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Stadt Mleripert.

Derfafst und herausgegeben

von

Carl 6. Schmidt ma Michael Luft.

& iO EX [| = INA = 1890. Im SHelbftverlage des WVerfallers. Druck von Brüder Butter in Komstau. / | | 6 En FRANZ u EA Frl.“ Ki g

THE LIBRARY gRIGHAM YOUNG UNIVERS\F} PROVO, UTAH

Vurmurt.

—** ſeit einer langen Reihe von Jahren war der Heraus: geber diefes Werkes, Herr Carl G. Schmidl, von dem Beitreben bejeelt, eine „Geſchichte der Stadt Weipert“ erjcheinen zu laffen und bat zu diejem Zwecke weder Mühe noch Koſten geicheut, das in verfchiedenen alten Urkunden und Werfen vorfindliche Meaterial zu jammeln und zu Jichten. Diejes Beitreben fand in Herrn Joſef Pohl einen regen Theilnehmer, und jo erſchien im Selbjtverlage der beiden Herren im Jahre 1874 der erite Theil der „Ges ihichte der Stadt Weipert”, welde bei der geringen Auflage alsbald vergriffen war und allenthalben die willfommenite Auf: nabme fand.

Leider war infolge eingetretener Verhältniſſe die Fortſetzung dieſes ſchönen Werkes nicht zu erwarten, und auf vielſeitiges Verlangen ſeitens einzelner Perſonen, Vereine, ſowie der löblichen Gemeinde— vertretung haben ſich die Gefertigten entſchloſſen, unter theilweiſer Benützung und Umarbeitung des bereits erſchienenen Theiles und Herbeiziehung des aus dem Stadtarchive gehobenen reichlichen Materials eine neue Ausgabe dieſer Geſchichte zu veranſtalten.

Kann das vorliegende Werk auch infolge noch nicht zu Ende geführter Sichtung des ſtädtiſchen Archivs auf Vollſtändigkeit noch

feinen Anjpruch machen, jo gibt ſich der Verfaſſer doch der Hoff- nung bin, daſs dieſes Buch eine freundliche Aufnahme und nadı- ſichtige Beurtheilung ſeitens der

Bewohnerfchaft Weiperts, der es gewidmet ijt, finden und allen ein wertvolles Familienbuch werden möge. Sollte diejes Werk dennoch aus dem beabjichtigten Leſerkreiſe hinaus und in die Hände von Fachmännern fommen, jo mögen die voranjtehend genannten Gründe für eine milde Kritif jprechen.

MWeipert, im April 1890.

Carl G. Schmidl, Michael Suft,

Herausgeber. Verfaſſer.

J. Lapitel.

Weipert vor dem XIV. Jahrhundert.

Plinius der Aeltere, Ptolomäus, Cornelius, Tacitus, Eäfar und Pomponius Mela, welde uns berichten, daſs Böhmen DE zur MNömerzeit zum großen Theil von jenen unermejslichen Urwäldern bedeckt war, die man gemeiniglich mit dem Namen here yniſche Wälder (Sylvae hereynae) benannte.

Namentlich) war es der Nordweiten des Yandes, der infolge der Wildheit feines Klimas und durd die großen, oft meilenweiten Moräfte und Sümpfe jofort auffiel, über denen bejtändig ein dichter Nebel lagerte, welcher in Verbindung mit den obengenannten Terrain: ſchwierigkeiten diefen Theil unjeres Heimatslandes geradezu unbe— woohnbar machten. Es brauchte daher auch die Culturarbeit vieler Bi. Jahrhunderte, bevor die Urwälder gelichtet, Golonien angelegt und Handel und Wandel in Schwung gebracht waren. Noch zur Zeit Tacitus' lebten, wie diejer Autor erzählt, die Bewohner gleich den Gimmeriern immer im Dunfel und bejtändig bedroht von den wilden Thieren, die in großer Anzahl dieſe Gegend unjicher machten. ie Das erſte vege Peben, das ji) am Fuße und auf den wald- reichen Höhen des Erzgebivges, das nicht umſonſt die „wilde Ecke“

oder Miriquidi (d. i. Schwarzwald) hieß, entfalten Fonnte, war eine Folge des Bergbaues, der in dev Mitte des XII. Jahrhunderts zuu einem wichtigen Erwerbszweige wurde, wodurd auch zahlreiche

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deutſche und tjchechiiche Golonijten herbeigezogen wurden. So blühten um das Jahr 1160 die wegen ihrer Erzlager berühmte Stadt Freiberg, desgleichen audy mehrere von den Oſſegger Ciſter— cienfer-Aebten angelegte Ortichaften, wie Niklasberg, Rieſen— grund ımd Klojtergrab rajch empor. Im Kaufe des XV. Jahr— hunderts erreichte der Bergbau jeinen Höhepunkt, ſank aber dann, als einestheils durch die befannten traurigen Religionsjtreitigleiten die größtentheild protejtantiichen Bergleute zur Auswanderung gezwungen wurden umd anderntheils die Zinn: und Erzlager durch) überreiche Ausbeute erſchöpft waren, eben jo jchnell wieder herab, ein Umſchwung, dev ſich auch bald den Bewohnern des Erzg ebirges fühlbar machte. .

Unter jene Städte nun, die zweifelsohne ihr Aufblühen dem Bergbau und den durch diejen herbeigezogenen deutjchen Anſiedlern zu verdanken haben, gehört auch unfere gewerb- und inbujtriereiche DVaterftadt Weipert, deren Gründung und ältejte Geſchichte in tiefes hiſtoriſches Dunkel gehüllt ijt, jich aber bis ins XII. Jahr: hundert zurücführen läſst und vielleicht noch weiter zurück verjett werden fünnte.

Weipert erſtreckt ji in weiter Ausdehnung auf der nördlichen Abdahung des Erzgebirges hart an der jächjiichen Grenze, an einem feit alters viel begangenen und befahrenen Pajswege, welcher im Mittelalter als Verbindungslinie von Sachſen und dem böhmijchen Terrafjenlande von großer Wichtigkeit war. Dieje alte Paſsſtraße zog jich von der Grenzburg Kaaden, weldhe Stadt jchon zu Anjang des IX. Jahrhunderts”) bejtand und wohl hauptjächlic zum Schutze des Preßnitzer Pafjes angelegt war, über Kralupp, Brunners. dorf, (Brunnetow), Platz (Slatina), Wohlau (Wolin), Trie- biſchl (Trebyst), Gaiſchwitz (Gaisowitz), Schönbach (Som— pach), Zobietitz (Sobetiß), Zieberle (Sybrle), Lauda (Gluchow), Preßnitz (Prejenice), Kühberg, Sehma, Schlettau (Schetta), Frohnau (Fronow), Zwönitz, Lösnitz und Zſcho— pau nach Chemnitz. Eine zweite damals nicht ganz unbedeutende

9— Der Chroniſt Hajek ſetzt das Jahr 821, Dobner aber 803 an, wo Carl die Veſte Cadburg belagerte.

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Fahrſtraße führte noch von Schwarzenberg über Mittweida, Scheibenberg, Neudorf, Niederfhlag über die Kunz: müblenad Weipert, wo beim „alten Stalle* (N.C. 224) Vorſpann aufgenommen wurde. Noch heute fann man diejen Straßen- zug aus den alten Hoblwegen, wie jie beim Kaufmann Müller in Niederſchlag vorbeiführen, erkennen und verfolgen. Weipert mag ſchon damals für die Reijenden als eine Zwiſchenſtation, befonders diejes erjten Straßenzuges, eine nicht zu unterjchägende Bedeutung gehabt haben.

Der Sage nah bat Erottendorf in Sachſen jeinen Namen von Erodo, einem Gotte der alten Wenden, der auf dem Felſen, jegt Yiebenjtein genannt, verehrt wurde, und dem man die Erjtgeburt jchlachtete. Ebenſo joll die uralte Stadt Geyer ihren Namen von dem alten wendijchen Gotte Gyra ableiten. Selbjt unfer Kühberg jell in alten Zeiten Kiweribi geheißen haben—

Wie jtarf der Gebirgspais gerade in diejer Gegend frequen- tiert war, "gebt unter anderem jchon aus den tief ausgefahrenen Hohlwegen hervor, wie ſolche nicht allein von Reiſchdorf nad Prepniß, der alten Zollſtätte und unzweifelhaft des ältejten Ortes

im böhmijchen Erzgebirge, jondern auch über das Fremjiger oder Kr”

bremjiger Gebirge (den Höhenzug zwijchen Preßnitz und Pleil) nah Pleil und Sorgenthal über das Pleilwafjer und Freuziger Gebirge (den Bergrüden zwijchen leil und Weipert) nach dem

Weißenhirſchen und von da durch die nördlichite Spite des heu- " ""

tigen Weipert nah Blehbammer über ven Pöhlbach herunter: führen und in oben angedeuteter Richtung nach Leipzig und Halle, von wo die Böhmen ſchon in den ältejten Zeiten ihr Salz bezogen, ihre Fortfeßung nehmen. Noch heutzutage kann man jolche Uebergangsitellen am Blechbammer, bei Kühberg, Schlettau und Elterlein bemerfen, und mujsten die Schlettauer nod im Jahre 1807 zur Mieverherjtellung der alten Grenzbrüde am Weiperter Blechhammer 24 Thaler beitragen. Was nun bie Beichaffenheit dieſes Paſſes anbelangt, jo ließ diejelbe freilich viel zu wünjchen übrig, denn der Weg war reich an Fährlichkeiten und Hindernifien, an manden Stellen mit Schalhößern oder gar nur mit Neifig überbrüct , erreichte nicht ſelten auf Bergrücken Ve

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und Hochebenen eine Breite von 300 Klaftern (569 Metern), jo dajs 20 Wege nebeneinander herliefen ; an anderen Punften, jo vor Bächen und Flüſſen, wo die Seitenwege an Brücden zuſammen— mündeten, wurde ev eng und bildete tiefe Hohlwege, welche, wie 3. B. am Kühberg, nur mit großer Mühe zu paſſieren waren.

Zu welcher Zeit diefer Pajs über das Erzgebirge angelegt wurde, ift ung unbekannt, doch dürfte er keineswegs jüngeren Datums jein wie jener bei Eger mit ver Yandespforte Tepl, oder jener von Kopitz in der Nähe von Brür oder wie der Geiersburger hiſtoriſch ſo denkwürdige Pafs ; zumal wir annehmen fünnen, daſs die Böhmen - zum großen Theil auf diefem Wege das beveit3 erwähnte unentbehrliche Kochſalz jowie manche andere Erzeugniſſe deutjchen Gewerbfleiges zu holen genöthigt waren.

Uebrigens dürften, wie aus der Geſchichte hervorgeht, weniger der friedliche Verkehr als vielmehr die friegeriichen Verwickelungen Beranlafjung zur Anlegung diejes Gebirgspafles gegeben haben, denn die von den Deutjchen argbedrängten Wenden in Sachſen juchten in den Wäldern des Grzgebirges nicht nur Schuß, jondern auch Uebergangsitellen nad Böhmen zu gewinnen, um in Dem Bernichtungsfampfe Hilfe bei ihren jlavijchen Stammesgenoſſen im letgenannten Yande zu finden. Und wenn wir Albinus*) Glauben ihenfen wollen, daj8 vormals die Straße vom Harz bei Elterlein**) vorüber nad) Böhmen geführt, diefer Ort aber 600 Jahre vor jeiner (Albinus) Zeit bereits beitanden habe, jo Liegt die Ver: muthung jehr nahe, dajs nicht nur Scharen Heinrichs I. des Fink ler und Dtto’s des Großen im Jahre 928 den Paſs zum Ein- jalle nad) Böhmen gewählt, jondern auch Theile jenes fränkiſchen Heeres, das Karl der Große und jein Sohn in unjer Yand führten,

*) Abinus: Bergchronit Seite 23.

**) Die Stadt Elterlein fol von dem Sachſenherzoge Herrmann Billung angelegt und zuerst zum Andenken an Heinrich den Vogler, der zu Duedlinburg begraben liegt, Duedlinbura benannt worden fein. Diefer Name wurde jpäter von einem Altärlein , das hier in einer Gapelle fand und mo die Reijenden und Handelsleute Gott um jeine Hilfe zu dem gefahrvollen Gebirgsübergange anzuflehen oder nad deſſen glücklicher Meberwindung zu danfen pflegten, in Elterleim umgewandelt, mas auch das Kirchenſiegel zu beſtätigen ſcheint.

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auf diefem Waldwege hereingedrungen fein dürften. Sp wird befanntlich die Gründung der Stadt Schwarzenberg dem Kaijer Dtto dem Großen zugejchrieben. Desgleichen mag auch der Paſs über Preßnitz im Jahre 1005, als Kaijer Heinrich II., um Ullrich und Jaromir vor Herzog Boleslaw III. zu ſchützen, ein Heer, aus Franken, Sachſen und Thüringern beitehend, unter dem nachmaligen Sacjenherzoge Billung nad) Böhmen jandte, von den deutjchen Kriegern theilweije benüßt worden jein. *)

In der Folgezeit, als die Beziehungen Böhmens zu Deutjch- land freundjchaftlichere wınden und zwijchen den Meißnern und Böhmen ein friedlicher Verkehr jtattfand , die Einfälle ver eriteren in's Yand immer jeltener wurden, dev Bergbau im Gebirge fich zu entwiceln begann, wurde dev Pas allmählich ausgebaut, und blühten alfenthalben mit den Fortſchritten deutjcher Gultur längs des Ge: birgsweges die bereit3 genannten Orte, namentlich die Yandespforte Preßnitz, wo ein feites, mit 3 Thürmen verjehenes , durch eine Zugbrüfe und einen tiefen Wafjergraben gejchüßtes Schloſs ſich erhob, raſch empor ; auch mag in dieſe Zeit die Gründung von Weiperr fallen, und nicht erit, wie der Chroniſt diefer Stadt, Pfarrer Feiler, irrthümlich meint, in das jechszehnte Jahrhundert.

MWiewohl Feine Urkunden vorhanden find, die über den Ort der erjten Niederlafjung uns Aufjchlujs geben würden, jo läjst ſich doch aus dem Yaufe des Palles ungefähr fejtitellen, wo die Wiege von Weipert gejtanden jein may; Dort nämlich), wo jich bie tieffte Thalſenkung befindet, die der Paſs über das Gebirge zu überwinden hatte, wo noch heute vom Haufe Nr. 3 bis zum jogenannten Blechhammer ein Hohlweg von mindejtens 31/, Klaf— tern im fejten Gejtein ausgefahren iſt; hart an der Grenzbrücke, in ver Nähe der Fabrik der Julius Schmidl’fchen Erben (NE. 7) mag der erite Bewohner Weiperts jich angejiedelt und jein Heim in diejer öden , troitlojen Gegend aufgefchlagen haben. An diefer Stelle nämlich mujste der Frächter, mochte er nun von Sachjen oder Böhmen kommen, Raſt machen, denn er hatte nach der Richtung von Preßnitz wie Schlettau eine jteile Höhe vor ich,

*) Befanntlih drang das Hauptheer auf dem Geiersburger Paſſe vor, bejegte Geiersburg und ſchlug die Czechen bei Saaz.

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die num mit großer Mühe mitteljt Vorſpann zu gewinnen war, jo dajs die Annahme, daſs bier zuerit eine Herberge gejtanden, feines- wegs unwahrjcheinlich iſt, zumal wir on den meiſten Päffen und Gebirgsſtraßen des Mittelalters , ja jelbit heutzutage nod in un- wirtlichen Gegenden Einjchichten und Herbergen finden, die den müden Reijenden zur Ruhe einladen. Auch verdanft gewiſs mancher Ort am Fuße jteiler Berge dem Vorjpanne feine Entitefung. Es fann daher nicht überrafchen, wenn Yehmann den Namen Kubberg von dem alten wendiichen Worte „Kiweribi“ d. i. Ausjpann ab- (eitet, was unjere Anjicht über dieje erjte Niederlafiung nur bejtätigt.

Lange mag nun dieſes Wirtshaus, dieſe Herberge in dieſer Maldwildnis einfam gejtanden fein und nır Wölfe, Bären umd andere wilde Thiere zu Nachbarn gehabt haben. Die Sage ver- wandelt unjere Herberge in eine Räuberhöhle, in welcher Reiſende duch eine Fallthüre in einen Keller ſtürzten, dort ermordet und gegraben wurden, bis es endlich durch eine Dienjtmagd, die einen jungen Mann warnte, verrathen wurde, worauf das Haus von Soldaten aus Kaaden umringt und jammt den Bewohnern nie dergebrannt wurde. So ſehr nun diefe Sage anderen derlei Mord- und Räubergejchichten gleicht, findet jie doch gleichjam eine Beſtä— tigung in dem Umjtande, dajs jchon unter früheren und jelbjt noch unter dem vormaligen Beſitzer diejes alten Wirtshaujes bei dem

Umbau des Gebäudes Todtenbeine im Keller aufgefunden wurden. -

Jedenfalls wurde das Wirtshaus, wenn man der Sage Glauben ſchenken darf, bald wieder aufgebaut.

Es kann angenommen werden, dajs jich in nicht allzulanger Zeit die zum Fuhrweſen tnentbehrlichen Gewerbe, als: Schmiede,

Wagner u. ſ. w. diesſeits und jenjeits des Pöhlbaches angejiedelt:

haben, denen mit dem Aufblühben des Bergbaues neue Colonijten folgten und jo ven Ort Kurpergf, Kurperge oder Khubergf grün? deten, welchen Namen die Gerichtsbücher aus dem XVI. Jahr-— hundert, die ältejten bis jeßt aufgefundenen hiſtoriſchen Quellen für die Gejchichte von Weipert, diejer Anjievlung gaben.

Der Pöhlbach bildete damals noch nicht die Grenze von Böhmen, jondern diejelbe änderte jich jelbjt in jpäteren Jahrhunderten nach

maannigfaltig, dehnte ſich unter Ottofar I. bis nad Schwarzen— berg und Fihtenjtein, unter Wenzel I. bis Altenburg, &hbemnik und Zwidau, jelbit noch unter Carl IV. im XIV. Jaahrhundert bis Schlettau und Stollberg aus, welches letz- tere diejer König am 2. Jänner 1347 von Bernhard von Schön- burg in Kaaden gefauft hatte. Bon großer Wichtigkeit nicht nur für den Verkehr auf dem Gebirgspaſſe, jondern für die ganzen Bewohner des Erzgebirges, mithin auch für unjere Colonijten in Kühberg und Weipert E war der Bergbau, und zwar zumächit jener auf Eiſenerze und deren Verarbeitung. Bekanntlich wurde ſchon in der Zeit, wo noch I Böhmen von Herzogen regiert wurde, alſo in der jlavijchen Zeit, Bergbau im Erzgebirge betrieben. Münzen, die von Herzog Wenzel (923—936) und von Boleslav I. (936—967) herrühren, des= gleichen Nachrichten von der Ausfuhr von Sicheln nah Yeipzig, die im X. und XI. Jahrhunderte jtarf betrieben worden jein ſoll, noch mehr aber die Unzahl von Halden und Bingen in den Wäldern bejtätigen dies. Freilich war e8 nur eine Art Raubbau, weil man noch feine Waſſerhebe-Maſchinen und vergleichen fannte, die ein tieferes Eindringen in das Erdinnere ermöglichten. Noch heute‘ findet man im kremſiger und kreuziger Gebirge Halden, oft nur“ vo IR wenige Meter von einander entjernt, die eben nur jo tief getrieben ſind, als es die Bergwäſſer geſtatteten. Durch ſolche Schächte, die FAR Ai : \

jeit undenflichen Zeiten verödet liegen, wird der Weg zwifchen 1 e Sorgenthal und dem Weißenhirſchen für den Fremden geradezu i gefährlich. Im Eremjiger Gebirge finden wir an einer Stelle, die N „Ausipann“ beißt, ſolcher alter Schächte jo viele, daſs fie einen Flächenraum von fait 2000 Quadratklaftern beveden und in einer $ Preßnitzer Handſchrift vom Jahre 15837 heißt e8 wörtlich: „Nach: "rn RZ A dem aber 26 Hämmern umb die Preßnitz zu der Zeit (d. i. vor 17° le

dem Huſſitenkriege) geweit, wie denn die Hammerjtädt, jo noch vor fe Augen anzeigen, haben ſich die Leute mehr auf Eijenjtein, denn A Aust

auff Silber-Bergwerf befliest. Aa. 1583 ijt das tiefjte vom Brem— A534 ſiger, 28 Lachter tief von H. Sebajtian von Haffenjtein wieder. Grafen gewältigt, geiteht ein Rufus 8 fl. 6 w. Gr. aber fein Anbruh e gefunden, denn die alten jind vor ung var Yeuth "geweit, Bin: E

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8 nicht viel gelaſſen.“ Alſo lange vor den Huſſitenkriegen wurde der Bergbau in dieſer Gegend des Erzgebirges betrieben. Daſs auch noch Spuren von Eiſenſchmelzen und Hammerwerken aus jener Zeit vorhanden ſind, erſieht man an vielen Stellen, ſo namentlich bei Sorgenthal und Pleil, woſelbſt noch Kellerräume und Mauer—

Awerk find und das Volk heute noch Schätze zu finden glaubt. *)

Wichtig für uns aber iſt das Vorhandenfein eines ſolchen Hammer— werfes in Weipert. Dass ein jolches lange vor den Hufjitenfriegen dajelbit bejtanden, geht aus einer vom Jahre 1506 datierten urkund— lichen Nachricht hervor, der zufolge Bohbuslaw von Yobfowiß, Herr auf Hafjenitein, im obgenannten Jahre einen gewiſſen „Hans Schneider” mit dem „wüjten Hammer Weiperth“ belehnte, welche Belehnung durch, ein Privilegium im jahre 1526 ausdrücklich bejtätigt wird. Wenn nun diejes Hammerwerf bis zum Jahre 1506 „wüjte” lag, jo fönnen wir annehmen, dajs v3 bis zum Ausbrucher des Hufjitenfrieges 1419 im Betriebe war, und dajs ferner diejer Betrieb wiederum ein jehr großer gewejen jein mujs, geht aus den großen Maſſen von Schlacfenhalden hervor, die jich hier vor: finden und eine Thätigkeit von mehreren Jahrhunderten voraus: jeßen. Die bei der Sorgenthaler Brücke befindlichen Häufer find auf Schlacden gebaut und bilden diefe auch die Unterlage der ums liegenden Felder. Auch im Thale zwiichen Pleil und Schmiede: berg find eine jolche Menge von Schladenhalden, dajs die Straße, welche die beiden genannten Orte verbindet, ganz davon gebaut it. Diefe Schladen find ungewöhnlich jchwer, da ſie noch einen großen Theil Eijen enthalten. Die ältejte Schmelzmethode beitand blos in Rennfeuern (einem vierecfigen, oben offenen Mauerwerf, in welches die Kohlen und die Eijenerze gefchüttet wurden), wodurch dag meijte, allerdings auch jchlechteite Eifen in den Schlacken blieb. Das gejchmolzene Eiſen wurde durch eine unten angebrachte Deffnung mitteljt eijerner Stangen, um die jich das Eiſen wickelte, herausgeholt umd unter den Hammer gebracht. Es gab daher in jenen Zeiten feinen Roheiſenguſs; evt jpäter kamen die Blau und

*) Bergl. die Sagen „Das alte Schlojs" und „Des Schlad’nmannes oter albernen Mannes Loch“ in der Drtsfunde von Shmiedeberg von E— Heger und $. Lienert.

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9 erjt in der Mitte des XVII. Jahrhunderts die Hochöfen auf, weshalb in den ältejten Zeiten immer nur von Hämmern die Rede ilt, Die erjten Eijenjchmelzen entitanden in unmittelbarer Nähe

der Bergwerfe, und zwar in Sorgenthahund bei Pleil Die boy 4

Sorgenthaler Schmelze. ſtand am linfen Ufer des Schwarz oder 197

Pleilwaſſers und muſs von großem Umfange gewejen jein. Ober: halb des Werfes befand jich ein großer Schußteich und ein Waſſer— graben, von denen aber feine Spuren mehr vorhanden jind. An demjelben Waller zwiichen Pleil und Schmiedeberg lag das zweite Eijenwerf, wo noch deutliche Spuren von Kellern und Mauer: werf wahrzunehmen jind. Auch der Wajfergraben, der zu diejem Werke führte, iſt noch deutlich jichtbar.

Gleichzeitig mit dieſen beiden Werfen entitand im heutigen MWeipert eine zweite Anfievlung oberhalb des alles in ver Gegend, wo jet der Gaſthof „zur Stadt Yeipzig” jteht. Wie nun diejes Hammerwerf zu dem Namen Weiperth gekommen, iſt hiſtoriſch nicht fejtgeitellt, doch nimmt man an, daſs diejer Name von einem deutjchen Golonijten, Weyberth (Wigbertb) herrührt, der im XI. Jahrhundert diejes Hammerwerk anlegte. Uebrigens bejtand in früherer Zeit die Gepflogenbeit, den Bergwerfen den Namen eines Heiligen oder jonjt eines hervorragenden Mannes beizulegen, jo daſs Jelbit die Anſicht nicht ausgeſchloſſen iſt, daſs unſer Hammerwerk feinen Namen vom Abte von Fritzlar, dem heiligen Wigpert oder dem in der Markgrafſchaft Meißen wegen ſeiner Rieſenſtärke bekannten Glücksritters Wiprecht von Groitſch (1080— 1123), der in der Gejchichte der Marf Meinen eine hervorragende Rolle jpielte, zu verdanfen haben dürfte. Diefer Wiprecht, ver im Begauer Mönd IV.9 und in der alten meißnijchen Bergehronift vom Jahre 1589, Seite 240, übereinjtimmend Wippert, von Cosmas aber Wig- bert genannt wird, erwarb jich die Gunjt Kaiſer Heinrichs IV., erhielt von diefem die Burg Yeisnig, wozu auch Yauterjtein bei Zöblitz gehörte, und wurde endlich Eidam des böhmischen Königs Wratisfamw II, erfuhr dann aber, nachdem er 40 Jahre lang mannigfach in die böhmischen Zuſtände eingegriffen hatte, ven größten Wechjel des Schicjald. Nachdem er jih im Sabre 1112 gegen den Kaijer empört hatte, wurde er gefangen, zum Tode ver-

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urtheilt und erjt nad) Aufopferung al’ feiner und jeines Sohnes Güter freigelajjen. Er erwarb zwar jpäter jeine früheren Beſitzungen wieder und erhielt jogar vom Kaijer die Mark Meißen, die er jedoch nicht behaupten konnte. Er jchlojs endlich jein bewegtes Leben als Mönch im Klojter zu Pegau im Jahre 1124.

Dajs der Gründer und feine Familie, von der wir leider nirgends eine Spur in der Folgezeit antreffen, ferndeutjch geweſen jind, bejagt nicht allein der Name, denn wir willen, daſs damals die Namen Wigbert, Egbert, Dagobert, Sigebert, Rupert, Heribert u. j. w. bei den Germanen jehr in Braud) waren, jondern geht auch aus der Gejchichte Böhmens jelbjt hervor, indem gerade in der Zeit, in welche die Entjtehung des Hammer: werfes Weipert fällt, die deutjche Sprache und Sitte den deutjchen Prinzejjinnen an den böhmiſchen Hof folgte, daſs ferner deutjche Mönche, Künjtler und Bauern ins Land gerufen wurden, um den

Segen deutjcher Cultur dahin zu tragen. r

Slaviih it der Name Weyberth unbedingt nicht, und es fann nicht behauptet werden, dafs derjelbe in unjerer eriten Urfunde, wo er jo erjcheint, ganz richtig gefchrieben it; er kann urjprünglich ganz gut Wigbert oder Wippert geheißen haben. Bloß mit letzterem Namen ſoll unjer Ort in jeinem älteſten Gedenkbuche genannt worden jein, welches leider erit in der Neuzeit verloren gegangen it. Auffallend ijt es nur, dajs der Name Weyberth, er mag nun Vor- oder Zuname gewejen jein, als jolcher jeit jener Zeit aus unferer Stadt und Gegend verjchwunden ilt. Die Familie mufs aljo, wenn ſie ja unferen Hammer gegründet und hier gewohnt hat, wieder ausgewandert oder bei der Zerjtörung des Hammers zu Grunde gegangen jein. *)

Sp gerne wir nun auch dem heiligen Wigbert oder jenem Glücksritter Wippert das Verdienjt, unferer Stadt den Namen gegeben zu haben, gönnen würden, jo müſſen wir doch den Namen

*) Der Familienname „Weipert“ befteht heute nod in Stoderau in Nieder-Defterreih, mo am 14. Juli 1889 die Fabrifsarbeiter der Majhinens fabrif des Herrn „Weipert” aus Anlaſs der Vollendung der zehntaujenditen Maſchine aus der Fabrik eine Feftlichfeit veranftaltet haben.

11 Weyberth, wie er in unferer eriten Urfunde vorkommt, für den richtigen annehmen und alle jpäteren, wie jte jich in unferen alten Gerichtsbüchern vorfinden, als: Weinberge, Weinberg, Weyprecht, Weihberg, Weychperg, Weygperg, Wei: pergf, Wenperg, Weinpert, Weipredht, für Berun- Italtungen balten.

Die Sage jucht zwar den Namen Weinberg, der doch in unjerem Gebirge gar feinen Sinn bat, dadurch zu begründen, daſs die Bergbauluftigen bei Auffindung der reichen Eilberanbrüche der Mildehandgotteszeche büchern vor, wo jene ausgerufen haben: Anbrüche nod gar „Das it ja ein nicht aufgefunden

fruchtbringender und der Silberberg— Weinberg! doch bau in Weipert fommt der Name noch gar nicht begon= Weinberg ſchon K nen hatte. im Sabre 1533 in _ fi Das Stadtwappen unjeren Gerichts— Da en bon Weipert, wel- ches wir am Schluffe diejes Werkes noch bejchreiben werden, führt im Meittelfelde zwei Bergknappen, welche an einer Stange eine Traube (Erztraube) tragen, die auf den Namen „Weinberg“ hindeuten joll.

Zur Zeit, in die wir die Entjtehung unſeres Hammers jeten, waren die lebten Reſte der Serben in Sachſen bereits dem An— ſturme des Germanenthums erlegen, und die Zeit war nicht mehr jerne, wo im Erzgebirge, troß des Nücjchlages, der zur Huſſiten— zeit eintrat, jede Spur ſlaviſchen Weſens bis auf die Namen ein= zelner Orte verjchwinden jollte.

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Il. Lapitel.

Weipert zur Söulfitenzeit.

{ on großer Bedeutung für die Entwicklung des Bergbaues im Erzgebirge war die Auffindung von Silbererzen. Mit einem Schlage belebten ſich nun die jteilen Abhänge und Waldhöhen, die jonjt jo vereinfamt und öde gelegen; von Nah und Kern jtrömten Anjienler herbei, die undurch— dringlichen Wälder wurden gelichtet, längs des Paſſes entitanden neue Niederlafjungen, die in furzer Zeit zu wohlhabenden Städtchen und Dörfern heranwuchſen, und was von noch größerem Werte war, deutjches Yeben , deutjches Weſen und deutſche Sitten ver— drängten den Reſt des jlavifchen Geijtes und hielten allenthalben jieg- reichen Einzug, jo daſs jelbjt die jchredlichen Raub: und Ber- beerungszüge der Hulliten nicht im Stande waren, die Macht des Deutſchthums in Dielen Gegenden zu brechen.

Damals mag wohl auch der einjame Weiler Weipert ji) durch neue Anſiedler vergrößert haben, gleichwie das in jeiner unmittelbaren Nähe befinvliche Städtchen Preßnitz durch jeine Silbererze einen großen Ruf erlangte; das Aufblühen des Berg— baues in dieſer Gegend mujste naturgemäß eine Vergrößerung der Stadt zur Folge haben. Die Schiejale von Preßnitz, deſſen Wichtigkeit als Zollitätte und Landespforte an dem alten Paſſe bereit erwähnt wurde, jind mit denen von Weipert, weil beide durch lange Zeit unter denjelben Bejitern jtanden, auf das innigjte verfnüpft. Ueber das Städtchen jelbit gibt uns eine 1583 gejchriebene

‚Urkunde, wie folgt, Aufichlujs: „Ankunft des Städtleing und Berg: 4573 wergfs in und uff der Pregniß in der Kron Boheimb gelegen.”

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„Unjer Städtlein iſt erjtlich auffommen vom Silberbergwert,

jo uffn Bremfiger alfo genannt und derſelben endten Erz antreffen 7...

worden. Zu den guten König Johannis Zeiten, den erjten diejes Namens, ein geborener Herzog von Lützenberg, iſt geweit ohne gefahr (ungefähr) nach Chriſti Geburt 1349, an welchen Ort jo eine große menge Ertz gebrochen und gejchmelzt worden , daſs der König jelber hin auf den Berg eine Münz bauen lajjen, wie denn die Münzſtadt vor Augen allda zu ſehent, da man die ganze jilbern böhmischen Grojchen gemünzt, darauf ſteht Johannes pri- mus Dei gratia Rex Bohemia, *) die man Bremfiger heißet, deren einer Itzt zwei böhmiſche Gilt im jeßigen 1585 Jahr, welche noch bisweilen gefunden werden, und iſt da zur jelben Zeit jo eine wohlfeile Zeit gewejt, dafs ein Quint Silber einen Silber Grojchen gegolten und verkauft worden.”

„Umb diefen Bremfiger Berg ijt das Städtlein anfangs mit jeinen Wohnhäufern gebaut und von den Bergleuten gewohnt worden. Als nun hernach mit gewaltiger Kriegsrichtung hinaus ins Teutjche gezogen, welches gejchehen von Zſiſtka 31/, Jahr nad) Johann Hujjen Tod als 1424, damals haben die Teutjchen wieder hereingejtreift und die Städtlein und Bergwergk wie andere mehr zerjtört und verwüſtet. Nachmals haben die Nachtömmlinge an ein ander Orth, da jebt die Preßnitz jteht, wieber gebaut.“

Sp berichtet die Urkunde. Dajs in Preßnitz der Silberbergbau | jehr stark betrieben, und daſs fomit dafelbjt und in der Umgebung

ein veges Leben geherricht haben mag, geht aus der Selbjtbiographie

Karls IV. hervor, worin des Preßnitzer Bergbaues Erwähnung

gefchieht. Freilich Fonnte derjelbe nicht ſehr vationell betrieben werden, da man feine zwecinäßigen Schmelzwerfe Fannte, und die Erze nur im Bade gewajchen wurden. Das damalige Bergamt befand jih in Gefslern bei Klöjterle.

Ueber die ſonſtige Gefchichte der vorhufiitiichen Zeit haben 2

wir für Preßnitz ebenſo wenig urkundliche Nachrichten wie für Weiperi, weil duch den großen Brand von Preßnitz im Jahre 1811 jämmtliche Archive vernichtet worden find, nur aus den

*) Cine ſolche Münze befindet fih auch in der reichhaltigen Münz- fammlung des Herausgebers dieſes Werkes, C. G. Schmidl.

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14 Schickſalen der Herren auf Haſſenſtein, der Schönburge wird einigermaßen jene Zeitperiode erbellt. Die Burg Haſſenſtein, die unter Premyſl Ottofar I. zum Schute des Preßnitzer Paſſes erbaut worden fein joll, gelangte Iehensweife durch König Wenzel II. an das aus Deutſchland vertriebene Geſchlecht der Schönburge. Kriedrid und Theodor von Schönburg waren die erjten Bejißer der Burg, die nad Friedrichs Tode 1349 als öffentliches Yehen an Karl IV. zurücfiel, der es aber fofort wieder an Bernhard von Schönburg verpfändete, welcher von König Wenzel IV. am 4. December 1387 feierlich mit der Burg Hafjenjtein und mit dem Flecken Preßnitz und allen dazu gehörigen Dörfern, alſo auh Kuhberg-Weipert, belehnt wurde. Diefer Bernhard von Schönburg beſaß aud noch das Amt Schlettau als ein zur Krone Böhmens gehöriges Lehen , welches jedoh jein Sohn Friedrich im Jahre 1413 nebjt den dazu gehörigen Belitungen, als: Walterstorf, Granzahl, halb Königswalde, Kunersdorf, Sehma, den Buchenwald, wo jpäter Buchholz erbaut wurde, u. |. w. an den Abt von Grünes hain abtrat, dejjen Beſitzungen endlich jo anjehnlich wurden, daſs jie ſich bis 3 Stunden unter Zwidau und 4 Stunden nad)

Böhmen hinein eritredften, wo das Klofter aud Wernsdorf und,

Wiſtritz beſaß. Vorher ſchon hatte Carl IV. ven Schlettauern

das Privilegium gegeben, jeine Yebensbedürfnijje abgabenfrei aus Böhmen beziehen zu fünnen. Hajjenjtein mit dem Flecken Preß— nit und allen dazu gehörigen Ortjchaften wurden jchon im Jahre 1412 von Friedrich von Schönburg an Heinrid) d. j. Neuß

von Plauen auf Königswart mit allen Pfand- und Lehens-

rechten abgetreten. Diejer nahm in einem Streite de3 Königs Wenzel mit Boreſch von Rieſenburg gegen erjteren Partei, verwüſtete von Halfenjtein aus die Eöniglichen Befiungen, bi8 Wenzel den Hafjenjtein erjtürmen ließ, worauf jih Heinrich freiwillig itellte und bis 1419 gefangen blieb. Indeſſen hatte dev König Hafjenjtein mit allen Zugehörigen an ven böhmijchen Oberland— jhreiber Niklas von Lobkowitz verpfändet, und da der Monard) bald darauf jtarb, ohne Hafjenjtein eingelöst zu haben, jo blieb die Domaine als erbliches Kronlehen bei ven Nachfommen Niklas

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von Yobfowiß, der feine zahlreichen Güter jeinen Söhnen Niklas 11. und Johann PBopel im Jahre 1435 übergab und bald darauf ſtarb. In die Regierungszeit Niklas 1. fallen befanntlich jene Raub- und Berheerungszüge der Taboriten und Drpbaniten, die als Anhänger des zu Conſtanz verbrannten Hujs mit wilden Fanatismus kämpften und weite Länderſtrecken verheerten. Ihr tapferer Feldherr der blinde Ziska, durchſtreifte mit ſeinen Scharen das ganze Land nach allen Richtungen, erſtürmte Burgen und Schlöſſer, brach Mauern und Thore, plünderte Städte und Dörfer, metzelte deren Bewohner nieder und ſchleuderte dann die Brandfackel in die öden Wohnungen. Neben Ziska find auch noch als hervorragende Anführer dev Huljiten zu nennen: Heinrih Kruſſyna von Lichtenburg, Kruß von Shwamberg, König Korybut, haupt: jächlih aber Ziska’s Nachfolger, Profop d. Große (auch Holy oder Raſa, der Gefchorene genannt) und Profupef, Profop der Kleine, der Anführer der Wayſen oder Orpbaniten.

Alten Traditionen und Ehronifen zufolge blieb der Kamm des Erzgebivges während dev erſten Jahre des Huſſitenkrieges von feindlichen Angriffen verſchont, obgleich die am Fuße gelegenen Städte furdtbar mitgenommen wurden. Nur eine Preßnitzer Hand» jchrift weiß uns zu berichten, daſs die Gräuel des Krieges auch den Bewohnern ver Umgegend von Preßnitz und Weipert nicht erjpart blieben, indem nämlih im Jahre 1424 meißniſche Söldner heveindrangen und Preßnit verheert und niedergebrannt haben jollen. Da wir aber nirgends eine Nachricht finden, dafs bis zum genannten Jahre die Hujfiten dieſe Gegend heimgejucht, oder daſs eines der eriten drei Kreuzheere diefen Weg übers Gebirge genommen, denn jie jchlugen den Weg über Graupen, Eger und Tachau ein, jo ijt diefer Nachricht wenig Glauben beizumefjen.

Viel wichtiger, weil entjchieden wahr, ijt die Kunde von dem Heereszuge des jungen Sachjenherzogs, Friedrich des Kriegeriichen, der im Sahre 1427 einen Theil des vierten Kreuzheeres, bejtehend aus Söldnern der Hanjaftädte und Meignern, auf dem Paſſe über Preßuitz nad) Böhmen führte, ji) am Fuße des Gebirges unweit von Kaaden mit dem Heere des Markgrafen Friedrich von

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Brandenburg, der über Eger fam, und bei Plan mit dem Eur: fürjten Otto von Trier vereinigte. Troß der anjehnlichen Stärke diejes Kreuzheeres wurde dasjelbe bei Mies gejchlagen, und die Meigner juchten eiligjt den Paſs nach der Heimat zu gewinnen, giengen aber dabei zum großen Theil zugrunde, denn die Huffiten folgten ihnen auf dem Fuße, trieben jie von Ort zu Ort, und erichlugen jie in den Wäldern zu Tauſenden. Auf dieſem ſchmäh— lichen Rückzuge wurden aucd die Orte längs des Gebirgspajjes arg mitgenommen. Auf diefe Weile wurden Preßnik und Wei- pert verheert, die Grenze von den Huſſiten überjchritten, und die raubgierigen Horden wälzten ich wie flutende Ströme in das wehrloje Sachjenland. Die Böhmen waren obnedies dem Cur— fürjten gram, weil er jchon jeit Anbeginn des Kampfes getreu zum Kaiſer gehalten hatte, und jett nad) dieſem unglüclichen Ein- falle dev Meißner juchten jie reichlich Rache zu nehmen. Tod und Verderben zog nun in die jächjiichen Gebirgsthäler ein. Noch jchildern uns lebhaft die Chronilten den Verbeerungszug der Dreſchflegel- und Meorgenjternfrieger. Die Orte Sehma, Eran- zahl, Waltersporf und Schlettau wurden niebergebrannt, und nod) im Sabre 1649 fand man in leßterer Stadt bei der Neparatur des Thurmfnopfes 3 Stück Pfeileiſen, die zur Erinnerung an dieje Einnahme von Schlettau durd die Huſſiten daſelbſt aufbewahrt wurden. Nah Schlettau fam die Reihe an Elter— lein, Shwarzenberg, Zwöniß und Löſsnitz. Am furcht— barjten ward aber das Städtchen und Klojtr Grünhain mit- genommen. Nachdem nämlich die Mönche qualvoll getödtet, Die Kirchenſchätze geraubt waren, wurde das Kloſter den Flammen übergeben. Dajs ſolche Gräuelthaten allenthalben Furcht und Schrecken verbreiten mujsten, läjst ſich leicht denken, und jelbjt Die muthigiten Ritter wagten es nicht, ſich den Mordbrennern ent- gegenzumwerfen. Daher Eonnten die Hufjiten auch ungehindert, mit unermejslicher Beute beladen, den Rückweg über Preßnitz an- treten 5; der Schreden ihres Namens ſicherte ihnen die gefahrlofe Heimkehr.

Diejer eine große Naubzug, den die Hujjiten auf dem Preß— nißer Paſſe nach Sachſen unternahmen, hatte für die ganze Gegend

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die traurigſten Folgen, indem die Bergwerke zerſtört, die fleißigen Anſiedler getödtet oder geflohen waren, der Bergbau alſo in ſeiner Entwicklung gehemmt war. Mit einem Schlage ſchien die Culturarbeit von zwei Jahrhunderten zerſtört zu ſein, und wäre der Raubzug der Huſſiten im J. 1430, der bekanntlich von Prokop dem Großen unternommen wurde, wieder auf demſelben Wege ausgeführt worden, es wäre dann wohl überhaupt mit der neuen Entwicklung des Bergbaues in dieſer Gegend für immer vorbei geweſen; zum Glück ſür unſere Gegend wählten die Fanatiker den Weg über Graupen, zerſtreuten ſich bis hinter Torgau, plünderten Oſchatz, Grimma, Leipzig, Plauen, Gera, Alten— burg, und kehrten alsdann über Eger ins Land zurück.

Erſt im Jahre 1435, als ſich end— lich die huſſitiſchen Stürme gelegt hat— ten, traten allmaͤhlich in dieſer Gegend günſtigere Verhältniſſe ein und ſcheinen die zerſtörten Anſiedlungen wieder aufgebant und von den zurück— gefehrten Flüchtlingen wieder bewohnt worden zu jein. In diefem „jahre übernahmen Niklas II. und Jo— Wappen der Loblomig. hann Popel von Lobkowitz die weit: läufigen Güter ihres Vaters Damals joll an der Prepnißer Pfarr- jet Friedhofskirche, bereits von Niklas 11. ein Kaplan mit 12 Schock Prager Grofhen angejtellt gewejen fein; die Kirche jelöft wurde bereits damals zur Lobkowitz'ſchen Begräbnisjtätte auserforen.

Im Jahre 1446 theilte jich laut Vertrag das Lobkowitz'ſche Geſchlecht in zwei Hauptäſte, in den der Lobkowitze auf Hafjenjtein, wozu die Herrſchaſt Preßnitz gehörte, wie auch aus der Moergengabe von 300 Scho Prager Groſchen, die der Ahnherr diejes Zweiges, Niklas II, auf das Gut Preßnitz feiner Gemahlin Sophia ver fichern ließ, hinreichend hervorgeht, und in jenen der Popel.

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Damals gehörte der veftliche Theil der Herrſchaft Preßnitz jowie die eine Hälfte des Städtchens noch dem Herren von Schön- burg, jo daſs im Jahre 1545 Niklas Il. den Entjchlufs fafste, diejen Theil von Preßnitz an fih zu bringen. Wilhelm von Schönburg auf Pürjtein verfaufte ihm dann denjelben im genannten Jahre. Daraus mag auch die Sage, dajs Wiejen- 159% thal im XVI. Jahrhundert von den Schönburg, in bejjen ne Befi damals die Gegend gehörte, angelegt jei, ihre Begründung

finden.

ern lead Am IT Mai 1459 verfcaffte ſich Niklas II die Freiheit Zen, zum Bergbau auf den gold- und jilberreihen Bergen drei Meilen net, im der Runde von Hafjenjtein. Er erhielt dieje Freiheit vom König Y Georg von Podiebrad jammt dem Nachlaſs der Urbührgebüren und anderen Zahlungen zur Föniglichen Kammer für jeine und

jeines Sohnes Niklas III. Lebensjahre, welche Bergfreiheiten ſich

namentlich auf den Silberbergbau bei Preßnit beziehen und auch

jpäter im Jahre 1473 vom Könige Wladislaw IV. bejtätigt wurden.

Fünf Jahre vor diefer Bejtätigung der Bergfreiheiten ſchlug aber-

mals der blutige Krieg diefer Gegend ſchwere Wunden, indem bie

Trümmer des bei Klattau gejchlagenen Kreuzbeeres, von den Scharen

Georgs von Podiebrad verfolgt, theilweije auf dem Paſſe über

Preßnitz den Rückzug antraten. Die gleichzeitigen böhmiſchen Schrift=

ſteller jchildern dieje Unmenjchen wie folgt: „Dieſe Kreuzſöldner

erhielten feinen Sold, fondern morteten die Böhmen wegen des

Blutes Ehrifti der Neihe nach, ſchlugen den Kindern die Köpfe ab

und warfen dann mit ihnen herum, wie mit Krautföpfen; ſie Ichlachteten auch Greife und alte Matronen in den Kranfenhäufern,

wujchen ſich mit dem hervorjtrömenden Blute und meinten dadurd)

aller Sünden vein zu werden. Wenn im Gefechte ein Böhme fiel,

warfen jie jich ungefaumt über ihn, fiengen jein Blut auf und

beftrichen ihre Körper mit demjelben, um jegliche Sünde abzuwajchen,

denn der Papſt hatte jie hierzu angeregt, indem er ihnen eine Bulle

(die fogenannte Kreuzbulle) verlieh, welche ſolches Blutbad mit dem

Zuſatze anbefahl, dafs, wer einen Böhmen tödtet und mit feinem

Blute ſich abwäſcht, alljogleih aller Sünden rein fein wird, wie

‚ein Kind, das dem Mutterleibe entjprungen. Sollte ein Kreuz:

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zügler im Gefechte fallen (jo Iautete die Bulle weiter), jo batte der Papſt bereits den Himmel geöffnet, daſs jeder ſolche Glaubens- krieger ohne allen weiteren Aufenthalt im Fegefeuer gerade in den Himmel gelange. Dieſe Fanatiker trugen rothe Kreuze auf den Ktleivern, um einander bejjer zu erkennen.“

Mit diefen entmenfchten Horden, die Jogar böhmijche Herren, wie Zdenefvon Sternberg umd Dobrobojt von Ronsperg hegten und freibielten, trat ein von H ajfenjtein entflohener Schlofs- faplan in Verbindung und führte jie nach Preßnitz. Die Ein wohner flüchteten aber in die Kirche, die zur Bertheidigung vor—

treffli eeignet war, und hielten ſich jo lane e, bis die Kreuz geen ' 3

Joldaten auf die Nachricht, dajs Johann von Lobkow itz, der damalige Herr von Haſſenſt ein und Preßnitz, zum Entſatze herbeieile, mit Zurücklaſſung ihrer Waffen die Flucht ergriffen, jedoch ungefähr zwei Schock Kühe mit wegtrieben. Johan n, der gelobt hatte, Alle, die in jeine Hände fallen würden, zu verbrennen, traf bloß noch einen knabenhaften veutjchen Burſchen an, an welchem ex ſich nicht rächen wollte. Die Böhmen rijfen ibm jedoch das vothtuchene Kreuz vom Wamje und zwangen ibn, dasſelbe aufzuefien. Jeden— jalls nahm dieſes Gefindel, da ihm der Weg nach Böhmen verlegt war, den Rückzug über Weipert nach Sachjen.

Ueber die Entjtehung und den Namen Haſſenſtein will uns eine Sage Aufſchluſs geben: Ritter Emmerich hatte ſich auf dem Platze, wo jet die Ruine Haflenitein jtebt, ein jtolzes Schlojs erbaut. Ginjtmals zu einem Kriegszuge gerufen, übergab er jeine einzige Tochter „Gutta“, weil die Mutter des Kindes frühen Todes gejtorben war, feinem alten Schlojsgeijtlichen zur befonderen Aufſicht. Gutta wuchs heran und nüpfte hinter dem Rücken ihres Erziehers ein Yiebesverhältnis an, das nicht ohne Folgen blieb.

As nun Emmerich nach Beendigung des langen Krieges wieder heimkam, hatte ſich gar viel geändert. Seine Tochter hatte ſich, als die Nachricht won der Rückkehr ihres Vaters eintraf, ſammt dem neugeborenen Kinde vom Schloſs herab in die Tiefe geſtürzt und dort den Tod gefunden. Der Schloſskaplan empfieng den Schloſsherrn auf den Knieen und theilte ihm das Unheil mit.

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Ritter Emmerich war über dieſe Botjchaft jo erbost, dajs er den Erzieher feines Kindes erfajste und denjelben gleichfalls in die Tiefe hinabjtürzte. |

Emmerich war aber ſeit diefer Zeit nicht mehr glücklich; ruhe- [08 irrte er umher, und eines Abends, als er jich jo vecht um jein einziges verlorenes Kind kränkte, betrat er dieſe unglückliche Stelle. Seine Sinne verließen ihn, jeine Schritte wurden unjicher, er wanfte und jtürzte hinab in die verhängnisvolle Tiefe, wo auch er jein Leben aushauchte.

Die Knechte und Neijigen bereiteten ihrem todten Burgherrn die lebte Ruheſtätte an jenem Orte, wo ſchon die früheren Opfer ruhten; dort außerhalb der Burg, mitten im grünen Haag, wo es am fühljten war und die Vögel am jchönjten fangen, dort wieder wölbte jich ein neuer Grabeshügel empor unter den ſproſſenden Tannen und Nichten.

Dann zogen fie fort. Sie wollten nicht mehr bleiben an der Stätte mit „fluchbeladenem Geftein“. Die Leute aber in der Gegend nannten die Stätte, die jo viele Opfer des Haſſes und Zornes gejehen, den „Haſſenſtein“.

Nah geichichtlichen Urkunden aber verdankt Haſſenſtein jeine Entjtehung dem Könige Wenzel III. Als diefer im Jahre 1250 von jeiner Rheinreiſe zurückkehrte, war jein erſtes Werk, auf den Höhen, welche die Elbe, Moldau, Eger und jo weiter begleiten, Schlöffer nach Art der NRheinburgen erbauen zu laſſen. Deutſchen DBaumeijtern wurden die Arbeiten übertragen, und in der Regel erhielten auch dann dieſe Burgjchlöffer einen deutjchen Namen. So entjtand auch Haſſenſtein. Vermuthungen, dajs die Burg ſchon im X. Jahrhundert erbaut gewejen jei, jind ungerechtfertigt. Dagegen finden wir zu Mitte des XIII. Jahrhunderts die aus Deutjchland jtammenden Friedrich und Theodor von Schönburg als die erjten Beliger von Haſſenſtein. Im Jahre 1412 trat ein Friedrich von Schönburg diefe Veſte jammt allen Pfand- und Lehnsrechten an Heinrich den Jüngeren von Blauen ab. Da fich diejer zu einer Fehde gegen König Wenzel IV. von Böhmen ver- leiten ließ, jo erfolgte 1418 nach einer jechsmwöchentlichen Belage- tung mit einer bundertfachen Hebermacht endlich die Erjtürmung

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von Hafjenitein durch die Füniglichen Truppen. Die Gejchichte ſchildert dieſen Kampf als einen der fürchterlichjten won allen, die ih in diefer Gegend abgejpielt haben. Die Burg wurde von den Königlichen bejetst, confisciert und gieng dann an den Oberlandes- jhreiber Nikolaus I. von Lobkowitz im Jahre 1418 pfandweiſe über. Der erite Lobkowis, welcher den Namen Haſſenſtein an- nahm, war Nikolaus IT. von der älteren Linie. eine vier Söhne: Johann, Nikolaus II., Jaroslam und Bohuslam theilten nach jeinem Tode (1463) das reiche Erbe. Der jüngit- geborene Sohn Bohuslaw erhielt Schlojs und Herrſchaft Hafjenjtein, Priejen, Kralupp nebſt noch kleineren Bejigungen und Dorfichaften wie Radis, Reiſchdorf, Dörnsdorf und die Hafjenjteiner und Preßnitzer Korite.

Bohuslaw von Lobkowitz, der „Böhmische Ulyſſes“, der „zweite Plinius“, oder auch der „Weltweile von Hafjenjtein“ genannt, der auf diejer Veſte die Welt erblickte, verdient namentlich unfere Aufmerkſamkeit. Derjelbe genojs nämlich wegen feiner Welt- und Menjchenkenntnis und großen Gelehrjamfeit einen Weltruf. An der Univerjität zu Bologna oblag er den claſſiſchen Studien und erwarb fich an jener zu Kerrara in einem Alter von 19 Jahren die Würde eines Doctors. Nachdem er noch mehrere Univerjitäten Deutjchlands bejucht hatte, fehrte er in jeine Heimat zurück, wo er das ganze Land im den Neligionsfampf verwidelt traf. König Wladislav IV. berief ihn an feinen Hof und übertrug ihm die ſchwierigſten Angelegenheiten. Doch ſchon nach zwei Jahren finden wir Bohuslav auf feiner Burg Hafjenjtein, den Wiſſenſchaften und der Dichtfunjt huldigend. Obwohl Bohuslaw niemals eine geistliche Weihe empfangen. hatte, wurde ihm doc) wegen jeiner Gelehrjamfeit von mehreren Domcapiteln, unter anderen auch) Olmütz, die Biſchofswürde angetragen. Doch er trat freiwillig zurüc, als der Papſt, obwohl feine rühmlichen Eigenjchaften aner- fennend, der Bejtätigung Bedenken entgegen ſetzte. Nach einer größeren Reiſe durch den Orient, die heiligen Länder, einen Theil Aliens und Afrikas kehrte er auf feine Burg Haſſenſtein zurüd, wo er jeine bedeutendſten Geſchichtswerke jchrieb. Ein unſchätzbares Verdienſt für die Nachwelt erwarb ſich Bohuslam durch die An-

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legung jeiner Bibliothek zu Haſſenſtein, die bald die reich haltigſte Bücherfammlung Deutjchlands wurde und allen Freunden der Wiſſenſchaft offen jtand. Dieſe wurde jelbjt von Dr. Martin Luther und Melanchton benust. Seltene Handjchriften joll er oft mit Gold aufgewogen haben. Cine Handjchrift des Plato erwarb er zum Beijpiele fir 2000 Goldſtücke. Yeider iſt dieſer koſtbare Bücherihat bis auf den im Schloſſe Raudnitz aufgejtellten Ueber: rejt, wie auch die meiſten jeiner jchriftlichen Arbeiten, darunter eine Gejchichte Böhmens verloren gegangen. Bohuslaw der Hafjenjteiner war feiner Nationalität nach ein Deutjcher. Er ichrieb an jeinen Kreund Adelmann: „Ergo crete germanum esse et profiteor et glorior.* (Ich gebe mich ohne Umjtand für einen Deutjchen aus, und bin jtols darauf, einer zu fein.) *) Er jtarb in jeinem 45. Yebensjahre am 14. November 1510 nad längerem Leiden an der Waflerfucht in der ihm jo lieb gewordenen Burg Hajfenjtein und wurde, da er unvermählt geblieben war, jeinem Wunjche entjprechend, auf jeinem Bejige in Priejen be graben. Bon Bohuslaw jtammt auch die erjte urkundliche Nach: richt über Weipert ber.

Ueber Weipert finden wir während diejer Zeit trauriger Wirren und blutiger Kriege nur wenige Nachrichten, doch jcheint es ſich ebenfalls gegen Ende des XV. und zu Anfang des XVI. Jahr: hunderts, gleich den meijten Orten unſeres Gebirges, durch das Aufblühen des Silberbergbaues von den jchweren Wunden der Hufjitenfriege wieder etwas erholt und gehoben zu haben. Erſt mit dem jahre 1506, von welchem Zeitpunfte wir die erſte Nach- richt über Weipert haben, wird eine neue Zeitperiode eingeleitet.

*) Ruine Hafjenftein von Carl Fentſcher.

II. Capitel.

Weipert nach den Ssuflitenkriegen. Der Berg: Bau daſelbſt. Weformation. Nufblühen des Bergfleckens.

Pr das Auffinden der Silbererze knüpft fich nicht nur das A) Aufblühen vieler Orte im Erzgebirge, ſondern auch ihre Grün⸗ > dung. Namentlich waren jächjtjcherfeits die Curfürſten bemüht, den Bergbau zu pflegen und durch Gründung s von Bergftädten das Gebirge zu bevölfern. Und in der That nahm der Bergbau auf Silbererze größere Dimenſionen an, und einzelne Gewerfe gewannen wegen der Neichhaltigfeit der dafelbjt zu Tage geförderten Erze geradezu einen europäiſchen Auf.

In diefe Zeit des Aufblühens des Silberbergbaues fallt auch die für die Gefchichte unſerer Otadt wichtige Gründung der Berg: jtadt Annaberg. Bereits im Jahre 1492 hatte man in der Gegend von Annaberg, und zwaram jogenannten Schreden berge, Silbererze gefunden; und diejer Fund wird der Sage nach) einem Bergmanne namens Caspar Nibel zugefchrieben, der durch Zufall einen ſchweren Letten fand, der in Geyer geprüft wurde und ich ſtark jilberhältig erwies. Das Freiberger Oberbergamt verfolgte den neuen Gang und hatte bereits im erjten Jahre einen Rein ertrag von 124.838 vhein. Gulden zu verzeichnen, was den Herzog Georg von Sachen veranlajste, Die obengenannte Bergſtadt ans zulegen. Da aber der fahle Nücken des Pöhlberges wegen Waller: mangel keineswegs dazu geeignet war, musste die neue Anjiedlung

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an jene Stelle verlegt werden, woſelbſt jich heute die Stadt Annaberg befindet. Anfangs hatte jie den Namen des Fundortes der Silbererze und hieß Schreckenberg, jpäter wurde jie von Mari- milian I. in Annaberg umgetauft. Herzog Georg gab nun Befehl, um die im Jahre 1498 errichtete hölzerne Kirche herum eine jteinerne, die jetige Annafirche, aufzuführen, wozu am, 25. April 1499 der Grundjtein gelegt wurde. Der Bau dauerte 25 Jahre und foitete, troßdem ein Steinmetz und Zimmermann nur 18 Groſchen, ein Maurer 17 Groſchen und ein Handlanger 10 Grojchen per Woche in langen Tagen als Lohn empfteng, 209.000 Gulden.

Bereits vor Entdeckung der Silbererze zu Annaberg batte der Bergbau auf Zinn am Schottenberge (am linken Sehma-Ufer) eine Anſiedlung der Bergleute hervorgerufen, und da man auch an diejem Orte 1496 Silber fand, jo wurde auch bier an die Gründung einer Bergjtadt gejchritten. Diejelbe erhielt den Namen Buchholz und it jomit als Anfievlung zwar älter, als Stabt (1504) aber jünger als Annaberg. Noch älter als dieſe beiden Städte jind indeſs Schneeberg, das im Jahre 1471 ebenfalls anläjslih des Bergbaues angelegt wurde, und Konradsgrün, gegründet 1437, die Wiege Joahimsthal’s, das zu Anfang des XV. Jahrhunderts wegen jeiner reichhaltigen Silberlager jo be— rühmt war.

Sp gereichte aljo der Bergbau von neuem den weiten Höhen des Erzgebirges zum Segen, und auch Weipert tritt nun aus dem Dunkel der Gejchichte immer mehr und mehr hervor, denn wir finden num auch jchriftlihe Quellen, Urkunden vom Jahre 1506 und 1526, die. uns Aufjchlujs über Weipert geben. Wiewohl dieſe ſchriftlichen Ueberreſte nicht im Original mehr vorhanden ſind, ſo finden wir ſie doch dem Wortlaute nach in einem Privilegium, das im Jahre 1473 Bohuslav Felix Lobkowitz von Haſſenſtein dem damaligen Gigenthümer des Freihofes in Weipert, Paul Bi gab. Dieſe urkundlichen Nachrichten lauten:

X „Ih Bohuslav Felir, Herr von Lobkowitz und Haafenftein, auf Litſchka und Gomüthaw, Röm. Kayjerl. Mayt-Rath und des Königreiches Böhaimb Obrijter Yandrichter. Hiermit für mich meine Erben und Männiglich befenne Eräfftiglich, dajs vor mich fommen

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Paul Spindler, Richter in Weyberth mein Unterthan und mir

einen Brief von Weylandt Herrn Wilhelm von Haakenftein meinen Vettern Gottſeeligen auf Benedix und Jakob Schneidern Gebrüdern

Sammt und jonderlich auch ihren Erben lautendt fürgebracht. Wie

derjelbige hernach von Wort zu Wort lautet. Ich Wilhelm Har

von Lobkowitz und uffn Haaßenſtein vor mich, meine Erben und

Erbnehmer, befenne und thue fund jedermänmniglichen, die dieſen

Brief anfehen, legen oder hören leßen.“

„Nachdem mein Lieber getreuer Hank Schneider von der Wieſen X unter meinem Vettern Bofslaw Weyland Herr zu Haaßenſtei om. einen wüſten Hammer, der Weyberth genanıt, aufgenommen und ie, in Lehen empfangen und bis anhero bei zwanzig Jahren der gebraucht 7 | und bejejfen, mit allen darzu und eingehörung, wie vor Alters, der- ſelbe Hammer beſeſſen und gebraucht wordten Nemlich und Beſchaiden, * Zn ihm derjelbige Hammer durch den Edlen und Veſten Ehrijtoffen . Heu

von Piebenau und Hanß Oldeln meinem Jäger uff Preßnitz auf e 64 0,127 hi meinen Befehl beraint, abgeglätt und verlehnet it wordten, bis an j daß Stück Ho jo ein ehrbar Rath uff ©t. Annaberg” don mir erkauft hat. Den itztbenannten Hammer, den Weyperth genannt, eh in feinen Beräumen und Rechten habe ich, eben bemelter Herr Wil- helm ‚des gedachten Hank Schneiders Söhnen) Benedir und Jacob x Be Sneitern Gebrüdern ſammt und jonderlich ihm und ihren Erben * Im: N für mic) und meine Erben und wer diejen mit ihren Willen in- —— haben und beſitzen wird, verliehen. Verleihe ihn den gegenwärtiglich < 2 17% mit und in Kraft dieſes Brieffes zu vecht und redlicher Erbgut, wur AM: 5 Nehmlich den Weyberth genannt, Brethmühl, Wießen, Waſſer und Arnim” Stockraum, daraus jie mögen und alles zu ihren Beſten zu —9 A gebrauchen, ihres Gefallens. Jedoch daſs ſie und ihre Erben von 7 * Be ſolchen Güttern mir und meinen Erben zu jährlichen Erbzins davon Er % geben und vorreichen jollen und zu thun ſchuldig, Nehmlich von der Wieße dreißig böhmiſche oder weiße Groſchen, von Waſſer zwei rheiniſche Gulden oder 48 böhmijche Groſchen und von der Breth- f mühl zwei böhmiſche Schwerdt-Schock und allweg die Helft uff | Georgi zwei Schwerdt-Schod und neun böhmijche Groſchen, und | die andere Helfte uff Sally auch jo viel, und dajs fie doch in

meinen Wäldern darumb mögen hauen, wo jie es am füglichjten

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mögen erlangen, Schneidhölzer uff ihr Mühl, als viel fie da bevürffen und Schneidten mögen. Des Bachs mögen jie auch mit Fiſchen ge- niegen, daran dieje Güter gelegen, als weit er uff meine Gründt flieget und, meinen Bothen rühret, als wie andern ihren rechtlichen Grögüter. Sie und ihre Erben jollen auch Macht haben und befreyet jein allda zu breuen, Baden, Schlachten und Schenken und alle anderen Handthierungen treiben mögen, und jonjten follen fie mir zur Folge als meine gehuldeten und gejchworenen in Nöthen zu folgen jchuldig fein. Und die Gericht dajelbjt nirgends anders wohin, denn uff Preßnitz gewendt, und denen wie vor Alters gewejen, unentzogen bleiben.“

„Mit jolcher Befreyung Inhalts diejes Brieffs jollen Benedir und Jacob Schneider und ihre Erben und Bejiter diefer Güter von mir und meinen Erben unbetrungen bleiben. Jedoch ob mit der Zeit ſich merklich Befjerung und Erhöhung mit Brauen und anderen Handthierung, wie das genannt möge werden, allda begebe, Sollten mir und meinen Grben unbejchwert ziemlih Zins davon gefallen und niemands, allda wohnbafft, entnommen fein. Mit-Vorbehaltung aller anderen Oberfeiten und Herrlichfeiten ohne Schaden. Will jie auch in allen Stücken, jo in dieſen Brieff begriffen und bejchrieben, darüber jchüßen, jchirmen und handhaben, gleich anderen meinen Erbleuten, jamt allen die jolche Güter den Weyberth mit aller jeiner Zugehörung, wie benannt in Bejitung innen werden haben Alles getreulichen und ungefährlihen. Das zu Bekräfftigung und glaubliher Sicherheit, habe ich oben gemeldter Wilhelm Herr von Lobkowitz und zum Haaßenſtein ꝛc. diejen Brief mit meinem ange- bohrenen Inſiegel wifjentlich beſiegeln laſſen.“

„Und den mehrbenannten Benedix und Jacob Schneidern ſämtlich und ſonderlich geantwordt. Geſchehen und geben uff Preßnitz Sontags am Tag Martini, nach Chriſty unſeres lieben Herrn Geburth 1526 Jahr.“

Aus dieſer Urkunde geht nun zur Genüge hervor, daſs Hans Schneider von der Wieſen, „den wüſten Hammer Weyberth“ bis zum Jahre 1526, alſo durch ungefähr 20 Jahre beſeſſen, und können wir annehmen, daſs genannter Hans Schneider bereits um das Jahr 1506 hier geweſen ſein muſs. Woher er gekommen, und

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in welchem Verhältniſſe er zu Wilhelm von Lobkowitz gejtanden, der ihn feinen lieben und getreuen Hans Schneider nennen fonnte,

iſt uns unbefannt; nur jo viel ſteht feit, daſs er unmöglich der

zweite Stammvater von Weipert gewejen jein kann. Denn jicherlich waren nicht mit der Zerſtörung des Hammerwerfes und der Kuh— berger Anſiedlung alle Einwohner zu Grunde gegangen, ſondern diefelben hatten fich wie jene in Preßnitz, Schlettau, Grün hain u. j. w. in die umliegenden dichten Wälder geflüchtet und waren nach dem Abzuge der Feinde allmählich wieder zurückgekehrt. Man vermuthet, daſs zunächit am alten Wege in der Gegend der heutigen Todtenkirche die Heimgefehrten jich niedergelaffen und ihre Hütten bier auf's neue aufgebaut haben. Wie lange es dauerte, bis diefe neue Anfievlung, damals Weinpert genannt, zu eimer Ortsgemeinde heranwuchs und mit dem nahen Kurpergf unter einem Nichter jich vereinigte, it uns unbekannt. Nur geht daraus, dajs ein Weiperter ſich bereits 1519 als Mönch im Franziskaner— Elofter zu Annaberg befand, der, weil er 1540, als das Kloſter aufgehoben wurde, nicht protejtantijch werden wollte, nach Kaaden auswanderte, hervor, daſs jchon zu Beginn des XVI. Jahrhunderts in Weipert fich wohlhabende Leute befanden, die ihre Söhne ſtudieren laſſen konnten. Zu bemerken ijt bier noch, daſs Kuhberg damals bedeutend größer war, als Weipert und deswegen auch den Richter hatte. Die Herrichaftsbejiter jener Zeit, Wilhelm von Lobkowitz und Graf Lorenz Schlie, jagen ausdrücdlich in den Belehnungen, „auch der Herrjchaft auf Preßnitz und den Gerichten auf Kurpergk in malen wie andere Einwohner gehorjam und gewahrfam fein nach Anhalt und um vermöge jeiner gethanen Eidespflicht“.

Der obengenannte Hans Schneider ſoll im Hauſe N.-C. 42

ſomit an der Stelle, wo heute der „Fleiſcherhannshof“, damals

Schneiderhof it, gewohnt haben und jehr begütert geweſen jein, denn es wird ihm ſogar der Bau der St. Martinsficche zugejchrieben.

Seine Söhne Benedir und Jacob Schweider, die wir in der.

Urkunde des Wilhelm von Lobkowitz (1526) genannt finden, ſcheinen außerhalb des Rayons des Freihofes gewohnt zu haben und nimmt man an, daſs um das Jahr 1530 ihre Wohnungen an der

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Stelle des heutigen Gajthofes „zur Stadt Leipzig” jtanden. Dieje Annahme wird auch durch einen in das Weiperter Gerichtsbuch A. eingetragenen Vertrag bejtätigt, aus welchem zu erjehen ijt, daſs außer der Brettmühle auch noch eine Mahlmühle (jest Nr. 156) und ein Milchhaus bier beitand.

Der im Beilein des Oswald Schoge aus Annaberg und der Richter und Schöppen aus Preßnitz abgefchloffene Vertrag bejagt nämlich, daſs Benedir Schneider feinen Antheil an der Mahlmühle, an dem Wajjergraben, an dem Grund um die Mühle, ferner an der Ein- und Ausfuhr zu und von derjelben gegen Ent- Ihädigung an jeinen Bruder Jacob Schneider abgetreten, während die Brettmühle und das Milchhaus Beiden gemeinjchaftlich blieb. ‚Für das Nöhrwafjer, das Jacob Schneider zum beiderfeitigen Gebrauch in das Haus gelegt hatte, jollte ihm Benedir Schneider die Hälfte entjchädigen und die Röhrenfahrt mit unterhalten. Auch theilten jie das Stüf Wald am Kuhberg, wohl den jegigen, jedoch damals viel größeren Zinnbuſch, wie auch jenen zwijchen dem Jungfernbach und dem Wehr bis an den Annaberger Hau gelegenen, womit wohl der jpätere Spindlerwald gemeint ijt, der jedoch damals viel größer gewejen jein mujs, da der Annaberger Hau, den die

,Stadt Annaberg 1522 von der Herrfchaft um 1000 Thaler an— gefauft hatte, von der Wüſtenzeche bis nad, Böhmiſch-Hammer gieng und zu der erſteren ſpäter noch der Grund vom Freihofe

abgetreten wurde. Die beiden Wohnhäufer der Brüder Schneider müfjen auch mit einem Graben umgeben gewejen jein, da in dem erwähnten VBertrage weiter bedungen wird, dajs dieſer Graben eines jeden Eigenthum jo weit ſei, als jein Haus geht, und jeder zu demjelben eine eigene Brücke zu unterhalten und einen Berjchlag

anzubringen habe. “Auch von einem alten Haus fit. die Nede, das

A auf Jacob Schneider’s $ Grund ſtand und nicht wieder aufgebaut werden durfte, wenn es einfallen ſollte. Dasſelbe muſste alſo

ſchon lange hier geſtanden ſein, und man ſieht aus dieſem Vertrage, daſs die beiden Wohnhäuſer, die wohl erſt ſpäter ein ſchloſsartiges Anſehen erhielten, an einander angebaut waren und die Einigkeit der beiden Brüder eben keine muſterhafte geweſen ſein mag, was auch aus einem ſpäteren Kaufvertrag hervorgeht, worin es heißt:

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„Die weil beide Wohnhäufer in einander gebaut und bis anherr vielfältiger Zant, Hader und Zwietracht hieraus entjtanden,“ und in einem weiteren Abjate, „weil jie unter Inn Einen Tachrinnen und Steinen gelegen.”

Eine weitere ſchätzbare Urkunde aus dieſer Zeit bejiten wir in unſerem erjten Gerichtsbuch A, das den Titel führt: „Serichtsbuch, jo von den Edlen und wohlgeborenen Herrn Herrn Wilhelm von Lobkowitz und zum Hafjenftein 2c. aus gnädigen

Actum jm ar und tagk Tauſend fünfhundert und Zwei und dreifigiten Jar den Dienſtag nach Bartholomei.” | Das erjte Gerichtsbuch A veicht vom „Jahre 1532 bis 1556,

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läſst jomit, da das zweite Gerichtsbuch Berſt mit dem 26. Februar ,

1570 auf Befehl des Grundherrn Bohuslav Felix von Xob- fowiß angelegt wurde, eine Lücke von 14 Jahren, welche vielleicht nur durch Fahrläſſigkeit wder aber, weil man die Hausübertragungen nur mitteljt ausgejchnittener in Dupplo angefertigter Zettel vor— nahm, zur Laſt gelegt werden fann. Sowohl im Gerichtsbuche A wie in dem mit B gezeichneten finden wir die Ortsnamen Weipert und Kuhberg zu wiederholten malen genannt, und ijt die Schreibweije der einzelnen Namen nicht uninterefjant zu nennen. Die beiden Ortsnamen fommen nämlich folgendermaßen vor: „1532 Wenprecht, Kurpergk, kurpergk; 1533 Weiberge, Kurberg, Kurperge, Weinpert, Kücberg; 1534 Weinpert, Weinberg; 1537 Kurpergf, Kueberg; 1538 Weichpergf, Weichperge, Weichperg, Weichberg, Weyyperg; 1539 Kuperge, Wenperg, Weinpert; 1542 Kurperge, Khuperg; 1543 Weinpert; 1544 Weipergt, Kubrberg, Kuheberg, Khuberg Kubeberg; 1545 weipergf, Wenperg; 1547 Weinberg, weiperg, MWeinpert, Kuheberg; 1549 Weipert, Weinpert; 1556 Weipert, Weinbert; 1564 Weippert; 1567 Weiprechtz 1571 Weibpert, Weinberg, weinpert; 1572 Weipert; 1580 Weybert; 1587 Weiperth; 1592 Weiperg; 1595 Weinperg; 1616 Wanperth. Im Laufe des XVII. uno XVII. Jahrhunderts kommt größtentheils Wey- perth als Ortnamen in jehriftlichen Aufzeichnungen vor.

Wie aus der vorhergehenden Aufftellung zu erjehen it, ver- ihwindet mit dem Jahre 1548 der Name Kuhberg ganz aus

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unferen Gerichtsbüchern, jo daſs man entweder annehmen kann, Weipert babe Kuhberg überflügelt, und es jeien beiden Ge meinden nunmehr in eine zujammengezogen worden, oder, was auch möglich ijt, es wurde in jener Zeit Sächſiſch-Kuhberg von Böhmen getrennt, wofür übrigens auch die Grenzperänderungen an anderen Stellen jprechen ; denn am 22. Augujt 1547, als der blutige Landtag vom Könige Jerdinand I. in Prag gehalten wurde, gelangte auch Gottesgab und Platten an Böhmen wieder zurüd. Auch finden wir im Jahre 1556 bei der infolge des Egerer Ver- trages vorgenommenen Grenzberainung, daſs Kuhberg bereits zu Sachjen gehörte, was unjere vorhin ausgejprochene Meinung be= wahrheiten würde. |

Bon Intereſſe für uns find auch die in den Gerichtsbüchern lich vorfindenden Namen der Bewohner Weiperts. Diejelben lauten: „Hueter Beter, Pleul Baul, Langer Bartl, Knauf Baker, Titz Paul und Beter, Schmid! Peter, Spindler Hans, 2008 Joſef, Schueffer Mathes, Thiel Martin, Seidel Wolf und Steffen, Knauf Walther, Lenjenhauer Michel, Schvez Dswald, Spitell Hanfel, Nichter Andres, Neichel Walther, Melzer Jobſt, Schmid! Erhard, Landrock Chriſtoph, Peßler Nickl, Schmidt Martin und Thomas, Titz Clement, Eſchenbach Georg.“

Die Bevölkerung ſcheint nun raſch geſtiegen zu ſein, denn ſchon im Jahre 1539 finden wir, daſs Graf Schlick wieder Räume an Einzelne vergab. Genannt werden: Donat Mathes, Heußler Korg, Euler Beter, Purkhart Valtin, Kiebell Simon, Shöps Dswald, Hamejh Mil, Pleul Jacob, Kreusler Gregor, Heim Hans, Baumann Kranz, Breitfelder Erhard, Raychel Chriſtoph, Wagner Sebaftian, Walter Hans und A Wolf, Veul Valtin, Schmid! Paul, Illing Andres, Bettes- mann Franz, Donat Divnis, Glafer Gregor, Loos Michel, Landrock Erhard, Ritſch Thomas, Pohmann Hanns, Raichl Nil, Schmidt Rhomas.

Die meijten Anfiedelungen erfolgten bei dem Annaberger Hau,

(im jeßigen Stadttheil rund), dann in Jacob Schneider’s Kohlhau, im alten Kohlhau, am Thalerwege (Joachimsthaler Weg),

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31 im alten Kohlhau an der Thalerjtraße und unter dem Viehweg, ſämmtlich außerhalb der Grenze des Freihofes, da diefer, wie wir Später jehen werden, jelbjtändig ebenfalls Anſiedelungen, ſogar mit Robotpflicht auf jeinen Gründen gejtatten konnte, und es auch that. Er mag mithin mehr den Ffleineren ſächſiſchen Nittergütern vor Aufhebung der Leibeigenjchaft geglichen haben.

Wir fünnen nicht unterlafjen, auch der Grundherren von Weipert in diefer Zeit des Aufblühens unjerer Gemeinde zu gedenfen. Nach dem Tode Bohuslaw’s von Hafjenjtein (1510) erhielten die Söhne Niklas III., der auf Eidlitz ſaß, nämlih Niklas IV., Sigmund und Wilhelm von Lobkowitz im Jahre 1514 vom böhmiſchen Könige Wladislaw IV. die Beſtätigung aller Berg- werfsprivilegien mit Befreiung von allen Abgaben und dem freien Verfaufe jümmtliher Metalle im In- und Auslande, aber nur Wilhelm von Lobfowis wird, wie bereits erwähnt, in ven Jahren 1530 bis 1532 im Weiperter erjten Gerichtsbuche (A 1 und 54) ausdrücklih Herr von Weipert genannt. Obgleich nun diefer im Jahre 1565 jtarb, mujs doch die Herrſchaft Preßnitz in den Jahren 1538 bis 1545 pfandweile von den Lobkowitzen an Lorenz Schlick, Grafen zu Paſſaun, Herrn zu Weißkirchen

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und Ellbogen übergegangen fein, da laut des erjten Weiperter

Gerichtsbuches Chriſtophh Rößler als Hauptmann „uff“ Preßnitz am 23. Juli 1538 in feinem Namen amtierte und Graf Shlid von 1538 bis 1545 ausdrücklich als „ist“ vegierender Herr ge: nannt wird.

Indeſs jind entweder die Bergwerke nicht mit an Schlick ab- getreten worden oder, was wahrjcheinlicher iſt, lösten die Lob— fowiße die Herrichaft im Sabre 1545 wieder ein, denn wir finden, daſs diefe am 22. März d. %. einen Vergleich mit der Regierung abgejchlofien, worin es unter anderem heilt: „Werden obgedachte Bergwerksbeſitzer (Sebajtian, Bohuslany Felir und Chriſtoph Lobkowitz auf Haffenjtein) von allen Zehend der Bergwerfe auf ihren Gründen drei Meilen im Umfreis von

gegeben, das ihnen im Zehend zufallende Silber und Gold frei,

Melix von Lobkowitz, Herrn zu Hafjenjtein und Yisfau, kaiſ.

St. Joachimsthal, als regierenden Herrn zu Weipert. An - Ferm.

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wo ſie wollen, zu verkaufen.“) Gleich nach dieſem Vergleiche bt König Ferdinand die Herrichaft Fäuflich am fich gebracht, Prefnit zu einer Bergjtadt erhoben und am 25. Mai 1546 die üblichen Bergfreiheiten erheilt. In diefem erjten Privilegium jagt Ferdinand ausprüdlih: „Den bemelden Flecken Preßnitz, welchen wir jüngjtlih an uns erfauft, erheben wir zu einer freien Bergſtadt.“ Die Herrichaft Preßnitz iſt alfo feineswegs infolge des blutigen Landtages eingezogen, ſondern ausprüdlich dem Könige von den Lobkowitzen abgefauft worden. Uebrigens war jie ſchon im Beſitze der Krone, als im Jahre 1546 die böhmischen Unruhen ausbrachen, die mit der für die Proteſtanten unglüdlichen Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547) ihr Ende fanden.

Am 22. März 1556 nennt uns die Gejchichte Bohuslaw

May. Nath und Yandoogt in der Niederlaufis, Oberhauptmann zu

ihn war die Herrfchaft jedenfalls pfandweiſe gelangt, wahrſcheinlich £

auf Lebenszeit und fiel nad jeinem Tode (1583) an die Krone u zurüc, zu welcher jie noch im Jahre 1607 bei dem reifaufe

Weipert's gehörte.

Kun müſſen wir auch eines anderen wichtigen Greignifjes, das in jene Zeit fällt und für unſere Stadtgefchichte und deren Ent wicklung von großem Einfluffe war, gedenken, nämlich der Re— formation. Dr. Martin Luther, der jchlichte Auguftinermönd) in Wittenberg, hatte es gewagt, dem Papſte und dem Kaifer zum Troß die reine Lehre des Evangeliums zu verfünden und die Fuß— tapfen jener Männer zu betreten, die bereits früher gewagt hatten, frei und offen gegen die religiöſen Mijsbräuche zu eifern und vor allem gegen die intolerante Papſtherrſchaft aufzutreten. Seine Lehren hatten in Deutjchland millionenfaches Echo gefunden und jich vajch auch in den Nachbarländern, namentlich aber in Böhmen verbreitet. Insbeſondere fand die reine Lehre des Evangeliums in diejem Lande Anklang, weil hier der mit dem Papſtthum im Gegenjate jtehende Hufiitismus noch zahlreiche Anhänger hatte. Theils waren es deutſche Einwanderer, unter dieſen viele Bergleute, theils aber auch

*) Sternberg. Umriſſe v. Geſch. d. böhm. Bergw. 455.

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böhmiſche Gelehrte ſelbſt, die von den deutſchen Univerſitäten nach Prag zurückkehrten, welche die neue Lehre im Volke verbreiteten. Schon im Jahre 1521 finden wir in Prag proteſtamtiſch geſinnte Prieſter und viele gleichgefinnte Laien. So predigte im genannten Sahre in der : Lethlehemkirche in Prag der ſogenannte „Zwickauer Mönch“ M. Thomas, der nachmals ſo bekannt gewordene Thomas

Münzer, und erregte durch ſeine neuen Lehren ſo große Unruhen,

daſs ſich viele vom Volke zu wüſten Ausſchweifungen gegen Mönche und Nonnen verleiten ließen und Kirchen und Klöſter verwüſteten und zerſtörten. Auch ein Saazer namens Hawel Czahera und Mathias der Einſiedler, ein Kürſchner ſeines Gewerbes, eiferten gegen die Sittenloſigkeit der damaligen Zeit. Prag, Eger, El— bogen, Kaaden und Joachimsthal ſchloſſen ſich der neuen Lehre

an. Letztere Stadt erhielt 1533 eine evangeliſche Kirche, die leider 7

am 31. März 1873 abaebrannte Stadtkirche, und war bereits 1524

protejtantijh. Namentlich wirkte hier der gelehrte Mathejius, ein I

Freund Luthers, und der freilinnige katholiſche Arzt Georgius

Agricola im Geijte des ‘Protejtantismus. Auch Annaberg wurde &

im Jahre 1524 protejtantijcd) und beißt es von diefer Zeit: „Diefes Jahr wurde großer Zanf mit Mönchen und Nonnen, die liefen aus dem Klojter, die Pfaffen nahmen Weiber zur Ehe; darnach hielt man deutjche Meile. Man gab auch das Sacrament in beiderlei Gejtalten.* In Grünhain vefignierte 1536 der Abt des Kloſters freiwillig, trat zur evangeliichen Kirche über, heivathete und jtarb in Schlettau. Die meijten Klojterbrüder und Schweſtern folgten jeinem Beijpiele und nur einige wenige folgten unſerem Bal- thaſar Bichling nah Kaaden.

In dieſer ganz proteſtantiſchen Umgebung folgte auch Weipert der allgemeinen Strömung, und da ſpäter der Weiperter Paſtor, der hier keinesfalls der erſte proteſtantiſche war, in die neuerrichtete Pfarre nach Neudorf kam, ſo müſſen wir annehmen, daſs unſer Ort gleichzeitig mit Joachimsſthal und Annaberg den neuen Glauben annahm und Anfang der 1530er Jahre jämmtliche Ein-

wohner protejtantiic waren.

Aeußerſt wichtig für das Gedeihen Weiperts war aber die von Albinus in das Jahr 1536, von anderen Autoren jedoch

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Angabe in Feiler’s Scapulierbüchl und in allen jenen, die ihm

n das Jahr 1540 verjeßte Auffindung von Silbererzen im Weich— bilde diejer Gemeinde. Züntatfeefi We 2 |

Ein Negengufs nämlich jol an dem Schmiedeberger Wege einen Erzgang blosgelegt haben, wovon ein Fuhrmann ein Stück mit nad) Freiberg nahm und mit der froben Nachricht zurückkehrte, dafs es ein reiches Silbererz ſei. Raſch verbreitete jich die Kunde von diefem glüdlichen Ereignis, und fremde Gewerfe und Wergleute waren jogleich bei der Hand, die den Bau aufnahmen und ihm den Namen „Mildehandgottes” gaben. In unferem Gerichtsbuche wird diefes Bergwerf im Jahre 1548 bei Gelegenheit der Grenzbeſchreibung des dem Martin Schmidt gehörigen Naumes und 1549 beim Verfauf des Haufes des Martin Grunwald an Wolf Gruner erwähnt. Es jteht daher außer Zweifel, daſs in den genannten Jahren die Zeche bereits im Betriebe jtand.

Indeſſen war von den Brüdern Echneider der eine Bruder, Benedir, gejtorben. Seine Erben verfauften im Jahre 1542 die binterlafjenen Güter dem Jorg Klamm, ver die Witwe des Benedix geheirathet hatte, um 600 Gulven Yandeswährung, und erſt im Jahre 1547 gieng diefer Theil des Freihofes an Pa

gewandert jein ſoll, wabrjcheinlich angeloct von dem Rufe figen Silberanbrüche da wir ihn ſpäter nicht nur als Gewerke bei der Milvehandgotteszeche, jondern auch im Beſitze des nach ihm genannten Spindlerjtollens finden. Der andere der Schneider'ſchen Brüder, dev Richter Jacob Schneider, übergab im Jahre 1545 jeine Mahlmühle (jest Nr. 156), die, wie jchon erwähnt, in feinen alleinigen Beji übergegangen war, jeinem Sohne Hans, der jie in demjelben Jahre an Thomas Vitſch verkaufte, von dem fie im Jahre 1547 fäuflih an Paul Spindler übergieng. Nachdem jte diefer jpäter an Hans Bochmann verfauft hatte, nahm er jie am 26. Augujt 1566 von dejjen Erben Anna und Conrad Melbof aus Nürnberg und Korg Zo0d wieder käuflich zurüd. Paul Spindler beſaß alfo im Jahre 1547 erſt einen Theil des Freibofes, und zwar den von Benedir Schneider und eine Mahe mühle von dem Antheile des Jacob Schneider, daher iſt vie

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gläubig nachgejchrieben haben, dajs die Brüder Schneider ihr Gut im Jahre 1542 an Paul Spindler verfauft hätten, ebenjo unwahr, - als jene, nach welcher ev einem Herm R. Weipert (der Mann weil; jogar den Vornamen) jein Gut im Jahre 1530 an die Brüpder Jacob und Benedir Schneider verkaufen und Weipert im Jahre 1500 beginnen läſst.

Im ſchmalkadiſchen Kriege (1546— 1547) hatten fich, wie wir Ihon bei der erjten Erwähnung des blutigen Landtages erzählt haben, die böhmijchen Stände wider ihren König Ferdinand IT. empört und ein Heer ausgerüftet, das unter dem jtändigen Feld— hauptmann Pflug von Nabenjtein in der Gegend von Petſchau and und jich mit ven damals feindlichen Sachen vereinigen follte, die unter dem jächjiichen Feldherrn Thumshirn bereits Falkenau, Joachimsthal, Preßnitz und Weipert befegt und die Einwohner in Eid genommen hatten. Indes Fam die Vereinigung nicht zu Stande, da jich die Sachjen bald wieder zurückziehen mujsten, weil ſie Kaifer Carl V. durch die Einnahme von Schnieberg und Annaberg von ihrem Churfürjten abgejchnitten und diefen bei Mühlberg auf's Haupt gejchlagen hatte. Die bejetten Orte waren jedoch gut behan- delt worden, da man jte nicht als feindliches, jondern vielmehr ſchon als ſächſiſches Eigenthum betrachtet hatte.

Vorher im Jahre 1543 hatte Paul Spindler auch von Kofef 2008 ein Erbſtück vom großen Waſſer herauf bis an Gleſer's Gut um 13 silberne Schoef gekauft, und werden in den Sahren

1548 und 1549 wieder Näume in dem Annaberger Hau und im alten Kohlhau an der Thalerjtrage an Dionyſius Donat, an Merten - Schmidt, Merten Grunwald, Nil Müller und Melchor Dieb, wie es zuvor bei derlet Räumen gebräuchlich, die erjten drei Jahre ohne, dann jährlih mit 12 Groſchen Zins verliehen, die auch bald mit Häujern bebaut wurden.

Auer diejen nennt uns das Gerichtsbuh vom Jahre 1547 bis 1566 als neu Angeſeſſene: Nasmann Ilg, Seidl Franz, Grüner Wolf, Müller Nil, Titz Melchor, Schmid! alt, 3 Michel org, Stenzl Brofius, Ortl Beter, Niebel Beter, Heuſer Georg, Grejel Endres, Blechſchmidt Hans, Dittrid er < 3*

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Merten, Haas Gregor, Grünwald Merten, Loos Hans, Bauer Andres, Wagner Andres, Bejzler Jorg, Zoder Georg.

Der Zuzug von Fremden, zumeift von Bergleuten, wurde ein ungemein großer und für das Aufblühen der Stadt bedeutender, als dur eine im Sommer des Jahres 1550 bei einem Sturme entwurzelte Tanne ein „Erzgeihub” zutage befördert wurde, Der achtzig Marf Silber hielt, was in der Gegend jo viel Aufjehen erregte, daſs der dort jpäter entjtandene Drtstheil den Namen „Neugeſchrei“ erhielt, und den Hauptmann der Herrichaft Preß— nis, Mathäus Scharfenberger zur Anlegung des Stollens „sobannes in der Wüſte“ verlocte, auf welchem damals die Kure bei 100 Thaler galten, und welcher Stollen durch einheimijche und fremde Gewerfen bis 100 und 400 Lachter fortgetrieben wurde.

Die Tanne, deren Sturz zur Anlegung des Johannesſtollens

? Veranlafjung gegeben hatte, jtand in der Nähe des Haujes Nr. 271

und iſt die durch den Stollen entjtandene Teufe erſt vor etwa 40

Jahren von dem Bergmanne Johann Schmidl ausgejchüttet worden.

Auf der Halde ſelbſt ſteht gegenwärtig das Feuerwehr⸗ Spritzenhaus.

Die Entdeckung des Bergbaues in Weipert verfinnlicht uns im Wei- perter Stadtwappen noch eine fallende Tanne ımd eine von Bergleuten getragene Weintraube. „Das it ja ein fruchtbringender Meinberg”, jollen nämlich die Bergleute über den Silberreichthum der Erze bei Bloslegung der Mildehandgottes- Zeche ausgerufen haben, daher alfo auch die „Ichiefe Tanne“ im unterem Felde unferes Stadtwappens.

Der Bergbau wurde nun für Weipert eine Haupterwerbsquelle

und nicht umſonſt rühmt Matheſus in jeiner Sarepta (1552)

Weipert wegen der Neichhaltigkeit der Silbererze. Man begnügte jih nicht mehr mit diefen beiden Zechen, ſondern legte zahlreiche neue an und errichtete Berggebäude und Schmelzen. So entjtanden nach und nach mehrere Gänge und Stollen, jo der „Neumüjtner”- Gang, der „Annenſchacht“, der jetzt nicht mehr jichtbare, älteſte tiefe Stollen, Baue, welche alle mit der „Johannes in der Wüjte”- Zeche die „alte Wüſtenzeche“ genannt wurde. Der „Lorenzi— tollen“ bei der ſogenannten Rohrſchmiede Nr. 237 jtand mit dem „Neuwüſtnerſchacht“ in Verbindung; weiter abwärts am

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Grenzbache liegt die alte, jetzt Schon nicht mehr jichtbare „römische Adlerzeche“, noc weiter abwärts, wo das Waſſer aus einem jtollenähnlichen Gange von der Steck'ſchen Fabrik ausfließt, der jogenannte „Haſenſtollen“. An diejen Stollen reihten ſich der tiefjte „Altwüjtner”-Stollen, die „Maria und Joſef“Zeche, die Grubengebäude „Hoffnung zu Gott” und der „Liltenbau”. Ober: halb der Kunzmühle (Ir. 222) it die ehemalige „Dreieinigfeits- Zeche"; die „Bartholomäus“Zeche (oberhalb des Steiger Wagnerichen Hauſes (Ver. 220) jtand mit der Dreieinigfeitszeche in Verbindung. Innerhalb des Gebietes des Stadttheiles Neu: gejchrei befinden jich noch mehrere alte Berghalden und Schadht- bingen, deren Namen aber nicht mehr befannt jind. Ein neuer Bau ift der fogenannte „Schurfitollen” beim Bräuhaufe (Nr. 494). Am Walde, an dem nach Schmiedeberg führenden Wege, it der jogenannte „Felixſchacht“ und tiefer unten gegen das Forſthaus zu der „Haidenjchacht”. Unterhalb des Gottesaders war die „Andreas Zche*.

Glück und Wohljtand hielten Einkehr in unſerem Orte, und

die Zahl der wirklich vermögenden Bürger war eine ziemlich m

bedeutende. Unter diefen jcheint Paul Spindler als Bejiter eines eigenen Bergwerfes und der einen Hälfte des Freihofes der bedeutendjte gewejen zu jein. Er befaß auch außerhalb von Weipert Beſitzungen, Jod das Gut und Gericht Yaucha, und erwarb jich auch im Sabre 1559 in Weipert Felder und durch Kauf auch das

Jakob Schneider’iche Erbe daſelbſt. Er wollte anfangs den Söhnen /

Schneiders, Hans, Paul und Georg, deſſen Schwiegerfühnen Lorenz Müller, Beter Schmidl, Oswald Schreiber und Erasmus Beck aus Neudorf für ihren Antheil auf. dem Frei— hofe das Gut Laucha abtreten. Da diefe aber auf den Handel nicht eingiengen, jo fam endlich am 8. September 1571 zwijchen . beiden Parteien ein Kaufvertrag zu Stande, demzufolge Spinpdler den Schneider'ſchen Erben 830 Gulden zahlte. Alles Bräugeräth, Kühlfäſſer, Wannen, Dreiling und Fäſſer, auch ein neuer Wajfer- trog blieb dem Käufer und als Neugeld waren 40 Gulden ausge ſetzt, Die Halb dem Gotteshaufe und halb der Gemeinde zufallen jollten.

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Der Freihof Weipert iſt nun vollitändig in der Hand des Paul Spindler vereinigt und jcheint ſich nun erjt unter dieſem Beſitzer zu einem anjebnlichen Edelhof erhoben zu haben, wie wir aus feinen Grenzen und zugehörigen Gebäuden jchliegen können. Diejer Freihof, jagt ein altes Gedenfbuch, war von großem Um: fange; gegen Abend machte der Grenzbach die Grenze, gegen Morgen giengen die Felder und Grundjtüce bis zur Todtenkirche und zum Jungfernbach herab, welcher bis zum Schütsteic die Grenze bildete.

1. Gafthaus zur „Stadt Leipzig‘ Nr. 152. 2. „Hofſchuſterhaus“ Ne. 151

Der Wald, welcher beim jeßigen Weiperter Forſthaus (Nr. 380) liegt und noch heute der Spindlerwald heißt, gehörte auch anbher. Meiter gieng der Freihof vom jeßigen Haufe Nr. 501 (Wenzel Berfa) im jogenannten Grunde bis nah Neugejchrei zur Wüjten- zeche. Die Grenze der Herrichaft Preßnitz und des Spindlerhofes bildete der Weg von Neugejchrei; die alte Wüſtenzeche war ein vom Spindlerhof abgetretener Berggrund. Das Haus Nr. 224 über der Kunzmühle war der alte Spindler’iche Stall für das junge

Nutzvieh, das wohl auch, wie ſchon erwähnt, als Vorſpann auf der Schwarzenberger Fahrſtraße verwendet wurde. Als Beitandtheile ‚des alten Freihofes werden noch angeführt: das jesige Gajthaus „zur Stadt Leipzig” Nr. 152 (auch Hof genannt), das im Erd- geſchoſſe von Stein, im oberen Stock von Holz, ein jchlojsartiges Anfehen und einen Thurm*) ganz von Stein hatte, auch theilweije mit einem Graben umgeben war; das Bräubäufel, gegen den Grenz— bach zu angebaut, jest die Häufer Nr. 303 und 304; das Malz- haus und die Malzmühle, jegt die Heidmühle Nr. 154; die Hof mühle, jest die Flohrmühle Nr. 156; eine abgefonderte Gefinde- wohnung und Stallung links vom Herrenhaufe (Hofſchuſterhaus Nr. 151)**) und gegenüber die Hofjchmiede, jest Nr. 150); die Brettmühle, welche unterhalb des Herrenhaufes jtand und an welche noch der jegige Name Brettmühlteich erinnert; ein Materhof für das größere Vieh, welcher auf der Höhe und am Wege nach Schmiede- berg jtand, im Schwedenkriege gänzlich zerjtört und nicht wieder aufge: baut wurde. Die Steine wurden zu Keldmauern bemüßt und das vor dem Maierhof geftandene eiferne Kreuz war noch dor SO Jahren auf der jogenannten Richtersmauer zu fehen; eine Stallung für das Kleine Vieh, wozu das jetzige Rathka-Haus Nr. 224 gedient haben ſoll; auch beſaß die Familie, welche bei der Mildehandgotteszcche Mitgewerfe geweſen zu jein jcheint, wie ſchon erwähnt, eine eigene Grube, die noch heute der Spinplerjtollen genannt wird. Paul Spindler lieh fih auch im Jahre 1573 am 5. De: cember die alten Privilegien vom Jahre 1526 durch den damaligen undheren Bohuslaw Felix von Lobkowitz zu Komotau

Prohbeftätigen. Im Jahre 1578 ſetzte er, „obwohl es auch Sirach ver-

peudt, daſs man den Weibern ihren Willen Laffen, vielweniger nach: hängen ſoll“, feiner Gemahlin Katharina ein Leibgeding aus, beitehend aus Wieſen und Aeckern; einen Antheil an dem. Berg: werke gejtattete er ihr nicht.

*) Ter Befiser Iſidor Kreuzig ließ im Jahre 1886 das Haus ganz abtragen und an deſſen Stelle den gegenwärtigen Bau aufführen.

*+) Das Haus Nr. 151 ließ der Befiger Iſidor Kreuzig im Jahre 1888 abreißen und wird die Bauftelle zu Gartenanlagen benützt werden.

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Einem gewiſſen Hans Spindler, ) vermuthlich ſein Sohn, kaufte er einen Raum am Condupelbach (Weißenhirſchbach). Ende des Jahres 1592 oder anfangs des folgenden Jahres ſcheint Paul Spindler geſtorben zu ſein, wenigſtens wird er im Gerichtsbuche anno 1592 zum legten Male als Richter erwähnt. Am 1. Auguſt 91594 wurde den Erben der Freihof dom Prepniger Hauptmann übergeben, und am 3. desjelben Monats verkauften diefe ihn ſammt

einem dazu gehörigen Haufe in Wiejenthal und einem zweiten in Annaberg an Erhardt Spindler *) um 1108 Gulden böhm., welch legterer aber bereits nach einem Monate, nämlich am 22. Sep: tember 1594, den Freihof ganz unter denjelben Bedingniſſen an die Brüder Otto und Kaſpar Spindler um 1100 Gulden veräußerte.

Dagegen übernahm Erhardt das Gut feiner Mutter, jammt zwei zwilchen Andreas Grebners Witwe und deren Cohn Andreas Grebner gelegenen Häufern um die Summe von 312

Die ne Better des Freihofes jollen, wie je Zeiter ehoffherhte, 1 I aus Magdeburg gewejen jein. Beide traten in Fönigliche Dienjte Br und Kaſpar war Nittmeijter, Otto aber Lieutenant im Heere. ) A

Noch im Jahre 1769 will Nector Koſch an der Chorbank z in der heutigen Todtenfirche das Spindlerihe Wappen, zwei kreuz— weile liegende Spindeln, gejehen haben. Unter diejen beiven Bejtgern erreichte der alte Freihof jeinen Glanzpunkt. Weder Otto noch Kaſpar jchonten, wo es galt, mit Würde aufzutreten, das Geld, und namentlich mus auch ihre ‚Sreigebigfeit lobend Gerne werden, denn jie unterjtütten manchen nothleidenden Bürger und bejchenften auch die Kirche, indem jie einen Altar erbauten und eim Feld zur Begräbnisjtätte überliegen. Beide Brüder liegen auch in diejer Kirche begraben..

Im Jahre 1595 (am 2. December) und am 20. Augujt 1596

erhielten jie mitteljt drei Erläfjen aus Prag (ex camera bohemiea) Luka; Hneveras

*) Hans Spindler war Gaftwirt und faufte aud 1585, das angren zende Gut des Benedir Schneider, aud) Shmidl genannt, um es einige Beit darnad an denjelben wieder abzutreten.

) Derjelbe war ein Eohn des verftorbenen Richters. R —3

*x*) Als ſolche ſcheinen fie auch geadelt worden zu ſen..

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das Recht der Fiſcherei im Grenzbache (u. zw. von der Laurmühle bis zum Blechhammer), ſowie im Jungfernbache, ſoweit ſich die Gründe des Freihofes erſtreckten.

Von dieſen Erläſſen geſchieht im Urbar der Herrſchaft Preß— nitz Erwähnung; dagegen iſt in einem ſpäteren Privilegium des Kaiſers Leopold von einem Urbary b. vom Jahre 1596 die Rede, nadı welchem der Freihof von jedem Gebräu Bier 2 Gulden böhm. und von jedem Viertel Bier, das außerhalb den Grenzen an anderen Orten, als in Kretiham, Wiejenthal u. ſ. w. ver- zapft wurde, 12 Groſchen , Zapfengeld bezahlen mujste.

Im Jahre 1604, wo Weipert und die Herrichaft ſchon der Krone gehörten, wurden durch den Korjtmeilter Hans Wildmeiſter auf Befehl Sr. Majejtät abermals Räume abgelafjen, und zwar an: Donat Bartl, Schreiber Endres Witwe, Die Kunz, Bergh— mann Adam, Schmidl Georg, Schmid! Andreas, Helmbert Jakob, Lienhardt Thomas, Schent Michel, Schmid! Merten, Schmidt Michael, Schmid! Baker, Grafer Porenz, Langer Saromir, Schneider Georg, Schönherr Veit, Ahtl Michael, Schmidt Andreas, Paßler Mihl, Schneider Hans u. ſ. w. . Wir finden die damaligen Grenzen unjeres Ortes in einer noch 0] | vorhandenen „Ruhe des Fleckens Weipert“ verzeichnet, die MPE Wera wahrjcheinlich um das Jahr 1582 verfajst wurde. Diejelbe lautet Greek) | wörtlih: „Die Nuge von Weipert. Dei flecken Weyperths ruhe von alders herr bi dato, 1. erftlich ruhet die ganse gemein daß dorffs gewohnheit und gerechtigkeit; jo baldt einer jeynes weibes chebethe bejchreitet, jol ev den dritten theil everbet haben; gleicher gejtalt bat das weib die Gerechtigkeit auch. es hat auch der jüngſte john vor dem eltejten die wahl zu jeines vattern gutte; da aber es der jüngjte nicht annehmen wolte, hat der eltejte macht, an ven fauff zu tretten oder der andern erben einer, im fall aber da fein erb vorhanden, ſolle es alle wege auff den nehſten bluttsfreind oder verwanden fallen und erben. auch jolle jeder macht haben, daß feine zu verfauffen umd weg zu verwenden jeines gefallens, wie vor alters bejchehen bey allen vorigen obrigkeiten.“

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„2. Ruhet auch eine ganze gemein, daſs ein jederer nachbahr

zu kindtstauffen macht haben, ein viertel bir einzuſchrotten und S dajs nach jeinen gefallen zu fauffen, wo er will.

% 3. Ruhet auch eine gemein unjer viehetrifft, daß wir biejelbige in maßen wie vor alters und bißhero gebrauchen mögen.

4. Sp ruhen wir: jo weith als ihro röm. kayſ. manjt. und unſern gerichten gehörig, wir fangen an zue ruhen an der bruden | bei dem hoff Weipertb, jo über dag Waſſer gehet, nachen Anna-

berg zue und ruben, dajs das halbe waſſer hinunter bi am den

alten (tief*) weg, der unter des Andteres Richters, den jest Martin

Sohn wohnet, jeelhaug **) von der Preßnitz hinausgehet, da auch finer in denjelbigen weege entleibet sder umbkommen, und er mit dem Kopf gegen des Anderes Richters hauß liege, jo jollen in die

gericht allhie macht haben auffzubeben, daß ei derjelbe tieffe —*

weg halb zu unſern gerichten gehöret. Al A me "

Mm 5. Wir ruhen von demjelhen tieffen weg 9— an den dar th Greußiger, ruben wir der reinung nad) bi | ins Selb woh . in endt am Pleulwafjer. 7) Mat $. ade” 3 Ber 6. Im Pleylwafjer ruhen wir binauff biß auff das ſchmied⸗ J werk auf einen alten hammer, welcher der Tollmetſcher genannt. von at,

den Tollmetjcher ruhen wir binauff an den trenchgtrogef ruhen wir

den alten tiefen weg bis in_das Weißwaſſer, von Weißwaſſer ruhen

ben hinauff auff einen alten hammer, welcher der Span-Müllerheift en jetzund Moyßes Illing wohnet, von demſelben hammer

ruhen wir in halben waßer hinab biß an die prücken bey den va MWenperth.

7, Und ruben auch einen freyen weg zue reiten, fahren, geben,

zue treiben und zue tragen mitten durchs dorff auf den. Joachims—

1) thal. zu denjelben weg joll ein jeder nachbar, joweit jein guth wendet, bejjern und halten.

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*) „Tief“ überſchrieben Be u

**) Sölhaus, felhaus bäuerlihes Wohnhaus geringfter Gattung (Bergl. die Salzburgiichen Teidinge 253 u. a.)

***, Darüber gejchrieben „alte“.

7) Der am Eifenfopf entjpringende Pleilbad).

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8. ferner ruhen wir auch einen freyen weg mitten durchs torf zue fahren, treiben und zu tragen von diegen hoff Weiperth nach St. Marienbergk zue.

9 Wir ruhen auch alle wege und jtege, jo wier vor alters in dießer gemein gerubet haben“.

Nach unjeren beiden Gerichtsbüchern A und B ijt es unzweifelhaft, dajs der Wald bis an den Gondupelbah (Weißenhirſchbach) wie auch der jeßige Ortstheil Hammer und die Yaurmühle zu MWeipert gehörten; nach der ſoeben angeführten „Ruhe“ jcheint die damalige Grenze Weiperts Grenze bis nach Pfeilwaſſer und

von dort auf der Höhe zwiichen Schmiedeberg md Weipert fort

bis ſelbſt in den unteren Theil von Stolzenhan und von dort an den Grenzbach gegangen zu ſein, ſo unverſtändlich uns auch die Benennungen „Selb“, „Tollmetſcher“ und „SpanMüller“ bis jetzt noch ſind.

Nah Lehmann ſoll man im Grenzwaſſer Pila (Böhlbah) / 3 Poh

gute Goldkörner gefunden haben, die ſich auch „flötſchen“ ließen; alle Wäſſer, die vom „rothen Haus” auf Stolzhain in das Grenz— wafjer am Weinberg fallen, haben gediegene Schwarze Körner geführt und wurden viele Leute, die jich darauf verjtanden, veich. Im Con—

dupelbache waren jchwarze Körner zu finden, die man auf dem

Ambos breit ſchlagen Fonnte.

Wenn wir num auch einen Blic auf die Eulturgefchichtliche Entwicklung unjerer Stadt in jener Zeit werfen, jo müfjen wir ans nehmen, daſs Furze Zeit nach den huſſitiſchen Wirren an den Bau der St. Martinsfirche, auch Todtenficche genannt, gejchritten worden jein muſs, dem wir finden, daſs jowohl die Bauart derjelben, als auch die theilweie noch vorhandenen Bilder aus jenen Tagen her- rühren. Man nimmt an, dajs die Schneider’jche Familie den Bau unternommen, doc dürfte auch bier wie anderorts ſchon wor und während der Hufjttenzeit eine Holzkirche gejtanden jein, am deren Stelle nad) der Zerjtörung durch die Huffitenfriege eine jteinerne errichtet wurde. Leider haben wir nur traditionelle Weberlieferungen, denn die Gegenreformation war befliefjen, alles, was auf die hufjitiiche Zeit und auf die Greigniffe der Neformation, auf den Protejtantismus hindeutete, auszurotten. Uebrigens mag der große Brand in Preßnitz

KAnche.

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auch manche für Weipert wichtige Urfunde aus jener Zeit ver- nichtet haben. Weipert gehörte bekanntlich zur Zeit der Gegen- reformation zur Pfarre Preßnitz.

Die erjte urkundliche Nachricht über unjere Kirche finden wir im Gerichtsbuche A, werin es heißt, daſs ein gewiljer Erhard Breitenfelder ſich 1551 verpflichtete, für einen ihm von der Gemeinde abgetretenen Naum auf der Hutweide den Betrag von 264 J ara H 46 4*8 6 Silbergroſchen, halb Walpurgis, halb Michaelis der

St. Martinskirche.

zu zinſen, daſs ferner im ſelben Jahre Jacob Pleul einen Raum am Kirchhofe hinauf ankaufte. Der Chroniſt Feiler bat daher Unrecht, wenn er den Kirchenbau erſt in die Zeit Kaſpar und Otto Spindler's verjeßt.

Unter den uns zuerſt genannten bier wirfenden Geiftlichen wird errichtete Pfarre Neudorf zog. Seine Vorgänger, ſowohl die katholiſchen als proteſtantiſchen jind uns unbefannt.

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Vom jahre 1582 —1613 wirkte hier Paſtor Freyer, deſſen Namen wir fortwährend in unjeren Gerichtsbüchern vorfinden, da ev häufig den Gemeindeverhandlungen beiwohnte und auf Erſuchen beider Parteien die Kaufverträge niederichrieb. Am Sabre 1591 faufte ev von Hans Steiner ein Haus, welches er am 9. Augujt desjelben Jahres wieder gegen das Haus des Andreas Gröbner, das diejer von, den Erben der Berta Vödiſch um 250 Gulden erfauft hatte, vertaujcht hat. Kajpar Freyer jcheint aus Kallich gebürtig geweſen zu ſein, denn als er 1613 ſammt ſeinem Weibe ohne Leibeserben an der Peſt ſtarb und bloß eine Stieftochter, Regina, hinterließ, die an Bartl Tſchek nach Heinersdorf ver— heiratet war, iſt außer dieſer auch von Erben aus Kallich die Rede. Nachdem ſich nach dem Tode des Pfarrherrn lange kein Käufer des Hauſes gefunden hatte, ſo wurde es durch den Amtshauptmann zu Preßnitz im Jahre 1615 zu Weihnachten an den Richter Paul Spindler um 400 Gulden verkauft. Freyer beſaß ein nicht unbedeutendes Vermögen und ſoll ihm ſeine Frau eine Baarſchaft von faſt eintauſend Schock, wovon die Tochter Regina die Quit— tungen in den Händen hatte, eingebracht haben. Ein Theil der Kaufſumme, jo Paul Spindler an die Erben zu zahlen hatte, fiel im Einverſtändniſſe mit diefen der befigen Kirche zu.

Lchmann erzählt von diefem Prieſter, dafs er ein großer Kaßenfreund war, und oft S—10 Katzen an feinem Tijche am der Mahlzeit theilmamen. Als er im Jahre 1613 während der Peitzeit die Katzen in's Haus jagen wollte, brach ev dabei ein Bein. Nach, jeinem Tode wurden die Katen oft wehflagend an jeinem Grabe gejehen. Freyer, wie feine Vorgänger, hatten ihre Wohnung im Hauje Nr. 56,*) das noch gegenwärtig die „Eleine Schule” heißt, weil fich während dev Gegenreformation dort die Schule befand, da Weipert in diejer Zeitperiode durch 28 Jahre Feine Seelforge hatte.

Im Jahre 1653 wurde das Haus des Chriſtian Schneider um 250 fl. angefauft und zur Pfarrei eingerichtet. Beim Ankaufe

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diefes Haufes wurden 5 fl. 30 kr., die in der Bräucaffa ihre Ver⸗ Marm

*) Dieſes Haus brannte am 12. September 1884 volljtändig ab, und auf der Brandftelle wurde das gegenwärtige Haus aufgebaut.

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rechnung finden, als Leinkauf vertrunken. Als Anzahlung dieſes Kaufſchillings wurden 100 fl. gegeben, während der Reſt in zehn— eh jährigen Raten à 15 jl. abgezahlt wurde. Dieſe „alte Pfarre? aß. 55 (Nr. 55) it gegenwärtig das „Franz Alexander und Marie Anna A nn l'ſche Krankenhaus“, von dem noch jpäter die Rede jein wird.

Die alte Glocke, die jpäter auf die neue Kirche übertragen wurde, hatte zur Inſchrift: „Gabriel und Zacharias Hilger, zu Fr eibergf gojjen mid. Vult populum Qampana sonans sacar veniere Anuo 1612.“

Von einer Schule in Weipert während der ſo eben geſchilderten Zeit iſt nirgends die Rede und es liegt die Vermuthung nahe, dajs der Schulunterricht zu jener Zeit, wenn auch nicht gänzlich gemangelt, doch noch jehr primitiver Natur gewejen jein mag. Wahr- jcbeinlich bejtand, wie damals in Dörfern jo häufig üblich war, eine Wanderjchule, indem der Lehrer im bejtimmten Häufern, wo eben der nöthige Naum vorhanden war, der Reihe uach Unterricht ertbeilte, zu dem jich die Jugend der nächjten Umgebung verfammelte, welche Form des Schulhaltens wohl auch mit durd) die weite Zer— (sgenheit des Ortes bedingt war.

Nicht viel mehr als von der Schule wiſſen wir von den Nechtsverhäliniiien Weiperts in jenen finjteren Tagen. Nur Icheint das im Jahre 1234 auch auf die Golonijten ausgedehnte deutjche Recht auch hierorts Geltung gehabt zu haben. Das Hammerwerk war eben ein mit allen möglichen Nechten verjehenes Freigut und gieng als jolches auch 1526 an Hans Schneider „von der Wiejen“ mit allen darzu und eingebörung, wie vor Alters derjelbe Hammer befejjen“ über. Die nach deutjchem echte orgamijierten Dörfer hatten einen Richter, ER dem zur Ausübung des Nechtes eine Anzahl von Gejhwornn beigegeben waren, ev jelbjt unterjtand aber in jchweren Fällen dem Br Grundherrn oder dem Magijtrate der zunächit gelegenen Stadt. Unſer Ort gebrauchte unbedingt das deutſche Necht, und waren die Eigenthumsbejiter Feineswegs bloß Erbpächter, jondern emphideutijche Beſitzer. Im Jahre 1614 mujsten dieſelben den Erbzins ins Preßnitzer Amt und zwar in zwei Terminen, zu Georgi und Galli, einliefern. Die Gerichtsbücher nennen uns folgende Richter:

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eh 1619), Chriſtoph Schmid! (1620—16525 , Paul Schneider

a A 2 ——— J Jacob Schneider 15321546), Hans Richter, Walter —— (mir kurze Zeit), Paul Spindler (1527 100 Georg Schmidl (1594— 1595), Nil Schmidt (1595 1598), * Georg Schmidl 1598 1606), Paul Schneider (1606—- 16135, Chriſtoph Schmidl (1614—1616), Chriſtoph Päßler (161IT—

(1625 1627) und Johann Großer. Die Zahl der Schöffen war je nach der Verhandlung eine verſchiedene und kommen 2 auch bis 10 Schöffen vor, ja einjtmals (1537) betbeiligte jich die ganze Gemeinde an einer Verhandlung. Einige Namen von Schöfin find ebenfalls im Gerichtsbuche noch vorhanden. Es find Dies Georg und Benedir Schneider, Fabian Fiſcher, Mil Eſtel, Oswald Glenzl, Michel und Lorenz Müller, Joſef, Andreas und Jakob Päßler, Hanns Loos, Oswald Gleiniz, Thomas lg, Jörg Sieber, Veit Schönherr, Mihl Schenf, Valtin Niebel, Paltin Pleul Hans und Erhard Spindler, Hand Zſchog, Paul Päßler, Thomas Weling, Palzar Nil, Andreas - Wagner, Martin Dittrid, Georg Schmidl, Nil Shmidl, Thomas Seling, Donath Bartl, Hans Zichek, Lucas Vödiſch. * Der Ortstheil „Neugeſchrei“ wird im Gerichtsbuche B im x RL Sabre 1575, wo Mathes Bretſchneider einen Garten von Jorg Schmid! um 23'/, Gulden verkaufte, das_erjtemal genannt. 7 Derjelbe ſcheint alſo vorher ein eigenes Dorf gebildet und einen eigenen Nichter gehabt zu haben. Auch auf den alten Landfarten fommt „Neugeſchrei“ als Dorf vor. Ueber die Erijtenz gend eines Gemeindevermögens und deſſen Verwaltung, über die Ge meimde-Einfünfte und deren Gebarung fonnten wir in unfern Quellen nirgends einen Aufihlujs finden und entnehmen denjelben . | nur noch folgende damals gebräuchliche Dorfjagungen und Gewohn- Bi heiten: Eheleute hatten gegenjeitig Anjpruch auf ein Drittel ihres hinterlaſſenen Vermögens. Waren jedoch feine Kinder vorhanden, vo Ei jo mujste ſowohl von dieſem Drittel als auch von dem übrigen n Nachlaſſe die Verwandtichaft des verjtorbenen Chetheils wenigjtens 3 4: etwas erben. _ Die Uebernahme des elterlichen Gutes jtand zuerft dem jüngjten, dann dem ältejten Sohne und, wenn dieje beiden jie ablehnten, den andern Brüdern, und erjt, wenn feine Leibeserben

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vorhanden waren, dem nächſten Blutsverwandten zu. Der jüngjte Sohn hatte vom Käufer des Gutes eine Entſchädigung (wohl nur zum Gejchenf) zu befommen und Auszüge für die Eltern, wie auch das Peufauftrinfen bei Käufen waren ſchon damals gebräuchlich. Gewöhnlich theilten die Kinder das Vieh zu gleichen Theilen, wäh— rend die Kleidung des Vaters ausſchließlich den Söhnen, jene der Mutter, wie auch das Bettzeug und Alles, was zum Spinnrade gehörte, bloß den Töchtern zufiel. Eine Mutter vererbte im Jahre 1577 ihr Vermögen an ihren Sohn und zwei Schwiegerſöhne zu gleichen Theilen, was eigentlich gegen des Dorfes Gewohnheit war, da der Schwiegerſohn in der Regel nur eine Kuh bekam. Zur Kindtaufe hatte jeder das Recht, ein Viertel Bier einzuſchroten und dasſelbe wo immer her zu beziehen. Im Jahre 1540 iſt vom erſten Todtſchlag die Rede, und 1541 verpflichtet ſich ein Anna— berger Vormund, ſein Mündel dorthin zu nehmen und in die Schule gehen zu laſſen.

Gerechnet wurde theils nach Schock, Groſchen und Pfennigen, theils nach Gulden und Kreuzern.

Schock böhm. 60 weiße Groſchen 140 Kreuzer 1 weiße rap At P == ll Dee ed 1 Gulden böhm. Sn ar r 56—60 1 rhein. Goldgulden = 50 r PIE 1 ungar. Duften —= 60 e ==,. 140 ei 1 Apfelgulden 60-72 1 weiger Groſchen 7 Penige Alfa an 3 weiße Pfennige = 1.58%

Außerdem gab e8 auch noch Kleine Groſchen mit dem Löwen, die blos die Hälfte des weißen Groſchens galten.

Es hatte ſich alfo unfer Ort allmählich zu einer gewiſſen Blüte entwicelt; aus der Fleinen Anſiedlung im Paſſe war Kuhberg ent- ſtanden, dem jpäter das Hammerwerf und der Freihof folgten, an die ji) dann der Ortstheil „Neugefchrei“ anreihte. Zugleich mit unferem Weipert entwickelten jich aber auch in Furzer Zeit die Nachbarorte. Da waren es namentlih Annaberg und Buchholz, die zur Zeit der Reformation ſich ſtark vergrößerten und troß der Unruhen, die durch Luthers und einiger Neuerer Lehren auch bier

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50 hervorgerufen wurden, erreichten jie in dieſer Zeit einen gewiſſen Glanzpunkt.

Der befannte Ablaſskrämer und Mönch Tetzel, der auf ſeinem Ablajskajten, worin er die Beijteuer jammelte, die Worte hatte ein- graben laſſen:

„Sp wie das Geld im Kaften Flingt, die Seele in den Himmel jpringt“,

fam im Jahre 1507 nach Kreiberg, wo er in zwei Tagen über 2000 Gulden zufammenbrachte und im Jahre 1508 nach Annaberg. Auch hier raffte er viel Geld zufammen, da er den Annabergern thatjächliche jilberne Berge verſprach, und die Weiperter wall- jahrteten zu ihm, um für Geld jich Gnade und Ablajs zu erfaufen, Das Haus, in welchem Tetel in Annaberg wohnte, jteht in der großen Kirchgaſſe uud trägt über der Hausthüre in Stein gehauen die neuerlich vergoldete Anjchrift: „Herr Sebaoth. Wohl dem Menjchen, der ſich auf mich verläfst. 1508. Johann Tetzel.“ Auch der Kajten, den er bier zur Einſammlung der Almofen u. ſ. w. unter jeinem Kreuze aufgeftellt hatte, was in den päpftlichen Bullen aerarium constituere beißt, befindet jich noch unverſehrt in der alten Sakriſtei der Hauptkirche und ijt nächjt jenem in Jüterbod die einzige Neliquie diefer Art. Von dicken Pfojten, ſtark mit Eifen bejchlagen und von der Größe einer Lade, nur höher als breit, aljo eine. fürmliche Caſſe und wohl geeignet, die koſtbaren Papiere nicht minder feſt zu verwahren, als das bare Geld, wovon Tetzel eben auch hübſche Sümmchen einnahm und mit jich führte.

Am 27. October 1519 wurde ein Kajten heiliger Erde, ben die Annaberger vom Papſte Leo X. für ihren neuen Friedhof mit der Begnadigung erhalten hatten, dajs Jeder, der dort begraben werden würde, Vergebung der Sünden erhalte, im Beifein des Herzogs Georg und des Biihofs von Meigen, von einem Weih- biſchof Über den ganzen Gottesacker ausgeftreut. Dieje Feierlichfeit gab demjelben, wie auch dem Feſte Trinitatis die Berühmtheit, die jie zum Theil noch heute befiten.

Im Jahre 1522 Faufte der Rath von Annaberg vom Grafen Wilhelm von Hafjenftein ein Stüf Holz auf 40 Jahre um 1000 Thaler. Es iſt dies der bereits in der Schneider'ſchen Beleh-

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nungsurfunde vom Jahre 1526 erwähnte Wald, der jich von der Wüſtenzeche an der Grenze bis nah Böhmiſch-Hammer hinzog.

Die durch die communijtiichen Lehren des Thomas Münzer in Deutjchland bervorgerufenen Unruhen jollten auch in unferer ſächſiſchen Nachbarichaft einen bedauerlichen Nachklang finden. Im Jahre 1525 jammelte jich bei Elterlein ein bis zu 1500 an- wachjender Haufen Bauern und Bergleute, welche von anderen Bergleuten, die aus Mansfeld vertrieben wurden, biezu angeregt waren. Sie zugen nah Schlettau, plünderten das Schlojs und drangen räuberiſch in die Bürgerhäuſer ein, wo fie fich betranfen und Jungfrauen jchändeten, bis ſie jich auf die falſche Nachricht, Herzog Georg rüde heran, nach Grünhain zuriczogen, von wo jih der Abt nah Annaberg geflüchtet hatte. Dort vereinigten fie jich mit einem anderen Haufen, der aus Zwickau biehergefommen war, plünderten das Klojter und zerjtörten die Kirche in Raſchau. Da Niemand diefe Näubereien jtrafte, votteten jich ähnliche Haufen aus Königswalde, Mildenau, Arnsfeld und aus den um Marienberg und Wolfenjtein liegenden Dörfern zujfammen, verjagten die Pfarrer und Adeligen oder Liegen ſich von dieſen bedeutende Summen als Brandichatung zahlen, bis diefem Unfuge durch Churfürſt Johann ein Ende gemacht wurde.

Im Juni des Jahres 1534 wurde in Annaberg der Fürſten— congrejs abgehalten, und zogen die Gejandten des Katjers Ferdi- nand J., und die protejtantiichen Churfürjten und Herren Johann Friedrich, Herzog Georg, Kardinal-Erzbifchof Albert von Mainz, die Grafen Neuß und Plauen und Ernſt von Schönburg, welch’ leisterer zwei Jahre zuvor zwei Annabergern hatte die Augen ausjtechen laſſen, weil fie in jeinem Graben gefiſcht hatten, über MWeipert und Kaaden nach Prag, wo endgiltig Friede gejchlofjen wurde.

Ein bewunderungswürdiges Werf aber aus jener Zeit ijt der Flößgraben, defien Damm noch vor dem Baue der Eijenbahn (1869) der beliebtejte Pla für Weiperter und Bärenjteiner Spagiergänger war. Der Zweck diefes Grabens war hauptjächlich, die Stadt Annaberg und ihre Schmelzhütten mit Holz zu verjehen. Der Graben nahm im heutigen Stahlberg jeinen Anfang, alſo in der

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Gegend, wo der Rath ven Wilhelm von Lobkowitz das jchon erwähnte Stück Wald gefauft hatte, 309 jich längs der Bärenjteiner Berglehne (heutige Halteftelle in Bärenjtein) über Königswalde bin und mündete bei der Annaberger Ziegeljcheuer am Fuße des Pöhlberges aus. Er war eine Meile lang, theilweije durch hartes Gejtein und mächtige Felſen getrieben und joll nach einigen Chroniften jo viel wie die Annaberger Hauptficche gefojtet haben. Der Bau wurde im Jahre 1564 angefangen und 1566 vollendet, jo dajs im Mat des lettgenannten Jahres das erſte Mal darauf geflößt werden konnte. Zu feiner Füllung wurde das Wafjer des Grenz: baches benutzt.“*)

Außer den beiden Orten Annaberg und Buchholz ver- dienen jächjticherjeits Erwähnung die Orte Wiejenthal (gegründet 1526, Unterwiejentbal joll jchon 1455 bejtanden haben), Got- tesgab (1534), Platten (1534), welc, beide damals noch ſächſiſch waren. Zu den wichtigjten Ereigniſſen, die in jene Zeit fallen, und die wir nicht übergehen fünnen, gehören die 1561 eingeführte Spibenklöppelei durh Barbara Uttmann in Annaberg, 1568 der Ausbruch der Peſt, an welcher in leßtgenannter Stadt allein 2200 Menjchen, darunter 800 Spitenflöpplerinnen, jtarben, und eine furchtbare Feuersbrunſt ebendajelbjt (1604), ‚welche die Stadt bis auf 14 kleine Hütten zerjtörte und über 10.000 Menjchen ob— dachlos machte.

Auch das benachbarte Preßnitz blühte infolge des Bergbaues bereits in ver erjten Hälfte des XVI. Jahrhunderts raſch empor. Der Bürger Chriſtoph Schopf beſaß mehrere eigene Zechen und gewann jo viel Silber, dajs er Silbererz gegen Weizenfuchen vertaujchte. Derjelbe joll auch in den Jahren 1552—1556 das Rathhaus haben erbauen lajjen, und joll jich bis vor dem großen Drande (1811) am Eingange desjelben ein Stein mit der Jahres— zahl 1554 befunden haben. Am 25. März 1546 erhob König Ferdinand I. Preßnitz zur Bergſtadt und befreite die Einwohner

*) Am 2. December 1573 beftätigte Bohuslamw Felir v. Lobkowitz das Privilegium feines Unterthans Paul Spindler in Weyperth und ſpricht von den treuen Dienften, die der genannte Spindler zuvor in der röm. kaiſ. Majeftät Dienften und auch bei feiner Eingebung gethan hat.

53 mit Ausnahme der Erbzinfen an die Herrſchaft, von allen Steuern, Zinjen, Noboten und Heerfahrten, bewilligte ihnen unter nachträg- licher Bejtätigung jeitens des Preßnitzer Hauptmannes, Bürgermeifter, Richter und Schöppen zu wählen, in Bergjachen zu verhandeln und die Verbrecher in ihrem Gebiete zu trafen. Der weitere Nechtszug

jollte an den Preßnitzer Hauptmann jein. Hier habe die Berg:

ordnung von St. Joachimsthal zu gelten. Gr gab ihnen ferner das Necht zu bräuen, zu jchänfen, bewilligte zwei Jahrmärkte und befreite jte, mit Ausnahme des jchon in Preßnitz bejtehenden Zolles, von jedem neuen Zoll. Preßnitz jcheint ſich durch Zuzug vieler fremden Bergleute jtarf vergrößert zu haben. Dev Bergbau gerieth jedoch bald in Verfall, jo daſs ſchon im Jahre 1556 für den St. Wenzelsitollen Beihilfe beaniprucht wurde, und es in einen kaiſer— lichen Beicheide vom 7. März- 1573 beit: „In Preßnitz werden den nicht fündigen Zechen Hilfen ertheilt; die Schürfprämien wie in Joachimsthal bejtimmt; Holzverkauf in das Ausland verboten, und der Forſtmeiſter, der ihn gejtattet, nach ‘Prag citiert, um dort einen Verweis zu erhalten“.

Am 10. März 1580 erhielt Preßnitz auch die Beltätigung jeiner Privilegien nnd das Necht der Bannmeile, wonach im Um- freife einer Meile um die Stadt Feine jtädtischen Gewerbe betrieben werden durften. Um das Jahr 1553 machte jich bereits ein bedeu— tender Nücgang des Bergbaues bemerkbar. Deſto glänzender bewährte jich der Silberbergbau in Joachimsthal. Diefer Ort hieß zuerft Gonradsgrün und wurde erit jpäter vom Grafen Stephan Schlick nah St. Joachim genannt, weil, wie das Chronicon Annabergense jich ausdrückt, „die nächiten daranliegenden Berg: werfe und Gebirge St. Anna inne hätte, jintemal nicht zu wagen, dajs die Weiber allen in den Gebirgen herumjchweiten.” Obzwar ihon früher in diefer Gegend Bergbau betrieben wurde, jo datiert der Urjprung Joachimsthals doch erjt vom Jahre 1516, wo die erite Theilung jtattfand.

Bereits im Jahre 1520 hatten die Stände dem Grafen Stephan Schlick das Neht zum Münzen mit der Glaujel, „ven Gerecht- jamen des Königs und Landes ohne Nachtheil“ eingeräumt. Er konnte jedoch die Bejtätigung des Königs nicht erlangen, weshalb

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diejes Necht vom Könige Ferdinand I. im Jahre 1528 wieder als Kronreht eingezogen wurde. Den in der Zwijchenzeit bier aus- gemünzten Silberjtücen gab man den Namen „Thaler“ *). Bei dem blutigen Yandtage 1547 wurde Graf Lorenz Schlick angeklagt, ohne Widerjtand ſächſiſche Beſatzung aufgenommen zu haben, umd verlor deshalb den größten Theil feiner Bejitungen; der Stadt Soahimsthal wurden wegen ihrer Hinneigung zu den Sachſen Jämmtliche Privilegien genommen und ihr Bergbau lag auf lange Zeit darnieder.

Für die Eutwiclung und Blüte der rzgebirgsjtädte war die weile Regierung Marimilians II. von nicht geringem Einfluſſe, indem diefer Kaiſer durch tolerante und menjchenfreund- lihe Mafregeln ven Glaubenszwang abjchaffte, **) was dem Pro- tejtantismus in unjerer Gegend zu großem Vortheile gereichte. Yeider traten dejjen Nachfolger Rudolf II. und Ferdinand I. nicht in die Fußtapfen diefes edlen Herrſchers, fondern lichen den Einflüfterungen religiöfer Fanatifer ihr Ohr. Dieje ſich vornehmlich aus Jeſuiten zufammenjegend, fachten jenen für Deutjchland furcht— barften Krieg an, der in Böhmen feinen Anfang nahm, die frucht- barjten Gefilde von Deutjchland verwüſtete, das deutſche Volf in zwei Lager jpaltete und dadurch die Einmiſchung fremder Staaten ermöglichte und jchliejslich mit einer bedeutenden Schmälerung des Reichsgebietes endete.

*) Die Mänzfammlung des Herausgeber C. G. Schmied! enthält mehrere Exemplare von den verjhiedenen Prägungen.

**) Durch einen Landtagsbeihlujs vom Jahre 1542 waren die Juden aus dem Lande verbannt: Ferdinand I. nahm dieſe jedod 1550 wieder auf, doch mujsten fie zum Unterſchiede von den Chriften ein gelbes Zeichen am linfen Arme tragen, das erft Joſef II. wieder abſchaffte.

IV. Lapitel.

Weipert zur Beif des dreißigjäßrigen Strieges (SGegenreformation).

& ‚owohl durch die im vorhergegangenen Gapitel erwähnte weife So Regierung Marimilians TI. als auch durch die vom $“ Kaiſer Rudolf II. gewährte NReligionsfreiheit war es aus— ländiſchen Bergleuten und Gewerfen möglich gemacht, fich » im unſerer Gegend anzuſiedeln, und finden wir thatjächlich, daſs reiche Leute aus Magdeburg, Lübeck, Frankfurt und anderen Städten Deutjchlands Gewerkichaften errichteten und Zechen in Betrieb festen. So wurde damals, wie bereits erwähnt, im St. Michaelijtollen, Feigenjtollen, St. Urjulaitollen, St. Georgs- jtollen, Römiſchen Adlerjtollen, Münnichjtollen, St. Johannisjtolfen, Dreisfrauenzeche, Bierzehend, St. Antonizehe, Heilige Dreifaltig- feitszeche, Königinzecheu.f. w. gebaut; auch befand fich damals bereits

ein großes Zechenhaus (das jeßige alte Rathhaus oder Nr. 137 im *

Beſitze des Franz Lorenz) in Weipert, ſowie eine Schmelzhütte (Nr. 173) mit 7 Stech- und 2 Krummöfen, die das ganze Jahr betrieben wurden und über 300 Arbeiter beſchäftigten. Daſs die Ausbeute an Silber- und Kupfererzen bedeutend war, geht daraus hervor, daſs in einem Quartal (Lucia 1607) nicht weniger als 63 Centner nach Annaberg geführt wurden. Außer dem Schachte bei Nr. 136 befand ſich in der Jungferngaſſe noch ein zweiter, in deſſen Nähe die Pochwerke (jetzt das Haus Nr. 371) errichtet waren, die durch das Waſſer des Jungfernbaches getrieben wurden. war, um Waſſermangel zu entgehen, der ſogenannte Schütz—

zeich angelegt, der einen Zufluſs aus dem Pleilwaſſer durch einen Graben, der in der Nähe des grünen Kreuzes vorbeigieng, bejaß. Die Spuren diefes Wafjergrabens jind nur noch im Walde jichtbar, während jie auf den Weiperter Gründen durch die Bodeneultur verwijcht jind. Noch im Jahre 1615 leſen wir von diefem Waſſer— graben in Urkunden des Gajpar Spindler betreffend. Außer dem Zechenhauſe und der Schmelzhütte beſaß Weipert auch eine Berg:

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1. Altes Malzhaus und früheres Beragebäude NE. 171. AN Altes Rath⸗ Nr hi us NE. 137. Anl 7.4

ſchmiede, die jpäter (6. Februar 1810) der Fleiſcher Johann Kreuzig von der Witwe Thereſia Zavrzel kaufte und an deren Stelle das jetige Haus Nr. 136 erbaute. Zur Aufbewahrung der Erze und der Bergrequifiten diente das ehemalige alte Malzhaus (Wagner' ſche Gaſthaus Ar. 171), das gegenüberliegende Haus Nr. 169 war ein Zechenhaus. An diefer Zeit waren noch Nr. 106, 235 und. 240 ärarische Zechenbäufer; Nr. 236 war das Wüjtenzechner-Pochwerf, Kr. 239 und 240 waren Wüjtenzechner-Göpel.

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Man erſieht daraus, daſs unſer Ort den Charakter einer Berg— ſtadt vollkommen beſaß, was die am 3. Jänner 1607 von Kaiſer Rudolf II im Schloſſe zu Brandeis erifeitte Betätigung der Sreiheiten und Privilegien ebenfalls zur Genüge erweifen. Wir lafjen diejes Privilegium, deſſen Original im hieſigen Stadtarchive erliegt, wörtlich folgen:

„Bir Nupdolf der Annder von Gottes genaden Grwölter Römiſcher Kaijer zu allen Zeiten Mehrer des Neichs zu Germanien, zu Hungern, Behemb, Dalmatien, Groatien Künig, Erzherzog zu Oeſterreich, Marggraff zu Märhern, Herzog zu Luxenburg und zu Schlejien, Marggraf zu Lauſniz 2c. Befennen für ung, unfere Erben unnd nachkomende Künig zu Behem unnd thun funds meniglich: demnach Wir umlängſt von unſern geträuen lieben N. Richter und

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Geſchwornen ſamdt der ganzen. Gemainde unad bauenden Gewerfen

des Flecken Weipert Jun unſerer Herrſchafft Preßniz gelegen, gehorſamiſt berichtet, dafs daſelbſt auß der genad Gottes mech— tige Kupfer, Kies und Silber reiche Gäng und Anbruch erzaigen, Alß das der ortten mit fernerem jeegen Gottes ein böfflich unnd ſtadtlich Pergkwerk zu erwarten derhalben unns Inn under— thenigkait erſucht unnd gebethen, das Wir Sie andern umb ſie gelegenen Perkſtedten gleich mit Begnadung unnd Freihait gnedigiſt verſehen wollen, damit ſich Inn- und Außlendiſche Gewerken mit Perkwerkbauen deſto lieber einlaſſen unnd daſelbſt Seßhafft nieder— laſſen möchten. Wann wir dann ſunderlich genaigt ſein, die Gewerken unnd Knappſchafft auch andern Pergkwerks Verwandte, als unſere Gamerleut/ mit gnaden zu verſehen, damit ſie deſto mehrers zum Pergkwerkbauen genaigt unnd verurſacht werden, So haben Wir mit guetem rath unnd wiſſenſchafft auf Ir gehorſamiſtes anhalten zu mehrer erleb- unnd beförberung berürtes Pergkwerk auch ver- mehrung unſers Camerguets⸗ Inn anſehung unnd gnedigiſten erwegung, das Sie die Gewerkgen unnd Innwohner bishero alberait Inn Hoffnung weitters Göttliches Segens etwas das Irigen dahin gewendet, ——— unnd verleihen, Geben Ihnen auch dieſelben hiemit wiſſentlich

unnd Inn Krafft dis Briefs dergeſtalt und alſo.

Ihnen nachfolgende gemaine Freyhait unnd Begnadung,

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58

Erjtlihen, jo bewilligen das allen unnd Jeden bauenden Ge— werfen und Perkleuten, die ſich dafelbjt zum Weypert ſezen unnd niederlafjen, mit Ihren Haab und guetern, jo jie allda haben, dahin bringen oder dajelbjt erwerben, frey jein jollen, diejelben res gefallens von dannen zu verwenden, zu verfüren, oder zu verjchaffen, bey gejunden laib oder am Todtbett Freunden oder fremden Inn unnd auffer Landts Wen ſie wollen unverhindert auch des ſie für Ire Perjenen jambt ren Weib unnd Kindern einen freyen Zu— und abzug haben und genießen jollen. Zum Anndern. Sp befreyen Bir Jezt unnd Inn Tünnfftige Zeit alle bauende Gewerfen aller

unnd Jeder Zöll unnd Maut, auch heerfarten, Scharwerf unnd r

Noboten doch aufjer den alten Erbzinng unnd Dienjt, jo Sie Inn— majjen bißhero behoben von ren Erben unnd gründen einjt zu geben ſchuldig jein und bleiben jollen. Zum Dritten. Befreyen Wir

alle unnd Jede Gewerfen und Innwohner zu Wenpert, das Sie, Br m macht haben jollen zu packen, jchlachten, prauen und ſchenken, Item En

gemein Bad umd Waag anzurichten auch jonjt allerlei Ehrliche Hantierung zu treiben. Zum Bierden. So bewilligen Wir auch allen Innwohnern unnd Gewerfen zum Wenperth, jo ſich allda häußlich niederlaffen und jezen, freye behölzung, zu aller rer wrhunfft zu bauen von dato an auf zehen Jarlang darfür ſie unnß Inn berürter Zeith nichts zinnſen noch bezallen ſollen, doch das ſie ſolches nach anweiſung unſerer Ambtleut unnd Förſter nemen unnd gebrauchen. Zum Fünfften. Bewilligen Wir auch den Gewerken frey Hütt- und Puchſtedte an gelegenen orten durch unſerere Ambt—

leute zu verleihen unnd anders, jo dem Perkwerk vonnöthen, In—

majjen es mit unjerer Perkſtadt Preßniz gehalten wirdt, darum jie auch freye behölzung haben jollen. Zum Schiten. Sp geben Wir Ingleihen den Gewerken auf allen Zehen, Stollen und Wafjer von dato an Inn ewige Zeit jo weit unjere Walde auf unjere Herrſchafft Preßniz geraichen freye behölzung; dagegen unnß die Vier Erbfufus auch der Gemaind allda zum Wenpert zwen Erb— kukus volgen jollen, das Kolholz aber zum ſchmelzen joll wie bis- bero, alſo auch hinfort gebürlich verwaldzinnjt werden. Zum Siebenten. ©o jollen unſeren Gewerken und Perkleuten die Zechen unnd Wajjer verlihen und bejtättigt, auch ordentliche Ambtleut, fo

PAR I Kal

tauglich, bei den Perkwerk gejezt unnd jonjten alles, was bie Perfwerfsgebräuchige Necht und Ordnung erfordert, nach unferer Joachimbſtalliſchen Perfordnung gehandelt und gericht werden. Beſchließlichen. Und damit dann diefe unfere Gnad unnd bewilligung gemainen bauenden Gewerken zu Nuzwolſtant unnd aufnemen geraichet, Sp wollen Wir dagegen unnf; gnediglich ver- jehen, Sie die Gewerfen werden mit allen damit gehorjamlichen unnd ganz wol zufriden ſein, Sondern ſich mit Iren gebeuden da— ſelbſten nun forthin mehr alß zuvor Innhoffentlichen ſtadtlichen erſprießlichen Bau einlaſſen und deſto ſterker damit verfahren. Unnd Wir gebieten darauf unſern verordneten Camer-Räthen, Obriſten Münzmaiſter, auch Ober Perkmaiſter unnd andern unſern Perk— ambtleuten In Künigreich Behemb unnd daſelbſt zum Weypert mit Ernſt, Unnd wollen, daſs Sie mehr berürte Gewerken unnd Inn— wohner bei diſer unſerer Freyhait unnd begnadung erſtiglich handt— haben, ſchüzen nnd ſchirmen, Sie darwider nit bedrängen noch beſchwören noch ſolches Jemanden andern zu thun geſtatten. Daran vollbringen Sie unſern Endtlichen gefelligen willen und mainung. Gnediglich unnd ohn geferde die Urkundt diß Briefs mit unſern Kaiſerlichen anhangenden Inſigil verfertigt. Geben auf unſerm Schloſs zu Brandeis, den dritten Januari Anno Im Sechzehen hundert und Sibenden, Unſerer Reiche des Römiſchen im Zweiund— dreißigſten, des Hungeriſchen im fünfunddreißigſten, unnd des Beheimſchen auch im Zweiunddreißigſten. Rudolf. Kaſpar Kapler.

—*

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Ad Mandatum Dui Electi Imperatoris proprium.

Jacob von Merftein. P. Rapp.

Die in diefem Privilegium enthaltenen Gibigkeiten führten aber mit ven jeweiligen Pfandinhabern zu fortwährenden Zwiſtigkeiten und Proceſſen, welche endlich Weipert im Vereine mit Sonnen- berg, Preßnitz und Sebaftiansberg nöthigte, jich mittelſt eines Bittgefuches an Kaifer Mathias zu wenden, er möge ihnen dieſe Giebigkeiten in eine an die Krone zu zahlende Geldſumme umwan-

————

jambt der gangen gemeinde und bauenden Gewerfen des Fleckens

‚Hecken die dajelbjt bauende Gewerfen, Innwohner und Bergkleutbe für jich und ihre nachfomben, alle und jede obberührte Freyheiten,

60

deln, wodurch ihnen der ungejtörte Bergbau ermöglicht werde. Der Kaiſer willfahrte am 23. September 1616 ihrer Bitte und bejtätigte den vier Städten im Schlofje zu Prag durdy das folgende wortgetreue

Privilegium*) auch die von Rudolf ertheilten Privilegien : „Wir Mathias von Gottesgnaden Erwöhlter Römiſcher Kayſer zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Hungarn, Köhemb, Dalmatien, Croatien, König, Erzherzog zu Dejterreich, Dr: Margaraf in Mähren, Herzog zu Yurenburg und in Schlejien, BR Marggraf in Yaufniz und Graff zu Tyrol. Bekennen für ung, F

unſere Erben und nachkommende Könige zu Böhemb, und thuen fund männiglich. Alß unß unſere getreue liebe N. Richter, Schöppen,

Wayperth in unſerer Herrſchafft Preßnitz gelegen, unterthänigſt und demüttigſt "angelanget und gebetten, wir wolten ihnen die von Weyland Kayſer Nudolffen, unferm freundlichen geliebten Herren Bruder Schrift mildiſter gedächtnuß erlangte gemeine begnadungen, ordnungen und ———— welche unß in oriz ina ITumter dato Brandeyß den dritten January Anno Sechzehnhundert Siebenden gefertigten vorgezeiget haben, gnädigſt verneuern, bejtättigen und Gonfirmiren, daſs demnach Wir mit guttem Natth und wiſſen, in anſehung derſelben Bergkwerke erſcheinenden höfflichen gutten AR jtandt3 der gebeud, auch damit die Gewerfen zur Bauluſt beweget und andere mehr jich vdajelbjt mit bauen ein und niede zulaſſen urjache nehmen möchten, injoldh ihr unterthänigites bitten gnädiglich conjentivet und gewilliget haben. Thuen das auch hiermit auf Böhmischer Königlicher macht und vollfommenheit, in krafft dieß brieffs. Mainen, jegen, und wollen derowegen, das obbemelter Berge

begnadungen und gerechtigfeiten, wie jie dieſelbe jeithero genoſſen haben, auch hinführo in allen und jeden ihren Puncten, Clauſuln, Artikeln und Innhaftungen jicherlihen und frey nach machts gebrauchen, nutzen, derer geleben und genüſſen jollen und mögen. Gebieten darauff jebige und Fünfftigen unfern Cammer Praeji- denten und Näthen, Obriſten Miünz auch Bergfmeijtern, Berge Sriginal erliegt ebenfalls am Bürgermeifteramt.

ERSTEN

Haubt- und Ambtleuthen, und allen unjern unterthanen im König— veich Böhemb, und injonderheit unjern jeßigen und fünfftigen Haubt- mann Vreßnitz ernjtlich, und wollen, das jte ofiternandten Berge flecken Weyperth, deſſen Richter, Eltijten, Knappſchaft, gemeine Einwohner und bauende Gewerken, bey obuerſtandenen ihren Frey— heiten und dieſer unſerer gnädigſten confirmation und beſtättigung feſtiglich handthaben, ſchützen und ſchirmen, fie darwider nicht beträngen, weder beſchweren, noch ſolches jemandes andern zu thun gejtatten, im Feinerley wege bey vermaidung unjerer ernten. jtraffe und ungnade. Zu urkundt dieß brieffs mit unſerm Kayſerlichen Senf anhangenden Innſiegel verfertiget. Geben auff unjerm Königlichen Dan 708 Schloß Prag, den dreiundzwansigiten Septembris, Anno im Sch sag, 1fy zehenhundert Sechzehenden, unferer Reiche der Römiſchen im fünften, i & 100 der Humngarifchen im Achten und der Böhmiſchen im Sechſtn. 2277 Mathias. i j Ad Mundatum Sacee Cæsee Regixg. Majestatis proprium. Friedrich von Talenberg E.’B,.De/M:

Trotzdem erfolgte der eigentliche Freifauf Weiperts erft am 1727677

1. December 1617. Unjer Bergflecken, jowie die andern drei Orte Aal jollten die gefrönten Könige von Böhmen allein als Erbherren 7 vw sr wnjehen, ewig _ein Finigliches Kammergut_jein und bei ihren alten

und neuen Privilegien, Berge und anderen Freiheiten verbleiben. 1. Mathias verfaufte dem Bergfleden Weipert die ganzen Erb- und c Silberzinſe und Dienſte im Betrage von 44 Schock 8 Groſchen He

2 N ennigen, dann eine Mahlmühle, die jährlich 60 Schock weiß zinjte, jammt Wafjerlauf und gefajsten Waſſergraben um die

» Summe von 2224 Schu 12 Groſchen 6 Pfennigen meißneriſch zu jeinem Erb- und. Eigenthume; die Bergregalien und die Wildbahn „ur behielt ev jich jedoch vor. 1200 Schod waren ſofort und der Reit 2,6 von 1024 Schock 12 Groſchen 6 Pfennigen um Georgi 1618 zu erlegen. Um den Kauf durchzufegen, borgte Weipert ſich 600 Gulden rheiniſch vom Dresdener Hofprediger Daniel Hännid. Die Quittung über die Kaufſumme aller vier Städte it noch vor- handen und beträgt diefe Kreifauffumme 10.826 Schu 21 Srofchen 54

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3 Pfennige (d. d. Schloſs Prag 12. April 1619). Durch dieſen Freifaufsbrief wird auch dem Hammermeijter in Sorgenthal, Chriſtoph Rubner, das wüjte Hammergütl, Pleil genannt, dann die wüjten Felder, die alten Gebäude u. a. um 400 Schock meih- niſch verkauft. Da diefer Kreifaufsbrief für unjere Stabtgefchichte von großer Wichtigkeit ijt, jo lafjen wir denjelben mit Weglafjung jener Stellen, welche ji) auf die Städte Preßnitz, Sebajtiansberg und Sonnen: z berg beziehen, wörtlich folgen: en „Wir Mathias, von Gottes Gnaden Erwählter Nömifcher Kaijer, zu allen Zeiten Mehrer des Neichs in Germanien, zu Hun- garn, Böhmen, Dalmatien, Croatien, König und Ertzhertzog zu Dejterreih, Marggraff in Mähren, Herbog zu Purenburg und in X Schleſien, Marggraff in Paußni und Graff zu Tyrol 20. Befennen sh für unfere Erben und ee Könige zu Böhaimb öffentlich \ und thun Kundt Männiglichen: Nachdem uns durch die Ehrſamben Gm P' P. T. Bürgermeifter, ) Rathmänner und ganze Gemayn Unjerer Bes. +} freven Bergfftadt Preßnig und Schaftiansberg*, ſowie der FE Bergkjtädtlein und Bergffleden Sonnenberg und Weyperth in Eulen $,, unterthänigfeit fürgebracht worden, wie das die Öftere Verpfändung N unjerer Herrichaft Preßnitz deren daſelbſt in würdlichen ſchwänge gehenden Silber-, Kupfer, Zihn-, Pley- und anderen Bergfwerfen, welche als Yandes Kleinodien in Billihen Acht genommen und befördert werden jollen, nicht geringe Verhinderung und Schaden gebracht und da jolches hinführo durch jonderbahre mittel nicht DBehüttet, der Endliche untergangk ſolcher höffiichen Bergkwerk zu befahren ſeyn möchte, damit num Jedermänniglich verurjachet, ſich in bejtändige Bergfgebau diefer orthen einzulafien und dardurch Ya unſer Gammergueth, auch Landesgedeyen und Wohljitandt, jomit wenigern Theil auf der Bergfwerkbeförderung beruhet, in Billiche Acht genommen werden möchte, alß haben wir jolche bikhero für— gejallene Verhinderung der Bergkwerk auß dem Werg räumen und ep aus Gnädig -Vätterlicher Vorjorge derofelben Preßnitziſche Berge ſtatt, und Bergkflecken als: Preßnitz, Sebeitian- berg, Sonnenberg' und Weyperth⸗ über vorige ausgemeſſene Begnadigung und Bergkfreyheiten, in welchen diejenigen Erbzinß,

due Ur

68 Dienjt und Nobotten, jo fie von Alters hero von ihren Erben und Gütern zu thun jchuldig zuvor behalten geweſen, joweit befreyen wollen, daſs jie die Benannten Bergkſtatt, Bergitättlein und Bergk— flecfen auch dero Dienſt, Zink und Robotten, zuförderijt aber künf— tiger Verpfänd- und Verfauffung gänzlichen Befreyet und überhoben ſeyn jollen, und männiglich urſach haben möchte, jich dahin jonderl. zu begeben, und in Bergfwerfsbau einzulafjen und ſich derjelben Verpfänd- und Verfauffung wir zuvorbejcheben, nicht mehr zu befürchten hätten, hierauf und umb deswillen haben Wir all; Re—

gierender König zu Böhmen auf Königl. Macht und Vollkommenheit

und Beweglichen urfachen und Vorhergehende reife, und genugjambe Berathichlagung unſerer Näthe mehreramten Bergjtätt-, Bergkjtättlein und Bergflecken in Gnädigſter Bedrachtung, daſs fürnehmlich ſolches zu Vermehrung unjers Cammerguthes geveichet, Ihre alte und neue Erbzing und Dienit, fo von Alters her und ehe diejelben Benannte ortb von unferen Löbl. Vorfahrern zu freyen Bergktätten, Berg— jtädtlein und Bergkflecken erhebt und ausgefeßet, auch in der Zeit von den Anjabgründen umb dem Grblichen Zinß verliehen und

aufgethan worden, Käuflichen Hingeſchlagen und darinnen nichts als“ die hohe Obrigkeit, nemblichen daſs ſie die benannten Bergjtätts, .

Bergkftättlein und Bergkflecken Preßnitz, Sebaftianbergf, Son- nenhergk und Weyperth hinführo und zu Ewigen Zeiten Nie manden anders alß dem Gefröhnten König zu Böhmen für Ihren Erbheren halten und erkennen follen,/ auch zu ewigen Zeiten für ich und Ihre nachfommende Ein Königlich Cammer Gueth ſeyn und neben dieſen folgenden Erbkauf zugleich bey Ihren alten und

neuen erlangten Privilegien, Bergk- und anderen Freyheiten, auch /

dero von ung darüber ertheilten Gonfirmation verbleiben jollen,

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7 4 d port weh /

und verkaufen hierauf Erjtlichen der Bergkſtadt Preßnitz u. ſ. wu—— 2. Gleihermaßen verfaufen Wir der Statt Sebajtianbergt „un &

> diejenigen Erb- und Oilberzing u. ſ. w.

3. Ebener Maßen und obgemelten urfachen, verkaufen wir auch unſer Bergkitäptlein Sonnenbergf diejenigen Erb- und Sil⸗ berzinß u. ſ. w.

4. Obigergeſtalt verkaufen Wir dem“ neuen md ausgeſetzten Bergkflecken Weyperth Erb- und Silber Zins und Dienft, jo fie

64

von Ihren güttern von Alters hero und ehe jie mit Bergfreyheiten Kez verjehen worden, zu veichen. ſchuldig gewejen, und ſich auf 44 Schock 4 8 Gr. 2 Pf. Meißnifch Erſtrecken, deßgleichen eine Mahl Mühle, 44% welche Jährl. auffiteigent und fallent 60 Schock Meißniſch Zinjet, 7 jambt den wajjer Laufft, und gefalten wohrdenen wafjergraben auch) aus- und Zufäll der waſſer aller maſſen, wie dieſelbe hiebevor an unß erhandelt und genutzet, und gehrauchet haben umb und für Be 2224 Schock 12 Gr. 6 Pf. Meißniſch, welche ihre Erb und gütter | jambt der mahl mühlen jie fir Ihr Erb und Eygenthumb ohne mannigliches Verhinderung ihnen und die Bergkwerk beiten nad) genießen und gebrauchen mögen, dabey jie auch von ung, ungern Erben und Künftigen Königen zu Böhml- Alß ein Königl. Cammer- 747 gutt ohne auffwendung Ihres Koſtens gleicher gejtalt ſollen gejchüßet und gehandhabet werdten, dar bey wir unß aber wie bey andern ſtädten die Bergſtätts Regalien und hohe wild Bahn Expıesse bevorbehalten, daran ſie der obbemelten Kauff Summa gegen Emp— fahung der gewehr 1200 Sand Meißniſch und auf Nechit kommende | Georgy folgents ſo 18* Jahrs der reſtirente 1024 Shod ung. zu erlegen ſchuldig ſein ſollen. 1.12.1612

5 Iðlichen verkaufen wir Vor unß unßern Erben und künf— tige Königen zu Böhmen Chriſtoph Rubner Hammer Meiſter in 17.34 Sorgthal das daran gelegene Wüſte Hammer güttl, Pleyl genannt, jamb den verwüſten eldtern, wiemathen, zweyer Behalten, und alte gebauten, welches ihm ordtenl. Bereidt worden, mit der Vieh⸗ * trifft wie vor Alters dieß Hammer güttl berechtiget geweſſen, umb ie und fur 400 Schu Meißniſche haubt Summa, welches er jeinen Erben und nachfommen Ebenfals, wie Andere dero Beſten nach nutzen geniſſen und gebrauchen, auch dabey von unß unßern Erben

und RUE . zu ohne an Ve Ehe

Sofle, doch mit en mäjjigen Vorbehalt der Bergkwergks

und wilt Bohn. Es ſollen auch die Mehr Bergkflecken. Ingeſambt

jolle dieſer Kauffgüther einander für ihr Erb und Eigenthumb zu verfaufen, zu vertejtiven und bey dem ſtadt Büchern verjchreiben zu lajjen Fug undt macht haben, alfermafjen "wie jol ſolches hiebevor in Uebung und gebrauch gehabt haben, und neben dieſen Erbkauff

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65

bei ihren erlangten Privilegien, Bergkfreyheiten, gewohuheiten, vechten

und gerechtigfeiten, ſamb der Viehtriefften in den Preßnitzſchen waldt

bleiben und darüber von niemands betroget —— ſollen, a

Elfen frey ale genieken und ser und wir vegies render König zu Böhmen und Erbheren der Herrſchafft Preßnitz, haben ſolches alles wie oben geſaget, wie ſolches durch unßere Ver— ordnete Commiſſarien abgehandelt und beſchloſſen worden, aus Königl. macht und follkommenheit gnädig Natifteieret, auch durch gerichtliche Regalien in die Yandt Taffl diejes Königreichs Böhmen einverleiben laſſen, gnädiglich ohne geferde zu uhrkundt diejes Brieffs Hefräfftiget mit ungern Königl. anhangenden Inſigl. Geben auf ungern Königl. ſchloſs zu Prag den 1. Tag des Monaths Decem- bris Anno 1617, Unjerer Neiche deß Römiſchen im jechsten, des

bungarifchen im Zehnden und des Böhmifchen im Siebenden Jahrs.

tinitz. * Die im Freikaufbriefe erwähnte Mahlmühle war die ehemalige

Br Semeindemühle Ar. 195, welche mit Conſens und auf Grund eines

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erlangten Freiheitsbriefes von Bartl Ziegler neu erbaut, aber am 25. October 1607 an den Kaiſer zu Handen des Preßnitzer Bene: gegen die „weiße Mühlen bei Sonnenberg im Taujch- wege abgetreten worden war, Ri an die Gemeinde Weipert fam nd frei wurde.

3 Das uralte Hüt- und Weidreht der Stadt Weipert - bewilligte Kaiſer Mathias in dem allergnädigit abgeſchloſſenen Freikaufe cum formalibus mit Nachjtehendem: „Und neben diejem

nitzer Wald und Gehölz wie vor alſo auch nachmalen zu ewigen Zeiten verbleiben und darüber won Niemanden bedränget werden ſollen, deſſen allen frei und ungehindert genießen und gebrauchen.“ - Der Grundeompler, auf dem der Stadt Weipert das Hüt- und Weidrecht zuerkannt worden, wird in folgender Weiſe genau um— ſchrieben: „als da ſind der Ziegenhau“ und der Hüttenhau, von den oberen Häufern bis zum weißen Hirſchen zu, und ganze Jächjiiche

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Erbkauf bei ihren erlangten Privilegien B ergfreiheiten, Gewohnheiten, Rechten und Gerechtigfeiten ſammt den PViehtriften in dem Pre

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* Mathias. Wilhelm Slawata. Jarislaus von Mar—

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Rainung bis an den Blechhammer; desgleichen von den bürger- fichen Feldern in der Jungferngaſſe durch die Hundsheid hinauf bis über den Schlacenhaufen, von da bis an Pfeil herunter gegen den weißen Hirſchen zu, durch die völligen Pleilheiden und allen umliegenden Waldung; dann vom Schüßteich oder Kiejeljtein durch den Wald bis ans Wleilwafjer und zur alten Brettmühl; weiter vom Neugejchreier Wald bis an die Rohrſchmied hinauf, von da durch die Preißlsheid hinauf dem Sudl-Platz zu, von daher unter Schmieveberg hinein gegen die alte Brettmühl zu bis unter den Schladenhaufen.“

Diefes Hutweiderecht wurde auch) vom Preßnitzer Oberforjtamt am 11. Augujt 1668 anerkannt, und folgte die Juweifung an die MWeiperter Stadtgemeinde wie folgt: „Denen Ehren Bejten für- jichtig und wohlweißen Herrn Bürgermeijtern, Richtern uud Rath der königl. befreyten Berdjtatt Weinberg auf Ihres geziemendes Erſuchen jeyndt von der Kayſ. Preßnitzer Oberforit Ambt cum Clausula Augendi et Minuendi nachfolgende Huthwetden ans und aufgewiejen worden wie folget. Erjtlichen von weißen Hirſchen den-

jelben Weg an Churfürftliher Rainung hinunter big an Eißen—

Werg, von dann hinauf biß an die Bleil Stöde, alwo ein Salz— lecken jtehet, von Bleil Stöcke hinunter bis an das Bleil Wajer, von dort hinauf biß an DBleil Teih und von hier aufwerts an den Brandt Berg, von diefem Orth in die Schlacdenhauffen, alsdann in die Neue Hau bis gegen die alte Breth Mühl. Herentgegen ung Künftige in der Eſtels Hau Ein gewießer Pla wie auch von der alten Breth Mühl hinauf big an der Schenken Brun die Willdpan betreffend Ordentlich gehögt werden. Waßen in anjehung oben werde Herren befugt jein werden, von Yager Pla hinauf biß zu hohen Brüchen an den Weinberger Weg, alwo auch eine Salt Lecke vorhanden, von dannen hinauf gegen den Ziegenhau und tiefen Graben hinunter an diegenige Salt Lecke, jo oberhalb der Papir Mühl jituirt iſt, von dannen bi auf das Gränzwafer hinunter die Huttweiden zu geniegen. Urkundt deſſen haben wir ung bier zu Deputirte gebührendermajen unterjhrieben. Sp geihehen Preßnitz bey Kayſ. Oberforjtambt 11. Augujti 1668. Johann v. Bobrowski von Bieberfels. Johann Chriſtoph Höffer, Oberförſter.“

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8 * Ban u u u nu

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Die über den Freifauf der genannten vier Bergſtädte ergan— gene Nelation wurde in der Yandtafel im den neuen grünen Nelätionsquadern Anno 1619 am Dienjtag nach dem Sonntage Quafimodogeniti sub La. 16 und der ihr nachfolgende Majejtäts- brief in den nagelfarbenen Kaufquadern Anno 1619 sub La. 10 eingejchrieben, welche Einverleibung indes wie alle anderen im „jahre 1619 cajjtert wurde und erjt 1635 wieder erwirkt werden mujste, wo die Nelation der böhmijchen Statthalterei am 21. Auguſt an die Landtafel ergieng, die diefelbe in die drei himmelfarbenen Relationsquadern Anno 1635 am Sonntage nad, Bartholomäi suh La. F. 11 einverleiben lien. SIT TER

Obwohl nun in den bisherigen Privilegien Weipert immer nur ein Bergflecken genannt wird, jo iſt doch fein Zweifel, daſs es ſchon damals zur Föniglichen Bergjtadt erhoben war, obzwar eine Urkunde hierüber nicht vorhanden ijt, denn es beſaß von nun an jeine eigene Gerichtsbarkeit, legte 1619 das Gerichtsbuh CU an, vergab Bauftellen und Gründe gegen Erbzins und wird. in ſpäteren

Privilegien immer nur königliche Bergjtadt genannt. Auch das Stadt—

wappen jcheint aus dieſer Zeit zu jtammen, wenngleich wir auch) dariiber nirgends etwas verzeichnet finden.

Ob der Spindler'ſche Freihof ſchon in dem Privilegium des Kaiſers Rudolf II. von 1607 mit inbegriffen war, iſt nicht erſichtlich, doc) jcheint es nicht jo, weil ein Bejcheid der böhmijchen Kammer— fanzlei vom 12. November 1614 vorliegt, durch we (chen dem Kajpar

Spindler bedeutet wird, dafs jeine Supplication um Confirmation

der vorgebrachten Befreiung ſeines Hofes Weipert aus beweglichen Urſachen nicht bewilligt werden könne; dagegen werde ihm eine kaiſerliche Deſignation ausgefertigt werden, daſs er derſelben Frei— heiten und Begnadigungen, die der Flecken Weipert erlangt hat, fähig und theilhaftig werde und ihm auch die Haſenjagd und das Schießen wilder Tauben zugelaſſen werden ſoll. Dies ſcheint auch im Jahre 1617 geſchehen zu ſein, denn an dem Freikaufe nahm Spindler für ſeinen Hof theil. Es haftete nämlich an demſelben don Alters her ein beſtändiger jährlicher Silberzins von 4 Schock und auf der dazu gehörigen Mahlmühle 6 Schock 24 Groſchen, die ins Amt Preßnitz gezinst und abgeführt werden muſsten. Diejer

5*

30x

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Zins wurde bei dem Freifaufe mit dem dreigigfachen Betrage abge⸗ löst, aljo von Spindler 312 Schock zur Freikaufsſumme gezahlt; doch erſt in einem jpäteren Privilegium vom Jahre 1672 jpricht Kaifer Leopold den damaligen Bejiger des Freihofes Michael von Borberg von diefem Silberzins frei. Ob er bis dahin noch gezahlt wurde, it nicht erjichtlich.

Wie wir ſchon früher bemerkt haben, bejaßen die Brüder Kajpar und Otto Spindler den Freihof gemeinjchaftlic, doch icheint Otto bald mit Tod abgegangen uud der Vermögensjtand des Kaſpar Spinpdler feinesfalls mehr glänzend gewejen zu jein, da er feinen Wald (Spindlerwald) 1617 wegen jchuldigen Steuern und Kriegscontributionen an den Kaifer Mathias verpfändete und nicht wieder einlöſen fonnte. Gr verkaufte ferner feine Schmiede (Nr. 150) jammt allem Zugehör am 26. April 1619 an Adam Rieſz um 60 Gulden deutjch, bezahlte 1620 die Erben des Paul Spindler, von welchem der Hof jtammte, volljtändig und muſste endlich jeine Mahlmühle (Nr. 156) am 21. October 1621 wegen ichuldigen 783 Gulden 18 Kreuzern an Bartl Flohrer aus Gran zahl um 1775 Gulden Landeswährung verkaufen, welcher Kauf im Stadtbuche lit. ©. fol. 74 verbüchert iſt.

Von diefem neuen Beſitzer erhielt diefe Mühle wahrſcheinlich den Namen „Bartlhannsmühle”, da jie von nun ab fortwährend im Beſitze der Familie Flohrer blieb. Sie mochte früher an Bartl Ziegler, der jpäter die Gemeindemühle erbaute, und dieje, wie ihon erwähnt, 1607 gegen die weiße Mühle in Sonnenberg vertaufchte, verpachtet gewejen jein, da jich 1599 die Brüder Spindler mit ihm wegen Mühßins und Schweinemäjtung abgefunden hatten. Sie hatte die Gerechtigkeit zu mahlen, zu baden, zu brauen und, da oft fein Bier in der Schänfe war, auch Bier auszuſchänken. Der ehemals jo jtattliche Freihof mujste jich alſo ſchon damals in traurigem Zuſtande befunden haben. Kaſpar Spindler jcheint in diefem Jahre gejtorben zu jein, denn 1622 finden wir jeine Witwe im Bejite des Freihofes, welche ihn in demjelben Jahre ihrem Stief- johne Georg Spindler verkaufte, der nun länger als Eigenthümer blieb. Man wei nur no von dem Haufe Nr. 269, daſs es feit

mehr als 200 “Jahren den Namen des Beſitzers in dieſem Kalle den Familiennamen Salzer nicht gewechjelt bat.

Mittlerweile hatten im Lande jene Unruhen ihren Anfang genommen, welche unjägliches Elend über unjer Volt bringen und erjt nach dreigigjährigem blutigen Kriege ihr Ende erreichen jollten. Die Wogen diejes Krieges überfluteten auch den Erzgebirgskamm und zerjtörten zugleich die Blüte des mit großem Fleiße und mit Mühe gejchaffenen Bergbaues. Am 25. Mai 1618 hatten die utraquijtiichen Stände Böhmens die beiden Fatjerlichen Statthalter Martinig und Slawata jammt ihrem Schreiber Kabricius Platter aus dem Fenſter des Prager Schlojies geworfen und das Signal zum ſoge— nannten „böhmischen Aufſtande“ gegeben, der den preißigjährigen Krieg einleitete. Mathias war 1619 geitorben und Ferdinand II., ein von Jeſuiten erzogener und beeinflujster Herrſcher, hatte an jeiner Stelle die Zügel der Negierung ergriffen. Diejer hatte bereits in Steiermark die Protejtanten ausgerottet und ſollte nun auch in Böhmen die merfwürdigitt Umwandlung herbeiführen, Anfangs gejtal- tete fich jeine Page noch verzweifelter als die jeines Vorgängers Mathias; denn der Aufitand dehnte jich über die gelfammten Länder der böhmischen Krone, jowie über DOefterreich und Ungarn aus, wo der Fürſt von Siebenbürgen, Betblen Gabor, alle Macht an jich vis. Schon näherten ich ‚die böhmischen Truppen unter. Thurn’s Anführung der Stadt Wien und begannen die Belagerung der- jelben, während gleichzeitig innerhalb ihrer Mauern die prote ſtantiſchen Stände Nieverdfterreihs unter Anführung Thonradel’s von Elbergafjing die Sicherheit Ferdinand's bedrohten und ihm die Gewährung ihrer firchlichen und politifchen Forderungen abzuringen juchten. Kerdinand blieb ſtandhaft und hoffte auf fein Glück. Fünfhundert in die Kaiſerburg einreitende Dragoner retteten ihn aus dieſer perjönlichen Gefahr; die Nachricht von dem durch Bouquoy über Mansfeld bei Zablaty in Böhmen errungenen Siege aber verfcheuchte Thurn aus Defterreich, der nun zur Deckung von Prag nach Böhmen 309.

Als jich auf diefe Weile die bedrängte Lage Ferdinand's ume gejtaltet hatte, eilte ev nach Rrankfurt, wo er feine Wahl zum deutjchen Katjer (28. Augujt 1619) durchſetzte, während zur jelben Zeit

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die protejtantiihen Stände von Böhmen ihn der Krone ihres Yandes verlujtig erklärten, die Stände des Eides der Treue und des Gehorfams entbanden und den jungen Kurfürjten Friedrich V- von der Pfalz zu ihrem Könige wählten. Friedrich nahm nad) einigen vielleicht verjtellten Bedenfen die dargebotene Krone an,

eilte mit jeiner Gemahlin nach Böhmen und hielt jhon am 31. De= %

tober nachmittags jeinen Einzug in Prag. Geltjam mujste den neuen Majejtäten eine Schar von 400 Männern erjcheinen, Die angetban mit hufjitiichen Gewändern, durh Schwingen von Drejch- flegeln und Gerafjel der Morgenjterne das Herrjcherpaar begrüßten. Am 4. November wurden dem neuen Könige in der Beitsfirche vom Adminiſtrator Geerg Difajtus die Krone in feierlicher Weiſe auf das Haupt gejeit. Die Berhältnifje des munmehrigen Kaijers Ferdinand I. bejjerten jich jehr schnell, da der Papſt, Spanien, die deutjchen Katholifen und jelbjt der Kurfürjt ven Sachen, das Haupt der Yutheraner, zu jeiner Unterftüßung bereit waren, während Sriedrich, der fogenannte „Winterfönig“, bei der VBertheidigung der böhmischen Krone nur auf einen Theil der deutjchen Protejtanten, auf Bethlen Gabor und die Dejterreicher rechnen konnte. Der Krieg nahm für Friedrich bald eine ungünftige Wendung und endete infolge jeines unverantwortlichen Leichtſinnes und jeiner Feigheit mit der vollſtändigen Niederlage des böhmijchen Heeres in der Schlacht am weißen Berge bei Prag (8. November 1620). Ferdinand benüßte jeinen Sieg zur Ausrottung aller afatholiichen Lehren und Kirhenfagungen in Böhmen und Mähren, jowie zum Sturze der alten Landesordnung, injoweit, als dieje jeinem Streben nach unbejchränfter Alleinherrichaft im Wege jtand, und jo fünnen wir jagen, daſs auf den Anhöhen des weißen Berges die Glaubens- freiheit, die Selbjtändigfeit Böhmens begraben Liegt, denn jchrecklich war die Nache, zu der die Jeſuiten den Kaifer drängten. Nicht nur verbluteten in Prag auf dem Altjtädter Ringe am 21. Juni 1621 27 der eveljten Patrioten auf dem Schaffote, nicht nur wurden 21 andere zu qualvollen und jchimpflihen Strafen verurtheilt, nicht nur wurden wie zum Hohne 12 Köpfe der Grmordeten in einem Käfige an dem Brücdenthurme aufgehängt,“ jondern Fer— dinand zerjchnitt auch mit eigener Hand den Majejtätsbrief,

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erklärte alle Unkatholiſchen für vogelfrei, caſſiente die Privilegien der Städte und legte den Grumd zu dem ftarren Abjolutismus, der nun durch 200 Jahre von ihm und feinen Nachfolgern ange jtrebt und leider auch erreicht wurde. Einer der Anführer der faijerlichen Truppen in der Schlacht am weißen Berge war Carl Bonaventura von Longueval, Baron von Vaux, Graf von Buquoy, der, obwohl vorher bei Nafonit verwundet, doc während der ganzen Schlacht nicht vom Pferde jtieg und wejentlich zu deren Gntjcheidung beitrug. Ihm zur Seite hielt auf einem Klepper der Garmelitermöndh P. Dominicus a Santa Maria, - - der unter Vorbaltung eines in Strafoniß aufgefundenen wunder: thätigen Marienbildes die Truppen zum Kampfe anfeuerte. Buquoy wurde 1618 an die Spite der Faijerlichen Armee gejtellt, dann für feine treuen Dienjte vom Kaifer mit den Herrichaften Gratzen und Roſenberg belohnt und jtarb 1621 bei der Belagerung von Neuhäuſel in Ungarn.

Da ich der Krieg in den nächjtfolgenden Jahren nach Deutjch- land wälzte, und die kaiſerlichen Waffen jtegreich waren, jo konnte mm Ferdinand zur Ausführung feiner Yieblingsidee jchreiten und Böhmen wieder katholiſch machen.

Zuerſt waren es die protejtantijchen Pfarrer, die 1621 und 1623 das Land verlafien mussten. In ihre Stellen rückten katholiſche Prieſter, oder, da man deren nicht genug hatte, Mönche ein. Mit dem Wolfe verfuchte man es vorerjt durch negative Mittel, es zum Katholieismus zurüczuführen. Wer nicht katholiſch jet, jo heilt es in der von den Jeſuiten verfaisten Anjtruction von 1625, könne fein Bürgerrecht erwerben, fein Gewerbe ausüben, dürfe nicht beiratben und nicht ordentlich begraben werden; ja eine große Strafe traf ſogar Jene, welche die Keiche eines Nichtkatholiken begleiten oder tragen würden. Als auch diefe Mittel nicht genügten, das Volk von feinem Glauben abtrünnig zu machen, heiste man gegen dasjelbe eine Horde zügellojer Soldaten, die „Liechtenſteiner Dragoner”, die jogenannten „Seligmacher“. Mit roher Gewalt festen ſich dieſe entmenjchten Neiter in den Häufern der noch jtandhaften Protejtanten feſt und peinigten fie durch die übertriebenften Anſprüche und alle erdenklichen Sraujamkeiten jo lange, bis fie entweder flüchteten oder Beichtzettel

holten und in die Meſſe giengen. Unter ihrer Methode, die Menjchen fatholiich zu machen, gehörte unter anderem, dafs man diejelben viele Tage und Nächte nicht, Schlafen ließ, bis die Unglücklichen in eine Art Wahnſinn verfielen und endlich gefügig wurden. Andere ſchleppte man an den Haaren zur Mefje und Communion und jeite ihnen Degen und Pijtolen an die Bruft. Den Wöchnerinnen nahm man die Kinder, legte jie in einen Winkel und bewachte die Mutter im Bette, damit jie das verjchmachtende Kind nicht ſäugen könne. Den Bauern, die nicht fatholiich communieieren wollten, brach man den Mund auf und jchob die Hoſtie ein, und als es endlich unter dem Landvolfe zu Nevolten fam, machte man denjelben vajch durch Köpfen, Naſen- und Ohrenabjchneiden ein Ende. Das nannte man, „die Leute katholiſch machen“. So wurde der Stadt Eger, wie wohl dieje eine Sonderjtellung einnahm, geboten, dafs alle Jene, die ihr Slaubensbefenntnis nicht Ändern wollten, auswandern miüjsten. Sofort wurde der böhmiſche Magijtrat annulliert und nun in Eger diefelben Strafverordnungen geltend gemacht, wie jie in Prag und an hundert anderen Orten angewendet wurden. Da war das „Singen und Pojtilllefen*), an Sonn- und Feiertagen“ nicht gejtattet. Kein Fleiſchhauer durfte Feiertags oder Samstags „Brad- wurjt braden oder Fleiſch jeden”, wollte er nicht 20 Gulden Strafe zahlen. Ein vom 23. October 1631 datiertes Mandat gebot der gefammten Bevölkerung ohne Ausnahme unter Androhung | hoher Buße, zur Beicht und Communion zu gehen und an der Proceſſion theilzunehmen. Noch weiter geht ein Proclama von 1634; dasjelbe verbietet „allerhand Victualien und Failſchafften zu offenem Markt zu bringen unter wehrenden Gottesdienſt“; wer aber dennoch verkaufte, der „Jolle ALL jeine wahr und failjchafft verfallen haben und noch darzu mit Gefangfhaus empfindlicd) gejtrafft werden”.

Somit fonnte das jejuitiiche Spür- und Denunciationsſyſtem im großen Maßſtabe ausgeübt werden. UWeberall wurden Aufpafier aufgejtellt, welche diejenigen angeben mujsten, die im lutheriſche Kirchengemeinden zur Andacht giengen. Die Denuncierten mujsten 50 Gulden zahlen.

*) Sammlung von Predigten,

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Es würde zu weit führen, wollten wir auch nur die Hälfte der baarjträubenden Grauſamkeiten aufzählen, die uns das „Per— jeeutionsbüchlein“ *) und andere Chroniken aus jener Zeit berichten.

& Mit den Viechtenjteinern durchzog der Jeſuit, deſſen goldenes ‚Zeitalter nach dev Schlacht am weisen Berge wieder gefommen ER war, das Yand von einem Ende zum andern, ſpornte die Soldaten

zu immer neuen Gewaltthätigfeiten an, ſuchte mit vaffiniertejter Liſt Die verborgeniten Nejte der Protejtanten und ihre Bücher auf,

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Du 2 -

= bon welch letzteren allein 40.000 verbrannt zu baben, der Jeſuit Koniaſch ſich rühmte. Zu welchen Lächerlichkeiten die katholiſche Geiſtlichkeit ſich von ihrem Haſſe hinreißen ließ, zeigt der Umſtand, daſs man die bisher proteſtantiſchen Kirchen nicht nur frisch ein— En, weihte, jondern auch die Kanzeln und Altäre mit Nuthen und

Beitjchen ausprügelte, welche Ihorheit man jelbjt in Städten wie Prag, Znaim, Iglau begieng. Als die Jeſuiten ihre Kirche in Prag,

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8,2

2 die vorher die Brüdergemeinde inne hatte, wieder einweihten, jtreuten fie Schiefgpulver über den ganzen Fußboden und zündeten dasjelbe Be ‚an, um durch Nauch und Flammen das Ketergift zu vernichten.

Ueberhaupt wurde alles aus den Kirchen und den Friedhöfen ent- fernt, was nur im Geringiten an den Protejtantismus hätte erin- nern fünnen. Sogar die Peichname blieben von diejem Kanatismus nicht verschont, und wilfen wir unter anderm, dals zu Hor as— dowitz bereits im Jahre 1621 von den Mönchen die Gräber der protejtantifchen Geijtlichen aufgerifjen, die morjchen Gebeine heraus- genommen umd vom Quardian Severin Dupdich mit einem Stück Eiſen zerfchlagen wurden. Im Jahre 1623 ward auch von den Gegenrefor: matoren das Grab Ziska’s geichändet. Es blieb eben nichts vers ſchont, was nicht Fatholifch glaubte oder was nicht vom Katholicismus herrührte.

Daſs bei ſolchem Zwange eine Reaction des Proteſtantismus bei der nächſtbeſten Gelegenheit erfolgen muſste, it natürlich. Als daher die Schweden in Böhmen eindrangen, übten ſie auch MWiedervergeltung. Mit dem Abzuge der Schweden begann jedoch die

**) So nannte man das Bud, in welchem dieſe Verfolgungen nieder: geſchrieben find.

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Bedrückung vom Neuen. Sp berichtet ein viel jpäter Anno 1653 erichienenes Mandat getreulich: „Alle Sonn- und Keiertäg joll mit dem Klingel-Sedhl in der Kirche umbgangen werden undt jeder jeine Milde handt aufthun gegen der Kirchen umb Gottes Segen zu erlangen”. Auf die oben geſchilderte Weiſe verfuhr die Gegenrefor- mation in den anderen nordböhmischen Städten. Selbjt zeitgenöj- ſiſche katholiſche Gejchichtsjchreiber und hunderte von Localchroniken und Traditionen bejtätigen dies. |

Auch das Erzgebirge blieb von diefen Hefehrungsmaßregeln nicht verſchont. Freilich gieng das „Katholiſch machen“ viel lang— jamer vor jich wie im Binnenlande. Man mochte einestheils eben die Befürchtung hegen, dajs mit gewaltjamen Mitteln die unent- behrlichen protejtantiichen Bergleute zum Wanderjtabe greifen und die gewinnbringenden Bergwerfe dem Verfalle preisgrgeben würden, anderntheils war es die Fürſprache des Kurfürjten Johann Georg von Sachjen (bejonders für Joachimsthal und Umgebung), wodurch Gewaltthätigkeiten verhindert wurden.

Gleichwohl erſchien ſchon am 26. Jänner 1623 vom Statt⸗ halter in Böhmen, dem traurig berühmt gewordenen Kürjten Garl von Liechtenjtein, der zugleich auch Hauptmann in Joachims— thal und Adminiſtrator der Herrſchaft Preßnitz war, der jtrenge Befehl, daſs alle nichtkatholiſchen Priejter ſofort zu entfernen find und ihr Gottesdienst abzujchaffen ift. Am 12. Augujt 1623 ver ließen denn auch der Oberpfarrer und die beiden Diaconen Joachims— thal und die evangelifche Kirche wurde gejchlofien. Nach Weipert ſcheint dies Verbot erjt jpäter gelangt zu fein, denn wir finden, dajs Jacob Bruckmann (jeit 1615 Paſtor dafelbjt) erit im Jahre 1625 nad) Cranzahl z0g und die Pfarre unbejett blieb.

Die Weiperter giengen troß des Verbotes feitens der Negierung nah Cranzahl zur Kirche, Liegen taufen und trauen dajelbjt und noch heute heißt der von Bärenſtein nah Granzahl führende Weg, ven die Weiperter Kirchgänger paſſierten, der Kircheniteig.

Es Fam zwar von Preßnitz der katholiſche Pfarrer nad unjerem Orte, aber jein Gottesdienjt wurde nicht befucht, zu Thät— lichkeiten jedoch wie in Joachimsthal, wo die Proteftanten dem

Dominikaner Landherr in der Kirche Scandal machten, kam es nicht.

Auf Befehl und Anerdnung des für die Kirchengemeinden Preßnitz, Weipert md St. Mariasftupferberg vorgejegten Preßnitzer Pfarrers mujsten die Richter und Schöppen ein Gedenk— buch anlegen, im welches jie alle befannten Begebenheiten, jo ſie mit Grund und Wahrheit jpecificieren vermochten, aufzuzeichnen hatten. Ein noch vorhandenes Bruchſtück diefer Aufzeichnungen ent- hält die Angabe, daſs 1617 die Prädicanten (Prediger) und hernach alle biejigen Pfarrherren 8 Schragen Deputatholz, und zwar vier Schragen buchenes und vier Schragen weiches Holz ohne Waldzins genofien haben. Diejes Deputat jei ungefähr vor 10 jahren, weil fein Pfarrherr in Weipert gewohnt, von dem Herrn Forſtbeamten abgezogen worden. Weiter wird erwähnt, dajs die Bärenjteiner auf der Kurfürjtlih Sächſiſchen Seite jeit alter Zeit mit Taufen, zur Gommunion und zur Gopulation nad Weipert eingepfarrt gewejen, auch die Kirche etlichermaßen erbauen baben helfen und auch für die Glocken beigejteuert haben. Als aber 1625 auch bier die Refor— mation angefangen babe, jo hätten ſie jich mit den Taufen, der Gommunion und den Copulationen nah Cranzahl begeben; die Begräbnifie hingegen jeien hier in Weipert abgehalten worden. Der Kirchenornat, Keld und anderes zum Gottesdienjte gehörige Geräthe iſt nicht einmal, jondern vielmals von ſchwediſchen und anderen feindlichen Wölfen weggenommen, auch das- Kirchlein zu öfterem jpoliert (geplündert), alles Holzwerk herausgeriſſen und die Pferde hineingejtellt worden.

Nun kam das verhängnisvolle Jahr 1627 und mit ihm begann die Auswanderung der Protejtanten aus den Erzgebirgsjtädten. Ferdinand 11. hatte den Bergjtädten eine Friſt von drei Jahren gewährt, während welcher Zeit fie es jich überlegen jollten, katholiſch zu werden oder auszumandern. Dieje Friſt, die durch die Fürſprache des jächjiichen Kurfürjten vom Kaiſer gegeben worden war, war verjtrichen, und num wurde der Faiferliche Wille (Decret vom 31. Juli 1627, der Todestag des heiligen Ignaz von Loyala) befannt gegeben. Binnen 6 Monaten jollten alle Nichtfatholifen das Yand verlajjen. Da auch nach Ablauf diefer Friſt die Protejtanten ihrem

Glauben treu blieben, wurde nun die Verfolgung ins Werf gejeßt,

Alle fremden Bergleute und Gewerfen verließen das Yand, aber

auch viele anjehnliche Bürger zogen mit ihnen. Die Weiperter

ließen sich theilweife jenjeits des Grenzbaches nieder und legten Bärenjtein an. Hier wurden den Grulanten kleine Räume ange:

wiejen und ihnen auch gejtattet, ein Stüc Feld gegen jährlichen

Zins zu räumen. Auf der nordöftlichen Seite des Bärenjteins

(898 Meter hoch) lag Übrigens jchon vor der Einwanperung ein Frei⸗Manslehngut, das der lebte Beſitzer Erasmus Mittelbad ‚Alam an den Annaberger Rath verkaufte und ver kaiſerliche Oberſt Formal Brandenstein im Jahre 1632 niederbrannte.

Der Bärenjteiner Berg follte nach) Yehmann (Seite 41) eigentlich Kröhezagel oder Kühberg heißen, von welchem auch das Dorf Cranzahl feinen Namen erhalten haben joll; auch joll er feine Benennung dem alten Worte Kaij. cancellis verdanfen, weil er am Preßniter Pajje liegt und den Einfall verwehren kann. Der Annaberger Localchroniſt theilt auch mit, dajs der Fichtenbejtand auf diefem Berge im Jahre 1540 durch den Bauer Kolb in Brand geſteckt worden iſt. Die Sage läſst den Bireniteiner Berg auf einem Silberſtocke jtehen, dejjen Ausbeute der Bergprophezeiung nach jenen Schätzen gleichfäme, die man ehedem auf St. Georgen zu Schneeberg gehoben habe. {

Bald nach der Ginwanderung der Böhmen erjcheint Bären- jtein fchon im Jahre 1635 als Parochie und erhält 1655 eine eigene Kirche, allerdings noch nicht in ihrer heutigen jtattlichen Form; denn jie joll innerhalb dreier Monate erbaut und am 14. November desjelben Jahres von dem Superintendenten Seidel eingeweiht worden fein. Der Annaberger Rath hatte Dieje neue Kirche mit 200 Gulden dotiert und auch das für die Pfarre und Schule nöthige Holz unentgeltlich beigejtellt. Im Jahre 1657 und 1658 wurden Stahlberg und Niederjchlag eingepfarrt, welche beide Orte in ihren Uranfängen ſchon vor Bärenjtein bejtanden und wohl gleichzeitig mit Neugejchrei durch den Berg: bau entitanden fein müſſen. Allerdings mögen dieje beiden Orte nur einzelne Berg- und Zechenhäufer gewefen jein, die urſprünglich nach Weipert, jpäter nad) Cranzahl eingepfarrt waren, während

IE drei Häufer in Niederjchlag nach Neudorf gehörten; doch auch jie vergrößerten jich jest rafch durch den Zuzug der böhmijchen, vorzüglich Weiperter Erulanten, während ein anderer Theil der: jelben nah Cranzahl und Neudorf 309.

Wie jehr die Weiperter dem Protejtantismus ergeben waren, beweijen die Ihatjachen, daſs manche Auswanderer, jo. Heinrich Baier jein Haus anzündete. Auch ein gewijjer Bartl, der Be- jiter zweier Zechen im Grund, wovon er die Mariahiliszeche jelbit angelegt hatte, und genaue Kenntnis im Schmelzen der Metalle beſaß und ein vermögender Mann geworden war, gab bei jeinem

Wegzuge nach Freiberg jein Wohnhaus Nr. 16, das jogenannte

Bärenhaus, den Flammen preis. Die vermögenden Erulanten wandten ſich in die Städte, wie nach Annaberg, das ihnen durch jein Gymnaſium, auf welches jie häufig ihre Söhne jchieften, von früher befannt war; die ärmeren zogen auch über die Grenze und ließen jich jodann im rauhen ſächſiſchen Theile des Erzgebirges nieder; einzelne von diefen fehrten wohl auch infolge der erduldeten Entbehrungen wieder in ihre böhmifche Heimat zurück. Lehmann ſchreibt darüber, daſs die katholiſchen Schriftſteller dieſe Rückkehr einzelner proteſtantiſcher Familien zum Vorwande nahmen, um die Proteſtanten zu verhöhnen. So heißt es: „Solange die böhmiſchen Exulanten in Bäckers Pſalter ſingen können und etwas zu beißen haben, ſo lange bleiben ſie gute Lutheraner; wenn ſie aber im Habermann beten, ſchmal leben und ſich den Rauch beißen laſſen, ſo fallen ſie wieder ab, wie das unreife Obſt und laufen wieder nach dem böhmiſchen Mehl und Knödeln.“ In Annaberg ſtarben die beiden Exulantinnen Frau Urſula und Fräulein Sidonia Freiinnen von Lobkowitz und Haſſenſtein, und in den Anna— berger Kirchen und Friedhöfen findet man noch heutzutage Leichen— ſteine, die die Gräber unglücklicher Exulanten aus den edelſten Häuſern des böhmiſchen Adels und des Bürgerſtandes decken. Reiche Bürger aus Saaz, Prieſen, Komotau, Kaaden, Joahims-

thal, Schlackenwerth, Duppau, Libotitz und aus verſchie—

denen anderen Orten Böhmens liegen daſelbſt begraben. Aus Joach imsthal und den oberen Gegenden gieng die Auswanderung in diejer Zeit vorerjt nach Wiejenthal und Schneeberg.

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Das Adelsgejchlecht der Yobfowite blieb bis zum Jahre 1616 im Dejie der Burg Haſſenſtein, bis zu jener Zeit, wo Popel von Lobkowitz, Her auf Komotau, im Schlojie zu Elbogen (am 27. Mai 1607) enthauptet worden iſt. Dann gieng die Burg an Leohard von Stammbach, dem 1623 Jaroslaw Borita von Martinit folgte, über.

Da die Yobfowiße eifrige Förderer des Protejtantismus waren, jo waren ſie wohl gezwungen, ihre Beſitzungen zu verlafjen, und nad dem Auslande auszuwandern, weshalb es fommt, daſs wir in Annaberg die Begräbnisjtätten mehrerer Yobfowiße finden. Heute noch finden wir in der prächtigen, erit im Jahre 1883 mit einem Kojtenaufwande von 80.000 Mark renovierten Marienkirche zwei jolche Gedenftafeln, mit folgenden Inſchriften:

I. „Die Wohlgeborene Frau Urjula, geborene und vermählte Freyin von Lobkowitz zum Haſſenſtein des auh MWohlgeboren Herrn Herrn Marimilian von Lobkowitz zum Haſſenſtein jelige hinterblicbene Frau Wittib jtarb felig auf St. Annaberg im Srilio den 17. October 1630 ihres Alters 68 Jahr. Der Gott Gnad“.

II. „Die Wohlgeborene Fräulein Fräulein Sidonia Freyin von Lobkowitz und Haſſenſtein ſtarb in Chriſto ſanft und ſelig auf St. Annaberg am Charfreitag den 28. März vormittags kurz vor 10 Uhr im Jahre 1651 ihres Alters 54 Jahre und 6 Monate, der Gott eine fröhliche Auferſtehung verleihen wolle. Amen.“

Auch finden ſich noch auf dem Friedhofe zu Annaberg Monumente böhmiſcher Exulanten, wie „der edle Jüngling Adam Friedrich Hruſchka von Prieſen und Ludmilla geborene von Tuppau chriſtlicher Exulanten aus Böhmen lieber Sohn“ (18. Auguſt 1640) und „die wohledle viel ehrentugendhafte junge Frau Urſula Othilio Hruskin von Prieſen ihres Alters 19 Jahr“ (9. September 1649).

Aber auch die im Lande Zurückgebliebenen widerjeisten jich der gewaltjamen Rekatholiſierung und blieben größtentheils dem Prote— Itantismus treu. Freilich wurde ihre Lage von Tag zu Tag trauriger, zumal die kaiſerlichen Heere die von Proteſtanten bewohnte Gegend furchtbar heimjuchten. Auch hatte das Bündnis des Königs Gujtav Adolph von Schweden mit den Sachen zur Folge, daſs der

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Kaijer noch erbitterter ward. Die für den leßteren unglücfliche Schlacht bei Leipzig (1631), der darauf erfolgte Einfall der Sachſen in Böhmen und die Eroberung Prags lieg die Protejtanten zwar wieder Muth fafjen, aber als im Mai 1632 Wallenjtein die Feinde des Kaiſers aus dem Lande vertrieb, alle Städte zurück eroberte und den Befehl gab, den Sachjen durch Verhaue den Rück— weg auf den Erzgebirgspäſſen abzujfchneiden, jo brach das Elend und die Noth aufs Neue im Erzgebirge ein. Die jüchjtichen Nitt- meilter Poſern, Hanau und Nabiel mit 450 Mann waren jedoch durch vajche Flucht auf unſerem Paſſe der Gefangenjchaft entgangen, indem jte trot des harten Winters ununterbrochen über Preßnitz und Weipert nad) Annaberg marjchiert waren. Trob- dem gelangte der Befehl, der namentlich über Antrieb des Generals Gallas erfolgt war, zur Ausführung und wurden allenthalben die Päſſe in der Art verbauen, dafs viele Tauſend Stämme Holz gefällt wurden, die mannshoch übereinander gejchichtet, allen Verkehr zwifchen Sachjen und Böhmen abjperrten. Solche Verhaue und Schanzen waren am Reitzenhainer Paſſe, wojelbjt auch ein von fatjerlichen Truppen bejeistes Provianthaus jtand, ferner am Preßnitzer Paſſe (2. Stück) und in Weipert am Blechhammer. Das dajelbjt befind- lihe Wirtshaus war mit Palliſaden ganz verſchanzt, Schießlöcher durch die Ställe gebrochen und der Hohlweg zum Laufpafje benüßt. Sogar ein Wachhaus und eine Fleine vierefige Schanze wurden aufgeführt. Die Bewachung diefer Schanze hatte der in Preßnitz liegende Hauptmann Kreß zu bejorgen, der in den umliegenden Ortſchaften Gontributionen erhob und Salvegarden nah Crotten— dorf, Granzabl und Schma gab. Während des Baues oblag der Schuß der Grenze den Gebirgsbewohnern, die daſelbſt jtrenge Wache halten mujsten.

Im Jahre 1632 drang der Oberjt Brandenjtein über Auf: trag Wallenjteins auf dem Preßnitzer Paſſe nad) Annaberg vor. Er zog duch Weipert und behandelte unjere Gegend kaum anders, als wenn er im Feindesland wäre. Aus dem in Prepni vorge fundenen Harze ließ er Pechkränze machen und brannte dann die am Bärenjtein liegenden Güter der Annaberger weg. Am 10. Auguſt 1632 traf er in Annaberg jelbjt ein und erhob eine

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Brandſchatzung won. 2000 Thalern, worauf er die Stadt feinen entmenjchten Horden zur Plünderung überließ. Alles Vieh trieb er von den Vorwerfen weg, alsdann wandte er fih nah Marienberg. Doch kaum war Annaberg von diejer Geijel befreit, als ſich die Scharen des von Wallenjtein über Eger nach Sachſen gejandten General Holfe der Stadt näherten und diesmal wäre es wohl um die ohmedies unglücliche Nachbarjtadt gejchehen gewejen, wenn jich nicht die bereitS erwähnte Grulantin, Gräfin Sidonia von Haſſenſtein, eine edle Frau, ins Mittel gelegt, dem heranziehenden Feinde entgegengangen und dur Bitten und die Grinnerung an die jorgfältige Pflege, die jie ihm früher, als er in Haſſen— jtein frank darniever gelegen, babe angedeihen laſſen, bewogen hätte, von einer abermaligen Plünderung abzujehen und jich mit 500 Thalern Kriegsceontribution zufrieden zu geben.

Die für Wallenjtein jo ungünjtige Schlacht bei Yüßen (6. November 1652) hatte zur Folge, daſs wieder einzelne Truppen- züge Meipert pafjierten, denn W Ballenjtein, von den Schweden verfolgt, 309 ich über Chemnitz, Zwickau und das Vogtland nach Böhmen zurück; einzelne flüchtige Scharen nahmen aber auch den Weg über unjeren Gebirgspaj3. So traf unter anderen auch die im Leipzig von den Schweden gefangen genommene Beſatzung nebſt 45 jchönen dem Walfenjtein gehörigen ‘Pferden in Begleitung zweier ſchwediſchen Reitercompagnien an unjerem Paſſe ein. Als die Schweden, die den Kaiferlichen bis zur Grenze als Bedeckung gedient hatten, zurückfehrten, fielen die am Kuhberg jich in Die Wälder geflüchteten Bauern über die Waffenlofen her und rächten ih auf furchtbare Weile an den Soldaten, nahmen ihnen alles Gepäck ab „und haben Weiber, Kinder und Soldaten nebens etlichen Schwediichen wohl abgedrojchen”, wie der Annaberger Chronijt Arnold erzählt. Zu Ende desjelben Jahres nahm das 16.000 Mann starke Faiferlihe Corps, das in Freiberg gelegen, den Rückzug über Annaberg, Weipert und Preßnitz nad Böhmen; die Orte aber, welche am Pajje lagen, wurden jtarf bejeßt. So hatten Weipert, Raitzenhain und Schwarzenberg durch zwei Jahre eine Faijerliche Beſatzung. Von bier aus überjchritten die Kaijerlichen öfter die Grenze, überfielen einzelne Orte, trieben Con—

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teibutionen ein, plünderten und vaubten nach Herzensluft. Noch zu Anfang des Jahres 1635 finden wir, dajs Annaberg 100 Thaler nad) Preßnitz contribuieren mujste. Die Getreiveausfuhr war aber jtrengitens verboten und wurden Zuwiderhandelnde jtrenge bejtraft. So lie unter anderen der Preßnitzer Carl von Eching einen Mann, der Getreide über die Grenze getragen hatte, 90 Neichsthaler zahlen und außerdem noch in Preßnitz in den Thurm werfen. Die jäch- ſiſchen Soldaten verübten nun aus Rache an den Böhmen ebenfalls Greuelthaten und verbeerten die Grenzdörjer, wo jie nur immer fonnten. Dajs von Gewerbe und Handel, von Bergbau und Acker— bau unter jolhen Umjtänden gar feine Nede fein konnte, it leicht begreiflich. Viele Häufer jtanden leer, und die Wölfe wagten jich aus den Wäldern hervor und drangen bis auf die Straßen und vor die Häufer.

Sp erzählt Lehmann (©. 572), dajs 1635 ein Wolf zu Weipert am Pilbache eine Hausthüre aufgelaufen. Die Wirtin Elöppelte des Abends nach der gebirgiichen Gewohnheit, während der Wirt ſich vor Müdigkeit auf die Bank gelegt hatte. Da begann der Haushund, der durch eine Oeffnung der Thüre aus- und ein- laufen konnte, plößlich zu bellen und jämmerlich zu jchreien, jo daſs der Wirt vermeinte, e8 wären Diebe da, die ihm das Pferd jtehlen wollen. Als ev mit einem Lichte in das Haus trat, fuhr der Hund an einen Wolf, welcher aber jofort durch die Oeffnung unter der Haus— thüre entrinnt und jo entfommt. Weiter erzählt diefer Chroniſt, dafs auno 1610 der Schmieveberger Förjter Barthel Tropp auf einen großen Bären jtieß und diejen durch einen Schuis zu tödten verjuchte. Die getroffene Beſtie überfiel nun den Förjter, der ſich ihrer mitteljt des Gewehres erwehren wollte. Toch bald war der Gewehrlauf von den Zähnen des ergrimmten Thieres plattgedrüct, als ſei er nur aus Blei gewefen. Der Förjter warf nun das Gewehr an den Bären und juchte fein Heil in der Flucht. Hiebei hatte er das Unglück, beim Ueberjegen eines Grabens zu jtürzen und in dem Augenblicke ift die Beſtie herbeigeeilt, ſpringt auf ihn und bringt ihm jo ſchwere Verlegungen bei, dajs an feinem Aufkommen gezweifelt wurde.

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Endlih jchien zu Anfang des Jahres 1635, nah Wallen- jtein’s Ermordung zu Eger (25. gebruar 1634), als der Kurfürjt von Sachſen mit dem Kaijer ſich vereinigte und am 31. Mai 1635 in Prag Waffengenojjenjchaft jchlojs, jich die traurige Yage ändern zu wollen und eine Befjerung der Verhältniſſe einzutreten; aber es war nur Täufchuug, denn der ſchwediſche General Baner drang nach jeinem Siege bei Wittſtock nach Sachjen ein und rächte jich auf blutige Weife an dem treulojen ſächſiſchen Bundesgenoſſen. Seine Truppen überboten an Grauſamkeit bei weitem jene Wallen- jtein’s und Holfe’s. Sie zogen die Menjchen nat aus und ver- jengten ihre Xeiber mit brennendem Stroh, trieben zwijchen die Nägel an Händen und Füßen Holzſtücke ein, jehnitten den Gefan- ‚genen die Jußjohlen auf und jtreuten Sal und Gerjtenförner in die Winden, freuzigten Kinder, nagelten jie an die Thorwege an Händen und Füßen an und jchofien darnach; bald gofjen ſie Dünger: jauche den auf dem Boden liegenden Menjchen in den Mund, fnieten auf den Yeib, um dieſen „Schmwedentrunf”, wie fie es nannten, wieder herauszutreiben und verübten noch unzählige andere Graujamfeiten. Zu gleicher Zeit begann aber im böhmischen Theile des Erzgebirges die Gegenreformation ihre furchtbare Thätigkeit abermals zu entwicdeln. Das Bündnis mit den protejtantifchen Sachſen war für die damaligen Machthaber fein Grund, den rohen Gewaltacten an den noch nicht in ven Schoß der alleinjeligmachenden Kirche Zurücgefehrten Einhalt zu tbun. Auch nah Weipert kamen

zwei Jejuiten, die von Komotau ausgejandt wurden, nm das

Bekehrungswerk vorzunehmen. Sie fanden vege Unterjtüßung durch den damaligen Preßnitzer Hauptmann Jeremias Wohlgemuth, ver jelbjt mit nach Weipert fam, von Haus zu Haus gieng und Die Leute zum Bejuche dev Meſſe aufforderte. Als auch jein Zureden nichts half, griff er ebenfalls zu Gewaltmaßregeln und legte Soldaten in die Häujer der Widerjpänjtigen. Am 25. Mai 1638 erjchien endlich der jtrenge Befehl des oberjten Münzmeifters Ulrich Adam von Lobkowitz, welcher dem Weiperter Nathe auftrug, alle Bro: tejtanten aus der Gemeinde jofort zu entfernen. Dieſem Gewaltacte gegenüber waren die armen Einwohner unjeres Ortes ganz macht: los; es blieb ihnen nichts anderes übrig, als zum Wanderjtabe zu

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greifen und jenjeits der Grenze fich eine neue Heimat zu juchen, was bei den Kriegswirren mit neuen und großen Schwierigkeiten verbunden war. Wenn aber ein Haus befehrt war, fo wurde zum - Zeichen dev Bekehrung an die Thürpfofte ein weißes Kreuz gemalt, worauf die Schergen abzogen.

Wie langſam aber tros all! dem Angeführten die Befehrung vor ſich gieng, it aus dem alten Weiperter Naitungsbuche vom Sabre 1643 bis 1667 evfichtlich, wornach im Jahre 1649 von den beiden Gapuzinern, dem Hauptmanne und Sterumeifter, Die wegen der Beichte und Communion da waren, 13 Gulden, im Sabre 1651 vom Richter und Gammerer, die wegen „unfatholifchen Leuten“ famen, 30 Kreuzer verzehrt, und im Jahre 1652 wegen Vorladung der „unfatholiichen Yeute ins Amt 13 Kreuzer 3 Pfennige und 14 Gulden 46 Kreuzer”, die der Hauptmann und Amtsjchreiber zu unterjchtenlichen Dealen wegen der unkatholiichen Weiber verzehrten, verausgabt und der Gemeinde verrechnet wurden. Es mag aljo die Annahme, als ob Weipert 1638 jchon wieder gut Fatholiich gewejen wäre, nicht ganz auf Wahrheit beruhen.

Zu Beginn des Jahres 1637 glaubten die Protejtanten Hoff- nung auf eine bejjere Zukunft faſſen zu dürfen, aber ſie täufchten jich auch darin. Ferdinand Il, ihr beftigiter Gegner, war am 15. Februar des genannten Jahres geftorben, und da der unbheil- volle Religionsfrieg bereits 19 Jahre gedauert hatte, jo war die Hoffnung auf einen Friedensſchluſs bevechtigt. Leider aber muſsten die Unterdrücten nur algufrüh erfahren, daſs Ferdinand III., der Sohn und Nachfolger Kerdinands II, entſchloſſen jei, in die Sußtapfen jeines Vaters zu treten. Zwar wurde das Befehrungs- werf wieder für einige Zeit unterbrochen, denn die Kriegsjtürine brausten mit neuer Macht durch die deutjchen Yande und verheerten abermals unjere Gegend.

Um das Maß drr Leiden voll zu machen, erſchien am 4. Fe— bruav 1639 ein meuerlicher Befehl des oberjten Münzmeiſters, durch welchen ein ſchonungsloſes, jtrenges Vorgehen gegen alle Un- fatholifchen des Yandes anbefohlen wird. Diejer Befehl lautet wörtlich wie folgt: „Wir f. & der röm. Maj. auch zu Hungarn und Böhaimb fünigl. Maj. Geheime und andere Näthe, Cammerer, Verordnete,

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fönigliche Statthalter, Obrijte Land-Dfficiere und Landrechts-Beifiter im Königreich Böhaimb fügen allen umd jeden Herren Inwohnern diefes Königreichs Böhatmb, wes Würden, Stands, Condition oder Weſens jte jein, hiermit zu vernehmen, demnach Allerhöchit bejagt Ihre kaiſerl. Maj. unjer allergnädigjter Herr, als wie jüngjt in diefem Erbfönigreich Böhaimb getroffen, jelbjt augenjcheinlich gejehen, wasmaßen viel unterjchiedliche nicht allein Emigranten, welche, ehe fie von ihrem ketzeriſchen Irrthum gutwillig ablafjen und fich zu dem wahren alleinjeligmachenden heil. katholiſchen römischen Glauben bequemet hätten, viel lieber dies ihr Vaterland verlafjen und ſich vermög höchitgedachter ihrer kaiſerl. Maj. publicirten Batenten ſchon einmal aus dem Land begeben, wiederum ohne Ihrer kaiſerl. Maj. Wiſſen und Bewilligung in dies deroſelben Erbkönigreich Böhaimb, ja ſogar in die Prager Städte dero königliche Reſidenz zu kommen. ſich vielmals unterſtanden; etliche, aber, welchen von Ihrer kaiſerl. Maj. auf eine gewiſſe Zeit herein zu kommen allergnädigſt iſt erlaubet worden, dieſen ihnen erlaubten Conſens wider Verhoffen sincere interprelanto (aufrichtig gejagt) jehr mijsbrauchen, dar— mit ſchützen und über die ihnen verwilligte Zeit jich hierin aufhalten, frei und ohne Scheu herum vagieren, jondern auch noch viel Un— fatholifche in ihren ketzeriſchen Irrthum bartverjtopfte Berjonen, jo ſich laut obangeregter Ihrer kaiſerl. Maj. Patenten in einer gewifjen ihnen präcipierten Zeit hätten entweder in den wahren heiligen römischen katholiſchen Glauben mit Ihrer kaiſerl. Maj. als ihrer allergnädigiten Erbobrigfeit heilſamlich vereinigen oder aber aus diefem Königreich hinwegbegeben jollen, von diejen beiden weder eines noch das andere ergriffen, jondern ein Weg als den andern in ihrer Keterei ganz halsjtarrig verharret, wie auf dem Land, in Kreifen, an unterichiedlihen Orts, alſo auch und fajt mehrertheils allhier iu den Prager Städten frei verblieben und allda theils noch dato verjteckter, theils faſt öffentlich trotzigerweiſe jih aufhalten, heimliche Zujammenfünfte anjtellen und den getreuen Inwohnern großes Aergernis geben, unter denjelben allerhand erdichtete böje Zeitungen verbreiten, ſchädliche und gefährliche Discurje führen, nicht weniger die, jo allbereit den heiligen fatholiichen Glauben anzu- nehmen Willens, äußerte Möglichkeit noch davon abhalten, welche

alle jämmtlich jowohl emigriert wieder herein ins Land Fommen, als unemigriert dato noch vermefjentlich darin verbliebene Perſonen in Summa alle dieje Unkatholiſche wider Ihrer kaiſ, Maj. Willen allhier fort und fort von vielen Fatholischen Anwohnern, unerachtet was Uebles ihm daraus entjtehen möchte, frei in ihre Wohnung eingelajien, darinnen aufgehalten, ovecultiert (verborgen) und mit allerhand Nothdürften befördert werden, welches alles, wiewohl man es mit verſchiedlichem Vorwand, jonderlich aber mit diefem erdachten arglijtigen Prätext (Borwand) jammt jie ihre Sache allerlei Präten- ſionen und Anforderungen allbier zu juchn und zu sollieitiren (gericht- (ich etwas betreiben), auch mit Recht anszuführen hätten, entjchuldigen will, jedoch jet wie ihm wolle, Ihrer kaiſerl. Maj. in hoc passo publi- eirten föniglichen Ratenten und in causa reformationis der Religion vielfältig ergangenen Refolutionen und darauf erfolgten inhibitionen (gerichtlichen Verboten), nicht weniger auch dero verneuerten Fünigl. böhmischen Landesordnung ſich nun ſtracks zuwider laufen thut, und ob— Ihon auch durch erjtbemelte Ihrer kaiſ. Maj. Patenten und Reſolu— tionen jowohl wegen Ausziehen aus dem Yand als Verfaufung aller ihrer Güter, tam in genere quam in partion Unri (nicht nur im Ganzen, jondern auch in einzelnen Theilen) viel unterjchiedliche geraume Termin von fünfzehn Jahren ber ihnen ertheilt, auch benebenjt auf deren Uebertreter und die jo ich denjelben nicht gemäß verhalten, auch die vielfältigen väterlichen Mahnungen in den Wind gejchlagen, gewiſſe Strafen ausgejeßt worden, jolches bei Vielen wenig, ja faſt nichts gefruchtet. Dahero weil allerhöchjt ernennt Ihrer kaiſ. Maj. dergleichen Unordnungen und Ungehorfam zu Ver— Ihimpf und Schmälerung diejer Ihrer königl. Patenten und Re— jolutionen in diefem dery Erbfönigreich Böhaimb, ferner und länger zu verjtatten und zu überſehen feineswegs gemeint, Jondern dermal einjtens alle Keterei als ein bochjichädliches, die menjchliche Seele infteirendes Gift aus demjelben vertrieben, weil hieraus nichts anderes als große Uneinigfeit, Zwieſpalt, auch endlich Grauſame und Aufruhr entjtehen, aus dem Grunde ausgerottet und vertilget allergnädigjt haben wollen, und uns durch dero zwei unterfchiedliche faijerl. und fönigl. Schreiben, deren eines in dero Hauptfeſtung Wien den 15. December verjchienen jechzehnhundert acht und dreißig,

86 das andere aber den 10. Januar gegenwärtigen ſechzehnhundert neun und dreikigjten Jahr datiert, ernftlich anbefohlen, dieſe Patente in derojelben Namen allen Fleißes zu verfertigen und dieſes dere Ernjt und endlichen Willen und Rejolution Allen und ‘Jeden in dieſem Königreih Böhaimb anzudeuten, allergnädigjt verordnet: Erjtlihen demnac mehr höchſtgedacht Ihrer kaiſerl. Majeftät unſer allergnädigjter Herr aus dero angeborenen Milde und Güte alles Unfatholiiche, wes Standes, Würde, Amts oder Weſens jie jein, injonderheit aber den Negenten, Hauptleuten, Pflegern, Burggrafen und Schreibern und dergleichen Borjtehern oder Aominijtratoren und Verwaltern, den Herren Inwohnern, Güter, ingleichen deren beitellte Hof- und Stallmeilter, Secretären, Rammerdienern, Kuchel- meijtern und Wirten in Häufern, auch jonjt allen anderen Dienern, in wes Dienit und Pflichten es jet, bei geiftlichen oder weltlichen Herrichaften ſie jein (außer allein die, jo daſs jie Ihrer Kurfürſt— lien Durchlaucht zu Sachjen und andern in dem zu Prag aufge: richteten Friedensſchluſs begriffenen DObrigfeiten mit Eid verbunden und in ihrem Land oder Fürſtenthum wirklich ſeſshaftig jein, genug- jam erweiſen) nach dieſem jeßigen endlichen und peremptorifchen Termin bis anf nächjtfünftigen Mathias zu geben und allen Ueber- fluſs ertheilet mit angehofften ernjtlichen Befehl, daſs ein jedweder Unfatholifcher, er jei ein Gmigrant oder fein Emigrant, Mann oder Weibsperion (nachdem alle jih in der Religion zu informieren

bis dato Zeit genug gehabt) in dieſer ausgejeßten Zeit. bis nad).

Ausgang obbemeldten Tages entweder zu der wahren heil. römijchen Fatholiichen Religion mit inbrünjtigem Eifer und Andacht, durch währe Beiht und Empfang des hi. hochwürdigen Sacraments des Altars wirklich fich bequemen, oder aus dieſem Ihrer kaiſ. Maj. Erbfönigreih Böhaimb gewiſs und unverfehlbar begeben jolle und nimmermehr ohne Ihren kaiſ. Maj. jonderbaren allergnädigiten Conſens, er jei denn recht fatholiih in dieſes Böhmerland wieder fommen und dies bei einer Neue über die hiebei deswegen ausge mejjene Strafe (jo ſie wenig geachtet und auf den Arreſt ganz nichts gegeben), und weil dergleichen Unordnungen meijtentheils daher fommen, auch allbereits jehr zugenommen, da viele katholiſche Herren Inwohner in diefem Königreich Böhaimb ſelbſt jolche unfatholiiche

Leute anfänglich hier im Lande bei jich aufgehalten und verborgen, nochmals aber wiederum herein ins Yand gelocfet, dieſelben auf ihre Gründe zu jich eingenommen, bei ihnen auf der Herrichaft und Gütern, Schlöfjern, Siten, Städten, Märkten, Dorfichaften und Höfen aufgehalten, befördert und ihnen Unterjchleif gegeben, jo ich wieder Ihre kaiſ. Maj. allbereit vor zweien Jahren unter einer gewiſſen Gelditrafe publicierten Patenten feineswegs hätten unterfangen jollen, derohalben Ihrer kaiſ. Maj. ſolches Verbot noch- mals erneuern und alles Ernſts befohlen, daſs ſich niemand der— gleichen mehr hinfüro unterſtehen, weder Emigranten noch Un— emigranten, kurz gemeldt keine unkatholiſchen Leute zu ſich aufzu— nehmen und bei ſich zu Haus oder auf ſeinen Gründen unter einigen erdachten Schein heimlich oder öffentlich aufzuhalten leide noch mit etwas befördere, bei obgenannten unnachläſslicher Strafe, die ein Jedweder, ſo oft er ſich ſolches unterſtünde, der ſo Herren— ſtands drei tauſend, Güter 2000 und Bürgerſtand 1000 fl. ohne Reſpect und Anſehung einiger Perſon de facto verfallen und wirklich entrichten; der aber, jo es nicht vermöchte, mit jcharfem Gefängnis abgejtraft werden jolle, von welchen Strafen dann jedes- mal drei Theile in pios usus verwendet, der vierte Theil aber den Demuncianten, welche ſolches anzeigen, und es wieder Die Uebertreter dieſes Ihrer kaiſ. Maj. Herren böhmijche Cammerräthe, jonderlich aber dero Procurator im Königreich Böhaimb ebnermaßen in den königl. Städten Ihrer kaiſ. Maj. Richter ihrer Pflicht und Schuldigkeit nach, damit Niemand nichts nachgeſehen werde, genaue Anflucht haben, ſolche Straffälligkeiten fleißig einbringen und wieder die, ſo conſignirt wurden, geſtracks mit gewöhnlicher Execution des Stell- oder Gewahrlos-Briefes verfahren und alſo, wie gemeldet, gleich austheilen und verwenden jollen, und befehlen jolches noch anftatt und im Namen höchitberührter Ihrer kaiſ. Maj. Wir allen jowohl in Kreifen als hier in ven Prager Städten verordnete Herren Hauptleuten hiermit ernftlich, daſs fie über diefe Patente fejtiglich handhalten, auf deren Uebertreter fleißige Aufſicht geben und geſtracks, jobald ſie von jemand vernehmen, denſelben jo alle dergleichen nFatholifche Perſonen mit Arreft und Gefängnis noch eines jeden Standes und Condition wohl verwahren lafjen und nicht allein Uns

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derjelben, jondern auch ihre Receptatoren (Diebshehler) eine ver- lälsliche Specification (namentliches Verzeichnis) neuerlich Ihrer Königl. böhmischen Kanzlei einzuſchicken, wornach jih nun jeder— männiglich zu richten und vor Schaden zu hüten wijje; es wiirde auch hieran gehorfamjt erjtattet viel höchiterwähnter Ihrer kaiſ. Maj. allergnädigjt auch Ernjt endliher Will und Meinung. Geben auf dem fünigl. Prager Schlofs den 4. Februar Anno 1639."

Die Schweden hatten unter der Führung ihres tapferen Generals Baner in den Jahren 1638 und 1639 Sieg um Sieg erfochten, die Faijerlihen Truppen unter General von Salis Führung bei Eljterberg, jene des Kurfürjten bei Chemnitz geichlagen und jich die Wege nach Böhmen herein frei gemacht. Bald jtanden auch die Schweden im Innern des Yandes und machten dasjelbe Ihier zu einer Wüſte. „Der dritte Theil von Böhmen jtand in Flammen, jechzehn Meilen um Prag lag alles wüſte, Niemand baute das Land an.““, An der Gegend von Saaz wurden allein 400 Flecken und Dörfer in Schutt und Aſche gelegt. Aber auch das Gebirge blieb nicht verſchont, und da waren es gerade bie an den Päſſen gelegenen Drte, melde von den Schweden ungemein hart mitgenommen wurden. Freilich entgiengen die meijten Ein— wohner den perjünlihen Mißhandlungen der rohen Soldateska, indem fie fich in die unzugänglichen Schlupfwinfel des Gebirges zurüczogen und in den dichten Wäldern Schuß juchten, aber dafür rächten fi die Feinde um jo furchtbarer an der liegenden Habe und zündeten Städte und Dörfer an.

Um die Bewohner unjerer Gegend vor den hberanziehenden Feinden zu warnen, hatte man auf dem Bärenjtein eine hobe Stange und einen Wächter aufgejtellt, der den Auftrag hatte, jobald er einen Feind erblicen würde, die Stange umzumwerfen, was dann ein Zeichen allgemeiner Flucht war. Jeglicher juchte dann jein Vieh und jeine Habjeligfeiten vor dem plündernden Feinde zu retten. Drei ſchwediſche Colonnen haben denn auch unjeren Pajs benützt und zwar wurde die erite vom Oberſt Wachmeiſter, die zweite von Königsmarf und die dritte von Schlangen geführt. Alle drei richteten ihren Marſch nach Kaaden. Am Jahre 1640 pajjierte y valbin.

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die aus dem Lande vertriebene ſchwediſche Armee abermals unſeren Paſs und rettete auch ihre ſämmtlichen Geſchütze auf dieſem Wege vor den nachdringenden kaiſerlichen Truppen, die vom Erzherzoge Leopold geführt wurden und die Schweden gerne im Gebirge vernichtet hätten. Bei dieſem Rückzuge kam auch General Banéèr nad Weipert und logierte beim Bürgermeijter in Annaberg. Nachrem Baner verfuchte, den Kaiſer in Negensburg zu fangen, was aber nicht geglückt war, jo dafs die Franzoſen, mißmuthig geworden, ſich von den Schweden trennten, Fam er im folgenden Sabre abermals in unfer Gebirge. Banör traf am 16. März 1641 über Eger in Kaaden ein umd vettete jich durch ſeine Schnelligteit von dem Verderben; denn die ihn verfolgenden Faijerlichen Generäle Piccolomini und Mercy wollten ihm bei Preßnitz den Paſs verlegen, kamen jedoch eine halbe Stunde zu ſpät an und fanden

Banér bereits fampfbereit bei Preßnitz jtehen, um fich den Nücd-

zug zu decken. Baner, der am 17. März in Preßnitz eingetroffen war, pojtierte jeine Armee hinter Preßnitz in den Wald gegen MWeipert. Das von ihm bejette Caſtell wurde erjtürmt. Ber diefem Marſche der Kailerlihen von Schlaggenwald nah Preßnitz kam es am Erzgebirgskamme zwiſchen einer Abtheilung Schweden und den Kaiferlichen zu einem harten Gefecht, das mit der gänzlichen Niederlage der erjteren endete. Die Schweden wurden aufgerieben, und noch heute ijt die Stätte diefes Kampfes zwijchen Schmiedeberg und

Stolzenhan den Gebirgsbewohnern unter dem Namen „Lodtenz |

beide” bekannt. Banér, welcher hinter Preßnitz zwar heftig angegriffen wurde, jette troßdem jeinen March nah Weipert fort. Da aber durch inzwiſchen eingetretenen großen Schneefall die Wege ungangbar waren, und die Kaiferlichen ihm trotzdem ſtark zufeiten, ſah er jich genötbigt, fein ganzes Yager ſammt 500 Proviant— wagen ven Flammen zu übergeben und die Gefchüge zurückzulaſſen.*) Durch gefällte Bäume, die den Weg verjperrten, entzog er jich endlich den feindlichen Nachjtellungen. Nichtspeftoweniger hatte er Zeit gefunden, Sonnenberg, Prefnig ven Haflenhof-in Weipert, den Grund, den Frei und Meierhof auf der Höhe niederzus

9 Eine alte Abbildung dieſes Gefechtes iſt im is des Heraus: gebers diejes Werfes, C. G. Schmidl. 7 Nil Ian!

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brennen. Die Bewohner von Neugejchrei wehrten fich wie Ver— zweifelte und jchlugen viele ſolcher ſchwediſcher Morobrenner nieder, Die an der Stelle beerdigt wurden, wo gegenwärtig das „kleine Gottes— äckerlein“ liegt. Das Theatr.. Kuropaeio IV. ©. 640—641 berichtet uns dieſen Nüczug ganz genau und enthält auch eine detaillierte ganz gute Zeichnung. Der fliehenden Armee Banérs die ihren Marjch über Zwickau genommen hatte, jollen Wölfe nad)- gefolgt und alles, was an todten Menfchen, Pferden, Vieh und Hunden liegen geblieben war, aufgefrejien haben. Am 22. März war Banker bereits in Zwickau eingetroffen. Am Mat desjelben Jahres machte der Tod feiner Heldenlaufbahn in Halberjtadt ein Ende und befreite den Kaijer von einem jeiner genialjten Gegner.

Kun überjtieg das kaiſerliche Heer unter dem Erzherzog Yeopold das Gebirge; der eine Theil zog über Marienberg, der andere über Weipert in das benachbarte Sachjenland. Am 5. Juni 1641 hielt jich Leopold in Annaberg auf, eroberte hierauf Zwickau und fehrte im Jahre 1641 auf demjelben Wege wieder nach Böhmen zurück. Die Chroniſten jchildern Die Armee des Erzherzogs für muſterhaft; jtrenge Manneszucht joll in ihr geherriht haben.

Im Sabre 1643 langten aber ſchon die Spiten der Schweden abermals im Erzgebirge an, denn Banér's Nachfolger, General Torjtenjohn, der troß feines fürperlichen Siechthbums 1642 bei Breitenfeld den Sieg über die Truppen Ferdinands IT.

erfochten hatte, war ebenjo tüchtig uud lebte und wirkte ganz

im Geiſte jeines bei Lützen gefallenen großen Lehrers, des Helvenfönigs Guſtav Adolf. Nachdem er Freiberg einige Zeit vergeblich belagert hatte, fiel er in Böhmen ein und es ſcheinen jene 600 Mann jeines Heeres, die am 17. Juni in Kaaden eintrafen, Weipert pafjtert zu haben. Uebrigens finden wir im Naitungsbuche verjchiedene Auslagen für Salvegarden und Zehrung der ſchwe— diſchen Reiter.

Im darauffolgenden Jahre (vom 20. Jänner bis 1. Juni 1644) £

hielten faijerliche Truppen unjeren Paſs bejett, und mujsten Kaaden und Komotau für die Beſatzung den nöthigen Proviant bejchaffen, Die von den Kaijerlichen aufgeworfenen Schanzen zogen fich von

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der jogenannten Wolfsſchmiede an den Blechhammer und von da aus zum Bärenjteiner Wirtshaus. Aber Schon im December langte das ſchwediſche Heer im Erzgebirge an. Torſtenſohn rücte mit jeiner friegsgelibten Armee in Annaberg ein und marjchterte in mehreren Abtheilungen 1645 im jtrengen Februar) über das Erzgebirge nach Böhmen. Schon im Jänner hatte er 1000 Reiter und 500 Mann Infanterie mit 2 Kanonen über Weipert nah Kaaden vorausgefandt. Diefe Truppen hatten die Raiferlichen aus dem Paſſe vertrieben und namentlich die Gegend von Kaaden verheert. Das ſchwediſche Heer unter Torſtenſohn's Führung zug, 16.000 Mann ſtark, theils über Naibenbain und Komotau, theils über Weipert, Preßnitz und Kaaden in die Gegend von Saaz. Nach den Aufzeichnungen der Chroniſten führte Torſten ſohn 89 Kanonen mit jich, die theilweife auch über Weipert, wo die Schweden ſich gelagert hatten, transportiert wurden. Im Weiperter Raitungs- buche gejchieht noch von den Auslagen wegen Einquartierung der Schweden Meldung und wurde dem Nathhauswirte der Pachtzins zum Theil erlafjen.

Die Siege des jchwediichen Generals in Böhmen mochten dem Kurfürjten von Sachen das Nußloje eines Kampfes mit einem jo mächtigen und fehnellen Feinde gezeigt haben, und er Juchte daher um einen Waffenitillitand an, der am 27. Auguſt 1645 mit den Schweden auch zujtande fam und in einen Frieden umgewandelt wurde. Nur einige ſächſiſche Städte mussten ſchwediſche Garnijonen aufnehmen. Unfer armes Gebirge batte denn endlich von Sachen aus Ruhe zu gewärtigen. Um jo mehr wurde es aber von den Schweden, die in Böhmen hausten, heimgeſucht. Dieje hatten nebjt anderen zahlreichen Stiegen die Kaijerlichen auch bei Jankau in ver Nähe von Tabor geichlagen, durchzogen Mähren und waren fogar bis in die Nähe von Wien gejtreift. Win jelbit konnte nicht genommen werden, weil die vom Kürten von Siebenbürgen Rakoczy, zugefagte Hilfe ausblieb. Die Generale des Katjers waren, jeitdem Torjtenjohn mit Blißesichnelle von der böhmischen Grenze nad) Holftein marjciert war und den General Gallas, der den Dänen zu Hilfe geichieft wurde, vernichtet hatte, muthlos und nahe daran, an jedem Erfolge ihrer Waffen den Schweden gegenüber

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zu verzweifeln. Sie bejchränften fich mehr oder weniger immer nur auf die Vertheidigung fejter Pläte, während die Feinde bald in größeren, bald in Fleineren Scharen das weite Land verheerten. In ver legten Zeit waren die Generale Wrangel und Koppi, die eine ſchwediſche Truppenabtheilung in den Saazer Kreis jührten und hier wie die Mordbrenner hausten, berüchtigt. Ihre mordenden und brennenden Scharen drangen auch ins Gebirge herauf, ja unter: nahmen jogar fühne Streifzüge in das neutrale Sachjenfand.

Die Anwejenheit ſolch unwillkommener Bejuche betätigen mehrere in unjerem Raitungsbuche verzeichnete Auslagen, als: für das sortichaffen der Bräupfanne in den Wald, für das Wieder: holen und Aufjtellen derjelben, für das Ginbinden des durch die Soldaten zerriffenen Gerichtsbuches, für die durch die Soldaten eingejehlagenen Fenfterjcheiben, für das Schicken nach Salvegarven, für Zehrung der Soldaten und Nachlafs des Rathhauszinſes u. j. w. Auch mussten in dem Jahre 1647 217 fl. 52 fr. Gontribution entrichtet werden. Und noch im Jahre 1648 mujsten 43 fl. 35 fr. für die Sumetiſchen und die Zellneriſchen und im April umd Mai jedesmal 21 fl. 22 fr. 3 Pf. nah Kaaden abgeführt werben. Auch jpäter wurden noch für Reiter aus Elbogen, die bier ein- quartiert waren, 17 fl. 19 fr. gezahlt.

Da endlich, e8 war im November 1648, nachdem die Schweden unter Königsmarf die am linken Moldau-Ufer gelegene Hälfte Prags erobert hatten, gieng der Friedensruf durch alle Yande und fand mächtigen Wiederhall auch bei uns in den verödeten Erz- gebirgsthäfern und den einfamen bejchneiten Berghöhen des rauhen Gebirges. Zu Osnabrüf und Münjter war am 24. October 1648 der Friede geichloffen worden, der unter dem Namen weit phäliicher Friede dem dreißig’ährigen Kriege, diefem Morden aus Religion, oder bejjer gejagt, aus Profefjion, ein Ende machte. Wie traurig ſah es aber allenthalben aus! Der materielle Wohlitand des Reiches war durch den Krieg verwüſtet. Von den Ufern des Rheins bis an die Oder und Weichjel, von dev Mündung der Schelde und den Gejtaden der Ditfee bis an den Po waren die Yänder entvölfert, Ernten zertreten, Dörfer und Städte in Ajche gelegt. Der aufglimmende Funke der Gultur, wie Schiller jagt, war in

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Deulſchland auf ein halbes Jahrhundert verlöfcht und die faum auf- lebenden Sitten der alten barbarijchen Wildheit geopfert. Und wie jah es erſt in Böhmen aus, in dem die Fackel des Krieges doch ent- zündet worden war! Hunderte von "Dörfern waren buchitäblich jpurlos vom Erdboden verſchwunden und mit ihnen auch viele Ortsnamen erlojchen; bobe jtolze Burgen lagen in Trümmern und nur wüjte Ruinen, von den Thieren des Waldes oder raubluftigem Geſindel bewohnt, jtarıten nun in das Thal herab. Und all’ dies Elend hatte jeinen Grund darin, dafs ein Theil dr Einwohner unjeres Baterlandes die ihnen liebgewordene Art der Gottesverehrung nad) dem Evangelium nicht aufgaben und wieder in die Papitfirche zurückkehrte. Bor dem Kriege hatte Böhmen 3 Millionen Ein— wohner und nad) demjelben nicht viel mehr als 700,000. Von den 151.060 Bauerngründen, die man im Sabre 1605 zählte, fand man faum ein Drittel noch bejeßt und der ſchwediſche General Pful konnte ſich rühmen, allein 800 böhmiſche Ortjchaften nieder- gebrannt zu haben. An Stelle der Aecker waren Wälder getreten, der Bauer war von allem entblößt und muſste froh ſein, wenn er einen Pflug hatte, an den er jich jpannen fonnte, um das Feld zu pflügen. Aber auc Handel und Wandel lagen darnieder und das Gejpenjt des Hungers und der Krankheit jchlich, unzählige Dpfer fordernd, durch das öde Yand.

> 9 je J = WAL HERRN RP *

J. Capitel.

Neue Blüte der Stadt.

nn N ie traurigen Schicdjale von Meipert haben wir bereits 5‘ \ Eennen gelernt umd werden diejelben noch anjchaulicher mehr durch die Mittheilung der Thatjache vor unjer geijtiges 9— Auge treten, daſs Weipert nach dem verhängnisvollen Kriege kaum noch 600 Einwohner hatte, daſs der ganze Grund, der Freihof, der Meierhof und viele Häuſer in Schutt - und Aiche lagen. Die geringe Einwohnerzahl, welche die Beſchwerden diefes Krieges überdauert hatte, nährte ſich mühſam durch den ohnehin nur dürftig betriebenen Acerbau. Eine Kuh Fojtete 4 fl., ein Ochs 6 fl. und ein Pfund Fleiſch 8 Piennige, eine für jene Zeit hohe Summe. Die Butter mujste man nad Kaaden tragen und wurde die Kanne zu 3 Pfund mit 7 Groſchen bezahlt. Hafer, Krautjtrünfe und Rüben bildeten die einzige Nahrung, da man die Kartoffeln damals noch nicht fannte. Der Bergbau, der jonjt jo blühte, war verödet die Gruben jtanden voll Wafjer, die Bergleute und Gewerfen waren vertrieben oder geitorben. Die Mildehandgottes= Zeche war ganz auf- | gelajjen worden, und der lebte Factor des Leipziger Gewerfes, Hans Ri Hahn, war 1646 in Annaberg als Erulant gejtorben. Das Zechen- | haus (NE. 137) jammt Uhr und Glocke faufte die Gemeinde am 18. März 1647 von Hans Zahm, dem durd 16 Jahre jährlich zu Djtern 25 fl. und ins Bergamt 5 fl. abgezahlt wurden. Diejer Hans Zahm ift im Jahre 1654 geitorben und wurden die Beträge noch durch 2 Jahre an dejjen hinterlajjene Witwe verabfolgt. Diejes Gebäude wurde zum damaligen neuen Rathhauſe eingerichtet. Der Ahaia ‚me 4623 ndh 8 | #

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dazu gehörige Grund in der Nähe des Niejeniteiges ſowie ein Platz

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beim Fundler wurden ebenfalls von der Gemeinde erjtanden. Die

Kauffumme betrug 398 Gulden. Das Gebäude, das ſonſt zur Auf- g

bewahrung der Erze und der Bergrequiſiten gedient hatte, wurde g d ä x y !

zu einem Malzhauſe (jetzt NE. 171) eingerichtet, wozu es auch

bis in die 1860er Jahre in Berwendung jtanvd. „gl In der Rentrechnung diejes Jahres finden wir, daſs dem Bergmeijter für Verrainung des Feldes und des Platzes beim neuen ' L B

Natbhaufe 6 Gulden, zu Leukauf 1 Gulden 30 Kreuzer und bei

Verjahung des neuen Rathhauſes 7 Kreuzer 3 Pfennige an Gottes-

pfennig bezahlt wurden. Das frühere Rathhaus, worin auch Bier

geſchänkt wurde, verfaufte die Gemeinde am 26. April 1648 an.

Chriftopp Göbel um 135 Gulden 30 Kreuzer. Diejes Haus

ward jpäter jo baufällig, daſs es abgetragen und an deſſen Stelle

das jeßige Haus NE. 168 erbaut wurde. Da das zum Rathhauſe angefaufte alte Zechenhaus cleichfalls ſehr baufällig war und ganz umgebaut werden muſste, wurde zu gleicher Zeit ein neues Gebäupe (NE. 138) als Frohnveite rückwärts angebaut und, gegenüber an das Malzhaus anjtogend, ein Tanzboden von Fachwerk hergejtellt. Diejer Tanzboden war, nach unjeren heutigen Begriffen, eigentlich nur ein hölzerner Schuppen in elendejtem Zujtande, deſſen Inneres bei einer abgehaltenen Tanzmuſik deren gab es damals noch äußerſt wenige durch einige Unfchlittferzen, die man auf ganz einfache eijerne Hafen an den Wänden aufgejtect hatte, beleuchtet wurde.

Auch die Fleiſchbänke wurden hieher übertragen, und hatte man dazu dom Richter Georg Wagner einen Platz um 55 Gulden gekauft, wo auch die Schlachtbänfe bis in die 60er Jahre ftanden. Die Rathsfigungen wurden während diefer Baulichkeiten im Haufe NE. ST abgehalten; dann diente im neuen Natbhauje eine Stube als Rathsſtube, für welche noch 1654 ein Kruzifix beigefchafft wurde. Im Parterre war die Nathhausichänfe, und hatte der Pächter nicht nur die Nathsjtube mit zu beheizen, jondern auch die Uhr zu bejorgen und die Glocke zu läuten.

Bon den Übrigen Berggebäuden faufte die Bergjchmiede NE. 136 ein Schneider, und das Zechenhaus auf der Halde, jest Koloman

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Fitbogen's Haus NE. 169, ein Bergmann aus Neugejchrei. Aus diefen Verfäufen erjieht man, wie jehr der Bergbau nad dem Kriege darniederlag und daſs man jelbjt die Hoffnung anfgegeben hatte, dieje Quelle des Weiperter Wohljtandes wieder zu beleben.

Indes erhelt ein nicht entnervtes Volf ſich wunderbar jchnell, wenn der Friede fein Füllhorn über tasjelbe ausgiegt Die nächſten Jahre nah dem Kriege waren außergewöhnlich billige Jahre, jo dajs bei uns der Scheffel Korn 18 Grojchen, der Hafer 8 Grojchen galt; die Handarbeit wurde gut bezahlt und der in Annaberg ſich jchnell wieder erhebende Handel und Gewerbefleig wirkten anregend auf unjere Stadt. Und fo mochte man wohl mit neuen Hoffnungen om 26. Juli 1650 das Friedensfeſt begehen, bei welchem 21 Gulden von der Gemeinde verzehrt und für 30 Kreuzer Pulver verjchofjen wurde.

Doc dieſer Friedensſegen jollte nur von kurzer Dauer fein. Da e8 im Lande Böhmen noch genug des unfatholiichen Volkes gab, jo glaubte Ferdinand ILL. wegen völliger Ausrottung des— jelben nochmals das im Jahre 1621 erjchienene Religionspatent in Erinnerung und Ausführung bringen zu jollen. Dasjelbe lautete: „Wir Ferdinand der Dritte von Gottes Gnaden erwählter Römiſcher Kaijer, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Hungarn, - Böhaimb, Dalmatien, Groatien und Slavonien König, Erzherzog zu Dejterreich, Markgraf zu Mähren, Herzog zu Yuremburg und in Schlejien und Markgraf zu Laufnit entbieten allen und jeden Unjerer Untherthanen aus allen vier Ständen Unſeres Erbkönigreichs Böhemben, Unjere faijer. und fönigliche Gnad und alles Gutes, und geben denjelben hiemit gnädigjt zu vernehmen: Demnad und bis: hero nichts mehr angelegen gemwejen, als daſs Unſer wertes Erb— königreich Böheimb wiederum zu der Einträchtigfeit dev dießlands allein zuläfiigen katholiſchen römischen Religion und vorigen Wohlſtand, in welchem es jich befunden, che und zuvor der Zwie— jpalt in der Religion und die Trennung von der katholiſchen römischen Kirche entitanden, gelangen möchte, auch zu dieſem Ende ſchon zum öfteren, jonderli von Anno jechzehnhundert ein und zwanzig, jowohl auch Publicirung offener Patente, Generalien, Edicten, alſo auch durch die Landtagsbeichlüffe ſolche Unjere gnädigſte Intention

und Meinung jedermänniglich notifieteven laſſen und jederzeit der guädigjten Hoffnung und Zuverficht gelebet, Unferen getreuen In— wohnern dieje Unjere gnädigite und väterliche Vorjorge, jowie um das Heil ihrer Seelen und vollfommene Beruhigung ihres lieben Vaterlandes tragen, unterthänigſt beberzigen, gütlichen und mit Ihuldiger Dankbarkeit erkennen, auch ich Unſerer wohlmenenden Befehlen zu dem beil. katholiſchen Glauben nunmehr nad jo viel- fültigev gütlicher Anmahnungen darauf auch angejeßten und ver- flojjenen jo geraumen Terminen geherjamjt bequemen würden. Co müjjen Wir doch, nicht ohne Jonderbares Mijsfallen, vernehmen, was noch dato in mehrbejagten Unjerem Erbfönigreidy Böheimb bin und wieder jowohl auch auf dem Lande als in denen füniglichen Städten und andern Städten ſich viel unkatholiſche höhern und

niedern Standes Inwohner befinden, welche alle jowohl von Unjerm

in Gott allerjeeligit ruhenden böchitgeehrten und geliebten Vater chriſtmildigſten Andenkens, dann durch Uns ſelbſten Abwejenbeit in Unjerm Namen, auf Unjern Befehl durch Unfere fönigliche Statt: halter gejchehenen väterlichen Anmahnungen ungeachtet auf ihrem Abweg gleich verharven thun, auch jogar feine Hoffnung zu ihrer Bekehrung erjcheinen laſſen. Dieweil Wir aber auf jolcher Unferer der Religions-Reformation halber gnädigit gefajsten Reſolution in allerweg verharren, jelbige vollzogen und jewohl ein als den andern

Inwohner ohne Reſpect de3 Standes durchgehends zu der heiligen

katholiſchen römiſchen Religion gebracht und redueirt willen wollen, als gebieten Wir hierauf Allen und Jedem Unferer Untertbanen was welchen Standes, Amts oder Wejens diejelben in oftbefagtem

Unſern Erbfönigreich Böheimb und der heiligen Fatholischen Religion

bis dato nicht zugethan find, hiermit gnädigſt, ernſt und feitiglich, daſs jie unſern dießfalls ergangenen gemejjenen Reſolutionen oder darauf in Unſerm Namen durch Unjere füniglichen Statthalter nad) und nach ergehender Neformationes anjtatten eher einige widerredet oder MWiderjpänitigfeit nachleben, gehorjamen und denen Regia Patria bequemen, die fatholifche Herrſchaft und Obrigkeit aber alles dasjenige, was bereits vor diefem ımd an jetzo dieſem heiljamen Reformationswerk halber verordnet oder auch nod ins Künftige verordnet werden möchte, veiflich zu Gemüth fafjen, jolches ihren

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unfatholifchen Unterthanen beweglich fürtragen, fie dazu beſtermaßen anhalten, führen und leiten, auch ſonſten bierinnen alles dasjenige, was jie zu dieſem heilſamen Reformationswerf für nothwendig und eriprießlich erfennen werden, allen Außeriten Fleiß und Eifer für heharren jollen, damit jolche ihrer Unterthanen jo unfatholifche Leute, denen von Uns oder Unjeren königlichen Statthaltern ergebenden Verordnungen zu der wahren, rechten, heiligen Fatholifchen römischen Kirchen-Erkenntnis und Gehorjam ehejt völlig gebracht und bei der- jelben unveränderlich erhalten werden, Da aber eine oder die andere Srundobrigfeit= Herrichaft dieſe Unſere wohlgemeinte, väterliche gnädigſt und gemejjene Anmahnung aus den Augen jegen und jelbiger nicht nachfommen, jondern ſich darinnen fahrläſſig und jaumfelig erfinden laſſen, oder auch ſonſten obgedachter Unjer Fönig-

lichen Statthalter jeden diejer Neformations halber in Unjerm Namen .

ergebenden Berordnungen nicht gehorjamen würden, gegen denjelben jol als Verrächter Unjerer föniglichen Verbote Regum Patria generalien und allgemeinen Yandtagsbeichlüffen nad Gejtalt der Sachen wirflidy verfahren werden, welches wir aljo zu Jeder— männiglichen Nachrichtung hiermit öffentlich public even und dieſen Unjern gnäpdigjten Willen und Meinung notificieren laſſen wollen. Gegeben in unjerer Stadt Wien den 4. Monatstag Mai im taufend jechshundert ein und fünfzigiten, Unſerer Neiche des Römiſchen im fünfzehnten, des Hungarifchen im jechsundzwanzigjten und des Böheimbilchen im vierundzwanzigjten Jahr. Ferdinand. Georgius Comes de Martiniz, Regis Bohemiae Cancellarius.”

Hatte man ſchon vor dem Erſcheinen dieſes neuerlichen Faijer- lichen Patentes es nicht fehlen lajjen, die Akatholiſchen durch alle mögliche erlaubte und unerlaubte Mittel zum Fatholiichen Glauben zu treiben, jo entſtand jetzt erjt eine fürmliche Jagd auf die jo bedvrängten Anhänger Luthers. Auch Weipert wurde jofort von dem Crjcheinen des neuen Neligionsedicts durch den Amtshaupt- mann zu Komotau in Kenntnis gejeßt und dem Richter und den Schöppen mit aller Strenge aufgetragen, dajs jelbe feine Afatho- (ijchen mehr im Orte dulden, widrigens ſie den ſchwerſten Strafen verfallen würden. Da zu devjelben Zeit in Weipert fein Pfarrer war, jo wurde der Pfarrer von Preßnitz beauftragt, das Bekeh—

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rungswerf in unjerem Orte zu betreiben und es am der nöthigen Ueberwahung nicht fehlen zu laſſen. Diejes Schreiben lautet: „Lieber Nichter und Schöppen des kaiſ. freien Bergfledens Weipert. Nachdem der Nömijche Kaijer auch zu Hungarn und Bühemben fönigl. Maj. unjers allergnädigiten Herrn allergütigit ergangene iharfe Reformationg Mandata von Mir jowohl, geiſtlich als welt: licher Obrigkeit Euch ſattſambermaßen vorgetragen worden, dals ſich doch auf jo vielfältig veritrichene Termine alle euere Yeuth, Manns: und Weibsperfonen, Kinder und Dienjtgejind, welche jich in des Kaiſers Land, Grund und Boden angejellen oder unangejejjen aufhalten wollen, noch) bi8 dato zu der heiligen katholiſchen Religion mit eingejtellet, ſondern vielmehr) olche allergnädigite Patenta nichts achten und in Wind ge Ichlagenwie denn auch ohne dajs meine leßte gute und mündliche Ermahnung beim nächjten Sonntag und Anwejenheit des Herrn Pfarrers von Preßnit dem eingelangten Berichte nach gar wenig gefruchtet haben ſolle. Derowegen auf die vorgeftrigen Tages mir wieder neue abermalig zugefommene allergnädigjte kaiſerliche Mandat und Rejolution, welche Euch Gerichten bei nächiter Zuſammenkunft mit mehreven vorgehalten werden jollen, ich auch hiermit ewnjtlich und bei Vermeidung der bierinnen ausgemejjenen ſcharfen Strafe und poena amtswegen anbefohlen haben will, dafs fie ſich als Ihrer Maj. Unterthanen, weil fein ander Mittel ijt, im dieſer heiligen katholiſchen Religion mit rechtem Eifer den nächit Fünftigen Sonntag beliebts Gott, da Herr Pfarrer bei Euch das Amt der heil. Mefs und Predigt halten und die Mühe auf jich nehmen wird, fleißiger als zuvorhero gejchehen, einjtellen und weiter nicht jo viel Molejtien und Verlegenheit diesfalls ihrer vorgefeßten Obrigkeit caufiven (ver- urjachen), im widrigen und jäumigen Fall wird die obgedachte im allergnädigiten Mandat ausgemefjene Strafe über jie hinausgehen, auch mit der langbedrohten militärischen Erecution und Belegung des Drtes mit Soldaten verfahren werde, welches Sie ihnen jelbjten zu Hagen und alſo dieſe öftere und vielmal zugefandt: gütliche Warnungen nicht mehr jo troghaftigerweife in Wind jchlagen, an— dersmals wijjen werden, weswegen ich Eures Unheils excurſirt jein will und hiernach fich endlich zu achten. Actum Gommothau den 15. Juni 1651. J. Wohlgemuth von Roſenthal, Haupt- le

100 mann.“ Als Nachſchrift hiezu: „Demnach auch Bericht fürkommt, daſs ſich in der Gemein daſelbſten unterſchiedliche Klöpel-Menſcher, ſo von der deutſchen Seite wegen der großen Zulage und Schätzung herüber kommen, bei Cuch aufhalten und Aergernis geben, welches ihr längſtens abſchaffen hättet ſollen, alſo wollet ſolche Klöpel— Menſcher alſobald wegſchaffen und unbedingt bei Leibſtraf unkatho— liſche Leute nimmer gedulden, weil Ihr ſo nachläſſiig ſeid und keinen Ernſt brauchet.“ Durch dieſe ſchweren Maßregelungen waren viele deutſche Familien, die ſich aus Kurſachſen hier in Weipert niedergelaſſen hatten, gezwungen, wieder in ihr früheres Vaterland zurückzukehren, und dieſem Umſtande iſt es auch zuzuſchreiben, daſs mehrere Familien— namen aus den früheren Jahren ſpäter in unſeren Büchern nicht mehr vorkommen. Am 14. Auguſt 1651 beſtätigte Kaiſer Ferdinand III. der ‘Gemeinde Weipert alle Privilegien ſowie den Freikaufbrief, jedoch unter der Bedingung, daſs die darin ertheilten Begünſtigungen nur den Katholiken zugute kommen ſollten. Dieſe Clauſel wur e erſt durch Joſef II. beſeitigt. Man fürchtete eben immer noch, daſs Weipert dem proteſtantiſchen Glauben zuneige und wandte gegen Andersdenkende die ſtrengſten Maßregeln, ſogar Güterconfiscation und Landesverweiſung an. Das vom Kaiſer Ferdinand II. der Gemeinde ertheilte Brivilegium, das im Stadtarchive im Originale erliegt, lautet wörtlich wie folgt: 14.8 „Bir Ferdinand der Dritte von Gottesgnaden Ermwehlter ; | Römiſcher Kaifer zu allen Zeiten Mehrer des Reichs in Germanien, | zu Hungarn, Behemb, Dalmatien, Croatien und Selavonien 2. König, Ertherzog zu Dejterreich, Marggraff zu Mähren, Hertzog zu

Lutzenburg und in Schlejien und Maragraff zu Lauſniz. Befennen . at biemit öffentlich) und thuen Fundt allermänniglih: Nachdem wey— 5 landt Kaifer Rudolff der Andere, glovwürdigiten Gedächtnuſs, die

-Y TEE TEN: 4 ‚al Bergkſtadt Weiperth mit etlichen Freyheiten, Privilegien, Statuten

„y, und Ordnungen den dritten January Cechzehenhundert und Siebenden ST aha begabet und verjehen, welche auch nachmahlen weylandt Kaijer Bi + Matthias löblichſten angedenfens unterm dato drey und zwanzigjten | Septembris Anno Sechzehenhundert und Siebenzehen gnädigft con-

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101 firmirt und bejtättiget Und uns nun anjeßo NR. Richter und Schöppen, jambt der ganzen Gemein und bauende Gewerken dajelbit unterthänigſt angelangt und gebethen, Wir geruheten Ihnen gleich: falls obermelte Privilegien, Freyheiten und Begnadungen nebenft dem Erb-Kauffbrieff weylandt Kaiſers Matthias über etliche erbliche © Zink und Dienjte, jo datiert den Erſten Decembris Anno Sech— zehenhundert und Giebenzehen, gnädigſt zu confirmiven und zu bejtättigen; Alß gaben Wir mit guthem Rath und willen injold Ihre unterthänigite bitte zu jonderer beförderung derſelben gnädigſt conjentivet und vermilliget und Ihnen in fernerer gnädigiter wwägung, daſs jelbige gemeine Bergkſtadt jambt allen anderen bauenden Gewerfen fait dienſtlich und ſonſten zu vermehr und beſ— ſerung unſers Cammer Gutts wie auch erhaltung gutter Policey— und Bergkwerks Ordnung für ſich ſelbſt erſprießlich alle und jede Freyheiten und Begnadungen ſambt Ihren gutten Gewohnheiten und üblichen Gebräuchen, damit ſie von wohlgedachtem unſerm An— herrn Rudolpho Secundo begnadet und begabet und von Rechts— wegen befugt jein, in allen ihren Puncten und Clauſuln gnädiglich eonfirmirt und bejtättiget. Thun jolches alles bejtättigen und con- firmiren Ihnen dieß alles auß Königlicher Böhmiſcher Macht und Vollkommenheit in Krafft dieß Brieffs allermaſſen alß ob alles und ein jedes nebenſt berürtem Erb-Kauffbrieff beſonder von wort zu wort hierinnen begriffen und inſerirt wären, wie Sie deſſen alles in ruhiger posess und genieſſung ſein, doch daß ſolch unſere Kaiſer⸗ und Königliche Begnadung ſich allein auff die der Heiligen alfeinfeligmachenden Gathol liſchen Religion zugethane Bürger unnd Inwohner eritredfen und uns und unfer Gron Böhemb an unfern und derjelben Dienjten und echten unschädlich fein jolle. Unnd gebieten darauff jezigen und Fünfftigen unfern Sammer Praeſidenten und Räthen Obrijten Münz- auch Bergfmeijtern, Bergkhaubt- unnd Ambtleuthen und allen unjern unterthanen im Königreich Böhemb und injonderheit unſerm jezigen unnd fünfftigen Haubtmann zu Preßniz ernitlich unnd wollen, daſs Sie offt ernendten Bergkflecken Weyperth, deſſen Richter, Eltijten, Knapſchafft, gemeine Einwohner und bauende Gewerfen bey offt verjtandenen Ihren Freyheiten und dieſer unſerer gnädigſten Gonftrmation unnd beftättigung fejtiglich

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handthaben, jchüzen und jchirmen, Sie darwider nit bedrängen, weder bejchweren noch jolches jemandts andern zu thun gejtatten, in feinerley wege bei vermeidung unjerer ernten Straff und ungnad. Zu Urfundt die Brieffs bejigelt mit unjerm Kaijer- und König- lichen anhangenden gröfferm Inſigel, der geben iſt in unjer Stadt Wien den vierzehenden Meonatstag Augufti nach Chriſti unſers lieben Herrn und Seligmachers gnadenreichen Geburth, im Sech— zehenhundert Ein und Fünffzigiten, ı.njerer Reiche des Römiſchen im fünffzehenden, deß Hungariihen im Sechs und zwanzigiten, und deg Böhmiſchen im vier und zwanzigiten.

Ferdinand. Ad Mandatum Sac° Caes’*-

Majestatis proprium. Guilielmus Comes Slavata R. Boh"* s. Cancellarius. Franz Graf von Pötting.

C. Holdorff. Johan von. Ehranftorff.

Um den Bergbau einigermaßen zu heben, wurden die Berg- jtädte zeitweije, oft auf mehrere Jahre, von Einquartierungen ver: ihont, ja jogar von jedweder Steuer befreit. So unterfagte Kaijer Leopold I. in den Jahren 1666 und 1667 jtrenge eine derartige Belajtung der Bergitädte. Die Befreiung dauerte 3, meijtens aber 10 Jahre und fand in den Jahren 1673, 1677, 1701, 1703, 1726 und 1737 ſtatt, wo Weipert jogar auch von Steuerrücjtänden befreit war. Von 1703 bis 1705 machten dieje nachgelajjenen Steuern 2113 fl. 53 fr. 21% Pf. aus, die auf den Bergbau verwendet werben jollten. Auch jchenfte die böhmijche Kammer im Jahre 1694 der Stadt 400 Schragen Ho und im Jahre 1738 280 Schragen gegen Entrichtung eines Waldzinjes von 1 Gulden per Schragen (A 3 Klafter) aus den Preßnitzer Wal- dungen; ferner ließ fie den zwijchen dem Blech- und Schmiede berger Kohlhau gelegenen Wald wegen allenfalls entjtehenden Bränden für Weipert rejervieren. Diejes Holzdeputat wurde jpäter immer mehr herabgejett und endlich ganz eingejtellt, woraus man jieht, daſs das Privilegium vom Jahre 1607, das den Weipertern aus- vrüdlih freie Holzung zujagte, Schon tlluforiih geworden war,

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obwohl es noch immer in feinem ganzen Wortlaute von den nach— folgenden Regenten bejtätigt wurde.

Inzwiſchen hatte Kaifer Yeopold T., der im ‚jahre 1657 ven Thron beitiegen hatte, am 1. Februar 1666 die von jeinen Vor- gängern. der Gemeinde Weipert ertheilten Privilegien wie folgt betätigt :

„Wir YeopoLld von Gottesgnaden Erwöhlter Römiſcher Kayßer zu allen Zeiten Mehrer des Neichs in Germanien, zu Hungarn, Böheimb, Dalmatien, Groatien, Selavonien König, Ertzhertzog zu Dejterreih, Marggraff zu Mähren, Herzog zu Lutzenburg, und zu Schleſien, Marggraff zu Laußnitz. Bekennen für Un, Unßere Erben und nachfomende Könige zu Böheimb öffentlich mit dießem Brieff vor Jedermänniglich. Nachdem Weyland Kajpar Rudolph der Andere bochlöblichiter gedächtnus die Bergſtadt Weyperth mit etlichen Frey— heiten, Privilegien, Statuten und Ordnungen den dritten January Anno Sechzehnhundert und Sieben begabet und verjehen, welche nachmahlen Weylandt Matthias sub dato den drey und zwanzigjten Septembris Anno Sechzehnhundert und Sechzehn, dann auch Wey— landt Kayjer Ferdinand der Dritte Unßer hochgeehrtijter Herr Vatter Chriſtmiltiſter Gedächtnus de dato Wien den Vierzehntn Augufti Anno Sechzehnhundert ein und fünfzig allergnädigjt verneuert, confirmiret und bejtättiget. Und Uns nun Richter und Rath: Knappfchafft und gante Gemein oberwehnter Berg-Stadt Weyperth unterthänigjt. angelanget und gebetten, Wir geruben Ihnen eben— falls obvermelte Privilegien, Freyheiten und Begnadungen wie auch den zwijchen weylandt Hochgedachten Kayßer Matthia und dev Stadt Weyperth wegen etlicher Erb- und Silberzing den Erſten Decembris Anno Schzehnhundert und Siebenzehn getroffenen Erbkauffs-Contract (welcher zugleich auch auf Unßere Berg-Stätt Preßnitz, St. Sebaſtians— berg und Sonnenberg lauthen, und das Driginal deſſen bey erjt- berührter Unger Bergftatt Preßnitz liegen thut) gnädigſt zu con— firmiven und zu bejtättigen. Danebens Ihnen auch, dajs ©ie eine zinßfreye Makt- und Mahl-Mühl wegen des bei Unperer Königl. Hrrrſchafft Prefnis neuerbauten Blechhammerwerts über- laſſenen Würthshauß und übernehmung des darauff hafftenden Pfarr: und Schulgeldes auferbauen mögen, allergnädigjt zu verwilligen.

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Alß haben Wir auf zeitig vworgehabten Rath und rechten wiſſen in jolch Ihre Untertbänige Bitt in Gnaden verwilliget und Ahnen in fernerer gnädizſten Enwögung, daſs jelbiger Gemeiner Berg-Statt jambt allen anderen bauenden Gewerfen faſt dienjtlich und jonjten zu vermehr und bejjerung Unßers Königlichen Cammer- guths, wie auch erhaltung guter Policey- und Bergwerfs-Ordnung für ſich jelbiten eriprüßlich, alle und jede Privilegia, Freyheiten, Begnadungen, Erbfälle und Bergrecht jambt Ihren guten gewohn- heiten, altberfommen und üblichen gebräuchen, damit jie von höchſt— gedachten Kayßer Nudolpho den andern und weyland Kayßer Matthia, wie auch Weyland Kayßer Kerdinando dem dritten, Unßerm bochgeehrten Herren Pattern Chrijtmildigiter Gedächtnus begnadet und begabet und von Nechtswegen befugt jein, in allen ihren Puncten und Clauſuln gnädiglich confirmiret und bejtättiget, dabey Ahnen auch umb obgehörter Urjuchen willen eine zinßfreye Malt- und Mahl-Mühl aufzubauen verwilliget.

Thuen ſolches verwilligen, auch bejtättigen und confirmiren Ihnen alles aus Königlicher Macht und Vollfomendeit in krafft dießes Brieffs allermaßen als obenvermelte Privilegia nebenjt dem ErbfauffsBrieff jedes bejonder von Wort zu Wort hierinnen begriffen und injerirt wären, wie jie dejjen allen in ruhiger Poſeſs und genüßung jein, doch daſs jolh Unßere Kayker. und Königliche Begnadungen fich allein auf die der Heyligen allein Seeligmachenden Catholiſchen Neligion zugethbane Bürger und Inwohner erſtrecken auch Unß und Unßere Eron Böheimb in Unferen derojelben Dieniten und Rechten unjchädlich jein jolle.

Und gebiethen darauf allen und jeden Unßeren Inwohnern und Unterthanen, waß Hohen oder Niedern Standts, Ambts vder Weeſens die jein, injonderheit Ungerm Gamer Präjidenten und Räthen, auch Obrijten Müntmeijtern im Königreich Böheimb und Haubtmann zu Preßnitz jegigen und fünfftigen und jonjt männig- lichen hirmit Ernſtlich und wollen, dajs die offtwermelte Richter und Schöppen, Knappjchafft, gante Gemein, Einwohner und bauende Gewerfen alda zu Weyperth bey obzingeführten vorhin gehabten und anjeko von Unß confirmirten Privilegien, Freyheiten, Begnadungen und Erbfauff gerubiglich verbleiben laljen, Sie darwider nicht

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beträngen, weder beſchwähren, irren noch anfechten, auch jolches von Jemandt anderen zu thun verjtatten, jo Lieb einem jeden ſich Unßere Ihwähre Straff und Ungnad zu vermeiden. Das meinen und wollen Wir Ernitlih. Zu Urkundt dießes Brieffs bejigelt mit Unßerm Kayſer- und Königl. anhangeuden Inſigl, der Geben ijt in Unperer Statt Wienn, den Eriten February im Scchzebnhundert Sechs und Sechzig: Unſerer Neiche des Römischen im Achten, des Hungariſchen im ayliften, umdt des Böhmiſchen im Neunten Jahr.

Leopold. Ad Mandatum Saca® Gaesse- Regiae Majestatis proprium.

Aleſch Wratislaw Graff Johann Frantz Graff v. Wrttby von Mitrowitz. Johann Dietrich Rumerskirch.

Durch dieſes Privilegium gab Leopold abermals die Erlaubnis zum Baue einer Malz und Mahlmühle, wofür dev Regierung das Wirtshaus „zur goldenen MWeintraube! NE. 7 fälſchlich Blech— hammer genannt bei dem königlichen BI echhammermerfe über— geben und die darauf haftenden Pfarr- und Schulgelder übernommen wurden. Wir haben im J. Capitel in dieſes Wirtshaus den Ur— anfang von Weipert verlegt, und mochte dasjelbe ſeit der Zeit viele Beſitzer gewechjelt haben, bis es im Jahre 1661 jammt zwei in jeiner Nähe jtehenden Häufern des Tobias Schmid! und Martin Baier der Kailer von Martin John um 1000 Gulden Faufte, gegenüber ein großes Blechhammerwerk (die Trintsmühle NE. 5, welche am 5. October 1889 abgebrannt ijt: erbaute und einen Wafjergraben anlegte. Bon diefem Werfe, das indejs im Jahre 1697 wegen Holgmangel aufgelajjen und jpäter in eine Papiermühle umgejtaltet wurde, gieng der Name „Blehhammer” allmählich auf das Wirtshaus über, den es im Volfsmunde noch heute trägt. In der Zeit des Betriebes dieſes Blechhammers joll das Blech jogenannten Kammerhanſelhauſe verzinnt worden fein, woher der Name „Zinnbujch” jeinen Urjprung herleiten ſoll.

Das Onus contribnendi für die drei in den Bei der Herr: Ichaft übergegangenen Häufer war jedoch der Gemeinde geblieben und führte zu vielen Streitigkeiten, bis endlich im Jahre 1730 die Entjcheidung erfolgte, daſs der Gemeinde Weipert von Seite

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der Herrjchaft entweder der jährliche Erb- und Stodraumzing zu erlajjen, oder ihr die drei Güteln (d. i. der Martin SFohn’iche Gajthof, dann des weil. Tobias Schmidl's und Martin Baier’$ Sütel) gegen einen Kaufichilling von 2000 Gulden wieder fäuflic) zu überlafjen jeien. Weipert erflärte jich am 13. März 1730 für das Yebtere und werden der Stadt mit Transactions-|njtrument vom 14. Juni vesjelben Jahres dieje drei Güteln von vem königl. Hauptmannsamt zu Preßnitz im Namen der fünigl. böhm. Kammer ex condieto in jeiner oder ihrer Gircumferenz ordentlih und for- maliter übergeben. Die Stadtgemeinde verfaufte noch in demjelben Jahre 93/, Mejs-Sail Feld (1 Meſsſail 72 Ellen im Quadrat) von den Blechhammergründen an Chriſtoph Schneider um 214 Gulden 30 Kr. und überließ bei einer fpäteren VBerrainung (1732) ein noch übrig gebliebenes Stück Feld im Ausmaße von 7/, Mejs- Sail um 19 Gulden an denjelben Käufer. Weipert hatte 1732 die 2000 Gulden bereits bezahlt und blieb num bis zu Ende diejes Gapitels Eigenthümerin des Gajthaufes „zur goldenen Weintraube.“

Unjere alten Kirchenbücher berichten uns, dajs 1668 Johann Ohmich Graf Thun'ſcher Schichtmeifter, dem fpäter Mathes Hergel folgte, und Georg Wappler Graf Thun’icher Zinner im Blechthal waren. Im Jahre 1689 wird Michael Kugler, dejjen Bruder Adam Kugler Pfarrer in Brunnersdorf war, als Schichtmeijter auf dem Blechthal angeführt.

Dajs die Gemeinde von der Bewilligung Leopold's, eine Malz und Mahlmühle zu erbauen, Gebrauch gemacht, finden wir nirgends erwähnt. Das Privilegium ſelbſt wurde von der könig— lichen Yandtafel in den vier grün-goldenen Quadern der R:lationen 1668 am 20. März und in den grünsgoldenen Kaufquadern La. E 24 einverleibt.

Dieſer Kaifer bejtätigte auch am 16. September 1684 ver Bergitadt Weipert nicht nur alle früheren Privilegien, die er nach ihrem vollen Inhalte in der Urkunde anführt, ſondern erlaubt ihr auch eine Richtſtätte zu errichten und die Gerichtsbarfeit in allen geringen wie auch peinlichen und Halsgerichtsfachen auszu- üben; doc, blieb diefe Bewilligung an $ 8 der Landesordnung gebunden, nach welchem man jich an die böhmijche Appellations-

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kammer zu wenden, wegen der Tortur anzufragen und von dort aus die Beſtätigung des Urtheiles abzuwarten hatte, ehe zur Exe— eution geſchritten werden konnte.

Da am Ende des XVII. Jahrhunderts hier am Gebirge wegen der herrichenden Thenerung und Armut vielfache Diebjtähle und Näubereien vorfamen, jo lieg man in Weipert nad erfolgter Genehmigung des Oberamtsverwalters Conrad Lauer zu Jo ach ims— thal im Jahre 1694 einen jteinernen Galgen errichten, an dem 8 Maurer aus Joahimsthal gearbeitet haben. Dev Galgen war ein rings don einer Mauer eingefriedeter Raum, in den ein Eingang mit einer verjchliegbaren Thüre führte. Der damalige Stadtrichter Chrijtian Beyer, der zu diefem Baue 15 Spintbretter und die Stangen zum Mauergerüjte, die nothwendigen Geräthichaften als: 4 Lauffarren, 3 Schaufeln, 3 Kragen, 3 Wafferfannen, 4 Lehmfäjten, eine Hacke, 5 Ketten zum Gerüjt u. a. m. geliehen hatte, beklagt ſich, daſs er dabei großen Schaden erlitten babe, indem ihm manches Geräthe zerbrschen oder gar gejtohlen wurde. Als Entihädigung biefür ließ er ſich 4 Gulden auszahlen Der Galgen jtand auf dem jogenannten Hübel „alte Kirchenflur“ auf der ‘Barcellen-Aummer 461/2, und heilt dieſes Feld heute noch das Galgenfeld. Wegen Errichtung diefes Galgens wurde am 12. October 1694 von Preßnitz aus ein anonymer Proteſt bei ©r. gräflihen Excellenz Lauer eingebracht, worinnen angeführt wird, dafs die Stadt Preßnitz, weldhe doch die Principalitadt dieſes Gebirges ſei, blos ein zweifäuliges hölzernes Gericht babe.

Wie bemerkt, hieng die Ausführung einer Erecution oder einer Tortur von der Bejtätigung des Urtheils durch die böhmiſche Apellations- fammer ab. Die 1695 beantragte Erecution an Georg Chriſtoph Schneider, der wegen verjchiedener Diebereien inhaftiert worden war, jcheint nicht beitätigt worden zu jein. Am 9. Jänner 1761 wurde die in der hiefigen Frohnveſte in Haft gehaltene Eliſabeth Scharf zu einer einjährigen Spinnhausarbeit verurtheilt und die Ablieferung derjelben in das Prager Spinnhaus angesronet.. Durch das U:theil der Appellationsfammer vom 25. Augujt 1761 wird das von der hieſigen Gerichtsjtelle über Johanna Eleonora Girnin beantragte Todesurtheil beftätigt und diefelbe ihres ſchweren Verbrechens

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halber die Art des VBerbrehens wird nicht angeführt Andern zum Yeijpiel, ihr aber zur wohlverdienten Strafe durch das Schwert von dem Yeben zum Tode verurtheilt. Diejes Urtheil wurde auch hier am Rathhauſe und in Anmwejenheit der Deliquentin ordnungs— mäßig publiciert. Ob jedoch dieſe Erecution bier in Weipert vollzogen wurde, oder ob jemals ein Mifjethäter auf dem biefigen Galgen gebenft wurde, it nicht befannt, wenigjtens ijt in unjeren Gerichtsbüchern nirgends etwas davon zu lejen.

Der Tradition, daſs man bei der Beräumung des Galgenfeldes (Parz.-Nr. 461/2) und beim Adern auf dieſer Stelle einzelne Üeberrejte, die von menjhlihen Sfeleten abjtammten, gefunden habe, ijt deshalb nur wenig Glauben beizumefjen.

Zu Ende des XVIII. Jahrhunderts verkaufte die Gemeinde die Steine des bejtandenen Galgens an Johann Salzer, ber diejr[ben bei jeinem Hausbau NE. 317 verwendete; den Hügel, worauf der Galgen erbaut war, faufte der Gewehrlieferant Andreas Bartl, deſſen Grundſtücke bei dem Galgenfelde lagen.

Diejelbe Urkunde Kaifer Leopolds bewilligte den Weipertern ferner, daſs jie ihr Malz jelbjt bereiten können, doch nur jo viel, als te jelbjt brauchen und ohne das Zoll-Regal oder die benachbarten Städte und Drte, die das gleiche Necht haben, zu beeinträchtigen, und confirmiert nicht nur ihren mit Böhmisch Wiejenthal wegen der jogenannten Ruhe getroffenen gütlichen Vergleich, jondern alle ihre anderen Bergreviere (Grenzen), welche jie jeit undenflichen Zeiten inne gehabt haben.

Der erwähnte Vergleih mit Wiejenthal war ſchon am 31. Juli 1680 zujtande gekommen und durch denfelben anerfannt worden, daſs innerhalb der Ruhe oder Grenze Weirerts jeit undenklichen Zeiten, aljo lange vor dem Freikaufe, drei Häufer lagen, die damals zu Wiejenthal gezählt: wurden und auc dorthin contribuierten. Indem nun Weipert auf die Jurisdietion diejer drei Häujer, wozu die jeßige Yaurmühle gehörte, verzichtete, wurde die Grenze genau Lejtimmt und bezeichnet. Gegen die herrichaftlichen Wälder war die Grenze bereits 1669, als Graf Michael Oswald von Thun die Herrichaft pfandweife übernommen hatte, durch Anjchlagen von Waldzeichen feitgejtellt worden.

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Uebrigens dauerte es geraume Zeit, bis wieder geordnete Verhältniſſe bergeitellt und die furchtbaren Wunden des dreißig— jährigen Krieges nur einigermaßen verheilt waren.

Handel und Gewerbe wagten jich nur ſchüchtern in das Weichbild unjerer Stadt, und jelbjt der Bergbau wollte trotz angejtrengten Berfuchen nicht vecht gedeihen. Sp nahm man am Tage Lucia, den 13. December 1688, die Zeche „Johannes in der Wüſte“ wieder auf, doch entſprach der Erfolg Feineswegs den Erwartungen der Bergleute; denn noch im Jahre 1691 war die Ausbeute jo gering, dafs jie nicht getFeilt werden konnte, jondern nur gerade zu einer Mon— jtranz für unfere Kirche hinreichte. Zwar fand ein Bergmann ein reiches Silbererz, aus dem 32 Mark ausgejchmolzen wurden, die einen Wert von 688 fl. vepräfentierten und die Kure über 50 fl. jteigen liegen, aber von einem Bergjegen Fonnte denn doch feine Rede jein. Sn Sommers Topographie (Elbogener Kreis) und Schebefs Erzgebirge finden wir zwar angegeben, als ob Georg Spindler im Jahre 1664 die Zechen wieber in Betrieb gejetst, diejelben noch im Sahr 1697 betrieben und dann Fäuflic) der Stabi überlafjen hätte; allein diefe Angaben entbehren jeder geſchichtlichen Grundlage ; denn einestheils war nach dem dreißigjährigen Kriege die Spind— ler'ſche Familie nicht mehr in der Lage, ich ſolche Auslagen zu gejtatten, wie jie eben dev Betrieb von Zechen erforderte, anderntheils war im Jahre 1697 Georg Spindler nicht mehr Beſitzer des Freihofes, und finden wir auch in den Berfäufen der Spindler’jchen Güter Feine dazu gehörigen Tagwerfe erwähnt.

Dajs der Bergbau in Weipert, wenn auch damals vielleicht nur ein Verfuchsbau, thatlächlich mit Anjtrengung betrieben wurde, geht aus einem Gorrejpondenzbuche in Bergjachen hervor, woraus erjichtlich ift, dajs von 1698 bis Reminescere 1702 im Joachims— thaler und Preßnitzer Gebirge in 9 Bergjtädten 215.360 fl. 55 Er. 3 Bf. verbaut; dagegen 269.427 fl. 41 fr. 3 Pf. Metalle und Mineralien gewonnen wurden. Welche Summe Weipert dabei aufzumweifen bat, iſt nicht erjichtlich; dod) entnehmen wir anderen Aufzeichnungen, daſs Weipert von 1697 bis 169 591 fl. 25 Er. auf den Bergbau verwendet hat. Auch wiejen die Weiperter in den Jahren 1703—1705, wo die nachher verlafienen Gameral:

110 und Militärjteuern 2113 fl. 53 fr. betrugen, nach, dajs fie in diefen 23/, Jahren 2020 fl. 11 fr. verbaut haben.

Noch finden wir, daſs Weipert vom Anfang des Duartals Reminiscere 1713 bis Ende des Quartals Lucie 1721 auf ihren Gemeinde- und anderen Silberzechen verbaut haben u. zw. Auf der Gemeindegehe St. Anna 2349 fl. 17 fr., St. Maria Sorg 75 fl. 52 fr. 1 Pf, Milde Hand=- Gottes 876 fl. und 451 fl. 24 fr. 1Pf., Johannes in der Wirte 887 fl. 39 Er., Heil. Drei König-Stollen 1713 fl. 10 fr., St. Michaelis Zeche 143 fl. 24 fr, 3 Bf, St. Andreas und Wüſtner Gegenglüd 44 fl. 57 kr., St. Johannes v. Nepomuk oder Feig-Stollen 988 fl. 27 fr. 3 Pf., Neugeborenen Kind-Stollen 936 fl. 53 fr. 3Pf., Heil. Kreuz Zeche 2383 fl. 18 fr., Hoffnung zu Gott 231 fl. 32 fr. 2 Pf, St. Maria und Sojerb 998 fl. 21 fr. 1Pf., St. Bartholomai 479 5.2 fr.3 Pf, Einigfeits: Zeche 43 fl. 27 fr., Heil. Ehrijt beijheerung 203 fl. 3 fr., St. Anna 90 fl. 42 fr., St. Hilary Antoni 1185 fl. 19 fr. 1 PR, St. Johannes Baptijtae 421 fl. 59 kr. 3 Pf, St. Andreas 157 fl. 15 fr., Traun auf Gott 138 fl. 6 fr. 2 Pf., Sejegnete Jofeph 139 fl. 11 kr., 1 Pf, St. Yaurentfi 529 fl. 14fr., St. Antoni zu Preßnitz 246 fl. 2 kr., St. Kathar ina— Zeche 148 fl. 51 kr, Baumgarten 89 fl. 7 kr. 3 Pf, Kirchen: bauer Gegenglüd 12 fl. 37 fr. 2Pf., Segen Gottes 191 fl. I!1fr., Drei Frauen-Zeche 21 fl. 30 fr., Drei Edlmann 56 fl. 15 fr., St. Maria Bitt 53 fl. 45 fr., Kleine Bompen-Schadt 112 fl. 37 kr. 3 Pf, Helle Brunnen-Quell 13 fl. 36 £r., Maria Hilf om Pleylwaſſer 142 fl. 31 fr. 2 Pf., St. Antoni allda 148 fl. sfr. 2 Pf, St. Antoni am Kreußig 129 fl. 3 fr., Jacob$- Leiter 44 fl. 38 kr, zufammen in den neun Jahren 16.951 fl. 22 fr. Dagegen wurden in eben dieſer Zeit eingenommen: am geichmolzenem Silber 1595 fl. 49 fi. 2 Pf.; an ErbfurNußung 340 fl. 29 kr., an verrechneten Quatember-Geldern 415 fl. 5 kr.; zujammen 2351 fl. 23 fr. 2 Pf. Diefe Aufjtellung erjcheint auch vom Bergamte zu Preßnitz am 3. Juli 1723 bejtätiget. Auch) ausländiiche Gewerfe haben wieder Antheil genommen und wird mitgetheilt, dafs diejelben ſchon 5768 fl. verbaut hatten. Die Silberfchmelzhütte bejtand noch und war hierbei der Ausländer

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Wagner aus Feipzig Mitgewerfer. Was die Einnahmen und Aus- gaben der Schmelzhütte betrifft, jo finden wir dieje folgend angegeben: Die Einnahmen und Ausgaben betrugen in den Jahren

Einnahmen Ausgaben

1708 291 fl. 26 ir. Bf.,. .262 fl. 36 fr. BP. 1709 42u2 00, N, 420 KL En 1710 au, 322 „SS „— 1711 BUN Ba. 2, la, 2,90.1 10 200, 1712 A220 3. ne, 0 ee 1722 196.1. ZU AB ae

Das Erträgnis der bern hütte wurde nun von Jahr zu Jahr niedriger, jo daſs diejelbe jpäter ganz aufgelaffen und im Sahre 1751 eingerifien wurde. Die Gewerfe in Neugeichrei hatten jchon im Jahre 1715 eine eigene Bergglode bejejfen, für welche 12 jl. 13 fr. 3 Pf. aus den Stadtrenten ausgezahlt wurden.

Als DBergichichtmeiiter finden wir gewählt: 1697 Johann Michael Kugler, 1699 Daniel Die, der zugleich Viertelmeijter war, 1703 Heinrich Löbl (bei der heil. Dreifaltigfeits = Zeche), 1705 Gottfried Alling und 1715 Georg Benedict Schreiber.

Die St. Johann v. Nepomuf- Zeche, die uns hier zum erjten Male angeführt ericheint, war zu Ehren des heil. Johann von Nepomuk jo genannt und musste jehr gute Ausbeute gegeben haben, da die Knappſchaft beſchloſs, diefem Heiligen zu Ehren eine Kapelle zu erbauen. Nach erlangter Bewilligung von Seite der geiftlichen Gerichte wurde diefelbe in der Mitte des alten Marftplates*) errichtet, mit einem förmlichen Altare, dev Statue des genannten Heiligen und verjchiedenen Bildern, ausgejchmüct und darin am Johannesfeſte durch acht Tage Betjtunden gehalten. Sie jtand über 100 Jahre, wurde 1849 abgetragen, die Steine an Joſef Lorenz verkauft, das Holz vom Steiger verbrannt. Die Statue faufte Rupert Harniſch und ließ ſie in der Jungferngaſſe in der von den dortigen Bewohnern neuerbauten Kapelle aufjtellen.

Die Entdeckung des Antonijtollen, der ung unter den genannten Stollen ebenfalls zum erjten Mal begegnet, ift mit einer Sage

*) Diefer aite Marktplatz ift der freie Pla vor dem Alfred Schwab’; jhen Hauje und vor der der Brüder Be pp

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verknüpft. Ein Schneidermeiſter, Franz Müller mit Namen, hatte ſich am Jungfernbache ein Häuschen gebaut und dasjelbe jeine u Sohne vererbt. Diejer hatte jeinen Vetter zum Gevatter feines Kindes genommen. Um die Kindstaufe recht feſtlich zu begehen, hatte ev ji) ein Fäſschen Bier angefauft und in den Keller gelegt, welch’ leßterer gleich) aus der Hausflur in die jteile Bergwand getrieben war. Zufällig geriet) der Vetter, welcher, nebenbei gejagt, ein Bergmann war, in den Keller und bemerkte in einer Ecke beim Schimmer einer Kerze etwas glänzen. Er erfannte jofort, daſs der blendende Gegenitand eine Cilberader jei und rief die erjtaunten Hausbewohner herbei, welche anfangs dem Vetter nicht vecht glauben wollten. Erſt ipäter, als diejer mit einer Haue ein Stüd Oilber-

erz berausgehauen, erfannten auch jie den wichtigen Jund an. Die

Erzitufe wurde nah Wien gejfandt und das Haus des Spindler- ſchneiders zu einem Zechenhaufe angefauft, in dejjen Nähe ein dur das Waſſer des Jungfernbaches getrichenes Pochwerf errichtet wurde.

Trotz all der gemachten Anjtvengungen, den Bergbau zu fördern, wollte devjelbe doch nicht vecht lebensfähig werden. Im Jahre 1736 erließ Karl Vl. Weipert nebjt 11 anderen Bergjtädten die Con— tributionsrücjtände wegen ver Opfer, die dieje Städte dem Bergbau gebvaht haben. Der Gapler-Tagesbau entzwg nämlich der Kajetanmühle (NE. 93) bedeutent Waſſer, weshalb eine Bejchwerde eingebracht wurde, worauf diejer Faiferliche Erlaſs folgte.

Um dieje Zeit geriet) unjere Gemeinde mit der Lauxmühle in Streit, weil diejelbe in letter Zeit ihr Bier nicht von Weipert, jondern von Prejnit genommen hatte. Die böhmijche Kammer ſprach im Jahre 1730 Weipert 1000 fl. Entjchädigung zu, und zwar in der Art, daſs die 6/, Zinjen dieſes Capitals jährlich von Preßnitz gezahlt werden müjjen.

Es erübrigt nur neh, aus diefer Zeit dev Wiedergeburt von Weipert einiges anzuführen, wodurd das Bild unferer Stadt ergänzt und die damaligen Zujtände genauer charakterijiert werden. Wir erwähnten befanntlich, dajs im Jahre 1641 der Freihof bei dem Rückzuge der Schweden unter Baner in Ajche gelegt, jpäter aber im Jahre 1648 von Georg Spindler wieder aufge

113 baut wurde. Dieſer Bau hatte aber den lettgenannten Beier in Schulden geftürzt und er ſah ſich gendthigt, durch Kauf vom 27. Auguſt 1657 ein Stück Wiefengrund „neben Ghrijtoph Gröbner's Feld bis an den obern Drt, jo mit zwey Naynfteinen verfafjet, und an den Mühlgraben und Gräntzwaſſer ſtoßet“ an Barthel Flohrer um 130 Gulden, wovon 75 Gulden jofort baar

erlegt wurden, abzutreten uud jpäter das Gut an den faijerlichen

Hofjäger Michael von Borberg zu verfaufen. Diefer Kauf lautet wörtlich :

„Kundt und zu wiljen jey hiermit allermänniglich Inſonderheit aber denen Innigen jo jolches zu willen vonndthen, das heut mittewochs den 29. July A. N. nach der Heylſamben menſch— werdung und gmadenreichen Geburth Unjers erlöfers und Selig: machers Jeſu Chriſti im 1665 en Jahre im namen der hochgelobten Dreifaltigkeit Zwijchen den Edlen und namhaften Herrn Georg Spindler zum Wen perth Verkäufern an einen, und dann den Hoch— edlgebohrnen, Geſtrengen und Velten Herrn Michael von Borbergf, Röm. Kayſ. Maj. Wohlbejtellten Hof-Jägern Käufern alß andern- theils ein ehrlicher aufrichtiger, bejtändiger und unwiderruflicher

Erbfauf über erwähnten Hrn. Spindler's Freihof allbier zum Wey- * perth Wohlbevächtig abgehandelt und bejchlojjen worden auf maaß, und weyß wie folget; Nembl. Es verfanfet Berfäufer Herr Georg

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Spindler vor jich, feine Erben und Erbnehmer jeinen allhiv zum

Weyperth gelegenen Freyhof mit Allen und Seglichen, dejjen Zinjen,

Fröhnen, Dienjten und der Haajen Jagdt mit dem garn und negen

auch ſchießung der wilden Tauben auf diefes Hofs Grund und Boden, jammt einer Bretb- und mahlmühlen mit zweyen gängen, auch Malt: urd Breu-Haus, mit denen darzu gehörigen ungemejjenen mahlen, Barden, mältzen, Breuen und Schenden, aud Schlachten wie nicht weniger allen darbey befindlichen Aecern, Wiejen (aufer diejer, jo an Raynbach gelegen und unter den Brethmühl-Graben bis an die ſchütze gehet, jo Herr Verkäufer für feine Tochter Marianna Elifabetb Erbl. aufgezogen) Wafjer und Waflerläuffen, Teichen und Bächen, und der Fiſcherey, benantl. aber den Gräng- bad) und Raynbach an den unter Kayſ. jenthen, jo ſich anfüngt bei der Lauxmühl und bis über den Kayſ. Gränitz Plechhammer 8

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an die Gränitz Brücke gehet, und den Jungfraubach, jo weit diejes

Freyhofes gründe jich erſtrecken, nad) gefallen zu fiſchen, auch wie folches alles in jeinen Raynen und Steinen vermerfet und begriffen und vor dejjen Herr Caſpar Spindler nad) dejjen Tod jein Weib und Ehefrau Maria, und jodann bis anhero Beſitzer und Berfäufer mit allen andern Freyheiten, Rechten und Gevechtigfeiten, mit welchen jowohl die Innwohner des Bergkfleckens Weyperth Pri— vilegirt, als der Vorfahrer und Beſitzer diejes Freyhofs von denen in Gott ruhenden Röm. Kayjern durch ihre Kriegs: oder andere Dienjte begnadet worden, beſeſſen, jolches alles genußet und gebrauchet, oder aber nußen und brauchen fönnen, Käufern wohlg. Herrn Michael von Boxbergk feinen Erben und Erbnehmern umb und vor Vier Taujend fünfhundert Gulden Haubt- und Kauff-Summa, den gulden zu Sechzig Kr. gerechnet, als Ein Taufend Gulden aljobalden bei der Tradition und übergab, dann neuen Jahres A. 1667 Sechs— hundert Gulden „folgenden Neuen Jahres 1668” abermahlen Sechshundert Gulden, wiederumb fünfhundert fünfzig Gulden 2ten neuen Jahres „1668“ auch zweihundertfünfzig Gulden benante

Zeit 1670 und endlich den nachjtandt der Fünfzehnhundert Gulden -

mit Einbundert und fünfzig Gulden allzeit neuen Jahres Anuo 1671 anzufahen und aljo bis zu endlicher Befriedigung zu con= tinuiren, allerdings nun Herr Käufer vor ſich und jeine Erben jolche Zahlungen ſelbſt vorgejchlagen, und bleibet auch ohne einkigen abbruch, Exception oder Widerrede dergejtaldt zu verfahren und jolche Solution allzeit an guter tüchtiger, gänger und unverbotener münt zu praejtiren verjprochen; Alſo hat Hr. Verfäufer jich bedinget, iſt auch von Herrn Käuffer hierin conjentiret und ausdrücklich aljo abgehandelt worden, daſs ihme Hr. Spindler vor jich und jeine Erben diejen Freihof jambt allen und Jeden partinentiren, inmaßen jolche vorhero erzehlet, bis zu Endlicher und volljtändiger Zahlung zu einem rechten wahren unterpfandt zu haften, und Herr Käufer jolchen erfauften Freyhof und die darzu gehörigen ſtücke niemands anderd zu verpfänden, zu verjegen, oder zu verfaufen nicht fug und macht haben, jondern in Fall der nicht Zahlung der gejetten Kauff-Summa in ein oder den andern Termin Herrn Verfäufern ohne vorhergehenden Proceſs wiederumb einzunehmen, zu beſitzen

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115 und ſich daran zu halten, auch davon beedes wegen des hinterſtelligen Kauffſchillings, als der diesfalls geurſachten ſchäden und unköſten halber zu ſattſamben genüge vollſtändig bezahlt zu machen, frey— ſtehen ſoll; hingegen verſpricht der Verkäufer Herr Spindler dem Herrn von Boxbergk, dieſen verkauften Hof in ſolcher Qualität und zuſtände, als ſolcher itziger Zeit befindlich, vor Jedermänniglich nicht allein zu gewehren, ſondern auch alle und Jede Urkundten und in Händen habende Privilegia, jo von ſolchen herrühren bona fide zu ertradiren und das geringjte wiljentlich nicht zurück zu behalten, auch damit wegen Gviction der Bierjchenfe, des Fiſchwaſſers und anderer Privilegien jo zum Theil weder in ariginali noch vidimirter vorhanden, auch was dem mehr anhängig in Zufunfft einiger Diffe- rention oder Zuſprüchen nicht entjtänden, jo will Herr Verkäufer zweihundert und fünfzig Gulden rhein. an der Kauff-Summa Ihwinden und Herrin Käufern zugutgehen laſſen, welche er an der Zahlung p. Ao. 1670 gefällig pro redimenda vexa innenbehalten joll, wormit auch Herr Käufer der von Borbergf dergeitalt wohl zufrieden gewejen, und allen gewährsmängeln renuntyret; Indem auch von diefem Freyhof unterjchiedliche partinentien verſetzet und verfaufet worden; aljo will jo viel die Verſatzten betrifft und zwar den Teich, auf welchen Johann Adolf Jungkmichel etliche Siebentzig Thaler, das Stück Acer aber, darauf Herr Chriſtoph Wittich zu Preßnitz Einhundert Gulden geliehen, Herr Verkäufer von dem Angeldt einlöjen nnd Herrn Käuffern frey übergeben, ſo viel aber die verfauften Stück anlanget, hat Herr Käuffer nach feinen gefallen jedoch ohne zuethuhung Heren Berfäuffers mit dev Wiederverhandtlung zu gebahren; was nun diefem allen nach in gegenwärtigen Berfauff und SKauffcontract von beyden Theylen abgeredet und bejchlofjen worden, joll hinführo jteif, feſt und unverbrechlich gehalten werden, darzu ſich beyderjeytbs Kontrahenten an jich, Ihre Erben und Erbnehmer mwohlbedächtig verpflichtet mit austrüclicher erclärung, dajs jie beyde oder die Ihrigen wider jolches nichts ſchützen noch helfen joll, es ſey Geiftl. Kayſ. Königl. oder auch Municipalrecht, noch einig Privilegium, Begnadung oder Exception und einrede, wie ſolche jemals in vechten oder durch menjchen Wietz erdacht werden fünnte oder möchte und jie jich aljo derjelben in universum aller 8*

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maßen, ob diejelbe unterichiedlih und in specie mit ausdrücklichen Worten hierinnen benahmbt, feine eintige ausgejchlojjen, auch der ‘gemeinen Rechts Regul, das feine gemayne Verzücht verbinde oder Krafft habe, es gehe dann ein Special Verzücht vorher hiermit und in Krafft diefes wiffentlich wohlbevächtig und mit guter Berath- ſchlagung würdl. und kräftig vor jich, ihre Erben und Erbnehmer verziehen und ſich begeben haben wollen, alſo daſs auch dieſer Kauffbrieff zu denen allen wir obgemelt vim rei judicatae sen- tentiae et Instrumenti quarentiati (die Kraft Der. gerichteten Sache und das fragliche Inſtrument) haben und inhalts deſſen mächtiglich darauf verfahren werden jolle, fünne und möge, alles treulih und jonder gefährde; Urfundlich dejjen allen diefer Kauff- contract in triplo aufgejeget und von beederjeyths Partheien auch dero Herren Beyjtänden (Titul.) Heren Chriſtoph Wohlgemuth, Herrn Antoni Corneli Frölih und Herrn Mathes Dantzern, Röm. Kay. Maj. rejpective bochwohlverordneter Oberförjtern und Gräng-Zolleinnehmern zu Neudorf, auc Rent: und Ambtjchreibern zu Preßnitz angenhändig unterschrieben und bejiegelt worden. So geihehen zu Weyperth ut supra.” (Unterjchriften.)

Bei der Verbücherung dieſes Kaufcontractes wurde durch das Preßnitzer Oberamt folgende Bemerfung aus früheren Jahren bei- gefügt: „Sieben aber ift zu merfen, dafs es mit diejem Freihof die Bewandtnus hat, wie mit dem Bergkflecken Weyperth und andern diefer Herrichafft incorporierten dreyen Bergkſtäden Preßnitz, St. Sebajtiansberg und Sonnenberg allermaßen jolches die von Weyl. Kayſer Mathia glorwürdigiten andenfens dem Caſpar Spindler in Anno 1615 ertheilte Freyheit bejaget, daſs wann über kurtz oder lang dieje fünigl. Herrjchaft in andere Hände gerathen vder veralienieret werden jollte, dieſer Freypof jowohl als die bedeute Bergkſtädel, welche laut ihres Frey- und Erbfauffs de Anno 1617 zu welchem Erbfauff diejer Hof auch jein Quantum als Dreihundert und 12 Schoef rhein. erlegt bat, dies Benefictum neben andern das jie alsdann der neuen Herrjchaft nicht zugethan, jondern ein ewiges fönigl. böhm. Cammergut jeyn und verbleiben jollen aus Kayf. Gnaden empfanget und erlanget haben, vorbehalten ijt und auch ein ewiges Gammergueth verbleibet und jich allein nad) der

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fönigl. böhm. Gammer regaliven muſs: Signatum fönigl. Ambt Prößnitz den 4. Marty A. 1664.”

Die Uebergabe des Treihofes und die Erbhuldigung erfolgte

am 26. November 1665 in der oberen zum Freigute gehörigen (

Schänfe in Gegenwart des Notars Chriftian Eronberg aus Annaberg, welcher in einer noch vorhandenen Urkunde beitätigt, daſs er auf Anfuchen des Herrn von Borberg nach Weipert gefommen, daſelbſt dieſen als Käufer und Georg Spinpdler mit jeinen beiden Söhnen Baul (Eorporal) und Hans Ernſt Spindler als Berfäufer getroffen, wozu Später auch der Pfarrer des Drtes

(Titul.) Herr Ehriftopp Wagner P. Theolog. Baccalaureus*) „X

gekommen, ihnen den vom 29. Juli 1665 in zwei Exemplaren aug- gejtellten Kaufbrief —— habe, worauf von Spindler alle auf diefen Freihof bezüglichen Documente an Borberg ausge: händigt, die dabei anweſenden Unterthanen des Freihofes verzeichnet, ihres Eides entbunden und an Borberg abgetreten wurden, dem ſie au die Erbhuldigung leijteten. Dieſe Unterthanen waren: Elias Heinrich, Michael Schmiedl, Nikolaus Siegert, Abraham Dtto, Georg Langervs hinterlaſſene Kinder, Euſeb Schön— bamnd's Witwe Marie, Joachim Gabriel, Paul Schmiedlin, Andreas Schubert, Adam Rieß, Chriſtoph Gräbner, Chriſtoph Schuberth, Chriſtoph Schönland und Alerander Schönland. Die Leitungen diejer Unterthanen bejtanden in Fröhnen von 11 bis 34 Tagen mit Senje, Sichel oder Rechen, _ auch in Geld als Erbzins. Nikolaus Siegert gab jährlich einen Stein (20 Pfund) Unſchlitt und zwei Gulven meißniſch; der Schmied Adam Rieß war verpflichtet, außer dem jährlichen Erbzinje von 6 weißen Groſchen dem Erbheren ein neues Rad, wozu er Das Eiſen befam, um 8 gute Grofchen zu bejchlagen, ein neues Huf eifen um 18 deutjche Pfennige, ein Schoe Spintnägel um zwei, und ein Schock Schindelnägel um einen guten Groſchen zu liefern, jo viel nur immer der Freihof bedurfte. Die Contribution, die die Untertanen traf, wurde auf diefelben vertheilt; an Pfarrgeld musste jeder vierteljährlich 4 Groſchen entrichten.

*) Der die erfte Stufe zur Doctorswürde hat.

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Daraus tt erſichtlich, dajs der Freihof als ein eigenes Freigut galt und Anjiedlungen auf feinen Gründen gejtatten und robot— pflichtige Unterthanen gewinnen konnte. Nach der Tradition jollen die Häujer vom Hofe bis zum Bräuhauſe auf Hofgrund gejtanden und diefem zinsbar gewejen fein, weshalb wir auch bis 1697 nie von Berleihungen von Baujtellen im fogenannten Tempel in unferen Büchern lejen.

Der neue Beſitzer Michael von Borberg bewarb ſich aud) um die Bejtätigung der früheren Privilegien diejes Freihofes, und wurde ihm diejelbe auch vom Kaiſer Feopold am 23. Jänner 1672 unter folgendem Wortlaut ertheilt:

„Wir Leopold von Gottesguaden Erwöhlter Römiſcher Kaiſer zu allen Zeiten Mehrer des Reichs in Germanien, zu Hunz gar, Böheimb, Dalmatien, Groatien und Sclavonien ꝛc. König, Ersherzog zu Dejterreih, Marggraff in Mähren, Herkog zu Luren-

burg und in Schlejien und Marggraff in Laußnitz. Bekennen für un‘, unßere Erben und nadfommende Könige zu Böheimben hiemit dießem Brieff öffentlich vor Jedermäniglich. Demnad)

ung unßer Forſtmaiſter der Prageriichen Revir in bejagtem König- reih Böhmen, der Ehrvoljte unßer lieber getreuer Johann Michael von Borberg aller Unterthänigjt zu vernehmen gegeben. Waß— gejtalt er laut eines gewiſen auffgerichten Kauff Contracts den Keunundzwangigiten July des verwichenen Sechzehenhundert fünff und Sechzigſten Jahrs den auff Ungers der Herrichafft Preßnitz ineorporirten befreyten Königlichen Berge Städtleins Wenperth gründen gelegenen von Altershero den Spindleriichen Hoff genand, ordentlich an jich gebracht, welcher von unßerm VBorfahrern am Reich und Anherın Weyland Nudolpho dem Andern bereit Anno Sechzehenhundert und Sieben und Sechzehenhundert und Vierzehen wie auch folgends Weyl. Matthia allerjeits Hochjeeligjter Gedächtnus darauf im Sechzehenhundert fünffzehenten Jahr mit gewiſſen Privi- legien und Freyheiten begnadet, bejtättiget, auch hernach in etwas vermehret worden. Dahero dann Un ebenermafjfen Er Borberger nicht allein umb ein gleichmäfjiges, jondern auch umb gnädigſte extenſion etlicher in bejagtem Privilegio enthaltener Puncten aller- gehorjambijt an gelanget und gebetten. Alß haben wir Uni nad)

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119 eingezogen benöttigter information in Kayßer. und Königlichen gnaden dahin Nejolviret und Ihme Borberger ſolch über obbedeutten jeinen Hoff habende Begnadung und Freyheiten Allergnädigit con- firmirt. Thuen das auch und in Krafft dießes Brieffs ſonderlich in gnädigjter anſehung der von jeinem Großvater und Vattern Frantz und Gajpar von Borberg, wie auch feiner ſelbſt aignen von Jugent auf unßerm bochlöblichen Ertzhauß von Oeſterreich gelaiſten treuen dienjten hiemit und nach innhalt voriger Privilegien und Begnadungen gnädigſt confirmiren uno bejtättigen, Alſo und dergeſtalt, dajs Er ſich auff genachtes Hoffs und Güttels gründen, jo weit ſich desjelben bereinigungen erſtrecken, mit jeinen eigenen leuthen und gejindt ohne einiges Menjchen bindernus, der haaßen Sagt mit dem Garn oder Net, dann ſchüſſung der Wilden Tauben gebrauchen und eine Bice Erb Richter jubjtituiren und beitellen, auch mit diegem alſo befreyten Güttel durch Tejtament oder andere in Rechten erlaubte Gontractus jeinem aigenen belieben nach alß mit jeinem aigenthumb frey disponiren könne und möge Wie nit weniger würdet Er Borberger feine Erben und vechtmäjlige fünff- tige Veſitzern dießes Güttels daſs jelbe allermafjen es jein Auctor und Vorfahrer Georg Spindler würcklichen und nach Innhalt der

- ernanten Berge Städtlein Weyperth ertheilten und confirmirten Kayperlichen Privilegien und Freyheitten (welchen dasjelbe in allem vermög derer inhalt gleichzuhalten it) gebvauchei und genofjen, mit Schlachten, Baden, Breuen, Malten und Schenken und ſonſten allen Puncten, nichts davon aufgenommen, zu genügen und zu gebrauchen, befugt und berechtigt jein. Und obzwar in obengedachten Kayßer— lichen Begnadungen die von Altershero auff dießem Hoff gehafftete bejtändige Jährliche Silberzing als: Vier Schock, dann Sechs Schock, Vier und Zwangig grojchen, jo von der darzu gehörigen Mahlmühlen gezünget, in unjer Ambt Preßnitz abzuführen vorbe- halten worden, So fprechen wir aber denjelben jolchen oneris hie- mit und Krafft dießes Brieffs darumben frey und loß, Weillen mir gehorfambjt verläßlichen berichtet worden, daſs der Vor Jährige Poſſeſſor Caſpar Spindler bey dem Anno Sechzehenhundert Sieben: zehen wegen Weyperth und anderer zu dev Herrichafft Preßnitz in— corporirten Berge Städtlein vorgegangenen Freykauff ein jedes

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Schock jolher Silberzünße mit dreyßig redimiret und aljo zufamben dreyhundert zwölff Schock jein quantum al ein damahliges Wey— perthiſches mitglied darzu. beytragend, richtig abgeführet und bezahlet bat; Jedoch wollen Wir hierunter die Zweigulden Böhemiſch, zu Vier und Zwantig Weisgrojchen gerechnet, jo von diegem Hoff von Seven allda vervichtenden Gebreu Bier laut Urban de Anno Fünffzehenhundert Sechs und Neungig und dann die Zwölffgroſchen Zapfengeld, welche von! Jeden DViertl Bier, jo auffer feines Güttels oder Freyhoffs an anderen orthen al in Kretſcham zu Wiejenthal oder ſonſten verzapfet und außgegeben wird, gnädigſt nicht ver— itanden haben, Sondern würdet Er Borberger, jeine Erben und nachfommende Poſſeſſores dieſelbe führohin angehörige orth den alten gebrauch nach Einen alß andern weeg zu entrichten und zu bezahlen obligirt verbleiben. Gebietten und Befehlen ſolchem nach unßern Jezigen und künfftigen Präſidenten und Räthen unſerer Böhmiſchen Camer, dann jetzig und künfftigen Pfandts- oder anderen Innhabern mehrbeſagter unßerer Herrſchafft Preßnitz oder Ver— waltern denſelben, auch ſonſten unßern Ambtleuthen und Unter— thanen gnädigſt und Ernſtlich hiemit daſs Sie offtermelten Box— berger Seine Erben oder andere nachfolgende Poſſeſſores dießes Hoffs alß eines befreyten Camergutts (von der ſolches allein ſeine dependenz hat) bei ſolch unßern gnädigſt verliehenen Freiheytten und Privilegien gebührend ſchützen und handhaben, auch Jemanden daran einigen Eintrag, abbruch oder Hinderung zu thun, keines—

wegs geſtatten ſollen. Daß meinen wir Ernſtlich und haben zu mehrer ſicherheit deſſen unßer Kayßerlich Secret Inſigl fürtrucken und anhangen laſſen. Geſchehen und geben in unßerer Statt

Wienn den Drey und Zwantzigſten Monaths Tag January des Sechzehenhundert Zwey und Siebenzigſten: Unßerer Reiche des Römiſchen im Vierzehenten, des Hungariſchen im Siebenzehenten und des Böhemiſchen im Sechzehenten Jahr.

Leopold. Ad Mandatum Sacee OCaesre. Regiae Majestatis proprium. Aleſch Wratislaw Graff Johann Frantz Graff von von Mitrowitz. Wrttby.

Johann Dietrich Rumerskirch.

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(Kayl- Allergnädiite Gonfirmation der Privilegien . zu des Johann Michael Borbergers Prageriichen Forſtmeiſters Hoff bei Weyperth in Böhmen, jambt Befreiung der Jährl. fallende Silber: und Mahlzünß betr.)

Mit diejer Confirmation wurde der Hof auch endlich von dem Silberzinje losgefprochen, den ev noch immer in das Amt Prepnit zahlen mujste, trotzdem derſelbe 1617 bei dem Freikaufe der Stadt

mit abgelöst worden war, doch hatte er auch fernerhin, wie ſchon =

auf Seite 41 bemerkt wurde, von jedem Gebräu Bier nach Urbary von 1596 2 fl. Böhm. à 24 weiße Groſchen und von jedem Viertel Bier, das an andere Orte außerhalb des Gutes verzapft wurde, 12 Groſchen Zapfengeld wie bisher zu entrichten. Ehe jedoch diejes Privilegium bei ihm eintraf, hatte Borberg bereits am 19. De- cember 1671 ven Freihof wieder an Johann Michael Yorenz von Mevyersberg, k. k. Oberfalz und Grvenzzollbereiter, auch Trank— jteuer-Einnehmer der Joahimsthaler Gegend um 6100 fl. verkauft. Aus dem betreffenden Kaufbriefe, der uns noch vorliegt, erſehen wir, dajs Georg Spindler noch 1000 Neichsthaler auf diejem Gute jtehen hatte, die ihm in jährlichen Raten von 150 Gulden abzuzahlen waren.

Von nun an verihwindet in der Gejchichte Weiperts ver klangvolle Name der Familie Spindler; aus dem Ente des vorigen Sahrhunderts kommt uns die Kunde, dajs ein Spindler nad Kaaden z0g, wo er Sich als Kaufmann etablierte. Im Jahre 1840 ſtarb in Weipert ein Spindler jedenfalls der Letzte dieſes Stammes der gewöhnlich nur „Edelfchneider” genannt ward. Us Spitzname hat ſich der Name Spindler in Wetpert nod bei einer Seitenlinie des Jamiliennamens „Müller“ erhalten, daher die Benennung ,„Spindlerichneider”. Der Name Spindler fommt in Böhmen wohl noch hie und da vor, doc) ijt e8 zweifelhaft, dajs der in Weipert erlojchene Stamm gleichen Namens mit den noch lebenden Trägern des Namens Spinpdler in ein verwandt— Ichaftliches Verhältnis gebracht werden fünnte.

Mittelit Kaufbriefes vom 1. Juli 1672 brachte der Grundherr des adeligen Freihofes zu Weipert, der Röm. kaiſerl. Maj. wohl- beitellter Grenzzol- und Oberjalzbereiter des Preßnitzer wie auch

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neuverwilligter Trankſteuer-Einnehmer des Joahimthaler Quartiers Herr Johann Michael Lorenz auch das Haus, die Schmiede NE. 150 jammt den Werkzeugen und die Grundjtüde des Adam Ries welche ehemals zum Freihofe gehört hatten, um den Kaufjchilling von 285 fl. rheinisch an ſich. Von diefer Kaufjumme fielen 135 fl. auf Adam Riesz und 150 fl. auf deſſen Sohn Heinricdy Riesz. Der Kaufbrief wurde von dem hieſigen faijerl. Zoll und Ungeld- einnehmer Samuel Schujter und dem Gerichtsjchreiber Hans Georg Dittrich als Zeugen mitgefertigt.

Der Beſitzer des Freihofes lieg von dem genannten Gerichts- jchreiber Dittrich für die Unterthanen des Freihofes, wozu wir auch die jpäter angeführten Hofhäujer zu rechnen haben, ein eigenes Serichtsbuch anlegen, fundierte die jetzt noch bejtehenden Meſſen und Itarb bald darauf. Der Freihof gieng am 26. Detober 1697 Fäuflich aus den Händen der Witwe Yorenz in Einverjtändnifje mit ihren Kindern und Schwiegerjföhnen um den Betrag von 7600 fl. rheiniſch mit allen Privilegien, Fröhnen und Dienjtbarfeiten, mit der Brett- und Mahlmühle, dem Malz und Bräuhauje mit unbeſchränktem Malzen, Bräuen und Schänfen, mit der dazu gekauften Schänfe, wie auch der leifchbant und Schmiede, mit der Jagdgerechtigkeit auf Hafen, wilde Tauben, der Fiſcherei im Grenze und Jungfern— bache, endlich mit allen Aeckern, Wiejen, Teichen, mit ‚dem Vieh und dem jämmtlichen Inventar an die Gemeinde Weipert über. Später behauptete zwar die Verkäuferin Yorenz, dajs die Grund: ftücke in diefem Verkaufe nicht mit inbegriffen wären, doch wurde jie vom Weiperter Rathe mit ihrem Anfinnen energiſch zurück— gewiejen.

Die Hofmühle im Driginal die „Hof-Weyperter— Mühl” genannt wurde von der Gemeinde am 12. Mai 1698 an den hiefigen Mitmeijter der Weißbäcker, Meijter Auguftino Flohrer, mit allen Gerechtigfeiten jfammt dem Wafjerlauf und alfen mittelft eines befonderen Inventars aufgenommenen Zuge:

börungen „von welchen die Gemaynde das Waſſer- und Kampfradt, ftein, und Waß jonjten zur Haubtjache gehörig von Gemayn Spefen in Paulichen Wejen halten will’ vom

20, Jänner 1698 beginnend auf drei Jahre verpachtet. Als Pacht

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hatte Meijter Flohrer wöchentlich 1 fl. vhein. und ein Viertl Kleie an den Hofverwalter abzuführen, welcher „der Gemaynde jchon jeine gebührende rechnung darüber zu thuen willen wird; außer: dem muſsten an den Rath jtatt der bisher üblichen freien Majtung eines Schweines jährlich zum WeihnachtsHeiligen-Abend 6 fl. vhein. geleiltet werden. Der Pächter mujste es fich „auch allermafen böchjtens und bejtens angelegen jeyn lafjen, nebjt den jeinigen einen Ghriftlich-fatholiichen Wantel und Peben zu führen und auf alles allerfeyts, abjonderlih das Teuer gute und fleißige Objicht zu haben, damit durch jeine oder der jeinigen Verwahrlojung ver Gemaynde an der Mühl und allen ZJugehörungen nicht etwa ein muthwilliger Ichaden zugefüget und mithin ihm eine große Verant— wortung auf den Hals gebürdet werde.

Den Hof verpachtete die Gemeinde am 2. März 1699 auf vier Jahre um 1000 fl. und 16 Schock Forellen an Heinrich Schneider, welcher von diefem Bachte jährlich 250 fl. und vier Schock Forellen abführen mujste. Die unfern vom Hofe jtehende Fleiſchbank wurde an die Weiperter Fleiſcher verpachtet. Seitdem wird der Freihof, der nun immerdar bei der Stadt blieb, nicht mehr abgejondert genannt; wir finden aber auch nirgends Auf: ſchluſs, in welches Verhältnis feine Unterthanen (Hofhäuſer) nun zur Stadt traten. Wahrſcheinlich wurden fie nach einer billigen Ablöſung ihrer Dienjtbarfeit oder deren Umwandlung in Geld in die Reihe der Bürger aufgenommen, wovon vielleicht der Unterjchied von bräuberechtigten und nichtbräuberechtigten Bürgern berzuleiten jein dürfte.

Das zu dem Gute gehörige Malz: und Brauhaus wurde auf- gelajjen und die Hofmühle (jest NE. 154) jammt der Schladen: wieſe am 14. Augujt 1713 an Jacob Hayd um 210 fl. und 54 fl. jährlichen Erbzins verfauft. Ueber die in dem Freihofkaufe erwähnte neu dazu gefaufte Schänfe fonnten wir nirgends Aufſchluſs finden;

irrig it e8 aber wenn Keiler daraus das Blehhammer-Wirtshaus entſtehen läſst, denn dieſes iſt, wie wir geſehen haben, uralt und war bereits 1661 im Beſitze der Herrſchaft Preßnitz.

Der Weiperter Rath beeilte ſich nun, die neue Erwerbung auch auszunützen und verkaufte von 1697--1701 29 Bauſtellen

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von 2 bis 4 Landmeſsſail, im Ganzen 171/, Sail & 1 Gulden 30 Kr. jährlichen Erbzins, vorzüglich im heutigen „Tempel” und in der „Jungferngaſſe“, wo der Grund zum Freihof gehört: hatte. Auch auf dem „Hübel” jind um dieje Zeit die erjten Häufer- (NE. 78 und 79) entjtanden.

Die Gemeindemühle (NE. 195) war, wie ſchon erwähnt, von dem Erbauer Barthel Ziegler gegen die „weiße Mühle“ in Sonnenberg an den Kaijer vertaufcht und von diefem bei dem Freikaufe (1617) an die Gemeinde abgetreten worden. Da wir jeit der Zeit in den alten Raitungen wegen eines für diefe Mühle eingenommenen Zinje3 gar nichts finden, jo dürfte fie infolge der Kriege Ichwer gelitten haben. Im Jahre 1659 ward nur etwas bei Berainung des Mühlplates bezahlt und 1664 etwas für dag Gras aus dem Mühlplage eingenommen. Erſt 1667 ſcheint jie wieder hergerichtet worden zu fein, da wir für Fenſter, Steine und den Backofen verſchiedene Ausgaben verzeichnet finden; auch wird bemerft, daſs der Pächter Chrijtian Päßler einen jährlichen Zins von 43 Gulden 30 Kr. an die Gemeinde zu bezahlen hatte. Am 29. December 1698 hatte num die Gemeinde dem Bäder: und Viertelsmeiſter Jakob Yang diefe Mühle jammt Wajjerlauf gegen einen wöchentlichen Zins von 1 Gulden 30 Kr. auf drei Jahre verpachtet, jedoch mit der Verpflichtung, jedem Rathsfreunde jährlich jein Malz zu einem Gebräu Bier ohne Entſchädigung zu mahlen und dem Nichter, wie es allezeit gebräuchlich gewejen, zu gejtatten, in dem Miühlgraben zu fijchen. Am 25. Auguſt 1704 wurbe die Mühle an Salomon Schmidl, den Sohn des Weißbäckers Johannes Schmidl, auf drei Jahre, und zwar vom 26. Jänner 1705 bis 1708 verpachtet, wofür dieſer wöchentlich an die Kammer 1 Gulden 15 Kr. abzuführen hatte. Dieſer Pacht wurde |päter erneuert, bis am 24. Juli 1715 Salomon Schmid! die Mühle um den Kauf: preis von 415 Gulden rhein. und einen Exrbzins von jährlichen 54 Gulden an jich brachte. Sie fam dann an Andreas S chmidl, der fie (1746) an feinen Better Franz Carl Müller verkaufte. Diejer verfaufte die Mühle 1774 wieder mit der Brettmühle, dem Teichel, 76/6 Landmaßjeil Feld um 1200 Gulden rhein. So fam die Mühle, nachdem ihre Bejiber häufig gewechjelt hatten, am 16.

125 September 1829 an Maria Anna Bartl, der Tochter des Albert Bartl, 1853 an Traugott Müller und jpäter, in den 1860er Jahren an Johann Yanger, der jie bis auf den Grund abtragen und an derjelben Stelle das gegenwärtige Gebäude (welches jetzt die Nummern 195 und 585 trägt) und eine Brettmühle erbauen lie.

Indeſſen war nad) Kaiſer Leopold's Tode im Jahre 1705 jein ältejter Sohn Joſef I. auf dem Throne gefolgt, unter dejjen furzer Regierungszeit jich die nichtfatholischen Einwohner Böhmens einer wohlthätigen Ruhe und auch mehr Duldung zu erfreuen hatten. Kaifer Joſef I. war 1711 an den Boden gejtorben, und da er feine männlichen Nachfommen binterlaffen hatte, jo gelangte jein Bruder unter dem Namen Karl VI. nicht nur zur Katjerwürde, jondern auch in ven Alleinbejis der geſammten öſterreichiſchen Erbländer. Dieſer Kaifer war ein janftmütbiger und gerechter Monarch, unter dejjen Regierung ſich das fruchtbare Yand Böhmen zujehends wieder erholte, troßdem es im Jahre 1714 von einer ſchrecklichen Peſt heimgejucht wurde, die über 20000 Menjchen hinraffte und 1,9°4.735 Stück Hornvieh aufrieb.

Unjer Gebirge jcheint davon verjchont geblieben zu fein, da wir für das Gegentheil nirgends einen Anhalt finden Eonnten ; dagegen haben wir um dieſe Zeit ein glücliches Ereignis zu ver: zeichnen, das von da ab bis heute, vorzüglich für die armen Gebirgs- bewohner jo jegensreich wurde: die Einführung des Kartoffel: baues auf unjerem Gebirge.

Im Jahre 1973 brachte der engliiche Seefahrer Franz Drafe die Kartoffeln aus Südamerika, wo ſie ſchon im jehr früher Zeit die Hauptnahrung vieler Bewohner bildeten, nach England, von wo aus jie jih 1580 nach talien und von da aus (1588) nad) Dejterreich und ganz Europa verbreiteten. Der Anbau ver Kartoffeln im botanijchen Garten zu Wien hatte die unzweifelhaften Beweije ihres Gedeihens, ihrer Ertragfähigfeit und Eignung als Nahrungs: mittel dargethban. Doc erit im Jahre 1682 fanden die Kartoffeln die verdiente Anerkennung als Nährmittel und damit verhältnismäßige Verbreitung. Schon zur Zeit des dreißigjährigen Krieges jollen die Kartoffeln von iriſchen Mönchen nach) Prag gebracht und daſelbſt auch angebaut worden jein; auf unjer Gebirge famen jie aber, wie

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es jcheint, von Sachſen aus, denn wir vernehmen, dajs 1712 und 1713 in Grottendorf und Schlettau der Kartoffelbau betrieben wurde. Vor der Einführung der Kartoffeln herrfchten in Weipert wie in allen übrigen Orten des Erzgebirges bezüglich der Yebensweije ganz traurige Zuſtände. Die Leute hatten fait feinen Verdienſt, das Erträgnis des Aderbaues war ein minimales und die Viehzucht war nur wenig lohnend. Die Fleiſchpreiſe waren enorm niedrige: das Pfund Fleiſch wurde mit 8 Pfennigen meißniſch bezahlt; eine Kuh koſtete 4 Gulden, ein Ochs 6 Gulden; die Butter wurde von MWeipert nad Kaaden getragen, wo man für ein, Kanne, welche 3 Pfund Butter enthielt, 7 gute Grojchen (nach jeßigem Gelde etwa 27 Kreuzer) erhielt. Während der 40tägigen Faſtenzeit wurden damals, weil der Genujs von Fleiſchſpeiſen jtrengitens unterfagt und die Uebertretung des Kirchengebotes mit jtrengen Kirchenjtrafen belegt war, die Kälber nad Sachſen um 50 Kreuzer per Stück verfauft; dort Eojtete das Pfund Kalbfleiſch während der Faſtenzeit 2 Kreuzer. .

Da mar die Kartoffeln noch nicht fannte, jo fochte man Krautjtrünfe, Nüben, Kraut, Dorſchen (Erdfohlvabi) und dergleichen Gewächſe. Im Jahre 1732 ſoll der Fuhrmann Andreas Wagner aus dem Hergethauſe (NE. 199), der mit Getreide nach Sachen gefahren war, die eriten Erdäpfel nah Weipert gebracht haben, und feit der Zeit datiert der Anbau der Kartoffeln in unjerer Gegend. Als Wagner die mitgebrachten Kartoffeln kochen ließ, famen die Nachbarn zu ihm, fojteten von der neuen Frucht und fanden jie alle gut. Man ließ jest Samenfartoffeln bringen und pflanzte jie anfangs im Garten an. Später giengen einige wohl- habende Yeute von bier nah Sacjen, um dert die Behandlung des Kartoffelbaues zu lernen. Nachher wurden mehrrre Aecker mit Kartoffeln bepflanzt; doch hatte man noch die üble Gewohnheit, die Kartoffeln waschen zu laſſen, bevor man jie in den Keller brachte, dur welche Behandlung viele Kartoffeln verdorben find. Noc wird uns gemeldet, dafs ſchon 1679 in Annaberg bereits ein Scheffel Kartoffel um 18 Grojchen und 1692 um einen Thaler verfauft wurde. Ausjchlaggebend für den Anbau der Kartoffeln im Großen waren die Nothjahre 1770— 1772, wo jich endlich die Heberzeugung

in allen Kreifen Bahn brach, dajs diefelben eine Frucht jind, welche bei jehr geringen Anfprüchen an den Boden den größten Ertrag genießbarer Subjtanz und zwar auf eimem verhältnismäßig Eleinen Slächenraume abwirft, jomit die bejte und verläjsliche Helferin in der Noth jei und, wie man nad und nach gewahr wurde, die umentbehrlichite Stüße für den Viehzucht treibenden Landwirt bilve. Wohl enthalten die Kartoffeln bei weitem nicht jo viele nährende Stoffe als die meijten anderen Speifen. In geringer Menge und als Zufpeije zu anderen Gerichten genoſſen jind die Kartoffeln gejund und in den mannigfaltigjten Zubereitungen auch auf dem Tiſche der Reichen und Vornehmen zu finden; bilden ſie aber, einfach gekocht, fait die ausſchließliche Nahrung, jo kann ihr Genujs der Geſundheit Schaden bringen. Leute, die meilt von Kartoffeln leben, haben ein blafjes, Fränkliches Ausſehen. Heute iſt bereits auch dev ärmere Theil der Bewohner des Erzgebirges zu der Ueberzeugung gekommen, dajs eine Fräftigere Speife von Fleiſch nicht viel mehr Eojtet als der bisher übliche Mittagstiich von „Erdäpfel und Kaffee”.

Noch möchten wir bier, wenngleich mit der Stadtgeichichte in gar Feinem Zuſammenhange jtehend, dev Erfindung des Porzellans duch Böttcher in Meißen im Sabre 1702, und der Erfindung des Kortepiano im Jahre 1717 durch Schröter aus Hohenjtein in Sachſen Erwähnung thun.

Wir haben bereit3 früher erwähnt, dafs die Friedenszeiten infolge Drängens der Ultvamontanen von den beeinflujsten Herr— ſchern dazu benützt wurden, die Protejtanten katholiſch zu machen, und dajs nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges dieſe Ne- katholiſierung mit aller Strenge erneuert wurde So berichten uns einige Aufzeichnungen des vielbelefenen und ehrenhaften Zimmer- meijters Died (aus NE. 161), daſs er noch in alten Büchern gelejen habe, wie in jener Zeit eines Tages zwei ganz vermummte Männer nah Weipert kamen, welche braune Kutten von ganz anderer Form als unjere Kleidung trugen; jie hatten feine Hofen an, und jtatt der Schuhe an den Füßen nur hölzerne Brettchen, die mit Riemen an den Füßen befejtiget waren; ihre großen Bärte reichten weit über die Bruſt herab. Als Begleitung hatten jie eine Truppe von Soldaten mitgebracht, die ein gebrochenes Deutſch mit

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Latein und Böhmisch jprachen. Diefe Männer waren aus Polen verjchrieben, um am Bekehrungswerke mitzuhelfen; fie giengen mit den Soldaten von Haus zu Haus, und wer jich wegen der Annahme des Fatholifchen Glaubens weigerte, erhielt zwei Mann als Bequar— tierung, das Haus wurde von oben bis unten durdhjucht, alle Ge— betbücher, Bibel und das vorräthige Geld weggenonmen. Die in den Häufern einquartierten Soldaten mujsten gute Koſt und einen ausgiebigen guten Trunk befommen.

Als im Jahre 1613 bier der protejtantiiche Pfarrer Freyer gejtorben war, kam Jakob Brudfdmann an jeine Stelle. Diefer Pfarrer faufte 1615 von dem Richter Paul Schneider einen Kaum am Condupelbahe und ein Stüf Grund „den Raum an der Kunzmühl” um 98 Gulden böhmijcher Landeswährung und am 27. April 1616 von Caspar Spindler ein Stüd Feld hinter der Schule um 70 Gulden böhmiſch. Auch wurden 1619 zur Schule 11/, Sail und zur Kirhe 3 Sail Feld ohne Zins verliehen, welche jeder Pfarrer mit einem guten Zaune zu verwahren hatte. Die Einverleibung diefer Gründe geſchah noh als Bruck— mann in Weipert war. infolge der Gegenreformation mujste derjelbe 1625 nah) Granzahl auswandern. Während der nun eintretenden firchlichen Reaction und Kriegsereignifje blieb die hieſige Pfarre und wohl aud die Schule unbejeßt, und wir finden feinerlei Andeutungen, dajs für die eine oder die andere etwas gejchehen wäre, bis MWeipert endlih im Jahre 1642 nah Preßnitz eingepfarrt und die Seeljorge von dort aus, allerdings mit Hilfe der Gerichte, ausgeübt wurde. Da indejs die volljtändige Aus- rottung des Protejtantismus in Weipert, troß der Beihilfe der wandernden Jeſuiten, ver Preß nitzer Geijtlichfeit nicht gelingen wollte, fand man es endlich für gerathen, die Pfarre mit einem eigenen Fatholiichen Geiltlichen zu beſetzen. Am Tage Allerheiligen 1653 trat Pfarrer Lucas Adalbert Birtelius das Geeljorgeamt hier an. Anfangs jcheint er ebenfalls in ter Schule Nr. 56) gewohnt zu haben, da die Gemeinde erſt am 16. April 1654 auf Befehl der böhmischen Kammer das Gartenhaus des Ghriftian Schneider, an der Kirche gelegen (die jebige alte Pfarre oder Schmidlihe Spital NE. 55) um 360 Gulden faufte und zur

129 Pfarrerwohnung einrichtete. Pfarrer Birtelius hatte 1653 von Ehrijtian Meyer eine Forelle im Gewichte von 4 Pfund, welche diejer auf dem Hammer unter Jöhſtädtl gefangen hatte, um zwei Neichsthaler gekauft, ſchickte jie als ein jeltenes ſtarkes Exemplar an den Grafen Schliff nach Prag, von dem er wieder einen jtarfen Hirſchen als Gegengejchenf erhielt. Pfarrer Birtelius, der in der Umgebung nur der „Mejspriejter von Weipert“ genannt wurde, Fam indes bald als Dechant nah Joahimsthal, wurde dann zum Erzdechant in Biſchofteinitz befürdert und jtarb als Dechant in Kaaden. Ihm folgte im Pfarramte zu Weipert 1655, in welchem Jahre der hieſigen Pfarrei auch die Filialen von Schmiedeberg, Wiejenthal und Stolzenhan zuge theilt wurden, Bartholomäus Dannenzabl, diefem 1656 Paulus Goldfinger und diefem 1657 Heinrich Leſſe, nad) dem im der Zwiſchenzeit Kranzisfaner aus Kaaden, zu welcher Erzdechantei damals Weipert gehörte, adminijtriert hatten. Zu diefer Zeit jtand auf der Höhe zwilhen Wieſenthal um Stolzenhban an der Stelle, wo ſich heute der Gottesacker befindet, eine Kleine Kirche, in welcher zu bejtimmten Seiten durch den biejigen Pfarrer Gottesdienit abgehalten wurde. Unter dem Pfarrer Leſſſe, der hier durch drei Jahre im Amte blieb, wurde 1657 die erjte Orgel (ein Poſitiv) für die St. Martinsfirche bei dem Orgelbauer Schädlich in Joachimsthal beitellt und von diejem im „jahre 1559 aufgejtellt. Wir haben bereits erwähnt, dafs in den früheren Zeiten für die Uebertretungen der Kirchengebote eigene Kirchenjtraren bejtanden ; jomujsten 1628 Daniel Schwab, Elias Schönherr, Chriſtoph Yanger (auf Neuen-Gefchrey) und Georg Schmidl je drei Gulden Kirchenftrafe bezahlen. Desgleihen gab es auch öffentliche oder Prangerjtrafen. Der zum Prangerjtehen Berurtheilte wurde gewöhnlich an Sonntagvormittagen bei der Kirche oder dor dem alten Rathhauſe an einen eifernen Ring angejchloffen und jo der Öffentlichen Schande preisgegeben. Am Jahre 1663 wurde an der ledigen Katharina Kreisl aus Schmiedeberg, welche wiederholt wegen umjittlichen Lebenswandels hier zu Arreit gebracht worden war, vermöge bejtätigten Urtheils durch die böhmiſche Kammer (Prag am 4. Juli 1663) die Strafe eines halbtägigen 9

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Prangerſtehens vor dem biejtgen Nathhaufe, wobei diejelbe noch einen Bündel Ruthen in den Händen zu halten hatte, vollzogen und diejelbe hierauf aus dem Orte abgejchafft.

Die bisher bejtandene alte St. Martinsfirche mochte fich ſchon als unzureichend erwiejen haben, weil am 15. März 1655 die Gemeinde von Joahim Hermann ein Stück Feld als Baugrumd zu einer neuen Kirche umd am 27. Augujt 1657 abermals ein Stück Acer im Werte von 30 Gulden für einen Kirchenplaß von Barthel Flohrer angefauft und den lat mit 6 Nainjteinen ver- raint bat. Für die Verschreibung dieſes Platzes mujstem dem Gerichte 18 Kreuzer Verjchreibgeld bezahlt werden. Es ijt dies der Platz, wo die heutige Stadtkirche „zu Allerheiligen“ ſich erhebt. Mittler: weile war an Pfarrer Leſſſe's Stelle P. Johann Chriſtoph Fuchs (1659) gekommen. Unter diefem Pfarrer ertheilte der Prager Erzbiſchof, Cardinal von Harrach, mitteljt Decret von 28. April 1660 die Erlaubnis zum Baue der neuen Kirche. Diejes Decret lautete: „Mit unſerer Erzbiichöflihen Vollmacht und ordentlicher Macht wird im Sinne des gegenwärtigen Erlaſſes der Stadtgemeinde MWeipert die Genehmigung und Erlaubnis ertheilt, eine Kirche auf eigene Kojten und Auslagen infolge ihres frommen Entſchluſſes zu erbauen und zu errichten, nachdem vorher der Grundſtein unter Beobachtung der hiezu gehörigen Vorjchriften gelegt jein wird.“

Am 30. Mai 1661 wurde der neue Kirchenplatz, zu Aller heiligen genannı, vom Prepniger Pfarrer Georg Weber unter Aſſiſtenz des Weiperter Pfarrers Fuchs, ferner im Beijein des faiferlichen Hauptmannes der Herrſchaft Prepnis, Otto Ihl von Blaufeld, des hiejigen Stadtrichters Chriſtian Schneider, ber Schöppen und Viertelsmeijter von Weipert eingeweiht und der Bau jofort in Angriff genommen. Dieje alte Kirche beſtand zum Theile ans Mauerwerf, zum Theile aus Bundwerf, wie e8 noch heute ſolche Häufer hier gibt. Der Thurm war zum größten Theile aus Holz bergeitellt, weshalb er auc allgemein „der hölzerne Thurm“ genannt ward. | Eine Abbildung*) dieſer Kirche, von der heute gar nichts mehr jteht, findet ſich auf der alten Bergfahne, welche heute noch in der

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*) Siehe das Titelbild dl, /1.'), / {

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Kirche‘ aufbewahrt wird. Im Sabre 1662 wurde der Kirchthurm

gehoben und der Knopf aufgefest. Der Thurm ſelbſt wurde mit fünf Blechtafeln, die vom biefigen Blechhammer bezogen wurden, und worüber die betreffende Rechnung noch vorhanden ilt, eingedeckt. Nach dem Tode des Pfarrers Fuchs, der in der alten Kirche begraben ward, adminijtrierten wieder Kurze Zeit Franziskaner aus Kaaden, bis am 5. December 1663 P. Kranz Chriſtoph Wagner als neuerwählter Pfarrer bier einzog; zu dejjen Inſtallation finden jih in den Rechnungen der (Zemeinde 4 Gulden 40 Kreuzer für Dier als Ausgabe eingejtellt.

Am 3. November 1655 wurde die vollendete Stadtkirche mit Gonjens des Gardinals von Harrach vom Erzdechant von Biſchof— teiniß, dem früheren Seeljorger in Weipert, Birtelius, eim: geweiht. Der Bau joll 1393 fl. 17 fr. 3 PR. gefoftet haben und

‚wurde namentlich das Bermögen der St. Martinskirche dazu ver-

wendet, da für beide Kirchen weder eine Dotation noch ein Stiftungs: injtrument bejtand. Das geringe Kirchenvermögen bejtand aus dem Erträgniſſe des Bergbaues auf jtädtiichem Grunde, wozu zwei Kure verwendet wurden. Vom jahre 1666 an adminijtrierten hier wieder P. Fiſcher und jpäter der Ordensgeiſtliche P. Nicolaus Bulfius, ein Jeluitenpater aus dem Collegium zu Komotau, dem 1668 P. Gottfried Ernſt Geißler von der Geißl folgte. Derjelbe war ein geborener Protejtant, der jpäter zum Katholicismus übertrat, in Prag jtudierte und in der Leitmeritzer Diöceje feine erſte Anjtellung fand, Nach Angabe des Pfarrers Geißler in jeiner VBertheidigungs: Ihrift vom 25. Augujt 1676, welche jich noch im biefigen Stadt: archive vorfindet, wurde er auf injtändiges Bitten der hochlöblichen fünigl. Cammerei und des damaligen Hauptmannes der Herrichaft Preßnitz von Sr. Eminenz dem Gardinal und Erzbifchof zu Brag dv. Harrad) auf die Pfarre Weipert ordentlicherweije präs jentiert, confirmiert und auch (1668) unter den gebräuchlichen Ceremonien injtalliert. Während feiner achtjährigen Thätigfeit in Weipert war er hier vielfachen Anfeindungen ausgeſetzt und wieder- holt beim Conſiſtorium gngeklagt, was einen häufigen amtlichen Verkehr zwijchen dem hieſigen Schöppengerichte, dem Bicär zu Görfau und dem Kreispechanten zu Kaaden zur Folge hatte, Die 9*

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Kirchenzuftände mögen damals hier fehr trifte gewejen fein, weil Geißler jelbjt jagt, daſs jich hier eine Unordnung, eine Gorruption eingejchlichen habe, die er mit Hilfe jeines vorgejegten Vicari und Kreispechanten jo viel als eben möglich abgejchafft habe. Auch wurde von dem hiefigen Richter und den Schöppen die jchon vom Preß— nißer Bergamte am 4. Juli 1633 bejtätigte Bruderfchaft „Charitas“, deren Wirfjamfeit in die größte Unordnung gerathen war, am 20. Juli 1665 wieder bejtätigt und ihrer Intention entjprechend geleitet. Indem wir hier auf den jpäter folgenden gejchichtlichen Theil über die damaligen Schulverhältniffe verweilen, führen wir hier nur einiges an, worüber jich Geißler in jeiner Vertheidigungs- Ichrift beflagt. Die Kirchendiener, welche bei dem Altar aufwarten, zum heil. Gottesdienſt alles zuſchicken, Kerzen anzünden ſollen, werden abſichtlich vom Richter Vödiſch zu anderen Gejchäften her— angezogen, an Sonn- und Feiertagen während der heil. Meſſe in der Gemeinde nach Pfarrgeld herumgeſchickt, ſo daſs der Pfarrer alles ſelbſt machen müſſe, wenn er nicht oft viele Stunden warten will. Auf Anſtiften des Chriſtoph Baier hätte einſtens einer der Kirchenväter das erzbiſchöfliche Inſigel von dem öſterlich-n Patente von der Kirchenthüre abgeriſſen und an die Stelle das Nathsjiegel, jo jeine Kinder etwa von einem Schuldbrief verloren haben, geffebt. Dies habe man dann auf den Pfarrer gehoben, um den ganzen Rath deswegen wider ihn aufzumwiegeln. Der Kirchenvater Salomon Die habe mit eigener Hand ärgerliche Famosſchriften in der Kirche ausgejtreut, auch jchändliche Bilder in die Weibsjtände aufgejeßet, welches alles jowohl der Richter als auch dev Schulmeifter gefehen, aber verſchwiegen haben; die Schlüffel zur Kirche wurden bald dieſem, bald jenem Jungen anvertraut, die ſie oft in den Häuſern liegen ließen, ſo daſs er, der Pfarrer, ſelbſt nicht in die Kirche kommen konnte. Einmal ſind 5 Schützen mit freien Röhren und tödtlichen Gewehren bei ihm in der Pfarre eingefallen, als wenn— ſie Straßen- räuber ſuchten, im Walde bei Stolzenhan ſei ein Schuſs nad) ihm gejchehen, die Kugel flog über des Pferdes Kopf hinweg und traf einen Baum. Weil Pfarrer Geiler den Richter zu Böhm.: Wieſenthal, Samuel Langer, der in feiner eigenen Mühle während der Nacht von eben denjelben Schügen, die dem Pfarrer im Stol-

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zenhaner Walde aufgelauert hatten, bis auf den Tod geprügelt und über die Grenze gejagt worden, über Befehl des Kammerpräſidenten beſuchte und Troſt jpendete, damit er nicht apojtafiere, jo jei er ‚bei den Graf Thun’schen Bedienten in Ungnad gefallen und hatte von diefen viele üble Nachreden zu erdulden. Aus Haſs gegen ihn hat der Forſtmeiſter die bisher ohne Anjtand gepflogene Ausfolgung des Pfarr- und Schulholzes für Weipert verboten und den Waldzins

gefordert, den vorher Ihre Faijerliche Majeſtät niemals begehrt hatte.

Einer der größten Gegner Geißler's war der Schmiedeberger Schullehrer Wolfgang Eckhard. Dieſer hatte bald nach der Ver— pfändung und Uebergabe der Herrjchaft Preßnitz an Se. Ercellenz Michel von Thun unter Beihilfe einiger Amtsoffictere es dahin gebracht, dajs aus dem Hammerhauje, das Se. Majeſtät noch vorher der Schmiedeberger Gemeinde überlaſſen hatte, eine Kirche gebaut wurde, welcher Bau auf 800 Gulden gefommen tjt. Diejer Betrag wurde aus der faijerlichen Calle oorgeſtreckt und mufste nachher von der Gemeinde wieder zurückerjtattet werden. Edhard hatte über Einjchreiten vom Erzbijchof zu Prag die Erlaubnis erhalten, in der neuen Kirche die Gebete vorlejen zu dürfen, welches Recht ihm aber jpäter entzogen wurde, als Pfarrer Geißler auf zwei Jahre die Licenz erhalten hatte, super, 'portatile in solatium animarıum (auf einem tragbaren Altare zum Heile der Seelen) dortjelbjt die heil. Mejje zu leſen und die Sacramente auszujpenden. Gegen dieje Verfügung hatten die Weiperter und Wiejentbaler beim Vicär in Kaaden feierlichen Proteſt eingelegt, der aber unberück— jichtigt blieb. Eckhard hatte aber, wie Geißler beflagt, trois des Berbotes noch weiter nach lutheriſcher Manier jeines Amtes. gewaltet, aus der Bojtille verlefen und gepredigt und ohne Wiſſen de3 Pfarrers den Sohn des Schnriedeberger Richters, Johann Höffer, der in Böhm.-Wiejenthal beim Förſter, feinem Onfel, früh todt im

‚Bette unbußfertig gefunden worden, unter Glockenklang und mit Geſang beerdigt. Nach Angabe Geißler's habe ihm Edhard jelbit

nach dem Leben gejtrebt und jei ihm dieſer einjt bis zur Kirche nachgeritten, wo er ihn todtzujchießen drohte. Eckhard wurde jpäter vom Echuldienjte und vom NRichteramte entlajjen, weil er nicht allein geiltliche, jondern auch jeine weltlichen vorgejetsten Perſonen

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vielfach jchmähte, weil ev von einer hinfälligen böſen Krankheit behaftet jei, ihm verdächtige Entzückungen und Teufelskünſte zuge- ſchrieben wurden und er jich jelbjt des Spiritualismus rühmte. Er ſoll der Kirche viele Schulden hinterlaffen und ihr eine Fahne entwendet haben, die er jpäter, als der Mifjionspater Johann Rungen aus der Gejellichaft Jefu in Schmiedeberg jein Bekeh— rungswerf betrieb und dortſelbſt eine feierlihe Proceſſion abhielt, neben die von den Hammerſchmieden der Kirche gejpendete große und koſtbare Fahne aufjtellte und unter Vorantragung derjelben mit dem katholiſchen Pöbel gleichfalls eine Procejjion in die Kirche ver- anjtaltete. Das bezeichnete Schriftſtück enthält noch mehrere andere Anjchuldigungen gegen diejen Lehrer Eckhard; der Schlujs richtet jich dann ganz bejonders gegen den Wiejenthaler Förſter Hof fer

der nach des Pfarrers Angabe nur jelten zur Kirche fomme, immer’

zwei bis drei Hunde mitbringe, jich in der Kirche zu den jungen Weibern in den Stand jete, während der heil. Meſſe und der Predigt fortwährend mit anderen ſchwätze und lache und mit jeinen Hunden (alles ihin, dem Pfarrer zum Trotz) das ganze Auditorium turbiere und ärgere. Nach den vielen noch vorhandenen Anklagen gegen den Pfarrer Geiler zu jchliegen, muſs derjelbe hier, viel— leicht nicht ganz mit Unvecht einen jehr jchweren Stand gehabt haben.

Diejer genannte Förſter Höffer (Johann Chriſtoph) war Ihro Röm. kaiſ. Fünigl. Maj. Obers\jägermeijter bei der KHerrichaft Preßnitz. Er war 1628 geboren, baute jih in Böhmifch- Hammer ein jchönes Wohnhaus (das heutige Schlöjst Nr. 4) mit vielen JKebengebäuden. Das Wirtshaus „zum jchwarzen Bären (NE. 6), welches mit dem Schlick'ſchen Hofe und mehreren anderen Häuſern bei dem infalle der Schweden von dieſen war niebergebrannt worden, wurde von Höffer wieder aufgebaut; auch die Mühle in Unter-Wiejenthal, die heute noch die „Höffermühle” heißt, wurde von ihm erbaut. Höffer beſaß in Böhm. Hammer aufer dem Schlöjsl (NE. 47 alte Nummer) und dem jehwarzen Bären (NE. 50) noch das Häusl beim Hide (NE. 45), das Hieckehaus (NE. 46), das Hofhäusl (NE. 48), das Wiefenhaus (NE. 49) und die Bärenjchmiede (NE, 51). Die ganzen an die genannte Mühle angrenzenden Fellder, wie auch ein großer Raum an dem

MWege von Böhm. Hammer bis Schmiedeberg gehörten zu jeinem Beſitzſtande. Höffer jtarb am 4. December 1710 in einem Alter von 82 Jahren. Sein Sohn gleihen Namens war gleichfalls kaiſ. Oberförſter und Hofjäger der Herrſchaft Preßnitz, Rathsaſſeſſor in Böhm.-Wiejenthal, Beiter der von jeinem Vater ererbten Realitäten und wohnhaft in Böhm.- Hammer. Er war 1680 geboren, verehes lichte jih am 7. Juli 1704 mit der reichen Bürgerstochter Johanna Barbara Haas aus Joachimsthal und Itarb den 26. November 1728. Die binterlafjene Witwe jtarb im jahre 1749 in einem Alter von 63 Jahren. Ein jüngerer Bruder von ibm, Johann Ignaz (geboren am 12. September 1683), wurde bei einer Jagd am 8. December 1697 von dem eigenen Hunde überfallen und jtarb au den erhaltenen Verlegungen. Johann Chriſtoph Höffer batte 8 Kinder, 4 Söhne und 4 Töchter. Eine der Töchter (Marie Sohanna Barbara) heivathete einen gewiſſen Lenhard, welcher bier das Haus NE. 142 durch einen Anbau (NE. 301) vergrößerte: Eine zweite Tochter (Maria Joſefa Antonia, geboren am 2. Juli 1721), welche den ganzen väterlichen Beſitz geerbt hatte, heirathete am 16. Juli 1745 den Sohn des biejigen Rathsherrn und Handels: mannes Joſef Schmidl, namens Johann Ignaz Schmidl (NE. 174), welcher ſtudiert hatte und jpäter Stadtjchreiber in MWeipert war. Er wurde Mitbejiger der Nealitäten in Böhm.- Hammer und hatte 10 Kinder. Ein Sohn (Johann Florian Franz) wurde Geijtlicher und trat in ven Jeſuitenorden ein; ein zweiter Sohn (Joſef Wenzel Anton) wurde Kranzisfaner, ward ſpäter unter dem Namen „Later Theodor” Pfarrer in Pürftein und jtarb als Pfarrer in Altjattl. Eine Tochter (Maria Therefia Apolonia) verehelichte jich mit einem Theumer in Schmiedeberg und ein Sohn (Ignaz Veit), der nach dem Tode des Vaters Bejignachfolger wurde, eine Tochter aus der Salınthaler- Mühle (bei Maria-Sorg) namens Eliſabeth Schreiter. Eine Tochter beirathete in Weipert einen Bäder, der aber jchon wenige Wochen nach jeiner Verehe— (ihung jtarb und der Witwe den ganzen Befitsitand vererbt hatte. Die Witwe heivathete jpäter wieder einen Bäder, namens Nittner aus Preßnitz, welche Familie diefes Backhaus (NE. 159) noch heute beſitzt. Das alte Nittner'ſche Haus ließ der gegenwärtige Befiger

Wenzel Nittner im Jahre 1873 ganz abtragen nnd an deſſen Stelle einen größeren Neubau aufführen,

Die Porträts der Höffer'ſchen Eheleute, namens Johann Chriſtoph und der Johanna Barbara, wie auch des verunglückten Sohnes und eines im zarten Kindesalter verjtorbenen Töchterchens jind noch im Beſitze des Herausgebers diefes Buches, C. Guſtav Schmidl, der diejer Familie entjtammt.

Dem Pfarrer Geifler wird nachgefagt, dajs er das 54 jährige Stadtbuch zum Verbrennen verurtheilt. babe, und es ſcheint, daſs diejes Urtheil auch vollzogen wurde, weil ein jolches Stadtbuch nicht mehr vorhanden it. Geißler jtand durch mehrere Wochen unter der Behandlung des Chirurgen, Baders und Wundarztes Gottfried Schäller aus Schwarzenberg, deſſen Attejt zufolge (17. Juli 1676) jich Geißler dieje Krankheit durch großen Schreden, durch Furcht und Alteration, jo ihm unlängjt in einem jchweren Zufall zuge— ſtoßen ift, zugezogen habe.

Unter Pfarrer Geißler wurde hier, am 6. September 1676 (an einem Sonntag, abents gegen 10 Uhr) durch Mihl Wärner aus Wernersporf bei Dresden ein Kirchendiebjtahl verübt. MWärner, welcher hier in Weipert durch ein und einhalb Jahre als Frohnfnecht gedient hatte, verließ bald nach dem verübten Dieb- stable unjern Ort und begab ich nach Sebaftiansberg, wo er eben- falls als Frohn- und Stadtfnecht Anftellung fand, aber jchon nad) 14 Tagen dort verhaftet wurde. Dei feinem Cinvernehmen am 9. Detober gejtand er den verübten Kirchendiebjtahl ein, und ent- nehmen wir aus dem mit ihm aufgenommenen Protofolle folgendes: Mihl Wärner, 18 Jahre alt, hatte durch 5 Jahre unter dem kurſächſiſchen Hauptmanne Teſſauer als Soldat gedient, trat vor 3 Jahren in Baiern zum fatholifchen Glauben über und Fam nad) Weipert, wo er als Trohnfnecht bedienjtet wurde. Ju dem Dieb- itahle joll er, nad) jeiner Angabe, durch einen Tellermacher aus Königswald, oben bei der Brettmühle in einem Fleinen Häusl nicht weit von Annaberg wohnend, und dem er ein Baar Schuhe ver- fauft hatte, mit den Worten: „Sehet, wie ihr in die Weiperter Kirche könnt kommen, bringt es zu mir!” verleitet worden jein. Wärner bejchreibt den Einbruch in die Kirche und den Diebjtahl

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in folgender Weiſe: Er ſei an einer Stange am Kirchvorhäusl binaufgejtiegen, habe das Fenſter erbrochen und durch diejes die

‚Emporficche erreicht, von wo aus er durch die offene Thüre in die

Kirche und zum Altare gelangt ſei; bier habe er den Tabernafel gewaltfam mit den Händen aufgerifjen und daraus den Kelch und den Becher entnommen. Da es jehr finjter war, jo jind ihm die conjecrierten Hojtien berab auf den Boden gefallen, worüber er erſchrocken und vor großer Angjt niedergefallen ſei; doch erhob er ſich ſchnell und flüchtete mit den gejtohlenen Gefäßen jammt der grünen Altardeefe und einem weißen Chorrock, welcher hinter dem Altare gehangen, durch die untere Thür, deren Schlojs ev geöffnet hatte. In der hieſigen Frohnveſte (NE. 138) hielt er die geraubten Sachen in dem unter jeinem Bette befindlichen Heu bis zu jeinem Wegzuge nach Schajtiansberg verborgen. Durch den Tronsport der Sachen auf einem Schiebfarren jind der Kelch und der Becher zer: brochen. In der Frohnveſte letstgenannten Ortes habe er die Gegen: ſtände zerjchraubt und auseinander genommen und, eingewickelt in das grüne Tuch, in der Küche der Frohnveſte unter dem Tiſche im Erdreich vergraben. Den Chorrock hatte er in einer Kammer unter eine alte Thüre gelegt; den vom Kelche abgebrochenen Zierratb und Beichlag behielt er bei ſich, um ihn bei Gelegenheit zu verhandeln. Wärner gejteht zu, daſs er während der ganzen Zeit jeit dem ver— übten Diebjtahle in lauter Furcht und voller Angſt gewejen und nicht wuſste, was er thun oder wo er bleiben folle. Den Silber- beſchlag hat er am Et. Michaelstage in der Nacht im Sebaſtians— berger Nathhaufe einem Mühlknecht aus Chemnitz verfauft und ven Erlös hiefür vertrumfen. Wärner hatte dem Mühlknechte auch ein Stück Gold um 60 Rthlr. angeboten, welchen Betrag ihm dieſer

jedoch nicht geben konnte. Drei Stück Silber hatte er an die Raths—

wirtin um 7 böhmiſche Groſchen abgelaſſen, wofür er ſich Brot kaufte. Wärner machte ſeine Ausſage unter der Anweſenheit des königl. Amtsſchreibers aus Joachimsthal und zweier Gerichts— perſonen aus Weipert. Wärner wurde dem Gerichte zu Weipert ausgeliefert und daſelbſt in der Frohnveſte feſtgehalten. Doch gelang es ihm am 22. Juli 1677 nachts zwiſchen 10 bis 12 Uhr aus dem Gefängniſſe zu entkommen und ſich durch die Flucht nach Kur—

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jachjen der Strafe zu entziehen. In der Anzeige und Entſchuldigungs— Ihrift an das Kreisgericht wegen des entjprungenen Kirchendiebs werden diejem „böje und leichtfertige Teufelsfünjte“ zugejchrieben, zufolge deren die Flucht durch das hiejige Gericht gar nicht zu ver— hindern gewejen wäre.

Nach Angabe Geißler's jind in Weipert vor ihm in 13 Jahren 14 I farrer, Adminiſtratoren oder Geijtliche unterjchienlichen Standes und Ortes gewejen, die theils hier gejtorben, theils wieder weg— gezogen jeien und die Leute bei ihren alten Gewohnheiten lajjen mujsten. Pfarrer Geißler verließ am St. Martinsfejte 1676 Weipert, trat, vielleicht jtrafiveije, in den Dominicanerorden und itarb in Znaim als Ordensbruder. Im Sabre 1673 rief er nod) eine „Bruderjchaft der chriftlihen Nächjtenliebe” zur Beerdigung armer, an anjtefenden Krank jeiten gejtorbener Bürger unter dem Patroeinium Sancti Joannes (Schußge des heil. Johannes) ins Leben, die vom Erzbiſchofe Wallenjtein bejtätigt und vom Papjte Innocenz XI. mit zahlreihen Abläffen verjehen ward. Vom Jahre 1665 an-finden wir endlich im Memorabilienbuche der Pfarre ausgefüllte Rubriken, die uns von dem Anwachſen der Bevölkerung Weiperts Nachricht geben. Die Pfarrmatrifen beginnt man erjt vom Jahre 1697 an regelmäßig zu führen. Wir lajjen einen Aus— zug von 5 zu 5 Jahren bis auf die heutige Zeit über das An- wachjen der Bewölferung von Weipert bier folgen:

Kahe geboren getraute geftorben Einwohnerzahl (Paare) 1665 5 17 1670 8 0 1675 41 12 22 1680 42 13 Er 1685 36 5 AR 1690 33 9 == 16495 45 6 24 1700 38 8 24 1705 38 11 25 1710 99 18 23 1715 46 15 38 = 1720 55 3 68 1725 58 7 54 1730 32 14 33

Jahr geboren getiaute (Baar) 1735 53 14 1740 49 13 1745 55 11 1750 64 9 1755 56 9 1760 57 19 1765 62 13 1770 66 14 1775 BL, 15 1750 96 10 ‚1785 7 14 1790 97 13 1795 94 14 1800 92 20 1805 107 16 1810 98 20 1815 203 14 1820 106 25 1825 150 20 1850 116 16 1835 108 18 1840 129 55 1845 143 36 1850 265 43 1855 143 . 18 1560 201 36 1865 229 61 1870 244 56 ‚1875 294 57 1880 310 65 1885 355 63 1888 395 65 1889 397 65

geltorben

70 36 13 59 82 108 122 146 105 127 150 152 203 221 220 185

Einwohnerzahl

1267 1425 1564 1825 1895 1948 2045 2636 2258 2398 2402 2538 2960 3065 3138 3384 3654 3691 3847 4170 4667 5473 5843 6303 6884: 1556 ca. 8000

Nach dem Wegzuge Geißler's folgte ihm am 22. November

1676 P. Andreas Feiler, der vorher durch 4

Birtelius in Raaden gewejen und,

Pfarrer für Weipert verlangt wurde.

Tepl geboren und iſt der Verfaſſer des ſogenannten „Scapulir⸗ Ba

Jahre Caplan bei

weil ihm ein guter Ruf vorangegangen, mitteljt einer Gingabe an das Gonfijtorium als

Pfarrer

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büchels’, das er im Jahre 1700 bei Johann Carl Gerzabed im

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Drud ericheinen ließ. Unter jeiner Amtsthätigfeit wurden 1682 das jeßige Pfarr und das ehemalige Schulhaus (NE. 157 und 158) bei der Stadtkirche erbaut. Weber viefen Bau und deſſen Kojten finden wir nirgends ausführliche Berichte, auch ei nirgends ange- geben, wann diefe Gebäude bezogen wurden. Nocd in demjelben Jahre (1682) verfaufte die Gemeinde die alte Pfarre, (NE. 55) jammt den dazu gehörigen Gründen an den hiejigen rer Georg Chriſtoph Engeljtätter um den Betrag von 450 Gulden;

Tl Piarrgebäude NE. 158 vor dem Jahre 1874.

die alte Schule (NE. 56) mit ven Grunpitücen aber an Chriſtian Baier um 100 Gulden. Am Jahre 1690 wurde die Filiale Wiejenthal und Stolzenhan, welche jeit 1655 bei Weipert waren, wieder ausgepfarrt und blieb nurmehr Schmiedeberg (bis 1755) als Filiale bei der Weiperter Pfarrfirche. Im Sabre 1691 wurde von Bergleuten die bereitS im vorhergehenden Gapitel erwähnte Monſtranze der Pfarrkirche gejchenft. In demjelben Jahre erbaute man aud einen Scapuliraltar, zu dem Wolf Bartl

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Maſchauer 30 Gulden beifteuerte. Im Sabre 1696 trat auch eine Scapulir-Bruderjchaft ins Yeben, deren Wirkſamkeit jich auf drei Meilen in der Runde erjtredfte und der das Weiperter Kirchenfejt noch heutzutage den Namen „Scapulirfeit“ zu verdanken bat. Der Ausſchuſs derjelben bejtand aus folgenden Perſonen: Der Joachims— thaler Dberamtsverwalter Konrad Lauer als Nector, der Weiperter Stadtrichter Chrijtian Bayer als Vice-Rector, der Avachimsthaler Amtjchreiber Johann Jacob Schädlich als erjter, der Oberförjter und Wiejenthaler Stadtrichter Chriſtoph Johann Höffer ala zweiter Aſſiſtent, der Weiperter Grenzzoll: und Ungeldeinnehmer Johann Georg Bernard Dittrich als Secretär und dev Weiperter Cantor und Stadtjchreiber Ehrijtian Yorenz als Vice-Secretär. Conſulatoren oder Rathsglieder waren: der Schmiedeberger Grenzzoll- und Un-

geldeinnehmer Daniel Düd, der Schmiedeberger Schichtmeijter

Georg Anton Scharjhmid, dann Daniel Trints, Hein:ich Lönhard, Chriſtian Vödiſch, Chriſtian Yanger, Joh. Bartel Samuel Schuſter, Albin Dickelt, Heinrich Schneider, Iſrael Schmiedel und Heinrich Müller. Auch wurde unter Feiler für die Kirche eine neue Orgel bei dem Kunſtorgelmacher Tobias Drejjel aus St. Katharinaberg: Buchholz beitellt. Am 16. Juli 1697 ward die Orgel, welche 550 Thaler (zu 1 fl. 30 kr. thein. gerechnet) gefoftet hatte, aufgeftellt und am darauf folgenden Kirchenfejte zum erſten Male beim Gottespienjte gejpielt, aus welcher Veranlafjung viele Mufitfenner aus der Umgebung nach Weipert gekommen waren. Aus diefer Zeit (1686) findet jich im hieſigen Stadtarchive ein vom Nichter und dem Nathe von Weipert aus- gefertigtes Geburts- und Taufzeugnis vor, welches wir wörtlich folgen laſſen:

„Wier Richter und Rath der Kayßerl. und Königl. freven Dergjtädtleins Weyperth in Königreich Böhäimben vor männiglich Wer Condition, Würden, Ambts, Chren, Standes oder Mejen die jeindt, denen dießer Brieff zu jehen, hören oder leſen vorkömbt, nebjt entbietung unßerer gehorſam-willig und freundlichen Dienjte öffentlich thun fund und befennen hivmit, dajs wor Un in gewöhn— licher Raths-Verſammlung kommen und erjchienen, des weyland

Ehrſammen Georg Schenken jel. geweßenen mitbürgers allhier nach—

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gelagene Wittbe nahmens Maria und allda anbracht, wie daſs ihr

Sohn Johann Chrijtian, jein behöchlich beglaubtes Zeugnuß und jein feiner Ehrlich-Ehelich- und Redlichen herfunft und gebuhrt, dejjen er jich in fall der noth Zur gebrauchen haben möchte, bedürftig wehre, fleißig bittende, dajs Wier ihn jolches unter ungern gewöhn— lichen Inſiegell erteilen wollten. Wann wier dann folch anjuchen für unbillich nicht erachtet und die ungern Zu ihrer beferung ſon— derlih der Wahrheit zu gute gerne befördern. Als haben hierauf das allbiegige Kirchen- und Tauffbuch nothwendig für uns bringer lajfen, aus welchen dann mit mehrern erjehen, daſs gewijs und wahr, dajs Georg Schend mit damahle Jungfer Marie, des Ehr— jammen und fürjichtigen Meifter Caſpar Wundermanns jel. gewejenen Mittbürgers und Fleiſchhauers allhier Cheleibl. Tochter, nach Ordnung der Chriftlihen Kirchen mit gewöhnlichen Geremonien in ungern allbiegigen Gotteshauß den 1. Kebruary anno 1663 durch) den Wohl Chrwürdig- in Gott andächtig-Chrijtl.- und Wohlge- lahrten Herr Chriſteph Fuchßen, damahlig Wohlo.rordneten Pfarr— herrn uud Seelſorgern allhier Ehrlich- und Ehelichen iſt getrauet und Vermähiet worden, nach welcher Vermählung Georg Schenck mit ſeiner ehelichen Haußfrauen in hießigen freyen Bergkſtädtlein zu wohnen ſich ein- und niedergelaſſen, unter währenter Zeit ſie dieſen ihren Sohn Johann Chriſtian aus einen Keuſchen und unbe⸗

fleckten Ehebette, Recht, Ächt und Ehrlich erzeuget, welcher den 24...

Augujti anno 1669 zur Welt gebohren, auc dann balden wegen

angebohrener Erbjünde dur fromme Ehr- und Ghrijtliebende Ber

johnen, laut unjers Kirchenbuchs Kormalia als die Ehrſamme Reißuann, Michael und Zacharias Johann Leonhardt, Mitbiirger und inwohner alldier, dann Jungfer Roſina Andrea Päßlers allhir Eheleibl. Tochter und Frau Sybilla, Chriſtoph Kutſchers aus unter⸗ Deutſch-Wieſenthal ehelichen Haußfrauen, dem Herren Chriſto im Sacrament der Heil. Taufe zugetragen, von ſeinen Erbſünden.

gereiniget und der Chriſtlichen Gemeinde, in unßern allhießigen

Gotteshauß immatriculiret und Einverleibet worden. Beſagen demnach

bey unßern Pflichten und Gewiſſen, mit welchen wier zufoͤrderſt

dem Allerhöchſten Gott, dann auch Ihrer Röm. Kayßerl. auch zu Hungarn und Böhaimben Königl. Majejtät Unßern allergnäpigiten

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Herrn Herrn verwand und jchuldig, daſs ermelder Johann Chriſtian Schenck von Stammenber guter Deutjcher Nation und Zungen, auch niemand mit Yeibeigenfchafft ader andern verbindlichen Servi— tuten unterworfen, auch vor jolcher arth herkommen, die mann in allen Löblichen Communitäten und Ehrliebenten Gejellishaften auf: und anzımehmen umd zu befördern pflegt. Wann wir dann dießes alles wie gemelt vor genugjam recht und qutwiffend erfand. Als gelanget an Alle und jede gegenwärtigen Brieffs anfichtige wohin und zu wehm oftbemelter Johann Chriſtian Schend als Brieffsinhaber feiner gelegenheit nach dießen offenen Brieff Vor: weißen und jich ein und nieder laſſen wollte, Unßer vejpective dienjtfreundliches Bitten, Sie wollen ihm bierinnen genugfammen glauben geben, gunſt förderung und allen guten willen beweiizen und ihn alßo jeiner Ehrlichen und Untavellbaftigen Geburth, feiner Eltern und auch jenes ehrlichen Wandels und Wohlverhaltens, auch dießes Unßers Warbaftigen Zeugknuſs Fruchtbarlichen genießen und empfinden laſſen. Das jeind umb einen jeden nad) erforderung jeines Standes, möglichen Fleißes wier hienwieder zu bedienen bereit und ganfgwillig. Dejjen zu Urfund und wahrer beglaubigung haben Wier unßer und gemeinen Städtleins größer Inſiegell zu ende dieges Brieffs wiljendlich eintruden und anhängen laſſen.“

"To geichehen und gegeben Weyperth den 5. Monatstag Augujti nach der Heylwirdigen Geburth ungers Herrn und Heylandes Jeſu Chriſti, Ein Tauſend Sechs-Hundert Sechs- und Achtzig.“

Im Jahre 1697 wurde die Stadtkirche beinahe um die Hälrte verlängert, nachdem man biezu ein Stück Feld gefauft hatte; auch wurden drei neue ſchöne Altäre im derjelben aufgejtellt. Um aud) die alte St. Martinsfirche zu verjchönern, schaffte inan für dieſe 1700 ein Scapulirbild an. Die Plarrfirche erhielt 1703 eine neue Glocke im Werte von 497 Gulden 41 Kreuzern.

Auch unter Keiler wurde gegen die Unfatholiichen mit aller Strenge vorgegangen. Dem Oberamte in Joahimsthal wurde angezeigt. daſs jich in Weipert noch unfatholiiche Perjonen, darunter ein Papiermacher und in Neugeſchrei beim Heger Grunert ein Taglöhner befinden. Das hieſige Stadtrichteramt wurde deshalb

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mit Erlaſs vom 27. April 1702 angewiejen, alfe Unkatholiſchen auszuweiſen und die zwei Genannten aufzufordern, daſs jie alſobald den Befehrungsichein erlegen oder aber nach erlegter Strafe von 20 Reichsthalern aus dem Orte abgejchafft würden.

Nachdem am 27. April 1706 Pfarrer Feiler im 60, Lebens— jahre geitorben war, folgte ihm Jakob Nepomuk Thaddäus Kayſeri defien Eltern Georg und Anna Kayſer mit bier lebten. Unter ihm wurde ein jteinernes modernes Baptijterium (Taufjtem) im

Werte von 31 Gulden, die Statue des heil. Johannes, die heute

noch den Johannesaltar ziert, bergejtellt und «für die Kirche bei St. Martin die in Joachimsthal erbaute Orgel, welche man in die neuerbaute Pfarrfiche und nad der Aufitellung der neuen Orgel wieder in die Meartinsfirche übertragen hatte, wieder vorgerichtet. Nach dem Pfarrer Kayſer folgte am 25. Februar 1711 Johann Georg Sangl, unter dejjen Amtswirkfjamfeit ein jilberner Kelch im Werte von 6) Gulden angeihafft und die fundatio Laueriana errichtet wurde, der zufolge der Pfarrer 2 Yandmefsjail Wiejen- grund gegen die Verpflichtung, jährlich 12 heilige Meſſen zu lejen, zur Benutzung befam. Am 25. Juli 1712 wurden vier neue Glocken und zwar die größte zu Ehren des heil. Jaeob, Die mittlere zu Ehren des heil. Johann von Nepomuk, die Eleine zu Ehren des heil. Florian und die Fleinjte (für die alte Kivcche) zu Ehren des hl. Martin, von vem Chodiej hauer Prälaten Betasca geweiht, Die jteinerue Grucifiritatue*) vor der Kirche errichtete 17117 wahr—

icheinlih die Brüderichaft der hriltlihen Nihitenliebe. Die Bes

merfung in einem der biefigen Kirchenbücher, dajs am 10. Auguft 1726 beim biejigen Malzhauſe ein drei bis vier Tage altes Kind, „muthmaßlich das Kind einer ſächſiſchen Hure”, hier gefunden und bier getauft worden ijt, wobei die Tohter des hiejigen Stadtrichters Salomon Schmidl, Jungfer Maria Thereſia, die Pathenjtelle übernommen batte, beweist, dajs die Feindſeligkeiten zwiſchen den Katholiten und Protejtanten noch immer bejtanden haben.

Mittelft Anitrumentes vom 26. November 1737 wurde zwijchen den Weiperter Stadtrathbe und dem Pfarrer Sangl wegen

=) Diefelbe ließen die beiden hier beftehe.ıden Frauenvereine im Jahre 1882 tenovieren.

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Greitrung einer Gaplanjtelle in Weipert vereinbart, daſs ſich MWeipert bei der Anjtellung des Gaplans verpflichtet, dem Pfarrer 78 Gulden für die Befdjtigung, außerdem vier Faſs Bier und neun Klafter Holz, und dem Gaplan 52 fl. als Gehalt zu leijten. Schmiedeberg verpflichtete jich gleichfalls zu einer Beitragsleiftung zu diejen angeführten Bezügen, doch jollte in der dortigen Filiale an allen Sonn- und Feiertagen mit Ausnahme der Tage S Nomine Jesu, Maria Himmelfahrt, Maria-Lichtmeß, Maria Verkündigung, Johannes Baptifte, Petri und Pauli, Marin Heimfuchung, Heil. Scapuliers, Maria-Geburt, Aller Heiligen, Martini und Maria: Empfängnis, Gottesvienjt gehalten werden. Die Schmiedeberger verpflichteten jich weiter, an den oben genannten Sonn- und Feſt— tagen nad Weipert zu fommen. Auf Grund diefer ausgefertigten Urkunde wurde vom Conſiſtorium auch für Weipert eine Caplan— jtelle creitert und P. Wolfgang Hüller als eriter Gaplan bier angejtellt. Pfarrer Sangl bat nach feinen eigenen Aufzeichnungen im Kirhenbuche hier in Weipert 832 Berjonen getauft und jtarb am 3. Februar 1729. Bis zur Wiederbeſetzung der Pfarrſtelle hatten hier abwechjelnd drei Jranzisfaner aus Kaaden, namens Balerio, Elemente und Frederico adminijtriert. Der nächſte Pfarrer nad) Sangl war P. Laurenz Grünes (1729—1739), unter dem die Kirche aus dem Grträgnifje ihres Kures bei der Mildehandgottes:, Maria-Joſeph- und Johannes in der Wüſten— Zehe eine Monjtranz in Abertbam für 131 Gulden 56 Kreuzer anfertigen ließ.

Unjere Pfarrer jcheinen übrigens jich ganz wohl befunden zu haben. Sie bezogen nach einer Declaration des Joachimsthaler Oberamtes einen guten Haustrunf (2 Faſs Bier), Naturalien, ja jogav Möbel, zum Neujahr einen Stollen, der in der Gemeinde- rechnung zu 20--26 fr. angejest it, und laut einer Bekenntnis— tabelle des Pfarrers vom Jahre 1722 160 fl. Pfarrgeld, ein Pferd und eine Kuh, zu deren Unterhalt aber der Pfarrer nicht hinlänglich Futter hatte. Die Pfarrerwohnung war ziemlid) honnet gebaut, doch beklagen ſich die Pfarrer zu dftermalen darüber, dafs das Pfarrhaus feinen zugemachten Hof babe, und gegen Dieberei jchlecht geſchützt jet. Das Abholen der Yeichen aus dem Trauerhauje verweigerte 10

Pfarrer Grünes als „eine Marterei” und war deshalb eine Ver— handlung im Zuge, deren Endreſultat wicht exjichtlich ift. Im Jahre 1730 befam der Pfarrer noch eine Zulage von 50 fl., weil vie Gemeinde größer geworden umd er jelbjt öfters zu ſächſiſchen Katho- lifen gerufen wurde, wobei er oft Mühen und Fährlichkeiten aus- gejeßt war. Diefe Zulage wurde noch 1783 bezahlt; auch hatte die Gemeinde das Inweisgeld für das Pfarr: und Schulhoß, für das Kehren des Nauchfanges im der Pfarre und der Schule zu bezahlen. Die Lehreritellen wurden laut Conſiſtorialdecrets vom Sabre 1711 vom Pfarrherrn unter ZJuziehung des Yoachimsthaler Dberamtes bejeßt; die Kirhenvorjteher ernannte der Pfarrer jelbit- jtändig. Das Patronat hatte der Kaiſer und das Joachimsthaler Dberamt übte als montanijtiihe Behörde die Präjentation aus. Daſs das Kirchenvermögen bloß aus dem Erträgniffe der zwei Hure am Bergwerke bejtand, haben wir Schon erwähnt Es ijt zwar 1722 von ſicheren Gapitalien, die an Bürger auf deren Grundſtücke ausgeliehen waren, und von unjicheren Gapitalien, die wohl wegen der Armut der Yeute nicht eingetrieben werden Fonnten, die Rede; doch finden wir nirgends einen Betrag genannt.

Was ven Nehtszujtand Weiperts anbelangt, jo wäre aus jener Zeit nur noch zu erwähnen, daſs Weipert 1617, in welchem Jahre befanntlich der Freikauf jtattfand, in die Reihe der auionomen Städte eintrat und die Gerichtsbarfeit, wie bereits am amderer Stelle erwähnt wurde, ausüben durfte. Nachdem noch 1614 die Herrihaft Feld- und Waldboden insgefammt gegen einen Erbzing von 4 Schof 51 Groſchen 3 Pfennigen, und zwar an: Bittner Paul 7, Schmidl Elias 8, Schmid! Benedix 5, Schmidl Andreas 2, Schmid! Balar 4, Zihog Hans 12, Richter Schneider Paul 6, Großer Lorenz 1, Müller Chrijtoph 2, Miller Baul 2, Müller Hans 2, Schubert Jakob 8, Vödiſch Lukas 6, Schwender Michael 3, Eſtl Mertl 4 Sail, dann hinter Bartl Tonadt’s Erb: an Schmid! Chriſtoph 4, Schmidl Michl 2, zur Pfarre in Weipert 4 Sail; zu Baujftellen am Huttenhaufe: an Feujtl Michel 5 Sail; über Spindler’s Stollen: an Feuſtl Andreas 4, Ihan Chrijtoph 8, Salzer Michel 5, Mayer David 4, Schuiter Hans 41,, Kittner Elias 3,

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147 Mittelbach Georg 3 Sail; hintenn Huttenhauſe: an Yang Georg 3, Lorenz Georg 3 Sail; zu Bauftellen überhaupt: an Rubner Hans 5, Schwarz Andreas 2, Zimer Gajrar 41), Pöſchel Michel 5, Glaſer Caſpar 11 Sail; an der Wiejenthaler Straße zum Räumen: an Paßler Hans 15, Schmidl Georg d. jüngeren 10, Reimann Baul 171/,, Lenhard Thomas 2 Sail; hinterm Zechenhaufe am Jungfernbache zum Räumen: an Päßler Ehrijtoph 9, Ihn Hans 2, Aiftl Merten 4 Schwandner Michel 2, Schreiber Melchior 3 Sail mit dev Bedingung vergeben hatte, dafs diefe Stücklein unter 19 Jahren ohne Conſens des Amtes Preßnitz und ohne VBorwiljen des Nichters und der Gejchworenen in Weipert nicht verfauft oder verpfändet werden dürften, und der Zins erblih und ewig in zwei Terminen, zu und Galli, ins Amt Preßnitz abgeführt werden mujste, haben im Jahre 1619 die Gerichte des kaiſerl. freien Marktfleckens Weipert anftatt der Ssemeinde felbjtändig zur Erhöhung der Grbzinfen und zur Ver— mehrung der Mannjchaft an 11 Perſonen eben jo viel Stüde geräumten Waldbodens am Aungfernbache zu Baujtellen vermejjen und gegen einen jährlichen Erbzins von 2 Grojchen per Sail ein= geräumt.

Die damaligen Gerichtsmitglieder erjehen wir aus dem dritten Gerichtsbuche C, das unter dem Hauptmanne Samjon Schindler von Hohenwald zum Puſchhof, Bergrath im Königreiche Böhmen am 10. Juni 1619 begonnen wurde. Weipert hatte nach) der Zeit, als es durch Kaifer Rudolf II zu einer Bergjtadt erhoben und von der Herrichaft Preßnitz abgetrennt war, Gtadtrichter, Schöppen (Gejchworene) und Stadtjchreiber. Der Stadtrichter konnte ein Mann von minderer Schulbildung jein; der Stadtſchreiber (Syndicus) aber mujste einige Gymnaſialclaſſen frequentiert haben, weil in den damaligen Gejeßbüchern viele lateinische Ausdrücke, oft lange Säbe vorfamen, deren Anhalt er unbedingt kennen mujste, Richter war Chriſtoph Päßler, Gefchworene: Paul Schneider. Andreas Schmidl, Andreas Päßler, Georg Schmidl der ältere, Mathes Los, Lucas Vödiſch, Michel Schmidl, David Mayer, Chriftian Brunner, Caſpar Glaſer, Merten John; als Gerichte- Ichreiber. ijt Erhard Rathmann gefertigt.

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Auch jpäter (im Jahre 1620) vergab der Weiperter Rath wieder 46 Baujtellen, woraus erjichtlich wird, daſs zu Beginn des XVII Sahrhunderts unjere Stadt zweifelsohne in raſchem Auf- blühen begriffen war, bis dieje erſte Blüte der 30 jährige Krieg gänzlich zeritörte. Noch muſs an diejer Stelle einer Verordnung

gedacht werden, die in dem Verbote bejtand, dafs Juden fich unter

feiner Bedingung in der Nähe von Bergjtädten anjiedeln und auch nicht übernachten durften. So inhuman diefes Verbot auch jcheinen mag, jo hatte es doch jeine Berechtigung und wäre jogar für die meijten Städte unjeres Baterlandes, wo das Judenthum zum Schaden des jejshaften und eingeborenen Bolfes jich niedergelafjen hat, eine große Wohlthat. Im Jahre 1848 wurde befanntlich dieje Verordnung aufgehoben, und jeit jener Zeit ergoſs ſich die Juden— Ihaft wie Heuſchreckenſchwärme auf das Abendland.

Ueber die Berwaltung der Stadt geben uns den erjten genaueren Aufihluis die Raitungen vom Jahre 1643, und entnehmen wir den- jelben, dafs zu den früheren Gerichtsperfonen noch ein Viertelmeifter und ein Ausichujs gekommen war, und dajs die Einkünfte der Stadt zumeilt aus folgenden Einnahmen bejtanden, nämlich: aus dem Pachtgelde des Rathhaufes, aus den Bürgerrechtstaren à 1 fl. 30 Er., aus dem Pfannengelde per Gebräu 1 fl. 30 fr., aus den neuen und alten Erbzinjen, aus Berjchreibungsgebühren für gefaufte Häufer à 3—4 fl., aus dem Graspachte (da der Kirchenplaß verpachtet war) und dem Bänfenzinje, aus dem Gewinn von den Gebräuen, welche die Gemeinde alljährlich zwei- bis treimal auf eigene Rech— nung machte, wovon dann das Bier, der Kofend, die Träber und Hefe verfauft wurde und woraus anno 1643 25 fl. 15 fr., 1649 50 fl. 22 fr., 1650 von drei Gebräuen 255 fl. 24 fr., 1651 259 fl., im Jahre 1653 von drei Gebräuen nur 33 fl. erzielt wurden. Dajs die Gemeinde auch Auslagen hatte, iſt jelbjtverjtändlich, denn jte bejolvete einen Richter, der 1643 9 fl., einen Kammerer, der ebenfalls 9 Gulden, einen Gerichtsdiener, der vierteljährlich 1 fl. 30 fr. Wartegeld erhielt; auch mujste jie für die Inſtand— haltung des Kath, Bräu- und Malzhaujes Sorge tragen, Papier und Schreibrequifiten, Zehrungen für die Förjter bei Anweiſung der Feuerhölzer (dieje Zehrungen betrugen 1643 8 fl. 52 fr. und

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1651 15 fl. 15 fr.) bejorgen und Gejchenfe an behörpliche Per: jonen machen. Sp jchenfte 1644 Weipert dem Oberſten Münz- meijter, als diejer nach Preßnitz kam, 15 fl., dem Amtswalter zu jeiner Hochzeit 3 fl. und jpäter 1/, Schock Forellen, dem Hofjäger in jeiner Tochter Wirtihaft 3 fl, dem Hauptmann 1649 zur In— ſtallierung ein Kalb, Forellen und 1/, Schock Ziegenfäje, jpäter Kuchen zum Neujahre und ein Kalb zum Grünen Donnerjtage, 1660 dem Kammerpräfiventen jpantijchen Wein, dem Bergmeijter als Hochzeitsgejchenf für die Tochter 1 fl. 30 kr.; aber and) die Rentamtsjchreiber, die Zoll und Salgbereiter wurden in Weipert, jo oft fie hieherkamen, freigehalten, denn die Weiperter verjtanden es, ſich die Faijerlichen Beamten immer gewogen zu erhalten Wir können nicht umhin, die Abjchlüffe dev Gemeinderechnungen aus den Jahren von 1643 bis 1667 vorzuführen; dieſelben ergaben nämlich folgende Rejultate:

Jahr Einnahme Ausgabe Ueberſchuſs Verluſt

| fl. fr. ft. fr. fl. ft. fl. fr. 45453 115 47 99 45 16 2 1644 154 10 128 55 5 15 J 1645 83 58 91 15 2 17 1646 90 43 132 24 41 41 1647 308 52 304 40 4 12 1648 112 31 132 56 20 25 1649 206 10 206 26 16 1650 * 463 55 409 24 54 31 1651 536 .:55 452 24 84 Sl 1652 288 21 248 48 34 33 1653 297 49 266 32 3 17 1654 262 26 233 16 29 10 1655 223 58 209 44 14 9 1656 275 44 221 350 53 24 1657 , 424 49 388 49 36 1658 a 231 23 40 28 1659 213-7 360 56 53 1 1660 218 3 204 13 13 50 1661 112 183 11 11 11

21662, 193, 56 184 12 I 44

1665. 282. 31 270 10 12 21 1664 17913 Lin De 7 36 * 1665 280 23 260 27 19 56

150°

Jahr Einnahme Ausgabe Ueberſchuſs Verluſt

fl. fr. fl. fr. fl. fr. J fr. 1666 256 : 22.4: 23290 2 6 20 1667 374 20 393 5 18 45

Sm Sahre 1648 wird uns Georg Wagner als Richter, Jakob Schneider und Andreas Kenhard als Viertelmeijter genannt, und heißt e8 an einer anderen Stelle: „Richter nebit Beiſitzer und Kath der ganzen Gemeinde des Bergfledens Weyberth“. Die Bücher erwähnen mit Hervorhebung, daſs 1693 noch der Großvater des Richters Georg Wagner, namens Michael Wagner, in dem anjehnlihen Alter von 101 Jahren lebte. Am Jahre 1658 find Richter und Schöppen: Ghrijtian Schneider, Fabian Bartl, Georg Wagner, Martin Vödiſch, Adam Rieß, Daniel Schuiter, Jakob Die, Ehrijtoph Nirſl, Merten Dittrich, Daniel Langer, Jakob Schneider, Merten Brüntjch; PViertelmeifter: Mathias Lenhard, Mathias Die, Chrijtoph Dittrih, Michel Zehm. Als Kammerer finden wir angeführt: 1643—1648 Adam Rieß, 1649 Martin Dittrich, 1650— 1654 Chriſtian Schneider, 1655 Andreas Lenhard, 1656 Fabian Bartl, 1657—1659 Georg Wagner, gewejener Stadtrichter, 1660—1661 Samuel Schujter, 1662—1667 wieer Georg Wagner. Die NRathserneuerung erfolgte in bejtimmten Terminen. Nach dem Stadtrichter Chriftian Schneider, der hier durch 10 Jahre jeines Amtes waltete, treffen wir 1668 Salomon Schmidl als Richter angeführt, unter welchem die alte Pfarrkirche zu Allerheiligen erbaut wurde, die nach einer Faſſion vom ‘Jahre 1671 1392 fl. 17 fr. 3 Pf. gefoftet haben joll. Nah Schneider wurde 1673 Martin Vödiſch gemählt, von welchem Pfarrer Geißler in der befannten Rechtfertigungss ichrift jagt, dafs er weder einen Buchjtaben lejen noch jchreiben könne, fich aber zuerjt und zumeijt gegen ihn (den Pfarrer) gejeßet, den Schullehrer Johann Georg Dittrich verführet und zu den Kindtaufen nicht mehr 5 Gevattern, wie es bisher und überall gebräuchlich war, jondern nur einen oder höchſtens zwei rechte Gevattern oder Pathen zulafje, was viele Debatten zwijchen dem

Richter Vödiſch (aus NE. 68) und dem Pfarrer heraufbejchworen

hätte. Im Jahre 1681 finden wir als Richter Johann Anton

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Langer, 1684 Chriſtoph Gräbner, 1689 Johann Georg Ditt- rich, gewejenen Schullehrer und Grenz und Ungeld-Einnehmer. Am 9. Detober 1690 wurde Ehrijtian Kranz, Beyer zum Stadt— vichter gewählt. Unter ihm wurde, wie wir bereits mitgetheilt haben, der Galgen errichtet, zu dejjen Bau er verjchiedene Geräthichaften geliehen hatte, wofür er, nachdem ihm hiebei manche Geräthe von den Taglöhnern entwendet wurden, 4 Gulden als Entſchädigung beanfpruchte und auch ausbezahlt erhielt. Auch wurde zu jeiner Seit mit Kaufbrief vom 4. December 1702 das Gemeindehäusl (NE. 246 ) in Neugejhrei an Heinvih Schenf abgelajjen, und finden wir auch eine Verhandlung wegen eines auf dem Felde des Heinrich Müller im Jahre 1698 von Hans Seydl beim Adern aufges deeften Geldichates, bejtehend aus ganzen und halben Thalern, aus Dänemarfer Dufaten, einem Danziger Fünfguldenſtück und zwei Schredenbergern, angeführt. Da das Geld auf dem Felde des Heinrich Müller gefunden worden, jo glaubte diejev der recht— mäßige Beſitzer diejes Fundes zu jein, umjomehr, als jich dev Kinde: Hans Seydl mit einem fleinen Finderlohne zufriedengejtellt hatte. Nun erhoben aber die Salomon Schmidl’schen Erben Anſpruch auf diefen Jund, weil, wie felbe von der noch lebenden Roſina Die, num verehelichte Bartl, gehört hatten, die Schweiter des Salomon Schmidl, namens Juſtina, dieſes obbezeichnete Geld in einem Topf: jeinerzeit unter einem Feldrande vergraben hatte, bei welcher Arbeit Roſina Diet mit gegenwärtig war. Diejes Geld hatte jpäter Roſina Dick, wie ſie jelbjt mittheilte, ausgegraben und zum Scherze an einem andern Orte verborgen. Da nun Juſtina Schmidl, welche jich nach längerer Zeit auch wieder um den ver— grabenen Schatz umjehen wollte, das Geld nicht mehr vorfand und hievon auch der Roſina Bart! Mittheilung machte, jo wollte jie jich ob des Verfujtes im nahen Walde das Leben nehmen. Hiedurch geängitigt, jtellte nun Bart! der rechtmäßigen Beſitzerin das Geld wieder zurück, welches diefe nachher an dem Orte, wo es gefunden worden, wieder vergraben haben müfje. Da die zur Zeit der Auf- findung des Geldes noch lebende Roſina Bart! die Anzahl und Sorten der Geldſtücke, wie fie Juſtine Schmid! bejejlen hatte, anzugeben vermochte, jo wurde die Sache über Anregung des

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Richters Chriſtian "Beyer dahin gejchlichtet, das Müller einen Theil. des gefundenen Geldes an die Schmidl’jchen Erben aus- folgte. Ehrijtian Beyer war duch bald 15 Jahre ununterbrochen im Umte, bis am 16. September 1705 Chrijtian Vödiſch gewählt wurde. Unter diefem blieb Beyer nod) Vice-Richter. Richter Vödiſch legte bereits 1708 fein Amt nieder, und es fiel die Wahl auf den Bürger und Weißbäcker Andreas Dif NE. 22, den Heinrid) Schneider durch die Wahl am 15. December 1710 wieder ablöste. Am 11. Auguſt 1716 wurde Ehrijtian Beyer wiedergewählt. Es folgten hierauf am 9. Juli 1718 Heinrih Schneider, am 10. Juli 1719 Chriſtien Trinfs und am 15. Juli 1721 Salomon Schmidl, welcher Bejiter des Haujes NE. 130 war. Unter dem Stadtrihter Beyer wurde am 26. April 1717 an Johann Heinrich Lenhard ein Stück Gemeindegrund zur Erbauung einer eigenen Mahlmühle (NE. 93) verfauft. Schon im Jahre 1700 wurde von der ganzen Gemeinde bewilligt, dajs dem Magijtrate 52 Gulden, dem Richter zu jeiner früheren Bejoldung 8 Gulden, jedem Raths— freunde „wegen vielfältiger Verſäumnis“ 4 Gulden zugelegt werden jollten. Die Nechnung hatte der. Kämmerer jährlich den Gerichten, Biertelmeijtern und dem Ausſchuſſe zur Prüfung vorzulegen. Wohl als die beſte Einnahmsquelle unjerer Gemeinde fonnte das bür- gerlihe Bräuhaus genannt werden. Die Bräugerechtigfeit wurde der Stadt Weipert unter Kaiſer Rudolf II. mit Majejtätsbrief vom 3. Jänner 1607 verliehen und von Leopold I. am 1. Feber 1666 erneuert. Jeder Bürger hatte das echt, nach der Reihe ‚einer vorgenommenen Auslojung ein Gebräu Bier zu machen und auszuſchänken. Aermere Bürger, welche die Auslagen nicht bejtreiten fonnten, bräuten zufammen. Ein eigener Bräuer jcheint damals noch nicht angejtellt gewejen zu fein, da wir hin und wieder (1617 für den Bräuer Nil) blos Auslagen für die Zehrung verzeichnet finden. Die Inſtandhaltung des Bräuhaufes .und der Requiſiten war an den Binder, deren es jpäter zwei gab, verpachtet, der zufolge eines Gedingzettels vom Jahre 1657 13 fl. 30 fr. erhielt. Die Gemeinde hatte dagegen alle Bräurequijiten, Wafjertröge, Schaffeln, Feuerhaken u. ſ. w. anzufchaffen, die größeren Reparaturen zu bejorgen und faufte im Jahre 1657 vom Preßnitzer Kupferjchmiede

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153 eine Bräupfanne um 120 Gulden Dagegen mujsten von jedem Gebräu 3, dann 4 und zulest 6 Gulden in die Gemeindecaſſe bezahlt werden. Dies betrug in den Jahren:

Gebräu Gebräu Jahr fl. fr, für Jahr ft. fr... file 1645 53 17/5, 1.1656, 120 40 1644 5 J 44 1645 7 —. u 1698721205 40 1646 61.230 2y 2 7659. EDT | 34 1647 60 20 16608 7138.41 1648 1 23 1661 45 0

er 30. ei ee ——— Be 530: All 1663 156.0 es.

1692. 182 44 1665 12 1655 102 34 1666. 117.2. 1654 1355 45 1667 15

1655 133 30: u, 1697 wurden 31 Gebräu oder 124 Faſs, 1699 wurden 15 Gebräu oder 88 Faſs Bier erzeugt. Die Production an Bier jtieg bon nun an fortwährend, da die Gemeinde, wie bereits erzählt, im Jahre 1697 den Freihof gefauft und das dazu gehörige" Bräu— haus aufgelafjen hatte. Im Jahre 1707 betrugen die Cinnahmen des Malzhauſes jchon 1799 fl. 15 fr., die Ausgaben hingegen 1555 fl. In unferen Kirchenbüchern finden wir 1689 ven Bürger und Stadtmujifanten Heinvih Schneider und jpäter (1699) Jakob Hänel als Bierbrauer bier angeführt. Letzterer ſcheint der erjte jtändige Bräuer in Weipert zu fein, da ihm am 5. De- tober 1699 eine weitläufige Inſtruction ertheilt wurde. Als Gemeinde— Malzhausvorjteher wird 1702 Chriſtoph Schneider genannt, welchem außerdem noch der Titel eines Kunitmufifus beigelegt wird. Wir finden, daſs im Jahre 1725 eines hiefigen Bürgers Kind, namens Daniel Jlling, als Mälzer und Bräuer angejtellt it. Doch ver- handelte der Magijtrat bereits wegen der Anjtellung eines neuen Bräuers und wurde ein folcher auch am 9. December 1726. in der Perjon des Georg Thomas Vieth durch den Gemeindeausjchufs angejtellt. Unter dieſem Bräuer betrugen 1730 die Einnahmen des Bräuweſens 851 fl. 48 fr. 3 Pf, die Ausgaben 91 fl. 41 Er.

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5 Pf. Wiederholt jtoßen wir auf Klagen über jchlecht erzeugtes Bier, jo unter dem Bräuermeilter Georg Thomas Vieth (1730), unter welchem wegen Behebung von Galamitäten 1734 eine neue Bräupfanne im Kojtenbetrage von 670 fl. angefauft wurde. Doch icheinen diefelben hiedurch nicht behoben worden zu fein, weil Vieth 1738 feine Refignation gab, die am 4. Juli aud) angenommen und ein neuer Bräuer in der Perſon des Johann Heinrich Schmidl, eines Preßnitzer Unterthans, aufgenommen wurde. Yuch diejer ver- mochte das gejunfene Bräuweſen nicht zu heben, weshalb auch er 1749 entlajjen wurde. Schmid! erhielt jodann von der Herrichaft Preßnitz eine Anjtellung als Wald: und Ptevierheger. Der neu— angejtellte Mälzer und Bräuer Daniel Schujter jtarb ſchon nad einem Jahre (1750), und es führte jeine Witwe die Bräuerei mit dem Bräuerburjichen Antonius Stettfa für eine furze Zeit weiter. Alsdann wurde 1751 abermals Johann Heinrich Schmidl als Bräuer aufgenommen und ihm unterm 7. October des genannten Jahres eine bejondere Inſtruction ertheilı, durch welche ihm in 24 Bunften feine Pflichten genau vworgejfchrieben waren. „Bor allen Dingen wird ihme Meijter Johann Heinrich Schmidl obliegen, gleichwie einem jeden katholiſchen Chrijten gebühret, nebſt all den jeinigen einen gutt Chrijtsfatholischen Fromm-gottesfürchtig und ehr— baren lebens Wandl zu führen, dann auf alles allevjeits, auf das Maltz-Holtz, Malen, Gerjten, Malt, Hopfen, Breuen und Bier, auch allen anderen. bejonders auf das Feuer und was ihme anver- trauet oder übergeben ift, und jeyn wird, vermitteljt gewahrjamb- und Treuen Wachtjambfeit, g.tte Treu fleißig- und pflichtichuldige Obſicht und Sorgfalt zu haben und diejes höchjtens und bejtens jich jolchergejtalden angelegen jeyn laſſen jolle, damit nicht nur in Brau- oder Maltzhauß oder an denen ihme anvertrauten Sachen feine uutreu, und entwendung ausgeübet, jondern auch durch jeine oder deren jeinigen Berwahrlafjung oder Unvorjichtigkeit der Obrigkeit und Gemeinde an Malgen und Bierbreuen oder jonjten nicht etwann ein muthwilliger Schaden, Treulojes Beginnen, praejudicium oder Nachtheil zugefüget und verurjachet werden, folglich ihme eine große Veranthiwortung hirdurch zuwachſen möchte, welches er als ein getreuer und Sorgfältiger auch aufrichtiger Diener pflihtmäßig zu

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objervieren haben wird.” Die Entlohnung des Bräuers, welche in dieſer Anjtruction gleichfalls feitgejtellt wurde, war eine ganz geringe. Bräuer Schmid! behauptete fich abermals nicht lange, denn fchon nach zwei Jahren erhielt ev jeine Entlajjung. Nun verpachtete 1753 die Gemeinde das bürgerliche Reihgebräu, das Malz- und Bräuhaus mit den Bräugefäßen an die vier Pächter Johann Chriſtoph Schmidl, Sofef Anton Trinks, Joſef Heinih Müller und Johann Domini Schmid! auf jechs Jahre um 3024 d. i. jährliche 504 fi. Wegen jchlechten Gejchäftsganges und wegen der durch den Krieg verurjachten hohen Gontributionen waren die Pächter gezwungen, ſchon nach einem Jahre den Pacht wieder zurüczulegen. Die Ge- meinde jcheint wegen Anjtellung eines neuen Bräuers in Verlegenheit gewejen zu fein, da jie nun zum zweiten Male auf den früheren Bräuer Johann Heinrich Schmid! zurüdgrifi. Da diefer 1756 abermals jchlechtes Bier erzeugt hatte, wurde in der Sibung des Bräuausſchuſſes am 30. März beichlofjen, dem Roſchwitzer Bräuer Georg Thomas Vieth, welcher Schon vor 25 Jahren Bräuer in MWeipert war, hier die- Tochter des vermögenden Stadtrichters und Malzhausvorſtehers Heinrich Schmidl geheivathet hatte, und dem man jebt in der ganzen Umgegend die Erzeugung eines vorzüglichen Dieres nachrühmte, ein Probegebräu zu übertragen. Dieles fcheint günjtig ausgefallen zu fein, weil er ſchon im Mai des genannten Jahres hier feine Anjtellung erbielt. Im Jahre 1762 hatte fein Sohn Georg Ernſt Vieth die Bräuerei übernommen. Derſelbe faufte im September 1772 von den Köhler'ſchen Wailen das Wohnhaus jammt Feld, Aecker und Wiefen in der Jungferngaſſe um den Kaufichilling von 220 fl.; außerdem war er auch Beliter des Hauſes NE. 130. An diefer Zeit begann man allenthalben mit der Erzeugung von Oberhefen-Bier, auf das jih Vieth jedoch nicht verjtand. Aus diejem Grunde wurde ihm 1789 gefündigt und ein neuer Bräuer Johann Kuhn, welcher vordem Bräuerburjche in Joahimsthal gewejen war, aufgenommen. Das Haus NE. 76 ward jpäter jein Eigenthum. Bräuer Georg Ernjt Vieth war im Sahre 1798 gejtorben.

Im Sabre 1730 bejtand der Magijtrat von Weipert aus dem Stadtrichter Salomon Kranz Schmidl, den Ajjejjoren Ehrijtian

Bater sen. und jun. Andreas Die, Georg Thomas Yenhard, Sohann Chriſtophh Müller, dem Syndicus Johann Hermann Müller und den Gemeindeältejten Chriſtian Fickert und Johann Heinrich Didelt.

Daſs Handel und Gewerbe nad) der Gegenreformation in Weipert feinen rechten Fuß faſſen wollten, ijt wohl daraus erklärlich, dajs jich anfangs alles auf den gewinnbringenden Berg- bau verlegte, der dreigigjährige Krieg den wohlhabenden Theil der Einwohner nad) dem Auslande trieb und den Zurücg.bliebenen nur Nahrungsjoraen brachte. Wir finden nach dem Kriege bier nur bie unentbehrlichjten Gewerbe, wie Schneider, Schuhmader, Schmiede, leifcher, wohl auch Rohrſchmiede und Büchſenmacher u. a. ver- treten, die nach Angaben unjerer Naitungen ihre Bürgerrechtstare erlegt haben. Eine von Hans Bittner 1637 erbaute Rohrſchmiede und Ziehbanf war nad kurzem Bejtehen eingegangen und in eine Mahlmühle verwandelt worden. Selbjt an einem Tijchler jcheint es bier gefehlt zu haben, da man noch 1663 einen Schranf für bie Pfarre in Wiefenthal machen laſſen mujste. Indeſſen hatte fich dag Tiſchlergewerbe bald darauf auch in Weipert ausgebreitet, da ſchon im Jahre 1680 eine Tiſchlerzunft beitand, die ihre Zunftartifel®) am 9. December des Lettgenannten Jahres zur Dar— nachachtung ihrer Mitglieder veröffentlichte.

Die Leute waren jehr arm und nur der Sachje Baier, der das abgebrannte Bärenhaus NE. 16 wieder aufgebaut hatte und einen jchwunghaften Getreivehandel nach Sachſen betrieb, galt als vermögender Mann. Von feiner Frau rührt auch ein großes Kreuz in der St. Martinsfirche her, dajs ſie einem von ihren Söhnen jeßen lieg, der in einem Hohlwege von einem jchwerbeladenen Wagen erdrückt worden war. Bon einem anderen ihrer Söhne, der das Haus NE. 155 faufte und Schichtmeifter war, joll die Begräbnis: jtätte der Baier’fchen Familie herſtammen. Die große Steinplatte, welhe nunmehr an der Friedhofsmauer neben der Kirche lehnt, läſst noch heute folgende Inſchrift ganz deutlich ablefen; fie lautet wörtlich: „Alhir light die tugentreiche Frauw Roſina Bayerin tes

*) Dieſe Zunftartifel befinten fi im Driginale im hiefigen Stadts archive.

157 Hern Chriſtian Paejers jelliges Eweib irres Altter8 worre ſie 40 Jahr und ifd dem 4. Februaris jellig enpichloffen A. 1686, Gott ferlei ir eine janfte Au. Amen. Alhir lig ich) und pitt ihr Chriſten bitted vor mich.” Auch die jteinerne Weltfugel auf ver Friedhofmauer, die ehedem auf dem Grabjteine angebracht war, joll von dieſer Famllie herrühren.

Wir haben bereits zu öfterenmalen erwähnt, dajs die Erz: gebirger ein armes, aber fleigiges Völkchen jind, das mit zähem Fleiße dem Broterwerbe obliegt und troßdem oft hungern mus. Namentlih halten Noth und Elend zur harten Winterszeit in die Berge ihren Einzug. Das ajchjarbene Gejpenit des Hungertyphus nimmt dann manchen armen Nothleivenvden mit jich und iſt oft der einzige Retter aus all den furchtbaren Qualen. So iſt es auch heute noch, jo war es ſchon damals. Es läjst jich daher leicht erflären, dajs den arbeitjamen aber hungernden Grzgebirgern die wohlthätige und edle Frauengeitalt Barbara Uttmann dur Einführung der Spitenflöppelei (1561) wie ein Rettungsengel erichienen jein mag, indem jie einen neuen und für jene Zeit ungemein hochgejchätten

Induſtriezweig begründete, der für viele Dörfer und Städtchen

jegensreich werden jollte. Barbara Uttmann wurde 1514 zu Elterlein im jählischen Erzgebirge geboren und erlangte chen in frühejter Jugend eine ungewöhnliche Fertigkeit in allerlei weib- lichen Handarbeiten. hr Vater, der Bergherr Hans Heinrich von Elterlein, überjievelte 1526 als Bergzehentner nah Annaberg, wo er jeine Tochter an den reichen Bergherin Chriſtoph Uttmann verheirathete.. Cs wird vielfach bezweifelt, dajs jie das Spitzen- flöppeln erfunden, denn nad Erzählungen gewiegter Schriftiteller bat jie die Kunſt von einer aus Brabant vertriebenen Protejtantin erlernt, die bei ihr freundliche Aufnahme gefunden hatte. Kann ſie daher auch nicht als die eigentliche Erfinderin diefer Kunft bezeichnet werden, jo bleibt ihr doch unbejtritten das Verdienjt, daſs jie, wie bereits erwähnt, durch Einführung und Verbreitung des Spitzen— Elöppelns für das Erzgebirge einen Erwerbszweig jchuf, der zur Zeit der jpäteren Noth Taufende dem größten Elende entrijs. So lange der Bergbau blühte, war das Spitenflöppeln eine Neben— befchäftigung der weiblichen Bevölkerung. In Buchholz finden

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wir die Pojamenterie auch Ihon im Jahre 1589 eingeführt. Als

nad) dem dreißigſährigen Kriege der Bergbau ganz darniederlag, als Hunger und Noth die jonjt arbeitjamen Bewohner des Erz- gebivges bevrohte, da erit erfannte man die große Wohlthat, die Barbara Uttmann durch die Einführung der Spibenflöppelei den Bewohnern erzeigt hatte. Barbara Uttmann jtarb am 14. Jänner 1575 in Annaberg, wo jie auf dem dortigen Friedhofe in ber Nähe der jagenhaften „Linde“ eine Nuhejtätte fand, die nachmals durch ein einfaches Grabdenfmal geziert wurde, worauf folgende Inſchrift zu lejen iſt:

„Hier ruht Barbara Uttmann, gejtorben den 14. Jänner 1575. Sie ward durch das im Jahre 1561 von ihr erfundene Spitenflöppeln die Wohlthäterin des Erzgebirges.

Ein thätiger Geijt, eine jinnige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland!”

Im Jahre 1886 wurde ihr auf dem Marktplatze in Anna berg abermals ein practvolles Monument errichtet.

Erjt im Sahre 1693 treffen wir in Weipert Spuren der Spitenkflöppelei, indem ein biefiger Bürger als Spitzenhändler genannt wird, der in Bärenjtein für Spitenwaren Forderungen hatte. Aber auch Feiler jpricht im Jahre 1700 von dem darnieder— (iegenden Spitenhandel, was uns zur Annahme veranlajst, daſs ſchon um die Mitte des XVII. Jahrhunderts die Erzeugung von Spiten in Weipert heimiſch gewejen. Um das Jahr 1700 jcheint das Müllergewerbe hier jehr im Gange gewejen zu jein, denn 1695 erbaute dev Bürger und Weißbäcker Andreas Die die Mühle NE. 22 (jet die Kabrif von Franz Pohl's Söhne Nachfolger) und Johann Heinrich Lenhard 1717 die Mühle NE. 93, Gapetaniamühle genannt. Der letere mujste einen jährlichen Erbzins von 35 fl. erlegen, der aber 1724 auf 20 fl. herabgejeit wurde. Im Sabre 1730 faufte eine Jungfrau aus der Schmidl'ſchen Familie das 1663 von der Herrichaft erbaute Blechhammermwerf (NE. 8), welches 1697 wegen Holzmangels aufgelafjen worden war, heirathete einen PBapiermachergejellen, namens Carl Weib: rauch aus Bergreichenftein und baute eine Bapiermühle hinein, die den Namen ihres zweiten Mannes, Wenzel Trinfs, der vorher

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als Gejelle bei ihr gearbeitet hatte, erhielt und „Trinfsmüh le” bis heute genannt wurde. Nachdem dieje rau gejtorben war, juchte man, da fie jehr jparfam war, nach barem Gelde, jedoch vergebens, und warf unwillig den Klöppeljad, an dem jie immer gearbeitet hatte, auf den Brotichranf. Die Gejellen nahmen jpäter während einer Arbeitspaufe (Beiperzeit) den Klöppelfaf vom Schrank und warfen ſich denjelben aus Muthwillen gegenfeitig jo lange zu, bis er zerbarjt und jich mit Dufaten jtatt, wie gewöhnlich mit Steinen, gefüllt zeigte.

MWeipert zählte damals 245 Häufer, jah aber keineswegs, wie Heiler berichtet, jehr einladend aus. Die Rauheit des Klimas, das Darnieverliegen des Gewerbes, di: Unjicherheit der Gegend, jowie Miſsernten und die Unmajje von Wild, worunter auc Bären und Wölfe, die bis in die Straßen und vor die Häufer drangen machten Weipert gewijs unwirtlich. Die Einwohner, deren An— zahl wir aus jener Zeit nirgends angegeben finden, ſchildert diejer Chroniſt als meiſt arme Leute und ertbeilt ihnen den wohlfe len Troſt, dafs ſie ſich jetst in ihrer Armutb glüclicher ſchätzen müjsten, als vordem bei ihrem binreichenden Ausfommen, da jie den fatho- liſchen Glauben wieder gewonnen hätten, und lobt ihren Eifer für Gottesdienst, Wallfahrten, Brocejjionen u. j. w. Die Gegenrefor- mation war aljo zu diejer Zeit endlich vollendet.

Die Sanitätsangelegenheiten unferer Stadt lagen in den früheren Zeiten in den Händen von jogenannten „Bapdern, Feldſcheerern und Chirurgen“. Der Anfang der Heilkunft überhaupt ijt jiher nur in den Erfahrungen und: Vergleichungen zu juhen. Man träufelte das beilende Naſs auf die brennende Wunde, wuſch ſie, drückte einen blutjtillenden Yaubverband auf jelbe und that anderen ebenjo. Der Andere ſah dieſe Handgriffe, übte neue, juchte nach Fräftigeren Heilwurzeln, und ver erjte Arzt war ohne Rigorojen, aber auch ohne Taren promoviert. Die erjten Aerzte, denen wir in der Gejchichte begegnen, waren die PBriejter, jo die Brahminen bei den Indern. Sie folgten dem Heere, beteten um den Sieg und jorgten für die Kranken. Auch bei den Aegyptern waren die Priejter zugleich Aerzte. An den Ruinen Thebens jieht man abgejchnittene Arme und Füße, jowie die zu

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piefen Abtrennungen nöthigen Werkzeuge. Auch die Perjer und Die Hellenen achteten und jhäßten ihre heilfundigen Männer; dagegen (ajjen ji bei den Nömern in den älteſten Zeiten nur wenig Spuren eines geregelten Heilverfahrens entdeden. Als Alerander der Große (339 v. Chr.) zu Tarfus erfranft war und aus einem genommenen Bade getragen werben mujste, gaben ihn feine Aerzte auf, da fie ſich nicht getrauten, etwas zu verorbnen. Nur Philippus ‘ein Leibarzt, entjchlojs jich, in diefer Noth ein gefährliches, aber entjcheidendes Mittel zu gebrauchen. Das Vertrauen des Königs zu jeinem Arzte, welcher gleichwohl vom Feldherrn Parmenio einer unedlen Abficht gegen das Leben des Fürſten geziehen worden war, ward durch jchleunige Genejung herrlich belohnt. « Von dem

Auftreten griechiicher Aerzte in Nom, gegen Ende der Republik, ,

beginnen die Anfänge einer geregelten Fürſorge für die Gejumpheit der Bürger und Soldaten. Insbeſondere war es Aſklepiades aus Pruſa, welcher großes Anfehen in Nom gewann und jeinen Stand dadurch hob, daſs er viele Freigeborene anregte, ſich ber Heilfunde zu widmen. Unter Cäſar wurde diefe Wiſſenſchaft zu einer freien Kunſt erklärt, und Kaiſer Auguftus, der von feinem Xeibarzte Antonius Mufa durch eine Kaltwaſſerecur von einer lebensgefährlichen Krankheit gerettet wurde, verlieh diejem und feinen Kunſtgenoſſen das Necht, den goldenen Ring, das Ehrenzeichen der römiſchen Ritter, zu tragen.

Karl der Große war es wieder, der auch auf dem Gebiete der Heifunde bahnbrechend wirkte. Er befahl, daſs die Mönche an den Klojterichulen Medien lehrten und zog felber ausgezeichnete Aerzte an feinen Hof. Vom VT. Jahrhunderte an waren die Klöjter die einzigen Pflanzjtätten wifjenjchaftliher Bildung in Deutjchland gewejen. Bon Mönchen und Prieftern ward die Heilfunjt ausgeübt, und die medieinische Wifjenichaft entwickelte jich unter ihren kundigen Händen zu neuer Blüte. |

Dieje ſchöne Entwicklung des geijtlichen Berufes jtörten jedoch mit vauher Hand die Päpſte. Auf der Kirchenverjammlung zu Le Mans im Jahre 1247 wurde der in vieler Hinficht eigenthümliche Grundſatz aufgejtellt „Ecelesia abhorret a sanguine* (die Kirche verabjcheut das Blut). Anfolgedefien wurde den Priejtern und

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161 Mönchen bei Strafe des Kirchenbannes die Heilfunjt auszuüben verboten. Nun geriethen Meedicin und Chirurgie in die Hände der Bader und Scheerer, die da jchröpften und zur Ader liegen, Pflaſter jchmierten, kurz im allerbeiten Falle nicht viel Schaden anrichteten. In Deutjchland fehlten z. B. alle hirurgijchen Unterrichtsanjtalten

‚und die Section einer Leiche war jtrenge verboten.

Zur Zeit, da in Frankreich und Italien ſchon die chirurgijchen Lehranjtalten zu Paris, zu Montpellier, Bologna und Salerno blühten und gut bejucht waren, zogen in Deutjchland mit Eaiferlichen

Privilegien verſehene Zahnbrecher, Oculiſten (Augenärzte, Stein—

Ichneider umher, welche alles Wifjens bar, nur die voheiten Kunit- griffe ihres Handwerkes inne hatten und fih dennoch für Wund— ärzte ausgaben. Dieſe Gejellen, die dem fahrenden Volke der Spiel: leute und Gaufler gleichgejtellt wurden, verbreiteten in den deutjchen Gauen eine Milsachtung gegen den ärztlichen Stand, unter dem diefer und das Volf bis ins XIX. Jahrhundert ſchwer gelitten haben. Alle, die ein ehrjames zünftiges Handwerk trieben, erfannten ven Schyeerer und Bader nicht als ihresgleichen an; fie hielten jich abjeits von dem unehrlichen Volke, das fich nicht zu einer Zunft vereinigen durfte, jondern nur zu den Schäfern und Abvedern jich gejellen fonnte. Kein Sohn eines Scherers fand Aufnahme und Lehre beim ehrjamen Handwerter, Fein Kind eines ehrlichen Meifters ehelichte den Badersfnecht. Diejer Zuſtand währte bis in den Anfang des XV. Sahrhunderts. Es bedurfte eines Privilegiums, das ihnen König Wenzel 1406 verlieh, um jie „ehrlich“ zu machen, und erit Karl V. unterfagte 1548 die Ausichliegung der Bader und Scheerer vom Betriebe eines bürgerlichen Gewerbes und gejtattete ihnen das Zunftrecht. Die Stellung des Feldſcheerers beim Heere

ſcheint nach allen Berichten feine ehrenvolle und angenehme gewefen

zu jein. Er hatte den Rang zwijchen dem Corporal und Fourier (Quartiermacher), mujste zweimal wöchentlich die Soldaten rajieren und war wie jeder gemeine Soldat der Strafe des Fuchtelns aus- gejeßt.

Unbejchreiblicher Aberglaube, unbegreiflicher Blödſinn herrſchten damals in den Kranfenjtuben. Wem ſollten die Necepte damaliger Zeit heute nicht ein jtilles Lächeln abgewinnen?

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„Nimm ausgelafjenen Sped, Honig und Noggenmehl, mad) es zu einer Salben und bejtreiche die Wunden damit, jo iſt fie in zwei Zagen heil.” „Soll die Wunde in drei Tagen heilen, jo nimm Naterwurz das Kraut und verbindt die Wunden damit, oder mit der innern Rinde vom ejchenen Holz, das zeucht es jo jubtil zus jammen, dajs es ein Otreimlein gibt, wie ein Faden, injonderheit im Angejichte zu gebrauchen.” Wollte der Pflegende wijjen, ob ein Ver— wundeter am Yeben bleiben over jterben werde, jo wird ihm Folgendes gerathen: „Nimm Gauchheilfraut, Bingelfraut, dörre es, pulverijiere es, gibs dem Kranken zu trinken; behält er’s, jo bleibt er am Leben, im anderen Falle werde er jterben”. Pflaſter aller Art werben auf- gezählt, welche Eijen oder einen Pfeil oder eine Kugel aus den Wunden ziehen jollten. Die Stoffe, welche zu diefem „hochberümbten“ Pflajter verwendet werden, jind ganz eigenthlümlicher und höchſt mannigfacher Art. Es jpielt da „Haſenſchmalz, je älter, deſto beſſer, Gänſekoth, grün Siegelwahs, Honig, Theriak, Backofenruß. Hirſch— zungen, Wachholderbeer, lebendige Krebſe u. | w.” große Rollen, und war die Zubereitung all diejer Heilmittel eine jehr mühenolle; die Kräuter mujsten an gewiſſen Kalendertagen gepflückt, ja das Holz oder Eiſen, mit dem jelbe ausgegraben wurden, mujste geweiht fein.

Die Ausjtattung einer Feldapotheke war noch im XVIII. Yahr- hundert ganz eigenthümlih. Da fanden ji 284 „Artzeneien“, darunter Regenwürmer, Maiwürmer, Tauſendfüßler, Mumie, Vipern u. ſ. f. Das Vertrauen auf derlei von Duadjalbern und Marft- jehreiern angepriefene Mittel war ftärfer, als das auf ärztliche Kunſt und ſcheint ſich diefer Giaube an Gurpfujcher und Wunder- doctoren beiderlei Gejchlechtes von älteren Tagen bis auf die jeßige Zeit vererbt zu haben. Hier in Weipert wird noch heute vie! aufs „Verjehen”, auf den Bapierldoctor in Sachſen, auf den Nepro- wißer, Roſchwitzer u. a. gehalten. Früher hieng man ſich Talismane, magijche Zettel um den Hals, oder man jtellte fich ‚unter ©t. Ch riſtophs und St. Georgs Schuß ; andere wieder trugen das St. Sohannes-Evangelium bei jih. Das waren die Frommen, die Armen m Geijte, die auf den Himmel hofften ; diejenigen aber, welche auf das Jenſeits zu Gunſten des irdijchen Lebens verzichten wollten, wandten alle Mittel auf, um Zaubermittel fennen zu lernen, mit

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dem jie jich hieb-, ſtich- und kugelfeſt machen wollten; ein Stüd Strid, an dem ein Menjch aufgehangen worden war, den Bart eines Bockes, die Augen des Wolfes, Kopf oder Herz der leder maus in eine jchwarze Katerhaut gewickelt, Fauften diefe Yente um ihweres Geld von alten Yeuten, Schäfern oder dem Henker. Vier: blättriger Klee ilt heute noch ein Talisman für KRartenjpieler.

Am 6. Juli 1754 wurdem im biefigen Rathhauſe von den von Natbswegen verordneten Gommiljarien Ferdinand Lenhard und Johann Andreas Schmid! die Bürger Heinrih Flohrer, Johann Chriſtoph Schmidl und Joſef Zahn einem itrengen Verhör unterzogen, weil jie unter Anleitung eines Nandelsmannes aus Platten (Govertit Karl Friedrich Melber) im Grumertichen Haufe (NE. 235) das GhriftophorisGebet verrichtet hatten und deshalb zu Arreit gebracht wurden. Bei Verrichtung des Chriſtophori— Gebetes mufste man jich im einem gezogenen Kreis jtellen und dabei einige Haare von einem Berjtorbenen, ein hölzernes Kreuz, vier Pfennige aus Zinn mit den eingravierten Buchjtaben INRJ, einen ſalomoniſchen Schlüfjel u. dgl. bejigen. War diejes Gebet mit der erforderlichen Andacht verrichtet, Jo war man begnadet, die verborgenen Schätze von geprägtem Gold und Silber aus der Erde heben zu Fünnen!

Wie in ganz Deutjchland, bejorgte auch in unjerem engeren Vaterlande der Teldjcheerer das Handwerk der Chirurgie, feine Geſellen mujsten die Soldaten zweimal wöchentlich vajieren; dafür erhielten jie monatlich einen Srojchen bejonders. Die Feldärzte hatten nicht Officiersrang umd jtanden unter dem Gorporal. Grit 1752 erhielten die Negimentsfeldjcheerer den Titel Negiments- hirurgus und wurden mit Ste, der Feldſcheer mit Er angejprochen.

Uebergehen wir jpeciell auf unjere Stadt Weipert, jo finden wir nur ſpärliche Nachrichten darüber, unter wejjen Obhut Die biefigen Sanitäts - Angelegenheiten jtanden. In dem vorhandenen Actenmateriale finden wir, dafs 1679 Georg Bauer, welcher aus Deiterreich ſtammte, hier als Arzt jeine Praris ausübte Nah ihm begegnen wir 1681 Johann Caſpar Ittenſohn, deſſen Water Betr in St. Margarethen in der Schweiz Stabtrichter Bader und Wundarzt war. Er vermälte jich bier mit Margarethe

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Bartl (unter dem adeligen Treihof) und erwarb ſich das Bürger- reht in Weipert. Nach jeinem Tode (1711) übte jein Sohn Marcus Anton Ittenſohn hier die Ärztliche Praris aus, und ver- ehelichte jih diefer am 22. November 1711 mit der Tochter des Stadtrihters Heinrihd Schneider. Zu gleicher Zeit mit dieſem war bier aud Joſef Schmidl, welcher jpäter (1732—1751) Stadtrichter und Steuereinnehmer war, als Bader und Chirurg thätig. In Stahlberg lebte der Chirurg Chriſtoph Donath. m Sabre 1734 bis 1737 begegnen wir dem Bürger und Chirurgen Wenzel Leopold Köffler, nach dem Tode Schmidl’s (1751) dem Chirurgen Johann Andreas Rieß, einem Bürger, der am 28. Februar 1784 in NE. 161 in jeinem 59. Lebensjahre gejtorben iſt. Im Sabre 1756 war hier auch Chirurg Joſef Härtl. Wir finden, dafs auch die Chirurgen aus Bärenjtein, und zwar Friedrich Auguft Lorenz 1755), Friedrih Auguft Schreiber und Johann Bollner (1785), bei dem ein Sohn des hiejigen Bürgers Johann Gruß in der Lehre jtand, und der Preßnitzer Chirurg Johann Peter Rimlinger wiederholt zu ärztlichen Gonfultationen in MWeipert beigegogen waren. Am 28. November 1781 wurde bier in Weipert der Feldſcheer und Chirurg Adalbert Müller ange: stellt, welcher am 21. November 1782 in Prag das Diplom erworben hatte. Er wohnte in NE. 136, kaufte am 2. Mai 1801 von der Witwe Marie Anna Lenhard das Haus NE. 170 um den Betrag von 500 fl., welches er aber jhon am 12. Mai vesjelben Jahres an Ignaz Harniſch mit einem Gewinn von 100 fl. wieber ablieg. Mit ihm zugleich (1758) übte hier, wohl nur für eine furze Zeit, auch der Chirurg Hanf jeine Praris aus.

Koch wollen wir zum Schlufje diejes Gapitels der merfwürs digiten hier vorgefallenen Naturereignijje und anderer Begeben- heiten, die jich im Verlaufe unjerer Gejchichte ohne Störung des Ganzen nicht leicht ftreifen liegen, gedenfen. Im Sahre 1552 (am Oſter— jonntage) fand ein großes Erdbeben jtatt, wo in vier Tagen bie Erde zehnmal jo erjchüttert wurde, tajs in Freiberg, Joachims— thbal nnd in unferem Orte die Fenſter klirrten und allgemeine Panik entjtand. Im Jahre 1612 erhob jich ein jo gewaltiger Sturm, daſs Taufende von Bäumen niedergeworfen wurden und in Weipert

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fein Haus unbejchädigt blieb. Da gerade in Kaaden Jahrmarkt war, mujsten jämmtliche Marftleute in Pleil übernachten, und man vermochte nicht, von einem Hauſe in das andere zu fommen. Der Berggejhworene von Preßnitz, Caſpar Krimmer, wurde im Kriegwalde von einer jtürzenden Tanne derart beihädigt daſs er noch während des Transportes jtarb. 1661 war ein jo anhal— tender heftiger Negen, daſs die angejchwollenen Bäche fait alle Waſſerwerke ruinierten, die Thäler Seen glihen und in niedrig gelegene Häufer das Waſſer meterhoch eindrang. Im Jahre 1697 gab es jo ungeheure Schneemajjen, daſs baufällige Häujer unter der Laſt zujammenbrachen, und man Stollen durch den Schnee treiben mujste, um ins Freie zu gelangen. Darauf folgte ein najjer Sommer und Herbſt, und im September gab e3 bereit3 wieder Schnee, jo dajs viel Getreide auf dem Felde verdarb. Auch Krank— heiten verjchonten Weipert nicht, und hielt der Tod in den Jahren 1606, 1607, 1613 (wo durch die Belt der biejige Pfarrer und dejjen Ehegattin dahingerafft wurden), 1676, 1679, 1680, 1713, 1714, 1738 und 1739 reiche Ernte. Namentlich waren es 1613 die Veit, 1636 die Kriebelfvanfheit und von 1662 bis 1664 die ungariiche Krankheit, welche viele Opfer forderten.

I. Lapitel.

Weizrerft zur Beit des fießenjähbrigen Strieges.

IFlit dem Megierungsontritte der Kaiſerin Maria Therejia

A (1740), vie infolge der Einſetzung der pragmatijchen Sanction vom Jahre 1713 zur Thronfolge berechtigt war, begann jener für die ganze öſterreichiſch-ungariſche Monarchie und auch für Böhmen jo verhängnisvolle Erb- folgefrieg, der namentlich Für das leßtgenannte Land die traurigiten solgen hatte. Die jchs mächtigen Fürſten, und zwar jene von Baiern, Preußen, Spanien, Sardinien, Sacjen (damals mit Polen vereinigt) und Frankreich eröffneten den Krieg, indem jie in die öſterreichiſchen Erbländer eindrangen, und es ſchien anfangs wirklich, als müſste der alte öſterreichiſche Länderbau in Trümmer fallen. Und in dev That, nur die Ergebenheit der gut öſterreichiſch gelinnten Völker, zumal jene der Ungarn, rettete die Kaijerin aus der größten Gefahr und ermöglichte es ihr zuletzt, alle ihre Länder, mit Ausnahme von Schleften, das an Preugen abgetreten wurde, zu behaupten; doch hatte der Krieg durch fünf Jahre gedauert, und namentlich war Böhmen dejjen vorzüglichiter Schauplat geweſen, und wiederum wurden die Saaten diejes Yandes von dem feindlichen Roſſen zeritampft, jeine Bewohner geplündert, wenn auch Mord» brennen und jonjtige Grauſamkeiten nicht in dem Maße wie zur Zeit des dreißigjährigen oder Hufjitenkrieges verübt wurden, Weipert mujste 1741 binnen drei Tagen und bei Vermeidung der empfindlichiten Execution 60 Strich Hafer und 760 Bund Heu als Gontribution nach Elbogen abliefern,

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Trotzdem am 11. Juni 1742 mit Preußen und Sachſen Friede geſchloſſen wurde, dauerte der Krieg mit Frankreich und Baiern noch fort und drang im October desſelben Jahres ein franzöſiſches Streiteorps vom Auslande her über Joachimsthal und Wieſen— thal bis zur oberen Papiermühle Nr. 244, die nebſt den umlie— genden Häuſern ausgeplündert wurde.

Als die Bewohner von Weipert ſich in Gefahr ſahen, rafften ſie ihre beſten Sachen zuſammen und flüchteten ſich nach dem damals bereits neutralen Sachſen. Die Panik war ſo groß, daſs aus dem Hauſe des Andreas Schmidl auf die Nachricht von der Annäherung des Feindes hin eine Braut mit ihren Betten und im vollen Braut— ſtaate vom Hochzeitsſchmauſe hinweg bei hellem Tage über die Grenze floh. Doch kamen diesmal die Weiperter noch mit dem bloßen Schrecken davon, denn auf die Nachricht, daſs die Franzoſen bei Kaaden am 13. October 1742 von den Ungarn geſchlagen worden ſeien, gieng der lauernde Feind auf demſelben Wege wieder nach Karlsbad zurück.

Im ſpäteren Verlaufe des Erbfolgekrieges, im Jahre 1744 nämlich, wurden ſowohl im Raitzenhainer wie am Weiperter Paſſe ſtarke Verhaue angelegt, die nicht nur von den Einwohnern, ſondern ſelbſt von Bürgern aus Komotau und Kaaden bewacht werden mujsten. Da die Preußen jedoch über Peterswalde ein— brachen, blieb unjere Gegend auch diesmal verjchont.

Im Jahre 1745 Fam es auch wieder mit Preußen und 1748 mit den anderen ftreitenden Mächten zum Frieden, der von ber großen Kaijerin dazu benußt wurde, um das durch die heftigeu Stürme jo jehr erſchütterte Staatsgefüge durch Reformen im Innern zu fejtigen und zu neuen Kämpfen vorzubereiten, die bei der Zähigkeit der Gegner, namentlich Friedrichs des Großen, wie vorauszujehen war,

nicht ausbleiben konnten. Es wurde, nachdem ſchon durch ein Patent

vom 14. Mai 1849 die Aujtiz von der Aominiftration getrennt worden war, auc im Jahre 1751 eine neue Eintheilung des Landes, und zwar die in 16 Kreiſe vorgenommen, jedem verjelben ein Kreishauptmann vorgejeßt, der jeinen Sit in der größten Stadt des Kreiſes nahm, von der Regierung als definitiver Beamte ange: jtellt wurde und ein untergeordnetes Hilfsperjonal erhielt. Während

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früher die Kreishauptleute den Städten beigeordnet waren, wurden diefe num den Kreisämtern untergeordnet. Die deutjchen Bergjtädte verloren ihre eigenthümliche Verfaſſung. Weipert fam damal3 unter das SKreisamt Elbogen und blieb bloß in Berg- jahen auf das Oberamt in Joahimsthal angewiejen.

Die weiteren Reformen der Kaiferin wurden durch den Einfall des Preußenkönigs in Sachjen, welches Land ſich mit der Kaijerin verbündet hatte, plößlich unterbrochen. Friedrich II mollte ji den Beſitz von Schlejien fichern und fuchte der Kaiferin zuvorzu— fommen, da er wujste, dajs fie der Verluft des ſchönen Schlefiens tief jchmerzte und daſs ſie es ſicher früher oder jpäter zurüczuerobern trachten würde. Unter nichtigen Vorwänden brach er daher im Auguft 1756 unvermuthet in Sachjen ein, und die Päſſe des Erzgebirges waren abermals als am zugänglichiten den Plünderungen und Er- prejjungen des Feindes ausgejeßt. Diesmal fam Weipert jchlecht weg. Es war nämlich die Getreideausfuhr jtrenge verboten worden; troßdem hatten aber einige Weiperter Getreidefuhrleute dieſes Verbot häufig übertreten, deshalb mufsten fie jieben Wägen, jeden mit zwei Mann, zur Armee jtellen. Das Los traf Joſef Bartl und feinen Sohn Kranz, Johann Baier, Andrras Hadl (aus dem Illinghofe), dann zwei Neugejchreier, den jogenannten Finken— trau und Yumpenfleifher. Die Schanze bei dem Haufe Nr. 4 war neu aufgeworfen, mit einem Pojten öſterreichiſcher Hufaren und Croaten bejeßt und mit zwei Keldichlangen armiert. Die in Annaberg jtehenden Preußen überfielen dieſe Beſatzung im Frühjahre 1757 mit 800 Mann, indem ein Theil über Kuh— berg einbrach, ein anderer, von einem Spion über Königswalde, Weißenhirſchen und die Wolfsfhmiede (bei Nr. 1) geführt, den Dejterreichern in den Rüden Fam. Die Frau des Haufes Nr. 4 jah zuerjt von dem Bodenfenfter aus die Preußen vom Weißenhirſchen her vordringen, warnte eilig die bei ihr ein- quartierten Hujaren, die zum Theile nur im Hemde aufs Pferd Iprangen, fich eine Zeit lang vertheidigten und endlich, als fie die Uebermacht jahen, davoniprengten. Die Croaten vertheidigten ſich tapfer, blieben aber, von den Hufaren verlafjen und von Feinden umringt, jämmtlih auf dem Plate und wurden ſpäter auf dem

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Weiperter Friedhofe begraben. Die Preußen nahmen ihre Tedten mit, plünderten bis in die Jungferngaſſe und trieben zwei Horden Vieh nah Annaberg

Auch anderweitige Gontributionen wurden unjerer Stadt auf: erlegt. Sp mujsten am 26. Jänner 1758 25 Gentner 17 Pfund Mehl, 50 Eentner 1 Viertl und 1 Metzen Hafer, am 19. Kebruar desielben Jahres Für das Cavallerie-Regiment 55 Gentner Hafer, am 13. März für die Truppen 226 Gentner 44'1%/,, Pfund Heu nah Majch au geliefert werden. Bon den im Vorjahre aufyefauften Vorräthen lagen in Weipert noch 72, und in Böhm. Wiefen- thal 174 Gentner Heu, welche am 24 Februar nah Komotau befördert werden jollten. Da aber weder in Weipert noch in Wieſent hal entjprechende Fuhrwerke aufzutreiben waren, jo mujsten diefe die Herrſchaft Hauenjtein für Weipert und die Herr: ſchaft Schladfenwert fir Wiejenthal beijtellen. Dieje Fuhr— werfe begleitete der Preiniter Bürger David Korn, als beitellter

Conducteur, und hatte diefer für die richtige Verladung und recht:

zeitiges Eintreffen in Komotau einzuftehen. Zufolge Faijerlichen Reſcripts vom 2. April 1758 wurden 1,844 852 fl. 44 fr. als Subfidiengelder verlangt und entfielen hievon auf Weipert 139 fl. 20 fr., welchen Betrag e8 in zwei Terminen mit 69 fl. 40 E£.. auch leilten musste. Auch wurden in der Zeit vom Jahre 1758 bis 1762 von bier 21 Pferde und 3 Ochjen durch die preußiiche Miliz gewaltjamerweije weggeführt. Der kaiſ. Feldmarſchall— Lieutenant Graf von Haddeck hatte in der Stadt Berlin an Gontributionen 550.000 Reichsthaler erhoben. Diejer Betrag jollte nun veeiproque aus dem Königreich Böhmen durch Brand- Ihaßungen und Gontributionen eingebracht werden. So wurde von dem Preußiichen Obrijten der Gavallerie und Intendanten der preußiichen Armee Ch. dv. Arnitadt, der 1757 fein Pager in Komotau aufgeihlagen hatte, der Stadt Weipert unterm 26. November der Befehl ertheilt, binnen zwei Tagen die Summe von 2100 fl. an die fönigl. Kriegscafje unnachſichtlich zu entrichten oder zu gewärtigen, daſs im ausbleibenden oder verweigernden Kalle jogleich die Erecution erfolgen und gegen das Bergjtädtl Weipert als Widerſpänſtige mit euer und Schwert verfahren werden jolle.

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Die Bezahlung der Gelder hatte an den Obrijten jelbjt bis zum angejetten Termine (den 29. November) und zwar in Bojtelberg zu gejchehen. Am 21. Juni 1758 drangen von Annaberg aber— mals 890 Preußen plündernd durch den Gründner Stadttheil bis nah Sorgentbal, von wo jie über Jöhſtadt zurücgiengen, da auf dem Rückwege über Weipert feine Beute zu erhoffen war, indem die Einwohner ihre wertvollen Sachen, die jie noch hatten, im Walde verjtecft hatten. Gleichwohl folgten Schon nach wenigen Tagen (am 27. Juni) abermals 15 Mann Preußen nad, die in Weipert requirierten, in Pleil das berrjchaftlihe Zinn-, Blech— und Wirtshaus plünderten, jedoch von den in Preßnit liegenden Groaten ebenjo zurücgetrieben wurden, wie am 3. Auguſt desjelben ‘Jahres, als jie 1300 Mann jtark, mit Neiterei und 3 Geſchützen über Weipert bis zur Ziegelhütte auf dem Kremfiger (bei Preßnitz) vorgedrungen waren, wo es zu einem lebhaften Gefechte mit den Kaijerlichen fam.

Nachdem nun die Ervaten im Winter MWeipert, Preßnitz und Sonnenberg bejett gehalten hatten, von welchen in Sonnen: berg allein 2 Gompaanien jtanden und in den dortigen Nürger- häuſern fürmliche Spitäler errichtet waren, wurden bdiejelben im Frühjahre 1759 von dem preußiſchen General Hüljen vertrieben, als derjelbe von Sebajtiansberg aus durch den Lieutenant Memerti am 16. April mit 29 jchwarzen Hujaren vom Amte und der Bürgerfchaft in Preßnitz 100 Stüf Ducaten und in Sonnenberg am Dftermontage durch den Lieutenant Tillman 200 fl. als Gontribution eintreiben ließ. Auch mujsten vom 17. bis 19. April 1759 Yieferungen an Naturalien nach Sebajtiansberg geichehen. Da die Stadt Sonnenberg die von dem preußijchen General Klitzing geforderten 100 Stück Ducaten nicht bezahlen fonnte, nahm man von Sonnenberg zwei Nathsmitglieder als Geißeln mit nah Schajtiansberg, doch wurden jie gleich wieder ent- lajien. Ein gleiches geſchah auch dem Dberamtmann und zwei Rüthen von Preßnitz, die in Sebajtiansberg 569 fl. 30 Er. zahlen mujsten. Der Gejammtjchaden, der auf diefe Weije für bie Stadt und die Herrichaft Preßnitz durch Requijitionsgelder

erwuchs berechnet man auf 9583 fl. 6 fr. Bon diejem Bejuche Icheint Weipert verichont geblieben zu jein, nicht aber von den Naturallieferungen, die ebenfalls im April nah Sebajtiansberg eingejchicht werden mujsten. Vom Juni diefes Jahres an hielten fatjerliche Truppen die Gegend von Weipert beießt, und mied der Feind auch am 20. November, als er jeinen Weg ber Sebaſtians— berg nad) Komotau nahm, diejelbe; um jo bejchwerlicher aber ftel den Bewohnern Weiperts die Einquartierung der öjterreichtjchen Croaten und Hufaren, die beinahe ärger hausten, als die Feinde jelbit, denn jie nahmen mit Gewalt, was ihnen nicht freiwillig gegeben wurde. Ihr Generalmajor Brentano wohnt in Preßnitz im Amtsbauje und wurde im Jahre 1761 von Major de Silly mit einem Bataillon Karlſtädter Szluinern abgelöst, unter welchen jedod) eine ſörmliche Revolte ausbrach, indem jte ſich weigerten, ferner zu dienen und mit mehreren Dfftcieren nach Hauſe zogen. Der Winter dieſes Jahres wurde dazu benugt, die Schanzen bei MWeipert in Stand zu fegen und Verhaue durch die Preßnitzer Waldung bis Sebaftiansberg anzulegen, zu welchem Zwecke über 16.000 Stämme niedergeworfen wurden und jämmtliche Bewohner mitarbeiten mujsten. Trotzdem wurde Weipert am 23. September 1761 von einer Truppe preußischer Huſaren beimgejucht, Die eine Brandſchatzung von 1000 Ducaten forderten, und als dieje natürlich nicht aufgebracht werden fonnten, den Bürgermeiiter Lenhard mit jich bis Elterlein jihleppten, von wo fie ihn wieder entliegen, da jie wohl einjehen mochten, daſs die ſchon jo hart mitgenommen Stadt diefen Betrag nicht mehr aufbringen könnte. Am 19. Juli 1762 drang der preußiiche General Kleiſt über Einſidel in Böhmen em, gieng über Komotau und Sebajtiansberg, in weld letzterem Orte er die Pfarrei und 35 Häufer in Ajche legte, nach Sachſen zurück, verichonte jomit unjere Stadt und Umgebung. Ebenjo gejchab der Einmarjch des preußiichen Generals Seidlitz mit 5000 Mann von Zwickau über Annaberg, Shmalzy grube, Satzung md Sebajtiansberg, wie überhaupt in diejem Kriege unjer Pajs für große Truppenmaſſen weniger benußt wurde, weil die Reichsſtraße über Sebajtiansberg für größere Heeresmafjen bei weitem geeigneter war, und nur Kleinere

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Scharen feindlicher Truppen unternahmen Streifzüge in die Gegend von Weipert, um ji den Bewohnern furchtbar zu machen.

Wohl hatte der Fönigl. preußijche Generalmajor von der Cavallerie und Chef des Hufaren-Regiments Kleiſt durch einen Salvegarde-Brief vom 30. Auguit 1762 auf das jchärfite umd naddrücflichjte verboten, dajs jein Corps bier in Weipert aud nur der geringjten Exceſſe ſich ſchuldig mache, ohne ſchriftliche Ordre eines commandierenden Generals Geld, Lebensmittel und Fourage zu fordern, noch weniger gewaltfam zu nehmen oder zu erprejien.

Erſt am 3. November 1762, als der General Kleijt mit 12.000 Mann von Kaaden nah Sachjen zurüczog, marjchierten größere Truppenzüge über Weipert, wie noch aus der Cortribution der Herrſchaft Pregnis hervorgeht, welche 8677 fl. 33 fr. betrug und von den Preußen erhoben wurde.

Kür die Pferde Sr. fün. Hoheit des Prinzen Auguſt, der ebenfall3 mit in Weipert ammejend war, dann für die Pferde feines Adjutanten (P Gapellan Stieber) umd des übrigen Ge- folges wurden 33 Bund Heu, für die Pferde des Majors von Fritſche vom 10. Yandwehr-Regiment 4 Bund Heu, für das zweite preußifche Armeecorps unter Generallieutenant von Kleijt 170 Gentner Heu, 223 Rlafter Holz und 130 Bund Stroh A acht Pfund, vem Major Belsre 5 Klafter Hol, für die kön. preußifche 9. Truppenbrigade vom Bräuer Jchannes Kuhn und dem Büchjen- maher Igneaz Wagner (NE. 79) 34 Klafter Hok, für die Truppen des Gapitän von Borcke vom T. Rejerve-Regiment durch) den Bäckermeiſter Lenhard 20 Klafter- Hol und für die Truppen der 10. Brigade durdy die Witwe Marie Müller 7 Klafter Holz geliefert.

Endlich fam es zu dem berühmten Hubertusburger Frieden am 15. Februar 1763, der bekanntlich dem unjeligen jiebenjährigen Kriege ein Ende machte, und jo fehrte denn auch in unsere Gegend die heißerjehnte Ruhe und Ordnung wieder zurüd.

Dur) den damaligen Bürgermeijter franz Anton Shön- (and wird in einer Eingabe vom 4. Xuli 1768 an das böhmijche Landes-Gubernium nachgewieſen, dajs die hiejige Gemeinde, d. i. jammtlihe Bürger und Anwohner der Stadt Weipert während

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173 des jiebenjährigen Krieges einen Schaden von 39.617 Gulden 37 Kr. 4 Pf. zu erleiden hatten, wovon 5249 Gulden 54 Kr. auf die Gewehrfabrication, 10.344 Gulden 41 Kr. 4'/, Pf. auf Verbrennen, für Verhaue und Verwüſtungen durch die feindlichen Truppen, fir gewaltthätige Erprefjungen an Wein, Branntwein, Salz u. j. w. 151 Gulden 20 Kr. 3 Pf, für eine Extra-Brandſchatzung und Lieferungsabgaben, jo ven den biefigen bürgerlichen Einwohnern an den Feind nah Bärenjtein in Kurjachien geliefert werden mufsten, 1247 Gulden 46 Kr. 4!/o Pf., für geliefertes Mehl, Hafer, Heu u. dgl. 19.410 Gulden 4 Ser. 5°/, Bf. entfielen.

- Wichtig für uns ijt im jener Zeit die von der Kaiſerin Maria Therejia gegebene Bewilligung zur Abhaltung zweier Sahbrmärfte in Weipert. Zwei sahre vor dem genannten Friedensſchluſſe (am 30. Mai 1761) hatte Weipert, du es bisher weder eine Jahr- noch Wochenmarkts-Gerechtigfeit beſaß, von Maria Therefia zwei Jahrmärkte bewilligt erhalten, damit, wie ſich das Privilegium ausdrückt, die Einwohner nicht nur zu einem bejjeren Gontributionsftand gelangen, jondern aud) von dem Accis befreit werden, den jte für die von Annaberg bezogenen Comerzialwaren zii entrichten hatten. Dieſes am Bürger: meijteramte im Original aufbewahrte Privilegium lautet wörtlich wie folgt:

„Wir Maria Therefia von Gottes Gnaden Römiſche Kayjerin in Germanien, zu Hungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien, Slavonien ꝛc. Königin, Erzherzogin zu Dejterreich , Herzogin zu Burgund, Ober- und Nieder-Schlefien, zu Steyer, zu Kärnten, zu Krain, Marggräfin des Heiligen Römiſchen Reichs, zu Mähren, zu Bungau, zu Ober- und Nieder-Laußnitz, gefürjtete Gräfin zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyrol und zu Görz ꝛc., Herzogin zu Lothringen und Barr, Großherzugin zu Toscana: Befennen öffentlich mit diefem Brief, und thun fund jedermänniglich, dajs bey Uns Bürgermeijter, Rath und Gemeinde des freyen Berg: Städtels Weipert in Unjrem Erb-Königreid Böheim im Saater Creyß, Elbogner Antheils allerunterthänigit supplicando eingefommen und gebetten, Wir geruheten denenjelben die Kayjerliche Königliche Gnad zu thun, und ihnen, nachdeme jie bis gegenwärtige Zeit

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weder einer Jahr- noch Wochen-Marckts-Gerechtigkeit ich zu er⸗

freuen hätten, Zwey Jahr Märckte, benanntlich den Erſten auf den Sonntag nach dem Feſte Corporis Christi, und ven Anderten auf den Tag Mariae Geburt, um darnach in bejjeren Gontributions- Stand zu gelangen, dann von dem in der Kur-Sächſiſchen Berg- und Handels-Stadt St. Annaberg für die aldort ausnehmende Commercial-Waaren zu ihren größten Schaden zu entrichten habenden Hceis jih zu befreyen und zu entledigen allermildeit zu Verleyhen. Wann Wir nun ben dem Uns von bebörigen Drtben darüber allerunterthänigit abgejtatteten Bericht und Vortrag gnädigjt wahr- genommen, dajs die gebettene Verleyhung deren Jahr-Märckten dem Publico, und innländiichen Gommercio zur Aufnahm, und zugleich gedachtem freyen Berg-Städtel Weipert zu einen Nuten gereiche, hiernächſt auch die umliegende Ortjchafften wider dieſe Zwei Jahr-Märckte nichts eingewendet, mithin andurd) niemanden einiger Nachtheil zugezogen, dahingegen Handel und Wandel mehrers befördert, und ermeltem freyen Berg-Städtel Weipert einigermafjen aufgeholfen wird. Als haben Wir in jolch derer Supplicanten allerunterthänigjte Bitte in Kayſerl. Königl. Gnaden gewilliget, und dieſemnach mit wohlbedachten Muth, guten Vorgebabten zeitigen Kath, und rechten Wiſſen mehr bemeltem freyen Berg-Städtel Weipert die allerunterthänigit gebettene Zwei Jahrmärckte, als den Griten auf den Sonntag nah dem Feſte Corpori Christi, und den anderten auf den Tag Marine Geburt allergnädiajt verliehen- Thun das auch hiemit wifjentlih, und in krafft diejes Briefs als vegierende Königin zu Böherm Meynen, ſetzen, ordnen und wollen, dals bejagtes freves Berg-Städtel Weipert die obangezogenen Zwey Jahrmärckte nun und binfüro in denen ausgejeßten Tägen zu allen Zeiten halten, umd wie es Jahr-Marckts-Recht und Gewohnheit mit jich bringet, ich desjelben ohne männiglicher Hindernujs zu geruben fünne und möge, jedoch Uns an Unjerer legalien Hobheiten, und jonjt männigliches Rechten ohne Schaden und Nachtheil. Und gebiethen hierauf allen und jeden Unjeren nachgejezten Obrigkeiten, Anwohnern und Unterthanen, was Würden, Standes, Amts oder Weſens, die in Unjrem Erb-Königreich Böheim jeynd, injonderheit aber Unjerer Königlichen Nepräjention und Gamer dafelbjt hiermit

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gnädigſt, daſs ſie öffters bemeltes freyes Berg-Städtel Weipert bey oberwähnten von Uns demſelben gnädigſt verliehenen Zweyen Jahr— Märckten gebührend ſchüzen und handhaben, auch ruhiglich dabey verbleiben laſſen, darwider nicht irren, noch hindern, noch ſolches jemand anderen zu thun verſtatten, bey Vermeydung Unſerer ſchweren Straff und Ungnad. Das meynen Wir ernſtlich mit Urkund dieſes Briefs beſigelt mit Unſerm Kayſ. Königl. und Erzherzogl. anhangenden größren Inſigel, der geben iſt in Unſerer Haupt— und Reſidenz-Stadt Wien, den 30. Monatstag Maji, im Sieben— zehenhundert-Ein und Sechzigſten, Unſerer Reiche im Ein- und Zwanzigſten Jahre.

Maria Therefia.

Ad Mandatum Sacrae Caesareo Nudolph Graf Ehotef. Regiae Mathis propriuum v. Hartenftein Hermann dv. Kannegieker. Registi Mariophilus Yeisner.“

Kaiferin Maria Thereſia entzog im Jahre 1765 den Städten die Griminalgerichtsbarfeit, welche diejelben bisher ausgeübt hatten, errichtete 24 Criminalgerichte, die mit vechtsfundigen Richtern beetst wurden, ohne daſs indes das frühere barbarische Gerichtsverfahren viel gemildert wurde. Alle Arten Todesjtrafen wurden mit er- ſchreckender Feichtigfeit verhängt; bei jedem Vergehen war man gleich mit dem Schwerte oder Strange zur Hand, wenn auch das Todes- urtheil regelmäßig gemildert wurde und jogar Fälle vorgefommen find, wo es in vierzehntägige Zwangsarbeit oder Einjperrung um— gewandelt wurde. Weipert wurde dem Criminalgerichte in Ehbogen zugewiefen und der Galgen, von dem, wie jehon erwähnt, wohl nie Gebraud, gemacht worden war, abgetragen.

Ein Lichtpunkt in unſerer Stadtgeſchichte ift unzweifelhaft ein Befuch Kaifer Joſefs IL, der am 18. Juli 1766 aud die öden Höhen des Erzgebirges bereiste und bei diefer Gelegenheit ich in Weipert aufhielt. Schon am 4. Jänner des genannten Jahres wurde dem biefigen Magiitrate durch das Kreisamt zu Elbogen angezeigt, daſs Se. Majejtät im Verlaufe des Jahres nach Weipert kommen, der Tag der Ankunft jelbit aber rechtzeitig befannt gegeben

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wird. Vorher werden drei Commandierte mit ihren Pferden, für deren Unterkommen zu ſorgen iſt, in Weipert zur Begrüßung des Kaiſers eintreffen. Noch befindet ſich in der Bürgermeiſteramts— Kanzlei der Stuhl, auf dem ſich der hohe Gaſt niedergelaſſen. Dieſer Stuhl trägt auf einer Meſſingplatte, unter welcher noch ein

kleiner kaiſerlicher Doppeladler von Meſſing angebracht iſt, die In—

ſchrift: „In hac sede sedebat Josephus Inıperator Romanorum et Hierosolimae Rex ten 18. July 1766.“ (Auf diejem Stuhle faß Sofef II., römiſcher Kaiſer und König von Serufalem ven 18. Quli 1766.) Der Regent übernachtete in der Pfarrei, tranf auch aus dem hinter der Bürgerjchule noch bejiehenden „Müller: franzbrunnen“ und vitt am anderen Tage nah Preßnitz und Sebaftiansberg. Zwei arme Waiſen aus Neugejchrei, die ihn um eine Unterjtüßung angejprochen hatten, wollte er in väterlicher Fürſorge nach) Wien nehmen, und als jie dies ablehnten, jchenfte er jedem diejer beiden Mädchen ein Goldſtück, welches jie fortan als Andenfen an ven leutjeligiten aller Monarchen aufbewahrten. Sie fonnten ſich auch in der bitterlichjten Noth, in welche jie jpäter geriethen, nicht von dem Zeichen Faijerlicher Huld trennen. So wirkte auch bier oben in unjerem Gebirge die Lichtgejtalt des erlauchten Menjchenfreundes und großen Monarchen friedensreich und jegenjpendend.

Verläſsliche, in regelmäßigen Zeiträumen wiederkehrende Volks— zählungs-Ergebniſſe ſind erſt ſeit etwa jechzig Jahren vorhanden, obgleich bereits vordem diverſe Zählungen und Schäßungen, jedoch ohne ſyſtemmäßige Wiederholung und die ſich bis in die zweite Hälfte des XVII. Jahrhanderts zurücd.erfolgen lafjen, jtattgefunden haben. ine - der erjten viejer Zahlungen wurde im Jahre 1693 vorgenommen, umfajste jedoch nur die Häufer und Wohnräume in

den füniglihen Städten und bedeutenderen Orten. Aehnliche, aber

zumeiſt unvolljtändige Zählungen fanden aus verjchiedenen Anläfjen nod) mehrere bis zum Jahre 1730 jtatt, wo zum evjtenmal eine ziemlich genaue Aufnahme der Bewohner des Landes nach Vicariaten und Pfarrſprengeln durchgeführt wurde, welche für ganz Böhmen mit Ausnahme dev Hauptjtadt Prag, jedoch einbezüglich der damals

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ziffer von 1,770.000 Seelen ausweist.

Allgemeine Volkszählungen von Staatswegen beginnen in Oeſterreich erſt während der Regierungszeit der Kaiſerin Maria Thereſſia zuerſt im Jahre 1753, doc, entbehrten dieſelben anfangs noch einer feitjtehenden Organijation und der Wiederholung in regelmäßigen Zeitabjchnitten, wodurch diefelben viel an Wert verlieren.

N F 1 Eine ſolche Volkszählung wurde 1770 unter dem Namen

„Sonfeription“ genauer und umjtändlicyer wiederholt. Alle Häufer und Gebäude im ganzen Königreiche wurden mit Nummern bezeichnet und die Bewohner nach Gejchlecht, Alter, Neligion, Glauben, Geburtsort und Tauglichkeit zum Militärdienjt aufgejchrieben, woraus man nicht nur die Ueberficht über die Häujer- und Ein— wohnerzahl gewann, jondern auch beurtheilen konnte, auf wie viel Rekruten man zu rechnen hatte. Das Volt nahm dieſe Maßregel mit Miistrauen und Unmuth auf und jchrieb ihr die im nächſten Sahre hereinbrechende Hungersnoth und daraus entjtehende Epidemie zu, welche Gott wegen der Gonfeription, die ihm nach dem Zeugnifje der heiligen Schrift milsfalle, über das Land verhängt habe. Verfolgen wir die Häujer - Nummerierung von Weipert, jo fällt uns jofort auf, dafs mit der Gonjeription im Stadttheile „Grund“ mit dem alten Pohlhauſe NE. 1 begonnen, die Zählung gegen den vorderen Hübel (NE. 29—42), dann den alten Kirchen- tempel (NE. 435—67), den oberen Hübel (NE. 68—85), den Schuftertempel (NE. 86— 93), die Jungferngafje (NE. 94— 134),

die Stadt, den Hoftempel, Schmiedgajje zur Karlsbader Straße 7! (NE. 135 223) durch Neugejchrei fortgefegt und mit NE. 292

beendet wurde. Die nächite Nummer: 293, (jebt Bürgermetjter Frimmert) it wieder im Stadttheile gelegen, was beweist, daſs

dieſes Haus zur Zeit der Conjeription (1770) nod nicht

bejtanden hatte. Bor dem Jahre 1770, wo es noch feine Hausnummern gab, wurden die Häufer nur nach den Familien- oder mehr nach den

verſchiedenen Haus- oder Spitnamen genannt, die jich zum Theile

bis auf unſere Zeit erhalten haben. Diefe Hausnamen entjtanden wohl hauptjächlich dadurch, daſs ſich manche Familien zahlreich ver- 12

noch zu Böhmen gehörigen Grafſchaft Glatz, eine Bevölkerungs—

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mehrt hatten und eine Menge Zweige derjelben mit gleichen Vor— und Zumamen erijtierten, was zu immerwährenden Verwechslungen Anlajs gab. Man half jich deshalb dadurch, dajs man dem Wor- und ZJunamen der Eltern auch noch den Vornamen der Kinder hinzufügte, woraus oft ehr lange, mitunter fomijche Namen entjtanden. So nannte man den damaligen Befiger der Mühle, NE. 156 Bartlhans, jeine Söhne Bartlhansfarl, Bartlhansfranz, die Mühle jelbit Bartlhansmühle,; die Nachfommen einer reichen Frau in Neugeſchrei, Therefia Wurzig, in der Volksſprache Wurzigres Wurzigrefenambros, Wurzigrejenhannes; die Söhne einer Veronica Spindler, gewöhnlid Spindlervruna genannt, Spindlerprunarupert, Spindlerprunafranzg. Oder es gaben Beſitzthum, Bejchäftigung, auf- fallende Eigenschaften, Gewohnheiten, häufig gebrauchte Redensarten Beranlafjung, gleiche Namensträger von einander zu unterjcheiden. Sp wurde ein Bartl, der Schmied war und die alte Silberjchmelze den jogenannten „alten Ban“ gefaujt hatte, von dieſem der Bau- ſchmied, jeine Söhne Baufchmiedwenzel, vder auch abgefürzt Baunaz, Baunazpepp, Baunazhannes, Baunazmınd genannt. Einen anderen Bartl, der auh Schmied war und auf dem Hübel baute, taufte man, weil er viel jprach und fabelte, den Fabel- oder Kobelfranz, jeine Söhne demgemäß Fobelfvanzief, Fobelfranzfarl und ebenjo die Töchter, nur daſs bei diefen durch Verheiratung der Spitname meiltens verloren gieng. Der Name Fobel erijtiert heute noch in Neugejchrei in vem Hausnamen „Fobelhelm“. Viele Hausnamen entjtanden auch durch Aneinanderreihung mehrerer Vornamen wie: Tonlnaz, Tonlnaznorbert, Tonlnazfranz, Tonlnazfranzjef, Tonlnazpuld, Tonlnazpuldnmund ; Stanzbannes (von Stanislaus Bittner), Stanz- hannesmund, Stanzhannesgujtl, Dominiffvanz, Korerlfranz, Bärn- wenzfranz, Bärmwenzwart, Maßwart, Warteswart. Ein Schmid! auf dem Hübl zog fih den Spitsnamen Hodigollawattel zu, weil dies jein gewöhnlicher Ausruf war, was wohl eigentlich „Holen Dich alle Wetter” beveuten jollte.

Auch auf manches Beſitzthum giengen jolche Spitznamen über. Sp beſaß eine Katharina Diefelt nicht nur das Haus NE. 6 im Grund, jondern hatte ein großes Stück Wald von der Herr- ſchaft gefauft, welcher von ihr noch heute den Namen Dickelskath

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i führt. Necderei und Späſſe, Witsbolde und Neider mögen auch } jonjt noch Yeuten Spitznamen aufgebracht haben, die ihnen umjo ; dauernder blieben, je mehr jte jich darüber ärgerten, und deren Ur- E jprung nicht mehr erflärlich iſt, da die Veranlafjung vergefien wurde, E Solchen Urjprung haben wohl die noch heute eriftierenden Namen : E

Zwieblhannes, Butterguft, Vogelhanns, Schallapeter, Schnallmwenzel, 1 Kuckuckalesl, Fartenton. Immer noc tauchen neue Spitnamen auf, 3 die mehr. wegen Unterjchetvung gleicher Kamiltennamen angewendet ; werden; ſolche jind: Hauſtein-Siegl, Harniſch-Siegl, Gorl-Baier, Semmel-Baier u. a.

ſtande, als in den Schulen die Kinder nur mit dem Vor- und Zu— namen gerufen werden, die Nennung eines Hausnamens gleichſam 2 verpönt ijt und die Kinder im gegenjeitigen Verkehre jich nur mit den in der Schule gebrauchten Namen zurufen, immer mehr und

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Dieſe Haus- und Spitznamen treten gegenwärtig bei dem Um— 2

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F— mehr in den Hintergrund.

Weipert hatte im Jahre 1730 einſchließlich der 13 Hof— 2 häuſeln 230 Häujer. Diefe 13 Hofhäuſer waren: NE. 28 des J

Joſef Flohrer, NC. 47 des Chriſtoph Seydl, NC. 49 des Anton Seydl, NC. 54 des Franz Anton Ficker, NC. 65 des Chriſtian Shmidl, NE. 67 des Ignaz Wolf, NE. 85 des Johann Wagner, NE. 56 des Joſef Gärtner, NE, 88 des Joſef Schmidl, NE. 89 des Bernard Schmidl, NE. 90 des Ignaz 5 Müller, NE. 91 des Mathes Albel und NE. 149 des Franz Müller. Im Jahre 1754 hatte Weipert 262, im Jahre 1770, wie bereits angeführt, 292, im Jahre 1790 ſchon 319, im Jahre 2 180) 362, im Jahre 1850 417 und heute 674 Hausnummern,

von welcher Zahl allerdings die von der Bahn abgelösten md

einige durch Brand zerjtörten und nicht wieder aufgebauten Häufer in Abzug zu kommen haben.

Seit dem Jahre 1870, in welchem die Eiſenbahn in Weipert erbaut wurde und die Stadt 501 Hausnummern zählte, finden wir die größte Zunahme an Häuſern, da innerhalb dieſer 19 Jahre * nicht weniger als 173 Gebäude neu erjtanden.

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Da es nicht unintereffant ift, die Namen der Hausbejiger in Weipert vom Jahre 1770 bei der Conſcription zu wiſſen, jo

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laſſen wir viejelben hier folgen:

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Hausbeſitzer Wolf Ferdinand.“ Bergner Joſef (1876).*) Bartl Fran. Illing Franz Anton Bartl Ignaz (Waiſe). Bartl Johannes— Steffan Andreas. Glaſer Karl. Schneider Leopold. 10 Bartl Joſef Anton. 11 Bartl (Schleifwerk).

12 Schmidl Johannes. 13 „Schleifmühl“, hannes (1884).

14 Bartl Johann Wenzel.

15 Schneider Katharina. 16 Bayer Joſef.

17 Joſef Schuberts Witwe. 18 Scheidhauer Anton.

19 Die Johann Andreas. Sing Franz Anton. 21 Seydl Wenzel (1876). Seydl Brigitta (1845). Die Sebaitian. Bröhmer Gottfried. Zahm Kran. 26 "n Sehdl Paul. Flohrer Joſef.

Bartl Andreas.

Bartl Andreas.

31 Schubert Wenzel.

Reißig Karl.

Illing Joſef Heinrich (187 J— Pöſchl a

*) Die in den Klammern angeführten Zahreszahlen bedeuten die Zeit des Wiederaufbaues des neuen Haufes.

Bartl So:

(Nebengebäude). |

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64 65 66

> Zahm Anton.

2 Schmidt

Hausbeſitzer Thomas Danil. Johann Zapp's Witwe. Müller Thaddäus (1838). Schneider Chriſtian. Iſer Johannes. Zahm Chriſt. Heinr. Se Dienelt Wenzel. Bartl Franz Ignaz. Ficker Georg. Fiedler Adam (1833). Rieß Karl.

Seydl Therefia (Waiſe).

Fritſch Franz (Todtengräber⸗ häusl).

Seydl Anton.

Zahm Johannes.

Hoſchberger Andreas.

Georg (Papier—

Georg (Nebenge—

FERNE i DE ER

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mühle). Schmidl bäude). Ficker Franz Anton. * Müller Johann. —— Seydl Gottlieb (1805). Schmidl Ferdinand. Schmidl Rupert. Hackl Franz. Pe} Bartl Therejia Witwe (1879). 5 (Mebengebäude),. Seeling Sofef. Harniih Johann Henrich. Koſch Wenzel. Schmidl Ehrijtian. Schmidl Franz Joſef.

ee WS ra

181 NE. Hausbe ſitzer V6. 67 Hackl Franz (1810). 106 6s vVödiſch Anton (1859). 68 Müller Ignazʒ. 107 70 Müller Andreas. 108 71 ling Kranz Ignaz. 109 12 Müller Johann Anton. 110 13 Bartl Therefia. 111 714 Lorenz David. 112 75 Müller Kranz. 113 716 Schneider Marie Anna 114 ee (1888). 115 AT Müller Katharina, Witwe | 116 = (1850). Mo 18 Bartl Joſef Andreas. 118 79 Beyer Joſef Anton. 119 Ba u Mebengebäude). | 120 - 81 Beyer Ignaz. 121 82 (Bom Sturme zerjtört). | 122 85 Müller Joſef Anton (183€). | 123 84 Müller Ignaz. 124 885 Wagner Johannes. 125 86 Gaͤrtner Joſef. 126 E- 87 Lönhard Gajetan. 127 88 Schmidl Joſef. 128 89 Schmidl Bernhard. 129 90 Müller Ignaz (1855). 130 91 Albel Meathes. 131 - 92 Müller Leopold (Waije). 132

93 94

Schönherr Chriſtian. Miſchka Se; Anton. a Didelt gran.

96 Müller Ignaz.

97 Trints Ghriftian. 98 Müller Joſef.

99 Dickelt Anton. 7100 Beyer Suſanna.

101 Beyer Florian. 102 Müller Franz 108 n "u (1811). ‚104 Köhler Jakob. 105 Beyer Ehrijtoph.

(1863), (Nebengebäude)

133 134 135 156 ı 137 138 139 140 141 142 145 144

145 146

Hausbeſitzer

Königl. Zechenhaus (Antoni— ſtollen). Schneider Joſefa. Lönhard Ferdinand. Langer Johannes. Dickelt Anton (1859). Lorenz Anton. Franz Ferdinand (1781). Paßler Franz. Schmidl Georg. Englert Andreas. „ling Anton (Waije). Langer Bernard. Müller Franz (1865). Lönhard Johann Franz. Kunz Joſef. Poren Zoſef Karl. Lönhard Johann Franz. Bayer Johann Heinrich. Rieß Franz. Bartl Heinrich. Lönhard Johann Wenzel. Vödiſch ——— Chriſtoph Langer's Witwe. Lönhard Johann Wenzel. Bayer Suſanna. Pleil Franz. Fitbogen Thereſia, Witwe. Lönhard Felix. Joſef Schmidl's Witwe. Bayer Anton. Franz Seydl's Witwe. Rathhaus. Frohnveſte. Bayer Chriſtoph. (unbewohnt).

Loönhard Wenzel.

Lönhard Franziska, Witwe. Fleiſcher Hans. Bartl Johannes.

Schwab Felix.

Langer Franz.

; Müller Franz.

56 Ghriteph Flohrer's Erben. 3 Pfarrei. |

I) Krenzig Karl.

7 Ziehnert Thaddäus.

> Pohl Chriſtoph. > Schmidl

7 Bartl Franz.

220 221

> Lönhard Joſef.

Hausbeſitzer Schmidl Johannes. Klemm Wenzel.

Rieß Chriſtian.

Flohrer Franz.

Hof der Gemeinde. Langer Kranz (Schuſter). Hayd Joſef.

Beyer Joſef.

Schule der Gemeinde. Dick Joſef.

Rieß Johann Franz. Lönhard Chriſtian. Schwaab Wenzel (1883). Groß Franz. Schmidl Joſef. „(Nebengebäude). Klemm Wenzel. Pitſchmann Joſef. Vieth Georg Ernſt (1883). Gemeinde-Malzhaus. Sohn Bernard. Silberſchmelzhütte

|

(unbew.)

Sobanna, Witwe Kebengebäude (1881). |

Illing Franz Anton Schmidl Andreas. | ling Eva. | Illing Gottfried (1882). Yartl Adam (Nebenhäust). Bartl Adam (1875). sohn Ignaz.

Illing Joſef Karl.

Rieß Chriſtian sen Dick Joſef.

196 "

198 ı 199

| 204 205 206

209

213

1216

1225 | 226 ı 227 228 | 229 230 Schmidl Salomon.

Hausbefiger Schreiber Johannes. Fiſcher Magdalena, Witwe. Zahm Johannes. Zahm Ignaz (1581). Dittrich Chriſtian Erben. Dittrich Andreas (Förſter). Bartl Georg Albert. (Nebengebäude). Schmidl Bonifaz. Wagner Johann (1878). Wagner Joſef. Lorenz Gottlieb. Beyer Kranz (1874). Wagner Karl (1879). Schreiber Gevrgius. Schmid! Andreas Anton. Schönherr Kram. Ziehnert Thaddäus. Grüner Karl. Wagner Chriſtoph (1868). Dittrich Johann (1860). Rieß Franz. Joſef Schubert's Witwe. Dick Bernard. Schönherr Franz Waiſe). Franz Salzer's Witwe. Langer Andreas. Dittrich Johannes. Beyer Ignaz. Fraas Johann. Paßler Franz. Wagner Clara, Witwe. Valtzmann Chriſtoph. Dick Franz (1882, 1887).

193 194 195

197

200 201 202 203

207 208

210 211 212

214 215

217 218 219

222 223 n 224 Rathka Joſef

Müller Franz.

Seydl Juditha. Schmidl Joſef. Schmidl Franz. Paßler Barbara.

ne a ln an rag nn il = En u

———

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NE. Hausbefiter NE. Hausbefiter

231 Langer Anton. 264 Schmidl Franz.

232 Schniederig Thomas. 265 Wagner Wenzel.

233 Seydl Wenzel (Waije). 263 Schmidl Bernard. 234 Seydl Wenzel (Waife, 1862 .| 264 Schmidl Franz.

235 Königl. Zechenhaus. 265 Wagner Wenzel.

236 Königl. Pochwerk. 266 Schmid! Friedrich. 237 Wagner Joſef Heinrich. 267 Lönhard Franz Anton. Be: (Robrjchmied). | 268 Schmidl Kranz.

239 Königl. Zehenhaus (1883). | 269 Salzer Franz.

240 Königl. Wafjergöpel (1885). 270 Schreiber Georg Friedrich. 241 Wagner Ehriltoph. 271 Müller Franz.

242 Wagner Joſ. Heinr. (Scheuer). 272 Die Franz.

243 Dittrich Anton. er, (angebaut‘. 244 Kiswetter Anton (1861). 274 Seydl Roſina Katharina. 245 Wagner franz (1869). 275 Huß Wenzel.

246 Gemeinde-Hirthäust (1842). | 276 Müller Bernard. 2 2

= N) Ss)

=] -] 20

24T Langer Heinrich. Schönland Joſef (1886).

248 Di Kranz. 73 Schmidl Karl.

249 Salzer franz Joſef. 279 Rabenjtein Andreas.

Mol " 4 280 Yanger Karl.

251 Schmidl Fran. 1281 Did Leopold.

252 Die Tran Karl. 282 Schmidl Clement.

253 Magner Joſef Wenzel. 2 . (angebautes 254 Schreiber Georg Friedrich. Stübl).

255 Lönhard Chriſtoph. 284 Schmidl Karl.

256 Schmidl Chriſtoph, Waiſe. 285 Schmid! Fabian.

257 Schreiber Albert (1863). 286 Schmidl Andreas.

258 Schenk Franz (1863). 1287 Schmidl Johannes.

259 Keller Ep (1863). 288 Schmid! Chriſtoph (1854). 260 Lorenz Franz, Waife. ‚289 Schmidl Albert.

261 Piebald Michael (1819). ‚290 Müller Anton.

262 Müller Bernard. 291 Schmidl Franz. 263 Schmidl Bernard. 292 Schönland Anton (1827).

Im Weiteren führen wir noch die Reihenſolge der Häuſer an, wie ſelbe ſeit dem Jahre 1770 erbaut wurden, und fügen den— jelben das Jahr der Erbauung und den Namen des jeinerzeitig en Beſitzers an.

Haus: Erbauer d. Haufes Grbaut | Haus: Grbauer d. Haufes Grbaut Nr. it. Sabre | Nr. i Sabre

293 Pitſchmann J. (1837) 1771 295 Schmidt Frz. (Synd.) 1778

294 Büttner Johannes 1772 296 Sehdl Joſef (1885)

Haus:

Nr. 297 298 299

333 334 339 336

184

Erbauer d. Haujes

i. Sahre

Bartl Joſef 1778 Bartl Johann Zahm Frz. (unbewohnt) Bayer Hieron. (1877) Lönhard Joh. Wenzel Bartl Johannes (48727. 5

Gemeinde Zollhaus 1119 Gemeinde Zollhaus r

Wagner Andreas 1781 Kugler Andreas z

DBartl Janaz (1883) Schönland Kranz 1784 Schmidl Rupert 1787 Dittrich Johannes Endler Johann Bayer Karl (1838 ab— getragen) Schönland Xaver 1788 Köhler Chriſtian Engelſtätter Franz Rieß Wenzel Salzer Johannes 1789 Müller Joſef 1799 Schuſter Franz Reißig Karl 1892 Gruß Joſef (1884) , Bartl Anton Müller Anton 1793 Schmidl Ignaz N Thomas Dominif 1793

Rieß Karl

Bergner Wenzel Gahlert Franz 1794 Bergner Karl Schmidl Karl 1795 Diener Johann Bartl Ferd. (1878) Müller Joſef Langer Joſef Fritſch Franz Köhler Karl

Erbaut | Haus:

Nr. 337 398 339 340 341 342 343

344 Schneider Ehrijt. (1827) 345 Di Sebajtian 7 346 Spindler gn. (1877) 347 Lenhard Kranz h 348 Paßler Joſef 349 Köhler Joſef 350 Büttner Sn, > 351 Schmid Yo]. (1884) 352 Thomas Johann 1798 353 Malz Joſef 354 Schönland 355 Schneider\\oh., Schicht: meilter (1883) 772222 356 Schneider Koh. (1879, 1799 357 Bayer Johann Sranz 358 Klemm Dominik 359 Lorenz Joſef 1800 360 Bayer Joſef N 361 Dittrich Johann —* 362 Schmidl Lorenz 363 Schmidl Ignaz 1801 364 Thiele Kranz 365 Lorenz Karl 366 Enpler Franz b 367 Müller Frz. Witwe 368 Hammerle Wenzel 369 Schönland Xaver Schupfen) 370 Klemm Wenzel 1802 371 Rieß Ignaz 372 Frank Franz 1803 373 Langer Ignaz 374 John Joſef 375 Schmidl Ignaz

Erbauer d. Hauſes Erbaut

i. Sahre

Köhler Anton 1896 Engelftätter Kranz ji Stohwaſſer Georg N Iſer \sohann ei Yanger Joſef (1864)

Müller Wenzel

Schneider Koh. (1860) 1798

Haus: Nr.

376 377 378 379 380 381 382 383

384 385 386 387 388 389 390 391 392 395 394 395 396 397 398 399 400 401 402 405 404 405 406 407 408 409 410 41! 412 413 414 415

185 Erbauer d. Haufe. Erbaut | Haus: i. Sahre | Nr. Bartl Ignaz 1803 416 Langer Wenzel 1504 | 417 Schmidl Franz J 418 Bayer Joſef 419 Forſthaus (Pleil NE. 31), „9420 Bartl Ignaz 421 Rieß Sohann 1809 422 Königl. Zechenhaus 423 (Rieß Johann) 1810 | 424 Schneider Joſ. (1884) 1817| 425 Bergner Joſef „..1426 Wagner Joſef ER it Hentſch Karl 428 Bartl Franz 0429 Thomas Joſef 1822 | 430 Gnglert Job. (1885) 1823 | 431 Dickelt Joſef 1824 432 Paßler Joſef 1824 433 Dittrich Franz (1877) 1826 434 Dick Franz Joſef ah Die Joſef „436 Bartl Adalb. (1885) 1829 | 437 Thomas Ignaz h 438 Bartl Johann 439 Kauba Matthäus 1830 | 440 Büttner Joſef „1441 Heyd Joſef „.. 1442 Müller Johann 443 Stahl Franz 1831 444 Bergner Clement 445 Frieß ß Johann 1832 | 446 Siegl Kranz 1836 | 447 Lönhard Ignaz 448 Schwab Alexander 1837 449 Schröter Sebaſtian 1842 450 Bartl Vincenz 1846 | 451 Schmidl Karl Gujtav [452 Pohl Joſef 1848 | 453 Wagner Adalbert 7 Illing Joſef 454 Maſchek Joſef 1849 455

Erbauer d. Hauſes Erbaut

ti. Jahre

Schenk Eduard 1849 Lorenz Anton 1850

Breitfeld Elias

Ui Schenf Kran; (1881) 1852 Lenhard Kranz 7 Hofmann Wenzel Burghard Dominik 1853 Kugler Franz Lorenz Johann Y Lenhard Julius hr Eſtl Ignaz 2 Baier Val. (1885) H Bartl Johann 5; Bartl Joſef Rn Rößler Wendelin 2 Seidl Karl Br Rieß Joſef 2; Scharf Franz [2] Müller Wilhelm gA Siegl Ambros F Bartl Joſef Florl Ignaz Bartl Franz Schenk Joſef Salzer Joſef 1854 Dienelt ob. (1877) Pohl Wilhel m # Miller Bincenz ai Zahm Wenzel Görg Joſef / Baier Franz (1862) Lorenz Joſef " Schmidl Franz : Lorenz Vincenz Srumd Valentin H Gelinek Anton 5 Lenhard Domini 1857

Träger Willtam (Mon— tan⸗Aerar)

Nauer Joſef

Zahm Johann

Haus

456

186

Grbauer d. Haujes

Erbaut i Jahre | Kammerer Rudolf 1858 | 495

457 Georg Ignaz „1496 458 Burtl Eduard 497 459 Müller Eduard (1860) » . |498 460 Gahlert Franz 1560 499 461 Eſtl Ignaz a 462 Müller Franz FOTO. 463 Müller Joſef 1002 464 Dit Baul ‚5908 465 Hartmann Norbert aD 466 Schmidl Hubert ., 1905 467 Göpfert Oswald —6 468 Bittner Wenzel 1861 507 469 Bog Daniel 66 470 Lenhard Joſef 508 471 Salzer Wendelin ni) 472 Bartl Wilhelm BE | 473 Langer Clement BE: 474 Trinfs Richard —666 475 Bartl Joſef 1863 514 476 Ritter Joſef 477 Vreitfeld Elias 1864 515 478 Baier Joſef —66 479 Dittrich Franz FE END 480 Dick Adalbert |518 481 Gemeinde, Gründner 1519 Schule 1566 482 Gemeinde, Neugejchreier | Schule 1867 520 483 Bartl Eduard AH 484 Klemm Erasmus | 485 Bartl Joſef (1883) RAle 43 v2 486 Salzer Johann 487 Müller Joſef 1008 4885 Schmidl Johann | 489 Scharf Gujtav Fe! 490 Kreuzig Joſef 1868 491 DBartl Franz ae 35) 492 Hauſtein Franz 7 493 Bartl Paulina Rap) 494 Brauhaus (Gommune) 527

Grbaucr d. Hauf-s Erbaut i. Jahre Kraft Joſef 1 Salzer Anjelm gt? Miller Joſef 1869 Ritter Anton N Zahm Anton R Friſch Joſef Zahm Johann 1870 Ficker Anton 7 Lauterbach Johann Berger Wenzel Langer Franz * Heid Prokop Ber toner Ambros A Diet Joſef 7 Breitfeld Elias = Langer Mathilde ef Yanger Anton Salzer Ambros 3 Wolf Kranz Buschtiehrader Eiſen—

bahn, Wächterhaus 1870,71

B.⸗E.“B. MWächterhaus " [2 [27 2 [2 2 [21

prov. Auf: nabmsgebäude (ab- getragen Pr 9.-6.:B. öſt. Frachten— magazin) n

B.-6.-B. Numpenhaus ,, „, dit. Wirtichafts:

gebäude ir B.E.⸗B. fün. ſächſ Frachtenmagazin 7 8.6.8. Heizhaus umd Waſſerſtelle B.⸗E.«B. kön. ſächſ. Wächterhaus a Schwab Guftav 1883 Die Ignaz 1873

Haus Nr. 528 529 530 531 932 593: \ 554 535 536 h37

538

539 >40 541 542 543 544 545

1 ES eb eb eb SVO-1DO- VD

aD DUO OT OT DOT OT

(SE o S 0 00

565 566

Gıbauer d. Hauſes

Dick Andreas Schneider Franz Fritſch Ferdinand Salzer Joſef —— Johann Langer smus Bahnhofgebäude Rücknagl Anton Schönland Joſef Trinks Richard Dick Johann Schmidl Wilhelm Wahlich Joſef Schmidl Joſef Langer Joſef

Hippmann Vincenz

Dick Anton Nebengebäude,

Müller Adalbert Schmidl Johann Reim Ignaz Wagner Adalbert Paßler Hermann Baier Norbert Slany Franz Köhler Johann Dickelt Emil Ritſchl Wenzel Müller Eduard Thomas Dittrich Andreas Müller Alois Stadtgemeinde, gerſchule

Kreuzig Alexander

Zahm Eduard

Alexander

187

G.baut | Haus

ti. Sabre

Nr.

1573 1567

[2

[2

zu NE. 309, Schmidl Rud.

"

1874

1574

A

[2 E20 1875 5

2 | 1876

[23

Bür— 1876 |

2

2

Schwaab Eduard Baul ,,

Siedler Guſtav Fritſch Joſef Thiele Reinhold

—1

586 587 588 1589 590 591 592 1593 1594 95 596 597 ‚998 599 600 601 | 602 605 604 605 601 607

Erbauer d. Haufes Erbaut i. Jah re Kledowetz Emilie 1876

Wagner Ant. (1881) „,

Zahm Naimund 1876 Werner Norbert *— Bitiner Guſtav Iling Johann 1877 Sieg! Wen; el 7— Seidl Sofef . Ealzer Johann 5, Seidl Raul 1878 Ulrich Iſidor ir Fückert Guſtav 1883 Gahlert Franz 1878 Kreuzig Eduard in Marek Franz n Brantl Anton 3 Schmidl Joſef Müller Alois Langer Johann 1875 Panger Joſef 1878 Müller Wilhelm 1879 Baier Franz ee Preiß Gujtav Mm Fickert Karl y Pohl Anton 1880 Fritſch Anton 7 Kugler Johann * Wahrlich Alois Pr Schlupeck Joſef Paßler Anton Ritter Rudolf 1881 Pöſchl Joſef 1880

Schneidl Wenzel 5, Schwab Wenzel Rebengeüune u Lt alt) >

[2 a Kittner Franz 1881 Eberle Joh. zu NE. 10 (alt) Nebengebäude zu NC. 17 ,, 67 [7 I 69 rn

2

[2 2

608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642

I 188 Haus. Srbauer d. Haufes Erbaut | Haus: Nr. 1. Sabre | Nr. Nebengebäudezu NC. 146 (alt) | 643 Lorenz Daniel 1881 | 644 Bartl Iſidor 1645 Schenf Eduard „646 Keswetter Anton TORE Wagner Johann 4648 Dittrich Vincenz 1649 Heis Jofef „1650 Kraft Eduard 1881 Schmiedel Albert 1882 | 651 Köhler Gajetan 1881 | 652 ‚ling Anton 1882 | 553 Breitfeld Albin ro BDA Schmidl Gujtav 1655 Bartl Joſef 1883 | 656 Thomas Alerander REIBDT Dit Vincenz ‚cl '008- Scharf Kranz —6 Olbert Joſef 2.1000 Grund Ferdinand ie 661 Heid Joſef vr... )662 Frank Johann 1885 | 663 Baier franz 1884 | 664 Yanger Wilhelm 66 Werner Norbert „666 Müller Eduard —6 Salzer Johann —66 Schmidl Wenzel L. 1668 Bernt Norbert Gerling Joſef 1884 Fiſcher Adalbert Bernt Anton 1885 |672 Schmidl Rudolf —— Lenhard Franz RAN y =; Müller Soft ‚97a

Yand und auch unſer Gebirge überzog,

Indes war die Theuerung, die

Erbauer d. Haufes Erbaut

Kittner Anton 1885 Dtt Johann 1883 Kuhn Wilhelm 7 Zahm Guſtav 3 Bartl Anton

Gahlert Vincenz

Lenhard Anton 1887

Pohl Joſef (Brüder Pohl) Schreiber Franz 2 Bergner Johann Salzer Anton 2 Rücknagl Anton 7 Langer Johann * Bartl Franz 1888 Kugler Therejia Lenhard Anton = Siegl Franz *— Pecher Berthold 2 Georg Anton 2 Burghard Adolf Br

Schenf Eduard jun. ,„

Tippmann Wenzel 1889 Flohrer Bertha x Eberle Kranz 5 Gahlert Clement R Streihfuß Anton » Bartl Oswald Me Brüder Pohl (Kranz kenhaus) Dittrich Johann Morgenſtern Wenzel (Gewehrfabrik) 7 Siebert Theodor I Pilz Rudolf ;

num durch zwei Jahre das auf ganz natürlichem Wege

entjtanden, indem 1770 wegen anhaltender Näfje eine völlige Mijs- ernte eingetreten wor und 1771 Ende März noch ungeheure Schnee

i. Jahre

A

majjen die Fluren bedeckten jo daſs jelbft in Dresden und Leipzig in der Charwoche der Schnee noch zwei Ellen hoch lag, und im Juni anhaltende Regengüſſe die Erntehoffnungen abermals zumichte machten. Dazu fam ein Darniederliegen des Handels und der Gewerbe, jo daſs jelbjt der Fleißigſte ſich auch den fargiten Lebensunterhalt nicht mehr erringen konnte. Trotzdem die Getreide- ausfuhr jtrenge verboten war, jtieg das Korn im Gebirge auf 15 Gulden, der Weizen auf 16 Gulden, für die damalige Zeit und für unjere während der Kriegsjahre Jo hart mitgenommene Gebirgs- gegend unerhörte Preiſe! Mehlſtaub, Kleien, Krautjtrünfe, Heu und Gras, jelbjt gefallene und zum Theil in VBerwejuny übergegangene Thiere wurden von den armen Leuten mit Heißhunger verzehrt; ganze Scharen von Bettler, die ſich kaum aufrecht halten Fonnten, durchirrten das Gebirge und das flache Yand, oder blieben verhungert liegen. Die Bäcker waren von armen Leuten, am welche das Brot vertheilt wurde, förmlich belagert; das noch beige Brot, von dem manche einen halben Laib, ja noch weniger erhielten, ward jofort oufgezehrt, und es jpielten jich bier oft Scenen ab, die jich nicht leicht bejchreiben lajjen. Die Zahl derer, die noch etwas geben fonnten, wurde immer geringer, und die unverdauliche Nahrung, die furchtbaren Enibehrungen erzeugten das Faulfieber, das Die Menjchen majjenhaft hinwegraffte, jo daſs in kurzer Zeit ganze Häufer auh in Weipert ausgejtorben waren. Was nüßte es, daſs die Regierung Maximalpreiſe feſtſetzte? Die Wucherer und vor- züglich die Juden, die ſchon damals dies unehrliche Handwerk profeſſionsmäßig betrieben, kehrten fich nicht daran, bis endlich der gütige Kaifer Joſef, die Noth zu lindern, jelbjt nach Böhmen eilte, die Militärmagazine öffnete und viele Tauſend Centner Neis und Korn aus Ungarn nad) Böhmen jchaffen und unentgeltlich an die hungernde Bevdlferung vertheilen Lie. Das Korn war zur Ausfaat beitimmt; auch die Regierung ſtreckte über Aufforderung des Kaiſers 2 Millionen Gulden vor, damit dev Bauer jich wieder Vieh und Geräthichaften, die er in der Noth verkauft hatte, anſchaffen konnte. Die nächjte reichliche Ernte machte dieſem Jammer ein Ende, übe: den uns alle Geſchichtsſchreiber und Chroniſten jener Tage ein jchauerliches Bild entrollen.

In Weipert wurde dieſes Nothjahr etwas durch den Berg— bau gemilvert, der wenige Jahre zuvor wieder aufgenommen war. Schon beim Ausbrucde des Erbfolgefrieges, welcher die Zukunft Defterreich3 Jo ganz in Frage stellte, hatten ſich die ausländijchen Gewerke zurücgezogen, die Antonis und Mildehandgottes= Zeche blieben Liegen, und als in Letztere im Jahre 1742 die zwei lebten Bergleute Müller und Huſs aus Neugejchrei einfahren wollten, fanden jie die Gruben mit Wafjer gefüllt, worauf auch der Bau der anderen Zehen nach und nach aufgelallen wurde, Der nachfolgende zweite ſchleſiſche und enplich der jiebenjährige Krieg, in welchen die Feinde jo oft plündernd und brandjchatend duch Weipert zogen, benahmen den Einwohnern vollends den Muth und die Mittel, um an die Aufnahme des Bergbaues zu denken. Erſt nach Beendigung des leisten Krieges gewann Marta Therefia Zeit, wie jo vieler anderen Gewerbszweigen, jo auc dem Bergbau ihre Fürforge zuzuwenden. Sie befreite die Bergleute, die bei der Gonfeription als dienittauglich mit aufgenommen worden waren, vom Milttärdienjte und jchenfte den vier Bergſtädten Weipert, Preßnitz, Sonnenberg und Wiejenthal den fünften Pfennig der Steuer, der auf der Zeche „Johannes in der Wüfte” verbaut werden jollte. Es wurde nun dort ein jteinernes Gebäude errichtet, Bergleute aus Ungarn verschrieben, welche die Wafjerhebemajchinen nach neuerer Conſtruction bauten und die Erze mittelſt eines mit Waſſerkraft getriebenen Göpels herausförderten. Dieſe Bemühungen wurden auch vom Erfolg belohnt, denn neue Erzadern wurden auf— gefahren, und man konnte von der Ausbeute den Bau rüſtig fort— ſetzen. Es ſcheint dies übrigens die einzige Zeche geweſen zu ſein, die ſich nech in den Händen der Gewerkſchaften befand, denn der Iveh Glementijtollen wurde im Jahre 1766 jchon von der Regierung in Angriff genommen, um die erjoffene „Milvehandgottes: Zeche” zu zapfen und diejelbe wieder zu gewältigen, da nach Ausjage der (etsten Bergleute noch viel Kobalterz darin zu finden war, und jich

auch reiche Silberadern gezeigt hatten. Die Anwejenheit Kaiſer Joſefs II. n Weipert (1766) benüßte Bürgermeijter Ferdinand Joſef Lenhard und der Schicht- meijter bei ‚St. Johannes in der Wüſte“, namens Joſef Anton

9 ws (8°

191 Barthel, diefen um Unterjtügung zur Hebung des hiefigen Berg-

baues und um die Mittel zur Anlegung eines „tiefen Stollens“ zu Alkıllar Allein

bitten. Das dem Kaiſer überreichte Gejuch enthielt die Angabe, daſs hier bereits 53 ©ilberzechen, bejonders die „Mildehandgottes“ oder das Göpler Berggebäude vor alten Zeiten dermaßen floriert haben, dajs nicht nur über 121.680 Gentner jilberhältiges Schwarz- fupfer, jondern auch 4868 Mark Silber davon gemachet und gejchmelzet, ingleichen auch das in Betrieb jtehende St. Johannes in der Wüſten-Gebäude durch göttlichen Bergſegen empor gebracht worden jei. Weiter wird angeführt, daſs durch die gemejenen Kriegs- trubel man verhindert war, den Bergbau betreiben zu laſſen; außer— dem hatte die hieſige Bewohnerfchaft große feindliche Plünderungen auszuftehen, wodurch jie in Armuth gerathen und unvermögend fei, den jo nothwendigen tiefen Stollen aus eigenen Mitteln anlegen zu können. Durch diejen tiefen Stollen jollten alle noch unerjchrotenen edlen Gänge überfahren umd eröffnet, die alten noch nicht ausge- beuteten GSilberzehen durch Abzapfung derer Wäſſer von den bejchwerlichen Kojten des Bergbaues erleichtert und wie vorhero zu dejto mehreren Anbrüchen und herrlicher Ausbeute gebracht werden. Die Regierung bejtimmte hierüber das Neunte und Zehnte vom Gijenjtein zu dem Baue diefes Stollens und ijt derjelbe wirklich ein großartiges Werk zu nennen. Er beginnt oberhalb der Trinfsmühle Mr. 8). Die Arbeit gieng anfangs ganz gut von- jtatten; als man jedoch weiter fam, gieng in der Gegend, wo jet das ſächſiſche Majchinenhaus jteht und vor Beginn des Bahn- baues die jogenannte Zahmhalde lag, das Erdreich nach, und einem glücklichen Zufalle war es zu verdanken, daſs nicht alle i Dergleute verjchüttet wurden. Nachdem dieje Stelle wieder über: wunden war, wurde die Yuft jo dicht und verborben, daſs fein Licht mehr brannte, der Pulverdampf jich nicht verziehen wollte und den Bergleuten das Athmen unmöglich gemacht wurde. Man war daher gezwungen, bei dem PBojtgebäude (Ver. 309), wo noch vor | Beginn des Bahnbaues das Zechenhaus (NE. 383) jtand, einen . Schacht wieder zu teuffen, der jedoh jchräg auf den Stollen zu i jtehen fam, da man ſich in der Richtung geirrt hatte. Als jedoch k auch durch diejen Naum die Stickluft nicht genug abzog, Jo musste

192 eine Wettermajchine in den elben eingebaut werden. Bon bier gieng dev Bau dur das harte Gejtein jehr langjam, jo daſs man faum im Monate 42 SKlafter (7965 Meter) vorwärts Fam und es im Ganzen 50 Jahre dauerte, ehe der Stollen in ven Mildehandgottes- Schacht durchſchlägig wurde, auf welches Ereignis wir jpäter zurück fommen werden.

Auch die von den Gewerfen aufgelajjene Antonizeche wurde im Jahre 1766 vorzüglich auf Betrieb des böhmischen Bergrathes uno Hofkammerspräfidenten Grafen Kollowrat von der Regierung wieder gewältigt und war jo ergiebig, daſs in einem Jahre eine Schul von 3600 fl. getilgt und ebenjoviel Ueberſchuſs erzielt wurde. Gin mittelmäßiger Handjtein, auf 123 Gulden gejchätt, wurde an das k. k. Naturaliencabinet in Wien eingefandt. Wenn auch dieſe Zeche im Jahre 1789 wegen fojtjpieliger Waſſerhebung wieder aufgelafjen werden mujste, jo bejchäftigte jie doch bis dahin viele Leute, half über die gejchilderten Nothjahre mit hinweg, und dev Fortbetrieb des Glementijtollens und der Wüſtenzeche bot auch später den Bergleuten noch Beichäftigung und Nahrung. Diejelben jtanden jeßt unter einem Eaijerlichen Schichtmeifter, wurden in eine richtige Knappſchaft vereinigt, gleichmäßig gekleidet und bildeten ein jehr jchmuces Corps. In jedem Zechenhaufe war ein Grucifir aufgerichtet, vor welchem die Bergleute vor dem Cinfahren Gott um jeinen Beiftand anriefen, beim Ausfahren danften, daſs er fie bei der gefährlichen Arbeit befchütt habe. Am Sonntage vor der Predigt verrichteten ſie in der kleidſamen jonntägigen Bergmannstracht an der Canzelle vor dem Altare das Berggebet und fangen dazu übliche Fromme Bergmannsliever. Das alte Grucifir von der „Johannes in der Wüſten-Zeche“ iſt noch heute im Mafchinenhaufe der Steck'ſchen Kabrif aufbewahrt.

Gleichwohl vernehmen wir ſchon aus diejer Zeit die jich nun fort wiederholenden Klagen der Bergleute, aus welchen zur Genüge hervorgeht, daſs eine Anzahl von Uebeljtänden plaßgegriffen haben mujsten. So bejchwerten jich die Bergfnappen über das Gebaren der Bergbeamten, welchen alle Schuld beigemejjen wird, daſs ji) der Bergbau nicht mehr zu jeinem ehemaligen Anjehen erheben fönne, jondern immer und immer jinfe. Die Beamten, jo jagte

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man, kämen bloß ſo oft von Preßnitz nach Joachimsthal, um Diäten aufzurechnen, ohne ſonſt etwas zu thun, als die armen Bergleute zu examinieren. Das Silbererz müſſe nah Joachims— thal geliefert werden, und die Gewerke bekämen kaum den halben Wert davon. Die gute Abſicht der Regierung, dem Bergbau da— durch aufzuhelfen, daſs ſie ihn durch ihre Beamten betreiben ließe, ſcheiterte an der Unredlichkeit derſelben und dem Mangel an hier— ortigen Schmelzwerken. In der Joachimsthaler Schmelze wurden die von Weipert eingelieferten Erze und reichſten Anbrüche als ſogenanntes taubes Geſtein befunden. Die Beamten jedoch ſteckten den Gewinn in die Taſche, und die Regierung hatte nur die Unkoſten. Wäre der Bergbau in den Händen der Gewerke geblieben, und hätte die Regierung nur den Zehent genommen, ſo wäre der Ertrag ein dreimal ſo großer geweſen. Ueberhaupt ſind die Chroniſten auf die königlichen Bergbeamten nicht gut zu ſprechen und verurtheilen deren Gebaren vollſtändig. So heißt es in einem uns vorliegenden Manuſcripte, daſs die Beamten ſogar viel von dem Gelde zurückbehielten, deas auf der Wüſtenzeche verbaut werden jollte, und dies unter dem Vorwande, dajs damit

der Joſefiſtollen in Preßnitz betrieben werden müſſe. Dort

habe man aber, jo jagt das Manufeript weiter, nur einen Berg- mann, der in der Woche ein einzigesmal einfahre, und da zugleich der Erzjegen in Joachimsthal nachlafie, jener in Weipert da— gegen wachje und die Joachimsthaler Beamten Sorge hätten, das Bergamt könne von dort nach Weipert verlegt werden, fo brächten jie allerhand Lügen und Verleumdungen in Umlauf, ° jtellten Weipert als längjt ausgebaut dar und ſchilderten jeine Bergleute als die dümmſten und fauljten, während jie das von hier erzielte Silber verfauften und verprafsten, u. dgl. m.

Wenn wir auch diejen Anjchuldigungen nicht ganz beipflichten fünnen, und vermeinen, daſs vieles übertrieben und unwahr ijt, jo läſst jich doch nicht leugnen, dajs durch den Einlieferungszwang der Erze in die faijerliche Schmelze den Gewerfen jede Controle entzogen und unredlichen Beamten allerdings ein weites Feld gelajjen wurde. Aber auch bei dem gewiſſenhafteſten Worgehen der— derjelben war das jo leicht erregbare Mijstrauen nicht zu vermeiden,

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194 - und dasjelbe fcheuchte die Gewerke von größeren koſtſpieligen Bauten zurücd. Uebrigens war. die Zeit vorbei, wo die Erze mit Leichtigkeit fait im Tagesbaue gewonnen werden fonnten. Man mujste in die Tiefe, mujste foftjpieligere Stollen treiben, viel böhere Arbeitslöhne bezahlen und jo ein enormes Capital aufwenden, dem der Gehalt der Erze nicht mehr entſprach, da auch ſeit der Entdefung von Amerifa und der Einführung des Papiergeldes der Wert der edlen Metalle gejunfen war. Ein Erz von 6 Loth (105 Gramm) Silbergehalt per Gentner (56 Kilogramm und 6 Gramm) fonnte aljo jhon nicht mehr die Zinjen des Capitals und die Unkoften decken, währene es früher mit 2 Loth Silbergehalt mit Gewinn abgebaut werden fonnte. Troßdem hätten die Gewerke, die befanntlic) viel billiger bauen als die Regierung, vielleicht noch heitehen fünnen, hätte nicht die Bevormundung, welche die k.k. Bergämter über jie ausübten, jeden freien Aufſchwung gehemmt. Und jo mujste der Bergbau auch in unjerer Stadt immer mehr finfen, bis ev endlich nach mehreren Verſuchen, fich wieder aufzu- vaffen, in dev Neuzeit Fläglich erlojch.

Der Bartholomäibau war Schon 1736 aufgelafjen und auch das ZJechenhaus NE. 383 war bei Einftellung des Klementi- ſtöllner Bergwerks entbehrlich geworden, weshalb es Joſef Kilches vom Montan-Aerar mittelſt Kaufes vom 30. Juni 1830 am ſich brachte. Dieſes Haus wurde beim Bahnbau 1870 abgelöst und abgerijjen. Noch zu Anfang diejes Jahrhunderts waren NE. 368 und 453 ärariſche Zechenhäufer.

Die friedliche Entwicelung unjerer Stadt und des Landes jollte indes bald wieder durch Kriegslärm unterbrochen werden. In den legten Tagen des Jahres 1777 war der Kurfürjt von Baiern finderlos gejtorben, und da Dejterreih auf Niederbaiern gerechte Anſprüche hatte, jo ließ Maria Therejia dasjelbe in Beſitz nehmen. Diefem Unternehmen widerfeßten jich Preußen und Sadjen, und jo brach der bairiſche Erbfolgefrieg aus, in dem die Diter- reichifchen Generäle durch fünjtliche Stellungen den König von Preußen binderten, etwas Entjcheidendes zu thun und ihn zum Rück— zuge in jeine Staaten zwangen.

195 Da nun außer einigen Scharmügeln die Soldaten bauptjächlich gegen Objtbäume, Fruchtfelder, Küche und Keller zu Felde zogen, jo nannte man diejen Krieg jpottweile in Noroböhmen den „Kar— toffeleummel”, im Erzgebirge aber den „Zwetſchken- und Buttermilch- Krieg”. Trotzdem aber feine große Schlachten gejchlagen und glück— licherweife wenig Blut vergofien wurde, hatte diejer Krieg für unjere Gegend, weil hart an der Grenze gelegen, doch jehr ernite

- Folgen. Eine Abtheilung des ſächſiſchen Corps unter dem General

Möllendorf drang nämlich am 19. Juli 1778 in Weipert ein, requirierte dajelbjt Geld, Vieh und Lebensmittel, gieng bis Preß— niß vor, nahm aus der dortigen Rentcaſſe 598 fl. 29 fr. und zog ſich erſt auf die Nachricht, daſs die Dejterreicher im Anzuge jeien, wieder nach Sachſen zurüd. Bald erichienen auch öſterreichiſche Hujaren und Dragoner, welchen am 9. September Anfanterie unter General Pauer folgte. Ein Theil blieb in Bärenjtein beim Zollbauje (Bergbäusl) unter dem Oberjtwachtmeijter Czeskowitz jtehen, wo ein fürmliches Yager gejchlagen und von hier aus die ſächſiſche Umgegend gebrandſchatzt wurde, während ein anderer Therl gegen Marienberg und Olbernhau zog. Als Brandichagung wurden auferlegt: Bärenjtein 15.000, Jöhſtadt 15.000, Buch: holz 20.000, Annaberg 50.000 und Wiejenthbal 30.000 Gulden. Bon letterem Orte verlangten die Kaiferlichen noch außer— dem 40 Stück Hornvieh und 60 Schafe, von Annaberg für die Dffteiere 6 Stück holländifches Tuch, Yeinwand, Bier und Vic tualien, während jich die Soldaten auch noch plündernd in der Stadt zerjtreuten. Indeſſen it nirgends Blut vergofjen oder Grauſamkeit verübt worden. Man fuchte aber aus diejen Orten dur Drohungen herauszuprefien, was möglich war, nahm alles, was vorhanden war, jchleppte es in das Lager nah Bärenjtein, und da natürlich Feine diefer Gemeinden diefe enorme Brandſchatzung vollſtändig auftreiben konnte, nahm man Geiſeln mit, um ſich nod) nachträglihe Zahlungen zu ſichern. Sp wurden aus Bärenjtein der Richter Lehmann, aus Jöhſtadt der Stadtrichter Loren z und Stadtjchreiber Werner, aus Buchholz die beiden Viertels— meilter Heinrich und Lauterbach, aus Wiejenthal der Vier: telsmeifter Zirold und Schichtmeiſter Ullmann, aus Annaberg 15*

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der Bürgermeifter und ein Kaufmann, namens Steh, weggeführt, die beim Rückmarſch am 14. September mit nah Preßnitz und von dort über Kaaden, Prag nah Dfen transportiert wurden, wo 23 jächjiiche Geijeln zuſammenkamen, da die andere Abtheilung des Sauer'ſchen Corps mit Marienberg, Dlbernhau, Zöbliß, wie auc die unter dem Oberjtlieutenant Dtto von Eger her vorgedrungene Jäger-Abtheilung mit Schwarzenberg, Grün- hain, Scheibenberg und Schlettau in gleicher Weiſe verfahren waren. Die Geijeln wurden in Ofen gut behandelt und im Jänner des nächſten Jahres jämmtlich entlafjen. In den vorhandenen Büchern finden wir, daſs auch Weipert in diefem Jahre werjchie dene Abgaben an die Filialcafje in Elbogen zu leiſten hatte; jo am 21. September 1778 23 Gentner Mehl und 69 Metzen Hafer oder Gerſte (Wiejenthal hatte 5 Centner Mehl und 15 Meben - Hafer zu leijten), am 23. September 217 fl. 5/, Er. an Kriegs- jteuern. Nach) Kaaden mussten abgeliefert werden: am 8. October 23 Meten Hafer, am 10. October 80 Gentner Heu, am 22. De- tober 103 Gentner Heu, am 30. November und am 20. December 100 Gentner Heu. Außerdem mujste unfere Stadt noch an Kriegseontribution 754 fl. 42 fr, in monatlichen Raten zu 62 fl. 531/, fr. nah Elbogen abführen.

Diefe Erprejjungsmethode war eine Erfindung des Prinzen Heinrich, Bruders des Königs von Preußen, der ſich indes im jiebenjährigen Kriege nicht damit begnügte, jondern wie die Schweden - im vorigen Jahrhunderte in Böhmen jengte und brannte

Da nun nah dem Mbzuge des Sauer'ſchen Corps die Truppen in die Gegend nach Leitmeritz zogen, jo blieb von nun an unjere Gegend von Militärdurchzügen verſchont. Weipert hatte noh am 3. April 1779 nach Roſshaupt (bei Tachau) vier Transportfuhren zu machen, und endlich machte der Teſchner Friede (am 13. Vai) auch diefem Kriege ein Ende, in welchen Weipert troß der Befreiung durd) feine Privilegien die erftie Recruten jtellen mujste. Dejterreich erhielt durch dieſen Frieden das bairijche Innviertel, verzichtete aber auf den übrigen Theil der bairiſchen Erbichaft. Die Herrſchaften Glauchau, Waldenburg und Lichten- jtein nebjt 27 dazu gehörigen Dörfern wurden von der böhmijchen

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Lehnherrſchaft Losgefprochen und an den Kurfürjten von Sachjen abgetreten. Am 29. November 1780 bejtieg Joſef II. nach dem Tode jeiner Mutter den öſterreichiſchen Kaijerthron. Obwohl von Geijtlichen erzogen, blieb fein Geiſt doch vorurtheilsfrei. Durch die vielen Reifen hatte er jchon in jeinen SJünglingsjahren fich eine große Menjchenfenntnis angeeignet, die Vorurtheile und Gebrechen jeiner Staaten fennen. gelernt und ſich über die Gulturverhältnifie anderer Yänder eifrig unterrichtet. Lebhafter Temperaments, führte 1 er nun als Alleinherricher mit unendlichem Eifer die in feinem | Geijte bereits fertigen Pläne und Reformen aus, wodurd er das Glück jeines Reiches zu begründen glaubte. Sp erfchien fehon am 1. Mai 1781 ein Patent, wodurch die bisherige Juſtizverfaſſung | aufgehoben und eine Gerichtsordnung mit einem nun viel ein- / facheren Gerichtsverfahren eingeführt wird.

Kurze Zeit darauf folgte am 1. November vesjelben Jahres | eine allgemeine Tarordnung für gerichtliche Verhandlungen, der alle |

Stände ohne Unterfchied unterworfen waren, und die jo klar und deutlich war, daſs die Leute wenigitens wufsten, was und warum fie zu zahlen hatten. Desgleichen jchaffte ev am 15. October desjelben Sahres den Gewiſſenszwang ab, hob die Klöjter auf, bejchränfte die Feſt- und Feiertage, brach die Macht des Papſtes durch eine Reihe von Radicalmitteln, die der Hierarchie den Einfluſs auf die weltliche Gerichtsbarkeit nahmen, und gab endlich dem Bauernjtande die jo lange ſchon angejtrebten Menjchenrechte.

Im Sahre 1785 kam diefer menjchenfreundliche Kaiſer zum

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Baues der hiejigen Stadtficche, wozu er über unterthänige Bitte der armen Gemeinde das Geld gegeben, zu überzeugen, und ver- dankt Weipert der Anweſenheit des Kaifers die im folgenden Sahre (1786) erfolgte Bejtätigung der Privilegien, welche wir nach- folgend dem Wortlaute nach anführen:

„Wir Joſeph der zweite von Gottes Gnaden erwählter römiſcher Kailer, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, König in Germanien, zu Jerufalem, Hungarn, Böheim, Dalmazien, Krvazien, 9) Nah Sommer und Schaller zählte Weipert im Jahre 1785 nur 305 Häufer.

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zweitenmale nad) Weipert,“) um ſich über den Fortſchritt des <

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Slavonien, Galizien und Yodomerien, Erzherzog zu Delterreich, Herzog zu Burgund und zu Lothringen, Großherzog zu Tosfana, Sropfürit zu Siebenbürgen, Herzog zu Mailand, Mantua, Parma, gefürjteter Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyrol ꝛc. Befennen öffentlich mit diefem Briefe, und thun fund Jedermänniglich, daſs uns Bürgermeijter und Rath unſerer fönigl. Bergitadnt Wenpert, Elbogner Kreifes in unjerm Königreiche Böheim allerunterthänigit

gebeten, Wir gerubeten Ihnen die kaiſ. fünigl. Gnade zu thun, und die von unſern glorreicheiten Vorfahrern ſothaner Stadt vers

liehene und leßtlich von weiland Kaifers und Königs Leopolds höchit-

jeligen Andenfens confirmirte Privilegien gleichfalls allergnädigjt

zu bejtättigen. Wann wir nun dem allerunterthänigiten Gejuche unjerer fönigl. Bergſtadt Weypert in kaiſ. königl. Gnaden zu fügen

befunden. Als haben Wir mit wohlbedachtem Muthe, gutem. vor—

gehabten, zeitigen Rath und vechtem Wiſſen jothane Privilegien salvo jure regio dominicati et cujus cunque terti, in io weit bejagte Bergitabt Weypert in deren Genuß und Beſitze jich befindet, jolche auch der itzigen und fünftigen Yandesverfajjung und Bergordnung nicht entgegenjteben, mit nachfolgenden Mopificationen allergnädigjt bejtättiget, daſs Erjtens der jtebente Abſatz des Kaiſers Rudolphiniſchen Gnadenbriefes nur in jo weit jeine Gül— tigkeit haben jolle, als diefer der damaligen für jämmtliche Berg- jtädte in Juſtizſachen ergangenen Berggerichtsordnung nicht zuwider— lauft, ferner Zweitens die in dem Gnadenbriefe Kaijers Fer— dinands des Ill. vom Jahre Sechzehen hundert ein und fünfzig und Kaiſers Leopold vom “Jahre Sechzehenhundert ſechs und jechzig und Sechzehenhundert vier und achtzig vorfommende gegen unſer bejtehendes allerhöchites Ioleranzgejege jtreittende Stelle: „daſs dieje Begnädigungen jich allein auf die der heiligen alleinfelig- machenden katholiſchen Neligion zugethbane Bürger und Anwohner erſtrecken jollen‘’, für unwirkjam und gänzlich hinweggelajjen ange jehen werben ſolle. Endlich Drittens daſs, da die ver Stadt Weypert in den alten Privilegien zugejtandene peinliche Halsgerichte- barfeit in die Ruhe verjeßet worden, jelche von derjelben dermal nur nach Maßgebung des höchjten Normale vom jieben und zwan— zigjten März Siebenzehenhundert ſechs und achtzig ausgeübet werden

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fünne. Thun das auch hiemit wiſſentlich und in Kraft dieſes Briefes als regierender König zu Böheim Meinen, jeßen, ordnen und wollen, daſs vorbejagte Privilegien als ob deren Punkte hierinn aufs neue bejchreiben und von Wort zu Wort einverleibet wären wie bisher, aljo noch fernershin auf die von uns beſtimmte Weije bei Kräften jeyn und bleiben jollen und mögen. Und gebieten hierauf allen und jeden unjern nachgejetsten Obrigfeiten, \nwohnern und Unterthanen, was Würde, Standes, Amts oder Wejens, die in Unjerm GErbfönigreiche Böheim find, injonderbeit aber unjerm föniglihen Gubernium daſelbſt hiemit gnädigit, daſs jie bemelte Bergjtadt Wenpert bei ihren Privilegien und der bierob unter vor— erzählten Mopdififazionen von uns erhaltenen Bejtättigung gebührend ſchützen und handhaben, darwider jelbjt nicht thun, noch das jemand andern zu: thun verjtatten bei Vermeidung unferer ſchweren Strafe und Ungnade. Das meinen Wir ernitlich: Zu Urkund diejes Briefs befigelt mit unferem faif. fünigl. und erzherzoglich anhan— genden größeren Inſigel, der geben it in unſerer Haupt- und Reſidenz Stadt Wien den zwey und zwanzigiten Monats Tag November im Siebzehenhundert jechs und achtzigjten unjerer Neiche des Römischen im drey und zwanzigjten und der Erbländijchen im jechiten Jahre. Joſeph. Leopoldus Camerae Kolowrat. Johann Rudolf Graf Chotek. Ad Mandatum Sacrae Caes. Regiae Mattis proprium Franz Edler v. Dornfeld. Registi Mariophilus v. Leiß ner.“

Bon großem Einflufje auf die Rehtsverhältnifje, zum Theil noch recht mittelalterlich, waren die 1776 erfolgte Aufhebung des hochnothpeinlichen Gerichtsverfahrens, der Tortur, ferner die Ab— Ihaffung der Todesſtrafe und die Herausgabe des bürgerliden Geſetzbuches, das bis auf den heutigen Tag noch jeine Geltung hat. Namentlich war Joſef II. bemüht, die Fehler jeiner Vorfahren durch eine weile Gejebsebung wieder gut zu machen, weshalb er ein Augenmerk auch auf die armen Erzgebirger vichtete und durch die Rückkehr aller jener zur Zeit der Gegenreformation verfolgten

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und ausgewanderten Familien dem Bergbau neue Kräfte zuzuführen und tüchtige Gewerbsleute zu gewinnen juchte.

Unter anderen ließ Kaiſer Joſef auch eine Beichränfung der Büchercenſur in’s Yeben treten, welche außer anderen Bejtim- mungen fejtjtellte, daſs Kritifen über den Landesherrn vder über die Itaatlihen Einrichtungen wohl erlaubt jein jollen, wenn jie nicht offenbare Schmähungen des Staates enthielten. Joſef gieng indefjen noch weiter. Sagte er doch einmal einem Gelehrten, welcher die Geſchichte des deutſchen Volkes ſchreiben wollte: „Schonen Gie Niemand, auch mic, nicht. Meiner Vorfahren Fehler und meine eigenen jollen unjere Nachfonmen belehren,” und eine Schmähjchrift, welche gegen ihn erjchien, und in welcher er ein Plünderer der Kirchenſchätze, ein Yutheraner, ein Ketzer gejcholten wurde, ließ er nochmals abdrucken, und zum DBejten der protejtantichen Kirchen verfaufen. Der Zorn und die Verbijjenheit der Gegner des edlen Kaijers erwachte im vollen Maße, als am 15. Detober 1781 jein merfwirdiges Toleranz-Edict erjchien und dejjen Folgen fich fund gaben. Dem Kaijer waren faule Mönde und müßige Nonnen, „welche an der Tafel der Nation jchwelgten,” ein Greuel. Er bob daher im Jahre 1781 allein 627 Klöjter auf einmal auf, deren Gebäude in Schulen, Hojpitäler und Kajernen verwandelt wurden. Infolge diefer weiter fortgejeßten Maßregeln verminderte fi) die Zahl der Ordensleute von 70.000 auf 27.000. Die bievon betroffenen Klöfter waren jedoch meiſt folche, deren Ber wohner fein werfthätiges, jondern nur ein bejchauliches Leben führten. Durch ein jegensreiches Werk, das Maria Therejia begonnen und Joſeph vollendet hat, wurde er der Wohlthäter von Millionen: durch die Aufhebung der Leibeigenjchaft in Böhmen, Mähren und Galizien. Er jorgte für die Hebung des Unterrichts und jeder geijtigen Pflege, Volksſchulen wurden errichtet, große Pfarriprengel in Fleinere abgetheilt, viele Kirchen, deren Herjtellungsfoiten er öfters, wie bei der Kirche in Weipert, aus Eigenem bejtritt, erbaut. Die edle Menjchenliebe, die den Kaijer durchdrang, zeigte jih in vielen anderen Maßnahmen.

Der Stadt Weipert hatte Kaijer Joſe f IL. das in dem alfergnädigit abgejchlojjenen und vom Kaifer Matthias bemwilligten

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Freikauf cum formalibus erhaltene uralte Hüt- und MWeiderecht auf den Viehtriften im Preßnitzer Wald und Gehölz mit einem Stadtprivilegium, welches wir theilweife bier folgen lajjen, ertheilt. Die diesbezügliche Stelle lautet wörtlih: „Und wir conftirmieren Ihnen alles aus Föniglicher Macht und Vollfommenheit in Kraft diejes Briefes, allermaken als oben vermelde Privilegia nebenit dem Erbfaufsbrief jedes bejonder von Wort zu Wort hierinnen begriffen und injerieret wären, wie jie dejjen allein in ruhiger Poſeſs und Geniegung jein.”

Auch war Kaijer Joſef, wie das berühmte Patent vom Jahre 1789 nachweist, bemüht, die Steuern in den einzelnen Kronländern zu regulieren, eine gewils Außerjt wichtige Arbeit, die aber leider wegen des Ausbruches des Türfenkrieges nicht ganz durchgeführt werden fonnte, da der Kaijer ſich jelbjt in die Mitte jeiner Armee begab, aus der er jedoch todesfranf nad) Wien zu— rücfehren muiste, um am 20. Februar jein thatenreiches Leben zu bejchliegen. Das Volk wollte lange nicht glauben, daſs fein Liebling gejtorben, und meinte, jeine Widerjacher hielten ihn ge

waltſam in Verborgenheit gefangen. Sein Name und jein Geift

lebt aber fort und wird fortleben im Munde und im Herzen des Volkes, unter dem er jo gerne ſich bewegte, um deſſen Leiden und Freuden er jo jehr ſich befümmerte. Die Nachwelt hat diejem edlen Volkskaiſer in dankbarer Geſinnung faſt in jedem Kleineren Orte ein Denkmal von Erz oder Stein errichtet. Auch in Weipert wurde der 100jährige Gedenktag dev Thronbejteigung Kaiſer Joſef's 11. dur Veranjtaltung eines Feſt-Commerſes (am 30. November 1880) gefeiert, bei welcher Gelegenheit Bürger- ſchullehrer Kranz Heckl in längerer Rede über das Yeben und Wirken des Verewigten ſprach. Der Verein der „2der” hinterlegte bei der hieſigen Sparcaffe den Betrag von 100 Gulden als Fond zur Errichtung eines „Kaiſer-Joſeph-Monumentes in Weipert“, welchem Fonde der genannte Verein im Jahre 1890 noch einen weiteren Betrag von 106 Gulden zulegte.

Mit dem Hinjcheiden dieſes Monarchen trat in Oeſterreich ein große Reaction ein, denn die Finſterlinge und Feinde des auf- geklärten Kaijers, vor allem die jo einflujsreichen Jeſuiten, kamen

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wieder aus ihren verborgenen Schlupfwinfeln hervor und machten id) daran, das edle Werk des großen Todten wieder zu zerjtören. Die alte Willfür und der alte Zwang trat an Stelle dev kaum errungenen Ordnung, Gejegmäßigfeit und Freiheit. Dazu fam noch, daſs Joſef's Nachfolger und Bruder, Kaifer Leopold II. ebenfalls nach kurzer Regierungszeit jtarb, und Franz I. unter den jchwierigiten Verhältnifjen, wozu namentlich die Kriegsgefahren, die von Frankreich her drohten, beitrugen, die Zügel dev Regierung ergreifen mujste. Es beginnt nun für Deutichland und Dejterreich jene jo traurige Zeitperiode, die in der Gejchichte mit dem Namen „Die Zeit Napoieons I.” mit blutigem Griffel eingejchrieben ſteht, jene Zeit deutſcher Schmach, die erjt nach jahrelangem Ringen auf den Schlachhtfeldern von Yeipzig und Waterloo und mit der Verbannung des großen Corſen auf das Felſeneiland St. Helena endete.

Zum Schluſſe dieſes Gapitel® wollen wir noch einige Ver— oronungen des k. f. Landesguberniums zu Prag anführen, bie während der Regierungszeit Kaiſer Yeopolds und Kranz’ erlafjen wurden und deren Beitehen heute noch als wijjenswert erjcheinen. Am 24. Juli 1791 erfolgte ein neues Grundbuchspatent; zufolge Verordnung vom 23. Februar 1795 durfte von pjeudonymen Anzeigen fein Gebrauc gemacht werden, dieſelben jind vielmehr von den Gerichten und Behörden als Scartefen liegen zu lafjen. Mit Verordnung vom 28. April 1795 wird eine neue Yandes- münze von 6 und 12 Kreuzerſtücken in Umlauf gejett. Laut Verordnung vom 2. Juli desjelben Jahres durften Kälber nicht früher gejchlachtet werden, als bis jie wenigjtens 40 Pfund an Gewicht hatten. Mit Verordnung vom 14. April 1796 wurde die unter der Kaiferin Maria Therefia erjchienene Feuerlöſch— ordnung einer neuerlichen Regelung unterzogen. Noch wollen wir erwähnen, dafs auch Kaiſer Kranz I. am 29. Mai 1795 der Stadt Weipert ihre alten Privilegien vollinhaltlich bejtätigt hatte,

Durch) Gubernial- Verordnung vom 17. April 4799 wurde jogar die Gründung von Leſecabineten und Leihbibliothefen verboten.

Im vorhergehenden Gapitel verliegen wir die Verwaltung unjerer Stadt mit dem Richter Salomon Heinrich Schmidl.

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Derjelde war Mealzbausvoriteher, hatte ſich vom Spindlerhof ein Stücd Feld gekauft, darauf ein Haus (NE. 130) gbaut und galt als ein reicher Mann. Seine einzige Tochter war an den, biejigen Brauer Georg Thomas Vieth, welcher aus Roſchwitz ſtammte, verheiratet und everbte nad) dem Tode des Vaters (1753) das ganze Vermögen. Diejer Etadtrihter Schmid! hatte noch drei Brüder, von denen eimer ein Schmied war, ſich an der Karlsbader Straße ein Haus baute und mit jeinem Bruder, der das Haus Jr. 111 bejejjen hatte, die letzte Beſitzung vom Spindlerhof, den alten Meierhof auf der Höhe kaufte. Der leiste Bruder, Joſef Schmidl, welcher mit jeinem Bruder Salomon 1732 zum Stadt— tichter erwählt worden war, war Bader und Bäder und hatte die ‘Semeindemahlmühle gekauft, wozu er noch eine Brettmühle erbaute. Sein Sohn Andreas wurde Geijtlicher und war hier durch Kurze Zeit als Kaplan angejtellt. Unter dem Richter Joſef Schmidl, welcher durch fait 29 Jahre dieſes Amt verwaltet hatte, waren Johann Jakob Roſenbaum und Wenzel Lenhard, welch letzterer hieſiger Bürger und Secretär der Scapulirbruderſchaft war, ale Stadtichreiber angejtellt. Nachdem diejer Richter 1751 gejtorben, die Zeiten infolge der Kriegstrubel und der vielfachen Gontributionen, die der hieſigen Bewohnerjchaft auferlegt wurden, jehr traurige waren, jo wollte jchon in Rückſicht auf die perjünliche Gefährdung jich hier Niemand entjchliepen, das Stadtrichteramt zu Übernehmen. Endlich einigte man jich dahin, den Bruder des verjtorbenen Richters, der ſchon vor diefem das Nichteramt bekleidet hatte, wieder zu wählen. Salomon Heinrich Schmid! ward nun Stadtrichter, jtarb aber am 12. December 1753. Der Vice-Richter Ferdinand Joſef Yen: hard übernahm bis zu der am 1. Juli 1754 vollzogenen Neu— wahl, wo der Bürger und Saftwirt Joſef Anton Bayer (au RE. 31) gewählt wurde, die Amtsgejchäfte und das Nichteramt. Bisher wurden bei allen Magiftratsacten und anderen Tustru- mentis probatoriis die Seneraljignatur „Bürgermeiſter und Rath‘ angewendet. Diefe Fertigung bat jedoch zu vielerlei Anſtößen und Unterjchleifen geführt, weshalb mit Patent vom 13. October 1755 dieje Art der Unterzeichnung eingejtellt und die Individual-Raths— unterjchrift eingeführt wurde; auch jollte von num am jeder Erle:

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digung das Stadtjiegel beigedruct werden. Das heute noch am Bür— germeijteramte aufbewahrte jogenannte „Gerichtshand!l“ wurde

1755 von dem Zinngießermeiſter Lechner in Schönfeld ange—

fertigt, wofür 3 fl. 27 fr. 3 Pf. ausgezahlt wurden.

Unter dem Stadtrihter Bayer hatten die Preußen im Jahre 1756 Rurjachjen beſetzt und legten dajelbit Magazine an. Deshalb wurde in Böhmen, die Ausfuhr des Getreides auf das jtrengjte verboten. Weil aber dieſes Verbot an mehreren Orten und auch von hiejigen bevrängten Fuhrleuten mehrfach übertreten worden, jo fam an den hieſigen Stadtrichter dev gemefjene Auftrag, daſs Weipert 7 vierjpännige Wagen mit je 2 Mann zur Armee zu Itellen babe. Diejer Befehl wurde, wie wir im IV. Gapitel be- richtet haben, auch ausgeführt. Weipert war durd, eine neue Verordnung der Kaiferin Maria Therejia dem Kreisamte zu Elbogen zugetheilt worden, blieb nur in Bergjachen auf das Oberamtin Joachimsthal angewieien und verlor hiedurch jeine bisherige eigenthümliche VBerfaffung. Neben dem Stadtrichter jollten nun auch zur Beforgung dev adminijtrativen Gemeindeange- legenheiten eigene Bürgermeiſter gewählt werden, denen zwei geprüfte Räthe zur Seite jtanden. Als erjter Bürgermeiter unjerer Stadt wurde am 1. Jänner 1759 Ferdinand Joſef Lenhard eingefekt, und iſt jomit Joſef Anton Bayer, der zufolge Oberamts-Erlaſſes mit 1. Jänner 1759 jeine Stelle nieverzulegen und an Lenhard die Gejchäfte abzutreten hatte, als der leiste Stadtrichter anzujehen ; als Richter fungierte ev neben dem Bürgermeijter noch weiter und oblag ihm nur mehr die Rechtspflege und Führung der öffentlichen Bücher.

Unter dem erſten Bürgermeiſter Yenhard war als Syndicus Dominif Schmid! angejtellt. Als am 8. December 1766 Ferdinand Lenhard gejtorben war,“) wurde der bisher fubjtituierende Bürger— meifter Johann Andreas Schmid! vom Kreisamte Elbogen zur Bejorgung der Gejchäfte bis nach vorgenommener Neuwahl betraut, Fe diefer wurde 1767 Franz Anton Schönland, Schneider-

9 Derſelbe liegt zufolge ſeines letzten Willens mit ſeiner Frau in der hieſigen Stadtkirche begraben, weshalb er dieſer für die Grabſtätten je 10 Gulden vermachte.

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meilter und Beſitzer des Haujes NE. 187, zum Bürgermeijter gewählt; jein Subjtitut blieb Johann Andreas Schmidl, der im nächſten Jahre (1768) mit dem Stadtrichter Joſef Anton Bayer den adeligen Freihof um jährliche 270 Gulden pachtete und fich verpflichtete, eine Maß Bier nicht höher als um 11/, Kreuzer zu verzapfen. Als am 5. Jänner 1770 Franz Anton Schönland vom Rathhauſe nach Harfe Fam, wurde er vom Schlage getroffen und jo plößlic vom Tode ereilt. Nach ihm wurde Johann Andreas

Schmid! gewählt. Diejer war Büchjenmacermeifter und hatte

zur Zeit des jiebenjährigen Krieges die Lieferung von Gewehren übernommen. Drei feiner Söhne waren gleichfalls Büchienmacher, während einer, der jtudiert hatte, von der Negierung eine An— jtellung erhalten hatte. In diejer Zeit (1771) war, wie wir jchon im IV. Gapitel mitgetheilt haben, eine große Thenerung und in MWeipert hatte man weder Brot noch Korn, weshalb das Kreis— amt in Elbogen um die Erlaubnis gebeten wurde, an den ver- Ichiedenen Orten des Egerer Bezirfes Getreide einfaufen zu dürfen, was damals jtrenge unterfagt war. Am 15. Mat erhielt es dieje Befugnis mit dem Beiſatze, daſs es gejtattet jet, Überall, wo man Getreide befommen kann, es jei in diefem oder in einem anderen Kreife, jolches Faufen zu dürfen, ohne von Jemandem daran ge hindert zu werden. Sollte Jemand den Kauf bintertreiben oder vorräthiges Getreide verheimlichen wollen, jo könne beim Kreis— commiſſär Herrn von Kundratig in Eger um Aſſiſtenz ange- jucht werden, welche unverzüglich ertheilt werden wird. Bei der herrſchenden Noth mujste Weipert im Jahre 1772 an Kriegs- Gontribution 1565 Gulden 42 Kr» 3 Pf. bezahlen. Zur Zeit des Bürgermeijters Schmidl waren Joſef Anton Bayer Stadt: richter und Aſſeſſor (Gerichtsbeiliser), Johann Langer, Johann Chriſtoph Schmidl, Joſef Bartl, Chriſtian Lenhard und Joſef Heinrich Müller Raths-Aſſeſſoren. Syndicus war Franz Joſef Thim, der nicht allein der lateiniſchen, ſondern auch der fran— zöſiſchen Sprache in Wort und Schrift mächtig war. Am 30. April 1772 wird der Stadtrichter Joſef Anton Bayer zum Bürgermeiſter und Johann Chriſtian Lenhard zu deſſen Sub— ſtituten gewählt. Erſterer wurde vielfach verleumdet und gekränkt,

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weshalb er unter der Pegründung, dajs er als Schichtmeijter des St. Elemens=-Unter-Stollens und des Wüſtner-Stollens zu jehr in Anſpruch genommen jei, um nthebung von dem Amte bat, was ihm auch (1775) von dem Kreisamte bewilligt wurde; zus gleich wurde bis zur Rathswahl der Müller und Rathsmann Ghrijtian Lenhard NE. ST als Adminijtrator bejtellt. Bei der jtattgefundenen Wahl wurde Ignaz Kaver Neim, welcher bier als ehemaliger Zoll- und Trankjtener-Einnehmer in NE. 84 jeine Benfion verlebte, zum WBiürgermeijter gewählt. Sein Gubjtitut blieb Lenhard, während Kranz Felix Schwab die Stadtrichter- itelle bekleidete.

Aus diejer Zeit jtammt die Anordnung Patent vom 7. November 1774 daſs alle Urkunden, welche mehrere Bogen umfajjen, mit einem Faden oder einer Schnur zujammengebeftet, beide Enden mit hartem Wachs fejt gemacht und das Petſchaft des Ausjtellers darauf gedrückt werde. Ungehefteten Urkunden jolle fein Glauben mehr beigemejjen werden. :

Im Jahre 1778 fam eine preußifche PBatrouille in der Nacht zum 19. Juli nah Weipert und bolte den Bürgermeijter, den lie vom Bette weg nad) Bärenjtein führten und dort feithielten, bis die Brandſchatzung bezahlt jein würde. Weil diejer aber ein alter kränklicher Mann war, jo jchiefte die Gemeinde einen anderen Mann als Geijel hin. Nun wurde der Hof mit den beiten Wiejen um einen Spottpreis verfauft, um nur die Brandſchatzung erlegen und dadurch den gejtellten Mann frei erhalten zu fünnen. Ein aus diejer Zeit an das Elbogener Kreisamt erjtatteter Bericht über die Profejjionijten in unjerer Stadt führt folgendes an: 1776 gab es bier 2 Bapierfabrifen mit 2 Meijtern, 6 Gejellen, 2 Lehr— jungen und 5 Gehilfen; 4A NRohbrihmied-Kabrifen mit 5 Meijtern (Johann Schmidl, Georg Schmidl, Joſef Heinrich Wagner und Sebaſtian Dit, 5 Gefellen und 5 Lehrjungen, 13 Büchſenmachermeiſter mit 7 Gejellen und 3 Lehr- jungen; 6 Zeugſchmiede mit 4 Gejellen und 2 Yehrjungen ; 3 Shleifmühl-Kabrifen mit 3 Gehilfen; 1 Schifter mit 2 Gejellen und 2 KLehrjungen; 1 Strumpfmirfer; 2 Bojamentierermeijter mit 5 Gejellen, 1 Xehrjungen,

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1 Gehilfen mit 6 Stühlen; 1 Yeinweber und 504 Spitzen— verleger. Im Jahre 1776 betrug der Gontributionsbeitrag für MWeipert 1166 fl. 21 fr. 3 Pf, wovon auf die Bürger 1107 fl. 35 tr. 3 Pf, auf die Hofhäufer 21 fl. 6 fr. 1Pf., auf die Meijter ohne Häufer 13 fl. T fr. 2 Pf. und auf die Hausgenofjen 24 fl. 31 fr. 2 Pf. entfielen. Am folgenden Jahre betrug diefe Steuer 1176 fl. 35 fr. 3 Bf; im Sabre 1779 mujste Weipert 217 Gentner 33 Pfund Heu an die Magazine abliefern. Die Gontri- butionsfuhren waren jchon jeit mehreren Jahren an den Schut- juden Joachim Jakob aus Yichtenjtadt vergeben. Neim war am 3. Jänner 1781 gejtorben, und ihm folgte der gewejene Stadt- richter und Seifenjiedermeijter Felir Schwaab (NG. 145), unter welchem der Magijtrat eine neue Regulierung erfuhr. Sein Sub- jtitut war Joſef Anton Bayer, Nichter war Chrijtian Rieß und Syndicus Johann Nep. Röhring, ein hiefiger Bürger in NE. 157, der am 20. Juli 1784 in einem Alter von 32 Yahren an Bluts ſturz ſtarb. Nach ihm hatte diefe Stelle Vincenz Flieher einge: nommen. Im Jahre 1787 brachte Felix Schwaab jeine Nefignation ein; dieſe wurde auch mit Freisämtlichem Schreiben vom 24. No— vember angenommen und die Verwaltung an Chrijtian Yenbard übertragen, der auch ſchon am 1. December vesjelben Jahres als jein Nachfolger gewählt wurde und dieſes Amt bis zum Sabre 1798 verwaltete. Unter ihm fand ein Neubau der Grenzbrüce jtatt, zu welchem die Gemeinde 133 Gulden 46 fr. beijteuern muſste.

Aus dieſer Zeit verdient das kaiſerl. Hofdeeret vom 3. Sep— tember 1788 erwähnt zu werden, kraft deſſen der hieſigen Gemeinde das Präſentationsrecht eines von den 31 Klement'ſchen Studenten— jtiftungen (Klement war ein reicher Bürger in Duppau) verliehen wurde, auch jind verjelben die Grundſätze mitgetheilt worden, unter denen die Präjentation vorzunehmen jet.

Bürgermeilter Felix Schwaab iſt in einem Alter von 75 Jahren am 2. October 1816 in jeinem Haufe NE. 145 am Scleimjchlag gejtorben.

Sein Sohn Wenzel Schwaab hatte hier nad) Joſef Sch midl, welcher der erſte Kotto=-Eollectant in Weipert war, die Eollectur

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übernommen. Mit dem fail. Ratente vom 13. November 1751 wurde in Dejterveich das Lo tt o unter dem Namen Loto di Genova (mit 90 Nummern) eingeführt und dem Octavio Edlen von Cadaldi hierauf ein Rrivilegium auf 10 Jahre (vom 1. April 1752 bis 31. März 1762) ertheilt, welcher das Loto di Genova nad) Art und Weife, wie jolhes zu Nom, Mailand, Mantua u. a. bereits veguliert war, auch in den böhmijchen und dfterreichijchen Erb- landen auf eigene Gefahr und Unkoſten einzuführen hatte, wobei ihm noch die Zujicherung ertheilt wurde, dajs während diejer zehn Jahre im Lande feine andere Yotterie geduldet werde. Später wurde diejes Privilegium an ven k. k. Rath Andre Baratta verliehen. Mit Patent vom 13. März 1813 wurden in Dejterreich alle früheren Yotto-Berordnungen aufgehoben, die Spieleinſätze nad) Maßgabe des bisher bejtandenen Xottotarifs geregelt umd die Ver- abfolgung von Marginalen an die Spieler angeordnet. Anfangs mufsten die in Weipert gemachten Opieleinfäte nah Preßnitz oder nad Kaaden am die dortigen Lotto-Gollecturen abgeliefert werden. Nach den Tode des Wenzel Schwaab (8. Auguſt 1836) wurde die Collectur an deſſen Witwe Wilhelmine Schwaab über: tragen, die eine Gautim von 300 fl. EM. erlegen mujste. Die Witwe verehelichte jich Jpäter mit dem aufgenommenen Collecturg- jubjtituten Franz Keil, auf welchen mit Decret vom 9. Juli 1838, nachdem jeine Gattin gejtorben war, die Gollectur überjchrieben wurde. Keil jtarb am 18. November 1886 in jeinem erworbenen Hauje NE. 134 (früherer Befißer war Wenzel Müller), und jeit diefer Zeit wird die Golleetur von dejjen Witwe Roſa Keil bis zum heutigen Tage fortgeführt.

Wir haben bereit8 erwähnt, dajs die Stadt Weipert bis zu ihrem Freifaufe dem Grund- und Lehnheren der Herrichaft Preßnitz unterthban war. Bald nad) diefem Freifaufe (1617) war durch Die Slaubenswirren ein Aufjtand ausgebrochen, der mit dem Fenſter— iturze in Prag (23. Mai 1618) eingeleitet wurde und das Signal zu einem Kampfe gab, der Mitteleuropa 30 Jahre lang zerfleijchen jollte. Während der eriten Stürme, die nun folgten und ji) vor— züglich in Böhmen vollzogen, war der wankelmüthige Kaiſer Mathias gejtorben und der bigotte Jeſuitenzögling Ferdinand 11.

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| an jeine Stelle getreten. Es fam zur Schlacht auf dem weißen Berge bei Prag (1620). Einer der Anführer der fatjerlichen Truppen ; in diejer Schlacht war, wie ſchon auf ©. 74 mitgetheilt wurde, Karl

Bonaventura von Longueval Baron von Baur Graf von Buquoy, der zu deren Entſcheidung beitrug. Buquoy, der am 9. Jänner 1571 zu Arras, der Hauptjtadt Artois, welche damals noch der ſpaniſchen Linie des Hauſes Habsburg gehörte, geboren wurde, erhielt laut Schenfungsurfunde dto. Wien, 6. Februar 1620, jür die dem Kaijerhaufe Habsburg geleijteten hervorragenden Dienjte vom Kaifer

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Schloſs Rothenhaus.

Rerdinand II. die Herrſchaften Gratzen, Nofenberg, Libejik mit den Gütern Sonnberg jammt dem Chwalkahof'ſchen und Zucdenjtein’schen Antheile. Am 10. Juli 1621, als er auf jeinem Siegeszuge vor Neuhäusl in Ungarn jtand und diefe Feſtung belagerte, unternahm er eine Recognoscierung, als plößlich die Ungarn aus derjelben einen Ausfall machten, wobei er troß aller Gegenwehr, von Lanzenjtichen und Kugeln durchbobrt, feine Seele aushauchte. Der Yeichnam wurde nad) Wien überführt, auf des Kaijers Befehl mit großem Gepränge in der Franciscanerfivche zum

n Kreuz am 20. Juli beigejeßt und am 26. Auguſt 1623

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nad) Roſenberg überführt, wojelbjt er in der Stadtkirche hinter dem Mater dolorosa-Altar neben der Kanzel ruht. Er ift der Ahnherr des Karl Bonaventura de Yongueval Grafen von Buquoy Sreiherr ve Baur, k. k. Kämmerer, des jeßigen Beſitzers der Herr— Ihaft Gratzen, Rojenberg und Preßnitz. Graf Karl Bonaventura, der Sohn des Grafen Georg Johann Heinrich (geitorben am 2. September 1883 zu Baden) und der Sophie Therefia Prinzeſſin Dettingen- Wallerjtein, ijt geboren zu Wien am 24. September 1854 und vermählt feit 1. Mai 1878 mit Philippine Gräfin von Ezernin Die Herrichaft Preßnitz war urjprünglich bis zum Jahre 1826 eine f. k. Cameralherrſchaft und fam in dem genannten Jahre an den in Sachen begüterten Fürſten Otto Victor Shönburg- Waldenburg. Bon diejem gelangte die Herrschaft durch Kaufvertrag vom 31. Mai 1832 an die Gräfin Gabriele von Buquoy, geborene Gräfin von Rot— tenhan, welche allgemein die „Mutter der Armen“, der gute Engel des Erzgebirges genannt wurde. Sie jtarb zu Rothenhaus am 21. März 1863, nachdem ihr Gemahl Georg Franz Auqujt von Buguoy am 19. April 1851 (in Prag) im Tode voran- gegangen war, und hinterließ den Bejit ihrem Sohne Georg Johann Heinrich, von welchem die Herrichajt wieder an den gegenwärtigen Bejißer im Jahre 1883 übergieng. Wir haben bereits mitgetheilt, dajs zu Ende des XVII. und im Anfange des vorigen Jahr— hunderts (1710), Höffer Oberföriter der Herrichaft Preßnitz war. Wahrfcheinlich beitanden damals noch feine Reviere, jondern . es wurde die Beaufjihtigung des Waldbeſtandes und die Hegung de3 Wildes von der Gentrale Preßnitz aus durch bejtellte Organe „Waldhüter“ überwacht. Auch gab es in jener Zeit bejondere „Amtsheger.” Im Jahre 1755 wird Chriftoph Andreas Kreuzig ausdrücklich als Amtsheger von Weipert genannt, der im Ca— meral-Hegerhaufe wohnte. Wo dieſes Hegerhaus gejtanden war, wird nicht angegeben, doch jo viel iſt ficher, daſs es nicht auf Weiperter Territorium jtand, weil ein Sohn diejes Amtshegers, namens Karl Kreuzig, mitteljt Entlajsbriefes dato Wien am 12. März 1765 von der Gameralherrichaft Preßnitz entlafjen und der Yurisdiction der Stadt Weirert zugewiejen wurde.

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Erjt jpäter wurde der ganze Srundcompler dev Herrichaft in bejondere Reviere eingetheilt und abgegrenzt. Das Weiperter Revier bildet jomit einen Theil des großen, meijt zufammenhängenden

und aus 3 Revieren bejtehenden Waldcomplexes der im Erzgebirge

liegenden Herrſchaft Preßnitz. Im Jahre 1782 finden wir zum erjtenmale als Revierförſter in Weipert Johann Andreas Dittrich angeführt; verjelbe wohnte, da ein eigenes Forſthaus damals noch nicht bejtanden hatte, in jeinem eigenen Haufe NE. 194, welches jpäter an jeinen Sohn Matchias Dittrich über gieng. Auf ihm folgte (1792) als Föriter in Weipert Joſef Metlitzky, der gleichfalls in dem Haufe NE. 194 wohnte, dejjen Beſitzer die Stelle eines Forſtadjuncten befleidete. Die erite forit- mäßige Einrichtung des Weiperter Reviers fand nach der im Sabre 1795 durch den damaligen k. k. Ingenieur Andreas Wiehl bewirkten Detailvermefjung erjt im Sabre 1798 durch denjelben jtatt, wo das Revier in Haupttheile, und dieje wieder in einzelne Sahresjchläge zertheilt wurde. Die äußeren Grenzen des Neviers waren damals alle vichtig geitellt, was die fajt durchgängige An- gabe der Grenzjteine beweist, die jich bei den im neueſter Zeit vorgenommenen renzrevilionen größtentheils noch vorgefunden haben, oder, bei Abhandenjein derjelben, ihrem Standpunkte nach der Karte genau ermitteln ließen. In einem Waldſchätzungs— Elaborate vom Jahre 1825 wird die Fläche des Weiperter Reviers, d. i. die Fläche des Holzbodens und der Haiden mit 2223 Joch 1184 Quadratsstlaftern, nach den Nefultaten der im Sabre 1357 1858 vorgenommenen neuen Korjtvermeflung aber mit 2306 Joch 380 QuadratKlaftern angegeben, welche in 2191 Joch 500 Q.Kl. Holzboden und 114 Joh 1480 Q.-Kl. Nichtholz- boden beitand.

Das Weiperter Revier liegt im wejtlichen Theile des Herr— Ihaftsgebietes und hat feinen Namen von der an der weitlichen Seite angrenzenden Bergſtadt Weipert erhalten. Das Revier grenzt nördlich an einen Fleinen Theil der Stadt Weiperter Gründe, dann an das Königreich Sachſen, und zwar zuerjt an die Stadt Annaberger Nathswaldung, dann an die Gründe des weißen Hirfchen = Wirtshaufes und jchlieglih an das Fönigliche

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Forſtrevier Jöhſtadt; dftlih an Dorf Sporgenthaler und Pleiler Gründe. Die Landesgrenze mit Sachſen ijt mit großen, größtentheil® behauenen, mit Wappen und Nummern verjehenen Steinen marfiert; die Grenze mit der Stadt Weipert und den Dörfern Sorgenthal und Pleil jind durchaus mit numerierten wilden Steinen verraint, theilweife auch mit Grenzgräben verjehen. Die Grenze mit dem Spibberger Revier bildet ver Schwarz- waſſer- oder Pleil-Bah, und mit dem Schmiedeberger Revier der vier Klafter breite, geradlinige Grenzflügel und ein fleiner Theil des Tiefengrabend. Das ganze Weiperter Revier enthält 53 Abtheilungen mit 921 Unterabtheilungen. Einzelne Abtheilungen find: Dickelskath, weißer Hirjchen, Streitwald, Pleilhaide, Gute-Brunn, Bärenbrunn, Pleilwaſſer, Brandberg, Königin, Blechhau, Hundshaidel, Schenfenbrunn, Koppe und Hohenitein.

Nach dem genannten Förſter des Weiperter Neviers, namens Metlitzky, folgte (1803) als ſolcher dev Sohn des f. f. Forſt— Ingenieurs Andreas Wiehl mit gleichem Namen, der das (1804) neuerbaute Forſthaus NE. 380*) bezog. Die Eingaben der da- maligen Förſter wegen betretener Holzfreoler, die jich meijt „Kunſt— Itangen” oder „Röhrſtämme“ aus dem nahen Walde aneignen wollten, waren jehr häufig und erfolgten durch den Förſter direct an das Obersgorjtamt in Preßnitz, wo die Strafen bemefjen und dieſe zur Eintreibung an den Weiperter Magijtrat über- geben wurden.

Nah dem großen Brande in Preßnitz wurde 1811 das Forjtamt von Preßnit nach Weipert verlegt, wo es bis nach dem Baue des neuen Korjtamtsgebäudes blieb. Als Adjuncten unter dem Förjter Wiehl werden Wilhelm Walter, Wenzel Wellik und Novotny angeführt. Am 1. October 1827 folgte Förſter Dtto Ludwig Müller und diefem im Jahre 1843 Ignaz Hajek, der von Stolzenhan hieher fam. Unter dem Förſter Otto Müller finden wir ala Forſtadmen angeführt: 1836 Joſef

Das Forſthaus NE. 380 iſt ————— nach Weipert conſeribiert worden; dasſelbe gehört zur Gemeinde Pleil führt für dieſe Gemeinde die Hausnummer 31.

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Mojer, 1837 Wilhelm Lorenz, 1838 Langer, 1839 Mann, 1841 Mayer, 1842 Enders. Förſter Hajek blieb nicht lang in Weipert, und es folgte ihm Förfter Karl Stein, unter dem in der Nähe des Forſthauſes Schiegübungen veranitaltet und am 1. September 1850 durch den Zolleinnehmer Delavigne nad) einer vorgenommenen Schieübung in unvorſichtiger Weiſe der Zieler Ignaz Rieß erfchoffen wurde. Infolge diefes Unglücks— falles hörten daſelbſt dieſe Schiegübungen gänzlich auf. Nach dem Förſter Stein folgte vom Herbſte des Jahres 1854 bis zum Frühjahre 1855 Förſter Kaſtl als Verwejer, nach welchem Förſter Wilhelm Lorenz von Böhm.-Hammer bieher fam und aud) längere Zeit in Weipert verblieb. Förſter Wilhelm Lorenz war in Platz bei Sonnenberg geboren; jeine Tochter Anna verehelichte jich mit dem Bejiter des „Schlößl in Böhm Hammer“ (NE. 4), namens Daniel Schmidl, der aber bald jtarb und jeiner hinterlaffenen Witwe, da jie Feine leiblichen Erben hatten, den ganzen Beſitz vererbte. Die Witwe heiratete fpäter den Kaufmann Emil Hahn in Gottesgab und verfaufte ihren Grund: beiiß an Ignaz Flach. Einer der Söhne des Förſters (Karl) ſtarb in den beiten Jünglingsjahren, während der andere Sohn (Wilhelm) jich gleichfalls dem Forſtamte widmete und in Sonnen: berg jeine Anjtellung als Förſter fand. Am Sabre 1881 taunfchten Vater und Sohn in ihren Stellen Weipert und Sonnenberg. Erſterer trat Schon im Jahre 1884 in den Ruhe— ſtand und verlebte jeine Penſion in Weipert, wo er am 24. April 1889 in einem Alter von 79 Jahren im Haufe NE. 293 ſtarb. Sein Sohn Wilhelm Lorenz iſt gegenwärtig bier Förſter; ihm iſt der Korjtadjunet Ludwig Barth zugetheilt.

An diefer Stelle wollen wir noch eines Mannes gedenken, * 4°"

der, am 14. Juni 1749 als der Sohn der Eheleute Ignaz und

Therefia Bartl in NE. 73 geboren, durch fein reiches Wiſſen,

wie nicht minder durch die Erfindung der Taſtenharmonika ſich einen gejchichtlichen Namen erworben hat; es ijt dies Johann Franz Konrad Bartl. Derjelbe wirkte als Profeſſor der Mathematik an der Univerfitäit in Brag und Wien und fam jpäter nah Olmüß, wo er 1787 Director der Vhilofophie wurde.

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Er jchrieb mehrere Bücher, jo: Prag 1780 „Erklärungen und Erläuterungen in den mathematiihen Wiſſenſchaften;“ Wien 1787 „Lebhrbegriff von der Mechanif und Optik;“ Olmütz 1795 „Ab: handlung von allen möglichen Arithmetifen ;" Olmütz 1796 „Ab— handlung von der Anterejjenrechnung” u. a. Bartl jchrieb 1796 ein Werf „Nachrichten von der Harmonifo.” Das eigentliche Wert „handlung von der Taitenharmonifa” widmete er im Februar 1798 Kaifer Kranz II. mit nachjtehender Widmung:

„Nllergnädigiter Monarch! Die höchite Gnade, welche mir Sure Kaiſer-Königliche Majeſtät angedeihen ließen, die von mir erfundene Tajtenharmonifa in Allerhöchſtdero Kunſtkabinet zu nehmen, bat zu viel Eindruf auf mich gemacht, als daſs ich bey Voll: siehung des höchiten Auftrages: vie Bejchreibung des Mechanismus zu übergeben, nicht zugleich meinen innigjten Danf bezeigen Jollte. Ich ſchätze mich überaus glüdlih, meine Erfindung an den Drt gebracht zu haben, wo jie nicht nur auf die bejte Art befannt wird, jondern auch zur Ehre meines Vaterlandes für ewig auf- bewahrt it, und ich jchäte mid) ebenjo glücklich, auch die Be jhreibung davon in Allerhöchitvero Hände niederlegen zu dürfen, Finden es Eure Kaijer - Königlihe Majeſtät für zweckmäßig, das Inſtrument als ein inländiiches Kunjtwerf allein zu bejiten, jo kann die Abhandlung, die ich bier in tiefejter Ehrfurcht zu überreichen die Gnade babe, als Manufeript im k. k. Kunitfabinet verbleiben; wären aber Allerhöchitviejelben geneigt, dieſe Schrift zum Nuben der Künjtler und Vergnügen der Liebhaber befannt zu machen, jo dürfte eine ſchöne mit deutlichen Kupfern verjehene Auflage das bejte Mittel dazu ſein. Was von beiden zu wählen it, wird die höchſte Einficht Eurer KaifersKöniglihen Majejtät am richtigiten entjcheiden, der ich mich vollfommen unterziehe. Ich erjterbe Euerer Kaijer- Königlichen Apojtoliihen Majeſtät Aller- unterthänigft, treugehorjamiter Franz Conrad Bartl.”

Bart! jagt jelbit, das er an der Tajtenharmonifa gear- beitet habe, ohne irgend eine Anleitung dazu gelefen oder von Jemandem erhalten zu haben. Sein Inſtrument wurde jowohl bei der Öffentlihen Darjtellung vom 28. und 30. März 1797 im Wiener Univerjitätsjaale, dejjen großer Raum noch zu beichränft

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war, um die Menge von Menjchen“) zu faſſen, die zu wieder- holtenmalen diefes Kunſtwerk jehen, hören und fühlen wollten, allgemein, als auch von den zur Unterfuchung bejtimmten Kunſt— verjtändigen insbejondere der Wirfung aller bis dorthin gehörten Harmonifen weit vorgezogen wurde.

Diefe Harmonika bejteht aus jchalenförmigen Gläfern weißes Kreideglas —, deren jedes feinen bejtimmten Ton hat. Diefe find auf mehreren Spindeln dergeitalt in einem Kajten be- fejtigt, dafs jedes nächit höhere in das nächit tiefere pajst, frei hängt und etwas über das nächit worjtehende hinausſteht; ſie Fünnen vermittelit eines einfachen oder doppelten Fußtrittes bewegt werden. Während der Bewegung werden die Gläſer mit veinem Waſſer befeuchtet und entweder mit bloßen Fingern oder vermitteljt einer Tajtatur und Claviatur berührt, wodurd die Muſik der Harmonika hervorgebracht wird.

Bartl war mit einer MWienerin, die ev zufällig in der Stephanskirche gefehen, verheiratet. Gr hatte zwei Söhne, von denen der ältere nach vollendeten Studien jtarb. Der jüngere Sohn widmete ji dem Militäritande, paſſierte als Cadet beim Ausmarſch zur Schlacht bei Keipzig feine Vaterjtadt Weipert, und ſtarb als penfionierter Hauptmann. Franz Konrad Bartl jtarb zu Olmütz im Sahre 1813.

Nach Schlefingers Geichichte (S. 648) war auch der Ajtronom Adam Bittner, welcher im Jahre 1844 jtarb, ein Weiperter Kind, doch vermochten wir hierüber in den Büchern nichts auf- zufinden.

*) Darunter befanden fih auch Ihre Königl, Hoheiten die Erzherzoge

I. Capitel.

Weirert während der Napoleonifchen Striege.

NN chem Joſeph IL geitorben war, ſchien thatſächlich der CI. gute Genius von den öſterreichiſchen Erblanden gewichen zu jein und mit dem Zuſammenſturze des alten tauſend— jährigen deutſchen Reiches das ganze europäiiche Staaten—

gefüge in Trümmer zu gehen. Die hereinbrechenden Kriege erichöpften allmählih den Staatsſäckel, und ſogar das Stammvermögen des Volkes mujste angegriffen werden, um nur nothdürftig den Unterhalt der Heere zu bejorgen.

Am 1. Mai 1810 erjchien der Befehl, alles Gold und Silber einzuliefern. Auch die. Weiperter mujsten dem Auf trage Folge leiſten und ihren Kirchenſchmuck, bejtehend aus drei Kelhen, dem Dftenjorium und den Verzierungen des Mifjale (Mejsbuches) an den Staat ausliefern, wofür ihnen nad) zehn Sahren eine Vergütung von 144 Gulden 59 Kr. zufam.

Aber alle dieje großen Anjtrengungen, das jinfende Staats— Ichiff über Waſſer zu erhalten, waren vergeblich; ja auch die Ver— mehrung des Papiergeldes blieb ohne Erfolg und die von den Meilten geahnte Katajtrophe trat denn auch am 15. März 1811 ein nämlich der Staatsbankerott. 1100 Millionen Bankozettel ſanken auf den fünften Theil ihres Wertes herab, wodurch Tauſende von Familien an den Betteljtab Famen, Waijenhäufer, wohlthätige Anjtalten und Stiftungen verarmten, Credit, Handel und Induſtrie untergraben und öffentliche wie Privathäufer in eine allgemeine Verwirrung gebracht wurden.

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In diefer Zeit de: allgemeinen Noth wurde unſere Nachbar: jtadt Preßnitz auch noch von einer verheerenden Feuersbrunſt heimgejucht, welche mittags '/,12 Uhr im Haufe des Gerbermeiiters Franz Hahn ausbradh und binnen 4 Stunden 314 Häufer, aljo ziemlich die ganze Stadt jammt dem Rathhauſe mit allen Privilegien und Grumdbüchern, vernichtete und 8 Menjchenleben forderte. Der Schaden an den Gebäuden blos wurde auf nahezu 3 Millionen gejchäßt und troß der eifrigen Hilfe, die den Ab- brändlern zutheil wurde, (fie erhielten nämlich 200.000 Gulden in Barem von den Nachbarjtädten) konnte jih Preßnitz doch bis zum heutigen Tage von dieſem Brandunglücke nicht mehr erholen.

Während all diefer Geſchehniſſe hatte die Furie des Krieges Deutjchland und Dejterreich verheert. Napoleon hatte Durch zahl: reiche Siege jih Europa von der Ditjee bis an die Adria unter worfen, jeine jiegreichen Heere hatten Preußen, Stalien, Spanien, Defterreichh und Ruſsland zum Frieden genöthigt, und er jelbjt galt ala unbefiegbar, der Schrecken aller Völker Europas. Da es war im jtrengen Winter des Jahres 1812 bis 1813 hatte auch ihn das Verhängnis auf den Eisfeldern Rußlands ereilt, wohin er mit feiner Niefenarmee gezogen, um die mosfo- witiſche Macht zu brechen. Moskau, wo er das Winterquartier nehmen wollte, war von Ruſſen in Brand gejtecft worden, Hungers— noth und ein furchtbar jtrenger Winter waren die Verbündeten der Ruſſen, und machtlos jolden Feinden gegenüber, ſah jich das ganze große Franzoſenheer dem Untergange geweiht. Deutjchland ‚aber, vor allem Preußen, erhob ſich nun wie ein Mann gegen die weljchen Unterdrücer, und der große Freiheitskrieg, der für Deutjichland jo ruhmvoll endete, begann. Bald jchlofs ſich auch Dejterreih an Preußen und Rujsland an. Der jih nun ent wicelnde Kampf follte auch nicht an unferem Gebirge ſpurlos vorübergehen, denn öfterreichiiche, preußilche, ruſſiſche und fran- zöſiſche Hrere wälzten ſich über unjere Berge nach Böhmen oder Sachſen. Sp zug im Auguft des Jahres 1813 das Heer der Verbündeten unter Schwarzenbergs Führung über Sebaſtians— berg und Marienberg und das Corps des Generals Klenau,

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36.000 Mann ftarf, über Weipert nah Dresden, um den Yöwen des Schlachtfeldes, Napoleon , anzugreifen. Das Klenau'ſche Corps traf am 22. Auguft in Weipert: ein; es hatte zuvor in Preßnitz geraſtet. Wiewohl es fein feind- liches Heer war, jo wurden doc die Einwohner von Weipert hart mitgenommen, denn fie wurden zu Vorſpann und zu verjchiedenen ieferungen genöthigt und hatten auch vieles von der Soldatesfa zu erdulden. Zum Glück nahmen furz darauf die am 27. Auguft von Napoleon bei Dresden gefchlagenen Heere ihren Rückzug nicht durch unjere Gegend, jondern fie zogen über Saida, Peterswalde und Altenburg nad Böhmen zurüd, um jic bei Töplitz zu vereinigen, wo e3 bereit$ am 30. Auguft bei Kulm wieder zu einer blutigen Schlacht Fam, die diesmal mit dem Unter- gange eines Franzöjiichen Armeecorps und mit der Gefangennahme des franzdjischen Generals Vandamme (jpr. Wangdamm) endete. Der Rückzug der gejchlagenen Heere über das Erzgebirge war wegen des jchlechten Weges unmöglich, und mujste deshalb Laut einer im September desjelben jahres herausgegebenen Verordnung der Paſs jofort hergejtellt werden. Es erjchien auch ſchon am 1. October die 20 000 Mann jtarfe Avantgarde unter der Führung des Fürſten Yiechtenjtein, die theilweie über Jöhſtadt gieng, und am 3. Dctober traf auch, wie bereits im 6. Capitel erwähnt wurde, das ganze Kleijt’sche Korps, 12.000 Mann itark, bier ein. Dasjelbe nahm in Weipert auch Nachtquartier, vie Gavallerie auf dem Hübel, die nfanterie vom Blehhammer bis zum Rathhaufe, die Artillerie am Plate vor der Kirche. General Kleift übernachtete im Haufe Nr. 317. Es muſsten während diejes kurzen Aufenthaltes jo viel Hafer, Heu, Stroh und Lebensmittel von unjerev Gemeinde herbeigejchafft werden, dafs nach Abzug dieſer Truppenmafjen nah Annaberg in Weipert eine fürmlihe Hungersnoth hereinbrach. Nach der grogen Leipziger Schlacht, deren Kanonendonner man bis in unjerem Drte gehört haben will, kamen bis Anfang November ununterbrochen Transporte verwundeter Soldaten hier an, und mujsien oft an einem Tage zur Weitertransportierung derſelben an 20 bis 30 Borfpannwägen beigejtellt werben.

Von nun an zieht ſich der Waffenlärm über den’ Rhein und erit der am 8. Juni 1815 geſchloſſene Kriede zu Wien machte ihn verjtummen; die an den Wunden diejer Kriege beinahe ver- bluteten Völker bofften nun, dajs eine neue umd beſſere Zeit an— brechen werde und daſs ihre Opfer von menjchenfreundlichen Herr: ſchern einigermaßen vergolten werden würden. Leider wurden jie auch diesmal wie früher getäujcht, denn die Reaction bob mehr denn je ihr dunkles Haupt und unter der Devije „Heilige Alliance” ichlug ſie das nach Freiheit ſich ſehnende Volk abermals in die Bande der Knechtichaft. Dazu Fam für unjer Yand noch ein Jahr des Miiswachjes, das Jahr 1816. Dasjelbe war nämlich jo najs, daſs das Getreide auf den Feldern verdarb und das Obſt nicht veif werden Eonnte, jo daſs bereits Ende des genannten und An- fang des darauffolgenden Jahres eine große Theuerung eintrat. Damals fojtete in Komotau ein Strih Korn 48 fl., Weizen 70 ft., Gerſte 34 fl. und Erdäpfel 16 fl., welche Preife durch den Trans: port in unjer Gebirge noch bedeutend erhöht wurden.

In Gottesgab war nach den Aufzeichnungen des Pfarrers und nachmaligen Weihbiichofes in Prag, Dr. franz TZippmann, geboren in Joachimsthal der Preis eines Laib Brotes auf 2 Gulden 12 Kr. gejtiegen; infolge der durch den Hunger erzeugten Krankheiten ſchwollen die Leute an, fielen beim Klöppel- jade um, und viele waren dem Hungertode preisgegeben. Am 20., 21. und 22. April 1817 wurden im ganzen Yande Betjtunden gehalten, weil jich das Frühjahr gerade jo anlie wie der vorjährige Sommer.

An manchen Orten, wie in Elberfeld, traten 1816 wohl- thätige und wohlhabende Bürger zufammen, welche 1817 das auf: gekaufte Korn zu Brot baden und diejes jodann an ganz Arme, denen jchon zuvor aus Kupfer geprägte Münzen”) mit der Inſchrift: „Elberfelder Kornverein Kauft in der Zeit 1816 jo habt ihr in der Notb 1817 1 Brod.” eingehändigt waren, gegen Abgabe diefer Münzen vertheilen ließen.

*) Eine jolde Münze ift im Befite des Verfaſſers M. Luft.

Um in Weipert der Hungersnoth einigermaßen zu ſteuern und einen Erwerb zu ſchaffen, wurde die 1789 aufgelaſſene Antoni— zeche wieder unter dem Schichtmeiſter Anton Peſchka aufgenommen, im Clementiſtollen gearbeitet und die auf Silber bauenden Stöllner— und Wüſtenzechen in Betrieb geſetzt. Letztere gab noch im Jahre 1802 nach einem 9jährigen Durchſchnitte 285 Mark Silber und 25 Gentner Blaufarbenfobalt. Dieje Zeche wurde von den 4 Städten Weipert, Sonnenberg, Wiefenthal uno Preßnitz be trieben ; lettere Stadt hatte einen Antheil von 77 Kuren. 1811 verbauten diefe Städte ihr Cammerale und Militare auf die Wüſten— zeche, und 1812 warf jie noch einen Ertrag ab. Im Jahre 1812 jtand fie unter der Aufſicht des Bergmeifters Franz Pöſchel und des Berggeſchworenen Franz Kranz, die beide dem Oberamte in Joachimsthal unteritanden. In diefer Zeit (1821) wird Johann Franz Hippmann als Schichtmeijter angeführt. Später (im Jahre 1856) gieng die Zeche an die Regierung über, weil die Gewerken das Nutzloſe eines Fortbaues eingeſehen hatten.

Wir erſehen alſo, daſs auch die Wetterwolken dieſer ſchweren Zeit ſich über unſerer Stadt entluden und kaum verheilte Wunden aufs neue aufriſſen.

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VI. Lapitel.

Weipert nach den Befreiungskriegen (Bergbau, Notbftand).

E uper dem Silberbergbau wurde zu Anfang unjeres Jahr— ‚& H bunderts in Weipert aud) der Bergbau auf Eiſenſtein, 3 freilich nicht in ausgedehnten Maße betrieben, denn «8 wurde nur im der Joſephizeche gebaut. Dieje Zeche war Eigenthum des Bäckermeiſters Johann Baier, der jie an Wenzl Rudolph Schmid! und Rupert Kreuzig im Jahre 1 22 verfaufte, die von der herrichaftlihen Waldung (Preßnitz) aus einen Stollen anlegten der die Ableitung der Bergwäller ermög— lichte und die Zeche zu einer jehr ergiebigen machte. Der dajelbit gewonnene Eijenjtein wurde jogar bis ins Kallicher Hammerwerf verführt. Nach dem Tode des Wenzel Rudolph Schmid! wurde die Zeche von dejjen Sohne Carl Guſtav Schmid! im Einver- ſtändniſſe mit Rupert Kreuzig an die Gräfin Buquoy um

6000 ft. verkauft und ijt gegenwärtig ſchon lange Zeit aufgelafjen.

Am 30. April 1828 geſchah auch der Durchbruch des Clementi— itollens in den Mildehandgottesſchacht, wobei jih es war Nachmit- tag das Unglück ereignete, dajs zwei Bergleute Peter Wagner und Florian Dittrich von den durchbrechenden Wajjermaljen ereilt

wurden und ertranfen. Die VBerunglücten wurden jchreclich ver— + jtümmelt aufgefunden, durch den Schacht beim Pojtgebäude (Nr. 309)

berausgejchafft und unter großer Betheiligung jeitens der hiejigen Be— völferung begraben. Wäre der Durchbruch vormittags gejchehen , jo hätte jich das Unglück noch vergrößert, denn es wären dann viele

Beamte und Bergleute, die ſich im Stollen aufgehalten, umgefommen. Die losgebrochene Waſſermaſſe war jo bedeutend, daj3 man in Königswald vermeinte, in Weipert hätte ein Wolkenbruch jtatt- gefunden. Der Stollen ijt von jeiner Mündung bis zum Mildehand: gottesichacht, in den er in einer Teufe von 35 Klaftern (66°4 m) eindringt, über 1200 Klafter (2275°8 m) lang, veranlajste einen Kojtenaufwand von 60.000 fl., und hatte der Bau 50 Jahre in Anjpruch genommen. Aber das Reſultat war fein befriedigendes, denn man fand nichts als taubes Gejtein und verrojtetes Werkzeug in dem entwäljerten Schachte, der in einer Tiefe von 38 Klaftern (72 m) mit dem 37 Klafter tiefen Antoni- und Mittelbaujshachte durch einen weiteren 280 Klafter (531 m) langen Stollen in Ver- bindung gejett wurde, an dejjen Ausbau Karl Czech, Kranz Hipp- mann und Ignaz Hellmich (1830) thätig waren, welch letzterer als allgemein geachteter Benjionär am 29. Mai 1874 hierorts verjchied.

Am 2. März 1835 jtarb nach Ajähriger Negierung Kaifer Stanz I. und hinterließ jeinen Völkern jeine Liebe und feine Schulden. Die Erfahrungen der franzöftihen Revolution hatten ihm jede conjtitutionelle Regierungsform verhajst gemacht, weshalb er auch den wieder auftauchenden Beſtrebungen der böhmijchen Stände entſchieden entgegentrat. Die verjprochenen landſtändiſchen Verfafjungen wurden nicht überall eingeführt, und auf der Minijter- conferenz in Karlsbad (1819), jowie auf dem Minifterialeongrejs in Wien (1820) wurden durchaus veactionäre Verabredungen getroffen. Der Abjolutismus des Kaifers Franz war librigens noch erträglich, da er wenigjtens das materielle Wohl der Unter- thanen einigermaßen berücjichtigte; der Kaifer war nämlich Jedem aus dem Bolfe zugänglich und lieg ein gleihmähiges Verfahren gegen alle Stände walten. Ihm folgte Ferdinand I. der Gütige, der dem befannten Staatsminijter Metternich unumjchränftes Bertrauen fchenfte, das diefer dazu benüßte, dem Abjolutismus, wenn e3 jein mujste, auch die Gewalt mitteljt der Bajonnette zu - verjchaffen. Die Metternich’iche Zeitperiode wird den Völkern Deiterreich - Deutfchlands ewig in trauriger Erinnerung bleiben. Wir wollen jedoch nicht im dieſe ohnedies hinreichend befannte traurige

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Zeit eines Metternich eingehen, jondern nur die Ereignifje näber betrachten, welche auf die Verhältniffe unjerer Stadt einwirften.

Im Jahre 1836 trat zum evjtenmale in Böhmen die Cholera auf, und fürdtete man auch in Weipert den Ausbruch diejer ſchrecklichen Krankheit, doch blieb unjere Stadt verfchont. Dafür fam im Jahre 1843 *) wieder Noth und Elend in unjer armes Gebirge. Das Spibenflöppeln lag nämlich ganz darnieder, Die meijten Getreidepreife jtiegen zu einer enormen Höhe und der Noth— ſchrei der armen Erzgebirger drang weit in die Yande hinaus. Dies- mal wurde Hilfe geichafft, und aus allen Theilen Oeſterreichs waren Unterſtützungen eingelaufen. Am 10. Juli 1843 wurden die beim Elbogener Kreisamte eingegangenen Spenden jortiert. Es waren dies folgende: Unterjtüßungsgelver 58.713 fl. 22 fr. CM., an Vietualien x. 203 Laib Brot, 9 Meben Weizen, 433 Metzen Korn, 34 Megen Gerjte, 122 Strich Erdäpfel, 66 ‘Pfund Neis, 15 Centner Kornmehl, 20 Fäjschen Salz, 300 Stück Senjen und eine große Menge Kleivungsjtüce, Decken u. j. w., wovon nad) Weipertfamen: 200 fl. EM. zur fofortigen Vertheilung, 1850 fl. zum Spiteneinfauf, 300 fl. zum Straßenbau, 9 Metzen Korn, 15 Strich Eroäpfel und 35 Stück Senjen. Bon der ganzen Summe wurden bis 1. December 1843 53.540 fl. 27 fr. EM. an die nothleidenden Bewohner des Erzgebirges vertheilt. Schr thätig, um die Noth im Erzgebirge zu lindern, war einin Karlsbad gegrün- deter Hilfsverein, der am 11. Februar für die Weiperter Armen 532 Paib Brot, 83 Pfund Reis, 123 Pfund Mehl, 6 Paar Socken und 5 Stück neue Koßen einfandte, Gaben, denen am 4. März 600 fl. EM. für die Armen und 65 fl. für dürftige Schulkinder folgten. Außerdem jammelte diefer humane Verein Bei: träge, die er auf den Anfauf von 7081 Gentner Samenfartoffeln verwandte, von denen 401 Meben nah Weipert gelangten. Auch war man in Karlsbad und Elbogen für den Ber- fauf der Spiten beforgt und jtellte Agenten an, welche diejelben vertreiben mujsten. Außerdem wurde in Weipert ein Einfarfscomitee gebildet, das aus Joſef Späth (Schätzmeijter), Eliſabeth Did

) Nah Schaller und Sommer hatte Weipert im Jahre 1843 410 Häufer.

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(Klöppelmeijterin), Eduard Shmidl und Rupert Kreuzig als Beijiger bejtand und 400 fl. auf den Spiteneinfauf verwendete. Leider waren aber die in Weipert jowie in den anderen Städten gemachten Anjtrengungen, der Spitenklöppelei wieder aufzubelfen, vergeblich, denn ihre im Preiſe allzuſehr aejunfenen Erzeugnifje liegen jich nicht mehr heben; es hätte jich denn die Pariſer Mode— welt ihrer angenommen.

Trotzdem dguerte die Ausfuhr des böhmijchen Getreides nad) Sadjen fort, ja nahm ſogar erhöhte Dimenjionen an, jo dajs jid) Bewohner von Hirſchenſtand und Schmiedeberg erhoben und die von Komotau und Kaaden heimfehrenden jächjiichen Fuhrleute überfielen und ihnen das Getreide wegnahmen. Dies hatte zur Folge, dajs am 19. April ein Offizier mit 50 Soldaten in Weipert eintraf, während die Bewohner Schmiedebergs 200 Mann Bejakung erhielten und in Gegenwart des Kreiscom- mijjärs, des Oberamtmannes Tj che F und des Jägermajors genöthigt wurden, das den Sachſen abgenoimmene Getreide an die Fuhrleute wieder zurüczujtellen. 21 Schmiedeberger, die den Aufjtand ange zettelt hatten, wurden nun an das Brüxer Griminalgericht eingeliefert.

Nun trat in Weipert ein „grauenverein“ zum Aus fochen der Speifen für arme Yeute zufammen, welcher jo manches Nübmenswerte bewirkte. Am 2. Mai desjelben Jahres langten von Karlsbad abermals 400 Strich Erdäpfel, die per Strich an arme Hausbejiger um 1 fl. 20 fr. verfauft wurden, in Weipert an. Um Arbeit zu jchaffen, wurde am 8. Augujt mit dem Bau der Preßnitzer Straße begonnen, was jedoch zu Zwiſtigkeiten führte, jo dajs der Bau wieder eingejtellt wurde.

Am wirkjamjten war aber bei der Linderung dev Hungersnot) der neuaufblühende Bergbau in Weipert, der namentlich im Antonijtollen jehr energifch in Angriff genommen wurde. Es wurde auch das Zechenhaus und der Göpel in der Jungferngafje errichtet, und jtieg das Bergperjonale von 35 Mann auf 150 Mann, die gleihmäfig adjuftiert waren und jid eine Fahne *) anjchafften,

*) Dieſe Fahne ift nicht mit der uralten Bergfahne zu verwechſeln.

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deren Weihe am 10. April als dem Geburtstage des Kaiſers vor-

5 genommen wurde. Iarıto 2 Die Adjujtierung der Bergleute bejtand in einem ſchwarzen

2 - Grubenfittel, ſchwarzen Hofen, Schutzleder, einem ſchwarzen Leder— gürtel mit gelbem Adler, grüner Grubenkappe aus Plüſche mit 7) 2 Schlegel und Eijen an der linfen Seite; in der Hand trugen jie

4 eine Hellebarde. Sie waren militäriich gefchult, hatten eigene Berg—

& muſik und wurden bei Aufzügen, bei Betheiligung am Gottesdienite, 2 wo vier Bergleute mit ihren Grubenlichtern beim Hochaltare Auf— ſtellung nahmen, und bei Leichenbegängniſſen von ihrem Comman-—

danten Johann Schmid! (aus Neugeſchrei) geführt. Karl Geh Nanl! ver jr war Berggejchworener, Ignaz Hellmich Schichtmeijter und Johann My * F Wagner aus NE. 220 Steiger. Nach dem Gottesdienſte ver 4 F richteten die Bergleute noch ihre Gebete und ſangen ein Berg— F mannslied. ; Diefe Fahne, deren alter Stoff vor wenigen Jahren durch 2 einen neuen erſetzt und die alten Bilder von Moriz Roſcher, J penſ. ſächſiſchen Bahnbedienſteten, aufgefriſcht wurden, wozu der & penj. Schichtmeilter Joſef KYanger”) einen Betrag gejammelt f hatte, hängt jest noch zur Erinnerung an die Zeit des Widerauf- >. blühens des Bergbaues in Weipert in der Kirche. 4 Das Bergmannslied, welches zuletzt von den Bergleuten in 3— Weipert an allen Sonntagen vor der Predigt geſungen wurde, hatte folgenden Wortlaut: | —J 1. Nimm an, Herr! mit Wohlgefallen pe Diejes Opfer von uns allen, [28 1“ ) Flelgr Tann . J Und Du, unſ're Zuverſicht, Yard vielem J Hilf uns, wo es uns gebricht. | | 6 2. Laſs uns finden jene Schäße, | Die Du legſt in Gang und Flötze; ER & Fahren wir in Stol’n und Schacht, PEN So beſchütz' uns Deine Macht. her Dragon STARS | 3. Du wolleft von allem Böfen Auch barmberzig uns erlöfen, | *) Geftorben am 16. November 1837 in Prag. 15 *

ER.

Und nad) diefem Lebenslauf, Laſs uns hören dort „Glück auf!“

Am 15. Juli 1845 jtiegen die MWeiperter Bergleute zum (eßtenmale in die ärarifchen Gruben hinab, welche dann, an Privatleute um einen SpottpreiS verfauft, immer mehr vernachläfjigt wurden und bereits im Jahre 1857 durd) den Kuxkränzler namens William Träger aus Schwarzenberg den Todesſtoß erhielten.

Am Mai 1846 wurde in Weipert der erite Wochen- markt abgehalten und im October desjelben Jahres durch eine öſter— veichifch-fächfiiche Grenzcommiſſion die Orenzregulierung vorge nommen und die Grenze durch Nainjteine bezeichnet. Aber auch in diefem Jahre drohte das Gejpenjt des Hunger wiederum bei uns einzufehren, denn das Getreide und die Kartoffeln waren aber- mals nicht gerathen und das Brot ftieg zu einem jehr hohen Preije (5 Pfund Brot fofteten 1 fl.). Deshalb wurden aufs Neue Maß— vegeln getroffen, um dem unliebjamen Gajte zu begegnen, und zwar verbot die Regierung die Getreideausfuhr, ließ die Bäcerläden jtreng controlieren u. j. w. Auch im nächiten Jahre (1847) war die Ernte nicht viel bejjer ausgefallen.

Aus diefen Tagen der Noth ijt es interejjant, zu vernehmen, wie ſich eim reicher Wiener Jude, dem es vielleicht um einen Orden zu thun war, der nothleidenden Menjchheit annahm. Derjelbe Jude, namens A. M. Pollaf, jandte am 23. April 1847 431 Stück Brote in’s Gebirge für die armen Leute. Wie es jich aber hevausjtellte, bejtanden dieje Brote aus etwas jchlechtem Mehl, wilden Kaftanien und Delfuchen, die jogar von den hungernden Hunden verfhmäht wurden. Es ijt dies wieder ein Beweis, wie Iſrael der Menjchheit zu helfen jucht.

Da brad) das Jahr des Freiheitstaumels und der Revolutionen, das Jahr 1848 an, und mit ihm trat eine neue Wendung zum Bejjern ein, denn auch die Mutter Natur freute veichlichere Gaben unter

die Armen aus, als in den vorhergehenden Jahren.

I\. Lapitel.

Weipert in den Sabren 1848 und 1849 (Sendarmerie, Bergwerk).

Nichts Neues aibt es unter der Sonne, aber auch nichts a Gleiches, fagt ein Gefchichtsforiher, und er hat keines— wegs unrecht; denn vergebens durchblättern wir das Buch der Weltgefchichte nach einer ähnlichen Völker— erregung und Bewegung ver Gemüther, wie jie das 1848er Jahr heraufbeihworen hat.

Mag es immerhin, nachdem es vorübergeraufcht it, von Real- politifern befrittelt, mag es das tolle Jahr, das Jahr der Schwär- merei genannt werden, mag auch jener Nreiheitstraum viel zu ideal

geweſen jein, jein Andenken lebt aber fort und fort und werden

jene „wunderbaren Märztage”, wie Jobannes Scherr die Tage des Freiheitsfampfes nennt, nie vergejjen werden, aber auch nie wieder- fehren. „Wer jenen Frühling nicht miterlebt,” jagt derjelbe Hiltorifer, „wie er geglänzt und geblüht hat, dem Flingen die Stimmen aus jenen Tagen fremd und ſeltſam in unjerer nüchternen Zeit, der begreift nicht die ſchönſte aller SUufionen, welche jemals über Europa bingeleuchtet hat *

Es war eben der Drang nach Freiheit, der um jo mächtiger wurde, je jtärfer der Druc jenes Knechtungs- und VBerdummungs- ſyſtems in den leiten Jahrzehnten gewejen war. Das Volk wollte jih rächen an den Unterdrückern und rüttelte mächtig an den Thronen, und gar mancher verjelben gevietb in bevenfliches Schwanfen. „Krank iſt die ganze Menjchheit, an Königen leidet jie”, jo

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fangen damals nicht mit Unrecht die Poeten, das Volk zum Kampfe für die Freiheit entfachend. Und in der That brach der Sturm los.

Es würde uns zu weit führen, wollten wir näher auf die Urjachen der Revolution von 1848 eingehen; es genügt, wenn wir jagen, daſs diefelben vor allem in dem unmenjchlichen Drude, den eine abjofute Regierung, verbunden mit einem, das Volk geradezu peinigenden Beamtenjtande, ausübten, jowie in der geijtigen Knecht: ichaft, in welche Kirche uud Schule das Volk gejchlagen hatte, zu juchen find. Die Revolution war zum großen Theile ein Act der Rache für die Sünden, welche die Regierung, der Clerus und der Adel an den Bölfern begangen hatten.

Daſs die Wogen des Freiheitskampfes auch unjer armes Grenz- gebiet berühren mujsten, war um jo leichter erklärlich, als Die Unzufriedenheit mit der bejtehenden gejeglichen Ordnung um jo größer war, je mehr Noth und Elend unjere Gebivgsbewohner beimgejucht hatten, und weil jie zugleich die freieren und humanen Snititutionen jenſeits der jchwarzsgelben Grenzpfähle kennen gelernt hatten. Wie in anderen Orten, jo war auch in Weipert die frei heitliche Negung erwacht und wurde namentlich durch die Schriften eines Kuranda („Grenzboten”), Schujelfa, Heinzen u. A. mächtig genährt.

Eine einfame Schänfe, die fogenannte Torfhütte beim Weiken- birjhen, war der Sammelplaß der freiheitlich gejinnten Männer, die hier in der Stille der Nacht zuſammenkamen, lajen, debattierten und namentlich die politifche Lage bejprachen. Andere, zumeijt Männer aus Bärenjtein, pflegten jich allabendlich im Gajthauje „Zur Stadt Peipzig” zu verjammeln und ihre Meinung auszu- taujchen. Die Spiegbürger jedoch und die Beamten hatten ihren Stammtiſch in der Rathhausſchänke, die ſpottweiſe vom Volke „die erite Kammer” genannt wurde. Uebrigens brauchte e8 auch in Weipert geraume Zeit, bis der Begriff des Wortes „Conſtitution“ richtig erfajst worden war. Erſt als die Nachricht in unfer Ge- birge drang, daſs die Kranzojen am 24. Februar 1848 den König und jeinen Minifter, letzteren jugar in Frauenkleidern, über ven Ganal gejagt und die Republif ausgerufen hatten, da begann es ſich im Volke langjam zu regen.

Pe ——

Da, es war am 15. März, kam unerwartet Carl G. Schmidl aus Wien, wo ſich derſelbe aufgehalten, nach Weipert zurück und mit ihm langte auch die Kunde ein, daſs die Metropole des Reiches ſich bereits ſeit dem 13. März in Aufruhr und Erregung befinde, daſs alſo die Revolution mit voller Vehemenz ausgebrochen ſei. Carl G. Schmidl hatte der tumultuariſchen Verſammlung im Hofe des Ständehauſes beigewohnt, Koſſuths zündende Rede vom 3. März, die dort ein Student von einem Brunnendache aus vortrug, mit angehört, die Flucht der Stände, die Zertrümmerung der Möbel des Ständeſaales mit angeſehen und war dann, als der Sieg ſich hierauf auf die Seite des Volkes neigte, fortgeeilt, um der Poſt zuvorzukommen, um als erſter die Kunde vom Aus— bruche und Siege der Revolution in Wien ſeiner Vaterſtadt und ſeinen Geſinnungsgenoſſen zu überbringen.

Zwei Tage vergiengen noch ſeit der Ankunft C. G. Schmidl's, bevor die Poſt in Weipert eintraf. Allenthalben harrte man ungeduldig auf die Ankunft des Poſtwagens. Am 17. März abends hatten ſich ſchon zahlreiche Gäſte aus Weipert und Bärenſtein im Gaſthauſe „Zur Stadt Leipzig“ eingefunden. Alle harten in banger Erwartung auf die eintreffenden Nachrichten. Da ſchmetterte endlich Poſthornklang von der Straße her, die von Joachimsthal nach Weipert führt Ein Moment noch die Thüre wird aufgeriſſen und herein ſtürzt, mit rothweißer Cocarde geihmüct, Joſef Pohl und ruft: „Hurrah! Böhmen und der ganze Kaiſerſtaat hat Conſtitution errungen!“ Die darauf folgende Scene läſst ſich ſchwer beſchreiben. Freudenthränen rannen den bärtigen Männern über die Wangen herab; man warf ſich einander jubelnd in die Arme, Sachſen und Böhmen küſsten ih, die Gläſer Elirvten, und die Vivatrufe wollten fein Ende nehmen. Unter allen Freudentagen des Jahres 1848 war diefer Abend für Weipert ver heiterjte und jchönjte. Im Nu wurden nun auch weißrothe Cocarden berbeigejchafft, und am nächjten Tage war in Weipert und Bärenjtein fein rothes oder weißes Band mehr aufzutreiben. Der Jubel jtieg noch höher, als auch, der damalige Bürgermeilter Alerander Schwab erihien und die von einer Staffette joeben vom Elbogener Kreisamte erhaltene

230 Depeche vorlas, welche die Amtliche Beltätigung der Conftitution enthielt: „Die Gonjtitution für alle Provinzen iſt proclamiert. Rudolf Graf Stadion.” „Morgen ijt ein Feiertag, ein hoher Feittag! Laſst uns unjere Arbeiter mit Alltagsgejchäften verfhonen, fie zu einem Feſtzuge verfammeln und unſere Häufer illuminteren,” rief C. G. Schmidl der freudetrunfenen Verſamm— lung zu. Poſtmeiſter Rudolf Schmidl, der in Wien den tech— nischen Studien oblag und ſich dort der Studenten-Legion ange ſchloſſen hatte, Kam gleichfalls nah Weipert, wo er nad durch längere Zeit die Uniform mit Schleppjäbel und goldenem Porte⸗epee trug.

Als der nächjte Morgen, dev Morgen des 18. März anbrach, wehten von allen Fabriksgebäuden roth-weiße Fahnen, Fnallten überall Schüſſe und läuteten den Feſttag ein. Nun wurde die Gonftitution publiciert, und gegen Abend bewegte ſich unter den Klängen der Muſik und dem Donner der Pöller der aus vielen Hunderten bejtehende eitzug nach dem Rathhauſe. Die Arbeiter von C. G. Schmidl, Kranz Bohl’s Söhne, Wenzl Schmidl's Söhne zogen, mit rotheweißen Cocarden geſchmückt und von ihren Arbeitsgebern geführt, in ſtattlicher Anzahl einher. Kun wurde bemerkt, dajs auch die Fenſter des ſtädtiſchen Arrejtes beleuchtet waren. Es ward bald befannt, daſs hier der Bürger Philipp Hackl, welcher kurz vorher vom Magijtrate wegen eines Raufhandels zu 5 Tagen Abjchliegung verurtheilt worden war, eingeſchloſſen ei, der die Beleuchtung dieſes Locales veranlaſst hatte. Das Volf verlangte dejjen Freilafjung, was auch jeitens des Magijtratsamtes gejtattet wurde. Bemerkt jei noch, daſs die Pfarrei nicht beleuchtet war.

Vom Rathhaufe bewegte jih nun der Zug zurück an bie Grenzbrüde, welche Sachſen mit Böhmen verbindet, und o Wunder! zum erjtenmale jtand der Zullichranfen offen, um jich jeit dieſem Jahre nicht mehr zu jchließen. Jenſeits der Grenze aber hielt ein Zug Sachſen mit grün-weißer Fahne, und unter dem Gejange „Deutjches Land, du Schönes Land” begrüßten jie ihre Stammesgenojjen biesjeits der Grenze. Kaufmann Müller und Gantor Gündel hatten die Bärenjteiner aufgefordert, auf diefe Weife den Weipertern ihre

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231 Sympathien zu befunden. Auch aus Annaberg hatten jich einige Biedermänner, darunter Magijter Götz und Stadtratb Dietjch, eingefunden. Die beiden wurden dafür in der Neactionsperiode jus- pendiert und mujsten jich flüchten.

Die Sachſen jchlofjen jih nun den Weipertern an und zogen in die fejtlich illuminierte Stadt, woſelbſt fie ſich in die beiden Gajthäujer „Zur Stadt Leipzig“ und in das „Rathhaus“ begaben, wo jich die Scenen des vorhergegangenen Abends, jedoch in größerem Maßſtabe wiederholten. Am eriteren Gaſthauſe hatten Schmidl und Pohl ihre Arbeiter zu freiem Bier und Muſik vereinigt. Da gab es feinen Nations- oder Standesunterjchied, alles dies jchien vom Hauche der Freiheit himweggeweht, und Arm und Reich jchwelgte in Freuden über die anbrechende freiere Zu— funft. Auch die nächiten Tage hielt der Jubel noch an, und es gab thatjächlich nur eine Stimme, dafs nirgends im Erzgebirge der Sreiheitsmorgen und die Gonjtitution jo gefeiert wurde, wie in MWeipert. Am 20. März veranjtaltete man eine Sammlung für die Armen unjerer Stadt, damit auch dieſe die Gonjtitution ger nießen jollten, und fonnten 300 fl. Gm. und 3 Silberthaler zu diefem Zwecke abgeführt werden.

Man wird vielleicht glauben, daſs mit dieſen Feſttagen die Freude über die errungene Gonjtitution erjchlafft wäre; dem aber war feineswegs jo, denn am 21. März erjchten eine 24 Mann ſtarke Deputation aus Jöhſtadt, welche den Weipertern in einer Adreſſe, die ich noch im Rathhauſe befindet, die Glückwünſche für die errungene Conjtitution ausjprad, und am 26. März er: ſchien an der Grenze abermals ein Zug von Sachjen mit roth— weißen Fahnen, der feierlich abgeholt und in den Saal der „Stadt Leipzig” geleitet wurde. Es waren dies Sänger aus Annaberg und Studenten aus Leipzig, die zu gleichem Zwecke wie die Jöhſtädter Deputation eingetroffen waren. Feurige Reden wurden gehalten, und bis jpät in die Nacht hinein dauerte die Teierlichkeit. Am 6. April fand auch eine offiicielle Feier itatt, die vom Meagiftrate veranjtaltet wurde. An derjelben hetheiligten jich die ſämmtlichen Magijtratsmitglieder, die k. £. Beamten, das Bergperjonale, die Finanzwache und die Bürgerfchaft. Zum Zeichen allgemeiner

232 Gleichheit gieng im Zuge neben je einem Beamten ein Bürger. Den Schlujs der Feierlichkeit bildete ein Bankett im Gaſthauſe „Zur Stadt Leipzig.“

Am 20. März jchritt man nun aud bier zur Gründung einer Nationalgarde, und wurde zu deren Commandanten Carl G. Shmidl gewählt. Alle waffenfähigen Männer von 19—50 Jahren wurden eingereibt und fand die gejeslihe Conjtitwierung am 28. Mai im Rathhausfaale jtatt. Das Commando führten: als Commandant Carl G. Schmidl; als Hauptleute: Erasmus Steiner, Anton Pohl, Alois Delavigne und „Kranz Xaver Hammerjchmidt; zu Yieutenants wurden gewählt: Rupert Englert, Joſef Bohl, Eduard Schwaab und Peter Schmidl. Die Equi— pierung dieſer Nationalgavde war folgende: jeder National- gardilt trug eine jchwarze Blouje, hechtgraue Hoje mit rotyen Seitenjtreifen, einen grünen Galabrejerhut mit weißsvothwallenden Federn und als Waffe einen gezogenen Stuben mit Haubajonnett. Weil aber die große Menge von Waffen nicht zu verſchaffen war, jo erhielt eine Compagnie aufvechtitehende Senfen, deren hober Schaft mit weiß-rothen Schnüren und Quajten ummwunden war. Die DOfficiere diefer Compagnie trugen außerdem zwei Bijtolen im Gürtel. Dieſe Senjenmänner jcheinen übrigens jehr gefürchtet gewejen zu jein, denn zur, Zeit der allgemeinen Entwaffnung wurde namentlich nach dieſen Senjen gefahndet. Im Uebrigen trug die Nationalgarde viel zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung bei und bot auch, wenn jie mit Elingendem Spiele ausrücte, einen herrlichen Anblif. Am 22. Juni (Frehnleichnamstag 1848) 309 die ſämmtliche Nationalgarde, 400 Mann jtarf, zum erjtenmale eu parade auf. Die Schuljugend, d. i. die Knaben, wurden im Juli 1848 nad) beendigtem Unterrichte auf den Marktplatz geführt, wo ihnen das Erereitium beigebracht wurde. Die Knaben bedienten lich hiezu kleiner hölzerner Flinten, die fie vom Binder Langer (NE. 197, das Stück zu 2 Kreuzern) bezogen. Abgerichtet wurden jie durch Ignez Wagner und den Gerichtsdiener Johann Bartl. Durch eine eingeleitete Sammlung wurden für diefe Knabengarde auch zwei Trommeln angefauft und diefe von Joſef Olbert und Alfred Schwab gehandhabt. Bei der Aufitellung der Neuge—

Ihreier Uhr war auch die Knabengarde dahin ausgerückt, wo die frohe Schar von der Frau Gajetania Schmid! (NE. 287) bewirtet wurde. Dajs im allgemeinen die Gajthäufer in dieſer Zeit den größten Vortheil hatter, läſst jich denken, denn nach jedem Exercit der Nationalgarde pflegten dieſelben occupiert zu werben.

Um auch bildend und aufflärend zu wirfen, hatte Joſef Pohl am 4. Mai einen Leſeverein ins Leben gerufen, den er bis zur Auf- (öfung im Sabre 1849 als Vorſtand leitete. Im DVereinslocale „zur Stadt Peipzig” war das Leſezimmer eingerichtet, und gieng es hier äußerſt lebhaft zu. Man kann mit Recht behaupten, Diele Schöpfung Pohl's war dev Mittelpunkt alles politifchen und geiftigen Lebens in Weipert. Gharakterijtiih war der Schmuck des Vereinszimmers zu nennen, denn es hiengen bier die Bildnifje Koſſuth's, Bem’s, Blum’s und anderer Freiheitsmänner.

Mittlerweile war auch der Wahltermin herangefommen, und es jollte nun ein Vertreter für das Frankfurter Parlament gewählt werden. Die Wahlınänner von Weipert: Alerander Schwab, Kath Franz Yorenz, Eduard Schmidl, Johann Zeidler, C. G. Schmidl und Joſef Pohl reisten am 8. Mai nad) Buchau zur Deputiertenwahl für Frankfurt ab. Jn Joachims— thal jedoch fasten jie den Entichlufs, jih an der Wahl nicht zu betheiligen, weil je bier hörten, dafs die Frankfurter Wahlen die Tichechen ganz aus dem Häuschen gebracht und den nationalen Hader heraufbejchworen hatten, ein Streit, der die freiheitliche Bewegung erlahmen und die Errungenschaften in Frage jtellen mujste. Die Weiperter Wahlmänner bejchloffen daher, wieder zurückzukehren und abzuwarten, bis die Beitrebungen der Tichechen ſich geklärt und fir das Errungene die gehörigen Garantien gewonnen wären. Ruhe und Ordnung jollte erſt im eigenen Heim gejchaffen werben, denn es hatten bereits der am 17T. Mai nach Innsbruck geflohene Kaijer Kerdinand und jein Hofſtaat von dort aus die erjten Fäden wieder angefnüpft, die im Detober desjelben Jahres die wilden Horden eines Jelacié nad Wien führten. Außerdem war die Finanz— wirtjchaft im ganzen Reiche in dem traurigiten Zuftande, und Die Furcht vor einem Staatsbanferott verjcheuchte das Kapital, und troßdem die Regierung alles aufbot, dem Uebel zu jteuern, ver:

größerte ich dasjelbe immer mehr. Ende Mat gab die Regierung, um dem Mangel an Silbergeld abzuhelfen, Banknoten a 1 fl. und 2 fl. heraus; aber da Niemand Kleingeld hatte, fonnte jie Niemand wechjeln, jo dajs durch einige Zeit jeder jo viel kaufen oder im Gaſthauſe joviel verzehren mufste, bi8 der Gulden aufgegangen war. Später half jich das Volk freilich, denn es riſs mit lachender Ironie die Guldennoten entzwei und machte Hälften, Viertel, und jogar Achtel daraus. Es ſah geradezu fomifch aus, wenn ein fremder dem Gajtwirte bei der Bezahlung der Zeche einen Guiden auf den Tiſch legte und der Wirt venjelben nahm und ein Stüd davon wegrijs, den verjtümmelten Gulden aber dem Gajte zurücfgab. Da jich dieje Methode natürlich nicht auf die Dauer behaupten Fonnte, jo wurde jpäter in den verjchiedenen Städten Privat-Papiergeld gemadt. In MWeipert verausgabten am 1. November Wenzel Schmid! & Söhne 10 und 20 fr. Anweilungen im Betrage von 300 Fl. an die Arbeiter, und ihm jchloffen jich im December Carl G. Schmidl, Alerander Schwab und Kranz &. Hammerſchmidt an.

Unterdejjen war auch die Neichsrathswahl erfolgt. Die bereits früher genannten Wahlmänner betheiligten ſich denn auch an der am 8. Juli erfolgten Wahl eines Deputierten, wobei Dr. Sieber als gewählt hervorgieng. Die Wahl diejes Mannes war jedoch eine ganz verfehlte; denn nachdem er durch fein Schweigen geglänzt hatte, war er im October einer der eriten, die jich aus dem Staube machten. Die Weiperter hatten ihm ihre Stimmen nicht gegeben, jondern den Rath Lorenz gewählt, der nur deshalb nicht jiegte, weil er jih nicht Öffentlih um die Kandidatur bewerben wollte und eine geheime Wahlagitation von Seite ver Weiperter verſchmäht wurde.

Am 13. Juni war bereits die Nachricht vom verunglüdten Prager Aufitande nah Weipert gedrungen, und zum erjtenmale fehrte wieder Bangen und Bejorgnis in die Herzen ein. Fürſt Windifhgräk hatte am 12. Juni Prag erjtürmt und war dies der erjte Sieg der Reaction, die jpäter in Wien und Ungarn ihre blutigen Triumphe feiern jollte. Dieje Bejorgnis wurde nur zu bald durch die Ereignifje gerechtfertigt. Das Meinijterium Pillersdorf mujste dem Meinijterium Doblhof weiden;

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der Kriegsminijter Yatour und der Advocat Bach waren feineg- wegs Männer, die das vom Bolfe in jte gejeiste Vertrauen vecht- fertigten, und als am 22. Juli der Reichstag eröffnet wurde, mufste man mit aller Hajt die freifinnigen Staatsgrundgeſetze und die von Hans Kud hich beantragte Bauzrn-Emancipation jchaffen, wollte man die gebotene Friſt, Gutes zu wirken und der Freiheit Bahn zu brechen, nicht ungenüßt vorütberftreichen lafjen, denn ſchon gieng das Jahr 1848 und mit ihm der größte Theil deſſen, was da geichaffen worden, jeinem vajchen Ende zu.

So lange es unter der bäuerlichen Bevölkerung dentende Köpfe geben wird, die den gegenwärtigen Jujtand der Dinge mit den Verhältniſſen vor dem erinnerungsreichen jahre zu vergleichen befähigt jind, werden jte der Abitimmung der VBolfsvertretung am 31. Augujt 1848 eingevenf bleiben, welche Zehent und Robott aufhob. Mit Stimmeneinhelligkeit erflärte der Reichstag: Die Unter: thänigfeit und das jchußobrigkeitliche Verhältnis it aufgehoben ; Grund und Boden ijt zu entlajten, alle Unterjchiede zwifchen herr- Ihaftlichen und bäuerlichen Gütern werden aufgehoben, ebenjo die aus dem Unterthänigfeits:Verhältnis entjpringenden Yajten und Dienitbarfeiten. Das war die „Thronrede des djterreichiichen Volkes”. Acht Tage ſpäter erhielt der Beichluis die Faijerliche Sanction. Das Geſetz wurde ſodann in die Berfafjung aufgenommen und bielt jich aufrecht, als letztere wieder zurückgenommen worden war; jelbjt das Eoncordat konnte den Zehent nicht mehr heraufbeichwören.

Nachdem die ungarische Deputation, welche zur Bekämpfung der Reaction mit Gisleithanten ein Bündnis jchliegen wollte, von dem Meichstage abgewiejen war, trat der Kriegsminifter Yatour mit Jelaéié in Verbindung, was befanntlich die blutigen Dctober- tage heraufbejchwor, die nach der Ermordung Latour's mit der Erſtürmung Wiens duch Jelakié endeten.

Die Trauer Über den Kal Wiens war aud in Weipert eine große und allgemeine, denn man jah ein, dajs der Völkerfrühling dahin jei, die Schwere Winternacht der Neaction wieder ihre Schlag: Ihatten über die Völker werfen, und dafs der faum erwachten Sreiheit ein Grablied gejungen werde. Wäre Ungarn im November ebenfalls unterworfen gewejen, jo würde man ficher in Olmäüs,

236 wohin ſich der Hof geflüchtet hatte, ſchon damals den Gonjtitutiona- lismus eingejargt haben und dies jo tief, dajs an ein Auferjtehen desjelben nie mehr zu denken gewejen wäre; jo jedoch muſste der Reichsrath am 22. November nad) Kremſier verlegt werden, wo er eben nur ein jehr bejcheidenes Dafein führen durfte.

Sp trat aljo jcheinbar bei uns in Weipert im politiichen Veben feine Aenderung ein, und vorläufig erercierte die National garde noch fleißig, der Yejeverein las, jtritt und politijierte, aber eine ruhigere Ueberlegung der Sachlage war jchon hie und da bemerkbar, und die frohe Zuverjicht auf die nächjte Zukunft begann allenthalben in ven Gemüthern zu jchwinden.

Mit dem anbrechenden Frühlinge des Jahres 1849 fehrte feineswegs mit der Lenzeswonne in Wald und Flur die ſüße Früh— lingsahnung auch in die Menjchenherzen ein; denn die Ereignijje in dem politifchen Leben verwandelten die Hoffnung auf den Völker— frühling in eine nicht zu bannente Furcht und Bejorgnis vor der Gewalt und den winterlichen Stürmen dev Reaction. Das Auge des Patrioten blickte bejorgt in die Zukunft.

Am 27. Februar 1849 erſchien behufs der neuen Gerichts- organifation, durd welche Böhmen in 7 Kreije getheilt wurde und MWeipert zu Eger Fam, eine Commiſſion, bejtehend aus dem Appellationsrathb Hikiſch, Kreiscommifjär Fohrmann umd einem Secretär, in Weipert. Diefelbe wurde in Preßnitz von Wenzel Schmid! sen. und Johann Zeidler begrüßt, von ber National- garde an der Grenze von Weipert feierlich empfangen und auf das Rathhaus geleitet, wojelbjt der Appellationsrath die verſammelte Volfsmenge zur Treue und Anhänglichfeit an das angejtammte Kaijerhaus ermahnte, worauf dann die Räume des Rathhauſes wegen Aufnahme eines Bezivfsgerichtes einer Bejichtigung unterzogen wurden. Das Rejultat war ein befriedigendes, denn die Localitäten wurden für geeignet befunden. Aber leider blieb es bloß hei der Beſichtigung, venn das Bezirksgericht wurde nad) Preßnitz verlegt. Auch die aus dem Bürgermeijter Alexander Schwab, Rath Yorenz, Rup- pert, Kreuzig, Theodor Nittner und C. G. Schmid! beitehende Deputation, die am anderen Tage in Preßnitz bei der f. k. Com—

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miſſion nochmals vorſprach und um Verlegung des Bezirksgerichtes

nah Weipert anjuchte, erreichte nicht den gewünjchten Erfolg.

Am 15. März wurde in der Weiperter Pfarrfirche die am 4. März 1849 gejchaffene Berfafjung mit einem Te Deum gefeiert; in derjelben Kirche, wo noch vor Faum einem Jahre der Jubel des Bolfes erklungen war, als man die Gonjtitution fejtlich Begieng. Es waren aber in der politiichen Welt große und rajche Umwäl— zungen vor ſich gegangen. Kaiſer Ferdinand hatte ſchon am 2. December 1848 abgevanft, Erzherzog Kranz Earl auf jein Nachfolgerrecht zu Gunſten feines Sohnes verzichtet und diejer als Kaifer Kranz Joſef I. den djterreichiichen Thron beitiegen. Die Greignijje überholten eben einander und der Schritt zum Abjolutismus jchien nicht mehr ferne zu fein.

Am 13. Mai war Theater im Nathhaufe, und die Vorjtellung war ausnahmsweife jtarf befucht. Da verbreitete jich plößlich das Gerücht, das Rathhaus ſei von Militär umzüngelt, welches die Rädelsführer der Revolutionspartei in Weipert einfangen wolle. Die wenigen Männer, denen dieſer unwillfommene Bejuch der Soldaten hätte gelten fünnen, flüchteten ſich eiligjt über die Bühne ins Lejezimmer, entfernten dajelbjt die Bilder der Nevolutionsmänner und harrten der Dinge, die da fommen würden. Es geſchah aber nichts, und jie famen mit der bloßen Furcht davon; denn der Beſuch der Soldaten (eine Compagnie Jäger aus Komotau) hatte den Hauptzwed, den aus Dresden ji flüchtenden Scharen, bie von den Bajonnetten der Preußen auseinander gejprengt worden waren, das Eindringen ins Land zu verhindern ‚*) freilich mochte auch die andere Abjicht mit dabei jein, nämlich die als vepublifantjch verjchrieenen MWeiperter, wenn es jein müjste, im Zaume zu halten. Als aber die Klüchtlinge aus Dresden nicht, wie erwartet wurde, in Weipert eintrafen, machte der Dberlieutenant feinen Heldenmuth an den Zeitungen und Schriften des Leſevereins geltend, indem er diejelben zerrijs und zum Fenſter hinauswarf. Auch ließen es die Jäger nicht an Sticheleien auf die Nationalgarde fehlen, was das Volk dermaßen erbitterte, daſs es leicht zu einem Kampfe

=) Der Aufftand in Dresden am 3. Mai wurde befanntlih von den Preußen mit Waffengewalt niedergejhlagen.

238

zwijchen Militär und Nationalgarde gefommen wäre. Schon waren im Gajthaufe die Lampen ausgelöjcht und die Gemwehrhähne aufge- zogen, ſchon erfcholl der Auf des Volkes „Nieder! Es lebe die Conſtitution!“ und die Dfficiere und Jäger bejorgten das Aergſte, da legten jich die Führer der Nationalgarde und die Verwaltungs- räthe derſelben ins Mittel, und der blutige Conflict wurde befeitigt. Am 13. Juni giengen die Jäger wieder nah Komotau zurüd. Am 15. Juli war für Weipert wieder ein Feſttag, denn es wurde an diejem Tage die neue Nationalgarde-fahne vom Vicär P. Joſef Hron eingeweiht. Die Frauen Weiperts hatten das Fahnenband gejpendet. Frau Gajetania Schmid! (Nr. 287) war Jahnenpathin, und die Nationalgarde von Pleil hatte jich als Gaſt eingefunden. Die Feierlichfeit wurde mit einem von 70 Berjonen bejuchten Feſt— banfette im Rathhausſaale geſchloſſen. Es war dies die leiste Feier— lichkeit in Weipert, die an den Bölferfrühling des Jahres 1848 erinnerte, und nur allzubald traf hier die Nachricht ein, daſs die von der Nevolutionspartei auf Ungarn gejeßte Hoffnung durch den Sieg der reactionären Waffen zunichte gemacht worden fei. Die Ungarn hatten zwar den jiegestrunfenen Windiſchgrätz und nad) ihm Welden aus dem Lande vertrieben ; doch die Uebermacht der zu Hilfe gerufenen Ruſſen und die Uneinigfeit der ungarijchen Heerführer führten den Tag von Vilagos herbei, an dem Görgey mit mehr als 30.000 Mann am 13. Auguſt 1849 die Waffen Itrecfte, worauf dann auch die Feſtung Komorn am 2. October den jtegreichen Kaijerlichen ihre Thore öffnete. Ueber das unglück— liche Ungarland wandelte die Nemejis und forderte ihre Opfer. Am 6. Detober jtarb Ludwig Batbyanyi und wurden in Arad 14 Vertheidiger der Unabhängigkeit Ungarns gehenft und 2 erjchofjen. Die Freiheit war bis auf wenige Reſte zu Grabe getragen und das Morgenroth einer jchöneren Zeit mit ihr erlojchen.

Das vege politifche Yeben erlojeh nun allgemach, und auch in unferer. entlegenen Bergſtadt verflachte jich dasjelbe bald in bie Allttäglichkeit. Nur hie und da noch erinnerte man jich der freiheit- lichen Bewegung und dies dann, wenn höheren Ortes der Auftrag gegeben wurde, die Rädelsführer der Nevolution in den einzelnen Städten ausfindig zu machen. Dajs auch Weipert nicht verjchont

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239

blieb, beweist die Thatſache, dajs am 8. December dafelbjt ein Gendarmerie-Pojten aus 6 Mann mit einem Corporal und ein Bolizeicommijjartat mit einem Commiſſär und einem Aſſiſtenten errichtet wurden. Der erſte und letzte Commiſſär Schiebl ſowie jein Aſſiſtent Joſef Stengel*) waren jedoch Ehrenmänner und ver- hinderten, dajs mit den Weipertern unglimpflich umgeſprungen wurde. Die Regierung war nämlich der Anficht, als wenn Weipert der Herd der Revolution im Erzgebirge gewejen wäre. Gommiffär Schiebl gejtand dies jelbjt, als er am 8. Juli 1852 nad) Boden- bach überjett ward und das ihm jo lieb gewordene Weipert wieder verlaſſen muſste.

Der hier errichtete Gendarmeriepoſten wurde 1850 auf 3 Mann veduciert, und hatten dieſe anfangs ihre Kaferne im Haufe des Bräuers Wenzel Kuhn NE. 137, von wo die Kaſerne im April 1851 in das Haus NE. 404 der Wilhelmine Pohl (NE. 1) ver- legt wurde. Erſt mit 7. Auguſt 1870 wurde die definitive Aufftelung des Gendarmerie = Bojtens Abtheilung Nr. 13 und Boten Nr. 13 in Weipert unter dem titul. Wachtmeijter Joſef Hofmann durchgeführt und die Kajerne im Haufe NE. 500 eingerichtet, von wo aus dieje jpäter an ihren heutigen Standort NE. 570 verlegt wurde. Als Pojten-Commandanten folgten nad) Hofmann die titul. Wachtmeilter Muhr, El, Kaijer um Wilhelm Schade, welch letzter noch heute den Boten leitet.

Im Jahre 1851 (1. September) wurde nun auc, noch die Nationalgarde aufgehoben und mussten alle Waffen, namentlich die Senjen und Stuten mit den Haubajonnetten abgeliefert werden. Erjt nach geraumer Zeit langte eine Entſchädigung ein, indem die Regierung für jeden Stußen 4 fl. zahlte, welcher Betrag von den

Weipertern zum Anfaufe einer Feuerſpritze verwendet wurde.

Am 31. December wurde, um die Reaction zu vollenden, die am 4. März 1849 gejchaffene VBerfaffung aufgehoben, und der ganze Metternich'ſche Apparat, jogar das Concordat hervorgejucht, um ein= für allemal den unruhigen Volfsgeift zu bannen. Dajs aber

dieſes Syſtem jich auch nicht halten konnte, war ja voraus zu jehen,

*) In Saaz geboren.

240

und der Zuſammenbruch desjelben auf dem Schlachtfelde bei Magenta und Solferino im Jahre 1859 hat dies bewiejen.

Am 31. Juli 1854 mujste Weipert zu dem Nationalanlehen 14.000 fl. zeichnen. Im folgenden Jahre (1855) wurde es ine folge der neuen Kreiseintheilung Böhmens in 13 Kreije zum Saazer Kreife gefchlagen. In diefem und im nächjten „jahre trat abermals im Erzgebirge eine große Theuerung ein und drohte eine Hungersnoth auszubrechen. Die Erzgebirger wandten ſich bittlih an die Erzherzogin Sophie, und dieje veranlajste, daſs ver Statthalter des Landes, Mercy, diesbezügliche Erhebungen pflegen und Schritte zur Abhilfe thun möchte. Derjelbe kam dem Auftrage nad) und erjchien aud) in Weipert am 8. April 1855, bei welcher Gelegenheit 6. G. Schmidl als Obmann der Preßnitzer Bezirfsvertretung auf die unzwecmäßige Anlage und den jchlechten Zujtand der von Wernsdorf nah Reiſchdorf führenden Straße aufmerfjam machte, welde die Zufuhr des Ge- treide8 ungemein erjchwere und vertheuere. Er bat um Ber: fegung dieſer Straße, die auch zugejichert wurde. Aber erjt im Jahre 1863 ward der Bau in Angriff genommen und 1869 voll- endet. Um der Nothb in Weipert einigermaßen zu fteuern, wurden am 19. Jänner 1857 65 Strid Kartoffel, die aus Lan— desmitteln angefauft wurden, an die Armen vertheilt.

Im Jahre 1854 wurde aber auch der jeit Jahrhunderten in Weipert jo rege gepflegte Bergbau vom Meinijterium aufgelafjen, - weil der Ertrag ſchon lange die Giebigfeiten nicht mehr dedkte. Die letzten Bergbeamten waren Engel und Braun. Die Werperter Stadtgemeinde wollte ie Werfe durch ihre Deputation Eduard Schmid! und Vincenz Die anfaufen und machte ein Angebot von 4500 fl. Troßdem wurde die Gemeinde abgewiejen und die Gruben um 4000 fl. an William Tröger aus Shwar- zenberg verfauft. Dies geſchah am 1. Mai 1857. Welch’ gutes Gejchäft Tröger bei diefem Kaufe gemacht, geht aus der Anzahl der Objecte, die jein eigen waren, hervor. Es waren Dies eine Unmafje von Halden und eijernen Betriebsgegenjtänden, die allein mit den Zechenhäufern die Kaufjumme bei weiten überjtiegen, Wir lafjen hier diefe Kaufobjecte überfichtlich folgen :

Pareellen⸗ Nr.

215

Ausmaß in I Rlaftern

360

241

Name des Dbjectes.

Montan-Aera Bleizeche (bei NE. 368). Antonijtollner Kunjtgraben (NE. 106). dto.

Antoniſtollner Hausraum (NC. 596). Halde (NC. 392). Mildehandgott:szecher Buchhausplatz (bei

NE. 371).

Feigenjtollmer-Wiejenfchachthalde (bei NE.

3)

dto. (bei NE. 330). Mildehandgottes - Hauptichachthalde (bei

NE. 136) Antoniſtollner-Kunſtgraben. Schützteich.

dto.

Antoniſtollner-Kunſtgraben. Johann in der Wüſten-Zechengraben.

dto. Wüſten-Zechenhalde. dto. dio. Haſenſtollenhalde. Göpelgraben. dto. Ausfluſsgraben. dto. Kunſtgraben zur Wüſten. Alter Graben unter der Mildenhand— gottes-Zechenhalde.

Außer dieſen Objecten wurden dem Käufer William Tröger wegen eventueller Wiederaufnahme des Bergbaues noch folgende Parcellen reſerviert, von denen er auch ſpäter mehrere mittelſt Kaufes an ſich brachte.

Barcellen: Ant. 163 194 216 315 566 567

Ausmaß in ]Rlaftern 220 110 124 215 100 35

Es waren dies:

Name des Dbjectes

Montan-Aerar, Bleizeche (beit NE. 466). dto. Clementi- oder Tiefenſtollenhalde. dto. Kupferzeche. dto. 16

Barcellen: N

rt. 968 122 766 870 871 873 874 908 909 910 940 953 976 977 991 1038 1039 1043 1048 1049 1050 1053 1158 1241 1242 1392 1398

1419 1420 1435 1437 1551 1552 1553 1554 1586 1588 1699

Ausmaß in I Klafter

85

205 250

242

Name des Objectes

Kupferzeche. Chriſtkindlſtollen⸗Halde. Mildehandgotteszeche-Hauptſchacht. Schmelzhüttengraben.

dto. By er Halde.

Alter ———— Halde. Alter Hüttengraben. dto. Michaelizechner untere Halde. Alter Hüttengraben. dio. dio. Michaelizechner obere Halbe. Feigenſchachthalde. dio. Alter Schacht zur Mildehandgottes. Alte Mil dehandgotteszechner- Haupthalde dto. dto. dto. Antoniſtollner alte Schacht. SIEBTE dt. Alte Bierzehend. Alte inigteit und Dreifaltigkeitsſtollner⸗ Halde. Alte Bierzehendhalde. dto. dto. dto. Alte Wüſtenzecher Halde. dto. dto. dto. Alte Annenſchachthalde zum Altwüſtnerbau. Alte Halde zum Altwüſtnerbau. Haſenſtollner Halde.

Es ergibt dies einen Grundcomplex von gekauften 4 Joch 550 Quadrat-Klaftern und reſervierten 5 Joch 914 Quadrat-

Dez

243

Klaftern. Später verkaufte Tröger die Wüjtenzeche, das Ge- bäude am Antonijtollen und einige Halvden allein um 9500 Gulden.

Im Sahre 1860 entſpann ſich zwiſchen Tröger und den MWerfsbejigern wegen des Jungfernbaches, der bisher 11 Werke betrieben hatte, ein Streit, der mit dem Siege Trögers endete, indem ihm das Waſſer des Jungfernbaches angeblich zum Betriebe der Mildehandgotteszeche zugejprochen wurde. In der That trieb Tröger den Bergbau gar nicht fort, Jondern gründete ein Actien- unternehmen und juchte ein günjtiges Geſchäſt Daraus zu machen. Aber es gieng ihm niemand auf den Yeim, und die wenigen, welche wirklich Zuſchüſſe gegeben hatten, ließen ihn auch im Stich, jo dajs nicht einmal mehr die Bergleute und Yieferanten der Mate— vialten bezahlt werden Fonnten, und das Werf 1864 gänzlich zum Stehen fam.

Gegen Trödger jtrengte der Mühlenbejiger Carl G. Schmid! wegen Entziehung des Waſſers des ungfernbaches einen Proceſs an, dev damit endete, daſs die Merfsbefiser ihr früheres Recht wieder erlangten.

Infolge Verordnung des hohen k. f. Kinanz-Minijteriums vom 17. October 1859 wurde die k. k. Berghauptmannſchaft in Komotau mit dem Verkaufe von in der Gemeinde Weipert gelegenen und gegen Entrihtung eines Kanonzinjes an ‘Bars teien zur Benußung überlafjenen, bevgfreien Grundparcellen be— auftragt.

Die „Wüſtenzeche“ gieng im Jahre 1865 von Tröger in den Beſitz des Theodor Steck & Sohn (NE. 240) um den

. Betrag von 3000 Gulden über, und erhebt jih auf der dortigen

Halde gegenwärtig die Bojamentenfabrif der genannten Firma, welches Gebäude leider am 29. Auguſt 1886 zum großen Theile abgebrannt ijt, wodurch jich viele Bewohner des Stadttheiles Neugeſchrei um ihren früheren ausreichenden Erwerb ges bracht jahen. Die „Milvehandgottes- Zeche” wurde nach dem Tode Trdgers von dejjen Erben dur Guſtav Bittner gefauft, der das alte Berggebäude abtragen, die Tagjchächte überwölben und im Jahre 1876 das gegenwärtige Wohn- und Fabriksgebäude NE. 571 darauf erbauen ließ. 16*

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Infolge der erwähnten Verordnung des hohen f. f. Finanz- Minijteriums wurden zu Anfang dev 1860er Jahre auch jämmt- liche ärariſchen Berggründe verfauft. Soweit es uns durch Die vorhandenen Acten und Käufe möglich war, führen wir dieſelben nachfolgend an:

ar: Ausma in B Name des Käufers Kauſpreis Anmerkung. N. Delft h Alan ER: 163 229 William Tröger bei NE. 466. 194 110 2 i bei NE. 384. 216 124 Sohann Ehrenfeld bei NE. 368. 226 75 Ignaz Dienelt 177422710 296 155 Sofjef Baier 4 20 304 25 Johann Zahn 25 50 (Clementi⸗Tie⸗ fenſtolner 305 225 25.0013 nen-Fichtfehacht- Halbe. 3ll 215 Stadtgemeinde 148 12 90 498 125 Sojef Bartl 60:4:3778 508 75 Gujtav Dittrich 519 175 Franz Gahlert 460 7 ( Dreifaltigfeits- 566 100 Wilhelm Tröger Kupferzechen- Halde. 567 35 568 85 722 190 Rupert Englert 96 760 723 100 Ignaz Bartl 4 4— 868 85 Karl Fitbogen 169 3 40 870 25 Daniel Scywab 402 1 871 70 Rudolf Schwab 163 2 80 (Mildehandgot- 873 1460 Wilhelm Tröger teszeche Hütten- baldemündung. 874 90 Anton Zahm 468 3 60 887 360 Joſef Müller 463 14 40 h 110 Anton Mierjch 176 . 4 40 908 185 P. Andreas Wilfling 158 10 50 ee 940 180 Anton Ritter 187 720 ı(beiNE. 185.)

955 65 Thereſia Zeidler 193 260

Par: Ausmaß cellen= in

RE Rtite. 976 15 40

" 40

" 25

" 30

" 50 977 5 991 230 1043 30 J 25 " 40 1048 20 1049 60 1050 30 1053 15 1241 40 1242 105 1398 270 1419 105 1420 80 1435 280 1436 125 1477 100 1483 100 1550 65 1551 45 1552 2 1553 445 1554 65 " 80 1586 60 n s0 50

ss

Name des Käufers a Kaufpreis

Anton Ritter Paul Die Menzel Die Johann Ritter Johann Schmidl Wenzel Lenhard Anton Ritter

Johann Bartl Norbert Baier Anton Gebert

Thereſia Lenhard William Tröger

Daniel Wagner Jofef Wagner Norbert Rathfa n 7 Johann Müller Franz Schmidl Wenzel Fiicher Joſef Flach Joſef Wagner " " Sohann Wagner " " Karl Die Joſef Heid Joſef Schmid!

Joſef Malz Eduard Schmid!

187 464 188 189

192 187 185

137

271

272 248

fl.

6

Hvmwvwomoe MN

—A

fr

90

80

60

50 80 40 50 50 60 35 75 35 95 40

65

25 40

Anmerkung

(Michaeliſtollen⸗

Halde.)

(Mildehandgot-

teszeche⸗

Schachthalden.)

(Bierzehend- ſtollen-Halde.)

(Annenſchacht⸗ halde auf dem Wüſtner⸗Berg⸗ bau.)

a a a in a a re —— ME A —J

—— 246 —— al Name des Käufers ar Kaufpreis Anmerkung Nr. Tealftr. A ER 5 1588 205 Joſef Schmid! DAR. 6.218 1647 130 Leopole Schmifl 226 4 1668 40 Norbert Schmidt! 228 1 30 1678 45 \ Rt 1689 50 Theodor Sted 231 2 1690 370 Joſef -Nittner 222 12 50 1697 Ya 22 12 1698 110 Ambros Seidl 242. 330 1699 250 2432 50 (OaEEzE

" "

2 Halbe. ) 1709 220 Joſef Schmidl 231. BE DU 1833 55 William Tröger

So find alſo beinahe die letzten Spuren jenes Grwerbögweiges, der einjt durch 300 Jahre bier gepflegt wurde, und der auch einjt Itarf geblüht hat, auf unjerem beimatlichen Boden verwiſcht, und verwündert werden jpätere Gejchlechter zum Stadtwappen empor: blicfen, das die Symbole des Bergbaues trägt.

\. Lapitel.

Weipert Bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts.

(Stirche, Schule, Verwaltung, Bräuerei, Wobl-

tHätigkeits: Anftalten, Wereine, Werkehrswefen,

Holt, Eiſenbahn, Bollanıt, Sinanzwache, Anglitks- fälle‘.

Mir haben die Entwicklung unſerer Stadt im Laufe der IN Zeit in den vorhergegangenen Geſchichtsbildern hinreichend gejehildert und erübrigt uns nur noch, auf die innere jociale Entwicklung unjeres Gemeindewejens hinzumeijen und in furzen Zügen das religiöſe, gejellichaftliche und gewerbliche Yeben Weiperts vor den Augen der Leer zu entrollen.

Wir verließen die Kirche in jener Seitperiode, in welcher Pfarrer Yaurenz Grünes bierorts wirkte, der befanntlih 1739 jtavb, und folgen bier ven Aufzeichnungen unferer Kirchenbücher, dem jeinerzeit von Joſef Bohl un C. G. Schmidl gejammelten Schriftenmateriale und den Ucten, welche beim biejigen Bürger- meijteramte erliegen und von Oberlehrer Meichael Luft gejichtet werden. Der Herausgeber diejes Werkes C. G. Schmid! bejitt eine überaus veiche und jehr wertvolle Bücherfammlung, darunter Werfe, welche ihres hohen Alters und ihrer Seltenheit wegen in gejchichtlicher Beziehung einen hohen Wert beiten.

Der Nachfolger des eben genannten Pfarrers war P. Wenzel Lochner (vom 23. Mai 1739— 1773). Unter diefem Geiftlichen war der alte hölzerne, mitten auf dem Kirchendache befindliche Thurm jo jchadhaft geworden , dafs er währen eines Sturmes theilweie

N:

eingeworfen wurde, weshalb die gänzliche Abtragung desjelben 1745 zur Nothwendigfeit geworden war. Im Jahre 1746 waren bie Mauern des Kirchtfurmes in ihrer jetigen Gejtalt beendet, und am 7. Juni 1747 wurde mit dem Zimmermeiſter Joſef Zolt aus Kaaden wegen Heritellung des Thurmdaches der Contract abge ſchloſſen. Alles Holz, jo zu dem Dachjtuhle nöthig war, wurde von der Stadtzemeinde beigejtellt und die jtärfiten Stämme im Walde aus dem gröbften ausgehauen. Für die Fertigftellung und das Aufſetzen des Dachjtuhles,, wie auch für das Aufhängen der alten Glocke von 1612, die früher auf der St. Martinsfiche und hernach auf dem alten Thurme angebracht war, wurden dem Zimmer— meilter 150 Gulden rhein. ausgezahlt. Die Eindachung des Thurmes mit Schiefer wurde mitteljt Gontractes vom 30. Mai 1747 dem Hofſchieferdecker Johann Gottfried Harniih aus Hartenjtein und Raphael Friedrich Eckhard aus Lösnitz (Kurjachjen) über- geben und für diefe Arbeit 36 Thaler ausgezahlt. Für die Dauer- haftigfeit Leifteten beide auf 15 Jahre hin Gutjtand und verpflich- teten jich, während dieſer Zeit jede Reparatur unentgeltlich auszu— führen. Die Gejammtauslagen für den im jahre 1748 vollendeten jteinernen Thurm betrugen 1873 Gulvden 56 Kr. 3 Pf., welcher Betrag theils aus der Kirchencafje, theils aus milden Spenden gedect wurde. Am 11. Juli 1747 mujste die Gemeinde von dem Kunftmaler Johann Anton Egermann aus Görkau 50 Gulden borgen, damit der begonnene Thurmbau nicht unterbrochen werden müjje. Die Zeiten waren damals jehr ſchwere, und da aud) durch das Bräuweſen nur wenig einfam, jo wurde die königliche ordinare Trankſteuer auf einige Jahre allergnädigit erlajien. Als bejondere Spenderin für den Thurm wird in den Kirchenbüchern die Raths— frau Anna Dorothea Bayer genannt, welche am 11. Augujt 1752 in einem Alter von 78 Jahren jtarb und in der Kirche begraben wurde.

Unfere Kirchenbücher jind bis zum Jahre 1739 in deutjcher Sprache gefcehrieben; vom September letztgenannten Jahres an wird nur die lateiniſche Sprache angewendet, bis über allerhöchiten Befehl des Kaiſers Joſef II. am deren Stelle (vom 1. Mai 1784) wieder die deutjche Sprache tritt. Im Jahre 1775, in welchem Yahre

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(am 25. Auguſt) Weipert durch ein ſtarkes Hagelwetter bedeutenden Schaden erliten hatte, wurde ein Kreuzweg errichtet, deſſen Bilder 112 &ufden 23, Kr. gekoſtet haben, 1754 ein Sterbeglöcklein gegoffen und am Thurme aufgehängt.

Unter Pfarrer Kochner, deſſen Schweiter an den biejigen Büchjenmachermeifter Stanislaus Bittner verheiratet war, finden wir als biefige Kapläne angeführt: Franciscus Schmidl, ein Orts— find (1740); Johann Anton Tietz (1741); P. Marcellus, F. Banthaleon Lienert, beide ranciscaner aus Kaaden; P. Andreas Schmidl, der Eohn des biefigen Stadtrichters und Gemeinde-Mahlmüllers Joſef Schmidl (1746); P. Geslav (Franciscaner), P. Joſef Bittner, des hier gewefenen Echulrectors Sohn, der wegen Gewiſſens-Aengſtlichkeit zur jelbjtändigen Seel— jorge untauglich war und aus der Kivchen- und Gemeindecafje bis zu jeinem 1777 erfolgten Tode (im Haufe NE. 146) unterjtütt werden mujste; P. Aegydius Kriegseißen vom Jahre 1763, der von Platten hieher kam, aber am 18. April 1766 wegen Unver— träglichfeit mit dem Stadtrathbe und dem Pfarrer verſetzt werden mufste; P. Georg Schaller (1772), der (1797) als Pfarrer in Bergreidhenjtein jtarb.

Im Sabre 1755 wurde die Filiale Schmiedeberg von Wei— pert vollitändig abgetrennt. Diejes Privilegium, welches an den Preßnitzer Oberamtmann gerichtet ijt und durch welches dieſe Ab- trennung ausgefprochen wurde, lautet wörtlich: „Franz von Gottes Gnaden erwählter römischer Kaiſer, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs in Germanien und zu Jeruſalem König, Herzog zu Loth— ringen und Paar, Großherzog zu Toscana ꝛc. Wohlgeboren lieber Getreuer! Wir haben für nöthig befunden, auf der Herrichaft Preßnitz in dem Dorfe Schmiedeberg einen eigenen Kaplan ein- zujegen und hiezu den P. Franciscum Berger, dermaligen Kaplan zu Preßnitz, wie es hiemit bejchiehet, erwählt, welchen Du und zwar mit dem ausdrüclichen Vorbehalt mit ihm oder jeinen Nachtolgern nad) Gutbefinden über kurz oder lang eine Abänderung machen, mithin das Dorf Schmiedeberg binwiederum von Weipert aus in der Seeljorge verjehen lafjen zu fünnen, zu dem vorbemeldten Beneftcio der Behörde gewöhnlichermaßen vorjtellen ; und jofort

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denjelben zu jeinem jährl. Unterhalt die von der Schmiedeberger Gemeinde bisher jährlich bezahlten 50 Gulden, pro Decima 60 Gulden, ex fundatione für 13 heil. Meſſen 7 Gulden 48 Kr., Habergeldo 3 Gulden, nebjt der Stola und anderen geiftlichen Accidenzien beilafjen, dann aus den Preßnitzer Renten mit der Bedingnis, dajs er für das Haus Dejterreich wöchentl. eine Meſſe zu leſen gehalten jeye, 5 Faſs Bier und 12 Klafter Brennholz jährlich verabfolgen; hingegen dem Weiperter Pfarrer wegen des verlierenden Beitrags Schmiedebergs und Stola die bisher ex cassa parochorum jährlich erhaltene 50 Gulden, noch ferners genießen, und aus ven bejaaten Renten nebſt 2 Faſs Bier auch 6 Klafter Brennholz jährlich abreichen lajjen.

Dann hieran wird vollbradht unjer gnädigſt Befehl und MWillensmeinung, und wir bleiben Div übrigens mit faijerl. Gnaden wohlgewogen.

Datum Schönbrunn den 11. Dctober 1755.

Franz L. J. R. v. Joussainez ad Mandatum Sac. Caes. Reg. Maj. proprium. B. Binniger. Fr. Wartenberg.

Auf Grund dieſer Abtrennung Sollte Weipert auch, feinen Kaplan mehr erhalten. Die Anftrengungen der Gemeinde, bdiejen Beſchluſs abzuwenden, wurden endlich von Erfolg gefrönt und die Eingabe, welche jie am 12. October 1759 deshalb gemacht hatte, wurde vom Gonjiltorium zu Brag unterm 14. März 1760 zus jtimmend erledigt und nachher das betreffende Fundations-Inſtrument, welches wir im Auszuge folgen lajjen, bejtätigt.

Erectionsijtrument für die Pfarrei Weipert. Kund und zu wijjen, wo es erforderlich it. Nachdem vermög bejtehenden aller höchſten Anoronung befohlen ijt, in Anſehung der vom Ortspfarrer beziehenden Relatur und jonjtigen Zuflüffen gehörigen Crections- injtrumente zur hoben Betätigung einzufenden, ein derlei Inſtrument hingezen hierorts nicht, jondern nur von uralten Zeiten her bejtätigte Verträge verhanden jind; daher der unterzeichnete Magiitrat mit den Nepräjentanten im Namen der hiejigen Stadtgemeinde anges (oben, folgendetheils von umdenflichen, theils von jpäteren Zeiten

251 her dem hieſigen Pfarrer jederzeit zukommende Stolagebüren und ſonſtige Zuflüſſe bei Genehmhaltung höher Stellen, demſelben noch fernerhin angedeihen und zukommen zu laſſen; nämlich: 1. die von undenklichen Zeiten her von den ſogenannten Pfarr- und Schul— geldern jährlich bezogenen 160 Gulden, 2. das vom Jahre 1717 auf dem Rathhauſe Weipert bewilligte jährliche halbe Gebräu Bier, wobei jedoch gedachter Pfarrer gleich anderen bräuberechtigten Bür— gern jede Abgabe und jedes Erfordernis ohne Ausnahme aus ſeinem Eigenen zu tragen habe; 3 erhält der Pfarrer ſeit undenklichen Zeiten jährlich vierundzwanzig 24 Klafter fünjviertl langes weiches und ein und eime halbe 1'/, Klafter eben jo langes buchenes Holz für jih und laut Instrumenti Capellanistiei bejtätigt vom hochw. Erzbiichöflihen Prager Gonjijtorium de anno 1760 14. März für das Kaplanzimmer neun 9 Klafter weiches Holz unentgeltlich, welcher Holzbetrag jammt Fuhrlohn bis zur Pfarre aus den Gemeinderenten ganz beftritten wird. 4. Die von jeher jederzeit zum Genuſs gehabten Pfarrfelver, namentlich a) der sub Nr. topograph. 66 bejchriebene Pfarrgarten, der nach geometrifcher Ausmaß 431% D. Kl. mist; b) das am Pfarrhauſe anliegende Sub Nr. top. 1291 bejchriebene von Hr. Conrad Lauer, k.k. Dberamtsverwalter zu Joachimsthal im Jahre 1715 verkaufte und unter dem Bedingnis an die Pfarrei überlafjene Feld, daſs für die Conrad Lauer'ſche Familie jährlich 12 heil. Mefjen gelejen werden, nad) geometriicher Ausmaß 1385 Q. Kl. mejjend; c) das am Schmiedeberger Wege liegende jogenannte Pfarrfeld sub Nr. top. 749 bejchriebene nach geom. Ausmaß 4 Joh 444 D. Kl.; d) die sub Nr. top. 750 mitten im Pfarrfeld liegende Hutweide nach geom. Ausmaß 455 Q. Kl.; e) die am Grenzbache sub Nr. top. 1258 bejchriebene und einjeit8 am „Feigenſtollen“ und Gott- frid Illings ambdererfeits an Johann Allings Gründen anlie- gende Pfarrwieje nach geom. Ausmag 570 Q. Kl; f) das an diefe Wieje vom Kunjtgraben hinunter sub Nr. top. 1258 bejchrie- bene und eben am Keigenitollen einerſeits, andererjeits an Johann Illings Gründen liegende Grasland, mefiend 500 O. Kl.; g) der laut Stijtsbrief fundationis Capellanisticae vom bed. Erz— biſchöflichen Prager Conſiſtorium bejtätigt zur Erleichterung der

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Kaplanskoſt ohnweit des Rfarrhofes liegende Gemeindeteich, bejchrieben sub Nr. 459 anliegend einerjeits an Franz Engeljtätter,, andererjeits an Gemeindegründen von Andreas Hojchbergers, Wenzel Schmidls und Karl Shmidls Gründen herab, bis an das jogenannte Jungfernbadhl, nach geom. Ausmaß 1233°/, D. RL.; in Summa 6 Joh 591/, Q. Kl., doch jo, dajs der Pfarrer die anf genannte Gründe ausfallende Steuer aus Eigenem zu ent- richten babe. 5. Die von undenklichen Zeiten erhaltene und von Wailand höchſt jel. Kaiſer Kranz im Jahre 1755 am 11. October neuerdings bejtätigte ex cassa parochorum bezogene jährl. 50 fl. jowie in eben jelben Jahre und Tag wegen verlorener Filiale Schmiedeberg aus den Nenten dev k. k. Kameralherrſchaft Prieß— nit höchſt verliehene jährliche 2 Faſs Bier und 6 Klafter Brenn— holz; nicht minder 6. vermög des berührten Kaplans-Inſtrumentes erhält der Pfarrer zur hinlänglichen Subjiitenz des Kaplans nicht nur an Kojtgeld jährlich 78 Gulden, jonvdern auch 4 Kals Bier in natura, welcher Betrag aus den Pfarr und Schulgeldern von Jahr zu Jahr bejtritten wird; vermög bejagtem Instrumenti aber erhält der Kaplan aus eben den Pfarr- und Schulgeldern jährlich 42 Gulden und neuerlich laut magiltratualiichem Bejcheid eine jähr- lihe Zulage von 23 Gulden. 7. Wird von allen Zeiten ber im Pfarrhauſe die Yeitung des Brunnen-Röhrwafjers immer aus den Semeinderenten bejtritten, ſowie nicht minder die vorfallenden Baue in der Pfarrei im Kleinen jowohl wie im Großen, das Ausweißen der Kaplanei, die Heritellung des Gartenzaunes mit Einſchluſs des großes Einfahrtsthores bis an das La uer'ſche Feld (die Einzäunung des Fundationsfeldes mujs der Pfarrer. aus Cigenem tragen) jind von jeher immer aus den Gemeinderenten bejtritten und unterhalten worden. 3. Was die Etola betrifft, jo war jolche von undenklichen Zeiten her wie folgt: für eine Trauung 1 fl. 30 fr., für die Ver- fündigung der Brautleute 30 fr., von der Braut ein Tüchl vder jtatt dejjen dem Pfarrer 1 Gulden, dem Kaplan 30 fr.; für ein Begräbnis, große oder Eleine Leiche 36 fr., für ein Requiem 45 kr., für ein Lobamt 45 fr., für ein gejungenes Libera 30 fr., für ein gejungenes Salve 30 fr., für eine jlille Meſſe 30 fr.; für den zweiten Geijtlihen, wenn er zur Begleitung ver Leiche ver-

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langt wird, 30 kr., für die Aſſiſtirung des zweiten Geijtlichen beim Libera 45 fr.; beim Salve 15 fr.; für die Ginführung einer MWöchnerin 3%, fr.; für einen Tauf-, Trau- oder Todtenfchein ein Gulden 30 kr., wobei aber bei Begräbnijjen in Betreff des be- gleitenden Geistlichen von jeher diefer Gebrauch war und noch ift; jteht die Leiche in einem Haufe vom Brauhaus herab bis in den jogenannten Grund (bei der Gegend, wo ich die Häujer Nr. 22, 17, 306 und 320 befinden), jo holt dev Geijtliche jolche mit ver Schule ab; ijt hingegen die Yeiche über dem Brauhaus hinauf oder von den genannten Häujern nach Grund hinab, jo holt die Schule allein die Leiche ab, der Geiftliche erwartet jie nur bei der Pfarr— kirche, wenn die Leiche von oben herabfommt, und begleitet jie bis zum Begräbnisorte,; kommt aber die Leiche vom Grund herauf, jo empfängt er jie am Freydhofe. Für dieſen all, wenn die Bes gleitung des Geijtlichen verlangt würde, erhielte er immer für den zu machenden Weg 30 fr. Noch kommt zu bemerken, daſs, wenn bei einer Leiche, die von der Pfarrkirche hinab ſich befindet, von den betreffenden Anverwandten gewünjcht würde, daſs jolche dennoch in die Pfarrficche zur Abhaltung der Kirchen-Gereimonien getragen würde (denn alle unter der Pfarrkirche ſich befindende Yeichen werden alter Gewohnheit nach gleich zu dem Begräbnisplaße geführt) für dieſen bejonders zu machenden Weg die Begräbnisitola jowohl auf der Pfarrei, als bei der Schule von altersher immer doppelt bezahlt worden jei, jo zwar, daſs ftatt 36 Kr. 1 Gulden 12 fr. ohnweigerlich entrichtet würde.

Gleichwie nun alle verzeichneten Genüfje von uralten Zeiten bev üblich gewejen und zum Theil fih in befonderen Inſtrumenten gründen, auch dev Stadtratb) und Repräjentanten nicht entgegen find; aljo it zur Vermeidung aller Fünftigen Irrungen mit beider: jeitigem Einverjtändnis diesfälliges Inſtrument zur gegenwärtigen und fünftigen Richtſchnur in drei gleichlautenden Exemplarien ver- fajst und zu dejjen Kejthaltung von dem Magiftrate und Repräſen— tanten. und zween Zeugen eigenhändig unterfertigt und mit dem Stadtſigill befräftiget worden; anbei auch diejes Erections-Inſtrument mit Genehmbaltung und Billigung eines hochlöbl. FE. £. Landes— Guberniums und hochw. Erzbifchöflichen Prager Conſiſtoriums aller

254 Orten ohne eines oder des andern Wiſſens und Beiſein einverleibt werden könne und möge.“

An anderen Giebigkeiten hatte die Gemeinde damals zu leiſten: dem Stadtrichter jährlich, 26 Gulden dem erſten Stadtſchreiber 76, dem zweiten 10 Gulden 48 Kr. und 6 Klafter Holz; jeder der 11 Rathsherrn erhielt 5 Gulden, d. i. zuſammen jährlich 55 Gulden, der Kammerer und Bfarrgelo-Cinnehmer 42 Gulden, der Bräuer und Mälzer 13 Gulden 48 Kr. und 6 Klafter Holz, der Todten- gräber 7 Gulden 36 Fr. und 2 Klafter Holz, der Brot und Fleiſchtaxator 3 Gulden, der Krohndiener 50 Gulden 22 Kr. 3 Pf. und 6 Klafter Hol; der Schulvector 78 Gulden und 12'/, Klafter Holz, der Organiit 52 Gulden und 3 Klafter Holz, der Präceptor (Neugeichrei) 26 Gulden und 3 Klafter Hok, der Kirchenvater 2 Gulden 40 Kr.; Bernard Müller in Neugejchrei für das Ave-Marie-Läuten 1 Gulden 20 Kr. Letzterer jowie die jieben Ghoradjuvonten (Chormufifer) waren von der Entrichtung des Pfarr- und Schulgelves befreit.

Für einen neu zu errichtenden Altar der „Mutter Gottes vom guten Rath” vermachte Eva Roſina Bart! mit Teitament vom 13. April 1768 den Betrag von 10 fl.; auch jpendete am 10. Juli de3 folgenden Jahres zum hiejigen Gotteshauje Kranz Die 25 fl., Bernard Müller Meugeſchrei) 50 fl. und Jakob Köhler 50 fl. Noch may hier mitgetheilt werden, daſs am 2. Auguſt 1761 nachts um 10 Uhr vor der Thüre des Pfarrhaujes ein weggelegtes jieben Wochen altes Mägdlein gefunden und von der Pfarrersföchin in Objorge genommen wurde. Den Nachforſchungen gelang es jedoch bald, die Mutter dieſes Kindes in der Perſon der Maria Fran— zisfa Sicher, welche in Boderjam geboren, nah Otſchehau zuftändig und in Grünhain in Sachen bedienjtet war, zu eruieren, ſie im lettgenannten Orte zu verhaften und ihrer wohl- verdienten Strafe zuzuführen.

In diefer Zeit wurden allenthalben an Rainen, Feldwegen u. j. w. Standbilder und Kreuze errichtet, die gleichwie die vielen frommen Dotationen hinreichend beweifen, daſs die Weiperter niht nur den Protejtantismus ganz abgejtreift, jondern jogar jehr Itrenggläubige Katholiken geworden waren. Solche Kreuze wurden

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errichtet 1759 von Joſef Trinfs und Konrad Weis im Werte von je 10 fl., 1760 von Chriſtoph Bartl um 6 fl., 1764 von Gottfried Jlling um 6 fl., 1769 von Jobann Bartl um 6 fl., 1771 von Joſef Anton Baier um 6 fl., 1773 vom Yürgermeijter Felix Schwaab um 10 fl. (am Schmiedeberger Wege) und 1775 von Janaz Müller um 20 fl.

Mittelſt Jundations-njtrumentes vom 12. September 1772, welches im hiejigen Pfandbuche sub Nr. IV. fol. 269 und 270 einverleibt worden tjt, verlegte Roſina Fitbogen den Stiftungs- betrag von 50 fl., von deſſen Zinjenerträgniffe alljährlich, und zwar zu allen ewigen Zeiten zwei heilige Meſſen in der biejigen Kirche gelefen werden jollen. Zur Anjchaffung eines neuen Casula (Mejsgewandes) pendete ein gewiljer Weiß den Betrag von 94 fl.

Dem Pfarrer Yochner, der am 19. Mai 1773 im 66. Yebens- jahre gejtorben war, folgte 1773 im Amte P. Ignaz Hillebrand, welcher früher Meitglied des Regular-Ordens der Geſellſchaft Jeſu war, infolge der Aufhebung diefes Ordens durch Kaiſer Joſef ll. in den weltlichen Brieiteritand trat und als Pfarrer hieher Fam. Harrer Hillebrand war auch Doctor der Philoſophie. Die alte im ‘jahre 1660 erbaute Kirche, Die, wie bereits erwähnt, nur im unteren Theile aus Mauerwerk, der Aufbau aber aus Bundwerf bejtanden hatte, war theilweile ſchon baufällig geworden. Ein Neu— bau wäre aber, da der Bau des jteinernen Thurmes das ganze Kirchenvermögen aufgezebrt hatte, nicht möglich gewejen, wenn nicht Kaiſer Joſef IT. auf Grund eines an ihn gejtellten Bittgejuches die Beitreitung der Kojten aus Eigenem zugejagt bätte. Bereit willigit wies der Kaiſer 7561 fl. 311/, Er. zu Diefem Baue an. Am Frühjahre 1783 wurde mit dev Abtraguna der alten Kirche begonnen; das alte Holz wurde partienweije an verjchieden: hieſige Einwohner verfauft, wodurch ein Betrag von 208 fl. 12 fr. erzielt wurde. Für das Abtragen wurden 107 fl. 491/, fr. ausgegeben. Als Taglohn zahlte man damals 15 fr. Der Grundjtein zur Kirche wurde am 28. April 1783 im Beifein des Pfarrers Hillebrand, des Raplans P. Georg Schaller, Bürgermeilter Felix Schwaab (Bauinjpectory), Emeritus Joſef Anton Bayer, Stadtrichter Chrijtian Rieß, der Senatoren Chriſtian Lenhard (zugleich

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256

Bau-Rehnungsführer), Johann Schmidl, Andreas Stephan, Karl Kreuzig, des Baumeifters Kranz Schmid! aus Prepnig und der Zimme meiſter Johann Zahm und Joſef Dick gelegt.

FETTE, * wo x

Die neue Kirche wurde an den ſchon bejtehenden Thurm ange- baut und ihr nicht die gebräuchliche Richtung nah Oſten, jondern die nach Norden gegeben, damit jie mit der Schule und Pfarrei

einen Platz bilde. In diefer Kirche befindet ſich auch eine Gruft,

WO ON

in welche die in der alten Kirche begrabenen Leichen übertragen

wurden. Obwohl am Seitenthore ſich die Jahreszahl 1785 befindet,

ſo iſt doch durch vorhandene Aufzeichnungen und Documente nach—

zuweiſen, daſs die Kirche erſt im Jahre 1786 vollendet ward. Gase Ebenſo verhält es ſich mit der Jahreszahl 1747 über der Ein- gangsthüre am Thurme, welcher nachweislich erſt im Jahre 1748 fertiggejtellt war. Die Gemeinde bemühte jih nun, ihr neues Gottes:

baus auch würdig auszujchmücden, wobei Es Bürger und Bir:

gerinnen einen hervorragenden Antheil nahm. Das Gemälde an

der Dede wurde von den Malern Kranz, umd Johannes Maver Pral im Jahre 1786 hergejtellt. Am 17. September 1787 wurde der N uche Hochaltar, der in Elbogen angefertigt wurde, aufgejtellt; das G2% Adsmal Altarbild hiezu (Allerheiligen mit St. Ignatius im Vordergrunde) 9 47 welches 204 fl. Eojtete, lieferte der Bürger und reiche Spitzen— händler Ignaz Müller aus NE. 69.

In demjelben Jahre wurde auch eine neue Kanzel um 324 fl. und der Deckel über dem jteinernen Baptijterium um 12 fl. beigejtellt. Die alte Drgel war für die neue Kirche zu unjcheinbar, und da diejelbe auch jonjt im Zone nicht mehr entipracdh, wurde jie im Jahre 1787 durch eine neue Orgel evjeßt, welche 975 fl. gefojtet bat. Die alte Orgel wurde in der Martinsfirche aufgejtellt, nach- dem man die uralte erſte Drgel nach Schmieveberg verfauft hatte. In demjelben Jahre wurden der Kirche zwei gläjerne Luſter geſchenkt, die 28 fl. koſteten, der Altar des heil. Johannes von Nepomuk mit dem Kojtenbetrage von 249 fl. errichtet und Das Tabernafel am Hochaltar durch Thaddäus Beck vergoldet, wofür 80 fl. gezahlt wurden. Zu dieſer Staffierung hatten bereits früher Andreas Heid 50 fl. und 1779 Wenzel Seidl 45 fl. gejpendet, jo dajs noch ein Fleiner Betrag erübrigt wurde. Im Jahre 1789 wurde der Hochaltar auch noch mit anesaranbeit mit einem Kojten- aufwande von 100 fl. ausgejtattet und die im Jahre 1707 errichtete Statue des heil. Johannes renoviert. Am Sabre 1791 wurde der Hochaltar vergrögert und derjelbe theilweije durch den Bildhauer und Sculpteur Franz Langhof vergoldet, wozu die Bürger Joſef Player 50 fl., 9 Haidewic 20. fl., der Müller Wenzel Schwab 20 jl., der Pojamentierer Michael Schönweller 40 fl.,

17

der Kaufmann Johann Bart! 20 fl. und ein anderer unbefannter Wohlthäter 15 fl., zufammen 175 fl. beitrugen.

Noch wäre zu erwähnen, dajs mit Erlajs des SKreisamtes Elbogen vom 26. Juni 1784 die bier bejtandene „Bruderjchaft zu Ehren des heil. Johannes des Täufers” aufgehoben und mit Decret des fönigl. Guberniums vom 9. December 1785 überhaupt die Aufhebung aller einzelnen Bruderjchaften und die Vereinigung in eine einzige unter dem Titel „Vereinigung zur Liebe des Nächſten“ angeordnet wurde.

Unterdefjen war Pfarrer Hillebrand am 9. März 1785 im Alter von 48 Jahren an Brujtwafjerjücht gejtorben und hatte alfo die Vollendung des Kirchenbaues nicht erlebt. Er hatte für jich 5 heilige Mejjen fundiert, wofür er den Betrag von 100 fl. erlegen ließ. In demjelben Jahre errichtete auch Andreas Bartl eine Fun— dation von 1000 fl., wofür für ihn und jeine Gattin Dorothea jährlich 52 heil. Meſſen geleſen werden jollen; letztere hatte auch zur Errichtung einer Thurmuhr. den Betrag von 490 fl. gejtiftet. Als Kapläne diefer Zeit finden wir in den Kirchenbüchern ange: führt: Vom September 1779 ijt mit P. Georg. Schaller nod) Ignaz Lenhard, ein Ortsfind und nachmaliger Pfarrer unjerer Stadt, bis zum Juli 1780 als Cooperator hier thätig; vom Des cember 1781 an gleichfalls mit Schaller auch P. Joſef Onics; vom 28. September 1783 an P. Carl Pöſchl, welcher in Stol- zenhan gebürtig war, jpäter als Pfarrer nad) Preßnitz und 1806 in gleicher Eigenjchaft nah Weiß-Tuſchkau Fam. P. Pöſchl war nur wenige Wochen in Weipert, und an jeine Stelle trat ichon im November desjelben Jahres P. Joſef Jagſch. Vom Sep— tembev 1789 an ijt der Piariſt Valerius Ullmann und vom Auguft 1791 an P Leopold Huſs Kapları in Weipert. Die erledigte Pfarritelle wurde noch im Jahre 1785 dem hiejigen Bürgersjohne P. Ignaz Lenhard verliehen. Diefer war der Sohn der Eheleute Chriftian und Johanna Lenhard. Sein Vatrr war hiejiger Bürger (NE. 78) und Rathsmann und jtarb am 13. März 1800 in einem Alter von 74 Jahren eines jähen Todes an Schlagflujs. Pfarrer Lenhard bejchwert fich 1788, daſs fein Vorgänger dag Ein- fommen mit 1091 fl. fatiert babe, während es thatjächlich nur

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1083 fl. betvage. Wir haben uns mit der Aufzählung einiger Anſchaffungen und Stiftungen, die eigentlich erſt unter dieſem Pfarrer erfolgt jind, überholt. Im Jahre 1793 wurden zwei Glascandelaber, die durch einige unbefannte Wohlthäter um 26 fl. angefauft wurden, im Presbyterium aufgehängt und der Geitenaltar „zur ſchmerz— baften Jungfrau” um 147 fl. 30 fr. errichtet, wozu Karl Schmidl 50 fl., der Schmiedmeijter Andreas Bartl 30 fl. beitrugen, während das Fehlende durch einige Andere aufgebracht wurde. Die beiden Statuen an der Chorjäulen beim Eingange in den Kirchenraum der gefrönte Heiland und die jchmerzhafte Mutter Gottes im Werte von 28 fl., jchenfte 1794 der Schmiedmeiſter Joſef Schmidl. Die 14 Bilder des Kreuzweges liegen Pfarrer Lenhard, Kaplan P Leopold Hub und 16 Bürger durch den Staffierer Slorian Walter aus Kaaden vergolven, wofür 30 fl. gezahlt wurden. Im nächiten Sabre (1795) wurde der Oeitenaltar „der aus Preßnitz vergoldet und die Koſten im Betrage von 145 fl. durch Wohlthäter aufgebracht. Hiezu gaben Ignaz Müller 68 ft., Jungfrau Glifabetb Paßler 35 fl., der Schmiedmeilter Sofef Schmid! 10 fl., Chriſtian Trinks 12 fl, Johann Fleifcher 5 fl. und ein Ungenannter 5 fl. Die alte Orgel wurde 1787 von dem DOrgelbauer Bincenz Gärtner aus Tachau gejtimmt und repariert, wofür 100 fl. gezahlt wurden, muſste aber 1795 aber- mals durch Johann Andreas Bernhard Voigt aus Soppoten vorgerichtet werden, dem für dieje Arbeit 25 fl. gegeben wurden. Die jteinerne Statue vor der Kirche wurde 1796 durch Beijteuer von 46 Fl. jeitens verjchiedener Wohlthäter vollſtändig vejtauriert, ebenſo erfuhr 1798 die Todtenkirche zu St. Martin eine ausgiebige Reparatur; letztere Arbeit erforderte für Maurerarbeiten 220 fl. 12 fr. 1 Pf, für Holzarbeiten 359 fl. 52 fr. und fir andere Arbeiten 293 fl. 25 fr. 1 PBf., zufammen 873 fl. 29 fr. 2 Pf., zu welchen Auslagen die Gemeinde 448 fl. 40 fr. 3 Pf., die Kirchencaſſe 261 Fl. 51 fr. und verjchiedene Wohlthäter 162 fl. 57 fr. 3 Pf. beijteuerten.

Das Bild in der Todtenfirche, welches den Heiland auf dem Kreuze bängend pdarjtellt, ließ in demſelben Jahre Magpalena

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260 Müller aus Nr. 69 durch den Vergolder Georg Zimmermann aus Preßnitz wiederherſtellen, wofür fie 35 fl. zu entrichten hatte, Der Altar und die Kanzel diejer Kirche wurde von demjelben Ber- golver über Auftrag einiger Wohlthäter in Schwarzer und Goldfarbe gegen Entlohnung von 40 fl. ausgeführt und verjchönert.

Unter vdemjelben Pfarrer Ignaz Lenhard, der auch das Memorabilienbuch angelegt hat, wurde noch im Jahre 1800 das neue heilige Grab, deſſen Herjtellungstojten im Betrage von 65 fl. 11'/, Er. durch eine von Felix Schwaab in der Gemeinde einge: (eitete Sammlung gedeckt wurten, zum erjtenmale geöffnet, in dem— jelben Jahre das von dem berühmten böhmijchen Maler Kramvlin in Karlsbad durh Maria Anna Schmid! aus NE. 146 um den Betrag von 27 fl. 9 fr. gefaufte Bild der heil. Anna in der Pfarrkirche aufgehängt, 1801 von Johann Bartl das ewige Licht vor dem Allerheiligjten, 1802 die Sylvejterpredigt gejtiftet und 1903 das ganze Annere der Kirche friſch getüncht, wozu Felix Schwaab den erforderlichen Kalk beifchaffen ließ; auch wurde die Kirche, deren Schindelbedachung bereits jchhdhaft geworden war, ganz mit Schiefer eingedeckt, und wurden die Kojten im Betrage von 1838 fl. 7'/, kr. in folgender Weile gedeckt. Eine aus Weipert gebürtige Wohlthäterin in Kaaden jchenfte 400 fl., die Kirchencafje leijtete 470 fl., die Malzhauscafje 927 fl, 38 Er., wozu noch eine Samm— (ung bei verjchiedenen Gelegenheiten 80 fl. 291/, Fr. ergab. Joſef Müller aus Nr. 72 ſchenkte 1805 zur Anſchaffung eines neuen Meigewandes 200 fl. EM., die in Bancozettel umgerechnet 351 fl. 4 fr. ergaben. Da für diefe Anſchaffung der geſammte Betrag nicht gebraucht wurde, jo wurden für den Reſt im Jahre 1807 Mini- jtrantenkleider von vother Farbe angefauft. Wie wir bereits mit- getheilt haben, mujsten im Jahre 1810 aus unjerer Kirche drei Kelche, eine Monjtranz, eine jilberne Schließe vom Pluviale und die Gefverzierungen vom Mejsbuche nach Prag eingejchickt werben, für welche SKirchengeräthichaften das Aerar nach 10 Fahren den Betrag von 144 fl. 59'/, fr. anszahlen fellte. Für die nun fehlenden Geräthichaften wurde eine neue Monjtranz aus vergoldetem Kupfer um 285 fl., ein neuer Kelch mit Patene um 80 fl. an Fracht

ad

15 fl. 57 fr. gejchaffen, welche Summe von Wohlthätern aus dem Orte gejammelt wurde.

Die große Glocke, welche vor zwei Jahren gebrochen mar, wurde (1810) umgegofjen und am 24. December am Thurme auf- gehängt; jie trug die Inſchrift:

„Mein Auf erichalle weit und breit Zur Andacht und zur Frömmigkeit; Auch möge mein Geläut ertünen Bei Brautgefang und Leichenjcenen, . Doch joll nie eines Menſchen Hand Mich ziehen zu Sturm und Feuerbrand.”

Zur Dedung der Herjtellungsfojten diefer Glocke im Betrage von 2502 fl. 16 fr. in Bancozetteln wurden von verjchiedenen Wohlthätern 1292 fl. 32 fr. gejammelt und der Rejtbetrag aus der Kirchencafje entnommen.

Das Bild des heil. Florian in der Kirche, das in Wien gemalt wurde und 200 fl. koſtete, ſchenkte 1810 Poſtmeiſter Wenzel Schmidl, und zwar aus Dankbarkeit dafür, daſs jein Haus NE. 309, welches bei dem Brand des Wolf'ſchen Hauſes (1809) in großer Gefahr jtand, gerettet wurde. Ein aus Weipert gebür- tiger Wiener Kaufmann fpendete 1814 zwei Mejsfänncen und die aus Metall gefertigte Altarlampe.

Pfarrer Ignaz Lenhard hatte 30 Jahre lang im eek und auc mehrere Jahre als Vicär gewirkt, hatte viel zur Ver—

ſchönerung der Kirche beigetragen und wurde am 9. December 1815

in Neugejchrei todt aufgefunden. in Herzichlag hatte ſeinem Leben ein jähes Ende bereitet. Ihm folgte als Pfarrer (April 1816) der jeitherige Kapları Leopold Hufs, unter welchem (1816) von der Frau Thereſia Seydl der Kirche vier Kleine Leuchter und ein PBacificale gejpendet wurden. Als Kaplan it im Augujt 1817 P. Joſef Hron eingetreten.

Im Sabre 1822 wurde die Pfarrkirche abermals friſch geweiht und die Kirche zu St. Martin im mittleren Theile durch freiwillige Beiträge neu eingededt.

Die Gefahr, in welcher die Pfarrkirche im Jahre 1827 infolge eines Blitichlages ſchwebte, jchildert der damalige Kaplan P. Joſef

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Hron folgendermaßen: „Am 22. Juni 1827 nachmittags gegen 2 Uhr ſchlug ein heftiger Blißjtrahl mit ſchrecklichem Krachen in das eijerne Kreuz des hiejigen Kirchthurms. Gr entzündete den Spindelbaum gleicy unter dev Haube, zerjchmetterte die Nordſeite des Thurmdaches, fuhr über den Kirchenboden, vijs mehrere ellen- lange Splitter von den Balfen, drang dann durch die Dede der Kirche, zevichmetterte den zur Aufbewahrung dev Mufikinjtrumente bejtimmten Kajten, ohne jedoch die Orgel, die jo nahe angrenzte, nur im Geringſten zu bejchädigen, zertvieb den links unter dem Chor befindlichen Pfeiler und verjengte die Vergoldung an allen drei Altären und an mehreren Stellen an der Kanzel.

Groß war die Gefahr, doch noch größer der Schuß Gottes, der diejen furchtbaren Blit niedergehen ließ, als Niemand in ber Kirche war und am Tage, wo man die nur durch ſchwache Rauch— wölkchen ſich kundgebende Entzündung gleich bemerken und durch entſchloſſene Hilfe unterdrücken konnte. Gegen 5 Uhr war das Feuer gelöjcht, indem einige beherzte Männer der hiejigen Pfarr: gemeinde, nämlich Ignaz Berger aus Nr. 3, Joſef Did, Zim— mergejelle aus Nr. 161 und endlich der Maurer Kern aus Bären: jtein das Blech von der oberen Kuppel ablösten und mıt Hand— Iprigen die innere Glut befämpften. Der obere Theil des Thurmes bis zum erjten Geſimſe über der Laterne mujste jedoch abgenommen werden, weil das Kreuz feinen Halt mehr hatte und man fürchten musste, der erſte Sturm fünne es herabjtürzen, da der Spinvelbaum wie auch die Anjchieblinge jchon zu ſtark angebrannt waren. Dur) eine in der Pfarrei durch den Kaplan und den beiden ungeprüften Magijtratsräthen Wenzel Lenhard und Yeopold Die veranjtaltete Sammlung und dur) den vom hochwürdigen Leopold Hujs, derzeit Pfarrer und erzbiichöflicher Vicär, geipendeten Beitrag von 200 fl. wurde man in den Stand gejebt, den Thurm wieder herzujtellen. Man gab ihm eine etwas andere Gejtalt und ließ ihn, weil die Verblechung zu hoch zu jtehen Fam, mit Schiefer decken.“

Die Gedenkjchrift, welche in der Kuppel des reparierten Thurmes hinterlegt worden iſt, wurde gefertigt von „Leopold Hujs, Pfarrer, erzbiſchöflicher Vicär und Schuldiftricts-Auffeher, Joſef Hron, Kaplan; Ignaz Wagner, Bürgermeifter ; Franz Bayer, geprüfter

end

Stadtrath; Wenzel Lenhard und Leopold Die, ungeprüfte Stadt— räthe, Joſef Schwaab, Andreas Hojhberger und Ignaz Kammerer, Gemeinderepräjentanten; Joſef Schmidl, Kanzeliſt, Sohann Baier, Steuereinnehmer; Kranz Baier, Ehorrector und erjter Lehrer; Ignaz Koſch, zweiter Lehrer; Kranz Strunz, dritter Lehrer; Leopold Dief, Zimmermeijter; Wilhelm Eberlein, Schiefer: decfer aus Scheibenberg und fein Gejelle Friedrich Weidauer aus Neuſtädtl.“ Die Gedenkjchrift enthielt noch die Bemerkung, dafs die Herjtelling des Thurmes 7OO fl. W.W oder gegen 300 fl. EM. betrug. *)

Da indes am 17. Juni 1831 ver Blitz abermals in den Thurm einſchlug und die im vorangehenden Jahre mit einem Koſten— aufwande von 320 fl. EM. hergeitellte Vergoldung der Orgel zer= tört hatte, wurde 1835 am Thurme ein Blißableiter angebracht, welcher 180 fl. EM. Eojtete, wozu der Kaplan durch Sammlung 100 ft. aufbrachte, und der Pfarrer das Fehlende zuſchoſs. Der Kirche jind in dieſer Zeitperiode mehrere Stiftungen zugewendet worden, und führen wir von diefen an: 1805 fundierte Eva Johanna Pitſchmann 300 fl., 1818 Maria Anna Bittner in Kaaden 500 fl., Sofef Müller 50 fl., Clement Bartl 100 fl. und 1815 Anton Spindler in Kaaden 280 fl. für heilige Mejjen. Maria Anna Schmidl, die Mititifterin des Schmidl'ſchen Krankenhauſes, erlegte 1814 zur Gründung einer Andacht zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk 225 fl., auf Wachsferzen an Mearienfejten und allen Dienstagen im Jahre 140 fl. und auf heilige Mejjen 270 fl. Die Kinder nad) den verjtorbenen Eheleuten Leopold und Anna Hentih aus Pleil erlegten 50 fl, 1817 Bürgermeijter Felix Shwaab 200 fl., Pfarrer Leonhard 60 fl., die 1839 noch mit 30 fl. ergänzt wurden; 1818 Margarethe Rieß 100 fl., Wenzel Schwab 54 fl., 1821 Franz Flohrer 100 fl., 1833

*) Als im Auguft des Jahres 1884 wegen neuerliher Reparatur des Thurmes der Thurmfnopf abgenommen wurde, fand fi) in demjelben eine morſche Holzbüdie mit diefer Gedenfjhrift und einer Sammlungslijte, die aber durd den Einfluß der Witterung zu ftarf gelitten hatte; aus den vorgefundsnen Reſten fonnten nurmehr einzelne Süße der Schrift

gelefen werden Eine Abſchrift des volftändigen Wortlautes der Gedenk— Ichrift ift in dem hiefigen Kirhen-Gedenfbuhe enthalten.

Thereſia Englert 50 fl., Pfarrer Lenhard für ſeine Eltern 100 fl. für heilige Meſſen.

Nachdem noch 1835 der Erzbiſchof behufs Erthellum des Sacramentes der Firmung drei Tage in Weipert geweilt hatte, ſtarb am 18. Februar 1839 der allverehrte Pfarrer Leopold Huſs im Alter von 76 Jahren und nach 48jähriger Thätigkeit als Prieſter. Sein Leichenbegängnis zeugte von der allgemeinen Beliebtheit, die er bier genoſs; 18 Fatholifhe und 2 yprotejtantiihe Geijtliche, jämmtliche Zünfte, die Bergleute, die geſammte Schuljugend und viele Bewohner von Weipert und Bärenjtein begleiteten den Verblihenen zur letzten Ruheſtätte. Ihm folgte als Pfarrer der nicht minder beliebte bisherige Kaplan P. Joſef Hron, welcher auch alsbald zum f. e. Vicär ernannt wurde. Unter diefem Pfarrer trat am 4. April 1839 der aus Haid (bei Plan) gebürtige P. Andreas Wilfling feine Stelle als Kaplan an. Unter dem Pfarrer Hron wurden von den Frauen Therefia Shmidl umd Katharina Baier 5O fl. zu einem neuen Baldahin geſammelt, der am 30. Mai 1839 als am Krohnleichnamstage das erjtemal benüßt wurde. Den 30. April 1840 nachts wurde die hiefige Kirche beitohlen; der Einbruch in diejelbe geſchah gewaltſam durch das nördliche, mit einem eijernen Gitter verjehene Sacrijteifenjter. Der Tabernafel ward mittelit Stemmeijen erbrochen und daraus das Giborium entnommen, außerdem fehlte die große jchöne Altarlampe, das Pacificale, das in einem Schränfhen der Sacrijtei aufbewahrt war, zwei große Wachskerzen und ein Kelch. Die Gold- und Silber- borten hatten die Diebe von den Mejsgewändern abgetrennt und die Hojtien aus dem Giborium unter einen Stein auf das Fenfter der Sacriſtei gelegt. Die zum täglichen Gebrauche bejtimmten jechs Mejsgewänder wurben am Morgen nach dem Aveläuten von dem Schulrector Franz Baier, der durch das jonderbare Benehmen jeines Hundes aufmerkſam ward, hinter der Kirche am Zaun des Pfarrfeldes, die Lampe jedoch erit am 4. Juni 1847 bei dem Baue der Straße bei Klöjterle in einer alten Steinmauer wieder auf: gefunden. Im Jahre 1840 wurde die Orgel in der Pfarrkirche von dem Orgelbauer Joſef Müller aus Eger repariert, was 310 ft. fojtete und die jchon vor vielen Jahren von Dorothea Bartl

j

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gejtiftete Thurmuhr von dem Prager Uhrmacher Franz Sommereder angefertigt und am 30. Detober aufgejtellt. Ueber die Stiftung diefer Thurmuhr wird verjchieden erzählt, doch läſst jih aus den vorhandenen Acten nachweiſen, daſs genannte Bartl die eigentliche Stifterin dieſer Uhr jei. Es iſt mehr als wahrjcheinlich, daſs auch andere Perſonen zu einer jolchen Stiftung Fleinere Beiträge erlegt haben, die im Laufe dev Zeit aus den Rechnungen entfielen ; Doro- thea Bart jelbit hatte wiederholt die Ausführung ihrer Stiftung verlangte. Wir laſſen demnach die Erzählungen, die über Diele Stiftung bejtanden, hier folgen. Unter dem Pfarrer Hillebrand jol ein gewijjer Johann Bartl das jeit nicht mehr beitehende Bärenhaus (NE. 16) bejefjen und fich durch ausgebreiteten Korn- handel ein nicht unbedeutendes Vermögen erworben haben. Da er zugleich Zetteleinnehmer Uebergang beim Blechhammer war, jo nannte man feinen Sohn nur den „Zettelhannes”. Diejer nun wollte in der Nähe feines Haufes eine Gapelle erbauen, wurde jedoch mit dem Pfarrer wegen der Dotation nicht einig und jtiftete endlich blos einen Fond von 100 fl. zur Errichtung einer Ihurmuhr. Nach anderen joll ein Johann Lorenz, gewöhnlich nur „Feuer: hannes“ genannt, dev Stifter diefer Uhr jein. Derjelbe beſaß auf dem Hübel einen großen Hof (NE. 78), dejjen Gründe bis an die Viehtrift in der Jungferngaſſe und bis an den Wald giengen. Als er ſtarb, vermachte er der Kirche ein Legat zu einer Thurmuhr ; doch befam das Geld einer in die Hände, der die Bürger immer damit vertröjtete, das das Geld in einem Bierglafe in jeiner Kammer jtehe, und er nur warte, ob nicht von einem der Klöſter, wovon damals aljo unter Kaiſer Joſef II. mehrere auf: gehoben wurden, eine gute Uhr billig zu befommen jei. Nach jeinem Tode gejtand die Witwe zu, daſs ihr Mann das Geld im Gejchäfte verwendet, und aus den Zwanzigern und Ducaten nurmehr Banco- zettel geworden jeien. Zu Anfang der 1830er Jahre kam der Kreis- commiſſär Bärenfopf bei der Prüfung dev Gemeinderechnungen auch auf den Stiftsbrief der Kirchenuhr, und er drang darauf, daſs die Uhr nunmehr beigeitellt werde, umſomehr, als er es auch für jeine Pflicht halte, den Willen des Stifters zur Ausführung gebracht zu wifjen. Die Gemeinde jehritt run ernitlich an die Beijtellung

266 einer Thurmuhr; von mehreren Seiten, darunter auch von einem Schloſſer aus Neudorf in Sachſen, wurden Offerte und Zeich- nungen eingebracht, doch entjchied men ſich ſchließlich für den genannten Prager Uhrmacher.

Die durch die Pojtmeijtersgattin Therefia Schmidl geitiftete Dreifaltigfeits-Capelle wurde am 16. October 1842 eingeweiht, die Drgel in der Topdtenfirche. 1844 mit einem Kojtenaufwande von 152 fl. EM., wozu das Yegat der Marianna Gruß, geborenen Scheithauer, im Betrage von 112 fl. verwendet und das Fehlende durch Wohlthäter aufgebracht wurde, ganz renoviert und ihr Klang verjtärkt, und für die Pfarrkirche die in Komotau bei BPitihmann umgegojjene Eleine oder Aveglocde Ende December beigeitellt.

Am 28. October 1843 war in Theujing Dechant Johann Nepomuk Schmidl, ein hieſiges Ortskind und Sohn der Eheleute Georg und Franziska Schmidl, geſtorben und vermachte der hie— ſigen Kirche eine Meſſenſtiftung im Betrage von 30 fl.

Die Katholifen in umjerer Nachbarjtadt Annaberg hatten durch Mühe und große Opfer es dahin gebracht, dajs ihmen die Errichtung eines Gotteshaufes in dieſer Stadt bewilligt wurde. Am 20. Detober 1844 wurde diejfe Fatholiiche Kirche von dem hoch— würdigen Franziscus Yaurenz Mauermann, Bilhof von Rama und apoftolifcher Vicär über Sachen, eingeweiht und daſelbſt das erite Mejsopfer nad) drei Jahrhunderten von diejem Kicchen- fürjten celebriert. Am 17. Juni 1847 wurde durch den Erzbijchof Aloiſius Joſephus Schrenf die Firmung in Schmiedeberg vor— genommen, und mujsten die Firmlinge aus Weipert dorthin geführt werden. Wie wir ſchon mitgetheilt haben, war im Jahre 1755 Schmiedeberg als die letzte Filiale von Weipert ausgepfarrt und mit einem Kaplan bejet worden. Die Einfünfte desjelben jest das mitgetheilte faijerliche Decret feit und bejtimmt, dajs dem Weiperter Pfarrer als Entjhädigung für die ihm nun entgehenden Einfünfte von Schmiedeberg die ihm bisher aus der Parochialcaſſe bezogenen 50 fl. auch fernerhin zu zahlen und aus den herrihaftlih Preß— nißer Renten jährlih 2 Faſs Bier und 6 Klafter Brennhoß gegen Vergütung des Schlaglohnes zu verabreichen fein. Sowohl diejes Deputat, wie auch die Verpflichtung, der Weiperter Schule

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jährlich 82 n. öſterr. Klafter 5/,elliges Brennholz ebenfalls gegen Entrichtung des Schlaglohnes zu verabfolgen, erfennt Dtto Victor Fürſt Schönburg beim Kaufe der Herrjchaft im Jahre 1826 aus— drüclih an. Die übrigen Bezüge des Pfarrers, die wir bereits angeführt haben, waren diefelben geblieben, wie fie jchen im vorigen Zeitabfehnitte aus der Befenntnistabelle von 1722 angeführt ericheinen. Die seither gejtifteten Fundationen beziehen ſich ſämmtlich auf Seelenmeſſen und jind darüber Feine Inſtrumente vorhanden, da der Fundator (Gründer) die Stiftung gewöhnlich nur zweien Rathsherren übergab. Das Kirchenvermdgen it oberflächlich aus einer Faſſion vom Jahre 1761 erjichtlich, wonach es damals aus 975 fl. onevierten (gejicherten) und 100 fl. unonevierten (unsejicherten ) Activcapitalien zu 5 /, beitand, während wir es 100 Jahre |päter (1861) bei Selner (Seite 21) mit 3072 fl eigentlichem und 6271 fl. geitiftetem Vermögen mit 500 fl. jührlihen Einkünften ausgewiejen finden. Das PBatronat hatte der. Kaiſer bereits 1781 an den Magijtrat überlafien, der es auch jet noch mit dem Ges meindeausichufje ausübt.

In allen diefen Aufzeichnungen über die Kirche iſt vr Schule in Weipert, die doch unter dem Einfluffe der Geiſtlichkeit jtand, mit feinem Worte gedacht, ein Beweis, wie wenig Gewicht man

früher bier auf den Schulunterricht legte, und wie entbehrlich man

diefen für einen guten Staatsbürger hielt. Wir wollen nun an dieſer Stelle einen kurzen geſchichtlichen Rückblick auf die Entwicelung unferes Schulwejens werfen und nachweilen, imwieferne wir Urjache haben, unfere beiten Kräfte für ein geordnetes Schulwejen einzufeßen.

Unjer Staat, aus verjchiedenen Theilen nach und nach hervor— gegangen, fan, wie leicht erklärlich, Fein einheitliches Syſtem der Schulentwicklung aufweifen; vielmehr jehen wir die einzelnen Länder ihre eigenen Wege wandeln, die ihnen durch Negenten und Zeit- jtrömungen vorgezeichnet wurden. Unbejtritten gebührt der Kirche das DVerdienjt, die Schule, wenn auch mit einfeitigem Principe, ins Leben gerufen zu haben. Sie wurde darin von den Negenten bereit: willig unterjtüßt, und daher finden wir Schon in Karl dem Großen einen eifrigen Förderer der Klojterjchule. Ihr Zweck war vorzüglich ein zweifacher: für einen Nachwuchs für den geijtlichen Stand zu

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jorgen und die große Maſſe der Bevölferung in den chriftlichen

Glaubens- und Sittenlehren zu unterweifen. Verordnete doch die

Synode von Mainz (813), daſs die Leute ihre Kinder zur Schule

ſchicken, daſs ſie ven fatholischen Glauben und das Gebet des Herrn

vecht erlernen und zu Hauje wieder lehren fünnten. Und in der

Folgezeit wurde wiederholt auf Goncilien und Synoden dem Clerus

aufgetragen, Schulmeifter zur Erreihung diefer Zwecke bei Klöjtern

und Pfarreien zu halten. Das war wohl eine Schule, aber feine

Volksichule, die um des Volkes willen und zum Bejten des Volkes

errichtet und erhalten wurde. Die Erhaltung diefer Schule machte

auch Feine bejonderen Schwierigkeiten; irgend ein Raum des weit: (äufigen Klojters oder des Pfarrhauſes ließ jich leicht ſoweit her—

richten, dajs darin eine Anzahl Kinder zu eben diefem Zwecke jich

verjammeln Eonnte. Der Schulmeiſter wurde meilt aus der Zahl

der Ordensgeijtlichen gewählt, und wo das nicht angieng, fiel vom

Klojtertifche oder der pfarrherrlichen Tafel immer noch jo viel ab, jo einen armjeligen Wurm von Schulmeifter damit zu beglüden.

So iſt der Meßner zum Schulmeijter avanciert.

Das wurde auch nicht anders, als in den einzelnen Yändern unjeves Reiches der Protejtantismus jeine ungejtörte Wirkfamfeit beginnen konnte. Es wurden die protejtantifchen Schulen auch nur wieder einjeitig für den Dienjt ver Religion gegründet, und man betrieb 3. B. das Pejen eben nur in jo weit, als e8 zum Leſen der Bibel nothwendig war. Iſt es doch Thatſache, daſs Schüler, welche im Rechnen unterrichtet werden wollten, ein befonderes Schul- geld, das Zifferjchulgeld entrichten mujsten. Wo die weltliche Macht eingriff, geſchah es nun in katholiſchen oder protejtantijchen Ländern, erfolgte die Ordnung des Schuldienjtes immer nur im nterefje der Kirche. Dieſen allgemeinen Bildungsgange entſprechend, gejtaltete jich daher auch das Schulwejen in den einzelnen Ländern; jo fam e3, daſs Schulen verjchiedenjten confejjionellen Charakters auf- tauchten und verjchwanden, da jtaatliche Verordnungen entweder nicht vorhanden waren oder jich als zu ſchwach den confejjionellen Anforderungen gegenüber erwiejen. Diefe Schulen nahmen jo über- band, dajs dem Herzog Mar I. (1616) der Borjchlag gemacht

wurde, Maßregeln gegen das Weberhandnehmen der Schulen zu ergreifen.

Der dreißigjährige Krieg fegte alle diefe Schulbildungen hinweg und wahrhaft trojtlos ſah es in den nordweſtlichen Kronländern, insbejondere in Böhmen, Mähren und Schlejien aus. Sowohl Staat als Kirche giengen aufs Außerite gejchwächt aus dieſem Riejenfampfe hervor. Nun ermannt jich jeßt die jtaatliche Gewalt und jucht aufzurichten, was früher bejtand; doch wird die lateinifche Sprache allgemad) in diefen Schulen zurücgedrängt und mujs der Meutteriprache Platz machen. Nach den bedeutenden deutſchen Mujtern werden allmählich auch bei uns vealijtiiche Unterweilungen in den Kreis der Schule einbezogen, und nun entwickelt ſich die Schule erſt zur Schule des Volkes, freilih noch in jehr geringer Zahl und hauptjächlich nur dem ftädtiichen Bedürfnis entiprechend.

Erſt der unvergejslichen Kaiſerin Maria TIherejia blieb es vorbehalten, nachdem fie jich der auf ſie einſtürmeuden drohenden Gefahren erwehrt hatte, auch der Volksfchule ihre Aufmerfjamfeit zuzuwenden. Es ijt überhaupt ein charakteriftiiches Merkmal ihrer

jpäteren Regierungsthätigkeit, daſs fie nach und nach einzelne

Zweige der Verwaltung in ihre bejondere Objorge nahm, und daſs die Schule dabei in erjter Linie ihre Aufmerkſamkeit ervegte, zeigte Jich Schon während des öjterreichiichen Erbfolgefrieges. Das Thereſianum it ihre Schöpfung, die Förderung der adeligen Gonvicte läjst ſie ji) angelegen jein, und Waiſenhäuſer mit jtarf realifcher Grund: lage verdanken ihre Entjtehung dem edlen Bejtreben der Kaijerin, den Xermjten der Armen Schüßerin zu fein. Zunächſt kamen Militärſchulen an die Reihe, und nicht jobald hatte Friedrich der Große in dem eroberten Schlejien jeine Fürſorge der allgemeinen Bolfsihule und der Heranbildung geeigneter Xehrer zugewnedet, als auh Maria Therejia dem Freiherrn von Bartenjtein einen Entwurf zur gründlichen Verbeſſerung der ZTrivialjchule übergibt mit dem Auftrage, die Wohlmeinung des Vorjtehers der Piarijten einzuholen. Nachdem dieſe Angelegenheit durch Ausbleiben der Ant: wort eingejchlafen war, nahm der Paſſauer Fürjtbiichof Firmian, wahrjcheinlich infolge münplicher Aufforderung der Kaiſerin die Ge-

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(egenheit wahr, eine Denkjchrift zu überreichen, dev nach mannig— fachen Widerjtänden endlich ein beſſeres Los bejchieden war, als dem früheren namenloſen Entwurfe. Meßmer, ein tüchtiger und gewandter Kenner der damaligen Schulverhältniffe, gibt feine un- maßgeblichen Gedanken zur Verbeſſerung der deutſchen Schulen in der Weiſe ab, daſs er dem Schlendrian des gedanfenlofen Herz jagens den Krieg erklärt und die Einführung einer vernünftigen und richtigen Unterrichtsmethode anräth. Er fordert Bildung von Claſſen nach den Fähigkeiten der Schüler, neue correcte Lehrbücher, neue Anjtructionen für die Lehrer, eine Ordnung der Außeren Ber- bältnifje, Abſchaffung der häufigen Beicht- und Bettage, Beichränfung der Proceſſionen und Abgrenzung der Schuldijtricte, Vornahme von Schulbefchreibungen, Bildung eines Schulfendes und Errichtung von Normalſchulen, wo taugliche Schulmeijter herangebildet werden jollen,; als oberſte Bedingung aber verlangte er Schulcommiſſionen in den einzelnen Ländern. Nunmehr Fam die Sache in Fluß. Die Schulcommifjionen wurden eingejegt und nahmen auf auspdrüdlichen Wunſch der Kaiſerin jogleich ihre Thätigfeit auf. Zunächlt erfolgte die feierliche Eröffnung der Wiener Normaljchule. Bon mehreren Seiten, wie von Kindermann (Pfarrer in Kaplitz) und Graf Bergen wurden Schulentwürfe vorgelegt, welche aber nicht zur Durchführung gelangten. Am 21. Jänner 1774 eröffnete die Kaijerin dem Fürſten Ka unitz ihren Wunſch, den Prälaten von Sagan auf einige Zeit in Wien zu haben, um ihn über verjchie- dene, das Schulwejen betreffende Gegenftände zu Nathe zu ziehen. Der faijerliche Gejandte am Berliner Hofe, Freiherr Gottfried van Swieten, ward beauftragt, vom Könige Friedrich II. die Ent jendung des Abtes zu erbitten. Am 1. Februar empfieng van Swieten vom preußijchen Minifter Grafen von Kinfenjtein die Mitteilung bereitwilligjter Zujage des Königs, auf deſſen Geheiß bereits der Befehl an den Abt von Sagan mit dem Beiſatze er— lafjen worden jei, jih in Wien „jo lange aufzuhalten, als Ihro Majejtät die Kaiferin zu Erfüllung ihrer lobenswürdigen Abjicht es für nüßlich halten würde”. Am 1. Mai traf der Abt Felbinger in Wien ein und hatte jich vom Anfang bis zum Ende jeiner Reform— thätigfeit des ausgeſprochenen Schußes der Kaijerin zu erfreuen.

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Noch vor Ablauf des Jahres war das zu wiederholtenmalen in Angriff genommene und immer nicht geglücte Werft die all- gemeine Schulordnung beendet, und ſchon am 6. December 1774 erhielt „die allgemeine Schulordnung für die deutjchen Normal-, Haupt und Trivialfchulen in ſämmtlichen k. k. Erblanden“ Die Unterjchrift der Kaijerin Maria Therefia. Yelbinger wird am 18. December 1777 als Oberdirector des deutſchen Schul— wejens angejtellt und aud) Kindermann wurde in vielfacher Weije ausgezeichnet. Es jei hier bemerkt, dajs am 14. April 1779 ver Schullehrer Franz Leopold Salzer in Reiſchdorf einen goldenen Gnadenpfennig erhielt, eine unerhörte Auszeichnung, da er durch 62 Jahre das Schulamt verfah und niemand im Orte war, der nicht von ihm wäre unterrichtet worden. Schulrath Kindermann jelbjt Fam, um ihm dieje Auszeichnung anzuhängen, die er nicht annehmen wollte Wir müjjen daher in der großen Kaijerin die verſtändnisvolle Schöpferin unferer Volksſchule jehen, und diejen Ruhm kann ihr auch der blafjejte Neid nicht rauben.

Lange Jahre wurde in ihrem Geijte weiter gearbeitet und alle Achtung mujs man haben vor einer großen Zahl von Männern, die an der Durchführung ihres Werkes thätig waren. Ideen tauchten auf, deren Freilinn uns heute noch, nachdem bereits 100 Jahre großartigen Fortjchritts darüber hingegangen jind, in Erjtaunen jeßt. Immer allgemeiner wurde das Bedürfnis nad) Schulen, und Maria Thereſia's Nachfolger, Kaiſer Joſef II. ließ fich Feine Gelegenheit entgehen, das Werk jeiner Mutter nach jeder Richtung zu fördern, indem ev auf Errichtung und Sicherung von Schulen unausgejeßt hinarbeitete. Erjt Franz I. hat 1805 an dem There- fianifchen Schulplane NAenderungen vorgenommen, die freilich feinen Fortichritt bedeuteten. Unter dem Vorwande, daſs es nöthig ei, den Schulplan durch tie im Kaufe der Jahre nothwendig gewordene Ergänzungen und Erläuterungen zu vervolljtändigen, wurde die „Verfaſſung der deutſchen Volksſchulen für die k. k. öſterreichiſchen Provinzen“, die berüchtigte politiſche Schulverfaſſung dieſelbe beſtand aus 478 Paragraphen zutage gefördert. Der Einfluſs der Geiſtlichkeit griff immer weiter um ſich, wozu ihnen beſonders der Umſtand günſtig war, daſs wiederholt unter ſtreng geiſtlicher

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Aufjicht neue Auflagen diejer politiihen Schulverfafjung erjchienen. Die letterichienene Auflage war die geltende, und jo waren bie Lehrer gezwungen, ſich diejelben wiederholt anzujchaffen, da jeder die leiste Auflage bejisen mujste.

Schon die alte Schulverfaffung hatte bejtimmt, daſs nicht allein in den Städten, jondern auch auf dem Lande und bejonders da, wo immer ein Pfarrbuch gehalten wird oder jonjt die Umjtände es erheiſchen, Schulen errichtet werden.

Wir verlafjen bier die gejchichtlihe Entwicelung unjeres Schul— wejens, die wir in einem fpäteren Gapitel fortführen wollen, um auf die Schulverhältniffe unjerer Stadt näher eingehen zu fünnen.

Ueber die Schulverhältniffe in Weipert aus früheren Zeiten fehlen uns jedwede urfundliche Nachrichten. Wir haben ſchon erwähnt, dajs die Preßnitzer Herrſchaft ſchon jeit undenflichen Zeiten an bie hiejige Pfarrſchule 27 Klafter 6/yelliges oder 32 Klafter 2/4 elligeg Scheitholz gegen Entrihtung des Schlagerlohnes verabfolgte. Es it feine Spur vorhanden, auf welchen Vertrag jich dieſe Holzver- abfolgung gründet, aller Wahrjcheinlichkeit nach dürfte diejelbe ur- jprünglih von der k. k. Gameralherrihaft Preßnitz der armen Gemeinde Weipert behufs Förderung des Schulwejens gefchehen jein.

Aus den vorhandenen alten Stadt und Kirchenbüchern, Die hierüber bis zum Jahre 1643 noch einigen Aufjchlujs geben, finden jih Bemerkungen über Anjtellungen von Schullehrern und Schul adjuvanten, über verabreichte Neujahrsgejchenfe an diejelben aus den Stadtrenten, doch jind die Namen der Angejtellten nur jelten angeführt. Mit Namen finden wir als erjten Lehrer B. Richter angeführt, der 1649 angejtellt wurde. Mit Beltimmtheit ift alfo anzımehmen, dajs die Schule damals nur eine einclafjige war. Im Sahre 1657 jchon wurde ein Gantor in der Perfon des Stephan Hilbert angejtellt, aus welchen Anlaſſe der verjammelte Kath der Richter und Schöppen 1 fl. 30 fr. als Zehrungsfojten in die Raitungsrechnungen einjtellte. Diejer Cantor fam von Schladen- werth hieher und wird für die Abholung desjelben mit 7 Roſſen und 5 Perſonen für zwei Tage und eine Nacht der Betrag von 3 fl. 36 fr. in den Rentenrechnungen angeführt. Unter dieſem Gantor, der auch als Gerichtsfchreiber fungierte, wird bei dem

Orgelbauer Schädlich in Joachimsthal die erjte Orgel beitelft und hiefür ein Angeld von 60 fl. gegeben. Nachdem dieje mit zwei Pferden von Joachimsthal im Jahre 1659 abgeholt und hier auf: gejtellt worden, jucht Gantor Hilbert an, dafs man ihm für das Schlagen der Orgel, wie es auch an anderen Orten gebräuchlich iſt, eine gewiſſe Beltallung anweilen möchte. Da aus diefer Ein- gabe jo vecht die traurigen Verhältniſſe des damaligen Lehrerſtandes gekennzeichnet werben, jo lafjen wir diefe wörtlich bier folgen: „Shrjame und weile Herren Nichter und Schöffen. Denenjelben wie auch der ganzen Gemain allhier in Weipert ſeie Glück, Heil und Gottes veicher Segen! Es wird zweifelsohne denen ehrjamen und weten Herren Gerichten, jammt der obgedachten ganzen Ge— main, nicht allein gut wiljend und befannt jein, dajs nunmehr, Gott jei Lob! ein Drgelwerklein allbier aufgejeßet und vor augen- ſtehenden maßen verfertiget ift; ſondern auch daſs allerhand Orten gebräuchlich, wo eines oder dergleichen vorhanden, daſs dasjelbe mit einem bejonderen Drganilten (der e8 regieren ſoll) durch gewiſſe Deitallung (aufs wenigjte mit einem Neichsthaler zu bejolden) muſs bejtellt werden. Wenn ich dann dieſes obgedachte Werflein fchon etliche Mal gefchlagen oder darauf gejpielet, aber bis dato Feine Bejoldung (weil es einen bejonderen Dienjt erfordert und antrifft) davon weil oder befommt, dasjelbe aber hinfüro jolchergejtalt nicht mehr wird gejchehen können, jintemal ich ohnedieß (wöchentlich einen Gulden) eine schlechte Beſoldung und Yebensmittel zu erhalten. Dann was wöchentlich zum Tiſch gehörig und dazu geborget wird, (man jtelle over fange folches an, jo gering als man will) wollen diejenigen, die dazu vorſtrecken und herleihen, als die ehrlichen Leuth: Wirth, Fleiſchhacker, Bäcker und andere mehr, gar fleißig bezahlet jein; anderer Nothmittel, jo im Haushalte vonnöthen, um der Länge zu erzählen, zu gejchweigen. Wo bleibt die Bekleidung, nicht allein für mich, jondern auch für die Meinen? Woher ijt jie zu nehmen? oder wo will jie herkommen!

Dahero die ehrfamen und weilen Herrn Gerichte, wie nit weniger die ganze Gemain, meiner angezogenen Motive bejtens zu erwägen, desgleichen wie es in den benachbarten Orten, als nämlich): zu Gottesgab, Kupferberg, St. Sebaftiansberg diefer Dinge ſich

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verhält, beobachten, welche alle ihre Organiften (jeden abjonderlich) wöchentlich aufs wenigjte einen halben Gulden (jo aber gemeiniglich der Schulbebiente das Werklein mit bejtellen thut) überreichen, da doch jeder Ort, in der Gemain fait etwas jchwächer, als hier zu befinden ift. Auch werden ihre Organijten und Orgelbediente (welche ich nicht verachte, auch meinen Ruhm nicht jelber emporwerfen will) jchwerlichen jo fünjtlich fein, dajs jie mich (Gott jey Chr) in der Kunjt übertreffen. Verhoffe aljo die ehrjamen Gerichte, benebenft die ganze Gemein, werden auch ebenfalls diejen halben Gulden wegen des hiejigen Werfleins zu jchlagen oder zu regieren (wiewohl es, zwar ohne daſs der Kunjt etwas jchimpflich, ein jo jchlechtes darvon zu nehmen, dann man viele grobe Federn muſs lajjen, ehe man’s begreift) mir nicht zu widerfprechen, jondern gute Anoronung mache (wie die obgedachten benachbarten Organijten und Orgelbediente bejoldet), daſs mir jolcher oftgemeldete halbe Gulden, wöchentlich oder längjtens monatlich, was es zujammen thut, zu echt geben und überliefert werde. Erwarte eine gute Nejolution und verbleibe interim in diefer Bedienung, „dero ehrſame und weile Herren Gerichte, wie auch der ganzen Gemain allhier” dienjtwilliger Diener Raphael Hilbert, Cantor. 1660,

Diejes Anjuchen wurde von der Gemeinde Weipert nicht nur nicht berückhjichtigt, jondern e8 trug dem Gantor noch eine Ihriftlihe Verdächtigung bei dem Pfarrer Lejje ein. Diejes Schreiben vom 15. Juli 1660 behauptet, dafs Hilbert nah ſeiner Anjtellung veriprochen hätte, das Orgelwerk und andere Dienjte in der Kirche fleigig zu verrichten und die Kinder in der Schule zu allen fleigigen Tugenden wie auch zur Mufica anzu— halten. Weiter wird dem Gantor zur Laſt gelegt, daſs er durch drei Wochen das Werklein gar nicht gejchlagen, bei der Inſtallierung des Pfarrers mit dem Geijtlichen von Okenau in Streit gerathen, die Gerichtsherren „Eſelsköpfe“ geicholten habe. Sie würden wünſchen, dajs der Herr Cantor in jeiner Schule bleiben und die Kinder unterweijen möchte; jo aber ijt er, jobald die Schule aus wäre, am Mittage und am Abende in Herrn Spindlers Schänfhaus, wo er auch Paul Rieß fait tödtlich verwundete. Gantor Hilbert wäre mande Woche gar nicht in Weipert, fondern in Schladenwerth

275 und anderen Orten; am 29. Juni 1660 babe er mit dem Bader in Jöhſtädtl (Joſef-Städtl) einen Zank angefangen, am 11. Juli bei abgehaltenem Freudenfeſt zur Gedächtnis des hochedlen Friedens nach dem Gottesdienjte in Spindlers Schänfe gegangen, jtatt an dem Gajtmahl im Pfarrhofe, zu dem er geladen, theilzunehmen. Cantor Hilbert hat auch bald feine Stelle verlafjen, und am 9. Mai 1661 wird für die hiejige Schule ein Lehrer aus Sebajtians- berg angejtellt, auch diejer blieb mur zwei Jahre in diefer Stellung, weshalb am 12. September 1663 Samuel Reichmann vom hiejigen Schöppengerichte zum Lehrer erwählt wird. Diefem folgte 1666 Samuel Barthel als Schulrector und wird unter ihm ſchon eine zweite Claſſe creiert, weil mit ihm vom Nahre 1669 an Hans Georg Dittrich als Schuladjuvant (Schulgehilfe) und Organiſt, der nebenbei auch die Stadtjchreiberitelle verfahb und als Gerichts- afjeflor fungierte, angejtellt war, aber Schon nach furzer Zeit vom Schuldienſte entlaffen wurde Gantor Barthel beja bedeutende muſikaliſche Kenntniffe und eine große Fertigkeit auf der Elarinette, was ihm allgemein den Titel eines „wohlbejtallten Stadtpfeifers“ eintrug; er blieb bis 1676 in Weipert, und es übernimmt jeine Stelle Mathes Ullrich, der nah Dittrich als Gehilfe eingetreten war. Die damaligen Lehrer lebten mit ihrem Pfarrherrn Geißler von der Geißl, gegen welchen vielfache Klagen bei den höheren Kirhenbehörden eingebracht wurden, nicht auf beiten Fuße Die Vertheidigungsfihrift des Pfarrers Geißler, welche verjelbe unterm 25. Auguſt 1676 an Se. Erzbiichöfliche Gnaden gelangen ließ und ven der noch eine Abjchrift in den alten Acten der Stadtgemeinde ji vorfindet, entrollt ein Bild von Kirchen und Schulzujtänden, die heute nur mehr wie „Märchen aus längjtvergangenen Tagen” erjcheinen. Diefe Schulzuftände jind zu interefjant, als daſs wir nicht eine Blumenleje aus der umfangreichen Vertheidigungs— Ihrift folgen laſſen jollten. Diejelbe wendet ſich, wie. Pfarrer Geißler fagt, gegen jeine vermeinten Anfläger, injonderheit aber wider Johann Höffern, Graf Thun’schen Förſter und Gerichts- Ihöppen zu Böhbm.-Wiefenthal, den Richter Martin Vödiſch, Hans Georg Dittrich, gewejenen Schulmeilter und Gerichts: Ihreiber zu Weipert, und Wolfgang Eckhardt, auch licentierten 18*

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(entlafjenen) Schulmeijter und gewejenen Richter zu Schmiedeberg, nebjt etlichen Kirchenvätern und Stadtvätern, welche eine geraume Zeit hin ihn umd die ehrbare Gemeinde dajelbjt vielfältig per- turbiret (beunruhiget) und angefochten hätten. Geißler führt an, dafs der hiefige Schulmeijter Mathes Ullrich (wann derjelbe hier gelebt hat, wird nicht angegeben) über 300 Kinder sed neseitur cuius jussu vel licentia (jedoch man weiß nicht, mit welchem Gebot oder Erlaubnis) getaufet, aber feines aufgejchrieben, noch auch im Taufbuch oder Album bei der Kirche gelafjen habe. Durch viele Jahre ſei feine richtige Kirchenrechnung gelegt, das Geld von der Kirche entweder verzehret oder von den Kirchenvätern behalten und eingejteckt, Feine katholiſchen Geremonien öffentlich zugelajjen, ja vielmehr die Stationes processiones in testo curporis Chris ti und beim heiligen Grabe und andere verhindert worden. Er beklagt fich, dafs fein gefhworener Kirchenvater, noch eine Hebamme, viel- weniger ein rechter Schulmeijter oder Glöcner, jondern an deren Statt ein altes freches Weib mit ihrer jungen Tochter beim Altare dienen, jogar die Lichter anzünden, Wafjer und Wein zutragen, die Mannes-Emporfirche mit bloßen Beinen bis zur Glocenthür die Treppe auf und abjteigen, die Bälge zur Orgel treten und die Kirche auf- und zufchließen. Die Schulmeijter an allen Orten als MWeipert, Böhmifh-Wiejenthal und Schmiedeberg halten nur jelten, meijt gar feine Schule, jondern jie verjehen mehr die Dienjte eines Gerichtsſchreibers, Contributions-Zolleinnehmers, ver— richten dabei ſelbſt das Richteramt und ſchänken Bier, infolgedeſſen die Jugend verwahrloſet. Die Schulmeiſter haben in Abweſenheit des Pfarrers gepredigt, Yeichenbegängnifje vorgenommen und am Kichhofe Abdankungen (Leichenreden) gehalten, an Sonn und Feiertagen aus Poſtille (Predigtbuch) gelefen, Eheleute aufgeboten, für Kranfe gebetet, dafür Geld und Opfer genommen und die Leute von der heil. Mejje und dem rechten Gottesdienjte abgehalten. Der damalige Richter Martin Vödiſch habe den Schulmeiiter, welcher anfangs bei der Jugend ziemlichen Fleiß angewendet und dem Pfarrer auch den jchuldigen Reſpect und Gehorjam veriprochen hatte, bald auf feine Seite gebracht und dieſen verführt, den Lehrer dfter8 aus der Schule geholt, ihn in das mehrere Meilen entfernte

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Kreis- und Oberamt geſchickt, mit dieſem zu Hauſe getrunken, Karten geſpielt und dadurch den Pfarrer aller Bedienung bei der Kirche und Schule beraubt. Aus der Schule ſei endlich gar eine Bierſchank gemacht worden, wo öffentliche Zuſammenkünfte ſtatt— fänven; dem Schullehrer wurde auch noch zu bräuen gejtattet. Dittrich bat im Jahre 1676 freiwillig vejigniert, und es wurde ZJachartas Franziscus John als „wohlbejtallter Kantor” angejtellt, von dem Geißler jagt, daſs er ein frommer, gottesfürdtiger Mann, per: fecter Muſiker, Schreiber und guter Rechenmeiſter jei. Weil dem: jelben aber, nah Angabe Geißler's, über Anjtiften des alten Schulmeilters und des Nichters dev bedungene Gehalt nicht aus— gezahlt worden iſt, jo verließ er gleichfalls feine Stelle, an welche dann der jeit vier Jahren hier angejtellte Schulgehilfe Chriſtoph Lorenz trat. Die nun erledigte Unterlehrer- oder Präceptorftelle wurde dem Johann Andreas Killiges verliehen, welcher auch den Drganijtendienit bis zu jeiner Beförderung zum Schulmeijter (1703) verjah. Kantor Lorenz wurde bier am 29. Auguft 1688 mit der Tochter. des vom. kaiſ. Maj. bejtallten Grenz: und Ungeldeinnehmers Johann Georg Dittrich, vormals hier angejtellter Schullehrer, getraut und trat im Jahre 1697 in den Ruheltand. Gantor Yorenz galt damals als ausgezeichnete. Mufifer und jtand in diejer Br- ziehung mit dem Bärenjteiner Schullehrer und Organijten Georg Kleinhbempel in regem Verkehr. An jeine Stelle fam der Sohn des hiejigen Steuereinnehmers und Kirchenvaters Daniel Trinfs, namens Chriſtian Franciscus Judas Matthäus Trinks, welcher jeine Beförderung bei jo jugendlichem Alter bei feiner Trauung am 5. Juli 1699 war er erit 24 Jahre 22 Wochen alt jeiner Ihönen Handjchrift und gewiis auch noch maßgebenden Protectionen zu verdanfen haben mochte. Trinks war zugleich Stadtjchreiber, und jeßte derjelbe jeiner Unterjchrift auf den Acten oftmals den Kamen Polygraphus bei; auch in den Kirchenbüchern wird er zu wieder: boltenmalen Polygraphus (Bieljchreiber). genannt. Unter ihm wirkten als Schuladjuvanten und Organijten der bereits genannte Killiges, vom Jahre 1703 bis 1710 Michael Schmidl und von 1710 an Johann Chriftoph Müller. In den Gemeinderechnungen finden wir, daſs der Organiſt Michael Schmid! wöchentlich 45 fr. als

Schalt bezog. Nach dem Abgange des Gantors Trinfs (1714) folgte Jofef Bittner, unter dem in Neugejchrei (1723) eine

eigene Schule gegründet wurde, und von diejer Zeit an erhält der '

erite Yehrer den Titel „Schulreetor”. Bittner war gleichfalls noch jehr jung und wurde am 3. März 1715 mit einer nahen Anver- wandten des hiejigen Pfarrers Sangl getraut. Er war Eigenthümer eines alten baufälligen Gebäudes mit hohem Spitdach, das an der Stelle des jeßigen Hauſes NE 168 ftand und in früheiten Zeiten dis zum “Jahre 1647 als Rathhaus und Schänfe diente, und das die Gemeinde, wie ſchon erzählt, im Jahre 1648 an Ghrijtian Göbel verfauft hatte. Dasjelbe gieng jpäter an feinen Sohn, der dag Schneiderhandwerf erlernt hatte, über und jtand wegen des baufälligen Zuſtandes lange Zeit unbewohnt, bis es endlich Karl Kreuzig um ein Spottgeld faufte, e8 abrijs und an deſſen Stelle das jetzige Haus erbaute. Ein zweiter Sohn heiratete die Schweiter des Pfarrers Lochner, und ein dritter Sohn, namens Joſef Bittner, widmete ſich dem geijtlihen Stande und wurde hier für den erfranften Pfarrer Wenzel Lochner als jubjtiruierender Pfarrer (1753) angejtellt. P. Sofef Bittner wurde aber mitteljt Decretes des Münz- und Wergmeijteramtes zu Prag vom 28. Juli 1756 als zur Seelforge für unfähig erklärt und mujste ihm die Gemeinde wegen deſſen nöthigen Unterhaltes wöchentlich 2 fl. aus der Kirchen- cafe und jährlich 6 fl. aus der Pfarrgeldeinnahme verabfolgen. Pfarrer Bittner jtarb bier als Penfioniit am 11. Mai 1777 im 62. Lebensjahre in NE. 146 und wurde in der hiefigen Pfarr— firche begraben. Schulveetor Bittner verfehrte gerne mit dem Schmiedeberger Schullehrer Chriſtian Salzer, der ihm auch ein Kind aus der Taufe gehoben. Zu feinen intimen Freunden und Gevattern zählte auch der hiejige Grenz und Ungelveinnehmer Sohann Benjamin Zoos. Bittner jtarb hier, nachdem er 41 Jahre hindurch) jich dem Pehrerberufe gewiomet haite, am 16. Februar 1752 im 60. Lebensjahre und wurde jeinem letzten Willen gemäß unter dem Chore in der hiefigen Pfarrficche begraben. Seine Gattin Maria Francisca folgte ihm in einem Alter von 77 Jahren am 11. Sep— tember 1759 im Tode nad. Unter Bittner wirkte bier nach dem Abgange Müllers vom Jahre 1721 an Johann Michael Witt-

mann, zu Seejtadtl geboren, welcher hier die Tochter des Türgers, Fleiſchhauers und Rathswirtes Adam Friedrich Fitbogen ehelichte und bis zu jeiner Ueberjiedlung (1740) nah Preßnitz, wo er jpäter Schulreetor wurde, hier auch den Organiſtendienſt verjah. An die Stelle Wittmann’s fam bier für furze Zeit der biejige Rathsverwandte Georg Thomas Lönhard und jpäter (1740) der hiefige Bürger Johann Wenzel Klemm. Um die nach dem Tode Bittner's erledigte Schulrectorsitelle hatten ich der Schmiede: berger Schullehrer Franz Leopold Theumer, der Plattner Cantor Sohann Anton Sühnl, ein geborener Sonnenberger, der Sohn des Preßnitzer Schulvectors Johann Michael Wittmann, der biefige Organiſt Johann Wenzel Klemm und ein Neffe des ver: jtorbenen Bittner, namens Anton Heidler gemeldet. Yelstgenannter wurde auch nach dem Tode Bittner’s vom Oberamte Joachims— thal nach Weipert entjendet, wo er nach fünfwöchentlicher Probe- zeit zum Aominijtrator dev Schulrectoritelle ernannt wurde. Da ihm aber die Weiperter nicht geneigt waren, wurde ev am 24. April 1752 von mehreren Bürgern, Bergleuten und Bergbuben aus der Schule fortgejagt und hierauf auch die Pfarrei, wohin ſich Heidler geflüchtet hatte, beſetzt. Mitteljt Rathsbejchluffes vom 12. Juni 1752 wurde die Stelle mit Decret vom 18. Juli dem Gantor von Platten Anton Sühnl verliehen. Diejfer brachte es bei feinem nie= deren Gehalte dahin, dajs er hier am 13. Jänner 1755 das Wohn: haus NE. 148 des Bäcdermeijters Wenzel Lenhard um 308 ft. faufen fonnte. Doc die harten Eontributionen und Brandjchaßungen, welche der dritte jchlejische Krieg (1756—1763) über das Land Böhmen brachte, machten auch ihm, wie den übrigen Bürgern von Weipert, den Bejit eines Hauſes zur jchweren Lait, jo dafs er immermehr in Schulden gerietd und jeine rau, wie auch fein größerer Sohn Kranz, der in Prag das Büchjenmacherhandwerf erlevnt hatte, in ihm drangen, daſs er das Haus, welches doch fein nennenswertes Erträgnis abwarf, verkaufen möchte. Diejes Haus NE. 148 gieng mittelft Kauf vom 29. December 1770 vom Schul: vector Anton Sühnl an dejjen Schwiegerfohn Johann Wenzel Klemm, am 19. October 1792 an deſſen Ehegattin Thereſia Klemm, am 9. November 1793 an deren Sohn Wenzel Klemm

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und am 25. Augujt 1800 an den reichen Spisenhändler Ignaz Miüller*) über, ver es abreigen und das gegenwärtige Gebäude an der Stelle erbauen lie.

Die Lehrerbeſoldung war in diefer Zeit noch eine ſo geringe, dajs jie faum zum Lebensunterhalte für die Familie binreichen wollte. Sp bezog Nector Sühnl neben den Stolagebüren an Gehalt jährlich 78 fl, der Schullehrer und Organift Klemm 52 fl., der Präceptor in Neugejchrei 26 fl, was mit dem Holz— relutum von 12'/, Klafter für den Nector einen Betrag von 106 fl. 51 fr. und für die beiven anderen Schullehrer, deren jeder 3 Klafter Holz bezos, den Betrag von 57 fl. 54 fr. und 31 fl. 24 fr. ergab.

Die Getreide- und Lebensmittelpreife diejer Zeit waren: ber niederöfterreihiiche Meten Weizen £ojtete 3 fl 8 fr. 3 Br., Korn 1 fl. 39 fr. 5 Pf. Serfte 1 fl. I fr. 3 Bf., Hafer 48 Tr 5 RE ein Pfund Rindfleiſch 6 ir. 3 Pf, (KRubfleiih 4 fr. 2 B.), Schweinefleiich 6 fr. 5 Pf., eine Maß Bier 3 fr. Wegen Erhöhung des Stolaeinfommens wollte Rector Sühnl durch Einleitung einer Sammlung eine Fundation für das GSlocdenläuten an jedem Feiertage jtiften, was ihm jedoch vom Dberamte zu Joachimsthal (1764) unterjagt wurde; zugleich wurde ihm wegen jeiner geringen Leiſtungen in der Schule anläjslich der Bifitation durch den Prager Erzbiichof und wegen der Gorrectionen in der Kirchencafje eine Rüge ertheilt. Da ſich derlei Klagen bei dem hieſigen Magijtrate wiederholten, jo Jah jich diejer veranlajst, ven Schulrector Sühnl mit der Begründung, daſs er der Ermahnung zur bejjeren In— ſtruierung der Jugend nicht Folge leilte, vom Amte zu entlaffen, welcher Bejchluf8 auch vom Dberamte zu Joachimsthal durch das Deeret vom 5. Juli 1769 bejtätigt, jedoch die Stadtgemeinde Weipert angewiejen wird, dem Schulreetor für die Zeit jeines Lebens wöchentlich 25 fr. zu zahlen. Weil aber diejer Betrag zum

Leben nicht hinreichend jei, jo jollten ihm in Berücjichtigung feines

Alters und feiner vieljährigen Dienjte noch einige Stolaeinfünfte belafjen werden. Die Folge hievon war, dajs er, durch Armut in

[3 *) In den Gemeindebüdern erſcheint ber Befis für feinen Schwieger: john Norbert Seidl ausgezeichnet.

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Krankheit geratben, jein Haus an feinen Schwiegerjohn, den Schul- lehrer und Organiſten Wenzel Klemm, am 19. December 1770 um 90 fl. verkaufen mujste. Die nun infolge der Abſetzung des Rectors Sühn!, welcher am 24. December 1772 in einem Alter von 64 jahren geitorben it, erledigte Stelle wurde zufolge Be— ichlufjes des hieſigen Stadtrathes umd der jämmtlichen Gemeinde am 13. Augujt 1769 dem Schullehrer Wenzel Kofch verliehen. Derjelbe war zu Eidlit geboren, legte am 7. Auguft 1776 vor der Normaljhul-Direction in Prag die Hauptjchullehrersprüfung ab und wurde unterm 30. Juni 1785 als Schulvector zu Weipert bejtätigt. Schuirector Kojch war Bejiger des Haujes NE. 64 (beute noch das alte Koſchhaus genannt), und es wird von ihm in einem Berichte der Stadtgemeinde am 17. September 1787, durch welchen die angejuchte Gehaltserhöhung des Schulrectors befür- wortet wird, angeführt, daſs er während jeiner achtzehnjährigen pflichteifrigen Dienjtzeit die Zahl der Schuljugend von 50 auf 271 gebracht, daſs er von feiner hochlöblichen Normalſchul-Oberdirection zu zwei verjchiedenen Malen belobt, die meijten Normalgejänge mit der Schuljugend eingeführt und fait täglich, wenn es thunlich war, mit der Orgel begleitet habe. Dajs die Schülerzahl von 50 auf 271 angewachjen ijt, erklärt jich aus der Regelung des Schulwejens durch Maria Therefia. Bon den 271 jchulpflichtigen Kindern entfielen 57 auf Neugejchrei. Bon den 214 Schulkindern ver Stadtihule (115 Knaben und 99 Mäpchen) waren 112 Kinder armutshalber von der Zahlung des Schulgeldes befreit, weshalb ſich der Schulrector beflagte, daſs ev durch dieje Schmälerung nicht mehr im Stande jei, mit jeinen fünf unmündigen Kindern jtandes- gemäß zu leben, umjomehr, als er ſich noch einen Gehilfen werde halten müjjen. Die vorhandenen Schulzimmer hatten ſich zur Auf: nahme der Schülerzahl als unzureichend erwiejen, weshalb durch zwei Jahre (1786 bis 1787) das große Zimmer im Pfarrhauſe als Schulzimmer in Verwendung ſtand. Koſch bat wohl einige ‚Aufzeichnungen über Weipert gemacht, die aber größtentheils dem unzuverläjjigen Scapulirbüchl entnommen find. Selbjt über die ihm am nächjten gelegenen Schulverhältnifje jeiner Zeit finden wir auch nicht ein Wort in jenen Schriften. Durch die Gehaltsregulierung

282» wurde die Kaljion des hieſigen Schulrectors auf 246 fl... 21 7ee höht, dagegen ward er. verpflichtet, ſich einen Schulgehilfen zu halten. Am 15. December berichtet Schulvector Koſch an den Stadtrath, daſs der Schullehrer Wenzel Klemm zur Ausübung des Schul dienites nunmehr zu alt und deſſen Leiftungen in der Schule dem: gemäß zu jchwach jeien, weshalb diejer auch mit Ende Mai 1789, da er überdies noch vom Schlage gerührt worden, mit einem Pen— ſionsbezuge jährlicher 8 fl., die ihm aus der Gemeinde-Xtentcafje ausgezahlt wurden, jeine Enthebung vom Schuldienjte erhielt. Klemm war Befiter der Häufer NE. 148 und 168 und jtarb am 15. Auguſt 1792 im 75 Yebensjahre. Sein Sohn gleichen Namens hatte jpäter das Haus NE. 370 erbaut. Die Gtelle Klemms war von dem Stadtrathe an Johann Schneider aus Zedlitz, und nachdem diejer am 30. April 1789 auf den ihm verliehenen Lehrerpojten vejigniert hatte, an Alois Bernhard verliehen worden, der auch die Stelle mit 1. Juni antrat, aber ihen Ende Juni folgenden Jahres Weipert verließ. An jeine Stelle fam mit 1. Juli 1790 Carl Rudler, der durdy Heirat (feine Frau Elifabeth, geborene Schmidl) das Haus NE. 57 erwarb, weshalb auch heute noch diejes Haus das „Rudlerhaus“ genannt wird. Der Magiitrat hatte jich die Körderung der hiejigen Schul— verhältnifje angelegen jein lajjen, wofür ihm infolge Berichtes und Antrages des Kreisjchul-Commifjärs mit Decret vom 7. März 1792 die belobende Anerfennuna ausgejprochen wurde. Rudler war im Sahre 1809 geitorben und Rector Koſch trat im folgenden Jahre mit einem PBenjionsbezuge jährlicher 40 fl. in den Ruheſtand. An Koſch's Stelle kam der nach Rudler angeitellte Lehrer Franz Bayer. Schulrector Koſch und ſeine Frau Maria Anna waren über den Tod eines ihrer Kinder, das am T. Juli 1789 im Alter von ein und einhalb Jahren in einem unbewachten Augenblice verunglückte und ertranf, ganz untröftlich und konnten jich hierüber bis an ihren Tod nicht tröjten. Cine Tochter verheiratete Koſch an den Gewehrlieferanten Alois Harniſch NE. 63, und fein Sohn Ignaz Koſch wurde bier als zweiter Lehrer und Organijt ange: itellt. Rector Koſch jtarb in jeinem eigenen FHaufe NE. 64 am 1. Mai 1823 im 77. Lebensjahre an Brand, nachdem ihm feine

Semahlin ſchon am 1. Jänner 1820 im Tode vorangegangen war. Unter dem Schulrector Franz Baier wurde die hiejige Trivialjchule in eine dreiclafjige erweitert, und trat hier am 18. Jänner 1842 Sofef Egerer, der ſeit 20. September 1831 als unbejelveter Schul- gehilfe in Brunnersdorf angejtellt war, als Gehilfe mit einem Sahresgehalte von SO fl. EM. ein.

Egerer überjiedelte am 25. Jänner 1844 nach Kaaden, wo ihm die Lehrer- und Chorrectorftelle Übertragen wurde. Dort verblieb er bis 1883, in welchem Jahre er unter Verleihung des jilbernen Verdienjtfreuzes mit dev Krone in den wohlverdienten Ruheſtand trat. Den Chordienſt behielt er noch bis zu feiner Weber: jiedlung nach Klöſterle, wo er noch bei jeinem Sohne Dswald, der dort gleichfalls als Lehrer angejtellt iſt, feine Penſion genießt. Nah Egerer folgte vom 1. März 1844 als Schulgehilfe Joſef Glaßer, der am 8. September 1847 nah) Haadorf fam. Nun trat an deſſen Stelle (10. September) Joſef Bernt ein, welcher vorher PBrivatlehrer in Neuhbammer war, und ſchon vom 10. Mai bis Ende October 1844, während welcher Zeit Glaßer zur aushilfs- weiſen Dienjtleijtung an eine andere Schule berufen ward, hier den Schuldienit verjehen hatte. Koſch ſtarb hier als zweiter Yehrer am 5. April 1849 im 63. Lebensjahre, und ſchon am 24. December desjelben Jahres hatte auch der Schulreetor Franz Bater im 66. Lebensjahre fein mit vielen Entbehrungen durchjeistes Leben beſchloſſen.

Dieje beiden Männer, welche unter Berücfichtigung der damaligen Schulzujtände zu den beiten Schulmännern mit gezählt werden fonnten und Gier bei Jedermann in großem Anjehen ſtanden, ind noch vielen älteren Bewohnern von Weipert befannt. An ihnen lag es nicht, wenn jte nicht mit entjprechendem Erfolge wirken fonnten. Die traurigen Verbältnifie, in welche die Volksſchule nach dem Furzen Aufſchwunge unter Kaiſer Joſef II. später unter ber Regierung des Katjers Franz wieder merklich zurücgejunfen war, brachten es mit jich, daſs von einem Schulwange eigentlich nicht mehr gejprochen werben Fonnte, weil es dem Ermeſſen der Eltern anheim gejtellt war, ihre Kinder in die Schule zu Ichiefen oder nicht. Die weite Entfernung vom Schulhaufe, jhlechte Witterung, nothiwendige Arbeit, Armut, infolge deren die Kinder frühzeitig

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zum Erwerbe mit herangezogen wurden, galten auch damals als willfommene Entichuldigungsgründe. Beſſer ſituierte Familien, die von der Wohlthat eines guten Schulunterrichtes überzeugt waren, Ichieften aber ihre Kinder fleißig zur Schule und ließen dieſen außerdem noch Privatunterricht ertheilen,; Dagegen gab es viele Kinder, die eine Schule gar nicht betreten haben und jomit für einen Nachwuchs der „Rreuzeljchreiber” jorgten. Zudem waren die Gehalte der damaligen Lehrer viel zu gering, als dajs jie mit ihrer meijtens zahlreichen Familie ohne Nebenerwerb hätten jtandesgemäß leben fünnen; Stolaeinfommen, Muſik- und Privatunterricht mujsten das Sehlende ergänzen. Um letzteren in ausgiebigem Maße ertheilen zu fünnen, wurde bloß an den Vormittagen Unterricht ertheilt, welcher aber noch abgebrochen wurde, wenn ein Begräbnis, eine Trauung die Anwejenheit des Lehrers jowohl, als auch einiger größerer Knaben als Chorknaben oder Glockenzieher nothwendig machten. Eine tbhilfe dieſer Uebeljtände in der Weije, daſs die Abhaltung der Leichenbegängnijje auf die Nachmittage verlegt werben jollte, wie dies heute allgemein gebräuchlich ijt, wurde anfangs von ber Bevölkerung hartnäckig zurüdgewielen. Nach dem Tode dieſer beiden Schulmänner trat im biefigen Yehrförper eine große Veränderung ein. Lehrer Kranz Strunz, welcher 1814 als Unterfehrer in Maſchau, 1817 als Lehrer in Bleil und vom 1. October 1819 als Lehrer in Neugejchrei (mit einem Jahresgehalte von 216 fl.) angejtellt war, Fam (1850) als erjter Lehrer und Ghorveetor an die hieſige Pfarrſchule; Raimund Baier wurde zweiter Yehrer und Drganijt, Joſef Bernt fam als vierter Lehrer nad) Ne und als Schulgehilfe trat hier Eduard Lenhard ein.

Die Errichtung einer eigenen Schule in Neugeſchrei fällt in das Jahr 1723, wo ſich die dortigen Inwohner bei der hieſigen Gemeinde beklagten, „dieweil die Jugend ſich dort merklich häufet und ſelbe ohne alle Lehr und Unterricht heranwachſet.“ Einige wohlhabendere Familien dieſes Stadttheils hatten wohl ſchon früher einen Präceptor für ihre Kinder aufgenommen. Dieſer mochte mit den wenigen Kindern, die er zu unterrichten hatte, von einem Hauſe zum andern gewandert ſein, bis endlich 1785 in dem Haufe des

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Meiſters Joſef RathEa*) von der Gemeinde ein Zimmer gemietet wurde, in welchem nunmehr der Unterricht bis Ende des Jahres 1798 ertheilt, und wofür Rathka außer der Befreiung vom Pfarr- und Sculgelde (jährlich 1 fl. 46 fr.) aus den Standtrenten 4 fl. und vom Jahre 1791 an S fl. jährlich erhielt. DBom Jahre 1797 an wurde unter denjelben Bedingungen ein Zimmer im Haufe des Sojer Schmid! gemietet und blieb die Schule bier Dis zur Er- werbung eines eigenen Schulhaufes.

Welche Pehrer, beziehungsweife Präceptoren anfangs in Neu- gejchrei gewirkt haben, darüber finden wir nur wenige verläfsliche Anhaltspunkte. Das hiefige Kirchenbudy erwähnt, daſs im Jahre 1710 der Sohn des dortigen Nathsverwandten und Kirchenvorftchers, namens Daniel Fiedler, welcher Philoſophie-Student geweien, in Keugejchrei als Präceptor wirkte und 1715 von dem dortigen Bürger Andreas Die, welcher gleichfalls Präceptor genannt wird, abgelöst wurde. Ueber Erjuchen der Bewohnerichaft von Neu— gejchrei wurde 1726 von dem Stadtrathe zu Weipert für den Prä— ceptor dejjen Name wird nicht genannt eine Beihilfe von 15 Kreuzen und ein Holzdeputat von jährlich 3 SKlaftern bewilligt.

Im Jahre 1730 ijt Johann Chriſtoph Bartl, ein Ortsfind umd Bürger aus NE. 42, als Präceptor in Neugefchrei mit einem Sahresgehalt von 26 fl. angejtellt, und wird derjelbe 1746 und 1747 aushilfsweile durch Johann Heinrich) Yanger jubjtituiert. Im

"September 1755 wurde dem Präceptor Bartl im hieſigen Ge-

meinde-Hofwirtshauje bei einem Streite mit den Fuhrmanne Ehrijtoph Bart! von diejem mit einen Bierglaje das rechte Auge ausge Ihlagen. Weil jih Bartl dem in der Mebiein unerfahrenen jogenannten „KRunk aus Bärenſtein“ amvertraut batte, je wurde der geflagte Fuhrmann bloß zur Zahlung eines Schmerzens- geldes von 25 fl. verurtheilt, indem nach Urtbeil des Gerichtes

*) Joſef Rathfa, gebürtig zu Lachowitz, wurde mitteljt Freibrief vom 24. Jänner 1774 von Herzog Ludwig von Baaden als Unterthan feiner Herrſchaft Pürles entlaffen und in die Zurisdiction der fönigl. freien Bergftadt Weipert übergeben.

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man nicht wijjen fönne, ob der Bejchädigte wirklich infolge des erhaltenen Schlages mit dem Glaſe, oder aber durch falſche Behandlung um das Auge gefommen jei. Nach dem Ableben des Präceptors Bartl (20. September 1772) juchte der penfionierte und in fümmerlichen Verhältnifjen lebende alte Schulrector Sühnl um Berleihung diejer erledigten Stelle an, welches Anjuchen jedoch nicht bevücjichtigt, jondern Joſef Seydl angejtellt wurde. Diejer hatte bei dem Magiſtrate um eine abermalige Zubuße von wöchentlich

Alte Neugefhreier Schule Nr. 347.

15 Kreuzen nachgejucht, was ihm aber nicht bewilligt wurde, weshalb er im Jänner 1776 den Poiten verließ. Nun finden wir in diejem Jahre drei Präceptoren angeführt: Koſſch durch 9 Wochen, Entzmann durd 331%, Wochen und Leopod Müller dur 41/, Wochen.

Felir Enbmann aus Dörnspdorf wurde dur das E. k. Oberamt zu Joachimsthal mit Decret vom

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30. April 1776 angejtellt. Derjelbe muſste jich jedoch vorerit beim Pfarrer in Preßnitz, P. Iſer, einer Prüfung unterziehen und biedurh darthun, dajs er für die ihm verliehene Stelle auch fähig ſei.

Ende November des letztgenannten Jahres erhielt die Stelle Leopold Müller, ein Ortsfind aus NE. 201 und im Volks— munde nur der „Fleiſcherpold“ genannt. Seine Frau Barbara, mit der er für den Unterhalt einer zahlreichen Familie zu ſorgen batte, entjtammte der Familie Kiswetter aus NE. 244. Neben der Schulmeijterei betrieb Müller in feinem Haufe auch noch das Wirtsgejhäft, und es wird ihm mit Gubernial- Verordnung dom 19. Mai 1789 eine jährliche Zulage von 15 fl. aus tem Schul— fonde gewährt.

Am Jahre 1806 ftiftete eine wohlhabende Witwe, die „Göbel- jchneiderin“ genannt, eine Summe von 150 Gulden zur Erbauung eines eigenen Sculhaufes in Neugejhrei. Da jedoch diejer Betrag zu gering war, um ein Schulhaus bauen oder erwerben zu fünnen, jo faufte der Magijtrat noch in demjelbn Jahre das Haus des Franz Lenhard NE. 347, und richtete es als Schule ein.

Außer der Stiftung mufste noch ein Betrag von 480 Gulden aus der Malzhauscaſſe geleiftet werden. Gröffnet wurde dieje Schule im Jahre 1808, und als erjter Yehrer in derjelben wirkte der bereits genannte Leopold Müller. Diejer jtarb am 14. Mai 1816 im 55. Lebensjahre an Schleimſchlag. Seine Nachkommen führen heute noch den Namen „Schulmeifter”, wie 3. B. Schulmeiſter— naz 2c. Auf ihn folgte vom 1. Juli 1816 an Lehrer Karl Schubert, der mit Ende September 1819 nah Brunners- dorf fam.

Am 1. October trat der Lehrer Franz Strunz ein, welchem

nach jeiner Beförderung zum Schulrector an der hiejigen Pfarr— ſchule Joſef Bernt folgte. Diejer letstere wurde am 1. Mai 1874 in den Ruheſtand verjegt, verjah noch durch einige Jahre den Chorrector- und Organiftendienjt und jtarb am 21. Dezember 1882 in jeinem eigenen Hauſe NE. 15.

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Rechtszuſtand und Verwaltung.

Wir haben jchon erwähnt, daſs durch die Einführung der Kreisämter (1751) unter Maria Therefia und durch die Regu— livung der Magijtrate (1784) unter Kaifer Joſef II. im Rechts— zuftande und in der Gemeindeverwaltung ein gänzlicher Umjchwung eintrat. Während ſchon unter der erjteren Regentin die Selbjtän- digfeit der Gemeinde gejchmälert wurde, hörte diejelbe ganz auf, als an die Spitze des Magijtrates ein geprüfter Path gejtellt und demjelben alle Macht in die Hand gelegt worden war. Obwohl ihm in Weipert ein Bürgermeijter und zwei ungeprüfte Käthe zur Seite jtanden, blieb doch deren Macht und Einfluſs dem ge- prüften Rathe und dem Kreisamte gegenüber wirfungslos.

Nach der Regulierung des Magijtrates (1784) erjcheint Franz Alerander Schmid! als eviter geprüfter Rath, ein vechtjchaffener Mann, der die Intereſſen der Gemeinde jelbjt dem Kreisamte gegen- über energiſch vertrat. Er jtammte aus dem Haufe NE. 290, hatte Jus mit Vorzug abjolviert und wurde allgemein als erjter geprüfter Rath freudigjt begrüßt. Er hatte noch eimen Bruder, dem der Vater das Backhaus (NE. 283) faufte, welches jest Johann Schmid! beſitzt, und zwei Schweitern. ine derſelben heiratete den Bersjteiger Seidl, und die zweite einen Fleiſchhauer aus dem Haufe (NE. 225), welches jetzt Gujtav Kiswetter bejißt. Als indes Johann Bartl (NE. 144), ein jehr vermögender Mann, der damals ein jtarfes Fuhrwerk nach Ungarn betrieb und große Gefchäfte in ungarischem Sohlenlever , ungarischen Weinen, in Stahl ımd Spiten machte, dem Rathe Franz Alerander Schmid! die Hand jeiner Tochter verweigerte, wenn er nicht den Rathsdienſt nieverlegen und in fein Gejchäft eintreten wolle, jo rejignierte er, heiratete, faufte vom Schuhmacher Franz Yanger das Haus NE. 146, baute e8 größer und wurde der Compagnon jeines Schwiegervaters und jpäter feines Schwagers Ignaz Bart! zu Brojsniß in Mähren. Aber aud nad) jeinem Rücktritte vom Amte bat ihn die Bürgerjchaft, noch als Beiſitzer beim Magijtrate zu verbleiben, und als jolcher juchte er den unter jeinen Amtsnachjolgern eingerifjenen Miſsbräuchen und Berumtrenungen aus allen Kräften zu jteuern. Gr jtarb, allgemein betrauert, am

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289 3. Auguſt 1809 und ward der „Gründer des hiejigen Schmidl'ſchen Spitals.” Sein Schwiegervater Johann Bartl war bereits 1799 gejtorben und hatte jein Haus jammt den Feldern dem dritten jeiner Enkel, jeinem Bathen Johann Schmidl, dem Groß— vater der noch Lebenden rauen Hermine Englert und Marie Schmidl, vermadt.

ALS zweiter geprüfter Rath trat 1790 Kranz Baier em, derin Tribiſchlbei Sonnenberg geboren und dejjen gediegenen juridiſchen Kenntniſſe leider nicht mit Ordnungsliebe gepaart gewejen zu jein jcheinen, denn ſchon 1806 wurde gegen ihn wegen leicht: jinniger, unordentlicher Gebarung in allen Zweigen feiner amtlichen und communalen Wirffamfeit eine Unterfuchung anhängig gemacht, die, gleichwohl jte zu feinem Nejultate geführt zu haben jcheint, jehr gravierend gegen ihn war. Das betreffende umfangreiche Unterfuchungsprotofoll it noch vorhanden. Trotz aller Klagen erhielt jih) Baier im Amte, bis er am 7. März 1840 penſioniert wurde umd, ganz erblindet, am 9. Juni 1849 in einem Alter von 89 Jahren im Hauje NE. 304 jtarb.

An Baiers Stelle trat, zuerjt als jubjtituierender und vom 15. Jänner 1841 als deftnitiver geprüfter Rath Adalbert Schmitter der nach fünf Jahren nach Tepliß verjeßt wurde. Nun folgte am 5. October 1847 Rath Yorenz,*) dem die Gemeinde am 30. April 1850 bei jeinem Abgange nad) Brür, wojelbjt er eine Landes— gerichtsvathsitelle erhalten hatte, einen Fackelzug darbrachte und ihm dadurch ein ehrendes Zeugnis gab. Deſſen Photographie, die erit im Sahre 1873 von ihm anbergejendet wurde, it im vorhandenen Kaiferim- Album (abjtammend von der Bürgerichulfonds-Effecten- Lotterie) aufbewahrt und gibt Zeugnis, daſs ihm Weipert in gutem Anvenfen geblieben, da er den jchönen Zweck des Yutterie- unternehmens kräftigſt fördern half.

Wir verließen die Verwaltung der Stadt Weipert im VI. Eapitel mit dem Bürgermeiter Johann Ehriftian Lenhard (NE. 87), welcher am 1. December 1787 nad) der Rejignation des Bürgermeilters Felixr Schwaab gewählt worden war. Mit ihm

*) Rath Schmitter war in Görfau geboren. 19

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zugleich war Chrijtian Rieß Stadtrichter. Zu feiner Zeit mufsten im Jahre 1790 als Gontribution 571 Gentner Heu (a 1 jl. 10 fr. 666 fl» 10 fr.) und 305 fl. 47 fr. für ausgejchriebene Türken— jteuer abgeliefert werden. Die damaligen Preiſe der Lebensmittel jtehen allerdings zu denen der jeßigen Zeit in feinem Berhältnifje; allein bei dem Umjtande, al® der Bergbau bier in Weipert bedeutend zurücgegangen, die Poſamenten-Induſtrie faum aus ihren Anfängen jich erhoben, und nur die Erzeugung von Gewehren einen bedeutenden Aufihwung genommen hatte, find jene Preiſe immerhin noch als hohe zu bezeichnen. So Fojtete im Jahre 1794 ein nieder— öſterreichiſcher Metzen Weizen 3 fl., Korn 2 fl., Gerjte 1 fl. 36 Er., Hafer 1 fl., 1 Pfund Rindfleisch, polniſches 6 kr., Kuhfleiſch 5 Er. 2 Pf., Kalbfleiih 4 kr., Schweinefleiſch 5 fr. 2 Pf., 1 Pfund Karpfen 10 fr., 1 Eimer Bier 2 fl. 20 fr., 1 Mah Bier 4 fr.

Unter Bürgermeijter Lenhard wurde die Rathhausuhr, welche unbrauchbar geworden war, von dem Uhrmacher Johannes Rieß aus Schmiedeberg wieder in guten gangbaren Zujtand gebracht und ihm biefür 25 fl. 35 fr. ausgezahlt. Bürgermeijter Lenhard ſtarb plößlich weg, und fiel die Wahl am 8. Februar 1798 auf den jeitherigen Stadtrichter Chrijtian Rieß aus NE. 150, während die Stadtrichterjtelle Jranz Bayer, der auch geprüfter Kath war, und die zweite Rathsjtelle Felir Schwaab einnahmen. Bürgermeifter Rieß wurde mit Gubernial-Verordnung vom 27. Mat 1798 bejtätigt und legte am 15. Juni den Amtseid ab. Die Zeit jeiner Amtierung war infolge der franzdfiichen Revolution, die, während der Amtsthätigkeit jeines Vorgängers ausgebrochen, noch immer ihre Schrefen über Europa ausbreitete, eine jchwere und dabei eine äußerſt verantwortungsvolle. Napoleon Bonaparte war von den Franzoſen am 3. Auguſt 1802 zum Gonjul auf Lebenszeit für Frankreich ernannt, am 18. Mai 1804 zum erblichen Kaijer der Franzoſen erklärt und am 2. December vom Bapjte Pius VII. in der Kirche Notre-Dame zu Baris als Kaijer Napoleon I. feierlich gefrönt worden. Die Willfür, mit welcher diejer ehrgeizige und eroberungsluftige Kaijer über die einzelnen europäijchen Länder ver: fügte, rief bald die Engländer, Schweden, Ruſſen und Defterreicher gegen ihn in die Waffen. Nachdem Dejterreih in Verbindung mit

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Rufsland den Krieg erklärt hatte, drang Napoleon mit feinem gewöhnlichen Glücke vajch in Deutſchland ein, hielt Schon am 11. No— vember 1805 in Wien feinen Einzug und befiegte am 2. December in der Dreifaiferichlacht bei Aujterlis in Mähren die verbündeten Dejterreicher und Ruſſen, worauf der Friede zu Preßburg (26. De- cember) folgte. Defterreich mujste Venedig an das Königreich Stalien, . Tirol an Batern und die VBorlande an Württemberg und Baden ‚abtreten. Als der am 12. Juli 1806 unter dem Protectorate Napoleons entjtandene Rheinbund fich vom deutjchen Neiche los— ſagte, jah ſich Kaiſer Kranz Il. bemüfjigt, die deutjche Kaifer- würde nieberzulegen und den jchon 1804 angenommenen Titel Stanz I. Kaifer von Defterreich in Hinkunft zu führen. Zu dieſen Kriegsunruhen, die auch Weipert jo manche Gontribution auferlegt hatten, gejellten jich auch noch Ungunjt der Witterung, Miſswachs und Theuerung. Im Jahre 1806 waren infolge der jo lange an- haltenden naſſen und jelbjt während des Winters nur wenig falten Witterung allerorts Krankheiten ausgebrochen, zu deren leichten Entwidlung und Verbreitung die Ereignijje des Krieges beitrugen, weshalb die Regierung jich veranlajst jah, das Volk durch Heraus: gabe und mafjenhafte Verbreitung einer diesbezüglichen Brofchüre zu belehren. Bürgermeijter Chrijtian Nie, dem vom Oberamte zu Soahimsthal mit Conſens vom 2. April 1789 die Errichtung einer Fabrik zur Verzinnung von Blechlöffeln ertheilt worden war, batte auf jeine Stelle vejigniert und jtarb am 12. Juli 1810 in einem Alter von 79 Jahren. Bei der hierauf angeoroneten Neuwahl wurden Joſef Eajetan Schwab (NE. 293) zum Bürgermeilter, Gewehrlieferant Andreas Bartl als erſter und Gemehrlieferant Dominit Schmid! als zweiter ungeprüfter Nath gewählt und diefe auch am 6. April 1810 von der hohen Landesitelle beitätigt ; als geprüfter Rath jtand dem Bürgermeifter noch Franz Baier zur Seite. Die Yebensmittel waren im Preiſe enorm gejtiegen, jo daſs überall, bejonders aber bier im Gebirge, große Theuerung und Hungersnoth herrjchte. So fojtete 1811 das Strich Korn 30 fl., 1 Laib Brot zu 43, Pfund 1 fl, 1 Strich Weizen 45 fl., 1 Semmel zu 51/, Loth 6 fr.

Mit allerhöchitem Patent vom 12. Mai 1817 wurden in

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Deiterreih neue Scheidemünzen zu 1 fr., 1/, fr. und !/, fr. mit dem Gepräge 1816 in Umlauf gejetst, mit allerhöchſter Entſchließung vom 23. Februar 1820 und zufolge Hoffanzleidecretes vom 29. Februar die Einführung der Gebäudeſteuer und durch das Patent vom 24. Februar 1827 die Einführung der Wanderbücder an- geordnet; die Ausführung leßterer hatte mit 1. Mai 1829 allgemein ins Leben zu treten.

Nach dem Bürgermeifter Cajetan Schwab folgte vom Jahre 1821 an Ignaz Wagner aus NE. 79, unter dem das gegen- wärtige Rathhaus erworben und auch bezogen wurde.

Obſchon wiederholt dem hiefigen Magijtrate vom Kreisamte zu Elbogen aufgetragen worden war, an die Heritellung oder Er- werbung eines neuen Rathhauſes mit feuerjicheren Localen zu jchreiten, jo brachte gerade ver Kauf diefes Hauſes dem Bürger- meilter Wagner vielfachen Verdruſs, jo daſs er im Jahre 1827 jeine Rejignation gab, die auch mit Gubernial-Decret vom 30. Detober des genannten Jahres angenommen und die Vornahme einer Neuwahl angeordnet wurde. Dieſe Neuwahl fand auch am 14. September 1825 jtatt, bei welcher Wagner ſämmtliche Stimmen auf jich vereinigt jah und jomit abermals als Stabtoberhaupt aus der Wahlurne hervorgieng.

Wagner blieb noch durh 5 Jahre im Amte, worauf er abermals rejignierte.

Mit Decret des Kreisamtes zu Elbogen vom 29. November 1833 wurde die Wahl eines neuen Bürgermeifters in der Perſon des Adalbert Schmid! (aus NE. 143) bejtätigt und ihm zugleid) dev Gehalt jährlicher SO fl. angewiefen. Außer ihm bildeten den Magiſtrat:

Geprüfter Rath Bayer, welcher mit hoher Appellationsver— ordnung vom 31. Mai und hohem Gubernial-Decret vom 11. Suni 1792 mit einem Gehalte von 400 fl. nebjt freiem Quartier angejtellt war;

Ungeprüfter Rath Wenzel Lenhard mit Gubernial-Decret vom 6. März 1821, ohne Gehalt;

Ungeprüfter Rath Leopold Die mit Gubernial-Decret vom 17. Auli 1826, ohne Gehalt;

Ber

RE,

Kanzelift Joſef Schmid! mit Magijtratsbeihlufs vom 29. December 1829 und 150 fl. Gehalt.

Gerichtsdiener war Nicolaus Löbl, welcher mit Magijtrats- bejchluis vom 28. Jänner 1831 mit einem Jahresgehalte von 50 fl. angeftelt war. Mit Magiftratsbeichlujs vom 14. Februar 1854 wurde Anton Kreuzig als Kanzelift, Johann Bart! (aus NE. 49) als Gerichtsdiener und Nicolaus Löbl als Polizeidiener an- zeſtellt. Der frühere Kanzeliitt Joſef Schmidl wurde Steuerein- nehmer. Pepräjentanten waren Ignaz Lenhard und Rupert Kreuzig, Anwalt und Malzhaus-Rechnungsführer Bincenz Die. Im Sabre 1839 am 11. Augujt wurden Wenzel Schmidl umd Clement Schmid! als ungeprüfte Näthe gewählt. Für erjteren trat Später Alerander Schwab, für lesteren Stadtarzt Johann Zeidler ein. Unter dem Bürgermeiſter Adalbert Schmid! wurde mit fönigl. Freisämtlicher Verordnung vom 27. Detober 1839 für Weipert Joſef Hojchberner als Polizei-Commiſſär gegen eine jährliche Nemumeration von 10 fl. bejtätigt, und diejer trat auch den Dienſt am 19. November an. Die mit der Stelle verbundenen Pflichten jtanden mit der Beſoldung in gar feinem Verbältnifie, weshalb Hoſchberger, welcher Rohrſchmiedmeiſter war, bereits am 26. Juli 1843 jeine Refignation gab. Dieje wurde mit Guber- nial-Berordnung vom 29. Feber 1844 angenommen, und gleich zeitig in Berücfjichtigung der Rejignationsgründe die Remuneration von 10 fl. auf 30 fl. erhöht. Die nun erledigte Stelle, welche proviforish durch den Schloflermeiiter Anton Anger aus NE. 162 verjehen ward, wurde mit Magijtratsbeihlujs vom 12. Sep— tember 1844 proviſoriſch an Rupert Englert (NE. 96) verliehen, der am 14. Feber 1845 das definitive Decret erhielt und in Eid genommen wurde. Englert diente in jeiner Einenjchaft durch 40 Jahre zur vollften Zufriedenheit, mujste aber 1884 franfheitshalber jeine Refignation geben, die auch in der Situng am 4 September unter gleichzeitiger Anerfennung feiner Verdienjte angenommen wurde. Englert jtarb nad; mehrjährigem Kranfenlazer am 6. April (Dfters jonntag) 1890. Die große Betheiligung bei jeinem Leichenzuge jeitens dev hiejigen Bewohnerjchaft, mehrerer biejiger Vereine, der Grenznahbarn und mehrerer Deputationen auswärtiger Schüßen:

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vereine gab Zeugnis von der Achtung, welche der Verblichene in jo hohem Maße genojs.

Erwähnt jei, daſs im Jahre 1841 die Kupfermünzen zu 2, 3 und 6 Kreuzer Wiener Währung eingezogen worden jind.

Mit Hofdecret vom 25. Augujt 1846 wurde gegen Auflafjjung des bisherigen vom k. k. Gubernium zugejtandenen Aushilfsindi- viduums beim Magiitrate eine zweite Kanzeliftenjtelle mit einem Sahresgehalte von 120 fl. EM. errichtet und dieſe Stelle durd) Magiftratsbeihlujs vom 30. October dem Karl Schujter ver: lieben; erjter Kanzelijt blieb Anton Kreuzig.

Bürgermeijter Adalbert Schmid! hatte am 18. Februar 1845 jein Amt niedergelegt und überjievelte nach Saaz. Nach ihm wurde Alerander Schwab (aus NE. 408) gewählt, aber erjt im Jahre 1847 bejtätigt. Zur eier feiner Inſtallation wurden 5 Pfund Pulver, die aus den Stadtrenten gezahlt wurden, verichoffen. Am 13. November 1846 fam Rath Schmitter als Rathsjecretär nad) Teplig, und nah Weipert der Karlsbader Magiſtrats— Auscuftant Vincenz Mikolafchef, der bis zur Bejtätigung des Bürgermeijters Schwab hier die Amtsgeſchäfte als k. k. Rath leitete. Magiltratsfangeliit und Grundbuchsführer Anton Kreuzig (aus NE. 167) wurde mit 12. Juni 1850 als k. k. Grundbuchs- führer und Waifenverwalter nad Dauba verſetzt, durch welche Anz jtellung er in den Staatsdienſt übertrat.

Im Gemeindevermögen waren jeit dem Jahre 1740 vielfache Veränderungen eingetreten. Schon im Jahre 1749 am 25. April hatte die Gemeinde das Blechhammer-Wirtshaus NE. 7 (goldene Weintraube) fammt 30 Sail feld und mit dem Rechte, zu Ichlachten und Bier zu jchänfen, an Franz Anton Illing um 600 fl. rhein. verfauft. Der Käufer, beziehungsweije Lehenträger hatte außerdem 40 fl. jährlich an die Stadt-Rammerei zu zahlen, wogegen er, mit Ausnahme des Pfarrgeldes, von der Einquartierung, allen Steuern und „ordinari-Auslagen“ befreit jein jollte. Diejes Gajthaus gieng durch Kauf am 14. Mai 1772 an Andreas Stephan, Kleijch- bauer, Gaftwirt und Richter aus Pleil, um den Betrag von 650 fl. über; außerdem zahlte er noch für diejes Jahr den der Gemeinde gebürenden Erbzins von 40 fl. 30 fr. an Gottespfennig.

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Am 11. März 1790 erwarb den Beſitz Joſef Dittrich, am 1. Juni 1801 von diefem Joſef Loos und am 24. April 1804 Johann Die, der ihn mittelit Contractes vom 24. Detober 1833 an Sofef Pohl gegen deſſen Wohnhaus NE. 19 vertaufchte. Lets terer ließ das Gajthaus vielfach rejtaurieren, jo dafs es damals der beliebtejte Vergnügungsort für Weipert und Umgebung wurde. Am 20. Februar 1838 erjtand es licitando Anton Preiß aus Preß— nit um 2.570 fl., von welchem es wieder am 24. Juni 1839 der Poſtmeiſter Wenzel Schmidl um 3.300 fl. kaufte. Im Auftrage der E. £. Bezirfshauptmannjchaft Raaden vom 7. Auguji 1850 wurde dem Pächter des Blechhammer-Wirtshaufes dev Bierausſchank unterjagt. Diejes Verbot mujste jedoch über Berufung des Eigen thümers Wenzel Schmidl wieder zurücgenommen werden, weil er nachweifen fonnte, den Blechhammer von dem früheren Beſitzer Preiß mit der darauf ruhenden vadicterten Schanfgerechtigfeit er- fauft zu haben. Mit Kauf vom 15. Jänner 1851 übernahm der Sohn des Poſtmeiſters, namens Julius Schmidl, der das Haus ganz umbauen, vergrößern und in eine Pojamenten- und Web: warenfabrif einrichten lieg. Am 15. Juli 1880 wurde ein großer Theil der Fabrik durch einen ausgebrochenen Brand zerjtört, jedoch wieder aufgebaut, und jo jteht jetzt am der Stelle der einjamen Herberge, der Geburtsjtätte unjerer Stadt, ein umfangreiches Ge— bäude, wovon nur nod die darin befindliche Schänfe an die alte Beitimmung des Haujes erinnert.

Am 24. April 1754 wurde die jonjt zum adeligen Freihofe gehörige, nunmehr in das Eigenthum der Gemeinde übergegangene Brettmühle mit einem Plate zum Abladen der Hölzer und den Säg- und übrigen Mühlgeräthen an den Bürger und Müllermeijter Andreas Joſef Heyd um 56 fl. bar und einen ewigen, jährlichen Erb- und Grundzins von 8 fl. im Beifein des Bürgermeijters Joſef Anton Bayer und des Papiermachermeilters Andreas Müller verfauft. Dieſe Mühle jtand unterhalb des Brettmühlteiches gegen die jegige Kranfmühle NE. 52 zu und mochte, da jie im Kaufe die „Andreas Müller’jche Brettmühle” genannt wird, früher von der Gemeinde an Andreas Müller verkauft worden, aber von diefem wieder an die Gemeinde zuricgefallen jein. Yaut Contractee

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verblieb der Grund, worauf die Mühle jtand, der Stadt, und Joſef Heyd hatte jie abzutragen und bei jeiner Mühle NE. 154 aufzu= banen. Dieſe Mühle hatte, wie wir jchon im vorigen Gapitel er- zählt haben, die Gemeinde bei dem Kaufe des Freihofes miter- worben und jie jeit 1713 um 210 fl. und 54 fl. jährlichen Erb— ins an Jakob Heyd verfauft, von welchem das Gebäude den Kamen „Heydmühle“ erhielt, und welchen Namen es noch heute führt. Bon feinen Erben gieng die Mühle im Jahre 1754 an

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Alte Heydmühle NE. 154. (Poſamentenfabrik der Firma Bayer & Kreuzig.)

Meifter Joſef Heyd, fpäter an Kranz Baier, dann an Anton Langer (jebt Kabrifsbejiger in Chodau bei Karlsbad) über und befindet jich jest jammt der erwähnten Brettmühle im Bejige der Fabrifanten Bayer & Kreuzig, die jie in eine Rojamentenfabrif umwandeln ließen.

Aud das Hofwirtshaus NE. 152, (jest „Gaſthof zur Stadt Leipzig”) war im Jahre 1781 am 26. April mit Stallung, Scheume, Sleiichbanf und 14 Landmaß-Sail Feld von der Gemeinde an den Fleiſchhauer Joſef Gruß aus Sonnenberg um 925 fl. und einen

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emphiteutijchen Grundzins von 40 fl. rhein. verfauft worden. Am 30. December 1789 übergieng der Beſitz an deſſen Sohn Michael Gruß und mit Kauf vom 14. April 1830 an ven gewejenen Pächter Johann Kreuzig, der es auf ven Namen „zur Stadt Leipzig“ umtaufte und vielfach vejtauvieren ließ, ſo daſs es ein beliebter Berfammlungsort der Weiperter und Bärenjteiner blieb. Dejien Sohn Iſidor Kreuzig jtarb auf einer Reife m Prag an der Cholera und binterlieg 4 unmündige Kinder, weshalb der ei jammt dem Gejchäfte unter der Verwaltung des Vormundes W. Schmidl von verſchiedenen Pächtern, jo von Michalek, Zahm, Karl Kahrer (jetzt in Saaz) und Jalob Felgen— bauer (jegt in rip) übernommen wurde. Bon leiterem tiber: nahm der nunmehr großjährig gewordene Kigenthümer Iſidor Kreuzig das Geſchäft und mit Kauf vom 13. December 1880 von jenen Geſchwiſtern den geſammten Realbeſitz. Derjelbe lich, wie wir bereits auf Seite 39 erwähnt haben, das Haus abreißen und an derſelben Stelle den gegenwärtigen modernen Bau aufführen.

Demnach bejaß die Gemeinde im Jahır 1806 an immobilem Vermögen nur noch das jtäntiiche Nathhaus NE. 137 mit Schänfe und Salzfajten, die beiden Gemeindehäujer NE. 303 und 304 vom Sabre 1807 ab an das Zollamt um 40 fl. vermietet —, 6113/64 Landmaß-Sail Gemeindegründe, 2 Teiche, deren Fiſcherei immer auf 2, beziehungsweije 6 Jahre verpachtet war, das jtädtijche Malz und Brauhaus und den Zinnbuſch, der aber kaum ertrags—

fähig war. 4 | Als Rathhaus diente na bis zum Jahre 1923 das Haus NE. 137. Da indes das Kreisamt darauf dranc, daj8 in dem»

jelben ein feuerjicheres Gewölbe hergeitellt werde, was bedeutende NP Koften verurfacht hätte, jo erjtand die Gemeinde am 3. Februar

1823 licitando das Haus NE. 148, worin feuerjichere Räume

ſchon vorhanden waren und das im Bejige des Handlungshaujes Konrad Querfurth aus Annaberg und ſchon durch längere Zeit 9, Ruf ganz unbewohnt war, mit einer Baujtelle per 246!/, Duadrat- 4 * Klafter und 672 Qu.-Klftr. Grund um 9.010 fl. Wiener uber 3.604 fl. EM., und richtete das Gebäude zum Rathhaufe ein, tn deſſen * Stelle ſtand früher ein ganz baufälliges Haus, das dem alten Frei un

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hofe nicht unterthänig war. Im Jahre 1800 am 25. August hatte dasjelbe der damals jehr reiche Spitenhändler Ignaz Müller für jeinen Schwiegerfohn Norbert Seidl, auf welchen Namen der Be- ji in den Grundbüchern auch eingetragen erjcheint, von Wenzel Klemm gefauft, abgerifjen und das jett zum Rathhauſe dienende Gebäude mit einem Kojtenbetrage von 33.000 fl. aufgeführt. Dieje

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Rathhaus NE. 148. | rt

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Fi ARD ) ulm, ſowie das von demjelben Ignaz Müller im Jahre 1805 erbaute | Nahbarhaus NE. 149 die jegige Mädchenſchule gehören 1 noch immer zu den jolideften und ſchönſten Gebäuden und jind eine Zierde unjerer Stadt. An Stelle der jegigen Mädchenſchule ſtand ehedem auch ein kleines baufälliges Häuschen, welches Müller (gleichfalls für ſeinen Schwiegerſohn Norbert Scidl) von der Be—

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ſitzerin Magpalena Müller abfaufte, es abtragen und auf der Bauſtelle das jebige Haus, welches jein Auszugshaus werden jollte, erbauen ließ. Diefes Haus gehörte zu den jogenannten Hofhäufern und war dem alten Freihofe unterthänig. Norbert Seidl, ſpeter der beveutendjte Mann in Weipert, verlor jedoch alles durch einen im Jahre 1818 ausgebrochenen Banferott und jtarb 1834 im Haufe NE. 166 in jehr ärmlichen Verhältniſſen, nachdem er zulegt von der Unterjtüßung jeinev Verwandten gelebt hatte. Seine Frau TIherefia diente ſpäter bei Ignaz Wagner als Wirtjchafterin. Das Haus NE. 148 übergieng von Norbert Seidl auf Tas Handlungshbaus Querfurth, für welches eine größere Schuld- poſt auf dasjelbe im Grundkuche ſichergeſtellt war. Se: denfmänner erzählten, daſs der „reihe Müller“ jo wurde Ignaz Müller allgemein genannt gerne ein Spielchen machte. Da jich aber nicht immer die nöthige Anzahl von Spielern fand, Müller au gerne als Sieger des Spieles hervorgehen wollte, jo lie es dejjen Frau, die meijt an der ©eite ihres Mannes mit Plat nahm, am Zureden nicht fehlen und bewog die Mitjpieler, ihrem Gemahl die Freude des Gewinnens nicht zu verderben, indem ſie ihnen nach- träglich den Verluſt geheim zurücgab. Müller ſtarb in NE. 148 am 20. Jänner 1807 im 81. Xebensjahre.

Das alte Rathhaus (NE. 137) wurde jammt der Frohnveſte (NE. 158), dem Tanzboden und dem dazu gehörigen Grunde laut Gubernial-Beroronung vom 10. November 1805 und freisämtlicen Intimats vom 16. Jänner 1806 nunmehr am 19. Wat 1826, weil jett entbekrlih, an den Bräumeijter Wenzel Kuhn um 494 fl. verkauft. Die Rathhausglocke wurde über Erjuchen mehrerer Neugejchreier Bürger zufolge Magijtratsbejchlufjes vom 18. October 1830 fir Neugejchrei bejtimmt, nachdem die dortige im Jahre 1747 beigejchaffte Bergglocke zeriprungen war. Hiebei wurden die auf beiden Glocken befindlichen Anjchriften urfundlid) vorge- merkt. Auf der Außenſeite der Rathhausglocke jtand: „Verbum domini manet in aeternum*. Hans Wild, 1607; ferner die einzelnen Buchſtaben: „S. A. R. D. K.* auf der Innenſeite: „1608 den 4. May ijt diefer Thurm erbauet, auch die zwei jteinernen Stöcke im Malzhauſe.“ Auf der zeriprungenen, vom Neugejchreier Thürm-

300 hen anher zur Aufbewahrung gebrachten Glocke befand jich außen die Jnjchrift: „A Fulgere et tempestate libera nos Domine Jesu Christi 1747.*

Am 3. Juni 1841 wurde der Zinnbujd im Ausmaße von 17 oh 533 Quadrat-Klafter in Bffentlicher Licitation feilgeboten und von Cal © Schmid! ımd Eduard Schmid! (NE 144) um die SKaufjumme von 950 fl. EM. erjtanden. Der Kauf ſelbſt erhielt durch die Gubernial-Ber- ordnung vom 1. April 1842 jeine Genehmigung. Als Erbzins mufsten 2 Fr. EM. von jedem Gulden und bei jever Bejitänderung 2'/, Procent des Verfaufswertes von VBerwantten, 5 Procent von Fremden an die Gemeinde entrichtet werden, welche Giebigfeiten zur Zeit abgelöst find. Im Jahre 1848 wurde die alte Rathhaus— ubr, welche man reparieren lieh, nach Neugeichrei gebracht und dort auf dem Thurme des Haujes NE. 276 angebracht und im folgende Jahre am 1. November die bereits für dieſen Stadttheil beitimmte Rathhausglode auf dem Thurme desjelben Hauſes auf- gehängt.

Die alte Bergſchmiede NE. 136 hatte Zavrzil vom Montan- Aerar erworben, von deſſen Witwe Therefia der Bejit; mitteljt Kauf vom 6. Februar 1810 an Johann Kreuzig Beliker des Gaſt— hofes NE. 152 und am 20. Mai 1834 an den Büchjenmacher Johann Bittner übergieng. In weiterer Folge erwarben diejes Haus Daniel Schmid! mit Kauf vom 2. April 1852 und Daniel Harniſch mit Kauf vom 18. Februar 1861, von dem es nad) jeinem Tode an feine Kinder und von dieſen an ben gegen= wärtigen Bejiger Albin Sieg! übergieng. In den bei diejem Haufe gelegenen „tiefen Schacht” werden jchon jeit einer Reihe von Jahren Aſche, Kehricht u. dgl. gejchüttet, wodurch der Schadht num bald ausgefüllt fein wird.

Noch wollen wir vorübergehend an diefer Stelle erwähnen, daſs durch das Geſetz vom 23. Juli 1871 in Defterreich-Ungarn das metriſche Maß und Gewicht für den öffentlichen Verkehr

allgemein bejtimmt, aber erjt mit 1. Jänner 1875 eingeführt wurde.

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Wir verließen das Bräuwejen in umjerem 5. Gapitel mit dem Bräuer Johann Kuhn, weldem 1815 Gajetan Vieth folgte. Nach diefem wurde 1825 wieder ein Sohn des Bräuers Johann Kuhn, namens Wenzel Kuhn als Bräuer aufgenommen, an welchen die Gemeinde am 19. Mai 1826 das alte Rathhaus verkaufte.

In dem Make nun, in dem die Benölferung von Weipert jtetig zunahm und die Induſtrie zu entfalten jich anließ, jtieg auch der Bierconjum von Jahr zu Jahr, ohne dafs jedoch die Malz- und Bräulocalitäten entjprechend erweitert und die Geräthichaften vermehrt worden wären, woran wohl die ZJweitheilung des Bräu— wejens, in die Gemeinde und die brauberechtigte Bürgerjchaft, mit die Schuld trug. Da auch jonjt noch zwijchen beisen fortwährend Reibereien vorfielen, jo Fam enplich am 9. September 1840 unter Intervenierung des Kreisamtes ein Vertrag zuſtande, in welchem der Magijtrat mit der Anwaltjchaft in Vertretung der Stadtgemeinde auf das derjelben bisher zugeitandene Recht, Bier zu bräuen, auf alle der Gemeinde bisher auf das Malzbaus Nr. 171 und dem Malzcaffafonde zuſtehende Rechte und Anfprüche, ferner auf die Bräugebür von 8 fl., welche von jedem Gebräu in die Gemeinde— renten zu entrichten waren, zu Gunjten der bräuberechtigten Bürger- ſchaft verzichtet und diefer auch jämmtliche Bräu- und Malzhaus- Requiſiten ins freie unbejchränfte Eigenthum überläjst. Dagegen hatte die bräuberechtigte Bürgerjchaft für Ueberlaſſung des Bräu- hauſes jogleih beim Abjchlufie des Vertrages einen Kaufjchilling von 500 jl. EM., für die Eigenthbumszuweifung des Malzbaufes und des Mealzcafjafondes, für die Ueberlajjung des von der Gemeinde jelbjt bis zum Jahre 1807 ausgeübten Bräurechtes und der bisher gezahlten Bräugiebigfeiten einen jährlichen Betrag von 230 fl. EM. für alle Zukunft in die Gemeinderenten zu zahlen und alle auf dem Bräu- und Malzweſen haftenden oder in Zukunft daraufge- legten Steuern und Giebigfeiten, ferner auch die Koften der In— tandhaltung des Bräu- und Malzhauſes, der Nequiliten und Ge- räthſchaften aus eigenem zu bejtreiten Sämmtliche bräuberechtigte Bürger verpflichteten jih zur Einhaltung diefer Vertragsver bindlich- feiten und jeßten zur Sicherjtellung das Bräu- und Malzhaus, wie auch ihre Bräugerechtigkeiten als Hypothek ein. Nachträglich ver:

302 ſprach der Magijtrat noch dahin zu wirken, dajs in der Stadt Weipert fein fremdes Bier gejchänft werde, injoweit dies geſetzlich zuläjfig jei. Mit dem Abſchluſſe diejes Vertrages hörte das Bräu- wejen auf ein jtädtifches Gewerbe zu fein, und es traten die bräu- berechtigten Bürger zu einer Art Actiengejellichaft zufammen, die num ganz jelbjtändig war und den jährlichen Gewinn gleichmäßig unter die Actien jolche bejtehen 229 theilte, die indes Loſe genannt werden, da noc immer jeder bräuberechtigte Bürger das Necht hatte, 6 Faſs Bier auszufchänfen, und die Reihenfolge durch das Los bejtimmt ward.

Im Jahre 1842 hatten mehrere Mitglieder des Bräuvorſtandes auf ihre Stellen rejigniert, und es wurde am 21. Auguſt des ge— nannten Jahres eine Neuwahl dieſes Borjtandes vorgenommen, wobei Leopold Schmid! Wr. 289, Johann Fitbogen Nr. 169, E ©. Schmid! Nr. 146, Alerander Schwab Nr. 186, Ignaz Schmid! Nr. 375, Ignaz Lenhard Nr. 87, Johann Schmid! Nr. 288, und Anton Lenhard Nr. 122 gewählt wurden. Der Bräu- vorjtand hatte alle Jahre eine Veränderung durchzumachen; im Jahre 1845 fungierte Ignaz Lenhard als Bräuverwalter, und wurde unter ihm die Bräuverwaltung, welche jeit dem Jahre 1842 aus 8 Mitgliedern bejtand, wieder auf 12 Mitglieder erhöht und bie Beitimmuna angenommen, daſs aus jedem Bräuviertl (Stadtviertl, Gäjsnerviertl, Neugejchreier-Viertl und Gründner-Viertl) je 3 Mit- glieder zu wählen jeien. Im Jahre 1848 am 30. October wurde Joſef Dittrich und am 30. October 1850 Wenzel Hadl als Bräuverwalter gewählt.

Das Bräuweſen nimmt von num an einen ungeahnten Auf- ſchwung, und wir werden dasjelbe mit den anderen Gewerben weiter verfolgen, die theil3 in Weipert noch florieren, theils wieder eingegangen jind und fajt alle in dieſer Periode ihren Ur— jprung nehmen.

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Wobltbätigkeits-Anftalter. T.

Franz Alerander u. Maria Anna Schmidl'ſche Spitals- ftiftung. Der Grund zu diefer Stiftung wurde von dem am 3: Augujt 1806 bier verjtorbenen Bürger und Handelsmann Franz Alerander Schmid! gelegt, indem er zufolge Zejtamentes vom ıl. Februar 1809 eine böhmijch = jtändige, Apercentige Aerarial- Dbligation per 500 fl. dazu beitimmte, daſs die abfallenden Zinſen zum Unterhalte derjenigen verlajjenen Ortsarmen, die bei Erkrankung in dem jogenannten Todtengräberhäust zu Weipert untergebracht werden müſſen, verwendet werden jollen. Zu demjelben Zwede vermacdhte auch die nach dem genannten Franz Alex. Schmid! binterbliebene Witwe Maria Anna Schmidl, geb. Bartl, welche ihrem Gatten am 1. Jänner 1815 im Tode nachgefolgt iſt, mittelit Tejtamentes vom 24. December 1814 aus ihrem Vermögen 3.000 ft. und traf noch die Verfügung, daſs, imfalle ihr Sohn Anton Schmid! finderlos jterben jollte, dejjen Bruder Alois von dem ihm zufallenden Erbtheile 1.000 fl. zur Vermehrung des von ihr auf ein Spital legierten Betrages zu erlegen habe, was auch im Monate Jänner 1828 gejchah.

Die vom Magiitrate mit Ende Juni 1828 abgejchlofjene Rechnung über das vereinte Kranz Alerander und Maria Anna Schmidl'ſche Spitaljtiftungswermögen zeigte, dajs Die urjprüng- lihen Gapitalien per 4.500 fl. W. W. durch den Zuwachs der Intereſſen bis auf 7.252 fl. W. W. vermehrt waren. Ueber dieje Stiftung wurde unter dem Bürgermeifter Janaız Wagner und dem Pfarrer Leopold Huſs am 24. September 1830 der Stiftsbrief ausgefertigt, welcher auch vom k. £. böhmischen Yandesgubernium in Prag am 3. December 1830 jeinem vollen Inhalte nach bejtätigt wurde.

Mittelit Kaufbriefes vom 15. Mai 1832 wurde das Wohn: haus NE. 49 nebjt einem Gartengrunde im Ausmaße von 4293), Duadratflaftern von dem Bejiter Joſef Kunz um 400 fl. erfauft, der Kauf vom Landesgubernium unterm 30. Juli 1832, 3. 13.252 bejtätigt und das Haus zu einem Spitale eingerichtet.

Bei dem Einbruchspiebitahle im hiefigen Rathhauſe (15. Sep— tember 1849) wurde aus der Spitalcafja auch ein Betrag von 43 fl. 34 fr. entwendet und mujste im Jahre 1850 die Abjchreibung diejes Be- trages veranlajst werden. Mit Beichlufs des Gemeindeausjchufjes vom 4. Mat 1869 wurde der brantragte Tauſch des Spitalgebäudes gegen die alte Pfarre (NE. 55) mit 1415 Quadratflaftern Grund, welcher Bei dem Wenzel Bart! gehörte, angenommen und demjelben noch S50 fl. aufgezahlt. Die beiverjeitigen Käufe wurden nod am 28. September vesjelben Jahres durchgeführt und verbüchert. Mit Schlujs des Jahres 1888 bejtand diefer Stiftungsfond außer dem Spitalgebäude in einer Staats-Obligation Nr. 52.095 im Werte von 4.050 fl. und einer Barcalja von 394 fl. 38 fr., zujammen 4.444 fl. 38 fr. Da nun für die Gemeinde das frühere alte Spital NE. 31 entbehrlich geworden war, jo wurde es auf Grund des Gemeindeausſchuſs-Beſchluſſes vom 1. April 1875 an Wenzel Hadl verkauft.

Zur Vermehrung des Schmidl’jhen Spitalfondes wurden 1889 von Carl G. Schmidl, ein Enfelfind der eingangs genannten GStifters, der namhafte Betrag von 5.000 fl. erlegt.

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Die Eduard Schmidl’fhe Stiftung nad dem am 21. December 1879 verjtorbenen Kaufmanne Eduard Schmid! (NE. 144), bejtehend in einer Sparcaſſa-Einlage von 694 Gulden 42 Kreuzern.

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Die Stiftung zur Unterjtüßung eines Blinden oder jonjtigen Prejshaften nach dem am 17. Jänner 1829 ver- Itorbenen Mühlenbeſitzer Joſef Heyd (NE. 154). Nach dem hinter- lajienen Zejtamente bejtimmte der Stifter von jeinem Vermögen ein Armencapital von 1.050 Gulden W. W. in der Art, „daſs ſolches durch Ihro Hochwürden unjern Seeljorger und Armenvater gegen hinlänglihe Sicherheit und Spercentige Zinjen und zwar nirgends anders als hier im Orte bei Privaten joll angelegt, und zwar bei der Armencalja in Empfang gebracht und die Zinjen alljährlich daſelbſt verrechnet werden, jo daſs die Zinjen von

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1.000 fl. immer das Aermſte aus der Heyd'ſchen, oder Sch wab’- ihen, Nittner’ hen oder Hütter'ſchen Freundſchaft nach Er- fenntnis der jedesmaligen Herren Ortsjeeljorger mit Einjtimmung des löblihen Magiltrats lebenslänglich beziehen, die Zinjen für die 50 Gulden aber der jevesmalige Armenvater oder Inſtituts— Rechnungsführer für feine Mühe und pünftliche Eintreibung der Zinſen jährlich vichtig erhalten joll. Dermalen aber jol nach ‚meinem Ableben die fait ganz blind gewordene Johanna Harniſch als erite Bezieherin und als Abjtämmling aus meiner Freundſchaft dieſe Intereſſen jährlich, jo lange jelbe lebt, beziehen, nach ihrem Abiterben aber meine Schweiter M. Anna Coyth, wenn fie dies jelbe überleben jollte, eintreten; und nach beiderjeits Ableben jteht alſo das Berechnungsrecht und die Beziehung der Intereſſen dem— jenigen zu, wie oben jchon ausdrücklich angedeutet wurde. Bei Abgang eines dürftigen Armen aus der Familie joll der Genufs diefer Spnterefjen dem Aermijten aus den hiefigen Inwohnern zus kommen.“

Durch dasſelbe Teſtament werden auch für Staffierung der Orgel in dem hieſigen Gotteshauſe 300 Gulden beſtimmt.

Der Stiftsbrief über dieſe Blindenſtiftung wurde erſt im Jahre 1835 ausgeſtellt. Gegenwärtig beſteht das Stiftungsver— mögen aus einer Staatsobligation im Werte von 400 Gulden; die Zinſen von dieſem Capitale bezieht gegenwärtig der Blinde namens Alois Heſs.

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Das Johanna Schubert’jche Yegat wurde von der am 11. Mai 1852 in Weipert verjtorbenen Bürgerswitwe Johanna Schubert, Beſitzerin der Wohnhäufer NE. 345 und NE. 31, mittelſt ihres am 18. November 1851 und unterm 30. December 1854 gerichtlich fundgemachten Tejtamentes errichtet. Diejes Tejta- ment enthielt folgende Legate: 100 fl. EM. auf Kundationsmefjen für ihren verjtorbenen Ehegatten; 35 fl. für eine neuntägige An- dacht zu Ehren der Mutter Gottes den Tag vor Maria-Geburt angefangen; 40 fl. für eine Predigt am St. Martinstage; 16 fl. für ein neues Weihrauchfajs; 30 fl. für heilige Mefjen ihres Bruders Johann Zlling, dejien Frau Roſalia und 2 Söhne Joſef und

Zu

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Eduard Alling; 20 fl. der hieſigen Pfarrkirche; 400 fl. für arme, nothleidende Hausarme; ihr zweites Haus NE. 31 zu einem Kranfenhauje und 60 fl. zur Anjchaffung von Büchern für arme Schulkinder. Gegenwärtig bejteht die Johanna Schu— bert’jche Stiftung in einer Staatsobligation Nr. 64070 im Werte von 500 fl. und einer Sparcafja-Einlage von 20 fl. 52 fr. Die Zinfen werden alljährlich von dem Stadtrathe im Einverjtändnifje mit dem Ortsfeelforger dem Willen der Stifterin gemäß an Orts— arme vertheilt. Das Spitalgebäude NE. 31 wurde jpäter an Wenzel Hadl verkauft. x

Der Franz Keil’fche Fond im DBetrage von 100 fl. Diefer Betrag wurde von dem Stifter, dem am 18. November 1886 bier verjtorbenen Rottocollectanten Kranz Keil aus NE. 134, eigentlich zu einem Krankenhauſe limitiert.

v1.

Die Kaifer Sojef I. SKranfenhaus-Stiftung, welche mit Bejchlujs des Gemeindeausſchuſſes vom 18. November 1880 anläjslidy der veranjtalteten Feier zum Gedächtnifje der vor 100 Jahren erfolgten Thronbejteigung des Volfsfaijers in's Leben gerufen wurde. Zu dem Gründungsfonde von 1000 fl. werden alljährlich aus den Stadtrenten 800 fl. hinzugelegt, jo daſs dieſer Fond (ebenfalle mit Schlujs des Jahres 1888) 2906 fl. 29 Er. beträgt. Zu diefem Sonde jind außerdem noch einbezogen: ber Sohanna Schubert’jche Fond, welcher zu Armen und Kranken— hauszweden bejtimmt war, im Betrage von 728 fl. 48 fr.; weiter der im Jahre 1876 ebenfalls zu einem Kranken- oder Siechenhaus erlegte Betrag in der Höhe von 220 fl. 99 fr. Demnach bejteht dieje Kaiſer Joſef II. Kranfenhaus-Stiftung aus einem fruchtbrin- gend angelegten Betrage von 3855 fl. 76 Er.

VL.

Der Wenzel %. Schmidl’jhe Fond, bejtehend aus einem Staatslofe vom Jahre 1860 (Serie 9083, Gewinn Nr. 7) im Nominalwerte von 500 fl. Die Zinjen jollen alljährlich zu Weihnachten von dem Stadtrathe mit dem Ortsjeelforger an Ortsarme vertheilt

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werden. Diejes Legat wurde am 9. Jänner 1886 von einem Un- genannten in Wien dem Bürgermeijteramte in Weipert übermittelt. Später jedoch wurde der Stifter befannt; es war dies der Bürger und Fabrikant Wenzel L. Schmidl aus NE. 403.

vm.

Die Kaifer Kranz Joſef T. Stiftung, welche vom Gemeindeausſchuſſe im Jahre 1888 anläjslich des vierzigjäbrigen Regierungsjubiläums Sr. Majeftät des regierenden Kaiſers (2. De- cember 1848— 1888) mit einem Gründungscapitale von 1000 ft. fundiert wurde.

IX.

Das Bohl’ihe Krankenhaus iſt em ehrendes umd bleibendes Denkmal, das die Namen der Stifter durch Jahrhunderte hin der Nachwelt erhalten wird. Schon vor Jahren hatten die drei Brüder Franz, Joſef und Anton Pohl, vormals Inhaber ber Strumpf= und Wirfwarenfabrif „Franz Pohl's Söhne,” aus eigenem edlen Herzensprange bejchlojjen, in ihrer VBaterjtadt Weipert ein Kranfenhaus zu erbauen, und diejes der Stadtgemeinde zur Benützung zu übergeben. Da nun der Ältere Bruder Franz ge ſtorben war, fehritten die beiden anderen Brüder Joſef und Anton Pohl zur Ausführung diejes Planes, indem diejelden am 11. April 1888 dem hieſigen Stadtrathe ihre diesbezügliche Willenserflärung abgaben. Die Fundation diefer Stiftung ward ſowohl von Seite der Gemeinde, wie der ganzen Bevölkerung freudigit aufgenommen und den Spendern der gebürende Danf gegollt. Der Bau diejes Spitald wurde noch im Herbſte des genannten Jahres unter Leis tung des Wirner Baumeijters Sweréna, der während des Baues in Weipert wohnte, begonnen und ſteht deſſen Vollendung und die Uebergabe dieſes monumentalen Gebäudes, deſſen Herjtellungs- fojten jich auf 30.000 fl. ſtellen dürften, an die Gemeinde in kurzer Zeit bevor.

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Wereine.

Das BVereinswejen fand in früherer Zeit noch jehr wenig Pflege, da es von der Regierung nicht nur nicht unterjtüßt, jondern gerade: zu unterdrüct wurde. Wohl gab es ein ausgebreitetes Genojjen- ſchaftsweſen, Knappſchaften und geiſtliche Bruderjchaften, deren Wirfungsfreis in jogenannten Genojjenjchafts-Artifeln oder Funda— tions-njtrumenten, Ähnlich den heutigen Vereinsjtatuten, umjchrieben war; die Gründung von Vereinen aber, welche die Jörderung des gejelligen Lebens, die Verbreitung wiljenjchaftlicher Kenntnijje, der Humanität und der Aufklärung bezweden, fällt vorzugsweiſe in die zweite Hälfte diejes Jahrhunderts, in welcher Zeit auch am 15. November 1865 ein eigenes Bereinsgejeg in Wirfjamfeit trat.

Wenn wir von den Genojjenjchaften, den Bruderladen und geijt- lichen Bruderjchaften des XVII und XVII. Jahrhunderts abjehen, jo kann mit vollem Rechte die ehemals hier bejtandene Schützen ge— ſellſchaft als der ältejte Verein Weipert3 angejehen werden ;.denn wir finden, daſs jchon im Jahre 1694 bei Ergreifung von vier Bagabunden, die bei Georg Caſpar Spindler eingebrochen waren, zwanzig „bürgerlihde Schüßen“ zur Bewahung der Strolhe und zu deren Ablieferung nah Joahimsthal behilflich waren. Während der jchweren Jahre des jiebenjährigen Krieges, welcher aud der Stadt Weipert große Opfer auferlegt hatte, mag dieje Corporation jih aufgelöst haben, da wir nach dem jahre 1751 von einer wei- teren Wirkſamkeit derjelben feine Spur mehr finden fünnen. Erſt im Sahre 1806 finden wir in Urkunden, daſs ſich wieder eine Schützengeſellſchaft aus Büchjenmacher-Gejellen, Landwehr: und jonjtigen jungen Leuten gebildet hatte, welche jich im Schießen übten, joviel als möglich gleichförmig jich adjuftierten und auch bei Kirchenfeierlichfeiten und jonjtigen fejtlichen Gelegenheiten en parade ausrücdten. Ob die Gejellichaft privilegiert war, ijt nirgends er- jichtlich; doch it noch ein Einladungsjchreiben vorhanden, wodurch der Verein vom Schüßenhauptmanne der privilegierten Schüßenge- jellihaft in Joahimsthal zu einem Preisſchießen eingeladen wird und zwar „zur Ehre, Aufmunterung und Uebung der Land— wehr im Elbogner Kreiſe“, wobei das Beite in 50 fl. Bankozettel,

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309 einer Figur und einer Fahne bejtand. Wegen Mangel eines Schieß— hauſes, wohl auch wegen der Hinderniſſe, die der Geſellſchaft feitens der Behörden entgegengeitellt wurden, [öste jich diejelbe im Jahre 1810 wieder auf.

Erjt im Jahre 1816 wurde vorzüglich über Anregung des damaligen k. k. Inſpections-Majors Plahesfy eine neue Schüßen- gefellichaft und zwar nur aus Bürgern gegründet, welche auch vom Kaifer Kranz privilegiert wurde.. Es waren urjprünglich 30 Mit- glieder, deren Zahl jich indes bald vergrößerte. Schütenvorjteher war Major Plachetzky, Hauptmann Johann Schmidl, Ober: lieutenant Wenzel Schmidl, Oberjäger Johann Fitbogen. Die Adjujtierung bejtand in einem grünen Frack mit weißen Knöpfen und Schwarzen Sammtaufjchlägen, in anliegenden Nanking-Bein— Kleidern, Kappenitiefeln, ſchwarzem dreieckigen Hut mit grünem Feder— bujch, die Bewaffnung in Kugelſtutzen und einem Säbel in Lederſcheide.

Ein Schießhaus wurde bei den damaligen Fleiſchbänken in. der Nähe des ehemaligen Rathhauſes (NE. 137) erbaut und auch eine Sahne angejchafft, bei deren Einweihung die Frauen Thereſia Schwab, Therefia Seidl und Therefia Schmid! Bathinnen waren. Dieſe Fahne wurde bis zum Jahre 1868 auch noch von dem jebigen privilegierten Schüßencorps benüßt und wird gegen- wärtig zum Andenfen in der Kirche aufbewahrt. Nach der jpäter erfolgten Nejignation des Johann und Wenzel Schmid! traten Johann Kreuzig als Hauptmann und Johann Fitbogen als Dberlieutenant an deren Stelle. Zahnenträger war Joh. Schmid! aus NE. 351.

Infolge der Zwiltigfeiten mit den Anrainern wegen Gefähr- lichkeit dev Schujslinie wurde das Schießhaus im Jahre 1825 in den Zinnbujch (in die Nähe des Hauſes NE. 13) verlegt. Das- elbe war einjtöcdig und bejtand ganz aus Fachwerk. Der erite Stock enthielt die Schießräume und war ausſchließlich für die Schützen rejerviert, während im PBarterre zur Zeit der Schieß—

‚übungen Bier gejchänft wurde. Im Jahre 1828 löste jich die Ge— jelljchaft wiever auf, worauf das Schießhaus verkauft und abgeriljen wurde. Später bildete ſich wieder ein Schüßencorps, deſſen Ge- Ihichte wir in einem ſpäteren Zeitraume verfolgen werben,

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Werkebrswefen.

Der Verkehr unferer Stadt bis zu den nächiten Aerarialſtraßen war beinahe bis zu Ende unſeres Zeitabjchnittes ein ungemein "es jchwerlicher, denn für die Verbefferung der grundloſen Wege wurde fait nichts gethan. Bei der großen Zerlegenheit des Ortes und den geringen Einfünften der Stadt war es diefer unmöglich, die vielen Berbindungswege imjtande zu halten, und auch die Herrſchaft Preßnitz, durch deren Beſitz der Hauptverfehr von Weipert führte, dachte nicht an die Heritelung fahrbarer Straßen, bis endlich die Gräfin Gabriela von Buquoy auch in diejer Des ziehung die Wohlthäterin unferes Gebirges wurde.

Der alte Bass über die Wolfsjchmiede einestheils und der Weg vorüber an der Todtenfirche bis zur Vereinigung beim weißen Hirſchen anderntheils mag bis in die Zeit Maria Therejia der Hauptweg nah Komotau und Kaaden gewejen fein, bis er Schließlich unfahrbar geworden und mit dem Cintritte der neuen Zollordnung mit Warentransport nicht mehr befahren werden durfte, da er beim „weißen Hirſchen“ jächjiiches Gebiet berührte. Es wurde num vorzüglich der wohl ſchon früher geöffnete, von ver Jungfern: gafje aus direct nah Pleil führende Weg benüßt, der bei dem Haufe Ar. 99 (Wenzel Morgenstern) vorbeigieng, aber jehr Ihmal und ebenfalls in jchlechtem ZJujtande war. Beim „grünen Kreuze” vereinigten jich mit dieſem Wege noch verichiedene Neben- wege, die theils aus dem Stapdttheile Grund über den Hübel, theils aus dem Tempel dahinführten.

Der Zug des alten Weges nah Joachimsthal it in Weipert noch genau zu erfennen, während jener nah Anna: berg jo ziemlich der Richtung der jeßigen Straße bis zum be Itandenen Chauſſeehauſe folgte, von da über den Lerchenhügel nad) dem oberen Theile von Kleinrüdferswalde ablenfte und bei dem damals noch bejtandenen Galgen vorbei in die große Kirchen: gafje in Annaberg einmündete. Schon im Jahre 1597 führte über den Grenzbach beim Zollamte eine jteinerne Brüde. Diefe wurde 1717 abgetragen und neu gebaut, wozu die Gemeinde 34 fl. 55 fr. 41/, Pf. beizutragen hatte. Ihres jchlechten Zuſtandes wegen

all wurde auch diefe 1832 beim Straßenbau abgetragen und durch die jetst bejtehende Brüde eriebt.

Erſt im Jahre 1832 jollte Weipert die Wohlthat einer ordent- lichen Straße fennen lernen, denn im Jahre 1830 wurde der Bau der Straße von Annaberg über Weipert nad Karlsbad be- gonnen und im Jahre 1832 beendet. Bei der Anlage diejer Straße musste der alte bejtandene Hohlweg von der Grenzbrüde an bis zum alten Malzhauſe NE. 171 ausgejchüttet werden, wodurch ein- zelne Häufer, wie NE. 303, 304, 293, 147 und 145, unter das Straßen-Niveau zu liegen famen. Wortheilhafter für unjern Ort wäre allerdings eine Straße nah Komotau gewejen, wohin wir bauptjächlich mit unjerem Verkehr angewieſen jind. Da indes die Gräfin Buquoy in den Jahren 1833—1835 die Straßen eines— theils von Preßnitz nah Sonnenberg, anderntheils über Schmiedeberg bis zur Yaurmühle hatte bauen lafjen, jo fonnte doch dem grundlojen Wege über PBleil nah Preßnitz dadurch) ausgewichen werden, dajs man über Schlößl und Schmiedeberg fuhr. Vorher jchon hatte die Gräfin im Jahre 1823 die Straße von Preßnitz nah Kretiham gebaut, die im Sabre 1846 bis Laucha fortgeführt wurde, jo daſs auch in der Richtung nah Kaaden eine bejjere Kommunication eintrat, die für Weipert noch verbejjert wurde, als im Jahre 1847 die Straße von Schmiedeberg über Oberhals und Kupferberg durd diefelbe edle Frau hergejtellt worden war. Endlich wurde auch die direete Verbindung mit Preßnitz bewerfitelligt, indem im Jahre 1850 die Anſchluſsſtrecke der jeßigen Bezirksſtraße von der hieſigen Pfarrkirche bis zur hervichaftlichen Waldung, bis wohin die Straße von Preßnitz aus von der Herrichaft ſchon gebaut war, auf Kojten der Gemeinde um den Betrag von 2400 fl. EM. vollendet wurde, wozu einen Theil die Baugejellichaft beijteuerte und das Uebrige aus dem erzgebirg’schen Unterjtügungsfonde bewilligt wurde ; ein Theil hievon wurde jedoch jpäter wieder zurücgezahlt, da mit Gubernial-Decret vom 15. April 1847, 3. 19.206, und vom 22. Juli, 3. 43.781, eine Staatsjubvention von 2.600 jl. für den Pregnig-Weiperter Straßenbau bewilligt worden war.

Dieje Strede iſt 480 Wiener Klafter lang, 4 Klafter breit,

312 wurde 1852 als Bezirksitraße übernommen und jeither von der Bezirksvertretung unterhalten. Wie jchon früher erwähnt, war dieje Straßenſtrecke Schon im Nothjahre 1843 in Angriff genommen und jollte damals durch die Jungferngaſſe in der Richtung des alten Weges nad) dem grünen Kreuze geführt werden; doch jeheiterte diejes Project an der Hartnäcigfeit einiger dortiger Anrainer, umd es musste infolge deſſen der Bau eingejtelt werden. Die Eng: berzigfeit dieſer jonst geachteten Männer hat der Jungferngafje einen ſchlechten Dienſt erwiejen, denn jie ijt jeit dieſer Zeit verkehrslos. Auch im Innern der Stadt wurde für die Beſſerung der Wege nun mehr gethan und namentlich im Jahre 1843 die Gründner Straße um 148 fl. EM. hergeſtellt.

Set, wo das Dampfrojs unſere Stadt durchbraust, uns jelbjt und die Erzeugnifje unjerer Induſtrie im Kluge in die entfernteiten Gegenden führt, wo gute Straßen ung mit unjeren Nachbarorten verbinden, wo es faum mehr vorkommt, dajs Jemand zu Fuße nad) Komdtau, vielweniger nach ‘Prag geht, haben wohl nur alte Leute einen Begriff von dem außerordentlichen Bejchwerden, mit welchen in früheren Zeiten das Reifen und der Gütertransport in unjerer Gegend verbunden waren. Indes war, wie wir jchon bemerft haben, die Gewerbsthätigkeit in Weipert bis zu Anfang des vorigen Sahrhunderts nur eine geringe. Bloß der Getreidehandel nad) Sachſen wurde jeit Ende des 3Ojährigen Krieges jchwunghaft be— trieben. Das Fuhrweſen hatte jich zu einem eigenen Erwerbszweige berausgebildet, der neben dem Bergbau die einzige Duelle der Wohlhabenheit Einzelner gewejen zu fein jcheint. Wir finden aus jener Zeit mehrere genannt, die Gejpanne mit 4, auch 6 Pferden fortwährend bejchäftigten. Durch dieſe Getreivefuhren wurden nun auch vie übrigen Bedürfniſſe des Ortes von auswärts herbeigejchafft.

Als jedoch die Induſtrie in unferer Stadt feſte Wurzel gefajst hatte, als die Spitzenhändler anfiengen, ihre Waren auf die Märkte nah Prag, Brünn und Wien zu bringen, als die Büchjenmacher ihre Gewehre verfrachteten und ihren Stahlbevdarf aus Steiermark beziehen mujsten, als endlich die Opiumbrennerei für ihr Product Abſatz in der Lin zer Schafwollwarenfabrif fand und der Getreidehandel nachließ, entjtanden aus den Getreidefuhrleuten Frachtgüterfuhrleute,

die einestheils die hieſigen Erzeugniſſe verfrachteten und allerlei Güter für Weipert und fir Sacdjen zurücbrachten, anderntheils ihre Gefpanne von Ungarn und Oeſterreich aus gleich nach Frank jurt, Lüneburg und den übrigen deutjhen Handelsplätzen gehen ließen, jo dajs dieſelben oft ein ganzes Jahr nicht nach Haufe famen. Es war damals die Slanzzeit des Fuhrweſens, da in den Straßemwirtshbäufern ein Großknecht mehr galt, als mancher vor- nehme Reiſende. Wenn ev mit jeinem Vier- oder Sechsſpänner vorgefahren war, legte er die Peitjche nieder, und jeine Unterge- ordneten und die Hausfnechte übernahmen die weitere Bejorgung jeiner Pferde und die Ueberwachung des Gutes. Die Beföftigung in den Gajthäufern war für alle anweſenden Fuhrleute eine ge— meinjame und bie die „Meaulzeche”, die bei billigem Preiſe jehr reichhaltig und für alle gleich war. Gewöhnlich bejtand fie im Nachtlager, gleich nach der Ankunft in einem Imbiſs aus Kaffee, Butterbrot und Schnaps, zum Nachtmahle aus Suppe, drei bis viererlei Braten und diverjen Gemüſen, zum Frühſtück aus Kaffee und Weißbrot. Außerdem erhielt jeder Fuhrmann das „Stangen: brot“, bejtehend aus Brot und diverjen Braten, mit auf den Weg. War mit dem Wirte abgerechnet, jo machte diefer mit dev Kreide einen Kreis auf ven Tijch, das jogenannte „Loch“, in welches nun jeder 3 fr. W. W. damals ein Böhm als Schlafgeld zahlte. Wenn dieſes Gajthausleben Manchen beneidenswert jcheinen mag, jo gönnte man es diejen Leuten doch vom Herzen, wenn man jie auf der Straße bei jchlechten Wetter oder auf grundlojen Wegen hatte arbeiten jehen.

Als Beſitzer jolcher Frachtgeſchirre werden uns in der erjten Hälfte unſeres Zeitabjchnittes genannt: Xaver Schönland, der mit 4 Pferden meiſt nach -Yinz fuhr, Johann Bartl, ver das Dieeltflorhaus NE. 6 beſaß und deſſen gleichnamiger Sohn, der einen ausgebreiteten Handel trieb und Inneberger Stahl, Soblen- (leder und Wein aus Dejterreih und Ungarn holte, welch leisteren er in feinem Haufe Nr. 144 ausjchänkte. Auch Norbert Seidl Ihänkte in jeinem Haufe, dem jeßigen Rathhauſe (Nr. 148) Mein, und beide Locale waren von Annaberg aus zahlreich bejucht. Auch die Bejiger des Fleiſcherhannshofes (Mr. 42) trieben von jeher '

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Fuhrwerk, wie auch ein Sohn aus diefem Hofe, Johann Alling, ter das Haus Ar. 33 auf dem Hübel gebaut hatte. Er hatte die Tochter des Malers Egermann, ver früher in Weipert anfällig, dann aber nah Kaaden gezogen war, zur Frau, die nach feinem Tode das Gejchäft Fort betrieb und gewöhnlich nur die „Malers- frau” genannt wurde, wovon der Name Maler auf ihr Haus umd ihre Kinder übergieng. Daher auch die heutigen Benennungen: „Pas Malerhaus, dev Malerhannes” u. j. w.

Ein anderer Großfrächter war Anten Zahm (Nr. 191), deſſen gleichnamiger Sohn fpäter das Geſchäft derart ausbreitete, dajs jeine Gejchirre theils auswärts das ganze Jahr unterwegs waren, theils Tabak, Feuerſchwamm u. ſ. w. aus Ungarn über Meipert nah Wiejenthal und Umgegend ausführten. Er richtete in jpäterer Zeit auch regelmäßige Frachtfuhren ein, die wöchentlich eine auch zweimal mit den hieſigen Erzeugnifien nach Prag abgiengen, worin indes Wenzel Schwab und Philipp Kraft mit ihm con- currierten. In der erjten Zeit reisten die Gewerbetreibenden Wei- pertS gewöhnlich mit dem Frachtwagen, auf dem jte ihre Waren verladen hatten, häufig aber legten jie ven Weg bis Prag und jelbjt bis Brünn zufuße zurück, oft mit dem Ranzen auf dem Rüden. Später famen die fogenannten Eteierwägen auf, die den Perjonen- verfehr theils bis Komotau vermittelten, von wo aus Anton Thum aus Udwitz jeden Dienstag in der Woche nicht nur mit Krachtwägen, jondern auch mit Steier- und jpäter mit Stellmwägen nah Prag fuhr, welche Gelegenheit noch in den 1860er Fahren faſt ausjchliejlich benüßt wurde, da nur wenige ſich den Luxus des theueren Eilwagens von Komotau ab gönnen fonnten.

So zeitraubend und anjtrengend auch in früheren Zeiten ſolche Reifen waren, jo hört man doch noch von alten Yeuten mit Be— geilterung von deren Gemüthlichkeit jprechen und unzählige Anec- doten erzählen. Und in der That, jie waren ganz dazu angethan, gerade die jtrebjamiten Leute eines weiten Umkreiſes einander zu nähern und die verjchievenartigiten Gejchäftsleute innig zu be— freunden,

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315 Der Poltverkebr in Weipert datiert wohl hauptjächlich erit aus den Zeiten der Kaiſerin Marta Therejia, da wir aus früheren Zeiten Feinerlet Andeutungen dar— über finden. Der amtliche Verkehr des hiefigen Magiftrates mit dem Kreisamte in Elbogen, dem Oberamte zu Joachimsthal u. a. wurde mitteljt eigener Kreisboten bewerfitelligt. Erſt im Jahre 1782 wurde dem biejigen Spitenhändler Rupert Schmid! (NE. 58) mitteljt Decvet des Oberft-Hofpoitamtes zu Wien vom 18. Auguft eine Filial-Poſtmeiſterſtelle in Weipert verliehen und von der Zeit an ein Bote mit den hier aufgegebenen Briefen wöchentlich, einmal nah Saaz geſchickt, der von dort die für Weipert be- jtimmten Briefe zurücbvachte. Gelder und jonjtige Wertjendungen mujsten noch von dem Adrefjaten von Karlsbad abgeholt werden. Im Jahre 1783 hatte das f. k. Filial-Poſtamt Weipert einen vegulierten Botenlohn von jährlichen 252 fl. bezogen, wofür es verhalten war, fir die Beförderung der Briefe einen eigenen Boten zu unterhalten. Rupert Schmidl hatte 1787 das jeßige Pojthaus NE. 309 erbaut, die Poſt dahin verlegt und jtarb am 5. Juli des folgenden Jahres im 53. Lebensjahre als erjter Poſtmeiſter von MWeipert. Nach feinem Tode wurde das Bojtamt an dejfen Witwe Grescentia und 1806 an deren Sohn Wenzel Schmidl übertragen. Diefer legte den Eid als k. k. Briefjammler von Weipert ab, und der rajtlojen Thätigfeit dieſes Mannes hat es Weipert vor- züglich zu danken, daſs endlich auch im Poſtverkehre eine Beſſerung eintrat. Der Bojtverfehr war noch in den erjten Jahren ein kaum nennenswerter; dies beweijet, dafs im Jahre 1794 im Februar 21 Briefe nad) Saaz und 31 Briefe von dort nad Weipert, im März 43 Briefe nach Saaz und 29 Briefe von dort nad MWeipert, im April 31 Briefe nad Saaz und 43 Briefe von dort nah Weipert; im Jahre 1806 im Mai 13 Briefe nach Saaz und 40 Briefe von dort nah Weipert, im Juni 15 Briefe nah Saaz und 41 Briefe von dort nad) MWeipert, im Juli 24 Briefe nah Saaz und 45 Briefe von dort nah Weipert; im Sabre 1811 im Mai 32 Briefe nah Saaz und 28 Briefe von dort nah Weipert, im Juni 24 Briefe nah Saaz und 29 Briefe von dort nah Weipert und im Juli 29 Briefe nad) Saaz und

33 Briefe von dort nah Weipert zu befördern waren. Mit Rück jicht auf das geringe Einfommen der damaligen Bojtmeilter find wohl die Pojtpatente vom 16. December 1748, vom 8. Februar 1772, und vom 13. December 1780, nach welchem die Pojtbe- dienjteten von jeglicher Meilitär-Einquertierung befreit waren, nur gerechtfertigt, und wurde auch eine diesbezügliche Beſchwerde der hieſigen Briefjammlerin Grescentia Schmid! mit Erlajs vom 18. September 1790 zu ihren Gunjten entjchieden. Mit Hofdeeret vom 29. November 1788 wurde den Pojtitationen mit Ausſchluſs aller anderen Barteien der Gebrauch des Poſthorns vorbehalten. Wegen unausweichlichen Staatserfordernifjen, und um auch das Pojtgefälle zu einem ergiebigeren Ertrage zu bringen, wurde unter Kaifer Franz 11. mit Patent vom 8. October 1807 das Briefporto erhöht, demzufolge vom 15. November an für einfache, 1, Loth nicht überjteigende Briefe jtatt 6 fr. nunmehr 8 fr. bei der Auf: und ebenjoviel bei der Abgabe zu entrichten waren. Das Porto für Briefe aus fremden Ländern oder dahin jtieg von 12 fr. auf 16 fr.; in eben demjelben Verhältniſſe jtieg auch das tarifmäßige Torto bei Briefen und Paketen von größerem Gewichte,

Die Erhöhnmg des Botenlohnes von 51 fl. 12 fr. auf jähr- lihe 100 fl. wurde mit Decret vom 3. September 1807 bewilligt und dem Pojtmeifter Wenzel Schmid! mit Hofderret vom 22. November 1808 für die Beförderung der zollämtlichen Correſpondenz der Srenzollämter Weipert, Wiejenthal, Schmiedeberg und Preßnitz und für tie Oberauffichts-Bojtierung in Stolzenhan eine jährliche Gehaltsaufbejlerung von 15 fl. angewiejen. Mit dem Jahre 1311 wurde die Botenpojt nah Saaz aufgelafjen und eine wöchentlich zweimalige Beförderung der Briefe nah Kaaden an— geordnet, aus welchem Grunde der frühere Gehalt von 252 fl. auf, 400 Fl. (einschließlich der Beförderung der erwähnten Exoffo- Briefe) erhöht wurde. Wieverholt hatte Wenzel Schmid bei der k. k. Oberjt-Hofpoftverwaltung in Wien um Errichtung einer ſelbſt— jtändigen fahrenden Poſt für Weipert nachgefucht, welche Gefuche jedoch unter der Begründung abgewiejen wurden, weil jich biejelbe weder binfichtlih der ausländischen noch der inländischen Corre— jpondenz als nothwendig darftellt, indem in erfter Hinficht ohnehin.

für die Beförderung der ſächſiſchen Correſpondenz nach Karlsbad während der @urzeit eine eigene Briefpojtverbindung zwiſchen Karlsbad und Sächſiſch-Annaberg beſteht, und hinjichtlich der Eorrejpondenz mit dem Inlande die zu Weipert aufgeitellte Brief- poſt die nämlichen Dienjte einer wirklichen Poſtſtation leiſtet, abge- jehen davon, daſs die Erweiterung der Pojt zu Weipert jtatt der bis jeßt (1818) bejtchenden Brieferpedition durch Poſtboten dem Aerar nur noch mehr Kojten verunjachen würde. Es jei biebei be- merft, daſs das hohe Aerar von der hieſigen Poſtſtation im Jahre 1820 einen Nußen von jährlichen 210 fl. hatte. Gleichwohl dauerte es noch bis zum Jahre 1855, wo die Weiperter Brieffammlung zu einer Fartierenden erhoben und nah Sebajtiansberg, jtatt wie bisher nah Kaaden, angewiejen. wurde. Dev rührigen und un- verzagten Thätigfeit des Poſtmeiſtes Schmid! gelang es, daſs Ihon im nächjten Jahre (1834) mittelft Hoffammer-Decretes vom 3. Juni die Aufitellung eines Poſt-Relais zu Schlößl (Böhmiſch— Hammer) für Extrapoſt-Reiſende bewilligt und er als Poſt-Relais— halter bejtätigt wurde. Dieje Relats-Stat:on wurde mit dem 10. Suli 1842 aufgehoben und nad) Weipert verlegt, wo bereits dom 1. Juni 1836 an der jelbjtändigen mit der Poſtſtation zu Se— bajtiansberg in unmittelbarer Botenpojtverbindung jtehenden Brief— jammlung in Weipert die Bejorgung des Fahrpoſtdienſtes übertragen ward. Vom Jahre 1836 wurde die Poſtſtation Weipert dem Inſpectionsbezirke Karlsbad, 1839 dem Bezirke zu Teplig und vom 1. Juni 1549 abermals dem eriteren Inſpectionsbezirke zugewiejen.

Bisher hatte man bei poftämtlichen Ausfertigungen jich noch feiner Stampiglien bedient; dieſe wurden erit im Jahre 1838 einge- führt, und mujsten alle Rojtämter und Brieffammlungen bis zum 1. Mai 1839 hiermit verjehen fein. Die Stampiglien mujsten jchon damals außer dem Namen des Poltortes auch das Datum der Auf- und Abgabszeit enthalten.

Da die Zahl der über Annaberg, Weipert, Joachims- thal und Karlsbad durchreijenden Kurgälte ſich von Jahr zu Jahr jteigerte, jo wurde am 51. Mai 1837 zwijchen dem Poſt— meijter Reiche-Eijenjtud aus Annaberg, dem hiejigen Poſt—

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meijter Wenzel Schmid! und dem Joachimsthaler Pojthalter Macaſy ein Gejellichaftscontract über eine zu errichtende Gejell- ihafts-Wagenfahrt in der bezeichneten Route AnnabergsKarls- bad (und retour) abgejchlofjen. Als Fahrpreiſe per Perſon wurden fejtgejtellt: von Annaberg nah Karlsbad (61/, Meile) 2 ft. 21 kr. = 1 Th. 16 Gr. PB. E&.); von Weipert nach Karls: bad (5 Meilen) 1 fl. 30 fr.; von Schlößl nah Karlsbad (5 Meilen) 1 fl. 21 fi. und von Joachimsthal nah Karlsbad (21/, Meilen) 45 fr. EM. Diefe Malle und Eilmagenfahrten von Annaberg über Weipert nad) Karlsbad, welche mit 17. Juni 1837 ihren Anfang genommen hatten, bejtanden bis zur Eröffnung der hiejigen Eijenbahn im Jahre 1872.

Bom 1. Jänner 1845 trat auch zufolge Decretes der Oberit- Hojpoitverwaltung vom 6. November 1844 zwilchen Weipert und Joachimsthal eine wöchentlich zweimalige Botenpoft ins Lebın, und wurde mitteljt Verordnung vom 25. Feber 1845 in Weipert ein jelbjtändiges Poſtamt errichtet. Der betreffende Dienjtvertrag wurde mit dem zum Bojtmeijter ernannten Wenzel Schmidl am 3. April abgejchloffen und vom f. F. böhmischen Yandesgubernium unterm 7. Mai bejtätigt

Den Bojtbotendienjt nah Saaz, jpäter nah Kaaden und Sebajtiansberg hatte durch eine Reihe von Jahren Kranz Hau— jtein verjehen. Am 9. Juli 1848 vormittags 11 Uhr wurde der- jelbe zwilchen Brepniß und Sebajtiansberg von 3 Räubern angefallen, welche ihm 5 Geldbriefe im Werte von 550 fl. und 5 Stück Briefpofipafete abnahmen; die dabei befindlichen Preßnitzer Poſtſtücke (0 Stüf im Werte von 263 fl.) hat der An: gefallene den Räubern noch entrijfen und gerettet. Wegen Begeg— nung eines weiteren Anfalles wurde dem Briefboten Hauſtein von der Zeit an ein Begleiter beigegeben.

Durch die Einführung der Fahrpoſt nah Sebaſtiansberg und Soahimsthal hatte Weipert 1848 bereits eine jechsmalige Gartierungsverbindung mit Prag erhalten, denn durd Oberſt-Hof— poftverwaltungsdecret vom 9. Augujt wurde mit Bojtmeilter Wenzel Schmidl am 6. September ein Vertrag abgejchlojjen, daſs diejer gegen ein jährliches Pauſchale von 480 fl. wöchentlich eine vier-

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malige Botenfahrpoft zwijchen Weipert-Preßnitz-Sebaſtians— berg und eine zweimalige Botenfahrpojt über Joahimsthal nad Karlsbad unterhalte. Die Poſt nah Sebajtiansberg gieng vom 16. September angefangen an den 4 Tagen: Dienstag, Mitt- woch, Freitag und Samstag vormittagg um 10 Uhr hier ab und traf von dort um 4 Uhr 45 Min. nachmittags hier ein; die Poſt nad) Karlsbad wurde an jedem Sonntag und Mittwoch befördert. Später wurde auch dieſe Botenfahrpojt auf alle Tage der Woche ausgedehnt.

Die Beforgung der vermehrten Poſtgeſchäfte machte nunmehr aud die Vermehrung der Arbeitskräfte erforderlich, und es wurde Poſtmeiſter Schmid! zur Aufnahme von Praftifanten ermächtigt. Am 1. September 1849 trat als jolcher jein Sohn Rudolf ein, welcher auch jchon 1852 die jelbftändige Yeitung der Poſt über: nahm. Rojtmeijter Wenzel Schmidl jtarb am 1. October 1857 in jeinem 74. Lebensjahre. Mit der Eröffnung der Eijenbahn (1872) trat allerdings eine große Umänderung in der hiejigen Pot ein; die Kahrpojtverbindung nach Sebajtiansberg-Komotau wurde eingejtellt und blieb eine jolhe nur noch mit Preßnitz durch einige Jahre aufrecht, bis auch dieſe aufgelajlen wurde. Durd) das mächtige Aufjtreben einer verjchtedenartigen Induſtrie und duch den biedurch gejteigerten Verkehr hat jich auch das Poſt— amt Weipert unter dem vormaligen Bojtmeijter Rudolf Schmid! jo gehoben, daſs es zu den bebeutenden Bojtanjtalten Böhmens mit gezählt werden fonnte. Im Jahre 1887 wurden bier jchon 62.108 Fahrpojtiendungen aufgegeben. Trotzdem Poſtmeiſter Rudolf Schmid! alles Mögliche that, um den Anfprüchen, die man an eine gut eingerichtete Pojt der Jetztzeit angemeſſen erheben kann, zu genügen, jo evwiejen ſich immerhin die Poſtamtslocale als unzu— veichend für den frequenten Verkehr, weshalb über Anregung des hier bejtehenden Handelsgremiums jich der Staat veranlajst jah, das Poſtamt Weipert in Startsregie zu übernehmen. Dieſes Faijerliche (itaatlihe) Poitamt wurde in den Localitäten des hieſigen Bahnhofgebäudes activiert und mit 1. November 1839 eröffnet. Das hieſige Pojtamt ward alſo durch 107 Jahre von der Familie Schmid! geleitet. Das f. f. Bojtamt in Weipert it jegt

zur Annahme und zu Auszahlungen von gewöhnlichen Poſtanwei— jungen bis zum Betrage von 1000 Fl. im internen Verkehre mit den zur Vermittlung von größeeren Bojtanweilungen berufenen k.k. Bojtämtern ermächtigt. Nach Wien kann diejes Poſtamt gewöhn— liche Poſtanweiſungen bis 5000 fl. annehmen.

Die Telegraphen- Station wurde gleichfalls vom ges wejenen Bojtamtsgebäude noch dem Bahnhofe verlegt. Nur . die Fahrpoſt nach Joachimsthal bleibt dem gewejenen Pojtmeijter Rud. Schmid! überlajjen, der dieſes Recht jedoch an jeine Tochter Emma abtrat, die auch den betreffenden Dienjteiv abgelegt bat.

Bei dem Pojtamte in Weipert waren auch jeit den 1850er Jahren eigene Boiterpeditoren angejtelt. Als erjten finden wir Wistozil angeführt, dem jpäter Franz Schröter, Anton Grüne dig und PVincenz Müller folgten. Diefer Lebtgenannte, ein Bru- der der Färbermeifter Wilhelm und Anton Müller (NE. 434), hat jich in zuvorfommendjter Weife mit an den Arbeiten des im Jahre 1871 bier bejtandenen Bürgerjchulfonds-Effecten-Rotteriecomite, das im Bojtgebäude jein Bureau hatte, betheiligt, Fam 1873 an das Poſtamt nach Karlsbad, dann nad) Prag und jpäter an das k.k. Poſtamt in Komotau, wojelbjt er heute noch als k. k. Poſtofficial wirkt. Nach Müller folgte Theodor Reiner, der aber jchon 1875 duch Franz Reinlt abgelöst wurde. Reinlt, ein Bruder des hieji gen Chorregenten und Capellmeijters der Schüßencapelle Theod. Reinlt, blieb duch 14 Jahre als Pojterpeditor am W eip erter Poſtamte. Er war ein flinfer Arbeiter und humaner Beamte; in Geſellſchaften und bei Unterhaltungen, wo er durch feine Couplet- geſänge und padenden Wie ſtets den größten Beifall fand, war er gern gejehener Gaft. Scherzweile nennt man ihn das „lebendige Poſtbüchel“, welcher Ausdruck wohl für deſſen launiges Wejen be- zeichnend iſt. Reinlt entjagte im Frühjahre 1889 dem angejtreng- ten und verantwortungsvollen Poſtdienſte, um in der Fabrik von Franz Bohls Söhne Nachfolger (Heinrich Englert und Julius Schmidl) einen bejjer dotierten Poften zu übernehmen. Da die Arbeiten der Poſt fich immer mehrten, jo wurde noch eine zweite Expeditorſtelle errichtet und Ddieje finden wir vom Jahre 1875 an durch Anton Tenik, Maximilian Göſchka, von 1879 an durch

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Ferdinand Schmid! (ein Sohn des Pojtmeijters Rudolf Schmid! und jetzt an der fail. Poſt in Wien angejtellt), 1852 dur Milo— jlava Fiedler, dann durch Joſef Edert, Karl Schwab, Heinr. Kralif, Guſtav Strahe, Franz Hanl, feit 1887 durch Joh. Kreißl, Rudolf Köjtler (jeit 1. Jänner 1889 und Ant. Belifan bejegt. Briefträger jind derzeit drei angejtellt, wovon Joſef Hofmann die Zujtellung der Briefe und anderen Poitjachen im Stadtbezirfe, Norbert Bernt im Stadttheile Grumd und Anton Cziska im Otadttheile Neugejchrei mit der Jungferngaſſe obliegt. Außerdem jteht noch Sigmund Höbelt als Gehilfe bei der Poſt in Verwendung.

Mit dev Activierung des kaiſ. Poſtamtes wurde das Bojtper- jonal noch vermehrt und bejteht dasjelbe gegenwärtig, wo wir dies jes Werk abjchließen, aus: dem k. k. Pojtamtsleiter Adolf Tieljch, der von Böhmijch-Leipa hierher verſſetzt wurde, aus dem Aſſiſtenten Anton Krijten, den Erpeditoren Franz Kunes, Johann Kreißl, Rudolf Köftler und Anton Belifan, aus den PBoitamtsdienern Sigmund Höbelt, Joſef Weißbach und Kranz Stasny und aus den Briefträgern Sofef Hofmann, Anton Ezisfa, Norbert Bernt und Anton Bernt.

Brief-Sammelfäjten beitehen derzeit in Weipert noch bei dem Raimund Bittner’jchen Haufe NE. 334, beim Haufe des Kaufmannes Alfred Schwab NE. 408, beim Haufe des Rudolf Harniſch NE. 364 in der Jungferngaſſe und in Neugejcrei beim Haufe NE. 540 des Kaufmannes Leonhard Siegl. Die Localitäten der bejtandenen Poſt jind gegenwärtig theilweije an den Bejiger der Prägeanftalt U. E. Kuntze aus Buchholz vermietet.

Die Umwandlung der Weiperter Privatpojt in ein faijer- liches Poſtamt ift, wenn auch nicht als ein wejentliches Ereignis, jo doch immerhin als ein bedeutender Fortſchritt anzufehen und iſt zus gleich Beweis, daſs Weipert bei feiner gehobenen Induſtrie noch einer weiteren Entwicklung entgegengeht.

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Eröffnung der Eifenbabn.

Einen großartigen, ja entjcheidenden Umſchwung der Ber: hältnifje brachte unbeftritten die Eröffnung der Eifenbahn in Weipert.

Die bejtandenen Verfehrsmittel, die Poftverbindung mit Preßnitz, KRomotau und Joachimsthal, zeigten ſich längſt als unzureichend und veraltet; die Verfrachtung der Güter mittelſt Frachtwagen nach Komotau, Prag, Brünn, Wien, ja ſelbſt Trieſt war nicht nur eine ſehr langſame, ſondern auch eine ſehr ſchwerfällige und dazu noch ſehr koſtſpielige. Was war natürlicher, als daſs man auch in Weipert das Bedürfnis einer Bahnverbindung mit den größeren Provinzſtädten fühlte. In Sachſen hatte man längſt die Eiſenbahnfrage für das Erzgebirge in Berückſichtigung gezogen. Als ſich auf dem ſächſiſchen Landtage von 1839 und 1840 Regierung und Stände mit Erörterungen der in der Eiſenbahnangelegenheit zu ergreifenden Maßnahmen beſchäftigten, war in dem als Ergebnis dieſer Ver— handlungen in der ſtändiſchen Schrift vom 20. Juni 1840 nieder— gelegten und von der Regierung vollkommen gebilligten Antrage geſagt worden, „daſs das Erzgebirge mit der zu erbauenden Eiſenbahn nach Bayern, falls dasſelbe nicht etwa ohnehin davon berührt werden ſollte, durch eine Zweigeiſenbahn in geeignete Verbindung geſetzt werden möge.“

Im Februar 1843 aber unterbreitete die ſächſiſche Regierung der Ständeverſammlung die Ergebniſſe von Erörterungen über die Eiſenbahnangelegenheiten und ſtellte feſt, daſs zur Verbindung des mittleren Erzgebirges von Chemnitz ab mit einer in das Ausland führenden Hauptbahn eine erzgebirgiſche Bahn anzulegen ſei.

Doch dauerte es immerhin noch 10 Jahre, ehe das Erzgebirge von ſächſiſcher Seite aus mit Bahnanlagen bedacht wurde. Nachdem 1854 die Staatseifenbahn Zwickau-Bockwa eröffnet werden war, lagen der Regierung zur Erichliegung des Erzgebirges drei Projecte vor: Dresdens reiberg, Ehemniß-Annaberg und Zwickau— Schwarzenberg. Die füniglich ſächſiſche Staatsregierung entjchied

jih für das lebtere, da diejes am fchnelliten auszuführen war,

eine jchnelle Herjtellung jich aber um jo nöthiger erwies, als über

das Erzgebirge einer jener Nothſtände hereingebrochen war, die dasſelbe ſchon mehrfach heimgeſucht hatten. Die Betriebs-Eröffnung dieſer erſten Erzgebirgsbahn erfolgte am 15. Mai 1858, während die auf Andrängen der Städte Schneeberg und Neuſtädtl von Niederſchlema ab erbaute Flügelbahn nach Schneeberg am 19. September 1859 dem Betriebe übergeben wurde.

In den jechziger Jahren wurde auch wieder auf das Project Chemniß-Annaberg zurüdgegriffen. Schon damals war neben diefem Projecte eine Verbindung Annabergs mit Schwarzen- berg in Ausficht genommen, welche Linie man jedoch vom Geſichts— punfte der allgemeinen Verfehrsinterejjen fallen ließ. Die Verbindung von Schwarzenberz mit Annaberg it im verflofienen Jahre (1889) bereits zur Ihatfache geworden, und wurde dieje neuejte Gragebirgsbahn vor furzer Zeit dem VBerfehre übergeben. Für Die Linie Chemnitz-Annaberg nun Famen zwei Tracen in trage, von denen die eine Über Thum und Ehrenfriedersporf, die andere im Jichopauthale entlang führte.

In Annaberg hatte ſich am 8. Jänner 1854 ein Comite gebildet, das den Zweck verfolgte, einen Verein zur Förderung der Beitrebungen, die Städte Annaberg und Buchholz, jomit das djtliche Erzgebirge, der Vortheile einer Eiſenbahn- und Telegraphen- verbindung zunächſt mit Chemnitz theilbaftig zu machen, zu gründen. Diejes Comitee bejtand aus: Brune Hempel, Emil Chr. Hänel, Reiche-Eijenituc jen., Gujt. Wilde, C. Aumberger, H. Rohling, Aulius Römer, Gujtav Tajche, Friedrich Bam- berg, H. Höding, Ferdinand Lipfert, E. Hohl, Eduard Bach, C. Rudolph, F. U. Dieterice, Aug. Nülfe, Eduard Unger’ Philipp Schmidt, Bürgermeiſter Koh, C. Knapp und Robert Bad.

Dem Aufrufe hatten sich ſofort zahlreiche Freunde und An— hänger der guten Sache aus Annaberg, Buchholz, Chemnitz und anderen Orten angejchlojjen; auch von Weipert aus hatten Carl G. Schmidl, Franz Pohl & Söhne, Dick & Kuhn umd Kerd. Schmidl ihre Mitwirkung zugejagt.

Auf Grund diejes Aufrufes conjtituierte jid) am 11. Jänner 1854 das Annaberger Eiſenbahn-Comité, welches fein Pro-

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gramm auch auf die Strede Annaberg-Weipert-Komotau er- weiterte. Der Tract Chemnig- Annaberg wurde auf zwei Linien ber Berglinie über Thum und der Thallinie im Zſchopau— thale auf Koſten der Föniglich ſächſiſchen Staatsregierung nie velliert und veranjchlagt unter der Oberleitung des geheimen Finanz— vathes Major Wilde. Die Vorlage der Föniglihen Statsregierung über den Bau der Thallinie auf Staatskojten erfolgte an die Stände: verjammlung im Jahre 1860, die definitive Genehmigung des Baues durch beide Kammern am 3. Auguſt 1861, beſonders fräftig ge— fördert durch den Bürgermeilter Cichorius aus Leipzig, als Ne ferenten in der zweiten Kammer, Nittergutsbejiger Nittner aus Merzdorf, als Referenten in der erjten Kammer, geheimen Re— gierungsrath Reiche-Eiſenſtuck auf Schönfeld als Mitglied der zweiten Kammer, durch den Abgeordneten des DBezirfes, Bürger: meilter Koch in Buchholz, und durch Se. Ercellenz Staatsminifter Freiherrn von Frieſen, der bei den entjcheidenden Kammerverhand- lungen die Vorlage überaus warm empfahl und fiegreich vertheidigte.

Die Arbeiten der Direction des Comites wurden durch die patriotiichen Kojtenbeiträge der Gomitemitglieder, der Stadteommune Annaberg und anderer Freunde der Sache unterjtüßt, der Fehlbe— darf an den Kojten aber einjchlieglich des durch den ingenieur Dr. Fritzſche bearbeiteten Nivellements der Linie Annaberg-Komo- tau, in Summa von 2100 Thaler zu neun gleichen Theilen durd) Emil Chr. Hänel, Eduard Bad, Karl Hohl, Ferdinand Lip- fert, 9. Roehling & Co., Louis Schenk und Karl Keller, Guſtav Taſche, ©. Wilde & Co. und Hödling & Knapp, ungeachtet früherer namhafter Beiträge derjelben, freiwillig auf- gebracht.

Hierdurch erſcheint nachgewiejen, dajs die Anregung zur Ein- beziehung unjerer Stadt Weipert in das Eiſenbahnnetz eigentlich von Sachſen, beziehungsweile Annaberg aus gegeben worden iſt.

Die größere indujtrielle Bedeutung des Tſchopauthales führte endlich zue Wahl der Linie von Chemnit über Flöha, Zzihopau und Wolfenftein nah Annaberg, deren Bau am 3. September 1862 begann. Die Eröffnung des Betriebes auf der- jelben erfolgte am 1. Februar 1866.

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Mar mit diefer Linie nun ein Theil des oberen Erzgebivges erichloffen, jo fehlte doch immer noch der Anſchluſs an Böhmen, um dem inbujtriereichen Tjchopauthale den Bezug der zum Kabrif- betriebe unumgänglich nothiwendigen böhmijchen Braunkohle zu er— leichten. Wegen Weiterführung diejer Yinie hatte jich die in Annas berg bejtandene Eijenbahnumnternehmung an den Weiperter Stadt: vath gewendet, welcher auch in der Situng vom 27. April 1866 den Beſchluſs fajste, daſs um eine Jinjengarantie-Erhöhung für die Eiſenbahn Annaberg: Weipert-KRomotau von 5 Wrocent auf 8 Procent jowohl bei der Statthalterei zu Prag als auch beim hohen Handels Minijterium in Wien angejucht werde.

Die Verhandlungen hierüber zogen ſich nun faſt zwei Jahre dahin, ohne daſs es zu einer Entjcheidung Fommen fonnte. Um aber eine Jolche herbeizuführen, wurde in der Ausſchuſsſitzung am 8. Jänner 1868 die Entjendung einer Deputation, bejtehend aus Anten Bohl und Rudolf Schmidl, an den Handelsminijter in Wien, und die Bildung eines bejonderen Eiſenbahn-Comités für Weipert beichlofien. Diejes Comité wurde gebildet aus: dem Poſt— meilter Rudolf Schmidl, dem zugleich die Obmannjtelle übertragen wurde, dann aus Anton Bohl, C. G. Schmidl, Ed. Schmid! (NE. 144) und Wilhelm Kuhn, und hatte jich dasjelbe mit dem Annaberger Stadtrathe ins Einvernehmen zu jegen. In diejen Deitrebungen wurde Weipert von vielen und maßgebenden Seiten, insbejondere vom Schriftiteller Dr. Ferdinand Stamm (geboren zu Drpus bei Kupferberg) in Wien und Profefjor Dr. Conjtantin Höfler in Prag unterſtützt, weshalb beide Senannten in der Ge— meindeausſchuſsſitzung vom 4. Februar 1868 zu Ehrenbürgern der Stadt Weipert ernannt und ihnen die betreffenden Diplome über: veicht wurden. Auch die Verhandlungen mit der Buſchtiehrader Eijenbahn-Gefellichaft waren in raſcheren Fluſs gefommen, jo daſs eine günftige Löſung- der Eifenbahnfrage für Weipert in fürzejter Zeit zu erwarten ftand. Kurz nach der Ernennung des Handels: minijters Sr. Excellenz Ignaz Edler von Plener zum Ehrenmit- gliede der Stadt Weipert am 2. December 1863 langte von diejem an den Bürgermeijter Alerander Schwab ein Schreiben ein, welches wörtlich lautet:

„Euer Wohlgeboren jege ih in Kenntnis, daſs ich mich bezüglich der in Frage ſtehenden Anjchlufslinie der böhmischen Kordweitbahn an die Chemnitz-Annaberger Bahn für die Annahme der Linie Komotau-Weipert zum Anjchlujfe in Annaberg entjichieven, und von diejer Entjcheidung die Direc- tion dev Bujchtiehrader Eifenbahngejellihaft veritändigt habe.

Selbitverjtändlich wird es ji noch darum handeln, die Zujtimmung zu diefem Anſchluſſe auch jächjiicherfeits zu erlangen, in welcher Beziehung die Verhandlungen bereits im Zuge find.

Wien, am 10. December 1868. Plener.*

Als der Inhalt diefes Schreibens in Weipert befannt ge— worden, herrſchte alljeits die freudigite Stimmung; denn es ward ja erreicht, was man jchon jeit Jahren angejtrebt hatte.

Die Verhandlungen mit dev Buſchtiehrader Eifenbahngejellichaft bezüglich der Ablöjung des nothwendigen Grund und Bodens waren bald in der Weiſe abgejchlofien, dajs die Bahngejellfchaft das An— gebot der Gemeinde und der Grundeigenthümer, für jede Quadrat- Klafter einen Ablöjungsbetrag per 1 fl. zu zahlen, acceptierte und am 30. Juli 1869 den Betrag von 9721 fl für abgelösten Grund an die Gemeinde Weipert erlegte.

Am 18. Augujt 1869 wurde hier ver „erjte Spatenſtich“ in feierlichjter Weije und in Anwejenheit einer großen Volksmaſſe begangen, und jo nahmen die Arbeiten an der Bahnjtrede Komo— tau-Weipert ihren Anfang. Infolge der Tracierung der Strede innerhalb des MWeichbildes der Stadt mujsten mehrere Häuſer (NE. 25, 50, 51, 85, 94, 105, 106, 108, 109, 114, 299, 373, 385, 416 und 467) abgelöst und abgetragen werden; nur die Nummern 50, 94 und 114 wurden auf neuerbaute Häufer wieder übertragen. Die Arbeit gieng troß des jchwierigen Terrains verhältnismäßig raſch vonjtatten; mächtige Keljenlager an der Stelle, wo jekt das Bahnhofgebäude jtehft mujsten mit Pulver gejprengt, tiefe Einſchnitte durchbrochen, bedeutende Aufjchüttungen hergejtellt, eine Ueberbrüdung des Pöhlbachthales (Eifenbahnbrüde) und mehrere Dammdurchläſſe (Bahnbrücden) aufgeführt werden. Mittlerweile war auch in dem zwijchen Dejterreich und Sachſen abgejchlojjenen Staatsvertrage vom 29. September 1869 unter anderem die Her

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ſtellung einer Eifenbahnverbindung zwiichen Komotau ımd Anna- berg über Weipert zum Abjchluffe an die bereits beſtehende Chemnitz-Annaberger Linie vereinbart, wobei der Tächjiiche Staat jich verpflichtete, einer fich rechtzeitig bildenden Gejellichaft die Eoncejjion zum Baue der jächjtichen Strecke zu ertheilen, und wenn eine jolche Gejellfchaft nicht zu Stande käme, die Bahn auf Staatsfojten auszuführen. Der lettere Fall trat nicht ein, denn unterm 19. April 1870 wurde der inzwilchen entjtandenen Gefell- ſchaft ver „Sädhfiich-böhmifchen VBerbindungsbahn Anna— berg-Weipert“ die Eoncefjton zum Baue diefer VBerbindungsbahn ertheilt. Den thatkräftigen Bemühungen diefer Gejellichaft unter dem Vorſitze des Ferdinand Lipfert (Annaberg) gelang es, die er- forderlihen Geldmittel zu bejchaffen, jo dajs der Bau der Strede Annaberg Weipert auch im Spätherbite 1869 begonnen werden fonnte.

Bauunternehmer der Strede Weipert- Romotau waren Schön und Weſſely, deren Erſter, wie auch die Ingenieure v. Bellersbeim und Stovif und der Baumeilter Krank in MWeipert ihren Aufenthalt genommen hatten.

General-Direetov Kreß der Buſchtiehrader Sejellichaft wurde in Anerkennung jeiner Verdienjte um die thunlichite Berücjichtigung der Intereſſen der Stadt Weipert in der Ausſchuſsſitzung am 26. Februar 1870 zum Ehrenbürger von Weipert ernannt. Am 28. Auguft 1871 war die Schlufsiteinlegung zur Eiſenbahn— brüde, und am 29. December fam die erjte mit Guirlanden veich geſchmückte Locomotive von Komotau in Weipert an, welches Greignis, wie das Eintreffen des erjten Eijenbahntraing *) am 7. Jänner 1872 von der Weiperter Bewohnerjchaft freudigit begrüßt wurde. Durch die Anlage des neuen Bahnhofgebäudes war auch die Verlegung der nach dem Stadtheile „Grund“ führen: den Straße nothwendig geworden; der Bau diefer neuen Straße ward am 31. März beendet. Nachdem bereits am 12. Mai um 10 Uhr vormittags der „erite Laftzug” in Weipert angefommen und am 15. Juli die vollendete Bahnbrüce bezüglich deren Trag—

*) Schotterzug.

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fähigfeit mitteljt 5 vollitändig armierter Locomotiven (2 böhmische und 3 ſächſiſche) erprobt worden war, wurde am 1. Auguft 1872 die Stvede KomotausWeipert officiell eröffnet und dem öffent-

lichen Berfehre übergeben. Die im Spätherbite 1869 im Baue begonnene Linie, deren Betrieb die ſächſiſche Staatseifenbahn-Ver- waltung gegen einen Antheil von 50 Procent an den Betriebs-

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erträgniffen übernahm, wurde gleichfalls am 1. Augujt dem Ver— fehre eröffnet. Die furze Strede von der ſächſiſch-böhmiſchen Landesgrenze bis zum Bahnhofe Weipert wurde von der a. priv. Bujchtiehrader Eifenbahngefellichaft gebaut umd von der Annaberg— MWeiperter Gejelljchaft erpachtet. Dagegen iſt der Bahnhof Weipert gemeinjames Cigenthum beider Verwaltungen.

Hier und in Annaberg fanden anläjslih der Bahn: eröffnungen große Fejtlichfeiten jtatt. Während „der erjte Per— jonenzug 1. Auguſt von Komotau aus bier um 7 Uhr früh einlangte, fam der erjte Perjonenzug von Annaberg aus zur Mittagsjtunde mit vielen Perſonen bier an. Dieje Feſt— lichfeit fand in Weipert ihren Abſchluſs mit einem Banfette im „Gaſthauſe Stadt Leipzig”. Wenige Tage nad) dev Eröffnung diejer Bahnitrede hatte Weipert (am 10. Augujt) die Gelegenheit, zwei hohe Säfte, den König und die Königin von Sachſen, vie auf der Durchreife nad Schlackenw erth begriffen waren, am hieſigen Bahnhofe begrüßen zu können. Da bier die Ankunft diejer hohen Herrichaften ſchon vorher befannt war, hatten das hiejige priv. Schützencorps und der Militär-Beteranen - Berein am Bahnhofe Aufitellung genommen.

Was ſchon Jahre vor Eröffnung der Bahnitrefe Komotau- Weipert- Annaberg erwartet worden, ijt auch thatſächlich

eingetreten; Weipert verdankt diejer jeinen Aufſchwung, ſeine

neue Blüte, jeine gehobene Induſtrie, jo daſs es heute voll und ganz den Charakter einer Andujtriejtadt trägt und als Metropole des mittleren böhmischen Erzgebirges gelten kann.

Durch die Eröffnung der Bahn waren noch andere, nicht unmejentliche Veränderungen in Weipert eingetreten; das Ne ben- zollamt war zu einem mit den Befugnifjen eines Hauptzollamtes ausgejtatteten £. k. Nebenzollamte I. Claſſe activiert und das jo wichtige VBerfehrsmi:tel, die Telegraphbenverbindung Weipert’s mit den größeren Städten des In- und Auslandes hergejtellt worden. Allein die Benützung des Bahntelegraphen war mit Rückſicht des Betriebsdienjtes der Bahn, abgejehen von den höheren Tarifjägen, oft nur mit großen Schwierigkeiten verbunden, weshalb Jich die hohe Regierung veranlajst Jah, einem ausgejprochenen Be—

331 dürfniffe nach einer jtaatlichen Telegraphenjtation fir Weipert zu begegnen. Am 25. Februar 1875 wurde auch hier eine poſt— combinierte Telegraphenjtation errichtet.

Die Linie Annaberg: Weipert verbhieß ihren Acionären eine geringere Projperität, als mit der am 12. Juli 1875 er- folgten Gröffnung der Chemniß = Komotauer (Flöha— NReigenhainer) Bahn ein großer Theil des Verkehrs nicht mehr über Weipert, jondern über Reitzenhain gieng. Die Gejell- ſchaft gerieth hiedurch in finanzielle Schwierigkeiten und bot deshalb dem jächjiichen Staate die Bahn zum Kaufe an. Der Kaufvertrag kam darauf zuftande, und die Strede Annaberg Weipert gieng am 1. Juli 1878 um den Betrag von 1,640.000 Mark in das Gigen- thum des jächjiichen Staates über. Auch die Chemnib-Komotauer Geſellſchaft hatte jich nicht lange über Waſſer halten können; die finanzielle Bedrängnis wurde gleichfalls chronisch, und übernahm am 16. December 1876 der Jächjiiche Staat die Bahn Fäuflich.

Durch die im vorigen Jahre eröffnete Bahn Annaberg- Schwarzenberg fann mit Beitimmtheit eine Hebung des Ver— fehr8 auch auf der Strede Annaberg Weipert-Komotau erwartet werden, welcher Vorausſicht zufolge wohl auch die Halte— tele „Bärenſtein“ in einen fürmlichen Bahnhof, von dem ab im Sabre 1889 ein neuer Straßenzug längs der böhmijchen Grenze nah Hammer-Unterwieſenthal geführt wurde, erweitert worden ilt.

Gegenwärtig verkehren auf der Strede Komotau-Weipert während des Winterjemejters (1. October bis 30. April) vier Züge mit zweimaliger Abfahrt (9 Uhr vormittags und 7 Uhr abends) und während des Sommerjemeiters (1. Mai bis 30. September) ſechs Züge mit vreimaliger Abfahrt (5 Uhr früh, 9 Uhr vor: mittags und 7 Uhr abends) von Weipert. Nah Annaberg verkehren 6 Züge mit dreimaliger Abfahrt von Weipert.

Die Bahnhofsrejtauration ward mit Eröffnung der Bahn an den Nejtaurateur Karl Kahrer, 1875 an Wenzel Heger und nad diefem 1881 an. Hubert Gabriel verpachtet.

Als Stationsvorjtände der Bufchtiehrader Eijenbahn fun— gierten in Weipert: von der Eröffnung bis October 1873 Otto

Bresctani, bis Ende December 1877 Sofef Yang und von da ab bis heute Guſtav Müller; als Königlich ſächſiſche Bahnhofs— Snfpectoren: Juli 1872 bis Mai 1875 Yalfenjtein, bis Jänner 1878 Gottfried Sammler, bis September 1879 Schmidt, bis Juli 1884 Tieß, bis Jänner 1888 Vögler, und von da ab bis heute Karl Kretihmar.

Als königlich ſächſiſcher Grenz-Polizei-Inſpector it gegenwärtig Heinrich Schöne angeftellt. Vor ihm hatten viejes Amt Bell: mann und Franz Tiſcher bekleidet.

Grenzwache.

Die Ueberwachung des Grenzverkehrs war bis zum Jahre 1830 verabſchiedeten Soldaten anvertraut, die den Grenz— cordon bildeten und „Aufſchauer“ oder „Cordoniſten“ genannt wurden. Im angeführten Jahre traten an ihre Stelle die Grenz— jäger oder die Grenzwache, und nachdem die Zoll- und Staats— monppolsordnung und damit die Baumwoll-Controle ins Leben getreten war, wurde die Gefällswache im Jahre 1836 errichtet, die bloß für den inneren Dienjt bejtimmt war. Ein Zollamt jcheint Schon von Alters her in Weipert bejtanden zu haben, wenn auch mit jehr bejchränften Befugnifjen; denn noch in din 1820er Jahren mujsten größere Quantitäten Baumwolle, Garne u. |. w. in Sebaftiansberg verzollt werden. Soweit unjere alten Stadt— bücher zurücreichen, finden wir das Bejtehen eines Zollamtes be— jtätigt. Im Jahre 1668 ijt bier Samuel Schujter Röm. Kayf. Grenzzoll- und Ungeldeinnehmer; derſelbe befleidete bei der hieſigen Stadtgemeinde auch die Stelle eines Afjefjors oder Gerichtsbeilißers, verlebte hier ſpäter feine Penjion und jtarb 1680. Nach jeiner Penſionierung traten 1671 Eujebiv Schönland und 1676 Johann Georg Bernhard Dittrich ins Amt, welch Yelterer vordem als Lehrer hier angejtellt war, wegen vielfacher Anfeindungen dich ven hiefigen Pfarrer 1676 auf feine Stelle freiwillig verzichtete und alsbald ale Gvenzzoll- und Ungeldeinnehmer bier Anitellung fand. Dittrich war auch verordneter Otadtjchreiber und Gerichts- Aſſeſſor, trat 1680 in den Ruheſtand, wo ihm Chriſoſtomus Kolditz

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im kaiſerlichen Amte folgte; er verehelichte 1688 ſeine Tochter an den hieſigen Cantor Lorenz, heiratete hier ſelbſt zum zweitenmale am 16. Juni 1698 und ſtarb 1706, nachdem er kurz vorher (am 7. Juli) über ſein Vermögen letztwillig verfügt hatte. Kolditz war durch eine lange Reihe von Jahren Einnehmer in Weipert; auf ihn folgte 1711 Johann Benjamin Loos, 1721 Franz Hößler, 1725 Brücner, 1733 Thaddäus Schönbach, welcher die Schweſter des hiejigen Büchjenmachermeiiters Andreas Scmidl zur rau hatte, 1738 Bernhard Faßl und 1751 Ferdinand Hellmich. Im Jänner des Jahres 1767 fam der Sohn des Joahimsthaler Dberamtmannes Ignaz Xaver Reim ala Grenzzoll- und Ungeld: einnehmer nach Weipert; dieſer wurde jpäter (1775) zum Bürger: meijter gewählt, da Joſef Anton Baier auf dieſe Stelle rejtuntert hatte. Reim wohnte anfänglich im Haufe NE. 84 ımd brachte mittels Kaufes vom 2. April 1767 das der Witwe Anna Barbara Langer gehörige Haus NE. 126 um den Kaufjchilling von 600 fl. an jih. Unter jeiner Amtsthätigfeit als Bürgermeijter wurde am 18. Jänner 1776 der Grund zu einem neuen Zollhauſe (28 Ellen lang und 21 Ellen breit) um 40 fl., und die auf diefem Grund— jtücfe befindlichen theilweife noch brauchbaren Mauern und das Holzwerf des alten unbrauchbaren Malzhaujes um 110 fl. gekauft und mit dem Baue jofort begonnen. Reim jtarb am 3. Juni 1781. Im Jahre 1767 wurde bier ein Grenzcordon, bejtehend aus 7 Mann und einem Unterofficier, errichtet, die aus der Manns Ichaft der Anvaliden ausgehoben wurden. Nah Reim folgte als Zolleinnehmer Gajetan Scharſchmidt und jpäter Kranz Zacher, welcher auch der erjte war, der das neuerbaute Zollamt (NE. 303) bewohnte. Diejem folgte 1784 Franz Hiller, 1790 Schmid, 1793 Aloys Gotb, 1805 abermals Franz Zachor, der von Pilſen hieher fam und jpäter wieder als k. k. Controlor an die Zollein- bruchsitelle nah Ebersporf verjegt wurde, 1806 Johann Adam Salzer, 1813 Anton Michl, der als Amtsaufjeher von Teplitz bieher als Subjtitut gefommen war, 1816 Wenzel Weigt und 1823 Franz Stahl. Defjen Sohn hatte ſich hier im Haufe NE. 176 als Uhrmacher : tabliert. Stahl erbaute das Haus NE. 403, welches er infolge feiner Verſetzung nach Prag an den Pojtmeijter

Wenzel Schmid! verfaufen mujste. Ihm folgten: 1833 Einnehmer Voigt, 1838 Einnehmer Wagner und 1842 Einnehmer Johann Walter.

Das k. k. Banco-Gefällen-nipectorat des Saazer Bezirkes hatte noch am Ende des vorigen Jahrhunderts ſeinen Sitz in Oberleutensdorf. Nachdem nach der Einführung der neuen Zollordnung im Jahre 1835 und bei der geſteigerten Gewerbs— thätigkeit das Weiperter Zollamt im Jahre 1837 zum Commercial—

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8. f. Zolamtsgebäude in Weipert NE. 155.

Zollamte erhoben, die Zollbeamten vermehrt und das Zollbefugnis erweitert worden waren, wurden in dem gegenüber liegenden Haufe RE. 153 mehrere Zimmer gemietet und die Amtsfanzlei dahin verlegt, bis endlich der Bau des jeßigen Zollamtes bewilligt und in den Jahren 1840 und 1841 mit einem Kojtenaufwande von 8500 fl. Emz. ausgeführt wurde. Dasjelbe jteht an der Stelle des alten Haujes NE. 155 (Schichtmeijterhaus genannt), das ur- ſprünglich der Schichtmeilter Ehrijtian Baier, ein Sohn aus dem alten Bärenhauje NE. 16, beſaß. Nach deſſen Tode gieng es

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fäuflich an den Spitenhändler und Briefjammler Rupert Schmidt über, der es an Johann Iſer und diefer wieder an Karl Flohrer verfaufte, von welchem es dann das k. k. Aerar Fäuflich erwarb.

Nah Einführung des Prohibitivſyſtems durch Kaiſer Joſef und wohl auch jchon früher war die Ueberwachung der Grenze, wie bereits bemerkt, hHalbinvaliden Soldaten anvertraut, die man Cordoniſten, Aufſchauer nannte. Sie jtanden unter invaliden Dffieieren, denen jedoch bloß die Aufrechterhaltung der Dijeiplin oblag, waren mit 4 fr. täglich bejolvet und bildeten nun mit einigen Srenzaufjehern, die einen monatlichen Gehalt von T—12 fl. bezogen, den ganzen Grenzichuß bis in das Jahr 1830, wo die Grenzwache (Grenzjäger) errichtet wurde. Die Mannjchaft derjelben, aus Den alten Eordonijten, Zollaufjehern und ausgedienten Soldaten gebildet, bezog ebenfalls nur eine fümmerlihe Beſoldung von täglichen 20 Kreuzern. Im Jahre 1836 erjchienen die neue Joll- und Staats- monopols-Ordnung, ein neues Strafgejeß und neue Gontrolsvor- ſchriften. Zur Ueberwachung ver indireeten Abgaben wurde die Gefällswache errichtet, die aus inteligenterer Mannjchaft beitand und etwas beſſer bejoldet wurde. Sp fam am 1. Auguſt 1837 das Gommercial- Jollamt in Wirkſamkeit und finden wir als Ein— nehmer diejes Zollamtes nah Wagner Johann Walter, Hof mann und Böhm angeführt. Im Sabre 1843 waren bier anläjslich der verhinderten Ausfuhr von Victualien nad) Sachſen wiederholte Ruhejtörungen entjtanden, wegen deren Unterdrückung eine Militär— Aljtijtenz von 30 Mann Jägern hieher commandiert werden mujste.

Der £. £. Gubernialrath und Kreishauptmann von Ellbogen, Freiherr Karg von Nebenburg, war jelbjt in Weipert anwe— jend und traf die nothwendigen Anordnungen, infolge deren pünft- licher Durchführung die Ordnung bald hergejtellt war. Grit am 1. März 1851 wurde der Gemeinde als Erjaß für die Bequar- tierungsfojten dieſer Militär-Aſſiſtenz der Betrag von 90 fl. 521/, Er. ausgezahlt. Im Jahre 1845 wurden beide Körper, d. 1. die Grenz- und Gefällswache, unter dem Namen „Finanzwache“ verſchmolzen; man fürzte jedoch die Bezüge der Gefällenwache, um die Lage der Grenzwache erträglicher zu machen, jo dajs nun die Sinanzwache zum Verhungern zu viel, zum Leben zu wenig hatte.

336 Erſt in der Neuzeit jind die Bezüge der Mannjchaft jenen des Zollvereins gleichgejtellt worden, In Weipert war der erjte Grenz— wach-Commiſſär v. Schwarzbach, der erſte Finanzwach-Commiſſär Pokorny. Als Grenzwach-Commiſſär folgt nur noch Schiebl, da mit Statthalterei-Erlafs vom 21. October 1852 das Grenzwad)- Sommifjariat in Weipert wieder aufgelajjen werde.

Mit dem Grenzwach-Commiſſär Schiebl war auch Joſef Stengel als Afjiitent in Weipert angejtellt. Commiſſär Karl Schiebl, geboren in Bilfen am 5. Mai 1821, wurde am 8. Juli 1851 in gleicher Cigenfchaft von Weipert nah Bodenbach und jpäter nach Prag verſetzt, erlag daſelbſt am 25. Februar 1856

einem typhöſen Peiden und wurde die Ueberführung und Beitattung _

des Verblichenen auf dem St. Nicolai-Friedhofe zu Pilfen von defjen Sattin, einer gebor. Häßler, veranlafst, die ihm auch ein Denkmal gewidmet hat. Affiitent Stengel hatte hier 1851 die alte Cataſtral Mappe copiert, für welche Arbeit demjelben 30 fl. aus den Stadt— renten ausgezahlt wurden. Nach der Aufhebung des Grenzwach— Commiſſariates fam Affiitent Stengel von bier in die E. £, Statt— halterei nach Prag, wo er ſich während feiner langjährigen Thätigfeit große Verdienjte als Beamte und als Verwalter der Statthalterei- Buchdrucderei erworben hat. Seinen Intenſionen verdankt heute der Tenjionsfond für Angejtellte und Arbeiter der genannten Druderei ein Vermögen von 88.400 fl. (mit Abſchluſs des Jahres 1889); tie Anjtalt jelbjt, für welche in neuejter Zeit noch eine 4 Pferde: fräfte-Rotattonsmajchine tm Betrage von 36.000 Marf in Augsburg bejtellt wurde, ift durch ihn auf ven Culminationspunft der Leiſtungs— fähigkeit gehoben worden. In Würdigung diefer Verdienjte wurde mitteljt Allerhöchiter Entſchließung vom 23. Jänner 1890 der bisherige k. £. Statthalterei-Hilfsämter-Adjunct Joſef Stengel von Sr. Magejtät zum f. k. OtatthaltereisHiljsämter-Director befördert, aus welchem Anlafje demjelben auch von Weipert aus vielfache Gratulationen zugegangen find, ein Beweis, daſs ihm die Stadt Weipert ein treues Angedenfen bewahrt hat.

Als Finanzwach-Commiſſäre folgten nah Poforny: Alois Auffenfeld, 1853 Altmann, 1857 Anton Bechmann (als Subjtitut), 1858 Wenzel Eibenjtein, 1. November 1858

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Wenzel Ullrich (als Subjtitut), 1859—1869 Wenzel Kalliwoda, der hier jeine Penſion verlebte und am 27. März 1879 im Haufe NE. 455 jtarb, 1869— 1870 Kranz Schröder, 1870—-1872 Anton Wrba, 18735—1875 Hübl, 1875— 1884 Joſef Ryslavy, 1884— 1887 Karl Dienelt, 1887—1389 Franz Wiener und jeit Juli 1889 Ober-Commifjär Joſef Schmieder.

Die Mannjchaft ver ka k. Kinanzwache in Weipert it gegen- wärtig in 4 Abtheilungen pojtiert. Dev ſyſtemiſierte Stand der- jelben ijt folgender:

I. Böhmiſch-Hammer (im Haufe NE. 12) 1 Rejpicient, 3 Oberaufjeher und 1 Aufſeher; II. Neugejchrei im Haufe NE. 341 = 1 Reſpicient, 5 Oberaufjeher und 2 Aufſeher; Il. Stadt- Bezirk im Zollamtsgebäude NE. 155 1 Reſpicient, (zugetheilte), 7 Dberaufjeher und 3 Aufjeher, und IV. Blech— bammer im Hauje NE. 477 1 Nefpicient, 3 Oberauffeher und 2 Aufjeber.

Als Zolleinnehmer werden angeführt: 1845 Alois Dela- vigne, welcder das Unglüc hatte, am 1. September 1:50 in der Nähe des Forſthauſrs den Zieler und Waldarbeiter Ignaz Rieß zu erjchießen. Delavigne übergab den Kindern des verunglücten Waldarbeiters ein Sparcaſſabuch, das er für jeine eigenen Kinder bejtimmt hatte. Er war vorher (1844) als Zollamts-Gontrolor in Schönbach jtationiert, fam nach Weipert, wo er 1848 zum Hauptmann und Interims-Commandanten der biefigen National: garde gewählt wurde Weiter folgten: Anton Walter bis zum Jahre 1854, Ignaz Hawel bis 1859, Guftav Walda, der im Sabre 1862 nad) Georgswalde fam; Joſef Tupec 1862 bie 1568, dejjen Sohn Dr. Theodor Tupec gegenwärtig als Director der k. k. Lehrerbildungs-Anftalt in Trautenan angeftellt ijt; Ant. Mladet 18368 bis 1871, Kranz Ling 1871 bis 1872, Franz Kotyk 1872 bis 1874; dieſer Fam in dem leitgenannten Jahre ale Dfficial an das Nebenzollamt I. Elajje am biejigen Bahnbofe, wurde 1880 zum Zollamtsleiter dajelbjt ernannt und fam 1882 nah) Teplig; 1874 bis 1880 Johann Enkmann, 1880 bis 1886 Franz Helbich, 1886 bis 1888 Franz Roth, welder nad) Prag fam, und nach jeinem Abgange Kranz Bröckl.

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Seit der Gröffnung der Eijenbahn in Weipert (1872) und der Activierung des mit den Befugnifjen eines Hauptzollamtes aus- gejtatteten k. k. Nebenzollamtes I. Claſſe am Bahnhofe fungierten als „fe. E Zollamtsleiter”: 1872 bis 24. Juni 1874 Johann Meißner, bis 6. October 1875 Karl Eifelt, bis 15. Juli 1876 Sofef Port, bis 16. April 1882 Franz Kotyf, bis 13. Mai 1884 Joſef Spott, bis 30. Juni 1838 Rudolf Hejs. Von diejer Zeit an wurde die Amtsleiterjtelle in die eines „k. £. Zoll- verwalters“ erhoben und als jolcher Kranz PBreininger bier angejtellt. Noch wäre bier zu erwähnen, dajs das im Jahre 1780 erbaute Zollamtsgebäude NE. 303, das nach der Herjtelung des neueren Gebäudes NE. 155 von der Gemeinde verpachtet wurde, mitteljt Kaufes vom 9. Jänner 1872 um den Betrag von 918 fl. in den Bei des Johann Langer und von dieſem durh Kauf vom 7. November 1879 an Joſef Salzer übergieng. Das ange- baute Haus NE. 304, welches ebenfalls als Jollamtsgebäude diente und auch der Gemeinde gehörte, erwarb Johann Langer mit eben demjelben Kaufe vom 9. Jänner 1772 um 700 fl., überließ es aber ſchon am 12. März desjelben Jahres an Joſef Salzer, der nun Beſitzer diejer zwei ehemaligen Gemeindehäufer it.

Specielle Anglücksfälle.

Die Aufzählung der Unglücsfäll, - die in den früheren Zeiten bis zu Ende unjerer Periode in MWeipert jich ereignet haben, ijt bei dem Umjtande, als jich hierüber nur wenige und ungenaue Aufzeihnungen finden ließen, auch nur joweit möglich, als hierüber die noch vorhandenen Kirchenbücher, einzelne Magijtratsacte und Gedenfmänner Aufihlufs geben konnten.

Lehmann berichtet in jeinem Werfe auf Seite 341, daſs am 29. Juni 1582 drei Jungfrauen aus Weipert (Namen oder Ab- ſtammung werden nicht angeführt), die über ven Bach nad Stahl- berg gegangen, um Beeren zu jammeln, von einem heftigen, mit Itarfem Hageljchlag begleiteten Gewitter überrafht und vom Blitze erichlagen wurden.

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Das vorhandene Naitungsbuch, beginnend mit dem Sabre 1643, führt im Jahre 1649 unter den verjchievdenen Ausgaben einen Betrag von 4 fl. 30 fr. 3 Pf. an, die vom Stapdtjchreiber Eornet, Hainel, Hr. Wohlgemuth und etlichen Anderen aus dem Gerichte und aus der Gemeinde find verzehret worden, da „Die drei ermordeten Körper in die Kirche jind getragen worden.” Wem dieje drei Körper gehörten, oder welches Unglück (Mord) hier zus grunde leg, wird nicht angegeben.

Am 24. September 1668 ilt die Tochter des Georg Schreiber in Neugejchrei bei der Kuchswieje ertrunfen und dortjelbjt be- graben worden, und ſchon am 8. Dctober desjelben Jahres verumn- alückte die Tochter des Chriſtphh Grunert im Mübhlgraben md ertrant.

Am 27. Mai 16753 verbrannten bet einem ausgebrochenen Feuer Alexander Shönland mit dem 13jährigen Töchterlein Anna.

Am 4. November 1706 um 11 Uhr nachts it im Haufe des Chriſtian Schmid! Teuer ausgebrochen, wobei das Haus in Ajche gelegt, aller Hausrath und viel Vich verbrannt und das Töchterchen Marie verunglückt it; man fand unter den rauchenten Trümmern nur noch das Köpfchen, einige Gebeine und Fleine Reſte von den Kleidungsſtücken des Kindes, welche Ueberrejte am 6. November am Gottesacer beigejeßt wurden.

Am 25. Juni 1707 wurde der 25 Lahre alte Ehrijtoph Zahm, welcher auf dem neuzuerbauenden Haufe des ‘ob. Ehrijtoph Dittrich arbeitete, vom Blitze erjchlagen, und ein zweiter Blitzſchlag tödtete die Tochter des Bürgers Martin Schmidl.

Am 4. Februar 1709 wurde der 5Ojährige Daniel Die, hieſiger Nathsverwandter, welcher abends zwijchen 5 und 6 Uhr von der Rathsſitzung nach Haufe gehen wollte, hinter dem Natb- bauje oben auf ter Höhe inmitten des Schulfeldes nahe beim Krucifix und der jogenannten Höhen-Kreuz-Zeche entweder durch Zufall der gewöhnlic, gehabten Eolica oder durd einen Schlagfluſs getroffen und am 5. Februar todt aufgefunden.

Am 5. Februar 1712 wurde das Sjährige Kind des Johann Andreas Schenk in Neugejchrei mit fochenden Waller verbrüht, wodurch e8 einen qualvollen Tod gefunden.

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Am 14. October 1718 früh 9 Uhr verunglücte der 61ljährige Bergmann Johann Schönherr in der Grube dadurch, daſs er durch einen fehlgegangenen Schujs getödtet wurde.

Am 23. Augujt 1726 verbrannte hier bei einem ausgebrochenen Brande im Haufe bes Wenzel Hujs die T5jährige Witwe Anna Schreiber, von welcher blos der halbe Leichnam aufgefunden und beerdigt wurde.

Im Jahre 1733 brannte das Haus des Chrijtian Rieß, am 2. Juni 1745 die Paptermühle, 1747 das Haus des Heinric) Ghriftian Schneider und 1754 das Haus des Chrijtian Baier (NE. 16) an einem Sonntage während des Gottesdienjtes durch Blisichlag ab.

Am 20. Juli 1755 (am Morgen des Scapulierfeites um 2 Uhr) wurde der Müllermeilter Di (NE. 22) von dem entlafjenen Meüllergefellen Theodor Siegl in dem Augenblicke erſchoſſen, als er eines angeregten Lärmes wegen vom Dachfenjter herausjah. Die That jol im Einverjtändnifje mit der Gattin des Miüllermeijters, die mit Seidl ein mehr als freundjchaftliches Verhältnis unter: balten hatte, verübt worden jein.

1757 wurde das baufällige Haus NE. 82 des Joſef Ficker durch ein heftiges Wind» und Schneewetter gänzlich) eingeworfen. Das Holz von diefem Haufe wurde jpäter zur Erbauung einer Schleifmühle in Grund gebraucht und die alte Baujtelle zu Feld gemacht.

Im Sahre 1781 it das Haus NE. 112 des Ferdinand Franz algebrannt.

Am 23. Februar 1788 fiel der TOjährige Handelsmann Mi- chael Thomas aus NE. 35 ins Waſſer und ertranf.

Am 16. December 1790 wurde das Kind des ‘oh. Paßler aus NE. 220 erjtickt im Bette aufgefunden.

Am 27. April 1791 fiel der 69jährige Bäcermeijter Wenzel Lenhard in feinem Haufe NE. 141 jo unglüdlich von der Treppe herab, daj8 er todt vom Plate getragen werden mujste.

Am 27. December 1796 jtarb die 64jährige Bürgerin Ver— onifa Langer aus NE. 207 und 12 Stunden jpäter ihr Mann Ferdinand im 75. Lebensjahre, der bei dem Tode feiner rau noch wohl und gejund war.

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Am 27. März 1797 wurde das 12 Wochen alte Kind des Johann Lorenz aus NE. 24 von einem Pferde geſchlagen und jtarb infolge der erhaltenen Verlegungen an Berjtung der Gallenblafe.

Am 29. Mai 1799 morgens 2 Uhr brannte die Bapiermühle NE. 244 volljtändig nieder.

Am 7. Juli 1799 ertvanf, wie bereits erwähnt, das 1'/ jährige Kind des Schiilrectors Wenzel Koſch im Waſſertroge, am 12. Decemb.r 1802 die 16jährige Dienjtmagd Maria Anna Heger aus Neupddrfl (bei Reiſchdorf) im Grenzbache, am 24. December desjelben jahres der vierjährige Knabe des Kranz Tippmann aus NE. 38 und am 24. Mat 1806 der fünfjährige Knabe des Franz Müller aus NE. 43.

Am 18. October 1809 nachts 12 Uhr brannte das Haus RE. 67 des Franz Wolf (jet Johann Schröter) ab, wobei das nebenjtehende Tojtgebäude in großer Gefahr jtand.

Im Winter desjelben Jahres wurde das Haus NE. 261 vom Sturme ſo beſchädigt, dajs es einzuftürzen drohte und die Bewohner des Hauſes delogiert werden mussten. Das Haus blieb danı durch längere Zeit unbewohnt.

Am 21. October 1810 ertranf der 78jährige Inwohner An: dreas Pleil aus NE. 57.

Im Fahre 1811 it das Haus NE. 102 und das angebaute Haus NE. 103 infolge eines Blitzſchlages abgebrannt. Erſtge— nanntes Haus wurde noch in demjelben Jahre aufgebaut.

Am 10. Juni 1811 bat ich der 36 Jahre alte ledige Büchſen— macher Joſef Wagner, der Bruder des nachmaligen Bürgermeijters gg. Wagner, im Hintergebäude des Hauſes NE. 79 erſchoſſen. Da der Selbjtmörder am hieſ. Gottesacker beerdigt ward, wurde deſſen Leich— nam von unbefannten Thätern zur Nachtzeit aus dem Grabe genommen, im Sarge wieder zum Haufe NE. 79 gebracht und dort an die Haus— thüre gelehnt, wo er morgens von den Angehörigen aufgefunden wurde.

Am 24. November 1814 ſuchte die 45jährige Bürgersgattin Judith Lorenz aus NE. 111 ihren Tod im nahen Schüßteiche.

Am 14. Mat 1815 durchfchnitt fich der 36 Jahre alte Schub: machergejelle Johanı Bittner aus NE. 175 den Hals umd wurde, wie es damals üblich war, außerhalb des Gottesaders eingejchartt.

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Am 15. December 1816 wurde bier die 66jährige Sophie Walter us Sächſiſch-Grumbach erfroren aufgefunden.

Am 6. Februar 1817 wurde der 25jährige Papiermachergejelle Franz Müller aus NE. 150 durch einen umgejtürzten Holz- ſchlitten erdrüdt.

Am 24. December 1819 ertranf die 61jährige Bürgersgattin Thereſia Wagner im Grenzbache, in welchen diejelbe zu jpäter Abendſtunde gefallen war.

Am 29. April 1820 wurde der A6jährige Büchjenmacher- meilter Hieronymus Schneider aus 325 beim „Fällen eines Baumes im Walde erjchlagen.

Am 28. März 1824 wurde der 30 Jahre alte Bergarbeiter Joſef Di aus NE. 281 in der Wüſtenzeche beim Füllen einer Tonne von einem herabfallenden Steine erichlagen und nur mehr als Leiche aus der Grube gebracht.

Am 15. April 1825 wurde die 45jährige Biihjenmachersgattin grancisca Papler aus NE. 73, welche bereits jeit 21 Wochen abgängig war, und alle Nachforjchungen nach ihr vergeblich jchienen, im Schützteiche ertrunfen aufgefunden. *

Am 14. Juni desſelben Jahres wurde ein 22jähriger Papier— machergejelle aus Sächſiſch-Unterwieſenthal im Haufe NE. 8 vom. Blite erichlagen.

Ber einem Sturme im Jahre 1817 wurde das alte baufällige Wohnhaus NC. 344) des Sebajtin Schneider jo jtark be \chädiget, dajs e8 abgetragen werden mujste. Im folgenden Jahre wurde es neuerbaut und mit dem 30. September wieder bewohnt.

Am 2. Auguſt 1827 wurde der allgemein geachtete Arzt und hiefige Bürger Ignaz Kammerer von feinem Pferde jo unglüclic) getroffen, daſs er furz darauf infolge der erlittenen Verletzungen des Darmcanals jtarb.

Am 30. April 1828 verunglücten in der Grube „am tiefen Stollen“ zwei Bergleute und zwar der 26jährige Peter Wagner aus NE. 220 und der um 1 Jahr ältere Florian Dittrich aus NE. 198,

Am 1. September 1828 wurde der 1Sjährige Sohn des Frz. Schmid! aus NE, 268, namens Wenzel Schmidl, ver mit

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343 jeinem EHleineren Bruder Johann und feiner Mutter in den Wald gegangen war, um dürres Holz zu holen, von dem herbeigefommenen Revierheger Lorenz angejchoffen, jo daſs er Schwer verwundet nach Haufe gebracht wurde. Nach der Bejtätigung des behandelnden Stadtarztes zählten die WVerleßungen zu den jchweren, da aud jolche Theile am Körper bejchädigt waren, infolgedeffen der Ber: wundete auch jpäter Nachtheil an jeiner Geſundheit erleiden müſſe.

Am 8. Jänner 1330 verunglücte dev 28 Jahre alte Berg- arbeiter Kelir Müller aus NE. 276 in der Grube „am Heiden: ſchacht.“ Er wurde noch lebend aus dev Grube gebracht, erhielt auch noch die letzte Delung, verjchied aber nach furzer Zeit, ohne das Bewujstjein erlangt zu haben.

Am 15. October 1830 erſchoſs Sic) der hieſige 32jährige Bürger und Seifenjteder Leopold Reißig NE. 321 auf dem Srabe feiner ihm im Jänner desjelben Jahres vorangegangenen Gattin. Infolge der Nückjichtslojigfeit gegen die Selbſtmörder wurde defjen Leichnam, den man ſchon am hiejigen Gottesacker be- graben hatte, nach wenigen Tagen aus dem Grabe herausgeworfen, durch den Abdecker zerjtücelt und in roher und brutaler Weile außerhalb des Gottesacers hinter dem Todtengräberhäusl eingejcharrt. Das vom biefigen Magijtrate an das Elbogner Streisamt ge jtellte Erjuchen, die Körpertheile des Selbjtmörders wieder am Sottesacfer bejtatten zu dürfen, wurde von diefer Behörde mit Er- laſs vom 2. November nicht bewilligt, um „ein jedenfälliges Auf: ſehen und öffentliches Aergernis“ zu vermeiden.

Am 8. Jänner 1833 brannte das Haus des Cajetan Dienelt NE. 44 ab. Das Feuer joll durch Holzkohlen, die an demjelben Tage zugefahren worden waren und noch Sluth enthielten, entitanden fein.

Am 17. Sinner 1833 wurde der 42jährige Berghäuer Franz Heydt aus NE. 236 von einem mit Holz beladenen Schlitten, der zum Fallen gefommen war, erichlagen.

Am 24. Auguft desjelben Jahres verunglücte der Bergarbeiter Felix Dil aus NE. 55 in der Grube „Milde-Hand-Gottes“ umd wurde aus diefer ganz zerjchmettert zutage gefördert.

Am 3. Jänner 1834 ift der 47jährige hieſige Büchjenmacher- meifter Franz Zahm aus NE. 25 erfroren aufgefunden worden.

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Am 10. October 1835 wurde das alte baufällige Haus des Joſef Nabenjtein aus NE. 279 vom Sturmwinde niedergeworfen und blieb durd einige Jahre unbewohnt.

Am 21. October 1835 iſt der 49jährige Bürger Yerdinand Lorenz aus NE. 352 durch einen Schujs verunglückt.

Am 14. Jänner 1836 nachts 12 Uhr entitand bei heftigem Sturme im Haufe des jährigen Feilenhauermeijters Franz Müller NE. 83 Feuer, welches jo raſch um fich griff, dajs der Beſitzer des Haufes mit jeinem 11jährigen Sohne Kranz und der 43jährige Anwohner und Büchjenmachermeijter Jana; Schimanef mit jeinem ebenfalls 11jährigen Sehne Kranz in den Flammen ihren Tod fanden. Die aufgefundenen Ueberrejte wurden in ein gemeinjames Grab gelegt.

Am 10. März 1836 wurde der 18jährige Bürgersjohn Joſef Müller aus NE. 358 durch einen umfallenden Holzſchlitten erichlagen.

Am 21. December desjelben Jahres brannte das Haus NE. 293 der Witwe Therefia Schwab volljtändig nieder. Das Haus wurde 1837 wieder aufgebaut und bezogen.

Am 19. November 1837 wurde die 14jährige Maria Anna Lenhard aus NE. 130, Stieftochter des Wenzel Bartl, von dem Bürger und Hausbejiter Johann Kreuzig NE. 360 in unvor- ſichtiger Weiſe erſchoſſen.

Am 23. December desſelben Jahres wurde der 26jährige Inwohner Joſef Paßler aus NE. 55 bei der jogenannten Huter— hausbrücke von einem umfallenden Holzjchlitten erjchlagen.

Am 12. März 1838 wurde die 4Sjährige Maria Anna Salzer aus NC. 255 erfroren aufgefunden.

Am 28. Juli 1838 brannte das Haus NE. 37 des Franz Schmidl nieder.

Am 15. Mai 1839 wurde das dem Berg-Schmidl (joge- nannten Hodiyollawattel) gehörige Wohnhaus NE. 355 durch) Blitzſchlag eingeäjchert.

Um 20. November vesjelben Jahres wurde der zweijährige Sohn des Waldhegers Franz Fiſcher in NE. 284 todt im nahen Kajetania-Teichl aufgefunden.

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Am 23. Juni 1841 nachmittags um halb 7 Uhr ſchlug bet itarfem Gewitter und heftigem Gujsregen ein Blisjtrahl in das Pfarrſchulgebäude NE. 157 auf der nördlichen Seite des Haus— daches ein, ohne jedod) zu zünden. Einige Balken des Dachſtuhles, jowie das Dach ſelbſt wurden wohl bejchädiget, jonjt aber fein Schaden angerichtet. An der Wohnjtube des Rectors Bater befand ſich deſſen Familie bei ihren Arbeiten bejchäftigt. Zwei jeiner Kinder, Amalia und Raimund, jowie ein Fremder Joſef Mafo- wiczfa wurden von ihren Siten betäubt zu Boden geworfen, erholten jich jedoch bald wieder, nachdem diefelben in's Freie gebracht waren.

Am 8. September 1841 fehrte der hieſige 47jährige Bürger und Handelsmann Joſef Eoith aus NE. 176 bei jeiner Rückreiſe vom Saazer Jahrmarkte noch nachts 12 Uhr im Pleiler Wirtshaufe bei dem Gajtwirte Ignaz Schmid! ein und traf dort den Forſt— adjuneten Peter Lehmann, den er, jeinev Gewohnheit gemäß, zu necken begann, jo daſs diejer hierüber erzürnt jein Waidmeſſer zog und es dem Coith mit aller Gewalt in die Brujt jtieß, jo dajs diefer jofort todt niederjanf. Lehmann jtellte jich am folgenden Tage freiwillig dem Gerichte.

Vom 8. auf den 9. November 1841 wurde das Neugejchreier Hirthäusl NE. 246 (dev Erben nad) dem verjtorbenen Wenzel Schmidl) von einem ausgebrochenen Brande gänzlich zerjtürt.

Am Neujahrstage 1842 ijt in der hiejigen Pfarrkirche während der Predigt der 56jährige Anton Bartl aus NE. 14 vom Herz ichlage getroffen worden und mufste als Leiche aus der Kirche ger bracht werden. Desgleihen iſt auch der biefige Steuereinnehmer Joſef Schmid! NE. 260 am 21. März vdesjelben Jahres kurz vor der Mittagjiunde im Alter von 67 Jahren plößlih an Blut— ſchlag gejtorben.

Am 16. Mai 1842 hat ſich Ignaz Lenhard Nr. 328 (Wafjermachernaz genannt) im Walde beim Brüdl „guter Brunn‘ durch Erhängen das Yeben genommen. Der Leichnam wurde dom Abdecker in Stücke getheilt und diefe an Ort und Stelle der That eingejcharrt.

Am 6. Juni 1842 wurde der zweijährige Knabe des Andreas Slling NE. 175 todt im nahen Grenzbache aufgefunden.

Am 12. Februar 1845 fand der 33jährige Bergmann Johann Endler aus NE. 241 durch eine beim Steinjprengen erhaltene ſchwere Verlegung jeinen frühzeitigen Tod.

Am 6. Mai 1845 morgens 9 Uhr brannte die jogenannte Bärenmühle NE. 22 und die an das Haus anjtoßende Spinnerei des Franz Pohl innerhalb drei Stunden volljtändig nieder.

Am 25. Mai 1846 wurde das Haus der Apolonia Lenhard NE. 24 durch einen ausgebrochenen Brand eingeäjchert.

Am 8. Juli 1846 verunglücdte der 37 Jahre alte Bergarbeiter Caſpar Weisbah aus NE. 224 in der Grube zur „Milden— Hand-Gottes“ dadurch, dajs er in einen 20 Klafter tiefen Schacht abjtürzte, unten auf ein Holzdadh fiel, es durchſchlug und ſich hiebei jehr ſchwere Verlegungen zuzog. Gr wurde jofort von jeinem Eollegen Adalbert Diet (NE. 256) zwar noch lebent aus der Srube gebracht, jtarb aber unterwegs bei Ueberführung nach dejjen Wohnung.

Am 30. Juli 1846 ijt der 2sjährige Schmiedmeijterjohn Johann Ritter NE. 187 ertrunfen und am 6. Auguſt desjelben Sahres der 52jährige Maurer Ignaz Thomas aus NE. 356 mit jeinem 1l5jährigen Sohne Iſidor bei dem Baue des Haufes NE. 371 durch den Einiturz des Dachjtuhles erichlagen worden.

Am 26. Mai 1847 ertranf im ehemals bier bejtandenen Hof— teiche wo jebt das Haus NE. 575 ſteht das zweijährige Töchterchen des Tiſchlers Andreas Ejtl aus NE. 337.

Am 2. Augujt 1848 hat ji) der TYjährige Beſitzer des Hauſes NE. 168 Earl Kreuzig in einem Anfalle nachgewiejener geijtiger Verwirrung im Hintergebäude erhenft, und wurde dejjen Peichnam nah 3 Tagen morgens 3 Uhr beerdigt.

Am 28. Auguft 1849 verunglüdte der 23 Jahre alte Berg- arbeiter Jranz Schneider aus NE. 325 in der Grube und wurde nur mehr als Yeiche zutage gefördert.

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\l. Lapitel.

Die culturgeſchichtliche Entwicklung Weiperts vom Jahre 1850 bis auf unjere Tage.

(Kirde, Schule, Rehtszuftand und Verwaltung, Sanitätö:Angelegenheiten, befondere Ereigniſſe, Unglüdsfälle.)

Kirche. Sn den Jahren 1851 und 1852 wurde die Pfarrkirche innen \ und außen reſtauriert und auch 1856 die Todtenkirche einer Renovierung im Innern unterzogen, der Altar ganz neu staffiert und 1857 mit einem Bilde, welches & den Tod des heiligen Joſef darjtellt und von mehreren frommen rauen aus Weipert gejpendet wurde, gejchmüdt. —- Auch die N farrfirche wurde in demjelben Jahre von einem unbe— fannten Wohlthäter mit dem Bilde der unbefledften Empfängnis Meariens bejchenft. Noch wurde in diefem Jahre die von Pietihmann in Komotau hergejtellte neue Glocke durch den Dechant, Conſiſtorialrath und f. e. Vicär P. Joſeph Hrom einge weiht. Die Glocke kojtete TOO fl. EM., wozu aus dem bejtehenden Glockenfonde 600 fl. entnommen und die noch fehlenden 100 ft. von der Commune beigetragen wurden. Der 19. Juli, an dem die Einweihung vor ſich gieng, war für Weiperi ein Feſttag. Pathen waren: Wenzel Schmidl sen und jun, Carl ©. Schmid!l, Eduard Schmidl und Johann Kreuzig (NE. 152).

Am 11. und 12. Juni 1858 fand bier durch den Gardinal Fürſt—

Erzbiihof Schwarzenberg die canonijche Generalpifitation und Ertheilung des Sacramentes der Zirmung jtatt, bei welcher Gele— genheit auch der erweiterte Friedhof feierlichſt vom Erzbifchofe jelbjt eingeweiht wurde; wenige Tage vorber (am 5. uni) wurde diejes Sacrament auch in Annaberg durch den Bifchof Ludwig Forwerk

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gejpendet. Für den Empfang des Gardinals in Weipert, d. i. fir Errichtung von Ehrenpforten u. dgl. finden wir in den Ge: meinderechnungen den Betrag von 175 fl. 14 Fr. verausgabt. Am 2. October 1859 jtarb der hiefige Dechant und Vicär Hron; der- jelbe war jeit 1817 als Kaplan und jeit Juli 1839 als Pfarrer in unjerer Gemeinde thätig gewejen. Er verdiente thatjächlich die allgemeine Theilnahme, die ihm durch die außerordentlich zahlreiche Betheiligung jowohl von böhmijcher als auch von jächjiicher Eeite bei jeinem Yeichenbegängnifje zutheil wurde. in ausgezeichneter Prediger und in allen Wifjenichaften huchgebilvet, hatte er jchon als Kaplan durch jein bejcheidenes und Liebevolles Benehmen ſich die Liebe und Achtung der Bürgerjchaft erworben, die noch gejteigert wurde und jih auf die ganze, ſelbſt protejtantiiche Nachbarſchaft übertrug, als er als Pfarrer, ohne jeinem Amte etwas zu vergeben, durch jeine Duldjamfeit den Frieden und die Einigfeit mit unjeren protejtantijchen Nachbarn während jeiner ganzen Amtsthätigfeit zu erhalten wujste. Seine Predigten waren oft zur Hälfte von Pro— tejtanten bejucht, und ihm haben wir es zu verdanfen, daſs zur Goncordatszeit nicht wie anderwärts auf unjerem Friedhofe für Andersgläubige ein eigener Begräbnisplaß ausgejchieden wurde, indem er meinte, er jehe, dajs jich Katholifen und Proteftanten in unjerem Drte ganz gut im Leben vertrügen, jo würden jie wohl auch im Grabe nicht uneinig werden !

Er vermachte jein Vermögen, bejtehend aus 3600 fl. EM. im Baren und 2780 fl. EM. in Obligationen, zu einem Theile der Kirche und zum andern Theile der Schule.

Ihm folgte als Pfarrer und jpäter auch als Vicär P. Andreas Wilfling, aus Haid bei Tachau geboren der jchon jeit mehreren Jahren bier als Kapları angeftellt war. Auf jeinen An- trag bin wurden am 15. December 1859 die Patronate- jtühle in der Kirche, die bisher abgejchlofjen wurden, zur allgemeinen Benützung freigegeben. Am 25. April 1860 erwarb er zwei neue, vom hochw. Erzbiichofe in Prag conjecrierte Kelche mit Patenen und fundierte 1864 das jogenannte „ewige Licht‘ in der Kirche. Unter ihm wurde 1868 das Presbyterium gepflajtert, am 18. Juli 1869 und am 13. Juli 1879 durch den Fürſt-Erzbiſchof umd

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Cardinal Schwarzenberg die Firmung hier vorgenommen, am 9. Auli 1876 die drei bei Herold in Komotau umgofjenen Glocken nach der Weihe am Thurme aufgehängt und am 24. No— vember desjelben jahres der erweiterte Gottesacker Firchlich einge- weiht. Als er am 25. November 1878 jein 4Ojähriges ‘Prieiter- jubiläum begieng, wurde ihm von der Bewohnerjchaft die herzlichite Dvation dargebracht und ihm von der Stadtgemeinde das Diplom als Ehrenbürger der Stadt Weipert überreicht. Doch jollte jich Dechant Wilfling der jo aufrichtigen Ehrung nicht lange erfreuen, denn bereits am 18. Jänner 1580 jtarb er in eimem Alter von 69 Jahren. Dechant Wilfting vermachte der Kirche ein Stüd Feld, das er aus eigenen Mitteln gekauft hatte, mit der Bejtim- mung, daſs für fein Seelenheil alljährlich zwei heilige Meſſen gelefen werden. Im Jahre 1879 wurde die Pfarrkirche von innen durch den Staffierer Pfaff aus Lichtenſtadt einer gründlichen Nenovierung unterzogen; die drei Altäre, dev Predigtjtuhl und das Baptifterium wurden frisch jtafftert und die Bäufe im Schiffraum angejtrichen. Den Nahmen des Altarbilvdes ließ Pfarrer Wilfling auf jeine Koſten vergelden ; bei diejer Arbeit wurden die an dem Rahmen angebrachten Buchjtaben J. M., welche an den Spender des Bildes Ignaz Müller aus NE. 69 erinnern jollten, bejeitigt, was erjt Später bemerkt wurde. Auch der Doppeladler aus Kaijer Joſeph's Zeiten, der über dem Bogen zum Presbyterium angebracht it, war übertündt und biedurch bejeitiget worden. Doc, muſste derjelbe auf Anordnung des Bürgermeijters Kuhn in feiner frü- heren Form und an derjelben Stelle wieder angebracht werden. Die Bereinigung Des Chor: und Organijtendienjtes mit dem Echuldienite hatte jich mit Rücklicht des großen Pfarrjprengels als unzuläjfig berausgeftellt. Der k. k. Bezirksichulvath hat auch wiederholt darauf gedrungen, daſs der Chordienſt vom Schuldienite getrennt werde. Dieje Trennung erfolgte auch nach dem Tode des Lehrers Lenhard, der nach Baier bisher den Organiſten- und Chordienſt verjeben hatte. Der penfionierte Yehrer Bernt über- nahm diefen Dienst, welcher nach jeinem Tode provijorisch an jeinen Sohn Raimund übergieng. Im Februar 1883 übertvug der Ge- meindeausschujs den Chor: und Organijtendienjt an den gegenwär-

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tigen Chorrector und Gapellmeifter Theodor Neinlt, welchem auch die Wohnung im alten Pfarrſchulhauſe angewiejen it.

Unter dem Pfarrer Wilfling wirkten hier als Kapläne: P. Martin Ruſtler bis 1859, Richard Zickler bis zum Jahre 1860, Bartholomäus Hammerjchmidt bis Februar 1861, vom Detober desjelben Jahres an P. Anton Waldmann, der durch) längere Zeit hindurch PVorjtand des neugegründeten Männergejang- vereinee war und im Jahre 1867 zu Klopſpring in Breußen ſtarb. Vom October 1866 folgte P. Joſef Hais, vom Juni 1868 Georg Koppmann, vom Detober desjelben Jahres P. Wenzel Füſſel, welcher Ende September 18:0 Weipert verließ, um in der Bergjtadt Mies die Stelle eines Religionsprofejjors am dortigen Gymnaſium anzunehmen, in welder Stellung jich derſelbe nod) heute befindet. -— Nah Füſſel folgte mit 1. October 1870 P. Sojef Kyjelfa, im Augujt 1871 P. Wenzel Kunz, welcher im Jahre 1874 die Bfarrerjtelle in Kupferberg erhielt, und nachher als Dechant nach Theujing fam, wo er noch heute in der Seel— jorge thätig it. Im December 1874 trat bier der Kreuzherrn— Drdenspriefter Adalbert Zika aushilfsweile als Kaplan ein. Im Detober 1875 folgte diefem P. Franz Syllaba, welcher ſpäter als Katechet nach Kolin fam, wo er audy heute noch angejtellt iſt. Mit 1. October 1877 folgte diefem P. Joſef Zifa, ein Bruder des früher genannten Saplans, im December 1878 P. Kranz NRuzicfa, der nad) dem Tode des Pfarrers Wilfling bis zur Wiederbeſetzung der Pfarrſtelle durch den gegenwärtigen Pfarrer P Kranz Hora Abdminijtrator war.

Auf Grund der Eoncursausfchreibung für die erledigte Pfarr— jtelle in Weipert find dem Stadtrathe ale Patronat der Kirche vom f. e. Confijtorium vier Competenzgefuche behufs Präjentation zugefommen. Der Gemeindeausjchujs entjchied ji.) in der am 15. April 1880 abgehaltenen Situng für P. Franz Hora, bisher Pfarrer in Seifen, welcher auch am 22. Juni nad) Weipert überfiedelte, wo er feirrlichjt empfangen wurde und am 18. Juli sam Kirdyen- feite) in Anmejenheit des Vicärs und Aberthamer Pfarrers P. Johann Lindadfer und anderer Geijtlichen feine njtallation als Bfarrer von Weipert feierte. Bei der Feſttafel waren unter

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anderen Gäſten aud) ver Abgeordnete des Bezirkes, » Neichsratbs- abgeordneter Dr. Victor Ruß anmwejend. Pfarrer Hora entitammt einer Lehrerfamilie und iſt in Warta geboren, wo jein Vater, Johann Hora, durch längere Zeit als Lehrer wirkte, jpäter als Dberlehrer nah Budwa (bei Falkenau) fam und gegenwärtig hier bei jeinem Sohne, dem Pfarrer, jeine Penjton genießt. Ein Bruder des Pfarrers, namens Hugo Hora, it Schulleiter in Böhmiſch-Hammer, während ver jüngere Bruder Engelbert jich gleichfalls dem geiftlihen Stande widmet und im Prager Prieſter— hauſe den betreffenden Stidien (im 3. Jahrgange der Theolonie) obliegt.

Im Sahre 1880 wurde die hiejige Orgel durch den Orgel: bauer Chriſtian Fürchtezott Weigl aus Cranzahl frijch gejtimmt und einer nethwendigen Reparatur unterzogen, wofür aus der Kirchen- cajja der Betrag von 30 fl. ausgezahlt wurde. Unter dem Pfarrer Hora blieb die Kaplanjtelle bis zum October 1883 unbejeßt, in welchem Monate P. Emanuel Gulhanek hieher fam, aber ſchon im Detober des nächiten Jahres durch P. Joſef Sobotka abgelöst wurde. Da diefer mit 1. Detober 1888 zum Statecheten für die biefigen Schulen ernannt wurde, folgte ihm als Kaplan P. Joſef KRucera, der jedoch am 14. Jänner 1890 Weipert verließ. Ihm folgte als Kaplan P. Ladislaus Fiala, welcher vorher an der Seel- Jorge in Abertham angejtellt war.

Da die Zahl der Schulclaffen in Weipert jich bedeutend vermehrt hat und der für die Schulen bejtellte Katechet nicht alle Religionsjtunden übernehmen fann, jo jind an der Ertheilung des Religionsunterrichtes an den Schulen auch die beiden Ortsgeijtlichen mitbetheiligt.

Ueber Anregung des Pfarrers Hora wurde 1888 wegen An- Ihaffung einer neuen Monftranz, wozu der verjtorbene Dechant Wilfling ſchon einen Fond von 200 fl. gelegt hatte, und zur Anſchaffung von neuen Mejsgewändern für die hiefige Kirche eine Sammlung eingeleitet. Die Gaben giengen reichlich ein, jo daſs bereits am Frohnleichnamstage des genannten Jahres die in Prag um 550 fl. angefaufte Monjtranz, welche ganz im gothijchen Stile durchgeführt it, zum erjtenmale benüßt wurde. Auch wurden von

den cigegangenen Spenden jechs neue Mejsgewänder angefauft. grau Hermine Englert (NE. 22) jpendete für die Kirche ein blaues Tud mit weißem Tatzenkreuz, womit der Altar zur Adventzeit verhüllt wird.

Die beiden kleinen Kirhenfahnen von rother Narbe, das Muttergottesbild, das bei Proceſſionen benützt und in der Kirche beim Marienaltar an der Wand in einem Glasſchränkchen aufbe— wahrt wird, und das im October 1889 in der Mitte des Kirchen- ſchiffes aufgehängte Doppelbildnis der unbefledten Cmpfängnis Mariens (Rojenfranz- Königin) wurden über Anregung der Anna Schmid! aus NE. 668 aus den Ergebnijfen von Samm— (ungen und freiwilligen Beiträgen angefauft. Yetteres Bild wurde in Waidhofen an der Nbbs angefertigt und fojtete 210 fl.

Die am 3. März 1890 in ihrem 75. Lebensjahre verjtorbene Aloiſia Schmidl, Chegattin des Fabrikanten W. L. Schmid! NE. 403, hat letwillig für die hieſige Kirche ein neues, jehr wert— volles Mejsgewand und einige jilberne Altarleuchter, außerdem aud) namhafte Beträge für biefige Arme und andere humanitäre Zwecke vermacht.

Das Kirhenvermögen bejtand mit Schlujs des Jahres 1888 in 17.878 fl. 70 kr. u. zw. an öffentlichen Fondscapitalien 6.167 fl. 9 £r., bei Privaten 197 fl. 53 fr., an eigentlichen Capi— talien 7.979 fl. 91 Er., bei Privaten 1.727 fl. 88 fr., an Bermögen des Pfarrbeneficums 2.715 fl. 29 fr., an Außenſtänden 253 fl. 39 fr. und an Gafjabarichaft 789 fl. 44 fr., was der Hauptjumme von 18.939 fl. 43 fr. gleichkommt.

Am Schluſſe diejes Capitels wollen wir noch erwähnen, dajs die nahe Ortſchaft Pleil, welhe nah Preßnitz eingepfarrt it, über Antrag des dajelbjt angejtellten, nunmehr aber n Duppan verjtorbenen Dberlehrers Wenzel Yanghans den Bau einer Ga- pelle anjtrebte, deren Grundſtein im Jahre 1880” gelegt und der Bau aud in demjelben Jahre zu Ende geführt wurde. Auch ein eigener Gottesacker wurde dajelbjt errichtet und am 26. September 1880 eingeweiht. Bisher mujste ein kleines Harmonium genügen, den Chorgejang bei dev Meſſe zu begleiten. Im Jahre 1889 ließ die Gemeinde Pleil eine für die Zwede und die Größe der Kirche

353 entiprechende Orgel mit 4 Regijtern aufjtellen, und wurde dieje am Feſte des Kirchenpatvons, des heil. Antonius von Padua, am 16. Juni leßtgenannten Jahres zum erſtenmale gejpielt. Die Glocke auf dem Thurme jpendete der Feuerſpritzen-Fabrikant C. F. Flader aus Sorgenthal.

Wir verließen im X. Gapitel die gejchichtliche Entwidlung unferev Volfsjchule mit dem Zeitpunfte, als unter Kaifer Franz J. die politische Schulverfaffung mannigfachen Veränderungen zu Gunſten der geiltlihen Herrichaft über die Schule unterworfen worden war. Durch diefe politiiche Schulverfaflung war die Geiſt— fichfeit unumschränfter Herr in der Schule. Der DOrtsfeeljorger hatte die Auflicht über den Religions- und übrigen Schulunterricht; er entjchied über die zu beohachtende Methode, überwachte den Yebeng- wandel des Schullehrers, und wo feine Macht nicht ausreichte, Fam ihm der Vicär zuhilfe, und jegnend breitete über beide das Conſi— jtorium jeine jchüßende Hand. Dort wurde begraben, was faul war im Otaate Dänemark, und nur jpärliche Notizen famen den Behörden zur Kenntnis. Die Schulen waren Trivial- und Haupt- Ihulen mit einem höchſt bejchränften Lehrziele; die Schulpflicht dauerte bis zum zwölften Jahre, wurde ſehr gelinde gehandhabt, und dev Wiederholungs-Unterricht an Sonntagen gab den Lehrern hinreichende Gelegenheit, jich bleibende Verdienſte für's Jenſeits zu jammeln. Und was war denn ein ſolch erbarmungswürdiges Ge— ſchöpf von einem Schulmeijter. Viele Jahre jcehulpflichtiger Thätigkeit, die jich auf alle Wünſche des Pfarrherrn erſtrecken mujsten, der er- worbene Titel eines Kunjt- und Stadtpfeifers gaben ihm erſt das Recht, die lucrative Stellung eines Schulmeifters anzuftreben. Das Schulhalten, wofür noc mit Ende der 1860er Jahre bare 126 fi. gezahlt wurden, war dem Liedlohne entiprechend mehr oder weniger Nebenbejchäftigung des Lehrers: gab es doch viele andere und wich- tigere Sachen zu verwalten, jo das Yäuten, der Sacrijtanerdienit, das Minijtrieren, das Orgeln, das Pfeifen und Singen bei Yeichen, Trauungen, Kindtaufen, Berjehgänge zu begleiten u. j. w. Den Höhepunkt errreichte der Einfluſs der Geiftlichkeit im Jahre 1856,

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indem da8 Concordat mit dem römischen Stuhle (24. April 1856) auch die Schule vollitändig der Firchlichen Gewalt in allen Bezie- hungen überantwortete. Die Denfmünzen, welche die Bilchöfe aus Anlaſs des Concordats-Abſchluſſes prägen Liegen, jollten als Ange- binde der lieben Tochter (Schule) verehrt werden, die nun glücklich unter den Krummijtab gebracht war. War jchon im Anfange diejes Sahrhunderts das rege Streben auf dem Gebiete der Schule durch die politifche Schulverfafiung in ein langjfameres Tempo gerathen, jo hörte jeßt nach dem Abſchluſſe des Concordates jede Lujt und Liebe vonfeite weltlicher Kactoren auf. Zehn Jahre concordatlicher Herrichaft reichten aber hin, alle einjichtsvollen Männer zu Gegnern dieſes Syſtems zu machen, und als mit der blutigen Niederlage auf dem Schlachtfelde von Königgräb (3. Juli 1866) dieſes Syſtem der Reaction den Todesſtoſs erhielt, da brach für die Volksſchule eine neue, hoffnungsreiche Zeit ein. Der erjte Verzweiflungsichrei galt ver Schule, um welche ſich der Staat jo viel wie gar nicht mehr befümmert hatte. „Der deutſche Schulmeifter hatte die Schlacht gewonnen zu unjerem Heile!“ Die gejetgebenden Körperjchaften trugen diefem allgemeine Rechnung, und mit einer verjtändnisvollen Gründlichkeit Schritt man an’s Werk. Es erichien das Reichs— Volfsihulgeiet vom 14. Mai 1869, welches mit dem bisherigen Spiteme gründlich brach. Es verdient diejes Geſetz mit Recht die wertvollite Errungenschaft der liberalen Aera genannt zu werden. Wohl juchten die Gegner des Kortjchrittes unter Anführung des Prinzen Alois von Liechtenjtein aus dem jtolzen Bau des Reichs— Voltsjchulgejeßes einen Stein um den andern zu bejeitigen, um biedurch den Untergang diejer herrlichen Schöpfung herbeizuführen; allein die fortfchrittsfreundlichen deutjchen Abgeordneten des Reichs: vathes, zu denen auch der Vertreter unſerer Stadt, Dr. Bictor Ruß zählt, halten treulih Wacht über dieje koſtbare Errungen- ſchaft; und jo wollen wir hoffen, dajs die Beitrebungen der Gegner der Neufchule für immer erfolglos jeien und die hoffnungsvollen Morte, die von einem Mitgliede des Allerhöchiten Kaijerhaufes, dem Erzherzoge Rainer, für Aufklärung und Wifjenjchaften gejprochen, den freudigiten Widerhall gefunden bei Allen, denen die Volksbil— dung am Herzen liegt, jeden Verſuch gegen den Bejtand der „Neu—

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ſchule““ verleiden werden. Nunmehr bat auch Prinz Alois Liechten— ftein, das Haupt des clericalen Clubs im Abgeoronetenhaufe, auf die Aufgabe, welche er jich jelbjt gejtellt hat und die zumächit auf die Einführung der confejiionellen Schule in Defterreich gerrichtet war, wegen Unausführbarfeit enpgiltig verzichtet und iſt entjchlojien, eine Wiederwahl in den Reichsrath nicht mehr anzunehmen. Prinz Alois Liehtenjtein tritt aljo, wie es jcheint, vom politifchen Schauplate, wo er jein Stecfenpferd, die confejjionelle Schule, „mit der Uhr in der Hand’ nad Herzensluft getummelt, für immer ab. So treten in unjerer gegenwärtigen Zeit, in der des joge- nannten conjervativen Negiments, die Extreme allerwärts immer Ichärfer hervor; und indem jie hervortreten, werden fie abgemüßt und zu den Todten geworfen. Die Concordatsfchule, die jich mit Hilfe des Prinzen Liechtenjtein wieder erheben wollte, liegt nun mit ihm auf dem Boden, um vielleicht nie- wieder zu erjtehen. Auch die neuerlichen Bejtrebungen der Bilchöfe im hohen Neichsrathe, die Concordatsſchule wieder zu Ehren zu bringen, ſcheinen nicht von dem gewünfchten Erfolge gekrönt zu werden. Was die Schule in Weipert betrifft, jo fanden in der erjten Hälfte unjerer Zeitperiode feine großen Veränderungen jtatt, und die jchon gerügten Uebeljtände beeinträchtigten noch fortwährend den Unterricht. Umſo größere Veränderungen in unjeren Schulverhält- nifjen traten hingegen mit dem &rjcheinen des Reichs-Volksſchul— gejeßes vom 14. Mai 1869 ein, wovon wir als Bejchlujs dieſes Gapitels noch eingehend berichten werden. Mit Gubernial-Berordnung vom 8. Juli 1841 ward für Weipert die vierte Schulclafje creiert und die Anjtellung eines Gehilfen hohenorts bewilligt. Da aber die Erweiterung der Weiperter Schullocalitäten durch ein viertes Lehrzimmer den biefigen Gemeinderenten wegen des damit verbun- denen großen Geldaufwandes zu bejtreiten gegenwärtig unmöglich war, jo wurde, damit der Unterricht ven 472 jchulfähigen Kindern den gejeßlichen Anforderungen entjprechend ertheilt werden Fünne, der Schulgehilfe angewiejen, die Kleineren Kinder der eriten Claſſe der Weiperter, und einen Theil der Schulkinder der oberen Neu— geſchreier Schule in dem geräumigen Lehrzimmer der Weiperter Schule in den Nachmittagsjtunden zu unterrichten. Der Gehalt für

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356 dieſen Schulgehilfen wurde mit jährlichen 7O fl. EM. nebſt unent- geltliher Wohnung bemefjen.

Nach dem Tode des Schulrectors Franz Baier (1849) wurde Lehrer Franz Strunz, welcher bisher in Neugejchrei angeitellt war, auf diefen Lehrerpoiten berufen, während Raimund Baier hier zweiter Lehrer und Eduard Lenhard (aus Böhm.-Wiejen- thal) Unterlehrer wurde; an die Schule in Neugeichrei fam Sofef Bernt. Bisher war es üblich gewejen, daſs die Lehrer zu Weihnachten und Pfingiten mit einigen Jangesfundigen Schulfnaben von Haus zu Haus giengen, hier einige Lieder abjangen, um bier: auf Gaben, bejtehend in Geld, Eiern, Butter u. dgl. in Empfang zu nehmen. Sn der lebten Zeit machten diefen Rundgang ber eigentlich mit einem mehr projatichen Namen bezeichnet werden ſollte noch Joſef Olbert, Rudolf Harniſch, Wenzel Nittner und Anton Kreuzig (NE. 178) mit. Das Freiheitsjahr 1848 jcheint auch bejjere Anjchauungen über die Würde des Lehrerberufes ge— bracht zu haben, denn mit Magijtratsbejchlujs vom 6. December 1849 wurde den hiejigen Yehrern das ‚‚Umgehen in die Häufer zu Weihnachten und Pfingjten‘‘ unterjagt und ihnen ale Entgang an dem Einfommen eine Abfindungsfumme von 50 fl. EM. angewiejen. Sp ward zu Pfingjten 1849 der letzte Bettelgang der hiejigen Lehrer mit den Sängerfnaben Joſef DOlbert und Anton Kreuzig gemacht. Würden wir nicht die Zuſtände der früheren Schulen in MWeipert fennen, jo würden wir es gar nicht glaublich finden, daſs von den 341 Kindern der Stadtjchule im Jahre 1852 auf bie erite Claſſe 261 und auf die zweite Claſſe SO Schüler entfielen. Trotzdem war damals der Raum der Schulgimmer für die anwe— jenden Rinder zureichend; wer die Schule nicht befuchen wollte, dem wurden hiebei eben feine großen Schwierigfeiten gejekt.

Mit Statthalterei-Erlajs vom 5. November 1858 wurden endlih nach vielen und wohlbegründeten Cingaben jeitens des hiejigen Magijtvates die Yehrergehalte für die Weiperter Lehrer veguliert, und es erhielten von der Zeit an: der erite Lehrer 279 ft. 24 fr., der zweite Lehrer und der Lehrer in Neugeſchrei je 210 fl. und der Unterlehrer 126 fl. öſterreichiſcher Währung, weil mit 1. November des Jahres 1858 dieſe Geldwährung eingeführt worden war.

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MWanderihulen gab es noch Bis zu Anfang der 1870er Jahre. An ſolchen Schuljtationen wurde von 8 zu 8 Tagen in der Wohnſtube eines anderen Haujes unterrichtet, wo die Bäuerin ihren Obliegenheiten beim Kochen und der lege ihrer oft nichts weniger als frommen Kinder nachkam. Die Art des Gehaltsbezuges für den Lehrer einer ſolchen Schule war eine ganz eigene; der Lehrer gieng von Tag zu Tag in ein anderes Haus zur Koſt; im Herbite brachten ihm die Bauern und aud die Häusler Kartoffeln und Korn in dem Make, als dies durch Nepartition der Lehrer— Faſſion entjprechend ermittelt worden war. In ver Kalhingszeit fand gewöhnlich ein jogenannter „Schülerball“ jtatt, der dem Lehrer wieder Naturalgiebigkeiten, Flachs, Yeinwand u. dgl. ein- brachte. Das Schulgeld mujste jich der Lehrer in der Negel jelbit eincajjieren, und bejtand dies in monatlichen 17!/. Kreuzern, welche die Kinder am legten Samstaye im Monate mit zur Schule bringen jollten. Dieſe Tage zählten in der Negel zu den fchlechtbejuchten Schultagen.

Im Jahre 1857 hatte der hieſige Wundarzt ob. Zeitler, wie bereits erwähnt worden, jein Haus NE. 149, das er mit Kauf vom 19. Augujt 1833 von den Eheleuten Rupert und Franziska Schmidl um den Betrag von 3200 fl. EM. an jich gebracht hatte, ver Gemeinde um den jehr billigen Preis von 5000 fl. EM. tejtamentarifch zu einer Schule überlafien, in welchem Gebäude aud) am 5. Mai 1862 die zweite Schulelalje eröffnet wurde. Gleich— wohl langten bei der angewachjenen Bevölkerung die Yehrräume und Lehrkräfte immer noch nicht aus, und vorzüglich wurde im Stabdttheile „Grund“ wegen der weiten Entfernung das Bedürfnis einer eigenen Schule gefühlt Zu diefem Zwecke hatte auch der im Jahre 1853 verjterbene Fabrikant Franz Pohl ein Kapital von 200 fl. EM. (ettwillig vermacht und wurde zu diefem Zwecke über Anregung der Herren Anton Pohl und Julius Schmid! unter der Gründner Bevölferung eine Sammlung veranjtaltet. Dieje Senannten giengen jelbjt mit gutem Beifpiele voran; Carl G. Schmid! trat den nöthigen Baugrund unentgeltlich ab, Wilhelm Pohl übernahm die Leitung des Schulbaues, und jo fam die jegige Gründner-Schule im Jahre 1866 zu Stande, ohne dajs die Hilfe der Gemeinde in

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Anfpruch genommen werden mujste. Der Bau fojtete 3032 fl. EM., welcher Betrag, wie erwähnt, durch freiwillige Beiträge, durch das genannte Legat, und der Reſt durch das Erträgnis des hohen- orts für Schulzwecke bewilligten Bierfreuzers gedeckt wurde. Am 13. Mat 1867 wurde dieſe neue Schule vom hiefigen Dechant und Bezirkspicar Andreas Wilfling eingeweiht, und trat hier Eduard Lenhard als der erite Lehrer fein Amt an. Da auch das alte Schulgebäude in Neugejchrei, deſſen Zimmerdecke unterjtüßt werden mujste, für die dortige Kinderzahl unzureichend geworden war, wurde die Erbauung eines neuen Schulgebäudes auch in diejem Stadttheile beſchloſſen. Der Baugrund wurde durch die Stadtge— meinde von dem Grundbejiße des Kranz Schmid! NE. 227 käuflich erworben, der Bau felbit, welcher 6115 fl. öſterr. Währ. koſtete, im Sahre 1867 vollendet, und ſchon am 7. November desjelben Jahres das Schulgebäude nad erhaltener Firchlicher Weihe durch den Dechant Andreas Wilfling feinem Zwecke übergeben.

Das alte Schulgebäude Nr. 347 wurde noch in demfelben Fahre im Meiftbotswege von Raimund Endler um ven Erſtehungs— preis von 892 fl. öfterr. Währ. erworben, der Beſitz aber erſt am 28. April 1875 im Grundbuche ausgezeichnet.

Mit dem Erjcheinen des neuen Reichs-Volksſchulgeſetzes vom 14. Mai 1869 iſt im Schulwejen auch in Dejterreih ein riejiger Auffhwung eingetreten, und man fchien jett im Fluge nachholen zu wollen, was dur Jahrhunderte verfäumt wurde. Die Schule wurde dem Ginflufje der Geijtlichfeit entzogen, und der Staat wahrte jich das oberjte Aufjichtsrecht über ſämmtliche Schulanitalten in Dejterreih. Zur unmittelbaren Beauflichtigung über die Schulen wurden Orts-, Bezirks- und Landesihulräthe activiert, deren Ent- Icheidungen im Inſtanzenzuge dem Cultus- und Unterrichts-Mini- jterium unterjtehen. Sn den eriten Ortsſchulrath von Weipert wurden 1869 gewählt: Wilhelm Kuhn als VBorfigender, W. L. Schmidl, als dejien Stellvertreter, dann als Mitglieder: Rupert

Englert, Rudolf Schmid! und Ignaz Krimmert; als Erſatz:

Stanz Flohrer und Johann Salzer. Der k. k. Poſtmeiſter und Mitglied des Ortsichulrathes Rudolf Schmid! wurde vom Ef. f. Bezirfsfchulrathe zu Kaaden zum Ortsjchulinspector ernannt. Als

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geſetzliche Nertreter der Kirche und Schule gehörten diefer Körper- Ichaft noch an der Dechant Andreas Wilfling und der Oberlehrer Raimund Baier. Pfarrer Wilfling, der als Vicär oder Schul- dijtrietsaufjeher bisher die unmittelbare Yeitung der Schulen im Vicariatsbezirfe Joahimsthal in den Händen hatte, vermochte lange nicht, jich in die geänderten Verhältnifje hineinzufinden. Er blieb den Situngen des Ortsichulrathes durch viele Jahre fern und jtellte der Neujichule, wo immer es nur angieng, ein Bein. Schließ- (ih mujste auch er in das Unvermeidlicye jich fügen und ſöhnte ſich, da er die wejentlichen Fortichritte der hieſigen Schulen nicht mehr ignorieren konnte, als Vertreter der Mutter (Kirche) mit ihrem Kinde (Schule) wieder aus.

Im Jahre 1866 wurde der hiejige Chorrector Franz Strunz von Sr. Meajejtät dem Kaiſer durch die Verleihung des jilbernen Verdienſtkreuzes ausgezeichnet und am 13. März desjelben Jahres Joſef Zörfler als Unterlehrer angejtellt. Nachdem am 15. October 1869 der Ehorrector Kranz Strunz gejtorben war, wurde jchon am 27. Detober der bier angejtellte Lehrer Raimund Baier an deſſen Stelle, Eduard Lenhard, bisher an der Schule in Grund, als zweiter Lehrer und der Unterlehrer Joſef Zörkler für bie Gründner-Schule angejtellt.

Mit dem nslebentreten des neuen ReichsVolksſchulgeſetzes erfuhr die hieſige Schule mit 1. October 1870 eine Erweiterung von zwei Claſſen und trafen bereits am 28. September des ge nannten Jahres zwei neue Lehrkräfte, Franz Joſef Breitfelder als Lehrer und Michael Yuft als Unterlehrer hier ein. Vor diejer Zeit bejtanden in Weipert eine zweiclaffige Schule im Stadtbe— zirfe und je eine einclaljige Schule in Neugejchrei und im Stadt: theile Grund. Lehrer Breitfelver überjiedelte jchon im Augujt als Oberlehrer nah Buchau, und e8 rückte Unterlehrer Luft in die freigewordene Yehrerjtelle mit 1. September 1871 vor. Die Unterlehrerjtelle wurde erit mit 1. Jänner 1872 durch Anton Gräf bejekt.

Der bier verjtorbene Pfarrer Hron hatte, wie wir jchon er: wähnt haben, für die Errichtung einer Pfarr-Hauptichule in Wei- pert einen Fond von 2415 fl. erlegt. Da das Reichs-Volksſchul—

gefeß vom Jahre 1869 die Bezeichnung einzelner Schulen als „Hauptichulen“ nicht mehr aufgenommen hatte, fondern die Schulen nur in allgemeine Volks- und Bürgerjchulen unterjhied, jo wurde von dem hiejigen Poſtmeiſter Rudolf Schmidl, einem warmen Freunde und treuen Anhänger ver Neufchule, für Weipert die Er- rihtung einer Bürgerjchule angeregt. Am 12. März 1871 fand hier in Zahms Gajthaufe die erjte conftituierende Verſamm— lung des neugegründeten „deutſch-politiſchen und Fortbildungs— Vereins” statt, wobei Rudolf Schmid! zum Obmanne gewählt wurde. In dieſer Verſammlung jtellte er den Antrag auf Errichtung einer Bürgerjehule in Weipert, ver! alljeitige Zuſtimmung fand, und wurde der Vereinsausichujs, beitehend aus Rudolf Schmid! (Dbmann), Wilhelm Kuhn (Stellvertreter), Raimund Bittner (Sajfier), Michael Luft (Schriftführer), Anton Bohl, Johann Lohwaſſer, C. G. Schmidl, Ferdinand Fritſch und Raimund Baier, mit den nothwendigen Vorarbeiten in dieſer Angelegenheit betraut. Da die Stadtgemeinde nicht die Mittel bejaß, ein ent- Iprechendes Schulgebäude für die angejtrebte Bürgerſchule heritellen zu laffen, wurde von dem Vereinsausſchuſſe die Beranjtaltung einer Effecten=Lotterie in Borjchlag gebracht, welche auch von der zu diefem Zwecke einberufenen Nollverjammlung des genannten Vereins am 26. März acceptiert wurde.

Das diesbezüglich geftellte Anfuchen wurde mit Erlaſs des hohen k. £. Kinanzminifteriums vom 27. Juli 1871, 3. 22.561, genehmigt. Der ergangene Aufruf an die hieſige Bewohnerſchaft um Beijtellung von Gewinngegenjtänden war von gutem Erfolge begleitet; auch vom allerhöchjiten Kaiferhaufe waren jehr wertvolle Gejchenfe zu diefem Zwecke eingegangen. Se. Majejtät der Kaifer

jpendete eine Salonuhr mit zwei doppelarmigen Leuchtern im Werte.

von 200 fl., Ihre Majejtät die Kaiferin Elifabeth ein pracht- volles Album mit Goldeden, Kronprinz Rudolf 50 fl., für welchen Betrag eine goldene Damenuhr angefauft wurde. Weitere wert- volle Gejchenfe giengen ein: ven Sr. Majeſtät dem Kaifer Ferdinand, von Ihrer Majejtät der Kaiferin Maria Anna, vom Erzherzoge Karl Ludwig, von der Erzherzogin Sophie, vom Großherzoge von Toscana, Fürften Auersperg, Edlen

361 Ignaz v. Plener, Landesſchulinſpector Mareſch, Dr. Stamm— Prag, Prof. Eonjtantin Höfler-— Prag, Iſidor Shmidl— Prag, Richard Ritter v. Doßauer u. A. Im Monate September wurde mit der Ausgabe der von Brüder Butter n Komotau bergejtellten 60.000 Stüd Loſe (a 50 Kreuzer) begonnen.

Es ergab jich Hieraus eine riejige Arbeit, die zum größten Theile vom Schriftführer Michael Luft beforgt wurde; die Führung . des Caſſaweſens hatte Raimund Bittner übernommen. Auch der Obmann des Comités Rudolf Schmidl ward hiedurch vollauf bejchäftigt. Die zujammengejtellten 1200 Gewinngegenjtände im Werte von 5000 fl. waren in einem vom Obmanne Schmidl zur Verfügung gejtellten Zimmer zu jedermanns Anjicht ausgeitellt. Das Unternehmen hatte zahlveihe Gönner und Förderer gefunden, wenngleich nicht verjchwiegen werden darf, daſs von einzelnen Gegnern der Neujchule und des KortjchrittS der Bürgerjchule in MWeipert fein gutes Prognojtifon gejtellt wurde. Die Arbeiten beim Verſandt der Yoje gieng raſch vonitatten, und jchen bald zeigte ich der Erfolg. Das Bud, in welhem die Adreſſen der verjandten Briefe, Loſe nebjt einem gebructen Spielplane enthaltend, mit Anführung der im Briefe enthaltenen Los— nummern verzeichnet wurde, erreichte die Gejchäftszahl 3685, das Caſſabuch die Zahl 1252. Schon am 27. December 1871 fand unter Aufjicht des von der k. k. Bezirfshauptmannfhaft Kaaden nah Weipert entjendeten politiichen Commiſſärs Anton Bal- zarene die Ziehung der Gewinn-Nummern im Saale des Gajt- baufes „Zur Stadt Leipzig“ jtatt. Die beiden erjten Treffer von Ihren Majeſtäten gejpendet verblieben zufällig dem Unternehmen, und wird das von Ihrer Majejtät gejpendete prachtvolle Album, in welchen jich mehrere Photographien von Gönnern der Sache befinden, bier aufbewahrt. Es jind dies folgende Photographien: l. Se. Majejtät der Kaifer Franz Joſef T., 2. Ihre Majeſtät die Katjerin Elijabeth, 3. Kronprinz Rudolf von Oejfterreich, 4. Prinzeſſin Gijela, 5. Erzherzog Joſef Alcſuth in Ungarn, 6. Erzherzog Kranz Carl, 7. Erzherzogin Clotide Aleſuth 8 Rudolf Schmidl, Pojtmeijter und Obmann des ffecten- Yotterie-Gomites, 9. Ludwig Kolfürft, Ingenieur in Brag, 10.

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Anton Zahm —Kaaden, 11. Wilhelm Unger Schneidmühl bei Karlsbad, 12. Profefjor Karl Schindler Wien, II. Bezirk, 13. Se. Ercellenz Dr, Karl v. Stremayer, Minijter für Cultus und Unterriht in Wien, !4. Se. Ercellenz Dr. Ignaz Edler v. Plener, Hanvelsminijter a. D. in Wien und Chrenbürger der Stadt MWeipert, 15. Dr. Anton Banhans, Handelsminijter in Wien, 16. Se. Ercellenz Baron Weber von Ebenhof, Statthalter in iederöfterreih, 17. Raimund Bittner, Caſſier des Lotterie Eomites und Gewehrfabrifant in Weipert, 18. Landmarjchall Fürſt Georg v. Lobkowitz Prag, 19. Freiherr v. Echarffen- jtein- Pfeil, Landtags-Abgeordneter in Prag, 20. Richard Ritter von Dobauer, Chrenbürger ver Stadt Weipert und Landtags- Abgeordneter in Prag, 21. Dr. Karl Pickert, Reichsraths-Abge— ordneter und Buchdrucereibefiger in Leitmeritz, 22. Dr. Anton Görner— Prag, 23. Dr. Heinrich Schmaß, Bürgermeilter in Komotau, 24. Dr. Anton Martius, Geolog aus Mealfau bei Komotau und Euftos am berrjchaftlihen Mufeum in Wernspdorf, 25. £ k. Profeffor Aug. Wejmann, £. k. Bezirksſchulinſpector für Brür und Komotau, 26. Michael Yuft, Oberlehrer in Weipert, 27. Ferdinand Lipfert, Bankier in Annaberg, 29. Sigmund Mauthner, Komotau, 29. Joſef Stengel, k. k. Statthalterei- Hilfsämter-Director in Prag, 30. Iſidor Shmidl, Kaufmann und Gutsbejiger (aus Weipert) in Wisfau bei Pilfen, 31. Franz Hottner, Minifterial - Secretär in Wien, 32. Karl Yudwig, k. k. Bezivkshauptmann in Kaaden und jet penfionierter k. k. Statt— haltereirath in Teplitz, 33. C. G. Schmidl, Privatier in Weipert, 34. Eduard Bittner, Kaufmann in Prag (aus Weipert), 35. Heinrich Englert, Fabrikant in Weipert, 36. Johann Müller, Apotheker in Deutſch-Kralupp, 37. Anton Kreuzig (aus Weipert) in Leitmeritz, 38. Franz Sabransty, Gutsbefiter in Kaſchitz, 39. Johann Goldbach, k. k. Bezirks— ſchulinſpector in Karlsbad, 40. Karl Butter, Buchdruckereibeſitzer in Komotau, 41. Hermann Butter, Buchdruckereibeſitzer in Saaz, 42. Martin Kiizef, Finanz-Landes-Directionsbeamter in Prag, 43. Franz Lorenz, f. k. Landesgerihtsrath in Eger (ebe- mals Magiftratsrath in Weipert), 44. Ignaz Srimmert, Bürger:

Kr

meilter in Weipert, 45. Joſef Hartl, Mitglied der Karlsbader Gurcapelle aus Donawis bei Karlsbad, 46. Dr. Karl Rech bauer, geweſener Präfident des hohen Abgeoronetenhaufes in Wien aus Graz, 47T. Alerander Kreuzig, Kabrilant in Weipert, 48. Sultus Schmidl, Kabrifant in Weipert, 49. Franz Kufula, Zollamts=-Controlor in Weipert, 50. Anton Bergner, Kauf mann in Weipert (NE. 2), 51. Guftav Bittner, Gewehr: fabrifant in Weipert, 52. Anton Kampf, Bojamentierer in Weipert (NE. 57), 53. Wilhelm Schmidl, Kaufmann (aus MWeipert) in Wien, 54. Karl Kahrer, Hotelier in Saaz, 55. Wilhelm Kuhn, PBrivatier und gemejener Bürgermeijter in MWeipert, 56. W. L. Schmidl, Kabrifant in Weipert (NE. 403), 57. Eduard Kreuzig, Pojamentierer in Weipert, 58. Adalbert Tetrowigfy, Stadtjfecretäiv in Weipert, 59. Joſef Bartl, Gewehrfabrifant in Weipert (NE. 475), 60. Vincenz Did, Pojamentierer in Weipert (NE. 2.), 61. J. A. Steiner, Kauf: mann in Budapejt, 62. Heinrih Swoboda, Bürgermeijter in Tahan.

Diejes „Raijerin- Album“ wird mit einem vom gewejenen Schriftführer des Lotterie = Comites, Oberlehrer Yuft verfajsten Sedenfbuche hier aufbewahrt. Die Gewinngegenftände, welche von Posbejigern nicht erhoben worden waren, wurden am 2. April 1872 im Meijtbotswege verkauft und biedurch noch ein Betrag von 564 Gulden TI Kr. erzielt. Das Unternehmen hatte nah Abzug aller Koſten und Spejen an Boitporto wurden allein 1200 Gulden verausgabt - noch einen Keingewinn von 14.000 Gulden ergeben, welcher Betrag bis zu feiner Verwendung bei der hiejigen Sparcaſſa fruchtbringend angelegt wurde.

Am 1. Detober 1870 wurde die Schule in Neugeichrei durch den k. k. Bezirksſchulrath als eine jelbjtändige zweiclafjige Volksſchule erklärt. Nachdem die Penſionierung des dortigen Lehrers Joſef Bernt bevorjtand, wurde die Verjegung des hieſigen Schul: rectors Raimund Baier mit 1. Detober 1872 nach Neugejchrei angeordnet, während die hiejige Oberlehrerjtelle dem Bürgerjchullehrer Franz Heckl (aus Groß-Otſchehau) verliehen ward. Indeſſen it Raimund Baier am 24. September desſelben Jahres (1872)

an Schwarzen Blattern gejtorben, welche Epidemie in jenem Sabre in Weipert viele Menjchenleben dahinraffte. Oberlehrer Heckl traf am 25. September in Weipert ein, um die ihm verliehene Stelle anzutreten. Da das Reichs-Volksſchulgeſetz auch die Ein- führung des Unterrichtes in den weiblihen Handarbeiten an

den Bolfichulen anordnete, jo wurde für die hiefigen Schulen Fanny

Selber (aus Eidlitz) als Induſtriallehrerin angejtellt. Die— jelbe trat die Stelle am 1. Jänner 1873 an und mufjste wegen Abgang einer Lehrkraft auch den literariſchen Unterricht in einer Claſſe mit übernehmen, bis am 17. April der Aushilfs-Unterlehrer Wenzel Müller bier eintraf und eine Claffe übernahm. Die Schule in Weipert war bereits zu einer fünfelajjigen erweitert worden. Der LXehrförper beitand 1873 aus dem Dberlehrer Franz Hecl, den Lehrern Eduard Lenhard, Michael Luft raus Drei- baden), Joſef Zörkler (aus Totzau, an der PBarallelclafje im Stadttheile Grund), dem Unterlehrer Anton Gräf (aus Drei- baden), dem Aushilfsunterlehrer Wenzel Müller und der Indu— jtriallehrerin Fanny Selber. Die Schülerzahl betrug in dieſem Jahre 721, wovon auf die 1. Claſſe 153, auf die 2. Claſſe 108, auf die 3. Claſſe 101, auf die 4. Claſſe 120, auf die 5. Claſſe 84 und auf die Schule in Grund 155 Kinder entfielen. Zu einer Schulbibliothef war ein faum nennenswerter Anfang gemacht; der hier bejtandene „kaufmänniſche Verein“ hatte bei jeiner Auf: löſung (1870) jeine jämmtlichen Bücher der Xehrerbibliothef ges Ichenft; zu einer Schülerbibliothef wurde durch einen vom Lehr: förper verfalsten und in Druck gegebenen „Eriten Jahresbericht der Volfsjchule in Weipert” die Anregung gegeben. Die Schul- zimmer vermochten die große Schülerzahl nicht mehr zu fallen, weshalb die Schule abermals um zwei weitere Claſſen erweitert wurde.

Hiedurh rückte mit 1. October 1873 der Aushilfsunterlehrer Gräf als Lehrer vor; an die Stelle des abgegangenen Wenzel Müller trat mit 1. December 1873 der Aushilfsunterlehrer Hubert Schuh ein, der bis zum Schluffe des Schuljahres 1877 hier verblieb. Zugleich mit Schuh trat auch Franz Wiehner. ein, wurde jpäter (1874) zum Yehrer befördert und wirkte an der Ans Italt bis zu feinem am 3. März 1876 erfolgten Tode.

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Es ſchien nun der Zeitpunkt gekommen zu jein, die Berwirk- lihung der Idee, eine Knaben-Bürgerjchule in Weipert zu errichten, in Angriff zu nehmen Der Gemeindeausihujs hatte in jeiner am 26. April 1874 abgehaltenen Situftg den Bejchlujs ge— falst, mit Ernſt an den Bau eines neuen Bürgerjchulgebiudes zu jchreiten.. Am 1. Mai 1874 überjiedelte der zum Oberlehrer für Neugeſchrei ernannte Lehrer Michael Luft, an dejjen Stelle Unterlehrer Kranz Wiepner Fam; die num erledigte Unterlehrer— jtelle erhielt Aushilfslehrer Alois Tuſch. Mit 1. Jänner 1875 ſchied die Induſtriallehrerin Fanny Selber von Weipert, an deren Stelle Johanna Yanger berufen wurde, welche jchon nach einem Jahre nach Auſſig überjiedelte und ihrer Schweiter Fran— zisfa Yanger Plab machte, die auch heute noch diefe Stelle be- Eleivet. Anfangs des Jahres 1375 hatte der hohe k. k. Landesſchul— vath den Beſchluſs gefajst, mit 1. October 1875 in Weipert eine Knaben-Bürgerjchule zu eröffnen. Am 1. März 1875 war hier der Aushilfs-Unterlehrer Ignaz La?novsky eingetreten, wurde aber bereit3 am 6. April vom £. k. Bezirksſchulrathe entlaſſen, da er jich hies verfchiedene pfüichtwidrige Vergehen zujchulden kommen ließ. Am 1. October 1875 wurde die erjte Bürgerichulclaffe im alten Pfarrichulgebäude eröffnet. Als proviſoriſcher Director für dieſe Schule ward am 25. Juli der bisherige DOberlehrer Kranz Hedl, der auch von der Lehrerfchaft des Bezirkes als Vertreter in den k. k. Bezirksſchulrath entjendet worden war, und als provijorijcher Lehrer Karl Behrbalf ernannt. An die hiedurd) freigewordene Lehrerjtelle Fam Karl Köjtler (aus Meretig bei Kaaden) und die ſchon im Sabre 1874 ſyſtemiſierte achte Xehrerjtelle wurde dem Aushilfsunterlehrer Joſef Fritſch verliehen, der jpäter die Reife— prüfung ablegte und dann als Unterlehrer definitiv angejtellt wurde. Für den verjtorbenen Lehrer Kranz Wießner wurde aushilfsweile der Lehramtscandidat Joſef Richter berufen, der vom 28. April 1876 bis zum Schlufje des Schuljahres in Weipert blieb.

Die Vorarbeiten zum Baue des Bürgerjchulgebäudes waren injoweit vorgefchritten, dajs am 24. April 1876 der Grundſtein biezu gelegt und mit dem Bau begonnen werden konnte. Am 12. Auguſt 1876 verjchied plöglich Lehrer Eduard Lenhard, der jeit

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‘Jänner 1849 in Weipert gewirft hatte; an jeine Stelle trat der Gründner Lehrer Joſef Zörfler, während an die dortige Schule Lehrer Karl Bed (vorher in Kaaden) fam. Die neucreierte neunte Lehrerſtelle erhielt Karl Heid; für die Bürgerjhule wurde noch als provijorifcher Lehrer Emerich Schweeger angejtellt, der aber ihon nad) einem Jahre als Supplent an die Realſchule nad) Böhmiſch-Leipa fam und heute noch an diefer Mittelſchule als Profeſſor thätig if. Mit 1. October 1876 trat als weitere Yehr- fraft Lorenz Manner bier ein, und am 3. Juli 1877 wurde der bisherige provijoriiche Director zum definitiven Bürgerjchuldirector in Weipert ernannt. Im Laufe des jahres 1877 Famen im hie—

Bürgerjchulgebäude NE. 560.

fiegen Lehrförper größere Veränderungen vor: Statt der Aushilfs- Unterlehrer Tuſch und Schuh wurden der Schule zwei geprüfte Lehrkräfte und zwar Heinrich W. Lenhard (aus Weipert) und Wenzel Heger (aus Hohentann) als Unterlehrer zugewiejen; eine erledigte Lehrerſtelle erhielt Karl Lorenz, und an die Bürgerjchule fam als vierte Lehrkraft Franz Füſſel, der bisher an der ein- claffigen Volksſchule in Haadorf gewirkt hatte. Nachdem der Bau des Bürgerichulgebäudes, dejjen Koſten aus dem vorhandenen Fonde und dur eine Subvention aus dem Yandesfonde (im Betrage von 10.000 fl.) gedeft wurden, beendet war, und das Gebäude jelbjt

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BRSAT am 7. October durch den hiefigen Dechant und PVicär P. Andreas Wilfling die firchliche Weihe erhalten hatte, wurden jämmtliche Volks- und Bürgerjchulelajien für Knaben dahin verlegt.

Am Schluſſe des Schuljahres 1878 wurde ein „Zweiter Sahresbericht über die Schulen in Weipert“ in Druck gelegt. Dem- jelben it zu entnehmen, daſs die Schule aus drei Claſſen der Knaben-Bürgerjchule mit 88 Knaben, aus zwei Glafjen mit ge- mijchten Gejchlechtern, aus 3 Volksjchulelafjen für Knaben, 3 Volks— Ichulelafjen für Mädchen und aus der Parallelelafje in Grund, aljo zujammen 11 Schulclaſſen mit 831 Schülern bejtand; jomit gab es im Jahre 1878 mit den 331 Schülern der Schule in Neu: gejchrei und den 50 Schülern in Böhm.- Hammer zujammen 1212 jchulpflichtige Kinder in Weipert.

Die Mädchenclajjen blieben im Zeidler’jchen Schulgebäude; da nun das alte Pfarrjchulgebäude NE. 157 disponibel geworden war, wurde es zu PBrivatwohnungen hergerichtet.

Mit 1. September 1878 wurden die 5 bejtandenen Mädchen- clajjen zu einer jelbjtändigen „Mädchen-Volksſchule“ creiert und die Anjtalt unter eine eigene Leitung gejtellt. Von der Zeit an gab es in Weipert 3 jelbjtändige Schulanftalten: a) die Knaben-Volks- und Bürgerſchule mit 7 Clafjen, der auch die einclaffige Schule (für das erſte und zweite Schuljahr) im Stadttheile Grund zugewielen ward; b) die Sclafjige Mädchen: Bolfsihule und c) die vierclaſſſige Volksſchule in Neu— gejchrei, welcher Schule mit Erlajs v. 9. Jänner 1878 des hoh. Landesſchulrathes noch die einclaflige Schule in Böhm.- Hammer als Schulerpojitur zugewiejen wurde. Lehrer Karl Lorenz über: jiedelte am 18. Auguſt 1878 in einen anderen Schulbezirf, und an die jelbjtjtändige Mädchenſchule wurde mit 1. September desjelben Sahres als Oberlehrer Michael Luft berufen, ver feit 1. Mai 1874 in gleicher Dienfteigenjchaft in Neugeſchrei angejtellt war.

Der jelbjtjtändigen Mädchenvolksſchule wurden an Lehrkräften zugewiefen: Die Lehrer Karl Köſtler und Reinhold Salvetter, die Unterlehrer Wenzel Heger und Eduard Leiß und die Induſtrial— lehrerin Franzisfa Yanger.

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Auh der Ortsſchulrath hatte durch eine Neumahl einige Ver- änderungen erfahren. Bisher hatten die gewählten Mitglieder diejer Körperjchaft aus ihrer Mitte den Vorſitzenden ſelbſt gewählt, als welcher bisher Wilhelm Kuhn NE. 142, ein bewährter Schulfreund, functioniert hatte. Zufolge des neuen Schulaufjichtsgefeßes vom Sabre 1873 war jedoch der jeweilige Bürgermeijter auch Vorſitzender tes Ortsſchulrathes. Derjelbe bejtand außer dem Bürgermeijter Wilh. Kuhn noch aus den Mitgliedern: Rudolf Schmid! (DOrts- ichulinfpector), Rupert Englert, Franz Flohrer, C. G. Schmidl, Pfarrer Andreas Wilfling, Bürgerſchuldirector Franz Hedl, Oberlehrer Michael Luft und Oberlehrer Karl Klöpſch (Neu: geſchrei).

Nunmehr wollen wir die weiteren Veränderungen in den Lehr— körpern geſondert anführen.

Bürgerſchuldirector Franz Heckl hatte 1878 in einem Schulblatte (Freie Schulzeitung Nr. 7, Seite 197) gegen die Stiliſierung eines Erlaſſes im Verordnungsblatte des k. k. Bezirksſchulrathes in Ange— legenheit der Pflege des Patriotismus einen Artikel erſcheinen laſſen, aus welchem Grunde er mit 1. Jänner 1879 von Amt und Würde enthoben und gegen ihn die Diſciplinar-Unterſuchung eingeleitet wurde, welche damit endete, daſs Heckl als Bürgerfchullehrer be- laſſen und die freigewordene Bürgerjchuldirectorjielle im Concurs— wege zur Ausjchreibung gebracht wurde. Bis zur definitiven Be— jegung der Directorjtelle ward dem Bürgerjchullehrer Kranz Füſſel die proviforiiche Leitung der Anjtalt übertragen. Am 1. October 1879 wurde nad) Abgang des Yehrers Lorenz hier Jojef Seifert als Unterlehrer angejtellt.

Im Jahre 1879 war die gejetliche dreijährige Functionsperiode des Ortsjchulrathes abgelaufen, weshalb bei der Gemeindeausjchujs- ſitzung am 13. November die betreffenden Neuwahlen vorgenommen wurden. Infolge diefer Wahlen war der Ortsjchulrath in folgender Weiſe zujammengejeßt: Bürgermeijter Wilhelm Kuhn als Vor: jigender, Rud. Schmidl (Ortsichulinfpector), Rupert Englert, W. A. Shmidl und Franz Flohrer; Pfarrer Andr. Wilf- ling, Bürgerjchullehrer Füſſſel (als fubjtituierender Director), Dberlehrer Yuft und Anton Hinz (Reugeſchrei), al Erſatz:

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369°

Sobann Zahm und Raimund Zahm. Die Angelobung jämmt- licher Mitglieder fand am 19. Jänner 1880 in Anweſenheit des Bezirfshauptmannes von Kaaden ſtatt. Mit 1. März des eben genannten Jahres Fam Lehrer Karl Behrbalf an die Schule in Neugeſchrei, und am 4. desjelben Monats traf der neuernannte Bürgerſchuldirector Johann Anton Riedl von Schlaggenwald bier ein. Am 18. Auguft überjiedelte Unterlehrer Seifert nad Dörnsdorf, wo derſelbe eine Lehrerſtelle erhalten hatte; die bier freigewordene Unterlehrerjtelle wurde duch Franz Schierl bejeßt. Für die hiefigen Schulen war auch eine eigene Katechetenitelle creiert worden, welcher Pojten dem Kaplan von Schönwald (bei Tahau), P. Peter Marif, verliehen wurde. Am 1. October 1881 überjiedelte Unterlehrer Fritſch nah Wohlau, und an feine Stelle trat Tranz Fuchs. Am 1. October 1882 fam Unterlehrer Schierl nah Waltſch und an die hiefige Unterlehrerjtelle Joh. S$emler, welcher jedoch nach einem Jahre nach Reiſchdorf verſetzt wurde. Dejjen Stelle übernahm bier Rudolf Anton. Nicht ge- ringes Aufjehen erregte hier die Nachricht, dafs der allgemein ge- achtete und beliebte Katechet P. Peter Marif im Monate September 1883 jeinen Austritt aus der Fatholiichen Kirche angemeldet habe und zum protejtantifchen Glauben übergetreten jei. Derjelbe hatte im nahen Buchholz einen Buchhalterpojten übernommen, jich dort verehlicht und Lebt gegenwärtig in Wien. Bis zur MWiederbejegung der Katechetenftelle wurde die Ertheilung des NReligionsunterrichtes in den Schulen durch den Pfarrer P. Franz Hora und den Kaplan P. Gulhanek übernommen. Am 1. September 1834 wurde an der Knabenſchule die Unterlehrerjtelle dur Dsmwald Eberle, am 1. October die Katechetenjtelle durch P. Carl Beck und am 1. De- cember die Unterlehrerftelle an der Bürgerjchule durch So). Schauer bejest, während Unterlehrer Anton nah Hermers dorf überjiedelte. Schon lange hatte fich für die Schulpflichtigen Kinder protejtantijcher Eonfejfion (meift Kinder von in Weipert Lebenden ſächſiſchen Bahn- und Zollbeamten) das Bedürfnis des protejtantiichen Reli— gionsunterrichtes an den hiefigen Schulen fühlbar gemadt. Da an der Schule in Neugejchrei ein proteltantijcher Unterlehrer namens Joh. Goßler angejtellt war, jo wurde derjelbe mit Zujtimmung 24

des f. £. Bezirksſchulrathes und des evangelifchen Pfarrers in Komotau zur Ertheilung des betreffenden Religionsunterrichtes ermächtigt und der Unterricht am 6. December 1884 in einem Lehrzimmer der Bürgerjchule aufgenommen. Am 1. Jänner 1885 überjiedelte Unterlehrer Fuchs nah Niklasdorf und am 6. Februar Eberle nah Goldenhöh, und trafen hier zur Be: jeßung der frei gewordenen Stellen Anton Stengl und Anton Tilp em. Mit 1. October 1885 wurde die vierclajjige Knaben— Volksſchule in eine fünfclaſſige erweitert; hierdurch wurde der Unter- lehrer an der Bürgerfchule H. W. Lenhard zum Lehrer be- fördert. Lehrer Joſef Zörkler follte mit 1. März 1886 an die Schule in Neugeſchrei verjeßt werben; da derſelbe aber diejem Auftrage des k. k. Bezirfsjchulvathes nicht Folge leiſten mochte, ſchützte er jeine nachgewiejene Kränflichkeit vor, infolge dejjen er in den zeitlichen Ruheſtand verjegt wurde. An feine Stelle Fam Lehrer Joſef Wild, dev jeit anderthalb Jahren im gleicher Eigenjchaft in Neugejchrei gewirkt hatte. Mit 1. Sep- tember 1886 überjiedelte Unterlehrer Ant. Stengl nah Kaplitz und Unterlehrer Anton Tilp nah Elbogen, und famen an deren Stellen die beiden Unterlehrer in Neugejchrei Johann Goßler und Rudolf Erhart. Mittlerweile waren zwijchen dem Bürgerfchul- director Riedl und dem Bürgerjchullehrer Füſſel Differenzen entjtanden, die jich, was aufrichtig bebauert werden muſs, jo weit zuſpitzten, daſs das zuftändige F. £. Bezirksgericht in Preßnitz, ja jo- gar das k. k. Kreisgericht in Brüz diefe Angelegenheit in Verhandlung befamen. Bürgerjchullehrer Füſſſel wurde vom f. k. Bezirksſchul— rathe in Kaaden a. 1. October 1886 infolge einer gegen ihn eingeleiteten. Difeiplinar-Unterfuhung vom Amte juspendiert und die Angelegenheit dem hob. k. k. Landesſchulrathe zur Entjcheidung vorgelegt. Dieje Schulbehörde verfügte die Verſetzung Füſſels mit 1. April 1888 an die Volksſchule in Prieſen, wo derjelbe noch heute als Lehrer wirft. Für den juspendierten Lehrer Füſſel wurde vom k. £. Bezirfsjchulrathe der für Mittelichulen geprüfte Yehrer Augujt Sieger nad Weipert berufen, welcher jedoch jchon am 16. September 1887 nad) Ybbs in Nieder-Dejterreich überjiedelte, wo demjelben eine Bürgerjchullehrerjtelle verliehen ward.

371 Durch die im Jahre 1886 erfolgte Neuwahl des Ortsjchul- rathes fand diefer folgende Zuſammenſetzung: Bürgermeijter Ignaz Frimmert als Vorjigender, W. A. Schmidl, Rudolf Har- niſch, Alexander Kreuzig (auch als Ortsjchulinfpector ernannt), Franz Flohrer, Pfarrer P. Kranz Hora, Bürgerjchuldirecter Riedl, Oberlehrer Luft und Oberlehrer Anton Hinz; als Gr: ſatz Joſef Olbert und Leonard Siegl. Am 17. Auguft 1887 überſiedelte Katechet P. Karl Bed nah Böhmiſch-Aicha. Der- jelbe ward nachher kurze Zeit Scatechet in Raaden, von wo aus er als Pfarrer nah Markauſch fam. An jeine Stelle fam der Diacon Wenzel Cabradef, der, im Juli 1888 in Prag zum Briejter geweiht, im Augujt diejes Jahres einen Katechetenpoiten in Brag übernahm; an dejjen Stelle trat der hiejige Kaplan P. Joſef Sobotka, der im Augujt 1839 als Kaplan nah Marowisß (bei Benejhau, fam, jest aber wieder bei Brag eine Anjtellung als Katechet genommen hat. Als Katechet für die biefigen Schulen wurde jodann mit 1. September 1889 der neuausgeweihte Prieſter P. Stanislaus Rä? angejtellt. Unterlehrer Erhart überjievelte Ende December 1887 nah) Chodau, wo er einen Lehrerpojten erhalten hatte; an dejjen Stelle wurde Karl Bechinie Ritter von Yazan aus Aushilfs-Unterlehrer berufen, während vom 5. Mai 1888 an Oberlehrer Karl Behrbalf von Willomitz an die Stelle des verjegten Füſſel an die hieſige Bürgerichule kam. Bürgerſchuldirector Riedl, der fich in die biejigen Ver— hältniſſe nicht jchicken möchte und deshalb mit dem DOrtsjchulvathe in Differenzen fam, hatte mit dem Bürgerſchuldirector Anton Haumer in Georgswalde einen Ötellenwechjel angejtrebt, welcher auch zujtande fam, ſodaſs mit 12. Auguft 1889 der Wechjel diejev beiden Directoren jtattfand. Die Schülerzahl war wieder ganz bedeutend angewachjen, jo dajs, um die beiden Stadtjchulen zu ent- lajten, der Schule in Grund noch das dritte und vierte Schuljahr der Kinder aus diejem Bezirke zugemwiejen merden mujsten. Hie— durch war aber auch die Errichtung einer zweiten Claſſe im Stadt: theile Grund nothwendig. Die im Schulhaufe befindliche Yehrer- wohnung wurde in ein zweites Lehrzimmer eingerichtet und hierin der Unterricht mit 16. September 1889 aufgenommen. Ein Er— 24*

312 weiterungsbau diejes Schulhaujes jteht in diefem Jahre bevor, wo- zu der Gemeindeausjchujs auch bereits die erforderlichen Gelomittel bewilligt hat. Die beantragte Selbjtändigfeitserklärung der Gründner Schule ijt nun auch von: h. k. £. Landesichulrathe bewilligt worden und wird jelbe al8 3clajfige jelbjtändige Volksſchule demnächſt acti- viert. Mit 1. September 1889 wurde Lehrer Gräf und Aushilfs-

Unterlehrer Karl Lazän von Bedinie an die Schule in Grund, Lehrer Heinrih Lenhard als proviforisher Bürgerjchullehrer nach Kaaden verjegt, und Rudolf Salzer (aus Weipert) als Unterlehrer bier angeftellt. Lehrer Karl Bed kam im Monate Sep- tember 1889 von der Gründner Schule an die Volksſchule im

Boltzihulgebäude im Stadttheile Grund NE. 481. Stadtbezirte. Mit 1. März 1890 überjievelte Aushilfslehrer von

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LYazan nah Warta, während der Unterlehrer Kranz Them! von Ober-Ebersdorf nah Weipert fam So bejteht gegen- wärtig der Lehrkörper dev achtelafjigen Knaben-Volks- und Bürger- ſchule aus: dem Bürgerfchuldirector Anton Haumer, dem Kate- heten P. Stanislaus Ra?, den Bürgerfchullehrern Franz Hedi und Karl Behrbalf, dem Bürgerjchul = Unterlehrer Joſef Schauer, den Volfsjchulfehrern Joſef Wild und Karl Bed, den Unterlehrern Jobann Goßler und Rudolf Salzer, dann

Mädchenſchulgebäude NE. 149.

dem Lehrer Anton Gräf und dem Unterlehrer Franz Them! (im Stadttheile Grumd.)

Wir haben bereits mitgetheilt, daſs mit 1. September 1878 die Mädchenclafjen von der Knabenſchule abgetrennt und in eine jelbjtändige fünfelafjige Mädchenvolfsjchule umgewandelt wurden.

Seither jind am dieſer Schulanitalt folgende Veränderungen im Lehrförper vorgefommen: Am 1. März 1870 überjiedelte Wenzel Heger nah Schmiedeberg, wo derjelbe eine Lehrerjtelle er-

IR

halten hatte. An jeine Stelle trat bier defjen Bruder Ed. Heger, der jedoch ſchon nad einem halben Jahre (1. September) nad) Pürftein fam. Unterlehrer Leiß wurde mit 1. Juni desjelben Sahres zur aushilfsweien Verwendung nah Borgrün berufen, wo er jedoch nur 3 Monate blieb, von dort nah Weipert zu- rücfehrte und am 1. October 1880 nad Böhmijh- Hammer und jpäter nach Theujing überjiedelte. Die Stellen der Unter- (ehrev Eduard Heger und Eduard Leiß wurden am 1. October 1880 durch die Unterlehrerinnen Anna Steiner und Katharina Je?dik beſetzt.

Mit 1. October 1880 wurde, wie ſchon erwähnt, ein eigener Katechet, namens Peter Maxik angeſtellt, dev wie die weiter folgenden SKatecheten auch an den oberen Meädchenclajfen den Keligionsunterricht zu ertheilen hatte.

Mit 1. Jänner 1885 wurde die fünfelaſſige Mäpchenjchule um eine weitere jechste Claſſe erweitert, und an dieſe neucreierte Stelle Wenzel Heger, welcher vor 6 Jahren bier als Unterlehrer ange- jtelft war, als Lehrer berufen. Mit dem Abgange des Lehrers Sal- vetter, der am 1. September 1885 nah Joahimsthal fam, trat hier zwilchen dem Ortsjchulrate und dem f. k. Bezirfsjchul- vathe eine Differenz ein, weil man ſich hier gegen die Anjtellung von weiblichen Lehrkräften jträubte; jelbjt der Gemeindeausjchujs nahm durch die Faſſung einer Reſolution Stellung für den Orts— ihulrath. Die Anjtellung einer Lehrkraft für die nah Salvetter frei gewordene Yehreritelle zog ſich deshalb länger dahin, da der Drtsichulrath jich weigerte, für dieſe Stelle eine Gompetentin in Vorſchlag zu bringen. Am 15. December 1886 wurde vom E. £. Bezirksichulvathe der Lehrer Hermann Wießner aushilfsweiſe hie— her verjeßt, welcher mit 1. September 1887 wieder an jeine frühere Stelle nah Reiſchdorf zurücherufen wurde. Mit 1. September 1886 trat die Unterlehrerin Anna Steiner wegen ihrer Verehe— lihung mit dem Unterlehrer Schauer aus dem Lehrerjtande aus und an ihre. Stelle kam Bertha Bürgermeifter, die aber gleichfalls wegen Berehelihung mit 1. Juni 1887 anf ven Schuldienſt vejignierte. An deren Stelle trat nun Wilhelmine Dohnal, welche mit 1. Juni 1887 als Unterlehrerin nad)

Zuckmantl (bei Teplig) fam. Erjt mit 1. September 1888 wurden die zwei erledigten Unterlehrerjtellen durch die Lehr— amts-Candidatin Pauline Zechner und durch die Unterlehrerin Betty Stodlas, vie bisher in Dörnsdorf in Anjtellung war, bejeßt. Erjtgenannte Unterlehrerin überjiedelte jedoch jchon am 1. März 1889 nad) Schmiedeberg und traf hier Anna Hanl ein, welche das Anjtellungs-Decret als Lehrerin erhalten hatte. Da Dberlehrer Michael Yuft zum Beſuche des Fünfmonatlichen Lehr— curjes behufs Heranbildung von Fachzeichenlehrern für gewerbliche Fortbildungsſchuſen an der f. k. deutſchen Staatsgewerbejchule in Pilſen zugelajjen wurde, wurde für die Dauer ſeiner Abwejen- beit (1. März bis Ende Juli 1890) Lehrer Karl Köjtler mit ver Leitung der Schule betraut und der Urterlehrer Roman Köllner von Kupferberg zur Supplierung der ſechsten Mädchenclaſſe, in welcher Oberlehrer Luft unterrichtet batte, nah Wripert berufen. Es muſs ſofort auffallen, daſs in der legten Zeit zu bäuftg mit den Lehrern newechjelt wurde, ein Umſtand, der für die Intereſſen rer Schule nichts weniger als förderlich ſein kann. Dev Pehrförper der Mädchenvolksſchule beſteht derzeit aus: dem Oberlehrer Michsel Luft, dem Katecheten P. Stanislaus Rä?, ven Lehrern Karl Köjtler und Wenzl Hener, der Lehrerin Anna Hanl, den Unterfehrerinnen Katharina Yezdif und Betty Stocklas und aus der Induſtriallehrerin Rrancisca Yanger. An der erjten und vierten Claſſe erteilt den Neligionsunterriht Pfarrer !'. Hora, in der zweiten und dritten Claſſe der Kaplan P. Ladislaus Fiala (jeit Februar 1890).

Die Schule in Neugejchrei war bis zum Inslebentreten des Reichs-Volksſchulgeſetzzs vom 14. Mat 1869, d. i. bi8 zum 1. October 1870 eine einclaffige Schule mit 247 jchulpflichtigen Kindern. War ſchon diefe Anzahl von Schülern eine übermäßig große für einen Lehrer zu nennen, jo mujste auch bier aus dem weiteren Grunde, al3 durch das Reichsvolksſchulgeſetz ſtatt der bisher bejtandenen jechsjährigen Schulpflicht nunmehr eine achtjährige vor— gejchrieben war, eine Erweiterung plaßgreifen.

Das zweite Schulgimmer wurde im neuerbauten Schulhaufe eingerichtet und am 1. October 1870 fam Hermann Willo-

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miter als Unterlehrer dahin; der frühere Lehrer Joſef Bernt wurde zum provilorischen Dberlehrer ernannt. Am 30. April 1873 überjiedelte der Unterlehrer Willomitzer als Lehrer nah Reiſch— dorf, und an feine Stelle fam Willibald Tobiſch. Die Schüler- zahl war bereit auf 320 gejtiegen; es mujste infolge deſſen die Schule um eine weitere Claſſe erweitert werden.

Als drittes Schulzimmer wurde ein Theil der Oberlehrer— wohnung im erften Stode adaptiert und eingerichtet. Am 1. Jänner 1874 trat als dritte Lehrkraft Hugo Hora als Lehrer ein. Nachdem mit Ende April diejes Jahres der bisherige provi— joriiche Oberlehrer Bernt in den Ruheſtand verjeßt wurde, trat an deſſen Stelle Michael Yuft, bisher Lehrer an der Stadtſchule. Unterlehrer Tobijch wurde mit 30. November 1874 in einen an- deren Bezirk verjeßt, und an deſſen Stelle fam am 1. Jänner 1875 der Aushilfs-Anterlehrer Anton Froßler. Nach der Ueberſiedlung des Lehrers Hora (31. Auguſt 1875) nah Preßnitz kam der Aushilfs-Unterlehrer Kranz Schönfels an die Schule in Neu— gejchrei, welcher jchen am 15. December wieder an eine andere Stelle verjeßt wurde. Bisher war an diefer Schule eine Schul— bibliothek noch nicht bejtanden. Den Bemühungen des Lehrförpers, unterjtütt durch Die Fabriksbeſitzer Theodor Steck fen. und jun. und anderer Schulfreunde, ijt e8 gelungen, dajs die Schule mit An— fang des Schuljahres 1875, mit welchem Zeitpunfte die Anftalt in eine vierclaffige Schule erweitert wurde, über eine reichhaltige Xehrer- und Schülerbibliothef verfügen Eonnte.e Da das vierte Schußimmer im Schulgebäude nicht mehr untergebracht werden fonnte, mujste im Haufe Nr. 227 ein Zimmer (der dortjelbjt be- Itandene Feine Tanzjaal) gemietet und als Schulclafje eingerichtet werden. An die Stelle des abgegangenen Aushilfslehrers Schön- fels trat Lorenz Manner als proviforischer Lehrer ein, welcher am 3. September 1876 wieder an die Stadtſchule verjeßt wurde. Defien Stelle wurde nun durch den bisherigen Oberlehrer in Chri- itofbammer, Joſef Heid, beſetzt. Zu gleicher Zeit mit dieſem wurde bier auch Johanna Urban als Unterlehrerin angejtellt. Mit 30. September 1877 wurde Unterlehrer Frotzler verjeßt und dejjen Stelle erhielt Hermann Schindler. Bisher beitand für Die

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Schule in Neugejchrei ein eigener Ortsſchulrath, deſſen Vor— jigender anfangs der Mühlenbefizer Anton Hofmann NE. 222, jpäter vom Jahre 1873 an dev Bürgermeilter war; weitere Mit- glieder des Neugejchreier Ortsjchulvathes waren Johann Yanger (zugleich Ortsichulauffeher) und Johann Hippmann. Ende Augujt 1877 wurde der DOrtsjchulratb in Neugeſchrei mit jenem in der Stadt zu einem einzigen Ortsjchulvathe vereinigt.

Bisher entbehrte die Schule in Neugeſchrei noch der Er: theilung des Unterrichtes in den werblihen Handarbeiten, wie ein jolcher bereits an den meilten größeren Schulen im Bezirke ein- geführt war. Mit 1. Februar 1868 wurde auch bier diejer Unterricht durch die neueintretende Induſtriallehrerin Julie Ulli £ aufgenommen, welche 1880 von der Induſtriallehrerin Anna Scholz abgelöst wurde.

Am 1. September 1878 überjtedelte Oberlehrev Yuft nach dem Stadtbezirke, wo ihm die Leitung dev Mädchenjchule übertragen worden war; Lehrer Jofef Heid*) trat mit demjelben Tage in den Ruheſtand, und der Aushilfs=Unterlebrer Alois Nojcher aus KRaaden, welcher jeit 1. Juni 1878 die Stelle des erkrankten Lehrers Heid fupplierte, ergriff jeine früher erlernte Profeſſion wieder. Infolgedeſſen traten bier mit 1. September 1878 Karl Klöpſch als provijorifcher Oberlehrer, und der Sohn des penjiv- nierten Lehrers Heid, namens Karl Heid, als Lehrer ein. Die Oberlehrerjtelle ward behufs der definitiven Bejegung im Concurs— wege ausgejchrieben. DOberlehrer Anton Hinz in Rupferberg er- hielt diefe Stelle und überjiedelte am 1. März 1870 nad Neu— gejchrei, während Klöpſch als Lehrer nah Bäringen fam. Da jich bei dem gemieteten Schullocale manche Uebeljtände zeigten, jo hatte die Gemeinde bejchloffen, auf das Schulgebäude noch ein Stockwerk aufzujegen, welcher Bau auch während der Ferienzeit des Jahres 1879 durchgeführt wurde. Diefer Aufbau fojtete 3.800 fl.

Mit 1. September desſelben Jahres überjiedelte Lehrer Karl Heid nah Wien, Unterlehrer Hermann Schindler und Die . Unterlehrerin Johanna Urban in andere Bezirke.

*) Der penfionierte Lehrer Joſef Heid ftarb am 16. Februar 1890 zu Wegftädtl im 69. Lebensjahre.

Dieje frei gewordenen Stellen konnten infolge des herr- ſchenden Lehrermangels nur theilweife und zwar durch Thomas Süßner und Wenzel Hermann mit 1. September beſetzt werden. Doch auch dieie verblieben nur farze Zeit in Neugefchrei. Unter- lehrer Hermann überjiedelte Ende Februar 1880 in einen anderen Bezirk, und an feine Stelle fam Karl Behrbalf als Lehrer. Süßner fam mit 1. September desjelben Jahres als Lehrer nach Kupferberg, und wurde diejer hier duch Hugo Brüdner er-

A

Volksſchulgebäude NE. 482 in Neugeſchrei.

jest, welcher aber ſchon Ende December diefen Boten verließ. Mit 1. September 1880 trat bier noch Wenzel Willmiter, und nad) dem Abgange Brücdners am 1. Jänner 1881 Karl Schwarzer als Unterlehrer ein. Erwähnt mag hier werden, dafs für Böhmiſch-Hammer, Be Schulerpojitur jeit Jänner 1878 unter die Feitungder Schule Neugejchrei gejtellt war, ein eigenes Schulgebäude aufgeführt

und der Bau Ende September 1882 beendet wurde. Die Schule wurde nun als jelbjtjtändige erflärt und wie die Schulen in Wei- pert in die T. Lehrergehaltsclaſſe (mit jährlichen TOO fl. und 50 fl. Runctionszulage) eingereiht. Herr C. G. Schmidt lief diejes Schulgebäude auf feine Kojten mit Schiefer eindecken, wodurd den betheiligten Gemeinden Weipert und Schmicedeberg eine Aus- (age von 350 fl. erſpart blieb.

Mit 1. October 1882 wurde an der Schule in Neugeſchrei auch die Trennung der Geſchlechter in den oberiten Claſſen durchgeführt. Hierdurch blieben nur die zwei unterjten Claſſen mit beiverlei Geſchlechtern, an die ſich eine dritte Knaben- und eine dritte Mädchenclaſſe anſchloſo. Dieje Verfügung wurde jedoch mit Rückſicht auf das Lehrziel am 1. October 1887 wieder aufgelafien, und bejtehen dort wieder vier aufjteigende Claſſen mit gemijchten Geſchlechtern.

Nach dem Abgange des Unterlehrers Schwarzer trat bier Rudolf Anton ein, der aber Schon nad) 6 Monaten in gleicher Eigenſchaft an die Knabenſchule im Stadtbezirke fam, während in ' Neugejchrei mit 1. September 1883 Job. Goßler und Rudelf Erhart als Unterlehrer angejtellt wurden. Unterlehrer Willmißer ward ebenfalls mit 31. Auguft jeiner Stelle entboben und kam nah Niklasdorf. Auch im Jahre 1884 erfuhr dev Lehrköper eine Uenderung, indem Xehrer Karl Behrbalf als Oberlehrer nad) Willomitz fam; an feine Stelle trat Vehrer Joſef Wild, welcher Ihon mit 1. März 1886 nach dem Stadtbezirke tiberjiedelte, wo er die Stelle des erfranften und nachher penjionierten Lehrers 3 örfler übernahm. Mit 1. Detober desjelben Jahres traten auch Goßler und Erhart über ihr eigenes Anjuchen und in gleicher Dienfteigenichaft an die Knabenvolfsjchule über; die hiedurch frei gewordenen Stellen wurden nun mit 1. October durch Johann Kleiner, Kriedrih Wagner und Roman Köllner neu bejeßt Erjterer überfiedelte nach einem Jahre nach Niederdjterreich und er: hielt in Karl Krohmer jeinen Nachfolger als Lehrer; Köllner nahm am 1. September 1888 eine Unterfehreritelle in Rupferberg an und erhielt deſſen Stelle Ad. Klimbt. Der Religionsunterricht in Neugejchrei wird durch die Ortsjeelforge-Geiftlichkeit ertheilt.

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Der Lehrkörper der vierclafjigen Bolfsihule in Neugeſchrei beiteht gegenwärtig aus dem Oberlehrer Anton Hinz, dem Lehrer Karl Krohmer, den Unterlehrern Friedrih Wagner und Adolf Klimbt, dem Religionslehrer Kaplan P. Ladislaus Fiala (jeit Februar 1890) und der Induſtriallehrerin Anna Scholz.

Aus diefen Ausführungen iſt zu erſehen, daſs Weipert, ge hoben durch eine ausgebreitete Induſtrie, auch auf dem Gebiete des Schulweſens rieſige Kortichritte aufzumweifen hat. Während im Jahre 1870, aljo noch vor dem uslebentreten des neuen Reichsvolks— ichulgefeßes, in Weipert (Neugefchrei mit inbegriffen) bloß 5, Yehrfräfte angeitellt waren, ijt die Zahl derjelben gegenwärtig "auf 23 gejtiegen; die Vermehrung der Schulclafjen ift mit Rüdjicht auf die große Zahl der jchulpflichtige.: Kinder nur mehr eine Frage der Zeit, die von der Gemeinde durch den Bau eines neuen Schul- hauſes und durch Erweiterung der jchon bejtehenden Schulgebäude zu löjen jein wird.

Wir laſſen nod eine überfichtliche Zujammenjtellung über den Stand der gegenwärtigen Schulen und der Yehrförper in Weipert vom Schuliahre 1889—9V hier folgen:

At a : | * Schule Stufe Name des Staffentchrens er (hmm.

| Pr Haan Haumen. |

Dreiclaſſige Katechet: P. Stanisl. Ra?. Küben | Karl Behrbalf. 68 Bürgerfhule | 2. Joſef Schauer. | 36 | | | a | Franz Heel. | 15 | 119 l I W | I Rudolf Salzer Halbtags- er | Fünfclaſſige 2. Rudolf Salzer / unterricht. | 86 Knaben⸗ Volks⸗ 3. Karl Bed. ı 90 | ſchule 4. Johann Goßler. 85 | | 5 Sofef Wild. 12 | 415 Perellel. ern: aut.) Anton Gräf. \ 96 | | mit 2 Abel, 12 Abt. Franz Theml. | wm

|

| I

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Art Sch der Schule , ff] Name des Staffen Ra aa | L.:.\ Karl Köftter. | 76 | | 2. | Anna Hanl. | 90 | Sechsclaſſige 3. | Katharina Je?dik. | 74 | Mädchen-Volks⸗ 4. | Betty Stodlas. 94 | ſchule. 5 | Wenzel Heger. 1104 | | I 6. | Michael Luft: ı 84 | 522 iska he amt )

Berl. Abolf Rlimbt. 55 Vierelajlige | 2 | Karl Krohmer. 73 | Voltsihule in | 3. Friedrich Wagner. 14 | Neugeſchrei. + | Anton Hinz. 69 | 271

Anna er en

Summa 20 | 23 ale 1502)

Außer den angeführten Schulanjtalten beſitzt Weipert noch eine gewerbliche Fortbildungsſchule für Lehrlinge, welche im Jahre 1884 gegründet und mit 1. December 1835 eröffnet wurde. Die betreffenden Statuten wurden mit Minijterial-Erlajs vom 25. November 1884, Zahl 21.472, genehmigt. Für die unmittelbare Beauffichtigung und Förderung dieſer Schule bejteht ein eigener Schulausjchujs, welcher aus einem Vertreter des k. k. Unterrichts: Minifteriums (Wilhelm Kuhn), des Landesausjchuffes (Anton Pohl), der Handels: und Gewerbefammer in Eger (Heinrich Englert), der Genofjenschaften und zwar Gruppe I. (Johann Kreuzig NE. 512), Gruppe II. (Karl Diefelt), Gruppe III. (Joh. Wagner), aus gewählten Vertretern der Gemeinde (Aler. Kreuzig, Elias Schwab) und dem Vertreter de3 Gremiums (Joſef Olbert) zufammengefegt ift. Vorſitzender diejes Ausſchuſſes iſt der Bürgermeiſter Ignaz Frimmert. Die gewerbliche Fort— bildungsſchule ſtand anfangs unter der Leitung des Bürgerſchul— directors Riedl, welcher mit den Lehrern Heckl, Füſſel und Schauer den Unterricht ertheilte. Vom 1. October 1887 legte der

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Schulausfchujs die Yeitung im die Hände des Bürgerjchullehrers Heckl und ernannte zu Lehrern: Oberlehrer Luft und Lehrer 9. W. Lenhard. Im Jahre 1888 wurde diefe Schule, die bisher aus zwei Claſſen bejtand, noch um eine Abtheilung für Kaufmanns- Lehrlinge erweitert. Der Lehrförper bejteht gegenwärtig aus dem vom Sr. Ercellenz dem Herrn Minijter für Cultus und Unterricht mit Erlaſs vom 16. März 1889, 3. 3504, bejtätigten proviforifchen Leiter Oberlehrer Luft und den Lehrern Hedl, Karl Behrbalf und Rudolf Salzer.

Der Unterricht erjtrecft jich für alle 3 Claſſen wöchentlich auf 31 Stunden. Der Stand der Schüler ijt in diefem Schuljahre (1889,90) folgender: 1. Claſſe (Lehrlinge) 33 Knaben, 1. Clafje (Fabritsarbeiter) 27 Knaben und die Claſſe für Kaufmannslehr- linge 23 Knaben, zujammen 144 Schüler.

Die gewerbliche Fortbildungsichule wird von dem vom FE. f. Unterrichts-Miniſterium ernannten ka k. Regierungscommifjär Herrn Sigmund Gottlob, Director dev k. f. deutſchen Staats— Gewerbeſchule in Pilſen, bezüglich ihrer Einrichtung und Leiſtung inſpiciert.

Die unmittelbare Beaufſichtigung über die hieſigen Volks— und Bürgerſchulen ſteht dem jeweiligen, vom Gemeindeausſchuſſe auf die Dauer von 3 Jahren gewählten Ortsſchulrathe zu, deſſen Mitglieder in die Hand des k. k. Bezirkshauptmannes als Vor— ſitzenden des k. k. Bezirksſchulrathes die Pflichtenangelobung zu leiſten haben. Dermalen iſt der hieſige Ortsſchulrath zuſammengeſetzt aus: dem Bürgermeiſter Ignaz Frimmert als Vorſitzenden, Alex. Kreuzig, zugleich vom k. k. Bezirksſchulrathe als Ortsſchulinſpector für die Stadtſchulen ernannt, Pfarrer P. Hora als Vertreter der Kirche, Anton Haumer als Vertreter der Schule, Rud. Harniſch, W. A. Schmidl (Ortsſchulinſpector für die Schulen in Neuge— ſchrei) und Heinr. Englert. Außer dieſen genannten Mitgliedern nehmen auch die beiden Oberlehrer Luft und Hinz an den Ver— handlungen mit berathender Stimme theil. Als Erſatzmänner ſind gewählt: Joſef Olbert und Johann Salzer jun. In den Orts— ſchulrath von Böhmiſch-Hammer wurde von der hieſigen Ge— meindevertretung im Monate December 1889 Stephan Hofmann

als Mitglied und Job. Flach als Erſatzmann gewählt. Der Bürger- meijter von Weipert ijt zugleich Vorſitzender des Ortsſchulrathes von Böhm.-Hammer, in welchen auch die Gemeinde Schmiede- berg ein Mitglied zu wählen hat.

Der E. k. Bezirksſchulrath in Kaaden bejteht gegen- wärtig aus 10 Mitgliedern und zwar: dem jeweilig amtierenden k. £. Bezirkshauptmanne (jeßt k. k. Commiſſär Guſtav Lukſch) ala Vorſitzenden, dem k. k. Bezirksſchulinſpector Wenzel Schmidt— mayer“) dem Kaadner Dechaut uud f. e. Bezirksvicär P. Rotter als Vertreter der Kirche, Bürgerſchuldirector Alfred Guba (Kaaden) als Vertreter der Schule, Oberlehrer Michael Luft (Weipert) als von der Lehrerſchaft des Schulbezirkes gewählter Fachmann, Dr. Karl Reif, Bürgermeiſter in Kaaden, Domänen—

director Peſſl**) in Klöſterle, Emil Wolf, Bürgermeifter und LP Apotheker in Radonitz, Joſef Panhans Bürgermeifter in +

Preßnitz und Joſef Tihochner, Gemeindevorjteber in Klein-

Schönhof, letztere fünf Mitglieder als Vertreter der Bezirks: "

gemeinden.

*) Wenzl Shmidtmayer (in Budmeis geboren) war durch 14 Jahre fe. £. Profefjor an der Staatsrealihule in Piljen und wurde Ende April 1890 nad) dem mit Ende Februar 1890 enthobenen f. f. Bezirksſchulin— Ipector Ignaz Schneider vom Minifter für Cultus und Unterridt zum k. k. Bezirköfchulinjpector für die Schulbezirte Raaden und Joachims— thal ernannt, welde Bolten derjelbe aud bereits mit 6. Mai 1890 ange: treten hat. Bezirfsfchulinipector Schneider war früher Lehrer, dann provi— jorifcher Director der Nealfhule in Komotau. Im Jahre 1870 wurde er zum f. f. Bezirksſchulinſpeetor für den Brüxer Schulb⸗zirk ernanni und er: hielt nad) einigen Jahren in diefem Bezirke die Directo ftelle an der neu: gegründeten Bürgerfhule in Dberl cutenspdorf. Im Jahre 1875 wurde ihm die Inſpection der Schulen im Kaadner Schulbezirfe, wo feit dem Sabre 1870 Director Franz Maly Kaaden als Bezirköfhulinfpector fungiert hatte, übertragen. Später wurde demjelben aud) noch der Joachims- thaler Schulbezirf zugemiejen. Im Jahre 1885 wurde er von Sr. Majeftät dem Kailer Franz Joſef I. durd Xerleihung des goldenen Berdienftkreuzes mit der Krone ausgezeichnet. Mit 1. März 1890 trat derſelbe wieder feinen Directorpoften in Oberleutensdor an.

**) Peſſl ift Befiser des goldenen Verdienftfreuzes mit der Krone,

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MWeipert jteht in ver erjten Yehrergehaltsclafje; demnah beziehen ein Bürgerjchullehrer und der Katechet an jährlichen Gehalt 500 fl., ein Volksſchullehrer 700 fl., ein Bürgerjchulunterlehrer 450 ft. und ein Unterlehrer 400 fl. Mit der Stelle des Directors ift außer dem Bürgerfchulfehrer-Gehalte noch eine Functionszulage von 300 fl., mit der des Dberlehrers an der jechsclajjigen Mädchenjchule eine Sunctionszulage von 200 fl. und der des Oberlehrers in Neuge- ſchrei eine Sunctionszulage von 100 fl. verbunden. Dem Director und den beiden Dberlehrern jind noch Amtswohnungen in den Schulgebäuden anzewiejen. Jede Lehrperſon hat nach zurücgelegter fünfjähriger zufriedenjtellender Dienjtzeit (von der Ablegung der Lehrbefähigung beginnend) Anjpruch auf eine Dienjtalterszulage, die mit 10 Procent des Lehrergehaltes bemejjen wird. Aushilfsunter- lehrer erhalten als Nemuneration 60 Brocent von dem Gehalte jener Stelle, die jie verjehen. Induſtriallehrerinnen erhalten gleichfalls eine jährliche Remunzration. Weipert jteht in der dritten Schul- geldelaſſe, weshalb für jedes jchulpflichtige Kind wöchentlich 6 Fr. oder jährlih 3 fl. 12 fr. an Schulgeld zu entrichten ijt. Arme Schulfinder Fünnen vom Detsjchulrathe entweder theilweile oder auch ganz von der Entrichtung des Schulgeldes befreit werden. Gegenwärtig iſt Weipert mit einem bejtimmten Schulgeldbetrage für alle Schulkinder von Weipert auf 3 Jahre paufchaliert.

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Rechts zuſtand und Verwaltung.

Wohl in feinem Lande Europas haben in dem Furzen Zeit- raume von nicht ganz dreißig Jahren Negierungsform und Ver— fafjung jo verfchiedenartig gewechjelt und jind mit der Eintheilung der politiichen Verwaltung und der Juſtiz jo viele ſich ganz wider- Iprechende VBerjuche gemacht wo.den, wie in SDDejterreich, welche Maßnahmen feineswegs geeignet waren, den allgemeinen Nechtszu- ſtand zu befejtigen.

Am 17. März 1849 erjchien ein neues Gemeindegeſetz. Zufolge der Regierungserläfje vom 14. und 26. Juni desjelben Jahres traten an die Stelle der Patrimonial- und Stadtgerichte landesfürjtlihe Behörden, und zwar für die Auftiz die Bezirfs- gerichte, für die politifche Verwaltung die Bezirfshauptmann- Ihaften. In unferem Bezirke trat die Bezirfshauptmannjchaft in Kaaden am 1. Februar 1850, das Bezirksgericht mit dem Steueramte «am 3. Juni desjelben Jahres in Preßnitz ine Xeben, wohin jchon am 6. Juni die Weiperter Grundbücher und Acten abgeliefert wurden. Infolge Anfuchens der k. k. Prager Liquidierungs-Commiſſion wurde die f. E. KRameral-Bezivks-VBerwaltung in Saaz von der hohen k. k. Kreisregierung unterm 14. Februar 1850 angegangen, der Stadtgemeinde Weipert infolge der Readjuſtierung fir die Zeit vom 15. März bis 2. Juni 1850 als Gerichtskoſten-Entſchädi— gung den Betrag per 86 fl. 381/, fr. EM. durch das Preßnitzer Steueramt aus dem Kameralfonde gegen eine von dem Gerichts— beren oder defjen hiezu eigens Bevollmächtigten auszuſtellende Quit- tung auszufolgen.

Als erjter Bezirfshauptmann in Kaaden war Poul, und als Bezirksrihter in Preßnitz Schmalfuß angeſtellt.

Das Unterfuhungsgericht in Kaaden, wie auch das Kreis- gericht in Brüx begann am 17. Juni desjelben Jahres jeine Thätig- feit. Im Jahre 1855 wurden die Bezirkshauptmannjchaften und Bes zirfsgerichte wieder aufgelöst, beide unter dem Namen „Bezirksämter“ vereinigt und Weipert auch in VBerwaltungsjachen dem Bezirksamte in Preßnitz zugewieſen. Im Jahre 1868 wurde mit faiferlicher Ent- ihließung vom 8. Juli auf Grund des Gejeges vom 9. Mat des-

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jelben Jahres die Juſtiz abermals von der politischen Verwaltung getrennt, und in unjerem Bezirke erjtere dem Bezivfsgerichte in Preßnitz, letztere der Bezirkshauptmannihaft in Kaaden unter dem Bezirfshauptmanne Ladislaus Freiherr von Im hof übertragen. Die Trennung geſchah nicht in allen Bezirken zu gleicher Zeit, jondern jenachdem vie Acten zur Uebergabe bereit waren. In

Preßnitz erfolgte fie am 31. Auguſt 1868, und bejteht diefe Ein-

richtung noch jebt.

An der Spite der ſtädtiſchen Verwaltung jtand noch bis 1850 der Bürgermeijter Alexander Schwab und der geprüfte Rath Franz Lorenz, der auf den nach Teplitz überfievelten Kath Schmitter gefolgt war.

Noch jei hier erwähnt, dafs in der Nacht vom 14. zum 15. September 1849 in die hieſige Gemeindefanzlei ein Einbruchs—

diebjtahl verübt wurde, wobei aus der Gemeindecafja 447 fl. - 52'/, Er., aus der Armen-Snftitutscaffa 72 fl. 55 fr., aus der Kirchencaſſa 51 fl. 11 fr. und aus der Spitalcafja 43 fl. 34 fr., .

zufammen 615 fl. 32'/, fr. entwendet worden waren. Da jchon am 27. Auguft im Hirjchenwirtshaufe in Neugejchrei bei dem Pächter Anton Gebert ein Diebjtahl und am Morgen des 14. September in der Mühle des Killian Frank in Pleil Nr. 2 jo: gar ein Raubmord verübt worden, jo muſs angenommen werben, dajs dieje Verbrechen von einer und derjelben Diebsgejellfichaft aus— geführt wurden. Die eifrigjt betriebenen Recherchen nach derjelben führten jedoch zu feinem Nejultate.

Die Gehalte der Gemeindebeamten und Gemeindediener waren im Jahre 1850 folgende: Bürgermeijter Schwab bezog 80 fl., ges prüfter Rath Yorenz 400 fl. und einen Wohnungsbeitrag von 60 fl., erjter Meagijtratssganzliit Anton Kreuzig 150 fl., (zu: gleih Grundbuchsführer), zweiter Magiltrats- Kanzlift Karl Schuſter 120 fl., Rechnungsführer (für die Gemeinde-Rechnung) Wenzel Schmid! 60 fl. und 36 Fl. für die Steuerrechnung, Ge— richtsdienev Johann Bart! 50 fl., Polizeidiener Nicolaus Löbl 50 fl., Nachtwächter Ignaz Wagner 54 fl. 44 fr., Polizei-Com— mifjär Rupert Englert 30 fl.

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Rath Lorenz wurde bei der neuen Gerichtsorganijation als Zandesgerichtarath nah Brür überfett. Das Scheiden eines Be- amten aus der Gemeinde, wo Niemand mehr durch Sonderinterefjen an ihn gebunden, ijt in der Kegel der Probierjtein feines Wertes. Da iſt es die Stimme des Volkes, die den Stab über ihn bricht, wenn er, ein fnöcherner Bureaufrat, den Bürger bloß als Zahlungs- majchine betrachtet, die ihm aber auch die Bürgerfrone aufjekt, wenn er neben jeiner Pflicht auch Bürgerjinn und Bürgerfreund- (ichfeit walten ließ. Dieje Bürgerfrone haben die Bewohner von MWeipert vem Rathe Franz Xorenz gereicht, indem fie ihm, mie wir Schon früher mitgetheilt haben, zum Abſchiede am 1. Juni 1850 einen Fadelzug unter dem Donner der Pöller brachten, wo— bei die Nationalgarde en parade ausgerüdt war. Keinem jeiner Vorgänger wurde eine jo allgemeine Anerkennung zutheil.

Nah dem neuen Gemeindegejeße wurde am 23. Augujt 1850 unter Leitung des Bezirfscommifjärs Dörfel von Kaaden in der biefigen Natbhausfanzlei die Gemeindewahl vorgenommen und 18 Ausſchüſſe gewählt, aus welchen als Bürgermeijter Florian Rieß, al8 Gemeinderäthe Wenzel Schmid! jen., C. G. Schmid! und Rupert Kreuzig bervorgiengen, die dann in der Kirche ihren Amts— eid ablegten. Der Gehalt des Bürgermeijters wurde von 80 fl. auf 130 fl. erhöht.

In diefe Zeit fällt auch das Erjcheinen des allgemeinen Strafgejeßes vom 27. Mai 1852.

In Weipert wurden bisher bloß zwei Jahrmärfte abge: halten. Ein Anjuchen der Stadtgemeinde beim Kreisgerichte zu Eger um Vermehrung verjelben wurde am 2. December 1853 günjtig erledigt und für MWeipert die Abhaltung eines dritten Sahrmarftes am 3. Montag im Monate Juli (Kirchenfejt-Montag ) bewilligt, für welche Verleihung der Gemeinde die Entrichtung einer Tare von 30 fl. auferlegt wurde.

Bürgermeijter Florian Rieß eritand am 30. November 1854 angeblich für die Stadtgemeinde Weipert, im Licitandomwege das dem Joſef Banhans gehörige Sajthaus „zum rothen Hirſchen“ (NE. 374) um den Betrag von 1503 fl., welcher Bejiß im Grund—

buche aber nur auf feinen Namen lautend eingetragen erjcheint. zö*

388

Am 7. Juli 1799 bereit$ ward der Grund, auf welchem 1841 Joſef John diefes Gajthaus erbauen ließ, als eine Baujtelle ge kauft. Das Gaſthaus wechjelte jchnell hintereinander die Beſitzer; am 4. Mai 1843 übergieng e8 an den Sohn Anton John um den Betrag von 740 fl., am 17. Jänner 1854 an Joſef Pan— hans um 2660 fl. und von diefem an den Bürgermeijter Rieß. Die Gemeinde verpachtete wohl diejes Gajthaus, Fonnte aber hie— durch kaum die Zinſen für das Gapital erzielen, weshalb dieſer Beſitz ſchon 1856 durh Kauf vem 31. Auguſt an Ed. Schmid! abgetreten wurde.

Am 17. December 1862 erjchten das neue Preſsgeſetz, zu welchem 1868 eine neue Ergänzung folgte.

infolge der zufehends ſich entwicelnden Induſtrie und des gehobenen Gejchäftsverfehres hatte jic für Weipert das Bedürfnis nad) einem Geldinjtitute, nach einer Sparcajja fühlbar gemacht. Es wurden biezu am 1. März 1861 die betreffenden Statuten durchberathen und dieſe jodann an die Behörde zur Genehmigung eingejendet. Nachdem diejelbe am 8. December vesjelben Jahres noch erfolgt war, wurde diejes Injtitut am 2. März 1865 eröffnet.

Wenn auch diejes Inſtitut im Verlaufe der Zeit, jo durd) den „Krach“ vom Jahre 1873, durch die Liquidation der böhmischen Bopdencredit-Anftalt, wo für ausjtehende 5000 fl. ein Ausgleich von circa 60 Percent gezahlt wurde, von Verluſten nicht verjchont ge- blieben iſt, jo bat jich dasjelbe infolge einer umjichtigen Leitung wieder jo erholt und gehoben, daſs es das Vertrauen, das man in dasjelbe jet allgemein jeßt, vollfommen vechtfertigt und zu einer bedeutenden Einnahmsquelle für die Stadtrenten zu werden ver— ſpricht. Die Arbeiten, die jich aus dem regen Verfehre diejes In— jtitut8 ergeben, mehren jich von Tag zu Tag, ſodaſs die Anjtellung eines eigenen Sparcafja-Beamten nur mehr eine Frage der Yeit jein fann. Die Auffiht und Verwaltung der Sparcajja wird durd) einen Verwaltungsrath, bejtehend aus vier Divectoren und eilf Ausſchuſsmitgliedern, gehandhabt, bei deren Sitzungen der Kanzlei-Di- vector, Bürgermeijter Ignaz Frimmert, den Borjit führt. Zu den Directoren zählen die Stadträthe Alfred Schwab, Raimund Bittner, Johann Zahm und Rudolf Harnijch und die in ver

389

Gemeindeausſchuſsſitzung am 18. December 1889 gewählten Mit- glieder: Alerander Kreuzig, Anton Pohl, Julius Schmidl, Guſt. Bittner, Joſef Pohl, W. A. Schmidl, Elias Schwab, Johann Salzer, Julius Fittbogen, Emil Schmidl und Franz Heckl. Die Caſſageſchäfte werden durch den Stadtſecretär Johann Kühnl als Spareaſſa-Caſſier beſorgt. Die landwirtſchaftliche Creditbank in Prag errichtete hier gegen Schluſs des Jahres 1889 eine Zahlſtelle, deren Arbeiten vorläufig bis zur Zeit, als ſich die Nothwendigkeit der Errichtung einer ſtändigen Filiale wird herausgeſtellt haben, der hieſigen Sparcaſſa übertragen worden ſind.

Am 16. April 1864 wurde ein neues, das noch jetzt beſte— hende Gemeindegeſetz erlaſſen und auf Grund desſelben eine Neu— wahl der Gemeindevertretung angeordnet. Dieſe wurde am 17. Auguſt vorgenommen, und erſchienen Alex. Schwab zum Bürger— meiſter, C. G. Schmidl, Eduard Schmidl (NE. 144) und Poſtmeiſter Rudolf Schmid! zu Gemeinderäthen gewählt. Den raſtloſen Bejtrebungen diejes Semeinderathes mit dem neugewählten Bürgermeiiter Alerandev Schwab verdankt Weipert den Grund zu feiner heutigen Bedeutung auf dem Gebiete der Induſtrie, zu jeiner neuen Blüte und zu feinem, wenn auch nur bejcheidenen Wohlitande. Diefe Männer hatten die Ginbeziehung der Stadt Weipert in das Eijenbahnneb angejtrebt, und es £vjtete ihnen viele Mühe, bis endlich, wie wir ſchon mitgetheilt haben, 1869 für Weipert eine Bahnitatien bewilligt wurde, und am 18. Auguit desjelben Jahres unter dem Jubel des Volkes, das den Ideengang diefer Braven ſchon (ängjt begriffen hatte, und vieler Grenznachbarn aus Bärenftein, Stahlberg, Jöhſtadt, Königswalde, Wiefenthal, Buchholz, Annaberg und an- deren Orten der’ erſte Spatenftich vollzogen wurde.

Bald nach diefer Yeierlichfeit, am 24. September 1869, üt in Raaden der k. k. Bezirfshauptmann Imhof gejtorben, und es folgte ihm nach Furzer Administration durch den Commiſſär Pohl am 8. April 1870 Bezirkshauptmann Carl Ludwig, der die Be— ſtrebungen des hier zuſammengetretenen Lotterie-Comites (zur Er— bauung eines Bürgerſchulgebäudes) mit Rath und That unterjtügte,

und infolge feiner Verdienfte um Weipert anläſslich jeines vierzig- jährigen Dienſt-Jubiläums dur Beſchluſs des hieſigen Stadtrathes am 27. December 1877 zum Ehrenbürger der Stadt Weipert ernannt wurde. Er trat am 1. April 1880 unter Verleihung des Titels eines k. k. Statthaltereivathes in den Ruheſtand. Mit dem jelben Tage übernahm Bezirfshauptmaun Th. Blajchef, Ritter des Franz Joſef-Ordens, die Verwaltung im Bezirfe Kaaden. Derjelbe hat jich während feiner Amtsthätigfeit durch fein liebevolles Entgegenfommen gegen Jedermann, durch jeine Güte und Freund— fichfeit die ungetheilte Anerfennung und vollite Achtung des ganzen Bezirkes erworben. Er war ein wohlwollender Berather und ver- mittelte überall, wo Parteileidenjchaft Zwietraht in die Gemüther gefäet und ten Frieden gejtört hatte, und ihm gelang manches Einigungswerf an dem das Mühen der beiten Männer geſchei— tert war.

Im Monate Mai 1890 wurde dem Bezivkshauptmanne Theodor Blaſchek mitteljt allerhöchiter Entihliegung der Titel und Cha= vafter eines k. k. Statthaltereirathes verliehen; er wurde als über- wachender £. k. Statthaltereiraih nach) Sa az verjegt, welchen Poſten er auch mit 1. Juni 1890 übernahm.*) Dajs dem Scheidenden auch die Bewohner des Kaadner Bezirkes Tiebgewejen, beweijet ber Scheidegruß, den er in Wir. 41 der „Kaadner Nahridten“ (Beilage des in Komotau erjcheinenden „Deutſchen Volfs- blattes”) veröffentlichte. Derjelbe lautet :

„Danfesäußerung. Zu der mir anläſslich meiner Verjegung auf den Pojten eines überwachenden Beirfshaupt- mannes in Saaz durch Verleihung des Titels und Charakters eines Statthaltereirathes allergnädigit zutheil gewordenen aller- höchſten Auszeichnung jind mir von den geehrten Gemeindever- tretungen, den geehrten Vereinen und den geehrten Bewohnern, Gönnern und Freunden des politiichen Bezirkes, jowie von Cor—

*) Der E. k. Statthaltereirath TH. Blaſchek wurde nod vor feiner Ernennung vom „Lehrervereine des Preßnitzer Gerichtäbezirfes" in der zu Meipert am 10. Mai 1890 tagenden PVerfammlung in Würdigung feiner ſchul- und lehrerfrenndliden Gefinnung zu feinem Ehrenmitgliede ernannt.

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ieh

porationen, Gönnern und Freunden außerhalb des Bezirkes jo zahlreiche Beweiſe mich beglückender Theilnahue und herzliche Beglückwünſchungen zugefommen.

Da es mir unmöglich ijt, dieje mich hocherfreuenden Theil- nahmsbezeigungen und Glückwünſche einzeln zu beantworten, jo benüge ich ven Weg der Deffentlichfeit, um meinem innigjten Dantgefühle allen und jedem einzelnen für die mir dargebrachten Wünſche Ausdruck zu geben, hiebei verjichernd, dafs ich die Liebe- velle, ehrende Theilnahme für mich vom ganzen Herzen erwidere und jede Gelegenheit benüßen will, diefe Theilnahme meinerſeits zu bethätigen.

Nachdem ich meiner neuen Bejtimmung jofort zu folgen babe, jo kann ich mich jeßt perjönlich nicht verabjchieden und rufe meinen geehrten Freunden und Bekannten und überhaupt der mir werten und liebgewordenen Bewohnerjchaft des Bezirkes Kaaden ein herzliches „Lebewohl“ zu, empfehle mich fernerem freund- lichen Andenfen und zeichne mich als achtungswoll ergebenjter

Kaaden, Ende Mai 1590. Theodor Blaſchek,

EEE. Vezirfshauptnann.

Gegenwärtig iſt die Verwaltung im Bezirfe dem f. f. Com— miſſär Guſtav Lukſch bis auf weiter zu erfolgende Verfügungen übertragen.

Bald nach dem Erſcheinen des neuen Gemeindegejeßes wurde am 25. April 1864 auch das Gejeß über die Bezirfsvertre- tung erlafien, die ihre Wirkſamkeit beginnen jollte, jobald die auf Grund des Gejeges vom 16. April 1864 zu wählenten neuen Ge— meindevertretungen bejtimmt waren. Die Wahl in die Bezirföver- tretung erjtrecfte jich auf Vertreter der Intereſſengruppen des großen Grundbeſitzes, der Höchjtbeiteuerten der Induſtrie und des Handels, der übrigen Angehörigen dev Städte und Märfte und der Landge- meinden, welche ihr Mandat durch drei Jahre hindurch auszuüben hatten. Aus dev Zahl der Bezirfsvertretungs-Mitglieder wird der Obmann und der Bezirksausihujs gewählt. Die Wahl des Ob- mannes bedarf nach $ 41 des Gefeßes der kaiſerlichen Bejtätigung. Nachdem auf Grund diejes Geſetzes im Monate Auguſt 1865 die Wahl der Preßnitzer Bezirfsvertretungs-Mitglieder beendet war,

392

wurde von dieſen bei der erjten Verfammlung C. G. Schmid! aus Weipert als erjter Obmann der Bezirfsvertetung Preßnitz gewählt, dejjen Wahl durch Se. k. f. apojtol. Majejtät mit allerhöchiter Entiehliegung vom 27. Augujt 1865 und laut hob. Staatsminijterial-Erlafjes vom 2. September 1865, 3. 17.385, bejtätigt wurde. Am 16. Detober desjelben Jahres wurde die An- gelobung durch den Preßnitzer Bezivksleiter Hartl und die Snital- lation des erjten Obmannes der Bezirfsvertretung in Preßnitz be jonders feierlich begangen.

Als Ausihujsmitglieder gehörten diefer Körperſchaft noch an: Conrad Opolzer als Vertreter des Grafen Buquoy, Ant. Pohl, Franz Hauſtein, Johann Yiewald, k. £. Notar Simon und Anton Wehle.

Nach zwei Jahren aufopfernder Thätigkeit für die Intereſſen des Bezirkes ſah jih Obmann C. G. Schmid! veranlafst, jeine Rejignation auf diefen Ehrenpojten zu geben. Während der Amts- thätigkeit dieſes Obmannes wurden die Straßen nah Chriſtof— hammer und nah Laucha gebaut.

Wie ſchwer mar von den Bezivfsvertretungs-Mitgliedern den Dbmann aus diefem VBertretungsförper ſcheiden jah, beweijet ein von dem Ausjchufje der Bezivksvertretung an den Obmann gerich- teteg Schreiben, wodurch diejer zur Rücknahme jeiner Refignation erjucht wird. Diejes Schreiben vom 16. September 1867 lautete wörtlich:

„Hochmwohlgeboren, verehrungspoller Herr Bezirfs-Obmann! Die eingebrachte Dienjtesrefignation hat unter den verjammelten Herren Bezirksausſchüſſen ein um fo größeres Erftaunen und Ichmerzliches Bedauern erregt, als die Motive zu dieſem Ent- ſchluſſe nach ungetheilter Beurtheilung und Anſchauung aller durchaus nicht darnach angethan find, zu entjagen und das jo wertvolle und Eojtbare Vertrauen, welches Euer Hochwohlgeboren im Bezirke von den Bezirfsangehörigen mit jo vieler Wärme ge— erntet, im wahren Sinne des Geiftes und des Wortes empfind- (ich zu verlegen. Zieht man noch in Erwägung, dafs Euer Hoch— wohlgeboren unfer geliebter, jo allfeits verehrter Obmann, unjer berzlicher Bruder, Euer Hechwohlgeboren im Sinne des $ Al

398°

des Bezirks-Vertretungs-Geſetzes aus der Mitte einer jo edlen Bezirfsvertretung für die Dauer einer dreijährigen Wahlperiode unter der Weihe der Ffaijerlichen Bejtätigung einjtimmig auser- foren wurden, und nimmt man ferner in Betracht, daſs nad) $ 45 diefes a. h. Gefeges, wenn der p. t. Herr Obmann blei- bend in Abgang kommen wollten, für die noch übrige ohnehin jehr kurze Dauer der Wahlperiode die verehrten Bezirlsvertretungs- Mitglieder durd eine jozufagen von Wolfen gefallene Neuwahl nur allarmiert und indigniert werden müjste, jo geruhen Euer Hochwohlgeboren es begreiflicy zu finden, und es dem betrübten Bezirksausſchuſſe richt übel zu deuten, dafs er nicht wagen fonnte, hochdero Rejignation erhibieren zu lafjen und anzunehmen, jon= dern bei der heutigen Situng einhellig bejchlejjen hat, diejelben im Namen der Bezirfsvertretung mit kindlichem Vertrauen zu bitten, die Nefignation zurüczunehmen und mit der Obmann— ichaft gefälligit bis zum Ausgange der Wahlperiode ausharren zu wollen. Dies mit Hochverehrung Ener Wohlgeboren ergebenite Diener: Fr. Oppolzer, Obmann-Stellvertreter, Anton Wehle, Ausſchuſs, Franz Hauftein, Ausihujsmitglied.

Obmann C. G. Schmid! hielt troßdem feine Nefignation aufrecht, weshalb zur Wahl eines neuen Obmannes für diefe Körper— ſchaft gejchritten werden muſste.

Das für Defterreich jo verbängnisvolle Jahr 1866 war ge fommen, und die Aufregung bemächtigte jich auch der Bewohner MWeiperts in einem ungemein hoben Grade. Anfangs glaubten die Weiperter Patrioten, durch mehrere Siegestelegramme getäufcht, an die Niederwerfung Preußens, und ſchon wollte man ein förm— liches Siegesfejt feiern, als die Nachricht von der Niederlage bei Königgräb (3. Juli) und den Erfolgen der preußiſchen Waffen auf böhmischer Erde den Siegesjubel mit einemmale verjtummen machte und allgemeine Bejtürzung bervorrief. Aller Handel und Verkehr jtocte in den Erzgebirgsthälern , die Pojtverbindungen blieben wochenlange unterbrochen, was die Jurcht vor den Preußen noch vermehrte. Truppendurchzüge erfolgten feine. Nur nach dem Friedensſchluſſe (am 5. Auguft 1866) zog das 34. preußiſche Snfanterie-Bataillon, 600 Mann ſtark, von Kaaden über Weipert

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nach Sachjen. In Weipert trafen die Preußen vormittags um 10 Uhr ein und nahmen Nachtquartier. Der Commandant wohnte im PBojthaufe, der Oberitlieutenant beim Bürgermeijter Alerander Schwab (Nr. 408) und der Hauptmann Horwath von Bitten- feld bei C. G. Schmid! (Wr. 82). Der Abmarſch erfolgte am nächiten Morgen. Diefem Zuge folgte zwar ein zweites Bataillon nach, das ebenfalls nach Annaberg marjchierte, in Weipert aber feinen Aufenthalt nahm. Das leutfelige Benehmen der Preußen ftand ganz im Widerfpruche mit den bisher über fie ausgejtreuten Gerüchten und gewann auch die Herzen der Einwohner, jo daſe jpäter, als am 20. Augujt desjelben Jahres 180 Mann aus Anna- berg einen Uebungsmarjch zu uns unternahmen, die Weiperter diefe Krieger keineswegs feindlich behandelten, ſondern ſie jogar mit einem Faſs Dier, welches die Stadtgemeinde zahlte, bewirteten. Nicht ohne Gemüthserhebung liest man in den preußifchen Kriegs- berichten von dem zähen Widerſtande der Dejterreiher in Podol— bei Turnau (26. Juni), von der Behauptung Trautenan’s (am 27. Juni), von dem heißen Kampfe bei Jilin (29. Juni); man findet die Trefflichkeit und Ausdauer der öſterreichiſchen Artillerie in der furchtbaren Schlacht bei Königgrätz ebenjo anerfannt, als die todesverachtende Tapferkeit des unglüclichen Oberfeldherrn Benedef, den das vorjchnelle Urtheil der Welt ebenſo raſch zu verdammen geneigt war, als es ihn einjt auf einer ehrenvollen Yaufbahn von zwanzig Jahren hochzufhä en Anlaſs hatte.

Im Süden der Alpen jedoch, in der Po-Ebene, welche 1848—49 der Schauplat der Siege Radetzky's war, behaupteten unjere Waffen unter Anführung des Feldmarſchalls Erzherzog Albrecht den alten Ruhm im Kampfe mit dem Heere Victor Emanuels.

Mit dem 4 Nebruar 1867 begann es endlich in Oeſterreich zu tagen, denn die Verfafjung wurde wieder hergejtellt, die Staats- grundgejege erhielten am 21. December Gejegesfraft, Ungarn wurde hierauf ebenfalls befreit, das päpftliche Joch, das Cencordat wurde abgejchüttelt und der Genius der Freiheit Schritt endlich durch Die bartgeprüften ande, ein neues, freieres Feben brach jich allenthalben Bahn, und auch Weipert participierte an den Fortſchritten diefer neuen Zeitepoche.

395

Die geflügelten Worte „Der Preußiſche Schulmeifter bat geſiegt!“ Flangen überall und auch in Weipert wieder. Man fühlte, dajs die Schulen dringend einer eingehenden Neform be— durften; dazu war aber vor Allem Geld erforderlich, das die Stadt- gemeinde gerade nicht im UWeberfluffe hatte. Man juchte und fand ein Mittel. Rojtmeiiter Rudolf Schmid! brachte bei dem Gemeinde- ausichuffe in Anregung, dajs in Weipert ein jogenannter „Bier: Freuzer” eingehoben und das Erträgnis diefer wenig fühlbaren Steuer zu Schulzwecken verwendet werde. Der Antrag fand all jeitige Zuftimmung, und ſchon mit 1. Jänner 18967 wurde mit der Einhebung des bewilligten Bierfreuzers begonnen. Diefer liefert heute der Stadtgemeinde bereits ein jährliches Einfommen von ca. , 8000 ft.

Die mit Schlufs des Jahres 1870 vorgenommene Volkszählung ergab für Weipert eine Einwohnerzahl von 5349 Perſonen, wovon 2554 dem männlichen und 2795 dem weiblichen Gejchlechte ange— hörten. Von diefen waren 85 PBrotejtanten, 3 Juden und die übrigen Katholifen; 6173 Perjonen wurden als Fremde, 3 als blind und 4 als taubjtumm verzeichnet. In den 433 bewohnten Häuſern zählte man 1075 Wohnparteien; 19 Häuſer waren: unbewohnt. Den weiteren Aufzeichnungen dieſer Volkszählung entnehmen wir, daſs es in Weipert 2 Geijtliche, 35 im öffentlichen Dienjte an- gejtellte Beamte, 4 Lehrer (ein Irrthum, da mit 1. October 1870 hier 7 Schulelaffen Stadtbezirk 4, Neugejchrei 2 und Grund 1 eröffnet waren), 2 Studierende, 10 Künjtler, 2 Wundärzte, 4 Heb- ammen und 1 Apotheker gab. Bei dem Berg: und Hüttenweſen zählte man 1 Beamten und 33 Arbeiter, bei dem Bau- und Kunſt— gewerbe 6 Beamte und 51 Arbeiter, bei den Metall, Stein und Holz verarbeitenden Gewerben 74 jelbjtändige Unternehmer und 415 Arbeiter, bei der Webe-Induſtrie 25 Unternehmer, 10 Beamte und 1604 Arbeiter, bei der Leder- und Papier-Induſtrie 30 Unter: nehmer und 71 Arbeiter. An Viehſtand wurden ausgewiejen 7

Hengjte, 23 Stuten und 47. Balladen, 1 Stier, 365 Kühe, y*

37 Kälber, 162 Ziegen und 20 Schweine. Die nächſte allgemeine Volkszählung in Dejterreich wird Ende December 1890 vorgenommen werden.

n/a) KA. I

396 Noch im Jahre 1867 beitand der Gemeindevorjtand aus dem Bürgermeijter und aus drei Gemeinderäthen (Eduard Schmidl, C. ©. Schmid! und Anton Pohl); mit Rüdjiht auf die erhöhte Einwohnerzahl und Steuergiebigfeiten wurde von der politichen Behörde die Wahl von vier Gemeinderäthen angeordnet, jo dajs ihon bei der am 3. Jänner 1871 ftattgefundenen Gemeindewahl diejer Anordnung gemäß vorgegangen und zu Stadträthen Wilhelm Kuhn, Eduard Schwaab (NE. 145), Ignaz Frimmert und Sobann Salzer (NE. 58) gewählt wurden. Auch die Anzahl per Gemeinde-Ausschujsmitglieder wurde aus eben demjelben Grunde auf 30 DVerordnete erhöht. Bis zum Jahre 1873 war hier als Stadtjecretär Ferdinand Kohl angejtellt. Derſelbe überjiedelte in dem genannten Jahre nah Komotau, wo er eine bejjer botierte Stelle erhielt; jein Nachfolger wurde Adalbert Petrowitzky, der am 7. Detober 1885 hier verjtarb. Mit 1. Jänner 1886 trat der gegenwärtige Stadtjecretär Johann Kühn! (aus Duppau) den ihm verliehenen Bolten bier an, und wurden demjelben auch) die Gejchäfte bei der Sparcaſſa zugewiejen. Die Gemeindewahl wiederholt ich fait regelmäßig von 3 zu 3 Jahren. Bei der Bürgermeijterwahl am 3. März 1874 hatte der bisherige Bürgermeilter Alerander Schwab infolge jeines vor- gerückten Alters im Vorhinein auf eine Wiederwahl verzichtet. Es wurden daher Wilhelm Kuhn (NE. 142) zum Bürgermeijter, Rudolf Schmid! (NE. 309), Johann Salzer, Johann Zahm (NE. 455) und Franz Baier (NE. 588) zu Stadträthen gewählt. Um das Einfommen der Stadtgemeinde zu heben, wurde in dem— jelben Jahre 1874 die Beiteuerung der Hunde einge führt, der zufolge für jeden Hund von den Belitern jährlich 2 fl. an die Gemeindecafja abzuführen find; für Fleiſcher- und Jagdhunde wurde dieſe Tare nur mit 1 fl. bemefjen. Am 3. April 1877 wurde Wilhelm Kuhn abermals zum Bürgermeiſter, W. %. Schmid! (NE. 403), Raimund Bittner (NE. 344), Alfred Schwab (NE. 408) und Franz Baier*) zu

*) Franz Baier ftarb am 10. April 1890 im Heuje NE. 153, das feinem Schwiegerſohne Joſef Schwab gehört.

*

397

Semeinderäthen aewählt. Wilhelm Kuhn blieb auch noch in der nächjten Wahlperiode Bürgermeijter, während bei diefer Wahl (22. März 1880) Ignaz Frimmert (NE. 293), Alfred Schwab Raimund Bittner und Anton Ritter (NE. 187) als Gemeinde: räthe gewählt erichienen. Die jhon nicht mehr unbedeutenden An— forderungen, die an das Bürgermeijteramt gejtellt wurden und die vielen Arbeiten, welche mit demjelben verbunden waren, jtiegen von Jahr zu Jahr; bejonders maren es die Gejchäfte im übertragenen Wirfungsfreile und die Schulangelegenheiten, welche dem Bürger: meijter ein faum zu bewältigendes Arbeitsmatertale lieferten und nur zu häufig demjelben Verdruſs und Aergernis brachten. Dieje Gründe waren für den Würgermeilter Kuhn bejtimmend, bei der nächiten Wahl (am 12. März 1885) die Erklärung abzugeben, dajs er eine auf ihn fallende Wahl ablehnen müſſe. Sp wurde denn der bis- berige Stadtraty Ignaz Frimmert als Bürgermeijter gewählt, welches Ehrenamt derjelbe auch heute noch bekleidet. Als Stadträthe folgten bisher: 1883: Anton Pohl, & ©. Schmidl, W. L. Schmid! und ob. Zahm; 1886 am 5. Mai: Alfred Schwab, Raimund Bittner, Joh. Zahm und Franz Flohrer (NE. 451); am 6. Juni 1889: Alfred Schwab, Raimund Bittner, Johann Zahm und Rudolf Harniſch NE 364).

PBolizei-Commiffär Rupert Englert NE. 96) war, wie ichon bemerkt, im Jahre 1884 (am 4. September, unter dem Aus— drude der volliten Anerfennung für die der Gemeinde geleijteten vieljährigen Dienjte franfheitshalber von jeinem Poſten enthoben worden. An jeine Stelle trat (1. Jänner 1885) Kranz Müller aus Komotau, der aber ſchon im Jahre 1886 ſeiner Krankheit wegen rejignieren mujste, worauf mit Bejchlujs des Gemeindeaus— ichufies vom 30. September des leßtgenannten Jahres der Gen- darmerie-Wachtmeilter Frz. Niemetz, der wegen jeiner hervorragenden Thätigkeit als Gendarm in Heinrihsgrün am 8. October 1871 eine belobende Anerkennung jeitens jeiner vorgejeßten Behörden er- halten hatte, zum Polizei-Commiſſär in Weipert ernannt.

Außer dem Bürgermeijter Jg. Frimmert*), welcher in dev

*) Bürgermeift:r Srimmert ift in Görfau geboren,

398

Gemeinde-Ausſchuſsſitzung am 10. Jänner 1888 zum Ehren— bürger der Stadt Weipert ernannt wurde, und ben leßtge- nannten Stadträthen bejteht gegenwärtig (1890) der Gemeinde- ausihujs noch aus den Mitgliedern: Anton Pohl, C. ©. Schmidl, Henrich Englert, W. 4. Schmidl (NE. 264), Joſef Schmidl (NE. 283), Karl Difelt (NE. 95), Anton Ritter, Joſef Pohl (NE. 650), Wilhelm Müller (NE. 587), Alerander Kreuzig (NE. 561), Franz Heckl (Bürgerjchullehrer), Elias Schwab jun. (NE. 446) Joſef Gahlert (NE. 63), Joh. Salzer jun. (NE. 575), Gujtav Fückert (NE. 578), Julius Fitbogen (NE. 131), W. L. Schmid, Emil Schmid! (NE. 403), Joſef Löſchner (NE. 402), Dr. Franz Illner (NE. 146), Wenzel Morgenjtern (NE. 99), Rudolf Schmid! (NE. 309) und Joſef Olbert (NE. 626). Diejer Gemeindeausſchuſs hat in jeiner Sigung am 12. November 1889 die Durchführung einer bejjeren Straßenbeleuhtung beſchloſſen und hiefür einen Betrag von jährlichen 500 fl. in das Gemeinde-PBräliminare eingejtellt. Diefer Beihlujs wurde ned im Herbſte 1889 ausgeführt und einige 20 Laternen an den Straßen aufgejtellt.

. Der Bürgermeifter bezieht gegenwärtig von der Stadtgemeinde einen Gehalt von 250 fl., wohl nur ein kleiner Erſatz für Zeit- verjäumnis und verjchiedene Auslagen, die demjelben durch Ueber— nahme dieſes Chrenamtes werden.

Um die verjchiedenen Erfordernifje für die Verwaltung ber Gemeinde erjichtlich zu machen, laſſen wir ven Voranſchlag der Stadtgemeinde in Weipert für 1890 bier folgen:

A. Erforderniffe. 1. Steuern und Abgaben.

Einzeln: Zuium nen:

fr ER 2 An Grund, Gebäude- und Einkommenſteuer 207°48 BebivenAehuivalent', .. 2... © 83:28 Allecuranz der Gebäude . . . .. 40:14 33090 2. Stiftungen und Bezüge. Dem geftifteten Kaplan . . 2 2... 140°—

Den barmherzigen Brüdern und Schweitern 4.05

399

Dem Ghorregenten jammt widerruflicher

PBerfonalzuluge

Dem Mefner Dem PBiarrer für Seftgebräu

"

" Für

Für

Holz-

„Gehalt

KaplanKojtgelo ER Aufziehen der Thurmuhr (Uhrmacher Johann Wohlrab) Aufziehen der Uhr und Läuten in nn,

3. Bfarr- Bebürfniffe:

und Capital und Zinſen

4. Penſionen:

Dem Polizei-Commiſſär Rupert Englert .

(6. April 1890 gejtorben)

Zur Gründung eines Benjionsfondes(2.Rate)

5. Bejoldungen:

Dem Bürgermeijter

Stadtjesretär . Stadtarzte Kanzliſten Polizei⸗Commiſſär Poliziſten Wendelin Markgı ur ; Stanz Linke : Franz Dörre Beſchluſo 16. Auguſt 1889) ae Sojef Ditermann (ſeit 1. Sänner 1890) (Für den ee ——— Koſch waren mehr eingeſetzt Steuercaſſier Franz Löbl All 2. Mai 1889) Nachtwächter Kaminfeger

Einzeln: Zuſammen: Mare 120

5.04

a,

6720

3276

30’

30°— 45075

38278 38278

100°

500 600°

250

700

600° 420 440° 360° 360°’

365°

400

6. Kanzlei: und Reijeauslagen:

Papier, Tinte, Porto, Drudjorten ıc. Keifer und jonjtige Auslagen Brennmaterial und Beleuchtung

Einzeln: Zufammen =

7. Armen: und Sanitätsauslagen:

Beitrag zum Armenfonde . . . . A Kaiſer Joſef-Krankenhaus— fond a conto der bes von Dr Brüdern Pohl gejtifteten Kranfen- baujes, 2. Rate 8. Baulichkeiten: Auf verſchiedene unvorhergeſehene Baulich— keiten ——— Zum einſtigen Umbau bes Rathhaufe Beitrag zur Probier-Anitalt 3 9. Heritellung eines Lagerplanes . EEE 10. Straßenbeleudtung:

fl. ,. te Mar: 250° 100°— 300 650°— 1600 800 500° 2909. 1500°— 200° 500’— 2200: 600 600 500 500

11. Straßen-Unterhaltung:

Herftellung, Inſtandhaltung, Schotterung, Schneeſchaufelung u. dgl. Entlohnung des Taglöhners

600° 300-— 900.—

12. Unterſchiedliche Auslagen:

Für die Wafjerleitungen | : „Feuerpolizei- und Keternichrleiien Subvention zur Haltung von 3 Stieren Schulgelobefreiungen u. Abjchreibungen wegen Uneinbringlichkeit Abfchreibung an uneinbringlichen dr lagen A unterjchiedliche ——— Bedüurf niſſe N ea

100: 100° 180° 300° 200.

620:68 1500-68

A ae

Einzeln: Zufammen:

401

sfr

13. Subvention

sum Baue nn Weges in Grund (Beichluis 11. November 1889) Dar

‚zur Shuftration der Geſchichte von Keipert,

Herausgebivr C. ©. Schmid! und

Dberlehrer Michael Yuft u 2. Biber 1889) ..... 2.2.7", . 100°

14. es

dem Kanzlijten Herm. Enzmanı ( 12. November 1889) TE 80--—

—— einer weiteren Schreibkraft Strunz 12 Ronember 1889) 2.7.2000. 220°

Summa des Erfordernijles 1606641

B. 23edehung.

Bansachtichilimge . .. 2.0.2000. 540: —— e 6141414158 Fiſcherei und Jagdverpachtung... . 39:55 Hauszins von NE. 157 (Pfarrſchule) . 0-2 a a 2

2. Gefälle und Monopole:

markt und Stanbgeld, . ....: . 18. Brau-Pauſchale RUE NE NL 241:50 3. ‚nterefjen:

Von Staats- und Wertpapieren ABER, 659.43 Bon Privats und Sparcaljas-Gapitalien . 169673 4. Unterjchiedlihe Empfänge: Eee LI Res. 3 Ko 93 a a 189° Re -Uimfage 0 a Rn 7843-61 Diverfe andere Empfine . . 2.2. 300:

Summe.der Bededung 1299082

26

I...

300°

300 ——-

16066-41

1859-55

8425-61 12990-82

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Einzeln: Zuſammen;

fl. fr. ar

Der unbededte Betrag von . . . 307559 307559

it durch 20%, Umlage auf die bike Steuern pr. 15.377 fl. 96 fr. auf: zubringen.

Voranſchlag über die Erforderniſſe und die Bedeckung bei den Schulen in Wei— pert, Neugeſchrei und Böhmiſch-Hammer für das Jahr 1890;

A. Erfordernilfe.

Beheizung der Bürgerichule, Kohle und Brennholz. . 250° Dem Schulbiener . . . .:... 0.0 2.802 02°, DEE Beheizung der Mädchenihule » 2 2 2 202028380:

A Schule in Grund. |. ..

: 5 nebit Turnjaal in Neugeihreii . 235 Weißen und Reinigen der Schulen . . 2 2.2. 50’— Subvention der gewerblichen Kortbilpingsihule . . . 200. Ailecuranz der Schulgebäude . . . 2. 2 2 2. 36:40 Baulichfeiten bei der Mädcdenihule . . . 200.— Erite Rate zum Vergrökeringsbau der Schule in 8 1000— Special-Voranſchlag der Schule im Böhmiſch-Hammer 52° Unvorbergeiehene Baulichfeiten u. unterſchiedliche Schul-

bebüriniffe - -*..° 2 00.25 000: 00 5 0

Summa . 307559 B. Bedeckung.

Zur Bedeckung ijt eine 2Oprocentige Schulumlage auf Die jämmtlichen divecten Steuern der Gemeinde Weipert per 15.977 fl. 96 fr., mit 3.075 fl. 59 Er. vorzujchreiben.

An Steuern zahlt Weipert gegemwärtig und zwar, wie ſchon erwähnt an directen Steuern 15.377 fl. 96 fr., mit den Zuſchlägen aber 24.598 fl. 27'/ kr., welche jich in folgender Weiſe vertheilten an Grumpditener 748 fl. 35, fr., an Kondszujchlägen 497 fl. 60'/, kr., an Hauszinsjteuer 6214 fl, 43 fr., an Fondsz uſchlägen 4132 fl. 341/, kr., (Idealſteuer für ſteuerfreie Häuſer 1242 fl. 36 kr., welcher Betrag erjt nad) Ablauf der Friſt zu zahlen jein wird), Fondszuſchläge für Dieje Idealſteuer 826 fl. 14'/, kr., an

Brunel

Erwerbſteuer jammt Staatszufchlag 4394 fl. 931/, kr., Fondszu— ſchläge 2922 fl. 57 kr., an Ginfommenjteuer jammt Staatszujichlag 277 fl. 821% fr., an Kondszuihlägen 1846 fl. 53 fi. und 5 Percent Abgabe (fr jteuerfveie Häuſer) 237 fl. 46Y, Er.

Die nterejjenvertretung der Stadt Weipert, ſowohl im Reichsrathe als auch im böhmischen Yandtage, iſt derzeit in die Hände des Abgeordneten Dr. Victor Ruf (Mien) gelegt. Deſſen letzte Wahl in den hohen Neichsratb erjolgte am 3. Auni 1885 mit 1282 von 1408 abgegebenen Stimmen aus dem ganzen Stäapdte-Wablbezirfe Karksbad-Komotau-Joachims— thal-Preßnitz-Weipertz in den böbmijchen Yandtag wurde derjelle Abgeordnete am 5. Juli 1859 von den Etädten Komo- tau-Prepßniß-Weipert gewählt. Früher wurden dieſe ge- nannten Städte im Yandtage durch den Univerſitäts-Profeſſor Dr. Wilbelm Gintl (rag) vertreten. Nachdem die deutſch-böhmiſchen Abgeordneten in den Landtag nicht eingetreten waren, wurden ſie ihres Mandates für verluſtig erklärt, und die Neuwahlen für den . Jenner 1890 ausgejchrieben, bei welchen jedoch jämmtliche von dem Gentral-Wahlcomite in Prag, an deſſen Spitze der hochver— diente Parteimann Dr. Kranz Schmeykal ſteht, zur Wiederwahl vorgejchlagenen deutjch-böhmischen Abgeordneten durchdrangen.

Die deutſchböhmiſchen Abgeoroneten jind nach den »von der h. Staatäregierung eingeleiteten Ausgleichs Berbandlungen zwiſchen den Tichechen und Deutjchen, welcher auch einen befriedigenden Abſchluſs für beide Parteien fanden, in den fir den 19, Dear 1390 einberufenen böhmiſchen Yandtag wieder eingetreten.

Segen Ende des Jahres 1859 und zu Anfang des folgenden Sabres trat nicht allein in Dejterrreib und Europa, jondern auf allen Gontinenten eine epidemiſche Krankheit, die „Grippe oder Influen za genannt, auf. Auch in Weipert war diefe Krank: ‚heit, die einen meijt günftigen Verlauf nahm, ziemlich ſtark aufge— treten, weswegen vom Ortsſchulrathe die Schließung der Schulen fir furze Zeit vom 16. bis 22. Jänner 1590 angeordnet wurde,

Im Jahre 1890 machte jich eine größere ſociale Bewegung unter den Fabriksarbeitern bemerkbar, deren Streben auf Erhöhung

26° |

ZN

des Arbeitslohnes und Herabſetzung der Arbeitszeit gerichtet war, Der 1. Mai jollte für alle Arbeiter als Feiertag gelten. Diejer Strömung entgegen batte die Staatsregierung entiprechende Vor— jichtsmarregeln getroffen, denen zufolge der vielgeflivchtete 1. Mai ohne größere Nuhejtörungen verlief. Auch fir Weipert waren Vor- jichtsmaßregeln getroffen worden, doch verlief diefer Tag in der größten Ruhe. Nur in Nürſchan (bei Pilſen) fam es einige Tage jpäter zwijchen den Bergarbeitern und der dajelbjt commandierten Militär-Patrouille zu einem Zufammenjtoge, wobei 11 ‘Berjonen getödtet und mehrere theils leicht, theils ſchwer werwundet wurden.

Wir verliegen die Sanitäts-Angelegenheiten im unjerem 5. Gapitel mit jenem Zeitpunfte, als man auch in Dejterreich uber Anregung Maria Therejia’s durch das General-Sanitäts-N or ma— tivum vom 10. April 1773 mit Reformen auf militärsärztlichem Ge— biete begann, wozu nicht wenig die böje Zeit des jiebenjährigen Krieges drängte. Durch diejes Geſetz wurden in den öſterreichiſchen Erb— landen alle Marftichreier, Duacjalber, Afterärzte, herumſchweifende Dperateurs, Zahnbrecher, Theriaf- und Arzneikrämer u. dgl. abge ihafft. Jeder Mediciner, Apotheker, Wundarzt und jede Hebamme, die ihre Praxis ausüben wollten, mujsten auf einer erbländijchen Univerjität geprüft, approbtert und mit einem entjprechenden Diplom verjehen jein. Man errichtete in Böhmen und Mähren Feld-Spitäler; doch fehlte es hiezu leider an Aerzten. Es traten vom Beginne des jiebenjährigen Krieges bis 1780 nur 8 auf mediciniichen Schulen gebildete umd geprüfte Aerzte in die Armee ein. Die Urſache diejes Vebeljtandes war diejelbe wie im Preußen und Deutjchland. Der aefchulte Arzt entbehrte in der Armee der Achtung, die dem wifjen- Ichaftlich gebildeten Manne gebürte.

Der große Kaiſer Joſeph II, der Reformator auf allen Ge- bieten Öffentlichen Lebens, gründete 1775 eine chirurgiſche Schule in Sumpendorf. Zehn Jahre jpäter mit Hofvecret vom 9. Mai 1786, eröffnete ev die mediciniſch-chirurgiſche Joſephs-Akademie in Wien, in welcher bildungsfühige Feldärzte, welche T—8 Jahre ſchon in der Armee gedient hatten, in einem zweijährigen Curſus nad drei

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j = k 2.

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jtrengen Prüfungen zu Doctoren dev Chirurgie herangebildet wurden. Die Doctoren erhielten den Titel „Oberärzte”. Yeider hatten auch dieje Aerzte, ſelbſt der Stabsarzt nicht den Dffictevsrang. Bis in die neueſte Zeit, bis 1845, wagte man es, dem Doctor der Medicin und Chirurgie, der als Oberarzt in der Armee diente, 19 fl. Mo: natslohn auszumerfen, ihn mit Er anzujprechen, und ihm wie jedem gemeinen Soldaten ein Sclafgeld von 1 Kreuzer per Tag anzu— weifen. Sie wurden dem Armeezubehör, den Profoßen, Sattlern, Huflchmieden als „Primaplanijten” angereiht.

Erjt in der letzten Zeit hat Jih der Stand der Aerzte und Doetoren jene Achtung und Würdigung errungen, die ihm mit Precht gekürt, und wozu nicht allein die wiſſenſchaftliche Durd)- bildung der Merzte, jondern vielmehr der Umſtand beigetragen bat, daſs auch in dieſer Beziehung die Ueberzengung im Volke durchdrang, daſs es beſſer jei, ſich einem wiljenjchaftlich gebilpeten Arzte als einem leichtiinnigen Gurpfujcher over wohl gar einem Yaten anzu— vertrauen. Die Chirurgie jteht heute auf einem Standpunfte, der unjer Staumen erregt; die Profefforen Dr. Tb. Billroth, Noth— nagl, Albert u. a. in Wien, Hering, Hasner, Guſſen— bauer und anvdere in Prag, ſind beute jene genialen Männer, die als Leuchte der Wilfenjchaft gelten und ihr reiches Wiſſen der leidenden Menjchheit opfern.

Wir verliefen die Anführung der Aerzte, die ihre Praxis in Weipert ausgeübt haben, mit dem Zeitpunfte, da der Chirurg Adalbert Müller bier thätig war. Zu Anfang diefes Jahrhundert 5 (1803), aljo noch zu Lebzeiten des practiichen Arztes Müller, treffen wir den Wundarzt Sättler, deſſen Frau Barbara, geborene Scmidl, aus dem Hauſe NE. 287 jtammte und auch bier am 29. September 1829 in NE. 288 als Witwe jtarb. Im Jahre 1807 wurde der biejige Bürger und Chirurg Ignaz Kammerer als Stadtarzt angejtellt und am 10. November des genannten Jahres vom f. k. Dergoberamte zu Joachimsthal als Bergarzt bejtätigt- Kammerer, der anfangs im Haufe NE. 360 wohnte und ich jpäter das Haus NE. 372 faufte, hatte das Unglück, vom eigenen Reitpferde gejchlagen zu werden, welchen Verlegungen er am 20. Au— gujt 1827 im 44. Yebensjahre erlag. Wundarzt Wenzel Died, ein

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Drtsfind umd allgemein nur „Feldſcherer-Wenzel“ genannt, übte jchon mit Miller vom 12. September 1789 an ſeine Praxis hier aus, wohnte 1801 im Haufe NE. 192 und hatte die Tochter des Johann Zahm NE. 191 zur grau. Später war ihm auch die Todtenbeſchau übertragen; er jtarb im Haufe NE. 170 am 3. Jän— ner 1847 im 78. Lebensjahre. Von weiteren Aerzten jind zu nennen: Guſtav Schwab, ein biejiges Ortsfind und dev Bruder des ge- wejenen Bürgermeijters Alerander Schwab, welcher am 28. De- cember 1842 im Haufe NE. 147 jtarb, und Johann Zeibler. Yeßterer verdient es wohl, bier ganz bejonders hervorgehoben zu werden. Zeidler war am 29. September 1798 in der Bergſtadt Mies geboren und Lie jich, nachdem er in Braı das Diplom als Wundarzt erworben, in den zwanziger Jahren in Weipert nieder. Hier ehelichte er die Bürgerstochter Iherefia Dittrich (aus NE. 193), hatte eine ausgebreitete Praxis md brachte das Haus NG, 149 ‚ver Eheleute Rupert und Franciska Schmid! mitteljt Kauf vom !9. Auguft 1833 um den Betrag von 3200 fl. EM. an jich. Rupert Schmid! batte dieſen Bejis mit Kauf von 10. Janner 1810 von dem Spibenbändler Norbert Seidl um den Betrag von 7050 fl. erworben. Arzt Zeidler jtand bei der Bevölkerung in großem Anſehen und wurde auch in die Gemeindevertretung und als Stadtratb gewählt. Da er feine leiblichen Nachkommen hatte, vermachte er dieſes Haus der Stadtgemeinde mit der Beltimmung, es zu Schulzwecen zu verwenden. Die über diefe Widmung erfolgte Zufchrift des f. k. Berirksgerichtes in Preßnitz an das Bürger- meifteramt in Weipert lautet wörtlich: ö „Der am 26. Juli 1857 zu Weipert mit Tejtament ‚(de dato Weipert, 5. Auguſt, verjtorbene Wundarzt Hr. Johann Zeidher hat in ſeinem jchriftlichen Teſtamente nachjtehende Ber- fügung getroffen: Mein Wohnbaus Ir. 149 fammt Nebengebäuden und Hausraum pr. 175 Qu.Klft. hat nach meinem Ableben meine ‚rau Thereſia noch ein Jahr zum unentgeltlishen Nubgenuffe und zur Bewirtſchaftung; nach diejer Zeit jollen dieſe Realitäten der biejigen Stadtgemeinde zu einem Schulgebäude um den Betrag pr. 5000 fl. CMz., schreibe: Fünf Taufend Gulden EM. zum unbeſchränkten Eigenthum zufallen, und im alle die hiejtge Stadt:

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gemeinde dieſe Realitäten um dieſen Betrag nicht annehmen wollte oder könnte, jo Jollen dieſe Realitäten im Yieitationswege öffentlich veräußert werden. Den dafür gelösten Kaufichilling im Uebernahms- oder Licitationswege beſtimme ich zu einer Studentenjtiftung der Art, daſs von dem von diefem KNaufichillinge entfallenden 5 per= centigen Intereſſenbetrage zwei Knaben aus den nachjtehenden Namilien den Stiftungsgenufs zu gleichen Theilen zu beziehen haben und zwar:

a) Zwei arme Knaben aus der Zeidler'ſchen Familie und im Falle in diefer Familie feine Knaben vorhanden find,

b) zwei Knaben aus der Jamilie meiner Schweiter Barbarı, verehelichte Weis; und wenn in diefer Familie Feine Knaben vor: handen jinp,

e) zwei Knaben aus der Familie meiner Schweiter Euphrojine, verehelichte YBenzel; und falls da feine Knaben vorhanden waren,

«l) zwei Knaben aus der Familie meiner Adoptiv = Schweiter Eliſabeth Neubert in Unterlanzendorf bei Wien; und jollte der Fall eintreten, daſs in ſämmtlichen vorſtehenden Familien feine Knaben vorhanden wären, die ſich den Studien widmen, ſo ſoll dieſer Stiftungsgenuſs

e) auf zwei Knaben aus den Anverwandten meiner Ehegattin, welche aus der Kamilie Dittrich Itammen, übergehen; und jollten aus diejer Familie Feine Knaben jtudieren wollen, jo bat dieler Stiftungsgenufs in dem erwähnten Intereſſenbezug

f) auf zwei arme Knaben und zwar einem Knaben aus meiner Seburtsjtadt Mies, und einem Knaben aus meinem Wohnorte in Weipert zuzufallen, und falls jich im Jämmtlichen Familien feine Knaben den Studien zuwenden, jo hat diefer Stiftungsgenujs auf zwei arme Knaben in der vorjtehenden Ordnung, welche ich der Malerkunſt, dem technijchen over Baufache widmen, zu libergehen. Das Präjentationsrecht betreffs dev Verleihung dieſes Stiftungsge- nufjes bat jedoch Für alle Zeiten der biejige Gemeinderath mit Zu— ziehung der hochw. Geiftlichkeit auszuüben, und ich bemerfe nur noch, daſs dieſer Stiftungsgenujs nur jenen Knaben verlieben werden joll, wie e8 auch ſchon in den beitehenven Studiengeſetzen begrümdet iſt, die durch Fleiß und Eifer im Lernen und durch ein

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jittliches Betragen deſſen würdig find und durch Armutsverhältnifje dieſer Wohlthat bevürfen. Das Birgermeilteramt wird biemit zur Wilfenichaft und jeinem weiteren Benehmen mit dem Bemerfen veritändiget, daſs es freiftehe, von dieſer lettwilligen Verfügung Abjchriften zu erheben. Vom F. k. Bez.Amt als Gericht Preßnitz, am 29. Juli 1857. Der k. k. Bez.Vorſteher Schmalfuß.“

Der Driginal-Stiftsbrief (dto Prag 13. Juli 1565, 3. 39.547 Statthalterei) führt nach den Bejtimmungen der Stiftung nad) den Worten: „und durch Armutsverhältnijie dieſer MWohlthat be- dürfen” wörtlich) fort: „Bei der Verlafjenjchaftsabhandlung bat die Stadtgemeinde Weipert das Haus Nr. 149 mit Zugehör um 5000 fl. CMz. (5250 fl. öſterr. Währung) übernommen ; jie hat auf dieſen Betrag einen Theil per 1750 fl. öſterr. Währg, alsbald auf einmal eingezahlt, und den übrigen Theil in Jahres— raten zu 200 fl. 8. W. nebit 5 Percent Intereſſen abzuftatten ſich verpflichtet, worüber eine eigene Verpflichtungsurfunde, de dato Weipert am 30. April 1864 lautend, auf einen Reſtbetrag per 3000 fl. 5. W. (u 5 Percent verzinslih und in Jahresraten a 200 fl. an jeden: 21. Mai fällig) ausgefertigt und hypothekariſch auf den zwei der Staptgemeinde gehörigen Häufern NE. 149 und 148 nebit Jugebör jichergeitellt ijt, jo dals mit Ende December 1864 noch ein Rejtbetrag per 2800 fl. 8. W. ausitändig war.

Die auf dieſes Stiftungslegat bei ver k. k. Landeshauptcaffa (Studentenftiftungsfond) allmählich eingeflofjenen Gelder ſind nad) Bezahlung der Bermögensübertragungsgebür per 420 fl. fructi— fietert worden, daſs die zu errichtende Studentenjtiftung mit Schlufs tes Jahres 18565 zwei 5=percentige Pottoanlehensobligationen vom Jahre 1860 Serien-Num. 2018, Gewinn-Num. 17 und 18 per 1000 fl., und Ser.Nr. 20:9, Gewinn-Nr. 19 und 20 per 1000 ff., dann einen 5-percentigen Privatbypothefar-Gapitalsantheil per 750 fl., zulammen 2750 fl. mit einem Jahreszinſenertrage per 137 fl. 50 fr. 8. MW. beſitzt, von welchem nad) Abjchlag der Einfommenjteuer und des Staatsregiebeitrags ſchon dermal ein Be trag von jährlihen 120 fl. ö. W. zur Vollziehung der Stiftung verwendet werden kann; jo dajs dermal ein jeder der zwei Stif— tungspläße mit der Nahresgebür per. 60 fl. ö. MW. betheilt

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werden fann, in weiterer Zeitfolge aber hei allmählicher Einzahlung und Kructificierung des Nejtbetrages dieſe Gebür wird angemeſſen erhöht werden können.

Nachdem nun auf dieſe Art das Vermögen und Einkommen diefer Stiftung geordnet it, erflärt die k. k. Statthalterei hiemit die Stiftung umter der Benennung: „Johann Zeidler'ſche Stu— denten- Stiftung” für conſtituiert und mit zwei Plätzen, vorerſt mit der Nahresgebür zu 60 fl. d. W. activiert. Sie wird das Ver- mögen der Stiftung nach den bejtehenden Normen bei der kak. Yandeshauptcalfe im Studenten » Stiftungsfonde unter Gontrole der f. E. Stantebuchhaltiing verwalten laſſen, die Stiftung gehörig ausfchreiben, über die Bewerbungsgefuche den Präſentationsvor ſchlag dev MWeiperter Stadtgemeinde-Bertretung und des Weiperter Stadtfeelforgers einholen und hiernach die Stiftung unter genauer Beobachtung des vom Stifter ausgeſprochenen oben angeführten Millens und der beitehenden Gejeße und Normen verleihen.

Der mitgefertigte Stadtgemeinde-Rorjtand und der mitgefertigte Weiperter Seelforger übernehmen fir ſich und ihre Amtsnachtolger die gemeinfchaftlihe Ausübung der ihnen vom Stifter zugedachten Stiftungspräfentation und geloben jich biebei, die obenſtehende MWillensmeinung des Stifters genau gegenwärtig zu halten.

Urkund deſſen wird diefer Stiftsbrief in drei gleichlautenven Gremplaren ausgefertigt, ein Exemplar bei ver k. k. Statthalterei, ein Exemplar bei dem Weiperter Gemeindevorjtande und ein &rem- plar bei dem Seeljorgeamte aufbewahrt.

Sp geſchehen bei der k. £. Otatthalterei zu Prag am 13. Juli 1869.

Kür den k. k. Statthalter der k. k. Statthalterei-Vicepräſident Graf Berger.

So geſchehen zu Weipert am 19. September 1865. Alex. Schwab, Bürgermeiſter, Carl Guſtav Schmidl, Gemeinderath, Eduard Schmidl, Gemeinderath, P. Andreas Wilfling, Pfarrer und f. e. Bezirksvicär.“

Das Gebäude Nr. 149, welches die Ehegattin des Stifters Johann Zeidler bis zu ihrem am 2. Mai 1873 erfolgten Tode be— wohnte, wurde am 5. Mai 1862 dem beſtimmten Zwecke zugeführt,

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ndem die 2. Claffe ver damaligen IE: Volksſchule dahin verlegt wurde.

Bisher waren jchon mehrere hiefige Bürgersſöhne (Köhler Franz, Dick Wenzel,*) Salzer Rudolf und Diet Theodor) im Ge— nujje der von Zeidler fundierten Studenten-Stiftungen und ver- danken letztere drei dev Hochherzigfeit des Stifters ihre PR Vebensjtellung.

Unter dem Bürgermeijter Wilhelm Kuhn lieg die Stadtge- meinde (1876) in danfbarer Erinnerung an den Stifter an dem Haufe NE. 149 gegenwärtige Mädchenſchule eine Gedenf- tafel errichten.

In weiterer Zeitfolge übten in Weipert die Ärztliche Praris aus: Erasmus Steiner gemäß Gubernial-Deeret vom 28. April 1548, Arzt Reizius, Franz Haujtein; derjelbe war in Prag am 29. November 1529 diplomiert, wandte jich der Homöopathie zu, die er in Schlackenwerth und bier in Weipert, wo er am 17. September 1852 als Stadtarzt angejtellt wurde, mit Erfolg aus⸗ übte, erbaute 1868 das Haus NE. 492 und überſiedelte ſpäter nah Annaberg, we er am 29. Juli 1878 im. Zeidler’schen Haufe infolge eines Sturzes von der Treppe verunglückte und jtarb. Ignaz Klitichfa, diplomiert in Wien am 20. November 1849, war Arzt in Wermeris und in den Jahren 1857—1862 in Weipert; Dr. Julius Zickler (gebürtig aus Petſchau) ward bier 1868 zum Stadtverordneten gewählt. Dr. Ferd. Zeplihal (1868), der ſich bier mit der 33jährigen Jüdin Charlotte Fiſchl aus Scelowit in Mähren, nachdem ſie in der hiefigen Kirche am 10 Jänner 1869 getauft worden, am 23. Februar 1869 trauen ließ. Die Pathenſtelle batte die Kaufmannsgattin Amalia Ehwab (NE. 147) übernommen. Der jeit einigen Jahren bier domicilie— rende Dr. Yen Diet überſiedelte 1S75 nach Drehbach in Sachen, und es wurde mit Bejchluis des Gemeindeausihuffes vom 19. Mat vesjelben Jahres Friedrich Dollereder für Weipert als Stadt: arzt angeitellt, welchen Pojten dieſer mit 4. September antrat.

*) Menzel Diet ift derzeit kak. Profeffjor an der Staatsgewerbeſchule in - Salzburg.

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Derſelbe brachte das alte Rathhaus NE. 137 fäuflich an ſich, lieh e8 ganz abreigen und den gegenwärtigen Bau aufführen. Nachdem er bereits nah Teplitz (jest in Trieſt) überſiedelt mar, ver— faufte ev 1586 jein Haus an den gegenwärtigen Beliter Kranz - Lorenz Meiter waren bier Dr. Betfhauer, Arzt Kranz Kluge, Dr. Hugo Yangjtein, Dr. Franz Ulbric (1876), jetzt Gemeindearzt in Bärenjtein, Dr. Yorinjer, Dr. Yeopold Wolf, Dr. Camillo Thbeumer (1. Detober 1885 bis Ende 1886) thätig. Mit Gemeindebefchlujs vom 16. März 1887 wurde Dr. Franz Allner als Stadtarzt angejtellt, welcher bei der lebt: itattgefundenen Gemeindewahl aud) als Mitglied der Stadtvertretung gewählt worden ilt.

Wenn auch unjere sirchenbücher im Jahre 1716 eines Apo— thekers Horicht erwähnen, jo it doch gewiſs, daſs zu der Zeit in Weipert eine Apotheke noch nicht beitanden hat; eine Jolche wurde früher von Sen Aerzten jelbjt geführt. Erſt im Jahre 1865 batte der gewejene Bürgermeiſter Alerander Schwab die Koncefjton einer jelbitftändigen Apotheke für Weipert erworben, die er an feinen Schwiegerſohn Ferdinand Flor. Fritſch, welcher alſo die erſte Apotheke „zum Weltheiland“ bier im Hauſe NE. 404 eingerichtet bat, übertrug. Im Jahre 1574 wurde diejelbe in das neuerbaute Haus NE. 530 verlegt. Nachdem Apotheker Fritſch um 2%. Juni 1881 geſtorben war, übernahm das Geſchäft pachtweite Apotheker Vincenz Vitt. Gegenwärtig wurde in demlelben. Haufe auh ein Droguengejhäft eingerichtet; die Conceſſion hiezu bat der Eohn des Apothefers, namens Adolf Fritſch erworben, der bereits die Jammtlichen Prüfungen aus der Kharmacie zurückgelegt kat. Cine zweite Droguerie unter der Firma „zum ſchwarzen Hund” wurde bier im Monate Jänner 1590 von Emil Nittner ‘im Haufe jeines Vaters (NE. 159) errichtet.

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Es erübrigt ung nur noch, bier einige verfchiedene Denliiwiürdigkeiten

und Begebenheiten, die wir im Verlaufe unjerer Geſchichte nicht gut mit einbeziehen fonnten, anzuführen.

Scon im Jahre 1706 wurde mit kaiſerlichem Patent den Krersämtern anbefohlen, wegen Ausrottung der herumziehenden Zi— geuner aus den öſterreichiſchen Erbjtaaten in jedem Kreiſe Tafeln errichten zu lajjen, auf denen die für die Zigeuner ausgejeßten Leibes- und Lebensjtrafen deutlich gemalt jein mujsten. Dieje Strafen bejtanden darin, daſs die aufgegriffenen Männer von Zigeuner samilien mit dem Strange zum Tode gebracht wurden. Den unmündigen Knaben und erwachlenen Weibsperjonen wurden in Böhmen das rechte, in Mähren das linke Ohr abgejhnitten, in Dejterreih aber denjelben (jtatt des Obvabjchneidens und Aus— peitichens) auf den Rücken ein Galgen gebrannt. Dieſen Strafen entiprechend Jollten auch die Tafeln gemalt und mit den Worten: „Dieſe iſt die Straff der bereinjchleichenden Zigeinern“ überjchrieben jein. Dieje Anordnung wurde noch im jahre 1725 durch Decret vom 17, Auguſt erneuert.

Zur Befeitigung der bei den beſtehenden Getränfe- und Ver— zehrungsſteuern obwaltenden Gebrechen, und zur Erzielung einer billigen &leichjtellung ver Provinzen wurde im Jahre 1825 nad) vem Vorbilde des im lombardijch - venezianifchen Königreiche beſte— jtchenden ein allgemeines Verzehbrungsiteuer-Gejek unter der Benennung „Acéciſe“ erlafjen, dasjelbe aber erjt mit 1. No— venber 1829 in Wirkſamkeit geſetzt.

In den erjten Wochen des Monates juli 1819 herrſchte eine enorme Sonnenbitse, wie eine jolche ſeit vieten Jahren nicht war.

Im Jahre 1836 graſſierte in Böhmen die Cholera, berührte jedoch unjere Stadt nicht; einzelne Cholerafälle famen in Sonnen: bera und n Ober: Wiejenthal vor.

Am 29. März 1837 brannten in Annaberg 140 Häuſer und am darauffolgenden Tage in Pleil das große Wirtshaus ab.

Am 9. Juni 1839 war in Böhm.-Hammer ein jo be deutendes Gewitter in Verbindung mit einem Wolfenbruche, daſs

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alle Wiejen bei Weipert überſchwemmt wurden, und das Waſſer 4 Ellen hoch jtieg.

Am 4. Mai 1540 wurden zum erjtenmale die Briefmarken in England in Verwendung genommen, wodurd das billige Porto, dejjen Plan ein Engländer, Sir Rowland Hill, entwarf und ins Yeben vief, erzielt wurde.

Im Jahre 1841 ijt die Kartoffelkrankheit ausgebrochen.

In den Wintermonaten 1841— 1842 war großer Schnee- jall, und die Schlittenbabn erhielt ſich ununterbrochen bis 15. April, worauf im Jahre 1842 ein außerordentlich beiker und trocener Sommer ich einjtellte.

Im Sabre 1845 berrjchte große Theuerung; im Februar des genannten . Jahres fottete 1 Stridy Kartoffel 2 fl. 12 Kr. CMz.

Am 12. Mai 1346 wınde in Weipert der erite Wochen— Hu

markt abgehalten. | Ar, SA

Am 20. April 1545 wurde von der Negierung die Ausfuhr

von Silbermünzen bis zum Betrage von 100 fl. verboten. * —* & 4}

Am 28. Juli 1851 war große Sonnenfinjternis. L Am 19. Kebruar 1552 war em prachtvolles Nordlicht, und pr eh im Auguſt ein großer Komet jichtbar. | Im Jahre 1852 wurde durch den Kunſtmühlenbeſitzer &. G. Schmidl eine Straße durch den Zinnbuſch bis zum Haufe des Franz Pohl auf eigene Kojten angelegt; die Herjtellung dieſes Straßenbaues koſtete 1.100 ft. Am 18. Februar 1353 wurde im Wien von einem Schneider- gejellen auf Se. Majeſtät den Kaiſer Franz Joſef T. ein Altentat ausgeübt, welches aber in wunderbarer Weiſe glücklich abgewendet wurde. Im Jahre 1853 wurde die Straße vom Hofwirtshaufe bis zum Pojtgebäude (NE. 309) um den Betrag von 200 fl. neu erbaut. Durch Verordnung des Ainanzminijteriums vom 23. März 1854 wurden jtatt der bisher verwendeten Stempelpapiere ergene Stempel: marfen eingefübrt, Am 3. Juli 1856 ſind m Kupferberg 56 Häufer ſammt der Kirche, der Schule und dem Rathhauſe abgebrannt.

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Am T. Juli 1857 nachmittags um */,4 Uhr war jowohl bier als in der ganzen Umgebung ein heftiges Erdbeben zu vernehmen.

Am 15. März 1858 war die größte Sonnenfinjternis in diejem Jahrhundert; jie dauerte von 1—3 Uhr nadymittags.

Am 21. April 1859 war abermals ein wunderſchönes Nord- liht und im Herbſte während ſechs Wochen am wejtlichen Simmel ein groper Komet zu eben.

Am 9. Jänner 1862 nachmittags 4 Uhr ward ein ſtarkes Erdbeben in Begleitung eines donmeräbnlichen Rollens verjpürt.

Im Jahre 1564 wurde bieroris das vn als Beleuch— tungsmaterial in Gebrauch genommen. |

Am T. December 1868 herrſchte einen ganzen Tag bindurd) großer Sturm, wodurch im Walde und an ven Häuſern großer Schaden verurjacht wurde. 2

Mit 1. October 1569 wurden in Dejterreich die Correſpon— venzfarten eingeführt. Diejelben wurden ſchon 1569 auf der fünften deutſchen PBojtconferenz zu Karlsruhe vom Gebeimen Poit- rath Stephan in Anregung gebracht. Ein vom Profejjor Her: mann in Wien in dev „Neuen freien Preſſe vom 26. Jänner 1869 erſchienener Artifel gab Für die Einführung der Epvrejpondenz- karten den Ausſchlag. Diejelben wurden dann eingeführt: im Juni 1870 in Dentjchland, 1871 in Luxemburg, Schweiz, Eng land, Belgien, Niederlande und Dänemaf; 1872 in Schweden, Korwegen, Rujsland; 1573 in den Vereinigten Staaten von Amerika, xvanfreich, Serbien, Numänien, Spanien; 1871 in Italien. Dur den Weltpojivertrag vom 1. Juni 1878 in allen Culturſtaaten.

In den Wintermonaten 1869 bis 1870 war bis 8. April ununterbrochene Schlittenbabn; der Winter war falt und ſtreng.

Am + Februar 1872 abends nach 7 Uhr wurde bier ein intenjiv ſtarkes Nordlicht beobachtet, das den ganzen Himmel er- bellte. Dieſem Nordlichte folgte am 6. März nachmittags um 4 Uhr 15 Minuten ein ziemliches beftiges Erdbeben; die Bewegung der Erde war jo jtark, daſs die enter Flivrten und Gegenſtände von den Wänden berabfielen. Am 25. Meat wurden im Saazer Bezirke duch einen Wolkenbruch- große Werbeerungen angerichtet; ganz bejonders litt die Gegend bei Michelob und Trnovan. Alle

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dortigen Wiefen und Aecker waren überſchwemmt und der Bahn- fürper theilweiſe ſtark bejchädigt. In dem genannten Jahre trat bier auch die Blatternepidemie ſtark auf, welche tückiſche Krankheit zahlreiche Opfer, darunter auch den Oberlebrer Raimund Baier (24. September) forderte. Infolge einer in Brür ausge brochenen Ninderpejt wurde am 19. November die Viehaus- fuhr und am 23. November auch der Perſonenverkehr nach Sachjen eingeitellt. Die Pandesgrenze wurde durch ſächſiſches Meilitär, Gen- Darmerie und Grenzwachaufſeher bejeist, am 6. December wurden auch alle Brücken und Seitemwege, welche den Verkehr nach Sachjen noch ermöglicht batten, abgeiperrt umd nur jenen Perſonen der Webertritt nach Sachjen gejtattet, die Jich vorber einer Näucherung oder Des- infeetion in eigens hiezu aufgejtellten Bretterbuden unterzogen batten. Erſt am 27. Jänner des Tolgenden Jahres (1873) wurde dieſe Grenzſperre wieder aufgehoben.

Am 21. Mai 185,3 wurde in Niederſchlag ein Mann vom Blitze erjchlagen.

Das Jahr 1873 jollte für die Nachbarjtädte Joachimsthal und Sonnenberg verhängnisvoll werden. Am 31. März vor mittags 11 Uhr brach in erjtgenannter Stadt im der Spitalgaſſe Neuer aus, und bald jtand die ganze Stadt zum Schrecken der armen Bewohnerjchaft in bellen Flammen; 472 Häufer, darunter die ſchöne Kirche, die Schule, das Bergamt und das Brauhaus, fielen dem verheerenden Elemente sum Opfer. Hunderte von armen Familien waren obdachlos geworden und hatten nichts als ihr nactes Yeben gerettet. Auch von Weipert wurden den Hilfsbedürftigen ſofort Kebensmittel und andere Unterftüßungen zugewendet. Am 23. Detober wurde die Stadt Sonnenberg von einem ähnlichen, wenn auch micht jo harten Schickſale beimgefucht; 20 Häufer wurden ein Naub der Flammen, und waren biebei leider auch drei Menſchenleben zu beklagen.

Nach mehrtägigem Negen war bier am 16. Mai 1574 ein jebr jtarfer Schneefall.

Am 8. März 1876 jtarb bier der allgemein geachlete und vermögende Fabrikant Theodor Sted fen. in feinem Haufe NE. 230 Er wanderte aus Württemberg als Schneidergejelle nad) Weipert

F RR,

416 ein, verehelichte jich hier, trieb anfangs einen Handel mit Butte und jpäter mit Spigen. Er erwarb jich ein ſchönes Vermögen, erbaute in Neugejchrei eine Pojamentenfabrif, wodurch er der Wohl- thäter vieler Familien geworden iſt. Er gehörte durch viele Jahre hindurch dem Gemeindeausjchufje als Mitglied an und war in der Goncordatszeit Schulauffeher für die Neugejchreier Schule. Sein Sohn Theodor ımd nachmaliger Bejiter der Fabrik folgte ihm im Tode am 22. März des folgenden Jahres.

Wegen einer in Arnsfeld Sachjen (1877) ausgebrochenen Rinderpejt mujste, um eine Ginjchleppung diefer Seuche nad) Dejterreich zu verhüten, auch vom 18. Februar an öſterreichiſcher— jeits die Grenze gegen Sachſen abgejperrt werden. Zur Weber- wachung des Grenzverfehrs, der wie vor fünf Jahren nur unter Einhaltung der vorgejchriebenen Näucherung zuläfitig war, kamen 53 Soldaten mit einem Officier nad Weipert, welche nad) dem Erlöſchen der Krankheit am 6. April wieder in ihre Garniſon nad) Komotau zuriickehrten.

Der Preis des Brodes jtieg im diefem Jahre von 35 fr. auf 47 fr. per Laib.

Am 11. Juni 1378 wurde die benachbarte Stadt Sonnen- berg abermals durch eine Feuersbrunſt heimgeſucht, wodurd 32 Häuſer der Vernichtung anheim fielen. Um das Yos dieſer Ab- brändler lindern zu helfen, wınde in Weipert am 4. Augujt durch die Schüßenfapelle und durch die beiden Geſangvereine ein Concert veranjtaltet, dejjen Grträgnis zu dieſem Zwecke bejtimmt war. Am 2. Juli wurden auch in Ober-Wiejentbal 8 Häufer von einem ausgebrochenen Brande eingeäjchert.

Am 29. Juli 1-78 erfolgte auf Grund des in Berlin tagen- den und am 23. Juli geſchloſſenen Gongrejjes der Einmarſch der Delterreicher in Bosnien.

Im jahre 1879 bat der umerbittlihe Tod unter anderen zwei Opfer gefordert, deren Heimgang wegen des im Veben zu jeder Zeit befimdeten Wohlthätigkeit3- und Wiederjinnes allgemein betrauert wurde. Es jind dies: Frau Anna Schmidl, welche Lihtwillig füv Renovierung dev Kapelle auf dem Kupferbügel (910 ın hoch) den Betrag ven 400 "Gulden und für einige Weiperter Vereine

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Legate vermachte. Am Tage ihres Begräbnifjes (2. April) löste ji) ein mehrere Tonnen fajjendes elsjtüd beim Bahnbofe ab uud überjchüittete die ganze Bahnhofſtraße. Am 21. December verjchied der durch jeinen Biederjinn allgemein geachtete Kaufmann und lanajähriges Mitglied des Gemeindeausſchuſſes und des Otadtrathes Eduard Schmid! (NE. 144); er war jederzeit und gerne bereit, jein Scherflein beizutragen, wenn es galt, die traurige Lage von Nerunglücten oder anderen Silfsbedürftigen mildern zu belfen. Das Jahr 1879 brachte, da der jeit 25. März 1874 gegründete Spar= und Borjchujsverein mit unbejchränfter Haftung jeiner Mitglieder infolge eines betrügerijchen Juden zablungsunfäbig ge worden war, ſehr erregte Verſammlungen und unerquicliche Scenen, welche in Berückſichtigung der Thatjache, daſs viele arme Gewerbe- treibende jihb um ihre und nur Durch Entbehrungen aller Art erjparten Pfennige gebracht ſahen, gewiſs zu entichuldigen waren. Am 21. März 1880 wurde über das Geſammtvermögen des Per: eines Die gerichtliche Yiquidatinı und am 29. September ver Concurs verhängt. Die Spareinleger wurden mit ihren Anforde rungen gedect, die Meitgliever aber fielen mit ihren geleijteten Einzahlungen durd).

Am 1. September 1880 wurde für die Schule in Neugejchrei das Wafjer um den Betrag von 65 fl. abgelöst.

Am 31. December 1880. ward wieder fir ganz Dejterreich eine allgemeine Zählung der Bewohner, der Häuſer, des Wieh- jtandes u. ſ. mw. angeordnet. Aufgrund diefer Zählung batte Weipert 608 Hausnummern, wovon jedody nur 569 Häuſer (mit 4 Häujern die auf Pleiler Grunde jtehben) bewohnt waren; die übrigen 39 Nummern waren Brandjtätten, Bauitellen oder durch die Bahngejellichait abgelöste und abgetragene Gebäude. Mean zählte bier 1254 Parteien mit 6303 Seelen, wovon auf den Stadtteil Neugeſchrei 279 Parteien mit 1507 Ginwohnern (und

140 Häujern) entfielen. Von diefen 6305 Einwohnern waren

3034 des männlichen und 2369 des weiblichen Gejchlechtes. Der

Religion nach) gab es 6108 römiſch-kathliſche, 189 protejtantifche

Augsburger und 1 veformierter Confeſſion und 5 Juden. Des

Leſens und Schreibens waren 4179 blog des Leſens 125 Per— 27

f 200 W)Jd

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jonen fundig; 1999 Perjonen Fonnten weder lefen noch jchreiben. Verehelichte Perjonen gab es 2195, ledige 3799 Perſonen, 310 Berjonen waren verwitwet. Taubſtumme gab es 8, Blöde 9 und Blinde 3 Perfonen. An Viehitand zählte man in Weipert 65 Pferde, 417 Rinder, 187 Ziegen und 33 Schweine. Später, und zwar im Monate Februar 1887 wurde von dem hiejigen Oberlehrer der Mädchenſchule, Michael Yuft, eine Zählung der Bevölferung Weiperts nad) Familien und Berjonen vorgenommei und das Rejultat in einem „Adrejsbuch der Stadt Weipert” zujammengejtelt. Darnach zählte Weipert in 648 Häuſern 7536 Einwohner. Dieſem Adreſsbuche, das in fortlaufender Reihenfolge der Hausnummern nnd mit Angabe der Ortslage eines jeden Haufes auch jede Familie mit der Anzahl der Perjonen anführte, war ein jechs Karten umfaljender Atlas von Weipert beigegeben, der durch die hiejige lithographiiche Anjtalt und Stein— drucferei von Joſef Löſchner (NE. 402) nad) einer Zeichnung des Oberlehrers Luft ausgeführt war. Der in dem Werfe ent- haltenen ſtatiſtiſchen Zujammenjtelung der VBolfsbewegung iſt zu entnehmen, dajs die Bevölkerung von Weipert vom Jahre 1879 bis 1886 um gerade 1000 Perſonen zugenommen bat.

Am 25. April 1881 wurde durch Beſchluſs des Gemeinde- ausſchuſſes die Hausbettelei abgejchafft.

Im Monate Mai 18851 war ein Komet mit zwei Schweifen durch mehrere Tage hindurch zu beobachten.

Am 8. December 1881 Brand des Ningtbeaters in Wien, wobei 365 Perſonen verunglücten.

Im Jahre 1882 wurde der bisher bejtandene ſchlechte Weg vom Pojtgebäude His zum Gottesacfer entiprechend hergerichtet, und im folgenden Jahre die Straße, welche von der Preßnitzer Straße bei dem Haufe des Kranz Marek (NE. 581) in der Richtung nach dem Gottesacker abzweigt, neu angelegt.

Wiederholt jhon haben Gewitter, die mit den verberblichen Wirkungen des Blißes über unjere Stadt da hingezogen find, in der Thurmſpitze unjerer Kirche das Object ihrer Zerſtörungswuth ge junden; jo auch am 6. Juli 1883, wodurch der bereits ſchadhafte gewordene Thurm in einen Zuſtand gebracht wurde, dajs em

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größere Neparatur desjelben unvermeidlich war. Der Thurmknopf wurde berabgenommen, und man fand darin Schriften vom Sahre 1826, die aber durch Einflüſſe der Witterung faſt ganz zerjtört worden waren. Der Thurm wurde dur) den Spengler Joſef Kraft (NE. 495) mit Blech eingedect und am 26. Augujt 1884 ein neuer Thurmknopf aufgejeßt, für welche Arbeit 95 Gulden gezahlt winden. In diefen Thurmknopf wurden in einem größeren blauen Glaſe, das nachher gut verkorkt und in eine Büchſe von Zinkblech gegeben wurde, eingelegt: eine von Oberlehrer Luft ver fajste Gedenkſchrift, ein Exemplar der im Druck erjchienenen Ge— ihichte der Stadt Weipert von C. G. Schmidl und Joſef Pohl, eine photographiiche Aufnahme des alten Pfarrhauſes (NE. 158), des Pfarrſchulgebäudes, der Pfarrkirche und des ehemals beitandenen Malzhauſes (NG. 171)65 zwei im Druck erjchtenene Berichte Über die hiefigen Schulen, eine Broſchüre über das am 8. Juli 1855 in Weipert abgehaltene Sängerfeſt, ein Ver— zeichnis über die im Jahre 1884 in Teplitz jtattgefundene Ge- werbeausjtellung, welche von 27 hieſigen Fabrikanten durch eine Collectivausſtellung hieſiger Induſtrieerzeugniſſe beſchickt ward, eine von dem ſächſiſchen Bahnbedienſteten Moriz Roſcher aufgenommene und auf lithographiſchem Wege ausgeführte größere Abbildung der Stadt Weipert, ein Exemplar des in Prag erſcheinenden Tag— blattes „Bohemia“ vom 23. Auguſt 1884 und ein Los der im Sabre 1871 durchgeführten Bürgerjchulfonds-Effecten-Lotterie.

Dur) die vermehrten Schulelaſſen in Weipert einerjeits und durch die gehobene Antelligenz der Bevölkerung ambererjeits wurde die Errichtung einer Buchhandlung am hieſigen Platze zum Bebürfnifje Eine jolche wurde im Jahre 1877 durch den Buchhändler A. Stumpf in Komotau als Filiale im Haufe NE. 142 hier eingerichtet. Dieje Filiale wurde 1879 durch Wilh. Kuhn übernommen und in eine ſelbſtändige Buch-, Kunjt- und Mufikalienhbandlung erweitert. Im Jahre 1884 übergieng diefes Gefchäft an die Brüder Kanneberger.

Bon nicht zu unterjchäßender Bedeutung für unjer Erzgebirge it die Hebung des Touriſten- und Fremdenverkehrs durch die Bildung von Ergebirgsvereinen, welche bisher ſchon zu öfterem

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420 corporative Bejuche und Ausflüge auf unfere Berge brachten. Die prächtige Rundſicht, die man von der Hochwarte unſeres Erzgebirges, dem Keilberge (1240 m), aus genießt, Locte immer größere Zu— züge von Tourijten an, und bald erhielt der Plan, bier oben auf den Mücken des Bergriejen ein ſchützendes Obdach gegen die Un: bilden der rauhen Stürme zu finden, fejtere Korn. Die Spenden für Errichtung eines Ausjichtstburmes liefen zahlreih ein, und ſchon am 3. Auguſt 1884 zogen Touriſten und Vereine zu taufenden hinauf auf den Keilberg, um der Cinweihung des „Kaiſer Franz Joſeph-Ausſichtsthurmes“ beizuwohnen. Diejem Beiſpiele folgten auch bald die ſächſiſchen Gebirgsvereine, und bald erſtand auch auf dem Fichtelberge (1213 m) ein prächtiger Bau mit einem 13 m boben Thurme, deſſen Herjtellung 18.000 Marf fojtete und der am 21. Juli 1889 in Anweſenheit mebrerer Gebirgsvereine und anderer zahlreicher Bejucher eingeweiht wurde.

Im Jahre 1554 wurde von Alexander Krenzig (NE. 561) und Alfred Schwab (NG. 408) ein neuer Yeichenwagen ange fauft, und wird diefer im Bedarfsfalle gegen eine tarmäßige Wer- gütung zur Berfügung gejtellt; am 22. März genannten Jahres wurde derjelbe zum eritenmale bemüßt.

Bald folgte auch die Errichtung einer Keichenbejtattungse Anjtalt, wozu Alfred Reißig die Goncejjion erworben hatte. Diejelbe wurde im Haufe NE. 165 errichtet und übergieng im November 1389 an ein Gonjortium, bejtehend aus den Tiſchlern Karl Fickert, Joſef Müller, Vincenz Dittrich, Karl Eſtl und Joſef Paßler, welche die Niederlage in das Haus EN. 645 verlegten.

An dem jchönjten und anmuthigſten Theile des Meichbildes von Weipert bat die Natur und Verjtändnis, Kunjt und Ge- ihmad ein kleines Paradies gejchaffen, das ſchon jeit mehreren Jahren viele Sommerfriſchler angezogen bat.

Inmitten diejes idvlliich gelegenen Thalgrundes erbaute 1842 C. G. Schmid! das Fabriksgebäude NE. 411 und 1846 in das Gebäude NE. 82 eine nad) damaliger Manier eingerichtete ſoge— nannte amerifaniiche Mablmühle, welche in ihrer Art die dritte in Böhmen war und jich lange Zeit hindurch felbjt in größerer Um—

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gebung des beiten Rufes erfreute. In dem jpäter aufgelajjenen Fabriksgebäude wurte jodann ein Gaſthaus eröffnet und wurde jo der Sammelpunft fir die Weiperter und für Touriſten. Diejer Beſitz, bejtchend aus fünf Gebäuden und dem angrenzenden Grund und Boden mit dem Zinnbujche, gieng mitteljt Kaufes vom 22, Aus guſt 1883 an den gegenwärtigen Beſitzer Wilhelm Recke über und wurde von diefem mit großem Koftenaufwande in einen reizenden Lufteurort verwandelt. Im Schatten von Buchen und Tannen jühren wohlgepflegte Wege in mäßiger Steigung zur ‘Platte einer Felſenwand im Zinnbufche, von wo aus man die herrlichite Aus- fiht genießt. Zu Füßen des Beichauers die im Schweizeritil er- baute Grundmühle und das Gurbaus, im VBordergrunde das in- dujtriereihe Bärenjtein mit feinen geſchmackvoll ausgeführten Häufern, welche jich von dem in unmittelbarer Nähe ſteil anjteigenden Bärenjteiner Berge malerijch abheben; zur Nechten jieht man das Dampfrojs unter angeftrengtem Puſten den Berg bevanjteigen, der ums noc einen Ausblie in das klimatiſch günjtig gelegene Königswalder Thal geitattet. Diefe böchit romantische Ausficht lohnt vollfommen die kleine Mühe des Auflteigens. Wieder an anderer Stelle jpiegeln jich in ven perlenden Tropfen angelegter Waſſer— fünfte, im jiebenfarbigen Negenbogen flatternde Schmetterlinge und badet jich im Fluge die Liebe Sängerjchar, die im nahen Ge- zweiq ihr Orcheſter aufgeſchlagen bat. Bon dieſer idylliſch angelegten Sommerfriiche aus laffen ſich mehrere nicht beichwerliche und dabei lohnende Ausflüge unternehmen, wobei gut erhaltene Straßen unt Wege die Fußtouren erleichtern. Diejer Yufteurort wird gegenwärtig ſchon von vielen Sommerfriſchlern aufgefucht; die Nejtauration war jeit mehreren Jahren für die Sommermonate an den Bahnhof— reſtaurateur Hubert Gabriel und jeit diejem Jahre an Wilhelm Siegl verpachtet. Das Curhaus enthält mehrere mit allem Com— fort eingerichtete Zimmer und eine Badeanjtalt jowohl für warme als kalte Bäder. C. G. Schmid! Lie jein väterlihes Haus AG, 146, das zum großen Theil noch ein Holzbau war, abtragen und an derjelben Stelle im Jahre 1878 den aegenwärtigen Bau aufführen. Auch das angrenzende Wohnhaus NE. 145, ehemals Bejik des Bürgermeiiters Joſef Cajetan Schwab, von dem es an

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G. Shmidl’s Wohnhaus NE. 146.

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C. G. Schmid!’

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feinen Sohn den Pottocollectanten Wenzel Schwab, und von diefem an Eduard Schwaab, an Alois Härdtl u. a. übergegangen war, lieg C. G. Schmid! bis auf den Grund abtragen und vajelbjt die gegenmärtige Villa NE. 145 aufführen.

Am 6. Juli 1886 unternahm das k. k. Feld-Jäger-Bataillon Kr. 1 aus Kaaden und ein Bataillon des nfanterie-Megiments Nr 92 aus Romotau einen Uebungsmarſch nah Weipert. Die Mannſchaſt beider Bataillone bivonafierte am biefigen Marft- und am Turnerplaße bei der Mäpchenjchule. Der Nüdzug in die Gar- nijongorte erfolgte am folgenden Tage.

Am 30. Juni 1888 gieng von Weipert aus ein „deutſcher Theaterzug” mit über 300 Theilncehmern zum Beſuche des neu- erbauten deutſchen Yanvestheaters nadı Prag ab. Die Theatergäfte unter Führung des Stadtrathes Raimund Bittner batten in der Pandeshauptitadt jeitens des deutſchen RR die freund— lichſte Aufnahme gefunden.

Die Localitäten des hieſigen Bürgermeiteramtes, welche bisher in dem linfsjeitigen ebenerdigen Tract des Gebäudes NE. 148 unter: gebracht waren, erwieſen ſich als zu ſehr beſchränkt, weshalb der Gemeindeausſchuſs die Verlegung der Amtslocale in den erjten Stod des Gebäudes durchführen ließ, jo daſs die dort adaptierten neuen Locale im Monate Juli 1888 bezogen wurden.

Der zwanzigjährige Beſtand des Neichsvolfsichulgefeges vom 14. Mat 1869 wurde auch in Weipert in entjprechender würdiger Weiſe begangen. Am 14. Mat 1889 hatten aus diejem Anlafje viele Häuſer Flaggenſchmuck angelegt. Am Abende vesjelben Tages fand im Saale des Schützenhauſes ein gut befuchter Commers ftatt, bet welhem Bürgerſchullehrer Kranz Heckl die der Feier ange— mejjene Feſtrede hielt. Diele waere Freunde und Anhänger der Neuſchule, an ihrer Spitze der Bürgermeijter Frimmert, brachen für die von clericaler Seite angefeindete Neufchule eine Yanze.

Am 15. Juni 1890 wurde in dem nahen Orte Pleil die vom Bapierfabrifanten Hermann Gelinek aus Komotau für die Bleiler Kirche geipendete Glocke geweiht und an Stelle der ganz alten und zeriprungenen Glocke, die im Jahre 1889 herabgenommen wurde, aufgehängt.

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Für das Bürgerfchulgebäude und für die Schule in Neuge— ſchrei hatte Die Gemeinde bereits Blitableiter beijtellen laſſen; ein jolcher wurde auch am 22. Juni 1890 auf dem Mäpdchenjchul- gebäude und auf der Schule in Grund aufgeltellt.

Im Sabre 1889 wurden in Weipert 10 Neubauten, 7 Um: bauten, 15° Zubauten, 1 Aufbau wid 8 Adaptierungen ausgeführt; im Jahre 1890 erbielt die Anzabl der Häufer noch folgende Ver— mehrung: NG. 675 dis W. L. Shmidl (neben NE. 405), NE. 676 des rang Bater (Umbau bei NE. 153), NE. 677 des Theodor Bernt, NE. 675 des Julius Jahm, NE. 679 des Johann Bartl, NG. 680 des Adolf Gärtner, NE. 681 des Adolf Yuttermann. Im Baue find noch begriffen die Häufer des Joſef Kraft in der Nähe des Haufes NE. 620, des Johann Dittrich in der Nähe des neuerbauten Hauſes NE. 671 in Neu: geichrei umd des Wenzel Rieß. Ein Umbau der Schule in Grund wird noch in diefem ‚jahre durchgeführt werden.

Am 3. Juni 1890 ſtarb in Prag ver k. k. Statthalterei-Hilfs- amter-Divector Joſef Stengel (jiebe Seite 336) an Herzichlag und wurde deijen Yeichnam am Woljchaner Friedhofe beigeſetzt.

Am 16. Juni 1890 wurde auf allen Staatsbahnen in Oe- jterreih der Zonentarif eingeführt.

Während diefer Bogen ver Geſchichte (27.,S.417— 432) durch die Preife gieng, wurde der Herausgeber dieſes Werkes €. G. Schmidl raſch vom Tode angetreten. Ein Schlaganfall, der ibn am 29. Juni 1890 betroffen, und infolgedefjen er bis zu jeinem am 2, Juli erfolgten Tode bewuſstlos gelegen, ward für den erfahrenen Greis, jür den patrivtifchen Bürger der Abſchluſs feines thaten: reichen Lebens. So war es ihm nicht mehr gegönnt, diefes Werk, zu dem ev die Anregung gegeben und deſſen vollendetes Manufeript ev wiederholt mit Vergnügen und unter Zuſtimmung gelejen, zum Abſchluſſe gebracht zu jeben.

Nach dem Hinjcheiven des nun Verblichenen wurde Folgendes arte ausgegeben:

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„Elifabetb Schmidl, geb. Schmidl, gibt im eigenen, ſo— wie im Namen der übrigen Anverwandten die höchjt betrübende Nachricht von dem Hinjcheiden ihres imnigjtgeliebten und unver- gejslichen Gatten, Herrn

Carl Guſtav Schmidl Privatier, Bürger- u. Hausbeſitzer in Weipert, Mitglied der Gemeinde— vertretung, Ehrenofficier des bürgerlichen Schützencorps in Preßnitz, Ghrenmitglied und Ehrenofficier des f f. priv. Schützencorps in Weipert, Protector der freiwilligen Feuerwehr in Weipert, Ehrenmitglied des Militär-Veteranen:Vereins in Kaaden, Ehrenmitglied des Männergejang: Vereins, des Kronprinz Rudo'f-Militär-VBeteranen:Bereins, des Gründner Frauen-Unterſtützungs-Vereins und des Arbeiterbildungs- und Unter: ſtützungs-Vereins in Weipert und des Gemwerbe-Vereins in Bilin, Mit: glied vieler Humanitärer und gemeinnüßiger Vereine in Weipert ꝛc. ꝛc.

Derjelbe verichied janft und ruhig, verjehen mit den heil. Sterbefacramenten, am 2. Juli vormittags um 10 Uhr im 79. Yebensjahre an Schlagfluis.

Die irdiſche Hülle des theueren Verblichenen wird Samstag den 5. Juli um 3 Uhr nachmittags vom Trauerhaufe aus auf vem biejigen Friedhofe in der Familiengruft zur ewigen Ruhe bejtattet werden. Das Requiem wird Montag den 7. Juli l. J. früh um 8 Uhr in der Pfarrkirche abgehalten.

Weipert, ven 3. Juli 1890.“

An jeinem Yeichenzuge betheiligten Jih von den biejigen Ver— einen corporativ: das k. k. bürgerlihe Schüßencorps, der Kron— prinzRudolfsBeteranen:Berein, die freiw. Feuerwehr, der Männer: gefang-Berein, der Arbeiterbildungss und Unterſtützungs-Verein und der Gründner Frauen-Unterſtützungs-Verein; außer diefen waren erichienen Deputationen des bürgerl. Schütencorps aus Preßnitz, des Sewerbevereins in Bilin, des Sermanenbundes in Brür, der Yeiter des politiichen Amtsbezirkes Kaaden, Hear k. k. Commiſſär G. Lukſch, die Stadtvertretung von Weipert mit dem Bürger- meiſter Ig. Frimmert, die hiejigen Jolls, ‘Bolt: und Bahnbeamten, viele Grenznachbarn und Trauergäfte aus Weipert und Umgebung.

Es iſt nur ein Act der Pietät und der Dankbarkeit, ihm als einem ber beiten der Bürger von Weipert an biejer Gtelle ein „Ruhe janft!” im’s jtille Grab nachzurufen.

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Specielle Anglücksfälle. Bom Jahre 1850 bis zum heutigen Tage.

Wir haben im vorangehenden Gapitel die Unglücksfälle, welche bei Abgang eines Gedenkbuches nad) dieſer Richtung nicht auf Bollitändigkeit Anspruch machen können, bis zum Jahre 1850 ange— führt. Wenn wir diefe auch noch bis zum heutigen Tage verzeichnen, fo liegt es uns ganz ferne, die Pietät gegen dieſe Unglüdlichen außeracht zu laflen oder die Wunden dev Hinterbliebenen, Die ihnen durch ein herbes Geſchick geichlagen worden, gefühllos wieder aufzureigen. Diefe Aufzeichnungen gejchehen Lediglich aus dem Grunde, weil jpäter auch von den Greigniffen und Unglücsfällen der Jetzt— zeit wird gejprochen werden, wobei nicht immer die richtige Zeit des Geſchehniſſes angegeben werden Fann.

Vom 21. auf den 22. Februar 1850 hatte jich ein jo ge: waltiger Sturm erhoben, daſs nicht allein in den Forſten großer Schaden verurjacht, ſondern aud einzelne Häufer in Weipert mehr oder weniger bejchädigt wurden. So wurde das Haus Des Wenzel Yanger NE. 77, welches nur aus Bundwerf bejtand, vom Sturmwinde abgedeckt, die Dachiparren weithin bis an den Wald geſchleudert und die Schindeln jelbit bis in die Nähe des „weihen Hirſchen“ getragen.

Am 1. September 1850 wurde der Waldarbeiter Ignaz Rieß aus NE. 371, der in der Nähe des Korithaufes bei einem veran— ſtalteten Scheibenjchiegen die Arbeit eines Zielers übernommen hatte, von dem biefigen Zolleinnehmer Alodis Delavigne in un— vorſichtiger Weile erſchoſſen.

Am 7. September 1850 (Samstag) nachmittags gegen 4 Uhr wollte der Bergjteiger Wenzel Kugler NE. 389, der mit der Zufüllung des aufgelaffenen 10 Klafter tiefen Schachtes der Joſefi— Eijenfteinzeche (in dev Nähe des Haufes NE. 325) beſchäftigt war, einiges Holz aus dem alten Schachte nehmen. In dem Augenblide, als das Holz aus jeiner Spannung gekommen war, jtürzte das zurücfgehaltene Erdreich und mit ihm Kugler in die Tiefe, wo er don der nachjtürzenden Halde verfchüttet wurde. Das Unglüd ward fofort bemerft; e8 wurden nun ſchleunigſt alle Anjtalten ge— troffen, den Berjchütteten zu retten. Das Bergamt zu Preknis, das

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von dem Unglücsfalle verjtändigt wurde, ſchickte Bergarbeiter aus Preßnitz und won Schmiedeberg nah Weipert, um an dem Rettungswerfe behilflich zu jein. Unterdeffen hatte man bier unter dev Leitung des Berggeſchworenen Karl Czech und unter Anwendung der größten Vorſicht an der Befreiung des Verun- glückten gearbeitet. Obzmar man ſchon alle Hoffnung auf eine Rettung aufgegeben hatte, jo wurde doch die Arbeit fortgejeßt. Am 9. September nachmittags nach 2 Uhr fam man auf den Ver— unglückten, dev zur Freude aller Arbeiter noch Zeichen des Lebens von ſich gab. Die Nachricht von der glücklichen Rettung hatte ſich ſchnell verbreitet, und vieles Volt es war gerade Markttag jtrömte der Unglücsjtätte zu. Die Bergiteiger Johann Kreuzig (aus NE. 360) und Vogl aus Preinis arbeiteten nun in dem engen Schachte an der völligen Befreiung Kuglers, der in hodender Stellung bis zu ven Beinen berab vom Erdreiche feſt— gehalten wurde. Kreuzig bob enplich den Befreiten in einen herab— gelajjenen Sattel, worauf er dann ganz erjchöpft und faſt bewujstlos ins Freie gebracht wurde, Kugler war durch 46 Stunden lebendig begraben, batte durch dieſe lange Zeit einen jchweren Stein, ven er für einen Balfen hielt, auf der Schulter zu tragen und hörte alles, was über ihm vorgieng. Durch ven Abjturz waren ihm mehrere Rippen gebrochen worden; durch die ſorgfältige Pflege jeitens jeiner Familie und durch die Umjicht des behandelnden Arztes Zeidler war er bald wieder bergeitellt. Er jtarb am 4. No— vember 1865 in einem Alter von 57 Jahren.

Am 3. October 1851 hat jih ver 42jährige Fuhrmann und Inwohner Karl Bartl im Haufe NE. 134 cerhentt.

Den 21. Juli 1853 nachts brannte vie Rohrſchmiede des Bincenz Seidl (NE. 307) vollitändig nieder.

Am 26. September 1853 hat ſich der Ajährige Fleiſchhauer— meijter Alois Yenbard im Haufe NE. 172 mit einem ſcharfen Meſſer den Hals bis an die Wirbeltnochen durchgeſchnitten.

Am 8. October 1854 brannte das Haus des Johann Schmid! NC. 288 (jet Martin Gamnitzer), am 22. December das Haus des Menzel Dittrih NE. 341 die Branpitelle wurde von Johann Langer gekauft und darauf das gegenwärtige Haus erbaut -

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umd im folgenden Jahre (1855) das Haus NE. 90 des Ignaz Müller ab.

Am 21. März 1855 wurde der 2g9jährige Handarbeiter Ele: mens Gahlert aus NG. 74 im Walde (beim boben Sein) bei der Arbeit des Holzfortrücens vom Holzjchlitten erdrückt, und am T. Mai desjelben Jahres it der 57jährige Taglöhner Franz Albelt aus NE. TO bei Königswalde, wo er Butter über die Grenze ſchwärzen wollte, beim Ueberſetzen des Baches verunglückt und ertrunten.

Am 27. Mat 1856 bat jich der 34jährige Hausfnecht Ehrijtian Meckl aus Bärenjtein im Haufe NE. 152 am Boden erhentt,

Am 26. Juli desjelben Jahres brach in dem Hauje des Hubert Schmidl NE. 330 Feuer aus, wurde aber von den Nachbarn noch im Gntjteben gelöjcht.

Am 3. Auguſt 1856 bat ſich der 25jährige Florian Schmidl aus NE. 288 auf einer Wieje in Neugejchrei erjchoflen.

Am 21. Juni 1858 juchte ver biefige 57jährige Bürger und Seifenjieder Franz Javrzel, der jonft allgemein geachtet ward und aud Mitglied des Semeindeausichujjes war, in jeinem Haufe NE. 295 durch Erſchießen jreiwillig den Top.

Am 20. Mai 1859 wurde das Haus des Vincenz Hoſch— berger NE. 356 infoige eines Blißjchlages, Durch den auch ein Kalb getödtet worden war, in Aſche gelegt.

Am 12. Juni 1859 brannte das Haus des Anton Serling NE. 110 ab.

Am 11. Auguft 1859 nachmittags 5 Uhr wurde das Haus des Filipp Hackl NE. 16 altes Bärenhaus ebenfalld von einem Blitze getroffen und durch einen ausgebrochenen Brand ganz zerjtört. Diejes Haus, das jomit 3mal abgebrannt it, wurde nicht wieder aufgebaut.

Im October 1859 in der achten Abenditunde brannte das Haus des Protop Jahbm NE. 65 ab. Diefer hatte jpäter . die Branditelle an Wenzel Fickert käuflich überlajjen, der dajelbit das gegenwärtige Haus erbauen ließ.

Am 15. März 1860 wurde das Haus des Franz Gecrg NE. 209 und am 11. April das Haus des Johann Bartl NE. 343 (jest Franz Korb) von einem ausgebrochenen Brande zerjtört.

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Am 8. April 1860 verunglüdten am hieſigen Marktplatze durch Pöllerſchießen der 26jährige Norbert Thiele aus NE. 412 und Wenzel Schwab aus NE. 84, jet Beſitzer des Haufes NE. 178. Erſterem wurde von den Stücken eines zeriprengten Pöllers ein Bein ganz zerjchmettert, ſodaſs es amputiert werden mujste. Thiele jtarb noch an demjelben Tage, während Schwab, der eben- jalls an den Beinen ſchwer verleßt wurde, mit dem Leben davon fan.

Am 28. Augujt 1860 hat jich der 52jährige Schneidermeijter Joſef Heſs aus NE. 406 im nahen Walde (beim grünen Kreuz) erhenft.

Am 31. October 1860 bat ſich der A6jährige Büchjenmacher Dominik Nojenfranz im Haufe NE. A411 erſchoſſen, und wurde dejjen Yeichnam noch an demjelben Tage beerdigt.

Am 11. Mai 1861 juchten der A4jährige Feilenhauermeiſter Leopold Noth aus NE. 164 ımd am 2. Juli desjelben Jahres dev 33jährige Tagwerter Norbert Albelt aus NE. 91 ihren frei- willigen Tod durch Erhängen. Grjterer hatte die That im Walde oberhalb des Forſthauſes ausgeführt.

Am 1. September 1861 morgens 4 Uhr brannte das Haus des Eduard Müller NE. 459 jeßt des Norbert Dienelt ab.

Am Jahre 1862 gab es bier mehrere Brände: zu Oſtern das Haus NE. 446 (jebt Elias Schwab jun.), im Juni das Haus des Joſef Heid NE. 234 und am 2. September die jo- genannte Kunzmühle des Joſef Nittner NE. 222,

Am 20. Auguſt 1862 wurde der I6jährige Weber Wenzel Joch im Zimmer des Hauſes NE. 94 erſchoſſen aufgefunden. Unaufflärlich ijt es heute noch, wie es möglich war, daſs bei ber Yeiche eine Schujswaffe nicht gefunden wurde, trotzdem die Thüre mit einem Querriegel und die enter, wovon auch Feines zerbrochen war, gut verjchlofjen waren. Erſt jpäter wurde die Piltole auf der angrenzenden Wieje beim Mähen des Graſes gefunden,

Am 6. April 1863 abends brach im dem Haufe des Stephan Heid NE, 257 in Neugejchrei euer aus, welches alsbald Die Nachbarhäuſer des Anton Yanger NE. 258 und des Alois Pä- dert NE. 259 ergriff und in Ajche legte.

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Um 22. November 1863 wurde das Haus des Johann Müller NE. 102 durch einen ausgebrochenen Brand zeritört.

Am 24. April 1864 iſt das zweijährige Mädchen des Po— jamentierers Theodor Müller aus NE. 199 im naben Mühlgraben ertrunfen und am 25. Detober vdesjelben jahres der 34jährige Pofamentierer und Anwohner Franz Schmid NG. 287 im Walde erichofjen aufgefunden worden.

Am T. Mat 1865 brannte das Haus des Rupert Müller NE. 118 Spindlerjchneiderhaus ab.

Am 27. October 1866 ijt der 1Ajährige Knabe des Wendelin Müller NE. 250 infolge Epilepfie im Wafjertroge ertrunten,

Am 5. März 1867 fand der 54jährige Berghäuer Anton Paßler aus NE. 392 jeinen freiwillig gefuchten Tod durch Berblutung.

Am 18. Augujt 1867 fanden der 12jährige Sohn des Wenzel Bartl aus NE. 415 und der I14jährige Sohn des Schäfters Franz Schmidl NE. 448 ihren unfveiwilligen Tod durch Er- trinfen im Schüßteiche.

Im Frühjahre 1868 brannten die beiden Häufer NE. 207 und 208, welche zufammengebaut waren und dem Johann Yorvenz gehörten, ab. Letztere Nummer wurde wieder aufgebaut, während NE 207 heute noch nur als Branpjtätte erijtiert.

Am 29. December 1868 bat ſich der 29jäührige Taglöhner Adalbert Schreiber aus NE. 287 erhentt.

Am 2. Juni 1869 brannte das Haus des Johann Wagner NC. 245 Grummethaus ab.

Am 29. Auli 1869 fand der eintährige Knabe des Eduard Schmid! NE. 350 in dem im Garten des Hauſes NG. 187 be findlichen Brumnen feinen Tod durch Ertrinfen.

Am 13. Jänner 1870 wurde der 14jährige Sohn des Johann Schmid! NG. 354, welcher jchon jeit 4 Tagen abgängig war und von den Eltern überall gefucht wurde, im nahen Bache er- trunfen aufgefunden.

Am 6. Auguſt 1870 wurde die 16jährige Anna Bartl in NE. 410 während eines Gewitters vom Blitze erjchlagen, wobei auch zwei Kühe getödtet wurden.

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Am 26. Juli 1972 brannte das Haus NE. 292 des Alois Wagner ab.

Am 21. December 1872 wurde die 63jährige Thereſia Köhler in NE. 172 im Kellerbrunnen ertrunfen aufgefunden,

Am 5. Augujt 1873 bat ſich der 56jährige Seifenſieder Eduard Allıing in NE. 195 mit Waſſer erichofen. Er war der erjte Selbjtmörder, dev infolge der interconfejjionellen Gejeße am Sottesader in einem Reihengrabe beigejeßt wurde.

Am 6. September 1875 früb 4 Uhr war in dem Haufe NE. 76 des Bonjtantin Müller Neuer ausgebrochen. Die erjt ge gründete Feuerwehr erhielt bei diefem Brande ihre Feuertaufe.

Am 8. April 1874 fand der Töjährige Vergbäuer Kranz Tippmann WE. 33 jeinen Tod durch Erhängen im Rathswalde, und wurde am Krohnleichnamstage (6 Juni) desjelben Jahres die 18jährige Dienjtmagd Anna Unger aus Willomis, welche bier bei Raimund Zahm NE. 191 gedient bat und jchon jeit Weihnachten abgängiq war, im Schüßteihe todt aufgefunden. Der Leichnam ſtand ſchon im höchſten Grade dev Verweſung.

Am 15. Juli 1874 fand der 18jährige Sohn des Wenzel Fickert NE. 68 beim Baden im Pfeilmühl-Teiche einen unfreiwilligen Tod.

Am 27. September 1874 früh 3 Uhr brannte das Wohnhaus NE. 201 des Johann Müller ab.

Am 16. Augujt 1875 nachmittags 2 Uhr brannte das Wohn- haus NE. 153 des Alerander Thomas (jest Anton Kittner) und am 19. vesjelben Monats vormittags 10 Uhr das Nebengebäude bei der Petermühle m Böhmiſch-Hammer ab.

Am 30. September 1875 verunglückte dev hieſige Rathhaus— wirt Stöcl mit jeinem Fuhrwerke in Neugejchrei bei dem Haufe NE. 243, wo er durch die jchengewordenen ‘Pferde vom Wagen über den Straßenrand binabgejchleudert und jehwer verleßt unter dem umgejtürzten Wagen bervorgezogen wurde. Stödl wurde nad) dem Rathhauſe übertragen und jtarb bier am 2. Detober, ohne das Bemufstjein wieder erlangt zu haben.

An 22. März 18576 wurde die 6ljührige irrſinnige Elijabeth 2orenz aus NE. 121 im Garten des Philipp Hackl NE. 59 erfroren aufgefunden.

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Am Sahre 1876 allein find 5 Brände zu verzeichnen und zwar: am 28. April ein Kaminbrand bei Anton Bergner NE. 2, am 1. Juli ein Dachbrand im Haufe NE. 321, am 30. Juli das Wohnhaus des Ant. Bergner NE. 2, am 23. Augujt das Wohn- haus NE. 21 des Franz Mahnert und am 18. November die Scheuer des Theodor Gebert NE. 138 (Frohnveſte), jest im Beſitze des Franz Lorenz.

Am 27. Auli 1876 bat ſich hier in NE. 408 ver aus Bojtel- bera abjtammende Franz Höcht die Adern geöffnet und wurde an Berblutung todt aufgefunden. Deſſen Yeichnam wurde nad) Poſtelberg überführt und dort im Familiengrabe beigejeßt.

Am 9. Juli 1877 vormittags 10 Uhr brannte das Haus des Franz Tippmann NE. 33 und das angebaute Wohnhaus des Anton Endliher NE. 393 (jet im Beſitze des Tifchlers Johann Scharf) ab. Beim Niederreißen des brennenden Holzwerfes fiel ein Mitglied der Nachbarfeuerwehr „Stahlberg” in den ziemlic) tiefen Brunnen und wurde erjt über Nachforfchungen des Neuer: wehr-Commandanten Heinrich Englert unverjehrt dem naſſen Ele- mente entzogen.

Am 21. Auguft 1877 brannte das Haus NE. 441. des Clement Zahm und am 18. December desjelben Jahres das Haus NE. 300 de3 Theodor Bergner und das nebenjtehende Wohnhaus NE. 346 des Norbert Baier ab.

Am 2. Jänner 1878 mittags 12 Uhr, nach einigen Tagen furchtbaren Schneejturmes, brach in dem Haufe des Gewehrfabrifanten Suftav Fücert NE. 332 (jest Erasmus Pitterling) Teuer aus. Es war ein furchtbares Schaufpiel, als die noch im Gebäude be- findlichen Patronen, Zündhütchen und das zeritreute Pulver erplo- vierten, fo daß es eine halbe Stunde lang ununterbrochen fort fnatterte. Die Feuerwehr konnte bei dieſem Umjtande nur in gededter Stellung an dem Nettungswerfe arbeiten.

Am 16. Jänner 1878 it die 2djährige Mathilde Fiſcher aus NE. 471 infolge ftarfen Schneefturmes und am 20. März der jährige Sohn eines in Weipert wohnenden ſächſiſchen Bahr wächters im Grenzbache ertrunfen.

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Am 10. Juni 1878 bat ſich der 3Tjährige Webermeiiter Sriedrih Stüttgen aus Ohligs (Preußen) in dem Fabriksgebäude NE. 7 (Blechhammer) erſchoſſen.

Am 14. Juni 1878 wurde das alleinſtehende Holzgebäude der alten „Lohmühle“ im Stadttheile Grund und am 28. Juni das Wohnhaus NE. 198 des Anton Wagner von einem ausges brochenen Brande vernichtet.

Am 31. Jänner 1879 nahts 1 Uhr brannte das Wohnhaus NE. 302 der Therefia Kisling, am 10. April das Haus des Sojef Müller NE. 60 und am 27. April das Gaſthaus NE. 202 ab.

Am 23. April 1879 wurde in einem Gajthauje bei Karlsbad der hiefige 21 Jahre alte Ant. Lorenz aus NE. 121 vom Blitze erichlagen. Defien Xeiche wurde von den Angehörigen nah Weipert überführt und am hiejigen Gottesader im eigenen Familiengrabe beigejeßt.

Am 20. December 1879 ijt der hiefige 18 Jahre alte Daniel Baier auf der Straße nach Annaberg unterhalb des Gajthofes „zum Bärenjtein“ bei jehr jtürmischem Wetter erfroren.

Am 2. Jänner 1880 fuchte und fand der hieſige Eduard Bart! NE. 483 im Pfeilmühl-Teihe und am 1. April die 55- jährige Emilie Bart! NE. 438 im hieſigen Schübteiche den Tod.

Am 14. Juni 1880 wurde das Wohnhaus NE. 170 des Ignaz Florl von einem ausgebrochenen Brande eingeäjchert, in— gleihen am 16. Juli das Fabrifs-Etablifjement des Julius Schmid! NE. 7, und am 26. Auguft die „Petermühle“ in Böhm.-Hammer.

Am 29. Juli hat ſich der 29jährige Strumpfwirfer Wenzel Beer im Haufe NE. 228 und am 8. December desjelben Jahres der 54jährige Strazzenfammler Joſef Wirth NE. 35 erhenft.

Am 3. März 1881 wurde das dem hiejigen Schüßencorps eigenthümliche Gaſt- und Schüßenhaus NE. 192 ein Raub der Flammen. In demjelben Jahre brannten noch ab: am 9. Mai das Wohnhaus NE. 384 des Joſef Rößler, am 19. Mai das Neben- gebäude NE. 568 des Anton Wagner, am 31. Mai das Wohn- haus NE. 176 des Anton Mierſch und am 27. November die alte Papiermühle NE. 244 mit der Brettfäge des Johann Hippmann.

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Jenes Jahr forderte auch das Leben eines alten und braven Dieners in der Perſon des Ambros Baier, der am 7. Juli von einem mit Steinen beladenen Wagen überfahren wurde. Der Kutjcher ſtarb nach wenigen Augenbliden in der Wohnung feines Herrn, des Fabrifsbejigers Anton Pohl in RE. 22.

Im Sabre 1882 find an Bränden zu verzeichnen: am 1. Aprıl das Wohnhaus NE. 181 der Therejfia Schönherr, am 23. Juli das Wohnhaus NE. 163 des Rudolf Schwab, am 2. Augujt das Wohnhaus des Clement Müller NE. 76 und am 5. November das Wohnhaus NE. 427 des Guſtav Baier.

Am 7. xlugujt desjelben Jahres wurde der 19jährige Iſidor Langer aus NE. 510 im Schüßteiche ertrunfen aufgefunden.

Am 5. December 1882 hat jich Joſef Frank in NE. 31 erſchoſſen.

Brände im Jahre 1883 ſind: am 14. Februar das Wohn— haus NE. 321 des Raimund Zahm, am 6. Juli dur Blit- Ihlag das Haus NE. 239 (jet Kranz Dittrich), am 11. Juli das Wohnhaus NE. 355 des Joſef Zahm, am 12. Juli das Wohnhaus des Edmund Schmidl und am 23. September das Nebengebäude NE. 351 des C. G. Schmidt (jest Wilhelm Nede).

Am 6. Juli 1883 traf auch ein Blitz unſere Kirchthurmſpitze, ohne jedoch weiteren Schaden anzurichten. Da der Bligableiter biedurch jtarf bejchädigt worden und die Eindahung des Thurmes ſchon jehr jchadhaft war, jo war dies Veranlaſſung, dajs man im folgenden Jahre den Thurm durch den hiejigen Spengler Joſef Kraft mit Bleh neu eindeden lieh.

Im Sabre 1884 famen an Bränden vor: am 3. Mai die Fabrif NE. 354 des Wenzel L. Schmid! (NE. 403), am 7. Juni das Wohnzebäude NE. 13 des Heinrih Englert, am 12. Sep- tember das Wohnhaus NE. 296 des Johann Seidl und NE. 56 (die „alte Pfarrei”) des Kranz Scharf und am 15. November das Wohnhaus NE. 396 des Wenzel Bartl.

Am 11. Mai 1884 hat ſich der hiefige angeſehene und ver- mögende Büchjenmachermeifter Wenzel Morgenjtern NE. 99 im Scüßteiche ertränft und am 18. desfelben Monates Joſef Hof- mann im Walde erhenkt. Da letter Selbſtmörder auf Bleiler Grund

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Dei

gefunden worden, jo wurde ev auch auf dem Friedhofe zu Pleil begraben.

Am 22. Juni 1884 ijt der 3Sjährige Papiermacher Joſef

Kießwetter NE. 376 im Grenzbache, der durch einen jtarfen Gewitterregen angeſchwollen war, verunglückt und ertrunfen.

Am 27. September desjelben Jahres jtürzte Das zweijährige Mädchen des Julius EL NE. 50 aus dem Fenſter des eriten Stocdwerfes und jtarb nah wenigen Augenbliden infolge einer Schädelzertrümmerung.

Am 28. November wurde der 59jährige Adolf Nittner aus NE. 222 in der Nähe des Haujes NE. 290 erfroren aufgefunden.

Am 5. Mai 1885 brannte das Wohnhaus NE. 390 des Franz Bartl ab.

Am 3. September 1885 verunglüdte der 3öjährige Bäcker— meiiter Karl Franf aus NE. 141 in der Nähe des Gaſthauſes „zum fchwarzen Bären“ in Böhmiſch-Hammer, wo er vom ums ftürzenden Wagen herabgejchleudert und unter letzteren jo unglücklich zu fallen fam, dafs ihm ein Halswirbel gebrochen wurde. Er jtarb, ohne das Bewuſstſein wieder erlangt zu haben, in jeinem Haufe, wohin er über ührt worden war.

Sm Jahre 1886 gab es hier drei Brände u. zw.: am 1. Juli das Mohnhaus NE. 277 des Theodor Nittner, der hierüber wahnjinnig wurde und im Irrenhauſe zu Dobran jtarb; am 29. Auguft das Fabrifsgebäude NE. 240 des ehemaligen vermd- genden Gejchäftshaufes unter der Firma „Sted und Wolf”; am 19. September vormittags 7 Uhr das Wohnhaus NE. 40 des Philipp Bartl.

Am 10. Sinner 1887 verunglüdte dev 17jährige Vincenz Schmidl aus Schmiedeberg auf der Eijenbahn, wo er als Tag— löhner beim Fortjchaffen des Echnees mit einem Yocalzuge in Arbeit itand. Er fiel bei der Stelle, wo in Neugeſchrei das Schienen- geleife die Straße überjegt, vom Waggon herab und kam unter die Näder, von denen er überfahren und sofort getödtet wurde.

Am 21. April 1887 brannte die Mühle NE. 222 des Anton Hofmann ab.

Am 14 Dctober 1887 wurde ‚der 6jährige Knabe des Büchjenmachers Rudolf Schmid! NE. 237 von deſſen 16jährigen Lehrling Bartl durch unverfichtige Hantierung mit dem Gewehre erichoffen, und am 18. October fiel die 18jährige Therefia Schent in NE. 439 von der Bodenjtiege hinab und blieb ſofort todt Liegen.

Am 23. März 1888 lieh ſich der 52jährige Buchhalter Joſef Janda aus Prog, der bei dem Pejamentenerzeuger Heinricd, Zati— randa NE. 490 in Stellung war, am biejigen Bahnhofe von dem einfahrenden Zuge überfahren und blieb jojort todt am Platze.

Am 2. Jänner 1889 verunglücte der Tjährige Sohn des Eduard Schmid NE. 350 beim Schlittenfahren, wobei er an einen Sartenzaun gejchleudert wurde. Er jtarb am 5. Februar an den im Gefichte erhaltenen ſchweren Werleßungen.

Am 11. April 1889 morgens 5 Uhr bat ih im Haufe NE. 571 der nah Duppau zuftändige Schuhmachergehilfe Wilhelm Kühnl, nachdem ihm der Verſuch, feine Zubälterin zu tödten, miſs— glückt war, durch zwei in den Kopf abgegebene Revolverſchüſſe entleibt.

Am 18. April hat die Gattin des Bahnwächters K. Müller den bon Zündhölzchen abgelösten Phosphor zu ich genommen und ih hierauf noch die Adern durchſchnitten, jo daſs ſie troß aller Arzt: lichen Hilfe am Oſterſonntag (den 21. April) den Verleßungen erlag.

Am 27. Augujt 1889 abends nah 5 Uhr vollführte der nad Klöſterle zujtändige 28 Jahre alte Joſef Weber im Galthaufe „zum König von Württemberg” in Neugeſchrei einen Selbjtmord verſuch. Der Thäter feuerte eine Kugel gegen feine rechte Schläfe und wurde in bewujstlofem Zujtande aufgefunden. Der Schwer: verleßte wurde in das hiefige Spital übertragen, wo er am 31. Aus guft, ohne die Bejinnung erhalten zu haben, jein Reben aushaudhte.

Am 5. Detober 1889 morgens nad 6 Uhr wurde die Papier— mühle der Mathilde Reißig NE. 8 alte Trinfsmühle durd) einen ausgebrochenen Brand ganz zerjtört. Durch diefen Brand wurden auch mehrere Bräge-Majchinen für Sargverzierungs:-Gegen- ſtände des Anton Brandt aus Kubberg, der diejelben dort wegen Benütung der Waſſerkraft aufgejtellt hatte, vernichtet. In dem nebenjtehenden Blechhammergebäude find infolge der großen

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Hige viele Fenſterſcheiben gejprungen und der Dachjchiefer be— ſchädigt worden.

Als am 27. März 1890 der 7T2jährige Dominif Lenhard von jeiner Wohnung NE. 386 nach dem Stadtbezirke gehen wollte, fiel er unterwegs auf der Straße vom Schlage getroffen nieder und ward jofort eine Leiche.

Am 8. April 1890 hat der 2Ojährige, in der eriten Alters- clafje jtehende Rekrut Raimund Bartl aus Furcht vor der am 11. April 1890 jtattfindenden Militär-Afjentierung jeine Wohnung NE. 78 verlafien. Da man annehmen mulste, dajs er jich ein Leid zugefügt habe, wurde am 20. April das Wajjer des Schüß- teiches abgelafjen, und der nahe Wald wiederholt von mehreren Perſonen durchſucht. Erſt am 11. Juni wurde derjelbe im Pleiler Walde jogenannten Bärenbrunn an dem Gipfel eines hohen Baumes erhenft aufgefunden.

Am 9. Mai 1890 vormittags 10 Uhr wurde wäh eines heftigen Gewitter8 das NE. 41 des Tiichlers Anton Zahm von einem Blitze getroffen und durch einen jofort ausgebrochenen Brand gänzlich zerjtört. Ein zweiter Blitzſchlag traf das neuerbaute Haus NE. 653, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten.

Am 22. Mai 1890 jchlug der Bliß in das Haus NE. 306 des Karl Zapp, jtreifte dejjen Sohn Karl und tödtete eine Kalbin.

Am 11. Suni 1890 hat ſich der Söjährige Schneider Karl Ficker in jeinem Haufe NE. 43 erhentt.

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VII. Capitel. (Gewerbe in Weipert.)

Zir kehren nun zu den übrigen in unſerer vorigen Zeit— periode abgebrochenen Culturzweigen zurück, die in neuerer Zeit einen ſo bedeutenden Aufſchwung ge— nnmmen haben.

Dahin gehören vor allem anderen die

Gewerbe, durch die unſere Stadt an der Induſtrie Böhmens einen ſo thätigen Antheil nimmt. Wir können hier bloß jene Gewerbe geſchichtlich verfolgen, welche ſich über die Grenzen des gewöhnlichen Handwerks zu einem fabriksmäßigen Betriebe erhoben haben und ihre Erzeug— niſſe nach auswärts vertreiben. Dieſelben datieren ihren Urſprung hauptſächlich aus dem vorigen Jahrhunderte oder aus der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts, und nicht Leicht wurde es ihnen, ſich emporzuarbeiten, da ihnen verjchiedene Hindernijje entgegenjtanden. Wenn auch das Zunftweſen heute nicht mehr aufrecht bejteht, ſo ift es doch von gejchichtlichem Werte, dejjen zu gevenfen. Der Zunftzwang war in der Kindheit der Gewerbe und in jeiner Tendenz gewijs eine wohlthätige Einrichtung, wenngleich verjelbe auch feine Nachtheile hatte. Das Junftwejen vom VIII bis zum Beginne des X VI. Jahrhunderts ſchlang ein einziges und inniges Band um das gefammte Handwerk, umfajste die durch Gemeinjchaft des Berufes einander naheftehenden Gewerbetreibenden und erweckte jenes Zufammengehörigfeitsgefühl, dem Brotneid fremd war. Der Geift, welchen der Zunftverband innerhalb eines Gewerbes ent wicelte, wurde durch Aeuperlichteiten und firenges Formweſen nod)

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mehr gehoben. Die Mitglieder nannten dieje ihre Vereinigungen Zunft, Gilde, Zeche, Gaffel oder gejchworene Einigung. Sede Zunft hatte ihr Abzeichen, meilt den Werkzeugen und Er— zeugnifjen entnommen, und bei Firchlichen Procefjionen, Umgängen und jonjtigen feierlihen Aufzügen jcharten fi) jene Zunftange hörige, welche eing Sahne bejaßen, um dieje oder machten gemeinjam zu gewijjen Zeiten den Zug mit, bei Procejjionen theils neben, theil3 vor oder hinter dem Baldachin mit brennenden Kerzen ein- herjchreitend.

Den Zunftartifein entiprechend bildeten die von den Zunft angehörigen alljährlich gewählten Altmeifter (Neltejten) den Vorſtand; dann fam der Zucht: oder Zahlmeijter, jpäter Zunftverordnete, Zunftinjpeetor. Die Zunftlade war der Mittelpunft und wurde bejonders hochgehalten. Darin wurden alle wichtigen Documente, insbejondere das Brivilegzum (Statut), die Auflagegelder, das Zunft- jiegel, das Verzeichnis der Mitglicver, die mitunter wertvollen Trinf- gefäße, ſowie bejondere Auszeichnungen aufbewahrt.

Vor der offenen Lade wurde der Lehrling aufgenommen, frei geiprochen, der Meijter ernannt, Streitigkeiten gejchlichtet, kurz alle wichtigen Verhandlungen gepflogen. War die Lade offen, durfte fein Zanf, fein Streit jtattfinden, fein Schimpf- und Scheltwort aus— geſprochen, feine ungebürlihen Neben geführt werben; feiner durfte mit einer jcharfen Wehr oder Waffe erfcheinen, nicht un= nützes Geſchwätz joll getrieben werden, anjonjten und widrigens den Dagegenhandelnden das Handwerk gelegt würde. Den Schlüfjel der Lade hatte bald der Alt-, bald der Zechmeiſter in Verwahrung.

Jedes Vierteljahr famen die Zunftangehörigen zuſammen; die Hauptverfammlung war aber am „Jahrtag“, welcher für jede Zunft in dem Privilegium bejtimmt wurde. An dem Jahrtage mujsten alle Aeltejten, die Meiſter mit ihren Gefellen und Yehr- jungen in aller Früh in ihre Herberge fommen, dann dem Gottes- dienjte beiwohnen, mit Andacht zum Dpfer gehen und hierauf in aller Ordnung in die Herberge zurücziehen, worauf der Jahrtag gehalten, d. 5. die Zunftangelegenheiten, die Wahlen, das reis Iprechen, die Aufnahme als Meijter vollzogen, vor allenı aber in die Zunftlade die bejtimmten Beiträge und andere auferlegte

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Zahlungen abgejtattet, ſowie die Vorleſung der Privilegien und Zunftartifel jtehend angehört wurden.

Der Jungmeiſter hatte das Anjagen bei gewiljen Anläfjen, bei Begräbnifjen von Zunftangehörigen, im Handwerfe überhaupt, auch das Anzünden und Ablöjchen der Kerzen auf dem Altare, wo die Zunft ihren. bejonderen Gottesdienſt verrichtete, zu bejorgen.

Mer als Lehrling einjtehen wollte, mujste jeine Bürgen mitbringen, 14 Tage Probe bejtehen, und wenn er dieje beſtand, führte ihn der Xehrmeilter vor, wies jein ehrliches Herkommen nad, und wurde er aufgenommen, mujsten die vorgejchriebenen Beiträge in die Lade erlegt werden; er mufste drei Jahre, mitunter noch länger lernen und nach überjtandener Lehrzeit vom Yehrmeifter den Handwerfs-Vorjtehern vorgeführt und über feine Tüchtigfeit und Wohlverhaltenheit berichtet werden, worauf er dann, wenn dies genügjam evwiejen, in feierlicher Weife vor dem ganzen Handwerke freigejprochen und unter die Gejellen gezählt wurde,

Der Lehrling erhielt einen wohlgeſetzten, mit verzierter Schrift gejchriebenen Yehrbrief, dejjen Kojten er zu tragen hatte, ausgejtellt, gejiegelt mit dem Junftjigillum, und war verpflichtet, einen für jede Zunft bejtimmten Betrag in die Yade zu erlegen. Vom Lehrherrn befam er entweder zum Freiſprechen einen Anzug, oder nach dem Freiſprechen ein Geldgejchenf; und wie jtolz war der Yehrling, wenn er, was bei einigen Handwerken |päter üblich war, mit dem Blumen— ſtrauß geihmüct wurde. Für viele bildete diefer Augenblick eine jelige Erinnerung.

Die Gefellen ftanden unter einem Altgejfellen, dem fie zum Gehorſam verpflichtet waren und durften nicht willfürlich aus der Arbeit treten, jondern waren verpflichtet, acht Tage vorher dies dem Meijter zu melden; aber auch der Meijter mufste bei der Auf: kündigung jeines Gejellen jo vorgehen, und gieng ein Gefelle fort, jo mujste ibm der Weijter mittelft Rundbrief jeine Verwendung und das Wohlverhalten bejtätigen.

Das Genofjenreht war nicht erblih. Der Sohn eines Zünftigen mujste ſich den Eintritt in die Zunft durch Erlernung eines Handwerks, durc gute Sitten und durch den Nachweis einer dreijährigen Wanderjchaft erwerben. Desgleichen war überhaupt

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jevev Gefelle verbunden zu wandern, um die in jeinem Handwerke nothwendigen Kenntniſſe zu vermehren und ſich in anderen Orten und Herren ändern befjer auszubilden, welche Beitimmung von befonderem Nutzen für ihn war. Freudeſtrahlend erzählte oft der Meifter im Kreife der Seinen oder der Mitbürger von den Erleb- niffen der Wanderſchaft.

Mit dem XVI. Sahrhunderte beginnen die argen Aus— wüchfe diefes Namilienjinnes, indem von da an die nußbare Seite des Zunftwejens in den Vordergrund tritt. So wurde durch das Zunftwejen ein Monopol für die bejtehenden Meijter gejchaffen, die freie Concurrenz niedergehalten, und mancher tüchtige und jtreb- ſame Arbeiter mujste zeitlebens Gefelle bleiben, weil er die Gebüren nicht aufzubringen, oder die Protection der Meijter ſich nicht zu erringen vermochte, während für die Meijtersjühne und jene, welche Meifterstöchter oder Meijterswitwen ehrlich der Gewohnheit nad) heirateten und bei diefem Handwerk ſich mit ihnen ehrlich nähren wollten, meijtens die Wanderjchaft abgefürzt, das Meijterwerf ver- einfaht oder aber ganz nachgejehen und die Gebüren herabgejeßt wurden.

Mar das Gewerbe controlpflichtig, jo mujste wegen der Aus- übung desjelben vorher die Bewilligung der Gefällsbehörde eingeholt werden, und dieſe hätte den Grenzbezirf lieber in eine menſchen— (eeve Wüjtenei verwandelt. Dazu famen die damals noch arımdlojen Verkehrswege, infolge deren der Bezug von Nohmaterialien und die Berjendung der fertigen Waren vertheuert wurden.

Unter den alten Sabungen der Zünfte war außer dem bereits Angeführten noch enthalten, daſs die Zunftgenojjen ſich in aller Noth unterjtügen und nad) dem Tode eines Gewerbsbruders jeiner Leiche die letzte Ehre erweijen jollten. Aus der Zunfteafja felbit follte dem verarmten oder franfen Genofjen Unterjtügung, dem Veritorbenen ein Beitrag zu einem ehrenvollen Begräbnifje ge— ipındet werden. Auch der Gejellen und Lehrlinge moralifches Ver: halten wurde, wie ſchon erwähnt, von ihnen jtrenge überwacht. Es war ihnen Müßiggana, nächtliches Ausbleiben aus dem Haufe des Meiſters, Trunfenheit, Spiel und Liederlichfeit bei Strafe unter- jagt. Dafür war die Arbeitszeit feſtgeſetzt und die Nachtarbeit oder

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Arbeit an Feiertagen verboten. Jedes Zunftmitglied war zur Ar- beit in eigener Perſon verpflichtet. Beabjichtigte einer eine Reife, um Robjtoffe einzufaufen, oder bot jich ihm font Gelegenheit zum Kaufe, jo mujste er dies der Zunft anzeigen, denn es follte Feiner bevorzugt jein. Unjchieflihe Reclame war nicht geitattet, ebenſo das Haufieren. Keiner durfte dem andern im Gejchäfte Eintrag thun und ihm Kunden abwendig machen. Bei gejelligen Vergnügungen und bejonders bei Familienfeſten durfte jeder die Junfthäufer, mo jolche beitanden, benützen. Jede der Zünfte hatte ihren bejonderen Schutzpatron, unterhielt in Kirchen ihren eigenen Altar und ließ für die veritorbenen Mitglieder Seelenmefjen Iejen.

. Um jeine Tüchtigfeit und Fähigkeit zu beweijen und darnach als Meijter erklärt zu werden, gab es für jedes Handwerk feft- gejeßte Normen bezüglich der Verpflichtung zur Vorlage eines jelbjtgefertigten Meiſterſtückes.

Die Junfteinrichtungen von ehedem wurden aber den Zeit- Berhältnifjen angepajst und jo mancher jtrenge Artifel entweder ge= mildert oder aufgehoben, dagegen wieder andere, wo gewiſſe Be— günftigungen vorfamen, verjchärft.

Die von Kaiſer Karl VI. im Jahre 1739 erlafjenen General- Artifel brachten aber die erjten wejentlichen Aenderungen, Erleichter— ungen und Vorjchriften, denen zufolge die Hauptfiaft der alten Innungsbriefe benommen wurde, und die unter der Kaiferin Maria Therejia auf allen Gebieten eingeführten Reformen berührten auch das Zunftweſen und jchafften viele Mijsbräuche ab. Die dennoch gebliebenen gewiſſen Zunftvorjchriften behob Kaifer Joſef II. zur Gänze, jo dajs die Zünfte des XVII. Jahrhunderts weniges von den den Vorfahren obliegenven bejonderen Verpflichtungen zu be obachten hatten.

Wir haben jchon erwähnt, dajs in der Zunftlade aud) Die mitunter wertvollen Trinkgefäße (Zunftfannen, meilt aus Zinn, reichlich verziert und mit Emblemen verjehen) aufbewahrt wurden. Solde Zunftfannen der ehemals hier in Weipert bejtandenen Zünfte werden heute noch hier aufbewahrt und zwar:

Die alte Zunftfanne der Schuhmacher-Innung bei dem Schuhmachermeifter Joſef Baier NE. 478. Diejelbe trägt aufer

Sum

der Jahreszahl 165 . (vie Ziffer der Einertelle ift nicht mehr jicherzuitellen) noch folgende Namen: „Barthel Kolw, Adam Rieß, Balentin Ertel, Mihel Schwander, Johannes Schieffer, Chriſtian Nies, Samuel Schuiter und Wolff Erhart.”

Die Zunftfanne der Fleiihhauer bei dem Galtwirte und Genoſſenſchaftsvorſteher Johann Kreuzig NE. 512 mit dem Datum „20. Auli 1684”. Auf derjelben finden jich die Namen der damaligen Meijter u. zw.: „Daniöl Langer, Paulus Engel jtetter, Martin John und Georg Chriſtoph Engeljtetter.”

Die Zunftfanne der Bäder ebenfalls bei Johann Kreuzig mit der Jahreszahl 1713 trägt Namen, die aber erjt 1886 auf diejelbe angebracht wurden.

Die zwei Leinen Zunftfannen der Büchfenmacher, von denen die eine die Jahreszahl 1748 trägt, find bei Sojef Bartl NE. 475 in Berwahrung.

Die Kanne der Weiperter Bruderichaft ift im Beiike des nunmehr veritorbenen 6. &. Schmid! und hat oben folgende Rundſchrift:

„Wer wiel Bergwerck bauen,

der mus den liewen Gott verdrauen, niemand kann ſehen durchs Geſtein, der Segen Gottes thuts allein.“

An der Vorderſeite ſteht in einer Umrahmung: „Dieſe Kan iſt der erſamen Briderſchaft am Weipehrd 1634“. Weiter unten ſteht wieder folgende Rundſchrift:

„Ein Bergkman, der Gott liebt und ehrt, ſich redlich mit Dreien nehrd,

iſt unverzagt in Gefahr und Noht

und ſich allezeit befihlet Gott“.

Die Zunftkanne der Schmiede wird von dem Schmiedmeiſter Wenzel Schmidl NC. 378 aufbewahrt. Dieſelbe trägt auf der Vor— derſeite die Namen: „Joſef Schmidl (Herr Inſpector), Johann Schubert, Albertus Langer, Johann Schmidl, Johann Caſpar Ries, Michael Kraus, Johann Andreas Schmidl, Johann Franz Schmidl, Joſef Bartl, Stanislaus Bittner, Franz Bartl,

et

Johann Joſef Schmidl. Anno 1743 d. 3. May." Es find dies jedenfalls die Namen der Gründer der Schmiedezunft oder Die Spender der Kanne jelbit. Auf der Nückjeite finden Sich außer der Jahreszahl 1856 die Namen: „Herr Florian Rieß, Sebaftian Schröder (Vormeilter), Johann Schmid! (Vormeiſter), Ignatz Langer, Hohann Grund, Wenzl Langer, Leopold Bäckert, Joſef Ritter, Joſef Flach, Johann Schmidl, ‚Johann Dienelt, Daniel Bartl, Joſef Hentſch, Anton Dienelt, Johann Schnei— der, Dominif Ranger, Anton Gebert, Anton Porenz, Joſef Gahlert, Wenzl Schmidl, Dominit Schönland, Johann Schröder, Johann Gahlert, Kranz Engljtätter, Norbert Schröder, Ignaz Yanger, Eduard Schröder.“

In Weipert beftanden noch in der Mitte diejes Jahr— hunderts vier Innungen, deren I. Gruppe unter dem Genofjen- Ichafts-Vorjteher Kranz Wagner die Büchſenmacher, Schäfter und Feilenhauer umfajste; die IJ. Gruppe unter dem Vorſteher 6. ©. SchmidL vereinigte alle Müller, Bäcker, Fleiſchhauer und Gerber ; zur Gruppe II unter dem Borfteher Ignaz Stütz (Tiſchler) ge: hörten die Schuhmacher, Tiſchler Glafer, Strumpfwirfer, Poſamen— tierer und Schneider; die IV. Gruppe unter dem Vorſtande Joſef Köhler (Zimmermeifter) bildeten die Hufſchmiede, Spengler, Wagner, Zimmerleute, Buchbinder, Färber, Binder, Rohr-, Bajonnett- und Zeugjchmiede.

Durch das Geſetz von 20. December 1859 wurde die Ge— werbejreiheit und die Aufhebung der Kontrole ausgejprochen. Anfangs ſchien es, als ob durch das neue Geſetz, das mit dem alten Zopfe des Zunftwejens gründlich aufgeräumt hatte, ein goldenes Zeitalter für die Gewerbe eingeleitet werde. Allein dieſer Wahn war nur von furzer Dauer; viele hatten ihr erlerntes Gewerbe verlaffen und jich einem andern, das ihnen einträglicher ſchien und von dem ſie oft gar Feine Kenntnis hatten, zugewendet.

Da Sich demnach auch aus der Gewerbefreiheit vielfache Uebel— ſtände herausgebilvet hatten, jo wurde im hohen Reichsrathe ein neues &ewerbegejeß in Berathung gezogen, welches am 15. März 1883 janctioniert, am 29. März desjelben Jahres Fundgemacht wurde und 6 Monate nach jeiner Kundmachung am 29. September

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1883 in Wirffamfeit trat. Aufgrund desjelben bildeten jich bier aus Jämmtlichen Gewerbetreibenden wieder 3 Genofjenjchaften, welche bei der Conftituierung am 21. Februar 1885 die Wahl ihrer Vor- freher vornahinen. Für die 1. Gruppe wurde der Kunft- und Eeiden- färbermeijter Wilhelm Müller (NE. 587), für die 2. Gruppe der leifchhauermeijter und Gajtwirt Joh. Kreuzig (NE. 512) und für die 3. Gruppe der Schneidermeiiter Karl Dickelt (NE. 95) ale GenofjenichaftsBorjtand gewählt. Müller legte jpäter die Vorjtandsjtelle nieder und wurde an deſſen Stelle der Poja- mentierermeifter Johann Wagner (NE. 62) gewählt.

Außer diefen drei Genofjenjchaften hatte jih ſchon am 29. November 1884 in Ausführung der Bejtimmungen des $ 114 der Gewerbe-Ordnung und über Antrag des Tabrifanten Heinrich Englert (NE. 22) eine Genoſſenſchaft von Fabrikanten, Bejitern von fabrifsmäßig betriebenen Gewerbsunternehmungen und Hand» [ung3gewerben unter dem Namen „Gremium für Induſtrie und Handel in Weipert und Umgebung mit dem Siße in Wei— pert” gebildet. Zweck diefer Genoſſenſchaft ift die Pflege des Gemein- geiftes, die Förderung und Wahrung der gemeinfamen Snterefjen, nsbejondere: 1. Die Sorge für Schaffung und Erhaltung geregelter Zuftände zwifchen den Gewerbsinhabern unter fih und den Ge— werbsinhabern mit ihrem Arbeitsperjonale. 2. Die Borforge für ihre erkrankten und verunglücten Hilfsarbeiter und Lehrlinge durch Gründung einer Central-Krankencaſſa. 3. Die Pflege und Erhaltung gejunder Zujtände in Handel und Induſtrie, welche darin bejtehen, daj8 man gegen unbefugten Handel, Miſsbrauch fremder Befugniffe und jchädigenden Einflufs der Wanderlager Stellung nimmt. 4, Die Gründung, Förderung und Beaufjichtigung von gewerblichen Fach-Lehranſtalten. 5. Bildung eines Schiedsgerichtes zur Austra- gung von Streitigkeiten zwilchen den Gremiumsmitgliedern felbjt und dann zwiſchen Mitgliedern des Gremiums in der Öremiums- Vorjtehung bei Weigerung von Zahlungen der im $ 115 der G.-D. jtatutenmäßig verhängten Strafen. 6. Errichtung eines Ihiedsgerichtlichen Ausſchuſſes zur Austragung der zwiſchen den Sremiumsmitgliedern und ihrem Hilfsperionale aus Arbeits: und Lohnverhältniffen entjtehenden Streitigkeiten.

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Nachdem dieje Statuten mit dem Statth.-Erl. v. 11. Nov. 1885, 3. 14.600, ihre Bejtätigung erlanat hatten, wurde am 11. November 1885 die Gonjtituierung des Gremiums im Beilein des Negierungs- vertreters, k. k. Bezirfscommifjärs Luckſch aus Kaaden, vorge nommen und hiebei Heinrih Englert NE. 22 zum Obmanne, Alerander Kreuzig NE. 561 zum Obmann-Stellvertreter gewählt. In Anerkennung der erworbenen Berdienite um die hiejige Indu— jtrie, jowie, um jich die vieljährigen reichen Erfahrungen, welche jih die vom Gejchäfte zurücgezogenen älteren Herren erworben kaben, zu jichern, wurden C. G. Schmidl, Joſef Pohl, Anton Pohl, Ignaz Frimmert, Wild. Kuhn, Wenzel Ludwig Schmid! und Julius Schmidl fen. zu berathenden Mitgliedern gewählt.

Nach Kurzer Zeit am 13. December 1885 fand auch die conjtituierende VBerfammlung des faufmännijchen Hilfsper- jonales jtatt, bei welcher Aud. Langhof zum Vorjtande gewählt wurde; der Ausjchujs der Kranfencafja berief zu diefer Ehren- jtelle Johann Salzer jun. Als Delegierter des Gremiums in den Schulausſchuſs für die gewerbliche Fortbildungsjchule wurde Joſef Dibert berufen. Behufs Einrichtung der Gremiumsfanzlei wurden im zweiten Stoc des Gaſthofes „zur Stadt Leipzig” zwei Zimmer eingemietet und dev ſtädtiſche Kanzelift Hermann Enzmann als Gremiums-Secretär angejtellt. Gremiums-Borjtand Heinr. Englert wurde auch jeitens dev Egerer Handelsfammer zum correſpon— dierenden Handelsfammermitglied, Wilhelm Kuhn durch Zuſchrift ver k. k. Bezirkshauptmannſchaft Kaaden vom 28. April 1886 als ſtändiger landesfürjtlicher Commiſſiär des Gremiums ernannt, welchem gleichwie der Bezirkshauptmannſchaft alle Verſammlungen rechtzeitig anzumelden ſind. Beſeelt von dem Gedanken, welche über— aus große Vortheile es unſerer Induſtrie bringen würde, wenn am hieſigen Orte eine Fachſchule für Poſamentrie und verwandte Fächer ihr ſegensreiches Wirken entfalten könnte, und geſtützt auf die Erfolge ſolcher Fachſchulen in den ſächſiſchen Grenzſtädten Annaberg, Buchholz, Scheibenberg, Schlettau u. a. wurde in der Ausſchuſsſitzung des Gremiums am 10. Mai des— jelben Jahres der Beſchluſs gefafst, einleitende Schritte zur Gr- langung einer jolhen Fachſchule aus Staatsmitteln zu unternehmen,

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und wurde hiezu ein fünfglievriges Comité, bejtehend aus: Heinrich Englert, Alexander Krenzig, Emil Schmidl, Albert Schmidl und Joſef Olbert gewählt. Eine diesbezügliche Eingabe an bie Egerer Handelsfammer wurde von diefer dem hoben Minifterium zur eingehendften Würdigung vorgelegt. In der Gemeinde-Aus- ſchuſsſitzung am 10. Jänner 1889 wurden die nöthigen Mittel wegen Errichtung einer Fachſchule in Weipert, wie Beleuchtung, Beheizung, Beiltellung der erforderlichen Yocalitäten u. dgl. über Antrag des Neterenten Heinrich Englert bewilligt, worauf der Act mit der betreffenden Erflärung an das Miniſterium zurückge— leitet wurde. Eine definitive Entjcheidung hierüber it noch nicht erfolgt.

Wir fehren nun zu den Gewerben zurüc und beginnen mit der

Büchſenmacherei.

Der Urſprung der Büchſenmacherei in Europa verliert ſich in's ferne Mittelalter, in die Zeit nach der Erfindung des Schieß— pulvers. Zuerſt zu Sprengungen in den Bergwerken benützt, gab das Schießpulver ſchon im XIV. Jahrhunderte Veranlaſſung zur Entſtehung der Donnerbüchſen, unſerer heutigen Kanonen, welchen auch bald die Handfeuerwaffen nachfolgten. Die älteſten Handbüchſen beſtanden bloß in einem Laufe oder Kolben, die auf einen Bock gelegt und durch eine Lunte losgebrannt wurden. Dieſe Lunte wurde ſpäter in einen Hahn eingeſchraubt, der durch einen Druck auf das Zündloch niedergelaſſen werden fonnte. Solche Gewehre wurden zuerft in Nürnberg angefertigt, in welcher Stadt man auch zu Anfang des XVT. Sahrhunderts das Schlojs mit Feuerftein und Stahlrad erfand, jene Waffe, mit der man im 36jährigen Kriege ihojs, bis endlich das Schloſs der Schnappſchloſs mit Neuerjtein ebenfalls in Deutjchland erfunden wurde, das aber Die Franzoſen ſehr verbefferten. Die Gewehre aber wurden immer leichter, zierficher und bequemer gebaut; man erfand gezogene Läufe, bie Mustete, Bajonnette (1570 in Frankreich‘, Piitolen, Doppelbüchjen und bräunte die Gewehrläufe, damit der Glanz des Metalles das Auge nicht Hlende. Der Anfang des XIX. Jahrhunderts brachte

44°) die Entdeckung der Knallpräparate und die Erfindung der Zünd— hütchen, welche indefjen erit vor 50 Jahren nach entjprechender Abänderung der Steinjchlöffer in Percuſſions- oder Pijtelenjchlöffer in den allgemeinen Kriegsgebrauch übergiengen. Der jchottijche Waffenjchmied Forſith joll im Jahre 1807 das Pijtolen= oder Percuſſionsgewehr erfunden haben.

Die wichtiojte Erfindung, welcher auch die Geſchoſſe unjerer neuejten Feuerwaffen die Negelmäfigkeit ihrer Bahnen verdanfen, ijt diejenige der Züge oder jpivalförmig gewundenen inneren Ein- jchnitte des Rohres, welche dem Geſchoſſe die rotierende Bewegung um jeine Längenachſe und biedurch ein Beharrungsvermögen in Jeiner anfänglichen Richtung mittheilen. Die gezogenen Büchſen und Gewehre jind jedenfalls eine deutsche Erfindung, mag man nun dem Kaſpar Zollner in Wien 1480, over Auguit Kotter in Nürnberg 1520, oder Wolf Danner ebendafelbit, ven größten Antheil an der Ehre dieſer jinnreichen Gonjtruction zu— jchreiben. Gezogene Handrohre wurden nachweisbar 1498 bei einem Scheibenjchiegen in Yeipzig gebraucht und ſodann von den Schüßengejelljchaften mit Vorliebe geführt. Zu Anfang der 1830er Jahre erfolgte die Erfindung des ZJündnadel-Gewehres und der Spitzkugeln, wodurch Unabhängigkeit vom Einfluffe des Wetters, Ichnelferes und bequemeres Laden und endlich eine größere Sicherheit und Tragweite des Schufjes erzielt wurden. Der Wetteifer, die Schuſswaffen noch immer zu verbejjern, war damit noch nicht zu Ende; noch immer werden, wie wir fpäter hören werden, neue Syſteme srfunden, und ein Volk jucht das andere in feiner Mord: tüchtigfeit zu übertreffen.

Was die Büchjenmacherei in Weipert betrifft, die heute mit zu den erjten Induſtriezweigen unjerer Stadt zählt, jo finden wir Ihon zu Anfang des XVII. Jahrhunderts feite Anhaltspunkte und lafjen jich die Spuren in eine noch frühere Zeit verfolgen. Wie die Büchjenmacherei nach Weipert verpflanzt worden, und wer der erite Büchjenmacher nach alter Schreibweife „Pirenmacher” bier gewejen, darüber konnten wir in den Schriften und Auf- . zeichnungen nichts finden; doch kann mit Bejtimmtheit angenommen werden, daſs diejes Gewerbe anfangs hier nicht jehr profperiert habe,

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450 weil die Büchſenmacher nach Faberhütten giengen, wo jie in der dortigen Graf Ehoteffchen Gewehrfabrif arbeiteten. Zur Zeit des ZOjährigen Krieges mehrten jich die Pieferungen der Feuerſtein— Gewehre für das Aerar, jo dafs auch biefige Büchſenmacher ſich anjchieften, wegen Beichaffung des nöthigen Quantums ſich beſſer einzurichten. Sp erbaute 1630, alfo während des 30jährigen Krieges, Hans Bittner einen Rohrſchmiedhammer mit Ziehbanf und trug hiedurch wejentlih mit zur Ausbreitung diejes Gewerbes in Wei— pert bei. Ein aus der Zunftlade der Büchjenmacher entnommener Bericht jpriht von einem Meilterbrief, der bereits im Jahre 1639 von den Melteften Johann Caſpar Rieß und Michael Gruß für Franz Bartl ausgejtellt worden jei. Wenn es auch ſchwer glaublich it, dajs in jener Zeit ſchon eine Schmiedezunft in Wei- pert bejtanden habe, und vielleicht ein Irrthum in dev Jahreszahl zugrunde Liegt, jo it es doch gewiſs, daſs ich jeitdem die Rohr— ichmiederei in unjerer Stadt. erhalten hat und im Anfange des vorigen Jahrhunderts einen grögeren Aufihwung nahm. Um dieſe Zeit faufte ein Schmid! von Neugeſchrei ein Stüd Feld in der Aungfergafje beim Schüßteihe und baute die Rohrſchmiede NE. 114, die bei dem Eijenbahnbaue (1870) abgelöst und ab— gerifjen wurde. Das gegenwärtige Haus NE. 114 erbaute man hierauf näher dem Schüßteiche zu auf. Der Schüßteich war wegen Betrieb ver Milden-Hand-Gottess Zeche angelegt, wozu Andreas Schmid! den Grund und Boden unentgeltlich abgetreten hatte; das faijerliche Bergamt hatte nicht den Grund, jondern nur das Wafjer von ihm erfauft. Ein Sohn des vermögenden Schmid! lernte das Schmiedehandwerf, erwarb die alte Bergjchmiede NE. 237 unter der Wüjtenzeche, damals ein großes unfürmliches hölzernes Gebäude und richtete ebenfals eine Rohrfchmiede hinein. In Karls- bad bejlanden damals jchon mehrere Büchfenmacher, die ihre Yäufe von Weipert bezogen und gut bezahlten. Diefer Schmidl nahm jich verjtändige Leute auf, die das Rohrſchmieden verjtanden, und entlohnte jie gut. Er wurde ein reicher Mann und hinterließ jeinen vier Söhnen und drei Töchtern ein bedeutendes Vermögen. Einer von den Söhnen erbaute ji in Neugeſchrei ein Haus gegenwärtiger Beſitzer desjelben it der Kammann Clement

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Müller —, trieb Spitenhandel nah Mähren und Dejterreich und ſtarb während einer Reiſe in der Fremde Diefer Schmidt ijt der Großvater des nachmaligen erjten geprüften Nathes in Weipert Franz Alexander Schmid, von dem wir ſchon erzählt haben. In diefer Zeit ſcheinen auc noch die Rohrſchmiede mit Schleifwerf (NE. 12) im Zinnbuſche und jene in Böhmiſch-Hammer, die ſo— genannte Petermühle (NE. 10), entitanden zu jein. Jedenfalls wurden damals bloß Läufe erzeugt, die nad) Jaberhütten, ! Karlsbad, wohl auch nah Prag ihren Abſatz fanden. Unfere alten Kirchenbücher erwähnen das Büchjenmacher = Gewerbe zum eritenmale im Jahre 1714, wo am 14. März der Büchjenmacher Martin Tirſch aus Wernspdorf das Kind eines hiefigen Büchjen- machers, mit den ev vielleicht in der Chotek'ſchen Waffenfabrik befannt geworden war, aus der Taufe hob. Das Eijen zu den Yäufen nahm man von Schmiedeberg, das damals von vorzüglicher Qualität gewejen fein fol. Auch in Preßnitz und Schmicde- berg bejtanden ähnliche Rohrhämmer. Später fan die Erzeugung der Ladſtöcke und Bajonnette hinzu, die aus dem beiten Inneberger Stahl gearbeitet jein mujsten, den die damaligen Großfrächter zuführten.

"Die Erzeugung von vollftändigen Gewehren in Weipert gejchah erjt jpäter, doch war dies jchon vor Maria Therefta bier eingebürgert, da hier bereits jo viele Büchjenmacher arbeiteten, dafs jie am 20. Juli 1734 „wieder“ zu einer Büchjenmacher- zunft zufammentreten fonnten. Ein gewiljer Joſef Bartl legte den Grumdftein zur erſten Schleifmühle in Weipert, nachdem diefe mit Decret des Kreisamtes zu Elbogen vom 17. Mat 1754 bewilligt worden war. Als auch der Schmiedmeiſter Ferdinand Pühroldt in Preßnitz eine jolhe Schleifmühle errichten wollte, bejchwerten ſich Joſef Schmid! und Johann Oebajtian Die da gegen, welche vom Aerar den Auftrag zur Erzeugung von 5000 Stüd Feuerrohren erhalten hatten.

In den Jahren 1726 bis 1740 finden wir Aufdingungen unter den Zunft-Aeltejten: Martin Heine, Wenzel Daniel Rieß, Paul Ignaz Roſer, Andreas Schimanef erwähnt, wodurch das Beitehen einer Zunft in Weipert ſchon vor Maria The:

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452 rejia ganz zweifellos erjcheint. Am 21. Juli 1746 werden von der hiefigen Bühjenmacherzunft die Gejellen-Artifel*), nad) dem Muſterſtatut ver königl. alten Hauptitadt in Prag mit folgender Schlujsbemerfung angeneinmen : „Nachdeme bevorjtehende von und dem gefambten Handwerk der Büchſenmacher herausgegebenen Gejellen- Articuln nicht allein denen in der zur Königl. Alt. Stadt Prag befindlichen Haubt-Laaden gehörigen Driginalien in allen gleich- ſtimmig befunden und acceptiert, wie auch für wohl und löbl. er: fennt, jondern auch mit dero größeren Handwerks-Inſigill bejtättigt und corroboriret worden, Alß haben wir diegem nad) unfer ges wöhnlich Handwerts-Signet (um damit ob allen dem, waß birinnen enthalten, Neiffe Hand gehalten werden möchte) unter aigenhändiger Unterichrifft hiemit auch beidrucken und bejtättigen laſſen.“ Dieje Zunftartifeln jind gefertiat: „Joſef Barthl, derzeit Vormeiſter, Stanislaus Bittner, MitVormeiſter, Johann Andreas Schmidl, Püxen Macher Meijter, Johann Kran Schmidl, Piren Macher Meister, Franz Ignatz Barthl, Büchfenmacher Meijter, Mathes Werner, Büchjenmacher Meijter.”

Zur Büchlenmacherzunft gehörten: die ehrſamen Handwerke der Büchjenmacher, Rohr-, Berg, Huf und Kleinfchmiede, wie auch die Binder. Die alte noch vorhandene Zunftlade enthält noch einen Yehrbrief des Gefellen Kranz Wagner, der in den Sahren 1746 bis 1749 bei dem Büchfenmachermeijter Franz Breitfelder in Karlsbad gelernt und dort am 24. Februar leßtgenannten Jahres freigefprochen wurde. Ein zweiter Lehrbrief lautet auf Johann Franz Schmidl, der bei dem hiejigen Mit- meilter Johann Andreas Schmid! das Handwerf erlernt und bier am 1. Mai 1752 von den Zunftsvorjtehern und zwar dem Com— miſſionär Salomon Schmidl und den Ober-Meltejten Adalbert Langer freigejprochen wurde. In einem Berichte (1754) werden Johann Andreas Schmidl, Stanislaus Bittner, Franz Dartl, Mathes Werner und Joſef Göner als Büchlenmachermeifter, Joſef Heinrih Wagner und Amand Bittner als Rohrſchmiede, und Ghriftian Heidlaf als Schäfter angeführt. Schon im Jahre 1748 hatte Weipert 1600, Preßnitz 1900, Wernsporf

E *) Diefelben erliegen im Originale nod im hieſigen Stadtardive.

Ba a ie nn ae

u ee ee Er ee ni

abe

(Chotek'ſche Waffenfabrif) 3300 und Karlsbad 3200 Stüd Feuergewehre an das Aerar zu liefern, und es heißt in einem Be— richte vom Jahre 1756 (Schebef ©. 128, Sellner ©. 46), daſs ich Die Ortichaften Weipert, Preßnitz und Wernsporf in der Gewehrfabrication binfichtlich der Güte auszeichnen. Wiederholt werden die Weiperter Büchjenmachermeijter vom Kreisamte zu Elbogen aufgefordert, in der Lieferung der Gewehre nicht jo ſäumig zu jein, wogegen man jich (1758) von bier aus beklagte, daſs wegen der jtarfen Nefrutierung die in Arbeit jtchenden jungen Leute davon gehen und ſich verbergen, was zur Folge babe, daſs das verlargte Quantum am Feuergewehren nicht fertig gebracht werden fünne. VBertragsmäßig waren die jungen Leute, die bei einem Gewehrlieferanten in Arbeit jtanvden, vom Militärdienſte befreit; doch Fam es vor, dass auch ſolche Nefruten ausgehoben wurden, was zu häufigen Peclamationen führte Weipert hutte (1758) jährlich 3.000 Stück Gewehre zu liefern, dieſes Quantum wurde mitteljt ZJujchrift von 30. September 1767 auf 5.000 Stüd er: höht u. zw. für ‚die Dauer von „vorläufig“ drei Jahren. Die Ge- wehrfabrication in Weipert wur alfo jchon während des jieben- jährigen Krieges nicht jo unbedeutend, und iſt diejelbe in weiterer Zeitfolge immer mehr gejtiegen, während in gleichem Verhältniſſe die Gewehrlieferungen in Preßnig und Wernsdorf zurücdgiengen. In einer Aufjtellung, welche die Stadtgemeinde am 4. Juli 1768 wegen des im jiebenjährigen Kriege erlittenen Schadens durch Mi- litär: Contributionen an das Elbogner Sreisgericht eingejendet hat, erjcheint als erjte Bolt der Betrag von 5249 Gulden 54 fr. angeführt, den die hiejige Gewehrfabrication erlitten habe. In diejer Zeit Ihon waren in Weipert die Gewebrlieferanten entjtanden, die auch als jolche von der Regierung anerfannt wurden. Anfangs gab es bier 10, jpäter 12 Lieferanten. Sie theilten den von ter Regierung erhaltenen Auftrag und lieferten jelbjtjtändig an das k. k. Zeugshaus-Commando in Prag. Da jedoch die Gewehrläufe vor Yertigjtellung des Gewehres erſt nad) Prag gejchieft werben mujsten, um dort einer Prüfung, beziefungsweije einer Einjchiegung unterzogen zu werden, durch den Hin: und Nüctransport aber viele Kojten verurjacht wurden, begaben fih von den damaligen

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Gewehrlieferanten Johann Salzer, Andreas Bart! und Clemens Bartl nah Karlsbad, wo gerade Kaijer Joſeph IL. anwejend war, und jtellten die Bitte, daſs in Weipert ein £. k. Inſpections— Officier angejtellt und die Einſchießung der Gewehrläufe unter dejjen Aufficht gefchehen möchte, was von dem gütigen Monarchen auch bewilligt wurde. So wurde im Jahre 1790 der k. k. Major Karl Jellinek in Weipert jtationiert und 1798 in der Nähe des Hofteicheg wo gegenwärtig das Haus NE. 536 jteht eine Schieghütte erbaut, die erjt im Jahre 1877 bejeitigt wurde. Die erforderlichen Gewehrjchäfte wurden im rohen und die nöthigen Gewehrſchlöſſer im fertigen Zuſtande vom Aerar an die Büchjen- macher verabfolgt; alle übrigen Bejtandtheile aber waren von den Lieferanten jelbjt beizuftellen. Ueber Einſchreiten der Lieferanten wurden ihnen geeignete Militär-Urlauber als Gejellen gegen eine geringe Entlohnung zugetheilt.

Der Inſpections-Officier, welcher von den Gewehrlieferanten eine jährliche Nemuneration von 126 fl. d. W. bezog, hatte bie aerariichen Gewehrjchäfte und Schlöfjer zu übernehmen und deren Vertheilung an die einzelnen Büchſenmacher zu bejorgen. Seine DObliegenheiten bejtanden ferner in der Prüfung der fertigen Ges wehrläufe durch Abfenerung mitteljt einer doppelten Pulverladung, im Falle der Nichtbeanjtändung in der Einjchlagung des k.k. Adlers und Inſpectionszeichens mitteljt eines Stempels auf die Läufe, in der Nechnungsjührung über das vom Aerar zu der Prüfung erfolgte Pulver und Blei, in der Vollziehung der vom E. E. Zeugs - Artillerie Commando erlafjenen Anoronungen und in ber Ueberwachung der Lieferanten, damit dieje feine anderen als aevarijche Gewehre erzeugen, und der commanbdierten k. k. Militär - Ur- lauber, damit diefe auch wirklich bei den Gewehrlieferanten arbeiteten.

Die fertigen Gewehre wurden von den Erzeugern auf eigene Koften unter Begleitung der von dem Inſpections-Officier ausge jtellten Frachtbriefe und Lieferjcheine an das k. k. Zeugs-Artillerie— Commando in Prag eingejfendet, daſelbſt unterjucht und geprüft, und entweder übernommen, oder aber, wenn ſie fehlerhaft befunden wurden, zur Verbejjerung zurüdgejtellt. Sür jedes übernommene Gewehr zahlte das Militär-Aerar 18 fl.; ſonach jährlich für 5000

Gewehre 90.000 fl. In dem Kriegsjahre 1814 war das Quantum der zu liefernden Gewehre derart erhöht worden, daſs es bei der größten Anjpornung dev vorhandenen Arbeitskräfte nicht aufzutreiben war, obwohl Major Jellinef fortwährend die Werkſtätten controlierte und die Gejellen wie Lehrlinge mit dem Stocke zur Arbeit antrieb.

Nach dem Kriege bis 1817 trat jedoch eine vollftändige Ar- beitslofigfeit ein, jo daſs jich die Lieferanten ſowohl als auch Rohrſchmiede, Schäfter, Schleifer und Zeugſchmiede eine anderweitige Beichäftigung juchen mussten. In diejer Zeit nahm die jogenannte Privatarbeit, d. h. die Erzeugung von Sagdgewehren, Biltolen, Stußen ꝛc. ihren Anfang, tie alfo auf den Trümmern der kaiſer— lichen Lieferungen eritand und noch heute ſich im unferer Stadt erhalten bat. Erjt im Jahre 1817 wurde von der Regierung in: folge einer Audienz beim Kaiſer Kranz wieder ein Auftrag auf 3000 Stück aerariſche Gewehre ertheilt, der wohl mehr aus Rück— jicht für das arme Erzgebirge noch durch eine Reihe von Jahren erneuert wurde; doch zu ihrem früheren Flor konnte jich die aerarische Büchjenmacherei nicht mehr aufraffen. Die Urfache liegt einestheils darin, dajs in der langen nun folgenden Friedenszeit der Bedarf an Militärgewehren nachließ, anderntbeils dejien Deckung die Con— currenz inmer mehr an jich zog. Denn während in Wien und Steyr die Fabriken mit großartigen Hilfsmitteln arbeiteten, neue Syſteme erfanden, blieb in Weipert die Fabrication auf dem alten Punkte jtehen und auf die Handarbeit bejchränft. Sp fam es, daſs allmählich ein Gewehrbejtandtheil nach dem andern von der Regierung geliefert wurde und den Weiperter Lieferanten am Ende nichts als die Zujammenjtellung des Gewehres übrig blieb. Zudem hatten jich bier die Arbeitsfräfte jo reduciert, daſs aud) jelbjt geringere Aufträge, welche die Regierung noch nach Weipert aufgab, nie mehr vollſtändig ausgeführt werden fonnten, bis endlich im Augujt 1864 die Lieferungen vom Kriegs-Minijterium gänzlich eingejtellt wurden. Die letzten Yieferanten waren: Wenzel Gahlert Rupat Harniſch, Wenzel Lenhard, Andreas Rieß, Franz Salzer, Daniel Schwab, Elias Schwab, Eduard Schmidt (NE. 374), Norbert Schmid! (NE. 228) und Franz Wagner.

Der Inſpections-Major Karl Jellinek war im Jahre 1815 geitorben, und ihm folgte der Major Anton Plachetzky, dejjen wir jchon bei der Errichtung des Schügencorps erwähnt haben. Nachdem aud) diefer am 7. September 1827 mit Tod abgegangen war, folgten noch der Major Löffler, dann der Ober Lieutenant Joſef Panzer und nach dejjen Tode 16. April 1839 der Ober-Lieutenant Franz Kranzl. Diejer war der leßte Inſpections— Dfficier in Weipert und jtarb hier am 26. Juni 1865. Sein Leichenzug war ein impojanter; die Veteranenvereine von Weipert, Preßnitz, Kupferberg und Schmiedeberg, die Kinanzwache, jämmtliche bier jtationierten Beamten und ein großer Theil der Bevölkerung von Weipert und der Nachbarorte Bärenftein, Stahlberg und Jöhſtadt folgten feinem Sarge, Cine Ab— theilung der Militär-Veteranen gab dem in Schlahten ergrauten Manne die üblihen Chrenjalven über das Grab.

Nah Sellner (Seite 46) bejtanden in Weipert im Sabre 1860 33 felbjtitändige Büchjenmacher, einjchlieglich der genannten zwölf Gewehr-tieferanten für die & £. Armee. Von den übrigen 21 Büchjenmadern bejchäftigten ſich auf eigene Rechnung mit Er— zeugung der feinjten und anderen Gewehre, die nach allen Yändern der öſterreichiſchen Monarchie und ins Ausland verjendet wurden; die übrigen 15 Büchſenmacher aber arbeiteten bloß Gewehrbejtand- theile, theils für die Gewehrfabrifanten in Prag und Wien, zu: meijt aber für jene in Weipert.

Dieje Lieferungen fanden, wie bereits erwähnt, im Jahre 1864 ihren Abjchlujs. Während dieſer leiten Zeitperiode wurden hier von den Lieferanten: Johann Bittner, Rudolf Harniſch, Rupert Harniſch, Franz Morgenjtern und Wenzel Morgenjtern Ge- wehrbejtandtheile, wie Schlöfjer, Schneller, Abjehe und Zügel in großen Majjen für das Aerar geliefert. Außer den Beitandtheilen für Militärgewehre wurden auch ſolche für Luruswaffen, wie Ge- wehrichlöffer, Schneller, Garnituren, Kugelformen, Gucker, Bijiere, Springfappen, Springpdedel, Niembügel u. a. erzeugt und an in— und ausländirche Büchſenmacher und Waffenhandlungen verjandt. Die Gewehrtbeile hatten jich eines jehr guten Rufes erfreut, was

der Umjtand beweijet, daſs in den Preis-Couranten, welche von Wiener und Prager Waffenhandlungen ausgegeben wurden, ftets zu leſen war: „Weiperter Schlöffer” oder „Weiperter Schneller” u. dgl.

Die Erzeugung von Luxusgewehren veicht, wie wir ſchen mit- getheilt haben, bis an das vorige Jahrhundert zurück, und befajsten jich damit die Büchjenmacher Anton Jlling, Joſef Endler, Sofef Wagner, Dominik Rojenfranz, Franz Morgenjtern, Ignaz Bartl und Alois Thiele. Einen bejonderen Auffhwung fand dieje Gewehrerzeugung zu Ende der 1850er Jahre bei dem Ueber— gange zum NHinderlader- Gewehr, und erzeuaten ſolche bejonders Ihwunghaft die Firma „Brüder Bittner“ jeit 1886 Guſtav Bittner und Raimund Bittner und Wenzel Fickert, welchen dann bald Johann Fückert (NE. 54), Guſtav Fückert, Sofef Bart! (NE. 475), Wenzel Morgenftern, Eduard Schmid! (NE. 350), Paul Di (NE. 464), Alfred Gahlert (NE. 64), Norbert Schmid! (NE. 228) u. a. folgten. Große Aufmerkjamkeit erregten die Weiperter Gewehre auf allen Ausjtellungen, und er- hielten diejelben fajt immer die erjten Preiſe. Sp erhielt Gujtav Fückert (NE. 578) für jeine Gewehre Anerfennungs- und Ehren: diplome von Sr. Majejtät dem Kaifer Franz Joſef J. von Oeſter— reich (2. December 1873), von Sr. Majejtät dem Könige von Sacjen (1876) und von Sr. Majejtät dem Könige von Serbien (1883), von weld, letterem Souverän er außerdem noch durch Verleihung de8 Tafova-Drdens (8. Juni 1883) ausgezeichnet wurde. Derjelbe erhielt bei 20 kleineren und größeren Ausjtellungen, die er bejchieft hat, meijt die erjten Preife und Medaillen. Für ein von ihm jelbjt combiniertes „Syjtem Fückert“ eines Central-Feuer— doppel-Jagdgewehres erwarb er jich die Patente für die djterreichijch- ungariihe Monarchie (22. März 1882), für das deutjche Neich Berlin 20. October 1882), für Frankreich Paris 25 October 1880) und für Belgien (Brüfjel 15. September 1880).

Auf der Gewerbe-, Induſtrie- und eleftrifchen Ausjtellung in Tepliß, welche vom 20. Juli bis 31. Auguft 1884 ftattfand und von 26 Induſtriellen aus Weipert durch eine befondere Collectiv-Aug- ſtellung bejchieft ward, hatten ihre eigenen Erzeugniffe von Jagd— und Lurusgewehren, Nevolvern, Jag drequijiten u. dgl. ausgejtellt:

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Sojef Bart! NE. 475, Eduard Bart NE. 130, Guſtav Fückert, Wenzel Morgenftern NE. 99 und Eduard Schmid! NE. 350. Letzterer erhielt die große goldene Staats-Medaille.

Im Sahre 1867 und 1868 erhielten Leopold Schmid! NE. 226, Rudolf Harnifh, Wenzel Morgenitern und Elias Schwab NE. 84 für die neuen Wernpdl- und Fruhwirk'ſchen Repetier-Gewehre abermals größere Aufträge auf Schlöfjer, Schneller, Abſehe, Züngl und verjchiedene andere Beitandtheile von der „öſter— reichiſchen Waffenfabrik in Steyr” und ven Wiener Gewehrfabrifanten. Dieje Arbeit dauerte bis 1874, für Kleinere Poſten noch bis 1876. Nach der Annahme des neuen Mannlicher Repetier-Gewehres durch das Bjterreichiiche Parlament (1886) bewarb jih Rudolf Harnijch bei der öſterr. Waffenfabrif in Steyr wieder um Zus wendung won Arbeit für diefe Gewehre, was ihm auch mittelft Zufchrift vom 15. Februar 1887 zugejagt wurde. Es bildete jich bierauf ein Gonjortium, bejtehend aus Gujtav Bittner, Gujtav Fückert, Wenzel Morgenjtern, Eduard Schmid! und Elias Schwab, welches die von Rudolf Harnijch mit der genannten Waffenfabrif eingeleiteten Abmachungen fortießte und auch Die Vieferung der „Abzüge“ für jämmtliche Arariiche Gewehre über- tragen erhielt. Diejer Auftrag war ein jo bedeutender, daſs das Conſortium in der Fabrik des Guſtav Bittner zwei Dampfmajchınen aufitellte, welche die verjchiedenen neuen Hilfsmaſchinen im Betrieb erhalten mujsten. Anfangs jtanden hier 9 Fräßmaſchinen, 5 Preſſen, 5 Bohr und 2 Schleifmaſchinen nebſt verjchievdenen Fleineren Apparaten in Thätigfeit. Das Conjortiums- Mitglied Guftav Fückert hatte zur Erzeugung jeines Antheiles an der Arbeit in jeiner Fabrik ebenfalls gleiche Hilfsmajchinen aufgejtellt. Nachdem auch noch andere Staaten das neue Mannlicher-Syitem angenommen hatten, wodurd der Waffenfabrif in Steyr und durch dieje den hiejigen Lieferanten immer mehr Aufträge zugiengen, jo erbaute das Conſortium im Jahre 1889 auf dem dem Wenzel Morgernitern gehörigen Grunde eine eigene Waffenfabrif NE. 672*), wo 1889 im December 12 große Fräßmajchinen, eine Flächenmaſchine mit 3 Gängen, 1 Flächenmaſchine mit 1 Gange, 14 kleinere Fräß— maschinen, 7 Bohrmaschinen, 1 große Schneidmajchine, 1 Drehbanf,

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459 I Schleifapparat und 1 Prefje durch eine große neue Dampf- majchine in Betrieb gejetst waren. Die Anzahl diefer Hilfsmafchinen ift jeither bedeutend vermehrt worden. Gegenwärtig wird an den 250.000 Stüd „Abzugsvorridtungen” für das deutiche Nepetier- gewehr Modell II. (Eyjtem Mannlicher) gearbeitet, und es wurde dem Conjortium in Ausjicht gejtellt, daſs diejes Quantum noch um das Doppelte wird erhöht werden. So hat Durch die Annahme diejes neuen und vortheilhaften Gewehrſyſtems und durch die großen Aufträge zur Fertigſtellung dieſer ärariſchen Gewehre jich auch

Gewehrfabrik des Guftav Bittner NE. 571.

die Ararische Arbeit in Weipert wieder gefunden, wodurch für viele Familien ausreichender Erwerb gejchaffen iſt.

Dur die Einführung diefer Hilfsmajchinen hat man den Vortheil der Majchinenarbeit erjt recht erfennen und würdigen gelernt und dürfte dies den Impuls geben, auch bei der Erzeugung von Luxuswaffen die Majchinen zu verwenden, um biedurch der ausländischen drückenden (Lüttich'ſchen) Concurrenz in Bezug auf billige Erzeugung die Spitze zu bieten.

*) Guftav Füdert ift an diefem Fabrifsgebäude nicht mitbetheiligt.

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Wegen weiterer Ausbreitung und Kräftigung der hiejigen Waffen- Induſtrie wird auch die. von der hohen k. k. Regierung für Weipert in Ausjicht gejtellte Errichtung einer PBrobieranjtalt beitragen, wo alle erzeugten Maffen aus der Umgebung ciner nochmaligen Prüfung unter Aufjicht von Negierungsorganen unterzogen werden jollen.

Der Entwurf des Geſetzes, betreffend die obligatorijche Erprobung aller Handfeuerwaffen, fand die verfafjungs- mäßige Zuftimmung beider Häufer des Neichsrathes, und es erjchien dem hoben k. k. Handelsminijterium in erjter Linie dringlich, mit Erlajs vom 21. Februar 1889 den Bau der in Ausjicht ge— nommenen Probieranjtalten in Prag und Weipert die einzigen Anjtalten im DVerwaltungsbereihe Böhmens jicherzuftellen. Die von den gejeßlichen Wertretern der Stadtgemeinde Weipert gemeinjchaftlih mit den Büchſenmachern und Gewehrerzeugern abgegebene Erklärung vom 19. März 1889, mit welcher ſich die- jelben verpflichteten, das Gebäude für die in Weipert zu errichtende Probieranjtalt für Handfeuerwaffen in einer den hieſigen Verhält— nijjen und dem angejtrebten Zwecke entjpredhenden und von den hiejigen Bichjenmacherfachkreiien als notbwendig befundene Größe und Bejchaffenheit auf gemeinjame Kojten bis zum 1. Juli 1890 fertig zu jteflen und in brauchbarem Zujtande dem Staate zu überz geben, wurde auch vom hohen k. FE Handelsminijterium laut Erlafjes vom 18. Juli 1889 mit dem Ausdrude der Be: Triedigung zur Kenntnis gencmmen.

Nach einer in diefer Angelegenheit eingeholten Neußerung des faijerlichen Rathes, Inſpectors von Eyſank Wien, 9. Jänner 1890 werden die baulichen Anforderungen einer Probieranjtalt für Handfeuerwaffen im allgemeinen durch den Zweck der Anlage und durd) den bei der Erprobung einzuhaltenden Vorgang bejtimmt. Als materiellen Zwed der Anlage jtellt Snipestor von Eyſank auf, daſs die erprobten Feuerwaffen durch aufgedrücte amtliche Stempel die ſichtbare Beltätigung dafür erhalten, daſs fie erprobt worden jind. Es müjjen daher die amtlichen Stempel, in welchen gewiſſermaßen der Wert der ganzen Einrichtung zu fuchen ift, vor jedem Mifsbrauche gefhüßt fein, d. h. fie müſſen vollkommen ficher

aufbewahrt werden, was wenigſtens ein definitives und ſicher ab— ſperrbares Locale erfordert.

Die Erprobung ſelbſt beſteht in der Unterſuchung des Laufes beziehungsweiſe der fertigen Feuerwaffe, und in der Schießprobe und muſs über die Ergebniſſe dieſer Unterſuchung und Erprobung, ſchon mit Rückſicht auf die einzuhebenden Gebüren genauer Vormerk geführt werden. Auch dieſer Vorgang bedingt, daſs für die Unter— ſuchung und Buchſührung ein heizbares Locale zur Verfügung ſteht. Bei der erſten und zweiten Schießprobe werden die mit Pulver geladenen Läufe auf eiſernen Platten am Schießtiſche eingeſpannt, und wird die Ladung mittelſt frei geſtreuten Pulvers zur Entzündung gebracht; der Probiertiſch muſs ſomit unter allen Witterungsver— hältniſſen trocken erhalten werden, d. h. unter Dach ſtehen. Dies iſt auch aus dem weiteren Grunde nothwendig, weil bei der Schieß— probe die ſchlechten Läufe ſpringen und die Trümmer oft weit herumfliegen Wenn dieſe Stücke auch wertlos ſind, ſo müſſen ſie doch dem Erzeuger zurückgegeben werden; um nun den Verluſt zu verringern und um die mit den Sprengſtücken verbundenen Ge— fahren zu vermindern, erſcheint es unerläſslich, den Schießtiſch wenigſtens von drei Seiten und auch von oben abzuſchließen.

Die Koſten der unter Berückſichtigung dieſer Umſtände vor— geſchriebenen baulichen Anlagen werden ſich auf 2000 fl. ſtellen. Bei der am 17. Februar 1890 abgehaltenen Berathung Jeitens Des Bürgermeijters der Stadt, Herin Ignaz Frimmert, Heinrich Eng— Lert als VBorjtand des Gremiums, und der Büchfenmacher, beziehungs— weiſe Gewehrfabrifanten: Gujtav Bittner, Wenzel Morgenitern, Elias Schwab jen., Raimund Bittner, Alfred Gahlert, Joſef Bartl und Johann Fückert wegen Heritellung des Gebäudes für die Probieranftalt ward die Annahme des vom hohen E. £. Handelsminijterium vorgelegten Bauplanes mit wenigen Aenterungen beſchloſſen. Der Bau wird demnah in Angriff zu nehmen fein, weil das Gebäude Schon mit 1. Juli 1890 dem Staate über- geben werden jollte.

Bei der Bichjenmacherei in Weipert finden etwa 400 big 500 Arbeiter Erwerb, und werden jährlich an 1500 Stüc fertige Gewehre, 1000 Stück Gewehrläufe in weichem Zuftande und fait

ebenjoviele pasculierte Läufe und andere Bejtandtheile, wie Schlöfler Schneller und Garnituren in den Handel gebradit.

Die nothwendigen Graveurarbriten an den Yurusgewehren werden zum größten Theile von den biejigen Graveuren: Anton Rücknagl, Anton Marek, Benno Funk, Emil Funk und Gult. Schwab ausgeführt.

Das XIX. Jahrhundert wird nicht mit Unrecht das Jahr: hundert der Erfindungen genannt. Neben anderen Gebieten, wie jenes der Phyſik, der Elektrotechnik, der Chemie u. ſ. mw. iſt es be jonders das Gebiet der Waffenerzeugung, wo immer und immer wieder neue Erfindungen und Verbefjerungen des Beſtehenden gemacht werden. Man fönnte jagen, es gibt fajt feinen Tag ohne neue Er- findung. Man weiß, welche große politijche Rolle 1866 das preu- ßiſche Zündnadelgewehr durchführte, welche gewaltige Aenderungen e8 brachte. Seitdem ſind noch mannigfache Erfindungen ‚gemacht worden. Die neuen Gewehr-Syſteme ſprießen heutzutage wie das Gras im Frühlinge, die Verbeſſerungen halten in’s Unglaubliche, in's Wunderbare. Heute gibt es noch undurchſchießbare Stahl Panzerplatten und iejenfanonen, die 100 Kilo-Kugeln 1000 - Meter weit jchiegen, morgen ijt jchon eine allerneuejte Wunder- fanone erfunden, die 500 Kilo-Gejchofje 5000 Meter weit jcheudert und alles durchichlägt. Die jchnellitens ſchießenden Drebfanonen, die franzöſiſchen Mitrailleufen jind durch die auch in Dejterreich- Ungarn eingeführten Marimin-Werfel-Kanonen überholt, das 12 millimetrige neue Gewehrrohr von Mannlicher wurde flugs durch das 8 millimetrige erjeßt, das NHinterlader-Schnellfeuergewehr durch das noch jchneller zu habende Magazingewehr verdrängt. Auch das Pulver wurde verbefjerungsfähig gehalten, und heute flammen be= - reits die neuen rauchlojen Pulverarten auf. In Paris hat der Phyſiker Paul Giffard, wie man jveben von dort meldet, Die Erfindung eines Gewehres ganz ohne Pulver angemeldet. Diejeg neue pulverloje Gewehr, das alſo wiederum all die neuen rauch- loſen PBulvergewehre verdrängen ſoll, bejitt eine Magazins-Patrone mit 300 Schüfjen dur. flüfjig gemachte Luft. So jehen wir heute ein Gewehr-Shitem das andere mit vajender Raftlofigkeit und Haft verdrängen, und man wird auch hier in Weipert fein bejtes

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Können und Wollen einjfegen müſſen, man wird Mafchinen um Maſchinen aufitellen müflen, will man nicht den alten bewährten Ruf der „Weiperter Büchjenmacherei” abermals evbleichen ſehen.

Die Pofamenien-Suduftrie

wurde von belgischen Bojamentierern und Bandmachern nach Deutjich = (and verpflanzt, und wir finden jchon im Jahre 1403 in Nürn: erg Borden- und Bandwirfer. In den Jahren 1589 dis 1591 machte jich diefes Gewerbe auh in Annaberg heimiſch, wurde im Sabre 1617 von dem dortigen Stadtrathe confirmiert und im April 1649 vom Herzoge Johann Georg privilegiert. Von dort aus verpflanzte jich die Pojamentiererei bald in die umliegenden Drtichaften und zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auch in unjere Stadt, wo Michael FTrievrih Schönweller im Haufe NE. 96 eine fürmliche Pojamentenfabrif gegründet hatte, die jich aber nach jeinem Tode wieder auflöste. Schönmweller lebte in Anna- berg und hatte jpäter den Fatholifchen Glauben, dem jeine Gattin Maria Dorothea bereits angehört hatte, angenommen. Da er des- halb vielfachen Anfeindungen in Annaberg ausgejeßt war, be— ſchloſs er nah Weipert auszuwandern, welten Entjchlufs er auch 1770 ausführte. Sein Weib und jein einziges Kind hatte man in- dejien in Annaberg zu Arreft gebracht, und er vermochte deren Enthaftung, da er jelbjt mit großer Gefahr nach Weipert ent- fommen war, nur mit vielen Koſten durchzu ſetzen. Nachdem Schön- weller in Brag das Meijter- und Bürgerrecht erworben hatte, juchte ev hier ſein Gefchäft immer mehr und mehr zu vergrößern. Sein erſtes Nabrifsperfonale bejtand aus: erjte Seidenwinderin Dorothea Sophie Heinzing aus Buchholz, zweite Seidenwinderin Johanna Hanifa aus Annaberg, Chrijtian Friedrich Stopp aus Annaberg, Kriedric Mathias Schwauſt aus Dänemarf, Karl Gottlob Müller aus Buchholz, Wilhelm Anton Märker aus Halberjtadt, Karl Friedrih Gräßler aus Buchholz, Johann Friedrich Hackebeil aus Sceibenberg, Johannes Kuhn aus Gottesgab und Franz Joſef Flohrer aus Weipert (NE. 129); die beiden Lebtgenannten waren als Lehrlinge aufgenommen.

Schönweller jtarb am 17. November 1792 gerade nicht in den beiten materiellen Verhältnifjen. Auf jeinem Haufe, das ges richtlich mit 2.275 fl. abgejhäst war, lajteten Schuldforderungen im Betrage von 1.577 fl. 54 fr. Bei der am 15. März 1795 - jtattfindenden dritten Licitationstagfaßung wurde nad getroffener Vereinbarung jämmtlicher Gläubiger das Haus nebit 4 Noch 1089°/, Du.Kl. Feld» und Wiejengrund an Gottlieb Coith um pen Betrag von 2000 fl. fäuflich überlafien.

Schönweller'ſchez Poſamentenfabrik NE. 96 (jet Englert'ſche Wohnhaus.)

Der Witwe Dorothea Schönweller waren nurmehr 400 ft. als Gefammtvermögen verblieben, von welchem DBetrage jie, nad) Abzug der Begräbniskoften, 15 fl. an die Kirche in Maria-Sorg und das Uebrige dem hieſigen Gotteshauſe auf jährliche 4 heilige Mefien für fih und für ihren verjtorbenen Ehemann lettwillig vermadhte. Sie jtarb am 3. April 1800.

Der obere linke Theil des Schönweller’jchen Haujes ent-

hielt die Fabrifsraumlichfeiten. An der Wand eines der Zimmer befanden fich Abbildungen von Schönweller, dejjen Tochter und

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deren Bräutigam. Dieje Zeichnungen wurden erjt unter dem Be- ſitzer Rupert Englert übertündt.

Die Poſamentiererei als Induſtriezweig gieng indeſſen durch den Tod Schönwellers für Weipert nicht verloren; ſie wurde durch deſſen Arbeiter, namentlich den Poſamentierermeiſter Johann Stopp, der hier am 3. September 1844 im Hauſe NC. 317 im 79. Lebensjahre geſtorben iſt, fortbetrieben und ſpäter nach Kupferberg und Wieſenthal verpflanzt. Die Spitzenhändler Wenzel Schmidl, Wenzel Rud. Schmidl und Wenzel Lenhard legten ſich nun Poſamenten zu, ließen dieſelben entweder hier ſelbſt arbeiten oder kauften dieſelben von auswärtigen Meiſtern und brachten ſie auf die Märkte von Prag, Brünn und Wien. Die Poſamentierer in Weipert waren ehedem auch ſchon in einer Zuuft vereinigt, welche ihre Angelegenheiten durch einen Ausſchuſs, beſtehend aus einem von der Obrigkeit ernannten Commiſſarius, einem Beiſitz-Meiſter, zwei Geſellen, die nach jedem halben Jahre aus der Mitte der zur Zunft gehörigen Geſellen neu zu wählen waren und dann den Namen „Ladgejellen” erhielten, beſorgen ließ. Auch bei dieſer Zunft ward wie bei den anderen auf jtrenge Zucht und Ordnung gehalten, wie dies aus damaligen und noch vor— handenen Vorſchriſten oder Artikeln hervorgeht. Wir laſſen diefe bier folgen: „Artikel für die Bojamentierer-Gefellen diefes Königs veichs Böhmen.“ Demnach Ihre Fail. königl. Apoftoliiche Majeſtät allergnädigft zu Befehlen geruhet haben, daſs für die allbiejigen Poſamentierer-Geſellen ordentliche neue, den Jüngeren in Hand- werfsjahen ergangenen Verordnungen angemefjene Artifel, wodurch die noch üblichen Mijsbräuche abgejtelt würden, entworfen und denjelben zur Fünftigen Richtſchuur und genauejten Befolgung auf gleiche Art wie in Dejterreich vorgeleget werden follen, jo werden den PBojamentierer-Gejellen gegenwärtige Artikel hiemit folgenden Inhaltes ertheilet:

Erſtens. Da die Beförderung der Ehre Gottes bei einer jeden wohleingerichteten Bruderſchaft die Hauptabſicht zu ſein hat, ſo ſollen die hier befindlichen Poſamentierer-Geſellen auf die von den Altgeſellen geſchehene Einladung bei denen in der beſtimmten

Kirche auf Koſten der Lade haltenden heil. Quatember-Meſſen um 30

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9 Uhr früh im geziemender Kleidung ohne Mantel ericheinen und derenjelben andächtig bewohnen; jener Gejell, der ohne erhebliche und vorhero dem Obervorſteher angezeigte Urſache erſt nach dem heil. Evangelium käme, oder etwa ganz ausbliebe, joll im erſten . Falle um 6 Kreuzer, im zweiten aber um 12 Kreuzer zur Gejellen- lade unnachſichtlich gejtraft werden. Sofern ſich ein Gejelle bei diefer Andacht ungebürend bezeigen jollte, jo ijt derjelbe zu einer dem Unfuge abgemejjenen Geldjtrafe, welche jedoch bei dem Hand— wert niemalen einen Gulden überjteigen darf, zu ziehen, und bei größeren Vergehen der Obrigfeit behörig anzuzeigen. Auch follen allemal 6 Gejelien das Leichenbegängnis eines verjtorbenen Pofa- mentiever-Meijters, einer Meijterin oder eines Gejellen unter 12 Kreuzer Strafe begleiten.

Zweitens Soll alle vier Wocen an einem Sonntage von einer jeden Werkſtätte ein Poſamentier-Geſell auf die von den zwei Altgejellen, (welche alle halbe Jahre neu zu wählen jind) ſowohl dem Handwerks-Commiſſario als den gejammten Gejellen vorher gemachte Anjage, um 4 Uhr nachmittag auf ver Herberg, geziemend gekleidet und bei dem Kintritte zur Lade ohne Rock und ohne Seiten-Gewehr erjcheinen. Dajelbjt haben die von jeder MWerfitätte ericheinenden Gejellen in Gegenwart des Commiſſario die monat- liche Auflage mit drei Kreuzen zur Gejellenlade ſowohl für ſich als für ihre Mitgefellen erventlich zu erlegen. Dieje Yade ſoll mit drei verjchiedenen Schlöfjern gejperrt jein, und zu dem einem der Gommifjarius, zu dem andern der Beijig-Meijter und zu dem dritten der jeweilige Lade-Geſelle den Schlüffel haben.

Drittens. Sollen ſich bei diefen Zujammenfünften bie Ge⸗ ſellen beſonders ſittſam und friedlich betragen, folglich nicht das mindeſte Geſchrei und Getöſe erregen, nicht zanken, ſpotten oder ſchimpfen und vorzüglich ihren Herrn Commiſſario und den je— weiligen Beiſitz-Meiſter den ſchuldigen Gehorſam und vie gebühe rende Achtung bezeigen. _ |

Wer fi wider diefen Artifel vergeht, ijt nach Beichaffenheit des DVergehens um 20, 30, 45 Kreuzer, jaauh um ein Gulden zur Gejellenlade zu ftrafen, oder im Falle eines ſchweren Berbre- hens der Obrigkeit anzuzeigen. Hätte ein Gefelle wider den andern

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eine Klage anzumelden, jo hat er um die diesfällige Erlaubnis zu bitten und jodann feine Bejchwerde jtehend, ohne Gejchrei, ohne anzügliche Ausdrücke, jondern auf eine bejcheidene Weiſe vorzu- bringen; hierauf hat der Angeklagte ebenfalls jtehend und mit ber nämlichen Sittfamfeit ji) zu verantworten; gleihwie dann aud) der zum Zeugen Vorgeſchützte, oder um die eigentliche Bejchaffen- beit der Sade von dem Commiſſario befragte Gejell wahre und unparteiiſche Ausfunft bejcheidentlich zu geben hat. Solchergejtalten wird die Sache gründlich unterfuchet und entweder gleich abgethan, oder der jchuldigerfannte Gefelle zu einer angemeljenen Strafe, (welche doch vbgedachtermaßen bei dem Handwerk einen Gulden nicht überjteigen darf,) gezogen werden.

Viertens. Wird den Pojamentierer-Gejellen hiermit auf das ihärfite eingebunden, ohne Borwifjen des von hohen Orten ihnen vorgejeßten Commiſſario in Handwerksangelegenheiten auf ber Herberg oder an irgend einem Orte zufammen zu kommen, ingleichen ohne dejjen Vorwiſſen und Unterichrift ein Anliegen an ein hoch- löbliches k. k. Landes-Gubernium einzureichen, vielmeniger alfo bei ſcharſer Züchtigung mit auswärtigen Pofamentierern in Handwerks: Vorfallenheiten jemals Briefe zu wechjeln.

Sünftens Wenn ein Gefell einen jogenannten „blauen Montag“ hielte, oder an einem disponierten Feiertage nicht arbeitet, oder jonjt am einem Arbeitstage müßig herum gienge, oder zwar in der Werkſtatt bliebe, doch aber nicht arbeitete, oder an einem Arbeitstage einen auswandernden Gefellen das Geleit gäbe, jo ſoll er zum erjtenmal um 30 Kreuzer, zum zweitenmal um 45 Kreuzer zur Gejellenlade gejtraft, das drittemal aber zur Obrigkeit zur ſchärferen Züchtigung angezeiget werben.

Sechtens. Wird aud das wechjelweife Heimfuchen der Pofa- mentierev-Gejellen alles Ernjtes verboten, und fofern ſich ein Ge- jelle erfühnte, an einem Werktage in eine andere MWerfftätte zu gehen, dajelbjt die Gejellen in der Arbeit zu ftören, oder wohl gar jolhe mit ihm trinken und herumzugehen anzuloden, jo foll er für das erjtemal einen Gulden und die Gefellen, welche die Arbeit unterlafjen haben, jeder um 24 Kreuzer gejtraft werden; welcher

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Geſell fich diefer Verführung zum zmweitenmal ſchuldig machen würde, ift der Obrigfeit zur empfindlicheren Strafe anzuzeigen.

Siebentens. Sollen die hier in Arbeit jtehenden und ver- heirateten Gefellen an Sonn- und gebotenen Feiertagen im Winter um 9 Uhr, im Sommer hingegen um 10 Uhr abends in ihrer Meifter-Wohnung ſich richtig einfinden; wer ohne erhebliche Urſache um eine Stunde fpäter käme, oder gar über Nacht ausbliebe, ijt im erjten Falle um 15 Kreuzer, im zweiten aber um 30 Kreuzer zur Gefellen-Lade zu jtrafen.

Achtens. Wenn ein Meijter, der einen nicht bloß auf Die Probe genommen, jondern ordentlich in der Arbeit habenden Ge— jellen nicht mehr behalten wollte, oder der Geſell nicht mehr Yuft hätte, bei feinem Meifter zu arbeiten, jo hat jener diefem 14 Tage vorher an einem Sonntage bei der Zuſammenrechnung gehörig auf- zufagen, der Meifter hingegen dem Gejellen 8 Tage vorhinein Die Arbeit auffündigen. Sollte der Gejelle wor Ausgang der bejtimmten Zeit entlaufen, wird er nad) Beichaffenheit der Umſtände beitraft werden.

Jeuntens Wenn der Gejell in der vorgejchriebenen Zeit aus der Arbeit tritt, ift ihm die Kündfchaft gegen Erlag von 9 Kreuzer Drudgebühr zu erteilen. Sofern aber ein Gejelle eine Stücarbeit angefangen hat, jo ſoll er dasjelbe vor jeinem Aus— tritte zu vollenden jehuldig jein, es ſoll aber einem Gejellen von dem Meifter nach gejchehener Auffündigung fen längeres Stüd zu verfertigen gegeben werden, als welches in Zeit der obigen rejp. 8 oder 14 Tagen verfertigt werden kann. Uebrigens ijt er keineswegs auszuwandern ſchuldig, es wäre nur, daſs er fi) von einem an— dern Meifter auf eine unerlaubte Art hätte abreden laſſen, oder dafs er gefliffentlich ſchlechte Arbeit gemacht hätte, um ſolchergeſtalt feinen Abſchied und folglich die Gelegenheit zu erhalten, bei einem andern Meifter einzutreten, in welchen beiden Fällen ein folcher Gejelle, nachdem er vorhero von dem Commij- jario diesfalls fchuldig befunden worden, auf ein Vierteljahr, je— doch nicht aus den kaiſ. fünigl. Erblanden zu wandern und letzteren— falls noch den durch feine jchlechte Arbeit verurjachten zu erjegen ſchuldig fein jolle.

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Zehntens. Wenn ein fremder Pojamentierer-Gejelle hier einwandert, jo ſoll er in feinem andern Orte als auf der Herberge einfehren, alsdann dem DVorjteher jeine Kündſchaft aufweiien und mit dem darüber erhaltenen Zeichen ſich wieder auf die Herberge begeben. Dajelbjt hat er anijtatt des bisher gewöhnlich gewejenen nunmehr aber duch die ergangene hohe Verordnung unter den ſchärfſten Strafen hiemit Gejellengefchenfes aus der Yade täglich 3 Kreuzer als ein Schlafgeld zu empfangen; der aus dem Yande ein= wandernde Gejelle aber joll von dem Landmeijter entweder unent— geltlih das Nachtlager oder 1 Kreuzer Schlafgeld empfangen. So— fern ji nun für den eingewanvderten Gejellen nah 3 Tagen Feine Arbeit gefunden hätte, jo joll er alljogleich von hier abzuwandern Ihuldig fein; nicht minder wird

Eilftens das jogenannte Freihalten des fremden Gejellen, jo nämlich der Alt-Gejelle oder wechſelweiſe auch die andern Gejellen den Fremden auf der Herberge das srühjtü und Mittagmahl, wie auch nachmittags einen Trunf zu bezahlen pflegte, wodurch der ganze Tag in der Schwelgerei zugebracht und der erworbene Ver— dienst ſchändlich verwendet worden ijt, unter der jchärfiten Ver— licherung der Züchtigung, ſowie alle übrige theils ungenannte, unter welche die Abſchneidung der Muſtern des Meijters, Läjterungen, Schimpfungen, ja wohl gar Schlagen in der Werfjtatt, Auflegung mit der Meijterin, Benaſchung ener des andern Bictualien zu verjtehen, theils jchädliche Misbräuche hiermit ernſtlich abgejchafft.

Zwölftens. Sobald ein eingewanderter und mit einer glaub: würdigen Kündjchaft verjehener Gejel (der gar feine Kündjchaft aufzuweijen hat, kann weder das im 10. Artikel bemelte Schlafgeld noch Arbeit befommen) von einem Meilter aufgenommen wird, bat er diefem jeine Kündjchaft noch den nämlichen Tag zu behänpigen, damit diejer jolche fjodann dem Ober-Vorſteher zur Verwahrung übergeben möge. Bei diefer Gelegenheit wird ernjtlich verboten, daſs ihm die Gejellen hin und her begleiten, wie auch, dafs der Meifter, wenn er im Eintritt einen Trunk oder Lohn zum Voraus verlange.

Dreizehntens. Soll ſich jeder hier das erſtemal eingewanderte Gefelle, wenn er in die Arbeit tritt, bei der nächiten Gejellen- Zufammenfunft in das Geſellenbuch gegen Erlag von 18 Kreuzer

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einjchreiben lafjen, und monatlih 3 Kreuzer Auflage zur Gejellen- Lade entrichten, welches auch von jedem freigejprochenen und hie— durch zu einem wirklichen Gejellen gemachte Junge alfogleich zu leiſten ift.

Vierzehntens. Wird hiemit nachdrüclic verboten, einiges (Zeld aus der Lade auf Eſſen und Trinken zu verwenden, indem alle, unter was immer für einen Namen einfommende und getreulic, einzulegende Gelder zur Beitreitung der bei der Pojamentierer- Gefellfehaft vorkommenden unvermeidlichen Ausgaben zur Hilfe für einen Franfen oder nothleivenden Gefellen, zum Begräbnifje eines ganz mittellojen DVerjtorbenen und auf eigentliche Fromme Werke bejtimmt find. MUebrigens joll über die Einnahme und Ausgabe eine richtige jährlihe Rechnung von der Gejellihaft und vem Com— mijjario gelegt werben, und

Fünfzehntens jollen gegenwärtige Artikel in diefem und dem folgenden Jahre bei der Gejellen- Zufammenfunft zu Jedermanns Wiffenihaft und Nachachtung herabgelefen werden. Nach Berlauf diefer Zeit aber hat es nur alle 6 Monate jedoch unfehlbar zu geſchehen.

Gegeben ob dem füniglihen Prager Schloſſe den 14. October 1774. Bon hiefiger königl. Bergjtädtiich-Weiperter Obrigkeit wegen werben obſtehende Artikel für die Pofamentierer-Gefellen, welche von dem Originale deſumieret, zu dem Ende vidimierter in ihre Büchſe oder Gejellen-Laden abgereichet und nad) Allerhöchiter Willensmeinung Ihro kaiſ. Fönigl. Apojtol. Majeftät auf das ſchärfſte buchjtäblicy zu befolgen. Sigl. der königl. freien Bergitabt Weipert den 33. October 1871. Bürgermeijter, Richter und Rath: Franz Felix Schwab, Bice-Bürgermeifter. Johann Röhring, Syndicus. L. S.

Aus diefen angeführten Artikeln iſt zu erfennen, daſs das Handwerk in den früheren Jahren nicht allein unter einer jcharfen und ftreng durchgeführten Auffiht jtand, ſondern daſs auch das Verhältnis zwijchen dem Meiſter und dem Gejellen ein mehr oder weniger jcharf abgegrenztes Dienjtverhältnis war. Es unterliegt gar feinem Zweifel, daſs das Poſamenten-Gewerbe unter joldy des— potifcher Subordination nicht den gewünjchten Aufſchwung nehmen

BR

fonnte. Die Mode, wenn man von einer jolchen im der da— maligen Zeit und in den fleineren Städten überhaupt |prechen fann, war nicht jo häufigem Wechjel unterworfen, und es gab des— halb in jener Zeit Meifter, die Jahre hindurch fajt nur an einem Deffin arbeiteten. Erſt nach und nad) wurden auch bier durd) die Spitzenhändler neue Muſter in Arbeit gegeben, welhe die Poſamen— tiere zu immer größerer Vervollfommnung in ihrem Fache anregten.

Damals wurden, wie jet noch in Geyer, ausſchließlich baum— wollene Franſen und Borduren für Vorhänge und Bettgimpen er- zeugt und bejtand die Werfävorrichtung lange Zeit bloß in dem einfochen Poſamentierſtuhl, der eigentlich ein Webjtuhl in kleinem Maßſtabe ift. Später kamen die Schieb- und Mühlftühle auf, auf welchen das Lothband für Schuhmacher, das Beſatzband zum Ein- faffen der Herrenröde u. ſ. w. erzeugt wurden. Auf den Pojamen- tiererjtuhl jeßte man die Jaquard-Maſchinen und erzielte Die prächtigjten Deſſins in den verjchiedenartigen Bändern. Eine Specialität war ein feidenes Band mit einer Unterlage von rober Seide, Trejslegatur genannt, die Wenzel Rudolf Schmidl und Joh. Schmid! und jpäter des Erjteren Sohn, Car! G. Schmidt, erzeugen liegen. Der letstere führte auch die Erzeugung der „lyo— nilchen Treſſen“ in Weipert ein.

Anfangs der vierziger Jahre dieſes Jahrhunderts wurde die Fadenmühle erfunden, durch welche ein gewaltiger Umichwung im Pofamentenfahe eintrat. Mehrfach zufammengelegte Baumwollfäden werden auf diefer Majchine mit Seide oder auch nur mit Wolle überjponnen und auf dem Poſamentierſtuhl zu den verſchiedenartigen Dejfins, zu Drebfranfen, Grepinen (Agrements) und jpäter mittelft Handarbeit zu den unter dem Namen „Gorl“ be fannten Bejabartifeln für Damenkleider verarbeitet. Letzterer Ar- tifel drang deshalb jo raſch und tief in die armen Volksclaſſen ein, weil er nicht in gejchlojjenen Etablifjements, jondern am häuslichen Herde gejchaffen wurde, jedes Kind mithelfen und jich einige Kreuzer (10: bis 11jährige Mädchen pro Tag 30 bis 50 fr.) verdienen fonnte. Deshalb verbreitete jich diefer Erwerbszweig von Weipert aus raſch über einen großen Theil des Erzgebirges, jtieg Jogar von dejjen Höhen hinab ins Flachland und machte der faſt ſprichwörtlich

472 gewordenen „Noth im Erzgebirge“ in der Umgebung von Weipert ein Ende. Auch dev Decorations-Pojamentiererei für Möbel- und Wagenbau Poljterungen, jowie Verzierung von SKirchenge- wändern, Fahnen und Tüchern wurde viel Sorgfalt zugemwendet, zu deren Herjtelung aber auh ſchon complicierte Majchinen noth- wendig wurden.

Eine Folge hievon war, daſs die jhon im vorigen Jahrhundert (1760) von Rupert Schmid! fen., dem Urgroßvater der heutigen Inhaber der Firma „W. Schmidl & Söhne“ gegründete Fabrik mit den jpäter errichteten Kabrifen von Wenzel Rudolph Schmipl, nachher C. G. Schmidl, Wenzel Lenhard,*) jpäter Joſef Lenhard lan Ausdehnung bedeutend zunahmen, neue Geſchäftsfirmen entjtehen ich, als: Theodor Steck & Sohn, F. X. Hammerjchmidt’s Witwe & Eo., Dit & Kuhn, Ignaz Frimmert (heute Frimmert & Kreuzig), Kuhn & Lohwajjer, jpäter Johann Lohwaſſer.

Einzelne dieſer Firmen führten 1855—1856 die Fabrikation der jogenannten Barmer-Artifel ein; diefe yabrifanten gründeten stabile Niederlafjungen in Wien und Budapejt, oder jtellten Platayenten an, wodurch das Gewerbe einen induftriellen Anſtrich erhielt. Hieraus iſt erjichtlich, daj8 die noch heute in Weipert beitehende Spitzen- und PBojamentierwarenszabrif der Firma „W. Schmidl & Söhne“ das ältejte Geihäft in Weipert iſt, das im Verlaufe der Zeit durch ſeine gejuchten Waren, wie nicht minder durch jein veelles Gefchäftsgebahren jich immer mehr ver- größerte, 1824 eine Niederlage in Wien (Tuchlauben NE. 15), 1842 eine folhe in Budapeſt Waaggafje) und in der neuejten Zeit Vertretungen in Yondon und New-York gründete. Die Erzeug- niffe diefer Fabrik wurden wiederholt auf den Ausjtellungen aus- gezeichnet, jo 1873 bei der Weltausjtellung in Wien, 1874 in London, 1876 in Philadelphia, 1884 in Teplit (Goldene. Medaille) und 1888 bei der Yubiläums-Gewerbe-Ausitellung in

*) Nach dem Tode des Spigenhändlers Wenzel Lenhard (13. October 1844) fand man im Keller feines Haufes eine eiferne Truhe vergraben, in welcher fi Silberthaler, Zwanziger und Ducaten im Werte vou 7000 fl. EMz. vorfanden.

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Wien. Dieje Fabrik hat gegenwärtig in ihren Arbeitslocalen auch ſchon die electriſche Beleuchtung eingeführt.

Ein wichtiger Factor zur Hebung der Pofamenten-|ndujtrie wurde die Verwendung der italienischen und jpäter der böhmifchen , (Gablonzer) Perlen; die weibliche Handarbeit zur Herjtellung von Damenkleiver-Aufpus Fam immer mehr und mehr zur Geltung, die Hausinduftrie wurde von Jahr zu Jahr blühender, weil der eigene Schaffungsprang und die geſchickte Gopierung fremder

W. Shmid! & Söhne, Pofamentenfabrif.

Mufter immer Neues und Vollfommeneres erzeugte. Im Laufe der letzten vier Jahrzehnte hat die weibliche Handarbeit jene ver eigent lichen Pojamentierjtuhlarbeit ſowohl quantitativ als auch qualitativ weit überholt, und fließen hiedurch riefige Summen Geldes in unfere Heimatsjtadt, von wo aus ein beträchtlicher Theil an Ar- beiten diejes Genres in beinahe alle Orte des Egerer Handels- fammer-Bezirfes abgegeben werben.

Seit der Eröffnung dev Bahnen Komotau-Weipert einerfeits und Weipert-Annaberg anderjeits (1872) nahm die Pojamenten-

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Induſtrie den nachweisbar größten Aufjhwung, weil durch Die Bermittlung der genannten Bahnlinien die Erzeugniffe leicht und jchneller in andere Staaten Europas, ſowie nach) Amerika befördert werden fonnten. Von England und Amerifa kommen von Jahr zu Jahr mehr Einfäufer Hierher, der Erport jteigert ſich conti- nuirlich und betrug derjelbe im Jahre 1887 408.182 fg., welches Quantum nur beim biejigen ſächſiſchen Bahnhofsamte aufgegeben wurde. Die Erzeugniffe für den Export find folche, welche mit vielen böhmischen Glasperlen und Façons hergejtellt jind; weniger günjtige Aufnahme finden ganz matte Waren, die ganz ohne Glas— perlen ausgeführt jind.

In den Jahren 1881—1885 erzeugte man Fa on-Chenille, welche zu allen möglichen Kranjen- und Marabout-Deſſins, Verwendung fand. Die erite Machine hiezu wurde aus Paris bezogen, während die anderen der hiejige Majchinenbauer A. J. Müller (NE. 559) anfertigte. Die Chenillenarbeit wurde aber vajch wieder von der PBerlenarbeit verdrängt, und wurden in ber folgenden Periode, hauptſächlich aber für die überfeeiiche Ausfuhr, nur Artikel aus Glas, Stahl- und Wachsperlen begehrt.

Für den djterreichifchen Bedarf an Pojamenten wechjelt die Mode jede Saifon, deren es eigentlich zwei im Jahre gibt, die Sommer: und Winterjaifon, fo dafs für die erjtere nur Perlen, oder Perlen vermijcht mit Seidenjchnüren oder Seidenaufjchlägen, für leßtere nur jogenannte matte Waren verfertigt werden.

Obwohl direct von Weipert fein nennenswerter Export nad) den Mittelmeeritaaten, dem Balkan, die Donaufürjtenthiimer, nad) Rufsland ꝛc. ftattfindet, jo gejchieht es indirect durch die großen Erporthäufer, deren es mehrere in Wien und Budapejt gibt, welche den größten und wertvolliten Theil in Weipert und nur wenig von den Wiener Pofamentenfabrifanten beziehen. So iſt durch die hieſige Poſtanſtalt ermittelt, dajs im Jahre 1887 allein 62.103 Fahrpoftjendungen aufgegeben wurden, wovon der größte Theil auf Pojamenten entfällt. Seit mehreren Jahren haben ſich Zweigniederlaffungen von Pojamentenhäufern aus Berlin, Annas berg und Buchholz in Weipert etabliert, welche hauptjächlich für den englifhen und amerikanischen Export hier arbeiten lafjen.

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Die Arbeitskräfte in Weipert wurden viel zu wenig und mufsten, wie jchon früher erwähnt, immer weitere Arbeitskreiſe gezogen werden, um den Anforderungen genügen zu fünnen, wo— durch ein großer Theil der Arbeiterinnen des Egerer Handels: fammer-Bezirfes von den Eegnungen dev Thätigfeit und Speculation der Weiperter Erporteure und Fabrikanten genießen und reich— liches Auslommen durch den Verdienſt, der ihnen zu Theil wird, finden.

Biele der hieſigen Fabrikanten jind auch bei Ausjtellungen durh Medaillen und Diplome für hervorragende Leitungen im ihren Erzeugnifjen ausgezeichnet worden.

Die hauptjächlichiten Fabriken für Spiten, Bänder, Agrements, Maſchinenſpitzen und Majchinenhäcelei find die von W. Schmidl & Söhne und die 1865 von Theodor Steck & Wolf auf der Wüſtenzeche (Neugejchrei) errichtete Fabrik, welche letere am 29. Augujt 1886 abgebrannt und nody nicht auferbaut it. Die hiebet verwendeten Majchinen find Klöppelmajchinen von 4—12° Klöppeln, die zum größten Theile aus Barmen (Preußen) und Chemnitz (Sachjen) bezogen werden. Seit neuerer Zeit bejteht auch eine jolche Fabrik in Wien von der Firma Demuth, welche einen Klöppel conjtruierte und patentieren ließ, der eine noch einmal jo große Garnjpule als die älteren Mafchinen aufnimmt und eine jehr einfache Fadenbe— ſchwerungs- und Aushebungsvorrichtung bejitt. Dieſe Majchinen ſind durchwegs aus Eijen erzeugt. Eine Schweizerfirma hat bei der Weltausftellung in Paris eine Klöppelmafchine, in welcher alle Rad- und Abziehwerfe aus Zwetſchkenbaumholz hergeitellt jind, erponiert, und jtand eine ſolche Majchine in der nunmehr abge- brannten Fabrik von Steck & Wolf. Diejelbe bot gegenüber den eifernen Majchinen den Vortheil, daſs jelbe leichter im Gewichte war, zum Betrieb weniger Kraft brauchte und einen geräujchlofen Gang hatte. Auf der Klöppelmafchine fommen überhaupt englijche Wollgarne (Bradfordgejpinnite) unter dem Namen Weite (single, double, 3 & 4 fold) Genappe, Mohais Genappe, dann Sewing (engliicher Baumwollzwirn) in den Stärken von Nr. 8 bis 120 zur DBerarbeitung. Eine ältere Mafchine, die heute sch vorwiegend mit der Hand bewegt wird, ijt der jogenannte

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Mühlſtuhl, welcher theilweife mit der Jaquard Deſſinmaſchine combiniert ijt, auf welcher dejjinierte Bänder, Borduren für Militär, Polſterungen, Borhänge 2c., dann Bieje (eine gewirkte Atlasihnur), Miquardije ꝛc. erzeugt werden. Dieſe Mafchinen jind bis zu 60 Gängen eingerichtet, d. h. es können bis zu 60 Stücken einer Art gleichzeitig angefertigt werden.

Franz Bartl's Pofamentenfabrif NE. 656.

Mit der Anfertigung von Seidſchnüren und Seidfaden in allen Stärfen und in den verjchiedenjten Jacons bejchäftigen jich neben vielen anderen kleineren Erzeugern vorwiegend die Fabriken von Frimmert & Kreuzig (jebiger Gejchäftsinhaber Alexander Kreuzig NE. 561), W. Schmid! & Söhne, Bayer & Kreugzig NE. 154*), F. U. Breitfeld & Ev. NE. 620, Clement Zahm NE. 307, Julius Schmidl’s Sohn & Eo., Franz Bartl NE. 656, Johann Schmidt, Norbert Wienges, Seelig &

EN Siehe Abbildung Seite 2%.

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477 Schmiedel 617, Hermann Rebentijh, U. J. Müller NE. 559. Rudolf Pilz NE. 674 u. a.

Das hauptſächlichſte Material, welches hiebei zur Verwendung gelangt, iſt Trama (ungejponnene Seide), Chappé, Seidencordonett, Metallfäden und Metallgejpinnite, Schaf- und Baumwolle, Die Maſchinen zur Erzeugung dieſes Fabrifats find hervorragend die deutjche und franzöſiſche Fadenmühle, die Plattiermajchine, Raup— majchine, dag Schnurrad und die Spulmafchine. Erzeugt werden diefe Majchinen in bejter Gonftruction in Chemnit und am hiefigen Plate durch den Majchinenbauer Julius Lenhard aus NE. 425,

Seelig & Schmiedel'ide Pojamentenfabrif NE. 617.

Bei der Gewerbe: Induſtrie- und electriichen Ausjtellung in Tepliß (1884) hatten die Weiperter Poſamenten-Fabrikanten Frimmert & Kreuzig, Baier & Kreuzig, %. U. Breitfeld & Co., Anton Langer NE. 511, Johann Langer NE. 585, A. 8. Müller, Sojef Ferdinand Olbert NE. 626, Joſef Pädert, Hermann Rebentiſch, Julius Schmidl & Co., W. Schmid! & Söhne, W. A. Shmiv[NE. 264, Johann Schmidt und Clement Zahm NE. 307 ihre Erzeugniffe ausgejtellt und

478 erhielten biebei Krimmert & Kreuzig und W. A. Schmidl die goldene Medaille während die anderen Ausjteller mit anderen Medaillen und ehrenden Anerfennungen bedacht wurden.

Von anderen biejigen Pojamentengejchäften wollen wir nod anführen: Johann Hafl NE. 143, ©. Siegl NE. 492, W. Berfa NE. 501, Heinrich Zatiranda NE. 490, Norbert Werner NE. 632, Joſef Heid NE. 628, Kranz Flohrer NE. 571; ferner die Annaberger Filialen: Otmar Grund, Gebrüder Richter, Richter & Knapp, ©. Slejina, Steiner

Rudolf Pilz's Bojamentenfabrif NE. 674.

& Eo., A. Swoboda & Co, Schmidt & Bonitz, Lötſch,

Treuherz & Ruß. Die günftige Lage Weiperts hinfichtlich des Waflergefälles macht es möglich, zum Betriebe der diverjen Majchinen in erjter eihe das Wafjer des Pöhlbaches zu benügen, doch ijt auch ſchon die Dampfkraft, die allerdings in Folge der hohen Sohlenpreije noch jehr theuer zu jtehen fommt, in Anwendung. So find gegen- wärtig bei den verjchiedenen Gewerben jhon Dampfmafdinen aufgejtellt und zwar: bei Alfred Schmid! NE. 7, Franz Pohl's

Söhne Nachfolger NE. 22, Rudolf Pilz, Wilhelm Müller, Franz Bartl, Seelig & Schmidl, Norbert Wienges, Guftav Bittner, Hermann Nebentifh, Guſtav Fückert, Wenzel Morgenjtern (Gewehrfabrit NE. 672), U. 3. Müller, W. Schmidl& Söhne, Sted & Wolf, Joſef Löſchner NE. 402 und Eduard Schenf NE. 663 (Eijengießerei).

In neueſter Zeit wurden bier auch Pojamentier-Mafchinen- jtühle angekauft, welche die in neuejter Mode zur Geltung gelangen- den Gallonnen bis zu einer Breite von 60 Gentimetern in ver- ſchiedenen Dejjins erzeugt. Das jtete Aufblühen der Rofamenten- Induſtrie bedingte die Errichtung von verjchiedenen Hilfsinduftrien, Handlungen und Sewerben, wie 3. DB. die Färberei der Gebrüder Müller, die litbographiichen Anftalten und Steindrucereien von Joſef Löſchner, (gegründet im Sahre 1871) und Fückert & Kreuzig, die Bunt, Glac =, Chromopapier- und Cartonfabrif mit Dampfbetrieb des Joſef Löſchner (gegründet im Jahre 1885). Drei große Perlen-, Seiden- und Garnhandlungen: Brüder Ranne: berger im Hauje 142, F. A. Breitfeld & Co. und Guftav Fiſcher im Haufe NE. 492 beforgen einen ziemlichen Theil des Bedarfes von Material für die Pojamentenerzeugung. Mehrere Gartonnagen- Arbeiter finden dauernden und lohnenden Verdienſt durch die Er- zeugung von Muſter-Cartons. Nebenbei gibt es noch verjchiedene Kleinere Hilfsinduftrien, wie die Holzformdrechslerei ven Leo Langer, die Knopfdrehereien von Eduard Lauterbach, Julius Eſtl, Daniel Lenhard u. a., die Pappen- und Glaceprejien, Cpulereien und Wiceleien zum UWeberjpinnen und UWeberlegen von Holz: und Pappenformen, die Briefjtecherei (Mufterzeichner) von Joſef Die NE. 508, Daniel Bart[ NE. 423 und Iſidor Bartl NE. 610.

Holzknöpfe bis zur möglichjt Fleinjten Form werden auch in Tachau und Schmelzthal (bei Dreihaden) in großen Maſſen für die biejigen Gejchäfte erzeugt.

Welch reizende Kleiverbefäbe und Verzierungen nicht nur von den Fabriken, Pojamentierern, jondern hauptjächlic von den Mädchen: und Frauenhänden erzeugt werden, darüber haben jchon viele Fach— männer und Laien, welche Weipert bejucht haben, ihre Bemwun-

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derung ausgejprochen, und wiederholt wurde von Jenen die Er: Härung abgegeben, daſs man höhernorts diefe hoffnungsvolle, jegensreiche Induſtrie befannt machen follte, wodurch fie gewiſs Unterjtügung und allen möglichen Vorjchub für die Vervollfommnung und das Gedeihen finden müßte. Theilweiſe hat dieſe Erklärung wohl Schon injoferne Begründung gefunden, weil Ihre k. k. Hoheit

Lithographiihe Anfialt und Steindruderei tes Joſef Löſchner NE. 402

die durchlauchtigite Frau Kronprinzejjin-Witwe Stefanie vor noch nicht zu langer Zeit Befehl ertheilt hat, höchſt deren Toiletten mit Po— jamenten zu ſchmücken. Eine jegensreiche Wohlthat wird die Creierung einer Fahjchule für das Pojamentengewerbe in Weipert jein, weil hiedurch einerjeits die Beichaffung der theuren Barijer und Berliner Modelle umgangen werden fünnte, während anderer- jeits eine viel höhere Ausbildung der Arbeiter plaßgriffe. Wenn

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ſchon jeit dem Beſtande der hieſigen Bürgerfchule ein viel brauch- bareres Material für Lehrlinge und Practifanten gejchaffen wurde, wenn auch die vom hiefigen Gremium für Induſtrie und Handel ins Leben gerufene „gewerbliche Kortbildungsjchule” für Lehrlinge nicht zu unterjchäßende DVortheile brachte, jo thäte es doch ſehr noth, wenn eine Fachſchule für die Poſamenten-Induſtrie errichtet würde, weil durch eine ſyſtematiſche Ausbildung der Jünglinge fähige und tüchtige Zeichner und Meiſter gejchaffen würden.

Ein großer MWebeljtand für die weitere Entfaltung der Poſa— menten-Induſtrie in Weipert ijt die Zollgeſetzgebung, weil dieſe jo viele Mängel in ſich birgt, die hier ganz richtig von den Fabrikanten erfannt und beurtheilt, aber von den Finanzbehörden gar nicht gewürdigt werden. Zur Begründung dieſes Vorwurfes it anzuführen: Viele amerifanijche und englische Einkäufer von Pojamenten nehmen meijtentheils während ihres Hierjeins ihren Aufenthalt in den 2 Stunden von bier entfernten ſächſiſchen Städten Annaberg und Buchholz, Fommen entweder perfönlich bieher, um ſich Die Mufter anzujehen, oder laden die hiejigen Sabrifanten ein, mit ihren Muftercollectionen nah Annaberg oder Buchholz zu kommen, um dort die Erzeugniffe Weiperts mit jenen der jächjiichen Fabrikanten zu vergleichen und ſich dann nad) ihren Bebürfniffen eine Serie von Waren zufammenzuitellen, Wegen der DVerjchievenartigkeit der Artikel iſt der hieſige Fabrikant gezwungen, eine reiche Auswahl in Grepinen, Gallons, Drnaments, Fourageure, Epauletts, Franſen, Grellots, Drops, Garnituren 2c. mitzunehmen, die ev bei dem fächjilchen Zollamte verzolfen mujs, für die zurücdgebrachten Warenmuſter aber nichts rücvergütet erhält, im Gegentheile müfjen die Muſter jogar beim Eintritte nach Dejterreich bei dem öſterreichiſchen Zoll amte abermals verzollt werden. Der Eingangszoll nach Deutjchland beträgt 50 Mark, der Einfuhrzoll nad Dejterreich 400—500 fl. Viele der hieſigen Fabrikanten haben jchon die Erfahrung gemacht, daje ſich das erzielte Geſchäft nicht ventierte, reſpective die Uns fojten, die jich durch die Verzollung dev Mufter auf beiden Grenz: jeiten ergeben, nicht deckten. In Fällen, wo die überjeeiiche Kundſchaft ſich veranlajst jieht, einzelne oder mehrere Stücke zur Dispojition

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des Abjenders zu jtellen, ijt dieſe kaum mehr als die Hälfte wert, weil jpeciell englijche Bojamentenhändler principiell feine Dispojitions- ware faufen, oder höchitens bei einem Treisnachlajs von 30—40 Percent auf einen Kauf eingehen. An ein ZJurüdgehenlafjen ver’ fraglihen Ware ift gar nicht zu denken, weil die Finanzbehörden jo viele „Wenn und Aber” jtellen, jo viele Beweije fordern, und größtentheils die Netourwaren nach Tarif-Poſt 134 noch verzollen.

Das Gremium für Induſtrie und Handel in Weipert hat jich in Anjehung diefer und noch mehrerer anderer unerquiclichen Zuftände mit einer Petition an das hohe Abgeoronetenhaus ge— wendet, um bei dem hohen Finanz-Miniſterium mit allen zu Gebote Itehenden Mitteln dahin zu wirfen, dajs die jeit dem Jahre 1835 in Kraft bejtehende Zoll und Monopolsordnung durch eine neue, den heutigen Bedürfniſſen angemefjene erjeßt werde. Dieje Betition fand denn auch im hohen Abgeordnetenhauſe warme Bertretung, und joll der Finanz-Miniſter den Auftrag gegeben haben, die Reform einer neuen Zoll- und Monopols-Drdnung vorzubereiten. Für das weitere Gedeihen der Poſamenten-Induſtrie Weiperts wäre es vom Herzen zu wünjchen, wenn diefe Arbeit raſch und gründlich von— jtatten gienge.*)

Im innigen Zuſammenhange mit der Pojamenten - Erzeugung

iteht vie Spißenklöppelei.

Dieje war ſchon im XV. Jahrhunderte in den reichen Städten der Niederlande befannt, wo ein ganzes Heer Funftgeübter Hände in der Erzeugung dev Spitzen gejchult wurde, und deren Verbraud) durch die prunfvolle, üppige Lebensweije eine jehr günjtige Förde— rung erfuhr. Es ijt befannt, dafs Barbara Uttmann dur Ein- führung des Spitzenklöppelns im Erzgebirge fih große Verdienſte erworben hat. hr erjtes Erzeugnis war ein Spibenfragen, den jie ihrem Bräutigam Chriftopp Uttmann derjelbe war in Löwenberg in Schlejien geboren verehrte, und welchen diejer an jeinem VBermählungstage zum erjtenmale trug. Sie führte in

”) Nach einem Berichte des Gremiums.

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Annaberg die Klöppelei in großem Mafjtabe ein, trieb jelbjt ven Borden- und Spibenbandel und ſtarb am 15. Jänner 1575 als reiche und geachtete Witwe mit Hinterlaffung von 64 Kindern und Enkeln in Annaberg. Barbara Utttmann bleibt jedem Erzge— birger verehrungswürdig, da jie einen Induſtriezweig in unſer Ge— birge verpflanzt hat, der nun ſchon durch drei Jahrhunderte Tau- jende von Menjchen bejchäftigt und ernährt, die im Vereine mit dem Bergbau den Wohlitand vorzüglich der jächjischen Erzgebirgs- jtädte grünten und allen Gebirgsbewohnern die jchreeflichiten Noth— jahre überwinden half, einen Induſtriezweig, der jchon deshalb Fo ſegensreich wurde, weil er, wie in neuerer Zeit die Gorlfabrifa- tion, am häuslichen Herde von allen Familienmitgliedern ausgeübt werden kann und jich auch erhalten wird, jelbjt wenn fich der au ih ſchon Armliche Ertrag immer mehr und mehr verfürzt.

Die Spitenflöppelei bürgerte ſich iu unſerer Stadt in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ein. Das Klöppeln it hier wohl durd die Polamentenfabrifation jegt in den Hintergrund ge- drängt worden, und die gegenwärtige Jugend ijt, mit nur wenigen Ausnahmen, mit diefer Kunſt gav nicht mehr vertraut.

Die geflöppelten Spiten find bandartig gemufterte Streifen aus Leinen oder Baumwollzwirn, Wolle, Seide, Gold- oder Silber: gejpinnjt und Rojshaaren, die wie Neße durch VBerichlingungen diefer verjchiedenen feinen Fäden hergeitellt werden. Letztere jind auf Klöppel (Fleine hölzerne Kegel, welche oben mit einem Knopfe, unten mit einem Rande verjehen find) gewicelt und werden durch eine hölzerne bewegliche Hülle, dem Dütchen, vor dem Schweiße der Arbeiterhand geſchützt. Das Mujter it auf einen Papierſtreifen, dem Driefe, vorgezeichnet, mit Nadeln ausgejtochen und der Yänge nach auf einem gepoljierten Kiſſen, dem Klöppeljacde, aufgezogen. Die Klöp— pelm mit dem Zwirne werden nun mit den Nadeln auf dem Briefe befejtiget, und die Arbeiterin Itecft eine zweite Neihe Nadeln, um welche die nächſten Machen durch Verfcehlingung und Verfnüpfung der „Fäden gebildet werden. Für einfache Mujter werden bis 20, zu Fünjtlicheren bis 200 und noch mehr Klöppel verwendet, da zur Bildung jedes Löchelchens oder des „Schlages“ 4 Klöppel erfor

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derlich jind. Urſprünglich wurden nur Krägen und Manchetten geflöppelt, welche, da ſie ſehr theuer waren, nur von reichen Leuten getragen wurden. Später erzeugte man vieredfige Flecken, ähnlich) jenen, welche noch heute in den Dürfen Endersgrün, Box— grün, Kleingrün 2. als Kichenjpigen gefertigt werden. Dieſe Flecken wurden zulammengenäht und zum Aufpuß in Kivchen oder an Frauenkleidern verwendet, worauf man dann anfteng, die Spiben in ganzen ungetheilten Stüden, in Böhmen von 9 Prager Ellen zu erzeugen, jedoch in jtaunenswerter Breite und gejchmadvollen Deſſins. Bereits vor Jahrzehnten erlitt indejs die Spitenflöppelei in unjerem Gebirge einen gewaltigen Stoß durch die Erfindung dev Robbinet-Maſchine, auf welcher nun die einfacheren Spiten- gattungen zu jo billigen Preiſen bergejtellt wurden, daſs die Hand» arbeit nicht mehr concurrieren konnte. Vorzüglich im ſächſiſch-böh— mijchen Erzgebirge gieng diejer Artifel mit Riejenjchritten zurück, da es hier an der Organijation der Arbeitsfräfte fehlte, man zu viel am Althergebrachten Flebte und, allen Neuerungen abhold, aud) in den feinen Spißenjorten, welche der Majchine noch nicht zu— gänglich waren, von Frankreich und Belgien überflügelt wurde, in welchen beiden Ländern die Handarbeit durch die Majchine weit weniger gelitten hat. Erſt in der Neuzeit iſt vorzüglich im Erzge— birge durch die Einführung von Klöppeljchulen viel für die He— bung diefes Crwerbszweiges gejchehen, und die Arbeiten, die jeßt geliefert werden, können ji kühn mit den belgiſchen und fran= zöfiihen Fabrifaten mejjen. Der Hauptort der Sritenfabrifation im böhmischen Erzgebirge iſt Graslitz, und e& macht fich dort, Danf dem fürdernden Einfluſſe, den das öſterreichiſche Muſeum auf alle funftgewerblichen Richtungen ausübt, betveffs der Mufte- rung neuerdings ein fünjtleriicher Aufſchwung bemerflic).

Die wejentlichen Förderungsmajchinen für die Opitenfabri- fation jind noch die 1828 von Heilmann erfundenen Stickma— ſchinen, der Nadelſtuhl, welhen Gonnet in Lyon 1842 conjtru- iert hat, und der von Bush er erfundene engliiche Spitenwebjtuhl, welcher die fünftlichen Mufter gleich mit dem Grunde in demjelben hervorbringt, während der Gonnet'ſche Nadeljtuhl hauptjächlid für Mufjelinftickerei in Baumwolle geeignet ift.

Die Ausjtellungs- Jury von 1862 theilte die Spitzen nad) der Art ihrer Herftelung ein in: mit der Haud gearbeitete Spitzen, in applicierte Epiten, bei denen der Grund auf dem Stuhle geroebt, die Figuren mit der Hand aufgenäht oder geſtickt find, in glatte Halb- und Maſchinenſpitzen, bei denen der Gruud und der Rand mit dev Majchine, das Mufter mit dev Hand gearbeitet find, in tambourierte Spißen, wo der Grund durch die Majchine, die Mufter theils mit der Hand, theils mit der Maſchine hergejtellt ift, und in Nottingham Spiten, bei denen Grund und Muſter mit der Majchine gearbeitet jind.

Durch Barbara Uttmann verbreitete jich die Klöppelet jo raſch, daſs ſchon im Jahre 1561 in und um Annaberg viele Hände damit bejchäftigt waren. Bon dort pflanzte ſie jich über das ganze Gebirge fort und muſs auch in unferer Stadt, wie jchon er— wähnt, gegen Ende des XVII. Jahrhunderts ſchwunghaft betrieben worden jein, da im Jahre 1693 ein hiefiger Bürger als Spitzen— händler vorfommt, welcher in Bärenjtein Forderungen für Spitzen— waren hatte, und Feiler jhon 1700 von dem damals darnieder- liegenden Spitenhandel in Weipert ſpricht. Anfangs mag das Geſchäft durch Verkäufer betrieben worden jein, welche die hier erzeugten Spitzen nad) Annaberg lieferten; bald jedoch jcheint man den Vertrieb in die öfterreichiichen Staaten angebahnt zu haben, denn wir finden in jener Zeit ſchon einen Schmidl, ver das Haus NE. 274 des Element Müller in Neugejchrei erbaute und Spibenhandel nach Mähren und Dejterreich trieb.

Gleichzeitig mit diefem Schmidl mögen ſich nun auch noch andere Bürger mit dem gewinnbringerden Spitenhandel befajst haben und legten jo den Grund zu den jpäteren Spitengejchäften, die in ihren Nachfolgern noch heute blühen, wenn auch die Spiten jelbjt mehr bei ihnen ein Nebenartifel geworden Sind. Die be— deutendite Firma in diefem Artikel war zu Ende des vorigen und zu Anfang des jebigen Jahrhunderts Ignaz Müller und nad ihm jein Schwiegerfohn Norbert Seidl, der jedoch im Jahre 1818 durch Bankerot zugrunde gieng. Neben diefen waren ſchon damals bedeutende Spigenhändler: Wenzel Schmidl, Wenzel Lenhard, Wenzel Rudolf Schmidl, Johann Schmidl, Rupert Schmidl,

486 Franz Schmidl, jpäter Didelt, Joſef Späth, und viele Andere, während in der Neuzeit die meijten hiefigen Poſamenten— Firmen ſich noch mit Spiten befajjen. Einen ausschließlichen Spitenhandel betreibi hier gegenwärtig Joſef Päckert NE. 360.

Außerdem gab es eine Menge Vorfäufer, vorzüglich Frauen, welche ſich felbjtändig gemacht und die Spiten nah Prag, Pilſen und anderen Fleineren Städten zu Marfte brachten.

Gegenwärtig ijt das Spienflöppeln in Weipert, wie bereits eingangs erwähnt, durch das Gorlnähen ziemlich verdrängt worden, und decken die Handlungshäufer, die noch Spigen führen, ihren Bedarf von dem oberen Erzgebirge.

Die Wirk- und Htrikwaren-Erzeugung.

Die Strumpfwirferei ijt die Tochter der Striderei, und jo allgemein geübt dieje letztere Arbeit heut zu Tage ijt, jo hat es doch jo lange gedauert, ehe jie die Menjchen erlernt haben. Vor dem Anfange des XVI. Jahrhunderts wurde von feinem der euro: päiſchen Völker gejtrict, und man jchüßte den Fuß und das Unter- bein durch Tuchbinden oder durd) leinene Lappen. Wo und wann das Stricken erfunden wurde, läſst jih mit Gewifsheit nicht ermitteln. Eine Strumpfwirkerzunft bejtand in Frankreich bereits im Jahre 1527, aber es vergieng noc lange Zeit, che das Tragen von Strümpfen von den reichen zu den armen Leuten herabjtieg, bis endlich William Lee, ein engliiher Meathematifer, im Jahre 1589 den Strumpfwirferjtuhl erfand. Er jtellte im genannten Sabre zu Galverton bei Nottingham den erjten Stuhl auf und unterrichtete mehrere Gejellen in der Arbeit, wurde jedoch von der Regierung nicht unterjtüßt, jondern vielmehr vom Pöbel verfolgt, jo dajs er nad) Frankreich auszuwandern beſchloſs. Er ließ fich in Rouen nieder, und Heinrich IV. gewährte ihm freundliche Auf- nahme und Unterjtügung, bis ihm Navaillac’s Dolch auch diefen Beſchützer vaubte und er in Dürftigfeit gerieth, aus der er ſich nie wieder emporarbeiten fonnte. Er jtarb in Paris in tiefjter Noth. Seine Erfindung gieng in Franfreich wohl unter, doch ver— breitete jie jih, von Strutt verbefjert, mit Schnelligkeit in England

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und erregte derart Auffehen, dafs der venetianiſche Gejundte in London im Jahre 1614 beauftragt wurde, einen Stuhl nebjt Arbeiter heimlich nach Venedig zu jchaffen.

Im Sahre 1664 wurde in Frankreich im Walde von Bou— logne die erjte Strumpffabrif errichtet, von woher Proteftanten, durch das Edict von Nantes vertrieben, das Geheimnis nad) Deutichland brachten. Hier war es nun vorzüglic) die Chem— niber Gegend, die ſich der Erfindung bemächtigte. David Ejche machte jie im Anfange des vorigen Jahrhunderts in Limbach, die Meifter Roder, Braun und Sauer in Chemnitz heimisch, und jie entwicfelte jich bier rajch zu einer Induſtrie, worin Sachjen die europäijchen und überfeeiichen Märkte beherricht.

Der Strumpfwirfer - Handftuhl ift eine ſehr Fünftliche und ceomplicierte Maſchine, auf welcher durch Berichlingung eines einzigen Fadens ein elajtiiches Gewebe in den verjchiedeniten Formen als: Strümpfe, Handjchuhe, Faden, Beinkleiver, Hauben ꝛc. aus Seide, Wolle, Baumwolle und Leinen erzeugt wird. Vielfache Berbefjerungen ind an ihm angebracht worden, als: jelbjtthätige Fadenführer, Vorrichtungen zur Erzeugung durchbrochener Muſter (Betinet), zum jelbjtändigen Abnehmen (Mindern), und jelbjt mit dev Jaquard— Maſchine hat man ihn in Verbindung gejeßt. Die Neuzeit, welche die Hand des Arbeiters am liebſten entbehrlich zu machen oder wenigjtens deren Leiſtung zu vervielfachen trachtet, hat neue ſinn— reihe Mafchinen erdacht, durch welche, manchmal allerdings auf Koſten der Qualität, eine Mafjenprodustion erzielt wurde, ohne jedoch den alten Strumpfwirkerſtuhl in gewiljen Artifeln bis jetzt ganz aus dem Felde jchlagen zu fönnen. Dahin gehören der Kettenjtuhl, der fortlaufend breite Stüde macht, der Schlauch- und Rundſtuhl, die cylindriſche Schläuche und Säcke heritellen, aus welchen durch Zerjchneiden, Anwirfen und Zujammennähen bie betreffenden Warenformen gewonnen werden. Die Handnaht, bie für die jeßige Maffenproduction gar nicht mehr zu bejchaffen wäre, wurde durch die Nähmajchine, das Spulrad durch die Spulmafchine entbehrlich, und noch immer werden neue Syſteme erdacht, die größtentheils auf immer größere Leiſtungsfähigkeit abzielen.

Nach Böhmen überjichritt der Strumpfwirkerſtuhl von Sachſen aus zuerſt die nordweſtliche Grenze. In Graupen beſtand ſchon unter Maria There ſia eine Strumpfwirkerzunft, doch wurden dort ausſchließlich wollene Artikel gearbeitet. Die Erzeugung baumwollener Wirkwaren hatte jich vorzüglich in der Rumburger Gegend heimiſch gemacht und von dort her jtammen auch die Ahnen der noch lebenden Brüder Joſef und Anton Pohl, welche, wenn auch nicht als Die eriten Strumpfwirfer, jo doch als die Gründer eines fabrifg- mäßigen Betriebes der Strumpfwirferei in Weipert anzufehen jind. Bon woher die Strumpfwirferei zuerft nach Weiperi gebracht wurde, läjst jich nicht nachweilen; gewiſs ijt jedoch, daſs diejes Gewerbe ſchon in der erjten Hälfte des vorigen Sahrhunderts in unjerer Stadt ausgeübt wurde, denn wir finden in den alten Schriften, daſs im Jahre 1749 der Strumpfwirfer Georg Rupert Lönhard durch drei Jahre hier Pfarrgeldeinnehmer war. Im Jahre 1783 erhielt hier der Dejerteur Friedrich Grejchmer, welcher aus dem Kurfürjtenthume Sachſen nah Weipert einge wand.rt war, von der Regierung einen Unterjtüßungsbeitrag von 50 fl., um ſich bier niederzulafjen und jeine Kunſtwirkerei betreiben zu können. Der Magiltrat ward für die vichtige Verwendung dieſes Betrages verantwortlich gemacht. Doch jcheint dieſes Unternehmen hier nicht profperiert zu haben, da wir nirgends eine weitere Mit- theilung hierüber auffinden Eonnten. Im Jahre 1799 finden wir in den alten Schriften des hieſigen Stadtarchivs Franz Ignaz Müller als Strumpfwirfermeijter angeführt. Es jcheint, daſs um diefe Zeit das Strumpfwirfer-Gewerbe in Böhmen im Rückgange begriffen und die Strumpfwirfer zur Auswanderung nach dem Auslande genöthigt waren, weshalb zufolge Decretes der k. k. Hof: fammer, Finanz- und Gommerzhofitele vom 4. Juni 1799 die Ausfuhr der Strumpfwirferjtühle aus Böhmen mit dem Beiſatze verboten wurde, dajs die Mebertreter diejes Verbotes nach den im $ 102 des allgemeinen Zollpatents vom Sahre 1788 enthaltenen Borjchriften werden behandelt werden. Später famen der Strumpfwirfermeiiter Franz Pohl mit feinem Sohne, welche mit ihren Waren die Märfte bejuchten, auf ihren Kreuz- um Duerzügen auch nah Weipert und fauften hier im Jahre 1806

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489 das Haus NE. 4, wohin fie noch im demſelben Jahre mit jammt ihren Strumpfwirferftühlen und einigen Arbeitern überjiedelten. Sie bejaßen in Zeidler bei Rumburg das Lehngericht und be= trieben dort auch die Strumvfwirferei. Mehr dem Gejchäfte als der Landwirtjchaft ergeben und unzufrieden mit den Verhältnifjen ihrer Heimat verließen jie diefe und fanden in Weipert den Grund zu ihrer Wohlhabenheit. Doc war auch hier der Anfang nicht jo leicht, und es gehörte die ganze Schaffensfraft eines Mannes dazu, das Gefchäft hier einzuführen und nad und nach zu vergrößern. Die Arbeiter mujsten ans Sachſen herbeigezogen werden, eine Bleiche in das im Jahre 1809 angefaufte Haus NE. 20 eingebaut und eine Handjpinnerei in das ebenfall3 fäuflich erworbene Haus NE. 19 errichtet werden. So gelang es ihnen, ich alltährlich empor zu arbeiten, für ihre Ware Abjab in Brag und Wien zu finden und in leßterer Stadt eine Niederlage zu errichten, die jedoch) jpäter wieder aufgelöst wurde. Durch den Austritt der beiden anderen jüngeren Söhne Joſef und Auguſt Pohl, die jich in den— jelben Artikeln etablierten und nun als Eoncurrenten auftraten, wurde jpäter das Geſchäft zum Nachtheile Aller in drei Theile getheilt, bis e8 nach dem Tode der beiden genannten Söhne und dem Nücktritte des Waters in der Hand des älteften Sohnes und Mitbegründers Kranz Pohl und deſſen Söhnen wieder vereinigt wurde. Erſterer hatte Jchon vorher im Jahre 1832 die jogenannte Bärenmühle NE. 22 gekauft, diefelbe durch Neubau vergrößert, die Spinnerei darin durch Waſſerkraft in Betrieb geſetzt und das ganze Geſchäft dahin übertragen. Leider ſollte diefem unternehmenden und oft fo jchwer geprüften Manne in jeinem Alter ein lebter Schickſalsſchlag nicht erjpart werden, der ihm den größten Theil jeines Vermögens vaubte und die Jufunft des ganzen Gejchäftes in Frage jtellte, denn am 6. Mat 1845 brannte die Fabrik gänz- (ich nieder, ohne daſs fie verjichert war. Indeſſen hatte er vor jeinem am 13. Dctober 1855 erfolgten Tode noch die Genug: thuung, das Gejchäft unter feinen Söhnen wieder aufblühen und die Fabrik wenigſtens zur Hälfte wieder aufgebaut zu ſehen. Sein Vater war vor ihm am 29. Jänner 1838 im 78. Lebensjahre in NE. 4 gejtorben. Ihre Ruheſtätte ziert noch heute ein einfaches

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Monument, das die Anschrift trägt: „Sie famen mit dem Schub- farren na Weipert und wurden bier die Gründer der Strumpf- wirferei”. Seine Söhne Franz, Joſef und Anton Pohl, die nachmaligen Inhaber des Geichäftes, bauten die Fabrik vollends auf und errichteten eine Niederlage in Wien. Die Spinnerei wurde aufgelafjien und an deren Stelle Majchinenjtühle, theils Schlauch- theils Rundmaſchinen aufgeftellt, die zum Theil durch MWafierkraft in Bewegung geſetzt wurden; die Handſtühle und Nähmaſchinen wurden außer dem Haufe an Arbeiter vertheilt. Er- zeugt wurden vorzüglih Strümpfe, Soden, Handſchuhe und Hauben.

Um dieſe Zeit entjland ein fürmliches Ringen zwijchen dem Wirfjtuhl und der nunmehr auch feinfädig gebauten Strickmaſchine. Die Striefmajchinenbauer bemühten ſich durch fortwährende Ver- bejjerungen und PVereinfachungen der Gonjtruction die Arbeit mit ihren Mafchinen zu erleichtern und diejelben für die indujtrielle Verwendung immer pafjender herzuftellen, wogegen auf der anderen Seite der Stuhlbau fürmlih große Fabriken ſchuf, neue Spjteme, wie PBagetjtuhl und Cottonmaſchine, entitanden, welche geeignet waren, die Meafjenerzeugung zu einem billigen Preife aufzunehmen. Der Pagetſtuhl iſt ein Nachgebilde des alten Handwirkſtuhles, jedoc ganz von Eiſen-Conſtruction und jelbjt- thätig in Antrieb, Minderung und Dedfung; von diefem zweigt ſich der Cottonſtuhl ab, der vermöge feiner großen Leijtungsfähigkeit die Aufmerkfamfeit der Fachkreiſe erregte. Er erzeugt, nur von einem Arbeiter bedient, auf einmal 12—14 Gtrümpfe regulär gearbeitet, und Liefert per Woche 50—60 Dutzend fertige reguläre Strümpfe und Soden. Sowohl der Pagetjtuhl als die Cotton— maſchine jind englifche Erfindungen.

Der Bau der Striefmafchinen machte befonders in Sachſen die bedeutendſten Fortſchritte, ſo dafs dort heute ſchon Strick maſchinen ganz ſelbſtthätig mit 4—6 Fußlängen, Selbſtminderung und Deckung erzeugt werden. Es wird ſelbſt dem Nichtfachmanne erklärlich ſein, weshalb der Strumpf oder Socken, welcher, an der Strickmaſchine ganz genau dem Handgeſtricke nachgebildet, lieber getragen wird als der Wirkſtrumpf, der ohne eine Naht noch nicht

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erzeugt werden kann. Dajs ſich der Kampf zwiſchen dieſen beiden Syſtemen noch nicht jo jehr bemerkbar gemacht hat, mag die in- zwijchen neu in Schwung gefommene Leibwäſche nah Profeſſor Dr. Guſtav Jäger Syſtem verurſacht haben, weil diefe bejonders auf Wirfmajchinen und auf dem franzöſiſchen Rundſtuhl hergeſtellt wird, während gute Strumpfware immer mehr der Strickmaſchine zufällt.

Ende December 1880 übergieng die Firma „Franz Pohl's Söhne” in Weipert an die Mitarbeiter und Anverwandten Heinrich Englert und Julius Schmidl jun. unter der gemein— jamen Firma „Franz Bohls Söhne Nachfolger“.

In richtiger Beurtheilung diefer Umftände entichloffen jich die Nachfolger ver Pohl'ſchen Fabrik alsbald, dev mechanijchen Strickerei die verdiente Beachtung zuzumenden. Im Jahre 1882 wurden die erjten Strickmaſchinen aufgejtellt. Im Jahre 1884 kaufte die jegige Firma die angrenzende Rohrſchmiede NE. 13 mit Waflerfraft, baute fie zu einer Kabrif um und jtellte in diefem Neubau im Herbite desjelben Jahres 100 Stridmafchinen auf. Dajelbjt ge- langten nun auch Baquet-Mafchinen zur Aufitellung, von welcher Sorte Wirfmajchinen auch von der früheren Kirma jchon einige probeweije angejchafft worden waren.

Ebenſo wurde der Verbefjerung und Vervollkommnung der Hilfsarbeiten, welche durch Näh- und Stettelmajchinen verrichtet werden, eine erhöhte Sorgfalt zugewendet; die alten Syjteme in diejen Majchinen mujsten neuartigen den Platz räumen, welche nicht nur in der Schönheit und Teitigfeit dev Naht, fondern, was für die Induſtrie von größter Bedeutung iſt, auch in der Leiſtungs— fähigkeit die alten Syſteme weitaus übertreffen. Alles dies genügte noch nicht, um den von der früheren Firma errungenen Ruf zu behaupten und auf dev Höhe der Erzeugung zu bleiben; auf allen Gebieten des Erzeugens nud Herrichtens musste fleißig Umſchau ge— halten werden, alle neuen Erfindungen mujsten beachtet und ſorg— fältig geprüft werden, ob jie nicht auch für Wirk- oder Strid- warenerzeugung nußbar zu machen jeien. Sp wurde die Appretur im Jahre 1884 bedeutend vergrößert, die bisherige directe Heizung der Kormöfen bejeitigt und eine neue durch Heißwaſſererhitzung ein-

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gerichtet. Darauf wurde im Sahre 1885 zur Errichtung einer eigenen Färberei gejchritten; die Aufitellung eines Dampffejjels mit Dampfmaschine und Dampfheizung für die Färberei, für die Bleiche und die Walferei erfolgte gleichzeitig.

Bei der Ausitellung in Teplit (1884) ward die Firma Franz

Pohl's Söhne Nachfolger durch ihre Strumpf-, Wirk und me- chaniſchen Striefwaren in hervorragender Weile vertreten und wurde ihr die goldene Medaille zuerkannt.

Das arme Walddorf Chriſtofhammer mit circa 1000 Ein- wohnern, das ohne irgendwelche Industrie gewejen, und deſſen Be- wohner nur auf die rohe und bejchwerliche Holzmacherarbeit ange= wieſen waren, juchte jchon feit längerer Zeit dem oft wiederfehrenden Arbeitsmangel und der daraus entjtammenden Nothlage der armen Einwohner durch Einführung eines neuen Erwerbszweiges endgiltig vorzubeugen. Die Gemeindevertretung von Chriſtofhammer wendete jich wiederholt an die £. £. Bezirkshauptmannſchaft in Kaaden mit der Bitte, der beprängten Bevölferung Arbeit und Verdienſt zu jchaffen, da jonjt dem weiteren Umjichgreifen des Holz und Wildfrevels nicht gejteuert werden fünnte. Der f. £. Bezirfshauptmann Th. Blaſchek gab dieſen wiederfehrenden Bitten gerne Gehör und forderte die Gemeindevertretung auf, diesbezüg— liche Vorſchläge zu machen; hiebei jei jedoch zunächit auf einen dauerverjprechenden Erwerbszweig, der für möglichit Viele Arbeit und Verdienſt jchaffe, Bedacht zu nehmen; ebenſo jei auch für ge- nügende Garantie für die aus dem „Spiben- Lotteriefonde“ erbetene allenfallſige Subvention Sorge zu tragen.

Nun wendete ſich die Gemeindevertretung von Chriſtof-—

hammer an die hiefige Firma Wohl mit der Bitte, die mechanifche Striderei in Chriſtofhammer einzuführen. Nach wiederholten Beiprehungen und Erhebungen, welche allerdings ein düjteres Bild boten, wurden im Einverjtändniffe mit der Gemeinde die weiteren Verhandlungen mit dem Bezivfshauptmanne von Kaaden eingeleitet, welche zu den Nejultaten führten, daſs das Spiben-Lotteriefonds- Comité gerne zu einer Subvention von 3000 fl. behufs Einfüh- rung dev mechaniſchen Striderei in Chrijtofhbammer durch An— fauf beziehungsweife Aufjtellung und \nbetriebfeßung von 55 neuen

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Strickmaſchinen ſich bereit erklärte, wenn die Firma Pohl die Garantie für Rückzahlung in 10 Jahresraten übernehme; dieſe Garantie wäre auch für den „all, als das ganze Unternehmen mislänge, auszudehnen. In der Hoffnung, durch unabläjjige Be— mühungen auch unter den dortigen jchwierigen Verhältnijjen ein günjtiges Nejultat in ſpäterer Zeit zu erzielen, übernahm die Firma Franz Pohl's Söhne Nachfolger dieje verlangte Garan- tieleiftung. Nun wurde die Einführung mit aller Energie in die Hand genommen; worerjt wurden eine Anzahl junger Leute ausge- wählt, tiefe auf Kojten der Fabrik bier unterrichtet, bis fie jo weit fortgejchritten waren, daſs wenigſtens einige Befähigtere unter ihnen zuhauſe in Chriſtofhammer wieder andere dortige Inſaſſen in der Behandlung und Handhabung der Strictmajchine zu unzerweilen vermochten. Nach ungefähr einem Jahre hatte die Fabrik jchon ein ziemlich herangebildetes Induſtrievölkchen beifammen, dem nur noch die zu einem durchgreifenden Erfolge nothwendige Aus- dauer bei der Sache abgieng; da es nicht jo leicht it, aus einem Waldarbeiter, dev den Aufenthalt in friiher, freier Luft gewöhnt iſt, einen Induſtriearbeiter, ver jih in den vier Wänden begnügen muſs, zu machen. Der Abjtand iſt eben zu groß, und zum Ge- fingen diejev Umwandlung gehört viel Geduld und manches Opfer. Heute find in Chrijtofyammer an 100 Mafchinen im Gange, und weit über 120 Arbeiter finden Erwerb, wenn auch dabei die Arbeitsgeber vorläufig noch nicht ihre Nechnung finden.

Indes iſt nach den jeitherigen Erfahrungen gegründete Ausficht vorhanden, dajs, nachdem einmal Bahn gebrochen und das Schlimmite überwunden, nad abermals einem Jahre diejer erhoffte beiderjeitige Erfolg eintreten werde. Es mujste bisher, um bei den Leuten die Luft zu dem neuen Erwerbszweige zu erhöhen, wie ſchon erwähnt, zu manchen opfervollen Mitteln gegriffen werden. Den Anfängern, die noch dazu durch ungeſchickte Behandlung des zur Vorarbeitung erhaltenen Garnmateriales nicht geringen Schaden anrichteten, wurden ihre Arbeiten gleich anfangs zum vollen Preiſe bezahlt, wie wenn fie gute, tavelloje Ware geliefert hätten, obwohl die weitaus größere Hälfte diefer erzeugten Ware unter den Ausjchujs gegeben werden mujste. Auch nachdem die eigentliche Yehrzeit bei ven Leuten

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lange vorüber war, erhielten fie noch durch civca 6 Monate die Nadeln unentgeltlich beigejtellt; ebenjo hat die Fabrik die fälligen Naten an den Fond aus Eigenem vücvergütet, um den Arbeits: eifer nicht turch Abzüge für die Maſchinen zu Schwächen. Eine An- zahl Mädchen aus Chriſtofhammer wurde hier in der Fabrik im Kähen der Waren unterrichtet, und nun Fonnte auch die Näheret dort eingeführt werden und zwar mit Ausjicht auf guten Erfolg. Um aber den in Chriſtofhammer neuen Induſtriezweig noch ernſt— licher zu fürdern, bat die Firma Pohl jeit 1. April 1888 ein Gebäude in Ehrijtofhbammer eingerichtet und eine jelbjtändige Zweigniederlafjung der Firma „Franz Pohl's Söhne Nadı- folaer” in demjelben etabliert. Eomit ift den armen Dorfbewohnern die jahrelang erſehnte Arbeit geichaffen, wodurch ſie auf ehrlichen Wege dauernden PVerdienft finden werden. Bei den Wirf- und Strictwarenfabrifen der Firma Franz Pohl's Söhne Nad- folger ftehen zwei Waſſerkräfte und eine Dampfanlaye in Betrieb und werden alle Mafchinen, die nur halbwegs es möglich machen laſſen, mechaniſch betrieben.

Die Firma beſchäftigt gegenwärtig an 350 Maſchinenarbeiter und an 100 andere Hilfsperſonen und 120 bis 150 Nähter inner— und außerhalb der Fabrik. Die Arbeitszeit war ſchon ſeit vielen Jahren noch unter der alten Fabrik auf 11 Stunden feſt— gejett. Die Aufficht wird vom Tabrifschef aus gehandhabt, und ge— ftaltete ji) bisher das Verhältnis zwijchen Chef und Arbeiter zu einem guten, indem der alte Arbeiter geachtet, die Arbeiter allge- mein freundlich behandelt und zur Ordnung angehalten werden. Strafen kommen nur bei Verjpätungen vor, ſonſt jind jeit Jahren feine anderen Strafen eingehoben worden Das Rauchverbot wäh- rend der Arbeit wurde erjt feit einigen Jahren eingeflihrt, wobei auf alte Gewohnheiten gebürend Rücjicht genommen und mit Strenge gegen die Jugend vorgegangen wird. Die Yüftung der Arbeitsfäle geſchieht täglich, und wird die Ventilation mit Treppen- roft-Bentilatoven hergejtellt. Während ver Ruhepauſen dürfen die Arbeiter die Säle verlaffen und können fi) im Sommer in dem naben Walde in friiher Luft aufhalten. Das Trink— waſſer ijt reines Quellwafjer und ijt bis in die Fabrik geleitet.

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Während der Wintermenate wird in der Fabrik für die Arbeiter Suppe gefocht, und- bejteht dieſe Zmal wöüchentlih aus Suppe mit Fleiſchſtücken und Zmal aus Hülfenfrüchten oder Kartoffeln; hievon wird die Portion Y, Liter mit 4 Kreuzern berechnet. Bei Feuersgefahr werden die Arbeiter mittelit Hausglocke allarmiert. In jedem Stockwerke find Wafjerleitungen mit Schläuchen und Mundſtücken angebracht, jodajs jogleich die Köjcharbeiten beginnen fünnen. Seit mehreren Jahren it auch eine Nachtfeuerwache eingeführt. Gegen Unfall waren die Arbeiter bis 18839 bei der öſter— reichiichen Unfallverjicherung verfichert; nach Ablauf dieſes Vertrages wurde eine eigene LUmnfallverjicherungs - Cafja bei dem Gremium gegründet. Schon von den früheren Theilhabern der firma wurden alte arbeitsunfähige Arbeiter mit regelmäßigen Wochenunter- ſtützungen bedacht, was auch heute noch gejchieht. Vom 1. Jänner 1889 angefangen trat auch die Altersverjorgung beim Gremium in Wirkſamkeit. Bei der Tabrif bejteht bereits jeit 1853 eine Kranfen- Unterjtüßungscafja und mag der $ 1 diejer Statuten beweijen, wie vorjorglich die Tabrifsbefißer gegen ihre Arbeiter waren. Diejer lautet: „F 1. Hilteriicher Rüdblid. Es war einer der lebten Wünſche des Gründers der bis heute noch unter der Firma „Franz Pohl's Söhne in Weipert” beitehenden Gewerbs— unternehmung, daſs der von ihm errichtete Fond zur Unterjtügung franfer und durchreifender Zunftgenofjen erhalten werde. Er ſtipu— lierte im Jahre 1853 in jeinem lebten Willen ein Capital von 200 fl. EM. mit der Beitimmung, daſs hievon die 5"/, Zinfen alljährlich diefem Fonde zufließen jollen. In Grinnerung an den alten bewährten Vater, der das Verhältnis des Arbeitsgebers ſtets mit dem des Freundes verſchmolz, weranlajste deſſen Söhne Franz, Joſef und Anton Bohl, den Unterjtügungsfond beziehungsweije die Franz Pohl'ſche Stiftung in einen Verein umzugejtalten, nannten denjelben zur danfbaren Erinnerung an den Gründer „Pohl's Unterftüßungsfond in Weipert“ und führen über diejen Verein das Protectorat. Noch heute find die früheren Bez jiger Joſef umd Anton Pohl von großer Fürjorge für die Ar— beiter erfüllt ; jo haben jie erjt in jüngjter Zeit Zeugnis dafür abgelegt, indem jie in muniftcentejter Weije der Gemeindevertretung

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497 mitgetheilt haben, dafs jie, dem Wunjche des verjtorbenen Bruders Franz jowie auch ihren eigenen Wünſchen entjprechend, ein den Anforderungen der Zeit und der Hygiene entjprechendes Kranfen- baus*) mit etwa zwanzig Yocalitäten aus eigenen Mitteln erbauen und der Gemeinde zur Verfügung ftellen werden, welcher jchöne Entſchluſs bereits in Ausführung gefommen und das fertige Ge- bäude NE. 670 der Gemeinde zur Benützung übergeben worden ift. Was die Erzeugung von Wirf- und Stridwaren in Weipert im allgemeinen betrifft, jo wird dieſe Induſtrie außer der befpro- henen Fabrik auch noch mehrjeits als Hausinduftrie gepflegt. Die vor 10 Jahren in Neugejchrei von Alois Wahrlich im Haufe Nr. 231 veranlagte fabritsmähige Erzeugung von Wirkwaren mufste nach furzem Beſtande wieder aufgelajjen werden. Strumpf- und Wirfwaren werden noch, wenn auch nur in geringen Quanten, von Franz Kraft NE. 418 und Anten Fidert & Sohn in NE. 174 erzeugt.

Die Weberei wurde jchon im grauejten Alterthume getrieben, und heute nod) finden wir bei den Indianern und den Völkern in Afrika jenen Mebjtuhl, welcher in der Urzeit der Völker verwendet wurde, nämlich einen einfachen Rahmen mit einigen Balancierhölzern und Webeſchiffchen. Trotz dieſer einfachen Vorrichtung müſſen es die alten Völker in der Weberei doch zu einer Vollkommenheit gebracht haben, denn wir hören von den prächtigen Gewändern und Tep— pichen aus Babylon, aus einer Zeit, in der die Geſchichte dieſes Landes noch in tiefſtes Dunkel gehüllt iſt. Wir ſehen aus der ägyptiſchen Urzeit Mumienbänder, die ſich bis auf unſere Tage erhalten haben, von feinſter Leinwand, welche auf einem Quadrat— zoll (694 mm?) 152 Fäden Aufzug und 71 Fäden Einſchlag enthalten. Uebrigens ijt die Gejchichte der Weberei bei allen Völkern lange diejelbe geblieben. Die Kleider waren früher von höchiter Einfachheit, jelbjt die dev Frauen, wenn auch öfters am Saume gejtickt und gemujtert, und jo jehen wir durch die griechijche, römische und ) Siehe Bild auf Seite 328. 32

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altdeutfche Zeit das Spinnen und Wehen als das Gejchäft der rauen, von der niedrigften Magd bis zur vornehmſten Herrin.

Kailer Karl der Große gieng jelbjt in Kleidern, welche ihm jeine Töchter gejponnen und gemwebt hatten; er verfuhr oft in jehr energiicher Weile gegen den Kleiderlixus und erließ eine Verord— nung: „Unſere Frauen, welche bei unſeren Beihäftigungen unſere Dienerinnen jind, haben Wolle und Leinen und die Anfertigung der Jacken und Röcke zu bejorgen.” Er hatte auf jeinen Meier: höfen bejondere Weiberhäufer, in denen die leibeigenen Mägde, von einer Schafferin beauflichtigt, Garn jpannen, Tücher webten und die Kleider verfertigten.

Bon einem bejonderen Weberjtande wird aus jenen Zeiten nicht8 gemeldet und werden nur Wollarbeiter und Walker genannt.

Als aber die Städte aufblühten, mochten wohl die Wollen- und Leinweber die erjten fein, die ſich aus der alten Leibeigenſchaft und Hörigkeit heraus zu einem felbjtändigen Bürgerjtande, zu MWohlitand und Reichthum emporschwangen. Die Tuchweberei machte jih im 12., 13. und 14. Jahrhundert in Friesland, wozu damals der ganze nördliche Theil der Niederlande gehörte, heimisch, die Yeinmweberei in den Niederlanden und in Wejtphalen, von wo fie jich vajch über Thüringen, Böhmen und Sachſen und bis an die Ditjee verbreitete. Ihren größten Aufihwung nahm ſie aber im 14. und 15. Jahrhundert in Schwaben, vorzüglich in Augsburg und Ulm. Es ijt befannt, daſs ein deutjches Fürjten- und Grafenhaus, die Fugger, einen Augsburger Webermeijter zum Stammvater hat, und den colojjalen Reichthum, den dies Gejchlecht durch) jeine Handelsunternehmungen erworben, bejtätigt die Aeußerung Karl’s V., welche verjelbe gethan haben joll, als ihm der Schaß von Paris gezeigt wurde: „ch habe einen Leinweber in Augs— burg, der dies Alles mit baarem Geld bezahlen fann“.

Mit der DVeredlung der Wolle und des Tlachjes, mit der Einführung der Seide und der Baumwolle nahm die Weberei immer höheren Aufjhwung, und rein baummwollene Kleider, deren es vor 1774 noch gar nicht gab, begannen jofort in die untern Schichten herab zu fteigen. Neue Verbeſſerungen und Ent: defungen kamen hinzu, wodurch theils die Weberei, theild Die

499 davon unzertrennliche Spinnerei auf den höchiten Grad der Voll- £ommenbeit gebracht wurde. Im Jahre 1530 wurde das Spinnrad duch Hans Jürgens in Braunjdhweig, 1737 die Schnell- ihügen, die nur eine Hand zum Weben nöthig machten, durch Sobann Kay, 1770 die Spinnmaſchine durch den Engländer Arkwright, feines Gewerbes ein Barbier und geboren 1740 zu Preſton, 1787 der Kraitwebeituhl, auf welchem die verjchiedenen Bewegungen des Schüßens, der Yade, der Schäfte zc. durch einen Motor bewirkt werden, von dem Engländer Dr. Cartwright, einem Geiftlichen der englijchen Kirche, erfunden. Zu diejen Webe- majchinen bat man endlich auch ſolche conjtruiert, welche den ge— webten Zeugen mit höchſter Vollkommenheit ihre letzte Vollendung gaben, als: Walt, Scheer:, Preſs- und Decatiermajfchinen.

In unjerer Stadt ward die Weberei, wenigjtens die fabrife- mäßige, erjt im Jahre 1837 durh Carl Guſtav Schmid! und Eduard Schmid! (Firma C. G. Schmid! & En.) eingeführt. Erjterer baute zu diefem Behufe das Tabrifsgebäude NE. 411, worin die Weberei mit der von feinem Vater übernommenen Pojamentiererei vereinigt wurde. Diejes Etablifjement erhielt auch das staatliche Privilegium und gieng bald nach dem Austritte des Eduard Schmid! in den alleinigen Beſitz des Carl Guftav Schmid! über. Die Weberei bejchäftigte mehrere hundert Leute, hatte bereits mehrere mechanische Stühle, eine Dampfjärberei und eine Niederlage in Wien. Erzeugt wurden: Laftings, Orleans, baum- und balbwollene Damajte und verjchiedenartige wollene und halbwollene Kleiderjtoffe. Im Jahre 1847 löste indes der Inhaber das Geſchäft auf, baute in das eine Gebäude NE. 82 eine ameri= kaniſche Meahlmühle, während das Stockwerk des ehemaligen Fabrifsgebäudes zu einem Schüttboden und das Erdgeſchoſs zu einer vielbefuchten Bierfchänfe umgewandelt wurde. Sn jpäterer Zeit ward ein Theil desjelben feiner urfprünglichen Bejtimmung zurücgegeben, da Norbert Wienges in den gemietheten untern Räumlichkeiten ein Web- und Pojamentiergejchäft etablierte. Derjelbe arbeitete auf Handwebjtühlen, von denen er mehrere an jeine Ar— beiter in Echmiedeberg und Weipert vertheilt hatte, Sammte und jeidene Futterſtoffe, ferner Poſamenten, Spitzen und Beſatz—

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bänder; die im Haufe NE. 351 von ihm aufgejtellten Klöppel— majchinen wurden durch Waſſerkraft betrieben.

Diefe Weberei wurde nach wenigen Jahren wieder aufgelajjen, und iſt Das Fabriksgebäude gegenwärtig in ein Curhaus eingerichtet.

Auch der aus der früheren Firma C. G. Schmidl & ©. ausgejchiedene Eduard Schmid! hatte in feinem Haufe NE. 144 eine MWebwarenfabrif in denſelben Artikeln errichtet, die ev aber ebenfalls jpäter wieder auflöste. Gleichzeitig mit beiden Firmen

Blehhammer Nr. 7.

trieb auc, Vincenz Seidl in jeinem Haufe NE. 62 Weberei und erzeugte vorzüglich baum- und halbwollene Möbeljtoffe, jedoch in weit geringerem Umfange. Nach feinem Tode gieng jedoch auch diejes Gejchäft wieder ein. Nachdem noch im Jahre 1856 bie Firma Wenzel Shmidl & Söhne einen vorübergehenden Verſuch gemacht hatte, die von Carl Guſtav Schmidl aufgelafiene Weberei wieder aufzunehmen, jchien diefelbe für Weipert verloren gegangen zu fein, bis jih im Jahre 1870 Aulius Schmid! mit Theodor

501

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Sieben, welch leisterer vorher in der Seidenweberei zu Schmiede- berg angejtellt war, aljveierte, im Blechhammer Nr. 7 mechanifche Webjtühle aufftellte und diefe durch Dampfkraft in Bewegung fette. Die Zahl der Stühle wurde jpäter bedeutend vermehrt und darauf Laftings und Gloths erzeugt, jedoch mur in vohem Zuſtande, da die Narbe und Appretur im Wege des Veredlungsverfahrens im Auslande bejorgt wurde. rüber arbeitete diefe Firma auch Sammte und Seitenjtoffe auf Handjtühlen, welche Kabrifation jedoch in neuerer Zeit aufgegeben wurde. Gegenwärtig werden daſelbſt durch Alfred Schmid! Pojamenten und durch die zirma Müller & Wegl Stoffe für Negenjihirme erzeugt.

Die Brauerei, deren Gefchichte wir in unferem vrrigen Abjchnitte mit dem Jahre 1850 verlafien haben, wurde, wie eben auch bemerft, durch einen Verwalter und einen Bräuausſchuſs von 8, beziehungsweile 12 Mitgliedern verwaltet. Im Jahre 1850 waren mehrfach Klagen über ſchlecht erzeugtes Bier laut geworden, weshalb die Gaftwirte zur Einführung fremden Bieres ich entjchloffen. Der Bräu— ausſchuſs hatte, um dieſen Uebelftand abzujtellen, eine Verſamm— lung der bräuberechtigten Bürger veranlajst, wobei die Verpach- tung des Bräuhauſes bejchlojjen wurde. Da jedoch der veranjchlagte Pachtſchilling per 2500 fl. EM. den Competenten aus dem Grunde zu hoch jchien, weil es an genügenden Kellerräumen mangelte, fo musste von einer Verpachtung Umgang genommen werden und wurde der frühere Bräuer Kuhn für unbejtimmte Zeit wieder angejtellt. Bei diefer Gelegenheit wurde der Bräuer zur Leiftung einer Caution von 800 fl. EM. verhalten und dejjen Bezüge feitgejtellt. Derjelbe jollte für jedes Gebräu 6 fl. 20 kr., für jedes Strich Gerjte 5 fr. EM. als Walzerlohn und von jedem zweiten Gebräu einen halben Eimer Bier erhalten. Im Jahre 1856 wurde ein neuer Bräuer in der Perſon des Rudolf Zahm gewählt. Früher wurde das Malz in der Gemeinvemühle geſchroten. Gegen Ende des Jahres 1340 wurde jedoch eine Malzquetiche angekauft, die durch Menjchen-

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fraft bewegt wurde. Wegen beichränfter Räumlichkeiten und vor— züglich wegen Mangel an Kellern konnte nur obergähriges Bier gebraut werden, und es blieb den Gajthäufern und Bierihänfen überlafjen, das Bier in ihren Kellern ablagern zu laſſen. Da jich indejs die Biercomjumtion troß einzeln laut gewordener Klagen über minderwertiges Bier außerordentlich gejteigert hatte, und man zu einem alten abgelagerten Biere es jelten bringen fonnte, wurde das angrenzende, gegenüber an der Straße liegende Grundſtück fäuflich erworben, in dasjelbe im Jahre 1858 die noch bejtehenden Kellerräume um 1600 fl. EM. eingebaut, dieje unter der Straße hinweg mit dem Bräuhaufe verbunden und mit der Erzeugung von untergährigem Biere begonnen. Man hatte indejs blos halbe Ar- beit gemacht und bald eingejehen, daſs das bisherige Brauhaus für einen größeren Betrieb ganz unzureihend ſei und entſchloſs ſich endlih, auf dem angefauften Grundſtücke und über dem neuen Keller das jegige Brauhaus (NE. 494) zu erbauen, wonit 1865 begonnen und worin am 1. April 1869 das erjtemal gebraut wurde. Der Bau fojtete (ſammt Pfanne und Einrichtung) 37.176 fl. 06 fr. ö. W. und enthält zwei große Gähr- und drei Xagerfeller, das Kühlhaus mit einem neuen cifernen Kühlichiff, das Siedehaus mit einem jchönen Chalander; im erjten Stocwerfe die Bräuerwoh- nung, einen großen Saal zur Aufbewahrung der Brennmaterialien und Utenjilien, das Comptoir, die Malzdörre und noch andere Räumlichkeiten. Der Gujs bejteht in 48 Heftolitern, Das alte Brauhaus wird gegenwärtig noch zur Binderei und zur Aufbe— wahrung der Gefäße benüßt.

Die 229 bräuberechtigten Bürger traten mitteljt Vertrages vom 17. Februar 1861 zu einer Geſellſchaft zuſammen und bilden die unterm 21. Mai 1864, Zahl 4597, handelsgerichtlich proto— colfierte Firma „Weiperter Bräubürgerſchaft“. Dieje bejitt laut Weiperter Grundbuchseinlagen Nr. 494, 788, 789 und 790 die Realität NE. 494 nebſt Grundjtüfen jammt Fundus instruetus und ein nicht unbedeutendes Betriebsvermögen.

Sm Sahre 1872 wurde ein neues Malzhaus mit einem Kojtenaufwande von 20.456 fl. 25 fr. d. W. erbaut und unter Berücfichtigung der neuejten Erfahrungen eingerichtet. Das alte

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503 baufällige und unzweckmäßige Malzhaus NE. 171°) kaufte am 1. Februar 1872 Anton Wagner aus NE. 202 um 1530 fl. d.W., der es größtentheils abtragen und an ber Stelle das jeßige Gafthaus erbauen ließ. Das Brauhaus wurde nun leiftungsfähiger, und das Weiperter Bier erfreute ſich in der ganzen Umgebung eines guten Rufes. Der Bierconfum batte im Jahre 1880, wo 198 Gebräu gemacht wurden, feinen Höhepunkt erreicht. Bisher wurde dem Bräuer Rudolf Zahm alles Lob des erzeugten guten Bieres wegen gezollt. Vom Jahre 1881 an nahm aber die Qualität des Bieres allmählich ab; der Conſum war im Jahre 1883 bereits auf 164 Gebräu, im Jahre 1884 jogar auf 123 Gebräu herabge— ſunken. Der Bräuausſchuſs ſah ſich 1883 veranlajst, den vielſeitig (aut gewordenen Klagen über ſchlechtes Bier gerecht zu werden und hei der Bräubürgerfchaft die Kündigung des Bräuers zu beantragen. Diefer Antrag batte die Zuftimmung des Plenums erhalten, und es wurde ein neuer Bräuer, Heinrich Gauba, angejtellt, welcher am 1. October 1883 feine Stelle hier antrat. Yeider wurden die in den neuen Bräuer gejegten Hoffnungen nicht erfüllt; Das Bier wurde immer fchlechter, viele Kunden des Bräuhauſes blieben zurüd, und jo jehen wir während des Jahres 1884 den Conſum auf das Minimum von nur 123 Gebräu herabjinfen. Dev Bräuausſchuſs, der unter den ſchwierigſten Verhältnifjen jeines Amtes waltete, mujste fich entjehliegen, dem Bräuer zu Fündigen, und bis zur Wahl eines neuen Bräuers die Bräuerei ganz einzuftellen. Am 7. October 1884 trat hier der neue Iräuer Johann Hofmann, welcher bisher bei der Komotauer Bräuerei als Kellermeilter angejtellt und bejtens empfohlen war, feine Stelle an. Wohl hat ſich unter diefem Bräuer der Bierconfum etwas gehoben, allein die ausgebliebenen Kunden von auswärts konnten bei der größer gewordenen Goncurrenz der Bräuereien zu Preßnitz, Klöfterle u. a. nicht mehr herangezogen werden; in Weipert ſelbſt wurden fremde Biere genug verzapft, jo von Preßnitz, Klöjterle, Komotau, Dberdorf, Werns- dorf, Libotſchan, Schladenwerth, Pilfen Michelob u. a.

*) Siehe Seite 56,

904

Was die Verwaltung des Bräumefens betrifft, jo haben wir bereits erwähnt, dajs Wenzel Hackl NE. 59 am 30. Detober 1850 zum Bräuverwalter gewählt worden war. Nach dem Rücktritte des- jelben wurde Joſef Dittrih NE. 194 und nad diefem Johann Kreuzig (NE. 160), der vorher die Stelle eines Bräucontrollors befleidvet hatte, als Bräuverwalter gewählt. Die Controlloritelle wurde von der Zeit an ganz aufgelafjen.

Mit dem Eintritte der Bräuhauserijis im Jahre 1883 wech— jelten die Bräuverwalter und die durch die behörblich bejtätigten Statuten normierten Vorjtände oder Obmänner des Bräuausschuffes jehr jchnell hinter einander; die Rechnungsführerjtelle hingegen blieb duch eine längere Reihe von Jahren durch eine und diefelbe Perſon bejett. Nachdem im Jahre 1851 Vincenz Die auf die Rechnungs: rührerjtelle verzichtet hatte, wurde Rupert Englert als jolcher ge- wählt, der dieje Stelle bis zu jeiner Erfranfung im Jahre 1882 befleidete. Nach ihm wurde Kranz Kreibich gewählt, der die Stelle am 11. Februar 1883 antrat und diejelbe noch heute verjieht.

Am 1. Jänner 1883 trat der nad Johann Kreuzig neu gewählte Bräuverwalter an, welcher aber jchon nach wenigen Monaten rejignierte, und wurden die Geſchäfte provijortich durch Albin Siegl geführt. Zu Anfang des Jahres 1984 rejignierte auch der Obmann des Bräuausſchuſſes, Bürgermeifter Ignaz Frimmert, dem jid) auch der provijoriiche Verwalter Albin Siegl anjchloje. Die Generalverfammlung wählte am 24. Februar 1884 zum Borjtande Raimund Bittner und zum Bräuverwalter Eduard Schenk (NE. 611). Doch das Bräuweſen ward durch die unglüclich getroffene Mahl des Bräuers Gauba zu weit verfahren, und es hatten zu= folge deſſen weder die abgegangenen, noch die neugemwählten Borjtände und Verwalter Wunder zu wirken vermocht.

Erſt mit der Wahl des Bräuers Hofmann fam mehr Rube und Stabilität in das Gejchäft, und nachdem man im Jahre 1885 am 9. Mai die Auflafjung der Bräuverwaltersitelle und die Ver: einigung der Gejchäfte mit der Vorjtandsitelle des Bräuausichufjes bejchlojjen hatte, wurde Johann Baier als Vorſtand gewählt, der auch heute noch als ſolcher fungiert.

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Auch unter dem Bräuer Hofmann wurden Klagen über Ichlechtes Bier laut; Hofmann verzichtete jelbjt auf die Bräuer- itelle, weshalb dieſe am 13. October 1889 an den Bräuer Karl MWejjely, bisher Bräuer in Manetin, verliehen wurde. Am 24. Februar 1890 wurde mit dem Ausjchänfen des von diejem Bräuer erzeugten Bieres begonnen.

Im Nachitehenden lafjen wir eine Tabelle über alljährlich ge- machte Gebräue und über die an den Staat geleijtete Berzehrungs- iteuer folgen.

| Ge | Steuer | Ca . | 306: J 1856 | 60 4800 so || 1873 | 163 | 13066 | 08 1857 68 | 5450 | 88 1874 | 183 14669 | 28 | ı 1858 64 | 5120 | 24 1875 | 172 13787 92 1859 55 | 4408 80 1876 | 174 13947 84 | 1860 58 | 4649 | 28 1877 | 171 13707 36 | 1861 51. | 4408 | 16 1878 | 168 13466 | 88 |

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1862 | 63 | 5050 | 08 1879 | 160 | 12825 | 60 ı 1863 | 64 | 5130 | 24 1880 || 198 || 15871 | 68 1864 | 90 7214 | 40 1881 | 180 | 14418 | 80 1865 || 102 | 8176 | 32 1882 | 190 | 15230 | 40 1 1866 | 100 | 8016 | 1883 | 164 || 13146 | 24 1867 || 118 | 9458 | 88 1884 || 123 9859 | 68 1 1868 | 110 | 8817 | 60 1885 | 165 | 13226 | 40 1869 | 117 | 9378 | 72 1886 | 165 || 13226 | 40 1870 | 102 8116| 32 1887 | 165 || 13226 | 40 1871 || 120 | 9616 | .20 1888 || 167 || 13386 | 72

| | | | Was die Gehalte und Entlohnungen des Bräuperjonales be- trifft, jo jind diefe mit Ausnahme dev Rechnungsführerjtelle, welche mit 600 fl. jährlich dotiert ijt, nach der Anzahl der jtattgefundenen Gebräue reguliert; hiernach enthält der Bräuer von jedem Gebräu 10 fl. und der Bräuvorjtand 3 fl.

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Die Sleumbrennerei

jcheint nach unferer Stadt von Kupferberg aus, wo es jehr früh— zeitig Dleumwerfe gab, verpflanzt worden zu jein. in gewifjer Michael Liewald fam im Jahre 1740 von Dberhals nad) Neugefchrei, heiratete und trieb dort Getreidehandel. Ein Sohn von ihm, Franz Anton Yiewald, lernte wahrjcheinlih in Kupfer— berg die Dieumerzeugung fennen, faufte nach einigen Verſuchen, die er im Haufe feines Vaters mit Erfolg gemacht, im Jahre 1772 das Haus NE. 1 umd errichtete dort eine Oleumbrennerei von anz geblich 20 Defen.

Damals gewann man das Oleum oder die rauchende Schwefel- ſäure noch aus kryſtalliſiertem Sijenvitriol, der in Altjattl bei Elbogen und in Nadnib bei Piljen aus dem Alaunjchiefer durch defien Verwitterung, Auslaugung und Abdampfen der Löſung gewonnen wurde. Derjelbe wurde dann in röhrenartige Netorten gefüllt, die bei den Hälfen in der Art eingemauert waren, dajs jie mit der Hinterwand aneinander jtießen und jo dem euer eines Slammenofens ausgejegt waren. An der aus dem Ofen ragenden Mündung der Retorten wurden dann mitteljt Lehm ebenfalls röhren- artige Vorlagen aus hartgebranntem Thon befejtigt und dann durch) heftiges Feuer die im Gijenvitriol enthaltene Schwefeljäure in bie Borlage getrieben, wo ſie ſich verdichtete, nach dem Brande in Thonflafchen gefüllt und verjendet wurde. Der Rückſtand in den Retorten war das fogenannte Caput mortnum, das theilweife als vothe Farbe verwendet wurde, und wovon man bei dem Haufe NE. 1 noch mächtige Lager unter der Aderfrume findet. Wenn nun Liewald wirklich 20 ſolche Defen, und wenn auch nur in Fleinerem Maßſtabe beſaß, jo mujs das Geſchäft für die damalige Zeit ſchon bedeutend gewejen fein, was auch glaublicy wird, da wir finden, dafs Xaver Schönland mit 4, Johann Bart! mit 6 Pferden fortwährend bejchäftigt waren, das Dleum nah Linz und jelbjt bis nad) Ofen zu verfrachten. Auch die Herbeilchaffung des Eijen- vitriols von Altfattl beichäftigte fort mehrere Gejchirre. Liewald errichtete auch in Pleil eine ähnliche Brennerei und kaufte von der Herrichaft zu diefem Behufe am 15. März 1782 6 Metzen 14

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WESWEGEN Zm

Duadratsstlafter Feldgrund gegen einen jährlichen Erbzins von 4 fl. 543/, fr. Auch erhielt er 150 bis 290 Klafter Schzitholz gegen den laufenden Waldzins. Indeſs muſs Liewald bald geſtorben und müfjen feine Vermögensverhältnifje doch nicht jo glänzend gewejen jein, da das Pleiler Werf am 31. December 1785 wegen diejes Ablebens und der Schulden halber lieitande an Gottlieb Ender- lein und Eonjorten aus Bockau in Sachſen um 1300 fl. ver- fauft wurde. Sein Werk und jonjtiges Befistbum in Weipert faufte Karl Viehweg aus Sachen, trieb die Brennerei eine Furze Zeit fort und verkaufte das Haus ſammt Grundſtücken endlich an Auguft Pohl, der es ganz umbauen und in eine Strumpfwaren- fabrif einrichten ließ. Viehweg zog mit Hinterlaffung von Schulden nah Wromov bei Radnitz, wo jeine Witwe noch im Sabre 1841 ein Dleumwerf in Pacht hatte. Auch der biejige Bürger Felix Schwab hatte mit jeinem Schwager, dem jogenannten Königmüller in Stolzenhan, eine Dleumbrennerei errichtet, die aber unter jeinem Sohne Wenzel Schwab wieder eingieng.

Daſs diejer Erwerbszweig fich in unjerer Gegend nur je lange halten Fonnte, als das Oleum noch jehr theuer und das Holz jehr billig war, ijt ganz natürlich. Beide Bedingungen waren jedoch im Anfange unjeres Jahrhnnderts nicht mehr vorhanden, denn die Wälder hatten jich gelichtet, und die Werfe von Altjattl und Radnitz erzeugten ihren Eifenvitriol und ſpäter ihren Vitriolſtein aus dem Mlaunjchiefer nicht nur jelbit, jondern Tagen inmitten eines weiten Kohlenbeckens. Die billige Kohlenheizung und die ver- mebrte Eoncurrenz bedingten num ein vafches Sinfen des Oleum— preijes, bei welchem die hiejigen Brennereien, die das Nohmaterial erit ihren Eoncurrenten abfaufen, dasjelbe weit verfrachten und mit theuerem Holze ausbrennen mujsten, nicht mehr bejtehen fonnten.

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Die Mürllerei

finden wir, wenn auch erſt in ihren primitiven Anfängen, jchon bei den älteſten Völkern, die ung in der Gefchichte begegnen, doch it es nicht befannt, wer zuerjt die herrliche Erfindung machte, aus den Getreideförnern Mehl und aus diefem das unentbehrliche Brot zu gewinnen. In den ältejten Zeiten jtampfte man das Getreide in hölzernen oder jteinernen Mörjern, oder zervieb es zwijchen zwei Steinen, woraus endlih die Hand» und Roſsmühlen entjtanden. Die Wafjfermühlen jtammen aus dem Orient und waren zur Zeit Conftantins d. Gr. (311—337) noch ſehr unvollfommen.

Wie man damals die Kleie vom Mehle trennte, iſt nicht be- fannt; wahrſcheinlich geichah es durch Handſiebe, denn erjt im Ans fange des XVI. Jahrhunderts Fam das Beutelwerf auf. Erſt in neuerer Zeit hat man in der Müllerei großartige Fortſchritte ge— macht. Man jtellte die Mühlſteine aus einzelnen Stücden zufanmen, vertaufchte das gewöhnliche Beuteltuc, mit feiner Seidengaze, nahm das amerikaniſche Syſtem an und erzeugt num ein Mehl jo rein- weiß und haltbar, dajs faum mehr etwas zu wünjchen übrig bleibt.

In Böhmen wurde die erite Mahlmühle mit Wafjerbetrieb in Saaz erbaut; die erjte amerifanijche Mühle wurde in Loboſitz im Sabre 1844, die zweite in Smichow bei Prag im Jahre 1845 und die dritte in Weipert von Carl G. Schmid! im Haufe NE 82 errichtet und lettere am 9. April 1847 in Betrieb geſetzt. Während die meijten ausländiihen Mühlen nach amerifanijchem Syſtem durch einen einzigen Mahlprocejs Hülle und Mehl trennen, wird in den meilten djterreichijchen, nach amerifanijchem Syſtem gebauten Mühlen durch mehrmaliges Aufjchütten zuerſt Schrot, dann Gries und erjt aus diejem das feinjte Mehl gewonnen, das eigentlich nichts anderes it, als jehr feiner Gries, dem das Mehl beim Gebrauche das befannte Aufquellen verdankt, währent beim ausländifchen die Stärfmehlfügelchen bereits zerrijjen oder zer- quetjcht jind.

Die Mühlen in Weipert haben wir bereits im Verlaufe unjerer Gejchichte verfolgt. Die erjten entjtanden zugleich mit dem

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Freihofe zu Anfang des XVI. Jahrhunderts uud zwar die jeßige Flohrer- und Heidmühle NE. 156 und 154, welch letztere, wie jchon erzählt, erjt im neueſter Zeit in eine PBojamentenfabrif eingerichtet wurde. Am Anfange des Xi. Jahrhunderts entjtand auch die Gemindemühle NE. 195, welche von der Gemeinde an verjchiedene Pächter vergeben war. Nach unjeren Kirchenbüchern finden wir im Jahre 1676 als Pächter der Gemeinde-Mahlmühle Chriſtoph Caaden, welcher aus Görkan jtammte, im Jahre 1679 Michael Yorengen, im Jahre 1682 und 1698 Jakob Yang, welcher biejiger Bürger, Viertelsmeifter und Mimeiſter des ehr: jamen Bäcerhandwerfs war und wöchentlih 1 fl. 30 fr. Zins an die Gemeinde-Cämmerei zahlen mujste. Yußerdem mujste er jedem Rat ksireunde alljährlich jo viel Malz, als zu einem Gebräu noth- wendig war, unentgeltlich mablen. Lang mujste den Pacht in der Zwiſchenzeit aufgelafien haben, weil 1687 Andreas Die als Tächter der Gemeinde-Mahlmühle angeführt erjcheint. 1703 pachtet die Mühle abermals Chriftopp Gaaden, 1704 (5. Auguft) Salemon Schmidl, ein Sohn des Weißbäckers Joh. Schmidl, der mit Contract am 24. Juli 1713 die Mühle fäuflih an ſich bringt. Die jogenannte Bärenmühle (NE. 22), welche gegen= wärtig in die Strumpf- und Wirkwarenfabrif von Franz Pohl's Söhne Nachfolger nmyewandelt it, entjtand im Jahre 1695, die jogenannte Kajetanmühle (NE. 93) ſchon jeit längerer Zeit außer Wetrieb gejeßt, im Jahre 1717. Außer dieſen angeführten Mühlen bejtanvden bier noch die Kunzmühle (NE. 222), welche am 21. April 1887 zum zweiten Male abgebrannt, gegenwärtig auch wieder aufgebaut ijt. Die Betermühle, zu Böhm.- Hammer gehörend, war urjprünglich eine Rohrſchmiede und brannte am 26. Augujt 1880 ab. Die Jranfmühle (RE. 52) war anfangs eine Bapiermühle, gehörte der Gemeinde und hat im Verlaufe der Zeit, wie wir jpäter hören werden, mehrfach in den Bejitern und in der Einrichtung gewechjelt.

Gegenwärtig bejtehen hier nur no) die Grundmühle (NE. 82), welche jet im Beſitze des Wilhelm Recke ijt, die Flohrer— oder Bartlhannsmühle NE. 156 und die von Joſef und Anton Preikig aus Preßnitz (Befiter der dortigen Stadtmühle) wieder

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aufgebaute Kunzmühle NE. 222 in Neugejchrei. Bei der auf- gelaffenen Heidmühle (NE. 154) und bei der ehemaligen Gemeinde mühle (NE. 195) bejtehen noch Brettjägen.

Die Papiermübhlen

ind eine Erfindung des XIV. Jahrhunderts, als das Leinenpapier auffam, auf welchem das ältejte Dofument vom Jahre 1308 datiert it. Indeſs it die Papiererzeugung jelbit viel älter. Oteinplatten, Tafeln aus weichen Metallen, Elfenbein, Thon und Wachs waren jedenfalls die erſten Materialien, auf welchen gejchrieben wurde.

Viehzuchttreibende Völfer benußten Häute und Gedärme, jelbjt der Panzer der Schildfröte fand dazıı Anwendung. Bald aber gab man vegetabiliihen Subjtanzen den Vorzug. In Andien jchrieb man auf PRalmenblätter. Den Bajt und die Rinde der Birfe, Ulme, Linde u. j. w. benüsten die alten Deutjchen und die Indier, nur ſchrieben letere bereits mit Delfarbe, während erjtere ſpitze Werf- zeuge dazu verwendeten. In Aegypten machte man aus der Papyrus— ſtaude Papier, das jchon dem unjerigen ähnlicher war. Man zer- theilte den Stengel dieſer Staude in jehr dünne aber möglichſt breite Blättchen, legte diefe auf einem Tijche aneinander, breitete in der Quere eine zweite Lage darüber aus, vereinigte beide durch Preſſen und Trocknen und machte dann mit einem Knochen oder einer Mujchel die Oberfläche glatt und glänzend. Diejes Papieres, das in verjchiedenen Sorten angefertigt und in Rom wejentlich verbeflert wurde, bediente man jich viele Jahrhunderte hindurch und jcheint es jogar noch im X. Jahrhundert unjerer Zeitrechnung benützt worden zu fein. Nur das Pergament machte ihm jchon damals Goncurrenz. Unmittelbar der Erfindung unferes jeßigen Papieres vorangehend war das Baumwollpapier, das von den Arabern be- jonders in Spanien gefertigt und im IX. und X. Jahrhundert der allgemeinen Papiernoth abhalf. Die Art jeiner Bereitung aus rohen Baummollfafern ijt nicht genau ermittelt; das Fabrikat war did, gelb und brüdig. Jm XV. Jahrhundert war das Baumwollpapier theilweife noch im Gebrauche, obwohl man längſt angefangen hatte, leinene Zumpen zu Papier zu verarbeiten, und Uhlmann Stromer

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im Sabre 1390 die erjte Papiermühle bei Nürnberg, die jeßige Sichtenmühle, erbaut hatte. Dies war die erite Papiermühle in Deutjchland; die zweite jol in Chemnitz im Sabre 1398 ges gründet worden jein, während die erſte in Europa Stalien bei dem Schloſſe Fabriano in der Marf Ancona jeit 1340 beſaß.

Obwohl damals England und Holland nach feine, Frank— veih nur eine geringe WBapierfabrifation bejaßen, wurden Die deutſchen Popiermühlen im 3Ojährigen Kriege von dieſen Yändern überflügelt, und es dauerte bis 1665, wo ein Deutscher in Hol- land die holländische Zerfalerungsmaichine (Holländer) erfand, die nun in allen deutichen Papiermühlen eingeführt wurde und die— jelben wieder coneurrenzfähig machte. Im Jahre 1730 wurde ebenfalls von einem Deutjchen die Lumpenſchneidmaſchine erfunden, und eine neue Periode in der Papierfabrifation begründete Louis Robert in Eſſonne, als er im Jahre 1799 die Papiermaſchine erfand, durch welche automatifch der Papieritoff zu einem fort- laufenden DBfatte vereinigt werden fann. Die Anwendung der Ehlorbeiche, ausgedehnte Benußung der Majchine und Dampffraft förderten nun die Fabrikation immer mehr, und die trefflichen Pa— piere der Neuzeit danft man der auferordentlichen Neinlichkeit und manchen Erfindungen, wie der des Knotenfanges, der rotierenden Kocher und des Kochens unter erhöhten Drucke mit Alkalien. Im Bereiche der Prager Handelskammer wurde die erjte Fabrik auf Maichinenpapier im Jahre 1836 errichtet. Im Jahre 1857 zählte man 2 Sabrifen und 18 gewöhnliche Bapiermühlen, in denen 40.000 &entner Hadern verarbeitet wurden. Die größte Fabrik befand fih in Wran, in welcher 828 Arbeiter 15.000 Gentner und 5200 Ballen verjchiedener Papierſorten im Werte von 496.000 fl. lieferten. Im Bereiche der Egerer Handelsfammer ge vieth die Papierfabrifation jeit dem Jahre 1836 immer mehr in Verfall und erholte jich evjt nach dem Jahre 1848 wieder. Im Sahre 1851 zählte man 8 Bapierfabrifen mit einer Productiong- menge von etwa 1000 Gentner Bapier.

Zu all den neuen Verbefjerungen bat fich jedoch Feine von den drei früher in Weipert bejtandenen Papiermühlen erhoben, und diefer Mangel an Kortjchritt iſt wohl hauptfächlich mit Schuld,

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dajs jie alle gänzlich eingegangen jind. Es jind dieſe die zwei ältejten, nämlich die obere Bapiermühle NE. 244, welde am 28. November 1881 abgebrannt ift, und die jegine Frankmühle (früher Pitſchmann-Mühle), welche beide jchon im Jahre 1668 beitanden haben müſſen, da in diefem Jahre in einer Anweifung der Hutweiden vom Preßnitzer Oberamte von der oberen Papier- mühle im Gegenſatze zur untern gejprochen wird. Auch, finden wir in den alten Büchern, daſs 1692 hier der Papiermacher Wenzel Krumbholz lebte, der eine Papiermühle beſeſſen habe. Die erjt am 5. October 1889 abgebrannte Papiermühle (Trinksmühle) war damals noch ein Blechhammerwerf und iſt erjt im Jahre 1731 in eine Papiermühle umgeändert und an Samuel Weihrauch vers pachtet worden. Mit Conjens des föniglichen Oberamtes Joachims— thal vom 31. Mai 1737 verfaufte die Gemeinde in Anwejenheit des Rathes, der DViertelmetjter und des Ausichufjes am 26. Juni 1737 die der Gemeinde gehörige und am alten Blechhammer ge= legene Bapiermühle jammt dem Inventarium und dem hinter der Mühle bis oben am Graben des alten Schütteiches, einerjeitS am Grenzwaſſer, anderjeits am Mühlgraben, und unten an der Mübl- und Radſtuben-Waſſerlauf liegenden Stück Felde, wie jolches verraint und verjteint ijt, mit allem Hecht, Gerechtiafeiten, Nutz— und Dienjtbarfeiten, um den baren Kaufihilling von 1080 fl. und gegen den perpetuirlich (immerwährenden) darauf haftenden und zu entrichtenden jchuldigen Erbzins von 100 Gulden an den Pächter Samuel Weihraud. Die durch die allergnädigiten Privilegien ertheilten sreiheiten des Bier- und Branntweinſchankes, dann das Recht zu bräuen oder was ſonſt dem daneben befindlichen Gemeinde— Wirtshaufe nachtheilig jein könnte, behielt jich die Geweinde vor. Die Kaufjchillings- Summe wurde durch Weihrauch ſofort an die Gemeindefammerei entrichtet und 1 fl. an Gottespfennig erlegt. Der Käufer hatte ſich noch verpflichtet, alljährlich zu Weihnachten dem Stadtrathe 3 fl. zum heiligen Abend zu verabreichen. Nachdem Weihrauch gejtorben war, lieg die Witwe im Jahre 1746 bie ererbte Papiermühle ihrem zukünftigen Eheconjorten Joſef Anton - Trinfs verjchreiben, von dem fie jpäter auf deſſen Sohn Sofef Wenzel Trinfs übergieng. Im Sabre 1759 vermachte der Papier-

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müller Sojef Anton Trinfs der biefigen Kirche ein Legat von 150 fl., welcher Betrag am 23. Tebruar desjelben Jahres Bei den Pater FTrancisfanern in Kaaden auch erlegt wurde. Dieje Papier- mühle jtand Bis zum Abbrande (1889) in Betrieb; indejs hatte der Beſitzer Rudolf Reißig mit jeinem Sohne Norbert wohl nur geringere Sorten von Papieren wie auch Pappen erzeugt.

Die obere Papiermühle NE. 244 hatte früher verjchiedene Eigenthümer, von denen Anton Kiswotter viejelbe am längiten befaß. Im Sahre 1841 gieng jie an Sojef Lenhard über, der fie in eine Pojamentenfabrif umgejtaltete und die dabei befindliche Brettfäge erbaute. Nach feinem Tode kam die ganze Bejiung an Anton Preis und Iſidor Kreuzig, die darin eine Gerberei ein- richteten. Später übergieng jte an Johann Hippmann und nad) dem Brande an deſſen Sohn, der an der Branpdjtätte nur mehr das jetige Wohnhaus erbauen ließ. Die ehemalige mittlere Papier- mühle NE. 52 war Eigenthum der Gemeinde und befand fich in einem ganz baufälligen Zuftande. Da am 29. Juli 1737 der hieſige Papiermachermeijter Ernſt Glaſer den Conſens zur Er: bauung einer Papiermühle erhalten hat, jo überließ man dieſem die eingegangene Mühle gegen einen niederen Erbzins und ver- faufte ihm auch noch wegen Erweiterung dev Mühle ein Sail Feld bon den Hofgründen. Diejer hatte viele Veränderungen und Ber: bejjerungen vornehmen lafjen, konnte fich aber troßdem nicht halten und mujste, da ev jelbjt den herabgefeßten Zins nicht mehr zu bes zahlen im Stande war, die Mühle wieder an die Gemeinde ab- laſſen, welche fie am 18. Mai 1775 an den Gemeinde-Xeltejten Georg Schmid! verfaufte, der fie in eine Rohrſchmiede einvichtete, Doch auch dieſer verfaufte am 9. Juli 1784 die Nohrjchmiede jammt dem danebenitehenden Wohnbäust NE. 53, dasſelbe ward jpäter baufällig, wurde ganz abgetragen und das nod) brauchbare Holz bei dem Bau des Haufes an jetiger Stelle ver- wendet mit dem hiezu erblich gehörigen 3 Land Meh - Sail Wiefen und Aderfeld und einem fleinen Teich! (Hofteichl) an den Bapiermachermeijter Anton Kiswetter, der jchon die obere Papier— mühle bejaß, um den Betrag von 775 fl., der ſie wiederum in eine Bapiermühle umbauen ließ. Von diejem übergieng die Papier-

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mühle an deſſen Sohn gleichen Namens und jodann an Karl Pitſchmann (daher der Name Pitichmannmühle), der ſie jpäter an Sohann Frank verkaufte. Diejer lieg in das Gebäude wieder eine Mahlmühle einrichten, welche jpäter abeımals eingieng. Ge: genwärtig wird, wie wir ſchon mitgetheilt haben, die Wafjerfraft zum Betriebe von Majchinen für Holzdrehslerei und Maſchinen— bauerei benüßt.

Das Papier, urjprünglich zu dem Zwecke des leichteren jchrift- lichen Verkehrs verwendet, it jeit der Erfindung der Buchdrucker— funjt (1440) durch feine Verwendung in der Literatur und Tages- preffe ein wichtiger Factor im Dienjte der Cultur, ein großer Hebel der fortichreitenden Givilifation geworden. Auch die Induſtrie hat jich des Papiers bemächtigt, um es zu den verſchiedenſten Zweden zu verwerten. Eine bejondere Bedentung hat die Papier mafje für die Erzeugung von Spielwaren. Allbefannt iſt das Spielzeug von Sonneberg in Sahjen-Meinigen, wo Puppen- föpfe in großen Mengen fabriciert werden. Intereſſant und äußerſt (ehrreich jind die Kabrifate Dürfeld’s in Olbernhau. In erjter Reihe find es die täuſchenden Nahahmungen der verjchiedenen Naturfrüchte, dann die Nachahmungen der wichtigjten genießbaren und giftigen Schwämme. Dieje Imitationen können nicht allein eine geſchmackvolle Zierde jeder Tafel bilven, jie find auch ein wejentlicher Behelf beim Unterrichte der Naturkunde. Noch wollen wir zum Schlufje einige jtatijtiiche Daten, wie fie uns in Raab’s „Schreibmaterialien (Hamburg 1888) vorliegen, anführen. In Europa find außer zahlreichen fleinen Mühlen 2743 Papierfabriken in Betrieb. Die Bapierproduction des deutjchen Reiches beträgt etwa 5,960.000 Gentner, die Englands 3,914.000 Gentner, Defterreih-Ungarn jtellt 2,400.000 Gentner Papier her; im Ganzen beläuft ſich die Papierfabrifation Europa's auf rumd 20 Millionen Centner jährlih. Hievon werden 3!/, Millionen Gentner zu Zeitungen verbraucht.

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Die Färberei.

Bon altersher hat der Menſch Wohlgefallen gehabt an ver bunten Mannigfaltigkeit der Farben, welche ihm die Natur in den Blüten der Pflanzenwelt, in der ſchillernden Pracht des Gefieders der Vögel und Schmetterlinge, in den jtrahlenden Kryjtallen des jtarren Mineralreihs überall verjchwenderifch vor Augen brachte. Er juchte ſie nachzuahmen, jobald ſich der angeborene Schönheilsjinn einiger- maßen in ihm entwickelte, und jo entjtand die Kunſt der Kärberei. Sie ijt jehr alt und reicht jo weit als unfere ältejten Urkunden, ja noch vielfach über diefe hinaus. Schon die Bibel erwähnt, dafs Israel dem Joſeph einen „bunten Rod“ machte; demnach wurden gefärbte Gewänder als eine Auszeichnung betrachtet, was auch bei anderen Nölfern des Alterthums mehrfach der Fall war. Die Aegypter Fannten tie Verwendung der Farbſtoffe in der verjchiedeniten Weile; China und Japan haben gleichfalls die Bereitung umd Ucbertragung der Farben in jehr umfängliher Weiſe gefannt und geübt. Das eigentliche Schönfärbervolf des Alterthums waren aber die Phönizier, und ihre Stadt Tyrus galt als der Sit vollendetjter Kunſt in dieſer Richtung.

In den frühejten Zeiten jcheinen Weiß, Roth und Schwarz die ausschließlichen Karben für Kleidungsjtoffe geweſen zu jein; exit jehr Ipät trat in dem Make, wie jich die Kunjt des Färbens weiter uud weiter ausbildete, Blau, Gelb und andere Farben hinzu. Selbſt bei den von der Givilijation völlig abgejchloffenen Völkern fand man die Färberei zur VBerjchönerung ihres Anzuges mehr oder weniger entwicelt. Viele wilde Völkerſchaften erjegten befanntlich die Kleidung und deren Auszeichnung durch das Tätowieren. Auch dies ijt eine Art der Färbung, welche am Körper felbjt vorgenommmen wird; es werden mit jpißen, Fammartigen Inſtrumenten kleine Löcher in die Oberhaut gebracht und dieſe mit einem färbenden Pulver eingerieben. Aus dem Orient gelangte die Schönfärbefunt wahrjcheinlich) mit dem XII. oder XIII. Sahrhundert nad) Stalien ; Florenz und Venedig waren bald diejenigen Städte, deren Färbereien ven höchſten Ruhm erlangten. In Venedig erjchien auch das erite Werk über die Färberei (1548) und machte überall großes Auf-

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jehen. In Deutjchland war e8 der mächtige Bund der Hanſa, der auch diejem Gewerbszweige große Aufmerfjamfeit widmete; er ließ zuerjt aus Italien, dann aus den Niederlanden, wohin die Färbekunſt aus Italien gekommen, war, gejchiete Färber als Lehr: meijter der einheimijchen kommen. Dieſe bilveten ſchon jtattliche Zünfte, jo in Augsburg 1390, in Nürnberg, in Ulm, in Stuttgart, in Reutlingen 1377. Mit dem Anfange des XV.

Kunſt- und Seidenfärberei der Brüder Müller

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Jahrhunderts ſchieden fich die Färberzünfte in 2 Gruppen: bie erjtere Waid-, Tuch- und Nheinifchfärber, die andere Schwarz- oder Schlechtfärber. Die Leteren theilten jich 1418 wiederum in Schön- und Schledhtfärber; aber im Jahre 1595 fand eine Vereinigung der gejammten Färber zu der Zunft der Schwarzfärber oder Schön— färber vielerorten jtatt, jo im Kurfürjtentfume Sachen, wofelbit ein Holländer Schmitt gegen Mitte des XVI. Jahrhunderts zu Gera die erite Schönfärberei gegründet hatte.

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Sn der Seidenfärberfunft jteht heute Barmen noch mit in den vorderiten Reihen.

Was die Färberei fpeciell in Weipert betrifft, jo wurde eine folche bier im Sahre 1836 von Carl Gaſtav Schmidl gegründet und Wilhelm Müller aus Kirchberg in Sachſen als erjter Färber angejtellt. Dieje Yärberei übernahm im Jahre 1847 Eduard Schmidl (NE. 144) und führte jelbe, jedoh nur in Eleinem Maßſtabe, unter der Leitung des Färbers Müller bis zum Jahre 1857 fort. In diefem Jahre übernahm Müller das Geſchäft und verlegte es in jein eigenes, neuerbautes Haus NE. 434, wo es noch heute, allerdings bedeutend erweitert und in größerem Umfange, von jeinen Sähnen Wilhelm und Anton be trieben wird. Im Sabre 1859 errichtete auch Julius Schmidt in jeiner Fabrik (NE. 7.) eine Färberei, die er jedoch wieder auflieh. Zu Anfang der 1850er Jahre hatte auch der Ausländer Julius Bruns hier eine Seidenfärberei eingerichtet, die aber ſchon nach wenigen Jahren außer Betrieb Fam; tann folgte die Färberei des Wenzel Zahm (HE. 444), in den jechziger Jahren die der Firma Sted & Wolf, welche gegenwärtig außer Betrieb gejett it, und 18-5 die Järberei der Firma Kranz Pohl's Söhne Nachfolger, welche ſich lediglich bei dem bedeutenden Geſchäfts— umfange nur auf die Färberei jolcher Rohſtoffe bejchränft, die in ver eigenen Fabrik jelbit verarbeitet werden.

Gaftbäufer und Weinfhänken.

Mir haben bereits eingangs unſerer Gejchichte angeführt, dafs an der Stelle, an welcher wir den Anfang unjerer Stadt MWeipert zu juchen haben, und wo früher der Verkehr aus dem Tlachlande über das Erzgebirge nach dem Sachjenlande führte, alfo beim heutigen „Blechhammer” ein Ausſpann bejtand, wo Fuhrleute und Wanderer von den überjtandenen Bejchwerlichkeiten durch Speife und Trunk fich erholten. Es iſt demnach das noch heute beſtehende Gaſthaus am Blehhammer früher „zur gol- denen Weintraube” genannt als das erjtbejtandene Gajt-

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i 1 haus in Weipert anzujehen. Der Befiter des adelinen Freihofes,

Paul Spinpdler, hatte das Recht, Bier zu bräuen und zu ſchänken,

ihon 1473 mittelft eines Privilegiums”) von Bohuslav Felir, —— |

Lobkowitz von Haffenftein erlangt, welche Gerechtiame auch auf den Beſitznachfolger Hans Schneider übergiengen und dieſem mit Privilegium vom 11. November 1526 bejiätigt wurden, Es ift

deshalb der ehemalige Freihof, das heutige Gaſthaus „Stadt Leipzig”, |

als das zweite bejtandene Gajthaus in Weipert anzunehmen. Erit als Kaifer Rudolf II. (1607) unferem Flecken auch die Gerechtfame ertheilte, Bier brauen und augjchänfen zu dürfen, entjtand die der Gemeinde gehörige Rathhausſchänke.

Die Rathhausſchänke übt das Recht, Bier und Wein zu Ichänfen, feit dem Jahre 1617 aus, jeit der Zeit, als ſich Wei- pert unter Kaiſer Mathias um eine Summe vun 2224 Schod 12 Gr. 6 Pf. meißniſch freigefauft hatte, mit der Gerechtigkeit, Mahlmühlen, Brauhaus, Fleiſch- und Brotbänfen zu errichten und „wie in anderen Städten alle bürgerliche Nahrung” zu treiben. Dieje Schänfe wurde jodann gegen einen durch öffentliche Lieitation meijtgebotenen Zins auf drei Jahre verpachtet. Im Jahre 1662 heißt es, dajs Andreas Wagner jchon 16 Jahre Wirt im Rath: hauſe jei.

Als Rathhauswirte finden wir in nachitehender Reihenfolge angeführt: Andreas Wagner (1646—1662), Hans Flähmig (1668), Heinrich Lenhard (1677—1682), Georg Chriftoph Engeljtätter (1682), Johann Chrijtian John (1700— 1708), Johann Georg Seydl (1708—1713), Adam Friedrih Fitbogen (1719), Chriſtian Ernſt Fitbogen (1736— 1740), Franz Sofef Baier (1753), Thaddäus Lenhard (1761), Karl Kreuzig (1768— 1777), Joſef Lenhard (1777— 1781), deſſen Witwe Johanna Lenhard”*) (bis 1783), Joſef Anton Illing (1789— 1791), Franz Lenhard (1792— 1794), Joſef Schmid! (1797

*) Siehe Seite 24.

**) Diejelbe wurde allgemein nur „Bernthanne” geheißen und foll ihr von den Rathöherren un eine Schüffel mit Leberwürften ein Bräurecht zu: gefprodhen worden jein.

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519 1798), Karl Kreuzig (1799— 1804), Johann Kreuzig (1804 1808), Johann Kreuzig (1824-1832), Karl Kreuzig (1832 1834), Anton Gebert (1834—-1837), Norbert Kreuzig (1837 1841), Job. Fitbogen (1841 bis 29. September 1843), Wenzel Schwab (vom 10. October 1843— 1845), Georg Strigl 1845— 1847), Therefia Runzmann (1848— 1853), Joſef Friſch (1853— 1855), Anton John (1855— 1857), Joſef Friich (1858 1860), ob. Langer (bis 1866), Ed. Richter (aus Sonnen- berg 1866— 1872), Joſef Stödl (bis 1875‘, Schmitter (bis 1876), Anton Gebert (bis 1877), Adolf Reichmann (aus Sonnenberg 1. November 1877—1889) und jeit 1. October 1889 Joſef Stephan aus Schelejen.

Während der Pacht für die Rathhausſchänke (Früher auch mit Salzfajten) noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts den Betrag von 100 Fl. nicht überjtiegen hatte (im Jahre 1793 betrug der Pacht 78 fl.), iſt diejfer gegenwärtig auf mehr als 1000 fl. ge— jtiegen. Gegenwärtiger Wächter Joſef Stephan zahlt jährlich 1115 fl. an Pacht.

In den älteiten Zeiten unſerer Stadtgejhichte muſs Die

Schänfe am Blechhammer ehemals nur „plechthal“ ges heißen ein bejonders beliebter Sammelpunft für die hiejigen

Bewohner und ein Ausflugsort für die Umgebung gewejen jein, wozu wohl die Berg- und Hüttenbeamten des dajelbit bejtandenen Hammerwerfes beitragen mochten. Wir finden 1668 die gräflich Thun’schen Schiehtmeijter Johann Dehmig und Matheo Hergel, auch wohl den gräflfich Thun’ichen Ziener Georg Wappler als im Blechthal wohnend angeführt, die ihre Kindtauffchmauje „in der Schänfe am Blechthal“ abhielten und wobei aud) Beamte von der Herrſchaft Preßnitz jich eingefunden hatten.

Ein Beriht vom Jahre 1708 erwähnt, dajs es damals in Weipert nur 3 Gajthäufer gab und zwar: „das bürgerl. Rath: haus, ein bejtändiges Schänf= und Wirtshaus, welches an Johann Chriſtian John verpachtet war; das zweite Wirtshaus bei Tobias Schmidl, welcher nicht bejtändig, jondern nur zuweilen einen oder den anderen Eimer Brantwein verzapfet, und wo feine Mujif noch

Tanz gehalten wird; die Freihofſchänke iſt beſtändig, hat Heinrich Schneider auf zwei Jahre in Pacht und wird daſelbſt bisweilen ſchlechte Muſik und Tanz gehalten. Außerdem beſtehen die Reihen— ſchänken, wo man alle drei Jahre einmal herumkommt nach dem Los, iſt für junge Leute, wo ſie nach einem Spielmann oder einer ſchlechten Muſik ein wenig tanzen.“

Auffallend iſt es, daſs in dem Berichte das Gajthaus „zur goldenen Weintraube,“ in deſſen näcdhjter Nähe das Haus des Tobias Schmid! (ſiehe 5. Kapitel) gelegen war, nicht mit ange- führt erfcheint, und doc finden wir an anderer Stelle, dafs in

demjelben Jahre Johann Joſef Hackl Gaftwirt auf dem hiefigen -

Blechthal war. Noch bis vor wenigen Jahren galt das Gajthaus am Blechhammer als eines der am meijten frequentierten Gajt- häüſer, wo das hieſige Schüßencorps feine Schießſtätte errichtet hatte, und wo häufig Bälle und andere gernbejuchte Unterhaltungen Itattfanden.

Das Hofwirtshaus war Schon von jeher das erjte und beit- renommierte Einfehrhaus in Weipert, wo Bürger, Beamte und Fabrifanten neben Gäjten aus dem Arbeiterjtande di: Abendjtunden vergnügt zubrachten. Durch den Bau der Straße von Annaberg über Weipert, Soahimsthal nah Karlsbad, und durch die Einführung der Stellwagenfahrten nach letztgenannter Stadt ward der Verkehr in diefem Gafthaufe immer jtärfer. Das alte Gajthaus*), das an der linken Srontjeite einen thurmähnlichen Anbau hatte, ließ der gegenwärtige Beſitzer Iſidor Kreuzig im Jahre 1886 ganz abtragen und an berjelben Stelle den gegenwärtigen modernen Bau aufführen. Bei dem Gaſthauſe beiteht auch noch ein Saal, der von Vereinen und Gejellichaften zu ihren Unterhaltungen gerne benütt wird. Das Hotel „Stadt Leipzig“ iſt heute durchwegs comfor— tabel eingerichtet und wird von Tourijten und Gejchäftsreijenden gerne aufgefucht. Das hier bejtehende Handels-Gremium hat dajelbjt auch feine Ganzleien eingerichtet.

Wie wir bereit3 erwähnt haben, bejtanden neben diejen drei Gaſthäuſern auch noch die fogenannten Reihenſchänken, deren

*) Abbildung Seite 38.

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es in jedem der vier Bräubezivfe eine gab. Die Reihenfolge dicjer Schänfen wurde nach dem Loſe beitimmt. ever der 229 bräu— berechtigten Bürger hatte das Recht, 6 Faſs Bier in jeiner Behau—

Gaſthaus „Stadt Leipzig.”

jung auszuſchänken; wollte Einer dieſes Necht nicht ausüben, jo fonnte der durch das Pos bejtimmte Nächjtfolgende die Bürgerfhänfe wie jie allgemein genannt wurde eröffnen. Ein über ber

Hausthüre angebrachtes Zeichen, ein Kranz von grünem Tannen— reis oder ein kleines Bierfäſschen galt als Zeichen, daſs in diejem Haufe die Bürgerjchänfe eröffnet ſei. Biergläfer, Schreibtafel und lonjtige Geräthichaften zur Ausübung dieſes Schanfgewerbes waren Semeingut der bräuberechtigten Bürger und wanderten deshalb auch von einer Schänfe in die andere. Diefe Bürgerjchenfen waren meijt ſtark bejucht, jo dafs es nicht felten vorfam, dajs das Bier ſchon in wenigen Tagen verzapft war. Im Jahre 1887 wurden dieſe Schänken durd Anordnung der f. f. Bezirfshauptmannschaft ganz eingejtellt.

Koch im Jahre 1864 gab es in Weipert 5 Gajthäufer und 10 Bierſchänken, welche Anzahl gegenwärtig auf 33 Gafthäufer und Bierjchänfen angewachjen iſt; es würde die Zahl derjelben noch eine bedeutend größere fein, würde der Gemeindeausjchujg einer Erweiterung dieſes concefjjionierten Gewerbes gegenüber lic) nicht ablehnend verhalten.

Diefe 33 Gajthäufer und Bierſchänken in Weipert find:

„Stadt Weipert” des Vincenz Did NE. 2; Blech— hammer des Alfred Schmid! NE. 7; „zum Goldenthal” des Wenzel Dick NE. 17; Lufteurort „Grundmühle” des Wilhelm Rede NE. 411 (Pächter Wilhelm Siegl); „blauer Stern“ des Franz Bart! NE. 562; Bahnhof-Rejtauration NE. 534 (Pächter Hubert Gabriel); „zu drei Hadeln” des Franz Hof- mann NE. 59; „zur Gartenlaube” des Wenzel Reißig NE 320; „Stadt Annaberg” des Joh. Kreuzig NE. 512; „Stadt Leipzig” des Iſidor Kreuzig NE. 152; „Stadt Karlsbad“ des Joſef Hofmann NE. 588; Hotel des Johann Zahm NE. 4557 Rathhaus“ NE. 148 (Pächter Joſ. Stephan); „Rejtauration“ des Innocenz Anger NE. 162; Gafthaus des Joh. Kreuzig NE. 160; Gaſthaus Wagner NE. 171; „zur Fremden herberge“ der Gajetania Flor! NE. 170; „Reitauration” des Wenzel Schwab (Norberts Bierhalle); „zum grünen Wald“ des Eduard Schmid NE. 448; „Bergſchänke“ des Franz Kuhn NE. 78; „zur froben Ausjiht” des Kranz Bartl NE. 79; „zur böhmischen Nordweitbahn“ des Ignaz Diener NE. 69; Bierſchänke des Joſef Baier NE. 101; „zur Morgenjonne*

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des Kosmas Lorenz NE. 121 (Pächter Joſef Eiche); Gafthaus des Ant. Lorenz NE. 417; „Schützenhaus“ NE. 192 (Pächter Ant. Anger); „zum lujtigen Matrojen” des Daniel Schmid! NE. 202); „zum rotben Hirihen“ des Johann Frank (NE. 374: „zum König von Württemberg” des Eduard Schmidl NE. 227; „zu den Jieben Schwaben“ des Joſef Lenhard NE. 470; „zur grünen Wieje” des Wend. Salzer NE. 471; „zum grünen Baum“ des Klement Malz NE. 353 und die erit in diefem Jahre errichtete Bierjchänfe des Franz Köhler NE. 43 (auf Bleiler Grund) in Neugejchrei.

Erwähnt jei noch, daſs jowohl das Rathhaus wie auch das Hotel Zahm mit zu den erjten und beiten Gajthäufern in Wei- pert gehören; leisteres wird bejonders gerne von Gejchäftsreilenden aufgejucht, wo jie gute Bedienung und gut eingerichtete Fremden— zimmer finden. Beim Wagner’ichen Gaſthauſe, „Schütenhaufe, „Rothen Hirſchen“ und „König v. Württemberg” bejtehen größere Tanzjäle. Der Saal im Rathhauſe wurde 1888 für Kanzleien des Bürgermeijteramtes eingerichtet.

Die erſte Weinfchänke in Weipert war im jeßigen Rath— hauſe unter dem wormaligen Befiger Norbert Seidl, dem Schwieger- johne des reichen Spitenhändlers Müller. Später erbaute Johann Schmid! in feinem Haufe NE. 144 einen Tanzfaal und fchänfte Öjterreichtiche und ungariiche Weine. Diefe Weinjchänfe wurde be- jonders von Sachſen aus viel befucht. Am 13. November 1835 legte die Witwe Maria Anna Schmidl ihren auf Weinfchanf (autenten Erwerbjteuerjchein zurüd. Im Jahre 1831 hatten auch die biefiaen Bürger Joſef Späth (NE. 149) und Anton Zahm die Concejjion für eine Weinjchänfe erhalten und ausgeübt. Die Verzehrungsfteuer mufsten die Wirte in damaliger Zeit an das Verzehrungsſteuer-Commiſſariat in Karlsbad entrichten. Im Jahre 1848 gab es hier nur drei Weinfchänten: Nathhaus, Stadt Leipzig und goldene Weintraube. Später war auch die Wein- Ihänfe des Edumd Schwaab in jeinem Haufe NE. 145 bejonders an den Sonn= und Feiertagspormittagen ein gerne aufgefuchter Ort.

Gegenwärtig bejißen die meijten Gaftwirte auch die Conceſſion zum Ausſchank von Wein; doch gibt es hier noch 4 bejondere

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Weinſchänken, jo bei Raim. Bittner NE. 334, Theodor Gebert NE. 673, Franz Dannetjhef NE. 575 und Leonard Sieg! NE. 540.

Eine Eoncejjion zum Ausſchank von Kaffee bejitt der Bäcfermeifter und Bürger Rudolf Schwab in NE. 163.

Außer den bereits angeführten Gewerben und Kabrifationen und der bierbei nothwendigen Hilfsarbeiter (Buchhalter, Commis u. dgl.) wie auc des Kaufmannsjtandes und der Standesperjonen (Geijtliche, Aerzte, Lehrer, Beamte) gibt es in Weipert derzeit noch nachjtehende Gewerbe: Bäcker, Baumeijter, Berghäuer, Binder, Bleiher, Brantweinbrenner, Brettjchneider, Briefjtecher, Buchbinder, Drechsler, Eifendreher, Feilenhauer, Fleiſchhauer, Frijeure, Gelbgieper, Gerber, Geſchirrbauer, Glafer, Goltarbeiter, Graveure, Huf— ſchmiede, Hutmacher, Knopfdreher, Kohlenhändler, Kunitgärtner, Kurſchmiede, Kürfchner, Lithographen, Maler, Majchinenbauer, Maſchinenſchloſſer, Maurer, Maurermeijter, Mufifer, Mufterzeihner, Obſthändler, Photographen, Porzellanmaler, Rauchfangkehrer, Sattler, Schäfter, Schieferdecker, Schleifer, Schloſſer, Schmiede, Schneider, Schuhmacher, Spediteure, Spengler, Steindrucker, Steinmetze, Straßeneinräumer, Tapezierer, Töpfer, Uhrmacher, Viehhändler, Wagner, Zeugſchmiede, Zimmerleute, Zimmermeiſter und Zuckerbäcker.

2

N. Lapitel.

Vereine.

Mach der Unterdrüctung der Nationalgarde und des Leſevereins, die wir beide jchon behandelt haben, wagte es Niemand, an die Bildung eines Vereines mehr zu denken, da alle dahinzielenden Bejtrebungen von den Behörden grund- ? jäglich vereitelt wurden, denn man hatte die Macht der Beine fennen gelernt. Der erjte Verein, der jich in Weipert wieder bildete, war dev Militär-Veteranen-Verein. Wir lafjen nun eine furze Gefchichte der hieſigen Vereine in der Reihenfolge des Entjtebens folgen.

1 Kronprinz; Audolf-Militär-WVeteranen- Verein.

Die erjte Anregung zu jeiner Bildung wurde von einigen aus— gedienten Soldaten gelegentlich einer Unterhaltung ver zu. HZahm segeben, und fand die Idee jo raſch Eingang, daſs in einer am 21. April 1862 einberufenen Verfammlung die Statuten durchbe- rathen und nach der erfolgten behördlichen Genehmigung derjelben vom 10. Auguſt 1863, 3. 45.495 der Verein conjtituiert wurde. Als erfter Vorjtand wurde der Polizei-Commifjär Rupert Englert gewählt, welcher diejen Ehrenpojten auch bis zum 20. April 1868 zur allfeitigen Zufriedenheit befleidete. Unter ihm wurde die erjte Vereinsfahne, wozu das Mitglied Karl Fickert und Frau Antonie Englert einen Betrag von 100 fl. 20 Er. ges jammelt hatten, bei Kubak in Prag beitellt und am 24. Juli 1864 feierlich geweiht, wobei Frau Antonie Englert die Pathen- ftelle übernommen batte. Als Vorſtand folgte dann Joh. Schmid! aus NE. 219, der aber bald rejignierte, und am 29. Juni 1868

526 wurde Innoc. Anger aufdiejen Ehrenpojten berufen. Als Rechnungs- führer fungierte jeit der Conjtituierung bis zum Jahre 1889 Franz Gerling. Während bei der conjtituierenden Verſammlung jich erſt 80 Mitglieder gezeichnet hatten, die als erjte Einlage den Betrag von 30 fl. EM. erzielten, wuchs die Mitgliederzahl bis zum Jahre 1565 auf 170, und hatte dieje jyon ein Stammcapital von 500 fl. EM. zu verzeichnen. Am 21. Jänner 1872 wurde Rupert Englert abermals zum Vorjtande gewählt und wurden unter ihm am 15. Nov. 1874 anläjslich des 25jähr. Regierungsjubiläums des Katjers Franz Joſef I. an 44 Veteranen, die in einem Kriege jeit dem Jahre 1848 vor dem Feinde gejtanden, mit der Kriegsmedaille feierlich decoriert. Bei der am 4. April 1880 jtattgefundenen Berfammlung, bei welcher Innocenz Anger zum Vorſtand gewählt erichien, wurde bejchlofjen, Seine kaiſ. Hoheit den Kronprinzen Rudolf zu bitten, daſs derſelbe das Protectovat des Vereines übernehmen und gejtatten möge, daſs jodann der Verein den Namen: „Kronprinz Rudolf-Militär- Beteranen-Berein in Weipert” führen dürfe, welchem Erjuchen auch mit der Zujchrift des Dberithofmeijteramtes des Kronprinzen Rudolf ddto. Larenburg am 17. Juni 1880, 3. 388, Folge ges geben wurde. Der Verein ernannte hierauf am 27. Juni 1880 den Bürgermeijter Wilhelm Kuhn, C. ©. Schmid! und Pfarrer P. Hora in Würdigung deren Verdienjte um die Stadt Weipert zu Ehrenmitglievern und bejchloj8 die Bildung einer Frauen-Be— erdigungscafla, zu deren Gunjten Frau Rofamunde Kuhn den Be trag per 50 fl. und C. G. Schmid! ein Fünftel Staatslos vom Jahre 1860 ſpendete. Am 2. Mai 1886 wurbe Julius Jitbogen zum Borjtande, Joſef Olbert zu dejjen Stellvertreter und Julius

Zahm zum Schriftführer diefes Vereins gewählt und noch in dem—

jelben Jahre Rupert Englert zum Chrenmitgliede ernannt. Der Verein bejitst auch eine eigene 20 Mann ftarfe Mufik-

capelle, welche unter der Leitung des Gapellmeijters Johann Frank

(NE. 374) jteht. Für die gebildete Frauen Beerdigungs- und Krankencaſſe flojjen noch namhafte Beträge und Spenden ein, jo von der Gattin des C. G. Schmid! (Elijabeth) 80 fl., von Wilhelm und Rojamunda Kuhn zwei Rudolf-Stiftungsloſe, Frau Alvifia Fitbogen zwei Stück rothe Kreuz-Looſe, von W. R.

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Schmid! und den Brüdern Anton und Joſef Pohl, welche gleichfalls zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt worden waren, von erjterem der Betrag von 60 fl., von lesteren 100 fl. Am 11. März 1833 wurde auch Bürgermeijter Ignaz Frimmert zum Chrenmitglieve ernannt. Der Verein zählt gegenwärtig (nad) den Tode der Ehrenmitglieder Rupert Englert und €. ©. Schmid!) 4 Ehrenmitglieder und 234 active Mitglieder.

Der Berein begieng 1887 jein fünfundzwanzigjähriges Stif— tungsfejt in der feierlichten Weiſe, und hatten ich hieran faſt ſämmt— liche Vereine der Stadt betheiligt. Zur Dedung der Auslagen, welche dem Vereine durch die Veranjtaltung diejes Feſtes geworden find, hatte C. G. Schmid! 50 fl. beigeiteuert. Noch bat der Verein anläfslich des vierzigjährigen Regierungs-Jubiläums (am 2. December 1888) die Bildung einer Stiftung, wozu aus der Vereinscajje Z00 fl. bewilligt wurden und von deren Zinjenerträgnis aljährlih am 2. December bedürftige VBereinsmitglieder betheilt werden. jollen, bejchlojien und auch bereits activiert. Mit dem Ableben des Kronprinzen Erzherzog Rudolf (30. Jänner 1889) verlor der Verein feinen hohen Protector. Der Verein ließ aus diejem Anlajje am 11. Februar in der hiefigen Pfarrfirche einen Trauergottesdienjt abhalten, an welchem jich die Mitglieder voll- zählig betheiligten.

Bei der General-Verfammlung im Jahre 1889 wurde Julius Fitbogen abermals zum Vorſtand, Joſef Olbert zu dejjen Stell- vertreter, Johann Wohlrab zum Caſſier und Julius Zahm zum Schriftführer gewählt. In den Bereinsausjchujs wurden berufen: Wilhelm Rößler, Franz Lenhard NE. 641, Wilhelm Langer NE. 631, Wenzel Dif NE. 17, Edmund Bartl, Ant. Simon, Sokann Gröger, Edmund Werner NE. 632, Ant. Neßwetter, Franz Gamnitzer, Eduard Schmidl und Kran Schmid! NE. 263. Zu ahnenträgern wurden bejtimmt: Eduard Lauterbach, Johann Schenfyr und Joſef Schmid! NE. 283. Mit Abichlujs des Vereinsjahres 1889 betrug das Vereinsvermögen 1313 fl. 34 fr.

528 _ Auf diefen Verein folgte die Gründung des

2. Männer-Gelangvereins,

der vom Lehrer Raimund Baier angeregt, in der Verfammlung am 25. October 1865 jeine Statuten entwarf, die auch unterm 27. Dctober 1866, 3. 42070, die Genehmigung der Stattbalterei erhielten, worauf Gaplan P. Anton Waldmann als Vorftand, Poſtmeiſter Rudolf Schmid! als Seecretär, Eduard Schwaab als Gafjier und Lehrer Raimund Baier als Dirigent gewählt wurden. Dem Vereine gehörten 34 Mitglieder an und zwar: Raimund Baier, Joſef Bartl, Anton Bergner, Bincenz Bittersmann, Paul Did, Karl Didelt, Daniel Flohrer, Stanz Flohrer, Ignaz Jrimmert, Ferdinand Fritſch, Anton Gelinef, Emil Hahn, Johann Hanifa, Rudolf Harniſch, Anton Kampf, Eduard Kreuzig, Johann Kreuzig, Sohann Langer, Eduard Lenhard, Kranz Löbl, Eduard Müller, Wenzel Nittner, Joſef Olbert, Erasmus Rieß, Julius Shluped, Rudolf Shmidl, Eduard Schwaab, Daniel Schwab, Fran Strunz, Anton Waldmann, Edmund Werner, Johann Wohlrab, Fran Wolf umd Johann Zahm.

Die erite Gejangsproduction fand am Sylvejterabende des -

jelben Jahres im Gajthaufe „Stadt Leipzig“ jtatt. Am 30. April des nächjten Jahres wurde dem Schulrector Kranz Strunz anl- (äfslich jeines fünfzigjährigen Dienjtjubiläums ein Yadelzug mit Ständchen dargebracht. Der Verein entwicfelte eine rührige Thätig- feit und betheiligte jih auh an dem am 26. Augujt 1867 in Komotau abgehaltenen großen Sängerfejte. In diefem Sabre wurde die Aufnahme von beitragenden Mitgliedern bejchlojjen und auf Anregung des (am 12. Februar d. %. gewählten) Secretärs Eduard Schmid! ein Damen-Gejangverein gebildet, dejjen Vor— fteherin Lucie Pohl (jpäter verehelichte Lohwaſſer) und Dirigent Eduard Lenhard war. Einen großen Feſttag für den Verein jowohl, wie für die ganze Stadt bildete die am 24. Mai 1868 vollzogene Fahnenenweihe, an welcher fich außer dem Veteranen- Vereine und dem neu errichteten privilegierten bürgerlichen Schüßen-

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corps noch die Gejangvereine von Annaberg, Buchholz, Jöh— itadt, DOberwiejenthal, Preßnitz und Stahlberg, die Veteranen-Bereine von KRupferberg, Preßnitz, Reiſchdorf und Schmiedeberg betheiligten und die Gejangvereine von Kaaden und Sebajtiansberg durch Deputationen vertreten waren. Am Vor— abende diejes Feittages wurde von den Sängern und den bei- tragenden Mitgliedern dem Kunftmühlenbejiter C. G. Schmid! ein jolenner Fackelzug mit Ständchen dargebraht und ihm in Anerkennung der dem Vereine bisher bewiejenen Anhänglichkeit das Diplom als „erſtes Ehrenmitglied des Vereines“ überreicht ; hierauf bewegte jich dev Zug zur Frau Fahnenpathin, der Gattin des Vereinsvorjtandes Rudolf Schmidl, Aloiſia Schmidl, welcher gleichfalls ein Ständchen dargebracht wurde.

Die Kahnenweihe wurde am genannten Tage von dem hiejigen Decyant und Vicär P. Andreas Wilfling auf dem fefllich deco- vierten Marktplatze, wo die erſchienen en Vereine, die Stadtvertretung, weißgefleivete Jungfrauen und ein zahlreiches Publifum ihre ans gewiejenen Pläße eingenommen hatten, vorgenommen.

Die Koſten der Vereinsfahne, aus weißem und blauem Seiden- jtoffe mit Gold- und Gilberjtickerei, wie die Auslagen des Fahnen— weihfejtes wurden durch die Vereinscafje und durch Beiträge von den wirfenden und beitragenden Mitgliedern gedeckt. Das Ehren- mitglied C. G. Schmid! jpendete dem Vereine auch noch einen prächtigen jilbernen Ehrenpofal. Der Verein hat bisher treu und unentwegt gearbeitet an der Srreihung jeines Zieles, der Pilege des deutjchen Liedes, und hat wiederholt Veranlafjung senommen, durch DBeranjtaltung von MWohlthätigfeits-Goncerten das traurige 208 der Armen und von Verunglücten mildern zu helfen. Solche Eoncerte veranftaltete der Verein zur Unterftüßung biefiger armer Schulkinder, für die Abgebrannten in Joachimsthal (am 13. September 1868 und am 27. April 1873), Frühbus (12. Sep: tember 1869), Sonnenberg (4. Auguft 1879), für die durch Ueber- ſchwemmung verunglücten armen Bewohner in Tachau (23. October 1871); auch für andere locale und humanitäre Zwecke hat er jtets jeine Mitwirkung gerne zugejagt.

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Im Säanner 1876 erfolgte der Austritt mehrerer activer Mit- olieder, Die jodann einen zweiten Gejangverein unter dem Namen „Liedertafel in Weipert” gründeten.

Noh war kaum die Bildung eines „deutſchen Theaterbau— Vereins in Prag” befannt geworden, als auch ſchon der Männer- Gejangverein in jeiner am 19. Februar 1883 abgehaltenen Voll— verjammlung den einjtimmigen Beſchluſs fajste, im Verlaufe der Sommermonate unter gefälliger Mitwirkung benachbarter Gefang- vereine ein größeres Concert zu veranftalten, deſſen Reinerträgnis dieſem deutjchnationalen Zwecke zuzuwenden jei. Die gegebene An- regung und die an mehrere Sejangvereine dev Umgebung ergangene Einladung fand vieljeitige Zuſtimmung, ſodaſs in dieſer Angelegen- heit für den 8. April 1883 eine Delegierten-Verjammlung nad MWeipert einberufen werden fonnte. Dieſe Verſammlung einigte ji) dahin, dajs das Concert am 8. Juli in Weipert abgehalten werden joll. Das Arrangement des Sängerfeſtes ward dem hiejigen Männer = Gejangvereine übertragen, welcher Aufgabe er jich in der beiten Weiſe entledigte. Die Abhaltung des Concertes wurde durch die k. k. Bezivfshauptmannfchaft in Kaaden mitteljt Zuichrift vom 4. Juni 1883 bewilligt. Zur Betheiligung an diefem Sängerfejte hatten 22 Bereine ihre Mitwirfung zugejagt, wovon jedech zwei Bereine unvorhergejehener Hinvernifje wegen ihr Erjcheinen abfagen mujsten. Dev Anzahl der angemeldeten Sänger (542) entjprechend wurde im Garten des Gafthofes „zur Stadt Leipzig” ein großes Cängerpedium errichtet, welche Herjtellung allein über 100 ft. fojtete. Das Feſt jelbjt nahm einen günjtigen Verlauf. Von Ver: einen waren erjchienen: Bürger-Gejangverein aus Annaberg (37 Mitglieder mit Fahne), „Liederfranz* aus Annaberg (55 Mann mit Sahne), „Orpheus“ aus Annaberg (47 Mann mit Fahne), Doppelquartett aus Bärenjtein (12 Mann), „Harmonie“ aus Buchholz (34 Mann mit Fahne), „Lantane“ aus Buchholz (28 Mann mit Fahne), Militär-Gejangverein aus Buchholz (27 Mann mit Fahne), Männer-Gejangverein aus Grottendorf (15 Mann), Gefangverein „Sängerbund” aus Erottendorf (32 Mann), Ge- jangverein „Eintraht” aus Hammer-Unterwiejenthal (17 Mann), Gejangverein aus Jöhſtadt (33 Mann mit Fahne),

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Sängergejellfchaft aus Klöſterle (17 Mann), Gejangverein „Froh— finn® aus Königswalde (30 Maın mit Fahne), Männer:Ge- jangverein aus Kühberg (11 Mann), Männer-Gejangverein aus Pürftein (17 Mann), Gejangverein „Lyra“ aus Scheibenberg (20 Mann), Männer-Gejangverein „Concordia“ aus Schmiede- berg (21 Mann), Männer-Gejangverein aus Sonnenberg (30 Mann), Gefangverein „Liedertafel“ aus Stahlberg (23 Mann) und der Männer-Gejangverein von Weipert mit 38 Mitgliedern und mit der Vereinsfahne. Während des Feſtes wurden Huldigungs- Telegramme an den Kaijer von Dejterreich und an den König von Sachſen abgejendet, wogegen alsbald von beiden Monarchen Dankes— äußerungen eintrafen, bei deren DVerlefen die Gäjte und Sänger in allgemeinen Jubel ausbrachen. Dieſe beiven Telegramme werden vom hiefigen Männer-Gejangverein als jchätbares Kleinod aufbe- wahrt und haben folgenden Wortlaut:

„Kabinets-Kanzlei Seiner Majejtät des Kaiſers. An Co— mite der in Weipert verfammelten Sänger der Gefangvereine aus Böhmen und Sachſen. Graz-Burg. Seine Mafejtät der Kaiſer danken für telegraphiiche Yoyalitäts-Rundgebung. Im a. h. Auftrage: Wimmer, k. k. Hofjecretär.“

„Luft, Vorſtand des Sängereomite Weipert bei Bären: jtein, Bez. Zwidau. Den Gejangvereinen und Sängern meinen berzlichjten Dank für den überſendeten Grüßgott. Albert.“

Da die Ausgaben dieſes Feſtes auf 356 fl. angewachjen waren, jo ergänzte der Verein den Ueberſchuſs von 169 fl. auf 200 fl., welcher Betrag an den deutschen Theaterbau-Berein in Prag ein- gejendet wurde. Um den günftigen Verlauf des Feſtes hat jich neben vielen Anderen auch der Bürgermeijter Ignaz Frimmert aner- fennenswerte Verdienjte erworben, weshalb derjelbe vom Vereine zu jenem Ehrenmitgliede ernannt wurde; in demjelben Jahre ward auch Alfred Schwab zum Chrenmitgliede des Vereins ernannt.

Am 24. Augujt 1890 hielt dev Männer-Gejangverein unter veger Theilmahme der hiefigen und der nächjtwohnenden Bevölkerung die Feier jeines 2djährigen Beftehens ab. Als Fahnenpathin wurde die Gemahlin des Ehrenmitglieves C. G. Schmidl, Frau

34*

——

Eliſabeth Schmidl, gewählt. Während der Vorarbeiten zu dieſem Feſte wurde am 2. Juli C. G. Schmidl infolge eines Schlag— anfalles ganz unerwartet vom Tode angetreten, weshalb die Fahnen— path in die Theilnahme an dem Feſte ablehnte und zu ihrer Stellver— treterin die Gemahlin des Vereinsvorſtandes, Frau Wilhelmine Luft, beſtimmte. Der hieſige Marktplatz war in einen Feſtplatz umge— wandelt, der von 26 mit grünem Reiß umwundenen Maſten, zwiſchen denen ſich Guirlanden hinzogen, umrahmt war; inmitten des Feſtplatzes erhob ji die Tribüne. Am Vorabende des Feſtes wurde der Tahnenpathin-Stellvertreterin ein Ständchen mit Fackel— zug gebracht. Früh 5 Uhr leitete eine Platzmuſik am Feſtplatze die Feier ein. Im Yaufe des Vormittags langten die geladenen aus— wärtigen Vereine an und wurden durch Abordnungen des Jubel— vereins empfangen und auf das Herzlichjte begrüßt. Nachmittag 1 Uhr verjammelten jich alle Vereine, auch das hiejige privilegierte bürgerliche Schüßencorps, der Veteranenverein, die Feuerwehr und der deutjche Turnverein, auf dem Feſiplatze und gruppierten ſich um die Tribüne. Gejangvereine waren erjchienen: aus Annaberg (Amicitia, Bürger» Gejangverein, Freundſchaftsbund, Harmonie, Liederkranz, Liedertafel, Sängerbund, Tannhäuſer), Bärenftein (Männer-Gejangverein), Buchholz (Lantane, Liederfranz), Cran— zahl (Gantorei, Männer-Gefangverein und Militär-Gejangverein), Soahimsthal, Kuhberg, Neudorf, Niederihlag (Eintracht), Preßnitz (Mufif- und Gejangverein), Scheibenberg (Gejang- verein und Militär-Gefangverein), Schlettau, Schmiedeberg (Concordia), Sehma (Männer - Gejangverein und Sängerbimd), Stahlberg (Freundſchaftsbund) und Weipert (Liederfranz, Liedertafel, Männer-Gejangverein Weipert-Grund). Es waren ſo— mit 34 Vereine mit circa 1200 Mitgliedern bei dem Feſte an- wejend. Nachdem durch den “ubelverein und den Damenchor zwölf weißgekleidete Jungfrauen mit blauen Schärpen (Fahnenfarbe) die Tahnenpathin-Stellvertreterin mit drei weißgefleiveten Mädchen, bie Fahnenbänder bei der Fahnenpathin Eliſabeth Schmidl, die Stabt- vertretung, die Ehrengäjte und die hochw. Geijtlichfeit zum Feſt— plaße geleitet waren, erfolgte die Begrüßung der Gäſte durch den Stadtrathb Raimund Bittner namens der Stadt Weipert und

*

533 durch den Vorjtand M. Luft namens" des Jubelvereines. Nach der Weihe der Fahnenbänder durch den Pfarrer P. Franz Hora unter Alfiitenz des Kaplans P. Fiala umd zweier Diaconen bielt Pfarrer P. Hora die Feſtrede, welche ein in lebhaften Karben ge maltes Bild von der Entwicklung und der Macht des deutjchen Geſanges und des deutſchen Liedes gab. Insbeſondere wurde auch der Entwiclungsgeichichte des ubelvereines gedacht. Dieſe wahr: haft ſchwung- und begeijterungsvolle Nede wurde von der Feſtver— Jammlung mit jtürmijchem Beifalle aufgenommen. Nach der Feſt— vede folgte die Uebergabe der Ehrengejchenfe an vie Fahne des Jubelvereins durch die Vorſtände der erjchienenen Vereine, die nebjt den Ehrengäjten ihre Namen in das aufliegende, vom ver- ſtorbenen Ehrenmitglieve C. G. Schmid! dem Vereine am 1. Juni 1858 gejpendete wertvolle Gedenfbuch einjchrieben. An Fahnen: penden wurden von Vereinen übergeben 23 Nahnennägel und 3 Fahnenbänder. Der hierauf arrangierte Feſtzug gab ein Bild, wie ein jolhes Weipert noch nicht gejehen. Durch die mit Menſchen gefüllte Straße zug ein unüberjehbares lebendiges Band von Sängern ji dahin, aus deren Reihen jich prächtige Jahnen erhoben. Kin Blumenregen ergojs ji) während des ganzen Feſtzuges über die Seittheilnehmer. Der Feſttag endete mit einem &oncerte in dem Lufteurote Srundmühle und mit einem zahlreich bejuchten Com— merje im Saale des Schütenhaujes. Auf die vom Feſtausſchuſſe an Ihre Majejtäten den Kaiſer Franz Joſef I. und König Albert von Sachſen abgejandten Huldigungstelegramme jind folgende Drabtantworten eingelangt:

„Kabinets-Kanzlei Sr. k. und k. apoſtoliſchen Majejtät an Weiperter Männer-Gefangverein in Weipert B (aus Ebenjee).

Se. Majejtät danken huldvollit für, wie auch im Namen der dort verjammelten Vereine dargebrachte, Wünjche! Barjini, Hofjecretär.“

„Am den Männer-Gejangverein zubanden Herin M. Luft, Vorjtand in Weipert in Böhmen.

Ich danke den verfammelten Vereinen herzlich für den mir zugegangenen freundlichen Gruß. Albert.“

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Sp hat: auch diejeg Feſt einen würdigen, einen für ben Verein ehrenden Abſchluſs genommen. Zur theilweifen Dedfung der Aus- lagen für diejes Feſt bat die Fahnenpathin Eliſabeth Schmid! dem Vereine den Betrag von 100 fl, übergeben.

Sn der Leitung des Vereins jind ſeit dem Beſtehen des Vers eines jo manche Beränderungen vorgefommen; diefe wollen wir nur mit Rückſicht auf die Vorſtands-, Secretärs-, und Dirigenten- Itellen furz anführen. Erjter Vorſtand des Vereins war der hiefige Kaplan P. Anton Waldmann, an deijen Stelle ſchon nach dem eriten Jahre der Gründung Pojtmeijter Rudolf Schmidl ge wählt wurde. Derjelbe hatte jich große Werdienjte um das Empor— blühen des Vereines erworben, und wurde ihm bei dem Nücktritte (im Sahre 1877) auch die verdiente Anerfennung durch Ueberrei- hung eines Diploms ausgedrüdt. In der General-Berjammlung am 7. Sänner 1877 wurde zum Borjtande Eduard Schwaab, am 7. März 1881 Franz Löbl und am 4. Februar 1882 Ober: lehrer Michae! Luft gewählt, welch’ Leisterer heute noch an der Spitze des Vereins jteht.

Als erſter Secretär des Vereins fungierte Poſtmeiſter Nudolf Schmidl, welcher, wie bereits bemerft, am 10. Februar 1867 zum Vorjtand erwählt und an feine Stelle Eduard Schmid! (NE. 144) berufen wurde. Im Jahre 1876 trat letterer aus, und wurden jeine Verdienſte um den Derein auch durch Ueberreichung eines Anerfennungs-Diploms gewürdigt. In der General-Berfammlung am 24. Jänner 1876 erjchien Franz Flohrer zum Gecretär ge wählt, dem nach einem Jahre Albin Siegl, im Jahre 1879 Franz Löbl, 1881 Karl Didelt, 1882 Raim. Bittner, 1883 Lehrer Karl Bed und mit dem 9. Jänner 1889 Rud. Yanghof folgten.

Schulrector Raimund Baier, welcher die Bildung des Gejang- vereins angeregt hatte, übernahm auch bei der conjtituierenden Ver— jammlung die Yeitung des Gejanges, welche Stelle ev bis zum Jahre 1871 verſah. Nächſter Dirigent war Hermann Willo- miger, und als diejer jchon im nächiten Jahre als Lehrer nad) Reiſchdorf überjiedelte, übernahm Lehrer Eduard Lenhard, der bisher Dirigent des Damenchors geweien, auch die Leitung des Männerhores. Am 19. Jänner 1874 wurde Oberlehrer Michael

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1995

Luft, 1877 Lehrer Joſef Fritſch, 1881 Lehrer Heirrih W. Leonhard, 1834 abermals Oberlehrer M. Luft, 1885 Wenzel Schwarz und am 10. Jänner 1888 der Chorrector und Capell- meijter des hieſigen k. k. privil. Schüßencorps, Theodor Reinlt, zum Dirigenten gewählt.

Der Verein zählt gegenwärtig (1890) drei Ehrenmitglieder: Bürgermeiſter Ignaz Frimmert, Franz Reinlt und Stadtrath Alfred Schwab; 37 wirkende und 82 beitragende Mitglieder. Der Ausſchuſs des Männer - Gejangvereins bejteht aus: Obmann M. Luft, Secretär Rudolf Langhof, Dirigent Theodor Reinlt, Dirigenten-Stellvertreter Wenzel Schwarz, Caſſier Albin Siegl, Gajjier- Stellvertreter Franz Langer, Arhivar Elias Gahlert; Beiräthe und zwar aus den wirfenden Mitgliedern: Norbert Baier, Emil Funk, Johann Wohlrab und Eduard Schmidl; aus den beitragenden Mitgliedern: Franz Bartl NE. 656, Theodor Kanneberger und Innocenz Anger; als Erfaß: Wenzel Nittner, Julius Zahm, Theodor Gebert und Guftav Schreiber.

Der Verein hielt anfangs jeine Gefangsproben im Schulhaufe, dann im Rathhauſe und in „Stadt Leipzig“ ab. Seit mehreren Jahren jchon befindet fich deſſen Vereinslocale im Gajthaufe des Wenzel Schwab NE. 178 (früher Norberts Bierhalle genannt). Die Gejangsproben werden an jedem Mittwoch der Woche abge- halten.

3. Weiperter wechlelfeitiger Geuerfchaden- und WVerficherungs- refp. Vergütungsperein. Derfelbe wurde 1867 über Anregung des damaligen Bürger-

meifters Alexander Schwab gegründet und, nachdem die betreffenden Statuten unterm 24. April 1868, 3. 21.426, hohenorts genehmigt waren, mit der Verfiherung am 1. Juli vdesfelben Jahres be- gonnen. Es hatten jich jofort 330 Hausbeſitzer mit ihrer Unter Ichrift für jeden Brandſchaden folidariih haftbar erklärt und zwar infolange, als noch fein genügender Fond vorhanden iſt. Die Bei- tragsleiftung richtet ih nach Maßgabe des angenommenen Ver—

jicherungswertes und iſt eine zweifache; ſie bejteht aus jährlichen Beiträgen, ohne Nücjicht, ob ein Brandunglüd zu vergüten kommt oder nicht, umd aus den auf alle Mitglieder nach Maßgabe des Einlagswertes ihrer Gebäude umzulegenden Beträgen fir den Kal, als ein Brandunglüd wirklich zu vergüten kommt.

Alt ein Brandichaden zu vergüten, jo wird vorerjt die in ber Anjammlungs= Refervecaffa angefammelte Summe verwendet, und nur das dadurch etwa nicht bedeckte Nejterfordernis umgelegt. Die Bildung einer NReferve -Anjammlungssaffa durch Einzahlung jähr- licher Beiträge, welche leßtere die Summe von 20.000 fl. erreichen jollen, hat jomit den Zweck, die Umlagen von Fall zu Fall weniger empfindlich zu machen, und dajs ferner der Entſchädigte die ihm gebürende Entſchädigung möglichjt ſchnell erhalte. Die Vereins— leitung bejorgen der Vorſtand nnd 12 Ausjchufsmitglicder. Der jeweilige Bürgermeijter in der Gemeinde ijt Vereins-Ausſchuſsmit— glied, wenn er dem Vereine als Mitglied angehört. Erjter Vorjtand und Gajjier war Bürgermeijter Alerander Schwab; Directvren: Eduard Schmidl, Eduard Schwaab, W. L. Schmidl und Franz Flohrer; Ausſchuſsmitgliede: Johann Bergner, Wenzel Morgenſtern, Klement Müller, Anton Pohl, Wilhelm Pohl, C. G. Schmidl, Franz Schmidl und Joſef Schmidl.

Der erſte Verſicherte war Wenzel Hackl, der ſein Haus NC. 59 mit 1600 fl. ö. W. verſicherte.

Nach dem letzten Rechnungsabſchluſſe 31. D 1889 wird nachſtehendes Stammvermdgen ausgewieſen:

Für Hausverſicherung 7220 fl. 57 kr., für Möbelverſicherung 1207 fl. 02 fr., für Verſicherungsbüchl-Conto 106 fl. 64 kr., für Polizzen-Conto 29 fl. 03 kr., an Barcafja 28 fl. 98 kr., zu: jammen 8592 fl. 19 fr. Die Verjicherungsjumme für 320 ver- jicherte Gebäude beträgt 584.683 fl., wovon beim öjterreichijchen Phönix 353.438 fl. rückwerfichert find, mithin für den Verein die Verjicherungsfumme von 231.245 fl. zufältt. Jür Brandſchäden wurden vom Jahre 1870 bis 31. December 1889 in 27 Fällen vom Vereine 13.207 fl. 84 fr. und vom öſterreichiſchen Phönir 18.978 fl. 03 fr., zufammen 32.185 fl. 87 fr. ausgezahlt. Der Verein verfügte mit Abjchlujs des Rechnungsjahres 1889 über

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einen Nejervefond im Betrage von 9.372 fl. TI fr. Mährend des Vereinsjahres 1889 find dem Vereine wieder 12 Hausbeſitzer als Verſicherte beigetreten.

Gegenwärtiger Vorſtand des Vereins ijt der Bürgermeijter Ignaz Frimmert, deſſen Stellvertreter Jranz Flohrer NE. 451. Directions- Mitglieder find: Johann Zahm, Elias Schwab jun. NE. 446 und Caſſier Alfred Schwab NE. 408. Zufolge Bes ichlufjes der General-Verſammlung des Vereins vom 11. März 1877 wurden die Paragraphen 19, 30 und 31 der Statuten ab— geändert, und ſind diefe Abänderungen auch von der hoben k. f. Statthalterei am 19. October 1878, 3. 28.370, bejtätigt worden.

4. Satbolifch -politifches Gafıno.

Am leiten Djterfeiertage 1869 verfammelten fich über An— vegung des hieſigen Pfarrers und Vicärs P. Wilfling im Gaſt— hauſe „zum König von Württemberg” eine Anzahl von Bürgern, um wegen Gründung eines „katholiſchen Lefevereins”, wie jolche von der clerifalen Partei als Gegenbejtrebungen gegen die damals berrichende Liberale Staatsregierung allerorts ins Leben gerufen wurden, ein Gründungs-Comité zu wählen, das die Statuten zu entwerfen und in einer nächiten Verjammlung vorzulegen hatte,

In diejes Comité wurden gewählt: Clement Müller, Kaplan P. Wenzel Füſſel, Joſef Bernt und Daniel Die. Nachdem die Otututen die behördliche Genehmigung erhalten hatten, wurde in der eonjtituierenden Verfammlung P. Wenzel Füffel zum Voritande des Vereines, der feinen Sit in Neugefchrei hatte, gewählt. Die Staatsgrundgejege von 1867, die intereonfejjionellen Geſetze vom 25. Mai 1868, die Aufhebung des Concordates, das Reichsvolks— Ihulgejeg vom 14. Mai 1869 boten Stoffe genug, gegen bie ſchlechte Prefje, deren Tendenz, gegen gewiſſe Wifjenschaften, unter denen nur Unglaube und Mlaterialismus verdeckt würden, bei ven Berfammlungen Stellung zu nehmen. Im September 1870 über- ſiedelte Kaplan Füſſel nad) Mies, und an feine Stelle fam P. Kyſelka, der auch in der nächjten Vereinsverfammlung zum Vor— Itande gewählt wurde. Unter ihm hat der Verein die größte Zahl

538 von Mitgliedern (85) erreicht, da auch einige Bürger aus dem Stadtbezivfe dem Vereine beigetreten waren. Dritter Vorjtand wurde (17. September 1871) P. Wenzel Kunz, der nah Kyſelka als Kaplan nah Weipert gefommen war. Am 7. April 1872 bean- tragte Theodor Ste, den fatholifchen Lefeverein in ein „katholiſch— politiſches Caſino“ umzuwandeln, um dadurd) auch nad) außenhin eine freiere Bewegung zu haben. Dem Antrage wurde zugejtimmt und die Statuten am 2. Auguit 1872, 3. 37.953, hohenorts be- jätigt. Zweck diefes Vereins iſt nach den Statuten: Gegenfeitiger Meinungsaustaush, Wahrung und Förderung katholiſch-conſervativer Intereſſen in Firchlicher, ftaatlicher und focialer Hinficht.

Der Verein bejitt heute eine Bibliothef von 250 Bändchen; auch ſcheint ev durch das unvermeidlich Beſtehende, wie es ſich durch die Zeitſtrömung herausgebildet hat, in mehr confervatives Fahrwaſſer eingelenkt zu haben. Im Jahre 1887 find die Mitglieder aus dem Stadtbezirfe ausgetreten, wodurch der Verein bedeutend geſchwächt wurde. Im Jahre 1888 wurden in die Statuten auch die Bejtim- mungen aufgenommen, daſs für jedes Mitglied im Topdesfalle ein Betrag von 10 fl. aus der Vereinscafja ausgezahlt werde, und der Verein die Leiche mit Muſik begleite. Dieſe Zufäte wurden aud) von der hohen Statthalterei genehmigt. Vorſtand ijt gegenwärtig Johann Baier NE. 290.

5. Kirchenbau-Werein (Stadttheil Neugeſchrei).

Die Anregung zur Gründung diejes Vereins fällt auf den 20. Februar 1870. Die vom Fabriksbeſitzer Theodor Sted jun. entworfenen Statuten wurden im Monate Juni zur hochortigen Be— jtätigung vorgelegt, welche aud unterm 2. Augujt 1870, Zahl 35.668, erfolgte.

Zweck des Vereines ill, in Neugejchrei eine eigene Kirche zu erbauen umd hiezu den nöthigen Zend zu gründen. Ueber er- tolgtes Anjuchen bat die hohe k. k. Statthalterei im Jahre 1870 dem Vereine die Einleitung einer Landesjammlung bewilligt, wo— durch dem Unternehmen wohl einige Beträge zuflofien. Bei der

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Gründung des Vereins befundeten die 200 Mitglieder eine ent- Iprechend rege Theilnahme, veranjtalteten Concerte, deren Erträg- niſſe dem Vereinsfonde zugeführt wurden, vregten zur pünftlichen Einzahlung der jtatutenmäßigen Beiträge und zur Reijtung von frei willigen Spenden an; doch hat in den leiten Jahren diefer Eifer nachgelafjen, und die Mitgliederzahl it bis auf etwa 100 herabge- junfen. Der Fond ijt either zu einem namhaften Betrage ange: wachen, und wird diefer mit dem Abſchluſſe des Vereinsjahres 1889 mit 20.849 fl. 38 fr. ausgewieſen. Diejer Betrag ift in der MWeiperter Sparcaſſa, in der Ect. Wenzels Vorſchuſs-Caſſa in Prag und in der böhm. Landesſparcaſſa fruchtbringend angelegt. Der Verein zählt mehrere jtiftende Mitglieder (die jtatutenmäßig einen Stiftungs- beitrag von mindeitens 25 fl. zu leijten haben) und zwar: Prokop Ratzenbeck in Frag (25 fl.), We. zel Wolf in Wien (100 ft.), verstorbenen Theod. Sted fen. und jun. in Weipert (je 100 fl.). + Richard Ritter v. Dobauer in Prag (100 fl.), P. Athanejius Bernhard, Prälat in Oſſeg (52 fl.), P. Andreas Wilfling, Dechant in Weipert (50 fl.), P. Johann Nep. Rotter, Abt in Braunau (40 fl.), 7 Sajetania Schmidl in Weipert (25 fl.). Vorjtand des Vereins war bei der Gründung Theodor Sted jun., welcher dieſe Etelle auch bis zu feinem am 22. April 1877 erfolgten Ableben bekleidete; jeither Liegt die Leitung des Vereins und die Verwaltung des Fondes in den Händen des Vorjtandes W. A. Schmid! (NG. 264).

6. Politifcher Lefeverein „Kortfcehritt“ (MWeipert:Grund). Deſſen Gründung fällt in das Jahr 1871. Die betreffenden Statuten wurden in einer am 14. Mai des genannten Jahres durch den Lehrer Joſef Zörkler einberufenen Berfammlung durch— berathen und die Vorlage derjelben zur hochortigen Bejtätigung beſchloſſen. Nachdem unterm 27. Juli 1871, Zahl 35.459, die Statuten als genehmigt zurüdgelangt waren, fand am 19. Augujt im Gajthaufe des C. G. Schmidl (NE. 411) die conjtituierende Verjammlung jtatt, bei welcher Lehrer Joſef Zörkler zum Bor-

een

Itande gewählt wurde. Der Zweck des Vereins ijt die fittliche Hebung und Kräftigung, zeitgemäße Kortbildung und Entwidlung einer edlen Gejelligfeit, die Förderung der allgemeinen Bildung jeiner Mitglieder und Aufklärung der Volfs- und jtaatsbürgerlichen Rechte und Pflichten; weiter bezwedt der Verein die Verbreitung und Ausbildung jener Kenntnijje und Fähigkeiten, welche für die Mitglieder der verjchiedenen Bertretungsförper nothiwendig jind. Die Mitglieder verfammeln fid) an einem bejtimmten Tage ber Woche im Vereinslocale anfangs wie erwähnt im Gajthauje des 6. G. Schmidl, jpäter am Blehhammer und gegenwärtig in der Rejtauration „zur Gartenlaube” des Wenzel Reißig NE. 320 —, wo die wichtigiten Tagesfragen bejprochen und belehrende Vorträge gehalten werben.

Der erjte Vereinsporjtand war zufammengejeßt aus dem Yehrer Joſef Zörfler Borjtand), Anton Bergner (Borfjtand-Stellver- treter), Erasmus Klemm (Bajjier), Bincenz Die (Schriftführer), Franz Kreibich (Bibliothefar) und aus den 4 Ausjchufsmitgliedern: Reinhold Reißig, Kranz Breitfeld, Julius Schmid! und Koh. Salzer. In der Verfanmlung am 28. December 1872 wurbe zum Vorjtand Anton Bergner, am 5. December 1874 Bürger: jchuldirector Franz Hedl und am 13. December 1879 Guftav Fückert (NE. 578) gewählt, welch letzterer auch gegenwärtig den Verein noch leitet.

Von diefem Vereine wurde auch der Bau der Gründner Straße vom Haufe des Franz Kraft (damals Moris Spitzer NE. 418 bis zur Molfichmiede angeregt, die auh am 25. October 1872 in Angriff genommen und mit Hilfe freiwilliger Beiträge durchgeführt wurde. Die General-Direction der Buſchtiehrader Eijenbahn jteuerte großmüthig 200 fl., die Stadtgemeinde 300 fl. bei. Die Bauleitung hatten oh. Lohwaſſer und Anton Bergner übernommen. Den zur Anlage der Straße erforderlihen Grund hatten die Anrainer unentgeltlich abgetreten. ;

Dev Verein zählt gegenwärtig 3 Ehrenmitglieder und zwar den gewejenen Borjtand Franz Heckl, Franz Kraft und Dr. Franz Hrdlitſchka (Prag), und 25 ordentliche Mitglieder.

7... &. privil. bürgerl. Schüßencorps.

Seit ſich im Jahre 1828 das früher bejtandene Schüßencorps aufgelöst hatte, ruhte, vereinzelte Echiepbelujtigungen abgerechnet, die von Privaten wie Förjter Stein u. a. veranlaist wurden, das Schütenwejen bis zum Jahre 1858, wo wieder ein Schießverein in dem von Julius Schmid! im Blechhammer erbauten Saale zus fammentrat, an dejjen Spitze Wenzel L. Schmidl als Vorjtand, Ferd. Schmiol als Galjier und Julius Schmidl, E. Puttrich, Ev. Schmidl und Philipp Hackl als Ausſchüſſe fungierten. Die Vereinscaſſa beitand am 1. Jänner 1868 in 262 fl. 94 fr. 5. W. Um dieſe Zeit war es endlich gelungen, die Bewilligung zur Er- richtung des privilegierten uniformierten Schützencorps, wie das— jelbe jeit bejteht, zu erlangen. Dreimal waren die diesbezüglichen Geſuche des W. L. Schmid! von der Statthalterei abjchlägig be— jchieden worden, bis endlich durd Vermittlung des Dr. Steiner in Brag und des Dr. Wiederhofer n Wien Wilhelm Schmid! als Deputierter der Stadt Weipert Audienz beim Kaifer Kranz Sojef und deſſen gütige Zuftimmung erhielt, „dajs, wenn die Stadt Weipert das Schüßencorps als nothwendig erachte und jonjt fein Hindernis vorliege, dem Wunjche der Weiperter Bürger werde nachgefomnen werden,” worauf die erbetene Bewilligung mit kaiſerl. Entſchließung vom 23. October und durch Miniſterial— Erlajs vom 12. November 1867 ertheilt und das jeßige Schüßen- corps ing Leben gerufen wurde. Die Zahl der jich angemeldeten Mitglieder erreichte in Furzer Zeit 104, aus welchen zwei Com: pagnien gebildet und Anton Pohl zum Major, W. L. Schmid! (NE. 403) und Rupert Englert (NE. 96) zu Hauptleuten, Ignaz Krimmert (NE. 293) und Julius Schmidl zu Ober: ltetenants, Alfred Schwab (NE. 408), Wilhelm Kreuzig, ob. Zahm (NE. 455) und Anton Langer (337) zu Kieutenants ge- wählt wurden.

Das Corps bejteht aus uniformierten und nichtuniformierten Mitgliedern, welch letstere allen Vorfchriften und Geldleiſtungen nach— zufommen verpflichtet jind, jonjt aber mit Ausnahme der Wählbarfeit zu Unter und Ober-Dfficieren, alle Rechte mit den uniformierten

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Mitgliedern theilen. Außerdem jteht der Generalverfammlung das Recht zu, Perſonen, die jih um Staat, Provinz, Stadt oder die Geſellſchaft verdient gemacht haben, als Ehrenmitglieder und Ehren: officiere aufzunehmen, die alle Rechte der Corpsmitglieder genießen, aber von deren Pflichten und Leiltungen befreit jind. Bereits in der General:Rerjammlung am 17. Mai 1868 wurden Dr. Wieder- bofer in Wien, Dr. Steiner in Prag und Wilh. Schmidl

in Wien wegen ihrer Berdienite um die Erlangung des Privilegiums -

als Ehrenoffteiere, und die Veteranen aus dem früher bejtandenen Corps: Anton Zahm fen., Johann Kreuzig, Joſef Nittner, Andreas Rieß, Rector Kranz Strunz und Johann Köhler als Ehrenmitglieder in das Chrenbud des Schüßenceorpg ein Ge— ſchenk des C. G. Schmid! eingetragen und ihnen die betreffenden Diplome überreiht. Ferner wurden in fpäteren Generalverfamm- (ungen zu Ehrenofficieren eınannt: C. G. Schmidl, Franz Pohl, Sojef Pohl und der k. k. Bezivfshauptmann Karl Ludwig. Die Adjuftierung der uniformierten Mitglieder bejtand jtatutenmäßig in einem Waffenrocke von jtahlgrünem und einem Beinkleide von hell— grauem QTuche. Der liegende Kragen und die Aufjchläge des mit 6 glatten weißen Knöpfen bejetsten Waffenrodes waren von gift: rothen Tuche, das Beinfleid mit 2 Centimeter breiten und in ber Mitte durch einen Vorſtoß getrennten giftrothen Streifen verjehen. Die Kopfbedefung bejtand in einem jchwarzen Hute mit ſchwarzem Federbuſche und grünmwollener Schnur. Als Bewaffnung diente ein gejchäftetes Schrottgewehr und ein mit einem weißrothen jeidenen Tortepee gezierter Säbel in jchwarzlederner Scheide. Der fleine an einem Leibriemen verichiebbare Cartouche (Patronentaſche) trug den Doppeladler von weißem Metall. Die Adjuftierung und Bewaffnung der Ofſiciere unterjchied jich von jener der Mannſchaft bloß durch eine verfilberte Hutſchnur, durch jilberne Borden jtatt der rothen Streifen am Beinfleidve und durch Stahljäbel mit weiß =vothem, jilbernem Rortepee, getragen an einer weiß-rothen jilbernen Kuppel, uud einer jeidenen, weiß-rothen Feldbinde. Der Major trug über- dies noch jilberne Sporen und filberbordierte Aufſchläge auf Aermel und Kragen. Die Mitglieder der Mufifcapelle trugen jtatt ber Ihwarzen, weiße Federbüſche und Brujtichnüre von weißer Wolle.

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543 Zur Anſchaffung der Muſikinſtrumente ſteuerte Carl G. Schmidl freigebig 140 fl. ö. W. bei.

Urſprünglich wurde, wie bereits S. 309 erwähnt, die noch vor— handene Fahne des früheren Schützencorps benützt. Sie war von gelbem Seidenſtoffe, auf der einen Seite mit dem k. k. Doppel— adler, auf der andern mit dem Bildnifje des Batrones St. Eujtachius geziert. Die neue Fahne iſt ein Geſchenk der Brüder Franz umd Joſef Pohl. Sie ift in Komotau von Johann Wagner aus jchwerem doppelten Seidenjtoffe gefertigt, einerjeitS ponceau mit Doppelabler und einer Bordüre von ſchwarz-roth-gelben Zaden, andererjeitS weil; mit dem Stadtwappen und weißsrother Zadenein- fafjung. Die Fahnenſtange iſt gelb mit vergolveter Spike, und wird in einem weißsvothen Bandelier getragen. Schen früher hatten Sohann Kreuzig, Barbara Pohl und Wilhelm Pohl wiederholt Beiträge zur Anjchaffung einer neuen Fahne gejpendet; da aber die Spender der neuen Fahne die Koſten derſelben vollitändig be— jtritten, jo werden dieſe Beträge noch weiter als Fahnenfond in Rechnuna fortgeführt. Die Fahnenweihe Fand am 9. Augujt 1874 nachmittags 2 Uhr am hieſigen Marftplage jtatt. Außer dem hiefigen Feuerwehr- und Veteranenvereine, dem Männer-Gejang- vereine von bier und von Stahlberg waren tie Schüßencorps von: Buchholz, Jöhſtadt, Oberwiejenthal, Preßnitz und Sonnenberg in corpore, jene von Saaz, Pilſen, Komotau, Teplig und Joachimsthal durch Deputationen vertreten. Aufer dem Bezirfshauptmanne Karl Ludwig aus Kaaden, dem Amts- hauptmanne von Einjiedel aus Annaberg, dem Bezirksrichter Zahn aus Preßnitz waren noch zahlreiche Gäſte aus dem Beamten: und Bürgerftande der Stadt Weipert und Umgebung cerichienen. Das Ehrenbuch“*“) des Corps, ein Gejchent von C. G. Schmid! (1868), zeigt die eigenhändigen Unterfchriften ſämmtlicher erſchienenen und vertretenen Gorporationen und geladenen Gäſte. Fahnenpathin war Louiſe Schmidl, Gattin des Schüßenhauptmannes Wenzel L. Schmid! NE. 403, Fahnenjungfern Marie und Caroline

*) Diefes Gedenkbuch trägt aud in einem Medaillon einen echten

in Joachimsthal geprägten Schlidthaler aus den Jahren 1519 bis 1521, ebenfalls ein Gejhenf des C. 6. Shmidl.

Schmidl, jpäter verehelichte Schmid! (NE. 22) und Kreuzig NE. 561. Die zahlreichen von den Gorporationen gejchenkten Fahnenbänder, womit die Fahne jest geſchmückt iji, zeigen von der vegen Theilnahme, welche dieje eier jelbjt in der weiteren Umgegend gefunden hat.

As Schießhaus wurde bis zum Jahre 1872 das Gajthaus des Julius Schmid! (Blehhammer) benüßt. Da aber dasſelbe einestheils jehr entlegen war, die Gefellihaft ein eigenes und günſtiger gelegenes Schüßenhaus wünſchte und auch die Mittel biezu aufzubringen jich getraute, jo wurden bereits im Jahre 1871 Verhandlungen mit verichiedenen Grundbejitern eingeleitet, die in- deſs zu feinem Reſultate führten, bis endlich die Gemeindevertretung laut einjtimmigen Beſchluſſes vom 4. Augujt 1871 der Schüßen- gejelljchaft von der Gemeinde Parcelle Nr. 346 eine Bauarea zum Schießhauſe und zu einem Garten bei demjelben unentgeltlich, den erforderlichen Raum zur Schießlinie jedoch gegen einen Pachtſchilling generds überließ. Dabei behielt jic) die Gemeinde vor, daſs der Plab des Gartens zu feinem anderen Zwecke verbaut werden bürfe und das gejchenfte Grundſtück nach eventueller Auflöjung der Ge- jellihaft an die Gemeinde zurüdfalle, während der Grund zur Schießlinie unbedingtes Eigenthum der Gemeinde bleibe. Allein der Bau fam auf diefem Plate nicht zu Stande, denn in der General- Berfammlung am 30. Mai 1872 entjchieden ſich 122 gegen 24 Stimmen für den Anfauf des Haufes NE. 192 des Menzel Lenhard, das nun laut Kaufcontractes vom 3. Juni 1872 mit Allem, was niet- und nagelfelt war, ferner mit 3 Joch 3551, Qu.⸗Kl. (185 a 42'/, m?) Grund um 7200 fl. d. W. angefauft und zum Schießhauſe eingerichtet wurde. Die Schanf- und Gajthausbewilligung wurde diefem Schießhaufe von der Be— zirkshauptmannſchaft ddto. Kaaden den 9. Juli 1872 ertheilt. Neuerer Zeit erhielt das Corps auf das Einſchreiten feines Com- mandanten mit allerhöchiter Entjchlieung vom 7. Mai 1876 und StatthaltereisErlajs vom 13. uni desjelben Jahres die Bewilligung, die bisherige Farbe der Dijtinctionszeichen „weiß-roth“ in „grüne gelb”, bei Dfficieren in „grün-gold“ umändern zu dürfen, welche Umgejtaltung bereits durchgeführt ift.

Auch für die VBerforgung erkrankter Mitglieder wurde nach Thunlichkeit Sorge getragen und zu diefem Zwecke ein Kranken— und Unterjtüsungsverein gegründet, deſſen Statuten im Jahre 1879 hohenorts bejtätigt wurden. Inmitten der größten Nührig- feit in ‚der Ermöglichung der Selbſthilfe, in dem Streben, für den meugebilvdeten Unterjtüßungsverein einen Fond zu gründen und denjelben durdy Zuweiſungen von oft namhaften Spenden zu kräftigen, wurde das Schügencorps dadurch in die Mitleivenjchaft

———

3;

Schützenhaus NE. 192.

gezogen, daj8 am 3. März 1881 das Schüßenhaus durch einen ausgebrochenen Brand ganz eingeäfchert wurde. Das Gebäude war wohl verjichert, allein die Entjchädigungsfumme von 3.653 fl. 68 Fr. veichte lange nicht hin, bei den herrichenden hohen Preiſen der Baumaterialien und der ziemlich hohen Arbeitslöhne an einen Wiederaufbau jobald denken zu können. Dieje Trage, wie aud) jene über die Art der Beihaffung der nöthigen Geldmittel hatte den Berwaltungsrath des Corps durch eine Reihe von Sitzungen in

ununferbrochener Thätigfeit erhalten. Letztere Trage fand ihre Löſung 35

in dem vom Oberlehrer Luft gemachten Vorjchlage, zur Beichaffung von billigen Barmitteln unverzinsliche Antheiljcheine auf 10 und 20 fl. auszugeben; der Vorſchlag wurde in einer Situng des Ver- waltungsrathes eingehend bejprochen und als durchführbar acceptiert. Kun wurde rüftig an die nöthigen Vorarbeiten zum Baue, Bei- Ihaffung der Baumatzrialien, den Entwurf des Bauplanes u. ſ. w. wie auch an die Ausgabe der Antheiljcheine gejchritten, durch welch leitere (400 Stüd) ein Barbetrag von 7.920 fl. aufgebracht wurde. Diejes unverzinsliche Kapital wird duch alljährliche Auslojung von 25 Stück Antheilfcheinen im Betrage von 500 fl. aus dem Pacht: erträgnifje zur Rückzahlung gebracht. Bereits am 15. October 1882 fonnte das neuerbaute Schügenhaus, welches unter der Leitung des Baumeijters Ferd. Müller aus Bärenftein aufgeführt wurde und einen Kojtenaufwand von 9.110 fl. 38 fr. erforderte, bezogen werden. Schon nad) wenigen Wochen des freudevollen Feſtes verlor die Schüßencapelle (am 8. November) ihren beliebten und alfjeits geachteten Gapellmeiller %. W. Salzer, an deſſen Stelle am 3. Suli 1883 der hieſige Chorregent Theodor Nein!t berufen wurde. Ueber Antrag des Verwaltungsrathes wurde der hieſige Oberlehrer der Mäpdchenjchule Michael Luft bei der General-Berfammlung am 23. September 1883 in Anerkennung deſſen Verdienſte um den Verein zum Ehrenmitgliede des Schüßenceorps ernannt und ihm das bezügliche Diplom überreicht.

Am 28. März 1884 verlor das Corps durch das Ableben des Ehrenhauptmannes Kranz Pohl in Wien einen der eifrigiten Förderer des Vereins. Da defjen Yeichnam von Wien nach Weipert überführt und am biejigen Gottesacer bei Sct. Martin im eigenen Grabe beigejett wurde (4. April), jo hatte das Schüßencorps Gelegenheit, feinem gewejenen Gönner die lebte Ehre durch Be— gleitung des Yeichenconductes zu erweilen. Der Verjtorbene bedachte das Schüßencorps mit dem namhaften Betrage von 500 fl., und zwar 10 Stüd übernommene Antheiljcheine und baare 300 fl. Der Hauptmann des Schüßenzsorps, Polizeicommiſſär Rupert Englert (Nr. 96) mujste infolge lange andauernder Krankheit auf jeine Ehrenjtelle verzichten und fi) von dem ihm ans Herz gewachjenen Corps zurüdziehen; in Anerkennung jeiner vielfachen Verdienſte

wurde derjelbe am 21. September 1884 zum Ehrenhauptmanne ernannt und an deſſen Stelle der Dberlieutenant, Bürgermeijter Ignaz Srimmert, befördert. Bon den bisher in 7 Auslojungen gezogenen 175 Stück Antheiljcheinen wurden mehrere theils zu Gunjten der Schüßencafja, theils zu Gunjten der Kranfen- und Unterftüßungscajfa gejchenft. Bis zum Schluffe des Jahres 1889 betrugen dieſe Schenfungen über 756 fl., wovon 311 fl. der Schüßencafja und 445 fl. der Kranfencafja zugewiefen wurden. Außerdem haben einige Schützen-Officiere ihre bisher noch nicht ausgelosten Antheilicheine (im DBetrage von 530 fl.) dem Caffier, Hauptmann W. 8. Schmidl, zu gleichem Zwecke in Depot übergeben.

Das Schübencorps weist gegenwärtig ein Vermögen von 8.761 fl. 61 fr. aus, wovon 9.535 fl. 12 fr. auf die Schüßen- calla und 3.226 fl. 49 fr. auf die Kranfen- und Unterjtüßungs- caſſa entfallen.

Gegenwärtig (1890) zählt das Schüßencorpg in 2 Com— pagnien folgende Mitglieder: 1 Major (Anton Pohl), 2 Haupt: leute (W.L. Schmidl und Ignaz Jrimmert), 2 Dberlieutenants (Alfred Schwab und Johann Zahm), 4 Lieutenants (Alerander Kreuzig, Klement Müller, Elias Schwab und Raim. Zahm), 1 Fahnenführer (Franz Lorenz), 4 Oberjäger (Joſef Kraft, Nihard Trinks, Eduard Müller und Theodor Gebert), 20 Unterjäger, eine Mufifcapelle mit 26 Mann (Gapellmeijter Theod. Neinlt und Mufikführer Franz Lenhard NE. 122), 75 Schützen und 2 Hornilten; zuſammen 137 uniformierte Schügen. Außerdem gehören dem Schüßencorps an: 2 Ehrenhauptleute (Sojef Pohl und Wilhelm Schmidl), 3 Ehrenofficiere (Dr. Wiederbofer in Wien, Iſidor Schmid! in Wiskau bei Pilfen, früher in Prag, Statthaltereiratb Karl Ludwig in Teplitz), 1 Ehrenmitglied (Oberlehrer Michael Luft) und 24 nicht uniformierte Mitglieder. Am Suli 1889 wurde die Adjujtierung des Schüßencorps noch bahin abgeändert, dajs für den bisher benützten Scheibenjtußen das Wenzl: Gewehr eingeführt wurde, welche von Aerar um einen entjprechend billigen Preis erworben wurden; auch wurde für bie Mannſchaft das Tragen eines Seitengewehres (des Säbels) abge:

35*

ae, ſchafft. Im Jahre 1890 verlor das Schüßencorps dur den Tod zwei feiner beiten Mitglieder und zwar die Ehrenhauptleute Rupert Englert mm €. G. Schmidl.

8. Sireimwilliger Jeuerwehr-VYerein.

Wem fiele bei dem Namen diejes Vereines nicht alsbald die herrliche Stelle des gottbegnadeten Dichters Schiller ein, der in jeinem „Lied von der Glocke“ jingt: -

„Wohlthätig ift des Feuers Macht,

Wenn fie der Menih bezähmt, bewacht,

Und was er bildet, was er ſchafft,

Das dankt er diejer Himmelstraft!

Doch furdtbar wird die Himmelsfraft, Wenn fie der Feſſel fi entrafft, Einherſchreitet auf der eig’nen Spur, Die freie Tohter der Natur. : Wehe, wenn fie [oSgelafjen,

Wachſend ohne Widerftand,

Dur die volfbelebten Gafjen

Mälzt den ungeheuren Brand!

Denn die Elemente haſſen

Das Gebild der Menjhenhand.”

Es iſt unnöthig, den Text der Dichterworte hier volljtändig anzu= führen, da die jchaurigsprächtige Cchilderung des graufigen Brandes jeit der goldnen Jugendzeit in jedes Herz für immer eingegraben ift. Wohl aber verlohnt es fich, einmal die Frage aufzujtellen, jeit wann eigentlich dev Menjch den Verſuch gemacht hat, des Feuers mitteljt löjchender Mafchinen Herr zu werben, wie es beim Dichter weiter heißt:

„Durd der Hände lange Ketie

Um die Wette

liegt der Eimer; hoch im Bogen

Spriten Quellen Waſſerwogen.“

Der römiſche Schriftiteller Markus Bitruvius Pollio,

welcher zur Zeit des Julius Cäſar und Auguftus lebte, theilt uns mit, daſs man die Erfindung der Waſſerdruckwerke oder hydrauliſchen

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Maſchinen dem Kteſibios zujchreibt, einem um 250 vor Chr. in Alerandrien unter Ptolemaios Euergetes lebenden Mechaniker, der jih große Verdienſte um die Mechanif überhaupt und bejonders um alle Entvefungen und Mafchinen erwarb, welde auf dem Drude der Luft und ihrer wirkenden Kraft beruhen. Namentlic) erfand er mit jeinem Schüler Heron zujammen die Pumpen, den frummen Heber und die Comprefjionsfontäne, die roch jet den Namen des Heronsballes führt. Die von Kteſibios erfundene Majchine mit doppeltem Metallfolben und einer Entladungsröhre*) ſcheint wejentlich diejelbe Einrichtung gehabt zu haben, wie unſere jetzigen Feuerſpritzen, nur dajs im Laufe der Zeit Manches ver- loren gegangen und vergejjen worden ijt, was man jpäter wieder neu erfinden muſſte. Das Zeugnis des Yerifographen Heſichius beweist, daſs man im IV. Jahrhundert n. Chr. die eigentliche Feuerſpritze gefannt hat.

Die ältejte wirkliche Keuerordnung in Deutjchland hat die Stadt Franffurt am Main; fie ftammt aus dem Jahre 1458. Die erite Wagenſpritze wurde 1518 zu Augsburg gebaut; bis dahin waren nur Handiprigen in Gebrauch. In den Bauamtsrechnungen dieſer Stadt heißen die Wagenjprigen „Snjtrumente zu Bruniten, Waſſerſpritzen zum Feuer dienlich.“

Die erjte fächlifche allgemeine Feuerordnung joll von Herzog Georg vom Jahre 1521 fein. Die Stadt Dresden erhielt die erjte im Jahre 1529, welche auch für das ganze Yand gelten jollte.

In der zweiten Hälfte des XVIT. Jahrhunderts erhielt der Apparat durch die Holländer Jan umd Nicolaus van der Hende, welche Dberaufjeher der Föfchanftalten zu Amfterdam waren, den Schlaud) und durch einen Franzofen den Windfefjel. Auch die jogenannten „Zubringer“ find zu gleicher Zeit von den beiden genannten Hol- (ändern erfunden worden. Die heutige fortgefchrittene Technik jowohl, wie auch der zunehmende Wohlftand und der Sinn für Befjeres haben das Feuerlöſchweſen zu ihrer heutigen Blüte heraus: gebildet.

*) Sipho genannt.

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In Defterreich war e8 abermals Maria Therejia, die auc) dem Feuerlöſchweſen ihre ernjte Sorgfalt zugewendet hatte. hr verdanfen wir die erjte Feuerlöſchordnung in Dejterreidh, die am 22. September 1755 erjchien und zur Durchführung ge bracht wurde.

Wir laſſen den Inhalt diefer Maria Therefianiichen Feuerlöſchordnung kurz folgen:

„I. Wenn in einem Orte eine Feuersbrunſt entſteht, ſollen alle im Umkreiſe von einer Meile befinplichen Gemeinden zubilfe fommen und Löjchrequijiten mitbringen. 2. Sobald es brennt, muſs Sturm geläutet und Boten an die nächit Benachbarte gejchickt werden. 3. Bürgermeilter, Richter und Rath müfjen die Ordnung zum Löjchen dirigieren und bis das Teuer gedämpfet worden, nicht von dannen gehen. 4. Magijtraten müjjen Anjtalten treffen, daſs von dem jalvierten (gevetteten) Haus und Geräthen nichts fönne ge= jtohlen werden, und daſs jedermann Löjchen helfe. 5, Aller Orten müſſen ein, auch mehrere Nachtwächter”) aufgejtellt werden. 6. Die mit Feuersbrunſt heimgefuchten Inwohner müfjen das ausgefommene Teuer nicht vertufchen. 7. Wer es gleichwohl waget, wird nach Befund deren Umjtände bejtraft, und wenn jein Haus abbrennt, ihm feine Boni- ftcation verabfolget. 8. Mit Abbrehung der Häufer ijt nicht zu ſäumen, dahingegen genießet der Bejchädigte gleichen Theil Boni— fication, wie der Abgebrannte. 9. Kien- und Flachsdörren auf dem Dfen ijt verboten. 10. Die Feuerſtätten müfjen öfters vidimirt werden. 11. Rauchfänge ſollen ſo viel möglich gemauert und Feine hölzerne Balfen in jelbige eingezogen werden. 12. Hochzeitichießen; Schwärmerwerfen und Sonnenwendefeuer iſt verboten bei Strafe öffentlicher Arbeit. 13. Alle Feuer fangende Sachen find von beim Rauchfang oder Kamin zu entfernen. 14. Licht und Zabafrauchen in Ställen und auf Böden, wo Heu oder Stroh lieget, it nicht zu gejtatten. 15. Mit der Zerlaffung des Inſelts iſt vorjichtig umzugehen. 16. Brunnen jollen gegraben werden, dorten wo fein Fluſswaſſer vorhanden jind. 17. Gemeinden von 20 Häufern

*) Hier werden auch Vorſchriften über die Verrichtnngen der Nacht: wädter gegeben.

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müfjen einen, die größeren aber zwei Feuerhaken haben. An Hand— Iprigen und Feuerleitern muſs Fein Abgang jein und binnen vier Wochen angefchafft werden. Die Löſchrequiſiten müfjen an einem licheren Orte aufbewahrt werden. Bauernhöfe müjjen mit einem Eishafen jammt Leiter verjehen jein. 18. Gemeinde-Kannen jollen jo viel als man vermag, angejchafft werden. 19. Bor jedes Haus joll im Frühjahre ein Baum ausgejeßet werden. 20. Die Dächer ſollen jo viel möglich nicht aneinander ſtehen. 21. Die Feuerlöſch— ordnung ſoll alle Jahre zweimal vorgelefen werden bei 50 fl. Strafe, welches Geld zur Anjichaffung mehrerer Löjchrequifiten ver— wendet werden joll.“

Auch Kaiſer Joſef IT. erließ unterm 25. Juli 1785 eine neue Feuerlöſchordnung für Landjtädte und Märkte, wodurch in umfafjendjter Weije in 72 Paragraphen alle Vorkehrungen erläutert werden, die ſich bei einem ausgebrochenen Brande bis zu dejjen Bewältigung ergeben können.

Durch eine jpätere Verordnung wurde den Gemeinden noch die Anſchaffung von Feuerſpritzen aufgetragen, über deren Vollzug jie ſich auszuweiſen hatten. Weipert hatte im Jahre 1825 bereits zwei Fleine Sprißen; in demfelben Jahre beitellte man noch beim k. k. Hofglodengießer Karl Bellmann in Prag eine größere Feuerſpritze, für welche man 380 fl. EM. bezahlte. Der Magiſtrat batte ſchon vorher die Bildung eines Feuerſpritzenfondes be- jchlojjen, in welchen von jedem Hausfauf und bei jeder Hochzeit ein fejtgejtellter Kleiner Betrag eingezahlt werden mujste.

Aufgrund der neuergangenen Bauordnung v. 27. Mai 1833, und infolge erlaſſener £. k. freisämtlicher Verordnung Elbogen am 21. Augujt 1839, hatte der Magijtrat von Weipert auch eine ven localen Verhältniſſen angemefjene „Local-Feuerlöſch— ordnung” beſchloſſen, weiche auch vom k. f. Kreisamte unterm 21. Jänner 1840 bejtätigt wurde. Nun wurde mit der Aufjtellung von Feuercommiſſären im den einzelnen Stadtvierteln begonnen. Diejen Jeuercommifjären wie auch den Mitgliedern des Magiſtrates und anderen Perjonen wurden gedruckte Maßregeln, welche Bor: jhriften und Anjtalten zur jchleunigen Entdeckung und Befannt- mahung eines ausgebrochenen Feuers, wie auch VBorjchriften

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betreffs der Löjchanitalten enthielten und vom Bürgermeijter Ab. Schmid! und dem Magijtratsratfe A. Schmitter vom 19. April 1844 gefertigt waren, eingehänpdigt.

An Löſchrequiſiten waren damals in Weipert vorräthig:

Im erjten oder Gründner Stadtviertl. Auf der Poſt: eine Kleine Spritze und eine Yeiter, jowie ein Feuerhaken; auf dem Blehhammer zwei Feuerhafen, und im Joſef Illing'ſchen Haufe zwei Feuerhaken.

Im zweiten oder Gajjer-Stadtviertl. In dem Ignaz Wagner’ichen (jpäter Rupert Englert’ihen) Haufe: eine Fleine Sprite, ein Feuerhafen; im Bräuhauje eine Yeiter.

Im MWeiperter Otadtviertl: Beim Rathhauſe in dem jogenannten Sprißenhäufel: eine große Feuerjprige, 4 Tragwaſſer— fübel, 2 Feuerhaken; im Rathhaushof: 3 große Leitern; bei dem Polizeimann Löbl: 1 Fleine Sprite und 3 Handſpritzen; im Bräu- hauſe: 2 Teuerhafen und 1 Leiter, dann Privat-Löſchſchaften, im Eduard Schmidl'ſchen Haufe: eine kleine Spritze und eine Leiter; im Wenzel Lenhard'ſchen Haufe eine kleine Spritze und eine Handjprige, und im Johann Zeidler'ſchen Haufe 2 Leitern.

Im vierten oder Neugejchreier Stadtviertl. Im Joh. Müller'ſchen Haufe zwei Teuerhafen und zwei große Leitern. Endlich befindet jich in jedem Haufe eine Wafjerfanne, welche zum Wafjerzutragen verwendet werben.

DBemerfenswert erjcheint die Anordnung, daſs jich bei jedem ausgebrochenen Brande der hiejige Stadbtwundarzt Wenzel Die und die Hebammen, als: Therefia Barth für's erjte und zweite Stadt viertel, und Joſefa Fückert für’s dritte und vierte Stadtviertel einzufinden hatten, um für den all, daſs Jemand beihädigt würde, ſchleunige Hilfe zu jchaffen.

Der große Hamburger Brand, der vom 5. bis 8. Mai 1841 nicht weniger als 75 Straßen mit 4219 Wohnhäufern und 3 Kirchen zerjtörte und 100 Menjchenleben Eojtete, Hatte viel mit dazu beigetragen, daſs dem Feuerlöſchweſen bejonders in Deutjch- land ein größeres Augenmerk zugewendet wurde. Die Erfenntnis, daſs das Beitehende nicht mehr genüge, war zu Anfang der 40er Jahre mehrjeits durchgebrungen. Der gute Wille, etwas Beſſeres zu

553 unterjtüßen, war da, und es kann daher nicht auffallen, dafs beinahe gleichzeitig an vielen Orten in Deutjchland Verbefferungsverfuche ge— macht wurden, deren letztes Nejultat die allgemeine Einführung von Neuerwehren war. Die Stadt Meißen ſoll die erjte Stadt gewejen jein, wo am 7. Juli 1841 ein „Freiwilliges Xöjch- und Rettungscorps errichtet wurde. Die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr” ijt zum erjtenmale für das Carlsruher Corps (1846) gebraucht worden. In Annaberg wurde im Sabre 1852 ebenfalls eine Feuerwehr errichtet. Auch in Weipert war man für die Förderung eines Feuerlöſchweſens nicht unthätig gewejen, indem man hier 1855 das Geld, welches man für die infolge der Auflöfung einer National: garde (1. September 1851) abgelieferten Stuten und Haubajonnette erhalten hatte, zur Anjchaffung von zwei Fleinen Feuerſpritzen für Neugejchrei und Grund bejtimmte; der fehlende Betrag hiefür wurde noch durch einen in der Bräucafja erliegenden Fond gededt. Nachdem in Dejterreich das Vereinsgejfeß vom 15. November 1867 erjchienen, jchritt man allerorts an die Bildung von Vereinen, durd) die man die mannigfachiten Zwecke anjtrebte. Hierin war auch Weipert nicht zurückgeblieben, und ein Verein verdankt ſozu— Jagen dem anderen jein Entjtehen. Sp war e8 der hiejige Gejellig- feitöverein, der über Anregung feines Mitgliedes Heinrih Englert in der Situng am 3. Augujt 1872 die Gründung eines „Turn— Feuerwehrvereines“ anregte und auch durchführte. Die Eingabe an den bierortigen Gemeindeausihujs um Unterjtügung aus Gemeinde- mitteln für Beiftellung befjer geeigneter Yeuerlöfchrequijiten und für Ausrüftung der Mannſchaft wurde von diefer am 12. September zuftimmend erledigt, die von Heinr. Englert und Joſef Löſchner entioorfenen Statuten in der VBerfammlung am 13. September an- genommen, welche auch mit Erlaſs der hohen k. f. Statthalterei vom 30. November 1872, 3. 59.569, ihre Bejtätigung erhielten. Die Uebernahme des Dienjtes fand im Frühjahre 1873 in einfach würdiger Weile jtatt; die Feuerwehr nahm im Beijein des Bürgermeijters Schwab und des Wilhelm Kuhn jen. als Präfes dieſes Inſtituts die Angelobung der Mitglieder in die Hände des gewählten Commandanten Heinrih Englert entgegen und jchlojs den Tag mit einem Fleinen Feſte. Zum Steigeranführer ward Sof.

Löſchner, zum Spritzenmeiſter Joſef Dufour, zum Feuercommiſſär Rupert Englert, zu Hauptleuten Theodor Steck jun. und Joh. Lohwaſſer und zum Hauptmann-Stellvertreter W. A. Schmidl gewählt. Im Verlaufe der Zeit war die Thätigkeit der Feuer— wehr vielfach in Anſpruch genommen worden und verweiſen wir an dieſer Stelle nur auf die bereits angeführten Brände, ungezählt jener in der Umgebung, wo ſie ſtets und immer mit Erfolg einzugreifen die Aufgabe hatte, wofür ihr wiederholt Hilfsprämien und belobende Dankſchreiben zukamen. So erhiclt die hieſige Feuer— wehr anläſslich der Hilfeleiſtung bei der am 19. Juni 1876 durch Blitzſchlag ausgebrochenen Brande des Ernſt Schmidl'ſchen Hauſes in Kuhberg den erſten und zweiten ſächſiſchen Staatspreis, be— ſtehend in 30 und 15 Mark, und außerdem Anerkennungsſchreiben der Amtshauptmannſchaft in Annaberg und der Gemeinde Bärenſtein. Bei dem Brande des Weißbach 'ſchen Wohnhauſes in Kuhberg (am 12. Juni 1877) errang ſie abermals den erſten Preis mit 30 Mark und erhielt von der „Adriatiſchen Aſſecuranz in Trieſt“ eine Prämie von 50 fl., weil ihr die Erhaltuug der gefährdeten Weberei des Julius Schmidl zu verdanken war. Auch bei den Bränden am 29. Juli 1880 in Stahlberg und am 29.

Dctober 1880 in Niederfchlag (Gafthof zum Bären) wurden ihr .

je der erjte Staatspreis mit 30 Mark zuerfannt.

Am 15. August 1874 wurde in Weipert ein Gautag der Feuerwehren des mittleren Egergebietes, als deren Bundesobmann und Präſes Heinrich Englert gewählt war, abgehalten, wobei die mannigfachiten Feuerlöſch-Requiſiten, als Spriten, Leitern, Sims— bo u. dgl. zur Ausjtellung gebracht worden waren.

Im Sahre 1877 wurde die Reorganijation nach der Feuer— polizei-Ordnung in Böhmen vom 25. Mai 1876 vorgenommen, Die Statuten wurden dem neuen Geſetze entjprechend geändert, eine neue Dienjtordnung und das Landes-Exercier-Reglement eingeführt und jchließlich die Umbildung der freiwilligen Turnfeuerwehr in eine „Freiwillige Feuerwehr” mit einer Kranfen - Unterjtügungs = Cafja unter Beibehaltung der volliten Unabhängigkeit von der Gemeinde beſchloſſen, und ijt wie bisher das Verhältnis bis heute noch jo geblieben, daſs die Feuerwehr die ſtädtiſchen Sprigen und Geräthe

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bedient, ſonſt aber jich jeine volle Unabhängigkeit in der Verwaltung und im Commando vorbehalten bat.

In Anerkennung der bejonderen Verdiente um das Gemeinde— wohl und insbejondere um die Förderung des Löſch- und Feuer— wehrwejens ernannte die Feuerwehr am 6. December 1874 C. ©. Schmidl zum „Protector“, und zu Ehrenmitgliedern die Herren: (1874) Anton Bohl, (1875) den am 22. März 1877 verſtor— benen Theodor Sted jun., (1877) Wild. Kuhn, (1878) Rupert Englert, (1879) den am 21. December 1879 verjtorbenen Ed. Schmid! NE. 144, (1885) Bürgermeifter Ignaz Frimmert.

Dem Vereine find in Anerkennung ſeiner Nützlichkeit von mehreren Seiten, zum Theil auch namhafte Spenden zugefommen, jo von: Er. Majeltät dem Kaiſer Franz Joſef I. 100 fl., ven der Gemeinde für Rüſtzeug-Anſchaffung 350 fl., Buſchtiehrader Bahn in Prag 40 fl., C. G. Schmid! 250 fl., Ste & Sohn MWeipert 100 fl., Theodor Sted jun. 150 fl., Wilhelm Kuhn 70 fl., Wenzel Kuhn 50 fl., Anton Pohl 50 fl, Eduard Schmid! (NE. 144) 50 fl., Cajetania Schmidl (NE. 287) 50 fl., Antonia Lenhard (NE. 93) 10 fl., als Vermächtnis von dem verjtorbenen Franz Pohl (NE. 22) 200 fl.; von den Ajje- euranz-Gejellichaften: Dejterreihiiher Phönix 125 fl., Reunione Adriatica 50 fl., Adria 60 fl., Leipziger 20 fl., allgemeine böhmijche 15 fl., Ungariſche 10 ft.

Großes Verdienjt um die Hebung und Förderung nicht allein des hierortigen, jondern auch des Feuerwehrweſens in ganz Böhmen bat jich unbejtritten Heinrih Englert durch feine umfichtigen und zweckmäßigen Reformen auf diefem Gebiete erworben. Sein Rück— tritt als Oomann des Teuerwehr-Landes-Gentralverbandes in Böhmen, dem er vom 25. März 1879 bis 10. Jänner 1882 vorgejtanden hatte, wurde allgemein bedauert. Wie ſchwer man jeine Perſon von der Leitung diejes Gentralverbandes fcheiden ſah, beweijen die vielen Berichte in der Verbandszeitung und die Protocolle der Aus- ſchuſsſitzungen. Die Verbandszeitung (Joſefſtadt, am 14. April 1888) jchreibt in ihrem Leitartikel anläjslich des 1Ojährigen Be- Itandes des Keuerwehr-Landes-Gentralverbandes für Böhmen wörtlich: „Aus eigener Kraft wurde diefer Bau aufgeführt, und das verleiht

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dem Werke jeine Krone, Unvergejslich bleiben uns die Meijter, durch deren emfiges Wirken, durch deren außerordentliche Thätig- feit das Werk begonnen und auf den heutigen Stand gebracht wurde, Die Namen Eduard Kahl, Heinrich Englert, Eduard Dobrowolsfy, Reginald Czermak (Teplig) demjelben wurde im Juni 1889 von Sr. Majeſtät dem Kaifer das goldene Ver: dienjtfreug mit der Krone verliehen jind immer vereint mit diejer Errungenſchaft, und können die Träger dieſer Namen jtolz auf dieje Thatſache jein. Aber auch wir find ftolz auf diefe Namen, gehören fie doch „uns“ an, ſtammen fie doc, aus unjerem Fleiſch und Blute. Die Dankbarkeit, die wir ihnen zu zollen haben, fann am würdigjten in treuer Pflichterfüllung geäußert werden in Erfüllung jener Pflichten, die wir unferem Berufe als Feuerwehrmänner jchuldig find, durd) das Verjprechen, treue Wächter ihres Werkes zu bleiben.”

Der Teuerwehr-Landes-Gentralverband in Böhmen zergliedert jich in 72 deutjche und 49 tichechiiche Gau- und Bezirfsverbände - mit über 100.000 activen Feuerwehrmännern. Von diejen Gauver- bänden iſt die Vereinigung von Feuerwehren des mittleren Eger— gebietes der dritt ältejte Verband in Böhmen, der mit den Reichen: berger, Teplitzer, Brürer, Gabler, Komotauer, Friedländer und Polßzenthaler Verbänden am 24. März 1878 den oben genannten Yandesverband gegründet hat. Die Vereinigung des mittleren Eger: gebietes hat jeit dem Jahre 1873 den Sit; in Weipert und zählt die Feuerwehren von Brunnersporf, Borgrün, Chriſtofhammer, Flahe, Fünfhunden, Gejjeln, Jokes, Klöfterle, Leskau, Liebotik, Niklasdorf, Okenau, Pohlig, Rachel, Radſchitz, Roſchwitz, Sachſen— grün, Weinern, Weipert, Wernsdorf, Willomitz und Wotſch mit zuſammen 1150 activen Feuerwehrmännern zu ihren Mitgliedern. Obmann dieſes Verbandes iſt Heinrich Englert; Feuerwehr-In— ſpectoren ſind Joſ. Löſchner-Weipert, Franz Krehan-Weinern und Karl Kwét-Klöſterle. Die Feuerwehr in Weipert iſt die ſtärkſte des Verbandes und zählt 208 active Feuerwehrmänner. Die Verwaltung des hieſigen Feuerwehrvereins beſteht derzeit aus: dem Commandanten Heinrih Englert, dem Hauptmanne I (Stadtbe— zirk) Joſef Löſchner, Hauptmann II (Neugeichrei) W. AU. Schmidl, Hauptmann III (Grund) Alfred Schmid! NE. 7; dann den

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Hauptleuten-Stellvertretern Johann Salzer NE. 575, Eduard P. Schwaab NE. 563 und Johann Wagner. Rüſtmeiſter Franz Bayer NE. 667; Steigerzugsführer: Norbert Werner 1. Bezirk, Eduard Schmid! NE. 219 II. Bezirk, Procop Schubert NE. 4 HI. Bezirk; Stellvertreter: Schieferdeder Eduard Müller I, Joſ. Grimm I, Roman Fiſcher II, Sprigenzugsführer: Frau Schmidl, Ant. Ritter NE. 187 (4. Sprige), Adalb. Dittrich II, Wenzel Rieß II; Stellvertreter Daniel Xorenz I, Anton Ritter jun., (4. Sprige), Wilhelm Schmidt 11, Joh. Schmid! III; Rottenführer im I. Bezirk: Edmund Werner, Joh. Bartl, Johann Müller, Leopold Sehrig und Franz Eberle; im 1. Bezirk: Joſef Müller und Raimund Langer; im II. Bezirk: Robert Schmidl und Albin Riep.

9. Arbeiter-Bildungs- und Anterſtützungs- Werein.

Diejer Berein, welcher unterm 13. Februar 1875, 3. 4958, von der hohen k. k. Statthalterei genehmigt worden, bezwedt die jtete Wahrung und Förderung der geiftigen und materiellen Intereſſen feiner Mitglieder und ſucht diefen Zweck durch volfsthümliche willenjchaftliche Vorträge, Unterricht, Gründung einer Bibliothef, freie Bejprehung im Intereſſe des Arbeiterjtandes nichtpolitcher Natur, Anregung zur Sparfamfeit, Pflege des Geſanges, gejellige Unterhaltung, Gründung einer Abtheilung für Arbeitszuweilung und durch Unterjtügung jeiner Mitglieder in Krankheits- und be- jonderen Fällen zu erreichen. Der Verein erhielt eine vorgenommene Aenderung jeiner Statuten am 31. Juli 1888, 3. 65146, be— jtätigt und zählt gegenwärtig unter dem Vereinsvorſtande Wenzel Frank 8 Ehrenmitglieder und 141 wirkende Mitglieder.

10. Srauen-Anterffüßungs- Verein. Diejer Verein wurde im Jahre 1874 über Anregung der Gattin des gewejenen hiefigen Bürgermeifters, Frau Rojamunde Kuhn NE. 142, gegründet, und erhielten die Statuten am

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16. April 1875, 3. 19807, ihre behördliche Bejtätigung. Der Zweck diejes Vereines ijt, wie jener der beiden anderen in jpäterer Zeit gegründeten rauenvereine in Weipert, die Unterjtügung bebürftiger Armen und Erwerbsunfähiger, welche aus der Stadt- armencafje gar feine oder unzureichende Unterftügung empfangen, jo weit nöthig und thunlich mit den unentbehrlichjten Lebensbedürf— nijjen an Nahrung, Kleidung, Teuerung u. ſ. w. zu verjehen. Erjte Voriteherin des Vereins war Roſamunde Kuhn, der jpäter Amalie Schwab (NE. 147) und Marie Flohrer (NE. 541) folgte; gegenwärtig it Frau Mathilde Schwab (NE. 178) Vorſteherin und zählt der Verein nach dem leisten Ausweife 315 Mitglieder, deren jedes Für angeführte Zwecke einen jährlichen Beitrag von einem Gulden leijtet.

11. Freiwilliger Pofantentier- und Ssandarbeiter-

Verein.

Schon zu Anfang der 1850er Jahre hatte der hieſige Poſt— meilter Wenzel Schmid! einige hieſige Pofamentierer angeregt zur Bildung einer Arbeitergefellichaft, die durch Leiltung fleiner Bei- träge jeitens ihrer Mitglieder einen Fond bilden jollten, aus welchem Mitglieder im Erkranfungsfalle zu unterjftügen wären. Diefe An- regung fiel auf fruchtbaren Boden; es fanden jich bald mehrere Mitglieder, die zu einer Gejellichaft zujammentraten und Wenzel Schmid! zum Obmanne derjelben ernannten. Nady dem Tode deg Obmannes wurde dieje Ehrenjtelle auf deſſen Sohn Aulius Schmid! (NE. 7) übertragen. Bisher hatte der Verein noch feine Statuten. Im Sabre 1874 hatte Julius Schmid! die Dbmannsitelle niedergelegt, und wurde diejelbe.an deſſen Bruder Wenzel L. Schmid! (NE. 403) mitteljt einftimmiger Wahl über- tragen, dev auch heute noch Vorjtand des nunmehr mit Statuten vom 11. März 1876 3. 7181, weldhe im Jahre 1885 wieder abgeändert und am 30. November 1885 3. 87712 beitätigt wurden, zurecht bejtehenden „Pojamentier- und Handarbeiter-Bereines’’ it. Noch im Jahre 1874 beitand das Vereinsvermögen in 417 fl., welches jedoch bis zum heutigen Tage auf ca. 1400 fl. angewachſen

559 it. Der Verein zählt 114 Mitglieder, welche durch Leiſtung von 30 Kreuzern pro Quartal ihr Ziel, die Mitglieder und die hinter- bliebenen Witwen bei Krankheiten und Sterbefällen zu unterftüßen und unter den Mitgliedern die bejte Harmonie und Brübderlichkeit zu erzielen, zu erreichen beſtrebt find.

12. Gefangverein „Liedertafel“.

Bei der Generalverfammlung des hiefigen Männer-Gejang- vereines tm Jänner 1876 traten mehrere Mitglieder aus dem hier bejtehenden Männer-Geſangvereine aus, und bildeten einen zweiten Sejangverein unter dem Namen „Kiedertafel in Weipert“. In der eriten VBerjammlung am 31. Jänner 1876 wurden die Statuten ent- worfen und, nachdem diefe am 12. Apiil 1876 3. 19968 be— hördlich bejtätigt waren, am 4. Mai die conjtituierende Verſamm— lung abgehalten, bei welcher zum erjten Vorſtand Heinrih Englert und zum Dirigenten Karl Behrbalf gewählt wurden. Der Zwed des Nereins, den deutjchen Geſang, jpeciell den Männergejang zu pflegen und ji in ihm auszubilden, ſowie das gefellige Yeben ver Mitglieder zu fördern, wurde bisher durch Veranjtaltung von Goncerten, Theaterabenden, Sängerfahrten und vergleichen in ausreichendem Maße erreicht. Der Verein veranjtaltete Theater- abende, deren Erträgnijje meiſt localen humanitären Zwecken ge— widmet wurde, jo im Sahre 1878 zu Gunjten der hieſigen Feuer— wehr und am 1. Juli 1882 zu Gunjten des bier beitehenden „Anpflanzungs- und Verjchönerungs- Vereins”. Für den Bau des deutſchen Landestheaters in Prag wurde unter den activen Mit— gliedern ein Betrag von 168 Gulden aufgebracht und dem Zwecke zugeführt. Der Verein betheiligte jich unter anderem auch an ver Enthüllung einer Gedenktafel an dem Geburtshauje Dr. Ferdinand Stamm in Orpus (29. Juli 1883) und an dem Weite der Einweihung des Franz Sojef-Ausfihtsthurmes am Keilberge (am 3. Auguſt 1884). Der Verein zählt 3 Chrenmitglieder u. zw. Eduard Tauwitz, Chormeijter des Sängervereins Tauwiß in Prag, Theodor Reinlt (Chorrector und Schüßencapellmeilter in MWeipert) und Bürgerjchullehrer Karl Behrbalk, ferner 43 active

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und 57 pajjive Mitglieder. Präſes dieſes Vereins iſt noch immer Heinrich Eglert, Chormeijter Karl Berbalk und Caſſier Theodor Kanncberger. Das Vereinslocal ijt jeit dem Entjtehen im Gajt-

baufe de3 Johann Zahm NE. 455; die Probeabende finden jeden

Donnerstag in der Woche jtatt,

13. Werein der Schulkinderfreunde. (Stabttheil Neugeſchrei.)

Diejer Verein wurde im Jahre 1876 über Anregung des Dberlehrers Michael Luft im Stadttheile Neugejchrei gegründet und die Statuten von der hohen k. f. Statthalterei Prag am 31. März 1877, 3. 17832, genehmigt. Als Gründungsfond wurde dem Dereine, dejjen erjter Obmann Oberlehrer Luft war und es auch bis zu jeiner Ueberſiedlung nad dem Stattheile (1878) blieb, ein von früher abgehaltenen Sculfeiten erübrigter Betrag von 237 fl. durch den Fabrifsbejiger Theodor Ste sen. übergeben. Der Verein fand vielfache Unterftügung auch von ausmwärts, jo dafs nit nur alle Jahre viele arme, fleigige Schulkinder mit Schulrequijiten und Kleidungsjtücen betheilt, ſondern auch nod) ein namhafter Fond gebildet werden konnte. So find dem Vereine an Spenden zugefommen: von Er. Majejtät dem Kaiſer Franz Joſef I. 50 fl., Ihrer Majejtät der Kaiferin Elijabeth 25 fl., Cardinal-Fürſterzbiſchff Schwarzenberg 25 fl., Wenzel Wolf in Wien (Firma Stel & Wolf) 100 fl., Frau Emilie Sted

NE. 240 50 fl. Der Verein zählt gegenwärtig 5 Ehrenmitglieder

und 70 active Mitglieder und jteht derzeit unter der Leitung des Dberlehrers Anton Hinz.

14. Anterftüßungsverein der freimilligen Sieuermwebhr.

Die Statuten diefes Vereines wurden von der hoben k.k. Statthalterei am 14. October 1877, 3. 55.740, beftätigt und bildet diefer Verein nur einen Theil des bereits erwähnten Feuer— wehr-Bereines.

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15. Bweigverein vom bl. Wincenz von Paul, dejfen Statuten am 14. Jänner 1878, 3. 2823, die Bejtätigung erhielten, bat feinen Sitz im Stadttheile Neugejchrei. Der Verein zählt 20 active und 24 paſſive Mitglieder und wird von Adalbert Die als Obmann geteitet.

16. Sranen- AUnterftüßungs- Werein (im Stadttheile „Grund“) verfolgt die gleichen Zwecke, wie dev bereits erwähnte Frauenverein im Stadtbezivfe. Die Statuten des Vereines, der aus 3 Ehren- mitgliedern und 229 wirklichen Mitgliedern bejteht und ven der Borjteherin Rojalia Behr geleitet wird, wurden am 16. April 1878, 3. 19.807, bejtätigt.

17. RAnpflanzungs- und PVerfchönerungs Wervein entitand im Jahre 1878, in welchem am 26. December, 3. 72.748, dejjen Etatuten bejtätigt wurden. Der Verein zählt 60 Mitglieder und jteht unter dev Yeitung des ‘Privatier Anton Pohl als Obmann.

18. Verein der Schulkinderfreumde (Stadtbezirt Weipert)

verfolgt denjelben Zweck, wie der gleiche Verein in Neugejchrei, nämlich die jittliche Erziehung der Jugend außerhalb der Schule und des Elternhauſes zu fördern, arme, fleifige Schüler mit den nothwendigiten Schulrequijiten und Kleivungsjtücen zu verjehen, armen Waiſen die Erlernung eines Handwerfes und armen, geiltig befühigten Schülern durch Gewährung von Vorſchüſſen das Studieren zu ermöglichen. Der Verein hat bisher alljährlich mehr als 100 Kinder bekleidet und verfügt jest Schon über einen Fond von 800 fl. Erſter Vorjtand des Vereines war Poſtmeiſter Rudolf Schmidt, dem jpäter Pfarrer P. Hora und jeit Jänner 1889 Oberlehrer Luft folgten. Dem Vereine find an Spenden zugefommen : von Ihrer Majejtät der Kaiferin Eliſabeth 25 fl., Wenzel Wolf in

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562 Wien 40 fl., Dr. C. Krank, Iſidor Schmidl, Eduard Bittner je 25 fl. und Dr. Billroth in Wien 50 fl. Der Verein zählt ſomit 5 Ehrenmitglieder (Wenzel Wolf in Wien, Dr. E. Frank in Karlsbad, Iſidor Schmied! in Wiskau bei Biljfen, Eduard J. Bittner in Prag und Profeffor Dr. Billroth in Wien) und 217 active Mitglieder.

19. Foblfcher Anterftüßungs Bond.

Laut der von der hohen k. k. Statthalterei zu Prag am 11. März 1879, 3. 6662, bejtätigten Statuten bezweckt diejer Verein, erfranfte, arbeitsunfähige Mitglieder zu unterjtügen und im Todes- falle für ein entjprechendes Begräbnis zu jorgen. Die Entjtehung desjelben reicht, wie wir ſchon früher bemerkt haben, in das Jahr 1853 zurück, wo der Gründer der unter der Firma „Franz Pohl's Söhne Nachfolger“ beſtehenden Gewerbsunternehmung in ſeinem letzten Willen cin Capital von 200 fl. EM. mit der Beltimmung jtipulierte, daſs bievon die 5"/, Zinfen alljährlich dem von ihm beitimmten Zwecke zur Unterjtüßung Eranfer und durd)- reiſender Zunftgenoſſen zufliegen follen. In Erinnerung an den alten bewährten Vater, der das Verhältnis des Arbeitgebers jtets mit dem des Freundes verſchmolz, veranlajste die Söhne Kranz, Joſef und Anton Pohl, den Unterjtüßungsfond, beziehungsweile bie „Franz Pohl'ſche Stiftung“ in einen Verein umzugejtalten, denjelben zur danfbaren Erinnerung an den Gründer „Pohl’s Unterjtüsungssgond in Weipert” zu nennen, über welchen fie auch das Protectorat führen. Die Mitgliedfchaft bejchränft ſich auf die männlichen Arbeiter des genannten Jabrifsunternehmens, und erlijcht diejelbe mit dem Austritte aus dem Arbeiterverbande. Vorſtand diejes Vereines ijt jebt der Kabrifschef Heinrich Englert.

20. Anterftüßungscalla des Schüßencorps

bildet einen Beltandtheil des Vereines „E. f. priv. bürg. Schüßen- corps“, und jind die Statuten am 11. November 1879, 3. 84.952, betätigt worden.

21. Männergelangverein „Siederkranz”

mit dem Site in Neugeſchrei, ijt der dritte bejtehende Gejang- verein in Weipert, vejjen Statuten am 20. März 1880, 3. 12.973, bejtätigt wurden. Der Verein zählt gegenwärtig 21 wirkende und 35 beitragende Mitglieder. Obmann des Vereines iſt Johann Schmid! NE. 375, Chormeiſter Oberlehrer Hinz und Gafjier Norbert Schmidl NE. 228. Das Local für die Gejfangsproben ijt im Gaſthauſe „zum König dv. Württemberg” ; die Gelangsproben werden an jedem Dienstag in der Woche abgehalten.

22. ©eflügelzüchter-Werein

entjtand im ‚jahre 1882, und wurden die diesbezüglichen Statuten, welche als Zweck die Züchtung von Nuß- und Yurusgeflügel, Ver- breitung von zuverläjslichen Meittheilungen über gemachte Erfahrungen, Förderung in der Cultur ımd Verbreitung vorzüglicher Raſſen, Veranjtaltung von Ausjtellungen und Verloſungen von Raſſen— geflügel aufitellen, am 10. Juli 1882, 3. 41.895, hohenorts bejtätigt. Bisher bat der Verein u. zw. unter den Vorjtänden Anton Langer, Wenzel Hal, Eduard Schent und Eduard Schwaab alljährlich gutbejuchte Ausjtellungen veranitaltet. Der Verein zählt 1 Ehrenmitglied und 113 Mitglieder, und joll im ‚salle jeiner Auflöjung das eventuelle Bereinsvermögen dem Schul— findervereine der Stadt (ad 13) zufallen.

23. Erfter Weiperter Spar- und Glücksverein wurde, nachdem jchon früher ein gleicher Verein bejtanden hatte, im Jahre 1882 gegründet und find dejjen Statuten am 7. October 1882, 3. 71.665, betätigt worden. Dev Berein ſoll zur Zurück— legung eines Erjparnifjes und zur Betheiligung an größeren Lotto— anlehen (Staatspapieren) das Mittel bieten, und bejchränft jich verjeibe auf 110 Mitglieder, deren jedes monatli einen Gulden einzulegen bat. Mit Abſchluſs des Vereinsjahres 1889 beſaß der Berein 85 Stück Loſe im Curswerte von 11.654 fl. 75 fr., was mit dem vorhandenen Barbetrage ein Bereinsvermögen von 12.012 fi. 80 fr. ausmacht. 36*

Be

Der Verein wird von einem VBerwaltungsrathe, der von der Generalverjammlung fir die Dauer von 2 Jahren gewählt wird, geleitet. Derjelbe hat bisher die Verwaltungsgeſchäfte unentgeltlich bejorgt. Der Verwaltungsrath bejteht derzeit aus dem Obmanne Raimund Bittner, Caſſier Vincenz Vitt, Schriftführer M. Luft und den Mitgliedern Rudolf Harnijch, Daniel Flohrer, rang Flohrer und Joſef Kaneberger. Der Verein ijt für die Dauer von 10 Jahren gegründet, weshalb derjelbe mit Schluſs des Jahres 1891 jeine Thätigfeit einjtellen wird. Vorausſichtlich werden bie Mitglieder, an welche jich mehrere neue anjchliegen werden, wieder zu einem neuen Spar- und Glücsvereine zujammentreten.

24. Deutfcher Turnverein.

Diejer Verein bezweckt die Pflege und Förderung des Turnens und die Hebunz des gejelligen Yebens in Weipert. Die Statuten wurden am 15. Eeptember 1887, 3. 77.011, hohenorts bejtätigt. Der Verein, welcher dermalen 98 wirfende und 42 beitragende Mitglieder zählt, wird von einem Turnrathe geleitet. Diejer bejteht aus: dem Turnwart Wilhelm Recke, dem Sprechwart Heinrich Englert, dem Schriftwart Johann Kühnl, dem Sädelwart Vincenz Vitt, dem Zeugwart Emil Mehlhorn, dann den Bei- väthen Joſef Löſchner, Julius Kitbogen, Anton Salzer, Franz Bayer und Joſef Schauer nnd den gewählten Erſatzmännern

Rudolf Löbl, Johann Salzer, Rudolf Yanger und Ant. Gräf.

Der Qurnverein benügt gegenwärtig zu feinen Uebungen noch im Bürgerichulgebäude den Turnjaal, welchen er auf jeine Kojten mit Geräthichaften der neuejten Gonjtruction einrichten lich. Der Verein beabjichtigt den Bau einer eigenen Turnhalle und hat zu dieſem Zwecke jogenannte „Baujteine” um 10 fr. ausgegeben, welche auch zum großen Theile verfauft jind. Nach dem leiten Nechenjchafts- berichte (29. März; 1890) betrugen die Einnahmen 449 fl. 40 Fr, die Ausgaben 336 fl. 59 fr.; das Wereinsvermögen bejteht, mit Ausſchluſs der Turnhallenbaufondes (im Betrage von 2000 fl.), aus den Turngeräthen und Einrichtungen im Werte von 674 fl. 68 Fr. und dem Barvermögen von 112 fl. 81 fr.

EWR WERNE EN,

565

Aus der Mitte der turnenden Mitglieder hat jih im Jahre 1590 eine „Zurnverbindung Eiche” gebildet, deren Statuten nach Genehmigung des Turnrathes am 11. März 1890 zur Be— ſtätigung an die hohe k. k. Statthalterei vorgelegt, und von der- jelben auch mittelft Erlaſſes vom 19. Mai 1890, Zahl 50.102, genehmigt wurden. Zweck diejer Verbindung ijt die Förderung der turnerifchen Intereſſen im allgemeinen und insbejondere die “Pflege der deutſchen Geſelligkeit, ſowohl unter ihren Mitgliedern, als auch bei gejelligen Veranjtaltungen des. deutjchen Turnvereins in Wei— pert Obmann diefer Verbindung iſt Anton Salzer.

25. Unterftüßungsverein der Reſerviſten und Sandwehrmänner

mit den am 28. Juni 1883, Zahl 41.346, bejtätigten Otatuten

zählt 26 Mitglieder. Obmann des Vereins it Joſef Päckert

NG. 360.

26 ©Orfsgrupp: des deuffchen SHchulvereins.

Deſſen Stafuten wurden am 15. April 1884, Zahl 70.010, bejtätigt. Der Verein, dejien Obmann Fabrikant Alex. Kreuzig it, zählt 72 Mitglieder.

27 Gefelligkeitsverein die „2der“

bezweckt die Förderung der gejelligen Unterhaltung und des Ber: fehres durch zeitweife Veranjtaltungen von Concerten und jonjtigen Unterhaltungen, jowie die Unterftüßung der Armen in Weipert. Die Bereinsftatuten wurden am 22. April 1885 bejtätigt. Obmann des Vereins, der gegenwärtig 25 Mitglieder zählt, it Theodor Gebert. Das PVereinslocal war anfangs das Wagner’jche Gaſt— haus NE. 171, jet aber Lorenz's Gajthaus NE. 417.

238. Ratbolifch-politifcher Lefe- und ©efelligkeitsverein

bat jich, wie bereits ad 4 erwähnt, aus dem „Fatholijch-poli- tiſchen Caſino in Neugejchrei” durch Austritt mehrerer Mit-

566

glieder aus dem Stadtbezirke, die ſich zu einem neuen Vereine zu— ſammenthaten, herausgebildet. Die Statuten wurden am 17. Auguſt 1887, Zahl 71.225, beſtätigt. Obmann des Vereins iſt Pfarrer P. Hora; dem Vereine gehören 55 Mitglieder an. Vereinslocal ijt die Anger'ſche Rejtauration.

29. Aranen-Interffüßungsverein in Neugeſchrei verfolgt diefelben Zwecke, wie die bereits erwähnten zwei Vereine gleichen Namens. Defjen Statuten wurden am 4. März 1888, 2. 14.530, bejtätigt. Der Verein zählt 120 Mitglieder; Vorſteherin it Amalia Schmid! aus NE. 488.

30. Stranken- und Anterftüßungsverein der Büchlenmacher.

Diejer Verein, der die Unterjtüßung erfranfter oder verun- glücter Mitglieder, oder im Todesfalle derjelben für ein entjpre- chendes Begräbnis zu jorgen bezweckt, wurde über Anregung einiger Arbeiter der Gewehrfabrif Brüder Bittner am 7. Februar 1885 gegründet. Nachdem die Statuten am 9. April desjelben Jahres 3. 24.074, die behördliche Bejtätigung erhalten hatten, wurde in der erjten Generalverjammlung, bei der 63 Mitglieder anwejend waren, Gujtav Bittner (NE. 571) zum eriten Obmanne des Vereins gewählt, vem 1886 Elias Gahlert NE. 94 folgte. Die Aufnahme der Mitglieder erſtreckt jich auf Büchjenmacher, Graveure, Schäfter, Zeugſchmiede und Feilenhauer. Der Verein zählt gegen- wärtig 95 Mitglieder.

31. Sosankaufverein „Spargefellfebaft“.

Der Verein bezweckt, wie der hier bejtehende Spar- und Glücksverein, die Zurücklegung eines Erjparnijjes und die Betheili- gung an größeren Yottoanlehen durch Ankauf von Staatslofen. Die Statuten wurden am 20. Jänner 1889, 3. 93.708, hohen— orts bejtätigt.

567

32. Märnner-Sefangverein in Weipert-Hrund.

Derjelbe ijt der vierte in Weipert beitehende Gejangverein und verfolgt, wie die übrigen, die Pflege des deutſchen Geſanges. Die Statuten diefes Vereins wurden am 6. Juli 1889, 3. 62.521, von der Statthalterei bejtätigt und verpflichten die Mitglieder auch zur Theilnahme an den Leichenbegängnifjen eines Mitgliedes. Sein erjtes Stiftungsfeit begieng der Verein am 28. September 1889. Obmann des Vereins, der gegenwärtig 26 wirkende und 21 bei: tragende Mitglieder zählt, iſt derzeit Xehrer Anton Graf, dem Wenzel Rieß (Obmann bei dev Gründung) und Kranz Frank vorangiengen. Dirigent ijt Anton Bernt, Caſſier Guſtav Preiß NE. 589 und Schriftführer Eduard Lorenz. Das Bereinslocale befindet jich im Gaſthauſe „zum Goldenthal“ des Wenzel Die. Die Gefangsproben finden an jedem Samstage in der Woche ſtatt.

33. Deuffcher Einigkeitsbund.

Diefer Verein ſtrebt durch Beranftaltung von gefelligen Zu— Jammenfünften und Unterhaltungen einen harmonischen gegenfeitigen Verkehr jeiner Mitglieder an, und wurden deſſen Statuten mittelſt hoben F. £. Statthalterei-Erlaſſes vom 28. September 1889, Zahl 89.396, genehmigt. Obmann des Bereins iſt Wenzel Trinks NE. 537.

34. Erzgebirger Gintract, | deſſen Statuten von ver hoben k. k. Statthalterei am 27. Känner 1890, Zahl 5724, bejtätigt, wurden, hat als. Zweck die Förderung der Geſelligkeit, Pflege des Gejanges, Vermittlung nüßlicher, Kennt: niſſe und die Förderung der Wohlthätigkeit aufgejtellt.,, Obmann des Vereins ijt derzeit Wenzel Frank, und das Vereinslocal be- „findet, fich im Gaſthauſe des Kranz Bartl.

35. DBeamten-Eafino. Diejer Verein iſt der. jüngjte hier beſtehende Verein; und wurden deſſen Statuten am 7. Juni 1890, Zahl 59.8535, hoben- orts beſtätigt Zweck des Vereins, deſſen erſter Vorſtand Bürger:

>68 Ihuldirectovr Anton Haumer und jeßiger Vorſtand Pfarrer P. Franz Dora ilt, bejteht in dem Beſtreben, jeinen Mitgliedern. und deren Angehörigen eine angenehme Unterhaltung und Gejelligkeit zu ſchaffen.

Außer dieſen Vereinen bat jih in Weipert auch ein Madfahrer-Elub

gebildet, dev aber bieher noch Feine Statuten bejitt

|

Ortslage von Weipert.

MWeipert bildet mit Böhmifh=- Hammer einen jehr langen (84 Kilometer) ſchmalen Streifen, fallt von der Hochebene gegen Weiten zu ab, und bejtcht aus Hügelland mit janften Gehängen.

In geologiſcher Hinficht gehört der Untergrund der Stadt Meipert und ihrer Umgebung dev Urformatien an, die hier als Gneiß- und Glimmerjchieferformation auftritt. Won den ‚sormationen „des Schwemmlandes“ ijt nur das Alluvium durch Lehm und Torfmovre vertreten. Außerdem finden ſich an einigen Stellen Eruptivgejteine jüngeren Uriprungs als Bajalt und PBhonolith vor. Es nehmen jomit am Aufbau des Untergrundes folgende ‚sormationen theil:

1. Die Gneigformation,

. Die Glimmerjdieferformation, . Das Alluvium und . Eruptivgejteine jüngeren Urjprungs.

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Augengneiß befindet fich oberhalb der ehemaligen Trinfe- mühle NE. 8 gegen den Zinnbufch und Grund; dichter Gneiß ehedem erzgebirgijche Grauwacke oder Glimmertrapp genannt enthält Quarz und Feldſpath als Grundmaſſe, in welcher zahlreiche Slimmerblättchen eingebettet jind. Das Gejtein hat eine flecige Beichaffenheit, herrührend von Biotitſchüppchen und gemijchten Granat— fürnchen, welche ihrer Ihwärzlichen Färbung wegen von der hellen

569

Grundmaſſe deutlich bervortreten. Dieje Gejteinsart fommt an drei Stellen vor, und zwar in einer größeren Ausdehnung bei den Häuſern NE. 104, 110, 111, 112, 314, 359, 504, 553, 566 hinaus bis in ven Wald; eine zweite Fleine Strede bei den Häufern NE. 134, 155 und 136 und eine dritte Strecke am Zinnbuſch und bei RE. 307. Echuppengneiß findet jich beim Blechhammer gegen die jogenannte „Wolfſchmiede“ und „weißen Hirichen“ zu vor; normaler körnig Ichuppiger Muscovitgneiß beim Gottesacer und den Häufen NE. 45, 46, 47T, 55, 57, 58, 59, 326, 333 und 593; weiter ein Tänglicher, jchmaler Streifen bei NE. 62 und 68, ſodann eine Fleine Strecfe beim Bahngeleife unterhalb KG. 626, ein kurzer ſchmaler Streifen oberhalb des Haufes NE. 625 und ein Fleiner Streifen gegenüber dem Rathhauſe (Bauitelle der Wilhelmine Bohl). Amphibolit und Eflogit findet fich bei der Jogenannten „Prarrfoppe” bis gegen die Bahnbrücde zu, auf der „oberen Hübelflur” an der Bahn oberhalb des Haujes NE. 215 und in der Nähe des Bahnmwächterhaujes NE. 515. Quarz- blöcke treten in zahlreicher Menge beim Forſthauſe und am Wald- jaume Leim fogenannten „Kieſelſteinl“ auf. Zwiſchen Neuge- Ihrei und Schlöſsl beim „ſchwarzen Bären“ findet ſich ein Ihwärzliches bajaltartiges ruptivgejtein der Phonolith vor, welcher hier durch einen tiefen Bahneinſchnitt und einen Steinbruch ımterhalb desielben aufgejchlofien iſt. Durd) die prächtig entwicelte jäulenförmige Abjonderung lenkt diejes Gejtein die Aufmerkjamfeit jedes Naturfreundes auf ſich. Die jchwärzliche Färbung und die dadurch bedingte Aehnlichfeit mit dem Bafalt rührt von einem abnormen Augitgehalt ber. Diejer Phonolith wird jeit Jahren jowohl von dem Bahneinjchnitte aus, als auch von dem Bruche unterhalb desjelben zur Straßenbejchotterung ver: wendet, während die furzen Säulenſtücke zur Pflaſterung bejonders der Bahnübergänge benütt werden. Obexrhalb des „Felſenkellers“ NE. 14 tritt heller Glimmerſchiefer auf, der längs der Straße bis zum Schlöfs!l (mit einer Phonolithüberſetzung beim jchwarzen Bären) über die Bahn hinaus gegen den hohen Stein (957 m.) ih hinzieht. Silber: und Kobaltlagerjiätten jind oberhalb des Blehhammers, beim alten Bojtgebäude NE. 309, beim tiefen

570 Stollen, oberhalb des Hauſes NE. 220 und in der Wüſtenzeche gegen die Steck'ſche Kabrif. Arſen-Nickelkies-beim Haufe NG, 427 und beim jogenannten „Giftſchachtl“ in der Waldſtrecke „Königin“ auf Pleiler Grund. Torflager, die gegenwärtig zum großen Theile Schon ausgehoben jind, finden jich beim Schütteiche, am Grenzbache bei den Häufern NE. 185, 196, bei der Kunz— mühle NE. 222 und oberhalb des Schlöfjels in Böhm.- Hammer. Weipert (Kirche) liegt unter dem 50% 29° 30” nördlicher Breite und unter dem 30% 41’ 28 öſtlicher Länge (von Ferro). Höhenpunfte: Kirche 7193 m, Bahnhof 71438 m, alte Keirchenflur 804.7 m, Krümmung an der Preiniter Straße ober- halb RE. 79 = 7597 m, Pfarrfoppe (Pohls Gloriett) 7781 m, rothe Hirihen T41’1 m, Neugejchreier Schule 754835 m, bei NE. 342 (Hirſch) 8107 m, Klement Müllers Haus NE. 274 819.637 m, Bahnübergang beim Haufe NE. 454 785.072 m, Schlöſsl 502-2 m über der Oſtſee. Stadtwappen: Ein rothes Schild mit zwei Feldern; in dem untern Felde auf blauem Grunde eine umſtürzende Tanne, Die eine Silberjtufe entblößt, in dem oberen zwei Bergfnappen, die an einer Stange eine Traube (Erztraube) tragen, und oberhalb des Schildes das Bruftbild eines Bergmannes mit erhobenen Armen, in der rechten Hand das Eiſen und in der linken Hand den Schlägel haltend. Stadtjiegel. Weipert bediente ſich in den früheren Zeiten dreier, der Größe nach verjchievener Siegel, und finden wir in

den Acten ſtets angeführt, welches Siegel, vb das fleine, mittlere -

oder große Stadtjiegel (auf Siegellack oder auf Oblaten) beige druckt iſt.

Dieſe drei Siegel führen im Mittelfelde das Bruſtbild des Bergmannes. Außer dieſen finden wir 1810 vom Bürgermeiſter Joſef Cajetan Schwaab ein Siegel angewendet, das bloß im Mittel— raume eine ſchiefe Tanne enthält, an deren Stamme Schlägel und Eiſen gekreuzt und die Umſchrift: „K. Bergſtadt Weiperth“ angebracht ſind. Von demſelben Bürgermeiſter wurde noch ein kleines rundes Siegel benützt, wo inmitten der Umſchrift: „Wey— perth“ ein Bergmann mit Schlägel und Eiſen auf einem von Roſen umgebenen Harniſch ſteht. Auch finden wir 1811 ein kleines

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vierecfiges Siegl verwendet, wo das Bruftbild des Bergmannes auf einer Weintraube (Erztraube) ruht und die Umſchrift: „Weipert in Boheim“ trägt.

Meteorologifebe DBeobachtungs-Htation Tl. Ord- nung in Weipert.

Aufgrund einer privaten Mittheilung des biefigen Bürger: ſchullehrers Joſef Schauer, betreffend die unrichtigen Höhenangaben der meilten Punkte des Erzgebirges und der Eijenbahnitationen der Bujchtiehrader Eiſenbahn, wies der genannte Bürgerjchullehrer in einer eingehenden vergleichenden Unterfuchung nach, daſs die Tracen- Nivellierungs-Coten weder auf die Seehöhe der Oſtſee, noch auf die der Adria, Sondern auf irgend einen andern Punkt baftert und durchgenommen wurden. infolge hyſometriſcher Berechnungen er- gab fich bald die Nichtigkeit diefer Unterfuchungen und jtattete ver- jelbe einen eingehenden Bericht an die k. k. meteoroldgiſche Neichs- Anftalt in Wien ab. Das Rejultat weiterer Unterfuchungen ergab einen conftanten Höhenfehler von 14739 Meter, welche Conjtante mit den hyſometriſchen Unterfuchungen des Profefjors Dr Ritter von Horiltka, angejtellt im Niejengebirge und Elbeſandſteingebirge, genau übereinjtimmt.

Mit Nücjicht auf dieſe Umſtände erhielt im “Jahre 1888 Bürgerfchullehrer Schauer von der Divection der meteorologijchen Gentralanitalt in Wien den ehrenvden Auftrag, die Yeitung dev neu zu errichtenden „meteorologiichen Beobachtungsſtation 1. Ordnung in Weipert“ zu übernehmen, was diejer auch zujagte.

Die Beobachtungen erſtrecken ſich mit Hilfe der von der k. k. Neichsanftalt überfandten Inſtrumente auf Luftdruck, Temperatur, Dunſtdruck, relative Feuchtigkeit, Bewölkung, Niederjchlag, Wind- vihtung und Winpdjtärfe, Temperatur-Marima und Minima.

572

Die meteorologiihe Beobachtungsſtation Weipert (Wohnhaus

des Guſtav Bittner NE. 571) Liegt 740 Meter über der Ditjee oder 7404 Meter über der Adria.

Die Monatsdurchſchnitte ergaben bisher | Quftorud| Ss |sE| 2, Monate afoc| 87 FE =: 2% redueiert SA IR November 1888 | 689.74 —0.2 87) 41 6) 121 December | 623.61 1-08 86 | 37|6|07} ı Sänner 1889 |- 694.28 | —A7 | 89 | 3.01 6| 10 Februar "| 682.65 | —5.5 | 89 | 2.9 | 812,87 März | 687.04 | —2:7 | 87 |) 351,71 19) April „| 683.68 41) 85 | 52 7 Tl Mai »„ .1.685.39 | 138 5 | 871 41208 Juni 68735 16.0 75 110.0 | 5 | 34 | Juli 686833 142680 06 Auguſt „..1:687.24 | 138 75 | 8.8 41 2909 | September | 688.28 | 83 80 | 67|6|34 October „|! 686.14 5.4.) 91 1.6.2.) 6 aM | | |

Demnach ergibt jich als Jahresmittel fir Weipert: Luftdruck 686°06 ”%,, Temperatur 514" C, relative Feuchtigfeit 83250), Dunftvrud 603 m, Bewölkung 6 Zehntel, Niederichlagsmenge 237 Mn.

MNearhtean.

Während diefes Werk durch die Prejie gieng, jind dem Per: faſſer nod) einige Daten zu diefer Gefchichte zur Kenntnis gelangt, die er als Ergänzung hier noch beifügen fann.

Auf Ceite 121 wurde erwähnt, daſs der Elangvolle Name der Familie Spindler in der Geſchichte von Weipert nach und nad) verjchwindet. In dem Werfe „Carl Screta” finden wir noch eines Uhrmachers Johann Spindler aus Weipert erwähnt, dev am 4. December 1619 das Altſtädter Bürgerrecht erworben hat. Dasjelbe Werk theilt auf Seite 57 aud) mit, dajs Johann

Spindler der jüngere am 1. Juni 1767 zu Screta als Maler in die Pehre Fam und von diefem am 15. Detober 1672 einen Lehrbrief erhält, in welchem Sercta in üblicher Weije deſſen Wohl: verhalten während jeiner Lehrzeit betätigt und ihn entläjst, um ihm nicht „länger aufzuhalten und feinem weiteren Glücke hinderlich zu jein.” Nähere Daten über jein Leben und jeine Werfe jind un: bekannt. Screta glaubt diefen Spindler vielleicht mit dem Karls— bader Maler gleichen Namens in verwandtjchaftliche Beziehung bringen oder ihn als einen Nachkommen jenes Erfurter Malers Gabriel Spindler annehmen zu dürfen, der am 13. September 1600 das Altjtädter Bürgerrecht erhält und jpäter ala „Kabrijel Sſpindler“ over „P. Kabryel“ im Raittungsbud der Malerzeche auftritt, deren DOberältejter ev vor Muſch war.

Auch die Taufmatrifen der Pfarre zu Seelau (bei Kaaden) enthalten Angaben der Geburtspaten zweier Kinder eines Johann Spindler, der zu Anfang diefes Jahrhunderts k. k. Oberlieutenant und Gutsbejiger in Rachl (bei Seelau) und wahrjcheinlih ein Nachkomme des von Weipert nah Kaaden überjievelten Kauf— mannes Spindler war. Diejer Gutsbejiger in Rachl, namens Sohann Spindler, und dejien Ehegattin Anna, eine eheliche Tochter des Johann Breisky, Hauptcafjier des Fürjten Wilhelm Auers- perg in Brag, binterliegen 2 Kinder: Mauritius (geb. am 31. Juli 1821) und Heine. Spindler (geb. am 15. December 1822), von welchen letzterer erjt in dieſem Jahre als f. und k. Major gejtorben ift.

Die Schule in Neugejchrei betreffend (Seite 285) wird im Jahre 1721 dem Präceptor Franz Schlögel, der nach Andreas Die gefolgt war, von der Gemeinde 1 Schragen Holz zum Deputat bewilligt und biefür jammt dem Waldzins, Hau= und Fuhrlohn in die Gemeinderehhnung ven Betrag von 2 fl. 45 Fr. eingejtellt.

Noch jeien hier jene Veränderungen und Begebenheiten nach getragen, welche ſich während des Drudes (bis Ende September 1590) eveignet haben.

Zufolge Erlafjes des hoben k. k. Handels - Minijteriums vom 18. April 1890, Zahl 54.229, find an der k. k. Probieranitalt in Weipert bei der zweiten Probe die Gewehrläufe mit einem Stempel, der das Wappen von Weipert trägt, zu verjehen.

Rudolf Harnijch verzichtete auf die Stadtrathsftelle, worauf Johann Salzer jun. als Stadtrat) gewählt wurde. ben: jo erfuhr der Gemeindeausichufs in dev Weile eine Veränderung, dajs an die Stelle des zurückgetretenen Ausſchuſsmitgliedes Rudolf Schmid! der Erſatzmann Johann Wohlrab und an die Stelle des verjtorbenen Carl G. Schmidl, welcher der. Stadtgemeinde feinen Grundbeſitz neben dem Marktplaße zur Erweiterung desjelben letztwillig geſchenkt hat, der. Erſatzmann Joſef Bart! (NE. 475) als Mitglieder des Gemeindeausſchuſſes eintraten.

Nach dem leiten Willen des verſtorbenen C. G. Schmidl ſoll dem von ihm zur Vermehrung des Spitalfondes erlegten Be— trage per 5.000 fl. (ſiehe ©. 304) noch ein weiteres Legat von 5.000 fl. zugelegt werden.

Bei dem f. k. Poſtamte find jetzt nicht mehr 3 0, ©. 321), jendern 4 Briefträger angejtellt. Der Briefträger Joſef Hofmann wurde als Poltamtsdiener übernommen, und an Jjeine Stelle Fam Franz Stolarz als vierter Briefträger it noch Anton Bernt und als zweiter Poſtaſſiſtent H. Töpper angejtellt worden.

Brief-Sammelfäften jind noch aufgeitellt worden bei Norbert Werner (NE. 632), bei Wilhelm Nede (NE. 411) und in Neugejchrei bei dem Hauje NE. 235, jo daſs jetzt außer den Brief -Sammelläjten am biejigen Poſtamte noch J ſolcher Kälten in den verjchiedenen Stadttheilen zur Bequemlichkeit des eorrejpondierenden Publikums aufgejtellt ind.

Das hohe 1. k. Minijterium für Eultus und Unterricht hat mit dem Erlaſſe vom 17. Juli 1890, 3. 10.762, wie bisher auch für das Kalenderjahr 1890 der gewerblichen Kortbildungs: Ichule in Weipert eine Aahresjubvention von 450 fl. und eine einmalige Unterjtügung von 50 fl. aus Staatsmitteln bewilligt. Zur Dedung der Auslagen für dieſe Abendſchule werden nod) SJahresjubventionen ertheilt: vom hohen Landesausſchuſſe zu Prag 300 Fl., von der Handels= und Gewerbefammer in Eger 100 ft., von der Bezirfsvertretung zu Preßnitz“ 100 fl., von ver Stadt: gemeinde Weipert 200 fl., von den 3 Genofjenjchaften und dem Handelsgremium in Weipert je 20 fl.

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Am 17. Juli 1890 wurde das Haus NE. 205 des Emanuel Schönherr durch Blitzſchlag eingeäjchert.

Dit 1. Auguſt 1890 wurde dev biejige Zollamtsverwalter Kranz Preininger nah Prag verjeßt; an jeine Stelle nad) Weipert kam Alfred Gräf, der vorher in Warnsdorf ange- jtellt war.

Am 6. Auguſt 1890 bat die ledige Aloijia Gahlert aus NE. 165 im nahen Walde beim grünen Kreuz (Pleiler Grund) infolge getrübten Geijtes ſich erhentt.

Am 7. Auguſt 1890 traf während eines jtarfen Gewitters ein Blit das Haus NE. 356, ohne jedoch zu zünden.

Am 13. Auguft bat der neue Bezirkshauptmann Herr Johann Zeidler, welcher vordem in Graslitz ſeinen Amtsjit hatte, die Leitung des politilchen Bezirkes Kaaden übernommen.

Anlässlich des 25jährigen Stiftungsfeites des Männergeſang— nereins wurden in der Generalverfanmlung (am 10. Auguſt) die activen Mitglieder: Paul Die, Eduard Kreuzig, Franz Langer und Koh. Wohlrab in Wilrdigung des Umjtandes, als diejelben dem Vereine durch 25 Jahre ununterbrochen als Mitglied ange hören, zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt.

Bei der Gemeindeausfchuls-Situng am 19. Auguft wurde der Ankauf des Haujes NE. 19 ſammt den dazu gehörigen Grund- ſtücken der Marie Kraft (NE. 616) um den Betrag von 5.500 ft. für die Stadtgemeinde genehmigt. Bis zur Erbauung eines neuen Schulhauſes im Stadttbeile Grund ließ die Gemeinde in diejem angekauften Gebäude ein Schulzimmer provijorijch einrichten.

Ende Auguſt 1890 wurde mit der Nenovierung der biejigen Pfarrkirche, deren äußerer Verputz ſchon jehr jchadbaft geworden war, begonnen. Bon Der Thurmuhr wurden die beiden ZJifferblätter, deren jedes einen Durchmejjer von 221 Met. hat und 75 Kilogr. wiegt, herabgenommen und zur Vergoldung der Ziffern und der Zeiger nah Prag gejchict.

Wit 1. September 1890 wurde der Unterlehrer Ad. Klimbt in Neugejchrei in gleicher Dienjteigenjhaft an die Schule in Duppau, und der Unterlehrer im Dörnsdorf, namens Franz Zapp, nad) Neugejchrei verjeßt.

infolge eines durch fait 14 Tage hindurch anhaltenden jtrö- menden Regens jind die meilten Flüſſe nicht allein in Böhmen und den übrigen Kronländern Oefterreichs, jondern auch in Deutjchland und in anderen Staaten aus den Ufern ausgetreten und weitges ſtreckte Fluren überſchwemmt worden, wodurch unberechenbarer Schaden angerichtet wurde. Durch das Hochwaſſer der Moldau wurden, was man für unmöglich halten mochte, am 4. September 1890 3 Brückenbogen der Prager Carlsbrücke eingeriſſen und mit der Statue der hl. Dreifaltigkeit in der toſenden Fluth begraben. Mehrere Menſchenleben, darunter das Leben von 18 Pionieren waren zu beklagen; viele Familien in Prag, welche Stadt zum großen Theile unter Waſſer jtand, waren obdachlos geworden. Auch Budweis und Piljen hatten jtarf gelitten. Die Noth war groß, und die Regierung, die aufgrund Allerhöchjter Ermächtigung des Kaifers jofort 2 Millionen Gulden für die Verunglückten flüſſig machte, forderte die Bildung von Hilfscomitee’s in jedem Bezirke auf. MWeipert felbft Hatte feinen Schaden zu beklagen.

Mit Beſchluſs der Gemeinde-Ausfhufjes vom 5. September 1890 wurde dem Schuhmacher Wenzel Schmid! NE. 599 die Conceſſion zur Errichtung einer Bierſchänke ertheilt.

Am 10. September verließ der hiefige Kaplan P. Ladislaus Fiala, der fich wegen jeiner ausgefprochenen tſchechiſchen Gejinnung in der deutjchen Stadt Weipert unmöglich und verhajst gemacht hatte, unjere Etadt, um einem deutjchen Caplan P. Kranz Kot— werja aus Deutſch-Tſcherbenei, Grafjchaft Glaß, Reg.-Ber. Breslau, Plab zu machen, welcher jeinen Poſten bier am 15. September auch angetreten hat.

Wegen Ergänzung dev Neubauten (j. ©. 425) ſeien hier

noch die fortlaufenden Hausnummern angeführt: NE. 682 (An- bau bei NE. 418) des Joſef Kraft, NE. 683 des Johann Dittrich (Meugeichrei), NE. 684 des Wenzel Rieß, NE. 685 des Joſef Kraft und NE. 686 (Sungjerngafje) des Joh. Baier.

Saar v er

Se:

Iuhalts- Verzeichnis,

(Die dem Terte beigedrudten Zahlen bedeuten die Seiten.)

A.

Abertham 145. 350. 351. Acciſe 412.

Adelmann 22.

Adjuſtierung, Bergleute 225.

National-Garde 232. Adjuſtierung des Schützencorps 309. 542. 547.

Adlerſtollen 55.

Adlerzeche 37.

Agricola 33.

Albert von Mainz 51.

Albelt Franz 429.

Albelt Norbert 430.

Albert, König v. Sachſen 531. 533.

Albinus 4. 33.

Album, Kaiſerin- 289. 363.

Alexander d. Gr. 160.

Altar 254. 260.

Altarbild 257.

Altar des Hl. Zohannes 257.

Altarlampe 261.

Altarleuchter 352.

Altar zur jchmerzhafıen Jungfrau 259,

Altenburg 7. 17. 218.

Altmann 336.

Altjattl 135. 506,

Altwüftner Stollen 37.

Amfterdam 549,

Amtsheger 210.

Ancona 511.

Andreaszehe 37.

Anger Anton 293. 523,

Anger Jnnocenz 522. 526. 535. 566.

Annaberg 77. 79. 81. 89. 90. 168, 170% 1.214.195. 266. 297. 347, 410. 412, 529. 553. 554.

Annabergense Chronicon 53.

Annaberg, Fürftencongrefs 51.

Annaberg, Gründung 23. 33. 49. 50.

Anna-Bild 260.

Annenſchacht 36. 242.

Anpflanzungsverein 561.

Antonizehe 55. 111. 192. 224.

Anton Rudolf 369. 379.

Anzeigen, pjeudonyme 202.

Apotheie 256. All.

Arad 238.

Arbeiterverein 557.

Argwright 498.

Arnold 80.

Arnzfeld 51. 416.

Arnjtadt Chrift. 169.

Aerzte 159, 415. 410.

37

II

Aftlepiades 160. Attentat 413. Auffenfeld Aloys 336. Aufſchauer 332. Augenärzte 161. Augsburg 498. 516. Augult, Prinz 172. Ausipann 7. Aufterlig 291.

B.

Bad 235. . Bader 159. Bahnhof 328. Bahnhof:Snipectoren 332. Bahnhof-Reftauration 331. Bahnzüge 321. Baier Ambros 435. Anna 248. Ehriftian 334. 340. Daniel 434. „Franz 356. 386 518. Guftav 435.

Sojef 522. Marti... 105. Norbert 433. 535.

Raimund 345. 356. 528. 534,

"„ Balbin 88. Baldadin 264. Bancogefällen-njpectorat 334. Bauer 82. Banfııoten 234. Baptijterium 144. 257. Bärenhaus 77. 334. 429. Bärenmühle 346. 509.

Bärenftein 86. 88. 158. 164. 173. 195. 277.331. 411. 530. 554.

Bärring n 377.

Barmen 417

Barth Ludwig 213. „Thereſia 552.

Sohann 221. 504. 538. 576.

Barthel Joſef Anton 191.

Samuel 275. Bartholomäusbau 37. 194. Bartl Andreas 258. 259. 291.

Anna 531.

Anton 345.

ohann Chriftof 285.

Daniel 479.

Dorothea 264.

Edmund 527.

Eduard 434. 458.

Emilie 434.

Eva 254.

ran; 435. 473. 522. 535.

567. Slidor 479, Bartlhansmühle 68, Bartl Ignaz 213. 288. 457,

Sohann 232.- 258. 260. 288,

289. 293. 429. 506. 557. DBohann Chriftoph 285.

»Dohann Franz Conrad 213.

„Joſef 363. 457. 528, 574. Karl 428. Bhilipp 437. Raimund 438. Wenzel 431. 435. Bathianyi Ludwig 238. Bauer Georg 163. Bauordnung 551.

Bayer Franz 282. 289. 557. 564,

„Joſef Anton 203. 333. Buyer und Kreuzig 296. 476. Beamten:Cafino 567. Bechinie Karl 371.

Behmann Anton 336. Beck Erasmus 37.

Karl 366. 369. 534. Beer Wenzel 434.

Behr Rofalia 561.

Behrball Karl 365. 369. 371. 378,

379. 559. 560, Bellmann 332. 651.

ee Be ne ie a aan Am =

ach

II

Belore 172. Benedef 394.

Bergbau 1. 7. 12. 102. 109. 192.

220. 221. 224. 240. Berghronif 9. Bergen, Graf 270. Bergfahne 224. Bergglode 299. Bergmannslied 225. Bergner Anton 433. 528. 540.

„Johann 536.

Theodor 433. Bergreichenftein 158. 249. Bergſchmiede 56. 95.

Berfa Wenzel 38. 478. Berlin 169. Bernhard Aloys 282.

Athanefius 539. Bernthanne 518. Bezirksämter 385. Bezirfsgericht 236. 385. Bezirfshauptmannjchaft 385. Bezirksſchulrath 383. Bezirksvertretung 240. 391. Bichling Balthajar 33. Bierfreuzer 395.

Bierzehend 55. 242. Billung 5. Billeoth, Dr. Theodor 405. 562. Birtelius 128. 131. Biſchofteinitz 129. Bittersmann Vincenz 528. Bittner Adam 215. „Brüder 457. 566. „Esuard J, 362. 562.

Gujtav 243. 353. 457. 479.

566. 572. Hans 450. „Johann 300. 341. 456. „Jooſef 249. 278.

Raimund 361. 362. 397. 424. 457. 504. 524. 532.

534. 564.

Bittner Stanislaus 249.

Blajchef Theodor 390. 492.

Blattern-Epidemie 415.

Bledhammer 3. 41. 294, 500. 519. 545,

Bleizeche 241.

Blindenftiftung 304.

Blitableiter 263. 425.

Blitzſchläge 261. 339. 340. 341. 345. 429. 431. 435. 438,

Bodau 507.

Bodenbad 239.

Böhmiſch-Aicha 371.

Böhm.:Hammer 28. 51. 361. 412.

Böhmiſch-Leipa 366.

Bohuslav v. Lobkowitz 21. 518.

Boleslav 5. 7.

Bollner Johann 164.

Bologna 21.

Borde 172.

Borefch 14.

Boſslav 25.

Borberg Michael 68. 113.

Boxderg 374. 556.-Truguin

Brände 339—346. 429—438, 545.

Brandenburg, Friedrich von 16.

Brandenftein 79.

Brandihäden 536.

Bräuer 152.

Bräuhäusl 39. 152.

Braun 240.

Braunau 529.

Bräumejen 301. 501.

Breitenfeld 90.

Breitfelder Franz Joſef 359.

Breitfeld Erhard 44.

er Franz 540.

F F. A. & Co. 476. 479. Bretfchneider Mathes 48. Brettmühle 39.

Brettmühlteih 39.

Brettfägen 510.

Bresciani Dtto 332. 37*

1

IV

Briefmarken 413. Brieffammelfäften 321. 574. Briefträger 574.

Brockl Franz 337. Brudmann Jakob 74. 128, Brüdner Hugo 378.

Bruderſchaft. d. chriſt. N. 138. Brunnersdorf 2. 106. 283. 287. 556.

Bruns Julius 517.

Brür 4. 289. 297. 385. 556.

Buchau 233.

Buchenwald 14.

Büchercenfur 200.

Buchhandlung 419.

Buchholz 14. 24. 49. 157. 19.

369. 529.

Büchſenmacherei 448.

Büchfenmadjerverein 566.

Büchfenmaderzunft 452.

Budmwa 351.

Buquoy, Graf 71. 209.

Bürgermeifter Bertha 374.

Bürgerſchule 360. 366.

Butter Karl 362. | Hermann 362.

©.

Caadburg 2.

Caaden Chrijtoph 509. Öabradef Wenzel 371. Capelle, Treifaltigfeits: 266. Gapitel I. 1.

SPSTE NZ, #109, 128:

LU Dy.. 68. AR „VL 166. Zu 17.1216; sa YET. 21, „IR: 381,

m. ZuHBals

Capitel XI. 347.

XI7A39:

‚„’ Tl 598, Gaplanftelle, Creierung der 145. Carl IV. 7. Garl V. 35. Gartwright 499. Cäſar 1. Geslan . 249. Chemnig 2. 7. 80. 511. Chirurgen 159. 163. Chodau 296. 371. Cholera 223. 412. Chordienft 349. Ehriftfindl-Stollen 242. Chriſtofhammer 376. 392. 492, 556. Chriftophori-Gebet 163. Gimmerier 1. Claudius 1. Glemente P. 145. Clementiſtollen 192. Coith Gottlieb 464.

„Joſef 345. Commercial: 30llamt 334. Comuthaw 24, Concordat 354, Condupelbach 40. Conradsgrün 53. Gonfeription 177. Conſtantin d. Gr. 508. Gonftanz 15. Gonftitution 230. Gontributionen 92. 166, 169. 173.

207. 218. 289. Cordoniſten 331. Cornelius 1. Correjpondenzfarte 414, Sosmas 9. Granzahl 14. 16. 74. 79. 127. 351. 532.

Creditbank, landwirtſchaftliche 389. Criminalgerichte 173. Crodo 3.

Cronberg Chrijtian 117. Crottendorf 3. 79. 530. Crucifixſtatue 144. Czahara 33

Czech Carl 222. 225. Czermaf Reginald 556. Czeskowitz 195.

D.

Dagobert 10. Dampfmaſchine 478. Dannenzahl Barthol. 129. Dannetſchek Franz 524. Danner Wolf 449. Dauba 294. Dedengemälde der Kirche 257. Delavigne Aloys 213. 232. 337. 427. Denfwürdigkeiten 412. Deutſches Recht 46. Deutfches Volksblatt 390. Die Adalbert 346. 561. Andreas 285. 340. 509, 573, Daniel 339. 537. & Kuhn 323. Selie 343. „Johann 295. n Sofef 125. 256. 342. 479. Leopold 292. Baul 457. 528. 575. Sebajtian 451. Theodor 410. Dincenz 240. 293. 504. 522, 540, „» Wenzel 405. 410. 527. 552. 567. Dieelt Karl 381. 398. 446. 528. 534, Diebftahl 386, Dienelt Cajetan 343, er Sarl- 331. Norbert 430. Diener Ignaz; 522.

Dietih 231. Dies Melchor 35. Dittrich Adalbert 557. Chriftoph 339. „Florian 221. 342. Förfter 211. Franz 435. Hans Georg 275. 331. „Johann 576. „Jonſef 205. 302. 504. „Vincenz 420. Wenzel 428. Doblhof 234. Dobner 2. Dobrohoft von Ronsperg 19. Dobromolsfy Eduard 556. Dohnal Wilhelmine 374. Dollereder Friedrich 410. Donat Dionyfius 35. Donath Chriftoph 64. Donamig 363. Dörfel 387. Dörfel 21. 286. 369. 369. 375. Dörre Franz 399. Dotauer, Richard von 539. Drehbad 410, Dreieinigfeitszehe 37. Dreifaltigfeitszeche 55. 242. Dreifrauenzeche 55. Dreihaden 364. 479. Dresdener Aufitand 237. Droguengeſchäfte 411. Dufour Joſef 553. Duppau 77. 352. 467.

€.

Eberle Franz 557. „Oswald 369,

Ebersdorf 333.

Eding Karl 81.

Eckhard Raphael 248. Wolfgang 133.

VI

Eckl 239. Erhart Rudolf 370. Effecten-Lotterie 360. Erzgebirger Eintracht 567. Egbert 10. Eſſonne 511. Eger 4. 25. 16. 17. 33. 72. Eſſtl Andreas 346. Egerer Joſef 283. Dulius 436. 479. Egermann Anton 248. Karl 420. Eibenftein Wenzel 336. | Eylanf 460. Eiche Sojef 323. | Eidlitz 31. 281. | F. Einigkeit, alte 242. Faberhütten 450. Einigkeitsbund, deutſcher 567. Fabriano 511. Einſiedl 171. Fachſchule 447. Eiſelt Karl 338. Fadenmühle 471. Eiſenbahn 322. 555. Fahnenweihe 424. 309. 528. Eiſenſchmelze 8. Fahrpoſt 318. Elberfeld 219. Falkenau 35. 351. Gibogen 33. 78. 168. 196. 370.Zaitkenflein 332. / Elifabeth, Kaiferin 560. 561. Farberei 515. E Elfterberg 88. Faßl Bernhard 333. ; Elterlein 3. 16. 51. 171. Feigenſtollen 55. 241, Lu Emmerid 19. Feiler Andreas 5. 34. 40, 44. 123. 4 Enderlein Elias 44. | 139. 158. 483. 7 Gottlieb 507. Felbinger 270. Endler Johann 346. | Feldapotheke 162. Sojef 457. Feldärzte 163. Endlicher Anton 436, Feldſcheerer 159. 161. Engel 240. Felgenhauer Jakob 297. i Engeljtätter Georg 518. Felixſchacht 37. 9 Englert Antonia 525. Ferara 21. „SHeinrich 320. 381. 398. Ferdinand I. 32. 35. 51. 434. 435. 447. 461. 491. 2 BE 555. 556. 559. 560. 564. J III. 83. 96. 553. 554. n I. der Gütige 222. 233. Hermine 289. 352. 237. Rupert 232. 293. 397. 465. Feuerlöfchordnung 202. 349. 504. 525. 541. 546. 548, Feuerſchaden-Verein 535. 552. 554. 55h. Feuerfprigenfond 551. Entmann Felix 286. Feuermehrverein 548. 560. hi Sohann 337. Fiala Ladislaus 351. 533. 576. Enzmann Hermann 447. Fichtelberg 420. Equipierung 282. Ficker Joſef 340.

Erdbeben 414. Karl 346. Erectiong:Inftrument 250. Fidert & Sohn 497.

VII

Fickert Karl 420. 525.

Wenzel 429. 432. 457. Fiedler Daniel 285. Fieger Auguft 370. Finanzwade 335. Finanzwach-Commiſſäre 326. Findelfind 254. Firmung 264. 266. 349. Fiſcher P, 131.

Franz 344.

GBuftav 479

Mathilde 433.

» Roman 557. Fiſcherei 41. Fubogen Adam 279. 518.

nr Aloifia 526.

r Chriftian 518.

n Johann 302. 519.

h Sulius 398. 526. 564. Flader C. F. 353. Flahe 556. Flähmig Hans 518. Fleiſchbänke 95. Flieher Vincenz 207. Flohrer Barthel 68.

Daniel 528. 564.

tan; 397. 478. 534. 536,

537. 564.

Kal 336.

Marie 558. Flohrermühle 49. 509. Florian, Bild des hl. 261. Florl Gajetania 522.

Sonaz 434: Flößg.aben 51. Fohmann 236.

Forfith 449. Forithaus 212. Forftwejen 208—213.

Fortbildungsfchule, gew. 381. 574.

Fortepiano, Erfindung der 125. Forwerk Ludwig 347. Franf, Dr. Caj. 562.

Frank Johann 514. 523. 526. Dojef 436. Karl 486. Wenzel 557. 567. Srankmühle 328. 509. Franz I. 222. 291. A RN Ferdinand 340. granz 22C. Sojef I. 237. 555 560. 4 I. Stifting 307. Karl, Erzherzog 237. Frauenverein 144. 224. 557. 561. 560. Freiberg 2. 23. 34. 50.80. 90. Freihof 295. Freyer Kajpar 45. 218. Friderico P. 145. Friedland 556. Friedrich d. Gr. 167. II. 168. er von Brandenburg 15. J d. Kriegeriſche 15. V. Eurfürjt 69. ne rt Ignaz 362. 381. 424. 461. 504. 528. 531. 535. 541. 547. 555. Frimmert & Kreuzig 476. 478. Friſch Joſef 519. Fritſch Adolf 411. Ferdinand 360. 411. 528, „Joſef 365. 535. Fritſche, von 142. Frohnau 2. Frohnfeite 95. Frogler Anton 376. Frühbus 529. Fuchs Franz 369. „Johann 130. Fückert Guftav 398. 433. 457. 479. 540. Füdert Johann 157.

397. 527. 537.

vm

Fückert Joſefa 552. Fugger 498. Fundationen 263, Fundler 95. Fünfhunden 556. Funk Benno 462. „Emil 462, 535. Füflel Franz 366. Wenzel 350. 537.

©.

Gabel 556, Gabriel Hubert 331. 421. 522. Gahlert Alfred 457. Moifia 557. Elias 535. 566. „JJoſef 398.

Klemens 419.

Wenzel 455. Gaiſchwitz 2. Galgen 107. 151. Galgenfeld 107. Gallas 79. 91. Gamniter Franz 527.

n Martin 428. Gapel 112. 224. Gafthäufer 517.

Gauba Heinrid 503.

Gebäudefteuer 292.

Gebert Anton 519.

Theodor 433. 529.535. 547.

565.

Gefällswache 332.

Geflügelzüchter-Verein 563.

Gehalte 356. 384.

Geiersburg 4. 5.

Geißler Gottfried 131. 275.

Geldſchatz 151.

Gelinef Anton 528.

Hermann 424. Gemeinde-Ausihujs 398.

Geſetz 385. 389.

Gemeinde-Häusl 151. Mühle 65. 124. 509. Bräliminar 398. Rechnungen 149. Vermögen 294, „» :Borftand 396. „Wahl 396. Gendarmerie 239. General-Signatur 239, Genoſſenſchaften 446, Georg Franz 429. Georg, Herzog 23. 50, 51. 540. Georgiftollen 55. Georg von PVodiebrad 18, Georgswalde 337. 871. Gera 17. 516. Gerichtsbuch 122. Gerihtshand! 204, Gerihtsordnung 197. Gerling Anton 429, Franz 526. Gejangverein Grund 567. 5 Liederfran; 562. Liedert afel 559. Geſellſchafts-Wagenfahrt 318. Geſetzbuch, bürgerl. 199. Getreideausfuhr 81. 168. 204. Gewehrerzeugung 448. Gewehrlieferanten 453. Gewerbe 156. 439. Gemwerbefreiheit 445. Gemerbegejet 445. Gewiffenszwang 197, Geyer 3. 23. 471. Gintl Wilhelm 403. Slascandelaber 259. Glaſer Ernft 513. Sofef 283. Slaudau 196. Gleſer 35. Gloden 143. 144. 261. 266. 347. 349, Göbel Chrijtoph 95.

IX

Göbelſchneiderin 287. Gruß Sohann 164. Goldenhöhe 370. Sofef 296. Goldfinger Paul 129. Michael 297. 450. Göpel 112. 224. Guba Alfred 383. Görgey 238. Gündel 230. Görfau 131. 248. 269. Guſtav Adolph 78. 90. GSorlfabrifation 471. 483. Gutta 19. Göſchka Mar 320. Gyra 3. Goßler Johann 369. Goth Aloys 333. 9 Gottesader 349. j Gottesäderlein 90. Haadorf 283. 366, Gottesgab 30. 52. 213. 219. Haberftadt 90. Gottlob Sigmund 382. Hadl Johann 478. Götz 231. Bhilipp 233. 429. 432. 541. Grab, das heil. 260. Wenzel 302. 504. 563. Grabftein 156. Hadeck, Graf 169. Gräf Alfred 575. Hahn Emil 213. 528.

Anton 364. 564. 566. Hans 9. Graben 71. Haid 348. Graupen 15. 17. 488. Haidenſchacht 37. Sraveure 462. SHaidewic 3. 257. Grebner Andreas 40. Hais Joſef 350. Gremium 446. 482. Hajek 2. 202. Grenzbrücke 3. 310. Halle 3. Grenzregulierung 226. Hamburger Brand 551. Grenzwache 332. Hammerſchmidt Barthol. 350. Grimm Eduard 557. Franz X. 232. 234. Grippe 403. Hammermerf 8. Gröger Johann 927. Hanau 79. Sroitih 9. | Handrohre 449. Groſchen 13. Hanita Johann 528. Grumbad 342. Hanl Anna 375, Grundbuchs-Patent 202. Härdtl Aloys 424. Gründig Anton 320. Harnifh Aloys 282. Grundmühle 422. 409. » Daniel 300. Gründner Schule 372. » Sohann 248. Grund Otmar 478. „Rudolf 356. 397. - 456. Gruner Wolf 34. 528. 564. 574. Grünert Chriftian 339. » Rupert 111. 455. Grünes 145. 243. Harrach, Cardinal 130.

Grünhain 14. 16. 27. 33. Bl. Hartenftein 248. Grunwald Martin 34, 35. Hartl 392.

Hartl Hojef 164. 363. Harz 4. Hajenitollen 37. 241. Haffenjtein 14. 19. Fr Sebaftian von 7. 5 Wilhelm von 50.

Hauenftein 169. Haumer Anton 371. 568. Hausbefiger 188. Hauöäbettelei, Schub gegen 418. Häufer-Nummerierung 177. Hausnamen 177. Hauftein Franz 392. 410. Hamel Czahara 33.

Dgnaz 337. Hedl Franz 201. 363. 424. 540, Heger Anna 341.

Eduard 8. 374.

Wenzel 331. 366, Heid Andreas 257.

„Joſef 430. 478.

Karl 366.

Stephan 430. Heidler Anton 279. Heinersdorf 45.

Heinrich I. 4. Rei SE} DVP: der j. 14.

Prinz 196. Heinrihsgrün 397. Helbih Fran; 337. Hellmih Ferdinand 333.

Ignaz 222. 234 Heribert 40.

Hermann Soadhim 130.

7 Wenzel 378. Hermersdorf 369. Herold 349.

Heſs Joſef 430.

„Rudolf 338. Heyde Nicolaus van de 549 Heyd Franz 343.

Heyd Jakob 296.

„Joſef 296. Heydmühle 39. 296. 509. Hikiſch 236.

Hilbert Stephan 273.

Hillebrand Ignaz 255. 258,

Hiller Franz 333.

Hinz Anton 377. 560. 563.

Hippmann Franz 220. 222. Johann 434. 513.

Hirſchenſtand 223.

Höbelt Zigmund 321.

Hodaltar 257.

Höcht Franz 433.

Höffer Johann 134, 210,

Hoffnung zu Gott 37.

Höfler, Dr. Conftantin 325.

Hofmann Anton 436.

r Fran; 522.

= Sohann 503.

Fr Sofef 239. 435. 522. 574. Hofmühle 39. 122. Hofihmiede 39. Hofſchuſterhaus 39. Hofwirtshaus 296. Höhenpunfte 570.

Holfe 80. 82. Holy 15. Hora Engelbert 351. Fran; 350. 369. 526. 533. 561. 566. 568. Hugo 351. 376. Sohann 351, Horasdowitz 73. Horwath 39. Hoſchberger Joſef 293,

Vincenz 429. Hößler Franz 333. Hrdlitſchka, Dr. Franz 540. Hron Joſ. 237. 261. 264. 347. 359. Hubertsburger Frieden 172. Hübl 337.

Hüller Wolfgang 145.

Hundejteuer 296. |

Huffitenfrieg 15.

Hufs Johann 13. 14. 2eopold 258. 261.

Hüttnergraben 242.

I.

Ihl Dtto 130.

ling Andreas 345. Anton 457. GEpuard 432. „Franz A. 294. Joſef 518. 552.

Illner Franz 411.

Illuſtrationen 11. 17. 38. 44. 47. 56. 140. 209. 256. 286. 296. 298. 328. 329. 334. 366. 372. 373. 378. 422. 423. 459. 464. 473. 476. 477. 478. 480. 495. 500, 516. 521. 545.

Imhof Ladislaus 396.

Snduftrieunterricht 364. 377.

Snfluenza 403.

Innocenz XI. 138.

Innsbruck 233.

Infpections-Dfficiere 454.

Irmler Johann 369.

Iſer 287.

Iſer Johann 335.

Ittenſohn Caſpar 163.

" Marcus U. 164.

J.

Jagſch Joſef 258.

Jahr 1848 und 1849 227. Jahresbericht 367. Jahrmärkte 173. 387, Janda Joſef 437.

Jankau 91.

Jaromir 5.

Jaroslav v. Lobkowitz 21. Jeladiée 233. Jellinek Karl 454. 446. Jentſcher Karl 22. Jeſuiten 71. Yezdit Katharina 374. Jidin 394. Soachimsthal 24. 33. 35. 53. 77. 168. 233. 415. 529. Joch Wenzel 420, Sohannes in der Wüfte 36. Johannis-Stollen 55. Sohann, König 13. Johann, Kurfürft 51. Johann von Nepomuk-Zeche 111. Sohn Anton 388. 519. Dohann 518. „Joſef 588. „» Martin 105. „Zacharias 277. Söhftadt 170. 195. 529. Sofes 556. Sojef I. 125. Sofef II. 190. 551.) * Juden 54. 148. Sungfernbach 41. $,7 Jürgens 498, i Süterbod 30.

K.

Kaaden 2. 6. 7. 15. 33. 77. 90. 129. 167. 196. 288.

Kaadner Nachrichten 390.

Kahl Eduard 556.

Kahrer Karl 297. 331.

Kaiſer 239.

Kaiſer Joſef-Monument 201.

Kajet nmühle 509.

Kallich 45.

Kalliwoda Wenzel 337.

Kammerer Ignaz 342. 405.

Kammerhanslhaus 105.

A 4 {

Kampf Anton 528, Kanneberger, Brüder 419. 479, Kanneberger Joſef 564. Kanneberger Theodor 535. 560. Kanonzins 243.

Kanzel 257. 260,

Kapläne 249. 258. 350. 341. Kaplit 370;

Karg, Freiherr von 335.

Karl d. Gr. 160. 498.

Karl IV. 13. 14.

Karl V. 161.

Karlöbad 167. 222. 294. 450. Kartoffel, Einführung der 125. Kartoffel Krankheit 412.

Kaftl 213.

KRatechetenftelle 369. Katholiſch-politiſches Caſino 537. Kaunitz, Fürſt 270.

Kay Johann 499.

Kayſer Jakob Nep. Th. 144. Keilberg 420.

Keil Franz 208. 306.

Keil Roſa 208.

Kilches Hoſef 194.

Killiges Johann 277. Kindermann 270.

Kirchberg 517.

Kirche 71. 247. 347. 419. Kirchenbau 130. 143. 255. 141 Kirhenbauverein 538. Kirchenbücher 248. Kirchendiebftahl 136, 264. Kirhenfahnen 352.

- Kirhen-PRatronat 267, Kirchenſteig 74.

Kirchenſtrafen 129. Kirhenthurm 435. Kirhenverfammlung 160. Kirchenvermögen 146. 267. 352. Kirchenvorfteher 146.

Kisling Therefia 434, Kismwetter Anton 513.

x

I I

Kiswetter Guftav 188,

Sofef 436. Klamm org 34. Klattau 18.

Kleiner Zohann 379. Kleinhempel Georg 277. Kleiſt, General 171. Klement’ihe Studentenftiftung 207. Klemm Erasmus 540. Klemm Johann W. 279. Klemm Wenzel 298. Klenau 217. Klimbt Adolf 379. 575. Klitſchka Ignaz 410. Klitzing 170. Klöpſch Karl 377. Kloſtergrab 2. Klöſterle 13. 283. 383. 437. 437. 581. 556. Klowerſa Franz 576 Kluge Franz 411. Knabengarde 232. Knabenſchule 368. Kochſalz 4. Köhler Johann 542. Köhler Theodor 523. Köhler Therefia 432. Kohl Ferdinand 396. Kolar Franz 574.

Kolditz Chrifoftomus 332.

Kolin 350.

Kölner Roman 375 379.

Kolowrat, Graf 192.

Komorn 238.

Komotau 77. 90. 137. 347 349. 543. 556.

Königgräb 39.

Königsmarf 88. 82.

Königswalde 14. 51. 168. 529. 531,

Königsmwart 14.

Königsz eche 55.

Konradsgrün 24.

Kopitz 4.

2

pe ee ee

Eu

u a un 7 m u ad

XI

Koppi 92.

Koppmann Georg 350.

Korb Franz 429.

Korybut 15.

Koſch Ignaz 282.

Koſch Wenzel 40. 281. 341. 399.

Köftler Karl 365.

Köftler Rudolf 321.

Kotter Auguft 439.

Kotyk Franz 337. 338.

Kraft Franz 497. 540. „Joſef 419. 485. 547. 576, » Marie 575.

Kraftwebeituhl 499.

Kralupp 2. 21.

Kramolin 260.

Krankenhaus 47. 306. 307. 328,

497. Kranken = Unterftügungscafje 545.

Kranzl Franz 456.

Krehan Franz 556-

Kreibich Franz 504. 540.

Kreißl Sohann 321.

Kremfier 236.

Kreß 79.

Kretiham 41.

Kretihmar Karl 332.

Kreuzbulle 18.

Kreuze 56. 254.

Kreuzheer 15.

Kreuzig Alerander 363. 381.

447, 476. 547. 565.

vw Arton 293. 356. „Eduard 528. 575 Ifivor 80. 297. 513. Sohann 297. 300. 381. 428. 446, 504. „. 522. 528. 542, Karl 278. 427. 518. „» Raroline 544. „’ Norbert 519. » Rupert 221. 236. 293.

406,

420,

Kreuzig Wilhelm 541. Kreuzweg 249. 259. Kriegseißen Aegydius 249. Kriften Anton 321. Krizef Martin 362. Krohmer Karl 379. Kronprinz Rudolf-Militärveteranen: verein 525. Krumbholz Menzel 512. Kruffina Heinrich 15. Kruß von Schwamberg 15. Kucera Joſef 351. Kudlich Hans 235. Kugler Wenzel 427. Kühberg 2. 3. 4. 6. 80. 168. 531. 554. Kuhn Johann 172. 301. „» Rojamunde 526. 557. Wenzel 301. 501. 555. Wilhelm 325. 349. 360. 363. 381. 526. 553. 555. Kühn! Zohann 396, 564. Wilhelm 437. Kukula Franz 363. Kulhanek Emanuel 351. 369. Kulm 218. Kundratig 205. Kunersdorf 14. Kunes Franz 321. Kunge U. €. 321. Kunzmann Therefia 519. Kunzmühle 3. 37. 509. Kunz aus Bärenftein 285. Kunz Wenzel 350, 538. Kupferberg 350. 377. 413. 465 506. 520. Kupferhügel 416. Kupfermünzen 294. Kupferzehe 241. Kwet Karl 556. Kyſel'a Sojef 350. 537.

XIV

Landesmünze 202. Langer Anton 296. 430. 477. 541, 563. Langer Franz 288. 535. 575. J Franziska 365. Iſidor 435. Johann 125. 295. 338. 428. 477. 519. 528. ei Sohanna 365. » Leo 479. A Raimund 557. N Rudolf 564. y Beronifa 340. A Wenzel 427. - Wilhelm 527. Zang Safob 509. Sofef 332. Langhans Wenzel 352. Langhof Franz 257. = Rudolf 447. 534. 535. Zangftein Hugo 411. Latour 235. Lauda 2. 37. 39. Lauer Conrad 107. Lauterbach Eduard 479. 527. Zauterftein 9. Zaurmühle 41. 112. Lebensmittelpreiſe 290. Lehmann 6. 45. 81. 195. 338. Peter 344. Lehranſtalten, chirurgiſche 161. Lehrergehalte 280. 356. 384. Lehrerſtellen 146. Lehrerverein 390. Lehrkörper 380.

Leibeigenſchaft, Aufhebung der 200.

Leichenbeſtattungs-Anſtatt 420. Leipzig 3. 7. 77. 449. Leisnig 9.

Leiß Eduard 367.

Leitmeritz 196.

Lenhard Aloys 428. Anton 302. Apolonia 346. Chriſtian 479. 7 Dominif 438.

e Eduard 284.356.528.534,

Fran; 287. 518. 547. 7 Heinrid 366. 518. 535

Ignaz 258. 293. 302. 345.

H Sohanna 518.

AA Sulius 477.

* Joſef 513. 518. 523. J Marie 344.

* Thaddäus 518.

Menzel 203. 279. 292. 340. 465. 472. 544. 552. Bürgermeifter 171. 190.

203 289. Leo X. 50. Leopold I. 41.

Erzherzog 89. 90. Lejecabinete 202. Leſeverein 233. 565. Lesfau 556,

Leffe Heinrich 129. 274. Zeudter 261.

Libotitz 77.

Licht, das ewige 260. 348. Lichtenburg 15. Lichtenſtadt 349. Liebenftein 3.

Lieboti 556.

Liechtenftein 7. 71. 74. 196. Liederkranz 563. Liedertafel 530. 559. Lienert Johann 8.

„Panthaleon 249. Liewald Anton 506.

„Johann 392.

Michael 506. Lilienbau 37.

Lindader Johann 350. Ling Franz 337.

Linke Franz 399.

Lipfert Ferdinand 327. 362.

Litſchka 24.

Lobkowitz, Kathari.ra von 39.

r Niklas von 14,

5 Popel von 78.

r Sidonia von 77,

J Ullrich Adam ven 82. Urſula von 77.

Br Mappen von 17.

5 Wilhelm von 52. 25.

Löbl Franz 399. 528. 534. Nicolaus 293.

», Rudolf 564.

Loboſitz 508.

Lochner Wenzel 247. 278.

Löffler 456.

„» Wenzel 164. Lohwaſſer Johann 540. 554 Lönhard Georg 279.

2003 Benjamin 333. „Johann 278.

Sojef 35 29.

Lorenz Anton 434. „Chriſtoph 277. 333. Daniel 557.

Eduard 567.

Glijabeth 432.

Ferdinand 344.

Franz 233. 234. 236. 387.

289. All. 433. 547.

‚Friedrich 164.

„Johann 341. 431.

„Judith 341.

ee Karl 366,

„Kosmas 523.

Michael 122. 508.

Wilhelm 213. Lorenzijtollen 36. 2orinfer, Dr. 411,

Löfchner Joſef 418. 479. 480. 553.

556. 564.

Lößnitz 2. 16. 248.

Lötſch 478

2otto-Collectur 207.

Luckſch Guftan 383. 391. 447.

Ludwig Karl 362. 389. 542. 547,

Lufteurort 420. 422,

Luft Michael 719. 247. 359. 362. 418. 531. 532. 534. 546. 547. 560. 561. 564.

Wilhelmine 532,

Luſter 257.

Luther, Dr. Martin 22. 32.

Züten 80.

Lützenberg, Herzog von 13.

M.

Macafy 318. Mädchenvolksſchule 298. 367. 373. Magdeburg 34.

Magenta 240.

Magiftrat 155.

Mahnert Franz 433. Malzhaus 39. 56. 95. 123. Malzmuhle 39. Männer:Gejangverein 528. Manner Lorenz 366. 376. Mannsfeld 51.

Marcellus 249.

Maref Anton 462.

Mareſch Sohann 361.

Maria Anna, Kaiferin 361. Mariahilfer-Zeche 77.

Maria und Jofef-Zeche 37. Maria Therefia 166. 194. 550. Marienaltar 259. Marienberg 5l. 80. 90. 195. Maxik Peter 369.

Markauſch 371.

Markgraf Wendelin 399. Marktplag 111.

Martini Jaroslav 78. Martinzkirhe, St. 27. 43. Martius, Dr. Anton 362.

Maſchau 269. 284, Mathejius 33. 36. Mathias der Einfiedler 33. 7 Kaiſer 59. 00,61. 1 Mauermann Laurenz 266. Mauthner Sigmund 362. Marimilian I. 24. * II. 54. Mayer Franz 257. „Johannes 257. Meckl ChHriftian 429. Mehlhorn Emil 564. Meißen 9. 50. 593. Meiſterſtück 443. Meißner Johann 338. Melanchthon 22. Melhof Anna 34. „Conrad 34. Memerti 170. Memorabilienbuch 260. Mercy 89. 240. Meſsgewand 260. 352. Meſskännchen 261. Meßmer 270. Metternich 222. Metlitzky 211. Metriſche Maße und Gewichte 300. Meyersberg 121. Michaeli-Stollen 55. Michaeli-Zeche 242. Michalek 297. Michel Anton 333. Mierſch Anton 434. Mies 16. 350. 406. 537. Mikolaſchek Vincenz 294. Mildehandgottes-Zeche 34. 94. Mildenau 51. Miniſtrantenkleider 260. Miriquidi 1. Mittweida 3. Mladef Anton 337. Möllendorf 195. Monftranze 140. 145. 260, 551.

Morgenftern Franz 456.

. Wenzel 435. 456. 479, 436, Moskau 217. Mühlberg 32. 35. Muhr 239.

Adalbert 164. 405.

Müller A. 3. 477. » Andreas 295. „» Anton 517. „Clement 435. 450, 536. 547, Konjtantin 432. Eduard 430. 538. 547. 557. „Felix 343. „Ferdinand 546. Börfter 212. 31.112.341. 342, 344.397. ° Guftav 332. „Igpn. 257.280.298. 349.429. „Johann 277. 362. 431. 432.

552. 557.

„Joſef 344. 420. 434. 557. 344. 397.

„. Karl 4937.

„Leopold 286.

„Lorenz 37.

„» Magdalena 260. 298.

Nil 35.

» Rupert 431.

Theodor 431.

», Pincenz 320.

» Wendelin 431.

Wenzel 364.

Wilhelm 446. 479. 517. Müllerei 508. Müller & Web! 501. Müllerfranzbrunn 186. Müllergewerbe 158. Münichſtollen 55. Münſter 92. Münzer Thomas 33. 51. Muja 160. Muttergottesbild 352.

nn n Bi EL?) fe J

An en

XVII

N.

Napoleon 202. 290. National-Anlehen 240.

Garde 232. 239.

Gardefahne 237. Naturereigniffe 164. Neubauten 425. 576. Nebenzollamt 330. Neßwetter Anton 527. Neudorf 3. 33 44. 77. 532. Neudörfl 341.

Neugejchrei 36. 48. 76. 90. 176. 232. 278. 284. 299. 537. 560. 575.

Neuhammer 283.

Neuhäusl 71.

Neumüftner-Gang 36.

Niederichlag 3. 76. 415. 532. 554

Niemetz Franz 397.

Niklasberg 2.

Niklasdorf 370. 556.

Niklas I. von Lobfowit 15.

Bir, RR BL,

Nitiner Adolf 436. Emil 411. „Joſef 430. 542. Theodor 236. 436.

Wenzel 136. 356. 528. 535.

Nitel Caſpar 23. Nordlicht 413. 414. Nürnberg 34, 511. 516. Nürſchan 404.

D.

Dberhals 506. Oberleutensdorf 334. 383. Obermiejenthal 416. Deuliften 161.

Dfen 196.

Ohligs 434.

Dfenau 274. 556.

Dibernhau 195. Olbert Josef 232. 356. 477. 526.

Dieumbrennerei 506.

Olmütz 21. 213. 235.

Dnics Sofef 258.

Opolzer Conrad 392.

Orgel 129. 141. 257. 266. 273. 351.

Organijtendienjt 349.

Orpbaniten 15.

Drpus 325. 559.

Drtsjchulrath 358. 368.

382.

Dsnabrüd 92.

Dffeg 2. 539.

Dftermann Joſef 399.

Defterreihifhe Währung, Einfüh-

rung der 356. Otto d. Gr. 5. von Trier 16. Dttofar I. 7. 14.

P. Paecificale 261. Päckert Aloys 430. „Joſef 477. 486. 565. Panhans Joſef 383. 4,704 Panzner Sofef 456. Paßler Anton 431. Franzisfa 342. „Johann 340, „Joſef 344. 420. Papiermühlen 510. Bapierproduction 514. Parmenio 160. Parſini 533. Patronat 146. 267. Batronatsftühle 248. Pauer, General 195. Pegauer Mönd 9. Peſsl Bincenz 383. PBetasca 144.

381. 447. DRS.

259. 264.

371. 377

38

XVII

PBetermühle 432. 434. 509. Peterswalde 167. 218. Petroleum, ald Beleuchtung 414. Petrowitzky Adalbert 363. 396. Petſchau 35. 410, Petſchauer, Dr. 411.

Paff 39. 7 ev Pfarrei 46. 47. 140. 256. Pflug von Rabenitein 35. Pful 93.

PVhilippus 160.

Piccolomini 89.

Vickert Karl 362.

Pie Leo 410.

Pietſchmann 347. Pillersdorf 234.

Pilſen 333. 336.

Pilz Rudolf 477: 478, 479. Pitſchmann Karl 514. Nitterling Erasmus 433. Pius VII. 290.

Plachetzky Anton 309. 456. Plan 16.

Pla 2. 213.

Platten 30. 52. 249. 279. Blauen 17.

Plauen, Graf von 51. Player Joſef 257.

Bleil 3. 8. 64. 170. 237. 284. 294.

352. 412. 424. 506. Pleil Andreas 341, Pleilbach 42.

Plener, Ignaz Edler von 325. 362.

Pleul Jakob 44 Plinius 1. 21. Pochmann Hans 34. Pochwerke 55.

Podol 394.

Pohl Anton 232. 325. 357. 381. 392. 507. 536. 541.

547. 555. 561. 562. Augujt 507. Franz 546. 555. 562.

"

|

Pohl Franz Söhne 230. 232. 320. 323. 346. 357. Franz Sehne Nachfolger 478. 491. 517. 562. 229. 233. 247. 295 527. 542. 562. 2ucie 528. Wilhelm 357. 536. Wilhelmine 239.

Pohl'ſches Krankenhaus 307. 328. Pohl'ſcher Unterftüsungsfond 496, 562.

Pöhlbach 6. 43. Rohling 556.

Bolitiicher Lejeverein 539. Polizei-Commiſſär 293. 397. :&Commifjariat ‚239.

Snfpectoren 332.

Pokorny 326. Pompon us 1. Topel, Johann v. Lobkowitz 15.17.78, Port Joſef 337. Porzellan 125. Poſamenten-Induſtrie 558. Pöſchel Franz 220. Pöſchl Karl 258. Poſern 79. Poſtelberg 170. 433. Pojt-Erpeditoren 320. Horn 316. :Borto 316 :Stampiglie 317, :Berfehr 315. 574, Poul 385. Prag 33. 196. 213. 234. 337. Präliminare 398, Prangerftrafen 129. Preininger Franz 338. 575. Preiß Anton 295. 513. Guftav 567. Preißig Anton 509. . Sojef 509. Premi‘l Ottofar 14.

er. Sole

XIX

Brentano 171. Preſton 499.

Preßburg 291. Preſsgeſetz 388

Preßnig 2. 3. 5. 7.12.13. 15. 16. 18. 32.59.80. 89. 170.

217. 279. 352. 532: Briefen 21.-77. 370. Privat-Papiergeld 234.

Privi.egien 24. 57. 60. 100. 103. 106.118.161. 167.173.

197. 200. 202. 249.

PVrobieranftalt 460. 573. „Profeſſioniſten 206.

Prokop d. Gr. 15. 17-

Bed 15,

Prokupek 15.

Proßnitz 288."

Prückner 333.

Bührold Ferdinand 451.

Bulfius Nicolaus 131.

Pürſtein 18. 135. 374 531.

Buttrih E. 541.

Btolomäus 1.

Du.

Duedlinburg 4. Duerfurıh Conrad 297.

N.

Rabenſtein Joſef 344.

Rabiel 78.

Rachel 556. Radfahrer-Club 568. Radnitz 506.

Radonitz 383. Radſchitz 556. Rakoczy 91.

Raſa 15.

Raſchau 51. Rathhaus 95. 297. R athhausg!ode 299.

Rathhausſchänke 518. Rathhausuhr 290. 300. Rathhauswirte 518. Rathka-⸗Haus 39,

Rathka Joſef 285. Ratzenbeck Prokop 539. Raudnitz 22.

Raz Stanislaus 371. KRebentiih Hermann 477. Recepte 161,

Rehbauer, Dr. Karl 363.

Rede Wilhelm 435. 509. 522, 564. 574. Rechtsverhältniſſe 46. 146. 199.

188. 385.

Regensburg 89. Reginent3:Chirurgus 163. Reiche-Eiſenſtuck 317. Reichenberg 556. Reichmann Avoif 519.

* Samuel 275. Reif, Dr. Karl 383. Reim Ignaz X. 206 333. Reiner Theodor 320. Reinlt Franz 320. 335.

Theodor 320. 350. 235. 546.

Reiſchdorf 3 21. 240. 271. 369. 529. 534.

Reißig Alfred 420.

Leopold 343.

Mathilde 437.

„Reinhold 540.

Rudolf 513.

Wenzel 522. 540, Reigenhain 79. 91. 167. 331. Reizius, Dr. 410.

Refruten 190. 196. Religionspatent 83. 96. 143.

"

| Religionsunterricht, proteftant. 369.

Reuß, Graf von 5l.

Reutlingen 516.

Reviere 211.

Richter 48. 147. 150. 1+?7 h ge

XX

Richter Eduard 519. „Erasmus 528. „Gebrüder 478. „ECKnapp 478. Sofef 365. ee

Richtersmauer 29.

Richtitätte 106. |

Riedl 3. A. 369.

Rießengrund 2.

Rieß Albin 557.

Andreas 164. 455. 542.

„Caſpar 450.

Chriftian 250.

Slorian 387.

„Ignaz 337. 427.

Sohann 290. 576.

Wenzel 557. 567. Rimlinger Rohann 164. Rinderpeſt 415.

Ritter Anton 397. 557. „Johann 346.

Robert Louis 511.

Robott-Auihebung 235.

Köhring Soh. Nep. 207. 470.

Rojenbaum Jakob 203.

Rofenberg 71.

Rojenfranz Dominik 439. 457.

Rojenfranz-Königin 352.

Roſcher Aloys 377.

Moriz 225. Roſchwitz 203. 556. Rojshaupt 196. Rößler Chriftoph 31.

Sofef 484.

„» Wilhelm 527. Rothenhaus 209. 210. Roth Franz 337.

Xeopold 430, Rotter P. 383. 539. Rüdnagl Anton 462. Rudler Karl 282, Rudolf II. 54.52 (Prim,

Rudolf, Kronprinz 361. 527. Ruhe von Weipert 41.

Rupert 10.

Ruſtler Martin 350,

Auf, Dr. Victor 351. 354. 403. Nuzicfa Franz 350,

Ryslavy Joſef 337.

SS.

Saaz 5. 77. 88. 294. 297. 508.

Sabransiy Franz 362.

Sadjfengrün 556.

Saida 218. x

Salis, General 88.

Salmthale: Mühle 135.

Salvetter Reinhold 367.

Salzer 69.

Salzer Anton 564. 565.

Ehriftian 278.

Franz 271. 455.

Sohann 333. 447. 540. 557. 564. 574.

%. 28. 546.

Sofef 338.

Marie 344.

„Rudolf 410.

Sammler Gottfried 332.

Sangl 3. ©. 144. 145. 278.

Sanitätsangrlegenheiten 159. 163.

404.

Sarepta 36.

Sättler 405.

Satung 171.

Ccapulira tar 140.

Scapulirbruderihaft 141.

Scepulirbüh 139.

Schade Wilhelm 239.

Schädlich 129. 273.

Schaller Georg 179." 223. 249.

Scäller Gottfried 136.

Scharfenberger Mathäus 36.

Scarffenftein:Pfeil 362.

Scharf Franz 435.

X

Scharf Johann 433. Scharſchmidt Cajetan 333. Schauer Joſef 369. 564. 571. Schebek 169. Scheib.nberg 3. 16 531. Scheidemünzen 292. Schelefer 519. Schenk Andr’as 339. Eduard 479. 504. 563, „Thereſia 437. Schenfyr Johann 527. Scherr Johannes 227. Schiebel Karl 239. 336, Schierl Franz 369, Schießhaus 544. Schimanek Jgnaz 344. Schindler Hermann 376. Karl 362. PP Samfon 147. Schlachtbänke 95. Schlachtung von Kälbern 202, Schlackenmann 8. Schladenwerth 77.169.272.330.410. Schlaggenwald 89. Schlangen 88. Schleſinger 2. 215. Eihlettau. 2. 3. 7. 14. 16. 27. 33. Schlick Lorenz 27. [51. 532. Stephan 53. Schlögel Fran, 573. Schloſs, das alte 8. Schlupeck Julius 528. Schmalfuß 408. Schmalgrube 171. Schmatz, Dr. Heinrich 362. Schmelzhütte 55. 111. Schmelzthal 479. Schmeyfal, Dr. Franz 403. » Schmid 333. Schmid! Adalbert 292. 552. Alfred 478. 501. Amalie 566,

"

J 528. 556,

Andreas 349. 333. 450.

Schmid! Anna 352. 416.

2 Cajetania 233. 237. 539. 555. Carl G, 13. 54. 89. 135. 221.

229. 232. 233. 234. 236. 240. 243. 247. 300 302. 304. 323. 347. 357. 362. 379. 392. 421. 425. 435. 499. 508. 517. 526. 529. 532. 536. 539. 542. 548. 555. 574. Garolina 543. Chrijtian 539. Clement 295. Daniel 213. Dominit 204. 291. 300. Edmund 435 Eduard 233,240,304. 325. 347. 417 431. 437. 455. 499. 517. 527. 534. 535. 541. 552. 555. 557. Glifabeth 532. 534. Emma 320, Ferdinand 321. 323. 541. Florian 429. Fran 344, 358. 431. 527. 536. 557, Franz Aler. 46. 288. 303. Franziscus 249. Georg 513. r Hubert 429. Ignaz 302, Iſidor 362. 547. 562. Johann 36. 225. 288. 289. 302. 428. 431. 525,, 080. Dad, Sohann U. 204. Jorg 48. Sofef 135. 164. 203. 207. 249. 259. 285. 293. 343. 451. 518. 527. 536

ne

XXII

Schmidl Julius 5. 295. 320. 357. 363.434.476.491. 500.517.540. 541. 554,558.

" Karl 259. „Leopold 302. 458. F Marie 289. 543. Martin 339, Michael 277. nr Norbert 455. 563. in Beter 37. 232. * Robert 557. F Rudolf 230.319. 360. 361. 437.528.534.561. 574, E Rupert 315. 535. 357. Salomon 202. 505. Tobias 105. Vincenz 436. * Wenzel 221. 236. 295. 316. 334. 342. 345 347. 465. 558. W. A.477. 539. 554. 556. 7 Wenzel & Söhne 230. 234. 473.500, 575. Schmid! W. L. 297. 306. 352. 363, 435. 527. 536. 541.

547. 558. Wilhelm 363. 541. 547, 557. Schmidl’ihe Krankenhaus 46. 289, 303. Schmidt & Bonit 478. ir Sohann 476. 477. E Martin 34, Y Merten 35. " 332. Schmiedeberg 8, 89. 129. 133. 140, 145. 223. 249. 278. 279. 290. 436. 501. 529. Schmieder Sojef 337. Schmitt 516.

Echmitter 519.

Fr Adalbert 289, 552. Schmitmayer Wenzel 383. . Schneeberg 24. 35.77. | Schneider Benedir 25. 34.

r Chrijtian 128.

Chriſtoph 106

Franz 346,

z Georg 37.

# Hans 25. 34. 37. 518.

pi Heinrich 340.

Hieronymus 342.

Ignaz 383.

Jakob 25. 34.

Johann 282.

5 Sebaſtian 342. Schöffen 48. 150. Schoge Oswald 28. Scholz Anna 377. Schönbach 337.

7 Thaddäus 333. Schönburge 14. 17.

Schönburg, Bernhard von 7. 14.

5 Ernjt von 51.

5 Friedrich von 14, Schönburg, Theodorich von 14,

er Wilhelm von 18. | Schöne Heinrich 332. Schönfeld 204. Schönfels Franz 376. Schönher Emanuel 575.

7 Sohann 340,

ee 20

es Therejia 435. 1 Schönhof, Klein- 283. | i Schönland Alerander 339.

Eufebio 332. Franz Anton 172. 204.

Xaver 506. Schönweller Michael 257. 463. 464, 465. PR Maria Dorothea 463.

Schönwald 369. Schopf Chriſtoph 52.

aa

Schottenberg 24. Schreckenberg 23. Schreiber Adalbert 431.

F Anna 340.

* riedrich Aug. 164.

7 Georg 339.

e Guſtav 535.

er Dsmwald 97. Schrenck Joſephus 266. Schröder Franz 337. Schröter Franz 320.

* Johann 345. Schubert Johanna 305.

u Karl 287.

, Prokop 557, Schuh Hubert 364. Schulbibliothek 364. 376.

Schule 45.46. 140.267.275 353.357. 358 363. 857.375. 378.379.

Schülerball 357. _ Schulgeld 357. 384.

Schulkinderfreunde-Verein 560. 561.

Schulverein, deutjcher 565. Scdurfjtollen 37. 242. Schufter Karl 294.

Samuel 332. Schüßencorps 308. 541. 562. Schüsenhaus 434. Schüutzteich 55. 241.

Schwaab Eduard 232. 528. 534.

557. 568.

289. 507.

Fr Ailhelmine 208.

Schwab Alerander 299. 333. 234. 236. 293. 302.386,

406. 535. 553.

Amalie 410. 558. Daniel 455. 528.

Franz Felir 206. 255 260.

Wenzel 207. 257.261.519.

Alfred 232. 396. 420. 531. 535. 537. 541. 547.

Elias 381.430.455.537.547.

Schwab Gustav 406. 462. Sofef Eaj. 291. 570. Mathilde 558. Rudolf 435. 524, „Thereſia 344. Wenzel 430. 507. 535. Schmwamberg 15. Schwarz Wenzel 535. Schwarzenberg 3. 5. 7. 80. 136. 331. 560, Schwarzer Karl 378. Schmwedentrunf 82. Schweeger Emerich 366. Sereta Karl 572. Sebaftiansberg 59. 137. 170. 275. 333. 559. Seelau 575. Seejtadtl 279. Sehma 2. 14. 16. 79. 532. Sehrig Xeopold 957. Seidl Johann 435. Norbert 298. „Vincenz 428. 500. Wenzel 257. Seidlitz, General 171. Seifen 350. Seifert Joſef 368. Gelb 43. Selber Fanny 364. Selbitmorde 341. 428. Selig & Schmidel 477. Seligmader 71. Serben 11. Seydl Johann 518. » Sofef 286. Sideln 7. Sieben Theodor 501. Sieber, Dr. 234. Siegl Albin 300. 504. 534. 535. Sophie 478. Theodor 340. Wilhelm 421. ©Sigebert 10.

XXIV

Silly, Major de 171. Simon 392.

Simon Anton 527. Sleſina Guft. 478. Smidom 508.

Sobotfa Joſef 351. 371. Solferino 240. Sommerreder Franz 265.

Sommers Topographie 109, 197. Sonnenbe.g 59. 170. 213; 279. 289,

296. 415. 416. 529. Sonnenfinfternis 413. 414. Sophie, Erzherzogin.

Sopporten 259.

Sorgenthal 3. 7.8.9. 64.179 353.

Epanmüller 43.

Sparcajja 388. Sparcafja-Gefellichaft 566. Spar- und Glüdsverein 563. Spar: nnd Vorfchufsverein 417. Spatenjtich 326.

Spielwaren 514.

Spindler Caſpar 40.56.68.116. 128,

e Erhard 40.

nr Ernit 117.

er Georg 109. 117. F Johann 542. 573. Dtto 40. 68.

» Baul 24. 34. 37. 117. 518,

Spindlerhof 38. 67. Spindler-Namen 121. Spindlerjchneider 112. Spindleritall 38. Spindlerftollen 34. 109. Spindlerwald 88. 68. Spindlermappen 40. Spinnmajdine 499. Spinnrad 499. Spiterflöppelei 158. 482, Spiter Morit 540. Spitnamen 177.

Spott Yojef 338. Staatöbanferott 216.

Staatsgrundgejet 394.

Stabtlirte 130.

Stadt Leipzig 28. 38. 39,

Stadtfirgel 570.

Ctadtwappen 11. 36. 570.

Stahlberg 51. 76. 164. 338. 433.

529. 554.

Stahl Franz 333.

Stall, der alte 3.

Stammbac Leonhard 78.

Stamm, Dr. Ferdinand 325. 559.

Stationsvorftände 331.

Statuen 257. 259.

Sted Emilie 560.

Sted Theodor 538. 554. 555. 560.

Ste & Wolf 192. 243. 376. 415. 436. 475. 517. 560.

Stein 213. 541.

Steiner Anna 473.

Steiner, Dr. 541.

hr Erasmus 232. 410.

& Co. 478, Hans 45. * J. A. 363.

Steinſchneider 161. Stempelmarken 413. Stengel Joſef 239. 336, 362. 425. Stengl Anton 370. Stephan Andreas 294.

J Joſef 519.

Sterbeglocke 249.

Sternberg 32. Steuern 402.

Stieber P. 172. Stiftung 255. Stockerau 10. Stocklas Betty 375. Stöckl Joſef 423. 519. Stollberg 7. Stolzenhan 43. 89. 129. 140. Stopp Johann 465. Strafgeſetz 387. Straßenbau 413. 418.

Straßenbeleuchtung ‚398. Stremeyer, Dr. Karl von 362. Striderei 486.

Strigl Georg 519. Strumpfwirferei 486.

542. Studentenftiftung 207. 406. Stuttgarı 516.

Stüttgen Jricv-ich 434. Eubvention 366. Sühnl Anton 279. Süßner Thomas 378. Smwerena U. 307. Smwoboda A. & Co. 478: Pr Heinrich 363. Syllaba Franz 350. Sylveiterprediat 260.

Tuberradel 257. Taboriten 15.

Tachau 15. 259. 348. 369. 479. 529.

Tacitus 1.

Tanne, jchiefe 36. Tarjus 160. Taftenharmonifa 213. Taufſchein 144. Taufzeugnis 141. Taumwis Eduard 559. Tarordnung 197. Telegraphenfta:ion 320. Tenif Anton 320.

Tepl 4. 139,

Zepliß 218. 333. 337. 411. 556. Teſchner Friede 196. Tegl 50.

Thaler 54.

Iheaterzug, deutjche 424. Theatro Enropaeio 90. Themel Franz 373.

Theuerung 188. 223. 226. 240.

291. 413.

I XXV

Theumer Camillo 411. * Franz 279. Theuſing 266. 350. 374. Thiele Aloys 457. Norbert 430. Thim Franz Joſef 205 Thomas Alerander 232. u Sonez 346. Mitael 340. —Mune Thumshirn 35. Thum, Graf Wichael Oswald 108. Thurmbau 248. Thurmuh 258. 265. Tiefe Stollen 191 241. 300. Tielſch Adolf 321. Tieß 332. „Johann Ant. Tilmann 170, Tilp Anton 37. Tippmann, Dr. Franz 219, h Franz 341. 432. 433. Tirſch Martin 451. Tiſcher Franz 332. Tiſchlerz nft 156. Tobiſch Willibald 376. Todtenheide 89. Toleranz.Edict 200. Tolmetſcher 43. Töpper ©. 574. Torfhütte 228. Torgau 17. Torſtenſohn 90, Trautenau 337. 394. Treuherz & Fuß 478. Tribifchl 2. 289. Trinitatis 50. Trinks Chriftian 277. „.r DBantelr 277: m. Soler. Ant. 912. Bis: ı <tolet. 8. .D12, „ichard Wenzel 567.

249.

XXVI

Trintsmühle 159. 437. Tröger William 226. 240. 241. Tropp Barthel 81. Tſchek Bartl 45. Tſchochner Joſef 383. Tuchweberei 497. Tupec Joſef 337.

»„ Dr. Theodor 337. Turrau 394. Turnverein, deutiher 564. Tuſch Aloys 365

u. Ubrich, Dr. Franz 411.

Ullik Julie 377. Ullmann Valerius 258.

Ullrich Mathes 275

Ullrich Wenzel 337. Um 498. 516. Ullyſſes 21.

Unger Anna 432.

„Wilhem 362. Unglüdsfälle 338. 427. Unterfuhungsgeridt 385. Unterftügungsverein der Reſerviſten

565. Unterwiejenthal 52. Urban Johanna 376. Urkunden, Heften der 206. Urtheilsbeftätigung 129. Uttmann Barbara 52. 157. 482.

V.

Valerio P. 145.

Vandamme 218.

Vereine 201. 308. 525. 5

Veriehröweien 310. Verwaltung 202. 289. 385. Verzehrungsſteuer 412. Bichweg Karl 507.

Vieth Cajetan 301.

Vieth Georg Th. 203. Vilagos 238.

Vincenz von Vu! Verein 561. Vieſch Thomas 34.

Vitt Vincenz 411. 564. Vödiſch Bertha 45.

Vögler Anton 332.

Voigt 334. 5 Bolfszählung 176. 395. 417.

IR.

Wachmeiſter 88. Wagner 334. Aloy3 432, Andreas 518. . Anton 434. 503. Wagner Chriftoph 117. 131. Franz 455. Friedrich 379. Georg 9.

Ignaz 172. 232. 292. 341.

592.

543. 557. „. Sohıf 341. 457. Beter 221. 342. „Thereſia 342. MWahlmänner 233.. Wahrlid Aloys 497. Waidhofen 3372, Walda Gujtav 337. Waldenburg 196.

Maldmann Anton 350. 528. 534.

Wallenjtein 73. 80. 82. 138. Walter Anton 337. Florian 259. „Johann 334. Sophie 342. Waltersd.ıf 14. 16. Waltſch 369. Manderbücher 292. Wanderſchulen 357.

Sohann 225.381. 431.446.

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Mappen, ver Lobkowitze 17. 7 von Weipert 11. 36. Wärner Michl 136. Marta 351. 373. Wayſen 15. Meberei 497. Weber Georg 130. „Joſef 437. von EGbenhof 362. Wegftädtl 377. Mehle Anton 392. Weigl Chriftian 351. Weigt Wenzel 333. Weihrauch Samuel 512. Meinern 556. Weinſchänken 517. Meipert, Freifauf 61. Weipert, Höhenpunfte 570. ® Meteorologie 571. F Name 10. F Ortslage 568. Revier 211. Ruhe von Al, Stadtfiegel 11. 570. Weisbach Caſpar 346. Weißenhirſchen 3. 7. 168. Wejmann Auguſt 362. Welden 238. Wenden 3. 4. Wenzel I. 7 LI RE, NER TE BSASEV.714,.161: Wermeritz 410.

Merner Edmund 527. 528. 557. 7 Norbert 478. 557. 574.

Mernersporf 136.

Wernsdorf 14. 362. 451. 556. Weſſely Karl 508. Miederhofer, Dr. 541. 547. Wiehl Andreas 211.

Wien 91. 213. 219. 234. Wienges Norbert 476. 499.

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Wieſenthal 18. 40. 41. 52. 77. 108. - 129.140. 169.195. 465.

- Miefner Franz 337. 364.

* Hermann 374.

Wild Joſef 370.

Wildmeiſter Hans 41.

Wilfling Andreas 264. 348. 367.

529. 537. 539.

Millmiser Wenzel 378.

Willomitz 371. 379. 432. 556.

Willomitzer Hermann 375. 534.

Wimmer 531.

Windiſchgrätz 234. 238.

Wirk u. Stridwaren-Erzeugung 486.

Wirth Joſef 494.

Wiskau 362.

Wiskodil 320.

Wiſtritz 14.

Wittmann Sohann 278.

MWittftod 82.

Wladislav IV. 18. 21.

Wochenmarkt 226. 413.

Wohlau 2. 369.

Wohlgemuth Jeremias 82

Wohlrab Johann 527. 5

574.

Wohlthätigkeits-Anſtalten

Wolf Emil 383. „Franz 341. 528. Dr. Leopold 411. Wenzel 539. 560. 561.

Wolfihiniese 90. 168.

Molkenftein 51.

Wotſch 556.

Wran 511.

Wrangel 9.

Wratislav II. 9.

Wraba 337.

Wundärzte 161.

Wüſtenzeche 36. 56. 192.

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Ybbs 352. 370.

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3. Bador Franz 333. Zahlſtelle 389, Zahm Anton 438. 542. Chriftof 339. Clement 433. 476, 477. Stanz 343, Hans 94. „Johann 256. 297. 397. 406. 528, 537. 541. 547. 559, „Joſef 405. „Julius 526. 535, Zahm Brofop 429, Raimund 435. 547. „» Rudolf 501. Wenzel 517. Zahn 543. Zahnbrecher 161. Zapp Franz 575. Karl 438. Zatiranda Heinrich 437. 478. Zavrzil 300. Zdendk von Sternberg 19, Zechenhaus 85. 56. 194. 224, Zehen, Namen der 110, Zechner Baulina 375. Zedlitz 282, Zehent 235. geidler Johann 233. 236. 293. 357. 406. 552. 575. Zeplidal, Dr. Ferdinand 410,

Zickler, Dr. Julius 410. Richard 350, Bieberle 2. Ziegler Barthel 65. Zigeuner 412, Zika Adalbert 350, „Joſef 350, Zinnbuſch 1,5. 300. Zista 15. Znaim 138. Zobietitz 2, Zöblitz 9. Zod Georg 34, HSollamt 330. 332. 338. Bollamtäleiter 338. 575, Holleinnehmer 337, HZollner Caſpar 449, Hgollverwalter 338. Bolt Jojef 248. HBonentarif 425. Hörkler Joſef 359. 370. 539, Zſchopau 2. Zſiſtka 13. Zubringer 549, Zudnantl 375. Zündhütchen 449, Zunftartikel für Bofamentierer 465, HZunftfannen 448. Zunftwefen 439, Swidau 7. 14. 33. 51. 80. 90, 171. Zwönitz 2. 16.

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