Dez.

160 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

empfunden werden. Die medizinische Fakultät beschloß, das Äußerste zu ver- suchen; was der Senat damals noch vermieden hatte, führte sie aus: da bei dem Minister, den die Kabinettsordre deckte, offenbar nichts mehr zu erreichen war, wandte sie sich unter Führung von Johannes Müller, der in diesem Jahr sein drittes Dekanat verwaltete, mit bitterer Klage an den König selbst (13. Februar). Leider legte sie dabei das Hauptgewicht nicht auf die Unfähigkeit des Intrusus, obschon sie auch dafür scharfe Worte fand, auch nicht auf ihr Vorschlagsrecht, wovon sie ganz schwieg (es handelte sich ja auch um eine neue Stelle), sondern auf die finanzielle Schädigung, die ihre Mitglieder zu erwarten hätten: einmal wegen der nun vergeblichen Hoffnung, aus den freigewordenen Gehältern der verstorbenen Kollegen aufgebessert zu werden, sodann wegen der Teilung der Gebühren mit dem neuen Kollegen denn die Herren wußten nichts von der ein- schränkenden Klausel, die Eichhorn in der Verhandlung mit Dalton durchgesetzt hatte. Der Ton ihres Schreibens war hierfür fast zu feierlich. „Eingedenk der erhabenen Aufgabe", so heißt es darin, „zu welcher die Universität bei ihrer Stiftung berufen worden, der Veredelung der Nation durch die Wissenschaft, beklagen wir von unserem alleruntertänigsten Standpunkte eine Vermehrung des Personals, welche nicht auf die um die Wissenschaft erworbenen Verdienste be- gründet ist, und welche den kräftigen und gesunden Trieben des wissenschaftlichen Körpers ihre Nahrungskräfte entzieht". Sie bezeichneten die Verteidigung ihrer Anrechte auf die Prüfungsgelder als ihre „heilige Pflicht" und nannten den Be- stand der Fakultät selbst bedroht: „Die Beobachtung der Natur erfordert tiefste Ruhe des Gemütes und Versenkung der ganzen Seele in das leibliche Auge. Demjenigen, welchen die Natur zu diesem Schauen berufen hat, gab sie kein zweites Auge, zugleich die zeitlichen Hindernisse auf ihrer Bahn zu beobachten. Mögen Ew. Maj. in diesem einfachen und harmlosen Bilde geruhen den be- drängten Zustand, in den wir uns versetzt fühlen, Allergnädigst zu würdigen". Dennoch erdreisteten sie sich nicht, auf die Rücknahme der Ernennung zu dringen ; sie baten lediglich, damit die Stellung des Professors Dalton ein für allemal und mit einer sicheren Grenze gegen egoistische Bestrebungen festgestellt werde, ihn zum ordentlichen Honorarprofessor zu machen.

Es war schließlich Dalton selbst, der den steckengebliebenen Karren wieder in Gang brachte. Sei es nun, daß er von der Stimmung und dem Vorgehen der Fakultät Wind bekommen hatte, oder daß es die gerechte Besorgnis war, im Hin- blick auf den Ausschluß von den Prüfungen in Berlin noch leerere Auditorien zu finden als in Halle genug, er trat freiwillig zurück, und der König, an den er sich um die Aufhebung seiner Ernennung wandte, war liebenswürdig genug, nach dem Grundsatz zu verfahren, daß Wohltaten nicht aufgedrängt werden dürfen; in einer neuen Kabinettsordre (vom 5. März) eröffnete er dem Minister, daß er den Professor Dalton, seinem Gesuch vom 24. Februar entsprechend, für

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 161

jetzt in seiner gegenwärtigen Stellung in Halle lassen wolle und die weitere Ent- scheidung über seine etwaige spätere Herberufung sich vorbehalte. Ein Vor- gang, der, soviel ich weiß, der einzige seiner Art in der Geschichte unserer Universität geblieben ist.

Der Minister war empört und verhehlte dies kaum dem König selbst. Er stellte ihm die Folgen vor, die dieser Kücktritt von einem bereits übertragenen Amte haben würde, der offenbar durch die Remonstration der Fakultät hervor- gerufen und nicht ein Werk freiwilliger Entschließung sei: fortan würden die Fakultäten sich öfter anmaßen, auch die tüchtigsten Männer, deren Berufung Se. Maj. befehlen sollte, durch ähnliche Demonstrationen zur Nichtannahme der Vokation zu bewegen. „Schon aus diesem Grunde", schreibt er, „hätte ich ge- wünscht, daß der p. Dalton lediglich durch Ew. Maj. Gnade sich leiten, nicht aber durch die zeitige unfreundliche Gesinnung seiner künftigen Kollegen sich hätte zurückhalten lassen". Noch auf ein anderes, für ihn persönlich sehr peinliches Moment mußte er hinweisen. Er hatte nämlich in der sicheren Voraussetzung, daß Dalton kommen werde, bereits Volkmann die Nachfolge in Halle versprochen. Blieb nun Dalton, so entstand die Gefahr, Volkmann zu verlieren, auf den man bereits auswärts seine Blicke geworfen hatte; während, wie Eichhorn selbst erklärte, niemand so gut sich eignen würde, die kombinierte Professur der Anatomie und Physiologie wieder, wie zu Meckels Zeiten, zu übernehmen. So erbat und erhielt er denn die Erlaubnis, noch einmal einen Versuch bei Dalton zu machen. Damit jedoch stieß er bei dessen Hallenser Kollegen aufs schwerste an; denn sie waren die einzigen von der Berufung Daltons voll Befriedigten gewesen. Hatten sie doch bereits eine Klage über die schlechte Vertretung des anatomischen Fachs an ihrer Universität vorbereitet gehabt und ihre Ab- sendung nach Berlin nur deshalb unterlassen, weil ihnen der Minister selbst Dalton hatte abnehmen wollen! Aber Dalton enttäuschte auch sie; er widerstand allen Vorstellungen, welche der Kurator Pernice in des Ministers Auftrag an ihn richtete, und die Hallenser hatten nur den Trost, daß ihnen neben dem un- fähigen Kollegen auch Volkmanns frische Kraft erhalten blieb.1

Von anderer Seite her, aber nicht weniger tumultuarisch entwickelte sichLan^n"oc\nsffutid im Jahr darauf die Frage um den Nachfolger Dieffenbachs, bei der die Fakul- Anerkennung

° ° des A orscl .

tat wieder Hintertreppeneinflüsse zu bekämpfen hatte. Sie hatte an erster Stelle rechts der

x x •*■ _ Fakultäten durch

den jüngeren Langenbeck in Kiel vorgeschlagen, an zweiter ihren Extraordinarius Graf schweife. Böhm, einen Schüler Müllers und Dieffenbachs, der 1846 einen Ruf nach Jena ausgeschlagen hatte, an dritter Stromeyer in Freiburg. Damit stieß sie aber auf Widerspruch in der Berliner Ärzteschaft, und aus deren Mitte kam es zu einem Protest und dem Versuch, über Fakultät und Ministerium hinweg unmittel-

1) K.-M. Zentralbureau. A. 9. Dalton. U. G. IV. 4G. Vol. I. Mediziner.

Lenz, Geschichte der Universität lierlin II '_'.

162 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

bar bei dem König zu intervenieren. Die Führung hatte der Geheime Sanitätsrat Dr. von Arnim, der als Leibarzt des Prinzen Albrecht durch seine Beziehungen zu der Hofgesellschaft, unter andern zu dem Geheimen Kabinettsrat von St. Illaire, sich als ein nicht ungefährlicher Gegner erwies; zusammen mit fünf andern Kollegen trat er in einer Immediateingabe für Baum in Greifswald ein, mit dem ihn die gleiche medizinische Schule verband.1 Es waren die unruhvollen Wochen, in denen alles bereits zum Ausbruch der Revolution hindrängte, und Eichhorn unter- ließ nicht, in seinem Bericht an den König den Eingriff dieser unverantwortlichen Ratgeber als einen Ausfluß des Geistes der Anmaßung zu bezeichnen, der die Zeit erfülle. Er hatte Schönlein hinzugezogen und riet nun nach dessen Vor- schlag ein Interimistikum an, bis sich das Urteil für einen der Fakultätskandidaten gefestigt oder außerhalb dieser Grenzen der rechte Mann gefunden habe; es war der Einheimische, Ludwig Böhm, der Adoptivsohn Johannes Schulzes, den beide empfahlen. Im Kabinett fanden sie jedoch damit keinen Anklang; die Gegenwirkungen Arnims und seiner Freunde hatten, so scheint es, größeres Ge- wicht. Ein so wichtiger Lehrstuhl, lautete der Bescheid, dürfe nicht versuchs- weise besetzt werden; Seine Majestät sähe daher baldiger Besetzung entgegen. Der Minister ward beauftragt, bei dem Regierungsbevollmächtigten in Greifswald Erkundigungen über den Professor Baum einzuziehen. Dieser Befehl traf jedoch Eichhorn nicht mehr im Amt; die Revolution hatte ihn mit allen seinen Wünschen und Entwürfen hinweggefegt, und sie war es nun, die mit anderen auch diese Frage löste.2 Zunächst freilich, in den Tagen der Anarchie und des ersten Ein- lebens in die neuen Yerhältnisse, blieb auch sie noch in der Schwebe. Am 12. April aber appellierte die Fakultät zum drittenmal an den Minister, und dies- mal in einem Ton, der selbst etwas von dem revolutionären Kraftgefühl dieser Wochen spüren ließ. „Die Fakultät", so heißt es in der Eingabe, nicht eben in Übereinstimmung mit den geschichtlichen Tatsachen, „muß sich, gestützt auf das ihr durch § 45 der Fakultätsstatuten zustehende Recht, und sich berufend auf den seit dem Bestehen der Universität beobachteten Usus, gegen ein solches Ver- fahren auf das feierlichste verwahren und Ew. Exzellenz, als verantwortlichen

1) Geh. St.-A. Eep. 89. B. VIII. 93. 2; K.-M. U. G. IV. 33. 1; U.-A. Acta betr. d. Prof f. Ord. u. E. 0. 1844 1854, Litt. P. Nr. 1. Vol. IV; ferner Sen.-Prot. Litt. G. Vol. I. Der erste Antrag des Senats vom 17. Nov. 1847. Eine zweite Eingabe, mit der Bitte, die Angelegenheit womöglich bis zum Schluß des Semesters zu erledigen, vom 14. Februar 1848. Der Bericht Eichhorns auf eine Kabinettsordre vom 14. Februar mit der Eingabe Arnims u. Gen. liegt in zwei Konzepten vor, das erste von Schmidt, das zweite von Lehnert; letzteres (vom 7. März) ging ab (Ausfertigung im Geh. St.-A., a. a. 0., mit dem Immediatgesuch der sechs Ärzte).

2) Die Verwirrung dieser Tage hat in dem Konzept der Kabinettsordre selbst einen be- redten Ausdruck gefunden. Vom 24. März datiert, nennt es als Adressat zunächst noch Eich- horn (der schon seit dem 19. nicht mehr Minister war); dann aber ist dessen Name durchstrichen und der Schwerins darüber geschrieben. Ausgefertigt ward die Ordre am 25. März.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 163

Minister der Krone, ebenso dringend als gehorsamst ersuchen, es nicht dulden zu wollen, daß sich zwischen Ew. Exzellenz künftigen Vorschlag und Seiner Majestät allerhöchste Entscheidung durch die Dazwischenkunft des Geheimen Kabinetts- rates Illaire ein gesetzlicher Einfluß eindränge. Ew. Exzellenz darf die ge- horsamst unterzeichnete Fakultät nicht auf die Gefahr der Konsequenz eines solchen illoyalen Verfahrens erst besonders aufmerksam machen, und bittet dieselbe dem- nach, bei der bevorstehenden Wiederbesetzung der fraglichen Stelle auf die von ihr vorgeschlagenen drei Kandidaten, nämlich:

1. den Professor Langenbeck in Kiel,

2. den Professor Böhm in Berlin,

3. den Professor Stromeyer in Freiburg,

und ausschließlich nur auf diese, hochgeneigtest Rücksicht nehmen zu wollen". Auch den Senat suchte die Fakultät mobil zu machen; er sollte bei dem König direkt vorstellig werden. Hiermit hatte sie freilich kein Glück, und ich möchte fast annehmen, daß der Rektor Johannes Müller selbst sich für seine Fakultäts- genossen im Senat nicht allzu warm ins Zeug gelegt hat; der Vorschlag entsprach gar nicht seiner konservativen Gemütsart und Überzeugung.1 Als es noch immer still blieb, schob die Fakultät, am 20. April, noch einmal nach, mit scharfen Aus- fällen gegen Baum, der nicht über die nächste Grenze seiner Wirksamkeit hinaus bekannt sei; während andererseits auch aus der Studentenschaft, nach der Weise jener Tage, eine Liste mit ihren Kandidaten und sonstigen Wünschen der Fakultät zur Vertretung bei dem Minister überreicht wurde.2 Indessen war diese Be- sorgnis schon unnötig geworden. Der neue Minister, Graf Schwerin, dachte auch in bezug auf die Fakultätsrechte durchaus konstitutionell. Sein Dezernent, Ge- heimrat Schmidt, hatte sich schon am 17. April an Langenbeck, dessen Vater

1) Der Dekan Jüngken war persönlich nicht uninteressiert. Die Fakultät hatte für ihn den "Wechsel von der Klinik in der Charite, die der neue Kollege übernehmen sollte, nach der Univer- sitätsklinik in der Ziegelstraße beantragt.

2) Diese Eingabe ist von 75 Medizinern unterzeichnet, zur Hälfte jüdische Namen; 35 waren nicht mehr immatrikuliert oder in einzelnen Teilen der Staatsprüfung durchgefallen. Die 40 Übrig- bleibenden machten ein Sechstel oder ein Fünftel aller Medizinstudierenden aus. Die Anträge dieser jungen Herren, hinter denen Ärzte und Dozenten (vermutlich Virchow, Leubuscher u. a.) standen, gingen auf Langenbeck, Stromeyer „oder" Baum. Sie hatten aber noch andere Wünsche. Einmal die Trennung der chirurgischen von der Augenklinik in der Charite; jene sollte der neue Ordinarius erhalten. Zweitens Besetzung der Klinik in der Ziegelstraße durch den seit vier Jahren habilitierten Dr. Simon, der sich besonders auf dem Felde der Haut- und Geschlechtskrankheiten bewährt hatte. Drittens Errichtung einer Klinik in der Charite für Brustkranke behufs des -'rund- lichen Studiums der Perkussion und Auskultation und ihre sofortige provisorische Besetzung durch Dr. Traube, der sich eben erst zur Habilitation gemeldet, wozu ihn übrigens die Fakultät selbst aufgefordert hatte. Das Schriftstück wendet sich also vor allem gegen den Dekan selbst; er sollte auf die Augenklinik, die er seit 1840 gerade sehr vernachlässigt hatte, beschränkt werden. Sehr interessant ist der Bericht der Fakultät über diese Eingabe, nebst den Marginalberaerkungen TOD Qeheiraral Schmidt.

11*

164 Drittes Buch. Auf dem Woge zur deutschen Einheit.

sein eigener Lehrer gewesen war, mit der Anfrage gewandt, ob er kommen werde. Der Brief traf Langenbeck am 20. April in Oldesloe in Holstein, wo er seine Kunst an den im Kampfe gegen Dänemark Verwundeten ausübte. Er gab sofort seine Zusage, freilich erst für Michaelis; denn, solange der unglückliche Krieg dauere, werde er das Land nicht verlassen, in dem er so glückliche Jahre ver- lebt habe.1 Hierauf ging Schwerin ohne langes Zögern vor; am 3. Mai stellte er bei dem König den formellen Antrag; am 13. willigte dieser ein, denn auch er war konstitutionell geworden. Gemäß Kabinettsordre vom 5. Juni setzte der Minister die Fakultät von der getroffenen Entscheidung in Kenntnis; an dem gleichen Tage erging das Beruf ungsschreiben, und am 29. Juni gab Langenbeck seine definitive Zusage.

So verdankt unsere Universität diesen auf Jahrzehnte hin größten Meister seiner Kunst, den treuesten Diener seiner Könige, der Revolution, welche Preußen aufs neue mit Deutschland verband. Die Bedeutung des Vorfalls für die Geschichte unserer Universität ist aber damit noch nicht erschöpft. In seinem Bericht vom 3. Mai nahm Graf Schwerin zum erstenmal Stellung zu dem Privileg, das den Fakultäten in ihren Statuten zugesichert war. „Wenn für die fragliche Stelle", so lesen wir hier, „ein Mann gewählt werden soll, der außerhalb der Grenzen der Fakultätsvorschläge steht, so wird diese Wahl nach meinem ehrerbietigen Dafürhalten über allen Zweifel erhaben sein müssen, und wenn der § 45 der Statuten der medizinischen Fakultät, welcher dahin lautet:

,Ist ein Ordinariat erledigt, so ist der Fakultät gestattet, drei für dasselbe geeignete Männer mittels eines motivierten Gutachtens dem Ministerium vorzuschlagen' auch nicht buchstäblich bestimmt, daß einer der drei Fakultätskandidaten gewählt werden muß, so liegt es doch im Geiste des Gesetzes, nicht ohne sehr erheb- liche Gründe mit Umgehung der Fakultätsvorschläge gegen die beteiligte Fakultät den rechten Mann zu suchen, solange die Fakultät anerkannt achtungswerte Männer vorschlägt". Nicht immer ist die Regierung diesem Prinzip treu geblieben; es hat auch in der Folgezeit Fälle gegeben, wo sie Männern, die von den Fakultäten nach ihrer besten wissenschaftlichen Überzeugung vorgeschlagen waren, die Be- stätigung versagt und Lehrstühle nach Gesichtspunkten besetzt hat, welche nicht

1) 21. April 1848, K.-M. U. G. IV. 33. I. Ich kann nicht unterlassen, die schönen Schluß- sätze des Briefes mitzuteilen: „Aller Wahrscheinlichkeit nach werden morgen die Truppenbewegungen beginnen. Unsre schönen Fluren, die soeben das junge Grün zu schmücken beginnt, werden mit deutschem Blut getränkt werden. Sie begreifen, teurer Herr K.ollego, daß mir nicht Zeit noch Ruhe gegeben war, lange vorher zu überlegen, was ich Ihnen schreibe. Die Stimmung, in welcher ich mich befinde, ist eine unbeschreiblich ernste. Von 60 Zuhörern, die mir im Laufe des "Winter- semesters teuer geworden, liegt ein Teil tot auf dem Schlachtfelde, die andern sind verwundet oder gefangen. Zwei meiner besten Freunde sind schwer verwundet, viele nicht mehr am Leben, und ich habe nichts tun können, um ihre Schmerzen zu lindein".

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 165

innerhalb der Wissenschaft lagen. Aber Fälle dieser Art sind selten geworden, und ein solches Willkürregiment, wie es unter dem Ministerium Eichhorn eingerissen war, ist nicht wiedergekehrt. Im ganzen, so dürfen wir sagen, sind die Grund- sätze, die Graf Schwerin in dieser Eingabe an den König aufgestellt hat, fortan bewährt worden, auch in den Fällen, wo die Regierung sich im Gegensatz zu den Vorschlägen der Fakultäten entschieden hat. Und auch das verdanken wir der Revolution.

Zum Glück w-ar die medizinische Fakultät nicht bloß in Angelegenheiten Zurflckdrängung

Schultz -

solcher Art einig, sondern auch in den Fragen der Lehre und Forschung. Es gab Schuitzensteins. nur einen Außenseiter in ihr, Schul tz-Schultzenstein, der in den Kämpfen der dreißiger Jahre fast der Führer der Reformpartei gewesen war, jetzt aber sich ganz in die Ecke gedrängt sah. Denn während die Kollegen unter Müllers Ägide auf Beobachtung und Experiment, auf die Welt der Tatsachen den Blick nun ganz gerichtet hielten, schloß er sich immer starrer in seine vorurteilsvollen Theoreme ein; nichts schien ihm verkehrter zu sein als die Entwicklungsphasen der organischen Natur auf mechanische Vorgänge zurückführen zu wollen, „die Physiologie zur Physik zu stempeln" ; er glaubte darin den Nagel zum Sarge der medizinischen Fakultät zu sehen: die Medizin, schreibt er, bedürfe geschickter Kräfte, die Lebenserscheinungen aufzuklären, aber nicht der physikalischen Technik, um sie zu leugnen oder zu zerstören.1

Wie eifrig nun auch in den Kliniken und Laboratorien gearbeitet wurde, so J°h Müllers

Schülorkrois.

hatten die Berliner Mediziner in diesen Jahren, auch Dieffenbach und sogar Schön- lein, dessen Züricher und Würzburger Schüler bereits eine Reihe von Kathedern innehatten, fast ausnahmslos wohl zahlreiche und begeisterte Zuhörer und Prakti- kanten, aber keine eigentliche Schule. Bei Dieffenbach lag dies, abgesehen von seiner sehr ausgedehnten Privatpraxis2, besonders daran, daß er in Angelstein einen

1) So in einem Separatvotum aus späterer Zeit, vom 29. April 1854, worin er sich gegen die Beförderung du Bois-Reymonds aussprach. Ich setze noch ein paar Sätze aus dem, wie man sieht, keineswegs geistlosen Schriftstück her. „Dubois", so heißt es gleich zu Anfang, „gehört zu deu freilich noch Anhänger findenden Jatrophysikern, welche durch Experimente mit Froschleichen wissenschaftlich zu beweisen gedenken, daß der Mensch eine galvanische Säule ist und sein Gehirn und seine Muskeln aus Zink- und Kupferplatten gebildet erscheinen; die also Leben und Tod nicht unterscheiden können, weil sie alle Lebenstätigkeiten, die nicht elektrisch sind, nicht sehen und so in die Alternative gedrängt sind, entweder die galvanischen Telegraphen für mit Gefühl und Verstand begabt zu halten oder dem lebenden Menschen das Leben abzusprechen, weil es außer der Elektrizität kein Bestehen haben soll. Der Scharfsinn und das Geschick, welche man anwendet, daß der Mensch eine tote Maschine sei, mag im Gebiete der Physik bewundert werden. Im Ge- biete der Medizin aber, deren höchster Zweck es ist, das Leben gegen den Tod zu erhalten, isi die physikalische Technik nicht nur ganz fruchtlos, sondern das elektrische Experimentieren mit Tierleichen oder Abwurfstoffen in der Weise der Physiker führt bei allem Enthusiasmus, anstatt zu wissenschaftlicher Aufklärung, vielmehr zum Unterricht im Aberglauben und Afterverstand" usw.

2) U. a. hat er Bismarcks Mutter in ihrer letzten Krankheit behandelt; auch Bismarck selbst hat ihn gelegentlich konsultiert,

166 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

ständigen Assistenten besaß, der den andern den Zugang versperrte; er war bei dem Tode Dieffenbachs zwanzig Jahre im Besitz dieser Stelle; während Schön- lein in der Charite durch die rasch wechselnden Stabsärzte, welche dort die Assistentenstellen besetzten, an einer intimen Ausbildung der jüngeren Kräfte ver- hindert wurde. Der Mann, der allein als Lehrer und Forscher Jahr um Jahr immer neue Blätter in den Kranz seines Ruhmes flocht und dadurch das Jahrzehnt vor der Revolution zu dem ruhmreichsten in der Geschichte der Berliner Medizin gemacht hat, war Johannes Müller. Welch ein Kreis von Schülern von Henle ab, den er damals in Berlin um sich gesammelt hat: Schwann, Reichert, Remak, Ludwig Böhm, Brücke, du Bois und der unter allen Größte, Hermann Helmholtz! Ihre Disser- tationen bereits Arbeiten, welche neue Gesetze feststellten, Grundlagen schufen, auf deuen ganze Zweige der wissenschaftlichen Medizin erwachsen sollten! Von ihnen waren die Erstgenannten, wahrlich nicht die schlechtesten, schon in den Jahren davongegangen, als jede Möglichkeit, in Berlin vorwärtszukommen, fehlte. Reichert. Unter der neuen Regierung wagte es Reichert, sich im Juli 1841, gleichsam als Henles Nachfolger, zu habilitieren , nachdem er schon als Prosektor Müllers jenen ersetzt hatte. Und er hatte Glück; bereits 1842 folgte er einem Ruf als Ordi- narius nach Dorpat; als Nachfolger seines Lehrers ist er zu uns zurückgekehrt; während Böhm, der mit ihm gleichzeitig sich habilitierte, als Assistent Dieffen- bachs aus der mit seiner Dissertation so glücklich begonnenen mikroskopisch - anatomischen Richtung hinausgeführt wurde und als Chirurg und Ophthalmolog neben Langenbeck und Albrecht von Gräfe doch zurückstehen mußte.1 Babiutation Zu den ältesten Schülern Müllers, die er in Berlin erzogen, gehörte Robert

Remaks und das

Gesetz über die Remak. Er war schon im Jahre 1837 auf Grund einer Preisschrift, die er in Juden zum aka- Müllers Archiv veröffentlicht hatte, zu Wilna als Professor der Physiologie in Lehramt. Vorschlag gewesen; Alexander von Humboldt hatte ihn damals auf Müllers und Ehrenbergs Zeugnis dem russischen Minister der Aufklärung v. Uwaroff empfohlen. Aber den Juden hatte man in Petersburg nicht haben wollen, aus „religiöser und christlicher Intoleranz", die der Minister, wie er Humboldt ausdrücklich zurückschrieb, „gezwungen teilte".2 Die gleiche Eigenschaft aber verhinderte auch

1) Üher Karl Bogislaus Reichert (geb. am 20. Dezember 1811 in Rastenburg, gest. am 21. Dezember 1883 in Berlin) vgl. vor allem Waldeyer im Biogr. Lexikon hervorragender Arzte,

Höh,». Bd. 1Y (1886), S. 692; A. D. B. XXYII, S. 679 (Pagel). Böhm (geb. am 22. Januar 1811 zu Hanau, gest. in Berlin am 1. August 1869 an einer Blutvergiftung) war der Adoptivsohn Johannes Schulzes, der ihn zärtlich liebte. Von weiter Bildung und großer persönlicher Liebenswürdigkeit, ließ ihn die Praxis doch nicht recht zu wissenschaftlicher Produktion kommen; er hat seit 1845 nur ein paar ophthalmologische Schriften erscheinen lassen. Vgl. über ihn C. Varrentrapp, Johannes Schulze, passim; A. D. B. III, S. 65 (Ann. Hirsch). Als dritter habilitierte sich in demselben Schidier. Jahre Julius Viktor Schoeller aus Düren, seit 1863 Assistenzarzt dos älteren Busch; später a. o. Professor an der militärärztlichen Akademie. Gleichaltrig mit Böhm und Reichert, ist er in demselben Jahr wie dieser gestorben. Biogr. Lexikon Bd. V (1887), S. 261 (Gurlt).

2) Nach einem Brief Humboldts an den König vom 27. Februar 1847; K. -M. Gen. Univ. IV. 2. 1.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 1(>7

in Preußen Remaks Habilitation; denn das Edikt vom 18. August 1822, das die duldsamen Bestimmungen des Ediktes von 1812 aufgehoben hatte1, ward unter der neuen Regierung nicht weniger scharf gehandhabt als unter der alten. Es hatten freilich schon an der Universität von Neander ab, und besonders unter den Theologen, verschiedene Söhne seines Stammes gelehrt, aber diese waren alle, zum Teil von den Eltern her, getauft. Remaks Eltern waren arme orthodoxe Posener Handelsleute, und die Pietät gegen sie wie der Widerwille gegen die Taufe als Mittel zur Karriere hielten ihn von diesem Schritt zurück. Schönlein, dessen Vorurteilslosigkeit wir kennen, machte ihn 1843 zu seinem Assistenten; Remak hielt in der Klinik Kurse und Vorträge, die nicht bloß von Studenten, sondern auch von akademischen Lehrern besucht wurden, und ward vom Staat besoldet; aber der Eintritt in den Lehrkörper selbst blieb ihm verschlossen. Die Fakultät hätte ihm vielleicht keine Schwierigkeiten gemacht. Als er sich aber im Januar 1843 mit dem Wunsch, sich für mikroskopische Anatomie und allgemeine Pathologie zu habilitieren, an den Minister wandte, ward ihm dies verweigert; und ein Immediatgesuch an den König hatte kein besseres Ergebnis.2 Erst die allgemeine Abwandlung der inneren Politik, die mit der Berufung des Vereinigten Landtages anhob, brachte die Wendung. Wieder war es Alexander von Hum- boldt, der seinen jungen Freund, von dem soeben eine neue Schrift über das Darm- nervensystem zum Abschluß gebracht war, dem König empfahl. Und diesmal drang er, wieder von Schönlein und Müller unterstützt, durch3; am 8. März 1847 ermächtigte Friedrich Wilhelm den Minister, dem Dr. Remak ausnahmsweise die

1) Vgl. Bd. II, 1, S. 223f. Publiziert war das Edikt, das, wie wir uns erinnern, in enger Verbindung mit dem Kampf Eduard Gans' um das Extraordinariat entstanden war, erst am 4. Dezember 1822; es gehört zu den letzten Aktenstücken, die Hardenberg (in Verona) unter- zeichnet hat.

2) K.-M. Gen. U. 0. IV. 2. I. Eichhorns Antwort 7. Februar, das Immediatgesuch 14. März, die Antwort aus dem Kabinett 18. April. Ebenda Akten über frühere Fälle. Der erste war dor des Dr. Friedrich (Salomon) Jakob Berend aus Neustettin, des Sohnes eines „Bürgers", wie in dem Immediatgesuch vom 21. Dezember 1840 ausdrücklich bemerkt wird, der in dem Freiheitskriege zwei Neffen als Freiwillige ausgerüstet hatte. Geboren 1803, Königsberger Doktor 1826, hatte Berend sich 1827 in Berlin als praktischer Arzt niedergelassen; seiner Bitte um Habilitation hatte er eine Arbeit über die Hautkrankheiten beigelegt und sich auf Humboldt berufen. Das Gesuch ging zu „verfassungsmäßiger Bescheidung" an das Ministerium und ward hier abgeleimt (23. Januar 1841). Varnhagen bringt darüber eine Notiz, Tagebuch I, S. 292. Nach Remak meldete sich noch im Juli 1843 Dr. Sigmund Eduard Loewenhardt, 27. Juli 1843, der selbst die Feldzüge niitgemarht und in der Cholerazeit eine ersprießliche Wirksamkeit entfaltet hatte. Auch er fand bei Eichhorn kein Gehör, obgleich der Minister des Innern, Graf Arnim, sich warm für ihn verwandte.

In Beziehung zur Universitätsgeschichte steht ferner die Aufnahme des Dr. Ries in dir Akademie (7. April 1842), insofern als dieser als Akademiker an der Universität hätte le en können. In der Tat kam die Frage im Ministerium zur Sprache; jedoch wurde die Kollision dadurch, daß Ries von seinem Recht keinen Gebrauch machte, noch vermieden.

3) In dem genannten eigenhändigen Schreiben an den König vom 27. Februar, im K.-M. a. a. O. Er hatte damals bereits mündlich die Zusicherung erhalten.

168 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Habilitation zu gestatten. Eichhorn aber blieb, von Eilers beraten, harthörig; im Hinblick auf die bevorstehende gesetzliche Regelung der Frage durch den Vereinigten Landtag ließ er die Kabinettsordre zunächst ad acta legen, und erst ein „Citissime" aus dem Kabinett machte ihm Beine.1

Als Remak am 14. Oktober endlich zu seinem Ziel gelangte, neun Jahre, nachdem er mit einer epochemachenden Arbeit promoviert hatte, war bereits das Gesetz heraus, das ihm die Habilitation auch ohne die Allerhöchste Erlaubnis ge- stattet hätte. Am 1. April 1847 war von der Regierung die Vorlage an den Ver- einigten Landtag gebracht worden, nach der in Zukunft die Privatdozentur und das Extraordinariat in der medizinischen Fakultät sowie in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern der philosophischen Fakultät jüdischen Gelehrten offen stehen sollten, als Stellungen, mit denen eine obrigkeitliche Funktion nicht verbunden wäre, und bei denen ihre nationale und religiöse Eigenart nicht hin- dernd im Wege stände. Die Form, in der das Gesetz aus den Beratungen der Stände hervorging, wurde den liberalen Forderungen noch gerechter; auch die Geographie und die sprachwissenschaftlichen Fächer sollten danach den jüdischeu Aspiranten ausgeliefert und die Laufbahn ihnen durchweg bis zum Ordinariat geöffnet werden. Stellung An unserer Universität sah man diesem Einbruch des modernen Geistes in

4er Fakultäten

hierzu. den Lehrkörper mit sehr gemischten Gefühlen entgegen; auch in Kreisen, welche sonst wohl damit sympathisierten. Denn dem Gesetz war eine Klausel eingefügt, die den Andrang der jüdischen Dozenten, der nun zu erwarten war, gerade auf die Universität der Hauptstadt hinlenken mußte, welche an sich schon dem Zuzug von Staatsbürgern mosaischen Glaubens aus den östlichen Provinzen besonders aus- gesetzt war. Die akademische Laufbahn sollte ihnen nämlich nur insoweit sich öffnen, als die Universitätsstatuten nicht entgegenständen. Nun schlössen die älteren Uni- versitäten, Greifswald, Königsberg und Halle, grundsätzlich sogar die Katholiken von ihren Lehrstühlen aus. Die Akademie in Münster war andererseits für die Katho- liken allein bestimmt. Bonns Gründungsurkunde enthielt zwar nichts, was gegen die Juden gewandt werden konnte, aber in den Statuten von 1834 erschien der

1) Auch dann hinkte er noch um Wochen nach; erst am 23. Mai gah er die Erlaubnis. Im Besitz der königlichen Erlaubnis glaubte Remak sogleich weiterkommen zu können, indem er am 7. Juli bei dem Minister um Verleihung eines Extraordinariats einkam. Das Gesuch ging an die Fakul- tät, die sich jedoch unter Müllers Vortritt ablehnend äußerte; Müller wies, obschon er die Arbeiten Remaks durchaus anerkannte, mit Recht auf seine gänzliche Unbewährtheit als Lehrer und auf das Unrecht hin, das man älteren Privatdozenten, wie Simon und Brücke, antun würde. Als später unter Raumer Remak wiederholt vom Ministerium abgewiesen wurde (1851, 1854 und 1855), hat sich die Fakultät und ganz besonders Müller (nur Schultz stimmte ablehnend) aufs wärmste für seine Beförde- rung eingesetzt. Erst die neue Ära verhalf ihm zum Extraordinariat (19. Januar 1859), das Ordinariat hat er niemals erreicht. Er starb am 29. August 18G5 in Kissingen, noch nicht 50 Jahre alt. Über seine Rolle in der Revolution s. u. U.-A. Med. Fak. Litt. R. Nr. 15; A. D. B. XXVIII, S. 191 (Pagel).

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 169

christliche Charakter der rheinischen Universität dennoch gewahrt, da darin sämt- lichen Lehrern in dem Verhältnis der getrennten christlichen Bekenntnisse zueinander die christliche Liebe empfohlen war. Berlins Universität aber, deren Gründung in die Epoche fiel, welche auf konfessionelle Unterschiede überhaupt keinen Wert gelegt hatte, enthielt in ihren Statuten keine Zeile, die auf den Ausschluß der Juden gedeutet werden konnte. Um dieser Gefahr zu begegnen, entschloß sich der Senat, während die Beratungen im Landtag noch schwebten, zu einer Ein- gabe an den Minister, worin er einmal die Verpflichtung der Schwesteruniversitäten nachzuweisen suchte, trotz des Wortlauts ihrer Statuten den Juden Zulassung zu gewähren, dann aber doch wieder dringend dazu riet, dem Geiste der neuen Zeit gemäß alle Anstöße aus den Statuten der Universitäten zu entfernen, „damit, was für eine, auch für alle gelte". Zur besonderen Begründung dieser Forderung wies der Senat auf die Bestimmung in den Statuten der philosophischen Fakultät hin, wonach jedes ihrer Mitglieder über jedes in der Fakultät vertretene Fach lesen dürfe: ein ähnlicher Grundsatz finde sich in den Statuten aller Fakultäten; für keine Fakultät aber sei er wesentlicher als für die philosophische, die recht eigentlich das System der Erkenntnis darstelle und daher auch in ihren äußeren Gesetzen das Band, das alle Wissenschaften umschlinge, nicht gefährden dürfe; die Fakultät würde dieses Recht nicht preisgeben und darum von sich aus ihre jüdischen Mitglieder niemals beschränken; geschehe es aber, so sei damit ein wesentlicher und allgemeiner Grundsatz der Statuten durchbrochen.

Von allen diesen Argumenten wollte Eichhorn nichts wissen. Er hatte sich bereits ein besonderes Verfahren ausgedacht und schob daher die Erledigung der Anfrage des Senats vorläufig hinaus. Er ging dabei gerade von der Klausel aus, die der Senat wegzuinterpretieren versucht hatte, und die, wie wir nun wohl sagen dürfen, in seinem eigenen Ministerium in das Gesetz hineingebracht war. Es komme, ließ er durch den Regierungsbevollmächtigten zurückmelden, zunächst auf eine gründliche Erörterung an, ob die bestehenden Statuten der Universität der im Gesetze ausgesprochenen Zulassung der Juden entgegenständen oder sie gestatteten. In der Tat ging er nun sehr gründlich vor. Au jeder Landes- universität wurden nicht bloß der Senat, sondern alle vier Fakultäten und in diesen wieder jeder Ordinarius zur Meinungsäußerung aufgefordert. Die Einzelvoten sollten gesammelt und in einem Gesamtvotum jeder Fakultät vereinigt, das ganze Material aber den Senaten übergeben und von diesen mit einem Obergutachten durch Vermittlung der Kuratoren dem Ministerium eingesandt werden. Die theologischen Fakultäten, die ja von dem Gesetz so wenig wie die juristischen berührt wurden, sollten nur in bezug auf die Zulassung jüdischer Dozenten zur Universität überhaupt beraten, die juristischen außerdem noch untersuchen, ob die jetzige Ausschließung der Juden aus ihrem Kreise auch für die Zukunft zu be- fürworten sei oder nicht.

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Leider ist bei dieser Enquete nicht jeder Ordinarius zu Worte gekommen; denn die Fakultäten sahen mehrfach von Einzelvoten ab; aber die Auffassungen, die damals über die für die Entwicklung unserer Universität so bedeutungs- volle Frage in dem Schöße unserer Korporation herrschten, spiegeln sich den- noch bereits in den Fakultätsvoten mit außerordentlicher Treue wieder. Die Theologen waren keinen Augenblick im Zweifel, daß nie und nirgends Juden in die Lehrerschaft der Universität eindringen dürften. Auch die einzelnen hatten aus ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht; ein jeder von ihnen gab dem Gutachten, das Twesten als Dekan entworfen (er hatte eins von Neanders Hand zugrunde gelegt), noch sein besonderes Placet, mit einer in dieser Fakultät wirklich seltenen Einmütigkeit.1 Sie deduzierten dies aus den Statuten selbst, /war nicht aus ihrem Wortlaut (der nichts gegen die Zulassung der Juden sage), wohl aber aus ihrem Geiste; sie fanden es schon in dem ersten Paragraphen des ersten Abschnittes ausgesprochen, der es als den Zweck der Universität bezeichne, die allgemeine und besondere wissenschaftliche Bildung gehörig vorbereiteter Jünglinge fortzusetzen und sie zum Eintritt in die verschiedenen Zweige des höheren Staats- und (nicht: oder) Kirchendienstes tüchtig zu machen. In dieser Kopula entdeckten sie den Sinn des Gesetzes, die gegenseitige Durchdringung nämlich von Staat und Kirche, die in der Geschichte wie in unserm ganzen Leben zu tief begründet sei, als daß sie durch jene Abstraktionen in welche einige Zeitgenossen beide zu trennen liebten aufgehoben werden könnte. In diesem Geist müsse jede Wissenschaft gepflegt werden. Es könne, so heißt es unter anderm, der philosophischen Fakultät nicht gleichgültig sein, ob jemand die mathematischen Wissenschaften im Geiste eines Newton oder jenes berühm- ten Mathematikers lehre, der bei Erforschung der Gesetze des Weltgebäudes der Hypothese einer ordnenden Gottheit nie bedurft zu haben erklärte; eben- sowenig, ob jemand als Lehrer der medizinischen und Naturwissenschaften seine Schüler an eine materialistische, bzw. hylozoistische Ansicht gewöhne oder den Glauben an eine unsterbliche Seele wenigstens nicht als Torheit verspotte. In analoger Weise beleuchteten sie die Bedeutung der Sprachwissenschaften für die ganze Richtung des Urteils und der Gesinnung, und wiesen für die Geographie auf das Beispiel eines Mannes hin, der zu „den größten Zierden der Universität" gerechnet werde. Sie forderten eher eine Verschärfung der Statuten in diesem Sinne als ihre Verflachung. Neander aber ließ es sich nicht nehmen, noch einen Ausfall auf die jüdischen Literaten zu machen, die jetzt

1) So Hengstenberg schon zu dem Gutachten Neanders: „Ganz mit dem obigen Voto über- einstimmend", und Nitzsch: „Sowohl nach meinen Begriffen von Nationalität als von Hochschulen kann ich das Dasein des fraglichen Gesetzes nur beklagen, welches die Lebensbeziehung beider zur Religion und Religionsgomeine neutralisiert11. Und der sanfte Strauß fügte hinzu: „Mit Spec- tal 'ili durchaus einverstanden".

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 171

an der Spitze der negativen, frivolen, atheistischen Richtungen ständen, und Zeugnis gegen die flachen Urteile abzulegen, die sich im Vereinigten Landtage hätten hören lassen.

Auch die juristische Zunft hatte sich ihre judenfeindliche Haltung, die schon in dem Handel mit Gans so scharf hervorgetreten war, ungeschwächt erhalten. Die gleichen Motive, die sie damals und 1838 bei der Feststellung der Sponsionsformel verwandt hatte, brachte sie auch jetzt vor: die Unmöglichkeit, einen Juden zum Doktor des kanonischen Rechts zu kreieren, das ihm stets ein Buch mit sieben Siegeln bleiben werde; den Widerspruch zwischen der Aufnahme in die juristische Fakultät und in das Spruchkollegiuni gegenüber dem Ausschluß von den obrig- keitlichen Ämtern des Staates; vor allem aber den entschieden christlichen Charakter des Rechts, der Rechtsentwicklung und der Rechtsgeschichte, welcher, ähnlich Avie bei der Theologie, eine Trennung des Wissens von der Gesinnung verbiete. Diesen durchaus christlichen Charakter nahmen sie, wie ihre theo- logischen Kollegen, auch für das Ganze der Universität in Ansprach; deren Argu- menten glichen die ihrigen; sie selbst redeten mehr wie Theologen als wie Juristen, und sie standen darin mit einer Ausnahme es war die Stimme Heffters alle beieinander.

Auch die medizinische Fakultät begrüßte das Privileg, das ihr durch das neue Gesetz eingeräumt war, nicht eben mit Freude. Schlemm meinte, man dürfe jedenfalls die Zahl der jüdischen Dozenten einschließlich der Ordinarien nicht über ein Achtel der Gesamtzahl anwachsen lassen, und war, wie auch Schultz -Schultzenstein, für Ansetzung einer Probezeit; auch Hecker konnte die stärksten Bedenken nicht unterdrücken. Aber in ihrer Gesamtheit bekannte sich die Fakultät doch zu dem durch das Gesetz sanktionierten Prinzip der Nicht- berücksichtigung konfessioneller Unterschiede, sofern sie sich nicht gegen die Grundprinzipien des Staates selbst wendeten. Sie erklärte darum eine Ände- rung der Statuten für überflüssig und verlangte nur gleichmäßige Ausgestaltung des neuen Verhältnisses an sämtlichen Universitäten. Die philosophische Fakultät endlich wiederholte im wesentlichen das Senatsgutachten vom Sommer 18471, und kaum anders lautete das Geleitwort, das der seit dem Herbst regierende Senat am 7. Februar 1848 den sämtlichen Voten mit auf den Weg gab.2 Am 15. Februar war Ladenberg als Kurator endlich in der Lage, diesen Stoß von Akten dem

1) Im Sommer waren im Senat nicht weniger als sechs Mitglieder der Fakultä wesen: Böckh als Rektor, Trendelenburg als Prorektor, Lachmann als Dekan, ferner als Senatoren Magnus, Weiß und Dieterici; von den anderen Fakultäten Neander, Eomeyer, Müller, Heffter und Hecker.

2) E.-M. Gen. IV. 2. I; r.-A. Sen.-Prot. Litt. G. Nr. 1. Vol. XIII: Lota betr. die Proff. ord. u. extraord., Litt. P. 1. IV; Theol. Pak. Litt. G. Nr. 1. Vol. II; Jur. Fak. Litt. G. Nr. 1. Vol. II: Philos. Pak. Litt. G. Nr. 7. Vol. II; Philo,. Fuk. Litt. G. Nr. 1. Vol. I.

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Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheii

Herrn Minister zn übergeben. Aber es ging damit wie mit de anderen Reform- anläufen jener Jahre: der Märzsturm knickte sie in der Blüh und prinzipiell wenigstens ward auch die Judenfrage im Sinne des modernen reußens geregelt.

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In den Fakultäten war, das sieht man immer aufs neue, in Vorabend der Revolution von revolutionärem Geist nichts zu spüren; und wiimüssen stets über ihre engeren Grenzen hinwegsehen, wenn wir an unserer Umersität den Ten- denzen begegnen wollen, die nun bald gewaltsam nach Luft ud Licht drängen sollten. In der jungen Dozentengeneration aber treffen wir vieder auf Vor- stellungen, die in ihrem Radikalismus von dem realistischen hin und der mit Skepsis gepaarten Objektivität heutiger Tage ebensoweit entjrnt waren, wie die Anschauung von dem christlichen Staat, die in den beidet obersten Fakul- Rudolf täten vorherrschte. An niemand wird dies deutlicher als an Rdolf Virchow,

Vircho w.

seine Entwick- dessen Entwicklung gar nicht zu verstehen ist ohne die Bcahrung mit dem Revolution starken Brausen, das dies Jahrzehnt deutschen Lebens in taat und Kirche erfüllte. Dadurch vor allem unterscheidet er sich von den engverbundenen Dreigestirn aus der Müllerschen Schule, Brücke, du Bois-Reyiond und Helm- hol tz, neben denen er als der vierte Meisterschüler Johannes Züllers in diesen

sein Verhältnis Jahren genannt zu werden pflegt. Virchow selbst hat Müller stts in erster Linie

zu Müller und ,

schönlein, als seinen Lehrer genannt, und gewiß darf er, wenn einer, a> ein Fortführer seiner Methoden und Entdeckungen gelten. Dennoch kann er i den Jahren des "Werdens weder ihm noch jenen Dreien, die ihrerseits zu dem leister in engem Verhältnis standen, nahegekommen sein. In den Briefen an Hnen Vater, die uns einen ganz intimen Einblick in die Studien und Stimmigen des jungen Forschers gewinnen lassen, erscheint der Name Müllers nur an in paar Stellen, und die Art, wie Virchow noch im Juli 1843, beim Abschluß siner Studienzeit, von „dem berühmten Physiologen Müller" spricht, der ihn als Diian promovieren werde, zeigt ganz deutlich, wie fremd er selbst ihm gegenüberstad. ' Drei Jahre später, als er eben Prosektor in der Charite geworden Avar, tn er sogar gegen Müller auf, indem er sich für die Erhaltung der Sammlung pthologisch- ana- tomischer Präparate bei der Charite einsetzte, welche jener dm anatomischen .Museum anzugliedern wünschte.2

Auch zu Schönlein gewann Virchow, wieviel er seinen Voißägen verdanken

1) Kudolf Virchow, Briefe an seine Eltern, herausgegeben von Ms Rabl, geb. Vir- chow (1906), S. 72.

2) An den Vater, 25. .Mai ls4G, Briefe S. 108. ..Das Ministerium- , schri er, „sieht die An- gelegenheit von dem Müllersellen Gesiohtspunkl aus an, und ich muH versuol . denselben etwas zu verrücken, wenn nicht meine Stellung in Zukunft nach dieser Seite vollkommen ab- hängige sein soll".

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mochte, kein reotes Verhältnis; er hatte vielmehr als Charitechirurg dauernd gegen den Einfluß d^ durch seine Stellung als Vortragender Rat im Ministerium mächtigen Gehehrats zu kämpfen. Schönleins Schützlinge waren seine Assistenten Heintz und Remk. Sie stellte er Virchow geradezu entgegen, als der Militär- Medizinalstab dasem im Herbst 1844 die neu eingerichtete Station an der Charit«'' für chemische nd mikroskopische Untersuchungen übertragen wollte; und es gelang ihm weigstens, seine beiden Kandidaten für die eigene Klinik zu be- halten, währen* Virchow den andern Instituten in dem großen Krankenhaus zu- geteilt wurde, o Jüngken und besonders der Prosektor Robert Froriep bereit- willig seine Dieste in Anspruch nahmen. Es war dies aber kein bloß persönlicher Konflikt, sondern zugrunde lag die alte nie ganz geschlichtete Rivalität zwischen den in der Chrite konkurrierenden Behörden, dem Kultusministerium, dem sie unterstellt war md dem Militär-Medizinalstab, der sich von alters her das Recht gewahrt hatte, sämtliche Assistentenstellen mit den Zöglingen des Friedrich - Wilhelms -Insti:ts zu besetzen. Es ist seltsam genug, daß gerade Virchow, der Als Oharit*-

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bald darauf de fanatische Gegner des preußischen Militärstaates werden sollte, den er dann ai liebsten mitsamt seiner Medizinalverfassung von der Erde ver- tilgt hätte, als leren Vorkämpfer gegen die Zivilärzte herausgestellt wurde. Er war damals de Liebling und Verzug der Generalärzte. Als am 3. Mai 1845 Görckes Gebur.tag gefeiert wurde, ward dem Dreiundzwanzigjährigen die Fest- rede übertrage. Er machte daraus ein förmliches medizinisches Glaubensbe- kenntnis, mit ohonungslosen Angriffen auf alle Gegner der neueren Richtung; aber Eck, der )irektor des Instituts, der sie vorher durchsah, hatte alles stehen lassen, Sätze, ie Virchow selbst, wie er schreibt, vielleicht bei einem andern gestrichen habn würde, wenn er in Ecks Stellung gewesen wäre. Der alte Wiebel, der, de sein Kollege Lohmeyer, der Festsitzung nicht hatte bei- wohnen könne, befahl ihn zwei Tage später zu sich und ließ sich die Rede vorlesen. Beie machten dem jugendlichen Verfasser die größten Elogen ; Wiebel lud ihn bald arauf zum Tee ein und drückte sein Bedauern darüber aus, daß Virchow die .asichten, die er in der Rede ausgesprochen, nicht auch praktisch prüfen könne nan müsse ihm dazu in der Charite Gelegenheit geben. Wenige Wochen daran, am 2. August, dem Tage des fünfzigjährigen Stiftungsfestes des In- stituts, trat A '.-Show abermals als Festredner auf, vor den bedeutendsten ärztlichen Notabilitäten es Landes. Alles war verdutzt oder geblendet durch die Neuheit und Kühnhei einer Behauptungen (es waren die Ergebnisse seiner Forschungen über die Veneentzündung); er selbst aber meinte, er habe die Leute nie für so dumm gehalto, als ihm an diesem Tage klar geworden sei.1

1) An de Arater, 27. August 1845. „Die alten Militärärzte", bitten

aus der Haut .hren ob so neuer Weisheit; daß das Leben so ganz mechanisch konstruiert

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Herrn Minister zu übergeben. Aber es ging damit wie mit den anderen Reform- anläufen jener Jahre: der Märzsturm knickte sie in der Blüte, und prinzipiell wenigstens ward auch die Judenfrage im Sinne des modernen Preußens geregelt.

In den Fakultäten war, das sieht man immer aufs neue, am Vorabend der Revolution von revolutionärem Geist nichts zu spüren; und wir müssen stets über ihre engeren Grenzen hinwegsehen, wenn wir an unserer Universität den Ten- denzen begegnen wollen, die nun bald gewaltsam nach Luft und Licht drängen sollten. In der jungen Dozentengeneration aber treffen wir wieder auf Vor- stellungen, die in ihrem Radikalismus von dem realistischen Sinn und der mit Skepsis gepaarten Objektivität heutiger Tage ebensoweit entfernt waren, wie die Anschauung von dem christlichen Staat, die in den beiden obersten Fakul- Rudolf täten vorherrschte. An niemand wird dies deutlicher als an Rudolf Virchow,

\ irchov.

Seine Entwick- dessen Entwicklung gar nicht zu verstehen ist ohne die Berührung mit dem Revolution? starken Brausen, das dies Jahrzehnt deutschen Lebens in Staat und Kirche erfüllte. Dadurch vor allem unterscheidet er sich von dem engverbundenen Dreigestirn aus der Müllerschen Schale, Brücke, du Bois-Reymond und Helm- hol tz, neben denen er als der vierte Meisterschüler Johannes Müllers in diesen

sein Verhältnis Jahren genannt zu werden pflegt. Virchow selbst hat Müller stets in erster Linie

zu Müller und

Schönlein, als seinen Lehrer genannt, und gewiß darf er, wenn einer, als ein Fortführer seiner Methoden und Entdeckungen gelten. Dennoch kann er in den Jahren des Werdens weder ihm noch jenen Dreien, die ihrerseits zu dem Meister in engem Verhältnis standen, nahegekommen sein. In den Briefen an seinen Vater, die uns einen ganz intimen Einblick in die Studien und Stimmungen des jungen Forschers gewinnen lassen, erscheint der Name Müllers nur an ein paar Stellen, und die Art, wie Virchow noch im Juli 1843, beim Abschluß seiner Studienzeit, von „dem berühmten Physiologen Müller" spricht, der ihn als Dekan promovieren werde, zeigt ganz deutlich, wie fremd er selbst ihm gegenüberstand. 1 Drei Jahre später, als er eben Prosektor in der Charite geworden war, trat er sogar gegen Müller auf, indem er sich für die Erhaltung der Sammlung pathologisch -ana- tomischer Präparate bei der Charite einsetzte, welche jener dem anatomischen Museum anzugliedern wünschte.2

Auch zu Schönlein gewann Virchow, wieviel er seiuen Vorträgen verdanken

1) Rudolf Virchow, Briefe an seine Eltern, herausgegeben von Marie Rabl, gel'. Vir- chow (1906), S. 72.

2) An den Vater, 25. Mai 1846, Briefe S. 108. ..Das Ministerium", schreibt er. ..sieht die An- gelegenheit von dem Müllerschen Gesichtspunkt aus an, und ich muß versuchen, denselben etwas zu verrücken, wenn nicht meine Stellung in Zukunft nach dieser Seite eine vollkommen ab- hängige sein soll".

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mochte, kein rechtes Verhältnis; er hatte vielmehr als Charitechirurg dauernd gegen den Einfluß des durch seine Stellung als Vortragender Rat im Ministerium mächtigen Geheimrats zu kämpfen. Schönleins Schützlinge waren seine Assistenten Heintz und Remak. Sie stellte er Virchow geradezu entgegen, als der Militär - Medizinalstab diesem im Herbst 1844 die neu eingerichtete Station an der Charito für chemische und mikroskopische Untersuchungen übertragen wollte; und es gelang ihm wenigstens, seine beiden Kandidaten für die eigene Klinik zu be- halten, während Virchow den andern Instituten in dem großen Krankenhaus zu- geteilt wurde, wo Jüngken und besonders der Prosektor Robert Froriep bereit- willig seine Dienste in Anspruch nahmen. Es war dies aber kein bloß persönlicher Konflikt, sondern zugrunde lag die alte nie ganz geschlichtete Rivalität zwischen den in der Charite konkurrierenden Behörden, dem Kultusministerium, dem sie unterstellt war, und dem Militär- Medizinalstab, der sich von alters her das Recht gewahrt hatte, sämtliche Assistentenstellen mit den Zöglingen des Friedrich- Wilhelms -Instituts zu besetzen. Es ist seltsam genug, daß gerade Virchow, der Ais nhariti-

Chirurg.

bald darauf der fanatische Gegner des preußischen Militärstaates werden sollte, den er dann am liebsten mitsamt seiner Medizinalverfassung von der Erde ver- tilgt hätte, als deren Vorkämpfer gegen die Zivilärzte herausgestellt wurde. Er war damals der Liebling und Verzug der Generalärzte. Als am 3. Mai 1845 Görckes Geburtstag gefeiert wurde, ward dem Dreiundzwanzigjährigen die Fest- rede übertragen. Er machte daraus ein förmliches medizinisches Glaubensbe- kenntnis, mit schonungslosen Angriffen auf alle Gegner der neueren Richtung; aber Eck, der Direktor des Instituts, der sie vorher durchsah, hatte alles stehen lassen, Sätze, die Virchow selbst, wie er schreibt, vielleicht bei einem andern gestrichen haben würde, wenn er in Ecks Stellung gewesen wäre. Der alte Wiebel, der, wie sein Kollege Lohmeyer, der Festsitzung nicht hatte bei- wohnen können, befahl ihn zwei Tage später zu sich und ließ sich die Rede vorlesen. Beide machten dem jugendlichen Verfasser die größten Elogen; Wiebel lud ihn bald darauf zum Tee ein und drückte sein Bedauern darüber aus, daß Virchow die Ansichten, die er in der Rede ausgesprochen, nicht auch praktisch prüfen könne; man müsse ihm dazu in der Charite Gelegenheit geben. Wenige Wochen darauf, am 2. August, dem Tage des fünfzigjährigen Stiftungsfestes des In- stituts, trat Virchow abermals als Festredner auf, vor den bedeutendsten ärztlichen Notabilitäten des Landes. Alles war verdutzt oder geblendet durch die Neuheit und Kühnheit seiner Behauptungen (es waren die Ergebnisse seiner Forschungen über die Venenentzündung); er selbst aber meinte, er habe die Leute nie für so dumm gehalten, als ihm an diesem Tage klar geworden sei.1

1) An den Vater, 27. August 1845. „Die alten Militärärzte", schreiW ei Li. a.. „wollten aus der Haut fahren ob so neuer Weisheit; daß das Leben bo van/, meohanisoh konstruiert

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Prosektor in dor j)as ja]ir war noci, nicht vorüber, als schon eine neue Aussicht an ihn

Charit^.

herantrat: Froriep, der nach Weimar gehen wollte, bot ihm seine Stelle an. Wieder fand Virchow Schönlein auf seinem Wege und Remak als seinen Rivalen; und abermals wandte sich das Blatt zu seinen Gunsten. Das Kuratorium schlug ihn allein vor; zwei Greifswalder Professoren, die zufällig in Berlin waren, erklärten dem Kultusminister, daß kein anderer die Stelle haben dürfe; und Geheimrat Schmidt, von Eichhorn zum Gutachten aufgefordert, sprach sich, im Gegensatz zu seinem Kollegen Schönlein, mit voller Überzeugung eben dahin aus. Auch die Generalärzte wollten nur Virchow haben; sie ermunterten ihn gleichzeitig zur Habilitation, die ihm auch seitens des Dekans Hecker angetragen wurde, während Schmidt ihm 150 Taler für eine Reise nach Prag und Wien Piivatdozo.it. verschaffte. Virchow selbst zweifelte nicht, daß er auf diesem Wege es in wenigen Jahren zum Extraordinarius bringen würde; wetteifernd sah er sich von beiden, sonst sich bekämpfenden Behörden in die Höhe gehoben. Er ließ es sich gefallen. Aber er hatte in ihrem Kampf längst seine Stellung gewählt. Sie führte ihn auf die Seite des Ministeriums. Eben damals veröffentlichte Ge- heimrat Schmidt, Virchows „liebevoller Gönner", wie dieser selbst ihn gegen seinen Vater nannte, auf eigene Verantwortung, aber im direkten Auftrage seines Ministers, die genannte Schrift über die Reform der Medizinalverfassung Preußens: fünf Denkschriften, eine so radikal wie die andere, volL zukunftsreicher Ideen über das Studium und die Ausgestaltung des gesamten Medizinalwesens.1 Virchow sah darin noch nicht alle seine Wünsche erfüllt, aber er erkannte an, daß sie eine so große Annäherung an dieselben enthielten, wie von diesem Gouverne- ment nur irgend erwartet werden könnte. „Das Militär- Medizinalwesen", schreibt er, „muß aber in seiner jetzigen Gestalt untergehen, wenn diese Vorschläge zur

werden sollte, schien ihnen vollkommen um wälzerisch, wenigstens ganz unpreußisch; da müßte doch so eine Art von Heiligenschein drum bleuten, damit man ein wenig geblendet würde und die Dinge nicht klar ansehen könne".

1) I. Die Klassifikation des Medizinalpersonals. II. Die medizinischen Studien. III. Das medi- zinische Prüf augswesen. IV. Das Militär -Medizinal wesen. V. Die Armen -Krankenpüege. „Gott mag es den früheren Vertretern der zivilärztlichen Interessen vergeben", so lesen wir in der lAr. Denk- schrift u. a. (S. 157), „daß sie sich die erste Heil- und Unterrichtsanstalt der Monarchie mit ihren täglich UOO Kranken, exklusive einiger klinischer Stunden, aus der Hand winden ließen, so weit aus der Hand winden ließen, daß nur der Militärarzt kompetent ist, sogar in der Gebäranstalt tent zu sein: allerdings der beste Beweis für die Unzertrennlichkeit dor Geburtshülfe von der medizinisch -chirurgischen Wissenschaft, den man finden kann". Die Vorrede ist vom 16. April 1846; im Mai erfolgte die Entscheidung zu Virchows Gunsten. Unter den „Reformen vor der Revolution", die in Preußen so wenig fehlten wie einst in Frankreich, ist der Anlauf auf dem Felde des Medizinalwesens eine der bedeutungsvollsten. Erfolg hatte sie so wenig wie die andern, weil der alte Staat (genau wio in Frankreich) zur Durchführung unfähig war oder seiner Natur nach sie gar nicht wollen konnte; daher ist er auch heute darin nur insoweit fortgeschritten als solche Reformen seiner Natur gemäß sind.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 175

Tat werden, und das ist nicht mehr als billig!" Seine Position war jetzt derart, daß er eigentlich nur noch persönlich mit dem Militär -Medizinalwesen zusammen- hing; Froriep selbst war niemals Militärarzt gewesen. An jener Stelle fährt er fort: „Mein Übergang zum Zivil -Medizinalstab ist jetzt beinahe förmlich proklamiert". Daß es vieler Kämpfe bedürfen würde, um die alte Institution zu stürzen, sah er voraus und war entschlossen, sich daran zu beteiligen; es sei, meinte er, eine Pflicht der Dankbarkeit gegen Schmidt, der ihm seine ganze Existenz verschafft und ihm ein unverdientes Lob in seiner Denkschrift gegeben habe1; in dem Verein für wissenschaftliche Medizin, in den er kürzlich gewählt war, ward bereits (es waren meist jüngere Ärzte) in außerordentlichen Sitzungen darüber beraten.

Vorläufig aber blieb alles beim Alten und Virchow nach wie vor im Genuß Wach»

Ansehen.

seiner Stellung wie in der Gunst der Generalärzte. Man nannte nun schon seinen Namen in weiteren Kreisen; an seinen pathologisch-anatomischen Kursen nahmen auch ältere und hochangesehene Ärzte teil; als Gründer einer neuen Zeitschrift, die er mit seinem Freunde Reinhardt zusammen herausgab, und deren erster Band im folgenden Frühjahr erschien, des „Archivs für pathologische Ana- tomie und Physiologie", durfte er sich als einen der Führer der medizinischen Reformpartei betrachten.

Denn die stürmische Energie, mit der er jedes Ding angriff, die Unermüdlich- Jugendarbeiten, keit, die er überall bewies, am Seziertisch wie im Krankensaal, wo alle Patienten fin- den „kleinen Doktor" schwärmten, die Kühnheit seiner Hypothesen, die Genauigkeit seiner Methoden und die Schärfe seiner Beweisführung mußten ihm wohl die Herzen gewinnen; die Jungen wie die Alten zog er in seinen Bann. Dabei füllten ihn alle Obduktionen, Krankenbeobachtungen und der Eifer für die Reform seines Standes nicht aus; sondern, wie in seiner späteren Zeit, richtete er seine Gedanken auf Probleme, welche weit abseits von seinem Fache lagen. Auf der Universität waren es, wie es bei jungen Leuten in damaliger Zeit noch vorkam, faustische Ideen von weitestem Horizont: der Wille, „eine allseitige Kenntnis der Natur von der Gottheit bis zum Steine" zu erlangen. So schreibt er dem Vater, Geschichtliche

_ and urgeschicht-

indem er ihm einen Aufsatz sendet, wie es scheint, historischen Inhalts, viel- liehe Studien. leicht die Abhandlung über die Karthause von Schivelbein, die 1843 in den Baltischen Studien erschien. An der gleichen Stelle weist er auf frühere Arbeiten hin, die er dem Vater zum Abdruck übersandt hatte, darunter eine, die sich mit der Urgeschichte des pommerschen Landes und seiner Bewohner bis hinab zum Jahr 1000 beschäftigte.- Im Jahre darauf aber verteidigte er bei der Promo-

1) An den Vater, 13. August 1876, Briefe S. 110. Iu dor Denkschrift Schmidts habe ich die Stelle nicht finden können.

2) 22. Februar 1842, Briefe S. 47. Diese .scheinen angedruckt zu sein, lassen Bich wenig- stens nicht identifizieren mit den drei historischen Arbeiten, die vor zehn Jahren aus den Baltischen

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tion als letzte These, über die Eiszeit in Pommern, eine Abhandlung, in der er die eben erst aufgestellte Gletschertheorie von Agassiz auf seine heimische Provinz übertrug.1 Wir erkennen bereits die Richtung auf das zweite große Arbeitsfeld, das Virchow seit seiner Rückkehr nach Berlin angebaut hat, die anthropologischen Forschungen, die in der letzten Epoche seines Lebens fast den Hauptplatz eingenommen haben; sie umspannten später die Welt, aber auf dem Boden der Heimat sind sie erwachsen.2 Politische jn ienen historischen Aufsätzen nehmen wir aber auch Tendenzen wahr,

Richtung. J '

die schon auf das dritte Feld der Betätigung dieses rastlosesten aller Gelehrten hinführen: politische Urteile, die in die elegant geführten Darlegungen hinein- gestreut sind und, nicht zugunsten einer objektiven Würdigung, längst vergangene Epochen unter das Licht der Tagesfragen stellen. Es waren Angriffe auf das Mönch tum, die träge Faulheit und Genußsucht bei den einen, die grausame Kasteiung des Fleisches bei andern Orden, und das Lob der Reformation, welche endlich diesen faulen Krebsschaden aus dem gesunden Staatsleben entfernt und die toten Schätze weniger Faulenzer in die befruchtenden Kanäle der Volkswirt- schaft zurückgeführt habe: Ansichten, die Virchow gleichfalls auf dem Boden der Heimat gewonnen hatte. Denn die pietistisch gefärbte Orthodoxie, die den Adel und die Pastoren Hinterpommerns bereits großenteils sich untertänig ge- macht hatte (es waren die Jahre, in denen Virchows größter politischer Gegner sich ihr unterwarf), hatte doch auf die unteren Schichten, zumal die städtische Bevölkerung, nur wenig abgefärbt; auch der Vater Virchows, der griesgrämige Stadtkämmerer Schivelbeins ein ewig nörgelnder Herr, der mit seiner un- praktischen Art, die ihn stets in Geldverlegenheit erhielt, sich und den Seinen das Leben sauer machte , war hierin mit dem Sohn, soviel er sonst an ihm zu tadeln und auszusetzen fand, eines Sinnes.

Auf dem Berliner Boden mußte diese Geistesrichtung die reichste Nahrung finden. An Virchow können wir recht den Einfluß ermessen, den die reagierende Kirchenpolitik des Königs, die, ohne es eigentlich zu wollen, sich auf die Partei Hengstenbergs (sowie im Staat auf die Bureaukratie) angewiesen sah, auf die allgemeine Stimmung, zumal in seiner Hauptstadt, ausübte. Der alte Pietismus,

Studien in Sonderdruck herausgegeben wurden. (Zur Erinnerung an Rudolf Virchow. Drei historische Arbeiten Virchows zur Geschichte seiner Vaterstadt Schivelbein. 1903.). In demselben Briefe bittet er den Vater, ihm die paar plattdeutschen Liederchen , die man daheim bei der Ernte und ähnlichen Gelegenheiten spreche, aufzuschreiben; er wollte sie einem Sammler solcher Volks- sprüche geben.

1) Auch sie ist Manuskript geblieben.

2) Naturwissenschaften, Geschichte und Geographie nennt er in seiner Meldung zur Reife- prüfung (Ostern 1839) als seine Lieblingsstudien. Briefe 8. 5.

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 177

der drei Generationen zuvor wirklich eine regenerierende Kraft für die pro- testantische Kirche beider Konfessionen gewesen, war längst tot, und am wenigsten konnte ihn der Bund mit der Orthodoxie, den seine Erneuerer eingegangen waren, wieder erwecken. Er war so, wie ihn die Herren von Gerlach und ihre geist- lichen Brüder, die Junker und die Pfaffen, bekannten, nur eine Spielart, und nicht die geistvollste, der Eomantik, und mit dieser die Lebensform einer ver- hältnismäßig kleinen Schicht von Herrschenden und Herrschenwollenden sehr im Gegensatz zu dem Pietismus des 18. Jahrhunderts, der eine Form des noch unge- brochenen protestantischen Gemeindelebens gewesen war. Indem jetzt die roman- tische Weltanschauung überall verblaßte und abstarb, wurden die Versuche der Regierung, die Gesellschaft auf das Dogma neu zu verpflichten und den Staat selbst an die erstarrenden Formen zu binden, weithin als heuchlerische An- maßung und Herrschsucht gedeutet, als die Absicht, das alte Willkürregiment, den von überallher umstürmten Absolutismus dadurch aufrechtzuerhalten, die Religion als instrumentum regni zu benutzen. Und nur um so weiter griff die Aufklärung um sich, um so zerrüttender wirkte sie ein auf die kirchliche Welt- anschauung, welche die vom Staate adoptierten Philosophen weder zu ersetzen noch auch nur zu verteidigen vermochten.

Wieviel kraftvoller war doch der Widerstand, auf den die neuen Meinungen innerhalb der katholischen Kirche stießen, welche in eben diesen Jahren zu neuen und unerhörten Siegen emporwuchs. Mit leichter Mühe schob sie, soviel davon in sie hineingedrungen war, hinaus; und die Pilgerzüge, die sich bereits auf allen Straßen des Westens bewegten und die alten Wallfahrtstätten zu Aachen und zu Trier, ja sogar die nur in der Springprozession zu erreichenden Heilsgüter von Echternach aufsuchten, offenbarten den verblüfften Gegnern, wie tief die klerikale Weltanschauung noch in den Massen steckte. Eine solche Kirche konnte allen Angriffen, sei es der Wissenschaft oder des spottenden Unglaubens, Trotz bieten. Alle Strömungen des Jahrhunderts kamen ihr zu Hülfe: die Romantik, welche, obschon auf protestantischem Boden erwachsen, über das kirchliche Weltalter einen verklärenden Schimmer geworfen hatte, ebenso wie der poli- tische Liberalismus und der die Tiefe aufsuchende soziale Reformeifer. In ihren Händen wurden das alles Waffen, um sich die Freiheit, d. h. die Un- abhängigkeit vom Staate, zu erkämpfen, Stein und Mörtel, um den in seinen Fundamenten unerschütterten Bau in sich und mit dem Zeitalter fester zu ver- binden. Einzig die Aufklärung blieb ihr wesensfremd und feindlich. Aber gerade von dorther wuchs ihr die größte Kraft zu: durch die unbeugsame Hart- näckigkeit, die sie den auflösenden Tendenzen des Jahrhunderts entgegensetzte; allen Ängstlichen und Bedrohten erschien sie nun als der Felsen, an dem die wilden Wogen der Zeit machtlos zerschellen mußten. Sie selbst aber brau« den Kampf mit den Machthabern im Staat, die bereits in Ihrem Schatten Schutz

Lenz, Geschichte der Universität Uerliu 11-.

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suchten, nicht zu scheuen; ihre Führer durften selbst Demagogie treiben und mit allen ihren Forderungen sich auf den breiten Grund des Volkswillens stellen weil sie den Demos noch in der Hand hatten: während in der pro- testantischen Welt die Massen mehr und mehr in Staat und Kirche den Händen ihrer Regenten entglitten.

Seit der Mitte des Jahrzehnts war die Wandlung allgemein sichtbar geworden. Mit Schrecken bemerkte Böckh, wie rasch das reiche Erbe altpreußischer Gesin- nung in der Berliner Bevölkerung vertan war. „Die Stadt Berlin", so schreibt er zu Neujahr 1847 seinem Bruder, dem Staatsminister in Karlsruhe, „hat sich lange wenig bei den neuen Ideen beteiligt, aber seit kurzem hat sich bis in die unteren Stände hinab die Stimmung gänzlich verändert. Es ist alles Vertrauen und alle Achtung gegen die Regierung verschwunden, und so kann es nicht lange mehr bleiben, wenn der Staat nicht in seinen Grundfesten untergraben werden soll". Dabei ließ der politische Liberalismus die Menge im allgemeinen noch kalt; auch den Verhandlungen des Vereinigten Landtags schenkte der Berliner Weißbierphilister nur geringe Teilnahme: aber die kirchlichen Konflikte, der Druck, den das neue Regiment auf die religiöse Überzeugung ausübte, regten ihn auf. Als im Sommer 1845 die Berliner Geistlichen für ihre verfolgten licht- freundlichen Brüder eintraten und, wie auch der Magistrat, sich fürbittend an den König wandten, stand, wie Virchow schreibt, ganz Berlin hinter ihnen: die königtreusten Leute, die besten Preußenherzen; Männer, die unter dem alten König auch in der Kirche die altpreußische Zucht verfochten hatten, ja Ratgeber der reaktionärsten Maßregeln gewesen waren, wie der alte Eylert, hatten mit- unterzeichnet. So war es ja auch gewesen, als König Friedrich Wilhelm IL mit dem Religionsedikt die Geister der Toleranz und des Fortschritts verletzt hatte. Und wie weit man von jener Zeit abgekommen sein mochte, als gutprotestantische Gläubigkeit und vernunftgemäßes Denken ihr harmloses Bündnis geschlossen hatten, wieviel auch die deutsche Aufklärung im Weiterschreiten von dem Cha- rakter eingebüßt hatte, den sie in Kants und Herders Zeitalter besessen, als sie den Genius der Nation zu seinen erhabensten Schöpfungen emporgetragen hatte, so war doch bei all ihrem Unvermögen, positive, die Masse bezwingende und ihre Anhänger einigende Werte zu schaffen, ein ureigenes Stück von dem, was den deutschen Protestantismus ausmacht, in ihr lebendig geblieben: die Wahrhaf- tigkeit, welche furchtlos und ungeblendet durch das Licht der Erkenntnis unbe- kannten Zielen hoffend und glaubend zustrebt und in der Unterwürfigkeit unter die Glaubensformen abgestorbener Kulturen statt des Glaubens vielmehr Kleingläubigkeit, Selbstbetrug und Gewissenlosigkeit zu sehen sich für berech- tigt halten darf.

Auch in die Charite hatte der von dem König gepflegte Geist seinen Einzug gehalten, mit den Diakonissen von Kaiserswerth, welche im Sommer 1843 als

Erstes Kapitol. Romantik und Realitäten. 179

Krankenschwestern eingesetzt wurden: zum größten Unwillen der Generalärzte selbst; Wiebel, der ganz in dem rationalistischen Zeitalter aufgewachsen war, sagte den jungen Chirurgen geradezu, die Frauen seien gesandt, um sie zu moralisieren, er werde sie aber beschützen. Es schien dann wirklich einen Moment, als ob Eichhorn, der überhaupt nicht gern an die Sache heran- gegangen war, sie zurückziehen würde. Unterdes aber war Pastor Fliedner selbst vom Rhein herbeigekommen; und er und sein Freund Bodelschwingh, „die alte Betschwester", wie Virchow schreibt, setzten es, von der Gunst des Königs imd der Königin getragen, durch, daß die frommen Frauen blieben, die nun am 15. Juni feierlich introduziert wurden. Die Aufregung darüber in der Charite war so groß, daß man bereits sagte, der Direktor wolle abgehen und der Militär -Medizinalstab werde alles Anrecht darauf verlieren, die ärztlichen Stellen in der Charite zu besetzen; die Existenz des Institutes selbst schien bedroht.

Yirchow hatte für seine Person längst allen Respekt vor dem alten Wahn ver- Wendung zum loren. Zu Weihnachten 1840 hatte er den Eltern noch ein Bild des Herrscherpaäres verehrt fünf Jahre später trug er ihnen schon fast sozialistisch lautende An- sichten vor, wie sie nur wenige Radikale damals bekannten. Je näher die Revolution kam, um so turbulenter wurde seine Stimmung. Im Februar 1848 erhielt er vom Ministerium den Auftrag, gemeinsam mit Geheimrat Barez die Hungerdistrikte Oberschlesiens zu bereisen, um die Seuche, die das Elend zur Folge gehabt, zu studieren. Da trat ihm nun der ganze Jammer einer kulturlosen, geistig und leiblich verkommenen Arbeiterbevölkerung entgegen. Er wollte alles nur dem herrschen- den System, der Pfaffenwirtschaft und einer starrköpfigen und beschränkten Bureaukratie zur Last legen. Schon war er auf dem Heimwege, als ihn die Nachrichten von dem Beginn der Unruhen in Berlin trafen und eilig nach Hause trieben. Auch ihn fand der Ausbruch geradeso unvorbereitet wie alle Welt;

erst nach Jahren hatte er ihn erwartet. Er hatte nicht einmal gewünscht, daß es i" Revo- lution, zum Äußersten kommen möge, da er, wie er dem Vater nach der Heimkehr

schrieb, der Bevölkerung nicht die Ruhe und Ordnung zutraute, welche die

französische Umwälzung charakterisiert habe. Nun aber ergriff auch ihn der

Taumel. Am Nachmittag des 18. März half er beim Barrikadenbau und befand

sich während des Kampfes hinter der Barrikade, welche die Friedrichstraße von

der Taubenstraße sperrte; teilgenommen hat er doch nicht, da er nichts als eine

Pistole besaß und es zum Handgemenge hier so wenig kam wie an den meisten

andern Orten. Fortan nahm die Revolution alle seine Sinne gefangen. Er hatte

keinen andern Gedanken, als daß aus der ungeheuren Erschütteruni; die ganz rote,

die sozialdemokratische Republik hervorgehen müsse. In dieser Stimmung schrieb

er im Mai den Bericht über seine Reise nieder. Der Schlußabsclmitt zeigt, wie

er sich damals die Zukunft unseres Vaterlandes dachte: womöglich Ablösung

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der polnischen Untertanen vom preußischen Staat und ihre Vereinigung mit ihren slavischen Brüdern, zum mindesten aber Einführung aller kulturellen Errungenschaften und Freiheiten in Schule, Kirche und Gesellschaft bis zur Assoziation der besitzlosen Arbeit mit dem Kapital des Staates oder der Geld- aristokratie oder der kleinen Besitzer.

Virchow hat später gemeint, daß die politische Gegnerschaft zwischen Jo- hannes Müller und ihm zur Zeit der Revolution die gegenseitige Achtung nicht verringert habe; sowie er von sich selbst bekennen zu können geglaubt hat, daß er, wenn er auch Politik und Medizin nebeneinander getrieben, dennoch stets unver- brüchlich daran festgehalten habe, der Wissenschaft ihre volle Unabhängigkeit von der Politik zu wahren. Letzteres ist insofern gewiß richtig, als Virchow seinen politischen Ansichten auf seine Obduktionen und jegliche pathologisch - anatomische Beobachtungen und Experimente keinen Einfluß gestattete. "Wenn er aber darunter seine Wissenschaft in ihrem weiteren Umfange, als Heil- kunde und in ihrer sozialen Bedeutung, verstehen will, so waren vielmehr für ihn, wenigstens in seiner ersten Berliner Epoche, Politik und Medizin un- trennbar ineinander verflochten. Er war damals auch als Arzt durch und durch Parteihaupt und wollte nichts anderes sein; in diesem Sinne gründete er mit Reinhardt sein „Archiv" und mit Leubuscher im Sommer 1848 die Wochenschrift „Medizinische Reform", als deren Ziel er die demokratische Organisation der öffentlichen Gesundheitspflege proklamierte. Sein medizinisches Glaubensbekenntnis ging damals (es sind seine eigenen Worte) in seinem poli- tischen und sozialen auf. „Als Naturforscher u; schreibt er dem Vater, „kann ich nur Republikaner sein, denn die Verwirklichung der Forderungen, welche die Naturgesetze bedingen, welche aus der Natur des Menschen hervorgehen, ist nur in der republikanischen Staatsform wirklich ausführbar". Die „geistige und leibliche Befreiung des Menschengeschlechtes" erschien ihm damals als ge- meinsame Aufgabe, als das Ziel der Geschichte. Wenn also Johannes Müller den „Volkstribun" von 1848 acht Jahre darauf nach Berlin zurückrief und ihm eine Provinz seines weiten Reiches abtrat1, so geschah es, weil Virchow seit- dem ein anderer geworden war, auch politisch, vor allem aber als Forscher. Die Würzburger Denn, vergessen wir es nicht, die große Zeit Virchows fällt in die Würz- burger Jahre. Dort wuchs er sich zu dem ersten pathologischen Anatomen seiner Zeit aus; dort hat er den Satz „Omnis cellula a cellula" ausgesprochen;

1) Schönlein hat sich wohl nicht widersetzt, aber auch nichts getan, um "Virchow zurück- zugewinnen; und wiederum war es Remak, politisch sein Gesinnungsgenosse, den Virchow auf seinem "Wege fand und verdrängte. Ebenso hat Schönlein 1849 nichts getan, um Virchow in Berlin zu halten (vgl. dessen Notiz in der Medizinischen Reform vom 1. Juni 1849, S. 260, und die Anmerkung zu der Gedächtnisrede auf Schönlein, S. 93).

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 181

die Grundlagen zu seinem größten Werk, der Zellularpathologie, und eine Fülle bahnbrechender Untersuchungen in seinem Archiv entstanden in diesen Jahren in denen er seine von allen Nebengedanken frei gewordene Kraft ganz auf Beruf und Wissenschaft gerichtet hielt.

Keaktionäre waren auch die drei andern, die wir nannten, gewiß nicht; Brücke, duBois- auch sie begrüßten die große Umwälzung, die ihrem Lehrer wie der Anfang Ähoit? vom Ende erschien, als das Morgenrot einer freieren und glücklicheren Zu- n vSchow." kunft. Aber ihre Stellung zur Wissenschaft war von vornherein eine andere als die Virchows, den sie von Johannes Müller eher hinwegbrachte, während jene sich ihm aufs engste verbunden fühlten. Auch Helmholtz, wie vor ihm Reichert, war ein Zögling des Friedrich Wilhelms -Instituts, in das er ein Jahr vor Yirchow aufgenommen war; zwei Semester vor ihm gewann er den Dok- torhut. Sie müssen also einander begegnet sein. Ob sie sich aber damals gekannt haben? In ihren Briefen, ihren Biographien findet sich davon keine Spur. Und ebensowenig in Helmholtz' Lebensgang irgend etwas von dem Wider- spruchsgeist, dem wachsenden Ingrimm Yirchows gegen das Institut, dem sie beide angehörten, und alles, was damit im Staatsleben irgendwie zusammen- hing. Die mancherlei Unbequemlichkeiten, die das Zusammenleben mit un- sympathischen Stubenkameraden mit sich brachte, ertrug Helmholtz mit gutem Humor. Manchmal packte ihn wohl ein Anfall von Ärger über Gott und die Welt, wie alle, die in das Institut, dem die akademische Freiheit mangelte, auf- genommen waren; besonders dem geistlosen Auswendiglernen von Muskeln über Muskeln, gebrauchten und ungebrauchten Rezepten war er gram. Aber er tröstete sich mit seinem geliebten Klavierspiel oder dem Besuch von Theater und Konzerten, und er vertiefte sich um so ausschließlicher in die Studien, die ihn nun bald zu gleichstrebenden Jünglingen, dem liebenswürdig behag- lichen Brücke und dem immer eifervollen du Bois-Reymond hinführten. Schon 1841 waren sie vereinigt und zugleich die Lieblingsschüler des Meisters ihrer Wissenschaft.

Am nächsten stand diesem du Bois-Reymond, der bereits 1840 Müllers Famulus geworden war. 1841 ward er an Stallmanns Stelle sein Amanuensis, und schon in diesem Jahr begann er über die tierische Elektrizität, einen Lieb- lingsstoff Müllers, zu arbeiten: das Thema seiner Dissertation und in der Weiter- führung die Basis seines Ruhmes und der Inhalt seiner Lebensarbeit. Alle drei aber waren ihrem Lehrer darin verwandt, daß sie die Wissenschaft nur um des Wissens willen trieben und alle und jede Beziehung zu andern außer ihr liegen- den Absichten von sich fernhielten. Du Bois gab sich seiner Aufgabe so aus- schließlich hin, daß er die Venia docendi, die er im Juli 1846 bekam, jahrelang unbenutzt ließ; einen Ruf nach Königsberg auf Burdachs Lehrstuhl, als Nach- folger Brückes, den er schon 1849 hätte bekommen können (denn er war an

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erster Stelle vorgeschlagen), ließ er vorübergehen, um sich seinem großen Werk, dessen erster Band im Jahr der Revolution erschienen war, ungeteilt widmen zu können; so ersetzte Helmholtz den dritten im Bunde, der damals nach Wien ging. Du Bois aber hatte, als er 1854 in Berlin zum Extraordinarius vorge- schlagen wurde (drei Jahre, nachdem er in die Akademie aufgenommen war), noch niemals an der Universität gelesen ; nur als Lehrer der Anatomie an der Akademie der Künste, wo er wieder Helmholtz abgelöst, hatte er, dessen Schüler später alle Lehrstühle der Physiologie in Deutschland und darüber hinaus besetzt haben, seine vielbewunderte Vortragskunst geübt.

Virchows methodische Grundsätze waren dieselben, welche jene drei zu ihren Erfolgen führten; um ihretwillen konnte er, wie gesagt, sich mit dem- selben Recht Müllers Schüler nennen: genaues Beobachten, exaktes Experimen- tieren, Isolierung des Objekts von nebensächlichen und von außen hineingetragenen Einflüssen, Fernhalten jedes a priori konstruierten oder aus Einzelheiten vor- schnell abgeleiteten Systems das alles gilt geradeso auch für ihn. Der Unter- schied liegt in der Zielsetzung. Yirchow wollte die Medizin in keinem Moment von ihrem Zwecke trennen. „Nach unserer Anschauung", so definierte er die „wissenschaftliche Medizin" in dem Programm, das sein Archiv eröffnete, „in- volviert der Begriff der Medizin, der Heilkunde, ohne weiteres den des Heilens, obwohl es nach der neuesten Entwicklung der Medizin so scheinen könnte, als wenn es darauf eigentlich nicht ankäme. Mediziner kann daher nur derjenige genannt werden, der als den letzten Zweck seines Strebens das Heilen betrachtet". Yon hier aus steht er der Physiologie mit Abneigung, ja fast feindlich gegen- über; er will sie als Yorbereitung und Grundlage der Medizin anerkennen, aber nur in Verbindung mit der Pathologie, als pathologische Physiologie sie in den Bereich der wissenschaftlichen Medizin aufnehmen; dann freilich sei sie die eigentliche, theoretische, wissenschaftliche Medizin, als die Lehre von den krank- haften Yerrichtungen, die Feste der wissenschaftlichen Medizin, an der die patho- logische Anatomie und die Klinik nur Außenwerke seien. Er verwirft geradezu den Begriff der „Wissenschaft an und für sich", der absoluten Wissenschaft, die nur um ihrer selbst willen getrieben sein wolle; sie ist ihm eine Phrase, ein Nichts; nur durch ihre Träger, die Menschen, sei die Wissenschaft ein Etwas. Auf dieses Streben nach absoluter Wissenschaft führt er es zurück, daß die Phy- siologie (so sagt er) dezennienlang der Medizin fremd geblieben sei, daß die medizinischen Anschauungen aller physiologischen Grundlagen, die Physiologie aller medizinischen Erfahrungen entbehrt habe. „Die wahre Wissenschaft1', so schreibt er in einem seltsamen Durcheinander der Gedanken, „besitzt die Fähigkeit des Könnens, und es ist ein allgemeines Gesetz, daß alles, was wirk- lich kann, auch will und zu einer Realität des Seins ringt. Es kommt aber nichts zu einer realen Erscheinung als im Leben, und wie die allgemeine philo-

Erstes Kapitel. Romantik und Eealitäten. 183

sophische Anschauung der Zeit die Richtung auf das Transzendentale weggeworfen hat, so hat auch der Standpunkt der absoluten Wissenschaft in der Medizin keine Herrschaft mehr. Gewiß, es tut der Würde der Wissenschaft keinen Eintrag, wenn sie den Kothurn verläßt und sich unter das Volk mischt; aus dem Volke wächst ihr neue Kraft zu". Wir sehen, es ist schon die Ineinssetzung von Demokratie und Heilkunde, zu der diese Gedanken hinführen; sie atmen bereits den Geist der Revolution. Virchow führt die Spaltung zwischen praktischer und wissenschaftlicher Medizin, die er aufgehoben wissen will, geradezu auf das Fern- halten der Revolution von Deutschland zurück und will sie daher nur hier wahr- nehmen; Frankreich und England hätten die Einheit, weil sie die Revolution voll- bracht, niemals aufgegeben.

Auch darin ist er ein anderer geworden. Sätze, wie diese, würde er in späteren Jahren nicht wiederholt haben; und die Arbeiten, die ihm seinen Welt- ruhm verschafft haben, beweisen, daß der Unermüdliche doch wohl die Wissen- schaft um ihrer selbst willen getrieben und geliebt hat. Aber verkennen läßt sich freilich nicht, daß die Problemstellungen der Physiologie in der Tat un- mittelbarer an die allgemeinen Naturwissenschaften heran und in sie hinein führen als die der pathologischen Anatomie und sich in gleichem Maße von der eigentlichen Heilkunde und ihren praktischen Zwecken entfernen. Wie es übrigens du Bois- Reymond selbst um die gleiche Zeit in der Vorrede zu seinem Meisterwerk, dem Programm der neuen physiologischen Schule, verkündigt hat: „Die Physiologie wird ihr Schicksal erfüllen und endlich aufgehen in der großen Staateneinheit der theoretischen Naturwissenschaften".

Wie leicht der Übergang für einen Physiologen zu finden war, zeigt uns das Beispiel von Hermann Helmholtz, den sein mathematisch -physikalisches Genie zu der Enthüllung des Grundgesetzes der modernen Naturwissenschaften führte, während er noch Eskadron -Chirurg bei den Gardedukorps in Potsdam war. Das war es ja, was von seinem Standpunkt aus Schultz- Seh ultzenstein der neuen Schule vorwarf: daß sie die Physiologie zur Physik stempele. Darauf beruhte die Stellung dieser Jünger der Berliner Schule, die sie über den Meister selbst hinaushob: daß sie die streng mechanisch -kausale Auffassung der Lebens- vorgänge als leitendes Prinzip der Forschung zur Herrschaft brachten; wie es wiederum du Bois-Reymond in jenem Programm definierte: „eine analytische Mechanik der Lebensvorgänge, die Zurückführung der Lebenserscheinungen auf Anziehung und Abstoßung der kleinsten Teilchen an der Hand der mathematischen Analyse".1 Darum war neben Müller vor andern Magnus ihr Lehrer, dem Helmholtz auf den Lehrstuhl der Physik unserer Universität gefolgt ist, und dem er in der Akademie die Gedächtnisrede gehalten hat. Während Virchow in dem

1) Siehe Enge lrn an ns Gedächtnisrede in den Abhandlungen der Kgl. Pr. Ak. d. "Wiss., 1898.

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Verein der Berliner Ärzte für wissenschaftliche Medizin für sein doppeltgewandtes Ziel tätig war, gründeten sie die Physikalische Gesellschaft; und während jener in seinem „Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie" seine Forschungs- ergebnisse und Forderungen vortrug, legten sie in der Zeitschrift „Fortschritte der Physik" ihre Entdeckungen nieder.

Damit aber kamen sie an die Grenze heran, hinter der die tiefsten Probleme, der Freiheit und des Bewußtseins, lagen, und vor der auch sie auf ihrem Wege haltzumachen sich gezwungen sahen sei es mit einem „Ignorabi- mus" oder mit dem Versuch, an ihrer genaueren Festsetzung mitzuarbeiten. Hier hat Helmholtz, der durch seinen Vater, den alten Fichtianer, den Freiheitskämpfer von 1813, von früh an auf jene Grenzlinie hin und über sie hinweg gewiesen war, tiefer gegraben als seine Freunde je gelangten. Indem er mit einer unüber- troffenen Vorsicht und Beharrlichkeit, alle Philosophie ausstoßend, die innerhalb der Erfahrung liegenden Probleme bis an die Grenzen ihrer Erkennbarkeit ver- folgte, hütete er sich doch ebenso ängstlich, diese zu überspringen; auch jenes Wort einer definitiven, den Zweifel selbst ausschließenden Resignation würde ein Helmholtz nie ausgesprochen haben. Eben dadurch wurde er zurück zu Kant geführt. Niemals war er so verwegen, die Sphäre der sittlichen Freiheit den in der Natur obwaltenden Gesetzen zu unterwerfen; aber er ließ sich auch niemals die Freiheit beschränken, diese Gesetze so weit zu verfolgen, als sie seinem Ver- stehen offenlagen. „Wir können aber den Mechanismus der Materie nicht dadurch besiegen, daß wir ihn wegleugnen, sondern dadurch, daß wir ihn den Zwecken des sittlichen Geistes unterwerfen. Wir müssen seine Hebel und Stricke kennen lernen, um sie nach unserem eigenen Willen regieren zu können, und darin liegt die große Bedeutung der physikalischen Forschung für die Kultur des Menschengeschlechtes und ihre volle Berechtigung begründet": so sprach er in seinem Königsberger Vortrag über Goethes naturwissenschaftliche Arbeiten. Den Glauben an die sittlichen Zwecke der Menschheit ließ er sich nicht rauben; und er durfte es, weil die Furchtlosigkeit, mit der er gottgegebene Kraft an die Lösung seiner Probleme setzte, selbst wieder in sittlicher Energie und in dem Bewußt- sein der Freiheit wurzelte!

Jedoch haben wir kaum ein Recht dazu, des Mannes, der in der Geschichte unserer Universität und mögen Jahrhunderte darüber hingehen eine der leuchtendsten Gestalten bleiben wird, an dieser Stelle zu gedenken: weil er damals noch gar nicht zu ihren Lehrern zählte und ihr nicht einmal direkt als Schüler angehört hat. Als er nach Berlin zurückkam, stand er auf der Höhe des Ruhmes: Königsberg, Bonn und Heidelberg waren dessen Stätten geworden; hier waren die Werke geschaffen, die seinen Namen über die Erde hin getragen haben; auch das Gesetz, das er den Freunden in der Physikalischen Gesell- schaft zuerst verkündigt, ist erst in diesen Jahren nach seiner weltumfassenden

Erstes Kapitel. Romantik und Realitäten. 185

Bedeutung recht gewürdigt worden. Diese drei Hochschulen, Heidelberg vor allem, haben noch größeren Anspruch als wir, ihn unter ihren Heroen zu verehren, und so ist ihm denn auch von Heidelberg her das würdigste Denkmal gesetzt worden.1

1) So hat auch auf Brücke Wien viel mehr Anrecht als Berlin, obschon dieser Berliner von Geburt war, an der Berliner Universität fast ausschließlich studiert hat. in Berlin Doktor geworden (November 1842), Müllers Assistent (1843) und Privatdozent (Dezember 1845) gewesen ist. Denn der Wiener Periode gehören die Werke an, die seinen Weltruhm begründen; seine ganze Lohr- und Forschertätigkeit war von 1849 bis an sein Ende (1892) an Österreichs Hauptstadt geknüpft.

Anders steht es mit Gustav Adolf Lauer (1808 1892), Kaiser "Wilhelms I. langjährigem Lauer. Leibarzt, der von seiner Habilitation (1845) ab, seit 1880 als ordentlicher Honorarprofessor, in der Chronik der Universität geführt worden ist. Für unsere Universität ist er dennoch ein Außen- stehender gewesen; seine Wirksamkeit gehört ganz dem Friedrich Wilhelms -Institut und dem Militär- Medizinal wesen an, dessen Reorganisator er wurde; wissenschaftlich ist er nur wenig hervor- getreten. — Letzteres gilt auch von Heinrich Friedrich Ludwig Ebert (1814 1872), 1845 Ebert. habilitiert; 1867 Extraordinarius; sein Gebiet waren Frauen- und Kinderkrankheiten; auch als Lehrer hat er wenig bedeutet. Gleich ihm ein Berliner und fast ganz in Berlin gebildet war Karl Gustav Theodor Simon (1811 1857), als Praktiker, Lehrer und Schriftsteller regsam K.G.Th. Simon. und von nicht geringem Einfluß; seine Verdienste liegen auf dem Felde der Dermatologie.

Zweites Kapitel.

Revolution und Reaktion. 1. Der Senat und die Studentenschaft. Friedfertigkeil j)as Semester, das mit den Barrikadenkämpfen im März 1848 ein so blutiges

des Senats.

Ende nehmen sollte, begann sehr ruhig, und auch in seinem Verlauf deutete zunächst nichts auf die Stürme hin, welche die Zeit in ihrem Schöße trug. Die Spannung zwischen Ministerium und Universität war geblieben, und die Gegen- sätze waren kaum gemildert; aber der aufreizende Reformeifer des Ministers, der die ersten Jahre der neuen Regierung so unruhvoll gemacht hatte, war an dem passiven Widerstand der Fakultäten erlahmt oder hatte einer milderen Praxis Platz gemacht; und im Senat war, nachdem er mit seinem unter Stahls Führung im Sommer 1846 unternommenen Anlauf, die Berufungen ganz an die Fakultäten zu bringen, gescheitert war, die konservative Haltung, die er immer beobachtet, noch stärker geworden; man liebte sich nicht, aber man ging sich aus dem Wege. DiszipHniemng Bezeichnend hierfür ist die Haltung, welche der Senat in dem Disziplinar-

Jlicholets. ° '

verfahren einnahm, das Michelet im Januar 1847 durch seinen unzeitgemäßen Bekennermut sich zugezogen und unter dessen Folgen er fortdauernd zu leiden hatte. Den Anlaß dazu hatte er durch einen Artikel in der Vossischen Zeitung gegeben, worin er sich seiner Glaubensgenossen von der französisch -reformierten Gemeinde in Königsberg annahm, die ihrem freisinnigen Prediger Detroit in seinem Streit mit dem Konsistorium (er hatte das Apostolikum aus der sonntäg- lichen Liturgie weggelassen) treu geblieben waren und lieber ihre Kirche ge- schlossen hatten, als daß sie den an die Stelle ihres Hirten Gesetzten sich auf- drängen ließen. In seiner Darstellung des Vorganges hatte Michelet, der mit gewohnter Hitze für Gedankenfreiheit und die von den Vorfahren ererbten Privi- legien seiner hugenottischen Brüder focht, die Tatsachen nicht ganz richtig wieder- gegeben; er hatte von der „Schließung der Kirche" gesprochen und dadurch den Anschein erweckt, als sei diese durch die kirchliche Behörde selbst vorgenommen worden, während sie nur Folge und Wirkung ihres Eingriffs in die Rechte oder in die Ansprüche der Gemeinde gewesen war. In dem dreimaligen Verhör, das zunächst Eichhorn ganz persönlich, danach Ladenberg und Lehnert mit ihm vornahmen, versteifte er sich auf jenen Ausdruck, in dem er nur eine gramnia-

Zweitos Kapitel. Revolution und Reaktion. 187

tische Inkorrektheit anerkennen wollte, und ließ sich durch kein Einreden davon abbringen. Eine Fürbitte, die der Senat für den Kollegen einlegte, fruchtete nichts; unter Verleugnung seiner ganzen Vergangenheit wandte Eichhorn, hinter dem der König selbst stand, die volle Schärfe des Gesetzes gegen den verruchten Hegelianer: am 15. April 1847 ward Michelet seiner Ämter an der Universität Avie am Französischen Gymnasium mit Entziehung der Pension entsetzt.1 Es schien ein neuer Fall de "Wette werden zu sollen. Freilich, das Gesetz gab Eichhorn recht: das Gesetz vom 12. April 1822, dessen Entstehung aus der Reaktion jener Jahre, deren Höhepunkt es bezeichnet hatte, wir kennen gelernt haben, Tzschoppes Machwerk, die Kabinettsordre des verstorbenen Königs, welche alle Lehrer und Geistlichen der ministeriellen Willkür ausgeliefert hatte und gegen Eichhorns besten Freund, Friedrich Schleiermacher, ganz persönlich gerichtet gewesen war.2 Indessen gründete der Minister sein Urteil gar nicht im Sinne jenes Gesetzes auf die Kirchen- und Staatsgefährlichkeit des Artikels, sondern stützte sich nur wieder auf das Mißverständnis oder das fahrlässige Urteil Michelets, das dieser übrigens in dem Verhör bereits bedauert und halb zurückgezogen hatte; indem er so dem Vorwurf der Gewissensbedrängung auswich, häufte er auf den Angeschuldigten die härtesten Anklagen der Leidenschaft und Leichtfertigkeit, ja sogar des Mangels an strenger Wahrhaftigkeit ein Vorgehen, das mindestens ebenso zweideutig genannt zu werden verdient, wie die Versuche Michelets, sich herauszureden, gewesen sein mögen. Jedoch war es noch nicht das letzte Wort dieser Regierung, die immer halb nahm und halb gab, halb beguadigte und halb verdammte. Denn der König bestätigte zwar das Urteil, suspendierte aber die Vollstreckung auf so lange, als der Beklagte keinen Anlaß zu neuem Ein- schreiten geben würde. Und so erhielt Michelet, aber mit diesem Zusatz, eine bloße Verwarnung.

Am 15. Mai 1847 brachte Böckh die Verfügung des Ministers im Senat zum Vortrag. Was hätte näher gelegen, als diesen Vorgang (in den Wochen, da der Vereinigte Landtag beisammen war und ein Beckerath und Georg von Vincko für Freiheit und Recht im Staate fochten) zu benutzen, um gegen ein Edikt zu protestieren, welches die Lehrer der Jugend noch unter das Maß persönlicher Verantwortlichkeit herabdrückte, das der absolute Staat seinen Verwaltungsbeamtt'ii gönnte! In der Tat entschloß sich der Senat3 nach langer und eingehender Debatte zu einer Immediatvorstellung, worin er auf die Gefährdung der Lehrfrei- heit, sowie Freiheit der Professoren als Schriftsteller und als Redner der Universität

1) Seine Gehälter betrugen zusammen 1100 Taler, wozu noch seine in den letzten zwei Jahren bis auf 500 Taler gesteigerten Kolleghonoraro kamen. Vermögen besaß er außer dem Er- sparten nicht.

2) Siehe Bd. II, 1, S. 144 ff.

3) Gegen zwei Stimmen, wohl die Lohnerdts uud Neanders.

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hinwies.1 Auch dem Minister sollte in demselben Sinne berichtet werden; ja, man beauftragte sogar die Kommission, welche beide Schriftsätze zu entwerfen hatte, eine Abänderung des bestehenden Disziplinarverfahrens gegen die Pro- fessoren und ihre Gleichstellung mit den übrigen Beamten in Erwägung zu ziehen, da ihre exzeptionelle Stellung ihre Ehre beeinträchtige. Ein Erfolg war diesen Vorstellungen nicht beschieden. Der König erklärte durch Kabi- nettsordre vom 11. Juni 1847, daß es bei der getroffenen Entscheidung bleiben müsse; und sein Minister lehnte unter Hinweis hierauf mit gewohnter Schroff- heit jede Beantwortung der eingehenden, von Böckh selbst verfaßten Eingabe des Senats ab. Noch einmal versuchte der Rektor persönlich, jedoch im Auftrage des Senats, Michelet zu einer Immediateingabe zu bewegen, worin er seine Reue über seinen Fehlgriff aussprechen möge; der König selbst hatte auf diesen Aus- weg hingedeutet. Auch das war umsonst. Michelet verstand sich und wer möchte es ihm heute verargen! nur zu einem Rekursgesuch, und dies wies wieder der König ab. Und so blieb das Damoklesschwert über dem tapferen, aber unbesonnenen Mann hängen, zur unverdienten Unehre für ihn und für die Universität bis die Revolution es hinwegnahm.2

Ruhige Haltung -^-je imter den Professoren, ging es auch in der Studentenschaft in den

schaft letzten Jahren vor der Revolution und bis an die Schwelle des großen Ereig-

vor Ausbruch

(°rEinJ°Uk 1) Für den letzten Punkt trat besonders Böckh als Professor der Eloquenz ein, dessen Pro-

imd Tendenz der gramme und Eeden seit Jahren in der Presse beider Parteien als Äußerungen der liberalen Oppo- akademischen sition ausgedeutet wurden; wie sie denn in der Tat regelmäßig (nur in feinerer, geschliffenerer Form , als es Eaumer in der Akademie gelang) schon in der Themenstellung Proteste waren gegen die Einengung der wissenschaftlichen Freiheit durch die Regierung. Zeitweise hatte dies zu scharfer Spannung zwischen ihm und dem Ministerium geführt. Ein Fackelzug, den die Studenten dem gefeierten Lehrer im November 1843 zu seinem Geburtstag bringen wollten, ward verboten; und als sie im Jahr darauf ihre Ovation in Form eines Ständchens erneuerten, führte ein Zeitungs- bericht über die Ansprache, die Böckh dabei gehalten, sogar zu seiner Vernehmung, die unmittelbar aus dem Kabinett befohlen war. Eine öffentliche Erklärung, in der Böckh die "Wiedergabe seiner "Worte als verzerrt bezeichnete, hatte den Frieden wiederhergestellt; aber es ist verständlich, daß er nach solchen Erfahrungen weitere Anfechtungen besorgte und sich daher vom Senat, und zwar durch die Hand des Universitätsrichters, ausdrücklich bescheinigen ließ, daß die neue Rede für den 3. August, die er bereits vorbereitet hatte, und die des Protestes der Universität gegen die Karlsbader Beschlüsse und der Entsetzung de "Wettes Erwähnung tat (vgl. Bd. II, 1, S. 99 f.), nichts enthalte, was ihn mit den von dem Herrn Minister ausgesprochenen Grundsätzen in Konflikt bringen könnte. Siehe die Personalakten im K. -M., Zentralbureau, Litt. B 37; vgl. Hoffmann, S. 114 ff., 330 f.

2) Die Amnestie vom 19. März hätte wohl genügt, um das Dekret zu annullieren. Und Graf Schwerin, der vermutlich hierin wie in andern Stücken den alten Räten folgte (seit dem 7. April war auch Lehnert im Ministerium), hätte es am liebsten dabei gelassen; es war ein hartes Stück, den König in dieser von ihm so persönlich und aus seinem eigensten Empfinden heraus betriebenen Angelegenheit umstimmen zu müssen. Aber Michelet ließ niebt nach und erreichte in wiederholten Eingaben schließlich, daß die Suspension auch formell zurückgezogen wurde (8. Juni 1848). Die gesamten Akten im U.-A. Phil. Fak. U. 19. Dazu die Senatsprotokolle Litt. G. Nr. 1. Vol. XIII und die Sitzungsprotokolle der Philos. Fak. Litt. G. Nr. 7. Vol. H.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 189

nisses auffallend ruhig zu. Daß sie ohne Anteil an den Ideen der Zeit gewesen, soll damit nicht gesagt sein. Die Ideale, zu denen die alte Burschenschaft sich bekannt hatte, waren nicht erloschen, sie hatten sich nur schärfer ausgebildet und voneinander geschieden; auch die Radikalen vom Schlage der Kriege und Schauenburg waren nicht ausgestorben, und das Mißtrauen der Kommilitonen gegen die Regierung, die zwischen den sich bekämpfenden Strömungen ihren schwankenden Weg ging, die Gleichgültigkeit und Abneigung gegen ihre halben Reformen und romantischen Velleitäten waren nicht geringer als in der Berliner Bürgerschaft: aber die Aufwallungen, die wir früher parallel zu den Konflikten des Senats und der Fakultäten mit dem Ministerium in ihr wahrnahmen, hatten sich in den letzten Jahren gelegt; zu allgemeinen Demonstrationen war es seit Lach- manns Rektorat nicht mehr gekommen. Die Studentenschaft war im ganzen so ungegliedert geblieben, wie seit der Auflösung der Arminia unter Altenstein; die paar Verbindungen, die sich seit einigen Jahren aufgetan, fristeten im verborgenen ein kaum beachtetes Leben; sie waren wesentlich landsmannschaftlichen Charak- ters und zumeist kaum mehr als Kneipgesellschaften; Senat und Universitätsgericht ließen sie unbehelligt, sei es, daß sie ihnen wirklich unbekannt blieben, oder daß sie als harmlos betrachtet wurden. Diese Apathie, die wir in allen Kreisen der Berliner Bevölkerung bemerken, dauerte noch an, als die Revolution jenseits der Alpen und des Rheins Staat und Gesellschaft bereits aus den Fugen hob; wir haben mehr als ein Zeugnis dafür, daß der Taumel, der die akademische Jugend Berlins im März 1848 fortriß, ganz plötzlich, ohne sich vorher angekündigt zu haben, über sie kam.

Erinnern wir uns an dieser Stelle des Anblicks, den uns Berlin und seine Erinnerung

' an 1813.

Universität in dem Jahre der Erhebung gegen die französische Knechtschaft dar- boten, so wird uns der Gegensatz deutlich, in dem das „tolle Jahr" zu dem glor- reichsten in der Geschichte unserer Hochschule steht. Damals hatte sie die Führung gehabt. In ihr hatte sich das heilige Feuer entzündet und ihre größten Lehrer waren seine Priester gewesen; mit Wort und Tat waren sie, als Freunde und Genossen der nationalen Helden, die Führer in dem Kampf für des Vater- landes Freiheit geworden; die ganze Universität, Professoren und Studenten, waren von dem einen Geist durchdrungen gewesen. Jetzt aber, da das alte Preußen abermals zusammenbrach, ward auch die Universität von der allgemeinen Verwirrung erfaßt und folgten die einzelnen Gruppen, Lehrer wie Schüler, jeder Richtung, welche die wildflutende Strömung einschlug.

Es war die Explosion in Paris, welche auch in Berlin die Geister weckte Eindruck

■tr ' Pariser

und die politische Schlafsucht, in der der Polizeistaat die Bevölkerung fesige- Beroiuäwi. halten hatte, verscheuchte; von dem Moment ab, wo die Regierun- die zurück- gehaltenen Depeschen durchließ und in der Staatszeitung selbst publizierte Ministerwechsel, Thronwechsel, Umsturz des Thrones und Erklärung der Republik,

190 Drittes Buch. Auf dem *Wege zur deutschen Einheit.

alles an einem Tage, dem 28. Februar , war der Bann gebrochen und sah alle Welt auch den eigenen Staat vor Krieg und Revolution gestellt. Dennoch ging die erste Märzwoche fast vorüber, bevor das Erdbeben, das die Rheinlande und den Süden Deutschlands sofort ergriffen hatte, das Zentrum des preußischen Entlassung Staates erreichte. Den Anstoß gab ein neues Hervortreten des Königs selbst:

der vereinigten ° °

Ausschüsse, die Ansprache, mit der er am Vormittag des 6. März die vereinigten Ausschüsse der ProvinziaJlandtage, die seit dem Januar getagt hatten, in die Heimat entließ; indem er die Periodizität des Vereinigten Landtags, um welche die Stände im Sommer vergebens petitioniert hatten, verhieß, wähnte er den Ansturm noch hemmen und die Bewegung zu dem von ihm gewünschten Ziel hinleiten zu können. Es war eine Erklärung ganz in dem Stil, den Friedrich Wilhelm liebte. Aller Akzent war auf das vaterländische Empfinden, auf die Gefahr eines neuen Krieges mit dem revolutionierten Frankreich, auf das Beispiel der Väter und die Jugendtaten der Alten gelegt. Als müsse der Krieg in jeder Stunde ausbrechen! Ein neuer Aufruf an sein Volk: „Lasset alle Parteien ruhen, sehet nur auf das Eine, was Not tut, wenn wir mit Ehren und Segen aus dem Sturm hervortreten wollen, den unsere Einmütigkeit, unsere Haltung, unser Beispiel unter Gottes gnädigem Beistand allerdings beschwichtigen kann. Schart Euch, wie eine eherne Mauer, in lebendigem Vertrauen um Euren König, um Euren besten Freund!" Dabei aber nichts als die Übertragung des Rechtes, das die vereinigten Aus- schüsse schon besaßen, auf den Vereinigten Landtag, und das Versprechen, ihn im Moment der Gefahr zu berufen, sobald die Maßregeln, welche der König für Preußens und Deutschlands Sicherheit ergreifen müßte, den Beistand seiner getreuen Stände erfordere, spätestens dann, wenn der allgemeine Ruf zu den Waffen erschallen werde. Und das alles, nachdem die meisten der kleinen Regierungen bereits vor zum Teil radikalen Forderungen kapituliert, der Bundes- tag selbst die Trikolore angenommen und die liberalen Wortführer der Nation von Heidelberg her ein deutsches Parlament auf Grund direkter Wahlen gefor- dert hatten!

Erste zelten- Noch am Abend des Tages brachte die Staatszeitung den neuen Erguß der

Versammlung, .

g. März, königlichen Beredsamkeit zur allgemeinen Kenntnis, und alsbald trat man in ver- schiedenen Kreisen zusammen, um eine Antwort oder Manifestation wozu ja die Ansprache fast aufgefordert hatte zu vereinbaren. So auch eine Gruppe von Studenten, mit denen sich Schüler von der Gewerbeakademie und der Kunst- akademie vereinigten.1 Da man in der Stadt einen geeigneten Raum nicht

1) Junge Künstler und Studenten nennt Wolff in der „Berliner Revolutions- Chronik", I, S. 14, Studenten und Polytechniker Karl Ludwig Ägidy in. der anonym erschienenen Gegen- schrift gegen Heinrich Leos ebenfalls anonym veröffentlichte „Signatura temporis", S. 96. Man wird vielleicht beide Angaben vereinigen können. Ägidys eigene Schrift ist, obschon sonst eine Hauptquelle für die Vorgänge in der Berliner Studentenschaft, mit Vorsicht zu benutzen. Das

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 191

fand, zog man hinaus zu den Zelten in einen Saal, der schon einmal, im August 1845, als Versammlungsort für eine Demonstration gegen die Regierung, einen Protest zugunsten der Lichtfreunde, gedient hatte.1 Doch war die Ab- sicht der Studenten keineswegs auf einen Protest gerichtet; sie wollten vielmehr eine Kundgebung des Dankes für die nationalen und freiheitlichen Hoffnungen veranstalten, denen die Erklärung des Königs Raum gegeben habe. Schon aber hatten sie nicht mehr die Führung. Gleich anfangs hatten sich Schriftsteller von Profession unter sie gemischt, die Herren Löwenberg und Löwinson, Schaßler und Oppenheim, oder wer es sonst sein mochte2: die Literaten von der „Zeitungs- halle", welche auch bei Stehely und in den Lesekabinetten, wo die fremden Zei- tungen auslagen, und die deshalb in diesen Wochen überfüllt waren (denn die einheimische Presse wagte unter dem Druck der Zensur sich kaum zu rühren), das große Wort führten. Jetzt waren sie aus ihrem Hauptquartier, der Redak- tion ihres Blattes in der Oberwallstraße, ausgebrochen, um die akademische Jugend als Vorspann für ihre radikalen Absichten zu benutzen. Bei ihren Jahren und mit ihrer überlegenen Dialektik gelang es ihnen ohne Mühe, die Ver- sammlung, bei der sich gewiß noch andere, nichtakademische Elemente einge- funden hatten, zu dem Gedanken einer Adresse zu bestimmen, in der nach dem französischen Muster (denn Nachahmung war ja alles in dieser Revolution) dem König die Wünsche des jungen Deutschlands vorgetragen werden sollten: eine „Adresse der Jugend" sollte es werden; und auch die Arbeiter hofften sie zu gewinnen. Recht im Gegensatz zu dem vaterländischen Ton in den Reden der Gegner und in der Ansprache des Königs legten sie alles Gewicht auf die frei- heitlichen Forderungen, die sie im Sinne der internationalen Demokratie formu- lierten. Die Versammlung wurde schließlich so aufgeregt und die von einem lärmenden Chorus unterstützten oder bekämpften Anträge so toll, daß die national Gesinnten den Saal verließen, wo nun die Zurückbleibenden, darunter gewiß auch mehr als einer der jungen Akademiker, eine Kommission zur Abfassung der Adresse wählten.

gleiche gilt von einer handschriftlichen Quelle, die mir durch die Güte des Besitzers, Herrn Sanitätsrat Dr. Paul Börner in Erfurt, zugänglich gemacht wurde. Es ist eine Geschichte der Berliner Studentenschaft von der Hand seines Vaters, des Studiosus Paul Ludwig Börner, der zu den ganz Radikalen zählte und von diesem Standpunkt aus, unter Benutzung mancher Literatur, u. a. auch der Ägidyschen Schrift, 1851 seine Erinnerungen in einem dicken Bande aufgezeichnet hat; leider bricht er bereits mit dem Zug zum Friedrichshain am 4. Juni ab. Für die Stimmungen und den Stimmungswandel unter den Studenten ist die Erzählung sehr wertvoll; auch sind die Schilderungen farbig und charakteristisch.

1) Es war das Zelt Nr. 1.

2) Genannt werden sie in den erwähnten Berichten nicht. Da aber Dr. Löwenbi Sammlung des nächsten Abends leitete und mit Dr. Schaßler und Dr. Löwinson in der dort erwählten Adreßkommission war, so darf man sie vielleicht als anwesend voraussetzen; auch Dr. Oppenheim trat in den späteren Versammlungen stark hervor.

192 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

D'stD deut^811 Doch gaben die ausgewanderten Studenten ihren Plan nicht auf, sondern such-

unter Führung ten ihn jetzt innerhalb der Universität zu verwirklichen; schon am nächsten Morgen

Ägidys wollen °

dem König trat deshalb eine Anzahl von ihnen aufs neue zusammen. Ihr Führer war der

einen Fackelzug

bringen. Ostpreuße Karl Ludwig Ägidy, der sein reichbewegtes Leben als Lehrer an unserer Universität beschlossen hat. Schon damals hatte er, so jung er war, eine politische Vergangenheit. Im Herbst 1842 an seiner Heimatsuniversität immatrikuliert, Mitglied der Hochhemia, einer Verbindung mit burschenschaft- lichen Idealen, der unter andern der Minister Hobrecht, Julian Schmidt und Kobert von Keudell angehörten, war er 1843 als Teilnehmer an einer studentischen Demonstration für die Preßfreiheit konsiliiert worden und nach Heidelberg ge- gangen, wo er sich besonders an Gervinus anschloß. Seit Michaelis 1845 war er in Berlin, immer noch mit seiner staatsrechtlichen Dissertation beschäftigt, daneben aber, und vielleicht in höherem Grade, als Korrespondent der Deutschen Zeitung tätig, wofür Gervinus ihn gewonnen hatte. Es mochte damals wenige ältere Semester an der Universität geben, wenige auch, die so wie Ägidy über die Fragen, welche die Zeit bewegten, nachgedacht hatten, und gewiß nie- mand, der es ihm an vaterländischer Begeisterung zuvortat. Nehmen wir hinzu, daß ihm auch die volltönenden Worte so wenig fehlten wie seinen Gegnern, so erklärt sich die Rolle, die der kleine Mann von Anbeginn der Revolution unter seinen Kommilitonen gespielt hat. Mit ihm verbunden waren Rudolf Elvers, der Sohn des Rostocker Juristen, Hubers Biograph, ferner Friedrich Eggers, Fontanes geistreicher Freund und Tunnelgenosse, und ein Studiosus juris von Bojanowski, der am Nachmittag des 18. März im Straßenkampf am Oranienburger Tor gefallen ist, eines der wenigen Opfer, welche die Berliner Studentenschaft dem Dämon der Revolution hat bringen müssen. Diese Vier erscheinen unter einer Eingabe an Rektor und Senat, worin sie namens der an jenem Vormittag versammelten Kommi- litonen um die Einräumung der Aula für eine allgemeine Studentenversammlung baten, um am Freitag, dem 10. März, als dem Geburtstage der Königin Luise, Sr. Majestät dem König einen solennen Fackelzug darzubringen, „aus Anlaß" [wir hören Ägidy!] „der durch die Königliche Thronrede vom 6. März erweckten frohen vaterländischen Hoffnungen und zur freudigen und festlichen Aussprache ziehen den dieser Hoffnungen". Jedoch schon am nächsten Tage sahen sich die guten Jungen

Antrag zurück. _ ° ° °

genötigt, ihr Gesuch „aus überwiegenden Gründen", wie sie sich ausdrückten, zurückzunehmen; sie waren durch den "Widerspruch, den sie in einer großen Studentenversammlung gefunden, dazu gezwungen worden. Und in der Tat, müssen wir sagen, war eine solche Demonstration in diesem Moment, wo die revolutionäre Bewegung schon über die Ufer zu treten und die Grundlagen der Monarchie zu unterspülen drohte, nicht mehr zeitgemäß. Es war eine Zeit des Forderns geworden, und nicht des Dankens; man hätte, wie die Antragsteller selbst einsahen, statt einer Ovation wahrscheinlich einen Volksauflauf hervor-

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 193

gerufen. An demselben 7. März, wo die Vier dem Rektor ihre Eingabe über- Zweite Zeiten -

Versammlung,

reichten, legten die Literaten unter den Zelten einer neuen Versammlung zwei :. März. Adreßentwürfe vor. Sie war bereits weit besuchter als die erste und trug einen ganz andern Charakter; die Studenten, die daran teilnahmen, verschwanden unter den Hunderten von Bürgern und älteren Akademikern, die sich eingefunden hatten. Der Gedanke einer „Adresse der Jugend" wurde fallen gelassen und der radikale Ton, den die Herren von der Zeitungshalle einzuschlagen gewünscht, durch die Versammlung selbst gemildert; die Adresse, die man einer Deputation von zehn Mitgliedern (darunter wieder die Herren Löwenberg, Schaßler und Löwinson) zur Überreichung an Se. Majestät anvertraute, glich nun im wesent- lichen den Forderungen, welche den kleinen deutschen Regierungen abgetrotzt waren. Zu gleicher Zeit zirkulierte in der Bürgerschaft ein Antrag an die Stadt- verordneten, ihrerseits sich mit einer Adresse an den Thron zu wenden. Diese, über die am 9. März in öffentlicher Sitzung verhandelt wurde, war gemäßigter; der Appell des Königs an die vaterländischen Empfindungen, der Hinweis auf die Gefahren eines Krieges gegen den Erbfeind im Westen, der in der Zeltenadresse kaum berücksichtigt war, fand ein volleres Echo; aber auch hier legte man den Ton auf die liberalen Forderungen, ohne die der Sturm, er komme von "Westen oder von Osten, nicht bestanden werden könne.

So mischten sich nun auch die Studenten in den allgemeinen Chor ein. Das studentische

Forderungen.

Universitätsarchiv bewahrt mehrere Anschläge, auf denen ihre Wünsche verzeichnet waren; der Pedell Schade hatte sie abgenommen und dem Universitätsrichter über- geben. Darunter, in zwei Exemplaren, eine Einladung vom 9. März zu einer all- gemeinen Versammlung auf den nächsten Abend im Auditorium Maximum, um den Senat zu bestimmen, „daß auch er die allgemeinen Wünsche des Volkes bei Sr. Majestät dem Könige bevorworten möchte". Ein anderer, undatierter Anschlag forderte die Kommilitonen zur Teilnahme an einer der Versammlungen unter den Zelten auf. Daneben aber hatten die jungen Herren auch ihre besonderen Anliegen. Diese offenbart uns ein dritter Zettel, wieder undatiert und, wie die andern, ohne Unterschrift: „Nieder mit Eichhorn!! Von Seiten der Universität beantrage man vollständige Lehr- und Lernfreiheit. Keine Honorare mehr! Keine Promotions- gebühren mehr!! Freie Erziehung! Nochmals: nieder mit Eichhorn!"

Die auf den 10. März angesagte Versammlung kam wirklich zustande; aller- studmt«-

00 " Versammlung

dings nicht im Auditorium 6, denn dies hatte der Rektor schließen lassen; man fand m 10. lUn. aber ein anderes offen, in dem soeben gelesen war und noch einige Lampen brann- ten. Sie soll aber sofort, und zwar durch die Wingolfiten, gesprengt worden sein.1

1) Vgl. die Geschichte des Berliner Wingolf; Berlin 1850, S. 71. Ihr Sprecher, Olshausen, habe es durch den Hinweis auf die Ungesetzlichkeit der Versammlung bewirkt Lachmann schreibt am 16. April, zu einer Zeit, wo die große Mehrzahl bereits zur Besinnung gekommen war, im Hinblick auf die Stimmung dieser Tage: „Anfangs mußte man Croilioh entsetzliche Redens-

Lenz, Geschichte der Universität Uurlin 11 _'. iJ

194 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Desgleichen Schon am nächsten Tage kam man abermals zusammen; diesmal im Audi-

am 11. März.

torium Nr. 6, das der Rektor, der nun ordnungsgemäß darum angegangen war, bewilligt hatte; jedoch in der Mittagsstande, denn für den Abend hatte Müller es im Interesse der Hausordnung verboten. Ein älterer Mediziner, namens Pistor, hatte das Gesuch gestellt. Auf der Tagesordnung standen nur die eigenen Forde- rungen, wie allgemeines Petitions- und unbedingtes Versammlungsrecht, Aufhebung oder Verminderung der Honorare, Aufhebung der Promotionsgebühren für Medi- ziner, Beseitigung des eximierten Gerichtsstandes und ähnliches.1 Nur solche Angelegenheiten hatte der Rektor gestattet, und nach seinem Bericht an den Senat wären sonst keine zur Sprache gekommen; doch lassen die andern Berichte keinen Zweifel zu, daß auch die politischen Fragen diskutiert worden sind, und daß sich danach die Parteien schieden. Der Adresse an den Senat, für welche die Gemäßigten sich einsetzten, stellten die Radikalen den Antrag auf eine Adresse an den König entgegen, worin der Anschluß der Studierenden an die unter den Zelten formulierten Forderungen des Volkes ausgesprochen werden sollte. Als ihre Sprecher traten unter andern auf Edmund Monecke, der sich bald als einer der größten Heißsporne bekannt machen sollte (ein Philologe, Schüler Lachmanns), ferner der junge Mediziner Paul Börner und ein gewisser Kotelmann, der sich schon unter den Zelten durch seine großen Worte bemerkbar gemacht hatte.2 Von der andern Seite hielt wieder Ägidi das Banner seiner Partei hoch; neben ihm wird Bernhard Abeken aus Braunschweig genannt. Dritte Zeiten- Unterdes ging draußen die Bewegung weiter fort. Unter den Zelten war es am

Versammlung, . . 1 tt j

9. März. 9. März zu einer neuen Versammlung gekommen, an der schon wieder Hunderte mehr, auch wohl aus den breiteren Schichten der Bevölkerung, teilnahmen. An tapferen und lauten Worten fehlte es auch hier nicht; die Beschlüsse aber fielen rela- tiv gemäßigt aus. Und zwar war es die Adreßkommission selbst, welche die Dis- kussion dahin gelenkt hatte. Der Grund lag in einer Unterredung mit dem Polizei- präsidenten, Herrn von Minutoli, der die Herren in dem Redaktionsbureau der „Zeitungshalle" persönlich aufgesucht hatte; er hatte gedroht, daß jeder Versuch, die Adresse unmittelbar, etwa in einem allgemeinen Zuge zum Schloß hin, vor den

arten für voll nehmen und ihnen den größten Eifer und gelegentlich Grohheiten entgegensetzen. Mir ist es gerade nicht sauer geworden: denn ich hahe mich mit Studenten, sobald sie nur mit mir zu tun haben wollten, jederzeit ganz gut zu behaben gewußt. Das Schlimmste war anfangs fast die grauenhafte Vorstellung, die sie vom Senat und TJniversitätsgericht und Ungerechtigkeiten bei Examinibus hatten: nach und nach haben sie's dann eingesehen. Zum Glück hab ich mit Medi- zinern nicht zu tun: freilich medizinische Fakultäten und Examina zu verteidigen wäre Sünde". Karl Lachmanns Briefe an Moriz Haupt, herausgegeben von J. Vahlen, S. 192.

1) Senatsprotokoll vom 15. März: Müllers Bericht; "Wolff, I, S. 42; Polizei- Präsidial -Akt.n, betr. Volksstimmung usw., Geh. Präs. -Register Litt. V. Nr. 54: Bericht Minutolis an Bodelschwingh, 12. März; auch Börner.

2) Ein Berliner. Wolff nennt ihn einen Theologen. In das Album aber hat er sich als Philosophen eingetragen.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 195

König zu bringen, mit Gewalt, und wenn selbst Blut fließen müsse, verhindert werden würde; auch war die neue Versammlung nur unter der Bedingung, daß hier- über allein verhandelt werde, gestattet.1 Dies Wort hatte genügt, am (Um Leitern der Versammlung Zügel anzulegen. Die Adresse ward, angeblich mit 6000 Unter- schriften, den Stadtverordneten ausgeliefert, mit der Bitte, sie an den Stufen des Thrones niederzulegen. Am 11. März kamen die Väter der Stadt zu einer zweiten Beratungen

Btadt-

öffentlichen Sitzung zusammen. Hier war die Stimmung noch viel gedämpfter verordneten, als draußen unter den Zelten. Vergebens versuchten die Stadtverordneten Berends und Nauwerck, der nun wieder Gelegenheit fand, öffentlich gehört zu werden, eine schärfere Tonart hineinzubringen; der Adreßentwurf, den eine Kommission nach achtstündiger Beratung zustande gebracht, fand gegen ihre beiden Stimmen fast debattelos die Billigung der Versammlung; die Überreichung der Zelten- adresse aber wurde abgelehnt, denn als Briefträger wollte man sich nicht gebrauchen lassen. Der Magistrat hatte sich noch am 7. März gegen jede Vor- Schicksal

ö ö & & J beider Adressen.

Stellung bei dem König erklärt. Jetzt zeigte er sich doch bereit, an der Über- reichung der Adresse teilzunehmen. Als aber die gemischte Deputation am 13. März im Schlosse erschien, fand sie verschlossene Türen; erst für den fol- genden Tag ward ihr eine Audienz in Aussicht gestellt. Auch die Literaten hatten es noch auf diesem Wege versucht. Für sie endete er jedoch bereits im Kabinett; Herr von St. Illaire verwies sie in seiner Antwort vom 13. März auf den postalischen Weg: er bürge dafür, daß ihre Petition sicher zu den Händen Sr. Majestät gelangen solle; es dürfte, fügte er schalkhaft hinzu, ihnen und ihren Kommittenten diese Art der Beförderung um so mehr genügen, als sie selbst anerkennten, daß unmittelbar darauf eine irgend in das Materielle eingehende Eröffnung von Sr. Majestät nicht erfolgen könne und von ihnen auch nicht erwartet werde.

Es war der Montag der Revolutionswoche, der erste schöne Frühlingstag Vi r"

° Versammlung,

im Jahr, und das herrliche Wetter mochte die Hunderte, die sich in den Nach-

' die Literaten

mittagsstunden von neuem unter den Zelten zusammenfanden, ebenso hinaus- bleiben ra Hause. gelockt haben wie ihr revolutionärer Eifer oder die Neugier, von den Erfolgen der Deputation des Volkes von Berlin zu hören. Aber sie warteten vergebens. Die Literaten hatten es vorgezogen, zu Hause zu bleiben. Sie betrachteten ihre Mission nach der Antwort St. Illaires als erledigt; sogar der Vorschlag, den Auf- trag in die Hände ihrer Kommittenten zurückzulegen, war von der Mehrheil der Kommission abgelehnt worden. Allerdings waren sie auf die Gefahren einer weiteren Verfolgung ihres Weges aufmerksam gemacht werden. Schon im Laute

l) AVolf f, I, S. 18. Dazu ein Brief des Dr. Paul Foerster aus Breslau an seinen Bruder Franz (den berühmten Juristen, zuletzt Ministerialdirektor im Ministerium Kalk) vom 22 Ich verdanke ihn mit einer Reihe anderer Briefe meinem Freunde, dem Oberlandesgeriohtarat Beinhart Foerster in Hamm.

13*

196 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

des Sonnabends hatten die DrDr. Löwenberg und LÖwinson eine Vorladung auf das Polizeipräsidium erhalten, wo ihnen Polizeirat Lüdemann eine Vorlesung hielt über die Folgen, die für sie selbst aus der ferneren Abhaltung von Volks- versammlungen oder aus den mit Überreichung einer Adresse zusammenhangenden Schritten hervorgehen könnten: sie waren für alles und jedes verantwortlich ge- macht worden. Offenbar, diese Herren sind schuldlos gewesen, wenn acht Tage später die preußische Krone im Staube lag. Absichten Über die Absichten der Regierung war bisher kaum etwas in die Öffent-

der Regierung. " °

lichkeit gelangt: außer den Verheißungen vom G. März nur erst eine Kabinetts- ordre vom 8., welche Zensur- und Preßfreiheit, entsprechend dem Bundestags- beschluß vom 3. d. M., in Aussicht stellte. Die Sendung des Generals von Rado- witz nach Wien, der Vertrag, den dieser am 10. mit der österreichischen Regierung geschlossen hatte, die auf Einführung einer Verfassung drängenden Berichte des Gesandten am Bundestage, des Ostpreußen Graf Dönhoff, waren ebenso Geheimnis des Kabinetts geblieben wie der bereits feststehende Entschluß des Monarchen, den Vereinigten Landtag zu einem bestimmten Tage (27. April) einzuberufen, und der Plan eines Fürstenkongresses in Potsdam; erst am 14 März erfuhren dies beides die städtischen Adreßdeputierten aus dem Munde des Königs selbst; und was dieser dabei von der Erhaltung der nach alter teutscher Ordnung gegliederten Stände und von der althergebrachten Grundlage der Standschaft vorbrachte, lag noch weitab von den konstitutionellen Prinzipien und dem, was in dem übrigen Deutsch- land erreicht war oder gefordert wurde. Wie weit aber auch Friedrich Wilhelm schon damals zu gehen bereit sein mochte, war er dennoch entschlossen, sich nichts abdringen zu lassen und jeder öffentlichen Manifestation entgegenzutreten; was er gewähren würde, sollte ganz aus königlicher Gnade kommen. Die ersten Un- Von dem Ernst dieser Absicht konnten sich die Zeltenbesucher überzeugen,

ruhen, am Abend

des 13. .März, als sie am Abend des 13. März durch das Brandenburger Tor in die Stadt zurück- fluteten und die ganzen Linden hinauf bis hin zum Schloß auf Patrouillen und Piketts von Kavallerie und Infanterie stießen, die alle öffentlichen Gebäude und die königlichen Palais besetzt hielten. Man braucht nicht zu leugnen, daß unter den Einziehenden manche Lärmmacher gewesen sind; auch Gesellen und Arbeiter mögen mehr als an den früheren Tagen mitgezogen sein \ solche, die gerade von der Arbeit kamen oder die nach der Sitte der guten alten Zeit am Montag, wie man sagt, blau gemacht hatten. Aber nicht minder steht es fest, daß die von nun an stündlich zunehmende und bald ganz allgemeine Erbitterung der Bevölkerung durch das vielfach unmotivierte und lediglich brutal zu nennende Vorgehen der Soldaten, welche ihre Offiziere kaum bändigen konnten oder auch wollten, erklärt werden muß. Gejohlt und gepfiffen mag schon am ersten Abend sein, Steine sind

1) Daß bis zum Freitag wesentlich die besseren Klassen unter den Zelten vertreten gewesen sind, ist festgestellt.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 197

aber vor Dienstag abend schwerlich geworfen worden, und das Blut, welches schon am ersten Abend floß, haben vielleicht durchweg Unschuldige vergossen.1 Unter den Verletzten waren auch Studenten, so ein Herr von Wedelstädt, der an der Stech- Verwnndnng

' zweier Studenten.

bahn in die Attacke geriet, welche die Gardedragoner dort auf einen Volkshaufen machten; nur dadurch, daß er dabei stürzte und die Pferde über ihn hinweg- gingen, kam er mit ein paar blauen Flecken und dem Verlust seines Hutes davon.2 Am folgenden Abend gab es, nach einem ganz ruhigen Tage, dieselben und noch schlimmere Szenen. "Wieder kam dabei ein Student zu Schaden: Leo Rückert, ein Sohn des Dichters, der selbst in oben diesen Tagen dem ungeliebten Berlin auf Nimmerwiedersehen den Rücken wandte und sich in die Einsam- keit von Neuseß zurückzog3; auch er war, so versicherte er wenigstens, ganz unschuldig: ein Leutnant, der eine Patrouille führte, habe sich über die weißen Mützen geärgert, dio er und ein Freund getragen, und Befehl gegeben, die beiden

1) Nach dem Polizeirapport auch Frauen und Schüler. Für dio hier vorgetragene Auf- fassung dürfte mehr als ein Zeugnis sprechen. Ich verweise z. B. auf das durch den Justizrat Bergung mit den Anwohnern der ßrüderstraße gemeinsam aufgesetzte Protokoll üher die Ge- walttätigkeiten der Gardekürassiero am 14. März abends, Wolff, I, S. 74 (das Original Geh. St.-A. Rep. 77. D. I. Vol. 2). Wertvoll ist auch ein Bericht des Polizeipräsidenten v. Minutoli an Bodel- sehwingh vom 15., mit kaum verhüllter Beschwerde über die Militärbehörden, durch die er sich ganz beiseite gedrängt sah (Polizeiakten Litt. V. Nr. 54). Er hatte am 14. , nach den Vorgängen an der Stechbahn, es als wünschenswert bezeichnet, kein Militär aufzubieten, weil Unruhen nicht zu erwarten und die Einwohner gereizt wären. Da der Gouverneur aber gegen den König sich dahin geäußert, daß er gegen Abend Patrouillen ausschicken werde, hatte Minutoli schriftlich ge- beten, wenigstens nicht vor 8 Uhr damit vorzugehen. Dennoch und, wie er ausdrücklich Bchreibt, trotz der friedlichen Haltung des Publikums waren schon um 7 Uhr starke Abteilungen der Kürassiere durch die Straßen gezogen. „Später wurden ohne alle Veranlassung, und meiner I litte zuwider, einzelne, sogar stark bewohnte Straßen, wie auch das Schloß, so völlig abgesperrt, daß kein Mensch hinaus- oder hineinkommen konnte und eine gänzliche Stockung des Verkehrs und ein Zusammendrängen des Publikums entstand bis, wie es schien, fast die ganze Garnison unter den Waffen war". Dadurch, so urteilt der Polizeipräsident, kam es zu der Aufregung und zu Exzessen: sie wären nicht erfolgt, wenn keine militärischen Maßregeln getroffen worden wären. Mit Recht bemerkt er am Schiuli, daß die Erbitterung der Bevölkerung auf ihn zurückfalle, und daß alle seine Bemühungen um die Beruhigung der öffentlichen Stimmung dadurch vereitelt würden.

2) Sein Bericht au Rektor und Senat vom 15. März imU.-A., Acta betr. die im März 1848 ausgebrochene Volksbewegung, Litt. V. Nr. 35. Er schätzte die Ansammlung auf etwa 100 Per- sonen, die wohl meist der gebildeten Klasse angehört hätten. „Es verhielt Bioh alles ruhig, nur daß ab und zu, wenn das Militär eine schnellere Bewegung machte, einige Straßenjungen Bohrien". Von Aufreißen des Straßenpflasters und Steinewerfen, wovon der Berichterstatter der Weserzeitung wissen will, war hier jedenfalls keine Rede. Er selbst sei mit seinem Brudor (einem Referendar aus der Provinz, der bei ihm zu Besuch war) ausgegangen, um eine Besorgung zu machen.

In den Polizeiakten (Geh. Präs. -Reg. Litt. R. Nr. 187) wird unter den Verhafteten an diesem der iiltore Bruder aufgeführt. Ebd. als unter den Linden durch einen Säbelhieb verwun Studiosus Dönhof.

3) So konnte er seine durch übertreibende Gerüchte schon geüngstigte Gattin persönlich be- ruhigen; denn der Hieb, den Leo abbekommen hatte, war leicht gewesen. Dieser Belbsl war mit seinem älteren Bruder Heinrich in Berlin geblieben, in der den Eltern eng befreundeten Familie des Geheimrats John, des Zensors.

198 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

niederzuwerfen; Rückert erhielt dabei einen Hieb ins Gesicht, während der andere sich flüchten konnte.1 dio Studenten Tjcr Rektor hatte noch am Montag ein neues Gesuch Pistors um Einräumung

fordern Waffen. °

eines Auditoriums zu einer Studentenversammlung abgelehnt und am Dienstag durch Anschlag die Kommilitonen ermahnt, sich von den Straßentumulten fernzuhalten. Diesen Vorgängen gegenüber war aber seine Macht zu Ende; er mußte es ge- schehen lassen, daß am Mittwoch mittag die Studenten übrigens, wie immer, nur ein Bruchteil; es mochten etwa 200 sein vor der verschlossenen Aula zusammenkamen, um ihren Herzen Luft zu machen. Da sie mit ihren Studenten- karten, wenn sie sie vorzeigten, nur ausgelacht wurden und die Universitäts- behörden nichts vermochten, wollten sie zur Selbsthülfe greifen; sie sandten zum Rektor um die Erlaubnis, sich bewaffnen zu dürfen. Die alte -gs war fce Losung des Tages : Volksbewaffnung. So hatte es schon in der Zelten-

Burgerwehr. na u

adresse gestanden, und so wurde es seit Tagen in der Stadtverordnetenversammlung gefordert. In der Beschränkung (und so meinte man es) auf die Bürgerschaft, d. h. auf die Zahl der eingeschriebenen Stadtbürger und Schutzverwandten, gar kein so unerhörter Gedanke. Eine Berliner Bürgerwehr, zu Fuß und zu Pferd, hatte es schon in der Franzosenzeit gegeben; die Eroberer selbst hatten sie nach Art ihrer National- garde organisiert; und sie hatte über den Krieg hinaus, in dem sie mehrfach Ver- wendung, sogar gegen fremdes Militär, gefunden hatte, bestanden; ihre Posten haben damals am Gittertor unserer Universität geschildert. Dann aber war sie in Verfall geraten, gerade das Postenstehen hatte dazu beigetragen; die Bürger hatten sich die Last durch Lohnbediente abnehmen lassen und waren schließlich froh ge- wesen, als der Magistrat die Stadt mit 7000 Talern loskaufte und dafür die Sorge für die öffentliche Ruhe den Gensdarmen überließ. In den letzten Jahren aber, Frühere Ver- seit den Unruhen von 1846, war die Sache wieder populär geworden. Der

handlangen über

Bürgerpolizei. König selbst interessierte sich für die Idee, daß der Bürger, der Besitzer, den Frieden, an dem seine Wohlfahrt hänge, persönlich schirme; und so war bis in die jüngste Zeit zwischen Magistrat, Polizeipräsidium und Gouvernement über die Bildung von bürgerlichen „Schutzkommissionen" verhandelt worden. Freilich sollten diese Bürgerpatrouillen unbewaffnet bleiben, sie sollten die Tumultuanten durch Zureden zu besänftigen suchen, bevor Polizei und Militärgewalt einschritten. Da hatte sich aber die Frage erhoben, wie sie selbst beschützt werden könnten, sobald die Sache zum Ernst geriete, gegen die Tumultuanten sowohl wie gegen die bewaffnete Macht, wann das Zeichen zum Angriff gegeben, wer die Aufruhr- akte verlesen solle, und wie überhaupt das Zusammenwirken der Bürger mit den

1) Brief der Mutter vom 21. März bei K. Beyer, Friedrich Rückert, S. 223. In den Uui- versitätsakten findet sich nichts Näheres. Der Tag steht aber nicht ganz fest. Nach, dem Senats- protokoll vom 15. Ajuil wäre der Vorfall auf den 13. März anzusetzen. Der Toxt folgt der Angabo Varnhagens (S. 280), mit dem Börner übereinstimmt.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 199

Polizeikommissarien und eventuell den Soldaten zu denken sei; und da über alli

dies keine Einigung zu erzielen war, hatte der Magistrat, erst am 22. Januar des

Jahres, die Konferenzen abgebrochen. Jetzt, unter der Drohung der Revolution,

kam man wieder darauf zurück. Gleichzeitig mit der Bürgeradresse wurde den wiederaufnähme

derselben . man

Stadtverordneten eine Petition überreicht, auch sie von höchst achtbaren Mit- besehließt die gliedern der Bürgerschaft unterzeichnet, worin auf die Einführung von Schutz- waflneterSohutz-

-i-rr er 1 i ta koinlui^ .iuinMi .

kommissionen, denen aber Watten zu geben wären, gedrängt wurde. Dieselbe Kommission, der die Adresse überwiesen war, berichtete in der Sitzung vom 11. März auch über diese Frage, und zwar in durchaus zustimmendem Sinuc; sie hatte ihren Auftrag sogar dahin erweitert, daß sie die Herstellung der Bürgor- wchr selbst in Vorschlag brachte, und fand dafür überwiegend die Zustimmung der Versammlung. Es lag schließlich nur an der ungeschickten Fragestellung des Vorsitzenden bei der Abstimmung (jedoch kann es auch Absicht gewesen sein), wenn davon abgesehen wurde und nur die Wiederaufnahme der Verhand- lungen über unbewaffnete Schutzkommissionen durchging.

Die Aufregung, die sich darüber sofort in der Versammlung und im Publikum x "''.' Bektor *b"

° ° ' ° gewiesen, wendon

äußerte, erhielt durch die Vorgänge vom 13. und 14. März neue Nahrung, und ■'

' ° ° sich

die Studenten folgten nur wieder der allgemeinen Strömung, als sie am Mittwoch dantat und

Stadtverordnete.

dem Rektor ihre Bitte um Bewaffnung vortrugen. Da sie hier kein Verständnis für ihre Wünsche fanden (Müller konnte ihnen nur raten, ihre Klagen zu sam- meln und sie dem Senat einzureichen), wandten sie sich nach außen, zunächst an die Kommandantur. Hier war der Empfang, wie sich denken läßt, nicht gerade der freundlichste, zumal da die Abgesandten in Begleitung zahlreicher Kommi- litonen kamen, die sich, mit anderem Volk untermischt, vor den Fenstern dräng- ten, während jene drinnen ihre Wünsche vorbrachten; der junge Börner, der unter den Deputierten war1, mußte sie erst bitten, sich zu entfernen, bevor die Offiziere, zu denen sich auch der Polizeipräsident gesellte, sich auf weitere Er- örterungen einließen. Mittlerweile erschien auch ein Professor, der den Komman- danten, General Ditfurth, über den Charakter der Deputierten aufklarte, die gar nicht als Vertreter der Studentenschaft zu betrachten wären, worauf der General sofort einen schärferen Ton anschlug. Auch General von Pfuel, der Gouverneur, kam; er war milder, aber das Anerbieten der Studenten wies er ebenso zurück, mit der Bemerkung, daß eine Bürgerbewaffnung gar nicht beabsichtig! werde. Als dann Minutoli dem einen von ihnen eine schwarz -rot- goldene Kokarde abnahm und sich den Namen notierte, mochten sie froh sein, als sie die un- gastliche Stätte verlassen durften. In die Universität zurückgekehrt, fanden Bie eine ganz andere Versammlung vor, die Parteigänger Ägidis, die dieser mit einer Rede für gesetzliche Reformen begeisterte. Nun wurde beschlossen, die Stadt-

1) Er nennt noch Schart«!, Pfefferkorn and einen „Hamburger" (vielleicht Karsten). Bohade

kar Scharte, der l'ekanute germanische l'hilologe.

200

Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Senatssitzung am 15. ilärz; den Studenten wird das Ver- sammlungsrecht und die Aula eingeräumt.

verordneten zu beschicken und sich ihnen für etwa zu bildende Schutzkommissionen zur Verfügung zu stellen; auch der Kektor wurde deshalb noch einmal aufgesucht.1

Müller hatte soeben eine Senatssitzung abgehalten, in der er über die Vor- gänge der letzten Tage, insbesondere den Antrag der erstgenannten Deputation berichtet hatte; und der Senat hatte, allerdings unter scharfem Protest des Uni- versitätsrichters, eingewilligt, daß den Studenten fortan das Versammlungsrecht gewährt werde, da sie andernfalls außerhalb der Universität zusammenkommen würden: jedoch dürfe nichts Politisches diskutiert werden; auch müsse jedesmal die Genehmigung des Rektors eingeholt, die Tagesordnung diesem mitgeteilt und ohne Genehmigung' des Senats kein Beschluß ausgeführt werden.2

Auch an den verantwortlichen Stellen war man mittlerweile zu der Überzeu- gung gelangt, daß auf dem bisherigen Wege nicht weiter zu kommen sei. Das von 36 Bürgern aus der Brüderstraße unterzeichnete Protokoll über die Gewalttat der Kürassiere, das der Justizrat Bergung bei dem Oberbürgermeister und dem Stadt- verordnetenvorsteher, dem Kommandanten und dem Minister des Innern persönlich vertrat, verfehlte nicht des Eindrucks; strengste Untersuchung wurde verheißen. Auch eine andere Deputation, die gegen Mittag auf der Kommandantur erschien, wo sie die Minister des Innern und des Krieges antraf, wurde gut aufgenommen; beide Minister zeigten sich mit der Bildung von Schutzkommissionen einverstanden; Bodelschwingh bemerkte, daß schon das Landrecht die Bürger dazu berechtige: das Militär werde erst dann einschreiten, wenn die Bürger nicht mehr imstande seien, die Ruhe aufrechtzuerhalten. Am Nachmittag erschien eine Bekanntmachung, von

1) Ich folge hier im wesentlichen dem Bericht Börners, der als Augenzeuge wohl Glauben verdient. Jedoch hält es schwer, für jeden Zug des Bildes einzustehen. Ägidis Erzählung ist sehr summarisch und verwischt die Vorgänge; so berichtet er manches zum 15. März, was zweifel- los zum 16. gehört. Müller verlegt in seinem Bericht an den Senat vom 16. die Deputationen der Studenten zum Kommandanten (so auch Schultz, Die Berliner Märztage, S. 21) und zu den Stadtverordneten auf den Vormittag dieses Tages. Jedoch ist jedenfalls für die Kommandantur der 15. gesichert durch die protokollarische Aussage eines Studiosus juris Romanus von Grabowski und drei adliger Genossen von dem gleichen Tage in den Polizeiakten (Litt. V. Nr. 54).

2) Sehr bemerkenswert sind Lehnerts zu Protokoll gegebene Einreden: die Aufregung würde durch die Versammlungen nur gesteigert; die Teilnehmer seien überhaupt die Minderzahl der Studenten, die Mehrzahl bestreite ihnen geradezu das Recht, sich als Vertreter der Studenten- schaft zu geriren; die Ausschließung politischer Diskussionen sei unmöglich; es würde kaum Gegenstände zur Beratung geben, denn über akademische Angelegenheiten heutzutage zu beraten sei, wenn nicht lächerlich, so doch mindestens völlig unfruchtbar, da die Staatsbehörden mit wichtigeren Dingen beschäftigt seien. Er riet, die Studenten in wohlmeinender, aber ernster und entschiedener Ansprache zur Ruhe und Besonnenheit zu ermahnen, und wies zum Schluß auf die gefährlichen Konsequenzen hin, die ein Verhandeln mit ihnen wie mit einer Korporation haben könne. Auch über "Wedelstädt und Rückert ließ Lehnert sich in ungünstigem Sinne aus: sie seien nach polizeilicher Mitteilung an den Tumulten beteiligt gewesen. Und ähnlich Müller über "Wedelstädt. Von Rückert behauptet gleiches Varnhagen, und die Mutter schreibt von dem heißen Blut des Sohnes. Dennoch , glaube ich , wird man sie milder beurteilen müssen. Im Senatsprotokoll ist jener Passus wieder durchgestrichen.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 201

dem Gouverneur und dem Polizeipräsidenten unterzeichnet, die von der Einlei- tung des Untersuchungsverfahrens sprach und zur Vereinigung der ehrenhaften Bürger für Aufrechterhaltung der Ordnung und Ruhe aufforderte. Aber das Btratentoawdi Militär wurde nicht zurückgehalten; das Schloß war am Abend, obgleich der " König fern war (er war am Dienstag nach Potsdam gefahren), wieder dicht be- setzt, die Durchgänge (sonst stets dem Publikum offen) waren gesperrt und die Piketts der Infanterie vor die Portale auf den Schloßplatz vorgeschoben. Die Folge war ein neues Anwogen der Masse. Vergebens versuchten beherzte Bürger, mit weißen Binden um den Arm, die Aufgeregten zum Auseinandergehen zu be- wegen; Geschrei, Insulten, auch Steinewerfen nahmen mit jeder Minute zu und das Ende war, daß die Truppen, Infanterie und rasch herbeigeholte Kavallerie, vorbrachen und die Menge über den Schloßplatz fort in die einmündenden Straßen hineinpreßten. Von einem Gefecht, wie Leopold von Gerlach es nennt, kann nicht gesprochen werden, mag auch der Ruf nach Waffen und Barrikaden er- schollen und mögen an den Straßenecken ein paar Brückenbohlen und Tonnen auf- geschichtet oder hier und da aus den Häusern Blumentöpfe und Steine auf die Soldaten geworfen sein; es war nichts als ein wildes, wirres Laufen der vom Todesschrecken gepackten waffenlosen Menge, in die nun zum erstenmal die Kugeln der Verfolger einschlugen. Wie alles kam und verlief, ist durchaus unsicher und wird bis ins einzelne vielleicht niemals festgestellt werden; aber man erhält den Eindruck, daß der Gouverneur, der für seine Person gewiß für gelindes Vorgehen war, die Regimenter und die kommandierenden Offiziere eben- sowenig in der Hand gehabt hat, wie der Magistrat und die Bürger die Volks- menge, in der an diesem Abend der Janhagel vielleicht dominierte.

Trotzdem blieb man oben bei der einmal eingenommenen Haltung. In einer Eiurichtung der Konferenz am Morgen des 16. März im Ministerium des Innern, an der außer kommiaaionaii. dem Minister der Gouverneur und der Kommandant, der Oberbürgermeister und der Stadtverordnetenvorsteher teilnahmen, wurde die Einrichtung bürgerlicher Schutzkommissionen beschlossen; und die Stadtverordneten, die darauf zur Sitzung zusammentraten, beeilten sich, ihre Zustimmung zu geben. Aber statt der Waffen erhielt diese Bürgerpolizei Stäbe in die Hand von anderthalb Fuß Länge („Ball- kellentt taufte sie sofort der Berliner Witz) und als Abzeichen ihres Amtes weiße Armbinden mit dem Aufdruck „Schutzbeamter". Volksansammlungen, auch das Durchziehen der Straßen in Trupps waren verboten; wer sich widersetzen würde, ward mit Verhaftung bedroht: so konnten es die Berliner auf den Plakaten an den Straßenecken lesen, die vom Gouverneur und dem Polizeipräsidenten unter- zeichnet waren. Daß aber die Schutzkommissionen dies Recht haben sollten, war nicht gesagt; nur daß ihre eigene Bedrohung unter Strafe gestellt war. Auch das Militär sollte selbständig nur dann, wenn es angegriffen "der das Privat- eigentum direkt bedroht würde, einschreiten, sonst nicht eher, als bis die

202 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Schutzkommissarien darum bitten würden, und nicht ohne daß zunächst die Auf-

ruhrakte verlesen und Signale mit Trommeln oder Trompeten in langgezogenem

Ton und möglichst langen Zwischenräumen gegeben wären.1 Schon die erste

Die niutut vor Abendstunde lieferte die Probe auf das Exempel. Zwar um das Schloß her war

der Universität

am 16. März, alles still; der König, den die Nachrichten aus Wien, von dem Siege der Revo- lution und dem Sturz Mctternichs, nach Berlin zurückgetrieben hatten, hielt einen Kronrat ab: wohl die Sitzung, in der die Entschlüsse, die Preußens neues Zeit- alter herbeiführten, erwogen und vorbereitet wurden. Zwischen Opernhaus und Universität aber sammelten sich neue Volkshaufen und führten zu einer Stauung des Verkehrs. Den Anlaß dazu soll das Gerücht gegeben haben, daß einem in den letzten Tagen erschossenen Studenten ein feierliches Begräbnis bereitet würde; das Zusammenströmen der Studenten, die eine neue Versammlung in der nun vom Senat freigegebenen Aula abhalten wollten, mag dazu mitgewirkt und die Aufregung vermehrt haben. Es heißt nun, daß ein Schützt ommissarius, von der Menge bedrängt, sich an den Führer einer vom Gießhaus her kommenden Halb- kompagnie, Hauptmann von Cosel, hülfesuchend gewandt habe. Ganz sicher läßt sich auch hier die Situation nicht feststellen. Genug, daß statt der Stäbe der Bürger abermals die Gewehre der Soldaten in Aktion traten: auf ihrem Maisch zum Palais des Prinzen von Preußen beim Blücherdenkmal angelangt, dicht um- drängt von der Menge, schwenkten sie mit der Front gegen die Brücke und machten sich Luft durch Pulver und Blei. Die Wirkung war vollständig: aus nächster Nähe getroffen, wälzten sich zwei Passanten in ihrem Blute; entsetzt stob das Volk auseinander, und in wenigen Minuten war der Platz wie gefegt.2

1) Eine ausführliche Instruktion für die Bürgerschutzkommissionen vom 17. März, von dem Magistrat dem Minister des Innern eingereicht, im Geh. St.-A., Rep. 77. D. I. Yol. 2. Vgl. AVolff, I, S. 85.

2) Daß das Einschreiten der Truppe auf das Ersuchen der Schutzkommissarien zurückzu- führen ist, wird mehrfach bezeugt. Nach den Aufzeichnungen Nobilings (Prenß. Jahrbb. CX, S. 278) war es ein Einzelner, der Bezirksvorsteher und Fuhrherr "Wolf f aus der Mittelstraße , Führer einer der Schlitzkommissionen. Er, „ein taktloser Mann", habe „unnötige und sehr grobe Häudel" mit der Arolksmenge angefangen; deshalb von dieser arg bedrängt, habe er im Kastanienwäklchen den Hauptmann von Cosel, der mit einer Hälfte seiner Kompagnie nach dem Palais des Prinzen marschiert sei, um Hülfe ersucht. Damit stimmt überein der Bericht eines Augenzeugen, des Herrn vonBeguelin, an den Gouverneur vom 17. März, der den Vorfall aus nächster Nähe beob- achtet hat. „Ich war", so schreibt er u. a., „etwa 20 Schritte weiter vorwärts gelangt, als der kom- mandierende Offizier dreimal an die Menge mir unverständliche Worte richtete und ebenso oft die Trommel rühren ließ. Diese Aufforderungen folgten sich jedoch mit einer solchen Geschwin- digkeit, daß ich, obwohl mich sehr beeilend, kaum 100 Schritt von der Kolonne entfernt war, als mit dem Aufhören des dritten Trommelschlags bereits Feuer auf die Menge gegeben wurde. Hierbei erlaube ich mir die ergebenste Bemerkung, daß die Menge der Aufforderung durch Trommel- schlag ohne weiteres Folge leistete, hier also offenbar wider die Bekanntmachung, mithin also gesetzwidrig gehandelt worden ist" usw. Der Schreiber erbot sich zur eidlichen Erhärtuug seiner Aussage. Den Namen des Hauptmanns nennen auch Schultz, Hohenlohe und Gerlach in Beinern später geschriebenen Bericht, der im übrigen die Situation falsch . gerade umgekehrt, erzählt. Auf Gerlach beruht Heinrich Leo in seiner Signatura temporis, die hier, wie überall, eine freilich wohlgefügte

Zwei tos Kapitel. Revolution und Reaktion. 203

In der Aula war es bereits zu stürmischen Debatten gekommen. Von den Q

Aul« - Versamm-

Stadtverordneten war die Botschaft gebracht, daß sie die Hülfe der Studenten- iw

r 1 •• 1 -1» i i -i ,lt bewilligt

schuft gerne annehmen wurden; treulich war hinzugefügt, dal» es ohne Waffen den Eintritt in

geschehen müsse; man lud sie ein, sich den Schut/ckommissioncn der Bürger kommiasionen.

anzuschließen. Das war ja nun etwas ganz anderes als verlangt und gewünscht

war, und so unstudentisch wie möglich, für die Opposition der willkommenste

Stoff: statt mit ihren Schlägern und Säbeln, mit denen sie auf der Mensur so

manche „Blutige" empfangen oder ausgeteilt hatten, sollten die Cives academici

Seite an Seite mit den Philistern, die „Ballkelleu in der Hand, aufziehen!

Dennoch gelaug es denen um Ägidi, die Widersacher zurückzudrängen; eine

große Majorität erklärte sich dafür, das Anerbieten anzunehmen.

Auch Rektor und Senat waren an diesem Nachmittag, noch vor der sonst üblichen Stunde, beieinander; Müller hatte aus Anlaß des Antrages der Studenten, der tags vorher nach Schluß der Sitzung an ihn gelangt war, die Kollegen aufs neue berufen. Auch bei ihnen fiel der Beschluß, den eine neue Abordnung aus der Aula vortrug, auf günstigen Boden. Müller machte sich sofort mit Böckh als Prorektor, dem Senator Hecker und dem Universitätsrichter auf den Weg, um sich von dem Minister, der nicht zu umgehen war, die Ermächtigung zu holen. Die Zurückbleibenden setzten unterdessen den Gouverneur und den Polizei- präsidenten von dem Wunsche der Studentenschaft in Kenntnis. Nach einer halben Stunde waren die Abgeordneten wieder mit der Vollmacht zur Stelle, und der Rektor sprach jetzt gegen Ägidi und Elvers, die als Vertreter ihrer Kommili- tonen aus der Aula herbeigerufen wurden, die Genehmigung ihres patriotischen Anerbietens seitens des Senates aus.1

Dies wird kurz nach 6 Uhr gewesen sein, noch vor der Bluttat auf dein Opernplatz, die um 3/47 erfolgte. Daß neue Unruhen zu erwarten waren, Ließ sich bereits aus der Menge des Volkes vor der Universität schließen; daher erklärten

Kette von Irrtümern und falschen Vorstellungen ist. Die beiden Erschossenen, ein I der auf seinem Heimwege aus dem Geschäft den Platz kreuzte, und ein Arbeiter, fielen in der Nähe des Prinzessinnenpalais; letzterer starb erst in der Nacht in der Klinik in der Ziegelstraße, der Buchhalter sofort. Polizeiakten, Litt. E. Nr. 187. Vielleicht ist noch ein dritter, als unbe- kannt bezeichneter Toter hinzuzurechnen. Vgl. Schultz, S. 23.

1) Ägidis Erzählung bleibt sehr verworren; aber mit Hülfe des Senatsprotokolls und anderer Akten glaube ich den Vorgang hergestellt zu haben. Der Gouverneur und der Polizeipräsident wurden nach Einholung der ministeriellen Ermächtigung erneut in Kennt') Von dem

Stadtverordnetenvorsteher, Herrn Fournier, lief noch abends ein Sohreiben an den Rektor ein, wonach der Magistrat Schwierigkeiten mit der Aufnahme der Studenten in dio Schutzkommi gemacht hatte, da die Stäbe und Binden nur für die Büi mmt wären; doch gab der

Oberbürgermeister eachträgliob Beine Zustimmung, nachdem der Rektor am 17. vormitta persönlich aufgesucht hatte. Zu welcher Anordnung Müller das von ügidi zitierte bekannt« B8ie werden dem Unheil oichl mehr vorbeugen; es ist unaufhall am' en Er-

zählung nirht klar; vermutlich Bohon zu denen, welche ihn nach der Sena hatten, und zu denen ägidi und Elvers gehört baben werden in drei gei

204 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Trendelenburg, Magnus und Lachmann sich bereit, am Abend noch einmal zur Universität zu kommen und im Sprechzimmer anwesend zu bleiben, um bei etwaiger Verwundung von Studenten die nötigen Anordnungen treffen zu können. Zug der stu- Wahrend nun die Senatoren nach Hause gingen, setzte die „Aula" ihre

enten zum C5U-

ischen Rathans; Beratungen fort; man beschloß, sich bei den Stadtverordneten, die man im Cöll-

Mitwirkung als ..

schntzbürger. nischen Rathaus vermutete, zum Eintritt in die Schutzkommissionen zu melden. Alles schien geordnet, als von der Straße her die Schüsse ertönten und die Ver- sammelten in unbeschreibliche Aufregung versetzten. Sofort benutzte die Partei, die für Bewaffnung eingetreten war, das Ereignis zu einem neuen Anlauf. "Wirre Gerüchte durchschwirrten den Saal; 15000 Mann neuer Truppen, so hieß es, sollten morgen in die Stadt einrücken. Die Meldung kam, daß die Schutzkom- missare selbst bei dem Militär um Hülfe gegen das Volk gebettelt hätten: mit solchen Feiglingen und Volksverrätern also sollten die Studenten sich verbünden! Den- noch behielten die Gemäßigten abermals die Oberhand. Man erneuerte feierlich den gefaßten Vorsatz und beschloß, in corpore auszuziehen. Es mochten 500 Kommi- litonen sein, die nun in langem Zuge, zu zwei und zwei, die Taschentücher um den Arm gebunden, von der Volksmenge umwogt, sie selbst in lautloser Stille, den Weg zum Cöllnischen Rathause antraten. Nach der Hauptwache wurde ein Parlamentär gesandt; gewiß eine überflüssige Maßregel, denn der wachthabende Offizier hatte sich, im Gegensatz zu Herrn von Cosel, von Anfang an sehr be- sonnen gezeigt; aber die Aufgeregten glaubten an jeder Straßenecke mit Ge- wehrschüssen empfangen zu werden. Auf dem Rathause fanden sie die Stadt- verordneten nicht mehr vor, wohl aber die Schutzkommissare des Bezirks, unter ihnen den Direktor vom Cöllnischen Gymnasium, den würdigen Dr. August, und wurden freudig willkommen geheißen. August lud sie in den Saal der Stadt- verordneten ein, und bald war man über alles einig. Die Studenten wurden in Gruppen von 20 bis 40 Köpfen eingeteilt, deren jede sich einen Führer wählte; auf ihren Wunsch wurden ihnen die besonders gefährlichen Posten gegeben; sie zeigten sich in jeder Weise ernst, eifrig und anstellig.1

sine Studenten- Auch im Schloß glaubten die jungen Helden sich melden zu müssen. Hier

depntation im ° J °

schloß. aber war der Empfang ihrer Deputierten, deren einer sich eine schwarz-rot-goldene Kokarde an den Hut gesteckt hatte, viel frostiger und dem in der Kommandantur ähnlich; sie sahen sich mit sichtlicher Geringschätzung behandelt und wurden eher als Helfershelfer der Revolution denn als Beschützer der öffentlichen Ord- nung angesehen. Auch der Rektor erschien dort noch am Abend um 9 Uhr. Ihn hatte der König persönlich befohlen, damit er ihm über die Vorgänge an

Audienz des ^eT Universität und über das Verhalten der Studierenden Bericht erstatte. Müller

Rektors.

1) Bericht Augusts an Bodelschwingh, 17. März. Geh. Öt.-A., Rep. 77. D. I. 3. Vol. 2.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 205

konnte den Geist derselben nur als einen guten schildern, verhehlte aber dem Monarchen nicht die allgemeine Erbitterung, die gegen das Militär herrsche.

Der Kest des Tages ging ungestört vorüber. Wo sich Gruppen auf den Straßen bildeten, gelang es den Schutzkommissaren stets, sie durch gütliches Zureden aus- einander und nach Hause zu bringen. Um 11 Uhr herrschte überall tiefe Stille.

Und dies Gepräge zeigte auch der folgende Tag. Von den Absichten des Ruheamn. Märe. Königs, die über die Bitten der Stadtverordneten weit hinausgingen und kaum hinter dem Inhalt der Zeltenadresse zurückblieben, war noch nichts durchgesickert; während die Nachrichten aus Wien den völligen Zusammenbruch des Metter- nichschen Systems an den Tag brachten und auch die Depeschen aus Süddeutsch- land nur von Siegen der liberalen Sache zu melden wußten. Daß dadurch die Wucht des öffentlichen Willens, sein Druck gegen die absolute Krone wachsen mußte, bedarf keines Wortes; immer stärker wurde die allgemeine Spannung und Erwartung. Dennoch war das Straßenbild an diesem Tage völlig friedlich. Die Truppen wurden zurückgehalten, und die Schutzkommissionen, die sich um 5 Uhr an den ihnen angewiesenen Punkten1 einfanden, hatten leichte Arbeit; also daß der Minister des Innern dem russischen Gesandten, Herrn von Meyendorff, ver- sicherte, er könne getrost nach Petersburg schreiben: in Berlin sei die Sache abgemacht. Ähnliches telegraphierte er schon um 5 Uhr dem Regierungspräsi- denten in Köln, durch den es in die Kölnische Zeitung kam.2

Es schien in der Tat, als ob Preußen ohne Erschütterung, von der Hand des Monarchen selbst geführt, auch diese Reform, wie die von 1807, vollenden und in das Fahrwasser der nationalen und freiheitlichen Politik hineingleiten sollte.

Die Studenten fühlten sich glorreich. Ton allen Seiten ernteten sie Lob übergewicht der

Partei .u-idis.

und Anerkennung. Auch Bodelschwingh, dem sie ebenfalls sich in ihrer neuen Würde zu präsentieren für nötig hielten, kam ihnen mit Wohlwollen uud Ver- trauen entgegen.3 Als sich am Nachmittag die Reserven der studentischen Schutz- kommissionen in dem ihnen dazu eingeräumten Auditorium versammelten4, ver- suchten die Radikalen die Gemüter noch einmal mit ihren Phantastereien in Verwirrung zu bringen. Aber die Mehrheit blieb fest; sie ließ sich weder zu

1) In der angeführten Instruktion vom 17. März sind sie sämtlich verzeichnet

2) Wolff, I, S. 100. Den vollen Wortlaut des Telegramms veröffentlichte nach dem Konzept Rachfahl in den Preuß. Jahrbb. a. a. 0., S. 462.

3) Ich kann mich hier freilich nur auf Ägidis Angaben (S. 109) stützen, der sie anter dem 17. März macht. Da er zugleich des Prinzen von Preußen gedenkt, der dabei zugegen gi

sei und sich im Gegensatz zu dem Minister mißtrauisch über die Trikolore geäußert bal konnte er immerhin den Vorgang vom vorigen Abend im Schloß im Auge gehabt und die Dinge wieder durcheinander gemischt haben.

4) Der Magistrat hatte am Vormittag 150 Stäbe und Binden für die Studenten b< stellt. Eb waren drei Abteilungen von je 50 Mann vorgesehen, denen als Sammel- und Stand- quartiere die Universität, die Akademie und das CöUnisohe Rathaus dienten. Man sieh! aui h hieraus, daß die große Masse der Studentenschaft sieh vun allein zurÜokhieH

206 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

einer Demonstration für die Befreiung der Polen durch einen Zug vor das Schloß verlocken, noch durch das Gerede irritieren, das der kommunistische Prophet Kuhl- mann, der Eingang gefunden, vollführte; auch die plötzlich auftauchende Kunde von dem Abfall der Rheinlando vormochte sie nicht von dem Wege der Ordnung abzu- bringen. Sie schritten vielmehr abends in einer neuen Aulaversammlung denn alles schien zu glücklichem Ende gebracht zu sein zu einer Erklärung ihres Ver- haltens, die durch Akklamation beschlossen wurde: eine Verwahrung gegen die Unterstellung, daß sie sich von der ganz Deutschland bewegenden Reformation los- sagen wollten, oder daß ihnen Freiheit und Vaterland weniger am Herzen lägen als ihren Gegnern; gerade die Begeisterung für diese Ideale habe sie geleitet, wenn sie den Straßentumulten entgegengetreten seien; die Beruhigung der Hauptstadt sei die erste Bürgschaft für den Sieg der Reformen. Wieder wurden drei Kom- militonen ausgewählt, um dies Manifest vor den König zu bringen.1

Und schon war dieser, von seinem Minister beraten, am Werk, eine Erklärung zu erlassen, welche allen diesen Wünschen in einem nie gehofften Maße Erfüllung verhieß. In der Nacht vom 17. zum 18. März arbeitete Bodelschwingh die Pro- klamation aus, welche Preußen aus den engen Schranken des Territorialstaates und des patriarchalen Regimes herauszuführen bestimmt war. Ein deutscher Bundesstaat und ein deutsches Parlament, und konstitutionelle Verfassungen für alle deutschen Länder; ein Bundesheer nach dem Maße der preußischen Wehr- verfassung unter einem Bundesbanner und einem Bundesfeldherrn; Bundes- flagge und Bundesflotte; ein Bundesgericht zur Schlichtung aller Streitigkeiten staatsrechtlichen Ursprungs zwischen den Fürsten und ihren Ständen wie zwischen den Regierungen selbst; ein allgemeines deutsches Heimatsrecht und volle Freizügigkeit in dem gesamten deutschen Vaterlande; Niederlegung aller Zollschranken auf deutschem Boden und ihre Ausdehnung bis an die gemein- samen Grenzen; zur vollen Einheit des Marktes ein die Freiheit der Gedanken sicherndes gemeinsames Preßgesetz; die Berufung des Vereinigten Landtages schon zum 2. April: Alles unter dem Hinweis auf Deutschlands Macht und Ehre das war die Botschaft, die König Friedrich Wilhelm IV. seinem Volke und der ganzen Nation zu verkündigen sich anschickte. Dazu, schon vom Tage zuvor datiert, ein Gesetz über die eigene Presse, das ihr kaum noch andere Schranken setzte, als die im Strafgesetz errichtet waren. Beide Erlasse aber nicht vom König allein gezeichnet, sondern mit ihm von dem ge- samten Staatsministerium, den Prinzen von Preußen an der Spitze. Es war die Verwirklichung der Gedanken, an welche die letzte Generation ihre hoste Kraft gesetzt; der Ziele, denen die Träume ihrer Jugend gegolten hatten;

1) Daß Ägidi der Spiritus rector auch hei diesen Vorgängen gewesen ist, die er ausführ- lich erzählt, und die ganz in seiner Art -waren, ist wohl als sicher anzunehmen; auch die Depu- tation zum Kimig hätte er gewiß geführt.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 207

der radikale Bruch mit dem alten Staatssystem und das Bekenntnis zum nationalen Staat: es war die Revolution. Daß das Ministerium nicht bleiben konnte, war wohl schon jetzt die Überzeugung des leitenden Mannes; alle Mitglieder desselben hatten gleich am 17. ihre Portefeuilles dem König zur Verfügung gestellt, und die unbe- liebtesten Räte der Krone, Eichhorn, Thile, auch wohl Savigny, waren bereits als Opfer ausersehen. Aber auch Bodelschwingh wollte nicht bleiben; er wollte das neue Recht, das er gründete, durch seinen Abgang persönlich bestätigen. Gleich am Morgen des 18. erhielt, eiligst auf das Schloß beschieden, Graf Arnim von Boytzen- burg, der zum Premierminister ausersehen war, Einsicht in das Dokument, und erklärte sich bereit, das Amt zu übernehmen. Und so spielen sich nun, immer rascheren Laufs, alle die Ereignisse ab, welche diesen Tag in der Geschichte unseres Volkes unvergeßlich gemacht haben: die Audienz der kölnischen Deputation, der Die Katastropho. der König sagen kann, daß, was sie von ihm fordere, bereits erfüllt sei; die Publi- kation des Preßgesetzes; die Extrablätter und Plakate, welche vorweg auf das Patent hinweisen; der Empfang der städtischen Behörden noch um 1 Uhr; der immer sich mehrende Andrang der jubelnden und dankenden Bürger; unaufhörlich erschallen die Vivats auf den Monarchen, der zur Seite seines Ministers auf den Balkon des Schlosses hinaustritt; jener winkt, dieser spricht zum Volke, verkündet, was der König getan; immer stärker schwillt und dringt das Gewirr der Stimmen zu ihnen empor und dann: in knapp eine halbe Stunde zusammengedrängt die Krisis, in eine Spanne weniger Minuten gepreßt die Katastrophe; und das Knattern der Ge- wehre, der Donner der Kanonen, der Feuerschein von den da und dort aufsteigenden Bränden, der den Abendhimmel weithin rötet, stellen die Illumination dar, durch welche noch am Mittag Magistrat, Stadtverordnete und Schutzbürger den Tag der Einführung Preußens in seine neue Epoche zu feiern beschlossen hatten.

Es kann nicht unsere Aufgabe sein, diese erschütternden Vorgänge mitoi«? r^endo der

° ' Reaktion.

allen Rätseln, die sie bis heute umgeben, zu schildern. Aber wir dürfen doch nicht an der Tatsache vorübergehen, daß die vielgestaltige Legende, die sich an sie geknüpft hat, und deren Ursprung in dieselbe Stunde und bis in das Schloß, ja bis an die Stufen des Thrones zurückreicht, heute endgültig beseitigt ist.1 Nie- mals wird man noch wiederholen dürfen, daß der Aufstand von langer Hand vorbereitet, daß die Dächer der Häuser vorher abgedeckt und Steine auf den Böden gehäuft, die Wände durchgeschlagen, die Treppen mit Rasenstücken be- legt gewesen seien; daß Tausende von Polen, Franzosen, Italienern, .luden, die Emissäre der europäischen Revolution, der Abschaum aller Länder, den Kampi auf den Barrikaden angestiftet und geleitet hätten.2 Auch das ist nicht richtig, daß

1) Durch Felix Rachfahls grundlegende Forschung (Deutschland, König Friedrich Wil- helm IV. und die Berliner Märzrevolution, und seine daran sich schließenden Puhlikationen). Nur daß er in Beinem Buch den Gegnern fast noch zuviel einräumt.

2) Zu dem französisch redenden Friseurgehülfen, auf den Raohfahl «las Pariser Etevolutions- kontingent reduziert (er wurde am Abend des 18., als er, in der Meinung, der Kampf sei en Ende,

208 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

die Massen, die in jenen Stunden den Schloßplatz füllten, zwei, dreimal sich abgelöst, daß zu Anfang wohl wirklich ruhige Bürger dagewesen, dann aber schlimmes Gesindel, ein tobender Pöbelhaufen an ihre Stelle getreten sei. Ein Ab- und Zuströmen wird man annehmen dürfen, aber von einem Vordrängen des Prole- tariats kann keine Rede sein; bis zuletzt und an den Portalen des Schlosses selbst waren es (darin stimmen die besten Gewährsmänner überein *) überwiegend gut gekleidete, ehrbare Bürger, welche vielfach erst die sich verbreitende Kunde von den Konzessionen des Königs herbeigezogen hatte, nicht um zu remonstrieren, . sondern um mit zu danken und zu jubilieren. Um die mit einem Schlaffe ein-

w unigers * °

Demonstration- setzende Explosion zu erklären, hat man in einer Demonstration, die einer der

plan.

Literaten geplant hatte, den Keim und Anlaß des Aufruhrs entdecken wollen. Aber einen harmloseren Literaten als den Dr. August Theodor Wöniger, der sich schon in der lichtfreundlichen Bewegung wichtig gemacht hatte, gab es in ganz Berlin nicht; und das „Volk", das er zu einem Zuge nach dem Schloß zu ver- führen hoffte, waren die Schutzbürger selbst, die Vertrauensmänner ihrer Bezirke und des Magistrats, dem man doch wirklich keine revolutionären Gelüste nach- sagen kann. Sie hatte er am Freitag abend in einem ihrer Quartiere, in der Köpenicker Straße, aufgesucht und die dort Versammelten wirklich zu einer großen „Friedensmanifestation'1 durch eine Adresse, die dem König eine Depu- tation überreichen würde, beredet. Sämtliche Schutzbürger sollten daran teil- nehmen; während der Übergabe und bis zur Antwort sollten sie, mehrere Tausend stark, mit Stab und Binde dekoriert, schweigend auf dem Schloßplatz verharren. Vier Forderungen waren aufgestellt: Zurückziehung der Truppen; Organisation einer Bürgerwehr; Gewährung unbedingter Preßfreiheit; Einberufung des Ver- einigten Landtages. Das war alles: nicht entfernt soviel als Friedrich Wilhelm und seine Minister in derselben Stunde zu bewilligen bereit waren. Zwei andere Punkte, der Rücktritt der Minister und Berücksichtigung der arbeitenden Klassen, waren als zu weitgehend abgelehnt worden. Auf diese Bedingungen

auf dem Heimwege zu seinem Meister war, von den Soldaten aufgegriffen), kann ich noch einen wirk- lichen Franzosen, d. h. einen aus Frankreich Gebürtigen, hinzufügen, der unter die nach Spandau gebrachten Gefangenen, ich weiß nicht wie, geraten war, einen Fabrikanten aus Mülhausen im Elsaß, Jean Jacques Großheinz. Auch ein Mann mit polnischem Namen findet sich darunter.

1) Um nur einen zu nennen, so schreibt Dr. Foerster am 19. März (früh morgens um 5 Uhr), daß er, als er am Mittag auf den Platz gekommen sei, eine Masse ca. 6 7000 eleganter Hüte ge- sehen habe; der ganze Platz sei „dicht gedrängt" gewesen. Die Bürger waren, wie er schreibt, aufgefordert worden, in anständiger Kleidung sich vor dem Schloß zu versammeln. Dazu fügt er am 23. März hinzu: „Sonnabend, als ich auf den Schloßplatz um 1 Uhr komme, höre ich, daß eine Deputation des Magistrats zum König gehen wollte, und daß man wünsche, die Demonstra- tion durch anständig gekleidete Menschen auf dem Schloßplatz unterstützt zu sehen. Also ich lief nach Haus, um den Frack anzuziehen". Er war dann bei der Katastrophe wieder auf dem Platz. Und von dem Zusammenstoß mit den Dragonern schreibt er (am 19.): „Nun lief das enthusiastische Frackpublikum auf die Dragoner zu und ermahnte sie, sich freiwillig zurückzuziehen. Der General sprengte aber die Masse auseinander" usw.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 209

hin wollten, so hieß es in der Adresse, die natürlich Herrn Dr. "Woniger zum Verfasser hatte, Sr. Majestät untertänigste, zu Schutzbeamten erwählte Bürger und Einwohner den wahren Frieden ihrer Stadt garantieren. Denn unser Volk empfinde es tief und stark, daß es reif und mündig sei, raitzusitzen im Rate seiner Fürsten: ,, Gewähren Sie uns dies, und das ganze Volk wird ein einziges Schutz- beamtentum sein ein Schutzbeamtentum für die Freiheit des Vaterlandes, die Sicherheit des Thrones und die Wohlfahrt aller". Aber in einer zweiten Versamm- lung, die noch an demselben Abend im Cöllnischen Rathaus zustande kam, hatten Männer wie der Gymnasialdirektor August sich gegen den ganzen Plan auf das stärkste ausgesprochen, und am Sonnabendvormittag gelang es den unaus- gesetzten, flehentlich vorgebrachten Bemühungen des Magistrats und der Stadt- verordneten, Wönigers Gefolge von seinem „revolutionären" Beginnen ganz abzubringen; er selbst sprach zuletzt auf dem Schloßplatz dagegen. Alles ward auf die Teilnahme einer Anzahl Schutzbürger an der Audienz beschränkt, die Se. Majestät den städtischen Behörden bewilligt hatte; und statt auf dem Schloß- platz warteten die andern im Sitzungssaal des Cöllnischen Rathauses das Er- gebnis ab. Immerhin mögen in der entscheidenden Stunde Hunderte von Schutz- beamten auf dem Schloßplatz gewesen sein mit ihren Binden und Stäben. Einen Bewaffneten hat niemand gesehen. Kein Stein ist auf die Truppen ge- worfen worden. Auch weiß man nichts von dem Gejohle und Gepfeife, welches der Pöbel an den Abenden vorher vollführt hatte; wäre es geschehen, wir würden sicherlich durch die Gegenpartei darüber unterrichtet sein. Nichts als das Bitten und Rufen, man möge das Militär entfernen, mischte sich in das Vivatgeschrei, mit dem man den Inhalt der Plakate, die Mitteilungen der aus dem Schloß zurückkehrenden Deputationen, das Erscheinen des Königs und seines Ministers auf dem Balkon begrüßte: immer lauter, immer allgemeiner, immer stürmischer, je mehr sich die Portale mit Soldaten füllten, und je stärker die Menge an sie herandrängte. Denn die Erbitterung gegen die Truppen teilte jeder, der da war, und in der ganzen Stadt ward nichts einmütiger gefordert, als daß sie hinweg- geschafft würden. Wozu hatte man sie überhaupt herbeigeführt, nicht bloß die Berliner Regimenter, sondern seit 36 Stunden auch zwei Bataillone des ersten fiarde-Regiments aus Potsdam, wenn der König wirklich seinem Volke Frieden und Freiheit geben wollte? Weshalb ließ man nicht den Durchgang durch die Schloßhöfe frei, sowie es immer und noch an diesem Vormittag gewesen war? Warum waren die Soldaten nicht in ihren Kasernen geblieben? Denn etwas Weiteres bedeutete der Ruf „Militär fort", „das Militär zurück" in diesem Augen- blick nicht; nicht etwa seine Entfernung aus der Stadt oder die Errichtung einer Bürgerwehr, auf die man von selbst verzichtet hatte.1 Die Entfernung aus Berlin

1) Bodelschwingh selbst haüu am 17. sein Bedauern darüber ausgesprochen, daß man die Schutzbürger unbewaffnet gelassen habe.

14 I.onz, Geschichte dor Univorsitllt Merlin 112.

210 Drittes Buch. Auf dem ~Wege zur deutschen Einheit.

verlangte man höchstens von den Potsdamer Bataillonen. Den Ansmarsch der Berliner Garnison, ja der gesamten in der Hauptstadt zusammengezogenen Truppen- macht hat erst der General verfügt, den der König mit der Unterdrückung des Aufstandes betraute. pfuei verlaßt tj11ci damit rühren wir an den Zeitpunkt, in dem der Schlüssel der Situation

das Schloß. r

zu suchen und der bis heute von allen der rätselvollste ist. Als General von Pfuel das Schloß verließ (es wird gegen s/4i2 gewesen sein) und sein nahe- gelegenes Quartier aufsuchte, um, wie es heißt, sich umzuziehen und einen Brief zu schreiben, war die Menge bereits unruhig geworden und wird jener Ruf wohl schon gehört sein. Sehr arg kann es aber noch nicht damit gewesen sein, da der Gouverneur sonst seinen Posten im Schloß unmöglich verlassen haben würde; er selbst kann nichts Schlimmes befürchtet haben. Daß die Stimmung der Freude noch überwog, zeigte ihm der von allen Seiten ausgesprochene Dank, als er die Ungeduldigen zu besänftigen suchte und das Beste versprach. Nur eine knappe Stunde blieb er fort. Als er zurückkehrte, war die Lage nicht mehr zu retten. Man wird an Lafayette erinnert in der Schicksalsnacht von Versailles, in jener Frühstunde des 6. Oktober 1789, als er sich von den Nationalgarden, die er aus Paris herbeigeführt hatte, entfernte, um nach 36 Stunden unausgesetzter Aufregung bei seinen Verwandten, den Noailles, einen Moment der Ruhe zu finden. Auch damals hatte eine halbe Stunde genügt, um die Katastrophe zu vollenden. Damals war es wirklich der Pöbel gewesen, der Auswurf der Hauptstadt, der das Königsschloß mordlüstern überschwemmte und den Thron der Bourbonen in den Staub zog; denn die alte französische Monarchie war bereits in der Auflösung be- griffen, das Heer zerrüttet und alle Bande der Scheu und Scham zerrissen. In Berlin hingegen war das Fundament der Krone, die Armee, in ihren stolzesten Regi- mentern vertreten, völlig unerschüttert geblieben; die Garden des Königs waren nicht bloß bereit, nein, sie brannten darauf, die Soldaten mehr noch als die Offi- ziere, das Bürgerpack, vor dem sie kapitulieren sollten, abzuschütteln und ihm die Insulten der letzten Tage noch besser heimzuzahlen. Aus ihrer Mitte, aus dem Schloß selbst her entwickelte sich das Unheil. uio Militärpartei Der Gouverneur kann kaum länger als eine Viertelstunde fortgewesen sein, als

tritt hervor;

Deutung ihrer der König ihm das Kommando, das er nur acht Tage geführt hatte, entzog und es dem kommandierenden General des Gardekorps, von Prittwitz, übertrug. Wir wissen heute1, wer Friedrich Wilhelm diesen Befehl entrissen hat: der Graf von Alvensleben, der letzte Finanzminister des verstorbenen Königs, dessen karge Hand die Universität so schwer empfunden hatte, der Führer der reak- tionären Gruppe, die in den Konzessionen an den Liberalismus und die nationale Idee den Untergang Preußens sehen wollte; von ihm und seinen Freunden, dem

1) Durch zwei Zeugen aus entgegengesetzten Lagern, Gerlach und Nobiling; dazu Varuhagen.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 211

General von Kaiich, dem Grafen von Stolberg, und wer noch hinter ihnen ge- standen haben mag, ward auch der Befehl durchgesetzt, der zugleich oder unmittel- bar darauf erfolgt sein muß, den Platz vor dem Schloß zu säubern. Wir brauchen darum noch nicht zu glauben, daß dabei der Hintergedanke vorwaltete, den König noch in der letzten Stunde von seinen Konzessionen zurückzubringen, die absolute Krone zu behaupten; so wenig daran zu zweifeln ist, daß es auf dem Hinter- gründe ihrer reaktionären Gesinnung geschah: es genügt zur Erklärung, daß sie zunächst die Ehre der Armee, wie sie sie verstanden, retten wollten; womit dann freilich das Übergewicht der Krongewalt über den Volkswillen, als den Grund- gedanken der liberalen Forderungen, sofort festgestellt war: dem Geschrei von der Straße, das den Rückzug der preußischen Garden verlangte, setzten sie das „Vorwärts" der Soldaten entgegen. Nun wissen wir, wieviel auch dem König daran lag, die Freiheit seines Willens im Geben zu behaupten; dem Zwange setzte auch er seinen Königsstolz entgegen. Und so voreinigten sich, wie so oft, Wille und Zufall (denn an diesen wird man glauben müssen), um die von beiden Seiten unerträglich gewordene Spannung zur Entladung zu bringen.

Seit Jahren hatten sich, wir sahen es, Mißverständnisse und Mißtrauen zwischen dem König und seiner Hauptstadt angesammelt und gehäuft; und noch die letzten Tage hatten den Bewohnern Berlins Anlaß genug gegeben, an dem guten Willen einer Regierung zu zweifeln, welche Schimpf worte und Steinwürfe mit Säbelhieben und Flintenschüssen erwidert oder gar hervorgerufen hatte. Nun aber hatte es für einen Moment den Anschein gewonnen, als sollten wirklich die vermorschten Fesseln des Polizeistaates, der sogar das Rauchen auf der Straße verbot, gelöst, Preußen auf die gleiche Stufe mit dem modernen Europa gestellt, die Verbindung mit der Gesamtnation angestrebt und das Volk endlich mündig erklärt werden. Mehr als die größten Optimisten je erwartet, war in Aussicht gestellt: nur eine Viertelstunde noch, so mußten die Abdrucke des Patents, die schon auf dem Wege von der Druckerei zum Schloß waren1, angelangt und in jedermanns Händen sein. Da ritten die Dragoner, von dem neuen Gouverneur selbst geführt, von der Stechbahn her in die dichtgedrängte Menge hinein, da

1) Nobiling (a. a. 0. S. 293), der sehr bald, nachdem die beiden Schüsse gefallen, dvn kleinen Schloßhof betrat, noch in der Hoffnung, vermitteln zu können, fand hier den Eandwagen mit den Abdrucken eben angelangt. Die Proklamation wurde sofort verteilt und gelesen. „Das laute Verlesen ergriff alle mächtig; mehrere, u.a. der General von Etzel, weinten vor Freude. Alle glaubten, die Bestimmung Preußens, Deutschland zu sich heranzuziehen, die Politik nicht nur des heutigen Tages, sondern des großen Kurfürsten und des großen Friedrich würden nun erfüllt werden-. Für die Stimmung eines Teils der Generalität sehr interessant. Audi General von Wuasow,

der eben vom Rhein eingetroffen war, zählte zu dieser Gruppe. Audi an sie dachte I pold

von Gerlach, als er am Abend unter dem Kandelaber auf dem Sohloßplatz zu .lern Prinzen von Preußen sagte: er freue sich, daß es wieder zum Kampf (gekommen wäre; die Feinde hätten wir wieder gegenüber and nicht, wie heute vormittag, unter cum. Worauf der Prinz bemerkte: dei

habe jetzt das Recht, alle seine Conzessii o zurückzunehmen.

14*

212 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

defilierten die beiden Kompagnien der Franzer ans dem nächsten Portal des Schlosses gegen die Breite Straße und die Lange Brücke hin, da knallten plötzlich an der Stelle, wo die Massen, von den Truppen gedrängt, sich am dichtesten stauten, die beiden Schüsse. Wer außer den Nächststehenden konnte ahnen, daß sie zu- fällig los- und in die Luft gegangen waren! Mußte man nicht glauben, daß sich der Vorgang vom fünfzehnten, der militärisch genau so eingeleitet war, wiederholt, und daß, wie am sechzehnten, die Kugeln in den dichtesten Haufen eingeschlagen hatten? Auch widersprach das Eingreifen der Truppen ganz und gar den An- weisungen, welche noch tags vorher von den Behörden gegeben waren. Weder waren sie angegriffen, noch hatten die Schutzbürger sie um Hülfe angerufen; diese vereinigten sich vielmehr, und gerade in dem Moment der Entscheidung, mit allem, was auf dem Platze stand, zu dem angstvollen, verzweifelten Ruf: „Militär zurück!" Sie fielen den Pferden in die Zügel, sie waren drauf und dran, mit den Händen in die Gewehre zu greifen1; viele von ihnen zerrissen ihre Binden und zerbrachen ihre Stäbe. Die Legende Man hatte vergebens vertraut; alle Vorschläge waren Schein gewesen, Köde-

der Revolution. ° D

rung, um die Opfer herbeizulocken; man war verraten: der König hatte auf sein Volk schießen lassen!

So trat zugleich mit den Barrikaden, die nun binnen einer Stunde zu Hun- derten wie aus der Erde emporwuchsen, auch die Legende der Revolution ins Leben die Legende, welche sofort Tausende und Abertausende in den Taumel des Kampfes gegen den König und sein Heer hineinriß und seinen Fortgang und Ausgang mit ihren Truggebilden noch dichter umsponnen hat als die Legenden- dichtung des Schlosses seinen Ausbruch. Die Wahrheit ist, daß der Ber- liner Straßenkampf weder durch Verrat hervorgerufen noch ein von einer poli- tischen Partei vorbedachter und vorbereiteter, planmäßig und nach politischen Zielen geleiteter und durchgeführter Aufstand gewesen ist, sondern ein Straßen- krawall größten Stiles.2

1) Nobiling (a. a. 0. S. 283). „Unter ihnen befanden sich keine solchen Gestalten, wie sie ein paar Stunden später zu sehen waren. Alle gehörten den besten Ständen an; die Melirzabl war eben erst als Schutzmänner tätig gewesen. Noch jetzt kenne ich viele von ihnen als ruhige, friedliche Männer und ausgezeichnete Bürger, einige sind Mitstifter des Treubundes".

2) Unter den Folizeiakten (Litt. B. Nr. 187) findet sich die Erklärung eines Dr. Maaß vom 8. Juni, der vom 20. bis zum 22. März den Auftrag hatte, in der Neuen Kirche die Leichen sämtlicher Gefallenen öffentlich auslegen, rekognoszieren und demnächst einsargen zu lassen. Alle diese Szenen, so sagte er aus, legten ihm die Pflicht auf, „zu erklären, daß nach Abrech- nung der [33] unbekannt gebliebenen Leute der größte Teil, ohne gefochten oder auch nur eine Idee geäußert zu haben, durch Zufall oder (ich geniere mich fast, mich dieses Wortes zu be- dienen) durch Mißverständnis getötet worden sind, was mir die Angehörigen, Schlafwirte oder Bekognoszeuteu laut und öffentlich in jener Kirche vor den genannten beiden Predigern [Sydow und Müller] bekannten. Die protokollarische Vernehmung derselben kann in 48 Stunden die Wahr- heit meiner Angabe herausstellen und damit zugleich klarmachen, ob wirklich hier eine Revo-

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 213

Auch das Verhalten der Studenten läßt sich nur in diesem Lichte beerreifen; Dio Auia-ver.

Sammlung am

die Aula war, wie Agidi, der Leiter der Versammlung;, mit einem glücklichen Aus- vormittag des

W.Mte.

druck sagt, ein Mikrokosmos der allgemeinen Bewegung. Schon am Morgen war sie wieder der Schauplatz ihrer rednerischen Kämpfe geworden. Die radikale Fraktion, so gering sie war (achtzehn au der Zahl, so behauptet Ägidi), hatte, fest geschlossen und als erste auf dem Platz, durch Vorwegnahme der Schriftführung sich in den eigentlichen Besitz der Verhandlung gebracht; fast alle ihre Mitglieder hatten sich in die Rednerliste einschreiben lassen. Aber vergebens ließen sie die Raketen ihrer revolutionären Beredsamkeit steigen: die Schlag auf Schlag eintreffenden Nachrichten von den Bewilligungen des Königs, Preßgesetz und Plakate, dämpf- ten ihre Tiraden besser, als alle Gegengründe es vermocht hätten. Unter der Wucht eines oratorischen Faustschlages zerbrach Scbinkels Adler, der das Rednerpult trug, und sogleich benutzte der radikale Redner selbst dies Ereignis, das doch nur von der Kraft seiner Fäuste zeugte, um es als Omen auf die Zertrümmerung des Hohen zollernadlers zu deuten, dem seine Philippika galt. Aber in demselben Moment wurde dem Vorsitzenden, der von der Majorität gewählt war, gemeldet, der König sei mit durchgreifenden organischen Veränderungen des StaatsAvesens beschäftigt, sie würden im Laufe der nächsten Stunden bekannt werden und alsbald mußte der neue Deniosthenes verwirrt und beschämt vom Katheder heruntersteigen. Als sich vollends das Gerücht verbreitete, die Minister Eichhorn, Thile und Savigny wären entlassen, „da flogen", so erzählt unser freisinniger Widersacher der Revo- lution, „die Mützen hoch in die Luft. Die Jünglinge schüttelten einander die Hand und wünschten Glück; es waren Momente der reinsten Begeisterung; die Reformation hatte gesiegt!" Auch Dr. Wöniger war, gleich anfangs, in der Aula erschienen und hatte zum Besuch seiner Schutzbürgerversammlung im Cöllnischen Rathhause ein- geladen, war aber, wie die andern, vor den revolutionären Rednern, die übrigens dafür waren, kaum zu Wort gekommen. Jetzt, in dem allgemeinen Freudentaumel, ward sein Antrag aufgegriffen und bewilligt; man beschloß, jene Versammlung zu beschicken, und ebenso, an der Demonstration vor dem Schloß teilzunehmen immerhin ein Beweis für die Harmlosigkeit dieses Planes. Das Häuflein der Radi- kalen hielt bereits das Spiel für verloren. Den tags vorher erwählten drei Depu- tierten wurde wiederum aufgegeben, die Erklärung der Studentenschaft baldigst vor den König zu bringen; und in frühester Stimmung eilte alles zu den Mittagstischen. Doch hatte man verabredet, schon um halb drei aufs neue zusammenzukommen; denn es galt für den Abend noch einmal, zum letztenmal, wie man wähnte, die Schutz-

lution oder nur eine Straßenemeute stattgefunden habe". Das also sind die Beiden, deren Gräber heute von den „Genossen" Jahr um Jahr am 18. März als die Ruhestätten ihrer Märtyrer bekränzt werden. Unter den Frauen, welche die Kugel traf (in ihrer Wohnung, Jerusalemer Straße Nr. 20), war (was schon damals viel bemerkt wurde) auch Fräulein Charlotte Dambaon die Schwester des Kriminalrate (-IG Jahre alt); auch sie ist im Friedriohahain bestattel worden.

214 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

bürgerschaft zu übernehmen, da bei der allgemeinen Erregung immerhin Exzesse zu befürchten schienen. Gleichzeitige j_n der gleichen Stunde und wieder Tür an Tür mit den Kommilitonen

Senatssitzung. °

tagte der Senat; denn es war am Freitag beschlossen worden, täglich, solange die Unruhen währten, mittags zusammenzukommen. Heute jedoch gab es kaum Wichtiges zu verhandeln1; man verabredete, daß auch an diesem Abend und ebenso am Sonntag einige Senatsmitglieder in der Universität anwesend sein sollten, und trennte sich dann, wie die Studenten, ohne Ahnung von dem, was die nächste Stunde bringen sollte. Wirkung der Unter den ausgelassensten Scherzen, so berichtet Agidi, über das Martyrium

Katastrophe auf ° ° *

die Studenten, dieses Morgens waren die Studenten auseinandergegangen. Um so furchtbarer das Entsetzen, das sie packte, als in der Stunde, der Minute fast, wo sie zum letztenmal an das Werk des Friedens Hand anlegen wollten, der Ruf, das Geschrei „Yerrat, Verrat! Zu den Waffen!" durch die Straßen gellte. Also hatten die Radi- kalen doch recht gehabt! Alles war nur Schein, Heuchelei, Lüge gewesen! Es gab nur noch eine Losung: Waffen! Waffen! Nun sollte das Omen mit dem Adler vom Vormittag zur Wahrheit werden: sie nahmen ihn und schmetterten ihn zur Erde, also daß er von neuem auseinanderbrach. Schon eilten einzelne hinaus, mit den Rap- pieren und Säbeln vom Fechtboden, den sie erbrachen, bewaffnet, um an dem Kampf des Volkes teilzunehmen; ihr Ziel war das Oranienburger Tor, um die Maschinen- bauer, die harten Fäuste, die in Paris das Beste getan hatten, auf die Barrikaden zu rufen. Während die Friedfertigen, schon ganz in die Minderheit gedrängt und ihrer besten Freunde beraubt, nach Mitteln ausspähten, um die Windsbraut der Revolution zu beschwören. Der Name des Polizeipräsidenten, Minutoli, wird

Letzter Versuch genannt. Ihn, den Freund der Bürger, will man anrufen, mit ihm vor den König

der Gemäßigten, ö ' ö ' ...

den stürm zu treten und den Herrscher anflehen, die Truppen zurückzuziehen, sich seinem

beschwören.

Volke zu zeigen. Drei Studenten werfen sich in einen Wagen. Bald von Be- waffneten umringt, gezwungen auszusteigen, suchen sie den Polizeigewaltigen in seiner Wohnung, im Schloß, treffen ihn endlich zu Hause an und bewegen ihn wirklich zu dem Gange. In voller Uniform, von den drei Studenten und bald von einer wachsenden Menge (Bürgerschützen, schon zum Kampfe gerüstet, darunter) begleitet, hier bedrängt und bedroht, dort bejubelt und gesegnet, aus

1) Vorn Polizeipräsidium war ein Schreiben vom 17. März gekommen, das dem Senat „an- heimstellte", das Tragen schwarzrotgoldener Kokarden zu untersagen; vielleicht veranlaßt durch das Auftreten jenes Mitgliedes der studentischen Deputation vom 16. im Schloß, das seiner deutsch - patriotischen Gesinnung diesen Ausdruck gegeben hatte, oder, eher noch, durch den andern, dessen Namen Minutoli sich in der Kommandantur am 15. notiert hatte. Die Auffassung, die der Senat von dieser unzeitgemäßen Admonition hatte, bezeugt der kurze Satz des Protokolls: „In 14 Tagen soll das Schreiben des Polizeipräsidiums wieder vorgelegt werden". Da aber war es nicht mehr nötig.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 215

«allen Fenstern angefleht, den König umzustimmen, einmal so in den Knäuel ein- gekeilt, daß der eine der Studenten hinweggerissen wird, gelangt der Präsident nach langen Irrfahrten (denn schon sperren Barrikaden die Straßen, Bewaffnete eilen vorüber, Schüsse werden gehört) endlich, an der Universität vorbei, zuletzt noch von einer Ulanenpatrouille geleitet, ins Schloß.1 Es war der Moment, wo das erste Geschütz vom Schloßhof nach der Königsstraße abging; nicht lange, so hörte man seinen Donner jenseits der Brücke rollen. Wie hätte man in diesem Augenblick noch auf Frieden hoffen können! Wären die Truppen in den Kasernen geblieben, der Tag wäre (niemand sollte mehr daran zweifeln) so ruhig dahin gegangen wie der letzte: oder vielmehr, nur Dank und Jubel würde die Massen auf die Straßen geführt haben. Und Aväre jener unselige Befehl an General von Prittwitz ungeschehen geblieben, so würde die Ausbreitung des Patentes keine andere Wirkung gehabt haben. Ja, auch jetzt noch hätten die Deputationen, Avelche in dieser Stunde im Schloß zusammenströmten, Recht behalten, als sie dem König unter heißen Treuschwüren zusicherten, daß alles geebnet sein werde, daß er im Wagen durch alle Straßen Berlins fahren könne, daß sich jedermann vor ihm neigen, ihn anbeten werde sobald er den Truppen den Befehl zum Abmarsch in die Kasernen gebe. Es war dennoch zu spät. Der König konnte nicht mehr zurück. Was vorher Wunsch, Bitte, Forderung gewesen, war jetzt Drohung ge- worden: Ansage des Kampfes, Macht gegen Macht. Schon im Hinblick auf die Stimmung in der Garde, auf die Soldatenehre, auf seine Brüder, darunter der Thron- folger, der erste Soldat im Lande, in dem jene Gefühle am heißesten brannten, war es Friedrich AVilhelm verwehrt. Aber, wir wiederholen es, seine Königsehre selbst duldete es nicht: dem Zwange wollte auch er sich nicht unterworfen.

Dies sagte er auch zu Johannes Müller und seinen Kollegen, den Dekanen, em^rnJN, welche, angetan mit ihren Talaren, die ihnen die Huld des Königs vor drei Jahren verliehen hatte2, herbeigeeilt waren, um, wie alle Welt, den Rückzug

und Bi in ihren Talaron.

1) Ich folge hier Ägidi, dessen hochlebendige Schilderung, vom reichsten Detail unter- stützt, den Vorzug vor den bei Wolff gedruckten Berichten unbedingt verdient. Wer die Stu- denten waren, bleibt ganz unsicher.

2) Die Geschichte unserer Kleiderorduung ist ein Kapitel für sich, in dem sich aber, wie in allem andern, die geistigen und politischen Strömungen des allgemeinen Lebens abspiegeln. Die Einrichtungskommission hatte, wie wir wiederholen wollen (vgl. Bd. I, S. 2S3), für Profi

und Beamte, vom Rektor bis zu den Pedellen, eine sehr vornehme und feierliche Tracht vorgi schwarze Galakleidung mit Degen für die Professoren und die oberen Beamten, dazu für jene bei feierlichen Gelegenheiten kurze schwarze Mäntel, von Seide für das Kollegium, von Sammet mit Goldstickerei für den Rektor, der außerdem noch eine dop pell e äohwi re goldene Kette mit dem in Gold ausgeführten Brustbilde des Königs tragen sollte; für die Pedelle Bohwarze Tuohkleidung mit einem Schild auf der linken Brustseite, wie es die Unterbeamten bei den Geriohten und Regierungen trugen, zu feierlichen Gelegenheiten aber weiße Mäntel darüber and BÜberbesohlagene, von dem preußischen Adler in vergoldetem Silber gekrönte, »1 Fuß lautre Stäbe. Leider war liese Pracht nur zum geringsten Teil verwirklicht wurden. Die Mäntel fielen BOgleioh und allseitig. In seinem Statutenentwurf schlug ühden (der hier,

I ; i.tf> ilrr

Talaro.

216

Drittes Buch. Auf dem Wege bot deuteeben Einheit.

der Truppen zu erbitten. Im übrigen hatte er - wie es »benswärdige

Art war nur Gutes über '1h.- Studenten v.\ ■■■,<- d seine Freunde;

das hätten sie in den Letzten Tagen be an - i den

anders gewünscht, vermutlich dem Willen Bchuckmai h die Staatskleidung vor,

und zwar nur für Rektor und Syndikus, dazu für jenen die goldene doppelte Halskette, deren

[cht jedoch nicht be ' war; der "Wunsch . ommission, dem Rektor noch

ein kurzes Mäntelchen (jetzt nur noch von Seide; umzutun, fand kein Gehör; ebensowenig die Bitte, den Professoren insgesamt ein Abzeichen an der Kleidung zu verleihen, um ihren Bang in der

illschaft gegenüber andern Staatsdienern hervortreten zu lassen; und nur die beiden Zepter für die Pedelle, die Breslau bereits bekommen, wurden konzediert. In der endgültigen Fassung der Statuten wurde auch die Kette nicht mehr als eine doppelte bezeichnet. Die Dekane,

i Hoffähigkeit der König ja verweigert hatte, waren überhaupt nicht bedacht worden. In den ersten Jahren müssen nun (nach den Akten zu schließen) die Professoren doch von dem allgemeinen Recht, als höhere Beamte den Degen zu tragen, Gebrauch gemacht haben; nur die Theologen ließen ihn, als Diener des Friedens, fort. Daraus ergab sich zunächst der Wunsch, den Eudolphi als Rektor am 2. März 1814 (als man schon an Siegesfeste denken konnte) dem Minister vortrug: den Theologen die Amtstracht der Berliner Geistlichkeit zu gestatten, wie es an anderen Universitäten meist der Brauch war. Dieser Vorschlag fand Anklang, und so erhielten die Theologen Talar, Kragen und Barett: derTalar durfte jedoch (so der ausdrückliche Wille Br. Majestät) nur von wollenem Zeug und der Kragen ein aufrechtstehender sein: es ist die Tracht, die jedermann von Schleiermachers Bildern kennt. Bei den andern Fakultäten muß aber im Laufe der Jahre eine große Verwilderung eingetreten sein, so daß nach einer entrüsteten Be- merkung Beckedorffs die „willkürlichsten und nachlässigsten Trachten- zum Vorschein kamen; der Degen war gewiß längst in die Ecke gestellt und die Eskarpins in den Schrank gehängt.

ire Professoren folgten damit nur einem allgemeinen Zuge, wie sich bei der Eröffnung der brandenburgischen Provinzialstände am 3. Oktober 1824 herausstellte, als bei der kirchlichen Feier einige der Rittergutsbesitzer nicht in der vorgeschriebenen Uniform erschienen waren. Es war die Zeit, da der Kronprinz Einfluß auf die Regierung gewann, der sich gerade für die Erneuerung der Stände interessierte. Auf ihn wird es darum zurückzuführen zu sein, wenn, bereits am dritten Tage darauf, ein scharfer Befehl aus dem Kabinett diese Unschicklichkeit rügte und sämt- lichen Beamten und Rittergutsbesitzern vorschrieb, bei feierlichen Gelegenheiten und vor dem Angesicht Br. Majestät nicht ohne die ihnen zukommende Uniform zu erscheinen. Dies traf nun auch die Universität, und so war der Monat noch nicht vorüber, als aus dem Ministerium ein Schreiben einlief, welches außer für den Rektor auch für die Dekane und die Pedelle eine ange- messene Amtskleidung nach dem Vorbilde der älteren Universitäten als wünschenswert bezeichnete; gleichzeitig wurde für die Kette die Erneuerung der Vergoldung befohlen was (denn sie ist leider im Innern nur von Silber) sich später noch wiederholt hat. An der Universität ward diese Anordnung mit widerstrebenden Gefühlen aufgenommen; denn wie Rudolphi, der damals wieder Rektor war, dem Regierungsbevollmächtigten vorstellte, erschien der Korporation dies der Ver- gangenheit angehörige Kostüm für die jetzige Zeit nicht mehr passend und in einer großen Stadt, wie Berlin, sogar anstößig. Der Senat unterbreitete daher dem Minister den Vorschlag, es bei einer einfachen goldenen Stickerei auf den Kragen der Dekane der unteren Fakultäten beruhen zu lassen, während die theologische Fakultät ganz davon absehen zu dürfen wünschte; auch die Pedelle seien wohl durch ihre Schilder hinreichend ausgezeichnet. Altenstein aber, hinter dem

kedorff, des Kronprinzen Gesinnungsgenosse, stand, gab sich nicht zufrieden. Die verschieden- farbigen Mäntel der älteren Universitäten wollte auch er nicht; er kam aber auf die Vorschläge der Eiurichtungskommission Humboldts zurück: ein schwarzer Sammetmantel für den Rektor, für alle übrigen Ordinarien ein Tuchmantel von derselben Farbe, für die Dekane noch Ketten, gleich der des Rektors, mit den Insignien ihrer Fakultäten. Hierfür behielt er sich allerdings die könig- liche Genehmigung vor; von sich aus befahl er nur die sofortige Anlegung der Hofkleidung

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion.

217

schönsten Hoffnungen gelebt; er sei fest entschlossen gewesen, die deutsche Be- wegung zu seiner Sache zu machen, sich an ihre Spitze zu stellen; das sei nun alles vereitelt. Aber es würden noch schwerere Zeiten kommen; dann rechne er

für sämtliche Professoren (also auch die Extraordinarien), mit Schnallen auf den Schuhen und Kniegürteln, vergoldetem Degen und Dreispitz. Aufs neue bat der Senat, die drei Dekane mit den Mänteln und sie alle mit dem den Gelehrten, die ganz ihrer Wissenschaft lebten, fremd- artigen Staatskleide zu verschonen, dessen Anschaffung schon um seiner Kosten willen (wohl 100 Taler) vielen sehr schwer fallen würde. Und dies scheint (denn dio Akten brechen hier ab) den Minister, dessen innerste Neigung vermutlich die gleicho war, wirklich umgestimmt zu haben, obschon Beckedorff , der diesmal seine Sanftmut ganz vergaß, auf eine Rüge dieses „unpassenden Benehmens'1 und die Durchsetzung des Befehls drang. Ich möchte vermuten, daß dem König selbst an der umfänglichen und auch für die Staatskasse kostbaren Neuerung nicht soviel lag: er legte mehr Wert auf das Uniforme als auf die Uniform. Hatte er doch sogar 1817 den Königsbergern die Berliner Kleidung geben wollen, obgleich sie schon im Besitz eines, damals freilich sehr defekt gewordenen Purpurmantels für ihren Prorektor waren, und wollte er doch den Bonnern nicht einmal die „goldene" Kette bewilligen, die sie daher erst unter seinem Sohn erhalten haben. So dürfen wir also sagen, daß bei den Feierlichkeiten der nächsten Jahre das Kollegium zwar gleichförmiger (wie Rudolphi Altenstein versprochen hatte), aber doch nur im herkömmlichen Gesellschaftsanzuge aufgezogen ist.

Dies änderte sich unter der neuen Regierung. Friedrich Wilhelm IV. sprach es schon im Oktober 1842 als seine „längst gehegte" Absicht aus, für Berlin und Bonn nach dem Vorbilde der älteren Universitäten eine feierliche Amtstracht einzuführen. In Fluß kam die Angelegenheit durch das Säkularfest der Albertina im August 1844, bei dem deren Ordinarien zum erstenmal sämtlich im Talar auftraten. Für Berlin, als die Universität der Landeshauptstadt, hatte der kunstsinnige Monarch sich eine besondere, auszeichnende Tracht ausgesonnen: über dem Staatskleid (die Theologen über dem „alten lutherischen Unterkleid") den sog. Lutherrock, d. h. ein weites, vorn offenes Oberkleid in den Fakultätsfarben, bei den Ordinarien von Tuch, bei den Dekanen von Seide, bei dem Rektor nach Art der Mäntel von Halle und Greifs wald lang und goldbestickt von Sammet; dazu für alle Professoren ein rundes Barett von schwarzem Sammet. Doch wollte der König zugeben, daß eventuell nur das Unterfutter in den Fakultätsfarben, die Außenseite aber schwarz gehalten würde. An der Universität war man über den neuen Iluldbeweis des Monarchen ebenso unglücklich wie 20 Jahre früher. Besonders die Theologen klagten, daß sie damit ihres Predigertalars, und also ihres geistlichen Charakters beraubt würden: denn das geist- liche Gewand bezeichne das Wesen der Kirche, zu der sie gehörten, und deren Fundament die Kenntnis des göttlichen Wortes sei; daran wollten sie festhalten, besonders jetzt, wo von ver- schiedenen Seiten versucht werde, Universität und Kirche zu trennen und den Professoren der Theologie einen ausschließlich wissenschaftlichen Beruf anzuweisen, gleich als wenn ihnen von Amts wegen das Wohl der Kirche und die Erfüllung der von dieser zu machenden Ansprüche gleich- gültig bleiben dürften. Die übrigen Fakultäten begründeten ihre Abneigung mit dem Aufsehen, das man erregen würde, indem man die feierlichen Akte der Universität zu einem Ziel dei Neugier herabwürdige, mit den hohen Kosten, die den schon jetzt schlechten Besuch der Feiern noch mehr herabbringen müßten, und anderen Einwänden. Zumal das Staatskleid stieß auf fast allgemeinen Widerspruch, der sich besonders gegen die „der Gesundheit des ihnen entwöhnten Geschleohtes schädlichen" Eskarpins richtete. Damit erzielten sie Eindruck; der Galafrack mit Schnallenschuhen und Degen ward gestrichen; er blieb nur für den Rektor. Auch von der ihr zugedaohten Garde- auszeichnung, wenn der Ausdruck erlaubt ist, ward unsere Universitär befreit; und das Ende vom Liede war die Kabinettsordre vom 23. Juli 1845, welche die Festtracht für alle Universitäten gleich- mäßig in den Formen vorschrieb, deren wir uns heute erfreuen; den Theologen wurde ihr alter Talar nur insoweit gelassen als sie ordinierte Geistliche waron. Die Einführung war für den ■'!• August 1845 bestimmt gewesen, scheint aber um ein Jahr aufgeschoben zu sein.

216 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

der Truppen zu erbitten. Im übrigen hatte er wie es seine liebenswürdige Art war - nur Gutes über die Studenten zu sagen: sie wären seine Freunde; das hätten sie in den letzten Tagen bewiesen; an diesem Morgen habe er den

anders gewünscht, vermutlich dem "Willen Sehuckmanns folgte) lediglich die Staatskleidung vor, und zwar nur für Rektor und Syndikus, dazu für jenen die goldene doppelte Halskette, deren Gewicht jedoch nicht besonders betont war; der Wunsch der Senatskommission, dem Rektor noch ein kurzes Mäntelchen (jetzt nur noch von Seide) umzutun, fand kein Gehör; ebensowenig die Bitte, den Professoren insgesamt ein Abzeichen an der Kleidung zu verleihen, um ihren Rang in der Gesellschaft gegenüber andern Staatsdienern hervortreten zu lassen; und nur die beiden Zepter für die Pedelle, die Breslau bereits bekommen, wurden konzediert. In der endgültigen Fassung der Statuten wurde auch die Kette nicht mehr als eine doppelte bezeichnet. Die Dekane, deren Hoffähigkeit der König ja verweigert hatte, waren überhaupt nicht bedacht worden. In den ersten Jahren müssen nun (nach den Akten zu schließen) die Professoren doch von dem allgemeinen Recht, als höhere Beamte den Degen zu tragen, Gebrauch gemacht haben; nur die Theologen ließen ihn, als Diener des Friedens, fort. Daraus ergab sich zunächst der Wunsch, den Rudolphi als Rektor am 2. März 1814 (als man schon an Siegesfeste denken konnte) dem Minister vortrug: den Theologen die Amtstracht der Berliner Geistlichkeit zu gestatten, wie es an anderen Universitäten meist der Brauch war. Dieser Vorschlag fand Anklang, und so erhielten die Theologen Talar, Kragen und Barett; derTalar durfte jedoch (so der ausdrückliche Wille Sr. Majestät) nur von wollenem Zeug und der Kragen ein aufrechtstehender sein; es ist die Tracht, die jedermann von Schleiermachers Bildern kennt. Bei den andern Fakultäten muß aber im Laufe der Jahre eine große Verwilderung eingetreten sein, so daß nach einer entrüsteten Be- merkung Beckedorffs die „willkürlichsten und nachlässigsten Trachten" zum Vorschein kamen; der Degen war gewiß längst in die Ecke gestellt und die Eskarpins in den Schrank gehängt. Unsere Professoren folgten damit nur einem allgemeinen Zuge, wie sich bei der Eröffnung der brandenburgischen Provinzialstände am 3. Oktober 1824 herausstellte, als bei der kirchlichen Feier einige der Rittergutsbesitzer nicht in der vorgeschriebenen Uniform erschienen waren. Es war die Zeit, da der Kronprinz Einfluß auf die Regierung gewann, der sich gerade für die Erneuerung der Stände interessierte. Auf ihn wird es darum zurückzuführen zu sein, wenn, bereits am dritten Tage darauf, ein scharfer Befehl aus dem Kabinett diese Unschicklichkeit rügte und sämt- lichen Beamten und Rittergutsbesitzern vorschrieb, bei feierlichen Gelegenheiten und vor dem Angesicht Sr. Majestät nicht ohne die ihnen zukommende Uniform zu erscheinen. Dies traf nun auch die Universität, und so war der Monat noch nicht vorüber, als aus dem Ministerium ein Schreiben einlief, welches außer für den Rektor auch für die Dekane und die Pedelle eine ange- messene Amtskleidung nach dem Vorbilde der älteren Universitäten als wünschenswert bezeichnete ; gleichzeitig wurde für die Kette die Erneuerung der Vergoldung befohlen was (denn sie ist leider im Innern nur von Silber) sich später noch wiederholt hat. An der Universität ward diese Anordnung mit widerstrebenden Gefühlen aufgenommen; denn wie Rudolphi, der damals wieder Rektor war, dem Regierungsbevollmächtigten vorstellte, erschien der Korporation dies der Ver- gangenheit angehörige Kostüm für die jetzige Zeit nicht mehr passend und in einer großen Stadt, wie Berlin, sogar anstößig. Der Senat unterbreitete daher dem Minister den Vorschlag, es bei einer einfachen goldenen Stickerei auf den Kragen der Dekane der unteren Fakultäten beruhen zu lassen, während die theologische Fakultät ganz davon absehen zu dürfen wünschte; auch die Pedelle seien wohl durch ihre Schilder hinreichend ausgezeichnet. Altenstein aber, hinter dem Beckedorff, des Kronprinzen Gesinnungsgenosse, stand, gab sich nicht zufrieden. Die verschieden- farbigen Mäntel der älteren Universitäten wollte auch er nicht; er kam aber auf die Vorschläge der Einrichtungskommission Humboldts zurück: ein schwarzer Sammetmantel für den Rektor, für alle übrigen Ordinarien ein Tuchmantel von derselben Farbe, für die Dekane noch Ketten, gleich der des Rektors, mit den Insignien ihrer Fakultäten. Eierfür behielt er sich allerdings die könig- liche Genehmigung vor; von sich aus befahl er nur die sofortige Anlegung der Hofkleidung

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 217

schönsten Hoffnungen gelebt; er sei fest entschlossen gewesen, die deutsche Be- wegung zu seiner Sache zu machen, sich an ihre Spitze zu stellen; das sei min alles vereitelt. Aber es würden noch schwerere Zeiten kommen; dann rechne er

für sämtliche Professoren (also auch die Extraordinarien), mit Schnallen auf den Schuhen und Kniegürteln, vergoldetem Degen und Dreispitz. Aufs neue bat der Senat, die drei Dekane mit den Mänteln und sie alle mit dem den Gelehrten, die ganz ihrer Wissenschaft lebten, fremd- artigen Staatskleide zu verschonen, dessen Anschaffung schon um seiner Kosten willen (wohl 100 Taler) vielen sehr schwer fallen würde. Und dies scheint (denn die Akten brechen liier ab) den Minister, dessen innerste Neigung vermutlich die gleiche war, wirklich umgestimmt zu haben, ohschon Beckedorff , der diesmal seine Sanftmut ganz vergaß, auf eine Rüge dieses „unpassenden Benehmens" und die Durchsetzung des Befehls drang. Ich möchte vermuten, daß dem König selbst an der umfänglichen und auch für die Staatskasse kostbaren Neuerung nicht soviel lag: er legte mehr "Wert auf das Uniforme als auf die Uniform. Hatte er doch sogar 1S17 den Königsbergern die Berliner Kleidung geben wollen, obgleich sie schon im Besitz eines, damals freilich sehr defekt gewordenen Purpurmantels für ihren Prorektor waren, und wollte er doch den Bonnern nicht einmal die „goldene" Kette bewilligen, die sie daher erst unter seinem Sohn erhalten haben. So dürfen wir also sagen, daß bei den Feierlichkeiten der nächsten Jahre das Kollegium zwar gleichförmiger (wie Rudolphi Altenstein versprochen hatte), aber doch nur im herkömmlichen Gesellschaftsanzuge aufgezogen ist.

Dies änderte sich unter der neuen Regierung. Friedrich Wilhelm IV. sprach es schon im Oktober 1842 als seine „längst gehegte" Absicht aus, für Berlin und Bonn nach dem Vorbilde der älteren Universitäten eine feierliche Amtstracht einzuführen. In Fluß kam die Angelegenheit durch das Säkularfest der Albertina im August 1844, bei dem deren Ordinarien zum erstenmal sämtlich im Talar auftraten. Für Berlin, als die Universität der Landeshauptstadt, hatte der kunstsinnige Monarch sich eine besondere, auszeichnende Tracht ausgesonnen: über dem Staatskleid (die Theologen über dem „alten lutherischen Unterkleid") den sog. Lutherrock, d. h. ein weites, vorn offenes Oberkleid in den Fakultätsfarben, bei den Ordinarien von Tuch, bei den Dekanen von Seide, bei dem Rektor nach Art der Mäntel von Halle und Greifswald lang und goldbestickt von Sammet; dazu für alle Professoren ein rundes Barett von schwarzem Sammet. Doch wollte der König zugeben, daß eventuell nur das Unterfutter in den Fakultätsfarben, die Außenseite aber schwarz gehalten würde. An der Universität war man über den neuen Huldbeweis des Monarchen ebenso unglücklich wie 20 Jahre früher. Besonders die Theologen klagten, daß sie damit ihres Predigertalars, und also ihres geistlichen Charakters beraubt würden: denn das geist- liche Gewand bezeichne das "Wesen der Kirche, zu der sie gehörten, und deren Fundament die Kenntnis des göttlichen Wortes sei; daran wollten sie festhalten, besonders jetzt, wo von ver- schiedenen Seiten versucht werde, Universität und Kirche zu trennen und den Professoren der Theologie einen ausschließlich wissenschaftlichen Beruf anzuweisen, gleich als wenn ihnen Amts wegen das Wohl der Kirche und die Erfüllung der von dieser zu machenden Ansprüche gleich- gültig bleiben dürften. Die übrigen Fakultäten begründeten ihre Abneigung mit dem Aufsehen, das man erregen würde, indem man die feierlichen Akte der Universität zu einem Ziel der Neugier herabwürdige, mit den hohen Kosten, die den schon jetzt schlechten Besuch der Feiern noch mehr herabbringen müßten, und anderen Einwänden. Zumal das Staatskleid stieß auf fast allgemeinen Widerspruch, der sich besonders gegen die „der Gesundheit des ihnen entwöhnten Geschlechtes schädlichen" Eskarpins richtete. Damit erzielten sie Eindruck; der Galafrack mit Sohnallensohuhen und Degen ward gestrichen; er blieb nur für den Rektor. Auch von der ihr zugedachten Garde- auszeichnung, wenn der Ausdruck erlaubt ist, ward unsere Universität befreit; und das Ende vom Liede war die Kabinettsordre vom 23. Juli 1845, welche die Festtracht füi alle l aiversitäten -leich- mäßig in den Formen vorschrieb, deren wir uns heute erfreuen; den Theologen wurde ihr alter Talar nur insoweit gelassen als sie ordinierte Geistliche waren. Die Einführung war für den 3. August 1845 bestimmt gewesen, scheint aber um ein Jahr aufgeschoben zu sein.

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Müller berichtet darauf, daß die Studenten sich bewähren würden. So mußte es der Rektor nach

<l;irul>er den

Studenten. der Rückkehr vom Schloß den Kommilitonen, soviele von ihnen noch in der Aula waren, von wilden Rufen häufig unterbrochen, berichten. Noch einmal begehrten sie stürmisch die Erneuerung des Versuchs beim König als die Nach- richt kam, daß am Oranienburger Tor ein Student im Kampf gegen das Militär ge- fallen sei. Hierauf von neuem die Forderung, man solle ihnen Waffen liefern-, und wieder scholl es von allen Seiten: ad arma! Unten im Hof brachten Stu- denten, schon ganz verwilderten Blickes, einen Offizier, den sie aufgegriffen hatten. Er wurde den Rasenden entrissen, aber er mußte schwören, daß er nicht gegen das Volk kämpfen werde; die Herren vom Senat, immer noch in ihren Talaren, geleiteten ihn zur Hauptwache.

Es war alles vergebens gewesen. Das Wetter war niedergegangen; es mußte sich austoben. Die Legende der Die Legende der Revolution hat ihren Glorienschein ganz besonders um die

Revolution und ° D

die Studenten. Häupter der Berliner Studenten gelegt. In den gutgekieideten jungen Herren,, die auf den Barrikaden in der Regel den Befehl führten, wollte man oft Stu- denten erblicken; sie, die vor dem Ausbruch des Kampfes als die Hüter der Ordnung gefeiert waren, wurden nach dem Siege des Volkes als die Paladine der Freiheit gepriesen. Und sie ließen sich dies in den Tagen, da ganz Berlin auf den Straßenkampf wie auf die Geburtsstunde des neuen Preußens hinblickte und alle Welt am blutigen Spiel Anteil gehabt haben wollte, wohl gefallen und schwelgten in dem Hochgefühl, Retter der Freiheit und des Vaterlandes zu heißen.

Geringer Anteil Die Wirklichkeit hat auch hier ein anderes Gesicht. Wir dürfen schwerlich anneh-

der Studenten

am Kampf, men, daß sich mehr als hundert von ihnen auf den Barrikaden haben sehen lassen1, dann nämlich, wenn wirklich die Kugeln flogen; denn an dem Bau der Barri- kaden hatte jung und alt geholfen, viele auch beim Dachabdecken, Steinewerfen und anderer Arbeit, die sie nicht direkt in die Schußlinie brachte. Dabei waren es keineswegs lediglich die Radikalen; sondern, wie so viele ehrsame Hand- werksleute, die niemals an Aufruhr gedacht hatten und respektvoll Front machten, wenn eine Prinzessin vorüberfuhr, wurden auch Studenten von Ägidis Partei durch die Wut über den heimtückischen Verrat, an den jedermann glaubte, in den Wahnwitz eines Kampfes mit hineingerissen, der ohne Plan uhd Waffen begann, und in dem alle Chancen auf seiten des Militärs lagen. Einer Tod von ihnen war der junge Bojanowski, der noch vor acht Tagen einen Fackelzug

v. Bojanowskis. __ .

dem König zu Ehren hatte arrangieren wollen, und in dem wir den ersten Blut- zeugen der Revolution aus den Reihen unserer Kommilitonen zu sehen haben;

1) So sagt u. a. Paul Börner. Es werden eher nocli weniger gewesen sein. Die Eenommisterei nach dem Siege fiel auch Dr. Foerster auf die Nerven: „Man wird dadurch", schrieb er seinem Bruder Franz am 23. März, „ordentlich veranlaßt, nur demjenigen zu glauben, daß er sich einer Lebensgefahr ausgesetzt, der eine Wunde aufzuweisen hat".

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 219

denselben, dessen Tod sie zum Abbruch aller Hoffnungen und in den Kampf hinein- trieb. Er fiel bei der Artilleriekaserne am Oranienburger Tor; unter dem Säbel- hieb eines Offiziers, dem er mit seinem Rappier zu Leibe wollte, brach er tödlich verwundet zusammen: er selbst aus einer Militärfamilie, Sohn oder Enkel eines königlichen Flügeladjutanten.1 Der Führer der Studenten, die dorthin geeilt waren. um die Fabrikarbeiter aufzurufen, was ihnen auch bei einer Anzahl gelang, war ein Schweizer, der schon in der Aula durch seine revolutionären Kraftworte sich hervorgetan hatte und bis zum August, wo ihm die Universität gesperrt wurde, das Haupt der radikalen Partei geblieben ist: Johann Georg von Salis aus dem uralten Graubündner Dynastengeschlecht, vom Hause Seewis, der Enkel des Dichters, ein Mensch voll innerer Glut und wirklicher Redegewalt, hochgewachsen, im Schmucke seiner dunklen Locken eine imponierende Erscheinung.-' So völlig halte der Zorn über den Verrat diejenigen, welche eben noch Gegner gewesen, in eins verschmolzen. Es war die Gegend, wo zum erstenmal ein Geschütz die Arbeit machte: eine einzige Kartätschenladung befreite die bedrängten Artilleristen und fegte die Straße bis zu den Linden hin rein.3 Unschuldig zu Tode ge- kommen ist der Studiosus juris Hermann von Holtzendorf, der Sohn eines T'"1 Hotmann

von Hollzendorb.

Gutsbesitzers in der Uckermark, Neffe des Direktors August vom Cöllnischen Realgymnasium und ein Enkel Professor Fischers, des Physikers, der einst der Lehrer des Königs gewesen war. Er war, schon am Nachmittag, mit einem Vetter, dem Schulamtskandidaten Georg Zelle, seinen Verwandten zu Hülfe ge- eilt, die im Cöllnischen Rathaus (denn darin war das Gymnasium) wohnten. Schon schien alle Gefahr abgewandt, als, noch in später Abendstunde, gerade hier der erbittertste Kampf entbrannte. Als nach Mitternacht die große Barri- kade im Hintergrunde der Breiten Straße von den Potsdamer Grenadieren erstürmt

1) Nach einer Angabe des Prinzen von Hohenlohe-Ingelfingen in seinen Memoiren, denen hier einmal ausnahmsweise zu trauen ist; denn sonst gibt es wohl in der ganzen Memoiren- literatur keinen Schriftsteller, der sich von den Tatsachen, über die er berichtet, so unabhängig gemacht hätte. Im Album hat B. seinen Vater als General eingetragen.

2) Stephan Born, der ihm nähergetreten war, erzählt von ihm in seinen Erinnerungen ge- legentlich des Zuges zum Friedrichshain am 4. Juni, an dem sie beide Ansprachen hielten: rFür den Studentenverein sprach Gaudenz von Salis, ein Enkel des Dichters, mit hinreißender Glut. Ich habe ihn in der Schweiz einige Jahre darauf wiedergesehen. Die Flügel schienen ihm beschnitten. Er ist früh gestorben. Es haben manche von uns nach den schönen Tagen heißen Campfes sieh in die darauffolgenden Jahre stillen Furchenziehens im Gleichmaß des Alltagslebens nur schwer gefunden". Erinnerungen eines Achtundvierzigers, S. 138. In den Akten heißt er Johann Georg.

3) In der Königsstraße fiel auf einer Barrikade, aus einem Gesohütz getroffen, Lew in Weiß, T'"1 ■1"- der ebenfalls als Student aufgezählt wird, es aber gar nicht gewesen ist, obschon auch Lachmann "Ijewi* ihn so nennt. Im Album ist sein Name nicht zu finden. In der Spenersohen Zeitung vom 22. M

wird er als „Dr. Weiß, gewöhnlieh der Philosoph Weiß genannt" bezeichnet Kr soll ein Danzi gewesen sein. Wie aber der beste Kenner der Lokalgeschichte Danzigs, Herr Dr. Simson, mir gütigst mitteilte, ist er auch dort nicht nachweisbar. Vielleicht ward er aur deshalb den Studenten zugezäldt, weil seine Leiche nach der Universität gebracht war.

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wurde, suchten die Verteidiger in der Wohnung des Direktors, wo schon Ver- wundete lagen, Zuflucht. Den einen gelang es, von hier mit Hülfe einer Magd des Hauses sich an einem Seil aus dem Fenster herabzulassen; andere, die sich unter dem Dach auf dem Boden verkrochen, wurden von den nachstürmenden Soldaten massakriert, die auch in die Zimmer des Direktors eindrangen und den Mann, der eben noch alles getan hatte, um den Frieden zu erhalten, selbst am Leben bedrohten. Sie wußten nicht, daß sie einen der besten preußi- schen Patrioten vor sicli hatten, einen Krieger von 1813, Inhaber des Eisernen Kreuzes, den Dichter des Liedes der Rache auf die aus Rußland Heimkehrenden, welche „Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen", und der Festhyrane, welche unsere Studenten vor 30 Jahren beim Reformationsfest in der Aula ge- sungen hatten. Er sah den Degen des Offiziers in seinem Gesicht und fühlte das Blut herabrieseln. Nur dadurch, daß er den Rasenden das Kriegszeichen, es von seiner Brust reißend, entgegenhielt und ihnen zurief, daß er für das Vaterland und den König gefochten, noch ehe sie lebten, daß er Kriegessitte kenne, daß ihre Grausamkeit und Mordlust einen Schandfleck auf das preußische Heer werfe, entging er dem Tode; aber sie schleppten ihn und seinen halb- erwachsenen Sohn mit sich fort. Andere rissen die beiden Neffen aus den Armen der weinenden Frauen und Kinder. Der junge Zelle kam mit einem Bajonettstich davon; Holtzendorf aber, den die Wütenden wegen seines Voll- bartes für einen Hauptdemokraten halten mochten, ward draußen auf der Straße durch einen Schuß zu Boden gestreckt.1

Diese zwei jungen Edelleute sind die einzigen Studenten gewesen (gegenüber

den 41 Söhnen unserer Universität, die in dem Feldzuge von 1813 und 1814 für des

Vaterlandes Freiheit starben), welche in der Revolution ihr Leben haben lassen müssen.2

Anteil Auch die Radikalen, so glühend ihr Tyrannenhaß war, sind keineswegs

der Radikalen. ° J ' ö

sämtlich auf die Barrikaden gestiegen. Börner erlebte (er selbst erzählt es mit liebenswürdiger Naivität) den Moment seiner größten Gefahr in dem Ehebett eines Berliner Bürgers, der ihm diesen Zufluchtsort gewährte, als sich die schweren Tritte eines Unteroffiziers auf der Treppe des Hauses hören ließen, in das er geflüchtet war; vom Todesgrauen geschüttelt, verkroch sich das junge Blut unter dem Deckbett, als der rauhe Krieger die Tür zum Zimmer öffnete

1) Der Bericht Augusts, Mitte April geschrieben, bei Wolff I, S. 182. Neu und vollständig wieder abgedruckt, mit einem Brief St. lllaires an August (denn dieser hatte den Bericht dem König selbst unterbreitet), durch Friedrich Meusel in der Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung Nr. 12 vom 20. März 1904.

2) Verwundet werden kaum viel mehr sein. Drei, die im Schloßlazarett lagen, Schartow, Biedenweg und v. Bülow (dieser, der spätere Gesandte am päpstlichen Hof, als Einjährig -Frei- williger auf Seite der Truppen) wurden auf Ersuchen des Rektors am 19. von dort nach der Klinik in der Ziegelstraße gebracht (Polizeiakten Litt. V. Nr. 54). Bojanowski starb nach dem Album am G. April; nach Wendland, a. a. 0., bereits Ende März.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 221

zum Glück, ohne hineinzutreten ; mit einem „Nun, hier ist ja wohl keiner?11 ging er wieder treppab, und Börner konnte bald wieder zu der Revolutionsarmee auf dem Alexanderplatz stoßen.1

Nehmen wir hinzu, daß in der Liste der Gefangenen etwa 10 oder 11 Stu- Qe&ngene

Studenton.

deuten zu finden sind, von denen dieser oder jener noch unschuldig dazu kommen sein wird2, so sind dies alles neue Zeugnisse dafür, daß die übergroße Mehrzahl unserer Studenten sich weit vom Schuß gehalten hat; sowie ja nach dem Zeugnis des Universitätsrichters sich auch vorher an den Verhandlungen nur eine kleine Minorität beteiligt hatte.

Am Siege aber denn als Sieg wurde der Ausgang allgemein empfunden und durfte es, trotzdem die Truppen an jedem Ort die volle Überhand behauptet

1) Daß die Literaten von Profession, zumal die ganz roten, das rote Blut nicht fließen sehen mochten, hat uns einer von ihnen, Dr. Max Schasler, in seinen Memoiren selbst ver- raten (Über ein halbes Jahrhundert. Erinnerungsblätter eines alten Burschenschafters, Jena 1895, S. 35, 4. Kapitel: Polizeiliche Ausweisungen 1848 51). Er schreibt: „Von Interesse für mich war dabei die Erfahrung, daß meine früheren Rütligenossen mit ihrem titanenhaften Liberalismus (in Theorie) sich weder am 18. März hatten sehen lassen, noch später irgendwie praktisch ihren Liberalismus zum Ausdruck brachten". Doch hat er selbst („ein kleiner hagerer Manu mit Knebel- bart und Brille", so kennzeichnet ihn der Polizeibericht) auch nicht eben den Gipfel des Heroismus erklommen. Ich entnehme dies dem genannten Brief seines Freundes Dr. Paul Foerster, der, ohne Gewehr, sich auch nur in der geschilderten Weise, mit Steinewerfeu , Volksredeu und Kirchen- glockenläuten um die Revolution verdient gemacht hatte. Dieser war abends von der Jerusalemer Straße zu den Barrikaden der Markgrafenstraße gegangen. „Als ich", so schreibt er, „in einer eben herumkroch und in einem Wagen steckte, kroch zufällig von der andern Seite Schasler herum, wir freuten uns unsäglich, uns wiedergefunden zu haben, und blieben nun beisammen, eilten in ein Eckhaus, um das Dach für einen Angriff auf etwa hinzukommendes Militär vorzubereiten. Um 2 Uhr kamen wir nach Haus, ohne im eigentlichen Kampfe gewesen zu sein". Gerade so nennt Born (S. 2G) es auffallend., wie gering die Zahl derjenigen gewesen sei, die, obgleich sie als Führer der literarischen Opposition vor 1848 als kommende Männer angesehen wurden, im Kevo- lutionsjahr sich in irgendeiner Weise hervorgetan hätten. Er erinuert an Bruno Bauer, au Max Stirner und den Kreis lärmender Persönlichkeiten in ihrer Umgebung, die durch ihren offenen Umgang mit emanzipierten Weibern die Blicke auf sich zogen. Nur Edgar Bauer habe man in den ersten Monaten auf der revolutionären Bühne gesehen. Edgars Rolle war übrigens, wie wir hinzufügen dürfen, auch nur wesentlich passiv; er wurde im August von seinen Charlotten lauger Mitbürgern, die bis zum letzten Arbeiter in der Revolution königstreu blieben, fürchterlich dun geprügelt. Schasler war 1845 unter Trendelenburgs Rektorat und an dessen eigenem Widerspruch mit dem Habilitationsgesuch gescheitert, was er ihm nie vergessen hat.

2) Dies ist mehr als einem passiert. Z. B. dem Wingolüten Ohnesorge und dem Jäger des Ministers von Bodelschwingh, die den gräßlichen Marsch nach der Spandaucr Zitadelle am Morgen des 19. März mitmachen mußten, auf dem die pommerschen Grenadiere vom 2. Regiment die zusammengepreßten, hungernden und frierenden Gefangenen mit Bajonett und Kolben bearbeiteten, als trieben sie auf ihren heimischen Äckern eine Schafherde vor sich her. Auch einen unserer Dozenten, den Dr. Eisenstein, hatten sie in einem Haas au der Ecke der Friedrich- und BLrausen- straße aufgegriffen. Dieser war mit seinen Sympathien gewiß auf seiten der Revolution, aber Dach s.inem eigenen Bericht (bei Adalbert Roordanz. Cefangeno Berliner aal dein Transport nach Spandau usw., Protokollierte Aussagen usw.) am Kampf in keiner Weise beteilig was audero (z. B. Ludwig Pietsch, der nur in seinen Memoiren nichts davon erwähnt) von sich durchaus nicht in Abrede Btellten; denn dies galt in jenen lagen als Ehre.

der 1'nivorsitUts angehörigen.

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hatten, weil man kämpfend erlangte, was den Bittenden versagt war, den Ab- marsch der Truppen wollten alle teilhaben. Die Einrichtung der Bürger- wehr war jetzt unausbleiblich geworden: nicht bloß zum Schutz der Errungen- schaften, die nun auch das ein sofort einsetzender Zug der revolutionären Legende allgemein als das Ergebnis des Barrikadenkampfes angesehen wurden, sondern um die elementarsten Maßregeln bürgerlicher Ordnung und Sicherheit zu Einrichtung gewährleisten. Noch am 19. trat sie ins Leben: der König selbst gab von derSchloß-

der Bürger wehr. ° ' ° °

terrasse her, gleich nach dem Friedensschluß, seine Zustimmung; aus dem Zeug- haus wurden an diesem und den folgenden Tagen die Waffen hergegeben. Die Institution blieb nicht auf die Bürger und die Schutzverwandten beschränkt; neben fliegendTKorps ihnen bildeten sich sogenannte fliegende Korps aus den Kreisen, die an dem Kampf teilgenommen hatten oder jedenfalls an dem Siege und an dem Schutz der „jungen Freiheit" Anteil haben wollten. So am 20. März die Mitglieder der Universität, der Akademie der Künste und des Handwerkervereins; auch die jungen Kauf- leute, die Zöglinge des Gewerbeinstituts, der Bauschule, die Schüler der obersten Klassen der Gymnasien bildeten besondere Abteilungen, die aber dem Kommando der Bürgerwehr unterstellt waren, während die drei erstgenannten Korps ihre eigenen Befehlshaber hatten. Eine Stellung ganz für sich erhielten nach ihrer Befreiung die Polen, als polnische Legion, auch diese gutenteils Studierende der Universität, an ihrer Spitze als Zweitkommandierender Professor Cybulski. Den Befehl über die Bürgergarde übernahm, von den Hauptleuten einstimmig dazu erwählt, der Polizei- präsident, Herr von Minutoli, in diesen Tagen fast die gefeiertste Persönlichkeit in der Stadt; die Waffenmacht der Universität aber führte Se. Magnifizenz der Herr Rektor in höchsteigener Person, dem als alter Freiheitskrieger Senator Hecker zur Seite trat. Sie war in Riegen und Rotten abgeteilt, in denen Lehrer und Studenten gemischt zusammenstanden, die Riege zu 120 bis 150, die Rotte zu 20 bis 30 Köpfen. Führer waren in der Regel Studenten; so ward Salis, der Held vom Oranienburger Tor, über eine Riege gesetzt, und Edmund Monecke Kapitän einer Rotte, der stärksten von allen, in der sich die Creme des Radikalismus, die „revolutionäre Familie", wie Ägidi sie getauft hat, zusammenfand; der Hecker- hut, den sie trugen, schwarzer Kalabreser mit breit herab wallender roter Feder (denn durch die Kopfbedeckungen unterschieden sich die Rotten, wie die Ver- bindungen durch ihre Mützen), offenbarte schon von weitem den Freiheitsdurst und Tyraunenhaß, der darunter brannte.1 Zum Rottenführer hatte es auch der Universitätsrichter gebracht, unter dem Lachmann und vermutlich noch andere Kollegen dienten. Der Zutritt war in das Belieben der einzelnen gestellt; und so schlössen sich diejenigen, welche sich bereits näherstanden, aneinander. Be-

1) Leider muß ich gestehen, daß auch unser verehrter Kollege Adolf Lasson, als er Mitte Mai, lGjährig, von seinem mecklemburgischen Gymnasium an unsere Universität kam, sich dieser Rotte angeschlossen hat.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion.

sonders bemerkt wurde dies bei den Korporationen, die sich nun nicht mehr zu verstecken brauchten und unter den Waffen wie bei den Verhandlungen zusammen- hielten — sehr zum Unwillen der Radikalen, die zumeist, wie man schon damals sagte, „Kamele" waren und also als die Vorläufer unserer Freistudentenschaft anzusehen sind. Als Waffen waren zunächst nur Kavalleriesäbel ausgehändj worden, leider vielfach ohne Koppel und Gehenk, so daß die sonderbarsten Phantasiebandeliere zu Platz kamen; doch wurden bald Gewehre und spater BOgar Büchsen geliefert.

An Kollegbesuch war unter solchen Umständen fürs erste nicht zu denken. Zum Glück war das Semester so gut wie zu Ende; vom 20. März ab waren alle Auditorien geschlossen, und. nur die Aula blieb, im Alleinbesitz der Studenten, die Stätte ihrer geistigen Ringkämpfe. Eine Gefahr für ihre Mitwirkung an der Sicherung und dem Ausbau der „Errungenschaften1' lag in dem Umstand, daß für die Auswärtigen mit den Vorlesungen auch der Wechsel zu schwinden drohte; denn es war anzunehmen (zumal bei der Stimmung der Provinzen, die zunächst noch, wenigstens im Osten und auf dem Lande, vielfach antirevolutionär war), daß viele freiwillig oder von den Eltern gemahnt nach Hause streben würden. Vor 35 Jahren, so sahen wir, hatten unsere Professoren Geld aufgebracht, um ihren Studenten die Ausreise nach dem Hauptquartier in Breslau oder nach ihren hei- mischen Standorten zu ermöglichen. Jetzt war umgekehrt das Verbleiben der Kommilitonen in Berlin erwünscht, und mancher Taler mag deshalb in die Taschen bedürftiger Freiheitskämpfer geflossen sein.1

Jedermann kennt die Ansprache, die der König in Potsdam am 25. März, nach seiner Ankunft aus Berlin, an seine Offiziere von der Garde gerichtet hat. und den Eindruck, den er damit auf sie machte: daß er niemals sicherer ge- wesen sei als in diesen acht Tagen unter dem Schutz der Bürger sein-: Haupt- stadt, und daß er eine solche Anhänglichkeit der Berliuer an seine Person nicht für möglich gehalten habe. Aber es ist wahr: Friedrich Wilhelm sprach damit nur aus, was buchstäblich richtig war. Wenn in den ersten 48 Stunden die Er- '■ regung immer noch hohe Wellen schlug, so war die Triebkraft hierfür nicht mehr revolutionäre Energie, sondern ganz im Gegenteil, trotz der Triumphartike] in den Zeitungen, das Gefühl zitternder Angst vor einer neuen Hinterlist, wie man es nannte, neuen Anschlägen der Reaktionäre. Die Kunde kam, daß Prinz Wilhelm, der seit dem 1!). März fort und wie vum Erdboden verschwunden war (er war noch in Spandau), in der Nahe laure und 15000 Mann jjegen die Stadt heranführe, ja daß die Bussen selbst schon vor den Toren stunden und als- bald wandelte sich die Siegesfreude in starres Entsetzen; denn man hatte wohl

l) So ler; er führt es auf einen Senatsbe hin

einzelnen :> bis 10 Taler gewährt Beien. Im Benataprotokoll teht davon nichts; vielleicht wiche Spenden auf Privatwohltätigkeit, wie 1M3, zurückzuführen

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Gewehre erhalten, aber noch keine Munition, oder Donnerbüchsen, deren Hähne auf kein Zündhütchen paßten. Zumal die zweite Nacht wurde kaum daß die Lichter von der Illumination, durch die man an diesem wie an dem vorigen Abend die junge Freiheit gefeiert hatte, erloschen waren eine Nacht des Schreckens. Blinder Feuerlärni vermehrte die Verwirrung; in allen Kirchspielen tönte der Allarmruf und gingen die Glocken; in den Vorstädten begann man schon wieder mit dem Bau von Barrikaden; bis zur Morgenstunde hin waren die Patrouillen der Bürgerwehr und der fliegenden Korps auf den Beinen. Man fühlte sich ganz isoliert und verlassen; denn über die Spree reichte die Herrschaft der Revolution gegenüber Charlottenburg nicht hinaus; und sie endete am Kreuz- berg gegenüber den Bauern von Teltow, die genau so fühlten wie die Charlotten- burger und die Spandauer. Erst als der König am 21. März mit seinem Umritt durch die Straßen Berlins in den Farben der Revolution den Siegern bewies, daß er ihnen nicht an den Kragen, sondern auf dem Wege, den er mit seiner Prokla- mation vom 18. begonnen, weiterschreiten wolle, kehrte größere Ruhe in die Ge- müter ein und begann man an die gewonnene Freiheit zu glauben. Im übrigen war die Stadt von dem Moment des Sieges ab ganz in Schwarz- Rot- Gold getaucht.

Triumph des ° ° G

scWaiz-Rut- Die Damen trugen die teuren Farben an den Hüten oder in Rosetten an der Taille, die Männer in Schleifen, Uhrbändern und Kokarden; Buden waren auf den Straßen errichtet, wo die Abzeichen feilgehalten wurden; aus den Fenstern, von den Dächern, wohin man schaute, wehten die deutschen Fahnen, die höchste seit dem 21. auf dem Schloß, oben am Gerüst, das die noch im Bau begriffene Kuppel umkleidete; auch auf dem Altan der Universität war von Ägidis Leuten eine Trikolore aufgesteckt, als Reichsfahne durch den Doppeladler kenntlich gemacht, neben der bald noch zwei andere wehten. Sogar der alte Minister von Kamptz hatte endlich sein deutsches Herz entdeckt; man sah ihn mit einer großmächtigen Kokarde am Hut unter den Linden auf und ab spazieren; er habe sie sich, so sprach die böse Welt, aus den Demagogenakten herausgelöst, iiochgefühioder yor auem unsere Kommilitonen schwammen in dem Strom nationaler Wonne

Studentenschaft.

und freiheitlicher Hochgefühle. Niemals haben die Berliner Studenten gloriosere Tage erlebt. Wo sie erschienen mit ihren Kommißsäbeln, jauchzte das Volk ihnen entgegen. Ihre beiden Parteien wetteiferten, so verschieden ihre Gefühle und Ziele sein mochten, sich im Glanz der Waffen und in der Würde der Vaterlands- erretter darzustellen. Die Häupter des Staates selbst streuten ihnen Weihrauch und buhlten um ihre Gunst, kamen zu ihnen, wie zur Audienz, in die Aula, oraf Schwerin Zuerst, schon am 20., der neue Kultusminister, Graf Schwerin. Vom Katheder

in dor Aula am

2ü. würz. aus stellte er sich den Kommilitonen in seiner neuen Würde und zugleich als alter Burschenschafter vor. Er sprach von der hohen, aber schweren Mission, die der König ihm anvertraut habe, und wie wenig er auf seine Aufgabe vor- bereitet sei; daß er aber hoffe, ihr gerecht v.w werden. Als er dann zum Schluß

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion.

mitteilen konnte, daß ein neuer Justizminister an Savignys Stelle in Ministerial- direktor Bornemann gefunden, daß auch Camphausen, der Führer der rheinischen

Liberalen, nach Berlin berufen sei, war der Begeisterung kein Ende. Schwerin war kaum fort, als der Polizeipräsident und Bürgergenera] 7on der Straße her i um Hülfe schickte für das Palais des Prinzen von Preußen, das der Volksjusti: zum Opfer zu fallen drohte; denn das „Volk von Berlin" machte Miene, an d Haus des verbannten „Freiheitsfeindes" Feuer zu legen; der Bürgerwehrposten auf der Kampe vermochte dem Andrang der Menge nicht zu wehren und zog ab. Sogleich stürzten alle, noch ohne Waffen, hinaus; Böckh, der gekommen war. um noch seine Vorlesung zu halten, führte sie, denn Müller war nicht zur Stell«'. über die Straße; doch war das Palais schon wieder besetzt und durch Plakat- schilder geschützt, die es zum „Nationaleigentum" erklärten. Die Studenten waren

noch auf dem Platz vor der Universität, als eine neue Sensation nahte: die Polei

' Polen.

waren vom König für frei erklärt wrorden und kamen nun, von dichten Yolks-

masseu begleitet und von brausenden Ovationen umwogt, die Linden herauf; unter ihnen manche Studenten und, wie zu vermuten, auch Kollege Cybulsky, an der Spitze aber in bekränztem, rotweiß ausgeschlagenem Wagen die beiden Eelden ihrer Nation, Libelt und Mieroslawski. Vor der Universität, wo die Studenten sich aufgestellt hatten, machten sie halt; an der Hauptwache erwies die Bürger- wehr die Honneurs; Gruß und Rede, Freundschaftsschwüre und Bundestreu- versicherungen wurden ausgetauscht. Dann ging es, mit einer Ehrengarde aus der Bürgerwehr unter dem Bankier Hirschfeld und in Begleitung zahlreicher Studenten, weiter zum Schloß; und in dem Hof, wo der König 24 Stunden vorher die Feldmütze vor den Leichen seiner rebellischen Untertanen abgezogen hatte, erwies er jetzt dieselbe Ehre den geschworenen Feinden seines Volkes, die schon keinen anderen Gedanken im Herzen trugen, als ihre Nation von der seinen loszureißen uud dies Preußen samt Deutschland und Frankreich, in dessen Sprache ihr Führer heute seine Huldigung darbrachte, in den Krieg gegen ihre mosko- witischen Bedränger zu hetzen. Auf dem Rückwege wieder hei der Universität angelangt, sahen sie sich abermals von den Studenten begrüßt; man fühlte zur Aula hinauf, und neue Reden knüpften das Band der Freundschaft fester. Kein Hauch von Mißtrauen trübte diese Feierstunde; so wenig, dal) sogar Igidi, dem bereits 14 Tage später die Binde von den Augen gerissen war, die Schleusen Beiner Beredsamkeit zu Ehren der slawischen Gäste öffnete.

Was aber wollte das alles sagen gegan den Moment, als nun am Tage darauf der König selbst als Herold des nationalen Gedankens zu seinen Studenten hintÜM kam! Sie waren, so wird berichtet, am Vormittag gegen LO Uhr im Kastanien- Wäldchen (wo Böckh einst seine Landsturmkompagnie exerziert hatte) mit Exer- zitien und mit Einübung eines Volksliedes beschäftigt, als sie die Aufforderung erhielten, schleuniffsl in die Aula zu kommen. Hier erwartete sie, in Gegenwart

Lenz, Oeacbichto il.r Unfrei ItaM Berlin II-'.

226 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

des Rektors und des Senators Hecker, diese beiden mit umgeschnalltem Säbel, der Herr Minister, um ihnen, was bevorstehe, persönlich zu verkündigen: daß der König demnächst, geschmückt mit den deutschen Farben, in den Straßen erscheinen werde und darauf rechne, daß die akademische Jugend sich um ihn scharen werde. Aber Graf Schwerin tat noch mehr. Er halte es, so begann er seine Anrede, für seine Pflicht, die akademische Jugend, welche sich in den letzten Tagen für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung so wohl bewährt habe, von den Maßregeln in Kenntnis zu setzen, welche Se. Majestät im Geiste des Fortschritts zu nehmen gedenke. Und nun wies er, im Sinne des Patentes vom 18. und der neuen Proklamation, die bereits gedruckt wurde und am Nach- mittag an allen Straßenecken klebte, auf den Gang hin, den diese Politik des Fortschritts nehmen werde: daß der König sich an die Spitze des konstitutionellen Deutschlands stellen wolle; daß er die Freiheit unter dem Schutz der konsti- tutionellen Monarchie nicht nur für Preußen anstrebe, sondern für ganz Deutsch- land; daß er daher die schleunige Bildung eines deutschen Parlaments anzubahnen beschlossen habe und sich auch hier an die Spitze des Fortschritts stellen werde; und daß er dabei auf den Schutz und Beistand seines treuen Volkes rechne. Mit einem Hoch auf den deutschen, den wahrhaft deutschen König und auf die Verantwortlichkeit der Minister schloß der konstitutionelle Graf seine Rede. Man kann sich denken, wie groß der Jubel war, mit dem die jungen Helden des Fort- schritts das Wort vom deutschen König aufnahmen, und wie stürmisch das Hoch, das danach ihr Sprecher auf den Minister, den „Volksfreund", ausbrachte.

Es mochte nun eine halbe Stunde vergangen sein, als man vom Schloß her den Herrscher und sein Gefolge herankommen sah. Als Vortrab die Herren vom persönlichen Dienst Sr. Majestät, der Generaladjutant von Neuniann und der Graf Oriolla, mit ihnen drei Minister, der des Auswärtigen, Graf Heinrich von Arnim, der des Krieges, General von Rohr, und der vom Kultus, Graf Schwerin, sämtlich zu Pferde und mit den deutschen Farben geschmückt; mit ihnen ritt als Vertreter des erkrankten Justizministers Assessor Friedberg, der etwas ängst- lich im Sattel gewesen sein soll. Es folgte zu Fuß ein Bürgerschütze mit der Trikolore, die der König vor dem Abmarsch aus den Händen des Dr. Stieber, desselben, der später in den Annalen der Berliner Polizei eine so markante Figur geworden ist, empfangen hatte; Stieber selbst war mit einem Stadtverordneten im Zuge. Unmittelbar vor dem Pferde des Königs, ihm die Bahn bereitend, ging der Bezirksvorsteher, Fuhrherr Wolff aus der Mittelstraße, eben der, der als Schutzbürger das Unheil am 16. abends, an ganz der gleichen Stelle, ver- schuldet hatte. Danach der König in der Uniform des ersten Garderegiments mit einem breiten schwarz-rot-goldenen Band um den Arm, und ihm zur Seite, barhäuptig und im Schmuck seines feierlich herabwallenden Vollbartes ein Barrikadenheld, der Tierarzt Urban; dieser hatte auf, vielleicht auch hinter der

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 227

großen Barrikade am Alexanderplatz kommandiert: jetzt trug er ein großes Papp- schild vor sich her, auf das eine Kaiserkrone gemalt war. Das Ganze eine Maskerade, wie Berlins Straßen sie vor- und nachher nicht wieder gesehen haben.1 Die Studenten waren dem Zuge nach der Wache, wo er haltmachte and der König seine erste Ansprache hielt, entgegengestürmt, und aus ihren Reihen erscholl nun der Ruf: „Es lebe der Kaiser von Deutschland!"; was der König sofort, und so auch später noch mehrmals, mit kaum verhehltem Unwillen zurück- wies. Beim Opernhaus schloß sich der Polizeipräsident der Kavalkade an, die nun in die Behrenstraße einbog, der sie bis zum Ende folgte, um dann die Linden wieder heraufzuziehen. Zwischen Universität und dem „Nationaleigen- tum" wurde zum zweiten Male haltgemacht, neben dem bereits geweihten Platz, der für das Denkmal des größten preußischen Königs bestimmt war. Hier stand die Streitmacht der Universität (soviel davon zur Stelle war) unter ihrem Rektor-Kommandeur, ihren Riegen- und Rottenführern, und hier vernahmen die Schwertgegürteten aus dem Munde ihres Königs, was er für Deutschland wünsche und tun werde. Es waren Worte, wie sie dem Romantiker auf dem Thron so leicht entquollen; rauschenden Tones und gefühlsmäßig geformt, wie es das leicht auf- wallende Empfinden der akademischen Jugend gern hat. Und es mußte unsern Kommilitonen wohl gefallen, als ihr König ihnen sagte, daß in ihnen eine große Zu- kunft stecke, daß sie den größten Eindruck auf das Volk machten, daß sie noch am Ziel ihres Lebens dieses „großen, unvergeßlichen, entscheidenden" Tages eingedenk sein würden; man begreift den stürmischen Beifall, mit dem sie diese prunkende und schmeichelhafte Rede aufnahmen. Uns aber muß es auffallen, daß die Rede des Königs inhaltlich von dem, was Graf Schwerin in der Aula gesagt hatte, weit abwich. Kein Wort war darin von dem konstitutionellen Staate, dem deut- schen König. Es war eher das Gegenteil, wozu Friedrich Wilhelm sich bekannte, wenn er sagte, daß die Farben, die er trage, nicht sein wären, daß er nichts damit usurpieren, keine Krone, keine Herrschaft, nichts als Deutschlands Freiheit, Deutsch- lands Einigkeit und Ordnung wolle. Wie zum Schwur erhob er dabei seine Rechte gen Himmel. Gleichwie in alten Zeiten mächtige Fürsten und Herzöge, wenn die Ordnung niedergetreten war, das Banner ergriffen und sich an die Spitz.« des ganzen Volkes gestellt hätten, so wolle auch er tun; und er glaube, daß die Herzen der Fürsten ihm entgegenschlagen und der Wille des Volkes ihn unter- stützen werde. „Merken Sie sich das, meine Herren", so schloß er, „schreiben Sie es auf, daß ich nichts usurpiere, nichts will als deutsche Freiheit lind Ein- heit Sagen Sie es der abwesenden studierenden Jugend; es tut mir unendlich

1) Urban ging zunächst zu Fuß; auf dem Weitermars.h aber ließ auch er woh .'in Pferd aus dem königlichen Marstall geben, eine Schimmelstute von wahrhaft ehrwürdigem Mut. die .Sonntag", auf der Maler Hensel, der es uns erzählt, in Beiner Jugend eine ten

gemacht hatte.

15*

228 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

leid, daß sie nicht alle da sind. Sagen Sie es allen". Es war dasselbe, was er während des Zuges mehrfach durch Mienen und Gebärden zum Ausdruck ge- bracht hatte, und alles lag ihm daran: die Ablehnung der Kaiserkrone war es, der Krone aus der Hand der Kevolution; sowie er sie im Jahr darauf abgelehnt hat, als sie ihm von dem nationalen Parlamente selbst angeboten wurde. Es war die Unterströmung, die seine Politik in jedem Moment hatte, und die seine konstitutionellen Minister kaum aus den von ihnen unterschriebenen Proklama- tionen fernzuhalten vermochten. Den Studenten aber werden diese Unterschiede kaum zum Bewußtsein gekommen sein; sie standen, wie die meisten, die es sahen und hörten, unter dem berauschenden Eindruck des Momentes; mit brau- sendem Hochruf auf den königlichen Redner schlugen sie ihre Waffen aneinander. Die meisten schlössen sich jetzt dem Zuge an, der über den Schloßplatz bis zum Alexanderplatz und zurück am Cöllnischen Rathaus vorbei durch die Breite Straße ging, die Stätten des heißesten Kampfes an ihrer Spitze mit dem „Reichsbanner", zwei Kommilitonen mit gezückten Säbeln zur Seite, der zwerghaft kleine Ägidi.1 nie studonten Auch zur persönlichen Bewachung des Königs und seines Hauses wurden

wachen im Schloß x ° °

und im Paiais von Anfang an neben den Künstlern, die Maler Hensel befehligte, die Studenten Preußen, herangezogen. Jene waren in der Brandenburgischen Kammer, diese im Schweizer Saal untergebracht. Börner hat in ergötzlichen Farben das Treiben in diesen Wachtstuben geschildert, den glänzendsten vielleicht, die jemals einer Wach- mannschaft gewährt worden sind. Auch ist niemals für das leibliche Wohl besser gesorgt worden, und hat es niemals einen ungezwungeneren Wachtdienst gegeben. Das Symbol der Wache, so erzählt unser Berichterstatter, war die stärkende Bier- tonne; gegen die Gaben des Gambrinus bildeten, aus der Schloßküche geliefert, Berge belegter Butterbrote und reichlich fließender Morgenkaffee ein heilsames Gegengewicht; und die Rauchfreiheit, die auf den Straßen hergestellt war, ward bei dem Genuß königlicher Zigarren auch in den Räumen des Schlosses gestattet. Der König selbst, so berichtet Börner, erschien einmal unter den feuchtfröhlichen Gesellen und ließ sich von den Barrikaden erzählen. Auch die Professoren taten ihren Dienst. Und keiner von ihnen wurde freudiger aufgenommen als der sonst so gestrenge Lachmann, der, wie in seinen gelehrten und ungelehrten Gesell- schaften, so auch hier mit unvergleichlichem Humor der Kneiptafel präsidierte; oder er las wohl, wenn Stille eingekehrt war, den Kommilitonen mit seiner tiefen und klaren Stimme Geibels neue Dichtung, König Sigurds Brautfahrt, vor. „Durch die hohen Fenster" so gibt Börner die Stimmung dieser Stunde wieder „fiel das Abendrot mit reichem Golde hinein, in der großen Halle war alles still, selbst der Posten war leise hineingetreten , und die alten Ahnenbilder der Hohen-

1) So erzählt wenigstens Börner, und es würde der Situation entsprechen. "Wolff spricht nur von drei Studenten, nennt keine Namen; nach seinem Bericht sind die drei bereits von der "Wache ah mitgezogen.

Zweitos Kapitel. Revolution und Reaktion. 229

zollern schienen erstaunt auf die Verse zu lauschen, dio im Maße der Nibelungen kiüttig durch die königlichen Gemächer tönten: schon hatte er geendet, und noch lange saßen wir träumend da".1

Das eigentliche Hauptquartier der Studenten war aber das Palais des Prinzen von Preußen. Auch dort war Lachmann häufig zu finden. Mehr aber noch ist Doves Name mit diesem Platz verknüpft, den er sich buchstäblich erobert hatte, als er den „Professor" König, einen Rektor aus Pommern, den ins Revolutionäre übersetzten Ahlwardt jener Tage, der in dem „Nationaloigentum" ein Bittschriften- bureau für das Volk eingerichtet hatte, durch zwei Mann und einen Gefreiten nach der Königswache, und gleich hinterdrein seinen Kollegen, einen Herrn von Normann, durch das gleiche abgekürzte Verfahren nach der Universität verbringen ließ. Auch er ein Kneippräside von unverwüstlichem Humor. Rotten- führer Lehnert sekundierte ihm dabei und bewies, daß auch hinter seiner Amts- miene am grünen Tisch das frohe Burschenherz nicht erkaltet war.2

Daß die Revolution gesiegt hatte, der Polizeistaat beseitigt war, wurde jetzt Allgemeine

00 ° J Anerkennt»

von allen Parteien anerkannt. Die Anhänger der alten Regierung und jeder Revolution. andern Ordnung des öffentlichen Wesens als der, welche im Werden begriffen war, gaben ihr Spiel verloren. So an unserer Universität Männer wie Stahl, Geizer und Huber, denen das Berliner Pflaster zu heiß wurde, und die es darum vorzogen, der Entwicklung der Dinge einstweilen von außen zuzusehen. Auch Hengstenberg hielt in seiner Evangelischen Kirchenzeitung in den ersten acht Tagen den Atem an, um dann freilich seine Stimme von neuem und mit rasch wachsender Stärke zu erheben; Huber gab seinen Janus, vielleicht die _ diegenste und bestgeschriebene politische Zeitschrift der Epoche, ganz auf; seine Ideen ließen sich zur Zeit am wenigsten verwirklichen. Den Siegern dagegen kam es kaum zum Bewußtsein, daß der König schon vor dem Aufruhr mehr be- willigt, als irgend jemand von ihm erwartet hatte. In den Zeitungen und Prokla- mationen dieser Tage wird des Patentes vom 18. März so gut wie nicht gedacht, um so mehr aber der „Errungenschaften", der „glorreichen Nacht des Kampfes",

1) Auch Paul ITeyse gedenkt in seinen Erinnerungen der Nächte im Schloß (S. 89): wie er mit den Freunden Roquette und Fritz Eggers Verse auf Endreime gesucht bähe, um den Schlaf abzuwehren.

2) Dio frohen Tage gingen im Palais des Prinzen von Preußen Bchon im April zu Ende; im Schloi; aber duldete man den Schutz, duroh die akademische -in [end bis Anfai

darf dez gewissenhafte Chronist nicht verschweigen, daß der gute Ton,

Mitglieder an der Studontenwohr teilnahmen, bewahrt blieb, nach deren Austritt Bioh merk-

irschlechterte. So mußte der Rektor um 3. Juni im Senat über eine Beschwerde der k"ni^-

Intcndantur berichten, wonach die Studenten währenddes Waohtdien I lurch-

r durch .hossen hatten. Dio Tutor, die man unter der B achte,

blieben leider unbekannt.

230 Drittes Buch. Auf dein Wege zur deutschen Einheit.

welche die Fesseln zerrissen habe; und gerade diejenigen, welche jetzt Stillstand auf dem Wege der Revolution, Herstellung der Ruhe und Ordnung predigten, wanden die dichtesten Lorbeerkränze um die erkalteten Stirnen der „gefallenen Helden", der „Märtyrer der Freiheit", der „Yatcrlandserretter". Dieser Eindruck war so stark, daß sogar ein so besonnener Mann wie unser Lachmann sich ihm unterwarf. „Gott spare Euch", schreibt er dem Leipziger Freund am 22. März, „einen solchen Weg durch so viel Blut, aber bei uns mußte es sein". Der junge Ägidi, der seine halbe Lungenkraft verbraucht hatte, um den Aufruhr abzuwehren, dichtete jetzt zwei patriotische Lieder, deren Ertrag er für ein Denk- mal bestimmte, das den gefallenen Kommilitonen im Universitätsgarten errichtet werden möge. Und die städtischen Behörden von Charlottenburg und Spandau veröffentlichten, im stärksten Widerspruch zu den Tatsachen und der Gesinnung ihrer Mitbürger, Erklärungen, in denen sie jede Unbill gegen die Gefangenen als böswillige Verleumdung ableugneten; die Charlottenburger wiesen noch dazu auf ihre eigenen Gefallenen hin und beeilten sich, wie die von Spandau, durch Kollekten für die Witwen und Waisen der teuren Helden der Revolution ihrem Schmerz Ausdruck zu geben; offenbar besorgten sie die Rache der Berliner. So war es nun einmal in diesen Tagen: vom König bis zum Bürger herab fürchtete sich jeder vor dem andern. Neues Hervor- Alle Parteiunterschiede schienen ausgelöscht zu sein. Leider jedoch dauerte

treten der Be- wegungspartei, dieser glückliche Zustand kaum 48 Stunden; schon am Dienstag traten die Gegen- sätze wieder hervor. Es war die Frage des Begräbnisses der bei dem Straßenkampf Umgekommenen, woran sie sich aufs neue entzündeten. Das Komitee, welches sich für die Bestattung „unserer Toten" gebildet hatte (wie es in dem Aufruf, den unter andern auch Professor Dove unterschrieben, hieß), hatte eine gemein- same Leichenfeier für Bürger und Soldaten vorgeschlagen. Dann aber konnten, wie es auch ausgesprochen war, die Kameraden der letzteren von dem Geleit nicht ausgeschlossen werden, was fast schon mit der Rückkehr der Truppen das gleiche war. Und wirklich wurde auch diese bereits angeregt, und zwar von einer Seite, von der wir es am wenigsten erwarten würden. Kein Geringerer als der Tierarzt Urban, der Rebellenhäuptling vom Alexanderplatz, benutzte die ver- trauliche Nähe, in die ihn der Umritt durch die Straßen Berlins zum König brachte, dazu, diesen darum anzugehen; mit so überströmender Gewalt ergriff ihn im Schloß sein neuerwachtes Preußengefühl, daß er sich dem König zu Füßen warf und um die Erlaubnis flehte, persönlich die alte Garnison, zunächst das Alexander- Regiment, in die Stadt zurückführen zu dürfen. Der König hatte keine Ursache, dagegen zu sein; er schrieb sofort seine Zustimmung nieder. Und der Magistrat hatte bereits eine Proklamation drucken lassen, worin die Rückkehr der Berliner Regimenter, in Begleitung der Studenten, der Handwerker- und Gesellenvereine, dazu eine gemeinsame Begräbnisfeier und die Vereidigung der Armee auf die

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 231

deutsche Verfassimg, alles in Einem, verkündigt wurde, und alle Befehle waren gegeben, als man vor dem rasch ansteigenden Widerspruch der öffentlichen Mei- nung doch wieder scheute und schleunigst alles zurückzog.1 Denn die Erinnerung an die Mordszenen war noch zu frisch und die Erbitterung über die Soldaten zu groß, um eine Feier zuzulassen, die als ein Unrecht gegen die gefallenen Bürger und fast als das Eingeständnis aufgefaßt werden konnte, daß der Kampf gar nicht um die hohen Güter der Freiheit gegangen, sondern wirklich nichts als ein Mißverständnis, ein böser Zufall gewesen sei. So die Argumente, die am Abend des 21. März in einer Versammlung im Hotel de Russie vorgebracht wurden, wo die Bewegungspartei wieder zu Worte kam und auch die Herren von der Zeitungshalle wieder auftauchten. Es war dieselbe Versammlung, in der Max von Gagern, der Führer einer süddeutschen Gesandtschaft, der soeben von Dresden herübergekommen und in demselben Hotel abgestiegen war, auftrat, um, mit dem Patent des Königs vom Morgen des 18. März in der Hand, sein und seiner Brüder bundesstaatliches Programm, das darin enthalten sei, unter all- seitigem Beifall zu entwickeln.2 Eine Deputation, die zum Schloß geschickt wurde, wo sie mit einer studentischen Abordnung, die zu dem gleichen Zwecke gekommen war, zusammentraf, ward von dem Ministerpräsidenten Graf Arnim dahin beschieden, daß der Befehl zum Einrücken der Truppen bereits zurück- genommen sei und die Regierung im übrigen alles dem Bestattungskomitee über- lasse; eine Unterredung mit dem Polizeipräsidenten endete ebenso unbestimmt. Unterdessen aber waren auch die Versuche des Bestattungskomitees, im Schlosse wie im Kriegsministerium und in den Militärlazaretten etwas über die gebliebenen Soldaten zu erfahren, gescheitert und wie hätte man glauben und zugeben können, daß es hier überhaupt nur 18 Tote gab statt der Hunderte, von denen man fabelte! Und da nun die Militärbehörden zu verstehen gaben, daß sie selbst ein gemeinsames Begräbnis gar nicht wünschten, so behielt die Partei, welche sich von vornherein dagegen erklärt hatte, ihren Willen.

Auch so noch war die Feier als ein Akt des Friedens und der Versöhnung Begräbnisfeier, gedacht, wenigstens zwischen dem König und seinem Volk. Sonntagsstille in

1) Vgl. "Wolff, I, S. 305 ff. und die dort herangezogene Literatur. An der Tatsächlichkoit dieser Vorgänge, die in den Eahmen der von Heinrich von Arnim inspirierten Politik jener Tage völlig hineinpassen, zu zweifeln, liegt kein Grund vor. Die Aktion wäre danach schon im Polizei- präsidium gescheitert, wo man über die Stimmung der Bevölkerung besser unterrichtet war, als im Schloß.

2) Nach Börner ist Gagern mit einem seiner Mitgesandten, dem hessisch -darmstäd tischen Kriegsminister Graf Lehrbach, vom Eektor selbst eingeführt, auch unter den Studenten in der Aula erschienen und hat in einer Rede, die er ablas, die Einigung Deutschlands unter einem Fü] gefordert. Monecke sprach ihm den Dank der von seinen Ausführungen begeisterten Kommi- litonen aus. Dann ergriff Lehrbacb das Wort: Taten, so sagte er, verlange die Zeit von der Jugend. Säbelgeklirr begleitete die hohen Gäste beim Verlassen der Aula.

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allen Straßen. Kaum ein Laden war geöffnet, alle Amtsstuben geschlossen; selbst die Zeitungen feierten, oder sie erschienen schwarzumrändert. Umflorte Fahnen, schwarzgekleidete Frauen, höchster Ernst in den Zügen aller der Tausende, die durch die Straßen wogten und die Fenster füllten. Der König selbst brachte dem Genius der Revolution von neuem seine Huldigung dar, als er, Hingeben von seinen Ministern und Adjutanten, unbedeckten Hauptes von dem Balkon über dem Schloßportal gegenüber der Breiten Straße die 183 Opfer des Aufruhrs grüßte, welche seine Bürger unter dem Geläute aller Glocken und den Klängen des altprotestantischen Grabgesanges von der Neuen Kirche her zu ihrer Ruhe- stätte, dem neu angelegten Park vor dem Landsberger Tor, begleiteten. In dem unabsehbaren Zuge hatte die Universität ihren Platz hinter der Geistlichkeit, die, vollzählig und aus allen Konfessionen, den Särgen unmittelbar folgte: die Pro- fessoren in ihren Talaren, so viele nicht, wie Lachmann1, es vorzogen, hinter- drein in ihrer Rotte mit den Studenten und, wie diese, mit dem Säbel in der Faust zu marschieren. Mit dem Lehrerkollegium ging, dem Rektor zur Seite, der greise Alexander von Humboldt, der jedoch seine Kammerherrnuniform zu Hause gelassen hatte. Die Studenten, von denen viele mit Mitgliedern des Handwerkervereins und der Bürgerwehr Spalier bildeten, zogen wieder aller Augen auf sich. Unter allen Särgen war keiner reicher geschmückt als der Her- mann von Holtzendorffs; eine Kokarde in den drei Farben deckte die Wunde, die ihm mitten im Herzen saß. Notwendigkeit Auch dieser Rausch ging vorüber. Und alsbald offenbarte es sich, daß

dos

Fortschreitens die Feier, so grandios sie gestaltet und so tief die Ergriffenheit war, die sich ' aller Welt bemächtigt hatte, nur eine neue Farce gewesen war. Die Bewegung ging genau dort weiter, wo sie am Abend des 21. März haltgemacht hatte. Denn sie trug ihre Kraft in sich und war überhaupt erst in ihren Anfängen. Sie wäre auch dann fortgeschritten, und zwar auf ähnlichen Wegen wie die- jenigen, die sie nun einschlug, wenn es gar nicht zum Barrikadenkampf ge-

1) An Moriz Haupt, 22. März, abends 1>i auf 8: „Eben komme ich, ziemlich beschwert mit einem massigen Kommißsäbel, hungrig wie ein Wolf, von der Leichenfeier zurück. Überall Ruhe und Ordnung wie sonst nie, alles ohne Polizei und ohne Militär, und eben deswegen. Morgen früh um 9 ist Appell, wo sich dann »zeigen wird, was die Rotte Lehnert, deren erstes ausgerufenes Mitglied ich bin, tun wird". In der Nationalzeitung vom 1. April, der Nummer, mit der sie ins Leben trat, eiferte ein damals vielgenannter Herr Yolkmar gegen die Professoren- mäntel, als einen den „Publizisten der Gegenwart anwidernden" Zopf aus der Zeit des Absolu- tismus. Er war offenbar farbenblind, denn er hatte in dem Zuge nur „blutrote Mäntel" gesehen. „"Wäre ich", so schließt er, „uniformierter Professor, so würde ich bei den Ministern beantragen, folgendes Gesetz zu erwirken: § 1. Die Uniform der Professoren wird abgeschafft. § 2. Alle vorrätigen Exemplare werden an die Kunstkammern, Antiquitätenkabinette usw. abgeliefert". Er berief sich darauf, daß ja auch der Advokatenmantel „seit Menschengedenken zu seinen Vätern versammelt sei". Tempora mutantur.

Zweites Kapitel. Revolution and Reaktion. '_'.">•'

kommen wäre; ja, sie hätte sich Bahn gemacht, auch wenn die Truppen nicht abmarschiert, die Bürgerwehr gar nicht organisiert und alle jene Szenen der Demütigung und aufgeputzter nationaler und freiheitlicher Demonstrationen, denen der König sich unterwerfen mußte, ungeschehen geblieben waren, oder will man glauben, daß Friedrich Wilhelm, wie es seinem Bruder am Abend des IS. wohl durch den Kopf gegangen war, seine Konzessionen vom Vormittag hätte zurück- ziehen können? Bis wieweit hätte er dann zurückgehen sollen? Bis zum (i. März? Oder bis vor den Vereinigten Landtag, oder gar über seine Regierung zurück auf den Standpunkt, der einem Alvensleben und Kamptz genehm sein mochte, seinen eigenen Idealen aber, seiner ganzen Vergangenheit und allen seinen Träumen und Hoffnungen diametral entgegengesetzt Avar? War dies gegenüber der La Preußens, Deutschlands, der europäischen Revolution, von der die deutsche ja nur ein Teil war, auch nur denkbar? Es war vielmehr, wie wir sagen müssen, unmöglich, unmöglich selbst dann, wenn Friedrich Wilhelm das Patent, in dem er Preußen und Deutschland in die nationalen Bahnen hineingewiesen, nicht hinausgegeben hätte. So oder so die Losung für Preußen war gegeben: seine Isolierung war unmöglich geworden, seitdem die Revolution Deutschland ergriffen hatte: es konnte den Aufgaben nicht mehr ausweichen, welche die gärende Zeit aus ihrem Schöße hervortrieb. Denn sie waren nicht bloß auf Preußen beschränkt, noch auf Deutschland, sondern sie umspannten den euro- päischen Horizont, und sie berührten Lebensfragen selbst des Staates: sein Ver- hältnis zu Rußland und Österreich mehr noch als das zu Frankreich; die inneren Probleme ebenso wie die äußeren; die auf der Oberfläche schwimmenden, überall diskutierten, wie auch immer formulierten liberalen Forderungen und die aus dem Grunde emporsteigenden, sich erst leise ankündigenden Strömungen des kirch- lichen und sozialen Daseins Kräfte und Tendenzen, welche durch den alten Staat in die Tiefen gebannt und wie erstorben gewesen waren, und wiederum solche, welche die Gesellschaft von oben nach unten umwühlen und in neue, unerhörte Formen gießen wollten.

Freilich, dem Berliner Bürgerwehrmann trat das alles nur undeutlich ins D

' " Willi

Bewußtsein. Ihm drückte bei dem Postenstehen der „Kuhfuß" die Schulter b schwerer als solche Sorgen; ihn bekümmerten die allzuvielen Jbreistunden, (In- der Dienst ihm in der Werkstube oder im Geschäft bescherte, und die sofort fühl- bare und wachsende Stockung im Handel und Gewerbe; der Friede Beines Hauses selbst ward gefährdet durch das viele nächtliche Patrouillegehen, das ihn zuweilen bei der Revision der Weißbierstuben Länger aufhielt, als Beiner Ehehälfte lieb war. Wie rasch die Stimmung gerade in der Berliner Frauen- welt umschlug, konnte Lachmann schon nach wenigen Wochen feststellen, als er in einem Posamentiergeschäft sich eine Kokarde erstehen wollte. „Be weres doch. ra nich, mit die Freiheit1', meinte die Frau im Laden, die ihm

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das nationale Abzeichen aussuchte: „so zutrauensvoll", schreibt er, „ohne daß sie irgend wußte, ob ich ihrer Ansicht wäre".1 Die Gute mochte an dem Aus- fall in ihrer Tageskasse die Schattenseiten der jungen Freiheit verspürt haben. I ml wie sie dachten Hunderte der kleinen Gewerbtreibenden und Tabagisten, die ihre beste Kundschaft in den Kasernen und den Offiziershäusern gehabt hatten. Im Umsehen bedeckten sich die Adressen, die um die Rückkehr des Militärs baten, mit Tausenden von Unterschriften. So stark und allgemein war diese Strömung, daß die Bewegungspartei völlig ohnmächtig dagegen war. Auch bei den Stadtverordneten machte sie sich in stürmischen Debatten Luft. Vergebens beschwor Nauwerck seine Kollegen, den Einzug der Truppen nicht eher zuzugeben, als bis die Polizeigewalt in die Hände der Kommune gelegt sei und die Bürgerwehr mindestens eine Stärke von 40000 Mann erlangt habe; er erreichte nicht einmal für den ersten Antrag die Majorität, mit dem zweiten ge- wann er unter 93 Anwesenden ganze 8 Stimmen. Schon hatte die Bürgerwehr selbst, der Minutoli die Frage in den Sektionen durch ihre Hauptleute hatte vor- legen lassen, ihren Willen kundgetan; einstimmig hatten die Kompagnieführer zurückgemeldet, daß ihre Mitbürger die Last des Sicherheitsdienstes mit dem Militär zu teilen wünschten. Nur von der Wiederkehr der Regimenter, die gegen das Volk gekämpft hatten, wollte niemand etwas wissen; statt ihrer wünschte man als Garnison das 20. und 24. Regiment herbei, in denen besonders viele Berliner dienten; zumal die Vierundzwanziger, die, von Magdeburg herbeigezogen, bereits vor den Toren Berlins, zu Schöneberg im Quartier lagen, wurden willkommen geheißen; denn sie sollten in Magdeburg, wie von dorther geschrieben war, eine besonders bürgerfreundliche Haltung beobachtet haben.

Stellung der Minutoli hatte seine Frage auch dem neuen Kommandeur der Universitäts-

studenten dazu.

wehr, Professor Hecker, vorgelegt, dem Johannes Müller seine Gewalt nach

wenigen Tagen abgetreten hatte. Hecker aber hielt es nicht für geraten, die Stu- denten selbst deshalb anzugehen; er fürchtete wohl die Opposition der Rotte Monecke und erklärte dem Polizeipräsidenten ohne weiteres, daß die Majorität

1) An Haupt, 16. April. „Sie ließ sichs denn auch wohl gefallen", fährt er fort, „daß ich ihrem Satze beschränkend widersprach. Gleich nachher in der Gesetzlosen spielte Encke und sein Bruder Oberstlieutenant eiu gräulich reactionäres Lied auf, grade wie ich es neulich von Ihro Exexcellenz Eichhorn (eicht ihm so) auch hörte, alles sei Nachäffung (ich sagte, bewährte Erfindungen, wie Barricaden, könne man samt dem Namen nachmachen, gab aber natürlich andres zu), von einigen Franzosen sei alles ausgegangen. Die Frau Eichhorn nahm noch ein paar Juden und Studenten dazu, und warf mir bitter cameraderie mit den Studenten vor. Das Wunderbare ist mir aber nur daß bei widersprechendsten Ansichten einer den andern durchaus nicht zu fressen Lust hat, und nicht bloß aus dem Abscheu vor vergiftetem Fleisch. Republikaner giebt es beinah nicht mehr, und die übrigen zwei Parteien sind innerlich wie sie gewesen sind, wenn auch die Sätze zum Theil anders lauten und jeder in seinem Sinne viel freier spricht. Das Vertrauen ist dem Deutschon so natürlich, daß man immer wieder dazu kommt, wie schwer es einem auch in 33 Jahren gemacht ist".

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 235

der Kommilitonen für die Herbeiziehung der Truppen sei. Damit mochte er Rech! haben; aber das Verfahren erschien doch zu summarisch und das Eingeständni der eigenen Ohnmacht, das darin lag, war für das gesteigerte Bewußtsein der waffenfrohen akademischen Jugend allzu demütigend, als daß es nicht allgemeines Mißfallen hätte erwecken müssen. Sofort hatten Monecke und seine Gesellen Oberwasser. In der Aula kam es zu höchst stürmischen Szenen. Vergeben versuchten Minister und Polizeipräsident durch persönliches Eintreten die Er- bitterten zu beschwichtigen; als Graf Schwerin ein paar Worte des Bedauern äußern wollte, donnerte ihn ein Mitglied der Kotto Monecke, ein Sohn des Ostens, Feinberg mit Namen, dermaßen an, daß der Minister mit <\rv Bemerkung, Amt erlaube ihm nicht in die Debatte einzugreifen, den Saal verließ; fortan mied er die ungastliche Stätte.1 Zu einer Beschlußfassung ließ es die Uneinig- keit der Versammlung nicht kommen; aber die Protesterklärung, welche Monecke und Genossen in der „Zeitungshalle" brachten, bewies durch die grüße Zahl von Unterschriften, die sie fand (126), wie tief die Empörung des akademischen Kriegsvolks über die Eigenmächtigkeit seines Kommandanten war. Mit Hockers

1) Letzteres aus Börners Bericht, der dabei auch von sich seihst ausführlich erzählt Er weicht aber von einer gelegentlichen Erwähnung dieser Vorgänge in einem Bericht des an Ladenberg aus dem August bedeutend ab, insofern als danach Minutoli und Schwerin an zwei verschiedenen Tagen in der Aula aufgetreten sind, während er Alles in eine Versammln ng zu- sammenzieht. — Den Namen des petulanten Jünglings schreibt Börner nicht aus; er bezeichi nur mit den Buchstaben Fn. Doch kann dies kein anderer sein als eben Feinberg. Dieser wird in den Zeitungsberichten über den Barrikadenkampf als einer der Haupthelden geschildert, recht eigentlich als der Feldherr und Führer des Kampfes in der Königsstraße, wo man ihn hoch EU Roß, mit einer Polenmütze auf dem Kopf, einen krummen Säbel schwingend, an der Spitze der Kämpfer gesehen haben wollte. Er heißt hier aber allgemein nicht Feinberg, sondern Feenburg. Und so nannte er sich selbst oder auch, um sein Slaventum zu markie uburg-Tonj

In das Album unserer Universität dagegen hat er sich zweimal (1844 und nach Ablauf seiner Matrikel im Januar 1848 noch einmal) als Stud. med. Robert Oskar Feinberg aus Alitau wie er das zweite Mal schreibt, Mitovo) eingetragen. Sein Vater, Sußmann Feinberg, war Kauf- mann oder, wie Robert Oskar das zweite Mal schreibt, Fabrikant. Er selbst war in Berlin Christ geworden; vermutlich haben daher seine Vornamen vor der Taufo anders gelautet. AVcitercs erzählt über ihn Rudolf Genee in den „Zeiten und Menschen" (S. 65, 71, I04f.) Auch er aenni ihn Feenburg und Tongorski. Er war mit ihm im Winter öfter in einer Konditorei der Taubenstrafie zusammengetroffen und hatte sich an seinem spaßhaften Renommieren belustigt. Als er ihn dann am 19. März in der Königsstraße wiederfand, fiel Feinberg ihm gleich mit dem Ausruf „mein Bruder" um den Hals. Desselben Stils ist, was Genee später von seinem Freund Gustav ron Szepanski, dem Führer des Berliner Studentenkoips, das Mitte' April nach Bchleswig- Holstein ging, über diesen Barrikadenhelden hörte. Feinberg hatte sich jenem Corps ai n. l"i

dessen Bildung er mitgewirkt hatte, nach seiner eigenen Ai Vijutant Szepanski

dieser jedoch energisch bestritt. Aber er hatte den Kriegsschauplatz bald wieder perlassen, an- geblich wegen eines Schusses ins Knie, von dem nur Leider Beine Kameraden nie!.: konnten, und der ihn nicht hinderte, in Berlin sofort seine alte Bolle wieder aufzunehmen. Man sieht daraus, was man von seinem Heldentum am 18. .Min/, in der I. 8 zu halten bat

Über seine weiteren Schicksale s.u. Er war übrigens der einzige Ausländer, den Genee in den Revolutionstagen traf; Bonst hat auch di< in noch r

236 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Befehlshaberschaft war es nun auch zu Ende; Lehnert ließ sich herbei, sie provi- sorisch zu übernehmen. « des Schon am Nachmittag des 30. März rückte das 2-1. Kegiment von Schöne-

„'i in onts.

berg her ein, und da zeigte es sich, wie richtig der Polizeipräsident die Stim- mung seiner Berliner berechnet hatte. Yon einem feierlichen Empfang hatten Magistrat und Stadtverordnete abgesehen, aber alle Welt war hinausgeströmt, um die Brüder im Waffenrock einzuholen. Zweitausend Mann der Bürgerwehr bildeten in Abteilungen von je zwanzig Mann vor den Toren Spalier. Unaufgefordert ■waren mit ihren Fahnen die Maschinenbauer gekommen, ebenso die Künstler, das Gewerbeinstitut und andere von den Fliegenden; nur die Studenten fehlten. Auch der Kommandant von Berlin, General von Ditfurth, war mit seinen Offi- zieren hinausgeritten, bis zum Botanischen Garten, wo das Kegiment Aufstellung genommen hatte. Eine Ansprache des Oberst Erhardt, fortan gemeinschaftlich mit den Bürgern Ruhe und Ordnung wahren zu wollen und den neuen Geist entwickeln zu helfen, wurde mit brausendem Hurra aufgenommen. Und nun ging es unter klingendem Spiel die Chaussee entlang. Voran zu Pferd der Polizei- präsident, hinter ihm die Fahnen der Arbeiter. Danach Held Urban an der Spitze eines Zuges Bürgerwehr, und hinterdrein das Regiment: Arm in Arm Soldaten und Zivilisten, die Hüte und die Helme mit Tannenzweigen und frischem Grün geschmückt; Musik und Gesang und Hurrahochs von allen Seiten, und rings- umher eine stets anschwellende Menge, also daß kaum die Helmspitzen der Sol- daten sichtbar blieben. Zwei Bataillone vom 9. Regiment und die dritten Ulanen erhielten folgenden Tags, jene am Stettiner Bahnhof, diese am Frankfurter Tor, einen ähnlichen Empfang. Vorgänge, recht geeignet, um es uns deutlich zu machen, wie tief den Berlinern das Preußen tum doch noch in den Knochen saß, wie schwer sie hatten gereizt werden müssen, um auf den Barrikaden ihr Heil zu versuchen, und wie fern sie im Grunde noch von den Ideen waren, welche die Literaten in ihren Organen verbreiteten, long der Am auffallendsten erscheint uns daran die Teilnahme der Arbeiter. Denn

wenn heute irgendein Satz Geltung hat, so ist es der, daß diese das eigentliche Gros der Barrikadenkämpfer gestellt und daß in erster Linie die sozialen Gegen- sätze in dem Zusammenstoß am 18. März sich entladen haben. Aber diese Vor- stellung ist eben nicht richtig oder muß wenigstens bedeutend eingeschränkt werden. Von einem Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, wie er in Frank- reich und England bereits bestand, war in dem damaligen Deutschland noch kaum die Rede. Das Hauptkontingent der Kämpfer, und so auch der Toten vom 18. März stellten die Gesellen, und das Verhältnis, in dem diese zu ihren Meistern standen, war noch das der Zunft; sie selbst wollten Meister werden, wie jene Gesellen gewesen waren; es waren, wie ein Achtundvierziger, einer der Führer der Berliner Arbeiter, Stephan Born, ganz richtig gesagt hat, zwei Altersstufen,

Zweites Kapitel. Reaktion und Revolution. 237

keine zwei Klassen. Auch im Handwerkerverein waren bis dahin unter der Lei- tung des Dr. med. Rieß und des alten Burschenschafters Präsident Lette viel eher politische als soziale Tendenzen wirksam gewesen, mehr der Wunsch, es den höheren Schichten gleich zu tun, als sich gegen sie abzuschließen; und nur ganz leise, halb verborgen hatten einige Mitglieder, wie der frühere Buchdrucker Born und der Goldschmied Bisky, sozialistisch gerichteten Ideen Eingang zu schaffen versucht. Daß die Gesellen, die Jungen, die nichts als sich selbst einzusetzen hatten, am Kampf stärker beteiligt waren als die Meister, welche ihre Familie und ihr Geschäft daheim hatten, ist verständlich genug; so war es auch bei der Universität, wo auch nur Studenten fochten, während die Dozenten, schon die jüngeren, weit größeren Respekt vor den Kugeln zeigten; die Erbitterung gegen die Soldaten war aber am 18. März und in den Vortagen, wie bemerkt, ganz allgemein. Gewiß werden eigentliche Proletarier, Arbeitslose und Herumtreiber dabei gewesen sein; man wird sie besonders unter den 33 Unerkannten der Toten- liste zu suchen haben. Aber gerade von den Maschinenbauern stehen nur wenige darauf; und dies stimmt zu der sicheren Angabe, daß nur eine geringe Zahl von ihnen am Kampf teilgenommen hat; es waren wohl meist diejenigen, welche Salis und seine Freunde mit sich fortrissen: während andere den Artilleristen sogar dabei geholfen haben, ihr Geschütz zur Aufstellung zu bringen, das am Oranien- burger Tor auf der Stelle den Kampf entschied. Allerdings bestand bereits ein Gegensatz zwischen den Fabrikarbeitern und den Berliner Kleinbürgern, welche die Masse der Bürgerschaft ausmachten, ein Gegensatz, der etwas von einem sich aus- bildenden Klassenbewußtsein in sich trug; aber an den Widerstreit zwischen Kapital und Arbeit darf dabei nicht gedacht werden. Zu ihren Arbeitgebern standen die Arbeiter vielmehr noch in einem vertrauten, patriarchalischen Verhältnis; zu dem alten Borsig sahen sie wie zu ihrem Vater auf, und ihre Abneigung galt, wo etwa Reibungen vorkamen, mehr den Werkmeistern, die aus ihren eigenen Reihen hervorgegangen waren, als den Fabrikanten.1

So die Anfänge. Aber auch hier folgte im Fortschreiten der Revolution bald die Abwandlung. Schon vor Ende des Monats regten sich in der Berliner Arbeiterschaft, die sich von allen Seiten, von der Regierung wie von den Par- teien, umworben sah, ungewohnte soziale Hoffnungen und Wünsche. Einen

1) Ein beredtes Zeugnis für diese Auffassung bietet eine Petition der Arbeiter sämtlicher Maschinenfabriken vor dem Oranienburger Tor vom 23. März, dessen Original, von den Werk- meistern eigenhändig unterzeichnet, unter den Akten des Ministeriums des [nnern liegl (Geh. St.- A. Rep. 77. D. I. Vol. 2). Überreicht wurde sie durch einen Herrn Louis Cahnheim, dei auch ihr Verfasser gewesen sein mag. Es war die Bitte, den gefallenen Soldaten ein ebenso feierliches Begräbnis wie den Barrikadenkämpfern zu gewähren. Sie würden, so erklärten sie, jedenfalls, wenn das Leichenbegängnis durch ihren Bezirk gehe, folgen; und sie knüpften daran dm Wunsoh, recht bald „unsere Soldaten, Arm in Arm mit ihnen", zurückführen zu können. In der Tal sind sie mit ihren Fahnen hei der Bestattungsfeier im [nvalidenpars am 28. Mär;- zu

238 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

starken Anstoß gab die Arbeitslosigkeit, die unter der steigenden wirtschaftlichen Stockung rasch um sich griff. Dazu kam die Proklamierung des freien Asso- ziationsrechtes durch den Erlaß vom 6. April, der ja nur bestätigte, was seit dem 18. März unabwendbar und schon im Gange war, dennoch aber explosionsartig wirkte. Hatten bis dahin sich erst zwei Vereine gebildet, der Politische Klub, der auf die Versammlung im Hotel de Russio am Abend des 21. März zurück- ging, und der Konstitutionelle, der seit dem 28. März die gemäßigteren Elemente in sich faßte, so schössen jetzt, ebenso wie die Zeitungen, Klubs aller Art empor, wie Pilze aus der Erde; aus allen Klassen, von jeder Partei wurden Forderungen au den Staat und die Gesellschaft angemeldet. An den Versammlungen unter den Zelten, die wieder begonnnen hatten, nahmen Tausende teil, ebenso an denen vor dem Schönhauser Tor, im Tivoli und in den größeren Sälen der Stadt; und überall erschienen auch Gesellen und Arbeiter, oft zu Hunderten, von den Buch- druckern und Maschinenbauern bis zu den Kanalarbeitern und den Tagelöhnern herunter. Auch unter sich begannen sie sich zu organisieren. Alle Momente, die seitdem für die soziale Bewegung charakteristisch geworden sind, wurden bereits diskutiert: von dem Anspruch auf höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit bis zur Organisation der Arbeit und der Vernichtung des Kapitals; neben die Akademiker, die Literaten traten schon Führer aus ihren eigenen Reihen. Ihre Forderungen waren noch mäßig genug, und sie zeigten sich dankbar, wenn sie bewilligt wurden; dann marschierten sie wohl in geschlossenem Zuge, ein Musik- korps an der Spitze, mit ihren eigenen oder auch einer schwarz-rot- goldenen Fahne vor die Häuser ihrer Arbeitgeber, um ihnen ein Vivat zu bringen; täglich sah man solche Umzüge in den Straßen. Aber sie kamen auch, wenn ihre Fabrik- herren ihnen die Zulage verweigert hatten oder auf der alten Arbeitszeit be- standen, und drohten dann wohl, alles zu zertrümmern; erst wenn ihnen ihre Wünsche erfüllt waren, brachten sie ihr Vivat aus und zogen ab zu ihrer Fabrik oder Herberge.1 Auch die Ereignisse außerhalb der preußischen Hauptstadt wirk- ten auf die Ausbreitung und Vertiefung der allgemeinen Erregung ein: der so unerwartet auflodernde Konflikt in Posen, die Erhebung Schleswig -Holsteins und alle Vorgänge in dem übrigen Deutschland, besonders die Beschlüsse des Frank- furter Vorparlamentes über den Termin und den Wahlmodus für den Deutschen Reichstag, wodurch die von dem zweiten Vereinigten Landtage schon vollzogenen Wahlen sofort umgestoßen und die Agitation durch die nun nötigen Doppelwahlen für Landes- und Reichs Versammlung über die ganze Monarchie hin ausgebreitet wurde; man darf eben nicht die preußische Revolution von der allgemeinen deutschen trennen: in jedem Moment ist sie von dieser abhängig.

1) In den Akten des Polizeipräsidiums (Litt. V. Nr. 56) eine ganze Reihe von Rapporten. Dazu Wolff, II, S. 102 ff.

Zweites Kapitel. .Revolution und Reaktion. 239

In unserer Studentenschaft fand dies Alles seinen Widerhall. Die Radi- Gustav Adolf kalen, die anfangs jenen Propheten des Kommunismus ausgelacht hatten, wurden »in p jetzt den sozialen Tendenzen zugänglich. Seit Ende März war anter ihnen ein Führer aufgetreten, der diese in ihrer extremsten Ausprägung predigte und manchen unter ihnen, so Edmund Monecke und selbst Salis, hinter sich herzog. Dies war Gustav Adolf Schlöffel, ein junger Mensch von 19 Jahren, Sühn eines Ritter- gutsbesitzers in Schlesien. Der Vater (ursprünglich Apotheker) war selbst solchen Meinungen ergeben und hatte vor Jahren schon einmal wegen Verdachts des Hochverrats gesessen. Von ihm hatte der Sohn seine Lehren. Das Rezept, nach dem sie den kranken sozialen Körper heilen wollten, stammte aus Fouriers Staats- küche; mit dessen Utopien waren bereits Briefe des Vierzehnjährigen angefüllt gewesen, die er dem Vater ins Gefängnis gesandt hatte. Jetzt war der Alte zum Vorparlament nach Frankfurt gereist, wohin er später als Deputierter zurück- kehrte. Der Sohn aber war soeben von Heidelberg weggewiesen worden, nach- dem er bei der Austeilung kommunistischer Flugblätter unter die Bauern des Odenwaldes betroffen und verhaftet gewesen war. Er war darum bei uns gar nicht immatrikuliert worden; aber das machte in diesen "Wochen so viel nicht aus; Salis befand sich in dem gleichen Falle; auch Assessoren, Referendare und Doktoren dienten in der Studentenwehr, und niemand hinderte von Universitäts- wegen den jungen Hitzkopf, in der Aula seine extremen Lehren zu verfechten; überall war er zu finden, wo geschürt und gehetzt Avurde. Er hatte nichts <><- ringeres im Sinne, als der deutsche Marat zu werden. Von diesem hatte er den Namen des Blattes „Der Volksfreund" entlehnt, das er gleich in der ersten April- wroche gründete und unentgeltlich unter die Arbeiter verteilte, die er auf ihren Arbeitsplätzen selbst aufsuchte. Gerade an die niedrigste soziale Schicht, die Tagelöhner, machte er sich heran, und sie hörten auf diesen Propheten; in einer Volksversammlung des neugebildeten Arbeiterklubs trat er als ihr Sprecher auf; auch der „Volksverein zur Förderung der Arbeiterinteressen" wählte ihn mit Salis und Monecke in den Ausschuß. Den Höhepunkt seiner revolutionären Laufbahn erreichte Schlöffel am 19. April, als er an der Spitze der Erdarbeiter vom Plötzensee gegen das Oranienburger Tor, das von der Bürgerwehr besetzt war, anrückte und als ihr Sprecher vom Polizeipräsidenten die Entlassung dreier Kameraden forderte, die am Tage vorher wegen Aufsässigkeit gegen die Bau- beamten verhaftet waren. Minutoli gab befriedigende Antwort; aber bei der Rückkehr fiel Schlöffel der Bürgerwehr in die Hände, die ihn in die Kaserne am Oranienburger Tor brachte. Sofort sprangen die Genossen ihrem Führer bei; auf ihre Drohungen wurde ihnen Schlöffel herausgegeben; jubelnd hoben sie ihn auf ihre Schultern und geleiteten ihn in die Stadt. Zwei Tage darauf saß er im Kriminalgefängnis: eine neue Nummer des Volksfreundes hatte ihm den liberalsten aller Staatsanwälte, von Kirchmann, über um Eal gebrachl Er hatte

240 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

darin die große Wahldemonstration für die direkten Wahlen, welche die Radi- kalen für den 20. April, den Gründonnerstag, planten 60000 Männer sollten vom Alexanderplatz vor das Schloß ziehen , in seiner Weise empfohlen, in einem Stil, der seines französischen Yorbildes ebenbürtig war; es war, in Ver- bindung mit einem Glückwunsch an die Freischaren im badischen Seekreis, den dieselbe Nummer brachte, eine offene Predigt des Aufruhrs. Seitdem war seine Rolle in Berlin ausgespielt. Sein Prozeß endete mit seiner Verurteilung zu sechs- monatlicher Festungshaft, zu deren Verbüßung er nach Magdeburg überführt wurde. Noch im Oktober, drei Wochen vor dem Ablauf seiner Strafzeit, entfloh er, um an dem Freiheitskampf der Ungarn teilzunehmen; danach hat er sich eine Zeitlang bei den Seinen in Schlesien verborgen gehalten; die Nachricht von dem Aufstand in Baden aber rief ihn dorthin, und nun erreichte ihn sein Geschick: Monectea ^^ "Waghäusel ist er gefallen. Seine Zeitung ward von Monecke weitergeführt,

Verhaftung. ö ö ö .

bis auch diesen im Juni der Arm des Staatsanwalts packte: eine Majestätsbeleidi- gung brachte ihm zwei und ein halbes Jahr Festung ein.1 Die große Wahl- Aus allem gewinnt man von neuem den Eindruck, daß die Radikalen, so

demonstration

vom 20. April, viel Lärm sie machten, doch nichts vermochten. Die Majorität verblieb, unter Studenten wie Bürgern, den Ordnungsparteien. Das zeigte sich besonders bei dem Versuch, durch jenen Zug der 60000 vor das Schloß das Ministerium auf der Bahn der Revolution vorwärts zu stoßen. Er fiel völlig ins Wasser. Das Volkswahlkomitee, in dem beide Linken vereinigt waren (auch Salis, Monecke und Schloff el waren darin) spaltete sich; selbst Nauwerck wollte nicht mittun. Bei den Stadtverordneten fand Friedrich von Räumer schärfste Worte gegen die schamlose Anmaßung einzelner, ihre Meinung für die der ganzen Nation auszu- geben; er forcierte die Behörde zum Schutze der Gesetze auf. Vergebens suchten die Demonstranten die Studenten durch das Anerbieten zu gewinnen, als Zug- führer zu dienen. Als der jüngere Erman, der sich ganz der Bewegungspartei in die Arme geworfen, in der Aula dafür eintrat, erregte er einen solchen Tumult, daß es zu keiner geordneten Abstimmung kam; eine Gegen Versammlung aber, unter Ägidis Leitung, erklärte sich mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Majorität gegen die Teilnahme. Nicht anders war es bei den Maschinenbauern und in den Gewerken; auch Magistrat und Polizeipräsidium ließen sich in war- nenden Anschlägen vernehmen; und als nun vom Ministerium eine Verordnung herauskam, welche den Zug untersagte und der Bürgerwehr die Befugnis gab,

1) Er hatte gehofft, sich noch mit Ilülfe des Senats salvieren zu können, indem er um Bewilligung eines Postfreipasses nach Königsberg einkam, wo er sich zu habilitieren wünscho. Es stellte sich aber abgesehen davon, daß von der Staatsanwaltschaft schon Nachricht über die Verhaftung gegeben war heraus, daß er nicht mehr als vier Semester hinter sich hatte. Für die Naivität dieses Jünglings sehr bezeichnend. Den halben Freitisch, den er genossen hatte, büßte er nun gleichfalls ein.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 241

jedem Auflauf und Versuch eines Widerstandes mit den Waffen zu begegnen, hätte es kaum noch ihres Aufgebotes bedurft; unsere radikalen Kommilitonen blieben mit Professor Erman nahezu die einzigen im Komitee, und statt der 60000 kamen vielleicht ebensoviele Hunderte auf dem Alexanderplatz zusammen. den die Bürgerwehr von allen Seiten abgesperrt hatte. Auch das Studentenkorps war, von dem Staatsministerium speziell darum ersucht, an diesem Tage voll- zählig unter den Waffen. Es hatte schon wieder einen neuen Kommandeur, Professor Magnus, dem Lehnert nach seiner Berufung in das Ministerium das Amt abgetreten hatte.1 Der Dienst begann mittags an der Universität mit einer Parade, der ersten seit dem Bestehen des Korps, wobei die Musik Arndts Vater- landslied und das mit diesem überall gesungene Lied von „Schleswig- Holstein meerumschlungen" abwechselnd zu Gehör brachte und Magnus die Kommilitonen mit einer feierlichen Anrede zu jubelnden Lebehochs auf das deutsche Vaterland und auf ihn selbst begeisterte. Am Nachmittag bezog man ein Biwak im Kastanienwäldchen, bei dem unter frohen Burschenliedern Gambrinus das Regi- ment führte; von Zeit zu Zeit wurden Patrouillen in die Königstadt entsandt2; sie fanden aber den Feind nicht mehr: die Demonstranten waren abgezogen, um draußen vor dem Schönhauser Tor unter der einsamen Pappel ihrem Ingrimm Luft zu machen.

Diese Szene, die uns, wie so vieles in der Berliner Revolution, an Reuters Die Studenten

i t , o i -i i it-»i- -X-.1 ^ -i und die nationale

unsterbliche Schilderung der Revolution m Rahnstädt erinnert, zeigt doch bei idee; Schleswig - aller Komik, wo das Herz der Studenschaft war: bei der Idee, die aus der deut- cs frag0. ° sehen Revolution niemals ausgelöst werden darf und, so sehr sie mit den liberalen Tendenzen der Epoche verquickt war, dennoch immer ihr eigentümliches Leben und eine Kraft hatte, die unter Umständen jene zurückdrängte oder zerteilte, der Idee vom Vaterlande. Sobald diese Saite bei unseren Kommilitonen berührt ward, waren sie so gut wie einmütig, und nur die ganz Radikalen ließen auch dann wohl

1) Magnus' organisatorisches Talent, das sich in Fakultät und Senat so oft bewährt hatte, kam, durch die Ferien begünstigt, auch der bewaffneten Macht der Universität zugute. Der Kriegs- minister hatte, schon unter Lehnert, mehrere hundert Büchsen mit Hirschfängern abgegeben, die Kommandantur ihre Schießstände in der Uascnheide zur Verfügung gestellt; Scheiben und Muni- tion, Riemen für die Büchsen und Koppeln für die Seitengewehre verschafften ein paar hundert Taler, welche Graf Schwerin bewilligte. In der Hasenheide wurde auch exerziert appellplatz war das Kastanienwäldchen. Dorthin begaben sich täglich um dio Mittagsstunde der Kommandant mit den Riegen- und Rottenführern, nachdem sie in der Aula den Dienst des Tages besprochen hatten. Einen besonderen Gegenstand ihrer Beratungen bildete der Entwurf von Statuten, die im Juni fertiggestellt waren.

2) Nicht alle waren willig. So weigerte sich die Rotte, bei der Böckh Btand, nach der Parade gegen demonstrierende Arbeiter einzuschreiten, was jenem, wie er Beinern Bruder Bchrieb, den Waffendienst so verleidete, daß er fortan zu Hause blieb. Am 20. März hatte er noch, nach- dem er die Studenten zum Schutz des Palais des Prinzen von Preußen hinübergeführt, die Be- waffnung geleitet und war abends mit auf Wache gezogen.

Lenz, Geschichte der UniversitUt Berlin 112.

242 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

noch das vaterländische Interesse hinter ihre Utopien zurücktreten. Für die Be- freiung Schleswig-Holsteins waren Aller Herzen entbrannt, wenn auch nur "Wenige an dem Zuge zur Eider teilnahmen. Als ihr Führer Gustav von Szepanski am Morgen des 7. April mit seiner Schar vom Kastanienwäldchen aufbrach Fein- berg in einer bestickten Bluse von grüner Seide, die ihm, so sagte er, von zarter Hand verehrt war , gab ihnen das Korps mit dem Handwerkerverein (denn auch dieser hatte Mitkämpfer gestellt) bis zum Hamburger Bahnhof das Geleit, natürlich wieder unter den Klängen von „Schleswig-Holstein meerumschlungen". Schon am nächsten Abend hatten die Zurückbleibenden neue Gelegenheit, ihre patriotischen Gefühle ausströmen zu lassen, auf dem Festkommers, der für die "Wiener Professoren und Studenten, die vom Frankfurter Vorparlament zurückkehr- ten, in der Villa Colonna veranstaltet ward; hier war es Salis, der auf Deutschlands Einigung, die das Fest symbolisiere, toastete; ihm antwortete im Namen der Wiener Aula Dr. Giskra. Nur die Polenfrage trübte den Einklang der Gemüter. Salis und seine Freunde zogen aus der nationalen Idee die Folgerung, daß, wie Deutschland den Deutschen, so Polen den Polen gehören müsse, und sie blieben damit nur auf der Linie, die der deutsche Liberalismus seit zwei Jahrzehnten innegehalten hatte; Schloff el setzte in seinem Volksverein sogar den freilich nicht ausgeführ- ten Beschluß durch, den Aufständischen ein deutsches Freikorps zur Hülfe zu schicken. "Wieder war es Ägidi, der, wie im konstitutionellen Klub, so auch in der Aula für das Recht der Deutschen in der Ostmark, die auch seine Heimat war, focht und die Majorität hinter sich herzog. Es war ein harter Kampf: denn man stritt gegen die eigene Vergangenheit, gegen das, was man vor wenigen "Wochen feierlich bestätigt und gepriesen hatte, gegen die Beschlüsse des Vor- parlaments und den Kurs, den die Regierung selbst noch zu steuern dachte. Aber die Wucht der Tatsachen, der so plötzlich in Posen aufflammende Volks- krieg, korrigierte die leicht gebauten Theorien und eine irregeleitete Politik. Die Regierung selbst ward von ihren Versöhnungswünschen abgedrängt; sogar im politischen Klub traten Männer wie der Posener Ludwig Buhl und der Königs- berger "Wilhelm Jordan für das "Werk der deutschen Kolonisation ein, und um- sonst suchten Cybulsky und Remak, der sich als Pole bekannte, die Gunst der verlorenen Stunde zurückzugewinnen. Demonstrationen Reaktionär wollte dennoch niemand heißen. Als Versuch einer Reaktion

gegen die Rück-

Prinzon aber ward der Wunsch des Königs aufgenommen, den Prinzen "Wilhelm aus

von Preußen.

seiner englischen Verbannung zurückzurufen. Es war die Frage, welche, nach- dem die Wahlen am 1. Mai vollzogen waren, den Brennpunkt der allgemeinen Erregung bildete. Die Gemäßigten hatten auch unter den Studenten diesmal einen sehr viel schwereren Stand. Unter dem Eindruck, den die Ankündigung von der bevorstehenden Rückkehr des Thronfolgers machte, konnten sie die Ab- sendung einer Deputation an den Ministerpräsidenten nicht verhindern, die diesem

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 243

die Mißbilligung der Studentenschaft aussprach und ihm zu verstehen gab daß er im Fall eines neuen Tumultes auf die Hülfe ihrer Kommilitonen nicht rechnen könne. Noch selbigen Tages (12. Mai) kamen in der Abendstunde von den Zelten her Tausende vor das Ministerhotel gezogen, darunter auch Studenten in Haufen als Begleiter einer Abordnung, die dem Ministerpräsidenten dvn Standpunkt des Volkes von Berlin klar zu machen hatte. Stündlieh wuchs nun die Aufregung- auch am folgenden, und mehr noch am dritten Tage, einem Sonntag, war der Platz vor den Zelten von Entrüsteten überfüllt; von allen Seiten regnete es Pro- teste, an allen Straßenecken klebten Plakate, aufreizende oder zur Ruhe mah- nende, und überall ließen sich auch die Studenten vernehmen. Die Majoritäl verblieb dennoch allerorten den Gemäßigten; von den Maschinenbauern folgte kaum der zwölfte Teil dem Barrikadenkämpfer Schlosser Siegerist, alle andern traten für Aufrechterhaltung der Ordnung ein: aber für die Rückkehr des Prinzen wagte niemand zu reden. Vergebens bemühte sich Ägidi. den konstitutionellen Klub zurückzuhalten; auch dieser sandte eine Abordnung unter Führung von Robert Prutz an den Ministerpräsidenten, die mit besonders scharfen Worten die sofortige Zurücknahme des Erlasses forderte. Die Bürgerwehr war ebenso gespalten wie die Studenten, und eine Erklärung ihres neuen Kommandeurs. des Generals Aschoff und seiner Majore, für die Aufrechterhaltung der gesetz- lichen Ordnung mit allen Kräften sorgen zu wollen, betonte dennoch, dal! sie den Antrag des Ministeriums zurzeit nicht zu billigen vermöchten. Als nun am Sonntag Nachmittag von den Zelten her neue Massen nach der Wilhelm- straße sich in Bewegung setzten, um noch einmal einer aus den Parteien ge- mischten Deputation (ihr Führer war Held, und mit Prutz auch Salis darunter) das Geleit zu geben, ließ Magnus sich bewegen, einige der zuverlässigsten Rotten zur Hülfe zu schicken; an der Stadtmauer entlang wurden sie durch die Hinterpforte in den Garten des Ministeriums geführt und nahmen auf dem Flur des Hauses Aufstellung. Unterdessen kam der Zug heran, das Tor ward von innen her geöffnet, und nun sahen die Demonstranten, die selber gar keine "Waffen mitführten, sich Bewaffneten gegenüber. Einen Moment schien es. als

zu einer Szene wie am 1<S. März auf dem Schloßplatz kommen würde. Da rettete, so wird erzählt, der Führer der vordersten Rotte, Referendar Noeldechen, die Situation. Den Säbel in die Scheide stoßend, rief er in die andrängende

hinan-,: „Ich bin unbewaffnet, wollt Ihr Unbewaffnete töten?" schob seine Kommilitonen zurück, und nach längerem Ringen schlössen sich die Tor- flügel; als sie sich wieder öffneten, waren die Studenten verschwunden. In Wirklichkeit hatten die Heranziehenden gar keine blutdürstigen Absichten, und den ihre Deputierten, die nun ins Haus hineingingen, mitnahmen, bedeutete chon ein Einlenken; denn ßie wollten nichts weiter, als daß

die Entscheidung über die Rückkehr de- Prinzen dm' Nationalversammlung, die

244 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutscheu Einheit.

in acht Tagen zusammentreten mußte, überlassen -werde. Sie trafen aber Camp- hausen gar nicht daheim; er war nach Potsdam zum König befohlen worden, und statt seiner empfingen der Graf Schwerin und Herr von Auerswald die Abgeord- neten des Volkes, die sie länger als eine Stunde bei sich behielten. Danach harangierte Schwerin vom Balkon her die Menge, die geduldig ausgeharrt hatte, und Held wiederholte mit seiner Stentorstimme, was der Minister gesagt hatte: es war lediglich der Ausdruck des Bedauerns, daß der Ministerpräsident nicht vorhanden sei und die Antwort daher bis Montag mittag verschoben werden müsse. Das Volk von Berlin aber gab sich unter dem Zuspruch seiner Führer zufrieden, zog in guter Ordnung nach den Zelten zurück und ließ seinen revo- lutionären Zorn wieder einmal in einer Resolution verpuffen. Am Montag, pünktlich um 1 Uhr, gab Camphausen den Abgesandten die ihm abverlangte Er- klärung, nachdem sie bereits in einem Plakatdruck an alle Straßenecken geklebt war; sie hielt sich genau auf der Linie, die Robert Prutz bei der Audienz in der Wilhelmstraße angegeben hatte: der Prinz werde, so hieß es darin, frühestens in vierzehn Tagen, d. h. nach der auf den 22. d. M. festgesetzten Eröffnung der Volksvertretung, in das Vaterland zurückkehren, vorher aber, wie es nie anders die Absicht gewesen, seine volle Zustimmung zu der betretenen neuen konsti- tutionellen Bahn öffentlich kundgeben. Mit andern "Worten von einer Unter- werfung unter den Willen der Nationalversammlung war keine Rede, geschweige von einer Widerrufung der Rückkehr.

Für Magnus hatte nun freilich die Stunde ebenfalls geschlagen; auch er mußte den Befehl niederlegen, und mit ihm schieden wohl alle oder die meisten seiner Kollegen, so viele überhaupt noch ausgehalten hatten, aus dem Korps aus. Die Studenten wählten sich jetzt ihren Kommandeur aus den eigenen Reihen, den Stud. phil. Ernst Brandt, Sohn eines Ratmannes in Magdeburg, der erst Ende April immatrikuliert war, aber bereits in hohen Semestern stand und sich als Einjährig- Freiwilliger im 2. Garde -Regiment die erforderliche militärische Bildung angeeignet hatte; er hat bis Ende Juli, wo er nach Hause ging, sich redlich bemüht, die Disziplin unter den Kommilitonen aufrechtzuerhalten; über Monecke und seine Rotte jedoch vermochte auch er nichts, n ie„vertrauens- Daß die Regierung die öffentliche Meinung im Lande wie in der Hauptstadt

parade"

vom 23. Mai; wiederum richtig getroffen hatte, bewiesen die Erklärungen, die in den Zeitungen Fahne auf' dem für den Thronfolger erschienen, und der sympathische, oft jubelnde Empfang, der ihm auf seiner Heimreise bereitet wurde. Und nicht anders war die Stim- mung in den Kreisen unserer Studentenschaft; die Radikalen verloren sogleich wieder das kaum eroberte Terrain. Dies zeigte sich bei einem neuen Vorstoß, den sie zehn Tage später versuchten, gelegentlich der „Vertrauensparade" der Bürgerwehr vor dem König am 23. Mai, dem Tage nach der Eröffnung der Nationalversammlung. Vom Schloß bis zum Brandenburger Tor und auf beiden

Altan der Uni- yersitat.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 245

Seiten der Linden standen mit ihren Fahnen die Bataillone der Bürger und die fliegenden Korps. Auch die Studenten hatten, vermutlich vor der Universität, ihre Stellung eingenommen; nur wenige Hotten hatten sich ausgeschlossen. Während nun der König, von den Prinzen und einer glänzenden Suite ge- folgt, beide Fronten abritt, sah man plötzlich, vielleicht in dem Moment, wo der Herrscher vorüberkam, eine schwarze Fahne vom Altan der Universität herabwallen.1 Der Täter war wieder kein Immatrikulierter und ein nachträglich Zugezogener, ein gewisser Rechenberg aus Königsberg, wo er das Studentenkorps geführt hatte, eine, wie sich später herausstellte, sehr unerfreuliche Persönlich- keit; in Berlin gehörte er dem Korps gar nicht an und besaß nicht einmal eine Aufenthaltskarte; gerade deshalb war er offenbar mit der Tat betraut worden: denn daß es sich um ein Komplott, um eine Demonstration Moneckes und seiner Freunde handelte, war jedermann deutlich. Sofort aber zeigte sich wieder, wie gering ihr Einfluß war: Studenten und Professoren stürmten die Treppen hinauf: der Rektor selbst nahm die Fahne fort, und die Studenten faßten in der Aula eine Resolution, welche die Demonstranten des studentischen Namens für un- würdig erklärten.

Dennoch gaben die Radikalen ihre Sache nicht verloren, und die Stimmung D.rZugzum

Frif'drichsh.iiu

war, zumal unter dem Eindruck der ersten Verhandlungen in der Singakademie am 4. Juni. und des Verfassungsentwurfs der Regierung, immer noch erregt genug, um ihren Einfällen gelegentlich Wirkung zu verschaffen. So am 4. Juni bei dem Zuge nach dem Friedrichshain, der von ihnen selbst als Gegenschlag gegen die Rückberufung des Prinzen inszeniert wurde, ein Bekenntnis zu der Revolution, die noch vor wenigen Wochen allgemein als die Quelle aller Errungenschaften anerkannt war. Es ist aber für die Abflauung der Märzstimmung sehr bezeich- nend, daß ein Vorschlag, der sich als Erinnerungsfeier an die „Märtyrer der Freiheit" gab, als eine Wiederholung des Zuges vom 22. März, bei der alle Par- teien vereinigt, alle Herzen in Wehmut zerschmolzen waren, jetzt nur mühsam sich durchzusetzen vermochte. Als der Studiosus Dehnicke ihn in dem neu- gebildeten „Verein für Ari»lksrechte" vorbrachte, fand er kaum Unterstützung; der Präsident selbst, Jacobi, unser großer Mathematiker, der soeben seines Über- tritt zur demokratischen Partei vollzogen hatte, sprach dagegen: durch seine Dia- lektik, die den 18. März nur als Teilerscheinung der Revolution darstellte, denn deren Geburtsstunde sei vielmehr der 3. Februar 1847 und sie befinde sich seitdem in unablässigem Fluß, gewann er die Versammlung; Dehnicke selbsl zog Beinen Antrag zurück. Die Kommilitonen aber hatten für solche oratorischen Finessen kein Organ; sie sahen, daß damit ihre Rolle als Beiden des Freiheitskampfes, in die' sie sich eingelebt, vorüber sei, dal! der Strahlenglanz ihres Ruhmes rer-

1) Daß es im Beginn der Parade geflohenen, sagi das lokoll.

246 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutscheu Einheit.

bleichen werde; und so geschah es, daß die Radikalen, als sie die Idee in der Aula noch einmal aufnahmen und den Zug als eine Veranstaltung der Studenten- schaft beantragten, die Mehrheit mit sich fortrissen: ein Komitee wurde eingesetzt und Einladungen an alle Behörden und Vereine ausgesandt. Und jetzt zündete der Gedanke. Die politischen Vereine gaben fast ausnahmslos ihre Zustimmung; sogar der konstitutionelle Klub erklärte in corpore mitgehen zu wollen. Die amt- lichen Kreise freilich hielten sich zurück. Die Staatsdiener fehlten ganz; von Stadtverordneten und der Bürgerwehr machte nur mit, wer wollte; denn verwehrt wurde es keinem. Auch der Rektor stellte es im Senat in das Belieben der Kollegen; diese aber erklärten sofort, daß niemand von ihnen sich beteiligen werde; und so werden die Ordinarien wohl sämtlich, vermutlich auch Jacobi, daheimgeblieben sein. Nicht einmal die Nationalversammlung ließ sich gewinnen. Auf sie war die eigentliche Spitze des Planes gerichtet: die immer stärker an- schwellende Opposition der östlichen Provinzen gegen die Hauptstadt sollte ge- brochen werden; aber die Majorität ging über den Antrag zur Tagesordnung über. So ward die Huldigung ausschließlich eine Demonstration der Linken. Nur ihre Redner nahmen das "Wort. Der Schlesier Graf Reichenbach sprach für seine Parteigenossen in der Nationalversammlung; für den demokratischen Klub Börner; im Namen der Studentenschaft mit besonderer Glut und Wirkung Salis; Agathon Benary im Namen des Volksklubs auf „das große deutsche Vaterland"; zuletzt noch auf die akademische Jugend Held, der in diesen Wochen auf der Höhe seines Ein- flusses stand. Nicht weniger als zwölf Redner ließen sich hören. Es war eine Ver- schwendung von Kraftworten ohnegleichen. Aber die Waffen hatte man wieder daheim gelassen; nur so war den Wehrmännern das Mitgehen erlaubt worden; und in voller Ordnung, wie man hinausgezogen war, kamen alle wieder zu Hause an. insnitierung Die Ohnmacht der Radikalen konnte nicht besser illustriert werden als

Arnims

und sydows. durch diesen Kontrast zwischen Worten und Taten. Sie konnten nur uoch auf die Hülfe der Gasse zählen. Diese fehlte ihnen freilich zunächst noch nicht. Als die Linke in der Nationalversammlung die Vertreter des Volkes selbst zur Anerkennung der Revolution durch die Erklärung zwingen wollte, daß die Kämpfer vom 18. März sich um das Vaterland wohl verdient gemacht hätten, blieb sie in der Minorität, freilich nur mit 19 Stimmen. Auf der Straße aber fand sie Unterstützung. Der Minister von Arnim ward, als er aus der Singakademie heraustrat, "von der Menge, die vor dem Portal auf den Aus- gang der Verhandlungen gewartet hatte, umringt und unter schweren Insulten in das Kastanienwäldchen hineingedrängt. In der Aula war gerade Studenten- versammlung, um über die Teilnahme an dem neuen Wartburgtage zu beraten, zu dem die Jenaer Germanen eingeladen hatten.1 Sofort stürzten die Kommili-

Die Studenten- 1) £s würde aus dem Rahmen der Berliner Universitätsgeschichte herausfallen, wollte ich

Versammlung ' °

zu Eisenach. die Eisenacher Verhandlungen in den Text verweben; darum sei nur soviel davon gesagt, als für

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 2 1 i

tonen die Treppe hinunter und entrissen den Bedrohten der tobenden Menge. Der Tumult setzte sich in der Aula fort, denn Salis und seine Freunde ließen sich durch die Anwesenheit des Ministers, der selber das Wort ergriff, nicht ab- halten zu frondieren und sich für die Sache des „souveränen" Volkes einzusetzen; wie sich später herausstellte, hatte wieder einmal die Rotte Moneckc, der an diesem Tage die Bewachung der Singakademie anvertraut war, die Hand im Spiel gehabt. Gleiches widerfuhr dem Prediger Sydow, der am 22. März an den Gräbern der Gefallenen gesprochen, jetzt aber mit der Majorität gestimmt hatte; auch er

Berlin ein besonderes Interesse hat. Bei den Yorberatungen, die am 8. Juni begannen, waren die Berliner noch nicht vertreten; sie trafen erst am Pfingstsonnabend (10. Juni) mit der Masse der anderen Besucher ein, dio von den mitteldeutschen Universitäten in hellen Haufen hergez" kamen, während Berlin gleich den andern entfernteren Universitäten gewählte Vertreter sandte. Diese gehörten wohl in der Mehrzahl zu den Radikalen, welche die Gemäßigten offenbar über- rumpelt hatten (falls überhaupt eine von den Gemäßigten anerkannte Wahl stattgefunden hat), darunter Salis, Börner, Rechenberg und der in diesen Monaten vielgenannte ältere Mediziner Yoswinkel aus Hagen (Sohn eines Justizrats und Neffe eines Obertribunalrats); auch der junge Diestenveg, der ebenfalls genannt ist, wird der Linken zuzuzählen sein. Eingeladen war zu einer allgemeinen Studentenversammlung. Da aber nicht bloß gefeiert, sondern über die Reform des akademischen Wesens beraten werden sollte, erhob sich sofort die Frage nach der Form der Abstimmung ob nach Köpfen (was eine Majorisierung der entfernten und gerade der größten Universitäten durch die mitteldeutschen, Jena. Leipzig, Halle und etwa noch Göttingen, bedeutet hätte) oder nach den Studentenschaften der einzelnen Universitäten und entsprechend ihrer Frequenz. Es versteht sich. daß Berlin neben AVieu, München und Breslau ganz und gar für den zweiten Modus eintrat, der denn auch, wie er die Logik für sich hatte, am Sonntag zum Beschluß erhoben wurde. Dies war nun freilich nicht mehr eine allgemeine Versammlung, sondern eine Arertretung, ein Parlament oder, wie man später dafür sagte, ein Gesamtausschuß der deutschen Studentenschaft. Auf je 100 Studenten sollte ein Vertreter kommen. Damit war den großen Universitäten und zugleich den Radikalen das Übergewicht gesichert, zumal da von den kleinen Universitäten, wie Ei langen, Rostock, Kiel, überhaupt niemand gekommen war; Berlin erhielt 12 Deputierte; die Wiener, alles Koryphäen der ..Aula", glaubten schon ein übriges zu tun, als sie für die 5000 Studenten , die hinter sich zu haben angaben, 27 Stimmen beanspruchten; Leipzig erhielt 9, Breslau und München je 8, während Marburg sich mit 3 und Greifswald mit einem Vertreter begnügen mußten. Inde ließ sich die Masse der Kommilitonen, die zu Hunderten von den nahegelegenen Universitäten herbeigekommen waren, doch nicht ohne weiteres beiseite schieben; und so einigte man sieh am 11. Juni abends dahin, das Parlament zwar sofort zu konstituieren, es aber zugleich bis ans Ende der allgemeinen Versammlung zu vertagen, damit diese zunächst die Prinzipien der Reformen feststelle. Dadurch kamen hier am 12. und 13. Juni dio gemäßigten Elemente zu Wort. Die Radikalen hatten einen Vorstoß versucht mit einer Adresse an Hecker, für die sie Stimmen .sam- melten. Da war es wieder Karl Ludwig Ägidi, der, plötzlich, am 13. Juni, wio ein Dens machina in der Versammlung auftauchend, den Streich parierte; seiner Beredsamkeit gelang auf eine von ihm eingebrachte streng konstitutionelle Adresse in der Nal immlung Hun-

derte von Unterschriften zu vereinigen, weit mehr als die Republikaner für Bioh gewannen, anoh in die Debatte über die Universitätsreformen griff er aufs glücklichste ein; vor allem war es Einfloß, derden § li der Tagesordnung, die Bildung von Studentenschaften an den einzelnen I täten, aus denen die Gesamtvertretung erst hervorgehen seilte, zur einstimmigen Annahme brachte. c seinen Widersachern stand Salis mit an erster Stelle; sehen bei der Vorberatung am 10. und n. Juni hatte er sieh hervorgetan, und in dem Parlament, das am 15. Juni zusammentrat, ward

BX zum Vizepräsidenten gewählt.

248

Drittes Buch. Auf dein "Wege zur deutschen Einheit.

Raub der Gittor tore vor den Schloßhöfen.

Feinbergs Ausgang.

Niedergang der radikalen Partei Zeu'-rhaussturm.

mußte in der Universität Schutz suchen. Fünf Tage später führte die wachsende Erregung zu neuen Exzessen: dem Raube der Gittertore an den Eingängen der Schloßhöfe, die vom Hofmarschallamt angebracht waren, um der Bürgerwehr den Wachtdienst zu erleichtern oder ihn unnötig zu machen, und der Erstür- mung des Zeughauses in der darauffolgenden Nacht. Bei der Wegnahme der Schloßgitter waren wieder Mitglieder des Studentenkorps beteiligt: Studiosus Friedrich, ein Berliner, Sohn eines Sattlers, der sich schon immer sehr wild ge- bärdet hatte, und der Rottenführer Referendar Rasch. Letzterer hatte das Ein- hängen der Gittertore bemerkt und seine Kameraden in der Aula aufgefordert, das neue Attentat auf die Freiheit zu hintertreiben ; aber nur Friedrich war ihm gefolgt. Beide führten den Volkshaufen, der die Gitter wieder aushob und sie, dem "Widerstand der Bürgerwehr zum Trotz, nach der Universität brachte, wo sie, eine Quelle der Verlegenheiten für Rektor und Senat, mehrere Wochen hin- durch liegen blieben. Jedoch durfte Friedrich sich seines Triumphes nicht lange erfreuen; noch am Abend stieß er in der Neuen Königsstraße bei einem Umzüge, den er unter Vorantragung einer roten Fahne mit ein paar Dutzend halbwüchsiger Burschen hinter sich und unter dem Rufe „Es lebe die Republik" durch die Straßen des Nordens machte, auf einen Trupp der Bürgerwehr, der den Haufen auseinander jagte.1 Auch Held Feinberg, der eben erst aus Holstein zurückgekehrt war, fand an diesem Tage das Ende seiner revolutionären Laufbahn; bei einem Auflauf in der Leipziger Straße vor dem Kriegsministerium fiel er der Bürgerwehr in die Hände. Zunächst wieder freigelassen, wurde er schon am 16. Juni abermals festgenommen und nun vor den Richter gestellt. Hier kam er (in zweiter Instanz) mit neun Monat Festungshaft davon, die er in Magdeburg verbüßte; danach aber wird es ihm weniger sanft ergangen sein, denn er wurde nach seiner Entlassung an seine Heimatsbehörde ausgeliefert.

Man sieht aber immer von neuem, wie wenig tief die revolutionäre Strö- mung in unserer Studentenschaft reichte; es waren stets dieselben Lärmmacher, und nur, wo die nationale Empfindung oder das studentische Selbstbewußtsein sich beleidigt glaubten, gelang es ihnen, ein größeres Gefolge hinter sich herzu- ziehen. Auch der Beschluß des Wartburg -Parlaments, an den Universitäten „all- gemeine Studentenschaften", der Gedanke der alten Burschenschaft, neu ins Leben zu rufen, hatte in Berlin nur einen sehr geringen Erfolg. Eine solche wurde zwar gegründet und gab sich eigene Statuten, aber zu einer Ausdehnung des Einflusses der Demokraten, die darin sofort die Oberhand gewannen, an der Uni-

1) Auch der Stud. theol. et phil. Arnold, wie Friedrich ein Berliner Handwerkerssohn und wüten- der L'epublikaner, war mit im Zuge. Gegen Friedrich ward im Februar 1849 von der Staatsanwaltschaft Anklage auf Hochverrat erhoben, jedoch wegen mangelnder Beweise zurückgewiesen; einer Ver- urteilung wegen des Raubes der Schloßgitter entging er durch den Tod (1850). Im Album der Universität war er schon am 18. Juli 1848 gelöscht worden. Arnold scheint glimpflicher davon- gekommen zu sein; im Album ward er erst am 3. Februar 1849 gelöscht.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 249

versität führte auch diese Organisation nicht. Und ebensowenig die Stiftung einer radikalen Burschenschaft, der Teutouia (am 12. Juli), in der Salis und

Rechenberg nur wieder ihren engsten Anhang sammelten. Audi bei den greu- lichen Szenen am Abend und in der Nacht des 14. Juni vor und in dem Zeug- haus hielt sich die Masse der Studentenschaft zurück. Von dem Korps waren höchstens hundert zur Stelle, und man siebt nicht recht, ob die Hülfe, die sie leisteten, von ihnen gefordert oder angeboten war; jedenfalls bestanden sie bei dieser Gelegenheit, wo zum erstenmal seit dem 18. März wieder die Schaßwaffe in Kraft trat, die Probe ebenso schlecht wie die Bürgerwehr.

Je mehr aber die Revolution auf die Straße hinabstieg, um so besser Erstarken

der Region.

wurde die Stellung der Regierung; alles was an der Aufrechterhält ung der Ord- nung interessiert war, für Geschäft und Eigentum fürchtete, wandte sich zu ihr zurück. In der gleichen Richtung wirkten die Vorgänge in Frankfurt; das Überwiegen der nichtpreußischen Elemente im Parlament, die Wahl eines öster- reichischen Erzherzogs zum Reichsverweser und die Bemühungen um die Aus- gestaltung der Zentralgewalt, die in dem Versuch gipfelten, die Truppen aller Bundesstaaten ohne Rückfrage bei ihren Kriegsherren dem Reichsverweser und der Reichsverfassung eidlich zu verpflichten. Das preußische Selbstbewußtsein fühlte sich dadurch verletzt; bis tief in die bürgerlichen Schichten hinein reichte die Er- bitterung über diese Vergewaltigung des Staates, den seine besten Traditionen zur Führung der Nation berechtigten. Mit Reaktion hatte diese Stimmung an sich nichts zu schaffen; auch aufrichtige Freunde der neuen Verfassung bekannten sich zu ihr: gerade diejenigen, welche an die deutsche Sendung eines liberalen Preußen^ glaubten, und das waren Männer, die zu den Führern des geistigen und poli- tischen Deutschlands zählten; bis in die Ministerien hinauf und selbst in der Armee waren sie vertreten. Es war ihnen nicht verborgen, daß die wirkliche Reaktion diese Strömung für sich ausnutzen würde und der Träger der Krone selbst von ihr mitgerissen werden könnte; die Furcht hiervor beherrschte die weitesten Kreise, und den Straßenexzessen selbst lagen diese Besorgnisse oder gar bestimmte Anzeichen antirevolutionärer Absichten zugrunde; wie ja in der Tat Friedrich Wilhelm niemals aufrichtig Frieden mit dvn Liberalen Tendenzen geschlossen oder seine eigenen Ideen von Deutschtum und Freiheit aufgegeben hat. Dennoch wuchs die preußische Strömung von Tag zu Tag. Der Rücktritt < amphausens änderte daran nichts. Die neuen Minister waren gewiß nichl weni konstitutionell gesinnt, und die Reform vor schlage, die sie vor der Nationalversamm- lung vertraten, noch entschiedener liberal: aber in der Verwalten sie alle die Zügel straffer an, auch Bansemann, der durch -eine Konstabier der Bürger- wehr den Polizeidienst abnahm.

Auch in dem Kultusministerium spürte man den Bchärferen Luftzug,

1 Hill:

nach dem kurzen [nterregnum von Rodbertus der in de!- Bureaukratie ergraute II

250 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

von Ladenberg, der alte Regierungsbevollmächtigte an der Universität, die Lei- tung, zunächst provisorisch, übernommen hatte.

Die Fahnenfrage; Die Rückwirkung auf unsere Alma Mater machte sich bald bemerkbar. Ge-

neue Agitation.

legenheit zu schärferem Eingriff bot dem neuen Chef der Unterrichtsverwaltung die Feier des 3. August. Schon in den letzten Tagen des Juli war es wieder zu Ausschreitungen gekommen. Den Anlaß hatte das Aufstecken schwarz -weißer Fahnen auf den Kasernen des 24. und 9. Regiments und auf der Artillerie- und Ingenieurschule gegeben offenbar eine militärische Demonstration gegen den Beschluß der Nationalversammlung in Frankfurt über die Vereidigung der deutschen Truppen; auch die deutsche Kokarde, welche die Armee nach dem 18. März neben der preußischen hatte anlegen müssen, war von den Soldaten vielfach fort- geworfen worden, ohne daß die Offiziere dagegen eingeschritten waren. Von den Kasernen wurden die Fahnen, es hieß auf Befehl des Kriegsministers, wieder eingezogen; die auf der Artillerie- und Ingenieurschule aber ward, so wird wenig- stens berichtet, gewaltsam entfernt. Die Studenten waren hier wieder mit ihren Herzen auf Seiten des Volkes; und der Rektor wagte nicht einzuschreiten, als sie auf dem Altan der Universität an Stelle der beiden deutschen Fahnen, die bereits stark verwittert waren, zwei neue schwarz-rot-goldene Banner aufsteckten; ein Verbot wäre ihm als Feindseligkeit gegen die deutsche Einheitsbewegung aus- Ladenberg fordert gelegt worden. Im Ministerium aber nahm man ihm dies sehr übel. Ladenberg

Einschreiten des .^

Rektors. beschied Müller sofort zu sich und äußerte in starken Worten sein Befremden über die Laschheit der akademischen Behörden gegenüber den studentischen Exzessen; er bestand nicht geradezu auf der Entfernung der deutschen Fahnen, aber er forderte, daß für die bevorstehende Feier zwischen den beiden deutschen eine preußische Fahne aufgesteckt werde; er hörte auf keine Einwände des Rek- tors: um jeden Preis müsse es geschehen; er selbst werde dafür sorgen, daß keine Ausschreitungen dabei vorkämen. Übrigens handelte er dabei gar nicht aus eigener Initiative, sondern folgte einem Beschluß des Staatsministeriums, hinter dem der ausdrückliche Wille des Königs stand. Der Senat, dem Müller alsbald berichtete, wiederholte dem Ministerialverweser die von dem Rektor ge- äußerten Bedenken und verteidigte sich im übrigen gegen die Vorwürfe der Nach- lässigkeit, auch durch den Hinweis, daß die Regierung selbst die Universität, deren Macht in der Hauptsache nur eine moralische sei, im Stich gelassen habe; erst auf eine schriftliche Anweisung ließ er sich zu dem befohlenen Schritte herbei. Die Folgen blieben nicht aus. Schon am 2. August abends drängten sich wieder unter den Linden lärmende Massen; wilde Gerüchte von einem Kampf in Charlottenburg erfüllten die Luft; schon wollte man Kanonendonner gehört haben. Letzteres war nun freilich eine Verwechslung; irgendwo vor den Toren war von einem Orchester eine Schlachtmusik exekutiert worden, und die dabei an- gebrachten Kanonenschläge hatten phantasiereichen Gemütern das Brüllen der Ge-

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 251

schütze vorgetäuscht Aber eine Schlacht war in dem Nachbarorte wirklich im Die SohUcht tot Gange; sie tobte vom Schlosse ab die ganze Berliner Straße entlang bis hin zur 2. I* Grenze des Charlottenburger Polizeibezirks. 80 bis loo Kommilitonen waren nach- mittags auf sieben Torwagen zum Spandauer Berg hinausgefahren, um ihrem Freund und Führer Salis einen Abschiedstrunk zu weihen; denn dieser hatte endlich die Hoffnung aufgegeben, seine republikanischen Saaten in den steinichten Boden der norddeutschen Monarchie zu säen, und rüstete zur Heimfahrt in die freie Schweiz. Auf der Rückkehr gegen 10 Uhr vor der Kaserne auf dem Luisen- platz unter dem Gesänge des Gaudeamus angelangt, machten sie halt, um den Zug neu zu ordnen. Sic führten auf dem vordersten Wagen eine deutsche Fahne mit sich, die ihnen der Wirt des Moskauer Gartens, wo der Kommers gefeiert worden, gegeben hatte. Kaum aber hatte der Zug sieh wieder in Bewegung gesetzt, als sie sich von Soldaten angegriffen sahen. Es waren Mannschaften des verhauten 2. Garde-Regiments, denen sich noch Gardedukorps zugesellt zu haben scheinen. Der erste riß die Fahne vom Wagen. Sofort sprangen mehrere Studenten herab, um ihr Freiheitszeichen wieder zu erobern; und nun begann das Hingen, bei dem es nicht nur Püffe, sondern auch blutige Köpfe gab. Die Soldaten scheinen sich dann, auf Zureden ihrer Offiziere, zurückgezogen zu haben. An ihrer Stelle aber gaben die Charlottenburger den Studenten, welche den Philistern zum Trotz Arndts Vaterlandslied anstimmten, das Geleite; Arbeiter, Gesellen, Lehrlinge, alles war gegen sie. Sie riefen: „Hinaus mit den Barrikadenhelden! Wir wollen ihnen zeigen, daß wir Charlottenburger sind." Besonders schlimm erging es den Bedrängten in der Gegend des Hippodroms und an der Brücke, wo sie mit einem Bombardement scharfkantiger Chausseesteine empfangen wurden; erst als vom Großen Stern her sich Berliner in großen Scharen zeigten, um Hülfe zu bringen, ließen die Verfolger von ihnen ab.1

1) Benutzt wurden Berichte Brandts, der mit im Zuge und auf dem ersten Wagen war. des Kommandeurs des 2. Garderegiments, Graf Schlieffen, und des Majors von Herwarth (alle drei im K. -?.[.. General. I 13, Vol. 1); ferner Berichte des Regierungsassessors Teßmer als Leiter der Polizei in Cbarlottenborg an den Berliner Polizeipräsidenten von Bardeleben und eines Studiosus Gsellius (beide unter den Polizeiakten. Geh. Preuß. Registr. K.-M. Nr. 51). Natürlich so weit voneinander ab, daß ein klares Bild daraus zu entwerfen unmöglich ist. Nach Brandts Schilderung tiifl't die Studenten keine, nach der der Offiziere alle Schuld. Verbal tnisraäl objektivsten scheint der Assessor zu erzähl''!). Ganz verwischt sind die ' in den amtlichen

Relationen, von denen die eine sogar von Teßmer mitunterzeichnet ist. [ch gebi el, als

sich ungefähr festhalten läßt. Auch die Zahlen schwanken zwischen 50 und 200. Darin folge ich Brandt. Nach andern wären auch jui tler und sogar Arbeiter mit den Studenten ge

Am G. August wäre es bald noch zu einer Schlacht auf dem Kreuzberg zwischen den Ber- linern und den Teltower Bauern gekommen. Die Berliner Demokraten hatten einen neuen \i zug zum Denkmal der heiligen Allianz veranstall

■dg für diesen von den Frankfurtern zur Truppenvereidigung bestimmten hatte. Die Teltower aber hatten morgens (denn schon ließen sieh die Berliner vor dem sehen Tor erblicken) den B I und dem Schwarz -Rot- Gold der Baupt

252 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Lärmszene vor Am andern Morgen punkt 9 Uhr, wie es vom Minister befohlen war, erschien

der Universität

am 3. August, der Rektor auf dem Altan der Universität, um die preußische Fahne, genau in der gleichen Größe wie die beiden deutschen, zwischen ihnen anbringen zu lassen. Aber was er vorausgesagt, geschah: vier oder fünf Kommilitonen waren gekommen, um zu helfen1; alle andern, auch die frömmsten und stillsten Gemüter, hielten sich fern. Um 12 Uhr, zur gewohnten Stunde, begann die Feier in der Aula. Die Staatsminister waren fast vollzählig und mit zahlreichen Räten erschienen: neben dem Kriegsminister erblickte man den Chef des Generalstabes, General- leutnant von Reyher, beide in Uniform, während Auerswald und seine Kollegen den bürgerlichen Frack augelegt hatten; auch die Nationalversammlung war durch ihre Präsidenten, Grabow und Dr. Kosch, und durch mehrere Abgeordnete ver- treten; von der Universität sah man fast nur Ordinarien, die außerordentlichen Professoren und Privatdozenten glänzten meist durch Abwesenheit. Während nun Johannes Müller seine Rede hielt nach einer Einleitung über die Not- wendigkeit und den Segen der freien Institutionen das Verhältnis der neuen Richtung in der Naturforschung zu der Philosophie und dem Empirismus der abge- laufenen Epoche erörternd , begann im Yorhof ein wüstes Treiben: man warf mit Steinen beschwerte Stricke nach der schwarz -weißen Fahne hinauf, um sie daran herabzuzerren; einzelne machten Miene, zum Balkon hinaufzuklettern. Die Übel- täter waren nur wieder eine kleine Gruppe; auch wurde ihnen das Handwerk bald gelegt: aber die Sympathien waren diesmal nicht gegen sie; dies zeigte die schwarz- rot-goldene Fahne an, welche man am Gittertor befestigt hatte, darunter die "Worte: das sei die Fahne der Berliner Studentenschaft die auf dem Balkon neu aufgepflanzte sei durch den Rektor auf höheren Befehl dorthin gebracht worden.

*chzwUchenSel ^m Staatsministerium wich man nun doch einen Schritt zurück; noch am

Ministerium und Abend wurden sämtliche Fahnen auf den öffentlichen Gebäuden eingezogen. Im

übrigen aber ging Ladenberg, von seinen Kollegen ausdrücklich dazu autorisiert,

weiße Banner entgegengestellt, schließlich aber doch die Vorsicht als den besseren Teil der Tapfer- keit gewählt und den Bückzug angetreten. Anstifter waren auch diesmal die Studenten, die zu der Vorversammlung am 4. August in der Villa Colonna eingeladen hatten; sie stellten dort den Vorsitzenden, Friedrich "Wilhelm Schirrmacher aus Danzig (den späteren Historiker), neben dem Agathon Benary zur Leitung berufen wurde.

1) Man wird bei diesen an Gustav von Diest, Bobert von Puttkamer (den späteren Minister) und ihre Freunde denken dürfen, die am 3. August öffentlich und zugleich in einer Eingabe an den Senat gegen die Demokraten auftraten. Diest hatte infolge eines Plakats, worin er gegen die Anmaßung der Gegner, sich als ,,Die Berliner Studentenschaft" zu gerieren, protestierte, ein Pistolenduell mit Studiosus Goldschmidt auf dem Spandauer Berg auszufechten , das unblutig ver- lief. Auch kam es zu einer Beihe von Säbel- und Schlägermensuren. Vgl. Gustav von Diest, Aus dem Leben eines Glücklichen , S. 107. Die Eingabe an den Senat ist von Puttkamer und den Theologen Paul Friedländer und Hermann Keipp unterzeichnet. Auch in der Spenerschen Zeitung erschien ein solcher Protest, unterzeichnet von dem Studiosus Pischon, dem Sohn des Pastors, den wir als Schleiermachers Amtsbruder kennen gelernt haben. Der Senat selbst erließ eine ent- sprechende Erklärung.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 253

auf dem eingeschlagenen Wege vorwärts. Er gab, schon am 4. August, dem Senat auf, darüber zu beraten, ob sich nicht der Schluß der Vorlesungen unter Ver- kürzung des Lehrstoffs baldigst herbeiführen lasse; den nicht einheimischen Stu- dierenden müsse der Aufenthalt in den Ferien verboten, das Universitätsgebäude geschlossen werden; die Auflösung des Studentenkorps werde dann von selbst erfolgen. Von neuem rügte er den Mangel an Energie seitens der akademischen Behörden, dem die Zerrüttung der Disziplin größtenteils schuld gegeben werden müsse; und er forderte den Rektor auf, fortan um so ernster die ihm obliegen- den Pflichten ins Auge zu fassen und sich die Folgen fernerer Nachsicht klar zu machen: die Regierung würde andernfalls zu den ernstesten Maßregeln greifen, und wäre es selbst die Auflösung der Universität.

Der Senat ließ sich mit der Antwort Zeit, also daß Ladenberg bereits un- geduldig wurde und mehrmals auf Beschleunigung drängte; als sie endlich erfolgte, trug jener noch einmal alle die Fälle vor, in denen die Universität seitens der Behörden im Stich gelassen war, und erinnerte dagegen an das Verhalten des Grafen von Schwerin und des früheren Polizeipräsidenten, die durch ihr Auf- treten in der Aula den Übermut der Studenten erst großgezogen hätten; auch auf diejenigen Fälle wies er hin, in denen er bereits eingeschritten war, sowie auf die gute Haltung der großen Mehrzahl der Studenten, die Dienste, die im April und März von ihnen gefordert und geleistet wären, den Fleiß, den sie in diesem Semester gezeigt hätten ; die Vorlesungen seien so gut wie nur je besucht worden.1 Und Ladenberg, der ja die Gesinnungen der regierenden Korporation sehr wohl kannte und sich im Grunde mit den maßgebenden .Männern eins wußte, war verständig genug, Entgegenkommen zu zeigen und die Haltung des Senats anzuerkennen. Seine Forderung, alsbald den Schluß der Vorlesungen herbei- Feriennd». zuführen, machten die Ferien selbst unnötig2; indem die beiden Hauptportale geschlossen wurden, war auch den Aulaversammlungen der Riegel vorgeschoben; von dem Studentenkorps blieb ein kleiner Stamm bestehen, aber niemand durfte mehr aufgenommen werden, die Abreisenden mußten ihre Waffen abliefern, die

1) Auch der Öffentlichkeit gegenüber, in der die Klagen des Ministers Widerhall fanden, veiteidigte der Senat sich und die Studenten, und zwar durch Lachmanne Q dem neugegriindeten Preußischen Staatsanzeiger, „zum großen Verdruß der Reaktionäre", wie mann an Haupt schreibt (Briefe, S. 199). Die Eauptagitatoren war man ja bereits los; im Album waren sie am 18. Juli gelöscht worden. Einer der Teilnehmer an der am 3. rübten Aufwiegelei ward am 8. mit Relegation gestraft. Dies war ein Mecklenburger, der erst Ende Mai immatrikuliert war, der Sohn des Bürgermeisters Langfeldt von Güstrow,

der Eerr Rittergutsbesitzer Pomuohelskopp als ..Fasan vom auf dem Land!

Malchin ein für ihn Belbsl so fatales Lbenteuer erlebte (Beuten Btromtid, 2. Teil, 21. B Er wird wohl einer der Bündi sein, welche die p] Kahm' auf dem Ah .

Universität nicht leiden wollten.

2) Das Schreiben des Senats war vom 1»'. August datiert; mundierl aber wa am 12. und abgesandt gar erat am 15. abends, dem Tage di

254 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Schießübungen wurden fast eingestellt und die ihrer Agitatoren beraubte Schar führte ein völliges Stilleben. Am Schluß der Ferien gelang es, das Kommando in einem gemieteten Lokal auf dem Bauhof unterzubringen und dadurch das Auditorium Nr. 2 im Westflügel, das ihm eingeräumt war, für die Vorlesungen zurückzugewinnen. Die Waffen wurde man allerdings noch nicht los, denn der dem Kriegsminister vorgetragene "Wunsch, sie in den Räumen über der Königs- wache niederlegen zu dürfen, ließ sich nicht erfüllen; aber da das Gesetz über die Neuorganisierung der Bürgerwehr, das der Nationalversammlung demnächst vorgelegt werden mußte, die Aufhebung der fliegenden Korps vorsah, so konnte man hoffen, daß das Wintersemester wieder ganz den Studien gehören werde. Wie ruhig alles bei uns geworden, zeigte sich darin, daß unsere Studentenschaft auf dem zweiten Studentenparlament in Eisenach Ende September gar nicht vertreten war.3 Die Oktober- Der Beginn des neuen Studienjahres, in dem die Fasces academici Karl

Exzesse.

Immanuel Nitzsch anvertraut waren, brachte die Gemüter noch einmal in Wallung. Denn er fiel zusammen mit dem Ausbruch derlvrisis, die nach ein paar Wochen stärkster Spannung mit dem Siege der Regierung über die Revolution ihren Ab- schluß fand. Der 15. Oktober, an dem Böckh, um der öffentlichen Meinung genug zu tun und einer Weisung der Regierung folgend, ausnahmsweise in deutscher Sprache die Festrede hielt, ging noch verhältnismäßig ruhig vorüber. Am nächsten Tage aber kam es zu einem schweren Zusammenstoß zwischen dem von den Demokraten schon ganz verhetzten Proletariat und der Bürger wehr. Mit Not gelang es, das Waffendepot vor den Arbeitern, die in die Universität einzudringen versuchten, zu schützen. Hierbei, wie bei der Weigerung, die Aula zu einer Beerdigungsfeier für die erschossenen Arbeiter herzugeben, fand der Rektor auch bei den Kommilitonen Unterstützung. Aber es ließ sich nun nicht umgehen, das Korps in die Universität zurückzuverlegen und ihm von neuem

1) Rechenberg, hier wieder, neben Karl Schurz, einer der Wortführer, gerierte sich, ob- gleich er den Aufruf der demokratischen Fraktion „an das deutsche Volk'" als „Rechenberg aus Berlin" mitunterzeichnete, doch nur als Vertreter Königsbergs, wozu er übrigens, da er dort längst gelöscht war, ebensowenig berechtigt war. Ihn los zu werden, wurde dann aber der Uni- versität noch schwer gemacht. Am 18. Oktober erschien jener Aufruf als Plakat an den Straßen- ecken, und der Senat hielt es für nötig, das Publikum durch die Zeitungen über das Verhältnis Rechenbergs zur Universität aufzuklären. Demungeachtet trug ein Aufruf zur Konstituierung der Berliner Studentenschaft, der acht Tage später am schwarzen Brett des Studentenkorps (es hing an dem einen Pfeiler des Gittertores) erschien, wieder RechenbiTgs Namen. Und wenn es endlich gelang, den unbequemen Herrn aus der Universität herauszutreiben, so doch nicht der Stadt; da er an einer üblen Krankheit litt, auch über die Subsistenzmittel verfügte,

war selbst die Polizei dazu nicht, kompetent. Anfang November hatte er sogar die Dri um seine Immatrikulation nachzukommen und, als der Rektor sie ihm verweigerte, bei dem Ministerium eine, natürlich erfolglose, Beschwerde einzureichen. Danach scheint er das Feld ge-

mt zu haben; der Belagerungszustand wird es ihm verleidet haben. Im Juni ]S49 taucht nochmal auf, und im .Juni 1850 verfiel auch er dem Richter; er erhielt wegen schwerer wörtlicher Beleidigung des Slaatsministeriums 6 Monate Festungsarrest.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 255

ein Auditorium einzuräumen. Lange dauerte die Herrlichkeit doch nicht. Schon Aanurongdar am 17. Oktober ward das neue Gesetz über die Bürgerwehr publiziert; am 21. gab Ladenberg dem Senat auf, das Korps aufzulösen und die Watten ab- zuliefern. Dieselben kamen nun in das Zeughaus zurück1: aber die Auflösung, mit der der Senat den Universitätsrichter betraut hatte, zögerte sich, wie bei den andern fliegenden Korps, noch hin. Ohne Frage eine Folge der wieder anstei- genden Erregung. Der Kommandeur der Bürgerwehr, jetzt Major Rimpler, hatte den Senat aufgefordert, die Waffen an ihn herauszugeben, da ihm die fliegenden Korps durch das neue Gesetz untergeordnet wären, und beschwerte sich, nachdem ihm der Tatbestand angezeigt war, bei dem Minister natürlich vergeblich. Eis geschah dies im Zusammenhang mit Umtrieben in dem Korps selbst, das wieder bis auf 100 und mehr Mitglieder angewachsen war und mehr als früher die demokratischen Elemente, nach einer Erklärung des Rektors besonders Juden und Polen, an sich gezogen hatte; auch der neue Kommandant, ein Studiosus Wagener, Sohn eines Subalternbeamten, scheint sich auf ihre Seite geneigt zu haben.

Nun aber kamen die Ereignisse des November: die Erklärung des neuen Die Xovember- Ministerpräsidenten Graf Brandenburg am 9. vor der Nationalversammlung, wo- Auf waiiongen in durch er ihre Vertagung und Verlegung nacb der Stadt Brandenburg ankündigte, * schaft. der Einmarsch Wrangeis in Berlin am 10. und die Verhängung des Belagerungs- zustandes am 12. Damit war den Hoffnungen der Demokratie und den Besorg- nissen des Senats ein Ende gemacht: mit der Bürgerwehr und allen fliegenden Korps ward auch das der Studenten seiner Dienste quitt erklärt; eine Verfügung des neuen Polizeipräsidenten, des dritten in dem „tollen" Jahre, Herrn vonliinckel- deys, genügte, um den Satz der altpreußischen Monarchie, daß Kühe die erste Bürgerpflicht sei, auch den akademischen Bürgern wieder ins Bewußtsein zu bringen.

Freilich so ganz still ließen diese es sich doch nicht gefallen: im Wider- hall mit der allgemeinen Erregung erhob die Berliner Studentenschaft noch ein- mal ihre Stimme; und wenn auch diesmal die Masse sich zurückhielt, so waren es doch nicht die Schlechtesten, welche den Knebel, den die Regierung der Öffentlichkeit anlegte, wegzudrücken versuchten. Der erste Gedanke war, ^\>'\\ aus dem Schauspielhause herausgetriebenen Vertretern des Volkes die Aula anzu- bieten. Leider war diese zugesperrt, denn mit dem neuen Semester war die alte Hausordnung wieder eingeführt, und Rektor Nitzsch war nicht der Mann, um sich sein Recht als Hausherr schmälern zu lassen. So mußten die reni Kommilitonen ihre Versammlung, zu der sie auf drn Vormittag des 11. November eingeladen hatten natürlich ohne den Rektor in Kenntnis zu setzen -— , wieder auf dem Vorplatz vror der Aula abhalten. Qnterde r waren. SO erfuhr man.

1) Leider nicht all.', da es Bich herausstellte, daß manche

256 Drittes Bach. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

den Abgeordneten bereits das Schützenhans und andere städtische Säle einge- räumt worden. Man setzte daher eine neue Tagesordnung fest, den Erlaß einer Adresse au die Vertriebenen, und war gerade im Begriff , die Diskussion hierüber zu eröffnen, als der Herr Rektor höchstselbst erschien und die Versammlung für ungesetzlich erklärte: er werde, sprach er, die Erlaubnis nicht eher geben, als bis ihm die Tagesordnung vorgelegt sei. Obschon sich nun ein Sturm des Un- willens über diese „Beschränkung des freien Versammlungsrechtes und die Wieder- einführung der Zensur" erhob, fügten sich die Kommilitonen doch dem Ver- treter der Macht. Sie setzten außer der Adresse noch als zweiten Punkt auf die Tagesordnung eine Erklärung über das freie Versammlungsrecht und wählten eine Deputation, welche dem Rektor diese Wünsche vorzutragen hatte. Nitzsch aber war so rückschrittlich gesinnt, daß er die Diskussion über den zweiten Punkt kurzerhand verbot und die über den ersten für eine Stunde aussetzte, da, wie er sich äußerte, seine Überzeugung von der Stellung der Nationalversamm- lung eine andere sei als die der Kommilitonen. Das war ja nun, wie einer der Abgewiesenen sich ausdrückte, „eine völlige Unterdrückung der Gesinnungs- freiheit, eine Gesinnungszensur, wie sie nur in den Zeiten des Absolutismus erhört war".1 Ihre Entrüstung durchbrach jetzt alle Schranken; einstimmig ward beschlossen, über das Bedenken des Rektors zur Tagesordnung überzugehen und der Nationalversammlung eine Lovalitätsadresse zu überreichen; mit ihrer Abfassung und Überbringung wurde dieselbe Deputation betraut, die sich dazu in die Portier- loge verfügte. Unterdessen zog man Erkundigungen über den Verbleib der Abge- ordneten ein und beschloß, der Deputation bei der Überreichung der Adresse das Geleit nach dem Schützenhaus zu geben. Über Weiteres schweigt leider die Historie; nur über den Schlußakt des Dramas verbreitet sie noch helles Licht, aus den Märtyrerakten des Universitätsgerichts: mit Karzer, Consilium abeundi und Exklusion, in einem Falle sogar mit Relegation dämpften Rektor und Senat die Geister der Empörung; unter dem Belagerungszustand ging alles glatt vonstatten, in wenigen Tagen war die Ruhe hergestellt.2 Als im Sommer 1849 der Minister

1) Bernhard Endrulat in seiner Beschwerdeschrift an den Minister (s. u.).

2) Von Interesse sind die Namen der Bestraften, in denen wir wohl auch die Mitglieder der Deputation und Adreßkommission zu sehen haben: Bernhard Endrulat, Rudolf Dehnicke (der Anstifter des Zuges nach dem Friedrichshain vom 4. Juni), Felix von Stein -Kochherg, Karl Rudolf Friedenthal, Konrad Eeinert, Friedrich Wilhelm Schirrmacher und "Wilhelm "Wehrenpfennig. Also fast durchweg Jünglinge, die sich später in Politik oder Wissenschaft betätigt und zum Teil ausgezeichnet haben. Stein war ein naher Verwandter des Ministers von Altenstein, ein Sohn seines Neffen und Geheimrats, der Urenkel der Freundin Goethes. Er und Endrulat waren Freunde Paul Heyses (s. dessen Jugenderinnerungen S. 59) und gleich ihm der Poesie beflissen. Friedentbai ist der spätere Minister, "Wehrenpfennig Treitschkes Freund, Mitherausgeber der Preußischen Jahrbücher; Reinert war ein Schweizer, Sohn eines Regieruugsrats in Solothurn, also ein engerer Landsmann von Salis. Am schärfsten ward der junge Stein- Kochberg bestraft, mit dor Exklusion, nachdem er eben erst immatrikuliert war; das Consilium abeundi erhielten

Zweites Kapitel. Revolution and Reaktion. 25?

den Senat aufforderte, darüber zu wachen, daß kein Student den Aufständischen in Baden zuziehen möge, konnte dieser ihn völlig beruhigen. In der Tiefe mochte es hier und da noch grollen: die Teutonia, Salis' und Rechenbergs Schöpfung, blieb am Leben und pflegte ihre demokratischen Ideale; sie mochte zuzeiten wohl bis 20 Mitglieder zählen; auch gab es ab und an ein paar unruhige Köpfe, die sich von den Debatten in dem demokratischen Yolksverein berauschen ließen. Im ganzen aber senkte sich die erschlaffende Luft, die der stürmischen Bewegung des Revolutionsjahres allgemein folgte, auch auf die Berliner Studentenschaft herab und verlieh dieser wieder das Gepräge der Solidität und Gesetzlichkeit, das sie zur Genugtuung der Regierung und aller Freunde der Ordnung so lange Jahre vor anderen Hochschulen ausgezeichnet hatte.

2. Der Lehrkörper. Die Wirkung der Revolution auf die Lehrer war noch größer als auf die spaitu,. , Studenten. "Wenn diese, soweit sie sich an dem öffentlichen Leben beteiligten /omoine^Beteiii- (und das war, wie bemerkt, nur die Minderheit), durch die Revolution sich ~;m \^^ spalteten, so geriet die Lehrerschaft fast in Auflösung: von Hengstenberg und Stahl bis zu Yirchow und Cybulsky kamen in ihr alle Strömungen, die in der gewaltigen Bewegung durcheinanderwirbelten, zur Geltung; kaum einer schloß sich, wenigstens in den ersten Monaten, vom öffentlichen Leben aus. Sogar Piper stand schwertgegürtet auf der Rampe vor dem Palais des Prinzen von Preußen Wache, unterzeichnete Adressen und ließ sich, wenn auch nicht unter den Zelten, so doch in den engeren Kreisen seiner Gesinnungsgenossen hören. Manch einer steuerte aus den Schätzen seines Wissens zur Aufklärung der öffent- lichen Meinung bei: Riedel schrieb über die Geschichte der Bürgerwehr; Friedrich von der Hagen belehrte über den Ursprung der nationalen Farben, die er aus dem Wehrschild der alten deutschen Kaiser ableiten wollte; Helwing stellte die Wahlgesetze, die Ausführungsreglemcnts und die wichtigsten Momente der Dis- kussion darüber durch den Landtag zusammen; Dieterici unterwarf das statistische Bureau den neuen Gedanken, indem er in den „Mitteilungen" das statistische Material in bezug auf die Wahlen verarbeiten ließ. Es tauchte sogar der Ge- danke auf, eine aktenmäßige Geschichte der Märzrevolution (auf die wir noch heute warten) herzustellen, und kein Geringerer als Friedrich von Raumer wurde darum ersucht; aber er dankte. Die Jüngeren, wie Maereker, Min ding, Marx, und in seinem Bericht über die oberschlesische Seuche auch Rudolf Virchow, -lichten durch Flugschriften v.\\ wirken. Dies waren besonders de- Anhänger der

Dehnicke, Reinert und Endrulat, der - it Ostern auf der Universität war, unterschreiben mußten es Friedenthal und 'Wchrennfennig, der ebenfalls (er kam aus Jena) i i •> Ber

liner Student war; Bchirrmacher ward freigesprochen. Die Relegation •■■..,. oStud. jur.

Nawrowski verhängt, der sieh Geradezu geweigert hatte. Büchse and Rirscbftnger rorücksnl

17

lin II '.'.

258 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

extremen Meinungen. Im Sinne der alten Regierung trat, zunächst wenigstens, kaum einer hervor, Hengstenberg etwa ausgenommen. Von Eichhorn rückten sie alle ab, auch diejenigen, welche, wie Gruppe, ihm früher zu Diensten ge- wesen waren. Der Regierung liehen im Wechsel der Ministerien manche ihre Feder, so von neuem Siegfried Hirsch und Rudolf Köpke. Vor allem aber rief Kandidaturen für die Wahlbewegung im April Professoren und Dozenten auf den Schauplatz: die Väter des deutschen Einheitsgedankens, wie Maßmann und Jakob Grimm, und die Stürmer und Dränger, wie Virchow und Adolf Erman. Der konstitutionelle Klub, der in diesen Wochen noch verschiedene Richtungen umschloß, stellte Keller, Jacobi, Dove und Raumer als Kandidaten für die eine oder die andere der beiden nationalen Versammlungen auf, dazu noch Nauwerck und Alexander von Humboldt. Dieser und Keller verzichteten, und von den anderen sind nur Grimm, Raumer und Nauwerck nach Frankfurt gekommen. Auch Wilhelm Adolf Schmidt erreichte einen Platz in der Paulskirche. Riedel und Daniels wurden in die Berliner Nationalversammlung gewählt. Die meisten aber erlagen, auch Michelet, so eifrig er seine Bewerbung für beide Parlamente betrieb. Den Höhepunkt des Wahlsturms bezeichnet der Kampf, den Jacobi, der Mathematiker, der für die preußische Nationalversammlung als Kandidat aufgestellt war, im Politischen Klub entfesselte, und der zu seinem Ausscheiden aus demselben und seinem Übertritt zur demokratischen Partei führte.1 Kämpfe nm Für die Geschichte der Universität hat dies alles geringere Bedeutung als

tntsreform. der Kampf, der über die mit der Revolution zugleich auftauchende und an allen deutschen Universitäten diskutierte Frage einer durchgreifenden Reform des ge- samten Universitätslebens auch bei uns entbrannte; am frühesten begonnen, hat er am längsten gedauert, ist am heftigsten geführt worden und hat zu einer Spal- tung geführt, in der jeder Dozent für oder wider Partei nahm. Bildung einer Den Beginn machte eine Eingabe des Professor Marx vom 25. März, die

unPirSdennSSra.1 zugleich im Namen anderer, ungenannter Kollegen gestellt war. Sie enthielt das

Ordinarien und PrivnMozenten.

1) Im Zusammenhang hiermit steht sein Versuch, ein Ordinariat in der philosophischen Fakultät zu erlangen, was er Anfang Mai hei Graf Schwerin geradeswegs beantragte. "Wissen- schaftliche Gründe gab er nicht an: es sei ihm, erklärte er, unter den obwaltenden Zeitverhält- nissen ein Bedürfnis, sich einer Korporation anzuschließen, und wünsche er, an dem unter des Ministers Leitung stehenden Reorganisationswerk mit seinen Erfahrungen teilzunehmen. Wirklich ließ Schwerin sich herbei, die Fakultät zu einer Begutachtung dieses Antrages aufzufordern. Das Protokoll von deren Sitzung am 8. Juni zeigt deutlich die Verlegenheit an, in welche sich ihre Mitglieder durch diesen Vorstoß des liberalen Kollegen versetzt fühlten. Auch die Motive, welche geltend gemacht wurden, sind für die Einzelnen und für die Gesamtstimmung charak- teristisch. Für die Aufnahme erklärte sich außer Heinrich Roso niemand. Und das bei allem Ilin und Her schließlich ablehnende Votum wurde bis zum 5. Juli, also bis nach dem Sturze Schwerins, hinausgeschoben. Ladenberg wies dementsprechend Jacobis Antrag zurück. Mundt glaubte, seine Dienste dem Minister für das Reorganisationswerk ebenfalls anbieten zu können, und erreichte es in der Tat. daß ihm Einsicht in die Ministerialakten gestattet wurde.

Zweites Kapitol. Revolution und Reaktion. 259

Ersuchen,, zu einer Versammlung der Extraordinarien und Privatdozenten für dii Beratung ihrer Angelegenheiten, zunächst am 28. März, vielleicht auch für fernere Versammlungen, eines der größeren Auditorien, etwa Nr.6, einzuräumen und einen Pedell mit dem Herumtragen des Zirkulars zu der Versammlung zu beauftragen. Der Gegenstand der Verhandlungen werde, wie sich verstehe, ein gesetzlich sein und das Resultat ganz in gesetzlicher Weise Sr. Magnifizenz und dem Senat vorgelegt werden. Daß die Tagesordnung, die nicht mitgeteilt war, dem Senat wenig willkommen sein würde, war offenbar. Aber in diesen Tagen, wo dien« b*\ Studenten im Besitz der Aula waren, ließ sich ein solcher "Wunsch der Kollegen ^ nicht wohl ablehnen; und so bewilligte Müller den Antrag. Er selbst aber ver- suchte es, bevor noch die Versammlung stattgefunden hatte, mit einem Gegen- schlag: er berief am 27. März den gesamten Lehrkörper in die Aula, auch er, ohne eine Tagesordnung bekanntzugeben. Den Zusammengekommenen unter- breitete er den Vorschlag, eine Adresse an den König zu richten, in der sich die Versammlung für die Zusammenberufung des Vereinigten Landtages erklären würde; es war die Frage, die, wie wir wissen, damals alle Gemüter bewegte und einen allgemeinen Adressensturm dafür und dagegen entfesselte. Man kann aber nicht sagen, daß die Sache gut eingeleitet war. Sie machte den Eindruck, als sei es auf eine Überrumpelung der Opposition abgesehen. Eine Diskussion wurde nicht zugelassen und, auf Antrag Doves, nur die Erklärung für oder wider ge- fordert; die Adresse selbst war gar nicht vorbereitet und wurde zunächst einer Kommission zur Entwerfung anvertraut. Nun stimmten allerdings von 107 Dozenten 98 im Sinne des Vorschlages, und nur sieben. Adolf Erman als einziger der Professoren und die Privatdozenten Borchardt, Collmann, Maercker, Schoeller. Virchow und Walpers, dagegen, während zwei, Michelet und du Bois-Reymond, sich der Abstimmung enthielten. Als aber die Adresse am nächsten Tage auch den Studierenden zur Mitunterzeichnung vorgelegt wurde, stieß sie auf so viel Widerstand und offenen Tumult, daß der Rektor sie am Ende ganz zurückzog.1

Über den Verlauf der Versammlung der Extraordinarien und Privatdozenten vemmmian«« am 28. März läßt sich leider wenig sagen: wie wir denn überhaupt für die Be- „mer25 ^^ °",, ratungen der Opposition auf die Angaben angewiesen sind, welche sie im Laub' dieser Kämpfe an den Senat oder das Ministerium gerichtet haben. Jedoch sieht man, daß die Opponenten sieh t\Qn Fehlgriff Müllers sofort zunutze machten. Von dem Inhalt ihrer Beschlüsse teilten sie in einer neuen Vorstellung an den

tor, vom 30. März, nichts mit. Sie sprachen nur zwei Bitten aus: einmal, «laß in Zukunft bei politischen Äußerungen der „Universitätsgenossenschaft" vom

tor die Gesamtheit der Dozenten ausdrücklich eingeladen werde, unter An- gabe Standes und Beratung in parlamentarische] Form; sodann, dar.

1 Wolff, I. 8. 3.-.! ff. n.izu die Akten.

260 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Se. Magnifizenz sich bereit finden lassen möge, auf Antrag von mindestens zehn Universitätsmitgliedern unter Angabe des Gegenstandes beratende Versammlungen zu berufen. Das Schriftstück war von nicht weniger als 51 Extraordinarien und Privatdozenten unterzeichnet worden1, darunter Männer von so konservativer Ge- sinnung wie Piper, Chlebus, Köpke, Georg Curtins und der jüngere Strauß ein Beweis, wie peinlich das Vorgehen Müllers in weiten Kreisen empfunden worden war. Der Senat, der am 3. April über dies Gesuch beriet, ließ Marx, an den die Antwort allein gerichtet war, durch den Rektor erwidern, daß er mit dem ersten Punkt durchaus einverstanden sei. In bezug auf den zweiten bemerkte Müller, daß es nach Ansicht des Senates zur Abhaltung beratender Versamm- lungen der Mitwirkung des Rektors nicht bedürfe, da ein jeder dergleichen Ver- sammlungen veranlassen und dazu beliebig einladen könne. Das hieß in Wahrheit eine Ablehnung dessen, was die Opponenten gefordert hatten; denn deren Antrag verleugnete die Prärogative des Senates und setzte sich, indem er den Begriff der Universitätsgenossenschaft aufstellte, in Widerspruch mit dem Geiste der Statuten, welche die korporativen Rechte, soweit Verwaltung und Rechtsprechung für die Universität in Frage kamen, nur der Gesamtheit der Ordinarien und ihrem Ausschusse, dem Senate, zubilligten. ihreF^rderungeii. Über das, was die Extraordinarien und Privatdozenten an jenem Tage be-

raten oder vorbereitet haben, belehrt uns ein Schriftstück, welches der Senat erst im Juli, und zwar von Seiten des Ministeriums, dem jene es mittlerweile unter- breitet hatten, erhalten hat: die Tagesordnung für die nächste Versammlung, die sie am Nachmittag des 15. April im Auditorium 21 abhielten. Es waren drei Propositionen, welche die am 28. März von ihnen erwählte Kommission (außer Marx die beiden Benary, Hotho, Gneist und Remak) hier vorlegte. Nach der ersten sollten fortan sämtliche Extraordinarien und Privatdozenten bei den Habili- tations- und Promotionsprüfungen und allen sonstigen Fakultätsberatungen mit beratender Stimme, und ferner sechs von ihnen Erwählte ohne entscheidende Stimme zu den Senatssitzungen hinzugezogen werden. Dieser Antrag, so ward behauptet, verletze kein bestehendes Recht und könne auf administrativem Wege ohne Änderung der Statuten oder Appell an andere Instanzen sofort erledigt werden; es sei dringend zu wünschen, daß man damit bis zum 1. Mai fertig werde. Für die zweite Proposition Avard die Abänderung der Universitäts- und Fakultätsstatuten doch für notwendig gehalten. Sie zerfiel in vier Punkte. Ein- mal sollte den Extraordinarien und Dozenten volle aktive Teilnahme an den Wahlen des Rektors, der Dekane und des Senats zustehen, auch den Stu- denten, besonders bei der Rektorwahl, eine gewisse Vertretung gestattet werden;

J) Nach einer späteren Behauptung der Opponenten wären es 55 gewesen; dann müssen vici- nachträglich ihren Beitritt erklärt haben.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 261

zweitens sollten die Extraordinarien und Privatdozenten das Stimmrecht in den

Fakultäten haben, zumal soweit es Promotionen, Babilitationen und die Ver- leihung von Stipendien betreffe; drittens forderten die Antragsteller Freilassung der deutschen Sprache bei den Promotionen, Habilitationen und i\i-n akademischen Feierlichkeiten; und viertens verlangten sie für die Brüder und Söhne der Privat" dozenten in bezug auf die Honorar- und Promotionsgebühren die gleichen Ver- günstigungen wie für die der Professoren. Dies waren noch die zahmen Vor- schläge; erst die dritte Proposition belehrt uns über die letzten Ziele, wel Marx und seine Freunde anstrebten. Allerdings wollten sie diese dem Senate noch nicht vorlegen, da sie in die Verfassung des Staates allzutief eindrängen und nur auf dem Wege ständischer Beratung und im Verein mit sämtlichen nicht bloß preußischen, sondern auch deutschen Universitäten und Regierungen zu erledigen sein würden. Als solche Punkte zählt die Tagesordnung folgende auf: gänzliche Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse mit allen ihren Konsequenzen, namentlich der abnormen Stellung der Regierungsbevollmächtigten und Univer- sitätsrichter gegenüber den Senaten; Unabsetzbarkeit sämtlicher Universitätslehrer im Verwaltungswege und Einführung eines Ehrenrates für Disziplinarfälle nach Analogie der Advokatur; Feststellung gesetzlicher Prinzipien über die Kumulation mehrerer Amter neben der Professur; Revision der Bestimmungen über Promo- tionen und Habilitationen, Herabsetzung der Promotionsgebühreu und Verknüpfung gewisser Rechte mit der Promotion, namentlich Wegfall der medizinischen Sta prüfung und des Oberlehrerexamens für promovierte Doktoren; Beseitigung der Käuflichkeit der Doktorwürde auf sämtlichen deutschen Universitäten und Ver- hinderung der Anmaßung derselben durch gegenseitige Mitteilung« ständiger Verzeichnisse aller rite Promovierten; Aufhebung der Universitätsgerichte , zim mindesten Änderung des Umfangs ihrer Befugnisse; Gleichstellung der Univei- sitätslehrer mit allen Staatsbeamten rücksichtlich des Rechts auf Gehalt und Pen- sion: Aufhebung oder Nichtaufhebung der außerordentlichen Professuren; !: behaltung oder Nichtbeibehaltung der bisherigen Fakultäten; endlich eine verändi Stellung der Privatdozenten. Über diese dritte Proposition wurden in dem Komil selbst verschiedene Meinungen geäußert: und da auch eine Änderung der Etats- verhältnisse damit verbunden war, manche auch offenbar nur durch die Bundi

etze zu erledigen waren, so begnügte man sich mit dem Antrag, „diese totale

lo i ion der Statuten für jetzt auszusetzen, jedoch sogleich eine Kommission

. ordentlichen, außerordentlichen Professoren und Privatdozenten zur Vor-

eitung derselben niederzusetzen, die bisherigen Beratungen im Kreise der

außerordentlichen Pi a und Privatdozenten fortzusetzen und die Resultate

i Kommission von Zeil zu Zeil \ An tat lichtete das Komitee am Tage der zweiten Versammlung, jedoch,

wie ea Bcheint, noch vor derselben, ein Schreiben, worin es für die Zusichern]

262 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

künftig die Beratung politischer Fragen seitens der Gesamtheit vorher anzu- kündigen, seinen Dank aussprach, dann aber die zweite Forderung vom 30. März um so bestimmter wiederholte: eben unter dem auch von uns hervorgehobenen Gesichtspunkt, daß dadurch das Recht, die Gemeinschaft der Universitätslehrer als eine solche und in amtlicher Form, mithin durch den zeitigen Kektor, zur Beratung dringender politischer Angelegenheiten einzuladen, nicht ferner dem Senate vorbehalten bleibe. Zwei Tage darauf berichtete das Komitee dem Senat über das Ergebnis der neuen Versammlung, und zwar genau in dem Sinne der Tagesordnung, die wir kennen lernten; wir schließen daraus, daß diese die Zu- stimmung der Versammlung gefunden hat. Diese Eingabe ist aber nicht mehr von Marx, sondern an erster Stelle von Gneist unterzeichnet worden, und außer von den sonst Genannten noch von Collmann; also muß dieser in jener Ver- sammlung hinzugewählt und Gneist zum Vorsitzenden gemacht sein. Ich glaube darum nicht fehlzugehen, wenn ich in Gneist bereits den Verfasser jener Tages- ordnung und von nun an den eigentlichen Führer der Opposition gegen die Or- dinarien erblicke.1 Der Minister Mit der Beantwortung dieser Eingabe ließ sich der Senat wieder lange Zeit;

nimmt die Reform .

in die Hand; regt er gab sie am 5. Mai, nachdem er schon zweimal seitdem getagt hatte. Unterdes

Kommis^on aus aber hatte sich die allgemeine Situation völlig verändert: der Minister selbst hatte

(1nnd0pienar-en Hand an die Universitätsreform gelegt. Die Verordnung vom 6. April über das

sitzung-pn an.

freie Assoziationsrecht hatte ja bereits dem Verbindungswesen, welches die Bundes- gesetze so streng verpönten, die seit den Karlsbader Beschlüssen unterbundene freie Bewegung wieder gesichert. Dem entsprach es, wenn Graf Schwerin, viel- leicht einer Anregung folgend, die von Halle an ihn gekommen war, am 13. April die Verfügung erließ, daß bei der Immatrikulation der seit der zweiten Verfolgung der Burschenschaften eingeführte Revers über die Enthaltung von unerlaubten Verbindungen in Zukunft von den Studenten nicht mehr gefordert vrerden dürfe. Es folgte am 15. April die Aufforderung an sämtliche preußische Universitäten. Vorschläge über die Abänderung der Bundesgesetze von 1819 und 1834 zu machen, insbesondere über die Stellung des Regierungsbevollmächtigten und eine Umgestaltung der akademischen Gerichtsbarkeit: dem Regierungsbevollmächtigten möge in Zukunft die Stellung eines Kurators, wie sie vor 1819 bestanden, zu geben sein oder, falls auch hiervon abgesehen werden solle, ein besonderer Ver- waltungsausschuß aus dem Senat gebildet werden; für den Universitätsrichter schlug der Minister die Rückbildung in die Stellung eines Syndikus vor, wie sie ursprünglich in unseren Statuten vorgesehen war, und dementsprechend die Um-

1) Leider hat sieh im Nachlaß unseres berühmten Kollegen nichts von Akten oder Korre- spondenzen über diese Episode seines Lebens vorgefunden; er scheint auf ihre Erhaltung keinen Wert gelegt zu 1 iahen.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. kfO.'i

gestaltung des Universitätsgerichtes. Auch er wollte die Beratung hierüber nicht auf den engen Kreis des Senates beschränkt sehen; er gab anheilt) , sämtliche ordentlichen Professoren daran teilnehmen zu lassen, um so jedem Gelegenheil zu geben, sich nach Befinden in einem Separatvotum eu äußern; zur Vorberei- tung sollte der Senat aus sämtlichen ordentlichen Professoren eine Kommission wählen, an der jedenfalls der Rektor und der Universitätsrichter teilnehmen müßten. Der Senat zögerte nicht, dem Befehl des Ministers nachzukommen: schon am 20. April wurden die Mitglieder des Senates für die Kommission be- stimmt: es waren der Rektor, der Prorektor Böckh, der Universitätsrichter (bereits der jüngere Lehnert), Hcffter, Lachmann, Magnus und Trendelenburg; hinzu- gewählt wurden Dirichlet, Dove, Keller und Nitzsch.

Nun aber tat der Minister einen Schritt, der die Halm der Reform aber- Dm Bonn« Be- mals zu erweitern versprach. Den Anstoß dazu gab ihm eine Kundgebung, die ihm von Bonn aus zuging. Hier waren schon früher aus freiem Antrieb zehn befreundete Professoren zusammengetreten, um ihre "Wünsche und Gedanken übel die von der Zeit geforderte Universitätsreform auszutauschen. Es war bereit- ein Entwurf vereinbart worden, der eben von einer Versammlung der ordent- lichen Professoren beraten werden sollte, als der Erlaß des Unterrichtsministers vom 15. April eintraf. Man setzte hierauf der darin enthaltenen Aufforderung gemäß eine Kommission ein, um weitere Beschlüsse zu fassen; es waren Arge- lander, Böcking, van Calker, Kilian, Nüggerath, Plücker und Kitschi. Dies die wir unter den genannten zehn gewiß mit zu vermuten haben, brachten als Vorarbeit ein Promemoria zustande, das sie zunächst durch den Druck einer weiteren Verbreitung zugänglich machten und dem Minister zusandten. Es war ein Programm, welches den Wünschen der Berliner Extraordinarien und Privatdozenten recht nahe kam. Auch die Bonner erklärten, daß zu einer durch- greifenden Umgestaltung eine vollständige Revision der gesamten Universitäts- statuten gehören würde, zu der sie ihrerseits, und zwar unter Zuziehung auch der übrigen Universitätsgenossen, der außerordentlichen Professoren und Privat- dozenten, mitzuwirken mit Freuden erbötig seien; und sie bezeichneten ihre Wünsche und Vorschlage nur als das Minimum von Veränderungen, in welchen, wie sie fest vertrauten, eine freisinnige Staatsrcgieruug in Übereinstimmung mit ihnen die Mittel erkennen werde, um die obersten Bildungsschulen des Vater- landes vor der Gefahr zu bewahren, zu bloßen Abrichtungsanstalten herabzu- sinken, ihre' Würde und Wirksamkeit zu heben und dadurch dem wissenschaft- lichen Leben die ihm gebührende Stelluni;- in dem Organismus des gesamt« Staatslebens zu sichern. Diese Wünsche und Vorschläge waren: Abschaffung der außerordentlichen Regierungsbevollmächtigten und Wiedereinsetzung ein Kuratoriums, neben dem aber Rektor und Senal in allen Gesamtangelegenheiten der Universität die Leitung und Entscheidung haben müßten, anstatt der sehr

264 Drittes Buch. Auf dein Wege zur deutschen Einheit.

untergeordneten Mitwirkung, die ihnen bisher gegönnt sei1; Öffentlichkeit der Verwaltung und Mitwirkung der gesamten Korporation bei der Feststellung des Universitätshaushalts; Festsetzung von Norm algeh altern uud ihre Erhöhung nach dem Dienstalter; bindendes Vorschlagsrecht der Korporation bei Wahlen und Be- rufungen der Lehrer und Leitung der Verhandlungen im Zusammenwirken mit der Regierung; Einsetzung eines Plenums der Ordinarien für alle Angelegenheiten allgemeiner Natur und freigewählte Ausschüsse für die besonderen Geschäftskreise (Haushalt, Gerichtsbarkeit usw.); eine angemessene Vertretung der Extraordinarien und Privatdozenten im Plenum bei allen ihre Verhältnisse und ihre Rechte be- rührenden Angelegenheiten; Reform der akademischen Gerichtsbarkeit unter Zu- ziehung gereifter Studierender; das Recht freier Vereinigung der Studenten und Fortfall des „entsittlichenden" Reverses bei der Immatrikulation: Anteil der Studie- renden an der Wahl des Richterkollegiums und ihre Zuziehung zur Rechtsprechung, Erweiterung des Verteidigungsrechtes des, Angeschuldigten durch Gestattung der freien Wahl eines Verteidigers aus der Zahl der Universitätsgenossen; Vernich- tung der jetzigen Stellung und Kompetenz der Universitätsrichter; Abschaffung der Zwangskollegien und der qualifizierten Zeugnisse über den Besuch der Vor- lesungen; Öffentlichkeit der Prüfungen ; Zuziehung der Professoren zu den staat- lichen Prüfungskommissionen; Hebung der Bedeutung der akademischen Grade. Eingaben der Die Berliner Extraordinarien und Privatdozenten hatten sich ebenfalls mit

>,,PR.S4^°rTi^.,lie^iren Beschwerden an den Minister gewandt; sie hatten ihm von ihrer Forderung, an den Sitzungen von Fakultäten und Senat teilzuhaben, Mitteilung gemacht und insbesondere gebeten, nicht bloß dies zu genehmigen, sondern sie auch au den durch die Verfügung vom 15. April befohlenen Beratungen teilnehmen zu lassen. Der ersteren Forderung hatte der Minister (wie der Senat) die Unvereinbarkeit mit dem gegenwärtigen Zustand der Statuten entgegengestellt und sie späterer Erwägung vorbehalten. Die zweite Forderung hatte er insofern gebilligt, als er gestattete, sechs Extraordinarien dem Plenum und zwei der Kommission zuzu- gesellen; den Privatdozeuten sollte die Mitwahl dieser Deputierten freistehen, die Teilnahme an den Beratungen aber versagt sein, da sie nicht als Beamte anzu- sehen seien. Diese Verfügung brachte Müller erst in der Senatssitzung am 10. Mai zum Vortrag. Es blieb aber nichts übrig als zu gehorchen; noch am selben Tage lud daher der Rektor „die verehrten Herren Kollegen" ein, ihre Abgeordneten zu der ersten Kommissionssitzung am 15. Mai zu entsenden. Er erhielt keine Ant- wort. Statt dessen wandten sich die Trotzigen zum zweitenmal an den Minister. '-' Diesem erklärten sie zunächst, daß nach ihrer Auffassung von einer Statuten-

1) Man merkt hieraus, daß Bethinann Hollwegs Amtsführung wicht durchweg den Beifall des Bonner Kollegiums gefunden hatte.

2) Schreiben vom 17. Mai. Unter den unterzeichneten Komiteemitgliedern steht statt Kemaks Name der Virchows. Remak wird also in der Versammlung hinausgewählt worden sein;

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion.

änderung durch ihre Forderung nicht gesprochen werden und dasjenige, was Bio zunächst gewünscht, nur als ein Minimum von Ansprüchen bezeichnet werden dürfe, bei dem ein bereitwilliges Entgegenkommen des akademischen Senates hätte erwartet werden sollen; in den öffentlichen Blättern sei die Bescheidenheil ihrer Ansprüche sogar zum Gegenstand des Spottes geworden. Die Zulassung dritter Personen ohne Stimmrecht bei einer Verwaltungsbehörde falle ihres Er- achten* lediglich in den Bereich der äußeren Dienstpragmatik. Noch wi wollten sie die Ausschließung der Privatdozenten von einer solchen Beratung begreifen; in einer Zeit, in der ein Hohes Ministerium mit einfachen Arbeitern zu Rate gehe, werde der akademische Senat wohl auch keine Bedenken tragen, mit Universitätslehrern in Beratung zu treten, welche mit den ordentlichen Pro- fessoren in der Hauptsache, d. h. im Lehrberufe, gleichständen. „Was uns be- wog", heißt es weiter, „diesen ersten Schritt zur Verständigung und Herstellung des Vertrauens zu urgieren, war der sichtbare Verfall der Universität nach innen und nach außen. Die Disziplin ist gänzlich aufgelöst, die Universität als solche in den Fragen des Tages meinungslos. Vor sechs Wochen konnte nicht einmal eine Meinungsäußerung über die Zusammenberufung des Vereinigten Landtages zustande kommen. Jetzt protestiert die Studentenschaft für und wider die Polen- sache! Die Studentenschaft protestiert gegen die Zurückberufung des Thronerben ! Senat und Professoren schweigen! Eine solche geistige Ohnmacht haben die deutschen Universitäten früher nicht gezeigt. Es fehlen ihnen auch heute die geistigen Kräfte nicht, um sich an der Neugestaltung der Verhältnisse beteiligen zu können. Aber es fehlt das Vertrauen zu ihnen, wie schon der Umstand be- weist, daß nicht ein einziges Mitglied der hiesigen Universität zur konstituierenden Versammlung erwählt ist.1 Und einen großen Teil der Schuld trägt unzweifelhaft die Mannigfaltigkeit ihrer Verwaltungsformen, welche nur zu sehr geeignet sind. der Engherzigkeit, dem Mißtrauen, dem Eigennutz und der Intrige zu dienen". Gleichzeitig hatten die Opponenten, wie sie ihrem Chef mitteilten, auch : über dem Staatsministerium ihrer Erbitterung einen womöglich noch kräftigeren Ausdruck gegeben, in Worten, wie sie nur aus der überhitzten Temperatur des lutionsjahres erklärlich sind.2

wie ich vermute, weil >-y Pole war, und infolge dei Wendung, welche die Polenfrago dureb den Aufstand genommen batte.

1) Ein Irrtum : s. 0. 8. 258.

2) Der Raum fehlt mir, um dies Schriftstück wiederzugeben, da lanken- Zusohrift au den Kultusminister im wesentlich u-M. Von besonderemini

darin ist die Schilderung des Eicbhornschen Regiments und der Art, wie Senat und Fakultäten rieb d< i rannei gegenüber verhalten hätten. Durchaus einseitig, wie rioh versteht,

bezeichnend für die Erbitterang, welche die von ans geschildert

n haben. Dan n chlii Der akaden at und die

Pakull ielten siofa i" len Ereignis en gegenüber '''i! stamm, I i allen

26(5 Drittes Buch. Auf dein Wege zur deutschen Einheit.

Mau sollte annehmen, daß seitens des Ministeriums auf diese Ungebühr sogleich die gebührende Antwort erfolgt wäre. Aber in jener Zeit war dies eine Sprache, welche in den höheren Regionen Eindruck machte. Das Ministerium war damals durch die Agitation, die wir schilderten, schwer beunruhigt und fühlte sich bereits nicht mehr sicher im Besitze der Gewalt. Dazu kam die Reformlust seitens der anderen Universitäten, zumal des Westens und des Südens. In "Würzburg, Tübingen, München und Wien wurden Wünsche laut, welche übe)' die Bonner Vorschläge und selbst die Forderungen der Berliner Opposition noch li inausgingen. Auch von der Frankfurter Nationalversammlung, avo Nauwerck diese Angelegenheit mit besonderem Eifer zu betreiben sich anschickte, war ein radikales Vorgehen zu erwarten, und ebenso drängte die Erregung in der Stu- dentenschaft, die dann bald in der Versammlung zu Eisenach sich Luft machte in die gleiche Richtung.

Das Bonner So erklärt es sich, daß Schwerin in einer neuen Verfügung an den Senat,

ron^om MiMstor yom 9. Juni, noch einmal zurückwich. Indem er sich auf die letzte Eingabe der

empfohlen* Opponenten ausdrücklich bezog (allerdings ohne sich, wie er selbst bemerkte, auf eine Aufzählung und eine Würdigung ihrer Gründe einzulassen), erschien es ihm nicht unrätlich, schon jetzt dies Gesuch näher zu erwägen, resp. zu berück- sichtigen und dadurch die beabsichtigte Reform der Universitäten noch mehr, als es bisher schon geschehen, vorwärtszuführen. Zur Unterstützung dieser Auf- fassung wies er darauf hin, daß ihm von mehreren Universitäten ähnliche Wünsche vorgetragen seien, und legte insbesondere das Bonner Programm, von dem er schon am 2. Mai Mitteilung gemacht hatte, dem Senat aufs neue zur Einsicht vor. Die erweiterte Senatskommission hatte mittlerweile bereits eine Reihe von Sitzungen gehalten und immerhin einiges Entgegenkommen gezeigt; unter anderm hatte sie den Studierenden das Recht, sich auf Antrag verteidigen zu dürfen, zuerkannt, auch die Beschränkung der akademischen Gerichtsbarkeit auf die eigentlichen akademischen Disziplinarvergehen angenommen. Illiberal hatte sie sich überhaupt nicht bewiesen; in der fünften Sitzung, am 30. Mai, in der über

Füllen wenigstens ohne konsequente Energie. Von den praktischen Bemühungen des Senats für die Lehrfreiheit haben wir in den letzten zehn Jahren fast kein anderes Lebenszeichen gesellen als den hartnäckigen Widerstand, welchen er dengerechten Forderungen der Privatdozenten entgegen- setzte, welche über Mangel an Hörsälen für ihre Vorlesungen klagten. Der Grundschaden dieser Verwaltung ist ihre oiigarchische Grundlage. 100 Universitätslehrer mit einer übrigens ganz gleichen Lehrtätigkeit werden durch die Statuten grundsätzlich von jeder Mitwirkung an der Verwaltung ausgeschlossen. Senat und Dekane sind nicht Vertreter der Universität, sondern einer kleinen Zahl ausschließlich berechtigter Lehrer. Die akademischen Amter wechseln nach einem Turnus oder nach Konnexionen, in beiden Fällen hauptsächlich als Einnahmequellen gedacht; und schon dies gegenseitige Zuspielen der lukrativen Würden könnte hinreichen, ihnen jede moralische Kraft zu nehmen. Zufrieden mit oligarchischen Privilegien haben denn auch diese Universitäts- behörden niemals die Fähigkeit oder den guten Willen gezeigt, die Studierenden aus ihrer iso- lierten Stellung an die Universitätslehrer heranzuziehen11 usw.

Zweites Kapitel. Involution uud Reaktion. 267

die Kektonvahl verhandelt wurde, hatten sich sogar Stimmen für die Beteiligung aller ordentlichen und außerordentlichen Professoren ausgesprochen, während andere die Teilnahme nur denjenigen zubilligen wollten, welche etwa zu Assessoren für den Senat und die Fakultäten erwählt wären.

Der neue Schritt des Ministers erregte nun aber doch die grüßte Entrüstung, s Der Senat empfand sein Verfahren, das ihn mit sich selbst in Widerspruch brachte, als einen Stoß in den Rücken und als eine Preisgebung gegenüber der Oppo- sition. „Diese Widersprüche", so erklärte er dem Minister, „sind so groß, daß es uns schwer wird, uns vorzustellen, wie so verschiedene Gesichtspunkte von einer und derselben Hohen Behörde haben ausgehen können, und daß wir gerne annehmen, sie seien aus den Ansichten verschiedener Referenten hervorgegangen. W ir sprechen es mit der schmerzlichsten Empfindung aus, daß wir in dieser Wondung der Angelegenheit einen äußersten Grad von Nachgiebigkeit seitens einer Hohen Staatsbehörde erkennen, welche die Geschicke der Universität bis- her geleitet hat. Indem der Senat dem Anschein nach freie Hand zum Be- schließen erhält, gibt die vorgesetzte Hohe Behörde, an der es lag, maßlose und unbegründete Forderungen in den gebührenden Schranken zu halteu. die Leitung der Universitätsreform aus der Hand und ist im Begriff, diesen Gegenstand der Agitation zu überantworten. Gleichwohl aber will das Hohe Ministerium den Senat eine Entscheidung treffen lassen, die nicht dem Senat, sondern der Hohen Staatsbehörde zukömmt, eine Entscheidung, zu welcher der Senat nicht befug! ist. und welche ihn in eine falsche Stellung sowohl gegen die ordentlichen Pro- fessoren als gegen die außerordentlichen uud Privatdozenteu bringen wiirdi Johannes Müller, dem der Senat die Abfassuug dieses Protestes, wohl des schärfsten, der jemals in unserer Geschichte seitens der Universität gegen das Ministerium erfolgt ist. anvertraut hatte, unterwarf die Denkschrift der Bonnu Kollegen mit ihrem Entgegenkommen gegen die Privatdozenten und Extraordi- narien einer vernichtenden Kritik: sie hätten, so sehrieb er, sieb erst selbst näher erklären müssen, wie sie sich die Wirksamkeit dieser neuen Senatsglieder in denjenigen Angelegenheiten dächten, welche ihre Verhältnisse und Rechte nicht beträfen. Er wies auf die Folgen hin, welche eine solche Zuziehung der jüngeren Lehrer zu den Geschäften der Korporation haben würde, wie damit eine Majorität von 100 Privatdozenteu und Extraordinarien gegen 59 ordentliche Professoren geschaffen würde: daß diese Majorität nicht anstehen würde, sieb noch größei Vorteile zu sichern; sie würden die Berufungen jüngerer Lehrer an freigewordene stellen durchsetzen; sie winden einander die Gewidii' ihrer gegenseitigen [nter- ü Bichern und nötigenfalls auch durch Zulassung neuer Privatdozenten zum Zweck ihrer Parteiinteressen ßich verstärken können; wenn ihnen auch nur eine beratende Stimme gewährt würde, bo würde dies der Agitation, den Partei- trebungen und selbst der Verdächtigung ein weites Feld eröffne] Prinzip

L'<)s Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

der Majori täten", so lesen wir weiter, „ist auch in der Organisation und Tätig- keit wissenschaftlicher Korporationen maßgebend. Wenn dieses Prinzip jedoch seine sittliche Würde nicht einbüßen soll, so kann die Aufnahme in die Fakultät als Korporation nur von einer bestimmten Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen und Verdienste ausgehen, welche mit Kecht in der Ernennung der auf Probe, freiwillig und ungerufen Lehrenden zum Professor oder angestellten Lehrer liegt. Sonst könnte es kommen, daß die dem Prinzip der Majoritäten völlig fremde Wissenschaft als dienende Magd in den Hintergrund des Fakultäts- getriebes gedrängt würde und vielmehr Parteibestrebungen den Vordergrund einer solchen Körperschaft einnähmen. Die Privatdozenten sind ein sehr wesentliches, lebendiges und notwendiges Element unserer Universitäten, welchem diese einen guten Teil ihrer Vorzüge verdanken. Der Lebenspunkt dieses Instituts liegt in einem ganz freiwilligen, nicht verlangten und nicht gerufenen, von jeder Ver- pflichtung freien und unabhängigen Anteil an dem Unterricht. Die wichtigsten Interessen der Privatdozenten sind demnach Lehrfreiheit und Perpetuität. Diese haben wir gegen das abgetretene Ministerium immer zu schützen verstanden, und wir werden sie auch in unseren Vorschlägen durch statutarische Bestim- mungen wahren. Sobald aber den Pri\atdozenten diejenigen Rechte erteilt würden, die den angestellten oder berufenen Professoren zustehen, so würden sie eben nicht mehr Privatdozenten, sondern selbst Professoren sein, die sich von den andern Professoren nur dadurch unterscheiden, daß sie ohne die wissenschaft- lichen Verdienste der letzteren zu diesen Rechten gekommen sind"'. Anschau- ungen, denen man Konsequenz und Zusammenhang mit dem Wesen und Zweck der deutschen Universitäten nicht wird absprechen können. Durchaus folgerichtig war es darum auch, wenn Müller weiter fragte, worin sich diese Klasse von Lehrern von den unbesoldeten außerordentlichen Professoren unterscheiden würde, und ob die ungleichen Anforderungen, welche an die einen oder die anderen gemacht würden, mit einer solchen Stellung vereinbart werden könnten: ohne Zweifel würde damit der wissenschaftliche Gesichtspunkt bei der Aufnahme der Privatdozenten sich schwer auf die Dauer erhalten lassen, und es würde hier- durch die Integrität dieses Instituts in seiner früheren Bedeutung für die Ver- jüngung der Universitäten einen Verlust erleiden, der ihnen durch die Erteilung von Rechten nicht ersetzt werden könnte. So forderte denn die Zuschrift vor allen Dingen, daß dem Senat in diesen wichtigen Sachen nichts mehr „anheim- gcstellt" werde, und trägt als Wunsch vor, daß das Ministerium in Zukunft lei- tende Grundsätze mit Stärke festhalten möge. Noch härtere Worte findet sie gegenüber dem Komitee, das nicht einmal sage, wieviel Professoren und Dozenten hinter ihm ständen, und dessen Schritte in deren Kreise keineswegs durchweg gebilligt würden. „Wir ersuchen", so schreibt Müller, „auch das Hohe Ministe- rium, gegenüber den ebenso anmaßenden als egoistischen Bestrebungen von

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 269

Dozenten, welche ihre Kräfte und Ansprüche verkennen, und welche in wider- licher Analogie den Augenblick der Machtlosigkeit und Schwächung aller Autori- täten und zu Recht bestehenden Behörden benutzen, um ihnen übereilte und verwirrende Zugeständnisse abzutrotzen, Kraft und Energie entgegenzusetzen".

Das Konzept dieses Schreibens, dessen Schärfe auch darin seine Erklärung AngugdM findet, daß dem Senat, wie zum Schluß bemerkt war, die gegen ihn gerichteten Angriffe der Opponenten in ihren beiden Eingaben an Kultus- und Staate- ministerium bekannt geworden waren, ist von Müller am 17. Juni, das heißt fünf Tage nachdem der Senat darüber beraten, aufgesetzt worden: abgesandt ist es erst am 21. Juni abends 8% Uhr. Diese Daten sind nicht ohne Interesse. Denn sie umspannen zusammen mit der Verfügung des Ministers selbst die Krisis. die mit der Abstimmung über den Antrag Berends am 9. Juni anhob und mit dem Austritt Camphausons und Schwerins aus dem Ministerium am 25. Juni abschloß. Schwerin selbst wird daher diese Philippika gegen seine Geschäftsführung kaum noch gelesen, und nur die Räte, die seine Verfügung entworfen hatten, sie zu Gesicht bekommen haben. Man sieht, daß unsere Vorgänger bei aller Energie ihres Vorgehens doch auch die Diplomatie nicht verschmähten und ihre Schritte der allgemeinen Entwicklung der Politik anzupassen wußten.

Die Eingabe blieb, solange Rodbertus am Ruder war, unerledigt. Laden- Ludei.i berg aber ließ es, wie wir es bereits an ihm kennen, sich angelegen sein, seine 'u*c *",™° Stellung nach beiden Seiten klar zu umschreiben. Er nahm sich seines Vor- gängers und mehr noch seiner Räte nachdrücklich an und rügte den Ton, den sich der Senat in seiner Eingabe erlaubt hatte, mit strengen Worten. In der Sache aber gab er ihm recht; er fand es angemessen, daß er sich der Idee einer Universitätsgenossenschaft versage, und ließ die außerordentlichen Professoren und Privatdozenten über das Unpassende ihres Vorgehens noch viel stärker an als den Senat, gestattete ihnen jedoch im übrigen, ihre Beschwerden für sich zu verfolgen, und erklärte sich bereit, sie seinerseits anzuhören. Die Opponenten Xeiie Kt>11. ließen sich das nicht zweimal gesagt sein. Sie beriefen sofort die Ihrigen aufs {q^\ neue zu eigenen Konferenzen, zu denen sie auch die Studenten als Zuhörer ein- luden, und hatten sogar die Dreistigkeit, die Ordinarien selbst dazu aufzufordern; so etwa wie der Tiers Etat des alten französischen Königtums in Versailles im Juni 1789 die beiden oberen Stände zu sich eingeladen hatte. Natürlich ohne Erfolg, wenn auch der Rektor ihnen das Auditorium Nr. »i aufs neue bewilligte und sogar die Teilnahme der Studenten in ihr Belieben stellte; so daß nun zwei Parlamente der Universitätsgenossenschaft unter demselben Dache nebeneinander tagten. Die erweiterte Senatskommission hatte ihre Beratungen noch im Juni zonmiMntriu

... . Plannt

beendigt, und am 5. Juli war das Plenum der Ordinarien im »enatssaaj zum

erstenmal zusammengetreten. Sie gaben dem Senal Vollmacht, die Opposition

noch einmal zur Beschickung der Versammlung durch die bewillij ohs

270 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Deputierten einzuladen, ein Schritt, den diese nur dazu benutzten, um der HShopunkt des regierenden Korporation neue Sottisen zu sagen. Hierauf legte sich auch der Senat keinen Zwang mehr auf. Er bestritt den Gegnern das Recht, sich als die Vertretung ihrer Kollegen aufzuspielen, da sie, wie man wisse, nur noch ein Fünftel derselben hinter sich hätten; und er erklärte, daß ihr Vorgehen, durch das sie in Verbindung mit den „freiwillig und unverpflichtet der Universität in unbestimmter Anzahl zufließenden Lehrern" in dem Augenblicke allgemeiner Er- schütterung neue Rechte gewinnen wollten, der „tieferen sittlichen Begründung" entbehre. Mau versteht die Erbitterung, die aus dieser Wendung hervorleuchtet, wenn man, wie in demselben Schreiben angegeben war, hinzunimmt, daß jene Eingabe der Extraordinarien und Dozenten an das Staatsministerium bereits Mitte Juni in der Magdeburger Zeitung veröffentlicht war. Die Opposition bestritt nun zwar, daß dies mit ihrer Zustimmung geschehen sei, zögerte aber nicht, jetzt wirklich den Weg der Öffentlichkeit zu beschreiten, so daß nun auch das Ber- liner Publikum Gelegenheit hatte, sich an den Liebenswürdigkeiten, mit denen die jüngere Lehrerwelt ihre Oberkollegen regalierte, zu erbauen. Konzessionen der So konservativ nun die Ordinarien unserer Universität gesonnen waren,

kamen sie dennoch den Wünschen der jüngeren Lehrer weit genug entgegen. Freilich an dem Grundsatz, die Privatdozenten von der Teilnahme an der Ver- waltung und jeglichen Geschäften der Korporation auszuschließen, hielten sie fest, und noch weniger duldeten sie die Einmischung der Studenten. Den Extra- ordinarien aber wollten sie Rechte zubilligen, welche diese erst in neuester Zeit, und auch nur zum Teil erreicht haben. Sie folgten dabei im wesentlichen den Beschlüssen der Kommission, die jedoch in zahlreichen Versammlungen ein- gehend debattiert und in mehr als einem Punkte abgeändert wurden. Für die Fakultätsangelegenheiten wollten sie einen Ausschuß aus den Extraordinarien in jährlicher Wiederwahl bewilligen, der nach dem Antrag von Magnus von sämt- lichen Ordinarien und Extraordinarien der einzelnen Fakultäten zu erwählen sei, und zwar, wie bereits die Kommission beantragt hatte, in der Weise, daß auf je fünf Ordinarien ein Vertreter der Extraordinarien kommen, niemals aber von diesen mehr als sechs und weniger als zwei in der Fakultät Sitz und Stimme haben sollten; ein Amendement Twesten, das der theologischen Fakultät, die ja nicht einmal die Fünf zahl erreichte, nur einen Extraordinarius hinzufügen wollte. fand nicht die Billigung der Versammlung. Ein Antrag, den Casper stellte, auf die Ausschließung der Extraordinarien von den Prüfungen ward mit großer Majorität (mit 29 gegen 9 Stimmen, d. h. wohl die Mediziner) abgelehnt; die Hinzugewählten sollten an allen Rechten der Fakultät Anteil haben. Ein anderer von Magnus auf die Mitwirkung des Plenums der Extraordinarien an der Wahl der Dekane ward ebenfalls verworfen; es blieb auch hier bei dem Vorschlage der Kommission, welche dies Rocht nur den erwählten Beisitzern

Zweitos Kapitel. Revolution und Reaktion. 271

zuerkannte. Auch zum Senat sollten die Extraordinarien Zutritt haben, so daß drei Beisitzer mit vollem Stimmrecht an demselben Termin, wie die Mitglieder aus dem Ordinariat, und zwar durch das gleiche "Wahlkollegium der Ordinarien mit den Fakultäts- und Senatsbeisitzern, aus der Zahl der Extraordinarien ge- wählt werden sollten; von den drei außerordentlichen Beisitzern sollte dann einer alljährlich durch das Los in den neuen Senat übergehen, die beiden andern dagegen nicht wieder wählbar sein. An der Rektorwahl endlich sollten sämtliche außerordentlichen Professoren, jedoch nur mit aktivem Stimmrecht teilhaben.1

War schon hiermit eine Annäherung an die Forderungen der Opposition vollzogen, so trat dies fast noch mehr in den Zugeständnissen hervor, die man in der Veranstaltung Vollversammlungen der Gesamtkorporation zu machen bereit war. Die Kommission hatte vorgeschlagen, Rektor und Senat das Recht bei- zulegen, in allen Angelegenheiten, welche die Universität in ihrer Gesamtheit oder einzelner Klassen beträfen, Versammlungen aller Universitätslehrer oder der allein beteiligten Klasse unter Bezeichnung des Gegenstandes zusammen- zuberufen: eben das, was der Senat den Extraordinarien und Privatdozenten aus Anlaß der Versammlung vom 28. März bereits zugestanden hatte. Ebenso sollte jedem Professor und Dozenten gestattet sein, bei dem Rektor einen motivierten Antrag auf Berufung einer derartigen Versammlung einzureichen, unter Voraus- setzung der Bestätigung durch den Senat. Die mit Stimmenmehrheit gefaßten Beschlüsse einer so einberufenen Versammlung sollten volle Geltung haben, falls sämtliche Mitglieder der Lehrerschaft oder der betreffenden Klasse gehörig ein- geladen wären und wenigstens zwei Drittel derselben an der Versammlung teil- genommen hätten. Wenn aber diese zwei Drittel nicht erschienen seien, werde

1) Auch sonst kam es zu einer Reihe tiefgreifender Beschlüsse. So zur Forderung eines Verwaltungsausschusses und der Feststellung des Etats durch die Korporation selbst, ungefähr nach dem Maß des Rechts, das der Akademie der Wissenschaften darüber zustehe. Verwaltung— ausschuß, Senat und Fakultäten müßten dabei zusammenwirken. Die Einsetzung eines Kurators ward abgelehnt, weil dadurch Sonderinteressen, Zwischenträgereien und persönliche Bevorzugung gefördert würden; Berlins Universität brauche den Kurator um so weniger, als sie außer li und Garten kein Grundvermögen besitze. Im Gehaltswesen wurden fixierte Stillen verlangt behaltlich eines besonderen Fonds für die Berufung von Zelebritäten. Diesen Abschnitt des Kommissions- und Generalberichts hat Böckh verfaßt; den über das Vokationsrechi ] borg. In ihm begegnen wir zunächst wieder der alten Klage über die ongeme Bene Vermehrung der Lehrstellen: 111 Professoren, dazu 5 lesende Akademiker und 4 Lektoren, banden 53 Privat- dezenten gegenüber; die Kraft und Einheit des Unterriohts habe dunh diese Zersplitterung un- endlich gelitten. Darauf die Forderung. l<"i Beförderung von Privatdozenten gehör! zu werden: nur als moralisches Gewicht, das der Willkür die Wage halten werde. In dem Abschnitt über das akademische Gericht, den Lehnert und, als Korreferent, Celler redigiert hatten, ward, antei völliger Aufhebung der Verordnung vom 18. November 1819, womöglich ein oeu aber dio BerStellung des Edikts vom 28. Dezember 1810 gefordert. Heu Studenten war in Disziplinarsachen das Recht der Verteidigung, bei polizeilichen Kontraventionen die Einlegung eines Rechtsmittels zugebilligt, und andei

272 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

eine wiederholte Versammlung solche Beschlüsse bereits mit der Hälfte der Stimmen des betreffenden Teiles zu fassen haben. Jn allen Fallen, wo es sich um eine allgemeine Universitätsangelegenheit nicht handele, oder das Vorhandensein einer solchen von Rektor oder Senat nicht anerkannt würde, solle dasselbe dem Assoziationsrecht der Einzelnen überlassen bleiben, dann aber die gefaßten Be- schlüsse nicht als Korporationsbeschlüsse gelten. Hier war es nun Twesten, der die Kollegen zu einer noch größeren Erweiterung der oligarchischen Verfassung zu bewegen suchte. Einmal durch den Antrag auf eine größere Beteiligung der Extraordinarien an dem Senat. Damit fand er keine Zustimmung: der Geschäfts- gang, so war die Meinung, würde dadurch zu schwierig werden. Dagegen disku- tierte man lange und eingehend über die Berufung von Plenarversammlungen. Der Antrag der Kommission auf die Berufung der gesamten Lehrerschaft durch den Senat fand Annahme in der Form, daß der Senat zwar genötigt sein solle, seine Propositionen bei ihrer Verwerfung durch das Plenum fallen zu lassen, an eine bejahende Abstimmung aber nicht gebunden sein dürfe. Sodann wurde, wiederum auf besonderes Betreiben Twestens, das Institut eines Generalkonzils, d. h. der Versammlung sämtlicher Ordinarien mit den bevorrechtigten Extraordinarien, der Verfassung eingefügt. Ein solches Generalkonzil oder Generalversammlung, wie dafür gesetzt wurde, sollte viermal im Jahre zusammentreten, und zwar an den letzten Tagen der Monate Februar, Mai, Juli und November. Der Rektor würde darin namens des Senates über den Stand der Universitätsangelegenheiten und über die Verwaltung des Senates, soweit als es ohne Nachteil für schwebende Geschäfte geschehen könne, Bericht erstatten und die Generalversammlung be- fugt sein, über alle Arten von Universitätsangelegenheiten reglementarische Be- stimmungen für die Zukunft innerhalb der durch die Statuten gesetzten Grenzen zu erlassen, sowie über die Begründung dauernder Einrichtungen zu beschließen; auch könnten nur von dieser Anträge auf Abänderung der Statuten beschlossen werden. Dagegen sollte sie nicht befugt sein, einzelne von dem Senat innerhalb seiner Kompetenz getroffene Verfügungen abzuändern.1

1) Danehen waren noch außerordentliche Sessionen vorgesehen, die der Senat auf Antrag einer Fakultät herufen müsse. Von Interesse ist auch der Antrag, den bei den Senatswahlen im Abschnitt III § 16 der Universitätsstatuten gewählten Modus abzuschaffen und dafür das Prinziii der einfachen Majorität einzuführen. Von der alten Bestimmung heißt es: „Diese Bestimmung bringt es mit sich, daß es einer Minorität von nur wenigen Wählern möglich ist, einen der drei zu Wählenden in den Senat zu bringen, wenn die Minorität nur einig ist, nämlich, wenn nur 7 oder 8 Mitglieder der wählenden Körperschaft sich verabreden, eine Person mit drei zu be- zeichnen. Es wurde hervorgehoben, daß diese Wahlart dem Wesen der korporativen Tätigkeit, welches auf die Herrschaft der Majorität gegründet sei, gänzlich widerspreche und der Minorität einen ungebührlichen Einfluß in der Verwaltung der Universitätsangelegenheiten sichere, der unter Umständen zum großen Nachteil der Universität ausschlagen könne. Von der andern Seite wurde geltend gemacht, daß die Vertretung der Minorität im Senat billig erscheine, und es wurde ein Statut in Schutz genommen, welches diese Vertretung zu sichern geeignet ist1'.

Zweites Kapitel. Revolution and Reaktion. 273

Der Senat wäre gewiß nicht so nachgiebig gewesen, wenn er nicht unter Jen* tad0t ma

I itüts-

dem Druck der bewegten Zeit gestanden hätte.1 Er hätte befürchten müssen, kongwi im Be»-

rr T-i p tember 1W8 ein.

mit seiner Zurückhaltung gegenüber den Forderungen auf eine umfassende Refor- mation den meisten anderen deutschen Universitäten gegenüber isoliert zu werden. Denn die Wünsche der Berliner Extraordinarien und Privatdozenten winden in wachsendem Maße von den offiziellen Vertretungen der deutschen Universitäten geteilt. Am 21. Mai war von Tübingen aus in der Augsburger Allgemeinen Zei- tung eine Beratung von Lehrern aller deutschen Hochschulen in Vorschlag ge- bracht und Jena als der zu einer Versammlung hierfür geeignete Ort bezeichnet worden. Diese Idee war in Jena selbst von dem Akademischen Reformverein, der sich aus Honorarprofessoren, Extraordinarien und Privatdozenten gebildet hatte, mit großem Eifer aufgegriffen worden, und ein Ausschuß desselben hatte auf den 3. September zu einer solchen Zusammenkunft förmlich eingeladen. Ihm hatte dann der Jenaer Senat die Sache aus der Hand genommen und seinerseits sämtliche Universitäten als Corpora aufgefordert, eine beratende Versammlung vom 21. bis 23. September zu beschicken, so zwar, daß eine jede von ihnen vier Deputierte, zwei davon aus den Mitgliedern der Fakultäten im engeren Sinne, die anderen beiden aber als Erwählte der übrigen Lehrer abordnen sollte, „damit", wie es in dem Ausschreiben heißt, „die verschiedenen Inter- essen der beiden Klassen von Universitätslehrern gleich stark vertreten seien und die Lebendigkeit und Frische der jüngeren Generation nicht minder zu ihrem Rechte gelange als die reifere Erfahrung und Vorsicht". In Berlin er- Berlin leimt »w. regte diese Aufforderung begreiflicherweise wenig Vergnügen. Dennoch glaubte die Kommission, welche am 28. Juli darüber beriet, die Einladung nicht von vorn- herein abweisen zu dürfen; sie beschloß, zunächst noch andere preußische Universi- täten zu befragen. Man wandte sich deshalb nach Halle, und alsdann nach Bonn und Breslau, mußte sich aber, da die Antworten unbestimmt und unbefriedigend lauteten, am Ende doch zu einem selbständigen Vorgehen entschließen. Am 8. August hielt Müller im Plenum über das Ergebnis Vortrag, in dem Sinne. daß man die Einladung abzulehnen habe, und erhielt hierfür die Zustimmung der Kollegen. Ein Vermittelungsvorschlag, für den Heffter und Heydemann ein- traten, nach dem Vorgang von Greifswald zwei Ordinarien zu schicken, ohne ihnen jedoch eine bindende Vollmacht mitzugeben, ward gegen die Stimmen der beiden Antragsteller abgelehnt und Stahl mit dem Entwurf einer Antwort betraut. Sie deckte den Gegensatz der Berliner Politik zu den Absichten der Jenaer und ihrer Gesinnungsgenossen in seiner ganzen Schärfe auf. Denn handelte sich dabei keineswegs bloß um innerakademische Dinge, sondern um den Zwiespalt zwischen der Politik des preußischen Staates seihst und der Irank-

i, So bemerk! Böckh selbst in einer Zusohrift, die er im Juli de rahrea an

den damaligen Sektor K. I. Nil !it«'t hat

Lenz, Hoschichto der Univor-ität Berlin II-

274 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

furter Zentralregierung, den eben diese "Wochen hervortrieben. Die Jenaer gingen darauf aus, eine Gesamtvertretung der deutschen Universitäten zu schaffen, deren Beschlüsse unmittelbar der höchsten deutschen Behörde vorgelegt werden sollten. Damit waren, wie Stahl ausführte, die bisherigen Verhandlungen Berlins gegen- standslos geworden, die Landesregierung umgangen und die ganze deutsche Uni- versitätserziehung demselben Zentralorgan unterworfen, das soeben den ohnmäch- tigen Versuch gemacht hatte, Preußens Heer durch einen Eidschwur an sich zu ketten. Stahl unterließ nicht, in seinem Entwurf die eigene Reformfreundlich- keit zu betonen; aber er hob nicht minder hervor, daß durch jenen Anspruch das historische Recht der deutschen Universitäten verleugnet, ihr eigentümliches "Wesen geschädigt und ihre Freiheit selbst gefährdet werden würde. „Durch ein Repräsentationswesen dieser Art", so heißt es in dem glänzend geschriebenen Expose, „d. i. von solch rein zentralisiertem Charakter, wenn man es vom poli- tischen Gebiete auf das Gebiet der Universitäten überträgt, würde die Selbstän- digkeit und eigentümliche Entfaltung der einzelnen Hochschule gefährdet, ihr Ansehen geschwächt, die Behauptung einer tieferen und besonneneren Erfassung des Universitätswesens gegenüber mancherlei flüchtigen Anregungen erschwert und so in einem Momente, in welchem man der Befreiung von manchen hem- menden Einflüssen sich erfreut, vielleicht der Freiheit der Universitäten eine bedrohlichere Macht heraufgerufen, als je dagewesen. Es liegt deshalb auch in der gegenwärtigen Einigung Deutschlands keineswegs ein Motiv für eine solche Zentralrepräsentation seiner Universitäten, so wenig als eine solche etwa bisher für die preußischen je gerechtfertigt gewesen war". Niemand wird verkennen, daß diese Worte eine tiefere historische und politische Einsicht verraten, als das Jenaer Programm erkennen läßt, daß in ihnen die Bahn vorgezeichnet war, auf der unsere Universitäten sich zu ihrer heutigen Höhe entwickelt haben, und von der die Jenaer sie hinweggedrängt haben würden.1

Im Ministerium war man über die Haltung der Berliner Ordinarien ent- zückt. Ladenberg billigte nicht nur jenes Schreiben in jeder Zeile, sondern sandte Abschriften davon an seine sämtlichen Universitäten, ließ es im Staats- anzeiger veröffentlichen und verbot jede offizielle Beschickung des Jenaer Kon- gresses; es müsse lediglich dem privaten Ermessen der einzelnen akademischen

1) Die Oppositionspartei verhielt sich in dieser Frage ganz passiv. Dagegen trat für den Kongreß eine neue Gruppe von Extraordinarien und Dozenten ein. Es waren die mehr rechts- stehenden und älteren, solche, die entweder Gneist und den Seinen untreu geworden waren oder sich von Anfang an zurückgehalten hatten. Die Eingabe, die sie deshalb an den Senat richteten, und in der sie baten, ihnen die Wahl von zwei Deputierten zu gestatten, trägt 38 Unterschriften, darunter Störig, v. Daniels, Petermann, I1<'\sp. Gruppe, Piper und die übrigen Theologi'ii. Obenan steht Georg Curtius, an den darum auch die Antwort des Senats gorichtet war, während Ernst seine Unterschrift nicht gegeben hat, offenbar im Hinblick auf seine Stellung bei Hof.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 275

Lehrer überlassen bleiben, ob sie sich an der Versammlung beteiligen wollten

oder nicht.

Durch diese Haltung Preußens war der Jenaer Kongreß vod vornherein ,,ilrn,|! zur Unfruchtbarkeit verurteilt. Von den preußischen Universitäten kamen wohl einzelne Professoren, auch Ordinarien; Bonn ließ sich sogar, der Einladung ge- mäß, durch vier Abgeordnete, zwei Ordinarien und zwei Extraordinarien, ver- treten; aber auch diese mußten erklären, daß sie infolge jenes Ministerialreskripl ohne Legitimation erschienen wären. Von den Berlinern waren Biichelet und Richthofen auf eigene Faust gekommen; ein Versuch, den Martin Hertz unter- nahm (nachdem er Senat und Minister vergebens mit Petitionen behelligt hatte), seine Kollegen zur Wahl eines Vertreters zu vermögen, war geseheitert; niemand hatte sich eingefunden, er selbst blieb in Berlin. So mußte der Jenaer Pro- fessorenkonvent das Schicksal des Frankfurter Reichstages teilen: da sie Berlin nicht für sich gewannen, blieben ihre Reformpläne, so eifrig sie diskutiert wurden, und so gut sie durchdacht sein mochten, in den Rauch geschrieben. Die Herren en darum ihr Vorhaben nicht auf. Ihre Resolutionen übersandten sie der Natio- nalversammlung, allerdings ohne sich ihr direkt zu unterwerfen; sie schrieben fin- den September des nächsten Jahres eine zweite Versammlung in Heidelberg ans und beauftragten die Heidelberger Kollegen (an der Spitze Vangerow) damit, diesen Tag vorzubereiten; und in einer „Deutschen Universitätszeitung", die vom Xovember ab erschien, suchten sie ihre Gedanken zu verbreiten. Als aber der Termin vor der Tür stand, waren es die Heidelberger Kommission und der Senat der Neckaruniversität selbst, die den Tag wieder abschrieben und die Schwester- Universitäten ersuchten, erst im nächsten Jahr zu kommen: die badische Revo- lution, die Auflösung aller staatlichen Zucht im eigenen Lande machte es ihnen unmöglich, die Gäste bei sich zu sehen.1

In derselben Zeit legte die preußische Regierung von neuem Hand an die d>° preußisch Reform. Wie Berlin, so hatten auch die andern Landesuniversitäten, dem Erlaß konfereni

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vom lo. April 1848 entsprechend, über eine Neugestaltung ihrer Organisation Septem!

reu und ihre Beschlüsse dem Ministerium eingesandt. Ladenberg, der seit dem Xovember seinem Ressort als Minister vorstand, ließ die Berichte durch Johannes Schulze, der wieder in seine alte Stellung eingerückt war2, zusammen-

1) Die Einladung i>t dann in der Tat im Sommer 1850 noch einmal ward aber

in Berlin kurz abgelehnt.

2 Während Eilers Bohon im Juni 1848 da I ae Protektors hatte teilen w

rl Beiner Entlassung bezeichnel den Grad der Erbitterung, der auch im Ministerium Um herrschte und be leite: er ward mit der Halft

auf Wartegeld gesetzt und war genötigt, zur Erhaltung seiner zahlreichen Familie ein Pen (Freiimfelde bei Halle) zu errichten. Wiederholte Reklamationen halfen nichts; auoh d mühun lern Parteifreunde eine , die zu

iffen, führten nicht /.um Ziel. Unter Raumer erhielt I mann,

276 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

stellen und delegierte ihn als seinen Vertreter auf einer Konferenz der preußi- schen Universitäten, die er zum September, eben für die Tage einberief, da die Jenaer in Heidelberg sich hatten wiedersehen wollen. Wiederum erkennen wir die Übereinstimmung mit dem allgemeinen Gang der preußischen Politik: Ladenbergs Vorgehen entsprach der Unionspolitik des Königs, die Preußens Interessen mit den nationalen Forderungen zu vereinigen suchte. Daher kam der Minister den Wünschen der außerordentlichen Professoren und Privat- dozenten weiter entgegen, als den Berliner Ordinarien lieb war. Der Senat zeigte sich höchst unwillig, als Ladenberg den Außerordentlichen das Mitwahl- recht für die zwei Vertreter, die Berlin für die Konferenz zu stellen hatte, ge- währte und ihnen erlaubte, im Verein mit den Privatdozenten ihre Vorschläge gesondert einzureichen. Die Vorstellungen, die der Rektor Nitzsch dagegen erhob, machten jedoch auf den Minister keinen Eindruck, und der Erfolg gab ihm recht; die Befürchtungen der Ordinarien, von den jüngeren Kollegen überstimmt zu werden, erwiesen sich als ungegründet; Böckh und Trendelenburg wurden anstands- los gewählt; und als letzterer wegen seiner Wahl in die Erste Kammer zurück- trat, kam Lachmann an seine Stelle. Der Reformeifer der Opposition war in Resignation umgeschlagen; sie fiel bei den Wahlen nahezu aus; unter 61 Wäh- lern, von denen für Böckh 46 stimmten, waren nur 17 Extraordinarien. Ähn- lich war es bei den andern Universitäten. Nur Breslau und Halle hatten jede einen Extraordinarius geschickt; und als den Berlinern auf ihre Bitte vom Minister noch ein dritter, von ihnen direkt zu wählender Vertreter gewährt wurde, wählten sie den friedvollsten von allen, Helwing, der überdies kurz darauf in die Reihe der Ordinarien aufrückte und damit seines Lebens Sehnsucht erfüllt sah.1

Übrigens fanden die Wünsche der Extraordinarien bei den Beratungen, die am 24. September im Senatssaal der Universität ihren Anfang nahmen, auch jetzt noch weitgehende Berücksichtigung. Sie erhielten Anteil am Senat, an der Lei- tung der Seminare und der Benutzung der Institute zugebilligt. Von einer stän- digen Mitwirkung bei den Fakultätsgeschäften sollten sie (zum Bedauern des Regierungskommissars) ausgeschlossen bleiben, jedoch immerhin gelegentlich, auf Erfordern der Fakultät, hinzugezogen werden. Die Privatdozenten wurden in ihre Schranken zurückgewiesen; innerhalb derselben ward ihnen aber freie Be- wegung zugesichert; jede Überwachung durch die Fakultäten, speziell bei der Ankündigung ihrer Vorlesungen, sollte in Wegfall kommen.

der die ungerechte Behandlung des in wirkliche Not Geratenen anerkannte, gab noch weitere 300, aber von einer "Wiederanstellung sah auch er ab. Unter solcben Eindrücken sind die Er- innerungen Eilers' geschrieben; sie sollten nicht bloß zur Bechtfertigung, sondern auch zur An- klage dienen.

1) Es geschah, nachdem er eine Berufung als Minister nach Lippe -Detmold abgelehnt hatte.

Zweites Kapitel. Revolution und Rei iktion. L\ t

Das Ganze dieser Beratungen war als Vorarbeit für das neue Unterrichtsgesetz

gedacht, das in der Verfassung von 1848 vorgesehen war. Da nun dies nicht zustande kam, blieben auch die Beschlüsse der Berliner Konferenz, wie die von Jena, was sie waren: „schätzbares Material" für ein»1 spätere Zeit; ersl in den letzten Jahren sind einzelne dieser Wünsche und Forderungen unserer jüngeren Lehrer wieder erhoben und auch, mehr jedoch durch das Vorgehen der Regie- rung als der Senate, ins Leben gerufen worden.

3. Stilleben. Und so wandte sich alles wieder zur Ruhe, zu einer Stille, wie sie an der ^'ß61116'"6

Beruhigung.

Universität kaum in den Jahren vor der Julirevolution geherrscht hatte, als selbst ein Kamptz mit der Studentenschaft und den Professoren zufrieden gewesen war und Hegel mit dem Mohnsaft seiner Lehre von der Vernunftgemäßheit alles Be- stehenden die aufgeregten Gemüter der akademischen Jugend besänftigt hatte. Und wie sehr auch im übrigen die Hegeische Philosophie in Mißkredit gekommen war, schien dennoch die Stimmung, in der die maßgebenden Kreise der Universität den gewaltsamen Schluß der Revolution aufnahmen, jenem Dogma Recht geben zu wollen. Ihren Ausdruck fanden diese Gefühle in einer Zustimmungserklärung zu der Vertagung der Nationalversammlung, die, von mehr als 60 Professoren, meist Ordinarien, unterzeichnet, in den Zeitungen veröffentlicht und dem Könige unter- breitet wurde.1 Auch Böckh, der sich längst voll Ekel von der Ochlokratie, in welche die Berliner Revolution ausgeartet war, weggewandt und sich in dem äußersten Winkel der Erde zu verbergen gewünscht hatte, gestand seinem Bruder, dem Minister in Karlsruhe, daß man unter dem Belagerungszustand wie im Himmel lebe, und er zögerte nicht, seinen Namen unter jenes Schriftstück zu setzen; sowie auch Friedrich von Raumer, der jetzt in Paris als Gesandter des Reiches weilte, sich beeilte, nachträglich sein Einverständnis durch die Zeitungen zur allgemeinen Kenntnis zu bringen. Eine Gegenerklärung, in Form einer Adresse an die Nationalversammlung, für welche sich wieder Dr. Martin Hertz lebhaft einsei fand an der Universität nur geringe Beachtung. Rektor und Senat ließen es sich überdies nicht nehmen, dem König noch durch eine besondere Deputation ihr Treugelöbnis auszusprechen; Böckh selbst führte sie, da Johannes .Müller, durch die Aufregungen seines Amtsjahres völlig erschöpft, auf Urlaub gegangen war. ■lochte- auf höhere Anordnung zurückzuführen sein, daß das Gittertor vor der Universität geschlossen wurde: aber der Senat war sicherlich ganz damit ein- verstanden; und so ängstlich wurde fortan der Musensitz gehütet, daß Böckh noch im Sommer 1850 mit dem Antrage, die Sperre endlich aufzuheben, nicht durchdrai

1) Vgl. <J;izu Varnhogens Tagebooh zum 16. and 28. November.

zustand vom November 1848 geht auch die l rächen zurück.

Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Ein: scharfes Regi- j)aß auc}1 ^ie Studentenschaft wieder gelernt hatte, den Mund zu halten.

ment des Senats

über die lehren die Protokolle des Senats: die wenigen Fälle, in denen dieser wegen Teil-

Verbindtu.:'

nähme an einem der radikalen Vereine oder der Mitarbeit an einer demokratischen / itung einzuschreiten hatte, verschwinden darin nach vier oder fünf Jahren ganz. Im Sommer 1850 löste sich das Kartell auf, das im Juli 1848 zwischen der Teutonia. Salis' und Rechenbergs Gründung, und zwei anderen Verbindungen, der Burschenschaft Franconia und der Landsmannschaft Xormannia, geschlossen war. Die Franken gingen bald darauf ganz ein. Die Teutonen wahrten ihren demo- kratischen Charakter, aber ihnen ward drei Jahre später vom Senat ein gewalt- sames Ende bereitet. Die Verbindung zählte damals 11 Mitglieder, von denen aber nur fünf immatrikuliert waren und deshalb allein gefaßt werden konnten. Ihr Sprecher, der Studiosus juris Körte, ein Enkel Thaers, ward mit dem Con- silium abeundi bestraft, dessen "Wirkung jedoch nachträglich auf ein Semester beschränkt wurde; drei seiner Verbindungsbrüder mußten das Consilium unter- schreiben, der vierte kam mit einem Verweis davon. Dies geschah unter Stahls Rektorat, in der Höhezeit der Reaktion. Das Mißtrauen gegen jede freiere oder auch nur von dem strengen Herkommen abweichende Richtung war damals so groß geworden, daß sogar der Versuch einer Anzahl junger Historiker, sich zu einem fachwissenschaftlichen Verein zusammenzuschließen, nicht geduldet wurde, obgleich ein Privatdozent, der junge "Wilhelm "Wattenbach, die Leitung über- nehmen wollte und die Sitzungen in einem Auditorium abgehalten werden sollten. Man mußte schon sehr hoch in der Gunst der regierenden Herren stehen, um die Erlaubnis zu erhalten, die "Wissenschaft auf eigene Hand zu pflegen: es gelang nur den Schülern Hengstenbergs, die am Tage des Doktorjubiläums ihres Herrn und Meisters zu einem theologischen „wissenschaftlichen" Verein zusammentraten: die Anerkennung der Offenbarung war Bedingung für den Eintritt. Auch der Wingolf, der sich schon in der Revolution als Hüter der Ordnung und der Königstreue bewährt hatte, war gern gesehen; Xitzsch war sein besonderer Gönner. Aus diesen Verhältnissen erklärt es sich, daß die Korps, welche die Uninter- essiertheit für jede über das rein studentische "Wesen hinausgehende Tendenz zu Ihrem Prinzip gemacht hatten, mehr und mehr emporkamen, während die Burschen- schaften zurücktraten: wie wir dies auch an anderen Universitäten in jenen Jahren wahrnehmen. Bezeichnend hierfür ist, daß im Sommer 1855 die Lands- mannschaft Xormannia, die stärkste Verbindung an der Universität, sich als Korps auftat; mit den vier älteren, den Märkern, Vandalen, "Westfalen und Xeoborussen, trat sie schon nach einem Jahr dem Kösener Verband bei, der im Sommer 1855 gegründet war.1 Übrigens erfreuten sich die Korps keineswegs des besonderen

1) Jedoch führte dies bei ihr selbst zu einer Spaltung, so daß seitdem zwei Verbind Namens, das Korps und die Landsmannschaft, bestehen.

Zweites Kapitel. Revolution and Reaktion. 279

Wohlwollens eines hohen Senats: was ebenfalls verständlich genug ist; denn ihr Auftreten (wenn sie etwa bei den, Studentenbällen, die seit dem Winter L843 üblich geworden waren, die Leitung beanspruchten) war nicht dazu angetan, Frieden und Einigkeit unter den Kommilitonen zu erhalten; auch huldigten sie dem geselligen Prinzip allzusehr auf Kosten des Studiums, und die geringe Zahl ihrer Mitglieder stand in keinem Verhältnis zu der Häufigkeit, mit der sie ror da- [Jniversitätsgericht zitiert wurden. So suchte der Senat auch ihnen Zügel anzulegen. Jede Verbindung hatte (und so ist es ja bis heute geblieben) zu An- fang des Semesters eine Liste ihrer Mitglieder einzureichen. Eine direkte Aner- kennung ward überhaupt nicht ausgesprochen. Der Senat beschränkte sich, nach Einreichung der Statuten, die einer genauen Prüfung unterlagen, auf die Er- klärung, dafi er für jetzt den Verein nicht untersagen wolle. Auch verhandelte er amtlieh gar nicht mit den Verbindungen als solchen, geschweige mit dem Seniorenkonvent, von dem offiziell gar keine Notiz genommen wurde, sondern behielt es sich vor. irgendeinem beliebigen Mitglied Eröffnungen zu machen, die dann für die andern bindende Kraft hatten. So hoffte er, wie er einmal dem Minister berichtete, dem sich regenden Korpsgeist, der geeignet sei, den Mittel- punkt des Tniversitätslebens nicht in Fleiß und Studien, sondern in selbst un- gesetzliche Nebendinge zu legen, einigermaßen zu steuern.1 Verpönt war jedes Auftreten nach außen ohne ausdrückliche Erlaubnis, und die Senatsakten be- richten von scharfen Strafen, die über Zuwiderhandelnde verhängt wurden.'- Sehr mißfällig wurden die um diese Zeit üblich werdenden Aufforderungen der Ver- bindungen in den öffentlichen Blättern zur Teilnahme an ihren Stiftungsfesten oder die Todesanzeigen von im Duell gefallenen Kommilitonen bemerkt; auch dies ward unter Strafe gestellt11, und die Polizei half fleißig bei der Aufspürung solcher Verbrechen.

Es war das System, das wir überall in der preußischen Verwaltung dieser

J x v..ii Kaumer.

Jahre beobachten, und durch das man den Geist der Revolution, die sclum am der Hin] Boden lag, vollends zu vertilgen hoffte. Der neue Minister, Karl Otto von Baumer, den die Novemberkrisis von 1850 an Ladenbergs Stelle gebracht hatte.

1) 21. Februar ]8.~>7, Antwort auf einen Erlaß vom 4. Dezember L856, der an sämtliche Universitäten gerichtet war.

2) So " erVandalen im B im 16. November 18

Ohiversitätsrichter hatte. Lm s< bwei

lenitenz and Verhöhnung der Pedelle und Polizeibeamten, ein Bonner Sachs* o, dei

dafür das Consilium abeundi erhielt und daza noch auf 14 Tage in den Karzer wandern im. war der Studiosus juris Friedrich Altlmff.

inmer darauf dem Richterspruch ''in Eeidelberger Vandale, Kreuzzeitung Beine B Inahme an einem Kommers aufgefordert hat

d war. Kr erhielt 5 Ta i hatte

b juri Fried rioh Karl Bermann Lm anus.

280 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

war vielleicht an sich solchen Tendenzen eher abgeneigt; er war weniger Bureaukrat als sein Vorgänger und fern von der Rücksichtslosigkeit, mit der Eichhorn in die Selbstbestimmung der Fakultäten eingegriffen hatte; die Be- rufungen hat er diesen im wesentlichen überlassen, sowie er auch seinen Räten größere Selbständigkeit gewährte; dankbar hat dies besonders Johannes Schulze anerkannt. Freilich, er brauchte keine Konflikte mit der Universität zu fürchten, denn noch nie waren Senat und Fakultäten so eines Sinnes mit der Regierung ge- wesen.1 Aber es ging ihm wie seinem königlichen Herrn, der, nachdem seine deutsch - freiheitlichen Ideale in der demokratischen Flut untergegangen waren, sich auf eben die Elemente zurückgedrängt sah, von denen er Preußen hatte befreien wollen, und die nun einmal dem "Wesen und den Traditionen der Monarchie ent- sprachen. Räumers Liebe galt der kirchlichen Reaktion. Hier war er stets zu haben, ob es der katholischen oder der evangelischen Sache galt. Wie er in Bonn und Breslau die Gründung katholischer Geschichtsprofessuren zuließ, so hörte er bei der Besetzung protestantisch -theologischer Lehrstühle auf den Rat Hengstenbergs. mu ?ie. ,_ Dieser war jetzt in der Theologischen Fakultät und damit in der Landes-

Theologiscne J °

Fakultät, kirche der Allmächtige. Ein Zeichen seines Sieges war bereits die Ernennung

Herrschaft

HeDgstentergs. Otto von Gerlachs zum ordentlichen Honorarprofessor gewesen, dessen Habili- tationsversuch an dem Widerspruch Marheinekes fast gescheitert war und zu dem schwersten Konflikt der Fakultät unter sich und mit dem Minister ge- führt hatte; im Februar 1849 einstimmig beantragt, wurde die Wahl alsbald be- stätigt, nachdem die Fakultät jenem geistlichen Vorkämpfer der Reaktion bereits ein halbes Jahr zuvor, mitten in den Stürmen der Revolution, die Doktorwürde verliehen hatte. In Berlin waren Hengstenberg die Prüfungen und damit die Studenten ausgeliefert. Kur Männer, die dem staatlich approbierten kirchlichen Bekenntnis gehorsam waren, gelangten zur Habilitation, und für sie standen bald Lehrstühle oder Kanzeln zur Verfügung.2

1) An den Rektorwahlen zeigt es sich: auf Stahl folgte Encke, danach Mitscherlich , Ehrenberg, Trendelenburg, Rudorff. Demgegenüber die Rektoren der Neuen Ära: Dove, Böckh, Twesten (der mittlerweile weiter links gegangen war), Magnus, 18G2 Beseler. Hengstenberg war von 184S bis 1858 fünfmal Dekan, danach erst wieder 1864. Habilitationen. 2) Vor allen ist Bach mann zu nennen, Hengstenbergs Biograph und engerer Fachgenosse,

1856 habilitiert, 1858 Ordinarius in Rostock. Ferner Rauh, ursprünglich Jude, Sohn eines Ber- liner Kaufmanns, habilitiert 1849, 1852 Pfarrer in Potsdam; David Erdmann, habilitiert 1853, 1856 Ordinarius und Pfarrer in Königsberg, gestorben als Generalsuperintendent Schlesiens. Im gleichen Jahre habilitierte sich Friedrich Wilhelm Schultz aus Friesack, Sohn eines Acker- bürgers, zuerst Bäckerlehrling. Daheim durch einen Pastor, seinen späteren Schwiegervater, vor- gebildet, auf der Universität durch Hengstenberg entdeckt, erhielt er schon 1856, achtundzwanzig- jährig, ein Extraordinariat in Breslau, 1864 das Ordinariat. Die wissenschaftliche Basis dafür waren alttestamentliche Studien, die den mosaischen Ursprung des Deuteronomiums befestigen wollten;

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 28]

Mit Neander, der im Juli 1850 starb, schied aus der engeren Fakultät da "irlt-

Berufung letzte Mitglied aus, das im gelehrten Schaffen seine Welt gefunden hatte Niedner, i.«-Jmor<it«.

für den die Majorität eintrat, eine melanchthonische Natu i-, ungeschickt und weit-

abgewaudt, trocken, aber grundehrlich, von ausgebreitetem Wissen und stupendem

Fleiß, konnte ^ov^cn Hengstenbergs schroffen Widerspruch nicht durchgebracht werden. Dieser -wollte dem Leipziger Kollegen nicht diejenige Festigkeit in christlich-kirchlicher Gesinnung zutrauen, welche von einem Mitglied») der theo- logischen Fakultät verlangt werden müsse. Auch das politische Verhalten Niedners fand er verdächtig; derselbe hatte nämlich gegen das verfassungswidrige Vor- gehen der sächsischen Regierung protestiert und, als er daraufhin suspendiert war, freiwillig, sogar unter Verzicht auf sein Gehalt, seine Professur nieder- gelegt Ladenberg, in dessen letzte Monate die Verhandlungen über die Be- setzung der Neanderschen Professur fielen, versuchte anfangs gegen Hengsten- bergs Kandidaten, den Königsberger ILehnerdt, ein paar Einwendungen, gab aber bald den "Widerstand auf, und Raumer, der die Verhandlungen zu Ende führte, bestätigte lediglich die Wahl eines wissenschaftlich wie politisch so unverdächtigen Mannes. In Königsberg hatte Lehnerdt als Lehrer und Pre- diger eine ausgebreitete Wirksamkeit gehabt; in Berlin blieb er auf dem Katheder weit hinter seinem großen Vorgänger zurück; und nicht einmal als Universitätsprediger gewann er eine Stellung, da er die Kanzel, die ihm zugesprochen war, den Privatdozenten überließ. Da nun Jacobi mit ihm in Königsberg tauschte und Reuter ein Jahr darauf nach Breslau entfernt wurde, war die Kirchengeschichte in Berlin so gut wie verwaist. Vatke hatte das Arbeitsfeld, auf dem er den Pflug so tief geführt hatte, längst aufgegeben und, soviel er im übrigen las und spekulierte, zuletzt auch die Feder ruhen lassen. Im Revolutionsjahr war er, obschon als Althegelianer nichts weniger als ein Revolutionär, noch einmal Gegenstand studentischer Verehrung gewesen; man hatte ihm im August einen Fackelzug gebracht und sogar, ebenso wie für Beneke, bei dem Minister um ein Ordinariat für ihn petitioniert. Größere Freude hatte ihm jedenfalls, obwohl er es entbehren konnte, die Verleihung eines Ge- halts gemacht, das Ladenberg ihm im Dezember 1848 gewährte, „in Anerkennung

hat er sich von der Gefolgschaft seines Lehrers frei zu machen versucht, sich dann aber wesentlich auf Lexikon- and Bandbucharbeii beschränkt. Aus Königsberg kam 1854 Ordinarius Wuttke, ein Bchlesier, Schüler von Branis, auch er lutherisch -konfessionell i eifriger konservativer Parteimann, wissenschaftlich bo unfähig wie die meisten andern; ei 1861 nach Balle. 1867 habilitierte rieb Lämmer, der bereits im oäofa ten Jahi Fakultät and dem evangelischen Glauben Valel agte.

dem jüngeren Straofi a, nur noch einen Privatdozenten, Bohneider, den Biographen

auf Grund einer Arbeit Echtheit des Joham üums;

ctor in Neuwied. Dbei die alteren N Schlottmann .->. o. B. Ulf.. Beuter B. 116, Neumann B. 117.

282 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

seiner vieljährigen verdienstlichen Lehrtätigkeit" (die wissenschaftlichen Verdienste überging der Minister): das erste amtliche Geld, das ihm überhaupt zuteil wurde; es waren 200 Taler. x Unter Karl von Raumer blieben auch die Kathedererfolge für ihn aus. Allzu fest hatte Hengstenberg die Schlüssel zu den Kirchenämtern in Verwahrung, als daß es für die Aspiranten ratsam gewesen wäre, sich die glaubenzerstörenden Anschauungen des Extraordinarius anzueignen. FFakuMtder ^ie Frequenz der Fakultät litt dennoch nicht. Denn den Rückgang, der im

Herbst 1848 eintrat, teilte die Theologie mit den andern Fakultäten; es war die Folge der Revolution und der Cholera, die im Sommer als ein Aveiteres Übel des tollen Jahres aufgetreten war und im nächsten Jahr verstärkt zurückkehrte. Danach hob sich wieder, Avenn auch unter Rückschlägen, die Gesamtzahl der Studentenschaft, besonders durch das Anwachsen der Juristen. Auch die Theologen gingen von neuem vorwärts; im Herbst 1858, zu Ende der Reaktionszeit, waren es wieder 321, gegen 241 im Winter 1848/49. Auffallen könnte nur das andauernde Fallen der Aus- länderlisten; im Herbst 1848 kamen noch 73 Mchtpreußen, zehn Jahre später waren es 46, und im Sommer vorher gar nur 29 gegen 151 zur Zeit von Schleiermachers Tod. Doch auch darin war das Verhältnis bei den andern Fakul- täten im wesentlichen analog; man wird sagen müssen, daß die Universität seit der Mitte der vierziger Jahre überhaupt weniger vom Ausland aufgesucht wurde als in der Zeit, da Altenstein von Berlin als einer Weltuniversität hatte sprechen können. 2

, Die , In der Juristischen Fakultät lagen die Dinge nicht viel anders. Auch

Juristische ° °

Fakultät, hier war die Losung, wenn nicht Rückschritt, so doch Stillstand. Was unter den

JSeue Habili- tationen. Theologen Hengstenberg war, bedeutete unter den Juristen Stahl; nur daß dieser

seine Erfolge auf dem Katheder wie auf der Rednerbühne der Ersten Kammer und des Herrenhauses, anders als sein theologischer Freund, weit mehr der eigenen glänzenden Dialektik verdankte als der Regierung, der er allezeit unbequem blieb. Bei seinen Kollegen, einem Keller, Homeyer und Rudorff, machten sich, wie glanz- voll ihre Namen waren, doch allmählich die Jahre geltend; und gegen Eindring- linge hielten die Herren Ordinarien ihre Phalanx enger geschlossen denn je. Der Nachwuchs innerhalb der Fakultät war niemals groß gewesen; in diesen Jahren aber starb er ganz ab. Johannes Merkel, der Germanist, Savignvs Verehrer und jün- gerer Freund, der sich 1850 habilitierte, ging schon im nächsten Jahr nach Königs- berg. Als dann Häberlin nach Greifswald und Collmann ins Gefängnis kam (dem Ärmsten war wegen seiner revolutionären Sünden der Prozeß gemacht worden), blieben Schmidt und Kohlstock, die sich wohl (wenn überhaupt) nur noch in den

1) Unter Falk sind ihm dann noch einmal 300 Taler hinzuverliehen worden.

2) Vgl. die Statistik der Universität, III, S. 495 f. und 519.

Zweites Kapitel. Revolution and Reaktion. 283

Lektionskatalogen bemerkbar machten, die einzigen Anwärter auf eine Professur.1 Im Februar 1855 gelangte Wilhelm 'Wartens, und ein Jahr später Herbert Pernice, der grundgescheute Sohn des Hallenser Kurators, zur Eabilitation; aber beide verlor die Fakultät bereits wieder zu Michaelis 1857: Martens, weil er katholisch wurde, Pernice durch seine Berufung' nach Göttingen. Als dieser 1867 nach Berlin zurückkehrte, war er Sachwalter des Kurfürsten von Bossen geworden. Zum Glück hatte die Fakultät, als jene beiden sie verließen, wieder (inen Ersatz bekommen, der ihres Namens würdiger werden sollte; Ostern 1857 hatte sich Franz von Holtzendorff habilitiert. -

Auch die Extraordinarien hatten sich nicht eben der Gunst der oberen Eaiweliungd«

Extraordinarien.

Götter zu erfreuen. Von Richthofen bemerkten wir dies bereits; er gab 1S60 das Kennen endgültig auf, zog sich auf seine Güter zurück. Daniels erhob sich noch bisweilen zu neuen Hoffnungen, immer umsonst. Auch Berner klopfte wiederholt bei Fakultät und Ministerium an. Er durfte mit besserem Rechte als Daniels sich auf seine wissenschaftlichen Verdienste beziehen, auch auf einen Huf nach einer süddeutschen Universität hinweisen; der Minister folgte dennoch der Fakultät, die sich, wie stets, gegen eine Ergänzung ihrer Lehrkräfte aussprach.

Am meisten Ursache zu klagen hatte jedoch Rudolf Gneist, dem ein Rudolf Gneist. Lebrerfolg beschieden war, wie keinem zweiten an der Universität. Seine Listen wiesen Hunderte von Hörern auf; bis auf 800 war er in einzelnen Jahren ge- kommen: Tausende von Beamten, zum Teil in hervorragenden Stellungen und aus den besten Familien des Landes, nannten sich bereits seine Schüler: er selbst aber wartete noch immer auf das volle etatsmäßige Gehalt; nur das halbe, ein paar hundert Taler, hatte das Ministerium für den erfolgreichsten der Berliner Pro- fessoren in der Kasse. Einen Ruf, der ihm 1845 von auswärts, nach Kiel, an- getragen war, hatte er ausgeschlagen; die Versetzung nach Greifswald, die ihm die Regierung im Sommer 1848 anbot, um den Lästigen los zu werden (er sollte dort in Ergänzung von "Wilhelm Planck Kriminalrecht, KriminalprozcK und römisches Recht lesen), wies er zurück, nachdem sein Gesuch, die Professur mit einer Anstellung am dortigen Appellationsgericht zu verbinden, abgelehnt war. Letzteres, obschon er in Berlin seit 1843 ein Kommissorium mit vollem Stimm- recht, zuerst am Kammergericht, danach am Obertribunal, innegehabt hatte; 1849 aber, d. h. Bobald die Reaktion einsetzte, ward ihm auch dieses gekündigt Be- greiflich, daß er in einem erneuten Ge.sueh, das er am zehnten Jahresl 168 aordinariats, im März L855, «lem Minister einreichte, dieser Erfahrungen mit Bitterkeit gedachte und weniger bittend als fordernd auftrat: nach solchen Lehr- erfolgen ihm noch immer das Gehall zu versagen, so schrieb er, widerspreche

l) Vgl. li. i. B. 199.

i '■! inding (1860 ördentlii b<

r in i. i and Friedrich Julias Kulms, geboren 1830, EO. '

284 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

nach seiner Auffassung der traditionellen Achtung von Beamtenehre, Lehrberuf und Wissenschaft in Preußen, jedenfalls seinem Ehrgefühl und den Traditionen seiner Familie. Raumer überwies die Eingabe ordnungsgemäß der Fakultät. Diese aber erzeigte dem jungen Kollegen kein größeres Maß von "Wohlwollen als die Eegierung. Die Tatsache, daß die Zahlen seiner Zuhörer die der Ordinarien weit hinter sich ließen, machte auf sie keinen Eindruck; sie erschienen ihr im Gegen- teil eher verdächtig, und das Zeugnis der akademischen Jugend, auf das sich Petent berufen, ließ sie nicht gelten. Denn aus der nackten Tatsache des äußeren Erfolgs lasse sich nicht entnehmen, ob es die höheren Eigenschaften eines Lehrers, die wissenschaftliche Tiefe und Gediegenheit, der Sporn zur Über- windung der nicht verschwiegenen Schwierigkeiten, die Entwicklung und Ver- anschaulichung der Rechtsregeln, oder das Gegenteil von diesem allen sei, was die große Menge in seine Vorlesungen ziehe. Ein sicheres Urteil lasse sich nur aus den Schriften gewinnen, durch die sich der Gelehrte vor dem größeren Publikum legitimiert habe. Dafür aber komme bei Gneist nur die eine Abhand- lung über die formellen Verträge des neueren römischen Obligationenrechts in Vergleichsformen mit den Geschäftsformeln des griechischen Rechts in Betracht, über welche die Fakultät bereits am 19. Februar 1845 berichtet habe. Dies Ur- teil, dessen Wortlaut die Fakultät in ihr Gutachten von neuem einzurücken sich nicht versagen konnte, klang freilich mäßig genug. „Finden wir nun auch", so heißt es darin, „den Inhalt dieser Schrift nicht in dem Grade neu und selb- ständig, welchen die Vorrede dafür anspricht, vermögen wir auch manchem ihrer Ergebnisse nicht beizustimmen, so können wir doch auch hier den Fleiß und die Gewandtheit nicht verkennen, welche schon in den Studentenarbeiten des Ver- fassers hervortraten". Die späteren Schriften ließ die Fakultät überhaupt nicht gelten: es seien teils politische Broschüren, teils wenigstens nicht eigentlich und ausschließlich juristischen Inhalts, teils bloße in wissenschaftlichen Vereinen ge- haltene und daher mehr schönwissenschaftliche Vorträge; und indem die Herren Ordinarien gegen ein für einen außerordentlichen Professor „nach den Umständen und Bedürfnissen" angemessenes Gehalt keine Bedenken hatten, erklärten sie sich unter Hinweis auf einen ihrer früheren Berichte ausdrücklich gegen die von Gneist am Schluß seiner Eingabe ausgesprochene Forderung eines festen, gleich- und etatsmäßigen Gehalts, da dies der Sache nach auf eine Gleichstellung mit einer ordentlichen Professur wie sie vor einigen Jahren mit Ungestüm sehr allgemein verlangt worden sei hinauslaufe.1 Das Ergebnis war eine Zulage von 200 Talern.

1) Eine solche Nivellierung, so heißt es weiter, der wohlbegründeten Stufenfolge des aka- demischen Lehramts sei aher, selbst bei einem noch so großen äußeren Erfolge und noch so langem Warten des einzelnen auf Erledigung einer ordentlichen Lehrstelle keineswegs begründet; denn das Gehalt der außerordentlichen Professoren könne überall nur die Natur eines Wartegeldes haben, mit welchem erprobte Lehrkräfte zu Kandidaten für ordentliche Professuren in ganz Deutschland in und außer Preußen präsentiert würden.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 285

Man wird zugeben müssen, daß das Orteil der Fakultät, so hart es klang, und mochten auch (wir sind ja alle Menschen) nicht durchweg Motive sachlicher Natur im Spiel sein, wie es auf einer an sich richtigen Auffassung beruhte, so auch gerade inbezug auf Gneist nicht unberechtigt war. Der politische Akzent, dentineist auf seine Vorträge legte, die Aktualität, die er ihnen zu geben wußte, warb ihm gewiß manche Zuhörer, wie es immer geschieht und damals auch Stahls Anziehungskraft mit erklärte; auch der Vorwurf, daß er der Fassungskraft der Studenten weniger zumute, als etwa Rudorff und Homeyer, mochte seine Berechtigung haben. Daß seine literarische Produktion streng wissenschaftlichen Stils bisher gering war, läßt sich vollends nicht leugnen, und ebensowenig, daß er bei den Problemen, die er zu lösen suchte, sich von politischen Rücksichten leiten ließ, worin übrigens manche seiner Gegner in der Fakultät, man braucht nur wieder an Stahl zu denken, nichts vor ihm voraus hatten. Ihm hatte das Jahr 184S den Weg gewiesen, auf dem er seine großen literarischen Erfolge, seine ganze wissenschaftliche Stellung gewinnen sollte. Seine römisch -rechtlichen Forschungen hatte er seitdem fortgeworfen; nur vorübergehend, um die genannte Schrift zu verteidigen, ist er darauf zurückgekommen: während er auf dem Katheder das Pandektenkolleg volle dreißig Jahre vorgetragen hat. Er unterlag damit derselben Strömung, in die auch unsere Historiker, die Droysen und Duncker, Sybel und Häusser, und so manche jüngere nach ihnen, eben die Parteifreunde Gneists, gerieten. Gleich ihnen, und im Unterschied von Gans und den Junghegelianern, kam er von der historischen Schule her; auch er bezeichnete sich wohl als Savignyschüler, und gewiß mit größerem Recht, als wenn man etwa Hegeische Einflüsse bei ihm feststellen will; ein philosophischer Kopf war er überhaupt nicht. Aber der Gegensatz gegen die echten Savignyschüler, die in dem Gutachten der Fakultät zu Worte kamen, war dennoch seh. lag eben in der politischen Tendenz und in den durch sie bestimmten praktischen, auf unmittelbare Gestaltung des Lebens gerichteten Zielen, von denen jene, so- lange sie forschten, geflissentlich sich fern hielten. So geschah es ihm wie den Historikern: indem seine politischen Absichten sich wandelten, modifizierten Bich auch seine wissenschaftlichen Anschauungen, oder sie sind, mochte er seihst daran festhalten, durch eine objektivere Erkenntnis überholt worden. Jahrelang blieb seine Autorität unerschüttert, und noch heute darf niemand an seinen Büchern über englisches Rechte- und Verfassungsleben vorübergehen; ei ist in

und den Deutschen bis dahin fremdartige Materie als jeder seiner Zeitgi eingedrungen. Aber leugnen läßi es Bich nicht,

daß er, ähnlieh wie Montesquieu, den er doch zu stürzen unternommen hatte, durch die Voreingenommenheit, zu der ihn seine praktisch -polit adenz

führte, zu einer vollkommenen Anschauung der Dinge sich seihst den v. baut hat. Wir können nicht einmal Bagen, daß er sich von den Grundgedanken

2S6 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Montesquieus völlig frei gemacht hat, so gewiß es ist, daß der französische Denker den Unterbau der englischen Staatsgewalt, das Selfgovernment, als dessen Entdecker Rudolf Gneist uns Deutschen gilt, nicht einmal gesehen hat. Wie Montesquieu, konstruierte auch Gneist, wo er zunächst hätte begreifen sollen: wenn jener den englischen Staat von dem Satz der Dreiteilung der Gewalten aus aufbaute, so sah Gneist ihn ganz unter dem Gesichtswinkel seiner Selbstverwaltung an. Und gleich Montesquieu meinte er die fremden Institutionen auf den Boden der Heimat verpflanzen zu können, ohne zu bedenken, daß dieser solche Ver- gewaltigung nicht dulden und seine Eigenart jenen aufdrängen werde; wie denn seine Kreis- und Landordnung des bureaukratischen Elements wahrlich nicht entbehrt und in ihrer Verbindung mit den in der Regierung und den Parteien vorwaltenden, zentralisierenden Kräften vielleicht mehr davon enthält, als die alt- preußischen Kreise unter ihren eingesessenen Landräten jemals besessen haben. Dennoch ist Rudolf Gneist dem, was die Zeit verlangte, gerechter geworden, als Stahl und seine Freunde, und darum auch in seiner Wirksamkeit über sie hinaus gewachsen. Keiner unserer Theoretiker hat auf seine Zeit so unmittel- baren Einfluß ausgeübt wie er. Und wenn Preußens Selbstverwaltung nicht alle die Züge trägt, die ihr Schöpfer ihr hatte aufprägen wollen, so ist eine andere Ideenreihe um so reiner und kräftiger verwirklicht worden, das ist die aus der Doktrin des Rechtsstaates von ihm abgeleitete Verwaltungsgerichtsbarkeit, die in noch höherem Grade als das eigenste Werk Rudolf Gneists angesprochen werden kann. Denn hier stand er trotz der modernen Einkleidung auf dem festen Grunde preußischen Staats- und Rechtsempfindens. Aus dem als Pflicht empfundenen Willen, das Recht zu handhaben, hatten die Hohenzollern von jeher ihre souveräne Gewalt über ihre Diener abgeleitet; niemals hatten sie ihre Machtvollkommenheit als Willkür aufgefaßt, mochte auch oft genug, und mit der Erweiterung der staatlichen Aufgabe und des Anteils der Regierten daran, ja unter dem Andrang der Parteien und im Kampfe der Interessen erst recht, das Regiment in polizei- liche Willkür umgeschlagen oder mindestens so empfunden worden sein. Es war darum nur die Fortbildung echtpreußischer Gedanken, wie sie schon im Land- recht und in dessen Schöpfern, einem Svarez und Klein, sich dargestellt hatten, wenn Gneist die Majestät des Staates, des Rechtsstaates, wie er und seine Freunde sagten, in einem Gerichtshof verkörpern wollte, vor dem innerhalb der ihm zu- stehenden Kompetenz ein jeder Beamter der Krone sich zu beugen hatte.

Hier ist der Boden, auf dem auch die Persönlichkeit Gneists ganz ver- ständlich wird. Denn er selbst war ein Mann von echtpreußischer Art. Berliner von Geburt, der Sohn eines Justizkommissars am Kammergericht (in dessen Ge- bäude, wie er gern erzählte, er das Licht der Welt erblickt hatte), hat er, mit Aus- nahme weniger Jugendjahre, für sein ganzes Leben sich an Berlin binden lassen. Wir lernten ihn schon 1848 als Stadtverordneten kennen; er ist es Jahrzehnte

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion.

hindurch geblieben. Alle seine Ämter halten ihn an Berlin It: das Mandat

-/Ann Abgeordnetenhans von 1858 bis 189:!. ein Sitz im Reichstag von 1868 bis L884, von L875 ab die Mitgliedschaft des Ober Verwaltungsgerichts, von d Begründung bis an seinen Tod, seit 188-1 auch die des Staatsrats. Unserer Universität hat er als Lehrer seit 1 8*iM angehört, 56 Jahre; aber schon seine Studienzeit hat er ganz an ihr verbracht; ihr verdankt er fast alle seine aka- demischen Würden, auch das Doktorat der philosophischen Fakultät, das L886 dem Siebzigjährigen verlieh; alle seine Examina hat er in Berlin bestanden. Nur seine Reisen, die ihn Jahr um Jahr und weit hinaus führten, zuletzt noch über den Ozean, haben ihn von Berlin fern gehalten; von ihnen hat er 1886 <\>'<\ Doktorhut von Edinburg und zwei Jahre später den von Bologna heimgebracht; denn im Ausland wie im Inland ward in seinem glücklichen Alter dem Manne gehuldigt, dem die eigene Fakultät als Vierzigjährigen nur eben das Extra- ordinariat hatte zubilligen wollen; mit dem Adel und der Exzellenz belohnte die Regierung sein Wirken, das in Wahrheit ganz dem Staate angehört hatte, und die erlauchte Schar der Ritter des Ordens pour le merite hielt ihn für würdig, ihn in ihre Mitte aufzunehmen. Als Märker kennzeichnen Gneist seine tüch- tigsten Eigenschaften: das Zähe und zugleich Bewegliche, das Rasche, Wohl- gemute, Nimmermüde seines Wesens, die Zuversicht, die er auf sich selbst, und das Vertrauen, das er in andere setzte, die bürgerliche, kameradschaftliche Art, die ihm das Vertrauen auch weiterer Kreise gewann Eigenschaften, die, gepaart mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen, ihn wie wenig andere zu einem guten Redner, einem geschickten Debatter und einem ausgezeichneten Leiter von Vereinen und Versammlungen machten. Aufrecht und unabhängig, und bei aller gelegentlichen Schärfe im Grunde gutherzig und versöhnlich, ganz der Sache ergeben, erwarb er um so mehr Freunde und Verehrer, je älter ei wurde. Weit zurück, von ihm selbst fast vergessen, lagen die Zeiten, in denen er als Führer der Jungen Bresche in die Wälle der akademischen Corporation hatte schlagen wollen; er war eine ihrer stärksten Stützen geworden, der Patriarch seiner Fakultät, während ihm die Studenten so anhänglich blieben, wie in s< jungen Tagen. Auch ihm erneuerten sich im Verkehr mit ihnen täglich die Kraft und der Frohmut der -Jugend: seinein Lehramt blieb er treu bis ans Ende, und so wird auch ihm seine Alma Mater als einem ihrer Besten für immer ein treues Gedächtnis bewahren.

In den Jahren aber, welche unsere Erzählung erreichl hat, unter dem Domii stahl und Hengstenberg, blieben einem Bolchen Manne dii

iken dauernd 76i mit dem Erwachen einer neuen Zeil für

seinen Staat und Bein Volk haben Bie Bich ihm geöffnet.

288 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Die Philo- jn der Philosophischen Fakultät hatte es, wie wir wissen, von jeher

sophischo

Fakultät, an der Einheit des wissenschaftlichen Bewußtseins gefehlt, die in der theologischen Philosophie" Fakultät nach langen Jahren der Spaltung durch Hengstenberg hergestellt und auch in der juristischen Fakultät seit Savignys Tagen im ganzen behauptet war; alle "Versuche, von dem Boden der klassischen Studien im Sinne eines "Wilhelm von Humboldt oder der Philosophie selbst, sei es in der Auffassung Altensteins oder Eichhorns, dahin zu gelangen, wraren gescheitert. In unserer Zeit aber brauchte die Philosophie von der Regierung wreder gepflegt noch verfolgt zu werden: sie brachte sich selbst um, oder sie starb ab. Das unphilosophische Zeitalter war gekommen, das Licht der Menschheit, um Böckhs "Wort zu wiederholen, drohte zu erlöschen. "Wenn Michelet einmal, für das Sommersemester 1854, eine öffent- liche Yorlesung über Geschichte der neuesten Philosophie ankündigte, leitete ihn selbst mehr eine politische als eine philosophische Tendenz. Und sofort war hiergegen die Regierung auf dem Plan. Der Minister, für den Stahl und Hengsten- berg die Orakel waren, beauftragte den Rektor, dem fürwitzigen Extraordinarius eine „streng wissenschaftliche Haltung und die Vermeidung jeder Ungehörigkeit" zu empfehlen: sollten dennoch Unzuträglichkeiten vorkommen, so erwarte das Königliche Ministerium sofortige Anzeige, um diejenigen Maßnahmen treffen zu können, welche das Interesse der Universität und die "Würde der "Wissenschaft erfordern. Encke tat, was ihm geheißen war, und der Senat erklärte nachträglich sein volles Einverständnis. Es war der Sommer, in dem Schelling, der längst Stillgewordene, starb, nachdem ihm ein Jahr zuvor Gabler vorangegangen war die Häupter der beiden Schulen, deren Kampf noch vor einem Jahrzehnt das Leben der Universität mit soviel Unruhe erfüllt hatte. Hegelianer gab es nun (abgesehen von Henning, der aber als Philosoph längst ausgespielt hatte) nur noch außerhalb der engeren Fakultät; und da auch Hotho, Werder und Vatke sich immer mehr ihren besonderen Wissenschaftsf eidern zugewandt hatten, wenn sie nicht gar von der reinen Lehre abgewichen waren, so hielt eigentlich nur noch Michelet, der Unentwegte, als ihr Vorkämpfer den Platz; als im März 1854 auch Beneke aus dem Leben schied und George trotz seiner zwanzig Dozentenjahre des Extraordinariates immer noch nicht für würdig befunden wurde, war die Berliner Philosophie, man darf es sagen, ganz in Trendelenburgs Händen. Die Faknität be- Es hat nicht an ihm und nicht an der Fakultät gelegen, wrenn dieser Zu-

ani ragt vergeblich

die Berufung stand durch fast zwei Jahrzehnte angehalten hat. Schon gleich nach Gablers Tod, noch 1853, hat die Fakultät, von ihm und Böckh geführt, den Minister um die Berufung Lotz es gebeten und damit bewiesen, daß sie das Ziel erkannte, auf das die Entwickelung der deutschen Philosophie hindrängte: den in seiner Abkehr von den exakten Methoden und der Naturforschung erstarrten Idealismus mit den Ergebnissen und Forderungen der auf allen Gebieten der Natur- und Geisteswissenschaften siegreich vordringenden Empirie in Einklang zu bringen.

Zweitos Kapitel. Revolution und Reaktion. 289

Im Ministerium jedoch fühlte man dieses Bedürfnis nicht, und so blieb das Jahre hindurch wiederholte Gesuch vergeblich.

Wie man dort über die Wissenschaft von den Prinzipien alle] «halt- '■

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liehen Erkenntnis dachte, kam zutage, als ein Jahr nach Schellings Tode ein Be- werber für einen philosophischen Lehrstuhl sich anbot, der ein neuer Herold für die Königin der Wissenschaften zu werden versprach: Kuno Fischer, (\cn die reaktionär gewordene badische Regierung im Juli 1853 seiner Venia docendi beraubt hatte, faßte den kühnen Gedanken, sich, wie einst Fichte, ein preußisches Katheder zu erobern. Im Juni 1855 trug er dem Minister persönlich seine Wünsche vor, die er, denn der Empfang verlief nicht gerade ungünstig, nach der Heimkehr in einem besonderen Gesuch, unter Beifügung seiner Schriften, wieder- holte. Sein Antrag ging gleich aufs Ganze, er bat um eine Professur; und er durfte sich ja hierfür nicht bloß auf seine glänzend begonnene Lehrtätigkeit berufen, sondern auch auf seine Darstellung der Leibnizischen Philosophie, die er in der zweijährigen unfreiwilligen Muße ausgearbeitet hatte, den ersten Teil des monu- mentalen Werkes, das seinen Namen berühmt gemacht hat. Auch seine Her- kunft aus Schlesien, seine Universitätsbildung, er war Doktor von Halle, und seine Jahre, er zählte nahezu an dreißig, hätten ihn wohl dazu berechtigt. Daß er bei allem Selbstvertrauen, an dem es ihm schon damals nicht mangelte, auf eine Erfüllung seines Gesuches gerechnet hat, möchte ich dennoch bezweifeln. Für einen Mann mit seiner Vergangenheit und seinem philosophischen Bekenntnis war in dem damajigen Preußen kein Platz. Es bedurfte kaum der Erkundigung, die Raumer durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes in Karlsruhe einzog, nni ihn gegen den Eindringling scharf zu machen; ohne sich mit einer weiteren Begründung aufzuhalten, ließ er dem Petenten die kurze Mitteilung zu daß

er seinem "Wunsche, ein akademisches Lehramt an einer „diesseitigen Universität" zu erhalten, nicht entsprechen könne; nicht einmal der Dank für die Schriften, den Johannes Schulze, als der Verfasser des Konzeptes, nach alter Gewohnt darin zum Ausdruck gebracht hatte, durfte in der Reinschrift stehen bleiben. Fischer war wohl bereits von Böckh, mit dem er alles besprochen, vielleicht auch von Johannes Schulze, der ihn ebenfalls empfangen hatte, auf einen solchen 2 vorbereitet Jedenfalls hatte er, vermutlich auf Böckhs Rat, während er noch auf die Antwort aus dem Ministerium wartete, beschlossen, den regel- rechten Weg der Habilitation zu versuche:); sobald er die Antwort des Minist« in Händen b indte er mch an die Fakultät ab (16. Oktober), Hier

fand er bei Böckh die bereitwilligste Hülfe. Audi der neue Dekan, Moriz Haupt. - •.•nid. Eile aber wai um feindlich«

Einflüssen vorzubeugen. Und da auch Trendelenb chon ei I

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290 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Referat über die Schriften, im Dezember waren Kolloquium und Habilitations- vortrag erledigt, die Gebühren bezahlt und Fischer bereit, nach Neujahr seine Vorlesungen zu beginnen.1 Da erhielt er, in Heidelberg, wohin er zunächst wieder zurückgegangen war, Mitte Januar eine neue Verfügung des Ministers, welche ihm jede Lehrtätigkeit in Preußen als Privatdozent abschnitt. Es war ein Eingriff in die Lehrfreiheit, wie er stärker kaum gedacht werden konnte. Denn wenn es irgend ein Recht der Fakultäten giebt, so ist es das der Habilitation, das aus dem Rechtsbesitz ihrer summi honores, des Doktorats, unmittelbar er- wachsen ist. Raumer aber hob die Venia kurzerhand, wie er erklärte, „von Oberauisichts wegen" auf. Sein Verfahren war um so krasser, als es sich ledig- lich gegen die Lehre richtete; denn politisch hatte Fischer sich niemals ver- dächtig gemacht. Auch in Heidelberg war es nur der Vorwurf des „Pantheismus" gewesen, der ihm, auf Grund einer Denunziation seiner theologischen Kollegen, seine Stelle gekostet hatte. Eben diesen Vorwurf wiederholte der Minister der preußischen Reaktion: der Dr. Fischer sei seiner Lehrstelle in Heidelberg ent- hoben worden, weil seine Auffassung im Widerspruch mit den Grundlehren des Christentums stehe; dies Urteil der großherzoglich badischen Behörden werde durch den Inhalt der Fischerschen Schriften bestätigt; es ergebe sich daher, daß seine "Wirksamkeit als akademischer Lehrer2 auch in bezug auf die preußischen königlichen Universitäten unstatthaft sei.

Nach der Audienz, die ihm der Minister im Juni gewährt, hatte Fischer einen solchen Ausgang doch kaum erwartet; denn damals war Raumer über seine Antezedentien, wie ihm wenigstens schien, noch gar nicht recht orientiert ge- wesen. Auch in der Antwort, die er im Oktober auf sein Gesuch um eine Pro- fessur erhalten hatte, und auf die sich jetzt die Ministerial Verfügung berief, war, wie kalt sie gelautet, die Ablehnung doch nicht so unbedingt wie jetzt aus-

1) Von hier aus erhält die Anklage Böckhs gegen die Verächter der Philosophie in der Rede, mit der er Kiepert und Haupt am 6. Juli 1854 in der Akademie begrüßte, erst ihr volles Licht. Es sei gestattet, die ganze Stelle, denn es sind goldene Worte, zu wiederholen. „Heut- zutage", so lauten sie, „freuen sich viele daran, daß, wie sie glauben, das Philosophieren immer mehr abnehme, und jubeln darüber, daß die Philosophie bald werde zu Grabe getragen sein; das heißt für mich nichts anderes, als sich darüber freuen, daß das Licht der Menschheit bald werde ausgelöscht sein. Ist die Philosophie die Trägerin des Allgemeinen und des Idealen, und hat das Besondere und Reale keinen Wert, wenn ihm nicht das Allgemeine und Ideale einwohnt, so dürfen wir nicht absehen von der alten Forderung, daß aller Wissenschaft der philosophische Gedanke einwohnen soll: jene Gegensätze sollen in der Einheit einer höheren Harmonie wie Seele und Leib ineinander leben. Nur wird diese Durchdringung nicht damit erreicht, daß man die tatsächlichen Einzelheiten in das Bett eines Systems reckt und streckt oder durch willkürliche und phantastische Konstruktionen in die Idee aufzulösen sucht. Diese Täuschungen zu zerstören ist das Geschäft der Kritik, die keineswegs, wie man ihr oft vorwirft, verneinend ist, sondern mit der Verneinung des Falschen das Wahre bejaht".

2) In dem Konzepte sind hier gestrichen die Worte: „der Philosophie". Verfasser wieder Johannes Schulze!

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 29]

gesprochen worden. Fischer glaubte in der schlimmen Wendung seiner Ange- legenheit die Hand seiner eigenen Regierung zu erkennen; er meinte, der badische Gesandte, Herr von Meysenbug, dessen reaktionäre Gesinnung bekannt war, habe os dem König direkt insinuiert. Aber der Entschluß entsprach sicherlich Raumers

stein Empfinden, und der eigentliche Ratgeber des Ministers war diesmal näher zu finden: Hengstenberg hatte die Gefahr für das Reich Gottes gewittert und sich als Wächter vor den Toren Zions aufgestellt.1 Die Fakultät sah dem-

lüber nur noch einen Weg vor sich, und von Böckh und Haupt geführt, zögerte sie nicht ihn zu betreten: sie wandte sich in einer Immediateingabe um Schutz gegen die ministerielle Willkür an den König. Aber aus dein Kabinett ging das Schriftstück an den Minister, und von diesem wieder an Hengstenberg, von dem nun sogar zwei Gutachten nacheinander eingeliefert wurden. Das erste hatte er (man höre!) dem Erlanger Philosophen Karl Philipp Fischer gewidmet,

1 Hauptwerk, „Grundzüge des Systems der Philosophie", vor kurzem voll- endet war, und damit bewiesen, daß ihm nicht einmal der Name, geschweige die Schriften des Mannes bekannt gewesen waren, gegen den er den Minister aufgebracht hatte.2 Er mußte erst auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht werden, um zu seinem eigentlichen Opfer zu gelangen. Zum Glück galt das „Roma locuta, causa finita" doch auch in dem damaligen Preußen noch nicht, wenn auch die Fakultät auf dem geordneten Instanzenwege zu ihrem Recht nicht gelangen kennte. Die Hülfe kam ihr von zwei Freunden des Königs, die schon mehrfach, gesondert oder vereinigt, in die Geschicke unserer Universität mit Erfolg ein- gegriffen hatten vom Ritter von Bimsen und Alexander von Humboldt. Es war freilich seltsam genug, daß der alte Josias, der einst Schelling nach Perlin gebracht, nun einem Abkömmling aus Hegels Drachensaat den Weg dorthin bahnen wollte. Aber er selbst hatte sich mit der Zeit gewandelt: nachdem er aus der Diplomatie ausgeschieden (eben den Parteigängern Hengstenbergs war er erlegen), hatte er sich in der akademischen Luft Heidelbergs mehr und mehr mit den Stimmungen des liberalen Deutschlands erfüllt; soeben erst hatte er in seinen „Zeichen der Zeit" einen weithinhallenden Protest gegen die wachsende Intoleranz der herrschenden Kirchenpartei erhöhen, mit der ja übrigens seine weiche, mittelnde Natur niemals zusammengestimmt hatte. Merkwürdiger war noch, daß Friedlich Wilhelm IV. selbst auf seine beiden alten Freunde mehr hörte als auf Beinen Minister und die Partei, der er sich seit dem Schiffbruch seiner nationalen Politik fast auf Gnade und Ungnade ergeben hatte. Ks war ein Wiederaufleuchteo

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Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

sehr edel Kuno Fischer gegen den von Hengstenberg aufgehetzten Kultusminister in Sehnt/, genommen", so schrieb Humboldt an Bimsen, der sich in einem Brief an seinen königlichen Freund aufs wärmste für das junge philosophische Talent ausgesprochen hatte.1 Im Herbst 1856 fiel, dem stärksten Widerstreben Eaumers zum Trotz, die Entscheidung. Er werde, so sprach sich der König zu Humboldt aus, nichts gegen die Erteilung der Venia haben, denn er "wünsche sehr, daß man für die Philosophie in Berlin endlich einmal etwas Glänzendes, Frisches und Belebendes erhalte. Also noch einmal das Motiv, von dem er nach seiner Thronbesteigung sich hatte leiten lassen, als er alle Koryphäen des deutschen Geistes in seiner Hauptstadt hatte versammeln wollen.2

Im übrigen überließ Friedrich Wilhelm in diesen Jahren seines politischen

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interesse streiten zu müssen, so bildete sich auch zwischen ihm und dem Ordo philosophicus ein Verhältnis des Friedens aus, wie es in den alten Zeiten, zumal unter Eichhorn, unerhört gewesen war. Auch die Erledigung der Lehrstühle machte geringe Unruhe, zumal da sie zum guten Teil unbesetzt blieben. Als Zumpt im Juni 1849 an der Cholera starb, erklärte die Fakultät, von dem Ali nister zum Bericht aufgefordert, daß die vorhandenen Lehrkräfte (sie nannte u. a. Ranke und Schmidt, Lachmann und Heyse) völlig ausreichten. Im Sommer 1851 legte Huber seine Professur nieder, die ihm, wie seine politische Laufbahn, nur Enttäuschungen gebracht hatte, freiwillig, wie zur Zeit der Revolution Rückert; sein Auditorium war so gut wie ausgestorben, und er hatte ausdrücklich unter Hinweis hierauf den Minister um seine Entlassung gebeten. Ihm folgte im Jahre darauf auf demselben Wege Geizer, der schon seit längerer Zeit seinen Wohnsitz nach Basel verlegt hatte: er durfte das Gesuch mit seiner Kränklichkeit motivieren. Das waren die drei Intrusi, welche die Fakultät aus den Händen des Königs er- halten hatte. An ihre Nachfolge dachte kein Mensch, und für ihre Lehrtätigkeit boten ihre Fächer unter den damaligen Verhältnissen in der Tat kaum Raum. Auch des alten Paul Ermans Tod (11. Oktober 1851) schuf keine Lücke; denn für ihn waren Magnus und Dove längst am Platze; und am wenigsten hätte der Sohn Adolf, auf dem seine revolutionäre Vergangenheit lastete, sich Hoffnungen .nchmann stirbt; machen dürfen. Hingegen ward Lachmanns Tod, im März des gleichen Jahres,

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292 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

sehr edel Kuno Fischer gegen den von Hengstenberg aufgehetzten Kultusminister in Schutz genommen", so schrieb Humboldt an Bunsen, der sich in einem Brief an seinen königlichen Freund aufs wärmste für das junge philosophische Talent ausgesprochen hatte.1 Im Herbst 1856 fiel, dem stärksten Widerstreben Raumers zum Trotz, die Entscheidung. Er werde, so sprach sich der König zu Humboldt aus, nichts gegen die Erteilung der Venia haben, denn er wünsche sehr, daß man für die Philosophie in Berlin endlich einmal etwas Glänzendes, Frisches und Belebendes erhalte. Also noch einmal das Motiv, von dem er nach seiner Thronbesteigung sich hatte leiten lassen, als er alle Koryphäen des deutschen Geistes in seiner Hauptstadt hatte versammeln wollen.2

Erledigte Lehr" Im übrigen überließ Friedrich Wilhelm in diesen Jahren seines politischen

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1) So wieder Fischer in dem genannten Brief.

2) An ba Nachlaß konnte ich die Ministerialakten benutzen (seit 1873 im Geh. St. A. Rep. 76. V. Sect. XXV), zwei B sich für das Detail noch sehr wertvolle Auf-

e gewinn

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 293

fächer, die der Unvergeßliche vertreten hatte, und für beide meldeten sie sich an: für das germanistische Fach Heyse, der so lange vergeblich, zuletzt noch im Sommer 1851, sich um seine Beförderung bemüht hatte; für das Lateinische der jüngere Zumpt, der seine Gymnasialstellung garzugern mit einem Katheder an der Universität vertauscht hätte. Es gab aber auch in der Fakultät selbst einen Opponenten gegen die Auffassung der Majorität, das war Friedrich von der Hagen, der älteste Lehrer der germanistischen Studien an der Universität und seit Jahren Inhaber der Nominalprofessur, der es nicht begreifen konnte, daß die Kollegen das fünffach besetzte Fach (denn auch Maßmann und beide Grimm waren, wie er ausführte, zum Lehren bestellt oder berechtigt) noch einmal ergänzen wollten. Auch wir verstehen die tiefe Erbitterung, die sich in dem Separatvotum des alten Romantikers Luft machte, als Böckh und seine Partei Lachmanns nächsten Freund, den einzigen, der das Doppelerbe des Entschlafenen zu verwalten fähig war, Moriz Haupt in Leipzig, Gottfried Hermanns genialen B Schüler, dem Minister in Vorschlag brachten. Wenn Karl von Raumer, selbst ein Liebhaber der klassischen Studien und von Johannes Schulze gewiß in der Richtung seines Freundes Böckh beraten, trotzdem auf den Antrag der Fakultät zunächst nicht hörte und die Angelegenheit in der Schwebe ließ, so lagen für ihn die Gründe wieder außerhalb der akademischen Sphäre, diesmal jedoch nach der rein politischen Seite hin. Vor drei Jahren war Haupt mit den Freunden Momrnsen und Jahn seines Amtes enthoben worden; und obschon ihm seine Regierung nichts von hochverräterischem Tun hatte nachweisen können, so ge- nügte in der Zeit des hergestellten Bundestages doch schon die Tatsache der un- freiwilligen Pensionierung, um den davon Betroffenen in Berlin dem Verdacht auszusetzen, ein Partisan der Revolution zu sein. Ein neuer Todesfall kam Haupts Freunden zu Hülfe: am 1. Dezember des Jahres folgte Johannes Franz seinem großen Gegner ins Grab, und schon im Januar erneuerte die Fakultät auf das dringlichste ihren Antrag. Aber auch auf den zweiten Hieb wollte der Baum nicht fallen. Es verging abermals ein Jahr, bevor Raumer einem dritten Ansturm der Fakultät nachgab. Auch jetzt mit Aufwand jeder Vorsicht: der loyalste aller Ordinarien, der alte Franz Encke, mußte mit dem Erwählten, der eigens dazu nach Berlin zitiert wurde, in seiner Wohnung und in aller Heim- lichkeit ein Examen über seinen politischen Glauben und seine Vergangenheit abhalten; und erst nachdem dies so ausgefallen war, daß sogar Encke ein warmer Fürsprecher für den Märtyrer seiner preußischen Überzeugung vnirde (denn dies war schließlich das Verbrechen gewesen, um dessentwillcn Haupt im Reiche Beusts unmöglich geworden war), erfolgte seine Ernennung.

Auch in dem Verhältnis zu Böckh trat Haupt in die Stellung Lachmanns ein. Daß er der Schwiegersohn Gottfried Hermanne war, hatte nichts mehr zu bedeuten; denn der Friede zwischen beiden philologischen Lagern war seit Jahren

294 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutsehen Eiuheit.

hergestellt Es wurde wieder ein Duumvirat, in dem jeder seine eigenen Pro- vinzen verwaltete. Mit dem Eintritt Haupts in die Akademie (im Sommer 1854) war Lachmauns Autorität vollends auf ihn übertragen. Er war aber der Mann, sie zu behaupten. Ein Vierziger, also auf der Höhe des Lebens stehend, seit zehn Jahren Ordinarius, erprobt in den Geschäften der akademischen Verwaltung wie auf dem Katheder, erzogen in der Meisterschule Gottfried Hermanns und selbst längst als Meister anerkannt, streng gegen sich, aber auch gegen andere, des "Wortes wie wenige mächtig, feurig, leidenschaftlich bis zur Ungerechtigkeit, schroff bis zur Rücksichtslosigkeit, aber von jener Kraft des Willens, welche die andern sich unterwirft, weil Einsicht und sachliche Ziele in ihr gepaart sind, war Moriz Haupt zum Herrschen geschaffen. Mit Preußen hatte er niemals zu tun gehabt; Oberlausitzer von Geburt, war er von der Schule bis zur Professur ganz an Sachsen gebunden gewesen. Aber an dem Staat, in den er jetzt eintrat, hing sein Herz seit den Tagen der Jugend, und die Traditionen, die Lachmann nahezu ein Vierteljahrhundert in Berlin gepflegt, hatte niemand tiefer in sich aufgenommen als er. Lachmanns Werk fortzusetzen, in der Methode wie in den Stoffen, auf beiden Gebieten seiner Arbeit, wurde das Ziel, dem er nachzuleben entschlossen war, wie es schon bisher sein eigenes gewesen. In der Belesenheit, durch die er sein ungeheures Gedächtnis unaufhörlich befruchtete, wie in der Ausdehnung seines Arbeitsgebietes war er dem bewunderten Freunde mindestens ebenbürtig. Beide beherrschten die klassischen Literaturen in ihrem ganzen Umfange, während ihre deutschen Studien sie auf die nahen Felder der roma- nischen Philologie hinübergeführt hatten. Wenn Lachmann seine kritische Kunst an deutschen Texten bis auf Lessings Werke ausdehnte, so verfolgte Haupt die lateinische Literatur durch das Mittelalter hindurch und über die Grenzen der Renaissance hinweg gleichfalls bis hin zu dem Bodeu, auf dem ihm die eigene, neuhumanistische Bildung erblüht war. Er überschritt auch im Osten die Grenzmarken unserer mittelalterlichen Literatur. Es war ein Triumph der Methode, deren Wirkung sich weit über den Einzelfall, an dem Haupt sie übte, hinaus bis in die Sphäre des politischen Parteilebens erstrecken sollte, als er auf der Prager Bibliothek in dem tschechischen Text eines der drei erhaltenen Minnelieder des Königs Wenzel von Böhmen nicht nur die Übersetzung aus dem mittelhochdeutschen Original erkannte, sondern darin eine moderne Fälschung nachwies. Er ist noch weiter, bis zum Sanskrit, vorgedrungen. Hier aber machte er halt; der an diesem Punkte so naheliegenden Versuchung, sich in den weiten Räumen der Sprachvergleichung zu verlieren, hat er widerstanden; denn er teilte das Mißtrauen, das die Philologen von der strengen Observanz gegen die kühn aufstrebende neue Disziplin bewahrt hatten. Das Hauptfeld seiner Tätigkeit blieben nach der Weise Lachmanns die Literaturen des Altertums wie des Mittelalters, zumal die Dichtungen, dort die lateinischen, hier die

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 295

deutschen; und weniger literarhistorische Gesichtspunkte als die formalen Probleme Grammatik und Metrik und vor allem die Reinigung der Texte, lagen auch ihm am Herzen. Denn, wie der Freund, wollte auch er nur ein Wegbereiter sein das Fundament in seiner ganzen Breite sichern. Darum widmete er, der in <\vn Ausgaben der Augusteischen Dichter sich in der Höhenluft des lateinischen Parnasses bewegte, gelegentlich auch dem Unbedeutenden, Abseitsliegendon eine fast liebevolle Sorgfalt, und mochte es sich nur um das Testamentum porcelli handeln; denn, wie er einmal sagte, „die Philologie verachtet, wie die Botanik, kein Unkraut". Sein Wissen, sein Urteil, die Sicherheit seiner Exegese, sein Sinn für das Individuelle, sein poetisches Feingefühl, dazu die Kunst zu er- zählen, zu entwickeln, womit er Freunde und Schüler fortriß, hätten ihn, so sollte man meinen, zu einem unserer großen Literarhistoriker machen müssen. Er aber steckte alle diese Talente in seine Ausgaben oder in kleine Abhandlungen, die ohne sie freilich auch nicht so hätten gemacht werden können. Ja er ver- steckte sie geradezu vor den Lesern, so daß die Arbeit, die er daran gewandt, nur dem kleinen Kreise ganz Vertrauter sichtbar wurde. „Wer wissen will", so schreibt er einmal, „warum dies hier steht, mag selbst untersuchen, wie ich dazu gekommen bin". Also daß man fast zweifeln möchte, ob es nur die Zurück- haltung der Bescheidenheit war, was ihn so wortkarg machte, oder höchstes Selbstbewußtsein, die Abkehr des Esoterikers von dem Vulgus profanum, dem er den Einblick in die Arcana Imperii nicht gönnte. Eine Entwicklung, die um so eigentümlicher erscheint, als Moriz Haupt in seinen jungen Jahren ge- rade nach der entgegengesetzten Seite sich hatte wenden wollen; einer ver- gleichenden Poetik oder auch einer allgemeinen Geschichte mittelalterlicher Dichtung (denn vom Mittelalter ging er aus) schien er zuzusteuern, bis ihn die eiserne Disziplin Hermannscher Kritikübung unter ihr Joch zwang. Er aber nahm dies so willig auf sich, daß er fortan jeden Gedanken daran, über die von seinen beiden Meistern abgesteckten Grenzen hinauszugehen, von sich warf. „Ich habe keine Leistungen aufzuweisen, die tief eingriffen in den Gang der Wissen- schaften, ihre Grenzen erweiterten oder in unerforschte Tiefen zu den Gründen der Erscheinungen drängen" so bekannte er bei seiner Aufnahme in die Akademie. Worte stolzer Bescheidenheit, wie sie dem Stil dieser Reden ent- sprachen, welche sich über die eigenen Verdienste verbreiten müssen: bei Haupt aber drücken sie wirklich die Grundstimmung aus, die ihn erfüllte, und die im Lauf der Jahre ein solches Mißtrauen gegen sich selbst in ihm gr< daß er den Glauben an seine eigene Kraft fast verlieren wollte. Wie manche Texte und Untersuchungen hat er, nachdem er unablässig daran gefeilt, liegen lassen, oder sie gar vernichtet, weil erden Grad der Vollendung daran vermiJ den er ihnen hatte geben wollen; seine Gewissenhaftigkeit ließ ihn dort tausend Schwierigkeiten erblicken, wo andere sorglos weitergingen. Eben darum aber

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Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

Habilitationen

Bötticher: Mul- lach; Keil. K.J. Friedländer. Schulz - Fleeth und das Projekt eines landwirt- schaftlichen Instituts ; der jüngere Thaer.

konnte er, je peinlicher er auf sich selber achtete, um so unbarmherziger die Leichtherzigen zerzausen, die nach Pfuscherweise sich an Aufgaben heranmachten, an denen er sich matt gerungen hatte; also daß er wohl als sittliche Verfehlung ansah, was am Ende doch nur Unachtsamkeit gewesen war. Auch darin war ihm Lachmann bereits vorangegangen, sowie es lange die Art der Schule blieb („Berliner Dialekt" nannte es Ritschi), in den Gegnern Abtrünnige von dem (i eiste der Wahrheit zu erblicken und den Kampf stets unter der Losung „Wer nicht für mich ist, ist wider mich" zu führen. Bei Haupt aber war alles in der Tat ursprüngliche Empfindung, Temperament und Leidenschaft, gebändigt durch den stets auf das Echte gerichteten Willen; die Glut, die in der Tiefe lebte, fühlte jeder, der ihm nahe kam, und mancher hat ihre versengende Kraft an sich verspüren müssen.

In ihrer Eingabe an den Minister, welche Haupt forderte (niemand war sonst aufgestellt), hatte die Fakultät sich fast entschuldigt, daß sie sich nach außen habe wenden müssen, um einen Nachfolger für Lachmann zu erlangen; ausdrücklich hatte sie sich zu dem Grundsatz bekannt, daß sie, wenn er sich nur hätte finden lassen, einen Einheimischen vorgezogen hätte. Heute gilt nahezu das Umgekehrte; man vermeidet ei er, für erledigte Stellen die Anwärter an der eigenen Universität zu suchen, und Regierung wie Fakultäten stimmen darin überein, daß die erste Universität des führenden deutschen Staates auch die führenden Männer aus dem Gesamtbereich der deutschen Wissenschaft in sich vereinigen müsse. Aufgesucht ward Berlin von Habilitanden schon damals mehr als früher; die werdende Hauptstadt des neuen Deutschlands kündigte sich darin an. Aber die meisten gingen bald davon, und diejenigen, welche blieben, waren (wieviel im übrigen der in der akademischen Laufbahn nie auszuschaltende Zufall dazu getan haben mag) nicht durchweg die Besten.1 Von den Habilitierten dieses

1) So verloren wir auf lange Jahre Erust Curtius, während Bötticher blieb; Mullach (habilitiert 1853) behielten wir, Heinrich Keil (habilitiert 1856) gaben wir ab (1859). Nahezu unangebaut blieb in dieser Zeit ein Feld, das heute fast ein Übermaß von Bearbeitern hat, die Staats- und Finanzwissenschaften. Karl Jakob Friedländer versuchte es, ohne jedoch viel Erfolg für sich oder die Wissenschaft daraus zu ziehen (habilitiert 1850, EO. 1863, gestorben 1S76).

Auch die Landwirtschaft erhielt nach Storigs Tode einen neuen Dozenten in dem Mecklem- burger Carl Schulz-Fleeth, der sich im Sommer 1855 für Agrikulturchemie habilitierte und 1857 die Venia für die spezielle Landwirtschaftslehre hinzugewann. Die Stelle selbst aber blieb unbesetzt, obgleich in den oberen Regionen das Interesse diesem Zweige des wissenschaftlichen Lebens mehr zugewandt war als etwa der Philosophie. Schon 1847 hatte man zufolge einer An- regung des landwirtschaftlichen Vereins für den Regierungsbezirk Potsdam die Wiedereinfügung des Fachs in den Universitätsunterrieht geplant; uhno ein besonderes Institut errichten zu wollen, dachte man doch an eine mit der Universität unmittelbar verbundene Anstalt, die von einem Mitgliede des Landesökonomiekollegiums geleitet würde, und an der auch für die Hülfswissen- schaften, Chemie und Physik, und für Exkursionen Sorge zutragen wäre. Eichhorn, an den der Plan aus dem Ministerium des Innern gelangt war, hatte sich nicht nur bereit gezeigt, sondern auch die Ausdehnung auf die Forstwissenschaft vorgeschlagen, die seit dem Abgang des jüngeren Hartig (1838) aus Mangel an Fonds an der Universität gleichfalls völlig unvertreten war. Leider

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Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion.

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Jahrzehnts, die Berlin behalten hat, und auf die es stolz ist, darf ich an dieser Stelle zwei nennen, Albrecht Weber, dessen rastlose Arbeitskraft, die 54 Jahre Weber, im Dienst der Universität stand, ganze Provinzen der indischen Literatur erobert und der Forschung zugänglich gemacht hat1, und Wilhelm Foerster, der l>is\v i

aber waren auch jetzt keine Mittel zu beschaffen, und so ließ man den Plan wieder fallen. Im Dezember 1850 war der Vorschlag von Seiten des Landesökonomiekollegiums selbst erneuert worden; es wollte jetzt die Vorlesungen „in organischem Zusammenhang mit der Universität" einrichten und in Gang bringen. Diesmal war es der Landwirtschafteminister. Karl von Man- teuffel, an den die Herren sich wandten. Dieser hatte an sich nichts dagegen einzuwenden (obschon er ein dringendes Bedürfnis nicht zugab), Geld aber hatte auch er nicht, außer den lleizungskosten für die Hörsäle; und da der Kultusminister ebenso dachte und nicht einmal für die Hergebung der Räume in der Universität sich anheischig machen wollte, so zerging das Projekt abermals, ohne daß der Fakultät überhaupt Gelegenheit gegeben worden wäre, sich zu der unverlangten Symbiose zu äußern. Dazu kam es erst unter der Neuen Ära gelegent- lich des Gesuchs des Dr. Schulz -Fleeth um die Verleihung der Störigscheu Professur, womit der von dem neuen Landwirtschaftsminister nun dringend vorgebrachte "Wunsch nach Wieder- aufrichtung des alten Lehrstuhls übereintraf. Indem die philosophische Fakultät für Schulz ein- trat, nahm sie die Gelegenheit wahr, um sich prinzipiell über die Errichtung einer landwirtschaft- liehen Lehranstalt in Berlin zu äußern. Unumwunden erkannte sie das Bedürfnis an, aber ebenso bestimmt verwahrte sie sich gegen ein völliges Aufgehen in der Universität, sowohl in bezug auf die Hörer, für die sie die Immatrikulation als unerläßlich bezeichnete, wie auch ganz besonders bezüglich der Lehrer: dieselbe Haltung, die bereits die Gründungskommission unter Humboldt dem alten Thaer gegenüber eingenommen hatte. Schulz -Fleeth erhielt, da Patow als Finanz- minister Schwierigkeiten machte (die Sorge um das Schicksal der Militärreorganisation war damals bereits in dem Hause, am Kastanienwäldchen eingekehrt), die lange gesparte Besoldung durch ein Immediatgesuch, starb aber bereits am 21. März 1862 in Mentone. Ein Zwischenspiel, das sich jedoch nur innerhalb der Ministerien abspielte, veranlaßte das Anerbieten des Pflanzenphysiologen Dr. Pringsheim, die ganze Anstalt mit eigenen pekuniären Opfern zu übernehmen, wenn man ihm ein Ordinariat an der Universität geben wolle; es scheiterte, nachdem Graf Itzenplitz es seinem Kol- legen, Herrn v. Mühler, vorgetragen, an dessen wohlbegründetem Widerspruch. Schon aber war ein wirklicher Landmann als Ersatzmann für Schulz -Fleeth vorhanden, der in Theorie und Praxis wohlerfahrene jüngere Thaer, der, seit 1860 habilitiert, an Itzenplitz einen warmen Grau hatte. Er erhielt zunächst die Vertretung der Professur für eine Remuneration von 200 Taler. wofür er sich (wie einst sein Großvater) verpflichtete, den Winter in Berlin zuzubringen. Der Wunsch des Landwirtschaftsministers war nun, Thaer zum Professor an der landwirtschaftlichen Lehr- anstalt zu machen, diese selbst aber in nächste Beziehung zur Univetsität /.u bringen, so daß Thaers Lehrstuhl in der philosophischen Fakultät selbst stehen sollte und die Studierenden der Landwirtschaft das Recht, an der Universität zu hören, ohne weiteres erhielten. A.her auch di mal drang er damit nicht durch. Mühler wandte sich an die Fakultät, ohne die er oiohl vorgehen wollte, und diese erklärte sich, bei allem Wohlwollen für den Kandidaten des Grafen itzenplitz, und so sehr sie die Notwendigkeit, den Lehrstuhl zu behalten, betonte, gegen die I- irzugung Thaers vor sehr viel älteren Kollegen, wie überhaupt gegen die völlige Verschmelzung des Instituts mit der Universität. Thaer, dessen Remuneration verdoppelt wurde, hat Beine Stellung an der Universität, die er mit Emil Koch und Kny teilte, bis zu seiner Berufung als Ordinarius naoh Gießen (1871) behalten; sein Nachfolger an dem Institut, das 18S1 zur Hochschule erhohen wir ward Albert Orth, als Extraordinarius lange Jahre Mitglied der philosophischen Fakultät. 1) Ein anderer trefflicher Schüler Bopps, Theodor Aufreoht (habilitiert 1849, schinden 1853), fand in Oxford als Gehülfe Max Müllers Unterkunft; als La I in

Bonn hat ihn 1875 die Heimat wiedergewonnen.

296 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

konnte er, je peinlicher er auf sich selber achtete, um so unbarmherziger die Leichtherzigen zerzausen, die nach Pfuscherweise sich an Aufgaben heranmachten, an denen er sich matt gerungen hatte; also daß er wohl als sittliche Verfehlung ansah, was am Ende doch nur Unachtsamkeit gewesen war. Auch darin war ihm Lachmann bereits vorangegangen, sowie es lange die Art der Schule blieb („Berliner Dialekt" nannte es Ritschi), in den Gegnern Abtrünnige von dem Geiste der Wahrheit zu erblicken und den Kampf stets unter der Losung „Wer nicht für mich ist, ist wider mich" zu führen. Bei Haupt aber war alles in der Tat ursprüngliche Empfindung, Temperament und Leidenschaft, gebändigt durch den stets auf das Echte gerichteten Willen; die Glut, die in der Tiefe lebte, fühlte jeder, der ihm nahe kam, und mancher hat ihre versengende Kraft an sich verspüren müssen. Habilitationen. in ihrer Eingabe an den Minister, welche Haupt forderte (niemand war

sonst aufgestellt), hatte die Fakultät sich fast entschuldigt, daß sie sich nach außen habe wenden müssen, um einen Nachfolger für Lachmann zu erlangen; ausdrücklich hatte sie sich zu dem Grundsatz bekannt, daß sie, wenn er sich nur hätte finden lassen, einen Einheimischen vorgezogen hätte. Heute gilt nahezu das Umgekehrte; man vermeidet eher, für erledigte Stellen die Anwärter an der eigenen Universität zu suchen, und Regierung wie Fakultäten stimmen darin überein, daß die erste Universität des führenden deutschen Staates auch die führenden Männer aus dem Gesamtbereich der deutschen Wissenschaft in sich vereinigen müsse. Aufgesucht ward Berlin von Habilitanden schon damals mehr als früher; die werdende Hauptstadt des neuen Deutschlands kündigte sich darin an. Aber die meisten gingen bald davon, und diejenigen, welche blieben, waren (wieviel im übrigen der in der akademischen Laufbahn nie auszuschaltende Zufall dazu getan haben mag) nicht durchweg die Besten.1 Von den Habilitierten dieses

Bötticher; Mul- 1) So verloren wir auf lange Jahre Ernst Curtius, während Bötticher blieb; Mull ach

K J*P«Juand (haDilitiert 1853) behielten wir, Heinrich Keil (habilitiert 1856) gaben wir ab (1859). Nahezu Scholz -Fieeth unangebaut blieb in dieser Zeit ein Feld, das heute fast ein Übermaß von Bearbeitern hat, die und das Projekt Staats- und Finanzwissenschaften. Karl Jakob Friedländer versuchte es, ohne jedoch viel schaftiichen Erfolg für sich oder die Wissenschaft daraus zu ziehen (habilitiert 1S50, EO. 1863, gestorben 1S76). Instituts; der Auch die Landwirtschaft erhielt nach Störigs Tode einen neuen Dozenten in dem Mecklem-

jungere T aer. Borger Carl Schul z-Fleeth, der sich im Sommer 1855 für Agrikulturchemie habilitierte und 1857 die Venia für die spezielle Land wirtschaftsl ehre hinzugewann. Die Stelle selbst aber blieb unbesetzt, obgleich in den oberen Regionen das Interesse diesem Zweige des wissenschaftlichen Lebens mehr zugewandt war als etwa der Philosophie. Schon 1847 hatte man zufolge einer An- regung des landwirtschaftlichen Vereins für den Regierungsbezirk Potsdam die Wiedereinfügung Fachs in den Umversitäteunterricht geplant; ohne ein besonderes Institut errichten zu wollen, dachte man doch an eine mit der Universität unmittelbar verbundene Anstalt, die von einem Mitgliede des Landesökonomiekollegiums geleitet würde, und an der auch für die üülfswissen- Bchaften, Chemie und Physik, und für Exkursionen Sorge zutragen wäre. Eichhorn, an den der Plan aus dem Ministerium des Innern gelangt war, hatte sich nicht nur bereit gezeigt, sondern auch die Ausdehnung auf die Forstwissenschaft vorgeschlagen, die seit dem Abgang des jüngeren llartig (1838) aus Mangel an Fonds an der Universität gleichfalls völlig unvertreten war. Leider

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 297

-Jahrzehnts, die Berlin behalten hat, und auf die es stolz ist, darf ich an dieser Stelle zwei nennen, Albrecht Weber, dessen rastlose Arbeitskraft, die 54 Jahre Weber, im Dienst der Universität stand, ganze Provinzen der indischen Literatur erobert und der Forschung zugänglich gemacht hat1, und Wilhelm Foerster, der bisw.i

aber waren auch jetzt keine Mittel zu beschaffen, und so ließ man den Plan wieder fallen. Im Dezember 1850 war der Vorschlag von Seiten des Landesökonomiekollegiums .selbst erneuert wurden; es wollte jetzt die Vorlesungen „in organischem Zusammenhang mit der Universität" einrichten und in Gang bringen. Diesmal war es der Landwirtschaftsminister, Karl von Man- teuffel, an den die Herren sich wandten. Dieser hatte an sich nichts dagegen einzuwenden (obschon er ein dringendes Bedürfnis nicht zugab), Geld aber hatte auch er nicht, außer den Heizungskosten für die Hörsäle; und da der Kultusminister ebenso dachte und nicht einmal für die Hergebung der Eäume in der Universität sich anheischig machen wollte, so zerging das Projekt abermals, ohne daß der Fakultät überhaupt Gelegenheit gegeben worden wäre, sich zu der unverlangten Symbiose zu äußern. Dazu kam es erst unter der Neuen Ära gelegent- lich des Gesuchs des Dr. Schulz -Pleeth um die Verleihung der Störigschen Professur, womit der von dem neuen Landwirtschaftsminister nun dringend vorgebrachte "Wunsch nach Wieder- aufrichtung des alten Lehrstuhls übereintraf. Indem die philosophische Fakultät für Schulz ein- trat, nahm sie die Gelegenheit wahr, um sich prinzipiell über die Errichtung einer landwirtschaft- lichen Lehranstalt in Berlin zu äußern. Unumwunden erkannte sie das Bedürfnis an, aber ebenso bestimmt verwahrte sie sich gegen ein völliges Aufgehen in der Universität, sowohl in bezug auf die Hörer, für die sie die Immatrikulation als unerläßlich bezeichnete, wie auch ganz besonders bezüglich der Lehrer: dieselbe Haltung, die bereits die Gründungskommission unter Humboldt dem alten Thaer gegenüber eingenommen hatte. Schulz -Fleeth erhielt, da Patow als Finanz- minister Schwierigkeiten machte (die Sorge um das Schicksal der Militärreorganisation war damals bereits in dem Hause am Kastanienwäldchen eingekehrt), die lange gesparte Besoldung durch ein Immediatgesuch, starb aber bereits am 21. März 1862 in Mentone. Ein Zwischenspiel, das sieh jedoch nur innerhalb der Ministerien abspielte, veranlaßto das Anerbieten des Pflanzenphysiologen Dr. Pringsheim, die ganze Anstalt mit eigenen pekuniären Opfern zu übernehmen, wenn man ihm ein Ordinariat an der Universität geben wolle; es scheiterte, nachdem Graf Itzenplitz es seinem Kol- legen, Herrn v. Mühler, vorgetragen, an dessen wohlbegründetem Widerspruch. Schon aber war ein wirklicher Landmann als Ersatzmann für Schulz -Fleeth vorhanden, der in Theorie und Praxis wohlerfahrene jüngere Thaer, der, seit 1860 habilitiert, an Itzenplitz einen warmen Gönner hatte. Er erhielt zunächst die Vertretung der Professur für eine Remuneration von 200 Taler, wofür er sich (wie einst sein Großvater) verpflichtete, den Winter in Berlin zuzubringen. Der Wunsch des Landwirtschaftsministers war nun, Thaer zum Professor an der landwirtschaftlichen Lehr- anstalt zu machen, diese selbst aber in nächste Beziehung zur Universität zu bringen, so daß Thaers Lehrstuhl in der philosophischen Fakultät selbst stehen sollte und die Studierenden der Landwirtschaft das Recht, an der Universität zu hören, ohne weiteres erhielten. Aber auch dies- mal drang er damit nicht durch. Mühler wandte sich an die Fakultät, ohne die er nichl vorgehen wollte, und diese erklärte sich, bei allem Wohlwollen für den Kandidaten des Grafen Itzenplitz, und so sehr sie die Notwendigkeit, den Lehrstuhl zu behalten, betonte, gegen die Bevorzugung Thaers vor sehr viel älteren Kollegen, wie überhaupt gegen die völlige Verschmelzung des Institute mit der Universität. Thaer, dessen Remuneration verdoppelt winde, li.it tellung an der

Universität, die er mit Emil Koch und Kny teilte, bis zu seiner Berufung als Ordinarins nach Gießen (1871) behalten; sein Nachfolger an dem Institut, das 18S1 zur Hochschule erhoben winde, ward Albert Orth, als Extraordinarius lange Jahre Mitglied der philo | u Fakultät

1) Ein anderer trefflicher Schüler Bopps, Theodor Aufreoht (habiliti.it 1849. Bchieden 1853), fand in Oxford als Gehülfe Max Müllers Unterkunft; als Lassenf Nachfolger in Bonn hat ihn 1875 die Heimat wiedergewonnen.

298 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutscheu Einheit.

heute die Traditionen eines Alexander von Humboldt fortgesetzt hat; denn Humboldts Lebens- und Weltanschauung, in der sich die Ideale zweier Zeitalter, der Humanität und der Naturwissenschaften, verbanden, hat nach seinem eigenen Zeugnis Foersters ganzes Denken und Arbeiten von früher Jünglingszeit an ge-

Gosche. Noch weiter gespannt war der Horizont Eichard Gosches, der die Literaturen des Morgen-

landes und des Abendlandes umfaßte. An der Universität hat der Vielseitige seit 1853 besonders Persisch und Arabisch doziert; 1860 EO. geworden, ging er 1863 als Ordinarius nach Halle. Wollheim "Weniger Ursache zum Nachtrauern gab das Ausscheiden des Hamburgers Wollheim da Fonseca a onseca. ^^ ^ vornehmere Hälfte seines Namens seiner Gattin, einer Portugiesin, verdankte. Seine Eabüitation (i850 bis 1855) für orientalische und neuere Sprachen (eine Verbindung, die ihm Herkunft und Reisen ermöglicht hatten) war nur eine Episode seines Abenteurerlebens. Ein Ver- such, am Ende seiner Tage, deren Höhepunkt die Redaktion des Moniteur universel du gouverue- ment general im deutschen Hauptquartier zu Versailles 1870 war, die Venia wieder aufzunehmen, scheiterte an dem Widerspruch der Fakultät (1881). Brugsch. Exzentrisch war auch die Bahn, die Heinrich Brugsch durchmessen hat, ein „Wanderer

durchs Leben", wie er selbst sich genannt hat, dem sich die Ziele immer wieder verschoben. Ein Mann von ursprünglichem Talent, ausgerüstet mit allen Gaben des Entdeckers, angebornem Spürsinn, rastlos kombinierender Phantasie, leidenschaftlicher Hingabe an das vorgesteckte Ziel und vor allem jenem Glauben an sich selbst, der sich mit keiner Gewalt hemmen läßt, und ohne den nichts Großes in der AVeit erreicht wird. Auch das Schicksal der Entdecker, den härtesten Wider- stand in aäi hster Nähe und von den "Weggenossen selbst zu erfahren, ist Brugsch zuteil geworden. Schon dem Gymnasiasten, der ihm die Erstlinge seiner Studien, die bereits im Keime seine größte Entdeckung enthielten , überreicht hatte, war Lepsius mit unbilliger Härte begegnet; den Studenten wies er aus seiner Vorlesung hinaus, also daß die Fakultät selbst sich für den Gemißhandelten einsetzen und ihrem eigenen Mitglied Unrecht geben mußte; und noch bei der Habilitation (August 185-4), als Brugsch bereits vor der Herausgabe seiner demotischen Grammatik stand, hätte ihn der Vertreter des Fachs am liebsten auf das Sprachliche beschränkt; es bedurfte des scharfen Eingreifens von Böckh, der sich des jungen Genies von jeher angenommen hatte, um den Starr- sinn des herrischen Kollegen zu beugen. Nicht die Hüter deutscher Wissenschaft ex professo sind es gewesen, die Brugsch den Pfad zur Höhe erschlossen haben, sondern (wir brauchen es kaum hoch besonders zu sagen) wiederum Alexander von Humboldt war es, der seine Pariser Freuude und ebenso seinen König für ihn interessierte. So ist es auch später geblieben: dieser Sohn eines preußischen Unteroffiziers wurde der Genosse der Großen; als Reisebegleiter von Fürsten oder in diplomatischen Stellungen, als preußischer Konsul und als Vertreter des Khedives hat er seine Forschungen betrieben; und die Freundschaft mit Ronge und Mariette hat ihm mehr ge- holfen als die Beziehungen zu den Kollegen daheim, mochte auch Lepsius allmählich seinen Widerstand aufgeben und in Brugsch nicht mehr den Eindringling sehen, sondern den Mit- strebenden und vielleicht Ebenbürtigen anerkennen. Immerhin läßt sich nicht leugnen, daß Brugsch die auf- und absteigende Linie seiner Lebensbahn, die 1881 in eine zweite Habilitation an unserer Universität auslief, zum Teil mit bestimmt hat. Er war von Haus aus ein Außenseiter und trotz, vielleicht auch gerade infolge der strammen Zucht im Vaterhaus nicht so diszipliniert, wie es Lepsius' soldatisch gestrafftes Wesen verlangte; und so war der Gegensatz zwischen ihnen doch nicht bloß persönlich, sondern innerlich begründet, wie er auch in ihren Forschungs- methoden zum Ausdruck kommt. Das Wandeln gefiel Brugsch schließlich besser als das Stillsitzen; hat er sich doch in Göttingen auch durch das Ordinariat, für das ihn übrigens Lepsius empfohlen hatte, nicht fesseln lassen, trotz der guten Aufnahme, die er dort bei Kollegen und Studenten fand. Aber seine Stellung in seiner Wissenschaft ist um SO fester geworden. Als der Schöpfer des Demotischen, der altägyptischen Geographie und des Lexikons ist er nach dem Urteil des heutigen Meisters seines Faches der letzte in der Reihe der großen Begründer der Ägyptologie gewesen.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 299

prägt; wie er denn der letzte in der langen Reihe derer gewesen ist, denen der immer Hülfsbereite den Weg zur wissenschaftlichen Laufbahn geebnet hat. Von den namhaften Physikern, die sich seit dem Jahr der Revolution habilitierten, Knoblauch, Knoblauch, Kirchhoff, Beetz, Clausius und Wiedemann, blieb keiner. l und «ndere Meist Schüler von Magnus, dessen Privatlaboratorium ihnen eine bequeme, gern gewährte Arbeitsstätte bot, haben sie alle ihre wissenschaftliche Stellung an andern Hochschulen gewonnen. "Wiederbekommen haben wir Gustav Robert Kirch- hoff, aber auch ihn erst, nachdem er den Gipfel erstiegen hatte; seine große Zeit sind doch die Heidelberger Jahre gewesen, als er mit Bimsen und Helmholtz vereinigt die Ruperto- Carola für ein paar Jahre zu der gebietenden Universität in den Bereichen des Naturerkennens erhob. Auch die Botaniker, die zur Habi- litation kamen, erlangten die Professur an andern Hochschulen.2 Die Berliner Professur dagegen wurde wieder einem Auswärtigen verliehen. Sie war, seitdem die philosophische Fakultät in dem großen Systematiker Karl Sigismund Kunth T<"> Kunths

und Liiiks.

wieder einen Vertreter des Fachs, das nach Willdenows Tode durch Link in die medizinische Fakultät gebracht war, erhalten hatte (1829), doppelt besetzt ge- wesen; Link hatte aber die Direktion des Botanischen Gartens behalten, während Kunth, der übrigens in dem Leben der Universität kaum hervortrat und als Mitglied der Akademie sich ganz seinen Sammlungen hingab, sich mit der zweiten Direktorstelle begnügt hatte. Nun starben beide kurz nacheinander: Kunth im März 1850, und schon im Januar darauf der alte Link. Die philosophische Fakultät hatte ihren Anspruch auf den Lehrstuhl schon nach Kunths Tode er- neuert, und sie hatte ihrem Kandidaten auch die Leitung des Gartens vorbehalten wollen. Ihr Erkorener war der Tübinger Hugo Mo hl, der Kritiker seiner Hohl lehnt

Kunths N.uh-

Wissenschaft, der Begründer der neueren Gewebelehre und Entwicklungsgeschichte; folg« ihr Wortführer dabei war der Naturkundigste unter den Philologen, August Böckh, während Dove, der klassisch Gebildetste unter den Naturforschern, für seinen Landsmann, den Systematiker Göppert, Kunths Schüler, eintrat, für den auch Humboldt sich aufwarf. Böckh aber zog die Fakultät hinter sich her; selbst schrieb das Gutachten, in dem Moni als einziger Kandidat genannt war, und führte mit ihm die Verhandlungen. Sie scheiterten, und nun brachte eist Links Tod die Sache von neuem in Fluß. An eine Teilung des Lehrfachs wurde

1) Einen kann ich doch nennen, Rudolf Franz (1826 1902), Oberlehrer am Grauen Kloster, der von 1857 bis 1865 habilitiert gewesen ist.

u) Julius Munter (habilitiert Dezember 1848) in Greifswald (1849); Wilhelm Jess< a Hmn«uta und (habilitiert 1850) an der landwirtschaftlichen Akademie in Eldena (1852, seil L881 wieder in™ Berlin habilitiert); Robert Caspary (habilitiert 1851) in Königsberg (1856); Nathanael l'nn heim (habilitiert 1851, Mitglied der Akademie 1853) in Jena (1860), seit 1862 wieder in Berlin; Hermann Schacht (habilitiert 1853) in Bonn (1860), und ebendort als sein Naohfolger Johannes Hanstein (habilitiert 1855). Emil Koch (habilitiert 1850) blieb /.war, Beil 1864 als Extraordinarius, an der Universität, fand aber seine Hauptstellung an der Landwirtschaftlichen Boohsohule.

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Drittes Buch. Auf dem \~ege zur deutscheu Einheit.

heute die Traditionen eines Alexande von Humboldt fortgesetzt hat; denn Humboldts Lebens- und Weltanschauun, in der sich die Ideale zweier Zeitalter, der Humanität und der Naturwissen schafen, verbanden, hat nach seinem eigenen Zeugnis Foersters ganzes Denken und rbeiten von früher Jünglingszeit an ge-

Wollheim da Fonseca.

Gosche. Noch weiter gespannt war der Horizont Rihard Gosches, der die Literaturen des Morgen-

landes und des Abendlandes umfaßte. An der uiversität hat der Vielseitige seit 1853 besonders Persisch und Arabisch doziert; 1860 EO. gewöhn, ging er 1863 als Ordinarius nach Halle. Veniger Ursache zum Nachtrauern gab das Aus;heiden des Hamburgers Wollheim da Fonseca der die vornehmere Hälfte seines Namens sehr Gattin, einer Portugiesin, verdankte. Seine Habilitation ( i SoO bis 1855) für orientalische ad neuere Sprachen (eine Verbindung, die ihm Herkunft und Reisen ermöglicht hatten) -war nu eine Episode seines Abenteurerlebens. Ein Ver- such, am Ende seiner Tage, deren Höhepunkt e Redaktion des Moniteur universel du gouverue- ment general im deutschen Hauptquartier zu V«ailles 1870 war, die Venia wieder aufzunehmen, scheiterte an dorn Widerspruch der Fakultät (181). Brugsch. Exzentrisch war auch die Bahn, die Heirich Brugsch durchmessen hat, ein „Wanderer

durchs Leben", wie er selbst sich genannt ha dem sich die Ziele immer wieder verschoben. Ein Mann von ursprünglichem Talent, ausgerüst mit allen Gaben des Entdeckers, angebornem Spürsinn, rastlos kombinierender Phantasie, leunschaftlicher Hingabe an das vorgesteckte Ziel und vor allem jenem Glauben an sich selbst, der ch mit keiner Gewalt hemmen läßt, und ohne den nichts Großes in der Welt erreicht wird. Auch is Schicksal der Entdecker, den härtesten Wider- stand in nächster Nähe und von den Weggenosse selbst zu erfahren , ist Brugsch zuteil geworden. Schon dem Gymnasiasten, der ihm die Erstlinge äiner Studien, die bereits im Keime seine größte Eutdeckung enthielten, überreicht hatte, wrar Lej:us mit unbilliger Härte begegnet; den Studenten wies er aus seiner Vorlesung hinaus, also daß ie Fakultät selbst sich für den Gemißhandelten einsetzen und ihrem eigenen Mitglied Unrecht gern mußte; und noch bei der Habilitation (August 1854), ais Brugsch bereits vor der Herausgabeseiner demotischen Grammatik stand, hätte ihn der Vertreter des Fachs am liebsten auf das Srachliche beschränkt; es bedurfte des scharfen Eingreifens von Böckh, der sich des jungen Geies von jeher angenommen hatte, um den Starr- sinn des herrischen Kollegen zu beugen. Nicht Hüter deutscher Wissenschaft ex professo sind es gewesen, die Brugsch den Pfad zur Höhe enhlossen haben, sondern (wir brauchen es kaum noch besonders zu sagen) wiederum Alexander -m Humboldt war es, der seine Pariser Freunde und ebenso seinen König für ihn interessierte. So ist es auch später geblieben: dieser Sohn eines preußischen Unteroffiziers wurde der Geisse der Großen; als Reisebegleiter von Fürsten oder in diplomatischen Stellungen, als preußisch- Konsul und als Vertreter des Khedives hat ei- serne Forschungen betrieben; und die Freundseift mit Ronge und Mariette hat ihm mehr ge- holfen als die Beziehungen zu den Kollegen i'.ieim, mochte auch Lepsius allmählich seiuen Widerstand aufgeben und in Brugsch nicht nhr den Eindringling sehen, sondern den Mit- strebenden und vielleicht Ebenbürtigen anerkeien. Immerhin läßt sich nicht leugnen, daß Brugsch die auf- und absteigende Linie seiner Jbensbahn, die 1881 in eine zweite Habilitation an unserer Universität auslief, zum Teil mit bestnmt hat. Er war von Haus aus ein Außenseiter und trotz, vielleicht auch gerade infolge der stimmen Zucht im Vaterhaus nicht so diszipliniert, wie es Lepsius' soldatisch gestrafftes Wesen verhgte; und so war der Gegensatz zwischen ihnen doch nicht bloß persönlich, sondern innerlich legründet, wie er auch in ihren Forschungs- methoden zum Ausdruck kommt. Das Wandern gfiel Brugsch schließlich besser als das Stillsitzen; hat er sich doch in Göttingen auch durch das Oiinariat, für das ihn übrigens Lepsius empfohlen hatte, nicht fesseln lassen, trotz der guten Aufname, die er dort bei Kollegen und Studenten fand. Alier seine Stellung in seiner Wissenschaft ist m so fester geworden. Als der Schöpfer des Demotischen, der altägyptischen Geographie und es Lexikons ist er nach dem Urteil des heutigen Meisters seines Faches der letzte in der Reihe er großen Begründer der Ägyptologie gewesen.

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prägt; wie er denn der letzte in er lange» %.k\ .

immer Hülfsbereite den Weg zur.visseii.-cLäk ew.*

den namhaften Physikern, die ich seit dem ,J<

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Zeit sind doch die Heidelberger Jire gewesen, als er mit B

vereinigt die Ruperte-- Carola für lin paar Jahre zu der gel

in den Bereichen des Naturerkencns erhob. Auch die Botaniker

litation kamen, erlangten die Prifessur an andern Hochschulen^

Professur dagegen wurde wieder mein Auswärtigen verlieh

die philosophische Fakultät in dernrroßen Systematiker

wieder einen Vertreter des Fachs.das nach Willdenowj

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wesen; Link hatte aber die Direkt» n des Botanischen Gartens

Kunth, der übrigens in dem Leen der Universität kaum hervor

Mitglied der Akademie sich ganz suien Sammlungen hingab, sich mit

Direktorstelle begnügt hatte. Nui starben beide kurz nacheinander: K

März 1850, und schon im Janur darauf der alte Link. Um philosophB

Fakultät hatte ihren Anspruch au den Lehrstuhl schon nach Kunths Tod

neuert, und sie hatte ihrem Kandiaten auch die Leitung des Gaitens vorbei I

wollen. Ihr Erkorener war derTübinger Hugo Mohl, der Kritik'

Wissenschaft, der Begründer der neeren Gewebelehre und Entwicklungsgeschichte;

ihr Wortführer dabei war der Murkundigste unter den Philologen, August

Bockh, während Uove, der klassish Gebildetste unter den Naturforschern, für

seinen Landsmann, den Systernatikr Göppert, Kunths Schüler, eintrat, für drn

auch Humboldt sich auf warf. Bökh aber zog die Fakultät hinter sich hei

selbst schrieb das Gutachten, in cm Mohl als einziger Kandidat genannt war,

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Links Tod die Sache von neuem ii Fluß. An eine Teilung des Lehrfachs winde

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1) Einen kann icli doch nennen, tudolf Franz (1826 1902), Oberlehrer am Grauen Kloster, der von 1857 bis 1865 habilitiertgewesen ist.

Li) Julius Munter (habilitiert Deimber 1848) in Greifswald (1849); Wilhelm .1 (habilitiert 1850) an der landwtschaftii m Akademie in Eldena (1852, seif 1881 wieder m «"»ertBoü^H Berlin habilitiert); Robert Caspary (bab erl 1851) in Königsberg STathanael Prii

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an der Universität, fand aber Beine Bau] ellung an der Landwirtschaftlichen Hochschule.

300 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

nicht mehr gedacht. Regierung und Fakultät einigten sich auf einen Mann, der als Systematiker wie als Gartendirektor voll bewährt war, zugleich aber auch durch seine entwicklungsgeschichtlichen Arbeiten eine überragende Stellung ge- Braun. wonnen hatte: Alexander Braun, der dann durch 52 Semester der würdigste Vertreter seiner Wissenschaft an Universität und Akademie gewesen ist. Be- zeichnend für die schwankenden Intentionen innerhalb der Fakultät war es, daß sie, nachdem sie den Führer der „exakten" Richtung, d. h. derjenigen, die sich gegen jede über die Grenzen von Beobachtung und Experiment hinausgehende Beeinflussung der Forschung wehrte und alles, worin sie Metaphysik witterte, abwies, nicht erhalten hatte, nun gerade auf Braun geriet, der, seitdem er Schelling in München gehört, naturphilosophischen Ideen Raum gegeben und sie niemals verleugnet hatte. Aber in der Exaktheit der Methoden und der Menge festgestellter Tatsachen konnte Braun es mit jedem seiner Gegner aufnehmen. So hat es ihm ein Kollege bezeugt, der, wenn irgendeiner, das Eindringen fremder Gedanken in den Kreis der Erfahrungswelt bekämpft hat: Johannes Müller, in einem Gutachten, das er auf Doves Bitte über Brauns eben voll- endete „Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur" abgab. Er gab darin zu, daß jener Titel sehr wohl vor einer naturphilosophischen Ab- handlung stehen könnte: aber der Eindruck des Inhalts sei ein entgegengesetzter und ungemein günstiger; geistige Tiefe bei streng wissenschaftlicher Methode, scharfe Zergliederung und eine auch über die niedere Pflanzenwelt ausgebreitete Fülle feinster, bis in die Elemente der Vegetation, zur Zelle hindringender Be- obachtungen rühmte er dem Verfasser nach, und gerade die Tendenzlosigkeit hob er hervor.1 Gewiß, unter die Reformatoren seiner "Wissenschaft gehört Braun nicht. Dazu war er doch eine zu konservative, mehr auf Abwehr als Eroberung gestellte Natur. Aber wenn er, auf dem Wege strenger Beobachtung rastlos bis an die Grenzen des Erkennbaren vordringend, vor dem letzten Sinn des Lebens haltmachte, so kann man heute vielleicht fragen, ob er damit nicht eine größere Voraussicht bewiesen hat, als die Allzukühnen, welche, ohne in der Sicherheit der Methoden und der Besonnenheit im Forschen etwas vor ihm voraus zu haben, mit ihrer mechanisch -physikalischen Deutung des Lebens den Schleier der Maja bereits heben oder zerreißen zu können wähnten. Merkwürdig immer- hin, daß in der Epoche, da die idealistische Philosophie von dem Thron, den sie sich gerade in Berlin gebaut, und dem sie Natur- und Geisteswissenschaften auf weite Strecken hin unterworfen hatte, dort und überall gestürzt ward und Darwins Lehre schon vor den Thoren stand, der neue Vertreter eines Forschungs- gebietes, dessen Zentrum eben die biologischen Probleme bildeten, die kaum ver-

1) Während ein Gutachten Ehrenbergs sich über die Schrift ihrer naturphilosophischen Kichtung halber ungünstig aussprach. Eigentümlich genug, da er selbst von dem gleichen Vorwurf nicht frei geblieben ist; ein Widerspruch, den wir auch sonst an ihm wahrnahmen (II, 1, S. 131).

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 301

lasseuen Pfade wieder aufsuchte. Auch blieb Braun nicht allein: in Caspary der im gleichen Jahre mit ihm von Bonn her, wo er bereits doziert hatte, nach Berlin übersiedelte und später sein Schwiegersohn wurde, sowie in Hau stein, der zu Ehrenberg in das gleiche Verwandtschaftsverhältnis trat, hat er treue und bedeutende Anhänger gefunden1; Avährend Schacht und Pringsheim als Schüler Schleidens der in Jena und Tübingen vorwaltenden Eichtung folgten.

In den Gesamtkreis der Universität, wie er sich uns in diesen Jahren darstellte, paßte Braun offenbar besser hinein als etwa Mohl oder Schieiden: und ich möchte glauben, daß er auch der Regierung sympathischer gewesen ist; jedenfalls ward seine Berufung unmittelbar vollzogen. Ähnliches gilt auch von dem Nachfolger Lichtensteins, der seinen Freund Link noch um sechs Jahn* überlebte, Wilhelm Peters, Johannes Müllers vertrautem Schüler, dessen Lauf- Peter«, bahn vom ersten Semester ab ganz an Berlin geknüpft gewesen war. 1849 in der medizinischen Fakultät habilitiert, war |er Prosektor, wie früher Assistent, Müllers geworden, hatte 1853 ein Extraordinariat und bereits zwei Jahre zuvor einen Sitz in der Akademie erworben.2 Müller hatte aus eigenen Mitteln den jungen Schleswiger Pfarrerssohn zu seiner ersten Reise ausgerüstet, von der ihm Peters aus Genua als willkommensten Lohn den glatten Hai des Aristoteles zurückbrachte; er hatte später, im Verein mit Ehrenberg und Humboldt, dem geliebten Schüler auch die Unterstützung für die sechsjährige Reise nach Mozambique verschafft, von der Peters mit der großen Sammlung heimkehrte, welche dann die Grundlage seiner Lebensarbeit geworden ist.3 Auch Peters war in erster Linie Systematiker, der Reorganisator des unter LichtensteiE allmählich arg vernachlässigten Museums, dem seine Arbeit in erster Linie galt, mehr als dem Katheder, ein Kämpfer gegenüber kollegialer Eifersucht, die er

1) Auch Jessen war ein leidenschaftlicher Gegner Darwins.

2) Mitdirektor des Museums war er schon 1856 geworden, nach dem Tode Klugs, des Landsmannes seines Vorgängers, den dieser gleich nach seiner eigenen Berufung, 181 Leiter der entomologischen Sammlung herbeigezogen hatte. Eüug war seitdem in der Stellung eines Extraordinarius geblieben, ohne jedoch an der Universität irgend hervorzutreten. I'in bo vortrefflicher war sein "Wirken in seiner Abteilung, die er Mühe hau 9 Ein- griffe zu verteidigen. Ihm zur Seite stand von 1853 ab als Kustos Dr. Gerstäcker, di

im Februar 1856 (als Klug starb) habilitierte; 1874 zum EO. befördert, ging er 1^7(1 als Ordinarius nach Greifswald. Auch Erichson war einer seiner Kustoden gewesen (1842 49). Außerhalb des Museums wirkte der Entomologe Rudolf Schaum (habilitier! 1849, EO. 1856, it I

3) Peters erhielt 8000 Taler. Die von ihm heimgebrachte Sammlung aber wurde amtlich auf mindestens 10000 Taler geschätzt: „ein höchst günstiges Resulta

Hingebung und persönliche Aufopferung von Seiten des p. Pel rreiohen m

war". So der Minister von Ladenberg in der Immediateingabe vom IM. November ' er die Verleihung des Roten Adleronkms IV. Klasse an den li

R. 89, B. VIII 93, 2. Vol. III. Übrigens fand Peters bei seiner Büokkehr einen Schätze bereits verkauft, nach Lichtensteins Prinzip, die Dubletten losan 'lila des Herrn Brauer im dritten Teil diese-, Wei 377.)

302 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

zumal von Müllers Nachfolger Reichert erfuhr, wie ministerieller Sparsamkeit. Gewissenhaft, treu und gerecht als Beamter wie als Forscher, gehörte er zu den „Diadochen", unter die nach Dubois' geistreichem "Wort das weite Reich ihres großen Meisters geteilt wurde; über ein Vierteljahrhundert hat er die ihm überwiesene Provinz aufs beste verwaltet, ohne doch das Hauptziel seiner Arbeit, den Neubau des Museums, zu erreichen.1

Hier, wie sonst seit Jahren, verharrte die Fakultät auf der Basis, auf die sie bei der Gründung der Universität gestellt war; eher auf Verengerung als auf Erweiterung des gewohnten Rahmens blieb sie bedacht. Wie wenig sie einer Ausdehnung ihrer Lehraufgaben und ihres Lehrkörpers geneigt war, zeigen die Schicksale von Dozenten, die unbetretene Wege aufsuchten. So wandte der junge Wattenbach. "Wilhelm "Wattenbach seinen in klassischer Schulung gebildeten und in den Monumenta Germaniae bereits voll bewährten philologischen Scharfsinn dem Felde der historischen Hilfswissenschaften zu, auf dem einst die Mauriner treffliche Früchte gezogen hatten, das aber in Deutschland noch völlig brach lag. Aber in Berlin war für ihn kein Platz, und er mußte froh sein, als er nach vier- jährigem Dozieren eine Unterkunft an dem Staatsarchiv in Breslau fand, wo ihm zu wissenschaftlicher Arbeit Zeit blieb. Dort, und danach in Heidelberg hat er die Bücher verfaßt, die selbst einen monumentalen Charakter an sich tragen, die klassische, mit feinstem literarischem Geschmack aufgebaute Quellenkunde des deutschen Mittelalters und die der schriftstellerischen Technik der mittleren Jahrhunderte gewidmeten "Werke; erst nachdem Jaffe in dem Kampfe mit einem widrigen Geschick ein tragisches Ende gefunden, ist für den Bahnbrecher dieser Studien in Berlin ein Ordinariat nötig erachtet worden. Noch fremdartiger blieben dem Wissenschaftsbetrieb an unserer Universität die weitgespannten Bahnen, auf denen sich im Anschluß an Wilhelm von Humboldt Hey mann steinthai. (Heinrich) Steinthal bewegte, und auf denen er mit empirischer Forschung in die Urgründe des Geistes, bis in die Regionen, die der Religion und der Philo- sophie vorbehalten schienen, einzudringen bestrebt war; ein volles halbes Jahr- hundert (1849 1S99) hat er dem Lehrkörper der Universität angehört, ohne daß sich ihm die engeren Schranken der Fakultät geöffnet hätten. z.mz nnd die Gar kejn Erfolg war den wiederholt unternommenen Versuchen beschieden,

Versuche, der

„Wissenschaft der „Wissenschaft des Judentums" die Aufnahme unter die Lehrfächer der

des fadentoms,,

einen Lehrstuhl Fakultät zu verschaffen. Ihren Ausgang nahmen diese von einer Eingabe, mit Fatol, der sich am 25. Juli 1848 der Direktor des jüdischen Lehrerseminars in Berlin Dr. Zunz an das Kultusministerium wandte. Gewiß war an sich niemand be- rechtigter, die Einordnung jenes Studiengebietes in den staatlichen Betrieb des

1) Vgl. den Bericht Brauers Bd. HI, 372. Dazu A.D.B. XXV (HilgendorfJ und F. Eilhard Schulze, Die Zoologie in Berlin (Vortrag, geh. zur Eröffnung der zweiton Jahresversammlung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft am 8. Juni 1892; Nah- Zeitung vom 10. Juni d. J., Nr. 353).

Zweitos Kapitel. Revolution und Reaktion. 303

Unterrichtswesens zu fordern, als der Entdecker der rabbinischen Literatur. Jedoch Zunz ließ sich dabei nicht von rein wissenschaftlichen Erwägungen leiten, sondern von der Tendenz, die ihn von jeher erfüllt und zu seinen For- schungen recht eigentlich hingetrieben hatte: dem leidenschaftlichen Verlangen, sein Yolk aus der Absperrung vom Staat und von der Gesellschaft herauszuführen. Das Jahr der Revolution, der er sich voll anschloß (er war einer der Redner an den Gräbern der Märzgefallenen und im Mai für beide Nationalversammlungen Wahlmann geworden), schien seinen Hoffnungen die Erfüllung zu bringen. Die Märzereignisse hätten, so führte er in jener Vorstellung aus, für sein Volk das Ghetto gesprengt; so müsse nun auch die jüdische Wissenschaft, die noch in dem Ghetto verharre, befreit werden. Er trug darauf an, ein Ordinariat für die jüdische Geschichte und Literatur in der philosophischen Fakultät zu errichten. In diesem Moment gingen die Wogen der Revolution noch hoch genug. Gleich darauf aber begannen sie abzufließen; und sie waren bereits ganz versiegt, als Zunz im Dezember 1848 aus dem Ministerium Antwort erhielt.1 Dieselbe stützte sich auf ein Fakultätsgutachten, dessen Inhalt sie lediglich wiederholte. Die Fakultät war gleich nach Beginn des Wintersemesters zusammengetreten, in den Tagen, als die Erregung noch einmal scharfe Formen angenommen hatte, um dann unter dem Stoß der Regierung völlig zusammenzubrechen; ihr Bericht, der so, wie er aus der Kommission hervorgegangen wrar, einstimmig angenommen war, trägt das Datum des 9. November, des Tages, an dem Graf Brandenburg in der Singakademie erschien und der Nationalversammlung das Haus verbot. Verfasser war als neuer Dekan Trendelenburg, dem Böckh dabei zur Hand gegangen war; mit ihnen hatten 'Ranke und als besonderer Sachverständiger der Extra- ordinarius Petermann die Kommission gebildet: Namen, die uns verbürgen, daß der Antrag mit dem Ernst aufgenommen war, den die Autorität des jüdischen Gelehrten verdiente; wie denn auch das Gutachten sich von Gesichtspunkten be- herrscht zeigt, die der Fakultät durchaus würdig waren. Um so bedeutsamer ist es, daß diese vier zu einer glatten Ablehnung des Antrages gelangten. Hatte Zunz seine Forderung aus der Zurücksetzung des Judentums, die ihm noch in den Verhandlungen des Vereinigten Landtages zuteil geworden, abgeleitet, so wiesen jene darauf hin, daß die Kraft dieses Grundes aufgeholt habe, seitdem die Gleichstellung erfolgt und verbürgt sei und die Juden nun ein besonderes politisches Gemeinwesen mit besonderen Gesetzen, ein Volk im Volke, weder bilden würden noch auch wie von ihrer Seite so oft versichert sei bilden wollten. Damit rührte das Gutachten an den Kern der Streitfrage. Denn daß Zunz in erster Linie an die Theologen seines Volkes gedacht hat, daß er diesen zwar Gelegenheit zu geben wünschte, aus den Quellen der deutschen Bildung zu

1) Beides (das Konzept von Johannes Schulze) im K.-.M.. Gen. Univ. IV 2 i.

304 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

schöpfen, sie aber eben dadurch auf ihren geistlichen Beruf vorbereiten wollte, läßt sich kaum in Abrede stellen. Dürfen wir darum der Fakultät Unrecht geben, wenn sie in ihrem Gutachten der Besorgnis Ausdruck gab, daß ihr damit der Keim einer Rabbinatsschule eingepflanzt werden würde? Fichte hatte einst die Theologie, wie jeden auf praktische Vorbildung gerichteten Unterricht, schlechthin von der Universität verbannen wollen: hier aber wurde für das Judentum gefordert, was der Staat für Berlin seinen katholischen Untertanen von jeher versagt, ja woran er diesen gegenüber niemals gedacht hatte; weder an unserer noch an einer anderen Universität, welche die Krongewalt seit der Reformation von sich aus gegründet hatte, war die Theologie anders als in den Formen der evangelischen Bekenntnisse gelehrt worden.1 Es war, wie in dem Gutachten ausgeführt wurde, ein Widerspruch in sich, in dem Moment, wo die neue, die starren Unterschiede der alten Zeiten ausgleichende Freiheit eingeführt war, eine Professur mit dem Nebengedanken stiften zu wollen, das jüdische Wesen in seiner Besonderheit, mit seinen entfremdenden Gesetzen und Gebräuchen geistig zu stützen und zu bekräftigen. Am wenigsten könne die philosophische Fakultät eine solche Bevorrechtung dulden, die für ihre Lehrfächer zunächst kein anderes Maß kenne als den inneren Gehalt der Wissenschaft und laut ihrer Statuten keiner äußeren Zweckmäßigkeit das reine wissenschaftliche Interesse opfern dürfe. Aber auch gegen den Anspruch, lediglich für die Geschichte und Literatur und etwa noch für die Philosophie des Judentums ein Ordinariat zu stiften, wandte sich die Fakultät: habe man sich doch vergebens bemüht, für die preußische oder die deutsche Geschichte ein Ordinariat zu erlangen; und gebe es doch nur eine Nominalprofessur für die gesamte Geschichte, für die Kulturgeschichte aber überhaupt keinen Lehrstuhl, so wenig wie für die arabische oder die scholastische Philosophie; nicht einmal der griechischen Philosophie sei ein solches Vorrecht eingeräumt worden.2 Habilitationen werde man gern annehmen, vorausgesetzt, daß sich ein Mann melde, der mit den allgemeinen Forderungen deutscher Wissen- schaft die durch die Statuten der Fakultät gestellten erfülle; dann werde die Erfahrung über das Bedürfnis und die Leistung entscheiden. „Diesen Weg", so heißt es zum Schluß, „sind alle Disziplinen gegangen, welche in neuerer Zeit den Kreis der Universitätsstudien erweiterten. Sie drängten sich nicht vor, sie ließen sich nicht von oben einsetzen, sondern, da ihnen ein freier Spielraum gewährt wurde, arbeiteten sie sich auf der gewöhnlichen Bahn zu einer geistigen Macht hinauf". Mag es nun bei Zunz vielleicht fraglich bleiben, ob und wie weit er bei seinem Antrag an eine jüdische Theologenschule gedacht hat, so bewegten

1) Denn in Breslau und Bonn waren ja zwei ältere, dem Bekenntnis nach verschiedene Oründungen vereinigt worden; während für Münster der katholische Charakter ausdrücklich ge- wahrt blieb.

L') Da> einzige Ordinariat für die asiatische Kulturwelt war das von Bopp!

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 305

sich spätere Versuche (an denen er aber nicht mehr beteiligt war) anzweifelhaft in der Richtung, der die Fakultät opponiert hatte. Am 20. September l^"*1» reichten die Fiduziarien des Yeitel Heine-Ephraimschen Fideikommisses bei dem Ministerium einen Antrag auf die Errichtung eines Lehrstuhls für rabbinische Literatur ein, indem sie einen Beitrag von 1000 Talern in Aussicht stellten. Da jenes Fideikommiß ausdrücklich für eine jüdische Lehranstalt bestimmt ge- wesen war, so war die Absicht unverkennbar; die Universität zu Berlin hatte man deshalb dazu ausersehen, weil hier viele jüdische Theologen studierten, welche sich dem Rabbinat weihen wollten, und dafür eine bessere Kenntnis des Talmud unerläßlich schien. Die Fakultät, für die wieder Trendelenburg das Wort führte, konnte sich daher einfach auf ihr Gutachten vom No- vember 1848 zurückbeziehen, dem sich der Minister (es war noch Ladenberg) abermals anschloß. Drei Jahre später wurde von der gleichen Seite ein dritter Anlauf gemacht, unter Bedingungen, die dem Standpunkt der Fakultät gerechter zu werden schienen, ohne die Regierung in Unkosten zu stürzen. Von einer Professur war nun nicht mehr die Rede. Man bot nur Stipendien, rund 1000 Taler, für zwei Privatdozenten an, welche sich „auch" für die rabbinische Literatur habilitieren würden, d. h. für alle Werke, die von den jüdischen Gelehrten seit dem Schluß des alttestamentlichen Kanons in der hebräisch -aramäischen sowie in der arabischen Sprache abgefaßt wären, mit der Maßgabe, eventuell beide Stipendien zusammenzuwerfen. Die Bewilligung sollte jedesmal für mindestens drei und höchstens sechs Jahre, jedoch mit der Möglichkeit einer Verlängerung, erfolgen. Alles jedoch unter Vorbehalt gewisser Rechte für die Fiduziarien der Stiftung. Einmai sollten die Dozenten sich zu einem fortlaufenden Zyklus von Vorträgen aus dem Gebiete der rabbinischen Literatur und Linguistik ver- pflichten, sodann aber sollte der Verwaltung das Recht zustehen, einer Anzahl von Zuhörern für jede Vorlesung der gedachten Dozenten unentgeltlichen Zutritt zu gewähren. Die Bestimmung der Vorlesungen könne, so war großmütig ein- geräumt, der Übereinkunft der Dozenten überlassen bleiben; wo aber diese nicht zu erzielen sei, würden wieder die Fiduziarien entscheiden. Rechte und Pfli< der Dozenten müßten in einem Vertrage festgelegt und die Nichterfüllung mit der Entziehung des Stipendiums geahndet werden. Im Ministerium war mau diesmal, so christlich Raumer im übrigen fühlte, dem Antrag nicht abgeneigt; die Aussicht, sich einen Stamm tüchtiger Orientalisten ohne Aufwendung I derer Mittel zu verschaffen, lockte. In der Kommission, welch»' die Fakultät bestellt hatte (es waren die gleichen Mitglieder, mit Trendelenburg, der Bchon wieder Dekan war, als Vorsitzendem) war die Stimmung nicht ganz einhellig: Böckh betonte zwar die Gefahren, die sich aus der Vermischung eines privaten Verhältnisses mit einer öffentlichen Stellung für die Autonomie der

Fakultät und die Lehrfreiheit selbst ergeben könnten, meinte dann aber dooh,

20

Lonz, Geschichte dor Universität Berlin 112.

306 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

daß man nach Ausschaltaug der bedenklichen Bestimmungen das Anerbieten annehmen könne; die Aussicht, den orientalischen Studien helfen zu können, stach auch ihm in die Augen. Er blieb jedoch allein. Trendelenburg urteilte, daß die Rabbinatsschule trotzdem das Ergebnis sein werde, da die Juden un- geachtet des reinen Privatvertrages ein jus quaesitum für sich daraus herleiten würden; nur eins könne helfen, der unbedingte Ausschluß aller Immaturi, die mit nur jüdischer Vorbildung zur Universität kommen würden. Ranke, dessen Stimme sonst so selten im Rate der Kollegen gehört wurde, gab einen sehr ein- fachen Weg an, um den Einlaß Begehrenden jede Hintertür zu verschließen: die Fakultät müsse ausdrücklich erklären, daß die beabsichtigte Unterstützung auch christlichen Dozenten zuteil werden könne; er vermöge sich das Verhältnis nicht anders zu denken, als wie wenn ein Professor der arabischen Sprache über den Koran lese. Die Fakultät folgte ihrem Vertrauensmann, und ihr Bericht, den wiederum Trendelenburg entwarf, stärkte auch das christliche Gewissen des Ministers; er lehnte den Antrag ab, der seitdem nicht wiederholt worden ist.

Der konservative Charakter, den die philosophische Fakultät mit der Ge- GeoSrapkie. samtkorporation teilte, bewährte sich auch auf dem Felde der Geographie, auf dem Karl Ritter seit Jahren als Alleinherrscher waltete. Die naturwissenschaft- liche Richtung war nach Hoffmanns frühem Tode viele Jahre hindurch unver- uermannv. treten geblieben; Hermann von Schlagintweit, der sie 1851 mit glücklichstem

Schlagintweit. °

Erfolg, von Humboldt, wie einst Hoffmann, freudig begrüßt, wieder aufnahm, wurde der Universität schon nach drei Jahren wieder entführt, als er mit seinen Brüdern die Reise nach Indien unternahm, die sie in die Reihe der großen Ent- decker erhoben hat. Seine Stelle an der Universität nahm Ritters Schüler Hein- Kipport. rieh Kiepert ein, der, nachdem er 1852 als Kartograph in Dietrich Reimers Verlag nach Berlin, seiner Vaterstadt, zurückgekehrt war, im Sommer 1854, gleichzeitig mit Haupt, Mitglied der Akademie wurde, und als solcher an der Universität zu lesen begann.1 Von Ritter angeregt, im täglichen vertrauten Umgang mit ihm, hatte Kiepert schon als Student sich auf seinem Forschungsgebiet fest angesiedelt. Seine ersten Arbeiten waren Handkarten für Ritters Vorlesungen; sie sind die Grundlagen des Atlas von Hellas und der hellenischen Kolonien geworden. Pa- lästina wurde dann, neben Kleinasien, auch für ihn, wie für seinen Meister, ein nie verlassenes Lieblingsgebiet der Forschung. Diesen Ländern galt, von Ritter befördert, die erste seiner Reisen; auch seine Vorlesungen wollten zunächst nichts anderes sein als Ergänzungen der Vorträge und Schriften des Lehrers. Dennoch dürfen wir in Kiepert nicht einen bloßen Fortsetzer Ritterscher Methoden und Anschauungen sehen. Hatte jener die Geographie in ihrer Gesamtheit nach

1) Die Neue Ära brachte ihm Extraordinariat; Ordinarius ist er erst unter dem

Neuen Reich , 187-1, geworden.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 307

Inhalt und Ziel den historischen Wissenschaften einreihen wollen, so war freilich auch für Kiepert die Geographie, die er als Forscher trieb, nichts weiter als ein Stück Geschichte; als Freund und Genosse unserer Altertumsforscher, eines Böckh, Curtius und Mommsen, hat er sein Lebenswerk vollbracht Aber gerade dadurch unterschied er sich von seinem Lehrer. Er hat es, wenn auch nur gelegentlich, mit aller Schärfe ausgesprochen, daß die Abhängigkeit dos histo- rischen Lebens von dem Leben der Erde, worin Ritter die Lösung des Räteeis und seine eigenste Tat erblicken wollte, ein Irrtum sei: weil sie den Menschen uneingedenk der Warnung des Thukydides zum Sklaven seiner Scholle mache und menschliche Freiheit und Naturanlage allzusehr ignoriere. Ihm, dem Berliner Kaufmannssohn, fehlte bereits das Element der Romantik, das Karl Ritter von seinem Schnepfenthal her mitgebracht, und das ihm Forschung und Lehr- tätigkeit im Sinne des Naturevangeliums der Erziehung geformt und gefärbt hatte. Der Durchbruch des realistischen Zeitalters ist in Heinrich Kiepert zu Worte gekommen, und gerade durch die Entschlossenheit, mit der er als Kartenzeichner und Antiquar im Hülfsdienst der Historie Stellung genommen, hat er die Schei- dung herbeiführen helfen, welche jeder der beiden Sphären der geographischen Forschung das gibt, was ihres Rechtes ist, und die kein Versuch abermaliger Vermischung wieder rückgängig machen wird.1

Auf ähnlicher Bahn hatte Heinrich Barth seinen Lauf begonnen. Ja, als Barth. Schüler, und bald als Freund Böckhs wurzelte er noch unmittelbarer in dem Boden der Antike, und die Ziele, die er sich steckte, galten ursprünglich ganz eigentlich der Geschichte. Ihn, den Hamburger, den Sohn eines begüterten Kaufmanns, lockte es schon auf der Universität, die Handelswege zu verfolgen, auf welchen die Reichtümer und die Kulturen der alten Welt, des Okzidentes und des Orientes, zum Austausch gelangt waren. Indem er dann aber selber auszog, um den „Periplus um das Mittelmeer" zu vollenden, „dies herrliche Meer", wie er schon 1845 von Madrid dem geliebten Lahrer schreibt, „das ihm allmählich zu einem unentbehrlichen Begleiter werde", wurde er zum Forschung reisenden, der Erste in der Reihe der großen Pioniere europäischer Kultur, vor denen die Schleier, die den dunklen Erdteil verhüllt hatten, niedersanken.'

1) Über Kiepert vgl. vor allem Joseph Partsch, II. K. Ein Bild Beines Lebens und seiner Arbeit, Geographische Zeitschrift, YII. Jg. S. 1 ff.. 77 ff. (1901). Daza über Ritter Bd. 1!. B. meines Werkes.

2) Aus seinem Briefwechsel mit Bockh in dessen Nachlaß. - Es ist bemerkenswert, daß sowohl Barth und die Schlagintweits, wie anfänglich auch Kiepert, ihre Reisen im Auftrs Engländer und mit ihrer Unterstützung, die ihnen Bunsen and Bumboldt verschafften , gemacht haben; in englischer Sprache erschien das Bauptwerk der Schlagintweits,

Wege nach Tibet erschlossen hat. Gleiohwohl dürfen wu aml als Vorläufer der Tapferen

ansehen, die beute mit dem Schwerte die Länder Eür Deul ohland erobi welche von jenen der europäischen Wissenschaft unterworfen wuj

308 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Blieb nun der Lehrkreis der Fakultät der hergebrachte, so bewies sie doch bei der Besetzung der verwaisten Fächer in diesem Jahrzehnt durchweg eine Mathematik, sehr glückliche Hand. So auch in der Mathematik. Der Weggang Dirichlets Kummer nach Göttingen (1855) war ein großer Verlust. Aber in Eduard Kummer und wdwstraß. Wilhelm Weierstraß erhielt die strengste aller Wissenschaften zwei Vertreter, welche die Berliner Mathematik erst zur Höhe ihres Weltruhms bringen sollten. Beide kamen von der Schule her: Weierstraß, der Westfale, hatte an west- preußischen Gymnasien unterrichtet; der Schlesier Kummer war in Sorau, seiner Vaterstadt, und in Liegnitz Lehrer gewesen; Schulprogramme waren die Arbeiten, die sie der Welt als ebenbürtige Genossen eines Abel und Gauß offenbart hatten. Aber es hat wohl wenige Gelehrte gegeben, deren Sinn und Wesen ein so reines akademisches Gepräge trug, wie wir es an diesen beiden Großen bewundern, die im Leben und Forschen den Sinn antiker Weisen bewährt haben.1 Neuere Als das Feld der Philologie im eigentlichen Sinne galt nach wie vor die

Sprachen.

griechisch-römische Welt. Fachvertreter der romanischen Sprachen und Lite- raturen blieben nach Hubers Abgang die Lektoren Franceson und Fabrucci, während das Englische, seitdem Delhis 1843 ausgeschieden, in den Händen eines Solly war. Daß Wollheim sich auf Hubers Gebiet betätigte und Gosche oder Steinthal gelegentlich dorthin gerieten, geschah ohne Auftrag. War es

Hoppo. 1) -^n einen "Weisen des Altertums könnte auch Reinhold Hoppe (geb. 1816) erinnern,

an den Stifter der griechischen Philosophensekte, die in der Bedürfnislosigkeit das Glück des Daseins gefunden zu haben glaubte. So hat auch dieser „Einsiedler der "Wissenschaft", die doch keinen treueren Diener gehabt hat, sein Leben geführt, von dem 47 Jahre des Privatdozententums unserer Universität gehört haben (1853 bis 1900): eine ganz nach innen gerichtete Natur, viel- seitig wie wenige (denn Physik und Philosophie, Sprachforschung und musikalisches Interesse fesselten ihn neben seinem Hauptfach), aber ohne das Talent oder auch nur den Willen, nach außen zu wirken, weltfremd und in der Gesellschaft wie verschüchtert, und dennoch stets bei der Sache, im Urteilen sogar herb und bis zur Starrheit fest in seinen Meinungen, ganz ungewandt auf dem Katheder und doch klar und sicher im Schließen und Entwickeln, auch in der Mathematik überall zu Hause und unermüdlich, fruchtbar und nie geistlos, wenn er auch die ganz Großen nicht erreichte; als Philosoph (auch dafür hat er die Venia erworben) ein Verächter der Metaphysik, die er in Psychologie auflösen wollte, so unbekümmert um äußerliche Anerkennung wie er gleich- gültig gegen alles Lebengenießen war, in allem er selbst, aufrichtig, treuherzig, die Verkörperung der 'Wahrhaftigkeit und der Reinheit. (Vgl. den schönen von Pietät und innerem Verständnis getragenen Nachruf E. Lampes in den Verhandlungen der Deutschen physikalischen Gesellschaft, Eisenstein. Jg- H (1900), S. 183ff.) Den Gegensatz stellt Gotthold Eisenstein dar, ein Mathematiker von originaler, frühreifer Kraft, der alier unter dem Druck zerrütteter Verhältnisse und der Mißgunst der Regierung, die ihm seine Haltung in der Revolution nicht verzeihen wollte, erlag, bevor sein Genie, das ein Oauß bewunderte, sich voll entfalten konnte. 1847 habilitiert, starb er 1852 vor Vollendung, des 30. Jahres. Die Akademien von Berlin und Göttingen hatten ihn unter ihre Mitglieder au en, der Minister aber nahm ihm nach der Revolution noch ein

paar hundert Taler von der kleinen Remuneration fort, die ihm auf das unausgesetzte Betreiben Humboldts bewilligt waren. Vgl. die Mitteilungen Alfred Doves in seinem AI. v. Humboldt, Arndt. [I. Bd. S. 345 ff. A. D. B. V, S. 774. Endlich sei noch Peter Friedrich Arndts gedacht (geb. 1817. Lal.il. 1853, E. O. 1862, r 18G6 an der Cholera). Über ihn Cantor, A.D.B. (I, S. 553).

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 309

einmal (wie beim Rigorosum des jungen Heyse, der aus Bonn \nU Diez und Delius herkam) notwendig, aus der Fakultät einen Examinator für diese Studien zu bestellen, so hatte man dafür Bekker oder Haupt, die dann dem Prüflii auch auf diesem Felde die Strenge der Berliner Schule fühlbar machten und ihm, wenn er überhaupt bestand, gern das Prädikat verdarben. Dal! sie die neueren Sprachen einer wissenschaftlichen Behandlung für würdig hielten, hatten beide durch das eigene Beispiel bewiesen; wie es die Fakultät schon vor Jahren durch ihr Gutachten über Delius bestätigt hatte: war sie doch sogar bereit gewesen, das Polnische unter Schafaricks Pflege in den Kreis der Fakultäts- wissenschaften aufzunehmen. Aber die Lektoren, die Sprachmeister, auch nur Kollegen zu nennen, hielten die gestrengen Hüter der klassischen Schulung unter ihrer Würde, und bis zu dem Antrage auf Errichtung eines Lehrstuhls reichte ihre Liebe für diese Art von Philologie doch nicht. Einzig die deutsche Philo- ^l°^^che logie war dieser Ehre teilhaftig geworden. Sie verdankte dies ihrer Bedeutung für das nationale Leben, an dessen Aufbau sie als die Tochter der Romantik mitgeholfen hatte, und für dessen Ausgestaltung nicht nur von seiten der Lite- ratur, sondern auch der Geschichte und des Rechtes sie unentbehrlich war. Auch sie aber hatte, wenigstens in Berlin, nur in Anlehnung an die klassische Philologie ihre Stellung gefunden, deren Yorrang sie selbst kaum bestritt. Daß Hagen sich unmittelbar auf den vaterländischen Boden gestellt hatte, ward ihm eher verdacht. Als daher die Fakultät nach seinem Tode ihre neuen Vorschläge einreichte, nannte sie zwar Wilhelm Wackernagel ehrenhalber an erster Stell«' and Weinhold an zweiter, Avandte dann aber ihren Bericht so, daß ihr Wunsch, einen Kollegen zu besitzen, der wieder beide Felder beherrschte, unverkennbar war. Es war Karl Müllenhoff in Kiel, der einzige außer Haupt, der dies noch vor- uflii« mochte, sein und Lachmanns vertrauter Schüler. Auch diesmal mußte sie es dreimal sagen, bevor Räumer darauf hörte; seine eigene Zeit war fast abgelaufen, als er, im September 1858, die Berufung nach dem Wunsch der Fakultät vollzog.1 In der Eingabe war ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Müllenhoff auch auf dem Gebiet der klassischen Philologie gelehrt und gearbeitet habe. Anderseits ward doch betont, daß das germanistische Facli die volle Kraft eines Mannen erfordere; Haupt habe jedes halbe Jahr über deutsche Grammatik oder mittelhochdeutsche Dichtungen vorgetragen, sei aber außerstande, den ganzen Umkreis der deutschen Philologie in seinen Bereich zu ziehen. Die Bedeutung des klassischen Studiunis für die letztere war nur in die kritische Schulung gelegt worden, welche eine Bürgschaft gewähre für echt philologischen Sinn und eine streng philologische Methode gegenüber dem sonst auf diesen Gebieten vorwaltenden Liebhabereifer und den sich täglich mehrenden sprachlichen, ethnographischen und antiqua-

1) Die erste Eingabe der Fakultät schon vom 2S. Juli ;

310 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

rischen Träumereien.1 Damit war bereits Müllenhoffs Art und Aufgabe um- schrieben. Haupt gab fortan seine altdeutschen Vorlesungen auf, und Mülleu- hoff beschränkte sich nun auf die Pflege der germanistischen Studien. Der formalen Philologie im Sinne Haupts und Lachmanns hatte seine Neigung niemals gegolten. Auf der Universität in Leipzig, wohin er von Kiel im Sommer 1839 (nur für dies eine Semester) gegangen war, hatte ihn Gottfried Hermanns Lehr- weise eher abgestoßen; erst durch Haupt war er auf Lachmann hingewiesen, dem auch er fortan sich ganz zu eigen gab. Daß er in der Nibelungenfrage (im Gegensatz zu Hagen) die Lachmannsche Theorie gerechtfertigt und ergänzt hatte, war in der Eingabe der Berliner Fakultät als besonderes Verdienst dar- gestellt; und wenn man in seinem Versuch, die Liedertheorie des Meisters auch auf den Gesang von der Kudrun zu übertragen, wohl ein Übermaß skeptischer Kritik wahrnahm, so wurde ihm doch auch dies als Beweis umfassender Kennt- nisse und eindringenden Scharfsinns angerechnet. Aber zur klassischen Philologie hatte Müllenhoff sich auch von Lachmann nicht zurückführen lassen; es war das deutsche Altertum, in dessen Dienst er die Methoden der Berliner Schule und die Studien stellte, die er auf den Feldern der antiken Welt betrieb. Für ihn war die Philologie Altertumskunde im Sinne Böckhs und Jakob Grimms: die altgermanische Welt war das Feld, auf dem er von Jugend auf den Pflug geführt hatte. So wurde er auch in Berlin nur nominell Hagens Nachfolger, in "Wirk- lichkeit der des Begründers der deutschen Altertumskunde, der ja abberufen wurde, bevor Müllenhoff sein erstes Jahr in Berlin hinter sich hatte. Wie für Grimm, so war auch für Müllenhoff die Heimatsprovinz der Boden, in den er die ersten Furchen zog und der den historischen und vaterländischen Sinn in ihm weckte und nährte. Man wird bei ihm an Adam von Bremen erinnert, der von derselben friesischen Küste und dem altsächsischen Lande aus das Nordland und seine Meere bis zu den Küsten Grönlands und Winlands dem historischen Hori- zonte unterworfen hatte. So umspannte auch Müllenhoffs Blick die altgermanische Welt in allen ihren Bereichen, um sie in ihren Gemeinsamkeiten und Zusammen- hängen bis an die Grenzen, wo sie sich in den Nebeln des Mythus verlor, zu verfolgen. Aber wie für den Chronisten der Ecclesia Hammaburgensis, so blieben auch für diesen Nordalbinger des 19. Jahrhunderts die friesischen und nieder- sächsischen Gaue das Kerngebiet, um das sich ihm die gewonnenen Lande legten; wohin er immer den Kiel lenkte, ob zu Pytheas von Massilia und Pto- lemäus von Alexandria oder gen Island und nach Beowulfs Heimat, immer kehrte er in das Stromgebiet der unteren Elbe und Oder zurück, in dem er die Ursitze der Deutschen entdeckt zu haben glaubte. Auch er ein echter Niederdeutscher,

1) Das Gutachten geht natürlich auf Haupt zurück. Bei ihm selbst war der gleiche Wunsch noch anders, vom sachlichen Gesichtspunkt aus, motiviert worden: dal! nämlich für das C.edeiheu des Unterrichts die gegenseitige Durchdringung beider Richtungen von dem größten Wert sei.

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 311

vom knorrigen Holstenstamm, humorlos, schwerflüssiger noch als Haupt, herb und rückhaltslos wie dieser, gleich ihm ein unermüdlicher Arbeiter, eia Verächter und Hasser aller Halbheit, aber nicht weniger, und bis zum Eigensinn starr in den Meinungen der Schule, die ihm durch Lachmanns Autorität geheiligt waren.1

Auch in der Medizinischen Fakultät waren die Geister des Fortschritts, Modi zu die sich in den Blütejahren Johannes Müllers so kräftig geregt hatten, nicht mehr in dem Maße lebendig, wie tüchtig im übrigen in den rezipierten Disziplinen gearbeitet werden mochte. Zwar können wir auch in dieser Epoche neue Namen Sabiutai ersten Banges nennen; wir brauchen nur an Billroth, Ziemssen und Wilhelm Busch, an Lieberkühn und Pflüger, an Veit und Credo, Karl Hecker und Bern- hard Schulze zu erinnern, um die Bedeutung der Berliner Schule auch in diesem Jahrzehnt zu ermessen. Aber der Historiker der Berliner Universität hat kaum ein Anrecht auf diese Größen. Denn ihre Stellung in der wissenschaftlichen Welt haben auch sie an anderen Universitäten gewonnen; Berlin haben die meisten, und manch andere mit ihnen, nur ein paar Jahre angehört, und keiner ist zurück- gekehrt, auch der Größte nicht, Billroth, um den die Fakultät zweimal, nach Jüngkens und Langenbecks Tode, vergebens geworben hat. Berlin war eben, mehr noch als in dem abgelaufenen Jahrzehnt, die Pflanzschule geworden, ans der die medizinischen Lehrstühle in Deutschland besetzt wurden. Eine Assi- stentenstelle bei Langenbeck, Johannes Müller oder Busch dem Vater bot die beste Aussicht auf ein auswärtiges Ordinariat.2 Bei sich selbst aber hielt die Fakultät die Tür zu; und sie verringerte ihre Stellen eher, als daß sie sie ver- mehrt hätte. So ließ sie den Platz Ernst Horns im Herbst 1S48 leer, und so verzichtete sie auch nach des älteren Heckers Tod (11. Mai 1850) auf Neu- besetzung, obgleich es eine Nominalstelle war; als der Minister, von Schönlein, der das Recht hierzu durch einen Allerhöchsten Erlaß vom 6. Maärz 1850 erhalten, beraten, auf die Nennung eines Nachfolgers drang, wählte die Fakultät den alten Ehrenberg, der denn auch die Stelle bis zur Berufung von August Hirsch ver- waltet hat.3 Ebenso blieb Links Lehrstuhl für medizinische Naturwissenschaften

1) Auf Müllenhoffs Feld arbeitete Wilhelm Mannhardt (1831 bis SO), habilitier! 18« (bis 1803), als Mythologe nicht unverdient.

2) Von den Genannten lehrten in Berlin Crede 1849 bis 1850, Wilhelm Busch 18 bis 1855, Veit 1853 bis 1855, Karl Hecker 1853 bis 1857, Bernhard Sohulze LE Billroth und Hoppe -Seyler 1850 bis 1800, Ziemssen 1850 bis 1861, Pi

kühn 1858 bis 1807. Auswärts sind ferner Ordinarien geworden Carl Ern I Albrecht VI (hab. 1852 bis 1853), Karl Meyer (bab. 1852 bis 1853), Augusl M- yer (hab. 1858 l Bermann Wilhelm Friedberg (hab. 1852 bis 1800).

3) Unter heftigem Widerspruch von Schultz -Schnitzenstein, der iioh Belbst für dei netsten Kandidaten hielt.

312 Drittes Bach. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

unbesetzt, während die durch Wagners Tod seit 1846 erledigte Professur1 an Casper übertragen war, der bereits seit 1839 in der Fakultät saß. Wer aber in Berlin blieb, konnte auf ein Ordinariat lange warten. Darunter Männer wie Eduard Henooh. Heinrich Henoch, Rombergs Xeffe und Schüler, der Begründer der Kinder- heilkunde, deren Gleichberechtigung mit andern Faknltätsdisziplinen zu erlangen Traube, ihm selbst noch versagt blieb; Ludwig Traube, der Begründer der experi- mentellen Pathologie, der, nachdem die Revolution ihm die Venia docendi ver- schafft hatte, erst 1872 den Eintritt in die Fakultät erreichte; und vor allen a v. (iruefo. andern der Schöpfer der neuen Ophthalmologie, Albrecht von Graefe, der genialste Arzt und einer der edelsten Menschen seiner Zeit, dessen Kämpfe um die Anerkennung seiner Wissenschaft einen sehr dunklen Schatten auf die Ge- schichte seiner Fakultät geworfen haben.2 Unter Altenstein war die Fakultät, dem bureaukratischen Geist seines Ministeriums entsprechend, mit wenigen Ausnahmen aus sich selbst ergänzt worden; noch unter Eichhorn hatte sich das fortgesetzt, und ihre jetzigen Mitglieder waren, außer Müller, Schönlein und Langenbeck, sämtlich Berliner Privatdozenten gewesen. Sie selbst aber hielt darauf, ihre neuen Kol- legen womöglich von auswärts zu gewinnen. Immerhin fand die Berliner Schule wohl auch bei Berufungen in erster Linie Berücksichtigung. So kam Rudolf Yirchow Irafung. 1856 aus Würzburg zurück, nachdem er am Main zur Vollreife gelangt, zum Bahnbrecher in seiner Wissenschaft geworden war, auch politisch nicht mehr der Brausekopf, der „Tribun von 1848", wie Schönlein ihn genannt hatte, als Gelehrter jetzt ganz nach dem Herzen Johannes Müllers, der auf seine Wahl gewiß den bestimmenden Einfluß geübt hat, von einer Autorität, daß auch die

1) Auch Horkel (gest. 1846), dessen vergleichende Physiologie freilich bei Müller in deu besten Häuden war, hatte keinen Nachfolger erhalten.

2) Drei der Jüngeren entriß der Tod einer bedeutenden Zukunft: die beiden Pathologen 4 Deckel' Reinhardt (1848 bis 52) und Heinrich Meckel von Hemsbach (1852 bis 56) und den Derma-

narenspnin!;. tologen Felix von Bärensprung. Reinhardt, der Freund Virchows, folgte diesem als Prosektor an der Charite; er selbst ward durch Meckel ersetzt; und dessen Extraordinariat (es war ihm drei "Wochen vor seinem Tode verliehen) ward, zum Ordinariat ausgestaltet, wiederum Virchow übertragen. Meckel, der Sohn des Anatomen August Albrecht Meckel, hatte sich 1847 in Halle habilitiert. Mit ihm ebendort und im gleichen Jahre Bärensprung, der ihm 1853, zugleich als Abteilungsdirigent an der Charite, nach Berlin folgte; 1856 ebenfalls E. 0. geworden, geriet der geistvolle und vielseitige Forscher in schwere Konflikte mit Virchow, die auf sein tragisches Ende eingewirkt haben.

Auf halbem Wege sind ferner stehengeblieben: Langenbecks charaktervoller Schüler Ernst

Gurlt. Julius Gurlt, der nahezu ein halbes Jahrhundert der Universität angehört hat (1853 bis 1899,

E. 0. seit 1862), ein Chirurg, der freilich die Feder mehr geführt hat als das Messer, der hoch-

l'appenheim. verdiente Historiker seines Spezialfacb.es; der Hygieniker Louis Pappenheim, habil. Juli 1858,

Kavoth. 1860 Regierungsrat in Arnsberg; der Chirurg Friedrich Theodor Ravoth (1858 bis 1878), ein

Mreklemburger, der sein Fach noch als Handwerk, als Lehrling der Schule in "Waren, 1831

J. -Meyer, begonnen hat; der Internist Joseph Meyer, ein Schüler Schönleins (hab. 1853, E. 0. 1863,

dirigierender Arzt an der Charite, 1868 Direktor der Poliklinik, gest. 1887).

Zweites Kapitel. Revolution und Reaktion. 313

Regierung- sich nicht mehr gegen ihn sträuben konnte. In Eduard Arnold e. a Martin. Martin, der zwei Jahre später die Stelle des altern Busch erhielt, wählte die Fakultät wiederum einen Kollegen, der, als Schüler Naegeles, außerhalb Ber- lins emporgekommen war; er selbst hat den Ruhm der Berliner Schule, als Lehrer Olshausens und Gusserows, um so glänzender entwickelt. Virchow wird dann vor andern darauf eingewirkt haben, daß nach Johanues Müllers unerwar- tetem und unaufgeklärtem Ende dessen Professur noch einmal geteilt wurde. Und wieder waren es zwei Berliner, reifste Schüler des Unvergeßlichen, Reichert in Breslau und Dubois-Reymond, die sein Erbe antraten; letzterer seit Romberg der einzige, der vom Berliner Boden her unmittelber zum Ordi- nariat emporstieg.

Drittes Kapitel.

Neue Ära und letzte Einigungskämpfe.

Friedrich ^yjr iiaDen gesehen, wie weit Friedrich Wilhelm IV. sich die Ziele gesteckt

Niedergang, hatte, als er die Zügel des Staates, in die er schon vorher manchmal eingegriffen, endlich selbst in die Hand nahm, und wie hochgespannt die Erwartungen waren, welche man ihm entgegengebracht hatte. Nicht mit allem war er gescheitert; die Universität verdankt ihm Lehrer, welche Bahnbrecher, ja die Schöpfer ihrer Wissenschaft geworden sind. Aber freilich, die Männer, in denen der König die Träger seiner höchsten Ideale gesehen hatte, ein Schelling und Huber, Geizer und Rückert, waren längst vom Schauplatz abgetreten; und diejenigen, welche seitdem des Königs Banner hochhielten, sich als die berufenen Verteidiger von Thron und Altar aufstellten, hielten keineswegs die Straße ein, welche ihr Herr hatte gehen wollen; sie verleugneten eher die vaterländische Ader, die alle Gedanken Friedrich Wilhelms gehabt hatten, und kompromittierten ihn vor der Nation, an- statt ihn zu unterstützen. An ihre Adresse war das Wort bitterer Resignation gerichtet, das einst in dem Sommer nach. Olmütz, als der alte Bundestag eben wieder zusammengetreten war, Leopold von Gerlach aus dem Munde seines königlichen Herrn hörte: „Meine Freunde werden es noch bereuen, daß sie mich gezwungen haben, meine deutsche Politik aufzugeben." So spiegelt auch die Geschichte unsrer Universität ein Stück der Tragik wieder, die über der Re- gierung Friedrich Wilhelms IV. liegt: niederziehende Enttäuschung nach glän- zend begonnenem Aufstieg, Verkennung, ja Verkehrung aller seiner Ideale, Hoffnungen und Wünsche, und eine immer wachsende Ermattung bis zu den Lähmungserscheinungen, welche schließlich die Krone Preußens wie Körper und Geist ihres Trägers selbst ergriffen.

nomouo j)er Gegensatz erscheint um so krasser, als die Führung im Leben der

deutsche ° °

Geist. Nation in dieser Epoche mehr als je bei den Universitäten lag. Denn die Ziele, welche die Vorkämpfer der neuen Anschauungen verfolgten, und die sie in der gleichen Sphäre, wie der König, in allen Disziplinen, welche die Elemente des nationalen Lebens in Staat und Kirche umschlossen, zur Geltung zu bringen trachteten, lagen in einer Richtung, vor der Friedrich Wilhelm sich immer bekreuzigt hatte. Die Revolution, für ihn der Wendepunkt, die Klippe, an der

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungsfeämpfe. 315

er Schiffbrach gelitten hatte, war auch für sie die Krisis gewesen, aber sie hatte auf sie vielmehr klärend und festigend gewirkt: das Ziel, der Nation den ihrem Genius, ihrer Vergangenheit und den Bedürfnissen der Gegenwart gemäßen Staat zu schaffen, faßten sie um so schärfer ins Auge. Ihr Glaube an Preußens Sendung, der in dem Träger der Hohenzollernkrone erstorben schien, war nur sicherer geworden, gesunder, als er je in des Königs Herz gelebt hatte; und das Bewußtsein, in den protestantischen Traditionen das Mark des deutschen "Wesens zu besitzen und den Kern seiner Bestimmung, zuversichtlicher, als es den Träger der preußischen Krone je erfüllt hatte. Den Schimmer der Komantik, der auch über ihren politischen Idealen noch in der Paulskirche gelegen, hatten sie nahezu abgestreift und das großdeutsche Element, das sich nun fast durchweg mit reaktionären und ultramontanen Tendenzen verbündete, hinweggetan. Sie waren Realisten geworden, seitdem sie die Stärke der bestehenden Gewalten an sich selbst erfahren hatten: aber den Glauben an die Zukunft der Nation hatten sie sich gerettet.

Von Berlin ferngehalten, kam der neue Geist um so mehr an den kleinen ! Universitäten hoch. Auch die Theologie, die in Berlin verdorrte, begann anderswo wieder Fühlung mit dem Geiste der Gegenwart zu nehmen und neues Leben zu gewinnen. In Tübingen hatten längst Hegeische Gedanken, denen in Berlin Luft und Licht versperrt war, befruchtend gewirkt; unter ihrem Einfluß hatte Baur die Geschichte der Kirche in eine Form gebracht, welche jeder Epoche ihre Bedeutung und ihr eigentümliches Recht ließ und sie eben dadurch mit dem Gange der allgemeinen Entwicklung in einen Zusammenhang brachte, wie ihn bisher keine Auffassung, auch nicht diejenige Neanders, und am we- nigsten die der in Preußen herrschenden Orthodoxie gewährt hatte. Jedoch hatte Hegels Geist auf das Weltbild des großen Tübinger Theologen nur eben anregend gewirkt: überwuchern und verdrängen ließ Baurs historischer Sinn sich von dem spekulativen Elemente nicht; das Bild, das er vom Apostel Paulus und der alten Kirche entwarf, zeigte eine Linienführung, in der kein von außen hineingetragener Gedanke erschien; es sind Grundlinien der historischen Auf- fassung geworden, die seitdem wohl vertieft und ausgefüllt, aber nur um ein geringes verschoben wurden.

Stärker noch als in dem Meister, der schließlich mehr auf Kant als auf Hegel zurückging (eine Entwicklung, die wir auch an Vatke beobachten konnten), wühlte und wirkte der Geist der Berliner Philosophie in seinen Schülern. Unter- worfen im Sinne etwa eines Michelet hat sich ihm auch von diesen keiner mehr: weder Strauß noch Zeller noch Dorner; aber wie verschieden Beine Ausstrahlt! sein mochten erregt und eine Strecke Weges geleitet winden Bie von ihm sämtlich. Wenn er Zeller aus der Theologie hinausführte und David Friedrich Strauß zum Abfall nicht bloß von dem alten Glauben, BOndem TOB der idea-

Zeller und

316 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

listischen Philosophie selbst brachte, diente er einem Isaak August Dorner vielmehr dazu, die positiven Werte eines überlieferten Glaubens um so stärker zu entwickeln, sie mit den Lebensaufgaben der Gegenwart zu verschmelzen und sie in das Innerste der eigenen Persönlichkeit aufzunehmen. Ihm machte die Anschauung des Freundes, der in der heiligen Geschichte nur den Mythus sehen wollte, und seine am Ende ins Bodenlose fallende Skepsis wenig zu schaffen: er hielt an der Persönlichkeit Christi fest, weil ihm das Persönliche selbst im Mittelpunkt alles christlichen Denkens stand, weil er sich die Idee nicht ohne ihren Träger, den Gedanken nicht ohne das Erleben vorstellen konnte, und weil er sich alles dessen in der eigenen Seele bewußt blieb. Darum duldete er nicht nur, sondern forderte, wie seine Freunde, die Kritik an der Überlieferung und unerschrockenes Eindringen in die unbegrenzten "Weiten modernen Denkens; denn alles Forschen werde jenen Eckstein unseres Glaubens nur um so schärfer herausstellen, und keine Spekulation könne die ewigen, in Christus offenbarten Wahrheiten umstürzen. So erneuerte sich in der Tübinger Theologie die Furcht- losigkeit, welche die Reformatoren des sechzehnten Jahrhunderts in ihren Kämpfen mit der alten Kirche bewährt hatten, der männliche, protestierende Charakter des evangelischen Glaubens, der den deutschen Geist bis auf die Höhen der idealistischen Philosophie unbeirrt begleitet hatte. Dieser Gesinnung mußte die in Berlin gepflegte Orthodoxie als Kleinglaube, als ein Augenschließen vor dem Unentrinnbaren erscheinen und um so abstoßender wirken, als darin eine feminine Eeligiosität sich mit dem Schilde der Macht deckte und durch ihre Herrschaft in der Landeskirche fast als das Königlich Preußische Glaubensbekenntnis ab- gestempelt erschien. Wahrlich, nicht weil sie eine Brücke hätten schlagen wollen von den starren Dogmen des überlieferten zu den freieren Formen ihres Glau- bens, dürfen Dorner und wer wie er dachte Vermittlungstheologen genannt werden; die Orthodoxen waren ihre Gegner, und so schauten beide Parteien aufeinander: sondern weil sie, wie einst nach ihrer Weise die Reformatoren, in den Tiefen des menschlichen Geistes und seiner Geschichte eben die Erkenntnisse suchten, um welche die eigene Zeit rang, und also aus der Vergangenheit die Gegenwart erkennen und gestalten, und im Glänze der ewigen Wahrheiten die Wege auf- decken wollten, welche in das Dunkel der Zukunft führten. Sie scheuten die Berührung mit den Gedanken des Jahrhunderts nicht, weil sie in ihren Grenzen ihr Recht anerkannten; sie wollten sie nicht unterjochen, sondern sie mit den eigenen Ideen durchdringen, ihre Eigenmacht nicht zerbrechen, sondern vielmehr stärken und beseelen. Das war ja nun freilich Synkretismus. Aber wann hätte je auf anderra Wege die Welt der Ideen Eingang ins Leben gefunden! Ihre Kntwicklungsmöglichkeit, ihr eigenes Wachstum wird erst durch die Aufnahme entgegenstrebender Gedanken bedingt; kämpfend, in der Diagonale der Kräfte, schreitet das Leben vorwärts. Absolut betrachtet, war gewiß auch die Theologie

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskiini]>fV. 317

Dorners, und waren die ihr nahestehenden Systeme, wie sie ja untereinander schon vielfach abwichen, zumal in ihrem historischen Aufriß der Kritik bedürftig* und gerade die Gesichtspunkte, auf welche ihre Träger ein besonderes Gewicht legten, sind oft genug verändert worden, -- aber historisch, als Gebilde ihrer Zeit, waren sie berechtigt und werden darum immer ein Teil der ewig unauf- haltsam fortschreitenden Erkenntnis bleiben. Nur wer, wie Zeller es tat, bedin- gungslos sich in die Grenzen der Philosophie und der historischen Forschung einschloß und selbst da, wo er es einmal versuchte, nur von hier aus unmittelbar auf das Leben einzuwirken unternahm, konnte auf längere Dauer rechnen. Dorner aber wollte gerade praktisch wirken; es war sein innerstes Bedürfnis, eben weil er Theologe war und bleiben wollte; und er mußte Eklektiker werden, weil ihm die Epochen der Menschheit und die in ihnen waltenden Gedanken nur die Elemente darboten, die er in seinem "Weltbilde zu vereinigen trachtete. So nahm er es sich denn nicht übel, Schleiermacher, Hegel und sogar Schelling in Verbindung miteinander zu bringen; in den drei Systemen, deren Kämpfe wir verfolgt haben, deren Schöpfer selbst so feindselig gegeneinander gestanden hatten, fand er Ge- danken, aus denen sich ihm die eigene Weltansicht aufbaute. Und in der Tat, der Berliner Finsternis gegenüber bildeten diese drei, so wie wir es im Hinblick auf Eylerts Reaktionsprogramm schon von Fichte und Schleiermachar sagen konnten, eine Einheit, weil sich in ihnen der deutsche Geist des Jahrhunderts widerspiegelte.

So gaben diese Schwaben Gedanken, welche einst in Berlin zur Reife ge- kommen waren, in erneuerter Aussaat dem Norden zurück. Sie blieben darin den Überlieferungen ihres Stammes getreu; im Kampfe der Geister trugen sie, so möchte man sagen, wie verschieden sie gerüstet waren und ihre Waffen führten, wiederum des Reiches Sturmfahne voran. Dorner brachte sie zuerst nach Kiel, von dort nach Königsberg und weiter über Bonn nach Göttingen, wohin er vor dem Regimente Raumers auswich; Zeller übertrug die seinen nach Marburg, und von dort nach Heidelberg, um schließlich in Berlin, in der eroberten Feste der Gegner, den Jugendfreund wiederzufinden.

Mehr noch als in der Theologie lebte der auf die Erneuerung des nationalen Lebens gerichtete Wille in den Wissenschaften vom Staate, Nationalökonomie, Jurisprudenz und politischer Geschichte. Dorner und Zeller fanden seine Ko- lonien bereits an allen Universitäten, an die sie berufen wurden. Jedoch standen die Hochschulen des Westens und Südwestens dabei voran, entsprechend der hier besonders stark flutenden politischen Bewegung; daß auch Kiel dazu gehörte, erklärt sich aus der Stellung, welche die Nordmark in der Politik und im ! wußtsein der Nation einnahm. In der Wirtschaftswissenschaft, die ihrer J :' Natur nach den Strömungen des nationalen Lebens folgen muß, von denen sich ja nur zu leicht hierhin und dorthin treiben läßt, hatten die nicht-

BIS Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

preußischen Universitäten durchaus die Führung; man braucht nur an Knies und Hildebrand, Bau und Mohl, an Röscher und an Haussen, vor allen aber an Lorenz Stein zu denken, der in seiner Gegenüberstelluog von Staat und Ge- sellschaft des Rätsels Lösung gefunden zu haben wähnte. Der Grund liegt nahe genug. Die Kleinstaaten, in denen sie sämtlich lehrten, waren dem Wogendrang des nationalen Lebens weit mehr ausgesetzt als das feste Gefüge der preußischen Großmacht, und boten darum mehr Gelegenheit und Antrieb, Theorien aufzu- stellen, Systeme zu entwickeln. Die gleiche Wellenbewegung wirkte auf die Rechts- Rechtswissenschaft ein. Auch sie blickte, wie alle diese Disziplinen, nach

wissenschalt. ' r

England als dem „Erblande der Staatsweisheit'' hinüber; Straf- und Prozeßrecht und das im Vordergrund des allgemeinen Interesses stehende Staatsrecht suchten dort ihre Vorbilder. Tiefer aber griffen noch die Bestrebungen ein, welche aus den Rechtssatzungen der eigenen Altvordern das nationale Recht neu aufbauen wollten. Hier war Georg Beseler der Führer, der Schüler und Freund Jakob Grimms und Dahlmanns; auch er kein Preuße, sondern wieder ein Sohn der deutschen Nordmark, mit deren Boden und Geschichte er so eng wie Müllenhoff verwachsen war. Wenn Beseler dennoch als preußischer Professor, von der kleineu pommerschen Universität her seinen Kriegsruf gegen die Romanisten erhoben hatte, so kam es daher, weil er die Greif swalder Professur in den Jahren erlangt hatte, als Friedrich Wilhelm selbst noch das Steuer der nationalen Be- wegung in der Hand zu haben glaubte.

Nun aber war es dem König längst aus der Hand gerissen, und die Führer der deutschen Bildung, denen er die Wege hatte weisen wollen, erhoben ihrer- seits den Anspruch, die Richtung zu bestimmen, welche die Nation und mit ihr Preußens Krone einhalten sollten. Vor allem die Historiker unter ihnen. In drei Generationen, von Dahlmann bis Heinrich von Treitschke, waren sie in einem Lager vereinigt. Noch stand Leopold Ranke in der Vollkraft seines Schaffens. In den Jahren der Reaktion hatte er die Französische Geschichte vollendet, im ersten Jahr der Neuen Ära kam der erste Band seiner Englischen Geschichte heraus, dem dann Jahr um Jahr die weiteren Bände folgten. Das waren die beiden Nationen, denen die Revolution gegeben, was sie der deutschen versagt hatte: Macht und Einheit und die parlamentarischen Formen, in denen der Liberalismus beides verbürgt sah. Zwei Werke, deren Bedeutung seitdem jedes Jahrzehnt nur stärker hat hervortreten lassen: sie bilden das Fundament für jeden Forscher, der sich ernsthaft mit der Werdezeit des modernen England oder der Höhezeit des alten Frankreichs, das die Revolution zerstörte, befaßt. Auf die Zeitgenossen machten sie dennoch keinen Eindruck. Für diese war Macaulay der Meister der Geschichtschreibung; denn in ihm fanden sie, wie Ranke im Vorwort zur Englischen Geschichte mit leiser Ironie bemerkte, das, wo- nach sie verlangten: „einen der Bildung der Zeit und der Stimmung der Gemüter

Politische Geschichte.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 319

analogen Geist, wo jedes glückliche Wort das lebendige Mitgefühl anregt". An dem farbigen und antithesenreichen Stil des englischen Whigs erbauten und übten sich Historiker und Journalisten; zwei Übersetzungen (die eine von Wil- helm Beseler, Georgs Bruder) brachten die breitausgeführten Schilderungen des englischen Klassikers dem deutschen Lesepublikum näher. Der deutsche Meister war beiseite geschoben. In den Jugendbriefen Heinrich von Treitschkes suchen wir vergebens nach Rankes Namen; man möchte wirklich annehmen, daß der glänzendste Geschichtschreiber unseres Volkes, und der bis heute wie kein an- derer sein Herz besitzt, in den Jahren, die für seine Entwicklung bestimmend wurden, niemals ein Buch von Ranke in die Hand genommen hat. Waren doch die eigenen Schüler dem Meister untreu geworden; oder sie trugen auf dem Katheder und in ihren Büchern Ansichten vor, die sich von denen ihres Lehrers weit entfernten und von den Ereignissen des Tages Ziel und Richtung erhielten. Denn nur solche Geschichtsbilder wollten ihre Leser vor sich haben und nur von solchen Autoren sich belehren lassen, die über die Vergangenheit zu Gericht saßen, und denen dabei das Parteidogma als Gesetzbuch diente. So hatten es schon die meisten aus der älteren Generation, seit Luden, gehalten, und danach wählten auch die Jüngeren, die nun das Ohr der Nation besaßen, Gervinus und Drovsen, Sybel, Häusser, Baumgarten, und wie sie alle heißen, ihre Stoffe; sie wollten politisch wirken und waren tatsächlich die Führer der Nation.

Vom Standpunkt der Wissenschaft könnte man eine solche Abweichung von der geraden Straße der Erkenntnis vielleicht bedauern; denn daß es ein Irrweg war, bezeugt die Rückwendung der deutschen Geschichtsforschung zu Ranke, der uns heute wie ein Fels in der Brandung erscheint, wenigstens den- jenigen unter uns, denen daran liegt> festen Boden unter den Füßen zu haben. Aber die Erkenntnis allein hat noch niemals die Welt vorwärts gebracht, und Ranke selbst wäre der letzte gewesen, der dazu den Beruf gehabt oder auch nur die Neigung in sich verspürt hätte; obschon er doch lange vor der Revo- lution Linien in die deutsche Zukunft gezogen hatte, welche mit der Gegenwart merkwürdig harmonieren: der Verzicht auf politische Aktualität war die Voraus- setzung für sein ganzes Forschen gewesen; nur ein völliges Sicherheiten über die Gegenwart und ihre Kämpfe machte es ihm möglich, die darin wirkenden Kräfte aneinander zu messen und abzuschätzen. Einen gab es auch in der politischen Welt Deutschlands, der dies Augenmaß besaß, einen Mann, der ganz Wille und Tat war und jeden Augenblick bereit, seinen Glauben an Preu- ßens Recht zur Führung der Nation im Kampfe zu bewähren. Aber d Stunde war noch nicht gekommen. Und diejenigen, welche zurzeit die Re- gierung Preußens in Händen hatten, besaßen weder die Einsicht noch des Willen noch auch die Kraft, um das Werk, das in der Revolution gescheitert war, zu vollenden. Im Vergleich mit ihnen hatten die en von L848,

320 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

mochten sie Unitarier heißen, wie Treitschke, oder Gothaer, wie Georg Beseler, tausendmal recht, wenn sie den Anspruch erhoben, die Wirklichkeit besser zu erkennen, Preußens Bestimmung und Deutschlands Zukunft schärfer zu deuten. Ihre Liebe zu Preußen war freilich nicht so rein, und ihr Glaube an seine Macht nicht so stark, daß sie nicht eine für sie noch höher stehende Idee verehrt hätten: an dem Rechte der Nation maßen sie das Recht, das sie Preußen zuerkannten. Sie boten ihm die Führung unseres Volkes auf seinem Wege zur Einheit an, weil ihnen die deutschen Interessen bei der Krone der Hohenzollern am besten geborgen schienen; aber sie erwarteten von dieser, daß sie solchem Ziele von ihrer Eigenart alles opfern werde, was ihnen damit nicht im Einklang zu stehen schien. Das war ihr Irrtum; es war noch immer der von 1848: sie verkannten die Eigenkraft und den Machtwillen, der in dem Staate Friedrichs des Großen trotz aller Annäherung an die nationalen Forderungen lebendig geblieben war; sie meinten, die Kraft ihrer Ideen sei so groß und ihr Einklang mit den Traditionen und den Interessen Preußens so einleuchtend, daß solche Hemmungen und Widerstände davor zunichte werden müßten; daß die deutsche Einheit auf dem Amboß des Krieges, im Kampfe von Deutschen gegen Deutsche geschmiedet werden würde, war auch den Unitariern unter ihnen ein kaum faßbarer Gedanke. Aber nur dem, der zur Einsicht in Preußens Kraft auch den Glauben daran mitbrachte und zugleich den Willen, diese Kraft restlos und rücksichtslos zu gebrauchen, konnte der große Wurf gelingen. Und auch damit war es noch nicht getan: wer Preußens Krone zum Siege führen wollte, mußte selbst im Vollbesitz ihrer Macht sein. So weit aber haben es die Liberalen niemals gebracht, auch nicht in den wenigen Jahren, als sie die Ministersessel in Berlin besetzt hielten. Dennoch hat auch sie ihr Glaube nicht getäuscht. Das hat der Baumeister des Deutschen Reiches selbst schon damals anerkannt; denn er erkannte in ihren Programmen und in dem Einfluß, den sie ausübten, den AVillen der Nation zur Macht und eine Eigenkraft, an der er nicht vorbei- gehen durfte, wenn er sein eigenes Ziel erreichen wollte.

Hier liegt das unvergängliche Verdienst jener Professoren, von denen nun im Laufe der Jahre Berlins Akademie und Universität gerade die erlesensten in sich aufgenommen haben. Auf diesen Moment die Nation vorzubereiten, war Ziel und Summe ihrer Gedanken. Georg Besoier. Seinem Volke das Recht zu schaffen, das seinem Genius entsprach, war

auch die Absicht, welche Georg Beseler in seinen beiden Lebenswerken, die nun bereits hinter ihm lagen, verfolgte, wie in jener Kampfschrift, in der er das Haupt der historischen Schule, aus der er doch selbst hervorgegangen, an- gegriffen hatte. Gewiß, Savigny hatte gar nicht unrecht gehabt, als er dem Streitlustigen, der ihm sein Buch übersandt hatte, zurückschrieb, daß seine Polemik zum Teil auf Mißverständnis beruhe und dort Gegensätze annehme, wo

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskänipfe. 321

sie in der Tat gar nicht beständen. l Das ist auch wieder das Urteil der Gegenwart geworden. Das Zwielicht der Romantik, das auf dem Begriff des „Yolksgeistes " als der Quelle des Rechts ruhte, wurde nicht gehoben, sondern nur noch unbestimmter dadurch, daß Beseler ihm den des Juristengeistes u gegenüberstellte und nun zwischen „Yolksrecht", als dem Naturwüchsigen und Gesunden, und „Juristenrecht", als dem Gekünstelten und Fremdartigen, unter- scheiden wollte so etwa wie die liberale Doktrin Yolk und Regierung, Gesell- schaft und Staat in Opposition zueinander brachte. Hier wie dort wurde in die Form der Theorie gebracht, was im Grunde nichts anderes bedeutete als "Willens- kräfte, welche im Kampf miteinander lagen, Gegensätze des Lebens, welche nach einer Lösung strebten. Das alles kann uns dennoch nicht abhalten (wie es übrigens auch von seiten der Gegner schon damals nicht unterlassen ist), diesem Versuch, autochthone Rechtsgedanken an Stelle der von außen hineingebrachten Elemente in die Gesetzgebung einzuführen, eine produktive Kraft von mächtiger Wirkung bei- zumessen. Beseler ist durch ihre "Wiedererweckung, vor allem durch seine lebens- volle Lehre von der deutschrechtlichen Genossenschaft in Wahrheit ein Schöpfer deutschen Rechtes geworden: die nationalpolitische Tendenz, der praktische Zweck selbst öffnete ihm die Augen und ließ ihn in dem Rechtsbewußtsein der Täter intuitiv Gedanken wiederfinden, welche, soweit sie in das nationale Rechtsleben aufgenommen worden sind, ihre ursprüngliche Kraft von neuem voll bewährt haben. Nicht anders lag es bei den Staatsrechtlern und den Nationalökonomen; auch sie richteten ihre Wege auf die Ziele hin, denen Staat und Gesellschaft entgegenreiften, und das gab ihren Anschauungen Leben und Fülle. So suchten auch die Historiker die Programme ihrer Partei aus der Vergangenheit her zu rechtfertigen: Johann Gustav Droysen, indem er in der Geschichte der preußischen Politik den ghibellinischen Gedanken als ihr Erbteil seit dem ersten Hohenzollern, der in die Marken gekommen, aufzudecken unternahm; Heinrich von Sybel

1) In dem ausführlich rezensierenden Schreiben vom 13. Oktober 1S43, abgedruckt von Beseler selbst in seinen Erinnerungen, „Erlebtes und Erstrebtes", S. 253. Savigny wendet sicli darin gegen den alten von Beseler wiederholten Vorwurf, als habe er seiner Zeit jeden Beruf zur Reform absprechen wollen. „"Wenn", so schreibt er, „z.B. S. 65. 66 behauptet wird, ich habe die "Wichtigkeit der Gesetzgebung nicht hoch genug angeschlagen, indem ich mit Unrecht den Blick auf das Privatrecht beschränkt habe, so erwidere ich, daß meine kritisch bezweifelnde Schrift vom Beruf, wie ihr Inhalt und ihre historische Veranlassung zeigt, nur vom Privatrecht handeln will, ja nicht einmal von der privatrechtlichen Gesetzgebung überhaupt, sondern von der Codification, d. h. von einem zu sanktionierenden Rechtssystem, welcher beiden Dinge Verwechselung immer und überall wieder auftaucht. Daher hat jene Schrift den hohen Beruf und Einfluß von Karl dem Großen und Luther auf keine "Weise berührt, und kann durch dieselben nicht widerlegt werden. Ich wüßte nicht, daß Beide sich im Fach der Codification ausgezeichnet hätten, so wenig es mir je einfallen konnte, zu bezweifeln, daß welthistorische Reformen in Staat und Kirche durch große Männer bei günstiger Gelegenheit ausgeführt werden können." Audi die folgenden Erwägungen des stets Besonnenen und in die Tiefe Behauenden sind höchst beachtenswert.

Lenz, fioschichte der Universität I- «1

322 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

mit der Apologie des Baseler Friedens uud der Abwehr habsburgischer Avie fran- zösischer Darstellungen der Revolution und ihrer Kriege, die er uns als groß- deutsche oder als revolutionäre und nnpoleonische Legenden zu erweisen suchte; und so mit und nach ihnen alle die andern, Junge und Alte. Der Jüngste und bald der Größeste war freilich noch kaum unter ihnen zu finden; nur mit seinen Versen, aus denen sich ihm aber bereits Stoffe, Formen und Ziele seiner historischen Kunst unmittelbar erhoben, und mit seiner Habilitationsschrift, in der er das Fundament seines politischen Gedankeubaues errichtete, hatte Hein- rich von Treitschke bisher sich unter die Streitenden gemischt1; aber jede Zeile aus seiner Feder glühte vom Kampfesgeiste der Gegenwart.

Wie gesagt, im Lichte reiner Erkenntnis werden alle diese Bemühungen, die Forschung unmittelbar auf die Aufgaben der nationalen Politik einzustellen, vieles einbüßen. Zumal die Historiker haben vor der späteren Kritik schlecht bestanden; wie ja auch die Wirklichkeit sich von den Bahnen, auf die sie unser Volk hinwiesen, recht erheblich entfernt hat. Aber für unser Urteil muß dies durchaus zurücktreten vor der Erwägung, daß alle diese Männer in jenem Moment keine andere Stelle haben durften: die Stunde der Erfüllung stand vor der Tür; sie forderte ihre Dienste. Die Neue Ära. Mit dem Ausscheiden Friedrich Wilhelms IV. schien dieselbe bereits ge-

kommen. Augenblicklich verlor in Berlin die Reaktion, welche das Ministerium, die Verwaltung und selbst den Landtag bis zuletzt beherrscht hatte, den Boden unter den Füßen: der neue Regent brauchte nur hervorzutreten, um die nationale Bewegung zum Durchbruch zu bringen und die Neue Ära für Preußen zu eröffnen.

Auch für die Berliner Universität begann damit eine neue Epoche. Hatte doch der Minister, dessen Obhut sie jetzt anvertraut war, Ritters Zögling, Savignys bedeutendster Schüler, unserer Alma Mater selbst noch als Student und Professor Bothmann Hoii- angehört. Als Bethraann Hollweg, seinem eigenen Wunsche gemäß, gerade niTte^sein vor- em Menschenalter zuvor nach Bonn versetzt war, hatte er sich den Rückweg an versäSt. ° " fue Universität, an der er bereits das Rektorat bekleidet, ausdrücklich vorbehalten. Statt dessen kehrte er nun als ihr oberster Chef zurück. Noch fand er einen Teil der Jugendfreunde vor. Aber den meisten waren die Arme kraftlos ge- worden, und derjenige, der seinem Herzen der Nächste gewesen, Ludwig von Gerlach, stand ihm jetzt als erbitterter Gegner gegenüber. Das spezifische Preußeu- tum, das Gerlach und die andern so bald von dem gemeinsamen Boden der na- tionalen Romantik losgelöst hatte, war niemals Bethmanns Art gewesen. Er war,

1) Der erste seiner Aufsätze in den Preuß. Jahrbb. erschien 1858.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 323

wie der Freiherr vom Stein, aus eigener Wahl Preuße geworden und hatte nie- mals die Verbindung mit dem Westen aufgegeben. So war er in Bonn bald wurzelfest geworden und hatte sich zunächst als Professor, dann auch als Kurator der rheinischen Universität eine weithin sichtbare, einflußreiche Stellung erworben. Das kirchliche Interesse, ein Erbteil seines Hauses, hatte er sich erhalten und weiter entwickelt; aber die Einschnürung in die dogmatische Enge, die einzelne seiner alten Freunde bis zum Separatismus führte, hatte er vermieden; im Rhein- land, wo der Gegensatz gegen die katholische Kirche soviel sichtbarer war als in den östlichen Teilen der Monarchie, war dafür kein Boden. Feindselig stand Bethmann Hollweg darum zu den Andersgläubigen nicht. So tief war die Kluft zwischen den beiden Bekenntnisgemeinschaften überhaupt noch nicht wieder ge- worden; und in der Mystik der katholischen Religiosität lag sogar ein Element, das dem Übersetzer des Thomas a Kempis, wie seinem alten Lehrer, eher sym- pathisch war. Aber er teilte doch nicht die weitverbreitete Neigung zu einer Rückbildung der evangelischen Frömmigkeit in die von der Reformation ver- lassenen Glaubensformen, welche einen Ludwig Gerlach der Unterwerfung unter das Papsttum ganz nahe brachte. An der Landeskirche hielt er unbedingt fest, nur daß er die freie Verfassung der rheinisch -westfälischen Kirche in ihr heimisch zu machen und die Union der evangelischen Bekenntnisse, das Werk des alten Königs, auf die Gesamtheit der deutschen evangelischen Kirchen zu übertragen hoffte Tendenzen, die denen Friedrich Wilhelms IV. verwandt waren, und für die Bethmann Hollweg an den Bonner Theologen, einem Nitzscb, Sack und Dorn er, willige Helfer fand. Mit dem rheinischen Liberalismus im Sinne eines Mevissen und Hansemann war seine Fühlung freilich nur gering, und das deut- sche Sturmjahr führte ihn noch einmal an die alten Freunde heran. An dem Junkerparlament von 1848 nahm er als märkischer Grundbesitzer teil. Auf dem Landtag, wo er einen Sitz in der Ersten Kammer erhalten, schloß er sich der Fraktion Stahl an; noch bei der Eidesleistung auf die Verfassung, am 6. Februar 1850, gehörte er zu ihr; von seiner und Ludwig von Gerlachs Hand war die Erklärung, in der die Partei Stellung dazu nahm. Die Wendung brachte auch für ihn die Politik von Olmütz; vergebens versuchte der König den Riß zu heilen, der Bruch blieb unheilbar. In der neuen Partei, die sich bildete, hatte Bethmann Hollweg eine der ersten Stimmen. Sie nannte sich nach dem Organ, in dem ihre Führer ihr Programm entwickelten; bei den Gegnern aber hießen sie die Beth- männer oder auch die Partei der Prinzessin, und zumal die letztere Bezeichnung deutete in der Tat recht wohl die Richtung an, in der ihre Ziele lagen. Es waren im wesentlichen die des Hoflagers von Koblenz; und so war es das Ge- gebene, daß der Prinz von Preußen beim Antritt der Regentschaft aus dieser Gruppe sein Kabinett zusammensetzte und ihrem geistig bedeutendsten Führer das Ministerium übertrug, das neben dem dos Inneren, <\a± dem Grafen von

324 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Schwerin, dem Kultusminister im Märzministerium, übergeben ward, das wichtigste in der Neuen Ära zu werden versprach.

Auch unsere Universität bekam bald die neue Hand zu spüren. Diese fühlte sich aber gar nicht so sanft an, wie mancheiner im Kollegium erwartet haben mochte. Es wiederholte sich bei dem neuen Minister die Erfahrung, die man an Eichhorn gemacht hatte, in dem man anfangs auch nur den Freund und einstigen Genossen begrüßt hatte, um sehr bald desto bitterer enttäuscht zu werden. So griff auch Bethmann Hollweg in die Rechte und Wünsche der Fakultäten schärfer ein, als irgendein Minister, seitdem ihr Vorschlagsrecht von Graf Schwerin aus- drücklich anerkannt war, es gewagt hatte. Gerade zu seinem Vorgänger stellte er sich dadurch, eigentümlich genug, in Gegensatz. Denn so fest auch Karl von Raumer zugegriffen hatte, wo seine Politik es forderte, hatte er es sich im übrigen zum Prinzip gemacht, das Selbstergänzungsrecht der Fakultäten nach Möglichkeit zu schonen.1

AWandinn- Übrigens fand der neue Minister den Weg schon vorbereitet. Denn seitdem

'"Yörper. **' der Prinz von Preußen im Herbst 1 8 ö 7 die Stellvertretung des erkrankten Königs

übernommen hatte, war Raumers Stellung bereits erschüttert gewesen. Sogar

steinmoyer in die Theologisc h e Fakultät war mit der Rückkehr Steinmeyers aus Bonn

Lehm-rt scheidet als Ordinarius (im Juni 1858) etwas von dem rheinischen Geist eingedrungen.

^Berufung.6"1 Um dieselbe Zeit war die kirchenhistorische Professur durch Lehnerts Abgang erledigt worden. Wie unsicher aber Hengstenberg sich damals bereits fühlte, zeigten die Verhandlungen über die Besetzung dieser Stelle, für die sich die Fakultät aufNiedner einigte, den früher nicht einmal Ladenberg durchzubringen gewagt hatte; jetzt rühmte sie ihm in ihrer Eingabe2 Selbständigkeit und „sinnige Penetration des historischen Stoffes" nach, und betonte (unter Hinweis auf Döl- lingers wachsendes Ansehen) die Notwendigkeit, dem regen Eifer, den die katho- lische Theologie auf dem Gebiete der historischen Forschung entfalte, Gleich- wertiges entgegenzusetzen. Doch ging dieser Kelch an Hengstenberg noch ein- mal vorüber, da Niedner seine Stellung am Seminar in Wittenberg, wohin er von Leipzig gegangen war, nicht aufgeben wollte; er scheute sich wohl, dem Ber- liner Gottesstreiter zur Seite zu treten. Als aber Bethmann Hollweg an das

1) Auch seinen Räten hatte Raumer freiere Hand gelassen, sich gegen sie viel ungezwungener gegeben, als Bethmann Hollweg es liebte, dessen Haltung gegen sie stets etwas Kühl -Vor- nehmes, Unnahbares hatte. Zumal Johannes Schulze hatte zu Raumer, mit dem ihn die gleiche Liebe zu der klassischen Bildung verband, ein besseres Verhältnis als zu irgendeinem der vielen Minister, unter denen er gearbeitet hatte. Als Räumer abging, reichte auch er sofort sein Ent- lassungsgesnch ein; und Bethmann Hollweg tat nichts, um den alten Hegelianer zu halten, sondern nahm sogleich den ihm gesinnungsverwandten Olshausen in das Ministerium auf.

2) Vom 20. März, gleichzeitig mit dem Vorschlag für Steuxmeyer. K.-M. U. I. 4. XXXIV, Vol. I.

Drittes Kapitel. Nene Ära und letzte Einigungskilmpfe. 328

Regiment kam, stellte sich Hengstenberg doch wieder zum Kampf. Noch hatte er die Majorität, denn Steinmeyer trat für ihn ein. Und so setzte er Vor- schläge durch, in denen Niedner ganz übergangen und überhaupt jede Berufung für unnötig erklärt wurde. Als Ordinarius wurde dem neuen Minister jetzt Wuttke angeboten, der bei den früheren Vorschlägen gar nicht genannt war; seine Beliebtheit bei den Studenten (andere Verdienste konnten in der Tat nicht in Betracht kommen) ward besonders hervorgehoben; der sonst stets und erst eben wieder einmal verworfene Piper ward des Honorarordinariats mit angemessenem Gehalt für würdig erklärt, für Schneider aber das Extraordinariat gefordert. Da- gegen traten in separaten Voten Nitzsch und Twesten (der die freiere Luft froh zu atmen begann) energisch für Karl Schmidt in Straßburg ein, den Bio- graphen Melanchthons, der ja in dieser Zeit den Orthodoxen als ein halber Liberaler galt; neben Schmidt hatten sie noch Jacobi und den Marburger Henke auf ihrer Liste. Der Minister hielt sich diesmal noch in der Mitte; er verwarf beide Listen und kam auf Niedner zurück, der nun nach einigem Sträuben schweren Herzens den Ruf annahm. Die Spaltung in der Fakultät blieb be- stehen, und da der alte Strauß zu Michaelis ausschied, bekamen Hengstenbergs Gegner die Majorität. Ihr Einfluß kam gleich im März 1860 bei der Gründung eines Extraordinariats für den Inspektor am Domkandidatenstift Hermann Meßner. Meßner zur Geltung, der seit 1857 das Organ der Evangelischen Allianz, die Neue Evangelische Kirchenzeitung, leitete; vergebens suchte Hengstenberg den gefährlichen Mann, den er als farblosen Eklektiker bezeichnete, abzudrängen. Ein neuer Bonner kam zu Ostern 1861 mit Sack hinzu, dem Bethrnann auf Sack, seinen persönlichen Wunsch, jedoch unter Zustimmung der Fakultät, eine Honorarprofessur gab; und endlich krönte der Minister sein Werk durch die Einsetzung Dorners, die er selbst ganz persönlich betrieb. Die Fakultät Domor. hatte (es handelte sich um den Ersatz für Nitzsch) den Oberhofprediger in Dresden Liebner vorgeschlagen, neben dem sie noch den Breslauer Extraordi- narius Maus und Abt Uhlhorn nannte. Der Minister aber wandte sich nun un- mittelbar an den neuen König, dessen Zustimmung er umgehend erhielt.1 Es war der letzte seiner Erfolge; wenige Wochen darauf mußte er selbst sein Amt niederlegen. 2

Auch in der Juristischen Fakultät hatte sich die neue Windrichtung bereits vor der entscheidenden Krisis bemerkbar gemacht durch eine Anfrage aus dem Ministerium vom 27. April 1858, ob noch immer Bedenken gegen die Beförderung des Professor Gneist zum Ordinarius bestünden. Daß Raumer nicht om

t-» i ]• n l_i m L- i Ordinarius.

von sich aus darauf gekommen ist, obschon das Buch, das dir Fakultät bisher

1) Die Eingabe ist vom 17. Januar 1862, die Ernennung erfolgte sohon tags darauf.

2) Als besonderes Motiv hatte er den Wunsch geltend gemacht, Dorner für den Oberkirohenrat

zu gewinnen, dessen Präsident er selbst später geworden ist.

326 Drittes Buch. Aul dem Wege zur deutschen Einheit.

vermißt hatte, jetzt heraus war, braucht keiner "Worte; er wird einer Weisung vom prinzlichen Hoflager gefolgt sein. Die Fakultät wollte nun freilich auch von dem neuen Werke (es war der erste Band des Englischen Verfassungs- und Verwaltuugsrechts) nicht viel wissen; ihr Tadel traf besonders die vielen Exkurse zur Yergleichung preußischer und englischer Zustände; immerhin ließ sie sich herbei, es als eine ehrenvolle Leistung anzuerkennen, und gab darum ihre früheren Bedenken auf; und diese sauersüße Empfehlung genügte dem sonst so spröden Minister, um Gneist die lange vorenthaltene Stellung zuzuweisen (24. Juni). Beseier3 Eintritt: Was wir in diesem Falle noch nicht authentisch wissen, können wir von

Homeyera. dem Eintritt Beselers in die Fakultät urkundlich feststellen. Und zwar hat dieser selbst den ersten Schritt getan durch eine Immediateingabe an den Prinzen von Preußen, welche dieser um dieselbe Zeit, als er sich für Gneist einsetzte, erhalten haben wird; Beseler berief sich darin auf eine Zusage, die ihm Eich- horn bei seiner Berufung nach Greifswald gegeben habe. Diesmal gelang es Raumer noch, den neuen Eindringling fern zu halten; finanzielle Schwierigkeiten kamen ihm dabei zu Hülfe.1 Unter Bethmann aber blieben diese zunächst unberücksich- tigt, und so konnte zu Ostern 1859 die Berufung erfolgen: am 2. April, dem zehnten Jahrestage der Kaiserdeputation, an der er selbst so hervorragenden Anteil genommen, traf der Führer der jüngeren Germanistenschule in Berlin ein.2 Daß die Fakultät, und zumal ihre beiden Mitglieder, die durch die Einschiebung direkt getroffen wurden, Heffter und in erster Linie Homeyer, sich durch ihre Ausschaltung gekränkt fühlten, läßt sich verstehen. Lancizolle, der überdies im Direktorium der Staatsarchive einen sehr behaglichen Ruheposten erhalten hatte, war allerdings längst überständig.3 Homeyer aber wurde trotz seiner 63 Jahre seinen zahlreichen Ämtern (er war Mitglied der Akademie und des Staatsrats, Kronsyndikus und Vertreter der Universität im Herrenhause, seit 1845 auch Obertribunalsrat) noch vollauf gerecht. Für die Öffentlichkeit war er freilich nicht geschaffen, dem Geräusch des Tages v\ ich er eher aus; und das mochte in diesen Jahren, wo die Hörer von dem Katheder her immer die Beziehung auf die Gegen- wart erwarteten, seine Wirksamkeit beeinträchtigen, wie sorgsam er seine Vor- träge vorbereitete und auf der Höhe der Forschung zu erhalten bemüht war. Wie tief dennoch sein Einfluß auf die wissenschaftlichen Köpfe noch immer war, dafür ist sein ebenbürtiger Nachfolger, den die Universität bis vor kurzem noch den Ihrigen hat nennen können, der glänzendste Zeuge geworden.4 Unab-

1) K-M. IV 24, Vol IL

2) Nach einem Schreiben Beselers an Windscheid vom 7. Mai 1S59; in seinem Nachlaß.

3) Von der Lehrtätigkeit ließ er sich doch erst nach Stahls Tod zu Ostern 1862 entbinden ; gestorben ist er im Mai 1*71.

4) Vgl. ßrunners eigenen Nachruf auf Uomeyer, Pr. Jahrbb. 3ü. Bd. (1875), S. 18.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 327

hängigkeit, Gradsinn und Gerechtigkeit waren der Kern in Homeyers Wesen und der belebende Geist für alles, was er war und schuf. Die Ausgaben der deutschen Rechtsbücher und die Darstellung des sächsischen Lehnswesens waren Meister- werke gewesen; sie hatten ihn an die Spitze der germanistischen Schule geführt; er war Eichhorns würdigster Jünger geworden. Seine Schriften tragen nicht bloß den Stempel philologischer Akribie und historischer Objektivität, sie lassen auch den Scharfsinn und die schöpferische Kraft des juristischen Denkens er- kennen, die man ihm als Berater der Regierung und rechtsuchender Parteien wie als dem Mitglied des obersten staatlichen Gerichtshofes allseitig nachrühmte. Und noch immer schritt er rastlos weiter; vor wenigen Jahren erst hatte er mit der Sammlung der Handmale begonnen, mit der er einen völlig neuen, über die ganze germanische Welt sich erstreckenden Quellenkreis für die deutsche Rechtsgeschichte gewann; es ist ihm noch vergönnt gewesen, auch dies Werk zum Abschluß zu bringen. Seine ganze Art zu sein war, wie sie von der Arbeitsweise und den Zielen Georg Beselers abwich, so den wissenschaftlichen Anschauungen Bethmann Hollwegs verwandt. Und nun hatte sich der Minister, gleich ihm ein Freund und Schüler Savignys, durch politische Rücksichten dazu bringen lassen, ihm einen Mann an die Seite zu setzen, in dem er den Gegner sehen mußte. Homeyer verbarg seinen Unwillen nicht, so wenig, daß er, wie einst Savigny bei der Oktroyierung eines Gans, sich von den Ge- schäften der Fakultät und des Spruchkollegs entbinden ließ und nur dem Katheder treu blieb.

Im übrigen brauchte Beseler sich über seine Aufnahme in der Fakultät nicht nedeotun- zu beklagen; Stahl, politisch sein Antipode, kam ihm sogar, in Erinnerung an Universität. " gemeinsame Münchener Eindrücke (auch Beseler hatte damals Schellings Einfluß auf sich wirken lassen), mit besonderer Liebenswürdigkeit entgegen. Und bald merkte die Korporation, was sie an dem neuen Kollegen erworben hatte. Kaum Einer hat seitdem eine ähnliche Stellung an der Universität gewonnen. Bereits im Herbst 1860 machte die Fakultät ihn zu ihrem Dekan; er hat dies Amt noch dreimal bekleidet. Dreimal ist er Rektor gewesen, zum ersten Mal schon 1862/63; und bereits vier Jahre später wurde er von neuem dazu erkoren. Es waren dies Jahre höchster politischer Spannung; und niemand verdiente jene Würde besser als ein Mann, in dem sich in solchem Maße Regententugenden und Erfahrung miteinander verbanden. Er trat schon jetzt mehr und mehr an die Stelle Böckhs, als dessen Nachfolger im Vertrauen der Universität und bald auch der Regierung er gelten durfte. Jedermann rühmte an ihm das Besonnene, Maßvolle, Abge- klärte, das auch auf dem wissenschaftlichen Gebiet in der Abschleifung früherer Schärfen zur Geltung kam; Gerechtigkeit und Wohlwollen, Eigenschaften, die er zumal gegen die Beamten der Universität, welche vereinend zu ihm aufschauten, bewährte, reichten sich bei ihm die Hand. Der Anblick des festen und graden,

\28 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

seiner selbst gewissen Mannes könnte uns in der Tat, "wie es treffend gesagt worden ist, an die ehrwürdige Gestalt des altsächsischen Schöffen Eike von Eepgow er- innern, dessen Gedanken in das Rechtsleben der Nation wieder einzufügen für Georg Beseler die Lebensaufgabe geworden war. So war auch in ihm das nord- deutsche Wesen verkörpert, das eben jetzt, als die Ernte der Jahrhundertc, die Herrschaft über Deutschland gewann; in dem Wahlspruch, den er aus seiner friesischen Heimat mitgebracht, „Rein Hart, klar Kimming", hat er selbst dafür den bezeichnenden Ausdruck gefunden. Koiior stirbt: Der Tod Kellers (11. September 1860), der Savigny's Lehrstuhl zum zweiten

Male frei machte, gab dem Minister neue Gelegenheit, übrigens im Einverständnis mit der Fakultät, sein Interesse an deren Gedeihen zu betätigen; er führte die Verhandlungen über die Neubesetzung ganz persönlich. Seine Gedanken hatten sich zunächst auf Vangerow gerichtet, und eine Zeitlang schien es wirklich, als könnte der Heidelberger Pandektist seiner glänzenden Wirksamkeit an der Ruperto- Carola entrissen werden; die Aussicht, so schrieb er dem Minister, an der weitaus be- deutendsten deutschen Universität zu wirken und in einem Staate sich einzubür- gern, auf welchen gerade jetzt die Blicke aller wahren Vaterlandsfreunde gerichtet seien, übe einen so unwiderstehlichen Zauber auf ihn aus, daß dagegen die mäch- tigen Reize, die ihn seit 20 Jahren an Heidelberg gefesselt, gar sehr verblaßten. Schließlich hielten persönliche Rücksichten Vangerow doch in Baden fest, und statt seiner folgte Karl Georg Bruns aus Tübingen, wo er sich einst habilitiert hatte, und wohin er erst vor zwei Jahren zurückgekehrt war, der Einladung des Mi- nisters. Ein Mann der neuen Zeit und, wie die andern, Norddeutscher von Geburt, jedoch auch mit Süddeutschland durch seine Laufbahn wie durch persönliche Beziehungen (vor allem durch seine Frau, Gmelins anmutsvolle Tochter) eng verbunden; in seinen Anfängen noch von Hegel beeinflußt, dann aber, wie seine Tübinger Freunde, in dem sicheren Boden exakter Quellenforschung fest geworden, Philolog und Humanist, eine feingestimmte, harmonisch abgetönte Persönlichkeit, nicht so genial, aber charaktervoller als sein Vorgänger, von einer Gradheit der Gesinnung und einer Wärme des Herzens, die ihm, wohin er kam, Kollegen stahl stirbt; und Schüler zu Freunden machten. Nach abermals einem Jahr riß Stahls uner- wierior ein. wartcter Tod eine neue Lücke. Auch diesmal folgte Bethmann Hollweg den Wünschen der Fakultät. Nicht gerade gern; er hätte wohl lieber Albrecht oder Bluntschli gehabt. Aber yler Fakultät, wenigstens der Mehrheit in ihr, schien jener zu alt, und gegen beide wandte sie ein, daß sie ihren Schwerpunkt im deutschen Privatrecht hätte, das durch Beseler genügend vertreten sei; während sie an Zacharias in Göttingen auszusetzen hatte, daß er nur das positive, nicht auch das allgemeine deutsche Staatsrecht vertreten werde. So gab Bethmann Hollweg ihrer Bitte nach, ihr den einstigen Kollegen Ämilius Richter, der 1858 ins Ministerium übergetreten war, zurückzugeben. Und gewiß war

Drittes Kapitel. Neue Am und letzte Einigungsbämpfe. 329

Richter als Forscher Avie als Lehrer jedem gewachsen. Aber das Alter machte

sich auch bei ihm geltend, schon nach drei Jahren war er tot, und danach

ist dies Lehrfach acht Jahre hindurch nur durch Extraordinarien vertreten ge- wesen.1

Die Umbildung der juristischen Fakultät, die nun, nachdem auch Lancizolle ausgeschieden, fast homogen gestaltet war, mag dem Minister eine besondere Genugtuung bereitet haben. In der Philosophischen Fakultät war nicht so- viel alter Sauerteig auszufegen; zumal die Naturforscher waren durch ihr Fach ungefährlich oder, wie der alte Encke, persönlich harmlos. Immerhin hat es der Regierung doch auch hier eine gewisse Mühe gemacht, dem neuen Geist Eintritt zu verschaffen. Den Anstoß gab Friedrich, von Raumer, dessen Herz noch so Ranmer tritt liberal schlug wie in seinen jungen Tagen, durch ein Schreiben, worin er, ohne Berufung j.ö.' die Fakultät zu fragen (die er nur in Kenntnis davon setzte), eine Ersatzprofessur für sich selbst bei dem Minister in Anregung brachte (5. Mai 1859).2 Ob er damit auf eigene Hand vorging oder nach Rücksprache im Ministerium handelte, läßt sich leider nicht sagen; die Akten verraten nichts. Die Fakultät aber sah sich dadurch gezwungen, ihrerseits vorzugehen, schon um einen Eingriff von oben- her zu verhüten. Wie sehr sie diesen fürchtete, bewies sie in der Eingabe, mit der sie alsbald, schon am 12. Mai, sich an den Minister wandte; indem sie ihre Bereitwilligkeit, dem Wunsche des verehrten Kollegen (dessen Gesundheit sich übrigens erfreulichst gebessert habe, so daß von da aus seiner Lehrtätigkeit nichts entgegenstehe) nachzugeben und in die Beratung über eine Ersatzprofessur einzutreten, bat sie dennoch Seine Exzellenz ehrerbietigst, die Entscheidung bis nach Eingang des von der Fakultät zu erstattenden gehorsamsten Berichts Hoch- geneigtest auszusetzen; und sie unterließ nicht, diese „gehorsamste Bitte" durch den Hinweis auf das im § 42 ihrer Statuten gewährte und „in den letzten zehn Jahren auch immer anerkannte und innegehaltene Recht", sowie auf die an den Minister Eichhorn gerichteten Vorstellungen der Fakultät und des Senats vom 5. August 1843 und 17. Juni 1846 zu verstärken. In der Kommission, in die, unter Magnus als Dekan ; außer den beiden Fachvertretern noch Böckh, Haupt und Trendelenburg gewählt wurden, ließ man sich längere Zeit; nicht wen; als dreimal kamen die Herren zusammen. Daß Droysen sogleich Räumers Kan- didat war, möchte ich annehmen; dennoch gab auch er zunächst seine Stimme für Häußer ab, für den Ranke sich nachdrücklich einsetzte, und der Bämtliche sechs Stimmen auf sich vereinigte. Droysen, der an zweiter Stelle genannt wurde, blieb diesmal nur um eine Stimme (man wird ihren Träger erraten) zu-

1) Zunächst durch Hinscliius, s"ii IStib durch Bübler.

2) Raumer hatte sich bereits 1853 emeritierm lassen, aber au! treu Wunsch der Fakultät noch ab und an Vorlesungen gehalten. Mittlerweile war er 78 Jahre geworden.

330 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

rück; während Schmidt und Sybel für die dritte Stelle, jener mit vier, dieser mit nur drei Stimmen, nominiert wurden. In der zweiten Sitzung aber gelang es dem oder den Gegnern Raumers, Droysen auf den dritten Platz zurückzu- schieben und ihn gar noch in die Parität mit Schmidt zu versetzen. Der Gefahr, daß er dadurch ganz abgedrängt würde, begegnete Raumer in der dritten Sitzung (am 15. Juni) dadurch, daß er „ausnahmsweise" vier Vorschläge anstatt der üb- lichen drei durchsetzte, und so kam Droysen wenigstens auf die Liste, wenngleich nun an vierter Stelle1, und zwar mit einer Charakteristik aus Rankes Feder, die nichts weniger als eine Empfehlung genannt werden konnte.2 Dem Minister aber genügte es vollkommen, um dem Manne die Stelle zu geben, der wie kein an- derer durch seine Studien und seine Gesinnung den Geist der Neuen Ära dar- stellte. Gewiß, auch Häußer hätte sein Amt im gleichen Sinne aufgefaßt; aber so preußisch wie Droysen empfand doch, außer etwa Max Duncker3, keiner. Und so hat denn in der Tat Johann Gustav Droysen seine Aufgabe in Berlin aufge- faßt: als eine ihm anvertraute Mission, Preußen das geistige Rüstzeug auf seinem Wege zur Macht und zur Erfüllung seiner Bestimmung zu geben und die Deut- sehen durch ein vertieftes historisches Studium zur Nation zu bilden. Wie er es in seiner Denkschrift über die Errichtung eines historischen Seminars zum Ausdruck brachte: „Dem Volke das Bild seiner selbst zu geben, den Gedanken seines geschichtlichen Lebens, ein Maß und einen Sporn für sein Weiterstreben, das Gefühl seiner Gemeinsamkeit, seines Berufes, seiner Kraft"; zumal das Seminar, das er sich weniger als ein Unterrichtsinstitut denn als eine Arbeits- genossenschaft reifer und gleichstrebender Männer dachte, sollte diesem Zwecke dienen.4

1) An zweiter Schmidt, an dritter Sybel.

2) In der Öffentlichkeit ist der unvereinbare Gegensatz zwischen den beiden großen Histo- rikern kaum hervorgetreten, und in ihren Büchern drücken sie sich darüber in einer nur für das

irfere Auge erkennbaren Weise aus. Wie Droysen. mindestens in seinen frühen Jahren, zur

iriographie Rankes stand, erfahren wir aus einem seiner Briefe an Johannes Schulze, vom

1. November 1847, worin er ihm Mitteilungen über die Vorarbeiten zu seinem York machte und

von dem herrlichen Geiste Preußens in den Jahreu des Befreiungskampfes sprach: „Oder lächeln

-. so lesen wir da, ..über meinen Eifer? Weiß es Gott, wäre ich preußischer Historiograph, ich wollte was Besseres tun, als über den großen Kurfürsten und den gestrengen Herrn Friedrich Wilhelm ein parfümirtes Buch schreiben, ich wollte was mehr aus den Archiven herauslesen als jenes vornehme Garnichts, womit nun geprunkt wird, und ist doch nicht ein Titelchen neu und wichtiger als das längst schon Bekannte. Aber freilich, man muß zur Geschichte ein Herz haben und, wie Heraklit schon von seiner Wissenschaft gesagt, auch die Geschichte schreite daher und schaue , trunkenen Sinnes und lachenden Mundes eine Sibylle1; und gar schön ist der Beisatz tSia ihv ,'hföv'.- Von Bänke kenne ich kein privates Urteil über seinen Kollegen ; es würde jeden- falls objektiver gelautet haben. Geh. St.-A Briefe an Job. Schulze. D.

3) A7on diesem hatte die Kommission im Hinblick auf seinen Eintritt in den Staatsdienst abgesehen.

4) Vgl. die Geschichte di chen Seminars in Bd. III, S. 251. Per Gegensatz gegen K'auke konnte in Wahrheit nicht größer sein. Da ist es denn um so bedeutsamer, daß diese

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe.

In der Kommission war die Ansicht aufgestellt worden (sie war sogar dieMommsoi allgemeine gewesen), daß man in erster Linie einen alten Historiker nötig habe. Und in der Tat, seit Zumpts Tod und Schmidts Abgang gab es in der Fakultät weder unter den Dozenten noch den Professoren einen Fachvertreter für die alte Geschichte. Eine Berufung Droysens hätte sich also auch von dieser Seite her rechtfertigen lassen.1 Um so seltsamer mutet es an, daß der Ersterwählte der Kommission gerade Häußer war, der wohl ab und an über alte Geschichte ge- lesen hatte, im übrigen aber mit seinen Studien und Interessen ganz in den neueren Jahrhunderten lebte. Noch auffallender aber ist es, daß Berlin bereits einen alten Historiker von Weltruhin besaß, ohne daß auch nur sein Name in den Protokollen der Kommission aufgetaucht wäre. Ob die Hemmung bei Böckh gelegen hat oder ob die Kandidatur Mommsens niemals erwogen worden ist, bleibe abermals unerörtert. Genug, daß es wiederum nicht an der Fakultät gelegen hat. wenn ihr die Neue Ära den größten Erforscher und Darsteller alter Geschichte geschenkt hat, den die Welt bis heute sah. Seit 1S58 war Theodor Mommsen in Berlin, um im Dienste der Akademie „die Archive der Vergangenheit" auf seinem Felde zu ordnen. Von dem Eecht, als Akademiker an der Universität zu lesen, hatte er bisher keinen Gebrauch gemacht. Im Jahr 1861 aber erhielt er einen Kuf nach Bonn, wo ihm die Arbeitsgemeinschaft mit dem alten Freunde Otto Jahn und dem durch das Corpus Inscriptionum ihm noch ong verbündeten Ritschi winkte. Er wäre ihm gefolgt, hätte nicht der Minister eingegriffen und ihn der Fakultät präsentiert, die diesmal mit ihrer Einwilligung nicht zurück- hielt. Wiederum ein Mann der neuen Zeit, der Gegenwart so hingegeben wie Gneist und Beseler, Droysen oder Heinrich von Sybel. Von ihrem Geiste ganz durchglüht waren die drei Bände seiner römischen Geschichte, die nur deshalb ein Torso geblieben ist, weil Mommsen in späteren Jahren, unter der Abwand- lung der Zeiten, selbst ein anderer geworden war und nun, wie er einmal sagt hat. nicht mehr die Leidenschaft besaß, Cäsars Tod zu schildern. Es spiegell sich auch in ihr der Wirklicbkeitssinn der Epoche, der Drang, die Alten von ihrem „phantastischen Kothurn", auf dem sie der Welt bisher erschienen, herab- steigen zu lassen, sie „in die reale Welt, wo gehaßt und geliebt, gesägt und ge- zimmert, phantasiert und geschwindelt wird", zu versetzen; mit innerem Anteil

Blütenträunie, so wie Droysen es gehofft, niclit gereift sind. Niemals sind weniger bist Dissertationen aus der Berliner Schule : angen als unter ihm. der Bich prinzipiell der

„Doktorenfabrikation" feindlich entgegenstellte. Kr selbsl verlor in den unergründlichen akti in- inassen des Geheimen Staatsarchivs den Buden unter den Füßen tau! blieb auf halbem '>\ i stecken. Seine besten Schüler aber sind zu Ranke zurückgekehrt, and heute bekennt jedermann, daß die Grundlinien, die dieser in seinen Büchern preußischer Geschichte gezogen hat, anverrückt geblieben sind.

1) Übrigens bat Droysen in Berlin Griechische Geschichte bis in seine letzten Jährt getragen.

332 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

auch für dies Leben der Vergangenheit soll sich der Leser erfüllen. Aber wie tief immer die Kämpfe der Epoche das geniale Werk in Anschauung und Dar- stellung beeinflußt haben mögen, von der einmal erwählten Bahn haben sie seinen Verfasser doch nicht abdrängen können. Das unterscheidet Mommsen von den andern, die sonst seine Freunde und lange auch seine Kampfgenossen waren. Jene stellten nicht nur Urteil und Darstellung, sondern ihr ganzes Arbeitsgebiet in den Dienst der Politik. Droysen hatte seine Stellung in der wissenschaftlichen Welt auf dem Felde der griechischen Geschichte gewonnen; Sybel war durch seine mittelalterlichen Studien bis nahe an die Grenzen der römischen Welt zu- rückgeführt worden, er hatte bereits den Plan gefaßt, seinem Herstellungsversuch des altdeutschen Staates eine Geschichte der Ursprünge des Christentums, seiner Loslösung vom Staat und der Kultur der Alten folgen zu lassen, als ihn, wie Droysen, die politischen Erschütterungen der Gegenwart dazu brachten, seine Aufgaben in der jüngsten Vergangenheit zu suchen; und so ließ auch Gneist um verwandter Ziele willen die Welt der Pandekten im Stich. Mommsen hingegen ist aus dem Studienkreis, in dem er sich einmal festgesetzt hatte, nicht wieder herausgetreten. Gewiß nicht aus Gleichgültigkeit gegen die noch gemeinsamen Ideale; er ist ihnen treuer geblieben als die andern; sein ganzes Leben lang hat er für sie gestritten. Jene ließen sich von dem Strom der allgemeinen Entwick- lung tragen und fanden sich im Leben wie in ihrer wissenschaftlichen Auffassung mit ihr ab: Mommsen stemmte sich ihr eher entgegen und scheute niemals vor Konflikten zurück, auch wenn sie ihn isolierten; Menschenfurcht war ihm fremd. Aber der Forscher war in ihm jederzeit stärker als der Politiker; und er hielt beide Sphären um so mehr auseinander, je weiter die historischen Räume wurden, die er in rastloser Arbeit sich unterwarf. Was ihn von der Jurisprudenz zur Geschichte brachte, war die Einsicht (er selbst hat sich im Hinblick auf einen verstorbenen Freund so ausgesprochen), daß in der Formel an sich der Geist nicht zu finden sei, daß die historische Jurisprudenz ohne die Geschichte, das Römische Recht ohne Rom noch etwas weniger sei als Stückwerk. Wenn er dann seine Römische Geschichte vor der Kaiserzeit, in deren Studium er sich, als er den Gedanken faßte, gerade zuerst vertieft hatte, abbrach, so geschah es nicht etwa aus Scheu, an die altchristlichen Probleme zu rühren (sie haben gerade in seinen letzten Jahren einen Teil seiner Arbeit gebildet), sondern in der Erkenntnis, daß eine Geschichte der römischen Kaiserzeit noch etwas anderes sei als die Geschichte des Kaiserhofes und der Reichsverfassung, daß sie vor allem *Reichsgeschichte sein müsse, und daß eine volle Anschauung des Welt- reiches lediglich aus der Flut ihrer Inschriften gewonnen werden könne: es war die Aufgabe, für die er sich bereits vor Jahren verpflichtet, die er schon auf der Universität als unerläßlich für die Erkenntnis des römischen Rechts wie des römischen Staates erkannt hatte. Und wenn er später, beim Antritt seines

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einlgungsktfinpfo. 333

Berliner Kektorats, die Kommilitonen ermalmt hat, stets ihre eigenen Wege zu gehen, unbekümmert um Gefahr und die Schwierigkeit der Aufgabe, mit dem vollen und ganzen Entschluß, ihrer Herr zu werden, denn bei jeden rechten Menschen von Eigenart sei der eigene Weg für ihn der beste, so wies er damit nur auf den Weg hin, den er selbst sich gebahnt, und die Gesinnung, in der er ihn betreten hatte. Es ist ihm schwer genug geworden. Denn er wußte, was er aufgab, und daß er seine Lebenszeit mit Arbeiten ausfüllen sollte, die ihn von den Zielen, denen seine Künstlernatur zustrebte, hinwegtreiben würden. „Wie viel lieber als anderen Leuten Ziegel machen, baute ich selbst Häuser", so schreibt er in den Tagen, als ihm die Berliner Akademie den Auftrag an- bot, zusammen mit Jahn das lateinische Corpus Inscriptionum zu machen. Zu Hülfe kam ihm die Nötigung, sich eine feste Stellung zu sichern, für „schnödes Gold" die „goldene Freiheit" aufzugeben. Aber das Entscheidende war dies nicht, sondern (wie er in demselben Brief, an den Freund seines Lebens, Wil- helm Henzen, betonte) der Gedanke, „daß, wo solche Not ist, wie hier, jeder zugreifen muß, wer da kann, und daß die wahre Tüchtigkeit darin besteht, an der Ecke, wo man eben steht, sei es Offizier, sei es Soldat zu spielen". Das ist das wahrhaft Große, Ehrfurcht Heischende an diesem Helden der Arbeit, daß er, der das Ziel und die Vollendung der Historie in der Kunst, in der Plastik der Darstellung erblickte, und der selbst von Schöpferkraft glühte, dem die Ge- danken entsprühten, wie unter dem Hammer vom Amboß die Funken, er, der Meister der Form, des prägnanten Ausdrucks, eindringender Charakteristik, frei- willig, um der Sache willen, eine Lebensarbeit auf sich nahm, welche nur Bau- steine häufte und in der Gleichförmigkeit ihrer Technik nur durch unendliche Geduld und eine das Kleine und Kleinste beachtende Sorgfalt zu einem guten Ende gebracht werden konnte. „Hat es doch auch Scaliger getan", so tröstet er sich, „und war mehr als du." Aber freilich, die Geduld, die er dazu mit- brachte und in täglicher Arbeit stählte, war, wie er selbst es in jener Rede zum Ausdruck gebracht hat, nicht „die banausische Geduld der groben Arbeit", son- dern „die geniale Geduld des das ferne Ziel vorahnenden Forschers"; und darum konnte er auch in dieser Arbeit alle Kräfte und Gaben seines Genius entwickeln: die unbeirrbare, intuitive Schärfe des Urteils, in der sich Kritik und Kombina- tion vereinigten, den Blick des Organisators, der die überallher zuströmende Materie gliederte und abgrenzte und bei aller Kühnheit im Ausgreifen doch nur das Erreichbare sich vornahm, und so auch die Leidenschaftlichkeit seines Tem- peraments, die ihn um so ruheloser dem Ziel entgegentrieb, je klarer er es vor sich sah. Weit über ein Jahrtausend alter Geschichte hat Mommscn forschend durch- messen. Im Mittelpunkt stand ihm immer Rom, aber kein Blatt in dessen Ge- schichte ließ er unberührt, von den Ursprüngen der ewigen Stadt her bis dahin. wo die letzten Trümmer des Weltreiches, das sie mit ihren Formen aufgebaut und

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erfüllt hatte, sich in dem Dunkel der Völkerwanderung verloren. Schwierigkeiten schreckten ihn nicht; er selbst türmte immer neue empor. Über das Inschriften- werk hinaus regle er an, begann und vollendete er Unternehmungen, an denen sich ganze Geschlechter von Gelehrten müde gerungen hatten. Um ihn her die Schar seiner Mitarbeiter, die durch die Arbeit selbst seine Schüler, Ge- lahrten, Freunde wurden, unter denen er stand wie ein römischer Centurio unter seinen Legionären, den Blick überallhin, vor allem aber vorwärts gerichtet, anfeuernd mit freundlichem oder auch strengem Zuruf, am meisten jedoch durch das eigene Beispiel, stets bereit, zu raten, zu korrigieren, die Schwachen zu stützen, die Zurückbleibenden wieder an die Front zu führen oder selbst an die Stelle der Fallenden zu treten. So sahen wir ihn noch die Schwelle des neuen Jahr- hunderts überschreiten, in dem Silber seiner Locken, den Nimmermüden, mit den Augen, in denen noch das Feuer der Jugend brannte: sammelnd, ordnend, neugestaltend, immer weitere Räume des vergangenen Lebens sich unterwerfend, und dennoch der Gegenwart mit ihren Kämpfen zugewandt wie in seinen jungen Tagen, streitlustig wie einst, auch wohl herrisch und hartnäckig, unduldsam zu- weilen und verbittert, und dennoch (wie jeder, der ihn kannte, wußte) ein Mann des weichen Herzens, voll zarten Empfindens, der treuste der Freunde, allem was menschlich ist offen, und erglühend für alles Edle, das Gute wie das Schöne, auch er der rechte Sohn seiner Heimat, ganz verwurzelt in dem protestantisch- norddeutschen Wesen, bei allem Freimut gebunden an das Grundgesetz in der Religion seiner Täter, die Wahrhaftigkeit, in der ihm Leben und Schaffen be- schlossen waren. Einen Größeren hat keine Universität je besessen; seiner Wissen- schaft wird niemals ein ihm Gleicher erstehen.1

Jubiläum 1860. Inmitten dieser Abwandlungen beging die Universität das fünfzigste Jahres-

fest ihres Bestehens. Rektor und Festredner zugleich war August Böckh, und keinem Würdigeren hätten beide Ämter anvertraut werden können als ihm , dem Einzigen, der von den Lehrern des ersten Jahres noch tätig war. Zum Haupt- festtag war der 15. Oktober bestimmt worden, der Jahrestag des Königs, dem Böckh sonst zur gleichen Stunde so oft von der Cathedra Maxima der Univer- sität die Glückwünsche der Universität dargebracht hatte, den nun aber schweres

1) Vgl. vor allem die Gedächtnisrede seines liebsten Schülers, Otto Hirschfelds, weit- aus die beste Würdigung, die der Persönlichkeit und dem Schaffen Mommsens zuteil geworden ist. Auf ihr beruht die obige Charakteristik. Der Vollständigkeit halber seien als Ordinarien, die Bethmann Hollweg, beide im Herbst 1800, berief, noch Emil Roediger, der Arabist, und Georg Hanssen, der Nationalökonom, genannt. In der Geschichte unserer Universität haben beide, stdle Gelehrtennaturen, keine tiefen Spuren hinterlassen. Hanssen kehr,te 18b9 nach Göttingen, woher er gekommen, zurück; Roediger wirkte an der Berliner Universität bis zu m Tode (1874).

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 335

Siechtum von der Feier fernhielt. Heute fand diese nicht in der Aula statt, welche die Menge der Festteilnehmer nicht hätte fassen können, sondern in der Nikolaikirche, wohin man im Festzuge von der Universität aus gegangen war. Yor einer Korona, in der, neben Savigny und Bethraann Hollweg, Mommsen und Helmholtz mit Mittermaier (diese beiden hatte Heidelberg deputiert), noch Jakob Grimms herrliches Greisenhaupt bemerkt wurde, rief der Redner Erinnerungen wach, an denen er selbst wie kein zweiter Anteil hatte, und die nun, getragen von dem Goldgehalt platonischer Gedanken, sich wie Abendglanz über sein Leben breiteten. Mehr jedoch als der Vergangenheit war die Stimmung dieser Tage der Gegenwart zugewandt und den Hoffnungen, die man von ihr aus auf die Zukunft setzte. Das Fest wurde eine Huldigung für den neuen deutschen Geist, der nun auch in Berlins Universität seinen Einzug gehalten, und für den Hohenzoller, der sich zu ihm bekannt hatte. Mittermaier, der für die auswärtigen Universitäten sprach, brachte dieses allgemeine Empfinden zu vollem Ausdruck, als er den Blick der Versammelten auf den Tag lenkte, den die Universität nach abermals fünfzig Jahren erleben werde, an dem noch ganz andere Abgesandte erscheinen würden, die von der deutschen Volksvertretung gewählten Abgeordneten.

Prophetische Worte, die aber auch darin den Charakter der Prophezeiungen Ministerium trugen, daß sie wohl das Ziel bezeichneten, die Wege aber, die dahin führten im Dunkel ließen. Daß dies "Wege der Kämpfe und des Leidens sein würden, verbarg der Redner nicht. Aber wenige mögen in diesen Tagen froher Feste daran gedacht haben, wie nah und *unab wendbar der Konflikt war. Schon im nächsten Jahr kam er zum Ausbruch. Und abermals nach einem Jahr waren die Führer des geistigen und politischen Liberalismus einer Regierung ganz ent- fremdet, welche alle Ideale der Nation zu verleugnen schien.

Auch unsere Universität blieb von der abermaligen Wendung nicht unbe- Die Universität

ö ° in der Konflikts-

rührt. Denn sie hielt an dem Geiste der Neuen Ära fest; schwach wurden nur zeit, wenige, und reaktionär waren nur die paar Alten. Jedoch blieb, dem Genius loci gemäß, der Geist der Mäßigung und Besonnenheit lebendig, den die Kor- poration in den Zeiten der Verfolgung immer bewahrt hatte. Virchow und Mommsen, bei denen ihr heißes Blut wieder hervorbrach, traten in den Ange- legenheiten der Universität noch wenig hervor1, Gueist, in dem politischen Leben gleich jenen unter den Häuptern der Liberalen, hielt sich in seiner Fakultät in der Mitte. Der anerkannte Führer in ihr wie in der Gesamtkorporation war Beseler geworden. Böckh saß immer noch fast ohne Pause im Senat, und er empfand den neuen Druck bitterer als die meisten: alle Lebenslust, so schrieb er, sei [hm dadurch zerstört. Jedoch fand er sich zu einer Gegenwirkung fast zu alt. und nicht mit

1) Virchow erhielt sein erstes Dekanat im zehnten Jahre Beines Ordinariats (lv Mommsen im elften (1871/72); das "Rektorat bekam dieser Michaelia 1874 Vii how ersl I

ratinn.

336 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

allem, was die Kollegen unternahmen, war er einverstanden.1 Neben ihm hielten besonders Trendelenburg, Magnus und etwa noch Twesten die alten Traditionen aufrecht. Von den später Berufenen standen vor andern Haupt, Dorner, Braun, auch Bruns und Langenbeck im Ansehen. Den Kern bildeten in diesen Jahren die Schleswig-Holsteiner und ihre Freunde, von denen manche schon in Kiel Fühlung mit der Nordmark und ihren Interessen gewonnen hatten;2 sogar in das Kultusministerium hatten sie einen Fuß gesetzt; denn in Johannes Schulzes Nachfolger, Justus Olshausen, besaßen sie einen Landsmann und alten Kol- legen, der sich ihren Wünschen gern willfährig zeigte und manche Unebenheiten glättete. Die jungo Gene- Die jüngere Generation hielt sich ganz überwiegend in dem neuen Fahr-

wasser. Auch unter den Theologen war die Zeit vorüber, wo die Hingebung an Hengstenbergs Glaubenslehren die beste Aussicht auf erledigte Kanzeln oder Ka- theder eröffnete. Männer wie Hermann Weingarten und Paul Kleinert be- traten von Anfang an Pfade, die aus der freiwilligen Absperrung der Berliner Theo- logie von der Gemeinsamkeit wissenschaftlichen Lebens hinwegführten; sie hatten es schwerer als die Dozenten der fünfziger Jahre, aber ihren Studien gereichte dies nicht zum Schaden, und die Wissenschaft hat ihre Leistungen um so mehr an- erkannt. Die Philosophen und Juristen folgten vollends der allgemeinen Strömung. Die systematische Philosophie freilich blieb in der Verdammnis, in die sie wett- eifernd die politische Keaktion nnd die Entwicklung der Wissenschaft gestürzt hatten. Es war die Zeit, wo Darwins Theorien ihren Siegeslauf begannen, die Jahre, in denen man die Philosophen selbst mit der Laterne suchen mußte und mehr als ein Dozent aus Trendelenburgs Schule das Ordinariat erhielt, ohne eine rechte Probe als Lehrer oder Forscher abgelegt zu haben. Die Naturforscher sperrten strenger als je das spekulative Element aus und hielten sich ganz in den Grenzen empirischer Möglichkeiten; während die Geisteswissenschaften immer mehr unter die Herrschaft geschichtlicher Anschauung gerieten. In diesem Sinn begann Wilhelm Dilthey seine Arbeit, die sich allmählich auf den gesamten Umfang der Geisteswissenschaften ausdehnen sollte. Aber, wie er selbst in der Biographie Schleiermachers sich eine Aufgabe wählte, die in engster Beziehung zu den die deutsche Gegenwart in Staat und Kirche erfüllenden Problemen stand, so zog es auch seine Genossen in beiden Fakultäten, soweit ihre Studien sich in jenen Sphären bewegten (man denke etwa an Kichard Dove oder Erdmannsdörffer, an Hinschius und Hübler), zu Stoffen hin, die mit den nationalen Zielen ver- wandt waren, nnd in denen sie die Verbindungslinien zu den letzteren nach- weisen wollten; wie bei ihren älteren Kollegen, beherrschten Historie und Politik

1) An Ritschi, 29. Januar 1864.

2) Z. B. Bruns, Dorner, Langenbeck. Droysen jedoch hat an den eigentlichen Geschäften merkwürdig wenig Anteil genommen; er i^t weder 'Rektor noch Dekan gewesen.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 337

auch ihre Arbeit. Persönlich hatten sie mit den Ordinarien wenig Fühlung; in der Tischgesellschaft, welche die feinsten Köpfe unter ihnen vereinigte, und in der Alfred Boretius' scharfer Humor dominierte, dem „Klub der Selbstmörder", wie sie sich mit dem Pessimismus der Privatdozenten getauft hatten, wurde viel geklagt über den Hochmut der regierenden Herren und über vergebenes Hoffen. In Wirklichkeit ist es der Mehrzahl, mindestens den Juristen, recht gut gegangen; sie haben auswärts bald Stellung gefunden, und mehr als einer ist später zurück- gekehrt, um fortan selbst im hohen Rate zu sitzen. Denn der jetzt herrschende Geist hatte die Universität wieder zum geistigen Vorort der Nation gemacht, und man besetzte draußen gern die Lehrstühle mit Männern, die mit ihren Studien so ganz im Geiste der Zeit lebten.

Blicken wir zu den Medizinern hinüber, so nehmen wir auch hier außer- halb des engeren Ordo ein Kommen und Gehen wahr, stärker fast als in dem Jahrzehnt vorher. Geblieben, um bis zum Ordinariat vorzudringen, oder als Ordi- narien zurückgekehrt sind nur einzelne;1 als Vorschule aber für auswärtige Ordi- nariate behauptete oder mehrte Berlins medizinische Fakultät ihren alten Ruf.

In allem aber offenbarte sich der Andrang des neuen Deutschlands, der immer stärkere Pulsschlag des nationalen Lebens, eben der Wille zur Macht, der auch in den politischen Kämpfen der Epoche an den Tag kam, zur Ausgleichung der inneren Gegensätze und zur Niederringung der äußeren Feinde führte und in der Gründung des neuen Reiches gipfelte: was die Väter ersehnt, wofür sie gekämpft und gelitten hatten, reifte endlich der Ernte entgegen. Selbst wenn sie gewollt, hätte die Regierung diesem Druck nicht widerstehen können; jeder Ver- such, auch nur im Sinne Eichhorns und des verstorbenen Königs die allgemeine Denkrichtung von oben her zu dirigieren, wäre von vornherein zur Ohnmacht verurteilt gewesen. Aber die jetzigen Ratgeber der Krone dachten gar nicht daran, soweit zu gehen, sowenig wie König Wilhelm selbst. Der neue Kultus- minister, Herr von Mühler, gehörte persönlich der überwundenen Richtung an iflnfatatT MMn

' ' ° r md die Fakul-

und hätte wohl gern in sie zurückgelenkt, aber zu einer tieferen Einwirkung ge- täten ; Todesran« langte er nicht, und so war auch seine Haltung, wie die des Kabinetts überhaupt, weniger reaktionär als gouvernemental; Hengstenberg selbst hatte dies einmal zu empfinden. Den Fakultäten aber ließ Mühler weit mehr Spielraum als sein Vor- gänger; er kehrte darin zu der Haltung Raumers zurück. Wenn er nach Niedne Tod (1865) Semisch statt Reuters, den die Fakultät hinter Henke und ühlhorn vorgeschlagen hatte, zum Vertreter der Kirchengeschichte machte (gewiß nicht zum Besten des Lehrfachs), so konnte er sich darauf berufen, daß die Fakultät gegen ihre eigenen Kandidaten allerhand Einwände gemacht hatte; hatte doch sogar Dorner in die Eingabe eine persönliche Bemerkung gebracht über ein«' „gewisse Steifheit", die dem Greifswalder Kollegen von Natur eigen gewesen, jetzt aller-

1) Westphal und Liebreich auf der einen, Gusserow und Schweigger auf der andern Seite.

Lenz, Geschichte der Universität Berlin II 2.

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dings von ihm nicht ohne Erfolg bekämpft zu sein scheine. Als der Minister im Frühjahr 1863 August Hirsch (damals praktischer Arzt in Danzig) der medi- zinischen Fakultät unter ihrer heftigsten Gegenwirkung aufdrängte, führte er damit nur Verhandlungen zu Ende, die bereits Bethmann Hollweg eingeleitet hatte. Berater beider Minister war Friedrich Theodor Frerichs gewesen, der Nach- folger Schönleins ebenso in der Klinik und der Professur wie als Fachreferent bei der Regierung, der selbst durch Bethmann Hollweg, gleich im Januar 1859, der -Fakultät aufgedrängt worden war. Neben ihm aber hielt (seltsam genug) Rudolf Virchow, in der Politik Mühlers Antipode, der Regierung die Stange.1 Auch in dem langwierigen Kampf, der um die Professur für Psychiatrie geführt wurde, die seit Idelers Tod erledigt war, stand er gegen seine eigene Fakultät. Diese hatte einen Psychiater ersten Ranges anstatt der historischen Professur ge- fordert — leider ohne doch mehr als ein Extraordinariat zu beantragen; sie hatte Solbrich in München, Neumann in Breslau und den Direktor des Sana- toriums in Zehlendorf Dr. Laehr vorgeschlagen, der die für die Universität in der Tat brennend gewordene Frage des psychiatrischen Unterrichts durch ein Anschreiben an die Fakultät (vom 27. Juli 1862) erst in Fluß gebracht hatte. Virchow trat für seinen Schüler, den jungen Westphal ein, Idelers Assistenten, der seit Dezember 1861 habilitiert war; mit der Begründung, daß jener Wissens- zweig zu wenig ausgebildet sei, um einen fertigen Gelehrten und Praktiker zu finden. Die Regierung fragte dennoch zunächst bei Solbrich an; als dieser aber, wie zu erwarten, abgelehnt hatte entschloß sich der Minister kurzerhand dazu, ein Ordinariat zu gründen und damit eine wirkliche Kraft ersten Ranges für Berlin zu gewinnen: Griesinger, damals unbestritten der Führer der deutschen Psychiater, entschloß sich zu uns überzusiedeln; erst sein früher Tod (1868) hat Westphal die Stelle verschafft, für die nun in der Tat kein Besserer hätte ge- funden werden können. Die Verhandlungen mit dem Tübinger Kollegen hatte Frerichs geführt, und auf diesen, neben dem Unterstaatssekretär Lehnert, dem von seiner richterlichen Tätigkeit her die Verhältnisse an der Universität vertraut waren, werden wir den Hauptanteil an den Entscheidungen der Regierung, die auch die Lehr- und Prüfungsordnungen tief beeinflußte2, zurückzuführen haben. Der große Kliniker, dessen Gunst und Ungunst so schwer wogen, ist oft streng beurteilt worden; sein Genie ward immer mehr anerkannt als sein Charakter; ich will nicht entscheiden, wie weit mit Recht oder Unrecht. Schlecht gefahren ist die medizinische Fakultät dabei nicht; das beweisen sowohl die erreichten als

1) Offiziell trennte er sich übrigens nicht von der Fakultät; an ihrem Protest vom 25. April 1863, der einstimmig gefaßt wurde, nahm er teil. Frerichs war gerade in Italien.

2) U. a. die Umwandlung des Tcntamen philosophicum in das Tentamen physicum (19. Fe- bruar 1861).

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 339

die vermiedenen Berufungen1; und wenn wir uns der Erfahrungen erinnern, die ein Albrecht von Graefe hat machen müssen, so werden wir zugeben, daß dem Regiment der alten Herren in der Fakultät gegenüber wohl ein durchgreifender Wille am Platze war.

Mit der Philosophischen Fakultät gab es keine solchen Konflikte; Ols- hausens nahe Beziehungen zu dem in ihr maßgebenden Kreise werden geholfen haben, sie fern zu halten. An Gelegenheiten hätte es sonst nicht gefehlt. Denn der Tod räumte im Lauf dieser Jahre hier stärker auf als in den andern Fakultäten und forderte manche Neubesetzung. Im August 1863 starb Eilbard Mitscherlich, und schon im Januar darauf folgte ihm sein Fachkollege Heinrich Rose. Die nächsten am Reigen, noch in dem gleichen Jahre, waren Tölken und Encke; im Herbst 1866 starb Leopold von Henning, und 1867 nacheinander die drei großen Philologen Gerhard, Böckh und Bopp. Es waren alles Männer der ersten Gene- ration, und die meisten hatten längst die Höhe ihres Lebens und ihrer Kraft überschritten. Nur einer, der Älteste unter ihnen, der Einundachtzigjährige, war immer aufwärts gestiegen, dem "Worte gemäß, das er selbst unter sein Bild ge- setzt hat: rr^äoMo alel noXkä 6iöag7,6(.iEvog. Es war ein letztes großes Glück für August Böckh, daß er, da sich schon die Schatten über sein Leben breiteten, die Sonne des neuen Deutschlands sehen durfte, die in ihrem ersten Aufgang seine Jugendtage verklärt und seinem ganzen Wesen und Wirken die Weihe ge- geben hatte. Nicht alle sind ersetzt worden, und nur wenige brauchten berufen zu werden. Tölken hatte eigentlich schon in Gerhard seinen Nachfolger gehabt, und für Henning brauchte man ihn kaum zu suchen, da er eher in die juri- stische als in die philosophische Fakultät gehört hätte; für Encke war der ihm seit Jahren treu verbundene Wilhelm Foerster, für Bopp Albrecht Weber, für Böckh Adolf Kirchhoff zur Stelle. So kamen nur zwei von auswärts, diese aber Männer, welche für Jahrzehnte erhöhten Glanz auf Berlins Hochschule leiten sollten: August Wilhelm Hof mann aus London, den damit das Vaterland wieder- gewann2, und, von Göttingen her gern zurückkehrend und freudig aufgenommen, Ernst Curtius.3 Daß im allgemeinen die Interessen der Universität auch von diesem Ministerium (mag es nun des Ministers oder seines Dezernenten Verdienst gewesen sein) gewahrt wurden, blieb damals auch von liberaler Seite unbestritten. Einen weiteren Beweis dafür bildete die endlich erfolgte Besetzung der zweiten philosophischen Professur: in dem Kieler Harms erhielt Trendelenburg einen Kollegen, der ihm nicht nur als Landsmann, sondern auch von seiten der Spe-

1) 1866 Graefe, 1868 Bardeleben.

2) Er kam für Mitscherlich; Roses Stelle blieb frei, jedoch erhielt Baeyer, seit 1859 habi- litiert, 1866 ein Extraordinariat.

3) Auch der Tod von Magnus (4. April 1870) fällt noch in diese Periode; sein Nachfolger ist bereits mit dem neuen Reich der Unsrigc geworden.

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kulation nahe stand; und in noch höherem Grade die Erweiterung der Fakultäts- disziplinen durch Schaffung eines Lehrstuhles für die romanischen Sprachen. Den Antrag hierauf hatte die Fakultät schon 1859, nach dem Tode Francesons, gestellt; Haupt, so darf man annehmen, war vor andern Förderer des Gedankens gewesen, die Pflege der Romanistik den Lektoren zu entreißen und sie zum Range einer Universitätswissenschaft zu erheben. Damals hatte sich aber die Regierung dem "Wunsche versagt, und erst nach sieben Jahren gelang es Haupt, in seinem zweiten Dekanat die Sache aufs beste zu Ende zu führen; in dem Schweizer Adolf Tobler fand er den Meister, der die junge Disziplin an der Universität heimisch gemacht und sie durch die Strenge seiner Methode zur vollen Ebenbürtigkeit mit der klassischen Philologie der Berliner Schule er- zogen hat.1 Rektor und Senat So waren es im wesentlichen doch nur Reibungen, welche sich aus der

der Regierung. Gesamtpolitik der Regierung ergaben, die das Yerhältnis zwischen dem Ministerium und der Universität in diesen Jahren unleidlich machten. Gleich seinen Kollegen verfolgte Herr von Mühler alle Bestrebungen, welche dem Machttriebe Preußens auf dem Wege entgegenwirkten, den die Krone seit dem Zusammenbruch der Neuen Ära eingeschlagen hatte. Der erste Zusammenstoß erfolgte gleich nach seinem Eintritt in die Regierung, noch unter dem Übergangsministerium, das im März 1862 eingesetzt war, als er, gestützt auf einen Erlaß des Ministers des Innern, der auf eine Kundgebung der Krone selbst zurückging, die Professoren und Dozenten in einer an jede Fakultät gerichteten Verfügung aufforderte, bei den bevorstehenden Wahlen zum Abgeordnetenhause für den Kandidaten der Regierung einzutreten. Der Senat legte sofort Protest ein und betraute den Rektor Beseler mit dessen Abfassung. Hierauf tat der Minister einen Schritt zurück, oder gab wenigstens dem Wahlerlaß eine Deutung, die allenfalls als ein Einlenken gelten konnte: nicht die Wahlfreiheit solle beschränkt, sondern nur die Wahlagitation verboten sein. So fragwürdig nun diese Interpretation sein mochte (denn in dem Erlaß war ausdrücklich die Erwartung eifriger Unter- stützung ausgesprochen worden), beschloß der Senat doch von einer Replik ab- zusehen. Aber die Sache hatte ihr Nachspiel. Denn der Protest war kaum ab- gesandt, so brachten ihn die Zeitungen, und bald liefen auf dem Rektorat von Ost und West Dankadressen ein, worin der Bürgersinn des Senats und seines aufrechten Führers mit begeisterten Worten gepriesen wurde, und über die nun die Öffentlichkeit auch nicht schweigend hinwegging. Aus dem Ministerium aber kam die Anfrage, wer die Schuld an der Indiskretion trage, und der wiederholt sehr bestimmt ausgesprochene Wunsch, die Dankadressen vorgelegt zu erhalten.

1) Die Professur war bereits in den Staatshaushalt für 1867 eingestellt, und zwar gleich als Ordinariat. Die Fakultät war es, die zunächst ein Extraordinariat für ausreichend hielt; das Ordinariat hat Tobler erst 1870 bekommen.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einijmngskämpfe. 341

Die Anfrage beantworteten der Rektor und seine Kollegen auf der Stelle und freiwillig mit der auf ihren Amtseid genommenen Versicherung völliger Nlcht- beteiligung1; und das gleiche Ergebnis hatte eine Untersuchung, die der Rektor, vom Richter unterstützt, bei den Beamten durchführte. Schwieriger gestaltete sich die Sache mit den Dankadressen, die man anfangs hatte sekretieren wollen. Betrachtete man sie als amtliche Schriftstücke, so war ihre Auslieferung an den Minister nicht zu umgehen, aber man kompromittierte dann die Unterzeichner; nur wenn Se. Exzellenz sich mit Kopien ohne die Unterschriften zufrieden geben würde, glaubte man darauf eingehen zu können. Schließlich einigte man sich dahin, diese Bedenken bei dem Minister durch den Rektor persönlich zum Vor- trag bringen zu lassen. Und Mühler war verständig genug, der Angelegenheit keine weiteren Folgen zu geben; wogegen Beseler versprach, von weiteren Schritten, d. h. von einer Beantwortung der Adressen, wofür er selbst im Senat gesprochen hatte, abzusehen. Die Einsicht in die Schriftstücke selbst freilich mußte dem Minister bewilligt werden ob in die Originale oder nur in Ab- schriften, läßt sich leider nicht sagen.

So die Anfänge: eine Kriegserklärung, auf die der Kampf noch nicht folgte; wie ja auch in der allgemeinen Politik zunächst alles in der Schwebe blieb. Im Herbst aber war die Krisis da; ein Mann ergriff das Ruder des Staates, der seinen Kurs direkt gegen die Strömung richtete, die ihn von seinem Ziel ab- zudrängen suchte. Unter den Führern seiner Gegner waren zwei Ordinarien der Berliner Universität, Rudolf Gneist und Rudolf Virchow; und gerade sie hatten Hauptrollen in dem Akt, der im Mai 1863 den Konflikt zu vollem Aus- bruch brachte, bei dem Angriff auf den Kriegsminister General von Roon im Abgeordnetenhaus, der für Bismarck der Anlaß oder die Handhabe wurde, um den Kampf, den er mit parlamentarischen Waffen nicht durchführen konnte, mit den Mitteln der Gewalt zu entscheiden. Schon im Juli kam die Universität in die Lage, für das gekränkte staatsbürgerliche Recht eines ihrer Dozenten einzu- treten. Der Extraordinarius Franz von Holtzendorff war von dem Minister wegen seiner Beteiligung an einer Wählerversammlung verwarnt worden, unter An- drohung strengerer disziplinarischer Schritte, falls ähnliche „Ausschreitungen" seinerseits sich wiederholen sollten, und rief den Schutz der Korporation an. Es war einer der Fälle, die der Wahlerlaß vom März 1862 gemeint hatte. Der Senat blieb daher nur seiner früheren Haltung treu, als er bei dem Minister da- gegen remonstrierte.2 Auf Herrn von Mühler machte er damit jedoch keinen

1) Daß es freiwillig geschehen sei und kein Pra'zedens daraus gemacht werden dürfe, wurde auf Antrag von Gneist, der dem Senat als Dekan der juristischen Fakultät angehörte, in der nächsten Sitzung (16. April) ausdrücklich zu Protokoll genommen. Man vergaß, daß ein Präzed bereits durch Eichhorn 1844 geschaffen war; vgl. o. S. 84.

2) Der Beschluß wurde am 1. Juli mit H gegen 4 Stimmen gefaßt. Mit der Abfassung der Eingabe wurden Beseler als Rektor, Gneist und Bruns beauftragt. Beseler hatte ich der Blinoritäl

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Eindruck; dieser hielt nicht nur seine Verfügung gegen Holtzendorff auf- recht, sondern ließ seine Replik an den Senat sogleich in die Norddeutsche Zeitung einrücken; und das Organ des Herrn Braß brachte dazu einen Leit- artikel, worin den Professoren klar gemacht wurde, daß sie der Regierung gegenüber keine andere Stellung einnähmen als jeder andere königliche Beamte. „So lange in Preußen", hieß es darin, „die Krone die Minister aus freiem Antriebe nach eigenem Ermessen, ohne Zutun des Parlaments ernennt, so lange ist auch der Beamte nichts weiter als ein Glied in der großen Kette der Königlichen Staatsbeamten und hat sich der jedesmaligen Richtung zu fügen, welche derselben gegeben wird, oder aber, wenn dies seiner inner- sten Überzeugung widerstrebt, seine Entlassung zu nehmen. Eine offene agita- torische Opposition gegen ein System, welches bei uns nichts anderes als den Willen des Souveräns ausdrückt, wird mit der Stellung eines Königlichen Beamten unverträglich." Es war bereits dasselbe, was im Herbst in dem Dekret stand, das die Regierung nach Auflösung des Landtags zur Vorbereitung der neuen Wahlen ausgehen ließ. Schleswig- Die neue Wendung, welche Bismarcks Politik mit dem Akutwerden der

Holstein. sch}eswig_holsteinschen Frage nahm, war nicht dazu angetan, die Haltung der Universität gegenüber der Regierung zu ändern. Denn gerade ihre Führer, die Söhne der Herzogtümer, wurden dadurch in ihren heiligsten Empfindungen ge- kränkt; wofür sie ihr Leben hindurch gekämpft, die Deutscherhaltung der Heimat- erde, sahen sie in Gefahr. Aus diesen Stimmungen, die damals die allgemeinen waren und nicht bloß von den Liberalen, sondern auch in weiten Schichten der Bureaukratie, der Armee und des Hofes geteilt wurden, die sogar den König fast gewonnen hatten und Bismarck ganz zu isolieren drohten, erwuchs jenen sonst so besonnenen Männern der Gedanke an eine Demonstration, mit der sie den Kreis ihrer Befugnisse ohne Frage zu überschreiten drohten. Am 31. Dezember, in den Tagen der größten Spannung, als der Prätendent selbst bereits in die Stadt seiner Väter hinübergeeilt war, legte Georg Beseler in einer außerordent- lichen Sitzung des Senats, welche Trendelenburg als Rektor eigens dazu anbe- raumt hatte, den Entwurf einer Adresse an das Konsistorium der Universität Kiel vor, worin der Schwesteruniversität in den Nordmarken am Schlüsse dieses für sie so bedeutungsvollen Jahres Worte der wärmsten Teilnahme ausgesprochen wurden. Diesmal hielt neben dem Universitätsrichter nur der alte Ehrenberg, als medizinischer Dekan, der Regierung die Stange. Als aber die übrigen zur

angeschlossen, erklärte aber bei der Abstimmung über den Entwurf selbst (8. Juli), daß er, nach- dem der Senat diese Angelegenheit aufzunehmen beschlossen habe, dafür stimmen könne; die Dekane Steimeyer und K. G. Mitscherlich, sowie der Universitätsrichter hielten ihr Minoritäts- votum aufrecht. Auf Seiten der Mehrheit standen (von Beseler abgesehen) der Prorektor Magnus, die Dekane Bruns und Müllenhof, dazu die Senatoren Böckh, Niedner, Dorner und Haupt.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpf'c 343

Unterzeichnung des Entwurfes schritten, legte Lehnert gegen die Absendung des Schreibens als einen ungesetzlichen Akt Protest ein: denn dem Senat stehe es nicht zu, Politik zu treiben; aus diesem Grunde, und um von der Universität Gefahren abzuwenden, sehe er sich genötigt, halte sich auch dafür verpflichtet, von seinem ihm durch die Verordnung vom 18. November 1819 erteilten Rechte Gebrauch zu machen und diese Angelegenheit so lange zu suspendieren, bis die- selbe von ihm bei dem Herrn Kultusminister, der hierzu anstatt des früheren Regierungsbevollmächtigten die nächste Bestimmung habe, zum Austrag gebracht worden sei; er werde dies sofort tun und stelle anheim, ihm hierfür, dem Ge- setze gemäß, zwei Mitglieder des Senats mitzugeben. So tauchte gespensterhaft, wie aus der Versenkung, das alte Zwangsgesetz auf, das in dem Moment der tiefsten Reaktion der Universität auf den Nacken gelegt war.1 Jedoch was sollte man tun? Man mußte sich fügen: Trendelenburg und Beseler wurden zur Be- gleitung des Universitätsrichters bestimmt. Zugleich aber kündigte Beseler einen Antrag an auf Abänderung der Stellung des Richters mit Bezug auf jene Instruk- tion, insbesondere ihren § 6, der von dem Rekursrecht an den Minister handelte; auch hierüber sollte Sr. Exzellenz berichtet werden. Die Audienz fand am 3. Januar statt, mit dem Ergebnis, daß der Minister die Absend ung der Adresse untersagte. Die andere Erage zu beantworten vermied er; er stellte anheim, sie ein andermal zum Vortrag zu bringen. Hierüber also kam es am 16. Januar im Senat zu erneuter Beratung. Der Universitätsrichter konnte sich für seinen Pro- test lediglich auf ein formales Moment stützen. Denn in der Tat war die In- struktion vom 18. November 1819 aufgehoben, durch eine von Ladenberg am 18. Juli 1848 unterzeichnete Verfügung, und auf Grund des Bundestagsbeschlusses, der die Karlsbader Edikte und damit die aus ihr hergeflossenen Gesetze für nichtig erklärt hatte. Nur daraus, daß Ladenbergs Erlaß in der preußischen Gesetz- sammlung nicht publiziert war, die Instruktion aber noch immer darin zu finden war, folgerte Lehnert, daß dieselbe noch in Kraft stehe, während die Voll- macht des einstigen Regierungskommissars an den Minister, von dem sie dele- giert gewesen, zurückgefallen sei. Daß diese Auffassung unhaltbar sei, bestritt auch Ehrenberg nicht mehr. Geschlossen, gegen die allein dissentierende Stimme des Universitätsrichters, gaben die Mitglieder des Senats zu Protokoll, daß die Berufung des Richters von Senatsbeschlüssen an den Minister nicht mehr zu Recht bestehe. Der Prorektor ward ersucht, diese Auffassung, die von des juristischen Mitgliedern begründet wurde, in einem Bericht zusammenzufassen, der nötigenfalls dem Minister vorzulegen sei. Von weiteren Schlitten sah man zunächst ab; auch den Gedanken, der zur Erwägung kam, an den Konig zu appellieren, ließ man fallen. Lehnert und der Minister jedoch gaben sich

1) Schon im Sommer 18G1 hatte Lehnert einmal darauf hingewiesen.

344 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

nicht zufrieden. Und so zog sich die Angelegenheit im Wechsel von Bericht- erstattungen, Gutachten und Verfügungen bis in den Sommer hin; noch am 7. Juni kam ein ministerielles Reskript heraus, das den Standpunkt des Uni- versitätsrichters festhielt und zu einem Gegenbericht des Senats führte, der die Sache dem Minister zu erneuter Erwägung anheimgab, mit der Bitte, es bei den durch die Verfügung vom 18. Juli 1848 in diesem Punkte wiederhergestellten Statuten zu belassen und eine Befugnis des Universitätsrichters aufzuheben, welche eine polizeiliche Überwachung des Senats im Sinne der Karlsbader Beschlüsse bedeute; der Rektor erhielt den Auftrag, den Minister noch persönlich auf die nicht allein für die hiesige, sondern für alle deutschen Universitäten hochwich- tige Angelegenheit hinzuweisen. Was Mühler geantwortet, ob noch neue Schritte erfolgt sind, weiß ich nicht; die Universitätsakten enthalten weiter nichts. Jeden- falls ist der Regierung kein fernerer Anlaß geboten worden, diese verrostete Waffe aus dem Arsenal des Absolutismus wieder hervorzuholen. Herstellung des Denn schon war die Zeit nicht mehr dazu angetan, um die Streitaxt Aveiter

inneren Friedens ;

sieg über öster- zu schwingen. Eben damals brachte Bismarcks Staatskunst durch Krieg und Diplomatie die ersten Früchte zur Reife: ungestört von den Großmächten, wie eifersüchtig sie alle auf sein Werk blicken mochten, und ohne daß der Bund mit Österreich einen Riß erfahren hätte, stellte er den Frieden mit Dänemark her, der die Nordmark zwar nicht dem angestammten Herzog, dem Freunde der Berliner Professoren, aber der deutschen Nation zurückgewann. Eine all- gemeine Entspannung erfolgte. Unter den „Denkenden der Nation", und also nicht zum wenigsten an der Berliner Universität, begann man die Wege des großen Staatsmanns zu verstehen: daß Deutschland gewann, was er für Preußen erwarb; selbst ein Mommsen trat schon 1865 für Preußens Recht auf die Herzog- tümer ein; und das Jahr 1866 offenbarte vollends, daß Bismarcks Politik dort ausmündete, wohin die Besten unseres Volkes von jeher gesteuert hatten im nationalen Staate.

Die Studenten- Auch für die Studentenschaft waren mit der Neuen Ära die Schranken ge-

NeuenÄrTundm^llG11} m denen das Mißtrauen der Regierung und die ängstliche Bevormundung der Konfliktszeit, ^gg genats sje so iange gehalten hatte; und so war auch in ihr der Luftzug der neuen Zeit zu kräftiger Geltung gekommen. Die Ideale der alten Burschenschaft wurden wieder wach. Im Sommer 1860, in der Zeit, da die Universität sich auf ihr Jubiläum rüstete, und gewiß im Zusammenhang damit, kam eine bereits bestehende Verbindung, die Brandenburgia, zu dem Entschluß, sich als Burschen- schaft aufzutun. Der Senat, dem das Gesuch am 1. August vorgelegt wurde, war nicht ohne Bedenken; er vertagte die Antwort bis nach den Ferien. Aber

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 345

der Kektor gestattete doch, nachdem er sich des Einverständnisses der leitenden Stellen versichert hatte, daß die Verbindung die burschenschaftlichen Farben in dem Festzuge der Universität tragen dürfe; auch der alte Wran gel hatte als Gou- verneur nichts dagegen einzuwenden, daß das schwarzrotgoldene Banner bei dem großen Kommers in dem Exerzierhause angebracht würde. Zu Beginn des Winter- halbjahrs gab der neue Senat seine Bestätigung. Nur dem Wunsche der Antrag- steller, der aber bloß mündlich durch ihren Sprecher vorgetragen wurde (denn die eingereichten Statuten enthielten nichts darüber), sich als „Berliner Burschen- schaft" bezeichnen zu dürfen, versagte sich der Senat. Mehr noch im Sinne der Zeit und nach dem Herzen der Professoren war, in dem gleichen Sommer, die Gründung des Akademischen Turnvereins; bei ihr wirkten zwei Söhne des Pro- fessor Martin, der Sohn Brauns wie auch ein Verwandter von Gneist mit; schon im Juli war er bestätigt worden. Auch er nahm die Farben, welche das Symbol des nationalen Einheitstraumes geworden waren, in sein Wappen auf. Aber eine „Couleur" wollten seine Mitglieder gar nicht vorstellen; indem sie Jahns Ge- danken erneuerten, war ihre Tendenz mehr noch als bei den Brandenburgern dahin gerichtet, ein Band der Gemeinschaft um die Berliner Studentenschaft zu schlingen; und in der Tat kamen auf ihren Turnplatz in den ersten Jahren Kommilitonen aus verschiedenen Verbindungen, sogar von den Korps, und glückte es ihnen mehr als einmal, wenn nicht die Gesamtheit, so doch einen großen Teil der Kommilitonen zu vereinigen und zu leiten. Auch die mit soviel Mißgunst be- ladenen Bemühungen, die Fachwissenschaft zum vereinsbildenden Prinzip zu machen, hatten sich, und mit besserem Glück als früher, unter der Neuen Ära wieder ans Licht gewagt. Zuerst kamen, auch hier bald nach dem Jubiläum, die Mathematiker. Es waren die jungen Semester, die sich von dem Seminar, das eben ins Leben getreten war, ausgeschlossen sahen und darum Fühlung untereinander gewinnen wollten, um sich ebenfalls an Aufgaben und Vorträgen ergötzen zu können; mit dem Wunsche übrigens, womöglich alle Kommilitonen vom Fach heranzuziehen. Ein Mittelding also zwischen Seminar und Korporation, bei dem der wissenschaft- liche Zweck den geselligen ganz überwog, und noch nicht viel anderes als das, was Theologen und Historiker in früheren Jahren versucht hatten. Nur daß diese Jünglinge sich nicht mehr der Obhut eines Dozenten anvertrauten (so sehr sie im übrigen die Verbindung mit ihren Lehrern suchten), sondern sich auf sich selbst zu stellen den Mut hatten; sie nährten zeitweilig sogar den Ehrgeiz, in gelehrten Zeitschriften durch Stellung oder Lösung mathematischer Aufgaben zu glänzen.1 Man vergaß nicht, daß man jung war, und erwies auch Gott Gambrinus die

1) Ein paar Semester blähten sie im Verborgenen; erst Dachdem im Mai 1862 zwei spätere Leuchten der exaktesten di'i- Wissenschaften, Otto Emil Lam pe und Hermann Amandas Schwarz, eingetreten waren, fand der Verein, durch Ausnutzung der Beziehungen Lampes zu Magnus, die Anerkennung des Senats.

346 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

Ehre, aber Mittelpunkt und kostbarstes Besitzstück des Vereins, der seinen Etat auf Monatsbeiträgen in der Höhe von 5 Silbergroschen aufbauen mußte, war in dem Zimmerchen, wo man tagte, doch die Wandtafel, an der nur mathematische Formeln augekreidet standen; erst 1863 erhob man sich zu dem Beschluß, alle vier Wochen zu kneipen, 1864 fand zum erstenmal eine Semesterschlußkneipe statt, und tadelnd wurde wohl, wenn der Besuch einmal nachließ, in dem Pro- tokoll bemerkt, daß der Abend „nur gemütlich" gewesen sei. Von der straffen Organisation und dem korporativen Aufputz späterer Zeit war bei den wissen- schaftlichen Vereinen, deren bald mehrere sich auftaten1, in ihren Urformen noch viel weniger die Rede als bei den andern Verbindungen. Gemeinsam aber war allen der lebendige Anteil an dem Drang nach vorwärts, der in den vorwaltenden Schichten der Nation von Jahr zu Jahr stärker hervortrat.

Gelegenheiten, solche Empfindungen zu äußern, boten sich in diesen Jahren genug: Fackelzüge und Kommerse zu Ehren berühmter Lehrer, wie beim sech- zigsten Doktorjubiläum Böckhs (15. März 1867), oder der Einzug König Wil- helms nach der Krönung im Oktober 1861, die Säkulartage der nationalen Geistes- helden, so die Fichtefeier im Sommer 1862, und ganz besonders das Gedächtnis- fest der Freiheitskriege, das unter allgemeiner Teilnahme am 3. Februar, als dem Tage des Aufrufs an die freiwilligen Jäger, begangen wurde; daß Berlins Stu- dentenschaft 6 Jahre hindurch den 9. Februar als den Tag ihrer Bewaffnung ge- feiert, hatte man vergessen. Von den inneren Kämpfen hielten sich unsere Stu- denten im ganzen zurück. Freilich hätten weder Regierung noch Senat die Teilnahme daran geduldet; aber die Kommilitonen selbst hatten den Geschmack, den ihre Väter daran gehabt, verloren; während ihr Bekenntnis zu dem Gedanken der nationalen Einheit um so wärmer und allgemeiner zum Ausdruck kam. Bei der Gedächtnisfeier für 1813 erschienen auch die Korps, so sehr sie sonst die Politik perhorreszierten, und so schwer es ihnen wurde, unter dem Präsidium eines A. T. V.ers, den die Antikorpspartei mit einer Stimme Mehrheit durchge- bracht hatte, kommersieren zu müssen. Ebenso führte die Bewegung für die Herzogtümer die Studentenschaft zu gemeinsamem Auftreten zusammen. Eine allgemeine Studentenversammlung im Auditorium 6, zu der Trendelenburg gern die Erlaubnis gab, wenn er auch in Erinnerung an 1848 die Aula nicht ein- räumen wollte, faßte weitgehende Beschlüsse; man plante nichts Geringeres als die Aufstellung einer akademischen Legion, und ein paar Hitzköpfe waren drauf und dran, sich auf den Weg nach Gotha zu machen, um sich dem Herzog- Prä- tendenten zu dem Befreiungskampfe für den deutschen Bruderstaram zu stellen. Soweit ließen es nun freilich Trendelenburg und seine Kollegen nicht kommen;

1) 1863 erhielten die Naturforscher und die klassischen Philologen die Anerkennung des Senats. Die Fichtefeier ließ auch einen philosophischen Verein entstehen, der sich aber sehr bald (ein Zeichen der Zeit) als lebensunfähig erwies.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einheitskämpfe. 347

vor einer Wiederkehr des Studentenkorps und der Aulaherrlichkeit mochte ihnen doch grauen; auch eine Adresse an die Kieler Studentenschaft, die schon bei dem Portier Wagner zur Unterschrift auflag, mußte zurückgezogen werden; und der Rektor warnte die Kommilitonen vor Kollisionen mit der schon argwöhnisch gewordenen Polizei. Aber daß die einzelnen sich zum Kampfe vorbereiteten, wollte er nicht hindern; und so wanderte man von neuem zu dem Schießstande in der Hasen heide, machte Griffe und Schwenkungen in der städtischen Turn- halle oder zog Sonntags vor die Tore, um Felddienst zu üben. Schließlich blieb doch alles zu Hause; die beiden Berliner Studenten, die in dem Feldzuge gegen Dänemark fielen, der eine bei Missunde, der andere am Brückenkopf von Düppel, haben in der Linie gekämpft.

Wäre nur die Einigkeit unter den Kommilitonen selbst eine größere ge- wesen! Aber die Korps wollten von der dominierenden Stellung, die sie stets beansprucht und in der Zeit der Reaktion noch verstärkt hatten, nicht lassen; sie pochten auf ihre vermeintlichen Rechte nicht bloß dann, wenn es sich um Wahlen zu dem Komitee für den Studentenball handelte, sondern auch bei den nationalen Kundgebungen, und so blieb ein sich immer erneuernder Zwiespalt hier wie überall auf deutschen Hochschulen die Signatur der Zeit. Die Entwicke- lung der deutschen Studentenschaft entspricht darin, wenn der Vergleich erlaubt ist, der des Reichsgedankens selbst: nicht der strikten Einheitspartei gehörte die Zukunft, sondern den partikularen Einheiten, den Korporationen, und nur in einem Bundesrat, einem Ausschuß aus den Verbindungen, mit denen sich dann die freibleibenden Schwarzen, die „Finken", wie man heute sagt, auseinander- setzen mußten, hat die Gemeinsamkeit der Interessen, die trotz allem sich geltend machte, zum Ausdruck kommen können. Seit der Mitte der 60er Jahre, in eben der Zeit, als das neue Deutschland die Formen, die Bismarck ihm geben wollte, anzunehmen begann, ward dieser Prozeß sichtbar. Die Verbindungen. die alten so gut wie die neu hinzutretenden, bildeten sich sämtlich straffer aus. suchten in Kartellen und Verbänden Fühlung mit gleichgearteten oder verwandten Korporationen und fingen an in ihren Altenherrenverbänden Organisationen zu entwickeln, welche ihre aktiven und inaktiv gewordenen Mitglieder zusammen- hielten und mit der Zeit zu einer sozial höchst wirksamen Macht herangewachsen sind. Sogar so lose Verbände wie der A. T. V. und die wissenschaftlichen Ver- eine konnten dem Zuge der Zeit nicht widerstehen; die Mathematiker z. B. Behufes schon 1866 die Institution ihrer Alten Herren und zeigten sich eifrig bemüht, ihre Beziehungen zu den verwandten Verbindungen in Berlin wie auswärts aus- zubauen.

Im Sommersemester 1869 trat nun wirklich der erste Ausschuß der Ber-D«**

Jone

liner Studentenschaft ins Leben. Nicht ohne Schwierigkeiten; denn der Senat whut. hatte Anstoß an den Statuten genommen, die von einem „ständigen" Ausschuß

348 Drittes Buch. Auf dem "Wege zur deutschen Einheit.

sprachen und einen geradezu „amtlichen" Charakter in Anspruch nahmen; erst nachdem beide Bezeichnungen getilgt waren, außerdem aber in die Statuten die Bestimmung aufgenommen war, daß nur immatrikulierte Studenten vertreten sein dürften, erklärte er das neue studentische Organ dulden zu wollen, so daß nun, im Juli 1S69, das Humboldtfest, dem die Jahrhundertfeier für Schleiermacher im Jahr zuvor schon vorangegangen war, allgemein und in würdigster Weise begangen werden konnte.1 Leider aber geriet der Ausschuß sehr bald auf Ab- wege, oder doch auf solche Wege, die der Senat dafür hielt. Er übte Kritik an Einrichtungen, welche die akademischen Behörden als zu ihrer Kompetenz rechneten, beantragte z. B. Vermehrung der Auditorien, Verbesserung der Be- leuchtung und anderes Mängel, die auch dem Senat nicht unbewußt und oft genug beraten waren, sich aber leider bisher nicht hatten abstellen lassen2; ja, er gestattete sich sogar Vorschläge, die in den Lehrbetrieb eingriffen, wie das Gesuch, den obligatorischen Gebrauch des Lateinischen bei den Preisaufgaben abzuschaffen. Und als den Herren von dem Rektor bedeutet wurde, daß sie der- gleichen Eeformen den akademischen Behörden überlassen möchten, flüchteten sie sich in die Öffentlichkeit und brachten ihre kritischen Betrachtungen, freilich anonym, in der Nationalzeitung und im „Zuschauer" der Kreuzzeitung unter. Schlimmer noch war es, als dem Senat eine Korrespondenz des Ausschusses mit Herrn von Hülsen über die von diesem bewilligten Studentenplätze im Schauspielhause in die Hände kam, aus der hervorging, daß der Ausschuß die in seinen Statuten gelöschten Bezeichnungen unentwegt weiterführte; sogar in ihr Siegel hatten die selbst- bewußten jungen Herren das verpönte Wort „ständig" aufgenommen. Und vollends stießen sie dem Faß den Boden aus, als es herauskam, daß ein Angehöriger der militärärztlichen Bildungsanstalten sechs volle Monate Vorsitzender des Ausschusses gewesen war. Dies ging dem Senat denn doch über den Spaß: er sprach die Auflösung des Ausschusses und Kassation seiner Statuten aus. Es geschah am 13. Juli 1870, unmittelbar vor dem Ausbruch des Krieges, der sonst allen inneren Konflikten ein Ende machte. In diesem Falle aber blieb der Senat unversöhn- lich. Bitten um Zurücknahme des Verbots wurden abgeschlagen, und ein nach dem Kriege, im Friedensmonat selbst gemachter Versuch, den Ausschuß mit den alten Statuten dem Verbote zum Trotz zu erneuern, wurde aufs härteste geahndet; kaum jemals, so lange die Universität bestand, war ein so umfassendes Straf- gericht abgehalten worden wie über die Herren Wooge, Jastrow und Genossen, die so ganz post festum Revolution gemacht und sich zwar nicht dem Senat, aber dem Polizeipräsidium als der restituierte Ausschuß der Berliner Studentenschaft

1) Die Aula wurde zur Feier eingeräumt, die Bitte, eine Humboldtbüste im Vorgarten auf- zustellen, dagegen abgelehnt und das Gittertor während des Fackelzuges geschlossen.

2) Es war der Lerneifer des mathematischen Vereins, der dies Gesuch angeregt hatte; auch eine Reform des Doktorexamens hatten die Braven dem Ausschuß zum Vortrag empfohlen.

Drittes Kapitel. Neue Ära und letzte Einigungskämpfe. 349

vorgestellt hatten: 13 Consilia abeundi und 3 Exklusionen wurden verhängt, und nur mit Murren nahm der Senat es hin, als der Minister die Konsiliierten auf ihr Rekursgesuch zur Exklusion begnadigte. '

In der großen Politik hingegen war der Kampfeszorn der Konfliktsjahre Ana seit Bismarcks Siegen fast verraucht. Hatte sich doch sogar Hengstenberg zu Berufe dem Schöpfer des neuen Deutschlands bekehrt. Er, der noch 1860 in dem An- sturm des Liberalismus gegen die „legitimen" Gewalten das "Wüten des Satans erblickt hatte, welcher die Heiden an den vier Orten der Erde verführe und zum Sturm gegen die Kirche antreibe, sprach jetzt zum tiefen Schmerze seines alten Freundes Ludwig Gerlach von der Fäulnis im Staate der Habsburgischen Krone und entpuppte sich auf seine alten Tage als ein Ireniker, der die Kirche am liebsten fern von dem Getriebe der entfesselten politischen Leidenschaften und auf das Terrain ihrer eigentlichen Mission beschränkt sehen wollte. Sein Tod (28. Mai 1869) riß eine neue Lücke in die orthodoxe Phalanx der theologischen Fakultät; Mühler aber ließ es geschehen, daß seinen Lehrstuhl abermals ein Schwabe einnahm, August Dillmann, der in den ganz steril gewordenen Acker der alttestamentlichen Wissenschaft wieder die tiefen Furchen echter Forschung zog, der erste Theologe seit Neanders Tod, den die Akademie wieder aufgenommen hat. So ward auch auf diesem Felde die Brücke über den Main geschlagen.

Ein weiteres Jahr, und der Bau stand vollendet da. Der Geist von 1813 Ausbrach des

BS gegen

war wirklich von neuem erwacht, und er war nicht nur auf den wenigen altpreu- Frankreich. ßischen Universitäten emporgelodert, sondern in Nord und Süd flammte die gleiche Glut in den Herzen der deutschen akademischen Jugend. "Welch ein Gegensatz noch gegen die Zeit vor vier Jahren, als es für etwas Besonderes galt, daß unsere Studenten sich zur Krankenpflege im Felde anboten; zum Kampf freiwillig gestellt hat sich damals, wie es scheint, niemand; wenigstens ist keiner unserer Studenten auf den böhmischen Schlachtfeldern gefallen; bei einem Herrn v. d. Osten, von dem man es anfangs vermutete, stellte es sich später heraus, daß er schon nicht mehr Student gewesen war. Jetzt aber leerten sich so wie

1) Der Senat hatte bei der Einforderung der Akten durch den Minister diesem vorgestellt, daß, wenn seine Exzellenz das Urteil des Senats nicht billigen sollte, die akademische Behörde für die Disziplin der Studierenden in Zukunft nicht einstehen könne. Dubois erklärte nach dei Entscheidung zu Protokoll, daß das hohe Ministerium bei näherer Kenntnis der vielfachen Ver- handlungen, die unter seinem und des Kollegen Kummer Rektorat mit dem Ausschuß geführt seien, und der vielen falschen und aufhetzerischen Zeitungsartikel wohl anders geurteilt haben würde; und Haupt schloß sich diesem Protest vollinhaltlich an. In der „freien wissenschaftlichen Vereinigung" fand die Opposition unter dem Bruder des Stud. Jastrow, einem Juristen, ihr neues Organ. Die akademische Lesehalle, die von dem Ausschuß abhängig gewesen war, wurde ein selbständiges Institut; die Nachweisstelle für geistige Arbeit, die der Luasohuß eingerichtet hatte, ging mit ihm ein.

350 Drittes Buch. Auf dem Wege zur deutschen Einheit.

einst die Hörsäle und wurde Böckhs prächtiges "Wort von der .fausta infrequentia universitatis' von neuem zur Wahrheit. Der s. Aucrust Einer Friedensfeier hatte die Universität entgegengesehen, dem Säkulartage

L870, der Säku- lartag des könig- ihres königlichen Stifters. Seit Monaten hatte sie sich darauf eingerichtet; ihrem

liehen u ers. glänzendsten Redner, Dubois-Reymond, hatte sie darum das Rektorat für dieses Jahr anvertraut. Ein Tag der Erinnerung hatte es werden sollen an die mit Preußens Fall und Erhebung doppelt ruhmvoll verbundenen Anfänge der Universität und des Hinblickes auf die immer reicher sich entfaltende Zukunft und die mit innerer Notwendigkeit nahende Erfüllung der nationalen Wünsche. Diese Stunde der Erfüllung war jetzt gekommen, und es wiederholte sich, was die Väter, die Gründer der Universität erlebt hatten: nicht im Wetteifer friedlicher Arbeit ward sie vollendet, sondern im Sturmwind des Krieges rauschte sie heran. Was aber damals nur Gedanke, Glaube und Hoffnung gewesen war, die Verschmelzung des preußischen und deutschen Wesens, ward nun lebensvolle Wirklichkeit. Solcher Gedanken und Empfindungen voll waren Professoren und Studenten mit ihren Gästen am 3. August 1870 zur Feier in der Aula versammelt: ihnen verlieh Dubois' schwungvolle Rede mächtigen, weithin hallenden Ausdruck; und ein Brausen, wie es hier noch nie gehört war, ging durch den Saal, als der Rektor zum Schlüsse den Hochruf auf den greisen Herrscher, der schon am Rhein in- mitten seiner Truppen war, anstimmte mit den Worten: Es lebe König Wilhelm, Herzog der Deutschen.

Viertes Buch.

Im neuen Reich,

(Skizze.)

„Das geistige Leibregiment des Hauses Hohcnzollern, dem Palais des Königs Dor deutsche

.... Geist im neuen

gegenüber einquartiert'1, so hatte Dubois-Reymond in seiner vielbewunderten Reich. Rede, dem Meisterstück seiner Rhetorik, Berlins Alma mater genannt. Ein Wort, das, so geistreich es sein mag und so oft es nachgesprochen ist, doch kaum das Verhältnis ausdrückt, in dem die Berliner Universität bis dahin zu ihren Königen gestanden hatte; wir haben oft genug über Zeiten berichten müssen, in denen die Verbindung fast zerrissen war; und wir müssen schon sehr tief in den Ursprung und das Wesen des preußischen Staates eindringen, um auch da noch den Einklang zu entdecken zwischen ihm und der Welt der Ideen, die in Humboldts und Schleiermachers Schöpfung Leben und Form gewonnen hatten. Nicht so- wohl im Rückblick auf die Epoche, die im Kriege gegen Frankreich zum Ab- schluß kam, als im Hinblick auf die, welche damit begann, hat jenes Wort Wahr- heit gewonnen. Denn im neuen Reich sind solche Konflikte, wie sie das Ver- hältnis zwischen Regierung und Universität unter der Herrschaft des königlichen Stifters und seines geistreichen Sohnes, ja noch in dem ersten Jahrzehnt König Wilhelms so oft gestört und getrübt hatten, in der Tat ausgeblieben. Nicht als ob die Strömungen des nationalen Lebens, das nun so viel tiefer und gewaltiger flutete, an den Pforten der Universität vorübergegangen wären: sie gewannen vielmehr weit größeren Raum als sie jemals, abgesehen von dem Sturmjahr der Revolution, in den alten Zeiten erworben oder auch nur in Anspruch genommen hatten; Studenten und Professoren nahmen an allem, was das öffentliche Leben bewegte, den regsten Anteil. Eine Fehde, wie sie Theodor Mommsen beim Aus- bruch der antisemitischen Bewegung, die ja auch die Studentenschaft tief aufwühlte, gegen Heinrich von Treitschke führte, wäre früher undenkbar gewesen; und niemals hätte ein Professor, so wie es Holtzendorff in dem Hoch Verratsprozeß gegen den Botschafter Harry von Arnim tat, als Anwalt für einen von der höchsten Staatsgewalt verfolgten Beamten auftreten können. Und wie weit lagen die Zeiten zurück, als Fichte noch jegliche studentische Autonomie als Rebellion betrachtet und die Verwirklichung einer durch die Erkenntnis gewonnenen Frei- heit von dem Zwange einer fast mönchischen Erziehung erhofft hatte! Heute hindert niemand mehr die akademische Jugend, sich in ihren Verbindungen immer straffer zusammenzuschließen oder mit gleichartigen Korporationen sich zu kartellieren, ihre Alten Herren-Verbände weiter auszubauen, ihre Feste zu

Lenz, Geschichte der Universität Berlin II 2. 23

354 Viertes Buch.

feiern und sich irgendwelche „Prinzipien", von der Höhe nationaler und wissen- schaftlicher Ideale bis zum Rudersport und Schachspiel, zur Grundlage ihrer Organisationen zu wählen; nur dem direkten Bekenntnis zu einer politischen Partei wird die Duldung versagt. An Reibungen hat es gewiß nicht gefehlt, und auch die Fälle sind nicht ganz selten, in denen die Regierung den Fakultäten ihren Willen aufgedrängt hat. Es beruht aber auf falschen Vorstellungen, wenn man etwa meinen will, daß solche Verletzungen der korporativen Rechte in den alten Zeiten seltener gewesen wären; das gerade Gegenteil konnten wir an Hum- boldt und Bethmann Hollweg beobachten, von Altenstein und Eichhorn ganz zu schweigen. Heute möchten wir wohl in dieser Beziehung weniger von der Regie- rung zu besorgen haben als von Seiten der Parteien oder kapitalistischer Interessen- gruppen, die der Regierung selbst ihren Willen in viel stärkerem Grade aufdrängen können als jemals früher. Jedoch brauchen wir uns auch davor nicht so sehr zu fürchten, wenn wir nur dem „Worte" treu bleiben, auf das wir eingeschworen sind, der Welt der Ideen, für die wir leben, deren „Bekenner" wir uns nennen. Daß aber dieser Wille und Entschluß heute unsere Lehre und Forschung allseitig und bis auf den Grund durchdringt, dies können wir mit Wahrheit behaupten.

Die Falkische Die Abwandlung fällt nicht ganz mit der Gründung des Reiches zusammen;

noqo Lehmühioden eigentlichen Einschnitt bilden der Abgang Mühlers und der Eintritt Adalbert "'Falks in das Kultusministerium (Januar 1872). Damit begann eine zweite „Neue Ära", die, mit mächtigen Impulsen einsetzend, weit entschlossener noch als die erste in den Gang der wissenschaftlichen Bewegung und damit auch in das Leben der Berliner Universität eingriff. Ihre Höhe erreichte sie unter dem Rektorat Dillmanns, und keinen volleren Ausdruck hat der Geist, der mit ihr zur Herr- schaft kam, und der recht eigentlich der in der akademischen deutschen Welt entwickelte deutsche Gedanke war, gefunden als in der Rede, mit der der schwä- bische Theologe am 15. Oktober 1875 von dem höchsten Amte der Universität Besitz ergriff. Es wirkte wie eine Kriegserklärung gegen die Richtung, welche seine Fakultät Jahrzehnte hindurch beherrscht hatte, als er von der klerikalen Partei innerhalb der evangelischen Kirche sprach und es eine Lebensfrage für die Theologie nannte, in den Universitätsverband aufgenommen zu werden. „Die Theologie", so sprach er, „muß als Wissenschaft auch ihre Pflicht tun. Sie muß sich im Kreise ihrer Schwestern sehen lassen können, ohne erröten zu müssen über Nichtgebrauch oder Mißbrauch des einzigen Organs, das der Schöpfer dem Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gegeben hat, der Vernunft". Denn der deutsche Geist kenne keine doppelte Buchführung, und die Zeit des „Credo, quia absurdum est" sei längst vorüber: „Wir bedürfen keiner neuen Reformation, sondern nur der Vollendung der alten1'.

Im neuen Reich. 355

Indessen war Dillmann der Einzige in seiner Fakultät, der der kritischen Richtung voll angehörte; sogar in Dorner war, wie tiefsinnig und aufrichtig sein Denken sein mochte, die kritische Tendenz nicht die stärkste seiner Kräfte. Bei dem Versuch, eine zweite Professur für neutestamentliche Exegese zu schaffen, blieb Dillmann mit seinen Kandidaten (er trat für Holtzmann, Keim und eventuell Hausrath ein) allein; und da sich auch sonst noch allerhand Mißverhältnisse und Schwierigkeiten herausstellten, so wußte sich der Minister schließlich nicht anders zu helfen als seine Vorgänger in ähnlichen Fällen auch: er wählte kurzerhand einen eigenen Kandidaten, Pfleiderer in Jena, mit dem Berlins Theologie aber- mals einen Schwaben aus Baurs Schule erhielt.1

Auch in die Juristische Fakultät kam unter dem neuen Minister, der selber, wie seine Räte Greif, Foerster und Heinrich Göppert, Jurist von Bedeutung war, neue Bewegung. Denn auch in ihr stand noch nicht alles so, wie es hätte sein sollen. Für die Pandekten gab es nur einen Ordinarius, im Sommer las keiner, während zu Savignys Zeit noch Rudorff und Dirksen dies Fach mit vertreten hatten; auch das deutsche Privatrecht war nur einmal durch einen Ordinarius besetzt und im Sommer ebenfalls unvertreten, und Richters Stelle seit Jahren verwaist. Diese Mängel wurdeu bereits in der Öffentlichkeit besprochen, und Berner erwarb sich das Verdienst, durch ein mahnendes Anschreiben an die Fakultät, dem der alte Rudorff sich anschloß, die Sache in Fluß zu bringen. Nun kam man rasch vorwärts; im Laufe eines Jahres wurden Hinschius, Brunner und Dernburg, für den Beseler sich ein- setzte, gewonnen. Dem Minister war besonders Hinschius, der ja nur in seinen alten Wirkungskreis zurückkehrte, die willkommenste Erwerbung; niemand konnte ihm bei seinen Kirchengesetzen bessere Dienste leisten als dieser gründliche Kenner der Quellen des kanonischen Rechtes; er trat in eine Stellung ein, wie sein Lehrer Richter sie bei Eichhorn gehabt hatte. 1873 erhielt auch Holtzendorff ein Ordi- nariat, und zwei Jahre später, nach Heydemanns Tod, trat Levin Goldschmidt, der im Juli 1872 schon an erster Stelle genannt war, in die Fakultät zwei Be- förderungen, die unter den früheren Regierungen kaum möglich gewesen wären.

Tiefer noch hat die Philosophische Fakultät den belebenden Einfluß dieser freigesinnten Regierung erfahren. Zwar ihre stolzeste Erwerbung, Helmholtz, der zu Ostern 1871 der (Jnsrige wurde, ward noch unter Mühler gemacht; Dubois selbst führte die Verhandlung und brachte den alten Freund an die Stätte ihres gemeinsamen Wirkens zurück. Falk gelang es dann, auch Eduard Zell er, um

1) Die Majorität hatte sich nach langem Hin und Her (der Kampf, der das öffentliche Inter- esse aufs stärkste beanspruchte, dauerte nahezu drei Jahre) auf Cremor in Greifswald zurück- gezogen, den sie Holtzmann entgegenstellte, als der Minister diesem den Vorzug zu ^bon drohte. Wie dieser Vorschlag an der entscheidenden Stelle aufgenommen wurde, zeigt eine Bleistiftnotiz am Rande der Eingabe von der Hand des Ministerialdirektors Franz Foerster, der Cremer von Oreifswald her kannte: „Daran kann gar nicht gedacht werden. Bin Bolcher unbegreiflich".

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den die Fakultät als Trendelenburgs Nachfolger stürmisch gebeten hatte, den Heidel- bergern zu entführen.1 Es war ein harter Kampf, denn Zeller war am Neckar ganz heimisch geworden, und schon hatten sich die Leipziger bemüht, ihn unserer Universität vorwegzunehmen; aber den vereinten Bemühungen des Ministers und der Fakultät gelang das kaum noch Erhoffte. Es .war aber für die Abwandlung des Zeitgeistes bezeichnend, daß jetzt beide Instanzen einmütig nach einem Philo- sophen ausschauten, der seit Jahrzehnten sein Schwergewicht in der Geschichte seiner Wissenschaft gefunden hatte und sich von dem systematischen Denken seiner früheren Jahre, dessen Mittelpunkt für ihn, den Freund von David Friedrich Strauß, Hegel gewesen war, entfernt und Kantischen Ideengängen sich wieder zugewandt hatte. Ihm folgte ein Jahr darauf Wilhelm Wattenbach, Philipp Jaffes, des früh Verstorbenen, ebenbürtiger Nachfolger, und nach einem ferneren Semester des deutschen Reiches Herold, Heinrich von Treitschke, der damit in der Vollkraft seines Wirkens an die Stelle kam, für die sein ganzes Leben die Vorbereitung gewesen war. Helmholtz aber zog wieder Gustav Kirch hoff nach sich, also daß Berlin nun auch dies Dioskurenpaar besaß, vor dessen Glanz alle andern Namen am Horizonte der Naturwissenschaften verblaßten. Es war, wie in den Anfängen der Universität: wieder mußte die Ruperto- Carola ihre besten Männer hergeben, um die Friedrich-Wilhelms-Universität groß zu machen. Wie aber die älteste der reichsdeutschen Schwestern, so hat auch die jüngste, Straßburgs Hochschule, Berlins Alma Mater mit dem Besten, was sie besaß, ge- nährt. Als erster kam von dort, schon 1877, auf Müllenhoffs Stuhl Wilhelm Scherer. Ihm folgte, nach Adolf Helds allzufrühem tragischen Ende, 1882 Gustav Schmoller, der Erneuerer der historischen Richtung seiner Wissen- schaft, der er nun, im Verein mit Adolf Wagner, den wir bereits seit dem Kriegsjahr 1870 besaßen, die der Hauptstadt des Reiches würdige Stellung schuf, welche Berlin solange andern Universitäten hatte überlassen müssen. Und so hat die Universität des Reichslandes in der Folgezeit noch andere ihrer Berühmt- heiten an uns abtreten müssen, Waldeyer, Leyden und Scheffer-Boichorst; auch Weizsäcker, der von Göttingen zu uns kam, hatte seine besten Jahre in Straßburg verbracht, und ebendort erreichte Erich Schmidt die erste Stufe auf seiner glänzenden Bahn, die nun, nach einem letzten herrlichen Aufleuchten, so jählings abgebrochen ist.

In Berlin versammelten sich in diesen Jahren, altem Brauche gemäß, die Kandidaten des akademischen Lehramtes in immer wachsenden Scharen; wer sich aber habilitierte, mußte, um vorwärts zu kommen, mehr noch als es bereits Ge- wohnheit geworden, zunächst in die Fremde gehen darunter eine Fülle be- deutender Männer, von denen wieder einzelne später zurückgekehrt sind. Unter

1) Trendelenburg starb am 24. Januar 1872 nach längerem Siechtum.

Im neuen Reich. 35 i

den 19 Ordinarien, die in den 7 Jahren des Falkischen Ministeriums ernannt wurden, sind nur drei aus der Zahl der Berliner Extraordinarien gewählt worden Kiepert, Foerster und Rammeisberg1; während ein einziger (ein nie wieder da- gewesener Fall es war aber Herman Grimm!) unmittelbar vom Privat- dozenten zum Ordinarius aufstieg. Noch bedeutsamer ist es, daß in dieser kurzen Zeit nahezu ein Dutzend Ordinariate neu errichtet worden sind, sei es nun, daß ihre Fächer nur von Extraordinarien versehen oder gar nicht besetzt und höchstens durch Privatdozenten vertreten gewesen waren. Ein Beweis ebensosehr für den Anteil, den die Regierung an dem Aufblühen der Universität nahm, wie für die den früheren Zeiten ganz ungewohnte Haltung der Fakultät, die nicht mehr in der Beschränkung, sondern in der Ausdehnung ihrer Lehrfächer das Ziel und die Ehre der Korporation erblickte. Zugleich aber ein beredtes Zeugnis für die unter der neuen politischen Ordnung mächtig einsetzende Entfaltung der Wissen- schaften — wobei wieder besonders zu bemerken ist, daß es nicht sowohl (wie man vielleicht meinen möchte) die naturwissenschaftlichen als die philologisch- historischen Disziplinen waren, deren breit ausladende Entwicklung und Ver- zweigung diese verstärkte Pflege forderte. 2

Fügen wir hinzu, daß in eben diesen Jahren die beiden großen Ranke-Schüler Heinrich von Sybel und Georg Waitz nach Berlin übersiedelten, der eine als Nachfolger Max Dunckers in der Leitung der Staatsarchive, der andere, um nach dem Tode von Georg Heinrich Pertz die Direktion der Mouumenta Germaniae zu übernehmen (während der alte Meister unermüdlich weiter schuf gerade jetzt wandte er sich den Gebieten zu, welche lange als die Domäne seiner Schüler ge- golten hatten), so dürfen wir sagen, daß sich nun zu erfüllen beganü, was Friedrich Wilhelm IV. erhofft hatte, als er die Koryphäen des deutschen Geistes um seinen Thron versammeln wollte, und was Johannes Müller von Schaff hausen bereits zu Anfaug des Jahrhunderts als die Absicht Friedrich Wilhelms III. verkündig! hatte, Berlin zu einer Freistätte und einem Mittelpunkte deutscher Art und Kunst und aller vernünftigen Freiheit zu machen: was Preußens Könige in dem alten Deutschland auf Wegen des Friedens vergebens erstrebt hatten, der Sieg der Waffen und die Macht, die sie geschaffen, haben es vollbracht.

1) Kiepert folgte Ritter nach 12, Foerster Kucke nach 10 Jahren. Rammeisborg hatte im Ordinariat keinen Vorgänger gehabt; er hat es sich in 31 Jahren ersessen; seine Beförderung mag mit Rücksicht auf die Berufung Webskys als G. Roses Nachfolger erfolgt sein, mit Stadienkreis der seine sich so nahe berührte.

2) Es waren die Lehrstühle für Nitzsch, Ebel, II. Grimm, Wattenbach, Jagio, Bchrader, Zupitza und Scherer. Dagegen in der naturwissenschaftlichen Gruppe nur Eichler, der 16 zweiter Botaniker (neben Schwendener) für Braun kam, G. Kirchhoff (der übrigens als I Professor für Dove (f 1879) anzusehen ist) und Ramraelsberg, für den aber das vorhin Ge- sagte gilt. Treitschke und Held dürften gleichfalls hierher gestellt werden, mögen auofa für jenen formell Raumer (f 1873) und für diesen etwa Helwing (t 1875) als Vorgänger aufzufassen sein.

358 ViPrt.es Buch.

Freqnenzzahien lUm so merkwürdiger ist der Gegensatz, in dem der Besuch der Universität

der Universität . 1 -r» , 1

m ihrem ersten in den ersten Jahren des neuen Reiches zu dieser Fürsorge der Regierung stand: statt des Aufschwunges, den jedermann erwarten mußte, kam es zu einer tiefen Depression. Die Studentenzahl, die schon 1818 das erste Tausend erreichte und es 1821 dauernd überschritt, war in zwölf weiteren Jahren (es waren die der Hegeischen Ära) bereits bis auf das zweite Tausend gekommen. Dann war ein Abstieg erfolgt, der seine untere Grenze irn Sommer 1849 (nach der Revolution und in der Cholerazeit) mit 1152 Immatrikulierten erreichte. Allmählich ging es wieder aufwärts; aber noch das Jubiläumssemester 1860, das doch unverhältnismäßig viele Studenten anzog, sah nicht mehr als 1620 auf seinen Listen; so daß das Fest die Blicke auf eine verlorene Glanzzeit der Universität zurücklenken mußte. Hierauf setzte unter Schwankungen freilich, die mit den politischen Ereig- nissen zusammenhängen mochten neues Wachstum ein; das zweite Tausend erreichte man wieder nach drei Jahren, und im Winter 1871, als die Kriegs- freiwilligen zurückkamen, schnellte die Zahl gleich um mehr als 500, bis auf 2003 empor. Und gerade da kam jene Depression, die im Sommer 1873 die Frequenz bis auf 1590 herunterdrückte. Der Stand vom Winter 1871 ward erst 6 Jahre später von neuem erreicht, nun aber sogleich (bis auf 2834) überstiegen. Und von nun ab geht es fast ohne Aufhören (nur Anfang der 90er Jahre gibt es noch einen kurzen Stillstand) in die Höhe: 1878 wird das dritte, 1880 das vierte, 1884 das fünfte, 1899 das sechste, 1903 das siebente, 1908 das achte Tausend voll; im Winter 1909/10 betrug die Gesamtzahl der zum Hören Berechtigten 14000, im Sommer darauf (dem von jeher in Berlin beobachteten Unterschied zwischen den Winter- und Sommersemestern entsprechend) 12000. So ging unsere Universität ihrer Jahrhundertfeier entgegen. Aligemeines Mögen nun auch die großen Namen, die wir unter dem Ministerium Falk ge-

umversitäten im wonnen haben, einiges zu diesem Anschwellen der Besuchsziffer unserer Alma Mater "BTiins^Anteii' beigetragen haben, so wäre es doch verkehrt, wollte man das Hauptmoment dafür in der Bedeutung ihrer Lehrer suchen. Nahmen doch an der Frequenzerhöhung sämtliche deutsche Universitäten teil. Ja, Berlin hat, mögen seine Zuhörerzahlen absolut die größten sein, nicht einmal die höchsten Prozentzahlen aufzuweisen. München, das schon im Sommer auch absolut genommen nur wenig zurück- steht, ist ihm darin seit 1890 weit vorangekommen; ebenso u. a. Freiburg und

1) Von hier ab bis zum Schluß vergl. meine Eede zur Jahrhundertfeier der Universität und die Rektoratsrede vom 15. Oktober 1911 („Freiheit und Macht im Lichte der Entwicke- lung unserer Universität"), ferner für die Institute den ganzen dritten Band; zum Statistischen die Statistik von Friedrich Lenz ebenda und dessen zusammenfassenden Bericht darüber in Schmollers Jahrbuch 1910, S.439ff.

Tm neuen Reich. 859

Bonn, das bereits die vierte Stelle hinter Leipzig inne hat; sogar Kiel und Rostock ziehen heute im Verhältnis stärker an als des Reiches Hauptstadt. Von 1870 bis 1890 mit über 17 v. H. der deutschen Studentenschaft stabil geblieben und von da ab sinkend, nahm Berlins Universität im Jahre des Jubiläums nicht viel mehr als 15 v. H. in Anspruch; es blieb mit Leipzig hinter dem Gesamtwachstum, und mit den preußischen Universitäten hinter den nichtpreußi- schen, besonders den süddeutschen, zurück; weniger die Großstadt als die kleinen Musensitze locken heute Deutsehlands Studenten an, und nur München, das ihnen beides bietet, das starkströmende Leben der großen und das Behagen der kleineren Stadt, dazu die Reize der nahen Alpenwelt, kann sich mit jenen messen.

Mehr schon hat die Zugehörigkeit zu dem Staat oder auch nur der Provinz für den Besuch unserer Universitäten zu bedeuten. Aus Berlin und Brandenburg stammte 1910, wie 100 Jahre zuvor, ungefähr ein Fünftel aller dort Studierenden, wovon heute natürlich die Mehrzahl auf die Hauptstadt selbst entfällt: die Welt- stadt mit ihren zahlreichen Schulen bedingt es. Dennoch ist Berlins Anteil in bezug auf das sonstige Altpreußen (das ihm anfangs über die Hälfte der Gesamt- zahl saudte) bis auf ein Drittel gefallen; während aus dem übrigen Deutschland bis 1880 ein Fünftel, von da ab mehr als ein Viertel die Universität der Reichs- hauptstadt aufgesucht hat. Immerhin fesseln die örtlichen und staatlichen Verhältnisse, zumal die Prüfungen und die Aussichten auf Anstellung die Studie- renden an den Boden der Heimat, obschon auch darin die Ausgleichung der Prü- fungsordnungen und Anstellungsmöglichkeiten, die leichten und billigen Verkehrs- bedingungen, und nicht am wenigsten die gestiegene Lebenslage der Studenten "Wandel geschaffen haben. Denn den stärksten Antrieb zu dem unerhörten Wachs- Tiefste i

dieses Wachs- tum der höchsten Bildungsstätten der Nation gab doch deren soziale und Wirtschaft- tums: die Ent- liche Entwicklung wobei freilich zu beachten ist, daß diese selbst erst durch nationall die Gründung des Reiches und die Gesetze wie die Organe, die es sich gab, ermöglicht war, der letzte und alles beherrschende Gesichtspunkt also doch wieder in der Politik, auf dem Boden der Macht zu suchen ist.

Eindrücke, die um so stärker wirken, als es heute ja nicht mehr, wie vor 1870, neben den Universitäten wenige Akademien für Land- oder Forstwirtschaft und Gewerbe sind, welche eine höhere wissenschaftliche Berufsbildung vermitteln (auch sie zum Teil, so in Berlin, nur wieder Abzweigungen von den Universi- täten), sondern eine stets wachsende Zahl in sich wohlgegliederter, universitäts- mäßig ausgebildeter Hochschulen der Technik, des Handels, der Verwaltung und aller Zweige der nationalen Arbeit und Wirtschaft, meist staatlicher, aber auch kommunaler oder gar privater Natur, ganz zu schweigen von den ebenfalls Jahr um Jahr sich mehrenden Sammlungen, Versuchsstationen, Forschungsinsti- tuten, Gesellschaften aller Art, welche der Entwicklung der deutschen Wissi schaft und dem Aufbau d^s nationalen Lebens dienen wollen.

360 Viertes Buch.

Bedeutung der Wie aber die Kraft, so ist auch die Einheit der Nation in der Fülle dieser

lationalonEinhcit .

für dio Einheit- Bildungsanstalten zu gewaltigem Ausdruck gekommen. Heute wäre es nicht mehr Aut/nomie des denkbar, daß etwa an der Isar- Universität das katholisch -bajuvarische Wesen iiIheSn"Bowußt- s^1 wieder so breit entfalten könnte, wie es dort zur Zeit Röschlaubs und des älteren Döllinger sogar in der medizinischen Fakultät noch möglich war und 1849 im Rückschlag gegen die Revolution noch einmal drohte, oder daß die deutschen Regierungen, wie es unter der Herrschaft der Karlsbader Be- schlüsse geschah, die Sperre über gewisse Universitäten verhängten oder etwa gar, daß die Zeiten des alten Reiches wiederkämen, als noch die Grenzen des Territoriums und der Konfession meist zusammenfielen und die Universi- täten integrierende Bestandteile ihrer Staaten gewesen waren, Schulen, in denen diese ihre Beamten erzogen, und die sie darum in Einklang mit dem Geist ihrer Politik zu erhalten suchten. Sogar die Zeit unserer Einigungskämpfe, die ja auch ein Ringen der Regierungen gegeneinander waren, hat noch etwas von dem territorialen Charakter der älteren deutschen Universitätsgeschichte an sich: wenn etwa Friedrich Wilhelm IV. den Glanz seiner Krone durch die Berufung Schillings und anderer Koryphäeu des deutschen Geistes zu erhöhen suchte, oder wenn in den Disziplinen, die sich mit Staat, Kirche und Gesellschaft befaßten, Universitäten wie Tübingen und Heidelberg die Führung übernahmen, ent- sprechend den Strömungen, die im deutschen Süden und Westen mächtig waren; denn auch in den auf die Einigung hindrängenden Tendenzen schwangen, moch- ten sie kleindeutsch oder großdeutsch gerichtet sein, immer noch partikulare Wünsche und Gedanken mit. Das neue Reich hat alles ausgeglichen: dem Geiste der Objektivität, ruhiger Betrachtung, vorurteilsloser Forschung, der heute die Geisteswissenschaften nicht weniger durchdringt als die Naturwissenschaften, hat es freiere Bahn gemacht; die Zuversicht zur Erkenntnis, den Glauben an sich selbst hat es auch in den Wissenschaften neu gestärkt, die sich den Lebens- formen der Nation widmen und darum das in Staat und Kirche, in Recht und Wirtschaft Gültige auf seine sittliche und historische Berechtigung zu prüfen be- rufen sind.

Gewiß, die Universitäten sind in erster Linie noch immer Organe der Einzel- staaten, dem Charakter der Reichs Verfassung gemäß, der diesen die Pflege des geistigen Lebens überließ, und der Wetteifer der Regierungen in der Sorge für die ihnen anvertrauten Institute ist heute größer als jemals früher; nur wenige begnügen sich mit der bescheidenen Rolle, für den Nachwuchs ihrer akademischen Beamtenschaft und Berufe Kostgänger bei andern Bundesstaaten zu sein. Jedoch verfolgen alle dieselben Ziele und arbeiten in gleichem Geiste; die Einheit des wissenschaftlichen Bewußtseins wird dadurch so wenig gestört wie die poli- tische Einheit der Nation durch die Eingliederung der Staaten selbst in den Ge- samtbau des Reiches. Der Genius der Nation ist gerade in dieser Verschmelzung

Im neuen Reich. 361

der partikularen Energien mit dem Gesamtwillen der Nation zu seiner rollen Ent- faltung gekommen.

Für Berlins Universität hat dies die Folge gehabt, daß eine privilegierte Rückwirkung Stellung für sie ebenso unmöglich geworden ist wie für Preußen innerhalb des unserer Univerri- Reiches; sie ist, wie ihr Staat, nur unter gleichen die erste. "Wer würde nocl iranstai-

daran denken, wie es Friedrich Wilhelm IV. vorschwebte, ihr eine Art Garde- ' Stellung auch nur unter den preußischen Universitäten zu geben, oder mit Altonstein sie zur Zentraluniversität machen zu wollen, oder gar nach den Plänen Bovines und seines „seligen" Engel sie auf die Höhe einer über den Universitäten schwe- benden „allgemeinen Lehranstalt" zu erheben, ohne Promotionen und akade- mische Ämter, lediglich zu dem Zweck, den auf den Provinzuniversitäten zum Staatsdienst vorbereiteten und geprüften Anwärtern auf den öffentlichen Dienst einen höheren akademischen Schliff zu geben, sie noch einmal und ausschließ- lich die Luft reiner Wissenschaft atmen zu lassen! Daß die Hauptstadt des Reiches zumal für die Lehrer eine besondere Anziehungskraft hat, ist erklärlich. Jedoch war das in den Anfängen des Reiches wohl noch mehr der Fall als in den Jahren, da sie zur Weltstadt emporwuchs. Heute besinnt man sich bereits, ob man einem Ruf an die Berliner Universität Folge geben soll, und mehr als ein mal haben sich Berliner Ordinarien dazu entschlossen, einen andern Lehrstuhl aufzusuchen. Denn die Sorgfalt, mit der die kleinen Regierungen sich ihrer Universitäten annehmen, steht derjenigen, deren sie sich in Preußen erfreuen, um nichts nach, und ihr Verhältnis zu ihnen ist vielleicht intimer, als es in dem Großstaat möglich ist. Indessen ist auch Preußens Regierung von einer Bevor- zugung Berlins längst zurückgekommen; und auch in den Provinzuniversitäten gewähren Institute und Seminare die gleiche, vielleicht eine bessere Gelegen- heit zum Lehren und Forschen, und größere Muße dazu, als es in dem Trubel der Weltstadt und den Anforderungen der Weltuniversität gegenüber möglich ist. Daß es ihren Dozenten auch an Zuhörern nicht fehlen kann, beweisen die Zahlen- verhältnisse, von denen wir sprachen; und wenn sie hinter Berlin zurückbleiben, so sind der Lehrer, die sie in Anspruch nehmen können, um so weniger, und dii darum vielleicht in der Lage, mehr Studenten um ihr Katheder zu versammeln als ihre Berliner Kollegen: nur daß die Annehmlichkeiten der kleineren Universi- täten, zumal im Sommer, auch für die Kommilitonen zu groß sind, um sie dauernd an die Vorträge ihrer Lehrer zu fesseln ein Motiv, das nicht nur für den Be- such dieser Universitäten selbst, sondern auch für die Wahl der Semester, in denen man sie zu beziehen pflegt, sehr wirksam ist. Auch für die Studenten hat Berlins Alma mater den Ruf, den bereits der junge Feuerbach an ihr hervorhob, eine Arbeitsuniversität zu sein, behalten.1

1) Vgl. den Bd.H, 1, S. 183 zitierten Brief F. 's an Beinen Vater vom >>. Juli 1824: ..Wahn- Kneipen sind andere Universitäten gegen das hiesige Arbeitshaus".

362 Viertes Buc'n.

Die Frequenz- Nun|haben ja freilich nicht alle Fakultäten an dem allgemeinen Wachstum

^täte'n miduir gleichmäßigen Anteil gehabt. Die Theologen Berlins erreichten das Maximum ^mTdör""^ ihrer Zahl im Verhältnis zur Gesamtheit der Studierenden im letzten Lustrum ^~1J:,lt- Hegels und Schleiermachers; jeder dritte Berliner Student war damals Theologe. Mit dem Sommer nach Schleiermachers Tode begann, wie schon bemerkt, der Abstieg, der im Winter 1848/49 mit 174 Studierenden seinen Tiefstand erreichte in dem Moment, als die Reaktion siegreich ihr Haupt erhob. Immerhin war in dem Revolutionslustrum die Verhältniszahl zur Gesamtheit noch 15,45 v. H.; während in dem Wintersemester, das Dillmann mit dem Kampfruf gegen den Klerikalismus in der Kirche des Evangeliums eröffnete, die absolute Zahl der Berliner Theologiebeflissenen 162 war und ihr Verhältnis zu der Gesamtheit in der Zahl 6,08 v. H. zum Ausdruck kam. Im Winter 1909/10 studierten an der Universität wieder 356 Theologen (gegen 641 im Wintersemester 1830/31), dar- unter 3 Frauen, aber die Verhältniszahl war bis auf 4,05 v. H. gefallen d. h. auf 25 Kommilitonen kam ein Theologe.

Offenbar, wissenschaftlichen Motiven kann man keinen Einfluß auf diese Zahlen zuschreiben. Möglich, daß Schleiermachers und Hegels überragende Stellung eine gewisse Anziehungskraft ausgeübt hat wenigstens auf Jünglinge vom Range eines Vatke und David Friedrich Strauß; niemals in der Tat haben sich relativ soviel Ausländer unter den Berliner Theologen befunden wie in den letzten Jahren dieser Großen. Aber auch das Gegenteil von Wissenschaft scheint die Frequenz in dieser Fakultät kaum beeinflußt zu haben, obschon unter der Allein- herrschaft Hengstenbergs ein sichtlicher Aufschwung erfolgte. Eher könnte man sagen, daß Dillmanns Schlachtruf abschreckend auf die Küster- und Pastoren- söhne gewirkt habe, welche an der Berliner Universität ihre geistige Nahrung zur Vorbereitung auf die Kanzel suchten; wenigstens fürchteten dies Dillmanns Kol- legen, als er ihnen Holtzmann als seinen Kandidaten nannte: es war einer der Gründe, die sie in ihrem Gutachten an den Minister gegen diesen Anhänger des Protestantenvereins geltend machten. Auch die Lehrer der Theologie können sich, wie es ja nur dem Charakter und der Bestimmung ihres Amtes entspricht, an Zahl mit denen der andern Fakultäten nicht messen, mögen sie sich auch gegen das Anfangsjahr um das Fünffache vermehrt haben: die Ordinarien neh- men daran doch wenig Anteil; ihre Höchstzahl (10) haben sie in den 80er Jahren zum erstenmal erreicht, auch im Jubiläumsjahr sind sie darüber nicht hinaus- gekommen.

Mit der Zahl ihrer Dozenten steht die Juristische Fakultät den Theologen nur um weniges voran, was auch bei ihr der praktische Zweck und die Geschlossen- heit ihres wissenschaftlichen Horizontes erklärlich machen. Umgekehrt dagegen liegt es für die Zuhörer. Nicht, daß deren Zahl relativ gestiegen wäre; sie ist insoweit mit einem Drittel bis zu einem Viertel der Gesamtzahl stabil geblieben;

Tm neuen Reich. 363

und nur zu Anfang der 50er Jahre zeigte sich ein erheblicher Aufschwrj Aber absolut genommen ist die Frequenz in dieser Fakultät, unter dem muten Reich enorm gewachsen. Der Grund liegt wieder in der Kraftentwickelung der Nation, ihrem "Wachstum an Reichtum und Volkszahl, und in den dadurch sich immer steigernden Bedürfnissen der Verwaltung, der Rechtspflege, wie auch der Industrie und des Handels selbst.

Wieder anders stellt sich uns das Bild der Medizinischen Fakultät dar. Keine Wissenschaft hat sich so sehr gespalten wie die von der Heilkunst. Dem entspricht es, daß aus den 7 ordentlichen Lehrstühlen, mit denen die Fakultät ins Leben trat, in einem Jahrhundert 18 geworden sind, wozu noch 13 Honorar- professuren kommen. Wenn aber die Fakultät im Jubiläumsjahr außerdem 42 Extraordinarien zählte .statt des einen, mit dem sie anfing, und 129 Privatdozenten statt 7, so steht dies kaum in einem angemessenen Verhältnis zu dem wissen- schaftlichen, und noch weniger zu dem Lehrbedürfnis; denn die Zahl der Stu- denten ist, mag sie sich auch nahezu verdreifacht haben (auch dies wieder eine Folge der Kraftentfaltung der Nation), im Vergleich zur Gesamtzahl von einem Drittel auf ein Sechstel gesunken.

Den Löwenanteil an der ins Riesenhafte gehenden Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat die Philosophische Fakultät. Gerade sie aber nahm in den ersten Zeiten der Universität mit der Zahl ihrer Studenten fast den untersten Platz ein1; und wenn ihr Lehrkörper sogleich der größte war, braucht man doch

1) Den Theologen war sie in den ersten 12 Jahren ein wenig voraus; vom Summer 1822 blieb sie auch hinter diesen, und bald sehr weit zurück: im Wintersemester 1830/31 mit 2*i(5 gegen G41. fc?o blieb es bis zum Sommer 1840. Im nächsten Semester kam der Umschwin gegen 362). Die Juristen waren Michaelis 1810 um 4 Immatrikulierte hinter den Philosophen zurückgeblieben. Danach aber hatten sie durch fünf Jahrzehnte hin das Übergewicht, zuweilen um nahezu 200, in den 50er Jahren sogar um das Doppelte und darüber. Zuerst im S 1860 hatten die Philosophen die höhere Zahl, in deren Besitz sie lange Zeit blieben. Anfang der 70er Jahre stieg die Differenz zu ihren Gunsten sogar sehr bedeutend. (Sommersemester 1873 615 gegen 465). Bald aber schnellen Beider Zahlen rasch in die Höhe. Im Wintersemester 1875 sind es 807 Juristen, 911 Philosophen. Ein Jahr darauf überschreiten Beide die Tausendgrenze, jene um 3, diese um 67. Und fortan bleiben die Juristen den Philosophen lange hart auf den Fersen. Unter der Depression der 90er Jahre leiden beide Fakultäten, die Philosophen noch mehr als die Juristen, so daß diese jenen seit dem Winter 1893/94 wieder vorankommen. Zwei Jahre währte dies; dann, bei gemeinsamem Anstieg, nahmen die Philosophen wieder die Spitze, um sie nicht wieder zu verlieren. 1897 erreichen sie, ein Jahr darauf die Juristen das 2. Tausend ; hinter dem 3. Tausend sind diese überhaupt zurückgeblieben, die Philosophen überschreiten es 1903, und das 4. schon 2 Jahre vor dem Jubiläum. Jedoch gelten alle diese Zahlen nur für die \> semester: denn im Sommer sind die Juristen von jeher, relativ oder auch absolut, sehr viel w in Berlin zu finden gewesen als die Philosophen; es Bind die Monate, da jene al

Situierten die „Sommeruniversitäten" am Neckar- und am Isarstrand, und neu. besonders das schöne Freiburg im Breisgau aufsuchen, also daß die Alma Mater Berolinensis von ihrer philosophischen Fakultät doch mehr hat als von der juristischen. Diese Differenz hl wie gesagt, längst; besonders sichtbar wird sie aber im erat Sommer 1872 d. h. im u<

364 Viertes Buch.

nur die Dozentenzahlen vom Anfang und Schluß des Jahrhunderts zu vergleichen, um zu sehen, wie weit die Fakultät bei der Gründung der Universität von der heute erreichten Höhe ihrer Entwickelung noch entfernt war.1 zerfall der philo- Freilich, der Gedanke ihrer inneren Einheit, den Schleiermacher beim Auf-

sophischenFaknl-

tät in ihre Fach- bau der Universität festgehalten, auf dem er ihre akademischen Würden, Magiste-

wi.sstMiscJitit'ton "

so wie Fichte es ri um und Doktorat, aufgebaut hatte, ist dabei in die Brüche gegangen. Fichte ''hat Recht behalten, wenn er die vierte Fakultät nur als eine negative Ausschei- dung dessen, was nicht zu den drei sogenannten höheren Fakultäten gehöre, be- zeichnete und im Namen der Philosophie selbst gegen die zu häufige Austeilung ihres Doktortitels protestierte, unter der die eigene Würde leiden müsse. Wenn er daran den Vorschlag knüpfte, diese Würde nur denjenigen zu erteilen, die wirk- lich in der wissenschaftlichen Philosophie Meister seien, sonst aber nur Doktoren der Philologie, der Chemie usw. zu kreieren, so entspricht dies genau dem Cha- rakter, den die Promotionsprüfungen mit der Zeit erhalten haben. Der Riß zwi- schen den Geisteswissenschaften, wie man sie nennt, und den dem Naturerkennen gewidmeten Disziplinen geht mitten durch die philosophische Fakultät hindurch; die Philosophie selbst ist heute in zwei Hälften gespalten, also daß man schon zweifeln kann, zu welcher der beiden Sparten man die Fachphilosophen nach ihrer Richtung und ihrem Spezialgebiete zu stellen hat. Ein Bündel von Fachwissen- schaften ist die Fakultät geworden, in der Schleiermacher den „Verein" hatte sehen wollen, welcher die Ursprünglichkeit des wissenschaftlichen Lebens und die durch die Philosophie verbundene Einheit der Wissenschaften am reinsten und vollkommensten darstelle. Die in ihr zusammengefaßten Disziplinen haben sich von jedem Zwang der Systematik freigemacht; eine jede hat sich auf sich selbst gestellt, in die Schranken ihrer empirischen Methoden sich eingeschlossen. Vergebens sind alle Bemühungen gewesen, ein gemeinsames Band, sei es durch die Philosophie oder durch humanistische Bildungsformen, um sie zu schlingen; sie haben alles bis auf den Rest zerrissen. Umsonst waren auch die Versuche, durch die Beschränkung auf Nominalprofessuren oder durch die Prüfungs- und Promotionsordnungen den Zusammenhang zu wahren. Geblieben sind von alle- dem nur die philosophische Fachprüfung und das pekuniäre Privileg der Sede- cim, das daran geknüpft war, und das die Beteiligung an allen Arbeiten der Fakultät, vorzüglich aber an den Prüfungen in ihrem ganzen Umfange zur Vor- aussetzung hatte. Heute hat es diesen Sinn längst verloren und ist zu einem bloßen Anciennitätsvorrecht geworden. Ein letztes Petrefakt war jene stereotype

1) Sie begann mit 13 Ordinarien und je G Extraordinarien und Frivatdozenten. Die ent- sprechenden Zahlen des Jubiläumsjahres sind 60 (dazu noch 10 Honorarordinarien). 46 und 122. Die von 1846/47 waren: 34, 32, 25. Nach der Revolution trat ein beträchtliches Sinken ein, bis zu Falk hin. 1874/75 saßen in der Fakultät wieder 32 Ordinarien, 1887/88 40; Frivatdozenten hntte sie damals 56; deren üöchstzahl wies das Jahr 1908,09 auf: 123.

Im n ii Reich 365

und seit Jahrzehnten nie beantwortete Frage, die der Dekan am Schluß jedes Rigorosuins an die anwesenden Kollogen zu richten hatte: „Wünscht noch jemand der Herren die Prüfung des Kandidaten N. fortzusetzen?*'; es ist zugleich mit dem am Ende völlig verkümmerten lateinischen Gepränge des Promotionsaktes, das nur noch von der theologischen und juristischen Fakultät festgehalten wird, wenige Jahre vor dem Abschluß des Jahrhunderts abgeschafft worden 1 wiederum entsprechend der Forderung, welche Fichte im Dezember 1810 im Namen der Fakultät selbst als ihr erster Dekan dem Ministerium eingereicht hat.2

Unaufhaltsam und, je näher dem Jahrhundertsende, um so rascher ist dieser Prozeß vorwärtsgeschritten. Immer von neuem erweitern, vertiefen, spalten sich die Einzelwissenschaften, und jedes neu sich abzweigende Fach, das die wach- sende Erkenntnis aus den Abgründen der Forschung hervortreibt, sucht sich ab- zugrenzen und den ihm zusagenden Boden zu finden, auf dem es eigene Wur- zeln schlagen und neue Sprossen entwickeln kann. Die philosophische Fakultät aber hat ihren Widerstand gegen diese Eigenkraft der Wissenschaft längst auf- gegeben und eingesehen, daß hier nicht Zersplitterung und Verengung, sondern Entfaltung und die Fülle wachsender Erkenntnis am Werke sind.

Auch haben die drei oberen Fakultäten, denen Schleiermacher, beherrscht IAul,,;or stfrko,ror

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von seinen romantischen Vorstellungen, die philosophische Fakultät als Grund- „oberen** Fakni-

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lage und Durchgangsstufe aufdrängen wollte, solche Ansprüche niemals geduldet; schulen, sie haben sich im Gegenteil um so mehr auf sich selbst zurückgezogen und sich ausgebaut, indem sie Elemente, die ihnen die philosophische Fakultät dar- bot, aufnahmen und ihren Zwecken gemäß ausbildeten. So machten es die Theo- logen, und so die Juristen mit den historisch -philologischen Methoden für die Interpretation und die Edition ihrer Quellen und für alles, was sich bloß historisch verstehen läßt, wie sie auch ihre Systematik philosophisch zu unterbauen trachte- ten; während die Mediziner die Erfahrungen und Erkenntniswege der natur- forschenden Gruppe der philosophischen Fakultät in ihren unmittelbaren Diensl zogen. Gerade dadurch haben sie alle drei (recht im Gegensatz zu der philo- sophischen Fakultät) eine Einheit und Geschlossenheit gewonnen, wie sie sie früher nicht besaßen. Dies freilich in der Theorie weniger als in der Praxis. Denn ideell würden etwa die Juristen gewiß nichts dagegen haben, sie mögen es sogar wünschen und ihren Schülern empfehlen, philosophische, historische und womöglich auch philologische Kollegia zu hören. Aber wie die Dinge liegen, werden dies fromme Wünsche bleiben, und die Zeit, da Savigny fünfzehn juristi- sche Stunden als Höchstmaß in der Woche für seine Schüler nannte, damit ßie eben jene Fächer, vor allem Philologie, hören könnten, wird schwerlich wieder-

1) 1002 unter dem Dekanat des Verfassers i' i Werkes.

2) Vgl. Bd. I, B. 362ff.

36(5 Viertes Buch.

kommen; denn die vorgeschriebene Stildienordnung, von der die Studierenden der Jurisprudenz nicht abweichen dürfen, wenn sie das von ihren Examinatoren geforderte und in den Prüfungsordnungen bestimmte Maß der Kenntnisse erreichen wollen, wird ihnen kaum die dazu gebotene Zeit übrig lassen. Vollends die medizinische Fakultät hat ihre Lehrkurse Semester für Semester so bis ins ein- zelne ausgebildet, daß sie ihre Studenten ganz in ihren Bann gezogen hat und ihnen, soweit sie dieselben zu anderen Fakultäten hinüberschickt, kaum andere Vorlesungen und Übungen gestattet als diejenigen, die für ihre eigensten Zwecke sich nicht umgehen lassen.

Mit andern "Worten, die Einheit und Geschlossenheit, deren sich die drei „oberen" Fakultäten erfreuen, entstammt nicht den Prinzipien ihrer Wissen- schaften, sondern der praktischen Bestimmung, für die sie geschaffen wurden. Analoge Nun pflegt man ja wohl zu hören, daß dies bei der philosophischen Fakultät

Entwicklung f b J } ff

innerhalb der anders sei, daß sie in ihrer Gesamtheit dem Begriff einer Universitas litterarum

philosophischen

Fakultät. wirklich ganz nahe komme, da sie ja in der Vereinigung ihrer Wissenschaften um einen ideellen Punkt, den der reinen Idee des Erkennens, jenen „wissen- schaftlichen Verein" darstelle, um dessen willen Schleiermacher die dem Range nach niedrigste der Fakultäten in Wahrheit als die Herrin aller übrigen prokla- miert hatte. Indessen Fichte, wie wir wissen, hatte auch dies geleugnet, und die Wirklichkeit trägt in der Tat ein anderes Gesicht. Gelehrte, die, wie Haupt und Lachmann, neben der klassischen auch die moderne Philologie in drei oder mehr Sprachen und Literaturen beherrschten oder auch nur, wie Müllenhoff, die germanische Philologie mit der antiken verbänden, sind nicht mehr da; und kaum möchte sich noch ein Student finden, der beides mit- einander zu verknüpfen suchte. Vergebens stemmte Johann Gustav Droysen sich der fortschreitenden Teilung des historischen Studiums entgegen: der Er- folg war nur, daß unter ihm kaum noch Dissertationen gemacht wurden; ihn selbst zog das Übergewicht der Stoffmassen, in die er sich versenkte, aus dem alten Bereich seiner Forschung, in den er so tiefe und scharf gezogene Linien gegraben hatte, hinweg. Und heute kann man sich schon fast freuen, wenn Studierende der klassischen Philologie etwa mit der alten Geschichte, Anglicisten und Romanisten mit der Staatengeschichte ihrer Epoche Fühlung nehmen, oder wenn das Studium der deutschen Kaiserzeit seine Jünger dazu führt, auch der Geschichte der westeuropäischen Kultur im Mittelalter einige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Mit einem Wort, auch die philosophische Fakultät ist der Gefahr nicht entgangen, sich in Fachschulen mit praktischen Zielen aufzulösen, die mit ihren Seminarien und Laboratorien jede eine kleine Welt für sich bilden und sich mehr und mehr gegeneinander abzuschließen drohen, unvermeidlich- Ein Prozeß, den keine pädagogische Kunst, kein noch so fein gegliedertes

K6lt Q19SÖS i fO"

zesses; Folge der System der Verteilung und Überlieferung des Lehrstoffes aufhalten wird, da er

Im neuen Reich. 3li7

eben mit dem Fortschreiten der Erkenntnis selbst gegeben ist. Die Universitäten Zweoki* sind nun einmal ihrer Bestimmung nach nicht Forschungsinstitute, sondern uoch SüSn d. heute das, was sie von jeher waren: Lehranstalten dies freilich im Sinne ISdÜnT'm^d« der Ausbildung des wissenschaftlichen Denkens und der Unterweisung in den JJIäÄij! Methoden wissenschaftlicher Arbeit. Wir wollen nicht bloß nach der Lehrweise früherer Jahrhunderte unsern Schülern bereitgestellte Stoffe überliefern, auch nicht bloß den Fortschritt der Gedanken, den Gang gelehrter Untersuchungen, die Entstehung ihrer Ergebnisse im Kathedervortrag vor ihnen ausbreiten, sondern wir wollen sie auch in die Forschung selbst einführen; Arbeitsgenossen, Kommili- tonen der Größten im Reiche des Wissens sollen sie werden, wie klein immerhin der Bezirk sein mag, den sie zunächst ihr Eigen nennen. Wir sollen sie zu lernen lehren so war ja auch Schleiermachers Wahlspruch. Wenn jener aber dies Wort dahin verstand, daß die Universität, als die Mitte zwischen Schule und Akademie, nur eben die Idee der Wissenschaft in den mit Kenntnissen mancher Art schon ausgerüsteten Jünglingen erwecken wolle, indem sie die Prinzipien und gleichsam den Grundriß alles Wissens auf solche Art zur Anschauung bringe, daß daraus die Fähigkeit entstehe, sich in jedes Gebiet des Wissens einzuarbeiten, so hat die Entwickelung der Wissenschaft es mit sich gebracht, daß wir bereits auf der Universität jeden unserer Hörer auf das besondere Gebiet des Wissens, das er sich erwrählt, hinführen und ihn dort arbeiten, heimisch werden lassen. Das letzte Ziel ist das gleiche geblieben, aber Inhalt und Umfang des Studiums und die Methoden des Lehrens und Lernens mußten sich wandeln, den Wegen folgen, in welche die Entfaltung der Wissenschaft, ihr Auseinandertreten in stets engere Kreise, alle Forschenden mit einer aus der Tiefe, der Idee der Wissen- schaft selbst hervorquellenden Notwendigkeit hineinzwang.

Allzu voreilig war es doch von Hegel gewesen, als er den Gebrauch physi- Einwirkung auf

dio Kntwickolung

kalischer Apparate zwar für das Gymnasium forderte (damit nämlich die jungen der inutirut» rad

Seminiire.

Leute in dem Alter, worin das untheoretische Sehen dieser Erscheinungen und deren Anwendung auf mancherlei Spiele noch schicklich sei, hiermit bald fertig würden), für die Universität aber dergleichen nahezu verbieten wollte, weil die wissenschaftliche und mathematisch behandelte Theorie dessen fast gar nicht be- dürfe und diese für die Universität allein sich schicke.1 Freilich, eine Regie- rung, für deren gesamte Politik äußerste Sparsamkeit das Leitmotiv bildete, und die überdies stolz war auf den Glorienschein, mit dem diese Philosophie sie selbst umgab, konnte mit solchen Anschauungen ganz zufrieden sein. Und bo ließ sie es sich zwar gefallen, daß Heinrich Rose sein Laboratorium auf seine Kosten bei

1) 8. Bd. II. 1, S. 225. Noch schroffer brachte Fichte solche Gedanken ram Ausdruck, «renn er jeden Anspruch verwarf, von outen her, sei es durch Bucherstadium oder durch Experimente, durch die auf dem Boden der Erfahrung hinkrieohende DeinarheM den Bau der Wissenschaft

emporzutürmen. S. Bd. I, S. 119.

368 Viertes Buch.

Mitscherlich und später in der eigenen Wohnung einrichtete, und daß Magnus, solange er lebte, Haus und Vermögen dazu her gab: aber für Paul Erman, der über keine eigenen Mittel verfügte und keinen Apotheker, der ihm mit Apparaten hätte aushelfen können, zum Bruder hatte, fand sie kein Geld in den Kassen; daß sie für die dilettantischen Versuche eines Leopold von Henning über Goethes Farbenlehre doch noch einiges übrig hatte, sogar ein Auditorium zur Verfügung stellte, verdankte dieser lediglich seiner Freundschaft mit den beiden Fürsten in den Keichen der Dichtung und der Philosophie. Etatszahlen. 150000 Taler hatte Wilhelm von Humboldt, wie wir uns erinnern, in

seinem Antrage an den König vom Juli 1809 gefordert, um damit alle der "Wissenschaft und der Kunst geweihten Anstalten Berlins zu speisen. Zwei Drittel dieser Summe und weniger noch haben dann in der Tat Jahrzehnte hindurch genügt, um seine Pflanzung zu erhalten; mit dieser Jahresquote hat Altenstein unsere Alma Mater zur ersten Universität Deutschlands erhoben. Im Säkularjahr aber betrug ihr Etat über vier und eine halbe Million Mark.1 Die Dozenten- gehälter, welche 1810 dreiviertel aller Ausgaben verzehrten, verlangen heute, trotz Vervielfältigung und achtfacher Vergrößerung2, ein Fünftel. Damals nahmen sie das Sechsfache, heute ein Drittel der Ausgaben für die Institute in Anspruch.

1) Erst 1850 erfährt der Etat eise knappe Vetdoppelung. In den 60er Jahren (in der Zeit der Militärreform!) erfolgt, trotz Zunahme der Frequenz, noch eine Verminderung. 1880 hebt sieh der Etat auf l1/., Millionen Mark, 1900 erreicht er 3, 1910 4,6 Millionen. Dementsprechend geht die Ausgabe pro Kopf der Studierenden von 243 Mark im Jahre 1820 auf 140 im Jahre 1830 zurück; 1840 sind es 190, 1850 bis 1880 400, 1910 550 Mark (trotz der kolossalen Besuchs- steigerung!). Allerdings wurden die Kosten anfangs ganz aus Staatszuschüssen gedeckt, heute nur noch zu über 80%; sie sind durch die Gebühren, die eine Steigerung auf 3/4 Millionen oder i/g des Ganzen erfahren haben, auf die Studierenden abgewälzt: auch dies nur möglich durch den gewachsenen allgemeinen "Wohlstand.

2) Letzteres jedoch mit starken Differenzen und in merkwürdigen Kurven der Entwicke- lung. Daß das Durchschnittsgehalt aller Professoren von seiner durch Humboldt, als der Würde des Amtes angemessen, bestimmten Höhe tief heruntersank (von 3090 Mark auf 2000 im Jahre 1830 und 19 '0 im Jahre 1840), entspricht der Etatsgestaltung unter Altenstein. Um so auffallender ist die Verschiedenheit in der Abmessung der Gehälter, bei denen der höhere Rang der beiden obersten Fakultäten lange Zeit hindurch sehr entschieden zur Geltung kam; während in den letzten Dezennien i. A. eine Ausgleichung erfolgt ist. Das Anfangsjahr der zweiten Reaktionsperi« 1850, zeigt eine Steigerung des Durchschnitts (2800 Mark), die neue Ära dagegen, deren 8< der gesteigerte Militäretat war, einen neuen Rückschritt (2250 Mark), so daß die Professoren bei dem 50jährigen Jubiläum auch von hier aus auf die Gründungszeit als auf eine ideale Vergangenheit zurückschallen konnten. Das Siegesjahr 1870 hatte bereits eine höhere Ziffer als 1850 (2850), aber erst im Jahre 1880 überschritt der Durchschnitt der Gehälter mit 3880 Mark den Stand des Gründungsjahrs. Dabei fällt doch (nachdem F. A. Wolf bereits 9000 Mark ei halten) das Höchst- gehalt, das jemals ein Berliner Dozent gehabt hat, schon in die 40er Jahn1, und bezogen hat es (im umgekehrten Verhältnis zu seinen Leistungen) ein Philosoph Schelling, der ja aber freilich gar nicht in der Fakultät saß; es überragt noch mit seinen 16500 Mark das Höchstgehalt im Säkulardezennium (15000), das ebenfalls wieder der Philosophischen Fakultät zugehört. Auch die nächsthöhere Stufe (12000 Mark) kam letzterer zugute; Zeller schlug diese Bresche.

Im neuen Reich. 369

Im Jahr des deutschen Krieges und der Reichsgründung waren für die wissen- schaftlichen Anstalten immerhin bereits 202000 Mark ausgeworfen: 1885 aber betrug ihr Gesamtetat 800000, um bis 1909 auf 1800000 zu wachsen. Zahlen, in denen sich die ungeheure Entwicklung der Berliner Universität, zumal in den letzten drei Jahrzehnten, in Forschung wie Unterricht abspiegelt.

Den gleichen Eindruck erhält man, wenn man auf die räumliche Ausdeh- wachsende nung sieht, welche die Universität im Laufe des Jahrhunderts gewonnen hat. im H.n»n«£T Anfangs, so bemerkten wir, war in dem Hause der Alma Mater nahezu alles, was zu ihr gehörte, und mehr als das untergebracht. Bis unter das Dach, unter dem ,

Tralles als der Astronom einquartiert war, und auf das Schinkel seine Gloriette für die Sternwarte hatte setzen wollen, umschloß sie, wahrhaft mütterlich, die großen naturwissenschaftlichen Sammlungen, die zoologische und die zootomische, die mineralogische und die geologische, dazu Johannes Müllers anatomische Prä- parate und Skelette und die Familien seiner Kollegen Weiß und Lichtenstein, Hufe- lands Poliklinik, Quästur und Quästorwohnung, wie auch die Logis der unteren Be- amten und die sonstigen Geschäftsräume, Aula und Senatssaal und alle Auditorien; und sie hatte darüber hinaus noch Platz für Gäste und Zwecke, die keinerlei Be- ziehung zur Universität besaßen, wie die geheime Registratur des Ministers Schuckmann und die Giustinianische Gemäldesammlung, und die prinzlichen Stalleute samt ihren Pflegebefohlenen im prinzlichen Marstall. Wir erinnern uns, wie ungern alle diese Einlagerer auf ihre erworbenen oder verliehenen, teils auch genommenen Rechte verzichteten, und daß selbst die Direktoren der Sammlungen nicht immer geneigt waren, ihre schönen und bequemen Wohnungen dem Gesamtinteresse zuliebe zu räumen. Auch fanden sich, so oft eine Samm- lung zum Umzug oder Auszug genötigt war, stets Bewerber für die leergewordenen Räume. So lebte Dubois-Reymond mehrere Jahre hindurch in Symbiose mit Johannes Müller, der ihm erst eins und dann noch zwei andere Zimmer im Magazin des anatomischen Museums abgetreten hatte; was ihnen, bei der Verehrung, welche Dubois seinem Herrn und Meister zollte, und Müllers eigener vornehmer Gesinnung, besser gelang als andern Kollegen, die unter ähnlichen Verhältnissen aus gegenseitigen Reibungen nicht herauskamen. Jahrzehnte hat Dubois noch nach Müllers Tode den oft kaum erträglichen Übelständen trotzen müssen, ehe ihm und seinem Freunde Helmholtz auf dem Platz der alten Artillerien erk- stätten in der Dorotheenstraße das damals angestaunte Doppelhaus für das phy- siologische und das physikalische Institut seine Pforten öffnete. Denn auch Helmholtz hat nach seiner Berufung noch nahezu 8 Jahre in den beschränkten Räumen des Ostflügels .lehren und arbeiten müssen, wohin Laboratorium und Sammlungen überhaupt erst nach Magnus' Tode au* dessen Wohnung über- geführt waren, zugleich mit seiner kostbaren Bibliothek und den [einen Apparaten, welche der Hochherzige dem Institut, das ihm seihst vorenthalten war, hinterlassen

Lenz, Geschichte der Universität Berlin II 2. '_! 1

370 Viertes Buch.

hatte. Dieser Umsiedelung mußte auch das Herbarium weichen, das seit 1857 im Parterre des Ostflügels untergebracht war und, w!e schon früher, noch mehrfach hat umziehen müssen, bevor es im April 1907, fortdauernd durch kostbare Neuerwer- bungen bereichert, sein großartiges Heim im Garten von Dahlem beziehen konnte. Auswanderung Die große Ausräumung erfolgte erst in den 80 er Jahren. Zunächst zog

und Ausbau , .

der naturwisscn- die Eröffnung des neuen pharmakologischen Instituts, das 1883 seine Stelle stitute in den in unmittelbarer Nähe des physikalischen Instituts fand, die fachwissenschaft-

gie^h "mit "neuen liehe Sammlung nach sich, Avelche bisher noch in der Universität (zuletzt im Berufungen. \yestflügel) geblieben war. Im April dieses Jahres starb Wilhelm Peters, der letzte der Professoren, die in dem Hause der Universität ihre Dienstwohnung gehabt haben. Er selbst hatte, wie bemerkt, sich nichts Besseres gewünscht, als mit seinem Museum- ausziehen zu können, und schon 1873 war von dem Senat, dem alles daran liegen mußte, Platz für die Auditorien und Geschäfts- zimmer zu gewinnen, bei der Regierung der Antrag gestellt worden. Nun schied auch, noch in dem gleichen Jahre, Reichert aus. Er war im Oktober von seiner Professur zurückgetreten, hatte jedoch die stets von ihm eifersüchtig gehütete Lei- tung des anatomischen Museums behalten. Aber schon im Dezember starb er, und damit wurde der Weg frei zu einer umfassenden Neuordnung und Umgruppierung der naturgeschichtlichen Sammlungen, welche in den beiden Flügelgebäuden der Alma Mater seit der Gründung der Universität aufgestellt waren: man schritt dazu, alles in einem eigenen Hause zu vereinigen, für das ein Platz nicht gerade glück- lich — an der Invalidenstraße gewählt wurde. Das anatomische Museum, dem Johannes Müller unter dem Einfluß der vergleichenden Richtung seiner Forschungen mehr und mehr den Charakter einer zoologischen statt zootomischen Sammlung ge- geben hatte, verfiel der Aufteilung oder, wie die Zoologen, welche am liebsten die Sammlung als Ganzes, und zwar als Teil ihres Museums, behalten hätten, es empfanden: der Zerreißung. Auch hatte das zoologische Museum zunächst keiner- lei Vorteil von der großen Wendung. Die Amtswohnung seines verstorbenen Direk- tors wurde dessen Nachfolger in der Professur, Franz Eilhard Schulze über- wiesen zur Einrichtung eines besonderen zoologischen Instituts, das er als Bedingung seines Kommens gefordert hatte, und das Museum mußte sogar noch zwei Zimmer dafür abtreten. Jedoch war alles nur provisorisch gedacht. Auch für das zoolo- gische Institut wurden in dem Neubau an der Invalidenstraße Räume bereitge- stellt, die der wachsenden Bedeutung dieser Forschungen würdig waren; und das Museum erhielt nach vierjährigem Interregnum in Möbius einen Direktor, dessen gewissenhafte, umsichtige und energische Verwaltung, verbunden mit der Gerech- tigkeit und der Humanität seines Wesens, in zwanzigjährigem unermüdlichem Schaffen es zu einer der erlesensten Sammlungen der Welt gemacht hat.

In sechs Jahren war alles fertig; im Dezember 1889 erfolgte in Gegenwart Ihrer Majestäten die feierliche Einweihung des „Museums für Naturkunde", wie

Im neuen Reich. 371

die Gesamtheit der aus der Universität dorthin überführten Sammlungen, die geologisch-paläontologische, die mineralogisch-petrographische und die zoologische, genannt wurde; später hat eine jede von ihnen den ihr zukommenden Namen „Museum" zurückerhalten; und indem jedesmal eine Scheidung zwischen Schau- sammlung und Institut gemacht wurde, sind sie ihrer doppelten Bestimmung voll wiedergegeben worden, dem Forscher die Arbeitsstätte und eine Unterrichts- und Bildungsstätte für das ganze Volk zu sein. Das anatomische Museum wurde nun. freilich mit sehr verminderten Beständen, dem anatomischen Institut angegliedert, das im Garten der Tierärztlichen Hochschule ein neues Heim erhielt, wo es unter Wilhelm Waldeyers weitsichtiger Leitung zu einer ähnlichen Entwicke- lung emporwuchs. Die verlassenen Räume in dem Hause der Universität aber wurden die Medizin und Naturforschung noch immer nicht ganz los. Im Westflügel erhielt Oskar Hertwig, der im Herbst 1888 Waldeyer als zweiter vergleichender Anatom zur Seite trat, vorläufig seine Arbeitsstätte, nachdem ihm eine Anzahl der Präparate, die aus Müllers vergleichenden Forschungen stammten, aus dem anatomi- schen Museum überwiesen waren. Noch in der Zeit, als er auf sein zweites provi- sorisches Institut angewiesen blieb, das er sich in dem Jüngkenschen Haus errichtete einem Teil der großherzigen Stiftung, welche die Universität den Töchtern des alten Kollegen verdankt), hat er ein paar Jahre in der Universität gelesen; und noch heute, wo die naturwissenschaftlichen Sammlungen, die einst die oberen Stockwerke füllten, längst ausgewandert sind, erinnern an diese Vergangenheit die zwei kleinen Zimmer, welche 1889 dem Institut für theoretische Physik eingeräumt wurden.

So sind also die 80er Jahre, das achte Jahrzehnt der Universität, die Epoche venüensteFried.

rieh Althoff- und

geworden, in der die Entwicklung unserer Alma Mater zu einer wirklichen Welt- seiner Amts- Universität einsetzte; und wir brauchen nun nicht mehr zu sagen, wem sie diese ri<,rt*, Reuende Ausgestaltung in erster Linie zu verdanken hat: es ist das organisatorische Genie doru\L',V und die nicht zu ermüdende, immer auskunftsreiche Arbeitskraft Friedrich Alt- hof f s und seiner Amtsgenossen (in erster Reihe Otto Naumanns), welche sich darin widerspiegelt. Ohne Unterbrechung ist diese Arbeit seitdem fortgeschrit- ten. Indem sich die Wissenschaften spalteten und Jahr um Jahr neue Lehrstühle für die abgetrennten Teile errichtet wurden, wuchs gleichmäßig die Zahl der Forschungsinstitute, für die immer neue Gelder bewilligt und neue Räume bezogen wurden. Kaum einer der Neuberufenen kam noch nach Berlin, ohne ein [nstitul für sich zu fordern und es sogleich oder ein wenig später zn erhalten. Ganze Straßenviertel sind heute mit den Neubauten dieser größten aller Lehranstalten be- deckt; oder es wurden ihr Bauwerke angegliedert, die, wie die Bauakademie und die alte Königliche Bibliothek, für ganz andere Zwecke errichtet waren. In den Straßen rundumher sind Häuser oder Etagen gekauft oder gemietet worden, die, kaum bezogen, wieder zu eng wurden. Vom Eohenzollernscblosse bis zu Dah- lems Feldern dehnt sich dieser Streubesitz aas: läge alles beieinander, bo würde

24«

372 Viertes Buch.

es den Raum einer kleinen Stadt einnehmen. Das Haus der Universität selbst ist längst nicht mehr imstande, die Auditorien auch nur für die Geisteswissen- schaften sämtlich herzugeben; kaum, daß für die zentrale Verwaltung daneben Platz bleibt; unsern Festsaal selbst mußten wir über die Straße hinweg verlegen; wir mußten unsern herrlichen Garten, für dessen ungeschmälerten Besitz die Uni- versität so harte Kämpfe geführt hat, durch langgedehnte Flügelbauten, die man seit dem Jubiläum dem alten Hause angehängt hat, in einen Innenhof verwan- deln; und auch so kann dem Lehrbedürfnis kaum genügt werden, also daß die Blicke sich bereits nach dem letzten der drei Häuser gelenkt haben, die des Großen Friedrichs Baulust um den Opernplatz her erstehen ließ.

Entfaltung der Die Geisteswissenschaften haben an diesem Aufwände den geringsten Anteil

Geisteswissen- schaften und ihrer gehabt. Aber völlig fehl würde gehen, wer ihnen deshalb eine geringere Rolle

in dieser rastlos weiterstrebenden Entwickelung zuschreiben wollte. Sie bean- spruchen freilich, ich will nicht sagen geringere Pflege aber geringere Kosten. Vielleicht, daß sie sich nicht so großer Gunst erfreuen wie die dem Natur- erkennen gewidmeten Fächer, denen das unmittelbare Bedürfnis, der einleuch- tende Nutzen für Staat und Gesellschaft zu Hülfe kommt. Tatsächlich aber ist die Entfaltung der Geisteswissenschaften um nichts geringer gewesen. Man braucht dazu nur einen Blick auf die Geschichte der Berliner Philologie zu werfen seit ^dem Gründungsjahr der Universität, als Bellermann mit seinem Hebräisch sich noch zur Theologischen Fakultät stellte und die Einrichtungs- kommission unter Schleiermachers Führung Bedenken trug, auch nur die deutsche Sprache und Altertumswissenschaft als Lehrgebiet zuzulassen. Damals umschloß sie kaum mehr als das Studium der beiden klassischen Sprachen und Literaturen, mithin den Horizont, den schon die Epoche des Humanismus und der Reformation gewonnen hatte, nur daß alles im Geiste des Neuhumanismus umgebildet war; während sie heute sich zu einer von historischen Gesichtspunkten ganz be- herrschten, den Stimmen aller Völker der Erde lauschenden, ihre Individualität ergründenden Wissenschaft ausgestaltet hat, welche erst in der Anthropologie und in der vergleichenden Sprachwissenschaft, ja in den Ursprüngen der menschlichen Sprache selbst ihre Grenzen anerkennt.

Auch in der Richtung und in den Methoden der Forschung haben beide Gruppen sich gleichmäßig und gleichzeitig entwickelt. Als die Universität ihr 50 jähriges Jubiläum feierte, gab es innerhalb der philosophischen Fakultät genau genommen nur ein Institut, das dem Anspruch genügte, den wir heute an ein solches stellen, daß es nämlich zugleich der Lehre und der Forschung diene, das war Böckhs Schöpfung, das philologische Seminar.1) Denn die übrigen

]) Der ursprüngliche Gedanke bei der Gründung der philologischen Seminarien war, wie bei den theologischen, noch der praktisch - pädagogische gewesen; nicht Gelehrte, sondern Schul-

Im neuea Reich. 373

(es waren mit Bibliothek und Universitätsgarten im ganzen neun, darunter nur fünf rein naturwissenschaftlichen Charakters) waren im Grunde bloß Samm- lungen und mehr für die Vorlesungen als für Übungen bestimmt: im Säkularjahr dagegen waren die geisteswissenschaftlichen Anstalten der Fakultät auf 16, die naturwissenschaftlichen auf 18 gewachsen; während von der Gesamtzahl der 82 Uni- versitätsinstitute, die medizinischen mit eingerechnet, auf die Geisteswissenschaften volle 24 entfielen.

Allerdings ist dabei zu bedenken, daß seminaristische Übungen auch ohne Institute an der Universität von ihrer Gründung ab gehalten worden sind: als Privatissima in den Wohnungen der Professoren, mit einem kleinen Kreise Aus- erlesener, bei denen ein besonderes wissenschaftliches Interesse vorhanden war oder vorausgesetzt wurde; und wir brauchen nur etwa an die Namen Ranke, Müllenhoff und Mommsen zu erinnern, um uns zu sagen, daß jene Übungen seitens der Lehrer wie der Schüler um nichts hinter denen zurückstanden, welche heute in den vom Staat gegründeten Instituten stattfinden. Diese selbst sind aus ihnen erwachsen, und ihren Anfängen hat noch oft der Charakter eines Privatzirkels angehaftet. Auch Droysen versammelte die Mitglieder seiner „Historischen Gesellschaft" noch in seiner Wohnung; seine eigene Bibliothek und die kleine Sammlung, die aus Beiträgen seiner jungen Freunde beschafft wurde, mußten ausreichen, nachdem der Zuschuß von 150 Talern, den die Regierung viermal bewilligt hatte, ausge- blieben war.1) So wie die Regierung es früher einem Magnus und Heinrich Rose

männer, wie in den theologischen Seelsorger, wollte man erziehen, eine Auslese aus den Besten erzielen, denen man Prämien und Stipendien gab, um den Unterricht an den gelehrten Schulen an Stelle der Theologen zu übernehmen: die Entwicklung des Staatsgedankens des 18. Jahr- hunderts fand darin ihren Ausdruck. Damit war aber, dem Geiste der Epoche gemäß, sogleich die Richtung auf eine freiere Entwickelung dieser Studien, wie sie schon Fr. A. Wolf vertrat, gegeben. In Berlin wurde diese Tendenz sofort prinzipiell festgestellt. Auf die Erziehung zur Selbständigkeit legen Böckhs Seminarsatzungen besonderen Nachdruck; neben Interpretationen und lateinischen Abhandlungen fordern sie Disputationen über Aufgaben, welche die Mitglieder selbst einander stellen sollen.

1) Allerdings wollte Droysen, wie bemerkt, gar kein Seminar im herkömmlichen Sinne haben, sondern ein historisch -politisches Institut zur Vorbildung der Staatsmänner und der publizistischen Erzieher der Nation. Ein Unternehmen, das dem Sinn der UniversitätsbUdung im Grunde widersprach, wie ihm nur geringer Erfolg beschieden war. Seine Erbschaft traf das historische Seminar an, das Weizsäcker bei seiner Berufung einrichtete, das aber alles andere als seine Fortbildung war; Weizsäcker schritt vielmehr auf den Wegen fort, die zu Bänke zurückführten; Droysen aber hat sich auch auf diesem Boden zu Ranke in Gegensatz Vgl. meinen Bericht über das Historische Seminar im 3. Bande, S. 251. - ihnliohes ,^rilt von dem Seminar für orientalische Sprachen, das mit den andern Instituten nur den Namen gemein hat. Denn es verdankt seine Gründang lediglich praktischen, aus der Politik direkt abgeleiteten Zwecken. Diese hat es immer festgehalten, und seine ganze Entwiokelong Zuhöret Prüfungswesen und der Unterricht bis auf die Lebrbüohei hin hat Bich in diesem Sinne voll- zogen; es hat sich heute bereits fast zu einem Institut für Auslandskunde ausgewachsen , das mit der Universität nur in losem Zusammenhang steht, wie die Konsequenz eines >1 ben Prinzips es fordert. Vgl. oben S. 145.

374 Viertes Buch.

überlassen, hatte, für sich selbst zu sorgen. Die Liberalität der Professoren wett- eiferte auch hier häufig, wenn sie sie nicht übertraf, mit der Regierung; so gab Wilhelm "Wattenbach schon bei seinen Lebzeiten dem paläographischen Apparat des Historischen Seminars mit vollen Händen aus den Schätzen seiner Bibliothek ab. Aus kleinsten Anfängen heraus haben sich die meisten dieser Arbeitsstätten entwickelt. In der Regel mußten sie sich fürs erste mit einem oder zwei Zimmern oder Zimmerchen begnügen; ein Schrank enthielt die Biblio- thek, ein paar tannene Tische und Stühle, dazu etwa eine "Wandtafel bildeten die Ausstattung. Heute sind auch sie gewachsen, sie haben ihren eigenen Diener, und zuweilen für ihre Büchereien bereits besonders dafür angestellte Bibliothekare; in weiten, gut belichteten Räumen finden (wenigstens bei den bevorzugteren unter ihnen) Hunderte junger Forscher vom Morgen bis zum Abend bequeme Arbeitsplätze, wo. sich sonst schon wenige Dutzend zusammen- drängen mußten. Kaum eine Disziplin auch unter den Geisteswissenschaften, die solcher "Wohltaten noch entbehrte; sie spielen auch hier eine Rolle bei den Neuberufungen, in den älteren Fächern genau so wie bei der Errichtung neuer Lehrstühle. Nicht einmal die Wissenschaft, welche die Prinzipienlehre für alle übrigen sein will, hat sich dem allgemeinen Zuge entziehen können: als jüngstes von allen trat im Säkularjahr selbst das „Philosophische Seminar der Universität Berlin" ins Leben. Freilich hatte schon Fichte ein Konver- satorium eröffnet und den Teilnehmern schriftliche Arbeiten aufgegeben; aber alles doch nur, um seine im Kolleg vorgetragenen Gedanken, an deren Un- fehlbarkeit ein Zweifel nicht gestattet war, zu erläutern, dem Verständnis näher zu bringen; sie in Frage zu stellen wäre Ketzerei gewesen. Daran, daß eine historische Behandlung und philologische Interpretation philosophischer Ideen- reihen jemals in einem philosophischen Seminar Eingang finden könnten, hat Fichte nie gedacht; schon das Element der Skepsis, das immer daran haftet, hätte es ihm unmöglich gemacht; und welche Augen würde er, würde gar Hegel machen, wenn sie heute in das Psychologische Institut einträten und mit an- sehen müßten, wie man hier auf den Wegen des Experimentes, mit Hebeln und mit Schrauben dem Menschengeist auf die Spur zu kommen sucht.

Umgekehrt ist es der Theologie ergangen: ihr Seminar ist das älteste der Universität, es trat mit ihr zugleich ins Leben. Schleiermacher aber gründete es ganz auf Philologie und Historie; der Exegese des Alten und des Neuen Testa- ments und der Kirchengeschichte bestimmte er die drei Abteilungen, die er ein- richtete.1) Die Spekulation ward, wie jeder praktische Zweck, von ihm ausdrück-

1) Sowie er der Spekulation ja auch den Eintritt in die Akademie versagte. Gegenstand der „theologischen Gelehrsamkeit" war ihm eben nur, was sich durch das Studium der Quellen für die christliche Erkenntnis erschließen ließ. So geht auch die Idee, die christliche Archäologie in den Unterricht aufzunehmen, woran sich später die Einrichtung des Christlichen Museums an-

Im Denen Reich. 8 i 6

lieh ausgeschlossen und ist es bis in die neuere Zeit geblieben; etö't lihtei Falk wurden die homiletische und die katechetische Abteilung hinzugefügt.

Auch die Juristische Fakultät hat erst 1875 ihr Seminar bekommen, und zwar war es wieder der Minister, der dabei die Initiative ergriff. Übungen aber, fast durchweg exegetischer Natur, waren längst gebalten worden; schon 1819 hat Savigny damit begonnen. Und der Geist, in dem das neue Institut geleitet wird, ist der alte geblieben: die philologisch -historische Schulung herrscht bis heute, und die Idee, daran eine Pflanzstätte für Ausbildung von Lehrkräften zu haben, in kleineren auserwählten Kreisen spezifisch gelehrte Zwecke zu fördern, wird um so strenger festgehalten, je besser für die Masse der Studierenden durch die Ausbildung der Praktika gesorgt wird.1)

Dürfen sich nun so fragen wir weiter die Geisteswissenschaften auf verwandten Wegen ähnlicher Erfolge rühmen wie die dem Naturerkennen gewid- meten Fächer, deren Triumphzüge im Laufe des Jahrhunderts die Erde umspannt und tausendfache Kräfte der Menschheit dienstbar gemacht haben? Zum guten Teil wird dies erst die Zukunft lehren. Denn wir Alten stammen noch aus der Epoche, in der diese Entwicklung einsetzte, und auf den geisteswissenschaft- lichen Feldern sprießen die Ergebnisse nicht so rasch empor, wie auf denen der Naturforschung, breiten sich auch nicht so gemeinsam in einer einzigen eng- geschlossenen Front aus; die Individualität des Forschers drängt sich stärker her- vor oder bleibt wohl auch einsamer, verborgen zunächst hinter seinen Werken; erst die Gesamtarbeit seines Lebens zeigt mitunter jüngeren Generationen, was er geleistet: wir brauchen nur an den Größten, an Leopold Ranke zu denken. Immer- hin können wir darauf hinweisen, daß die Arbeiten, die aus den Berliner Semi- narien der letzten Dezennien hervorgegangen sind, nicht bloß an Zahl die der älteren Generationen um das Hundertfache übertreffen, sondern daß sie ihnen auch an wissenschaftlichem Gehalt selten nachstehen, oft sogar überlegen sind.

Freilich, leugnen läßt es sich nicht, daß die größere Intensität des Stu- o*>"

' ° 7 Spezialb.iorai.L-.

diums auf Kosten der breiten, umfassenden, auf die allgemeinen Zusammen- hänge gerichteten Forschungsweise der älteren Zeiten gewonnen wurde, und daß die jungen Akademiker von heute allzu leicht in einen der zahllosen Winkel ihrer Wissenschaft sich hineindrängen lassen, ohne auch bui den Horizont ihi

geschlossen hat, auf ihn zurück; Während ex für die praktische 'I : nicht einmal oii

fessur haben und die Dogmatik geteilt in die Hände eil iten and i

wollte. Vgl. Bd. I, 8. 221 ff.

1) Das kriminalistische Seminar, das eine Bonden rhalten hal doch keine

aii'li'in Ziele.

376 Viertes Buch.

eigenen Baches zu überblicken, damit aber der Gefahr der Verengerung ihres ihre onabwend- Gesichtskreises, der wissenschaftlichen Kurzsichtigkeit preisgegeben werden. Aber

barkeit.

wo gibt es hier einen Ausweg? Wollten wir Fichtes Vorschlag annehmen, die Universität von jeder Rücksicht auf den praktischen Dienst, den der Staat als Lohn für seinen Schutz von ihr verlangt, abzulösen und sie ganz auf die Forschung zu stellen, so würde das nichts bessern: im Gegenteil, die Gefahr würde nur wachsen, da ja die Verengerung des Unterrichtsstoffes gerade durch die Entvvickelung, d. h. die Differenzierung der Forschung und ihrer Methoden, herbeigeführt wurde. Keinen größeren Feind aber hat die Erziehung zu wissen- schaftlicher Arbeit und Weltauffassung, das „Lernen-Lehren", als den Dilet- tantismus; rettungslos wäre ihm ausgeliefert, wer den rastlos anschwellenden Stoff des Wissens gewaltsam und mechanisierend in die kurze Spanne der paar Studiensemester zusammenpressen wollte: schon jetzt bringen Lehr- und Prü- fungsordnungen diese Gefahr nahe genug an die Fakultäten heran; und es ist schließlich doch nur ein Notausweg, wenn in der juristischen Fakultät die Aus- bildung zu streng wissenschaftlicher Arbeit einem Kreise weniger Auserwählter offengehalten wird.

Es bleibt nichts übrig, als den Weg zu gehen, den noch allemal durch- schreiten mußte, wer ins Freie und Lichte sich retten wollte, den Weg zwischen der Scylla und der Charybdis. Der Weg zur Höhe bleibt ein rauher Pfad. Nur der feste Wille, hindurchzukommen, kann helfen und der unbesiegliche Glaube, daß dem Willen zur Erkenntnis die Erkenntnis selbst nicht versagt bleiben wird. Er wird uns ins Freie führen. Der Ausweg: Denn je weiter wir schreiten, je tiefer wir bohren, um so mehr werden

fanS und Aus- wir uns des Zusammenhanges alles Forschens und der Einheit seiner Ziele be- FakuHät."grpnTen wüßt. Schon sehen wir die Nebel fallen: in wachsender Kraft leuchtet uns sammenimngaUes ^as Licht der Erkenntnis. Niemals wird, wer jenes Glaubens ist, heute noch dw0anheit8sei^erPrmz'P^e^ an der Abschließung der Fakultäten gegeneinander festhalten oder gar, ziele. wje Hengstenberg und seine Freunde es meinten, der Theologie eine Zwitter- stellung zwischen Kirche und Wissenschaft vorbehalten. Ihre Sonderstellung kann man ihnen lassen und am Ende zugeben, daß die praktischen Ziele, die den drei oberen Fakultäten gesteckt sind, sie dazu nötigt, ihre Studenten fester an sich zu fesseln, als Schleiermacher und Savigny es wünschten und voraussahen. Aber ein innerer, aus ihrem Wesen, ihrer Facultas stammender Grund zwingt dazu nicht; sowenig wie wir deshalb genötigt sind, etwa die naturwissenschaftlichen Fächer aus der philosophischen Fakultät in die medizinische zu verpflanzen oder was ja mehrfach geschehen ist die philosophische in ihre beiden Haupt- gruppen zu zerlegen, oder auch die Staats wissenschaftlichen Fächer an die juristi- sche Fakultät anzugliedern. Mag man solche Scheidungen für opportun halten oder es richtiger finden, die von alters her überkommenen Formen zu lassen, sie als das

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was sie sind hinzunehmen so hat das alles, unter den Gesichtspunkt der Wissen- schaft gebracht, nur sekundäre Bedeutung. Von ihr aus gesehen sind die Grenzen der Fakultäten längst eingeebnet und kaum noch bemerkbar. Und von neuem Neue RocMforti hat Fichte Recht behalten, wenn er als den einzigen Unterschied zwischen den ' in den vier Fakultäten zusammengebrachten Erkenntnisgebieten (der aber in seiner Vorstellung von der höchsten Idee der Erkenntnis selbst wieder aufgehoben wurde) den zwischen dem natürlichen und dem historischen Weltgeschehen anerkennen wollte. Je weiter die Erkenntnis vordringt, je größer die Stoffmassen sind, die jede Einzelwissenschaft dem allgemeinen Wissen zuführt, um so klarer tritt dies heraus. Die Zersplitterung der Forschung selbst führt dahin. Noch immer haben Physik und Chemie den Dominat in den Bereichen der Naturwissenschaften: von der Sternenweit bis herab zur Zelle reicht ihre Herrschaft; während wetteifernd mit ihnen und in wachsender Erkenntnis der Rätsel des Lebens die Biologie ihre Herrschaft in der Welt des Organischen ausgebreitet und mit ihren vergleichen- den und experimentellen Methoden die einst weit auseinander klaffenden Teile zur Einheit verbunden hat. Es ist der Entwickelungsgedanke, der in alle Kategorien Der Entwicke-

lungsperiaiike «ü>

des Erkennens eingedrungen ist, alles in Raum und Zeit Begreifbare sich unter- die Dominute worfen hat. Er hat auch in der historischen Welt (gerade das ist die Arbeit monien. dieses Jahrhunderts) sich längst durchgesetzt und sich bis heute unerschüttert behauptet. Keine Tradition, kein System, kein Dogma hat er unberührt und un- geprüft gelassen; er hat alles in den Strom des Werdens, historischer Bedingt- heit hineingerissen. Er hat uns gelehrt, die Zeiten zu scheiden, die Kulturen zu sondern und ihre Verbindungswege aufzusuchen, das Abgeleitete von dem Ursprünglichen zu trennen; in dem Genie selbst möchte er die Elemente be- stimmen, aus denen es sich bildete und die in ihm wirksam wurden. Tausendfache Mischungsverhältnisse begegnen dem Blick; je weiter das Weltbild sich vor uns ausbreitet, um so höher erheben wir uns über den Umkreis, der uns im eigenen Leben umgibt. Es ist als schritten wir aus engem Tal, aus dem Nebel, welcher die Tiefe deckt, zur klaren Höhe der Berge: je rüstiger wir steigen, um so mehr weitet sich unter uns die Welt, treten Lichter und Schatten, Berge und Täler auseinander, mit jedem Schritt wandelt sich die Landschaft. Freilich, hoch über uns liegt noch der Gipfel, der erst den vollen Rundblick gewähren wird. Und wie fern sind wir sogar noch von dem Ziel, das der Dichter uns setzt, wenn er Rechen- schaft über dreitausend Jahre von uns fordert, um nur im eigenen Leben Erfahrung zu sammeln und nicht dem Tage allein leben zu müssen! Also dali mau wohl denen zuzustimmen versucht sein möchte, die da meinen, dali wir uns niemals ;ms der Enge der Umwelt befreien, dali wir nur aus ihr heraus die halberloschenen Bilder wiedererkennen können, ja die da fordern', daß wir unsere Fesseln willig und mit Lust tragen sollen, daß es gerade unsere Pflicht und Aufgabe sei, das Vergangene unter dem Horizont, in den Staat und Kirche mit ihren Idealen und

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ihren Traditionen, ihren Wahrheiten und ihren Irrtümern uns gebannt haben, anzuschauen und in die Gegenwart gleichsam herabzuzerren. Aber vor solcher Resignation und solchem Pessimismus (mag er selbst sich auch anders nennen) wird uns der Rückblick auf die Geschichte unserer Universität, auf die Arbeit, die in ihrem ersten Jahrhundert an ihr vollbracht wurde, bewahren. Denn wir dürfen daraus die'Überzeugung schöpfen, daß der Weg zur Höhe, mag sich immer das Weltbild bei jeder Biegung des Weges verschieben, den Horizont jedesmal Dargetan an dernur Uni so weiter und klarer entschleiern wird. Erinnern wir uns noch einmal Ber)Cinö°r Philo- der Bahn, welche die Altertumswissenschaft unter ihren Berliner Meistern von l0gie Se.The°" Friedrich August Wolf bis heute zurückgelegt hat. Wie flach, wie eng gestellt war doch das Bild, das Wilhelm von Humboldt und seine Freunde sich von der Antike entworfen hatten: in sich fast ungegliedert, Rom und Hellas kaum von- einander geschieden, einer Trauminsel gleich im Meer der Barbarei, heraus- gehoben aus ihren historischen Zusammenhängen, als ein Elysium unentweihter und unerreichbarer künstlerischer Schönheit und geistiger Freiheit, lebte es in ihrer Phantasie. Heute liegt dieses Ideal zerschlagen da, gleich den Marmor- bildern, die uns der Boden von Rom und Hellas wiedergab. Aber indem diese Vorstellungen, überspült von der stets steigenden Flut der Forschung und dem un- ablässigen Zufluß neuer Quellen, für immer versanken, tauchte die wirkliche römisch - , griechische Welt empor: fest umrandet auch sie, in sich geschlossen, und doch wieder tausendfach verklammert mit den älteren Kulturen, die sie umgaben, nicht zeitlos, wie sie dem Neuhumanismus erschien, sondern als ein Stück der allge- meinen Geschichte, und voll von Eigenleben in Wirtschaft und Macht, in Recht und Religion, in Philosophie und allen Wissenschaften und Künsten dabei doch, je tiefer wir in sie eindringen, um so näher unserm Yerständnis, um so ver- wandter uns selbst; und mit Erstaunen nehmen wir immer neue Analogien wahr, je weiter wir in unserer eigenen Entwicklung vorwärts schreiten. Stellung Man pflegt der Romantik nachzurühmen, daß erst sie recht eigentlich das Ver-

ona ARoni"if ständnis für die Vergangenheit erschlossen habe und also die Weckkraft des histori- daza' sehen Geistes geworden sei, in dem wir die Eigenart des 19. Jahrhunderts zu er- blicken gewohnt sind. Wir wollen das Verdienst, das ihr daran zukommt, nicht schmälern, aber auch nicht vergessen, daß, um das erloschene Leben zu begreifen und die Zeiten voneinander zu scheiden, erst einmal die Schranken niedergerissen werden mußten, welche die in Staat und Kirche herrschenden Traditionen seit langen Jahrhunderten um sie gezogen hatten. Dies aber hat die Epoche der Auf- klärung vollbracht. Mag immerhin das 18. Jahrhundert das Beiwort des „un- historischen", das man ihm zu geben liebt, behalten, so hat der in ihm erstarkte Geist durch die Rücksichtslosigkeit, mit der er in den Wust und Wirrwarr der Überlieferung hineinleuchtete, doch erst den Blick frei gemacht und die Bahn geöffnet, auf der ein tieferes Verständnis der Vergangenheit möglich ward. In-

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dessen ist die Aufklärung, wenigstens soweit sie deutsch und auf protestantischem Boden erwachsen war, gar nicht einmal bloß negativ gewesen. Sondern ihre Kritik war bereits positiv gewandt, und, durch sie geregelt, machte bereits die historische Phantasie Eroberungen, welche die Folgezeit wohl vertieft und erwei- tert, aber nicht wieder aufgegeben hat. Denn es geht nicht an, etwa Herder aus seiner Zeit herauszunehmen, ihn, wie es wohl geschieht, zum Vorläufer der Romantiker zu machen. Er ist dem Jahrhundert der Aufklärung genau so zuzu- rechnen wie Hamann und Kant, Goethe und beide Humboldt, wie Semler und "Wolf und der ganze Kreis der Göttinger Historiker und Philologen. In ihr wurzeln auch die drei Berliner Heroen, welche, wenn irgendwer, das historische Zeitalter heraufgeführt haben: Niebuhr, Böckh und Ranke; ihr verdanken Fichte und Hegel das Stärkste ihres Wesens und Wirkens; selbst Savigny, der auf Hugos Schultern steht, schuldet das Beste und Dauerndste, was er schuf, jener vielgeschmähten Epoche, mit der auch Schleiermacher weit mehr verbindet als seine romantischen Wallungen verraten mögen. Denn erst die Wende des Jahrhunderts sah die neue Weltanschauung entstehen, welche im Rückschlag gegen Frankreichs Revolution die verlassenen Pfade, die zu den alten Idealen zurückführten, aufsuchte und wiederfand. Ein Kind des neuen Geistes war Neander. Aber kann, was er schuf, sich messen mit dem, was wir von jenen andern ererbt haben? Keine Seite in seiner Kirchengeschichte, so ist gesagt worden, gibt es, die heute nicht umgeschrieben werden müßte; seine Gelehr- samkeit, so unermeßlich sie war, ist unfruchtbar geblieben, weil sie sich in den Dienst von Vorstellungen gab, die, wie sie aus seiner Zeit geboren waren, mit ihr wieder vergingen; kaum einer seiner zahllosen Schüler hat den Weg in die neue Zeit hinüber gefunden; und er selbst entging nicht dem tragischen Lose (von dem ja auch Schleiermacher, wenn auch in minderem Grade, betroffen ward), mit ansehen zu müssen, wie die robuste junge Generation, die an die von ihm wieder aufgerichteten Altäre trat, Waffen führte und Kampfformen anwandte, welche ihm in der Seele zuwider waren; Dornen und Disteln wuchsen auf seinem Acker. Es war die Epoche, in der Hengstenberg und seine Jünger ihre wissen- schaftliche Ehre darin suchten, die Geschichten von Bileams Esel und Josuaö Befehl an die Sonne, still zu stehen zu Gibeon, als historische Fakte zu behan- dfein, und in der der Mut, die Echtheit des Pentateuchs oder des vierten Evan- geliums zu beweisen, die sichere Anwartschaft auf das Ordinariat eröffnete, das einem Vatke allezeit versagt blieb.

Wir vernahmen, wie Dillmanns Kampfruf die Berliner Theologie aus dieser Versandung zu den Quellen wissenschaftlichen Lehens und aus der staubigen Anna politischer Kämpfe zu der Gemeinschaft wissenschaftlicher Arbeit zurückführte. Ruhe hat sie damit freilich nicht gewonnen. Denn auch lur die wissenschaft- liche Erkenntnis gilt das Wort, daß 8ie nicht m die Well gekommen ist, am

380 Viertes Buch.

den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Um die Theologie aber schlagen die Wogen solcher Kämpfe am stärksten zusammen; und es ist nicht jedermanns Sache, im Sturm aufrecht und ohne die Sohlen zu netzen über die Flut hinweg- zuschreiten. Indem die Fakultät ihre Pforten öffnete und sich gleich den andern Geisteswissenschaften auf den Boden der Geschichte stellte, mußte sie es ge- schehen lassen, daß jene, ausgerüstet mit dem kritischen Rüstzeug ihrer Erkennt- nisse und ihrer feingeschliffenen Methoden, nun auch in ihr Gebiet eindrangen, das früher in der Regel von ihnen respektiert war. Lachmann hatte mit seiner Ausgabe des Neuen Testamentes das Beispiel gegeben; doch war er auch hier nur wieder der Wegbereiter gewesen; und die eigentliche Invasion in die einst so sorglich gehüteten Grenzen ist doch erst in den letztvergangenen Dezennien er- folgt, und auf den Wegen, in welche August Böckh seine Wissenschaft gewiesen hat. Indem das ganze Altertum, die seit Jahrtausenden um das Mittelmeer gelagerte Kulturwelt als' eine Einheit erfaßt wurde, die in allen ihren Teilen und Epochen Orient und Okzident und die Jahrhunderte vor wie nach unserer Zeitrechnung voneinander abhängig und in sich gegliedert ist, wurden die ehrwürdigsten Traditionen, die ganze heilige Geschichte Alten und Neuen Testa- mentes in den allgemeinen Strom des Werdens und Vergehens hineingerissen. Die Zeit war gekommen, von der Fichte geweissagt hatte, daß wir es ebenso be- lehrend und ergötzend finden würden, den Jesaias zu lesen wie den Äschylos, und den Johannes wie den Plato, daß wir jenen wie diesen gerechter werden würden als mit einer von theologischen Prinzipien abhängigen Exegese, und daß die neue Religionsgeschichte uns der Lösung mancher Probleme, wie die über die Ver- fasserschaft der biblischen Schriften und die Geschichte des Kanons, näher bringen würde als die von Vorurteilen beherrschte bisherige Kirchengeschichte. Nur wer mit der gleichen Voraussetzungslosigkeit sich gürtet wie jene Eindringlinge, kann noch hoffen, als gleichwertig von ihnen betrachtet und beachtet zu werden; und nur wer ihre Methoden mit der gleichen Sicherheit handhabt, wird sich in seinen Bereichen vor ihnen behaupten können. Wie hätten da die überlieferten Vor- stellungen, alle Versuche, den historischen Unterbau des Bekenntnisses als ein für sich Seiendes, der Bedingtheit des irdischen Geschehens Entrücktes zu be- handeln, noch bestehen können! Heute ist ihre Ohnmacht aller Welt offenbar geworden; Theologen selbst haben es bereits ausgesprochen, daß ihre Disziplin sich zur vergleichenden Religionswissenschaft auswachsen müsse.

Wechselwirkung An diesem Punkte erkennen wir, welche Bedeutung für den Staat und alle

8wi8( hen Staat u. °

Wissenschaft. Lebensformen der Nation die Geisteswissenschaften durch ihre Rückführung auf die Geschichte gewonnen haben. Ihre Wirkung ist sehr verschieden von der der Naturwissenschaften, aber wahrlich um nichts geringer. Gewiß, auch deren Ergebnisse lassen sich mit der noch immer weithin mächtigen Weltanschauung

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der Vergangenheit schlecht genug in Einklang bringen. Aber sie kommen doch nur an der Peripherie mit ihr in Berührung, nicht in der Richtung, die sie mit ihrer Arbeit verfolgen, zumal in der heutigen Zeit, wo sie sich von den letzten Problemen der Erkenntnis geflissentlich abgewandt und sich in die Grenzen ihrer empirisch erreichbaren Aufgaben eingeschlossen haben. Umge- kehrt die Geisteswissenschaften, die, wie gesagt, ihrer Natur nach auf Staat und Kirche und alle Formen und Äußerungen der politischen Welt gerichtet sind: in deren Zentrum, in das Ideengeflecht, das ihr zugrunde liegt und Leben in ihr gewonnen hat, vorzudringen, ist ihr Sinn und ihr Recht sie müßten denn sich selbst untreu werden und sich dem Machtwillen des Staates oder der Parteien dienstbar machen wollen. Nun aber ist doch der Staat ihr Herr. Unter seinem Schutz müssen sie leben, ihm dienen sie, ihm sollen sie die Lehrer und Erzieher, die Richter, die Seelenhirten, die Gelehrten selbst, welche ihr Werk fortsetzen werden, ausbilden. Darf er es da dulden, daß sie ihre Wege allein bestimmen? Muß er nicht fürchten, daß sie den Grund, auf dem er ruht, und den sie um und um wühlen, zerstören und also den Umsturz alles Bestehenden herbeiführen werden? Daß diese Furcht die Regierenden oft genug beherrschte, hat uns die Geschichte unserer Universität gelehrt, sowie es alle Jahrhunderte be- weisen; wir sahen, wie bereits ihre Gründer dieser Gefahr zu begegnen versuch- ten. Schleiermacher hatte sie durch die Trennung beider Sphären vermeiden Rückblick wollen; nur so glaubte er die Freiheit der Wissenschaft wahren zu können. Aber Sohieiemutehen, er hatte an dem eigenen Schicksal erfahren müssen, daß keine Form stark genug HumboWn ist, um den Geist zu fesseln und zu lenken. Eben darum hatte Fichte in seinem j^.'0",, Universitätsplan vom Geiste her die Form gebildet; eine unersteigliche Burg hatte er ihm bauen wollen, aus der er in alle Bereiche des Staates und der Ge- sellschaft überströmen sollte, um sie mit seiner Glut und Leuchtkraft zu erfüllen utopische Gedanken, denen in dieser Welt der Wirklichkeiten niemals die Er- füllung winken kann, und die von dem Bauherrn der Universität sofort ver- worfen wurden. Aber auch Wilhelm von Humboldt lebte noch in Vorstellungen, die weitab von der Richtung lagen, in welche die allgemeine Entwickelung wies, wenn er seiner Schöpfung und mit ihr dem gesamten Unterrichts- und Erziehungs- wesen die Sicherheit in den Stürmen der Zeit, sogar dem fremden Eroberer gegen- über, dadurch zu erkaufen gedachte, daß er sie auf ein Stiftungsvermögen and etwa noch auf freiwillige Beiträge stellte, in der Meinung, sie dadurch von dei Verbindung mit dem Staate lösen und sie zu einer unmittelbaren Angelegenheil der Nation machen zu können. Die Probe hierauf zu liefern, war der Uni- versität erspart geblieben, weil Humboldts Nachfolger seinen Plan, bevor er noch realisiert war, beiseitegeschoben und die Universität nur um so fester mit dem Staatswillen verbunden hatte. Aber wir l>r;iuchen bloß auf die Geschichte des Jahrhunderts zurück und auf die Bedingungen alles Geschehens hin bq blicken,

382 Viertes Buch.

jhre untrennbar- um die innere Unmöglichkeit auch dieser Idee zu begreifen. Staat und Wissen-

keit wird durch .... . ■■ n> i -r 1 c . .T .

die Geschichte Schaft lassen sich nicht voneinander trennen. Sie sind Lebensformen der Nation, ""äTtewieirn!'" tief in ihr verankert, und wirken unablässig auf sie wie aufeinander ein. Als die Sphäre der Macht (darin hatte Schleiermacher recht) gebraucht der Staat das Wissen; er muß sich seiner bemächtigen, denn es macht ihn stark und gibt ihm die Waffen, sich in dieser Welt des Kampfes zu behaupten dies aber bleibt für ihn allezeit das oberste Gesetz. Jede Seite in der Geschichte unserer Universität hat uns dies bestätigt. Ihre Gründung selbst erfolgte unter solchem Zwange, der bereits ihre Vorgeschichte bis zurück zu Friedrich Wilhelm I. beherrschte. So stark ist das Bedürfnis des Staates nach dem Rüstzeug des Wissens, daß er Lehre wie Forschung nicht nur unter seine Protektion nimmt, sondern auch in ihrer Entwickelung und Verzweigung aufs tiefste beeinflußt. Die Geschichte unserer Universität hat uns von der Gründung des Collegium medico-chirurgicum an auch dafür Beispiele die Fülle geboten, und abermals für die Geisteswissenschaften kaum weniger als für die Medizin und alle naturwissenschaftlichen Fächer. Nicht bloß für die Wissenschaften vom Staate selbst, sondern auch für die Gesamtheit der Philologie: in ihrer Loslösung von der Theologie und in dem Ansetzen ihrer neuen Sprossen und Zweige, zunächst des germanischen, dann der des Orientes und erst später der neueren- Sprachen, unter denen wieder den slawischen ,der Vortritt gewährt wurde, nahmen wir Äußerungen des Staatswillens oder doch des Willens seiner Träger wahr; in den philosophischen Systemen und in den Ab- wandlungen der Theologie, ja hier ganz besonders, spiegelten sich Epochen des staatlichen Lebens ab: Persönliches und Allgemeines, die Wahl und Berufung der Lehrer, der Gang ihrer Studien, ihre Auffassung selbst standen unter der Einwirkung politischer Momente. Also daß man insofern kaum von der Grün- dung der Universität als von einem einmaligen Staatsakt sprechen kann: es ist ein Prozeß, der Jahrzehnte vorher beginnt und sich ununterbrochen fortsetzt, ein nicht endendes Ausströmen der Lebensenergie des Staates, ein Suchen nach immer neuen Kräften, die ihn befruchten und sich mit den bereits in ihm wirkenden Elementen verbinden sollen. Macht und Frei- Ware nun der Staat wie Schleiermacher es ansah lediglich auf Kampf

hoit lebten in

beiden un.i keinen und Gewalt gestellt, läge ihm an den Kenntnissen alles, an den Erkenntnissen ompur. nichts, wäre die Kluft zwischen ihm und der Wissenschaft als der Sphäre der Freiheit wirklich unüberbrückbar, so würde dies alles eine trübe Perspektive eröffnen. Denn die Freiheit der Wissenschaft, und also ihre Macht, wäre be- reits dahin, und sie längst in den Fesseln des Staates. Jedoch der Hinblick auf unsere Universität lehrt uns anderes. Niemals hat die Welt eine solche Macht- anhäufung gesehen wie in dem neuen Deutschland, und niemals ist die Freiheit der Lehre und Forschung unter den Hohenzollern unbedingter gewesen als heute. Mit viel besserem Rechte noch als einst Fichte in seiner Abschiedsrede an die

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in den Freiheitskampf ziehenden Studenten dürfen wir bekennen, daß uns nie- mand verhindert, frei zu forschen in jeder Tiefe und nach allen Richtungen hin. und die Resultate dieser Forschung auszusprechen, und in jeder Weise zu arbeiten, um das aufblühende Geschlecht zu bilden: wir haben diese Freiheit, und es be- darf bloß, daß wir uns derselben recht emsig bedienen.1) Im Gleichschritt und in Wechselwirkung sind, staatliche Macht und wissenschaftliche Freiheit in dem Jahrhundert, das dem deutschen Geiste gehörte, emporgekommen. Mögen die korporativen Rechte, die von der Regierung (widerstrebend zum Teil, es ist wahr) der Universität gewährt wurden, immerhin der adäquate Ausdruck sein für die Freiheit, die Selbstbestimmung der Wissenschaft: unlöslich, innerlich mit ihr verbunden sind sie nicht, und noch Aveniger stellen sie den Grund dar, dem jene entwuchs eben weil sie nur Formen und nicht Geist sind. Sonst wären ja die Universitäten des Mittelalters, vom heiligen Thomas her bis zu Ortuinus Gratius hin, die echten Beschützer der wissenschaftlichen Freiheit gewesen, deren Erwachen in Wahrheit in dem Momente begann, als der absolute Staat, der Vor- läufer des modernen, Forschung und Unterricht aus den Armen der Kirche be- freite und in die eigene Pflege nahm. Gewiß ist Freiheit die Sphäre der Er- kenntnis, und oft genug standen staatliche Gewalt und wissenschaftliche Freiheit miteinander im Kampf; die Geschichte unserer Universität hat es uns bewiesen. Aber kaum weniger oft konnten wir sehen, wie Forschung und Lehre gerade beim Staate Schutz fanden, und daß von oben her der Anstoß erfolgen mußte, um das in den Fakultäten stockende Leben von neuem in Fluß zu bringen. Historisch ließ sich jene Furcht Schleiermachers verstehen; es war der Staat des Bioimiw and

Falsch« id

18. Jahrhunderts mit seinen mechanisierenden Tendenzen, den er fürchtete; wobei schieb mache™ jedoch in ihm die eigene Herkunft, die Erziehung in den Vorstellungen der Brüdergemeinde, nachwirkte. Seine Anschauung entsprach immerhin bereits der Richtung, welche eben jetzt in dem zertrümmerten Preußen emporkeimte; im Grunde aber wurde er mit seiner Sorge nicht einmal der alten Krone der Hohen- zollern, dem Preußen Svarez' und Friedrichs des Großen gerecht, und noch weniger dem politischen Kerngedanken in Luthers Religion, die in dem Staate, dem er diente, nach Rankes Wort „einen späteu Anhalt und Ausdruck" gefunden

hatte. Viel tiefer, so sahen wir, hatte Humboldt dies Verwachsensein Preußens !l1

mit dem Geiste der Reformation aufgefaßt, wenn er es als die Pflicht des Staates aumboidt bezeichnete, die äußeren Formen und Mittel herbeizuschaffen, um die Bearbeitung der Wissenschaft zu ermöglichen. Denn ebenso hatte Martin Luther das Verhält- nis der Obrigkeit zur Kirche formuliert: als die Pflicht, den Untertanen die Frei- heit des Zuganges zur Erkenntnis, zum Reiche Gottes zu sichern eine Pflicht, die im Sinne Humboldts der Staat nur mit der äußersten Zartheit und Ehrfurcht

1) Bd. I, S. 494.

384 Viertes Buch.

vor der Gemeinschaft der Lehrer und ihrer Arbeit ausüben darf, in dem Bewußt- sein, „daß die Sache an sich ohne ihn unendlich besser gehen würde, daß jene äußeren Formen und Mittel immer notwendig nachteilig einwirken und das Geistige und Hohe in die materielle und niedere Wirklichkeit herabziehen". „Möchte er darum", so lasen wir, „stets das innere Wesen vor Augen haben, um gut zu machen, was er selbst, wenngleich ohne seine Schuld, gehindert hat". Der Kern Hier liegt der Kern des Problems und damit der Geschichte unserer Uni-

der Staat versität. Weil Preußens Macht auf dem Boden der Reformation erwachsen war, der Reformation. ^.^ ^ Geist der echtesten Freiheit, der Freiheit unmittelbar aus den Quellen der Erkenntnis zu trinken, in dem Staate Friedrichs des Großen seine Wohnung auf- geschlagen hatte, darum durfte und darf diese Monarchie noch heute, unbekümmert um alle Konsequenzen, denen die Welt doch nicht entrinnen wird, dem auf die Erkenntnis gerichteten Willen die volle Freiheit gewähren. Mag dieser auch in das innerste Gefüge des Staates selbst eindringen, er wird dort nur wieder Geist von seinem Geiste finden, und darum nicht Ohnmacht, sondern nur wieder Stärke erzeugen. So trat uns das Bild unseres Staates schon in der Einleitung dieses Werkes entgegen, nachdem wir es von den Übermalungen, welche späterer Partei- geist hineingebracht, gereinigt hatten. Von diesem Geiste ganz erfüllt fanden wir den würdigen Mann, der den Plan einer Berliner Universität als erster ver- treten und entworfen hat, Karl Friedrich Beyrne. Diesen Sinn hatte das Königs- wort von Memel, das Gelöbnis des Stifters, durch geistige Kräfte dem Staate zu ersetzen, was er an physischen verloren habe. Auf diesen Glauben baute Wil- helm von Humboldt, als er die Ernennung der Lehrer der Regierung vorzu- behalten beschloß. Wie eng begrenzt immer der politische Horizont Friedrich Wilhelms IH. sein mochte, wie gering sein Verständnis für alles geistig Hohe, und wie weit ihn in der Folge das Mißtrauen gegen die ihm verschlossenen neuen Strömungen in Kirche und Staat von der freieren Haltung seiner jungen Jahre hinwegführen mochte, blieb doch auch er mit der Epoche der deutschen Auf- klärung verbunden; wo sie ihn nicht störten, überließ er die Gelehrten ihrer Arbeit, und so konnte sich der Geist der Objektivität an unserer Universität unter ihm fast ungehemmt entfalten. Dieser gab der Universität das Gepräge auch in den Jahren, als die Romantik sich vom Throne her in die Kreise ihrer Stu- dien eindrängte und richtunggebend auftreten wollte; aller politischen Agitation, von liberaler wie reaktionärer Seite her, mochte sie von außen oder innerhalb der Korporation auftreten, blieb oder wurde er bald wieder mächtig. Ihm haben alle die Großen gedient, zu denen noch ferne Jahrhunderte verehrend aufschauen werden: Hegel und Ranke, Böckh und Johannes Müller, auch Savigny und Karl Friedrich Eichhorn, Lachmann und Jakob Grimm, Helmholtz und Mommsen. Mögen sie immerhin dem Geist ihrer Epoche, der sie mit ganzer Seele an- gehörten, ihren Tribut gezahlt haben, so war doch für sie alle die Erkenntnis

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um der Erkenntnis willen der Richtpol ihres Wirkens, war es die Idee des Wissens, für die sie lebten. Wie der Priester vor dem Altar, so stehen sie im Gedächtnis der Nachwelt da als die Hüter des heiligen Feuers der Wahrheit Mit einer Schilderung des preußischen Geistes vor Jena begannen wir im Werk. Aber sofort bemerkten wir, wie dieser Geist sich nicht an Preußens Grenzen band, sondern daß es der Genius unseres Volkes war, der in dieser Epoche auf dem Grunde, den Martin Luther gelegt, sich voller und freier als je zuvor entfaltete. Als eine Universität im deutschen Sinne dachte Schleiermacher sich die neue Hochschule, als er seinen Plan entwarf. Darum schloß er sich an die Formen an, welche die Universitäten des alten Reiches immer festgehalten hatten; in dem Entwurf der Statuten unserer Universität selbst, in ihrem ersten . grundlegenden Paragraphen hatte er dies zu einem bezeichnenden Ausdruck ge- bracht. Durch die Formeln der Konfessionen ließ sich dieser Geist schon nicht mehr binden, so wenig wie durch die Fesseln der Territorialität; daß er sie sprengte, gab ihm gerade die Kraft und verbürgte seinen Sieg. Auf ihm beruht alles, was seitdem in der Nation stark und siegreich geworden ist, und eben darum kam mit Preußens Macht auch die seine empor. So lange der Kampf um die Einheit un- seres Yolkes währte, wirkten die Hemmungen und Rivalitäten, welche das alte Deutschland zerrissen hatten, noch in dem Leben seiner Universitäten nach; auch die Kämpfe, welche die Geschichte unserer Universität in ihrem ersten halben Jahrhundert so unruhvoll gemacht, hatten darin ihren Ursprung: mit dem neuen Reich kam der Friede, dessen wir heute genießen. Die Hoffnungen und so fortan! der Vorfahren, Berlins Universität über ihre Schwestern zu erheben, sind für immer begraben: sie wird sich mit dem Ruhme begnügen müssen, unter gleichen die erste zu sein. Um so mehr aber ist es ihre Aufgabe, fortzubauen auf dem Grunde, den die Väter gelegt haben, treu zu bleiben dem Worte, das einst Theodor Mommsen den Kommilitonen in der Stunde zurief, als er die Insignien des Rektoramtes empfing und den Eid auf die Zepter der Universität ablegte: „Wir wünschen nichts weniger als auf unsern Lorbeeren auszuruhen; auf Lorbeeren ruht es sich schlecht. So weit und nun noch weiter! Das ist die Losung der Zukunft!"

Lenz, Goschichte der Universität Berlin II 2.

Namen- und Sachverzeichnis.

Zur Anlage des Inhaltsverzeichnissos sei vorweg bemerkt , daß unwesentliche namentliche und

sachliche Erwähnungen im Verzeichnis unberücksichtigt geblieben sind.

Bd. 1 des Werkes ist durch gewöhnliche Zahlentypen bezeichnet (z. B. 100), Bd. II, Tl. 1 durch

Kursivziffern (z. B. 100), Bd. II, Ti. 2 durch fette Zahlentypen (z. B. 100).

Aachen

Kongreß 1818 421.

Abeken, Bernh., stud.

Wortführer der gemäßigten Studeuteu 1848 194.

Abel, Niels Henrik, Mathematiker

Berufung durch den Tod vereitelt 379; Eisen- stein ihm fast gleichwertig 156; Kummer und Weierstraß ihm ebenbürtig 308.

Abendzeitung, Mannheimer zum Fall Nauwerck 74.

Abiturientenexamen

Vorbedingung f.d. Immatrikulation, Bestim- mungen 1812 verschärft 406. 452 f.

Aegidi, Aug. Ernst, Mediziner Deputierter der Studentenschaft b. d. Wart- burgfeier, protestiert gegen Verleumdungen 37 A. 1 ; Festordner b. Pichelsberger Fest 54.

Ägidi, Karl Ludw., Jurist seine Schrift üb. d. Revolutionszeit v. 1848 mit Vorsicht z. benutzen 190 A. 1. 200 A. 1; sein u. seiner Freunde Verhalten während d. Kevolutionstage 192. 194. 199. 203f.213f. 218. 222. 224f. 228. 230. 240. 243; tritt für das Recht d. Deutschen in d. Ostmark ein 242; nimmt an der Eisenacher Studentenvers, im Juni 1848 teil 247 Anm.

Ära, Neue s. Preußen.

Ahlenfeldt, Jul., stud. pbil.

seine Aussagen belasten d. „Ehrengericht" 158i.

Akademie der Wissenschaften ihre Verdeutschung erstrebt 17; ihre Stellung in dem Univ. -Plane v. Beyme 67, v. Wulf 75. 108, v. Schütz, der über ihre Arbeiten spottet, 102 ff., v. Hufeland, der sie mißachtet, 104, v. Schmalz 107, in ein. Humboldtschen Entw. 179 f., in Humboldts Denkschr. an d. König 188 ff., im provisor. Univ.- Reglement,

wonach ihre Mitglieder z. Vorlesungen be- rechtigt sind 277, in d. Univ.- Statuton 437. 455 f.; reicht ihren Reorgan.-Entw. d. Minist, ein 190 f., abgelehnt, ihrer Institute u. Samm- lungen beraubt 194 f.; tritt f. d. Anstellung v. Oltmanns u. Gauß ein 206; ihre Zensur- freiheit beschränkt 331 ; besteht auf Schleier- machers Ernennung zu ihrem Sekretär 542; ihre Umgestaltung notwendig, Altenstein ver- langt von ihr ein. Statuten -Entw. 18; der Re- organ. -Versuch scheitert 32.

Albertini, Joh. Baptist, Theologe Freund Schleiermachers, scheidet vor ihm dahin 450.

Albrecht, Willi. Ed., Jurist seine Berufung v. d. Fak. vorgeschlagen, vom Kronprinzen begünstigt 513i.; Berufungsver- handlungen scheitern 12; Berufung v. Beth- mann gewünscht, v. d. Fak. verworfen 328.

Altenstein, Karl Frh. v. Stein zu

Mitverantwortl. für das Stocken der Stein- schen Reformen 27. 4; in Fichteschen Ideen befangeu, v. dessen Erlanger Univ.- Plan be- geistert 112. 4. 5 A. 2. 10; Finanzminister, in engem Verkehr mit Humboldt, dessen Pläne er freigiebig unterstützt 166. 173 ff.; nimmt an d. Minist.- Konferenz weg. Publizierung d. Stiftungsurkunde teil 191 ff.; beauftr. zus. mit Dohna Humboldt mit der Abfassung eines Organ.- Statuts f. d. geplante Mediz.-Sekt. 197; Juni 1810 entlassen 211; Geheimrat Naglet sein Schwager 217; eifrig. Botaniker, Freund AVilldenows, der ihm üb. d. vorzügl. Zustand (1. botan. Gartens 1806 berichtet 249, Mitgl. v. dessen Naturf. Gesellseh. 4; sucht G. L. Hartig z. gewinnen 258; seine Stellungnahme z. ein. Berufung Dahlinanns unbekannt 590; H. Ritter, als Hegels Gegner, ungnädig ge-

Naiiicji - und Sivliv.T/..-ii.'hni8.

387

Altenstein (Forts.), sinnt 607; befördert Ldelei z. B. 0. 610; Hers kunft, Laufbahn 5f.; wird Kultusminister, seine Bedeutung als solcher 5ff., Verhältnis zum König, z. d. Parteien u. z. sein. Räten 7 ff. ; v. bürokratischen Ideen erfüllt Oi. ; seine Denk- -ehrift üb. d. Gründang ein. I'niv. Bonn mit ein. Generalber. über d. ges. Unterr.-'Wesen verbunden 5 A. 1. /Off.; Hardenbergs Plänen entgegen, bleibt ohne direkte Antwort 24Ü. ; sein Versuch einer Beorgan. der Akademie 73, scheitert 32; beruft Hegel 14 ff. 33; beruft Schlegel 2öf., muß ihn nach Bonn ziehen lassen 26* ff. ; beantragt d. Einführung eiu. Repetenten- instituts 17. 20f., abgelehnt 251.; sucht die Humanist. Studien z. fördern 17 ff.; seine finan- ziellen Pläne v. Hardenberg genehmigt 21 f.; sucht Koreffs Gunst 22U.; macht Val. Schmidt z. E. 0. d. roman. Liter., sein Antr. auf Umwandluug des Lektorats für franz. Sprache in eine Prof. abgelehnt 311.; seine hoch- fliegend. Pläne gescheitert 321. ; Anhänger d. Polizeistaats, doch anderer Anschauung als "Wittgenstein u. Gen. 34; meidet Schleier- macher, erhält d. Befehl, Student Verbindungen z. verbieten u. d. Turnwesen z. beaufsichtigen 38; geg. ein sofort. Verbot v. Schleiermachers Vorlesungen Dez. 1817, sein Vorschlag auf Jahns Ansetzung als Landwirt angenommen, zerschlägt sich 39i. ; seine Forderung, Jahn z. Vorlesungen an d. Univ. zuzulassen, vom Senate abgelehnt 40; dankt Bernhardi f. seine Denkscbr. üb. d. Turnen, verfügt Ausmitte- lung geeigneter Turnplätze 41; bringt d. Kab.- Ord. v. 19. Jan. 1819 üb. d. nachteil. Zeitgeist /.. Kenntn. d. Univ. •//; übermittelt Arndt ein. Allerhöchsten Verweis 45; erteilt Jahn einen Verweis 46; sein Rat, d. Bestrafung d. student. Teilnehmer an Jahns Nachtmusik d. Senat z. überlassen, v. Hardenberg bi 48; sucht Jahns Schicksal z. bessern 49; ver- wendet sich vergebt, f. d. Abhaltung v. Hen- nings Bepetitionen im Univ.- Geb., lehnt i Gesuch um Erneuerung d. Auftrags ab 60; läßt d. Protest d. theol. Fak. weg. ein. Angriffs in d. Staatszeitung unbeantw. 6:s[.-. v. ihm im Stiche gelassen z. werden, Hält man an der l'niv. für unmöglich S7\ sein Verhalten im Falle de w'ett .7 ff. rrff. .s/ff.; Halten b. Bohleiermachen Verfolgung weg. d. 'I. l'ak. an de Wette un- bekannt 87; von Fr. v. Colin weg. d-r Ab- weisung Paulig angegriffei 99 A I; überreich!

Hardenberg d. Protest d. Senats geg. den Frankfurt. Bundesratsbesohl v. 20. Sept. 1819 99, muß d. Ausführungsbestimmungen dazu ausarbeiten 207; maoht Fr. Schultz z. Regier. -

Bevollm. b. d. l'niv. 101L, dessen Bteti i 1 r- derer u. Gönner 102, trotz früherer Zu meustöße mit diesem 104; tritt f. d. veif Prof. Bekker u. Brandis ein 10$ f. ; geg. teiligung der Prof. an studeni lehnt

aber eiu Verbot ab 114: Gegner Menzels 123 soll durch d. Kab.-Ord. v. 20. Nov. L820 Umgestaltung d. Unterr.-"Wesens gekn< sein Minist, neuorganisiert werden 12 /ff. /.'>'/ ff .. der Plan scheitert 750 ff.; stärkt nach Schultz' Ansicht d. Renitenz d. Univ. -Richten unterliegt jenem im Kampf um des letzt Nachf. 142 it.; muß sich d. Kab.-Ord. vom 12. April 1822 weg. Abschaffung der Rechts- schranken b. d. Entlassung v. Geistlichen u. Lehrern fügen 145 f.; erfährt ein. neu. vergebl. Vorstoß auf sein Minist. 148il.\ vermeidet Bedrängung d. Burschenschaft 150; erklärt d. Rekursgesuche d. Arminen f. unbegründet, sucht Caprivis Schicksal z. mildern, erlangt deren Begnadigung 162 ff. 167Ü.; wegen der Veröffentlichung d. Erkenntnisses i. S. d. Ar- minia im Konflikt mit d. Senat, dem er ein. scharf. Verweis erteilt 164 iL; wehrt sich er- folgreich geg. Insubordinationen v. Schultz 165. 167t; gegen Schultz' Versuch, Wilken das Rektorat z. zweiten Male z. verschaffen 166 A. 1; genehmigt d. theol. Disputatorium, das aber in sein. Abwesenheit wieder verboten wird 1701.; Schultz z. Gehorsam gegen ihn verwiesen 171; sein Prozeß geg. Schultz weg. Beleidigung v. Könige niedergeschlagen 172 A.l; schützt Sohleiermaoher geg.Sohuckmanns u. Kamptz 7 75 ff.; erfährt ISl'i

derungen in d. Besetzung sein, Ministerium- 176S. ; gelangt naoh einem letzten Geplänkel

im Bommel 1824 /.. Frieden mit d. >

erreioht d. Atomiaierung d Btudentensob. 182i : d Stimmungswechsel i. d. ob. Bchiohten macht ihm d. Förderung d. Univ. in sein.

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tiitt f. d. Befördern

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versnob ab, bietet ihm •• n< n n orarprofi

will ihn als Dozent zulassen, erl

Unterstützung f. Um, wird sein Freund umi

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Namen- uud Sachverzeichnis.

389

Altenstein (Forts.).

Tod beseitigt 11; verbindlich geg. sein. Räte, deren Rivalitäten er ausgleicht 20f.; Oheim dos Frh. v. Stein - Kochberg 21. 256 A. 2; Ladenberg v. Bunsen als sein Nachf. vorge- schlagen 22; veranlaßt Br. Bauers Versetzung nach Bonn, gibt ihm eine Remuneration 25 f.; bedient sich gelegentl. K. Riedels Feder 45; sein Repetenteninstitut im Vergl. z. Eichhorns Eonversator. Übungen SS f.; wahrt d. Einheit v. Hegels Schule 96; macht Vorschläge für eine Amtstracht d. Prof. 216 Anm. f.; kann v. Berlin als ein. Weltuniversität sprechen 2S2; Einigungsversuche d. phil. Fak. in sein. Sinne gescheitert 2S8; d. med. Fak. z. sein. Zeiten aus sich heraus ergänzt 312; hat die Rechte d. Fakultäten häufig verletzt 354; sein Plan, Berlin z. Zentraluniv. z. erheben, im im neuen Reiche undenkbar 361 ; erhebt Berlin mit einem Etat v. weniger als 100000 Thlrn. z. erst, deutsch. Univ., spart an d. Gehältern 36S.

Alt haus, Karl Heinr., Philosoph Dozent 1838, Lebensgang 484.

Althoff, Friedr.

fuhrt d. Plan eines Oriental. Seminars durch 145 Anm.; stud. iur., Bonner Sachse, mit d. cous. abeundi und Karzer bestraft 279 A. 2; Ministerialdirektor, seine Verdienste um die Ausgestaltung d. Univ. 371.

Alton, Ed. d', Mediziner

Dozent 1830/35, Lebensgang .972; seine Zu- rückberufung zerschlägt sich 159 ff.

Alvensleben-Erxleben, Albr. Graf von Finanzminister, vernachl. durch sein Sparsystem d. geistig. Aufgaben d. Staats 425; kommt als Altensteins Nachf. in Frage, lehnt ab 5f.; scheidet aus dem Amte 39; bestimmt am 18. März 1848 d. König z. Übertragung d. Kommandos an d. General v. Prittwitz 210.

Ambrosch, Jos. Jul. Athanasius, Philologe Dozent 1834, Lebensgang 502.

Amnion, Christoph Friedr. von, Theologe zur Berufung vorgeschlagen 131 A. 2; Ver- handlungen Schleiermachers mit ihm zer- schlagen sich 227; bleibt in Erlangen 274; erneut vorgeschlagen 478.

Amtstrachten d. Rektora 282. 447; d. Professoren 283 t d. Beamten 283 f.; ihre Geschichte 215 A. 2 ff.

Ancillon, Joh. Friedr., Theol seine Predigtweise 20. 29; zur Berufung v.

Wolf vorgeschlagen 75; v. Beymo ausersehen 131 A.2; b. Errichtung d. Einrichtungs-Komm. übergangen 211 A. 1 ; Mitgl. d. Akad., lehnt ab, Vorlesungen zu halten 2G1 ; v. Schultz z. Wie- dereintritt ius Kultusminist, vorgeschlagen 135 , abgelehnt 137; Gönner Rankes 504.

Angelstein, Karl, Mediziner

Dozent 1831,68 372 f.; langjähriger Assistent Dieffenbachs 165 f.

Anstalten, klinische

ihre Unterbringung im Magazinhaus v. d. med. Fak. vorgeschlagen 529, v. Schuckmann abge- lehnt 531.

Apparat, physikalischer s. Kabinett, physikalisches.

Arbeiterschaft

Verhalten in d. Beil. Revolutionszeit 236f f. 254.

Arens, Franz Jos. Frhr. v., Jurist

verfolgt die Burschenschaft in Gießen und Darmstadt 51; Gegner d. Welckers 59.

Argelan der, Fried. Willi. Aug., Astronom verfaßt mit and. ein Promemoria z. Univ.- Reform 263.

Arminia, Burschenschaft (s. auch Burschen- schaft) Gründung 151; Stellung zu den Landsmann- schaften 152 f., z. Duell XL Verruf 153, 155; Verfassung 153 f.; Gegensätze, Auflösung und Umwandlung in d. „Ehrengericht'1 156; nach- trägliche Verfolgung 15Si.; Bestrafung 160 f. 164. 1681

Arndt, Ernst Moritz

Freund v. Riihs 259, v. Schleiermacher 515; Mitarb. am Preuß. Korrespondenten 515. 520; an d. Univ. Bonn berufen, erhält Jan. 1819 ein. Verweis 43 f., verwahrt sich dagegen b. Altenstein u. Eardenderg 45; v. Wittgenstein verfolgt 59; v. Eylert u. Gen. als Jugendver- derber charakterisiert 129; abgesetzt 327. 360; verkehrt mit Johanna Motherby 45S ; in d. Pro- fessur wiedereingesetzt 6.

Arndt, Peter Friedr., Mathematik^ 1853 Dozent SOS A. 1.

Arnim, Achim von, Diohter führt Verhandinngen mit Bavigny 162; Verl. ein. i .. Eröffnung d. Univ. 288

301; beim Landstun

Preuß. Korrespondenten 520; Führer d. Ro- mantik, in l! hat danaoh medei lt8chld. aufgesucht 202\ verkehr! mii Ranke 280

388

Namen- und Sachverzeichnis.

Altenstein (Forts.).

E. 0. zu 236; erreicht d. Überführung der Charite -Verwaltung an sein Minist, mit Hilfe v. Rust, der ihn beeinfl. 237 f.; f. Besetzung v. J. G. Hoffmanns Lehrstuhl bemüht, beruft auf Einwirkung Hardenbergs Fr. v. Raumer 249i.\ vorerst nicht auf Ersatz v. J. G. Hoff- manu u. Rühs bedacht, begründet ein Forst- institut b. d. Univ. 251; verhandelt vergebl. mit Otfr. Müller als Wilkens Nachf., beruft interimist. F. W. Schubert 254 f. ; erhofft von Ranke Förderung der Geschichtsstudien 258 ; begünstigt Fr. v. Raumer weniger als Sehuck- mann 262; bewilligt Ranke eine Reiseunter- stützung nach Italien 277 \ fördert Bopp 285 i. ; weist Kayserlingk ab 293 f.; suspendiert Be- neke, dessen Philosophie er verurteilt 295 ff. ; maßregelt d. Redakt. d. Hallischen Literatur- zeitung 297 A. 1; lehnt H. Ritters Philosophie ab, macht ihn z. E. 0. 303 f.; geht auf Hegels Plan d. Gründung einer Zeitschr. nicht ein 307 i. 342; hat Hegel Aussicht auf d. Eintr. in d. reorgan. Akad. gemacht 308. 400; be- müht, de Wette z. ersetzen, beruft G. F. A. Strauß 315 iL; erteilt d. theol. Fak. einen Ver- weis weg. d. Verzögerung v. Tholucks Habilit., bewilligt ihm d. Extra.ord.324L; will Hengsten- berg nach Berlin ziehen, gestattet ihm den Aufenthalt in Basel 330; beider Tendenzen vielfach im Gegens., doch einig in d. Aus- rottung des Hallischen Rationalismus, beruft Tholuck nach Halle 33 7 ff.; erläßt 1825 eine Verfügung geg. Mystizismus, Pietismus u. Se- paratismus 338i., die jede Partei zu ihren Gunsten auslegt 342; befördert Hengstenberg z. E. 0. 341, der im Gegens. z. ihm d. Evang. Kirchenzeitung gründet 342i. u. später d. Ordinariat erlangt 345; seine Stellung 1829 schwankender als je 347; gibt Marheineke geg. d. Fak. i. S. d. Preisaufg. f. 1827 Recht 348U.; anliißl. d. Promot. 0. v. Gerlachs in Konfl. mit der theol. Fak., der zu Verweisen an diese und Schleiermacher führt, endlich beigelegt wird 352 iL; beruft, von Hufeland beraten, Bartels als Nachf. von Berends, verlegt die Univ.- Klinik in d. Charite zurück 366L; E. C. J. Siebold mißgünstig, hält an d. Sonder- stellung d. geburtshülfl. Klinik fest, beruft Busch 368L ; f. d. Berufung von Gauß, 01t- manns u. E. H. Dirksen tätig 37 5 L; bemüht, Abel z. gewinnen, befördert Steiner z. E. 0. 379; fördert H. W. Dove 382; bestimmt Encke z. Vorlesungen an der Univ. 383; sein Ver-

halten geg. Jarcke u. Phillips 3 85 iL, kann f. Hegel keine Gehaltserhöhung, nur Gratifika- tionen erwirken 400; sein Plan, aus Berlin eine Zentral -Univ. zu machen, gescheitert 404 L; selbstherrl. b. Berufungen 407 i.; sein Immed.-Ber. über d. Univ.-Etat 1810/1834 409; seine burcaukrat. Willkür erregt b. d. Univ. d. Wunsch auf Mitwirkung b. Be- rufungen, von ihm abgelehnt 411. 413; geht auf Verhandlungen wegen Beschränkung d. Zudrangs z. d. Fakultäten u. Errichtung v. Nominalprofessuren ein 412U.; seine finanz. Sorgen trotz d. glänzend. Entwicklung d. Univ. 417; v. neun E. 0. um Gehaltser- höhung vergebl. gedrängt 418. 424L; seine Gesuche um Erhöhung d. Mittel sind vergebl., soll einen Normaletat aufstellen 418. 423; er- lebt Droysens Weggang nach Kiel 425L; seine finanz. Künste versagen gegenüb. d. notleidend. Instituten 426L; überzeugt sich v. d. unhalt- baren Zustande d. Aula, deren Umbau er durchführen läßt 428U.; sucht d. Univ. weg. Überlassung d. Holzplatzes an Tielker z. be- gütigen, befürwortet d. Senatsgesuch wegen dessen Umwandlung in ein. klein, botan. Garten 431; beauftr. zunächst Lichtenstein u. Krause , danach Rektor u. Richter mit d. Stell- vertretung d. Regier.- Bevollm. 437 L; gewährt kleinere bauliche Änderungen u. Reparaturen, erlangt endlich d. Umbau d. Hauses 437U.; verleiht nach langen Verhandlungen 1838 d. Fakultäten ihre Statuten 44HL; beantr. f. d. Univ. d. Bezeichnung „Friedrich Wilhelms - Univ." 445; führt die Verhandlungen weg. Schönleins Berufung zu günstigem Abschluß 471ü.; erreicht nach Kämpfen Gablers Beru- fung als Hegels Nachf. 4 75 iL; bekümmert weg. Steffens' Entlassungsgesuches, hat Be- denken gegen dessen Berufung nach Berlin 476 L; zurückhaltend gegen Hegels Schüler 484. 499; legt Beförderungsgesuche häufiger als früher d. Fakultäten z. Begutachtung vor 485; begünstigt Trendelenburg 486; befördert Pott 489; beruft Twesten 493; macht Vatke z. E. 0. 494; sucht Gans geg. ein Verbot sein, öffentl. Vorlesungen z. schützen 496 f.; Ullrich Erzieher sein. Sohnes 501 A. 1; bietet Dindorf ein Extraord. an, Berufung zerschlägt sich 501 A. 1 ; Ranke gewogen 504; sein Tod 1840, Rückblick 511L; Gans' Nachfolge beschäftigt ihn bis an sein Ende 512iL; häufig im Gegen- satz z. d. Wünschen d. Kronprinzen 3; alle Bedenken geg. Stahls Berufung durch sein.

Namen- und Sachverzeichnis.

389

Altenstein (Forts).

Tod beseitigt 11; verbindlich geg. sein. Räte, deren Rivalitäten er ausgleicht 20f. ; Oheim des Frh. v. Stein - Kochberg 21. 256 A. 2; Ladenberg v. Bunsen als sein Nachf. vorge- schlagen 22; veranlaßt Br. Bauers Versetzung nach Bonn, gibt ihm eine Remuneration 25 f.; bedient sich gelegentl. K. Riedels Feder 45; sein Repetenteninstitut im Vergl. z. Eichhorns Konversator. Übungen SS f. ; wahrt d. Einheit v. Hegels Schule 96; macht Vorschläge für eine Amtstracht d. Prof. 216 Anm. f. ; kann v. Berlin als ein. Weltuniversität sprechen 282; Einigungsversuche d. phil. Fak. in sein. Sinne gescheitert 288; d. med. Fak. z. sein. Zeiten aus sich heraus ergänzt 312; hat die Rechte d. Fakultäten häufig verletzt 354; sein Plan, Berlin z. Zentraluniv. z. erheben, im im neuen Reiche undenkbar 361; erhebt Berlin mit einem Etat v. weniger als 100000 Thlrn. z. erst, deutsch. Univ., spart an d. Gehältern 368.

Alt haus, Karl Heinr., Philosoph Dozent 1838, Lebensgang 484.

Althoff, Friedr. führt d. Plan eines Oriental. Seminars durch 145 Anm.; stud. iur., Bonner Sachse, mit d. cous. abeundi und Karzer bestraft 279 A. 2; Ministerialdirektor, seine Verdienste um die Ausgestaltung d. Univ. 371.

Alton, Ed. d', Mediziner

Dozent 1830/35, Lebensgang 371; seine Zu- rückberufung zerschlägt sich 159ff.

Alvensleben-Erxleben, Albr. Graf von Finanzminister, vernachl. durch sein Sparsystem d. geistig. Aufgaben d. Staats 425; kommt als Altensteins Nachf. in Frage, lehnt ab 5f.; scheidet aus dem Amte 39; bestimmt am 18. März 1848 d. König z. Übertragung d. Kommandos an d. General v. Prittwitz 210.

Ambrosch, Jos. Jul. Athanasius, Philologe Dozent 1834, Lebensgang 502.

Ammon, Christoph Friedr. von, Theologe zur Berufung vorgeschlagen 131 A. 2; Ver- handlungen Schleiermachers mit ihm zer- schlagen sich 227; bleibt in Erlangen 274; erneut vorgeschlagen 478.

Amtstrachten d. Rektors 282. 447; 'I. Profi oren 283 f. 633; d. Beamten 283 f. ; ihre Geschiohte 216 A. 2 ff.

An eil Ion, Joh. Friedr., Theoli seine Predigtweise 20. 20; zur Berufung v.

Wolf vorgeschlagen 75; v. Beyme ausersehen 131 A.2; b. Errichtung d. Einrichtung -Komm, übergangen 211 A. 1 ; Mitgl. d. Akad., lehnt ab, Vorlesungen zu halten 2G1; v. Schultz z. Wie- dereintritt ins Kultusminist, vorgeschlagen 255, abgelehnt 137; Gönner Rankes 504.

Angelstein, Karl, Mediziner Dozent 1831/68 372 L; langjähriger Assistent Dieffenbachs 165 f.

Anstalten, klinische ihre Unterbringung im Magazinhaus v. d. med. Fak. vorgeschlagen 529, v. Schuckmann abge- lehnt 531.

Apparat, physikalischer s. Kabinett, physikalisches.

Arbeiterschaft

Verhalten in d. Beii. Revolutionszeit 236f f. 254.

Arens, Franz Jos. Frhr. v., Jurist

verfolgt die Burschenschaft in Gießen und Darmstadt 51; Gegner d. Welckers 59.

Argelander, Fried. Willi. Aug., Astronom verfaßt mit and. ein Promemoria z. Univ.- Reform 263.

Arminia, Burschenschaft (s. auch Burschen- schaft) Gründung 151; Stellung zu den Landsmann- schaften 152 f., z. Duell u. Verruf 153, 155; Verfassung 153 f.; Gegensätze, Auflösung und Umwandlung in d. „Ehrengericht" 156; nach- trägliche Verfolgung 158 f.; Bestrafung 160 f. 164. 168 f.

Arndt, Ernst Moritz

Freund v. Rühs 259, v. Schleiermacher 515; Mitarb. am Preuß. Korrespondenten 515. 520; an d. Univ. Bonn berufen, erhält Jan. 1819 ein. Verweis 43 f., verwahrt sich dagegen b. Altenstein u. Hardenderg 45; v. Wittgenstein verfolgt 59; v. Eylert u. Gen. als Jug.-ndv.T- derber charakterisiert 129; abgesetzt 327. 360; verkehrt mit Johanna Motherby 45S; in d. Pro- fessur wiedereingesetzt 6.

Arndt, Peter Friedr., Mathematik^ 1853 Dozent 308 A. 1.

Arnim, Achim von, Diohter führt Verhandlungen mit Savigny L62; Verf. nii. Gedichte z. Eröffnung d. üniv. 288 301; beim Landsturm 504. 510; redigii Preuß. Korre pi < snten 520; Führer d. Ro- mantik, in Eeidelberg, hat danaoh wieder Norddl ohld. aufgesucht 202; verkehrt mit Sänke 280.

390

Namen- und Sachverzeichnis.

Arnim, Bettina von schildert d. Gelehrten im \\ affenrock 1813 504 f.; Hanke ergötzt sich an ihrer sprudeln- den Laune 280; wirbt vergebl. f. Dahlrnanns Berufung 13; wendet sich von den Brüdern Grimm ab 88.

Arnim, Friedr. Heinr. von, Student Kriegsfreiwilliger 1813 4&0.

Arnim, Ludw. Achim von, Mediziner Leibarzt d. Prinzen Albrecht v. Preußen, tritt zus. mit and. f. Baums Berufung ein 162.

Arnim, Harry Graf v., preuß. Staatsmann seine Verteidigung durch Holtzendorff wäre früher unmöglich gewesen 353.

Arnim-Boitzenburg, Ad. Heinr. Graf v. Neffe Steins, wird Minister d. Innern 39; mit- bestimmend in Pressesachen, nimmt Dahlmann wohlwollend auf 62; erklärt Nauwerck f. einen Verfechter „subversiver Ideen" 74. 78 A. 1; verbietet zus. mit Eichhorn den Akad. Lese- verein 77; unterstützt Eichhorn im Kampfe mit d. Studentenschaft 87; verwendet sich f. Loewenhardts Habilitation 167 A. 2; wird 1848 Premierminister 207; b. Umzüge d. Königsam 21. März 226; verkündet d. Zurücknahme d. Befehls betr. Rückkehr d. Truppen 231 ; wird von der Menge insultiert, findet in der Aula Unterkunft 2A6f.

Arnold, Student

1848 bei der Entfernung der Gittertore vor den Schloßhöfen beteiligt 248 A. 1.

Ascherson, Ferd. Mor., Mediziner 1832 Dozent 453.

Asch off, von, preuß. General

1848 Kommandeur d. Berl. Bürgerwehr, gegen die Rückkehr des Prinzen von Preußen 243.

Aster, Ernst Ludw. v., General macht Eichhorn auf Eilers aufmerksam 21.

Asverus, Gust., stud. iur.

beteiligt sich an d. Nachtmusik f. Jahu, an d. Burschenschaft 51; 1818 verhaftet 60; ent- lassen 96 A. 1; 1824 erneut verhaftet 178: 1826 entlassen 184.

Auditorien

Heizung auf öf fentl. Kosten 287 Anm. ; anfäng- liche Verteilung 300; Verteilung nach d. Rang d. Dozenten 461; Vermehrung 427. 437. 4391.; anfangs sämtlich im Univ. -Geb. untergebracht 369.

Auerswrald, Alfr. v., preuß. Staatsmann bei der Univ. -Feier am 3. August 1848 252.

Auerswald, Bud. v. , preuß. Staatsmann will Böckh ins Ministerium ziehen 140 A. 2; empfängt eine Abordnung, die bei Camphauseu gegen die Rückkehr des Prinzen Wilhelm demonstrieren will 244.

Aufklärung ihr Geist Ende des 18. Jahrb. im preuß. Staate herrschend 16ff.; A. u. Romantik 378 f.

Aufrecht, Theod., Orientalist

1819/53 Privatdozent, geht nach Oxford, später nach Bonn 297 A. 1.

Aufzüge und Musiken der Studenten Abwandlung d. Bestimmungen in d. Statuten- entwürfen 455.

Augenklinik

von Flemming angelegt, 1810 mit Hufelands Poliklinik vereinigt 237.

August, Prinz von Preußen Freund Schleiermachers 625.

August, Ferd., Theologe u. Schulmann Dichter ein. Ode z. Reformationsfest 1817 640; Lieder v. ihm im Deutschen Liederbuch 62 A. ; Direktor d. Cöllnisch. Gymn. , z. Revolutions- zeit v. 1848 204. 209; Oheim v. Holtzendorffs, wird am 18. März verwundet 2l9f.

Augusti, Joh. Christ. Wilh. , Theologe Berufung erwogen 382; v. Altenstein beförd. 7; als Mitglied einer Revision skomm. f. Univ. u. Schulen ausersehen 1241.; gegen Hengsten- bergs Thesen 328.

Aula der Universität der alte Festsaal im Palais 290. 369; erhält eine Gedächtnistafel f. d. Gefallenen 1813/15 100; Umgestaltung nach Schinkels Plänen 429 : in die alte Bibliothek verlegt 372.

Ausländer ihre Zahl im Verhältnis z.derd.Inläuder 1818/30 405 f.; ständig. Fallen ihrer Zahl seit 1848 282.

Ausschuß der Studentenschaft s. Studentenschaft.

Autenrieth, Joh. Heinr. Ferd., Mediziner im Arergl. z. Kielmeyer 230f.; Lehrer Jägers 232; Vorbild Schönleins 468.

Backe, Friedr. Wilh. Ed., Jurist

1825/26 Dozent 384 A. 2. Bachmann, Joh. Franz Jul., Theologe

1856/58 Dozent, Biograph Hengstenbergs 280

A.2.

Namen- und Sachverzeichnis.

.191

Bader, Dr. med. Mitgl. d. Burscheuschaft 51t, verhaftet 56. 50; d. Landes verwiesen 96 A. 1.

Baer, Karl Ernst von, Naturforscher Mitarb. an d. Jahrb. für wiss. Kritik SW; nimmt an der Borlin. Naturf. -Vers. 1828 teil 365; Lehrer Dieffenbachs 456.

Bärensprung, Felix v., Mediziner Dozent, in Konfl. mit Virchow 312 A. 2.

Baerentz, A., stud. phil. Teilnehmer and. "Wartburgfeier, protestiert geg. Verleumdungen 37 A. 1.

B ä u m 1 e i n , Geh. Sekretär widerrechtlich immatrikuliert ül'J.

Baier, Herrn. Christoph, Pastor

Ranke b. ihm z. Besuch 265, klagt üb. sein. Tod 274.

Bardeleben, Heinr. Ad., Mediziner 1868 z. Ord. ernannt 339 A. 1.

Barez, Steph. Friedr., Mediziner Dozent 1821/56, Lebensgang 242t; 1848 zus. mit Yirchow auf einer Reise in d. oberschles. Hungerdistrikte 179.

Barkow, Student

verhaftet, wogegen sich d. Studentenzeit, in ein. Eingabe wendet 66 A. 1.

Barkow, Aug. Friedr., Jurist Schüler von Rühs 469; 1S17 habilitiert 570.

Bartels, Ernst Dan. Aug., Mediziner Empiriker, beherrscht seine Fakultät 60; Steffens absprechend iib. seine Philosophie 549 A. 2; Ord. 1828, Lobensgang u. Persönlich- keit 366 t ; kommt an d. Univ. aus dem Aus- land 407; hält d. Klinik latein. 412; sein Ge- halt 473 A. 1; sein Tod 452 A. 1, führt zu Kämpfen in d. Fak. weg. sein Nachf. 462. 470 f.

Barth, Heinr., Geograph 1848 Dozent, Lobensgang, Bedeutung 307.

Barthold, Friedr. Willi., Historiker Schüler Wilkens 593.

Basel '1. Frieden v. 1795 in sein. Folgen i. Preußen u. d. alte Reich 3f.; Besuch d. Cniv. 1821 ' er- boten 176.

Bathe, Joh. Christoph, Jurisl Prof. in Halle, bitte! um Versetzung Dach Berlin 100 A. 3.

Bauer, stud. med. Deputierter d. Studentenschaft i'. d. Wartburg- feier, protestii . rleumdnngen 37 LI.

Bauer, Bruno, Theologe

1834/39 Dozent 400; nach B i vi

rät mit d. Fak. u. Eichhorn in Konfl.. wird abges. 25 ff., greift daraufhin alle AVeit an, verlangt Veröffentlichung d. Voten der theol. Fakiütäten, was Eichhorn gestattet 36 f; von Gruppe befehdet 63; untätig in d. Revolutions- zeit 221 A. 1.

Bauer, Edgar, Schriftsteller

nimmt an d. Revolutionsbewegung 1818 teil,

wird in Charlottenburg verprügelt 221 AI. Bauerineister, stud. med.

wegen Teilnahme au Krawallen zw. Stud. u.

Popinieristen bestraft 409; weg. Verleumdung

d. Rektors relegiert 410 A. 1. Baum, Willi. , Mediziner

als Nachf. Dieffenbachs vorgeschlagen, v. d.

Fak. bekämpft 162 f.

Baum garten, Herrn., Historiker will politisch wirken, wählt danach seinen Forschungsstoff 319.

Baumgarten - Crusius, Ludw. Friedr. Otto, Theologe als Nachf. de "Wettes vorgeschlagen 316.

Baumstark, Ed., Nationalökonom

v. Hermann z. Berufung vorgeschlagen 13 Amn.

Baur, Ferd. Christ., Theologe Begründer einer Theol. -Schule in Tübingen, wird maßgebend auf d. Gebiete der Gesch. d. Christentums 112. 315; Lehrer Srhaffs 111 Anm.; Lehrer Pfleiderers 355.

Bautzen, Schlacht bei in ihren Folgen f. Berlin 507 1 .

Beckedorff, Goo. Phil. Ludolf" von Gegner de "Wettes, Lebensgang u. Persönlich- keit OOli. ; an d. Kämpfen z. Reformieruug des (Jnterriohtswesens 1820/21 beteiligt 1240. 128. 130. 145; v. Schultz z. Rat im Kultusminist. vorgeschlagen 135 f.; 1821 Reg.-Bevolhn. b. d. Univ. 1 75; im Frieden mit d. Senat 178t. 183. 435. 23; handhabt d. Zensur milde f

Bopps, f. Mitscherliohc Beförderung 286\ f. Kayserlingks Beförderung 293\ Beförderung 326 \. I; Di 387. I35L:

unterstützt d. Plarn ätaltung d. Aula

428B | mit '1. Revision d. Entwui I Statuten betraul 441\ v. Friedr. Wilhelm I\ uobilitiert, tauch! wieder auf 19; Eichhorn in Bein. Fahrwasser s'.)-. Eylerl ihm entin n>7 : /um erfolgreich Kampfe geg. d. i';

392

Namen- und Sachverzeichnis.

Ideen unfähig 127; geg. d. Verwilderung im

Gebrauch d. Amtstrachten d. Prof. 216 Anm. f. Becker, Ferd. Willi., Mediziner

1830 habilitiert, Lebensgang 371. Beckerath, Herrn, v. , Bankier

liberal. Vorkämpfer im Verein. Landtage 1S7. Beckers, Hubert Karl, Philosoph

Schüler u. Nachf. Schellings in München, den

dieser z. Diktat sein, abschließend. Werkes

nach Berlin herbeiwünscht 55.

Beck haus, Mor. Joh. Heinr., Theologe

v. Eylert z. Berufung empfohlen 317. Beetz, Willi., Physiker

1848 Privatdozent, verläßt Berlin 299. Befreiungskriege

s. Berlin u. Preußen. Beguelin, von

berichtet über die Bluttat am 16. März 1848

202 A. 2.

Bekker, Aug. Immanuel, Philologe z.Berufung vorgeschlagen: von Wolf 88, von Nolte 131 A. 2; berufen, nimmt an 206; vor- erst in Paris 208; wird Ord. 391; sein Ein- ladungsprogramm z. Königsgeburtstag 1813 kassiert 431 A. 1. 521; geg. Lachmanns Habili- tation 596 f. 628; fälschlich als Revolutionär verdächtigt 107 iL; f. H. Ritters Rückberufung 480i.; kommt neben Böckh in d. Vorlesungen nicht auf 501] über Eichhorns Ernennung z. Kultusminister erfreut 6; gegen Wiederein- setzung eines besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2; abseits stehend, bringt 1840ff. kaum noch ein Publikum zustande 148; prüft auch in d. neuer. Sprachen 309.

Beleuchtung d. Univ. (s. auch Lichtgeld) anfängliche Regelung 287 Anm. ; Neuordnung 432 iL

Bellermann, Joh. Joach., Orientalist v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 88; 1810 habilitiert, Lebensgang 269 f.; verkehrt mit Böckh 275; zu Promotionen zugezogen 324. 354; Zuhörerzahl 357; Mitgl. d. Prüf. -Komm, f. Nichtabiturienten 406 f.; rüstet 1813 den Sohn aus, gibt weitere Unterstützungen 492; 1816 E. 0. 611; läßt Szenen aus AVerners „Weihe d. Kraft" aufführen 35; v. Schuck- mann z. ein. Gutachten über d. Turnen auf- gefordert 41 A. 1 ; zu Promotionen zugezogon 324.352; hat sich d. theol. Fak. zuschreiben lassen 489. 372.

Below, Gust. v., stud. iur. Kriegsfreiwilliger 1813 490.

Benary, Alb. Agathon, Philologe Lebensgang 489 A. 1; Stellung zu Böckh, Schüler Reisigs u. Bopps 502 f.; versucht ver- geblich, eine neue Zeitschr. H egelscher Rich- tung zu gründen 97 ff. ; spricht am 4. Juni 1848 im Friedrichshain 246; Leiter ein. Vers, z. Vorbereitung ein. Massenzuges am 6. Aug. 252 Anm.; Mitgl. einer Komm. d. Opposition geg. d. Ordinarien 260.

Benary, Franz Simon Ferd., Theologe Lebensgang 489; petitioniert mit and. Extra- ord. um Gehaltserhöhung 418; jüdischer Ab- kunft 494 A. 1 ; vielleicht Verf. ein. Berichts üb. Schleiermachers Ende in d. Augsb. Allg. Ztg. 6 A. 1; erhält Kenntn. v. d. Fak. -Bericht v. 4. Jan. 1844 i. S. Nauwercks 86; versucht vergebl., eine neue Zeitschr. Hegelscher Rich- tung z. gründen 98 ff. ; Mitgl. ein. Komm. d. Opposition geg. d. Ordinarien 260.

Benecke, Geo. Friedr., Germanist Lehrer Höfers 491 A. 1.

Beneke, Friedr. Ed., Philosoph

sein Ehrenhandel mit Heyfelder 151; Promo- tion, Habilitation u. Suspension v. Amt 295ii.; spätere Schicksale, Persönlichkeit 301Ü.; mit d. Abgang v. Rodbertus scheitert seine Aus- sicht auf d. Ordinariat 312; die Erlebnisse b. sein. Habilitation veranlassen d. phil. Fak. zu d. Änderung d. Hab. - Bedingungen 412; Br. Bauers Entlassung erinnert an d. seine 32; beeinfl. Fortlage 137 A. 1 ; wegen Verleihung ein. Ordin. f. ihn petitioniert 281 ; stirbt März 1854 288.

Benfey, Theod., Sprachforscher seine Forschungen v. G. Curtius fortges. 150.

Bengel, Joh. Albr., Theologe

zur Berufung vorgeschlagen 478 f.; v. Mar- heineke z. Gunsten Br. Bauers angeführt 30.

Bercht, Gottlob Friedr. Aug., Schriftsteller leitet den Rhein. Beobachter, vertritt Eich- horns Politik 63.

Berend, Friedr. (Salomon) Jak., Mediziner sein Habilitationsgesuch abgelehnt 167 A. 2.

B e r e n d s , Buchdruckereibesitzer Berlin. Stadtverordneter 1848, Vertreter schär- ferer Tonart 194.

Berend s, Karl Aug. Wilh., Mediziner Prof. in Frankfurt a. 0., Gehalt 41 A. 3; Empi- riker, d. Fak. unter sein. Einfluß 60; nimmt

Namen- und Sachverzeichnis.

303

d. Berufung nach Berlin an 546; Steffens ab- sprechend üb. ihn 549 A. 2; Neanders Arzt 624; sein Ansehen beruht vor allem auf sein, lat. Klinik 10. 472; der Teilnahme an stud. Festen abgeneigt 114; Gegner jeder Speku- lation 225; v. größerer Bedeutung als manche Amtsgen. 235; seit sein. Berufung ergänzt sich d. Fak. fast nur aus sich selbst 238; spätere Jahre u. Tod 248. 412; Bartels wird sein Nachfolger 366; seine Anregung ver- anlaßt d. Fak., d. Minist, an Errichtung von Nominalprofessuren z. erinnern 412; d. Klinik leidet nach sein. Tode unter Geldknappheit 427.

Beresford, Benjamin Lektor d. Engl. 392; stirbt 1819 611.

Bergius, Student Sohn d. Univ. -Syndikus, nimmt an d. Nacht- musik f. Jahn teil 46.

Bergius, Job., Kammergerichtsrat erster Syndikus der Univ. 396.

Bergung, Justizrat beschwert sich üb. d. Gewalttaten d. Garde- kürassiere am 14. März 1848 197 A. 1. 200.

Berlin Ideen d. Aufklärung herrschend 16 f.; in d. Zeit d. Befreiungskriege 482 f. 492 ff. 500ff. 506 ff. 513 f.; d. Revolutionszeit v. 1S48 190 ff.

Bern, Universität

d. Sperre f. d. preuß. Studenten 1842 auf- gehoben 57 A. 1.

Bernadotte, Kronprinz v. Schweden erhält v. Wolf ein Exemplar sein, lliasausg. 74 ; rückt 1813 zum Schutze Berlins heran 508, seine Truppen sammeln sich daselbst 521.

Berndt, Fried r. Aug. Gottlob, Mediziner meldet sich /.. Nachf. v. A. E. Siebold 36'J \. 1.

Berner, Alb. Friedr. , Jurisl

1844 Privatdozent, d. Praxis zunächst ab-, dann zugewandt 124; vergebl. am Beförderung beni:. 288 regt Neaberafungen Bein. Fak. an 866.

Bernhardi, Aug. Ferd., Philologe v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 88, nimmt an 264 ff. : urteil Twestens Vbr-

lestu Be ach d. Vorlesungen I

tun^ 391 ; /.. Dr. pbiL promoviert

382; Mitgl. <1. Prafungskomm. f. Niohtabita- tienten 406; I riohts

512; Bprichl .■ . IIb. d. Tai aen b

mitteltJahnd. \ d platz i er-

öffnen /■"' rkörper an

Bernhardy, Gottfr., Philologe

L823 29 Dozent, Anhänger Eegela S10\ tritt an Buttmanns Stelle in d. Leitung d. latein. Übungen im philol. Beminax l IT.

Bernoulli, Joh., Astronom stimm! f. Fiobtes Aufnahme in d. Akad. 22.

Bernstein, Geo. Heinr., Orientalist als Extraord. berufen 477; Rittmeister in d. Befreiungskriegen, gibt Geld zur Ausrüstung Freiwilliger 492; geht 1820 nach Breslau 286; Schmölders sein Nachf. 144 A. 2.

Bernstein, Joh. Gottlob, Mediziner

nach Halle berufen 63; v. Beyme z. Berufung ausersehen 81 ; bleibt inilalle 142; habilitiert sich, erhält Remuneration 234 f.; geht nach Breslau 233.

Berry, Herzog von

13. Febr. 1820 ermordet 116.

Berthol dt, Bernh., Theologe z. Berufung vorgeschlagen 478.

Bertuch, Friedr. Justin

G runder d. Landesindustriekomtoirs, Schwieger- vater Frorieps 453 A. 1.

Berzelius, Joh. Jak., Chemiker

lehnt d. Berufung ah 570; empfiehlt E. Mit- scherlichs Anstellung 226; Lehrer H. u. O. Roses 226. 228; nimmt an d. Berlin. Naturf.- Vers. 1828 teil 365.

Beseler, Geo., Jurist befehdet in sein. „Volksrecht u. Juristenreoht" d. Romanisten 134; 1862/63 Rektor 280 \.l; Schöpfer neuen deutschen Rechts 318. 820 f.; Wilh. B.'s Bruder 319; Gothaer 320; wirdOrd., seine Bedeutung f. d. üniv. 320 ff.; ein Mann d. neu. Zeit, wie Mommsen u.a. 381; an- erkannter Führer d. Univ. in d. Eonflil ;;:5r>: im Kampf mit d. Kultusmin. v. Mühler 3401T.; f. Demi 366,

Beseler, Wilh., Jurist Georg B '- Bruder, ab Gesch. 319 f.

B •!. Friedr. Willi.. Astronom

rb. an d. Jahrb. f. wies. Kritik 310\ tritt ihm mit Dovi

verwand'

u. Blättern f.

ioh d. Univ. im l. u. 2. Bern, d 181

394

Namen- und Sachverzeichnis.

1813/14 496. 525; S.-S. 1814 528 f.; seit 1820 405 f.] z. Räumers Zeiton 282; im 1. Jahr- hundert des Bestehens, im Verhältnis z. Besuch d. übrig. Universitäten 358 f.

Bethiuann Hollweg, Mor. Aug. v. Lebensgang. 1823 Ord. 209; v. K. Ritter er- zogen 209. 288; Lehrer 0. v. Gerlachs 350; 1827/28 Rektor 394 A. 2; geht 1829 nach Bonn 387; Kolleggelder f. ihn Nebensache 410; er- reicht Dahlmauns Berufung nach Bonn 63; erhält Mitteilung v. Helfferichs (später rück- gängig gemachter) Versetzung nach Bonn 64 Anm.; Mitbegr. der Mittwochsgesellsch. 112; Freund K. J. Nitzschs 120; vermittelt Kellers Berufung 130ff . ; d. Bonner Kollegium mit sein. Amtsführung als Reg.-Bevollm. nicht durch- weg einverstanden 264 A. 1 ; gewährt Eilers ein. Zuschuß z.Wartegelde 275 A.2; Kultusminister, Persönlichkeit, greift b. Neubesetzungen in die Rechte und "Wünsche d. Fakultäten scharf ein 322 ff. 354 ; nimmt am Univ.- Jubiläum 1860 teil 335; leitet d. Verhandlungen mit Aug. Hirsch ein, beruft Frerichs 338.

Beugnot, Jacques -Claude Cointe, franz. Minister verhandelt mit Niemeyer wegen Wiederher- stellung d. Univ. Halle 79. 132 ff.; wohlwollend geg. Prof. Voigtel und d. Deputierten d. Univ. Halle 134 A. 4. 135.

Bewaffnungsfest (s. auch Gedächtn isfeier f. 1813) v. d. Studentenschaft gefeiert am 9. Febr. 1815 532, 1820 112 f., 1821 115; d. Tag ist völlig in Vergessenheit geraten 346.

Beyme, Karl Friedr. v. verspricht Fichte gute Aufnahme in Berlin 6, verehrt ihn 83.499; Lebensgang, Persönlich- keit, Umgang 25 ff.; Schleiermacher ihm un- günstig gesinnt, später sein Freund 32. 123; fördert d. wissensch. Leben, sucht d. Führer deutsch. Bildung f. Preußen z. gewinnen 34f.; bringt Tralles an d. Akademie 34. 243; reorga- nisiert Halle 34. 63 f. 131; plant 1802 d. Er- richtung ein. Allgem. Lehranst. in Berlin 35 f. 39; d. Göttingor Professoren suchen b. ihm d. Schutz ihrer Intoressen 64 f.; Ziele seines Planes 65 ff. , der im Gegens. z. d. Massow- sohen Reformen steht 69, seit 1803 aber nicht mehr auftaucht 70; Sept. 1807 mit d. Errich- tung ein. Lehranst. in Berlin v. Könige betraut 70. 80; nimmt sein. alt. Plan wieder auf 72: Wolf reicht ihm ein. Plan ein 71 f. : zu gleicher

Zeit verhandelt er mit d. Halleuser Deputierten 77 f.; verlangt Ersetzung d. verlorenen physi- schen Kräfte d. Staates durch geistige 78 ff. : tritt f. Steins Rückberuf uug ein 80; Noltos Freund 81 A. 2; erläßt die ersten Verfügungen, fordert Gutachten für d. neue Lehranst. ein 81 f. 114; die Gutachten gehen b. ihm ein: v. Wolf 85 ff., dessen Vorschlag- ein. Einrich- tungskoram. er verwirft 87. 91, über dessen Indiskretion er nachsichtig urteilt 90f. , den er unschädlich zu machen hofft 99 A. 2; v. Fichte 91 f. , der ihm Besprechung d. Planes mit Joh. v. Müller eingesteht 92, in ihm ein. Fürsprecher für diesen hat 96 f., dem er das Bedauern üb. Müllers Scheiden u. sein. Dank f. d. Gutachten ausspricht 99; v. Schütz, Reil u. Loder 101, Hufeland 102; Nolte entschul- digt sich b. ihm weg. d. Ausbleibens sein. Gut- achtens 102; sucht Joh. v. Müllers Verlust vergebl. abzuwenden 97 ; üb. d. Benennung d. neu. Lehranst. 108 A. 1; Loder wünscht ihn als Chef ein. Berlin. Gesamtlehranst. 110; sein Plan stockt, Gründe dafür, er zieht neue Berufungen in Betracht 130ff. ; plant Ancillons Berufung 131.261; behält sein. Auftrag auch nach sein. Ernennung z. Kammergerichts - Präsidenten 131; v. Schleiermacher zur Er- öffnung d. Univ. angespornt, gewährt Fichte eine Abschlagszahlung auf sein Gehalt 139 f.; empfiehlt Stein d. Gewährung v. Frorieps For- derungen 141 ff.; verwendet sich f. Loder 142 A. 3; verhandelt mit Mila 143. 272; seine letzte Amtshandlung als Einrichtungskommissar, geht als Kammergerichts -Präsident nach Berlin 143; sein Plan danach v. der Regierung ignoriert 144 f.; wird Großkanzler u. Justizminister 151; als Leiter d. Unterrichtsdepart. allgemein nicht gewünscht 155; in regem Verkehr mit Hum- boldt in Königsberg 166 A. 3; dessen Entwurf im Vergl. z. sein. Plane 172. 176 ff. ; nimmt an d. Minister. -Konferenz üb. d. Publizierung d. Stiftungsurkunde teil 191 ff.; Humboldt kon- feriert mit ihm, unter anderm wegen Be- rufungen 196; als Großkanzler entlassen 211; schlägt d. Prinz Heinrichscho Palais als Univ.- Gebäudo vor 296; d. v. ihm beabsichtigte Ver- bindung d. Univ. mit d. Akad. v. Scbuckmann getilgt 436 f.; scheidet 1819 aus dem Staats- dienst 7. 100; sein Univ. -Plan mit d. General- bericht Altenstoins üb. d. Univ. -Wesen ver- wandt 11t; hat Scharnhorsts Anstellung an d. Univ. geplant 14; üb. d. Reaktion beunruhigt 34] Beschützer d. Univ. 68: mit d. Entwurf

Namen- uud Sachverzeichnis.

395

Bovine (Forts).

ein. Verfassung 1817 beauftragt 125; hat an d. Überführung d. Hallischen Jahrb. nach Berlin gedacht 307; seine Hoffnung auf Alex. v. Hum- boldts Wirken an der Univ. enttäuscht 362; nimmt an d. Berlin. Naturf . -Vers. 1828 teil, bewirtet d. Häupter d. Kongresses 365; zum Dr. phil. h. c. ernannt 397; Freund Hegels 400; seine Verbindung mit Fried r. "Willi. III. hat dauernd. Einfluß auf diesen ausgeübt 511; sein Plan ein. Allgem. Lehranstalt nach 1870 undenkbar 361; sein Univ. -Plan vom Geiste echtester Freiheit erfüllt 384.

ßeyrich, Heinr. Ernst, Geologe Dozent, Lebensgang, Bedeutung 156 f. 158 A. 1.

Bey schlag, Franz Willi. Traug., Theologe Schüler Neanders 113.

Beyschlag, Willibald, Theologe Schüler Neanders 113.

Bibliothek, Königliche in Berlin 40, gehört d. Krone 42 ; Erweiterung durch Hinzunahme d. Departementsbibliotheken v. Wolf vorgeschlagen 90 ; v. Wilken neu ge- ordnet 590 f.; erhält ein. Zuschuß 427.

Bieclenweg, Student am 18. März 1848 verwundet 220 A. 2.

Biener, Friedr. Aug., Jurist Berufung 229; von ausw. gekommen 274; Jüngster d. jur. Fak. 276; Vorlesuugszahlen 356. 525; Vorlesungen gering besucht 483; soll sich ungünstig üb. Fichte ausgesprochen haben, v. Savigny in Schutz genommen 485; berücksichtigt in d. strafrechtl. Vorlesungen d. histor. Moment 530. 564; liest neben Schmalz üb. Strafrecht 565; scheidet aus 452.

Biester, Joh. Erich

seine Wahl in d. Akad. bestätigt 15; seine Weltauffassung auf demselben Grunde ruhend, wie die der deutschen Philosophie 16; als Mit- glied einer „Deutschen Deputation" d. Akad. ausersehen 17; Sekr. d. Akad. 195 A. 1; ver- kehrt mit Seh uc ki ii an n 308; stirbt 1816 590; Direktor d. Königl Bibliothek 90.

Billroth, Christ. Alb. Theod., Mediziner wenige Jahre Privatdozent, Zurüokberufang

scheitert 311.

Bisky, Goldsohmied

sucht 1848 im Handwerk« zialistiuche

Ideen z. verbreiten 237

Bismarck, Fürst Otto von sprengt Stahls alte konservative Partei, er- erreicht deren Neubildung auf völlig anderer Voraussetzung; Stahls Idee, daß d. persönl. Königtum auch unter konstitutionellen Staats- formen bestehen könne, in ihm lebendig 127; wünscht Errichtung ein. Orient. Seminars 145 Anm. ; seine Mutter b. ihrer letzt. Krank- heit v. Dieffenbach behandelt, den er selbst gelegeiitl. konsultiert 165 A.2; seine Stunde noch nicht gekommen, nur ihm konnte der große Wurf gelingen, erkennt, daß er an d. liber. Programmen nicht achtlos vorbeigehen

. kann 319 f.; Ministerpräsident, Gneist u. Yir- chow Führer seiner Gegner 341; in seiner schlesw. -holst. Politik fast isoliert 342; seine Politik siegreich, wachsendes Verständnis dafür in d. Kreisen d. „Denkenden d. Nation" 344; seit sein. Siegen d. Kampfzorn d. Konflikts- jahre fa3t verrauscht, Hengstenberg z ihm bekehrt 349.

Blätter, Kritische, f. Leben u. Wissenschaft Gründung v. Hotho u. a. geplant, v. Eichhorn verboten 97 ff.

Blanc, Ludw. Gottfr., Theologe Freund Schleiermaehers, Feldprediger 1813/14, üb. d. Stimmung d. Generale, die nur Preußen sein wollen 539 f.

Bleek, Friedr., Theologe

1821 habilitiert 319; wird E. 0. 325 f.; v. Tho- luck z. Ord. in Halle vorgeschlagen 340\ geht 1829 als Ord. nach Bonn 345; Lehrer Erb- kams455 Anm.; verfaßt d. Gutachten d. theol. Fak. in S. Br. Bauers, f. dessen Absetzung 28f.

Bloch, Markus Elieser, Mediziner seine Fisch- u. Amphibiensammlung d. Univ. überwiesen 203.

Blücher, Gebhardt Leberecht Fürst von Wahlstadt

(8 Vor .Jena in leitender Stellung 8; Dr.

phil. b. o. 528; Jung verkehrt bei ihm 52. Blum. Karl Ludw.. Philo!

1825 27 Dozent 501 A.l. Blumenbaoh, Joh. Friedr., Naturfoi

Lehrer Bügen 204, Kielmeyers 231, v. Barez

243, geg. K. I tellung in Göttingen

m V. A Bubej W Bluntsohli, Joh. Caspar, Nationalökonom

seine Berufung v. Betbmann gewunsohi

Fak. verworfen :i~^

396

Namen- und Sachverzeichnis.

Bocholtz, Graf von Mitgl. d. „Schwarzen" 50; Begründer d. Ar- minia 151ü.; Führer der westfäl. kathoL Adelspartei 53.

Bo'de, Jon. Eiert, Astronom

v. Wolf z. Vorsteher d. Observatoriums vor- geschlagen 89; Mitgl. d. Akad., hält Vorlesungen an d.Univ. 246; Verhältnis z.E.H.Dirksen 375.

Bodelschwingh, Ernst v.

wird Minister 39; erreicht d. Einführuug d. Diakonissen von Kaiserswerth als Charite- Krankenschwestern 179; Min. d. Innern zur Eevolutionszeit v. 1848 200f. 203.205.209A.1.; arbeitet d. freiheitl. gesinnte Proklamation d. Königs aus 206; tritt am 18. März zurück 207.

Böckh, Aug., Philologe nimmt d. Berufung an 266 f.; Prof. eloquentiae 269; verdankt Preußen seine Bildung 275; jahrzehntelange Lehrtätigkeit 276; trifft Ost. 1811 ein 390; Vorlesungszahlen 355. 358; Freundschaft mit Niebuhr, zerschlägt sich 346 A. 1. 294 A. 1. 310; vertritt allein neben Wolf d. philol. Disziplinen 391; verfaßt die Einladung z. Königs -Geburtstagsfeier 1811 401; sieht in Melzers milder Bestrafung d. Grund d. späteren Kämpfe 412; b. Ehren- gericht wider Klaatsch u. Brogi 416f. ; tritt f. d. Bittsteller z. Gunsten v. Brogi ein 422, f. Erteilung eines Verweises an dieselben durch den Senat 426; Mitarb. an d. Univ- Statuten 432. 434. 456 f. 462 A.l. 463; geg. Reduzierung d. Senats 445; Gründer d. philol. Seminars 469. 480. 372f. ; Festredner b. d. Königs -Geburts- tagsfeier 1812 470, 1814 527; 1813 Vorle- sungen verödet, Beschäftigung in diesen Tagen 496; beim Landsturm 504. 225; verf. d. Pro- oemium Vv\ S. 1813/14 523, S. S. 1814 527; geg. d. Sen.-Beschl. auf Befreiung d. Dienst- pflichtigen 1815 534f.; im Kampfe um Fichtes Nachf. 571; Freund Wilkens 590f.; v. Einfl. auf d. Studien der ersten Promoventen 595; verteidigt d. jüngeren Fichte geg. Weiß' Ver- dächtigung 595 Anm.; Freund de Wettes 626; verkehrt mit Marheineke u. Lücke 628; Vater d. Breslau. Statuten 634 A.l; Fest- redner b. d. Übergabe d. Univ -Statuten 635 ff. ; verf. d. Inschrift auf d. Univ -Zeptern 639; schlägt Maßnahmen z. Hebung d. humanist. Studien vor 2<9ff. ; lehnt d. Rede b. Reg. - Jubil. d. Königs 1822 ab 169 A. 1; Festredner b. d. Eönigsgeburtstagsfeier 1824 180i.; von Heidelberg nach Norddeutschi, übergesiedelt

202; Lehrer Otfr. Müllers 254; v. gering. Einfl. auf Ranke 270; Freund Bopps 286; kein unbedingter Gegner Hegels 286. 294. 393; tritt f. Hegel geg. Kayserlingk ein 294. 310; Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss. Kritik 294 A.l. 310; b. d. Promot. u. Habilit. Benekes 295 f. 2981; Lehrer Bernhardys 310; geg. d. Urteil d. theol. Fak. üb. d. Preisfrage 1827 348 f.; seine Vorlesungen v. Minding besucht 380; Rektor 402. 405. 471; geg. d. Überfüllung d. Fak. 410; macht mit d. Rektor Beckedorff ein. Abschiedsbesuch 435; verf. d. Gesuch d. Senats auf Vertretung des Reg. -Bevollm. durch Rektor u. Richter 436; v. steigendem Einfl. 437; geg. Nichtzulassung d. Juden z. Jurist. Promotion 442t; mit Abfassung d. Umschrift f. Siegel u. Urkunden d. Univ. betraut 445; tadelt d. Verächter d. Philosophie in sein. Akad.- Rede 1854 465 f. 288. 290 A. 1 ; geg. H. Ritters Rückberufung, f. Trend elenburgs Beförderung 481; Lehrer Trendelenburgs 487; Lehrer Höf ers 491 A.l; Höhestellung während der 1830er Jahre499ü. ; Festredneram3. Aug. 1840 4 ; ver- faßt eine Eingabe geg. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. - Bevollm. 24; Lehrer Cy- hulskys 67; Senatsmitgl, kein Freund Eich- horns, hat Zusammenstöße mit diesem, liberal gesinnt, doch kein Stürmer u. Dränger 70; Komm. -Mitgl. z. Begutachtung v. Nauwercks Schriften , Teile sein. Votums gehen in d. Fak. - Bericht über 79ff. ; hält Seminarübungen ab 89; z. 5. Male Dekan, verfaßt d. Widerspruch sein. Fak. geg. d. v. Eichhorn geforderte strenge Durchführung von konversator. Übungen 93; Freund Twestens 112; Lehrer v. Chlebus 113; z. 4. Male Rektor 133; Freund Mundts, diesem entfremdet 140; Lehrer Maerckers, der ihm d. Antrag auf Eintritt ins Minist, übermittelt 140; Gerhard sein Lieblingsschüler 141; v. Lepsius abfällig beurteilt, später verehrt 141. 143; im Vollbesitz d. Herrschaft im Seminar, seine Stellung z. Lachmann in Forschung u. Poli- tik 146 ff. ; fördert Franz 149; Lehrer von E. Curtius 151 ; W. A. Schmidts Dissert. ihm gewidmet 154; Lehrer Koehnes 155 Anm.; 1846/47 Rektor u. Senatsmitgl. 171 A. 1; 1847 erschreckt üb. d. Schwinden altpreuß. Ge- sinnung in Berlin 179; Führer d. Senats im Falle Michelet, in häufiger scharfer Spannung mit Eichhorn 187 f.; am 16. März 1848 mit and. b. Minister, um d. Ermächtigung zum Eintritt d. Studenten in d. Schutzkommissionen /.. erhalten 203; führt d. Studenten üb. d.

Namen- und Sachverzeichnis.

397

Böckh (Forts.). Univ.- Platz, um d. Palais d. Prinzen v. Preußen z. schützen 225. 241 A. 2; scheidot aus der Studentenwenr 241 A. 2; hält am 15. Okt. d. Festrede in deutsohei Sprache 254; Mitgl. ein. Senatskomm. z. Beratung ein. Univ. - Reform 'UV), vorfallt im Komm. -Bericht d. Abschnitt üb. Verwaltungswesen 271 A. 1; erklärt, daß d. Nachgiebigkeit d. Senats in d. Frage d. l'niv.- Beform unter d. Drucke d. Zeit erfolgt Bei 273 A. 1; Vertreter auf d. Univ.- Konferenz z. Berlin 276; d. Ochlokratie abgewandt, unter- zeichnet d. Zustimmungserklärung z. Vertagung d. Nationalvers., führt eine besond. Senats- deputation z. Könige, fordert 1850 vergebt. Öffnung d. Gittertores vor der Univ. 277; 1859/60 Rektor 280 A.l; f. Lotzes Berufung 28S; rät Kuno Fischer z. Habilitation, fördert ihn dabei 289; veranlaßt d. Fak. z. ein. Immed.- Eingabe an d. König geg. d. Entziehung d. Ven. leg. Fischers durch Raumer 291; tritt f. Haupts Berufung ein, der z. ihm ins selbe Verhältnis wie Lachmann tritt 293f. ; nimmt sich Brugschs an 29S Anm.; tritt f. Mohls Berufung ein 299; Mitgl. d. Fak.-Kommisionen z. Beratung d. Anträge auf Errichtung ein. Lehrstuhls f. jiiei. Gesch. u. Liter. 303. 30öf.; Freund Kieperts u. Barths 307; Müllenhoff Anhänger sein, philolog. Richtung 310; sein Nachf. im Vertrauen d. Univ. u. d. Reg. wird Beseler 327; Mitgl ein. Fak. -Komm. z. Be- ratung üb. Fr. v. Raumers Nachf. 329; Rektor u. Festredner b. Univ. - Jubiläum 1860 334f.; während d. Konfliktszeit fast dauernd im Senat, nicht mit allen Maßnahmen d. Kollegen ein- verstanden 335 f.; stirbt 1867, Ad. Kirch- hoff als sein Nachf. bereits z. Stelle 339; als Senator geg. Holtzendorffs Verwarnung durch Mühler 312 Anm.; b. sein. 60. Doktorjubiläum von d. Studentenschaft gefeiert 346; sein Wort v. d. fausta infrequentia universitatis wird 1870 ler /.. Wahrheit 860; wurzelt in d. Epoche d. Aufklärung 379; hat d. Geiste echtester Frei- heit gedient 384.

Böcking, Ed., Jurist

1826 habilitiert, gehl 1829 nach Bonn 384t

387\ verfaßt mit and. ein Promemoria zur

Univ.-Beform 2<;:J. Bohl, Geo., Theologe

1825/27 Dozent 360 \. 1. Böhm, Lndw., Bfedizii

v. d. Fak. z. Ordin. vorgeschlagen , Schüler

Müllers u. Dietzenbachs, muß neben Langen- beck u. Graefe zurückstehen, kurzer Lebens- gang 161ff. 166.

Böhmer, Geo. Willi. Bud., Theologe

als Leiter d. theolog. Disputatoriums in Aus- sieht genommen 170; seine Zuziehung •/.. alt- testamentl. Seminar gestattet .7.7/; vertritt Tholuck in Halle während d. Aufenthalts in Rom 344.

Bohr, Karl Ferd. Ed., Mediziner 1818/27 Dozent, Lebensgang 234.

Boer, Lukas Joh., Mediziner Lehrer A. E. v. Siebolds 546.

Börner, Paul Ludw., Mediziner

seine Beteiligung an d. Bewegung v. 1818 u. sein Bericht darüber 191 Anm. 194. 199. 200 A. 1. 218. 220f. 223. 228. 231 A. 2. 235 A.l. 246; b. d. Eisemacher Studenten vers. 247 Anm.

Boetticher, Karl Gottl. Willi., Kunst- historiker 1854 Privatdozent, bleibt in Berlin 2% A.l.

Bohlen, Peter von, Theologe absprechend über Hengstenberg 329 A.; rät Vatke, in d. theol. Fak. zu bleiben 495; ton- angebend an d. Königsberg. Univ. 108.

Bojanowski, von, stud. iur.

mit K. L. Ägidi verbunden, am 18. März 1848 gefallen 192. 218 f. 220 A. 2.

Boie, L. A., stud. iur. Teilnehmer an d. Wartburgfeier 37 A.l.

Boisseree, Sulpiz, Kunsthistoriker

lebt in Heidelberg, empfiehlt sich Allenstein durch Hegel 15 A. 1 ; siedelt mit seiner Bilder- sammlung nach Stuttgart über 202: Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss. Kritik .7/0.

Bollert, A., Militäroberpfarrer

Spricht Bich geg. Br. Hauer aus 2s. geg. ihn 34 A. 1.

Bonitz, Herrn., Philologe Bchülei B ML

Bonn, UnivereitÄI Errichtung 11 f. 211. 24 ü. 43\ wacl quenz 404\ Benutzung d. Berliner Univ. -Sta- tuten f. d. Bonner 638 L 2; 1828 Verleihung d. Statuten 441. 445; d. theol. Fak. im Falle Br. Bauei 26 2s: :;i o-> ::: ::^ L2; erhalt eine feierliohe amtstraoht f. d. Prof. 217 Anm.; Programm v. i<> Prof. /.. Univ.- Befora 266 ff.; gibl Berlin betr. Teilnahme amJenaei Dniv.- Kongreß anbefriedigende Antwort 273,

398

Namen- und Sachverzeichnis.

dabei durch 2 Ord. u.2 Extraord. ohne bindende Vollmacht vertreten 275; erhält unter Raumer eine kathol. Geschichtsprofessur 2^; prozen- tual stärker gewachsen als Berlin 359.

Bopp, Franz, Philologe Berufung, Lebensgang u. Persönlichkeit 281 ii. ; Mitarb. an d. Jahrb. f. veiss. Kritik 310; aus d. Ausland gekommen 407; Freund Böckhs u. W. v. Humboldts 501, Hegels 286. 310. 393; Lehrer Potts 488, Röers 489, Ag. Benarys 490 Anm. 503, Höfeis 491; geg. Wiederein- setzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2 f.; hält Übungen ab 89; v. Lepsius ab- fällig beurteilt, sein Verhältnis zu Windisch- mann erinnert an d. zw. Bunsen und Lepsius 142; seine Forschungen von G. Curtius fort- gesetzt 150; Lehrer Aufrechts 297 A. 1; hat d. einzige Ordin. f. d. asiat. Kulturwelt inne 304 A. 2; 1867 gestorben, Albr. Weber als sein Nachf. bereits z. Stelle 339.

Boren, v. d., Student

Mitgl. d. Arminia 152 A. 1. 153 A. 4.

Borchard, Mediziner Praktiker in Job. Müllers Sinne 468.

Borekar dt, Karl Willi., Mathematiker 1854 Privatdozent, kurzer Lebensgang 156 A. 1 ; stimmt am 27. März 1848 gegen eine Adresse an d. König 259.

Borgstede, Aug. Heinr. v. Mitgl. d. Akad. 26 A. 1; stimmt f. Fichtes Auf- nahme in d. Akad. 22.

Bormann, Student

weg. Teilnahme am „Ehrengericht" bestraft 161.

Born, Steph., Buchdrucker

berichtet üb. Joh. Geo. Salis 219 A. 2; findet d. geringe Beteiligung d. vormärzlichen Führer an d. Kämpfen 1848 auffällig 221 A. 1; sieht in d. Gegens. zw. Meistern u. Gesellen nur ein. solch, zw. zwei Altersstufen, soziali- stisch angehaucht 237.

Bornemann, Friedr. Wilh. Ferd., Jurist

d. Kunde v. sein. Ernennung z. Savignys Nachf.

wird v. d. Studenten freudig aufgenommen 225. Borowsky, Luchv. Ernst v., Theologe

seine Predigt v. Beymo geschätzt 29 Borries, von, Student

1843 verhaftet, mit ein. Verweis bestraft 76

A. 1. Borsig, Aug., Fabrikant

in patriarchal. Verhältnis z. sein. Arbeitern 237.

Bot he, Friedr. Heinr., Philologe 1811 habilitiert, Lebensgang 599ff.

Boumann, Johannes, Architekt

beginnt d. Bau d. Prinz Heinrichschen Palais 29 1 .

Bourbonen s. Frankreich

Boyen, Leop. Herrn. Ludw. v.

rühmt Beymes Entschlossenheit 1806 26; Freund Beymes 32; Kurator d. Pepiniere 45; f. d. Verteidigung Berlins 1813 tätig 501 f. 505 f.; Gegner d. Magistrats 510; tritt f. Fort- bestehend. Landsturms ein 513; Kriegsminister, verfügt 1815 Rückkehr sämtlicher Offiziere z. d. Fahnen 532 f. ; willigt in Erleichterungen f. d. Kriegsteilnehmer v. 1813 536; 1819 Gegner Hardenbergs u. Wittgensteins 28. 76; scheidet aus dem Staatsdienst 7. 100; geg. Übertragung d. Charite -Vorwaltung an d. Kultusminist. 23 7; in den Staatsrat berufen 6; wird erneut Kriegs- minister 38.

Brandenburg, Friedr. Wilh. Graf v. preuß. Ministerpräsident, verfügt d. Verlegung d. Nation. -Vers, nach Brandenburg 255. 303.

Brandenburgia

Verbindung an d. Univ.. tut sich als Burschen- schaft auf 314 f.

Brandes, Karl, Schriftsteller redig. d. Literar. Zeitung, geneigt, sie zum Regier. - Organ z. machen 63.

Brandis, Christ. Aug., Philologe u. Philo- soph 1816 habilitiert 573. 585 f. ; v. d. Fak. d. Minist, z. Berücksichtigung empfohlen 573. 577; als Fichtes Nachf. vorgeschlagen 583 ff.; Mitgl. d. Göttinger Kreises; als Revolutionär verdäch- tigt 107H; Lehrer Hengstenbergs 3291.

Brandis, Joach. Dietr., Mediziner

seine Berufung zerschlägt sich 545; Vater d. Philologen Chr. Aug. Brandis 606.

Brandt, Ernst, stud. phil. Mai 1848 Kommandeur d. Studentenwehr 244; berichtet über d. Krawall im Ansohl, an den Abschiedstrunk f. Salis 251 A. 1.

Brandt, Joh. Friedr., Mediziner

1827/31 Dozent. Lohonsgang 231 ; Freund Ratzeburgs 253 A.

Braniß. Christlieb Jul., Philosoph Lehrer Wuttkes 281 Anm.

B ras 8 er t, Karl Wilh., Kammergerichtsrat wird Univ. -Richter, geg. Schultz im Prozeß geg. Ulrich u. Wangenheim 141t : lasch im

Namen- und Sachverzeichnis.

399

Verfahren geg. d. Arminia u. d. „Ehrengericht" 150. 157 i. ; scheidet aus 142.

Brauchitsch, Luclw. v., preuß. General Kommandeur d. Berlin. Landsturms 502, dessen Gegner 510. 513; Gegner d. Univ. 522f.

Braun, Alex., Botaniker 1851 als Ord. berufen, Bedeutung 300 f.; findet Anhänger in Caspary u. Hanstein, steht wäh- rend d. Konfliktszeit in Ansehen au d. Univ. 336; sein Sohn an d. Gründung d. A. T. V. mitbeteiligt 315; stirbt, Eichler sein Nachi. 357 A. 2.

Braunsberg, Lyzeum

Vereinigung mit d.Univ. Königsberg geplant 12.

Bredow, Oottfr. Gabr., Historiker

v. Xolte z. Berufung vorgeschlagen 131 A. 2, kommt dabei in Frage 259.

Brentano, Clemens Verfasser einer Kantate auf d. Eröffnung d. Univ. 28S. 301 ff.; Mitgl. d. Tafelrunde d. Mai- käfer 599 A. 1 ; unterstützt F. W. V. Schmidt mit seinen Bücherschätzen 31 A. 1 ; hat Heidel- berg wieder verlassen, Norddeutschland auf- gesucht 202.

Brescius, Friedr., Theologe Förderer Kankes 267.

Breslau, Jesuitenuniversität ohne jede Bedeutung 72; Absicht Humboldts, sie zunächst bestehen zu lassen, dann in ein Gymnasium zu verwandeln 171.

Breslau, Universität das Minist. 1811 mit d. Vorarbeiten z. Grün- dung beschäftigt, Schleiermacher davon aus- geschlossen 344; 1810 inauguriert, ihre Sta- tuten eine wortgetreue Abschrift d. Berliner 634. 038 A. 2; Bestehenbleiben 1818 v. Alten- stein befürwortet 12; wachsende Frequenz 404; ein Hort d. rationalistischen Theologie /•/vff.; d. theol. Pak. tritt f. Br. Bauers Ab- setzung ein 30; d. Rationalismus an ihr noch nicht überwanden 107: ihre Pedelle haben Zepter bewilligt erhalten 216 \nm.; gibt Berlin betr. Teilnahme am Jenaer Univ. -Kongreß unbefriedigende Antwort 273; entsendet zur Berlin. Univ. -Konferenz ein. Extraord. als Vertreter 27(5; erhält unter Baumer eine kathol. Geschichtsprofessur -,s><>

Bresler, Karl Heinr., Theol Redner b. Bewaffnungsfest 1820 //.;. 1822/25 Dozent. Lebenslauf US \. 2.

Bretschneider, Karl Gottl., Theologe v. d. Fak. z. Berufung vorgeschlagen 478

Brinkmann, Karl Gast, v., Staatsmann v. Schleiermacher Sommer 1833 besucht 4SI.

Brogi, Jos. Leyser, stud. med.

Ehrenhandel mit Melzer, bestraft HO ff.; Ehrenhandel mit Klaatsch 412ff.; vom Ehren- gericht hart bestraft 417; Eingaben v. Stu- denten z. sein. Gunsten 418ff.; Strafe v. De- part. gemildert 428.

Brohm, Karl Friedr. Aug., Historiker vergebl. Habilitationsversuch 602 A.3.

Brown, John, Mediziner

seine Fieberlehre, bekämpft von Beil 60, von Hufeland Ol.

Brücke, Ernst Wilh., Mediziner

Schüler der Berlin. Fak. 474; Job. Müllers Schüler 166. 172, zugl. sein Verhältnis zu duBois-Reymond, Helmholtz u. Virchow, Du- zeut, Lebensgang 181 ff.

Brüggemann, Rat im Kultusministerium votiert im Falle Br. Bauer 34 A. 2.

Brühl, Graf von auf d. Reise nach Rom z. Kurie, übermittelt Bunsen d. kgl. Befehl z. Verhandlungen mit Schelling 9.

Brühl, Karl Friedr. Mor. Paul Graf v. Intendant d. Schauspiele, geg. d, Demonstranten im Opernhaus b. d. Reformationsfesi 1817 35i. ; Freund J. H. Jacobis 93 f.

Brugscn, Heinr., Orientalist Dozent, Lobensgang, Bedeutung 208 Anm.

Brunn er, Heinr., Jurist

wird 1872 Homeyers Nachf., bezeugt dessen Einfl. auf d. "Wissensch. 326; zum Ord. ei nannt 355.

Bruns, Karl Geo., Jurist 1870 z. Ord. ernannt, Persönlichkeit 32*; Btehl während d. Konfliktszeit in Ansehen an der Univ. 3:56; Dekan, geg. Holtzendorffc warnung durch Wühler 311 A. 1 f.

Buch, Christ Leop. v.. (anlöge sohlagtWeiB z. Berufung vor 230; IßtgLd.Mou tagklubs 549 A.l; empfiehlt Berzelius1 An- werbung ">70; protegiert Fr. Hoffmann 509; Lehrer Quenstedts 510 A. I; fördert d. junge Naturf.-Genei 157: arl

Bej riel 167

Bucher, Karl ETrani Ford., Jurist . igny Mt \ i BerufuDg ab 22

400

Namen- und Sachverzeichnis.

Bülau, Friedr., Nationalökonom

v. Hermann z. Berufung vorgeschlagen 13 Anm.

Bülow, von

später Gesandter, am 18. März 1818 als Einj.- Freiw. verwundet 220 A. 2.

Bülow, Friedr. Willi. Frhrr. v., Graf v. Dennewitz seine Truppen sammeln sich in Berlin 521; stürmt Mai 1813 Halle 523; weicht vor den Franzosen zurück 503; in Stellung vor Berlin 507; auf Seiten d. Patriotenpartei Berlins 510; z. Dr. phil. h. c. ernannt 528.

Bülow, Ulr. Heinr. Willi. Frhrr. v.

W. v Humboldts Schwiegersohn, wird Minister 39; mitbestimmend in Pressesachen, nimmt Dahlmann wohlwollend auf 62.

Bülow, Ludw. Friedr. Viktor Hans Graf v. Minister, schlägt Verlegung d. Univ. Berlin nach Halle vor 524f.; seine Entlassung 1817 v. Humboldt gefordert 639; Mitgl. d. Unter- suchungskomm. geg. Schleiermacher 85; gibt Hoff mann gegenüber Schultz Unrecht 170 t; tritt f. Tielkers Panorama- Projekt ein 431.

Bürger wehr in Berlin v. d. Franzosen errichtet, schläft ein, seit 1846 Verhandlungen üb. ihre Wiederbele- bung, 1848 gefordert 198 f., wieder eingerich- tet 2221; wünscht d. Rückkehr d. Militärs 233 f.; Zusammenstoß mit den Arbeitern, er- hält neue Satzungen 254 f.

Busch ing, Ant. Friedr.

Geg. Wöllners Religionsedikt 14 A. 1.

Buhl, Ludw.

tritt f. deutsche Kolonisation in d. Ostmark ein 212.

Bunsen, Christ. Karl Josias, Frhrr. v. Mitglied d. Göttinger Kreises 626 f.; 1829 als Altensteins Nachf. genannt 347; Unterhändler des Kronprinzen bei Schelling 479; Freund Schölls 502 A. 1 ; berät Friedr. Wilh. IV. b. d. Wahl v. Altensteins Nachf. 4 f. ; verhandelt mit Schelling 9 f. 42, mit Stahl 10 f.; schlägt Ad. v. Ladenberg als Altensteins Nachf. vor 22; f. Schellings Berufung erneut tätig 43 A. 1. 291; gewinnt Geizer 56 ff. ; fördert Lepsius 142; liberal geworden, beeinfl. den König z. Gunsten v. Kuno Fischer 291 f.; mit Helm- holtz u. Kirchhoff in Heidelberg vereint 299; verschafft Barth u. d. Schlagintweits d. engl. Reiseunterstützungen 307 A. 2.

Burdach, Karl Friedr., Mediziner

nimmt au der Berlin. Naturforschervers. 1828 teil 365; Anhänger d. Naturphilosophie 466; Lehrer Dieffenbachs 456; Brücke sein Nachf., den Helmholtz ersetzt, nachdem du Bois Rey- mond abgelehnt hat 181 f.

Bureaukratie, preußische in d. Zeit vor Jena 8 ff.

Burja, Abel, Mathematiker sein Anerbieten, als Mitgl. d. Akad. an der Univ. Vorlesungen zu halten, angenommen 244f. ; doziert, ohne Bedeutung 375.

Burmeister, Karl Herrn. Konr., Zoologe 1834/38 Dozent 508.

Burschenschaft, Allgemeine Deutsche Gründung 42; Stellung z. d. Landsmannschaf- ten 42. 50. 111. 155; Verfolgung 50 i; die „Schwarzen", engerer Verein d. Burschen- schaft 50. 56. 153; Verbot 95; Wiederaufleben 1541 f. ; soll als verbotene geheime Verbindung behandelt werden 175 f.; ihr Aufleben nach d. Julirevolution brutal unterdrückt 184; bei vielen alten Mitgl. ist eine Reaktion einge- treten 185; tritt nach d. Revolution vielfach zurück 278; ihre Ideale leben wieder auf 344.

Burschenschaft, Berlin (s. auch Arminia, Convictorium, Ehrengericht) Gründung 42; Stellung z. d. Landsmannschaf- ten u. z. Duell 42. 55; die Führer 51; ge- mäßigte Stimmung 52 ff.; Verfolgung 55 f. 59i.; erfolglose Untersuchungen; Unterdrückung 95 f.; ihre Ideale bis z. Revolution nicht er- loschen 189; tritt danach in d. Hintergrund 278.

Burschenschaft, Halle besteht trotz d. Verbote fort 183.

Burschentage

zu Jena 42. 50; Berlin dazu ausersehen 42, ausgeschrieben 55, verboten 95; zu Dresden, geg. Politik u. Duell 154 ff.

Busch, Dietr. Wilh. Heinr., Mediziner Ord. 1829, Lebensgang u. Charakteristik 369; aus d. Ausland gekommen 407; geg. AVieder- einsetzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2; Schoeller sein Assistent 166 A.l; eine Assistentenstelle b. ihm gewährt Aus- sicht auf Beförderung 311; erhält in Martin ein. Nachf. 313.

Busch, Wilh., Mediziner

1852 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Buschmann, Karl Ed., Philologe absprechend üb. Hegels Vortrag 206.

Namen- und Sachverzeichnis.

401

Busse, Christ. Friedr. lieinr., Mediziner als zweiter an der Univ. promoviert 3S0; Do- zent 1S1Ü/21, Lebensgang 234.

Butt mann, Phil. Karl, Philologe

v. "Wolf zur Berufung vorgeschlagen 75. 88; Direktor d. Königl. Bibliothek 90; f. d. Ein- riehtungskommiss. tätig 220. 224. 2ü4. 26*3; Freund Böekhs 275. 14S; Herkunft 275; hält Vorlesungen im Prinz Heinrichscheu Palais 298; Miigl d. Graeca, Freund Niebuhra 346; Twestens Urteil üb. seine Vortragsweise 352; Kollegbesuch bedeutungslos 357 f 391; z. Dr. phil. promoviert 382; lehnt d. Übernahme d Redakt. d. Preuß. Korrespondenten ab 520; übers, d. Lutherlied ins Latein. ütO. 39S\ verf. z. Feier d. Verlobung Friedr. Willi.' IV. ein latein. Gedicht 169 A.l; leitet d.latein. Übungen am philol.Seminar 146f.; Freund Lachmauns 14:8

Cahnheim, Louis

überreicht 1848 eine Petition d. Maschinen- arbeiter f. Gewährung eines ehrenvollen Be- gräbnisses f. d. gefallen. Soldaten 237 A. 1.

Calker, Joh. Friedr. Aug. van, Philosoph 1817 Privatdozent, Lebensgang 58G ff. 6l6; ent- schuldigt sich weg. d. Nicht- Üpponierens bei J. IL Fichtes Promotion 594 A. 1 ; Besuch seiner Votlesungen 'J05 A. 1; verfaßt mit and. ein Promemoria z. Univ. -Reform 2ü3.

Camphausen, Ludolf

d. Kunde von seiner Berufung z. Minister be- geistert d. Studenten 225; Ministerpräsident, z. Frage d. Ruckberufung d. Prinzen Wilhelm 242 ff ; tritt zurück 249. 2G9.

Caplick, Karl Ludw., Jurist 1821/.3 Dozent 213 Anm.

Caprivi, Leop. v., Jurist

Vater d Reichskanzlers 151. 161 A. 2; Führer d Arminia 151t; Gründer d. „Ehrengerichts" 156; wird verfolgt 1S8Ü.; in Verl.dg. mit d. Polonia 160; bestraft, v. d. Begnadigung aus- geschlossen. Lebensgang 161t. 167; begna- digt 169.

CarovO, Friedr Willi , Philosoph

henschafter 53 \ 2; Verhältnis /.. II rel 56il. :>7 21).; 29l\ geht ab* Dozent nach lau. gibt d. akad. Laufbahn auf 58 Anm.

Carus, Kail «inst.. Mediziner lehnt d Berufung ab 367. 410 A. 3; Anhänger d. Naturphilosophie 466.

Lenz, üosLliictite dor Univ«.: 112.

Caspary, Hob., Botaniker 1851/56 Privatdozent, geht uaofa Königsberg 299 A. 2; Anhänger U. Schwiegersohn Braun :U'.\

Casper, Joh. Ludw., Mediziner Dozent, Lebensgang 243 f.; 1839 Ord. 453; u Wiedereinsetzung eine besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2; v. d. Fak. z. Über- nahme einer Nominalprofessur vorgeschlagen, seine Einkünfte 159; sein Antrag, d. Extraord. v. d. Prüfungen auszusehließen , abgelehnt 270; wird K. W. U. Wagners Nachf. in d. Nominal- professur 3 12.

Casper-Stiftung testamentarisch von J. L. Casper errichtet 243.

Celakowsky, Fr. Ladisl., Sprachforscher von Schafarik vorgeschlagen, wird Ord. in Breslau 67.

Chamisso, Adalb. v. urteilt nachsichtig üb. Knape 234 A.2; Freund P. Ermans243; lbl:i als Spion verhaftet 522 f.; Freund Schlechtendals 522 A. 1 ; Mitgl. d. Nord- sterns 552; über Koreff :52 A. 1; Freund Neanders Ü14. 024; gehört z Freundeskreise Beilin. Natuif. 227; nimmt am Abschiedsfest Beymes mch d. Berlin. Naturf. - Vers. 1?»28 teil^öJ; Systematiker seiner Wissensch. 374.

Charite- Krankenhaus

Gründung Friedr. Willi. 's T. 40; untersteht einer besonder. Behörde 42; d. Studenten erhalten Benutzungsrecht 455; Vereinheitlichung ihrer Verwaltung u. Anschluß d. Unterrichts an d. Univ. v Reil gefordert 47. <; ihre Verbindung mit d. Univ. v. d. med. Fak. vorgeschlagen .Y_".'. Antwort Schuckmanns darauf 531; ihre Ver- waltung geht an d. Kultusminist, über 237; d. Einsetzung d. Diakonissen v. Kaisersweith als Krankenschwestern ruft iu ihr heftige Er- regung hervor 171).

Chan inoii t, Kongreß zu seine Beschlüsse durch d. Kongr. z. Aachen tigt 42; Abschwenken Englands v. d. da- seibat begründeten polit System 182.

Che! ins, Maxim. ■!">.. Mediziner z. Berufung vorgeschlagen -/'-'/f.; An! d. Naturpfa losophie 466.

Chlebus, Joh Willi. Rud., 1 Bcbüier Neanders. isu Privatdozent, Lebens- gang 113; veröffentlicht üedii bt« l ' I zeichnet eil vg- d.Ordi-

uarien 200.

402

Namen- und Sachverzeichnis.

Christ, Ludw. vertritt d. Berlin. Burschensch. auf d. 2. Bur- schentage z. Jena 42; Gegner des Duells 55. 153. 155.

Cieskowski, Graf Mitgründer d. Philosoph. Gesellseh. 96 f.

Clarac franz. Intendant in Halle, f. Wiederherstellung d. Univ. tätig 134.

Clarus, Job. Christ. Aug., Mediziner lehnt d. Berufung als Nachf. v. Berends ab 367. 410 A. 3; als Nachf. v. Bartels vorge- schlagen 471. 473 A. 1.

Clausius, Rud. Jul. Eman., Physiker 1850 Privatdozent, verläßt Berlin 299.

Colin, Dan. Geo. Konr. v., Theologe seine Klage üb. d. kirchl. Zustände v. Schleier- macher zurückgewiesen 448 f.

Colin. Geo. Friedr. Willibald Ferd. v., Publizist im Dienste Wittgensteins geg. de Wette, Per- sönlichkeit 88. 89 A. 3.

Collegium medico-chirurgicum Gründung, Ausgestaltung, Verfassung 39 ff.; reich ausgestattet, zahlreich besucht 6; unter- steht unmittelbar d. Könige 45 A. 1 ; ohne organ. Verbindung mit d. Pepiniere, Material u. Fre- quenz d. Anstalt 45 f.; Verhältnis z. Allgem. Lehranst. nach Hufelands Denkschr. 78. 105; kann nicht neben d. Univ. fortbestehen 197; Sommer 1810 aufgelöst, Zwist Schmalz' mit d. Depart. weg. Übernahme d. Zöglinge an d. Univ. 319 ff.

Coli mann, Jul. Aug., Jurist 1837/53 Dozent 499 A. 2; in d. Ausschuß d. Akad. Lesevereins gewählt 76; stimmt am 27. März 1848 geg. eine Adresse an d. König 259; Mitgl. ein. Komm. d. Opposition geg d. Ordinarien 262; kommt weg. sein, revolution. Betätigung ins Gefängnis 282.

Convictorium (s. auch Burschenschaft, Berlin) d. Gründung v. Senat nicht genehmigt Uli.

Conze, Alex., Archäologe Schüler Gerhards 141.

Cornelius, Peter Ritter v., Maler als Direktor d. Akad. d. Künste berufen 16. 19.

Cosel, v., Hauptmann

veranlaßt durch seine Unbesonnenheit d. Blut- tat am 16. März 1848 202. 204.

Cotta, Joh. Friedr., Buchhändler

übernimmt d. Verl. d. Jahrb. f. wiss. Kritik 308 f. ;

Gans schreibt f. seine Allg. Ztg. 390; Begr. d.

Allgem. Zeitung u. des Morgenblatts 59. Cousin, Victor, Philosoph

v. Gans üb. Hegels Philosophie unterrichtet

390; Freund Hegels 393. 396. Crede, Karl Siegm. Franz, Mediziner

1840 Privatdozent, verläßt Berlin 311. Creuzer, Geo. Friedr., Philologe

vergebl. f. Schleiermachers Berufung nach

Heidelberg tätig 144 A. 2; Freund Böckhs 390;

Lehrer Stuhls 598; sucht vergebl. Hegel in

Heidelberg z. halten 33; Hegels Freund, v. ihm

beeinflußt 202; seine Arbeiten ohne Einfluß

auf Bänke 269 f.; Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss.

Kritik 310. Crusius, Baumgarten- s. Baumgarten-

Crusius. Curtius, Ernst, Historiker

absprechend üb. Marheinekes Predigt 613 AI;

Schüler Böckhs 50/, Gerhards 141; tritt b. d.

Univ. ein, Persönlichkeit, Bedeutung 150 ff. ;

hält sich ein. Eingabe betr. d. Jenaer Univ. -

Kongresses fern 274 A. 1; verläßt Berlin f.

lange Jahre 296 A. 1 ; Freund Kieperts 307 ;

kehrt 1868 als Ord. zurück 339. Curtius, Geo., Philologe

Schüler Böckhs 501; 1846 Privatdozent 150;

unterzeichnet eine Eingabe d. Opposition geg.

d. Ordinarien 260; f. d. Beschickung d. Jenaer

Univ. -Kongresses 274 A. 1.

Cybulsky, Adalb., Philologe

1844 Dozent, Lebensgang 67 f.; z. Remunera- tion empfohlen 73; 1848 Zweitkommandieren- der d. Berliner poln. Legion 222; nimmt an d. Ovation f. Libelt u. Mieroslawski teil 225; tritt f. d. Polen ein 242.

Dahlmann, Friedr. Christ., Historiker z. Berufung vorgeschlagen 574. 588, lehnt ab 5891; Gründer d. Kieler Blätter 30 7; Lehrer Trendelenburgs 487; nach Bonn berufen 39; als Leiter ein. pol. Regier. -Organs v. Eichhorn ausersehen, wird Prof. in Bonn 62 f. ; Ilave- mann sein Nachf. in Göttingen 80; wendet sich v. d. Brüdern Grimm ab 8S; der Politik zugewandt 153; Lehrer u. Freund Beselers, v. d. neu. deutsch. Geiste beeinfl. 31S.

Dalberg, Karl Theod. Ant. Maria Frhrr. v. Fichte weist ihm d. Durchführung d. Garantie- vertrags in sein. Erlanger Univ. -Plan zu 113; Großherzog v. Frankfurt 282.

Namen- und Sachverzeichnis.

403

Dalton s. Alton, d'

Dambach, Charlotte

am 18. März 1848 durch Zufall getötet 213 Anm.

Damerow, Heinr. Phil. Aug., Mediziner Dozent 1827/30, Lebensgang 3701; hat An- teil am Aufblühen d. Univ. Greifswald 404; klagt üb. d. Verlust, den d. Philosophie durch Hegels Tod erlitten hat 474.

Daniels, Alex, v., Jurist

1844 als E. 0. berufen 13G A. 1; Mitgl. der preuß. Nation. -Vers. 258; f. d. Beschickung d. Jenaer Univ. -Kongresses 274 A. 1 ; wartet vergebl. auf Beförderung 283.

Dann, Edui. Otto, Mediziner 1832,51 Dozent 453.

Darwin, Charles Rob., Naturforscher v. Ehrenberg bekämpft 23/, v. Jessen 301 A. 1; seine Theorien beginnen in d. 1860er Jahren ihren Siegeslauf 336.

Daub, Karl, Theologe

z. Berufung vorgeschlagen 478; Bewunderer Hegels, vermittelt seine Berufung nach Heidel- berg 581, sucht vergebl. ihn zu halten 33, v. ihm beeinflußt 202, v. ihm geg. Schleiermacher gestützt 2911; Lehrer v. G. Fr. A. Strauß 31 7.

Dechen, Heinr. Ernst Karl v., Geologe E. 0. 1834/41, Lebensgang 508 f.; verbindet wissensch. Arbeit mit staatl. Verwaltungs- tätigkeit 157.

Decker, Student

Mitbegründer d. Arminia 156 A. 1.

Dehnicke, Rud. , Student

sucht f. einen Demonstrationszug nach dem Friedrichshain am 4. Juni 1843 z. werben 245; v. Senat bestraft 256 A. 2 f.

Dekane

ihre Courfähigkeit v. Könige abgelehnt 340. 216 Anm.: Verfahren b.ihrerWahl 398; Be- stellung u. Amtsbefugnisse durch d. Uhiv.- tnten geregelt 438. 444.

Delbrück, Ferd., Philosoph hält d. Grabrede auf K. V. Klein 11 AI ; v. Bevme .■rufung ausersehen 131 A. 2; verkehrt mit Böckh 21 chlagen 57 1 ff.

Delhis, Nikolaus, Philologe

1842 habilitiert, geht oaoh Bonn <;sf.-. Beitdem dai Bngl.v.Solly verfret 808; Lehrer P.B v. d. Pak. ein-4 al E. 0 wünscht 800.

Departement für Kultus und Unterricht dem Mmist. des Innern angegliedert, innere Einrichtung 150.

Dernburg, Heinr., Jurist 1872 als Ord. berufen 855.

Detroit, Pfarrer in Königsberg sein Streit mit dem Konsistorium veranlaß! Micheletz. Eintreten f. seine Glaubensgen 186.

Deutsch d. neue deutsche Geist an d. Universitäten herrschend 314 ff. ; in d 1860er Jahren iiber-

all durchdringend 337; seine Entfaltung im neuen Reich 353f.; wirkt vereinheitlichend auf d. Wissenschaft!. Bewußtsein 3601; d. deutsche Geist ist Preußens Geist 385.

Dietzenbach, Job. Friedr., Mediziner strenger Examinator 370; Lebensgang, Per- sönlichkeit, Bedeutung 456Ü.; Schiller und Freund Schönleins, mit dem er weg. Beiner Berufung nach Berlin korrespondiert 47011.; mit Schönlein u. Joh. Müller Haupt d. Berlin. Medizin 474; geg. Wiedereinsetzung ein. beson- deren Regier. -Bevollm. 24 A. 2; stirbt, durch B. R. K. Langenbeck ersetzt 158. 161 ; Lehrer Böhms 161; kein Gründer ein. Schule 165 f.

Dies academicus d. 3. August dazu bestimmt 633.

Di est, Gust. v. , Student

tritt in ein. Eingabe v. 3. Aug. 1848 geg. d. Demo- kraten auf, hat ein Pistolenduell 252 A. 1.

Diester weg, Student b. d. Eisenacher Studentenvers, im Juni 1848 247 Anm.

Diesterweg, Friedr. A<1. Willi.. Pädagoge seine maßlosen Angriffe geg. d. Universitäten v. Eilers gebilligt 21 f.

Dieterici, Friedr. Beinr., Orientalist 1834/59 Dozent, Leb L44 A. 2 t

Dieterici, Karl Friede. Willi., National- ökonom Schüler J. G. Hoffmanns 256, v. Ruh 1834 Ord., Lebensgang, Bedeutung 507\ Typus altpreuß. Beamtentums 509\ fehlt unter Böckha Eingabe geg. Wiederein Regier. -Bevollm. '-."> Anm.; votiert t. Gunsten Br. Bauen 34 f.; liberal, Böckhs Gesinnnngs- 70; W.-S. L843 W D< Itan, im Falle Nauu-i. k 78 f. 88. 841 dam

Mim t. aus 85 4.1; reicht d, Verzeichnis, d. D enten ein, dir k halten haben 81 f.. Vater V. B wickelt d Plan ein. Seminars f. Orient 8pi 111 mitgL171 A. 1

arbeit 18 I rialüb.d.Wahh 857

404

Namen- und Sachverzeichnis.

Dietrich, Joh. Sam., Theologe Gegner v. Wöllners Religionsedikt 14 A. 1.

Diez, Friedr. Christ., Philologe Lehrer P. ITeyses 300.

Diez, Heinr. Fried r. v., Geh. Legationsrat, Orientalist Beschützer Tholucks 321 f.

Dill mann, Aug., Theologe als Hengstenbergs Nachf. berufen, als erster Theologe seit Neanders Tod in d. Akad. auf- genommen 340; Rektor 1875/7G, seine An- trittsrede eine Kampfansage an d. orthodoxe Richtung in d. Theologie 354, v. der d. Fak. eine abschreckende Wirkung auf d. Studenten befürchtet 362, die d. Theologie z. Gemeinsch. wissenschaftl. Arbeit zurückführt 370; voll d. kritisch. Richtung angehörend, geg. seine Fak. b. d. Besetzung d. zweit. Professur f. neutestam. Exegese 355.

Dilthey, Wilh., Philosoph

Dozent, seine Arbeit v. d. Historie beeinfi , wählt in Schleiermachers Biographie eine mit d. nation. Fragen in engstem Zusammenhange stehende Aufg. 336.

Dindorf, Karl Willi., Philologe lehnt seine Berufung ab 501 A. 1.

Dippold, Hans Karl, Historiker

z. Berufung an d. Univ. Frankfurt a. O. aus- ersehen 259; Lehrer Stenzels 609.

Dirichlet, Gust. Peter Lejeune-, Mathe- matiker Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 3 79 f. ; vor .ihm geht kein Berlin. Ord. seitK. Fr. Eichhorn u. J. Goeschen mehr nach Göttingen 404; geg. d. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. - Bevollm. 24 Ä. 2f.; Twesten ihm nahestehend 112; Lehrer Joachimsthals 156 Anm.; Mitg] ein. Senatskomm. z. Beratung d. Univ. -Reform 2(53; sein Weggang ein großer Verlust 308.

Dirksen, Enno Heeren, Mathematiker Dozent 1820,50, Lebensgang, Charakteristik 375i.; sein Kolleg üb. Statik v. Minding be- sucht 380; geg. Wiedereinsetzung ein. be- sonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2f.

Dirksen, Heinr. Ed., Jurist

Student. Beisitzer b. Ehrengericht wider Melzer u. Brogi 412; v. Savigny z. Berufung vorge- schlagen 210; hält seit 1833 Vorlesungen 499 A. 1; d. Einzelforschung ergeben, v.'d. Ziele d. Anwendbarkeit sein. Wissensch. abgekom-

men 124; hat neben Savigny u. Rudorff üb. Pandekten gelesen 355.

Disputation Bestimmungen darüber s. Promotion. Stim- men f. ihre Beseitigung 108; ihre Wiedereinfüh- rung v. Fichte u; d. phil Fak. befürwortet 362 ff .

Disputatorium, theologisches Einrichtung geplant, verboten 169Ü.; d. Be- such sollte allen Studenten gestattet sein 183 A. 1.

Dissertationen

Bestimmungen darüber s. Promotion. Ver- schiedene Auffassungen in d. med. Fak. üb. ihre Ausarbeitung u. d. Mitarbeit d. Lehrer 376 f.

Ditfurth, v., preuß. General

Kommandant v. Berlin in d. Revolutionstagen ' v. 1848 190. 201. 236.

Doebereiner, Joh. Wolfg., Chemiker Lehrer F. F. Runges 229 A. 1.

Döllinger, Ignaz, Mediziner

Lehrer Dieffenbachs 456; Anhänger d. Natur- philosophie 466. 469; Lehrer Schönleins 469; Gegner Schellings 52.

Döllinger, Joh. Jos. Ignaz, Theologe mit sein, wachsend. Ausehen begründet d. theol. Fak. ihr Begehren nach Niedners Be- rufung 324.

Dönhof, Student am 14. März 1848 verwundet 107 A. 2.

Dönhoff, Aug. Heinr. Herrn. Graf v.

preuß. Gesandter in München, Stahl sein Gast 11; verhandelt vergebl. mit F. W. B. v. Her- mann 12; verhandelt mit Schelling 42. 44; Bundestagsgesandter, drängt 1S18 auf Einfüh- rung ein. Verfassung 106.

Doenniges, Franz Alex. Friedr. Wilh. v., Historiker Schüler Wilkens 593; Schüler Rankes, 1839 habilitiert, Persönlichkeit 505 f.

Döring, Propst z. Niesky warnt Tholuck vor Lücken in sein, dogmatisch. Formulierungen 335 A. 1.

Doering, Minna

Vatkes Gattin 494. Dohm, Christ. Konr. Wilh. v.

verkehrt mit Schuckmann 308; Oheim Behrings

422 A. 2. Doli na, Adelsgeschlecht

beseitigt d. Erbuutertänigkeit d. Bauern 9.

Namen- und Sachverzeichnis.

105

Dohna-Schlobitten, Alex. Burggraf zu liitverantwortl. am Stocken '1. Steinschen Re- formen 27; übernimmt d. Minist, d. Innern,

teilt die Bedenken Steins geg. W. v. Humboldt als Leiter dv Kultus 151; drängt Humboldt /.. Übernahme d. Unterrichts -Sektion 155 f.; Fürspreeher f. eine Univ. in Berlin 15(5 A.2. 160; Schleiern) acher in Korrespondenz mit ihm 157 A. 2; "Wolf wohlgesinnt 158; macht Hum- boldt Vorschläge auf Teilung d. Geschäfte mit Nicolovius l(j3f., gestattet ihm die Reiso nach Königsberg, fugt sich ihm, begegnet ihm freundl. 166; Humboldt hat gewiß sein Einvernehmen z. d. Autrage auf Errichtung d. Univ. eingeholt 176; bleibt der Ministerkonferenz über Veröffent- lichung d. Stiftungsurkunde fern 191; beauf- tragt Humboldt mit d. Ausarbeitung ein. Or- ganisationsstatuts f. d. Mediz. -Sektion 197 f. ; läßt Humboldt gewähren 211. 214.317; Gegner v. Humboldts Bestrebungen, d. v. Stein ge- planten Staatsrat ins Leben zu rufen 2121; Humboldt als sein Nachf. ausersehen, lehnt d. Übernahme v. dessen Ressort ab, schlägt Nicolovius als Humboldts Nachf. vor 217. 305. 512; behält zunächst sein Minist. 218; ver- wendet sich fürGruson245; gestattet J.G. Hoff- mann, Vorlesungen zu halten 256; verhandelt erfolgreich mit G. L. Hartig 258; verhandelt mit Kircheisen weg. d. akad. Gerichtsbarkeit 282; unterstützt Scharnhorsts Versuch, die v. d. Militärverw. bisher im Univ.-Geb. innegehabten Räume ihr zu wahren 299; gibt sein Minist, an Hardenberg ab 306; Freund Schleier- maohers, verschafft ihm sein Amt im Minist. 512.

D o k t o r w ü c d o Bestimmungen darüber s. Promotion. Von teiermacher in sein. „Gelegentl. Gedanken" verlangt 1 28 f. ; ist Grundlage der Zngehöi igkeit /.. Pak. 438f.; schließt d. Ven. leg. ein 359. 367, später beide getrennt 369; Vorrechte f. ihre Doktoren v. d. theol. u jur. Pak. ge\i iii 361f. 373; Antrag der phil. Pak. auf Bezeich- nung in Fache abgelehnt 368.

Dorner, [saah Aug., Theologe Uitbe r.d.Mirl 1 12 . I hhorn

/.. Berufung genannt L20 I mg v.

theol. Bepetenl 121 Be •< ■! be-

cinfl telluog in d. Theologie, weicht

Raun nach Oöttii B16

mit Bethmann Circhenpolitik einreist 'M'.i, /.. i »rd. ernannl 126 bt während d

fliktszeit in Ansehen an d. I'niv. :j:?(i -, als Senator geg. Holtzendorffs Verwarnung durch Mühler 312 Ann;.; Kritik nioht Beine stärkste Seite 855.

Dotation d. Univ. (s. auch Etat) v. Humboldt aus d. Domänenbesitz d. S gefordert 171 f. 178, v. Könige verheißen \U\ f.; Modifikation der Ausführungsbestimm durch d. Ministerkonferenz 192 f. ; auf Antrag Bchuckmanns v. Könige aufgehoben 314 ff . ; d. Univ. b. d. Huldigungsfeierlichkeiten v. ETriedr. Wilh. IV. mit 20000 Thlrn. bedacht 17, ihre Verteilung 71.

Dove, AI fr., Historiker d. Geist d. vätorl. nauses bildet d. Grundlage f. seine spätere erfolgreiche Betätigung, Bio- graph seines Vaters IL W. Dove 381.

Dove, Heinr. Wilh., Physiker leidet unter d. Überzahl d. Extraord., erhöhl d. Ruhm d. Univ. 14; Mitgl. d. Freundeskreises Berlin. Naturf. 227; Lebensgang, Bedeutung 38li. 419; nimmt 1838 an d. Gesuch v. Extra- ord. um Gehaltserhöhung teil 4 IS; wird Ord. 423; spricht sich f. Gasbeleuchtung in d. Univ. aus 435 Anm. ; erhält Kenntn. v. d. Fak.- Bericht v. 4. Jan. 1844 i. S. Nauwerek- 86; Twesten ihm nahestehend 112; auf Wache in d. Revolutionstagen 1848 229; unterscl d. Aufruf z. Bestattung d. Getöteten 2:{0; 1848 als Parlamentskandidat aufgestellt 2.">s; fordert Erklärung" für oder wider geg. eine Adresse an d. König v. 27. März 259; Mitgl. einer Senatskomm. z. Beratung d. Univ. -Reform 268; 185? .'")!) Rektor 2s0 A. 1; f P. Erman am Platze 292; tritt f. Göpperta Berufung ein 299; veranlaßt Job. Müller z. ein. Gutachten üb. Brauns Werk „Betrachtungen üb. d. Kr- scheinung d. Verjüngung in d. Natur" :>tn>. L879, G. Kirchhoff Bein Nachf. :5"»7 A. 2,

Dove, Rieh. Wilh., Jurist

d. Gi räterl. Bauses bildet d. Grund-

f. seine ipätere hervorragende Stellung

381; Schüler Am. L Büohtei 182 wählt

ohungsstoffe, die mit d. nation. Zielen ver-

wandt sind 836.

Dreist, Btud theoL Kriegsfrei willi|

ang f. d. Au irüstung lurück 491 !

Droyseo, Jon. ( last, Bist Schüler Wilkei ntung

420tl.\ beteili

406

Namen- und Sachverzeichnis.

Droysen, Joh. Gust. (Forts.)

Ord. nach Kiel 425 L; Schüler Böckhs 501; in Gegens. zu Ranke 506; Lehrer Cybulskys 67, Koehnes 155 Aura.; Parteifreund Gneists, unterliegt d Zeitströmung, will politisch wirken, wählt danach d. Forschensstoff 285. 319. 331 f. ; sucht sein Parteiprogr. aus d. Vergangenheit her z. rechtfertigen 321 ; seine Berufung geg. den Wunsch d. Fak. , Auffassung sein. Berlin. Aufgabe, im Gegens. z. Ranke, z. dem seine besten Schüler zurückkehren 329 ff. ; liest üb. griech. Gesch. 331; weder Rektor noch Dekan gewesen 336 A. 2; stemmt sich erfolglos geg. d. zunehmende Teilung d. histor. Studien 366; hält in sein. Wohnung seminar. Übungen ab, will aus d. histor. Seminar ein histor. -polit. Institut z. Vorbildung d. Staatsmänner usw. macben, damit im Gegens. z. Ranke u. Weizsäcker 373.

Duboc, Hutfabrikant in Hamburg im Briefwechsel mit Hegel 201.

DuBois-Reymond,EmilHeinr., Mediziner Schüler u. Freund P. Ermans 243; Schüler u. Biograph Joh. Müllers 466. 166. 172. 181 ff.; Schüler d. Berlin. Medizin, verbreitet ihren Ruhm 474; Mitgl. d. Pbysikal. Gesellsch. 156 Aum. ; v. Schultz - Schultzenstein als Jatro- physiker hingestellt 165 A. 1; Dozent, Bedeu- tung, sein Verhältnis z. Virchow, Brücke u. Helmholtz 181 ff ; enthält sieb am 27. März 1848 d. Abstimmung in d. Frage betr. Absen- dung ein. Univ. -Adresse an d. König 259; sein Wort v. d. „Diadochen", unter die Job. Müllers Reicb geteilt wurde 302; wird zus. mit Reichert Job. Müllers Nachf. 313 •„ Rektor, geg. d. Student. Ausscbuß 348. 349 A. 1 ; Fest- redner b. d. Säkularfeier f. Friedr. Wilh. III. 350 ; sein Wort v. d. Univ. als dem „geistig. Leib- regiment d. Hauses Hohenzollern" 353; führt die Verhandlungen mit Helmholtz weg. sein. Wiederberufung 355; hat Jahre hindurch Arbeitsräume im Univ. -Geb. 369.

Ducros, Karl Heinr. Walt, Student d. Zeugnis d. Prüfungskomm. üb. sein Examen 407 A. 1.

Duering, Karl, Mediziner Mitgl. d. Burscbenschaft 51 f . ; Verhaftung be- antragt 56.

Duerre, Ed. dankt f. die Jahn dargebrachte Nachtmusik 47.

Dürrschmidt, Advokat

Vernehmung üb. de Wettes Brief an Sands Mutter 69i:

Duisburg, Universität

Zustand Ausgangs 1800 41; Aufhebung d. med. Fak. geplant 46 f.; Aufhebung von Mas- sow geplant1 63; geht 1806 Preußen verloren 71; Auflösung v. Schuckmann u. Altenstein gefordert 11.

Duncker, Maxim. Wolfg., Historiker Schüler W^ilkens 593, Böckhs 501 ; Partei- freund Gneists, unterliegt d. Zeitströmung285; preußisch empfindend wie Häusser u. Droysen 330; v. Sybel sein Nachf. in d. Leitung d. Staatsarchive 357.

Durchschnittsgehalt s. Gehälter.

Ebel, Herrn. W., Sprachforscher

1872 Ord , sein Lehrstuhl neu begründet 357 A.2.

Eberhard, Joh. Aug., Philosoph

bittet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3; f. Wiederherstellung d. Univ. Halle tätig, als Deputierter f. d. Huldigung Jeromes ausersehen, erkrankt 134.

Ebert, Heinr. Friedr. Ludw., Mediziner 1845/72 Dozent, kurzer Lebensgang 185 A. 1.

Eck, Gottl. Wilh., Mediziner

1819/40 Dozent, Lebensgang 240; gefürchteter Examinator570; mitVirchows Rede z. Goerckes Geburtstag einverstanden 173.

Eckartstein, Baron v.

1813 Mitgl. d. Divisionsgerichts '512.

Eggers, Friedr., Kunsthistoriker Fontanes Freund, mit K. L. Ägidi verbunden 192; März 1848 auf Wache im Schlosse 229 A. 1.

Ehrenberg, Christ. Gottfr., Naturforscher Mitgl. d. Freundeskreises Berlin. Naturf. 227; Persönlichkeit, Bedeutung 230ii.; Freund Hemprichs 233; nimmt an d. Berlin. Naturf. - Vers. 1828 teil 365; Freund naturphilos. Theorien 466; geg. Wiedereins, ein besonderen Regier. Bevollm. 24 A. 2; 1855/56 Rektor 280 A. 1; beurteilt Brauns Werk „Betrachtungen üb. d. Erscheinung d. Verjüngung in d. Natur" ungünstig 300 A.l; Schwiegervater Hansteins, fördert Peters 301; Nachf. in J. Heckers Nomi- nalprofessur 311; geg. d. Sympathieadresse d. Senats an d. Univ. Kiel 342; geg. Lehnerts Auf- fassung, daß d. Instruktion d. Reg. -Bevollm. v. 1819 nicht aufgehoben sei 343.

Ehrengericht (aus der Arminia hervor- gegangen) März 1821 gegründet 156L; Verfolgung d. Mitglieder 159 ff.; Bestrafung 161.

Namen- und Bachverzeichnis.

407

Ehrengericht, studentisches durch d. prov. Univ. -Reglement vorgesehen 2S0ff. , in Unkenntnis dessen v. Studenten erbeten 418; aus d. Statuten gestrichen 632f.

Ehrenpromotion

entwickelt sich aus der Promotio in absentia, Bestimmungen darüber 300. 4C2. 4G6.

Eichen dort, Rat im Kultusministerium votiert im Falle Br. Hauer 34 A. 2.

Eichhorn, Kammerrat zu Wertheim J. A. Fr. Eichhorns Vater, erzieht d. Sohn z. Preußen 7.

Eichhorn, Joh. Albr. Friedr., preußischer Minister Syndikus d. Univ. 396; geg. Fichte im Falle Melzer-Brogi 411. 22; weitere Konflikte mit Fichte 413 ff.; im Falle Klaatsch - Brogi 417; Mitgl. d. Landsturm- Ausschusses 500 f. 512; v. Lecoq denunziert 512; Kriegsteilnehmer 1813, Geh. Leg.-Ralr, scheidet b. d. Univ. aus 520 f.; Fackelzug dargebracht 532; Freund Schleiermachers 515. 360\ Mitgl. d. Montag- klubs 549 A. 1 ; beeinflußt Hardenberg geg. Wittgenstein 43; tritt f. d. Frau sein. Freun- des Reimer ein 60; Oheim Hörners 162; Freund Rankes 280. 503 f.; Gegner d. Hegelianer, befördert indes Heydemann 499; wird als Altensteins Nachf. Kultusminister, Persönlich- keit u. Anschauungen 4 ff. ; denkt an Schel- lings Berufung 9; rät Friedr. "Wilh. IV, von Albrechts Berufung anzusehen 12; b. d. Be- rufung d. Brüder Grimm tätig 14 f.; seine Er- nennung zum Minister fällt in die Zeit der Euldigungsfeieriichkeiten f. Friedr. Willi. IV. 17; setzt sein. Willen im Minist, durch, macht Eilers z. sein. Vertrauten 19 ff ; duldet kein. Widerspruch an d. Univ., belebt d. Institut^ (LEegi r.-Bevollm.v. neuem, setzt Ad. v. La- denberg f. Berlin ein 22 ff.; sucht Br. B zu helfen, gerat mit ihm in Konfl., ei ihn sein. Amtes 27 ff. , im weiter. Verlaufe d. B6ff.; Bein Ziel ist, d. .gesunden u. p Elemente aufzusuchen u. f. alles

staatliche en heranzuziehen, v.

d. Parteien gehaßt :is ihmigt d. theoL-

wiasensch. Verein 4off. ; f. Bohelling \ Berufung tiiti^42ff.. begruAtd. Ankömmling 46, ihn dauernd an I)<-ilin 49f . erlebt statt Ver- söhnung den Kampf gi ■/. ihn 68, v. ihm bitter enttäusch! »i i ift Gelaer •"><'> -~>s Huber 66 64 f | bemüht sich am ein« ostige 1 61 ff.; errichtet Lehrstühle I Jpr. a.

Liter, in Berlin u. Breslau 66 ff.; geräi mit Böckh zusammen <>'.»f. ; L mann, ebenso Hengstenberg u. Twestes 7<» f. Gewährung ein. Gehalts an Vatke vergebt. bemüht 71; will d. HabUit. -Bedingungen ver- schärft sehen, verlangt dui'cb Erlaß v. 29 1842 Beaufsichtigung d. Privatdozenten durch ihre Dekane, vorfügt Namhaftmachnng v. z. Remuneration würdigen Dozenten 72 f.: nehmigt 'd. Akad. Leseverein, hebt ihn wie- der auf, fordert v. Senat Herbeiführung ein. gut. Verhältnisses zw. Lehrern u. Studieren- den 7üff.; im Falle N'auwenk 77 ff.; f mit d. Studentenschaft zus. 86 f.; erläßt d. Edikt üb. d. konversator. Übungen v. 17. April 1844 SS ff.; verfügt Jan. 1815 verschärfte Kontrolle d. Privatdozenten , fordert strenge Befolgung sein. Edikts v. 17. April 1814, scheitert damit am passiv. Widerstände d. Univ. 93ff. ; Halbheit u. Zweideutigkeit Politik, spaltet die Hegelianer, verhindert d. Gründung ein. neu. Hegeischen Zeitschr. , Er- gebnis sein. Politik bis 1844 95 ff.; Hengstenberg abgeneigt, neigt z. Neander u. Twesten hin 107 ; setzt Nitzschs Berufung durch , führt d. akad. Gottesdienst ein, f. Repetenten b. d. theol. Fak. 119ff. ; berät sich mit Savigny über dessen Nachf. 128 A. 1; beruft Keller 130ff.; beruft Im. L. Richter, weist d. Antrag auf Gewährung d. Vorschlagsrechtes d. Fakultäten ab 132 f.; macht Beseler Aussicht auf spätere Berufung 184. 32G; macht v. Daniels z. E. 0. 136 A. 1: hat in Helfferich, ES, Hirsch u. Gruppe teidiger sein. ,, positiven •• Anschauungen, dert sie 137 ff. ; verhilft Hundt /.. Habilil 140; b. d. Beförderung v. E. Curtius /.. E.O. !•"»<> A. 1; B.R.K. Langenhc.k eist nach sein. Sturze berufen 17>s; mit d. Zurückberufung d'Altons schließlich einverstanden, aber Beine AI empörl ir»9ff.; während d. Berufungsverhand- iffenbachs Nachf. gestürzl L62 gegen Loewenhardts Habilitation 167 \- .ks Habilitation zulassen 167 f.; t Gutachten v. allen Universitäten in Zulassung v. .luden /. Lehramte eii 168 hält d. Berliner 171 f.; veranlaßt Böhm I Gutachten ab. Virchow u. üb. d. Reform d.

i:i beinend '

ci. Diakonissen v. Kaisorswerth als Kranken- Bchwestern an d. Ch ■'' 179

lahmt in sein. Reformeifei I U belet,

d. Senat

ist;

408

Namen- und Sachverzeichnis.

Eichhorn, Joh. Albr. Fried r. (Forts.)

Amte 207; seine Entlassung freudig begrüßt 213; v. seinen Verteidigern in d Presse verlas- sen 258; greift im Gegens z. Raumer willkür- lich in d. Selbstbestimmungsrecht d. Fak. ein 280; Einigungsversuche d. phil. Fak. in sein. Sinne gescheitert 288; im Gegens. z. Räumer in stetem Gebens, z phil Fak. 292; z. Schaffung ein. landwirtseh. Lehranst., z. Wiederhesetzung d. forstwissensch Extraord. bereit 296 A. 2; d. med. Fak. z. sein. Zeiten aus sich heraus er- gänzt 812; anfangs an d. Univ freudig be- grüßt, bald v. ihm enttäuscht 321; seine Ein- griffe in d. lSOOer Jahren undenkbar 337; hat d. Rechte d. Fak. häufig verletzt 354; L. Ä. Richter sein kirchenrechtl. Berater 355.

Eichhorn, Joh. Gottfr., Orientalist und Historiker Yergebl. Versuch, ihn f. Halle z. gewinnen 64 A. 2; v. Loder z. Berufung vorgeschlagen 109, lehnt ab 2/4; Illiger hört h. ihm 204; Vater, Lehrer u. Förderer v. Karl Fried r. Eichhorn 38ö; fördert Wilken 592, Bopp 285; v. Marheineke z. Gunsten Br. Bauers ge- nannt 30.

Eichhorn, Karl Friedr., Jurist

zur Berufung vorgeschlagen: v. Wolf 88, v. Schmalz 145; Gegner d. Univ. Frankfurt a. 0. 146 f.; berufen. Lebensgang u. Persön- lichkeit 384 ff ; lehnt 1811 d. Wahl z Rektor ab, z. Dekan gewählt 40' ' f ; Freund Schleier- machers 51f>; Kriegsteilnehmer 1813 520 f. ; Fackelzug dargebracht 532; Mitgl. d. Montag- klubs 549 A 1; geht nach Göttingen 56"' f ; f. Dahlmanns Berufung 588 A. 1 ; beeinflußt Stenzel 609; kehrt nach Berlin zurück 388 404; verzichtet auf d. Professur 389 452; Lehrer Ilomeyers 21 li 327, 0. v Gerlachs 350, R.idorffs 385, Phillips' 386. 3i<9, Heff- ters 498. K. v. Ricbthofcns i:Jö ; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient ?S4.

Eichler, Aug. Willi., Botaniker 1878 als Ord. berufen 357 A. 2.

Eilers, Gerd, Geheim rat

v. Eichhorn ins Kultusminist, berufen, wird dessen rechte Hand 21 f.. dessen Referent im Falle Br. Bauer 31. 33 ff ; entwirft d. Be- rufungsschreiben an Scheliing 44 A. 1. 49 A. 1 ; soll d. Staatszeitung reorganisieren, Fresse- dezernent 61; entwirft d. Erlaß an Sydow, V. A. Huber nach Berlin einzuladen 64 A. 1 ; Referent im Falle Nauwerck 7S A. 1. 82 Anm.

83; berät Eichhorn geg. Remaks Habilitation

168; Juni 1848 entlassen, spätere Schicksale

275 A. 2 f. Einrichtungskonimission

v. W. v. Humboldt eingesetzt 211; ihre Tätigkeit

f. d Zusammensetzung d. Lehrkörpers 220 ff. ;

Ergebnis ihrer Werbungen 273 ff. ; organisiert

Unterricht u. Verwaltung 276 ff. ; ihr Schluß-

bericht, v. Könige genehmigt 287; v. Schuck-

mann aufgehoben 314. Eiselen, Ernst Wilh. Bernh.

Turnlehrer d. Univ. seit 1826 272 A. 1. Eiselen, Joh. Friedr. Gottfr., National- ökonora

1815 habilitiert, Lebensgang, Persönlichkeit

607 ff.; wird 1820 Extraord. 251. E i s e n a c h , Studentenversammlungen

im Juni 1848 246ff. 266; Eude Sept., v.

Berlin nicht beschickt 254. E i s e n st e i n , Ferd. Gott h. Max, Mathematiker

1847 Privatdozent, Bedeutung 156. 308 A. 1 ;

1848 unschuldig gefangen u. nach Spandau geschleppt 221 A. 2.

Ellendorf, Joh. Otto, Historiker

1843 Dozent, kurzer Lebensgang 154 A. 2.

Eisner, Christoph Friedr., Mediziner Prof. in Königsberg, Gehalt 41 A. 3.

Elvers, Rud., Jurist

V. A. Hubers Biograph, mit K. L. Ägidi verbun- den, Fuhrer d. gemäßigt. Partei in d. Studenten- schaft 1848 192. 203.

Encke, Joh. Franz, Astronom Lebensgang, Persönlichkeit 382 ii; nimmt an d Naturforschervers. 1828 teil 365; Lehrer Mindings 380; spielt 1848 in d. Gesetzlosen Gesellsch. zus. mit sein. Bruder ein reaktion. Lied auf 234 A. 1; 1853/54 Rektor 2S0 A. 1; hält auf Raumers Geheiß Michelet z. Wohl- verhalten in sein. Vorlesung üb. Gesch. d. neuest. Philos. an 28S; befindet Haupt als poli- tisch unverdächtig, wird sein Fürsprecher 293; persönlich harmlos 329; stirbt 1864, f. ihn W. Foerster bereits z. Stelle 339. 357 A. 1.

Endrulat, Bernh., Student

1848 v. Senat bestraft 256 A. 1. 2 f.

Engel, Joh. Jak., Philosoph

Lehrer Friedr. Willi. 's 111. 15; sein Plan z. Errichtung ein. Allg. Lehranst. in Berlin 35f. 6Mf., Nolte bekannt 35 f. 85, will dadurch Berlin u. Preußen z. Mittelpunkt d. Nation machen 114. 129. 170, Humboldts Plan dem

Namen- und Sachverzeichnis.

Beinen angenähert 1.0: Gegner d. Disputation 10Sf.; v.danerndem Einfl. auf Fr. W. 111. 5ll\ sein Plan ein. AUg. Lehranst. wäre im neuen Reiche andenkbar 861.

Entbindungsanstalt b. Klinik, gynäko- logische.

E n t w i c k 1 un gsged a n k o beherrscht alle Kategorien «Jos Erkennens 377.

Erbkam, Heinr. Willi., Theologo 1838/47 Dozent, Lebensgang 495 A.

Erbuntertänigkeit der Bauern

ihre Aufhebung z. Hälfte bereits vor d. Stein- sehen Reform durchgeführt 0; d. Durchfüh- rung der Reform vor 1800 scheitert am Widerstände d. Stände u. königl. Räte 23.

Er il mann, Dav., Theologe Schüler Neanders, 1853 Privatdozent, kurze Lebensangaben 113. 280 A. 2.

Erdmann, Joh. Ed , Philosoph

1834/36 Dozent, Lebensgang 484; macht E. Curtius mit Hegels Lehre bekannt 151.

Erfurt, Universität

Aufhebung v. Massow geplant 03; geht 1800 Preußen verloren 71.

Erhard t, Oberst

führt d. 24. Regt, am 30. März 1848 nach Berlin hinein 23«.

Erichson, "Willi. Ferd., Zoologe

1838/48 Dozent öOS A. 1 ; Kustos Klugs am » zoolog. Museum 301 A. 2.

Erlangen, Universität

geht 1800 Preußen veijoren 71.

Erman, Geo. Ad., Physiker beteil sich an d. Gesuch d.E O umGebaltserhöh. 418; Bedeutung 41Df.; 1818 Anhänger d. Be- wegungspartei, f. d Wahldemonstration am 20. A|.iil 240 f ; in der Wahlbewegong tätig 258; stimmt geg. eine Adresse an d. König 2.~>t>: bat k-'iti«- aussieht, Nachf. sein. Vaters zu werden 292

Er in an, Jean Pierre, Theologe absprechend v. Chr. G. ßohütz beurteilt 103; unterzeichnet nicht d. Dankesadr. d. Akad. anläßt ibi in. 194 ; wurzelt in d. B

Aufklärung, Vater P. Ena ins 243.

Erman, Paul. Physil v. Wolf z. Berofnng vorgeschlagen 75, v. Bum- boldt au 207; habilitiert Bich

deutung243; Bekr. d. Akad. r.1"- A. I; Freund dezennienlang Injl. Leb

keit 270; promoviert 3S2; entfernt sich vor- zeitig h, d. ersten Rektonvahl 400; .■-. . \|. |. zers Bestrafung 411; 1813 Mitgl. d. Divi

Ms 512; d. Pak. erbitte! f. ihn Befreiung v. sein. Nebenämtern 530; d. Regierung läßt d. Unterstützungsgesach d. Senats für ihn unbe- rücksichtigt 564; Gegner Begeh 225. nimmt an d. Berlin. Naturf.-Vei 36*5;

Lehrer Mindings 380; im Qmgangmil II. W. Dovo 3S2; Existenzbegrüudung an d. Univ. ist ihm erschwert worden (20; geg.Wiedi Betzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 21 A.2f.; berichtet üb. Beine konversator. \ N Ol ; sein Tod 1851 schafft keine Lücke, f. ihn hat d. Regier, kein Geld in d. Ca -• :'»i'.v

Ernst August, König v. Hannover

geg. Albrechts Berufung nach Berlin 513] be- reitet d. Berufung d. Brüder < Irimm Schwierig- keiten 18ff.

Er seh, Joh. Sam., Historiker

durch Beyme nach Hallo berufen 34.01 A. 2; z. Berufung ausersehen 81 f. 87; bittet um Vi r- setzung nach Berlin 100 A. 3; sagt zu 101; bleibt in Halle 140 f.

Etat d. Univ. (s. auch Dotation) Mehrbelastung durch Altensteins Vorsi 211 26; 1810/33 408t; Erhöhung v K abgelehnt, Aufstellung ein. Normaletats befoh- len 424i.; im ersten Jahrhundert de- B - Stehens 3(JS f.

Etzel, Franz Aug. v., preuß. General ergriffen über d geplante Proklamation des Köuigs v. IS. März 1848 211 A. 1.

Euen, Friedr., Theologe Schüler Neanders 624.

Euler, Leonh., Mathematik CG. J. Jacobi bilde! Bich an sein. Werken :i77.

Ewald. Joh. Ludw., Theologe geg. Schleiermachers Berufung nach II l il A.2. Ewers, Job. Phil. «luvt. \ echte-

lehret lehnt rufung ab

Exrektor b. Prorektor Extraordinarien - Pi -»• ">|;'1'-

ordeotliohe

fert, Zimmermeister

| : ! t;;ikt nie: I !-'!-

410

Namen- und Sachverzeichnis.

Eylert, Ruhlemann Friedr., evang. Bischof schildert d. gewaltigen Eindruck von Schleier- machers Predigt am 28. März 1813 495; seine Predigt b. Ordensfest 1819 wider den schlechten Zeitgeist hat Friedr. "Wilh.'s III. Zu- stimmung 43 f.; Gutachten im Prozeß gegen de "Wette 74 f. 78; Landsmann u. Freund Snethlages 92; nimmt an d. Kämpfen z. Re- formierung d. Kirchen- und Unterrichtswesens 1820/21 teil 1161t. 124H.; v. Schultz z. Rat im Kultusminist. 1821 vorgeschlagen 135. 138 A. 1, v. Hardenberg dazu ausersehen 137 ', Er- nennung 1822 angekündigt 149, tritt erst 1824 ein 150; empfiehlt G. Fr. A. Strauß" Be- rufung 317; Förderer und Freund Hengsten- bergs 331t. 334. 336t 345; Berater Alten- steins b. Berufungen 407; auf Seiten Schleier- machers wider d. Breslauer Altlutheraner 449t; Eichhorn in sein. Fahrwasser 89; Hengsten- berg, Beckedorff u. Snethlage abgewandt 107; unterzeichnet d. Eingabe d. Berliner Geist- lichen z. Gunsten d. Lichtfreunde 178; seinem Reaktionsprogr. stehen Fichtes u. Schleier- machers Ideen als eine Einheit gegenüb. 317.

Eyssenhardt, Aug., Theologe

Mitgl. d. Arminia 1511. 156; in Verbindung mit d. Polonia, verhaftet u. bestraft 160; be- gnadigt 163; verkehrt mit L. v. Caprivi 161 A. 1.

Eytelwein, Job. Alb., Mathematiker z. Vorlesixngen aufgefordert, bereit 244; z. Dr. phil. promoviert 382; rüstet 1813 seine beiden Söhne aus 492; beim Schanzenbau tätig 505; Mitgl. d. Divisoinsgerichts 512; scheidet 1816 aus 609 f.; v. geringem Lehrerfolge 375.

Fabrucci, Fabio

Lektor f. Italienisch 68. 308.

Fakultät, juristische

bei d. Univ. -Eröffnung nur auf Savigny u. Schmalz z. rechnen 207; Zusammenstellung d. Lehrkörpers 227 ff. ; Gutachten z. Promot.- Entw. 371 ff.; Ergänzungen u. Wechsel im Lehrkörper 383 ff.; Gutachten im Konfl. zw. d. Senat u. d. theol. Fak. 441 ; erhält in Göschen ein. zweiten Romanisten 477 ; reicht d. Depart. ihre "Wünsche nach d. Kriege 1814 ein 530 f.; Veränderungen im Lehrkörper 564 f. 568 ff. ; macht Vorschläge f. Fichtes u. J. G. Hoff- manns Nachf. 574; v. Altenstein mit ein. Professur f. Landrecht u. neuere Rechte be- dacht, Vermehrung ihrer E. (».gefordert 13 f.; ihr Ausbau seit 1818 209 iL; Konflikte u.

weiterer Ausbau 384 iL; Rückgang d. ausländ. Student, seit 1818/19 406; Vermehrung u. Über- fülle d. Lehrkräfte 407 i ; ändert ihre Habilit.- Bedingungen f. d. doctores alieni ab 411, schlägt Ausdehnung dieser Bestimmungen auf alle Fakultäten vor 413 ; fordert 6 Nominalprofes- suren, deren Zahl sich jetzt verdoppelt hat 415; läßt K lenzes Lehrstuhl unbesetzt 416 A.3; reicht ihre provisor. Statuten d. Depart. am 4. Juli 1819 ein 441 A. 1; ihre Ausstellungen z. d. endgültigen Statuten v. Altenstein abge- lehnt 442t; ihre Verluste 1820/30 446. 452; ihr Nachwuchs in d. 1830 er Jahren 498t; macht Vorschläge f. Gans' Nachf. 512t; spricht sich f. Stahls Berufung aus 11; geg. Albrechts Berufung als Klenzes Nachf. 12; schlägt F. E. H. Schmidt z. Remuneration vor 73; Charak- ter u. Fortentwicklung v. 1840 bis z. Revo- lutionsjahre 122 ff.; geg. d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 171; nach d. Revolutionszeit v. 1848 u. unter Raumers Regiment 282 ff. ; z. Z. d. Neu. Ära unter Bethmann 325 ff. ; unter d. Min. Falk 355; Entwicklung u. Frequenz im ersten Jahrhundert ihres Bestehens 362 f.; wird mehr u. mehr z. ein. Fachschule 365 f.; erhält 1875 ihr Seminar 375. Fakultät, medizinische

besteht zunächst nur aus Mitgliedern d. Colleg. med.-chirur. 142 f.; b. d. Gründung ausreichend Dozenten vorhanden 207; Zusammenstellung ihres Lehrkörpers 230 ff.; Sonderbestimmung üb. d. Habilitation 280; Gutachten üb. d. Re- gelung d. Promot. - Wesens 373ff. ; Dekana- bilität ihrer drei Senioren 373 f. 376. 438. 467; tritt f. d. Opponieren ex corona b. d. Promotion ein 380 f.; Bemühungen auf Er- gänzung ihrer Lücken erfolglos 388 ff. ; "Wünsche Reils u. sein. Anhänger auf d. Aus- bau d. Fak. scheitern an Schuckmanns Wider- stand 473ff.; ihreWünsche nach d. Kriege 1814 529 f., Bescheidung durch Schuckmann 531; Ergänzungen u. Wechsel im Lehrkörper bis 1817 5 45 ff.; tritt f. Förderung d. humanist. Studien ein 19i.; Änderungen im Lehrkörper seit 1818 230it, in den 1820er Jahren 366 ff.; v. Ausländern stark besucht 406; Vermehrung u. Überfülle d. Lehrkräfte 40 7t; Habilitation nur möglich als Assistent oder Arzt 411; beantragt Schaffung von Nominalprofessuren 412t; d. Senat gegen ihren Vorschlag auf Be- schränkung d. Privatdozentenzahl 413, ebenso auf doppelte Besetzung v. Nominalprofessuren 111: Zahl d. gefordert. Nominalprofessuren,

Namen- und Sarh Verzeichnis.

111

später weiter vermehrt 415] liißt Lehrstühle i herfalle arthesetzt tl6 A. 2; reiohl ihre provisor. Statuten d. Depart am 28. Juli 1819 ein 441 A. I; ihre Verluste in d. 1820er bis 1830er Jahren 446\ Umbildung in den 1820er Jahren t52tt.\ Zeit ihrer größten Blüte 171; Verhältnisse a. Fortentwicklung nach 1840 1 ös ff. ; nach d. Revolutionszeit, unter Raumers Regiment 811 ff.; Entwickelung unter Mühler 337 f.; Entwickelung u. Frequenz im ersten Jahrhundert ihres Bestehens :><>:>; baut sieh immer mehr /.. ein. Fachschule aus 36.">f. Fakultät, philosophische repräsentiert nach Schleiermacher d. Einheit aller "Wissenschaft 127 ff. ; b. d. Gründung d. naturw.-ruatbemat. Fächer gut besetzt, in d. Geisteswissenschaften noch große Lücken 207; Zusammenstellung des Lehrkörpers dermath.-. naturwiss. Gruppe 239 ff. , d. bistor. -philo!. Gruppe 250ff. ; Gutachten z. Promot. -Entw. 362 ff. ; Wechsel u. Ergänzungen im Lehrkörper 390ff. ; das Privileg d. Sedecim 467. 415 f. 361; keine nennenswerten Änderungen in ihrer Zu- mensetzung nach 1810 477; bringt ihre Wünsche nach d. Kriege 1814 vor 529 f., bleiben ergebnislos 531; Wechsel u. Ergänzungen des Lehrkörpers 570ff.; erste Promotionen, Habi- litationen 594 ff.; Ausscheiden u. Beförderung älterer Dozenten 609 f.; Vertretung d. neueren Sprachen 610 f.; Altenstein um ihren Ausbau bemüht J^ ff. -. macht Vorschläge z. besser. -re d. humanist. Studien 19 L; d. uatur- ensch. Gruppe geg. Hegel, ihr weiterer äushan 224ff . ; Hegel v. Eiufl. in d. geschieht! u. kameraüst. Disziplinen, deren Ausbau 249tl.\ Hegel dominiert in d. philos. Disziplin, deren Weiterentwicklung 294it.\ neue Dozenten f. d. naturwissensch., mathemat. u. physikal. Fächer treten ein 373ii.\ Frequenz in den 1820er Jahren, im Yerhältn. /.. d. theo!. Fak.

t06\ Vermehrung a. Oberfülle ihrer I1 tuTii.: ändert ihre Habilit- Bedingungen 411\ fori- ünal Professuren, wobei d. Be-

schränkung ihrer Mitglieder maßgebend ist 416 f. 140-, laut Lehrstühle unbesetzt 416 .\. 1.3; ihre Wünsche b. Umbau d. Dhiv.- . /.'/.'/; ihn- Zerlegung in l Klassen von

I D ///; ihr p]

iten- Entw. am 1. äug. 1818 d. Depai

ii lit /// a. l : ihre Verluste in d i

i Jahren -it Wilken und

Ihn durch d. Tod t62 \. l ma- hl

f. ll

berufung II. Ritters u. l. Bei ii u g B I ••üin^s ■I77L 480i.\ Habilitationen a. Berufungen in d. 1830er Jahren /s/ff. /.'/.'y ff ; erhall d. Mitteilung v. Geizers a. Hubers Berufun S6 mit d. Errichtung ein. Lehr tuhls f. slav. Spr. u. Liter, u. Schafariks Berufui I inden

66; verwendel rieh vergebL f. d. Pfi( engl. u. roman. Spr. u. Liter. 68 f ; erklärt eine Warnung an minderbedeutende Privatdozenten f. unausführbar, v. Eichhorn zurüokge« 72t; sehlägt Nauwerck ration vor,

muß sich deshalb geg. d. VerdaoW I Gesinnung verwahren 7;U. : protestiert gegen Eichhorns Vorwurf, daß d. r d. Verbindung mit d. Studenten fehlen 77; soll gegen Nauwerck einschreiten, lehnt dies ab, erlebt wenig erfreuliche I 78ff. 88; verteidigt d. Univ. geg. Eichhorns Edikt v. 17. April 1844 üb. d. ko Übungen, wird ab^« v.»ff.. maelit geg.

d. strenge Durchführung dieser Übungen er- neut Front 93 ff.; läßt Hotho u. Ag. B im Streite um d. Gründung ein. neu. Zeitschr. Hegels« her 1,'iehtung im Stiche 101 f.; Charakter u. Fortentwicklung v. 1840 bis 1848 136 ff.; i. S. d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 10'J. 171 ; geg. K. G. J. Jacobis Gesuch um Verleih'. Ordiu. 258 A. 1; nach d. Revolutionszeit unter Raumers Regiment issff.; /.. Z. d. unter Bethmann :$29ff. : Entwicklung nnter Mühler £19 f; unter d. Minist Talk :{.">:> ff.. Frequenz u. Entwicklung im ersten Jahrhun- dert ihres Bestehens 863 ff •; Entwickelung ihrer Seminare :'»72ff. Fakultät, theologisch-- b. d. Gründung nur Bohleiermaoher vorhan- den 207; Zusammenstellung ü 221 ff.; Gutachten /.. Promot-Entw. ich, ein. Dogmatiker f. Dnen 382f.; in Conti, mit d. sie bei ihr eingeschriebei will, -li«' bloß Philosoph i komm! vom Depaxl in \ gmatiker 177 fl

na« h d. Kriege 181 1 d. Berufung ein rühmtesten di Bobiäge f. Fiobtes Nacht ihren Dosenten 611 ff.; Kami nung il 1 1 mehrung ihrei klten-

D die

in

412

Namen- und Sachverzeichnis.

Fakultät, theologische (Forts.)

Altenstein 62ft ; beantwortet d. "Wettes Ab- schiedsbrief u. bezeugt ihm d. erbetene Ver- trauen 80i.\ im Verhältnis z. Hegel, ihre Fortentwickelung in d. 1820er Jahren 313ti. 360 k. 1 f . ; in Zwiespalt wegen Marheinekes Preisaufg. f. 1827 34S ff.; gerät weg. d. Ha- bilitation 0. v. Gerlachs in Konfl. mit Alten- stein, der sie scharf verwarnt, ihre Tätigkeit gelähmt (Fall Lommatzsch), endliche Beilegung d. Streites 350 ff. ; stetiges Steigen ihrer Fre- quenz, im Verhältnis z. der d. phil. Fak. 406; Vermehrung ihrer Dozenten, nachdem sie zeitweise Mangel daran gehabt hat 407 'f.; be- kommt ein. Eindruck v. d. Mangelhaftigkeit d. Habilit- Vorschriften b. 0. v. Geilachs Ha- bilitation 411\ fordert 5 Nominalprofessuren, hat sich trotz ihrer natürl. Stabilität weiter ver- mehrt 415; ihre Ausstellungen an d. Fak. -Sta- tuten v. Altenstein berücksichtigt 443t; verliert in Schleiermacher ihr erstes Mitglied durch d. Tod 446Ü.; Weiterentwicklung in d 1830er Jahren 491 ff. ; im Falle ßr. Bauer 20. 30. 3<iff. ; schlägt J.L.Jacobi z. Remuneration vor 73; lehnt eine Einmischung in d. Streit weg. Begründung ein. neu. Zeitschrift Hegelscher Richtung ab 100 f.; Zustand u. Fortentwickelung 1840 bis z. Revolutionsjahre lOlff. ; sucht als erste v. d. Theorie z Praxis, v. d Wissenschaft z. Politik z. gelangen 123; gegen d. Zulassung v Juden z. Lehramt 170; erhält 1814 als Amtstracht d. Tracht d. Berlin. Geistlichen bewilligt 216 Anm.; geg. Verleihung ein. besond. Amtstracht 217 Anm.; nach d. Revolutionszeit, unter Raumer 280 ff.; durch flengstenberg geeint 288; z Z. d. Neu. Ära unter Bethmann 324 f.; d. junge Nachwuchs 330; Vorschlage z. AVie- derbesetzung v. Niedners Lehrstuhl 337; ihre orthodoxe Phalanx durch Hengstenbergs Tod geschwächt 319; d orthodoxe Richtung, die sie Jahrzehnte lang beherrscht hatte, v. Dill- iiiaiin angegriffen 354; unter d. Minister F'alk 355; Frequenz u. Entwickelung im ersten Jahr- hundert ihres Bestehens 362; übernimmt v. . d. phil. Fak. d. histor.-philol. Methoden f. ihre Forschungszwecke 365.

Fakultäten Siegel 284; bilden d. Grundlage d. Aufbaus d. (Jniv. 436; Rangordnung beseitigt 437; Ein- richtung, Rechte u. Pflichten nach d. Univ. - Statuten ^ 38 ff. ; ihr Ausbau stockt anter Srlmekmann 473ff.; machen Vorschläge zur besseren Pflege der humanist. Studien 19L;

stetige Vermehrung, Überfülle an Dozenten, ohne Mitwirkung bei deren Berufung 4071.; suchen d. Überfülle z. wehren 4101t. 416 f. 485; treten f. Xominalprofessuien ein, wün- schen ein Mitwirkungsrecht b. d. Berufungen 411 ff. ; in Beratungen üb. Aufstellung ein. Nor- maletats 425; erhalten ihre Statuten 441 ff.; ihrer Überfülle durch Eichhorn z. steuern ge- sucht 72, sollen ihm in konversator. Übungen gewandte Dozenten empfehlen 91; ihr Vor- schlagsrecht b. Vakanzen v. Graf. Schwerin an- erkannt 164 f. 324; z. Frage d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 16S ff. ; frei v. revolutio- närem Geiste am Vorabend der Revolution 172; einer besond. Amtstracht abgeneigt 217 Anm.; unter Raumer eines Sinnes mit d. Regierung 2S0; ihr Vorschlagsrecht v. Bethmann Hollweg beeinträchtigt 324 ff.; erhalten durch Mühler wiederfreier. Spielraum 337; Verletzungen ihrer Rechte im neuen Reich seltener als in ver- gangenen Zeiten 354; Frequenz im ersten Jahr- hundert ihres Bestehens im Vergleich z. allgem. Entwicklung 362 ff.; d. drei „oberen'' Fak. bilden sich z. Fachschulen aus 365 f.; in Gefahr, b. d. Masse des Lehrstoffes den Dilettantismus z. fördern, ihre grundsätzl. Abschließung geg. einander ist unmöglich 376 f.

Fakultätszeugnisse

Formulare v. Schmalz entworfen 279.

Falck, Nikolaus, Jurist lehnt seine Berufung ab 570.

Falk, Alb., Jurist Kultusminister, gewährt Vatke eine Gehalts- zulage 282 A. 2; mit sein. Eintritt ins Minist, be- ginnt eine zweite „Neue Ära" f. d. Univ. 354 ff.; erweitert d. theol. Seminar durch d. homilet. ü. d. katechet. Abt. , regt d. Gründung d. jur. Seminars an 375.

Fechtboden

nach Unterdrückung privater im Univ. -Geb. eingerichtet 334 f ; Entfernung aus d. Univ. abgelehnt 111 A. 1 ; z. Registratur umgewan- delt 437.

Feenburg-Tongorski s. Feinberg, Rob.Osk.

Feinberg, Rob. Osk., stud. med. auch Feenburg -Tongorski gen., sein Auftreten in d. Revolutionstagen u. b. Kampfe f. Schlesw.- Holsteins Befreiung 184S 235 A. 1, beim Aus- marsch dahin 242, zurückgekehrt, wird ver- haftet u. bestraf! 24S.

Feinberg, Sußmann, Kaufmann Vater R. 0. Feinbergs 235 A. 1.

Namen- und Sachverzeichnis.

413

Wellenberg, Phil. Eman. v., Pädagoge erzieht V. A. Haber .v,>.

Felmy, Joh. Ad. Friedr.

t- u. Stallmeister d. üniv. 272 A. 1.

Fenner, 0. W. II.. Mediziner

bl. Habilitationsversucb 300L

Ferienordnung nach il provisor, Reglement 279; neugeregelt Sommer 1811 336, 1824 I76i.\ lasch gehand- babt 1S1.

Fessel, Mediziner Mitgl. il. Arminia 152. 154 A. 1 ; in Verbindung mit d. Polonia, verhaftet, bestraft 160.

Feuerbach, Anselm v., Jurist

v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 88; Ver- handlungen scheitern 534f.

Feuerbach, Ludw. Andr., Philosoph findet d. Berlin. Studentenschaft beruhigt u. arbeitsam 183. 361 ; strebt üb. Hegel hinaus 96.

Fichte, Imman. Herrn., Philosoph

1818 promov. 591 f.; scheidet 1822 aus 306] verwendet sich für Fenner 301 Anm.

Fichte, Joh. Gottl., Philosoph

findet 1799 Zuflucht in Berlin, geht 1805 nach Erlangen 6; sein Einfl. wächst, als Kants z. sinken beginnt 19-; seine Aufnahme in Berlin ein Zeichen d. Kraft d. alten Geistes, y. d. Akad. mit nur 2 Stimmen Mehrheit abgelehnt 21 f.; v. Beyme verehrt 33, v. diesem nach Berlin gezogen 34. 83 f., trifft mit ihm in Königsberg u. Mcmel zusammen 84, reist nach Königsberg zus. mit Frau Hufeland 84 A. 2; bereits 1807 v. Beyme f. d. Berlin Allgem Lehranst. ausersehen 35. 81, v. ihm z. ein. ichten üb. deren Errichtung aufgefordert B3. 114; hört in Kopenhagen, daß d. Dniv. Hallo nach Berlin verlegt werden soll, äußert sich schal f üb. d Friedend b. d. Am- .ii beitung d. Gutachtens, ompöi Wolfa Indiskretion 91 f.; bat Bicb weg. d. Gut- achtens Joh. v. Müller anvertraut '.»-f., will .■ii Hl ff ; nimmt ßich ; an •-. 09 A. 1; em|

99, nimmt darin Stellung ein Ulf, hat

s Univ. -Plane

. I I2ff., Inlialt 1 14 ff., in < Schli 124,

nur in «reuigen Paukten mit ibm einig 127; beginnt D

an d. deutsche Nation" I38ff ; in . Verlegenheiten, die durch Beyme werden i bis auf Sine Urin,- i

Zahlung leer aus 144; v. Dumbol

hoben, soll in dessen Hau üb. d. Errichtung d. üniv. gehalten haben 167; sein radikal. Univ. -Plan v. Buml worfen L61 ; Gehaltszahlung an ihn bis z. Er- öffnung d. Univ. v. Humboldt beanti will Beine Univ. v. d. unmittelbaren Verbin- dung mit dem Staate loslösen 171; tritt für d. Verschmelzung v. Univ. u. Akad. ein 178; Gehaltserhöhung f. ihn v. Humboldt beantn 207f.; ben I. Eröffnung d. üniv, alt-

preuß. Prof. L'73; Herku

ir Besoldeten 275. W9\ z. ! i L'7'.t; erhält 1809 ein Auditorium im Prinz Heim Palais 297 f.; -eine preufl

sinnung v. Schuckmann geschätzt, Bonst nicht b. ihm in Gnade 311; v. Schmalz mit

retung als Rektor im Senat beauftr. Gegner Schleiermachers, hat d. Führung im Senat 329; Niebubrs Zuhörersi baft glänzender, als d. seine gewesen war 315; steht d. I, d. Graeca fern, Savigny ihm zugetan 346f.; seine Vorlesungen W.-S. 1810/11, sein Einfl. auf d. Studenten 317 f. 354; Urteil I üb. ihn 348f. 109, das sich unter Scbleier- machers Einfl. abwandelt 351 f. 109; lesungszahlen S -S. 1811 358; verf. d. achten d. phil. Fak. z. Schleiermachers Entw. d. Promot.- Ordnung, in vollem dazu

f.; hält d. Rede b d. Promot d i nicht graduierten 1'.

macher macht ihm Konkurrenz mit philos. Voil zunächst neben ihm

wirkend, füllt d. Zeit zw. Bein, Tode u. B Berufung aus 396; i. Dekan 3'.i8, z. Si ; tritt an

seine Stelle als Dekan 401 ; » Antrittsrede 402f. 394; wahrl Amtes (.■'■-• an lere I d Btudent Disziplin, i. beben 41 Prüfui Immatrikulierten d Depart

h Btudent

ranlaßt hallen im Fall M

will ihn I

414

Namen- und Sachverzeichnis.

Fichte, Joh. Gottl. (Forts.)

nehmigt, entzieht sich verbittert d. Teilnahme an d. Senatsgeschäften 429 ff.; Vorlesungs- zahlen W.-S. 1811/12 4G9; in Zwist mit d. Senat, bes. mit Rudolphi, erhält v. Depart. eine Eüge 483 ff.; seine Abschiedsrede an d. Studenten 1813 494; will als Feldprediger mitziehen 498 ff ; reiht sich d. Landsturm ein 503 ff.; Mitgl. d. östl. Divisionsgerichts 512; seine letzten Pläne u. Tod 526 f.; Besetzung sein. Lehrstuhls v. d. phil. Fak. beantr. 529, d. Depart. deswegen in Verhandlungen 531; Schleiermacher ein Kämpfer, wie er selbst 542; d. Naturphilosophie nach sein. Ansicht ein verfeinert. Naturgötzendienst 562; Kampf um sein. Nachf. 570ff.; Schad Anhänger sein. Lehre 586; lädt Bothe z. ein. Vorlesung vor d. Fak. ein 600 A. 1 ; tritt f. Lehmus' Antrag auf Abhaltung d. Probevorlesung ein 603; Lehrer Tölkens, der ihm persönlich nahe tritt 605; Lehrer J. Fr. Eiselens 607 f.; Marheinekes Lehrer in Erlangen, wo er (wie in Jena) Schelling bekämpft 613; Marheineke auch in Berlin in Verkehr mit ihm, spricht an sein. Grabe 614; Böckh gedenkt sein, in d. Rede b. d. Inaug.- Feier 636; Führer Altensteins in jüngeren Jahren, der v. sein. Erlanger Univ. - Plan begeistert ist, dessen Ideen trivialisiert 4L 10. 17; d. Denkschr. Süverns üb. d. Er- richtung ein. Bonn. Univ. weist Anklänge an seine Gedankengänge auf 12; Hegel z. sein. Nachf. berufen 14 L , Freund Bernhardis 41; L. v. Henning v. ihm nicht befriedigt 57; Solgers Vorlesungen oft zahlreicher besucht als d. seinen 98; Süvern Anhänger seiner Philosophie, die v. Eylert u. Gen. als jugend- verderbend charakterisiert wird 129. 450; sein Gedanke, d. Duell durch d. Ehrengericht z. verdrängen, in d. alt. Burschensch. vorherr- schend 152; Hegel wendet sich v. ihm ab 189, scharf geg. ihn 194. 207, besitzt keine Spur sein, vaterländ. Geistes 193. 198; beeinfl. Ranke 272; Benekes Entlassung im Vergl. z. sein. Aufnahme in Preußen 300; sein Auf- treten im Vergl. z. d. Benekes 302; Religion ist ihm (wie auch Hegel) Erziehung z. Frei- heit 392; auf d. Kirchhof vor d. Oranienburg. Tore beigesetzt 402; Schuekmann befragt d. Univ. weg. Besetzung sein. Lehrstuhls 407; d. Akad. ist ihm verschlossen geblieben 488; v. Schelling in sein, ersten Vorlesung erwähnt 46; seine Amtsniederlegung v. Eichhorn als vorbildlich f. Dieterici hingestellt 85; sein

Versuch, sich ein preuß. Katheder zu erobern, analog Kuno Fischers Habilitationsversuch 289; seine Gedanken über die Universität vom Stand- punkt der Gegenwart aus gesehen 317. 353. 364 ff. 374. 376 f. 379ff.; sein 100. Geburtstag v. d. Studeutensch. gefeiert 346.

Fichte, Johanna

Gattin J. G. Fichtes, harrt 1806 in Berlin aus 84 A. 2; Klopstocks Nichte, Fürsprecherin f. Joh. v. Müller 95 f.; 1813/14 im Lazarett tätig, erkrankt, genesen 526 f.

Finelius, Joh. Christ. Friedr., Theologe geg. Br. Bauers Absetzung 30.

Fischer, Ernst Gottfr., Physiker

v. "Wolf als Kommissionsmitgl. f. d. Errichtung d. Allg. Lehranst. vorgeschlagen 86; v. Beyme ausersehen 131 A. 2; v. Humboldt berufen 207; rüstet 1813 d. Sohn aus 492; Gegner Hegels 380; stirbt 1831 446; Großvater H.v Holtzen- dorfs, Lehrer Friedr. Wilh.'s IV. 219.

Fischer, Karl Phil., Philosoph v. Hengstenberg m. Kuno Fischer verwechs. 291.

Fischer, Kuno, Philosoph

habilitiert sich, Venia leg. v. Raumer entzogen, v. Könige wieder erteilt 289 ff.

Fischer, Nikolaus Wolfg., Chemiker Prof. in Breslau, getauft 223.

Fleeth, Schulz- s. Schulz-Fleeth.

Flemming, E. F., Mediziner

1811 habilitiert 237 f.; Kriegsteilnehmer 1813 500; Busse sein Nachf. als klinischer Assistent 234 A. 2.

Flemming, Graf v.

verweist L. v. Henning an Hardenberg 57.

Fliedner, Theod., Pastor

setzt d. Einführung d. Diakonissen v. Kaisers- weithals Charite-Krankenschwestern durch 179.

Floerke, Heinr. Gust. , Botaniker

1812 Privatdozent 603.

Foerster, Ernst, Maler u. Kunsthistoriker Mitgl. d. Arminia 151, deshalb bestraft, v. d. Begnadigung ausgeschlossen 163t. 168 f.

Foerster, Franz, Geheimrat im Kultusmin. Jurist, wie d. Min. Falk 355; geg. Cremers Berufung 355 A. 1.

Foerster, Friedr. Christ , Schriftsteller nimmt am Pichelsberger Fest teil 45; in enger Beziehung z. Hegel 97. 205. 393. 399; Bru- der von Ernst F. 151; Privatdozent Ost. -Mich. 1819 306; spricht am Grabe Hegels 403; kommt f. d. Führerschaft d. Hegelianer nicht in Betracht 475.

Namen- und Sachverzeichnis.

415

Foerster, Paul, Schriftsteller

berichtet üb. d. Katastrophe am 18. März 1848 208 A. 1 ; geg. d. Kenommisterei d. Studenten üb. ihre Teilnahme an d. Kämpfen 218 A.l; seine Beteiligung an d. Kämpfen 221 A. 1.

Foerster, Willi., Astronom

bleibt Berlin seit sein. Habilitation erhalten, setzt A. v. Humboldts Traditionen fort 297 ff.; 1875 Ord., Nachf. Enckes 339. 357.

Folien, Aug. Ad.

Mitgl. d. „Schwarzen" 50; sein Verfassungs- entw. f. d. republikan. Deutschland in Händen d. Reaktionäre 51. 56; mit Verfolgung bedroht 59; ein Lied v. ihm in d. „Deutschen Liedern" 62.

Folien, Karl, Jurist kein Beweis für seine Mitwisserschaft an Sands Mordtat vorhanden 491.; Führerd. „Schwarzen" 501.; sein Lied „Brause, du Freiheitssang" auch in d. „Deutschen Liedern", d. Reaktionären verdächtig 62 Anm.; Prof. in Basel 176 A.l; Hengstenberg verkehrt mit ihm 330.

Folien, Paul, Jurist Mitgl. d. „Schwarzen" 501

Fonseca, s. Wollheim da Fonseca

Fontane, Theod., Dichter Freund v. Fr. Eggers 192.

Formey, Mediziner Mitgl. ein. Komm. z. Beurteil, v. Reichs Fieber- lehre 235 ; begünstigt N. J. Friedländer 238.

Forster, Geo., Reiseschriftsteller

seine Gattin Therese nach sein. Tode z. zweit. Male mit F. Huber vermählt 58.

Forstinstitut

Hartig macht d. vergebl. Versuch, das seine mit d. Univ. in engere Verbindung zu bringen 258; Gründling eines solchen b. d. Univ., Ein- richtung, Aufbebung 2511.

Fort läge, Karl, Philosoph

1842/44 Dozent, kurzer Lebensgang 137 A. 1.

F o u r n i e r , Stadtverordneten Vorsteher nimmt 1848 an d. Sitzung teil, worin d. Ein- rii litung v. Schutzkommissionen beschlossen wird 201, maebt Bedenken geg. d. Eintritt d. Studenden darin geltend 203 A. 1.

Foy, Maximilien Sebastien, franz. General Dirichlet Lehrer in seinem Hause 379.

Franceso n, Karl Friedr., Sprachforscher vergebl. Habilitationsversuoh, Lebensgang, Lek- tor d. franz. Spracbe 31 f. 68. 308; stirbt 1859 340.

Franconia

Burschenschaft z. Berlin, in Kartell mit Nor- mannia u. Teutonia, geht ein 278.

Frank, Peter, Mediziner Vorbild Schönleins 468.

Franken heim, Mor. Ludw., Physiker 1823 promoviert 594; 1826/27 Dozent, Lebens- gang 381.

Frankfurt a. M., Bundestag bestätigt d Teplitzer u. Karlsbader Beschlüsse (20. 9. 1819), vergewaltigt d. Lehrfreiheit 75 f. 94. 96; erneuert 1824 d. Karlsbader Beschlüsse 176. 181, nochmals 1848 23.

Frankfurt a. 0., Universität

Frequenz 1800 41; Aufhebimg ihrer med. Fak. geplant 46f. ; Frequenz 1805, bleibt Preußen 1806 erhalten 72; ohne Bedeutung 72. 80 A. 1; Stimmen geg. u. für ihre Ver- legung nach Berlin, Entscheidung darüber v. Könige vorbehalten 145 ff. ; Humboldt geg. ihre Verlegung nach Breslau, Absichten betr. ihre Ausgestaltung 161. 171.

Frankreich d. Staat d. Bourbonen im Gegens. zu dem d. Hobenzollern 11 f.; die Revolution v. 1789 u. W.v.Humboldt 181, in ihrem Einfluß auf Hegel 187t; d. Revolution v. 1830 ohne Einfluß auf d. Stimmung in Preußen 395; Einfluß d. Pa- riser Revolution v. 1848 auf Deutschland u. Preußen 189 f.

Franz, Joh., Philologe

1840 E. 0., Persönlichkeit 149; stirbt 1851 293.

Franz, Rud., Physiker

1857 Privatdozent, bleibt in Berlin 299 A. 1.

Frauenstädt, Christ. Mart. Jul., Philosoph polemisiert geg. Schelling 51.

Freiburg, Universität prozentual stärker besucht als Berlin 358.

Freimütige, Der (Zeitschrift) in Wittgensteins Fahrwasser 90.

Frequenz d. Univ. s. Besuch d. Univ.

Frerichs, Friedr. Theod., Mediziner Nachf. Schönleins, berät entscheidend d. Re- gierang 338.

Frey tag, Geo. Willi. Friedr., Orientalist Lehrer u. Förderer Bei S ff.

Freytag, Ghist.

Schüler Ambrosdis 502.

Friccius, Gcneralauditor Schwiegervater Ebrenbergs 227 V

416

Namen- und Sachverzeichnis.

Fr ick, Geheimrat

Syndikus d. Univ., Justitiarius im Kultusmin., will d. Untersuchung weg. d. Jahnschen Nacht- musik d. Senat überlassen 48; will d. theol. Fak. geg. ihre Verdächtigung in d. Staats- zeitung beistehen 63 f. ; sein Eintreten f. d. Freunde an d. Univ. geg. d. Reaktionäre ist anzunehmen 67; geg. d. Verbot d. de Wette- schen Aktensammlung 85; seine Denkschr. üb. d. Arminia 112 AI. 152 A.l. 153 A. 3 bis 5. 157; seine Entfernung aus d. Min. 1821 ver- geblich versucht 134. 137. 138; im Gegens. z. Süvern 135 A. 1; angebl. geg. Walthers Be- werbung um d. Amt d. Univ. -Richters 143; seine Versetzung aus d. Min. 1822 in Aussicht genommen 149, erfolgt erst 1824 150. 175. 177, unterstützt unterdessen Altenstein im Kampfe geg. d. Reaktionäre 150; erklärt d. Rekursgesuche d. Arminen f. begründet 162L; Hegel abgeneigt 292.

Friedberg, Assessor Vertreter d. Justizministers, b. Umzüge d. Königs am 21. März 1818 226.

Fried berg, Emil Alb., Jurist Schüler Im. L. Richters 132.

Friedberg, Herrn. Wilh., Mediziner 1852 Privatdozent, wird ausw. Ord. 311 A. 2.

Friedenthal, Karl Eud., Student 1848 v. Senat bestraft 256 A. 2 f.

Friedlaender, Dav. Freund Wolfs 355.

Friedländer, Karl Jak., Nationalökonom Privatdozent 296 A. 1.

Friedlaender, Nathan J., Mediziner 1810 z. Habilitation zugelassen 238; Beförde- rung abgelehnt 561; stirbt 1830 371. 446.

Fried länder, Paul, stud. theol. unterzeichnet d. Eingabe an d. Senat v. 3. Aug. 1848 geg. d. Demokraten 252 A. 1.

Friedrich, Student

1848 an d. Entfernung der Gittertore vor d. Schloßhöfen beteiligt 218.

Friedrich, Herzog v. Schlesw.- Holstein Prätendent lb64, in Kiel weilend 342; seine Hoffnungen zerstört, Freund d. Berlin. Profes- soren 344.

Friedrich IL, König v. Preußen als Friedensfürst im Reiche bewundert 5; nach seinem Tode erst richtig gewürdigt 12; läßt d. Prinz Iieinrichsche Palais erbauen 291.

Friedrich Wilhelm I.; König v. Preußen gründet d. Colleg. med.-chir. 39; d. Charite, d. Anatomische Theater 40; setzt Pensionen z. Ausbildung v Ärzten aus 43.

Friedrich Wilhelm IL, König v. Preußen Stellung z. d. Beamten 10; entsetzt Pfarrer Schulz in Giclsdorf seines Amtes 14f.; lehnt d. Einführung einer neu. Agende ab 19; er- richtet d. Pepiniere 45; sein Religionsedikt bringt d. Geistlichen geg. ihn auf 178.

Friedrich Wilhelm III, König v. Preußen besteigt Nov. 1797 den Tbron, friedfertiger Gesinnung 5; sein Regier. -Antritt mit Zuver- sicht begrüßt 5. 11. 10; nimmt Fichte in Berlin auf, den Klagen weg. dessen Atheismus un- zugänglich ü. 129. 300; empfängt Job. v. Müller 7; schafft 1799/1805 d. Erbuntertänig- keit d. Domanialbauern ah 9; vor sein. Befehl verstummt jeder Widerspruch 10; im Verhältnis z. Frhrrn v. Stein 10. 24. 27. 80; Schüler v. Engel, Sack u. Suarez, beseitigt d. Wöllnersche Religionsedikt 15f.; ordnet d. Einführung ein. neuen Agende an, will d. Boden d. Aufklärung nicht verlassen 19; scheut vor durchgreifend. Reformen auf kirchl. u. polit. Gebiete zurück 22f.; Beyme sein intimer Vertrauter 24 ff., auch später nach Lösung d. persönl. Verhält- nisses ihm treu ergeben 30; wirkt f. d. Ver- einigung d. evang. Bekenntnisse 29; unterstützt Goerckes Plan auf Gründung d. Pepiniere 45; landflüchtig, muß d. Tilsiter Frieden unter- zeichnen 71; behält an Universitäten nur Königsberg u. Frankfurt 72; Deputierte d. Univ. Halle erbitten v. ihm deren Verlegung nach Berlin 7(jff. , lehnt diese ab 80 f.; das Königswort von Memel 78; befiehlt Beyme 1807 d. Errichtung ein. Allgem. Lehranstalt in Berlin 80; gewährt Niemeyer huldvollo Entlassung 135; be-timmt Wolf durch ein Handschreiben z. Bleiben 137 f., gewährt ihm eine Abschlagszahlung auf sein Gehalt 14'5; um Erhaltung d. Uuiv. Frankfurt geboten, läßt deren Schicksal zweifelhaft, verweist d. Professoren weg. d. Angriffe v. Schmalz auf d. Rechtsweg 146L; unterzeichnet d. Räu- mungsvertrag Preußens v. d. Franzoseu, ver- schiebt d. Rückkehr nach Berlin, reizt Napoleon durch seine Petersburger Reise 148; genehmigt Steins Verfassungsplan 14Üf. ; v. Humboldt um Ruckkehr nach Rom gebeten, ernennt ihn z. Chef d. Unterr- Sektion 154 ff.; streicht d. Staatsrat in Steins Verfassungsentw. 154; v.

Namen- und Sachverzeichnis.

417

Friedrich Wilhelm 111. (Forts.) Nolte um Verlegung d. Univ. Frankfurt nach Breslau gebeten 161; v. Humboldt um Gehalts- anweisung f. Ficht-' gebeten I68f.; stellt am 16. August 1S08 d. Stiftungsurkunde f. d. Berlin. Gesamtinstitut aus 191; vollzieht d. Kab.-Ord. v. 30. Mai 1810 betr. d. Eröffnung d. Univ. 211; auf Humboldts Vortrag d. Einsetzung d. Staats- rats günstig gestimmt, ändert seine Ansicht 212 ff. ; Schmalz klagt ihm seine Zurücksetzung, wird wühl auf sein. Wunsch z. Rektor desig- niert 278 f.; entzieht d. üniv. auf Schuckmanns Antrag ihre Landdotatiou 316; gewährt Schmalz Gehaltszulage 333; geg. d. burschikosen Ton d. - Studentensch., verbietet d. Tragen v. Kokarden 336 ff. ; beanstandet d. Courfähigkeit d. Dekane, bestätigt die Schenkungsurkunde f. d. Univ.- 1 leb. 340f. ; entscheidet üb. Wolfs Amtspflichten 355; d. Univ. feiert sein. Geburtstag 1811: 401 f., 1812: 470. 1813: 521, 1814: 527; zag- haft vor Ausbruch d. Krieges 1813 486; reist am 22. Jan. nach Breslau ab, befiehlt d. Ver- mehrung d. Heeres 489; b. »ein. Berlin. Aufent- halt im März jubelnd begrüßt 493; weilt im Juli in Berlin, modifiziert d.Landsturm-rCdikt 513 f.; befiehlt d. Mobilmachung März 1815, nachdem er kurz zuvor d. Demobilisierung augeorduet hatte 532 f.; bestimmt ein Stück d. Univ. -Gar- tens f. ein. Neubau 544; argwöhnisch gegen Schleiermacher 631; unterzeichnet am 31. Okt. 1816 d. Univ. -Statuten 634; enthebt Schuck- mann am 3. Nov. 1817 sein. Amtes im Unterr.- Depart. 639; b. d. Reformationsfeier 1817 641; gnädig geg. Schuckmann nach dessen Scheiden aus d. Unterr.-Depart. 643; beförd. Altenstein 3, in Bein. Gunst steht 5, bes. da er seine Pläne in d. Agendenfrage unterstützt 7i.\ ge- aehmigl Hegels Anstellung 15, Schlegels Be- rufung 28] reaktion. Einflüssen zugänglich 34\

nuldigung d. Senats weg. d. Stu- dent. Demonstration geg. Werners .Weihe d. Kraft* am 31. Okt 1817, befiehlt d. Verfolgung ilnehmeran d. Wartburgfeier 30 f.; verbie- Dez. 1S17 alle Student. Verbindungen u. be- fiehlt ichtigung d.TuTD dert -• bleiermachers polit. Vor- lesun l.Kab -Ord. v. 11. Jan. 1819

. ihil. Profes oren 13 1 ner jeder Demonstration /r, verfügt d. Ein- snng ein. polizeil. i aters -Komm. geg. d. Demagogen ■'>'■>. reist Juli 1819 nach Teplitz ioe Bad 60\ im Kall. 73tt 77U.88Ü.

90. 94; genehmigt d.Aufstellun teind.

Lei . [TnireraitSI Itfrlin II 2

Aula 100 A.3; genehmigl d. Frankfurt. Bundes- tagsbeschluß v. 20. Sept. 181!' f. Preußen \00\ auf d. Kongreß zu Troppau, v. Wittgenstein z. neu. reaktion. Maßnahmen gedrängt 11',, /.'/. Eylert trägt ihm, d. Schüler v. Sack u. Suarez, -eine Anschauungen üb. Evangelium u. Kirohe vor 7/6'ff.; fordert in d. Kab.-Ord. 7.20. Nov 1820 d. Umgestaltung d.Unterr.- Wesens \24i,\ läßt Hardenberg nach Wien und Italien r fordert in d. Kab.-Ord. v. 24. Dez. 1820 eine neue Denkschr. v. Eylert u. Gen. I26i.\ Harden- berg auf seiten Wittgensteins 126. I33i ihm d. Denkschr: Eylerts überreich! Wli nennt 1821 Krause z. l'niv.-l /; mit

- Beckedorffs Denkschr. v. Dez. 1821 einver- m standen 145; verfügt in d. Kab.-Ord. v. 12. April 1822 d. AVegräumung d. Rechtsschranken b. d. Entlassung v. Geistl. u. Lehrern 146fL 173t 187; kündigt Altenstein Personalveränderungen in sein. Minist, au I49i.\ verfügt Juli 1822 milde Bestrafung d. Polouia 163i.\ vi Sept. 1822 üb. d. Schicksal d. Arminia 164t, mildert Juni 1823 dieses Urteil 168\ sein Regier.-Jubil. am 27. Nov. 1822 durch ein. Festakt in d. Aula begangen 169 A. 1 ; unter- stellt in d. Kab.-Ord. v. 21. Mai 1824 d. Rek- tor u. d. akad. Behörden dem Regier. -Be- vollm. 170t.; setzt eine Untersuchungskomm. geg. Schultz ein, tadelt dessen Benehmen geg. Altenstein, jenem aber noch gnädig gesinnt, entläßt ihn schließlich 1711. ; schlägt .'• steins Beleidigungsklage geg. Schnitz nieder 172 A. 1 ; erläßt d. Kab.-Ord. v. 22. Mai 1824 betr. d. Behandlung d. Burschenschaft u. d. akad. Disziplin 1751; bleibt Gegner lil Tendenzen, rückt (bes. in d. ausw. Politik) v. Metternich ab 181 f.; zeichnet ein. betrag z. Gunsten d timigt

d. Anstellung v. Honorarprofessoren, doch ohne Gehalt 216\ verbietet Vorlesungen üb.1 sehe u. ähnl. Philos. 300; z. sein. Leb bleibt Beneke ohne Remuneration 3<>1 . I sein.kirchl. Unionsvei^U' i. inkommend

.')/•/; lehnt Altensteins Antra- ab. Hei

berg nach Berlin /.. zieh« Eylert Vor-

kämpf er sein. Reformwerks 136] B Liebling, ihm Sympal

v. Humboldts d. Bingakad. 363t Abhaltung

d. Natuif.- Vei Berlin

Gauß' Berofungdurch Ni< hterfa Gewinnm rl. Gehalts am

nimmt all bt übler auf sin d. Abfall v,

418

Namen- und Sachverzeichnis.

Friedrich Wilhelm III. (Forts.)

Glauben 387; lehnt Jarckes Beförderung ab 388; v. Hegel b. sein. Rektoratsantr. gepriesen, setzt im wesentl. sein. Willen im Agenden- streit durch, b. d. Bevölkerung beliebt 394 f.; v. d. freiheitl. Gesinnung im Anfang sein. Be- gier, abgekommen, doch frei v. Romantik u. Pietismus 396; lehnt d. v. Altenstein beantragte Erhöhung d. Univ. -Mittel ab, befiehlt Auf- stellung ein. Normaletats, weist d. Eingabe v. 9 Extraord. um Gehaltserhöhung ab 423 ff.; genehmigt Tielkers Panoramaprojekt, gestattet d. Anlegung ein. klein, botan. Gartens 431; fest im evang. Glauben, entläßt Beckedorff als Regier. -Bevollm. 435; verfügt nach langem Sträuben d. Umbau d. Univ. -Geb. 4381.; ge» nehmigt d. Bezeichnung „Friedrich Wilhelms - Univ." 445; mit Schleiermacher ausgesöhnt 4491; 1827 v. K. F. Gräfe behandelt 459; er- nennt Steffens z. Ord. in Berlin 477; z. Beru- fung Gablers 4 78t. 482; geg. d. v. Kronprinzen betriebene Berufung Schellings 479 i. 482; stirbt am 7. Juni 1840, Rückblick auf seine Regier. 511; geg. Albrechts Berufung einge- nommen 513; vom Tage sein. Todes datiert d. minist. Aufforderung an d. Senat betr. d. Wiederbesetzung v. Gans' Lehrstuhl 514; hat f. d. Univ. nie viel übrig gehabt 3f.; alle Be- denken geg. Stahls Berufung seit sein. Tode beseitigt 11; geg. d. Verleihung kostspieliger Amtstrachten 217 Anm.; sein 100. Geburtstag am 3. Aug. 1870 v. d. Univ. festl. begangen 350 ; Konflikte zwischen Regier, u. Univ., wie unter sein. Herrschaft, bleiben im neuen Reich aus 353; seine Hoffnung, Berlin z. ein. Mittel- punkte deutsch. Wesens u.. vernünftiger Frei- heit z. machen, durch d. Krieg v. 1870 erfüllt 357; bleibt trotz allen Mißtrauens geg. d. neu. Strömungen mit d. Epoche d. Aufklärung ver- bunden, überläßt d. Gelehrten fast schranken- loser Freiheit in ihrer Arbeit 384.

Friedrich Wilhelm IV., König v. Preußen v. Achim v. Arnim b. d. Eröffnung d. Univ. gefeiert, sein Geburtstag (15. Okt.) wird z. Fest- tag d. Univ. 288 ff.; seine Romantik ohne Ein- fluß an d. Univ. 304. 384; führt eine Amts- tracht ein 633. 217 Anm.; f. Tiecks Berufung 31; Univ.-Feier b. seiner Verlobung 169; Rust sein Leibarzt 238; fördert Hengstenberg 341. 345, spätere Stellung z. ihm 347t; im Lager d. Orthodoxen 343; tritt seit 1838 stärker her- vor 387; Freund Savignys, Gegner v. Gans 391t.; schlägt Schleiermacher z. Gen. -Super-

intend. v. Schlesien vor 449; tritt f. Dieffen- bachs Beförderung ein 461; f. d. Berufung seines Leibarztes v. Stosch tätig 470; macht Schönlein z. sein. Leibarzt 474; erreicht Stef- fens' Berufung 4761.; arbeitet für Schelling geg. Gabler 4781; tritt f. Stahls u. Albrechts Berufung ein 5131.; besteigt den Thron 514; seine Persönlichkeit u. Regierung im Gegen- satz z. d. sein. Vaters 3; huldvoll geg. d. Univ., macht J. A. Fr. Eichhorn z. Kultusminister 4L, diesem in polit. u.kirchl. Hinsicht u. im Haß geg. d. Hegelianer verwandt 8 f.; will Schelling be- rufen 9 f.; f. d. Berufung Stahls tätig 10 f.; wünscht Albrechts Berufung, verzichtet schließ- lich 12; lehnt Dahlmanns Gewinnung ab, zieht die Brüder Grimm nach Berlin, verteidigt Albrechts Berufung geg. König Ernst Aug. v. Hannover 13ff. ; holt Rückert an d. Univ. 16; beglückt b. Regier. - Antritt d. Univ. mit Gnadenbeweisen, enttäuscht in allen Kreisen d. Landes 17 ff., läßt sich durch nichts in sein. Verhalten beirren 20; will d. Stelle d. Regier. - Bevollm. f. Königsberg eingehen lassen, sieht auf Eichhorns Rat davon ab 22 f.; mildert d. Zen- sur, will d. „gesunden, positiven" Elemente f. d. staatl. u. geistige Leben nutzbar machen 38 f.; erreicht Schellings Kommen 42. 44, in Er- wartung d. Kommenden 45, fesselt ihn dauernd an Berlin 49f. , ungewiß, wie er sein. Rück- tritt v. Lehramt aufgenommen hat 54; Gei- zer ihm sympathisch, wünscht dessen Be- rufung 56 ff.; sein Verhältnis z. V. A. Hubers Anschauungen 60f.; bedenklich geg. d. Plan der Anstellung Dahlmanns in Berlin, stellt ihn in Bonn an 621; wünscht V. A. Hubers Berufung 64 f.; wünscht d. Errichtung v. Lehr- stühlen f. slaw. Spr. u. Liter. 65; spricht sich scharf geg. Nauwerck aus 81 A. 2; Halbheit u. Zweideutigkeit sein. Politik 97 f.; beruft Okt. 1845 d. Landessynode 107; fördert Pipers „Christi. Museum" 116: f. d. kirchl. Union tätig, stimmt schließlich K. J.Nitzschs Berufung zu 119 f.; willigt in d. Anstellung v. Repetenten f. d. theol. Fak. 121; empfängt Herwegh in Audienz 131; stellt weg. sein. Abhängigkeit v. Zaren Madai nicht fest an 136 A. 1 ; ver- schafft Ed. Gerhard eine Anstellung an d. Univ. 141; fördert Lepsius 142 f; begünstigt Herrn v. Olfers 144; erlangt Maßmanns Berufung aus München 146; verschafft J. Franz dasOrdin. 149; veranlaßt d'Altons Zurückberufung, steht auf dessen Ersuchen davon ab 159ff. ; verlangt d. sofortige Wiederbesetzung v. Dieffenbachs

Namen- und Sachverzeichnis.

419

Friedrich "Wilhelm IV. (Forts.) Lehrstuhl 162; genehmigt B. R. K. Laugen- becks Berufung 164 ; gestattet Remaks Habili- tation 168; seine Kirchenpoütik im Gegens. z. allgem. Stimmung 176; setzt d. Diakonissen v. Kaiserswerth als Krankenschwestern in d. Charite ein 178 f.; maßregelt Michelet weg. sein. Eintretens f. Detroit, Läßt sich nur schwer umstimmen 187f. ; in derRevolutionszeit v. 1848 190 ff. 196ff. 201 f. 204 ff. 222ff. 242. 244 f. 249ff. ; verlangt d. Tragen d. Staatskleidung b. Hof e 216 Anm. ; seine Unionspolitik sucht Preußens Forderungen mit d. national, z. ver- einigen 276; empfängt durch eine besond. Senatsdeput. d. Treugelöbnis d. Univ. 277 ; sieht sich nach d. Scheitern sein, deutsch - freiheitl. Ideale auf d. Reaktionäre angewiesen 280; hat geg. d. Erteilung d. Ven. leg. an Kuno Fischer nichts einzuwenden 291 f.; überläßt d. Fakultäten Raumer u. ihren eigen. Intentionen 292; sein Niedergang, seine Ideale denen d. Vorkämpfer d. neu. deutsch. Geistes entgegen- gesetzt 314 f.; d. Steuer d. nation. Bewegung, das er z. Z. v. Beselers Berufung nach Greifs- wald noch fest zu führen glaubte, längst sein. Hand entglitten 319; b. sein. Ausscheiden bricht d. Macht d. Reaktion zus. 322; seine kirchl. Tendenzen mit denen Bethmanns verwandt 323; sucht vergebl. d. Riß in d. Fraktion Stahl z. heilen 323; seit Herbst 1857 v. Prinz "Wilhelm vertreten 324; durch seine Krankheit an d. Teil- nahme am Univ.- Jubiläum 1860 verhindert334f.; seine Eingriffe in d. allgem. Denkrichtung in d. 1860er Jahren undenkbar 337; Konflikte zw. Regier, u. Univ., wie unter sein. Herrschaft, bleiben im neuen Reiche aus 353; sein Wunsch, d. Koryphäen deutsch. Geistes um sich z. scharen, durch d. Krieg v. 1870 erfüllt357, dieser "Wunsch trägt noch Spuren v. d. territorial. Charakter d. älter, deutsch. Univ. -Gesch. an sich 360; sein Plan, Berlin eine Vorrangstellung vor d. ander. I'niv. z. geben, im neu. Reich undenkbar 361.

Friedrich Wilhelm s- Akademie s. Pepiniere.

Friedrich "Wilhelms- D n i versi tat diese Bezeichnung Berlin u. Bonn verliehen 445.

Fries, Jak. Friedr., Philosoph v. de "Wette z. Berufung vorgeschlagen 392 f.; Kandidat de Wette«, z. Nachf. Ficht. geschlagen 571 ff.; nach Jena berufen ",80.583; Lehrer van Calkers 587 ; beeinfluß! de Wertes philos. Richtung 626; sein«' Stellung bu Sohleier-

macher 629 f.; v. Hegel augegriffen 207. 297 A. 1; Lehrer Pelts 361 A. 1.

Fritze, Mediziner

Komm.-Mitgl. z. Beurteil, v. Reichs Fieborlehre 235; E.Horn seinNachf.a.d.Charite-Klinik 238. '

Frommann, stud. phil. Teilnehmer an d. Wartburgfeier 37 A. 1; Bur- schenschafter 42.

Froriep, Ludw. Friedr. v., Mediziner v. Beyme nach Halle berufen 34. 63; als Abge- sandter d. Hallischen Univ. b. Könige in Königs- berg 76 ff., Rückkehr nach Halle 100; v. Beyme f. Berlin ausersehen, z. Gutachten üb. d. neue Lehranst. aufgefordert 81 f.; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 88; beginnt mit Vorlesungen, geht bald nach Tübingen 141 f.; nimmt an d. Berlin. Naturforschervers. 1828 teil 365; Vater v. Rob. Fr. 453 A. 1.

Froriep, Rob., Mediziner

1832/46 Dozent, Lebensgang 453 f.; Nachf. d'Altons an d. Akad. d. Künste 455\ Prosektor, nimmt Virchows Dienste bereitwillig an, will ihn z. sein. Nachf. machen 173f. ; niemals Militärarzt gewesen 175.

Fürstenberg, Friedr. Wilh. Franz Frhrr. w, Staatsmann verhilft Sprickmann z. ein. Professur in Mün- ster 569.

Fuß, Student

Mitgl. d. Arminia 153 A. 4.

Gabler, Geo. Andr., Philosoph

als Hegels Nachf. designiert 475 f.; Kampf um seine Berufung 4 78 ff.; nimmt den Ruf an, erstes Auftreten, enttäuscht d. Erwartungen 482i.\ Hegels Musterschüler, verdankt Alten- stein d. Ordinariat 3, geg. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2. hält ein Konversatori um ab S'J: stirbt 2ns.

Gabler, Joh. Phil., Theologe

z. Berufung vorgeschlagen 478. Gaedicke, Joh. Christ.

Logihkommissar u. Kastellan 286. Gagern, Beinr. Wilh. Aug. Frhrr. v.

beteilig! sich an d. Burschenschaft Gagern, Max Frhrr. v.

spricht Mar/. 18 ls z.d.8tudenten in d. iul (lall, Frau/. Jos., Mediziner

seine Lehre v. Eufeland nur lasch i

420

Nauaeu- und Sachverzeichnis.

Gans, Abr., Bankier in Beziehungen z. Bardenberg 216; sein Bypo- thekengeschäft mit d. Kurfürsten Wilhelm von Hessen 218 Anm.; Vater v. Ed. Gans, in Ge- schäften mit Ministern u. Grafen 125.

Gans, Ed., Jurist Lebensgang Ins z. Ernennung z. E. 0., Per- sönlichkeit, Bedeutung 216 ff. ; erlangt das Or- dinariat geg. Savignys Widerstreben 390ii.\ Anhänger Hegels 224. 393. verkehrt mit ihm 399, Mitherausg. sein. Werke 483; nimmt an der Gründung d Jahrb. f. wissensch. Kritik teil 306. 308 ff.; weilt 1830 in Paris 396; seine Stellung z. d. Antrag d. Fak. auf Nichtzulassung v. Juden z. Promotion 442; seine historisch- politischen Vorlesungen verboten 495 iL; tritt f. d. Göttinger Sieben ein , erhält deshalb eine Ovation v. d. Studenten 497; stirbt 1839 452 A. 1 ; sein Tod führt zu lebhaften Kämpfen um d. Nachf. 510. 5121t; hat das Ordinariat Altenstein z. verdanken 3; v. sein. Nachf. Stahl angegriffen 20; sein Name von Scheiliug mit Achtung genannt 46 f.; in sein. Jurist. Schrif- ten bestrebt, d. echt Römische f. d. deutsch. Rechtszustand festzustellen, vereinigt in sein, anderen Schriften "Wissenschaft u. Politik 122 f. ; Lehrer Berners 124; Antipode Stahls, gleich- gültig in religiösen Fragen 125 f.; Lehrer Heydemanns 133; Lehrer S. Hirschs 138; d. ablehnende Haltung d. Fak. geg. ihn durch ihre Judenfeindlichkeit veranlaßt 171; kommt v. d. Hegeischen Schule her 285; seine Ok- rroyierung veranlaßt Savigny, sich v. d. Fak.- Geschäften zurückzuziehen 327.

Garten d. Univ. Lage, Beschreibung 295 f.; 1813 z. militär. Musterungen verwandt 522; in eine öffentl. Promenade umgewandelt, sein schlechter Zu- stand verbessert 430U.; durch Flügelbauten in ein. Innenhof verwandelt 372.

Garten, botanischer

bereits vor d. Univ. vorhanden 40; ressortiert v. d. Akad. 42; v. Lichtenstein geleitet 247 f.; verfallen, v. Willdenow wieder in d. Höhe ge- bracht 248f. ; unter d. Leitung Links .".48; er- hält einen Zuschuß 427.

Garten, kleiner botanischer

seine Anlegung v. Hufeland augeregt, v. Ru- dolph] u. Lichtenstein befürwortet 543; ange- legt 431.

Garve, Christ., Philosoph

verkehrt in Breslau mit Schuckmann 308.

Gaß, Wilh., Theologe

Prof. an d. Univ. Breslau 122; Schleiermachers Freund, stirbt vor ihm 450 f.

Gatterer, Job. Christoph, Historiker Lehrer K. F. Eichhorns 385. 387.

Gaupp, Ernst Theod. u. Friedr., stud. iur. einer v. beiden soll d. Rede Vi. Bewaffnungs- fest 1820 halten, v. Schultz u. d. Minist, ab- gelehnt 113. 135 A. 1.

Gaupp, Jak., Theologe Vater v. E. Th. Gaupp, v. Schultz f. d. Kultus- min. 1821 vorgeschlagen, abgelehnt 135 ff.

Gauß, Job. Karl Friedr., Mathematiker gleich Illiger Schüler des Carolinum zu Braun- schweig, vom Herzog gefördert 204; Beru- fungsverhandlungen A. v. Humboldts scheitern 205 f. 274; nimmt an d. Berl. Naturforscher- vers. 1828 teil 365; erneute Verhandlungen unter Altenstein zerschlagen sich 3 75 f.; Leh- rer u. Förderer Enckes 383; Lehrer Pipers 115; schätzt Eisenstein hoch ein 156. 308 A. 1; Kummer u. Weierstraß ihm ebenbürtig 308.

Gebärhaus, s. Klinik, gynäkologische.

Gebäude d. Univ.

d. Prinz Heinrichsche Palais dazu vorgeschla- gen 178. 296 f., v. Könige geschenkt 297, Schenkungsurkunde bestätigt 340f.; Geschichte d. Hauses bis 1809, sein Zustand 290 ff.; die Räumung v. d. bisherigen Insassen begegnet Schwierigkeiten 298 f. ; 1813 v. d. Militärbehörde z. Musterungszweckeu benutzt 521 f.; baulicher Verfäll 42<5; Emeuerungsbauten 437 f. ; durch Schließung d. Gittertors nach d. Revolutions- zeit v. 1848 ängstlich gehütet 277; steigende Raumnot, der durch Ausquartierung d. Institute usw. abgeholfen wird 369 ff.

Gebühren

v. d. Einrichtungskomm. festgesetzt 282 f.; f. d. Promotionen 360 f. 373. 380. 466 f.; f. d. Imma- trikulation 453 f.

Gedächtnisfeier für 1813 (s. auch Be- waffnungsfest) 1863 v. d. Studeutenscli. begangen 346.

Gedächtnistafel f. d. Gefallenen 1813/15 in d. Aula, eingeweiht 100.

Gedike, Friedr.

wirkt f. Verdeutschung d. Akad. 17; scheidet 1804 aus d. Zentralbehörde f. d. Unterrichts- wesen aus 81; Uhden unter ihm am Friedr.- Gymn. tätig Mi:;.

Namen- uud Sachverzeichnis.

Gehälter

Schuckmauns Sparsystem gegenüb. Humboldts Freigebigkeit 396 f.; Verkürzung d. aufängl. Normalgehaita seit 1820 409f. 4l7i.\ erneute Festsetzung v. Senat erbeten 414; Gehaltser- höhung von 9 Extraord. erbeten 418. 423 ff.; im Verhältnis z. Gesamt -Etat d. Univ., Herab- setzung d. ursprüngl. Durchschnittsgehalts. Ver- schiedenheit in der Allmessung ,'><>N.

Gehlen, Ad. Ferd., Chemiker

Reil will ihn in d. Hallischen Klinik austeilen 58; Weiß über ihn empört 240.

Geibel, Eman., Dichter Jugendfreund v. E. Curtius, mit ihm in Grie- chenland 151.

Geibel, Joh., Theologe Ehrendoktor d. theol. Fak. 642.

Geiser, Karl Friedr., Mathematiker Schüler Steiners 378.

Geisteswissenschaften (s. auch Wissen- schaft) ihre Entwickelung während des Bestehens d. Univ. 372ff. ; ihre Bedeutung f. Staat u. Nation wesentl. verschieden v. der d. Naturwissen- schaften 380 f.

Geizer, Heinr., Historiker 1843 z. Ord. ernannt, Herkunft u. Stellung 56 ff .; seine Disziplin durch Ranke u. Fr. v. Raumer bereits vertreten 65; sein Gehalt zunächst auf d. allgem. Staatskasse übernommen 71; ver- läßt 1848 Berlin 229; gibt 1852 d. Professur auf 292; Träger d. Ideale d. Königs, 1858 längst aus sein. Wirkungskreis geschieden 314.

Gemäldesammlung, Königl.

jahrelang im Univ. -Gebäude untergebracht 301. 369.

Gemmingen, Mathilde Freiin v. Tholucks Gattin 344 k. 1.

Genee, Rud., Schriftsteller berichtet üb. seine Bekanntschaft mit Fein- berg 235 A. I.

Gentz, Friedr. v., Publizist erklärt d. Preuß. Korrespondenten f. d

Zeitung 520; Gegner jeder liberaleren

_ 75 91 101. 116. 386; Jarcke wird

nach sein. Tode Bein Nachf. b. Metternich 388.

George, Joh. Friedr. Leop. . Philosoph 1834/58 Dozent, Lebensgang 484; bis nicht befördert 288

Geppert, Karl Ed., Philologe 1836 81 Dozent, Lebens)

Gerhard, Ed., Archäologe

1815 promoviert, verläßt Luid Berlin, kehrt. 1843 zurück 595f.; Freund Wernickes 597 L2; Schüler Böckhs, neben ihm in d. Akad. 501; Freund Ambroschs 502 A. 1; hält Anleitung kurse ab M>; Pipers „monumentale Theologie" seiner „monument. Philologie" nachgebildet 115; an d. Univ. angestellt, Bedeutung 141; Lepsius' Genosse in Fak. a. Akad.. der nach ihm d. Leitung d. Archäol. Inst, übernimmt Uli bleibt v. < »Hers unbehelligt 144; Lehrer v. E. Curtius 151, Koehnes 155 Anm.; stirbt 1867, als Tölkens Nachf. anzusehen 839.

Gerhard, Joh. Karl Ludw., Ober-Berg- hauptmann wird Direktor d. Bergwesens als K. <;. Karstens Nachf. 2-10.

Gerichtsbarkeit, akademische Bestimmungen d. vorläufigen Entwurfs 279 ff. ; Regelung in d. Univ. -Statuten 449 ff.

Ger lach, v.? Gebrüder

ihre Anklagen geg. d. Berlin. Aufklärung be- einflussen das Urteil der Nachwelt lti; Beyme ihr Gegner 29; Schmalz Anhänger ihres Kreises 105; Teilnehmer am Feldzuge 1813 486; Neander hält sich ihnen fern 619; d. Mitglieder v. Lückes Kreis bleiben ihnen fern 627.

Gerlach, Karl Ludw. v., Kammerpräsident versucht vergebl., Solger an sich zu fesseln 395.

Gerlach, Leop. v., preuß. General geg. Servilismus u. Despotismus 96 \. 2; d: Bundes d. Maikäfer 210. Gründer u. Mitarb. d. Politisch. Wochenblatts 387; Gesinnungs-

«*" genösse Friedr. Willi. 's IV., von ihm enttäuscht 18f.; bezeichnet gewisse Stimmungen d. König-, „in high spirits" 88; berichte! fälschlich v. ein. Gefecht am lö.März 1848 201 ; belichtet falsch üb. d. Bluttat am 16. März 202 \. 2; bezeugt, daß d. Übertragung d. Befehls an d. üi v. Prittwitz auf Drängen d. Graf. v. Alvensleben erfolgt ist 210 A. 1; erfreut üb. d. Ausbruch d. Kam] i. Revolution 211 AI.

Gerlach, Ludw. v., Jurist Präsident < Irolmann üb. L2; gleichgültig geg. d. politischen vor I den mit Maihct:

. I'. ÜI I \ kann! 617 \. 2; lil I p Wil-

helm 96 A. 2; Freund Bethmann-Holl 210; ab. '■. Ii \ ätraufl 318\ Mitkämpfe]

inei 336;

422

Namen- und Sachverzeichnis.

Gerlach, Ludw. v., Jurist (Forts.) kampfeslustig, im Gegens. zu sein. Bruder Otto 350 A. 1 ; Gesinnungsgenosse Friedr. Wilh.'sIV., v. ihm enttäuscht 18 f. ; betont stark d. mysti- sche Element, nicht so V. A. Huber 60; Füh- rer d. Orthodoxie 107; z. erfolgreich. Bekämp- fung d. liberal. Ideen unfähig, Bismarck eher Stahls als sein Schüler z. nennen 127; scharfer Gegner, zuvor Parteigenosse Bethmann- Holl- wegs 322 f. ; schmerzlich berührt üb. Hengsten- bergs Gesinnungswechsel 349.

Gerlach, Otto v., Theologe

Lebensgang, Promotion u. Habilitation 350ü.

355. 35 7; 1849 z. ord. Honorarprof . ernannt 280. G-erlach, Wilh. v. , Jurist

Mitgl. d. erweit, polizeil. Untersuchungskomm.

76. 95; scheidet aus, spätere Konflikte, Tod 96.

Gerlach-Parsow, Charlotte Wilhelmine v. Tochter Beymes 29 f.

Germania

Burschenschaft z. Jena, ladet z. Eisenacher

Studentenvers. 1848 ein 246. Gerresheim, Hofrat

schenkt d. Univ. seine Zoophytensammlung

203 A. 1.

Gerstäcker, Karl Ed. Ad., Entomologe Kustos am zool. Museum, 1856 Privatdozent, geht nach Greifswald 301 A. 2.

Gervinus, Geo. Gottfr., Historiker d. Politik zugewandt 153; hat K. L. Ägidi als Korrespondent f. d. Deutsche Zeitung gewon- nen 192; will politisch wirken, wählt danach seine Stoffe 319.

Gesangverein

v. Senat 1827 genehmigt 183. Geschichte, politische

v. d. neu. deutsch. Geiste maßgebend beeinfl.

318 ff.

Gesellschaft, Philosophische

1843 gegründet, einigt alle Richtungen d.Hegel- schen Schule, geg. Herausgabe ein. Zeitschr. 96 f f .

Ge senilis, Wilh., Theologe

z. Berufung vorgeschlagen 478 f.; nimmt sich Neanders an 615; 1824 als Prorektor d. Univ. Halle abgesetzt 178. 333; Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss. Kritik 310; erneut z. Berufung ge- nannt 316; v. Tholuck angegriffen u. besänf- tigt 339; Lehrer F. Benarys 489, Vatkes 491; geg. Br. Bauers Absetzung 30.

Geusau, Levin v., preuß. General erster Kurator d. Pepiniere 45.

Gieseb recht, Friedr., stud. theol.

Festredner beim Bewaffnungsfest 1815 532.

Gieseb recht, Friedr. Wilh. Benjamin v.; Historiker Schüler Rankes 505; wahrt in sein. Tages- schriftstellerei d. Abstand z. Wissensch. u. Poli- tik 153 f.

Giesebrecht, Ludw., Student Kriegsfreiwilliger 1813 532.

Gießen, Universität gibt 1810 keinen Dozenten an Berlin ab 274.

Gilbert, Ludw. Wilh., Physiker v. Beyme z. Berufung ausersehen 131 A. 2.

Girard, Karl Heim*., Mineraloge 1844/49 Dozent 155.

Giskra, Dr.

dankt d. Studenten namens d. v. Frankfurter Vorparlament zurückkehrenden Wiener 242.

Glaser, Joh. Karl, Nationalökonom

1844 Privatdozent, Lebensgang, Persönlich- keit 139.

Gleditsch, Joh. Gottl., Botaniker Oheim u. Freund Willdenows 248.

Gmelin, Charlotte Bruns' Gemahlin 328.

Gmelin, Leop., Chemiker Berufungsverhandlungen 570.

Gneisenau, Aug. Wilh. Anton Graf Neit- hardt v. Ehrendoktor der phil. Fak. 522; hat 1813 in Schlesien Ordnung geschaffen 4; Gegner d. Burschenschaft, zieht sich v. Schleiermacher zurück 52; d. Ultras verdächtig, trotz Ab- rückens v. d. alt. Freunden 97 A. 2.

Gneist, Heinr. Rud. Herrn. Friedr. v., Jurist 1839 habilitiert 499 A. 2; Privatdozent, Lebens- gang bis dahin; Praktiker, hat besuchte Kol- legs 124; Mitgl. ein. Komm. d. Opposition geg. d. Ordinarien 260, v. einem Teil seiner Ge- nossen verlassen 274 A. 1; sein Beförderungs- gesuch v. Raumer abgelehnt, Lebensgang, Be- deutung 283 ff.; z. Ord. befördert 325 f.; d. Zeitströmung hingegeben, wie Mommsen u. a., weshalb er d. Pandekten im Stiche läßt 331 f. ; liberal, hält sich in d. Fak. in d. Mitte 335; Dekan, Gegner Bismarcks in d. Militärvorlage 341 ; geg. Mühler weg. d. Verwarnung Holtzen- dorffs 341 A. 1; ein Verwandter v. ihm an d. Gründung d. A. T. V. mitbeteiligt 345.

Namen- und Sachverzeichnis.

123

Goeppert, Heinr. Rob., Botaniker

Freuud Katzeburgs 253 Anm.; Schüler Kunths, seine Berufung v. H. W. Dove u. AI. v. Hum- boldt gefordert 291).

Göppert, Heinr. Rob., Geheimrat im Kultus- ministerium Jurist, wie d. Min. Falk 355.

Goercke, Job., Mediziner

Lebensgang, Gründer d. Pepiniere 44 f.; in Zwist mit Kudolphi 343; Gegner Wolfarts u. des Magnetismus 552. 560; Virchow Fest- redner b. sein. Geburtstag 173.

Görres, Jak. Jos. v.

weg. seiner deutschen Phantasien v. Schmalz angegriffen 475; v. d. altpreuß. Partei ver- abscheut 539; verbannt, in Straßburg 107; Mitbegr. d. Blätter f. d. kath. Deutschland 389; in München viel gehört, steht Gabler im "Wege 475.

G ose hei, Karl Friedr., Philosoph Freund Hegels, Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss. Kritik 314. 396.

Goeschen, Ad., Theologe Mitgl. d. Arminia 151. 152 A. 1 ; verfolgt, doch freigesprochen 160 f.

Goeschen, Joh. Friedr. Ludw., Jurist 1811 habilitiert, Leben sgang 384; Gehalt 397. 410; redig. d. Preuß. Korrespondenten 500. 503. 515; 1813 Mitgl. d. Divisionsgerichts, Freund Schleiermachers 515 ; Vorlesungsbesuch 1813/14 525; geg. d. Senatsbeschl. auf Befreiung d. Dienstpflichtigen 1815 534 f.; Delbrücks Schwager 574; schlägt Twestens Berufung vor 583, Dahlmanns 588 A. 1; Rektor 100; b. d. Bewaffnungsfest 1820 113 f.; verwendet sich f. d. verhafteten K. Ulrich 140; geht 1822 nach Göttingen 209 f. 404; Lehrer Bethmann- Hollwegs 210; Vater 0. Goeschens 498; Freund Böckhs u. Lachmanns 148.

Goeschen, Otto, Jurist 1833/44 Dozent 498.

Goethe, Joh. Wolfg. v.

Gegner d. Berl. Aufklärung, beeinfl. d. Urteil d. Nachwelt 16; vergebl. Versuch Beymes, ihn t Merlin z. gewinnen 34; Hufeland verkehrt in sein. Hause 62; Humboldt Gast bei ihm 154A.1; regt Zelters Berufung in d. Akad. an 169; Hirt sein Begleitet in Korn 26:!; will Behaokmann inWeimarBchen Dienst riehen 306, »ein Freund 308. 312; K. F. Eichhorn rieht ihn als Gast Loders385; sein Nachruf auf Beil 526; Wilken

- v. ihm freundl. aufgenommen 591 A. 1 ; Freund v. Staatsrat Schultz, der seine Farbenlehre anerkennt 705. 127. 172 A. 1.2-/6; gibt Segel in Jena Unterkunft 191; Hegel Anhänger sein. Farbenlehre, ihr gegenseitiges Verhältnis 225. 293; Ranke lernt seine Werke erst spät ken- nen 265; begeistert v. Stiedenroths Philosophie 306; sagt Hegel Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss. Kritik zu 310; seine Weltanschauung beein- flußt Joh. Müller 456; Schoell d. erste Inter- pret sein. Werke 502; Schüler M. Hubers in Leipzig 58; seine Freundschaft z. L. v. Hen- ning fördert diesen 368; d. Jahrh. <1. Auf- klärung zuzurechnen 379.

Göttingen, Universität

1806 vorübergehend preuß. 64. 70; geht 1807 wieder verloren 71 ; gibt 1810 keinen Dozenten an Berlin ab 274; Bedeutung, Frequenz 404i.

Götze, Aug. Wilh., Jurist orthodox, seine Berufung ans Obertribunal geplant 19.

Goldhagen, Joh. Friedr. Gottl. , Mediziner Lehrer u. Freund Reils 53.

Goldschmidt, Student hat ein Pistolenduell mit G. v. Diest 252 A. 1.

Goldschmidt, Levin, Jurist 1875 z. Ord. ernannt 355.

Golson, Joel Stahls ursprünglicher Name 125.

Goltz, Aug. Friedr. Ferd. Graf v. d. Min. d. Ausw., sucht d. König 1807 z. Rückkehr nach Berlin z. bewegen 148; Chef Humboldts, teilt diesem d. bevorstehende Abberufung aus ' Rom mit 152; v. Humboldt gebeten, ihn vor Übernahme d. Unterrichts -Depart. z. bewahren 154f.; bleibt 1810 Min. d. Ausw. 217.

Gosche, Rieh., Orientalist

1853 Dozent, geht nach Halle 2!>S Anm.

Goßler, Christ., Kammergerichtsrat will als Privatdozent üb. Land recht lesen, an- gewiesen 230. 14.

Gottesdienst, akademischer

Kinrichtung geplant v. Bnmboldt 169, v.

Sohleiermacher 32J ff. K sstein be-

fürwortet 13; v. Eichhorn eingeführt, währt bis 1870, Wiedereinführung 1893 v. d. Pak. lehnt 121. Gottsehalk. Bat! Mädchenname * E Mendel die elbe.

42 I

Namen- und Sachverzeichnis.

Grab mw

Präs. d. Nation. -Vers , b. d. Univ. -Feier am ::. Aug. 1848 252.

Grabowski, Romanus v., stud. iur. durch seine protokoll. Aussage ist d. 15. März 1843 als Empfangstag ein. stud. Deputation auf d. Kommandantur gesichert 200 A. 1.

Grraeca (Griechische Gesellschaft) lebt wieder auf 346.

Graefe, Albr. v. , Mediziner

Jüngken v. ihm in d. Schatten gestellt 240; Dozent, erreicht d. Ordin. erst nach schweren Kämpfen 312. 339; 1866 Ord. 339 A. 1

Graefe, Ed. Ad., Mediziner 1831/48 Dozent 372 t

Graefe, Karl Ferd. v., Mediziner

v. Humboldt f. Berlin ausersehen 201 ; tritt f. Steffens" Berufung ein 202; nimmt d. Berufung an 232f. ; noch ohne wissensch. Leistungen 274: d. jüngste d. med. Ord. 276; beginnt okt. 1810 mit Vorlesungen 289; in Konflikt mit Reil u. Kohlrausch 343; bei d. ersten Rektorwahl 399 f.; erhält v. Depart. einen Ver- weis 413 Anni.; in Konfl. mit Krukenberg ■175 A. 1; f. Wolfarts Beförderung 476; 1813/15 Leiter v. Lazaretten 500; regt d. Ehrung d. preuß. Heerführer 1814 an 528; wird Obermedizinalrat 547 A. 1; Dekan, äußert sich nicht inbetr. Fichtes Nachf. 572 A. 2; Lehrer u. Förderer Jüngkens 23 9 f.; Bruder E. A. Graefes 372] Angelstein sein Assistent 373; Rivale Dieffenbachs, Persön- lichkeit, Bedeutung 459ff.; Anhänger d. Re- former in d. Fak. 462; stirbt 452 A. 1 ; durch Dieffenbach ersetzt 158 A. 2.

Grano, Jon. Bogislav, Regierungsrat .Mitgl. d. polizeil. Untersuchungskonini. 60; in il. Mainzer Zentraluntersuchungskomn». ver- setzt 95; sein Anteil an deren Bericht üb. Srlilciermacher 173.

G r a p e n g i e ß e r , Karl Joh. Christ. , Mediziner

v. "Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75; Freund

Keils 525. Graßhoff, Karl Friedr. Aug.

Lektor d. Engl. 272. 392; scheidet 1812 aus 611. Greif, Geheimrat im Kultusminist.

Jurist, wie d. Min. Kalk 355. Greif swald, Universität

gibt nur Rudolph! u. Rühs an Berlin ab 274; Aufhebung ISIS v. Altenstein befür-

wortet 11; wachsende Frequenz 404; d. theol. Fak. im Falle Br. Bauer uneinig, überreicht, zwei Gutachten 29f., f. deren Veröffentlichung 37; entsendet z. Jenaer "Univ. -Kongreß zwei Ord. ohne bindende Vollmacht 273.

Griechen

ihr Freiheitskampf führt z. Durchbruch libera-

lerer Ideen 184. Griesbach, Joh. Jak., Theologe

Lehrer de Wettes 625. Griesinger, Willi., Mediziner

1865 z. Ord. ernannt. 1868 gestorben 33s.

Grimm, Heinr. Gottfr., Mediziner seine Ernennung z. Rusts Nachf. v. Kron- prinzen bekämpft 461.

Grimm, Herman

unmittelbar v. Privatdozenten z. Ord. aufge- gerückt 357; sein Lehrstuhl neu begründet 357 A.2.

Grimm, Jak., Germanist

Landsmann Wolfarts 237: in Konflikt mit Rühs 260; Gegner Fr. v. d. Hagens 270; Lehrer Hefers 491 A. 1; in Fehde mit Radlof 491 A .2; nach Berlin an d. Akad. berufen, lies! an d. Univ. 13ff.; V. A. Hubers Freund 61; ein Fackelzug ihm dargebracht, verfällt durch eine öffentl. Erklärung geg. Hoffmann v. Fal- lersloben allgemein. Tadel 87 f. ; Lehrer K. v. Richthofens 135; seine Lehrtätigkeit, gibt sie auf, erkennt Maßmanns Verdienste an 145f.; in d. Wahlbewegung v. 1848 tätig, Mitgl. d. Frankfurt/ Parlaments 258; z. Lesen üb. Ger- manistik berechtigt 293; Müllenhof f Auhänger sein, philol. Richtung, die Heimatprov. d. Boden sein. erst. Forschungen 310; Lehrer u. Freund Beselers 318; nimmt am Univ.-Jubiläum 1860 teil 335; hat d. Geiste echtester Freiheit ge- dient 384.

Grimm, Joh. Ant. , Philologe z. Magister promoviert 595 A. 1.

Grimm, Wilh.. Germanist

Landsmann Wolfarts 237; Gegner Fr. v. d. Hagens 270; Lehrer Höfers i9l A. 1; nach Beilin an die Akad. berufen 13 ff. ; V. A. Hubers Freund 61 ; ein Fackelzug ihm dargebr., verfällt weg. sein. Erklärung geg. Hoffmann v. Fallers- ieben allgemein. Tadel ST f. ; berichtet üb. d dialog. Element in sein. Vorlesungen 92; seine Lehrtätigkeit ILV. .. Lesen üb. Germanistik berechtigt 293.

Namen- und Sachverzeichnis.

125

Groeben, v. verwendet sich f. Hengstenberg .'>'/.■;: korrespon- diert mit Steffens 177.

Groeben, Henriette v. Gemahlin Solgers 496.

Grolmann, Heim-. Dietr. v.. Obertribunals- präsidenf Freund Beymes :il ; 1813 Mitgl. d. Landsturm- ausschusses 500. 512; 'I. Ultras verdächtig 97 \ 1.

Grolmann, Karl Willi. Geo. v.. preuß. General Sohn des Ob.-Trib.-Piüs.. nimmt am Feldzug 1813 teil 500; Schwager L v. Gerlachs 486.

Groß-Görschen, Schlacht bei

niedergedrückte Stimmung in Berlin üb. ihren Ausgang 502; d. ersten Berlin. Studenten sind in ihr gefallen 54 A. 2.

Großheinz, Jean Jacques, Fabrikant am 18. März 1848 gefangen nach Spandau abgeführt 208 Anm.

Grunenthal, Friedr. Sigisrn. v., Kammer- direktor räumt nur widerstrebend seine Wohnung im Üniv.-Geb. 208f ; 1813 Mitgl. d. Divisions- gerichts 512.

Grüner, Just. v. , Polizeipräsident in Konflikt mit d. Senat 339 A. 1.

Gruppe, Otto Friedr., Kunsthistoriker tritt f. Eichhorns Politik ein 63. 137; Dozent, Lehensgang, Bedeutung 138 f.; rückt v. Eich- horn ab 258; f. d. Beschickung d. Jenaer Univ. -Kongresses 274 A. 1.

Grusen, Job. Phil., Mathematiker

z. Vorlesungen bereit, Bedeutung 244f.; hat chte Vorlesungen 357; rastet 1813 einen Verwandt 192; 1815 Extraord. 610;

ohne überragende Bedeutung .vr.7; Oheim \. Rosenkranz . hält an Kant fest geg. Begel 380; Lehrer 'I. Söhne Segels 700.

Gsellius. Student

bi richtet üb. d. Krawall im Lnschl. an d. bledstrunk f. Sali- 251 A. 1.

Guenther, Geh. Kalkulator Lehrer am Eorsticstituf 252.

Guenther, Christ. Aug., Jurist

v. Loder z. Berufung vorgeschlagen 109.

Guenther, Dan. Erhard, Mediziner

Prof. in Duisburg, G( halt n \ ;

Guericke, Eeinr. Ernst Ford., Theologe i Tholuck nahe, unterzeichnet trotzdem I Protest geg. dessen Angriff auf d. Hall, theol. Fak. 338.

Guestphalia

Landsmannschaf! in Berlin 55; Korps in Berlin, schließt sich '1. Kösener S.C an "iis

<i ueterbock, Ludw., Mediziner

Verl. ein. wertvoll. Biss. üb. Eiterbildung 463 Guglielmi, Gregorio, Maler

Autor d. Deckengemäldes in d. Aula 291. 430

Guhl, Karl Ernst, Kunsthistoriker Dozent, Lebensgang 144 A. 1.

Gumprecht, Thaddäus Ed., Geologe Privatdozent, Lehensgang, erhält weg. Weiter- gabe d. Pak. -Berichts v. 4. Jan. 1844 i. s. Nau- werck ''ine Verwarnung 86.

Gurlitt, Job. Gottfr., Philologe

Lehrer u. Freund Neanders tili A. 3. 618

Gurlt, Ernst Jul., Mediziner Privatdozent, bleibt E. O. 312 A. 2.

Gusserow, Ad. Ludw. Sigisrn. Mediziner Schüler Martins 313; Dozent, kehrt an d. Univ. als E. O. zurück, wird Ord. 3:17 \. 1.

Guts- Muts, Job. Christoph Friedr. Erzieher K. Ritters 2S7.

Haake, Student

Teilnehmer am Pichelsberger Fesi 54

Habermaß, Henriette Luise Gattin Willdenows 249.

Habilital Lon Sonderbestimmung f. Mediziner 280; für aua- wärts Promoviert« Erschwi ra Anspruch d. Staat-, auf Einwirkung dabei aus- geschlossen 143; Bestimmungen darüber in d Univ. -Statuten 158f.; v. d. phil. Fak. durch Einfügungv. Fristen erschwer! 603; verschie- dene Änderungen der mangelhaften Bestim- mungen 411. 413 irsohärfung ihrer Bedingungen gefordert 72f.

Bäberlin, Karl Kran/. Wolf Jerome, Juris! 1839 52 Dozenl t98; gehl aachGreifawa

Eaehnel, töademo Medium Korefft 559; einfluii

i.n (ahnn

/ , \ ; ' ,n Koreff fallen /

426

Namen- und Sachverzeichnis.

Hänlein, v., preuß. Staatsmann

Gesandter in Hamburg, besorgt d. Aufnahme d. Dementis i. S. d. Berufung d. Brüder Grimm im Hamburg. Korrespondenten 16 Anm.

Häusser, Ludw., Historiker

Parteifreund Gneists, unterliegt der Zeitströ- mung 285; will politisch wirken, wählt danach sein. Forschensstoff 319; v. d. Fak. an erster Stelle als Fr. v. Baumers Nachf. genannt 329 ff.

Hävernick, Heinr. Andr. Christoph, Theo- loge in Königsberg angestellt 39; bleibt isoliert 107.

Hagen, Karl Gottfr., Mediziner Prof. in Königsberg, Gehalt 41 A. 3.

Hagen, v. d., Student

Mitgl. d. Arminia 152 A.l, deshalb bestraft 16 0.

Hagen, Friedr. Heinr. v. d., Germanist bewirbt sich um eine Professur, zunächst ab-

' gewiesen 270f. 14; wird E. 0. 271. 273; Vor- lesungszahlen 357; geht nach Breslau 391 f.; Freund Solgers 395 f. 98, Fr. v. Raumeis- 391. 395 f. 579. 259 i. 263. 211, des Staats- rats Schultz 102, Tiecks 262; Dekan 480; geg. "Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier.- Bevollm. 24 A. 2: tritt vor Lachmann u. d. Gebr. Grimm zurück 145; deutet 1848 d. Ursprung d. nation. Farben 257; geg. Wiederbesetzung v. Lachmanns Lehrstuhl 293; d. Betonung d. vaterländ. Seite sein. Studien ward ihm ver- dacht, stirbt, Müllenhof f sein Nachf. 310 f.

Hake, Karl Geo.Albr. Ernst v., preuß. General Chef d. Militärkabinetts, räumt erst Mich. 1812 d. Univ. -Geb. 342.

Halle, Universität

v. Beyme 1803/4 reorganisiert 34. 63f. 70. 131; Frequenz usw. 1800 41; Ausgestaltung ihrer med. Fak. v. Reil gefordert 46 ff. ; Frequenz 1805, geht 1807 Preußen verloren, v. Napoleon sus- pendiert 72; Verlegung nach Berlin geplant 73. 75 f., abgelehnt 77. 80. 100; unter d. west- fäl. Regier, wiederhergestellt 132f.; ihre Grün- dungsfeier im Vergl. z. d. Berliner 283. 637; v. Napoleon erneut aufgehoben, v. Friedr. Wilh. III. wiederhergestellt, gefährliche Kon- kurrentin Berlins 523 f.; Wiederherstellung v. Altenstein bedauert, soll bestehen bleiben llif. ; 1824 eifrige Verfolgung v. geheimen Umtrieben unter d. Studenten 178; d. Stu- dentenschaft in steter Erregung, Restaurierung beschlossen 333; Kampf d. Regier, geg. d. in

d. theol. Fak. herrschend. Rationalismus 337ff.; wachsende Frequenz 404; Gutachten d. theol. Fak. im Falle Br. Bauer 29 f., v. Schmedding kritisiert 32, d. Fak. geg. dessen Veröffent- lichung 37 f.; d. Rationalismus in d. 1840er noch lebendig an ihr, Studenten wünschen D. Fr. Strauß' Berufung 107; d. jur. Fak. sucht Kellers Verlust vergeblich abzuwehren 131 f.; regt d. Aufhebung d. Reverses d. Studenten üb. d. Enthaltung v. unerlaubten Verbindungen an 262; gibt Berlin weg. d. Teilnahme am Jenaer Univ. -Kongreß unbefriedigende Antwort 273; entsendet z. Berlin. Univ.-Konferenz ein. Extra- ord. 276.

Hamann, Joh. Geo.

d. Jahrh. d. Aufklärung zuzurechnen 379. Hansea

Landsmannschaft in Berlin 55. Hansemann, Dav., preuß. Staatsmann

nimmt der Bürgerwehr d. Polizeidienst ab 249 ;

nur in geringer Fühlung mit Bethmann 323.

Haussen, Geo., Nationalökonom führend auf d. Geb. sein. Wissensch. 318; 1860 berufen, kehrt nach Göttingen zurück 334 A. 1.

Hanstein, Gottfr. Aug. Ludw., Theologe Tellers Nachf. an d. Petrikirche 20; seine Predigtweise 20. 29; v. Beyme als Dozent an d. Allg. Lehranstalt ausersehen 81.

Hanstein, Joh. Ludw. Emil Rob., Botaniker Mitgl. d. Freundeskreises Berlin. Naturf. 227; Schüler u. Schwiegersohn Ehrenbergs , dem er einen Nachruf widmet 231. 301 ; Privatdozent, geht nach Bonn 299 A. 2 ; Anhänger Brauns 301 .

Hardenberg, Fürstin v. Koreff ihr Günstling 22. 133.

Hardenberg, Karl Aug. Fürst v.

im Verkehr mit Joh. v. Müller 7; setzt Steins Reformwerk fort 27; v. d. liberal. Partei 1819 bekämpft 28. 567; d.Univ. Erlangen seit 1801 v. ihm u. Massow gemeinsam verwaltet 39, ablehnend geg. Fichtes Univ. -Plan 112; ver- einigt d. Finanzminist, mit d. Minist, d. In- nern 150 A. 1. 306; wird Juni 1810 Staats- kanzler 211. 217; versucht später, d. Staats- rat ins Leben z. rufen 215; sucht Humboldt 1810 vergebl. im Amte z. halten, bietet ihm d. Gesandtschaft in Wien an 217 f.; verwen- det sich vergebl. f. Gruson 245; begünstigt Fr. v. d. Hagen 271. 391; beruft 1795 Schuck-

Namen- und Sachverzeichnis.

427

Hardenberg, Karl Aug. Fürst v. (Forts.) mann in d. fränkische Verwaltung 307, zieht diesen 1810 in d. Regier, hinein, der an sein. Reformen mitarbeitet 310; unbekannt, welche Gründe ihn b. Sehuckmanns Berufung geleitet haben 313, verfügt nach dessen Antrag d. Ab- schaffung d. Landdotation f. d. Univ. 316; ent- scheidet im Konfl. zw. d. Rektor Schmalz u. d. Depart. geg. ersteren 327, besänftigt ihn 333; beschränkt nach längerem Zögern d. Zensurfreiheit d. Univ. 331ff. ; verlangt nach Fichtes Amtsniederlegung zunächst eine Neu- wahl, willigt schließlich in Savignys Ernen- nung z. Rektor 430 f. ; verweigert Reil u. dessen Anhängern d. Erfülluug ihrer Wünsche nach Ausbau d. med. Fak. 473 f.; verlangt v. "Witt- genstein Nachforschungen üb. d. Inhalt d. Pre- digt Schleiermachers am 3. Jan. 1813 488; verläßt Jan. 1813 Berlin, entreißt d. Könige d. Befehl z. Vermehrung d. Heeres 489 ; ge- nehmigt nach anfängl. Weigerung d. Preuß. Korrespondenten 497; lehnt d. Antrag von Schmalz auf Betätigung während d. Krieges ab 498. 540; beauftr. Niebuhr mit Verhand- lungen weg. englisch. Subsidienzahlungen 500; v. d. Gegnern d. Landsturms gewonnen 513; verfolgt Schleiermacher weg. ein. Artikels im Preuß. Korrespondenten, setzt deswegen d. Zensor v. Schultz ab 516ff. ; gibt Lecoq geg. Schleiermacher Recht 519; lehnt d. Antrag d. Finanzministers Grafen v. Bülow ab, d. Univ. Berlin nach Halle z. verlegen 524f.; Ehren- doktor d. phil. Fak. 528; vereinbart mit Boyen d. Erleichterung d. Wehrpflicht f. d. Studenten b. Ausbruch d. Krieges v. 1815 536; J. G. Hoffmann u. Niebuhr in sein. Diensten 540. 570 f. 246; Koreff sein Günstling 552. 556 ff. 563 f. 22 f., fällt in Ungnade 132 f.; verwendet sich f. Wolfart 559, f. N. J. Friedländer 561; d. Verhandlungen mit Feuerbach vielleicht in sein. Auftr. 565; sucht vergebl. K.F.Eichhorn z. halten 566; hält J. G. IToffmanns Stellung b. ihm mit einer Professur f. unvereinbar 571; 1811 geg. Wilkens Berufung 590; verwendet sich f. d. Beförderung d. Biblio- thekars Henry 591; vermittelt in d. Regii ir. - Krisisv. 1817 639; nach Schuckmanns Ansicht v. d. „Bündlern" geleitet 643 f.; protegiert Altenstein 3ff.; kann sich Anfang d. 1820er Jahre nur durch Nachgeben geg. d. Reaktio- näre halten 7; d. Freundschalt zw. ihm u. Altenstein beruht auf d. Verwandtschaft beider Naturen 10; beschäftigt sieb mit d. Brriohtang

d. Bonner Dniv. 11. 22; empfiehlt Schlegels Berufung nach Berlin Zff, zieht ihn Dach Bonn 27 ii.; bewilligt Altensteins finanz. Vor- schläge 2li. , vermeidet eine direkte Antwort auf dessen Univ.-Plan, lehnt d. Repetenten- institut ab 24ii. 404; schlägt Tieck f. Berlin vor 30; geg. d. Anstellung v. Lektoren 32; Reak- tionär, doch anders geartet als Wittgenstein u. Gen. 34; verlangt v. Alteustein Jahns An- stellung, Verbot v. weiteren politisch. Vor- lesungen Sehleiermachers u. Beaufsichtigung d. Turnanstalten 3Sff.; gerät weg.W. v. Hum- boldts Berufung u. Arndts Anstellung mit Witt- genstein in Konflikt, in dem er obsiegt 43; läßt Jahn fallen 43. 45; bereit, f. Arndt einzutre- ten 45; verlangt strenge Verfolgung d. Teil- nehmer an Jahns Nachtmusik 47, überläßt d. Bestrafung d. daran beteiligten Studenten d. Senate 48; absprechend üb. Plehwe 49 A. 1; verschafft L. v. Henning eine Anstellung in d. preuß. Verwaltung 57; mit Wittgensteins Verfolgung d. Revolutionäre einverstanden, drängtd. König Z.Einsetzung ein.polizeil.Unter- suchungskomm. 59; d. Univ. v. d. Kampfe d. Partei Humboldts geg. ihn nicht unterrichtet 67L; stets beeinfl. v. d. Furcht auf Wittgen- steins Rücktritt 69 A. 1. 2; im Fahrwasser d. Reaktion, leistet d. Antrage d. Reaktion auf Entlassung de Wettes keinen Widerstand 75 ff. j führt d. Vorsitz in ein. Minist. -Komm. geg. Schleiermacher 85; wird mit Beckedorff be- kannt, der großen Eindruck auf ihn macht 91; d. Protest d. Senats geg. d. Frankfurter Bundes- tagsbeschluß v. 20. Sept. 1819 v. ihm nach sein. Siege üb. Humboldts Partei abgelehnt 99i. , drängt Altenstein z. Ausführung dieses Edikts 101; 1810 in Konfl. mit Staatsrat Schultz 103i.; befiehlt d. Verfolgung d. Professoren Bekker u. Brandis, lehnt eine öffentl. Erklä- rung z. ihren Gunsten ab 108 f.; d. Reaktio- näre sehen die Neuerer noch 1820 in sein. Umgebung v. Einfl. 115 i ; in Troppau 1820 z. neu. reaktion. Maßnahmen v. Wittgenstein fortgerissen U<i\ Buoht Wittgensteins v. auf eine Umgestaltung d. Unterr. -"Wesens ab- i wachen u. Altenstein z. deoken IL'-Kf.. schiebt d. Entscheidung auf, verfügt eine teil- weise Erneuerung \. dessen Minist. 183; be- günstigl d. ober- Ri h d.

Sturze Koreffs 187; soll im Btreite weg, d. Ernennung Krauses i. Univ.- Richter entschei- den //.vi", ist nur imstande, d. königL Ent- scheidung ab. d. Mini r - Lntrag auf Aufhebung

428

Namen- und Sachverzeichnis.

Hardenberg, Karl Aug., Fürst v. (Forts.) d. Rechtsschranken b. d. Entlassung v..GeistI. u. Lehrern aufzuschieben 145 f.; d. verhaftete Mitgl. d. Polonia Sachse hat in sein. Bureau gearbeitet 160; Altenstein durch sein. Tod d. letzten Rückhalts beraubt 168; in Beziehungen z. Abr. Gans 216; verwendet sich b. Alten- stein f. Ed. Gans 218 ff.; tritt f. G. A. Rich- ters Beförderuiii; ein 233; Rust sein Arzt, begleitet ihn auf sein, letzten Reise nach Ita- lien 238; Fr. v. Raumer gewogen, f. dessen Vorankommen er sorgt 250. 258f. 263.

Hartem, v., Rat im Kultusministerium votiert im Falle Br. Bauer 33 f.

Harms, Friedr., Philosoph 1867 z. Ord. ernannt 339.

Harms, Klaus, Theologe Lehrer Pelts 361 Anm.

Harr ach, Auguste Gräfin v.

zweite Gemahlin Friedr. Wilh.'s III. .963. 435.

Hartig, Studenten

Kriegsfreiwillige 1813/14 492.

Hartig, Geo. Ludw., Forstmann Lebensgang, Bedeutung, siedelt nach Berlin über, erhält ausnahmsweise ein Auditorium im Univ. -Geb. 257 f., dessen Benutzung seinem Stell vertr. verwehrt, erhält ein "Aud. in d. Bauakad. 5441; Hönorarprof. 1831/37 508 A. 1; kommt f. d. Forstinstitut d. Univ. nicht mebr in Betracht 251.

Hartig, Theod. , Forstmann E. 0., Lebensgang 508 A. 1 ; geht 1838 ab 296 A. 2.

Hase, Karl Aug., Theologe Teilnehmer am Dresden. Burschentage 154; ab- sprechend üb. Hegels Vortrag 206.

Hase, Karl Benedikt, Philologe

1812 promoviert 596; verwendet sich f. Ran- kes Studienreise nach Paris 277.

Hasse, Friedr. Rud., Theologe 1834/36 Dozent 494 A. 1.

Hasse, Joh. Christ., Jurist lehnt seine Berufung ab 568; bleibt dem Picheis- berger Fest fern 531; 1818 Ord., geht 1821 nach Bonn 209L; Gehalt 410; Lehrer Kellers 129

Hassenpflug, Hans Dan. Ludw. Friedr. seine Berufung ans Obertribunal empört <1. Liberalen 19; f. Gründung ein. konservat. Zeitschr. tätig 64.

Haubold, Christ. Gottl, Jurist

seine Berufung scheitert 229. 274; das f. ihn ausgeworfene hohe behalt gespart -277k 397.

Hauchecorne, Prediger

Zensor, denunziert Schmalz u. Sehleiermacher 149.

Haupt, Moriz, Philologe

klass. u. germ. Philologie bei ihm eng ver- bunden 490; Twesten befreundet 111; Böckh im philol. Seminar nachgeordnet 147; Dekan, fördert Kuno Fischöls Habilitation 289, ver- anl, d. Fak. z. ein. Immed.- Eingabe an den König weg. d. Entziehung v. dessen Ven. leg. 291 ; v. Böckh b. Eintr. in d. Akad. begrüßt 290 A. 1; Freund Lachmanns, als sein Nachf. berufen, Persönlichkeit, Bedeutung 293 fl; zugleich mit Kiepert in d. Akad. eingetreten 306; prüft auch in d. neuer. Sprachen, Lehrer Müllenhoffs, dem er d. altdeutsch. Vorle- sungen überläßt 309 ff. ; Mitgl. ein. Fak. - Komm. z. Beratung üb. Fr. v. Raumers Nachf. 329; steht während d. Konfliktszeit in Ansehen an d. Univ. 336; fördert wohl d. Plan, einen Lehrstuhl f. d. roman. Sprachen zu errichten 340; als Senator geg. Holtzendorffs Verwar- nung durch Mühler 342 Anm.; protestiert geg. d. Begnadigung d. Mitglieder d. Student. Aus- schusses durch Mühler 349; Gelehrte mit seinem umfassenden Wissen sind heute aus- gestorben 366.

Hausmann, Joh. Friedr. Ludw., Mineraloge v. Dohna z. Berufung empfohlen 240 A. 1; Lehrer Friedr. Boffmanns 508.

Hausrath, Ad., Theologe v. Dillmann z. Berufung vorgeschlagen 355.

Havemann, Wilh., Historiker

beurteilt Nauwercks Schrift günstig 80.

Hay, George, Kaufmann

Großvater v. Phillips, Freund Kants 386.

Haym, Rud., Schriftsteller

wünscht ü. Fr. Strauß' Berufung nach Halle 107.

Hayne, Friedr. Gottlob, Botaniker

1813 habilitiert, Lebensgang 6031; Lehrer Brandts 234 \. 1, am Forstinstitut 253, Ratze- burgs 253 Anm.; z. Beförderung vorgeschla- fen 286; d. Fak. geg. Wiederbesetzung sein.

Lehrstuhls 416 A. 1.3; stirbt 1832 446.

Hebammeninstitut von Rust gefordert 368.

Hecker, Just. Friedr. Karl, Mediziner Kriegsfreiwilliger 1813 492; Dozent, Lebens- 244 f. ; d. Fak. geg. seine Beförderung tlß A '_'; 1834 Ord. 453; Dekan, v. König

Namen - uud Sachverzeichnis.

Hecker, Just. Friedr. Karl (Forts.)

Friedr. Willi . IV. u. d. Prinzen Wilhelm emp- fangen 1; Gehalt löJ> A. 1; hat geg. d. Zu- lassung v. jüd. Dozenten Bedenken 171; for- dert Virchow z. Habilitation auf 174; in d. Revolutionszeit v. 1848 203. 222. 226. 234 ff.; stirbt 1850, sein Lehrstuhl bleibt zunächst an- setzt, Ehrenberg wird sein Nachf. 311.

Hecker, Karl, Mediziner

1853 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Heeren, Arnold Herin. Ludw., Historiker llliger hört, hei ihm 204; Lehrer v. Sartorius 254; lehnt d. Berufung ab, im Veigl. zu Rühs, dessen Lehrer 259 f.; Lehrer von Ewers 588; an Berufung nicht zu denkeu 5!)2; Kr. v. Räumer gewogen 263; geg. K. Ritters Anstellung in üüttingen 289; Oheim V. A. Hubers i>V

He ff t er, Aug. Wilh., Jurist

1833 Ord. J9& reicht z. d. Vorschlägen d. Fak. betr. Gans' Nächf. ein Separatvotum ein 11; vertritt bereits Albrechts Fächer 12; geg. Wiedereinsetzung eines besonderen Rogicr.- Bevollm. 24 A. 2 f.; bestrebt, d. echt Römische im deutsch. Rechtszustande festzustellen 122; Lehrer Berners 124 ; Lehrer Heydemanns 133; f. d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 171; Mitgl. ein. Senatskomm. z. Beratung d. LTniv.- Reform 263; sein Antrag, z. Jenaer Univ.- Kongreß 2 Ordin. ohne bindende Vollmacht z. entsenden, abgelehnt 273; fühlt sich durch Beselers Be- rufung gekränkt 326.

Hegel, Geo. Friedr. Wilh., Philosoph verkehrt freundschaftl. mit Wolf 355; tritt Solger z. Seite 396; v. Fak. u. Senat vorge- schlagen 571. 573 ff. ; Schleiermacher für seine Berufung tätig 578. 626, bald mit ihm in Zwist 578; Berufungsverhandluugeu scheitern, geht nach Heidelberg 578 ff.; lehrt jahrelang in Jena neben SchelUng u. Herbart 584; oppo- niert b. d. Promotion J. IL Lichtes 594; drückt II. Kittel b. Seite 607. 281. 304; wird erst kurz vor sein. Tode Mitgl. d. Akad. 607; von Marheineku verehrt 614; v. Altenstein pro- tegiert 4; Berufungsverhandlungen, Antrag an d. König Z4ff.; trifft in Berlin ein, eröffnet ii Vorlesungen 33. 204 f.; nimm! amPichels- er Feste teil 53\ verliert Carove, der ihn v. Heidelberg begleitet hat 53 \. 2, als Beinen K"|ietenten 56 ff.; Leop. v. Henning sein An- er u. Bepetenl 56 ff.; nach G. \ . < Söllna Ansicht Gegner v. Paulis HabiL 89 A..J; be- teiligt Bicb an d. Spende f. de Wette 96 \. l.

#6'; den Ultras verdächtig, näherl sich d. Re- gierung, vertritt d. Recht d. Staats auf Ab- setzung ein. Dozenten, deswegen in Zwist mit Schleiermacher 97t 298; will im Liebei Falle d. gruudsätzl. Beantw. d. Kruge ver- mieden wissen, ob einem einzelnen Senatsmitgl. d. Angabe d. Gründe sein. Verhaltens im Senat

rt werden könne llü\ geg. Teilnahme von Professoren an Student. Festen, lehnt d. Einladung /.. Bewaffnungsfest ab ///: paßt sich d. neuen öffentl. Geiste an, Entwicke- lungsgang bis z. Berufung nach Berlin 7<S5ff., Vorlesungszahlen bis 1829, sein Vortra dessen Wirkung 205 ff., im Vergl. /.. Schleier- mächers Vortrag 207 f.; v. d. Akad. ausge- schlossen, die theol. Fak. bis auf Marheineke geg. ihn, 1822 in d. Sen. gewählt 208 f.; ver- mag b. d. Juristen nicht einzudringen 200; v. d. Naturforschern weg. sein. Naturerklärung bekämpft 224 f.; Anhänger v. Goethes Farben- lehre 225. 293; Staatsrat Schultz sein Freund 225. 292. 306; üb. d. philos. Kenntnisse F. F. Ruuges b. dessen HabiL- Prüfung 229 A. 1; Barez sein Arzt 242; Schultz- Seh ultzenstein sein Anhänger 240; seine Politik einflußreich auf Geschichte u.Politik, Recht u. Religion 249\ v. Fr. v. Raumer i. A. Schuckmanns wegen Be- rufung sondiert 260: Ranke sein Gegner 281, nähert sich sein. Geschichtsauffassung 503\ Freund Bopps 286. 310.393; sucht Bicb. überall Anhang z. verschaffen 291 f.; in .1 Inni- gen z. Regierung 292; Wechsel in d. Verhältnis z. Goethe 293; Gegner v. Keyserlingks 293 f. 305; b. d. Promo t., Habil. u. Suspens. Benekes 294 il. , der erst nach sein. Tode E. 0. wird 301; geg. Kenners Habil. 300 A .lt.: Soho- penhauer hat unter Bein. Despotismus wenig z. leiden 305: geg.Süedenroth, Friedr. Foerstei sein Trabant 306*; füi Gründung ein. wissensch. Zeitschr. durch d. Regierung, hat Anteil an d. Gründung d. Jahrb. f. wissensch. Kritik 306ü.342t; Lehrer Bernhardys 310; Lehrer Hothos 310. 312t; Lehrer Micheleta Vorkämpfer wird 310 ff.; im Gegen logie 313 ff.; greift Iholuck an A. 1, mit ihm eine Verständigung unmöglich 326; Bell versucht Lehre mit der

Schleiermachera /.. verschmelzen 361 iom.; AI. v. Humboldts Ruhm den aein. überstrah- lend 362, beklagt Wort N d. ,Naturphilo8ophen ohne Kenntnis und Er- fahrui Bein Verhalten geg. d. N. I

■s unbekannt 366 \. l . Damerow

430

Namen- und Sachverzeichnis.

Hegel, Geo. Friedr. Wilh. (Forts.)

sein Anhänger 370 f.; Minding hört ihn, sein Verhältnis z. d. Physikern 380 ff.; K. Th. Pütter führt Gedanken v. ihm im öffentl. Recht ein 384 A. 2; Höhestellung in Berlin und Ausgang 393 ff.; aus d. Auslande ge- kommen 407; Gehalt, Kolleggelder 410; als Rektor zugleich stellvertr. Regier. - Bevollm. 437; ob an d. Cholera gestorben, ungewiß 446; sein Tod macht tiefen Eindruck b. d. Reg. u. Univ. 452; Lehrer Joh. Müllers, ihm geistes- verwandt 466 f.; konnte unter Montgelas' Regi- ment in Bamberg eine polit. Zeitschr. redigie- ren 469; Wirkung sein. Todes auf die Partei, Kampf um sein. Nachf. , der in G. A. Gabler gefunden wird 474 it.; seine Nachgelassenen Werke verbreiten seine Lehre 483. 488 ff. 510. 514; Trendelenburg sein Gegner 483. 486 f.; zahlreiche Anhänger sein. Lehre habi- litieren sich 484; seine Ideen beeinflussen bes. oriental. u. sprachgeschichtl. Studien 488 iL; Vatke ihm ergeben, kehrt zu Kant zurück 491 f.; Vertreter sein. Lehre in d. jur. Fak. 498 f.; Böckh steht ihm persönl. fern, mit sein. Gedanken einverstanden 500; seine Lehre v. F. v. Sommer 510, v. Stahl bekämpft 513. 20, v. Friedr. Wilh. IV. ji. Eichhorn gehaßt 8 ff. 9Sff.; Lehrer Br. Bauers 25; sein Name in d. ersten Vorlesung v. Schelling nicht ge- nannt, seine Schule v. ihm zunächst freundl. behandelt 45 ff. ; auf d. Höhe sein. Ruhmes gestorben 55; Lehrer Cybulskys 67; seine Schule v. Eichhorn gesprengt 96 ff. ; seine Lehre v. Hotho u. a. verteidigt 102 ff. ; sein Panier v. Marheineke hochgehalten 105. 119; beeinfl. Twesten nicht 108 f.; Br. Bauer v. ihm beeinfl.- 112; d. publizistische Neigung seiner Jugend im Alter wieder erwacht 123; Berner u. Jhering v. sein. Lehre angeregt 124; seine Ideen im Verh. z. denen Puchtas, Keller v. sein. Konstruktionssucht frei 129; seine Lehre v. Heydemann vertreten 133 f.; seine Lehre hat nie d. Ziel erreicht, d. phil. Fak. z. Grund- lage aller Fachbildung z. machen 136; v. Gruppe befehdet 138; Lehrer Maerckers 140; hat d. Jugend mit sein. Lehre besänftigt, sie erhält in d. Stimmung d. akad. Kreise nach d. Revo- lution Recht 277; ohne Einfl. auf Gneist 285; Anhänger sein. Lehre in d. enger. Fak. nicht mehr vorhanden 288; Kuuo Fischer geht v. sein. Lehre aus 289. 291; seine Lehre be- fruchtet d. Tübinger Theologie, ihr Einfl. auf D. Fr. Strauß, Zeller u. Dorner 315 f.; seine

Lehre mit der Schleiermachers u. Schellings v. Dorner in Verbindung gebracht 317; beeinfl. anfängl. Bruns 328 u. Zeller 356; wachsende Besuchszahl d. Univ. z. Z. sein. Wirkens 358; wohl v. Einfl. auf d. Besuchszahl d. theol. Fak. 362; seine Verwerfung d. Gebrauchs physikal. Apparate auf d. Univ. allzu voreilig 367. 374 ; seine Freundschaft mit L. v. Henning fördert diesen 368; wurzelt in d. Epoche d.- Aufklä- rung 379; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient 384. Hegel, Karl, Historiker

Sohn des Philosophen , dessen Vorlesungen er hört 400.

Hegel, Maria, geb. v. Tücher wird Hegels Gattin 197; glückliches Zusammen- leben mit dem Gatten 398 ii.; Henle ihr Chambregarnist 455; erhält d. Honorar f. d. Nachgel. Werke Hegels 483; überläßt Br. Bauer d. Hälfte d. Honorars f. d. v. ihm bearb. 2. Aufl. d. Religionsphilos. 26.

Hegewisch, Julie Dahlmanns Gattin 589.

Heidelberg, Universität

gibt 1810 an Berlin me.hrere Dozenten ab 274; führend auf d. Geb. d. Naturwissenschaften 299; muß ihre besten Lehrer während d. 1870er Jahre an Berlin abgeben, wie b. d. Begrün- dung d. Univ. 356; seine ehemalige Führer- rolle im neuen Reiche unmöglich 360.

Heilanstalt, magnetische

Wolfarts Plan ihrer Errichtung abgelehnt 560.

Heim, Aug. Wilh., Mediziner als erster Med. immatrikuliert 287.

Heim, Ernst Ludw., Mediziner

Vater A. W. Heims 287 ; Brandt sein Assistent 234 A. 1 ; neben ihm A. L. E. Hörn bedeu- tendster Berlin. Arzt 241; außerordentl. popu- lär 460.

Heindorf, Ludw. Friedr., Philologe

v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75. 88; nimmt d. Berufung z. Ord. an 266 f.; verkehrt mit Böckh 275; weist im ersten latein. Pro- oemium auf d. Schwierigkeiten d. Gründung d. Univ. hin 285 f.; Mitgl. d. Graeca, Freund Niebuhrs 346; seine Vorlesungen im Vergl. z. denen Wolfs 352 ; v. Wolf angegriffen , v. Freunden verteidigt 355. 629; Vorlesungs- zahlen 358; geht nach Breslau 390 f.; Lehrer v.Gerhard, K.O.Müller, M.Meier, Wernicke 595.

Namen- uud Sachverzeichnis.

Heine -Ephraimsches Fideikommiß

seine Fiduziarien beantragen d. Errichtung ein.

Lehrstuhls f. rabbin. Liter., werden abgewiesen

305 f. Heiueccius

z. Berufung vorgeschlagen 254. Heinitz, Friedr. Ant. Frkrr. v., preuß. Staatsmann

Gönner Schuckmanns 309. Heinrich, Christoph Gottlob, Historiker

K. F. Eichhorn sein Schwiegersohn 386. Heinrich, Karl Friedr., Philologe

Gegner Niebuhrs, hetzt Staatsrat Schultz noch

mehr in seine philolog. Irrtümer hinein 172 A.l. Heintz, Willi. Heinr., Chemiker

Privatdozent 155; Assistent Schönleins 173. Heise, Geo. Arnold, Jurist

lehnt seine Berufung ab 229. 384. 568. Held, Student

1848 geg. d. Rückberufung d. Prinzen Wilhelm

243 f. ; spricht am 4. Juni im Friedrichshain 246. Held, Ad., Nationalökonom

1879 Ord., findet 1880 ein frühes Ende 356;

sein Lehrstuhl neu begründet 357 A. 2.

Helfferich, Ad.

wird Eichhorns Helfer, Verhandlungen üb. Versetzung u. Beförderung scheitern, erst 1862 E. 0. 63 f.; vertritt Eichhorns „positive" An- sichten 137.

Hellwig, Geheimrat

1821 z. Nachf. Fricks in Aussicht genommen 137 i.

Hellwig, Joh. Christ. Ludw.

Mitbesitzer d. Hoffmannseggschen Insekten- sammlung 203; Lehrer und Schwiegervater Illigers 204 f.

Helmholtz, Herrn. Ludw. Ferd. Schüler d. Berlin. Medizin, erhöht ihren Ruhm 474; Mitgl. d. Physikal. Gesellsch. 156 Anm.; Schüler Joh. Müllers 166. 172, zugl. sein Ver- hältnis z. Bracke, da Bois Raymond u. Virchow, Dozent, Bedeutung 181 ff.; mit G. Kirch- hoff u. Bansen in Heidelberg vereint 299; nimmt als Heidelberg. Deputierter an d. I'niv.- Jubiläum 1860 teil 886 L. zurückberufen :;."»."» zieht D. Kirchhof! nach sich 356; hat bis z. Neubau d. Physikal Instit. Arbeitsräume in ■.. 869; bat d. Geist ihn itei Frei- heit gedient 884

Helmholtz, Theod. Friedr. JuL

1813 Kriegsfreiwilliger 490; Vater v. H. L. F. nelmholtz 184.

Helwing, Heinr. Christ. Ernst, Historiker beteiligt Bich an d. Gesaoh d. K. < ». am Gehalts- erhöhung 418; Lebensgang, Persönlichkeit 422L; d. Fak. geg. Beine Beförderung 486;

Ranke ohne Einfluß auf ihn 506; erhält eine Gehaltsaufbesserung 71; stellt 1848 d. Wahl- gesetze zus. 257; Vertreter der Extraord. auf d. Berlin. Univ. -Konferenz, bald danach z.Ord. befördert 276; stirbt 1875. Held als sein Nachf. aufzufassen 357 A. 2.

Hemprich, Friedr. Willi., Mediziner 1819/20 Dozent, Lebensgang 233.

Hengstenberg, Ernst Wilh., Theologe seine Anklagen geg. d. Berlin. Aufklarung be- einflussen d. Urteil d. Nachwelt 16; Bein Einfluß geringer als der Neanders, dem Bich auch Gefolgsleute v. ihm anschließen 623 f.; v. Altenstein befördert 7; Vorkämpfer d. Ortho- doxie 53. 318; für straffes Kirchenregiment 20S;ttanke abgeneigt 281; Lebensgang u. Per- sönlichkeit 327Ü.; habilitiert sich in d. phil. Fak., geht z. Theologie über 333 if. , we Lebensgang 340 ff. ; nimmt als E.O.'an O.v. Ger- lachs Promotion teil 351 f., was zu Ausein- andersetzungen d. Fak. mit d. Minist, fühl I 357; Freund Böhls 360 A.l: erringt mit Hilfe d. Kronprinzen d. Ordinariat .'IUI. :l: paßt nicht mit d. Romantikern am kronprinzlichen Hof< zusammen 396\ f. d. Vorberei; hramt

remuneriert 408\ erhalt Gehaltszulage aus er- sparten Gehältern verstört, Ord. 117; b. d. ai>- fassungd. Fak. -Statuten tätig 443t; imG satz z. Schleiermacher 447x der aber d. Ver- folgung d. Rationalisten geg. ihn oioht mitmacht 448; eine Vertretung d. Hegeischen Lehre an d. Univ. ihm ansympathisch />"s; in ' ■/.. Friedr. Willi. '< IV. Kirchenpolitik :>. diesei u.Eichhorn sein. Orthodoxie abgei I s Br. Bauer angegriffen 25: f. Entfernuni Bauers aus d. 'heul. Fak. a. ander«

mg 80; seine B nsoh im

1. z. Sohellings Phantastereien E>2 d. Bekenntnis, nicht bo V.A Hub 80 r. Gründung ein. konservat Zeitaohj Uli M

13 Dekan its an

Eichhorn, b. N 70; geg. d. Vorsohlag, Nauwerck e. Remune-

n /.. empfehlen , behalt sii h ei votum vor 7:{. lehnt al Dekan i Einmi

432

Namen- uud Sachverzeichnis.

Hengstenberg, Ernst Willi. (Forts.) d. Fak. in d. Streit weg. Gründung ein. neu. Zeit- schr. Hegelscher Richtung ab 100; seine Lehre u. Stellung in u. außerhalb d. Fak. während d. 1840er Jahre 105. 107 ff. ; Neanders Schüler dogma- tisch freier als er 114; nicht geeignet z. Grün- dung ein. Schule, im Verhältnis z. Kahnis, seine attestamentl. Exegese v. A. W. Neumann fortge- setzt 117 f.; K. J. Nitzsch geg. seine Orthodoxie 121 ; geg. Zulassung d. Juden z. Lehramt 170 A.l; unterstützt d. Königs Kirchenjiolitik 176; 1848 zu- nächst in d. Evang. Kirchenzeitung verstummt, dann z. scharfen Augriffen anhebend 229; im Sinne d. alten Regierung auftretend 258; sein. Schülern d. Zusammenschluß z. ein. theol. ., wissenseh." Verein erlaubt 278; allmächtig b. Räumer u. in d. theol. Fak. in d. Reaktions- zeit 280. 282. 287 f.; 1848/58 fünfmal Dekan, dann erst wieder I8ö4 280 A. 1; fördert Fr. W. Schultz 280 A. 2; geg. Niedners, f. Lehnerdts Berufung 281 ; erwirkt d. Entziehung d. Ven. leg. Kuno Fischers durch Raumer 291f. ; seine Stellung in d. Fak. schwankend, vi rliert. d. Majorität 324 f.; sein Einfl. auf d. Besetzung v. Kanzeln u. Lehrstühlen vorüber 336; be- kommt unter Mühler d. Wandlung d. Zeit /.. spüren 337; bekehrt sich in sein, alten Tagen, stirbt 1869 349; unter sein. Alleinherrschaft wachsende Frequenz d. theol. Fak. 362; sein Gedanke, d. Theologie eine Zwitterstellung zw. Kirche u. Wissensch. z. geben, unmöglich 376; seine u. seiner Jünger Forschungsweise Neander entgegengesetzt 379.

Hengstenberg, Karl, Theologe

Vater v. .Ernst Willi. EL, Persönlichkeit 327; Gegner d. Orthodoxie d. Sohnes 335; Gegner d. neuen Agende 336i.; mahnt d. Sohn z. wissensch. Betätigung 344.

Henke, Ernst Ludw. Theod., Theologe z. Berufung genannt v. K. J. Nitzsch u. Twesten 325. v. d. Fak. :{:J7

Henke, Herrn. Willi. Ed., Jurist z. Berufung vorgeschlagen 513.

Henle, Friedr. Gust. Jak., Mediziner 1837/40 Dozent, Lebensgang 455 f.; bält ein Fortkommen in d. Univ. -Laufhahn f. Jüngere f. unmöglich 452 A. 2 f.; Scliüler Job. Müllers, Reichert tritt an seine Stelle 166.

Henning, v., Student

hat hervorragend. Anteil an d. Burschenschaft, fordert v. Stonrdza 59.

Eenning, Leop. v., Philosoph Lebensgang, Persönlichkeit, wird verfolgt 5öff.; 1825 (S.O., Redakteur d. Jahrb. f. wissensch. Kritik 30G; in eng. Beziehungen z. Hegel 57 f. 97. 205. 291. 293. Wl, spricht au dessen Grabe /<>■'!, Mithrsg. seiner Nachgel. Werke 483; ver- min eltG.A. Gablers Gesuch au Altenstein 4 7.5 f.; geg. Wiedereinsetzung ein. Regier. -Bevollm., schließt sich Eichhorn an 24 A.2f. ; verteidigt Eichhorns Politik 63. 97; Lehrer S. Hirschs 138; hat als Philosoph ausgespielt 288; stirbt I8öö, bleibt ohne Nachf. 339; seine Ver- suche üb. Goethes Farbenlehre v. d. Regier. unterstützt 368.

Henoch, Ed. Heinr., Mediziner 1850 Privatdozent, bleibt E. 0. 312.

Henry, Jean Direktor der Küuigl. Bibnothek 90; entlassen 591.

He n sei, Maler

kommandiert 1848 d. Künstler, auf Wache im Schloß 228.

Hensler, Dora

besorgt d. Zusammenstellung von Niebuhrs Lebensnachrichten 110.

Henzen, Willi.

Freund Mommsens 333. Herbarium

v. Link durch Ankäufe vermehrt 548; im

Univ. -Geb. , mehrfach umgezogen, jetzt in

Dahlem 370.

Herbart, Joh. Friedr., Philosoph

z. Berufung vorgeschlagen v. Böckh 584, v. d. Fak. 478. 480; Keyserlingk sein Anhänger 293; Gegner Benekes, dessen System dem seinen ähnlich 303; Lehrer Röers 489.

Herbst, Joh. Friedr. Willi., Prediger

seine Krebssammlung v. Staate erworben 203.

Herder, Joh. Gott fr.

Hirt sein Begleiter in Rom 263; Sprickmann in Beziehungen zu ihm 569 ; beeinfl. de Wette 625; d. Jahrb. d. Aufklärung zuzurechnen 379.

Hermann, Friedr. Willi. Benedikt v., Natio- nalökonom Berufungsverhandluugeu seheitern 12.

Hermann, Joh. Gottfr. Jak., Philologe Berufungsverhandlungen scheitern 264 ff. 274, war bereits z. Dekan ausersehen 279; Lehrer Passows 596; v. Gerhard, M. Meier u.Wernicke

Namen- und Sachverzeichnis.

griffen 597 &.. 2; Lehrer Btenzels 809;

spendet Staatsrat Schultz f. seine altröm. Studien Beifall 172 A. 1: sein Pindarkolleg v. Ranke u-ht268; Lehrer Poppos 269, Trendelen- burga 487, Dindorfa 501 A. 1. Gepperta 502 A. ). v. Lepsios 141; Lachmann Vertreter sein. Methode 117; Lehrer u. Schwiegervater Haupts 293 f.; Biullenhoff v, ihm abgestoßen 310

Sermbstftdt, Sigism. Friedr., Chemiker Dozent am Colleg. raed.-chir. 41; v. Wolf z. Bernfang vorgeschlagen 75. 88, v. Humboldt ausersehen L'07, v.J.O. Hoff mann genannt 254; nimmt d. Berufung an 241 f.; Herkunft 274; promoviert 382; wird Ord. 392; ohne Gehall 1). d. Univ. 397; geg. eine harte Bestrafung Heizers 411; rat Hayne zur Habilitation 604; erhält d. technolog. Kollegs übertragen 251, geg. Gasbeleuchtung d. Univ. -Geb. 434 A. 1; stirbt 446; d. phil. Fak. geg. Wiederbesetzung seines Lehrstuhls 416 A. 1. 3; Magnus sein Nachf. 509.

Hermensdorf f. Karl Emil \\, Kammer- gerichtsrat 1813 Mitgl. des Landsturmausschusses, v.Lecoq denunziert 512.

Hermes, Student

Teilnehmer am Pichelsberger Feste 54. Hermes, Herrn. Dan., Oberkonsistorialrat

Anhänger v. Wöllners Kirchenpolitik 15. Hermes, Just. Gottfr., Prediger

Ehrendoktor d. theo!. Fak. 642. Herminen s. Arminia Herrmann, Wilh., stnd. med.

Kriegsfreiwilliger 1813 490. Hertwig, Osk. , Mediziner

tritt als Ord. Waldeyer z. Seite 371 Hertz, Martin, Philologe

1845 Privatdozent, Persönlichkeit, kurzer Le- igang 14*.»f. ; fordert vergebt, z. Wahl ein.

Vertreters f . d Jenaer Uuiv.-Kongr. auf 275; z. Gunsten d. vrertagten Natio-

oalvera. findet an d Univ. nur geringe Be-

aohtnng 27 7

!#ald Friedr. < J r. 1 1 v . preufi. itomann

f. d bong d. Akad. tätig 17.

Herwarth, v.. Major berichtet ab. d. Krawall im anschlnl biedstruns f. Balis 27»l A. 1.

Len . '•■■•' In II 3

EerM egh, Geo . Dichter v. Friedr. Wilh. IV. empfangen 89; losigkeil wirkt Btörend auf B ; rufung

sin 131.

II <•!■/., II

W. \. Bnmholdts u. Schleiermaofa

du 1G8. Hesse, Joli. Friedr. Willi., Mediziner

1827/32 Dozent, Lehensgang 869L\ Btirbt

1832 446. Heubner, Beinr, Leonh., Theologe

seine Ernennung z. Dr. theoL in Vorechla

bracht 642 A. L; geg. K J. Nitzsoh' Bemfong

315 A. 1. Hey, Wilh., Theologe

Mitgl. V. I.Ürl

Heydemann, Lndw. Ed., Jurist 1840 habilitiert 499, Privatdozent, L gang bis dahin, Praktiker, bat besuchte Kol- legs 124 f.. sein Vorschlag, z. Jenaer üniv.- Kongreß 2 Ord. ohne bindend»' Vollmacht /. entsenden, abgelehnt 273: Btirbt 1874 855

Heyfelder, Mediziner Mitbegr. d. Arminia 1511.

Heyne, Christ. Gottl., Philologe v. bedeutend. Einfluß au d. Univ. Göfl 65 A. 1; Lehrer Dhdens 163; [lliger b ihm 201; K. F. Eichhorn bort b. ihm Förderer Wilkens 592; Groll v a. Bu- bers 58.

Heyse, Joh. Christ. Aug., Philologe sei« Tod veranlaßt d. Sühn K. W. L II Fortsetzung d. v. bücher 422.

Heyse, Karl Wilh. Ludw., Philologe beteiligt Bich an d. Gesuche v. E. I . um Gehalts- erhöhung 418; Lebensgang u. Peruönlicbkeit vi'/ f.; f. d. Beschickung d. Jenaer l'niv -

1H \ l: in. li i üch nach Lachmanns Tode al - Vertretet t d. g< rmanist Fai '■

Heyse, Paul, Dichter Sohn K. W. L II' 18 auf

he im Schlosse 229 i. l ; Freund I Kochbergs u. Endralats 256 Dies n Di is, in Berlin pi 808

Bildebrand, Bnioo, Nationalökonom

fuhi

II ildfi.i ainlt , Architekt

434

Namen- und Sachverzeichnis.

Hildebrandt, Geo. Friedr., Mediziner

v. Schuckmann üb. Hegel befragt 579. 581 A. 5. Hildenbrand, Franz Xaver v., Mediziner

lehnt seine Berufung ab 367, wohl weg. z.

gering. Gebalts 410 A. 3. Hillmer, Gottlob Friedr., Oberkonsistorialrat

Anhänger v. WöIIners Kirchenpolitik 15. Himly, Job. Friedr. Wilh., Geh. Kriegsrat

1810 für Pädagogik habilitiert 273; Zensor,

erhebt Bedenken geg. d. Zensurfreiheit 331 f.;

promoviert 382; scheidet 1817 aus 609. Hinckeldey, Karl Ludw. Friedr. v.

1848 Polizeipräsident, greift scharf durch 255. Hinrichs, Herrn. Friedr. "Wilh., Philosoph

v. Hegel gefördert 291 f. ; seine Schrift üb. d.

Religion v. Eindruck auf Altenstein 303 A. 1.

Hinschius, Paul, Jurist

Schüler Am. L. Richters 132; vertritt als E. 0. Richters Lehrfach nach dessen Tode 329 A. 1 ; wählt Forschensstoffe , die d. nation. Zielen verwandt sind 336; z. Ord. ernannt, Mitarb. an Falks Kirchengesetzen 355.

Hirsch, Aug., Mediziner

Ord. f. Gesch. d. Medizin, Urteil üb. Hecker 244 f.; Ehrenbergs Nachf. in d. Nominalpro- fessur 311; 1863 z. Ord. ernannt 338.

Hirsch, Siegfr., Historiker

verteidigt Eichhorns Politik 63. 137; Dozent, Lebensgang 137 f.; Schüler Rankes, wahrt in sein. Tagesschriftstellerei d. Abstand zwisch. Wissensch. u. Politik 153 f.; leiht auch später noch d. Regier, seine Feder 258.

Hirsch, Theod., Historiker Schüler Wilkens 593.

Hirschfeld, Bankier

nimmt 1848 an d. Ovation f. d. freigelassenen Polen teil 225.

Hirschfeld, Otto, Historiker

Lieblingsschüler Mommsens, dem er d. Ge- dächtnisrede hält 334 A. 1.

Hirt, Aloys, Archäologe

v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75. 88; wird Ord., Lebensgang 262 f.; d. einz. Katholik unter d. Univ.- Lehrern 274 f. ; Mitgl. d. Graeca 346 A. 2 ; geringer Vorlesungsbesuch 355 ; pro- moviert 382; flieht 1813 aus Berlin 504; Mit- arb, an d. Jahrb. f. wiss. Kritik 310; stirbt 1837 452 A. 1; d. Fak. geg. "Wiederbesetzung sein. Lehrstuhls 416 A. 1; leitet d. Arbeiten f. Be-

gründung d. Gemäldegalerie, in Konfl. mit

Waagen 143 f. Hirzel, Konr. Melchior, Bürgermeister

sucht Schönlein in Zürich zu halten 473 f. Hitzig, Jul. Ed., Jurist

Mitgl. d. Nordsterns 552. Hobrecht, Arth., preuß. Minister

Mitgl. d. Hochhemia 192. Hochschule, landwirtschaftliche

Kämpfe um d. Gründung ein. landwirtsch.

Lehranst., d. später. Hochschule 296 A. lf. Hochstetter, Mediziner

lehnt seine Berufung ab 232. Höfer, Karl Gust. Alb., Orientalist

1838/40 Dozent, Lebensgang 491 A. 1. Hölderlin, Joh. Christ. Friedr., Dichter

Freund Hegels 187. Hörn er, Student

Mitgl. d. Arminia 152; in Verbdg. mit d. Po-

lonia, verhaftet 160; v. d. Begnadigung aus- geschlossen 16lli. 167 ff.

Hoffbauer, Joh. Christoph, Philosoph Prof. in Halle, bittet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3.

Hoff mann, Ernst Theod. Amadeus

Mitgl. d. erweit, polizeil. Untersuchungskomm. 76. 95; scheidet aus 96.

Ho ff mann, Friedr., Mineraloge

1833 E. 0., Bedeutung 508 f.; v. A. v. Humboldt freudig begrüßt, die physikal. Geogr. nach sein, frühen Tode lange verwaist 306.

Hoffmann, Joh. Gottfr. , Nationalökonom Denkschrift üb. Ausgestaltung d. Staatswissen- schaften an d. Univ. 252 ff.; hält Sommer 1810 Vorlesungen im Univ.- Geb. 254; wird Ord.. seine Bedeutung 256; dezennienlange Lehr- tätigkeit 276; unterzeichnet d. Gesuch des Senats um Mitarb. an d. Univ. -Statuten 328; Vorlesungszahlen 357; lehnt Verleihung d. Doktorwürde ab, bleibt später d. Sitzungen v. Fak. u. Sen. fern 381 f.; lehnt 1811 d.Wahl z. Rektor ab 399; sein Verhalten b. Ehren- gericht Melzer-Brogi 412; enthält sich ein. Äußerung im Streite zw. Fichte u. d. Senat 422; will d. Entscheidung üb. d. Bittgesuch z. Gunsten v. Brogi dem Depart. über- lassen 426; rüstet 1813 d. Sohn aus 492. 508; 1813 in d. Staatskanzlei berufen 500, bleibt auch fernerhin b. Hardenberg 570; tritt f. Milderung d. Landsturmedikts ein 513; scheidet

Namen- und Sachverzeichnis.

435

lSlü aus dem Lehrkörper 571; sein Lehr- stuhl bleibt unbesetzt 588. 590; tritt 1821 wieder ein, 1823 Rektor 253; in Konflikt mit d. Reg.-Bevollm. Schultz 169U.; Redner b. d. Feier d. Reg.-Jubil. des Königs 169 A.l; rühmt Sehubarth 235 A. 2; f. Raus Gewin- nung tätig 249; f. Verbesserung d. Beleuch- tung im Univ. -Gel», tätig 433; d. histor. Rich- tung d.Staatswiss. entfremdet, scheidet 1834 aus d. Lehramt 507; Vater Friedr. Hoffmanns 508; Besetzung sein. Lehrstuhls geplant 12; fehlt unter d. Eingabe geg. "Wiedereinsetzung ein. besond. Regier. -Bevollm. 25 Anm.

Hoffmann v. Fallersieben, Aug. Heinr. seiner Professur entsetzt 39; während ein. Fackelzuges f. d. Brüder Grimm gefeiert, die deshalb durch öffentl. Erklärung v. ihm ab- rücken 87 f.

Hoffmannsegg, Joh. Centurius Graf v. schenkt d. Staate seine zoolog. Sammlung, Übermacht seine Insektensammlung d. Univ. 203; fördert Illiger 204 ; ..veranlaßt Lichten- stein z. zoolog. Studien 246, Link z. botani- schen 548.

Hof mann, Aug. Wilh., Chemiker 1864 z. Ord. ernannt 339.

Hollweg s. Bethrnann-Hollweg.

Holtzendorf, Herrn, v., stud. iur.

kommt am 18. März 1848 unschuldig z. Tode 219f.; sein Sarg b. d. Leichenfeier reich ge- schmückt 232.

Holtzendorff, Franz v., Jurist

1857 habilitiert 283; E. 0., weg. Beteiligung an ein. Wählerversanimlung verwarnt 341; seine Verteidigung Harry v. Arnims in früheren Zeiten unmöglich 353; z. Ord. befördert 355.

Holtzmann, Heinr. Jul., Theologe

v. Dillmann z. Berufung vorgeschlagen, v. d. Fak. abgelehnt 355. 362.

Homeyer, Karl Gust, Jurist

kommt mit seinem Oheim Rühs nach Berlin 260; Lebensgang, Bedeutung 211 f.; wird 1827 Ord. 384; liest üb. deutsches Recht 388; geg. Beeinflussung d. Studien durch polit. Ten- denzen 134; andachtsvoll f. d. Kleine, lehrt deutsches Privatrecht 135; 1846/47 Senats- mitgl. 171 A. 1 ; d. Jahre machen sich b. dun bemerkbar 282; stellt an d. Studenten höhere Anforderungen b28S; fühlt sieh durah

Beselers Berufung Euruekgesetet, noch rastlofl

tätig, läßt sich v. d. Geschäften d. Bali u. d. Spruchkollegiums entbinden :;

Honorar für die Vorlesungen

ins Belieben d. Dozenten gestellt 27«j 286 in d. Univ. -Statuten geregelt 461; Stundung eingeführt 400. 110.

Honorarprofessoren

1823 /.. ersten Male ernannt, Stellung zw. Ord. u. E. 0. 216; ihre Einführung v. 8enat be- fürwortet 1 14 f.

Hoppe, Reinhold, Mathematiken Dozent, Persönlichkeit 308 A.l.

Horkel, Frau

schildertd. Stimmung and. Univ. .Juni 1824 f77f.

Horkel, Joh., Mediziner

wird Ord. in Halle 63; Freund Keils, \. Hum- boldt z. Berufung ausersehen 201 ; Berufung b. König beantragt 203; sein Kommen sicher 206; auf ein. Reise f. d. Einrichtungskomm. tätig 220. 230ff.; Herkunft 273f.; geg. W< I farts Beförderung 476; schlägt Schelling als Fichtes Nachf. vor 572 A. 2; fehlt unter d. Hin- gabe geg. Wiedereinsetzung ein. besond. Regier.- Bevollm. 25 Anm.; gestorben 15Sf. ; Gehalt 159 A. 1; bleibt ohne Nachf. 312 A. 1.

Hörn, Ant, Ludw. Ernst, Mediziner 1810 habilitiert 238; Alter b. Antritt d. Lehr- amte 276; Ord. 1821, Wirksamkeit. Persön- lichkeit 241 f.; im Kampf geg. d. Reformer in d. Fak. 464i. 468; Vater K. F. W. Th. v. Horns 371; fehlt unter d. Eingal»' Wiedereinsetzung einer besond. Begier. -Be- vollm. 25 Anm.; stirbt 1848. Bein Lehrstuhl bleibt unbesetzt 311.

Hörn, Karl Fr. Wilh. Theod. v., Mediziner 1830/31 Dozent 371.

Hospitanten

ihre Zulassung in d. I'niv. -Statute] 460.

Hotho, Heinr. Grast., Kunstschriftsteller

üb. Hegels Vortragsweise 205i.; 1827 habili- tiert, Anhänger Hegels, Lebenagangi !'• lichkeit 310. 3121. ofa an d. Gesuch

v. 9 E. 0. nm Gehaltserhöhung 418. I kommt f. d. Führerschaft d. Begelianer nicht in Betraclit 476] Ifithrsg. i Werke Begell i83\ Freand V Benarj /s''. aus d. Jahrbb. f. wiss-Mis, di. Kritik m gee( hloc an . gebl. eine neu.' Zeätex I i den 97 ft ;

bleibt Begeli Lehre treu i:i7: ktit| ' ein. Komm. d. 0p| iriei MO; d. Philo-

sophie abgewandt '-'ss

436

Namen- und Sachverzeichnis.

Huber, Ferd., Schriftsteller

Vater V. A. Hubers, wird freier Schriftsteller, Mitbegr. u. Leiter d. Allgern. Zeitung 58ff.

Huber, Michael, Schriftsteller Prof. zu Leipzig, V. A. Eubers Großvater 59.

Huber, Therese, Schriftstellerin

Mutter V. A. Hubers, gibt d. Sohn z. Erziehung z. Fellenberg, redigiert Cottas Morgenblatt 58 f.

Huber, Victor Airae, Philologe

1843 z. Ord. ernannt 56; Herkunft u. Stellung 58ff.; d. Beruf ungsverhandlungen führen z. Ziel 64 f.; sein Gehalt zunächst auf d. allgem. Staatskasse übernommen 71; unterzeichnet d. Fak -Protest geg. Eichhorns Forderung auf Verschärfung d. konversator. Übungen 93 A. 1; politisch Glaser nahestehend 139; v. geringem Einfl. b. d. Studenten 144 ; gibt 1848 d. „Janus" auf, verläßt Berlin 229; gibt 1851 d. Professur auf 292; d. roman. Sprachen nach sein. Abgang in d. Hand d. Lektoren 308; Träger d. Ideale d. Königs, 1858 längst aus sein. Wirkungskreis geschieden 314.

H übler, Beruh., Jurist

vertritt als E. Ü. L Ä. Richters Lehrfach 329 A. 1 ; wählt Forschensstoffe, die mit d. nation. Zielen verwandt sind 336.

Hüll mann, Karl Dietr., Historiker Prof. in Frankfurt, geht nach Königsberg 145.

Hufeland, Student Kriegsfreiw. 1813 492.

Hufeland, Christ. Willi., Mediziner Direktor u. Lehrer am Colleg. med.-chir. 6. 41, das er selbstherrlich leitet 40; durch Beyme gewonnen 34; verfaßt f. Sehulenburg- Kehnert eine Denkschr. üb. d. Reform d. med. Fak. 51 ff.; v. maßgeb. Einfl. in der Fak. 60; Persönlichkeit, Bedeutung 61 f.; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75; f. d. Errichtung d. Berlin. Lehranst. tätig 78; v. Beyme als Dozent aiisersehen 81; unterrichtet Loder üb. d. Berlin. Plan 83; reist 1806 als Leibarzt d. kgl. Familie nach Königsberg, wo seine Gattin sich von ihm trennt 84 A. 2; v. Wolf z. Mitgl. ein. Einriebt -Komm, vorgeschlagen 86; Wolf stellt Ergänzung sein. Vorschlagsliste f. d. Mediz. duich ihn frei 88; intim mit Wittgenstein 94. 96; Freund Job. v. Müllers 96; sein Gutachten üb. d. Berlin. Lehranst. 102. 104f. 111. 199; hilft Fichte pekuniär aus, verwendet sich f. ihn b. Beyme 139; f. d. med. Fak. steht er allein mit d. Lehrern am Colleg. med.-chir. zur Verfügung,

weg. sein. Königsberger Reise amifalten v. Vor- lesungen verhindert 142 f.; v.Humboldtz. Mitgl. d. Med. -Sekt, ausersehen, fühlt sich zurück- gesetzt 200; z. Übernahme d. Professur auf- gefordert 207; ohne Einfl. auf d. anfängl. Be- setzung d. Fak. 233; v. Bernstein weg. sein. Berufung befragt, unterstützt ihn 234 f.; ver- hindert Reichs Berufung an d. Pepiniere 235; in sein. Organ. -Plane eine Prof. f. Augenheil- kunde nicht vorgesehen 237 ; z. Dekan designiert 279; beginnt seine Vorlesungen 289; schlägt d. Prinz Heinrichsche Ealais als Univ. -Geb. vor 296; in Konflikt mit Reil 343; hat be- suchte Vorlesungen 356; bis Nov. 1810 mel- den sich b. ihm 4 Doktor- Kandidaten 373; sein Votum betr. Regelung d. Promotion 374 ff. ; geg. d. Opponieren ex Corona 380f.; f. Wol- farts Beförderung 389. 476; b. d. ersten Rek- torwahl 400; Vertrauensmann Schuckinanns 407; Anhänger Ficbtes in dessen Kämpfen mit d. Senat 412. 416. 422; ohne Anteil am Entwurf d. Univ. -Statuten 432; folgt 1813 d. Könige als sein Leibarzt, ins Feld 500; Vorlesungs- zahlen 529; f. Berends' Berufung 545 f.; tritt f. Koreff ein, zeiht ihn aber mißbräuchlicher Benutzung d. Magnetismus 554; wohlwollend geg. Koreff u. Wolfart, nimmt eine vermit- telnde Haltung geg. d. Magnetismus infolge sein. Religiosität ein 561 ff. ; seine Vorschläge f. Fichtes Nachf. 572 A. 2; f. Förderung d. humanist. Studien 19. 472; mit d. Über- reichung d. Senats - Eingabe betr. d. stud., Demonstration b. d. Reform ationsfeste 1817 betraut 36 ; erhält ein Audit. f. med. Prüfungen eingeräumt 111 A. 1 ; konservativ gerichtet 114; fordert z. Sammlungen f. d. Griechen auf 184; kein spekulativer Kopf 225; Bruder Fr.G Hufe- lands 235; Oheim u. Schwiegervater E.Osanns, im Vergl. z. ihm 239; im Vergl. z. A.L. E.Horn 241; Lehrer v. Bartels, im Vergl. z. ihm 366 f.; Lehrer E. C. J. v. Siebolds 36S; im Vergl. z. Romberg 372; stirbt 452 A. 1; sein Auftreten im Vergl. z. d. K. F. Graefes 460; kein Gegner d. Spekulation an sich 465; Gegner Reilscher Ideen 468; seine Poliklinik im Univ.-Geb. unter- gebracht 369. Hufela'nd, Friedr. Gottlob, Mediziner 1814 E. 0.. Lebensgang 235; wird Ord. 23», stirbt 452 A. 1.

Hufeland, Julie

Gattin Chr. W. Hufelands, trennt sich in Königsberg vom Gatten 84 A. 2.

Namen- und Sachverzeichnis.

437

Hugo, Gust., Jurist z. Berufung ausersehen 206. 227 t'.; lehnt ah 229. 274; d. für ihn ausgeworfene hoho Ge- haltgespart 275. 397; Lehrer K. F. Eichhorns 335; wurzelt in d. Protestant. Aufklärung 388; Lehrer Savignys 379.

Humanistische Studien

Vorschläge zu ihrer besseren Pflege 17 ff.

Humboldt, Alex. v.

im Verkehr u. Vergl. mit Beyme 33; Beyme er- wirkt ihm ein Jahrgehalt 34; v. Wolf als Mitgl. ein. Einr.-Komm. d. Berlin. Lehranst. vorgeschla- gen 8tif. 91 ; hat Anteil an d. Reorgan. d. Akad. u. an d. Gründung d. Univ. 107 A. 1; Bedenken weg. Errichtung ein. Univ.in Berlin 130 A. 1,157 Anm. ; fordert d. Bezeichnung „Universität" f. d. neue Lehranst. 170; f. Gauß' und Oltmanns' Berufung tätig 205 f. 375; K. G. Karsten ihm nahe stehend 239; Jugendfreund Willdenows 249; führt in Paris Verhandlungen mit A.W. v. Schlegel 16; Koreff ihn kopierend 23 Anm. : bort, daß dessen Berufung auf sein. Bruder zurück- gehe 27; betreibt Jungs Anstellung in Basel 52 A.3; fördert d. junge Naturf.- Generation 227. 157; v. Ehrenberg angezogen 231 A. 1; tritt f. Verlegung d. Forstinstituts ein 252; f. Rankes Studienreise nach Paris interessiert 277; ver- wendet sich f. Bopp 285; ironisierend üb. K. Ritter 289; liest im W.-S. 1827/28 an d. Univ. 362f. 495, wofür ein neues Audit. ge- schaffen wird 427; hält Vorträge in d. Sing- akad. 363 f.; veranlaßt d. Berufung d. Naturf.- Vers. 1828 nach Berlin, deren Präsident 365 f.; seine südamerikan. Pflanzenschätze v. Kunth bearb. 374; verschafft Steiner eine Akad. - Unterstützung, verwendet sich f. seine Be- förderung 378; verschafft Dirichlet eine Re- muneration u. d. Ruf an d. Kriegsschule 379; f. Erbauung d. Sternwarte tätig 384; tritt f. G. Roses Beförderung ein, prägt d. Wort v. d. „Lebens- und Nahrungsprinzip" d. phil.

. Fak. 410. 416 A. 2; Freund Hcnles 456; v. Kronpr. als Präs. d. naturw. Kl. d. Akad. in Aussicht genommen 479; Freund Böckhs, Jossen Vorlesungen er hört 500; fördert Fr. Hoffmann 509; versichert d. Univ. d. Huld d. neu. Königs Friedr. Willi. 's IV. 4; b. d. Be- rufung d. Brüder Grimm tätig 14; erwirkt f. d. Univ. Berlin u. Königsberg Dotationen v. Könige 17; f. Schellings Berufung tätig 43 A. 1, hört dessen erste Vorlesung 47 A. 1 ; fördert Lepsius 1-12: in Beziehungen z. J. Frz.

Simon 156 A. 1; sucht Remak z. fördern 106 f.; im Leichenzuge d. in d. Revolutionstagen 1848 Getöteten 232; als Parlaraentskandidat auf- gestellt, verzichtet 258; beeinfl. d. König z. Gunsten Kuno Fischers 291 f.; beeinfl. u. för- dert W. Foerster 298 f.; interessiert d. König f. Brugsch 299 Anm.: fördert Peters 301; begrülit d. Wirken Fr. Hoffmanns u. v. Schlag- intweits 306; verschafft Barth u. d. Sehlag- intweits d. engl. Keiseunterstützungen 307 A. 2; verschafft Eisenstein eine Remuneration 308 A. 1; sein 100. Geburtstag v. d. Studen- tensch. f estl. begangen 348 ; d. Jahrh. d. Auf- klärung zuzurechnen 379.

Humboldt, Karoliue v.

Gattin W. v. Humboldts, hintertreibt Uhdens Mission nach Koni lö3 A. 1; mit d. Ausscheiden d. Gatten aus d. Unterr.-Sekt. einverstanden 216; Freundin Koreffs 556.

Humboldt, Theod. v.

W. v. Humboldts Sohn 152. 167.

Humboldt, Wilh. v.

Die Führer d. Beamtenschaft v. ihm bewundert 11; Beyme zus. mit ihm u. Boyen im Kampfe geg. d. Reaktion gestürzt 28; im Vergl. u. im Verkehr mit Beyme 33; ist ohne Kenntnis v. Beymes Plan der Berlin. Lehranst. 86 A. 2; nimmt sich d. entlassenen Joh. v. Müllers au 98; bestimmt Wolf z. Annahme d. Bezeichnung Uni- versität f. d. neue Lehranst. 107 ; führt auf sein. Bruder Alex. d. Reorgan. d. Akad. zurück 107 A. 1 ; d. v. ihm selbst verwaltete Amt im Unterr.-De- part.v. Stein Memeyer angeboten 135 f.; v. Stein z. Leiter d. Unterr.-Sektion vorgeschlagen, vor- läßt Rom, nimmt nach langem Zögern an 151 ff. ; nimmt nur zögernd d. Plan der Berlin. Lehr- anst. auf 156 f.; läßt Schmalz u. Fichte fallen, zurückhaltend geg. Schleiermacber, verbindet sich mit Wolf 157; beantr. Wolfs Anstellung gemäß dessen Wünschen 158 ff.; tritt f. d. Univ. in Berlin ein, will Frankfurt a, 0. zu- nächst erhalten 160f.; in Vorverhandlungen mit J. Chr. E. Schmidt u. Savigny, bestimmt Uhden z. Einttitt in d. Unterr.-Sekt. L61ff.; im Kampf mit Dohna um seine Stellung in d. Sektion, reist im April nach Königsberg, wo er d. Führung gewinnt 103ff.; entschlossen trotz d. Unsicherheit d. allgem. Lage l(J7f.; verwen- det sich f. Fichte u. Zelter b. Könige 168 f. ; sein erster Entw. d. Antrages auf Errichtung der 1'niv. in Berlin lü!)ff.; will d. 1'niv. Frankfurt u. Königsberg erhalten 171; beantr., derüniv.

438

Namen - und achverzeichnis.

Humboldt, Wilh. v. (Forts.) eine Dotation aus d. Staats -Domänenbesitz z. geben 171 ff.; zweite Redaktion sein. Antrages, verglichen mit Beymes u. Engels Plan 175 ff.-, schlägt d. Prinz Heinrichsche Palais z. Univ. -Geb. vor 178. 297; seine „Denk- schr. üb. die innere und äußere Organisa- tion d. wissensch. höher. Anstalten in Berlin" 179 ff.; nimmt d. Akad. ihre Institute u. Samm- lungen, seine Anträge weg. d. Errichtung d. Univ. v. Könige genehmigt, erfahren Modi- fikationen durch d. Minist. -Konferenz I90ff. ; hat Akad. , Univ. u. Institute d. Leitung u. Ober- aufsicht d. Staates unterstellt 194f. ; kehrt im Dez. nach Berlin zurück 195 f.; widmet sich Per- sonalfragen 195 f. 201 ff.; übernimmt d. Lei- tung d. Mediz.- Wesens, das er nach Reils Ideen umgestalten will 197 ff.; z. Mitgl. d. Akad. gewählt 206 A. 2; sieht sich durch Wolf enttäuscht 208 f.; stellt d. Antrag auf Eröffnung d. Univ. z. Mich. 1810, den d. König genehmigt, setzt eine Einricht.-Komm. ein 210f. ; d. Minist.-Krise 1810 führt z. sein. Aus- scheiden aus d. Unterr.-Sekt. 211 ff.; z. Ge- sandten in Wien ernannt, seine letzten An- träge als Chef d. Unterr.-Sekt., fürchtet f. sein Werk 218f.; behält bis z. Abreise nach Wien d. Fortführung sein. Auftrags f. d. Er- richtung d. Univ. 219 ff. ; fordert Planck z. Kommen auf, hofft Hugo neben Savigny z. gewinnen, der ihn u. das Depart. bei sein. Amtsantritt schwer enttäuscht 227 f.; sucht Kielmeyer z. gewinnen 232 ; Reich wendet sich vergebl. an ihn 235; will auf Flemmings An- stellungsgesuch später zurückkommen 238; seine Hoffnung auf K. G. Karstens Mitwirken durch dessen frühen Tod zerstört , gibt ihm in Weiß ein. Nachf . 239. 155 A. 1 ; urteilt scharf üb. Tralles' Benehmen 244; geht an d. Besetzung d. staatswissensch. Professur nur zögernd heran, holt eiu Gutachten üb. diese Disziplin v. J. G. Hoff mann ein 251 f., gestattet ihm das Halten v. Vorlesungen 254; gewinnt Thaer 256 f.; lehnt Woltmanns Berufung ab 258 f. 531 ; bemüht sich vergebl. um Gottfr. Hermann 264ff. ; sein Weggang ändert d. Verhalten d. Einricht.-Komm. gegenüb. Wolf 268; Schmalz v.ihm zurückgesetzt278; erlebt Schwierigkeiten b. d. Räumung d. Univ. -Geb. durch die bis- herigen Insassen 298f. ; gibt dem Gebäude d. Inschr. Universitati Litterariae 301 ; Nicolovius als sein Nachf. im Depart. v. Dohna vorgeschla- gen 305; in schroffstem Gegens. z. Schuck-

manu 305f. 310ff. 396; Freund Koreffs, tritt f. ihn ein 556 f., dadurch in Gegens. z. Schuck- mann 564 ; klagt üb. d. reaktion. Geist nach d. Be- freiungskriegen , tritt f. Einführung ein Minist.- Verfassung ein 567 f.; d. Verhandlungen mitHe- gel hätten unter sein. Leitung ein. and. Verlauf genommen 582; hat Hayne Aussicht auf Anstel- lung an d. reorgan. Tierarzneischule gemacht führt d. Ministerkrisis v. 1817 herbei, erreicht sein Ziel nur halb 639; seine Persön- lichkeit u. Verwaltungsgrundsätze im Vergl. z. denen Altensteins 3ff. 407. 437 ', dessen Gene- ralber. üb. d. Univ. -Wesen au d. v. ihm modi- fizierten Plan Beymes anklingt 11. 13; seine finanz. Forderungen im Vergl. z. denen Alten- steins 21 ; soll d. Anregung z. Schlegels Berufung gegeben habend"; Gegner d. Keaktion 34; tritt Auf. 1819 wieder in d. Staatsdienst 43; mit sein. Partei im Kampf geg. Hardenberg 67. 75 \ -chützt d. res geg. d.

Reaktionäre, drängt Wittgenstein in d. Defen- 68\ drängt auf eine geordnete Unter- suchung geg. Jahn 76; seine Ideen v. Eylert n. hekämpft 129; Sachse sein Privat- er 160, tritt f. Trennung d. Forstinstituts Univ. ein 252; fordert Bopp 285; ver- let sich f. K. Ritter 290; sagt Mitarbeit an d. Jahrb. f. wissenschaftl. Kritik zu 310; wird z. Dr. phil. h. c. ernannt 397; d. Nicht- erfüllung sein. Wünsche hinsichtl. d. Dotation f. d. Univ. führt z. ein. Beschneidung d. Ge- hälter, so daß sein Normalgehalt f. d. meisten Dozenten eine Mythe wird 40SH.; eine Ein- gabe v. 9 Extraord. verweist auf d. ihnen v. ihm gewährte Stellung 418; mit Proble- men d. wissensch. Sprachkunde beschäftigt, wie K. W. L. Heyse 422 . sein Verhältnis zu Johanna Motherby 458; v. Pott hochge wertet 489; mit Böckh befreundet 5001.; U. H. W. Frhrr. v. Bülow. sein Schwiegersohn 39; Eini- gungsversuche d. phil. Fak. in sein. Sinne ge- seheitert 288; geg. enge Verbindung d. Thaer- schen Instituts mit d. Univ. 297 Anm. ; seine Studien v. Steinthal fortgesetzt 302; hat häufig d. Rechte d. Fakultäten verletzt 354; seine Etatsforderungen werden lange nicht eingehal- ten, sein Durchschnittsgehalt f. d. Prof. sinkt J v. d. ursprüngl. Höhe herab 368; eng verwand sind seine Anschauungen v. d. Antike d. heutigen 378; d. Jalirh. d. Aufklärung zurechnen 379; in Befürchtung v. Kollis zw. Staat u. Wissensch. hat er d. Ur Stiftungsvermögen zuweisen wollen .

Namen- und Sachverzeichnis.

V»-s:.;e.

dadurch v. Staate z. lös 1; orfaßt tiefer als Schleiermaehev ehseusein sein.

Staates rnit d. Reformation, >ine Anschauung v. d. Pflichten d. Staates ge§ üb. d.wissenseh. Arbeit, behält der Regier. . Ernennung d. Lehrer vor 383 f.

Hurter, Euian.. Theologe in Schaffhausen geboren, tri z. kathol. Kirche über 56.

Jacobi, Friedr. Heim., Ph:>soph

"W. v. Humboldt verkehrt m ihm in München 153 A. 1; verwendet s h t Fries' Berufung 392; Vater Joh. Friedr. Ja «is 93.

Jacobi, Joh. Friedr., Schristeller im Dienste "Wittgensteins gl de "Wette 93 f.

Jacobi, Just. Ludw., The< >ge

Schüler Neanders 621 ; z. Rnuneration emp- fohlen 73; Neanders Amaransis 106; habi- litiert sich, kurzer Lebens::; , wissenschaftl. d. bedeutendste NeanderscLlor, in konver- sator. Übungen gewandt 11 ff. ; Repetent b. d. theol. Fak. 122; geht nac Königsberg 281; v. Nitzsch u. Twesten z. Ueruing genannt 325.

Jacobi, Karl Gust. Jak., Mhematiker Lebensgang 376 f.; f. Steißrs Beförderung 378; Anhänger Hegels 380; irkehrt mit H.W. Dove 382; Lehrer Joachimhals 156 Anm. ; Eisenstein ihm fast gleichweig 156; z. demo- krat. Partei übergetreten . ig. d. Plan ein. Demonstrationszuges am 4Juni 1848 245, nimmt vermutl. daran nicht il 246; als Kan- didat f. d. preuß. Nation. *rers. aufgestellt 258; beantragt d. Verleihun d. Ordinariats f. sich 258 A. 1.

Jaco1 ifcüst. Friedr. Wii., Philologe

Ruf an n Berlin. Gymn.' Passov 596, v. Hey u.

Jagow, Ludw. Friedr. andr, Günther r., Oberstallmeister Chef d. Tierarzneisohule, an «leren Reorgani satioo tätig 203; wahrt d, Besitzstand d. Stall Verwaltung im Univ.- Geb. 342.

Jahn, stud. med. Teilnehmer an der Wartburgfeiei 3? \ \

Jahn. Friedr. Ludw. Mitredakteur d. Preuß. Korrespondenten Mitbegr. d. Berliner Geselisoh. f. deutsohe Sprache 584; Anhänger v. ihn verfolj gerät seilet m Verfolgung, bittet um Bobuti u. Anstelluni; 38if.\ hält Vorlesungen (ib. d

deutsche Volkstum .'>'.'', diese erregen Auf- seilen // A. 1 ; hält sieh zurück und bleibt

unbehelligt /<>{., maoht eine Turnfahrt naofa Breslau, zieht das sog. 7. Turngesetz zuriloli //; v. Bardenberg geopfert 43\ sein Turn- platz gesperrt, protestiert vergebl, dagegen H> , eine Nachtmusik wird ihm dargebraoht, ent zieht sich d. Euldigung rföff., d, Btudent, Teilnehmer daran besohweren sioh lib. ihre Zitation vor d. Polizeigerielit 5l\ Alte sucht ihm zu helfen, der sieh selbst um eine Professur in Greifswald bewirbt 49\ bleibt d. Feste vom Picheisberg fern 53 f.; bleibt \ Wittgenstein unbehelligt 5U; wird verhaftet 60; bleibt zwei Monate ohne Verhör 76;

Arndt sein Gesini s'' Pauli em«

pfiehlt sich durch eine Schult geg. ihn 89\ v. Eylert u. (Jen. als Jugendverderber charak- terisiert 129; 1825 freigelassen 184\ Clenze Mitunterzeichner einer öffentl. Erklärui "seinen Gunsten 211; mit Leop. u. Heinr. Sänke ißkannt 255li.\ v. Friedr. Will.. IV rehabili rt 6; seine Gedanken vom A. T. V. er- t 345. kOtto, Philologe

Böckhs 501; sein. Lehramts in Leipzig 293; Freund Mommsens, mit ihm an scriptionum tätig 881. 333. r, Deutsche aus Halle vertrieben, greifen ihn scharf an 108 •genwart reis Lehre, gn il°"1

nschaftliche Kritik

egels, Grundu] ennings 1 ig, gehen z. Eichhorn

438

Namen - und Sachverzeichnis.

Humboldt, Wilh. v. (Forts.) eine Dotation aus d. Staats -Domänenbesitz z. geben 171 ff. ; zweite Redaktion sein. Antrages, verglichen mit Bovines u. Engels Plan 175 ff.; schlägt d. Prinz Heinriohsche Palais z. Univ. -Geb. vor 178. 297; seine „Denk- schr. üb. die innere und äußere Organisa- tion d. wissensch. höher. Anstalten in Berlin" 179 ff.; nimmt d. Akad. ihre Institute u. Samm- lungen, seine Anträge weg. d. Errichtung d. Univ. v. Könige genehmigt, erfahren Modi- fikationen durch d. Minist. -Konferenz 190ff. ; hat Akad. , Univ. u. Institute d. Leitung u. Ober- aufsicht d. Staates unterstellt 194f.; kehrt im Dez. nach Berlin zurück 195 f.; widmet sich Per- sonalfragen 195 f. 201 ff.; übernimmt d. Lei- tung d. Mediz.- Wesens, das er nach Reils Ideen umgestalten will 197 ff.; z. Mitgl. d. Akad. gewählt 206 A. 2; sieht sich durch Wolf enttäuscht 208 f.; stellt d. Antrag auf Eröffnung d. Univ. ?,. Mich. 1810, den d. König genehmigt, setzt eine Einricht.-Komm. ein 210f. ; d. Minist.-Krise 1810 führt z. sein. Aus- scheiden aus d. Unterr. - Sekt. 211 ff.; z. Ge- sandten in Wien ernannt, seine letzten An- träge als Chef d. Unterr. -Sekt. , fürchtet f. sein Werk 218 f.; behält bis z. Abreise nach Wien d. Fortführung sein. Auftrags f. d. Er- richtung d. Univ. 219 ff. ; fordert Planck z. Kommen auf, hofft Hugo neben Savigny z. gewinnen, der ihn u. das Depart. bei sein. Amtsantritt schwer enttäuscht 227 f.; sucht Kielmeyer z. gewinnen 232; Reich wendet sich vergebl. an ihn 235; will auf Flemmings An- stellungsgesuch später zurückkommen 238; seine Hoffnung auf K. G. Karstens Mitwirken durch dessen frühen Tod zerstört, gibt ihm in Weiß ein. Nachf . 239. 155 A. 1 ; urteilt scharf üb. Tralles' Benehmen 244; geht an d. Besetzung d. staatswissensch. Professur nur zögernd heran, holt eiu Gutachten üb. diese Disziplin v. J. G. Hoff mann ein 251 f., gestattet ihm das Halten v. Vorlesungen 254; gewinnt Thaer 256 f.; lehnt Woltmanns Berufung ab 258 f. 531; bemüht sich vergebl. um Gottfr. Hermann 264 ff. ; sein Weggang ändert d. Verhalten d. Einricht.-Komm. gegenüb. Wolf 268; Schmalz v.ihm zurückgesetzt 278; erlebt Schwierigkeiten b. d. Räumung d. Univ. -Geb. durch die bis- herigen Insassen 298f. ; gibt dem Gebäude d. Inschr. Universitati Litterariae 301 ; Nicolovius als sein Nachf. im Depart. v. Dohna vorgeschla- gen 305; in schroffstem Gegens. z. Schuck-

mann 305 f. 310ff. 396; Freund Koreffs , tritt f. ihn ein 556 f., dadurch in Gegens. z. Schuck- mann 564 ; klagt üb. d. reaktion. Geist nach d. Be- freiungskriegen , tritt f. Einführung ein Minist.- Verfassung ein 567 f.; d. Verhandlungen mitHe- gel hätten unter sein. Leitung ein. and. Verlauf genommen 582; hat nayne Aussicht auf Anstel- lung an d. reorgan. Tierarzneischule gemacht 604; führt d. Ministerkrisis v. 1817 herbei, erreicht sein Ziel nur halb 639; seine Persön- lichkeit u. Verwaltungsgrundsätze im Vergl. z. denen Alteusteins 3ff. 407. 437 , dessen Gene- ralber. üb. d. Univ.-Wesen an d. v. ihm modi- fizierten Plan Beymes anklingt 11. 13; seine finanz. Forderungen im Vergl. z. denen Alten- steins 21 ; soll d. Anregung z. SchlegelsBerufung gegeben haben 2 7; Gegner d. Reaktion 34; tritt Anf. 1819 wieder in d. Staatsdienst 43; mit sein. Partei im Kampf geg. Hardenberg 67. 69 A. 1. 75; schützt d. Professoren geg. d. Reaktionäre, drängt Wittgenstein in d. Defen- sive 68; drängt auf eine geordnete Unter- suchung geg. Jahn 76; seine Ideen v. Eylert u. Gen. bekämpft 129; Sachse sein Privat- sekretär 160; tritt f. Trennung d. Forstinstituts v. d. Univ. ein 252; fördert Bopp 285; ver- wendet sich f. K. Ritter 290; sagt Mitarbeit an d. Jahrb. f. wissenschaftl. Kritik zu 310; wird z. Dr. phil. h. c. ernannt 397; d. Nicht- erfüllung sein. Wünsche hinsichtl. d. Dotation f. d. Univ. führt z. ein. Beschneidung d. Ge- hälter, so daß sein Normalgehalt f. d. meisten Dozenten eine Mythe wird 408U.; eine Ein- gabe v. 9 Extraord. verweist auf d. ihnen v. ihm gewährte Stellung 418; mit Proble- men d. wissensch. Sprachkunde beschäftigt, wie K. W. L. Heyse 422; sein Verhältnis zu Johanna Motherby 458; v. Pott hochge wertet 489; mit Böckh befreundet 500L; U. H. W. Frhrr. v. Bülow. sein Schwiegersohn 39; Eini- gungsversuche d. phil. Fak. in sein. Sinne ge- scheitert 288; geg. enge Verbindung d. Thaer- schen Instituts mit d. Univ. 297 Anm.; seine Studien v. Steinthal fortgesetzt 302; hat häufig d. Rechte d. Fakultäten verletzt 354; seine Etatsforderungen werden lange nicht eingehal- ten, sein Durchschnittsgehalt f. d. Prof. sinkt v. d. ursprüngl. Höhe herab 368; eng verwandt sind seine Anschauungen v. d. Antike mit d. heutigen 378; d. Jahrh. d. Aufklärung zu- zurechnen 379; in Befürchtung v. Kollisionen zw. Staat u. Wissensch. hat er d. Univ. ein Stiftungsvermögen zuweisen wollen, um sie

Namen- und Sachverzeichnis.

439

dadurch v. Staate z. lösen 381; erfaßt tiefer als Schleiermacher d. Verwachsensein sein. Staates mit d. Reformation, seine Anschauung v. d. Pflichten d. Staates gegeniib. d.wissensch. Arbeit, behält der Regier, d. Ernennung d. Lehrer vor 383 f.

Hurter, Eman. , Theologe in Schaffhausen geboren, tritt z. kat.hol. Kirche über 56.

Jacobi, Friedr. Heinr., Philosoph

W. v. Humboldt verkehrt mit ihm in München 153 A. 1; verwendet sich für Fries' Berufung 392; Vater Joh. Friedr. Jacobis 93.

Jacobi, Joh. Friedr., Schriftsteller

im Dienste "Wittgensteins geg. de "Wette 93 f.

Jacobi, Just. Ludw., Theologe

Schüler Neanders 621 ; z. Remuneration emp- fohlen 73; Neanders Amanuensis 106; habi- litiert sich, kurzer Lebensgang, wissenschaftl. d. bedeutendste Neanderschüler, in konver- sator. Übungen gewandt 113 ff. ; Repetent b. d. theol. Fak. 122; geht nach Königsberg 281; v. Nitzsch u. Twesten z. Berufung genannt 325.

Jacobi, Karl Gust. Jak., Mathematiker Lebensgang 376 f.; f. Steiners Beförderung 378; Anhänger Hegels 380; verkehrt mit H.W. Dove 382; Lehrer Joachimsthals 156 Anm. ; Eisenstein ihm fast gleichwertig 156; z. demo- krat. Partei übergetreten, geg. d. Plan ein. Demonstrationszuges am 4. Juni 1848 245, nimmt vermutl. daran nicht teil 246; als Kan- didat f. d. preuß. Nation. - Vers, aufgestellt 258; beantragt d. Verleihung d. Ordinariats f. sich 258 A. 1.

Jacobs, Christ. Friedr. Wilh., Philologe lehnt zweimal ein. Ruf an ein Berlin. Gymn. ab 266 A. 1; Lehrer Passows 596, v. Hey u. Agricola 627.

Jaeger, Geo. Friedr., Mediziner lehnt seine Berufung ab 232.

Jaffe, Phil., Historiker

findet ein tragisches Ende, "Wattenbach sein ebenbürtiger Nachfolger 302. 356.

Jagi<$, Vratoslaw, Philologe

1874 Ord., sein Lehrstuhl neu begründet 357 A. 2.

Jagow, Gust. Wilh. v., preuß. Staatsmann Min. d. Inn., gebietet d. Dozenten 1862 Wahl d. Regier.- Kandidaten 340.

Jagow, Ludw. Friedr. Andr. Günther v., Oberstallmeister Chef d. Tierarzneischulo, an deren Reorgani- sation tätig 203; wahrt d. Besitzstand d. Stall- verwaltung im Univ.- Geb. 342.

Jahn, stud. med.

Teilnehmer an der Wartburgfeier 37 A. 1.

Jahn, Friedr. Ludw.

Mitredakteur d. Preuß. Korrespondenten 520; Mitbegr. d. Berliner Gesellsch. f. deutsche Sprache 584; Anhänger v. ihm vorfolgt 37; gerät selbst in Verfolgung, bittet um Schutz u. Anstellung 38Ü.; hält Vorlesungen üb. d. deutsche Volkstum 39, diese erregen Auf- sehen 41 A. 1; hält sich zurück und bleibt unbehelligt 40 f.; macht eine Turnfahrt nach Breslau, zieht das sog. 7. Turngesetz zurück 41; v. Hardenberg geopfert 43; sein Turn- platz gesperrt, protestiert vergebl. dagegen 46; eine Nachtmusik wird ihm dargebracht, ent- zieht sich d. Huldigung 46 iL, d. student. Teilnehmer daran beschweren sich üb. ihre Zitation vor d. Polizeigericht 51; Altenstein sucht ihm zu helfen, der sich selbst um eine Professur in Greifswald bewirbt 49; bleibt d. Feste vom Picheisberg fern 53 f. ; bleibt v. Wittgenstein unbehelligt 59; wird verhaftet 60; bleibt zwei Monate ohne Verhör 76; Arndt sein Gesinnungsgenosse 86; Pauli em- pfiehlt sich durch eine Schrift geg. ihn 89; v. Eylert u. Gen. als Jugendverderber charak- terisiert 129; 1825 freigelassen 184; Klenze Mitunterzeichner einer öffentl. Erklärung z. seinen Gunsten 211; mit Leop. u. Heinr. Ranke bekannt 255 U.; v. Friedr. Wilh. IV. rehabili- tiert 6; seine Gedanken vom A. T. V. er- neuert 345.

Jahn, Otto, Philologe

Schüler Böckhs 501; sein. Lehramts in Leipzig entsetzt 293; Freund Mommsens, mit ihm am Corpus Inscriptionum tätig 331. 333.

Jahrbücher, Deutsche

v. Eichhorn aus Halle vertrieben, greifen ihn v. Leipzig her scharf an 103.

Jahrbücher der Gegenwart

verteidigen Hegels Lehre, greifen Büohhoro scharf an 104.

Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik

Organisationsplan Hegels, Qrundung 806tt.\ werden unter L. v. Hennings Redaktion sein, streng. Lehre abwendig, xi>h><n /.. Efohoorn über, verlieren ihre alte Stellang r>3 1*7.

440

Namen- und Sachverzeichnis.

Jakob, Luchv. Heiur. v., Philosoph

an d. Univ. Halle, Kantianer, Keil widmet ihm seine Zeitschrift 55 ff.; verläßt Hallo 100; als Prorektor d. TJuiv. Halle eingesetzt 178.

Janssens, Holland. General

Gouverneur d. Kapkolonie, Lichtenstein Lehrer in seinem Hause, mit ihm auf Reisen 246

Jarcke, Karl Ernst, Jurist

E. 0., Lebensgang, Bedeutung, Persöulichkeit 386 ff.

Jastrow, Student

Mitgl. d. stud. Ausschusses, bestraft 34S f.

Ibell, Karl Friedr. Just, Emil v., Präsident Mordanschlag Loenings auf ihn 52.

I de ler, Christ. Ludw., Mathematiker und Orientalist Freund Beymes 31; v. Wolf z. Berufung vor- geschlagen 75; Mitgl. d. Akad. 206 A. 2. 244; lehnt d. Halten v. Vorlesungen ab 266; ver- kehrt mit Böckh 275; v. d. Fak. z. Prof. f. oriental. Sprachen vorgeschlagen 477. 530; Ehrendoktor d. phil. Fak., Dozent f. Mathe- matik* Bedeutung 611; Lehrer am Forstinstitut 252; Dekan 304. 332; Oheim K.W. Idelers 373; durch seine Ernennung z. Ord. wird Encke d. Weg z. Univ. versperrt 383; Vater J. L. Idelers 502; geg. d. Wiedereinsetzung ein. besond. Regier.- Bevollm. 24 A. 2.

Ideler, Jul. Ludw., Philologe Dozent, Lebensgang 502.

Ideler, Karl Wilh., Mediziner Dozent, Lebensgang 372 f.; sein Lehrstuhl lange unbesetzt, Westphal sein Assistent 338.

Jeröme Bonaparte, König von Westfalen zieht Dezbr. 1807 in Kassel ein 134; huld- voll geg. d. Deputierten d. Univ. Halle 135. 304 A. 2.

Jena, Universität

1824 Besuch verboten 176; 1825 Verbot auf- gehoben!^; ladet z. Univ. -Kongreß ein 273.

Jessen, Wilh., Botaniker

Privatdozent 299 A. 2; Gegner Darwins 301 A.l.

Jhering, Rud., Jurist

Privatdozent, nur Theoretiker, hat besuchte Kollegs 121.

Illiger, Joh. Karl Wilh., Zoologe f. Berlin gewonnen, Lebensgang; Mitgl. d. Akad. 204 ff. ; weigert sich , Vorlesungen z. halten 246; im Vgl. z. Lichtenstein 247; Her- kunft 274.

Immatrikulation (s. auch Gebühren) Beginn derselben Okt. 1810 287; dabei lasche Handhabung d. Aufnahmebedingungen durch Schmalz 319 ff.; Bestimmungen darüber in d. Univ. -Statuten 452 ff.; Vorbedingung dafür wird 1812 das Abiturientenexamen 17.

Inauguration d. Univ.

Termin verschoben 283. 529. 531; findet am 26. Apr. 1817 statt 035 ff.

Inländer

ihre Zahl im Verhältnis z. der d. Ausländer40ö f.

Institut, anatomisch-biologisches längere Zeit im Jüngkenschen Hause unter- gebracht 371.

Institut, anatomisches

d. anatom. Museum ihm angegliedert, erhält ein neues Heim 371.

Institut, gynäkologisches, 8. Klinik.

Institut, landwirtschaftliches, zu Möglin s. Thaer, Älbr. v.

Institut, pharmakologisches erhält 1883 ein. Neubau 370.

Institut für theoretische Physik im Univ.- Geb. untergebracht 371.

Institut, physikalisches

im Univ.- Geb., Neubau dafür errichtet 369.

Institut, physiologisches

im Univ.- Geb., bezieht d. Neubau in d. Doio- theenstr. 369.

Institut, psychiatrisches, s. Klinik.

Institut, psychologisches

mit d. modernsten Apparaten ausgestattet 374.

Institut, zoologisches bis z. Übersiedelung in d. Neubau d. Museums f. Naturkunde im Univ. -Geb. untergebracht 370.

Institute, öffentliche wissenschaftliche d. Akad. genommen 189 f. 194 f.; d. Studie- renden z. Benutzung freigegeben 455 f.

Institute d. Univ.

Mangel an Fonds bewirkt ihren Rückgang 427; aus d. Dotation v. 1840 besonders bedacht 71 ; ihr Etat 368 f.

Joachimsthal, Ferd., Mathematiker

1845 Privatdozent, Lebensgang 155. 156 Anm.

Jörg, Joh. Christ. Gottfr., Mediziner >eine Berufung erwogen 547.

John, Geheimrat

1818 Zensor, seine Farn, mit der Fr. Rückerts befreundet 197 A. 3.

Namen- und Sachverzeichnis.

441

John, Joh. Friedr., Chemiker

seine Berufung erwogen 570. Jonas, Ludw., Theologe

Redner b. d. student. Feier d. Reformatio ns-

festes 1817 640; vertritt d. Berlin. ßurschensch.

auf d. 2. Burschentage z. Jena 42.

Jonas, Willi., Mediziner

Bruder v. L.Jonas, Mitgl. d.Burschenseh.-i2A. 1. Jordan, Wilh., Dichter

mit Micbelet zerfallen 312; tritt f. deutsehe

Kolonisation in d. Ostmark ein 242. Irrenanstalt

ihre Einrichtung v. Studenten erbeten 474 f. Irwing, v., Präsident des Oberschulkolle- giums

nach sein. Tode 1801 d. Universitäten direkt

d. Minist, untersteilt 39.

Isensee, Ludw. Theod. Emil, Mediziner 1833 Dozent, Lebensgang 454.

Itzenplitz, Heinr. Friedr. Aug. Graf v., preuß. Staatsmann Landwirtschaf tsniinister, trägt Mühler d. Prings- heimscben Antrag betr. Übernahme d. land- wirtscb. Lehranst. vor, Gönner K. W. A. Thaers 297 Anm.

Jubiläum d. Univ.

Feier d. 50. Jahrestages ihres Bestehens am 15. Okt. 1860 334 f.

Juden

z. Anstellung durch Kab.-Ord. v. 1812 zuge- lassen 219; im Minist, herrscht eine ihnen feindliche Stimmung 219 f. 222 f. ; Aufhebung d.. Edikts v. 1812 durch Kab.-Ord. v. 1822 223 f.; ihre Zulassung z. Promotion v. d. jux. Fak. bekämpft 442. 498, v. Altenstein durch- gesetzt 442 i.; d. Gesetz v. 1822 scharf ge- handhabt 167; 1848 z. akad. Laufbahn in d. med. Fak. u. gewissen Fächern d. phil. Fak. zugelassen 168 ff.

Judentum

vergebl. Versuche, d. „Wissensch. d. Juden- tums" ein. Lehrstuhl z. verschaffen 302 ff.

Juengken, Joh. Christ., Mediziner

Dozent, Lebensgang 239 f.; bestimmt seine Hinterlassenschaft z. ein. Univ. -Stiftung 2 13; d. Fak. geg. seine Beförderung 416 Ä. 2; wird Ord. 453; Rivale Dieffenbachs 459. 461; er- hält als Rusts Nachf. d. Leitung d. Klinik KU f. ; Anhänger d. Reformer in d. Fak. 462] geg.

Wiedereinsetzung eines besonderen !•

Bevollni. 24 A. L'; \. d. Fak. /.. Leiter d. I Klinik vorgeschlagen 163 A. 1; eine student. Einguß' wünscht seine Beschränkung auf 'I. Augenklinik 163 A. 2; nimmt Vuchows Dienste bereitwillig an 173; Billroth als Bein Nachf. vorgeschlagen 311.

Juengken-Stiftung

v. d. Töchtern Juengkens errichtet ?.;9. 371.

Jung, Karl Gust., Mediziner

Mitgl. d. Burschenschaft 5 IL; kurzer Lebens- gang 52 A.'S; Freund Christa u. K. Ulrichs 55, verfolgt u. verhaftet 50. 59; Teilnehmer au Plehwes Montagsgesellschaft 67; Hengstenberg verkehrt mit ihm in Basel 330.

Jung-Stilling, Joh. Heinr. v. Einfluß auf Hufeland 62, auf K. Hengsten- berg 327.

Junker, Mediziner

seine Prof. in Halle bleibt unbesetzt 41 A. 3.

Jury, studentische s. Ehrengericht, stu- dentisches

Kabinett

seine Veränderung im Steinscheu Verfassungs-

plane 149 f. Kabinett, astronomisches

Einrichtung im Univ.-Geb. geplant 301; v. d.

phil. Fak. erneut vorgeschlagen 439. Kabinett, physikalisches

Einrichtung im Univ.-Geb. geplant 301; v. d.

phil. Fak. befürwortet 529; Schuckmann damit

einverstanden 531; verzögert sich 564; erneut

v. d. Fak. beantragt 439. Kaestner, Abr. Gotthelf, Mathematiker

Lehrer v. Tralles 243; K. F. Eichhorn hört b.

ihm 385. Kahle, Karl Mor., Philosoph

1839 habilitiert 484. Kahnis, Karl Friedr. Aug., Theologe

1842 Privatdozent, Lebensgang 117 f. Kalckreuth, Friedr. Ad. Graf \\, preuß. Feldmarschall ner d. Allg. Lehranst in Berlin 80; Gouver-

neur v. Berlin, geg. .d. Tragen v. Kokarden u.

bunten Jacken durch Studenten :>38ff. Kamptz, Karl AJb. Christoph Heinr. v.. preuß. Staatsmann

Direktor im Polizeiminist. , Beine Bohrift üb.

1. Wartburgfeiei .'»•"< h l ; fuhrt d. Unter-

442

Namen- und Sachverzeichnis.

Kamptz, Kail Alb. Christoph Heinr. v. (Forts.) suchung geg.d.Bruschenschaft 38, lehntd. Teil- nahme v. Rektor u. Senat daran ab 60 f.; geg. de Wette 69 i. 71 A. 1. 74, stimmt J. F. Jacobis Schrift geg. denselben zu 94; bestimmt d. Staatsrat Schultz z. Einlenken gegenüber Alten- stein 168; verfolgt Schleiermacher 173 it.; übernimmt z. sein. alt. Amte noch d. Unter- richt sabt. im Kultusminist. 175. 177; gibt sich tolerant u. liberal, Gegner der Orthodoxie, gleichgültig in relig. Fragen, nur um Erhal- tung d. Macht ist es ihm zu tun 179 f. 343. 386t.; scheidet aus d. Polizeiminist., tritt ins Justizminist, über 184 ; fördert L. Rankes Be- rufung 255i., dessen Reise nacb Wien 277, versagt ihm die nach Paris 395; Rationalist 364; b. d. Berlin. Naturf.-Vers. 1828 365 f.; wenig mit Savignys histor. Richtung einver- standen 384. 390; wohlwollend geg. Gans 390U.; Ehrendoktor d. jur. Fak. 398 A. 1; fördert Riedel 506 A. 3; Justizminister 512; sieht unter Friedr. Wilh. IV. sein. Einfl. schwin- den 18; als AVohltäter d. Univ. in ein. Ein- gabe Böckhs gerühmt 24 A. 1; scheidet aus sein. Amt 39; Böckh ihm genehm 70; ent- deckt 1848 sein deutsches Herz 224; vor- d. Julirevolution mit Studentenschaft u. Prof. zu- frieden 277.

Kant, Imman., Philosoph Führer d. neu. Geistes 17 ff.; v. Beyme ver- ehrt 33; Lehrer u. Freund Kiesewetters 40; Jakob vertritt seine Philosophie in Halle 55; Reil sein Anhänger 55. 57 ; beeinflußt Schmalz 106; W. v. Humboldts Anschauungen wurzeln in seiner Philosophie 166. 187; Schuckmann ibm abgewandt 311; Weiß aus sein. Schule hervorgegangen 583; Zimmermann verkehrt mit ihm 600; de Wette wurzelt in sein. Philo- sophie 625; von Hegel verehrt 188, gehaßt 189. 207; Benekes Auftreten im Vergl. z. d. seinen 302; Gruson hält an seiner Philosophie fest 380; Freund Hays 386; Helmholtz zu ihm zu- rückgeführt 184 ; Baur. wie auch Vatke , v. ihm mehr als v. Hegel beeinfl. 315; Zeller ihm späterhin zugewandt 356; d. Jabrh. d. Auf- klärung zuzurechnen 379.

Kanzellist b. d. Univ. durch d. Statuten bestellt 451.

Karl, Herzog von Mecklenburg

Verf. reaktionärer Artikel 88; Ultrareaktionär 97; begünstigt Wild berg 236; tritt a. d. Spitze '1. Komitees z. Ehrung A. v. Humboldts 364;

gibt 1828 d. Exerzierhaus f. d. Naturforscher- vers, her 365.

Karl August, Herzog von Weimar

machtlos 191; Hegel üb. d. Frieden d. Herzoge mit Napoleon 193.

Karlsbad, Kongreß zu

d. Univ. ist ohne Kenntnis d. dortig. Vorgänge 67 i. ; seine Beschlüsse geg. die staatsgefähr- lichen Prof. gerichtet 75, 1824 erneuert 176. 181, ohne Einfluß auf d. Frequenz d. Theo- logen 406, 1841 erneuert, doch in modifizier- ter Form gehandhabt 22 f. , aufgehoben 23. 343.

Karstangen, Mediziner

Prof. in Duisburg, Gehalt 41 A. 3.

Karsten, Student 1848 vielleicht Mitgl. ein. Deputation b. Stadt- kommandanten 199 A. 1.

Karsten, Gottfr., Oberlehrer nimmt an d. Wartburgfeier teil 37.

Karsten, Gust, Physiker

1845 Privatdozent, Lebensgang 155 f.

Karsten, Herrn., Botaniker Dozent, Lebensgang 155. 156 Anm.

Karsten, Karl Gust, Naturforscher

Dozent am Colleg. med.-chir. 41; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 88, z. Vorsteher d. mineral. Kab. 89; stirbt 1810, Persönlichkeit u. Bedeutung, seine Ämter auf Chr. S. Weiß u. J. K. L. Gerhard \ erteilt 239 f.; Großvater Gust. Karstens 155 A. 1.

Karsten, Karl Joh. Bern h. , Chemiker, Geh. Bergrat seine Berufung als Klaproths Nachf. erwogen 570; Vater Gust. Karstens 155 A. 1; verbindet Wissenschaft]. Arbeit mit staatl. Verwaltungs- tätigkeit 157.

Karsten, Wenzeslaus Joh. Gust., Mathe- matiker Vater K. G. Karstens 239. %

Karzer werden im Univ. -Geb. verlegt 439.

Kastellan d. Univ. in d. Univ. -Statuten eingesetzt 451.

Kayser, v.

Mitgl. d. Burschenschaft, sagt sich v. d. Schwar- zen los 54 Anm.

K ei bei, Kaufmann

1813 Mitgl. d. Divisionsgerichts 512.

Keil, Heinr., Philologe

1856 Privatdozent, verläßt Berlin 296 A. 1.

Namen- und Sachverzeichnis.

443

Keil, Karl Aug. Gottl., Theologe z. Berufung vorgeschlagen 478.

Keim, Theod., Theologe

v. Dillmaun z. Berufung vorgeschlagen 355.

Keipp, Herrn., stud. theol.

unterzeichnet d. Eingabe an d. Senat v. 3. Aug. 1848 geg. d. Demokraten 252 A. 1.

Kekule, Wilh.

als Eevolutionär verdächtig 107.

Kelch, Wilh. Gottl., Mediziner Privatdozent in Königsberg 41 A. 3.

Keller, Geheimrat im Kultusministerium votiert im Falle Br. Bauer 33 f.

Keller, Friedr. Ludw., Jurist

wird Ord. , Lebensgang, Persönlichkeit, Be- deutung 129; 1848 als Kandidat aufgestellt, verzichtet 258; Mitgl. ein. Senatskomin, z. Be- ratung d. Univ. -Reform 263, Korreferent üb. d. akad. Gerichtsbarkeit im Komm. -Bericht 271 A. 1; d. Jahre machen sich b. ihm be- merkbar 282; stirbt 1860 328.

Keller, Ed. Graf v., Jurist Burschenschafter, Teilnehmer a. d. Wartburg- feier 37 A. 1.

Keltsch, v., Student Mitgl. d. Arminia 152 A. 1.

Kemme, Joh. Christlieb, Mediziner Prof. in Halle, Gehalt 41 A. 3; bittet um Ver- setzung nach Berlin 100 A. 3.

Keudell, Rob. v., Staatsmann Mitgl. d. Hochhemia 192.

Keyserlingk, Herrn, v., Philosoph

1819/39 Dozent. Lebensgang, Gegner Hegels 293 f. 305.

Kiel, Universität

zieht heute die Student, stärker an als Berlin 359.

Kielmeyer, Karl Friedr., Mediziner Berufungsverhandluugen 207. 230ff. , bleiben erfolglos 232. 274; Lehrer Sigwarts 242; An- hänger d. Naturphilosophie 225. 466; beeinfl. Barez 243.

Kiepert, Heinr., Geograph

v. Böckh b. Eintr. in d. Akad. begrüßt 290 A. 1; tritt l>. d. Univ. ein, Lebensgang, Be- deutung, im Vergl. z. sein. Lehrer K. Ritter 306 f.; aus d. Zahl d. Extraord. z. Ord. beför- dert, als Nachf. K. Kitteis 357.

Kierulff, J. F., Jurist v. d. Fak. als Puchtas Nachf, vorgeschlagen 131.

Kieser, Dietr. Geo., Mediziner

erscheint Gentz als Ffauptrevolutiouär 75. ' Kiesewetter, Joh. Gottfr., Philosoph Prof. am Colleg. med.-chir. 40, an d. Pepi- niere 45.

Kilian, Herrn. Friedr., Mediziner

verfaßt mit and. ein Promemoria z. l'niv.- Reform 263.

Kinkel, Gottfr., Theologe, Dichter

Privatdozent in Bonn, erhält schließlich eine Remuneration 26 ff.

Kinsky, Aug. v. Jugendfreund Tholucks 320.

Kircheisen, Friedr. Leop. v., preuß. Stauts- minister Kammergerichtsdirektor, freimütiger Gesinnung 11 ; hat nichts geg. d. Überlassung d. Domänen an d. Univ. einzuwenden 192f. ; wird 1810 Justizminister 217; macht Vorschläge z. Ände- rung d. akad. Gerichtsbarkeit 281; erhält d. Univ. - Statuten z. Durchsicht 433, macht ge- ringe Ausstellungen 632; 1813 Gegner d. Divi- sionsgerichte 511 f.; hinsichtlich d. Berufung A. Feuerbachs 565; seine Entlassung 1817 v. Humboldt verlangt 039; votiert geg. de Wette 73. 77; tritt f. Forderungen d. liberal. Gruppe im Staatsminist, ein, Mitleiter d. verstärkt, poli- zeil. Untersuchungskomm. 76; geg. Schleier- machers zwangsweise Versetzung 87; geg. d. überhandnehmende Willkürherrschaft, geg. Krauses u. f. Reibnitz' Ernennung z. Univ.- Richter 143 f. ; i. S. d. Polonia u. Arminia 160. betr. Caprivis Begnadigung 164. 166; geg. laud- rechtl. Vorlesungen 214.

Kirchenbehörden, preußische lehnen sich geg. d. Wöllnersche ReligioiiM'<|ikt auf 14 ff.

Kirchenzeitung, Evangelische

v. Bengstenberg gegründet u. redigiert 342ti

Kirchhoff, Ad., Philologe 1865 Ord., Böckhs Nachf. 339.

Kirchhoff, Gust. Rieh., Physiker l'nvatdozent, kehrt als Ord. /.muck 299 Ord. berufen :W> sein Lehrstuhl neu gründet, als Ersatzmann f. H. W. DoV6 anzu- sehen 357 A. 2.

Kirchmann, Jul. Herrn, r., Staatsanwalt liberal, laßt (■■ \. Bohlöffel verhaften 816

Kirchner, Karl Berm., Philosoph Dozent, Lebensgang 137 \. I.

444

Namen- und Sachverzeichnis.

Klaatsch, stud. med.

weg. sein. Ehrenhandels mit Brogi bestraft 4 1 2 ff .

Klaproth, Heinr. Jul., Orientalist

- Mitgl. d. Nordsterns 552.

Klaproth, Mart. Heinr., Chemiker Dozent am Colleg. med.-chir. 41; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75. 88; nimmt d. Pro- fessur an 207; Lebensgang, Bedeutung 241; Freund Sigwarts 242, Willdenows 248; Her- kunft 274; d. Älteste d. Fak. 275 f.; beginnt Okt. 1810 seine Vorlesungen 289; f. Relegation Melzers 411; sucht Fichte im Auftr. d. Senats b. Rektorat z. halten 418; Mitgl. d. Komm. /.. Prüfung d. Magnetismus 560; stirbt 1814, E. Mitscherlich wird sein Nachf. 570f. 226; veranlaßt Hayne z. Habilitation 604; Freund v. G. u. H. Rose 227 f.

Klein, Bernh., Musiker

Lehrer d. Musik an d. Univ. 272 A. 1 ; leitet d. musikal. Teil des Bewaffnungsfestes 1820 113.

Klein, Ernst Ferd., Jurist

Zeuge f. d. guten Geist in d. Beamtenschaft 1 1 A. 1 ; stimmt f. Fichtes Aufnahme in d. Akad. 22; Prof. in Halle 25; v. Wolf als Komm.- Mitgl. f. d. Einrichtung d. Allg. Lehranst. vor- geschlagen 86; v. AVolf z. Berufung genannt 88; seine Gedanken v. Gneist fortgebildet 286.

Kleinert, Paul, Theologe Dozent, löst sich von vornherein aus d. Ab- sperrung d. Theologie v.d.gemeinsch. wissensch. Leben 336.

Kleist, v., Geheimrat im Justizministerium geg. Leop. v. Gerlach 96 A. 2.

Kleist, Friedr. Heinr. Ferd. Emil, Gral' v. Nollendorf Ehrendoktor d. phil. Fak. 528; ültrareaktionär 60 A. 2.

K lenze, Klemens Aug. Karl, Jurist

Mitgl. v. Lückes Göttinger Kreis, 1813 Kriegs- freiw. 626f.; geg. d. althistor. Studien d. Staats- rats Schultz 172 A. 2; Lebensgang 2/0 f.; Ver- halten v. Gans bei seiD. Promotion 219; liest einmal üb. Rom. Gesch. 254; wird Ord. 384; Rektor 394 A. 2; Führer d. Anhänger Savigtiys in d. Fak. nach dessen Rücktritt 498; stirbt 452 A. 1 ; d. Fak. geg. Wiederbesetzung seines Lehr- stuhls 416 A.3. 512; Besetzung sein. Lehrstuhls mit Albrecht scheitert 12; Lehrer v. Lepsius 141: Freund Böckhs u. Lachmanns 148.

Klewitz, Wilh. Ant. v., preuß. Staatsmann Chef d. Sektion f. allg. Gesetzgebung, mit Ernen- nung Savignys als Mitgl. d. Sekt, einverstanden 228; macht nur geringe Ausstellungen an d. Be- stimmungen üb. d. akad. Gerichtsbarkeit 280; mit d. Verwaltung d. ostel bischen Prov. betraut, Schmalz an ihn gewiesen 498; wirkt f. Wieder- herstellung d. Univ. Halle 524; bietet vergebl. Hayne eine Professur zu Brauusberg an 604 ; mit d. Entwurf ein. Verfassung 1817 beauftragt 125.

Klinik, chirurgische v. Reil gefordert 49; v. Humboldt beantragt 207; v. K. F. Graefe gefordert 233, unter sein. Leitung 1810 eröffuet, glänzend entwickelt 343

Klinik, gynäkologische v. Reil gefordert 49 ; v. Humboldt in Aussicht genommen 207; v. Studenten d. Med. erbeten 474; 1817 eröffnet 547; kann sich mit d. unter Kluge stehenden Charite- Klinik nicht messen 248; v. Rust für überflüssig gehalten 368; unter D. W. H. Busch reformiert 369; Ausge- staltung nach E. C. J. v. Siebolds Tode weg. Mangels an Fonds unmöglich 427.

Klinik, medizinische, der Charite v. Hufeland gefordert, eingerichtet 52 ; v. Kluge musterhaft verwaltet 248; eine zweite durch Verlegung d. Univ. -Klinik in d. Charite er- richtet 367.

Klinik, medizinische, d. Univ.

v. Reil gefordert 49; b. d. Gründung d. Univ. eingerichtet, kehrt als zweite innere Klinik später in d. Charite zurück 52; auf Antrag v. Humboldt eingerichtet 207; Ausstattung mit zwölf Betten v. Reil gefordert 233; bei Bartels' Amtsantritt in d. Charite verlegt 367 , dadurch 3000 Tlr. gespart 369; nach d. Tode v. Berends nicht gehörig ausgestattet weg. Mangels au Mitteln 427; ihre Wiederherstellung v. Senat u. Fak. beantragt 47/, abgelehnt 4 73.

Klinik, psychiatrische

v. Humboldt als notwendig bezeichnet 207; v. Reil gefordert 473.

Klub der Selbstmörder

eine Tischgesellsch. v. Privatdozenten 337.

Klug, Joh. Christoph Friedr., Entomologe E. O. 417 Anm.; v. Lichtenstein herbeigezogen, geg. den er seine Stellung in d. entomolog. Abt. d. Museums häufig verteidigen muß, bleibt E. 0., stirbt 1856 301 A. 2.

Kluge, Karl Alex. Ferd., Mediziner

Vertreter d. Magnetismus 550; Mitgl. d.Komm. /.. Prüfung d. Magnetismus 560; habilitiert sich,

Namen- und Sachverzeichnis.

L4ß

Lebensgang 242; Leiter d. Charite- Klinik 248;

Lehrer Ratzeburgs 253 Anm.; stirbt 158. Knape, Theologe

v. Marheineke z. Gunsten Br. Bauers zitiert 30. Knape, Christoph, Mediziner

v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75; berufen

234; d. älteste d. Fak. 276; seine Ernennung z.

Mitdirektor d. anat. Mus. rückgängig gemacht

343; hat besuchte Vorlesungen 356; f. Brogis

Bestrafung 417 ; geg. Wolfarts Beförderung 476;

f. Rosenthals Anstellung 477; rüstet 1813 d.

Sohn aus 492; f. Reinholds Berufung 572 A. 2;

E. C. J. v. Siebold sein Amanuensis 576'; stirbt

1831 446. Knapp, Geo. Christ., Theologe

Freund Beymes 34; Lehrer Noltes 81 , v. diesem

z. Berufung vorgeschlagen 131 A.2; v. Tholuck

gerühmt 339; stirbt 1825 337. Knebel, Karl Ludw. v.

sucht Humboldt z. Übernahme d. geistl. Depart.

zu bewegen 153. Knies, Karl, Nationalökonom

Führer auf sein. Forschungsgebiete 318. Knoblauch, Karl Herrn., Physiker

Privatdozent, verläßt Berlin 299. Kny, L. , Botaniker

1867/73 Dozent 297 Anm. Koch, Emil, Botaniker

Dozent 297 Anm.; findet seine Hauptstellung

an d. landwirtsch. Hochschule 299 A. 2. Koch, Rob., Mediziner

Erforscher der Cholera 238. Koeck, Christ, Künstler

v. Loder z. Berufung vorgeschlagen 109. Koehler, Ludw., stud. med.

Mitbegr. d. Polonia 160, deshalb bestraft 164;

auf Antrag Schuckmanns entlassen 180. Koehne, Karl Bernh , Numismatiker

Privatdozent, Lebensgang 155 Anm. Koenen, Joh. Friedr. Emil v., Jurist

nimmt an d. Wartburgfeier teil 37. Koenen, Ludw. Ernst v., Mediziner

Gegner d. Magnetismus u. Wolfarts 560 f.; tritt

für d. Turnen ein 41 A. 1. König, „Professor"

Rektor aus Pommern, März 1848 arretiert 229. Koenig, Geo. Ludw., Rektor in Eutin

warnt Trendelenburg vor Hegel 487. Königsberg, Universität

Frequenz 41. 72. 404; bleibt Preußen 1807

erhalten, ohne Bedeutung 72. 80 A. 1 ; soll be-

stehen bleiben 171. 177. 12, erhall b.d.Thron- besteigung Friedr. Willi. \ iv. ein Geschenk v. 9000 Tlrn. 17; Gutachten d. theol. Fal im Falle Br. Bauer 28. 30; d. Rationalismus noch 1810 an ihr mächtig 107: ein.' Amts tracht v. Friedr. Willi. III. verweigert 217 Anm

Koepke, Charlotte Gemahlin Leop. v. Caprivis 161.

Koepke, Rud. Anastasius, Historiker nimmt zwei fJniv.-Pläne Engels an :>r>; auf d. Gegensatz b. d. Inauguration d. Hallensei u. Berl. Univ. hin 283; Schüler Wilkens 593, Rankes .'>().'> ; wahrt in sein. Tagesscbriftstellerei d. Abstand zw. "Wissensch. u. Politik 153 f.; leiht auch der Reg. seine Feder 25$; unterzeichnet eine Eingabe d. Opposition -geg. d. Ord. 260.

Koerner, Christ. Gottfr., Geh. Oberregie- rungsrat v. Staatsrat Schultz z. Naebi. Fricks vorge- schlagen 136 A. 1.

Körte, stud. iur.

Enkel Thaers, Teutone, v. Senat bestraft 278.

Kohlrausch, Heinr., Mediziner

Verhandelt vergebt, mit KieJmeyer 230; z. Vor- lesungen zugelassen 238; in Zwist mit K. F. Graefe 343, mit Krukenberg 475 A. 1 ; Niebuhrs Hausarzt, der ihn geg. Sehleiermac her ver- teidigt 346 A. 1 : Koreff wünscht eine dei seinen analoge Stellung 558; Gegner Wolfarts 560; in Mißhelligkeiten mit A. L. E. Hörn 241.

Kohlstock, Jul. Hans Mansuetus, Jurist

Privatdozent 499 A. 2; erscheint später wohl nur noch in d. Lektionsverzeichnissen 282.

Kolleggelder s. Honorar f. Vorlesungen

Konfliktszeit s Preußen

Konopack, Christ. Gottl, Jurist v. Wolf z. Beratung vorgeschlagen 87; nach Rostock übergesiedelt 87. 100; Bffitarb. am Preuß. Korrespondenten 515.

Konvikt, studentisches d. Plan d. Errichtung zerschlägt sich '>ii

Koreff, Dav. Ferd., Mediziner

Lebensgang, Persönlichkeit, Bedeutung 552 ff.; Stifter dos „Nordsterns" 552. 612; 1816 Ord, 559; erzwingt seine Aufnahme in d. Fak. 5ßl. 56if ; Hufeland ihm wohlgesinnt 561 ff.; v. d. Fak.-Mitgl. gemieden 664. 2HÜ ; W.v. Hum- boldts Eintreten f. ihn verfehlt 567; Leander ohne Beziehung i, ihm 624; Günstling Harden- bergs, Verhältnis zu Utenstein 22tt.\ G

446

Namen- und Sachverzeichnis.

Koreff, Dav. Ferd. (Forts.)

v. Altensteins Univ. -Plänen 24f. 404, d. Repe- tenteninstituts 25 f., d. Lektoren 32 '; f. d. Er- richtung d. Univ. Bonn tätig 24 f. 29 A. 1; veranlaßt Schlegels Übersiedelung nach Bonn 27 ff.; f. Tiecks Berufung tätig 30 f. ; als Konim.- Mitgl. z. Revision f. Schulen u. Kirchen aus- ersehen 124 f.; fällt b. Hardenberg in Un- gnade 132 f.; geht dauernd nach Paris 133, scheidet damit aus d. Fak. 235; fördert Scholl, der sein Nachf. b. Hardenberg wird 137 \ ver- wendet sich f. Gans 222 f.; Extravaganzen d. Naturphilosophie zugetan 225. 241; tritt f.G. A. Richter ein 233; in Vbdg. mit Rust 237.

Korps

kommen nach d. Revolutionszeit v. 1848 empor, schließen sich d. Kösener S. C. an , an d. Univ. unbeliebt 279; nehmen an d. Gedächtnisfeier f. 1813 teil, beanspruchen bevorrechtete Stel- lung, wodurch dauernder Zwiespalt in d. Stu- dentenschaft hervorgerufen wird 346 f.

Korrespondent, Hamburger

wird weg. ein. Falschmeldung üb. d. Berufung d. Brüder Grimm dementiert 15 A. 1 f.

Korrespondent, Preußischer (Zeitschr.) 1813 gegründet 497; unter Schleiermachers Redaktion 515; weitere Schicksale, 1814 ein- gegangen 520.

Kor tum, Geheimrat im Kultusminist.

muß sein Ressort an Eilers abgeben 22 ; votiert

im Falle Br. Bauer 34. Kosch, Dr.

Präs. d. Nation. -Vers., b. d. Univ. -Feier am

3. Aug. 1848 252.

Kosegarten, Job.. Gottfr. Ludw., Theologe v. d. Fak. vorgeschlagen 316; Berufungsver- handlungen scheitern 326 A. 1; v. Senat in Aussicht genommen 346; Lehrer Höfers 491 A. 1; f. Br. Bauers Entfernung aus d. theol. Fak. 30.

Kosegarten, Ludw. Theobul, Dichter Großvater Dieffenbachs 456.

Koszorowski Mitgl. d. Polonia 159.

Koszutzki, v.

Gründer d. Polonia 159.

Kotelmann, stud. phil.

1848 radikaler Wortführer 194.

Kothe. Traug. Wilh., Mediziner strenger Examinator 370.

Kotte, Theologe v. d. Fak. z. Berufung genannt 479.

Kottwitz, Hans Ernst Baron v.

hat kein. Anteil an d. Auffindung d. Trost- briefes de Wettes an Frau Sand 71 A. 1; ver- ehrt von Neander 619, von Tholuck 322; üb. Tholuck weg. Ablehnung d. Lehre v. Sündenfall erzürnt 335 A. 1 ; geg. G. A. Gablers Berufung 48lf.; die Neander -Schüler ihm zugetan 114.

Kotzebue, Aug. Friedr. Ferd. v., Schrift- steller v. Sand ermordet 49. 52. 54. 70; weg. d. An- schlages z. sein. Totenfeier Reibereien zw. Rek- tor u. Studenten 66 A. 1 ; Hrsg. d. Freimüti- genu 90.

Kranichfeld, Friedr. Wilh. Geo., Mediziner 1828 E. 0., Lebensgang 454 A. 1.

Kratz, stud. theol.

unterzeichnet 1813 d. Eingabe d. Studenten- schaft auf Reiseunterstützung 491 A. 1.

Kraus, Christ. Jak., Staatsrechtslehrer Lehrer v. Schmälz 106; Verf. ein. Denkschrift üb. Ausgestaltung d. Staatswissenschaft. 251 ff.

Krause, Universitätsrichter

bewirbt sich um d. Amt d. Univ. - Richters 143, ernannt 144; i. S. der Verfolgung Capri- vis, d. Arminia u. d. Ehrengerichts 158 ff. 165f.; zus. mit Lichtenstein z. stellvertr. Reg.- Bevollm. ernannt 437 \ geg. Nichtzulassung v. Juden z. jur. Promotion 4421.; d. Kommis- soriums z. Stellvertretung d. Regier. -Bevollm. entsetzt, legt sein Richteramt nieder 24 f.: Lehnert I wird sein Nachf. 70.

Krause, Karl Christ. Friedr., Philosoph 1814 Privatdozent, v. Chr. S. Weiß als Nachf. Fichtes vorgeschlagen, Gründer d. Berl. Ges. f. dtsche Sprache 584.

Krausnick, Oberbürgermeister

nimmt 1848 an d. Sitzung z. Einrichtung d. Schutzkommissionen teil 201, genehmigt d. Eintritt d. Studenten darin 203 A. 1.

Kriege, Student seine Wahl z. Vorsitzenden d. Akad. Lese- vereins nicht genehmigt 76; seine radikal. An- sichten bis Z.Revolution nicht ausgestorben 189.

Kriegsgerichte 1813

Opposition d. Justizbehörden geg. sie 511 f.

Krone in Preußen

ihre Stellung in d. Zeit vor Jena Off.

Namen- und Sachverzeichnis.

447

Krone, stud. theol.

Schüler de Wettes, 1813 z. Ausrüstung als Kriegsfreiw. unterstützt 491 A. 2.

Krüger, Student z. Redner b. Bewaffnungsfest 1820 ausersehen 112.

Krueger, G. T. A.

Freund Lachmanns, Mitgl. d. Göttinger Krei- ses 627.

K r uege r, Karl Wilh., Philologe 1831/44 Dozent. Persönlichkeit 503.

Krug, Wilh. Traug., Philosoph bewirbt sich um eine Professur, geht nach Leipzig 146 A. 2; z. Berufung vorgeschlagen 572 A. 2.

Krukenberg, Peter, Mediziner

Führer ein. Deput. v. Med., welche Ausbau d. Fak. begehrt, v. Schuckmann nach Halle berufen, Schwiegersohn Reils 475 ; mit Karzer bestraft 475 A. 1 ; 1813 Kriegsfreiwilliger 490f. ; Anhänger d. Naturphilosophie 466; als Nachf. v. Bartels genannt 471. 473 A. 1.

K rutisch, Zuckersiedereidirektor

1813 Mitgl. d. Divisionsgerichts 512; Schwieger- vater L.V.Hennings 512 A. 1.

Kuhns, Friedr. Wilh., Jurist

Dozent 283 A. 2. Küster, v., Kriegsrat

fordert Beschränkung d. Zensurfreiheit 332;

geg. d. Plan G. Reimers auf Gründung ein.

Zeitschrift 497. Kufahl, Geo, Leop. Ludw., Historiker

1830/37 Privatdozent 506 A. 2. Kugler, Franz Theod., Kun9tschriftsteller

Dozent 502 A. 2. Kuhn, Aug., Schriftsteller

Persönlichkeit, im Dienste Wittgensteins 90. 94. Kummer, Ed., Mathematiker

als örd. berufen, Bedeutung 308; Rektor 349 A. 1. Kunstakademie

gilt etatsmäßig als wissensch. Anstalt, erhält

Zuschuß 427. Kunth, Gottlob Joh. Christ. , preuß. Staatsrat

Vermittler b.' Humboldts Berufung ins Depart.

151 A. 1. 152 f., rät diesem z. Ausscheiden 215. Kunth, Karl Sigism., Botaniker

Ord. 1829, Persönlichkeit 374; als Dekan v.

König Friedr. "Wilh. IV. u. d. Prinzen Wilhelm

empfangen 4; geg. Wiederernennung ein. be-

sonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2; unter- nimmt Exkursionen 89; Vertreter d. Botanik in d. phil. Fak., tritt im Univ. -Leben wenig hervor, stirbt 1850, Lehrer Göpperts 299.

Kunz, Friedr., Technologe

seine Bewerbung v. Humboldt abgelehnt 252.

Kursus d. Vorbereitung z. med. Staatsexamen, nach Berlin verlegt 45 f.

Kuszinski

wegen Teilnahme an d. Polonia bestraft 164.

Lachmann, Karl, Philologe

1816 habilitiert, geht nach Königsberg 597; Mitgl. d. Göttinger Kreises 626 ff. 211. 226; Art seiner Textkritik 627 f. ; Freund Rankes 280. 503; üb. Bopps Konjugationssystem u 284; Minding hört seine Vorlesungen 380; f. H. Rit- ters Rückberufung 480; Lehrer Höfeis 491 A. 1; kommt neben Böckh nicht auf 501; üb. Eichhorns Ernennung z. Kultusminister er- freut 6; fehlt unter Böckhs Eingabe gegen Wiedereinsetzung ein. besond.Regier.-Bevollm. 24 A. 2; 1842/43 Senatsmitgl., konservativ 70; Rektor 1843/44, erhält d. Auftrag, Nauwercks Kolleg im S. S. 1844 aus d. Katalog zu streichen 82; Freund Eichhorns, lehnt aber dessen Er- suchen um Veröffentlichung ein. Erklärung ab, daß d. Univ. in betr. Nauwercks mit d. Minister, gleich. Ansicht sei 84 f.; hält Semi- narübungen ab 89; Freund Twestons, gehört (wie dieser) verschiedenen Klubs an Ulf.; Chlebus' Lehrer 113, Gruppes 138; v. Lepsius in d. Jugend abfällig beurteilt, später dessen verehrter Kollege 141. 143; seine Lehrtätig- keit u. Stellung z. Böckh 145 ff.'; in literar. Fehde mit J. Franz 149; Lehrer v. Hertz 150, v. E. Curtius 151; 1846/47 Dekan, Se mitgl. 171 A. 1; unter sein. Rektorat d. letzt, student. Demonstrationen vor 1848 189: aul d. Revolutionstage zurückblickend, in einem Schreiben an M. Haupt 193 A. 1; Lehrer Moneckes 194; in d. Revolutionszeit v. 1848 204.222. 228 f. 230. 232 f ; verteidigt d, in d. Preuß. Staatsanzoigor geg. d. Vorwurf d. Energielosigkeit 253 AI; Mitgl. ein. S. komm. z. Beratung d l'niv.-K.fuiin 968; Ver- tretet auf d. Berlin. Univ.-Konferenx 876; stirbt März 1851 . Verhandlungen w< Nachf.. Haupt, Bein. Freundes, der Fori Bein. Werkes ist 998 ff.; Lehrei Hfillenhoffs 309 ff.; Gelehrte mit sein, ausgebreiteten

448

Namen- und Sachverzeichnis.

Lachmann, Karl (Forts.,)

"Wissen sind heute nicht mehr da 366; greift mit sein. Ausg. d. Neu. Testam. z. erst. Male in d. Grenzen d. theolog. Forschung über 3S0; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient 384.

Ladenberg, Adelbert v., preuß. Staatsmann für Erledigung d. Nachf. v. Gans tätig 514y muß sein. Geschäftskreis als Ministerialdirektor an Eilers abgeben, hatte gehofft, Altensteins Nachf. z. werden 22; z. Regier.- Bevollm. für Berlin ernannt, d. Univ. genehm 23; hält d. Remunerierung Br. Bauers aufrecht 26; über- mittelt Hotho u. Gen. d Antw. Eichhorns auf ihr Gesuch um Gründung ein. neu. Zeitschr. Hegelscher Richtung 98 A. 1. 100; überreicht Eichhorn d. Univ. -Gutachten i. S. d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 171 ; verhört Michelet weg. sein. Eintretens f. Detroit 187; wird Kultusminister, greift schärfer durch, verlangt d. Anbiingung d. preuß. Fahne neben d. deut- schen 249 f.; verlangt Schluß d. Vorlesungen, rügt d. Mangel an Energie gegenüb. d. Stu- denten 252 f. ; befiehlt d. Auflösung d, Stw nu- ten wehr 255; verlangt 1S4& v. Senat, daß er Student. Zuzug z. d. badisch. Aufständischen verhindere 256 f.; weist K. G. J. Jacobis Ge- such um Verleihung d. Ordin. ab 258 A. 1; iu d. Frage d.Univ.-Reform 269. 275 f.; verbietet d. preuß. Universitäten d. Beschickung d. Je- naer Universitätskongresses 274 f.; geg. Eilers erbittert 275 A. 2; scheidet 1850 aus d. Amte 279; mehr Bürokrat als sein Nachf. Raumer 280; gibt d. Widerstand geg. Lehnerdts Be- rufung auf, gibtVatke ein Gehalt 281; rühmt d. Erfolg d. Petersschen Reise nach Mozam- bique 301 A. 3; hat Niedners Beruf ung -geg. Hengstenberg nicht durchsetzen können 324.

Ladenberg, Phil, v., preuß. Staatsmann Minister d. Domänen u. Forsten, Vater Adel- berts v. L. 22; scheidet aus d. Amte 39; lehnt d. Antrag auf Errichtung ein. Lehrstuhls für rabbin. Liter, ab 305.

Laehr, lleinr., Mediziner

v. d. Fak. z. Berufung genannt 338.

Lämmer, Ed. Ludw. Hugo, Theologe Privatdozent, wird" Katholik 281 Anm.

Lagrange, Jos. Louis, Mathematiker Lehrer K. G. J. Jacobis 3 77.

Lag u na s. Martyni-Laguna.

Lampe, Otto Emil, Mathematiker

in Beziehung z. Magnus, erwirkt d. Anerken- nung d. Mathem. Vereins 345 A. 1.

La n ci zolle, Karl Willi, v., Jurist Lebensgang, 1823 Ord. 209 f.; Dozent am Forstinstitut 252; Dekan, in Audienz b. Friedr. Wilh. TV. u. d. Prinzen Wilhelm 4; veranlaßt Heffter z. ein. Separatvotum in betr. d. Ernen- nung v. Gans' Nachf. 11; lehrt Kirchenrecht 132; lehrt deutsches Privatrecht, 1847 kaum noch z. rechnen 135; längst überständig, läßt sich erst 1862 emeritieren, stirbt 1871 326. 329.

Landshut, Universität gibt Savigny an Berlin ab 274.

Landsmannschaften

bestehen 1818 in Berlin 42; ihr Verhältnis z. Burschenschaft 42. 50. 55. 152t 155 f.; 1819 verboten 05; Weiterbestehen 1821 aufgedeckt 156; bleiben trotz Verbot bestehen, bestraft 15 7.

Landsturm

durch Edikt v. April 1813 errichtet 500; erst im Mai mit d. Organisation in Berlin begonnen 502; im Juli wieder aufgehoben 513 f.

Landwehr d. Ausschüsse f. ihren Ausbau in Berlin auch f. d. Landsturm zuständig 500; lässige Durch- führung d. Organisation 502; Ende Febr. 1815 demobilisiert, Anf. März wieder einberufen 532.

Lange

Logiskommissar 286 A. 1. 334.

Lange, Ed. Rein hold, Philologe 1824/38 Dozent 501 A. 1.

Lange, Sigism., stud. med. Fiskal Graefes, mit Karzer bestraft 413 A. 1.

Langenbeck, Bernh. Rud. Konr. v., Medi- ziner übernimmt Herbst 1848 d. Leitung d. Chirurg. Klinik 873; erhöht d. Ruhm d. Berlin. Medizin 474; wird Dieffenbachs Nachf. 158. 161 ff.; Billroth als sein Nachf. vorgeschlagen, eine Assistentenstelle bei ihm gewährt Aussicht auf Beförderung 311; v. auswärts berufen 312; Lehrer Gurlts 312 A. 2; steht während d. Kon- fliktszeit in Ansehen au d. Univ. 336.

Langenbeck, Konr. Joh. Mari, Mediziner Lehrer E. C. J. v. Siebolds 368; Oheim B. R.K v. Langeribecks, Lehrer Jos. H. Schmidts 163 f.

Lange nberger, Zögling der Pepiniere erregt durch seinen Zwist mit Niesar studen- tische Krawalle 408 ff.

Langermann, Joh. Gottfr., Mediziner verkehrt mit Schuckmann 311 ff.; Freund Goethes u. Zelters 312 A, 1 ; Freund Wolfs 355; Geguer Wolfarte 552. 5G0.

Namen- und Sachverzeichnis.

I l'J

Langfeldt, Student Aug. 1848 relegiert 253 A. 1.

La place, Pierre Simon Graf, Mathematiker Lehrer K. 0. J. Jacobis 377.

Laroche, Karl v.

Freund TV. v. Humboldts, der während d. Königs- berger Reise d. Sohn bei ihm läßt 167.

Laspeyres, Ernst Ad. Theod., Jurist Dozent am Forstinstitut 252; habilitiert, geht nach Halle 3S4 f .

Lassalle, Ferd.

mit Michelet zerfallen 312.

Lassen, Christ, Orientalist

Aufrecht wird sein Nachf. 297 A. 1.

Lasson, Ad., Philosoph

1848 Mitgl. d. Rotte Monecke 222 A. 1.

Lauer, Gust. Ad. v., Mediziner Dozent. Lebensgang 185 A. 1.

Lautenschläger, Heinr., Zahnarzt Lehrer u. Schwiegervater Hesses 370.

Lecoq, Paul Ludw., Polizeipräsident 1813 Vorsitzender des Landsturmausschusses 500; Gegner d. Divisionsgerichte, denunziert J. A. Fr. Eichhorn u. Savigny 511 f.; wird Zen- sor 517; in Fehde mit Schleiermacher 519.

Legion, polnische

184S neben d. Bürgerwehr errichtet 222.

Lehmus, Dan. Christ. Ludolf, Mathematiker 1813 habilitiert, Bedeutung 601 ff.

Lehner dt, Joh. Karl, Theologe

J. L. Jacobi als Ord. vorgezogen 114; nur mit d. allgem. Leitung d. akadem. Gottesdienstes beauftr. 121 A. 1 ; geg. d. Immed.- Eingabe d. Senats z. Gunsten v. Michelet 1S7 A. 3; als Xeanders Xachf. berufen 281; scheidet aus d. Lehramt 324.

Lehnert I

wird 1842 Univ. -Richter, macht Eichhorn keine Opposition 70, unterstützt diesen im Kampfe mit d. Studentenschaft 87; verhört Michelet weg. sein. Eintretens f. Detroit 186; seit April 1848 im Kultusmiuist. 188 A. 2; 1848 geg. d. Versammlungsrecht d. Studenten in d. Univ. 200; in d. Revolutionstagen 203. 222. 22J). 236. 241; Unterstaatssekretär, hat maßgebenden Einfl. auf d. Regier. - Maßnah- men 338.

Lehnert II

Universitäterichter, v. Senat mit d. Auf! d. Studentenwehr betraut255; Mitgl. ein Srnats- Lenz, Geschichte der Universität Berlin II '-'.

komm. /.. Beratung d. Univ. -Reform 2C>:{. redi- giert d. Abschn. üb. d. akad. Geriohtsharkeit im Komm.- Bericht 271 A. 1; verbietet L857 d. Feier d. Stiftungsfestes d.Vandalia J7J» A. 2; beantragt geg. Lucanus 8 Tage Karzer 27!> A. 3; hält Ifoltzendorffs Verwarnung durch Mühler gerechtfertigt 342 Anm.; geg. d. Ab- sendung d. Sympathieadres.se d. Senats an d. Univ. Kiel 342 ff.

Lehranstalt, landwirtschaftliche s. Hochschule, landwirtschaftliche.

Lehrbach, Graf v.

hess.-darmstädt. Kriegsminister, spricht .März 1848 zu d. Studenten in d. Aula 231 A. 2.

Lehrkörper

Zusammenstellung s. d. einzelnen Fakultäten. Vgl. Professoren, ord. u. außerordentl., Privat- dozenten, Ergebnis der Werbungen d. Einr.- Komm. 273 ff.; Todesfälle in d. 1820er u. 30 er Jahren 4461. i52\ üb. Hubers u. Geizers Be- rufung irritiert 69; Spaltung durch d. I lution 1848 257 f.

Lehrkurse

Anfang u. Schluß f. 1811/12 festgesetzt 401.

Lejeune-Dirichlet, s. Dirichlet.

Leipzig, Universität gibt nur Chr. S. Weiß u. Biener an Berlin ab 274; prozentual ihr Besuch Btärker ge- stiegen als der Berlins, bleibt hinter d. Ge- samtwachstum d. Universitäten zurück 359.

Leithen, Ludw. v. d., Jurist

Mitgl. d. Arminia 152 A. 1. 153 A.l; bestraft, begnadigt 160.

Lektionsverzeichnis

Publikationstermin festgesetzt 461.

Lektoren an d. Univ. angestellt, neben d. Exerzitien- meistern im Lektionsverzeichnia geführt 272; als Kollegen v. d. Philologen abgelehnt :{(>!>.

Leo, Heinr., Historiker Schüler Wilkena 593; üb. H. v. Plehwe 49 A. l ; üb. Jung 52; Burschenschafter, Bpäter An- hänger '1. Orthodoxie 53\ erkennt d. alt- histor. Forschungen d. Staatsrats Sohultx an 172 A. 1 ; Gegner Rankes IT.". ff.; I1 Lehensgang u. Persönlichkeit 277B.\ f. Grün- dung ein. Itonservat. Zeitsohr. tätig 64; macht Kahms /. Gegner d. Philosophie 1 iv

[natura temporis" '-in- Kette von Irr- tümern 202 \. 2.

450

Namen- und Sachverzeichnis.

Lepsius, Karl Rieh., Orientalist

Schüler Böckhs 501; wird an d. Univ. ange- stellt, Lebensgang, Persönlichkeit, Bedeutung 141; bieibt v. Oliers unbehelligt 144; behan- delt Brugsch scharf, gibt später sein. "Wider- stand geg. ihn auf 29S Anm.

Lesehalle, akademische

wird nach d. Auflösung d. stud. Ausschusses ein selbständiges Institut 349 A. 1.

Leseverein, akademischer

wird v. Eichhorn zunächst genehmigt, dann wieder aufgehoben 75 ff.; d. Verbot hat d. Gründung kleinerer Zirkel z. Folge 87.

Lessing, Gotthold Ephraim

Gegner d. Berlin. Aufklärung 17 A. 1.

Lestocq, Ant. Willi, v., preuß. General geg. d. Berlin. Magistrat auf Seiten d. Pa- trioten 510.

Lette, Willi. Ad.

184S Leiter d. Handwerkervereins 237.

Leubuscher, Rud., Mediziner

hat anscheinend eine Student. Eingabe weg. "Wiederbesetzung v. Dieffenbachs Lehrstuhl u. Reformen in d. Kliniken inspiriert 163 A. 2; Mitherausgeb. d. „Hediz. Reform" 180.

Levaux

Schwiegervater Reils 53.

Levi, Student Schüler Fichtes, im Verkehr mit Twesten 349.

Leyden, Ernst v., Mediziner v. Straß bürg her berufen 356.

Liano, Alvar Augustin Chevalier de z. Lektor ausersehen, tritt zurück 272. 611; Bibliothekar an d. Kgl. Bibliothek, geht 1822 ab 591 A. 2.

Libelt

18-18 als Held d. Polen gefeiert 225.

Liboron

Schloßverwalter, verliert d. Stellung als Kastel- lan d. Univ. 286 A. 1.

Lichtenstein, Ant. Aug., Orientalist Vater M. II. K. Lichtensteins 246.

Lichtenstein, Mart. Hinr. Karl, Zoologe tritt f. Uliger als E. 0. ein, Lebensgang, Per- sönlichkeit 24üff.; Herkunft 274; promoviert 382; wird ürd. 392; Gehalt 397; geg. harte Bestrafung Melzers 411; befürwortet Anlegung d. klein, botan. Gartens 543; Mitgl. d. Montags- klubs 549 A. 1; mit dem Arzte Dr. Bchmidl bekannt, üb. dessen Tod 551 A. 1; Dekan,

stellt d. Antrag d. Senats au das Depart. betr. Fichtes Nachf. zusammen 576; f. Lachmanns Habilitation 597, desgl. Bothes 599. 600 A. 1; absprechend üb. Paulis Habilitationsschrift 89 A. 2; z. Äußerung üb. sein. Verkehr auf ein. Pariser Reise aufgefordert 107 i., b. d. Habil.- Prüfung Runges 229 A. 1 ; Lehrer Brandts 234 A. 1 ; Dozent am Forstinstitut 253; Lehrer Ratzeburgs 253 Anm.; z. Fenners Habilit.-Ver- sueh 301 Anm.; mit Michelet zerfallen 312; Sekr. d. Berl. Naturf.-Vers. 1828 365; geg. d. Verkündung d. Urteils üb. d. theol. Preis- aufg. 1827 348; hat Amtswohnung im Univ.- Geb. 427. 369, geneigt, sie aufzugeben, behält sie, Mitgl. d. Komm. f. d. Hausumbau 440; regelt d. Beleuchtungswesen 432U ; f. Gasbe- leuchtung 434; z. stellvertr. Leg. -Bevollm. zus. mit Krause ernannt 436; y. Einfluß in Sen. u. Fak., unterstützt Altenstein 437; geg. Be- rufung eines Naturphilosophen 47 ü; Rektor, dämpft d. Tumult in Stahls Kolleg 20; soll der pliil. Fak. Schellings Absicht, Vorlesungen z. halten, mitteilen 44 A. 2, hört dessen erste Vorlesung 45 A. 2; Lehrer Troschels 155 A.I.; stirbt 1857, d. zool. Museum unter ihm all- mählich vernachlässigt, Peters sein Nachf. 301; erschwert Klugs Stellung am zoolog. Museum 301 A 2; sein Grundsatz, d. Du- bletten des Museums loszuschlagen 301 A. 3.

Lichtgeld (s. auch Beleuchtungswesen) f. Beleuchtung d. Auditorien erhoben 433 f.

Lieber, Ed.

nimmt an d. Nachtmusik f. Jahn teil 46, milde bestraft 48.

Lieber, Franz

nimmt an d. Wartburgfeier 57, an d. Nacht- musik f. Jahn teil, milde bestraft 46H. ; Ge- danken angesichts Sands Tat 52; 1818 ver- haftet 60; entlassen 96 A. 1 ; hat Schwierig- keiten b. d. Wiederimmatrikulation 107. 109 f.; 1824 v. neuem verhaftet 178; Ost. 1825 ent- lassen 184; Kriegsteilnehmer 1813/15 2161.

Lieber, Gust.

nimmt an d. Wartburgfeier .97, an d. Nacht- musik f. Jahn teil 46; d. Abgeordneten z. Berlin. Burschentag sollen sich bei ihm mel- den 55.

Lieberkühn, Nathanael, Mediziner 1858 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Li ebner, Theod. Alb., Theologe

v. d. Fak. z. Berufung vorgeschlagen 325.

Namen- und Sachverzeichnis.

451

Liebreich, Matth. Eng. Osk., Mediziner

1S68 Dozent, erlangt d. Ordin. 337 A. 1. Lindenberg, Student

berichtet üb. d. Fest v. Picheisberg 53 f., dieser Bericht in Händen d. Polizei 71. Link, Heinr. Friedr., Botaniker

1815 berufen, Lebensgang u. Bedeutung 547 ff. ; Schuckmann genehm 311. 550; z. Rektor ge- wählt 566 A. 2; im Kampf um Fichtes Nachf. in sein. Gutachten als Fak.- Mitgl. 572, in sein. Verhalten als Rektor 583. 585; versperrt Hayne d. Weg z. Ordin. 604; Rektor, erhält d. Kunde v. d. köuigl. Gegenzeichnung d. Univ. -Statuten, empfängt sie b. d. Übergabefeier aus Uhdens Hand 634 f.; geg. d. Auswüchse d. Naturphilos. 225 ; Lehrer E. Mitscherlichs 226, Ratzeburgs 253 A.; kein Gegner d. Spekulation an sich 465; geg. d. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24- A. 2; Mitgl. d. med. Fak., Direktor d. botan. Gartens, stirbt 1851 299; v. sein. Freunde Lichtenstein 6 Jahre überlebt 301; sein Lehrstuhl in d. med. Fak. bleibt un- besetzt 311.

Literatnrzeitung

d. Plan Eichhorns, eine solche als Regier. - Organ in Berlin z. schaffen, scheitert 61 ff.

Literaturzeitung, Allgemeine (später: Hallische) Übersiedelung v. Jena nach Halle durch Beyme bewirkt 34; Verlegung nach Berlin v. Beyme geplant 82. 307, Wolf dagegen ablehnend 87; bleibt in Halle 140 f.; v. Altenstein gemaß- regelt 297 A. 1.

Lizentiatenwürde

v. Schleiermacher vorgeschlagen 359; im Gut- achten d. theol. Fak. 361 f., d. jur. Fak. 371 f.; Stellung d. Kommittierten z. ihrer Verleihung 458 f ; Bestimmungen in d. Univ. -Statuten 461.

Lobeck, Christ. Aug., Philologe empfiehlt Schleusners Berufung 224.

Loder, Just. Christ., Mediziner

nach Halle berufen 6. 34. 63; v. Beyme z. Berufung ausersehen 81. 83, v. Wolf vor- geschlagen 87, sagt zu 101; macht Vorschläge betr. Organisation d. neu. Univ. 108ff.; Le- bensgang 109 A. 1; bleibt in Moskau 142; K.Fr. Eichhorn verkehrt in sein. Hause 385; legt auf Titel u. Orden Wert 460.

Loening, Apotheker

macht ein. vergebl. Mordanschlag auf v. Ibell52.

Loewe, Friedr. Ant. , Theologe 1837 Dozent, Lebensgang 194 A. 1.

Löwen berg, Dr., Schriftsteller

beeinfl. 1848 d. Studenten in radikal. Sinne 191; als Deputierter an d. König ausersehen 193; auf d. Polizeipräsidium f. etwaiges auf- reizendes Verhalten verantwortl. gemachi 196

Loewenhardt, Signa. Ed., Mediziner Eabilitationsgesuch abgelehnt 167 A. 2.

Löwinson, Dr., Schriftsteller

beeinfl. 1848 d. Studenten in radikal. Sinne 191 ; als Deputierter an d. König ausersehen 193; auf d. Polizeipräsidium f. aufreizendes Benehmen verantwortl. gemacht 196.

Logiskommissar

Einrichtung d. Amtes 286; Festlegung in d. Statuten 451.

Lohmeyer, Mediziner v. Virchows Rede z. Goerckes Geburtstag ent- zückt 173.

Lombard, Joh. Willi., Geh. Eabinettsral Beyme hält z. ihm 26; z. beständig. Sekr. d. Akad. ernannt 90 A. 1. 98.

Lommatzsch, Karl Heinr. Ed., Theologe 1829 promoviert, Dozent 360.

Lorenzen, Dr.

Z.Präsidenten d. Akad. Lesevereins gewählt 7(>: Wortführer b. Student. Zusammenkünften 87.

Lorinser, Karl Ignaz, Mediziner 1820/22 Dozent, Lebensgang 234.

L ott um, Karl Friedr. Heinr. Graf v., preuß. Staatsmann Mitgl. d. Untersuchungskomm. geg. Schult/. 171; f. Jarcke tätig 389; verlangt v. Alten- stein d. Verbot v. Gans1 öffentl. Vorlesungen 496; tritt als Kabinettsuiinister ab ls

Lucanus, Friedr. Karl Herrn.

stud. iur. , Heidelberger Vandale, mit Karzer bestraft 279 A. 3.

Luden, Heinr., Historiker ■/.. Berufung vorgeschlagen 574, doch keine Verhandlungen 588; im Vergl. z. Wilken hat in Jena besuchte College 593; nach Gentz' Ansicht ein Revolutionär 75\ will politisch wirken, wählt danach sein,' Stoffe 819

Ludwig [., König von Bayern f. Schaffung ein. München. Literaturztg. tätig 309; entzieht Phillips seine Ounsl währ! Bchelling Urlaub i n 42. ent-

laß! ihn au i in. Dil ten »'.»f.: J. Franj ii i r.»

452

Namen- und Sachverzeichnis.

Luecke, Gottfr. Christ. Friedr., Theologe 181G habilitiert 611. 626 ff.; vermittelt zw. d. Mitgliedern d. Fak. 628 ff.; Beförderungsvor- schläge abgelehnt, geht nach Bonn 630ff. ; Füh- rer d. Göttinger Kreises 626 f. 211. 226; Mar- heineke f. seine Beförderung 326 A. 1, v. diesem z. Gunsten Br. Bauers zitiert 30; d. Kreis d. Neanderschüler erinnert an d. seinen 114.

Lüdemann, Polizeirat

hält 1848 Löwenberg u. Löwinson d. Folgen ihres aufreizend. Benehmens vor 196.

Lueder, Aug. Ferd., Nationalökonom z. Berufung vorgeschlagen 574, doch keine Verhandlungen angeknüpft 588.

Lützow, Leop. Heinr. v., preuß. Oberst Freund K. Ritters, will ihn f. d. Kriegsschule gewinnen 2'JO.

Luise, Königin von Preußen macht Ribbeck z. ihrem Beichtvater 20; Hufe- land ihr Leibarzt 62; vermag d. Verlust d. Univ. Halle au Napoleon nicht abzuwenden 72 ; Schwester d. Herzogs Karl v. Mecklenburg 88.

Luthardt, Christoph Ernst, Theologe beeinfl.zus.mitKabnis d. Leipzig. Theologie 118.

Luther, Mark

fesselt Beyme 33; Analogien zw. sein. Auf- fassung d. Verhältnisses v. Staat u. Kirche u. der W.V.Humboldts 187; v. K. F. Eichhorn ver- ehrt 388; Beckedorffs Verhältnis z. ihm 91; von, seinem Geiste der preuß. - deutsche Geist erfüllt 385.

Maaß, Arzt

nach sein. Ansicht sind d. meisten 1848 durch Zu- fall oder Mißverständnis getötetworden 212 A. 2.

Maaß, Joli. Gebh. Ehrenieich, Philosoph bittet Beyme um Versetzung v. Halle 100 A. 3.

Maaßen, Karl Geo., preuß. Staatsmann hartnäckig geg. finanz. Forderungen f. Kultur- zwecke 425; f. einmalige Bewilligung ein. Summe z. Umbauten im Univ.-Geb. 438.

Macaulay, Thomas Babington Meister d. Geschichtsforschung f. seine Zeit- genossen 318 f.

Madai, Karl Otto v., Jurist

1843 Privatdozent, seine Vertreibung aus Dorpat verhindert seine Anstellung 136 A. 1.

Madihn, Ludw. Gottfr., Jurist

v. Schmalz vorgeschlagen 145; Gegner d. Univ. Krankfurt a. 0. 146 f., f. ihre Verlegung nach Berlin 161.

Maercker, Justizminister

Bruder Fr. A. Maerckers 140 A. 2.

Maercker, Friedr. Ad., Philologe

1842 Privatdozent, Lebensgang, Persönlichkeit 139 f.; sucht 1848 durch Flugschriften z. wirken 257; stimmt am 27. März geg. eine Adresse an d. König 259.

Magisterwürde in Schleiermachers „Gelegentl. Gedanken11 128, in seinem Promotionsentwurf 359 f.; de Wette mit ihrer Einführung einverstanden 361 ; Be- merkungen d. phiL Fak. dazu 366ff.

Magnus, Heinr. Gust., Physiker

Mitgl. d. Freundeskreises d. Berlin. Naturf. 227; Gutachten z. (lasbeleuchtung des Univ.-Geb. 435 Anm.; Freund Henles 456; habilitiert, Lebensgang, Persönlichkeit 509 f.; erhält Kenntnis v. d. Fak. - Bericht v. 4. Jan. 1844 i. S. NauwercksSG; Twesten ihm nahestehend 112; 1S46/47 Senatsmitgl. 171 A. 1 ; Lehrer du Bois- Reymonds, Brückes u. Helmholtz' 183; bereit, am Abend des 17. März 1848 in d. Univ. an- wesend zu sein 204; als Kommandeur der Studentenwehr 241. 243, tritt zurück 244; Mitgl. ein. Senatskomm. z. Beratung d. Univ.- Reform 263; sein Antrag, sämtl. Extraord. an d. Dekauswahlen teilnehmen zu lassen, ab- gelehnt 270 A. 1; 1861/62 Rektor 280 A. 1; f. P. Erman längst am Platze 292; Schüler v. ihm habilitieren sich 299; als Dekan Mitgl. ein. Fak. -Komm. z. Beratung üb. Fr. v. Räumers Nachf. 329; hält während d. Konfliktszeit d. alten Traditionen hoch 336; stirbt 1870 339 A. 3; Prorektor, geg. Holtzendorffs Verwar- nung durch Mühler 342 Anm.; Lampe z. ihm in Beziehungen 345 A. 1 ; unterhält auf eigene Kosten in sein. Hause ein Laboratorium 368. 373, hinterläßt dies nebst sein. Sammlungen d. Univ. 369 f.

Maikäfer

eine Berlin. Tafelrunde 599 A. 1.

Mainz, Zentraluntersuchungskommission beantr. Beaufsichtigung d. in Straßburg be- obachteten Deutschen 108; berichtet über Schleiermachers revolution. Betätigung 173.

Maltzan, Graf M. v., preuß. Minister scheidet aus d. Dienste 39.

Mannhardt, Wilh., Mythologe 1858 Privatdozent 311 A. 1.

Manso, Joh. Kasp. Friedr., Historiker und Philologe Lehrer Tholucks 320.

Namen- und Sachverzeichnis.

453

Manteuffel, Karl v., preuß. Staatsmann Landwirtschaftsminister, f. d. Einrichtung v. landwirtsch. Vorlesungen an d. Univ. 297 Anm.

Manteuffel, Otto Theod. Frhrr. v., preuß. Staatsmann Freund Stuhrs 599; fördert Glaser 139; plant d. Gründung ein. Dragomanschule 145 Anm.

Marbach, Gotthard Osw. , Philosoph seine Vorschläge z. Reform d. Univ. -Wesens sind Beymes Plänen verwandt 65 ff.

Marburg, Universität

gibt 1810 keinen Dozenten an Berlin ab 274.

Marchand, Eich. Fei., Chemiker

1840 habilitiert 509 A. 1; Heintz sein Nachf. in Halle 155 A. 1.

Marchia

Landsmannschaft, später Korps in Berlin 55. 152; schließt sich d. Kösener S. C. an 278.

Marcinkowski, Karl, Mediziner

Gründer d. Polonial59; bestraft 164; Cybulsky widmet ihm seine Dissert, ihm politisch nahe- stehend 67.

Marees, de, Student

Mitgl. d. Arminia 152 A. 1; verfolgt, freigespro- chen 160 f. ; Verwandter Fr. v. Räumers 161 A. 1 .

Marees, Heinr. Willi. Abr., Philologe Oheim d. Student, de Marees 161 A. 1 ; Prof. am Joachimsthalschen Gymnasium, Oheim Fr. v. Raumers 259.

Mar ez oll, Joh. Gottlob, Theologe v. Beyme geschätzt 29.

Marheineke, Phil. Konr., Theologe

nimmt d. Berufung an 224 f. 2G7; trifft erst Ost. 1811 ein 227. 390; ein schlechter Redner 226. 358 Aum.; Gehalt 267; Herkunft 275; Alter b. d. Berufung 276; Vorlesungszahleu 357; liest üb. Symbolik 383; lehnt 1811 Wahl z. Rektor ab, z. Dekan gewählt 400f.; Dekan 440; anfangs wenig befriedigt, dann mit sein. Lose zufrieden 469; entschuldigt Neanders Un- beständigkeit 480; 1813 beim Landsturm 503 ff. ; im Kampfe um Fichtes Nachf. auf Sehleier- machers Seite 573 f.; wünscht Aufschub d. Wiederbesetzung v. Fichtes Lehrstuhl 585 ; er- hofft Vereinigung d. evang. u. kath. Barche 611; Persönlichkeit 6l2ff.; hält zu Schmalz 620; schreibt seine Dogmatik 621; kühles Verh. z. Lücke 628, schlägt dessen Beförderung nach ausw. vor 631; als Rektor Festredner b. Refor- mationsfest 1817 611, erreicht d. Absetzung v. Werners „Weihe d. Kraft" v. Spielplan 35 f.; ist

1S19 als Dekan zurückhaltend b. Protest d. Pak.

geg. Angriffe 63, beteiligt sich an ihrem AI - schiedsschreiben an de WotteS5f. 97; bittet um Genehmigung z.Sammlungen f.d. Griechen 184; Sohleiermacher ab-, Begel zugewandt 208i.\ eine Nichte v. ihm heiratet Bopp 286; An- hänger Hegels 291. 326. 393. 5/0, b. I Tode und .Begräbnis 40HL. Mithrsg. sein. Werke 481. 483; vermittelt «1. Ruf an - 316; Tholuck v. seinen Vorlesungen ange/.n^en 322; zu dessen Eabil.-Gesuch 323; f. Bieeks Beförderung an einer ausw. Univ. 326 A. 1 ; Verhältnis zu Hengstenberg 332, 334. 336. 340 f.; in Zwist mit d. Fak. weg. der Preis- auf g. v. 1827 u. weg. O. v. Cerlachs Habili- tation, erhält v. Altenstein Recht 348U. 280; sucht vergebl. Schleiermacher z. d. Geschäf- ten d. Fak. wiederheranzuziehen 451; halt ein. Nachruf auf Schleiermacher in d. Dreifaltig- keitskirche 452; Lehrer Vatkes 491, f. dessen Beförderung er sich verwendet 493; Gegner Twestens, f. Olshausens Berufung 493; be- einfl. Fr. R, Hasse 494 A. 1; Lehrer Eil. kam- 495; schreibt geg. d. Widersacher d. Hegelianei 514; geg. Wiedereinsetzung ein.besond.Regier.- Bevollm. 24 A. 2; Lehrer Br. Bauers, befür- wortet dessen Unterstützungsgesuche b. Alten- stein u. Eichhorn 26 f.; sendet d. Gutachten sein. Fak. geg. Bauer nebst sein. Separatvotum ein 28, sein Sep.-Votum 30 f.. v. Bauer an- gegriffen, veröffentl. dieses, erhält deswegi in v. Eichhorn ein. Verweis 36 f.; erhält eine Serenade dargebracht 42; greift Schelling an '51; sein Publikum üb. d. Bedeutung d. Hegel- schen Philos. f. d. christl. Theologie stark be- sucht 53; unterrichtet Varnhagen v. d. Edikte Eichhorns betr. d. konversator. Übui 93

A. 1; bedauert anläßl. d. Streites am eine neue Zeitschr. Hegelscher Richtung d. erneute B( - schränkung d. Lehrfreiheit 100 f.; Führer d. Hegelianer 105. 11$); sein Auditorium los. Lehrer H. Reuters 116. 119; letzte Lebenszeit, stirbt 1846, erhält in K.J. Nitzsch >1. Xadif. 119 f. Marie Anna, Prinzeß Wilhelm v. Preußen Schleiermaohera Freundin, Inbängerin ji. Or- thodoxen 343.

Mariette, Aug. Ed., Orientalist

Freund Brugsehs 298 Anm. Murstall, prinzlicher

s. auch Stallverwalt q ng. Em Unix

untergebracht :'.<>'.>

454

Namen- und Sachverzeichnis.

Märten s, Willi., Jurist

1855 Privatdozent, scheidet aus, später Sach- walter d. Kurfürst, v. Hessen 2S3.

Martin, Ed. Arnold, Mediziner

1858 als D. W. H. Buschs Nachf. berufen 313; zwei Söhne v. ihm an d. Gründung d. A. T. V. mitbeteiligt 345.

Martini, Christoph Dav. Ant, Theologe Berufung scheitert 282 f. ; abermals vor- geschlagen 478.

Marti u s , Karl Friedr.Phil. v., Naturforscher nimmt an d. Berlin. Naturf.-Vers. 1828 teil 365.

Martyni-Laguna, Joh. AI., Philologe Berufungsverhandlungen scheitern 273.

Marwitz, Alex. v. d. üb. d. Stimmung vor Ausbruch d. Krieges 1813 486.

Marx, Ad. Bernh., Musikschriftsteller 1830 E. 0., nimmt au d. Eingabe v. 9 E. 0. um Gehaltserhöhung teil 418; sucht 1848 literar. z. wirken 257 ; im Kampfe f. d. Reform d. Univ.- Lebens 2jS ff.

Maßmann, Hans Ferd.

Mitgl. d. Burschenschaft, Teilnehmer an d. Wartburgfeier 50 f.; Turnlehrer 47. 53. 153; soll d. preuß. Turnwesen organisieren, z. E. 0. f. Germanistik ernannt 146; in d. Wahlbewe- gung 1848 tätig 258; liest üb. Germanistik 293.

Maßmann, Joh. Karl, Mediziner Bruder v. H. F. Maßmann, Mitgl. d. Arminia 153.

Mas so w, Jul. Ed. Wilh. Ernst v., preuß. Staatsmann Justizminister, Lebensgang, Persönlichkeit 36 f.; übernimmt d. Leitung d. Universitäten, sucht seine Ideen bez. d. med. Studien z. verwirk- lichen 39. 46 ff., seine Pläne scheitern 62 f.; Gegner d. Univ., Reformideen f. Schulen u. Univ. 37 ff. 64 A. 1 , auf d. Geb. d. Staats- wissensch. 251; ohne Kenntnis v. Beymes Berliner Plan 65, dieser im Vergl. z. seinen Absichten 69; bekannt mit Wolfs Plan betr. Gründung einer Berlin. Hochschule 74.

Matrikeln

Formulare v. Schmalz entworfen 279.

Maus, Theologe

v. d. Fak. z. Berufung genannt 325.

Maximilian II. Josef, König von Bayern Doenniges sein Reisebegleiter 505; sucht 1840 Schelling in München z. halten 10. 42, sein. Lehre zugetan 52.

Mayer, Joh. Christoph Andr., Naturforscher d. botan. Garten unter sein. Leitung verfal- len 248.

Mayerhoff, Ernst Theod., Theologe 1831 Privatdozent, Lebensgang 494 A. 1.

Mechel, Christ, v., Kupferstecher

weigert sich, d. Univ.-Geb. z. verlassen 298 f., zieht erst Ost. 1812 aus 342.

Meckel, Aug. Albr., Mediziner

1813 Kriegsfreiwilliger 490; Vater H. Meckels v. Hemsbach 312 A. 2.

Meckel, Joh. Friedr., Mediziner wird 1803 E. 0. in Halle 63; v. Reil z. Be- rufung nach Berlin vorgeschlagen 473 ; d'Alton sein Nachf. in Halle 371.

Meckel, Phil. Friedr. Theod., Mediziner Prof. in Halle, Gehalt 41 A. 3. 46 A. 2; Lehrer Reils 53; stirbt 1803 63; Lehrer Koreffs 552.

Meckel von Hemsbach, Heinr., Mediziner Privatdozent, stirbt 1856 312 A. 2.

Medem, Baron v.

Quästor u. Sekretär 287 Anm., auch Kastellan, muß seine Amtswohnung hergeben 427. 432; sorgt f. Beleuchtung d. Univ.-Geb., gibt d. Amt ab 434.

Meding, v.

Oberpräsident z. Potsdam, lehnt d. Gesuch Hothos u. a. weg. Gründung ein. neu. Zeitschr. Hegelscher Richtung ab 98 f.

Medizinalwesen

d. Minist, d. Inn. angegliedert, v. W. v. Hum- boldt reorganisiert 197 ff.

Mehring, Karl Aug., Jurist Privatdozent 383.

Meier, Karl, Philologe

Korrektor d. lat. med. Dissert. 20.

Meier, Mor. Herrn. Ed., Philologe

promoviert 595; später Prof. in Greifswald u. Halle 596; Freund Wernickes u. Gerhards, greift mit ihnen G.Hermann an 597 A. 2; v. d. phil. Fak. z. Berufung vorgeschlagen 254; Schüler Böckhs 501.

Meineke, Joh. Alb. Friedr. Aug., Philologe Direktor d. Joachimsthalsch. Gymn., wider- spricht d. Anstellung ein. Lehrers f. d. Sla- vische 66; Freund Böckhs u. Lachmanns 148.

Meiners, Christoph, Historiker Lehrer v. Rühs 260.

Mein hold, Joh. Wilh., Theologe Verehrer Neanders 624.

Namen- und Sachverzeichnis.

455

Meister, Joh. Christ. Friedr., Jurist

v. Sehmalz f. Berlin vorgeschlagen 145; ver- teidigt d. Univ. Frankfurt a. 0. geg. Schmalz' Angriff 146.

Melzer, Ernst Friedr., Student

weg. seines Ehrenhandels mit Brogi bestraft . 410ff. ; vergebl. Promotionsversuch 595 kam.

Mencken, Anastasius Ludw., Geh. Kabi- nettsrat

Beyme sein Amtsnachf. 25. Mendel, Dav.

Geburtsname v. Joh. Aug. Willi. Neander,

s. denselben. Mendel, Eman., Händler

Vater Neanders 617 f. Mendel, Esther

Mutter Neanders 618. Mendelssohn, Moses, Philosoph

mit Neander verwandt, im Gegens. z. ihm 618 f. Mendelssohn, Rebekka

Schwester v. Fei. M. -B. , Gemahlin Dirichlets

379. Mendelssohn-Bartholdy, Fei., Komponist

Schüler Stenzels 609; Schüler Hegels, Freund

Zelters 400; Schüler u. Freund Droysens 4 20;

v. Friedr. "Wilh. IV. berufen 16; verdrängt

Rungeuhagen u. Spontini 19.

Menzel, Karl Ad., Historiker

Lebenslauf U.Persönlichkeit, auf Seite Wittgen- steins geg. Altenstein 122 ff 126 A.l; empfiehlt Jak. Gaupps Berufung ins Minist. 135; v. d. phil. Fak. z. Berufung vorgeschlagen, v. Alten- stein abgelehnt 254t; Freund Fr. v. Raumers 254, steht im Turnstreit auf seiner Seite 262.

Merckel, Friedr. Theod. v., preuß. Staats- mann 1813 f. Wiederherstellung der Ordnung in Schlesien tätig 4.

Merian, Joh. Bernh., Philosoph u. Philologe verkehrt mit Joh. v. Müller 7; stimmt f. Fichtes Aufnahme in d. Akad. 22; Joh. v. Müller z. sein. Nachf. als Sekr. d. Akad. ausersehen 94. 98f.; Wolf z. sein. Nachf. als Visitator d. Joachims- thalsch. Gymn. bestimmt 158.

Merkel, Joh. Jurist

1850 Privatdozent, geht nach Königsberg 282.

Merzdorff, Joh. Friedr. Alex., Mediziner Mitgl. ein. Komm.z.Prüfungd. Magnetismu B6< '

Mesmer, Friedr. Ant., Mediziner v. Chr. W. Bufeland nur lau bekämpft 61; a. 1 .. E. Born seinem Lehrer zu-, später abgewandt 241; v. Koreff verehrt 241, besucht 551. Meßner, Herrn., Theologe 1860 z. E. 0. ernannt 325. Metternich,Klemens Lothar Wenzel Fürst v. Gegner liberalen Geistes 50. 75. 116; in Freude üb. d. Sieg d. Berlin. Reaktion 17h; Friedr. Wilh. III. seiner Politik zu-, dann abgewandt 181 f. ; Schelling wohlwollend 62; Nachricht von sein. Sturze in Berlin 202. 20.">. Metzger, Joh. Dan., Mediziner

Prof. in Königsberg, Gehalt 41 A. 3. Mevissen, Gust.

in geringer Fühlung mit Bethmann 323. Meyen, Franz Jul. Ferd., Botaniker

1834/40 Dozent, Bedeutung 508. Meyer, Mediziner

Prof. in Breslau 223. Meyer, Ant., Regierungsrat macht vergebl. d. Versuch, landwirtsch. Vor- lesungen z. halten 318. Meyer, Aug., Mediziner

Privatdozent, wird ausw. Ord. 311 A. 2. Meyer, Joh. Friedr. v., Jurist

z. Ehrendoktor d. theol.Fak. vorgeschlagen 642. Meyer, Jos., Mediziner

1853 Dozent 312 A. 2. Meyer, Karl, Mediziner

Privatdozent, wird ausw. Ord. 311 A. 2. Meysenbug, Wilh. v., bad. Staatsmann Gesandter in Berlin, Kuno Fischer hält ihn f. d. Vereiteier sein. Habilitationsversuches 291. Michaelis, Ad. Theod. Friedr., Archäologe

Schüler Ed. Gerhards 141. Michelet, Karl Ludw., Philosoph

Dozent, Persönlichkeit, Anhänger Hegels3/0ff., verkehrt mit ihm 399, Lehrer sein. Söhne 400, bei sein. Tode 401, Mitbrsg. H< iner \\ bj fei kommt als Führer d. Hegelianer nicht in Be- tracht 475; v. Tölken z. Beförderung \ Bohlagen 480; im Vergl. z. Werder t84t.\ greift Schelling an 18.51; sein Publikum iib.d. Ent- wicklung d. modern, deutsch. Philos. Btark be- Bucht 53; Mitbegründer d. Philos. Oesellsoh., v. d. Jahrbb. f. ti

96f.; Begels Lehre treu ergeben 1:57. 316 weg. sein. Eintreten [. I letroil gemaßn erreioht endlioh Beine Rehabilitierung l*6ff.;

456

Namen- und Sachverzeichnis.

Michelet, Karl Ludw. (Forts.)

unterliegt 1848 b. d. Parlamentswahlen 258; enthält sich d. Abstimmung in d. Frage d. Ab- sendung ein. Univ.- Adresse an d. König 259j nimmt am Jenaer Univ.-Kongr. teil 275; seine Vorlesung üb. Gesch. d. neuesten Fhilos. ruft Raumer auf den Plan, bleibt Vorkämpfer d. Hegelianer 288.

Mieroslawski

1848 als Held d. Polen gefeiert 225.

Mila, Wilh., Prediger

v. Beyme z. Berufung ausersehen 143.

Militärdienst der Studenten 1815/19 lasch, gehandhabt 536 A. 2 ff.

Militärkabinett

im Univ. -Geb. untergebracht, zieht erst Mich. 1812 aus 299. 342.

Militär-Medizinalwesen

Verhältnis z. Unten-.- Verw. nach W. v. Hum- boldts Reorg.-Plan d. Med. -Wesens 198 f.

Minding, Ernst Ferd. Ad., Mathematiker 1830 habilitiert, Lebensgang 3S0; z. Remune- ration empfohlen 73; sucht 1848 durch Flug- schriften zu wirken 257.

Mineralienkabinett s. Museum, mine- ralogisches

Mini sterial Verfassung v. Stein geplant 149; v. "W. v. Humboldt ge- fordert 567 f.

Miuutoli, Jul. Frlirr. v. , preuß. Staatsmann Polizeipräsident v. Berlin in d. Revolutions- zeit v. 1848 194f. 197 A.l. 199. 203 A. 1. 214 f. 222. 225. 227. 234 ff. 239. 253.

Mitseherlich, Eilhard, Chemiker

wird Klaproths Nachf. 571; Mitgl. d. Göttinger Kreises Lückes 626; Lebensgang 226 f.; Freund G. u. H. Roses 227; wird Od. 286; nimmt an d. Berlin. Naturf.-Vers. 1828 teil 365; für < Utmanns' Berufung 376; Lehrer Mmdings 380; f. Gasbeleuchtung d. Univ.- Geb. 434 A. 2; Bruder K. G. Mitscherlichs454; geg. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. - Bevollm. 24 A. 2f.; berichtet üb. d. dialog. Element in sein. Vorlesungen 91 f.; Lehrer Rammeisbergs, gleich nach Studienbeendung an d. Univ. angestellt 158; 1854/55 Rektor 280 A. 1 ; stirbt 1863 339; Hofmann sein Nach! 339 A. 2. Mitseherlich, Karl Gust., Mediziner 1834 habilitiert. Bedeutung 454; Dekan, hält Iloltzendorffs Verwarnung durch Mühler un- gerechtfertigt 342 Anm.

Mittagstische für Studenten

1810 eingerichtet 286. Mitteldorff, Theologe

geg. Br. Bauers Absetzung 30.

Mittermaier, Karl Jos. Ant., Jurist Heidelberg. Deputierter b. Univ. -Jubiläum ISb'O, Sprecher f. d. auswärt. Universitäten 335.

Möbius, Karl Aug., Zoologe

als Ord. berufen, macht d. zoolog. Museum zu ein. d. ersten d. Welt 370.

Moellendorf, Eich. Joach. Heinr. Graf v., preuß. Feldmarschall

unterstützt d. Plan auf Gründung d. Pepiniere 45; 1813 voll patriotischer Gesinnung 510.

Mohl, Hugo v., Botaniker

geg. Schultz -Schultzensteins Theorie v. Milch- saft d. Pflanzen 247; lehnt d. Ruf als Kunths Nachf. ab 299; hätte weniger in d. Gesamt- kreis d. Univ. hineingepaßt als Braun 301.

Mohl, Eob. v., Nationalökonom

führend auf sein. Forschungsgebiete 318.

Moltke, Graf Karl v., mecklenb. Ober- jägermeister sein Hypothekenhandel mit Abr. Gans 21 7 X. 1.

Mommsen, Theod.

sein. Lehramts in Leipzig entsetzt 293; Freund Kieperts 307; z. Ord. ernannt, Persönlichkeit. Bedeutung 331 ff. ; nimmt am Univ. -Jubiläum 1860 teil 335; tritt während d. Konflikszeit an d. Univ. noch wenig hervor, erst 1871 Dekan, 1874 Rektor 335; tritt schon 1865 f. Preußens Recht auf Schlesw.- Holstein ein 344; seine Fehde mit Treitschke in früher. Zeiten unmöglich 353; hält private seminar. Übungen ab , die in nichts hinter d. Leistungen d. staatl. Seminare zurückstehen 373; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient 384; seine Mah- nung, nicht auszuruhen, sondern stets weiter- zuarbeiten, wird dauerd Geltung an d. Univ. behalten 3S5.

Monecke, Edm., stud. phil.

sein u. sein. Freunde Verhalten in d. Revolu- tionszeit v. 1848 194. 222. 229 A. 2. 231 A. 2. 234 f. 239 ff. 244 f. 247.

Montagsklub

eine Berlin. Vereinigung 549.

Montesquieu, Charles Baron de

beurteilt ebenso vormteilsvoll d. Aufbau d.engl. Selbstverwaltung wie Gneist 285 f.

Namen- und Sachverzeichnis.

157

Montgelas, Maxim. Jos. Graf v., bayr. Staatsmann Gegner d Liberalismus 199. 201. 469.

Montucci, Ant.

als Lektor d. Ital. angestellt 272.

Moreau, Jean Victor, franz. General hat b. sein. Einfällen in Süddeutschland d. Bevölkerung auf sein. Seite 4 f.

Moritz, Karl Phil., Philosoph wirkt f. Verdeutschung d. Akad. 17.

Motherby, Johanna

ihre Leichtlebigkeit, bes. ihr Verhältnis zu Dieffenbach 45 S f.

Motz, Friedr. Christ. Ad. v., preuß. Staats- mann hartnäckig geg. finanz. Forderungen f. Kultur- zwecke 425.

Müchler, Karl, Kriegsrat

begrüßt d. Eröffnung d. Univ. mit ein. Ge- dicht 288 A. 1.

Mühlbach, Luise

Pseud., s. Klara Mundt. 'Mühlenfels, L. v.

Schleiermachers Frau verwandt, Mitgl. d. Bur- schenschaft 51.

Mühler, Heinr. Gottlob v. , Justizminister empfiehlt Stahls Berufung 514.

Müh ler, Heinr. v., Kultusminister, Sohn des Vorigen lehnt d. Verschmelzung d. landwirtsch. Lehr- anst. mit d. Univ. u. K. W. A. Thaers Anstel- lung ab, verdoppelt dessen Remuneration 297 Anni.; reaktionär gesinnt, doch ohne großen Einfl., im Verh. z. d. Fakultäten 337 ff.; im Kampfe mit Rektor u. Senat 340 ff ; mildert d. Senatsurteil geg. d. Mitglieder d. Student. Ausschusses 349; läßt Dillmanns Berufung zu 349; mit sein. Abgang aus d. Miuist. 1872 beginnt eine zweite „Neue Ära" f. d. Univ. 354; beruft Helmhol tz als Ord. wieder 300.

Müllenhoff, Karl, Philologe

1858 als Hagens Nach f. berufen, Bedeutung, Persönlichkeit 309 ff.; mit d. deutsch. Nord- mark eng verwachsen 31S; geg. Holtzendorffs Verwarnung durch Mühlcr 342 Anm.; Scherer sein Nachf. 356; Gelehrte, die wie er antike u. german. l'hilologie beherrschen, sind ausgestorben 3G6; hältprivateseminar.Übu ab, die in nichts hinter d. Leistungen d. Btaatl. Seminars zurückstehen 373.

Müller, Theologe in filün v. Eylert d. Min. empfohlen 117.

Müller, A., stud. iur. Teilnehmer an d. Wartburgfeier, protesl Verleumdungen im „Heil. Beobachter" 37 \. 1

Müller, Adam Heinr. nach J. (!. Hoffmann z. staatswiss. Voile n ungeeignet 254; ohne Anteil an d. Gründung d. Univ. 289 A. 1; sein Antrag, im Univ.-Geb. Vorträge z. halten, abgelehnt 290 Anm. 318 A. 1 ; Freund u. Gesinnungsgenosse Beckedorffs >l f.; Gegner d. norddeutsch -protestantischen Geistes 101. 386; Gegner d. Spekulation 131 A. 1. 364] z. erfolgreichem Kampfe gl liberal. Ideen unfähig 127.

Müller, Ferd. Heinr., Historiker

] 831/45 Dozent 506 A. 3; z. Remuneration empfohlen 73.

Müller, Joh. v., Historiker

kommt 1804 nach Berlin 7, v. Beym rufen 34. 70; angenehm berührt v. d. preuß. Zuständen 7 f.; üb. Hansteins u. Ancillons Predigt 20; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75. 88; Verhältnis z. Fichte, seine Untreue u. Entlassung 92 ff.; sucht Wolf z. Gen. auf .sein. Flucht z. bestimmen 73; Staatssekretär Jero- mes, wohlwollend geg. d. Deput. d.'Univ. Halle 135; Unterrichtsminister Jeromes, sucht ver- gebt. Wolf nach Halle z. ziehen 138; sein Werk dem Neanders vergleichbar, v. geringer I Wirkung 622; beeinflußt Fr. v. Kaumers Studien- richtung 259, bleibt dessen Vorbild 262t. ; Rankes Vorbild 275 f.; in Schaff hausen ge- boren, Vorbild Geizers 56.

Müller, Joh., Mediziner

sieht in Reil sein. Vorgänger, befreit d aus d. rein. Empirik 60; üb. Eielmeyer 23] A. 1 ; f. Erweiterung d. anat. Museums tätig 295. 440\ mit ihm beginnt d. große Epoche sein. Fak. 233. IT I: regt Romberg z. neuem Schaffen an 372; Verhältnis z. Eenle 455 i.; Herkunft, Lebensgang 456 f. 469\ im Kampf mit d. Empirikern d. Fak. t62ff.\ Stillung /.. Spekulation u. exakter Forschung, Reil Vm bild i'i'i ti. ; ■. - Wiedereinsetzung ein. be- onderen Re| ier.- Bevollm. 21 .\. :': 1842 13 Dekan, konservativ 7<>; F. II. Troschel Bein

- u. Arbeit 156

Zurückberufung 160; Lehrer Böhms 161; Rektor, vertritt wohl nur lau d. Versuch, sein. Fak.. d.Senati.S. d. Berufung v. Dieffenl

453

Namen- und Sachverzeichnis.

Müller, Joh. (Forts.)

Nachf. z. ein. Immed.- Eingabe z. bewegen 163; seine Schüler 166 ff. ; 1S46/47 Senatsmitgl. 171 A. 1 ; Lehrer Virchows, sein Verh. z. ihm 172. ISO f.; Lehrer Brückes, du Bois-Reymonds u. Helmholtz' 172, ihr Verhältnis z. ihm 181 ff.; Rektor in d. Revolutionszeit v. 184S 193 f. 198 ff. 203 f. 215. 218. 220 A. 2. 222. 225 ff. 231 A. 2. 232. 234. 245. 250. 252 f. ; geg. d. Opposition d. Extraord. u. Privatdozenten, z. Frage d. Reform d. Univ.- Lebens 259 f. 263 f. 267 ff. 273; durch d. Anstrengungen d. Amts- jahres erschöpft, auf Urlaub 277; beurteilt Brauns Werk „Betrachtungen üb. d. Erschei- nung d. Verjüngung in d. Natur" günstig 300; Lehrer v. Peters 301; eine Assistentenstelle b. ihm gewährt. Aussicht auf Beförderung 311; v. auswärts berufen, später mit Virchow ein- verstanden 312; d. vergleichende Physiologie b. ihm in besten Händen 312 A. 1; seine Professur nach sein. Tode geteilt 313; seine anatom. Präparate usw. im Univ.- Geb. unter- gebracht 3C9; tritt Dubois-Reymond Arbeits- räume im Magazin d. anatom. Museums ab, lebt in Frieden daselbst mit ihm 369; hat d. Museum mehr d. Charakter ein. zoolog. statt ein. zootom. Sammlung gegeben 370; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient 384.

Müller, Jul., Theologe

geg. Br. Bauers Absetzung 30; f. Gründung ein. konservat. Zeitschr. tätig 64; beeinfl. Schaff 114 Anm. ; v. Eichhorn z. Berufung genannt 120; wegen d. Anstellung v. theol. Repetenten befragt 121.

Müller, Karl Otfr., Archäologe

promoviert 595; geht nach Göttingen 596; lehnt d. Ruf nach Berlin ab 254. 404; von geringem Einfluß auf Ranke 270; Freund Bopps 285 ; Schüler Böckhs 501; v. Ed. R. Lange befehdet 501 A. 1 ; Lehrer G. A. Schoells 502; Lepsius' Lehrer 141 ; Lehrer v. E. Curtius, mit ihm zus. in Griechenland, wo er plötzlich stirbt 151.

Müller, Max, Sprachforscher

Aufrecht wird sein Mitarb. 297 Anm.

Münch, Ernst

behauptet K. Follens Mitwisserschaft an Sands

Mordtat 4<>. Münch, Joach. Graf v., österr. Staatsmann

BunüVstai,rsL'<'s;ui<lfrr, geg. d. Aufhebung d.

Karlsbader Beschlüsse 23.

München, Universität

d. Prozentzahl d. Wachstums d. Besuchsziffer höher als die f. Berlin 358, Grund dafür d. Vereinigung d. Lebens ein. Groß- mit d. An- nehmlichkeiten d. Kleinstadt 359; ein Vor- herrschen d.kathol.-bajuvar. Wesens wie früher nicht mehr möglich 360.

Münscher, Wilh., Theologe Berufung scheitert 225 f. ; war als erster Rek- tor in Aussicht genommen 278 f.

Münster, Universität

geht Preußen 1807 verloren 71; Alteustein will sie auf d. theol. u. phil. Fak. beschränken 11.

Munter, Jul., Botaniker

1848 Privatdozent, geht nach Greifswald 299 A.2.

Mullach, Friedr. Wilh. Aug., Philologe 1853 Privatdozent 296 A. 1.

Mundt, Klara, Schriftstellerin

Gattin Th. Mundts, schrieb unter d. Pseud. Luise Mühlbach 139.

Mundt, Theod., Philologe

1842 Privatdozent, Lebensgang, Persönlichkeit 139f. ; bietet seine Feder Schwerin f. d. Univ.- Reorganisationsw^rk an 258 A. 1.

Mursinna, Christ. Ludw., Mediziner Pensionärchirurg, Lebensgang 44; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75; in Zwist mit Krukenberg 475 A. 1.

Museum, anatomisches

geht aus d. Walterschen Sammlung hervor 40; im Hühnerbeinschen Palais untergebracht 299; im Univ.-Geb. 295. 301. 342. 369; schlechter baulicher Zustand d. "Räume 438; Erneuerung u. Erweiterung 440; wird aufgeteilt, d. ana- tom. Institut angegliedert 370 f.

Museum, christliches

v. Piper begründet 116, im Anschl. an d. Auf- nahme d. christl. Archäologie als Lehrgegen- stand 374 A. 1.

Museum, geolog. -paläontologisch es im Neubau d. Museums f. Naturkunde unter- gebracht 371.

Museum, mineralogisches

v. K. G. Karsten angelegt 239; Unterbringung im Univ.-Geb. unmöglich 301 A. 2, dorthin verlegt 342; verlegt u. erweitert 440. 369; im Neubau d. Museums f. Naturkunde unter- gebracht 371.

Namen- und Sachverzeichnis.

459

Museum für Naturkunde in größerem Umfange bereits unter YV. v. Hum- boldt gewonnen 203; 1883 im eigenen Hause in d. Invalidenstr. eingeweiht 370 f.

Museum, zoologisches

v. Lichtenstein organisiert 247 ; im Univ.-Geb. untergebracht 301. 369; erhält einen Zuschuß 427; wird erweitert 427. 440; unter Lichten- stein allmählich vernachlässigt, v. Peters reor- ganisiert, der indes d. Neubau nicht durch- setzt 301 f. 370; seine weiteren Schicksale bis z. Übersiedelung in d. Neubau d. Museums f. Naturkunde 370 f.

Musiken d. Studenten, s. Aufzüge.

Nachweisstelle f. geistige Arbeit

v. student. Ausschuß begründet, geht mit ihm ein 349 A. 1.

Naegele, Franz Karl, Mediziner

lehnt d. Berufung ab 369; Lehrer Martins 313.

Nagel, Joh. Karl, Referendar stell vertr. Univ.- Richter 139 ff.

Na gier, Karl Ferd. Friedr. v. , preuß. Staatsmann Altensteins Schwager, 1810 entlassen 217; z. Gesandten am Bundestage ernannt, erhält vom Könige seine Direktive 181; Trendelenburg Er- zieher seines Sohnes 486.

Napoleon I., Kaiser der Franzosen

Begründer ein. neuen Ordnung d. polit. Welt 20 f.; grollt d. Univ. Halle, hebt sie auf 72. 751; läßt Niemeyer u. Schuckmann verhaften 76 A. 1 ; gewinnt Joh. v. Müller 93; Schleier- machers Ansicht üb. ihn 1807 122; gewährt d. Räumung Preußens v. d. franz. Truppen, zieht geg. Spanien 148 f.; ächtet Stein 149; sein Konflikt mit d. Kurie erschüttert W. v. Hum- boldts Mission in Rom 152; d. Niederwerfung Englands mißlingt ihm, zwingt Preußen zum Zuge geg. Rußland 468, scheitert damit 481 f. ; sein Kriegsplan 1813, scheitert 501. 506 ff ; rächt sich an Halle, hebt d. Univ. erneut auf 501. 523. 615; verläßt Elba 532; niemand glaubt anfängl. an d. Erfolg d. Abenteuers, um so stärker. Umschwung d. Stimmung 535 f.; v. Böckh als Feind freier Wissensch. geschil- dert 636; beugt Österreich u. zerbricht das deutsche Reich 186; Hegel unter d. Einfl. sein. Persönlichkeit 7.S'.9 ff. 197 tt. 308; d. v. ihm geplante Gesandtschaft nach Persien durch sein. Sturz vereitelt 226; in Schulpforta ver-

ehrt, Abwandlung d. Gefühle f. ihn 265 f.;

Bopp erlebt in Paris sein. Sturz 282 IV. Nary, Gottl., stud. med.

Fiskal Graefes, mit Karzer bestraft 413 A. 1. Nasse, Christoph Friedr., Mediziner

vergebl. z. Habilitation aufgefordert 233; 1811

Privatdozent 389; z. Berufung v. Reil u. a.

vorgeschlagen 473 f.; Lehrer Joh. Müllers

456; Anhänger d. Naturphilos. 466; als Nachf.

v. Bartels vorgeschlagen 471. 473.

Nathan, Mor., Student

d. Zeugnis d. Prüfungskonim. üb. sein Examen 407 A. 1; mit minderwertigem Zeugnis im- matrikuliert 17.

Naturalienkabinett, Königliches

vor Begründung d. Univ. vorhanden, in gutem Zustande 40; gehört d. Krone 42.

Naturforscherversammlung tagt im Septbr. 1828 in Berlin 365 f.

Naturwissenschaften

ihre Pflege erfordert höhere Kosten als die d. Geisteswissenschaften, erfreuen sich höherer Gunst b. d. Regier, als letztere 372; ihre Er- folge treten schneller zutage als die d. Geistes- wissenschaften 375; ihre Bedeutung f. Staat u. Nation verschieden v. der d. Geisteswissen- schaften 380 f.

Naumann, Otto, Ministerialdirektor

seine Verdienste um d. Ausgestaltung d. Univ. 371.

Naumann, Mor. Ernst Ad., Mediziner 1825 E. O., Lebensgang 236; von auswärts berufen 407.

Nauwerck, Karl Ludw. Theod., Orientalist 1836 Dozent 490; z. Remuneration empfohlen, seine akadem. u. polit. Tätigkeit 73 ff. ; in d. Ausschuß d. Akad. Lesevereins gewählt 76; hat mit sein. Kolleg im W. S. 1843/44 ein volles Audit., v. Eichhorn verfolgt, BOSpendiert, verzichtet auf d. Ven. leg., wendet siel ein. Artikel in d. Staatszeitung 77 ff. SS. ',)9; v. d. Studentenschaft gefeiert S7; 1818 als Stadtverordneter Vertreter d. BOhärfer. Tonart 19r>; geg. d. Rückkehr d. Trappen 234; geg. d. Wahldemonstiatinn v. 20. April 240; I d. Frankfurt. Parlaments 2-">s, Bohickt den an, dort d. Univ. Reform e. betreiben 266.

Nawi-owsk i . stud. iur. 1848 v. d. Univ. relegiert 2,">7 Anm.

460

Namen- und Sachverzeichnis.

Neander, Dan. Amadeus, evang. Bischof muß sein Dezernat im Kultusminist. an Eilers abgeben 21.

Neander, Job.. Aug. Willi., Theologe Alter b. d. Berufung 276; Neffe d. Arztes Stieglitz 562 A. 1. 618 A. 1; berufen, nimmt d. Ruf an 47Sff. ; im Kampfe um Fichtes Nachf. 573 f.; Lebensgang, Persönlichkeit, Be- ziehung z. d. Fak. - Mitgl. 614 ff. ; Freund u. För- derer Lückes 628. 631; als Rektor unmöglich 641 A. 1; erhebt Bedenken geg. d. z. Refor- mationsfeier als Ehrendoktoren Vorgeschlage- nen, fügt sich 042 A. 1 ; nimmt am Abschieds- schreiben d. Fak. an de Wette teil 85 f.; für Genehmigung d. theol. Disputatoriums 170; Schleiermachers Ideen abgewandt 208; ab- sprechend üb. Schott als Prediger 316 A. 1 ; Lehrer H. Olshausens 319; Freund u. Förderer Tholucks 322 f.; f. Bleeks Beförderung 356' A. 1; tritt f. Hengstenberg ein 332. 341. 343. 345, sagt sich v. ihm los 347. 447; geg. Alten- steins Entscheidung betr. d. Preisaufg. v. 1827 349; f. 0. v. Gerlachs Promotion 3p /f., nimmt an d. daran anknüpfenden Streit mit Alten- stein lebhaften Anteil 354. 300; verweigert d. Teilnahme an Lommatzsch' Promotion 360; Lehrer Rheinwalds 361 Anm. ; erhält seine

' Gehaltszulage aus ersparten Gehältern verst. Ord. 417; veranl. Petermann z. armenisch. Stu- dien 490; schlägt Twesten als Schleiermachers Nachf. vor, Stellung z. Yatke 493 ff. ; Lehrer Philippis 494 A. 1; Lehrer Erbkams 495 Anm.; Dekan, in Audienz b. König Friedr. Wilh. IV. und Prinz. Wilhelm 4; Friedr. Wilh. IV. u. Eich- horn sympathisch, wird Oberkonsistorialrat 17; verfaßt d. Gutachten d. theol. Fak. i. S. Br. Bauer, f. dessen anderweitige Verwendung, v. Marheineke z. dessen Gunsten zitiert 30; Lehrer Rosseis, widmet diesem ein. Nachruf, tritt f. d. Gründung ein. theol. -wissensch. Ver- eins ein 40 f.; Bekannter Schellings, mit dem er vor dessen Übersiedelung nach Berlin in Karlsbad zusammentrifft 44 A. 2, hört dessen erste Vorlesung 45 A. 2, sein Freund, entsetzt üb. dessen Phantastereien 52; Mitarb. an d. Jahrbb. f. wissensch. Kritik 97 A. 1 ; Feind Hegels, doch f. d. Erhalt, d. Lehrfreiheit 101; seine Lehn-, Stellung in d. Fak. u. z. d. Stu- denten während d. 1840er Jahre 105 ff. 113; Habilitationen v. Schülern 113 ff.; regt die Wiederbesetzung v. Marheinekes Lehrstuhl an 120; geg. d. Austeilung v. theol. Repetenten 121; bekehrt S. Hirsch z. Christentum 137;

geg. d. Zulassung d. Juden z. Lehramt 170 f.; 1840/47 Senatsmitgl. 171 A. 1; geg. d. Immed.- Eingabe d. Senats z. Gunsten v. Michelet 187 A. 3; stirbt 1850 281; seine kirchengeschiehtl. Auffassung den einzeln. Epochen weniger ge- recht werdend als die Baurs 315; nach sein. Tode Dillmann d. erste wieder in d. Akad. be- rufene Theologe 349; gehört der Epoche d. Romantik an, seine ( ielehrsamkeit ist unfrucht- bar geblieben 379.

Nebenius, Karl Friedr., badisch. Staatsmann v. Hermann z. Berufung vorgeschlagen 13 Anm.

Nees v. Esenbeck, Christ. Gottfr., Botaniker

Freund Ehrenbergs2.7/; Lehrer Joh. Müllers 456. Neoborussia

Korps in Berlin, schließt sich d. Kösener S.C.

an 278. Neomarchia

Korps in Berlin 152. Neu mann, v., preuß. General

b. Umzüge d. Königs am 21. März 1848 220. Neu mann, Aug. Wilh., Theologe

1849 Privatdozent, Lebensgang 117 f. Neumann, Aurel

Jugendfreund Tholucks 320.

Neumann, Franz Ernst, Naturforscher durch seine Beförderung H. W. Dove zurück- gesetzt 419.

Neumann, Guido

Jugendfreund Tholucks 320.

Neu mann, Heinr., Mediziner v. d. Fak. z. Berufung genannt 338.

Neumann, Karl Paul Ludw., Theologe 1834 habilitiert, Lebensgang 494 A. 1.

Neu mann, Wilh.

Mitgl. des Nordsterns 552; Freund Neanders 614 f. 024.

Ney, Michel, franz. Marschall

v. Napoleon 1813 auf Berlin dirigiert 501 f.: marschiert nach Bautzen ab 507 f.

Nicolai, Christoph Friedr., Schriftsteller

verkehrt mit Joh. v. Müller 7; Vorkämpfer d.

Berlin. Aufklärung 17; v. Fichte bekämpft 21;

Verwandter u. Freund E. F. Kleins 22; geg.

d. Reorgan.-Entw. d. Akad. 191; verkehrt mit

Schuckmann 308. Nicolai, Joh. Aug. Heinr.. Mediziner

1832 Privatdozent 453.

Namen- und Sachverzeichnis.

Kl

Nicolovius, Geo. Heinr. Ludw., Staatsrat v. Dohna z. selbständ. Leiter d. Kultusabt. vorgeschlagen, tritt als Staatsrat an deren Spitze 151; soll Vortragen Fichtes üb. d. Er- richt. d. Univ. beigewohnt haben 157 A. 1; hat in Königsberg mit Dohna d. Verwaltung d. geistl. Angelegenheiten behalten 163, fügt sich W. v. Humboldts Verlangen, diese selbst zu übernehmen 166; v. Humboldt für sich ge- wonnen, später sein Freund 167. 316; unter- zeichnet Humboldts Antr. auf Erricht. d. Univ. 175; v. Dohna erneut z. Leiter d. geistl. An- gelegenheiten vorgeschlagen 217. 305; mit d. interimist. Leitung d. Sektion beauftragt 219; wirkt auf Niebuhr ein 262 A. 1; lädt Böckh z. Kommen ein 266; fordert v. Wolf Ein- reichung sein. Vorlesungsverzeichnisses 268; nimmt an Konferenzen weg. d. akad. Ge- richtsbarkeit teil 281; verf. d. erste deutsche Prooemium 285; wahrt d. freie Geschäfts- führung b. Einriebt. d.Univ. 305; wird Direktor d. Abt. d. Kultus u. d. Unterr. 306; berichtet Humboldt üb. Schuckmanns Amtsführung 310; denkt an Ausscheiden aus d. Staatsdienste 317; benachrichtigt Schuckmann v. d. Unwillen d. Königs üb. d. Tragen v. Kokarden 338; hört Niebuhrs Vorlesung 345, verkehrt mit ihm 479; f. d. Opponieren ex Corona 380; sagt de "Wette zu, f. Fries' Berufung zu wirken 392, unter Schleiermachers Einfl. dagegen 577; unterzeichnet d. ersten Statutenentwurf d. Komm. 433; f. Neanders Berufung tätig 479; wohlwollend geg. Fichtes Plan, als Feldpre- diger 1813 mitzuziehen 499; geht 1813 b. Vor- rücken d. Franzosen nach Preußen 503; klagt üb. d. Druck d. Reaktion 1815 567; f. Hegels Be- rufung tätig 579. 581; verzögert auf Schleier- machers Einwirken d. Besetzung d. philos. Professur 583; nimmt Dahlmann freundschaftl. auf 589, empfiehlt Altenstein dessen Beru- fung 590; sorgt f. Neander 624; erlangt eine Remuneration f. Lücke 631; läßt d. v. Senat revid. Statuten ungeändert passieren 633 f.; will d. Übergabe d. Statuten mit ein. Inaugur.- Feier verbinden 635; Verehrer Altensteins 6, der nach seiner Meinung Sehleiermacher geg. Wittgenstein geschützt hat 7; zum Protest d. theol. Fak. geg. Angriffe in d. Staatszeitung 6 I '; sein Eintreten f. d. Freunde an d Univ. v. diesen erwartet 67; Korreferent im Falle de Wette 78 A. 3; Menzel will ihn aus d. Minist, entfernt sehen 126 A. 1; in d. Denk- schrift v. Eylert u. Gen. angegriffen 129\

seine Entfernung aus d. Minist, vergebt, ver- sucht 138-, muß 1824 d. Unterr.-Abt. abj 175. 177; Freund Schleiermachers, Eegel

fernstehend 292, geg. Tholuck eingenommen 324, tadelt d. Freund weg. BerbeiführuDg immer neuer Konflikte 359, unterstützt ihn geg. Marheinekes Versuch, ihn z. d. Fak.- Geschäften heranzuziehen 451; geg. Benekes Suspension 297; gibt Röder beruhigende Ver- sicherungen üb. Eengstenbergs Beförderung 347; vermittelt zw. Altenstein u. d. theol. Fak. im 0. v. Gerlachschen Streitfalle 567 f.; arbeitet f. Twestens Berufung 497; Anhänger d. Schleiermachersehen Richtung auch nach dessen Tode, Böckh ferner stehend 500; stirbt 512; Rivalitäten zw. ihm u. d. Kollegen durch Altenstein ausgeglichen 21. Niebuhr, Barthold Geo.

empört üb. Schmalz' Pamphlet 82 A. 1. 541; tritt f. Wolfs Verbleiben in Berlin ein 137; wird Mitgl. d. Akad. 206 A. 2; erklärt sieh z. Vorlesungen an d. Univ. bereit 262; zufrieden mit seiner Tätigkeit d. Univ. 262. 343 ff.; hat an Hirts Kunsturtlilen wenig Gefallen 263 A. 1; mit d. Verschiebung d. Vorlesungsbeginns einverstanden 289 A. 1 ; seine Vorlesungen 345. 350. 363. 495; Freundschaften, Mitgl. d.Graeca 345 f.; Twestens Urteil üb. ihn 349 f.; nach- trägl. promoviert 382; verwendet sich vergebl. geg. Heindorfs Versetzung nach Breslau 390 f.; in Ungewißheit üb. d. polit. Lage 1812, in freudloser Stimmung, schließt d. 2. Bd. seiner Rom. Gesch. ab, weitere Pläne 470ff.; wirkt f. Neanders Berufung 479 f.; 1813 b. YbrksEinzug in Berlin 493; wünscht als Freiwilliger mit- zukämpfen 496 f., sein Gesuch v. Könij gelehnt, mit polit. Aufträgen betraut 500; Mit- begr. u. Leiter d. Preuß. Korrespondenten 497, legt d. Leitung nieder 500, übernimmt sie wieder 520; in gedrückter Stimmung vor dem K 1815 533; hört v. d. Plane, \. v. Feuerl berufen 564; auf d. Reise nach Rom 579. 583; b. Hegel in Nürnberg, empfiehlt dessen Be- rufung 579. 581; will Dahlmann als Gesandt- schaf tssekretär nach Rom mitnehmen 589; ver- anlaßt Chr. A.Brandis' Übersiedelung nach Rom 600; seine Rom. Gesch, v. Staatsrat Scholl Eehdet 172 \. l ; Vorbild Rankes 270. Böckh Bucht ihm gej aüber Bebe Teilnahme an d. Jahrbb. f. wiss. Kritik /.. rechtfertigen, zerfallt deswegen mit ihm 294 \. l. 3t0\ ttit- begr. d. Rheinischen Museum6 307; d. Lebens müde iL hoffnungslos 6; d. B sein.

462

Namen- und Sachverzeichnis.

Nie buh r, Berthold Geo. (Forts.) Lebensnachrichten v. Twesten gefördert 110; Twesten Mitgl. sein. Kreises 111; wurzelt in d. Epoche d. Aufklärung 379.

Niedner, Christ. Willi., Theologe

seine Berufung scheitert 1850 an Hengsten- bergs Widerspruch 281 ; v. d. Fak. erneut vor- geschlagen, lehnt ab, nimmt erneute Berufung an 324 f.; stirbt 1865, Semisch sein Nachf. 337 f.; als Senator geg. Holtzendorffs Verwar- nung durch Mühler 342 Anm.

Niemeyer, Aug. Herrn., Theologe

Freund Beymes 34; 1806 verhaftet u. nach Frankreich abgeführt 75 f. 307, b. d. franz. Machthabern f. d. Erhaltung d. Univ. Halle tätig 79 Anm. 100. 132 ff., nach Halle zurück- gekehrt 124 A. 1; v. Beyme f. Berlin aus- ersehen, Lehrer Noltes 81; berufen 100 A. 1. 132; bittet um Aufschub d. Antwort, Depu- tierter Halles b. d. Huldigung Jeromes 134; z. Kanzler d. Univ. ernannt, lehnt eine Stel- lung im Berlin, geistl. Depart. ab, sein Ent- lassungsgesuch genehmigt 135 f.; sucht J. G. Bernstein in Halle zu halten 235; erfreut üb. Halles Wiederherstell. durch Friedr. Wüh. III 524; geg. Tholucks Berufung nach Halle 338.

Niemeyer, Herrn. Agathon, Theologe geg. Tholucks Berufung nach Halle 338.

Niesar, stud med.

mit minderwertigem Zeugnis immatrikuliert 407. 17 '; sein Handel mit Langenberger verur- sacht ein. Student. Skandal, relegiert 407 ff.

Niethammer, Friedr. Imman., Philosoph u. Schulmann Freund Hegels 581. 192, bringt ihn nach Bam- berg 195. nach Nürnberg 185. 196 f.; befürchtet d. Zusammenbruch d. liberal Systems in Bayern 200.

Nitzsch, Karl Imman., Theologe

Ehrendoktor d. theol. Fak 642; lehnt Berufung ab 3 '5; Lehrer Erbkams 495 Anm.; f. Ent- fernung Br. Bauers aus d. theol Fak. 29; sein neues Glaubensbekenntnis v. Twesten ver- worfen 111, v. Kahnis bekämpft 119; f. d. kirchl. Union tätig, z. Ord. berufen, Bedeu- tung, hält d. akad. Gottesdienst ab, f. Hin- richtung ein. theol. Kepetenteuinstituts 119 ff. ; geg d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 170 A. 1; 1848/9 Rektor, verweigert d. Aula f. d. Beerdigungsfeier erschossener Arbeiter 2.">4; dämpft im Nov. d. letzten Aufwallungen in d. Studentenschaft 255 f.; Mitgl. ein. Senatskomm.

z. Beratung d. Univ. -Reform 263; erhebt b. Ad. v. Ladenberg Vorstellungen gegen d. Mit- beteiligung d. Extraord. u. Privatdozenten an d. Beil Univ. -Konferenz 276; Gönner d. Win- golfs 278; mit Bethinanns Kirchenpolitik ein- verstanden 323; schlägt Karl Schmidt, J. L. Jacobi u. E. L. Th. Henke z. Berufung vor 325.

Nitzsch, Karl Ludw., Theologe

Vater K. I. Nitzschs, Anhänger d. Aufklärung 120.

Nitzsch, Karl Wilh., Historiker

1872 Ord., sein Lehrstuhl neu begründet357 A. 2.

Nobiling, Färbereibesitzer gibt d. Fak. -Bericht v. 4. Jan. 1844 i. S. Nau- werck an d. Neue Hamburg. Zeitung weiter 86.

Nobiling, C, Stadtrat

berichtet üb. Ereignisse aus den Revolutions- tagen v. 1848 202 A. 2. 210 A.l. 211 A.l. 212 A.l.

Nöggerath, Jak., Geologe verfaßt mit and. ein Promemoria z. Univ. - Reform 263.

Noel decken, Referendar

verhindert 1848' ein. Zusammenstoß d. Stu- denten mit Demonstranten geg. d. Rückkehr d. Prinzen "Wilhelm 213.

Noesselt, Job. Aug., Theologe

Freund Beymes 34; Lehrer Noltes 81 ; stirbt 100.

Nolte, Job. Wilh. Heinr., Theologe

Freund Beymes' 31. 81 A. 2; hat Kenntnis v. d. Engeischen Plane ein. Berlin. Lehranst. 35 A. lf. 85; Lebensgang, Persönlichkeit 81; Herausgeber fianz. und engl. Lehrbücher, zus. mit sein. Freunde Chr. L. Ideler 81 A. 2. 610. 502 A. 3; v. Beyme z. Verhandlungen mit d. Theo- logen betraut 81. 123 A. 3; v. Beyme um ein Gutachten üb. d. neue Lehranst. ersucht S5; v. Wolf als Mitgl. ein. Einricht.-Komm. vor- geschlagen 8t>, einverstanden, v. Beyme ab- gelehnt 91 ; erhält Beymes Aufträge aus Königs- berg, gibt sie weiter 100, meldet diesem ^icmeyers Abreise aus Paris 100 A. 2; ent- schuldigt sich weg. Nichterstattens sein. Gut- achtens 102; überbringt Schleiermacher d. Be- rufung, meldet dessen Zustimmung an Beyme 123*; am Stocken v. Bevines Plan f. mitschuldig gehalten 130; f. Berufungen tätig 131 f.; mel- del Beyme d. Wiederherstellung d. Univ. Halle durch d. westfäl. Regierung 136, v. Schleier- macher deswegen /.. schneller Eröffnung d. Berlin. Lehranst. angespornt 131); berichtet irritiert Beyme über Fichtes Reden an d. deut-

Namen- und Sachverzeichnis.

463

sehe Nation 140 A. 1. 135 A. 1; behält Beymes Genehmigung z. Auszahlung ein. Abschlags- summe au Wolf vor 143 A. 3; mit W. v. Hum- boldts Absichten unbekannt, seine Rolle aus- gespielt 156 A. 2; f. Verlegung d. Univ. Frank- furt a. 0. nach Breslau 161; schlägt d. Ans- baebsche Palais als Univ. -Gebäude vor 296 L; zeigt Beresfords Tod d. Minist, an 611 A. 1; 1821 v. Schultz z. Eiutr. ins Kultusminist, vor- geschlagen 135. 136 A. 1, abgelehnt 137.

Nominalprofessuren

in d. Univ. -Statuten verworfen 443; Verhand- lungen üb. ihre Schaffung 4 12 iL

Nordstern, Bund vom

eine Berlin. Vereinigung, gegründet 552f. , er- loschen 614. 624.

Normaletat s. Etat.

Nornialgehalt s. Gehälter.

Normann, v. März 184S arretiert 229.

Normannia, Korps z. Berlin, aus d. Landsmannschaft hervor- gegangen, tritt d. Kösener S. C. bei 278.

Normannia, Landsmannschaft z. Berlin, in Kartell mit Franconia u. Teutonia, spaltet sich in Landsmannschaft u. Korps 278.

Oberkonsistorium, Lutherisches geg. "Wöllners Kirchenregiment 15 f.; verwei- gert Fichte d. Erlaubnis t. Drucklegung d. ersten seiner Reden an d. deutsche Nat. 140.

Obermedizinalkollegium

erhebt vergebl. Einspruch geg. L. Fr. v. Fro- rieps Vorlesungen 141 A. 1.

Obermedizinalrat

1808 gegründet, v. W. v. Humboldt reorgani- siert 197 ff.

Oberschulkollegium d. Universitäten unterstehen ihm bis 1801 39.

Oersted, Hans Christ., Naturforscher nimmt an d. Berlin. Naturf. -Vers. 1828 teil 365.

Oetzel, Luise

II. W. Doves Gemahlin 382.

Ohm, Geo. Simon, Physiker Lehrer Dirichlets 379.

Ohm, Martin, Mathematiker 1821 habilitiert, Lebensgang 370.

Ohnesorge

"Wingolfit, 1848 unschuldig gefangen nach Spandau abgeführt 221 A. 2.

Oken, Lorenz, Naturforscher

Schuckmaun verwirft seine Berufung 475 AI: erscheint Gentz als Revolutionär ~j\ Vorlesun- gen üb. seine Philosophie verboten 300; Lehrer Pelts5G2Anm.; Gründerd.Naturf.-Vers., nimmt 1S28 an d. Berliner teil 365 f.

Olfers, Ignaz "Werner Maria v., General- direktor der Museen b. Friedr. Wilh. IV. in Gunst, in Konflikten mit Waagen 144.

Olshausen, Student

Wingolfit, verhindert am 10. März 1S4S eine Stud.-Vers. 194 A. 1.

Olshausen, Herrn., Theologe Preisträger f. eine Aufg. d. Fak. z. Reforma- tionsfeier 1817 642; v. Altenstein befördert 7; 1820 Dozent, Lebensgang u. Persönlichkeit 318 f.; Freund Tholucks 335; z. Vorbereitung f. d. Lehramt remuneriert 408; z. Nachf. Schleiermachers vorgeschlagen 403; v. Mar- heineke z. Gunsten Br. Bauers zitiert 30.

Olshausen, Just., Ministerialdirektor regiert d. Univ. z. Z. d. Neuen Ära 112; v.Beth- mann ins Minist, aufgenommen 324 A. 1 ; d. Schlesw.-Holsteinern an d. Univ. nahestehend, glättet während d. Konfliktszeit manche Un- ebenheiten 336; hält durch seine Beziehungen z. Fak. -Mitgliedern Konflikte mit d. phil. Fak. fern 339.

Olshausen, Rob. Michaelis, Mediziner Schüler Martins 313.

Oltmanns, Jabbo, Mathematiker

nimmt d. Berufung 1810 an, Mitgl. d. Akad . bleibt noch Jahre lang fort 205 f. 240. 274; scheidet aus, bleibt ohne Nachf. 477; wird

1824 Ord. 3751; d. Fak. geg. Wiederbeset/.un.L; sein. Lehrstuhls 416 A. 1. 3; G. A. Einian Bein Nachf. 420; stirbt 1833 446.

Oppenheim, Dr., Schriftsteller

beeinfl. 1848 d. Studenten in radikal. Binne UM. Oppert, Karl Gust. Theod., Mediziner

1825 habilitiert, Lebensgang 234 f. Opponieren ex corona

v. versch. Seiten verlangt 380f.; 1902 abge- geschafft 365.

Ordinarien, s. Professoren, ordentliche.

Oriola, Graf

am 18. Mär/. Isis b. Omzuge '1. Köi g 226 Orth, All..

187] Dozenl an d. Dniv. 2'.)7 inm.

404

Namen- und Sachverzeichnis.

Osann, Emil, Mediziner

1815 habilitiert, Lebensgang u. Persönlichkeit 239; fehlt unter Bückhs Eingabe geg. Wieder- einsetzung ein. besond. Regier. -Bevollm. 24 A. 2; stirbt 158.

Osann, Friedr. Gotthilf, Philologe promoviert 595 ; Schüler Frz. L. K. Fr. Passows, 1820 habilitiert, kommt später nach Gießen 590; anerkennend üb. Schultz' philol. Forschungen 1 72 A. 1.

Osiander, Friedr. Benj., Mediziner Lehrer A. E. v. Siebolds 546.

Osten, v. d.

1866 gefallen, doch nicht mehr Student ge- wesen 349.

Osten, Alex. v. d., stud. iur. 1813 Kriegsfreiwilliger 490.

Osten, Leop. v. d., stud. iur. 1813 Kriegsfreiwilliger 490.

Otterstedt, Friedr. Frhrr. v., preuß. Ge- sandter berichtet üb. angebl. revolution. Zusammen- künfte in Straßburg 108.

Otto, König von Griechenland seinem Gefolge gehört Joh. Franz als Dolmet- scher an 149.

Otto, Bernh. Christ, Mediziner

Prof. an d.Univ. Frankfurt a.O., Gehalt 41 A. 3.

Otto, Friedr., Inspektor d. botan. Gartens hilft Willdenow 1806, d. Pflanzen d. Gartens z. retten 249; Freund u. Mitarb. Links 548.

Oudinot, Nicolas Charles, franz. Marschall soll 1813 Berlin bedrohen, zieht nach Bautzen ab 507.

Paderborn, Universität

geht Preußen 1807 verloren 71. Palais, Ansbachsch.es

v. Nolte z. Univ.- Geb. vorgeschlagen 296. Palais, Prinz Heinrichsches

s. Gebäude d. Univ. Panofka, Theod. Sigism., Archäologe

Schüler Böckhs, Dozent, liest als Akademiker

.101; hält Anleitungskurse ab S9; wird E.O. 141. Pappenheim, Louis, Mediziner

1858 Privatdozent, verläßt Merlin 312 A. 2. Passow, Franz Lndw.Karl Friedr., Philologe

promoviert 596; Anhänger d. Turnens, tritt

f. Jahn ein 42 Anm.; Prof. an d. Univ. Breslau

122; Menzel Gegner sein. Turnplatzes 123; Lehrer H. W. Doves 381 f.

Passow, Friedr. Wilh., Forstkommissar Lehrer am Forstinstitut 252.

Patow, Erasmus Rob. Frhrr. v., preuß. Staatsmann Finanzminister, gegen d. Besoldung Schulz- Fleeths 297 Anm.

Paul, Jean Pseud., s. Jean Paul Friedr. Richter.

Pauli, Christ. Mor., Philologe

in AVittgensteins Diensten, vergebl. Habilita- tionsversuch, Lebenslauf U.Persönlichkeit 88 ff.

Paulus, Heinr. Eberh. Gottlob, Theologe z. Berufung vorgeschlagen 478; Freund Hegels, f. dessen Berufung nach Heidelberg tätig 581. 196; Lehrer de "Wertes 625; Hegel bricht mit ihm 202. 314; greift Schelling aufs schärfste an 47 A. 1. 51. 56.

Paulus, Sophie Karoline

vermählt sich mit A.W. v. Schlegel, bleibt aber bei den Eltern 28 ff.

Pedelle

Gehalt f. zwei bewilligt 397 A. 1 ; Abzeichen ihres Amtes gewünscht 447; in d. Univ.-Sta- tuten genannt 451; sollen d. Ordnung vor d. Tür d. Aula aufrecht erhalten 169 A. 1; erhalten Zepter bewilligt 216 Anm.

Pelt, Ant. Friedr. Ludw., Theologe

1827 habilitiert, Lebensgang u. Persönlich- keit 361 Anm.

Pensionär Chirurgen Einrichtung u. Bedeutung des Instituts 43 f.

Pepiniere

Gründung u. Einrichtung, Verhältnis z. Coli, med.-chir. 44 ff.; im Reilschen Plane als Vor- bereitungsanstalt f. d.Univ. ganz beseitigt 48; Gegnerschaft ihrer Zöglinge z. d. Medizinstu- dierenden 408 ff. ; Virchow Festredner b. ihrem 50jähr. Stiftungsfeste 173.

Pernice, Herbert Vikt. Ant, Jurist

1856 Privatdozent, geht nach Göttingen 2S3.

Pernice, Ludw. Wilh. Ant., Jurist

vergebl. bemüht, Eilers eine Professur in Halle z. verschaffen 275 A. 2; Kurator y. Halle, Vater v. IL V. A. Pernice 283.

Perthes, Friedr., Buchhändler

verlegt Neanders ,, Julian", schenkt das Buch Nicolovius 479; Twestens ältester Freund 110.

Namen- und Sachverzeichnis.

4ÜT>

Pertz, Geo. Heinr., Historiker Nachf. "Wilkens an d. Bibl., Freund Schellings, ihm politisch .gleichgesinnt 52; mit d. Über- lassung d. Journalzimmers d. Königl. Bibl. an d. Akad. Leseverein einverstanden 75; in Kon- flikt mit Mundt 140 A. 2; Lepsius wird sein Nachf. an d.Bibl. 113; stirbt, Waitz sein Nachf. in d. Direktion d. Mon. Germ. Eist. 357.

Pestalozzi, Joh. Heinr., Pädagoge

v. K. Ritter verehrt 289; Lehrer Steiners 37 7.

Petermann, Jul. Heinr., Orientalist E. 0., beteiligt sich an d. Gesuche um Gehalts- erhöhung 418; reist auf eigene Kosten nach Venedig 420; ursprünglich Theologe 489 f.; f. d. Beschickung d. Jenaer Univ.- Kongresses 274 A. 1 ; Mitgl. d. Kommissionen z. Beratung d. Antrages auf Errichtung ein. Ordinariates f. jüd. Gesch. u. Liter. 303. 305.

Peters, Wilh. Karl Hartwig, Zoologe hat Amtswohnung im Univ.- Gebäude 440. 370; Joh. Müllers Schüler, Dozent, Persön- lichkeit 301 f.; stirbt 1883 370.

Pettavel, Franz, Philologe 1815 promoviert 595 A. 1.

Pfaff, Christ. Herrn., Mediziner

vergebl. Versuch, ihn f. Halle z. gewinnen 63.

Pfaff, Joh. Wilh. Andr., Mathematiker v. d. Akad. z. Berufung vorgeschlagen 376.

Pfefferkorn, Student

1848 Mitgl. ein. Deputation b. Berlin. Stadt- kommandanten 199 A. 1.

Pfeifer, Friedr., Obertribunalsrat

nimmt an Verhandlungen üb. d. akad. Gerichts- barkeit teil 281 f.

Pfeil, Friedr. Wilh. Leop., Forstmann 1821 E. 0., Leiter d. Forstinstituts d. Univ., Lebensgang 251; scheidet aus 373; Rivale G. L. Hartigs 508 Ä. 1.

Pfleiderer, Otto, Theologe 1875 v. Falk als Ord. berufen 355.

Pflüger, Ed. Friedr. Wilh., Mediziner 1858 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Pfordten, Ludw. Karl Heinr. Frhrr. v. d. v. d. Fak. als Puchtas Nachf. vorgeschlagen 131.

Pfuel, Ernst v., preuß. General

Gouverneur v. Berlin in d. Revolutionstagen v. 1848 197 A.l. 199. 201. 203 A.l. 210, sein. Amtes enthoben 210. Lenz, Ooächichto dor Universität Berlin II 2.

Philippi, Friedr. Ad., Theologe

1837/41 Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 494 A.l f.

Phillips, George, Jurist

Dozent, Lebensgang, Bedeutung u. Persönlich- keit 386 ff.

Philologie

ihre Entwicklung v. d. Gründung d. Univ. bis jetzt 372. 378.

Philologie, deutsche

Kampf um d. Errichtung ein. Lehrstuhls dafür 270 f., verdankt ihn ihrer Bedeutung f. d. nationale Leben 309.

Phoebus, Phil., Mediziner

Freund Ratzeburgs 253 Anm.; 1832 habili- tiert, Lebensgang 453 f.

Picheisberg

Student. Ausfahrt dahin 53 f.

Pietsch, Ludw., Schriftsteller

üb. seine Teilnahme an d. Barrikadenkämpfen 1848 221 A. 2.

Piper, Ferd. Karl Wilh., Theologe

Neauders Schüler u. Amanuensis 106. 113; habilitiert sich, Lebensgang, Bedeutung 115f. ; während d. Revolution 1848 257; unterzeich- net eine Eingabe d. Opposition geg. d. Ordi- narien 260; f. d. Beschickung d. Jenaer Univ.- Kongresses 274 A. 1 ; v. d. Fak. z. cid. Honorar- prof. vorgeschlagen, v. Bcthmann abgelehnt 325.

Pi schon, Student

protestiert in d. Spenerzeitung geg. d. Demo- kraten 252 A. 1.

Pischon, Friedr. Aug., Theologe

überreicht Schleiermacher ein. Band nach- geschriebener Predigten 488 A. 1, spricht an dessen Grabe 452, sein Amtsgenosse, Vater d. Stud. Pischon 252 A. 1.

Pistor, stud. med.

beantr. z. 11. März 1848 d. Genehmigung eiD.

Stud. -Vers. 194, erneutes Gesuch am 13. v.

Rektor abgelehnt 198. Pistor, Karl Phil. Heinr.

1813 b. Landsturm 505. Piamann, .loh. Knist, Pädagoge

Freund K. Chr. Fr. Krauses 58 I A. 1.

Planck, Gottl. Jak., The,, löge lehnt d. Berufung at> 224. 612; abermals vor- geschlagen 178; Lehrer v. Ehren .r)S8; Lehrer Neandere 615.

30

406

Namen- und Sachverzeichnis.

Planck, Heinr. Ludw., Theologe v. d. Fak. vorgeschlagen 479.

Planck, Wilh., Jurist

soll in sein. Vorlesungen durch Gneist ergänzt werden 283.

Platz, Student Mitgl. d. Arminia, später bedeutender Schul- mann 152 A. 1.

Plehwe, Hans Rud. v., Offizier

Mitgl. d. „Maikäfer" 599 A. 1; Teilnehmer an d. Wartburgfeier 37. 49 A. 1, an d. Nacht- musik f. Jahn 46 ff.; mit Versetzung bestraft 48 f. ; Stifter d. Ges. „das blaue Vergnügen", unter Polizeiaufsicht gestellt 56. 61 f. ; in Ar- rest 59; sein Ausgang 49 A. 1.

Plehwe, Leop. v. nimmt an d. Wartburgfeier teil 37.

Plücker, Jul, Mathematiker

1832 E. 0, Bedeutung 508; verfaßt mit and. ein Promemoria z. Univ.- Reform 263.

Poggendorff, Joh. Christ, Naturforscher dem Freundeskreise Berlin. Naturf. zugehörig 227; E. 0., Persönlichkeit 508 f.

Pohl, Geo. Friedr., Physiker 1830 E. 0. 380 f.

Poischwitz, Waffenstillstand von v.d. Patrioten beklagt, günstig f.d. nation. Sache 508 f.

Polen

1848 Zwiespältigkeit in d. Polenfrage 242.

Polonia

Landsmannschaft 55.

Polonia, nationalpolnische Verbindung Gründung 159; Verfolgung 160; Bestrafung 164 f. 169.

Pomerania, Berlin Landsmannschaft, später Korps 55. 152.

Pomerania, Greifswald

Landsmannschaft, dann Korps, weg. der Ver- bindung mit Berlin verfolgt 157.

Poppo, Ernst, Philologe und Schulmann rühmt Ranko 257. 267; kurzer Lebensgang, Verhältnis z. Ranke 269.

Posadowsky-Wehner, Graf Ed. Ad. v. Vater d. Staatssekr., Mitgl. d. Arminia /"»/; bestraft 160.

Poselger, Friedr. Theod., Mathematiker K. G. J. Jaco.bi besteht bei ihm die Staats- prüfung 376.

Pott, Aug. Friedr., Philologe

Dozent, Lebensgang, Bedeutung 488 f.; seine Forschungen v. G. Curtius fortges. 150.

Pott, Dav. Jul., Theologe

v. d. Fak. z. Berufung vorgeschlagen 478.

Preller, Ludw., Philologe Schüler Böckhs 501.

Preuß, Joh. Dav. Erdmann, Historiker Freund Beymes 31.

Preußen

Politik u. Zustände v. Baseler Frieden bis in d. Zeit vor Jena 3ff. ; Zusammenbruch d. Staates 1806 71 f.; Wendung in d. innern Poli- tik durch Steins Entlassung 147; d. Land v. d. Franzosen geräumt 148 f ; Steins Verwal- tungsreform, bleibt unvollendet 149 f., bleibt Stückwerk, da d. Staatsrat fortgelassen wird 154; Unsicherheit d. polit. Lage 1809 167; Regierungskrisis 1810 211 f., durch d. Edikt v. 27. Okt. abgeschlossen 305 f.; drohende polit. Lage 1811/12, Alliierter Napoleons geg. Ruß- land 468 ff.; Gleichgültigkeit d. Bevölkerung vor Ausbruch d. Befreiungskrieges 486 f.; Um- schwung d. Stimmung, Ausbruch d. Kampfes 489 f.; Mißstimmung üb. d. einsetzende Reak- tion nach d. Befreiungskriegen 566 ff.; d. Ministerkrisis 1817, ist nur ein halber Sieg W. v.Humboldts 639; Reaktionszeit nach d. Befrei- ungskriegen 42 ff. 181, Friedensabsichten d. Regierung 1791.; Abkehr in d. auswärt. Poli- tik v. Österreich zu Rußland, Ruhe in d. in- nern Politik 182 f.; Eindringen liberalerer Ideen in weitere Volkskreise infolge d. Ereignisse im westl. Europa u. besonders d. Freiheitskampfes d. Griechen 184; d. beschränkenden Edikte d. Reaktionszeit nicht mehr angewandt 184; allge- meine Enttäuschung bald nach Friedr. Wilh. 'sIV. Regier.-Antritt 17 ff.; Politik d. Widersprüche 38f.; Gegensätze in d. Gesellsch., Halbheit u. Zweideutigkeit in d. Politik 95f.; Protestantis- mus u. Katholizismus vor d. Revolution 17(5 ff. ; d. Revolutionszeit von 1848 189 ff.; d. Reak- tionszeit 279f. ; d. Zeit d. neuen Ära 314ff.; d. Konfliktszeit 335. 341; 1864 u. 1866 342. 344; Ausbruch d. Krieges 1870 317; Pr. ist d. Staat d. Reformation, sein Geist ist d. deutsche Geist. 384 ff.

Pringshcim, Nathanael, Botaniker

sein Anerbieten, d. landwirtsch. Lehranst. aas eig. Mitteln z. unterhalten, abgelehnt 297 Anni ; Privatdozent 299 A. 2; Schüler Schleidens 301.

Namen- und Sachverzeichnis.

407

Prittwitz, v.

Mitgl. d. Arminia 152 A. 1.

Prittwitz, Karl Ludw. Wilh. Ernst v., preuß. General 1848 mit d. Unterdrückung d. Aufstaudes be- auftragt 210. 215.

Privatdozenten (s. auch Habilitation) ihre Stellung z. Univ. u. Fak. 435; Beschrän- kung auf bestimmte Vorlesungsfächer 458; erhalten v. Senat eine Bank in d. Aula be- willigt 169 A. 1; ihie Kontrollierung u. Re- muneration v. Eichhorn angeordnet 72 f.; in konversator. Übungen gewandte sollen Eich- horn empfohlen werden, sind dabei z. beauf- sichtigen 91; ihre Kontrolle Jan. 1845 ver- schärft 92; von radikalen Anschauungen erfüllt 172; in Opposition geg. d Ordinarien, z. Frage d. Reform d. Univ.-Lebens 259ff.; d. junge Generation in d. 1860 er Jahren 336.

Professoren

Promotion d. noch nicht graduierten Prof. 381 f. ; ihre Betätigung imKriege 1813/14 491 f. 503 ff., ihre Hoffnungen nach sein. Beendigung 529; ihre Stimmungen b Ausbruch d. Kampfes v. 1815 533 ff., Aufhören d. einmütig. Gesinnung unter ihnen nach sein. Beendigung 540 ff. ; ihre Stimmung nach d. Entlassung de Wettes 96ii.\ betr. ihre Teilnahme an Student. Festen H4i ; ihre Vermehrung u. Überfülle 407 f., Versuche, ihr zu wehren 410H.; unterzeichnen eine Zu- stimmungserklärung z. Vertagung d. National- vers. 277.

Professoren, außerordentliche

Stellung z. Univ. u. Fak. 435; ihre Vermeh- rung v. Altenstein vorgeschlagen, spätere Über- fülle 14; kärgliche Gehälter, Gehaltsaufbesse- rung v. 9 E 0. vergebt, erbeten 418 ff.; die E.O. aus d. Dotation v. 1840 nur gering bedacht, 21 v. ihnen wenden sich geg. Neuberufungen v. auswärts 71 f.; in Opposition geg. d. Ordinarien, z. Frage d. Reform d. Univ.-Lebens 2ö9ff. Professoren, ordentliche

Amtstracht f. siev.d. Einriebt. -Komm, beschlos- sen 2H3f.; ihre Stellung z. Univ. u. Fak. 435 f. 438; f. d. Rangordnung entscheidet d. Datum d. ersten Patents 437; Abzeichen v. d Kom- mittierten vorgeschlagen 448 f.; Amtskleidung v. ihnen gewünscht, erst v. Fried r. Willi. IV. eingeführt 653; Überfülle 4071., Bestrebungen ihr durch Errichtung v. Nominalprofessuren /.. wehren 412U.; 51 Ordinarien unterzeichnen BöckhsEntw. ein. Eingabe geg. Wiedereinsetzung

ein. besond.Regier.-BevoIlm., erhalten deswi-L'' •!! v. Eichhorn eine Rüge 21; durch Eubere u. Geizers Berufung irritiert, wobei aber politische Gründe nicht mitsprechen fi9; aus d. Dotation v. 1840 besonders bedacht 71 ; in Opposition geg. d. Forderungen d. Extraord. u. Privatdozenten, z. Frage d. Beform d. Univ.-Lebens 259 ff.

Promotio in absentia

nach Schleiermachers Vorschlag 360; Zusätze der phil. Fak. 307, d. jur. Fak. 373; Bestim- mungen darüber in d. Statuten 462. 465 f.

Promotion (s. auch Gebühren)

ihre Regelung vertagt 280; Bedingungen vor- läufig festgestellt 358 ff.; in d. Univ. -Statuten endgültig geregelt 461 ff. ; Abschaffung d. latein. Gepränges d. Promotionsaktes 363.

Prorektor

statt Exrektor, in d. Univ. -Statuten einge- führt 633.

Prüfungskommission

für Nichtabiturienten eingesetzt 406 f.

Prutz, Rob.

1848geg.d Rückkehr d. Prinz, v. Preußen 243 f.

Publikationsbefugnis der Univ. beschränkt 324. 326 f. 331.

Puchta, Geo. Friedr., Jurist

1842/43 Senatsmitgl. , konservativ 70; geg. d. Vorschlag, Nauwerck z. Remuneration z. nen- nen 73; 1842 Ord., Lebensgang, Persönlich- keit 128 f.; rezensiert scharf Baselers ..Volks- recht u. Juristenrecht" 13t.

Puchta, Wolfg. Heim*. , Jurist

Vater G. F. Puchtas, Persönlichkeit 128.

P ü ekler- Muskau, Herm.Ludw.Heiur.Fürst v. über Koreff 23 A. 132 A. 2., befreit Harden- berg v. ihm 133.

Pütter, Job.. Steph., Jurist

erhofft Ausdehnung d. preuß. Landrechts auf Deutschland 6; Lehrer K. F. Eichhorns, hat d. Boden d. norddeutsch. Protestantismus nie ver- lassen 387 ; Verwandter K. Tli. Pütters 384 A , 2.

Pütter, Karl Tlieod., Jurist 182*7 habilitiert 384 A. 2.

Pul vermach er, stud. med. unterzeichnet 1813 d. Eingabe d. Stud. auf Ge- währung von Beiseunterstützungen 4'.»l \. 1

Purkinje, Job. Evangelieta, Mediziner bewegt Schaf arik z. ein. Reise nach Berlin Gt>.

Puttkamer, Rob. v., Jurist Bpäter. Minister, wendel Bich 1848 in ein gäbe an d. Senat geg. d. Demokraten 252 \ l

468

Namen- und Sachverzeichnis.

t>uästor

Beamter d. Univ. 451; mit Einziehung d. Vor- lesungshonorare betraut 286 A. 2; hat Ge- schäfts- u. Wohnräume im Univ. -Geb. 369.

Quast, Otto Christoph Leop. v., Geh. Staatsrat

1813 Mitgl. d. Landsturmausschusses 500. 512. Quast, Therese v.

wird Gemahlin Hengstenbergs 344 f. Quenstedt, Friedr. Aug., Geologe

1837 habilitiert 510 A. 1.

Radioff, Joh. Gottl., Germariist 1823 habilitiert, Lebensgang 491 A. 2.

Radowitz, Jos. v., preuß. General u. Staats- mann Mitarb. d. Polit. Wochenblatts 387; empfiehlt Helfferich an Eichhorn 63. 137; f. Gründung ein. konservat. Zeitschr. mit V. A* Huber als Redakteur tätig 65; 1848 in Wien in Verhand- lungen mit d. österr. Regierung 196.

Radziwill, Ant. Heinr. Fürst v. tritt f. d. Polonia ein 163.

Rammeis berg, Karl Friedr., Chemiker d. Freundeskreise ßerl. Naturf . angehörend 22 7 ; z. Remuneration empfohlen 73; Dozent, Le- bensgang, Bedeutung 156 ff. ; nach 34 Jahren z. Ord. befördert, ohne Vorgänger im Ordi- nariat 357 A. 1. 2.

Ranke, Friedr. Heinr., Theologe

weg. Bekanntschaft mit Jahn verdächtig 2551. ; v. national. Begeisterung ergriffen 267; selbst- quälerischem Grübeln ergeben 273 ; steht sei- nem Bruder Leopold am nächsten 272. 280, will diesen mit Hengstenberg zusammenbringen 281; Erzieher Allwill Baiers 274.

Ranke, Karl Ferd., Philologe

Annahme ein. Anstellung in Nürnberg wird ihm versagt 256.

Ranke, Leop. v., Historiker

Stenzels Studiengenosse in Leipzig 609; sein Urteil üb. Menzels Neuere Gesch. d. Deutschen 122 ; Berufung 255 ff. ; Verhältnis zu Fr. v. Räu- mer 260 ff.; siedelt nach Berlin über, Ent- wicklungsgang bis Ende d. 1820 er Jahre 264 ff. ; Benekes Auftreten im Vergl. zu d. seineu 302i. ; Minding hört seine Vorlesungen 380; Urlaub nach Paris verweigert 395; durch d. v. d. Fak. verlangten Nom.- Professuren v. d. Odin, aus- geschlossen 415; Gehaltszulage (17; Analogie

zu Joh. Müller 467; sein Freundeskreis 480i. 503; Gegner Hegels u. d. Frommen 481; wird 1834 Ord., weitere Wirksamkeit, Persönlich- keit 503 ff.; üb. Eichhorns Ernennung z. Kul- tusminister erfreut 6; fehlt unter der Ein- gabe gegen Wiedereinsetzung eines besond. Regier. -Bevollm. 24 A. 2; Schellings Freund, mit ihm politisch einig 52; soll eine Literatur- zeitung organisieren, rät, d. schon bestehende Lite rar. Zeitung z. Regier. -Organ z. machen 61 ff.; vertritt bereits Gehers Disziplin 65; Lehrer Oybulskys 67; Mitgl. ein. Komm. z. Begutachtung v. Nauwercks Schriften, ist dabei renitent 79 f.; rät Eichhorn z. Suspen- dierung v. Nauwercks Kolleg 82; hält Übungen ab 89; unterzeichnet d. Fak. -Protest geg. Eich- horns Forderung auf Verschärfung der konver- sator. Übungen 93 A. 1 ; d. Politik abgewandt 137; Lehrer u. Förderer S. Hirschs 138; seine akadem. u. literar. Tätigkeit in d. 1840er Jahren, seine Schüler 153f. ; Mitgl. d. Fak. -Kommissio- nen z. Beratung d. Anträge auf Errichtung eines Ordinariates f. jüd. Gesch. u. Liter. 303. 306; in d. 1850 er Jahren in d. Vollkraft sein. Schaf- fens, v. d. Zeitgenossen nicht beachtet, Rück- wendung z. sein. Forschen, das auf politische Aktualität verzichtet 318 f.; tritt f. Häusser geg. Droysen ein, im Gegens. zu Droysen, dessen Schüler z. ihm übergehen 329ff. ; seine Schüler v. Sybel u. Waitz siedeln nach Berlin über, selbst unermüdlich weiter schaffend 357 ; hält private seminar. Übungen ab, die in nichts hinter d. Leistungen d. staatl. Seminars zurück- stehen 373; im Gegens. z. Droyseu, im Ein- klang mit Weizsäcker hinsichtl. d. Aufgaben d. histor. Seminars 373 A. 1; erst d. Gesamt- arbeit sein. Lebens weist d. Summe sein. Leis- tungen auf 375; wurzelt iu d. Epoche d. Auf- klärung 379; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient 384.

Rasch, Referendar

1848 b. d. Entfernung d. Gittertore vor d.Schloß- höfen beteiligt 248.

Ratzehurg, Jul. Theod. Christ., Natur- forscher 1828 habilitiert, Lebensgang 252 f.; scheidet 1830 aus 371. 373.

Rau, Karl Heinr., Nationalökonom lehnt seine Berufung ab 249; v. Hermann vor- geschlagen 13 Anm.; Führer auf sein. For- schungsgebiete 318.

Namen- und Sachverzeichnis.

4G9

Rauch, v., preuß. General

bestimmt am 18. März 1848 d. König z. d. Be- fehl, den Schloßplatz säubern z. lassen 211.

Rauch, Christ, Bildhauer

v. ihm d. Büste Friecfr. Wilh.'s III. in d. Aula ausgeführt 100 A. 3; Freund v. Fr. Schultz, fertigt Goethes Büste 127; Schwiegervater d'Altons 371. 159.

Rauch, Karl Jul. Sigism., Theologe 1849 Privatdozent 280 A. 2.

Raum er, Friedr. v., Historiker Freund v. d. Hagens 271. 391. 579. 259. 263; Freund Solgers 395 f. 98. 259 f.; erstattet üb. sein. Besuch b. Hegel Bericht an Schuckmann 579 f. 260, der sich unter sein. Einfl. Schleier- machers Verzögerungspolitik b. d. Besetzung d. philos. Lehrstuhls entzieht 583; als Ver- treter d. Staatswiss. berufen, histor. Studien zugewandt 590; soll nach Wilkens Ansicht seine Berufung nach Berlin 1811 vereitelt haben, steht freundschaftl. mit ihm, gibt sein Amt b. Hardenberg auf, erhält eine Professur in Breslau 590 A. 2. 259i.; zur Zeit v. Wilkens Berufung noch nicht als Historiker bewährt 592; erhält Schuckmanns Dank f. d. Teil- nahme b. sein. Ausscheiden aus d. Unterr. - Depart. 643; Freund Tiecks, bemüht sich um seine Gewinnung 31. 262; nach Berlin berufen 32. 249 f.; Freund v. Staatsrat Schultz 102. 104. 259. 262; verwandt mit d. Stud. de Marees 161 A. 1; z. Rektor f. 1822/23 ge- wählt 165 A. 1, vereinbart mit d. Senatsmit- gliedern d. Antwort auf d. minist. Rüge i. S. Caprivis 166t;. absprechend üb. Wildbergs An- trittsrede 236 A. 1 ; liest üb. Kameralistik, mittelalterl. u. neuere Geschichte, lehnt Vor- lesungen üb. alte Gesch. ab 253t; Freund Menzels 254t; verhandelt mit Otfr. Müller 254; Entwicklungsgang, Bedeutung, politische Stellung 258 ff.; Verhältnis z. Ranke 260 (f.; Verhalten als Dekan i. S. d. Suspension Benekes 298Ü., nach dem er auf sein. Amerika- Reise viel gefragt wird 303; erhält 1830 Urlaub z. ein. Reise nach Frankreich u. England 395, besucht auf d. Rückreise Belgien 396; Lehrer Helwings 423; schilt d. kranken Schleiermacher weg. sein Kommens z. Akad. 451; f. II. Bit- tere Rückberufung 480t; sein Liberalismus d. Minist, mißliebig 504; vereint in sein. Schrif- ten Historie u. Kameralistik 507; fehlt unter d. Eingabe geg. Wiedereinsetzung ein. besond. Regier.- Bevollm. 25 Anm.; vertritt bereits

Gelzers Disziplin 65; 1812/43 Rektor, liberal gesinnt 69; geg. Verwarnung minder geeigneter Dozenten durch d. Dekane 11; Komm. -Mit ! z. Begutachtung v. Nauwercks Schriften 79; Komm. -Mitgl. z. Beratung d. Protest, d. Fak. geg. Eichhorns Edikt weg. d. konversator. Übun- gen 93; gerät immer mehr in d. aktive Politik hinein 137; Waagen verwandt 143; W. A. Schmidts Dissert. ihm gewidmet 15t; fordert April 1848 d. Behörden z. Schutze d. Gesetze auf 240; lehnt d. Abfassung ein. Gesch. d. Re- volution v. 1848 ah 257; Mitgl. d. Frankfurt. Parlaments 258; Gesandter in Paris, erklart sein Einverständnis mit d. Zustimmungserklä- rung d. Prof. z. Vertagung d. Nationalvers. 277; tritt endgültig v. Lehramt zurück, Droysen sein Nachf. 329; stirbt 1873, Treitschke for- mell als sein Nachf. aufzufassen 357 A. 2.

Raum er, Karl Geo. v., Geologe

Bruder Fr. v. Raumers, der Orthodoxie zuge- neigt 260; nimmt an d. Befreiungskriegen teil 262.

Raumer, Karl Geo. v., Geh. Ober -Lega- tionsrat verwendet sich f. sein. Neffen Fr.v. Raumer 250.

Raum er, Karl Otto v., preuß. Staatsmann Kultusminister, weist Remaks Beförderungs- gesuche ab 168 A. 1; gewährt Eilers ein. Zu- schuß z. sein. Wartegelde 275 A. 2; Nov. 18">0 Kultusminister, Art sein. Regiments, reaktio- när 279f. ; bestätigt Lehnerdts Berufung 281; weist Berners Beförderungsgesuche ab 283: lehnt Gneists Gesuch ab, gewährt ihm eine Gehaltszulage 283 f.; empfiehlt Michelet Wohl- verhalten in sein. Vorlesung über Gesch. d. neuesten Philos. 288; geg. Kuno Fischers Be- werbung um ein. Lehrstuhl, entzieht ihm d. Ven. leg., v. Friedr. Wilh. IV. desavouiert 2S9 ff. ; in Ruhe u. Frieden mit d. phil. Fak. 292; willigt schließl. in d. Besetzung v. Lachmanns Lehr- stuhl mit Haupt 293; hat kein Geld f. land- wirtsch. Vorlesungen, will dafür auch keine Räume d. Univ. bewilligen 297 Anm ; lehnt d. Antrag auf Errichtung ein. Lehrstuhls f. rabbin. Liter, nach anfängl. Schwanken ab 305 f.; drängt d. med. Fak. auf VorsohU Wiederbesetzung d. Lehrstuhls v. Becker 311; Bein Regiment veranlaßt Dornen I bereiede- lung nach Göttingen 317: bestrebt, d. Selbst- ergäozQngsrecht d. Fakultäten /.. schonen n. sein. Räten freiere Hand /.. lassen, im <•

z. Bethmana. Beine Stellang Beil Beginn d.

470

Namen- und Sachverzeichnis.

Raum er, Karl Otto v. (Forts.)

Regentschaft d. Prinz Wilhelm erschüttert 324; befördert Gneist z. Ord. 32öf.; hält Beseler fem 326; sein Standpuukt gegenüb. d. Fakul- täten v. Mühler wieder eingenommen 337.

Raupach, Ernst Benjamin Salomo, Dichter behandelt dramatisch d. Schicksale d. Ilohen- staufen 264.

Ravenstein, Premierlieutenant im Briefwechsel mit Hegel 291.

Ravoth, Fried r. Theod., Mediziner 1858 Privatdozent 312 A. 2.

Reaktion s. Preußen.

Rechenberg, Student

steckt am 23. Mai 1848 vom Altan d. Univ.- Geb. eine schwarze Fahne heraus 245; nimmt an d. ersten Eisenacher Studentenvers, teil 247 Anm ; Gründer d. Burschenschaft Teu- tonia 249. 257. 278; auf d. zweiten Eisenacher Vers., endlich aus d. Univ. verwiesen, 1850 bestraft 254 A. 1.

Rechtswissenschaft

v. d. neu. deutsch. Geiste beeinfl. 318.

Reckleben, Joh. Dietr., Mediziner 1810 habilitiert 238.

Redepennig, Ernst Rud., Theologe scheidet aus d. Bonner theol. Fak. aus 26.

Reform des Universitätslebens heftige Kämpfe f. ihre Durchführung 258 ff.

Reformation ihr Geist erfüllt d. preuß. Staat 16 ff. 384 f.

Reformationsfest

Gedächtnisfeier d. Univ. am 3. Nov. 1817 639 ff.; student. Demonstration b. d. Vorstel- lung im Opernhause 35 i.

Reformtendenzen in Preußen auf d. Gebieten d. Verwaltung, d. wirtschaftl. u. sozial. Hebung d. Gescllsch. in d. Zeit vor Jena 8 ff., ebenso auf kirch- lichem u. religiösem Gebiete 18 ff.; stocken schließlich, da sie nur in Kampf durchgeführt werden können 22 f.

Regi er ungsbevol Im ächtigt er bei d.Univ. 1819 eingesetzt 101; seine Instruktion 104 ff. 138 f. 170t.; 1824 Fortführung des Instituts angeordnet 176; 1827 Rektor u. Richter mit seiner Stellvertretung betraut 436 i.; unter Eichhorn Wiederherstellung d. Amtes in alter Form 23f. ; d. Unterlassung d. Veröffentlichung, daß d. Instruktion v. 1819 aufgehoben, führt z. Konfl. zw. d. Senat u. Mühler 343 f.

Registrat ur

an Stelle d. Fechtbodens eingerichtet 437.

Reglement, provisorisches, f. d. Univ.

Entstehung und Bestimmungen 276 f. 279 ff. i

Reh den, Graf verkehrt mit Job. v. Müller 7.

Rehfues, Phil. Jos. v. Reg. -Be.vollm. in Bonn, Hengstenberg üb. sein. Amtsantritt 328 A. 1; unterstützt Heng- stenberg 330; tritt f. Remunerierung d. Theo- logen Kinkel , Sommer u. Bauer ein 26f . ; bittet Eichhorn um eine außerord. Remuneration f. Bauer 28; mit d. Bekanntgabe d. Amtsent- setzung Br. Bauers betraut 31.

Reibnitz, Ernst Wilh. v., Jurist

v. Altenstein u. Kircheisen z. Univ. -Richter ausersehen 144; bewirbt sich um ein Ordi- nariat, Lebensgang 213 ff.; z. Honorarprof. er- nannt 2151.; stirbt 1829 387. 446; seine For- schungsart v. Savigny verurteilt 133.

Reibnitz, Karl v., Jurist

seine Duellaffäre 158. 213 ; bestraft 161. 162 AA.

Reich, Gottfr. Christ., Mediziner Vertreter d. „Fieberlehre", z. E. 0. ernannt, bleibt dies 235 ff.; d. Fak. geg. seine Beförde- rung 416 A. 2.

Reichardt, Salzdirektor in Halle

Gegner d. Allg. Lehranst. 80; Schwiegervater v. Steffens 80. 202. 393; weg. Übernahme ein. Stellung b. Jerome in Berlin übel beleu- mundet 202; Freund Schuckmanns 303. 393.

Reichenbach, Graf spricht am 4. Juni 1848 im Friedrichshain 246.

Reichert, Karl Bogislaus, Mediziner Schüler d. Berlin. Medizin, erhöht ihren Ruhm 474; Schüler Job. Müllers, Dozent, Lebens- gang 166; Schüler d. Friedr. Willi. -Instituts 181; bekämpft eifersüchtig Peters 302; wird zus. mit Du Bois Joh. Müllers Nachf. 313.

Reifezeugnis

1812 als Bedingung f. d. Immatrikulation ein- geführt 406.

Reil, Joh. Christ, Mediziner Prof. in Halle 6; das Steigen der Medizin - Studierenden sein Verdienst 41; sein Gehalt

41 A. 3; zürnend u. spottend über d. mediz. Nachwuchs u. d. Zustände im Medizinalwesen

42 f.; erhält Berufungen nach Erlangen u. (iöttingen, verlangt Ausgestaltung sein. Fak., v. Massow in Ilalle gehalten 46, erstattet diesem

Namen- und Sachverzeichnis.

•171

Keil, Job. Christ. (Forts.) ein Gutachten üb. d. Reform des Colleg. med. chir. u. d. med. Fakultäten 46 ff., Graf Schulen- burgs Äußerungen dazu 50 f. , Ilufelands Gut- achten im Unterschiede dazu 52; Lebensgang, Persönlichkeit 53 ff. 62; seine Wünsche in bezug auf Halle einigermaßen befriedigt 63; ist unbekannt mit Wolfs Vorschlägen für Halle 64 A. 3; lehnt seine Teilnahme an d. Deput. d. Univ. nach Memel ab 761; v. Beyme z. Berufung nach Berlin ausersehen 81; umsein Gutachten üb. d. neue Lehranstalt ersucht 83. 100 A. 1; v. Wolf vorgeschlagen 87. 101 A. 1; sein Name fehlt unter d. Eingabe der Hallenser Prof. auf Versetzung nach Berlin 100 A. 3; läßt sein Kommen zweifelhaft, sendet sein Gutachten ein 101, dessen Inhalt dem an Massow erstatteten gleicht 102; wie Loder ein. Pfarrers Sohn 109 A. 1 ; gestaltet seine Vor- . schlage nach persönlichen Wünschen 117; bleibt in Halle, nimmt an d. Deputation f. d. Huldi- gung Jeromes teil 134, seitdem fehlt sein Name in den Univ. -Akten 140; v. Schleiermacher abermals vorgeschlagen 162; v. W. v. Hum- boldt gewonnen 196, dessen Entwurf einer Neuordnung d. Modizinalwesens seinen Ideen verwandt ist 19Q f.; z. Mitgl. d. med. Deputation ausersehen 200 f. 228. 310; tritt f. Steffens' Berufung ein 201 f.; berufen, nimmt an 202 f.; sein Standpunkt hinsichtl. d. Univ. -Kliniken v. Humboldt vertreten 207 ; denkt nach Hum- boldts Entlassung an Weggang 218; b. Ausbau d. Fak. tätig 232 ff.; hat selbst ophthalmolog. Studien getrieben, verlangt dafür aber keine eigene Professur 237; Sigwart Assistent an sein. anat. -zootom. Sammlung 242; Altpreuße bereits bei d. Übernahme nach Berlin 273; bezieht ein großes Gehalt 275; gehört z. älter. Generation d. Fak. 276; kommt als erster Rektor u. als erster Dekan sein. Fak. in Frage 279; v. Humboldt b. Berufungen befragt, v. Schuck- mann gemieden 312. 407; inKonflikt mitCh.W. Hufeland u. K. F. Graefe 343; seine Ansichten üb. d. Promotionswesen d. med. Fak. 373 ff. ; zunächst gegen Wolfart, tritt f. Nasses u. Trox- lers Berufung ein 389; f. Wolfarts Beförde- rung 389. 476; für Begründung ein. gynäkolog. Professur 390; z. Dekan gewählt 401; als Komm. -Mitgl. zur Begutachtung der Statuten ausgeschaltet 432; seine Forderungen auf d. Ausbau d. Fak. abgelehnt 473 ff.; f. d. magnet. Heilmethode interessiert 474 A. 1. 476 A. 1; bleibt 1813 zurück, in Berlin. Lazaretten tätig

500; b. Landsturm 503 f.; enttäuscht durch d. Waffenstillstand v. Poischwitz 509; Leiter d. Lazarette v. Leipzig u. Halle, stirbt am Typhus, Nachrufe auf ihn v. Schleiermaoher u. Goethe 525t; Berends wird sein Nacht 545 f.; d. Fak. homogener als z. sein. Lobzeiten 550; Lehrer Koreffs 552; Hufelands Klage über seine Irreligiosität 503; Bockh gedenkt seiner b. d. Inaug. -Feier d. Univ. 636; An- hänger naturphilos. Theorien 226. 466; Lands- mann E. Mitscherlichs 226'; E. Hörn folgt sein. Spuren als Irrenarzt 241; Barez v. ihm be- einflußt 243; Alex. v. Bumboldt spricht 1828 auf d. Berlin. Naturf.-Vers. v. ihm vertretene Gedanken aus 366; f. eine selbständige Univ. - Klinik 367; Job. Müller u. Schönlein Anhänger sein, wissensch. Richtung 468 f.

Reimarus, Herrn. Sam , Philosoph Neander im Gegens. z. sein. Ideen 019.

Reimer, Dietr., Verleger

Kiepert in sein. Diensten Kartograph 306. Reimer, Geo. , Buchhändler

veranlaßt Schleiermacher, seine „Gelegentl. Gedanken üb. Univ." nicht anonym heraus- zugeben 124; b. Yorks Einzug in Berlin 493; Mitbegr. u. Verleger d. Preuß. Korrespondenten 497. 515; zieht als Landwehroffizier in den Krieg 507; verkehrt im „Nordstern" 553; Freund Jungs 52; b. ihm findet eine Haus- suchung statt 60; Teilnehmer au Plehwes Montagsges. 671; reklamiert gegen Polizei- willkür 67; Freund v. Fr. Schultz 107 A. 2; setzt alle seine Wünsche wegen d. Bucherver- triebs durch 183; Freund J. A. Fr. Eichhorns, der seine Frau geg. Wittgensteins Bäscber schützt 5.

Reimer, Karl, Buchhändler

soll 1842 d. Vorlag d. polit. Regier. -Organs übernehmen 62.

Reinert, Konr., Student

1848 v. Senat bestraft 256 L L*.

Reinhard, Franz Volkmar, Theologe Versuch, ihn z. geistl. Mitgl. d. Kultusabt. zu machen 167.

Reinhard, Karl Friedr., franz. Staatsmann Hegel verfolgt mit Anteil Bein. Leben8gang7S7f.

Reinhardt, Benno, Mediziner Freund VirohowB, lüthersgeb. d. Archive f. pathol. Anatomie und 1 'h i 1. >>< >| >li i<- 17."». ISO;

is4^ Privatdozent, Btirbl 1852 812

472

Namen- und Sachverzeichnis.

Rein hold, Karl Leonh., Philosoph

v. d. med. Fak. als Fichtes Nachf. vorgeschlagen 572; Lehrer Pelts .161; Lehrer Trendelen- burgs 48 7.

Reinicke, Friedr. Wilh., Jurist 1811/17 Privatdozent 383 A. 1.

Reinwaldt, Kaspar Geo. Karl, Botaniker nimmt an d. Berlin. Naturf .-Vers. 1828 teil 365.

Reisig, Student Mitgl. d. Arminia 152; bestraft 160.

Reisig, Karl Christ., Philologe Lehrer Ag. Benarys 503.

Reitemeier, Joh. Friedr., Jurist versucht das preuß. Landrecht in ein deutsches überzuführen 6; K. F. Eichhorn sein Nachf. in Frankfurt a. 0. 385.

Reitzenstein, v., bad. Minister gestattet Marheineke 227 u. Böckh 267 erst z. Ost. 1811 d. Übersiedelung nach Berlin.

Rektor d. Univ.

Amtstracht 282. 447; courfähig 346; Verfahren u. Abstimmung b. d. ersten Wahl 397 ff. ; steht an d. Spitze d. Senats 436; Bestellung u. Befug- nisse, nach d. Universiläts -Statuten 445 ff.; Träger der akad. Gerichtsbarkeit 450 f.; hat Exekutivgewalt über die Unterbeamten 452.

Remak, Rob., Mediziner

seine Dissert. v. Schultz lobend erwähnt 464;

Schüler d. Berlin. Fak., erhöht ihren Ruhm

474; Schüler Joh. Müllers, Kampf um seine

Habilitation, weiter. Lebensgang 166 ff. ; Suhön-

leins Assistent, sein Verhältnis z. Virchow 173 f.

180 A. 1; tritt für die Polen ein 242; Mitgl.

ein. Komm. d. Opposition g^g. d. Ordinarien

260, scheidet aus 264 A. 2 f. Repetenten

Anstellung v. Altenstein vorgeschlagen 17. 20i.

25 f., v. Hardenberg u Koreff abgelehnt 26;

f. d. theol. Fak. v. Eichhorn angestellt 121 f. Reuter, Herrn., Theologe

1843 Privatdozent, Lebensgang, Bedeutung

116 f.; nach Breslau entfernt 281; v. d. Fak.

z. Wiederberufung genannt 337. Revolution v. 1848 s. Preußen u. Berlin. Reyher, Karl Friedr. Wilh. v., preuß. General

Chef d. Generalstabes, b. d. Univ. -Feier am

3. Aug. 1848 252. Rheinwald, Geo. Friedr. Heinr., Theologe

1826 Privatdozent, Lebensgang 360 A. 1.

Ribbeck, Konr. Gottl., Theologe

wird 1804 Propst 20; Beynie geg. seine Predigt 29; v. Beyrae als Dozent ausersehen 81; v. Nolte zur Berufung vorgeschlagen 131 A. 2; fordert 1813 Milderung d. Landsturmedikts 509.

Richter d. Univ.

Stellung z.Reg.-BevolIm. u. z. Senat 105. 138 f.; tritt an Stelle d. Syndikus 139; hinsichtl. d. Kon- trolle üb. d. Burschenschaft direkt d. Minist, untergeordnet 1 76; Verhandlungen mitd. Minist, weg. Änderung sein. Stellung 343 f.

Richter, Mediziner Mitgl. ein. Komm. z. Prüfung v. Reichs Fieber- lehre 235.

Richter, Ämilius Ludw., Jurist

1846 Ord., Lebensgang, Bedeutung 132 f.; tritt 1858 ins Minist, über, stirbt bald nach sein. Zurückberufung ins Lehramt 328 f.; sein Lehr- stuhl lange verwaist, sein Schüler Hinschius in gleich. Stellung b. Falk, wie er b. Eichhorn 355.

Richter, Aug. Gottl., Mediziner Schwiegervater Loders 109 A. 1; Vater 6. A. Richters 476.

Richter, Geo. Aug., Mediziner

1811 Privatdozent, bewirbt sich vergebl. um das Extraord. 476; 1813 Kriegsteilnehmer 5C0; geht 1821 nach Königsberg 233.

Richter, Jean Paul Friedr., Dichter Schwiegervater E. Försters 151.

Richthofen, Karl v., Jurist

Dozent, Lebensgang, Bedeutung 135f.; nimmt am Jenaer Univ. -Kongr. teil 275; scheidet aus 283.

Riedel, Ad. Friedr. Joh., Historiker Schüler Wilkens 593; Dozent, Lebensgang, Cha- rakteristik 506 f.; berichtet üb. seine Konver- satorien92; schreibt 1848 d. Gesch. d. Bürger- wehr 257; Mitgl. d. preuß. Nation. -Vers. 258.

Riedel, Karl, Schriftsteller greift Schelling an 45.

Riego, Rafael del

Führer d. span. Revolution 1820 116.

Rieß, Dr. med.

1848 Leiter d. Handwerksvereins 237.

Rieß, Peter Theophil, Physiker Akademiker, macht von sein. Recht z. lesen kein. Gebrauch 167 A. 2.

Rimpler, Major Kommandeur d. Bürgerwehr 1848, fordert Ablieferung d. Waffen d. Studenten wehr 255.

Namen- und Sachverzeichnis.

473

Ringseis, Joh. Nepomuk v., Mediziner Gegner Schönleins 469.

Ritschel, Student

1813 Kriegsfreiwilliger 490.

Ritschi, Friedr. Wilh., Philologe

in Fehde mit Geppert 502; verfaßt mit and. ein Promemoria z. Univ. -Reform 263; be- zeichnet Haupts u. Lachmanns Schärfe als Berliner Dialekt" 296; mit Mommsen eng verbunden 331.

Ritter, Heinr. Jul., Philosoph

entschuldigt sein Fernbleiben v. J. H. Fichtes Promotion 594 A. 1; Habilitation, Laufbahn 607; Mitgl. v. Lückes Göttinger Kreise, mehr philol.-histor. als spekulativ gerichtet, nimmt am Feldzuge 1813 teil 626 f.; behauptet sich neben Hegel 205. 305] wird E. 0., Persön- lichkeit, geht 1833 nach Kiel 303 f.; setzt seine Vorlesungen b. Hegels Tode aus 401; 1832 v. d. Fak. z. Nachf. Hegels vorgeschlagen 477 , abge- lehnt 478; erneut vorgeschlagen, Kämpfe in d. Fak. um seine Rückberufung 480 f.; Leop. Rankes bester Freund 275. 2801. 303. 503.

Ritter, Karl, Geograph

verdrängt Zeune 250; Berufung, Charakteri- sierung sein. Forschung 281; Lebensgang, Per- sönlichkeit 286 iL; erhält Urlaub nach Paris 181; Erzieher Ph. u. M. A. v. Bethmann- Holl- wegs 209. 287 L 322; nimmt an d. Berlin. Naturf.-Vers. teil 365; seine Lehre v. Fran- kenheira verbreitet 381 Anm. ; v. ausw. berufen 407; d. Fak. denkt an Freilassung seines Lehr- stuhls 416 A. 1; Lehrer Helwings 423; geg. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier.-Be- vollm. 24 A. 2; lange Jahre allein. Vertreter d. Geogr. an d. Univ., sein Schüler Kiepert tritt ihm z. Seite 306, wird sein Nachf. 357 A. 1.

Robert, Ernst Friedr. Ludw., Dichter Mitgl. d. „Nordstern" 552.

Rocho w, Gust. Ad. Rochus v., preuß. Staats- mann verlangt d. Verbot v. Gans' histor. Vorlesung 496 f.; versucht Eichhorns Ernennung zum Kultusminister z. hintertreiben, seine Tage als Minister gezählt öf. ; tritt zurück 39.

Rodbertus, Karl, Politiker u. National- ökonom vermag Beneke nicht mehr z. Ord. z. ver- helfen 302, ebensowenig Michelet 312; kurze Zeit Kultusminister 249; läßtd. Senatseingabe z. Umv. -Reform unerledigt 269

Rodewald, Student

weg. Beteiligung an d. Burschen^haf: verfolgt, doch freigesprochen 160.

Roebeln, v., Oberstleutnant

betr. d. Dienstpflicht d. Studenten 538 Anm. f.

Roeder, v., Major

f. Hengstenberg bemüht 346 i.

Roediger, Em., Orientalist

1860 berufen, wirkt bis z. sein. Tode 1874 334 \ 1.

Roediger, Ludw., Philosoph

Mitgl. d. Burschenschaft 50 f.; Verhaftung be- antragt 56; erneut verhaftet, d. Landes ver- wiesen 96.

Röer, Joh. Heinr. Ed., Orientalist 1833 habilitiert, Lebensgang 489.

Röhr, Joh. Friedr., Theologe

korresp. mit Beneke üb. seine Berufung nach Jena 299 f.; von Tholuck angegriffen, be- sänftigt 339.

Roepel, Studenten

1813 Kriegsfreiwillige 490.

Röschlaub, Andr., Mediziner Anhänger d. Naturphilosophie 469.

Roestell, Friedr. Wilh., Jurist

1832 E. 0. 4981; lehrt Kirchenrecht 132.

Roetscher, Heinr. Theod., Ästhetiker Dozent, Lebensgang 485 A. 1.

Rohr, Ferd. v., preuß. General

Kriegsminister, am 21. März 1848 b. Umzüge

des Königs 226; gewährt der Studentenwehr

Waffen 241 A. 1. Rohr, Karl Otto Ant. Friedr. v., stud. iur.

1815 gefallen 539 A. 1. Romantik

hat in d. Zeit vor Jena nur geringen Einfluß

21; hat nie Einfluß an d. Univ. gehabt 304;

Aufklärung u. R. 379.

Romberg, Mor. Heinr., Mediziner Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 371t', Oheim u. Lehrer Henochs 312.

Roon, Albr. Theod. Em. Graf v.

d. Nichtoewilliguhg sein. Militärvorlage führt z. Konflikt mit d. Lbgeordnetenhause 341.

Roquette, Otto, Dichter

März 1848 auf Wache im Bohl a 229 a. I. Röscher, Wilh., Nationalökonom

Bohüier Wilkew 593; führend auf d. Geh d

Nationalökon. 818.

474

Namen- und Sachverzeichnis.

Rose, Gust., Mineraloge

1820 promoviert 594; Lehensgang, Persönlich- keit 227 ff.; v. AI. v. Humholdt z. Beförde- rung empfohlen 410 A. 4; z. Ord. geg. d. Fak. ernannt 416 A. 2; die Fak. gegen seine Be- förderung 485; gegen Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2 f. ; Lehrer Girards 155 A. 1; Arbeitsgenosse Beyrichs, Lehrer Rammeisbergs, erlangt d. Extraordin. im 4., d. Ordin. im 17. Jahre sein Lehrtätig- keit 157 f.; Websky sein Nachf. 357 A. 1.

Rose, Heinr., Chemiker

Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 227 ii. ; sein Laboratorium im Univ. -Geb. erweitert 127; geg. "Wiedereinsetzung ein. hesonderen Regier. -Bevollm. 24 A.2f ; erhält weg. Weiter- gabe ein. geheim. Schriftstücks im Falle Nau- werck ein. scharf. Verweis 86; berichtet üb. seine konversator. Übungen 92; Lehrer Girards 155 A. 1; Lehrer Rammeisbergs, ein Jahr nach d. Habilit. E. 0., 9 Jahre danach Ord. 157 f.; f. K. G. J. Jacobis Gesuch um A7erleihung d. Or- din. 258 A. 1 ; stirbt 1864, sein Lehrstuhl bleibt unbesetzt 339; hat ein Laboratorium auf eigene Kosten unterhalten 367 f. 373.

Rose, Valentin (d. Ältere), Apotheker Lehrherr Klaproths 241. 227.

Rose, Valentin (d. Jüngere), Apotheker Freund u. Schwiegervater Hermbstädts 241; Freund Klaproths, der seine Apotheke ver- waltet 241. 227.

Rosenkranz, Karl, Philosoph

Neffe Grusons 245. 380; im Verh. z. Hegel u. Schleiermacher 206. 208; üb. Fr. v. Raumer 262; mit Michelet zerfallen 312; rät Vatke, in der theol. Fak. zu bleiben 495; schildert Schellings Vortrag 47 A. 1 , polemisiert gegen ihn 51 ; tonangebend an d. Königsb. Univ. 108.

Rosen thal, Friedr. Christ., Mediziner Privatdozent, Anstellung als Prosektor abgelehnt 476 f.; zieht 1813 ins Feld 500.

Roß, Joh. Wilh. Gottfr., Theologe Ehrendoktor d. theol. Fak. 398 A. 1.

Roßberger, Christ. Gottfr. Wilh., Jurist 1819/33 Dozent 212 A. 2.

Rössel, Herrn., Theologe Schüler Neanders, erhält v. Eichhorn d. Er- laubnis z. Gründung ein. theol. -wissenschaftl. Vereins 39 ff. ; feiert Neander, dessen Ama- nuensis 105 f.; Neanders Schüler, stirbt früh, dichterisch veranlagt 113 f.

Rostock, Universität zieht heute d. Studenten mehr an als Berlin 359.

Rostoptschin, Gräfin

Dieffenbach ihr Begleiter auf einer Pariser. Reise 45S f.

Rotenhan, Herrn. Frhrr. v., bayr. Politiker Mitgl. der Arminia 151; Freund Stahls. Ver- treter auf d. Bundestag zu Streitberg 154 A. 2; ficht mit Stahl f. d. Rechte d. Stände u. d. evang. Kirche 11; gewinnt Stahl f. Burschen- schaft u. Christentum, bekämpft mit ihm d. Minister Abel 126.

Rot her, Christ, v., preuß. Minister geg. Jahns Anstellung als Prof. u. ein Verbot v. Schleiermachers Vorlesung üb. Politik 38S.

Rouge, Emanuel Vicomte de, Orientalist

Freund Brugschs 29S Anm. Rousseau, Jean Jacques

v. Hegel verehrt 187.

Rudolphi, Karl Asmund, Mediziner seine Berufung beantragt 203, nimmt an 206. 274; Mitgl. d. Akad., hat sein Kommen Mich. 1810 zugesagt 206; v. Einfluß b. Besetzung d. Fak. 233; hat seine Kinderjahre in Schwe- den verlebt 259 f.; Alter h. d. Berufung 276; Sehuckmann genehm 311. 550; in Streit mit Goercke, geg. Knapes Ernennung z. Mitdirek- tor d. anat. Mus. 343; seine Vorlesungen be- sucht 356; sein Votum z. vorläufig. Promotions- ordnung 375 ff. ; f. d. Opponieren ex corona b. d. Promotion 3S0; sucht b. Krawallen zw. Stud. u. Pepinieristen Ruhe zu stiften 408; Mitgl. ein. Komm. z. Beratung ein. Petition v. Duellgegnern 419; geg. d. Rektor Fichte 422; Mitarb. an d. Univ. - Statuten 432. 434; geg. Reduktion d. Senats 445; tritt f. Einhal- tung feierlicher Formen b. d. Promotion ein 465; f. Rosenthals Anstellung als Frosektor 476; Gegner Wolfarts 476. 225; in Zwist mit Fichte, erhält eine Rüge v. Depart. 483 ff.; gibt 1813 Geld z. Ausrüstung v. Freiwilligen 492; Vorlesungen verödet 496; bleibt zurück, in d. Lazaretten tätig 500; z. Rektor 1813/14 gewählt 521; geg. Berends' Berufung 546; wird Obermedizinalrat 547 A.l; Freund Links 548 f.; Gegner Koreffs 561. 21. 225; im Kampfe um Fichtes Nachf. 572; f. Krugs, geg. Reiuholds u. Steffens' Berufung 572 A. 2; verwendet sich f. Ilaynes Habilit. 604; macht auf Wider- sprüche in d. Bestimmungen üb. d. Ehren- gericht aufmerksam 633; Lehrer Brandts 234,

Namen- und Sachverzeichnis.

IT.".

Schlemms 24S, .loh. Müllers 248. 456. 166; sein Ausgang 248t 446; Lehrer Ratzeburgs 253 Änm., E. C. J. v. Siebolds 268; kein Geg- ner d. Spekulation 465t; f. d. Pflege d. latein. Sprache 472; Lehrer Erichsons 508 A. 1; i. S. d. Amtstrachten d. Prof. 216 Anm.

Rudorff, Ad. Friedr., Jurist Privatdozent, Lebensgang, Persönlichkeit 385; 1833 Ord. 389; Gehaltszulage 417; vertritt bereits Albrechts Fächer 12; Senatsmitgl., kon- servativ 70; enthält sich d. Abstimmung üb. d. Empfehlung Nauwercks z. Remuneration 73; d. Einzelforschung ergeben, ohne Rucks, auf d. Anwendbarkeit sein. Wissensch. 124; Urteil üb. Stahl 127; andachtsvoll f. d. Kleine 135; 1857/58 Rektor 280 A. 1; d. Jahre machen sich b. ihm bemerkbar 282; stellt an d. Studenten höhere Anforderungen als Gneist 285; liest neben Savigny u. H. E. Dirksen üb. Pandekten, tritt f. Neuberufungen sein. Fak. ein 355.

Rueck, Polizeiintendant

lädt die Teilnehmer an d. Nachtmusik f. Jahn vor 48.

Rückert, Friedr., Orientalist, Dichter als Prof. f. Orient. Sprachen u. Liter, berufen, seine Wirksamkeit unbedeutend 16 f. 144; ver- tritt Nauwercks Disziplin 73; hält Übungen ab 89; verläßt 1848 dauernd Berlin 197. 293; Träger d. Ideale d. Königs, 1858 längst aus sein. Wirkungskreis geschieden 314.

Rückert, Heinr., Student

weilt mit sein. Bruder Leo während d. Revo- lutionstage v. 1848 in d. Fam. d. Zensors John 197 A. 3.

Rückert, Leo, Student

Sohn Friedr. Rückerts, am 14. März 1848 ver- wundet 197 f.; soll an d. Tumulten beteiligt gewesen sein 200 A. 2.

Ruediger, Joh. Christ. Christoph, Philo- loge und Kameralist bemüht sieh vergebt, um eine Professur 258 A. 1.

Rühle v. Lilienstern, Joh. Jak. Otto Aug., preuß. General hört Schell ings erste Vorlesung 47 A. 1.

Rühs, Friedr. Christ, Historiker

nimmt d. Berufung an, Bedeutung 259 ff. 274; Oheim Homeyers 260. 209', Vorlesungen nur wenig besucht 357. 4G9; Mitarb., dann Leiter d. Preuß. Korrespondenten 503. 515. 520; b Landsturm, erkrankt, nach Pommern 5015 f.:

geg. Schmalz' Pamphlet 541; verhandelt mit Berzelius 570; geg. Schleiermachers Vorschlag auf Zweiteilung d. philos. Professur 575; ver- handelt mit Ewers 588; korrespond. mit Datal- mann, nimmt ihn b. ein. Besuche freundschalt]. auf 589; b. Lachmanns Habilitation 597; l>. d. Habilitation v. Lehmus 601. 603; urteilt Bcbarf üb. J. F. G. Eiselens Habilit.-Schrift 608; Freund de Wettes 626; üb. Paulis Habilitationsschrift 89A.2; Menzel will nach sein. Tode d. Tit. ein. Historiographie de Brandebourg verliehen haben 123; stirbt 1820 250t 116.

Rüst, Willi. Karl Amandus, Technologe 1838/64 Dozent 510 A. 1.

Rüge, Arnold Herausg. d. Deutschen Jahrbb. 103.

Runge, Friedr. Ferd., Chemiker

1822 promoviert 594; Dozent, Lebensgan^. Persönlichkeit 229 A. 1.

Rungenhagen, Karl Friedr., Musiker durch F. Mendelssohn -Bartholdys Berufung zurückgesetzt 19.

Rust, Joh. Nepomuk, Mediziner

v. Koreff z. Generalchirurgus vorgeschlagen, erhält diese Stellung und die Leitung ein. Klinik 558 f.; Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit. Be- deutung 237 ff.; Berater Altenstuins b. Beru- fungen 238. 368if. 407; schlägt Kluges Beru- fung vor 242. 369; in Verbindung mit Casper 243; f.Verlegungd.Univ.-Kliniken in d.Charite 367U.471; Rivale Dieffenbachs 459. 161: im Kampfe mit den Reformern in d. Fak., kein Gegner d. Spekulation 465; zu Schönleins Be- rufung 470t; stirbt 1840 !■'>-' \. 1. 162. bleibt ohne Nachf. 158.

S. C, Kösener 1855 gegründet, die Berlin. Corps schließen

sich ihm an 278.

Sachs, Ludw. Willi., Mediziner E. 0. in Königsberg, z. Christentoni über- getreten 223.

Sachse, Lithograph Gründorder Poloma 160\ deshalb bestraft 164 A. 1; auf Sohackmanna intrag entlassen 180.

Sack, Friedr. Satn. Gottfr., Theologe verkehrt mit Jota, w Müller 7; Lehrer Friedr. Wilh.'s III. 1 1 A. I. 15. 120. 611; geg Wöll- ners Religionsedikt li LI; 1798 Ifitarb. an d. kirchl Reformen, Stellung i. aufklärui

47G

Namen- und Sachverzeichnis.

Sack, Joh. Aug., Oberpräsident

übernimmt zus. mit Uhden d. Prinz Heinrich- sche Palais 297; geg. d. Magistrat auf Seite d. Patrioten 510; Freund Schleiermachers 515; macht Hayne Aussicht auf Anstellung b. d. reorgan. Tierarzneischulo 004.

Sack, Karl Heinr., Theologe

1818 habilitiert 611 ; geg. Hengstenbergs Thesen 328; scheidet aus 345) Lehrer Erbkams 495 Anm.; f. Br. Bauers Amtsentsetzung 29; mit Bethmanns Kirchenpolitik einverst. 323; z. ord. Honorarprof. ernannt 325.

St. Illaire, v., Geh. Kabinettsrat

verweist 184S die Literaten mit ihrer Adresse an den König auf d. postal. Weg 195; unter- breitet d. Könige d. Bericht d. Direktors August über d. Revolutionstage 220 A. 1.

Salis-Seewis, Joh. Gaudenz Frhrr. v., Dichter Großvater v. Joh. Geo. S. 219.

Salis-Seewis, Joh. Geo. Frhrr. v. , Student Enkel d. Dichters, in d. Revolutionszeit v. 1848 219. 222. 237. 239ff. 243. 246f.; toastet auf die v. Frankfurt. Vorparlament zurückkehren- den Wiener, fordert Polens Wiederherstellung 242; b. d. Eisenacher Studenten Versammlung 247 Anm.; Gründer d. Burschenschaft Teu- tonia 249. 257. 278; Abschiedstrunk b. sein. Scheiden, führt z. blutigem Krawall 251; Landsmann Reinerts 256 A. 2.

Salz mann, Christ. Gotth., Pädagoge

Erzieher K. Ritters 287. 59. Sammlung, anatomische, geologische, mi- neralogische, zoologische s. Museum.

Sammlung, pharmakologische

im Univ. -Geb., in d. Neubau d. pharmak. Instituts übergesiedelt 370.

Sammlungen, naturwissenschaftliche im Univ. -Geb. untergebracht 369; im Neubau d. Museums f. Naturkunde vereinigt 370 f.

Sammlungen, öffentliche wissenschaftliche d. Studenten z. Benutzung freigegeben 455 f.

Sand, Dorothea Johanna Wilhelmina Mutter K. L. Sands, weg. de Wettes Trostbrief vernommen 70.

Sand, Geo., Kaufmann

Bruder K. L. Rands, soll de Wettes Trostbrief im Original besitzen 70t,

Sand, Gottfr. Christ., Justizrat Vater K. L. Sands, üb. de Wettes Brief an seine Frau vernommen 70.

Sand, Gottfr. Christoph, Advokat

Bruder K. L. Sands, üb. de Wettes Brief an seine Mutter vernommen 70 f.

Sand, Karl Ludw., stud. theol.

ermordet Kotzcbue 40; seine Tat entfacht d. Reaktion 50, führt z. Verfolgungen Dav. Ul- richs u. de Wettes 64 ff.

Sandten, v., stud. theol. Kriegsfreiwilliger 1813 490.

Sartorius, Geo. Frhrr. v. Waltershausen, Historiker Beruf ungsverhandlungen scheitern 254 ff. 274; Lehrer v. Rühs 2ö0.

Savigny, Karl Friedr. v., Jurist

v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 88; Ver- handlungen mit ihm 161*. 196; nimmt an 196; sein Kommen z. Mich. 1810 ist sicher 206 f.; begleitet Uhden auf sein. Werbereise bis Leip- zig 220. 228; Freund Münschers, f. seine Be- rufung tätig 225 f., empfiehlt ihn z. ersten Rektor 228; lehnt d. Rektorat ab 228. 278; v. W. v. Humboldt z. Mitgl. d. Sekt. f. allgem. Ge- setzgebung vorgeschlagen 228. 310; lehnt Über- nahme ein. akad. Amtes ab, z. Organisator. Arbeit, bereit 228; sucht Heise z. gewinnen, tritt f. Haubold ein 229; vereitelt Goßlers Habilitation 230. 14; bevorzugt Anhänger sein, wissensch. Richtung 232; hält Sartorius' Kom- men f. aussichtslos 255; erhält v. Wolf ein. schlechten Eindruck 267 ff.; kommt aus d. Aus- lande 274; erhält ein bedeutendes Gehalt 275. 409; noch jugendlich b. d. Berufung, daher dezennienlange Amtstätigkeit 276; votiert mit üb. d. prov. Reglement f. d. Univ., wird z. Sitzungen d. Einrieht. -Komm, zugezogen 277; z. Dekan designiert 279; in Einklang mit d. Ratend. Ministeriums, sein Verhältnis zu Adam Müller 289 A. lf.; arbeitet an d. Gründung d. Univ. in ererbtem Geiste 304; sein Einfl. unter Schuckmann zurückgedrängt 305; macht Schmalz auf d. Erregung d. Studentensch. weg. d. Schließung d. Privatfechtböden aufmerksam 334; v. Niebuhrs Vorlesungen begeistert 315. 350, dessen Freund 345 f.; Fichte ihm sym- pathisch, doch ohne näheres Verhältnis z. ihm 346f.{ Vorlesungszahlen W.-S. 1810/11 356; inspiriert d. Gutachten sein. Fak. z. Promot- Entw. 371: liest S.-S. 1811 ein Kolleg üb. Pan-

Namen- und Sachverzeichnis.

177

Savigny, Karl Friedr. v. (Forts.) dekten 383; tritt f. J. F. L. Göschens Be- förderung ein 384; im Verhältnis u. Vergl. z. K. F. Eichhorn 387 f.; b. d. ersten Rektor- wahl 399 ff.; zufrieden mit d. Tone in d. Stu- dentensch. 404; geg. Melzers Bestrafung mit d. cons. abeundi 411; Mitgl. ein. Komm. z. Beratung ein. Eingabe v. Duellgegnern 419; f. d. Bestrafung d. Petenten zugunsten v. Brogi 422; geg. Appellation in akad. Gerichtssachen 426s z Rektor als Fichtes Nachf. ernannt 429 ff. ; Komm. -Mitgl. z. Beratung d. Univ. -Statuten .432, bearbeitet d. Teile üb. Jurisdiktion u. Ad- ministration 434, geg. d. Reduktion d. Gesamt- senats 445, stellt d. akad. Gerichtsbarkeit als Ausfluß d. korporativen Rechte dar 449 ff., bearb. d. Abschnitt üb. Institute u. Samm- lungen 455 f.; geg. d. Gelöbnis, sich d. Doktor- grad nicht noch einmal auf ein. andern Univ. erteilen z. lassen 465; schafft als Rektor nach Fichtes Selbstverbannung Ruhe im Senat, im Einverst. mit dem Depart. 472f. ; vermittelt im Streitfall Rudolphi-Fichte 484 f. ; verabredet mit Schuckmann d. Art d. Abmeldung f. d. Stud. b. Ausbruch des Krieges 1813, schlägt Unterstützung d. Ausziehenden durch d. Profes- soren vor 490f. ; als Mitgl. d. Schutzdeputation tätig 500f. , v. Lecoq deswegen denunziert 512; seine Familie übersiedelt nach Hirschberg, er selbst tut b. Landsturm Dienst 503 ff. ; im Ver- kehr mit sein. Freunde Schleiermacher 515; z. Z. v. Königsgeburtstag verreist, Rudolphi wird sein Nachf. als Rektor 521; liest Pan- dekten vor wenig Zuhörern 525; Gegner v. Schmalz, Führer in Berlin 54Q, empört üb.

.dessen Pamphlet geg. d. Patrioten 541; wird Geheimrat 547 A. 1; Anhänger v. "Wolfarts Heilmethode 552; machtSchuckmann auf nach- teilige Folgen d. Übersiedelung K. F. Eichhorns nach Göttingen aufmerksam 566; sucht Heise u. Hasse z. gewinnen, tritt f. Sprickmanns u. Falcks Berufung ein 568 ff. ; mit Fries' Lehre wenig bekannt 574; im Kampfe um Fichtes Nachf. 575 f.; nimmt Dahlmanu freundschaftl. auf 589; Gegner de Wettes 626; Lückes Kreis dem sein, willkommen 628; Vater d. Breslau, l'niv. -Statuten 634 A.l; Gegner d. Reaktion 34; vcrf.d. Senatseingaben zugunsten do Wettes 78L, deswegen d Reaktionären verdächtig 97; d. Teilnahme an student. Festen abgeneigt ///: Lehrer v.Rotenhans 154 A.2; Staatsrat Schultz hofft, seine staatsverderbenden Ansichten iih. d. allgem. Geschichte verdrängen z. können 172

A.l; ein Jahr nach Hegel habilitiert 185; dominiert in sein. Fak., Gegner Hegels, Li hrer J. F. L. Goeschens, Bethmann-Hollvregs u. Lan-

cizolles, f. d.Beförderungd. beiden letzten 2091 , Lehrer Homeyers 211. 327; d. Fak. nähert sich, sein. Ideal auf Ergänzung aus ihren Schülern heraus 212; geg. v. Reibnitz' Anstellungs^-u, I, 214. 216; geg. d. Eintritt v. Gans in d. Fak. 216, unteiliegt schließlich 390t; fördert Ranke. Reise nach Italien 280 f.; in Beziehungen z. K. Ritter 288, für den er sich verwendet 290] Freund H. Ritters 303; beeinfl. Jßchelel 311; Lehrer 0. v. Gerlachs 350; deprimiert, seit 18^2 krank, behauptet d. Herrschaft in d. Fak. '384; Lehrer Rudorffs 385, v. Phillips 386. 389; gewinnt K. F. Eichhorn wieder 388; zieht sich 1828 v. d. Fak. -Geschäften zurück 393. 327; Berater Humboldts u. Schuckmanns 407; seine konserv. Gesinnung auch nach sein. Rücktritt in d. Fak. vorherrschend 442; f. H Ritters Ernennung z. Sekr. d. Akad. 481; f. Twestens Berufung 493; übertrifft in d. jur. Vorlesungen Gans an Zuhörern 496; f. d. Göt- tinger Sieben 497; sein Einfl. in d. Fak durch Gans erschüttert, Lehrer lief fters 19S; Minister geworden, f. Heydemanns Beförderung 499; Freund Rankes 5031.; sein Einfl. b d. Er- nennung v. Gans' Nachf. mächtig 510. .~>i:<, deswegen v.Marheineke angegriffen 514; kommt als Altensteins Nachf. in Frage 4 f. ; üb. Eich- horns Ernennung z. Kultusminister erfreut 6: vertritt bereits Albrechts Fächer 12; vermit- telt vergebl. d. Berufung d. Brüder Grimm 13 f. ; fehltunter d. Entw. d. Senats-Eingabe weg. Wie- dereinsetzung ein. besond. Regier.-Bevollm. 24 A. 2; wird Minister 39; hört Schellings erste Vorlesung 45 A.2; steht Twesten nahe 112; d. Kämpfen d. Gegenw. abgewandt, bestrebt, d. echt Römische im Rechtszustando aufzu- decken, schreibt sein „System d. heutig, röm Rechts", als Minister praktisch erfolglos 122 f : durch Stahl enttäuscht 127 f.; seine Hoffnungen auf Puchta erfüllt, im Verhältnis z. ihm 128; Lehrer Kellers, f. dessen Berufung tatig I29ff ; geg. v. Reibnitz, fördert Heydemann 133 f. : geg. Beselers „Volksrechl u. Juristenrecht" 1 :i 1 320f.; Lehrer K. v. Eüohthofens 135; tritt

am L8. Mar/. IMS als Min. Zurück 207:

Entlassung freudig I 218; \- Merkel

vereint, dessen Freund 283; Beine echten Schüler im Gegens. /.. GneiBt, der sich auch als Bein. Schnicr bezeichnet 2k,.">; d. Fak. .seit

sein. Tagen fast QOUlOgei 288 l'.cthmami

4. 8

Namen- und Sachverzeichnis.

Savigny, Karl Friedr. v. (Forts.)

bedeutendster Schüler 322. 327; steht ihm kirchlich nahe 323; sein Lehrstuhl durch Kellers Tod z. zweiten Male verwaist 328; nimmt am Univ. -Jubiläum 1860 teil 335; hat neben Ru- dorff u. H. E. Dirksen Pandekten gelesen 355; seine Forderung v. höchstens 15 fachwissensch. Stunden wöchentlich f. d. Juristen nicht durch- führbar 365; hat seit 1819 Übungen exeget. Natur gehalten 375; wurzelt durch Vermittl. v. Hugo in d. Epoche d. Aufklärung 379; hat d. Geiste echtester Freiheit gedient 384.

Suva-Wittgenstein s. Wittgenstein.

Schacht, Herrn., Botaniker

1853 Privatdozeut, geht nach Bonn 299 Ä. 2;

Schüler Schleidens 301. Seh ad, Joh. Bapt., Philosoph

1817 habilitiert, Lebensgang 586. Schade, Pedell

entfernt 1848 Student. Anschläge 193. Schade, Osk. , Germanist

1818 Student in Berlin, Mitgl. ein. Deputation auf d. Kommandantur 199 A. 1.

Sfhadow, Joh. Gottfr., Bildhauer

soll d. Univ. -Siegel entwerfen 284; Mitgl. d. Montagsklubs 549 A. 1; Ehrendoktor d. phil. Fak. 397.

Schafarik, Paul Jos., Philologe

lehntd. Berufung ab 66f.; d. Fak. bereit, ihn als Vertreter f. d. Polnische aufzunehmen 309.

Schaff, Phil., Theologe Schüler Neanders, Privatdozent, Lebensgang 113 f.

Seh arn hörst, Gerh. Joh. Dav. v.

tritt 1801 in preuß. Dienste 6; bereits vor Jena in leitend. Stellung 8; mitverantwortl f. d. Stocken d. Steinschen Reformen 27; Kurator d. Pepiniere 45; 1810 entlassen 211; Schwager v. Schmalz, ohne Anteilnahme an dessen Er- nennung z. Rektor 278; weigert sich erfolg- reich, d. Univ. -Geb. z. verlassen 2y9; tritt f. Schmalz geg. Schuckmann ein 326; erwirkt 1813 d. Genehmigung d. Preuß. Korresponden- ten, läßt Schmalz' Gesuch um Verwendung als Publizist ohne Unterstützung 497 f.; denkt ernstl. an d. Verteidigung Berlins 501 ; v. Arndt gefeiert 515. 54 A. 2; v. Schmalz in sein. Pamphlet f. seine Anschauungen reklamiert 541; seine Anstellung an d. Univ. v. Beyme geplant 14; b. Groß-Görschen tödl. verw. 54

A.2; J. A. Fr. Eichhorn befreundet 5; sein Werk v. Boyen vollendet 3S.

Scharnweber, Christ. Friedr., preuß. Staats- mann f. Beschränkung d. Landsturmedikts 513.

Schartow, Student am 18. März 1848 verwundet 220 A.2.

Schaß ler, Max, Schriftsteller

beeinfl. 1848 d. Studenten in radikal. Sinne 191; als Deputierter au d. König ausersehen 193; seine Teilnahme and. Barrikadenkämpfen, sein Habilit. -Gesuch scheitert 221 A.L

Schauenburg, Dr.

Leipziger Burschenschafter, seine Wahl z. Vor- sitzenden d. Akad. Lesevereins nicht geneh- migt 75 f.; seine radikal. Ansichten nicht aus- gestorben 1S9.

Schaum, Rud., Entomologe Dozent 301 A 2.

Scheffer, Aug. Willi. Ed., Obertribunalsrat, Syndikus d. Univ. 72. 139; wird Univ.-Richter, gerät mit Schultz in Konflikt, wird krank 139 ; scheidet aus 141; gegen Walthers Bewerbung z. Univ.-Richter 143.

Scheffer-Boichorst, Paul, Historiker v. Straßburg her berufen 356.

S che i bei, Joh. Gottfr., Theologe

warnt Tholuck vor Lücken in sein. Dogmatik 335 A. 1; Führer d. Altlutheraner in Breslau, v. Schleiermacher befehdet 449t.; Steffens' Verhältnis z. ihm, sein. Amtes entsetzt, geht nach Dresden 476t

Scheidler

lädt z. Wartburgfeier ein 47.

Sehe Hing, Friedr. Wilh. Jos. v.

Prophet d. Naturphilos. 55; Reil f. seine Be- rufung nach Halle tätig 63 A. 4; Schuckmann unsympathisch 311; Lehrer Troxlers 389 A. 1, Solgers 394; v. Reil z. Berufung vorgeschlagen 473; v. Schuckmann abgelehnt 475 A.2; als Ficbtes Nachf. vorgenchlagen v. d. med. u. phil. Fak. 572f., vom Senate 575 ff.; lehrt jahrelang in Jena neben Herbart u. Hegel 584; beeinflußt Marheineke 613; Freund Hegels 187. /■%', v. ihm verehrt 189, doch nicht sei- ner Spekulation folgend 224t., sein Gegner t80\ v. Einfl.. auf d. Naturwissensch. 225; Ehrenberg Gegner sein. Naturerklärung 232; Bopp geht auf sein. Rat nach Göttingen 285; Oheim Rheinwalds 360 A. 1 ; hält in München

Namen- und Sachverzeichnis.

179

Schellin g, Friedr. Willi. Jos. v. (Forts.)

kaum d. kathol. Geiste stand 393; Joh. Müller nur wenig v. ihm beeinfl. 4001. ; Gabler un- günstig gestimmt 475; in Bayern dominierend I78it\ 1S32 als Nachf. Hegels vorgeschlagen, an Kommen nicht z. denken -/JWff. ; d. Akad. bleibt ihm verschlossen 488; seine Berufung v. Kronprinzen vergebl. gefördert 3; wird be- rufen, lehnt ab 9f.; Hermann sein Kollege in München 12; seine Berufung dringt in d. Öffentlichkeit 19; kommt nach Berlin, erfolg- lose Wirksamkeit bis z. sein. Ausgang 42 ff. 96; d. Jahrbb. f. wissensch. Kritik sein. Lehre wohlwollend 97; beeinfl. Puchta u. Stahl 128; stirbt 2SSf ; beeinfl. Braun 300; Träger d. Ideale d. Königs, 1858 längst aus sein. Wirkungs- kreis geschieden 314; sein System v. Dorner mit dem Schleiermachers u. Hegels in Ver- bindung gebracht 317; v. Einfl. auf Beseler 327; sein Gehalt nicht wieder v. ein. Prof. erreicht 368 A. 2.

Schenk, v., preuß. General

Kommandeur d. Berl. Landsturms 502.

Scherer, Wilh., Germanist

als Ord. v. Straßburg her berufen 356; sein Lehrstuhl neu begründet 3">7 A. 2.

Scherer, Wilh., Schriftsteller greift Jahn an 41 A. 1.

Schilden, v., Oberkammerherr

einllußreich in d. Regime d. Unverantwortlichen 145; Mittler b. d. Berufung Schellings 4791., Gablers 482; korrespond. mit Altenstein weg. d. Berufung Stahls u. Albrechts 513t.

Schill, Ferd. v., preuß. Major

verläßt Berlin z sein. Zuge geg. d. Franzosen 167, wobei ihm J. A. Fr. Eichhorn weg. Krank- heit nicht folgen kann 5.

Schiller, Friedr. v.

seine Berufung nach Berlin, v. Beyme ange- regt, zerschlägt sich 7. 34. 70; Gegner d. Berlin. Aufklärung 16; Ranke wird mit sein. Werken erst nach d. Dichters Tode bekannt 265; seine Werke v. Tholuck nur wenig gelesen 325 A. 2.

Schilling-Canstatt, Alex. Frlir. v., Ober- trümnalsrat 1813 Piäsident ein. Divisionsgerichts 512.

Schinkel, Karl Friedr., Architekt

1813 Mitgl. d. Divisionsgeiichts 512; leitet d. Umbau d. Aula 294. 428 ft.; plant eine Gloriette f. d. kleine Sternwarte auf d. Dache d. Univ-

Geb. 301 A.2. 369; Erbauer d. Singakad. 363;

Freund v. Fr. Schultz, mit ihm in Weimai 127.

Seh inner, Aug. Gottlob Friedr., Thei geg. Br. Bauers Absetzung 30.

Schirrmacher, Friedr. Willi., Student d. spätere Historiker, Leiter ein. Vers. /.. Vor- bereitung ein. Massenzuges am 0. Aug. L848 2.V2 Anm. ; v. Senat freigesprochen 2ö6 A. 2 f.

Schlag in tweit, Herrn, v., Naturforscher Privatdozent, scheidet z. sein. Forschungsreise aus 306; macht d. Reise in engl. Auftr. 307 A.2.

Schlechtendal, v., Polizeipräsident berichtet üb. d. Privatfechtbödeu 334 &.. 2; Vater v. D. Fr. L. v. Schlechtendal, botanisiert selbst 371.

Schlechtendal, Dietr. Franz Leonh. \\, Botaniker Freund Chamissos, schildert diesen 522 A. 1 ; d. Freundeskreise Berl. Naturf. zugehörig 227 \ Dozent, Lebensgang 374.

Schlegel, Aug. Wilh, v,

Mitarb. am Preuß. Korrespondenten 515; Koreff imitiert seine Poesien 554; nimmt d. Ruf nach Berlin au 161. ; zieht Bonn vor 20t ; vermählt sich mit Sophie Paulus, bleibt in Bonn 28S.; beeinflußt Windischmann 282; Bopp Ersatz f. ihn in' Berlin, in freundschaft!. Verhältnis z. ihm 285; sagt Mitarb. an d. Jahrb. f. wiss. Kritik zu 310; hält Vorträge in d. Singakad. 363; DroysensAristophanes-Cbers. sein. Shake- speare-Übers, gleichwertig 421.

Schlegel, Friedr. v.

Beyme findet sein. Übertritt /.. kath. Kirche unbegreiflich 29; z. Mitarb. am Preuß. Korresp. aufgefordert 515f.; oriental. Studien wandt 593.

Seh leiden, Matth. Jak., Botaniker Lehrer Schachts u. Pringsheims, hätte weniger in d. Kreis d. Univ. gepaßt als Braun 301.

Seh 1 ei er m acher, Charlotte Schwester Friedr. Schleiermachers, stirb! \ ' dem Brultr t50.

Schleiermacher, Friedr. Ernst Dan .Theologe Neffe d. Pfarrers* Stubenrauch 13; klagt üb. d. Verfall d. Religion 19; seine Pn digt Beyme genehm 29; Beyme sunächsl al 123, gehört seit .1. Befreiungskriegen /.u d< Freunden 32; spottet üb. d. durch Verleihung v. Orden in d. Agendenfrage gewonnenen liehen 30; v. Beyme an d. Oniv. Ha

480

Namen- und Sachverzeichnis.

Schleiermacher, Fried r. Ernst Dan. (Forts.) 34. 64, v. diesem f. Berlin ausersehen 81; absprechend üb. Fichtes Reden 83 A. 2; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 87; kann 180G bereits nicht mehr als Hallenser gelten 100; steht mit "Wolf gut, macht ihm d. Bezeichnung „Univ." f. d. allgem. Lehranst. annehmbar 107 A. 1. 123; v. Fichtes Univ. -Plan abgestoßen 121. 160; hiilt auch im Unglück an Preußen fest, nimmt d. Berufung nach Berlin an I22ff. ; seine '„Gelegentl. Gedanken üb. Universitäten in deutsch. Sinne" 124 ff., im Vergl. z. Fichtes Plan 1 '24 f. 127, kehren in ' sein. Entw. d. Promot.- Bestimmungen 359 ff. u. in d.Statuten- entw. wieder 435 ff. ; kein Freund Niemeyers 136 A. 1; beginnt Jan. 1808 mit sein. Vor- lesungen, drängt auf baldige Eröffnung d. Univ. Berlin 138 f.; tritt f. Steffens' Berufung ein 141. 202. 392; bleibt 1808 unbelohnt 144; denkt an Fortgang, Ruf nach Heidelberg zer- schlägt sich 144 A. 2 ; weg. angebl. Umtriebe vor Davoust 149; W. v. Humboldt zurückhaltend geg. ihn 157 ; in engstem Briefverkehr mitDohna 157 A.-2; wirbt Humboldt f. Errichtung d. Univ. in Berlin 160 f.; verabscheut Schmalz' radikalen Univ. -Plan 161; f. Zelters Berufung 169. 283; wünscht d. Einrichtung ein. akad. Gottesdienstes 169. 221 ff. 283; grenzt ein. besond. Univ. -Bezirk ab 172; wird Mitgl. d. Akad. 206 A. 2 ; b. Eröffnung d. Univ. als einzig. Theologe vorhanden 207. 279; wird Mitgl. d. Unterr.- Sektion 209 f.; wird Mitgl. d. Univ. -Einricht.- Komm. 221; v. Humboldt z. Vortrag. Rate in d.Unterr.-Depart. vorgeschla- gen 218; f. d. Einricht. -Komm. , bes. b. Schaf- fung sein. Fak., tätig 220 ff.; verf. d. Antw. d. Komm, auf Tralles' Remonstration geg d. Ein- reichung sein. Vorlesungen 244; v. Humboldt /.. Ausarbeitung ein. Siudienplans f. d. Theo- logen beauftragt, der dem Hoffmannschen f. d. Kameralisten verwandte Ideen aufweist 252; hält Sartorius' Gewinnung f. aussichtslos 255; will versuchen, Dippolds Verhandlungen mit d. Danzigern hinauszuschieben 259; wird Rühs' Freund 261; fordert i. A. d. Einr.-Komm. v. AVolf ein Verzeichnis sein. Vorlesungen ein 268, verf. deren ablehnende Antw., geg. Zu- lassung d. deutsch. Philologie als Lehrgebiet 271. 372; führt Verhandlungen mit Martyni- Laguna 273; im Verkehr mit Böckh, mit Ämtern überhäuft 275; b. d. Berufung eben 40 Jahre alt 276; fertigt d. Entw. d. provisor. Reglements f. d. Univ. 277; b. d. Designation

v. Schmalz z. Rektor in d. Komm, abwesend 278; z. Dekan designiert 279; nimmt an Ver- handlungen üb. d. akad. Gerichtsbarkeit teil 281; sieht d. Univ. nicht nur f. inländ. Stu- denten, sondern auch f. ausläod. bestimmt an 285; hält seit d. W.-S. 1809 Vorlesungen im Prinz Heinrichschen Palais 297; Brentanos Kantate v. sein. Ideen beeinfl. 303; d. Roman- tikern verwandt, baut aber d. Univ. im alt- ererbten Geiste auf 304 ; wahrt d. freiheitl. Geschäftsgang in d. Sektion 30T> ; Schuckmanns Ideen üb. d. Theologie einigermaßen sein. Ge- danken verwandt, er selbst jenem unsympa- thisch 311 f.; geg. jede Vermischung mit dilet- tierenden Elementen 318; geg. Schmalz in d. Immatrikulationsfrage 319; sein Name fehlt im Sitzungsprotokoll weg. Verschiebung d. An- fangstermins d. Vorlesungen im S.-S. 1810 323; seine Stellungnahme im Konfl. zwischen Schmalz u. d. Senat üb. d. Beginn d. S.-S. 1810 unbekannt, protest. geg. d. Senatsbeschl. üb. d. Delegation ein. Mitgliedes 329 f.; sein Ver- halten geg. die d. Univ. -Freiheit beschränken- den Verfügungen Schuckmanns 332; unterrich- tet Schmalz üb. d. Erregung d. Studentensch. weg. Schließung d. Privatfechtböden 334; er- bittert üb. d. polit. Enttäuschungen, sein Ver- hältnis z. Schuckmann bereits ganz kühl 344 ; im Verkehr mit Niebuhr, hört dessen Vor- lesung 344 f.; seine Forschungen mit denen Niebuhrs eng verbunden, Mitgl. d. Graeca, hat mit jenem weg. Kohlrauschs ein. Zusammen- stoß 346 A. 1 ; im Gegens. z. Fichte 346. 351 ; Twesten v. ihm gewonnen 350ff. ; liest Dialek- tik 351. 392; verteidigt Heindorf geg. Wolfs Angriffe 355; Vorlesungszahlen 1810/11 356 f.; entwirft d. Promot. -Bestimmungen 359 ff., Gut- achten d. Fakultäten dazu 361 ff.; tritt vergeh!, f. Martinis Berufung ein, liest selbst üb. Dog- matik 383. 478; beeinfl. Solger 395; tritt f. d. Wahl der Dekane durch d. Fakultäten ein 398; b. d. ersten Rektorwahl 400f.; verlangt im Falle Melzer-Brogi ein Ehrengericht, f. strenge Be- strafung Brogis 411; Fichte im Gegens. z. sein Anschauungen üb. d. alten akad. Sitten u. Institutionen 416; im Falle Klaatsch-Brogi f. mildere Bestrafung d. ersteren, f. scharfe Admonition d. letzteren 417; behauptet sich Biegreich an d. Univ. geg. Fichte 431; wird Mitgl. d. Komm. z. Ausarbeitung d. Univ.- Statuten 432, bearb. darin d. konstitutionellen Grundgedanken 434 ff. ; geg d. Reduktion d. Geamt-Senats 445; einig mit Savigny in d.

Nameu- und Sachverzeichnis.

■i<]

Schleiermacher, Friedr. Ernst Daniel (Forts.) Ansichten üb. d. akad. Gerichtsbarkeit 449; üb. d. Promotio in absentia 465 f.; wirkt f. Neanders Berufung 479; hält d. Volk 1813 f. gleichgültig geg. d. Aufgaben d. Zeit 486 A. 1; voll patriot. Gesinnung, weg. sein. Predigt am 3. Jan. 1813 v. d. Regier, überwacht u. ver- warnt 4S7ff. ; b. Yorks Einzug in Berlin 493; in sein. Kanzelrede v. 2*8. März findet er Fichte- scho Töne 495; seine Vorlesungen veröden 496; Mitbegründer d. Preuß. Korrespondenten 497; seine Familie übersiedelt nach Schmiede- berg, er selbst reiht sich d. Landst. ein 503; gewillt, mit d. Waffe d. Vaterlande z. dienen 505; meldet sein. Familie d. Anlage d. Berlin. Verschanzungen, glaubt aber nicht an ernst- hafte Verteidigung 506; berichtet üb. seine Tätigkeit am 14. Mai 507; unglückl. üb. d. Waffenstillstand v. Poischwitz 508 f.; d. Landst.- Ausschuß will ihn der städt. Deputation nach ins Hauptquartier senden 510, auch weiterhin unermüdlich tätig, übernimmt d. Redakt. d. Preuß. Korrespondenten, wird weg. ein. Ar- tikels geg. d. Friedensfreunde verwarnt, bietet weiter d. Gegnern d. Stirn, legt d. Redakt. nieder, will auswandern 514 ff. ; geg. d. Wieder- herstellung d. Univ. Halle 524; schwacher Vor- lesungsbesuch W.-S. 1813/14 525; schreibt ein. Nachruf auf Reil f. d. Preuß. Korrespondenten 526; in Trauer üb. d. Ausbruch d. Krieges 1815, f. d. Senatsbeschl., f. möglichste Be- freiung d. Stud. v. Waffendienst b. d. Regier, einzutreten 533 f.; bekannt mit. d. Preußen - Stimmung im Offizierkorps 539 f.; schreibt geg. Schmalz' Pamphlet auf d. Patrioten 541; d. Regier, mißliebig, anläßl. sein. Wahl z. Sekre- tär d. Akad. aus d. Minist, gedrängt, z. Rektor gewählt 542; kämpft f. d. Eigentumsrechte d. Univ. an ihrem Besitz 542 ff. ; Anhänger v. Wolforts magnet. Heilmethode 552; fordert als Rektor J. G. Hoffmann z. Vorlesungen auf, wird nach dessen Amtsniederlegungum Neubesetzung d. national -ökon. Prof. vorstellig 571 ; im Kampf um Fichtes Nacht, tritt f. Hegel ein 571 ff. 583; Dahlmann findet I). ihm willkommene Aufnahme 589; Lehrer H. Ritters 607; v- freiheitl. Grundsätzen b. d. Zusammensetzung Fak. geleitet, v. Neander u. Marheineke verehrt 612ff., mit Marheineke zerfallen 612, v. Xeander gemieden, vor dem er Twesten warnt 619; schreibt seine Dogmatik 621 Strömungen an, die sich geg. ihn wenden u. ihn verdrängen, sein Anhänger /. sein, ist Lenz, Geschichte der L'iiivcisiiüt Berlin 112.

gefahrvoll 623; mancher sein. Schüler v. Ne- ander gewonnen 624; mitten im Lehen stehend, von Reiselust erfüllt, sicher im Auftrel unbekümmert im Kampf 1125; erlangt Über- gewicht üb. de Wette, dominiert im Senat 626; tritt zu Lücke in nahe Beziehungen, der den Gegens. zw. ihm u. Neander nicht aus- gleichen kann, aber seine Freundschaft mit de Wette herbeiführt 628 ff. ; b. Hofe in Un- gnade 629; seine Anerkennung bedeutet b. d. Regier, keine Empfehlung mehr 630f. ; verf. 1816 d. Senatseingabe betr. Abschluß d. Univ.- Statuten 634; Ludw. Jonas sein Liebli Um- schüler 640; Festredner b. d. Reformations- feier 1817, v. Schuckmann üb. seine Auffas- sung v. Gedanken- u. Wortfreiheit belehrt 641 f. 35; f. Verleihung d. Doktorwürde an K. J. Nitzsch, geg. deren Verleihung an d. Senator v. Meyer 642 A. 1 ; Schuckmann schreibt seine Entfernung v. Amte ihm u. sein. Freunden zu 643 f. ; Altensteins zaghafte Politik hemmt seine Wirksamkeit ~, Zusammengehen beider un- möglich 10; verf. d. Senatsgutachten üb. d. Förderung d. humanist. Studien lfJ; berichtet Arndt üb. Koreffs Allmacht, dem er selbst derb gegenübergetreten sei 22 A. 1 ; Wieder- hersteller Preußens sind seine Freunde u. Ge- sinnungsgenossen 34; d. Brüder v. Plehwe sein. Hause befreundet 37; v. Altenstein ge- mieden, Liebling d. Studenten, Vorlesungs- zahlen S.-S. 1817, gerät in Verfolgung, Vorlesung üb. Politik verboten 39; absprechend üb. Eylerts Rede am 24. Jan. 1819, kündigt Arndt ein. Verweis an 44; Mühlenfels sein Verwandter 51; intim mit .lung, v. Gneisenau seit 1818 gemieden 52; nimmt am Picheis- berger Feste teil 53i.; zus. mit de Wette in d. Staatszeitung verdächtigt, Wortführer d. Fak. b. ihrem Protest dagegen U2i. ; Zuver- sicht!. Stimmung weg. d. Verlaufs d. Dema- gogen Verfolgung, reist a. d. Rhein 67 f.; fehlt de Wette in d. Tagen Bein. Verfolgung '-'. verf. d. Abschiedsschreiben d. Fak. an d SO f., nicht einverstanden mit d. Anfgeben V. dessen Plan, eine geordnete Darstellung Bein. Entlassung z. geben M, weg. Abfassung d. aiedsbriefes verfolgt 85Ü.; nach <i. 1-

Colin: Meinung ner v. Paulis Babilit, da er

nur Gleichgesinnte neben sich dulde $9 \ absprechend üb. Kulm 00, dieser Brie! Polizei unterschlagen 94; plant d. Gründung ein. privat Turngemeinde 94\ mit s ausgesöhnt 96; in Zwist mit Begel, dt

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482

Namen- und Sachverzeichnis.

Schleiermacher, Friedr. Ernst Daniel (Forts.) Staate d. Recht z. Absetzung mißliebiger Lehrer zugestehen will 97 i. 298; Altenstein will ihn z. Aufgeben sein, eigen. Meinung u. unbedingt. Anschluß an d. Regier, zwingen 101; Fr. Schultz nahestehend 102, mit dessen Amts- führung einverstanden 103; geg. Fr. Schultz in d. Lieberschen Angelegenheit, verweigert ihm d. Angabe d. Gründe f. sein Verhalten im Senat, den er dabei geg. Hegel auf sein. Seite hat, v. Senat mit d. Abfassung ein. Berichts üb. Schultz' bisheriges Verhalten an d. Minist, betraut, mit manchen Anregungen v. Schultz einverstanden 109 it. ; nimmt am Bewaffnungs- fest 1820 teil 114; b. Sommerfest in Treptow 115; v. Eylert als Jugend verderber charakteri- siert 129. 450; spottend üb. d. auf ihn ge- münzte Kab.-Ord. vom 12. Apr. 1822 146 A. 3. 1S7; seit Sommer 1821 v. neuem verfolgt, v. Altenstein beschützt 150. 172 ff.; Ehrenfr. v. Willich sein Stiefsohn 161 A. 2; Fr. v. Raumer gehört nicht sein. Richtung an 165 A. 1; Som- mer 1824 bedroht, verachtet Kamptz 2~.s, mit ihm ausgesöhnt 180; erhält Ferienurlaub nach Rügen 181; ein Jahr älter als Hegel 185; macht Hegel mit sein, philos. Kolleg Konkur- renz 205 A. 2; viele sein. Schüler gehen z. Hegel über, z. ihm auf d. Katheder im Gegens., Vorlesungsbesuch d. philos. Kollegs, zieht sich v. d. Univ. -Geschäften zurück 207 it.; im Verkehr mit Ranke 280; v. Hegel angegriffen 291] Nicolovius sucht d. alten Beziehungen z. ihm aufrechtzuerhalten 292; Lehrer Benekes 297; Freund H. Ritters 303; Lehrer Michelets 311; Lehrer v. G. Fr. A. Strauß, dem er wohl- wollend gegenübersteht 317 L; Lehrer H. Ols- hausens , der ihn in Vorlesungen üb. d. Neue Testament unterstützt 318; Lehrer Bleeks 319, der durch d. Umgang mit ihm Schuckmann verdächtig ist 326 A. 1 ; Tholuck v. ihm ab- gestoßen 322; als Dekan geg. Tholucks Habilit., der ihn b. Altenstein denunziert 323,1.; ent- zieht sich d. neutestam. Abteilung d. Seminars 325 f. ; nicht grundsätzl. Tholuck abgeneigt 326 ; Lehrer K. II. Sacks 328; zurückhaltend geg. Hengstenberg 332, vertrauensvoll geg. diesen 334, findet in ihm ein. Anhänger in d. Agenden- frage 356', geg. dessen Beförderung 341, der ihn z. Mitarbeit an d. Evang. Kirchenzeitung auffordert 343; Freund d. Prinzeß Wilhelm 343; de Wette im Verkehr mit ihm b. sein. Berlin. Besuch 347; bleibt d. Habilit. -Examen Ü. v. Gerlachs fern, da er mit d. Geschäften

d. Korporation nichts z. tun haben will 351, erhält deswegen ein. Verweis v. Altenstein 353, schließt sich d. Proteste d. Fak. in Ger- lachs Angelegenheit an 354, rechtfertigt sein Ausbleiben 356" f., wird v. Altenstein, der sich schroff geg. d. v. ihm b. d. Gründung d. Fak. vertretenen Grundsätze äußert, scharf ver- warnt 357U.; hat Altenstein vielfach gereizt, wie auch Nicolovius anerkennt, denkt an Ab- dankung 359 iL; Lehrer v. Lommatzsch 360; bittet um Dispens v. d. Fak. -Geschäften, er- hält 1*/, Jahr Urlaub 362; muß f. Hegels Auf- nahme in d. Akad. eintreten 394; regt d. Stun- dung v. Kolleggeldern an 400. 410; D. Fr. Strauß erfährt v. ihm Hegels Tod 402; v. Hum- boldt b. Berufungen befragt, v. Schuckmann zurückgesetzt 407; hat v. Humboldt ein höher, als d. Normalgehalt bekommen 409; muß unter d. Mangelhaftigkeit sein. Habilit. -Ordnung lei- den, d. unbeschränkte Zulassung z. d. Lehr- stühlen fast d. Kerngedanke in sein. Univ.- Plan, droht ins Wanken z. kommen 411 ii. ; d. Übertragung d. Amtes ein. Regier. -Bevöllm. an Rektor u. Richter bedeutet nicht volle Er- füllung sein. Ideale 437; seine letzten Lebens- jahre u. Ausgang 447 ff.; vergebl. Versuch, H. Ritter z. sein. Nachf. an Akad. u. Univ. z. machen 481; George geht v. ihm z. Hegel über 484; Freund Trendelenburgs 487; v. Vatke verlassen 491; seine Annäherung an d. Ratio- nalisten v. Twesten ungern gesehen, der sich z. Hengstenberg freundlicher stellt, als er es gebilligt hätte 493; Lehrer u. Freund Vogts 494 A. 1; Lehrer Erbkams 495 Anm.; sein Freund Nicolovius verleugnet auch nach sein. Tode seine Richtung nicht, womit Böckh nie ganz einverstanden war 500; J. A. Fr. Eichhorn eng befreundet, der f. ihn geg. ein. Artikel in d. Augsb. Allgem. Ztg. eintritt 5 ff. ; v. Marheineke z. Gunsten Br. Bauers zitiert 30 f.; v. Schel- ling in sein, ersten Vorlesung erwähnt 47 ; als Gegenzeuge geg. Eichhorns Konversator. Übun- gen zitiert 90 A. 1; v. Eylert nicht mehr be- fehdet 107; d. Ausg. sein. Ethik v. Twesten eingeleitet 110; Twesten Mitgl. sein. Kreises 111; hat d. Theologie in d. wissensch. Gesamt- leben d. Uni v. eingeführt 112; seine Partei f. K. J. Nitzschs Symbol 119; sieht in d. phil. Fak. d. gemeinsame Grundlage aller Fachbildung 136; v. Lepsius abfällig beurteilt 141; Freund Lach- nianns 14S; z. Zeit sein. Todes zählt d. Fak. 151 Ausländer 282; sein System v. Dorner mit denen Hegels u. Schellings in Verbindung ge-

Namen- und Sachverzeichnis.

483

Schleiermacher, Friedr. Ernst Daniel (Forts.) bracht, sein Progr. zus. mit d. Fichtes eine Einheit gegenüb. Eylerts Reaktionsprogr. 317; sein 100. Geburtstag v. d. Studentensch. festl. begangen 348; v. Einfl.. auf d. Besucherzahl d. theol. Fak. 362; seine Gedanken üb. d. Univ., v. Standpunkte d. Gegenw. aus gesehen 364 ff. 367. 381 f. 385; gründet d. theol. Semi- nar ganz auf Philologie u. Geschichte , schließt d. Spekulation wie aus d. Seminar, so aus d. Akad. aus 3741; mit d. Epoche d. Aufklärung enger verbunden, als nach sein, romant. Auf- wallungen anzunehmen, muß an d. jüngeren Generation Kampfformen erleben, die ihm zu- wider sind 379.

Schleiermacher, Helene

Fr. Schleiermachers Gattin 51. 450.

Schleiermacher, Hildegard

Tochter Fr. Schleiermachers, wird Gattin d. Graf. Max. v. Schwerin -Putzar 451.

Schleiermacher, Nathanael Fr. Schleiermachers Sohn, dessen Tod seine Kraft erschüttert 450.

Schlemm, Friedr., Mediziner

Dozent, Lebensgang 247 f.; ohne Amtswoh- nung 427; 1833 Ord. 456; geg. Wiederein- setzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2 ; wünscht Beschränkung d. Zahl u. Ein- führung ein. Probezeit f. jüd. Dozenten 171.

Schlenther, stud. iur.

Teilnehmer an d. Wartburgfeier, protestiert geg. Zeitungsverleumdung 37 A. 1.

Schleswig- Holst ein Begeisterung f. seine Befreiung 1848 241 f. ; d. Akutwerden d. Frage 1864 führt z. Gegens. d. Univ. z. Regier. 342; d. Bewegung v. 1864 veranlaßt d. Studentenschaft z. gemeinsam. Auf- treten 346.

Schleusner, Joh. Friedr., Theologe

lehnt seine Berufung ab 224; abermals vor- geschlagen 478.

Schlieffen, Graf v.

Komm. d. 2. Garde-Reg., berichtet üb. d. Kra- . wall im Anschl. an d. Abschiedstrunk f. Salis 251 A. 1.

Schlöffel, Apotheker

kommunist. Ideen verfallen, Deputierter z. Frankfurt. Parlament 238.

Schlöffel, Gast. Ad.

Sohn d. Vor.. Prophet d. Kommunismus, L848 verhaftet u bestraft 239 f.; fordert Unter-

stützung d. aufständisch. Polen durch Ent- sendung ein. Freikorps 242.

Schlözer, Aug. Ludw. v., Historiker Vorbild J. G. Hoffmanns 253; Lehrer v. Sar- torius 254; Lehrer v. Ewers 588.

Schlosser, Friedr. Christoph, Historiker v. d. phil. Fak. z. Berufung vorgeschlagen, ab- gelehnt 254; Landsmann u. Lehrer v. Eilers 21.

Schlottmann, Konstantin, Theologe Schüler Neanders, Privatdozent, Lebensgang, poetisch veranlagt 113 f.

Schmalz, Fanny

Verlobte Tholucks 344 A. 1.

Schmalz, Theod. Ant. Heinr., Jurist Direktor d. Univ. Halle, verhandelt mit Thi- baut weg. sein. Berufung 64 A. 2; preist Beyme als Reorganisator d. Univ. Halle 64 A. 3, als Deputierter weg. deren Verlegung nach Berlin b. Könige in Königsberg 76ff. , kehrt nach Halle zurück, unterstützt ein neues Gesuch sein. Kollegen 99 f.; v. Beyme z. Berufung aus- ersehen, um ein Gutachten üb. d. neueLehranst. ersucht 81 f., dessen Inhalt 105 ff. 108; v. Wolf nicht vorgeschlagen 88, seine Vor- schläge veraltet im Moment d. Niederschrift 129; Lebensgang, Persönlichkeit 105 f; er- öffnet Nov. 1807 seine Vorlesungen in Berlin 138; wird f. sein Ausharren belohnt 144; glaubt in Beymes Plan sein eigenes AVerk z. verteidigen, in Fehde mit d. Prof. in Frank- furt a. O. 145 f.; weg. angebl. Umtriebe vor Davoust 149; W. v. Humboldt unsympathisch, zurückgesetzt 157. 278; W. v. Humboldt geg. sein, radikalen Univ.-Plan 161. 178; er ist neben Savigny d. einziga» Jurist b. d. Eröffnung d. Univ. 207; seine Interessen gelten mehr d. staatswirtsch., alsd. Staatsrecht!. Disziplin 229; nach J.G.noffmanns Urteil einseitig. Thysiokrat, daher f. Btaatswiss. Vorlesungen angeeignet 254; Herkunft 274; Gehalt 275; Alter b. .1. Berufung 276; nimmt an d. Sitzungen d. Kin- richt.-Komm. teil« 277, wird deren tat Mitgl. 279f.; klagl '1. Könige üb. Beine '/■•■■ setzung, z. Rektor designiert, ebenso /.. Dekan 278f. 282; erhält ein Auditor, im Prina Bein- rich8ohen Palais eingerichtet 297 f.; Gegner d. Unir.- Organismus 317 f.; in Zwist mitd.D weg. d. außerakad. Vortrage im Oni\ :;is; Immatrikulationen 3191,

d. Beginns d. Vorlesungen B.-S. 181 1 u. 'I. Pu- blikal nii d. Univ. 323 ff., will abdai -

31*

484

Namen- und Sachverzeichnis.

Schmalz, Theod. Ant. Ileinr. (Forts.)

ken 325 ff., wird besänftigt, lehnt ein. Ruf nach Dorpat ab, erhält Gehaltszulage, geg. d. Oppo- nieren ex corona 333 f. ; in Konfl. mit d. De- part. weg. d. Privatfechtboden 334 f.; in d. An- gelegenheit d. Kokardentragens durch Studenten 337 f.; Vorlesungszahlen im W.-S. 1810/11 356; geg. d. Forderung d. Trienniums f. d. Lizentiatengrad durch d. Fak. 372; darf nicht Alleinvertreter d. germanist. Disziplin blei- ben 384; läßt die Fakultäten ihre Dekane wählen 398; Verhalten b. d. ersten RektorwabJ 399 ff. ; Festredner b. d. Königsgeburtstagsfeier 1S11 401 f.; beachtet b. d. Immatrikulation kaum d. Zeugnisse 407; geg. Bestrafung Mel- zers mit d. cons. abeundi 411; leitet d. Ehren- gericht Klaatsch-Brogi 415 f.; geg. d. Unter- zeichner d. Bittschrift z. Gunsten v.Brogi 421 f.; wird v. Schuckmann 1813 z. Festredner b. d. Königsgeburtstagsfeier bestellt u. beauftragt, Bekkers Einladungsprogr. z. kassieren 431- A. 1. 521; bietet sich 1813 Hardenberg als Publizist an, abgewiesen 499. 540; Inquisitor b. Divi- sionsgericht 512; seine Vorlesungen 1813/14 schwach besucht 525 ; weg. sein. Pamphlets auf d. Patrioten im Kampfe mit Niebuhr, Rühs und Schleiermacher 540 ff.; vertritt neben Biener d. Strafrecht 565; Marheineke hält offen z. ihm 620; konservativer Gesinnung, zurückhal- tend b.d. Entlassung de V\rettes 95 ff.; neigt Gans zu 384; Inhaber ein. Stelle am Kammorgericht 388; wird v. Gans mit groben Briefen be- lästigt 392; zahlt bis 1820 das „Lichtgeld'1 selbst 433 A. 1; ersucht d. Minister, ihn mit d. Stellvertretung d. Reg.-Bevollm. zu betrauen 436t; stirbt 1831 387. 446.

Schmedding, Joh. Heinr., Geheirarat im Kultusministerium b. Einsetzung d. Einriebt. -Komm, übergangen 211 A. 1; E. 0. 229 f.; nimmt an Konferenzen weg. d. akad. (ieiichtsbarkeit teil 277. 2S1; hört Niebuhrs Vorlesungen 345; geg. d. Senat in dessenKampf wider Fiohte 126 f.; 1813 Mitgl. ein. Divisionsgerichts 512; 1813/14 obne Zu- hörer 525; kann d. Kirchenrecht nicht voll ver- treten 530; Förderer Sprickmanns 568f. ; Beförderung v. Juden 222i.; hat d. Referat in. d. Angelegenheit v. Eil. Gans 222t, gibt es ab 224; votiert i. S. Br. Bauers '.VI.

Schmidt, Mathematiker Lehrer Rankes, Verehrer Klopstocks u. Napo- leons 265 f.

Schmidt, stud. theol.

Teilnehmer an,d. Wartburgfeier, protestiert geg. Verleumdungen :i~ A. 1.

Schmidt, Erich, Germanist

Ord., erreicht in Straßburg d. erste Stufe sein. Ruhmesbahn 356.

Schmidt, Ernst Alex., Historiker 1827/51 Dozent 506 A.B.

Schmidt, Friedr. Ed. Mart. , Jurist

1836/80 Dozent 41)9; z. Remuneration emp- fohlen 73; erscheint wohl nur noch in d. Lek- tionskatalogen 283.

Schmidt, Friedr. Wilh. Valentin, Philologe Lebenslauf, 1819 habilitiert, wird E. 0. 31; stirbt 1831 446; sein Fach erst durch V. A. Huber wieder besetzt 65.

Schmidt,' Geo. Ludw. , Justizrat

1819 Mitgl. d. polizeil. Untersuchungskomm. 60.

Schmidt, Gottfr., Arzt Vertreter d. Magnetismus 551.

Schmidt, Heinr., Student

das Zeugnis d. Prüfungskomm. üb. sein Exa- men 407 A. 1.

Schmidt, Joh. Christ. Ernst, Theologe v. Schleiermacher z. Berufung vorgeschlagen 224. 383, Verhandlungen deswegen 161 f. 196. 206; kommt nicht 274, sein Gehalt damit er- spart 275; erneut vorgeschlagen 478.

Schmidt, Jos. Herrn., Mediziner

als E. 0. berufen, Lebensgang 15S f.; Schüler K. J. M. Langenbecks , führt mit dessen Neffen B. R. K. Langenbeck Berufungsverhandlungen 163 f.; Gönner Virchows, verfaßt Denkschriften z. Reform d. Medizinalverfassung 174 f.

Schmidt, Julian, Literaturforscher Mitgl. d. Hochhemia 192.

Schmidt, Karl, Theologe

z. Berufung v. K. J. Nitzsch u. Tvvesten vorge- schlagen, v. Bethmann abgelehnt 325.

Schmidt, Kaspar, Schriftsteller

Pseud. Max Stirner, in d. Revolutionszeit v. 1848 untätig 221 A. 1.

Schmidt, Peter, stud. theol. 1813 Kriegsfreiwilliger 490.

Schmidt, Wilh. Ad., Historiker

v.d.Fak. z.E.O. vorgeschlagen 150 A.2;Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 154; Mitgl. d Frank- furt. Parlaments 258; v. d. Fak. als Fr. v. Räu- mers Naehf. genannt 330; d. alte Gesell, seit sein. Abgange verwaist 331.

Namen- und Bachverzeichnis.

485

Schmitz, Dr.

Lektor f. Holländisch, scheidet aus 69 A. 1. Schmölders, Franz Aug., Philologe

Privatdozent, Lebensgang 144 A. 2. Schmoller, Gast, v., Nationalökonom

1SS1 als Ord. v. Straßburg her berufen S56. Schmucker, Mediziner

Generalchirurg, war Pensionärchirurg 44. Schneider, Joh. Gottl., Philologe

Prof. in Frankfurt a. 0., v. Schmalz f. Berlin

vorgeschlagen 145; Gegner d. Univ. Frankfurt

146f. ; Lehrer Ed. Gerhards, Wernickes uta. 595;

Prof. z.Breslau 122; Lehrer II. AV. Doves 381.

Schneider, Karl Alb., Jurist 1836/39 Dozent 499 A. 2.

Schneider, Karl Friedr. Theod., Theologe Privatdozent, Biograph Neanders 281 Anm. ; v. d. Fak. z. E. 0. vorgeschlagen, v. Bethmann abgelehnt 325.

Scholl, Gust. Ad., Philologe 1834/39 Dozent, Bedeutung 502.

Schoell, Maxim. Samson Friedr., Geh. Ober- regierungsrat v. Fr. Schultz z. Eintritt ins Kultusmin. vorge- schlagen 135. 138 A. 1, z. Bat darin ernannt; Persönlichkeit 137; Fürsprecher v. Gans 222.

Schoeller, Jul. Vikt., Mediziner

1841 Privatdozent 166 A.l; stimmt am 27. März 1848 geg. eine Adresse an d. König 259.

Schömann, Geo. Friedr., Philologe

verhilft d. Univ. Greifswald zu neu. Blüte 404; Lehrer Ilöfers 491 A. 1.

Schön, Heinr. Theod. v., preuß. Staatsmann

1842 aus sein. Amte entlassen 39. Schönburg, Graf v.

bietet Hengstenberg d. Superintendentur in Glauchau an 347.

Schönermark, Kaspar Heinr. v., Stadt- gerichtsdirektor 1813 Präs. ein. Divisionsgerichts ^>\~.

Schönlein, Joh. Luk., Mediziner

Kampf um seine Berufung 4621. 470Ü.; Be- deutung, Persönlichkeit, Lebensgang bis z. Berufung nach Berlin -/wff., kommt Ost. L840 474; beeinflußt Dieffenbach t56; Anhänger d. Naturphilosophie t66\ geg. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 a.l'; ver- mittelt Berwegha Empfang durch Friedr. Wilh IV. 89; in Beziehung z.J. Fi. sin,. 156

A. 1 ; schlägt interimistische Besetzung v. fenbachs Lehrstuhl vor 162; ki in Gründer ein. Schule 165f.; Kemak sein Assistent, den er /.. fördern Buchl 167; Lehrer Virchows, BeinVerh. z. ihm 172ff. 180 A. 1; veranlaßt K. 0. v. Bau- mer /.. Wiederbesetzung v. .1. Fr. k. Beckers Lehrstuhl 311; v. ausw. berufen, nennt Virchcw d. „Tribun v. 1S48- 312"; Lehrer Jo . ': 312 A.2; Frerichs Bein Nachf. :i:;s.

Schopenhauer, Arth., Philosoph

1820/32 Privatdozent, Bedeutung u. Persön- lichkeit 305.

Schott, Heinr. Aug., Theuloge z. Berufung vorgeschlagen 478; spätere Ver- handlungen erfolglos 316.

Schott, Joh. Willi., Orientalist 1832/38 Dozent, Lebensgang 490.

Sehr ad er, Eberh., Orientalist

18750rd., sein Lehrstuhl neubegrüudet357 A.2.

Schramm, Bauinspektor

Gutachten z.Umbau d. Univ. -Geb. 428. t39.

Schreckenstein, Ludw. Frhrr. Roth v., preuß. General Kriegsminister, verfügt Ende Juli 1848 d. Ein- ziehung d. preuß. Palmen auf d. Kasernen 250; b. d. Univ. -Feier am 3. Aug. 252.

Schreiber, Karl Willi., Student das Zeugnis d. Prüfungskomm. üb. sein Exa- men 407 A. 1.

Schröter, Heinr. Ed., Mathematiker Schüler Steiners 378.

Schroetter, Emil

Jugendfreund Tholucks 320.

Schroetter, Friedr. Leop. Frhrr. v. , preuß. Minister Freund Job. v. Müllers 7, vermittelt di Briefe an d. König 94. 96 f. »

Schubarth, Ernsl Ludw., Mediziner ii. Naturforscher 1819/68 Dozent, Leb I. phil. Fak.

geg. seine Beförderung 116 \. 3.

Schubert, Friedr. Wilh., Historiker

ball Sommer 1824 \

an d. Spitze ein. regierungsfreundl. Blatb 68 das bedeutungsloa ist r>l Anm. Schubei t. Gotthilf Heinr. v., Philosoph

als E

traut''! ^ H>

486

Namen- und Sachverzeichnis.

Schuckmann, Friedr. v., preuß. Staatsmann Gönner Zelters 33 A. 3; meldet Altenstein Reils Hinneigen z. Naturphilos. u. W". v. Humboldts Schwenkung z. Schellings,Xehre 76 A. 1 ; geg. d. nähere Verbindung v. Hartigs Forstinstitut mit d. Univ. 258; wird 1810 Chef d. Depart. f. Kul- tus u. Unterr. 305 f.; Herkommen, Lebensgang, Persönlichkeit 306 ff. ; Grundsätze sein. Ge- schäftsführung 313f. ; löst d. Einriebt. -Komm, auf 314; nimmt d. Univ. d. Dotation aus Land- besitz 314f. 332; schroff geg. seine Räte 316f. 8; läßt Schmalz ohne Antwort in d. Immatrik.- Frage 322; geg. Rektor u. Senat weg. d. Anfangs d. Vorlesungen S.-S. 1811 u. weg. d. Publi- kationsbefugn. d. Univ. 323 ff.; gibt d. Univ. eine neue Ferienordnung 336; geg. d. Kokarden- tragen d. Studenten 338; sein Verhalten geg. Wolf 354f. ; z. Anstellung ein. Dogmatikers in d. theol. Fak. bereit, bewilligt aber Martini zu wenig Gehalt 383; befördert J. Fr. L. Göschen 384 ; beantragt K. Fr. Eichhorns Wiederberufung 386; mit d. Aufbau d. Univ. Breslau beschäf- tigt, versetzt Heindorf dahin 390f.; v. AVolf z. Bekkers Beförderung veranlaßt 391; v. de Wette weg. d. Berufung v. Fries angegangen 393f. 577; ihninteressiertnichtd.philos. System, sondern allein der dadurch erstrebte prakt. Zweck, bringt Steffens nach Breslau 392 f.; sparsam mitd. Gelde b. Berufungen 396f.; for- dert behufs Verschärfung d. Reifezeugnisses ein Gutachten v. Wolf ein 406; fordert d. Voten d. Senatoren im Konfl. Fichtes mit d. Senat eir 424 ff. , entscheidet geg. d. Mehrheit d. Senats 427 ff. ; erreicht bei Hardenberg Savignys Er- nennung z. Rektor 429 ff.; bestellt Schmalz z. Festredner b. d. Königsgeburtstagsfeier 1813, kassiert Bekkers Einladungsprogr. 431 A. 1 ; übergibt ein. Komm. v. 4 Prof. d. Statuten z. Begutachtung 432, verzögert jahrelang deren Abschluß 433, ändert d. Entw. d. -Komm, ab 437 f. 442 ff. 451. 453 ff. 468; versagt sich fast ganz d. Wünschen auf Ausbau d. Fakul- täten 473 ff.; gemäßigt im Streitfall Fichte - Rudolphi 484f.; erleichtert 1813 d. Stud. d. Aufbruch z. Kampfe 4901; Fichtes Plan, als Feldprediger mitzuziehen, hat auf Ablehnung b. ihm z. rechnen 499; geht nach Schlesien 503, kehrt zurück, verwarnt Schleiermacher weg. ein. Artikels im Preuß. Korrespondenten 517 f.; sucht d. Univ. -Geb. vor Ausnutzung durch .d. Militärbehörden z. schützen 521 f.; wird Juni Min. d. Inn., beschneidet d. Wünsche d. Senats u. d. Fakultäten auf ihren Ausbau

531 f.; tritt f. Erleichterung d. Waffendienstes d. Stud. 1815 ein 536; entfernt Schleiermacher aus d. Minist. 542; belegt ein. Raum im Univ.- Geb. für Zwecke d. Minist. 543. 369; läßt d. Univ. b. Angriffen auf ihren Garten im Stiche 543 f.; f. d. Ausbau d. med. Fak. tätig 545 ff.; Mitgl. d. Montagsklubs, Kantianer, Gegner d. Naturphilos. 550. 577; muß ein. Einbruch phantast. Spekulation (Kluge, Wolfart) in d. med. Fak. erleben 550 ff. ; wohlwollend geg. d. Sen.- Antrag auf Unterstützung P. Ermans, hat keine glückliche Hand b. Ausbau d. jur. Fak. 564€f.; besetztM.H.Klaproths Lehrstuhl 570 f.; bemüht sich vergebl. um Wiederbesetzung d. Professur v. J. G. Fichte 571 f. 577ff. 585 f., v. J. G. Hoff mann 588. 590; besetzt ein neues Ord. f. Gesch. mit Wilken 590 f.; muß Chr. L. Idelers Beförderung aufschieben 610; geg. Lückes Beförderung, gewährt ihm eine Re- muneration 631 f.; verzögert nochmals d. Ab- schluß d. Statuten, übergibt sie am 26. April 1817 b. ein. internen Feier d. Univ. 633 ff. ; am 3. Nov 1817 auf W. v. Humboldts Betreiben aus d. Kultusminist, entfernt 639; nimmt an d. Reformationsfeier d. Univ. 1817 teil 639 ff. ; übernimmt d. Bergwerks- u. Hüttendepart., spä- ter dazu d. Depart. d. polit. Polizei, wo er seine Macht geg. d. Univ. betätigen kann 642 f.; Altenstein sein Nachf. 3. 5; f. Aufhebung d. Univ. Duisburg 11; war vergebl. bemüht, Lücken in d. phil. Fak. auszufüllen 14; leitete d. Verhandlungen mit A. W. Schlegel ein 16, dabei v. Koreff beeinfl. 27; hat d. Verhandlun- gen f. Hebung d. humanist. Studien begonnen 17. 19; v. ihm geplante Berufungen u. Beförde- rungen v. Altenstein durchgeführt 33; An- hänger d. Reaktion 34 f. 101; fördert Jahns Bestrebungen f. d. Turnen 41 k.\; hat bereits Sommer 1815 Student. Demonstrationen jeder Art verboten 47; geg. v. Hennings Antrag auf weitere Zulassung sein. Repetitionen 5S; über- nimmt noch d. Polizeiminist. 69; übermittelt Altenstein Untersuchungsakten z. Falle deWette u. a. 71; Mitleiter d. erweit, polizeil. Unter- suchungskomm. 76; votiert geg. de Wette 77; verfolgt Schleiermacher 85 ff.; hilft Witt- genstein b. Brief Unterschlagungen 94; Nov. 1820 z. Mitwirkung an d. Reform d.. Unterr.- Wesens bestellt 1241.; d. Univ. -Richter er- hält durch ihn sein. Platz nach d. Dekanen 139 A. 1; durch Kab.-Ord. v. Apr. 1822 Alten- stein z. Beaufsichtigung beigesellt 149; in d. Angelegenheit d. Polonia u. Arminia 160; zum

Namen- und Sachverzeichnis.

487

Sc huckmann, Friedr. v. (Forts.)

Eintreten Altensteins f. Caprivi 164. 166; läßt Fr. Schultz z. Einlenken im Kampfe geg. Alten- stein raten 168; Mitgl. d. Untersuchungskomm. geg. Fr. Schultz 171; verfolgt Schleiermacher 1822 1 73 ff.; erläßt Ausführungsbestimmungen z. neu. FerienordnuDg v. 1824 177 A. 2 f.; schil- dert den Reg. - Bevollm. d. Verschwörung in Halle 1824, klagt d. Jugend revolutionärer Gesinnung an 178; trägt b. Könige auf Entlassung d. Führer d. Polonia an 180; Klenze b. ihm im Verdacht revolution. Gesinnung 211; Fr. v. Rau- mer gewogen 262 L; vermag geg. H. Ritters polit. Gesinnung nichts einzuwenden^^; hält Bleeks Beaufsichtigung f. erforderlich 326 A. 1 ; befragte b. Berufungen Prof., Fak. u. Senat 407; Böckh ihm genehm 70; wünscht ledig- lich, d. Staatskleidung als Amtstracht f. d. Prof. 216 Anm.; beseitigt W. v. Humboldts Plan, d. Univ. ein Stiftungsvermögen z. geben, u. unter- wirft sie d. Staatswillen 381. Schuetz, Christ. Gottfr., Philologe durch Beyme nach Halle berufen 34, v. ihm f. Berlin ausersehen 81. 87. 100 A. 1, um ein Gutachten üb. d. Allg. Lehranst. ersucht 82; sagt zu, sendet d. Gutachten ein 101, dessen Inhalt 102 ff.; bleibt doch in Halle 140 f.; trägt K. F. Eichhorn ins Album d. Jenaer phil. Fak. ein 385. Schuetz, Friedr. Karl Jul., Philologe Sohn v. Chr. G. Schuetz, v. "Wolf absprechend beurteilt 87; weilt ungerufen in Berlin 140 A. 2. 143 A. 1; Süvern sein Erzieher 167. Schulenburg -Kehnert, Friedr. Wilh. Graf v. d., preuß. Staatsmann Min. d. Inn., zugl. Chef des Medizinalwesens, geg. Reils Vorschläge u. Massows Reform- ideen 50 ff.; sein ehemal. Med. -Ressort z. ein. eigen. Sektion umgestaltet 197. Schulte, Joh. Friedr. Ritter v., Jurist

Schüler Am. L. Richters 132. Schultz, Student Fichtes Schüler, 1813 z. Ausrüstung als Kriegs- frei w. unterstützt 491 A. 2. Schultz, Aug. v., Geh. Legationsrat

als Zensor abgesetzt 51Gf. Schultz, Aug. Wilh. Ferd., Mediziner

1833 habilitiert, Lebensgang 454. Schultz, Friedr., Staatsrat z. Reg. -Bevollm. b. d. Univ. ernannt, Lebens- gang, Persönlichkeit 102ii.\ seine Instruktion 1041. 139] wird entlassen I71t.\ Bpätere Schick-

sale u. Ausgang 172 A. 1; verwendet sich f. L v. Henning 581; lehnt Eintreten f. Pauli ab 89; mit J. F. Jacobis Scbrift geg. de V> tte einverstanden 94; Freund Altensteins 10L\ mit ihm mehrfach in Konflikt 104] Freund Fr. v. Raumers 102. 104. 259] Freund Goethes 103. 127t. 172 A. 1; Freund G. Reimers 107 A. 2;

, geg. Liebers "Wiederimmatrikulation 107, des- wegen u. weg. d. burschenschaftl. Bewegung in Konflikt mit d. Senat HOL; macht Aus- stellungen an d. Progr. d. Bewaffnungsfestes 1 820 112 i . ; geg. d. Teilnahme d. Prof. an student. Festen 114; auf Seiten "Wittgensteins geg. Alten- stein 1820/21 124. 126t] beteiligt sich rege au d. Denkschr. über d. Schulwesen 127 i.; macht Vorschläge f. Veränderungen im Kultusminist. i53 ff.; im Kampf mit d.Univ.-Richter Scheffer. will Nagel z. dessen Nachf. machen 2.7.'/ ff.; verfolgt K. Ulrich u. v. Wangenheim 140 iL; m Kampf mit d. Univ. -Richter Brassert 14 IL. weg. dessen Nachf. in Konflikt mit Alten- stein, setzt Krauses Ernennung durch 142U.; nimmt nach ein. Ruhepause d. Verfolgung geg. d. Burschenschaft wieder auf 150; sein Vor- gehen geg. Caprivi u. d. Arminia 158] sucht "Wilken z. 2. Male d. Rektorat z. verschaffen 165; greift Sommer 1822 Altenstein erneut an 165, lenkt Mai 1823 ein 168; erhält im Konflikt mit d. Rektor J. G. Hoffmann Recht 169 iL; geg. ein. Fackelzug d. Stud. b. d. Verlobung d. Kronprinzen 169 A. 1; genehmigt ein. student Gesangverein 183; f. Schultz -Schultzenstein interessiert 246.; für Benekes Entfernung v. Lehramt 297; bemüht sieh f. Stiedenroth 306] tritt f. H. A. Schott ein 316; hat d. Opposition geg. d. Minister mit d. Knechtung d. Univ. ver- einigt 23; J. A. Fr. Eichhorn in sein. Fahr- wasser 89.

Schultz, Friedr. Wilh., Theologe 1853 Privatdozent, Lebensgang 2S0 A. 1'.

Schultz -Schultzenstein, Karl Heinr., Mediziner Dozent, Lebensgang u. Persönlichkeit 246 1.\ Anhänger Hegels 393. 465] <i. Fak. geg. Beförderung t!6 \. 2] 1833 Ord. 453] im Kampfe mit d. Empirikern in d. Fak. (63 ff.; geg. Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier.« Um. -_'i A..2; in d. Fak. b. Seite gedrängt ](;."> i; ü: B törderungl68A. l;wünsobt Ansetzung ein. Probezeit f. jttd. Dozenten ivi

Wirft d. neuen Schul.- vor, d. Phj

Physik /.. Stempel LSI einspracht •'• Hs NominalprofesBcu f. ii b :»i l A. 3.

488

Namen- und Sachverzeichnis.

Schulz, David, Theologe

Schleiermacher weist seine Klagen üb. d. Kirche zurück -/ 18 f.

Schulz, Joh. Heinr., Theologe v. Friedr. Willi. II. als Pfarrer von Gielsdorf abgesetzt 14 f.; sein Fall im Vergl. z. Falle de Wette 73.

Schulz-Fleeth, Karl, Ökonom

1855 Dozent f. Agrikulturchemie, z. E. 0. er- nannt, stirbt 1862 296 A. 2.

Schulze, A. F., stud. theol. protestiert geg. Verunglimpfung d. Wartburg- feier 3 7 A. 1.

Schulze, Bernh., Mediziner Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Schulze, Ernst, Dichter Mitgl. d. Göttinger Kreises 626 f.

Schulze, Franz Eilhard, Zoologe 1884 als Ord. berufen 370.

Schulze, Johannes, Ministerialdirektor Fr. Osann unter ihm in Weimar vorgebildet 595; nur Anhängern v. Hegel günstig gesinnt 607; Versuche, ihn 1821 aus d. Minist, z. ent- fernen 126 A. 1. 134. 137. 138 A. 2, bleibt 138; Entfernung 1822 angekündigt 149, bleibt dauernd 150. 175; Freund u. Anhänger Hegels 224. 2921. 513: Hörer Hegels 363; am Toten- bette Hegels 401; Mitherausg. v. Hegels Wer- ken 483; tritt f. Ed. Gans ein 224. 390 L; Gönner Eankes 257. 504; Gegner Benekes 297 i.; fördert Hengstenberg 332t, der ihn f. d. Evang. Kirchenzeitung gewinnen will 343; Mitgl. d. Eedaktionskomitees d. Jahrb. f. wiss. Kritik 342; Referent f. d. Fak. - Statuten im Hinist. 4421; fordert Joh. Müller 4541 462; f. H. Ritters Rückberufung 4SI; fördert A. Fr. Yott 489; Gönner Vatkes 494; Altenstein un- entbehrlich, f. d. Nachf. v. Gans tätig 512H.; muß d. Schriftstück weg. Stahls Berufung ent- werfen 11; verfaßt d. Konzept d. Einladungs- Schreibens an d. Brüder Grimm 14; entwirft d. Dementi im Hamburg. Korrespondenten i. S. d. Berufung d. Brüder Grimm 16 Anm.; Rivalitäten zw. ihm u. d. Kollegen durch Alten- stein ausgeglichen, muß sein Dezernat an Eilers abgeben 21; mit d. Abschiebung Br. Bauers nach Bonn einverstanden 25, tritt f. seine Re- munerierung ein 26, erhält v. ihm d. Eindruck ein. krankhaften Mannes 27 , votiert f. dessen Anstellung an ein. Bibliothek 34; verhandelt mit Schaf arik 66; Zensor d.Jahrbb. f. wissensch.

Kritik 97; Adoptivvater Böhms 162. 166 A. 1; erhält unter Ad. v. Ladenberg sein alt. Dezer- nat wieder, arbeitet in d. Frage d. Univ. -Reform 275 f.; empfindet dankbar d. ihm unter K. 0. v. Raumer wiedergewährte Selbständigkeit 280. 324 A. 1 ; i. S. v. Kuno Fischers Bewerbung 289 f. ; berät Raumer wohl b. Besetzung v. Lach- manns Lehrstuhl in Böckhs Sinne 293; scheidet bald nach Raumer aus d. Amte, J. Olshausen sein Nachf. 324 A. 1. 336.

Schurz, Karl Wortführer auf d. 2. Eisenacher Studenten- tagüng Sept. 1848 254 A. 1.

Schutzkommissionen in Berlin 1848 eingerichtet 198 ff.

Schwann, Theod., Mediziner Schüler Joh. Müllers 166.

Schwartze, Mor. Gotthilf, Orientalist Dozent, Lebensgang 490.

Schwarz, Friedr. Heinr. Christ., Theologe

Lehrer v. G. Fr. A. Strauß 317. Schwarz, Herrn. Amandus, Mathematiker

Mitgl. d. Mathem. Vereins 345 A.l. „Schwarzen", die

s. Burschenschaft, allgemeine. Seh wegler, Alb., Theologe u. Philosoph

Herausgeb. d. Jahrbb. d. Gegenw. 104. Schweigger, Karl, Mediziner

1860 Dozent, kehrt an d. Univ. als Ord. zu- rück 337 A. 1.' Schweitzer, Joh., Mediziner

Anhänger d. Magnetismus 551.

Seh wendener, Simon, Botaniker 1878 als Ord. berufen 357 A. 2.

Schwerin-Putzar, Maxim. Graf v., preuß. Staatsmann heiratet Schleiermachers Tochter Hildegard, reist mit jenem z. Brinkmann 451; tritt im Sinne d. Fak. f. B. R. K. Langenbecks Berufung ein 163 f.; bewilligt d. Fakultäten d. Vorschlags- recht 164 f. 324; Kultusminister, geneigt, d. Amnestie v. 19. März 1848 auf Michelet anzu- wenden 1S8 A. 2; in der Revolutionszeit 224 ff. 235. 211 A. 1.244. 253; übergibt K.G.J. Jacobis Gesuch um Verleihung d. Ordin. d. phil. Fak. Z.Begutachtung 258 A.l; legt Hand an d. Univ. - Reform 262 ff.; scheidet aus d. Amte 269; wird Min. d. Innern z. Z. d. Neu. Ära 323 f.

Scott, Walter, engl. Dichter

seine Anschauung üb. d. franz. Revolut. v.Hegel scharf kritisiert 203 A.l; Stellung Rankes z. sein. Romanen 270.

Namen- und Sachverzeichnis.

489

Sedecim, Privileg der s. Fakultät, philosophische

S e e b e c k , Luclw. Friedr. Willi. Aug., Physiker 1831/42 Dozent, Lebensgang 381.

Seebeck, Thom. Job.., Physiker Hegels Freund, Vater v. L. Seebeck 381.

Seebold, Karl, Philosoph Führer d. Schwarzen in Gießen 50; Heng- stenberg verkehrt mit ihm in Basel 330.

Seewis s. «Balis- Seewis.

Sekretär d. Univ.

400 Tlr. f. ihn bewilligt 397 A. 1 ; in d. üniv.- Sta tuten genannt 451 f.

Sektion f. Kultus u. Unterricht s. Departement.

Selbstmörder s. Klub der S.

Seile, Mediziner

Mitgl. ein. Komm. z. Beurteilung v. Eeichs Fieberlehre 235.

Seminar, historisches tritt d. Erbschaft d. Übungen Droysens an, ist aber nicht deren Fortsetzung 373 A. 1.

Seminar, juristisches

lS75gegründet, verfolgt aeben d.philol.-histor. Schulung d. Ziel, spezifisch gelehrte Zwecke z. fördern 375, letzteres ein Notausweg 376.

Seminar, kriminalistisches verfolgt trotz sein. Sonderexistenz keine Son- derziele 375 A. 1.

Seminar f. oriental. Sprachen

Gründung zerschlägt sich, erst unter Althoff durchgeführt 145 Anm. ; verdankt sein Ent- stehen praktisch. Zwecken, mit d. Univ. nur lose zusammenhängend 373 A. 1.

Seminar, philologisches in d. Univ. -Statuten 456; Sommer 1812 er- richtet 469. 472; unter Böckhs Leitung in d. 1840er Jahren 146 f.; ist 1860 d. einzige In- stitut, das heutigen Ansprüchen an ein Semi- nar genügt 372 f.

Seminar, philosophisches im Säkularjahr 1910 begründet 371.

Seminar, theologisches in d. Univ. -Statuten 456; Sommer 181L' er- richtet 472; sein Ziel ist d. Erziehung v. Seel- sorgern 372 A. lf. ; seine Ausgestaltung 374 f.

Seminare ihre Entwickelang a. Bedeutung 373 ff.

Sem i seh, Karl, Theologe H.Reuter vorgezogen 117: L865 /. Ol nannt 337.

Semler

erster Quästor u. Sekr. d. Univ. 286 A. 2.

Sem ler, Joh. Salomo, Theologe

d. Jahrb. d. Aufklärung zuzurechnen 37i>

Senat

Zusammensetzung nach d. provisor. Reglement 279. 445; erste Sitzung, Reglement 2871; in Zwist mit d. Depart. weg. ansetzung d. Vorle- sungsbeginns S.-S. 1811 u.weg. d. Publikations- befugnis d. Univ. 323 f. 327 ff.; bittet um I: gung an d. Statutenentwurf 32S; in Zuist mit d: Depart. weg. Delegierung eines Stell vertr. durch d.Rektor Schmalz, beigelegt 335 ;d. Wahld.Bek- tors wird ihm übertragen 398; inKonflikt mit d. Rektor Fichte 411. 415. 418. 421 ff.; Bestellung u. Amtsbefugnisse nach d. Univ. -Statuten 445ff.; in Konflikt mit d. theol. Fak.. erhält v. Depart. Recht 439 ff.; Träger d. akad. G - richtsbarkeit450f. ; bringt seine "Wünsche nach d. Befreiungskriege vor Schuckmann, dessen Bescheidung 529ff.; sein Antrag, f. d. Kriegs- teilnehmer v. 1813 Befreiung v. Kriegsdienst 1815 zu gewähren, v. d. Regierang günstig aufgenommen 533 ff. ; sucht d. Eigentumsrecht d. Univ. z. wahren 543; wohlwollender als die Fak. geg. Koreff 563; tritt vergebl. f. P. Br- man ein 564; verhandelt üb. Fichte^ Nachf. 571 f. 575 ff. 582 ff.; bereit, sich f. Bchad /.. ver- wenden 587 Anm.; verlangt Reform d Bibliothek 590; z. Abschluß u. z. Übergabe d. Statuten an d. Univ. 632 ff.; d. Gesamt- senat bleibt noch bis zum 1. Aug. INI 7 in Tätigkeit, seine Feststellung v. Irrtümern in den Statuten führt /.. Erörterungen mit d. Departement 638; tritt f. Bebung d. humanist. Studien ein /.'/f.; entscholdigi sieh v. 8tudent.Demonstrationb.Reformation8fesl IM führt eine Untersuchung geg. d. Teilnehmer an d. Waftburgfeier 36t.\ f. Jahns Eabil. 40\

I. Kak-i Ird.v. ll.l. 1819 betr.verdfi Hochschullehrer //f.; nimmt sich d. Teilnehmer and.Nachtmusii f. Jahn an (8\ geg. Vorlet d. Repetenten im l aiv.-G( 1 . 57\ wünscl I

ing an d. Ohtersuohui Burschenschaft 601, bestimmt d. Studieren- den, d. polizeü. Ladungen zu folgen 66

\\i;ndet sieh lllehlfaell f. de Wette 66t. 78t.

81t.\ prob I Beschluß d. Frankfurt.

Bub li ' 20 9. 1819 99 i beeohwert sich

490

Namen- und Sachverzeichnis.

Senat (Forts.)

in d. Lieberschen Angelegenheit üb. Fr. Schultz b. Altenstein 110 f. ; veranstaltet d. Bewaffnungs- fest 1820 113; geg. Fr. Schultz in Sachen K. Ulrichs und v. Wangenheims 140 ff.; unterstützt Brasserts Entlassungsgesuch als Univ. -Richter 142\ bestraft d. Mitglieder d. Arminia u. d. Ehrengerichts, tritt f. ihre Begnadigung ein 160t. , geg. d. Rekursgesuche d. Verurteilten 162, geg. sofortige Publikation d. königl. Ent- scheidung 164t, erhält deswegen ein. Ver- weis 165 f., rechtfertigt sich 166, erhält er- neuten Verweis 167; verteidigt sich geg. d. Vorwürfe d. Kab.-Ord. v. 21. 5. 1824 betr. Begünstigung d. Burschenschaft 182 ; bestrebt, d. Studentenschaft z. atomisieren 183; z. Frage d. Überfüllung d. Fak., d. Nominalprof. , d. Mitwirkungsrechts b. Berufungen u. d. Ver- schärfung d. Habilitationsbedingungen 412 ff.; geg. Tielkers Panoramaprojekt 430 f.; geg. Um- wandlung d. Gartens in eine öffentl. Prome- nade, f. Besserung d. Zustandes d. Vorgar- tens 432; f. Gasbeleuchtung 434; verabschiedet sichv.Beckedorff 435 f.; beantragt Übertragung d. Amtes d. Reg.-Bevollm. an Rektor u. Richter 436 t; seine Wünsche z. Umbau d. Univ. -Geb. 437. 439L; mit d. Bearbeitung d. Fak.-Statuten beschäftigt 4411.; tritt f. Berufung Schönleins U.Wiederherstellung d.Univ.-Klinikein 471; b. d. Ernennung v. Ad. v. Ladenberg z. Regier.- Bevollm. nicht befragt 23; geg. d. v. Rössel be- antragte Gründung ein. theol.-wissensch. Ver- eins, muß auf J. A. Fr. Eichhorns Anweisung d. Verein genehmigen 40 ff.; Anf. d. 1840er Jahre konservativ gerichtet 69 f.; bittet Eichhorn, d. Überfüllung z. steuern u.b. Neubesetzungen ge- hört z. werden, empfiehlt ihm d. Bittschr. v. 21 außerord. Prof., vergebl. 70. 72; wendet sich geg. Eichhorns Befehl, minder geeignete Dozenten z. verwarnen, wünscht ein. Numerus clausus f. d. Privatdozenten, abgewiesen 72 f.; empfiehlt Eichhorn neben anderen auch Nau- werck z. Remuneration 73; empfiehlt Eich- horn, ein. akad. Leseverein z. genehmigen, muß d. Aufbebung d. Vereins bekanntmachen, soll z. Herbeiführung ein. gut. Verhältnisses zw. Dozenten u. Studierenden wirken 75ff. ; im Falle Nauwerck 82. 84 f.; unterstützt Eich- horn im Kampfe mit d. Studentenschaft 87; weicht d. Ersuchen Hothos u. sein. Freunde um Abgabe ein. Erklärung i. S. ein. geplanten neu. Zeitschr. Hegelscher Richtung aus 99 f.; regt d. Wiederbesetzung v. Marheinekes Lehr-

stuhl an 120; geg. ein theol. Repetenteninstitut 121 ; mit sein. Verlangen auf Gewährung d. Vor- schlagsrechtes an d. Fakultäten 1846 abge- wiesen 133; lehnt Eingreifen b. Berufung v. Dieffenbachs Nachf. ab 163; in d. Frage d. Zulassung v. Juden 169. 171; konservativ ge- richtet, tritt f. Michelet ein 186 ff.; Verhalten in d. Revolutionszeit v. 1848 200. 203f. 214. 246. 250. 252 A. 1. 253ff.; macht Vorschläge f. eineAmtstracht2l6Anm.f.; versichert Ad. v.La- denberg, daß kein student. Zuzug z. d. badisch. Aufstand, erfolge 257; in Opposition geg. d. Extraord. u. Privatdozenten, z. Frage d. Re- form d. Univ. -Lebens 260 ff.; spricht Nov. 1848 durch eine besondere Deputation d. Könige sein Treugelöbnis aus, mit d. Schließung d. Gittertors v. d. Univ. einverstanden 277; hält die student. Verbindungen in straffer Zucht 278 f. ; unter K. 0. v. Raumer eines Sinnes mit der Regierung 280f., mit ihm einverstanden in sein. Verhalten geg. Michelet weg. dessen Vorlesung üb. Gesch. d. neuest. Philos. 288; im Kampfe mit v. Mühler 340ff.; im Verhältnis z. d. Studentenschaft seit d. Neu. -Ära u. z. stud. Ausschuß 344 ff.; beantragt 1873 vergebl. Aus- quartierung des zoolog. Museums 370.

Senfft, Ad. v. und Ernst v.

kommen durch Tholuck mit Hengstenberg zu- sammen 332.

Seuffert, Jon. Adam v., Jurist Mitgl. d. Göttinger Kreises 626.

Seymour Lektor d. Engl. 611; stirbt 1842 68.

Siebold, Adam Elias v., Mediziner nimmt d. Berufung an, Lebensgang, Bedeu- tung 546 f.; von größerer Bedeutung als mancher Amtsgenosse 235 f.; seit sein. Be- rufung ergänzt sich d. Fak. fast nur aus sich selbst 238; Rust wünscht Kluge z. sein. Nachf. 242; stirbt 1828 248. 366. 368. 446; Kampf um sein. Nachf., ü. W. H. Busch dazu gemacht 368t; v. ausw. berufen 407; d. geburtshilfl. Klinik leidet nach sein. Tode unter Geld- mitteln 427.

Siebold, Ed. Kasp. Jak. v., Mediziner 1827/30 Dozent, Lebensgang u. Bedeutung 368.

Siebold, Karl Kasp. v., Mediziner Vater A. E. v. Siebolds 546.

Siegel d. Univ. u. d. Fakultäten

Anschaffung v. d. Einrichtungskomm. beschlos- sen 284; Böckh mit d. Abfassung d. neu. Um- schriften betraut 445.

Namen- und Sachverzeichnis.

491

Siegerist, Schlosser

Barrikadenkämpfer 184S, hat geringen An- hang 243.

Sieveking, Karl Freund Neanders 617 Ä. 2. 619. 624.

Sigwart, Geo. Karl Ludw., Chemiker 1810 habilitiert 242; scheidet 1813 aus 609.

Silesia

Landsmannschaft in Berlin 55.

Simeon, franz. Staatsmann-

Justizminister Jeromes, f. "Wiederherstellung d. Univ. Halle 133 f., wohlwollend geg. ihre Deputierten 135.

Simon, Joh. Franz, Chemiker 1842 Privatdozent 156 A. 1.

Simon, Karl Gust. Theod., Mediziner 1844 Privatdozent, z. Leitung d. Univ. -Klinik v. Studenten vorgeschlagen 163 A. 2; hat Be- deutung als Dermatologe 185 A. 1.

Smith, Adam, Nationalökonom v. Sartorius propagiert 254 f.

Snell, Wilh., Jurist

als Prof. in Dorpat entlassen 81; Prof. in Basel 176 A. 1 ; Hengstenberg verkehrt mit ihm 330.

Snethlage, Geheimrat im Kultusminist, vermittelt K. J. Nitzschs Berufung 120 A. 1.

Snethlage, Bernh. Mor. , Schulmann Gegner de Weites, Lebensgang U.Persönlichkeit 92 i.; ablehnend geg. J.Fr. Jacobis Schrift wider de Wette 94; Gegner allen Philosophierens 101; nimmt am Vorstoß Wittgensteins geg. das Kul- tusmin. teil 123, u. an d.Denkschr. üb. d. Schul- wesen v. 1821 127 it.; v. Fr. Schultz z. Ein- tritt ins Kultusminist. vorgeschlagen 135, ab- gelehnt 137; mit Hengstenberg bekannt 332; Ehrendoktor d. theol. Fak. 398 A. 1 ; J. A. Fr. Eichhorn in sein. Fahrwasser 89; E viert ihm entfremdet 107.

Sobernheim

setzt eine Adresse f. Schelling in Umlauf 48.

Sömmering, Wilh. v. v. K. Ritter erzogen 288.

Solbrig, Karl Aug. v., Mediziner v. d. Fak. vorgeschlagen, lehnt ab 33s.

Solger, Willi. Ferd., Philosoph v. Fichtes l'niv. - i'ian abgestoßen 121; üb. G.L. Spaldings Tod 391 A. 2; Berufung, Leben - gang u. Bedeutung 394ff.; anter Hinweis auf seine Berufung lehnt Schuckmann ein. Natur-

philosophen ab 397. 475 A. 2; Gehalt 397; Brogi zieht nach seiner Ansicht Beleidigungen gleich- sam an 410; votiert wohrwoltend f. Klaatsch 413; lebt sich in Berlin ein, Zuhörerzahlen

W.-S. 1811/12 469; gibt ein Bild d. Stim- mung nach d. Zusammenbruch d. großen Armee 482; warnt 1813 d. Studenten vor übereilten] Weggang v. d. Univ. b. Ausbruch d. K< 490; seine Vorlesungen veröden, denkt statt an Trauung an Mitkämpfen 496, vermählt sich, trennt sich v. d. Gattin, f. Gründung ein. Kasse f. Witwen gefallener Univ. -Lehrer tätig 503; Mitgl. ein. Divisionsgerichts 51 2; Rek- tor 1814/15, hält d. Rede b. d. Promotion d. Heerführer 528; ein Fackelzug wird [hm dar- gebracht 532; beim Ausbruch d. Krieges 1815 533. 536 A. 1; Festredner b. d. Königsgeburts- tagsfeier 1815 539f.; schwört auf Kluges Heil- methode 552; leidet unter d. Reaktion nach d. Befreiungskriegen 566; i. S; betr. d. "Wieder- besetzung v. J. G. Fichtes Lehrstuhl 573. absprechend üb. van Calkers Dissert. 587 A. 1, üb. Melzers Dissert. 595 Anm.; b. d. Ilabilit. Lachmanns 597; b. d. Habilit-Angelegenbeit Zimmermanns 601 A. 1; absprechend üb. .). Fr. G. Eiselens deutsche Habil. -Schrift 608; Lücke sein. Kreise willkommen 628; geg. Reduzierung d. Senats u. geg. d. stud. Ehrengericht 632 f. ; sucht J. L. Tieck f. Berlin z. gewinnen, der es aber ablehnt, die Stellung des bald danach verstorben. Freundes anzunehmen 31; Gegner d. modern. Ideen, isoliert, verteidigt d. Rechte d. Univ., stirbt 1819 .96' ff.; Freund v. Fr. Schultz 1021.; üb. Hegels erstes Auftreten in Berlin 204; Vorlesungszahlen 1817 IS L't'5 A. 1; Freund Fr. v. Raumers 2591t; intim mit J.L. Tieck 202; nach sein. Tode wünschl >i V.^l. d. Extraord. f. II. Ritter 304\ bis zu sein d. philos. Fach nur einmal besetzt i78.

Solly, Thomas Lektor f. Englisch <;:> 308.

Sommer, Ferd. v., Mathematiker 1833/38 Dozent, Bucht Eegels Philosopl widerlegen 510.

Sommer, .loh. Geo , Theologe Privatdozent in Bonn, erhall eine Remune- ration 26 ff.

Sonntag, Karl Gottlob, Theo) seine Berufung erwoi en 221.

Spaltung, <;<•". Ludw., Philologe verkehr! mit Joh. v. .Muller 7; v. W"lf /. Berufung vorgesohl i 3; i Fii h(

492

Namen- und Sachverzeichnis.

Spalding, Geo. Ludw. (Forts.)

gestoßen 131; berichtet Schleiermacher, daß Stein sein. Widerspruch geg. d. Berl. Univ. -Plan aufgegeben habe, doch alles noch im Unge- wissen sei 131 A. 1; Sekr. d. Akad. 195 A. 1; zunächst übergangen 264, folgt d. Einladung, Verlesungen z. halten 262. 265 f., bestimmt auch Niebuhr dazu 262; Jacobs als sein Nachf. ausersehen 266 A. 1; Herkunft 274; verkehrt mit Böckh 275; Mitgl. d. Graeca, Freund Nie- buhrs 346; Urteil Twestens üb. seine Vor- lesungen 352; stirbt 1S11 391.

Spalding, Job. Joach., Theologe geg. Wöllners Religionsedikt 14 A. 1; Stellung z. Aufklärung 16. 19; 179S Mitarb. an d. kirchl. Reformen 19.

Spanien

d. Revolution v. 1820 greift auf Italien über, erschüttert d. Ileilige Allianz 110.

Spener, Christ. Maxim., Mediziner

Prof. am Theatr. anat. , lädt z. Sezierungen öffentl. ein 42 A. 3.

Spengel, Leonk., Philologe Schüler Böckhs 501.

Spieker lehnt d. Redakt. d. Preuß. Korrespondenten ab 520.

Spillecke, Philologe u. Schulmann Lehrer J. Fr. Eiselens 607.

Spittler, Ludw. Tirnotheus Frhrr. v., Historiker Lehrer v. Sartorius 254.

Spontini, Gasparo, Musiker

durch F. v. Mendelssohn -Baithoklys Berufung zurückgesetzt 19.

Sprache, englische

Plan d. Errichtung ein. Lehrstuhls dafür schei- tert CS.

Sprachen, neuere

v. Lektoren vorgetragen 271 f. 308; d. Regier.

geg. ihre Pflege gleichgültig 68 f. Sprachen, romanische

Errichtung eines Lehrstuhls statt des Lekto-

rats 340. Sprachen, slavische

Errichtung ein. Lehrstuhls dafür geplant 65 ff. Sprachlehrer, Sprachmeister s. Lek- toren

Sprangel, Mediziner Dozent f. Physiologie am Coli, med.-chir. 51.

Sprengel, Kurt, Botaniker Prof. in Halle, bittet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3; sein Gesuch bleibt unberück- sichtigt 477; D.Fr.L.v. Schlechtendal wird sein Nachf. 374.

Sp rickmann, Ant. Matth. , Jurist

Berufung, Persönlichkeit, sein Wirken bedeu- tungslos 568 f.; versagt 209 \ legt sein Amt nieder 387; Gehalt 409t

Staat in steter "Wechselwirkung mit d. Wissenschaft, staätl. Macht u. wissensch. Freiheit sind z. gleicher Zeit emporgekommen 380S.

Staatsministerium Einrichtung nach Steins Reformplänen 149f. ; in d. Krisis v. 1817 639; innere Kämpfe v. 1819 67S.

Staatsprüfung, medizinische muß in Berlin abgelegt werden 45 f.

Staatsrat seine Stellung in Steins Verfassungsreform 149f.; Einrichtung suspendiert 154.

Staatszeitung, Preußische bedeutungslos 61. 63.

Staberow, Joh. Heinr. Jul., Mediziner Privatdozent 23S.

Stablewski Mitgl. d. Polonia, ausgewiesen 159.

Staegemann, Friedr. Aug. v., preuß. Staats- mann Mitgl. d. Montagsklubs 549 A. 1 ; meldet Har- denberg K. Fr. Eichhorns Abgang 566; üb. Koreffs Stellung b. Hardenberg 22 A. 1; sucht J. L. Tieck z. gewinnen 31; üb. Fr. v. Colin u Pauli 88] Mitarb. a. d. Jahrbb. f. wiss. Kri- tik 311.

Stähelin, Joh. Jak.

Ilengstenbergs Schüler im Arab. 330.

Stael, Anne Louise Germaine, Baronin v. Gönnerin A. W. Schlegels IG. 28. 30 A. 1.

Stäudlin, Karl Friedr., Theologe

v. d. Fak. z. Berufung genannt 47S; Lehrer Neanders 615.

Stahl, Friedr. Jul., Jurist

Freund v. Rotenhans, nimmt am Burschen- tag in Streitberg te"il 154 A. 2; Kampf um seine Berufung 513 f.; seine Berufung v. Kron- prinzen durchgesetzt 3; wird berufen, nimmt an 10 IV. ; d. Liberalen unwillkommen 19; er- regt durch seine Angriffe auf Hegel u. Gans

'

Namen- und Sachverzeichnis

i;.:-;

Stahl, Friedr. Jul. (Forts.)

während d. Kollegs ein. Tumult v. deren An- hängern 20; 1842/43 Dekau 70; Führer d. Orthodoxie 107; geg. E. J. Nitzsehs Symbol 119; durch u. durch Politiker, Lebensgang u. Bedeutung 125 ff. ; v. Schelling beeinfl., im Ver- hältn. z. G. Fr. Puchta 12S; vertritt d. Kirchen- recht, geg. Am. L. Richters Berufung 132 f. ; be- stimmt d. Senat, d. Vorschlagsrecht b. Neu- berufungen f. d. Fakultäten z. verlangen 133. 1S6; gibt 1848 d. Spiel verloren 229; ent- wirft d. ablehnende Antw. auf d. Einladung z. Jenaer Univ. -Kongreß 2731; d. Teutonia unter sein. Rektorat verboten 278; 1852/53 Rektor 2S0 A. 1; überrag, in sein. Fak. 282. 2S7^ in sein. Schriften politisierend wie Gneist 285; d. Zeitforderungen weniger gerecht wer- dend als Gneist 286; maßgebend b. E. 0. v. Raumer 288; seine Fraktion durch d. Politik v. ülmütz zersprengt 323; erst nach sein. Tode läßt sich Lancizolle emeritieren 326 A. 1 ; kommt Beseler liebenswürdig- entgegen, obwohl poli- tisch sein Antipode 327; stirbt 1861 328.

Stallmann, Mediziner

bis 1841 Job. Müllers Amauuensis 181.

Stallverwaltung, Königliche

S. auch Marstall. Behauptet ihren Besitz- stand im Univ. -Geb. 342. 542 f. 427t, ver- läßt es erst 1836 440.

Stark, Joh. Christ., Mediziner

Lehrer A. E. v. Siebolds 546. Statuten der Fakultäten nach langen Verhandlungen 1838 erlassen 44 1 ff.

Statuten der Univ.

Ausarbeitung, Verzögerung d. Fertigstellung, Vergleichung d. Entwürfe 431 ff. ; Ausführung im einzelnen 435ff. ; beschleunigte Verleihung v. Senat erbeten 529. 531; Abschluß 632ff,; Übergabe am 26. Apr. 1817 635ff.; Irrtümer werden im Brück entdeckt 638; ihr Sinn durch d. Eab.-Ord. v. 18. Okt. 1819 ins Gegenteil verkehrt 105 f.

Steffens, Henrich, Philosoph

auf Beymes Betreiben nach Hall'' berufen 34. 63; Freund Reils, üb. dessen Auftreten u. Per- sönlichkeit 54. 60; Schwiegersohn Reichardts 80; z. Berufung vorgeschlagen v. Wulf 87, v. L. Fr. v. Froriep 141, v. Schleiermacher Ml. 162. 392, v. Reil 201; Berufung scheitert 2011; wird Ord. in Breslau 3931; v. Reil erneut vm en 4731, v. Schuckmann

abgelehnt I7.'j a. 2; ah prechend üb. Bai tel .

Beremls u. Link 549 A. 2: v. Borke! z Be- ruf ong genannt, v. Rudolphi ii. Link abgelehnt 572 A.2; Gegner d. Turnens, lehnt d. An- sinnen Wittgensteins auf Denunziation Freunde ah 123\ Anhänger Bchellings 225. 180\ Verh. z. Fr. v. Raumer 26*2; hält W -S. 1824/25 Vorlesungen and. Univ. 36*5; nimmt an d. Naturf.-Vers. 1S'J8 teil 365} ohne Ein- fluß auf 11. W.Dove 881t \ Anhänger d. Alt- lutheraner //.'/. 476*1; 1832 auf Betreu Kronprinzen berufen t76S. 3; Rektor 1834 5 439; Nachruf auf Schleiermacher t52\ G. A. Gablers od. 11. Ritters Berufung 481; /.. Geh. Reg.-Rat ernannt 17; geg. Ernennung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2; hört Schellings erste Vorlesung 45 A.2, rückt v. ihm ab, unterzeichnet doch eine Adresse f. ihn 48 A.l; tritt Anf. d. 1840er Jahre gegenüb. d. jünger. Dozenten zurück 53; nachgelassenen Schriften v. Schelling bevor- wortet54; erhält d. Fak. -Bericht üb. d. Schriften Nauwercks z. Unterschrift ins Haus gesandt 80; v. Lepsius' Kenntnissen b. d. Promot. un- befriedigt 142 Anm.; "Waagen verwandt 143.

Steiger, v., Stadtschultheiß v. Bern Hegel Bauslehrer seiues Sohnes 186.

Stein, Christ. Gottf'r. Dan., Historiker ]S10 Privatdozent, Lebensgang 261; stirbt 1830 446.

Stein, Friedr. Ritter v. , Zoologe Privatdozent, Lebensgang 155.

Stein, Heinr. Friedr. Karl Frhrr. vom u. zum bereits vor Jena in leitender Stelluj Schöpfer d. neuen Preußens 9; Wintei entlassen 24; im Gegens. /.. Beyme 24ff., den er aber z. sein. Nach! vorschlägt 27, sein Reorganisationsplan gerät unter diesem u. Alten- stein ins Stocken 27. /; 1807 wieder bi 25. 80; 1808 gestürzt 27. 117. 149. L53; Freund Joh. v. Müllers, fordert ihn z. Bleiben auf 971; Gegnei v. Beymes Üniv.-Plan, gibt in- des sein, grundsätzl. Einspruch bald auf I üb. d. Sklavensinn d. Ballischen P 134 A. I ; wird A. II. tfiemeyers Feind I

Bej impfiehlt ihm d. Bewilligung \. Fi l

fc rorieps Forderunj en L41. r mt d.

Akad. (1. WisS. Z. Aufnahme neue! '. |

142 iniii. 158; nimmt sich Wolfs an L43 \ '■. 157 f. ; seine Neuordnung d. Verwalt wirkt L808 b. d. Auswahl d. neu. Minis' 151; Bein Verfassungsentwurf veröffentl., doch ohne den W.v. Bum

494

Namen- und Sachverzeichnis.

Stein, Ileiur. Friedr. Karl Frhrr.vom u. zum (Forts.) verlangte völlige Durchführung seines Verfas- sungsplanes abgelehnt 212 ff. ; üb. Niebuhrs Ausscheiden aus d. Staatsdienst erzürnt 262; Leiter d. Finanzministeriums 306; üb. d. „Erz- philister" Schuckmann erbost 310. 312. 635; d. Staatsverwaltung verläßt seine Spuren 332. 344; absprechend üb. Jahn 40 Anm.; f. Fr. Schultz interessiert 102; will Fr. v. Raumer an seine Seite ziehen 258; J. A. Fr. Eichhorn befreundet 5; Graf Ad. H. v. Arnim -Boitzen- burg sein Neffe 39; Preuße aus eigen. Wahl geworden 323. .

Stein, Lorenz v.f Nationalökonom führend auf sein. Forschungsgebiete 318.

Stein-Kochberg, Frhrr. v., Geheimrat im Kultusministerium Verwandter Altensteins, sein Dezernat Eilers übertragen 21.

Stein-Kochberg, Fei. v., Student v. d. Univ. 1848 ausgeschlossen 256 A. 2 f.

Steinbart, Gotthilf Samuel, Theologe Prof. an d. Univ. Frankfurt a. 0. 145.

Steiner, Jak., Mathematiker

Dozent, Lebensgang u. Bedeutung 37T&. ; Plücker sein engerer Fachgenosse 580; Lehrer Joachimsthals 156 Anm.

Steinmetz, v., preuß. General Freund Leop. v. Hennings 57.

Steinmeyer, Franz Ludw., Theologe hält bis 1870 d. akad. Gottesdienst ab 121 A. 1 ; 1858 z. Ord. ernannt, tritt auf Hengstenbergs Seite 324 f.; hält Holtzendorffs Verwarnung durch Mühler gerechtfertigt 342 Anm.

Steinthal, Hey mann (Heinr.), Sprach- forscher Dozent, bleibt außerhalb d. enger. Fak. 302; betätigt sich gelegentl. auf d. Geb. d. roman. Sprachen 30S.

Steltzer, Chr. Jul. Ludw., Jurist v.Loder z. Berufung vorgeschlagen 109; 1819/30 Dozent, Lebensgang 212 A.*2.

Stenzel, Gust. Ad. Harald, Historiker 1817 Privatdozent, Lebensgang, Bedeutung 609; Ranke üb. seine Gesch. d. fränk. Kaiser 278 A. 1.

Sternwarte

in den 1830er Jahren errichtet 384.

Sternwarte, kleine

Anlegung auf d. Dache d.Univ.-Geb.geplant301 A.2; v. d. phil. Fak. erneut gefordert 439.

Stieber, Dr. am 21. März 1848 b. Umzüge d. Königs 226.

Stiedenroth, Ernst, Philosoph

1819/25 Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 306; hat Anteil am Aufblühen d. Univ. Greifs- wald 404.

Stieglitz, Joh., Mediziner

Gegner d. Magnetismus, Berufung v. d. Fak. als aussichtslos aufgegeben 562 A. 1 ; Oheim Neanders 562 A. 1. 618 A. 1.

Stier, Rud., Theologe

Burschenschafter, später Führer d. Orthodoxie 35. 53] Führer d. Studenten b. d. Demonstra- tion im Opernhaus 35; Freund Tholucks 335.

Stiftungsurkunde d. Univ. v. Könige am 16. Aug. 1810 vollzogen, Mini- sterialberatucgen üb. ihre Ausführung 191 ff.

Stirner, Max Pseud., s. Schmidt, Kaspar

Störig, Joh. Erich Jul., Ökonom

1827/54 E. 0. 373; f. d. Beschickung d. Jenaer Univ. -Kongresses 274 A. 1; stirbt, Schulz - Fleeth sein Nachf. 296 A.2 f.

Stolberg-Wernigerode, Graf Ant. v. v. Bunsen als Altensteins Nachf. vorgeschla- gen 5; antimodernen Geistes, seine Berufung nach Berlin geplant 19; übernimmt d. Minist, f. Domänen u. Forsten z. Hausminist. 39; for- dert v. J. A. Fr. Eichhorn Eingreifen geg. Nauwerck 82 Anm. ; bestimmt d. König am 18. März 1848 z. d. Befehl, d. Schloßplatz säu- bern zu lassen 211.

Stosch, Theologe

Prediger am Dom, gestorben 316.

Stosch, v., Mediziner

v.Kronprinzen als Bartels' Nachf. protegiert •/ 70.

Stourdza, Alex. Freund des Hufelandschen Hauses 62; weg. sein. Pamphlets auf d. Burschenschaft v. Graf Bocholz u. v. Henning gefordert 53. 59.

Strafen, akademische in den Statuten geregelt 454 f.

Straßburg, Universität muß viele ihrer besten Lehrer an Berlin ab- geben 356.

Strauß, Dav. Friedr., Theologe sein Werk „Leben Jesu", v. Neander scharf ab- gelehnt, ist maßgebend in der Forschung geblie- ben 623; Schleiermacher ab-, Hegel zugewandt 208] absprechend üb K.Ritter lASVy f.; besucht

Namen- und Sachverzeichnis.

495

Strauß, Dav. Friedr. (Forts.) Hegel 401i. ; üb. Hegels Tod u. Begräbnis 402 f. ; Wirren in Zürich aniäßl. sein. Berufung 472; Anhänger Hegels 492; Lehrer Helfferichs, der v. ihm abschwenkt 63; vergleicht Neander mit d. Rhetor Libanius lOGf.; seine Berufung nach Halle erbeten 107; seine Berufung nach Zürich von Keller gefördert 130; v. Hegel beeinfl., dem alten Glauben untreu, d. idealistisch. Philo- sophie abgewandt 3l5f. ; Freund Zellers 356.

Strauß, Friedr. Ad., Theologe unterzeichnet eine Eingabe d. Opposition geg. d. Ordinarien 260; Privatdozent 281 Anm.

Strauß, Gerh. Friedr. Abr., Theologe Ord., Lebensgang, Persönlichkeit 317 i.; z. Bleeks Beförderung 326 A. 1 ; Hengstenberg kommt nur allmählich in ein rechtes Verhält- nis z. ihm 332; tritt f. Hengstenbergs Bleiben ein 341, konfirmiert dessen Braut 344; b. d. Promotion 0. v. Gerlachs u. d. sich anschlie- ßenden Zwist 351 ff. ; Berater Altensteins b. theol. Berufungen 407; Gehalt 410; f. H. Ols- hausens Berufung 493; f. Entfernung Br. Bauers aus d^ theol. Fak. u. anderweitige Anstellung 30, votiert geg. dessen Verbleiben in d. theol. Fak. 33; sein Auditorium in d. 1840 er Jahren 108; Lehrer Schaffs 114 Anm.; geg. K. J. Nitzsehs Symbol 119; geg. d. Zulassung v. Juden z. Lehramt 171 A. 1 ; scheidet Mich. 1859 aus 325.

Stromeyer, Geo. Friedr. Louis, Mediziner als Dieffenbachs Nachf. v. d. Fak. genannt 161. 163.

Stromeyer, Job.. Friedr., Naturforscher kommt als M.H. Klaproths Nachf. in Frage 570; läßt d. Studenten im Laboratorium selbständig arbeiten 228] Lehrer Runges 229 A. 1; Ab- lehnung d. Berufung erfolgt weg. d. geringen Gehalts 410 A. 3.

Struensee, Karl Gust. v., preuß. Minister verkehrt mit Joh. v. Müller 7; Hermbstädt sein techn. Mitarb. 241; beruft Hayne an d. ehem. Fabr. z. Schönebeck G04.

Stubenrauch, Sam. Ernst Timotheus, Theologe Oheim Schleiermachers, mit d. Regiment d. Regierung einverstanden 13.

Studentenschaft (s. auch Burschenschaft, Korps, Landsmannschaften, Verbin- dungen, Vereine) d. Hofe u. d. Behörden mißliebig 33G f f. ; an- fängl. Verteilung nach Fakultäten 356 f. ; g

Anteil d. höher. Stände 356 A. 1 ; nach Her- kunft u. Vorbildung, einhcitl. l'niformierung geplant 404 ff. ; erregt in d. Streitfalle Klaatsch- Brogi 418 ff.; Stellung z. Univ. u. Fak. 435; Gesetze d. Studierenden, nach d. Statuten 454 f.; Aufbruch z. Kriege 1813 490 ff., Rück- kehr d. Krieger 528, erneuter Auszug 1815 537 ff., Zahl d. Gefallenen 1813/15 539 A. 1 ; Regelung ihrer militär. Dienstpflicht 530 A. 1 ff. ; feiert d. Tag ihrer Erhebung v. 1813 532. U2L 115; feiert d. Reformationsfest 1817 640f., protestiert geg. d. Aufführung d. Wernerschen Weihe d. Kraft" dabei 35 L; tritt in einer Eingabe f. Barkow u. K. Ulrich ein 66 A. 1 ; nach Erlöschen d. Burschenschaft atomisiert, beruhigt 183; seit 1840 voll v. Widerspruchs- geist 69; bittet um Genehmigung z. Gründung ein. akad. Lesevereins 75; in Aufregung nach Nauwercks Suspension 86 ff.; strebsamen u. fügsamen Studenten Förderung durch J, A. Fr. Eichhorn zugesagt 91; in d. letzten Jahren vor d. Revolution 1848 188 f., während d. Revo- lution 190ff., wieder beruhigt 257. 278 f.; geg. des Rektors Joh. Müllers Vorschlag, eine Adresse an d. König mit d. Bitte um Einbe- rufung d. Verein. Landtages abzusenden 25'.); seit d. Neuen Ära freier gestellt, d. erste student. Ausschuß, eilt 1870 z. d. Fahnen 344 ff.; v. d. antisemit. Bewegung tief erregt 353.

Studentenwehr

z. Revolutionszeit v. 1848 199 f. 203 f. 222 f. 227 ff. 234 ff. 241. 244. 255.

Studium

d. Gefahren u. Unabwendbarkeit sein. Speziali- sierung, d. Ausweg daraus 375 ff.

Stubr, Peter Feddersen, Philosoph

Habilitation, Lebensgang u. Persönlichkeit 597 ff.

Stundung d. Honorars s. Honorar.

Stützer, Professor Freund Beymes u. Wolfs, tritt f. Gründung ein. Berlin. Hochschule ein 31. 74. TS A. 4; will K. Kitter an d. Kriegsschale ziehen 290.

Suabedissen, Dav. Theod. Aug., Phil< als Nachf. Fichtes vorgeschlagen

Suarez, Karl Gottl.. Imi>t Lehrer Friedr. "Wilh.»s III. L2 AI. Lö. 73. SU; um i Beine Fed< t z. Reskripten .

Verleiben 1 1; Schöpfer d. AJlg, I rechts, als Mitgl. ^i. Akad. nicht I seine Well - u. Lebensaui Beymet 26; in in d. Akt I

496

Namen- und Sachverzeichnis.

Suarez, Karl Gottl. (Forts.)

26, als Mitgl. ihrer „Deutsch. Deput." aus- ersehen 17; empfängt auf d. Sterbebette d. Dank JFriedr. Wilh.'s III. 26; Freund Schuck- manns 307 ; seine echtpreuß. Gedanken v. Gneist fortgebildet 286.

Süvern, Willi., Geheimrat im Kultus- ministerium Schüler Wolfs, sein Fürsprecher 158, meldet diesem seine Anstellung in Berlin 160, ihm entfremdet 269 A. 3; f. d. Errichtung d. Univ. in Berlin 160; W. v. Humboldt bei dessen Amts- antritt fernstehend 167; unterzeichnet Hum- boldts Antrag auf Errichtung d. Univ. 175; Mitgl. der Einricht.-Komm. 211, legt ihr Auf- zeichnungen üb. d. Univ.- Verfassung vor 276 f.; nimmt an Konferenzen üb. d. akad. Gerichts- barkeit teil 277. 281; vermerkt, daß d. Ein- richt.-Komm. Schmalz d. Rektorat übertragen hat 278; mitbestimmend b. d. Einrichtung d. Univ. bis z. Schuckmanns Amtsantr. 305; Mitgl. d. Graeca 346 A. 2 ; auf Schleiermachers Seite geg. Fries 392. 577; entwirft d. Schul- edikt v. 1812 406; Mitgl. ein. Komm. z. Be- ratung weg. Errichtung ein. student. Ehren- gerichts 419; verfaßt d. Minist. -Reskript geg. d. theol. Fak. , welche Theologen weg. alleinigen Belegens philos. Vorlesungen streichen will 441; sein Sohn Schüler v. Rühs 469; b. Land- sturm 1813 504; Mitgl. ein. Divisionsgerichts 512; Mitgl. d. Montagsklubs 549 A. 1; nach sein. Meinung ist Schleiermacher geg. Hegel eingenommen 578; verzögert auf Schleier- machers Einwirken d. Besetzung d. philos. «Professur 583; läßt d. v. Senat revidierten Statuten ungeändert passieren 6331; will d. Übergabe d. Statuten mit entsprechender In- augur.- Feier verbinden 635; verfaßt d. Denk- schr. üb. d. Gründung ein. Univ. in Bonn u. d. Ausgestaltung d. Berliner z. Zentral -Univ. //ff.; tritt f. Überlassung d. Untersuchung geg. d. Teilnehmer an Jahns Nachtmusik an d. Senafi ein 48; seine Freunde an d. Univ. erwarten sein Eintreten für sie geg. ihre Ver- folger 67; verfaßt d. Minist. -Verfügungen geg. de Wette TS A. 3 ; seine Beseitigung aus d. Minist, v. Menzel gefordert 126 A. 1 , geplant 134. 138 A. 2, gescheitert 138; Anhänger Fulites, in d. Denkschr. v. Eylert u. Gen. be- kämpft 129; in Gegens. z. Frick 135 A. 1. 750. 163; sein Dezernat 1824 eingeschränkt 175; wirkt f. Otfr. Müllers Berufung 254; rt Bopp 285; Hegel fernstehend 292; geg.

K. J. Nitzsch 315 A. 1 ; Tholuck gewogen 324; mit Ilengstenbergs geplanter Versetzung nach Halle ein verst. 333; mit Böckh intim 500 \ Gegner Ullrichs 501 A. 1 ; Rivalitäten zw. ihm u. Kollegen durch Altenstein ausgeglichen 21.

Sundelin, Karl Heinr. Willi., Mediziner Hrsg.v.Berends' Vorlesungen ^<b'A.2; Dozent, Lebensgang 36 6; im Vergl. z. E. C. J. v. Siebold 368; stirbt 1834 446.

Svarez s. Suarez

Sybel, Heinr. v., Historiker Schüler Rankes 505; wahrt d. Abstand zw. Wissensch. u. Politik 153; Parteifreund Gneists, unterliegt d. Zeitströmung 285; will politisch wirken , wählt danach sein. Forschungsstoff 319. 331 f.; sucht d. Progr. sein. Partei aus d. Vergangenheit her z. rechtfertigen 321 f.; v. d. Fak. als Fr. v. Raumers Nachf . genannt 330 ; übernimmt d. Leitung der Staatsarchive 357.

Sydow, Prediger

Redner am Grabe der Märzgefallenen, v. d. Menge insultiert 247.

Sydow, v., preuß. Staatsmann

Bundestagsgesandter, weg. Erneuerung d. Karls- bader Beschlüsse tätig 23; führt Verhand- lungen mit V. A. Huber 64 f.

Syndikus d. Univ.

Amtsbefugnisse nach d. Univ. -Statuten, Stel- lung z. Rektor u. Senat 449 ff.; d. Amt 1819 auf- gehoben, d. Richter tritt an seine Stelle 139.

Szepanski, Gust. v. Führer d. Berlin. Studentenkorps im Freiheits- kampfe Schlesw. - Holsteins 1848, üb. Feinberg 235 A. 1 ; bricht am 7. April mit sein. Schar auf 242.

Talare s. Amtstrachten ^

Tauentzien, Bogisl. Friedr. Eman. Graf v. Ehrendoktor d. phil. Fak. 526; verfügt milde Handhabung d. stud. Dienstpflicht 53S Aniii.

T einer, Mediziner als erster an d. Univ. promoviert 380.

Teller, Willi. Abr., Theologe

verkehrt mit Joh. v. Müller 7; Gegner v. Wöliners Religionsedikt 14 A. 1; seine Welt- und Lebensauffassung 16; wirkt f. Verdeut- schung d. Akad. 17; Mitarb. an d. kirchl. Re- formen v. 1798 19; stirbt 1804 20.

Tennemann, Willi. Gottl., Philosoph als Nachf. Fichtes genannt 575; ohne Einfl. auf L. v. Henning 5 7.

Namen- und Sachverzeichnis.

497

Tentamen philosophicum ins Tent. physicum umgewandelt 338 A. 2.

Teplitz, Kongreß zu

d. Univ. ohne Kenntnis d. dortig. Vorgänge 67; seine Beschlüsse geg. d. staatsgefährlichen Prof. gerichtet 75.

Teßmer, Reg.- Assessor Leiter d. Charlottenburg. Polizei, berichtet üb. d. Krawall im Anschl. an d. Abschieds- trunk f. Salis 251 A. 1.

Teutonia

Burschenschaft z. Berlin, 1848 gegründet 249; in Kartell mit Franconia u. Normannia, 1853 v. Senat verboten 278.

Thadden

Mitgl. d. „Maikäfer" 599 A. 1.

Thaer, Albr. v., Ökonom gründet d. landw. Institut zu Mögiin 61, v. Beyme herbeigezogen 34; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75; d. nähere Verbindung sein. Instituts mit d. Univ. abgelehnt 256 f. 297 Anm.; E. 0. 257; Herkunft 274; Gehalt 396; rüstet 1813 drei Söhne aus 492; scheidet aus 250; Großvater Körtes 278; Großvater K. W. A. Thaers 297 Anm.

Thaer, Konr. Willi. Alb., Ökonom

Dozent an d. Univ. u. d. landwirtsch. Lehr- anst. , geht nach Gießen 297 Anm.

Theatrum anatomicum

mit d. Coli, med.-chir. verbunden, reichl. aus- gestattet 40; Einrichtung, Zuhörerschaft 42; Regelung d. Platzfrage f. Pensionärchirurgen und Studenten 343.

The den, Mediziner

Pensionärchirurg, Laufbahn 44.

Theologie

in d. Tübinger Schule ersprießt neues Leben im Gegens. z. Berliner Orthodoxie 315 f., in ihr wird nach längerer Zeit der Unfruchtbar- keit d. Entwickelungsgedanke herrschend, sie muß sich z. vergleichend. Keligionswissensch. auswa-jhsen 3S0.

Theremin, Ludw. Friedr. Franz, Theologe Lektor d. Französ. 272; 1821 z. Bat im Kultus- minist, ausersehen 737 f., desgl. 1822 149, 1824 ernannt 150. 175; f. Hengstenbergs Kirohen- zeitong tätig 343] Bonorarprof., Persönlich- keit, Bedeutung 495 Anm.; rotiert f. Br. Bauers anderweitige Verwendung 32 f.

Lodz, Gohchichto dor Universität Berlin II 2.

Thibaut, Ant. Friedr. Just., Jurist

Vergebl. Versuch, ihn f. Hallo z. gewinnen 64 A.2; Lehrer v. Ed. Gans 218] Mitarb. a. .1. Jahrbb. f. wiss. Kritik 310; Lehrer 0. v. Ger- lachs 350.

Thielmann, Job. Ad. Frhrr. v., BÄchs. General Kankes Bekannter, Verküuder d. Leipzig. Sieges in Pforta 267.

Thiersch, Friedr. Wilh., Philologe f. Schaffung ein. München. Literaturztg. tätig 3091; empfiehlt Ullrich an Böckh 501 A. 1 ; Lehrer v. Joh. Franz 149.

Thile, Lud. Gust. v., preuß. General wird Kabinettsminister 18; d. Liberalen un- willkommen 19; d. Anschauungen d. Königs ferner stehend, als J. A. Fr. Eichhorn 39; f. Gründung ein. konservat. Zeitschr. tätig i>\ ; tritt am 18. März 1848 zurück 207; seine Ent- lassung freudig begrüßt 213.

Thilo, Joh. Karl, Theologe

Hengstenberg z. sein. Nachf. ausersehen 333; Tholuck voll Achtung geg. ihn 339.

Thilo, Joh. Ludw. Christoph, Jurist v. Loder z. Berufung vorgeschlagen 109; v. Schmalz lobend genannt 145.

Tholuck, Friedr. Aug. Gotttreu, Theologe v. Altenstein befördert 7; Hegels Stellung z.ihni 314t; Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 319S.] v. Einfluß auf II. Olshausen 319 Anm.; Freund Hengstenbergs, beeinflußt ihn 3325. ; geht als Ord. nach Halle 33 Tff. ; Gesandtschafts- prediger in Rom 311; Verlobung mit F.Schmalz aufgehoben, mit M. v. Gemmingen vermählt 344 A. 1; klagt üb. d. Wandel d. Zeit 348] 0. v. Gerlach ihm nahestehend 350 A.l; z. Vorbereitung auf d. Lehramt remuneriert /"s; J. A. Fr. Eichhorn sein. Mystik abgeneigt 8; geg. Br. Hauers Absetzung 30; beeinfl. > 114 Anm., Kahnis 118; weg. d. Anstellung theoL Repetenten befragt 121; in Bein BG d. Aufklärung" fehlt eine tiefere bistor. Be- gründung Bein. AulfusMing 127.

Thuengen, v.

Mitgl. d. Arminia 152 A. 1.

Thun. v., QeneraJ preuß. Oesandter io Kassel, soll b. '1 Be- rufung 'l. Brüder Grimm mitgewirkt bal i i

Thuringia i pa m Berlin I

496

Namen- und Sa. Verzeichnis.

Suarez, Karl Gottl. (Forts.)

26, als Mitgl. ihrer „Deutsch. Deput." aus- ersehen 17; empfängt auf d. Sterbebette d. Dank ffriedr. Wilh.'s III. 26; Freund Schuck- nianns 307; seine echtpreuß. Gedanken v. Gneist fortgebildet 286.

Süvern, Wilh., Geheimrat im Kultus- ministerium Schüler Wolfs, sein Fürsprecher 158, meldet diesem seine Anstellung in Berlin 160, ihm entfremdet 269 Ä. 3; f. d. Errichtung d. Univ. in Berlin 160; W.v. Humboldt bei dessen Amts- antritt fernstehend 167; unterzeichnet Hum- boldts Antrag auf Errichtung d. Univ. 175; Mitgl. der Einricht.-Komm. 211, legt ihr Auf- zeichnungen üb. d. Univ.- Verfassung vor 276 f.; nimmt an Konferenzen üb. d. akad. Gerichts- barkeit teil 277. 281; vermerkt, daß d. Ein- richt.-Komm. Schmalz d. Rektorat übertragen hat 278; mitbestimmend b. d. Einrichtung d. Univ. bis z. Schuckmanns Amtsantr. 305; Mitgl. d. Graeca 346 A. 2 ; auf Schleiermachers Seite geg. Fries 392. 577; entwirft d. Schul- edikt v. 1812 406; Mitgl. ein. Komm. z. Be- ratung weg. Errichtung ein. student. Ehren- gerichts 419; verfaßt d. Minist. -Reskript geg. d. theol. Fak., welche Theologen weg. alleinigen Belegen s philos. Vorlesungen streichen will 441 ; sein Sohn Schüler v. Rühs 469; b. Land- sturm 1813 504; Mitgl. ein. Divisionsgerichts 512; Mitgl. d. Montagsklubs 549 A. 1; nach sein. Meinung ist Schleiermacher geg. Hegel eingenommen 578; verzögert auf Schleier- machers Einwirken d. Besetzung d. philos. «Professur 583; läßt d. v. Senat revidierten Statuten ungeändert passieren 633 f.; will d. Übergabe d. Statuten mit entsprechender In- augur.-Feier verbinden 635; verfaßt d. Denk- schr. üb. d. Gründung ein. Univ. in Bonn u. d. Ausgestaltung d. Berliner z. Zentral -Univ. 77 ff. ; tritt f. Überlassung d. Untersuchung geg. d. Teilnehmer an Jahns Nachtmusik an d. SenaJ, ein 48; seine Freunde an d. Univ. erwarten sein Eintreten für sie geg. ihre Ver- folger 67; verfaßt d. Minist. -Verfügungen geg. de Wette 78 A. 3; seine Beseitigung aus d. Minist, v. Menzel gefordert 126 A. 1 , geplant 134. 13S A.2, gescheitert 138; Anhänger Fichtes, in d. Denkschr. v. Eylert u. Gen. be- kämpft 12'); in Gegens. z. Frick 135 A. 1. 150. 163\ Bein Dezernat 1824 eingeschränkt 175; wirkt f. Otfr. Müllers Berufung 254; fördert Bopp 285; Hegel fernstehend 292; geg.

K. J. Nitzsch 315 A. 1 ; Tholuck gewogen 324; mit Ilengstenbergs geplanter "Versetzung nach Halle einverst. 333; mit Böckh intim 500; Gegner Ullrichs 501 A. 1 ; Rivalitäten zw. ihm u. Kollegen durch Altenstein ausgeglichen 21. undelin, Karl Heinr. Wilh., Mediziner Hrsg.v.Berends' Vorlesungen 248 A.2; Dozent, Lebensgang 366; im Vergl. z. E. C. J. v. Siebold 368; stirbt 1834 446. varez s. Suarez ybel, Heinr. v., Historiker Schüler Rankes 505; wahrt d. Abstand zw. Wissenseh. u. Politik 153; Parteifreund Gneists, unterliegt d. Zeitströmung 285; will politisch wirken, w7ählt danach sein. Forschungsstoff 319. 331 f.; sucht d. Progr. sein. Partei aus d. Vergangenheit her z. rechtfertigen 321 f.; v. d. Fak. als Fr. v. Raumers Nachf. genannt 330; übernimmt d. Leitung der Staatsarchive 357. ydow, Prediger

Redner am Grabe der Märzgefallenen, v. d. Menge insultiert 247. ydow, v., preuß. Staatsmann Bundestagsgesandter, weg. Erneuerung d. Karls- bader Beschlüsse tätig 23; führt Verhand- lungen mit V. A. Huber 64 f. yndikus d. Univ.

Amtsbefugnisse nach d. Univ. -Statuten, Stel- lung z. Rektor u. Senat 449 ff. ; d. Amt 1819 auf- gehoben, d. Richter tritt an seine Stelle 139. zepanski, Gust. v.

Führer d. Berlin. Studentenkorps im Freiheits- kampfe Schlesw.- Holsteins 1848, üb. Feinberg 235 A. 1; bricht am 7. April mit sein. Schar auf 242.

alare s. Amtstrachten ^ auentzien, Bogisl. Friedr. Einan. Graf v.

Ehrendoktor d. phil. Fak. 526; verfügt milde

Handhabung d. stud. Dienstpflicht

einer, Mediziner

als erster an d. Univ.

eller, Wilh. Abi-.,

verkehrt mit Jj

Wöllners

und

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I:.:

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Namen «und Sachverzeichnis.

197

Tentamen philosophicum

ins Tent. physicum umgewandelt 338 V. 2. Te plitz, Kongreß zu

d. Univ. ohne Kenntnis d. dortig. Voringe

67; seine Beschlüsse geg. d. staatsgefährthen

Prof. gerichtet 75.

Teßraer, Eeg. -Assessor

Leiter d. Charlottenburg. Polizei, berhtet

üb. d. Krawall im Anschl. an d. Abscleds-

trunk f. Salis 251 A. 1. Teutonia

Burschenschaft z. Berlin, 1848 gegründet!!!);

in Kartell mit Franconia u. Norinannia, 853

v. Senat verboten 278.

Thadden

Mitgl. d. „Maikäfer" 599 A. 1.

Thaer, Albr. v., Ökonom gründet d. landw. Institut zu Möglin 61, v. Beyme herbeigezogen 34; v. Wolf z. Bermng vorgeschlagen 75; d. nähere Verbindungein. Instituts mit d. Univ. abgelehnt 256 f. 297 Am. ; E. 0. 257; Herkunft 274; Gehalt 396; istet 1813 drei Söhne aus 492; scheidet aus '50; Großvater Körtes 27S; Großvater K. TB A. Thaers 297 Anm.

Thaer, Konr. Willi. Alb., Ökonom

Dozent an d. Univ. u. d. landwirtsch. Ihr- anst. , geht nach Gießen 297 Anm.

Theatrum anatomicum

mit d. Coli, med.-chir. verbunden, reichhus- gestattet 40; Einrichtung, Zuhörerschafi42; Regelung d. Platzfrage f. Pensionärchirvgen und Studenten 343.

Theden, Pensioi The^

ieue.-

Thi baut, Ant. Friedr. Just., Jurist

Vergebl. Versuch, ihn f. Hall« z. gewinnen 64 A.2; Lehrer v. El. Gans 218\ Mitarb. a. d. Jahrbb. f. wies. Kritik 310 \ Lehrer 0. v. Ger- Lachs 350,

Thielmann, Job. Ad. Prhrr. v., BÄchs.

General K'ankes Bekannter, Verkünder d. Leipzig. E in Pforta 267.

Thiersch, Friedr. Willi.,

f. Schaffung ein.

309 f.; empfiehlt

Lehrer v. Job. FJ Thile, Lud. GustJ

wird Kabinettsmii

willkommen 19; d.

feiner stehend, als J.

Gründung ein. konseri

tritt am 18. März 1848

lassung freudig begiüßt 21ü Thilo, Job. Karl, Theologe

Jlen^stenberg z. sein. Nachf. au.

Tholuck voll Achtung geg. ÜB^H Thilo, Job. Ludw. Christoph, J

v. Loder z. Berufung vorgeschli

Schmalz lobend genannt 145. Tholuck, Friedr

v. Altenstein befW

314 f.; Dozent, 1^9

.vy.VfT. ; v.Einfluß auf 9^

Freund Ilengstenbergs,

gclit als Ord. nach Halle 3t

prediger in Korn .7 /7;Verlol

aufgehoben, mit M. v.

344 A. 1; klagt üb. d. Wandel

0. v. Gerlach ihm nahes!

Vorbereitung auf d. Lehramt t

.1. A. Kr. Eichhorn sein. Mystik ab)

geg. Er. Bauers Absetzung 30; l^einfl.^^^H

111 Anm., Kahnis HS; weg. d. Anq^^H

theol. Kepetcnten befragt 121; in sein „<

iL Aufklärung" fehlt eine tiefere bist' i

gründung sein. Auffassung 127. Thuengen, v.

Mitgl. d. Arminia 152 A. 1. Tb un, v., General

preuß. Gesandter in K

rufung d. Brüder Grimm mitgewirkt hol II Thuringia

rpa in Berlin X

>

498

Namen- und Sachverzeichnis.

Tieck, Christ. Friedr., Bildhauer Freund v. Fr. Schultz, mit ihm in Weimar, fertigt Goethes Büste 127.

Tieck, Ludw., Dichter lehnt d. angetragene Berufung ab 30 t.; Freund Solgers 98 it. 262, Fr. v.Kaumers u.v.d.Hagens 262; Waagen verwandt 143.

Tiede, stud. theol.

bringt während des Fackelzuges f. d. Brüder Grimm ein Hoch auf Hoffmann v. Fallersleben aus 87.

Tiedemann, Friedr., Mediziner

seine Absage auf d. geringe Gehaltsangebot zurückzuführen 410 A. 3; Anhänger d. Natur- philosophie 466.

Tieftrunk, Joh. Heinr., Philosoph weilt ungerufen 1807 in Berlin, kehrt bald nach Halle zurück 143.

Tielker, Maler

sein Panoramaprojekt, schließl. abgelehnt 430 i.

Tierarzneischule

in Berlin, gut ausgestattet 40; d. Oberstall- meisteramt unterstellt 42; Reorganisation be- gonnen 203; d. Studenten wird d. Benutzung gestattet 455.

Tilsit, Friede von s. Preußen.

Tischbein, Joh. Friedr. Aug., Maler Wilkens Schwiegervater, zuerst geg. d. Verbin- dung mit d. Tochter, dann ausgesöhnt 592 f.

Tischbein, Karoline Wilkens Gattin 590 A. 1. 592 f.

Titulatur des Königs in den Matrikeln v. d. Einrichtungskomm. festgestellt 284 f.

Tob ler, Ad., Romanist

erhält ein. Lehrstuhl f. roman. Sprachen, macht d. junge Disziplin d. klass. Philol. ebenbürtig 340.

T ö 1 k e n , Ernst Heinr., Philologe u. Archäologe Privatdozent, übernimmt philos. Vorlesungen 586; Lebensgang, Bedeutung 605 f.; hält Vor- lesungen üb. Dante 611; Dekan, im Streite Keyserlingks geg. Hegel 294 A. 1 ; Freund Hegels 393; f. Beförderung d. E. 0. Trendelen- burg u. Michelet 480; gegen Wiedereinsetzung ein. besonderen Regier. -Bevollm. 24 A. 2 f.; findet Lepsius b. d. Promotion wenig beschla- gen 142 Anm.; 1864 gestorben, hatte bereits in Ed. Gerhard ein. Nachf. 339.

Tongorski s. Feinberg, Rob. Osk.

Tourte s. Turte.

Trachten s. Amtstrachten.

Tralles, Joh. Geo., Mathematiker

durch Beyme an d. Akad. berufen 34. 70; v. Wolf z. Berufung vorgeschlagen 75; Sekr. d. Akad. 195 A.l; v.W. v. Humboldt ausersehen 207; hatDienstwohnung im Univ. -Geb. 207. 298 A.2. 301. 369; z. Ord. ernannt, Lebensgang, Persönlichkeit 243 f.; Herkunft 274; Alter b. d. Berufung 276; promoviert 382; lehnt 1811 Wahl z. Rektor ab 400; f. harte Bestrafung v. Klaatsch 417; absprechend üb. van Calkers Dissert. 587 A.l; absprechend üb. Zimmer- manns Habil.- Schrift 600; b. d. Habilitation v. Lehmus 601. 603; Gegner Hegels 225; als Lehrer bedeutungslos, stirbt 1822 375. 446; Chr. L. Ideler sein Nachf. 383; seine Dienst- wohnung nach sein. Tode eingezogen 427.

Traube, Ludw., Mediziner

1848 Privatdozent, z. Leiter ein. Klinik f. Brust- kranke vorgeschlagen 163 A. 2; erhält erst 1872 d. Ordin. 312.

Treitschke, Heinr. v., Historiker

Freund Wehrenpfennigs 256 A. 2; v. d. Poli- tik, v. Ranke nicht beeinfl. 319; Unitarier 320; in d. 50 er Jahren noch nicht unter d. Streitenden, doch v. Kampfesgeist d. Zeit er- füllt 322; Mommsens Kampf geg. ihn in frühe- ren Zeiten unmöglich 353; als Ord. berufen 357 ; sein Lehrstuhl neu begründet 357 A. 2.

Trembley, Jean

verkehrt mit Joh. v. Müller 7.

Trendelenburg, Friedr. Ad., Philosoph als Rektor f. d. Einführung d. Gasbeleuchtung 435 Anm.; üb. d. Einfl. v. Aristoteles auf Joh. Müller 467; z. Beförderung vorgeschlagen 4801.; Gegner Hegels 483. 486t; Dozent, Lebensgang, Persönlichkeit 486 iL; Schüler Böckhs 501; fehlt unter d. Entw. d. Eingabe weg. Wiedereinsetzung ein. besond.Regier.-Bevollm. 24 A. 2 ; hört Schellings erste Vorlesung 45 A. 2; tritt Anf. d. 1840er Jahre gegenüb. d. jünger. Dozenten zurück 53; als Mitarb. an ein. Berl. Literaturzeitung in Aussicht ge- nommen 61 ; V. A. Hubers Freund, geg. d. Autrag sein. Fak., b. Neuberufungen gehört z. werden, muß d. Eingabe an Eichhorn selbst entwerfen 70; im Falle Nauwerck 73f. 79. 83. 85; verf. d. Protest sein. Fak. geg. d. Edikt Eichhorns üb. d. Konversator. Übungen 89f., Mitgl. ein. Komm, z. Beratung ein. neu. Protestes dagegen 93; Freund u. Landsmann Twestens, ihm gleicbge- artet Ulf.; kritisiert Maerckers Habilitations- schrift vernichtend 140; Lehrer v. E. Curtius

Namen- und Sachverzeichnis.

4 99

Trendelenburg, Friedr. Ad. (Forts.) 161; 1846/7 Prorektor, Senatsmitgl. 171 A.l; bereit, am Abend d. 16. März 1848 in d. Univ. anwesend z. sein 204; geg. Schaslers Habilitation "221 A. 1; Mitgl. ein. Senatskornm. z. Beratung d. Univ. -Reform 263, verf. d. Abschn. üb. d. Vokationsrecht im Komm. -Bericht 271 A. 1; z. Vertreter f. d. Univ. -Konferenz gewählt, tritt weg. sein. Wahl in d. Erste Kammer zurück 276; 1856/57 Rektor 2S0 A. 1; seit 1855 fast allein. Vertreter d. Berl. Philosophie, tritt f. Lotzes Berufung ein 288; mit Kuno Fischers Habilitation einverstanden 290; Dekan, ver- faßt d. Berichte d. Fak. -Kommissionen üb. d. Anträge auf Errichtung ein. Lehrstuhls f. jüd. Gesch. u. Liter. 304 ff. ; Mitgl. ein. Fak. - Komm, z. Beratung üb. Fr. v. Raumers Nachf. 329; hält d. alten Traditionen während d. Konflikts- zeit hoch, mancher sein. Schüler erlangt un- verdientermaßen d. Ordin. 336; Rektor, f. d. Sympathieadresse d. Senats an d. Univ. Kiel, verhandelt mit Mühler üb. d. Stellung d. Univ.- Richters z. Senat 342 ff. ; unterbindet von vorn- herein Auswüchse b. Auftreten d. Studentensch. in d. Bewegung v. 1864 346 f.; stirbt 1872, Zeller sein Nachf. 366.

Treptow stud. Fest 1820 dortselbst z. Feier d. Tages v. Belle Alliance 115 f. 153.

Troppau, Kongreß zu

tritt z. Befestigung d. Heilig. Allianz zusammen 116; Friedr. Wilh. III. dort v. Wittgenstein z. neu. reaktion. Schritten bestimmt 124.

Troschel, Franz Herrn., Zoologe 1844 Privatdozent, Lebensgang 156.

Troschel, Maxim., Mediziner 1833 habilitiert, Lebensgang 454.

Troxler, Ignaz Paul Vitalis, Mediziner lehnt d. Berufung ab 389.

Trüstedt, Friedr. Leberecht, Mediziner 1831/48 Dozent 372t.

Trützschler, Friedr. Christoph v., Vize- präsident d. Kammergerichts Vorsitzender d. erweit, polizeil. Untersuchungs- komm. 67. 76; ein rechtl. denkender Mann .'A7.

Tucher, Maria v. e. Hegel, Maria.

Tübingen, Universität

gibt 1810 keinen Dozenten an Berlin ab 274;

ich 1824 verboten 176; regt 1848 ein.

Jenaer Studentenkongreß an 273; z. Banrs

Zeiten führend auf d. Geb. d. Theologie 816 f..

diese Führerstellung im neu. Reiche unmög- lich 360.

Türhüter d. Univ.

v. Schuckmann eingesetzt 451.

Turnen Beaufsichtigung d. Tarnplätze anbefohlen 38. 40; Turnfehde 41; Angriffe geg. d. Turnen auf d. Aachen. Kongreß 43; Sperre d. Turnplätze 451. 94; Wiedereinführung d. Turnens 1S4.

Turnverein, Akademischer

1860 gegründet 345; führt d. Präsidium b. d. 50 jähr. Gedächtnisfeier f. 1813 346; organi- siert eich straffer 347.

Turte, Karl Dan., Physiker Dozent, Lebensgang, Bedeutung 242 f.; wird Extraord. 477; 1813 Landsturm -Hauptmann, nimmt am Kriege teil 504; v. d. Stud. wird ihm ein Fackelzug dargebracht 532; Dozent am Jtorstinstitut 252.

T westen, Aug. Detlev Christ., Theologe Student. Kommersen abgeneigt 337 A. 1 ; be- richtet üb. d. scharfe Scheidung zwischen Stu- denten u. Philistern 340 A. 1; seine Aufzeich- nungen aus d. Studentenzeit üb. Fichte 348. 351. 109, Niebuhr 349 f., Schleiermacher 350ff., Wolf u. a. Philologen 352ff., de Wette 357 A. 1.2; verkehrt im Kreise d. Holsteiner 404 f.; literarisch interessiert, im Verkehr mit K.G.Zumpt 405 A. 1 ; Freund S^hleiermachers, b. Landstum 515; E. 0. in Kiel, z. Berufung vor- geschlagen v. Neander 574, v. J.Fr. L.Göschen 583, v. Senate 584f., v. de Wette u. a. be- kämpft 585; meldet Apr. 1816 Scbleiermacher Dahlmanns Reise nach Berlin 589 A. 1; ab- sprechend üb. Stuhrs Vortragsweise 597 A.4; Freund v. Chr. A. Brandis 606; bezeichnet Marheinekes Orthodoxie als „affektiert" 614: v. Neander beoinflußt619; Lehrer Pelts /»'/;/ Amn. ; z. d. Ausstellungen d. Fak. weg. d. Statuten 444; 1834 Ord. 493; sein Verhältnis z. Böckh 500; Rektor, v. König Friedr. Wilh. IV. u. Prinz Wilhelm empfangen 4; fehlt im: Entw. d. Sen. -Kingabo geg. Wiedereinsetzung ein. besond. Regier.- Bevolim. 21 A.L'; f. an- derweitige Anstellung Br. Bauers, v. \i.u- heineke /.. dessen Gnu tan i M hört

Bohellinge erste Vorlesung 4."» a.l'-. soll M an ein. Berlin. Litersturseitung werden 61; 1842/48 Senatsmitgl., geg. dessen Ann.. J. A. Kr. Kiohhoni, b. Neubesetzungen ;• ■/,. werden 70; enth.it uob d. Abstimmung b. d. Empfehlung Nan? Üon7l

500

Namen- und Sachverzeichnis.

T westen, Aug. Detlev Christ. (Forts.)

seine Lehre, Stellung in u. außerhalb d. Fak. lOSff.; Lehrer v.Chlebus 113; geg.K.J.Nitzschs Symbol 119; seine Stellung durch Nitzsch ge- stärkt 121; zweifelhaft i. S. d. Anstellung v. theol. Repetenten 121; Dekan, verfaßt d. Fak.- Gutachten gog. d. Zulassung v. Jaden z. Lehramt 170; will d. theol. Fak. nur ein. stimmberechtigten Extraord. beigesellt sehen 270; tritt f. größere Beteiligung d. Extraord. am Senat u. f. ein Generalkonzil ein 272; nach d. linken Seite abgerückt, 1860/G1 Rektor 280 A. 1 ; schlägt K. Schmidt, J. L. Jacobi u. Ilenke z. Berufung vor 325; hält in d. Konfliktszeit d. alten Traditionen hoch 336.

Tzschirner, Heinr. Gottl., Theologe b. d. Berufung ein. Dogmatikers genannt 478 f.

Tzschoppe, Gust. Ad. v., preuß. Minist, beantragt Septbr. 1821 d. Untersuchung geg. Schleiermacher 173; sieht in Savigny ein. Demagogen 384; Demonstration v. Studenten geg. ihn 497; nimmt an d. Machenschaften geg. J.A. Fr. Eichhorns Ernennung z. Kultusminister nicht teil 5; verfällt in Geisteszerrüttung 18; d. Kab.-Ord. v. 12. Apr. 1822 sein Machwerk 187.

Übungen, konversatorische

durch Edikt J. A. Fr. Eichhorns v. 17. April 1844 eingeführt SS ff.

Übungen, seminaristische

auch ohne Institute seit d. Gründung d. Univ. gehalten 373 f.

ühden, Wilh., Staatsrat

v. Wolf als Komm. -Mitgl. f. Errichtung d. Beil. Lehranst. empfohlen 86, als Dozent an ihr ge- nannt 88, soll an Vorträgen J. G. Ficbtes üb. deren Errichtung teilgenommen haben 157 A.l; tritt in d. Unterrichts- Abt. ein, Lebensgang 162 f.; vertritt W. v. Humboldt 166; mit Aus- arbeitung d. Statuten d. Akad. betraut 179 A. 1 ; konferiert mit Humboldt üb. Berufungen 196; Mitgl. d. Akad. 206 A. 2; Mitgl. der Einrich- tungskomm. d. Univ. 211, ihr Präsident 220; auf Reisen z. Werbung v. Prof. 220. 228 f., bei Münscher 226, bei Marheineke, dessen Vor- trag ihm mißfällt 226. 613; hält d. Berufung v. Sartorius f. aussichtslos 255; schlägt Er- richtung ein. landwirtsch. Ordinariats vor, ab- gewiesen 257; soll bei Bieeren anfragen 259, bei Gottfr. Hermann 265; bei Böckhs Berufung tätig 266 f.; übermittelt Jacobs ein. Berufungs- antrag 266 A. 1; tritt mit Maityni- Laguna

in Verbindung 273; fehlt weg. sein. Reisen an Beratungen üb. d. akad. Gerichtsbarkeit 277, nimmt später daran teil 281; verhandelt mit Schadow üb. d. Ausführung d. Univ. -Siegels 284; mit d. Übernahme d. Prinz Heinrichschen Palais als Univ. - Geb. betraut 297 ; stets f. frei- heitl. Organisation d. Univ. 305; geg. Auf- hebung d. Univ.-Einrichtuugskomm. 314. 317; v. Schuckmann mit d. Entw. d. Univ. -Statuten beauftragt 314; vertritt d. Grundsatz, daß nur d. Doktorat z. akad. Lehramt befähigt 318; empört üb. Schmalz' Eigenmächtigkeit als Rek- tor b. Ansetzuug d. Beginns d. Vorlesungen S.-S. 1911 324; ständiger Referent desDeparte- ments 330; entw. d. Schenkungsurkunde f. d. Univ. -Geb. 340, fordert d. Militärkabinett z. Räumung sein, darin untergebrachten Räume auf 342; f. d. Opponieren ex corona b. d. Pro- motion 380; auf Schleiermachers Seite geg. Fries 392; sein Statutenentw. fallen gelassen, im Gegens. z. dem d. Kommittierten 432 466; üb. d. Gedeihen d. wissensch. Anstalten im Frühjahr 1812 469; erlangt Milderung eines Reskriptes Schuckmanus au J. G. Fichte in des- sen Streit mit dem Senat 484 ; führt Berufungs- verhandlungen mit Ad. E. v. Siebold 547; Dr. phil. h. c, liest üb. Dante 610f.; an d. weiter. Umarbeitung d. Statuten u. ihrem Abschluß be- teiligt 632 ff. ; entwirft das erste Schreiben an Hegel 15 A.l, d. Immed.- Gesuch weg. sein. Berufung 16 A. 1; Schwiegervater Hothos 312; klagt üb. Kälte u. Zugluft in d. Aula 429 A.l; schlägt als Amtstracht d. Prof. d. Staatskleidung vor 215 A.2f. Uhlemann, Friedr. Gottlob, Theologe

1824/54 Dozent 361 Anm. TJhlhorn, Gerh., Theologe

v. d. Fak. z. Berufung genannt 325. 337. Ullrich, Franz Wolfg. Ad., Philologe

1823 Dozent, Lebensgang 501 A. 1. Ulrich, David

statt Karl Ulrichs verhaftet, Papiere beschlag- nahmt 60t; hält Sands Tat für schädlich, vor der polizeil. Untersuchungskomm. 64 f. 71. Ulrich, Karl, stud. jur.

Führer d. Berlin. Burschenschaft 51 f.; Gegner der Füllens u. d. Duells, schreibt d. 3. Bur- schentag nach Berlin aus 55; verhaftet 56. 60; d. Studentenschaft tritt iu einer Eingabe f. ihn ein 66 A. 1 ; eutlassen 96; v. Fr. Schultz v. neuem verfolgt u. verhaftet I/O; bestraft ///f.; Mitgl. d. Arminia 152.

Namen- und Sachverzeichnis.

Ulrici, Herrn., Philologe 1833/34 Dozent 484.

Union, evangelische

Geist ihrer Durchführung in Freußen 120.

Universitäten z. Zeit d. Ministers v. Massow 37; schlechte Ausstattung ihrer rnediz. Fak. um 1800 40; Frequenz d. Mediziner 1800 41; haben d. Füh- rung seit dem Emporkommen d. neu. deutsch. Geistes 314 ff. ; ihr allgeni. "Wachstum im neuen Reich, tiefste Ursache dafür ist d. Entwicke- luug d. nation. Kraft 358 f., die in jeder Weise ausgleichend wirkt 3G0f. ; ihrer Bestimmung nach nicht Forschungsinstitute, sondern Lehr- anstalten 367.

Universitätskonferenz, preußische findet im Septbr. 1849 z. Berlin statt, ihre Beschlüsse bleiben „schätzbares Material" 27Gf.

Universitätskongreß

Sept. 1848 z. Jena, v. Berlin nicht beschickt, unfruchtbar 273 ff.; Plan ein. Heidelberger Tagung im Sept. 1849, weg. d. Revolution un- möglich 275.

Unterbeamte d. Univ.

Stellung, Rechte und Pflichten 4511; haben anfängl. ihr Logis im Univ. -Geb. 369.

Unterricht an der Univ.

seine Organisation im provisor. Reglement 276 ff., in den Statuten 456 ff.

Urban, Tierarzt

in d. Revolutionszeit v. 1848 226. 227 A. 1. 230. 236.

Uterhardt, Student weg. Teilnahme an d. Burschenschaft bestraft, v. d. Begnadigung ausgeschlossen 101 i. 1681.

Uwaroff, Sergei Sermenowitsch Graf, russ. Staatsmann Min. d. Aufklärung, verjagt v. Madai aus Dor- pat 136 A. 1 ; geg. Remaks Berufung nach St. Petersburg 166.

Vandalia Landsmannschaft in Berlin 55; Korps in Berlin, Bchließt sich d. Kösener S. C. an 278; feieri 1857 ihr Stiftungsfest geg. d. Verbot d. Univ.- Richters 279 A. 2.

Vangerow, Karl Ad. v., Jurist

idot aus d. Kandidatenliste f. Savignss Nachf. aus 128 A. 1 ; v. d. Fak. alsG.Fr. Puchtaa Naohf. vorgeschlagen 131; mit Einberufung ein. Univ. -Kongresses z. Beidelberg beauftragt

275; lehnt d. Berufung als Fr.L.Kellera NVhf. ab '.Vis.

Yanloo, Karl Amadeua Phil., Maler schmückt d. Aula mit 2 Gemälden 292 A. 1.

Varnhagen v. Ense, Aug.

verkehrt mit Beyme 31; Freund Wolfs 3r>ö; verf. ein. Nachruf auf Koreff öö3, erkennt dessen Unwahrhaftigkeit an 555; vermittelt d. Bekanntschaft Neanders mit Chamisso 614; mit Neander zerfallen 624; üb. d. Widerstreit zw. d. einzelnen Ministerien Auf. d. 20 er Jahre 221i; Mitarb. an d. Jahrbb. f. wiss. Kritik 310\ auf d. Naturforschervers. 1828 365] vermutet in Kamptz, dem Religion gleichgülti Urheber f. Jarckes Arbeiten b. d. Revision d. Gesetzgebung 387; üb. d. Beförderung v. i stenberg u. Gans z. Ord. 391 A. 2; berichtet üb. eine royalist. Demonstration im Opernhanse 1827, üb. d. Geburtstagsfeier d. Königs 1830 395; üb. d. unsichere Stellung d. Hegeischen Philosophie im Staate 390; üb. d. Erneuerung d. Aula 430 A. 1 ; üb. "Wiedererstarken d. Einflusses Savignys nach Gans' Tode 510; trifft Wittgenstein in übelster Stimmung weg. d. polit. Wandlung unter Friedr. Wilh. IN'. 18; spottet üb. d. Berufung der „Alten" durch Friedr. W7ilh. IV. 19f.; bezeichnet d. Opposition d. Studenten geg. Stahl zugleich als die erste geg. d. neue Regier. 20; glossiert J. A. Fr. Eichhorns Zurückweisung d. Eingabe geg. d. Wiederein- setzung ein. besond. Regier. -Bevollm. 25 A. 1 ; absprechend üb. d. Verhalten d. Iheol. Fak. u. Eichhorn weg. d. Veröffentlichung ihres Gutachtens geg. Br. Bauer 38 A.l; beliebtet üb. Schellings erste Vorlesung 47 A. 1 , üb. d. ihm dargebrachten Fackelzug u. Steffens' Verhältnis z. jenem 48 A. 1; berichtet üb. Rei- bungen zw. Böckh u. Eichhorn 70 Anm.. richtet üb. d. Ehrung Nauweroka durch d. Stu- denten 87, üb. ihren Flau, aus Berlin auszu- wandern 88; berichtet ab. d. iv te * d. pbil. Fak. geg. Eichhomfl Verfügung auf Verschif- fung der konversator. Übungen 98 a. i zeugt, daß d. Übertragung d. Befehls an d. General v. Prittwitz auf Dräl af. v.

Alvensleben erfolgl I 210 A. 1.

Vater, Joh. Severin, TheoL Ord. in Balle, ■•• Beyme I B rlin

81; v. Wolf /.. Berufun

: Ulli V( I

will in Halle d. Bobicksal d. Fniv. Dich d. I bergangan d. B abwarten 141 L

502

Namen - und Sachverzeichnis.

Vatke, Joh. Karl Wilh., Theologe leidet unter der Überzahl v. Extraord. 14; Schleiermacher ab-, Hegel zugewandt 208. 491; mit Michelet zerfallen 312; G.A.Gabler ent- gegengesetzten Charakters wie er 482; Freund von George 4S4; Freund F. Benarys 489; Lebensgang, Bedeutung 491 f.; u. d. Ordinarien d. Fak. 493t; 1837 E. 0. 494; bleibt in d. theol. Fak. 495; Freund Böckhs 500; Freund F. H. Müllers 506 A. 3; hat kein. Platz in sein. Fak. 25; bleibt ohne Gehalt 71; aus d. Jahrbb. f. wissensch. Kritik ausgeschlossen, versucht vergebl. eine neue Zeitschr. z. grün- den 97 ff.; v. Einfl. b. d. Studenten 108; sein, alttestamentl. Studien ab-, religionsphilos. zu- gewandt 112. 281. 2S8 ; v. K. J. Nitzschs Art wohltuend berührt 121; 1848 Gegenstand Stu- dent. Verehrung, erhält ein Gehalt, Katheder- erfolge bleiben aus 281 f.; schließlich mehr v. Kant, als v. Hegel beeiufl. 315; d. Ordinariat ist ihm versagt geblieben 379.

Veit, Alois Konstantin Konr. Gust, Me- diziner 1853 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Verbindungen, studentische

geheime, Dez. 1817 verboten 38. 111; seit 1824 verschwunden 183; in d. 1840er Jahren neu entstanden, kaum beachtet 189; nach d. Revolutionszeit v. Senat scharf beaufsichtigt 278f.; freier seit d. neu. Ära 344ff.; völlig frei entwickelt im neu. Reich 353 f.

Verein, Akad. - naturwissenschaftlicher 1863 gegründet 346 A. 1

Verein, Akad. -philologischer 1863 gegmndet 346 A. 1.

Verein, Akad. - wissenschaftlicher Gründung 1824 verboten 183. 41.

Verein, Historischer

Gründungsversuch nicht geduldet 278. 345.

Verein, Mathematischer

1860 als lose Vereinigung gegründet 345 f.; führt 1866 d. Institution d. Alten Herren ein 347 ; v. Lerneifer beseelt, regt b. student. Aus- schuß eine Reform d. Doktorexamens an 348.

Verein, Philosophischer

1862 gegründet, bald eingegangen 346 A. 1.

Verein, Theol. - wissenschaftlicher

(auch Verein z. rhistor. Christus") v. J. A. Fr. Eichhorn genehmigt 39 ff.; hält Zeitschriften, die unter d. Mitgliedern umlaufen 75; Hengsten- bergs Schüler treten z. ein. solch, zusammen 278. 315.

Vereine, wissenschaftliche

tun sich seit 1860 mehrfach als lose Ver- einigungen auf 345 f.; schließen sich straffer zusammen 347.

Vereinigung, Freie Wissenschaftliche 1870 begründet 349 A. 1.

Verfassung d. Univ.

vorläufig geregelt durch d. provisor. Reglement 276 ff.; endgültig festgestellt in den Statuten 432ff.

Vergnügen, Das blaue

ein v. H. R. v. Plehwe gestiftetes literar. Kränz- chen 56. 61 L

Veterinärinstitut s. Tierarzneischule.

Viertel der Univ.

Schaffung, Begrenzung, Säuberung v. unlau- teren Elementen 286.

V i n c k e , Friedr. Ludw. Wilh. Phil. Frhrr. v., preuß. Staatsbeamter W. v. Humboldt will d. Auswahl der als Dota- tion f. d. Univ. bestimmten Güter ihm über- lassen 192; Gönner Jos. H. Schmidts 158 A. 3.

Vincke, Geo. Ernst Friedr. Frhrr. v., Poli- tiker liberal. Vorkämpfer im Verein. Landtag 187.

Virchow, Stadtkämmerer

Vater R. Virchows, mit ihm einig in d. Gegner- schaft geg. d. Orthodoxie 176.

Virchow, Kud. Ludw. Karl, Mediziner Schüler d. Berlin. Fakultät 474; hat vermut- lich eine student. Eingabe weg. Wiederbe- setzung v. Dieffenbachs Lehrstuhl u. Reform d. Kliniken inspiriert 163 A. 2; Dozent, Le- bensgang, Persönlichkeit, Bedeutung 172ff.; sucht 1848 durch seine Schrift üb. d. ober- schles. Seuche z. wirken 257; in d. "Wahlbe- wegung tätig 258; stimmt am 27. März geg. eine Adr. d. Univ. an d. König 259; Mitgl- d. Komm. d. Opposition geg. d. Ordinarien 264 A.2; 1856 als Ord. zurückberufen 312; Freund Reinhardts, Nachf. H. Meckels, in Konfl. mit Bärensprung 312 A. 2; wirkt auf d. Teilung v. Joh. Müllers Professur hin 313; tritt in d. Konfliktszeit in Univ. -Angelegenheiten wenig hervor, erst 1867 Dekan, 1892 Rektor 335; Mühlers polit. Antipode, tritt f. Aug. Hirsch u. Westphal geg. seine Fak. ein 338; Gegner Bismarcks in d. Militärvorlage 341.

Vogel, Heinr. Aug., Chemiker

kommt als M. H. Klaproths Nachf. in Frage 570.

Namen- und Sachverzeichnis.

503

Vogel, Paul Joach. Siegm., Theologe kommt z. Berufung in Frage 478.

Vogt, Karl Aug. Traugott, Theologe Neander zugetan 624; 1830/37 Dozent, Per- sönlichkeit 494 A. 1 ; f. Entfernung Br. Bauers aus d. theol. Fak. 30.

Voigtel, Traugott, Historiker

Prof. in Halle 64 A. 2 ; gegen Wolf weg. dessen angebl. Devotion geg. Bernadotte 75Anm.; bit- tet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3; Depu- tierter d. Univ. Halle b. d. Huldigung in Kassel 134; freut sich d. Wiederherstellung d. Univ. 524.

Voitus, Jon. Christoph Friedr., Mediziner Pensionärchirurg, Lebensgang 44; aus eigener Kraft emporgekommen 247.

Volk mann, Alfr. Willi., Mediziner hat d' Alton überflügelt 159; bleibt d. Univ. Halle erhalten 161.

Volkmar wettert 1848 geg. d. Professorentalare 232.

Vorplatz vor d. Univ. Besserung sein, schlecht. Zustandes 430 i.

Vorländer, Franz, Philosoph 1842 Dozent, Lebensgang 137 A. 1.

Vorlesungen b. d. Univ. s. Unterricht.

Voß, v., Kammergerichtsrat v. Fr. Schultz 1821 begünstigt 136 A. 1.

Voß, Christ. Dan., Historiker Prof. in Halle 64 A. 2.

Voß, Joh. Heinr., Dichter im Verkehr mit Sprickmann 569; Freund Hegels 196, v. ihm verlassen 202; Wirksamkeit in Eutin 4861.; Freund Ed. R. Langes 501 A. 1.

Voß, Otto Karl Friedr. v., preuß. Staatsmann wird Hardenbergs Nachfolger, stirbt bald darauf 168.

Voß, Sophie Marie Gräfin v., Oberhof meisterin f. Aufhebung d. Univ., Kabalen gegen W. v. Hum- boldt 299 A. 1 ; Freundin Schleiermachers 625.

Vos winkel, stud. med.

b. d. Eisenacher Studentenvers, im Juni 1848 247 Anm.

Waagen, Gust. Friedr., Kunsthistoriker 1844 E. O., Lebensgang, Bedeutung 143f.

Wachler, Ludw., Historiker gibt Münschers Selbstbiographie heraus 225 A. 1; Prof. an d. Univ. Breslau, v. Menzel ge-

haßt 122; erkennt d. althistor. Studien v. Fr. Schultz an 172 A. 1 ; Lehrer IL W. Doves 381t Wackernagel, Wilh., Germanist

v. d. Fak. als Hagens Nachf. genannt lUT.l Wadzek, Franz Dan. Friedr., Professor greift Bornemann weg. sein. Lehrbuchs üb. d. Gymnastik an 41 A. 1. Wagen er, Student letzter Kommandant d. Studentenwehr, d. Demo- kraten zuneigend 265. Wagner, Ad., Nationalökonom

seit 1870 Ord. 356. Wagner, Karl Ernst Albr., Mediziner

1852 Privatdozent, wird aus w. Ord. 311 A.2. Wagner, Karl Wilh. Ulr. , Mediziner 1819/46 Dozent, Lebensgang 245 f.; geg. Wie- dereinsetzung ein. besonderen Reg.-Bevollm. 24 A. 2; gestorben 158 f.; d. durch sein. Tod erledigte Nominalprofessur erhält Casper 312. Waitz, Geo., Historiker

Schüler Wilkens 593, Rankes 505. 153 f.; Schwiegersohn Schellings 54; wahrt d. Ab- stand zw. Politik u. Wissensch. 153; über- nimmt d. Direktion d. Mon. Germ. hist. 357; Lehrer Weizsäckers 373 A. 1. Waldeyer, Wilh., Mediziner v. Straßburg her berufen 356; bringt d. anatom. Institut z. größter Entwickelung 371. Wallmoden, Graf v.

Koreff lehnt seinen Dienst ab 556. Walpers, Wilh. Gerh., Botaniker

1848 Privatdozent 156 A. 1 ; stimmt am 27. Hin 1848 geg. eine Adresse d. Univ. an d. Koni, 2M Walter

beseitigt die althistor. Phantasien des Staats- rats Fr. Schultz 172 A. 1. Walter, Friedr. Aug., Mediziner geg. d. Reorgan.-Plan d. Akad. 191, unter- zeichnet deren Dankadr. anläßl. ihrer Reor- ganisation nicht 194; v. d. Einri'litun^skomm. übergangen 233 f. Walter, Joh. Gottl., Mediziner sein anatom. Museum 1802 v. Staat angekauft 40; Dozent am Coli. mcd.-chir. II; v. w z. Berufung vorgeschlafen 75, /. anatom. M W; geg. d. Abtrenm.

Anatomie v. d. Akad. 190; unterzeichnet d. Dankadresse d. Akad. anläßl. ihre: sation nicht 194; v. d. Kiiim-ht.- K'-mm. über- gangen 833 f.

502

Namen- und Sachverzeichnis.

Vatke, Joh. Karl Willi., Theologe

leidet unter der Überzahl v. Extraord. 14 ; Schleiermacher ab-, Hegel zugewandt 208. 491 ; mit Michelet zerfallen 312; G.A.Gabler ent- gegengesetzten Charakters wie er 482; Freund von George 484; Freund F. Benarys 489; Lebensgang, Bedeutung 491i.;u. d. Ordinarien d. Fak. 493 f.; 1837 E. 0. 494; bleibt in d. theol. Fak. 495; Freund Böckhs 500; Freund F. H. Müllers 506 A. 3; hat kein. Platz in sein. Fak. 25; bleibt ohne Gehalt 71; aus d. Jahrbb. f. wissensch. Kritik ausgeschlossen, versucht vergebl. eine neue Zeitschr. z. grün- den 97 ff.; v. Einfl. b. d. Studenten 108; sein, alttestamentl. Studien ab-, religionsphilos. zu- gewandt 112. 281. 28S; v. K. J. Nitzschs Art wohltuend berührt 121; 1848 Gegenstand Stu- dent. Verehrung, erhält ein Gehalt, Katheder- erfolge bleiben aus 281 f.; schließlich mehr v. Kant, als v. Hegel beeiufl. 315; d. Ordinariat ist ihm versagt geblieben 379.

Veit, Alois Konstantin Konr. Gust., Me- diziner 1853 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Verbindungen, studentische

geheime, Dez. 1817 verboten 38. 111; seit 1824 verschwunden 183; in d. 1840 er Jahren neu entstanden, kaum beachtet 189; nach d. Revolutionszeit v. Senat scharf beaufsichtigt 278 f.; freier seit d. neu. Ära 344 ff.; völlig frei entwickelt im neu. Reich 353 f.

Verein, Akad. - naturwissenschaftlicher 1863 gegründet 346 A. 1

Verein, Akad. -philologischer 1863 gegründet 346 A. 1.

Verein, Akad. -wissenschaftlicher Gründung 1824 verboten 183. 41.

Verein, Historischer

Gründungs versuch nicht geduldet 278. 345.

Verein, Mathematischer

1860 als lose Vereinigung gegründet 345 f.; führt 1866 d. Institution d. Alten Herren ein 347 ; v. Lerneifer beseelt, regt b. student. Aus- schuß eine Reform d. Doktorexamens au 318.

Verein, Philosophischer

1862 gegründet, bald eingegangen 346 A. 1.

Verein, Theol. - wissenschaftlicher

(auch Verein z. rhistor. Christus") v. J. A. Fr. Eichhorn genehmigt 39 ff.; hält Zeitschriften, die unter d. Mitgliedern umlaufen 75; Hengsten- bergs Schüler treten z. ein. solch, zusammen 278. 345.

Vereine, wissenschaftliche

tun sich seit 1860 mehrfach als lose Ver- einigungen auf 345 f.; schließen sich straffer zusammen 347.

Vereinigung, Freie "Wissenschaftliche 1870 begründet 349 A. 1.

Verfassung d. Univ.

vorläufig geregelt durch d. provisor. Reglement 276 ff.; endgültig festgestellt in den Statuten 432 ff.

Vergnügen, Das blaue

ein v. H. R. v. Plehwe gestiftetes literar. Kränz- chen 56. 61t.

Veterinärinstitut s. Tierarzneischule.

Viertel der Univ.

Schaffung, Begrenzung, Säuberung v. unlau- teren Elementen 286.

Vincke, Friedr. Ludw. Wilh. Phil. Frhrr. v., preuß. Staatsbeamter "VV. v. Humboldt will d. Auswahl der als Dota- tion f. d. Univ. bestimmten Güter ihm über- lassen 192; Gönner Jos. H. Schmidts 158 A. 3.

Vincke, Geo. Ernst Friedr. Frhrr. v., Poli- tiker liberal. Vorkämpfer im Verein. Landtag 187.

Virchow, Stadtkämmerer

Vater R. Virchows, mit ihm einig in d. Gegner- schaft geg. d. Orthodoxie 176.

Virchow, Rud. Ludw. Karl, Mediziner Schüler d. Berlin. Fakultät 474; hat vermut- lich eine student. Eingabe weg. Wiederbe- setzung v. Dieffenbachs Lehrstuhl u. Reform d. Kliniken inspiriert 163 A. 2; Dozent, Le- bensgang, Persönlichkeit, Bedeutung 172ff.; sucht 1848 durch seine Schrift üb. d. ober- schles. Seuche z. wirken 257; in d. "Wahlbe- wegung tätig 258; stimmt am 27. März geg. eine Adr. d. Univ. an d. König 259; Mitgl- d. Komm. d. Opposition geg. d. Ordinarien 264 A.2; 1856 als Ord. zurückberufen 312; Freund Reinhardts, Nachf. H. Meckels, in Konfl. mit Bärensprung 312 A. 2; wirkt auf d. Teilung v. Joh. Müllers Professur hin 313; tritt in d. Konfliktszeit in Univ. -Angelegenheiten wenig hervor, erst 1867 Dekan, 1892 Rektor 335; Mühlers polit. Antipode, tritt f. Aug. Hirsch u. Westphal geg. seine Fak. ein 338; Gegner Bismarcks in d. Militär vorläge 341.

Vogel, Heinr. Aug., Chemiker

kommt als M. H. Klaproths Nachf. in Frage 570.

Namen- und Sachverzeichnis.

503

Vogel, Paul Joach. Siegm., Theologe kommt z. Berufung in Frage 478.

Vogt, Karl Aug. Traugott, Theologe Neander zugetan 624; 1830/37 Dozent, Per- sönlichkeit 494 A. 1 ; f. Entfernung Br. Bauers aus d. theol. Fak. 30.

Voigtel, Traugott, Historiker

Prof. in Halle 64 A. 2 ; gegen "Wolf weg. dessen angebl. Devotion geg. Bernadotte 75 Anm.; bit- tet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3; Depu- tierter d. Univ. Halle b. d. Huldigung in Kassel 134; freut sich d. Wiederherstellung d. Univ. 524.

Voitus, Joh. Christoph Friedr., Mediziner Pensionärchirurg, Lebensgang 44; aus eigener Kraft emporgekommen 247.

Volk mann, Alfr. Willi., Mediziner hat d' Alton überflügelt 159; bleibt d. Univ. Halle erhalten 161.

Volkmar wettert 1848 geg. d. Professorentalare 232.

Vorplatz vor d. Univ. Besserung sein, schlecht. Zustandes 430t

Vorländer, Franz, Philosoph 1842 Dozent, Lebensgang 137 A. 1.

Vorlesungen b. d. Univ. s. Unterricht.

Voß, v., Kammergerichtsrat v. Fr. Schultz 1821 begünstigt 136 A. 1.

Voß, Christ. Dan., Historiker Prof. in Halle 64 A. 2.

Voß, Joh. Heinr. , Dichter im Verkehr mit Sprickmann 569 ; Freund Hegels 196, v. ihm verlassen 202; Wirksamkeit in Eutin 486t; Freund Ed. R. Langes 501 A. 1.

Voß, Otto Karl Friedr. v., preuß. Staatsmann wird Hardenbergs Nachfolger, stirbt bald darauf 168.

Voß, Sophie Marie Gräfin v., Oberhof meisterin f. Auf hebung d. Univ., Kabalen gegen W. v. Hum- boldt 299 A. 1 ; Freundin Schleiermachers 625.

Vos winkel, stud. med.

b. d. Eisenacher Studentenvers, im Juni 1848 247 Anm.

Waagen, Gust. Friedr., Kunsthistoriker 1844 E. O., Lebensgang, Bedeutung 143 f.

Wachler, Ludw., Historiker gibt Münschers Selbstbiographie heraus 225 A. 1; Prof. an d. Univ. Breslau, v. Menzel ge-

haßt 122; erkennt d. althistor. Studien v. Fr. Schultz an 172 A. 1 ; Lehrer EL W. Doves 381t Wackernagel, Wilh., Germanist

v. d. Fak. als Hagens Nachf. genannt 301*. Wadzek, Franz Dan. Friedr., Professor greift Bornemann weg. sein. Lehrbuchs üb. d. Gymnastik an 41 A. 1. Wagen er, Student letzter Kommandant d. Studentenwehr, d. Demo- kraten zuneigend 265. Wagner, Ad., Nationalökonom

seit 1870 Ord. 356. Wagner, Karl Ernst Albr., Mediziner

1852 Privatdozent, wird ausw. Ord. 311 A. 2. Wagner, Karl Wilh. Ulr., Mediziner 1819/46 Dozent, Lebensgang 245 f.; geg. Wie- dereinsetzung ein. besonderen Reg.-Bevollm. 24 A. 2; gestorben 158 f.; d. durch sein. Tod erledigte Nominalprofessur erhält Casper 312. Waitz, Geo., Historiker

Schüler Wilkens 593, Rankes 505. 153 f.; Schwiegersohn Schellings 54; wahrt d. Ab- stand zw. Politik u. Wissensch. 153; über- nimmt d. Direktion d. Mon. Germ. bist. 3Ö7; Lehrer Weizsäckers 373 A. 1. Waldeyer, Wilh., Mediziner v. Straßburg her berufen 356 ; bringt d. anatom. Institut z. größter Entwickelung 371. Wallmoden, Graf v.

Koreff lehnt seinen Dienst ab 556. Walpers, Wilh. Gerh., Botaniker

1848 Privatdozent 156 A. 1 ; stimmt am 27. Ifftri 1848 geg. eine Adresse d. Univ. an d. Conig 269. Walter

beseitigt die althistor. Phantasien des Staats- rats Fr. Schultz 172 A. 1. Walter, Friedr. Aug., Mediziner geg. d. Reorgan.-Plan d. Akad. 191, anter- zeichnet deren Dankadr. anl&fil. ihrer Reor- ganisation nicht 194; v. d. Einriobtongakomm. übergangen 233 f. Walter, Joh. Gottl., Mediziner

sein anatom. Museum 1802 v. Staat angekauft 40; Dozent am Coli, med.-clür. 11; v. z. Berufung vorgeschlagen 75, z. I^i' anatom. Museums 89; geg. '1. Abtrennung d. Anatomie v. d. Akad. 190; antoHttohl Dankadresse d. Akad. anlaül. Ihm Reoi sation nicht 194; v. d. Einriebt.- Komm. gangen 2!5:{f.

504

Namen- und Sachverzeichnis.

Waltlier, Stadtsyndikus in Neu-Ruppin

bewirbt sich um d. Amt d. Univ. -Richters 143.

"Walt her, Phil, v., Mediziner

Lehrer Joh. Müllers 456; empfiehlt Dieffen- bach z. einer Reise nach Paris 458; z. Be- rufung vorgeschlagen 461 f.; Anhänger d. Na- turphilosophie 466. 469.

Wangemann, T., Theologe Verehrer Neanders 624.

Wangenheim, v., Student

Beisitzer im Ehrengericht Klaatsch-Brogi, votiert auf 8 Tage Karzer f. Klaatsch 417.

Wangen heim, Karl v., stud. iur.

beteiligt sich an d. Wartburgfeier 37 A. 1, an d. Burschenschaft 42. 52, an d. Nachtmusik f. Jahn 46 i. ; wird milde bestraft 48; seine Papiere beschlagnahmt 69; v. Fr. Schultz ver- folgt, verhaftet u. bestraft 140 ff.

Wangen heim, Karl Aug. Frhrr. v., Würt- temberg. Staatsmann soll mit Hegel weg. Berufung nach Tübingen in Verbindung gestanden haben 203.

Wartburgfeier 1817

Untersuchung geg. d. Berlin. Teilnehmer ein- geleitet, ihr Protest geg. ein. verleumderischen Artikel im „Beobachter a. d. Spree" 36ii.; deckt den geringen Einfluß der „Schwarzen" auf 50.

Wasser schieben, Friedr. Wilh. Herrn., Jurist 1838/41 Dozent 498.

Wattenbach, Wilh., Historiker

Privatdozent, z. Leitung ein. histor. Vereins bereit 278; Bedeutung, zunächst f. ihn kein Platz, erst nach Jaffes Tode als Ord. berufen 302. 356; sein Lehrstuhl neu begründ. 357 A. 2.

Weber, stud. theol.

Teilnehmer an d. Wartburgfeier, erhebt Ein- spruch geg. falsch. Bericht im „Beobachter an d. Spree" 37 A. 1.

Weber, Albr., Sprachforscher

bleibt Berlin seit sein. Habilitation erhalten 297; Ord., Bopps Nachf. 339.

Weber, Friedr. Benedikt, Nationalökonom Prof. in Frankfurt a. 0. , v. Schmalz anerkannt 145; Gegner d. Univ. Frankfurt a. 0., bewirbt sich um eine Professur in Berlin 146 f.; v. W. v. Humboldt abgelehnt 252.

Websky, Mart, Mineraloge

1874 Ord., G. Roses Nachf. 357 A. 1.

Wedelstädt, v. , Referendar am 13. März 1848 verhaftet 197 A. 2.

Wedelstädt, v., Student am 13. März 1848 verwundet 197; soll an d. Tumulten teilgenommen haben 200.

Wegscheid er, Jul. Aug. Ludw., Theologe z. Berufung vorgeschlagen 478 f.; Tholuck er- kennt d. wissensch. Art sein. Untersuchungen an 339; Lehrer Vatkes 491; geg. Br. Bauers Absetzung 30.

Wehrenpfennig, Willi., Student 1848 v. Senat bestraft 256 A. 2f.

Wehrn, Christ. Wilh., Jurist

nach Halle berufen 64 A. 2; bittet um Ver- setzung nach Berlin 100 A. 3.

Wehrpflicht, allgemeine

ihre Einführung bei den Studenten 536 A. 2.

Weierstraß, Wilh., Mathematiker 1856 als E. 0. berufen, Bedeutung 308.

Weiher, v., Leutnants

Teilnehmer an Plehwes^Montagsges. 61.

Weingarten, Herrn., Theologe Dozent, löst sich v. vornherein aus d. Ab- sperrung d. Theologie v. d. Wissenschafts- gemeinschaft 336.

Wein hold, Karl, Germanist v. d. Fak. als Hagens Nachf. genannt 309.

Weiß, C, Theologe

Bruder v. Chr. Sam. Weiß , Lebenslauf, z. Be- rufung vorgeschlagen 583. £85.

Weiß, Christ. Sam., Mineraloge

nimmt d. Berufung an 239 f., Gründe f. d. Übersiedelung 274; lehnt 1811 die Wahl z. Rektor ab 399 ff.; z. Dekan gewählt 401; geg. Bestrafung Melzers mit d. cons. abeundi 411; fordert Bestrafung d. Unterzeichner d. Bitt- schrift f. Brogi 422; lehnt d. Redakt. d. Preuß. Korrespondenten ab 520; empfiehlt die Be- rufung seines Bruders 583, K. Chr. Fr. Krauses 584; verdächtigt J. H. Fichte als Plagiator 594 A. 1 ; Lehrer G. Roses 594. 228; tritt als Rek- tor f. d. Teilnehmer an d. Nachtmusik f. Jahn ein 48, f. d. verfolgten Dav. Ulrich 61; erreicht Entschuldigung d. Unterzeichner ein. Eingabe zugunsten v. Barkow u. K. Ulrich 67 Anm.; J. Fr. L. Göschen sein Nachfolger als Rektor 100; F. F. Runge fällt in d. Habilit.-Prüf. bei ihm ab 229 A. 1; Lehrer am Forstinstitut 252; Mitgl. d. Komm. z. Abänderung d. Habilit. - Bestimmungen 299 A. 3; verlangt eine Rüge

Namen- und Sachverzeichnis.

Weiß, Christ. Sana. (Forts.)

geg. Dr. Fenner bei dessen Habilit. -Versuch 301 Anm.; Teilnehmer an d. Naturforscher - Vers. 1828 365; f. G. Roses Beförderung z. Ord. 416 A. 2; hat Amtswohnung im Univ. - Geb. 427. 369, weigert sich auszuziehen, bleibt 440. 369; Gegner d. Naturphilosophie 478\ tritt f. H.Ritters Rückberufung ein 480; Lehrer Friedr. Hoffmanns SOS; Lehrer Quenstedts 510 A. 1; fehlt unter d. Eingabe geg. Wiederein- setzung ein. besond. Regier.-Bevollm. 25 Anm.; Komm. -Mitgl. z. Beratung ein. Protestes geg. J. A. Fr. Eichhorns Forderung konversator. Übungen 93; Lehrer Girards 155 A. 1 ; Lehrer u. Arbeitsgenosse Beyrichs 157; 1846/47 Senats- mitgl. 171 A. 1.

Weiß, Lewin

angebl. Student, auch „Philosoph" gen., fällt am 18. März 1848 219 A. 3.

Weizsäcker, Jul., Historiker 1S81 Ord., hat seine besten Jahre in Straß- burg verlebt 356; richtet d. histor. Seminar ein, folgt dabei Ranke im Gegens. z. Droysen 373 A. 1.

Welcker, Friedr. Gottl., Archäologe Instruktor Theod. v. Humboldts, kehrt an d. Gießener Gymn. zurück 152; soll mit dem Gießener Theol. J. Chr. E. Schmidt weg. Be- rufung nach Berlin verhandeln 161 f.; v. Arens Wittgenstein denunziert 59; Opfer d. Reak- tion 327.

Welcker, Karl Theod., Jurist v. Arens Wittgenstein denunziert 59; Chr. A. Brandis ihm bekannt 10 7 ; Opfer d. Reaktion 32 7.

Welper, Geo. Ad., Mediziner

Mitgl. d. Abt. f. d. Medizinal wesen, geg.Wol-

farts Anstellung 560. Wen dt, Amadeas, Philosoph

Prof. in Leipzig, z. Berufung v. d. phil. Fak.

genannt, v. Senat abgelehnt 583 f. Wenzel, Aug., Jurist

Jugendfreund Tholucks 320. Wenzel, Karl, Mediziner

Antrag d. Fak. auf Berufung abgelehnt 389 f. Werder, Karl Friedr., Ästhetiker u. Phi- losoph

1834 Dozent, Lebensgang.'Persönlichkeit 484Ü. ;

d. Philos. ab-, d. Ästhetik zugewandt 288. Werner, Abr. Gottlob, Mineraloge

Lehrer v. K. G. Karsten 239 , v. Chr. S.Weiß 240.

Werner, Zachariaa, Di

Demonstration geg. sein Drama „Weihe d. Kraft" am 18. 12. 1814 36 A.2, ebenso am Reformationsfest 1817 642. 35. Wem icke, Friedr. Aug. Ed., Philologe Amanuensis Wolfs 353; promoviert 59."); 1818 habilitiert, stirbt 1819 597; Korrektor d. lat. med. Dissert. 20; zugleich promoviert und habilitiert 296.

Werther, v., preuß. Staatsmann

Gesandter in Bern, verlangt Schönleins Ent- lassung 474.

Wesselhöft, Rob., stud. jur.

erläßt Einladungen z. d. Wartburgfeier ■171 nimmt dabei an d. Schriftenverbrennung teil, später Führer d. Gemäßigten in d. Burschen- schaft 50 i.

Wesselhöft, Willi., Mediziner

Burschenschafter, nimmt an d. Wartburgf.'I.T teil 5.7; Beschlagnahme seiner Papiere v. W tt- genstein verlangt 56; verhaftet 60; entlassen 96 A. 1.

Westfalen s. Guestphalia.

Westphal, Karl Friedr. Otto, Mediziner Dozent, erringt d. Ord. in Berlin 337 A.l; v. Virchow vorgeschlagen, z. Ord. ernannt :;:>

Wette, Willi. Mart. Leberecht de, Theologe Berufungsverhandlungen 220, führen zum /;•■! 224; sagt zu 227; sein Kommen v. W. v. Hum- boldt an Goethe mitgeteilt 2~>:> A. 1 ; meldt I Schleiermacher Böckhs Kommen 266; 0 267; Herkunft 275; Alter z. Z. d. Berufung 276; entzückt üb. d. Univ.-Geb. u. seine Um- gebung 291; Vorlesungszalikm in d. i leiden Sem. 356 f.; Twesten bemüht, Übungen üb. hebräische Grammatik sustande- zubringen 357 A.l; Twestena urteil 51 Kolleg ül>. hebräisohe Ajchao mit d. Promotionsentw. einverstanden ! seine Studien decken sich mit denen .V. 382; tritt f. Fries' Berufung «'in 392 f. :-77 fT. ; geg. Bestrafung Uelzen mit dem oons. abeundi 411; mit sein. Lose zufrieden 469. 472; ab, d. vergebt. Berufung Tzsohirnen 179 ä l; üb. ßudolpbi 521; 1815 geg. d. Benatsbesobl auf Befreiung d. Studenten v.d. Dienstpflicht

im Kampfe um .1. <',. Fichtea Na.hf.. Gl

Bchleiermachera :>7i ff., wird Bein freun

829f.;gi

Berufung B85; f. W ilkens Berufne) I

höri bis i. Ausscheiden /.. enger. Ci

50G

Namen - und Sachverzeichnis.

Wette, Wilh. Mart. Loberecht de (Forts.) 611; ringend in Fragen d. Dogmatik 621; seine Anschauungen im Gegens. z. denen Neanders 625 f.; Böckh sein Freund 626. 500; Lückes Freund 628 f. 631; fällt als Festredner b. d. Reformationsfeier 1817 aus 641 A. 1 ; schlägt J.G.Hermes und J.Geibel z. Ehrendoktoren vor 642 A. 1; durch seine Absetzung d. akad. Lehr- freiheit mit Vernichtung bedroht 30; nimmt am Pichelsberger Feste teil 53; weg. sein. Teilnahme an Plehwes Montagsgesellsch. vernommen 61 f. ; in d. Staatszeitung verdächtigt 62; in Verfolgung weg. sein. Urteils üb. Sands Tat u. d. Trostbriefes an dessen Mutter 64. 65 S. 69 i. 72$.; vor- mißt Schleiermachers Abwesenheit schmerz- lich 72, der f. d. scheidenden Freund eintritt 80f. 84f.; wird entlassen, nimmt Abschied 77ff. 91; seine Aktensammlung 81. 83il; Sub- skription d. Kollegen f. ihn 82, die einmütig f. ihn eintreten 95; lehnt Altensteins Gnaden- gabe ab 82; sein Brief ruft ein. lebhaft. Fe- derkrieg hervor 88. 90; Solger Gegner sein. Theologie u. Philosophie 99; seine Lehre in d. Denkschr. v. Eylert u. Gen. befehdet 128; Prof. in Basel 176 A. 1. 330; Hegel schwenkt seit sein. Verjagung politisch ein 205. 298; v. Ranke studiert 268; Leo in d. „Jüdisch. Geschichte" auf ihm fußend 278 A. 1; Ver- handlungen üb. sein. Nachf. 315 ff.; las üb. d. Neue Testam. 318; Lehrer Bleeks 319; Tholucks Thesen widersprechen d. Geiste sein. Wirkens 324; d. Wiederbesetzung sein. Lehr- stuhls verzögert 325. 356. 407; Bleek sein Jünger, vertraut mit ihm 319. 326 A. 1; Heng- stenberg wird sein Nachf. 327, geg. seine An- sicht üb. d. Pentateuch 328, besucht ihn in Basel 330 f.; Herbst 1829 in Berlin weilend 347; eine Lücke in d. theol. Fak. durch seine Verbannung 446; durch sein. Trostbrief an Sands Mutter Friedr. Wilh. III. im sittlichen Empfin- den verletzt 511; sein Fall wenig verschieden v. d. Br. Bauers 32, b. jenem wenig Erregung d. Öffentlichkeit, b. diesem literar. Fehde ent- brannt 35 f.; hat d. Theologie in d. wissensch. Gesamtleben d. Univ. eingeführt 112.

Wiebel, Job. Wilh. v., Mediziner Koreff will von ihm unabhängig sein 559; v. Virchows Rede z. Goerckes Geburtstag ent- zückt 173; geg. d. Einsetzung d. Diakonissen v. Kaiserswerth als Krankenschwestern 179.

Wieck, Karl Ferd. Lehrer Rankes 265.

Wiedemann, Gust fleinr., Physiker 1851 Privatdozent, vdäßt Berlin 299.

Wie ding, Karl Job. riedr. Wilh., Jurist 1858 Privatdozent 2k A. 2.

Wiegmann, Arend riedr. Aug., Zoologe 1828/41 Dozent, Leinsgang 3731.

Wieland, Ernst Ka. Historiker eine Vorlesung v. Rtre besucht 268.

Wien, Kongreß zu seine Beschlüsse auf Aachen. Kongreß be- festigt 42; Abschwemn Englands v. d. da- selbst begründeten p:t. System 182.

Wildberg, Christ. Luw. Friedr., Mediziner E. 0. 1820/21, Lebeurang 236.

Wilde, Friedr. Ad., lediziner 1833/51 Dozent 454.

Wilhelm, Prinz v. reußen Bruder Friedr. Wilh.'s DL, unterzeichnet 1808 d. Konvention behufs äumung Preußens v. d. franz. Okkupationsanee 148.

Wilhelm I, Kurfürt r. Hessen sein Geldgeschäft mit i Jrafen Karl v. Moltke 217 A. 1.

Wilhelm L, König vPreußen, Deutscher Kaiser v. Chr. L. Ideler in d. .'athematik unterrich- tet 610; ernennt Ried z. Historiographien d. brandenb. Gesch. 506; npfängt (als Prinz v. Preußen) 1840 Rektor Dekane in Audienz 4 A. 1 ; Geizer Berater b. Erziehung v. zweien sein. Enkel 57; verschafft!. Curtius, d. Erzieher sein. Sohnes, d. Extra'd. 150. 152; Lauer sein Leibarzt 185 A. 1; Lt d. König am Abend d. 18. März 1848 f. bevmtigt, alle Konzes- sionen zurückzunehme; 211 A. 1. 233; d. Kunde v. sein. Verweih in d. Nähe Berlins erregt d. Gemüter 223; eine Rückkehr wird zu hindern gesucht, trif am 23. Mai wieder ein 242 ff.; sein Hervortren eröffnet d. Neue Ära f. Preußen 322; wäH d. Minister d. Neu. Ära aus d. „Partei d. Pnzessin" 323; über- nimmt Herbst 1857 d. Ste Vertretung d. Königs 324; gewährt d. Beruf ur Dorners 325; ver- anlaßt Gneists Befördei-g u. Beselers An- stellung 326; denkt ni:: an Beeinflussung d. allgem. Denkrichtung 37; geg. Bismarcks schlesw. -holst. Politik fa gewonnen 342; am Einzugstage nach sein, rönung 1861 wird ihm v. d. Stud. ein Fiicelzug dargebracht 346; Konflikte zw. Regi\ u. Univ., wie in d. ersten 10 Jahren sein, ferrschaft, bleiben im neuen Reich aus 353

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Namen- und Sachverzeichnis.

507

Wilken, Friedr., letoriker lehnt seine Beruf ur ab 259; Mitgl. d. Mon- tagsklubs 549 A. 1: >ermals berufen, nimmt an, reorganisiert d . Cgi. Bibliothek, Lebens- gang, Bedeutung JOff. ; Mitgl. d. Ober- zensurkollegiums- 9. d. Teilnahme an stud. Festen abgeneigt _'■/; Wiederernennung z. Rektor v. Fr. Schultz ?antragt 165 A. 1 ; recht- fertigt als Rektor i Verhalten d. Senats geg. sofort. Publik, d. rteils geg. d. Arminen 166; liest üb. mitJalterl. Gesch. u. Hilfs- wissensch. 253; errankt 254 ff. 258; ver- mittelt b. ein. Einga» d. phil.Fak. i.S. Benekes, Mitgl. d. Komm. Abänderung d. Habilita- tionsbestimmungen 99; wohlwollend Hegel gegenüber 393; stfat 1840 452 A. 1; Lehrer Riedels 506; Lehr? F. H. Müllers 506 A. 3; Pertz sein Nachf. i d. Kgl. Bibl. 52; kann Lepsius' Kenntnisse b. d. Promot. nicht loben 142 Anm.

Willdenow, Karl udw., Botaniker Dozent am Coli, mt -chir. 41, seine Zuhörer- schaft 42; z.Berufur vorgeschlagen v. Wolf 75. 88, v.W. v. Humbo.c 207 ; nimmt an, Lebens- gang, Bedeutung Ziff.; drittältester d. ph.il. Fak. 276; tritt Ost. 311 d. Ord. an, stirbt Som- mer 1812 392; leb: 1811 d. Wahl z. Rektor ab 400; bleibt zun;. ist ohne Nachf. 477, Be- seitigung d. Vakan gefordert 529. 551; Link sein Nachf. in d. nd. Fak. 547. 299; seine Sammlung f. d. Hfoar. angekauft 548; sein Siechtum veranlaß. ■■loerke u. Hayne z. Ha- bilitation 603, welc?m letzter, er 1810 ein. Ruf nach Dorpat v schafft hatte 604; Böckh gedenkt seiner in b. Festrede 636; Alten- stein Mitgl. seiner (■•:. Naturforsch. Freunde 4; dem Kreise Berlin, aturforscher angehörend 227; Lehrer K. S. Zunths, v. Schlechtendal folgt seiner Forsctugsart 374.

Willert, stud. me. weg. Teilnahme a Krawallen zw. Stud. u. Pepinieristen bester. 409 f.

Willich, Ehrenfrn v.

will d. König um ufhebung d. Turnsperre bitten 151; Leop. vCaprivi zugetan 161 A. 2.

Windisch mann, firl Jos., Orientalist f . oriental. Studien ichusiasmiert 593; Freund und Förderer Bopi 2 82 ff.; Lehrer Jarckes 386; sein Verhalte z. Bopp erinnert an das zw. Bunsen u. Lepus 142.

Winer, Geo. Beneikt, Theologe lehnt seine Berufur ab 320.

Wingolf Mitglieder von ihm sprengen eine Stud. -Vers. am 10. März 1848 193; in höher. Kreisen gern gesehen 278.

Winzer, Jul. Friedr., Theologe z. Berufung genannt 479.

Wirtschaftswissenschaft

unter d. Einflüsse d. neu. deutsch. Geistes, führend an d. außerpreuß. Universitäten 317 f.

Wissenschaft in steter Wechselwirkung mit dem Staate, staatl. Macht u. wissensch. Freiheit sind gleich- zeitig emporgekommen 380 ff.

Witte, Karl, Jurist Habilitationsversuch 570 A. 1. 217.

Wittgenstein, Wilh. Ludw. Geo. Fürst z. Sayn-, preuß. Staatsmann v. d. liberal. Partei 1819 bekämpft 28; Chr. W. Hufeland sein Vertrauter geg. de Wette 62. 94. 96; stürzt 1810 Altenstein, Beyme u. Schara- horet 211; Chef d. polit. Polizei 488. 512; über- wacht 1813 Schleiermacher 488 f.; Führer d. Reaktion 488 f. 512f. 34. 50. 101; Schmalz gibt ihm an denunziatorischer Gehässigkeit nichts nach, obwohl kein Reaktionär wie er 540; Schuckmann sein Parteigenosse 643; einfluß- reich b. Friedr. Wilh. III. bis ans Regierungs- ende 6. 69 A. 1 ; Gegner u. Verfolger Schleier- machers 7, will dessen Vorlesungen Dez. 1817 unterdrücken 39; geg. Jahns Anstellung .9.9; in Aachen in Konfl. mit Hardenberg 43; gibt d. Polizeiminist, ab 43. 69; geht scharf geg. d. Teilnehmer an Jahns Nachtmusik vor 47i.\ verfolgt d. Burschenschaft u. Demagogen 50. 55t, erfolglos 95 f.; verfolgt de Wette 63. 65ff. 72Ü. 77 f. 83, wofür er Hardenbergs Einverständnis erhält, dem er sein. Mißmut üb. seine Lage z. erkennen gibt 68, u. den er durch Drohungen mit sein. Demission stets an sich fesselte A. 1 ; tritt f. pekun. Unterstützung de Wettes ein 82 A. 1 ; verfolgt erneut Schleier- macher 85 ü.\ leitet d. reaktionären PreÄ- stimmen S8ff.; d. Zeitschr. „Der Freimütige" in sein. Fahrwasser 90; scheut nicht vor Briefunterschlagungen zurück 94; Bavigny ihm als Revolutionär verd&chtig 97; veranlaß! Ky- lerts Denkschr. v. 16. Okt. 1819 Uff, doch ohne inneres Verhältnis z. d. darin berührten Fragen, nimmt Bundosg'-nu^m, wo er sie findet, gewinnt Menzel 122L\ drängt 1820 in Troppau Friedr. Wilh. 111. u. Bardenlx neuen reakt. Maßnahmen zur Umgestaltung

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Namen- und Sachverzeichnis.

Wette, Wilh. Mart. Leberecht de (Forts.) 611; ringend in Fragen d. Dogmatik 621; seine Anschauungen im Gegens. z. denen Neanders 625 f.; Böckh sein Freund 626. 500; Lückes Freund 628 f. 631; fällt als Festredner b. d. Reformationsfeier 1817 aus 641 A. 1; schlägt J.G.Hermes und J.Geibel z. Ehrendoktoren vor 642 A. 1 ; durch seine Absetzung d. akad. Lehr- freiheit mit Vernichtung bedroht 30; nimmt am Pich eisberger Feste teil 5.9; weg. sein. Teilnahme an Plehwes Montagsgesellsch. vernommen 61 f. ; in d. Staatszeitung verdächtigt 62; in Verfolgung weg. sein. Urteils üb. Sands Tat u. d. Trostbriefes an dessen Mutter 64. 65 ff. 69 f. 72S.; vor- mißt Scbleiermachers Abwesenheit schmerz- lich 72, der f. d. scheidenden Freund eintritt 80 f. 84 f.; wird entlassen, nimmt Abschied 77ff. 91; seine Äktensammlung 81. 83 tt; Sub- skription d. Kollegen f. ihn 82, die einmütig f. ihn eintreten 95; lehnt Altensteins Gnaden- gabe ab 82; sein Brief ruft ein. lebhaft. Fe- derkrieg hervor 88. 90; Solger Gegner sein. Theologie u. Philosophie 99; seine Lehre in d. Denkschr. v. Eylert u. Gen. befehdet 128; Prof. in Basel 176 A. 1. 330; Hegel schwenkt seit sein. Verjagung politisch ein 205. 298; v. Eanke studiert 268; Leo in d. „Jüdisch. Geschichte" auf ihm fußend 278 A. 1 ; Ver- handlungen üb. sein. Nachf. 315 ff.; las üb. d. Neue Testam. 318; Lehrer Bleeks 319; Tholucks Thesen widersprechen d. Geiste sein. "Wirkens 324; d. Wiederbesetzung sein. Lehr- stuhls verzögert 325. 356. 407; Bleek sein Jünger, vertraut mit ihm 319. 326 A. 1 ; Heng- stenberg wird sein Nachf. 327, geg. seine An- sicht üb. d. Pentateuch 328, besucht ihn in Basel 330 t; Herbst 1829 in Berlin weilend 347; eine Lücke in d. theol. Fak. durch seine Verbannung 446 ; durch sein. Trostbrief an Sands Mutter Friedr. Wilh. III. im sittlichen Empfin- den verletzt 511; sein Fall wenig verschieden v. d. Br. Bauers 32, b. jenem wenig Erregung d. Öffentlichkeit, b. diesem literar. Fehde ent- brannt 35 f.; hat d. Theologie in d. wissensch. Gesamtleben d. Univ. eingeführt 112.

Wiebel, Joh. Wilh. v., Mediziner Koreff will von ibm unabhängig sein 559; v. Virchows Rede z. Goerckes Geburtstag ent- zückt 173; geg. d. Einsetzung d. Diakonissen v. Kaiserswerth als Krankenschwestern 179.

Wieck, Karl Ferd. Lehrer Rankes 265.

Wiedemann, Gust. Heinr., Physiker 1851 Privatdozent, verläßt Berlin 299.

Wieding, Karl Joh. Friedr. Wilh., Jurist 1858 Privatdozent 283 A. 2.

Wiegmann, Arend Friedr. Aug., Zoologe 1828/41 Dozent, Lebensgang 3731

Wieland, Ernst Karl, Historiker eine Vorlesung v. Ranke besucht 268.

Wien, Kongreß zu

seine Beschlüsse auf d. Aachen. Kongreß be- festigt 42; Abschwenken Englands v. d. da- selbst begründeten polit. System 182.

Wildberg, Christ. Ludw. Friedr., Mediziner E. 0. 1820/21, Lebensgang 236.

Wilde, Friedr. Ad., Mediziner 1833/51 Dozent 454.

Wilhelm, Prinz v. Preußen Bruder Friedr. Wilh.'s III., unterzeichnet 1808 d. Konvention behufs Räumung Preußens v. d. franz. Okkupationsarmee 148.

Wilhelm L, Kurfürst v. Hessen

sein Geldgeschäft mit d. Grafen Karl v. Moltke 217 A. 1.

Wilhelm I., König v. Preußen, Deutscher Kaiser v. Chr. L. Ideler in d. Mathematik unterrich- tet 610; ernennt Riedel z. Historiographien d. brandenb. Gesch. 506; empfängt (als Prinz v. Preußen) 1840 Rektor u. Dekane in Audienz 4 A. 1 ; Geizer Berater b. d. Erziehung v. zweien sein. Enkel 57; verschafft E.Curtius, d. Erzieher sein. Sohnes, d. Extraord. 150. 152; Lauer sein Leibarzt 185 A. 1 ; hält d. König am Abend d. 18. März 1848 f. berechtigt, alle Konzes- sionen zurückzunehmen 211 A. 1. 233; d. Kunde v. sein. Verweilen in d. Nähe Berlins erregt d. Gemüter 223; seine Rückkehr wird zu hindern gesucht, trifft am 23. Mai wieder ein 242 ff.; sein Hervortreten eröffnet d. Neue Ära f. Preußen 322; wählt d. Minister d. Neu. Ära aus d. „Partei d. Prinzessin" 323; über- nimmt Herbst 1857 d. Stellvertretung d. Königs 324; gewährt d. Berufung Dorners 325; ver- anlaßt Gneists Beförderung u. Beselers An- stellung 326; denkt nicht an Beeinflussung d. allgem. Denkrichtung 337; geg. Bismareks schlesw.- holst. Politik fast gewonnen 342; am Einzugstage nach sein. Krönung 1861 wird ihm v. d. Stud. ein Fackelzug dargebracht 346; Konflikte zw. Regier, u. Univ., wie in d. ersten 10 Jahren sein. Herrschaft, bleiben im neuen Reich aus 353.

Namen- und Sachverzeichnis.

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Wilken, Friedr., Historiker lehnt seine Berufung ab 250; Mitgl. d. Mon- tagsklubs 519 A. 1; abermals berufen, nimmt an, reorganisiert d. Kgl. Bibliothek, Lebens- gang, Bedeutung 590 ff.; Mitgl. d. Ober- zensurkollegiums 92; d. Teilnahme an stud. Festen abgeneigt 114; Wiederernennung z. Rektor v. Fr. Schultz beantragt 165 A. 1 ; recht- fertigt als Rektor d. Verhalten d. Senats geg. sofort. Publik, d. Urteils geg. d. Arminen 166; liest üb. mittelalterl. Gesch. u. Hilfs- wissensch. 253; erkrankt 254 ff. 258; ver- mittelt b. ein. Eingabe d. phil.Fak. i.S. Benekes, Mitgl. d. Komm. z. Abänderung d. Habilita- tionsbestimmungen 299; wohlwollend Hegel gegenüber 393; stirbt 1840 452 A. 1; Lehrer Riedels 506; Lehrer F. H. Müllers 506 A.3; Pertz sein Nachf. an d. Kgl. Bibl. 52; kann Lepsius' Kenntnisse b. d. Promot. nicht loben 142 Anm.

Willdenow, Karl Ludw., Botaniker Dozent am Coli, med.-chir. 41, seine Zuhörer- schaft 42; z.Berufung vorgeschlagen v.Wolf 75. 88, v. W. v. Humboldt 207 ; nimmt an, Lebens- gang, Bedeutung 247 ff.; drittältester d. phil. Fak. 276; tritt Ost. 1811 d. Ord. an, stirbt Som- mer 1812 392; lehnt 1811 d. Wahl z. Rektor ab 400; bleibt zunächst ohne Nachf. 477, Be- seitigung d. Vakanz gefordert 529. 551 ; Link sein Nachf. in d. med. Fak. 547. 299; seine Sammlung f. d. Herbar. angekauft 548; sein Siechtum veranlaßt Floerke u. Hayne z. Ha- bilitation 603, welchem letzter, er 1810 ein. Ruf nach Dorpat verschafft hatte 604 ; Böckh gedenkt seiner in ein. Festrede 636; Alten- stein Mitgl. seiner Ges. Naturforsch. Freunde 4; dem Kreise Berlin. Naturforscher angehörend 227; Lehrer K. S. Kunths, v. Schlechtendal folgt seiner Forschungsart 374.

Willert, stud. med.

weg. Teilnahme an Krawallen zw. Stud. u. Pepinieristen bestraft 409 f.

Willich, Ehrenfried v.

will d. König um Aufhebung d. Turnsperre bitten 151; Leop. v. Caprivi zugetan 161 A. 2.

Windischmann, Karl Jos., Orientalist f. oriental. Studien enthusiasmiert 593; Freund und Förderer Bopps 282S.; Lehrer Jarokes 586*; sein Verhältnis z. Bopp erinnert an das zw. Burisen u. Lepsius 142.

Winer, Geo. Benedikt, Theologe lehnt seine Berufung ab 320.

Wingolf Mitglieder von ihm sprengen eine Stud. -Yen am 10. März 1848 193; in höher. K gern gesehen 278.

Winzer, Jul. Friedr., Theologe z. Berufung genannt 479.

Wirtschaftswissenschaft

unter d. Einflüsse d. neu. deutsch. Qe führend an d. außerpreuß. Universitäten 317 f.

Wissenschaft

in steter Wechselwirkung mit dem Staate, staatl. Macht u. wissensch. Freiheit sind gleich- zeitig emporgekommen 3S0ff.

Witte, Karl, Jurist Habilitationsversuch 570 A. 1. 217.

Wittgenstein, Wilh. Ludw. Geo. Fürst z. Sayn-, preuß. Staatsmann v. d. liberal. Partei 1819 bekämpft 28; Chr. W. Hufeland sein Vertrauter geg. de Wette 62. 94. 96; stürzt 1810 Altenstein. Beyme u. Scliarn- horst 211; Chef d. polit. Polizei 488. 512 ; über- wacht 1813 Schleiermacher 4881; Führer d. Reaktion 488 f. 512f. 34. 50. 101; Schmalz gibt ihm an denunziatorischer Gehässigkeit uicht3 nach, obwohl kein Reaktionär wie er 540; Schuckmann sein Parteigenosse 643; einfluß- reich b. Friedr. Wilh. III. bis ans Regierungs- ende 6. 69 A. 1 ; Gegner u. Verfolger Schleier- machers 7, will dessen Vorlesungen Dez. 1817 unterdrücken 39; geg. Jahns Anstellung 39; in Aachen in Konfl. mit Hardenberg 43; gibt d. Polizeiminist, ab 43. 69] geht Boharl d. Teilnehmer an Jahns Nachtmusik vor (7t.] verfolgt d. Burschenschaft u. Demagogen 60. .7Jf., erfolglos 95t.] verfolgt de Wert 65ii. 721L 77i. 83, wofür er Ilard.- Einverständnis erhält, dem er sein. Mißmut üb. seine Lage z. erkennen j;il>t ffS, u. durch Drohungen mit sein. Demission Bti sich fesselte A. 1 ; tritt f. pekun.Unl de Wettes ein 82 A. 1 : verfolgt erneut S^hleier- macher 55 ff.; leitet d. reaktionären stimmen ss'ff.; d. Zeiteohr. aDei l ': in sein. Fahrwasser 90] Beheut nid I Briefunterschlagungen raruok 94] Savigny ihm als Revolutionär verdächtig 97] rei lerts Denkschr. v. IC. Okt L819 //'■'. ohne inneres Verhältnis z. d. darin berührten Fragen, nimmt Bundesgi findet, gewinnt Hei I I

Troppao Friedr. H ilh. 111. o. Hai I

neuen reakt Maßnahmt I titung

508

Namen- und Sachverzeichnis.

Wittgenstein, Wilh. Ludw. Geo. Fürst z. Sayn - (Forts.) d. Unten-. -Wesens 116. 124; 1820/21 im Kampfe geg. Altenstein 124 f. 131. 133t; über- reicht Friedr. Wilh. III. Beckedorffs Denkschr. betr. dessen pädagog. Systems 145; macht 1822 ein. neuen Vorstoß geg. Altenstein 149; rät Fr. Schultz z. Einlenken geg. Altenstein 169; Mitgl. d. Untersuchungskomm. geg. Fr. Schultz 171, der auf sein. Rat nach Wetzlar zieht 172 A. 1; Beckedorff sein Mitverschworener 175; 1824 siegreich geg. Altenstein 176; kirchlich in- different, nur um d. Besitz d. Macht ist es ihm zu tun ISO; Gegner d. Orthodoxie 343; Gönner v. Ed. Gans 390S.; in bitterster Stim- mung üb. d. Wandlung unter Friedr. Wilh. IV., v. diesem abgetan 17 f.

Witwenkasse d. Univ.

1813 wird der Grund dazu gelegt 503.

Witzleben, G. H. v.

Reg. -Bevollm. an d. Univ. Halle, geg. Tholucks Berufung 338.

Witzleben, Karl Ernst Job v., preuß. General geg. d. Übermaß d. reaktion. Verfolgungen 181; geg. AI. v. Humboldts Vorträge 364.

Wöllner, Joh. Christ, v., Staatsmann führt d. reaktionären Edikte Friedr. Wilh .'s II. herbei, erreicht auf Grund seines Religions- ediktes die Absetzung d. Pfarrers J. H. Schulz, sein Regiment beendet 13ff. ; Einführung ein. neuen Agende schon vor Beginn sein. Regi- ments gefordert 19; Beymes Ernennung ins Direktorium d. Akad. von ihm hintertrieben 26; v. Massow Gegner seines muckerischen Wesens 30; Schuckmann Gegner sein. Clique 307.

Wöniger, Aug. Theod., Schriftsteller sein Demonstrationsplan 1848 fällt ins Wasser 208 f. 213.

Wohnungen v. Beamten teilweise aus d. Univ.- Geb. entfernt 427; an- fängl. im Univ. -Geb. untergebracht 369.

Woldermann, Joh. Dan., Kammergerichts- präsident verwendet sich f. L. v. Caprivi 162.

Wolf, Friedr. Aug., Philologe v. Beyme als Lehrer an d. Berlin. Allg. Lehranst. ausersehen 35. 81; urteilt geringschätzig üb. Willdenows Zuhörerschaft an d. Pepiniere 45; preist Beyme, macht Vorschläge z. Reorgan. d. Univ. Halle 64 A. 1 ; sein erstes Gutachten betr. Errichtung d. Allg. Lehranst. 65. 68. 74 ff.

77; kommt Mai 1807 nach Berlin 73 f.; ver- teidigt sich geg. d. Vorwurf d. Devotion geg. Bernadotte 74 f.; wünscht, daß d. Unglück Preußen noch mehr als bisher z. Hort geistiger Kultur machen möge 79 Anm.; v. Beyme um ein neues Gutachten ersucht 83, unter Bekannt- gabe d. Engeischen Planes 85, erstattet es 85 ff. 107 f., veröffentl. indiskreter Weise Nach- richten darüber 90 ff., bei sein. Vorschlägen v. persönl. Wünschen geleitet 117; kann nicht mehr als Hallenser gelten 100, gehört be- reits vor Errichtung d. Univ. Berlin an 273; Schleiermacher üb. Wolfs Denkschr. unterrich- tet 123; tritt gegenüb. d. Frhrrn. vom Stein f. eine Univ. in Berlin ein 130f. ; fordert Jan.

1808 seine Entlassung, bleibt 136ff.; erhält Abschlagszahlung auf sein Gehalt 143; soll nach ein. Gerüchte z. Chef d. Unterrichts -Sek- tion bestimmt sein 153; droht W. v. Humboldt mit Abgang, falls dieser sein Amt aufgebe 155; bereits durch Stein u. Dohna gefesselt, durch Humboldt geführte Verhandlungen führen z. günstig. Abschluß 157 ff. ; bestärkt Humboldt in d. Plan ein. Berlin. Univ. 160; Humboldt b. Berufungen v. ihm beraten 161. 196; schlägt Savigny vor 162; Freund Zelters 169. 264. 355; grenzt d. Univ. als eig. Bezirk ab 172; beeinfl. W. v. Humboldts Anschauungen hin- sichtl. d. Wechselwirkung v. Akad. u. Univ. 189 ; unterzeichnet d. Dankadr. d. Akad. z. ihrer Reorgan. nicht 194; v. Humboldt z. Mitarb. in d. Unten. -Sektion in Aussicht genommen 197. 200f. 228. 310; enttäuscht Humboldt, in- dem er sich jeder fest. Anstellung entzieht 208 ff. ; schlägt Eytelweins Berufung vor, zwei- felhaft b. Burja u. Tralles 244; schlägt An- cillon vor 261; nennt Hirt als Lehrer d. schön. Architektur 263; d. Berl. Piniol, scheuen sich, seine Stelle einzunehmen, nur G. Hermann in Leipzig bietet vollweit. Ersatz 264 f.; in Konfl. mit d. Einricht. -Komm. weg. sein. Amtsstellung 267 ff. ; f. Anstellung v. Sprachlehrern, geg. Professuren d. neu. Sprachen 272; Böckh ver- kehrt mit ihm 275; schlägt d. Prinz Ileinrich- sche Palais als Univ. -Geb. vor, hält darin seit

1809 Vorlesungen 296 f.; Schuckmann genehm 312; hervorrag. als Lehrer, Urteil Twestens üb. ihn 352 ff.; greift Heindorf an 353. 629; in Zwist mit d. Depart. weg. sein. Amtsstellung, grollend, isoliert, stirbt in Marseille 355 f.; Vor- lesungszahlen im S.-S. 1811 358; verwendet sich f. Bekkers Beförderung 391; Lehrer Sol- gers 394; erstattet Schuckmann ein Gutachten

Namen- und Bachverzeichnis.

Wolf, Friedr. Aug. (Forts.)

üb. Verschärfung d. Reifezeugnisses 406; 1813 heim Landsturm 503 f.; Todfeind v. Schmalz, tritt aber f. dessen Pamphlet ein 541; Lehrer d. jung. Philologen -Generation 595; vertritt d. Ansicht, daß d. Altertumswissenschaften z. reichlich besetzt sind 596; verwendet sich f. Franceson 32; K. Ritter hört b. ihm 287; in sein. Hoffnungen auf Betätigung Alex. v. Hum- boldts an d. Univ. getäuscht 362; sein Rat v. Schuckmann seltener eingeholt als v. Hum- boldt 407; sein Gehalt 409L 368 A. 2; sein "Wortspiel Uhden und Medem = OvStv und MriStv 434 A. 1; v. J. A. Fr. Eichhorn als An- hänger v. konversator. Übungen zitiert 90; tritt f. eine freiheitl. Entwickelung d. klass. Studien ein 373 Anm.; d. Jahrhundert d. Aufklärung zuzurechnen 379.

Wolfahrt, Geheimrat

wird 1824 Fricks Nachf. 175.

Wolfart, Karl Christ., Mediziner Habilitation gestattet 236 f.; Beförderung ab- gelehnt 388 f. 476; Anhänger des Magnetismus 551 f.; verkehrt im Nordstern 553; wird Ord. 559 ff. ; W. v. Humboldts Eintreten f. ihn ver- fehlt 567; Anhänger d. Spekulation 225; stirbt 1832 446.

Wolff, Fuhrherr Schutzkommissar, gerät mit d. Volksmenge am 16. März 1848 in Händel 202 A. 2; b. Umzüge d. Königs am 21. März 226.

Wolff, v., Rat im Kultusministerium votiert im Falle Br. Dauer 34 A. 2.

Wolff, Ed., Mediziner

Dozent 1829/57, Lebensgang 3691; hält d. Klinik in deutscher Sprache 4 72.

Wollanck, Ackerbürger

1813 Mitgl. ein. Divisionageriohts 512.

Wollheim da Fonseca, Ant., Sprachforscher 1855 Privatdozent, bedeutungslos 298 Anm.; betätigt sich gelegentl. auf d. Gebiete d. franz. Liter. :;os.

Woltär, Joh. Christ., Jurist

Prof. in Halle, bittet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3.

Woltmann, Karl Ludw. v., Historiker Comines' Memoiren von ihm aichl benutzl 33 A. l; Gegner Joh. v. Müllers 98 A. 2; v. Wolf /. Bernfang vorgeschlagen 88; v. W. \. Hum- boldt abgelehnt 258f.; v. d. phil. Pak. \ Bchlagen, Beruf ung scheitert 530 f.; redigiert kurze Zeit den Preuß. Korrespondenten 520.

Wooge, Student Mitgl. d. stud. Ausseht! ,■• US

Woringen, Franz Arn. v., Jurist 1833/43 Dozent 498.

Wrangel, Friedr. Graf v., preuß. General zieht am 10. Nov. 1848 in Berlin ein 255; hat nichts geg. d. Anbringung d. Farben Schwarz - rot-gold b. Jubiläumskommerse d. Univ. einzuwenden 315.

Wünsch, Theologe

Prof. in Frankfurt a. 0., nach Schmalz" An- sicht schon zu alt z. Berufung 145.

Würden, akademische in den Statuten geregelt 461 ff.

Wussow, v., preuß. General Anhänger d. liberal. Ideen v. 1848 211 A. 1.

Wuttig, Joh. Friedr. Christ, Chemiker kommt als M. II. Klaproths Nachf. in Frag 570; 1820/50 Dozent, Lebensgang 230 Anm.

Wuttke, Karl Friedr. Ad., Theologe 1854 E. 0., wissenschaftl. unfähig 281 Anm.; v. d. Fak. z. Ord. vorgeschlagen, v. Bethmann abgelehnt 325.

Wyß, Konr. v., Student

seine Papiere beschlagnahmt 60.

York von Wartenburg, Hans Dav. Ludw. Graf, preuß. General wird hei seinem Einzug in Berlin März 1813 jubelnd begrüßt 493; schlägt Ney bei Königs- wartha 508; Dr. phil. h. c. 5_>8.

Zachariae, Heinr. Alb., Jurist d. Fak. geg. seine Berufung 828. Zachariae, Theod. Maxim., Juris!

z. Berufung nach Königsberg empfohlen 220. Zastrow, Friedr. Wilh. Christ, v., preuß. General preuß. Gesandter in München, erhält Befehl, Ibst auf Vernehmung <1. Familie Sands u. Beschlagnahme zweier Briefe de Wettea an- zutragen, M'inlct Originalprotokolle o. B au Schuckmann 70 f. Zodlitz, Karl Alu-. Frhrr. v.. preuß. Sl mann

unterteilt I7s7 d. I Ohul-

kollegium 39. Zeitung, allgemeine Preußi bring! eine offi

werck, die d. phil. Fak. /.. ein. Pi anlaßt B8ff.

508

Namen- und Sachverzeichnis.

Wittgen stein, Willi. Ludw. Geo. Fürst z.Sayn- (Forts.) d. Unterr. -Wesens 116. 124; 1820/21 im Kampfe geg. Altenstein 124t 131. 133t; über- reicht Friedr. Wilh. III. Beckedorffs Denkschr. betr. dessen piidagog. Systems 145; macht 1822 ein. neuen Vorstoß geg. Altenstein 149; rät Fr. Schultz z. Einlenken geg. Altenstein 169; Mitgl. d. Untersuchuugskomm. geg. Fr. Schultz 171, der auf sein. Rat nach Wetzlar zieht 172 A. 1; Beckedorff sein Mitverschworener 175; 1824 siegreich geg. Altenstein 176; kirchlich in- different, nur um d. Besitz d. Macht ist es ihm zu tun 180; Gegner d. Orthodoxie 343; Gönner v. Ed. Gans 390S.; in bitterster Stim- mung üb. d. Wandlung unter Friedr. Wilh. IV., v. diesem abgetan 17 f.

Witwenkasse d. Univ.

1813 wird der Grund dazu gelegt 503.

Witzleben, G. H. v. Reg. -Bevollm. an d. Univ. Halle, geg. Tholucks Berufung 338.

Witzleben, KarlErn st Job v., preuß. General geg. d. Übermaß d. reaktion. Verfolgungen 1S1; geg. AI. v. Humboldts Vorträge 364.

Wöllner, Joh. Christ, v., Staatsmann führt d. reaktionären Edikte Friedr. Wilh.'s II. herbei, erreicht auf Grund seines Religions- ediktes die Absetzung d. Pfarrers J. H. Schulz, sein Regiment beendet 13ff. ; Einführung ein. neuen Agende schon vor Beginn sein. Regi- ments gefordert 19; Beymes Ernennung ins Direktorium d. Akad. von ihm hintertrieben 2(3; v. Massow Gegner seines muckerischen Wesens 30; Schuckmann Gegner sein. Clique 307.

Wöniger, Aug. Theod., Schriftsteller sein Demonstrationsplan 1848 fällt ins Wasser 208 f. 213.

Wohnungen v. Beamten teilweise aus d. Univ. -Geb. entfernt 42 7; an- fängt, im Univ. -Geb. untergebracht 369.

Woldermann, Joh. Dan., Kanimergerichts- präsident

verwendet sich f. L. v. Caprivi 162. Wolf, Friedr. Aug., Philologe

v. Beyme als Lehrer an d. Berlin. Allg. Lehranst.

ausersehen 35. 81; urteilt geringschätzig üb.

Willdenows Zuhörerschaft an d. Pepiniere 45;

preist Beyme, macht Vorschläge z. Reorgan. d.

Univ. Halle 64 A. 1 ; sein erstes Gutachten betr.

Errichtung d. Allg. Lehranst. 65. (38. 74 IT.

77; kommt Mai 1S07 nach Berlin 73 f.; ver- teidigt sich geg. d. Vorwurf d. Devotion geg. Bernadotte 741; wünscht, daß d. Unglück Preußen noch mehr als bisher z. Hort geistiger Kultur machen möge 79 Anm.; v. Beyme um ein neues Gutachten ersucht 83, unter Bekannt- gabe d. Engeischen Planes 85, erstattet es 85 ff. 107 f., veröffentl. indiskreter Weise Nach- richten darüber 90ff., bei sein. Vorschlägen v. persönl. Wünschen geleitet 117; kann nicht mehr als Hallenser gelten 100, gehört be- reits vor Errichtung d. Univ. Berlin an 273; Schleiermacher üb. Wolfs Denkschr. unterrich- tet 123; tritt gegenüb. d. Frhrrn. vom Stein f. eine Univ. in Berlin ein 130f. ; fordert Jan.

1808 seine Entlassung, bleibt 136 ff. ; erhält Abschlagszahlung auf sein Gehalt 143; soll nach ein. Gerüchte z. Chef d. Unterrichts -Sek- tion bestimmt sein 153; droht W. v. Humboldt mit Abgang, falls dieser sein Amt aufgebe 155; bereits durch Stein u. Dohna gefesselt, durch Humboldt geführte Verhandlungen führen z. günstig. Abschluß 157 ff. ; bestärkt Humboldt in d. Plan ein. Berlin. Univ. 160; Humboldt b. Berufungen v. ihm beraten 161. 196; schlägt Savigny vor 162; Freund Zelters 169. 264. 355; grenzt d. Univ. als eig. Bezirk ab 172; beeinfl. W. v. Humboldts Anschauungen hin- sichtl. d. Wechselwirkung v. Akad. u. Univ. 189 ; unterzeichnet d. Dankadr. d. Akad. z. ihrer Reorgan. nicht 194; v. Humboldt z. Mitarb. in d. Unterr. -Sektion in Aussicht genommen 197. 200f. 228. 310; enttäuscht Humboldt, in- dem er sich jeder fest. Anstellung entzieht 208 ff. ; schlägt Eytelweins Berufung vor, zwei- felhaft b. Burja u. Tralles 244; schlägt Au- cillon vor 261; nennt Hirt als Lehrer d. schön. Architektur 263; d. Berl. Piniol, scheuen sich, seine Stelle einzunehmen, nur G. Hermann in Leipzig bietet vollwert. Ersatz 264f.; in Konfl. mit d. Einriebt. -Komm. weg. sein. Amtsstellung 267ff. ; f. Anstellung v. Sprachlehrern, geg. Professuren d. neu. Sprachen 272; Böckh ver- kehrt mit ihm 275; schlagt d. Prinz Heinrich- sehe Palais als Univ. -Geb. vor, hält darin seit

1809 Vorlesungen 296 f.; Schuckmann genehm 312; hervorrag. als Lehrer, Urteil Twestens üb. ihn 352 ff.; greift Heindorf an 355. 629; in Zwist mit d. Depart. weg. sein. Amtsstellung, grollend, isoliert, stirbt in Marseille 355 f.; Vor- lesungszahlen im S.-S. 1811 358; verwendet sich f. Bekkers Beförderung 391 ; Lehrer Sol- gers 394; erstattet Schuckmann ein (uitachten

Namen- und Sachverzeichnis.

Wolf, Friedr. Aug. (Forts.)

üb. Verschärfung d. Reifezeugnisses 406; 1S13 beim Landsturm 503 f.; Todfeind v. Schmalz, tritt aber f. dessen Pamphlet ein 541; Lehrer d. jung. Philologen -Generation 595; vertritt d. Ansicht, daß d. Altertumswissenschaften z. reichlich besetzt sind 596; verwendet sich f. Franceson 32; K. Ritter hört b. ihm 2S7; in sein. Hoffnungen auf Betätigung Alex. v. Hum- boldts an d. Univ. getäuscht 362; sein Rat v. Schuckmann seltener eingeholt als v. Hum- boldt 407; sein Gehalt 4091. 368 A. 2; sein "Wortspiel TJhden und Medem = OvStv und Mt]$t v 434 A. 1 ; v. J. A. Fr. Eichhorn als An- hänger v. konversator. Übungen zitiert 90; tritt f. eine freiheitl. Entwickehing d. klass. Studien ein 373 Anm.; d. Jahrhundert d. Aufklärung zuzurechnen 379.

Wolfahrt, Geheimrat wird 1824 Fricks Nachf. 175.

Wolfart, Karl Christ., Mediziner Habilitation gestattet 236 f.; Beförderung ab- gelehnt 388 f. 476; Anhänger des Magnetismus 551 f.; verkehrt im Nordstern 553; wird Ord. 559 ff. ; W. v. Humboldts Eintreten f. ihn ver- fehlt 567; Anhänger d. Spekulation 225; stirbt 1832 446.

Wolff, Fuhrherr Schutzkommissar, gerät mit d. Volksmenge am 16. März 1848 in Händel 202 A.2; b. Umzüge d. Königs am 21. März 226.

Wolff, v., Rat im Kultusministerium votiert im Falle Br. Bauer 34 A. 2.

Wolff, Ed., Mediziner Dozent 1829/57, Lebensgang 369t; hält d. Klinik in deutscher Sprache 472.

Wollanck, Ackerbürger

1813 Mitgl. ein. Divisionsgerichts 512.

Wollheim da Fonseca, Ant., Sprachforscher 1855 Privatdozent, bedeutungslos 298 Anm.; betätigt sich gelegentl. auf d. Gebiete d. franz. Liter. 30S.

Woltär, Joh. Christ., Jurist Prof. in Halle, bittet um Versetzung nach Berlin 100 A. 3.

Woltmann, Karl Ludw. v. , Historiker Comines' Memoiren von ihm nicht benutzt '■'•■'> A. 1; Gegner Joh. v. Müllers 98 A. 2; v. Wulf ■/.. Berufung vorgeschlagen 88; v. W. v. Hum- boldt abgelehnt 258 f.; v. d. phil. Fak. \ schlagen, Berufung scheitert 530f.; redigiert kurze Zeit den Preuß. Eorre pond< uten

Wooge, Student Mitgl. d. stud. Ausschusses, bestraft S48

Woringen, Franz Arn. v., Jurisl 1833/43 Dozent t98.

Wrangel, Friedr. Graf v., preuß. General zieht am 10. Nov. 1848 in Berlin ein 2o5; hat nichts geg. d. Anbringung d. Farben Schwan- rot-gold b. Jubiläumskommerse d. l'niv. 1860 einzuwenden 345.

Wünsch, Theologe

Prof. in Frankfurt a. O., nach Schmalz' An- sicht schon zu alt z. Berufung 115.

W ü r d e n , akadem ische in den Statuten geregelt 461 ff.

Wussow, v., preuß. General

Anhänger d. liberal. Ideen v. 184S 211 A.l.

Wuttig, Joh. Friedr. Christ., Chemiker kommt als M. II. Klaproths Nachf. in I 570; 1820/50 Dozent, Lebensgang 230 Anm.

Wuttke, Karl Friedr. Ad., Theologe 1854 E. 0., wissenschaftl. unfähig 281 Anm.; v. d. Fak. z. Ord. vorgeschlagen, v. Bethmann abgelehnt 325.

Wyß, Konr. v., Student

seine Papiere beschlagnahmt 60.

York von Wartenburg, Ilans Dav. Ludw. Graf, preuß. General wird bei seinem Einzug in Berlin Mär jubelnd begrüßt 493; schlägt Ney hei K wartha 508; Dr. phil. h. c. 528.

Zachariae, Heinr. Alb., Jurist d. Fak. geg. seine Berufung 32s.

Zachariae, Theod. Maxim., Jiu ist z. Berufung nach l empfohlen 229.

Zastrow, Friedr. Willi. Christ, v., | General preuß. Gesandter in München, erhall Befehl, daselbst auf Vernehmung d. Famil Beschlagnahme zweier Briefe (!>■ Wettee an- zutragen, Bendet Originalprotokolle u. B an Schuckmann 70f.

Zedlitz, Karl A.br. Frhrr. v.. preuß. Sl mann unterstellt lTsr d. (Tniveraitlten ■!. 1 11 araohul- imn :;:».

Zeitung, allgemeine Preußii bringt eine off

werck, die d. phil. Fak. /.. ein. 1': anlaßt 88ff.

öl 2

Berichtigungen.

S. 58 Z.

22 v. o.

S. 63 Z.

11 V. 0.

S. 89 Z.

8 v. o.

S. 105 Z.

5 v. u.

S. 157 Z.

18 v. u

S. 163 Z.

25 v. o.

S. 283 Z.

2 v.u.

S. 298 Z.

15 v. u.

S. 308 Z

17 v. o

S. 328 Z.

4 v. u

S. 339 Z.

13 v. u.

S. 339 Z.

16 v. u.

S. 481 Z. 8 v.'u. lies 1834.

S. 488 Z. 4 v. o. streiche Schelling.

S. 488 Z. 15 v. o. lies pflegt statt pflegte.

Bd. II, Tl. 2.

lies Georg statt Reinhold.

Brandes statt Brandis.

Schultz statt Schulz.

quod statt qui.

Johann Bernhard statt Karl Gstav.

Oheim statt Vater.

Wieding statt Minding.

Rouge statt Eonge.

1846 statt 1843.

Zachariae statt Zacharias.

August Wilhelm Hofmann.

Albrecht Weber.

Bd. III.

S. 64 Z. 1 v. u. lies einen statt zwei. S. 64 Z. 8 v. u. ersterer statt letzterer. S. 64 Z. 9 v. u. letzterer statt ersterer. S. 65 Z. 3 v. o. sieben statt acht. S. 206 Z. 13/14 v. u. lies physiologische statt psychotische. S. 258 Z. 18 v. o. lies eingereicht statt eingerichtet. S. 489 Z. 8 v. u. Otto Müller statt G. Müller. Ferner ergänze ich auf Ersuchen des Herrn GehMed.-Eats A. Martin zu dem Bericht über die Klinik für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe (;50ff.) folgendes:

Von den Assistenten der Berliner Frauenklinik (untr denen A. Martin bereits 1872 bis 1876 Assistent der Klinik war und J. Veit nicht genannt ist) wden als Prof. ord. an Universitäten be- rufen außer den Genannten:

als Schüler von E. Martin: Adolf Gusser ow-Utrecht Zürich, Straßburg, Berlin; Hermann

Löhle in -Gießen; August E. Martin- Greif swa.; als Scb Pro cencio-San Karl das E. Martin

schröder: Joh. Veit -Leiden, Erhgen, Halle; Fromm el- Erlangen.

^Heinrich Fasbender-Blin, Schüler von E. Martin. Vin-

es "wisst schaftlichen Laboratoriums der Klinik.

510

Namen- und Sachverzeichnis.

Zeitung, Deutsche

d. Gründungsplan Eichhorns u. Dahlmanns scheitert 62 f.

Zeitung, Neue Hamburger

veröffentlicht Indiskretionen im Falle Nau- werck 83 f., die sie durch d. Färbereihes. Nobi- ling erhalten hat 86.

Zeitung, Vossische bringt Artikel geg. de Wette SS; erhält ein. Verweis weg. d. Berichts üb. Hegels Geburts- tagsfeier 1826 393. 396.

Zeitungen, politische

ihre Gründung v. J. A. Fr. Eichhorn geplant, d. Plan scheitert 61 ff.

Zelle, Geo., Schulamtskandidat

wird am 18. März 1848 verwundet 219 f.

Zeller, Ed., Philosoph

v. Hegel beeinfl., d. Theologie untreu, d. Philo- sophie zugewandt 315. 317; 1872 als Ord. be- rufen 355 f.; sein Gehalt 368 A. 2.

Zelter, Karl Friedr., Musiker

Freund Beymes 31 , den er besonders schätzt 33 A. 3 ; v. "Wolf zur Berufung vorgeschlagen 75; hat vorzeitig v. Wolfs Gutachten üb. eine Berl. Lehranst. Kenntnis erhalten 91; W. v. Humboldts Anträge für ihn 169; v. Schleier- macher z. Berufung vorgeschlagen 169. 283; Freund Wolfs 264. 355; Schuckmann genehm 311 ; Wilken ihm sympathisch 591 A. 1 ; Mitgl. des Montagklubs 549; meldet Goethe d. Be- ruf ungsverhandlungen mitSchelling 27, Schle- gels Vermählung mit Sophie K. Paulus 30 A. 1 ; Freund v. Fr. Schultz 703; Freund Hegels 397, den er geg. Seich tigkeit in Schutz nimmt 399; v. altberlin. Wesensart 398.

Zensur Allgem. Freiheit v. J. G. Fichte gefordert 140, 1810 geplant, v.d. Zensurbehörde bekämpft 331; zu weit gehende Freiheit d. Univ. v. Klewitz beanstandet 280, eingeschränkt 331 ff., v.neuem in d. Univ. - Statuten geregelt 333. 437; v. Beckedorff milde gehandhabt, 1824 üb.d.Univ.- Bchriften verhängt 7S3f.; 1840 v. Friedr. Wilh. IV. gemildert 38; 1842 weitere Milde- rung geplant 62.

Zentner, Geo. Friedr. Frhrr. v., bayr. Minister legt Metternich d. Entw. z. Erneuerung d. Karlsbader Beschlüsse vor isi.

Zeune, Aug., Geograph und Germanist 1810 E. O., Lebensgang, Bedeutung 249 f. ; gibt 1813 Geld z. Ausrüstung v. Freiwilligen

492; Freund v. C. C. F. Krause 584 A. 1; b. d. Promotion v. Imm. H. Fichte abwesend 594 A. 1; liest üb. deutsche Literatur 610; bedeu- tungslos neben K. Ritter 290.

Ziemssen, Ludw. Wilh., Mediziner 1856 Privatdozent, verläßt Berlin 311.

Zimietzky, F. W. M. v., Student

Führer d. student. Eingabe z. Gunsten v. Brogi, 1814 gefallen 420; 1813 Kriegsfreiw. 490.

Zimmermann, C hrist. Gottl. , Mathematiker macht ein. vergebl. Habilitationsversuch 600f. 603; Direktor d. Friedr. -Werdersch. Gymn., übernimmt Steiner als Lehrer 377.

Zimmern, Sigm. Wilh., Jurist jüd. Dozent in Heidelberg, vor seiner Beförde- rung getauft 218. 223.

Zinkeisen, Joh. Wilh., Historiker

z. Leiter d. Preuß. Staatszeitung gewählt 62.

Zober, Ernst, Gymn. -Professor

nimmt teil an d. Wartburgfeier 37, an d. Nacht- musik f. Jahn 46.

Zöllner, Joh. Friedr., Philosoph

wirkt f. Verdeutschung d. Berl. Akad. 17; arbei- tet 1798 a. d. kirchl. Reformen mit 19; stirbt 1804 20.

Zollikofer, Geo. Joach., Theologe seine Predigt v. Beyme geschätzt 29.

Zürich, Universität

d. Sperre f. d. preuß. Studenten 1842 aufge- hoben 57 A. 1 .

Zumpt, Aug. Wilh., Philologe meldet sich als Nachf. Lachmanns im Latein. 293.

Zumpt, Karl Gottlob, Philologe im Verkehr mit Twesten 405 A. 1; Dozent 1827/49, Lebensgang 280; v. altberlin. Wesens- art, freut sich üb. d. Rede Hegels b. d. Säkular- feier d. Augsburg. Konfession 39S; kommt neben Böckh nicht auf 501; Freund Rankes 2S0. 503; geg. Wiedereinsetzung ein. besond. Regier. - Bevollm. 24 A. 2; nimmt am Proteste sein. Fak. geg. J. A. Fr. Eichhorns Forderung auf Ver- schärfung d. konversator. Übungen nicht teil 93 A. 1. 95 A. 1 ; stirbt Juni 1849 293; seit sein. Tode d. alte Gesch. ohne Fachvertreter 331.

Zunz, Leop. versucht vergebl., d. „Wissensch. d. Juden- tums" eine Stätte an d. Univ. z. verschaffen 302 ff.

Zupitza, Jul. , Philologe

]876 Ord., sein Lehrstuhl neu begründet 357 A.2.

Berichtigungen. 5 1 1

S. 63 Z.

21 v. o.

S. 100 z.

7 v. u.

S. 190 Z.

15 v. u.

S. 229 Z.

1 V. 0.

S. 239 Z.

13 v. o.

S. 241 Z.

9 v. o.

S. 272 Z.

9 v. o.

S. 285 Z.

12 v. u.

S. 285 Z.

13 v. u.

S. 360 Z.

13 v. o.

S. 383 Z.

13 v. u.

S. 452 Z.

16 v. u.

S. 459 Z.

1 V. 0.

S. 508 Z.

10 v. u.

S. 557 Z.

19 v. o.

S. 570 Z.

9 v. u.

S. 609 Z.

12 v. o.

Berichtigungen.

Hieran die Berichtigungen im ersten Bande (Vorblatt). Kleinere Fehler in Namensformen , wie Mayer statt Meyer,

Mögelin statt Möglin, Nahry statt Nary, sind nicht vermerkt; sie sind im Namen- und Sachverzeichnis richliggMteJlt!

Gleiches gilt von einigen Versehen, die der Leser sofort von sich ans verbessen kann.

Bd.1.

lies Johann Friedrich statt Friedrich Theodor. Bathe statt Balke. ihr statt ihm. Zachariä statt Zacharias. Karl statt Dietrich Ludwig. jüngeren statt älteren. Mila statt Reclam. Ersteres statt Ersterer. das statt der. eins statt einen.

Christoph David Anton statt Johann Christian Wilhelm, hinter Immatrikulation ist einzuschieben: (§§6 und 7). lies Beistimmung statt Bestimmung. Poischwitz statt Plagwitz. sehen statt übersehen. Karsten statt Karstens. Dippold statt Dippel. Herrn Direktor Professor Dr. F. Zelle verdanke ich noch folgende Korrekturen: S. 296 Z. 5 v. o. Die „letzte Straße" ist die heutige Dorotheenstraße, nicht Charlottenstraße. S. 600 Z. 15 v. o. Zimmermann war 1794 (nicht 1795) geboren und Direktor am Friedrichs-

Werderschen Gymnasium 1820 bis 1827, nicht 1831. S. 640 Z. 14 v. o. Ludwig Jonas stammte aus Neustadt a. d. Dosse, nicht aus Kottbus.

Bd. II, Tl. 1.

lies dessen statt seinen.

einer statt seiner.

Ende Juli statt Anfang August.

Juli statt Juni.

14 Tage statt drei Wochen.

in diesen beiden Punkten statt in diesem Punkte.

Theodor statt Adolf.

Hermann statt Ferdinand.

7. Oktober 1798,statt 7. Oktober 1818. zu streichen: Fichte, Hegel und Solger. lies Schroetter statt Bchroeder.

Antwort der Majorität an den Minister Btstt Antworten dei der Minister.

auch nicht statt der doch.

auch statt der.

Albortini statt Augustiny.

Eichhorn statt Altenstein.

philosophicum stati pbysicam.

s.

4 Z.

13

v.

u.

s.

8 Z.

14

v.

u.

B.

28 Z.

4/5

v.

u.

s.

59 Z.

5

V.

u.

8.

85 Z.

11

v.

u.

S.

94 Z.

3

v.

u.

s.

135 Z.

18

v.

u.

s.

151 Z.

19

V.

u.

s.

236 Z.

3

V.

u.

s.

286 Z.

13

V.

u.

s.

320 Z.

21

V.

0.

s.

361 Z.

6

V.

0.

s.

370 Z.

8

V.

0.

s.

370 Z.

9

V.

0.

s.

450 Z.

4

V.

a.

s.

461 Z.

3

V.

u.

s.

480 Z.

23

V.

0.

512 Berichtigungen.

S. 481 Z. 8 v.u. lies 1S34.

S. 488 Z. 4 v. o. streiche Schelling.

S. 488 Z. 15 v. o. lies pflegt statt pflegte.

Bd. II, Tl. 2.

S. 58 Z. 22 v. o. lies Georg statt Reinhold.

S. 63 Z. 11 v. o. Brandes statt Brand is.

S. 89 Z. 8 v. o. Schultz statt Schulz.

S. 105 Z. 5 v. u. quod statt qui.

S. 157 Z. 18 v. u. Johaun Bernhard statt Karl Gustav.

S. 163 Z. 25 v. o. Oheim statt Vater.

S. 283 Z. 2 v. u. Wieding statt Minding.

S. 298 Z. 15 v. u. Rou^e statt Ronge.

S. 308 Z. 17 v. o. 1846 statt 1843.

S. 328 Z. 4 v. u. Zachariae statt Zacharias.

S. 339 Z. 13 v. u. August "Wilhelm Hof mann.

S. 339 Z. 16 v. u. Albrecht Weber.

Bd. III.

S. 64 Z. 1 v. u. lies einen statt zwei.

S. 64 Z. 8 v. u. ersterer statt letzterer.

S. 64 Z. 9 v. u. letzterer statt ersterer.

S. 65 Z. 3 v. o. sieben statt acht.

S. 206 Z. 13/14 v. u. lies physiologische statt psychologische.

S. 258 Z. 18 v. o. lies eingereicht statt eingerichtet.

S. 489 Z. 8 v. u. Otto Müller statt G. Müller.

Ferner ergänze ich auf Ersuchen des Herrn Geh. Med. -Rats A. Martin zu dem Bericht über die Klinik für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe (S. 50ff.) folgendes:

Von den Assistenten der Berliner Frauenklinik (unter denen A. Martin bereits 1872 bis 1876 Assistent der Klinik war und J. Veit nicht genannt ist) wurden als Prof. ord. an Universitäten be- rufen außer den Genannten:

als Schüler von E.Martin: Adolf Gusserow-Utrecht, Zürich, Straßburg, Berlin; Hermann

Löhlein-Gießen; August E. Martin-Greifswald; als Schüler von K. Schröder: Joh. Veit-Leiden, Erlangen, Halle; Frommel -Erlangen. Prof. extraord. wurden Heinrich Fasbender-Berlin, Schüler von E. Martin. Vin- cencio-Sanjago (Chile), Schüler von K. Schröder.

Karl Rüge (S. 55) war seit 1871 Leiter des wissenschaftlichen Laboratoriums der Klinik, das E. Martin für ihn einrichtete.

Buchdruckeroi des Waisenhauses in Halle a. d. S.