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800018990X

Geſchichte

Unrungs, Fortgangs und Verfalls

Viſſenſchaften

Griechenland und Rom

Chriſtoph Meiners

ordentlichem Lehrer der Weltweisheit in Goͤttingen.

Zweyter Band.

os quoque apes debemus imitari, & quaecungue le&ione congeflimus, feparare, Melius enim diftif vanıur. Deinde adhihita ingeniü noftri cura, & faluica

Lemgo, im DBerlage der Meyerſchen Buchhandlung, 3780.

ex .“ PD. 82 . \ F ). H z # n wet. *

„X

Sr, Wohlgeboren, -

dem

deren Geheimen Juſtizrath

Puͤtter,

widmet dieſen zweyten Theil, als

ein Denkmal feiner Dankbarkeit für | ielen Proben von Freundſchafft und Gewogenheit, welche er und die Geinigen son Demfelben

empfangen haben,

der Verfaſſer.

210 Bortrede BER A

man yufineiffan lieft .=Jo-witt man bald fin daß Kekse der Gtiechifchen, . wie die‘ alt h übrigen Wölfer, lauter Urkunden oder Belege zu ; dieſenn Grundſaze der Dokratiſchen —X enthalte, an vefen Wahrheit man nur. alddann zweufeln Ronnfe, . wenn Man das irdiſche Leben, oder den kuͤrzen Adfchniet des Dafepns ‚einzelner Perfongg, den wir zu aͤberſchauen im Stande find; | !

u

in der Firne betrachtett. Solche uͤrden aber nie entitanden ſehn Dan in wie Plato fagt, einen jeden Gerechten und Ungerechten bis an das Ende feiner Laufbahn verfolgen koͤnnten. Wir en Ener bemerfen, Unge wechte,, deffen Elüch ein wıtzfgficheg Betveis eines : alles regierenden —E * ſchien zulezt alle die Schmach und Quaalen dulden müffe, von ' welchen er thdricht wähnte, daß fie die Begleite⸗ sinne; Besrflugend fenen;_umb daß Hide ! keidenbe’Berechte ,:dejfen: Drangfnte derh'Onffeine | Anbklaͤgerinnen und: Zeuginnen wider göttliche Vorſehung waren, am Ende werde ges | aut und belohnt merden *). Eben bieſe große Wahrheit aber, welche durch die Geſchichte einzel⸗ ner Menſchen auf diefer Erde nur unvolllommen bewieſen, oder oft gar erſchuͤttert wird, wird durch Die Gefchichte alles Völker und Staaten, die man von ihrer Geburt an bis ku ihrer Auflöfung ' beobachten kann, unwiderſprechlich dargethan. von U Ale

22 X de Reg 336.P

muru run wureren tem rn weenen

son Staaten, als Un

ranfheiten und Tod einzelner, Menfchen Dieſe der welt, b. melden‘ die Schickſale von Menfchen und t werden, find eben fo unwandel⸗ ', and haben eben fo wenig Ausnahmen, alB Geſeze der. Bewegung ru nach welchen die himm. ‚en rper in ihren Kreifen gehalten und herum ihtt werden‘ Die Gottheit, fagt Plato in en Geſezen *), hat Den Anfang, das Mittel ı Ende Aller Dinge in ihrer Hand, und get e Wanken den geraden Weg der Natur fort. : folgt die "Gerechtigkeit, die Nichterinn aller migen, welche die göttlichen Gefeze Selebigen,

Eatfo glucklich ſeyn will, der tritt beſch demüthig it ihre Fußſtapfen. - Diejenigen Hirn n, „bie entweder "son der Größe ihrer Ze

ner; oder dem Adel ihrer Geburt, oder ft und Schönheit, ihrer Jugend. Aufgebläfen,

Ay Borredbe

‚Rhoren Fönnen zwar zine Zeitlang ſich und we

ihres Gleichen etwas zu ſehn Dünfen, und gie n bandıgen Pferden wiſd umheripingen, und

Sich: fchlagen; allein fie werden doch ‚gewiß 3

ber. Gerechtigkeit. Dusch ‚ihren ,- oder ıhrer

‚und Vaterſtaͤdte Untergang die Schub ie ——

gungen bezahlen müffen,. en | ;

3 Habe i in dieſem⸗ wie in dem erften Bande | * Geſchichte der Griechiſchen Vditer, vonſipe Athenienſiſchen, mit der Geſchichte der. Pe

ie ae nicht nur, weil beyde ın einem wiſſe en, Grade unzertrennlich ſind * ondern weil * auch nirgends die urfpringliche Ser faſſung, die : allmälichen Veränderungen, und.hie. Ausartung —ãn lichen und der übrigen ‚Staaten, Die rſachen und. Verbindung. Der wichtigſten F —3 die Charaktere der vornehmften © u

Den und Staatömänner, :: die, ee

Naben a

Dentatten Handel und W and. endlich. Die aus endloſen Innern —2* —8 ouswaͤrtigen Kriegen erfolgende Berarmung ® ı D-Enteräftung:von Griechenland richtig und voll» w *— geſchildert gefunden habe. Meine eitete ich nicht bloß nach Anleitung der Gtuechi⸗ Geſchichtſchreiber Pndern vorzüglich. nad) 1 hen Schilderungen der Weltwerlen und, Redner . Mm, aus welchen legterin- ich die wichtigften Züge ® ‚genommen habe. Sich bin zufrieden, wenn Com: m pofition und Eolorit nur einigermaßen der Zeich⸗ wung entſprechen, für deren Dringte ebento » Myoer⸗e·

[4

Borrebe‘ V

derſichtlich, als irgend ein Mahler fuͤr die Rich⸗ fleıt ſeiner Gemaͤhlde einſtehen kann ).

Auch in der Geſchichte der Philoſophie bin hebeſtaͤndig der Methode gefolgt, die ich im erſten "heil beobachten hatte. Ich habe naͤmlich alle Berfe und Ueberbleibſel der Maͤnner, von denen ‚reden wollte, von neuem nicht nur ein, fondern ehrmalen Durchgelefen und durchgedacht, unges der ich fie fonit vorher ſchon oft gelefenund durch

43 gedacht

9 35 habe mich bemüht, allenthalben ber Zeitrechunug | fo vier als möglich, treu zu bleiben. Wenn man: fi ölleſer Genauigkeit, ohne welche feine wahre Geſchichte, weber von Bitten, noch von Staatsveraͤnderungen, noch von Begebenheiten, Statt findet, überhebt, fe geſchieht es entweder aus Unfähigkeit, ober aus Une wiffenheit, oder aus Traͤgheit, ober aus allen dreyen Urſachen zufammengenommen. m aber biefen. Ver⸗ dacht von fich abzulehuen, wendet man vor, baß eine ſolche Genauigkeit nicht möglich ſey, weil daraus, daß

ein Schriftfteller isgend einer Sitte u. f. w. zuerfl er⸗ waͤhne, nicht folge, daß fie erfl in oder Purz vor dem dieſes Schriftſtellers entſtanden ſey. Go aber kein vernünftiger Menfch ie geſchloſſen, uub

man verwandelt bad, was man thun follte, im eine Ungereimtbeit, nur um es nicht thun zu dürfen. Golf oder kann man anch bamı nicht der Zeitrechnung folgen, wenn oft diefelbigen. Schriftſteller in verſchiedenen Werten gegenwärtige Sitten und Werfaffungen auf entgegengefezte Arten befchreiben, ober wenn fle ſagen, daß es zu der. Väter und Worfahren Zeiten anders, als zu ben ihrigen war, oder daß biefe oder jene Perſon, ober Handlung und Begebenbeit, ſolche Wirkungen her⸗ vorgebracht Habe? Wenn mar aber in alten Faͤllen Die Zeiten richtig unterſcheiden will, fo muß man frey⸗ lich nit nur das Zeitalter von Schriftſtellern, ſondern andy die Zeitalter ihrer id oft widerſprechenden Werkr zu beſtimmen wiſſen.

mn Dearreebe gedacht hatte. Auch habe ich nie einen ge |

auszuarbeiten angefangen, bevor ich nicht: Digg | Ganze geordnet und überfchaut hatte. Diefe Ar : erdnung und Verbindung einer großen Menge:von ! Factis, die.ich nicht, wie politifche Gefchichtichrei | ber., in ganzen Klumpen beyſammen fand, fondern ! einzeln mühfam auffuchen, zufammentragen und ! an einander reihen mufte, {ft der fchmwerfte Theik ı wieiner Arbeit, und verlangt. viele nergebliche gbeg ! unbequeme Combinationen der vorhandenen Dias ! terialien, che man-diejenige trifft; bey welcher keine jertvirrung fibrig bleibt, und feine Wiederhoh⸗ füngen nothivendig werden. Wenn man aber : auch diefe einmal gefunden hat, fo kann man feis . nem Vortrage leicht diejenige Klarheit und Leiche &igfeit geben, welche den Lefer glauben machen, Daß der Schriftiteller alle die Data und Gedanfen, ı Die er erzählt, irgendwo eben fo Benfammen gefun- | den habe, wie fie in feinem Werke auf einander ı folgen. Ben diefer Arc zu arbeiten habe ich nicht : allein nicht bemerkt, daß wiederhohltes Eefen und ı Nachdenken nachtdeilig ſey; fondern ich habe viels : mehr nicht felten mahrgenommen, daß exit das ı legte Durchlefen und Durchdenfen mir den wahren ı Sinn und den rechten Zufammenhang von Aus | forüchen und Meynungen dargeftellt Hat. Meinen ı @rfohrungen nach muß ich alfo junge Leute vor | dem tumultuarifchen Lefen, noch mehr aber vor | dem tumultuarifchen Arbeiten warnen, wo man zu fehreiben anfängt, Bevor man fich der ganzen Mas terie bemächtigt har, und auch immer nur fo weit um

eoir.e0,d.ef: N

wur und vor fich ſieht, als man jebedmal im 'deg

Ansarbeitung fortruckt. Wenn-mad auf diefg Art verfährt, fo wird .nicht nur eine jede Arbei

vnendlich ſchwerer, ald wenn man benganzen Weg, den man zu machen hat, vorher überfchatit., : fong dern aud) das, was man zu Stande briugt, bleibt immer einem Kunſtwerke ahnlich, das ohne einen gemeinſchafftlichen Plan von mehrern Meiſtern ver⸗ fertigt würde, und in welchem ſich alſo auch u möglich Ebenmaaß und feine Zufammenfügung allag Theile finden koͤnnte. Dran wird daher an allen; bie Stuͤckweiſe oder. in Abfäzen ‚arbeiten, bemer⸗ ten, daß fie, noch ehe ſie an vie Halfte kommen, dasjenige, was fie zuerit.gefchrieben haben,: ändern möchten, und daß ihnen dor ißrer ganzen Arbeit ekelt, wenn fie lich Dem Ende u nahen anfangen..r Unngeachtet ich es in der Vorrede zum erſten Theile ausdruͤcklich geſagt hatte, und die ganze Einrichtung meines Werks es auch ankuͤndigte, daß ich nicht alle Ausleger einzelner Zeugniſſe, und alle Meynungen und Traͤume uͤber gewiſſe Mey⸗ nungen anführen koͤnnte und wuͤrde; fo haben doch mehrere einzelnen Abſchnitten Unvollſtaͤndig⸗ keit vorgeworfen, weil ſie Die Bermuthungen und Auslegungen nicht Darinn fanden, die ihnen bie wahren und richtigften ſchienen. Diefe ungereche ten Uirtheile zwingen mich etwas zu fagen, mas ich fonft nicht gefagt hatte“): Daß nicht nur alle a4 An

#) Dicendum igitur et id, quod non dicerem, nili coa- Aus: nihil enim unquam de me dixi fublatiuk

. „afcifcendae laudis caufa potius, quam criminis repel- lendi. Cic, pro domo ad pontif. c. 36,

vM Bierrebe

Big find, ſondern daß ein jedes, auch das kleinſte

Eapitel, neue Zeugniffe enthält, ‚die man in meis :

nen aͤngern vetgebens füchen wird, und daß «8 endlich: siel mehr Kopf und Fleiß erfordere, den ganzen Geiſt eines Mannes oder Werks bismeilen

auf.einigen Blättern darzuftellen, ald eine Menge

von verftümmelten Factis und ungereimten Ausle⸗

gungen zwecklos zufammenzuhäufen. Man würde Mir mis Grunde nicht einmal aledann Mangel’ von

Vollſtaͤudigkeit vorwerfin fönnen, wenn ich auch in einer allgemeinen Geſchichte der Wiſſenſchafften

nicht alle Gedanken aller Weltweiſen, ſondern nur

Diejenigen: aufzeichnete, die das Eigenthuͤmliche ih⸗ tes Geiſtes und ihres Zeitalters offenbaren: denn wer. Hat jemals bon dem Gelchichtfchreiber eines gan⸗ zen Volks verlangt, daß er alle Begebenheiten er Ben follte, die inden Chroniken aller einzelnen Städte, oder den Lebendbelthreibungen und Tagebüchern aller merfwürdigen Männer dieſes Volks vorkom⸗ men; ‚allein man hat es mir nicht bewiefen, -unb wird mir es gewiß auch nie beweiſen önnen, daß ih Meynungen, die nicht durchaus unbedeutend find, verfchtwisgen hätte. Was für ein Ungeheuer von Werf aber wuͤrde Das meinige werden, ' went ich bey einem jeden Zeugniffe alle Auslegungen, und bey einer jeden Meynunq alle die Vermuthun⸗ gen beybringen wollte, die man jemals darüber ges wagt hat? Wuͤrden nicht vernünftige Eefer mich einer Eindifchen Mikrologie befchuldigen, wenn ich zum Beyſpiel in der Gefchichte des Setrate und 0 ato

Borredi X

Plato alles das Hätte wiederhohlen wollen, was ich an andern Orten von dem Dämon des erſtern/ und der Weltſeele des andern gelagt habe? Man vergeffe alſo inskuͤnftige nicht, Daß meine Geſchichte etwas anders, als eine Sammlung don Diſputatis⸗ nen und Programmen fen. U

. Hoffentlich wird man bey dieſem zweyten Theile nicht: mehr die Klagen erheben können, : die einige bey dem erfien Bande erhoben haben: daß nämlich ale unfere Kenntniß der alten Philofophie gar zu ungewiß und zu fehr Stückwerk ſey. Man wollte durch diefe bedeutungsvollen Klagen die £efer auf den Gedanken hinführen: daß alles, was ich in meinem erften Theile vorgetragen hätte, eitel Zraume und meine Betrachtungen bloße Traums beuterenen wären. Allein unter allen denen, bie ſo feufiten, Bat noch Reiner mich einer unkritiſchen geichtglänbigkeit überführt, und wenn man es auch kdunte, fo bin ich mir doch bewuſt, Daß ich wenigs ſtens eben fo !felten, als irgend einer von denen, die mich derſelben geargwohnt haben, in dieſe

Ueber den erſten Theil habe ich nur wenige ofentliche Urtheile, und kein einziges von einem Kenner geleſen. Einige fuͤhrten mein Buch in ſolchen Ausdruͤcken auf, die einer Warnung aͤhn⸗ lich ſahen, daß ja niemand daſſelbe für zu wichtig halten möchte. An diefen will ich mich aber nicht anders rächen, al& daß ich ftetd etwas beſſeres und

a5 voll⸗

x: Brerede dellkommeneres liefere:, als ich bieher geliefert be * on .

babe. | on "Dem Berliniichen Recenſenten kann ich zwar Beine ünlautere Abfichten, ‚oder tabeldwürdige Par⸗ thenlichkeit, aber. wohl Mangel an Fleiß und Kennt niffen vorwerfen. Er nahm fich nicht die Mühe, oder war auch nicht im Stande, das Linterfeheis bende meines Werks richtig anzugeben, oder nur einen. vollftändigen Auszug daraus; zu liefern; ſon⸗ Bern er Dachte nur daran, wie er feine Bedenklich⸗ keiten und Einwürfe, Die den Recenſenten immer auf einige Augenblicke über den Schriftfteller erhe ben, fchicklich anbringen möchte. Wenn er fo aufmerffam gelefen. hätte, . als ein jeder Schrifte fteller.von einem Kunftrichter, der ihn beurrheilen will, verlangen kann; fo würde er gefunden haben, daß faft alles, was er in meinem. Buche vermißr, beffer, als er es verlangte, darinn abgehandelt wars Damit der Nec. diefe Erklärung nicht für ‚die leere AYusflucht eines in die Enge getriebenen Autors halte, till ich:in Der Folge die Stellen bemerken, deren Lieberfehung ibn zu fo vielen unnöthigen Eins mwendungen veranlaßt hat. Ich Bonnte nicht ums hin, zuläcyeln, als ich am Ende der Necenfion lad, daß der V. es mir zur Ehre anrechnete, daß ee unter den vielen Hervorſtechenden, die in der allgemeinen Bibliothef beurtheilt worden find, auch mich 9) Anton, XI, $. 13, KaraDeomse us rıs; eyo de —E Gcœv n Aryav EuQInKomm. |

Borrede JE

wich nicht vergeffen hätte. Mit Necht Hatte en aber zu mir Das Zutvauen, daß. ich von einem Mite gliede des gelehrten Freyſtaats freymüthige und ehne Bitterkeit geragte Einwuͤrfe nicht übel aufnehe men wurde. Vielleicht ift es aber auch nicht uͤber⸗ Rüffie, wenn ich Rec. daran erinnere, daß man, in eınem jeden alten Freyſtaat, der nicht in eine, unbendige Ochlofratie ausgeartet war, gewiſſe Jahre und Kenntniffe erlangt haben mufte, um: in dfientlichen Volksverſammlungen feine Stimme geben zu dürfen. J Mit dieſem zweyten Bande werde ich mein We Feine Zeitlang abbrechen; denn erftlich flrchte ih, daß, wenn ich-gleich fortarbeiten wollte, alde dann der Eıfer erfalten möchte, - womit ich mein Merk.angefangen habe, und auch gerne zu Ende, Bringen möchte. Zweytens würde ich es faſt nicht vermeiten fönnen, daß ic) mich im Vortrage fo.

ähnlicher Materien allmälich zu fehr an gewi Mörter, Redensarten und Wendungen gewöhnte, und eben dadurch meine Schreibart langweilig, - gleichförn ig machte. Ich habe fchon in dieſem jwenten Bande bisweilen bemerkt, daß der Reich⸗ thum unferer Sprache, menigitens in fo ferne ich ihn Eenne, nicht unerfchöpflich fen, und wenn ich mich daher einigemal auf ähnlichen Formeln und: Bildern betraff, fo tröftete ich mich damit, daß. eben diefes den größten Künitlern der Sprache, dem Demofthenes und Eicero, haufig begegnet ſey Das gewiſſeſte Mittel einer unangenehmen Gleich“: förmigfeit der Schreibart auszuweichen, ift ur Ns

KH .. WB orrede

aͤhnliche Materien nicht zu lange hinter einander zu Bearbeiten, oder ſich in Werken von einem großen Umfange bisweilen Ruhepunctezumählen. Sprache and Schreibart leiden in jedem Menfchen, wie Syſteme und Charakter, unaufhörlice, aber nur nad) einer gewiffen Zeit bemerfbare Veraͤnderun⸗ gen, und wenn man daher eine. reiche Materie, die man einige Jahre hat ruhen laſſen, von neuen wieder aufnimmt ‚'fo kann man hoffen, daß man fie nicht nur mit fritchen Kraͤften, fondern auch auf eine neue Art behandeln werde. = Ungeachtet ich das Manuſcript des erſten Theils, nachdem es abgefchrieben war , ſelbſt drey⸗ mal dDurchgefehen Habe, und es hoch von zween Steiinden habe durchſehen laflen, fo find Doch meh. rere Schreib: und Druckfehler ftehen geblieben, die ich, nebſt einigen Zufäzen und Verbeſſerungen, dieſer Vorrede anhängen will. Ich fchmeichle mir zwar nicht, daß ıch Durch eine noch größere Sorg⸗ falt die Handfchrift des ziwenten Bandes ganz feh- lerfrey gemacht habe; ich hoffe aber doch immer, Daß er deren viel weniger, ale der erite, enthalten wird, weil ich durch anhaltende Hebung nicht mer nig in der Fertigkeit zugenommen habe, foldye Feine Mängel in meinen eigenen Arbeiten wahrzu⸗ nehmen. Wenn aber dennoch) einige ftehen geblie- ben ſeyn follten, fo kann ich mir weniqſtens das Zeugniß geben, daß ich alled aethan habe, was in meinen Kräften war, um dem Lefer auch den Flein- ſten Berdruß und jede Mühe zu erfparen, Nachlaͤſ⸗ figkeiten des Schriftftellers verbeſſern zu müffen. | Ya

Borrede. Xu

In —— Seite 5. Zeile 3. für Wiſſenſcha iſſenſchafften, uud fo in 3.* I vn fünften berfarmmen, ein boppeltes f Batt eines eine

B. 6. 7. für binchnge ezogen hin ejoen. 7. s 19. deleatur, beunoch. —11.⸗ 3. für die fie f weiche fie. 15, s ı5. für folgten f. nachfolgten. 15, 5 25. für verlohren ſ. verloren, ſe us —* für gebohren geboren, —17. 3. für Die ſ. welche. —8* ig fr * N a ‚4 penthat ben für Krone Grone, weil Wirte: and dem " Sereinifchen berloimmen, Re „= 18 ı 7..für —* f. zwepfelm. ,.. u 19, 5 2. für wurden f. wurde. a .a 20; für bie bie ſ. welche bie. ib. » 27. Ai desienigen ſ. —— uns —E halben für deswgen d 20. s II. für eröfneten ſ. alla, weil es von offen

31. > 25. für die bie fi melde de ar Ad 12. nn geiehfäen ſ. Griechiſchen, eben fo In allen

_ 31.19 Yu die ſ. antraff. 9 ⸗423. für ableitet P aneneit “3.28. für beiden ſ. b ⸗19. für nemlid f. ai, und (6 auch ve

olge ib. Le für bie wir f. welche wir. 34, 5 6. rar Deeinung f Mepnung. Al. I D > a s xo, für vortreflich f. vortrefflich; fo vurdgchenbe, AIm Werke ſelbſt &. 14. die Worte: und daß fie ben leiten außer ihren Goͤttern und gottesdienfllichen Gebraͤuchen, außer ben erſten Aufaͤngen bes Ackerbaus u. ſ. w. merke *— Berliniſche Recenſent, und frage mich in's kuͤuf⸗

nicht mehr, was ich zu den ihm gewiß nicht zur Ifte befaunten Thatſachen ſagen wuͤrde, daß bie Grie⸗ Bakchusdienuſt, und andere ken Yen ——

und Eiarigtangen von Fremden erhalten 5

ya Vorrede.

„eis 3. 11. für hoften f. hofften. a B. 3. In der Note für die Worte: nad dem Strabo ac dem Plato (S. 57. in Tretylc) und Gtrabo traff man in ber Sprache der Phrygier und Karier n._f. w. und 3.8. fuͤr er gläubte ſ. lezterer giaubte; Ai ero⸗ dots ſ. Herodot. | 8.» 6. für famlete ſ. ſammlere. J gu, Abe.» 8. für ſchuf f. fhuff. fu "0.416, hinter geblichen f. waren. 10.5 24. zu ben Worten :. zu ſchmaͤlern sefhce hatte, : -f e man bie, Note: So erzähle Plate deLeg. p- 331.

un: ‚m * —* fir Rahmen ſ. Namen; ſo auch n ber Folge. ib, 8. 11. hinter sen Zahlen vn. 24. f.. & Plat, de Log. p- $ 1. * 14, in ber Note: für ausjugen ſ. unsjgien. ib, 16. für ziengen f. gingen.

13.⸗ 16, für anfleng f. anfing. "75:5 8, für bewafnet f. bewaffnet.

19. s 1. für aus ihren f. aus feinen. ' .— 19, # 17. ir Zerfiöhrer ſ. Zerftörer.. Mr ao, 513. Dinter geftörben del. ſeye.

21. » 5, für Kolonien ſ. Kolonien.

31. # 15. für Drigena ſ. Aegina.

23. s 10. für baunT. da.

*5 in der Note: für Pamphilien ſ. Pampholien

Li de? erfien Note: für Neon Teihos f. Neo. Raten.

ne s 9. für ſchiften f. ſchifften.

- 33. Not. 2. vor J. 14. 19. ſeze Herodot.

38, s 17. fuͤr noch ſ. oder.

ib. > 25: für Architektur ſ. Architectur. 9 nr . u. fe Außer den. bisher von mir angegebenen ragen der Ausbildung der Aflatifchen Griechen vers mißt der R. in der allgemeinen Bibliothek noch die Aus⸗ elnanderſe ung ber materiellen, wie er fi) ausdruͤcktt, ober der Keuntniffe des gemeinen Mienfchenverflandes, von welchen man zu höhern Speculationen überging. ‚Wenn der Rec. anders wufle, was er eigenslich fagen . weite; fo hat er abermals die Betrachtung nicht gele⸗ R a; die Ich über bie Sprüche der ſieben Weiſen u

nu.

Borrede. up

Atellt hobe. Diefe Spruͤhe: warn; die Reuntmiſſe res gemeinen Menſchenverſtaubes, Pr die erfien Fruͤchte bes Nachdenkens, won welben man; 2 2) wiſſenſa⸗ giu⸗ chen Unterfuchungen for

©, 47. jwrer: Rote 3. 1. für —*8 t. Bularchi, . .

16. in der Moe. Er Ahr -Syswines f., —BR

gelangt. (ven. nv

= 50: Wbtt a. fen Fenschr Hipparch; -Plat, ad chen fb

auch in der erſten Note deu folgmden Säte.

53. zur man. Rose fie nen’ tiefes ‚hinzu :... Plate

6.

glaubte, ap das Yraodı rewurov Mter, als Mehbris um u Selphi eingegrobenen Bere ſeyen in Charm,

302 26. fie Nerati fi eratit.

55.» Ki Hinter Bauten fi A . In ib, Rot. 2, vor UV.

57. » 11. für faßt ſ. fefl.-" Keen

58. en [ie Mer. ii 2

61.⸗ in. u Ze

_ 62. 13 I ei en der Kin waren —— fr geaz.uwocrberhen a: fi w;. Dies gilt, wie ich in meiner Sefisicte des. Berfalls der Sitten unter ben; Roͤmern zeige, von ben Roaͤmern überhaupt Mur im zweyten Zus nifchen Kriege; von den Hänptern des Voita u bis auf die Zerflörung von Carthago. 63. » 1. für die die f. welche die. 64. s 3. für frug f. fragte. | nn be. s 16. für Kato f. Cato. oo b. "s 19. Ir feinen ſ. feine, . —66. » 1. deleat, uyp.: 70. s 17. zu Sokrates ſeze bie Note i in Phacd, Plat. p. 23. - 71. » 16. zu Ariſtophanes ſeze bie Note: Velp. v. 1392. Aves 472. V. 176. » 3. hinter enkfinnben 1 ſ. Ba 78 „1. für Bachus f. Ba 9.9 4 für Fe e efeenntnifiie Orfänge. in 7 Saturuiniſchen, Zefcenninifchen Geſaͤnge. s 7. deleat. ferner.

.

‚= go,» 20: zu ven Worten: ganz befriedigen fege die Note

eh ph. v. 168. & ſq. wo er von ber plate und Pracht biefes Dichter redet. ©.

VI Bortebe

,

——— in der erſten Motnkar Iovσα. Itass, für ree Ons f. TüM-S. für guon fi xCuon.

ce. Für und Geſeze f. der je

Naaub. ‚un erſten

ib. » 20. für verjugen f. verjagten et .:9. für der Lafebfimonier f, den Spteäkmonier. 9-73. für verbreſtete ſ. verbreiteten, Fi s 16. für gemacht babe f. machten. Aloe ſezte man noch folgrnbrs Ehatıng hinzu Plat. de Rep. Lib, V. Vol, I. p. 330. Edit. "Maflcy,

ci 90, in ber lezten Zelle für ſeyn ſ. find. rer g1. s 28. für. hatten f. hätten, db. zur erfien Mote fee

T_

ss. dieſes zu: doch ſcheint auch chen dieſes Plato zu fagen in Hippis ma). 96.⸗ 1. für des: Raise f, der Könige. 98.03. für Schazkammer ſ. Schazcammer. - 100, » 2. für Kommentar f. Commentar. - 105.⸗ 7. für bie ſ. der. ib. » 11. für angrenzenden f. angrÄngenhg... 107. » 16. zu ben Worten: eben ‚fo (er arbaren u fen > zen bie. Rote Plat. de Leg. DIE, p..536. -

1212. unten u pe ee, ‚und in der drit⸗

ten Note für. Lib. V. ſ. Lib, VI.

are in der Rete für ern —X ETITN-

ot -121. » I. deleat, num. ib, 31. deleat. hätten, ib. 22. für haben f. Hätten 133. » 21. für Heraklid ſ. Heratlit; ſo jr auf ver fol genden Seite. 124, 3. hinter geworben ſ. wäre.

126. » 19. für Ar pie ſ. welche bie.

u 128.: 5 8. delest, aber.

130, » 19. für gecifie ſ. poetiſchen. 132, » 5. für Cleobulus f. Kleobulus. ‚ib. Jo. fuͤr wurden ſ. wuͤrden

r733. .a1. für feyeru f. felern, fo auch auf ber folgen den Seite für feyerlich feierlich.

‚on 136. s II. zu ben Worten: womit fie begleitet waren, en) fege man bie Rote: Plat, de Leg. I. 515. Doch erlänbe Plato die Trunkenheit in der Zolge unter gen wiſſen Einfäräufungen wieber: VI. Lib, 564. p.

es ©. 136.

|

Be TE AD Pe BR. DBabp”", .

Borrede xvu

S. 136. 3.24. binter Maßlgkeit ſ. in per Jol⸗

138 TA ifär Gorinthertun re

139. » 1. Unter den Öbtchifihen Welfen war Zhälse von

let u. ſ. w. Weun der Berliniſthe Re. diefe

erſte Perinde aufmetkſam gelefen Hlde, fo würde er nicht gefragt haben, twarus Thales ber erſte Phufiter genannt worden fen? Noch viel weniger würde ex uns

Aerſcheidende Diertmale bes Tales und der alten Dice ter. zu volffen verlaugf Haben. *

"40. in ber Note, deleat, der lezte Abſa An Mıfeo hung des erftern u. fi... ,

. 142. 3. 8, Man tnaß ih Aber 16, Ungeaäitet ich In die⸗ \ * Lihrart el En (pie

term Meitwelfen, beunlich genug gepelar habe, daß i sine Schule Öriegpifdjer Weltweifen von eier —8 ‚Eile ‚und Molffhen zu unterſcheſden wiſſe; fo dat mir doch jemand Schuld geben wolter,"dap’ich bie eine mit der andern versch habe, iefer Icmand glaube 5 miche nur ehlad neued , (onbern much eins ihres zz fagen, wehn es die..alten Schulen Oriechifääee Weite eifſen mie den Vtoͤphetenſchulen uhter We Ifraclio tem vergleicht, nnd die urdupliche Erklärung kutzer Säze und bie Ueberlieferung : diefer.authentifchen Erklärung für ihren Sauptzroed ausgibt. Auchmepnt er, daß 66 drev Perioden gegeben babe: die eine,. da man alles dm Kopfe faffen und darüber nachdenten muſte: die hwepte, da man nachher einiges Weniges aufzeichneter und die britte, ba -man-endlich allet, mach ben, was man aufgezeichnet vor ſich hatte, date: und daß biefe Perioden auf die Richtung des menſchlichen Bere flaudes einen großen Einfluß gegabt haben muͤſſen. IH will tiefen Kunfrichter mit den ragen verfchonenz ‚welche die Zeitalter und Weltweifen wären, die gar wichts, und weiche diejenigen, die wenig auffchricben ferner: warum man, wenn man unzweguentige Ertlaͤ⸗ rungen von kurzen und dunkeln geſchriebenen Gäjen geben konute, die erftern nicht eben fo gut, als die lege tern aufzeichnete, anflatt fie einer verfälfgpenden Webers tieferang anzuvertrauen ? alletu darnach'ung ich doch Fragen, welher aite Schrifiſteller jemals die Nachfol⸗ . ger der aͤlteſten Weltrörifen,, als eine Reihe von Aus⸗ Meiners Geſch. ꝛiet Band. 7 Ian

vn Borrede

2

Ron B Tegerit, Ober von Beſizern Achter Erklärungen bir kut zen Säge Ihrer, Vorgänger. gefhilnert habe ? Erhelit nicht vielmehr te allem, mas wir von’ ber. währen - Befcaftenbeit der Jouiſchen Ppthasoreiſchen, Eleati⸗ Then, uud Heraklitifhen "Schule wiſſen gerade das Gegentheil ? War Auarimander ein Ausleger des Tha⸗ 1e6, ‚und Anayimenes wieder. ein Ausleger des Anaris mander? Kan an den Parmenides eineh Aueleger des Zenophanes.u. L w. nennen? Ebeu fo richig, als ſich diefed behaupten latt eben foitvenig kaun man die ‚Herakliteer, Ueherliefeter des wahteh Sinnes-aller eins zelnen dankein Säge ihres Meifters nennen. "Nach den Scilverungen des Plata , ber | zit einige gehört harte, Kin Cratylo p. 83.) Behaipteten.fle zwar .alle

. bie "beftändige' Verivandiung aler Dinge; übrigens . ‚aber fjmiten’fie eben ſo weñig mit dem Heraklit,, als “uuteh einander überein. Keiner möllte ein Schüler des

andern heißen; ein jeder’ war in Anfehung der Oedans ken nur fich ſeibſt gieich, und dabey eben fd undurds dringlich dunkel, als Heraklit geweſen war: Ras yag Regı TETOV.TOX. Heaxdssreo 00% 7g00- Iggorawrobi guBesgnı : Evan, adv o0v Te Ihe Imen, 1 Fus asendw. arexXymsyap To vyYghppaTa Pegoras. av wa Tıs een, womeg 1 Pegergus ennartenic aıyuaradn

. —e nav

voc HETWVOHLTHEID œc - Tæð Avogas Ac·

m yopivss logænæc; ade yıyyeras Tay TasTov "

Ovovro⸗. Solche Schulen von Auslegern, als wors - Inn wan die Schuien der Älteften Grlechiſchen Weltwei⸗ - fen hat verwandeln wollen, eutſtanden erſt ih dritten Yahrhanderte nach Chriſti Geburt. Die neuern Plar toniter, und diejenigen unter ihren Zeitgenoffen , die dem Arifioteles folgten, wollten nicht nichr Für Selbſt⸗ enter , fondern für Ausleger des Plato und Ariſtote⸗ les augeſehen ſeyn; und fie trugen auch nicht Ihre un ; men Gedanken in Unterrebungen , oder zuſammenhaͤu⸗ genden Reden wor, fondern fie legten, wie die Oramı

ma

Borridbe | IX.

matfker die Werke der alten Dichter, Tb Me "Schriften alter Beltnoeifen aus. Ich enipfehle denen, bie dies ſes gelefen haben, bie erſte Betrachtung, bie fie auf der 148 ©. des erfien Xheils finden werden, ©. 148. 8. 5, für verwirsen T. verirren. ib, in der Note für Ye T, Vera. u 149. In biefer Darfillung ver Bfbaufen. ver Altefken onifer vermißt der Berliniſche Mecenfent Klarheit, Bekimmtbeit, und Wollftändigkeit. Nach der ſtreug⸗ Ken Prüfung finde ich nicht, daß Ich die beyben erſten Tugenden ber Schteibart,, bie dem Mecenfentih gewiß fehlen, au der angeführten Gtelle zu ergänzen hrauchte. Yu glanbe ich nicht, daß man mir deßwegen Unvoll⸗ " Känpigfeit vorwerfen koͤnne, weeil.ic die Vermuthung des Ariſtoteles und ſeltes Ausfchreibere, des falſchen Plotarch, über die Urſachen, warum Thales dus Waſſer fär den Urſtoff aller Dinge erklaͤrt, nicht üngefährt has be. Die Worte des. Krifloteles ſelbſt AnSoy cur vv vroryw zeigen „daß er dieſe Vermuthungen nicht and Ueberlieferungen edenm alßdaun fezt er immer hinzu os Oο) fondern and ſich ſelbſt geſchoͤpft has be, Außer ven Beweiſen der Grundſaͤze der Yonis ſchen Philofophen verniißt der Rec. noch die Erkla—⸗ zungen Der Entſtehung der -Dinge , und mache eine fo feine Diſtinction, daß man nicht einmal errachen fan, was er von einander unterfiheiden wollte. Wenn der Rec. im Ernſte von mir zu wiſſen verlaugt, daß ih ihm fagen foll, wie Thales fich die Entfichung aller Dinge aus dem Waſſer, und feine Nachfolger aus ih⸗ en Drincipien gedacht hätten ; fo bitte ich ihn, mir erſt Die Schriftfteller zu nennen, aus welchen ich ſolche Er⸗ linterungen uchmen kann. Beyläufig muß ich dem Rec. noch die Erinnerung geben, daß, wenn er das Anfuͤh⸗ ren von Beweiſen für gewiſſe Saͤze, als das einzige Unterf&elbüngszeihen von Weltweifen und Dichtern gelten laffen will, alsdann nicht nut bie Joniker, ſon⸗ dern auch die Pythagoreer, Eleatiter, und faſt alle MWeltreifen bis auf den Anaragoras aus der Zahl von Philoſophen müffen ausgefchloffen,, und den Dichtern jugefellt werden. Den Weltweifen ber alten Zeit fiel 6 noch gar when, de ein Philsfoph die Ordan ' 3

EX. Vorrede

eder Uxfachen aller witklichen und moͤgliche Dinge an⸗ augeben werbunden. ſep.· nl ©. 133. für-Lihtöfeeifes („.Lichttreifes. j . ib, Weun man allen den Factis und Beweiſen, die ih; fowoht bier, als in meiner Geſchichte det Lehre yon, Gott für ben Sap. angeführt habe, daß weder Vie alten, Wälter,, nir-henen die Örlechen beiunet tosten, nech Die Griechifchen Weitwelfen vor Ham Andrageras, And, Aeffen, Lehrer, ‚den einziges wahren Gort erfannt har ‚ben;, weiter tits ai iteise Declamatioden über, die -Uubrgreiflichteit "oder Unwshrfheinlichkeil diefeh » Sazes, ort aud über die Nuvollßändigeeit und Dun⸗ Aelheit der Adris_ gebliebenen Nagrichten ud Deukmä⸗ ler entgegenffät ; fo antwerte ich auf ſoiche umbiſtori⸗ tige. und. philoſophiſche Einwendungen gar'nltr; dean auf eben die Art will ich alles, was mir einfällt, U egivepfeln oder zu bezwepfein ſcheinen. ern es je⸗ wmanden unzlaublich vorfämmt, daß man vor dem Aua⸗ zagorad den Schöpfer’ der Welt nicht erkanut habe, ber bedenke nut, daß es wir aus vielen bisher untwiberlege ten Grauden eben fo unglanblid ſcheine, daß Barba⸗ en uuß Griechen vor dieſem Zeltpuncte ſich zu dem Sedanken vou Gott ſollten erhoben haben. Su 261.'s 12. für vorandfahen ſ. v⸗tausſeben. 2 Abe: 65. far ihre Fteybeit fi feine Freyheit. = 2b '0 17% für als fiel. ald es. 2 - a 163. # 7. hinter angeboten ſ. worden. Fu 166, » 4. in der Rote faͤr Kreuzes Ten f. Creujes Tab, 161.5 0. hinter keunen f. lernen. —171:: 26. für Kybele f Kybebe. 196. :0:2. für großen f. größten. 3b, in der zwepten Note 3. 3, für Hermodors ſ. Kermodstm .— 179. u 24. für Masedonien ſ. Makedonien. 'w> 280, » 16. für ältefe f. ditefien. . rd, #3. für wuͤrtlich ſ. wirtlich. m 186, » 1. fürfrübern oder fpäsern ſ. fruͤhere aber fpäters - 189. » 10. für Kleant f. Klearch. 191. 2. fi delcar, . B 197. in ber Note für Ed. bie 4te ſ. Ed. in 4ta, : 264. # 31. für hätte f. hatte, * 208.⸗ 5. hinter Glauben f. zu verſchaffen. 108 » 6. hinter gelitten ſ. und; ſiatt eudlich ſ. Ber © Ac⸗

Borrede xx

©. 210. 8. 13. für zugeſtanden ſ. zugeſtans.

ib, ⸗34. für bat ſ. hatte.

= 213. ».16. binter Ariſtorenus f. und, und Vie beyden Worte: und Hlerompmus, ſtreiche man weg. Diefe Berbefferung bin ich dem Berl. Rec. fihnldig,

217. » 20. für bie die f. weiche die.

- 218, o > ſtatt —— Renophon.

233. ; 13. für einmal * ein ‚einziges mal.

- 325. ber Berl. Rec, lad das Ende meines Ursheit über den Dikaͤarch nicht aus, denn fonft hätte er nicht geſagt, daß dieſer Gchrififeller meinem Urtheile nach gar Ecke nen Glauben verdiene,

- 230.⸗ 19. ffir allgemeinen ſ. allgemein.

ib, » 34. ſtatt wichtigſten en Ihizen.

= 333. 31. deleat. nu

133. 5 4 für brachen hr *

2 6. für uͤberfielen ſ. uͤberfiel. ⸗18. fur frug ſ fragte. „,',

348. » 10. vor Shaldäer f. 8 |

248. 6, hiuter und ſ. daß,

—253. s 7. für falle ſ. fiel.

255. » 20. für Piotins ſ. Pien.

257. 0 35. del. bes unb für Alexanders fi Kate, und fo in ähnlichen Fällen,

-— 257. in der lezten Zeile für bat f. hatte.

- 361. s 5. für die erftere f. die eriern.

#15. für wann f. wenn,

283. » 21. für aus ſ. mit.

292. zur zweyten Note feze noch folgendes Eitanım hin⸗ zu: Plut. in Vita Lyſand. p. 66. II,

Und im Texte 3. 2. für baß ſ. bat. 294. # I. für hatte f. hätte, ib sro. für Ptolomäus ſ. Penlemäus , fo in der Solge allenthaiben.

- 303. # 3, Ei Hippobolus ſ. Hipppbotus.

= 310. ⸗8. für verzwevfelt hatte ſ. verzweyfelte.

- 311. 11. für denen ſ. den.

312. s IT. für verjugen f. verjagten.

s 21. für auf die f. worauf. > 313. » 7. deleat. nun. he Colpli (, Colen. 314. In ber orſten Note für Colpii ſ. Co |

7

XXI Bore ed.e

©.315.3.13, für bie die ſ. welche bie,

316. » 10. fürns ui © . 31. ».19. hinter Anhänger ſ. geblieben: 320. in per legten Zeile für großer ſ. großem.

325. in der.Note für Yeygaporas ſ. Yeyeul

für Terenyparevouevov |. TEeReuynarı vov, für Io ſ. oo,

324. in ber Mote für eurexvus f. eyrexros; . OAnurtiedes ſ. OAuuzindos. == 329.3. 16. deleat. da6 Punctum. j 334. » 16. für Hermeflanap ſ. Hermefianas.

341. 0 12. für zwey f. zwo. |

ib. 5 15, deleat. nun. |

344. + 2%. für ſtimmen f. flimmten.

353. » 20: für verdorben f. verderben.

354. 14.15. für die Worte: einen Sohn bes 3:

f. den Sohn eines geroiffen Babys. 355.3.9. Nach dem Worte widerfprechen feze mar endes: Merkwuͤrdig ift es unterdeſſen, baß bie taner fih im Belize der Haut eines weiſen Pherel zu feyn ruͤhmten. Piuterch. in Pelop, p. 153, Il,

360.3.3. für Renophamenes f. Kenophanes, = 36% + 9. für nun f. aber,

ib. in der Note 3. 6. für fo ſ. (dom.

363.3.5. für fönnte ſ. kounte.

372.0. f. Anſtatt, daß ich drey Claſſen von Pi

goreern unterſcheide, läßt der Berl. Rec. mic nur. annehmen, und bedauert, daß mir der wichtige : fel nicht eingefallen ſey, daß bie Abtheilung der thagoreer wenig Nuzen flifte. Rec. glaubte wahrſch lich, aber wie er ich felbft beſcheiden wird, etwas eilt, daß, weil ich gerade bier Feine Gründe me Eintheilung der Pythagoreer anführte, ich auch Peine hätte, Meine Gründe hatte ich aber ſchon der Hit, dactr. de deo angegeben und fie komt auch in dem Werke ſelbſt etwas tiefer unten vor, der Rec. ſie ſo wenig, als viele andere Puncte, merkt bat, Es iſt aber mit alle dem ein wunberli« Schluß, daB, wenn Ariftoteled nicht immer von | Alteſten Pythagoreern redet, oder bie aͤlteſten Pytha r

Vo rar e dee. Axn

reer nicht mit einander Übereinflinunten, alle Unter⸗ ſcheidungen ber Zeitalter ber Pothagoreer unndthig

ſepen. rn te J ©. 378. 3. 13. zu den Worten: Plato redete; ſeze man die Note: plate ſelbſt fagt .. daß ihre Geſeze über . die Erziehung und den Unterricht in der Muſik, melde immer berfelbige hleibe, vortrefflich, alles uͤbrige aber in Aegypten elend ſep; Lib. IL p. 522. und: an einer audern Stelle beißt ed, daß man den Aegpptiern und Phöniciern feiner Zeit keine andere Weisheit, als eine gewiffe Verſchmiztheit oder Erfahrenheit in der Kunſt zu erwerben aufchgeiben koͤnne. Lib. V. in fine de Leg. P. 55%. 379.3. 10, deleat. nun. 380. » 2. für empfähle empföhle,. 381. + 19. delcat. nun. 383. s 17. fär abſprechen f. abſprachen. 384. in des Note für urrodeszvos f. um ra ib, im Xerte 3. 12. für die die ſ. welche die. 394. 3. 14. für läßt es fich ſ. kaun man ee. 400. Ju der zweyten Note für —R ſ. ex⸗ dofav, und für avdewrwv f. avdonäay. 401. 3.27. für leztere ſ. leztern. 413. in ber Note 3. 2. für rex$es f. vo XIes. 416. in ber erſten Mote für ogs&w f. oge&un. ib. 8. 10. für Davancı ſ. DauAns. ib. in der zweyten Note für von f. vom. —- 422. 3.25. deleat. nun. 435. in der erften Note für Plaut, f. Plut, 448. für in dem ſ. in welchem. : ib. in der Note für Moreuıs esey ſ. MoAsuicesev. 452.3.8. für koͤnnte f. koͤnuten. 465. 10. für nie f. felten. 466. in der zwepten Note hinter Erziehung f. fo. 471. unten für: an alte Vorurtheile ſ. an alten Vorur⸗ theilen. 474. 3.2. binter Wohnungen ſ. an. 476. » 17. für die f. da. 478. » 12. für Angelegenheit f. Angelegenheiten. 482. in ber erfien Note für Diog. f. Diodor. \ bg ©. 488.

Sxxiv V ot rede

SG. 488. 3:12. für Lande f. Bunde. Ur 490, » 18. für hätte Hätten. L 493. Man kann in dem Ppthagoreiſchen Wunde, wie : “In ener jeden Geſellſchafft, dir fe Geheimuniffe bar,

"ur zwo Hanptclaſſen von itgüedern annehmen: * folge, die wirklich eingewelbk find, sind ſolche, bie noch gepruft werben. Im die’etftere gehören nur allein dies un ‚Fenfgen, bie von ber. innerflei Einrichtung, den Haupt» 0 zweiten und Entroürfen einer Geſellſchafft unterrichtet finds indie ändere aber Biejenigen, benen biefe Ge⸗ heimmiffe noch nicht gesffenbaret worden. Unter denen, die noch gebräft werden, kann es viele Abtheilungen und Grabe geben, bie, im allgenieitten zu urtheilen, um deſto zweckmaͤßiger find, je mehr fie vervielfältigt, und fo eingerichtet merden, daß man auf einer jeden Stuffe, wie auf der lestern, zu flehen glaubt, "ober doch fo wenig, als'möglih, das, was man auf ber

nächften erblicken wird, vorausfehen kann. 496. 3.9. für worden ſ. werben. J 504.⸗12. für verarbeitet f. bearbeite: ne 506. s 18. hinter Jamblich f. geſchoͤpft haben.

507. » 19. für mit f. und, .

503. » 7. für nichts ſ. nicht.

509. ».2. für. Karthagintenfern f. Carthaginienſern.

551. s 11. für fo wohl ältere als neuere Schriftfteller f. altern, als neuern Schriftſteller.

521. 3. 29. für die erſtere ſ. der erſtern.

—523 > 150. f. Ungeachtet ich bier ſelbſt ſage, daß die Zahlenlehre der aͤlteſten Pythagoreer allen Welt⸗ weiſen und Geſchichtſchreibern, welche uns dieſelbe er⸗ halten haben, aufgefallen ſey, und zugleich bemerke, daß man nicht alles, was uns ungereimt oder undenk⸗ bar ſcheint, als ungedacht verwerfen muͤſſe; ſo glaubt doch der Berl. Rec. die Behanptung der Ppthagoreer, daß alles aus den Zahlen entſtanden ſey, bloß deßwe⸗ gen verwerfen oder bezweyfeln zu koͤnnen, weil ſie ihm undenkbar vorfomme. Eine ſolche ungeheure Meys nung muͤſſe, glaubt er, durch die ſtrengſten Beweiſe

dargethan werben. Hat denn ber Rec. nicht geleſen, daß ich den Grundſaz der Pythagoreer mit den Zeugs alffen aller glaubwürbigen Schriftſteller ohne Ausnah⸗ me vom Ariſtoteles bis auf ten Sertus bewicfen ut

. at

Vorrebe. XXxv

‚Sat er nicht geleſen, daß. nicht bloß bie Ältern,, ſondern auch die mittlern Pythagoreer alle Dinge für Wirkun⸗ en ber Zahlen hielten, daß Weigel und viele neue pflifer in den Zahlen faſt diefelbigen Kräfte, wie bie älteften Pythagoreer, wahrzunehmen glaubten? Iſt ihm dann nicht das Buch des erreurs & de la veritk, der irgend ein ähnliches Werk in die Hände gefallen ? Iſt er fo unerfahren in ber Geſchichte, fo unbelefen im Keifebefchreibungen, daß er nicht weiß, daß alle wilde und berbarifche Nationen gewiffe Zahlen für heilig ges belten,, und ihnen wunbervolle Wirkungen zugetraud haben, und noch zutrauen? Glaubt der Rec., daß fein Anſehen groß genug, dies unläugbare Factum umzuflos den; daß unzählige Völker, und ſelbſt aufgefiärte Menfchen, ja fogar große Mathematiter, in den Zabs Im Kräfte zu finden glaubten, die uneingenommene Menſchen nicht darinn entdecken Finnen? Die Allge⸗ meinheit dieſes Wahns unter allen Voͤlkern, und faſt allen Caſſen von Menſchen zeigt, daß er von einer ge⸗ wiſſen Seite ſehr annehmlich und ſcheinbar ſeyn muͤſſe, ungeachtet ih, wie bey unendlich vielen andern Mer⸗ nungen, Sitten, Gebraͤuchen n. f. w. nicht zu erklären im Stande bin, wie er entfichen, fich behaupten, und fo fehr verbreiten Finnen. Rec. hat den Ariſtoteles obs ne Aufmerkſamkeit und Kenntniß der Sprache gelefen, wenn er in bem angeführten Sapitel der Metaphyſik Met. I. 6. Beweiſe für die Meynung zu finden geglaubt bat, daß bie Pptbagoreer burch ihre Zahlen gerwiffe Subſtanzen in der Welt bezeichnet hätten. Ariſtoteles fagt an allen übrigen Stellen, wo er von den Zahlen der Pythagoreer redet, aber nirgends deutlicher, als in dem auch von mir angeführten Abſchnitt *), daß bie Ppthagoreer die, Zahlen für die Urfachen aller Dinge gehalten hätten. O ev, fagt er unter andern, unb unter biefem werficht er den Plato raos KAUIUEE Ka Ta MicdIure, 0 Ouetuss as Das ur Ta nenynoro. Dec. fpriht von vielen Stellen, an welchen Ariftoteles bie Zahlen bloße Zei⸗ den der Dinge genannt hab. Ich fordere ihn anf g efe.

——— —⸗⸗

*) Man fehe Hit, docar. de deo p. 301.

TU U ———

XXVI Borrede

biefe Zeugniffe zu nennen, und wenn er es nicht t fo fpreche Ich ihm nochmals alle Bekanntſchafft mit Ariftoteles ab. .. ©. 524. 3.20. für bie ſ. welde bie. 527. » 17. für unwahrnehmlichen, unſinnlichen f. wahrnehmlichem, unfinnlichem. 528:3.23. fär die f. diefe. 540. in der Note für Cicf. ſ. Ecl. 543. in der Note für Philopenus f. Philoxenus. 546. 3. 10. für eine f. eins. 550. in ber Note für Eupitheus ſ. Euxitheus. 551.3. 6. für die erftere f. bie leztere. Bey bem theile, was ich auf diefer Seite Äber die Pythagorei Ethik fälle, frägt der Berl. Rec. woher es fom baß wir von der Ppthagoreifhen Sitteniehre und ' litik ſo wenige Weberbleibfel hätten, dba die Geſchi . . uns fo viel von feinen phyſiſchen, geometrifchen : J theologiſchen Speculationen aufbehalten habe? M kaͤnne, glaubt er, mit Recht hieraus den Schluß ben, daß Pythagoras einen großen Hang zu wifi ſchafftlichen Unterſuchungen gehabt habe. Dies le; babe ich nirgends geläugnet,, fondern vielmehr durd hends bewieſen, baß Pythagoras alle wiffenfchaffti: Kenutaiffe feiner Zeit in fi vereinigt, und fie anch reichert habe. Allein ich laͤugne es, daß bie Geſchic uns viele theologifhe, metaphyſiſche und phyfifche 1 terfuchuungen aufbehalten, ober baß Pythagoras fe Schuͤler die Theorie der Gefezgebung gelehrt ha wundere mich aber zugleich, daß der Rec. abermals was ich mehrmalen erinnert habe, nicht bemerft h daß bie ganze Einrichtung der Pythagoreiſchen Gef (Hafft eine: tiefe Kenntniß der fittlihen Natur t Menſchen, und der Mittel, fle zu vervollfommm« anfändige. Pythagoras gewoͤhnte feine Freunde eine foldhe Lebendart, die alle Ermahnungen zu d häuslichen und bürgerlichen Tugenden überfläffig ma te. Wenn der Rec. bie moralifhen Orundfäze, (S. 56: anf welchen der Pythagoreiſche Bund gegründet warı nicht abläugnet, fo wird er gefteben müffen, daß viel zahlreicher und auch reifer find, ale alle übri wiſſenſchafftliche Kenntniffe, die wir dem Ppthagor mit einıger Wahrſcheinlichkeit zueignen können. 8 |

Vorrede. ‚ax

| u un Sittenlehre hingegen, bie Pythagoras feinen Schülern yortrug, und bie nach dem Zeugniffe bes Ariſtoteles auf Zahlen zuräd gebracht war, iſt allerdings bis auf die wenigen Fragmente, bie ich in der dritten Beylage

. gefammlet babe, ganz verloren gegangen,

©. 554.3. 17. fär fie fie f. fie diefelbe.

555, » 24. für Oenoxides ſ. Denopibes.

ib. + 25. deleat. und,

556. s 2. hinter und f. die Meynung.

570. » 1. für die die ſ. welche die.

576. » 9. für fie fe f. fie diefelbe.

58I. » 1. zu ben Worten arespoxaäus nannten: fege die Rote: Plat. VI. p. 564. de Legibus,

503. inber Note 3. 1. hinter ſehe ich f. nicht.

603. 3.6: Die zweyte Periode von ben Worten: Mit biefen Männern u. f. w. bis zu Ende lefe man fo: Mit dieſen Maͤnnern und ihren unmittelbaren Nachfol⸗ gern, dem Meliſſus und Zeno, dem Anaxagotas, Des mokrit und Empedokles muß man das Chor der alten Weltweiſen Griechenlandes beſchließen; denn mit den Alteſten Sophiſten fängt ſich eine ganz nene Periode, ſowohl der Griechiſchen Sprache, als der Weltweisheit

uud Äbrigen Wiſſenſchafften au.

ib. in der legten Zeile für Polikrates ſ. Polykrates.

606.3. 17. für diefe f. die. J

608.⸗ 18. für weil ſ. daß.

619. Zam Abſchnitt vom Xenophanes muß ich noch ei⸗ nige Anmerkungen machen. Herr Tiedemann in feiner Abhandlung de Xenophanis decretis *) legt die Mey⸗ nungen des Kenophanes andere aus, als ih, weßwe⸗ gen ich meine Lefer, die. eine Vergleichung wnftellen wollen, auf diefe Abhandlung verweiſe. Doch muß ich bitten, die leztere zu leſen, und nicht ohne Pruͤfung den Ausfpruch zu thun: daß ihr Verfaffer das Syſtem des Kolophonifhen Weltweifen von allen Seiten anges feben babe, Ich geflebe, daß ich die Gedanken meines, Breundes nicht:recht habe faffen, und am allerw:nigfien es recht deutlich habe denken koͤnnen, wie er fich vorftelle,

daß Kenophanes die Gottheit von ber Welt unterfchies den,

—iÏ,nſ

—— —————

*) Biblioch, Phil, vol, III. p. 150. & fq.

Mr Ar “inch [

Borrede

Ä vn, und fie ihr auch wieder ähnlich zedacht Gabe. Ue⸗

brigens läuft es wider alle von mir in der Hiſt. dodtr,

de deo angeführten Stellen bes Arxifloteles und Plato

. . 1

über das &v des. Eenophanes und den Unterfchied feiner Meynung von ber des Parmenides, daß Xenophanes Bewegung, Entftehung und Untergang in ber Welt bes hauptet habe. Bepyde Weltweifen fagen es an allen Stellen, wo fie über diefe Materien.reben, daß Kenos phanes alle Bewegung In der einzigen Weltfubflanz ges laͤngnet, und daß Parmenides ſich dadurch von feinem Lehrer unterſchieden, daß er den Zengniffen der Siunen nach, fewohl die Bewegung, ale die aus der Bewe⸗ gung entſtehenden Erſcheinungen behauptet habe, Aus Ger ven entfcheidenden Zengniffen, bie ich in meiner Hiſt. dofr. de deo geſammlet habe, vermeife ich auf

das dritte: Sapitel der Metaphyfik bed Ariftoteles:

Du

Evıcı de To 2 æœnunrov —8 cuyce, Keks Tv Due ai OA 8 povov zart yarscıy, nu Dogay (T&-

rTo MEV Ya wexasov Te neu Tavres MMoAoyı-

cav) ENG na KAATE TV neraßorns ragen. Eben dieſes lehrt der ganze Theaͤtet des Pla. Die

Gruͤnde, welche Fabricius *) und Hr. Tiedemann für ‚Die Lesart eines Mſpts des Ariſtoteles anführen, nach

welcher der Stagirit in feiner Abhandlung de Xeno- hane, Zenone & Görgia. zuerfi die Meynung des Be, und nachher die des Kenophanes angeführt has en fol, ſcheinen mir niche a nicht befriedigend,

ſondern folgenden - unmiderleglihen Schwierigkeiten

ausgefezt zu fepn. rftlich wäre es feltfam, wenn Mriftoteled wider feine Gewohnheit anfangs die Mey⸗

‚sung eined fpäten Nachfolger, und zulezt die Meh⸗

nung deßjenigen vorgetragen hätte, ber zuerſt von eis ner Einheit zu reden anfing. Zweytens ſtehn dem Leipziger Mſpt. alle Handfchriften eutgegen, nad) wels hen alle Ausgaben bes Ariftoteles gemacht find. Drite tens würden alsdann, wenn Zeno zuerft unb Zenos phanes zulezt redete, Plato und Ariſtoteles nicht haben fagen koͤnnen *), daB XRenophanes bie einzige Subflanz

uns.

⏑—

pP! ad Sext. Hyp. I. 214. 25. ®) vie Iaca ın Hi. doA. de dso », 329,

Borrede xXxx

nnendlich genannt, und fi dadurch ſammt dem Meliß vom Parmenides unterſchiedet haͤtte. Endbliqh find bie Sophiſtereypen, die alle biäher, und auch ich, dem Ze⸗ no zugeſchrieben haben, nicht des Renophanes, „aber wohl eines Manunes werth, bei man für den Erfinder ser Sophiſtit hielt, und der fih ein Geſchaͤfft daraus machte, feine Zübsrer durch Spizfindigkeiten zu vers wirren. Der Berl. Rec. wire es mir nicht ver⸗ argen, wenn ich hier auf bad, was. er vom Xenopha⸗ nes und Zeno fihwazt, gar nicht antworte, weil es in der That zn eleud iſt. Er zwepfelt unter aubern, daß Ariſtoteles im dritten Capitel ber vorhergenannten Aus handlung vom Zeno gehandelt habe, well feine einzige dem Zend eigenthuͤmliche Meynung bariun vorkomme, weil der ganze Inhalt dogmatiſch fey *), endlich weil die Bewegung nicht darinn geläugnet werde, Dies loztere Pönnte ich befreiten; allein wer bat kenn dem Dec. gefagt, daß Ariſtoteles alle Meynungen nes Zeno anführen, und unndzer Weiſe die Sophiſmen wieder⸗ hohlen wollte, die er ſchon in feinen Buͤchern ber Phyſik vorgetragen hatte? . -. ©. 620. 3. 5. die Sprache war zur Zeit dieſes Weltweiſen noch foarm m. ſ. w. Der Berl. Rec. wenber ein, daß man boch bey feinem feiner Zeitgenoffen Aber Dunkel⸗ eit Klage, Hatte er denn ſchon wieder vergeffen, mas ch über den Parmenides gefagt, und von ihm beyges bracht harte? * = 621. 3. 8. für Mepnungen ſ. Meynnng. J 622. zur dritten Note feze man hinzu: Plat. in Lyfide p. 265. An diefer Stelle redet Plato von ben Were bältniffen entgegeugefezter Dinge, wie ich glaube, nach dem Heraklit. Das entgegengefete, beißt es, iſt im⸗ mer dem entgegengefezten am meilten freund oder vers wandt, und ſehnt fich am meiſten darnach, meil nur entgegengefezte Dinge Nahrung für einander find. Das Trockne trachtet naher immer nach bein Feuchten, das Kalte nac dem Warmen, das Birtere nach dem Süßen, das Scharfe nach dem Stumpfen, das Leere us ven Ä ollen,

c. auch mich oder den Ariſtoteles gelefen, oder nur ges 9 Het De was er geſagt hat? ß

u Vorrede

zeigen, daß Ariſtoteles bie Behauptung des Anaragoras "safe dem beräßptigten Aucſpruch bes Vrote goras für gfeichfäntend gehalten habe. ©. 693.3. 19. fr Charpbbes f. 702. in der zweyten Note 3. 3. filr ewiged ſ. einiges. 8.711712, Bey Gelegen heit meines Urtheild Aber ch Zend And feiner Dialektif bringt der Verl: Mec, miehrere Brmetfimaeh übrr bie großen Verdienſte dies fes angeblichen Siöepflere, Kid ber bie großen Vor⸗ Keith Kunft zu zwepfeln vor, auf die er fih, wie ...,. man fieht, was Rechts zu gute gethan hat, bie aber =" po fankferhaft find, daß ein jeder Kenner den Augenblid -_ merkt, daß ein ſoſcher Gemeinortgfager webet den Zeng, "Hoc deffen Sophiftit, noch die wahre Kunſt zu mens feln keuner Met. beherzige instänftige die Worie bes ur aches beym Plate 9, bie-völlig meine Gefinunngen bei enthalten? Aoe x eya rm ZoAmn Ev novar oA - CvyKage. Ynexoxov yap Tor . 3 ſaoues tar. eIeAw,.umo xensav novov. de yEnTegos.. 0. eou—n Ti ade Te * 53 * aden os neAnees. " &. 713. 3.28. für Ungleichen ſ. Ungleigem, = 2736. » 25. für Krafpflus f. Thraſpllus. 22732. » 19. fur: von ihnen f. von den Pythagoreern. 736. » 2: für großen (. größern. . “747. # 14. für der ſ. oder. : "750, » 6. fhr Achrodiſt da ſ. Aphrobifäe,.. 9-22 y5r, 022. Diefer Hippofrates von Chios iſt wahr feinlich eben derjenige, deſſen Plato als eines Schu⸗ iers des Protagoras erwähnt. in-Protag. 282. 292. p. ©) in Lachete p · 256 \

Sechſtes Bud. Geſchichte der Griechiſhen Sophiſten.

Erſtes Capitel. Welches die Verfaſſung und Veränderungen des Atbe⸗ nienfifchen Staats bıs auf die achtzigſte Olym⸗ piade enibaͤlt.

enn man die Geſchichte der Wiſſenſchafften in Griechenland bis uͤber den Zeitpunct hinaus verfolgt, vor welchem ich im erſten Bande fiehen geblieben bin; fo trit man

| auf einmal in einen neuen Schauplaz, wie in eine neue ,

Welt über. D-rn um und nad ber achtzigften Olympia⸗

' te wurden ofle Wiftenfchafften erweitert, und oͤffentlich : geher, alleın «ben diefe erweiterten Wiffenfchafften wur⸗ ge auch Mitverberberinnen der Griechiſchen Sitten, .

Zweyter Band, 4 Auf

2. u Sechſtes Buch.

Aufklaͤrung und Durſt nach Kenntniſſen verbreiteten ploͤzlich unter allen beſſern Ständen des Europaͤiſc Griechenlandes, das vor kurzem noch im trägen Schli mer der Unmiffenheit begraben geweſen war; zugleich « zogen fich alle Künfte und Wiffenfchafften, die bisher ı in den reichern glücklichern Pflanzftädten gewohne £ ten, nad) einer einzigen Stadt des Mutterlandes h die fich niemals weder durch vorzügliche' Macht, n durch große Reichthuͤmer oder ruhmvolle Thaten aus zeichnet hatte, und ſich nunmehro in wenigen Jah zur Lehrerinn wie zur Beherrſcherinn der Griechifd Voͤlker erhob. Alle diefe wichtigen Eraͤugniſſe begreift man « weder gar nicht, oder nur halb, fo lange man ſich ni mit ber Verfaffung und den Weränderungen des Ar nienfifchen Staats, und ber Gefchichte bes übrigen © chenlandes bekannt gemacht hat. Ich will daher bey fo weit es meine Abfichten erfordern, vortragen, n mir niemand diefe Arbeit abgenommen hat, und ' ohne eine folche Arbeit meinen Leſern nichts als Wirk: gen ohne Urfachen , oder als verftümmelte Facta u Begebenheiten ohne Verbindung vorlegen koͤnnte. m Die Bewohner des Attiſchen Gebiets lebten ſpruͤnglich unter einer Verfaſſung, dergleichen man jego unter den meiften unausgebildeten Voͤlkerſchaff antrifft; und fie gingen auch alle die verfchiedenen V änderungen ‘von Regierungsformen durch, durch wel die übrigen Griechifchen Staaten endlidy bis zur Dex kratie hirgelangeen. Die Arhenienfer waren von I äfteften Zeiten an, aus welchen ſich nur einige dunf und mit Fabeln vermifchte Ueberlieferungen erben |

N

| >

| Seccſchichte der Griechiſchen Sopfiften. 3

ken, in mehrere Stämme getheilt, bie fich viele Jahr⸗ hunderte lang allein von der Jagd und Viehzucht naͤhr⸗ tm, und erft unter bem fechften oder fiebenten Könige

i Diefe Stämme erfannten zwar alle denfelbigen König; - fie waren aber dennoch im Frieden faft ganz von einan⸗ fer unabhängig, und wurden ein jeder von feinem Haus } pe regieret, das alle Streitigfeiten, Die unter verfchies | tenen Familien, oder Mitgliedern von Familien ent⸗ | ſtanden, fehlichtete, und "Beleidigungen, bie ihm und

woh dem Kekrops Aderbau zu treiben anfingen *).

\

den Seinigen von andern Stämmen zugefügt wurden,

mit bemaffneter Hand rächte **). Die Artifchen Stäms ' me führten daher häufig mit einander und felbft mit ben ', Königen Krieg, und traten nur alsdann zufammen, >; pen ein ausiwärtiger Krieg zu befürchten, oder ein ges bi feinfchaftlicher Feind zurüczutreiben war ***), Die 7 A 2 Macht

| U)

#) Den Anfang ber Regierung des Kefrops fezt man ges

ke meiniglich in das Jahr 1582 vor Ehrifli Geburt, und erft unter Pandion dem erften, oder unter dem Erechteus pet Seres die Bewohner von Attifa die Kunft des Feld⸗ aues gelehrt haben. Daß die Athenienfer wirklich | son ben übrigen Griechen für die Erfinder des Acker⸗ ch banes gehalten wurden, ſieht man aus einer Stelle tel des Ifofrates, in welcher diefer Rebner fagt, daß die

meiften uͤbrigen Griechiſchen Städte feiner Vaterſtadt

er) alle Sabre aus Dankbarfiit die Erfllinge der Fruͤchte

id zugeſchickt, und daß die Ppthia fehr oft folche, bie ne) diefe Pflicht verabfäumt, an bie Beobachtung berfelben 4 erinnert hätte. Im Paneg. I. 133. Ed, Beatt,

da “) Thue. II. c. 15. Iſoe. in Encomio Hel. II. 125- 131. kle in. Pansthen. 258. 61. Plut. in vit. Thef, p. 48 - vi. ho per. Tom, I, Edit, Reiskii, ben “e) 1], cc,

]

4 Sechſtes Buch.

Macht der Koͤnige uͤber das ganze Volk war viel gerin⸗ ger, als die Gewolt der einzelnen Haͤupter uͤber ihre Stämme. Die erfte äußerte ſich faſt ganz allein im Kriege, in welchem fie die Anführer aller Stämme mas ren; zur Zeit des Friedens hingegen verſchwand fie größe tentheils, und fehränfte ſich auf die unbedeutenden Vor⸗ züge ein, das ganze Volk oder die Häupter der Stämme zu wichtigen Berathſchlagungen zufammen zu rufen, in ſolchen öffenslichen Zufammenfünften den Borfiz und dag erfte Wort zu führen, und an allgemeinen Feſten im Namen des ganzen Volks zu opfern und andere gottes⸗ Dienftliche Handlungen vorzunehmen *). Die Könige Eonnten weder von dem Wolfe, noch von den Oberften der Stämme Abgaben fordern, fondern alle Einfünfte, die mit ihrer Würde verbunden waren, beftanden in frey⸗

willigen Geſchenken, Die man ihnen bey feierlichen Ge⸗ _ Segenheiten, oder nad) einer großen und tapfern That, beſonders nach einem glüclid) geendigten Kriege mach.

DI —— ——⸗—

*) ib. & Ariſt. III. 10, Wenn Ariſtoteles und andere das Recht zu richsen und zu firafen unter die Vorzüge ber älteften Könige der Athenienſer rehnin; fo muß man dieſes entweber nur allein von bem Stamme verfichen, von welchem: fie. die Häupter waren, ober man wider⸗ fpricht auch den obenangeführten Stellen des Thukydi⸗ des, Ifofrates und Plutarch, wie den wahrfcheinlichs ſten Factis, die ich ſchon angeführt habe, ober die ich auch gleih vom Theſeus erzählen werde, Unrichtig fließt Goguet Part. U. Liv. I. Ch. IV, Art. I, daß, weil Erechteus feinem Bruder Butes das Oberpriefters amt abgetreten habe, das leztere auch in der Zolge nei von ber Königlichen Wuͤrde getrennt geblieben ep.

——⸗

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 5

et). Noch weit weniger durften fie etwas, was bie yanze Nation anging, befchließen und unternehmen, ohne das Wolf zufammenzurufen, oder doch deffen Haͤu⸗ ner zu Rathe zu ziehen **). Vielmehr waren die Koͤ—⸗ nige verbunden , gemeinfchafftliche Angelegenheiten mit den Häuptern oder Aelteften des Volks , aus welchen nachher in Arhen und Sparta wie in Rom der, Senat

entſtand, zu überlegen, und ihre Entſchließungen also

benn dem Volke vorzutragen, doch mehr, wie ich glau⸗ be, um fie demfelben befannt zu machen, als um feine Einmilligung zu erhalten ***), Die Erbfolge war ana

fangs in Athen gar nicht beftimmt; ſondern der Kuͤhnſte A

3 und

*%) Homer. Iliad IX. 156. v. Odyff. XIII. v. 14. Goguet l. c. p. 109. zieht faͤlſchlich aus diefen Verſen den Schluß, daß bie älteften Könige ihren Völkern hätten Zaren auflegen Pöunen.

*) (G0g. p. 10%. 106.

ses) Wie Boguet glaubte 1. c. p. 106. So wie überhaupt in jenen Zeiten die Rechte und Verbindlichkeiten der verfhiebenen Staͤnde nicht genau beilimmt waren; fo laffen ſich auch Lie Werhältniffe der Oberſten ber Stämme zu den Häuptern ber Kamilien nicht genau angeben. Wahrfcheinlich zogen jene diefe in der Bey⸗ legung wichtiger Streitigkeiten und in andern Sachen, die den ganzen Stamm angingn, zu Mathe, wie fie felo von den Koͤnigen zu Rathe aezogen wurden; übrigens aber feinen ſie in vielen Zällen eine unums ſchraͤnkte und felbft niederdruͤckende Gewalt ausgeübt zu haben, wenn anders bie Schilderungen bes Iſokra⸗ tes von dem Zuſtande der Athenienfer vor dem The⸗ feus II. 131. in Encomio Hel, und das Urtheil des Arts ftoteles Aber die Derbefferung der Staatsverfaffung. Athens durch eben biefen König ap. Plut, 1,52. richtig

4 She

Macht der Könige über das ganze Volk mar viek gerin⸗ ger, als bie Gewolt der einzelnen Haͤupter über ihre Stämme Die erfte äußerte ſich faft ganz allein im - Kriege, in welchem fie die Anführer aller Stämme was ren; zur Zeit des Friedens hingegen verſchwand fie größe tentheils, und fchränfte ſich auf die unbedeutenden Vor züge ein, das ganze Volk oder die Häupter der Stämme

zu wichtigen Berathfehlagungen zufammen zu rufen in ſoolchen oͤffentlichen Zuſammenkuͤnften den Vorſiz und dag erſte Wort zu fuͤhren, und an allgemeinen Feſten im Namen des ganzen Volks zu opfern und andere goftese Dienftliche Handlungen vorzunehmen *). Die Könige Eonnten weder von dem Wolfe, noch von den Oberften der Stämme Abgaben fordern, fondern alle Einfünfte, die mit ihrer Würde verbunden waren, beftanden in frey⸗

willigen Gefchenfen, die man ihnen bey feierlichen Ge⸗ legenheiten, oder nad) einer großen und tapfern That, beſonders nach einem gluͤcklich geendigten Kriege mach⸗

*) ib. & Arift. II. 10, Wenn Üriffoteled und andere das Recht zu richten und zu ſtrafen unter die Vorzüge ber älteften Könige der Athenienſer rehnin; fo muß man biefes entweder nur allein von ben Stamme verfichen, von welchem: fie die Häupter waren, ober man wider, fpricht auch den obenangeführten Stellen des Thukydi⸗ des, Ifoftates und Plutarch, wie den wahrſcheinlich⸗ ften Factis, die ich ſchon angeführt habe, oder die ich auch gleih vom Theſeus erzählen werde, Unrichtig f&ließt Goguet Part. U. Liv. I. Ch. IV; Art, I. daß, weil Erechteus feinem Bruder Butes das Oberpriefters amt abgetreten habe, das leztere auch in der Zolge nen von ber Föniglichen Wuͤrde getrennt geblieben ep.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 5

| et). Noch weit weniger durften fie etwas, was bie

ganze Nation anging, beſchließen und unternehmen, ohne das Volk zuſammenzurufen, oder doch deſſen Haͤu⸗ per zu Rathe zu ziehen **). Vielmehr waren die Koͤ⸗ nige verbunden, gemeinfchafftliche Angelegenheiten mit den Häuptern oder Xelteften des Wolfe, aus welchen nachher in Arhen und Eparta wie in Rom ber, Senat meftand , zu überlegen, und ihre Entſchließungen ale denn dem Wolfe vorzutragen, doch mehr, wie ich glaue be, um fie Demfelben befannt zu machen, als um feine Einwilligung zu erhalten ***), Die Erbfolge war ana

fangs in Athen gar nicht beftimme; ſondern der Kühnfte A

3 a

8) Homer. Iliad IX. 156. v. Odyff. XII, v. 14. Ooguet l. c. p. 109. zieht faͤlſchlich aus diefen Berfen den Schluß, daß die Älteften Könige ihren Völkern hätten Taxen auflegen koͤnnen.

**) Gog. p. 10%. 106.

ss), ie Goguet glaubte 1. c. p. 106. So wie Überhaupt in jenen Zelten bie Rechte und Verbindlichkeiten der verfhiebenen Stände nicht genau bdeſtimmt waren; fo laffen ſich auch die Werhältniffe der Oberflen bee Stämme zu den Häuptern ber Kamtlien nicht genau angeben. Wahrfcheinlich zogen jeme biefe in der Bey⸗ legung wichtiger Streitigkeiten und in andern Sachen, die den ganzen Stamm angingen, zu Rathe, wie fie feld von den Königen zu Rathe gezogen wurden; übrigens aber ſcheinen fie in vielen Fällen eine unums ſchraͤnkte und ſelbſt niederbrädende Gewalt ausgeuͤbt zu haben, wenn anders die Schilderungen des Iſokra⸗ tes von dem Zuſtande der Athenienſer vor dem The⸗ ſeus II. 131. in Encomio Hel. und das Urtheil des Arts ftoteles Aber die Derbefferung der Staatsverfaffung: Athens durch eben diefen König ap. Plut, 1,5%. richtig

find.

6. | Sachſtet Buch.

und Gewoliigſe unter dem Volke bemaͤchtigte ſich des Throns, wenn dieſer durch den Tod feines iezten Belle zers erledigt war, oder verjagte ſogar den regierenden noch lebenden Koͤnig, wenn er nicht ſtark genug war, ſei⸗ ne Wuͤrde zu behaupten *). Selbſt nachdem es unter und nach dem Pandion geſezmaͤßige Gewohnheit wur⸗ de **), daß ein Sohn des verſtorbenen Königs das Reich feines Vaters erbre, blieb es noch immer unentſchieden welcher von ſeinen Soͤhnen, wenn er deren mehrere nach-⸗ ließ, den koͤniglichen Scepter fuͤhren ſollte. Es ent⸗ ſtanden daher unter Koͤnigs Soͤhnen haͤufig Kriege uͤber das naͤchſte und guͤltigſte Recht zum Throne, ſo wie noch immer fo wohl große als mittelmäßige Könige von tigen Familien aus ihrem Reiche vertrieben wurden ***) | Hu

ee

®) Meurſius de Regno Athen. II. 1. 2.

es) ib. }

#®*) Meurf. 1. e. 11. 14. 15. III. 1. Ich habe in diefem Abs ſchnitte alles gefammier, was ich in den Ueberlieferuns gen der Achenienfer aus den aͤlteſten Zeiten glaubwuͤr⸗ diges, und mit der Geſchichte anderer Voͤlker in aͤhn⸗ lichen Legen übereinflimmenbeg gefunden babe. Wer Luft bat, die Widerfprüde in den alten Ueberlieferuns gen, ober bie Zabeln, mit welden fie verfegt find, zu lefen, ber nehme nur die beyden erfien Bücher des Meurfius vom Reiche ber Athenienfer in die Hand. Selbſt Goguet II. 1. IV. war meinem Beduͤnken nad wicht vorfihtig genug in ber Prüfung und Auswahl aller Sagen, die in fpätern Griechiſchen Geſchichtſchrei⸗ bern ſtehen. So glaube ich zwar mit ihm, oder halte es nicht für unmwahrfeinlic, daß der Aegyptiſche Ke⸗ krops zuerfl die Burg von Athen erbaut oder befeftigt, daß er neuen Goͤttern vorher unbefannte Altäre erriche tet, und viclleicht auch die verfhiebenen Stämme in Attife durch ein wiewohl ſehr loſes oder ſchlaffes Band

zu

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 7

*In dieſer urſpruͤnglichen Verfaſſung der Athenien | fr, die mit der Regierungsform faſt aller barbariſchen ıT Wölfe, befonders derjenigen, welche im vierten und *; fünften Jahrhunderte Europa uͤberſchwemmten *), die "größte Aehnlichkeit hat, machte Thefeus wichtige un "war obngefähr ſolche Veraͤnderungen, dergleichen in den

- Berfaffumgen der meiften Europäifchen Reichen im zwoͤlſ⸗

; tm und dreyzehnten Jahrhunderte vorgingen **), Er "I plef niche nur die Arhenienfer aus allen Stämmen, fe viel ihrer nur wollten, fondern auch Nachbarn und Fremd⸗ " lnge nach Achen hin, und wurde der eigentliche Gruͤn⸗ der der Stadt , die bis auf feine Zeit nur eine kleine Barg von einem geringen Umfange gewefen war. Durch - feine Kiugheit, und fein Anfehn, das fich auf außerom“ I dentlihen Thaten gründete, vermochte er bie herrſchen⸗ -, den Häupter der Stämme dahin, daß fie halb freyroiflig,

halb gezwungen ihre Gerichtsftühfe aufheben, und ihre

Gewalt zu richten einem einzigen hoßen Tribunale abtra⸗ | Ag “tn,

KT nn um J

| zu einem einzigen Volke verbunden habe; allein ich zweufle ſehr, ob er zuerſt feſte gefezmäßige Ehen eins geführt, und den Arenpag gefliftet habe. Dies leztere bezeugen zwar einige nenere Schriftfteller; Meurf.c, 3 deAreopag. Allein biefe werben durch die (hen von mir angeführten Zeugniffe größerer Männer, und burg das, was ich gleich fagen werbe voͤllig wiberlegt. Wenn Kekrops auch ein Gericht ſtiftete; fo übte diefes feinen Gerichtszwang nicht Über ganz Attika, fondern hoͤchſtens über die Burg In Athen aus,

®) Millar’s Obfervations concerning the diſtinction of ranks in Society p. 160. & Fergufon’s Eflay on the hiftory of Civil Society p. 129. & ſeq.

), Man fehe Thuc. Iſoer. & Plut. II. cc.

KT

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„Secchſtes Bug: i

een, bas in Achen feinen Siz haben, und über alle Bes wohner von Attifa, forohl Vornehme als Geringe riche sen follte *). Er vernichtete die bisherige Eintheilung ber Bewohner von Attika in unabhängige Stämme, und cheilte fie alle in drey große Glaffen: nemlid) in Edle ‚ie Sandleute, und in Staͤdter, oder folche ein, die ſich von Handwerken nährten. Unter diefenverfchiebnen Volks⸗ tiaffen gab er.den edlen und alten Gefchlachtern, um fie für den erlittenen Verluft ihrer Macht zu entfchädigen, Das ausfchließende Recht auf alle hohe und ehrenvolle Bedienungen, dem ganzen Wolfe aber, wie es fcheint, und alfo aud) den beyden übrigen Claffen die Macht, une eer feinem Vorſiz Priefter, Richter,. Führer und ande» ve Magiftrarsperfonen erwaͤhlen zu dürfen,

Durch dieſe weilen und vortrefflichen Einrichtungen, zu deren Andenken er mehrere Zelte ftifcete, fchuff oder vergrößerte er die Stadt Achen, vermehrte die Bevdifes rung des ganzen Landes, gründete die Srenheit des Volks, erweiterte Die Macht der Könige, zog alle bisher unabe bängigen Stämme näher in ein einziges Volk zufammen, und brady die faſt unumfchränfte Gewalt der Edlen und Vornehmen, die bis dahin eine Quelle graufamer Be⸗ druͤckungen, und unaufbörlicher innerer Kriege geweſen

| war,

*) Wenn man in einer Sache, worinn man zu feiner Ges wißheit gelangen kann, eine annehmliche Vermuthung nicht verwerfen will; fo wuͤrde ich es für das Wahrs f&einlichfie halten, daß Theſeus den Areopag geſtif⸗ tet, oder wenn vorher ſchon ein Bericht unter dieſem Mamen da war, ihm menigflens zuerſt die Gewalt und Vorzuͤge gegeben babe, welche der Areopag bis auf bie achtzigſte Olympiade beſaß.

Gefchichte der Griechifchen Sophiſten. 9

„mar, Mic Recht alfo preifen die größten Schriftfteller ı| fe Griechen den Thefeus als einen ber größten Helden, I) ber niche nur Griechenland von Raͤubern und Miffethäs ): en gereinigt, fein Volk gegen auswärtige Feinde tapfer t, dertheibige,, und von einem ſchimpflichen Tribut, den es ı jähelich nach Kreta ſenden mufte, befreyt, fonbern ber ı mich der Urheber feiner Größe, und einer mildern Staatsver faſſung geworden fey, die nach gehörigen Vera

hälmiffen aus Arittofratie und Demokratie gemifcht ges e weſen, und felbft vom Lykurg nachgeahmt worden fen *). Mit dem Tode des Kodrus, hörte zwar der koͤnigli⸗ che Name, aber nicht die koͤnigliche Gewalt auf, indem » bie Staatsverfaflung durch die Eintretung der beftändis gen Archonten in die Stelle der Könige weſentlich nicht ı verändert wurbe *%), Die Vorrechte der föniglichen 2 Ä Ä 4) Thuc. II. 15. Iſoer. II. 261. und Arift, ap. Plut. in Vit, vi Thefei I. p. 52. 0 In Attika berrfchten von Kekrops an bis auf den Kos drüs fiebenzehn Rönige während eines Zeitraums von 487 Jahren. Zängt man aber vom Ogyges an zu . rechnen ; fo dauerte bie Herrfchaft der Könige noch 203 1 Jahre länger. Die dreyzehn beftäubigen Archonten, die ihnen folgten, regierten zufammen 307 Jahre, Wenn man biefe Summen zufammen rechnet, fo fonts J men 1016 Jahre heraus, waͤhrend welcher die koͤnig⸗ liche, oder eine der koͤniglichen gleiche Gewalt in Athen J bauerte, de Reg Athen. IH, 16. Eine Nachricht des Heraklides Pontikus: daß bie Athenienſer die koͤnigliche Gewalt deßwegen abgeſchafft haͤtten, weil die Beſizer derſelben uͤbermuͤthig gewor⸗ den wären, verdient entweder gar feinen Glauben de | Civ, Athen, oder fie muß auch dahin eingefchränkt wers den, daß die Bornehmen darum weiter Peine Könige geduldet, weil fie ihnen zu beſchwerlich geworben feyen.

> EEE

0: &echfted Bud, .

Wuͤrde blieben in der Föniglichen Familie, und erbten, wie vorher, vom Vater auf den Sohn fort *). Durch die Einführung der zehnjahrigen Archonten aber wurbe- das Syſtem, was Thefeus gegründet hatte, betraͤcht⸗ lich verrückt, indem dadurch die fönigliche, oder eing der koͤniglichen gleiche Würde, welche bisher erblich und auf einer Familie ruhend gewefen war, allen edlern Sen ' fchlechtern durch Wahl mirgetheilt, und alfo die Gewalt ber Vornehmen auf Unfoften der ehemaligen Mache dee : Könige und des Volks erhoben wurde **). Diefe nem i Verfaſſung harte obrigefähr ein halbes Jahrhundert ges ı dauret, als die mächtigen herrfchenden Häufer ihre ges : wonnenen Vortheile Dazu mißbrauchten,, die Ueberbieiße. : fel der föniglichen Gewalt und der Freyheit des Voll ı ganz zu vernichten ***), Sie brachten es nämlich das ı hin, daß jährlic) neun Archonten aus ihrem Mittel ere wählt, und unter biefen alle Vorrechte der ehemaligen Könige, oder der bisherigen beftändigen oder zehnjährle _ gen Archonten vertheilt wurden +). Ungeachtet wir über f die , ann nen nenne 1

e) Ib. c. 16

©) Dies geſchah DI. VII. 1. Meurſ. 1. 3. Gemeinigllch glaubt man, daß biefe zehnjaͤhrigen Archonten verbuns | ben geroefen feyen, von ihrer Regierung Rechenſchaft abzulegen. Ich finde aber diefe Meynung durch Fein | einziges Zeugniß eines alten Schriftftellere beſtaͤtigt. Wenn unterbeffen diefe Magiſtratsperſonen wirklich zur Rechenſchaft gezogen wurden, fo geſchah es gewiß nicht wor dem Wolke, fondern vor ben vornehmen Geſchlech⸗ tern, wie aus ber Folge erhellen wird.

0) Dies geſchah DI. 24. 3. Meurf. de Archont, I.c.g.

2) Meurf loc. eit. Unter biefen wurde der erfie Archon, der auder BaasAzus, der dritte FoAeuaexos, und bie

Seſchichte der Griechiſchen Sophiſten. ıı

Graͤnzen der Macht der alten jaͤhrigen Archonten gar e ausdruͤckliche Zeugniſſe haben *), und auch nicht Verhaͤltniß derfelben zu bem Areopag, und andern en Gerichten zu beftimmen im Stande find ; fo fann a doch, theils aus ber Art ihrer Entftehung , theils tden Namen , die fie führten, am meiften aber aus Nachrichten, und Urtheilen des Ariftoteles über die faffung der Griechifchen Staaten.nady den Zeiten Könige, mit Zuverficht behaupten, daß die Archon⸗ und die Areopagiten, unter welche die erftern nach legung ihrer Würde aufgenommen wurden, alle ges jebende und ausübende Gewalt in Händen hatten, und Volk weber zu hohen Würden, und zu ben Gerichten, yzur Ernennung und Prüfung der Magiftratsperfos endlich nicht einmal zur Vertheidigung des Vaters yes zuließen **). Die Vornehmen waren die einzie

gen

die ſechs Übrigen SeomoIerccs genannt. Zu den Zei⸗ ten des Ariftides und in den folgenden Seitaltern wur⸗ den fie zwar durchs Loos gewählt, Plut. II. p.48ı. Pe- tit. Leg. Att. p. 219. Meurf. I.c. Allein urſpruͤnglich wurben fie allein aus ben Vornehmen, und zwar burch Bornehme ernannt, wie man aus bem Iſokrates II. 261. und Xriftoteles de Civ. IV. 5. & 13. fieht. ) Denn alle Nachrichten Griechiſcher Schrifrfleller von den Vorzuͤgen und Geſchaͤfften der Archonten gelten nur von diefen Magiftratsperfonen, wie .Solon fie eingerichtet hatte. Meurſius hat diefe Stellen gefammlet de Arch, .c, 9.

* Man fehe bef. Ariſtoteles V. ı3. Kay n Horn ds roAreia sv rois EAAnow eyevero era Tas P- DIAEIES , EN TOv MoAeusyrav. N mev eg wexns ex TV IMTERV. TA YOE IOKUV Holy TV UTELO-

Km

m: Sechfied Buch,

gen Priefter ober heifigen Diener der Götter, bie einzig gen Richter, Geſezgeber, Heerfuͤhrer und Krieger; die Mittelmacht hingegen, die ſonſt in der Perſon der Ko⸗ nige und beſtaͤndigen Archonten das Volk gegen die Be⸗ druͤckungen der Vornehmern geſchuͤzt, und beyde einiget⸗ maßen im Gleichgewichte erhalten hatten, war gang aufgehoben, und das Volk in einem Zuſtande von Scka⸗ verey und Erniedrigung, aus dem es ſchien, daß es nicht anders als durch eine gewaltſame Revolution her⸗ ausgeriſſen werden. koͤnnte *). IJ

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2) Wenn man die Merkmale lieſt, die Arifloteles vom einen Oligarchiſchen Staate angibt; fo wird man finden, ba die meiften auf die Verfaffung von Athen, von ber - vier und zwanzigſten Olympiade an, bis auf bie Ges _ fezgebung Solons paffen. IV. 5. de Civit. Das fichers fie Kennzeichen der Diigarchie , fagt Ariftoteled, If biefes, wenn bie erfien Magifiratsperfonen nur aus Wenigen von Wenigen erwänlt werden; und dieſes fand wirklich in Athen ſtatt. In biefem Zeitalter ber Dligardhie, oder wenn man lieber will, ber druͤ⸗ enden Ariſtokratie hatte ein jeder Archonte feine eigen uen Befchäffte, und übte die ihm übertragene Gewalt einzeln ,„ und an befondern, lägen der Stadt aus, Meurf. I. 9. de Arch. Diog. Laert. I. 58. Selbſt bies fer Umſtaud beweift, wie viele und große Vorrechte fie muͤſſen befoffen haben.

Gefchichte der Griechifchen Sophiften 13

Diefe Uebergänge von Königen zu befländigen Ars mten, von befländigen Archonten zu zebnjäbrigen, r zehnjährigen zu neun jährlich gewählten waren freye din Athen, wie in den übrigen Griechiſchen Staaten, ı beftändiges Fortfchreiten zur Demokratie, weil diefe ft anders als aus der äußerfien Unterdruͤckung des Mes durch die Vornehmern entftehen Eonnte 5 allein n irete ſich gewaltig, wenn man fid) einbildete, daß dieſe Schritte eben fo viele Fortgaͤnge zur bürgerlis n Freyheit und Gleichheit geweſen wären *). ‘Die her erwähnten Veraͤnderungen der Athenienſiſchen taatsverfaſſung wurden nidye vom Wolf, ober zum eften des Volks, fondern von ben Vornehmen zue werdrüctung beflelben, und zur Erweiterung ihrer eis en Gewalt veranfialte. Diefe Gewalt der Edlen x, wie die Knechtichaft der Geringern, um deſto grös ', da es bis auf den Drafo gar feine gefchriebene, x genau beftimmte Geſeze gab, nad) welchen Strei⸗ keiten hätten gefchlichtet, oder Wergehungen rechtmäs ı härten geftraft werden fönnen, und da noch viel we⸗ ver eine Höhere Macht eingefezt war, durch welche die ichter zur unpartbenifchen Arengen Verwaltung ibres nts angehalten, oder wegen ungerechter Ausiprüche, ‚üchfigt worden wären. Alle Nachrichten von auss iflichen oder gar gefchriebenen Gefezen des Kefrops, e Geres, des Triptolemus und Thefeus fönnen nach ser genauern Prüfung für nicht viel mehr als grundlofe

_ Era

e) So irrten @®oguet II. 1. ch, 5. und alle andere Ge⸗ ſchichtſchreiber und Beurtheiler der Athenienſiſchen Staatsverfaffung.

14 Sechſtes Buch. .

Erbichtimgen fpäterer Zeiten gehalten werben, fo w es ſich laͤugnen läßt, Daß ſich unter den Bewohnern Attika von ben Zeiten ihrer erfien Vereinigung an, ı mehr aber feit der Einführung tes Aderbaues, und feften unbeweglichen Eigenthums alte gefezliche | wohnheiten und Herfommen gefunden haben, durch t che tie Rechte der Väter über ihre Kinder und Weil die Vorzüge ber Erfigebornen, die Anfprüche aͤchter maͤchter Kinder beyderley Gefchlechts auf den vätı chen Nachlaß, die Erhaltung der Güter in den Fa tien, und die Verhaͤltniſſe zwifchen Mann und Frau nigermaßen beftimmf wurden *). Nad) folchen gefe chen Herfommen, oder auch nad) Gurdünfen und türlicher Billigfeit wurden die Athenienfer von den V gliedern des Areopags gerichtet *). Vor dem Dr a

U nd

*) Dergleichen find diejenigen, die Goguet P. II. Liv. T. IV, Art. VIII. geſammlet Bat, wo man auch bie ang lichen Geſeze des Kefrope, Triptolemus und Thefi genannt findet. Unter diefen ſeyn follenden alten ( fezen,, pflegt man ficb am meiften auf die des Zriptı mus zu berufen. Allein außer daß fie ganz allein ı einem jüngern , und böchft leichtgläubigen und unzur laͤſſigen Schriftfiellee angeführt werden, iſt dad e ©efez, was bie Eltern zu ehren gebietet,, gar fein ( fe, und die beyben andern, bie unblutige Opfer v ſchreiben, und den Thieren Leides zu than un'erfag niemals in Attika ausgeübt worden. Das zwente I fer Befeze wurde von andern’ Erbichtern balb dem ! krops, bald dem Drafo zugeeignet.

u.) Mor dem Drako war ber Areopag das einzige böd Gericht, was über alle Todesverbrechen richtete, D Po ſezte noch vier andere Gerichte ein, benen die Ar

pagiten einige Sachen abgeben muſten. Die Bewı ſtellen werde ich gleich an nn

Schicte der Griechiſchen Sophiften. 15

der waren nicht einmel die Strafen der gemeinften, md in jenen Zeiten fo häufigen Verbrechen, des Mordes, Ks Ehebruchs, Diebftahls und der gewaltſamen Schän« bang durch Gefeze beftimmt *), und man fann daher von den Arhenienfern vor der neun und dreyßigſten Olym⸗ «, piade mit Recht fagen, daß unter ihnen mehr der Wille, n, md das Gutduͤnken der Vornehmern als das Geſez Rich⸗ „il ter geweſen ſey, und daß ihre Verfaſſung alſo für eine dl ehr gemaltfame Oligarchie oder Ariftofratie gehalten u werden muͤſſe **). ; Durch 2 7 ©) Dies fagt Strabo VI. 398. Ed. Caf. und wird auch aus ah der Geſezgebung des Drafo offenbar.

a) Es iſt, ſagt Ariſtoteles, ein Beweis von Oligarchle | 6ray wexyn MMO vonos, @AA ol wexovres IV. 5. de Civ. In ben alten Rednern werden häus fig Geſeze des Areopags erwähnt, die in eine Säule

es eingegraben waren, und an dem Drte, wo dies Gericht 7 faß, aufbewahrt wurden, Meurf de Areop. c. 3, &e. e⸗ Aüein dieſe Geſeze waren nicht ſolche, welche der Arcos le: pag gegeben hatte, ſondern bie ihm vom Drafo und 4— nachher vom Solon waren geſchrieben worden, Hätten ꝛer ſich beſtimmte Strafgeſeze vor dem Drako gefunden, ef fo würden die Oeſeze dieſes Mannes überfläffig gewe⸗ Bu! fen, und ihrer ſowohl vom Drako ald Solon gedacht or worden ſeyn. Solon ſchaffte einige Geſeze des Drako en ab, und anbere behielt er bey, aber von Geſezen des dir Areopags fagte er gar nichts... Wollte man unterdeffen Ko ſolche Areopagitiſche Geſeze annehmen, (und unwahr⸗

ſcheinlich iſt es nicht, daß die Areopagiten Urtheile, die 1 fie einmal ausgefprochen hatten, auch in der Zolge in ro ähnlichen Faͤllen zur Richtſchuur genommen haben) ſo eo ° würden auch dieſe beweiſen, daß die Vornehmen bie ib gefeggebende Macht in Haͤnden hatten.

Se WE

Durch die Geſezgebung des Drafo, der von mie ® |

rernalten Schriftftellern der erfte Geſezgeber der Afes= enter. genannt wird *), wurde zwar dem Mangel bp Kimmeer Strafgefeze einigermaßen abgeholten , alleu > die Verfaffung und Sage des Arhenienfifchen Volks brief lie = wicht nur unverändert **), fondern wurde nody viel mehe #3” durch Die tyrannifche Härte der Drafonifchen Geſeze ver⸗ »D feylimmert. Er beftrafte den Fleinften Diebſtahl, der = Saum’ biefen Namen verdierite, und felbft den Müffig >= gang. mit dem Tode, oder mit ewiger Schande, un 13 machte dadurch die Richter zu Herren des Lebens, und IB = ber Ehre eines großen Theils des Volks **), Sowehl ms

GEEEEEEEEEEREn

#) Gell. XI. 23. Suidas in Voce Draco. Er gab feine * | ſeze DI. 39. 1. Meurf. Solon. ce. 12. =

1a “*) Drako war nur, um mich einer Eintheilung des Arl⸗ | . floteles zubebienen, vouwv dnmieeyos nicht aber auch Tns WONTEIES wie Lykurg und Solon II. de Civit. . 20. Die ein und fünfzig neuen Richter, die er allein Tun aus den Vornebmern wählen. ließ, und in fünf Dias wie ferien vertheilte Pollux VII, 10. übten gememnfchaffte 2 lich nur die Gewalt and, welche bisher ber Areopag . allein gehabt hatte. Ueber diefe fünf Ditafterien, de VF nen die Unterſuchung und Beſtrafung von Todesvers brechen anvertraut war, ſehe man Demoſt. in Timocr, ' 437 feq. Ariſt. V.ı6 de Civ. | a) Plut. in Sol, I. 349. Pollux VIII. 6. Gell..e. Da # mades fagte daher von ihm, daß feine Gefeze nidhe « MeAcvos, wie wir und ausdräden wärden mir Din⸗ se, fondern mit Blut gefchrieben wären. Plur. J. c. | Heraklides fpielte mit dem Namen bes Gefezgebers und ſagte, daß die Geſeze des Drako nicht von einem Wiens den, ſondern von einem Drachen gegeben wären, Arift, | Rhet.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 17

e, als bie meiften übrigen Geſeze des Drako, fra, unverfennbare Spuren an fi), aus welchen man immt, daß fie zu den erften rohen Berfuchen der Ges bung gehören, und man fann aud) von ihnen ſa⸗ 1, was Ariftoteles von den alten Gefezen der Gries n überhaupt urtheilt, daß fie fehr unzwecfmäßig und bariſch gemefen feyen *). Drako nahm ſich in feinen fegen eben fo wenig vor Widerfprüchen in Acht, ais das rechte Verhaͤltniß zwifchen der Größe des Ver. chens und ber Strafe beobachtete. Auf der einen eite verurtheilte er die Entwender der unbedeutendften feinigfeiten zum Tode, und ftrafte Dagegen Mord oder efesiichen Todrfchlag nur mit ewwiger Verweiſung, und m Berluft aller Büter **). Er nahm fogar Mörber feine gewiſſe Art in Schuz, und forgte für ihre Si⸗ t, indem er es unterfagte, fie jenfeit der Gränzen 8 Attiſchen Gebiets zu verfolgen, und alle Diejenigen e Mörder erklärte, und als ſolche zu töbten erlaubte, e Moͤrdern unter einem fremden Volke Schaden zufüs m ober fie töbten würden ***). Er geftattete zwar den lwerwandten der Erfchlagenen, Mörder, wenn fie fich a, wo fie ſich nicht mehr aufhalten follten, betreten kßen, zu greifen, fieins Gefaͤngniß zu fühtenz), und ° | wenn Rhet. II. 25. Selbſt Arifioteles urcheilte, daß feine Gefeze gar nichts eigenthämliches oder merkwuͤrdiges, als allein ihre Äbertriebene Härte härten. de Civ. IL. ı0. 9 De Civ. 11. 6. p. 176. Ed. Heinßi, |

®°) Demoft. in Timoer. p. 441. Meurf, Them. Att. 1. 15. II. ı. Petit. Leg. Att. de Sicariis VER, ı.

—V ib. ) pr 440. Dem, Zweyter Band, B‘

2

X

IN /

| 177 | .. . Sechſtes Buch. 3 X wenn ſie vom Gerichte für ſchuldig befunden worden,

zurichten; affein er verbot es ben Blutraͤchern aufs ft ſte, Mörder in ihre eigne Haͤuſer zu bringen, fie zu tern, ober Geld von ihnen zu erpreſſen ®). -

!

©) ib. Iqh table es im geringſten nit, daß Drako bei

vden Wuth der Blutraͤcher Graͤnzen fezte, ſonder

‚96 vielmehr mit dem Demoſthenes, daß er nid, Mache des beleidigten Theile, fondern das Geſe;

Räder von Berbrechen ; machte. Allein das tadl

Daß er, der die geringſten Vergehnngen fo unerbi ſtrenge firafte, fo milde gegen bie gefährlichfien

zer der Öffentlihen Rube uud Sicherheit war, um

er vorfezliche Moͤrder für unſchuldig erklaͤrte, fo bi

ur das Gebiet, auf welchem fie gefänbigt hatten,

den verlaffen haben, Zu feinen heilſamſten ©:

' gehörten unſtreitig diejenigen, welche er Äber bei

wallkuͤrlichſten Xodtfihlag „. und über das Strafrech jenigen gab, an deren eigenen Leibern, oder an

bern, ‚oder Müttern, ober rauen, ober Toͤd

oder Beyſchlaͤferinnen man Gewalt ausgeäbt h

oder ausüben wollte. Er ſprach die erſtern von

Gtrafe frey, und verlieh dem leztern die Made, Maͤubern ihrer eignen oder Blutsverwandten

And Unſchuld anf der Stelle das Leben zu nel

Demoſt. 435. 40. Die Athenienſiſchen Redner m

‚oft, fo wie einzelne Zacta gerifie, alfo auch gi Geſeze and Einrichtungen Älter, ald fie find, um

Suhörern zu ſchmelcheln. So gibt Aeſchines bie

‚Brefflichen Geſeze über die Erhaltung der Unfeguli

Knaben und Yünglingen, bie gewiß alle vom Solo

xhbren, für Geſeze des Drafo aus p. 171. Ed, \

inter Demofth. opera, Daß biefe Gefeze nich

Drako zum Urheber. haben, erhellt ans den Zeug:

des Plutarch E 349. in Sol, und faſt aller Ab

Schriftſteller, welche bezeugen, daß Selon une

‚We Gefege des Drake wider Moͤrder uud Todtſch

\

Lo:

Geſchichte der Sriechifchen Sopsiften. 19

Wie treffend die Schilderung fen, bie ich von ber sfoffung Athens unter den jährigen Archonten geges ı habe, und wie wenig biefe Verfaſſung durch die Ge⸗ aebung des Drafo verbeffert worden, wird am meiften wc den Zuftand bewieſen in welchem die Athenienſer

2

ſich

beybehalten, und alle uͤbrigen abgeſchafft habe. Auch Demofthenes ſchreibt die Geſeze Aber Mord und Todt⸗ flag, deren er in feiner Nede wider den Ariſtokrates erwihnt, dem Drafo zu, ungeachtet in einem derfels hen von der Heliaͤa geredet wird, welchen Gerichtahof erſt Solon fliftete, man ſehe Demofth. p. 432. Für gänzlich nutergefchoben halte ich das Geſez des Drake beyım Porphyr: daß man die Götter umd Helden, bie Ietita beſchuͤzen, nach väterliher Weiſe, aber ohne Bintige Opfer verehrten ſolle. Wenigſtens fagt Maris mus Xyrins or. 29. daß Drako gar Peine Geſeze über den Goͤtterdienſt gegeben habe.

Merkwuͤrdig iſt es, daß die Athenienfer unter den Archonten gar Peine, und unter ihren Rönigen nur eis nige, aber ſehr unbebeutende auswärtige Kriege gefährt haben. Selbſt die Arbenienfifhen Kebuer wuſten in sen Lobreden, die fie auf ihr Volk hielten, Feine ander ze große ober glorreiche Thaten anzuführen, als den Sieg des Thefeus Über die Amazonen und den Eurps ſtheus, der die Herakliden verfolgte, ferner den Krieg mit ben Thebanern, bie ben Argivera ihre in ber Schlacht gefallenen Mitbürger nicht ausliefern wollten, und endlich bie Ueberwindung der Bewohner des Pelos ponnes durch den Heldentod des Kobrus Lyf. EriTaD. p- 28. &fq. Iſoc. orat. I. R 146. Diefe Rube, deren bie Achenienfer von den Altefien Zeiten an genoffen, war, mie ih (don im erflen Theile aus dem Thukydi⸗ des 1. 2. bemerkt babe, die Urſache, weßwegen ihre Sitten fich früher milderten, und warum fie aud im Stande waren, fo zahlreiche Eolonien erſt in ben Per

: Voponnes, und nachher nach Mfien au fhiden, ©

fich ohngefaͤhr ein halbes Jahrhundert nach dem Drako fanden, und durch welchen die Geſezgebung Solons ver, anlaßt, und nothwendig gemacht wurde. Kurz vor Die fem großen Schöpfer der Arhenienfifchen Staatsverfaf fung *) waren die Bewoßner von Attifa in drey. Parı tgeyen gefpalten, Wovon eine jede Die andere zu unter: drücken, oder zu vernichten fuchte **), Der Pöbel oder

2 | | dei

—7—s - Vid. Solonis frag, ap. Demofih, p. 234. Ed. Wolßi FAaracı $ adınaıs seyuacı BEIOMEVON. | 0 iegwv nreavay, 8Te TI dnnocsav.

. DewWopevoi. KÄENTECW ED aenayn aAAo0Ie | BEAXS , Tosur'ndn moon Mokei EEXETOIEAROS aDdunTer : EIS DE KEHNy TAXEwS NAude daAosuvg. 1 soow eu DuAov , ToAsuov Yeudors’ ame = Yeaıpcı &c, Vid. Ari. II. 10. de Civ. ZoAwva d evios EV osov Fo (and von diefer Meynung war auch Arifloteles | wie das ganze Sapitel lehrt) vouodernv YererIe O780810V. OASYRENIOY TE Yap xœrToœMu—œo⸗ Aay angıTov BCAV, Hab deAzvovr& Toy Öno TERUTO , Ko ONMOHRGETIEY KATaSNaa Toy ra Teiav , ——— HAUS Tv FMreucu. vid etiam Plut. in Sol, p. . 39. As. R Edit, Reiskii. p. 338. 39. 45. Tom. I, open 9) yo Toy Asangımy Yevös oder die Bewohner ver bärgichten Gegenden fehnten fih nach einer demofrat ſchen Verfaſſung ro Tov edıewv, ober bie Vornel men und Eigenthämer fuchten die Dligarchle zu beha pten: und 05 TaeaAoı ober bie Anwohner bed Meel ufers hielten dieſe beyden feindlichen Partheyen einige saßen im Gleichgewicht, damit fie nicht in offenbe: Krieger Thatiichkeiten ausbraͤchen. PL. I. c.

Seſchichte der Griechiſchen Sophiſten. ar

ver große Haufe war den Vornehmen gänzlich untere fan, und murde von ihnen auf das graufamfte gemiße handele. Die Reichern zwangen nämlicd) die Armen,

! Welßee Schulbner waren, entweder als Leibeigne ihre Felder zu bauen, oder gar ihre eighe Söhne und Töchter

". zu serfaufen, oder auch ſich felbft als Sclaven zu übere

"geben, in roelchem Falle fie oft an Ausländer verhandelt | wurden. Durch Diefe Härte ber Gläubiger wurden viele

Arhenienfer genöthige, ihr Vaterland zu verlaffen, und Solon rühmte ſich felbft, "daß er durch feine Geſezge⸗

. bung eine Menge von Bürgern zurücgeführt habe, bie . fihon ihre Sanbesfprache verlernet, und eine fremde ober

barbarifche Sprache angenommen hätten *). Die Nele

chern ımterdrückten aber nicht bloß bie Aermern, ſondern

Viinderten auch den öffentlichen Schaz, und beraubten

: figar Die Tempel der Götter **) Der ganze Staat

- war baber in einer folchen Zerrüctung, daß man nicht

glaubte daß er anders, als durch die Ernermung eines

| uneingeſchraͤnkten Heren wieder hergeftellt werden könnte,

Die Kühnern und Staͤrkern aus dem gemeinen Volke gingen auch wirflich mit bem Gedanken um, fid) einen

| trenen, ſichern und tapfern Sührer zumählen, ihreüber«

mithigen Unterbrücfer zu erwuͤrgen, alle Laͤndereyen von 'neuen zu vertheilen, und eine ganz neue Regierungsform hren ***), In diefer Sage der Sachen, fingen bie Reichen

ſelbſt an zu fühlen, daß ihr gefezlofes Regiment nicht 33 laͤn⸗

Vide Solonis frag. modo eit. & Plut. I, 345. #0) Solon in fragm. 1. c ani) 338, 39. Plut, in sol. vita I,

Hänger beftehen koͤnne, unb daß eine fürchterfiche Revo⸗ fution nahe fen , bey welcher fie, als ber wirklich ſchwaͤ⸗ here Iheil, nothwendig am meiften verlieren müßten, Sie wünfchten daher eben fo fehnlich von ber immer wachfenden und gegründeten Furcht, geben und Güter zw ‚verlieren, als die Yermern von der Saft ihrer Schulden, und den daraus entftandenen Gewaltthaͤtigkeiten befreye zu werben. Beyde fahen fich nad) einem Retter um, der den Staat vor einem fonft unvermeidlichen Verder⸗ ben bewahren fönnte, und diefen fanden fie bald in Sos fon, einem Manne aus einem alten, aber damals nicht fehr begüterten Gefchlechte *), der wegen feiner Weis heit und Rechtſchaffenheit allgemein berühmt und geehrt war, ber weder mit den Reichen gedrückt, noch mit den Armen gelitten, und fich fehon große Verdienfte um feine Mitbürger erworben hatte **), der auch wirklich die Tu⸗

genb

®) p. 314. 18. Plut, Er war aus dem Geſchlechte der Ras

driden.

au) p. 339. Plut. Er war vorzuͤglich Urſache, daß bie,

welche ben Bott zu Delphi und feinen heiligen Tempel

geſchaͤndet hatten, für diefen ihren Frevel geflraft: daß

Biejenigen,, welche bie Anhänger des Kylon wider ihe

gegebenes Wort felbft an heiligen Pläzen umgebracht

hatten, vor Gericht gezogen und verurtheilt: daß end⸗

lich Epimenided aus Kreta herbey gerufen wurbe, um

bie Stadt von aller Schuld, die noch auf ihr ruhen

mochte, zu reinigen, und die verwilberten Gemuͤther

der Athenienfer durch Religionsgefühle,, und neue feye

erliche gottesdienftlihe Handlungen fanfter zu machen.

Plut, 333- 36. Plutarch fagt, daß Solon diefen Geut

gefälligen Mann, der ein großer Prophet in feinen

Volke war, als einen Borläufer oder Worbereiter zu feiner Geſezgebung gebraucht habe.

Gedichte der Griechiſchen Sopfiken 23

; gb. mehr als. Reichthum liebte *), und das Wohl fels | ws Baterlandes eifriger, als eigne Herrfchaft fuchte**). Wegen dieſer hervorſtechenden Vorzüge, erwaͤhlten ihm

die Partheyen im dritten Jahre der ſechs und vierzigſten

h | ' )

D4 Olym⸗

———

®) Vide ĩpſ. fragm. ap. Plut. I. p. 317 KENMEETOS du IMEIEn EV exem, —X —RXC

un eIeAw. Favros ussgov yAdE dımn.

wur ©. 318. MoAAoı yaa ABTECI worxor a yaren

. de mevavraı, AA. npeıs suros a diesmenVowede INS OLETNS- Toy TÄBTOV. ETEL TO MV EUTE- ve

xenpara 8 avdenmav mAAoTe oAAor eryen

9) Wiele feiner Freunde ermunterten ihn, fich zum unue

ſchraͤnkten Herrn von Athen zu machen, allein er ſchlug es mit bewundernswuͤrdiger Standhaftigkeit aus, feſt Aberzeugt, daß die Begluͤckung feiner Mitbürger, sub die Erſchaffung einer neuen beilfamen Negierungsforms ihm groͤßern und dauerbaftern Ruhm bringen würde, als bie ungerechte Anmaßung einer Gewalt, die er nur wenige Jahre behalten, und vielleicht nicht einmal, aber doch nich anders als durch neue Ungerechtigkeiten behaupten könne: J

de ns, (fage er beym Plutarch p. 341.) Pe

sun mosreidos (Tugawıdos Yap nass (öms

aeg 8 nadtnyaun) Miovaı os 06.

Too uva HAEOS, 8dev audapaı. TAEY Yaa

ode vınnasw donsıv mavTas avIERTES, Seine Zeitgenoffen konnten ſich nicht zu ber uneigen⸗ nuͤzigen Vaterlaudsliebe, oder der edlen Ruhmbegierde erheben, welche ven Solon bie hoͤchſte Gewalt verachs ten machte. Sie legten ihm vielmehr feine Gleichguͤl⸗ tigkeit gegen eine Koͤnigskrone zur Einfalt aus.

&%, sDu (fagten fie Solon frag, ib.) ZoAwy BaIu-

Deo,

24 Sechſtes Bud. Olympiade, etwas weniger als ſechs hundert Jahrel von Chriſti Geburt, nicht nur zum Archonten, ſondern auch zum Geſezgeber *), und gaben ihm unumſchraͤnkte Macht, den Staat nach ſeinen beſten Einſichten zu ord⸗ nen, alle Geſeze oder Aemter, die ihm nachtheilig fehle nen, abzuſchaffen, und hingegen andere, die er für nuͤz⸗ lich halte, zu geben und einzufezen **). So lebhaft Solon feinen Mitbürgern vorber die Greuel der Anar⸗ hie und Gefezlofigfeit gefchildere, und fo Fraftig er ſie auch zur Einführung einer befjern Regierungsform ets mahnet hatte ***); fo fehr zwenfelte doch diefer große Mann eine Zeitlang, ob er felbft an das wichtige Werk, deffen Vollendung man von ihm erwartete, Hand anle gen follte, weil er fi) vor dem Uebermuch der Vorne mern und vor der Bierigfeit der Geringern fürchtete }). Endlich gewann aber doch zu feinem unvergänglichen Ruhm, und zum Heil feines Vaterlandes, die Begierde feinen Mitbuͤrgern zu dienen, über feine Befürchtungen die Oberhand, und er fezte ein Unternehmen muthig und gluͤck⸗

Dewv, ade BsAneıs avne. Er9Aw Yae Yes edorTos, &UTos 8 ede£aero. x. T. M. |

®) p. 339. Plut..

®*) Plut, I. 348. x Tov 00Awv TNS Kolıreias

dogdwrnv was vonodernv amedeıkav. 8 To men, Tu 0 8%, mavre D öuaims emıren)avres, BEXES, ENHÄNCIOS , dinassneıc, BsAos. nous Fi.

np TETWy ENaSE, Mas EDV nos are

ogICvTo, Auovra ns DUACTTOVTE TOy UT xovrav nu nadeswrav oTı doxom.

““®) Vid,. fragm. sp. Demofth, p. 234.

?) ap. Plut, p. 339.

Behticte der Erieifhen Sopfifen. 5

dich durch, worinn er fih anfangs nicht ohne aͤngſt⸗ e Eorge eingelafjen hatte *). Schon gleich die erften Schritte, bie Solon als fgeber that, zeigten, wie lange er über das, was hit ausführen follte, nachgedacht hatte, und wie fehr u gefchickt war, das erhabene Gebäude von Gefes zu errichten, welches die großen Schriftfteller und ntskundige in allen nachfolgenden Jahrhunderten als unverbeſſerliches Mufter einer volllommenen Regie geform für ein ſolches Volk, als das Achenienfilche x , bewundert haben **). Er fing bamit an, den | 5 kran⸗

Es war eine bloße Verlaͤnmbung bes Phanias von Less bes, wenn er fagte, daß Solon durch beträgliche Vers beißungen zur Ehre eines Arhenienfiihen Geſezgebers gelangt fey. Er babe (erzählte dieſer Schriftſteller) den Neichen eine Beſtaͤtigung aller ihrer Forderungen, und ben Armen die Anstheilung aller Ländereyen verfpros hen ap. Plut. 39: Wenn dieſe Nachricht auch niche mir denn ausdrücklichen Geſtaͤndniſſe des Solon firitte ib. fo würde man fie doch deßwegen verwerfen müffen,, weil eine ſolche Werfchmiztheit dem ganzen Charakter des Solon wiberfpricht,, und auch andere Beftunungen und Abfichten voraus fest, als Solon durch feine Ges

. feggebung zu erreichen fuchte.

0) Alle Zapler der Geſezgebung Solons verwechſelten die —— und Verderbniſſe der Achenienfifchen Ver⸗ fung, an denen ihr Urheber unfhuldig war, mit den Einrichtungen, die Solon gemacht hatte: dies that unter den Alten vorzüglich Polybius VI. 42. und uns ter den nenern Goguet II. 1. Ch, IV. i. Vom leztern wımbert es mich um deſto mehr, baß er fo ganz verfchies bene Dinge und Zeiten verwechfelt hat, da er ein fleis iger Lefer des Ariſtoteles war, ber ihn an vielen Stellen eines beſſern hätte belehren koͤnnen.

2: Cedhfie Buch.

kranken Staatskörper zu heilen, und bie e __ Uebel zu befämpfen, die bisher die Hauptquelle Unordnungen gewefen waren, und wenn fie fortgebammm ‚hätten, auch inimer eine Quelle von Aufrühren und il ‚einigfeiten geblieben wären. Er bob auf einmal bie num ‚berifchen Gefeze bes Drafo auf *), biejenigen aue— nommen, welche diefer Gefezgeber wider Mörder er- Todefchläger gefchrieben hatte; und tilgte zugleich Schulden, oder verminderte fie doch fo fehr, daß = aufbörten, befchwerlich zu ſeyn **). Mit diefer lem. Einrichtung waren anfangs fo wohl Arme als Reihe - ‚zufrieden, indem bie einen eine gleiche Austheilung = Güter, und bie andern eine ungefränfte Erhaltung _ - res Eigenthums gehofft hatten ***). Allein beyde ben bald die unumgängliche Nothwendigkeit und He ſamkeit der allgemeinen Schuldentilgung ein, und ſtix sen zum ewigen Andenfen berfelben ein Seft, bas Namen ber Abwerfung ber Saft erhielt, unter weich das Volk bisher gefeufzt harte +), Zugleich verbot E Ion zur Verhütung eines ähnlichen Unglüds auf 2

. %) Plut. I. 349.

®*) Heracl. Pont. de.Civ. Athen, Plut. I, 344. Nur nige Schriftfleller, und unter diefen Audrotion, fag daß Solon nicht alle Schulden getilgt, fondern nuı durch vermindert habe, bag er die Zinfen ermichel und den Werth der Münzen un ein Viertel erb Plutarch felbft haͤlt dieſe Meynung mit Recht füı wahrſcheinlich; denn die Zinſen blieben auch in de ge ſtets ſehr hoch, indem man nach den Geſezen von hundert fodern konute.

cy Plut. I. 345. N ib. p 348.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 27 m, daß ein Athenienſiſcher Buͤrger jemals ſich ſelbſt ind feine Freyheit feinen Glaͤubigern uͤberantworten, oder feine eigne Kinder als Sclaven verkaufen ſolle, ausges men wenn Die leztern ihre Ehre und Unſchuld muth⸗ fwilee Weiſe geſchaͤndet hätten *). |

KR Nahviefen Vorbereitungen ging Solon zur Um⸗ ſcheffing der Staatsverfaffung felbft fort. - Er madıte

es zur Örmdlage feines Syſtems, daß nicht wie bisher ein kleuer Theil des Volks herrfchen, und der größte Thel deſebigen dienen, ſondern daß das ganze Wolf im

n Weg da hochſten Gewalt fenn ſollte. Er übergab da⸗ ehx der Volk und diefem allein die Macht, in feinen ) age rechtmäßigen Verſammlungen, in welchen » Der Reihe nd Vornehme nichtmehr als ber Arme und W einge galt, durch die Mehrheit der Stimmen Krieg N ud ätiede zu befchließen, Bünbniffe mit andern Staa« re tm crichten, zu erneuern ober aufzuheben, alle Ma⸗ ; Shratsperfonen zu wählen, zu prüfen, und wenn fie ihe # atgewiffenlos verwaltet hätten, zu beftrafen, endlich de Geſeze abzufchaffen , und neue nüzliche einzufüh- m), Die Gerichtsbarkeit theilte er unter das Wolf wie Tribundle aus, die in den dlteften Zeiten oder ah vom Drafo waren errichtet worden ***), Die Un⸗ erſuchung und Beſtrafung aller öffentlichen Verbrechen, des Mordes , des Todtſchlags, der Vergiftung , bes gewaltfamen. Angriffs und gefährlicher Werlezungen, dee - Varaͤtherey des Vaterlandes , ber Verderbung ber vaͤ⸗ ter⸗

. 51. Plut, et se. lſoer. 1.319. & ſq. & Ariſt. II, 10. “ib _ |

terlichen Religion u.f. vo. blieb nach wie vor dem A x pag, und den übrigen Gerichten, vor welche ſolche chen vor dem Solon gebracht wurden, Die Entf bung von Privatfireitigfeiten übergab er hingegen: rum rern neuen Tribundlen, die aus dem ganzen Volke dırm Loos gewählt wurden *).

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. %#) Plut, I. 350. Ariſt. IF, 10. Ich zweyfle fehr daran Plutarchs Behauptung allgemein wahr fey: daß fon die Appellation von den Ausſpruͤchen aller

Tribunaͤle an die Wolfsgerichte erlaubt Habe, EN Solon dieſes gethan hätte; fo würde Ariſtoteles die Macht des Areopag als eine Miſchung von DEE hie in der Athenienfifchen Negierungsform ange (II. 10.) und er eben fo wenig ale Iſokrates E 334. und alle übrige Schriftfteller die Schwächung Anfchens dieſes Gerichtshofes dur den Ephlalte eine Hauptveränderung In der Athenienfifhen Grm verfaffung gehalten haben. Auch wäre es aldbann AM wahr, was Plutarch felbft und Ariftoteles fangen, F Solon den Areopag und fein ganzes Anſehen bedrd babe, und daß biefes hohe Bericht in den Perſtich⸗ Kriegen am mädhtigften geweſen ſey V. 4. de Cie Selbſt die Beyfpiele von Much, womit der Areche auch nach den Zeiten des Ephialtes Verbrecher beftraftg bie das Volk frey gelaffen hatte (ſiehe Meurſ. Are e. 9.) feinen zu beweiſen, daß folhe Ausaͤbunga ihrer Gewalt nur Wieberanmaßungen ehemaliger Bey rechte gewefen feyen. Entweder alfo muß man behan pten, daß von ben Ausſpruͤchen des Arcopag befgg ders in peinlichen Fällen vor dem Ephlaltes gar kein Appellation flatt gefunden habe, oder baß dies Kriby nal au, was aus einigen Leberreften Areopagitiſche Entfheidungen (jiehe Freheri Decif, Areop. in Graewi Tbef, V, 31. 32.) nicht unwahrſcheinlich iſt, Priwal ſachen angenommen, und daß man In foldhen Fälle an bie nenen Bolksgerichte habe appelliren koͤnnen.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 29

So unumſchraͤnkt auch vielen die Macht ſcheinen , welche Solon dem Volke gab; fo urtheilten doch Koeln *), und Iſokrates **), die beyden heftigſten Wönfiher der ſpaͤtern Ochlofratie, oder der Poͤbel⸗ ! Memo ihrer Zeit, daß dieſer Gefezgeber dem Wolfe nicht mehr Gewalt überliefert habe, als unumgänglich iethwendig war, daß ohne dieſe Gewalt der Pöbel im⸗ . mer Sclab und ein Feind der Verfaſſung geblieben wäre, und endlih ohne diefe Vorrechte gar Feine Freyheit wuͤr⸗

» de Stat gefunden haben, bie darinn beftehe, daß alle Bvbꝛ talweiſe regierten und regiert wuͤrden, und daß ſe auch c an Gerichten, und an Berathſchlagungen, Da bei zuze Volk betraͤfen, Theil naͤhmen ***), So⸗ LT wirflid das Volk, dem er die hoͤch⸗ he übergeben hatte, auf fo mannichfaleige Arten

| der Pöbel den Vornehmern nie hätte fchaben, Y ‚den Staat ins Verderben flürzen Fönnen, wenn man Luk bie angelegten Feſſeln in den nachfolgenden an hätte. Er bändigte das Volt

‚pr und am meiften dadurch, daß er alle Aermern, bie nicht ein gewiſſes Vermögen befaßen, von den öffents ken Würden ausfchloß, daß er alle Magiftrarsperfo-

4

de Civ. II, 10.

1. 331. & ſeq. II. 248. 257.

væ, II. 1. VI. 2. de Civ. @yoe, fagt er an ber erftern Stelle, eEacın nowvwvew wenns BaAeuruuns n

j KEITIUNS , WOATUV 9 H AEYouey EWOH TAUTNS Fns Molews. Momee 0 AcyJeıs ev ev Inme-. KErT ic parıs 834 TOAITNS , EV de TaIS aAAMUS SVÖEXETO MEY 8 KNV AVOSYHB0V.

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90 Sechſtes Bud). nn

nen nicht durchs Loos, fonbern durch die Stimmen dahie verfammleten Volks wählen ließ, und daß er mit öffengher

lichen Aemtern zwar große Ehre, aber gar Feine Elfi?

ünfte verfnüpfte.e Eine jede diefer Einrichtungen ih, von den verftändigften Männern des Alterthums af. : ein Meiſterſtuͤck der gefezgebenden Weisheit gepriefemi worden. zn

Solon theilte das ganze Volk in vier große Clafſaiſ ein. Sn die erſte fezte er diejenigen, bie fünf hunbertälf in die zweyte folche, die drey hundert: in die dritte fo die zwey hundert: und in die vierte endlich diejenigen Te die weniger als zwey hundert Maaß trockner und flüfWr

ger Sachen ober Früchte einerndteten *). Won degli

vier Claſſen von Bürgern ließ er bie drky erftern 6 weitere Unterfchiede zu allen Aemtern und Würden bie vierte hingegen, welche bie Unbegüterten ober

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%) Plut. I. 348. 49. Ariſt. II, 10. & Legem Atbenienfume . ap. Demofth. in Macartat p. 665. Plutarch und dad N Se beym Demoftbenes flimmen in den Benennums ir gen zufammen, welde biefe Elaffen von Bürgern ers;, bielten. Beyde nennen die von der erſtern Glaffe, und. biefes thut auch Ariſtoteles, Fünfhundere Scheffler. Trevramnocsonedsuvss: bie von ber zweyten Trans _ oder ITRada TEABYVTAES: bie von ber dritten deu Yıras , unb bie von ber vierten eudlich Rrac. Ariſtoteles hingegen nennt bie von der zweyten euyıras, und bie von ber dritten irrexs, wel⸗ 8 he er mit einander verwechfelt zu haben ſcheint. Daß r Solon unter ben fuͤnf hundert Schefflern nicht folge werftanden babe, die fuͤnf hundert Hedsuvas ausfäcten, u babe ih in meiner Abhandlung von dem Luxus DE u Athenienſer gezeigt. i

GSäecſſchichte der Sriechifchen Sophiſten. 3x

el in fich faßte, Fonnte Feine eigentliche Aemter be⸗ en, fondern mußte ſich mit der Freyheit in den all» einen Volksverſammlungen zu flimmen, und mit ‚Vorzuge, zu Richtern erwaͤhlt werden zu koͤnnen, ragen *). Durch biefe Eintheilung ber Bürger ges u Solon viele hoͤchſt wichtige Vortheile, unter wel⸗ ‚feiner dem Scharfſinn des Iſokrates und Ariftotes mtgangen ift. Indem er die höchften Würden einem a offen ließ, der gewiſſe Einfünfte haben wuͤrde, hee ex Feinem der Aermern die Hoffnung das, waser. wur werben könne, dereinft einmal zu werden. Er duerte Vielmehr den Fleiß und vie Thaͤtigkeit ber Ges perm, und vermied zugleich allen ben Schaden, ber Oiigarchiſchen Verfaſſungen, oder mit einer Regie⸗ geſorm, in welcher ftets biefelbigen herrfchen und bes ſche werben, unvermeiblic, verbunden ift **). Auch bie er es bahin, daß nicht armfeelige, und eben deß⸗ en beftechliche und raubfüchtige Perfonen, die weder $eiber durch gumnaftifche Uebungen zu Eriegerifchen eiten geſtaͤrkt, noch ihre Seelen zur Verwaltung jtiger Gefchäffte gebildet hatten, ſondern allein anges me und fähige Männer, benen ihre beffern Gluͤcke.

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d Plut. & Atift. Il. cc, Iſoer. I, 323, & feq. II. 248.251. Es giebt, fagt Ariſtoteles, Würden oder Aemter, die auf eine beflimmte Zeit, und wiederum folche, bie auf eine unbeſtimmte gegeben werden. Won ber leztern Art find die Würden bes Nichters und bes Bürgers, ber in Öffentlichen Volksverſammlungen feine Stimme geben Bann. Diefe bepben Würden koͤunten aber doch

"ame umeigentlich fo genannt werben UL ı,

®) Arift, IU. 6, VI. 14. de Civit,

a Sehfles Buch.

umftände zur Führung öffentlicher Henıter Muße geı übrig ließen, mit den erften Würden bekleidet wurden Soon unterfchied, fagen Plato und Iſokrates, zwo ten von Gleichheit, oder vielmehr Billigkeit; die ei die alles zu gleichen Theilen austheilt: bie andere, einem jeden dasjenige giebt, was ihm zukoͤmmt. verwarf bie erfte, die Gute und Böfe, Faͤhige und T fäbige gleich feze, als ungerecht, und führte hinge— diejenige ein, die einen jeden nad) feinen Verbienf belohnt oder beftraft, berworzieht oder vernachläffige * Endlich befriedigte Solon beyde Partheyen, die meiſt in allen Freyſtaaten gegen einander aufgebracht find, ı wovon die eine faft immer Unrecht thut, und bie and Unrecht leidet. Die Armen und Geringern freuten ſi daß fie alle Magiftratsperfonen wählen, prüfen und fi fen , und bey vermehrtem Vermoͤgen felbft zu allen r

ö—⸗

®) Arift. VI. 4. Iſoer. II. 248. 257. beſ. 321 8: ws de GUVTouWS EIMEI EHEIVOL ÖIEYVOROT naov, 071 des Tov ev Önuov woTree Tugasvoy x Yısavas Tas wexas, mas noAufew Tas ef KaETaVovTaSs ,_ Nas REVEV TEL Toy 0 Osoßnrsuerav Tas de ayoAm ayew duve, vos, nous Piov Mœvov KenTnuevas, EWIMEÄRICN Toy How), BITTER OIHEIOTETMV. Has OsHahı HSV ‘YEvouevas eRAIVEICIOL, nos Segyeıy Ta TyV TAMAKV. NOKwS de diosunoavrass pendeni cuyyvwuns TUYXaven, AAAE Teus Meyıse (nuiais TEUTITTEN.

&#) Plut. de Leg. VI. p. 557, & Uocr. I, 331, Diefer ( danke liegt bey der berühmten Ariftotelifchen Eintl fung der Gerechtigkeit in die austheilende und ſtrafe zu Grunde, Ethic. V. 3. 4.

Geſchichte ber Griechifchen Sopfiften. 33

mftellen gelangen Eönnten; und bie Reichern und Vor⸗ khmen Hatten feine Urfache fich zu befchweren, daß fie vom fehlechtern Menfchen regiert, ober biefe ihnen vorges fegt würden *). Ein folder Staat, fagt Ariftoteles, muſte nothwendig gut verwaltet werben, und unter bet Herrſchaft der Geſeze ftehen **); und wie, ruft Iſokra⸗ tes aus, wäre es miöglich, eine vollflommnere und fefter gegründete Demoftatie zu erfinden, als in weldyer alle Magiftratsperfonen vom ganzen Volke ermählt und ges richtet , aber nur die beften und fähigften Bürger zu oͤf⸗ ſentlichen Ehrenfiellen erhoben wurden })?

Mit nicht geringern Sobfprüchen, als womit biefe WBeitweifen von ber Verordnung über die Beſezung ber Aemter reden , erheben fie ein anderes Geſez Solons, wermöge deſſen Magiſtratsperſonen nicht durchs Loos,

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®) Ayayın de KOAITEUOMEVES ET KoNTeveaYoy xoAms. di TE Yae woxcu ces die ray Berrı- Say ETOTOA, TE ONUS Bsrouevs, nu rois zmienenw 8 DIovsvTos. 4 TOIS ETTISNEOH K08 YYmeimois EonBCV esveu TaUTnv Tyv TaEıv. 0g- Korn voe ax Um Ray Xeıgovay. x wefR- 0 dinaıws, dia To TOv EUdUyay Eivas KUgIEs Eregas. VI. 4. de civ. Ariſt. IV. 6.

d Ilocr. 1.324. Kaı ro mus a Tıs Taurns n e- Basoreeav, n ÖIxwsoresuv Önuoxgoricv Eugos, TIS TES MEV dWATWTaTES emı Tas meafes nadısucns, aurav ds TETay Tov Önmoy Kugiov BOBONS.

Zweyter Sand. \

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ſondern durch die Stimmen des Volks gewählt wurben Durch dieſes Geſez behaupteten die Vornehmen Mächtigen ſtets einen drogen Einfluß auf die Wahl. Magiftratsperfonen und die Belezung von Ehrenitet Denn ungeachtet nach) der Soloniſchen Geſezgebung edlen und reichen Gefchlechter den gemeinen Mann n mehr willkuͤrlich beherrfchten, oder druͤcken konnten blieben Doch diefe noch immer ohngefaͤhr in’eben der‘ haͤngigkeit, in. welcher in Nom zu den Zeiten der Fi beit die Clienten von den Patronen waren, und:die g natuͤrlich Daher entftand, daß bie Geringen faft alle. und durch die Degürerten ihren Lebensunterhalt verd ten **). Die-reichen: Häujer alfo, die vielen Aerm Arbeit und Nahrung gaben , Eonnten ſich mi Rreunden immer fehr viele Stimmen verfchaffen , in izhre Elienten;es nicht wagen durften, wenn fie au nicht ihre Befchäzer und Wohlthaͤter beleldigen wol] ihre Stimmen andern als ſolchen zu geben, für-bien fie gebeten hatte. Aus dieſem Grunde fehen daher . 1 u

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*) Ioer. 1. 322. Erste zo Önuorinwregog er. Cop Tœurnm Ewa TV naTazarv, TS: die Auyyave Yıyousıns. Ey nev yag Ty nAnpa . EN TUynv Bexßevew vos FONDS AmWee: rœcx aoxXas Tes OMYAEXIaS de TW BOOREWEIW TBS ETIEIKESATES,: Toy dy < 2020 Iaı nugıov EAeoIcıı TBS Cyaravyras mo Sa vuv nadesweav roAsreiay. Vide etiam A de Civ. II, 16. & IV. 9. Aoxeı Innoneurinov sy, To KANEnTOS EIVALTAS GEXaS, TO d’ cgerœc, oAıyaoxınoy. &c. BEE = @#) Iocr. 1. 326. Befonbers leſe man den Polybius ben großen Einfluß, den der Senat in Rom in & Kacktzqht auf ven Plebs hatte. if, VL I,

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Geſßchichte dex EiechiſchetʒSophiſten. : Irxiſtoteles als Cicero die Arc, Magiftenröperfoneg - - re Stimmen zu ernenuen als heilſam ud Iefkarifch; und. hingegen eine jede andere Att,. wie Ä Ward Steinchen ‚oder Täfeldyen ober durchs foos, . \ | ung eines jeden ‚geheim und unbefatint blieb, .

Urtheil gar-aufgeboben wurde, als ochlo⸗ und verberbli an ?). on - Eine nicht minder vortreffliche Einrichtung vs. . ' War diefe, Daß er bie treufte Verwaltung oͤffentliche hin nur allein durch Ehre und Anſehen, aber gar | it Geld und andern Vortheilen belohute, und daß Buy Base. Diejenigen, welche. die ihnen anvertraut Ä Ben; geöiffenios geführt hatten , ſtrengen Richtern Iyoriere. Zu ben Zeiten der Borfaßren, ſagi ), buhite man nicht, wie jezo um bffenel fitteen , weil man fie mehr für befchwerliche Boͤr⸗ si für Gelegenheiten fich zu. bereichern, oder für. Merägliches Gewerbe anfah. Damals war es viel jeger,. Perſonen zu finden, bie Öffentliche Aemter

ebmen wollten, als jezo folche, die auf Feine Eh⸗ elien Unfprüche machen, und das Volk muſte da veilen geoße Männer faft zwingen , hohe aber bes Er .2 fchwers

4 Man ſehe Ari. de Civ. IV. 9. mb was Eicero de Leg: 30. 15. 16. fiber die leges tabellarias ſagt. Bepbe Weltweiſe dachten mit dem Sokrates uͤbereinſtimmend, als welchem ſeine Klaͤger vorwarfen, daß er den Athe⸗ nienſiſchen Juͤnglingen Geringſchaͤzung der Geſeze ſei⸗ .. „ner Vaterſtadt eingeflößt habe, Indem er es für thoͤricht . ‚erklärt, bie Regierer der Stadt durch's Loos zu wählen, - da man anf diefe Art weder Gteuerleute, noch Baus = m meifter, no Flaͤtenſpieler, noch andere Känftler und Arbeiter, deren Fehltritte mit viel geringerin Schaden .. für's Ganze. verbunden fepen, zu wählen pflege. Mc» mor. Socr. 14.2. p. 12. Ed. Thiem, io) Arsop, I, 384. 23. Paneg, Di, 256, Panathenaie,

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FE 777 Gen

werliche Wärben anzunehmen *). Wenn jemand mt erhalten harte; fo forjchte er nicht gleich am erf Zage feiner Einfegung nad), ob feine Borgänger mi hoch irgend eine Duelle des Gewinnſtes uneröffner ı Ungenuzt, fondern ob fie nicht etwa ein bringendes 4 äfft vernachläfligt oder unvollendet gelaffen haͤtten. Durch diefe Abfonderung aller andern Bortheile von | Ehrenftellen (die der oͤffentlichen Hochachtung if itbürger ausgenommen) erreichte Solon den grif Zweck, daß die Aermern, welche ihrer Dürftigfeie gen nicht zu dffentlichen Magiftratsperfonen erwaͤhlt n Ben fonnten, ihre Obern und Borgefesten gar niche. neideten, und fich auch gar nicht nad) dem fehnten, n e nicht erlangen oder befizen Eonnten. Weil gar fe infünfte mit ben öffentlichen Yemtern verbunden £ ren; fo wollte der Pobel, der immer begieriger fe Vortheilen, als nad) Ehre und Anfehen ift, lieber beiten, als fich mit den Angelegenheiten des Staats fangen **). So wie aber Solon dafür ſorgte, 1 Feine unwuͤrdige oder baabfüchrige Mienfchen fich In w tige Aemter einfchlichen, oder einzufchleichen tuft Ge men; fo forgte er auch dafür, dag Magiftratspers bie ihnen anvertraute Macht nicht mißbrauchen for ten, indem er fie alle vom ganzen Bolfe, oder von P fonen , die aus dem ganzen Volke gewählt wurke prüfen, und nach abgelegten Würden richten ließ. ( machte das Volk, um mich einer Redensart des Iſokt t

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") Dies leztere ſagt Demoſth. in exordiis,

°®) VI.4.deCiv. Ein Beweis diefer Bemerkung, fest 4 ſtoteles hinzu, iſt dieſes, daß mehrere Völker «a Despotien und Dligarchien geduldig ertrugen, wenn nur nicht in ihren Arbeiten geſtoͤrt, und des Ihri beranbt wutben.

Geſchichte der. Sliediſthen Sophiſten. 37

—* *) prebienen, gleichſam zum Tyrannen derer, ga welchen es regiert worden war, um die Uebertreter * und ihrer Pflichten zu zuͤchtigen; und zwang Ye Rapifirarsperfonen , durch die Furcht vor der Stra⸗ fe, Ina Yemter treu zu verwalten, und nicht alles zu „un, a wollen, was ihnen beliebte **), " —X | r

Ale⸗dieſe Berorbnungen waren eben fo viele Zuͤ⸗ ee womit Solon den Pöbel baͤndigte. Ein anderer ftarfer , aber nur weniger fichtbarer Zügel,

war von Geſezen und Einrichtungen, weh er den gemeinen Mann zur Arbeitſamkeit ans grieb. Ebegnuͤgte fich nicht damit, die Geringern durch Der ſchueihehafte Ausfiche, mit der Verbeſſerung ihrer Gbhiasftände fich zu den erften Waͤrden hinaufſchwin⸗ we aan sum Zleiß oder zur nüzlichen Geſchaͤfftig⸗ N muntern, fondern er noͤthigte fie auch gewiſſer⸗ * indem er den Areopagiten die Macht gab,

'N aedieinigen, bie Feine ehrliche Handthierung trieben, Ku Outbefinden zu ftrafen *""), und indem er die Soͤh⸗ | vr ben ae oBerbindlichfei losſprach, ihre Däter im Alter ernähren zu dürfen, wenn fie von ihnen uhr ju nuͤzlichen Arbeiten oder Handwerfen wären ans Er , oder darinn unterrichtet worden 7). Auf Art wandte er das Volk zum Feldbau, und zu ans beennözlichen Gewerben hin, indem er wohl wufte, daß Srögheit die Mutter der Armurh, und Armurh bie

One: aller Bosheit und Mieverteächtigfeit fey TI): daß 3 ein

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9 1. 323.

**) Ariſt. VI. 4. #) Ifocr. I. 334. Plut. in Sol. L 361. '%) Plut..I. 360.

4) Ilſoer. L 333.

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‘ein duͤrftiger Pöbel einen jeden Freyſtaat ſtuͤrze ein folcher fters anf öffentlichen Pläzen herumtrei zufammenlaufe **), und fich ſtets nach fremder oder nach Neuerungen fehne, wodurch fein Zufl beffert werden fonnte: und daß hingegen Diejen mofratien die vollfommften feyen, in welchen d ‚aus Aderleuten- und Hirten beftehe, als welche xe tebensart zu allen Muͤhſeligkeiten des Krieges tet, und im Frieden durd) ihre eigne Arbeiter ‚beichäfftige würden, als daß fie fich gerne oft ı Jen, oder um andere befünmern, und ihnen ſuchen follten 7). Solon .erreichte auch fein

% Ari, de Civit. VL 5. 727. p. AR des Tor arnIwvws —R scar TAnDOS an Asav amopov y, Taro'yae ı noxIngav was Tv dnmereurian.

,) 1b..c 4. p. 714 715. 0 yag Biss

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» Ariſt. de eirit. VI. 4. p. 710. BeArısas Ya 0 YEWEYMOS EIW. BTE KO TOIEW nuoxeariov, ons Cm To mÄndcs ame"

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Gekbichte der Griechiſchen Sophiſten. 39

dollkommen, wie man aus ben Schilderungen ſieht, bie 2 Sfofrates von den Athenienſern vor und kurz nach den Serfiihen Kriegen macht *). Much dem Berichte dies Redners brachten die meiften vornehmern Athenienfer ‚wach im Zeitalter des Ariſtides den größten Theil bes Jahn auf dein Lande zu, wo fie größere und geraͤumi⸗ gere haͤuſer, als felbit in der Stade harten. Sie fas men nur ſehr ſelten, nicht einmal ſtets an großen Feſten ‘gr Stadt, weil fie lieber das Ihrige in, der Stille ges ‚mießen, als an gemeinfthaftlichen fuftbarfeiten Theil neh⸗ Amen mehten. Auch unter den Aermern durfte Feiner, Der Wi jur Arbeit hatte, befürchten, in fchimpfliche Dürftkit zu verfinfen, denn die Neichern waren bereit, Hrn unbeguͤterten Mitbuͤrgern $änderenen gegen einen geinzen Zins zu verpachten, ober fie auch in andern j Gekhäften zu brauchen, wodurch. fie für fich und ihre Saniile eeichlichen Linterhalt finden Fonnten. Das größte Gegengewicht aber gegen die Gewalt 86 Volks legte Solon in Die Hände des Areopags und bed hohen Raths, ver von ihm zuerft eingefezt wurde. Die Hreopagicen **) richteten nicht nur über feben und Id, fondern uͤbten auch eine ffrenge Aufiicht über die . C4 Sit⸗

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Fay aoxav. unb bald nadher p. 714. Mero de To Yeweyın.ov minSos, BeArıses Innos SW 078 veneis eıcı, ud (wow mo Booknpo-

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9 I. p. 326. 337. in Areop,

0) Deren Vorrechte Solon wahrſcheinlich meiſtens nur bes flätigte. Arift. de Civ. II. 10.

D

40 Sechſtes Buch.

Sitten und Lebensart aller Staͤnde, Geſchlechter Alter aus, und muſten daruͤber wachen, daß alle ‚guf welche Solon das Wohl des Staats gebaut ha gendu beobachtet und erfülle würden *). Sie unterfi ten, wie und wovon ein jeder lebte: zogen einen je ber die guten Sitten beleivigte, vor ihe Gericht, exmahnten oder drohten oder ftraften ihn fogar nach hab, befinden. Sie ahndeten an der Tugend teberlichteits h an erwachfenen' Perſonen Müffiggang oder Schaq ſigkeit: und ſelbſt an Magiftratsperfonen Nachlaͤſſi— oder Treulofigkeit in ihren Derufsgefchäfften, fo mie % vorzügliche Berdienfte oder hervorftechende Tugenden um gute Handlungen belohnten **). Durch dieſe Macht die ſi ch uͤber alle Athenienſer erſtreckte, wuͤrden bie Au ; pagiten ihren Mitbürgern eben fo furchtbar als eh e ‚dig geworben feyn, wenn fie auch nicht, wahrfe 2 nad) einem Geſeze Solons, berechtigt geweſen wär, in-Zeiten der Noth, die ganze höchfte Gewalt auszu⸗ äben, und faft alles dasjenige zu thun, was in äh chen Fällen den Dictatoren unter den Römern , oder auch den Confuln erlaubt war, wenn der Senat ihnen die ganze Nepublif übergeben hatte F). :

Eine noch viel auägebreitetere Gewalt , als der | Areopag von dem Solon empfieng ober beftätige “le!

* Plut. I, 352. Ifocr. I. 329. 334. & ſeq.

#*) Ifocr. I. e. vide & Meurſ. c. 9. Areop,

+) Dan fehe Lycurg. adverf.Leocr. p.134. Meurf. Are c. 9. & Petit. p. 243. inprim, Dinarch. adv. Demoft :p. 93. & ı00. Ed. Wolfii inter Demofth. Op. De. Areopag mufte auch für bie Erhaltung der Wege nub der Öffentlichen Religion forgen, und dahin fehen, daß Gaſtmaͤler nicht mit größerer Pracht, ober mit einer größern Anzahl von Zifchgenoffen, als es nad uns unbefaunten Geſezen erlaubt war, gefeiert wuͤrden.

su Bi et Een

Geſchichte der Griechifihen Sophiſten. 45

vergab dieſer Gefesgeber dem hohen Rath ver Bierhuns ate, ben er zuerſt ftiftete, und welchem er den größten der Borrechte der bisherigen Archonten übertrug”). Zolon ließ nämlich den Archonten **) nur einen Meis von Theil ihrer vormaligen Macht und Gerichtsbarkeit, Ne fie nicht mehr einzeln, fondern gemeinfchaftlich usäben mußten *°*). Sie entfchieben erftlich alle Ehe⸗ schen und unterfuchten die Klagen über geringere Ges altthätigfeiten und über die Unordnungen, welche bes runkene Perfonen verurfache Hatten 7). Sie hatten e Aufficht Über die Güter und. Angelegenheiten vor Bitwen und Waifen, befonders folchen,, die von tas pfeen fürs Vaterland gefallenen Kriegern nachgelaffen waren. ie beforgten enhlich die Feſte des Bakchus und bie Thargelia, und waren die Borfizer ben der Wahl om Richtern, die aus dem ganzen Bolfe durchs Loos ezogen wurden TT). Dem hohen Rath der Vierhun⸗ 5 derte

) Nach Solons Einrichtung waͤhlte eine jede DuAy hundert Senatoren aus ihrem Mittel, die aber nur aus den drey erſtern oder beguͤterten Claſſen der Buͤrger genommen werben konnten. Plut. I. 352. In ber Folge ging mit diefem Senat eine große Beränderung vor, von welcher ich zu ihrer Zeit reden werde.

“) Diefe wurden noch immer fehr firenge geprüft, weil fie nach Nieberlegung ihrer Würde in den Areopag übers gingen. Petit. p. 237. & Demoſth. p. 373. Ed. Wolfii, Plut. ]. e.

“®) Diog. I. 58. Meurſ. de Arch. I. 7. Pollux VIII, e. 9.

I

4) Ib.

+9) 1b. In fpätern Zeiten waren fie audh vonoDvAsxes Demofth. 279. & Ulpian. p. 156. in Demofb. Ich glaube aber, daß fie diefes Öeföäffe erfi erhalten haben, nachdem Ephialtes die Macht des Areopag, dem es yon Golon anvertraut war, vermindert hatte.

4 .. Sechſtes Buch. 5

derte hingegen übergab Solon die Verwaltung aller tigen Regierungsgeſchaͤffte, ſelbſt derjenigen, zu d Ausfuͤhrung oder Entſcheidung der Beyfall des V erfodert wurde. Er allein harte die Schluͤſſel zu Schaze, und den Archiven des Staats *): nur er faß einen Theil der gejezgebenden Gewalt , inden Schluͤſſe madyen fonnte, die ein ganzes Jahr die tigkeit von Geſezen hatten **): er allein hatte das MR Perſonen, die ver Derrächeren des Daterlandes fi „Dig oder verdächtig waren, oder Die aud) Staateft den nicht zur rechten Zeit abgetragen hatten, ohne w . ze Anflage ergreifen, und ins Gefängniß werfen zu fen ***). Er allein beforgtedie Erbauung neuer & fe, und die Ausräftung von Florten und Heeren ** und hatte endlich das ausfchliegende Recht das Bolf fammen zu rufen 7), und vorläufig über alle Sad die dem Bolfe vorgelegt werben ſollten, zu rachfchla, und fie ihm alsdann erſt vorzutragen FF). Solon terjagce bey einer Hohen Geldbuße und fogar Strafe ewiger Schande und Ausfchliegung von a Dolfsverfammlungen FF), dem Volfe irgend eine \

: ®, Petit. Leg. Att. p. 190. 197. ”", Ib. p 12T. " 60*) Petit. p. 213. In andern Fällen burften fie aber | nen Atbenienfer feſſeln, der drey ibm am Bermd gleihe Bürger als Bürgen flellen Ponnte: auch bur fie niemanden über fünfkunpert Drachmen, ober zwölften Theile eines Talents ſtrafen. “rr) Petit, p. 215.

4) 196. welches in fünf und dreyßig Tagen viermal gef Ib. Ariftot. in frag. de Civ, Athen,

+4) Petit. ib.& 123. Plut, p.352. Demofth, p, 873.4 . : pP. 467. Tth) p. 109: Petit, & Demoſt. Il, «.

Sefisichte der Griechiſchen Sophiſten. 43

fegen, was ‚man nicht‘ vorher dem Mathe! mitge⸗ ‚eilt, und von ihm hätte erwägen laſſen. Durch viefe Welle Verordnung brachte es Solon dahin, daß das gan⸗ Fe Volk zwar nuͤzliche Geſeze und Anfehläge verwerfen, Faber feine neue fchädliche machen und einführen, und daß es auch in den alten Sefezen, und der Örundvers faſſung gar nichts verändern Fonnte *), - &olon glaubte aber noch nicht einmal, durch dieſe Veranſtaltung die von ihm geordnete Staatsverfaſſung feft genug gegrürber, und gegen die Angriffe des Volks ‚oder verſchmiztet Volksfuͤhrer gefichert zu haben. Et machte deßwegen noch) mehrere nüzliche Einrichtungen, woburch Die Seiligfeit feiner Geſeze erhöht, und die Ges bung neuer Geſeze fo fehr erſchwert, und felbft gefährlich "gemacht wurde, daß man kaum begreifen Fann, wie bie Ur und Gewaltthaͤtigkeit verführerifcher Demagogen poch noch über die Weisheit und Vorherſehungskraft des Gefezgebers Haben fiegen kͤnnen. Solon gebot *%), “HE Fein Mache » oder Bolfsfchluß wider ein wirkliches Gefez gelten, und daß feiner befugt fen follte, die Abs ſchaffung eines alten Geſezes anzurathen, wenn er nidjt zubfeich ein neues müzliches an deffen Stelle zu geben wvaͤſte. Auch in dieſem Falle verpflichtete er einen jeden, beyde Geſeze, ſowohl das alte, als Das neue, zubor dem k fohen Rathe vorzulegen, und dieſen, die Miüzlichfeit und b Schaͤdlichkeit des einen und des andern Tee F | | laſſen.

—— ————

%) Ariſt. de Civ. IV. 14. p. 494. 010v Ev Eis

Tolrreiis esıv, 85 narscı MeoßeAous, 106 vouoßuranus. Kas megı Tara Xenparigew, ' c x " 4 > . egı av av 8r0ı MeoßsAsvowew. 870 Yaeo dy-

nos netekei Te Bereueodas, zus Avem 8dev dus vNTeTas Twyv TEL TNY TOMTE. *s) Demofth, Il, cc. 0

laſſen. Faͤnde alsdann der Senat, daß das neue © das nicht leifte, was es verfpreche; fo follte Davon dem Dolfe gar nicht gefprochen werden, Urtbeile | en der Senat, daß das neue Geſez nuͤzlich und alte ſchaͤdlich fen; fo follten in dieſem Safle beyde Ge an einem öffentlichen Dazu beftimmten Plaze aufgefch ben , beyde mehrmalen in offentlichen Volksverſau {ungen vorgelefen, und endlich erft. das Volk befr werben, ob es das eine vertilgen, und das andere beffien Statt annehmen wolle. Zeige fich aller di Vorſicht und wiederhohlten Ueberlegungen ungeacht in der Folge durch die Erfahrung, daß das neue G nachtheilig ſey; fo ſolle ein jeder Athenienſiſcher Buͤr die Freyheit haben, denjenigen, der es zuerſt vol ſchlagen, als einen Beleidiger oder Zerſtoͤrer der Ge anzuklagen, und der Anrather ſolle alsdann, wenn binnen Jahrsfriſt vor Gericht gezogen werde, zu ei hohen Geldſtrafe verdammt, oder auch feiner Ehre ı luſtig erklaͤrt werden. Mad) der Verfließung die Zeitraums aber koͤnne zwar die Klage noch immer ı bängig gemacht; allein der Schuldige nicht weiter burch die Abfchaffung des von ihm gegebenen Geſe beftraft werden. Ä | Wenn man nun die von mir aus den glaubwi digften Urfunden hervorgezogenen Hauptſtuͤcke der E Ionifchen Geſezgebung reiflih durchdacht hat; fo Fa man unmöglich anders urtheileg, als daß die Gefeze i Solon vortrefflih , und feine Staatsverfafflung we und heilfam geweſen fen, weil fie nicht auf das GI oder die Wohlfarth eines Einzigen, oder einiger Wenig ober des Poͤbels allein, fondern auf die Wohlfarth t ganzen Volks abzielten *). Cr rühmte ſich mit Red | d

»

e) Die Näzligfeit oder Schaͤblichkeit ber Belege, fa Arikoteles, wirb durch bie Megierungsform be .

Geſchichte der Griechiſchen Sopfiften. Ag

j er allen Gliedern des Staats dasjenige gegeben, Bihnen zufomme, und zu ihrem Gluͤcke diene, und z er alle Theile des Bolfs fo ſtark gemacht hate, daß ch Hinlänglich zu vercheidigen im Stande wären, ne doch andern Schaden zufügen zu koͤnnen *). Er Ach feenlich dem Volke die hoͤchſte Gewalt **), allein & Gewalt war nichtd weniger als uneingeichränft, Regierungsform, die er den Achenienfern gab, war x eine Tyranney des Pöbels, oder ‘Demofratie in Bedeutung, in welcher Ariftoteles und Piato dies art in einigen Stellen nehmen, fondern ein gemaͤßig⸗ ‚ge Wiſtokratie ſich Hinneigendes Volks⸗Regiment, welchem der große Haufe die ihm uͤbergebene Mache dor zu feinem eigenen Schaden, noch zur Unterdruͤ⸗ 9 der Reichen und Vornehmen gebrauchen fonnte 8

XEX

So viel aber iſt offenbar, daß in einer jeden Berfaffung diejenigen Geſeze gut und gerecht find, welche das Wohl Aller befördern, und diejenigen hingegen fchädlich und ungerecht, welche auf das Gluͤck eines Einzigen, oder Weniger, ober ber Armen, und nicht bee ganzen Wolke abzweden. Arift, de Civit. UI, 7. in fine.

% Ap. Plut, 1. 351. '

w) Die hoͤchſte Gewalt beſchreibt Ariſtoteles folgender Ge⸗ ſtalt. IV. 14. Ruglov d esı To AaAsvonevov eg TOAEME MOL EIENYNS, Ko CUMURXIaS naı dıaAu- GEWS, KU TELI VoRmY, X TEO NAVATE, Ko

5. NO ÖNMEUTEWS Kar Toy EuJur@Y.

4 Sowohl Plato, de Leg VIII. p. 584. Ed. Baf. Gr. als Ariſtoteles 111, 5. nennen ſolche Megierungsformen, in welchen ein Einziger , ober einige Wenige, ober auch Bas Volk die hoͤchſte Gewalt befizt, und dieſe hoͤchſte Gewalt zum allgemeinen Beſten Aller ausübt, oAsrescas, und biefe belegt ber leztere mit dem Nas men der Monarchie, Ariſtokratie und der Politie im

. der

46. Sechſtes Buch: -

- Er vereinigte, wie ich gezeigt habe, in feiner Sta: verfoffung alle Bollfommenheiten,. welche die größ Männer in allen nachfolgenden Zeitaltern nach Beob tungen, die fie über die Schickſale unzähliger Repu ken angeftellt hatten, als die untrüglichften Kennzeid unverbefierlicher Negierungsformen angaben , und | ı

*

ee aD nnd

der engern Bibdeutung. Solche Verfaffungen hinge, wo Einer, oder Wenige, oder die Meiften ihre M zur Beförderung ihrer eignen Vortheile und zum S den der Übrigen mißbrauchen, nennen fie ragenf “es Toy WoAsTeiwv, oder Tugavisdes, Au tungen gerechter beilfamer Verfaſſungen; und di geben fie die Namen Despotismus (Tugoewn Dligarchie, und Demokratie. Die Bedeutung bi lezten Worts beſtimmt Ariſtoteles gemeiniglich durch Zuſaͤtze m vuv Anpmongaria, TEMnNuUTG92V,, 9 OXaTrn Anmoreario No genauer, und unterſche fie dadurch von der 02I9n Anpoxearie, voelde worsTesa In der zweyten Bedeutung gleichgeltend Shen diefer Weltweife nimmt das Wort Forırı noch in zwoen andern Bedeutungen, die von den b den jezt angegebenen verfchieden find. Er druͤckt naͤm dadurch bisweilen Regierungsform überhaupt ai IV. 1. FoAsreia nev yag esı rafıs Tas Wole n Reg TOS AEXas, Ta TEOmov veveunyr Kos TI TO HULHV TNS WONTEIES KO TI To TE; EROUSNS TNS Rovavias 851. bisweilen aber a Ariftofratien, bie einen Hang zu Demofratien bat V.7. Tas Yap amonAwscas mamov 7reos ı oArYaeXıav, WLISORLETIEV KuABCı, Tas eos To mANIoSs, morsreas. Sole Ariſtol tien, bie einen Hang zu Demofratien haben, find Li von ſolchen Demofratien, die einen Hang zur 9 Kofrarie haben, weſentlich nicht verſchieden.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. | 47

bewundernswüärdiaem Scharfiinn alle die Mittel der jaltung und die Urſachen der Verderbniß von Staas voraus, welche die feinſten Gruͤbler in ſpaͤtern Zeis erſt aus mehr als hundertjährigen Erfahrungen zus hen ſammleten *). Wenn alfo das feite Gebaͤude, er aufgeführte ‚hatte, in der Folge erft unmerflich wgeaben, und endlich ganz umgeflürzt wurde; fo Dies nicht Solons Schuld, fondern die Wirfung Borfällen, die fid) gar nicht vorher fehen ließen ; wenn auch eins, oder das andere feiner Geſeze nicht alle Zölle, die fich Jahrhunderte nachher eräugneten,

war; fo hatte die Solonifche Geſezgebung es mit allen übrigen Syſtemen von Geſezen gemein, man muß biefes nicht ſowohl einem Mangel von she im Solon, als der Eingefchränfcheit menſch⸗ w Kräfte und Kenntniſſe überhaupt zufchreiben **).

Unter

EEE

) Man fehe befonders Arift, de Civit. II. 10. VI. 4.5. Wenn man irgend etwas mit Grunde an Eolon’s Ges feggebung ausfezen Pönnte; fo wäre es meinem Urtheile nach dieſes, daß er Peine Verordnung machte, daß mit der Zunahme des Reichthums der Achenienfer auch bie Schaͤzung der drey erfien Elaffen von Bürgern erhöht werden follte. Ariſtoteles bemerkt richtig, daß in eis nem jeden Freyſtaate, in welchem die oͤffentlichen Aem⸗ ter nach der Schäzung oder dem Vermoͤgen der Bürger befeze werden, ſich Geſeze finden follten, nech welchen wit der Verminderung oder Vermehrung der Reichthuͤ⸗ wer der Familien auch die Schäzung erhöht ober herab⸗ gefezt wuͤrde. V.8. de Civ. Wenn Solon hier fehlte; fo fehlte er wie unzählige andere, befonders wie ber große Roͤmiſche König, der die Römer nach ihrem vers fhiedenen Vermögen in Genturien eintheilte, welche Eintheilung mit dem ſchnellen Wachsthume von Neichs thuͤmern nach den erfien auswärtigen Eroberungen von felbft aufhören. ober doch ihre urfprängliche Abficht 3 eh⸗

48 Secchſtes Bu.

Unter den uͤbrigen Geſezen Solons, die nicht eigen Grundgeſeze ſind, und auf welchen nicht die Staatsverfaſſung beruhte, will ich nur noch Furz Uebergehung aller derer, die zum peinlichen und buͤ Hichen Nechte gehören , diejenigen berühren, die ei Erhaltung der Unverfaͤlſchtheit des Achenienfifchen IB zue Bewahrung der Neinigfeit der Sitten, ent welche er über die Erziehung von Knaben und Ilm gen, und Über die Neligion gab. Auch in einem ı diefer Geſeze wird man allenthalben den großen

U | as

fehlen mufte. Unterbeffen ſcheint mir Solon komm wegen weniger tabelnswerth, daß er ben Fünftigenf thum der Athenienfer nicht voraus ſah, als die HE bed Volks nad den Perfifchen Kriegen daruͤber würfe verdienen, baß fie die jezt mangelhaft gem nen Geſeze Solons nicht nach den Abfichten bed 4 gebers zu verbeffern fortfuhren.

Unter den Griechen tadelte man den Solon em eu darum, daß er dem Volke die Gerichte Aber babe, als wor welche in der Folge alle wichtige @ und Angelegenheiten gezogen worden. II. 10. de Arift, & Plut. in vita Sn. p. 350. Allein gegen Beſchuldigung läßt ſich Solon leicht rechtfertigen. verordnete zwar, daß Richter ans allen Glaffe Bolts follten erwählt werben Binnen; allein er den Nichtern weder Sporteln aus dem oͤffent Schaze, noch aus den Eaffen ber Partheyen au. natürliche Zolge hievon war, daß die Armen es mehr vermieden, als fuchten, in die @erichtsbi kommen, weil fie durch dieſe Ehre von ihren Ar wären abgezogen worden. Die vom Golon errid Gerichtsſtuͤhle waren alfo noch lange nach biefen fezgeber faft ganz allein mit wohlhabenden Bärgeı fegt, und wurden erft gefährlih, nachdem Epk den Areopag gedemuͤthigt, und Perikles den Mi Befoldungen zu geben angefangen hatte. Mar bieräber Arift, de Civit, U. 10. VL S.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 49 wfaflenden Geiſt des Solon zu bewundern Urſache

N Solon fah e8 voraus, was Ariftoteles nachher aus men Geſezen, und aus der Sejchichte der Griechifchen bemerfte, daß Fein Volks⸗RMegiment ange bes

en foͤnne, in welchem der armen und dürftigen Buͤr⸗ = in Verhaͤltniß mit den DBegüterten zu viel, oder yeinn der Pobel zu arm und elend fey *). Cr erleichs ee daher Fremden und Flüchtlingen nicht allein niche B Arhenienfijche Bürgerrecht, ſondern er erſchwer⸗ es vielmehr, indem er verorönete, daß Feiner zum lihenienſiſchen Bürger aufgenoinmen werben follte, seicher nicht fein erſtes Vaterland auf ewig verlafs m 9%), oder ſich nicht um das Achenienfifche Volk roße Berdienfte erworben habe, ober der nicht wenig⸗ eine fehr nuͤzliche Kunft beſize. Selbſt in viefen Men follte einer nicht zu diefer Ehre gelangen, wenn iderfelben nicht von fechs taufend Achenienfern, bie ang geheim durch gewiſſe Steinchen ihre Meynung zu kennen geben muften, würdig erfannt werde F). Auch ach ver gluͤcklichſten Wahl blieben neu aufgenommene färger ftets von gewiffen Prieiterftellen, und von der Zarde der Archonten ausgeichloffen, und es ftand einem den frey, folche Perfonen nad) ihrer Aufnahme vor icht zu fodern, und als ſolche zu verflagen, die des uyfangenen DBürgerrechts nicht wuͤrdig fenen TF). enn

U —— —— Ei.

nvi.2 er) 1. 365. Plut. Zu und vor den Zeiten dieſes GSchrifte ftellers waren die Gelehrten Über den Bewegungsgrund diefes Geſezes nicht einig. Demofth. in Neser. p. 530. 44) 1b. & 232 p. Faſt alle Redner halten den Athenienſern bie Strenge ihrer Vorfahren Ai ber Verſchenkung des

Zweyter Band, | Baͤr⸗

so Sechſtes Buch.

Wenn man nicht das Gluͤck gehabt hatte, auf eine

fer außerordentlichen Arten in die Zahl dee Atheni chen Bürger eingefchrieben zu werden; fo Fonnte ı die Dorrechte derfelben nicht anders als durch die

burt empfangen, indem man von einem Athenienſiſ Pürger und der Tochter eines Athenienfifchen Bür erzeugt feyn mufte. Der Gefezgeber feste ſehr h Strafen auf diejenigen, welche fich unterftehen wuͤr Das reine Athenienſiſche Blut zu verfälfchen, oder : Staate unächte Bürger und Bürgerinnen zu ge Wenn fich alfo jemand für einen Athenienfifchen Buͤ ausgab, und die Tochter eines Athenienfifchen Bär Beirathete; fo hafte ein jeder das Recht ihn als e Perrüger anzugeben , und er wurde alsdann als Sclave verfauft, und fein Bermögen eingezogen,

von aber dem Unfläger der dritte Theil zufiel *). W te hingegen ein Athenienfifcher Bürger mit einer den als mit einer rechtmäßigen Frau zufammen ; fo

ſte der erfle taufend Drachmen Strafe geben, und Ieztere wurde ats Sclavinn verfauft **) Noch fitenger war das Gefez gegen diejenigen , die e& wong eine Fremde für eine gebohrne Athenienferinn aus; ben, und fie als eine folche mit einem Bürger von A zu verheirathen. Solche Berächter der Gefeze wır ihrer bürgerlichen Ehre, und zugleich ihres ganzen $ mögen verluſtig erflärt, von welchem leztern man

———s,,

Buͤrgerrechts, und beſonders das ſo oft wiedeth

Beyfpiel vor, daß bie auitgenoffen des Themifl

und Ariſtides fo gar den König von Makedonien

tas, der die Perfer an bie Griechen bey Platda

rieth, nicht des Bürgerrechte gewürbigt, fonber:

nur zu einem Gaſtfreunde ihrer Stadt ernannt haͤt *) Demoßth. in Neaer, 519. a*) Ib, |

”.

Gefchichte der. Eriechifchen Sophiſten. sa

keum dem Angeber den dritten Theil zufommen ließ *), Burd) diefe Geſeze wurde nicht nur die Berforgung der Zöchter der Athenienſer befordert, bie fonft, wenn fie ohne Reichthum und große Neize gewefen wären, frems ven Vuhlerinnen häufig würden nachgefezt worden feyn; fondern es wurde auch dadurch der Verführung der Weiber und Töchter der Achenienfer durch Fremde, und allen ven Liebein vorgebeugt, die in fpätern Zeiren ms einer zu großen Anhäufung und Dermehrung bes Poͤbels in Achen entftanden **).

MWeil Solon wufte, wie gefährlich in einem Frey⸗ Kante Armuth, befonders diejenige Art von Armuth ſey, bie aus Verſchwendung entſteht, und auf den Bes fi; eines großen oder anfehnlichen Bermögens folgt; fo unterfagte er allen Verſchwendern, bie ihre väterlichen eder andere angeerbte Güter herdurch gebracht hatten, dffenclich vor dem Volke zu reden, und fchloß fie das durch von allen Würden und Ehrenftellen aus, in bes un fie, wie Aeſchines im Sinne des Geſezgebers fagt, De Ungelegenheiten des Volks eben fo untreu vermalten würden, als fie das Ihrige fchlecht in Acht genommen

en 7). Die noch gefährlicyere Beſtechung ftrafte ion ſowohl an den Gebern als an den Annehmern von Geſchenken entweder durch Tod, oder zehnfache Ers fung, oder durch Ehrlofigfeit, wodurch mar faft alle Borrechte eines Athentenfifchen Bürgers verlor, den inzigen ausgenommen, daß man unter dem Schuze der Geſeze in Athen leben fonnie TD. Die größte Strenge, 2 aber

ann u Ei ie En

ı 9 Ib.!524. p. **6) Man fehe Demoftb. in Neser. p. 533. ı #) Aefchines p. 175. in Timarch, ++) Daß Tod die Strafe für Beſtechung geweſen fey, fagen Demcfth, in Phil, Ill & IV. p. 48. 50. 61. in Ti- * moe.

REES EEE

2 See -

aber auch Weisheit bemerfe man in ben Geſezen, wei durch er entweder eine eingewurzelte Sittenverder aus zurotten, ober auch für die Zufunft die Keuſchhei beyder Sefchlechter in allen Altern zu ſchuͤzen fuchte, um die allein faft ein Fleines Geſezbuch ausmachen. Er läd Das Gefez des Drafo in feiner Kraft, nad) welchen man einen Ehebrecher, oder ven Derführer einer Mut ter, einer Schwefter, einer Tochter, einer Venfchläfe einn, oder eines jeden frenen Angehörigen, went mad ihn betraf, ungefiraft toͤdten Fonnte *), und verug theilte fogar die Keufchheitsmäckler,, oder die Unterhänt ler zum Tode **), Einer überwieferen Ehebröcherimi uunterfagte Solon allen Schmuf, und nahm ihr bi Freyheit, an öffentlichen Feften erfcheinen, und mit bes übrigen Achenienferinnen die Tempel der Götter befis den

moc. p. 458. Acfch. in Tim,’p. 182. 186. Iſoer. I, 363. Dinar) dagegen giebt Tob ober zehnfache Erfegnug (p. 100, adv. Demofth.) und Demoftbenes ſelbſt (ie Midiaın p. 401.) ewige Schande des Schulbigen uni feiner Kinder ale die Strafe dieſes Verbrechens an. Wiel leicht waren bie flärkern Strafen bie fpätern, wenn mau vorausfezt, daß fie wie in Mom in eben dem Mack erhöht worden ſeyen, in welchem das Werbrechen allge: meiner wurde. Die Rede wider ben Midias war ein der erfien des Demoſthenes. Plut. IV. 712. ®) Demofth. adv. Ariftocr. p. 435.

- %%) Aecfch. p. 196. in Timarch. Plutarch I. 361. fagt, baſ Solon die Verkäufer der Keufchheit der Achenienferim nen nur um zwanzig Drachmen geftraft babe. Allein er bat bier, wie in einer andern Nachricht, bie id gleich anführen werde, unftreitig Unredt. Die Stren ge des Solon gegen folche ſchaͤndliche Menſchen mwaı fehr weiſe. Denn ohne ihre Hülfe konnte in eima Stadt, wo beyde Geſchlechter ganz von einander abge: fondert waren, ſchwerlich ein unerlaubten Liebes handel an Stande fommen.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiften. 33

u zu bürfen. Wagte fie aber das eine oder das ans e; fo war es einem jeben Arhenienfer erlaubt, eine de Ehrlofe anzufallen, ihre Kleider zu zerreißen, ih⸗ Schmuck zu rauben, fie zu ſchlagen, oder auf eine dere Art zu mißhandeln, "wenn er fie nur nicht toͤdtete w verftämmelte *). ‘Der beleidigte Mann durfte be einmal, wenn er auch noch fo gerne gewollt hätte, rehebrecherifche Frau bey ſich behalten, oder er büßte vieberbringlich feine ganze bürgerliche Ehre ein **), waltfame Raͤuber der Keufehheit und Unfchufd ven ehren, Jungfrauen, Knaben, und feloft von Sclaven iden von den Thesmotheten vor eins der großen Ges ste, welche Solon sefifet hatte, gebracht, und 3*

3

i Aeſeh. in Timarch. p. 196. & Demoſth. in Neaer. p. 521. Neuern Schriftſtellern zu Folge ſollen Ehe⸗ Breherinnen ihr Heirathszuth verloren, und die Maͤn⸗ ner das Recht gehabt haben, fie zu verfaufen, ober als Sclavinnen zu gebrauchen: Meurſ. Them, Att. L 5. Aullein dieſe Nachrichten find gewiß ungegruͤndet. Viel⸗ leicht kommt manchem die Beſtrafung von Ehebreche⸗ rinnen zu gelinde vor; allein man muß bedenken, daß Ehebrecherinnen dur bie Strafen, die Solon ihnen auferlegte, faft zu einer ewigen Gefangenfchafft oder Eingefhloffenheit in ihren Gemaͤchern verdammt wurs den, weil bie Athenlenferinnen fi felten öffentlich, ale an allgemeinen ober Familienfeſten, zeigen, nnd niemals anders als geſchmuͤckt erfcheinen burfs ten. Es gab in Athen fogar eigene Mlagiftratspers fonen,. weiche darauf fehen muflen, daß Weiber uns geſchmuͤckt ſich nicht oͤffentlich zeigten, und welche die⸗ Jenigen beſtraften, welche dies Geſez uͤbertraten, ſiehe Pollux VIII. q. ſ. 3z2. Man muß auch nicht vergefs fen, daß in einem Staat, wie Athen war, wo baß weibliche Geſchlecht fo eingefchränft lebte, untreue Ehe⸗ franen allemal, wenigſtens in Solons Zeiten, bie Ver führten, und nicht die Verfuͤhrerinnen waren.

54 Sechſtes Buch.

Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, entweder ſogleich a Tode, oder auch zu einer beliebigen, aber immer ang: lichen Geldſtrafe verurtheilt *%). Solche DBerbr « fehwebten daher in einer doppelten Todesgefahr, man fie fomohl, wenn man fie betraf, ungeſtraft bringen, als im Gerichte des lebens verluftig erte konnte. Soolon ſcheint aber nicht ganz- mit fid überein zu flimmer, wenn er auf der einen Seite tern und Prüdern erlaubte, Töcjtern und Schwe soelche die Blürhe ihrer Keufchheit verloren haͤtten Sclavinnen zu verfaufen, und auf der andern & - Bäter, Brüder, Oheime und Vormuͤnder, die Diem ſchuld ihrer Söhne, Geſchwiſter, Neffen und M verfaufen würden, nicht härter, als die Käufer, allem Vermuthen nad) nur mit Schande, gewiß

IIX

- %) Demoſth. adv. Midiam p. 391. & Aeſchines adv. march. p. 173. Wenn Solon auf die Schaͤndunmg

Sclaven (ſagt Aeſchines) eben die Strafe ſezte, welcher er bie ber Freyen belegte; fo that er bi nicht fowohl aus Fuͤrſorge für die erfiern, als ba bie leztern ſich nicht gewoͤhnen möchten, das Ba den, was fie an Scleven begangen hätten, aud ihres Bleihen auszuüben. Plutarch wiberfpr bier abermald ben beyben größten Rednern der E hen und ben Geſezen, bie fie uns aufbehalten hal und ausdrädlihd dem Solon zueignen. Er er; nämlich, I. 361. in Vit. Sol. daß Solon auf den N ober die gewaltfame Schändung einer freyen Athen ferinn nur eine Strafe von hundert Dramen babe. Wenn er den Demoſthenes und Aeſchines fl« gelefen hätte; fo würde er diefen und ben eben ben ten Irrthum vermieden, und die Bemerkung haben er ren koͤnnen, womit er ben einen und den andern begle Aus de BArısmw exew aromıav ci Fell Toy

yaınay vous Tw ZoAovi donsan. |

Geſchichte der Sriechifchen Sophiſten. 5. ch

ander fit dem Tode ſtrafte ). Allein bier muß man -b Werten, dag Väter und ältere Anverwandte, oder dee TR Stelloertreter vor dem Solon eine faft unumjchränfte eat über ihre Kinder und jüngeren Angehörigen hats TR, RE Soion dies Anfehen zwar ſchwaͤchen, aber Dh Anzlich aufgeben durfte, und daß endlich die Ver⸗ Seide, die Solon unferm Urtheile nach viel zu gelinbe » bor ihm wahrfcheinlich ganz ungeflraft waren worden. Er erhöhte die uns unbefannte 4.Etraft,; womit er ausgeartete Väter, die Verraͤther der Vnſhuld ihrer Söhne geworden waren, belegte,

f et

E Mchitarch, daß er bie Söhne von der Pflicht losſagte, ı dw igen Erzeuger in ihrem: Alter zu ernähren, ceber ithre Häufer aufzunehmen, wiewohl er den erſtern , y die leztern nach) dem Tode zur Erbe zu bes | Ratten, und ihnen bie legten Pflichten zu erweifen **). Eolon Häufte zwar das Unglück ſolcher Elenben, pie dutch bie Bosheit anderer ihre Unſchuld verloren hats ten, richt noch, durch willführliche Strafen, gegen welche auch Vernunft und natürliche Billigfeit enmpört d hätten }); er war aber defto unerbittlicher gegen dieje⸗ uigen, die felbft ihre Keufchheit verfauft oder Preis ges | hatten. Solche ruchlofe Entehrer ihrer eignem Ä nen fonnten niemald weder Archonten, noch Prie⸗ : Ber, noch Richter werden. Ihnen war der Zugang zu allen öffentlichen Aemtern und Gefchäfften, fie möchten Samen haben, welche fie wollten, auf ewig verfchlofs fr. Sie durften weder vor dem Volke reden, noch Gefze oder andere Anordnungen vorfchlagen, noc) in de Tempel der Götter, oder in die allgemeinen Volks⸗ | D 4 ver⸗

S

4.

GÜHEEED

[U 3

. ®) Acfch. p. 172. in Timarch, *8) Aefch, ib, | 9 Ib

56 Sechſtes Buch.

verſammlungen, ja nicht einmal in die oͤffentlichen M fommen, wo diefe Bolfsverfanmlungen gehalten w ten. Hatte aber jemand, der ſich feiner Schande mußt war, dennoch die Srechheit, dieſen Geboten Gefesgebers zumider zu handeln; fo Eonnte ihn ein cnflagen, und er wurde ohne Gnade zum Tode ver tleilt *%). Nach diefem Geſeze verklagte Aeſchines Timarch, und lesterer wurde wirklich, fo allgemein a damals Die unnatürliche tiebe war, zum Tode verbam und hingerichtet. |

| Eine gleiche Strenge fintet fich in den Gefezen ( Jons Aber die Erziehung. Und eben dieſe Strenge wie auch Aeſchines beobachtete, der ficherfie Bew wie Gerrfehend die unnatürliche tiebe fchon im Zeitg diefes Geſezgebers geweſen jen *”). Am alle Verderh ter Kindheit und Jugend zu verhüten, die aus dem | ganze erwachfener Perfonen mic unerwachfenen in Einfarnfeit und Sinfterniß entſtehen Fonnte, beſtim er auf das genaufte die Zahl von Knaben und Juͤng gen, mit welchen tehrer in ihre Schulen oder in bie fentlichen Uebungspläze gehen, und die Zeit, warn ihre Schrftunden anfangen und endigen follten 7). 1 jeder fehrer, er mochte ven !eib oder die Seele bilt durfte feine Schufe und fein Gymnaſium nicht vor S nenaufgang öffnen, und mufte fie vor Sonnenun

$

%) Acfch. in Timarch. 173. p. Demofth, in And

. 422.

*) Acfch, adv, Timarch. p.172. Meræ raur& To w aInvascı, vencderes Tegı adınnnaray pe Amy MEV, IVCHEVEV Ö 0a Ev TH Wehen Eu * Tu MERTTEII TIVa 8 TOCONKEV, 8% Ti TBs vonas eIevTo ch Taiancı,

7) Aeſch. ib, p. 172.

Geſchichte der Griechifchen Sophiſten. 37

ig wieder fchliegen *). In die Schulen von Knaben hl als Juͤnglingen durfte Feiner, der älter als bie senden war, einige nahe Anverwandte ber Lehrer aus» wnmen, bineinfommen; und wenn biefes g

wer ber Lehrer wegen feiner Machläffigfeit oder Ders herey des Todes fchulbig **). Auch an den Selten, che die Knaben ven Mufen, und die Juͤnglinge dem weue zu Ehren in ven Schulen und Gymnaſien feiers ; wear es niemanden, ber über die Zeiten der Kinds : une Jugend hinaus war, ben Lebensſtrafe erlaubt, „im die frölichen Chöre der Kinder und Juͤnglinge zu ſchen )). Solon beftellte außer den Areopagiten, Ache die hoͤchſte aber nur allgemeine Aufſicht über vie Isten Fünftiger Bürger hatten, noch befonbere Magis stöperfenen, die das Betragen von tehrern und Schüs n bewachen, und wenn die erftern ihre Pflicht vers mten, fie zur Rechenſdaſt ziehen muſten Tf).

5

Dieſe

Die Gefeze lanten beym Aeſchines }. e. ſo: OF de Tan maudav Osdaucna\oı, avoryeracev nev Ta dides- zaNesıe un TEOTSEOV NAIB OWIovTos, HÄCSTÄCKr de eo YAıs Öuvovros. x un ebesw Tas unse TV Toy Telsduy AAııay BCW, ETIEvaı Toy Frohe

wv Evbov OyF@v, E06y pn Vice Ödaanrs, 7 adsA- O8, n Jvyareos av cv de ris sagalraur" em, Javara Inpusc 0. &c. “) Ib. & Petit, Leg. Att. p. 295-909. 1 eo

D, Ib. Aus allen dieſen Geſezen erhellt, daß, ungeachtet Solon eine zärtliche Verbindung zwoer Perfonen uns fers Geſchlechts unter dem Namen von Liebe geftattete, und dieſe Liebe fogar ben Sclaven unterfagte, ſlehe Aesfch. p. 189. in Tim. und meine vermifchte Schrif⸗ ten ıten Band ©. 80. er dennoch bie Verderblichkeit der unnatuͤrlichen Liebe einſah, und fe burch bie *

teſten

58 Sechſtes Buch.

Dieſe zulezt angefuͤhrten Geſeze Solons me aber nur den kleinſten Theil feiner Geſeze uͤber die bung aus, In welchen er ganz beftimmt die Bildung Knaben, Zünglingen und jungen Männern vorgefi ben hatte, umd die nachher von andern Vätern Volks mit neuen verinehrt wurden *). Wahrſchei find dfe meiften dieſer Geſeze verloren gegangen ; Gbrig gebliebenen aber gehören gewiß zu ben ſchaͤzba Reſten der gefesgebenden Weisheit der: Alter, und dienen nicht weniger Aufmerkſamkeit, als die Geſeze Minos und feines Nachahmers bes Lykurg. Ke der leztern werden bey der Dergleichung verfelben den Solonifchen bald finden , daß der Hauptg ‚der Unterfihiede von beyden darinn liege, Daß ! fon nicht, wie Lykurg, allen Reichthum und Arm und die daraus entftehende wefentliche Ungleichheit

2

teſten Geſeze auszurotten ſuchte. em er ihr auch in einem gewiſſen Alter ergeben war, und fi feinen fruͤhern Gedichten befang, Plut. I. 345.-, ſo befferte er als Geſezgeber, was er als ein junger M verfehen hatte, und rettete andere von ber Ber zung, deren er fih nach den Sitten feiner Zeit ſchi gemacht hatte,

5) Acfch. in Tim, p. 171. Zrelaode yae, w o yacı, vanv Reovosay weg Tns wPeoaunns mandav Toy Amerepmv evonoderneav, ve di enYnv amedeıkav, oe xen Fov maudes Toy aAeu eov emıtndeuew, a os des @urov reæx On ETEITE deuragov TEL Toy HEIEEKIMY. TEITOy Ens magı Toy aRav MAıkıov. & ovov de zzagı lıwrav, ad ns eo Toy enroem, Z legtern Geſeze find nen. Denn Solon kaunte noch £ Öffentliche befoldete Rebner.

Geſchichte des Griechiſchen Sophiſten. 59

Nryger aufheben, und daß er eben deßwegen die Athe⸗ unſer auch nicht ganz allein zu Krieger ziehen fonnte, was ee ed auch gewollt und für nuͤzlich gehalten

.: &olon überließ e8 eben fo wenig als Minos und fung. den Eitern, wie fie ihre Kinder erziehen wollten; n er nöchigte Die Bäter durch Geſeze, deren Ale

er den Areopagiten Übergab, ihren Söhnen eine

ken Stande und Vermoͤgen angemeffene Erziehung 1 wien *). Die ärmern Bürger, bie nicht Bermögek geaug hatten, oder ihre Kinder nicht lange genug ents vchren konnten, um jie in bie öffentlichen Schulen und Gymnaſen zu ſchicken, waren verbunden, ihre Söhne von ber erſten Kindheit an zum Ackerbau, oder zu irs "einem andern müzlichen Handwerfe und Gewerbe enzufkalten *). Solche Hanprhierungen nun, in wels ln man Durch Handarbeiten für fich und feine Familie betgbärftigen Unterhalt zu gewinnen fuchte, wurden bon den Griechen mit einem Namen belegt, welchen wir furch nochwendige, aber unedle Künfte überfezen fünns m). Sie glaubten, daß durch diefe nothwendigen dinenden Kuͤnſte, befonders aber durch diejenigen, weiche eine fizende tebensart verlangten, der Leib ſowohl die Seele geſchwaͤcht, und beyde untüchtig gemacht Wkrden, diejenigen Tugenden zu erlangen, welche ein rs

——

#) Ariſtoteles hielt dieſes für eine der erſten und nothwen⸗ digſten Pflichten eines Geſezgebers VIII. 1. Wenn er aber fagte, daß alle Bürger diefelbige Erziehung erhals

| ten müften, fo machte er feine Forderung zu einfeitig,

| und zog fie ganz allein von den Sazungen bed Minos und Lykurg ab.

9 1J. 333. Arcop. Ilver.

| 4) Texvaı Bavavsınaa. Xenoph,' Oecon, 4 c. &

N Arift. VII, 2,

N 4 pP f 1 \ ey. u * * : 5⸗ » 2 ıiy 8: fi r . ..r 5 * *

Bürger befigen maͤſſe um fein Vaterland nacht gegen Zeinde b igen, oder oͤffentliche mit Alugheit fuͤhren zu fönnen *), In mehrern ten. waren daher alle Handwerker und tebensartı denen man durch Handarbeit fein Brod verdienen Yen Bürgern gänzlic) unterfogt, weil durch für die syoltifchen Uebungen und bie Erwerbung Friegerif genden gehindert wurden ), und felöft in Ach man Handarbeit, bie-allein Erwerbung des Unt " gar Abfishe haste, für ſchimpflich und freger DR

®) Ariſt. de Civie, VII. 9. Ovrs.Bawaueer ß, © aayogamen des {iv res weitaus. aryannas, waißros Pr, ns Tgos . ger u vrid. & VI. 1. & 2. Bæœvcugey, ſagt m) tern Stelle, eeævovr exvu⸗ des Faro —X— rexvm TaUri u naeInaw, o0c4 par ta ecesc xeq TuS zenfes Tas Tas I, 7; reęvœcgorres To Gmp Toy aNsUdELon, m Ti "og, n vw dsecvoney. dio Tas re roaur Fr orev TO amp Maeokorsuafecı gesgov disc Bavavsss naAspey, na Tas KioIcrgvim Yoarıs. @rXoAoy Yag Moi8cı Tnw Öicevosesy 0 gan: AR varws Asyeıs, fügt & beym Zenoph. (Oecon, cap. 4.) » KorroßaA Vveog is 'ya Boswasuaınaı neAsmeras, xaı er Ci, KOM EINOTOS MV To mayu Mdogavrc Toy TONEwV. HOSTOBÄUMOVOVTEL YO TB Cu rov Te eoymlonevov x Tav EASEAo / nei ax TexDe * avımı de mach EOS MUR NMELEUEN. Ta de Gay InAwepever, xas as ugs zoAu mega

j VODTAR '

70) Xönoph, l, t.

Art

Geſchichte dee Sriechifchen Sophiften. 61

gan”). Dielen Begriffen zufolge ſchloß Les alle Handwerker als untächtige Streiter von ienften gänzlich aus **), und Ariftoteles that den | ; daß nur allein diejenigen, Die wegen ihres Kiufera Unterrichts Öffentliche Würden befleiden koͤnnten, nb wegen ihrer Fertigkeit in Leibesuͤbungen zu Krieges Wanken fählg wären, wahre Bürger feyen, und daß Mijemigen hingegen, die fich von ihrer Hände Arbeit | nur in einer uneigentlichen Bedeutung dieſen Mamen verdienten ***). Handwerker und alle übrige Hendarbeiter unterfchieden fic) feiner Meynung nad) von Sclaven nur darinn, Daß biefe einem einzigen Herrn, jene hingegen einem jeden dienten, der fie bes

7). Man koͤnne daher auch eine Stadt niche nennen, wenn fie zwar viele Handiverfer und Knfiter, aber nur wenige Männer habe, die in dem

Miez ziehen Fonnten FT).

Diefen unedlen Künften festen die Griechen bie fegen,, oder freyer Menſchen würdige Künfte entgegen, ir welchen alle begüterte Vaͤter, die ihren Unterhalt - wicht Dusch die Arbeit ihrer eigenen Hände erwerben verften , ihre Söhne unterrichten laſſen muften TFT). Nele ebiere Kenntniffe, woburd) Knaben und Züngs Inge zur Verwaltung öffentlicher Ehrenftellen und zu vu triegerifchen Tugenden vorbereitet und vorgeuͤbt den, beftanden im Zeitalter Solons in ver Kunſ zu | en

9% Xenoph. memor. II, 7. ı 8%) Osconom. €. 6, | | "we, VII. 9.

' $ III. 3. p. 320.

VII. 4.

Hr vide Plat. in Proteg. 289. Iſoer. 1. 333. & alia loca ap: Petit, p. 163. de leg, Att,

En Gehe Bude:

lefen und zu fchreiben, in einer genauen Befanntfchaft ı den größten Nationaldichtern, in einer gehörigen Ker nig der Mufif, und endlich in einer Fertigfeit im a Spmnaftifchen Uebungen, zu denen man Sagen 1 Reiten mit rechnen muß *). Die jestgenannten Ker niffe und Sefchicflichfeiten vourden nad) dem Solon n aur erweitert , fendern auch mit neuen, beſonders Mahlerey oder Zeichenkunft ”*) und mit der Arithm und Geometrie bereichert *""). Bon der lestern weiß nicht gewiß, wann fie zuerft in die Zahl der fre Künfte aufgenommen worden 7); fo viel aber if wiß, daß alle Weltweiſe den Kreis von Künften ı Kenntniſſen, welche die Ausbildung und Erziehung ei freyen und begücerten Griechen ausmachten FF), f von der Kunft der Redner, und der Philofophie, ı den übrigen eigentlichen Wiſſenſchafften unterfchieden

®) Plat. & Iſoer. Il. ce. Ariſtoteles VIII. 6. de Civie. | dag die Griechen erſt nach den Perfiſchen Kriegen 4 fangen hätten, fich mit Eifer auf Mufif zu legen. un) Dies gefchah feit den Zeiten des. Pampbifus, P XXXV. ı0, s#*) Cic. de orat. III. 32. Quint. I. 10. & Teletis fra ap. Stob. Serm. XCVI. Die Beldreibung ber Bit ‚eines freyen und wohlerzogenen Griechen beym Xe 111. IL v. 23. in Eunucho, ift daher unvollſtaͤn Fac periculum in Literis, fac in Palaeftra, in N eis: quae liberum fcire aequum eftadolefcentem, lertem dabo. Doch zählt auch Aeſchines p. 309. c Ctefiph. dad Mahlen oder Zeichnen nicht unter ben fhielichfeiten eines wohlerzogenen Griechen auf, Ariſtoteles ‚bezeugt, daß nur einige fich auf dieſe A gelegt hätten. VIII. 3. de Civ. j D riftoteles zaͤhlt fie nicht unter ihnen auf: VII. 3. lein ſchon Plato fagte, daß feiner, ber in der Geom unerfahren fey, in die Akademie kommen folle. HH) eyrunda Masynore.

Gefchichte der Griechiſchen Sophiſten. 63

19), unb bag man bie leztern niemals von einem m wohl erzogenen Griechen erfodert hat **). Eine wirige Beobachtung aber ift diefe, daß in eben dem whälcniffe, in welchem der Umfang und die Menge w Renneniffen und Künften, in welchen man junge | Leu⸗

üö—x

9) Diog. T1.79. VI. 103. & ib, Menag.

% Arift. de Civit, VIII, 2. 915. erklärt fi hierüber fol⸗ gender Geſtalt: Esı de nu Toy [7,078777037 EZISN® Kay KEXLI EV Tivos ENImV KETSEV de Ay 7006 -FO.WTeres , voXov Toıs sienpevaıs BAaßıs. em de mom din Dogay xaı To Tiveos Kaeıy KHERTTELTISH Mavdovei. KUTS pev ya Xaeıy, 9 Or, n di’ ageTnv 8% aveNsudeeov. o de ævuro rro mearrav di @wAABE, moAAxıs. Inrinon as daAmov dofesy av reisten. Ueber bie wahre zraıdesce oder Ausbildung eines Mannes findet man vortreffliche Gedanken beym Iſokrates Panathen, II, 195s097. Wahre Sultur, fagt er, beſteht nicht in deu Menge und Seltenheit von Kuͤnſten und Wiffenfchaffe ten, bie man befizt; denn wie viele Meifter in beyden fieht man nicht, die fich felbft zur Lafl, und andern unerträglich find, die fich gar nicht ums ihre Mitbürger, oder um einen guten Namen befümmern, und dabey

in die gröbften Vergehungen fallen? Nur denjenigen halte ich für einen wahrhaftig ausgebildeten und vollen» deten Mann, der alles, mas ihm aufſtoͤßt, zu nuzen und zum Bellen zu kehren weiß, der allen denen, mie welchen er umgeht, gerecht und gütig begegnet, und anderer ihre Thorheiten und Schmwachheiten mit Gebnib und Sanftmuth erträgt; ber fih niemals weder von gegenmärtiger Luft überwinden, noch von Widerwaͤr⸗ tigfeiten niederfchlagen läßt. Der ſich endlih im Gluͤck nicht uͤberhebt, und von den Gütern, bie diefes geben kann, nicht mehr aus fich felbft entruͤckt wird, ale er fi des Verluftes der Güter, die es bisweilen nimmt, zu (dämen Urfache hat. Mean fehe auch Plat. de Leg, Lib, I. p. 517. 520. 523. 0

a“: Oh Buße

amnterei die Erziehung u Sa daß ihre Sitten und kin

wurden, Kurth mebe man ir: mit fehbnen und feltenen Künften —— nuſchmoͤcken anfing. WVUngeachtet Solon in ſeinen Geſezen bie ger Vorſchriften darüber gegeben hatte, wie und more Sdohne der Achenienfer follten unterrichter werben ſchuf er doch nicht, wie infurg, die ganze biöherig siehung feines Volls um FAR from er machte nut ser erehung, welche bie dern bisher gegeben

oleichem Alter im und Scheiben, als unentbehr Ein de a Der Schlifiel ju bielen andern Kenn

BE —— ale Car 06 ——— gen en, als Soberden auf große M Männer wur

*) Und dles geſchah meins fm fichenten Sahır. ##) Plato in Protagora p. 289. _ D Ib. ariſt. ‚de elvit. —* 3.

Geſchichte der Griechiſchen Sopfiften. 83

%), Außer dieſen Schulen aber muſten Knaben h die oͤffentlichen Piäge beſuchen, in’ welchen: fie von hickten Dazu beftellten Meiſtern in Leibesuͤbungen, Die m Kräften angemeflen waren, Eunftmägig unterrichs wurden, damit ihr Eorper, wie Ihe Beiſt, fruͤh ent⸗ bit, und dem einen Geſundheit und Staͤrke, wie s. andern Tapferkeit mitgetheilt umd eingepflanzt sr), So wie Knaben ſich den Jahren der Ju J W 5— gend en ft " en m Plat. p. 289. Kas ereidav av yonuuore uadmcı, . m HEAAwCı TUCH To YeyERMHEIE, RER sore rw Day magarıdezew autos 871 Toy 5 BuIeay wäynncren: Rehıray ayaIar rom. U era, no —— Ev Os ohAaı ev vssernens de de Lodo⸗ . NER EM OWEN, MOLI.ENTRO LIE TEEN ara erden aya- Dew, Ivo & Baus CuAmy MIUNTERI, x oce vnrœ⸗ rosros yeveddec,: Die Werke-von Dichtern waren : ia Zeitalter Solone, fo wie fie es noch immer unter barbarifchen und halbeultivirten Voͤlkern find, die einzie gen, wodurch junge Seelen gebildet werben konntin, ‚weil bie Profa noch unerfunden, und profaifche Werke , noch ungeſchrieben waren. Auch in allen nachfolgen⸗ den Zeitaltern fing der Unterricht ber Griechen ſtets vom Lefen der Dichter an. Sowohl Plate I, c, als Aeſchines p..293.Tadv. Timarch.: und eine der reden⸗ det Perfonen im Oaflmale des Renophon mußten bie Werke der Onomiker, und der leztere fo gar alle Ge⸗ dichte bed Homer auswendig lernen. Symp, c, 3.

4) VIIE. 3. Ari, & Plat. 1. c. Diefe Leibesäbungen bes fanden hauptſaͤchlich im Schwimmen, Laufen, Ringen and. Balgen. Eine umfländlihe Befchreibung biefes erſten Unterrichts in Leibesübungen laͤßt fich nicht mehr geben; doch ſchlleße ich aus einer Stelle bes Ariſtote⸗ les, daß die Athenienſer die Kräfte ihrer Söhne nicht

Zweyter Band, le

su

naͤherten, ober barinn übergingen, nahmen 6 Seen des Unterrichts auch ſtuffenweiſe zu. Man taufchte die Schulen der Örammatifer gegen die Tonkuͤnſtler, die ihre Zöglinge im Inrifchen Geſa verbunden mit dem Spiel eines oder mehrerer muſi cher Inſtrumente, unterwieſen *), um dadurch Sitten zu bilden, ihr Herz zu Friegerifchem ober._& gem Enthufiasmus zu entgänden, und.ipnen ein M zu v , woburd) fie ihre Muße eben fo glüc und würdig, als ihr gefchäfftiges Seben auf eine ' Baterlande erſprießliche Art Hinbringen Fonnten

®

fo ſehr als die Spartaner angeſtreugt haben. de wit. VII. 4. Deun uur den leztern wirft er Daß fie vurh Äbertricbene Reibesäbungen die Kräftı zer Kinder mehr erſchoͤpft als geſtaͤrkt hätten. 1 Ben Olympiſchen Siegern (ſezt Ariſtoteles Hinfu , die Schaͤdlichkeit zu fruͤher heftiger Wuftrenguiigen @örpers zu beweifen) finden ih une zwey ober I die zugleich ale Knaben, uud auch als Männer Lorbeer erhalten haben.

.©, Plato L.& & Ariſt. VIII. 3-7. & Quint. I. 10.

©) Man fehe beſonders Plat. de Rep. Lib, III, p. 194, & Ed. Maffey, Atif, 1. &. 5. 6 7. dDiemit vergh

an Polyb. IV. 20. fd. Diefe Ötellen über die Sen Wirkungen der Muſik der Alten auf bie EI find eben befammt, als bie Erfcheinung ſelbſt großen Kunftverfiändigen unerklaͤrlich bleibt. wurde die Mufif in den Älteften Zeiten mehr für nuͤzliche als angenehine Kunfl gehalten, da fie hing: in fpätern Zeiten VIII. 3. Arift. unter die bloß ergẽ den gerechnet, und für eine chen fo mächtige Werk: rinn der Bitten gehalten wurde, als fie vormals

Behälften und Erhälteriun der Tugend gerwefen ı Selbſt im Zeitalter des Ariſtoteles aber unterſe man ned) drey ganz von einander abweichende U

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 67 lben und Jaͤnglinge wetteiferten an gewiſſen Feſten ve Kunſt des lyriſchen Geſangs, und die Eltern ſez⸗ fir Diejenigen ‘reife aus, welche bie Sedichte des don, ober anderer alter und weifer Bolfsfänger am In ebfingen würben % &o wie fie an Jahren, an * a

Kennt⸗

ya Muſik Ce. 7.) fo wie man noch immer bie Nuͤz⸗ ren oder Schaͤrlichkeit einer jeden Art, die unter den riechen gebräuchlich war oder geweſen war, ums wnfachte. Go wenig bie Muffe der Griechen unveräne yerlich blieb, fo wenig wurden auch immer diefelbigen r\ mente vor aubern geſchaͤzt. Ariſtoteles uemne , bie man im Alterthume allein gekannt und geliebt hatte, und bie von feinen Zeitgenoffen ganz yergapiäffige wurden, ib. c. 6. Alfibiades warf, - vwie Arißoteies artheilt, mit Recht bie Slöte weg, wei ı + ie das Geficht verzerre, und den Mund vericliche - kt die Söhne der Ahebauer,, fagte er, auf ber Ziöte

weil fie wicht reden Pannen; uns Athenieuſer zjemt dieſes nicht, ba wir die Minerva und ben Apoll als Schuzgoͤtter anbeten, davon bie eine bie Floͤte wege warf, nnd der andere einem Slötenfpieler bie Haut über die Dbren zog (II. p. 6.7.) Durch biefe Einfälle hob er das Floͤten piel ans der Zahl der ſchoͤnen Kuͤnſte heraus; gab von Viefer Zeit an feinen bie Mchenienfer allein + ur Gaiteninfiramente gefpielt zu Haben. Wie rich⸗ gig bie oben angeführte Bemerkung bes Ariftoteles if: saß die Sriechen erſt mach ben Perfiſchen Kriegen ſich mit Eifer auf die Muſik gelegt haben, ſieht man and den Beyſpielen des Ahemiflofles I. 490. Plut. und Kimon HI. 177. 1d. bie beyde unerfahren in dieſer Kuuft waren. Zwar fagen Plutarch und andere, daß an ihnen diefe Ungeuͤbtheit in einer Kunſt, bie allen beffern Griechen unentbehrlich gefchienen, vorgeworfen babe, allein wahrſcheinlich ruͤhrt diefe Nachricht aus fpätern Zeiten ber, in weichen dieſe Kunſt ein ganz wefentlihes Städ der Erziehung geworben war. ©) Plato in Timaeo p. 474. Weil alle nicht ganz arme Vthenienſer Oeſang une Mufit lernten, ſo an

.

Genntniß der Sprache, der. Mufif, : und bee Dichter zunahmen; gingen fie auch zu immer f Stuffen auf der Paläftra fort. Die Leibesübungen fie als Knaben.getrieben hatten, wurden nicht nur gefezt und verflärft, fonbern auch mit neuen, beſi mit Neiten und Jagen vermehrt; und um bie

der Mannbarkeit, oder Furz nachher muften fie

andy beyde zu den größten Zeyerlichkeiten, won d en fowohl als Samilienfeflen. Man fang fo fege des Charondas in Athen an Gaſtmaͤle Athen. XIV. c, 3. p. 619. In den aͤlteſten ſangen bie Dichter ihre eigne Werke ab, fo wie ſten Tragiker und-Romifer ihre eigne Schauſpie ftellten. Athen. XIV. 3. 4, p. 620. In der aber wurben die Arbeiten der berühmteften Dicht Rhapſobiſten abgefungen, von welchen man g daß fie von den Muſen der Dichter, berem heclamirten, begeiftert würden. ib. & Plat. in Schon Hipparch machte das Geſez, daß die E des Homer alle fünf Jahre an den großen Panat yon Rhapſodiſten fellten abgefungen werden. J adv. Leoer. p. 165. & Petit. de leg, Att. Wahrſcheinlich nach dieſem Muſter gab ber bei Medner Lykurg ein anderes, wodurch ben ©: ober Syndicus der Stadt befohlen wurde, alle bie Xrauerfpiele des Aeſchvylus, Sophokles und des, deren Werke man in biefer Abficht in den d * Gen Archiven aufbewahrte, dem Wolke vworz Petit. p. 68. Demetrius Phalerens war be ber Mhapfodiften aufs Theater brachte, und | Schauſpielern an die Seite fezte. Athen, I, c, den Urtheilen, die Kenophon über diefe Mhapi fälle, waren fie meiſtens unwiffende Leute, ber ziges Verdienſt darinn befland, daß fie die Wer! Dichtern richtig abfangen oder beclamirten, di oft basjenige, was fie fangen, nicht einmal verfl IV. 2. Memor, Soer. & Symp. c. 3.

Gefchichte der Griechifchen Sophiſten. 69 ichfeiten, und unter biefen fogar das gezwun⸗

den Appetit eines jeben überfteigende Effen gefallen Rn, wozu fich wenigftens diejenigen entfchloffen, vie van Olympifchen ober andern Spielen Sieger wers Inmeilten *). Solon zwang aber nicht bloß die Athe⸗ when Juͤnglinge durch feine Gefeze zu folchen hefti⸗ # Sehbesübungen, fonbern er munterte auch durch He Belohnungen dazu auf, indem er ven Siegern in Iſtmiſchen Spielen hundert, und denen in ben mmpifchen fünf Hundere Drachmen verſprach **); und ſen feinen Gefezen und Aufmunterungen zur Gymna⸗ muß man es unftreitig größtentheils zufchreiben, daß Fyon Im eingeführte Volksregiment befeftige, und ſe Sange nachher die Sieger bey Marathon, Gas im mu Plataͤa gezogen wurden 7). Mach der feners 0 | 3 lichen

Plat. & Teletis fragm, 1l. ec. Arift, c. 4. VIII, de Civit.

N Plut. I. 362. Diogenes von Laerte, ober wem dieſer elende Sompilator folgte, urtheilte alfo ſehr fchief, wenn er die Summe von fünf hundert Drachmen , wo⸗ für man im Zeitalter Solons hundert Ochfen kaufen

konnte, für nicht größer hielt, als fie In feinem Zeit⸗

' alter war, und dabey glaubte, daß er burch biefe gerin⸗

» gen Belohnungen ſiegreicher Kämpfer die Athletenſucht

‚unter den Athenienſern babe einfhränfen wollen.

I. 55. 56. |

Je allgemeiner nämlich die gymnaſtiſchen Uebungen wur⸗ ben, deſto groͤßer wurde die Zahl geſchickter Krieger, deſto ſtaͤrker der Staat gegen auswaͤrtige Feinde, und deſto maͤchtiger das Volk gegen Oligarchiſche Bedruͤ⸗ der, die vorher die einzigen Krieger geweſen waren. IV. 13. Arift. de Civ. Dean fah daher auch in alte Zeiten die Palaͤſtra für eine Ernährerinn und Beſchuͤze⸗ rinn der Tapferkeit wie für eine Schule des Krieges an; und eben beßwegen unterfagten Polykrates und andere

| | vo.

ı

u... Sechſtes Bud, .. | lichen Einfehreibung oder Aufnahme unter die Buͤtg entgingen bie jungen Athenienfer zwar der genauen Al ſicht ihrer bisherigen Lehrer, bie für ihre Sitten, für die Stärfung ihres Leibes und die Bereicherung gg Senntniffe forgen mußten *); allein fie wurden noch nicht der Aufficht der Soloniſchen Geſeze und vornehmſten Handhaber entzogen. Vielmehr

(6 w

ber Areopag die jungen Diänner und Bürger, den Geſezen des Staats befannt zu machen, und Gymnaſtiſchen Uebungen beftändig fortzufegen **), erſt im brenßigften Jahre war ed ihnen erlaubt, lich vor dem Senat oder Bolfe zu reden; nachbem { während eines Zeitraums von zehn Jahren hie verfaffung der Republik, ihre gegenwärtige tage, ı Derhältniß zu andern Staaten, und bie vor | Perſonen ihrer Zeit unter der Anleitung weifer Mäund und in den Bolfsverfammlungen kennen zu iernen, &

"A

legenheit gehabt Hatten 7). A

verſchmizte Tyrannen ihren Mitbürgern, bie fe une druͤckt hatten, alle bildende Leibesübungen. Athen, p. 602. In fpätern Zeiten und Schriftſtellern, berd Römifchen, . trifft man ganz verfchiedene. Urtken über die Paldfira und Gymnaflifchen Uebungen ber Oz chen an. Man hielt beyde für eine Haupturſache & Ausartung und Weichlichkeit der Griechen, und fe= die eine wirklichen Lägern, uud bie andern wirklich Kriegsäbungen entgegen. Mir ift es bier genng, - nachtheiligen Wirkungen ber Griechiſchen Gymuaß kurz angezeigt zu haben, bamit man nidht die Zeuge ' von Schriftſtellern, in denen fie bemerkt werben, w den Altern Zeiten mißverſtehe. ) Plut. l. e. y Plut. & Tel. Il. ce. j -I Dinsrch. p. 101. Aelch, 271. 174. 175. & Pet. ex h Ozgstor. P. 260, & ſq. 74 25 "

\

\

Geſchichte der Griechiſchen Sophiften. 7%

i Wenn man biefe Erziehung ber Arbenienfer mis heutigen vergleiche, die mic der Vernachläffigung v Didung der Sitten und des Chrpers haupeſaͤchlich Ve möhfeelige und langwierige Einpfropfung manche Me, niche felten entbehrlicher Künfte und Kennt⸗ Ufe dyent; fo wird man verſucht zu glauben, daß Inerfere wegen ihrer Einfalt oder Einfachheit nicht bie miehung eines, wegen feiner Aufflärung fo. beruͤhm⸗ B, ſondern eines halb barbarifchen Volls gewefen ſey. nberbeffen muß e& einem jeben unpartheyiſchen und auf⸗ ulm Beobachter einleuchten, dag bie Erziehung wCsihen mach den Borfcriften Sofont unenbiidp Wr, au Ne heutige, Die Herzen und Sitten von Knaben B Fhpingen bildete, und daß fie den Umſtoͤnden ber senalgen Zeit, den Debüsfniflen des Etaate und deu Beitimmung junger Mitbuͤrger auf das Molke mumenfle anpaſſend war, „Inden fie diefe allmäfich mie

) Din einzigen Plato ausgenommen, ber aber die Weiber Biber bie Abfichten der Marar Manner umſchaffen wollte.

a, Schfles Bude

dachten. Solon gab auch gar: Feine Geſeze über rziehung der Töchter *), und fo guͤtig er ſich —* feinen uͤbrigen Geſezen gegen das. ſchwaͤchere Gefchlem erwies; ſo zog er doch die firenge Zucht, unter weich es ſtand, noch flärfer an,. und fihloß ed auch meht em als es vor ihm geweſen war. Exr vererbnkte, daß U Ber niemals anders ald gepuzt ausgehen, aber doch aus . nicht mic mehr ald drey Kleidungsſtuͤcken umgeben’ fege | daß fie nur drey Obole werthe Nahrungsmittel, und F hen groͤßern, als einen cubitalifchen Korb bey fich AH en, daß fie endlich des Nachts niemals ihre WBohrien erlaffen follten, wenn fie nicht auf einem an gen, ‚und eine Fackel vor fich her tragen ließen **).. . unterfagte ihnen gleichfalls alle heftige S zeugungen, die bis dahin gebraͤuchlich geweſen are das wilde Wehklagen, und Jammergeheul, dab: Au reißen der Haare, das Zerfleifchen der Brüfte, umbau derer Theile des Leibes. Auch verbot er ihnen; ." Stabmäler fremder Perfonen zu einer andern Zeit, \ der des keichenbegangniffes zu. befuchen 7). Aus bie Geſezen allein kann man fehon ſchließen, daß bie Lebe art, und alfo aud) die Erziehung bes weiblichen ſchlechts in Griechenland noch weit mehr, als bie. 1 männlichen von ber unftigen verfchieden gewefen fen.

. Die Eingefchloffenheit und Eingefchränftpeit weiblichen Sefchlechts überhaupt war in Griechenlant alt, - daß fie mit der häuslichen Gefellfchaffe felbft ı ftanden zu ſeyn ſcheint; und es ift daher unmöglich, Urſachen derſelbigen mit Benwißdet und une

*, Und untrföl er ſich weg vom Eor nd Plut. in Sol, I. 359.

Geſchichte der Sriechiſchen Sophiſten. 73

ber, auch nur wahrſcheinliche Vermuthungen daruͤber pen. Wenn ich aber die Griechiſchen Bölfer mie Bun Nationen unter ähnlichen Himmelsftrichen und den zuſammenhalte; fo kommt es mir viel glaubs Mayr, daß die Griechen bie Eingezogenheit der Wei⸗

Seh den Fremdlingen aus Aſien und Africa, welche BUnkeher ihrer erſten bürgerlichen Einrichtungen wa⸗ Ws als eine ausländifche Sitte empfangen haben, als B ſe ein Wirfung des eigenthämlichen Klima ihres We, oder ihrer alten urfprünglichen tebensart gewe⸗ a. Dem fen aber wie ihm wolle, fo glaubte man wein Sriechenland, daß bie Natur oder Vorſe⸗ hj den Nann zu allen öffentlichen oder Privatgefchäffs Be, Be außer dem Haufe vorfielen ot er verrichtet wer⸗ ww, und das Weib zu allen Innern häuslicher röcken beſtimmt, und nach biefen verfchiedenen Beſtim⸗ ngen auch Kräfte und Neigungen an bende Geſchlech⸗ e verſchleden auſsgetheilt habe *). Die Ehre einer vers xacheten Frau beftand barinn, fo wenig als möglich Haufe zu feyn, und von Unbekannten bemerkt zw‘ weh; und die ganze Erziehung von Sungfrauen zielte warf ab, daß fie fo wenig, als möglich, reden, hören u ſehen möchten **). Durch diefe forgfältige Eins: üchung des weiblichen Gefchlechts und Abfonderung we dem unfeigen wurbe es Mäpchen und Frauen ums: - u EuE5 moͤglich

"9 lieber dieſe verſchiedene Beſtimmung beyber Geſchlechter

und die Verſchiedenheit ihrer Geſchaͤffte ſehe man Xe- noph. Oeconom, 3. 7. Io. e. aus welchen Sapiteln ich auch alles das hergenommen habe, was man in biefens Abfaze Über die Erzichung, Lebensart und Gefchäfte der Weiber lefen wird. |

%) Ich bediene mich bier‘ der eigenen Worte Renophous & 3. 7. gi. el pr ...7

ME Secchſtes Bud. ==:

moͤglich gemacht, ihren Geift durch Kuͤnſte, 9 fhafften oder lehrreichen Umgang zu bilden, weil der leztere unterſagt war, und bie erftern nur von nern gelehrt wurden, die zu ihren geheimen ı gen keinen Zutritt hatten. Wenn alfo junge Adi ferinnen aus vornehmen Käufern verheirathet wur fo brachten fie ihren Männern feine andere Kenntaifl eine Fertigkeit in gewiffen weiblicyen Arbeiten, befi Meben und Streifen von Kleidungsſtuͤcken zu **) waren in ben wichtigften häuslichen Gefchäfften fo ren, .. baß fie erſt von ihren Männern, bie 6: größten Rechtſchaffenheit mit ven geliebteften W Doch weniger ald mit andern Menſchen redeten, 3 gen Hausmüctern muſten gezogen werben. Die ! ten einer guten Hausfrau feste man allein darim: fie dasjenige, was der Fleiß des Mannes ange und erworben Me zu erhalten ſuche: daß fie d geerndteten Fruͤchte weder verſchwende noch veri laſſe: daß fie alles Hausgeräch in gehöriger Dei und gutem Stande erhalte: daß fie Sclaven und Binnen ihre. Arbeiten weislich auscheile: daß fie bi wiffenden unterrichte, die Trägen ermuntere, die T und Kleißigen belohne, die Nachläffigen und Line beftrafe, und die Kranfen. liebreich pflege: endlich d ihre Fleinen Kinder mit mütterlichee Sorgfalt ei und ihrem Manne unverbrüchliche Treue bewahr Den einer folchen Erziehung und tebensart wird es begreiflich, warum Solon von ber Erziehung ber © ter In feinen Geſezen gänzlich ſchwieg, und das wei

u!

©) Und dies gefi eiffens im unten re °) ee Ei kunfich Jahre,

"m Xen. ll, ce, & Memotab. Secz. IL 2. n

Geſchichte der Griechifchen Sophiſten. 75

Wblecht in Griechenland viel weniger als unter uns Mg. wurde *).

Daß Solon in der Erziehung ber Achenienfer nur. Inge Beränverungen machte, iſt weniger zu verwun⸗ w,unb auch weniger merkwürdig, als daß er die Re⸗ wa feines Volks faſt ganz unverändert ließ. Denn ie denn Reinigungen und Ausföhnungen, wodurch ı Sreund Epimenides die Achenienjer beruhigee **), ee den Altären, die eben biefer Weißager den Furien ı.uubefatnten Göttern, ja fogar einigen taftern er⸗ were }), außer dem Tempel, welchen Solon der ges inn DBenus erbaute, und worinn er öffentliche eltüperfonen zu ‘Dienerinnen der Görtinn beftells MM), endlich außer den Geſezen, wodurch bie Trauer .

‚Die Erziehung der Buhlerinnen war von ber Erziehung freyer und ehrbahrer Arhentenferinnen ganz verfchieben. Weber vie erfiern febe man meine) Abhandlung Aber bie- Mannerliebe der Griechen, und meine Befchichte des Luxus unter ben Athenienfern.

" Plus. 1. 336. Diefer Schriftſteller fchildert den Epime⸗ nides als einen weiln Dann, ber bie Religion ber Athenienſer fanfter unb milder gemacht babe. Euan⸗ shes hingegen beym Athenaͤns XII. 8. 602 p. erzählt, Daß er die Athenisnfer von dem Fluche, ber auf ihnen ruhte, durch Menſchenblut gereinigt, und nennt den ſchoͤnen Juͤngling, den er geopfert babe. Die leztere Erzaͤhlung ſcheint mir bie glaubwuͤrdigſte; denn Men⸗ ſchenopfer blieben noch lange nach dem Solon nuter den Athenienſern und andern Griechen gebraͤuchlich, wie Ich an einem andern Drte zeigen werbe,

) Diog. 1. 109, & fq. & Plut. 1. e. -+) Athen, XIII. 4. Paufanlas I, p. 2. fagt, daß Theſent einen ſolchen Tempel errichtet babe. Er

6 =. Schu

eingefcheänft *), dem Areopag die oberfle Aufſicht = Keligionefachen **) aufgetragen, und ber hehe Rath 9 fehligt wurde, ſich am Tage nad) den Myſterien U Eeuſiniſchen Tempel zu verſammlen, um alle die Ste tigfeiten und Unordnungen zu fchlichten und zu beſtrafe Die während dieſer geheimen Feſte entftanden und vorg fallen wären ***), außer diefen Einrichtungen und & fezen finde ic) gar feine Neuerungen, die Solon in Goͤtterdienſte feiner Väter gemacht hätte. Die’ selber die Sottlofen, von denen ich gleich reden we waren zu unbeflimmt und zu graufam, als bag man dem Solon zufchreiben Fonnte; wenigftens werben ihm von feinem einzigen alten oder glaubwürbigen ſteller zugeeignet. Wahrfcheinlicher ifi es, daß Gehe Die ungefchriebenen Geje;e der Eumolpiden, nad zue chen diefe vormals alle diejenigen, welche wider Wie ligion und Götter gefündigt hatten, beflrafen Fonntes abgefchafft Habe ). Denn erſtlich verordnete er, ba obrigfeitliche Perionen, unter keinerley Vorwand, una! feinem einzigen Ball, einen Bürger nad) ungefchriebeme Geſezen richten follten F}), und zweytens führe & fias FF) ven Rath des Perifles, daß man nach den m gefchriebenen Geſezen der-Eumolpiden wider "die Getı lofen verfahren müfle, als eine ganz neue und ung wöhnliche Maaßregel an.

Wenn Solon nicht mit feinen Zeitgenoffen geirrt ober wenn er eine reinere und erhabenere Religion ai

die

an mal

Plut.]. e.

##) 0.9. Meurf. Areop.

#44) Andoc. or. I. p. 229. Ed. Hanovii,

7) Diefer Geſeze erwähnt Lyfiss adverf. Andoc, p. 168. tt) vide Sal, Leg. ap. Andoc. p. 215. 1, e.

tt Vl. c.

‚Dan fehe Plat. de Rep. in, n. ai, p. joa. 4. 168. 140. 148. 150. 20 172. 174, Ed. Maffey. us diefen Stellen. in melden. Plato bie Religiousbegriffe b feiner Zeitgeneffen beftreiter, iſt auch dasjenige genams . mn, ms ich noch vch ber die Relni jom der hand

fen wer \

BE Sf

and den Schuz der Götter durch prächtige und al fehweifende Sefte, oder durch reiche Opfer, Geſcheit and Stiftungen erfaufen, und ihren Zorn koͤme. Nicht bloß alte Frauen ober Menfchen

Pbbel, fondern die reichten Häufer und ganze St Tießen fich von nichtswuͤrdigen herumziehenden Gaufiel bethoͤren, vie fid) Schüler des Orpheus nannten, aM ſich dabey rühmten,, durch Opfer und Einweihemgen ihre Myſterien oder durch die Theilnehmung an fett geheimen Feierlichkeiten die Schuld von Sünden? gen, ihre Folgen in diefer und einer andern Welt gen, und eine felige Unſterblichkeit verfchaffen zu für Ehen diefe Betrüger maaften fid) fogar ‚eine Sera

über die Götter an, und gaben vor, fie durdh'‘

Beſchwoͤrungen nad) ihrem Willen beugen zu Fbruner?]

Ale Hörter ſchienen den Athenienſern, wie den (ii Griechen, fo bösartig, daß fie fich einbildeten: ein aufe orbentliches. oder langdaurendes Gluͤck ziehe: Dh amd die Mißgunft der Görter auf fich, und werde ühre Beranftaltungen übern Haufen geworfen *%). dachten fich ferner eben dieſe Götter fo reisbar, daß: alle Ungluͤcksfaͤlle für göttliche Strafen anfahen, i pi nicht um allgemeiner &ittenverberbniß, oben;

®) Plst. I. c. p. 102. 104. ®*) Her. 1.33, Plus, VI, 649. 51. 748. Luc, I, 5, 25 d

Geſchichte der Griechiſchen Sopfiften. 79

dem Anfreſſen irgend eines Hausraths durch eine der Berührung oder Begegnung eines leichnams, den rärhfelhaften Phanrajien eines Traums, furchts ndigungen des Zorns der Götter , ober Vor⸗ MR fünftiger Ungläcsfälle ). So gewiß endlich es Rad die ausfchmweifende Pracht ihrer Fefie eine der Urfachen der Verderbniß ihrer Sitten wurde; eben | iſt es, daß bie angeführten fo wohl, als ans Urt des Aberglaubens die wichtigften Micurfas Berfalls ihres Staats waren, indem fie das 7 der unbefonnenen Unternehmung gegen Sicis rpm Derurtheilung unb Quräcberufung des Alfie er af welchen bas ganze Heer das größte Ders * e, u zum Auen vor Syra⸗ £, als das muthloſe geichlagene th xererret werden konnte, bewogen wurden. *

Al dieſe Irrthuͤmer und aberglaͤubiſchen Thor⸗ ben en Arhenienfer mit den übrigen Br m Staaım gemein, ald welche diefelbigen Claſſen von jetern Omerfannten und viefelbigen oder doch Ähnliche

pe an ähnlichen Feten durch Ähnliche Opfer, Ges aufeı und Stiftungen verehrten. ‘Die erftern unters

gen ſich aber doch von den leztern durch einen blin⸗

g urld heftigern Religionseifer, welchen alle Redner aa vem Samen der Froͤmmigkeit, als eine ben Athe⸗

gen eigenthämliche Tugend, erheben ; und durch Age Seſehe wider die Derächter der Götter, und bie } Ghbnder der Religion , deren Urheber unbekannt find, we her doch zwifchen dem Solon und Perikles gegeben —2* Diefe Geſee wider die Goctioſen waren

9 Theophr. Chara. c. 16, de ſaperſt. & ibi Cafaub, & du Port,

\

> = 7 Seren kon ber Art, daß allem Anfcheine nach die groͤbſten?

thuͤmer der Volks » Religion dadurd) geheilige und | ewigt, die freye Unterfuchung der Wahrheit gehind und die furchtiofe Aushreitung der gefundenen encheg Wahrheit, daburdy unmöglich gemacht werden my Man muß daher die Wege der Borfehung und die Kr loſigkeit menfchlicher Sazungen bewundern, wenn u findet, daß gerade unter dem Volke, welches Bekenntniß der Wahrheit ald Todesverbrechen. befhrg und deſſen Religion dem forfchenden menfchlidyen Ey die fchmerften Feſſeln anlegte , ver einzige wahre zuerſt öffentlich verfünbigt, und die reine Religion gu gelehrt, und über die meiften Bölfer der (Erde verbo worden. Die Geſeze der AUthenienfer wiber die. bigen und Gottloſen waren den Römifchen Geſezen unter den Kaifern fehr ähnlich , und ad auch eben, wie diefe, gemißbraucht. Das Forum ı ben beyden ungewiß; und man fonnte daher ge und Gottloſe ſowohl vor dem Areopag ”), als t oben Rath **), oder einem ber Archonten, ber amen des Königs führte 7), oder vor der He angeben und anflagen FF). Die Strafen ver Gu ſigkeit waren ferner , gleich denen des Majeſtaͤtsvejt chens, willführlich ; aber immer aͤußerſt hart, inden entweder in ewiger Verweiſung, oder in Hinricht mit dem Verluſte aller Güter beſtanden. So wie u endlich in Rom nicht bloß durch wirkliche Thaten Anſchlaͤge wider das leben der Thrannen, ſondern M ſtille Klagen und Seufzer, durch Traurigkeit, | di

#) Meurf. 1. c.

*©) Andoc. 1. c.

+) Lyf. 108. p. adv. And. +}) Dies leztere erhellt ans der Geſchichte des Sokrates.

a“

Gefbichte der Griechiſchen Sophiſten. 94

th die gleichgültigften uwerdaͤchtigſten Befanntichaffs und Handlungen Majeftätöverbrecher werben Fonnte, lennte man fich in chen eben ſowohl durch die Ders sfng fremder Gottheiten, durch die Erklärung na⸗ Her Erfcheinungen aus natärlichen Urſachen, oder d die Unterjuchung der Gefeze und Veränderungen ENatur als durch die Entweihung der Eleuſiniſchen Meeonniffe, oder durch bie Berffümmelung und Echäns Bi helliger Statuen, ober endlich durch das Abläugs Br die Bezweyfelung des Daſeyns der vaterländis BR Gitter eine Anflage der Sottlofigfeit oder des Un⸗ ein zuziehen. Eben deßwegen, weil das Verbre⸗ Keime war, dichtete man es wie in Rom das werbrechen gerabe den größten Männern und en Amichen an, die man fonft Feines. andern Ders gend jihen Fonnte; unb wenn man alfo weiß, wie Wi Arten an Spfophanten, und an parthenifchen, abergläubifchen, und unwiſſenden Richtern 2% ſo wundert man ſich noch, daß Anklagen des Uns abend und der Gottloſigkeit in dieſer Stadt nicht noch

A gewefen find, als fie wirflich waren *). 1 "Ungeachtet Athen burch den Solon unter allen ſchen Republiken die befte Regierungsform erhals und diefer Geſezgeber die vortrefflichiten Mittel ges hatte, die gegen einander aufgebrachten Partheyen reinigen ; fo konnte Doch der Staat nicht auf eins gellärke, und die tief gewurzelte Zwietracht nicht einmal ausgerottet werden. Athen war durch die Berigen Unterdrückungen oligarchifcher Defpoten fo Rihwächt worden, daß feine Bürger zu ohnmaͤch⸗ baren, den Einwohnern von Degara a Snſet Sa Er 3 * a⸗

V Siehe Beylage am Ende des Capitels. Zweyter Band. 8

92 ESecchſtes Bud. *

lamin zu entreißen. Man hatte fogar ein Geſez gei welches nur die Außerfte Berzwenfelung und Mut keit eingeben fonnte, daß derjenige des Todes fi feyn folle, der den Rath geben würde, Salami der zu erobern. Zwar gewannen fie dieſes Eylant die Weisheit und den Muth des Solon und Piftl auf eine kurze Zeit wieder, allein fie buͤßten es au nachher abermals fame Nifia ein. Die Armu Athenienfer war unter dem Solon faft noch groß ihre Entkraͤftung. Sie hatten weber Künftle Werke ver Kunſt; weder Fünftliche Handwerke nuͤzliche Manufacturen , oder einträglichen $ Den lestern fcheine fogar Solon mehr gehindert guͤnſtigt, oder die Vortheile deſſelben wenigften eingefeben zu haben. Er gab nämlich über Ham Wandel gar feine Geſeze; und das einzige, was und wodurch er die Ausfuhr aller übrigen Pr das Del ausgenommen, unterfagte, müfte den. wenn er auch blühend gewefen wäre, vernichtet Woahrſcheinlich reichte der Ueberfluß an Del, Athenienfer bauten, und die Ausbeute ihrer Be kaum hin, das Korn, was ihr unfruchtbar fchlecht bearbeiteter Boden nicht liefern Eonnte andern Nothwendigkeiten des Lebens von Korin und Aeginetiſchen Hanvelsleuten einzufaufen.

", Die Beweisſtellen zu biefem Abfaze findet mar

Aufange meiner Abhandlung Äber den Luxus nieuſer.

Gefchichte der Griechiſchen Sophiften 83

Die Erbitterung, welche die von den Reichen aus⸗ ken, und von den Armen erlitenen Gewaltthaͤtig⸗ M erzeugt haften, war zu groß, als daß fie Durch Veranſtaltung des Solons gänzlich hätten getilge ehe ſollen. Die alten Feindfeligfeiten brachen daher PR lange nach) feiner Geſezgebung, und wie Plutarch Mc”), während feiner Abweſenheit von neuem aus, e jede der drey Partheyen, im welche das Athenien⸗ br Dolf vorher gerheilt geweſen war, erhielt, oder parte ihren Anführer, unter welchen Piſiſtratus, Aut, und der VDertheidiger ber Aermern, ober we aha der größte, berühmtefte, und geliebrefte * Piſiſtratus ſtammte aus einem eben ſo al⸗ a edlen Geſchlechte, als Solon, ab, und hatte

Band die Ueberwindung der Megarenſer, und dur Witereroberung von Salamin und Niſaͤa einen en Ruhm unter ven Griechen‘, und eine allges Hochachtung unter ken Mitbuͤrgern erworben F). 2 Er

ni 376. Pr. le. Her. 1.59 & feq.

Nest. &Her. 1. cc. Diefe Stellen des Plutarch und He⸗ todot find nebft den folgenden, die ich herfezen will, die wichtiaſten über die Herrfchafft des Piſiſtratus und ſei⸗ ». ger Söhne. Her. V.65. & fq. Thucyd L 20 VL br 54.& fq. Andocyd. I. 216. Hocr. IL 331. 33. Ariſt. V. ı1. 12. Plat 'seoxs.p. 234: Die übrigen weniger

N $ " wichtigen Zeugniffe bat Meurfius in ſemem Puſitratus zuſammengetragen, melde Abhandlung eing von dem vollftänpiaften, und felbft mit Kritif gemairie Compi⸗ Intionen diefes Mannes if. Die anaführte Stelle des Andokydes andgenommen, babe ıch feine andere von Medentung vergebens darin gefucht. Ich werde Daher anch in ber Zolge der Kürze wegen aur biefe kleuue verweiſen, ba ich bis Lauptquellen angezeigt

abe.

4. Gedfled Bud. .

Er war nach dem Solon unftreitig der erfte feines De Ihn fchändete Feines von den taftern, die feinem 3 ‚alter eigenthuͤmlich waren, oder woburd) fid) die M tigen in Athen fo verhaßt gemacht harten, oder bi ‚welche auch andere Tyrannen bewogen wurden, die fte Gewalt In ihren Vaterſtaͤdten an fich zu reißen; unter feinen heftisften Seinden hat es nie einer gene ihn einer unmenfchlichen Härte, oder einer rohen U heit, oder einer viehifchen Schwelgerey und Böllere befchulbigen. Er befaß eine jede der Vorzüge und;- genden, bie eitien großen Feldherrn, Staates. und Volksbeherrſcher bilden konnten. Durch bie und Maojeftär, die über feine ganze Perſon verbe war, flößte er eben fo viel Ehrfurcht ein, als 2m fein liebreiches freundlic)es Betragen Herzen auf Seine Tapferfeit war; wie feine Beredrfamfeht, wm derſtehlich, und feirie Frengebigfeic wurde durch S thun eben fo, wenig, al& feine Langmuth, übe » Geduld durch) die unverdienteften Befchimpfungere Schmähungen gegen Ihn und die Seinigen etſchoͤp Durch ſeine tiefe Klugheit, die Aber vielleicht Namen von feine tift, und fchlauer Verfchtnigtäudd dient , bleiivete er nicht nur das ganze At Volk, ſondern vereitelt auch alle Entwuͤrfe feiner m tigen Feinde, und machte ſelbſt die Weisheit und ſchloſſenheit des Solon, der ihn allein erkannte, fru MNach feinem Ehrgeize, dem einzigen Fehler, der a getadelt werden konnte, und von welchem Solo

N tn anno

°) Plüt. I. 378; Cic. deÖr. II; 34. Brut. I. 2, be e. 6. wo viele merkwuͤrbige Bepſpiele feiner Verf lichkeit und feiner Oleiägältigkeit gegen Schmaqh Hohn, deren nut eine wahrhaftig große und arte | le fähig fepn Pant, geſammlet ſiud.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 85

zu heilen vermochte, war die Begierde feine Mit⸗ æ gläcflich und fein Barerland groß zu machen, die kund mächtigfte unter feinen Leidenſchaften, und &os ſoſt gab ihm das Zeugniß, daß er ein untadelicher Bnlfommner Bürger gemwefen wäre, wenn er nicht Bamnäßigen, und für bie Freyheit der Achenienfer chen Ehrgeiz genaͤhrt hätte”). Diefer außerordents Ray nun, der feinen Namen durch eine glorreiche Berung eben fo unfterblich machen wollte, als Solon engen durch feine Gefesgebung gemacht hatte, faßte km Gedanken, ver in einem jeden andern Kopfe Nn geweſen wäre, noch ben Lebzeiten des Solon die BR, als ſie eben die erften fügen Srüchte der Mei ja koſten angefangen hatten, dieſer Freyheit zu BR, und ſich der Alleinherrfchafft zu bemächtigen, RR Der Geſezgeber ausgefchlagen hatte, Vergebens Be Dre leztere die berhorten Athenienſer vor dem Ps, noch ehe biefer feine Abfichten ganz deuts | efläet Hatte; und eben fo vergebens forderte er fie Orr in voller Nüftung zur Bertheidigung ihrer Frey⸗ kauf, da die Entwürfe des Demagogen fchon klar Droge Ingen *"), Die Achenienfer achteten weder en Rath, noch nahmen fie feine Hülfe an, fons heßen fich durch eine Lift des Pififtratus fangen, Fi grob fie auch war, die Feinheit diefes Mannes, . he genaue Kenntniß, die er von feinen Zeitgenoffers #, eben fo ſehr beweift, als fie ein untrügliches fmal des leichten und fhörichten Sinns, und ber Seriichen HnaufpeFlörrge der Athenienſer war D.

3 | r

Bm ge e æi re rd

Plut. ]. c. ) Plut. I. 379» 81T. Pifiſtratus hatte die Athentenfer ſchon vorher burch eine, noch groͤbere, aber eben fo glädliche Liſt, hintergan⸗ BE gen:

86 Sechſtes Buch.

Er mißhandelte ſich ſelbſt zu Haufe, und ſtellte fich ı Blut und Wunden uͤberdeckt dem ſtaunenden Volfe f welches er leicht davon überzeugte, daß er von feh Feinden für den Eifer, womit er die Aermern und) drigen gegen die Mächtigen und Neichen vertheipigt ] te, fo graufam wäre zerfleifcht worden. Die A enfer wurden durch) diefes Echaufpiel fo fehr gerü Daß fie ihm aus ihrem Mittel eine gewiffe Zahl von Senträgern bewilligten, die ihn fernerhin gegen folche waltchätigkeiten fchügzen follten, die abet Piſiſtratus nach) feinem Wohlgefallen vermehrte, und dazu bre te, eben diejenigen, welche ihm diefe leibwache zugege baten, zu entwaffnen, und fid) unterwüsfig zu. chen *). Zwar wurde Pifiitrarus in der Folge ı Burch die Srenheitsliebe des Bolfs, fondern durch Neid einiger Mächtigen, beſonders der Alfindoni zweymal vertrieben, und mufte von den drey und b $ig Jahren, die er regierte, fechszehn Fahre mit“ Verlufte aller feiner Güter im Elende zubringen allein er kehrte immer fiegreich zurück, ſtarb zulef big als Wlleinherrfcher von Athen, und ubewdab,

EEE nennen SEE

gen: naͤmlich durch das Schauſpiel feiner Zurke zung durch bie Phya, eine große und fchöne Yung die man mit den Attributen ber Minerva ausgefche hatte, unb die auch wirklich vom Athenienſiſchen 3 als die Beſchuͤzerinn ihrer Stadt aufgenommen angebetet wurde I. 60. Her, Herodot fand biefe B gerey fo grob, und bie Thorheit derer, gegen m fie gebraucht worden war, fo Einbifh, baß er es begreifen konnte, wie Griechen, bie ſich ſtets durch Klugheit von den Barbaren unrerfchieden hätten,

dadurch hätten bethoͤren laſſen koͤnnen.

®) Plut. & Her. l. e. & Meurf. e, 3.

®®) Arift. de Civ. V. 12. Heracl, de Rep. Athen, &,

Geſchichte ber Griechiſchen Sophiſten. 87

tde feinem aͤlteſten Sohne Hipparch, der faft eben ine, als fein Vater regierte; und unter deſſen Re⸗ ig die Achenienfer, wie Plato fagt, eben fo gluͤck⸗ | ol die erften Sterblichen zu den Zeiten des Saturn a). Dad) der Hinrichtung des Hipparch durch Fhearmodius und Ariftogiton, behauptete deffen jüns

$, und würde fie vielleicht noch länger behauptet has ;; wenn nicht durch ein Ohngefaͤhr die angefehenften Hnen feiner Sainilie den Alfmäoniven in die Hände Me waͤren, und ihre Gefangenfchafft ihn genoͤthigt I, ſen Vaterland auf ewig zu verlaffen **),. ©. Wpachcet der boppelte Berluft der Herrfchafft des * und bie doppelte Wiedergewinnung derſel⸗ ‚at vielen Gewaltthaͤtigkeiten verbunden war, uns ga auch Piſiſtratus am ſeinen bitterſten Feinden den Kepmiden, welche ihn zweymal vertrieben hatten, bie Im agefuͤgten Beleidigungen mit der Außerfien Strens ehe, ihre Haͤuſer zerftören, ihre Gräber öffnen Kiymüften ließ, ungeachtet ferner Hippias durch die ung feines Bruders erbittert dag leichte Joch,

mL, | 54 Ä was

Mia Hipparch, p. 234. Die drey Jahre hingegen, waͤh⸗ : Ind welcher Hippias geherrſcht habe, ſeyen bie Jahre , der Tyranney gemwefen. ib.

Her, ll. ce. daß nicht Hippias, fondern Hipparch bey Alteſte Sohn des Pififtratus war, beweiſt Meurfius !" wider den Thufybides (VI. 54.) mit unwiberleglichen

Gründen. . Pififtratus fing DI. 50. I. an zu regieren,

and flarb DI. 58.2. (Meurſ. 3 & 4 c.) Hipparch

wurde im zwey und dreyßigſten Jahre feiner Regierung ermordet, und Hippias (Thuc. J. c.) im vierten Jahre verjagt. Das Ende ——— der Pifiſtratiden fallt daher in das vierte Jahr der 660 Ol. an [che Meurf, Biäß, c, 20, |

Be Bruder Hippias noch mehrere Jahre die höchtte Ser |

I... Selten on.

⸗as die Arhenienfer his dahin getragen haften, chwerte, die Abgaben vermehrte, die Münze nem Belieben berabfezte und erhöhte, öffentliche verfaufte, und alle, die ihm verbächtig waren , ten ließ *) 3 ungeachtet endlich ben der Ruͤckkehr dem mäoniden, und der Wiederherſtellung der Freyheit Buͤrgerblut vergoſſen, und viele angeſehene Häufesr ſtuͤrzt wurden **,; fo fann man doch nicht länge daß die Herrſchafft der Piſiſtratiden den Athenie viel mehr Dortheile ald Schaden gebrachte habe, daß die ffrenge Zucht, worunter Piſiſtratus und Söhne den Poͤbel yon Athen hielten, vielleicht not dig war, ben Einrichtungen Solons eine gewiffe feit zu geben, und feine Geſeze in Ausubung zu’ bei Piſiſtratus und Hipparch erhielten Die Same Solon In ihrer ganzen Kraft P), und machten BE andere Neuerungen, als daß der Vater fich deu ten, Hipparch aber nur den zwanzigften Theil bee Fünfte der Athenienſer bezahlen ließ, dag ferner F ſich zu beftändigen Anführern im Kriege, und u oberſten Prieſtern im Frieden machten, und daß F wichtigften Aemter durch Derfonen von ihrer Paz befezten, oder beſezen ließen FF). Weit entfernt ben Benfpiele anderer Tyrannen, feine Mitbürger ftändig yon den Waffen zu entfernen, führte Piſiſt

——

*) Her, V. 62. VI. 123. Thue, VI, 59. Meur ex oscanam. Ariſt, lib, I,

”.) L, And. 2236 p.

P 1.59. Her, VI, 54, Thuc, Plat. 234. p. x

t}) Thue. 1. ec. Pifiſtratus vermied fo fehr all eines unumferäuften Herrn, baß er fich fo 9 Areopag flellte, als er yon einem gemeine fer verklagt warte, Ariſt. de Civ. V. 12,

Geſchhichte der Griechiſchen Sophiſten. 89

Athenienſer haͤufig gegen auswärtige Feinde an, er⸗

rt Solamin, Sigeum, Naxros, und :Delos*), un Kegae nad) der Erzählung einiger Schriftfteller das ufliche Geſez, nach welchem die Kinder und Fami⸗ erjenigen, bie für’s Vaterland geftorben waren, Aentliche Koften unterhalten wurden **). Sowohl Bas als Hipparch ſchmuͤckten Arhen zuerſt mit Bien Werken der Kunſt, unter welchen der Tem⸗ 3% Olpmpifchen Tupiters das größte war, ver aber: en Ken nicht gang vollendet wurde F). Benyde gas Br ach alle erfinnliche Mühe, die dumme Unwiſ⸗ RR ma Arhen gu vertreiben, und ihre Mirbürger aufzuklaͤren. Piſiſtratus ſammlete zuerft die BR: Gefänge des Homer, und Faufte auch die m allen. übrigen berühmten Dichter zuſammen. KR VI. c. le.) Mach diefem DBenfpiele feines Va⸗ MR Sinpacch den Simonldes, Anakreon, und ans . WR Dihter, welche damals bie einzigen fehrer des Vol men, nach Athen bin, errichtete an öffentlichen Fen Hermen, in welche lehrreiche Sprüche eingegra⸗ ER Daten, und perordnete, daß an den Panathenaͤen Fkedichie Homers ſollten abgeſungen werden FF): Ab dieſe Verdienſte auch waren, fo wurden fie Beh von den Bemuͤhungen übertroffen, wodurch Mh Solhons Abfichten und Gefezen in einem Bolfe, ur) langwierige Knechtſchafft in muthloſe Traͤgheit ) 3. ganz

M Her, 1. 0. V. 94, & Meurf. c. 8,

") Plut. 1, 382. in Sol, nad dem Poliaͤn V. 14, teinigten fie auch das Meer von Seeräubern, die noch immer bie Handlung amd bie Ufer ber Griechiſchen Staaten unfis

her machten, | Thue. VL. 54. Arift, deCiv, V, 17, Meurl, Piſiſt, e. 9, -Ceramic. XIV.

f) Plat, I. fupra cit.

Ed

90 Sechſtes Bud.

ganz verſunken war, Fleiß und Arbeitſamkeit zu er cken ſuchten. Sie trieben den muͤſſigen Poͤbel aus Stadt aufs fand, noͤthigten ihn das Feld zu bauen Delbaume zu pflanzen, unterftüzten die Uermern ihrem eigenen Bermögen, und zwangen fie eine Sclavenfleivung zu tragen , damit fie felbft di Schaam, oder Furcht vor der Schande zuruͤck gehal werden möchten, in die Stadt zurüdzufehren *). Di folche Thaten und Einrichtungen mufte die Macht, ! völferung und der Wohlftand , wie die Aufklaͤrung Athenienfer nothwendig um viele Stuffen wachfen, ı mit Recht alfo kann man fagen, daß die weiſe und ı be Regierung des Piſiſtratus und Hipparch die Achen fer gleichſam vorbereitet, und in Stand gefezt habe, Derfern zu widerftehen, welche Hipplas noch in fen

boben Alter wider fein Baterland anführte 9), Kaum waren bie Pififtratiden aus Athen veri worden, als die Zuräckführer des Volks und bie 3 verherfteller ver Freyheit, Kliſthenes, aus dem Gefchle der. Alkmaͤoniden, und Afagoras, gleichfalls aus ein alten und edlen Haufe, mit einander zerfielen, und Volk abermals in zroo Partheyen fpalteten 7). Sr u |

% c, 7. Meurf. Pifift. & Ariftophanes in Lyfiftrata 1152. & fq.

es) VI. 59. Thuc. Er fiel in ber Schlacht bey Marath

nachdem er zwanzig Jahre von Athen entfernt gewe

war, und meiflens am Hofe bes Darius gelebt ba

Einer feiner Söhne war Archon in Athen, und er

tete mehrere Heiligthuͤmer, von benen Thukpdides

54. redet.

+) Her. V. 66. Mit dem Herobot flimmt Anbokydes fammen Or. I. p. 226. Iſokrates hingegen nennt Kliſthenes und Alfiblades als bie Urheber der Frepl

ge Bigis Tom, I, Or, 431. 45%

Gefchichte der. Griechiſchen Sophiftn. 91

ſtelte fich an die Spize der Ariftofratifchen Parthey, fr altes Unfehen wieder zu gewinnen trachtete; und Ühenes warf fich hingegen in die Arme des Pobels des großen Haufens, deſſen Macht er auf alle wu verftärfen fuchre, um die feinige dadurch zu hen *). Er machte daher mehrere neue Einrich⸗ und Gefeze, wodurch er zwar feine Abficht volls erreichte, aber auch) zugleich das Gleichgewicht fe, in welches Eolon alle Theile des Achenienfifchen tantö gefest hatte. (Er gab zuerft Das Geſez des Oſtra⸗ ei, und mit diefem dem Poͤbel das Recht, alle a, mern er einen ſolchen Schritt nöthig fände; uns Eamgelehenften Bürgern, bie ich durch Neichthum t Kehen und Einfluß am meiften auszeichneten, Wahn auf zehn Jahre zu verbannen, der durch bie ieh Stimmen für den mächtigften und der Freyheit bed Dolls gefährlichften Mann würde erfannt wer⸗ 1), Noch viel Wachtheiliger aber für die Verfaſ⸗ fung,

V Her. |. c. & Ariſt. de Civ. VI. 4. MM) Ueber dies Geſez fehe man Plut. 1.482. II. 481. 95. 96. .. I. 360. 61. Ed. Reisk. Andokydes, ber in Gefahr mar, durch diefes Geſez vertrieben zu werben, fuchte es den Achenienfern daburch verhaßt zu machen, baß er ihnen vorftellte: fie feyen bie einzigen unter allen Griechen, bie ein ſolches ſchaͤdliches Geſez unter.fich gels - ten ließen. Or. IV.p. 292. Wir wiffen aber aus dem Ariſtoteles, daß die Bewohner von Argos baffelbige Gefez hatten V. 3. de Civ., und das Geſez bes Petas lismus in Syrakus (Diod. XI. p. 470. Ed. Werf.ad Ol. 81. 3.) war von dem ©efeze der Athenienfer und Argiver nur dem Namen nach verſchieden. Dies Ges ſez des Petalismus wurde von dem Gprafufanifchen Poͤbel fo fehr gemißbraucht, daß alle angefehene Bürs er, aus Zurcht vertrieben zu werben, ſich ganz von Öffentlichen Gefhäfften entfernten, und fi ber Schwel⸗ gerey sind Weichlichkeit Äberliegen ib.

9) Her, V. 66. 70. Ari; de Civ. UL VL b ihn wurde auch ber hohe Rath mit hundert neuen dera vermehrt, und von feiner Zeit an beftand aus fänfonudert Perfonen, die in ber Bolge, einlich erſt unter dem Perified, eine jede rahme aus dem Öffentlichen Schaze empfingem. die Einrichtung des regierenpen Senats nach dein,R nes ſehe man Perit, Leg. Att. m: 186., berfaftgami einem angenaunten Gommentator bes Demofiheni ipf. orat. adyerf. Androt. p, 417. Ed, Wolßi) | aus welchen ih nur zum Unterrichte einiger Lefe genbes karzlich abſchreiben will. Weil die Arhen fanden, baß die große Zahl der Mitglieder dei Mathe den Bang der Gefchäffte auf hſelt; Ip mu fie die Eiuritung, daß ber Senat ſich in zehn 5 theilte, wovon fin jeder 50 Perfonen enthielt, mährend eines Zehntheiis des Jahrs, ober fünf umb.drepBig Tage die Öffenslichen Yugelegeni beforgte. Das Aittiſche Jahr beſtond nämlich my 354 Zagen,, hie alle dutg bie Regierungszeit der Wotteilungen des Senats bis auf vier ausgefät hen, als welche man als ein Suterreomum aufıh. en regierenden so Mitglieder aber, - weiße Vrytanen nannte, thellten fich wieder jn fihuf | tel’ ab, deren jedes waͤhreund einer? Woche bie: b * amsäbende Gewalt in Händen hatte, mu) den. N der Borfiger erhielt (meoedgoı). Dirfe sehn We mb wnften wieder Igofet, welcher auter ihnen.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 93

P das Verhaͤltniß auf, welches Solon unter Bor xn und Geringen fefigefezt hatte, verminderte den Ber erftern auf die leztern, vermehrte die Anzahl Arwen, oder den duͤrftigen Poͤbel, und legte den * und zur Vederbniß und Zuͤgelloſigkeit des Volks, gefaͤhr ein halbes Jahthundert nachher ſchon uns Hi wurde *). Wenn alfo Iſokrates, Andoky⸗ —* I, und andere Athenienfifche Redner den Kliſthe⸗ ! einen zweyten Solon, und als einen zweyten rer Freyheit und alten vortrefflichen Staats wefaflng P rieſen; fo twaren fie unftreitig weniger ſcharf⸗ Wes,:ls Ariſtoteles, der dieſen Demagogen für den eher welcher die urfprüngliche Negierungsform a, Rund ihr einen Hang zur unbefchränften Des re Deben habe }). Ben aller der Ueberlegenheit un wel CVe Kliſthenes durch) feine dem Volke fchmeis en Defege über den Iſagoras erbielt, muſte er doc) En Zeitlang feinem Gegner weichen, weil biefer ya FE von Spatta Kleomenes zu Hülfe rief T7). ayaf ven bloßen Befehl dieſes Königs entfloh Kliſthenes MAthen, und mit ihm fieben Hundert andere Bürger, wache Iſagoras für Freunde feines Feindes hielt. pr nicht

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2 —— + Hei jeden Tage das Haupt oder der Vorſteher der Prtgtanen und Bes ganzen Raths (emisaerns) ſeyn ſollte, dem die Schluͤſſel der Stadt, des oͤffentlichen Schazes und ber Archive uͤbergeben wurden. Da nım dieſer Vorſizer zehn, und bet Tage, au melden fie dem Rath und der Stadt vorflanden, nut fieben waren; fo blieben immer drey übrig, die nicht zur Ehre, die hoͤch⸗ ſte Gewalt waͤhrend "eines einzigen Tages beſeſſen zu haben, gelangen konnten. ‚» Ariſt. lc,

“) ll. ce +) ariſt. 1. c. 44) Her V. 72.

94 Seechſtes Buch.

nicht einmal mit dieſem Siege zufrieden, wollte Sf ras die ganze Staatsverfaffung von Athen umfeh den regierenden Rath abjchaffen, und deſſen Macht ner Notte von dren hundert Männern-übergeben, di feiner Parthen gehörten; allein diefem Entwurf w feste fich ver Senat, und Iſagoras faßte daher den ſchluß, mit feinen Anhängern und der wenigen Me ſchafft, die Kleomenes nach Athen geführt hatte,

Burg von Athen zu befegen*),. Er fonnte fich hier nur zween Tage gegen feine Mitbürger halten, die muthig belagerten, und die gleich nach feiner und Kleomenes Auötreibung den Klifthenes ſamt allen ı gen DBerwiefenen zurücriefen **). Der befchim Kieomenes wiegelte nach) feiner Entlaffung joreofE Spartaner als die übrigen Städte des Peloponnig”i andere Sriechiiche Dölfer, zu einem Kriege wide Athenienſer auf, um fie zu zwingen, ben fagorasa ihren Beberricher anzunehmen 7). ‘Die Arhenienfen gen fich aber durch die Menge von Feinden, von

chen fie auf einmal von allen Seiten angegriffen w den, nicht niederfchlagen, fondern rückten zuerit

vereinten Heere der Peloponnefier muthig entgegen,

ſchon bis Eleufis vorgedrungen war. Zu ihrem ©

entftand unter ihren furchtbarften Feinden Uneinig indem anfangs die Korinthier, und nachher ars PBundesgenoffen der Spartaner, und fogar Demara König von Sparta, fich weigerten, ein freyes U ohne alle gerechte Urſache bloß deßwegen zu befrieg um es einem Tyrannen zu unterwerfen 77). Kleome

| mi “) Ib, | #) Ib,

H «74 & ſq. h. 75

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 95

pe daher, von allen Bundesgenoſſen und dem größten ie feinee Spartanifchen Mitkrieger verlaffen , mit groͤßerm Schimpfe aus Attika abziehen, als ihm fer feine Gefangennehmung-gebracht hatte. Durch N termalige Schmach wurde Kieomenes fo fehr ges ı daß er alles verfuchte, um feine Mitbürger wider Ahenienſer aufzubringen. Dies gelang ihm aud), Eh durch eine Fänftliche Vergroͤßerung der wachfenden aqt der Uchenienfer, und ihre nachrheiligen Wirfuns Br Sparta, am meiften aber durd) die Entdeckung EEGheimniſſes: daß Kliſthenes durch einen erdichteren rn ber Pprhia abgefauften Goͤtterſpruch die Spartaner Dekgung der Pififtracriden bewogen habe”). Boll llegeils über: Diefe Detrügeren beriefen die tafebämos ' ee. Hippias und alle Bunbesgenoffen nach ihrer SR, um den erfiern durch die Mithülfe der leztern In. igen wieder einzufesen; allein die fortdaurende Abs get aller Griechiſchen Bölferfchafften, die Aches RAR einem nicht lange abgeworfenen Joche wieder zu Ecwerfen, machte die feindfeeligen Entwürfe der toner und ihres Königs rückgängig. Kaum aber wen die Athenienfer von der Furcht eines Krieges mit Spartanern befrent, als fie fich an den Boͤotiern I Ehalfivenfern rächten, die bey dem Einfalle des Bmenes ihre Felder vermüftet, und Beute und Ges ſenen wweggeführt harten. Sie fehlugen beyde an eis dage, und nahmen den Neichen in Chalfis fo viel weg, Daß fie vier tauſend arme Bürger als Colo⸗ “nach Euboa fchicken Eonnten **). Dieſe fchnellen öte der Athenlenſer über ihre Feinde, und der Murh, Bemit fie ſich dem damals für unüberwindlid) gehaltes nen .

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7——— V. 90. & fq. Her, "97, c, Her, V.

96 Sechſtes Buch. nen Spartänerh widerſezten, jeigten einem jeben, Herodot, welche eine herrliche und belebende Sach bürgerliche Srenbeit fey, indem eben das Voir, unter den Thrannen faum feinen Nachbarn die ( zu bieten wagte, Nad) Wer Austreibung der erftern ploͤzlich über die leztern erhob, und von Tage zu mächtiger und größer wurde). | Die Wahrheit diefer Bernerfung des Ser und der fenrige Enthuſiasmus, den die von neuem ter den Athenienfern erfchienene Gbttinn der Ber ihren Seelen eingoß, wird noch mehr durch die U nehniungen des Miltlades vor dem Siege beg DV thon, und durch die Bereitwilligkeit bewiefen, w fie dem Ariſtagoras, und den Joniſchen Stäpten ı Die gewaltigen und alles beherrfchenden oder befriege Perſer Hülfe fanden Miltiades befezte von ne ‘den Cherſones, den fein Vater Bruder unter ben ' ftrariven, und auf ihren Befehl zuerft eingenommen befeftigt hatte, und bezwang alle, ober doch einen ‚Gen Theil der Infeln, die von den Griechen die K den genannt wurden **). Durch diefe Ihre Thaten,

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5) V. 66. 78. Plutarch dachte weder an biefe Beer! noch an bie Nachrichten des Herodot, wenn er img | des Themiſtokles fchrieb, baß noch im Zeitalter I Feldherrn, Furz vor dem erfien Perfifchen Kriege, Athenienfiſche Fußvolk, dem ihrer Nachbarn gleich geweſen ſey. I 446. Der Krieg mit den kidenſern und Boeotiern fällt in die 67 Di. lau Meurf, de Temp. Athenienf. ad h. Olymp,

8°) Her. VI. 36. & fq. 103. c. Cor. Nep. I. 2. in Milt. Lezterer verwechfelt Miltiades, ben S bey Marathon, und einen Sohn des Kimon, mit Oheim beffelben, einem Sohne des Kypſelus, uni

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| Geſchichte der Sriechifchen Sophiften. 97

großen Vortheile, die fie Dadurch gewonnen hatten, n die Athenienfer fo fühn, daß fie an einem Kriege inahmen, ven felbft die Spartaner als zu gefaͤhr⸗ oder Doc) ungewiß abgelehnt hatten *). Sie fand» admlic) dem Ariftagoras, der Das Griechifche Aſien den Darius Hnftaspes aufgewiegelt Hatte, zwan⸗ Schiffe, und eine Anzahl tapferer ausgefuchter Kries zu Hülfe, die mit den Sonifchen Griechen in Lydien ielen, und Sardes, die ehemalige Königflade, es

ten und abbrannten *"). So

geht uͤberdem noch andere Fehler, bie ein jeder ſo gut als die Eommentatoren bes Cornelius Nepos bey der Verglei⸗ hung der Erzählungen dieſes Schriftftellers mir denen bes Herobot finden und wahrnehmen kann. Die Wich keit der Einnahme des Eherrfones und der Planzftäbte, Die hier angelegt wurden, habe ich in meiner Abhanbe - Iung über den Lurus der Athenienfer gezeigt. Die Uns - termekmung des zwepten Miltiades nach Thracien faͤllt mit den Siegen Über die Boeotier ums Ehalkibenfer in biefelbige Olympiade, V. 97. & fq. Her. ty Die Athenienfer wurden aber nicht nur auf dem Ruͤckzu⸗ e gefchlagen, Tondern veranlaßten auch durch ihre rortbreuneren bie fürchterlihen Heerszuͤge der Perfer, ‚- welche fie mebrmalen in Gefahr fezten, gänzlich vers nichtet zu werden. Die Unternehmuug gegen Sarbes efchah DI. 69. 1. Als Darius die Verbrennung dies der Stadt durch die Jonier und Athenienſer hörte, fragte er (105. c. V. Her.),: wer biefe Athentenfes feyen, deun er kannte fie eben fo wenig als Artaphernes einige Sabre vorher ihren Namen gehört hatte c. 72., Uleß ſich darauf einen Pfeil geben, warf ihn in bie Ruft, und betete zum Iupiter, daß er Ihm boch gemäß zen möchte, fih an ben Athenienſern zu rächen. Bus gleich befahl er einem feiner Sclaven, ihm täglich drey⸗ mal bey Tiſche zuzurufen, y er ber Athentenſer niche

dweyter Band, |

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B Sechſtes Bu.

So fee aber auch die Macht und Bolfsmenge Athen gleich in den erften Olympiaden nach der WE erlangung der Freyheit zunahm *); fo war diefe Si doch immer noch fo ſchwach und arm, daß fie fich - einmal mit der Fleinen Sinfel Aegina meflen konnte, damals unter allen Altgriechifchen Städten und @ ten den größten und wmeitläuftigften Handel trieb,” auch) die größte Seemacht beſaß **). Die Aegk plünderten und verheerten aus einem alter Groll, | unter dem Borwande eines Pundes mit den Pool die Ufer von Attika zu eben der Zeit, als die Spa und ihre Gehuͤlfen die Athenienfer zu tande ang und nahmen ihnen fogar aus Sunium das heilige & "weg, welches die Achenienfer jährlid, nad) Deles fi ten, und auf welchem fich eben damals die angeſche Pürger aus Athen fanden. Die Athenienſe mi diefe Befchimpfungen eine Zeitlang mic Geduld wrräil und verloren eine günftige Gelegenheit, ſich der Inſel zu bemächtigen, weil fie felöft Feine Schiffe ya und bie zwanzig Schiffe, welche die Korinchier 1

supi Geniiliesdüniecite Ri rn nn

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vergeffen möchte. Darius wuͤtde feine Rache ſcheinlich auch fogleidh genommen haben, wen feine Feldherren und Heere eine Zeitlang burdy Mi zwiugung ber Aſiatiſchen Griechen ſowohl auf dem Lande, als auf ven Juſeln wären beſchaͤfftigt, nal ruͤckgehalten worden. v) Herodot ſchaͤzt die Zahl der Athenlenſiſchen Wär der Zeit, als Ariſtagoras fie zum Kriege - wire Perſer aufmunserte, auf dreyßig tauſend. V. 9 glaube aber, daß er hier eine runde Zahl Für: die genommen, und dieſe runde Zahl etwas zu groß geben habe. Dies werben die Data beweifen, im der Zolge Äber bie Woltsmenge it Aihen zus Se groͤßten Macht diefer Stadt bepbringen werde, ) V.81,83. & ſ, VlL87,95. He,

Seſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 1 99

jochen hatten, nicht zur beftimmten Zeit anfas 8* Wahrſcheinlich wuͤrden die Athenienſer noch ufigere Mißhandlungen von den Aegineten erfahh⸗ haben, wenn nicht Themiſtokles die aufs hoͤchſte ge⸗ ene Erbitterung ſeiner Mitbuͤrger gegen ihre üben iger ‚, und die See allein beherrfchenden Feinde als kzeug gebraucht hätte, die Macht feiner Baters

t der Yegineten ihrer erft gleich zu machen, und bald hher die leztere ganz zu vernichten. Themiſtokles bes te das Volk, den öffentlichen Damals reichen Schaz, dvorgäglich die Einfünfte aus den Bergwerken, vie ia chen unter alle Bürger austheilen wollte, zur Aus⸗ ang einer Flotte anzuwenden **). ‘Die Achenienfer ion dieſem weiſen Rathe erbauten in kurzer Zeit m andert Kriegsſchiffe ), und waren fo glich, ——* in einer offenbaren Schlacht zu uͤberwin⸗ Y. Zwar war dies Gluͤck nicht beſtaͤndig, denn Achenienſer wurden nicht lange nad) ihrem Siege von "Zegineten unverjehens überfallen, und mit einigem rluſſe gefchlagen; unterbeffen wurden vie Achenienfer y immer mehr im Seeftreite geübt, und die Aegine⸗ erhielten niemals die Herrfchafft des Meers wies TH. Der Krieg zwifchen beyden Bölfern dauerte auf die Anfunft des Xerxes in Griechenland fort, weiche Zeit alle alten Fehden unter den Griechifchen fern aufgehoben wurden 777). Herodot bemerkt fehr ig, daß eben biefer Krieg die Öriechen von ber © 2 Knecht⸗

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VI. 87⸗ 89. Her. '

) Herodot. VII. 144. Plut, in Themift, I, 446, 2) Plutarch fagt nur hundert I. c.

Vi, 92. Her, '

) Ber. ib. c. 93.

4) Her. VII. 145. & Andocyd. Or. 1. 426. 27.

106

Ruehefigafft gerettet habe *), indem die A dvendehigt, ſich aufs Meer zu wagen, und 2 .pfen mit ben. Serbaren bey Artemifium E27] ‚vorpabeeien 3) A des Krieges dee Yegineten mit den ni elle Darius Hnftaspes den ſchon ange aus, ſich an de zu raͤchen D. Ken Datie und Artaphetnes Befehl, eine Heen Zu verfaminlen , bie waͤre, Athen um * ‚seia zu gerflören, und das Übrige Griechenland J Scepter zu unterwerfen. Bende Felbherten äuerft auf Euböa, dle Einwohner die fel, oder machten. fie auch zu, Sclaven, v Ba plünderten. und berbraunten allench Size der Griechiſchen Götter, die des Apoll Diana. in Delos ausgenommen TI), ‚und rüd en ein,. m fie ſich nach a Nathe des $

arathon gexten, weil bie ganze umlie „gb mir: und de der Fri a 6)

WER 5* edge vn. 1. daß der Si = ea als ‚u Sr au . Bi den reich —* fer, Pen ‚betrug . hen man vertheilen wol m {hs B a brauchen wuſte, nur 7 ein theulenſer zehn Dragmen, erhalten kouni 30 eine Summe von 337 Talenten, we: An Athen 20000, und won 50 Talenten, wei 30000 Bürger annimmt. - Eiue folge ‚aubeb Sprune mußte machte alfo damals (em eine ber nal Äbte teih, und war. hinlänglih, eine: Zn dreyhundert Kriegeſchiffen auszuräfn, * ag —ES Pr ten biefe au; den, enn ‚m Zempelsd der Rıbele im. Sul au raͤchen. Pr

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Gefchichte der Griechiſchen Sophiſten. 101

afteſten war. Die Athenienſer waren viel weni⸗ efichtig, als ihre Feinde, und handelten fo unbe⸗ m, als man ed nur von einem in der Staats und akunſt gänzlich unerfahrnen Volke erwarten konnte. ckuͤmmerten fich nicht eher um Bunbesgenoffen, die ganze feindliche Macht fehon innerhalb ihrer Bm war, und wählten nicht den tüchtigften Feld⸗ ſondern zehn an Talenten, wie an Abfichten uns be Männer zu ihren Führern, und noch dazu mit dehingung, daß ein jeder nach ber Reihe, aber nur einzigen Tag oberiter Befehlshaber feyn follte *). Be len ihren Nachbarn vereinigten ſich nur allein Einnohner der kleinen Stadt Plataͤa mit ihnen: die Pehmonier veriprachen zwar, KHülfsvölfer zu fchicken, BR fie weigerten fich es gleich zu chun, weil ihre Mes ihnen unterfage, vor dem Bollmonde gegen ei⸗ ſtemden Feind auszuziehen *%). Die Arhenienfer Bra daher gezwungen, fich faft ganz allein einem viel fihern Heere entgegen zu ftellen ***), und würben a Dermuthen nach, wo nicht durch die Tapferfeig ‚Derfer , doc gewiß durch ihre Uneinigfeit zerftreut den fenn, wenn nicht der eben fo kluge als tapfere hades die Segen zufammengehalten }), und der sche Ariftives feine unerfahrnen Eollegen vermocht ihr Anſehen und die ihnen anvertraute Mache Miltiades zu übergeben fr). Unter der Anführung | 63 bieſes

[Ber. I. c.

106. €. Die Perſer machten nach. dem Lyſias z300000, und bie Athenienſer nur zehn tauſend aus, ungeachtet fie alle Verwieſene zuruͤckgerufen, und alle Ehrlofe ehrlich ges . macht hatten, Lyf. p. 41, Andoc, I, 226. 27. "

Je. 109. } Blut, "Tom, IL. 489,

2 Gechfied Buch

dieſes Feldherrn fchlugen die Athenienfer bie Bar oder nöthigten fie wenigftens, das Schlachtfeld zu laſſen *); allein diefer von Dichtern, Rednern Weltweifen über alles Verdienſt gepriefene Sieg Marathon war fo wenig entfcheidend, daß bie P gleich nach der Schlacht das Herz hatten, Sunium umfchiffen, und Athen zu verbrennen **), und d auch die Beute und Gefangenen, welche fie vorher‘ macht hatten, unvermindert mit nach Aſien nahmen

4 ®) Von den Perfern fielen nicht einmal 6500 Mann, mg son den Achenienfern nicht einmal zwephundert.

“®, ce, 116. Her. =.

2) ib. Ich glaube, daß es manchen angenehm fin wir bie Beweiſe von Edelmuth und Heldenflolge zi welche bie Athenienfer in ben Belohnungen fie ihren größten Wohlthaͤtern und Helden und zugeflanden. Miltiades bat das Bol, auf bem Gemälde, weldhes man an einem Öffentl Plaze von der Schlacht bey Marathon verfertigen namentlich genannt werben möchte; allein man fd biefe Bitte ab, nnd gefland ihm uur fo wiel zu, an der Spize bes Heers in ber Stellung eines bie gen zum Streite ermunternden Zelbherrn gemacht ben follte, Acfch. adv. Ctefiph. p. 301. Diefe lung ift viel wahrfcheinlicher,, ale eine andre beym tar in Cimone Ill. p. 187. daB Miltiades um Ehre mit einem Kranze aus Deblzweigen gekraͤut werben gebeten, daß aber ein gewiffer Sobares dem Beyfall des ganzen Volks ihm geantwortet er folle alsdann um eine vorzügliche Belohnung Ken, wenn er allein gefiegt, und bie-Barbaren g gen babe. Als Kimon die Perfer am Stromon wunden, und bie Thracier vertagt hatte, ließen Athenienſer den Siegern zu Ehren drey Hetmen ruͤhmlichen Infchriften errichten, auf welchen aber Kimon chen fe werz als bey Thermopyla des

#i 7 F

Sefchichte der Griechifchen Sophiſten. 103 Krfiheinfich wuͤrde Darius den Krieg mit dem Athen

Kern fortgefezt, und den Einfall in Öriechenland wie

bople haben, wenn nicht die Empörung Aegnptens: m Zorne und feinen Heeren eine andere Nichtung . hätte *). 2 ‚“ &o menig aber auch die Perfer durch die Nieder⸗ ben Marathon einbüßten; fo fehr wurde Griechen» durch den gewonnenen Sieg geftärfe. Die uner⸗ Ke Wuth, womit die Dei alles Heilige und Unhei⸗ J 4 lige

Erwähnung geſchah. Aeſch. 1. e. p. 300. Plut. 1, e. 186. Thraſpbulus und bie uͤbrigen Wieberher⸗ Feder ber Frevheit erhielten Leine andere Belohnungen, als tanufend Dramen aus bem Öffentlichen Schaze zw Opfern und Geſchenken für bie Goͤtter, yon melden tauſend Drachmen einem jeden nur zehn zuflelen, und ‚dann die Ehre, ihre Häupter mit Oehlzweigen umwin⸗ hden zu bärfen. Acfch. p. 301. Konon war nach des Harmodius und Ariftogiten der erſte, welchem man eine eherne Statüe fezte, well er durch den Sieg bey Ky⸗ pern fein Vaterland ven beim Joche der Spartaner bes freyt hatte. Demoft. adv. Leptin. p. 370. Im Zeite alter bes Demoftbenes war das ausgeartete Wolf fe verſchwenderiſch mit ehrenvollen Belohnungen, baß es goldene Eronen viel häufiger, als vormals Craͤnze aus Dehlzweigen bewilligte. Aefch, p. 301. Was in Athen Statüen und Sronen waren; das waren in Rom Dank⸗ fefte (Supplicationes) und Triumphe; die einen wie bie andern verloren in eben dem WBerhältniffe von ihren Werthe, und wurden ohne Prüfung den Unwuͤrdigſten zuerkannt, in welchem große Thaten und Männer ſelte⸗ ner wurden. Es gibt daher auch Fein fichreres Zeichen der Verberbniß ber Sitten und bes Berfalld von Frep⸗ fasten, ale wenn ehrenvolle Belohnungen ohne firenge Anterfuchung weggeworfen, nud immer vergrößert ober vermehrt werden. ! '

Her. VIL L. 2.

104 | Sechſtes Buch.

Kige zerftört, und Götter forohl als Mienfchen bei Hatten, vermehrte ven Abſcheu gegen die Barbaren, die tiebe zur Freyheit in eben dem Verhaͤltniſſe, in chem die Weichlichfeit und Feigheit der Aftatifchen ven bie Furcht vor ihnen verminderte, und Verach erzeugte. Auch hatten bie Gefahren, denen die ? nienſer zwar glücklich, aber doch immer unerwartet angen waren, die heilſame Wirfung, daß die Seh nögefamme weiſer und vorfichtiger wurden, und fuͤ Zukunft beffere Maaßregeln nahmen. Sie legten ı lich vor dem Einfalle des Zerres alle gegenfeitigen F ſchafften ab *), fehloffen umter einander die heilii Buͤndniſſe, und vereinigten ihre Kräfte, um fichr druͤcklich gegen den gemeinfchafftlichen Feind zu verth gen. Die Griechen waren baher auch bey der Anfı Des Xerxes viel mehr gerüfter und vorbereitet, als fi bey der erften Unternehmung feines Vaters gervefen zen ""). Kerres, ber mit dem väterlichen Reiche zug ben väterlichen Haß wider die Europaͤiſchen Griec and den Borfaz fie zu unterjochen geerbt hatte, rüt zu dieſem Zuge alle Bölfer, die feinem Scepter geht ten, aus ihren Sijen auf, und fammiete während | zer vier Jahre aus allen Theilen von Aſien und ſelbſt Africa eine Heersmacht, die Meere und fänder bede und die hinreichend fihien, ohne Schwerdtichlag | durch ihre Zahl und die Laſt ihrer Waffen foldye fi Haͤuflein von Menfchen nieder zu drücken, verglei

..% Andoc. 1. e.

44) Darius Hyftaspie Sohn farb DI, 73. 3., und Xe unternahm feinen Zug nad Griechenland DI. 75 in welches Jahr auch bie Schlachten bay Thermop Artemiſium und Salamin fallen. .

Geſchichte der Griechifchen Sopfiften, 105

Griechen wider fie aufbringen konnten ). Die H ter Rriegsfchiffe ftieg über zwolf hundert, denen y tauıfend andere folgten, die tebensmictel und Krieges kefniffe führten **). Bas Fußvolf und die Neuterey deren Gefolge machte einen zahllofen Haufen aus, pewiß nicht unter einigen Millionen gefchäzt werben a, und ber ſich auf feinem Zuge durch die Aufnahme e Bölfer, die er berührre, noch immer vergrößerte, vie ein dem Meere zueilendee Strom, burd) einen n fleinen Fluß, den er verfchlinge, mehr und mehr eitert wird }). Die Store und das Heer der Perfer

5 war

» VD. 20. 21. Her. Es iſt gewiß Peine Webertreibung, wenn Kerobot an biefem Drte ausruft: welche Quelle, welche Ströme und Seen, große ausgenommen, haben bie Perfer nicht ausgeleert ober ausgetrodnet.

“VII. 89. & ſq. & 184. & ſq. Man faun ben Kerobet in biefer Angabe nicht leicht eines beträchtlichen Irr⸗ thums befchuldigen, weil er ganz genau bie Zahl von Schiffen beſtimmt, bie ein jedes Wolf geliefert hatte, Mit dem Herodot ſtimmt Iſokrates zuſammen I. 166. p. Il. 205. Lyoſias bingegen redet nur von taufend Kriegsfchiffen der Perfer p. 46.

) Derobot ſchaͤzt die ftreitbaren Männer, bie Kerres gegen Griechenland führte, auf 2,640000 Mann, umb glaubt, daß der Troß von Sclaven, Weibern, Kräs mern u. f. mw. eben fo viel ausgemacht babe. 186. VII. Iſokrates fchlägt das ganze Heer bed Kerres auf 500 Myriaden, oder fünf Millionen, bie Krieger aber nur auf 700000 Wann an. 11.205. 206. An einer ans dern Stelle nennt er das Heer bes Kerres, wie Lyſias, zahllos oder unendlich. I. 166. Lyſ. p. 46. Diodor zähle im Perfiihen Heere 800000 flreitbare Männer, und nach der Vereinigung mit den auf dein Zuge bes zwungenen ©riechen eine Million. Der Troß machte, feiner Nachricht zufolge, eine eben fo große Zahl aus.

400. 401, Äh Wenn alfo Herodot, wie ich felor glaube,

108" Sechſtes Buch.

war aber, oder fchien nicht bloß durch die Zahl Furcht ſondern die eritere enthielt die Schiffe von Völfern, | weit länger gehandelt hatten, und viel mächtiger u geübter im Seekriege waren, ald die Europäiſch Griechen, und Die feztere beftand aus vielen tauſend der ftreitbarften Bolfer Griechenlandes, und Der tapfl ften Stationen Aliens , die durch anhaltende Kriege ebf härter, und durch ihre und ihrer Vaͤter Siege w Ruhm murhig zum Kampfe geworden warn. Ma allem menfchlichen Anfehen alfo würbe diefe ungeher Macht den Altgriechifchen Staaten Untergang © Knechtſchafft gebrachte Haben, wenn fie von einem fahrnen Haupte, ober nur von einem Manne wäre

glaube, fi in ber Aufzählung der Landmacht des res andy irrte, fo fcheint es mir boch unlaͤugbar, er nicht erdichtet, und auch nicht fo ſehr geirrt als viele feiner neuern Tadler ihm vorgeworfen gu bie nicht wuften, daß bie größten Scriftfielleer - chenlandes entweder ganz oder doch größtencheil = ihm übereinftimmen. Herodot gebt auch bey bez fammenrehuung der Myriaden, ans denen die Di des Perfifhen Königs beſtanden habe, in ein une fi liches Detail ein, das er wahrfcheinlih von Per oder von Griechen, bie im Perſiſchen Heere geb hatten, empfangen hatte, und dergleichen alle Erb ter vermeiden, Man kann ihn auch nicht befchuldig: baß er bad wunderbare und außerordentliche in der 4 haͤufung fo vieler Myriaden nicht eingefehen, indem . ſelbſt <. 181. barüber erflaunt, woher fo viele Me ſchen ihre Nahrung erhalten hätten. Enplich finderg Me hoͤchſte Genauigkeit, und nicht das geringfte U laubliche oder Unglaubwärbige in ber Aufzählung u efchreibung ber Griechiſchen Zlotte und Armee, | er gewiß auch ummahrfcheinlich mÄrbe verkleinert or vergrößert haben, wenn er bie Abficht zu erdichten u Verwundernng zu erregen gehabt hätte.

. 324* IR FE > on efebichte ber Gliediſchen Sorhiſten. 167° beit, der weifen Nach anzuhbren umb ihm zu ereit gewefen wäre. Dun aber wurden dieſe m von einem Manne angefuͤhrt, deſſen Deſpoten⸗ nıech die Sirenen⸗Stimmen der Schmeichler m war *), ber vortheilbafte günftige Umſtaͤnde fegenheiten weder felbft zu fehaffen, noch wenn barboten und von andern gezeigt wurden, zu nu⸗ Re, der von unzähligen Myriaden umeingt , fich endlich zu ſeyn ſchien, und fo lange die Goͤttinn Bis ihn begleitete, alten übrigen Goͤttern trogte, nad) dem erften Unfalle tiefer als feine niebrig» ven fanf, und ſchnell Hinter einander fo viele Fehltritte machte, daß er mehr durch feine eit, als durch die Klugheit und Tapferfeit de uͤberwunden ward. Anflaͤtt fein Beer durch Abdeſtehliche Flotte, die ihm zu Gebote fland, mal in das Her; von Griechenland überzufezen, Ferres daſſelbe langſam durch Thracin, Mar Aund Tpeffalien, und verheerte.oder zehrte bie er. die er durchzog, fo gänzlich. aus, daß er bald ee auf feiner Flucht hunderttaufende durch Hunger Eheiten verlor **). Anſtatt ferner, wie Der Bm rieth, die Griechen zu zerſtreuen, und bes v die Spartaner von ihren übrigen Brüdern ab» in, fieß er fie alle fich mit einander vereinigen, und et ihm bald nachher verderblichen Macht anwach⸗ Anftatt endlich nach dem Mathe der Artemifia Seefchlacht zu vermeiden, und die Griechen durch mer mehr und mehr überbanbnehmende Furcht Ä vor

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Iat. de Leg. IN, 536. Her. VIII. 115. Tu. 235. Her.

weit länger gehandelt hatten, und viel mächtiger geübter im Geefriege waren, ald die Europä Griechen, und die leztere beftand aus vielen taufen der ftreicbarften Golfer Griechenlandes, und Der t ‚ften Nationen Aliens, die durch anhaltende Kriege a härtet, und durch ihre und ihrer Däter Siege u Ruhm murhig zum Kampfe geworden waren. M allem menfchlichen Anfehen alfo würbe diefe ungehe Macht den Altgriechifchen Staaten Untergang Knechtſchafft gebracht Haben, wenn fie von einem er; fahrnen Haupte, ober nur von einem Manne waͤre ges

1065" Sechſtes Buch. Ä war aber, oder ſchien nicht bloß durch bie Zahl Furcht | fordern die erftere enthielt die Schiffe von Völfern ,

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glaube, ſich in ber Aufzählung ber Landmacht des Kers res auch irrte, fo fcheint es mir doch unläugbar, Kaß er nit erdihtet, und auch nicht fo fchr geirrt habe, "als viele feiner neuern Tabler ihm vorgeworfen haben, Die nicht wuften, daß bie größten Scriftfielleer Gries ehenlandes entweder ganz uber doch größtencheils mit ihm übereinftimmen. Herodot gebt auch bey der Zus fammenrehuung der Myriaden, aus benen die Armee des Perfiihen Königs beftanben habe, in ein umftänds lies Detail ein, das er wahrfcheinlih von Perfern, oder von Griechen, die im Perſiſchen Heere gedient hatten, empfangen hatte, und dergleichen alle Erdide ter vermeiden, Man kann ihn auch nicht befchulbigen, baß er bad wunderbare unb außerordentliche in ber Ans haͤufung fo vieler Myriaden nicht eingefeben,, indem ee ſelbſt c. 181. darüber erflaunt, woher fo viele Men⸗ (dem ihre Nahrung erhalten hätten. Endlich finder fi Me hoͤchſte Genauigkeit, und nicht das geringfte Un⸗ olanbliche oder Unglaubwärdige in ber Aufzählung und Beſchreibung ber Griechiſchen Flotte und Armee, bie er gewiß auch unmahrfcheinlih wuͤrde verfeinert ober vergrößert haben, wenn er bie Abſicht zu erbichten und Berrounderung zu erregen gehabt hätte.

Geſchichte der Griechſſchen Sophiften, 107?

I mworbeit, der weiſen Rath anzuhören und ihm zu ‚bereit gewefen wäre. Dun aber wurden dieſt Hlionen von einem Manne angeführt, beffen Deſpoten Bel durch die Sirenen » Stimmen der Schmeichler Borben war”), der vortheilhafte günftige Umftänbe 5 Selegenheitenn weder ſelbſt zu fchaffen, noch wenn Ich darboten und von andern gezelgc wurden, zu nu⸗

Pwuſte, der von unzähligen Myriaden umringt, fich berwindlich zu ſeyn fehien, und fo lange die Goͤttinn Sluͤcks ihn begleitete, allen übrigen Goͤttern trogte, & aber nach dem erften Unfalle tiefer als feine niedrig⸗ in Sclaven fanf, und ſchnall Hinter einander fo viele 6 grobe Fehitritte machte, daß er mehr durch feine‘ re Thorhelt, als durch die Klugheit und Tapferkeit. ner Feinde überwunden ward. Anflaͤtt fein Heer durch re unwiderſtehliche Flotte, die ihm zu Gebote ſtand, nuf eimmal in das Herz von Griechenland überzufezen, ſcheypte Kerres daſſelbe langſam durch Thracin, Mar kbonien und Theffalien, und verheerte oder zehrte Die läuber ,.. die er durchzog, fo gänzlich aus, daß er ba nachher auf feiner Flucht hunderttaufende Durch Hunger und Krankheiten verlor **). Anſtatt ferner, wie ‘Der waratus ihm rieth, die Öriechen zus zerſtreuen, und bes fenbers die Spartaner von ihren. übrigen Brüdern abs äuiehen, ließ er fie alle ſich mit.einander vereinigen, und in einer ihm bald nachher verberblichen Macht anwach⸗ fen t)._ Anſtatt endlich nach dem Mathe der Artemifia eine Seefchlacht zu vermeiden, und die Griechen durch die immer mehr und mehr uͤberhandnehmende Furcht 0a vor

EEE

®) Plat. de Leg, III, 536, %#) Her. VIII, 115. y) VII. 235. Her.

2 Su + vor feiner Flotte aus einander zu jagen *), ſtuͤrzte er leztere mit einer unberzeihlichen Unbeſonnenheit in ei Streit, wo fie der viel ſchwaͤchern Griechifchen. nicht lein nicht gewachfen war, fonbern ſich durch ihre «ei Größe zerſtoͤren muſte. | BE Terxes brachte fein Heer *®) ungefchwächt bis a Thermopylaͤ, wo er zuerft einen Fleinen Haufen ! Männern aus dem Peloponnes gegen fich fand, bie d teonidas angeführt wurben, und e8 wagten, ihm Eingang in Griechenland zu verwehrent). Dieſer El Haufe beftand. nur aus vier taufend Mlann-} indem bie meiften Staaten ihre Krieger fchon ı

gefchiffe und bey Artemifium verfammlet_hatten "= Ungeachtet der tapfere König von Sparta einen a - taufend von Feinden fat nur einen einzigen Mann em gen ftellen Eonnte, ſo hielt er es doch für feiner up“ on, 2 U

r

i VII. 68. 69. | rt 09) Wenn man ben Verluſt abrechnet, ben Bufälle 4 Krankheit verurſacht haben mochten. loan +) VIII 194. 205. & ſq. Her, +t) Her. VIII. 225-229. | ee Hr) Nah den Iſokrates fochten bey Thermoppylaͤ taufı EGpyartaner and einige Bundesgenoffen (I. 164.), Sei bos hingegen, mit welchem Diodor uͤbereinſtimmt ( p. 410.), rebel nur von drey hundert (c. 205.) Sp tanern mit ihren Söhnen, und die Inſchrift, weh das Lob diefer Krieger verewigt, nannte 4000 Mann ‚aus bem Peloponnes , die fuͤrs Vaterland gefterh wären (c. 228.) . | . uugęœocu rore rnde rTomxoduois eαν,ονντ eu IlsAorovvaos XıAsades. Teroees. Die Spartaner beſonders beehrte man mit folgen: Inſchrift: | 7 w£swv , ayyeııov Anxediunovioss oru eds Kerne“, TOM KEY ENT, BEndopevor.

(

Geſchichte der Griechiſchen Sopfiften. 109

Vaterlandes unwuͤrdig, einer ihm mehr als tauſend⸗ ig uͤberlegnen Macht zu weichen, und lehrte den ſtol⸗ Eerres bald, daß nicht thoͤrichter Wahnſinn, ſon⸗ en eine den Perfern ganz unbefannte Freyheitsliebe, und feine Heldenfchaar einen unvermeidlichen Tod iger als Knechtſchafft fürchten mache. Leonidas das Heer des erflaunten Rerxes mehrmalen zuruͤck, würde es gewiß noch länger aufgehalten haben, wenn Wehe die Verrächeren eines Griechen ihm einen Weg das Gebürge gezeigt hätte, auf welchem er vie iechen umringen Fonnte. So bald Leonidas dieſes er» khr; eniließ er den größten Theil der Bundesgenoffen, Ne er ben fich hatte, und fiel mit den fünf hundert Kries gen, die ihm übrig geblieben waren, unter ver Menge on Pfeilen, unter deren Schatten-er gefochten hatte. Durch diefe Niederlage erwarb der’ König der Spartas nee fich und feinem Baterlande einen eben fo großen und berdienten Ruhm, als Miltiades und die Achenienfer bey Marathon erfochten hatten. |

Nach der Schlacht ben Thermopylä drang das herſiſche Heer ungehindert in Sriechehland vor, Tangte im fünften Monat, nachdem es den Griechiſchen Boden betreten hatte, in Attifa an, zerſtoͤrte die elenden Huͤt⸗ ten der Einwohner von Athen, famt den heiligen Woh⸗ mungen ber Götter, und eroberte endlich Faft mit eben fo vieler Mühe, und eben fo großem Berlufte die Burg diefee Stadt, die nur von einigen Greifen, und zum Kriege unbrauchburen Perfonen vertheidige wurde, als womit es fich des Pafles bey Thermopylä bemaͤchtigt hatte *). Durch diefe-auf einander folgende Begebens beiten geriethen aile noch unbegwungene Völker Griechen,

landes

XXXXCXCV

#) Her, VIII, 33 & 50. 52.

16 Sechfted Buch.

landes in eine fo allgemeine Beftürzung, daß bie. wohner des Peloponnes anfingen, vie Erbenge bey rinth mit einer Mäuer zu verfchliegen, und Die tigjten unter den vereinigten Bundesgenoffen, die mit ihrer Flotte von Artemifium nad) Salamin zu "gezogen hatten, mit dein Gedanfen umgingen, ſich den uͤbrigen Griechen zu rennen, und nad) t Iſthmus Hinzufegeln: ein Anfchlag, der, wenn er w ausgeführt worden, ganz Griechenland unfehlbdr Verderben geftürzet hätte *). . 5 Die Griechen fanden fid) jego in einer Lage, F weicher e3 fihien, daß fie nicht anders, als durch. Wunder, oder durch die unmittelbare Hüälfe einer heit gerettet werden Fonnten. Ihre Städte waren Mehenhaufen verwandelt, oder täglich in Gefahr won fe genden Feinden eingenommen , und durch Feuer jerftör zu werden. ‘Der größte Theil der Griechifchen Gtaateı war von den Perfern unterjocht , oder auch freywillig ihnen übergegangen »*). Die tapferften. Krieger de Bölfer, die ihre Freyheit vercheidigen wollten, lageı bey. Thermopylaͤ hingeſtreckt, ohne Daß man andere ge . habt harte, die in ihre Stelle. hätten treten, und fl den Perfern entgegen fezen wollen. Selbſt ihre Flott hatte vieles bey Artemifium gelitten: die Schaaren, mi denen fie befezt waren, hatten faft alle ven Much verle ten, und die Führer derfelben waren uneins, und nich

VE GE GES

”) Man leſe hieruͤber beſonders Herod. VII. 139. vm 57+63. Lycurg. adverf. Lucr. p. 143., aus biefes

haben Plutarch und Diodor gefchäpft.

“) Dies leztere chasen die Theffalier, Argiver, Thebaut und mehrere andere, wie fie nachher vorgaben, wi Gewalt dazu genöthigt. Pluc, I, 447. IL. 514. 33 Her. Si 132. IX, 1. & Diodor, XI. p. 405. Balı

eflel, Ä on

Geſchichte der Griechifchen Sophiften u

r die gemeinfchafftliche Wohlfarth, fondesn ein jeder dr feine und feines Vaterlandes Sicherheit beforgt. So melte Griechenland am Rande eines fürc)rerlichen grundes herum, in den es auch gewiß würde hinab⸗ allen feyn, wenn es nicht durd) Die Hand des Themi⸗ Mofles wäre aufgehalten worden, Bu

Diefer außerordentliche Mann mar von der Vor⸗ fſchung darzu erfohren, die in Kfiechtfchaffe oder Ders } menfelung Hinabgefunfenen Griechifchen Voͤlker gleich

'fam wider ihren Willen zu befreyen und aufjurichten, und das niebergetretene Griechenland eben jo jehr über "de triumphicenden Barbaren zu erheben, als er felbft ‚über feine Zeitgenoffen erhaben war *). Cr bemeilt : vorzüglich die Beobachtung inehrerer großen Schrift, ‚eller,, zu welcher fie durch die Schickſale ihres eigenen Volks veranlagt wurden, daß es faft immer nur einis

' gewngewöhnliche Menfchen find, von denen das Gluͤck und Unglück ganzer Nationen abhängt, oder durch deren Tugenden und tafter ihre Wohlfarth wie ihr ihnfturz bes wirft wird "”). Themiſtokles war es, der faft zu gleis cher Zeit in Arhen eine Seemacht, wie aus nichts fchuff, und feine Micbürger zu Beherrfchern des Meers und "wm Dorfämpfern gegen die Perfer machte. (Er allein -beivog die umentfchloffenen und zagenden Athenienfer, durch die Erfaufung oder Auslegung eines Goͤtterſpruchs zu dem fühnen Entfchluffe, der fie und die übrigen "Griechen nur allein retten fonnte; alles, was ihnen am ‚theureften war, ihre Weiber und Kinder, ihre vaͤter⸗ fichen Wohnungen, und die Tempel ver Götter zu ver, laſſen, und ihre Schiffe mit eben fo frohem Muthe Li - 989

re mn. ai > [U U

4) Tue. 1.74. Diod. XI. p. 448. Lye. 9.143. 459 Gall, Beil, Cat; 53, c. Cie. de Leg, Ilk:;24. frag. p. 36.

J

beſteigen als wenn fie nicht von ihrem Vaterlani

ſondern ihrem Vaterlande haͤtten zuſegeln fellen *

Henn, den Arhenienfern eine fo unbezwingba

vs fie für vie Ruinen ihres vaterlaͤn

als die übrigen Griechen

——— Deterftävte fochten **): und erwar

Ib: der ‚die Bundesgenoffen erft durch Ueberrı

ann dure or und als beyde nichts fr

wollen durch &ift von einer verderblichen Zerfh

zuruͤck hielt, “und fie zwang an einem Orte zu fecht

welchen fie allein fiegen fonnten, und auch wirffh

ten ***),.. Wenn aljo die ee die ai > eben ſo viel oder. gar zivenmal“fo viele

als die Übrigen riechen }) , den Fan ar HN bes ve | Volls verdienten m

Her, Vil. 139 143; Aue Ci de il Fa Diod, & Lye. I an “*R) Her, VIIL 60. 248

+) deredet vul. 43. & 82 c. fo, dep bie riet Salamin 380 Schiffe gehabt, und vie Athenich

:lein 180 ber beften geliefert hätten. Thukpdides gen gibt den Athenienfern 400, und faft ziwepi

viel Schiffe, als den Übrigen Oriechen I. 74., aber I. c. 12. zugleich an, . daß dieſe Schiffe ui bedect geweſen waͤren. Iſokrates ſtimmt Kalı

: Xeröbot,: bald dem Thukphides bey I. 169. 17.

ih’ 206. Wlutar fölgt dem 1. 462.

aus ihm ſieht man, daß jedes Athenenſiſche Schi Pr ur welchen vier Bogeuſchaden I

e 1 » VII. 139. Serodot VII. 93. und Diodor zu. fagen, daß man die Negineten für. diejenigen ei babe, welde bey Salamin am tapferfien gefochten [3 ka} allein fie ſezen auch bepd« hinzu, daß bie > ep and Reid, und um dis Webeakage zu \

Geſchichte ber Griechiſchen Sophiſten. 2

ente Themiſtokles mit Recht der Retter von Griechen⸗ nd genannt zu werden ”). . Ungeachtet der Sieg bey Salamin nicht mit einer aͤnzlichen Niederlage und Zerftreuung der Perſiſchen tte verbunden mar; fo hatte er doch die wichtigſten pen, und man muß es bloß der äbertriebenen Abs kigung des Piato gegen alle Mache und, Herrfchafft zur see zuichreiben, wenn er fagt, daß nicht Salamin, fons Mararhon und Plataͤa Griechenland gerettet haͤt⸗ m *”). Die ganze tandmacht der Perfer verwüftete —XR5 ſich freylich noch immer ohne Widerſtand ‚und von der geſchlagenen Flotte waren ned) ima bee mehr Schiffe übrig, als die Sieger jemals gehabt jatten, weswegen die Griechen auch glaubten, daß die Dirfer ihnen ein neues Treffen liefern wollten }) ; allein 8 fehjmache und von jedem Schlage des Schirfals chwindelnde Haupt des Zerres war ganz zerrüttet, und mit niches als mic dem Gedanfen von eigener Nettung, und mit der Furcht angefüllt, daß ihm der Rückzug abs vfchnitten werden möchte FF). Er floh daher mir dem nößten Theile feined Heers, von welchen viele taufende der Hunger und Elend umfamen, dem SHellefpont zu, md ließ den Mardonius mit dreymal hundert in | | . feiner

gen, ben leztern ben Preis der Tapferkeit geraubt hätten, ben ihnen aber alle nachfolgende Zeitalter zuges fanden.

®) Siehe zweyte Beylage, am Eude bes Capitels.

**) Plat. p. 540.

4) Her. VIil. 100. 108. Mac dem Diobor verloren die

. .Perfer bey Salamin 200 Schiffe, außer denen, bie

erobert wurden, bie @riechen aber nur vierzig, p. 418. XI. Diodor,

44) Her. ib,

Zweyter Band, 9

iron auserleſenſten Krieger in Oriechenland yurä es zu unterjochen , oder an feinen Bewohnern wer daB vergoſſene Blut ver Perfer zu raͤchen ).

eibigung der ichen S und but ‚ere jr te Li

PR} tde ed mit Lecooo mund Orte 1 wären, p 483. Dioder wel Be a ee ui 5 man Pan aber ſchwerlich ae beyden Geſchtchiſchteibern der

—R a ee

| Gefchchee der Griechiſchen Sophiſten. 115

Weich, die Weiber und Kinder der Athenienſer bis ans ee des Krieges aufzunehmen, und ımentgeltlich zu Anerhalten *). Die Antworten, welche die Acheniens . we den Alerander und den Spartanern gaben, find ergeßliche Denkmäler ſowohl der Seelengroͤße bes iſides, Der fie abfaßte, als der nad) dem Siege bey Pilemin in allen Achenienfern herrfchenden Freyheits⸗ ) Baterlandsliebe, Den Alexander ſchickten fie mit in Befcheide zuruͤck: daß, fo lange die Senne ihren ger bnlichen Lauf vollenden würde, fie fi) niemals mit Deren vereinigen , fondern im feflen Zutrauen Bf den Beyſtand der Götter und Helden, deren Tem⸗ die Barbaren verbrannt härten, ihre Freyheit bis N den lezten Blutstropfen vertheidigen würden **).

a Safedämoniern aber antworteten fie in folgenbers ten , bie eben fo viel Adel und Würde als Feinheit ve. Empfindung verrachen ): daß fie es zwar den Pers wicht übel nähmen, wenn fie, bie fie feine andere ter fennten, auch unter den Athenienſern alles fiir et und Sifber feil geglaubt hätten; daß fie es aber kn Safebämoniern faum verzeihen koͤnnten, daß fie vielen Proben des unäberwinblichen Muths, ber Un⸗ zigfeit oder Verachtung vergänglicher Guͤter, und b6 nie erkaltenden oder nachlaſſenden Eifers der Ather für die Srenheit und Errettung Griechenlandes fe dennoch fähig hielten, alle ihre Thaten, und ihren Moorbenen Nuhm zu vergeffen , und zu Derrärhern ke guten Sache zu werben. Kein Reich enthalte Schaͤze, und Fein fand fen fo ſchoͤn und frucht⸗ , daß fie dafür fich mic den Perſern verbinden, und Sa Grie⸗

) Ib. ce. 142. vu —— Plut, Il, 502, 503. ia Vit. Atid.

uaßs Sechſtes Buch.

Griechenland zu unterjochen Helfen ſollten. Die ta daͤmonier hätten daher ihre Gefinnungen gänzlich v Hanne, wenn fie geglaubt Hätten, daß bie Athenien Jelbſt in ihrer gegenwärtigen Armut durch die Verf chungen von tebensmitteln zur Dertheidigung von © chenland muͤßten aufgemuntert werden ”). Sot Marvonius die abfchlägige Antwort der AUrhenienfer- fuhr, brach er mit Ungeftüm gegen Attika auf, ſchi aber doch noch einen zweyten Sefandten ab, ver fi erften Anerbietungen wiederholen mufte. ‘Die Athen bfieben aber unerfchättert, und fleinigten fogar ed gewiffen tyfidas, der den Rath gab, daß man ſich dem Mardonius verbinden folle: ja felbft die Weiber Athenienfer als fie den Rath und bas Schickſal “Spfidas erfuhren ,. wurden von Salamin durch den ( thuſiasmus der Freyheit,wie durch einen Geiſt des A

ruhrs nach Athen herein getrieben, und fkeinigret

Frau und Kinder bes Ermordeten zu Tode, gerade

wenn auch diefe ihr Vaterland verrathen hätten,

nicht einmal unter den Ruinen deffelben zu beffern : tungen zu wohnen würdig wären **). AUnmird nach dieſem Auftritte faßten die Athenienfer auf | Vortrag des Ariftides den Entfchluß: daß alle Pril und Priefterinnen in Athen, einen jeden, der zu’ Perſern übergehen, oder Buͤndniß mic ihnen zu fd Ger rathen wuͤrde, verfluchen, umd dem Zorn der

ter überantworten follten F).

Die Athenienfer, die nun ſchon zwey Jahre hi ‚einander Feine Sröchte ihres fandes geſammlet hatten] |

U ud

*) Her. ib. wo man das Üebrige der Antwort, das ich abſchreiben mag, nachlefen Faun.

æx) IX, 5. Herod,

7 Pur ie vitg Ariſtidis p, 503.

M VE 142 "

Geſchichte dei Griechiſchen Sophiſten. 1y Fan ben der Annäherung des dis zur Wuth erbittem Mardonius, abermals ihre Vaterſtadt verlaffen, die ı zwenten male von dem Feldherrn des Terxes noch Härter als vom Eerres felbft behanbelt wurde *). eonius machte Arhen dem Boden faft ganz gleich, xannte oder warf: alle Tempel and Häufer um, bie ſet noch verfchont worden waren, und ließ nue i. ſo viele Wohnungen übrig, als die vornehmften fr brauchten, um fich gegen Sturm und Negen Arkzen **). Durch diefe barbarifche Rache wurden Athenienſer nicht allein nicht niebergefchlagen, fons tes fchien, als wenn fie aus dem Brande der Tempel * Götter, aus der Umkehrung ihres Vaterlandes, der Berwüftung ihrer Belder und Bäume, und is gegenwärtigen dringenden Noth neue Kräfte und Much zur Behauptung ihrer Freyheit fchöpften. te fielften fich mit acht tauſend ſchwer bewaffneten Krie⸗ a, und eben fo vielem leicht gerüfteren Fußvolk bey’ Kia ein, und waren nach den Spartanern biejenis y welche die meiften Streiter wider den Mardonius Ken 7). Das ganze Griechifche Heer gehorchte

IX. 13, Her. Digd, XI, 427. ) Thue, I, 89.

Her. 1X. 29, 30. Die Spartaner lieferten Ioooo Mar, unter benen scoo aus Sparta felbft waren, von weis hen ein jeder 7 Heloten bey fich hatte. Die Griechiſche Armee machte 110000 Mann aus, unter weldhen aber nur 38700 ſchwer bewaffnet waren. Die Lafedämonier wollten anfangs die Athenienfer im Stiche laſſen, und fi den Perſern erſt alsdann entgegen fegen, wen fie in den Peloponnes eindringen würden. Gie fahen aber doch bald ein, daß ihre eigne Sicherheit es erfode⸗ re, mis ben Athenienſern und Äbrigen Griechen gemein⸗ ſchafftliche Sache zu machen, Her. IX, 8510, Ä

u. Sechlles Bud.

dem Befehle des Pauſanias, Königs von Sparta, zwar tapfern und erfahrnen Krieger, der aber ſtolz, finfter,, unerforfchlich verſteckt, und voll ner heftiger Degierden, ſchwarzer Bosheit und therey war, die aber zum Gluͤck won Griechenland auf die Schlacht. bey Plataͤa fehlummerten, und: nachher auszubrechen anfıngen. Unter dem Pau führte Ariftives Die Athenienfer an, ein eben fo af ver Held, weifer Staatsmann und eifriger Varriot , d Themiſtokles, aber weniger fchlau, frey von allem wa berblichen, und feinen Bürgern gefährlichen Ehrgein und fo fehe von aller Haabfucht und Ungerechtigfeie em ferne, daß er die Armuch mehr ald Themiſtokles de Reichthum liebte, und von feinen Mitbärgern den & rennamen des Öerechten erhielt ”). Sowohl bie Achı nienfer,, ald die uͤbrigen Grichen brannten von einer { heftigen Begierde, für ihre Frenheit zu kaͤmpfen, un für ihre Baterftäbte zu fterben, dag fie den ſchoͤnſten ſchwuren, ben jemals ein ganzes Heer und viele ye ſammlete Bölfer gefehworen haben. Alle Streiter g Yobten vor dem Ungefichte der Götter, um deren &ch und Benftand fie inbrünftig flehten, ihr teben niche fi er ald ihre Freyheit zu achten, ihre Fuͤhrer weder eben noch Im Tode zu verlaffen, einen jeden, der in de Schlacht fallen würde, au begraben, und ihm hie I Ehre zu ermweifen, Feine von den Staͤdten, deren B gen für die Freyheit Griechenlandes gefochten hätten, ; vernichten, hingegen die Untreuen und Derrärherifch mit Feuer und Schwerd zu zerfiören, endlich von alle ben Tempeln, welche die Barbaren verbrannt hätten Keinen wieder aufzubauen, fondern ihre Trümmern a ewige Denkmäler ver Cortlofigfeit der Barbaren de

%) Slehe dritte Beylege am Ende bes Capitels.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 119

Nachkommen zu überliefern *). Mie ſolchen | en gingen die Griechen bey Platäa in bie cht, in welcher nicht nur die Perfer, und Pers geſinnten riechen überwunden, fondern auch eine he Niederlage unter ihnen angerichtet wurde, daß fich ber zehnte Theil des Heers, welches Terxes dem nius zuruͤckgelaſſen hatte, bis nach Afien tettes 2). Gerade an bemfelbigen Tage, ar welchem die jechen ben Plataͤa über ven Mardonius fiegten, vers htete die verbundene Briechifche Flotte die Ueberbleib⸗ ber Perſiſchen Seemacht, die nach, Afien entflohen r, und diefer zweyte Sieg Foftete den Perfern eben iel Volk, ald den Schwerdte der Griechen in Euros ntronnen war 7). | 4 Diefe

—— 2

) Lyeurg. adverf. Loocr. p. 149. 150. & Diod, XI. 437. P. ) Herod. IX, 59. 60, Plut. in Arift, 524. 25. Diod, XL

429. 30. ı Her. IX. 101. 103. Diod, p. 430. 32. Nach ber - Schlacht bey Plataͤa machten die Griechen wiele Einrich⸗ tungen, und nahmen manche gotsesdienftliche Handlun⸗ gen vor, welche den Geiſt diefes Volks in jenen Zeiten, und nach einer fo freudigen Errettung aus ber Gefahr einer harten immerwaͤhrenden Knechtſchafft, fehr lebhaft ſchildern. Ich will aber nur folgende beyde Zacta ans führen: erſtlich, daß bie Griechen, und vorzüglich die Athenienſer, von biefer Zeit an alle in her Schlacht gen fallenen Bürger öffentlid begruben, und von dem größten Redner ihrer Stadt eine Lobrede auf fie halten ließen. 43. op. Diod, Und zweytend, daß die Gegend von Plataͤa durch einen gemeinfhafftlichen Schluß der Griechen geheiligt, und ihre Einwohner von ben Lafken des Krieges wider bie Barkaren auf ewig befregt mure den, zugleich abes auch den Auftrag erhielten, im Nas min von ganz Griechenland den Helden, die für's Bar

I

wo: Sehe Buch.

Dieſe auf einander folgende Siege brachten - Griechenland viele merfwürdige Beränderungen herr und unter viefen einige, die man fehwerlid) worau ſehen hätte, und auch nicht wohl voraus fehen for

| terland geftorben wären, jährlich ein feierliches zu bringen. 529. II. Plut. in ariſt. Dies Opfer erte noch bis auf die Zeiten des Plutarch fort, und von ihm folgendermaßen befchrieben Cib.): An den daͤchtnißtage der Schlacht ging ein Trompeter oder faunenbläfer vor einer großen Proceffion ber, w Waͤgen nıit Diyrten und allerley Craͤnzen, ein fi zer Stier, und ein Haufen von Juͤnglingen fol die Gefäße mit Wein und Mil, und Krüge voll $ und koͤſtlicher Salben trugen. Die ganze Berfi Iung, in welche fich Fein Sclave mifchen durfte, nur freye Männer bie Freyheit von Griechenlan theidigt hatten, wurde von der vornehmſten ſtratsperſon in Plataͤa angeführt, die fonft fein berühren, und feine andere als weiße Kleider ı ı burfte, die aber an dieſem Tage mit einen Schi— bewaffnet, und mit einem dunkelrothen ſchwaͤr Bervande angethban war. Diefe Magiſtrats nahm aus beim Archive der Stadt einen heiligen und ging alsdann mit der großen Verſammlun ben Gräbern der Helden zu. Hier fchöpfte fie m ner Hand Waſſer aus einer Quelle, wufch die Denf die man den Kriegern gefezt hatte, und falbte f koͤſtlichem Balfam. Alsdanıı opferte fie den St Altar, betete zum Jupiter, und dem unterirr Mercur, und rief Die tapfern Männer, die für chenland gefallen waren, feierlih zum Gaſtma zum Xodtenopfer herbepy. Endlich füllte fie ein her mit Wein, und goß ihn mit diefen Worten ı Erbe aus: Dies trinfe ich den Helden und Pa zu, bie für die Freyheit von Griechenland ihr Lei laſſen Haben, Man fann über dieſe Zeier manche Betrachtungen anflellen, die ich aber d dem Racht enken meiner Leſer überlaffen will,

Geſchichte ver Sriechifchen Sopfiften. 281

reiche Beute, die man ben Perſern abgenommen e, und unter den Öriechen verhältnismäßig vercheife yermehrte auf einmal das Bermögen der vorher ats , und durch den Krieg erfchöpften Staaten, und reitete durch ganz Griechenland in beträchtlicher ıge das edelfte Metall, das vorher höchft felten. ges nmar *). Nicht aber bloß diefer zunehmende Wohl⸗ >, fondern auch das Bewuſtſeyn der großen Thaten, e ausgeübt hatten, hob die Seelen der Europätichen chen empor **); und dies Gefühl eigener Verdienſte Kräfte erfüllte das Golf, oder die niedern Claſſen Bürgern, allenthalben, befonders aber in Achen einer unwiderftehlichen Begierde , alle Vorrechte der heit, die fie fo oft mit ihrem Blute vertheidigt hat, gleich den Vornehmen und Neichen zu genießen.

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Diodor. XII. p. 478. Herod. VIII, 96. 97. 123. IX. 79. -Plut. in Arift. 11. 491. Die Beute bey Platäa allein war fo betraͤchtlich, daß man achtzig Talente zur Ers bauung eines Tempels ber Minerva bey Platäa, und dur Ausſchmuͤckung deffelben ausſezte. p. 527. Plut.

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) Ari. de Civit. V. q. Kas maAw 0 vaurınos oxAos VEVoMEVoS MUTIOS TNS MELI LZEÄRUNVG VIRNS, Kos dia TaUTNS, Tns Nyeuowvias, dies THV KOT GRARTTaEV duvemı, TAV ÖNMORERTIRV 1OXueo- reeav enomee. Und VII 6. aoxeAusinwregos Yae Yıyvonevo die Tas EUTOLIUS ou MEYOEAg- Wuxoregos TEOS ugRTNV. ETI TE MEOTEROy Hu pET& To Mndına Deovnuarıodevres ex TwV geyav, TaONs nmTovro masncens wdev diangı- yovTes, ar eni@nTBvres, Bon ben Sitten ber Athenienfer im Zeitalter bes Ariſtides findet man eine

Schilderung in meiner Abhandlung uͤber ben Lurus die⸗ ſes Bolks. |

198 j Sechſtes Bud). eg

Die Häupter der Teztern waren entweder zu ſchwar biefen Wunſch ihrer aͤrmern Mitbürger zu vereiteigl oder fie hielten es auch für ungerecht dergleichen zu tie ba die Geringen eben fowohl als die Bornehmen in t Derfifchen Kriegen gedient, und den Sieg bey & min geößtentheils erfochten hatten. &elbft Ariftibel der nichts weniger , ald ein Schmeichler des Bolfs und fich wie Kimon fehr oft den Mißbräuchen widerfet die Themiftofles von der Gewalt des Volks mach ‚voollte , ſelbſt Ariftives alfo hielt es für rathſam, oW wurde auch durch die Umſtaͤnde der Zeit genötigt eis Schritt zu thun, der den größten Tadel verdienen wi be, wenn er anderd zu vermeiden geweſen wäre. gab das Geſez: daß alle Borrechte Athenienſiſcher Buͤ ger Neichen fowohl ald Armen gemein feyn follten; daß den einen, wie ben andern alle Würden und Aemter offen ftehen, und die Archonten aus dem ganzen Volke oder aus allen Elaffen von Bürgern gewählt werben ten. Durch Died Gefez wurde eine ber erften Säule, auf welchen die vom Solon errichtete Staatsverfaffung beruhte , umgeſtoßen, und dem großen Haufen eim Macht gegeben,, die er bald nachher zur Unterdruͤckun der ebelften Bürger, und zu feinem eigenen Verderben anwandte. Ariſtides würde fid) um fein Vaterland eben fo fehr, als Solon verdient gemacht haben, wem ' er anftatt dieſes Geſez zu geben, die Schazung ber drey erften Claſſen von Bürgern in eben dem Berhättnife | erhöht hätte, in welchem der Staat reicher geworben : mar. Allein dies war wahrfihi.nlich nad) der damalige - tage der Sachen nicht möglich *), und Ariftides gab in de

. %) Daß diefe Staatsveränderung unvermeiklih way, zeigt außer den angeführten Stellen bes. Ariſteteles noch das Un

Geſchichte der Griechiſchen Sophiften. m

Abſicht die Eintracht aller Staͤnde zu befeſtigen, n aͤrmern Mitbuͤrgern detgense, was ſie entweder nachher mit Gewalt wuͤrden erzwungen, oder einem Verfuͤhrer des Volks nach gefährlichen Uns n und Dewegungen würden erhalten haben.

Gleich im erften Jahre nad) diefer Staatsverändes ‚und dem Siege bey Plataͤa wetteiferten die Gries mit einander , ihre umgekehrten Baterftäbte wieder bauen. Die Achenienfer fingen einem weiſen Rathe Themiſtokles zufolge.eher an, die Mauern ihrer be, von welchen nur ein kleiner Theil ftehen geblies mar, und bie jezo erweitert werben follten, als ihre nn Wohnungen aufzurichten *). Kein Gefchleche fo ſchwach, und fein Stand fo niedrig ober fo vors s, Der nieht von ganzem Herzen alle feine Kräfte zur tigung der Daterftabt angewandt hätte, Männer

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Urtheil des Plutarch: IT. 831. in vita Arifid, Era 0 avaxwenravras as To su ras A9y- ya 6 Agsacıs Mravras Ewen mmoAueı vw Önuonemriav, cas mev akıov MyYsuavos dıos nv avdeasyoedıcev errımeÄAesas Tov OnMov, cine un erı eoodiov, ımXuorres ToIs OMAOIS, Kol KE- Yo Deovarras raus vinaus, enınadnvey, Yoc- ‚Des VnDoM, nommv esvoy TV KoAsTesoy, Kay ras wexorras s& Ada marrom aloe

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) Thuc’ I. 89,93. Demofth. 390. Theop. ap, Plut, I, 475. Diod. XI. 435. Iſoe. II, 206. Alle dieſe Gchrifts fieller, unter denen ohne Zwepfel Thukpdides der glaube wuͤrdigſte iſt, erzäblen die Gefchichte der Wieberauf⸗ bauung der FMRauern von Athen, mit etwas verändere ten Umſtaͤnden. Iſokrates glaubte ſogar, daß Athen F den Perſiſchen Kriegen gar keine Mauern gehabt

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7 Brchlle Banken. NRut)

und. Weiber, Kinder und. Greiſe, Bürger, Fremdl und Sclaven arbeiteten unabläflig und mit gleichem fer an den Mauern zu Athen ‚-. und: man ſrhonte: w Haͤuſer noch Grabſteine, und andere oͤffentliche D maͤler, die Materialien hergeben fonnten, um-ein V dcſto geſchwinder zu fördern, welches die Neider Feinde Des Athenieuſiſchen Namens gleich nach fei Anbeginn zu hintertreiben fuchten. Die übrigen chiichen "Staaten, deren Eiferjucht ‚durch die g Menge der erfahrenen Seeleute in Athen:, und d ihren bey Salamin und Mykale beriefnen Muth gemacht worden war, reizten Die mit ihnen gleichgel ten Spartaner an,. den Athenienfern.wie allen übt Voͤlkern außer Dem Peloponnes: Die Wiedererrichhun, ter. Mauern unter dem Vorwande zu-unterfagem;- br die Perfer bey) einem abermaligen zu befuͤrchtenden fall feine fefte Plaͤze finden möchten, in denen fie feft fegen und behaupten fönnten. Themiſtokles v telte die Anfchläge ver Griechen durch eirie Städt: die den Ruhm feiner Weisheit felbit. bey denen, Die durch beruͤckt wurden, noch mehr aber bey feinen $ bürgern erhöhte, und an welcher fogar Ariftides Axiochus Theil nahmen *). Die Spartaner und i gen Griechen muften zulezt geſchehen laſſen, was durch ihr bloßes Anſehen nicht hindern konnten,

durch offenbare Gewalt nicht hindern wollten, und Mauern von Athen wurden daher unglaublich gefchr vollendet, von welcher Eilfertigfeit ihrer Erbaueı auch viele fichtbare Spuren in ben folgenden Sahrt derten zeigten *"), | J

*) Man ſehe Script, eit. inpr. Thucyd.

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 195

Athenienſer die Werke an dem neuen Hafen, dem us *), die fchon vor dem erften Einfalle ter Vers in dem Sahre, in. weldyem Themiſtokles Archen **), auf. den Nach diefes großen Mannes angefan⸗ , aber durch die Perfiichen Kriege unterbrochen wars waren 7). Themiſtokles war. der erſte, der die Be⸗ lichkeit des Piräus, welcher drey große Buſen ober haͤltniſſe für Schiffe hatte, und feine Vorzuglich et t dem Phalereus, den man bieher brauchte, ein wie er der erfte war, der, nach dem Aüsdruck des Ar iphanes bie obere. Statt an.den Piräus fͤttete, unb fefte fand von Attikfa nur zu. einem Anbängfel des ers machte, der Die Athenmenſer von ihren Bergen mb Feldern in die Schiffe trieb, der ihren vorher vor ndigte, daß fie fich nicht anders als Durch Handel und chiffarth gegen ihre Feinde würden verrheidigen, und iher ihre Tachbaren erheben Fonnen, der endlich ihren Handel und ihre Seemacht ſchuff, und ihnen die Herr Hafft auf dem Meere verfchaffte FF). Erſt ſeit diefer Jeit fingen die Arhenienfer an, vie Bortheile ihrer Sage ind ihres fandes zu nuzen, die weder Solon noch fonft rgend ein Staatsmann vor den Themiftofles bemerkt satte, Attika war nämlich ein gebürgichtes unfruchts

yared fand, das mehr zur Viehzucht als zum Ackerhau

zeſchickt war, das nicht einmal viele wafferreiche natürs kche Quellen, und vor den fruchrbaren umliegenden laͤn⸗ dern, feine andere als nur die Vortheile des Delbaus,

u ergies

01. 75.3.

“) Ol, 71. 3.

+) Thueyd. 1. 93.

+4) Thucyd. 1. ce. Flut. I, 476. in Themift. Diod. XI.

436.

Saft zu gleicher Zeit mit ihren Mauern endigten

126 Sechſtes Bud.

ergiebiger Silberbergwerfe und Marmorgruben . welche leztere aber bisher entweder gar nicht, ober’ wenig waren bearbeitet worden ®). Der ganze Erf aber des Delbaus ſowohl als der Bergwerke reichte i eben hin, Korn und andere Nothwendigkeiten oder quemlichfeiten des tebens von Auslänvern einzufaufg und Attika wuͤrde daher noch länger, vielleicht ewig armes dünn bevöffertes tändchen geblieben feyn, nicht Die Weisheit des Themiſtokles ver Natur zu HU gefommen wäre, und ihre Ubfichten errachen hät Er fahe es zuerft ein, was nachher Renophon mit fo v . fer Wärme an feinem Baterlande ruͤhmte, daß Arh gleichfam im Mittelpunete von Griechenland, und v den reichten Ländern in gleichen oder den angemeflenft Entfernungen liege; daß es faft alle Vortheie ein Inſel habe, ungeachtet es nicht ganz vom ur floffen fey, indem fein Wind wehen koͤnne, ver Ih nicht Beduͤrfniſſe und Neicheumer juführe, oder n welchem man nicht in feine Häfen einfegeln Fonnes u daß alfo die Natur felbft Achen zu einer Handelsftal und Attika zum Wohnfize eines mächtigen zur See he ſchenden Volks beftinnme Habe **),

c [

. % Thue. I 2. Plut, I. in Sol. 360. 69. 63. 64. Kenot Kuymyer. c. 12. de Provent. I. °s) de Prov. I. Xenophon preift uͤberdem noch die Schi beit und Milde des Arrifhen Klima Attika, fagt t fer Weltweife, leidet weder von zu großer Size, mi von zus heftiger Kältes und eben Bewegen kommt Attiſchen Boden alles, mas die Srunden ober Jah zeiten ſchoͤnes tragen und erzeugen, am frübften bervi und dauret am längfien. Schon die Alten: ſuchten der Milde und Feinheit des Griechiſchen, befonders & Attiſchen Qimmels die Urſache der vorzuͤglichen Sur

nn}

Berichte der Oriechfhen Sophifn 127

In der That hatten die Achenienfer ſchon vor. der hlacht bey Salamin und Mofale, noch mehr aber h diefen Siegen, die größte Seemacht unter allen vaten des Europaͤiſchen Griechenlandes. Wenn alfo Herrſchafft auf dem Meere noch mehrere: Jahre ber weder von ben Spartanern noch von ben übrigen chen anerfannt wurbes fo war biefes von Seiten erftern die Wirkung einer langwierigen Gewohnheit errſchen, ober die Bundesgenoffen anzuführen, und

| bon

————————

kraͤfte und Tugenden der Griechen vor den Barbaren, und Ber Atbentenfer vor den Übrigen Griechen. Arift. de Civ. VII. 7. Und dieſe Vermuthung kann man numögs Uich ganz verwerfen, wenn man bebenft, daß bag ein, an Land, welches Delbäume und Silberadetn naͤhrte, on vor feiner Cultur ſolche Männer, dergleichen So⸗ fon, Ariſtides und Themiſtokles waren, hervorbrachte, daß es durch dieſe ſich uͤber alle maͤchtigern und reichern Staaten, befonders über Sparta und Korturb,, empot ‚bob, daß es bald nachher alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaff⸗ ten nicht nur aufnahm, ſondern auch erweiterte, und als ihm eigenthuͤmlich behauptete. Man faun frei⸗ lich einen großen Theil dieſer Erſcheinungen aus ſoge⸗ nannten moraliſchen Urſachen herleiten; allein daß dies fe moraliſchen Arſachen nur in Athen, und nicht ans derswo mwirften, davon kann man ſchwerlich den Grund im etwas anderm als in gewiffen phyſiſchen Eigenthuͤn lichkeiten dieſes Landes ſuchen, ungeachtet wir die Na⸗ tur derſelben eben ſo wenig ergruͤnden, als ihre Kraft genau beſtimmen koͤnnen. Mit der Schilderung von Athen, die ich aus dem Xenophon gegeben habe, ver» leihe man noch die Gedanken des Ariſtoteles Über die * einer gluͤcklichen Stadt, und die Beſchaffenheit des kZandes, mit welchem fie umgeben ſeyn müͤſſe VII. 5. 6. Athen, fagte Perikles ap. Thucyd. I. 143. wuͤrde unübermwindlich ſeyn, wenn es ganz vom feſten Lande abgeſchnitten, und eben dadurch den Angriffen feiner ur zu Laude mächtigen Nachbarn entzogen wäre,

von Seiten ber leztern die Folge einer eben fo lan Gewohnheit, nur’ den Spartanern zu folgen, und einigerourzelten Hochachtung gegen die entichiedene g ßere Tapferfeit und Kandmacht der Lakedaͤmonier. muſte fich aber othwendig bald ben ber einen ober

dern Selegenheit'zeigen:, --daß jego, da der größte D der Griechifchen Snfeln, und der an der See gelege Aſiatiſch Griechiſchen Städte, die aleich nach ver Schh ben Mykale von. ven Perfern abgefallen waren, mit nee hinfänglichen Seemacht gegen ihre eheinafigen $ fer vercheidiget werden follten, daß jezo nicht derjel Staa!, der Die meiften und tapferiten Fußvoͤller, bern.der die größten Flotten und die erfahrenften jeute habe, an der. Spize des Afiatifchen und ‚Euro ſchen Griechenlandes zu ſtehen, und die Herrfchafft Meers zu erhalten verdiene. Kine: foldye Gelegen war die Unternefmüng; welche die Spartanet in 2 bindung. mit den’ Achenienfern und übrigen Bunde noflen veranftalteten,,. um die Perfer aus Kypern

andern Infeln und Plaͤzen, die fie noeh inne harten, Geivalt zu vertreiben”). Auf dDiefem Zuge wurde) fdnias, König.von Sparta, und Befehlöhaber der ga vereinigten Flotte, Hicht nur des Vorſages, ganz chenland den Perfern zu unterwerfen, verdächtig,

bald nachher überführt, fondern machte fich auch d fein ftolzes herriſches Betragen, das durch Bie Güte, und die unbeftechliche Nechtfchaffenheit des A des noch mehr gehoben wurde, ben allen Griechen fo haßt, daß fie ihn noͤthigten, die oberſte Befehlshe ftelle. nieverzulegen, die fie ſogleich auf den Ariſt wie die Ehre, in den Kriegen wider die Perfer ihr

| Ol, 75. 4. Died. p. 437. Thuc, L 94.95. Plu

i

u ſeyn, auf hie Athenienſer uͤbertrugen*). Die wtaner machten zwar einige Verſuche, ihr verlor⸗ Anfehen wieder zu gewinnen, und dachten einmal baran, deßwegen einen Krieg mit den Athenienſern fangen *"); allein fie liegen es doch endlich ben dem

en Vorſaze bewenden, and Äbten bald nachher ten

Il, den fie weder an den ‚Arhenienfern, noch an big jen Griechen auslaffen: fonnten ,: an: dem großer nme: aus, ber ben Achenienfern die uͤherwiegende macht erworben hatte. Themiſtokles wurde Durch

wiederholten Anklagen und. Berkduimbungen der

weaner etft aus feinem Vaberlande vertoiefen, und ber durch) ihre fortbaurenden Derfolgungen gezwun⸗

ala au verlaſſen und zum Terres zu ER " en —R J Noch

19 x

* % » ' DI . . x \ . a. » "m k 7 er

sap. mod. cit. Pauſanias trich feine unwernänftige

= Mfibrer ber Bunbesgenioffen prägelte, ober fie ga

EN lang mir großen Gerichten von Eifen ſtehen ließ. Er beſtellte haudfeſte Kerle, die alle Griechen, woeihe vor den Spartanern aus Quellen Waſſer ſchoͤpfen, oder

"eine Lagerſtaͤtte einnehmen wollten, mit Schlägen wege treiben muſten. Ba

» Di. 76. 2. Diod. p. 442. Dhne Brund alfo bemims bert Plutarch Die gleichgältige Ruhe, womit die Spare taner die Herrſchafft der. See den Athenienſern uͤberlaſſen hätten. in Arift. p. 534

y Diod. 405⸗48. Dies geſchah DI. 77. 4. In welchem

Jahre Themiſtokles auch ſtarb, odet vielmehr Hand am fein Leben legte. Er haste in eben dem Jahre, im weichem die Athenienſer die Herrſchafft zut See erhiel⸗ gen, ven heilſamen Rath gegeben, jahrlich 20 neue Schiffe zu bauen, und alle Kuͤnſtler und Fremdlinge,

die ſich in Athen niederlaſſen würden, von allen Abga⸗ —* befreyen. Diod. A], J Der erſte art *

J \ | ur e or Seßhichte der Griechiſchen Eophiſten. my

rte und Uebermuth fo weit, daß er mit eigener Haub -

[4

/

1 *

v.

F u echſtes Buch Re uh Mod) ehe die von den Perſern abgefallenen chiſchen Bundesgenoſſen fich den Athenienfern anvertr und ihnen die Vertheidigung ihrer Freyheit überg Hatten, bezahlten fie den Spartanern gewiſſe Sum „yon welchen der Aufwand, den ihre Beſchuͤzung Vertheidigung verurfachte, beftritten wurde *). "| erboten fich deßwegen von frenen Stäcen, auch In Zukunft ein Gleiches zu thun, und erfuchten die 7 mienſer, dem. Ariſtides die Bollmacht zu geben, dir - Die Vermoͤgensumſtaͤnde aller verbundenen Staͤdte u ſuchen, und einer jeden wach ihren Kräften den Di vheftimmen möchte, ‘den ſie fforthin zum geme chen Schaze liefern folle ).“ Die Athenienſer vi ten in dieſe Bitte, und Ariſtides vertheilte eirie Sui kon vier hundert und ſechzig Talenten, die | ſammengebracht werden muſte, mit einer fo udn fehen Billigkeit über alle Gruͤechiſche Inſeln und Nſ Staͤdte, daß dieſe ihn noch immer in den \ Zeitaltern als ihren größten Wohlthäter, unh Schaͤzung As den Zeitpimet ihres Wohlftandes, ten }). ; "Man. erfüchtete hierauf eine gemeinſcho Schazfaniiner auf. der Inſel Delos, und ed.An auch Schazweifter von Griechenland ernannf, "bie Denträge der Bundesgeroſſen in Empfang neh' und bie Ausgaben nach dein Vorfchtiften der Athen beſorgen muſten hJJ. | . 5 " - 2 ſes Raths wurde noch lange nach ihm befolgt; bi

‚dere Hälfte iſt aber, fo viel ih weiß, niemals In fällung gegangen. _ on

0) Plut. 1. e. p. 53 0 W °°) Plut. 1. c. Dad 12 440. Thue, I. 96. .

. „DU. ec... Slodor gibt bie Schäzung des Ariſtides nur zu 560 Talenten an. P:: 449, oo. zn 2 ib, ;,. * F —F 55 |

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Geſchichce der Griechifchen Sophiſten. 131

Die Athenienſer begegneten den Bundesgenoſſen, denen ſie zu Fuͤhrern waren erwaͤhlt worden, in den en Jahren mit großer Guͤte und Gelindigkeit ), ſo

**), und auch gleich weit von ungerechten Maaß⸗ ein entfernt waren, leiten ließen. Sie rüfteren ale "**) eine Flotte von zwey hundert Seegeln ans }), alle Aſiatiſche Inſeln, und alle Schlöffer und Städte Helleſpont, in Sonien, Karien und Incien, welche von ven Perfern befezt, ober ihnen zugethan wa⸗ befreyen, ober fie mit Gewalt den Barbaren ents

m follte. Kimon, der Anführer diefer Flotte, ein en fo großer Held, ale Themiftofles, und nicht we⸗ ver eifriger Patriot und rechtſchaffener Mann, als Aftides, ber aber weder die großen Talente des erftern, ch Die erhabenen Tugenden des leztern hatte FF), rich⸗ e dieſen Auftrag mit der groͤßten Geſchwindigkeit aus, kg. das Heer und. die Flotte ber Perfer, die fi) am fe Eurymedon verfammlet hatte, und erfocht an eis n einzigen Zage zween fo vollftändige Siege, als die

Ze 8a Grie⸗

2) Thue. L, 097. "

#e) III. 194. 205, Plut. in Cim.

ne#) Dil. 77. 3.

4) Dieſe Flotte wurde bald nachher durch die Haͤlfsſchiffe

ber Bundesgenoffen auf dreyhundert und funfzig vers mehrt. Diod. XI. 450. Ephor, ap. Plut. 351. II, in Cim. Diodor ſcheint durchgehende dem Ephorus ges folgt zu feyn, ber aber gewiß nicht fo viel Olauben ale

Thukydides verdiente, von dem er oft abweicht. Pha⸗

nodemus redete gar von 600 Schiffen ber Athenienſer. sp. Plut. l. c

+) UI. 181. Plut.

13z3. Secchſtes Buch. Griechen weder vorher über die Barbaren erfochten hd ten, noch auch in der Folge erfochten *). Durch 9 Siege erhielten der Ruhm, der Much und das Ger gen der Athenienfer einen gleich großen Zuwachs; Kimon wandte die reiche Beute, Die er den Perferni® genommen hatte, dazu an, feine Vaterſtadt zu verſſ nern, oder noch mehr zu befeftigen. Er bepflanzte Pe großen Marfe in Athen mit fehönen Bäumen, ver delte die Afademie, Die vorher eine dürre Wuͤſte ge fen war, in einen Fühlen fehattenreichen Luſthain, Tegte ven Grund zu den großen Mauern, die von Ag bis an den Phalereus und Piraͤus gingen, und 9 ‚nachher *”) vollendet wurden +). |

28 | ups, ten Gere

. / ı ® Thuc. I, 160 e. Diod. p. 451. Plut, TU, 199. Ig . 145. Diodor weicht von allen übrigen in ber ip # der Gegend ab, wo Kimon die feindliche Fl (lagen haben fol. Er fagt nämlich, daß bill: Kypern gefchehen fey, ba die übrigen den Curl nennen. Ein. jeder diefer Schriftfieller erzaͤhlt fa - bie Größe des Verluftes der Perſer auf eine anderei Dach dem Thukydides verbarben oder nahmen bie Wi nienſer 200 Phoͤniciſche Schiffe meg: nach dem Lk flieg die Anzahl her Schiffe, die ben Siegern Hände film, auf 100, und nad dem Plutarq 260. Diodor hingegen gibt dreyhunbert und wie] und zwanzig taufend Gefangene an, außer der Abel großen Beute, die ben Athenienſern zu Theil gewei fey.: Diodor fehlte aber unläugbar in der Angabe weggenonimenen Schiffes Denn feinem eigenen X richte zufolge hatten die Perfer vor der Schlacht x sehr als drephundert und vierzig Schiffe, und ed fien alfo gar Feine untergegangen, und Fein einziges ai oben ſeyn, wenn bie Athenienſer eine eben fo gef ahl von Schiffen erbeutet hätten.

“) DI. 80. 4. |

9 Thus, I, 107: 108, Plut, I, 303, 203, in Cimons; |

Geſchichte der Griechifehen Sophiſten. 133

Nach diefem Siege am Eurpmebon fingen bie mienfer an, fich faft für unuͤberwindlich zu halten, fürchteten weder Barbaren nod) Griechen mehr.

allein griffen in ben nächften vierzig Tahren,, die

wf den Peloponnefifchen Krieg verfloffen,, ven Koͤ⸗ ser Perſer, der kurz vorher dem ganzen vereinigten chenlande fo furchtbar gewefen war, ungereizt zu erbohlten malen an, und zwangen ihn endlich zu n ſchimpflichen Frieden, der der flaunenden Nach⸗ Die innere Schwäche einer ungeheuren Despotie

fo fehr, als die innere Stärfe einer einzigen Fleinen enden und wohlgeorbneten Republik verräch*). Sie ten ferner nach einander mit allen Sriechifchen Böls | , oft mit mehrern zugleich und an mehrern Orten, biefer ganze Zeitraum alfo, ber von dem Siege des von bis auf den Peloponnefifchen Krieg verfloß, war wnunterbrochene Kette von Schlachten, in welchen

meiſtens über ihre Feinde fiegten. So wie ihre Flots ‚auf allen Meeren Herrfchten, und alle Inſeln und äpte in Afien ſowohl als am Hellespont zinsbar mach» £ fo durchzogen ihre fiegreichen Sheere Das ganze Gries Hand, vermwüfteten ben ‘Peloponnes und das Spartäs be Gebiet wie Theffalien, und unterwarfen einen ben Theil der Altgriechiichen Städte und Voͤlker ihr Botmaͤßigkeit. Dieſer unaufbörlichen Kriege unger tet nahm die Bevoͤlkerung immer zu; denn niemals en bie Athenienſer mehrere und zahlreichere Eolonien, gerade in dem Zeifraume ausgefandt, in welchem fie meiften Schlachten geliefert haben. Das ganze 33 Volk

) Wie ſehr die Athenienſer die Perſer verachtet, und Ihre Ohnmacht gekannt haben, ſieht man auch daraus, daß ſchon Kimon den Gedanken hatte, den Koͤnig der Per⸗ fer vom Throne zu ſtoßen. Plut. III. a215 p.

‚4 Sechſtes Buch ·

Volk war von einem einzigen kriegeriſchen Geiſte bel Meder vor noch nachher boten fich die Athenienſiſ Juͤnglinge fo bereitwillig zu Den gefährlichften Unter mungen an; nie fochten Greiſe, Die das Alter von « Arbeiten des Krieges befreyte, mit fo viel jugendli Tapferfeit und Stärfe, und niemals harten auch w die Athenienſer noch irgend ein-anderes Griechifches : auf einmal fo viele große Feldherren, als in dieſem alter in Athen verfammlet wurden. Kimon, Arift Moronivee, Tolmides, Leagoras und Periffes w ein jeder fchon hinreichend gewejen, einen Staat zu ten und groß zu machen; und dasjenige Volk alfo, fie alle befaß, muſte nothwendig das erfte feiner und das mrächtigfte in Griechenland werden *).

Die häufigen Ausräftungen , welche die Arheı fer auf gemeinfchaffcliche Koften machten, und zu chen auch die Bundesgemffen Schiffe und Kr volk liefern muften, wurden ben weichlichen Inſuſo und übrigen Aſiatiſchen Griechen bald unerträglich, dem ihre teiber und Seelen, entweder durch langw Dienftbarfeit, oder durch einen übermäßigen Gemuf Güter des Gluͤcks und des Friedens entnerut, un den Defchwerlichfeiten des Kriege untüchtig ger waren **). Saft alle Bundesgenoflen wurben ſchwuͤrig; einige weigerten fich, die Schiffe und VW fchaffe, "welche man von ihnen verlangte,” herzug und andere fielen aus andern Urfächen ab. E

*) Wenn man bie Geſchichte der Achenienfer nach ben ! ſchen Kriegen mit ber Gefchichte der Roͤmer nad zweyten Puniſchen Kriege vergleicht; fo wird zwifchen beim Zuftande biefer beyden Voͤlker und Schickſalen fehr viele Aehuliqteiten entdecken.

111222. · en Ze ze

")

[4

Seſdichee der Griechiſchen Sophiſten. 335

erſpenſtigkeit ober Abfälle ahndeten die Athenienfer den Einwohnern von Naros durch Sclaverey, und n Thafiern durch die Niederreißung ihrer Mauern, bie Beraubung ihrer Schiffe, durch eine große rafe, bie fie fogleich, und durch einen harten Tris L, Den fie in der Folge erlegen muften *), Bon dies } Zeitpimcte an **") mißbrauchten die Achenienfer ige mmehro unwiderſtehliche Macht +), fie behandelten —* die von den Perſern zu den Griechen,

von den Spartanern zu ihnen abgefallen waren, mehr als Bundesgenoſſen, ſondern als ihre Unter⸗ men; waren nicht mehr ihre Führer , fondern warfen ) zus ihren unmmfchränfen Beherrfchern auf, und udten endlich nicht Lleberredung,, fondern meiftens of⸗ Sare Gewalt an, um fie nach ihren Abfichten zu beus . Der geheime Haß, der hieraus entſtund, wurde ar Durch das noch immer fortdaurente und fteigende ücf ber Athenienſer fo ſehr niedergedruͤckt, daß er niche Tpärlichfeiten ausbrechen konnte; allein er bereitete en doch in der Stille eben fo viel Unglück für die Zus fe vor, als fie an andern Unrecht ausübten, oder

geübt Hatten. - Wenn die. Borfehung einmal befchloffen hat „Voͤl⸗ oder einzelne Menſchen vor andern hervorzuziehn; ſo igt fie es meiſtens, wie die Geſchichte lehrt, fo einzu⸗ —— daß die Thorheit und Fehler ke Feinde eben ſehr, als ihre eigene Weisheit und Tugend zu ihrer ergroͤßerung beytragen muͤſſen. So erging es auch o den Athenienſern. Die Weichlichkeit der Bundes⸗ noſſen, und ihre Abgenetgthait gegen den Krieg wurbe für

®) Thuc. I. 101. 102, Died, p. a457. Ak m Ol. I.

F Bi

, ih ihren Beherrſcher zen, Kimon gab nämlich feinen —E R Die Bundesgenpffen fernerhin nicht mit Gewalt zur „ferung einer gewiſſen Zahl von Schiffen und Mannfd anzuhalten, ſondern es ihrer Wahl zu überlaffen, 6 hergeben, oder an ihrer @rart jährlich fo vid fen wollten,‘ daß die Athenienſer dafür Kriegen unterhalten, und Flotten ausrüften Fonnten. Bundes genoſſen wählten das leztere, und glaubten: eier großen babbefeene un (nn, ba fie doch wi den Arhentenfern mic ihren Neichepimern die Mit Die Hände-gaben, fie nach Wobhlgefallen au befieref und Ihnen auch dasjenige mit Gewalt zu ın fie nicht mit gutem Willen hergeben wollten Er Diefe vermohrten Derträge der Infulaner, umb:dee. tiſchen Griechen, wurben bie Äthenienſer in rel w eine Flotte von zwen hundert **) Schiffen onige yon Aegypten zu Hilfe zu fehlten, ber ki gen den Artaxerres empört harte, Diefe Siorte ge öwar anfangs große Bortheile über die ‘Perfer 2* aber nad) einigen Jahren rn wenige von denen, mit wel ie vorne kamen in ihr Vaterland aut dD

D

N %) Thu, 1.99. Plug, III, 196. in Cimono. 9%) Thuc, I, 194 & Unen. I. 403, Dieber 458. X

drev bundert. e⸗ æiublt Rutvdides· 100, 48 ber dieſer Unternehmung eine Dauer von ſechs

Dippor bingegen ſchraͤutt fle ef eine Aa Di Dlyı

ein, von DI. 79 1. Bi6 Bo, 1. mad r On on we, rm

Gefchichte ber Griechiſchen Sophiſten. 197

In eben dem Sabre, in welchen bie Arhenienfer kegroße Niederlage in Aegypten litten, erhielt die Staats» aſſung in Athen ben gefährlichiten Stoß, ben fie den Zeiten Solons erhalten hatte. Ephialtes nahm lich auf Anftiften des Perifles dem Areopag außer: Vorrechte, Todtſchlaͤger und Mörder zu richten,

Me Gewalt, die Solon ihm gegeben hatte, hob damit m Einfluß auf, ben die Bäter des Volks bisher über ke Thoren und Unverſtaͤndigen gehabt hatten, zevriß fe heilſamen Zügel, womit der große Haufe bisher ges ändigt morben war, und nöthigte den fich felbft übers ißnen Poͤbel, feine ganze Macht in die Hände von Des agogen zu legen, die von diefer Zeit an faft unum⸗

hraͤnkt zu herrſchen anfingen *).

Die Folgen diefer immer mehe und mehr zuneh⸗ ıenben Zernichtung der Staatsverfaflung wurden im Athen fo wenig als in Rom ober andern Treyftaaten nerklich, fo lange das erftere größere Staatsmaͤnner nd Seloherren hatte, als alle übrigen Sriechifchen Böls re zufammengenommen, Vielmehr müfte man, wenn san die Güte der innern Verfaſſung der Achenienfer anz allein nach ber Menge von erfochtenen Siegen ber wthellen dürfte, den Schluß ziehen, daß dies Volk nie ine beffere Negierungsform gehabt hätte, als in ben ften zehn Jahren nach dem verderblicdyen Geſeze bes Ephialtes, Die Athenienfer Äberwanden naͤmlich unter dem Leokrates die Aegineten, die ihnen noch immer nach⸗

35 Buß

Bu jr tn

®) Ifocr, 1. Sup. elt. Diod, XI. 463. Plut, III. a05. I, 602. 606. 607. I. 602. Plat. Perikles goß, wie Plato fagte, dem Volke eine ganz ungemifchte Frepheit ein, hie es nicht ertragen Ponnte; und von biefer Zeit an, ſcherzten die Komiker, babe das Wolf Eubarn au⸗ gebiſſen, und de Jufln gemißhandelt.

Fr ee Buch.

buhlten, in einer entfcheidenden Schlacht, nahmen nen auf einmal fiebenzig Schiffe ab, und zwangen durch die Furcht vor den Außerften Gefahren, wel ganz wehrlofen und fo viele Jahre gehaßten Seinden vorftanden, ihre Mauern niederzuteißen, und di Tribut gleich ven übrigen Inſeln zu bezahlen ”). U eben dieſe Zeit fihlugen fie unter dem Myronides d Korinthier und Epidaurier viermal **): und wurd durch den Verluſt, den, fie in dem hartnäcigen Tr bey Zanagra **”) gegen vie Safedämonier und deren B desgenoſſen erlitten, fo wenig geſchwaͤcht ****), daß fi einige Wochen nachher den Myronides mit einem Heere gegen die Boͤotier ausſchickten )). Diefer große Zeit herr ſiegte zweymal hinter einander mit einer viel gerin" gern. Marht über die Boͤotier, eroberte und enthlößte ' alle ihre Städte, Theben allein ausgenommen, begwang die Phofenfer und kofrier, und drang bis ins Herz vom Theflalien ein FF). Nach. dem Diodor war die * Schlacht gegen die Boͤotier nicht weniger gorreich, al die beſungenen Siege bey. Marathon und Plataͤa, und‘ doch fand fich Fein. Sefchichtfchreiber, ver eine ganz ger. naue Schilderung derfelben hinterlaffen hätte FF). De, Mame

—14

DI. 80 2.und 4. Thuc. I. 105 & 108. Diod, XL;

3 pP. Ri

**) Tue I. 105.106. Diod, 463. 464. Rad dem Tim kydides zogen fie aber doch In ber erflern Schlacht den Kürzern.

wet) Thußyd. 1. 108. fast, daß die Athenienfer dieſe Schlacht verloren hätten, und ſchweigt ganz vom Perikles, ber Heerfuͤhrer war. Diodor hingegen p. 465. erzählt, daß diefes Treffen mit unentfchiedenem Gluͤcke geendigt

worden.

HA a I. 108. p. 468. 467. Diod, Hape p- 1,05

Gefchichte der Griechiſchen Sopfiften. 130

lame bes Myronides ift daher kaum Gelehrten befannt, - achtet er miehr that, und öfter fiegte, als Miltiades, * ütofles und Kimon, deren Namen wir jchen in Schulen lernen. So wahr ift es, daß der Ruhm m Helden nicht bloß von ihren Verdienſten, ſondern eilt mehr von gewiflen Umſtaͤnden, und befonvers von w Bortrefflichfeit der Gefchichtfchreiber abhänge, die Be Thaten für die Machwele aufzeichnen. = In die Fußftapfen des Myronides traten Tolmi⸗ 8 und Perikles, unter welchen der erftere Gythion, ben Ort, wo dle Spartaner Schiffswerfte hatten, zer⸗ te, Kephalenia und Naupaftus eroberte, und in det ern Stadt die Leberbleibfel der Meflenier, welche vie kedaͤmonier nach einer zehnjährigen Einfchließung aus home entlaflen hatten, eine Nlederlaſſung verfchaffte *). terifles hingegen verwuͤſtete mit einer Flotte von funf⸗ g Schiffen die Küften des Peloponnes, und machte alle Städte in Afarnanien den Athenienfern unterwärfig **).

Dach allen diefen glücklichen Unternehmungen dach» a bie Athenienjer daran, die Schmach, die fie in Ae⸗ ppten erlitten hatten, mit dem Blute der Perſer abzus afchen ; fie rüfteten daher eine Flotte von zwey huns rt Seegeln aus, und gaben ihr den Kimon zum Uns ihrer, gleich al3 wenn dieſer Sohn des Miltiades allein mm Weberwinber der Perſer beftimmt gewefen ware. dimon befiegte die Barbaren auch wirklich in einer Land⸗ md Seeſchlacht 7), und fezte.den Konig der Perſer durch in eine folche Furcht vor den Waffen der Athet ienfer, daß er feinen Feldherren den Befehl gab, Ben " e⸗

* Eu

®) Diod. p. 467. 68. DI. 81. 1. ") DI. 81.2, Diod, p. 4609.

| - | 19. nee Gechftes Buch. er

berühmten Frieden zu. fehließen, von welchem fo viele: Schriftſteller reden, und deſſen Bedingungen folgende waren: baß alle Griechiſche Städte in Aſien frey ſeyn und kein Perſiſcher Satrap ſich dem Meere inner

einer Entfernung von drey hundert Stadien nähern - und fein bewaffnetes Perfifches Schiff jich außerhalb nei Stadt Dhafelis in Pamphylien, und den gegenüberlieg genden Kyaneiſchen Inſeln fehen laſſen folle *). & *

*) DI. 82. 4. Diod. XII. 481. Iſocr. II. 210. Panathen, Lycurg. p. 148. Demoftb. de fall. Leg. p. 237: Plut. in Cim. III. p. 197. 201. 202. Kalliſthenes zweyfelte, ob ein foldyer Zriede mit ſolchen Bebingun⸗

gen jemals geſchloſſen worden; aber wiber alle Ur⸗ kunden ⸗und die glaubwuͤrdigſten Geſchichtſchreiber. Ich Tann nicht umhin, bier noch eine kleine Bemerkung über bie Werweifung bes Kimen hinzuzufügen... Boy biefer Verweifung fagen Thukydides und Diodor nichts; Plutarch II, 211. hingegen und Anbofpbes or. IV, 308 p. bezeugen fie, ungeachtet fie in Auſchung ber naͤchſten Urſachen derfelben von einander abweichen, Lezterer erzählt, daß die Achenienfer den Kimon def wegen aus ihrem Bolfe ausgerottet hätten, weil er eb ne ungefegmäßige Ziele zu feiner Schweſter getragen; und Plutarch Hingegen, weil er bie Athenienfer bewe⸗ gen habe, ben Spartanern in ihren Kriege wider bie Heloten und Meffenier zu Hülfe zu Fommen, in web chem fie allein unter allen Bunbesgenoffen als verdaͤch⸗ tig zuruͤck geſchickt wurden. Die erftere Nachricht if gar nicht wahrſcheinlich; und nach ber leztern wuͤrde : bie Derweifung bes Kimon entweder in DI. 77. 4. ode 78. 1. fallen. Nun aber erzählt Plutarch, daß Kim erfi nach ber Schlacht bey Tanagra DI. 80. 3., auf Aw rathen bes Perikles felbft, der der Haupturheber feiner Entfernung geweſen war, zurüdgerufen fey; allein fa lange war er gewiß nicht abweſend, beun DI. 77. 1. bezwang er fhon bie Xhafier, bie von ben Perfern abs : gefallen waren, Gewiß iſt es unterdeſſen, ſowohl ans | bet

Geſchichte der Griechifchen Sophiſten. 141

GSleich nach dem mit ben Perſern geſchloſſenen ſchlugen die Athenienſer die Einwohner von M

3, die ihren Bund verlaſſen hatten ;. verloren aber h in dem nächfifolgenden Jahre einen: ihrer größten herren, den Tolmides, in dem unglüdlichen Tref⸗ ben Eheronäa, und mit ihm alle'die Staͤdte, wels ihnen in Boeotien gehorcht hatten. Schon dieſe eihs Niederlage zeigte, ‘was fie deteinft in gtößern Un⸗ fsfällen von den Bundesgenoflen zu erwarten hätten. nn eine große Menge von Städten, befonbers auf hoea, fiel von den Athenienfern ab, bie aber alle wies durch den Perikles zum Gehorfam gebracht mwurs ), Ein gleiches Schieffal hatten die Samier, bie e einmal über die Achenienfer fiegten, aber zweymal Perikles überwiinden, und nad) der legten Mieder⸗ ihrer Schiffe und Feſtungswerke beraubt und zum kattung aller Kriegskoſten verurtheilt wurdenð

ber Erzählung bes Plutarch, als aus beit ganzen Laufe

.. ber Begebenheiten, daß Kimon Yon der acht oder neu and fiebenzigften Olympiade bis an feinen Ted nice fo viel Anfehen ald fonft, und nicht mehr Macht gehabt habe, als Perikles für gut fand, unter gewiſſen ges Heimen Bedingungen ihm anzuvertrauen. Selbſt, die zweyte Unternehmung gegen die Perſer Äbergab Perle kles dem Kimon, um ihn den Augen ber Mitbuͤrger zu entzieben, Kimon flarb in eben bem Jahre, .in wels Gem er den Frieden mit den Perſern geſchloſſen hatte,

108, 1,6, Df. 83. 1. Diod, KU. a8t.

) DI. 83. 3. p. 482. Diod, u

:DI. 34 4 Boa, ZI. p. 495: 96. Plutatch 1. 647, ſcheint die Samier fih als zu maͤchtig worzuftellen, ins beim er fagt, daß die Athenlenfer im Gefahr geweſen wären, durch die Flotten ber Samier, und durch bie Tapferkeit und Klugheit des. Meliffus, ver Lerrſchafft

gur See beraubt zu werden⸗

12 ET Sechſtes Buch.

"Bald nach dieſen lezten Pegebenheiten ende

"bie naͤchſten Beranlaffungen des‘ Peloponneſiſchen »ges, bon benen ic) hier ſchweige, weil fie von ber "fehichte beffelben nicht getrennt werden können.

J Ich kann aber. dieſen Abſchnitt der Geſchichte Hriechen, und vorzuglich der Achenienfer, nicht ſchli ohne eine kurze Schilderung des innern Zuſtandes hen, und des Verhaͤltniſſes dieſer Stade zu den üb :gen Griechiſchen Staaten hinzuzufügen. Ein fol ‚Gemälde ift, um deſto nochwendiger, da man fkh. walrigieren. würde, wenn man aus den erjählten Thatl der Athenienſer, und ihrem Gluͤcke im Kriege auf be: ‚Bortrefflichfeie ihrer Berfaffung und auf die Ste De ‚Sitten des ganzen Volks ſchließen wollte *). Achen erreichte von dem Jahre an, in welchem Kimon jum ‚legten male über die Perfer fiegte **), bis auf den Ay fang des Peloponnefifchen Krieges durch die” Tugenden

eines einzigen Mannes den höchften Grad von Ma Glanz, und Sröße, von dem es bald nachher Ga

und den es auch nie wieder erreiche hat 7). Dieſer große amt

9) Billig wollte man nie von den Heidenthaten eines Boll | auf feine Sitten, und gute Regierungsform, und von feinem Gluͤcke im Kriege, nie auf feine wahre und dan

erhaffte Gluͤckſeligkeit fliegen. Denn kriegeriſche Zur

gend und Tapferkeit dauert oft noch fort, wenn fon

alle übrige Tugenden fich verloren haben, "und meiftens

iſt das Gluͤck von Voͤlkern mehr ber Klugheit und dem

Muth einzelner großer Männer, als der allgemeinen

Tapferkeit, ober einem herrſchenden Priegerifchen Geiſfit gahıcr Datlonen zu verbanfen,

*r DI. 8

7) Sant Khufybibes (ein Feind gibt dem Perikles das Zeng⸗

niß, daß Athen unter Ihm am größten Wurde, I. 65 6,

" ‘Ooo

Gefchichte der Griechiſchen Sophiſten. 143

lann war Perikles, der allen Feldherren und Staats, innern feiner Zeit an Tapferfeit, Vaterlandsliebe, d unbeftechlicher Nechtichaffenheic gleich Fam, und ſie le entweder an ſchoͤnen und wiflenfthafftlichen Kennt, fin, oder an Beredſamkeitz :und der Kunfl.die Her⸗ 5 des Volks zu gewinnen-, ‚oder an unermuͤde⸗ m Zleiße und Ordnung in üffenslicyen Gefchäfften, er an Behutſamkeit in Frieggrifchen Unternehmungen w dem fcharfen in die Zufunft vordringenden Blick, er endlich) an Seelengroͤße, Standhaftigfeit in Ge⸗ en und Ungluͤck, und an Reichthum an großen. Ent en übertraf *).. So wie er, nach der Bemerfung alter

DOocu Te Yap xeovov AEBSN TNS Kolews ev 7y ESEHYY,. MEFLIWS, eenysro, au aaDarws die Du- Acfnv av, neu Eryevero 7 exesve. Meyisn. Bon dem Tode des Kimon an, war das Unfeben des Perikles faft uneingeſchraͤnkt; denn Thukpdides, der

Sch nah dem Tode des Kimon zum Widerfacdher des

Perikles und zum Haupte der Arifofratifhen Parthey aufwarf, ſcheint dem erſtern nie ſehr furchtbar geworden zu ſeyn, wie man aus den auswaͤrtigen Kriegen ficht, bie Perikles in der drey und achtzigſten Olympiade fithrte: Will man unterdeffen die ungeriörte Herifchafft bes Pe⸗ rikles in Athen mit dem Plutarch erſt von der- Verwei⸗ ſung des Thukydides zu rechnen anfangen, und in einen Zeitraum von 15 Jahren einſchließen, J. 226. Plut. ſo ſeze man im Xerte ſtatt DI. 32. 4. Olymp. 83. 4.

°, Ich müfte das ganze Leben diefes Mannes vom Plutarch

abſchreiben, wenn ich die Reihen von Handlungen, von welchen ich einen jeden Zug feines Charafters genoms men babe, erzählen wollte. . Man ſehe uhterdeffen Thuc. II, 65. welches Capitel man mit beflo größerer Ehrfurcht gegen den Perikles, und deflo wärmerer Bes wunderung des Thnkydides lefen wird, wenn man fi) beſinnt, daß lezterer ein Fejnd des erfictu war, *

| ebe

44° Gechfied Buch.

alter Leute In Athen, keinem unter ben berühmten ‚nern, welche diefe Stadt hervorgebracht harte, Perſon fo ähnlich war; als dem Pififtratus *); fofa man ihn auch in Anfehung feiner Denfungsart, und ‚ser großen Tugenden mit feinem fo richtig, als mit dieſem Selbfibeherrfcher vergleichen ; und es läßt daher von ihm wie vom Piſiſtratus behaupten, daß ein eben ſo untadelicher Bürger geweſen jenn w wie er ber größte war, wenn er nicht bisweilen, b ders in Fällen ver Noth, das allgemeine Beſte fei Ehrgeize und feiner Ruhmbegierbe aufgeopferr Härte“ Er machte gleich feinen erften Eintritt in die öffentli

Verſammlungen des Volks mit der reifften Ueberleg und zeigte fic) anfangs fchon als einen Mann, der der Folge nie anders als nach wohlerwogenen Planen handeln, und nie anders als vorbereitet oͤffentlich reden wuͤrde. Perikles bot fich zuerſt den pVolke als einen jungen Buͤrger dar, der geneigt ſey, ihm mit ſelnen Kraͤften zu dienen, als Ariſtides geſtorben, und Kimen faſt immer in auswaͤrtigen Unternehmungen begriffen war 7). Weil er nicht fo viel Vermoͤgen hatte als Rs mon,

E

fehe ferner Hoc, II. 433. Mein, Socr. III. 5., wen Örrovu genannt wird. Eudlich Plutarch 1. 592,96, 610. 631. 625. 630 & 31. bef. 669.070. Man ieſt unterbefen andy das Urtheil des Plato p. 220. 21. d. Ba Plut. I. p. 600. u, Et war wie Kimon ein großer Liebhaber des ſchoͤnen Ge⸗ lechts, allein dieſe Leidenſchafft hinderte ihn, dee lelt ihn nie von oͤffentlichen Geſchaͤfften ab.

. 4) Plut. 1. 600. Alſo gegen das Ende der 77 ober den An fang der 78 Olymp. Mit Recht fagten daher Plu⸗ tarch p. 626. und Cicero, daß Perikieg vierzig Jahre Öffentliche Geſchaͤffte verwaltet habe,

Gecſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 145

pn, und bie Athenienfer nicht, wie diefer, durch Die ändige Linterhaltung einer offenen Tafel, und du F Mitcheilung der Erndren und Früchte feiner fandg $ gewinnen Fennte *); fo fihlug er wider feine Nei⸗ Bag eben den Weg ein, auf welchem Themiftofles fich Bunft des Bolfs erworben hatte, und warf fic) zum theidiger des Pöbels, und zum Widerſacher ver nehmen auf **). Auf diefem Wege hob er ſith bald Bach feine überlegenen Talente und durch bie Ve des großen Haufens über alle feine Nebenbuhler ſo BE empor, daß er den Kimon und Thukydides vertrei« n,. und den Myronides, Tolmides, Ephialtes und bere zu Werkzeugen feiner Abfichten brauchen fonnte, ach dem Tode des Kimon und der DBerweifung des kuıfgdides herrfchte er fo unumfchränfe in Athen, daß : Eimvohner diefer Stadt zwar dem Namen nad) uns "einer Demofratiichen, aber in der That unter einer onatchifchen Verfaſſung lebten f). Er herrfihte aber cht mit Gewalt, wie Piliftratus, auch nicht durch nies etraͤchtige Schmeithelenen , wie die meiften fpätern emagogen, fondern durch die Macht feiner Beredfams t, mit welcher er die Athenienſer lenfen, niederjchlas n, und aufrichten Fonnte, wie er wollte TT); nod) met | aber

®) Plın, I. 606. III. 192. Cic, IL. de off. c. 18.

#*) Plut. I. 600. >,

4) Thuc, I. e. Eysyyero Te Acyo ev, Muoxga- Tin, eey@ de, ono Ta MEmTE ardeos aExN.

4) Thue. l.c. Orore ya a0Iaro TI auras mac naeov vuloes Iauposvras, Aryav uare- mrnocev erı Te Dcßese9oy. Kay dedioras av aroyas, avrwadım arm em To Japıev. Die Übrigen Zeugniffe von feiner Berebſamkeit werde ich In der Geſchichte der Beredſamkeit bepbringen,

Zwepter Band. K

146 J Sechſtes Bud. J

aber durch die tiefe Ehrfurcht, die er feinen Mich: gern, durch feine fo oft erprobte Klugheit, und du die zahlreichen Trophäen, die in allen Theilen von Gf shenland feinen und feines Baterlandes Ruhm verfl 'digten , ‚eingeflößt hatte ). Er widerſezte fich 4 murrenden und gegen ihn aufgebrachten Athenie

öfter, als er ihnen nachgab **), und wenn dieſe auch in vorübergehenden Aufwallungen von Meid, 0 vor Schmerzen über gegenwärtige ' Unfälle bis

ftraften, oder feiner- Wurde entfezten 7), fo Eehrten doch Hald voll Schaam, und Neue und Gefühle if eigenen Schwäche unfer den Schirm feines maͤchtig den ganzen Staat umifaflenden Genies zurück FF). -

„Die

4

U 2 )

: #). Plut; 1,669. Er ®*) Plut. I, 823. 24. & Thue. 1. c. Asrıov d’m,ö | EKESVOS uev-duvaros wv To TE REiwnarTı Kan“ Youn, KNEenKarav Te diaDavos dweoren YEVOHEVOS, NETESKE To mAndos eAeuSegws, ı Bun nYyETo MRMor UW aurs, N RUTos NYye, To un HTwpevos eE 8 Meoonnevrov T duvay 005 ndovyv Aeyev, aM exymv er afımo Ku RE0S peynv TI tyramem. +) Thuc. I, c. Demofth. oder wer der Verfaffer diefer $ be iſt adv. Arift, p. 504. Er war SERTNYos am 7.08 T7we, Thuc. I. e. welche Würde fehr viel Ad lichkeit mit der Römifchen Dictatur hatte. +H Thuc. I, e. Die beften Zeugniffe und Nachrichten bas Anfehen und den Einfluß des Perikles, der nicht bloß über Urhen, fondern über ganz Sriech Iand, und fogar über viele barbarifche Könige erfired ſtehen beym Plutarch I, 624. 26. und 29. Ihm Äl

_ 1 sin D - .

: Miefer große Staatsmann Sollendere das War Drbße Athens, welches Miltiabes, Themiſtokles,

Mies und Kimon angefangen hatten. machte _

ch feine Siege, beſonders dutch die Bezwingung von band Samos, die Macht der Arheriienfer dem er Griechenlande eben fo furchtbar , als Kimon fie

rfern germacht hätte; und nach der vier und acht⸗ far. Olympiade fand fich’tein Griechiſches Volk f was. £ vor ben Achenienfern gezittert hätte. . Er allein

e mehr Colonien / ald Athen in allen vorherge⸗ den Jahrhunderten nicht ausgeſchickt hatte *);. und $ that er nicht nur. um fich feine aͤrmern Mitbuͤrger > mehr zu verbinden, fonbern auch um Athen von m uͤberlaͤſtigen Poͤbel zu Befregen , und der Mutter⸗ Ein: Ihren Toͤchtern ehen fo viele & und Gehaul⸗ en für die Zufunft.zu verfchaffen, 2); "Ep verdrey⸗ te die öffentlichen Einfünfte, thells durch eine beffere

richtung der öffentlichen Defonomie, theils durch die K2 3 Er⸗

|

Le Ä Br / —————— ——

a; ‚gaben bie Athenienſer, wie der Dichter Telekides fagte ib. P..626. IL | TloAewv re Dueus, auTas Te vas: _ roneis, racuev dem vos Davaruay . Aalva TEXn, To MEV OMLodonev, T wur moon vorooldaev, orzovöbss , —R KOOTOS, BENYNV, : MABToV FT, eulcdumoniav Te. Man wird nicht Leiche ein merkwuͤrdigers Beyſpiel ale das des Perikles finden, um zu bemeifen, wie fehr ein einziger Mann nicht durch Gewalt ber Waffen, fondern

Geſchchte ver Sriechiſchen Sophiſten. 147

durch erhabene Talente und Tugenden ganze Voͤlker

und Reiche fih unterwürfig machen könne,

Thuec. I. 100, Diod, 471. 492, 499. Plut, I, 613.

624. | ) Plug 1, cc,

148 | | Sechſtes Bud,

Erhöhung der Ubgaben, welche die Bundesgenofl zahlen muften , am meiften aber durch die Berl des gemeinfchafftlichen Schazes der Griechen vor: nad) Athen, welcher Schritt, fo fehr ihn auch P zu entfchulbigen fuchte, dennoch allemal eine ungı Gewaltthätigfeit war *). Durch dieſe Vermehru Reichthums des Volks wurde Perifles in Stand die Seemacht ſowohl, als die Landmacht der Arheı ju verdoppeln **), und alle die Werfe aufzuführen wie er felbft ſagte 7), der Stadt unfterblichen 9

——

°, Die Beweisſtellen zu dieſem Abſaze findet mau net Abbandinug Über den Lurus der Athenien Peritles fagte Plut, I. 615. 16. daß die Ath ben Bunbesgenoffen won ber Anwendung ber | die dieſe bergäben,, Feine Rechenſchafft zu geben ten, fo lange die Athenienſer das Äbrige Geiee gegen bie Barbaren vertheibigen würden. Allei Grund war ein offenbares Sophisn, das burch ren Worte des Buͤndniſſes widerlegt wurde. fius fezt die Werlegung des Schazes ber Gri DL 87. 2. weil Diobor dieſer Begebenheit erf fen Sabre erwähnt. Diodor fagt aber nicht XI baß Perikles erfi im Aufange des Pelopom Krieges die gemeinfchafftlichen Gelder der Oried then habe bringen laffen; und aus deu Erzaͤ des Pintarh I. 615. Thufpbides 1. 13. um! pbon Anab, 11. 26. p. 363. Ed. Thiem, erhell biefes viel früher geſcheben fey, ungeachtet Jahr nicht genau beflimmen läßt. Wahrſcheinl be Athen zwifchen DI. 80. 2. und 82. 4. ob nachher der Vereinigungspunct des Schazes, Griechiſchen Iuſeln und Städte, deren Zahl Ui nes auf 1000 anfchlägt (in Veſpis v.705.), bezahlen ınuften.

*%) Thuc. II. 13. Xenoph. 1. c,

+) p. 616. 1. Plut.

REES

Geſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 149 den Urhebern derſelben Nahrung und reichliches ſfommen bringen wuͤrden. ‘Die Errichtung dieſer iſterſtuͤcke der Kunſt, die alle Zeitalter bewunderten, kein einziges wieder erreichte, machte Athen zur chtigſten unter alten Griechiſchen Städten ; erzeugte . Menge neuer Ermwerbarten, befchäfftigte die Hände # Bürger, und breitete Wohlftand und Betriebſam⸗ unter allen Elaffen von Einwohnern aus 9.

So fehr aber auch Perikles Arhen lichte, die Einwohner dieſer Stadt begluͤckte; fo iſt es doch ts deſto weniger unleugbar, daß er ſich mehr um Zeitgenoſſen, als um die bauerhafte Böchifart des ats, mehe um die Kunft, als um fein and dent machte. Denn außer, daß er durch den Ephials den Pobel zum Tyrannen der Vornehmen, und sm Herrn über die Geſeze erhob **); gab er mehr efeze, wodurch nicht bloß der Staat, fonvern > Sitten des Volks verborben wurden, und vers fe hingegen andere, auf welchen dad Heil des Gans deruhte, und die ohne ben gänzlichen Umſturz ber satsverfoflurig nicht übern Haufen geftoßen werben wen. Er war der erfte, der faft alle Streitigkeiten ärger ſowohl ald der Bundesgenoſſen vor die Ge⸗ te zog, die aus allem Volke, meiftens aber aus dem el beitelle wurden, und den Richtern für ihre Der ungen einen Lohn aus dem öffentlichen Schaze zu

3

) I Plut. 616. 617. Mehr Nachrichten über bie Kunſt⸗ werte, die Perikles errichtete, und tiber bie vortbeilhaf⸗ ten Wirkungen, bie fie hervorbrachten, „finder man in der (bon mehrmalen angefährten Abhandlung über den Lurus der Athenienfer. |

) Seriptores fap. cit. & Xenoph, de Rop. Ath. ẽ. 1.

ger

150. Sechſtes Buch.

geben anfing *). Durch dieſe Einrichtungen wurde Zahl von Spfophanten, faljchen Anklagen, und m thenifchen, ober unverftändigen Urtheilen ind unendli

Te

#) Plut. I. 605. 606. Die Richter erhielten bald (Arift. Nub. 861 v.), bald zween (Ran, v. 1 bald drey Dbolen (Equites v. 255. Veſp. 607. Eeclefiaz. 292. 302-9. 543.); an welcher lezten S drey Dbolen einem EHreus ober Sechstheil W gleichgefchäzt werben. Als Ariftophanes feine Weſp⸗ fchrieb, fanden ſich in Athen 6000 Richter oder ME ner, aus denen bie Gerichte befezt wurden. Sie hielten zehn Monate durch cdenn zween fielen für 4 Feſte aus) ein jeder täglich brey Obolen, und fele$ alfo der Stadt hundert und funfzig Talente. (v. 66 & fq.) Ihre Gewalt und den Mißbrauch, bear E von machten, fehilbert Ariſtophanes n eben biefer F ce vortrefflih. (548 & fq. inp. 558.) Mod 1 ſchwerlicher für den Staat, als der Lohn der Richt⸗ war ber Lohn, ben alle Arhenienfifhe Bürger alsꝛce empfingen, wenn fie ſich an den Öffentlihen Bolkew fammlungen einfanden. Diefer Lohn betrug anfan nur einen, nachher aber gleichfalls drey Dbolen. (E elefiaz Arift. 292. 302. 3. & fq.) Ich weiß aber nid ob man die Einführung diefes verberblihen Lohne deu Perikles zur Laſt legen koͤnne. Vielmehr ſcheint am dem Stillſchweigen bes Plutarch, und aus einer Stel des Artflophanes zu erhellen, baß biefer Meißbrang erft nach dem Perifled, aber bald nach ihm entflanden ſey. Das Chor der Weiber in den ex Ansszlaoun fagt nämlih: daß zur Zeit, als Myronides Archn mar, niemand bad Herz gehabt hätte, bafür, daß e an Öffentlihen Berathföhlaguugen Theil genommen, einen Lohn zu fordern: v. 303. & ſq. &A 8%, Mu ewvidns or nexev © far us, &ders ν eroAum Ta TNSs TOAEws OloIKev, Meyupıov (Deows Mopronides war, wie befannt, ein geitgenoß des ritles.

Geſchichte ber Griechiſchen Sophiſten. 181

wehrt; der Gang der oͤffentlichen Angelegenheiten, W der Gerechtigkeit, wegen ber ſich haͤufenden Menge «Sachen, aufgehalten und verwirrt, und Der große baufe aus feinen Werfftäten und Wohnungen auf die tlichen Pläze Hingelocft, um als Nichter aus dem mögen der Mitbürger oder Bundesgenoffen einen en Theil desjenigen zu empfangen , was -fie durch iche Arbeit zu Haufe fich hätten erwerben fünnen *). ließ ferner alle Fefte, deren die Athenienfer zweymal viel als die übrigen riechen hatten **), mit einer unbefannten Pracht feiern, und verfchwendete Schaͤze des Staats an üppige Schnäufe und koſt⸗ Opfer, an welchen das ganze Bolf Theil nahm 7). Mer vervielfältigte Die öffentlichen Luſtbarkeiten, Deren | und gefchinacfvolle Einrichtung freylich manche Framlinge nach Athen zog, deren Aufwand aber bald wen &taate unerträglich wurde FF), indem Perikles SHE den Koften, welche die Aufführung von tuftjpier I, and die Wertfämpfe von Künftleen erforverten, —— armen Athenienſer fo viel ſchenkte, als für Sie der Zufchauer oder Zuhörer bezahlt werben we Durch diefe vermehrten und verfchonerten Luſt⸗ karfeiten floßte er den Achenienfern einen unwiderſteh— khen Hang zu ſtets neuen finnlichen Bergnügungen ein, re weder durch Klugheit, noch durch die größten Un⸗ Kefsfälle, fondern allein durch die Unmöglichkeit, ihre nger zu befriedigen, aufgehalten, und gefchwächt wers n fonnte, und erftickte hingegen den Trieb der Thätigs K4 eit

") Plut, in Per. I. 640. Ifocr. I. 425, 28, Ym! meiften aber Xenoph. c. 3. de Rep, Athen.

5) Xenoph. 1. c. cap, 2. Ä

PD Flur. I. 605. 606. Plat. 515. Ed. Baf. und Athen. p. 464. Ed.’ Cafaub.

:f) Ib,

j . " [1 ? . . ., } 1,7 Be Don > . N a , ‚7= . 1] l PR I Pr

\ r . J +: Bi # Het wit und des Fleißes, den er ſelbſt I ned en je Verw

4). Endlich machte Perifles durch

eins der erften Grundgeſeze des Achenienfifchen unkraͤftig, diefes nämlich : Daß man dern verſam Volke nichts vortragen folle, was nicht verher d gierenden Rath vorgelegt, und von ihm gepräft. u

. billigt worden. Zwar lest Fein einziger Schrif

Viefeß dem Perikles ausdruͤcklich zur taft, allein kann gar nicht daran zwenflen, wenn man erwaͤg Perikles funfzehn Jahre alle öffentlichen. Geſchoͤ Händen Karte ,. und betrieb, ohne fich um: den Au oder um die Archonten, oder ben regierenden '

zu befümmern, ja ohne ſelbſt jemals Yechon und

pagit gewefen ober geworben zu feyn ; und Daß ei nach feinem Tode fehon allgemeine Siete wär, . mittelbar an das Volk zu wenden, wenn man

: gegeben oder abgefihafft, oder Entſchließungen haben wollte. Legt man nun alle diefe ſchaͤdlichen

zungen gegen feine wirklichen Berdienfte um feine! ſtadt auf die Wage; fo muß man nothwendig’ure daß er feinem Baterlande mehr gefchaber als gen be, und daß er zwar ein großer Mann, aber ei derbficher Bürger geweſen fen **). Allem Bern nach gereute.ed ihn aber zu fpät, daß er der alten S verfaſſung und dem beſſern Theile der Buͤrger ſo v geben, und dem unbaͤndigen Poͤbel ſo viele und ſo

1 -

—n

Plut. 1. e. befonders Plat. in Gorg. p. 329.

%) Die Flotten, und Heere, und Mauern, unb werfte, die Perikles errichtete, waren, fagt Plate wahre Größe, fondern. nur Aufgedunſenbeit, & fo fehr blendete, daß, als nachher die, Kraukhei Staats zum Ausbruch kamen, fie niemand dem ı a fondern ben’ legten Aerzten zufchrieb. n a ——

!

Weni

in enten Raben. fe die | heit nad) den Einfällen bes mean Bi wiel ftarfer an, als vorher *); und aus Diefer vers weten Deufunggert.des Perifles muß man .bie Er⸗ mung bes Geſeczes erklaͤreit, wodurch mr diejenigen, nen Achenienfifchen Bürger, und eine Athen enſiſche gerinn zu Eltern achabe Härten, für: aͤchee Buͤrger et, mb nahe an fünftaufend des Buͤgerrechts, was R —— ſtreitig gemacht worden war, ‚beraubt

—— Umkehrung ber alten Gtaesöberfaffung Biden Perikles gab es noch mehrere andere Urſachen, wseicher voillen die Groͤße und Macht Athen baueraft ſeyn Mit dem u

a, Plut. 624. BPlue. 1. 667. Um mich bier zu verſtehen, muß man .. 06 einer oben mitgetheilten Bemerkung des Ariſtoteles erinnern: daß alle Demagogen, bie eine unnmſchraͤnk⸗ x Demofratie hervorzubringen oder zu erhalten bie Abſicht gehabt, den Poͤbel oder den armen Theil des Moiks fo viel ale möglich zu verachten geſucht hätten. Hievon that Perifles gerade das Segentheil, unb hatte alfo damals auch entgegengefezte Das Geſez des Perikles fiel in DL. 83. 4; nach deine ſelben blieben nur 14400 achte Bürger in Athen Abrig. Eben dies Befez wurde aber von ben Athenienſern kurz vor dem Tode des Perikles aus Theilnehmung an ſei⸗ nen traurigen Schidfalen aufgehoben. Er verlor naͤm⸗ lich feine Söhne, die er aus einer rechtmäßigen Ehe ger zeugt hatte, und würde alfo geſtorben feyn, ohne dem Staate Bürger au hinterlaffen, wenn fein Geſez gels xvend gebliäben wäre. Plut. I. 668. Es war, um biefe Bemerkung no hinzuzufügen, unftreitig eine ae xiſche Schäyuug, wenn Ariſtophanes die Zahl der Vur⸗ ger auf 30000 es in Ecclefles, v. 1126:

Te

Reichthemie, und der öffentlichen Pracht und Werſchi dung ander dem Periklelg nahmen iclich Breächstiebe ,' Echwelgerey und Verſchwendang bere milien ·uind :Peivatperjorlen- zu. Die nice Sparſam Eherbarkeit: and Strenge dar Kinderzucht veckhwart ab. mi ahnen 'wurben . Zapferfeit amd: umeigenmi Vaterianoe lube üllmätich gefchtnädzt, "obet.aursgenocu Die Erzichung der Kinder verfchlimmerte ſichmoch muehr Ws nie Reglerungsform verborben werben Bünglinge wurden nicht mehr zu dauerhaften ſtar und muthigen Kriegern, und erfährnen Staatsmoͤnd onderitigusgefehlätten Taͤnzern: und Sängern, : 3 feh Kennern won Kunftfachen, zu angenehmen Schwan and wizthzen Kbofen ausgebildet, vie fpigfindiger aufivereß ; und beanitworsen konnten. Anfheik Leih darch gymnaſtiſche Uebungen zu flärfen, opel der An ſuns älterer und weiſerer Bürger ſich 4 fentliche Angelegenheiten einweihen zu laſſen, © fie fich die Zeit mit Spiel oder mit Pferden umd den oder mit Sophiſten, oder zerflörten auch ide, te und Geſundheit an üppigen Gaſtmaͤlern;, und'in ð Armen bon Bubferinnen Der Zeitpyiiig Aſo hochften Reichthums von Athen war aud) eben der, - welchem die Armuth an großen Männern am ef merflid) wurde, und worinn muthige , uneigennuͤziz fleißige, 'arbeitfame, und fähige Bürger faft in eben de Derhältniffe verſchwanden, in welchem der kranke Sta ihrer Hülfe immer mehr und mehr nöthig gehabt =

nn

"+0 Man leſe bie vortreff lichen Betrachtuugen des Pl uber ie Unmöglichkeit, daß nun noch große Bär, ohne befondere göttliche Fuͤgung entſtehen könnten.

- " Rep. Up. 2632. Ed. Mafley.

‚N, Hieruͤber ſehe man: meine Abhandlung über den der: Athenienſe. 0 hTy

-

hbichte den Sriechlichen Sophiſten. 5 . a fo. war auch ber hoͤchſte Gipfel der Maͤcht, pen em unter dem Perikles erſtieg, zugleich die erſte ger fiche Staffel zum unvermeiblichen Verderben, ober Rand eined Abgrundes, in welchen es durch innere eilbare Schwäche, vorzüglich aber Durch diejenigen gezogen. wırcde, deren Maͤcht es. für feine ficherfte

je hielt. Ä —— 7 # Alle Staͤdte und Inſeln, die den Arhenienfern har waren, konnten ihnen unmoͤglich gewogen ſeyn, tdie Fortdauer ihrer Herrſchafft —z3 Die Athe⸗

erhoben nach Wohlgefallen die Schazung, welche desgenoffen bezahlen muften, und verſchleuder⸗ nachher, wenigſtens zum Theil in Luſtbarkeiten Beten, ohne die geringfte Rechenfchafft dabon zu ). Sie maßten fich das Necht an, alle Streis tin der Bundesgenoſſen zu fihlichten , und wenn: - ihren Ausſpruͤchen nicht unterwerfen wollten,

Keigten fie fie mit Feuer und Schwerdt, tiffen ihre * um, nahmen ihnen ihre Schiffe, kehrten *

aſſung um, oder fuͤhrten ſie wohl gar in die werey fort **). Sie verdraͤngten endlich Die Bundes⸗ tofen bennahe von allen Märkten, die fie bisher bes he hatten, verfehafften ſich mit Gewalt einen Alein⸗ Wei, wodurch fie faft die einzigen Abnehmer und Zus ker, und die zinsbaren Voͤlker und Etädte hingegen ber Stand gefest wurden, ihren Bedruͤckern jährlich Biel zu geben, als won ihnen gefodert wurde % Aus ſen Gewaltthaͤtigkeiten entſtand natürlich der Wunfch t einem fo harten Joche befreyt zu werden, und eine

ges

Plut. I. 614. 15. | *) 1, 647. Plut. Xen. derepubl. Athen, e. 3. ) Plut. 1: 648. Xenoph, de Rep. Athen, c, 3.

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net, oder die Eleufinifchen Geheimniſſe entweih oder beſchimpft hatte *). Ex wurde abweſend Ag

®) Dan fehe Lyt. p. 111. adr. Andocydem,”

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® , . = . . J r * —8 . . 1 - : . u j a 2 . . x N W u "pı A En , ww 7. Sehfied Buche: SA 4 »

e ime Gewogenheit gegen die Feinde der Athenie en ‚auch im Peloponnefifchen Kriege zum S den und Verderben der lejtern offenbarte. 0

Erſte Beylage zu P. gi.

Euen Grund der Seltenheit dieſer Klagen will

der Geſchichte des Sokrates anfuͤhren, und nur kurz die Namen der Perſonen nennen, von den Athenienſern als Gottloſe oder Unglaͤubige urtheilt oder ins Gefaͤngniß geworfen wurden. erſte iſt Diagoras von Melos, der nicht, soie d Schriftſteller vorgeben, alle Götter der riechen, gi

bern nur.den Gottesdienſt feines Vaterlandes _e Achenienfern zum Tode verurtheilt, und man-weri demjenigen ein Talent, er E lebendig oder tobk I

eit he en *

X

“., .

Geſchichte der Griechiſchen Sophiften 157

te”). Mur mir genauer Noch bat Perifles bie fia von den Richtern los, und den Anaragoras ließ heimlich aus dem Gefängnifle entfliehen, um ihn dem folgungen feiner Seinde zu:entrücen. Don Des kunden der Anflage wider die erftere fagt Plutarch 185 dem Weiſen von Klazomene aber rechnete, man zum Ungfahben an, daß er eine Erfcheinung, welche Zeichendeuter Lampon fir ein Ungluͤck meißagendes under ausgab, nebft ven Berfinfterungen dee Sonne des Mondes, aus natürlichen Urſachen zu erflären khte, und daß er die Geſtirne nicht für göttliche Na⸗ n, fondern für große leuchtende Maffen hielt. Ich e bier nur an die Nachricht, die ich fchon im ften Buche aus dem Plutarch mitgerheilt habe, daß ganze Studium der Natur durch den Anaragoras Mehrere Menſchenalter hintereinander verdäc)tig gewor⸗ ben fg. Einen viel ſchrecklichern Mißbrauch der Ges fege wider die Gottloſen, als die bisher erzählten, und och anzuführenden Benfpiele enthalten, findet man in Yan Verlaͤumdungen, wodurch Alkibiades und feine Steunde der Entweigung der Eleufinifchen Geheimniffe, und der Zerftümmelung der Hermen befchuldige wur⸗ den **). Keine andere Begebenheit in der ganzen Acher wienfifchen Sefchichte zeigt fo fehr, als diefe, wie mäche dig der Aberglanben in Athen, wie leicht nicht nur das Volk, fondern auch feine Häupter die Archonten und Mitglieder des hohen Raths zu verführen, und wie ums ficher das Leben und Die Güter der vornehmſten Athenien⸗ fer waren. Die größten Männer des Volks wurden auf die ungeprüften Ausfagen von Sclaven, ober andern unbekannten und nichtswürdigen Dienfchen, ohne or⸗

*) Plut. I. 654. 55. °*) Andocyd, I. p. 175,204.

ED M ruec

Nee ſich nicht durch die Flucht retteten, ihres kebenk

Saltemachkeerin einen fochet:3lufenigdrr Als ca

‚dt mehrern nähennAuberioanpten,, in yeffeln, 94 Wr, und einen ſchmaͤhlichen Top - a

verabſcheute, ja'fogar Iebhafter als irgend -e

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Sedentliches Verhoͤr. als Gottioſe verurtheilt, unb«

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ihzver Buͤcer beraubt. -.. Dusch die Ergreifung und richtung To vieler unfchulbigen und angejehenen Perf Jerieth Hie'ganze Stadt: anfangs in.eine‘ ſolche Def yorg »bafkfeinet;ed'wegte, aus feinäus Müefetzu g

ein Tyan vie iniig elngetpinınen. Härte, ober sifl wärtiger Feind vor deitrkioren erfchieneh. zaäre:-: 24 die Klugheit des Adnkyres, der ſammtſeinem· Bed

wuͤrden noch weit mehr Unſchuldige tehen zu vecloren hhaben/ unb-bie. Stadt in noch viel worden ſeyn ). Baar w find Gange /abon noch ungerechter wat Wi

ve ro und ald:eineit: gefährlichen Orlibler+g amgenchtet: er der · Froͤmmſte unter den. Griechen mb’ die Erforſchung himmliſcher Dinge auf das

Zeitgenoſſen beftritten hatte **). Nach dem finde ich Feine formliche Anflagen von Uingläubigen Gottloſen, wenigſtens Feine Tobesftrafen mehr, die ihnen auferlegt haͤtte. Ariſtoteles entfloh kurz vor tem Tode nad) Epalfis, und unter den vielen Gar een ‚: bie über dieſe plögliche Flucht herumgingen, ‚fa eins, vdaß er fich vor einer Anklage des Lnglaubens- fürchtet , und den Achenienfern die Schande haͤtte fpaven wollen, ihn gleich dem Sofrates aus.dem Weg in eäumen. Nach dem Stagiriten erhielten rin

U

*) l. e. p. 195 | Ken, Menon, Lu»

Geſchichte der Griechiſchen Sophiften. 159

Megara, und Theodor, der Gottesläugner-genanit, n Areopag den Befehl; Athen zu meiden "5. Beyde ten aber durch ihre ſpigfuͤndigen Fragen ber oͤffentli⸗ n Religion geſpottet, undewuͤrden in einan jeden ans n wohl eingerichteterr Staate dieſelbigg Strafe vers ut haben, fo wie ihr Muthwille, wahrſcheinlich auf e blutige Art. wäre, geahndet worden, ‚wenn.fie ein irhundert früher gelebt haͤtten. Yun * | .

: ni Zweyte Beyloge zu p. i3.

eine Abſicht Her es nicht, daß ich den Chaͤeatter des miſtokles hi Korte ausmahlte "Sch kann lot; nich unit, "Die ige,” bie ich vorr überges nit F iteinem kleinen Anhange: Eutz nachzuholen. om in feiner Kindheit *”) leuchteten aus vhm ſo⸗ Viele men feiner außerordentlichen Kraͤfte, und ſeiner kuͤnf⸗ m Groͤße hervor, daß fein Lehrer zu ihm ſagte: ee de ſeinem Vaterlande bereinft entweber größes Glaͤck e Ungluoͤck bringen. Noch als Knabe verachteteer alle tele r die bloße Ergözung oder Zeitvertreib gewaͤhr⸗ + und wählte nur folche, die Nachahmungen öffent» Ft Gefchäffte waren. Er bekuͤmmerte ſich gar nicht, biele Vorwuͤrfe man ihm deßwegen auch inachte, um Kunſt ſchoͤn zu fingen und zu fpiefen, fordern wandte k feine Kräfte und Aufmerkſamkeit auf-die viel erhab⸗ " Kinſt, eine Eleine ruhmioſe Stadt groß und bes mt zu machen 7). Ehrgeiz oder vielmehr Ruhmbe⸗ rde brannte ſchon fo früh mit fo heftiger Glut in feis m Bufen, daß das Anvenfen an die Thaten und 00 E Phaͤen

) Diog. Laert. If. 101. 116. ) Plut.1. 439, & ſq. | ) ib. p. 440, re

160 0 Sechſtes Buch;

phaͤen des Miltiades ihn in ſeiner Jugend manche! nicht ruhen ließ. So bald er ſich mit oͤfſentlich fchäfften abaab, erwarb er ſich durch feine Klugh alles durchdringenden Scharfſinn, durch Das felte {ent in einer jeben gegernvärfigen 'nod) fo unerw tage die beiten Maaßregeln zu nehmen, . aus. Gluͤ Ungluͤck die größten. Bortheile:zır ziehen, „und bei durch die Gabe, Fünftige Falle porberzufehen, allgemeines Zutrauen feiner Michürger, daß die bey ven wichtigsten, Angelegenheitcz zu Rathe zogei feinem Rathe auch faft immer folgten. Themi mar weder von Habſucht, noch von aridern felbfl gen teidenfchafften fren ; allein eben dieſe teibenft felöft fein Ehrgelj, waren feiner Vaterlandsliebe geordnet. - ‚Er ließ fich beftechen, und beſtach wid andere; aber feins von benden that er jemals zum! cheil, fondern zum Vortheil feiner Vaterſtadt *), den dreyßig Talenten, welche die Bewohner von ( ihm gaben, damit er die Griechen hindern follte, mifium zu verlaffen, .theilte er mehrere an den der Spartaner, und an einen vornehmen Arche! aus, welche bie vereinigte Flotte verlaffen wollten ; beftach fogar einen nichtswuͤrdigen aber dem Volke then Schwaͤzer, damit er von dern verderblichen fare abftünde, fich um die Stelle eines Heerfuͤhre Athenienfer zu bewerben **). So wenig ihn mun eigne Vortheile das allgemeine Beſte vergeffen I eben fo wenig machten ihn Rachbegierde ober © ſchaͤzung und Empfindlichfeit über empfangene B ung feinem Vaterlande, und dem großen Vo chen zu retten und zu erheben, ungetreu. (Er

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*) Her. VII. 4. 5.112. Plut. L 478. oe) l. 450. Plut.

hehte da Geicchichen Sonfin 161

Einfalle des Rerxes dahin gebracht, daß Arie pn Jahre war verwieſen worden; allein vor t bey Salamin, als das Baterland diefen gros brauchte, und er felbft befürchtete, dag Arl u den Feinden fehlagen möchte, nahm er ihn r auf, und vermochte auch das Volk dahin, zu thun *). Us ferner die verbuͤndeten inen andern als einen Spartaner zum Fuͤh⸗ en, und die Athenienſer wegen der großen Schiffen, die fie Hergegeben hatten, keinem einem Mitbürger folgen wollten, "befänftigte n, unb berebete fie, dem Eyribiades zu ger yamie nicht durch umzeitige Zwiettacht die von’ ganz Griechenland vernichtet würde **), interwarf fich dem Befehl des Spartaners, » Stücen weit unter ihm war, und als dies Borftellung: Salamin nicht zu verlaffen, urch Grobheit veranlaßten beißenden Gegen» n Stoc gegen ihn aufhob, fagte er Faltblätig ‚aß er nur fchlagen, aber ruhig und gefezt feir anhbren möchtet). Wie ſehr Vaterlands beige Neigungen feiner Seele überwog, zeigte ch im Tode. Ungeachtet fein undanfbares ihn verjagt, und Rerxes ihm die größten Wohl⸗ Ehrenbezeugungen erwieſen hatte; fo ftarb er ; als daß er die Macht des leztern zu Bezwin⸗ Mitbürger angeführt Hätte ff), Am meis ſchied ſich Themiftofles, und unterfchieden Ihn auch

VII. 58. & fd. Plut. I. 460. 64. VIIL 1. Plut. p. 452.

N Wnd Diod, X, 448. yter Band.

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auch die Griechen von allen andern beruͤhmten Demay

gen und Feldherren ihres Volks durch die Unerfehöpfl feit an glücklichen Staats und Kriegsliften, die er d

mit bewundernswärdiger Heimlichfeit oder Schnelligl

ausführte. Cic. de off. I, 30. Tallidum Hannıt lem ex Poenorum: ex noftris ducibus Q@. Maximt accepimus; facile celare, tacere, diflimulare, i fidiari, praeripere hoftium confilia. . In quo nere Graeci Themiftoclem & Pheraeum Jaſon ceteris anteponunt, Nach dem Abzuge der Grie (chen Slotte von Artemiſtum ließ er Steine ober Di maͤler zurück, durch deren Snfchriften er die Aftatif Griechen ermunterte, die Barbaren zu verlaflen, ı mit den Stiftern ihrer Städte gemeinfchafftliche S— zu machen. Er that diefes in der Abficht, entweder Aſiatiſchen Griechen zum Abfall zu bringen, over f Kerres Mißtrauen gegen diefelben einzuflögen *). 2 der Schlacht, bey Salamin nahm er die tarbe eines | täthers der Griechen an, und fandte dem Kerres eine fl ſchafft, wodurch er ihm den Rath ertheilte, die chiſche Flotte, die jezo encfliehen wolle, ja nicht dem Meerbufen, worinn fie eingefchloffen fey, en: ſchen zu laſſen. Er verleitete durch dieſen betrügli Rath ven Perſiſchen König zu einem uͤbereilten Sch der feine ganze Unternehmung fcheitern machte, | zwang bie Öriechen gu einer heilfamen Schlacht, w fie weder durch Ermahnungen noch durch Drohun gebracht werden Fonnten **). Durd) eine ähnliche beichleunigte ee die Flucht des. Eerres, indem er wiffen ließ, daß die Griechen nach dem Hellefpont ft fen, und die von den Perfern errichtece Brücke zerſit

n

nen G

0) VIII. 23. Her. & fg. -

|

Gefbichte der Griechtſchen Sorhiſten. "263 den, um ten König fammt feinem Heere von · Aſien ufhneiden*). Durch dieſe Stratagemen, wie durch

vortrefflichen Rathſchlaͤge, die ich im Texte angefuͤhrt k, oder noch anführen werde, erwarb er ſich dem

men des weiſeſten und verftändigften unter allem |

chen **), welchen Ruhm die Griechifchen Heerfühs ihm auch rider ihren Willen zugeftanden. Denn rochtet. fie fich alle felbft den Preis der Tapferfeie des größten Verdienſtes zuerfannten; fo Tieß ihm ein jeder die Öerechtigfeit wieberfahren, daß er ſich ihm als den Tapferften und Weifeften bewiefen *.) Die Spartaner überhäuften ihn mit Eh⸗ ezeugungen, bie fie feinem andern jemals erzeigt

m, und auch nicht wieder ergeigten. Sie geftanpen, .

Dem Eyribiades den erften Preis. des Wohlverhal⸗ wa; fie befchenften aber dagegen den, Themiſtokles ne feiner Weisheit und Verdienſte mit einer aus en geflochtenen Crone, und mic einem Ehren⸗ en, uno ließen ihn von dren hundert der ausgeſuch⸗, n vornehmften Bürger zu Pferde bis an die Gräns yegleiten +). Noch jehmeichelhafter war der Benfall, it das ganze bey Olympia verfammelte Griechens ‚feine Tugenden belohnte 77). Keiner unter den ierigen Zufchauern achtete auf die Spiele der Kaͤm⸗ ‚, weßwegen fie nad) Olympia gefemmen waren; ern aller Blicke waren den ganzen Tag auf den eins 3 Themiſtokles geheftet, ‚und nur ihn allein beehrte 2 man

‚IO8e .

n VIII, 123.

“#) Ib,

) Herod. ce. 124. von melden Diobor p. 426. abs t |

weicht. HD p. 473. Blut,

>

164 Sechſtes Buch.

man mit allen Zeichen der Freude und Bewunderung womit man fonft die Sieger empfangen hatte. Er gegı fland nachher feinen Freunden, daß er an dieſem Tayg die Früchte von allen den Kämpfen eingeerndtet haͤtte, di er je für Öriechenland gekaͤmpft habe,

Dritte Beylage zu p. 118.

J. dieſer kurzen Schilberung iſt fein Wort, was nid durch mehrere ruhmvolle Thaten und Zeugniſſe vi

Schriftſtellern bekraͤftigt werden kann *). des trug ſehr vieles zu den Siegen bey Marathon ui

Salamin bey, und ohne ihn wäre die Schlacht, Geh Plataͤa gewiß nicht gewonnen worden. Er ſchlig wicheh nur den tapferften Theil des feindlichen Heer, ſuuden verhinderte auch durch feine weiſe Nachgiebigkeit, dagg feine Uhneinigfeit unter den Griechen entſtand *% Dem Baterlande diente er nicht um feiner fe" oder feiner Familie und Freunde willen: niche ww. Reichthum oder Ruhm oder Ehrenftellen zu erwerben fondern um feine Mitbürger glücklich zu machen. &E ließ daher nüzliche Entwürfe und Borfchläge oft von ame: dern vortragen, weil er befürchtete, daß Themiftoflese | fich ihnen entgegenfegen möchte, wenn er erführe, bar es die feinigen wären. Don diefer uneigennügigen Bas.‘ terlandsliebe des Ariftides waren die Arhenienfer fo fee : überzeugt, daß fie bes) folgenden Verſen des Aefchylus - vom Amphiaraus alle auf ihn binfahen, als wenn fie” von ihm vorzüglicd) wahr wären.

Ou

Dan fehe bef. Plut. in ej. Vita p. 486. 87. “) IX, 27. 28. Plut, II. 508.

\

Geſchichte der Sriechiſchen Sophiften. 165 Ou yue donew Ösmoıos , a ewvoy Jeder, | " BorIesoov urcres die Desvos naemanevos ,

AR NS To nedves Biwsaveı BsAevmare. > , p. 486. Plug. II.

sahrfcheinfich dachte auch Plato an biefe Uneigennuͤzig⸗ it des Ariſtides, wenn er ihn für den einzigen recht⸗ affenen Demagogen erflärte, ven Griechenland jemals habt Habe *),, Am meiften bewundert Piutarch am Mides **), und zwar mit Recht diefes, daß feine werlandsliebe in. allen Zeiten und tagen feines Lebens ich rein und unvermindert geblieben, unb durd) die banfbarfeit feiner Mitbürger eben fo wenig, ald durch "Begierde fich an feinen Feinden zu rächen, ver⸗ ſcht oder geſchwaͤcht worden ſey. Er forgte für das kck feiner Mitbürger nach ver Verweiſung mit eben bieler Waͤrme als vorher, ging felbft vor der Schlacht r&klamin heimlich zum Themiſtokles, feinem heftige wWierfacher, der ihn aus Athen vertrieben hafte, kunterte ihn, daß er jezo, ba es um bie Rettung des erlanides zu thun ſey, alle vorigen Findiichen Strei⸗ keiten aufgeben möchte, und gab ihm endlich die wich⸗ eMachricht, daß die Perfer fi) um die Griechifche te herzoͤgen, und ven heilfamen Rath, dieſe Gele⸗ ei zur Schlacht ja nicht vorben zu laflen, ohne zu fen, daß Themiſtokles die eine fehon gehört, und den keem gefaft hatte, und ohne auch für den Urheber des ern befanne feyn zu wollen 7). So fehr ihn The Kofles gefränft, und in feinen meiften Unternehmun⸗

23 gen

h p. 333. in Gorg, Ed, Baf. Gr, & Plut, 539. m) Ib, | ) Plut. p. 498.

“- [4

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10 nu nnwen

gen gehindert hatte; ſo trug er doch Bien} 5 Manne eben fo wenig als feinem Vaterlande feint GSefinnungen nad). Er war der einzige, der bi Berurtheilung des Sieger bey Salamin gar wider ihn fagte und that, umd fich über das Ungli ‚nes Feindes eben fo wenig freute, als er ihn vor feinem Gluͤcke beneiver Hatte”). Ich uͤbergehe Ab eben fo vieh !iebe als Bewunderung erregende Zuͤg Berfohnlichkeit, Sanftmuch und Uneigennüzigke und ſeze nur noch diefes hinzu, daß Ariftives die ten eines fugendhaften Mannes mit. denen "eines Bürgers für einerley hielt. und daß er bie Tugent

haupt in eine Neigung oder ein Beſtreben ſezte, Vaterlande nuͤzlich zu werden. Nach dem The— ſoll er gar das, mas allgemein nuͤzlich und gered unterſchieden, und feinem Vaterlande die treul Maaßregeln und die ungerechteften Handlungen a len haben, wenn fie feinen Mitbärgern nüzlich woͤ Man Fann aber mit Necht an der Wahrheit bie] theils des Theophraſt zweyfeln, weil die Nach worauf er es gruͤndete, falch ſind, und durch wuͤrdigere Facta widerlegt werden. Theophraſt g daß Ariftives die gewaltfamen Erpreffiungen, we Athenienfer wider die heiligften Gerträge an den desgenoffen aueübten, als nothmendig und nüzli geheißen, und alle ihre Bedenflichfeiten oder’ ii wiflenhaftigfeit Dadurch beruhigt habe, daß er e er allein wolle die Schuld des Meineives, mel ganze Stadt auf ſich geladen, auf fi) nehme

!

*) p. 539. plut.

**) Man fehe bef. Plut. p. 487. 496. 491. 538. Hl Theoph, ap, Plut, in Arift, vita p. 537. ) Ib,

= we J I \: Br Beſchichte der Griechiſchen Sophiſten. 167 es ober wohl wahrſcheinlich, daß eben der Ariſtides,

e die Beytraͤge, welche die Griechiſchen Staaten jährlich Kriege wider die Perfer hergaben, mit fo vieler Billig⸗

fe Dauerhaftigfeit der ganzen Einrichtung hielt, daß eben eſer Ariſtides auf einmal ganz entgegengeſezte, und mit fels m übrigen Charakter und Leben ftreitende Grundſaͤze follte nommen, und dem Athenienſiſchen Volke gerachen sen, ein beftändiges ficheres Glück gegenmwärtigers b verfchwindenden DBostheilen aufzuopfern? Dies einem jeden um deſto unglaublicher vorfommen, enn er hört, dag Ariſtides ohne alles Bedenken den zorſchlag des Themiſtokles, die Flotte der ver Griechen zus brennen, als eine zwar jezt nüzliche, aber hoͤchſt un⸗ rechte und alfo in der Folge nachkheilige Unternehmung erworfen, und die Athenienſer davon zuruͤck gebracht Noch mehr aber irrte Theophraft ꝰ), wenn er vom Ariftives erjählte, daß er den Borfaz des Aches nienſer, den gemeinfchafftlichen Schaʒ der Griechen von Daos nach Athen zu bringen., als einen zwar ungereche een aber nüzlichen Entwurf, mehr gebilligt als getadeſt Die Athenienſer dachten, wie aus der Folge er⸗ wird, vor dem Perikles nicht einmal daran, ſi ch Schoͤze aller Griechen zuzueignen.

So oft ich den Charakter des Ariſtides uͤberſchaue; oft erftaune ich darüber, als über ein Muſter oder iſterſtuͤck von Weisheit und Tugend, das für bie

worinn er lebte, faſt zu: volllommen, und zu

bollendet iſt, und das faſt eben ſo viel Bewunderung

berdient, als wenn die Athenienſer auf einmal ohne t4 frem⸗

vH

"142% “") 1, 557.

it vertheilte, weil ex die Billigfeit für den einzigen Grund |

n4 F

J j 168 . Scdfies Bud, FR

Ä fremben Unterricht in den Perfifchen geiehen ic werfe geliefert hätten, als fie unter der Bermaltı Perifles errichteten. ch finde es fehr begreiflid ein folcher Dann, dergleichen Themiftofles war,

ſchlau, ehrgeizig, und fein Baterland über alles

- meiner folchen tage, und unter folchen Umſtaͤnd unter welchen er fic) fand, fich ausbilden Eonnte ein ſolcher Charakter, und ſolche Tugenden, als Ariftives waren, vorzüglich feine reine unwar Daterlandsliebe, feine Berachtung von Reicht feine Sfleichgültigfeit gegen Ruhm und Ehrenftell gen Lob und Tabel, feine Bereitwilligfeic, ſogar Seinde die Ehre großer Handlungen zu laflen, n nur zum Gluͤck feiner Mitbürger ausgeführt ı diefe fcheinen nur fpäte und reifere Früchte eine gemilderten und durch lange Eultur verebelten fehennatur zu feyn, und es ift mir daher: uner ‚sie fie unter einem Volke erzeugt wurden, Das n barbarifch war, das noch Feine Künfte und Wiſſ ten fannte, oder höchfiens nur mit ben- erften U derſelben bekannt war.

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Seechſtes Bud. | Zweytes Eapitel, Gecſchichte der alten Sophiften,

achbem ich in dem vorhergehenden Eapitel die wich⸗ tigften Thaten, Schickſale und Staatsverändes ıgen der Sriechifchen Völker, befonders der bis auf den Anfang des Peloponneſi eges £ habe; fo bin ich nun im Stande, die Geſchichte Veltweisheit weiter fortzufegen, und die Gruͤnde jäeben, warum nach ber achtzigiten Olympiade ein

ches Geſchlecht von Menfchen, vergleichen die alten _

ophiften waren, ſich in Griechenland hervorthat, rim fie fo und nicht anders Iehrten, warum fie grade che Kenntniffe vortrugen, und mit diefen Kenntniffen

viel Nuzen und Schaden flifteten, als wir finden, -

ß fie wirklich geftiftet haben.

Wenn man bebenft, daß durch Die großen Gefahr n, von Barbaren unterjocht zu werden, alle Kräfte. 8 feibes und der Seelen, und die erhabenften öffentlis.

m Tugenden in den meiften Griechifchen Bölfern aufs chſte gefpannt, und daß durch die glorreichen Siege, (che die vereinigten Griechen über die Perſer, und die iicilifchen Pflanzftädte über Die Carthaginienſer erfochs ı hatten, die Öffentliche Wohlhabenheit und das Ders

dgen unzähliger Familien pibalic vermehrt worden

5 war;

m. Sechſtes Buch. Zweytes Capitel

war; fo findet man es ganz natuͤrlich, daß in den! müthern der tapfern und glücklicheh Ueberwinder zugl mit dem Beftreben, ihre Baterftädte aus dem N ber gefchlagenen Feinde mit prächtigen Werfen ver K zu verfchönern, ein heftiges erlangen nad) allen e zenden und nüzlichen Kennitniffen entbrannte, daß berfluß und glückliche Muße Wißbegierde, und Wi gierde allgemeine Aufklärung erzeugte, daß endlid allen heilen von Griechenland Männer aufftar welche die Gedanken und Erfindungen der vorherge den Zeitalter ſammleten, und mic den ihrigen bereii fähigen und edlen Sünglingen mitzutheilen wuͤt ten *). Eben fo wenig ift es zu verwundern, Beredſamkeit und Staatöfunde, oder die doppelte K freye Voͤlker zu leiten und zu beherrfchen, nach der « zioften Olympiade nicht nur erfunden und gelehrt, ' bern auc) vor allen übrigen Wiſſenſchafften gefe wurde, da bald nach den Perfifchen Kriegen der gr Theil der Griechifchen Staaten eine demofratifche R rungsform erhielten, in welcher das ganze Boll Böchfte Gewalt befaß, und dieſe höchfte Gewalt ı dem Wohlgefallen großer Nedner und. Staatsmäı ausübte **). Weil ferner Athen um eben diefe Zeiı | | ‚rei

*, Man fehe bie oben angeführte Stelle des Ariſto VII. 6. de Civit.

uw) Toͤdten bie Redner nicht, frägt Polus, ein Schälea \ Gorgias, um die Würde feiner Kunft fühlen zu den, berauben und verweifen fie nit, melde wollen? in Gorg. Plat. p. 310. Auch Xriftotelet merkte, daß bie Beredſamkeit eine Tochter bes ! dens, bes Ueberfluffes und der Freyheit geweſen fe. Pacis eft comes otiique focia, & jam bene confl tae civitatis quafi alumma quacdam cloquentia,

!

"rn GSeſchichte der alten Sophiſten. mi

hfte und mächtigfte unter Allen Sriechifchen Städten de, in welcher das Volk die größten Summen an fe der Kunft verfchwendete, und reiche und ange ne Bürger, Weife und tehrer der Weisheit am frey⸗ gſten belohnten; fo mufte diefe Stadt nothmwenbig Sammelplag der größten Künftlee und Gelehrten allen Theilen von Griechenland werden. Nachdem id) aus den großen Reichthuͤmern des Staats und Samilien öffentlicher und Privarlurus, Schwelge⸗ und alle übrige Arten von Laſtern entftanden; fo ıte ed faft nicht anders gefchehen, ald daß auch burdy . herrſchenden Uebel die tehrer von Wiflenfchafften’ ans eckt, und ihre Grundſaͤze eben fo fehr als die öffent a Sitten verdorben wurden *).

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que aĩt Ariſtoteles, cum fublatis in Sicilia tyrannia, res privatae longo intervallo judiciis repeterentur; ‚tum primum, quod effet acuta illa gens & contro- ‚verfa natura, artem & praecepta Siculos, Coracem & Tifiam confcripfiffe &c, Ich werde auf biefe Stelle

bald wieder zurüc kommen. N ) Mit diefer Bemerkung flimmt folgender Gedanke bes Cicero vortrefflich überein, ungeachtet er ein ganz ans dere Zeitalter in Sinne hatte: Chartae quoque, quae illam priftinam feveritatem continebant, obfoleve- runt: neque folum apud nos, qui hanc fedtam ra- tionemque vitae re magis quam verbis fecuti fumus, fed etiam apud Graecos, do@iflimos homines: qui- bus, quum facere non poflent, loqui tamen & ſeri- bere. honefte & magnifice licebat.. Alia quaedam, mutatis Graexiae temporibus, praecepta exfliterunt. Pro Coelio c. 17. Sehr glädlih iſt ein Gleichniß, was Plato im fechdten Buch feiner Republik braucht, Die Sophiften, fagt er Vol, II. p. 26. lehren nichts, als mas ber große Haufe, wenn er beyfammen ift, denkt und ausuͤbt. Sie find ſolchen Perſonen gleich, bie

178 Sedhfies Buch. Zwehtes Capitel,.

nicht einmal eines Plazes in der Gefchichte der Grie

- und hi fie alfo auch notwendig ein berrächtliches

Zeit geboren wurden; eben ſo wenig waren ſie rk

' _ »

Mit Hälfe diefer Bemerfungen iſt eg Teicht, Eigenthämlichfeiten der alten Sophiften zu faſſen, weldyen man fich nicht nur die undollftändigften, dern auch bie unrichtigſten Begriffe gemacht hat. M hielt fie bisher entweder für leere Schtwäzer und mw reiche -Schreier, oder für nichtswuͤrdige Grübler ı Grillenfaͤnger, die ihr ganzes feben mic der Verfertig Fünftlicher, aber dünner und unbrauchbarer Gefpinm von Trugfchläffen zugebracht Härten. Man fand |

ſchen Weltweisheit werth, und glaubte ihnen ſchon viel Ehre zu erweiſen, wenn man ihrer beylaͤufig in Gefchichte des Sokrates oder der Briechifchen R wähnte. Eine genaue Befanntfchafft aber mit

achtung gemacht hätte, daß die ältern Sophift mittelbare Nachfolger der großen Weltweiſen tr von denen ich am Ende bes erften Buche geredet

in der Kette der Geifter ausmachen muften, durch d Y ren Bemähungen Wiffenfchafften in Griechenland erfuns

den um erweitert wurben,

So wenig bie alten Sophiſten alle- um diefelbige,

=

bdie alle Launen eines großen Ungeheuers audfiudterten, die darauf Acht gaben, wodurch es aufgebracht mub ber “fänftigt werde, und bie nun bie Kunſt, es zu

Ichrten, und Weisheit nennten. Sie nennen wide ſchan und gu, was wirklich fo iſt, fimau m ws da

Vobel fo nenn u

Geſchichte der alten Sophiflen. 173

ehung ihrer Kräfte, Kenntniffe und Verdienſte gleich. ichwie fie aber aush des Abftandes ihrer Geburtsjahre eachtet dennoch Zeicgenoffen von einander waren; fo en fie fich auch bey allen übrigen DBerfchiedenheiten Talenten und Wiflenfchafften ſehr aͤhnlich. ie ſtreb⸗ nicht bloß nach) dem Ruhme, für große Redner und er ver Deredfamfeit gehalten zu werben, fondern fie en auch alle übrigen Wiflenfchafften vor. Die bes mteften unter diefen Sophiften waren Gorgias von kium in Sicilien, Protagoras von Abdera, Hippias ‚Elis, Prodifus von Keos, und Thrafpmachus von lfedon, welchen fünf Männern Evenus von Paros, odor von Byzanz, Affidamas von Elea, und Polus Agrigent, beyde Schüler des. Gorgias, ferner Ans on aus Rhamnuſium, Simon und Polyfrates von en, Stefimbrorus und Anarimander, deren Baters te unbefannt find, endlich Euthydemus und Dionys x aus Chios in Fleinern oder größern Entfernungen hfolgten *). Wenn man den Gorgias, den einige einen Freund des Empevofles ausgaben **), und die ven eben genannten Schüler diefes Mannes auss mt; fo fand fich unter allen alten Soppiften, we⸗ tens fo viel wir wiſſen, feiner, der einen andern

Welt⸗

Man ſehe Plato in Ap. p. 8. in Phaed. 210. in Euthydem. p. 268, Ed, Raf. Gr. Xenopb. c. 3. Symp. Cicer. in Brut. e. 8. Dionyf, Halicar. V. 625. 27. Ed, Lipf. Quint, III. 1. Schol, ad Arift, Nubes. v. 350. Iſo⸗ krates 11.281. 282. nennt noch einen Lyſimachns, deſſen Vaterland unbefaunt if. Wahrſcheinlich ift der Name manches Sophiften zugleih mit feinen Werfen oder

mit feinem Coͤrper untergegangen, wie man aus einigen --

nachher anzuführenden Stellen des Ifofrates vermuthen

muß. t) Satyr. ap. Diog. VIII, 58, \

ar Ceifeb Buch. Biwepteb Eabtk

Weltweiſen und Redner gehört, oder fremden mi hen Unterricht empfangen hätte *). Aus dem geichniffe ihrer Geburtsörter fieht mar, daß fie mi einem Theile, fondern in allen Gegenden des Gri . hen Mutterlandes, und ber ältern ſowohl als ber. gern Pflanzftädte gebildet wurden, und daß alfo um Zeit der forfehende Geift der Griechen eben fo

*) Vielleicht denkt man bier noch an ben Protagoras, welchem mehrere Schriftſteller, und unter dieſen Edikut erzählten, daß er anfangs ein Lafkträger fen fey, daß er aber von Demofrit wegen ber Licden Geſchicklichtelt, womit er Hölzer ober, Bündel zufammen gelegt habe, als ein FA ee ah F Pr * ehe auch Gell. V. 3. aber dleſe Erz,

ährcpen,. und Protagoras viel älter als Dei geweſen fey, läßt ſich mit vielen Grünbem.ber Erſtlich wufte Ariftoreles nichts von dem Untern den Protagoras vom Demofrit follte empfangen Angeachtet er von einer Mafchine redete, für d 2 finder Protagoras gehalten wurde, und bie wahr lich zu der Zabel vom Lafttragen des Protagorai laß gegeben hat. Diog 1.c. Plato fprichr ferne Protagoras von bem Sophiſten gleiches Namens, A von einem ber erften Sophiften, ber viel Älter als krates gervefen fey. Auch Ariftoteles ſezte ihn Äber d Corax und Alias hinaus, bie nicht lange nach B Austreibung der Tprannen aus Sprafus und Wgriges amd in der Jugend oder dem Anfange bes männl Alters des Demokrit blähten. Ariftpt, ap. Cicer, i Bruto c, 12. Nach dem Apollodor ap. Digg, IX, 5 war Protagoras um bie 84 Olpmpiade am berühmt fien, welchem Dato zufolge er zwar ein Zuhärer 4 Demottit hätte ſeyn Binnen, wenn er nicht dem F halte der fabelhaften Erzählung nach erfl-als ein e wachfener Mann vom Demokrit zum Schuͤler wären

Geſchichte der alten Sophiſten. 395

ı und fo mächtig, als ihre Freyheitssund Vater⸗ öltebe erweckt worden fen ).

Die alten Sophiſten verdienen nicht bloß verachtee :angeflagt zu werden, fondern ihnen gebürt in mans Ruͤckſicht Hochachtung und ob, welches ihnen auch heftigften Widerfacher und Tadler nicht verfagt has » Sie waren ihren größten Borgangern, oder den Innern, die vor Ihnen die Wahrheit erforſcht und jöheit gelehrt hatten, von mehren Seiten fehr aͤhn⸗ Öleich diefen befaßen und verbreiteten fie alle wifs wuͤrdige Gedanfen, und alle nüzliche, oder doc) bes werte Entdefungen, welche die Vorfahren ihnen liefert hatten, oder auf welche der Scharffinn dee genoflen gefallen war. Sie lehrten die Wiflenfchafft Natur **), oder den Urfprung und das Weſen der ige, die Größe und Bewegungen der bimmlifchen per, und die Urfachen der merkwuͤrdigſten Erfcheis gen auf der Erde: ferner die Eigenfchafften und Ders alle von Zahlen und Größen, die Wirfungen und bindungen von Tönen, und endlich die Kunft ans zu verwirren, und in Unterredbungen mit andern berwindlich zu bleiben, welche Zeno mit ihnen er,

ven hatte 7). Di ie

Siehe Beylage am Ende des Capitels.

) Nach dem Renophon gaben fie ber Welt zuerſt den Namen xoruos. Mem. Socr. I, e. 1. p. 5.

) Plato p. 50. 286. 347. 357. Philoft. p. 481. Ueber bie Dialektik fehe man dem erften Band 711 ©. Unter den Sophiften war Hippias unftreitig der größte Viel⸗ wiffer. Denn außet allen Wiffenfhafften feiner Zeit verftand oder befaß er noch bie meiften Künfte und Handwerker in einem folgen Grade, daß er nicht bloß _ über ihre Werke urtheilen, fondern fie auch felbft —*

r⸗

176 Sechſtes Buch, Zweytes Capitel.

Die Sophiften blieben aber nicht da ſtehen, v

fie an der Hand ihrer Vaͤter und Zeitgenoffen ge

worden waren; fondern fie eiferten den ältern U ‚ihres Volks auch darinn nach, daß fie die Kenn die diefe ihnen hinterlaffen hatten, zu erweitern ut bereichern fuchten. , Sie erfanden daher und Ile zuerft Staatswiffenfchaffe und die Kunft der Bere feit, wie fie die erfien großen Nedner waren, Griechenland hervorbrachte *). Sie waren ferne

Ä e

fertigen konnte. Er ruͤhmte fich ſelbſt au dem ol fhen Spielen, daß er fowohl den Ring, ben Zinger trage, geftochen, dis alle Kleidungsſtuͤcke, denen er bedeckt fey, bis auf den Gürtel, und Die foßlen, mit eiguer Hand verfertigt babe. „Er u ſich endlich in allen Dichtungsarten beruͤhmt, uni terließ außer vielen andern Schriften bereifche un gifhe Gedichte, Trauerfpiele und Dithvyramben. Plat. in Hippia minor. p. 357. Pauf. V. 25. nu dem Plato C. III. de orat. c. 32. Ex quibus Hippias, cum Olympiam veniffet, maxima illa - quennali celebritate ludorum gloriatus eft, ı paene audiente Graecia, nihil efle ulla in arte ı omnium, quod ipfe nefciret: nec folum has quibus liberales do@trinae atque ingenuae coı rentur, geometriam, muficam, litterarum cog nem & po&tarum, atque illa, quae de .naturis quae de hominum moribus, quae de rebus pu dicerentur; fed annulum, quem haberet, pal quo amictus, foccos, quibus indutus effet, fu nu confecifle. Scilicet nimis bie quidem eft greflus, fed ex eo ipfo eft conjedtura facilis, tum fibi illi ipfi oratores de praeclarifimis appetierint, qui ne fordidiores quidem repudi Ueber fein erſtaunliches Gedaͤchtniß ſehe man Pk

p- 495. %) Plat. in Apol. p. 8. in Prot. p. 284. 86. in Gorg. 335. in Menon. p. 342, Hipp. Maj. p. 346. Cic. (

Geſchichte der alten Sophiſten. 177

tn, welche über die Natur der Sprache, über bie fehung, Zufammenfegung und Ableitung von Wörs und ihren Beſtandtheilen, über den Bau und ben Flang von Perioden Unterfuchungen anftellten, und unft richtig und ſchoͤn zu reden und zu fehreiben feſte Regeln brachten *), Endlich redeten fie auecft ber

ec. 42. Quintilian, ber in feinen hiſtoriſchen Nach⸗ richten meiftens dem Cicero folgt, erinnerte fich beffen, was er in biefem Schriftfteller gelefen harte, nicht seht, wenn er fagte, daß Tifias und Corar früher, als die Sophiften, die Kunft der Beredſamkeit gelehrt hätten III. 1. Cicero fagt nur, dem Ariſtoteles zufels ge, daß die beyden eben genannten Sicilier bie Regeln der Beredſamkeit zuerſt ſchriftlich abgefaßt, daß aber fon vor ihnen Gorgias, Protagdras und andere die Beredſamkeit durch Beyſpiele und Schriften gelehrt hatten. Weber die Verdienſte der Sophiſten um bie

Griechiſche Beredſamkeit breite ich mich bier nicht ans,

\

weil diefe Unterſuchungen in die Geſchichte biefer Wiſ⸗ fenfchafft gebörn. Vor den Sophiften hatte der große Kuͤnſtler Archidamus von Milet, der den Pirdus erbaute, das Ideal einer gluͤcklichen Stadt ober eines vollkommenen Staats entworfen; allein ber Auszug, ben Hriftoteles aus feinem Werke gibt, und das Urs theil, was er von feinem Subalte fällt, berechtigen ung,

, wie bag Stillſchweigen aller übrigen Schriftfteller, anzus

nehmen, daß biefe Schrift wenig lehrreich geweſen fep, und auch nur geringen Bepfall gefunden babe, Arift. de Civ, II. 6.

Plat. p. 4%. SO & 62. in Cratylo. p. 271. in Euthyde-

weyter Band,

mo p. 346. in Hipp. Maj. p. 357. in Hipp. Alle Sophiften waren Sprachforfher und Spradlehrer: sorzüglich aber Protagoras p. 50 & 271. Hippias p. 346. und Prodikus, welcher leztere Vorleſungen von verſchiedenen Preiſen uͤber die Kunſt richtig zu ſchreiben

und zu reden hielt; indem er ſich einige wit funfzig, M an»

178 Sechſtes Buch. Zweytes Eapitel,

über Tugend und Gflückfeligfeit, und trugen, wo'n die Gedächtnißkunft, doch gewiß die Wiffenfchafft Krieges, und Die Theorie der Mahlerey und Bild Funft zuerft in Griechenland vor *). Alle diefe Ke niffe fehrten fie nicht nur mündlich, ſondern faßte auch) nach den Beyfpielen der Weltweiſen, die Fury ihnen gelebt haften, oder auch mit ihnen lebten, in tvefflichen Schriften zufammen, die ſowohl von I Zeitgenoffen, als von den nachfolgenden Zeitalterr ſchaͤzt, und felbft von ihren Feinden genuzt wurden Durch diefe ihre großen Verdienſte um die Erweitei und Bervollfommnung der Wiffenfchafften erwarben die Gophiften eine allgemeine Ehrfurcht unter ı Griechiſchen Völkern und Staaten, und erhielten ı Anhänger und Bewunderer, als irgend ein Philo His dahin gehabt hatte Allenthalben, wo fie erfhier wurde ihr Umgang nicht nur von lehrbegierigen. Si lingen, fondern von den vornehmften Staatsmaͤm gefucht; und wenn fie fortzogen, folgten ihnen SH ven von Zuhdrern und Freunden nach 7). Ihren ten

andere nur mit einer Drachme bezahlen ließ. PL, p Wahrſcheinlich hat Plato den größten Theil feines. tylus aus ben Schriften der Sophiften entlehnt. °) Plat. Il. cc. bef. p. 269. 286. 335. 346. 357. Cic 32 de orat. Philoft. p. 495. _

**) Iſocr. I. 115 p. & fq. Cic. de or. III. 32. Plat. pe Plato ſelbſt entlehnte vieles aus einer Schrift des tagoras Porph. ap. Eufeb. de pracp. Evang. e. 3. Ariftox. & Favor. ap. Diog. Ill, 37. 51. ſq. wahrſcheinlich auch aus ben Büchern anderer phiſten.

7) Plato in Protag. p. 285. So fan Protagoras inf mit einer Menge von Freunden an, bie ihm aus Städten nachgezogen waren. Auch Hippias, Ge und Prodikus waren mit ſolchen Kaufen yon Juͤn umgeben. ib,

' = . _ . \ D . / X

icht bejahite m man tdeurer als Goͤtterſpruͤche, unb Werke wurden um hoͤhere Dreife als —*8 ge

F Außer dieſen gluͤcklichen Bemuͤhungen bie Auftla⸗ ‚der Griechen zu befoͤrdern, Fa bie Sophiſten ben ehrwuͤrdigſten —* Vorgaͤnger noch ˖ dieſes ge⸗ I, daß fie ihre Kenntniſſe und Kräfte wenigftens: chmalen im Dienfte und zum: Wohl Ihrer Vater⸗ e anwandten. Gorgias, Prodifus und Hippiis en von ihren Mitbürgern häufig in oͤffentlichen Ge⸗ gebraucht; und der leztere ſagt beym Plato von ſt daß ſeine Vaterſtadt allemal, wenn ſie Un⸗

blungen von. Bedeutung mit andern Staͤdten

Stend ſs * ——

ach gan; ungegruͤndet wäre, was Plato Peine

ham läßt, daß Hippias und: die übeigen‘ Sophiſten Imech, von allen.,. oder den meiften Altern Weiſen daß ſie ſich öffentlichen "Gefchäfften wid«

R, fo hätte er ihnen doch diefen. Eifer: iprem Bas übe, wenn gleich nur aus Eigennuz ober Eitelkeit men, nicht zum Vorwurf: machen, ſondern viele rals eines ihrer größten Verdienſte anrechnen ſollen. So ungerecht es waͤre, ben alten Sophiſten die

er angefuͤhrten Vorzuͤge Me Deren ftreitig ju mas‘ gen; >

Man fehe, mas Plato vom Kallias p 8. in Apol. Soe. und Zenophon von eben dieſem reichen Athenienfer und vom Euthpdemus und Niferatus fagen. Memor Sotr. IV. 2, Symp. ©. 3 & 4. p. 469. Ed. Thieme, and Scholiaft. Ariftoph, ad Nubes v 360.

) In Hipp. maj.p 345. 46. Ueber bie Geſandſchafft des

in Athen fiebe auch mq Diod. a p. 514.

"Bd, WVeſſel. | \

80 Sechſtes Buch. Zweytes Capitel.

chen; fo blind oder unwiſſend muͤſte man ſeyn, we man es verfennen oder laͤugnen wollte, daß fie vont großen Männern, die vor ihnen Griechenland erleuch hatten, in viel mehr Puncten abwichen, als worinn ihnen ähnlich waren. Die Sophüten erwarteten | nicht, daß die Dankbarkeit oder Ehrfurcht der Zeit noflen ihnen den Ehrennamen der Weiſen beylegten, dern fie nahmen ihn ſelbſt mit ſtolzer Zuverficht an

nern und Fuͤhrern oder Beherrfchern von Böker A machen 7). Sie lehrten und bilbeten nicht , wie bie ih teften Weiſen thaten, ihre jungen Mitbürger , ober Wi Sünglinge einer Stadt im vertraulichen Ulmgange, m in einfamen Zimmern, fondern durchzogen die berühtse ſten Städte und Gegenden in Öriechenland, und wähle immer öffenfliche volfreiche Plaͤze, oder feyerliche befonders die Olympifchen Spiele, um fid) vor Ben gr ten Haufen, oder gar vor der ganzen Station hören a laſſen 77). Ihre Abficht war auch nicht, den Verſt ihrer Zeitgenoflen aufzuklären, ober ihre Herzen zu fern, fondern felbft zu glänzen, die lauten Zurufu des Poͤbels zu gewinnen, und Schäze zu fanımien, us m

©) Plat. in Protag. p. 297. #*) Ifocr. II. contra Sophift, II, 326»330 p. Plat, in Pre,

p. 343- +) Piat. in Sopb. p. 102. in Euthyd, p. 269. in Protg 280. in Men.|.c.

- 41) 284 p. in Prot, p. 355. in Hipp. Min, Pauf, VI, 6.

Geſchichte der alten Sophiſten. Aa

Prachtliebe, Ueppigkeit und übrigen Begierden ber digen zu Fonnen *). Plato und Zenophon nennen er die Sophiften verfehmizte Menfchenjäger,, die reis md fchöne Juͤnglinge in ihren Schlingen fingen **), rauch feile Mäckler von Kenntniffen,, die gleich aflen #fefchreiern falche und ververbliche Waare anpriefen, fie deito cheurer verfaufen zu koͤnnen ***), Gofras berglich fie mit folchen, die ihre Schönheit verfaufs N. Die Sophiftif, oder ihre Kunft erklärte Pla⸗ als eine Geſchicklichkeit oder Fertigkeit vurch Zanfen, yerfpruch , unverfchämtes Kämpfen , und Schön« zen Meichthümer und das Lob der Unverftändigen ewerben 77). Dieſe niedrigen Abfichten erreichten Sophiften nur zu gluͤcklich; denn die größten umter n erwarben ſich durch ihren Unterricht ein viel groͤ⸗

M3 ßeres

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) Pist. in Crat. p. 48 & 62. in Theaet. p, 99» I101. in Prot. p. 284. in Men. p. 342. in Hipp. maj, p. 346. Iſoer. I. 116 & 326,50, Cicer, IV, Acad, quaelt. "33. At quis eft hic (Anaxagoras)? num fophiften ? Sic enim appellabantur il, qui oftentationis aut quaefius caufa philofophantur. Weber die Lieberlichs keit Prodikus ſiehe beſ. Sehol. Ariſt. ad Nubes V. 3 ) Plat. 98 & 101. in Theaet. Aoxw ev yae Fo Fw- Tov EUEEIN vEwv Koıı AABTIWV Eu MiOIos INgEUTAS. Xenoph. Kuynyer. ©. 13. Oi nev Yae odısaı KABTIBS ni vess INewvras,. *®) Plato in Protag. Ouro In zaus 0) va nadnuara TELIAYOVTES KARTE TOs MoAess Ko TKWAÄBYTES KO HOERNÄEUWVTES Tw EI ERIJUMEITI, ETTAWNB- 01 MeV TAvVTE & TwÄRCı. ) Xenoph. Mem. Socr. I. 6. p. 59. f) in Theaet. 98. 99.

a, Soft Buch. Iiepiekiiiiel. Beyes Vermögen, als irgend ein Kuͤnſtler vor ob sühren Zeiten: ſich erworben hatte *), J . Dey einer fo großen Verſchiedenheit der Abi anufte nothwendig auch eine große Verfchiedenheicht Lehrart der vorhergehenden Griechifchen Woeltwe— und ber Sophiften entftehen. Anſtatt, daß jene

vvieljaͤhrigen Umgang, durch Beyſpiel, und vertrau

‚Anterredungen ihre Freunde lehrten und beſſerten Die Sophiften entweder glänzende Prunkreden oder <lamationen **), oder auch an einander hängende| A

R 4

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| ®) Dies fagen Plato und alle übrigen © a

Ausnahme, , Man fehe Plato p; 342. Reichthuͤmer des Protagoras, Gorgias,

Hippias. Lezterer ſammlete in Furzer Zeit, in Siciliſchen Städten brittehalb Talente, Mir ſich Prodikus feine Vorleſungen bezahlen IB, ſchon oben mit einem Zeugniſſe des Plato und ich will daher nur noch einige Stellen an welchen bie Preife angegeben find, telde bi Sophiften auf ihren Unterricht festen. ori Protagoras ließen ſich für die Untermeifung it, det sebfamfeit 100 Minen oder ungefähr 2000 Thale ahlen. Diod, XII. p. 514. Quint, II. 1. Diog. IX, Dippias kann nicht weniger genommen haben, weile Burger Zeit In einigen Sicilifpen Städten drittehah Iente verdiente.’ 346. Plato. Als einen Vewen Reichthums der Sophiften muͤſte man au) bie gel GStatäe anführen, die Gorgias fich felbp.gefezt-y foll, Plin, XXXIL, 4. & Athen. XI. c. ult. p. ı wenn es nicht wahrſcheinlicher wäre, daß fie A feinen Bewunderern errichtet worden. Cicer, det IL 32. & Pauf, VI. 6. p. 494. 95. Phi

P- 493. “n Dies hießen fie emiderfess roiesy_Philof. p. 482 vit, Soph Aeſchin. de Morte c, 6, & ibi Clericus Plat, pain,

\

U

N 4— iveſchichte der alten Sophiſten. 18 fa ausgearbeitete Vorleſungen *), ober fie erlaubten * einem jeden ſie zu fragen, oder eine Materie auf⸗ welche er aus einander geſezt und. aufgeklaͤrt 8 Gorgias war der erſte, der die Kuͤhn⸗ hatte, die verſammleten Griechen bey Olympia auf⸗ een, ihm nach ihrem Belieben Fragen vorzulegen, he auflöfen ,. oder woräßer er fogleich reden folle, und klären, daß er fie aus dem Stegreife beantworten, K.ohne weitere Vorbereitung zu ihrer Befriedigung über reden wolle 7). Eben diefes thasen die meiſten igen alten ˖ Sophiſten; und hierinn ahmten ihnen dr fo gar die elenden Rhetoren im Zeitalter bes Cicero, Rn den erſten Jahrhunderten nach Chriſti Geburt

meiſten unerſchicden ſich aber die Sorsiften kin, ältern ——— durch die Grundſaͤze, die

7 mit Recht die erſten Verſoͤhrer der bend heiten Lehrer des Unglaubens, die erſten Spoͤtter Heraͤchter aller Religion und Tugend, und bie er⸗ Werner bed Ein j ber Re ‚und Pen.

# Plat, in Crat. p. 48. Plat. in Protag. p. 285. 9 Cräffus ap. Cic, Ei orat, 1. 22. Quando —* me in euraſſe, aut cogitaſſe arbitramini, & non ſemper ir- .. sißffe potius eorum hominum impudentiatu, qui eum in fchola aflediflent, ex a haminum fre- quentia dicere juberent, fi quis quid quaereret? Quod primum ferunt Leontinum feciffe Gorgiam : , qui permagaum quiddam füfeipere , ge profiteri vi- debatur, cum fe ad omnia, dequibüs quisque audire vellet, efle paratum denuntiases, &c, vide etlam - 14 |

. solberrecheii tehten ren die Duelle, aus welcher Ariſtipp ſchoͤpfte; und

\

ur Sofieh Vilch. Zweytes Easie.

ichen. Gewalt nennen kann. Ihre

kur ſeine Gärten waͤſſerte; oder wenn man ein

alten Sophiſten, fonbern auch aus Materialien, te Diefe gifantmengetragen und zubereitee hatten,

nde ©. dos wre Oi

abgefchrizben. 25 fie aber hauptſachtich auf die S Shiften gehe, lehrt das, was Plato gieich nachfer und was mit allen Fragmenten der Sophiſten and

Reseiaten anderer Schriftfteller Aber ihre Dekan

. bereinſtiinmt. Euthydemus, den Sokrates zu

dem und den Voilkommenheiten ber Wort

zu Äberzengen ſuchte, war ein Schäler uud Dawn Amer det Sophiſten. sn IV. 3. Memor. Soer.

u r vr

\ GSiſchichte der alten Sophiſten 9% ı a8 5 und empfindungsloſen Elementen durch Kindes Gluͤck hervorgebracht. Weisheit und alle nach ichten wirkende Kuͤnſte waren ihrer Meynung nad) ere Töchter des Zufalls und der Nothwendigkeit,

b einer blindwirfenden Natur, von welcher man fie

veber Nachahmerinnen oder Gehuͤlfinnen und Mit⸗

Kterinnen nennen koͤnne. Es gebe alſo, fo ſchloſſen

eben ſo wenig eine Weltordnende oder erhaltende Gott

, und uͤbermenſchliche mächtige und weiſe Weſen,

man Abfichten oder Spuren von Vorſehung im Uni⸗

s entdecke *). Diefe Behauptungen wurden von den

phiften fo fehr verbreitet, daß fie nach dein Zeugniffe lato in die allgemeine oder herrſchende Denkungs⸗

Zeitaſters übergingen *). -

AUngeachtet die Sophiften die tehre von der Gott,

‚und von göttlichen Naturen als eitien Wahn vers

Wu; fo fuchten fie doch, und eben biefes thaten nach⸗

* mM 5 5 her

—*.

Ber Zweyfel bed Protagoras an dem Daſeyn ber Gott⸗ beit war von der Abläugunng berfelben um nichts vers‘ ſchieden. Ich weiß nicht, fagte er im Anfange eines feiner Werte, ob es Götter gibt, oder nicht gibe? Denn es find gar zu viele Urfachen, welche eine gewiſſe

.. Erfeuntniß, ober entſcheidende Antwort unmöglich mas

chen: am meiften aber die Kuͤrze des menſchlichen Le⸗ bens, und bie Dunkelheit oder Unerforſchlichkeit des Gegenſtandes ſelbſt. Wegen biefer Aeußerung wurde . feine Schrift in Athen verbrannt, und er felbfl and der Stadt verwiefen, oder gar zum Tode verurtheilt. Cie. . I. 23. Diog. IX. 51. Sext. IX. 55.

) Plat. p. 606. de Leg. X, Kos Yap en un re-

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5 Emos men ardewmros, Bdev av eds Toy . ERapuvsvTav Aoyav, ws 0, Je. vuy de

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186 Sechſtes Buch. Zweytes Capitel.

her auch Demokrit und Epikur, Idie Entſtehung Begriffe von Goͤttern zu erforſchen. Prodikus glaubt daß Dankbarkeit die Mutter aller Religion, und

Giaubens an Götter geweſen fen *). Die meiſten hen Sterblichen haͤtten nämlich allen Gegenſtaͤnden, u denen fie großen Nuzen erhalten, geheime und außerg

dentliche Kräfte zugetraut , und hätten Daher S und Mond, Flüffe und Quellen, ja fogar Brod Wein, Waffer und Erde unter den Namen von

und Bakchus, von Neptun und Vulcan angebetet

*) Cic. de Nat. Deor. I. 42. Sext. IX. 18 &s2fq, - . y ”*) Diefe Erklärung bes Urfprungs der Begriffe van Go⸗ tern wurde nachher von vielen Weltweifen angen | Sertus hingegen beftreitet fie als ungereimt mit rk den, die mir nicht befriedigend fheinen. IX. 36: Alle übrige Sophiften aber waren in der Mepnung, daß die Begriffe der Menfchen von Göttern, und e Religionen der Völker urfpränglich Erfindungen Fuge Geſezgeber und verfchmizter Staatsmaͤnner gemeia feyen. Plat. 605. unten: @sss w uanagıe ewvous Eh Tov Dacıv 870, TeXıy 8 Duos, EAT FIoı I Mois. Ku Teros aNss Ross on Enasa Eauroos ouvwauoAoyncav vouodersueva. Wi biefe Meynung zielt Eicero I. 42. Quid? ii, qui d. zerunt, totam de diis immortalibus opiniones : fictam efle ab hominibus fapientibus reipublicae ca | fa (ut-quos ratio non poflet, cos ad oflicium religio : duceret) nonne omnem religionem funditus fuflule _ runt? de Nat. Deor, I. 42. Das Fragment des Krb tiad, aus welchem die folgenden Gedanfen dee Soph⸗ ſten gezogen find, fleht beym Sertus IX, 54. De falfhe Pintarch fchreibt diefes dur Sprache und Ein kleidung vortreffliche Bruchfläd dem Euripides zu. de Pluc. Phil. I. 7, Das Urtheil diefes elenden Compiler tore müfle aber gegen das Zeugniß des Sertus

| Geſchichte der alten Sophiſten. 187 |

s war, fo fang Kritias, einer ihrer berühmteften nger, eine Zeit, wo die Menfchen, gleich den reißen, Thieren des Waldes, ohne alle Gefeze Ichten, mo malt für Necht galt, und die Guten gar Feine Belohs ıgen, und die Boͤſen gar feine Strafe empfingen. es wilde außergefellichaftliche Leben verließen fie end» ‚. vereinigten fich in Gefellfehafften, und erwaͤhlten ee zu ihren Herren und Nichtern, die Gewaltrhäs eiten beftrafen follten. Weil aber diefe Geſeze hoͤch⸗ 8 offenbare Miſſethaten zuruͤckhielten; fo fann irgend weifer und verfchmizter Mann darauf ein Schreck⸗ zu erfinden, wodurch er auch heimliche Verbrechen ickhalten, und die verborgenen Llebertreter der Gefeze furcht ſezen Fonnte. Zu diefer Abfiche floßte er den iftenden Wilden den Gedanfen von ewigen und un⸗ lichen Göttern ein, die alles, felbft dasjenige hoͤr⸗ und fähen, was der Menſch in der tiefften Einſam⸗ vollbrächte, oder in dem Innerſten feiner Seele ent: fe. Um die Furcht vor diefen unfichtbaren mächtis Naturen zu vermehren, lehrte er ferner, daß fie Himmel, oder in denjenigen Gegenden wohnten, yer die meiften Schreckniſſe über den ſchwachen Sterb⸗ m Eommen, wo er das Mollen fürchterlicher Donner et, und von wannen er reißende Feuerfirdine fich eßen fieht. Er wies ven Beherrfchern der Menfchen : Size im fehonen Gewölbe des geftirnten Himmels, em herrlichen Werke des weifeflen aller Baumeijter,

der

fen werben, wenn auch nicht Alexander bezeugte, daß der Athenienſiſche Tyrann eine roAsresav euneracv gefhricben habe, wovon das erhaltene Fragment hoͤchſt matrfcheinli ein Theil war. Alexand. Aphrod. er. Philopon. in Lib. I. Ariſt. de anima in hacc virha: Eragcı de nina wsmwep Korrias. u. TA.

188 Sechſtes Buch. Zweytes Cante der Zeit, an. Auf dieſe Art entſtand der. Glaube, die Furcht vor den Goͤttern, und durch dieſe Fu wurde ber im Finſtern ſchleichende Frevel gehemmt, ı ger. Suͤnder, den die Gelege nicht bändigen konn durch glückliche Erdichtungen der Gefeggeber zittern macht.“ Mit Recht urtheilten Licero*), und Plato daß folche Behauptungen alle Religion, und ſelbſt Grundlagen der Tugend und bürgerlichen

unntergruͤben, dag man die fehrer derfelben als Ber

ber der Jugend, und ale Feinde des Baterlandes fehließen, und die Ausbreitung. derfelben entweber d Ehrperliche Züchtiguingen und Seflein, ober durch &x be und Armuth ſtrafen muͤſſe 1). va F

4

®) I. 43. de Nat. Deor. u 17

80) . 606. . a ' ER, y Son den Gedanken der Sophiften Aber bie Rai Seele haben wir nur wenige Ueberbleibſel, 1 ‚man aber bach fo viel abnehmen kann, daß fie e für einen Theil oder MW Eigenfchafft des Eörnerd ten, die mit ihm aufgeloͤſt und zerfiört werde. fagte Protagoras, if ein leeres Wort; umb anfe Sinnen, oder der Faͤhigkeit Einpräde von. & fländen zu einpfangen, fie An erhalten, zu erneuten zu verbinden, gibt es im Menſchen feine vom E verfpiedene denkende Subſtanz. 1X: Diog.- 51. Prodikus derchte wahrſcheinlich auf biefelbige, doch eine aͤhriliche Art, indem er ſich nud feine Zrı durch folgend es Näfonnement gegen die Schrecke Todes zu waffen füchte. ap. Aeſeh. Dialog, de m e. 14. Der Tod, ſchloß er, follte niemanden fürı lich feyn, rveil er weder bie Lebenden noch die treffen kann. Die Lebenden nit; ‘denn fo lang leben, iſt der Tod noch nie da; bie Konten, ‚wide; bean wenn wir geftorben nd, fo koͤnnen gar nicht mehr leiden, weil wir wicht mehr Pub.

| & .

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Geſchichte der alten Sophiften. | 189

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Die Sittenlehre ver Sophiften, oder die febensres ı, nach welchen fie felbft handelten und ihre Schüler deln machten, waren noc) viel gefährlicher und fuͤrch⸗ icher,, als ihr theoretifcher Unglaube. Diefe Moral Sophiften kann man in wenigen Worten nicht rich» s-beichreiben, als wenn man fagt, daß fie gerade Gegenfaz von der Sofratifchen geweſen ſey. Ihre en Principia waren folgende: daß es Fein anderes turgeſez gebe, als dieſes, daß der Kluͤgere und Maͤch⸗ re über den Schmächern herrſche, und ihm fich uns han madje: daß alle Handlungen von Natur gleiche ig, weder gut noch böfe feyen, und daß ihre Güte e Micht Güte allein durch) Die Gefeze eines jeden fans ‚, und durch den Willen oder die Vortheile der hoͤch⸗ ı Gewalt, das heißt, Ddesjenigen, oder derjenigen, che die oberfte Macht befäßen, beflimme werde: daß igennüzige Tugend oder Gerechtigkeit demjenigen, ver befize oder ausübe, nachtheilig und folglich Thorheit ; efeir un Ungerechtigkeit hingegen ihren Befizern und säbern vortheilhaft und eben deßwegen Klugheit, und en Gegenſaͤzen vorzuziehen fen: dag niemand die Tu⸗ ıd und Gerechtigkeit, um ihrer felbft willen, ober willig, fondern aus Unmwiffenheit oder Zwang liebe, d daß man nicht fie felbft, fondern den Schein von wen zu erhalten fuchen müffe: daß endlich die Tugend er wahre Bollfommenheit eines Mannes darinn bes

, andere Menfchen beherrfchen und zu Dienern feis 5 Vergnuͤgens machen zu wiſſen; und die Gluͤckſelig⸗ t in der Kunft, fich felbft fo viele und fo Heftige Der

giers

Nach dem Alexander loc. fup. cit, war ber Kritias, ber das Wefen ber Seele im Blute fand, Arift. de Anima J. 2. nicht der Tyraun Kritias, fondern ein anderer Sophiſt gleiches Namens.

199 Sechſtes Buch. Zweytes Eapitel.'

‚gierden und Bebärfniffe als nur möglich zu verſchaffeh um fie mit Vergnügen fättigen und befriedigen koͤnnen. | Die Natur felbft (fagt Kallifles, ein Schüler ve Sophiften, ven Plate mit einer erftaunlichen Beredſe keit, und mit einer Kühnheit, die feiner Sache und fi nem Charafter angemeflen iſt, die Grundſaͤze feiner ke ‚zer vertheidigen läßt) ruft es gleichfam allen Weſen z daß es recht oder gerecht fen, daß das Beſſere ul Stärfere das Unvollfommenere und Schwächere übe - mältige und beherrſche. Mad) diefem Gefeze richten fi und handeln nicht nur alle Gattungen von Thieren, fon been auch ganze Städte und Bölfer. Denn nach welch einem andern Gefeze überzog Rerxes Griechenland, und?! fein Bater die Skythen mit Krieg? oder warum anders = uinterjochten von jeher mächtigere Staaten und Nätloe :! nen die fleinern und ſchwaͤchern, als weil fie es fuͤr Recht und’ein allgemeines Naturgeſez anfahen, daß bes Stärfere mehr befize und genieße, als der Schwaͤchere, und daß der leztere dem erſtern dienen müffe *)? Selbſt Götter und Helden folgten vem Geſeze, was bie Natur . vorfchrieb, und welchem aud) alle Theile der Natur ge horchten. Bloß nach dem Nechte des Stärfern trieb | i

Herkules die Heerden des Geryon weg, Die er weder ge Fauft, noch gefchenfe erhalten hatte**), Nicht Unrecht thun alfo, wenn man es mit Vortheil thun kann, fon dern Unrecht leiden iſt ſchaͤndlich, oder dem erften ewi gen

.

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%) Diefe Grundſaͤze waren damals fo allgemein, daß bi’ , Athenienfifhen Oefandten fie öffentlich fonvohl gegen ' die Spartaner als gegen die Melier äußerten, nnd fir bie Orundiäze ihres Wolfe ausgaben. Man ſehe Thuc.

1.76 V. 105. ) in Gorg. p. 316. 17.

Geſchichte der alten Sophiften. 101

Geſeze der Natur zuwider. Männer wählen lieber Tod, als ein feben, das nur für Sclaven wuͤn⸗ iswerth feyn kann, und worinnen fie beftändige Miß⸗ Hungen geduldig über fich ergehen laffen müffen, ohne

ſelbſt und andern helfen zu Fönnen. Mit diefem Naturgeſeze, und diefen Begriffen von jt und Unrecht ſtreiten freylich die bürgerlichen Ger wodurch Fühne Seelen, wie junge Loͤwen burch in gezaͤhmt, und die natürlichen Triebe, oder ratärlichen allen Menfchen eingegrabenen Begrif⸗ rſtickt, und wie durch Beſchwoͤrungen aus den üthern heraus gezaubert werden”), Mach den erlichen Gefezen lobt man nur diejenigen ald ges , die einem jeden das Seinige geben und laflen, tadelt und ſtraft Hingegen folche als Ungerechte, die ve beeinträchtigen oder übervortheilen, und ihnen Gewalt oder tift das Shrige rauben. Dieſe der ur widerſprechenden Geſeze rühren von dem großen fen ſchwaͤcherer Menſchen her, die ſich vor den Maͤch⸗

——— SER Grein

Callicles ap. Plat. in Gorg. p. 317. AR os To nat Quo Tv TE dIKmIE TAUTAY TEAT- T801, nu von ma As RATE vouov yeTov TNE Qucews. 8 HEV TO ICWS KETE TETOV 0v Nuess TıIeueda, mAuTrovres Tas BErTISES nos ep- EwuEVESATES Numv auray eu veny Auufavovres WITWE ALOVTas, NO HOATERBROOVTES ou Yon- Tevovres xaradsAoueda, Acyovres ws To ı0ov KEN EX. xcu TETO ESI TO HEA0v Ko dinouov. ecy de Ve os Duaw inavnv YErnTos EX,@Vv avre, Havra Toure wmorescanevos wos diepenkas Ho daduywv HU KATARATNOAS Tos VMETEEO YERUKETE Has MRYYOVEUURTE Hol eradas KH VOHES TES TREU Ducw ETWTES KT. N

198 Sechſtes Buch. Zwehtes Capitel

Maͤchtigern fuͤrchteten und ſelbſt zu ohnmaͤchtig Gewalt zu brauchen und abzuhalten *). Dieſe chern Menfchen fahen bald ein, daß Unrecht und Ge leiden mit größern Machtheilen, als Unrecht thun Vortheilen verbunden fey, wenn man es nicht in fe Gewalt habe, das eine zugufügen, und dem andern zuweichen. Sie hielten es daher für rathſam, einander dahin zu verbinden, daß man weder Un und Gewalt anthun, nod) auch von andern leiden und dieſer Berabredung oder Vertrage zufolge fi an, Geſeze zu geben, und nur dasjenige für R etfennen, was mit benfelben übereinjtimmte, und dasjenige für Unrecht zu halten, wodurch -fie d wurben. Auf dieſe Arc entſtanden die gem, griffe von Necht und Unrecht, und bie bürg.

fege, welche man als Mittelwege zwifchen den Bortheilen und Nachtheilen, zwifchen dem ungeftraft Unrecht zu thun, und dem

*) Tbrafymach, ap. Plat. de Rep. II. 86. 88 p. Edit, } fey. }. de Leg. P; 605. & Callicles ap, Pla

Gorgia p. 316. AR om ol TiJeueva rar nes ci aodevess ardenmor ei nos ol wo EOS UTBS 8V 04 To MUTOIS GuuDegov, Tas vouBs Fıfevro, no TES STeIVES eruacı, Hl was Woyas \eyaoı. en.poßavres Te Tas egkin peveseoss Tav ayfenrey, zu duveres 0 Aeov exe, ya un urmy TAEOV EXECU Asybe ew os WoXgov nes adınov To TÄEOVERTEN. ayaracı Yag cms vro dv Fo ı0ov PavAorego ovres. 9 de ye osca Ducis au amoDavor av, orı Öinesov esı Tov auesva XEsgovos TÄEOV EXE, Ko Toy duvararegor WAT@TegB. 7

Geſchichte der alten Sophiſten. 193

t abzumähren wählte. Man führte fie nicht deß⸗ en ein, weil man fie für innerlich oder wahrhaftig erfannte, fondern aus Ohnmacht Gewalt zu braus I), und aus Furcht von andern gemißhanbelt zu den. Kein wahrbaftiger Mann alfo, der in ſich t Kraft genug fühlte, ſich gegen einen jeden zu vers digen, und einen jeden zu übertwältigen, würbe, ohne nd zu feyn, folche Geſeze, wodurch feine Macht eins wänft, und er felöft den ſchwaͤchſten und nichtswuͤr⸗ en Menfchen gleich) gemacht würbe, freywillig uns hrieben haben *); und eben fo wenig wirb ein wahr⸗ ger Mann Bedenken tragen, die ſchwachen Feffeln, ya von fchlechrern Menſchen angelegt werben, abe uͤtteln und zu zerreißen, und alle die elenden Schmies en, wodurch man feine Kräfte und natürlichen ce, bie eben fo weit als feine Kräfte reichen, einzus ken geſucht Sat, mit Füßen zu treten *). Ein !, Der fich feiner Ueberlegenheit über andere bewuſt wird, fo bald und fo oft er fan, aus dem Zwange bürgerlichen Geſeze unter die Frenyheit des Naturge⸗ zuruͤck kehren, nad) weldyem der Bortheil des Staͤr⸗ Der einzige Maaßſtab der Gerechtigkeit ift T). hr | w

, Glauc. ap. Plat, de Rep. II. p. 88. Erzeı rov duve- pevov @uTo Foiew, x ws aANIwE avden, 86 av Evi more EurdecIas To unre adınev unre

‚neso9es. mayveorIas ‘yae av. Diefe Brundfäge übten Theramenes und Kritias gegen ihr Vaterland aus. p. 498. 501. Philofir. Vita Soph.

) Callicl. in Gorg. Plat. p. 317. loco modo citato,

) Thrafy. ap. Plat. de Rep. p. 36. Dry yae eyw

esvors To dınasaov 8X AMD Ti, N To TE KLESTTovos

EupDeeor. rer wyasw, wBßeArıse, 0 Ayo,

Zweyter Band. N sr

194 Sechſtes Bud. Zweptes Eapitel.

wird bald erfennen, daß der Mächtigere und Be nicht um des Schwächern und Ohnmaͤchtigern, fonl daß diejer um jenes Willen da fey: daß die Matur dazu beitimmt habe, andere aus eben den Gründen beherrichen, aus welchen Hirten und Schäfer ihre H den warten und meiden *): daß endlich vie willfär! bürgerliche Gerechtigfeit demjenigen, der fie beoba nachtheilig, und Ungerechtigfeit hingegen der fie ausübe, vorrheilhafft fen **); und daß es Thorheit, oder Schwäche und Furcht verrathe, m man fich jener forgfältig befleißigen, und dieſe hing vermeiden wolle T).

Recht thun, ober die Beobachtung der buͤrgerli Sefeze, fuhren fie fort TF), iſt mit fo vielen Nachthe

Ev BAOUS Tous MoAecı Tourey esvo Öm To ıns naIesyruias aexns EuuDeeor.

®) id. ib. p. 48. Kascn nu Tas 2v TUus ode xovræc, ol ws aANdas wpxscn, aRms myn diasvossogas EOS TES KEXOMEVES 7 X av vis neos meoßare dıareden. Vide e Menon, Plat. p. 335.

es) id. cod. libr. p. 50. 1 de adınıe ru Tıov Koi eye Tav ws wAnNIms Eumdncam Ru dixmiav. ol de aexomevo rosa To ex EumDegor, KEEITTOVOE OTos, Xocı eudacs, ERESIOO TOIBOW &c,

}) Glauc. ap. Plat. de Rep. I. 108. Twy 'ye Awv wdess Enwv Öimasos. aM umo ayoerdeıces mens, n Twos ans aoderesas, \Veyei adınev, wdurarav wuro dev.

t}) Thrafymach, ap. Plat. I. so p, de Rep, ib. p. 64. Glauko, der nach der Art und den Muſtern ber Si

| Geſchichte der alten Sophiſten. j 195

‚Ungerechtigkeit, oder die Uebertretung derſelben mit roßen Bortheilen verfnüpft, daß kein Menfch von mdern Berftande von freyen Stuͤcken und ungezwun⸗ das eine der andern vorziehen kann. Wenn man e dem Öerechten und Ungerechten bie Freyheit ließe, zu thun, was fie wollten, fo würde man bald fins „daß ein natürlicher Trieb, oder die allen Menfchen epflanzte Begierde, ſich beffen zu bemächtigen, was gut fcheint, fie bende zu demfelbigen Ziele, und zus klbigen Ungerechtigfeiten führen würde. Man ne an, daß es zween folcher Ninge gebe, dergleichen Stammvater des legten Geſchlechts der Lydiſchen Kd⸗ befeffen haben foll, wodurch er fich unfichtbar mas

Fonnte, und fich auch wirflich des Throns ſowohl

her Gewalt des damals regierenden Könige bemaͤch⸗ . : Man feze ferner voraus, baß der eine von bier Zauberringen einem gerechten, und der anbere einem mechten Manne übergeben werde; und frage fich am, ob man fich irgend einen Menſchen fo felfens , oder als einen fo eifrigen unbeweglichen Berehrer Berechtigfeit denken fonne, daß er nun, ba er un⸗ aft und unbemerkt erfcheinen und nehmen fönne, und mas er wolle, noch immer fich von fremden ern und ungefesmäßigen Handlungen enthalten follte. an aber aud) jemand bey einer uneingefchränften Ges “alles zu thun, was ihm beliebte, den Gefezen der echtigfeit treu bliebe; fo würde ein folcher gewiß von Menſchen insgeheim für ven Thörichtften und Elen⸗ n aller Sterblichen erfannt werden, wenn fie ihn h aus Furcht durch Ungerechtigfeit Schaden zu neh⸗ Na mien

ERSSHREIEEDEEDEETE

ſten eine Lobrede auf die Ungerechtigkeit haͤlt, um den Sokrates zu einer genugthuenden Widerlegung zu zwin⸗ gen. U. de Rep. p. 88. & fq. Ed, Maſſ.

196 Sechſtes Buch. Zweytes Capitel.

men oͤffentlich mit den größten Lobſpruͤchen uͤberhaͤu Noch beffer aber, ald aus diefer Erbichtung, koͤnne die Bortheile der Ungerechtigfeit, und den Schade Gerechtigkeit wahrnehmen, wenn man das Seben die Schickfale eines vollfommen gerechten, und ı höchft ungerechten Mannes mit einander zufan halte *). Man nehme alfo einen Mann an, da eben fo großer Meifter in der Ungerechtigfeit fen, af größten Mahler, Bildhauer und Aerzte es in ihren! fen und Wiffenfchafften find. Er Habe Scharfiin nug, das Mögliche und Unmögliche, das Sichere Gefährliche zu _unterfcheiden, und wage fich nu folche Unternefmungen, von denen er einen glüdl Ausgang hoffen kann. Bey den größten Beträgen und Lingerechtigfeiten wiffe er fid) den chen d techtfchaffenen und tugendhaften Mannes zu geben, ı wenn er auch biöweilen einen Fehltritt macht; fo. er die Geſchicklichkeit, einen folchen Fehltritt gleich der gut zu machen: fo ſey er mit fo vieler Per feit, Muth und Stärke ausgerüftet, und mit fo Freunden und Gluͤcksguͤtern umgeben, daß er eine den nachtheiligen Eindruck gleich wieder auslöfchen, ı auch mit Gewalt über Gefege und Feinde fiegen kann. Diefem Ideale eines boshaften ungerechten Mannes man nun einen edlen und tugendhaften aber ſchlit - and einfältigen Mann entgegen, der die Tugend ihrer felbft willen liebt, und nicht gerecht ſcheinen, dern wirklich ſeyn und bleiben will, Man ziehe nicht nur allen Schein von Gerechrigfeit aus, ix man erfahre, ober der Gerechtigkeit auch um ihrer fe und nicht um ber Vortheile willen anhänge, die fie

*) de Rep. I. So p. Il. 94. & fq, Ed. Mail,

| Seſchchte der alten Sophiſten. 197

ſen verſchafft: ſondern man gebe ihm zugleich den bein von Ungerechtigkeit, damit man ihn prüfe, ob nicht durch einen böfen Namen erſchuͤttert werde, >06 er Stärke genug befize, der Tugend bis in den b unmandelbar treu zu Bleiben. Nenn man nun m folchen Serechten mit dein vorher gefchifverten Boͤ⸗ icht vergleicht; fo kann man kaum fragen oder zwey⸗ I). voelcher von beyden der Gluͤcklichſte ſey. ‘Der Ger He, der aber durch den Schein von Lngerechtigfeig Helle ift, wird gegeißelt, gepeinigt, gefeffelt und ver» mmelt werden; und wenn er unter den größten Mar⸗ 8, mie Wunden und Schande uͤberdeckt, gleich einem‘ Hierhäter feinen Geiſt aufgibt; fo wird er zu fpät ers gen, daß man nicht gerecht zu ſeyn, fondern gerecht ſcheinen fuchen muͤſſe. Der Ungerechte hingegen Ed durch Den Schein der Gerechtigkeit, in weichen er e meinen Nebel eingehuͤllt ift, zu den erfien Würden Ge Baterftadt erhoben werden. Er wird heirarhen mu, welche er will, feine Kinder ausftatten, und umgeben fünnen, an und mit welchen er will. Dad er fich dor Feiner Ungerechtigkeit ſcheut; fo wird er & durch Lift oder Gewalt über alle feine Widerſacher ken, und bey allen Gelegenheiten über ben Gerechten & Bortheil gewinnen. Wenn öffentlidye Auflagen ʒ Beytraͤge bezahle werben follen, fo wird er weniger en, als der Gerechte, und wenn hingegen Austheis gen gemacht werden, wird er fich einen groͤßern Vor⸗ dal der Gewiſſenhafte zu verfchaffen wiffen. Ver⸗ Itet er öffentliche Aemter, fo wird er diefe nicht nur ſich, fondern auch für feine Anhänger nuzen, und efich um defto fefter verbinden, anſtatt daß der Ges fe über der Beforgung der allgemeinen Wohlfart feine in Angelegenheiten vernachläffigen, und durch feine tenge felbft feine weniger uneigennüzigen Freunde jich jeinden machen wird. Vielleicht jage man, daß N 3 —es

308 Secchſtes Buch. Zweytes Eapitel.

es unenblich fehmer fen, fange ein Boͤſewicht zu fe ohne für einen folchen erfannt zu werden. Allein Hi Tonne man antworten, daß freylich eine ununterb Aufmerffamfeit, und eine beftändige Anftrengung erfobert werde, Ungerechtigfeie unter dem Scheine Gerechtigkeit zu üben. ‘Daß aber auch) Feine große ternehmung leicht fen, und daß man fich daher laſſen müffe, die Gluͤckſeligkeit mit einiger Mühe zu Faufen. Der Uingerechte laſſe fich aud) nicht durch Gedanken beunruhigen, daß er zwar Menfchen, : Doch nicht Görter überliften und überwältigen koͤnn Entweder gebe e8 gar Feine Götter, die fich um die gelegenheiten der Menfchen befümmerten; ober folche gebe; fo zeige Die Erfahrung, daß fie nick thenifch für Die Gerechten, oder wider bie Unzgerech⸗ eingenommen feyen, indem fie die leztern oft mit «

Gütern des Glücks überhäuften, und die erften;” fich für ihre tieblinge hielten, Im äuferften Elende ſchmachten ließen. Ueberdem fängen ja die &

Dichter, und fehrten noch immer heilige und gott lige Männer, daß ‘man durch reiche Gefchenfe Dpfer Die Gnade der Götter gewinnen und ihren befänftigen, ja Daß man durch die Einweihungen ia voiffe geheimnißvolle Feſte unter Freuden und Gefarg! Schuld aller Sünden tilgen, und die frobe einer feeligen Ewigfeit erlangen Fonne. Der Un brauche alfo nur einen Theil feines unrechtmaͤßig benen Guts herzugeben, um fich die Gewogenheit Götter, wie die Freundfchafft ver Menfchen in end hoͤhern Grade zu erwerben, als der ärmere Gerechte jemals zu erlangen fich ſchmeicheln koͤnne. |

”), pP. 96. 102.| 106, ap, Plat, de Republ,

gb

Geſchichte der alten Sopfiften 199

Wenn aber jemand nach allen diefen Betrachtun⸗ ı noch zwenfle, ob das after vortheilhafter als bie gend, und 0b das Weſen der leztern dem Schein felben vorzuziehen fen; ber dürfe endlich nur beden“ f, daß die größte unter allen Lingerechtigfeiten,,. vi valtfame Unmaßung einer unumfchränften Gewal. äinem Srenftaat, denjenigen, der fich ihrer ſchuldig ſche, zum gluͤcklichſten, und Diejenigen, an denen fie . zgeuͤbt werde, zu ven unglücklichften Menfchen mache. n Tyrann raube nicht heimlich, oder im Kleinen, ſon⸗ n er plündere auf einmal und mit offenbarer Gewalt sohl Menfchen als Götter, ſowohl heilige- als unge ihte Mäze und Wohnungen; und ungeachtet er allein e diejenigen Verbrechen begehe, um berentwillen Tems einher, Diebe und Beurelfchneider geftraft würden, ‚abe man ihm dod) feinen dieſer verhaßten Namen, wen man nenne und preife ihn allgemein gluͤckſee⸗ 8) Polus, ein Schüler des Gorgias, fpottere der des Sofrates, weil dieſer Bedenken getragen I, den König von Mafevonien, Archelaus, gluͤck⸗ mdheißen. Archelaus fcheint dir alſo wohl hoͤchſt (feägt er fehr beißend den Achenienfifchen Weiſen) Her, der eigentlich ein Selave des Alfetas war, und Bm er ein rechtfchaffener Mann gewefen wäre, auch . Ye hätte bleiben müffen, weil dieſer zuerft feinen Oheim breflen Sohn, und nachher feinen leiblichen Bruder, ſchem die Erone gebührte, heimlich hinrichten ließ. möglich Fannft du, fezt er hinzu, irgend einen Athe⸗ nfer,, dich felbft nicht ausgenommen, für ſo unfinnig ten, lieber das Loos eines jeden andern Mafed oniers, das des glücklichen, wenn gleid; ungerechten , Arches M 4 laus

m -

*) Thraf, ap, Plat, p. 50, 52. I. dc Rep, *

200 Sechſtes Buch. Zweytes Eapitel, |

laus zu wählen”. Mit folchen Lobreden auf rechtigfeit, und folchen Erhebungen der Bortheile tafters, und ber Gluͤckſeligkeit der tafterhaften, berte oder betäubte nicht nur Thrafymachus, fi alle übrige Sophiften die Ohren der Griechiſchen linge "*). Ä j Gleichwie nun die Sophiften die uneigennüzige gend für Thorheit, und die bürgerlichen Geſeze für tend mit den Gefezen der Natur erklärten, ſo gl und lehrten fie auch, daß Maͤßigkeit und Enthaltfa Seindinnen des Vergnägens , und ben Borfehriften gefunden Bernunft enrgegengefezt feyen T). Ihren Am ſpruͤchen zu Folge beftand bie wahre Kunſt zu leben darin fich fo viele Begierden und Beduͤrfniſſe als möglich verfchaffen, und diefe, fo viel man fünne, zu und zu entzünden; und die wahre Gluͤckſeeligkeit ia Sättigung aller diefer gereisten Begierden, und im nuſſe aller finnlichen Bergnügungen, welche die mem liche Natur nur faflen und ertragen fünne. Wenn zu Klugheit, Much und Stärke befize, fo werde es nie an Mitteln fehlen, eine jede Begierde und ug befriedigen, deren unbegränzte Sättigung man eben dem Unvermögen für unerlaubt und fchändlidy Härt, aus welchem man die Gerechtigkeit als eine $ gend empfohlen Habe. Mit Necht wuͤrde man Könkg föhne, die von ihren Vorfahren die Macht geerbt Hi a

®) Plat. in Gorg. p. 312.

®°) TIoAv yae wuesvov ap oT8 adına n 6 Ta dına Bios, ws Arysow. era norye, @ Ccxocre arı 8 dones ETWS. Topw nero, dıaredouk HEVOS TE WIE, KEY ÖEATUuauxE Kos ugh oRmv. Glauc. ap. Plat. de Rep. Il, 86 p.

V Callicles ap, Plat, in Gorg, p. 320.

Geſchichte der alten Sophiſten. aoı

‚, eine jede auffteigende Begierde mit Dergnügen bes edigen zu koͤnnen, ober auch foldye Männer , die fich ‚gleichen durch ihre eigenen Tugenden erworben, eines werzeihlichen Wahnfınna befchuldigen, wenn fie fich a geundlofer Bedenklichkeiten willen den ſich darbieten⸗ u Vergnuͤgungen entziehen, und ba, wo fie allein peſchten, einen eigenfinnigen Herrn, nemlich die Ges ", oder das Gerede ihrer Mitbürger, auf ihren Na⸗ fen wollten. Nur ſchwache und elende Seelen entweber einer eingebildeten Tugend zu gefallen, auch Durch leere tarven der Schande und des Ges Bhts geichrecft, ihre Dergnügungen den Bortheilen Wberer aufopfern, da die Bernunft einen jeden, ver e gebrauchen wolle, überzeuge, baß die Gluͤckſeeligkeit kin in einem vollen beftändigen Genuffe der lebhafteſten reden beftehe, daß Maͤßigkeit und Enthaltfamfeic te Wörter und Erdichtungen unverftändiger M | en, und daß eine unnatürliche Einfchränfung der Der den, oder die gepriefene Genuͤgſamkeit ven Menfchen ner Beſtimmung zuwider in den Zuftand eines Steine eſeze, oder bis zur Gefühllofigfeit von Leichnamen her —2*— Den ſolchen Behauptungen kann man en Tadel des Sokrates nicht anders als gerecht finden, venn er die Philoſophie der Sophiſten eine Schmeichle⸗ fm der Begierden nennt, wenn er fie mit der Koch⸗ ft, und der Kunft des weichlichen Äbertriebenen Pus es vergleicht, und von ihr fagt, daß fie durch ihre igen verführerifchen Lehren die Seele des Mienfchen ben fo, wie dieje burch Leckereyen und Schminfe ven oͤrper verberbe ”). \

N5 Dieſen

) in Sophifte p. 100. in Gœg. p. 309.

202 Sechſtes Buch. Zweytes Eapitel,

Diefen bisher, befonders ben zufezt angeführt Grundſaͤzen, feheint die berühmte Erdichtung zu wi fprechen, die Prodifus zuerft in feinem Werke uͤber! Herkules, oder über die Tugend, vortrug, undedie # nophon ihm in einer fo unbefchreiblic) fügen Sprach nacherzähle hat, daß ich es für unmöglich halte, vieleg tieblinge der Attiſchen Mufen in einer jeden anbei Sprache nahe zu fommen *). Als der junge Herku (fo dichtete Prodikus, und erzählt Renophon) fich de entfcheidenden Alter näherte, in welcher Tünglinge fi zu verrathen pflegen, ob fie ven Weg der Tugend ode des Safters betreten wollen, ging er einftens an eim einfamen Ort, um in der Stille barüber nachzubenfen‘ weichen von beyden Wegen er zu wählen härte. Ze’ biefem Zuftande von Ungewißheit erſchienen ihm zwo un⸗ befannte weibliche Geſtalten. Die eine war ſchoͤn un edel von Anfehen, und harte, außer einem weißen Ge wande, womit fieangethan war, feinen andern Schmud, als eine einnehmende Verſchaͤmtheit, die aus einem pr den Blick ihrer Augen ſanft hervorfchimmerte, als em reizende Defcheidenheit, die über ihre ganze Perfon ver breitet war, endlich als eine unbeflecfte Neinigfeit, de aus allen fichtbaren Theilen ihres Leibes herworleuchtete, Die andere hingegen war wohl genährt, und alle ihre Gliedmaßen waren mit weichem Fleiſche und Fette über goffen. Ahr Angeficht hatte eine jo blendende Weiße, und eine fo lebhafte Nüthe, daß beyde nicht Geſchenke ber Natur, fondern Wirfungen der Zunft zu ſeyn ſchie⸗ nen. Ihre Kleidung war prächtig und glänzend, ihee Augen feurig, und wie nach allen Seiten gedffnet, umb ihre Stellung gerader, als fie von Natur zu feyn Peg

*) Memorab. Socr. IL I.

Geſchichte der alten Sophiſten. _ 203

Sie überfchaute ſich ſelbſt Häufig mic innerlichem Wohl⸗ fallen, gab Achtung, ob fie auch von andern bemerkt ürde, und blickte auf ihren Schatten mit fichtbarem ergnoͤgen hin.

As diefe beyden Weiber dem Herfules nahe famen; pet die erftere denfelbigen Gang, den fie vorher ges

hatte; die andere hingegen befchleunigte ihren chritt, um ihrer Gefährtinn zuvorzufommen. ie e dem Herkules zu, und redete ihn fogleich in folgen« ı Morten an: ich fehe, junger Mann, daß du zwey⸗ yaft bift, welchen Weg des Lebens du wandeln follit. enn du mic) zu deiner Sreundinn und Führerinn ers hiſt; fo will ich dich den leichteften und fanfteften ad führen. Nichts Süßes, und fein Vergnügen foll ı dir ungefoftet bleiben, und du follft dein teben end» befchließen, ohne Schmerzen und Befchwerlichkeiten ahren zu haben. Zuerſt follft du dich weder um Kriege und Kämpfe, h um mühfelige Gefchäffte befümmern. Deine ein» » Sorge foll diefe feyn, zu unterfüchen, welche Ges nfe und Speifen deinen Gaumen am meiften kizeln, (che Tone und Melodien beine Ohren am meiften er en, und welche Gerüche und Neize beine Nafe, und n ganzes finnliches Gefühl am meiſten erfreuen wer⸗ ı? wie du ferner am füßeften lieben, am weichlichiten lafen, und am ungeftörteften in einer üppigen Muße yin leben Fonneft ?

- Wenn dir aber je ein Verdacht auffteigt, daß alle fe Sreuden und Güter vielleicht einmal unterbrochen rden oder gar verſchwinden koͤnnten; fo faß Did) ja he von der Furcht bemeiftern, als wenn ich dich je 18 nöthigen würde, durch peinliche Anftrengungen Leibes und der Seelen die verlornen Secligfeiten wies zu erfaufen. Dein Loos foll diefes ſeyn, das zu ges

nießen,

v

204 Sechſtes Buch. Zweytes Eapitel,

niegen, was andere erwerben, und bich alles zu bemächtigen, was deine Vergnuͤgungen und theile befördern fann. Ich feze meine Freunde. Stand, Feine ihnen günftige Gelegenheit ungenygt beygehen zu laſſen, und ihre Gluͤck nach allen Selen ki

zu erweitern und zu befeftigen. or Als Herkules diefes hörte; fagteer: Weib;

aft du für einen Namen? und fie antwortete: —*— nennen mich Gluͤckſeeligkeit, diejenigen aber, mich haſſen, belegen mich mit dem verlaͤumderiſchen men des Laſters oder der Bosheit. |

| MWährend diefer Unterredung fam die andere weibe

fiche Seftalc herbey. Auch ich, redete fie den Herkules an, junger Mann, trete zu bir, weil ich diejenigen, die dich erzeugten, Fenne, und deine Natur und Anles |, gen, bie du bisher gezeigt Haft, erforfcht Habe. As: benden faſſe ich gegründete Hoffnung, daß dur, wenn bu meinen Weg betreten wirft, ein Vollender vieler ſcho⸗ nen und großen Thaten werden, und felbft mich und meinen Namen ruhmvoller und ehrwürdiger machen; } werbeft. Ich will dich aber nicht durch berrügliche und. fehmeichelnde Vorreden hintergehen, fondern alles tu | und aufrichtig erzählen, was bir bevorfteht, und was: du von mir zu erwarten Baft.

Bon allem, was wahrhaftig ſchoͤn und gut iſt, ger ben die unfterblichen Götter den Menfchen nichts ohne Mühe und Arbeit; fondern wenn du dir bie Gnade der Götter erwerben willft, fo muft du ihnen die gebührem : de Ehre geben. Willft du von deinen Freunden geliebt werden; fo muft du dich durch Sefälligfeiten und Wohle ' thaten um fie verdient machen. Oder denkſt bu die Hoch⸗ | achtung deiner Vaterſtadt oder des ganzen Griechenlam ' des zu erwerben ; fo muft du deinen Micbürgern oder auch allen Griechen wichtige und erfprießliche De zu

leiften

Geſchichte der alten Sophiſten. aos

ten fuchen. Iſt es deine Abſicht, von deinem Acker de Früchte zu ſammlen, oder durch Biebzucht ein He Bermögen zu erhalten; fo muft bu nothwendig ne Felder und deine Heerden warten. Haft bu es bie rgeſezt, im Kriege Ruhm zu erwerben, und bie Macht erhalten, Freunde aus der Knechtfchafft zu befreyen d Feinde in Knechtſchafft zu bringen; fo bift .An ger higt, die Künfte des Krieges zu lernen, und auszu⸗ n. Wuͤnſcheſt du endlich, Stärfe, Sefundpeitggan merhaftigfeit des Leibes zu erhalten; fo Fannft dueß t anders, ald wenn du unter Schweiß und Mühe en Körper unaufhörlich uͤbeſt, und ihn: gemöhnft, er Seele gehorfam zu feyn. -

Hier fiel, wie Prodikus erzählte, das laſter ber jend in die Nede, und fagte zum Herkules: du hörfk g lieber Juͤngling, welch einen rauhen und langen d zum DBergnügen biefe dich führen will. Ich bins ns babe die Abficht dich auf einem leichten und kurzen ge zur wahren Slückfeeligfeit hinzubringen.

Was Fannft du, o Elende, fuhr hierauf die Tu⸗ » fort, für Güter befigen, ober für Bergnügungen ähren, da du nichts von alle demjenigen chun ſt, wodurch fie allein erworben werden? Du erwar⸗ nicht einmal die auffteigende tuft, fondern ehe noch Begierde fich regt, überfüllft bu did) mit Freuden, beine Natur nicht verlangte, und gwingft ihr Suͤ⸗ eiten auf, die nicht angenehmen Reiz, ſondern Ekel Wiperwillen Hervorbringen. Du ißt, ehe dich hun _ , unb trinfft, ehe dich durſtet; und damit du Doch Vergnuͤgen fpeifen und trinken mögeft, fchaffit bu Funftreiche Köche und Foftbare Weine an, beren hlſchmack du durch mühfam gefuchten oder erhalter : Schnee zu erhöhen ſuchſt. Um bir einen füßen hlaf zu bereiten, legſt du dir nicht nur weichliche ſſter, fondern auch üppige Geſtelle unter, indem du den

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206 Secchſtes Buch. Zweytes Capitel.

den Schlaf nicht zur Erquickung von der Arbeit, dern aus Langeweile ſuchſt. Selbſt die Freuden der be genießeſt du nicht, wenn ein natürliches Beduͤr dich dazu auffodert, fondern durch einen erfünftı dder gewaltfamen Reiz gefpornt, und alsdann if dir ainerley, ob du fie den Abfichten der Natur gen udersignen zuwider genießeft. Auf diefe Art ziehſt mißhandelſt du beine Freunde, indem du fie die N chändeft, und die beften Stunden des Tages fen machft. " .. Ungeachtet bu eine Unfterbliche bift; fo haben doch die Götter ausgervorfen, und du wirſt auch guten Menfchen gehaßt. Du Haft niemals bie lieh fte Mufif, die nur die Ohren von Goͤttern und I fchen ergözen kann, naͤmlich verbientes Lob, gehört: haft auch nie das Schoͤnſte unter allen Schaußie nämlich eigene gute Thaten, gefehen. Wer hat jen deinen Worten getraut, jemals beine Bitten gehl oder auch jemals bey gefunden Verſtande gewuͤnſcht beine Notte aufgenommen zu werden, bie aus Im ſchwachen erfchöpften Juͤnglingen und Männern, oder Findiichen Greifen befteht * Denn alle deine Berd eilen fehnell, über die von ihnen gejagten Jahre,! über Die zufammengebrängten Freuden der Jugend | und gehen ehe fie ſich's verfehen, ins traurige A über, wo ſie von allen DBergnügungen verlaffen, | von den aufgehäuften Beichwerlichfeiten aller teh ftuffen niedergedruͤckt werden. |

Sch hingegen bin eine Gefellfchaffterinn der Gi und eine Sreundinn und DBegleiterinn guter Mienfl Mich ehren und fchäzen Götter und Menſchen; Kuͤnſtlern bin ich eine geliebte Gehuͤlfinn, den Hau tern eine treue Hüterinn, den Hausgenoflen eine gi Vorgeſezte. Am Frieden bin ich eine nüzliche Thel werinn von Gefchäfften:: im Kriege eine zuoerl

Gecſſchichte der alten Sophiſten. 207

kaͤmpferinn; und in der Freundſchafft die beſte Ge⸗ nn. Nur meine Freunde haben einen wahren ruhigen Genuß der Vergnuͤgungen, welche Speife Trank verſchafſen. Sie fehlafen füßer, als die gen, die feine Ruhe durch Arbeit verdient haben, find nicht verdrieglich, wenn ihr Schlummer uns rochen wird , und unterlaffen feinetwegen niemals häffte und ‘Pflichten, die verrichtet und erfülle wers muͤſſen. Sünglinge und Männer erfreuen fich über ob, was ihnen die Alten geben; und die Alten uͤber Ehrfurcht, welche ihnen die Züngern erweifen. Sie nern fich mit Vergnügen ihrer ehemaligen Thaten, ergoͤzen fich noch immer über das, was fie noch jezo thun vermögen, weil fie durch mich. den Göttern td, ihren Freunden eheuer, und ihren Baterftädten chrungswuͤrdig find, Wenn endlich ihre lezte Stuns heben kommt; fo fallen fie nicht ruhmlos in die Sins ve des Grabes, fondern blühen in dem danfbaren weten aller nachfolgenden Geichlechter , und leben “in den Gefängen der Nachwelt fort. Aller dies Seeligkeiten Fannft auch du, Herfules, den gute dedle Eltern erzeugt haben, theilbaftig werben, wenn das thuſt, was ich dir befohlen habe. So ſchil⸗ tei(fagt Sofrates beym Zenophon) Prodifus die t, wie die Tugend den jungen Herfuled zum Guten über habe ; er ſchmuͤckte aber ihren Unterricht noch t weit prächtigern Gedanfen und Worten aus, als bon mir gehört habt.

Wenn man diefe eben fd lehrreiche als ſchoͤne Fi⸗ M des Prodifus gelefen at; fo kann man leicht ges }t werben zu glauben, daß Sofrates und feine Schuͤ⸗ den Sophiften Unrecht gethan, und ihre Meynun⸗ verdreht, oder daß mwenigftend Prodikus beffer, als e Brüder gebacht und gelebt habe. Man Fommt aber ) von diefem günftigen Vorurtheile zuruͤck, wenn

man

208 Sechſtes Bud. Zweytes Eapitel..

man erfährt, daß die Fiction des Prodifus eine vo nen Prunfreden war, mit welchen er in allen Gi fchen Städten herumzog, und alle Bölfer gleic, ı Orpheus und Thamyris bezauberte *): daß er di gend nicht als tehrer, und im Ernfte, ſondern als clamator und aus Gewinnſucht empfahl, um ba reiche Nünglinge an fich zu locken **): und daß er lich den Herrfchenden Laſtern feiner Zeit, dem Gell und dee Wolluſt noch mehr als die äbrigen Sopl ergeben gewefen ſey). Prodikus war nicht der eiı der durch fehöne tobreden auf Tugenden oder große den ſich Reichthuͤmer und allgemeine Bewunderun warb. Auch SGorgias ermahnte die Griechen ati Pythiſchen und Olympiſchen Spielen zur Eintr and zum Kriege wider die Barbaren 7); und Hk ſchilderte die Gefchlechter und Thaten der Helden, anderer berühmten Männer des Alterthums, obe Gründungen von Pflanzftäpten, oder endlich bie n Rathſchlaͤge, welche Meftor dem Neoptolemus nar Eroberung von Troja gegeben habe, um ihn zur gend aufzumuntern T}f). Weil die einzige Aſich Sophiften war , bie Öriechen in ein lebhaftes Ste über die Macht ihrer Beredſamkeit zu verfezen und und Beyfall zu verbienen FFF); fo wählten fie den

®) Philoft, de vit. Soph. p. 482. 83. °*) p. 496. Philofl. Plac. 346. un*) Ib, '

+) Philofl. 493 p. . 9 Plat. in Hipp. Maj. p. 847. +14) Iſoer. in Helen, Encom, II, 116. 1IY. Ad 8devos autos as KEAE, TFA TE En Ceodas Tage Tay venregay. Er Yaga

Gecſchichte der alten Sophiſten. 209

we Neben nad) dem Gefchmac ihrer Zuhörer, und hteten ihre Declamationen nach den Geſinnungen ders gen ein, die fie gewinnen wollten. In Theben und varta ergoflen fie fich in Lobeserhebungen der Tugend, # tugendhafter Männer, weil fie wuſten, daß nur khe tobreven den Einwohnern diefer Städte gefallen den. In Uchen hingegen breiteren fie fid) über bie mi der Arınuch und der Verweiſung, oder über großen Borzüge der gemeinften geringfügigften Gegens aus *), weil fie bemerfe harten, daß man durch Deelamationen die Ohren der Achenienfer am leich⸗ gewinnen Fonne. Kaum alfo brauche ich noch jegen, daß man die Örundfäze der Sophiſten kht nach dem Inhalte ihrer ſorgfaͤltig geſchmuͤckten, u nur für gewiſſe Zuhoͤrer ausgearbeiteren Prunfreben ietheilen dürfe. - Aus eben den Pemwegungsgründen, aus welchen bie aien über große und kleine, über nuͤzliche und ſchaͤd⸗ Keßegenftände declamirten, frieben fie aud) die Kunſt, Ik heno entweder mit ihnen erfand, oder auch von ihr mannahın : die Kunſt, ‚alles, felbft entgegengefezte Big, unmittelbar hinter einander zu vertheidigen, und in befiteiten, die unleugbarften Wahrheiten ungeriß, md die größten Ungereimtheiten wahrfcheinlich zu mas ben; endlich andere durch beftändige Fragen in die läs herlichſten Widerfprüche zu verwickeln, oder auch durch Infttiche und ihnen unauflösliche Trugfchlüffe zu vers irren, fich felbft Hingegen durch aͤhnliche Sophifmen „un⸗

.. c x Iuunaromuias ETW dienesuevor diaTe- Agcı. ) Iſoer. I, e. p. 112. 119.

Zweyter Band, >

10 Sechſtes Bud. | Zweytes Capitel.

„unuͤberwindlich machen zu koͤnnen *).“ Dieſe Sophiſtik, oder Streitkunſt wurde in Sriechenlandg glaublich bewundert, fo oft und glücklich auch Sofre Piato und Iſokrates bewiefen, daß, fie nur ein

:*) So habe ih 1 Band 74 ©. die Dialeftif des Senn, klaͤrt, und ich finde gar Feine Urfache, jezo, M von der alten Sophiſtik rede, das geringfte darim

verändern. Iſokrates nennt dieſe Kunſt Aoyas agı L. ad Nicoclem p. 79. und diejenigen, die fie Ice avrı\oyinos; Plato hingegen nennt fie bald auf sıen p. 102. Soph. bald zassınn, niemals d Dioererrıun , welchen Namen fie nachher erhielt, 4 wohl auch Ariftoteles die Sophiſtik von der Disld unterfcheidet. Metaph. Y. B. p. 52. Plate dakı tag. 297. und Iſokrates Hel. Encom. II, 115. nem den Protagoras und die übrigen Sophiſten ale die fin, melde die Kunft alles zu beftreiten und zu u theidigen gelehrt, und für ihren Unterricht fich kit bezahlen laſſen; und mit diefen Zeugniſſen film Diogenes IX. 51, oder ber Schriftfieller, dem er folgte, überein. Ariſtoteles hingegen und der eben nannte Diogenes von Laerte Sext. VII. 7. & ibi Pal gaben den Zeno für ben Erfinder der Dialektik a Bielleiht kann man diefe Schriftſteller mit einek vereinigen, wenn man fagt, daß Arifioteles unter Dialektik, deren Erfindung er dem Zeno zuſchti hauptſaͤchlich die Kunſt eigentliche Trugſchluͤſſe zu | den verflanden,, und hingegen Sophiſtik in einer ebe weitläuftigen Bedeutung, als ich dem Morte gegeh genommen habe. "Ariftoteles gibt ihr fünf Hauptſtͤ de Soph. Elench. III, c. 3. Ilewrov de Anz Too Soxalovras 08 Ev Tois Aoyoss ayanı Mevo nos din DsAovessavres. €101 de TAUTa m. Te rov aeıduov, EAEYXos, nos \Veudos, x % ex og, Ks TOAOKITMOS, Kos WERTET, 70

Geflhichte der alten Sophiſten. 211

veig ber ſchon lange bekannten Kunſt zu gaukeln ſey *), ß ſie nicht nur gar keinen Nuzen ſchaffe, ſondern ch den Verſtand junger Leute verderbe, und ſie von ſtlichen und wichtigen Arbeiten abziehe *”), ja daß ‘auch lange fo ſchwer nicht fey, als fie feheine. ſon⸗ a daß fie einem jeden mirtelmäßigen Kopfe leicht mas ', mic ihr zu glänzen, da fie faft ganz allein in laͤcher⸗ en DBerdrehungen befannter Ausdruͤcke, und in uns eimten Wortipielen beſtehe. Die Sünglinge und iſt die Männer von Achen brachen meiftens in ein. 68 Gelächter und andere Zeichen des höchften Bey⸗ 8 und Vergnügens aus, wenn fie hörten, wie vie whiſten ihre Gegner, oder diejenigen, an welche fie wandten, durch verfängliche Fragen auf die offen« ten Ungereimtheiten hinfuͤhrten, und fie wider ih⸗ Willen, wie Kreifel, a bier balo dorthin ſchleu⸗

2 Ders

omoc⸗ —E— Toy ecodsnAeyonevoy, Er dringt von jedem Hauptflüde Beyſpiele bey, und zeigt zugleich die Mittel an, wodurch man ben Balls - ftriden der Sophiſten entgehen koͤnne. Ifoce. 11. 116. Plat. p. 103 in Soph. p, VII, 281. in 'Euthydeno Sophifta p. 102. 103. Henn junge Leute die falfche Dialektik erfi koſten, fage 7 Plato de Rep. Vil. 148. fo freuen fie ſich, wie bie jungen Hunde, daß fie durd ihre Spisfindigkeiten alle ihre Bekannten zerren und ziehen koͤnnen, wohin fie rollen. Wen fie aber eine Zeitlang andere auf dieſe Art gefoppt haben, und wieder gefoppt worden find; fo fommen fie bald dahin, daß fie nichts von alle dem glauben, wovon fie fonft Äberzeugt waren Ernſthaf⸗ tere Männer meiden alsdann den Umgang: foldher Ver⸗ rüdten, weil fie nit gerue mit Perfonen reder md gen, die im Ernfle weder ihre Meynungen behaupten, noch anderer ihre beſtreiten. Man febe auch Philch, p- 150.

arm Sechſtes Buch. Zweytes Capitel.

derten *). Die Sophiſten ſelbſt gaben ihre Kunſt bie beſte Gymnaſtik der Seele, und ihre Spizfindi ten für die heilfamften Uebungen aus , wodurch Kräfte derfelben zu allen Arbeiten geftärft würden Sie rühmten fie ald einen magifchen Schläffel zu übrigen Künften und Wiffenfchafften, und verfpra dag man mit ihr alle übrige Künfte und Wiſſenſche erlernen , und durch fie zu den weiſeſten und fcha nigſten Menjchen ausgebildet werben würde ***). | diefe Kunft war e8 auch, welche ven Sophiften Zeitlang das Anfehen von Allwiffern gab, weil fi ies mic gleicher keichtigleit beftritten und behauptete

Ich wuͤrde meine fefer unfehlbar ermüden, ı ich ihnen alle die abgeſchmackten Grübeleyen, uni Heihen findifcher Fragen mitcheilen wollte, auf m hie Sophiſten fo ftolz; waren. Sch übergehe daher andern Weberbleibfel ver eiteln Kunft ver Sophiſten und begnüge mic) damit, als die merfwürbigften ' ben verfelben die Gedanken des Protagoras übe Woahrheit und ben Inhalt einer Schrift des Go

DT NN en nnd

Man fehe bef. 277. 281. in Eutbydemo Plat, Perikles wurde von feinem Sohne befchuldigt, & einen ganzen Tag mit dem Protagoras die wi Frage unterfucht habe: Ob man die Urfache des | eines Pferdes, das umvorfezlih von jemanden einen Wurffpieß getroffen worden war, in dem fpieße, oder in dem, der ihn geworfen babe, ob den Kampfrichtern fuchen müffe? Plut. in Vik, Pe

. 665.

0, Ibser. ad Nicoclem. I. 79. II. Encom, Hel, 116. in Parmenide 141. 42. |

©®#) Plat. in Soph. p. Io2.

+), Plat. ib.

+ Man fehe befonders Plato in Euthydemo p, 269,7 & äAriftotel. in Sophiſt. Elenchis, Ä

Geſchichte der alten Sopifle. 213

führen , welche Ariftoteles und Sextus *), der - re am beutlichiten und ausführlichiten, ausgezogen

m. Ä In feinem Werfe über das Unwirffiche, oder über Ratur,, fuchte Sorgias dreyerley darzuthun: erftlich, nichts exiſtire: zweytens, daß, wenn aud) etivas lich fen, dies doch von Menfchen nicht begriffen und une werden fünne: und endlich drittens, daß, wenn z auch erfennen koͤnne, es ihm doch unmöglich fey, ' Begriffe und Kenntniffe andern mitzucheilen. Den n Saz: daß nichts ſey, glaubte er auf folgende Art eweifen: Wenn etwas ift, fchloß er, fo ift diefes ent⸗ er etwas Wirkliches, oder etwas Unwirfliches, oder hl das Wirfliche als Unwirkliche. Nun iſt feiner diefen dreyen Fällen möglich, alfo eriftirt gar nichts. eft kann das Unmirfliche nicht feyn. Wenn das eirfliche exiſtirte; fo muͤſte es zugleich feyn und auch t ſeyn. Denn in fo fern es als unmirflich gedacht d, kann es nicht feyn. In fo fern es aber als eris mb gedacht würde, müfte es wirklich feyn: nun aber 3 ganz ungebenfbar, daß etwas zugleich fey, und y nicht fen; und hieraus alfo folgt, Daß das Unwirk⸗ nicht eriftivre. Wenn ferner das Unwirkliche epis e; fo müfte das Wirfliche nicht fenn, weil beybe einander entgegengefezt find. Käme alfo dem Uns lichen das Dafeyn zu; fo müfte vom Wirflichen bie hteriftenz gefagt werden. Das Wirfliche fann daher t unwirflid) ; und das Unwirkliche nicht wirflich ven. Zweytens kann auch das Wirfliche nicht D 3 gi

) VI 65 u. f. Schon Parmenides hatte zu beweifen ges ſucht, daß das Unwirkliche in einem gewiffen Verſtan⸗ be exiſtire, und das Wirkliche in einem gewiſſen Bere ſtande nicht ſey. Plat. ig Sophifts p. 105.

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214 Sechſtes Buch. Zweytes Cpl,

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exiſtiren. Denn wenn dieſes ſeyn ſollte; fo: muͤſt

entweder ewig, ober erzeugt, oder beydes zugleich f

nun findet weder das eritere, noch das zweyte, noch dritte Statt; folglid) ift das Wirfliche gar nicht. R das Wirkliche, um biemit anzufangen, ewig wäre

muͤſte e8 gar feinen Anfang haben, (weil alles,

entſteht, einen gewiffen Anfang hat). Wenn ei

‚Beinen Anfang Härte; fo müfte es unendlich oder 4 graͤnzt; und mern ed biefes wäre, nirgends fenn; |

wenn es. irgendswo exiſtirte; fo müfle es von?

worinn es waͤre, verſchieden, und alſo nicht une

fenn , weil es von etwas andern umſchloſſen 1 Denn das umfchliegende ift immer größer als das, umſchloſſen wird; nun kann aber nichts größer dh Unendliche, und folglich kann das Unendliche ni gendwo feyn. Auch Fann man nicht fagen,. def fich ſelbſt enthalten fen, weil aladann das , weil wäre, und das, was in ihm wäre, einerley, :siahi Mirfliche zweyerley feyn würde. Denn das, r

es wäre, würde Raum oder Ort; und Das, was

wäre, Eörper fen. Dies ift aber ungereime, ul MWirfliche eriftirt alſo auch nicht in fich ſelbſt. 9 alfo das Wirfliche ewig iſt, fo ift es auch | Folglich auch nirgends, folglich) exiſtirt es gar nick Eben fo wenig läßt es fich denfen, daß das Wid entftanden oder hervorgebracht worden. Denn ven entflanden wäre, fo müfte e8 entweder aus etwas % fichem, oder auch aus dem Unwirklichen eneftanden |

Aus etwas Wirklichem konnte es nicht entſtehen; wenn es ſchon vorher wirklich war; fo entſtand ei erſt, ſondern es exiſtirte ſchon. Auch' kann es nick

etwas, was nicht war, hervorgegangen ſeyn. 1 Das, was nicht iſt, kann unmoͤglich etwas her

gen, weil alles, was zeugen ſoll, nothwendig wit Bein uf. Das Wirfliche, ift alfo auch nick mi

Geſchichte der alten Sophiften. ag

b aus den angeführten Gründen kann man auch en, daß es benbes entflanden und unentftanden tiefe Fälle heben fich einander auf; denn wenn rFliche ewig iſt; ſo iſt es nicht .entflanden ; und entitanden it; fo kann es nicht ewig feyn. Da Mirfliche weder ewig, noch entftanden, noch ugleich ift; fo eriftire e8 gar nicht. - Wenn fer Mirfliche eriftiren follte; fo müfte es entweber ige Subftanz, oder ein Haufen mehrerer Subs ſeyn; nun aber tft e& weder das eine, noch das alfo ift es gar nicht. Wenn das Wisfliche eine Zubſtanz waͤre; fo müfte es entweber ein gewiſ⸗ ntum, oder ein gewifles Continuum, oder eine Sröße, oder ein Eörper fern. Don diefen Fäls man annehmen, telchen man wills fo Four ; MWirfliche unmöglich für eine Einheit, ever für ige Subftanz halten. Denn als Quantum fann le, als Continuum zerfehnitten, als Große und als Coͤrper in feine Beſtandtheile aufgelöfk Ungereimt aber ift es zu behaupten, daß das e weder Duantum , noch Continuum, noch der Coͤrper fey, und folglich kann es nicht eine ntheilbare Subftanz ſeyn. Noch weniger ift aufen ober eine Sammlung mehrer Subftanzen. venn ed Feine Einheit, Feine einzige Subſtanz fann es auch Feine Mehrheit herfelben geben, hrere Subftangen aus der Vervielfaͤltigung der eniftehen. Endlich laͤßt es fich keicht darthun, Wirkliche und Unwirkliche nicht zugleich exiſtirt. venn dieſes wäre, fo muͤſte das Unwirkliche dem ven gleich, und folglich Feines von beyden ſeyn. 3 Unmirfliche nicht ift, wird von allen zugege⸗ nd wenn alfo das Wirkliche dem Unwirklichen t; fo eriftice auch Diefes nicht. Wenn uͤberdem iefliche mit dem Unmirflichen einerfeg iſt; fo 4. - ann

‚® beydes ſeyn. Denn enn m —— und wenn e rn nicht \ ed heyves Ned ı oh ymatı 28 gar nieht her um wel iſt Si ri nicht iM (au) gar nicht we

docht erden FON men, yon Me as gedadı a)

ner dos mas vo

Pu on Dinge ſelbſ ſeyen nn dieſes wäre; —3 e ole denkt/ acklich und ðF da feyn, N 3 welche ungereimt Kt. Denn vor in wi g —— eine über d agen vorſtellet nd eilt ar

je Merd Fortremt! wegen nicht ah jenen zy uber vie e des Meers for gwät

Geſchichte der alten Sophiſten. 217

zen wollte, daß fo, mie wie fichebare Dinge niche sgnen, weil fie nicht zugleich gehört, und hörbare cht, weil fie nicht auch gefehen werden, man aud) die Zirflichkeit der Dinge, die von und gedacht werben, cht laͤugnen fonne, wenn fie auch von uns weder ges wt noch gejehen würden; indem doc) die Kraft, bie ihrer Beſtimmung nach wahusrehmen folle, fie auch Krflich wahrnehme. Wenn man alfo einen Wagen Kdem Meere, den man fich denfe, auch niche mit Augen erblicke, fo koͤnne er deßwegen wohl wirk⸗

h ſeyn. Dies, antwortete Gorgias, ift zu abges hmackt, als daß es meiter widerlegt zu werden braucht, man kann alſo zuverfichtlich behaupten, daß nicht Wirfliche, oder die wirklichen Dinge von Menſchen Mannt und gedacht werden. Wenn aber diefes auch) Kglich wäre: fo würde Doch das erfannte Wirkliche 4 unmittheilbar feyn. Denn wenn die wirklichen inge, vie außer uns find, fichtbar oder hörbar, oder erhaupt durch die Sinne wahenehmlich find; fo müfs die Sichtbaren durchs Geficht, die Hörbaren durchs Hör, und nicht umgefehrt wahrgenommen oder ems Anden werden. Wie fonnen dieje alfo anders befanne Macht werden? Das, wodurch wir uns äußern, ift e Rede oder der Verſtand. Der Verſtand ift aber icht einerlen mit den äußern Gegenftänven; und wir laßern ober theilen alfo nicht die wirflichen Dinge, fons bern den Verſtand oder Gedanfen mit, die von den birklichen Dingen verfchieden find. So wenig nun das Bichtbare hörbar, und umgekehrt, werden kann; eben ı wenig Fann das MWirfliche, wenn e8 anders außer uns F, unfer Berftand werden, und wenn ed mit biefem cht einerley iſt, irgend jemanden befannt gemacht oder itgetheilt wekden. Unſer Berftand, oder der ganze torrath von Borftellungen entfteht allmälich aus den indruͤcken der Außern Seaenftände Denn aus den —*

35

218 Sechſtes Buch. Zweytes Capitel.

wirkungen von Saͤften entſtehen unſere Begriffe w Saͤften; aus den Einwirkungen von Farben unſere dee ſtellungen von Farben, undf.w. Wenn aber bir iſt; fo koͤnnen nicht unfere Begriffe die Anzeiger oe Offenbarer der Dinge, fondern die Dinge müffen vd mehr die Erfläcer unſerer Vorſtellungen feyn. kann man nicht fagen, daß der Derftand auf eine fol Art wirflicd) ift, als die Dinge außer uns; und daß ai nach ihm, als einer wirflichen Subſtanz, die aͤuße wirflichen Dinge erfannt werden Fönnten. ‘Denn werd der Verſtand und feine Borftellungen auch für fich hei fiehende Weſen wären; fo würden fie doch von den übrige

äußern Subftanzen unendlich verfchieben feyn, und die laiı tern koͤnnen daher Durch jene eben fo wenig befannt gemach werben, als fie ſich einander erläutern, oder ins iche fezen koͤnnen. Durch diefe Zivenfel des Gorglas,

fagt Sertus, wird alle Kriterium gänzlich aufgehoben,

Denn ein folches kann unmöglich ſtatt finden, menn.d

gar nichts Wirfliches gibt, oder wenn das Wirkliche

nicht erfannt oder mitgetheilt werden kann *).

u

Faſt noch merfwürdiger als diefe Leberbfeibfel de Sophiftif des Gorgias find die Gedanken des Protage rad über die Wahrheit, bie man in allen alten philofee : phiſchen Schriftftelleen, aber am umftändfichften im | Sertus findet **), und von welchen nur ein einziger ' Schritt zum erflärten Skepticismus übrig blieb, meh den Schriee Pyrrho erft ein ganzes Jahrhundert nady ' ber that. . Alle Einpfindungen und Borftellungen, be hauptete der Abderitifche Sophift, find wahr, oder bie Wahrheit befteht nur in einem gewiffen Berbältnifk, indem alles, was jemanden wahr fcheint, für ihn auch

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5.87. °.) vu 59% 64.

\ Geſchichte der alten Sophiften. 219

dahr iſt. Ein jeder Menſch, fing er eins feiner Werke J in welchem er dieſe Meynung vortrug, iſt der

aßſtab der Wahrheit, und der Natur der Dinge, ke in feine Sinne wirken: oder er hat das Recht, das, bas ihm wirklich fheint, für wirflic), und das, was

Nicht jo ſcheint, für unmirflich zu halten. Dieſer Bo; wird felbft durch die entgeaengefezte Behauptung Iwiefen. Denn wenn jemiand-fagte, daß nicht ein jes er Menfch ver Maaßſtab oder ver Nichter aller Dinge d; fo würde man ihm gleich antworten koͤnnen, daß ich er ein einzelner Menſch fey, und das für wahr aus⸗ be, was ihm wahr ſcheine. Der Wahnfinnige (fuhr rotagoras fort) ift alfo das Kriterium, oder ein güls jer Nichter deſſen, was er in feinem Zuftande empfins t; und fo auch) ver Träumende, das Kind und der reis von allem, was einem jeden in feiner tage oder in inem Alter erfcheint und aufitoßt. Laͤcherlich wäre es, enn man die Empfindungen gemiffer Menfchen in ger fen tagen und Zuftänden durch die Empfindungen nderee Menfchen in andern tagen und Zuftänden unge machen, oder widerlegen, und wenn man alfo bie Einpfindzingen von Wahnſinnigen nad) denen von ges unden Menichen; oder die von Träumenden nach denen wer Wachenden; oder die von Kindern 'nach denen son Greifen richten und verbeffern wollte . Denn fo wie jene Das nicht wahrnehmen, was Diefe empfinden, fo empfinden wiederum diefe nicht, was jene wahrnehmen. Wenn alfo der Wahnfinnige und Schlafende bloß deß⸗ wegen, weil er in einem gewiſſen Zuftande ift, Fein guͤl⸗ tiger Richter alles deſſen feyn foll, was er in Diefer Sage empfindet; fo ft auch der Wachende und der Menſch hey gefundem Berftande Fein gültiger Richter der Dinge, bie ihm begegnen und erfcheinen, weil beyde eben ſowohl als jene in einer eigenthümlichen lage find. Da alfo fein Menfch anders, als in einem ihm eienthumlchen Bu - an⸗

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7 Sedle⸗ Buch. —E

ftande, oder unser geroiffen ihm eigenthimfichen Um den, empfindet ; fo muß man einem jeden in. der | trauen, in welcher er fich finder, und dasjenige für w halten, was ihm in diefer tage als wahr \erfcheint. Mit Recht urtheilten Ariftoteles *) und Gertus ' Daß durch diefe Behauptung alles Kriterium der We heit und bes Irrthums aufgehoben werde: und daß, w alles, was einem jeden Menſchen wahr und falſch fh wahr und, falfch fen, alles zugleich wahr und fl oder zugleich ſeyn und nicht feyn muͤſſe, weil viele D einigen wahr und andern falſch, einigen wirklich andern unwirklich ſchienen 7). Wenn man nun alle die von mit geſammelten 5 mente der Sophiften, und die Nachrichten und Kell ber größten Zeitgenoffen über diefe Männer ruhig. umpartheyifch überlegt; fo muß man nothivendig) uͤbereinſtimmenden Ausfprüchen des Plato, Feng umd Iſokrates, und aller übrigen Schriftfteller, di nen folgten, begtreten: daß nemlid) die Sophiſten ganzen Griechenlande weit mehr geſchadet als gem daß fie mehr Herzen zerrüttet, als Geiſter aufgekl und daß endlich alle ihre Erfindungen der Sittenverd uiß nicht das Öleichgeroicht halten Fonnen;, die fie w einigen Griechiſchen Bölfern zuerſt hervorgebracht, unter andern beſchleunigt und befördert haben. Zu dauren ift es aber immer, daß alle ihre Werke bis einige Bruchſtuͤcke verloren gegangen find, und baß daher zwar willen, daß fie mehrere Wiffenfchafften funden, und alle Wiſſenſchafften erweitert haben,

©) Metaph. V. e. p. 61. vi l.c

9 Ra & dem Gertus l,c. dachten Enthodemns m und Di ML u shen ſo, wir Protageras gelehtt beste.

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Geſchichte der alten Sophiſten. ORı

che mehr genau zu beftlimmen im Stande find, wie del eine jede Wiflenfihafft einem jeden unter ihnen zu anken hatte.

Der Name, und das Geſchlecht der Sophiften, auerte noch. bi6 auf die legten Zeiten des Iſokrates ort *) 5 allein fie wurden noch ben Lebzeiten des Sokra⸗ es, noch mehr aber nad) teffen Tode, eben fo heftig erabfcheuet und verachtet, als fie anfangs waren bes undert worden. Die Achenienfer unterfagten ihnen, or den Nichterftählen zu erjcheinen, weil man fie für Schwäzer hielt, die Das Hecht in Unrecht, und Unrecht + Recht verfehrten *). Selbſt ihr Name wurde ein Schimpfname }), vor welchem die größten Männer nter den Griechen fich fo fehr fürchteten, daß fie nichts. brieben, um nicht für Sophiften gehalten zu wers en Fr). Den Grund diejes allgemeinen Haffes, und er allgemeinen DBerachtung, worinn fie fielen, muß nan nicht allein darinn fuchen, daß fie vom Sokrates, Hofrates und deren Schülern entlarvt, daß die Scheußs lichfeie ihrer Grundſaͤze geoffenbart, und die Nichtigkeit hrer Srübelenen und Spifindigfeiten lächerlich gemacht wurde; ihre eigene Ausartung trug am meiften zu ihrem Falle, und zur gänzlichen Umftimmung des Urtheils des Bolfs von ihren Derdienften bey. _ Das außerors dentliche Stück, was die erften Sophiften machten, ers: weckte auf einmal ganze Schaaren von mittelmäßigen und nichtsmwärdigen Menfchen, welche durch die Annahme

des

#) Dies ſieht man aus dem Panathenaicus, der orst. con- tra Sophiftas und rees avriderews, die Ifofrates alle im hohen oder hoͤchſten Alter ſchrieb.

#*) Philoftr. in Vit. Soph, p. 483.

$) Xenophon, xunyer. e. 13

+t) Plat. p. 207. in Phaedon, >

J

3 Sehhſtetß Buch. gweytes Cariee des Titels Sophiſt eben fo großen Ruhm, eben fo große Reichthuͤmer zu erwerben

old bie erſten, die biefen Namen trugen, , Jange hatten. Allein dieſe -Nachfolgee des 4

“glas, Hippias und Protagoras übertrieben ihre An

‚gungen, Verſorechungen und Unverſchaͤmtheit eba Fehr, als fie in Anfehung der Talente und Keunt ‚Hinter ihren Vorgängern zuruͤckblieben. Sie Eng nicht nur für die einzigen tehrer der Tugend und.

heit aus, ſondern fuchten alle andere berüpmte- Men Befonders den Iſokrates durch falfche Verlaͤnmdu

- mb Antlagen ins Verderben zu ſtuͤrzen *). . Ihre l. * berträchtigfeit war fo groß, daß fie, die ſich ruͤhm

‚einen jeden weife und gläclich machen zu Fonnen ;ı,

; u ‚Schüler nörhigten ‚sur Sicherheit ihres lohn

‚ober fünf Minen Pfänber ben reichen Wechslern m

J zulegen. Dieſe ſchmuzige Gewinnſucht der

ber Gegenfaz wiſchen ihren Verſprechungen und.

oder leben, ihre Unbrauchbarkeit in wichtigen

ten und Aemtern ben allen Anſpruͤchen auf die Es ſchung der Beheimniffe der Zufunft und Natur, ent bie Ungereimtheit iprer Grübeleyen öffneten zulezt fe Menfcyen vom Pobel die Augen, und brachten in ih die Meynung hervor, daß die Sophiſten ‚mehr te| ber Geſchwaͤzigkeit und unnuͤzer Spishndigfeiten, : al

. Weisheit und Tugend jeyen**). Solche Männer n

®) U. iſoer. in Panath, p. 182. 197. 193. tontra Sopl

„9332. Ilegs Avridisews 386. 39;

$*) loer, II. p. 330. contra Sopbift. Emeidor ur!

" lioray Tıves, dmayrı TauTa Gucyıocus werılon Tas Tm coDıdv dzonovress ,

. wuruddrrus, wurus'de

Geſchichte der alten Sophiften. 223

nicht nur ihrem Namen, fondern der ganzen Philos ie Berachtung zuzogen, Fonnten unmöglich gegen den krates und Sfofrates Stand halten, wovon der eine Philoſophie, und der andere die Staatsfunft. und redſamkeit von allem Prunfe und Wuſte metaphyſi⸗ r und dialeftifcher Unterfuchungen fäuberte, und die be mehr Unfehen und Schüler erhielten, als Feiner

open und berühmtefien Sophiſten gehabt le ").

Beylage zu p. 175.

eber bie Zeitrechnung der ältern Griechifchen Sophi⸗ ften kann man nicht viel mehr ſagen, als was.man in in den bisherigen Betrachtungen gelefen hat. Air fen von einigen, wie vom Gorgias und Protagoras, | daß

Acoy deousvss, Ko TES HAIATES Minpov TERT- TOuUEVBS, You TOS EVAVTIWTEIS EWI MEV Twy Ao- Yılıwy rnesvras, emıde Tav epyay un xafogov- Tas’ eri dE TEL TV MEMOVTwV EV ESÖEVOL TEOCKOIBMEVBS, TEL de Toy MaBoyTwy undev Fwy deovrav unT esmey unTe OuußsAsucas du- yurmevas, aA maMov 0MoAoYEvTas u EAEIm KATOEIEVTAS TES TOUS dofaus Kemuevss, n Tas TN ETRISNUNV EN EMAYYERCHEVES, SHOTWE osuccı KATRDeovası, xuı vousleow adoAco ya Kos MiNEoAoYıoer, ar;E vns Wuxas ETFLIMEA EOLY eva ras diwreißas Tas Teiuuras.

) Man fehe Cic. de orat. II, ı6. 17. Brut. ec. 9. Dionyf. delfocr. V. 536. Pfeudo - Plutarch, Vita Rhet, IX, 329. Iſoer,. II, 388. 91. |

X

\

a Sechſies Buch. Zweyten Ef:

baß fie ſehr alt geworden *), und von allen, daß fe ſchen ver achtzigften und neunzigften oder fünf und a sioften Dlnmpicde am meiften gebluͤht haben; abet! - Seinem iſt das Geburts » umb Sterbejahr genau befa Ich halte es für unmöthig, die einzeln Data übe ifrechnung der Sophiften zu fammien, oder bie alter Schrifsfteller in der Chronologie derfeiben zu wi legen, da die. beyden mejentlichen Puncte dındy Schriften der Sofratifer außer allen Ziveyfel g . find: dag nämlid) die Sophiften im Zeitalter des ( rates lebten, und daß diejenigen, bie ich als die g "ten und Gerühmteften genannt habe, auch die erften ı

- äfteften waren. So genau aber das Zeitalter der (

phiften einem jeben Gelehrten aus den Plato, Zenophon und Iſokrates bekannt feyw'.Fei fo machten doch berühmte Schriftſteller " Machlaͤſſigkeit Die gröbften Anachronismen, wer fe Materie im Vorbeygehen beruͤhrten. Plintus zum Denfpiel, daß Gorgias um bie fiebenzigfte DM piade ſich felbft eine goldene Statuͤe in Delphi-geftk be ; ein Datum, welches fich auf Feine Art ver ”) Denn da Sorgias über ven Sofrates lebte 7) 3 fo muß er nothwendig nach ber fie Dlompiade gebohren worden ſeyn. Möthiger aber Hy es mie gegen den Mißbrauch zu warnen, ben. 4 ge alte Schriftfteller non dem Worte Soppift madk ferner ihre Berwechslung mit berühmten Staatem nern und Nednern zu bemerken, und enblich vie fl

[5

l

%) Der erfiere erreichte ein Alter von 109 Jahren. D IX. 58. Quint, III. 1. und der andere von 70 Jah Plat. p. 297.

") L. 33.0.4

D Werl

Geſchichte der alten Sophiſten. 225

ı Merkmale zu ruͤgen, durch welche man fie von ältern und neuern Rhetoren, welche leztere auch So⸗ len genannt wurden, zu unterfcheiden fuchte. Einige nten Sophiften alle Forfcher ver Wahrheit und Nas , befonders aber diejenigen , welche über ven Lies ing der Dinge, und über die Natur und Größe der miifchen Eörper Unterfuchungen anftellten. In Dies Bedeutung nahm Aefchines das Wort Sophift, wenn en Unaragoras und Sofrates *) damit belegte, des ‘ee aber unter keinerley Borwande gegeben werden n, weil fie weber ums Geld, noch in ſolchen Abſich⸗ noch auch folche Dinge lehrten, dergleichen die So⸗ ten vortrugen **). Andere rechneten alle diejenigen den Sophiften, welche die Dialefrif und ‘die Kunft nafchlüffe zu erfinden trieben, ober auch nur Saͤze theidigten, Die den gemeinen Mienfchenverftand beleis tn. Aus dieſem runde zählte Ifofrates den Mer . # und Zend den Sophiften zu F), aus deren Zahl m fie mit Necht ausſchließt, weil bende weder Red⸗ ', noch Sehrer der Beredfamfeit und Staatsfunft wa⸗ . Unter allen unrichtigen Bedeutungen aber, in hen der Ausdruck Sophift genommen worden ift, int Feine fo allgemein geweſen zu feyn, als biejenige, welcher Sophift als gleichgeltend mit Redner oder ser der Deredfamfeit angefehen wurde. Diefen Sinn band Ariftophanes ‚mit dem Ausdrucke Sophift, als sen Sofrates unter dieſem Namen zwar als einen äbler, der nach überirdifchen Dingen forfche, aber

1: 7

) p.1194. Man fehe auch Schol, ad Arift. Nub, v, 330. #) Cic. Soer. Quaeft. IV. 23. ) N. IV. & 327 p. Ed, Bealt,

Zweyter Band. | P |

x .

As Sadbſtes Vuch. Zweytes all,

vorzuͤglich als einen gefährlichen Schwoͤzer fehifbent

die Kunft verftehe und fehre, eine gute und flarfe ſchlecht, und eine fchlechte und ſchwache Sache g ſtark zu machen. Eben fo brauchte Philoſtrati

Wort, wenn er In der Gefchichte der Sophiſten

len berühmten Rednern und Sehrern der Bered

handelt. . Sowohl diefer Schriftiteller als viele festen den Kritias und Tiheramenes unter bie alte

phiſten, ungeachtet fie niemiald irgend eine Kun

Wiſſenſchafft öffentlich gelehre harten. Sobal

‚alte Redner mit Soppiften und tehrer dee Bere

für einerley Perſonen hält; fo muß man auch d riffes, Alkibiades und unzählige andere Redn ©taatömänner , die Eicero richtig von den &

unterſcheidet, in die Claſſe der leztern aufneh

So ſehr ſich Philoſtratus irrte, wenn er die St mit Volksrednern, oder gar mit Sternkundig wechſelte *); fo erdichtet find die Unterſchiede, zwiſchen den aͤltern und neuern Sophiſten angibt alten, ſagt ee 7), legten ſich allein auf vie ro gende und panegyriſche, und die neuern allein

gerichtliche Beredſamkeit. Das Haupt der erſte Gorgias; und das der leztern war Aeſchines. FT gereimte Urtheil enthält faft eben fo viel Fehler, Worte in ſich faßt. Denn erſtlich ift es falfch,

. %#%) Brut, c, 7 & 8. ) Er fest nämlich den Eudorus und Karneades au . bie Söphiften. Diefe Verwechslung iſt um d. famer, da er aus alten Gihriftftellern richtige von ben Sophiſten und ihrer Kunſt gefchöpf Man fehe ©. 481. 482. de Vita Sophift,

rii, 2)-P 481» in Vlt. Sophiſt.

eſchichte de der alten Sophiſten. 237

ben Soppiften ſich gar nicht mit der gerichtlichen Be⸗ Mamfeit beſchaͤfftigt Hätten, da ein ganzer Haufe der ten Schriftitellee vom Antiphon und andern bas pgentheil bezeugen ). Eben fo ungegrünbet ift es, die größten Männer, bie vom !nfias an vor den Khterftählen redeten, die berarhichlagende und pane⸗ iſche Beredſamkeit vernachläffige haben. Und lächers Jiſt es endlich, den Aeſchines zum Haupte der jüns en Sophiften zu machen, da diefer Name feinen Red⸗ , vom infias oder Iſokrates an bis auf Ehrifti Geburt en, fondern erft im erften und zweyten Jahrhun⸗ te nach Chriſti Geburt erneuert worden iſt. Ku

Eine

‚® Plat. p. 269. Dionyf. V. 627 p. Cicer, in Brut.c, 12. Tbuc. VII, & Quint. U. ı,

=- 7c Po m. m Yon

%

P a Siebentes

Aa 0 F BCE

Siebentes Buch.

Erſtes Capitel.

| Gefhichte des Peloponnefifchen Kriege x. der Unruhen in Griechenland, bis * Frieden des Antalfidas, als eine Einlett in die Geſchiht⸗ der Sokrati Philoſophie.

Ur eben die Zeit, als die alten Sophiften m . Anfehen ftanden, und die Rathgeber von X * wie die Lehrer der größten Volksfuͤhrer waren, ent fich der Peloponneftfche Krieg, den Thukydides mich

den merfwürbigften nennt, der von Griechen ge worden *). Kein anderer Krieg war jemals fo la zig und hartnaͤckig, als dieſer; indem er fi 6 zwanzig Jahre dauerte”*): Fein anderer var odert fo allgemein, indem er fich nicht nur von arte vom Peloponnes aus über das ganze alte Sri

«

dr Thuc. V. 26. Diod. XIII. 630. Ed, Welſei. phon Hiſt. Gr. II. 3. p- 84. sechnete falſch, wen ihm eine Länge von 287 Jahren gab

wen. 87. 2. au, und endigte ſich Di. 93-4

°

PR bes Selopomefkten PERL 229 fondern auch die Griechiſchen Inſeln an E in Aften, Italien und Sicilien ergriff. In

andern Kriege wurden fo viele edle Gefchlechter, ch bisher unter den fürchterlichiten Revolutionen von echenland erhalten hatten, vertilgt, fo viele Staͤdte durch das Feuer und Schwerdt ber Feinde, : auch durch innere Möurereyen und vers ‚, fo viele Länder entwölfert und verdbet, und % diutige Schlachten zu Waſſer ımb zu tande geliefert, dem Peloponnefifchen”). In keinem andern Kriege kb wurden bie ©itten ber Öriechen fo unheilbar ven n, und bie. Staaröverfaffungen aller Bölfer, vie quögenommen, fo häufig umgeworfen, als | gen, ven ich jezo befchreiben werde *"). 6 - ſogar, als wenn die ganze Natur und alle Ele⸗ iitte fich mit den teivenfchofften und taftern ber Gries en zum Untergange ber teztern verſchworen hatten,

Rum in feinem andern Zeitraume wurden alle Thelle . X

nland fo fehr Durch verzehrende Seuchen, oder - zerſtoͤrende Ueberſchwemmungen, ober durch Dürre,

s und Hungersnoth aufgerieben; und auch nie die Gemuͤther der niedergeſchlagenen Bewohner fo drohende Verfinſterungen der himmliſchen Coͤr⸗ und andere furchtbare Meteore in Schrecken ges 7). Durch dieſe Plagen, womit die Vorſehung edle Volk, deſſen Licht alle übrige Voͤlker erleuchten heimſuchte, und durch die Ungluͤcksfaͤlle des Krie⸗ ie es ſich durch feine eigne Thorheit zuzog, fiel ganze Sriechifche Stamm In eine töbtliche Schwaͤ der

3

—— —— 9 Thne, 1.23. Ifocr. I. de Pace 402. 4. U. in Archid,

“m * ee. ee huc. II, 81» 83. 144, 23. Thucyd, |

230" Cebentes Buch. Erſtes Capite.

I

von welcher er fich nie wieder erhohfte, und Die baldn ber allgemeine Knechtfchafft oder Abhängigkeit, ven? {uft der erhabenften Tugenden, und den traurigen ! aller Künfte und Wiflenfchafften nad) ſich og. X man darauf Acht gibt, was die Griechifchen Sta im Peloponnefifchen Kriege und kurz nachher gelitten gethan haben; fo erflaunt man nicht Darüber, da durch dieſe unfäglichen Drangfale und durch die ung Jichften Anſtrengungen, die fie fich felbft niemals | ‚traut hatten, erfchopft, fondern daß fie badurd) ı gänzlich zernichtet wurden. So ſchmerzhaft aber: ber. theilnehmenve Leſer und Gejchichtfchreiber durch fchnell auf einander folgenden Niederlagen und Un bie allmaͤlich ein jedes Griechifches Volk betrafen, ger wird, fo hinreißend und Seelenftärfend find woiede die Deyfpiele von unüberwindlicher Standhaftig womit eben diefe Völker, vorzüglid) die Athenienſer ten widrigen Schickſale entgegen Fämpften, und plözlich alsdann mit erneuerten Kräften wiederum richteren, wenn man nicht anders ald glauben fo Daß fie mit ihren eingeriffenen Mauern und gefchla Heeren gefallen, oder mit ihren zu Grunde gerid Flotten verfenfe feyn müften *).

*) Die Geſchichtſchreiber dieſes Zeitraums find, mie bei Zhufgbides und Kenopkon, die beyde Zeugen Theilnehmer der Handlungen und Begebenheite ren, bie fie befärieben haben. Bon ihren w Diodor in feinem zwoͤlften, drevzehenten und ı henten Buche, und Plutarch in feinem Perikles kibiades, Nikias, Lyſander, und Ageſilaus bäufi Ich darf aber wohl nicht beweiſen, daß die beyden Männer mehr Glauben verdienen, als die-bepbi tern, welche meiſtens dem Ephorus und Xheopemz ten, ungeachtet fie den Thukydides und Xeu fannten, und auch bisweilen ihre gewöhnlich waͤhrsmaͤnner gegen fie verließen.

Gefthichte bes Peloponneſiſchen Krieges. azꝛ

Die wahre Urſache des Peloponneſiſchen Krieges die außerordentliche Größe, zu welcher die Athe⸗ fer fich in den lezten Jahren hinaufgeſchwungen, und Mißbrauch, den fie davon in der Unterdruͤckung der unbeögenoflen, und der Mißhandlung der übrigen riechen gemacht hatten”). Die Bundesgenoffen feufzs t über das harte och, was die Athenienfer ihnen foelegt Jatten, und noch immer ſchwerer madıten, er Die Diauern, die man ihnen niedergeriffen, über Flotten und Schäze, Die man ihnen geraubt, und er ven faft jährlich fleigenden Tribut, den man von jen gefordert hatte, ober noch forderte. Alle fahen ber mit ftiller, aber doch bemerfharer Sehnfucht auf pasta, als auf ihre Befreyerinn bin, von welcher fie d aus einer unerträglichen Rnechtfchafft errettet zus even hoffen **), Die übrigen Griechifchen Staas die den Arhenienfern nod) wicht unterworfen waren, chteten täglich ein gleiches Schickfal, und Flagten laut 2 bie ungerechten Gewaltchaͤtigkeiten der Achenienfer, > über die Kinfchränfungen de3 Handels, die fie von en auf allen Meeren und in allen Häfen dulden mus 17). Selbſt die Lakedaͤmonier hatten es noch nicht. geſſen, daß die Athenienſer ihnen die Herrſchafft zur e entriſſen hatten, und ſie fuͤhlten auch bey der ſtets

P a ſich

De N Sn ——— _ RU 37 (U }

) Thuc. I. 23. Plutarch, in Pericle I, 648 » 50,

*) 11, 8. Thuc. |

) Thue. 1. 68 & ſq. Ariſtophanes fagt in Pace v. 621. daß die Bundesgenoffen bie vornehinften Spartaner bes flochen hätten, um fie zum Kriege wider die Atheniens fer zu bewegen; allein Thufybides beflätigt dieſe Sage nicht allein nicht, fondern feine ganze Erzählung fcheint ihr vielmehr zu widerſprechen. Sie iſt alfo wahrſchein⸗ Sich eben fo fehr Verlaͤumdung, old das, was Hermes an eben biefer Stelle vom Perikles ſagt.

Pr

fi) vergroͤßernden Macht der leztern eben ſo viel Bund als Eiferfucht. Von diefen teidenfchafften gerrich amd gereist durch die Klagen, Borftellungen und 9 munterungen der Bundesgenoſſen, ergriffen ſie erfte Gelegenheit, den Athenienſern den Krieg anzuf digen, deſſen Größe fie nicht vorausfahen, und den mebrmalen betreuten, angefangen zu. haben. ö

So gerecht die Furcht der Spartaner, und hd ders die Beſchwerden der Athenienfifchen Bundesge fen waren: fo ungerecht und grundlos waren die X wände, unter welchen die erftern die Achenienfer mi nem Kriege bedrohten, und nachher aud) wirflich de überzogen. Die Spartaner verlangten zuerit ®), die Achenienfer ihre Stadt von dem Fluche reinigen ten, der noch immer auf den Machfommen verfei ruhe, welche tie Mitverfchwornen des Kylon Hinge tet hätten. Ungeachtet fie wuften, daß die Acheni die Schuldigen ſchon vor vielen Jahren geftraft he und daß fie mit einer Forderung, welche zu mache gar nicht berechtigt waren, nicht das geringfte ausrü

würden; fo glaubten fie doch, daß fie vielleicht den

rikles, der mit den veruttheilten Thaͤtern von muͤt cher Seite verwandt war, bey ſeinen Mitbuͤrgern daͤchtig machen koͤnnten. Nicht lange nad) dieſer e laͤcherlichen Zumuthung drangen fie darauf, daf Arhenienfer ven Potidaͤa, einer Korinchifchen Pi ſtadt, die von ihnen abgefallen war, und bie fie wieder Gehorſam bringen wollten, ablaffen, daß fie den Ein nern von Aegina ihre Freyheit fehenfen vornebinlich daß fie den harten, Schluß wider die Megarenfer heben follten, vermöge deſſen dieſe bey lebensſtrafe r

*%, Thuc, J, 127. & fq.

Geſchichte des Peloporinefifchen Krieges. 233

Ichenienfifchen Häfen und Märkte beſuchen, noch den Attifchen Boden betreten durften *). Endlich ıngten fie fogar auf eine gebieterifü,e Art, daß bie nienſer, wenn fie anders den Frieden mit ihnen er⸗ n wollten, allen ihren Bundesgenoffen ihre alten te und Freyheiten wieder geben, und alle Anfprüche Herrfchafft über fie fahren laffen follten **). Diefe yerungen waren fo unvernünftig, daß bie Achenienfer einzige bewilligen Fonnten, ohne eine fchimpfliche amuͤthigkeit und Untermoürfigfeit zu verrathen, welche rwürfigfeit gewiß, anftatt die Spartaner zu befries 1, ihren Uebermuth nur würde vermehrt, und neue kraͤnkaidere und unleivlichere Zumuthungen nach gezogen haben. Die Athenienfer gaben daher den wtanern auf den Rath des Perifles , ver feiner Das ade nie weifer und glücklicher rierh, in den gemaͤßigt⸗ Ausprücken die Antwort: daß fie unmöglich in vie ingungen, unter welchen man ihnen die Erhaltung

Friedens anbiete, einmwilligen Fonnten 7). Ä PD 5 Die

Thuc, I. 139. Plut. 1, e. 650,52.

) 1b, J

1L. 144 Thuc. Diodor XII. 503,505. und Plutarch I, 647. ſq. in Pericle ſchweigen nicht nur ganz von der wahren Urſache des Peloponneſiſchen Krieges, und vers wechfeln nicht nur bie Urfachen und Weranlaffungen -oder die Vorwaͤnde, unter welchen die Lakedaͤmonier ihn anfingen; fonbern fie waͤlzen auch auf die Verlaͤum⸗ dungen einiger Komifer, oder bie Erzählungen einiger übelgefinnten Geſchichtſchreiber die ganze Schuld von alle dem Ungluͤck, in welches Griechenland durch den Deloponnefifhen Krieg geflürzt wurde, auf eine ſolche Art auf den Perikles, daß ein jeder ficht, daß feiner von ihnen ſich die Mühe gegeben babe, die aͤchteſten Urkunden zu Rathe zu ziehen, und über bad, mag fie

ſchrie⸗

Por Sehent Bus. Efet

Di Erbitterung ver Sparfaner * sin, und der Eifer beſonders der nm e

u

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ſchrieben „gehöre nachzudenken. Diebor erzäht | baß Verifles, der ſich am meiſten durch feine u ide Rechtfſchaffenheit von den: nachfolgeriben Dem em unterfchleb, und durch dieſe wie-hurch feine. die nben bie. allgemeine Ehrfurcht bes ganzen und ſelbſt feiner Feinde verdient hatte, daß eben. große Mann feine Mitbürger in einen erägrlichen verwilkelt habe, um von ber Verwalten m den Selber, dik er unter Händen —— genaue Rechenſchafft Wr zu bürfen. Be 4 er wieder, daß Perikles die Athenienſer zum ber die Spartaner und ihre Bundesgenoffen | gere be, um feine beyden Sreunde, den Phidiad uns! zagoras, gegen welche man gefährliche Anklagen a bracht hatte, zu retten, und alle Spuren von | wohn, die gegen ibn felbft in den Gemuͤthern des 9 { tig geblieben waren, durch wichtigere Haͤndel an Iöfhen. Plutarch wieberhohlt diefe Nachricht, m ſcheinlich ans eben der Quelle, aus welcher Diode geſchoͤpft hatte, nämlich ans einer Farce bes Ariſte nes. Diodor. XII, 505. Man kann aber, md Urtheil nach, diefe Beſchuldigung eben fo zuverſich - abläugnen, als eine andere beym Plutarch, Die b Geſchichtſchreiber gleichfalls aus dem Ariftophanes lehnte, und die der erſtern widerfpricht p. 651. vid. fiöph. Acharn. v. 527. & fq. daß nämlich eine. per liche Erbitterung bes Perifled gegen bie Megareı die biefe ſich durch die Eniführung zwoer der Asy angehörigen Buhlerinnen zugezogen, bie Urſache Nichtauf hebung des Schluſſes der Athenienfer m biefe Stadt, und alfo auch des Peloponnefifchen ‚ges gewefen fey. Thukydides erwehnt dieſer Gert oder Vorwuͤrfe au allen ven Stellen, wo er von Urſachen und Beraulaffungen des Krieges redet, 1. 127. 139. nicht mit einem einzigen Worte, und Stillſchweigen allein wuͤrde den Perikles ſchon hinl

Geſchichte des Peloponnefifchen Krieges. 235

sit ben Seztern zu Friegen, war fo groß, daß fie gang der ihren eigenchümlichen Charafter, in welchen fang» anfeic in Entſchließungen, und Bebächtlichfeit und Bors icht in der Ausführung von Entwürfen die Hauptzüge wömachten *), den Frieden mit dem mächtigften Gries pen Volke aufboben, ohne fich einmal zu befinnen,

fie auch gehörig zum Kriege vorbereitet und gerüftet haͤren *°). Zwar hatten die Lakedaͤmonier außer einer ahlreichen geuͤbten und muthigen Jugend 7) noch alle Bolker des Peloponnes, die Argiver und Achaͤer ausge⸗ wmmen, ferner bie Boͤotier, kofrier, Phocenſer, Mes yarenfer, Umprafioter, teufabier und Anaftorier auf brer Seite, und fonnten alfo aud) eine viel größere andmacht aufbringen, als bie Achenienfer; allein fie == u hats

en

lich rechtfertigen, wenn fein ebler Gegner ihm auch nicht dag rühmliche Zeugniß gäbe, daß er bloß in ber Abficht die Würde und Unabhängigfeie des Arhenienfls (den Staats zu behaupten, feinen Mitbärzern geras then habe, ben Forderungen ber Spartaner nicht nach⸗ zugeben, und daß er weit bavon entfernt geweſen fep, das allgemeine Beſte Pleinen perfönlihen Vortheilen oder Feindſeeligkeiten aufznopfern 3. 139. II. 65. Thuc, Wenn Plutarch und Diodor nicht lieber unwahrſchein⸗ Hohen Erdichtungen von Komikern nachgeiagt, ale bie wahren Triekfedern von Begebenheiten aufgeſucht haͤt⸗ ten, fo würden auch fie leicht haben bemerken Fännen, daß Perikles ohne Erdihtungen und Verlaͤumdung ber Urheber des Peloponnefifchen Krieges genanut werden koͤnne, weil er nämlich den Athenienſern alle bie Ans ternehmungen und Maagregeln angegeben hatte, wo⸗ durch ihre Macht den Griechen fo furchtbar, und ihre Herefhaffe den Bundesgenoffen ‚fo beſchwerlich wurde.

#), Thuc. 1. 70 & 80 & ſq.

“*) 1. 79. 87.

4) 11,9. VII. 37. Thue,

\

keine Jeſtumgen, womit fie den Zeinb-Plltem haften, feine Schäze, womit fie den Krieg! in ver { fortfegen, feine Flotten, womit fie ihre Ufer dx und die Athenienfer an ihren fchwächften und em lichften Theilen, nämlich in den Inſeln, aus dene ihre Reichthuͤmer zogen, hätten angreifen koͤnne Die Athenienfer hingegen durften **) es freylich wagen, ben Öpartanern und ihren Pundesgenoffe fteyen Felde die Spize zu bieten, ober ed auf eine fcheidende Schlacht anfommen zu: laffen, :vor wm Perikles feine Mitbuͤrger noch vor dem - Anfangs Krieges warnete; auch fonnten fie ihre Gärten, 3 und Landguͤter nicht vor feindlichen Lieberfällen und

. heerungen ſchuͤzen; allein fie bewohnten auf der ar

Seite eine Stadt, Die der größten Heersmacht um: windlich war, herrſchten über die Inſeln, den Helle und das ganze Sriechifche Aſien, und hatten übe noch mächtige Bunbeögenoffen, unter denen die K

raͤer die wichtigften waren 7). ie befaßen bie e

renften Seeleute, und die furchtbarften Flotten, weichen fie die vereinigte Seemacht aller übrigen t chiſchen Städte fehlagen, die ihnen unterthänigen ' fer im Zaume halten, und ihre Feinde, warn unl fie wollten, mit Sicherheit anfallen Fonnten FF)... | lich harten fie Einfünfte, mit welchen fie auch ohn. unermeßlichen Schaz von mehr alö ſechs taufend T

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*, Mit biefen Vorftellungen fuchte Archldamus, Ku ©parta, feine Mitbürger von der uͤbereilten Bra bes Friedens abzuhalten; und mit eben biefen Gruͤ mumnterte Perifles die Achenienfer zum Kriege wiı Lafrdämoniern auf. I. go. 140. Thuc,

*®) Pericles ap. Thuc. I. 140,

+), Thue. 11. 9.

+t) Il. 13. Xenoph, Anab. Il, lib. p, 383.

Geſchichte des Peloponnefifchen Krieged. 237

, ben fie gefammlet harten, den langwierigſten Krieg Ihren zu koͤnnen ſchienen, und unterhielten ein zahlrei⸗ Heer, mit welchem fie ihre Schiffe Hinlänglic) bes und ihre Feftungen vertheidigen konnten. Wenn nun die fage der Spartaner und Athenlenfer beym hung des Krieges mir einander vergleicht, und die shtheile und DBortheile beyder Staaten gegen einans Ber aufwiegt, fo muß es einem jeden auffallen, daß der Entichluß der Spartaner, ohne Borbereitung einen Bis mit dem gerüftetftem Volke anzufangen, eben fo eilt, als die Hoffnungen, welche Perikles den Athe⸗ fern von einem glücklichen Fortgange ihrer Waffen te, gegründet waren. Der Erfolg entfprach den wahrfcheinlichen Erwartungen dieſes großen

son Klugheit in ihm, noch größere Weisheit in feinen Seinden, fondern unvorhergefehene Unfälle, am meiften aber die Thorheit und Eigennüzigfeit feiner Nachfolger »Echuld, die feine Maaßregeln verließen, und feinen een Grundſaͤzen entgegen handelten *). Thukydides ſelbſt geſteht, daß eben der Krieg, der Athen zu Grunde Achtete, eine ganz andere Wendung würde genommen Inden, wenn entweder Perifles am eben, oder die fpäs ten Demagogen feinen Abfichten treu geblieben waͤ⸗ rn ..

Der eigentliche Anfang oder Ausbruch des Krier

#8 war bie verrätherifche Ueberrumpelung von Plataͤa durch die Thebaner , die aber in diefer unbefonnenen Un⸗ teenehmung faft alle das Leben verloren 7). Gleich nad) diefem Vorfalle zogen die Lakedaͤmonier ihre Huͤlfsvoͤlker zu⸗

®) II. 65. *®) 1b. +) Thuc, IL i. & fq,

aatsmannes nicht; allein daran war weder Mangel -

8 Siebentes Buch. Erſtes Capitel. J

zuſammen, ruͤckten mit einer Heersmacht von fec taufend Mann in Attifa ein, und vermwäfteten bie der und Landguͤter der Athenienfer bis fechzig Sta vor der Stade *), bey welcher Befchimpfung Per fein ganzes Anfehen amvenden mufte, um bie muth jungen Athenienfer, Die noch nie einen auswärtigen d fo nahe an ven Thoren gefehen hatten, und bie di den Anblick der brennenden Wohnungen ihrer V und Buͤrger aufs Außerfte erhizt wurden, von einem fäprlichen Ausfalle zurück zu Halten. Perikles ri ſich an ven Feinden. durch eine mächtige Flotte, bi wider fie ausfchicfte, und wodurch er das Gebiet Spartaner und ihrer Bundesgenoffen mit eben fo n ger Schonung, als die tafevämenier in Attifa bei hatten, verheeren ließ **).

In den neun folgenden Jahren thaten die S taner faft alle Sommer einen Einfall in Attika, die Athenienfer wagten gleichfalls andungen im Pelo ned, ohne daß es zwifchen ven beyden Friegenden M ten zu einem entfcheidenden Treffen gefommen w Die Athenienfer eroberten zwar Potidaͤa wieder, n dem fie es einige Jahre belagert ***) Hatten, fehl die Peloponnefier einigemalen fowohl zur See F) afı tande Fr), bezwangen Lesbos, das von ihnen abgefi war 777), festen fich felbft im Spartanifchen Ge in Pylos feit, von wannen fie ihren Feind durch un

hör

2) II. 18520. Thuc, Plut. I. 657. in Pericle, ' ®*®) II. 30, 28. an) Im dritten Jahr des Krieges Thuc. II, 70, D XIi. 510. +) 11, 83,92, Thuc. +) Diod. XII. 523. Ol. 89. 1. tt) 1IL 36. 49. 50, Thuc. Diod, XI, 516, Olymp, g

Gefchichte des Peloponnefifchen Krieges. 239 liche Streiferenen beunruhigten, und am melften ch die Aufnahme der Heloten, die Schaarenweiſe aus r Knechtſchafft entflohen, Schaden zufügten*), und men endlich an der Spartanifchen Küfte auf der Ins Spafteria nahe an drey hundert der vornehinften und ſten Lakedaͤmonier gefangen **); allein alle diefe Vor⸗ le wurben durch viel größere Machtheile uͤberwogen, Ihnen aber nicht ſowohl von Feinden , ald durch Zus oder vielmehr durch die Scitungen ber Vorſehung zus gt wurden. Sie muften ſchon in den vier erften wen des Krieges in den foftbaren Ausruͤſtungen, vie nachten, und in den entfernten Kriegs;ügen, bie fie nahmen, alle Die Reichthuͤmer verſchwenden, wel⸗ Perikles erfpart hatte”**). Sie verloren außer den DMten, die Brafidas ihnen in Thracien wegnahm e abwendig machte F), noch die beyden größten blachten, die in den sen erften Jahren des Krieges efert wurden, eine ben Delium gegen bie Boͤotier FF), ı eine andere bey Amphipolis ‘gegen die tafedämos 777). Zulezt buͤßten fie außer der Mannfchafft, bie

N

Thue. IV. 4. & ſq. in 7 Jahren bes Krieges.

) IV. 38. Thue. & 40. Dieſer Zufall ſezte ganz Grie⸗ chenland in Erſtaunen.

#) 111. 17. Thuc, Die Belagerung won Potidaͤa allein Pos flete 2000 Talente. Thuc. I. 70. Wofür Diodor uns richtig nur die Hälfte angibt. p. 509. XII. Sie muften einem jeden Soldaten, ber vor Potidda und Auf ihrer Zlotte diente, täglich zwey Drachmen geben, wahr⸗ ſcheinlich deßwegen, weil junge Leute durch die Seuche ſchon felten gervorden waren, umd eben diefe Sende den Kriegsdienft unter den: Athenienſern fo gefährlich machte. Ill. 170.

) IV. 80. Thuc.

f) IV. 101. Thuc. XII. 527. Diod, ad Ol. 89. 1.

t}) V. U. &c, Thuc. Piodor. XII. 530. Olymp, 89. 3.

240 Siebentes Buch. Erſtes Eapitel,

bie dieſe beyden Schlachten ihnen koſteten, durch

ſchreckliche Seuche, die ſchon im zweyten Jahte Krieges ausbrach, und bis ins fünfte fortdauerte, vier taufend ſchwer bewaffnete Krieger, über dren h dert der angefehenften Bürger, die zu Pferde diem und über zehn taufend aus dem Volke ein *). Ga aber würde Athen den Verluſt feiner Schäge und

Hälfte feinee Einwohner nicht fo fehr gefühlt Hab wenn bie verzehrende Kranfheit dieſer Stade nicht a den erften ihrer Bürger, der allein ſtark genug n das wankende zerruͤttete Staatsfchiff in gefährlic Stürmen zu regieren, ich menne den Verifles, fi im dritten Jahre des Krieges entriffen hätte *").

°%) Thuc. II, 17. 48»52. 11.87. Diod. XII. 508. üı 517. 18. Plut. in Per. I. 660.

an) L.c, Sn der Befchreibung des Urſprungs und ber l hen der Seuche weicht Diodor auf ntannichfaltige ten von Thukydides ab. Lezterer erzählt I. a7. daß diefe Peflilenz der Sage nach von Yethiopien ı gegangen fey, fi) dann über Aegypten, Lpbien, ben größten Theil der dem Perſiſchen Scepter m worfenen Länder verbreitet Babe, und endlich nach ſchiedenen Orten von Griechenland, umb aulezt nach Athenigefommen fey, wo fie ſich zuerft im Ph gezeigt habe, Meerkwürbig ift es, daß eben biefer ſchichtſchreiber hinzufezt, daß das Jahr, in welchen zuerſt ausgebrochen, in Anfehung aller andern A von Krankheiten, eins ber gefundeften gewefen und daß alle übrige Unpäglichfeiten, bie jemanden geftoßen wären, fich in die anſteckende Seuche verr delt hätten. Bon alle dieſem fagt Diodor en der gar nichts, oder gerade das Gegentbeil. die Haupturſache des Uebels gibt er die Un fung der Menfchen in Athen vor dem Einfall der 9 ponnefier in Attika, und bad Zuſammenpacer

Osiäitie rer Ssponneigen Arge. Ev

Das abwechfelube Gläct,. welches bie baͤmpfenden hie Bist efahen hatten, und felbft bie. Dauer

Li .

= "Beafhen, die iu: freyer Luft zu leben nud zu. arbeiten gewohnut waren, in kleine ober ungefaube Wohnun Mau ſehe auch Plutarch L. 660. Dieſe \ —ã vieler Menſchen im kleine enge Räume iſt fepiich nicht erdichtet. Denn Thukydides ſelbſt berich⸗ : "get, daß nur wenige von denen, bie Yich vom Lane in ‚Die Stadt gezogen hätten, bey ihren: Freunden: ober Werwaudten uutergelommen-wären. Ih.17.. Daß: bie 2⸗iſten ſich· in Tempeln und Capellen, ober in ben Thuͤrmen der Stadtmauern aufgehalten, ober daß fle J auch kleine Huͤtten im Piraͤus ſowohl, als in der * gab e fo gar auf den langen Mauern erbaut les Bepſammenwohnen fo vieler Dem -

I

er —* "hl war nicht bie Urfache ber Eutſte⸗

* Kung ber heit, ſondern nur eine Urſache, daß fie in Athen- länger und heftiger, als in irgend einem ans bern Theile Griechenland wuͤthete. Die Übrigen „Ulfagen, die Diodor aufzaͤhlt, find eben fo erdichtet, ober mit den Nachrichten bes Tpufybides eben fo fehe Im. Miderſpruch, ale bie eben angeführte: Der Wins ger vor dem Ausbruch der Krankheit. fey, fagter p. 518 E feucht geweſen, woher viele Suͤmpfe und Moraͤſte entſtanden, welche die Luft in dem folgenden cbenmaͤßig heißen Sommer verpeſtet und mit fanlenden Dnften angefällt hätten. Durch bie heftigen Megen, dir vorhergegangen, feyen auch bie Früchte bes Feldes verdorbenſ und zu rwäffericht geworden, welche Verdor⸗ benheit (die fich aber mit der heftigen Hiße des Soms mers nicht gut reimen läßt) den Sörpern der Menfchen geſchadet hätte. Alle biefe Anmerkungen des Dios Ver balte ich für Vermuthungen, welche Ephorns- oder Xyeopomrp über die Seuche anftellten, weil fie entwe⸗ der. den Thukydides nicht nachgefehen hatten, . ober et» was anderes als biefer Gefchichtfchreiber fagen wollten,

Zweyter Band, 8

242 Giebented Bud. Erſtes Capitel A

des Krieges, der: fich wider aller Ber in Kaͤnge zog, machte die Gemuͤther ſowohl der Athenic als der Spartaner in gleichem Grade zum Frieden neigt. Beyde Partheyen hatten die Unfälle, von du fie betroffen worden waren, weit tiefer als Die gewen nen Vortheile gefühlte, und beyde fürchteren auch! der Fortſezung des Krieges mehr von der Zukunft, fie davon hoffen zu fönnen glaubten. Die Athena und Spartaner ſchloſſen daher *) einen Frieden, inı chem fie fich faft alle die Nechte zugeftanden, und die Plaͤze wieder auszuliefern verfprachen, um weh Willen fie den Krieg angefangen, ober bie fie einad abgenommen hatten **). Ein folcher Friede wuͤrde wiß ſchon mehrere Jahre früher gefchloffen worden wern nicht Brafidas, ein junger Spartanifcher und Kleon, ein Athenienfifcher Demagog, bie nung ber beyden Bölfer gehindert hätten Der der mit Spartanifchem Muthe Arhenienfifches F verband, hatte fich bey Merhone ***), Pylos +), bq ders aber durch die Klugheit und Tapferfeit, vwoomk den Athenienfern viele Städte in Thracien mit Ga abgenommen, oder durch Dorftellungen abwendiz macht hatte, einen glänzenden Ruhm erworben, hoffte bey der Fortfezung des Krieges immer neue far zen zu ſammlen 77). Kleon hingegen hatte fidh bi immer dem Frieden wiberfezt, weil er überzeugt | daß mit ihm das ganze Anſehen, in welchem er ben

dunusunun Gmmstlikntnue

*) Wiewohl bie leztern ohne den Beptritt ber maͤchti Bunbesgenoffen, der Boeotier und Korintbier.

“*) DI. 89. 3. Diod. XII. 530. & Thuc, V. 18.

u.) IL. 25 Tbue,

» IV, II c "

ih) Thuc, V, 11. 12, & fq.

—E Sig. 2

nienfifchen Volke ſtand, verloren gehen wuͤrde var nämlich dem Perikles als Rathgeber und ne * —5 ohne eine einzige von den außeror⸗ ben und Tugenden zu beſizen, wodurch ann das übermüthige Achenienfifche Volk kn gehalten, und feine Vaterſtadt über übrige Sriechenlandes erhoben hatte. : Keons Seele schen eh enuia feine ‚Geburt niebeig, „um feine wbrbierung g wars; unb er gewann bie Gunſt Volks nicht einmal durch eine hinreißende oder eins nende Beredſamkeit, die er bey bem. fchlechteften

vornehmſten

er und Heerfuͤhrer *"), endlich durch poͤbel⸗ B&chtoänfe, welche nur ſolche Menſchen, die ihm Ki waren, ergbien und zum tachen reizen konnten. Bar der erſte in Achen, der den öffentlichen Redner⸗ Köurch Poſſen und theatralifche Sefticulationen ent BT), ber die Rathgeber des Volks zu elenden Luſtig⸗ 2a machern

Ib, & IV, 23 & 123 c

h ine lebhafte Schilderung des Kleon umb der ſchaubli⸗

den Kuͤnſte, die er brauchte, ſehe man beym Ariſtopha⸗

«nes in Equit. v. 45,80. imp. p. 770. & fq.

) Kas Tov emı Ta Pnnaros nosuov aveAav, x MEWTos Ev Tw ‚Önpac’yogesv AVaHEXYay, Ko TE- GITHATaS To iur; na Tov yıngov marke, xc⸗ —R ET TE AEYEW ua Konsasmevos, TNV oAsYov USEROv EWAYTE TE FORYUAETE aUy- KEBTay EUXELeaV, Kos OANYwLIAy TE TOETOV- ros SVEMOMTE Ts TONTEUOMEVGIS. Plut, uf,

»$ 353. 354-

a4 Ciehenteb Bud Erbes @onaihin" machern herabwuͤrdigte , und. das Athenienſiſche

daran gewoͤhnte, die wichtigſten Angelegenheiten eben dem Leichtſinn, wie die Streitigfeiten von Wh ober die Zänfereyen von Schaufpieleen zu behan

und in bie: feievlichen Verſammlungen bes Wolle

eben ben Abfichten zu’ kommen, mit welchen

- Theater befuchten: um naͤmlich auf Unkoſten .s

lachen und ſich luſtig zu machen, Weil er weder } keit zu großen Gelchäfften noch Eifer für das allgen Beſte hatte, ſondern einzig und allein. darnach ſu die Gunft des Poͤbels zu gewinnen, und die The deſſelben zu feinem Vortheile zu nuzen ); ſo hielti Athenienſer oft von ben heilſamſten Entſchließu ruͤck **), oder verleitete fie auch zu den un and graufamften Anfchlägen })._ Weil er genen Nichtswuͤrdigkeit bewuft war, und 2* Sannte, daß er von den Athenienſern eben ſo achtet wide, als er fie bisweilen zu foppen ſich

fich Rand 115 fo wiberfegte er ſich nie mit Ernſt ..

) Plut, II. 339. 352. & Thuc. Il, ec,

En) ©o hinderte er ‚einmal den Frieden, den bie em

den Athenienſern anboten. Thuc. IV. 22. :

, D& verführte die Athenienfer, den Waffenſtillka

brechen, den fie mit den Lakedaͤmoniern gefchleffen

ten IV. 122. und berebete fie, daß fie alle män

Einwohner von Mitplene umbringen, und ihre

ber und Toͤchter als Sclaven verkaufen. laffen mh

ein Schluß, ben fie aber bald. wieder bereuten,

gleich am zweyten Tage, nachdem fie ihn sefaßt h wieber aufbhoben. 111. 36. 49.

77) Er rief einſtens die Athenienfer anf einen gewiſſe

zuſammen, um über wichtige Sachen zu rathbfd

Das ganze Volt verfammlete ſich zur. bei

| Grunde, und wartete eine sane eitlang ver

7

des Peloponneſiſchen Lriches. 245 igen der Athenlenſer (welches fie dom feiner Zeit an fh Irmek weniger duldeten, und bald für. ein re⸗ Br Halten anfingen) und bewarb ſich auch nicht um ed gefährliche Würden und Ehrenftellen, - die ee würde erhalten haben, wenn nicht die Achenienfer im un Anfalle von halb verdrießlicher, halb muthwilliger Be, worinn er ſie Durch feinem Aberwiz verfeze hatte, Hier feinen Willen eine Befehlshaberftelle: aufges hen hätten, um ihn für feine tollfühne Praiereyen rafen *). So wie er das Detragen aller gluͤckli⸗ ſowohl als unglücklichen Feldherren, ‚die ihn niche ft Hatten, ohne Ausnahme durchzog; ſo warf ee Ä welchen vie Belagerung der Spartaner auf Rerfel Sppafteria aufgetragen war, entweder Man⸗ bon Muth und Berriebfamfeit, ober gar heimliche dungen mit,ben Feinden vor. Es müfl

Ku bemaͤchtigen, wenn man ihnen nur mit einer gut Mruͤſteten Flotte nachbrücklich zu teibe ginge. - Er wolle fich anheilchig machen, die Inſel in zwanzig igen zu bezwingen, wenn bas Bolf ihm fo viele Schiffe 5 Mannfchafft geben wolle, ald er fordern würde, um hatte Kleon dieſe pralerifche Erflärung vorges icht, als die Achenienfer ven Nikias baten; feine Des löhaberftelle niederzulegen, und ‚zugleich mit Ungefhim | —W 3

auf ſeinen Demagogen, bis endlich Kleon feſtlich be⸗

eränzt erſchien, und bie ganze Verſammlung bat, die

Berathſchlagung auf den folgenden Tag auszufezen,

weil er heute den Goͤttern geopfert habe und Gaſtfreun⸗

de bewirtben wolle. Die Athenienfer lachten über bie

Unverſchaͤmtheit des Mannes, und gingen ruhig aus - einander. Plut. p. 352.

) IV. VI. 28. Thuc, Plut, I, 352. in Nicia,

U >

*

in ben Kleon drangen, daß er dieſe Stelle ei der Sache gar nicht voraus gefehen hätte, Gace: | lehnen; allein er mufte endlich dem Willen des Indie

6 Eaaue Ba. Er

möchte. Der betroffene Demagog, ber dieſe W Diefen Auftrag unter allein Borwänden von ſich

Poͤbels nachgeben,. und die Unternehmung, die leicht befchrieben hatte, wirklich antreten. nnienfer glaubten allgemein, daß er auf.diefem kommen würde; zu feinem eigenen und ber Achen Verderben aber war er glücklicher, als et felbft oder jemand gehofft Hatte. Er nahm in furzer Zeit die Sphakteria weg, und führte noch innerhalb der’; Tage, vie er zu biefer Unternehmung beſtimmt Die gefangenen Spartaner nad) Athen hin. Die) erwartet glücliche Streich floßte dem aufge Schwaͤzer nod) mehr Kühnheit und Zutrauen wi felbft ein, als die mit ihm ausgefühnten Arche soirflich zu ihm gefaßt hatten, . Er ü bald nachher die Führung eines Achenienfifchen Pe Thracien ‚wo er aber 9— Amphipolis ſeine wm mit dem Leben, und die Achenienfer das blinde

was fie in ihm gefezt hatten, mit einem anfehnlichen® Iufte ihrer tapferſten Mitbuͤrger bügen muften *).

So ſehnlich die Spartaner den Frieden gewuͤn Hatten, fo wenig zeigten fie fi), nachdem er gefchle war, ‚geneigt , die gemachten Bedingungen zu erfül Sie nöthigten ihre Bundesgenoffen nicht, wie fie ' fprochen hatten, dem Friedensfchluffe benzurreten, und ferten auch unter allerien Vorwand die Pläze nicht aut) fie ven Athenienfern in Thracien abgenommen hatten

\ j *) V. Thuc. c. II. %®) Thuc, V; 35. 42.

Achenienſer weigerten ſich daher auch, den Safebäs

nern Pylos wieder zu geben, und faßten auf Anſtif⸗

des Alfibiades , der den Spartanern 'auffäzig war, | fie ihn beym lezten Frieden vernachläffige hatten,

Schluß, fich mit den Argivern zu verbinden *). .

th diefen Borfaz wurden die Spartaner fo fehr in cht gefest, daß fie fogleich Gefandten mit uneinge⸗ aͤnkter Bollmacht nach Athen fchickten, alle obwal⸗

win Streitigkeiten beyzulegen, und einen daurenden

Beflidei de Yelopcnnflihen geive.

v

sen zu ſchließen). Weit aber Alkibiades eben dieſe 5

andten durch eine fchänbliche Betruͤgerey den Athe⸗ fern **®) verdächtig machtes fo fehonten fie ber artaner nicht weiter, und fchloflen ein Bünbnig mit Argivern +), das aber einige Jahre nachher durch große Niederlage, welche Die leztern von ben Spar⸗ en litten ff), wieder aufgehoben wurde. Die Athes

fer und Spartaner hatten fich noch immer feinen _

g angekuͤndigtz allein fie lebten doch in einem zwey⸗ 24 deu⸗

————

Thuec. v. 43.

V. 45.

, Er ſagte, baß er hie Athenienfer zu allem, was ſte wollten, bringen wollte, wenn fle nur in. ber Öffentlis den Volksverſammlung nichts von unumſchraͤnkter Vollmacht, die fie bey ſich hätten, Sagen wuͤrden. Die Geſandten waren thöricht genug, dem Alkibiades an folgen, und nun warf es vor ben ohnedem ſchon aufgebrachten Athenienfern ben Spartanern und Ihren Geſandten lauter als jemals wor, daß fie bie Atheniens fee nur hinhalten und zulezt betrügen wollten, V. 45. Diefer Berrätherey wegen kann man ben Alfibiabes mit größer Rechte ven Urheber ber Fortſezung, als dem Derikles die Urfache des Anfangs des Peloponneſiſchen Krieges nennen. II. 26. Plut,

V. 47. Thuc. ) Ib, 75: & & fq.

248. . Giebentes Buch. Eifies'Enpiell

deutigen Mittelzuftande, in welchem fie ſtets mißtin woaren, ſich, wo ſie nur konnten, allen erſinnlichenS den zufuͤgten, und jeden Augenblick befuͤrchten mul daß ſie von ihren Feinden plözlich uͤberfallen würden, In diefer mißlichen tage wagten Die Athenienja san eine Unternehmung, die ihren Untergang eben ſi befchleunigte , als fie unbefonnen angefangen ni Sie Tiefen fi) nämlich von den Gefandten der! franer und seontiner, welche Bundesgenoffen der. waren, am meiften aber durch die Borftellungen Alfibiades ‚bewegen, eine mächtige Flotte wider die rakuſaner, oder vielmehr zur Bezwingung von gan eilien auszuruͤſten, nach welcher Inſel fie fehon be ‚zeiten des Perikles getrac)tet, die fie auch bald na nem Zode-einmal mit ihren Schiffen berührt ht und nun in kurzer Zeit fich zu unterwerfen hoffte Alfibiades Hatte fehon lange mit dem Nifias, dent allen Seiten, nur nicht in Anfehung der | Baterlandsliebe übertraf, um die Gunft des buhlt, und es war ihm endlich durch die ruͤhn

Die Athenienſer wurden allmaͤllch ihren Vorfah unaͤhnlich, als die Führer und Rathgeber, de folgten, dem Perikles ungleich waren. Im Jahre der 89 DI. übten fie auf den Rath des Ki den Skiondern, und im zweyten Jahr der HT & Rath des Alfibiades an den Einwohnern won eine Grauſamkeit aus, die ihnen in allen nachfo) Jahrhunderten von den Zeinden ihres Namens voorfen wurde. Nachdem fie nämlich bepde In obert hatten, tödteten fie alle wehrhafte Männ fie vorfanden, und verfauften Weiber und Kin Sclaven. Thuc, IV. 122, V. 116. Diod, Xi

535. ®*) 11. Plut. p. 32. in Aleib, VI, 1. 15. Thuc, Die 514. ad ol, 88. 2, XIII, 543. ad ol. 91. 2,

dt des velepouneſſhen Seiageh e .

, bie er unter den Phormio in Thracien gethan, le glücklichen Unterbandlumgen mit den Argiveru ern Stäbten des, Peloponries, am meiften aber ie Menge feiner Nennpferde und Rennwagen, ch.bie erftaunliche Pracht, womit er bey Olym⸗ bienen war, geglüdt *),. ein entſchiedenes Les hr über feinen Rebenbuhler zu erhalten. : Natur aͤck hatten über biefen ihren Liebling ihre Herrliche ben mit fo verfchwenderifchen Händen ausgeſchuͤt⸗ ß alle feine Zeitgenoffen von feiner erften Kind⸗ ihm den erften Bürger von Athen, ober einen weißagten, ber feiner Baterftadt vereinft großes ‚der großes Unglück bringen würde. Er ſtammte em ber älteften, evelften, und reichften Gefchlechs (chen ab, welchem die Achenienfer vorzuͤglich die bung der Pififtratiden zu verdanken hatten, und

ſich wiederum durch die Vermaͤhlung mit der

des reichen Kallias mit einem andern eben: fo nen Haufe **). Kein anderer Achenienfifcher riechiſcher Süngling Fam ihm an Schoͤnheit, , perfönlicher Zapferfeit und Beredſamkeit ), und er war fo unwiderſtehlich liebenswuͤrdig, felbft feinen Feinden und Neidern wider ihren ihre Herzen entriß, fo bald fie ihm nur fahen, tt ihm redeten FF). Seine Natur. war ſo ers h biegſam, oder in ihm waren fo viele entgegen, Naturen vereinigt, daß er mic Ablegung aller m Eigenthämlichfeiten , welche Erziehung und nheit in ihn hineingewirkt hatten, fich, wann 25. e huc.&Plut.le. .- . , foer. II. 431. Demoftbenes p. 405, .cc.& Plut, 1,18. | Ib, p. 48.

deutigen Mittelzuſtande, in welchem fie ſtets mißtta “waren, ſich, wo ſie nur konnten, allen erfinnfichen® den zufuͤgten, und jeden Augenblick befuͤrchten mu Daß ſie von ihren Feinden plözlich uͤberfallen wuͤrden An dieſer mißlichen tage wagten Die Athenienfe

san eine Unternehmung, die ihren Untergang ebenfi befchleunigte , als fie unbefonnen angefangen wW Sie ließen ſich nämlich von den Gefandten der ſtaner und kLeontiner, welche Bundesgenoffen der waren, am meiften aber durch die Worftellunger Alkibiades bewegen, eine mächtige Flotte wider Die rakuſaner, oder vielmehr zur Bezwingung von gan, eilien auszuräften, nach welcher Inſel fie fchon be zeiten des Perikles getrachtet, die fie auch bald na nem Tode einmal mit ihren Schiffen berührt he und nun in kurzer Zeit fich zu unterwerfen hoffte Alfibiades hatte fehon lange mit dem Nifias, dent allen Seiten, nur nicht in Anfehung der Vorſich Barerlandsliebe übertraf , um die Gunft des Bol buhlt, und es war ihm endlich durch die ruͤhm

% Die Athenienfer wurden allmaͤllch ihren Worfah undhulich, als die Führer und Nathgeber, dar folgten, dem Perikles ungleih waren. Im Jahre der 89 DI. uͤbten fie auf den Rath des Ki den Sfiondern, und im zweyten Sahr der 9T a Rath des Alfibiades an den Einwohnern won | eine Grauſamkeit aus, die ihnen in allen nachfol Jahrhunderten von den Zeinden ihres Namens worfen wurde. Nachdem fie nämlich beyde Inf obert hatten, tödteten fie ale wehrhafte Mänmı fie vorfanden, und verfauften Weiber und Kin Sclaven. Thuc, IV, 122. V. 116. Diod. x

535- **) I, Plut. p. 32. in Alcib, VI. 1. 15; 'Thuc, Dio 514: ad ol, 88. 2, XIII, 543. ad ol. 91. 2,

Geſchichte des Peloponneſiſchen arieges. 249

baren, die er unter dem Phormio in Thracien gethan, sch die glücklichen Unterbandlungen mit den Argivern d andern Städten des, Peloponnes, am meiften aber sch die Menge feiner Nennpferde und Rennwagen, id durch die erftaunliche Pracht, womit er bey Olym⸗ 3 erichienen war, gegluͤckt *), ein entfchiedenes Le gewicht über feinen Mebenbuhler zu erhalten. Natur db Sluͤck hatten über dieſen ihren Liebling ihre herrlich⸗ m Gaben mit fo verfchwenderischen Händen ausgeſchuͤt⸗ t, daß alle feine Zeitgenoffen von feiner erften Kind» it aus ihm den erften Bürger von Athen, oder einem Ranın weißagten, ver feiner Baterftadt vereinft großes eil, oder großes Linglüc bringen würde. Er ſtammte ı8 einem der älteften, ebelften, und reichften Geſchlech⸗ re in Athen ab, welchem die Achenienfer vorzüglid) die ustreibung der Pififtratiden zu verdanfen hatten, und erband fich wiederum durch die Bermählung mit ber ‚schter des reichen Kallias mit einem andern eben fo ornehmen Haufe **) Kein anderer Athenienfifcher der Griechiſcher Süngling kam ihm an Schönpeit , Stärfe , perfönlichee Zapferfeit und Beredſamkeit leich 7), und er war fo unwiderſtehlich liebenswuͤrdig, er ſelbſt feinen Feinden und Neidern wider ihrem Billen ihre Herzen entriß, fo bald fie ihn nur fahen, der mit ihm redeten 77). Seine Natur war ſo er⸗ taunlich biegfam, oder in ihm waren fo viele entgegen» efezte Naturen vereinigt, daß er mit Ablegung aller lttiſchen Eigenthuͤmlichkeiten, welche Erziehung und jewohnheit in ihn bineingenirft hatten, fich, wann

| 5 er

—— —— ————

x) Thuc. & Plut. I .. ®®) Ifocr. Il. 431. Demoſthenes p. 405, +) 11. cc. & Plut, II, 18.

tt) Ib. p. 48.

\

230.1 Chemie Vuch. Erſtes Chr

ſondern auch fo gar feine Tugenden in die gewaltchä

er wollte, in einen rohen Thraeier, ober In einerrfg geriſchen, prachtliebenden Perfer , ober, in einen Spartaner, ober in einen weibifchen Jonier um

konnte *). Mit viefen außerorbentlichen'

vereinigte Alkibiades eine gewiffe jugenbliche

keit und Offenheit, die alle feine Ausfe g ger frafbar und feine Verbrechen ſelbſt In den A bes Volks als verzeihliche Jugendſuͤnden erſche machte. Hiezu kamen noch die herrlichſten Anlagen Tugend, wodurch er zu allem, was groß und erfı

iſt, fähig gemacht wurde, und ein zweyter Perikiet

worben wäre, wenn er ber Stimme des Sokrates.

de gegeben haͤtte **), Allein fo große Gewalt d

thenienfifehe Weiſe eine Zeitlang über feinen Zög Hatte, und fo fehr er auch in den Jahren feiner u dorbenen Tugend von ihm verehrt wurbe; Yo fonkn ihn doch nicht in feinem reifern Alter feft halten, den Strom der allgemeinen Sitte ü brechen , ver ımter allen Zeitgenoflen gerabe' mie größten Heftigkeit auf den Alkibiades eindrang, und fen mit unzähligen andern in's Verderben dahin rif Verruchte Keufchheitsfchänder zerrütteten nicht nur nen Cörper und feine Unſchuld, fondery auch feine f ne Seele, und Fehrten nicht nur feine Schwachheit

|

y

7 % Plut. p. 45. & Athen. XII. 9.

#*) Plut, II. 9,13. auf welche Stelle ich unten wieder zu kommen werde.

9) Xenoph. Memorab, Soer, I. e. 2. p. 12⸗,15. fonders leſe man bie Schilderung eines verborbe Bürgers in einer unumſchraͤnkten Demokratie, bep zen Entwerfung Plato gewiß den Alfibiades im Si hatte. de Rep, VII. 400. 302.

Seſchchte des Peloponneſiſchen Krieges. 251

ten tafter um *). Seine Begierde nach ruhmvollen Ihaten, die Sofrates ihm eingeflöße hatte, entzündeten w bis zu einem unbegränzten Ehrgeize **), und feine Bisinlichfeit, die Sofrates unterdruͤckt und im Zaum halten Hatte, fachten fie bis zur ungeheuerften Pracht

Schwelgeren und tiederlichfeit an. ‘Die nieder roͤchtigen Schmeicheleyen, wodurch fie ihn über die ehr⸗ ärbigften Netter und Dergrößerer feines Vaterlandes wegfesten, erzeugten in ihm ben unglüdlichen Wahn, er alles, was er nur wünfche und träume, ohne Mühe ausführen und erlangen koͤnne, daß er über alle Befeze erhaben fey, und fie ungefcheut und ungeftraft Wertreten, daß er alle feine Mirbürger, felbft Die vers hienteſten, nach feinen taunen mißhandeln, daß er bie Schäze und Koftbarfeiten von Athen als fein Eigenthum nen, umd Die ganze Macht des Staats als ein Werk⸗ jeug feiner Größe brauchen Fönne ***), Auf diefe Art wurde Alkibiades der gewaltfamfte, üppigfte, und uns mäßigfte unter den Achenienfern }), und verdarb bie Bitten der Jugend durch fein verführerifches Beyſpiel noch weit mehr, als er von andern war verborben wors

ten 1). !

Dieſer wilde und von Ehrgeiz brennendel junge Mann wandte alle Macht dee Beredfamfeit und felbft . des

> GE ER èIe u

1b J *., Man ſehe beſ. Plate in Aleib. prim. p. 215. Ed. Baf, Gr

244) Man febe meine Abhandlung über ben Lurus der Athe⸗ nienfer, und beſonders Andecydis orat. IV, 297«

305.

) Kenopb, Il, ec.

+) Man fehe meine eben angeführte Abhandlung und Abos kydes ©. 311.

[. Sebenet Vuch Erſtes Ei

des Aberglaubens) an, Die Athenienſer im char ternehmung zu bewegen, in welcher er ſich felbft dar chun, die tücfen, die bucch unſinnige were dung in: femem DBermögen entflanden waren, ausfüllen, und neue Schäze zur Fortfegung feiner. als fonigtichen Pracht ſammlen fonnte **). Graf die Einbildungskraft feiner Mitbürger fo ſehr, allenthalben in den Gymnqſien und oͤffentlichen M der Stade nicht bloß Juͤnglinge, ſondern auch Mia und Greiſe ſah, die im Sande die Geſtalt und tage: Sicilien zeichneten, von welcher Inſel fie nicht eis die wahre Größe Fannten***). a fte blieben mit Wuoͤnſchen nicht einmal auf Siciflen fliehen, -fonder flogen nac) Africa und Carthago hinuͤber, welch gleichfalls zu erobern hofften }). Vergebens tab die weifeften. Männer den Zug nah Sicilien alsr wiß und gefährlich TI). Vergebens füchte‘ MNic Hoffnungen der Athenienſer dadurch niederzuſchla daß er ihnen die Größe und Entfernung des tar das fie angreifen wollten, die Macht und Meng Städte und Bölfer, mit denen fie zu Friegen Haben den, die Wehrlofigfeit und Erſchoͤpfung der Stadt nothwendig baraus entfliehen müfte, endlich die © zen vorftellte, die fie ben dem geringften Berlufte den feindfelig gefinnten Spartanern und ben nur Furcht gehorchenden Bundesgenoffen zu befürchten

*, Er verbreitete erdichtete Goͤtterſpruͤche, im melde Athentenfer zur Eroberung von Sicilien ermuntert ben. Plut. III. 365. in Nicia,

®#) VI. q. Thuc.

#“*) VI, 1. Thuc, Plut, II, 32. |

+) Ib. & Ifocr. I. 4902. Die Sarthaginienfer fürdhteten damals wirklich vor ben Athenienfern. Thuc, VI.:

11) Plut, 1. 33. Siehe auch Ifocr. 1. c.

Geſchichte des Peloponnefiichen Krieges, 23

°) Die. Arhenienfer hörten die Gründe dieſes Ned» ‚, den die Bornehmen nad) dem Tode des Perikles inem Gegenftreiter des Kleon und nachher des Als ides erwaͤhlt hatten **), zwar mit Gelaſſenheit an, ſie von feiner Daterlandsliebe und Nechtfchaffenheie zeugt, und ihm auch wegen feines beftändigen Gluͤcks riege und der DBereitwilligfeit, womit er fein gros Bermögen zu ihrem Vergnuͤgen verfchmwendete, ge en waren +); allein fie folgten feinem Rathe nicht, fie ihn für kleinmuͤthiger, ſchwaͤcher und gegen alle je Entwürfe abgeneigter hielten, als er wirflich FD. Selbſt die Größe der Forderungen, die er | machte,

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kung: daß man fich nicht immer auf die hiſtoriſchen Bacta in den Rednern verlaffen koͤnne, und daß oft bie größten Schrififieller der Griechen. bie größten Zehler wider die Zeitrechnung, umb. felbft wider die Geſchichte ihrer eignen Zeit machten; finde ich in der Mebe des Iſokrates vom Brieden, in welcher er außer andern Zebltritten der Athenienfer auch von der Thorheit ihrer Ansrüftung wider Sicilien handelt. Die Thorheit uns ferer Väter, fagt er, ging fo weit, daß fie zu einer Zeit, ba ihre Zelder verwuͤſtet, und fie ſelbſt nicht eins mal Meifter ihrer Worflädte ware, da ihre Zeinde fos gar ſchon auf Attiſchem Boden eine Zeflung wider fie angelegt hatten, daß fie ba noch eine Flotte wider Si⸗ cilten ausräfteten,, und nicht nur dieſe Inſel, ſondern auch Italien und Garthago zu erobern hoffte. 1. 402. 1, Der Einfall der Spartaner in Xttifa, und bie Befeſtigung von Dekelia fielen zwey Jahr fpäter, ale die Ausfendung der erflen Heersmacht wider Syrakus. ®%) 111. 337. Plut. ) III. 339. Plut. +) Nikias war unſtreitig ein ſchwacher mittelmaͤßiger Kopf, der dem Poſten, auf welchen ihn vorzuͤglich ſein Reich⸗ thum hinauf hob, nicht gewachſen, und zu großen Un⸗ ter⸗

"254 Siebentes Buch. Erſtes Cap

‚N marhte, und deren Erfüllung er für unumgän wendig erflärte *), ſchreckte die Athemenſer 6 ihrem ab, wie Nikias ſich vorgeſtellt b

ternehmungen durchaus untächtig war; indem % furchtfamer zaudernder Unentfchloffenheit oder abergla bifhem Schreden die gluͤcklichſten Augenblide ide ai beln voräbergeben ließ, und nur etft in den bringenäfl Gefahren und Nöthen zu einer gewiffen thaͤtigen u erweckt wurde. Plut. III. in ejus Vitn p, 34 346.360 bef. 376. Er wandte faſt eben fo uiteah pfern und auf die Erforfchung der Bubuft, . a feine häuslichen und öffentlichen von ben lezten unternahm er Feind, wenn er mi ber einen Weißager (dergleichen er ſtets in h unterhielt) gefragt hatte, und die Götter auf Seite zu haben glaubte. Seine Schwaͤche war gemein befaunt, daß fie von allen Soropfanten braudt wurde. Er gab nämlich denen die hm —— —* 8 oft —* Furcht, als a 11} er liebte, aus er Zuneigung, und man er von ihm, daß feine Feinde in feiner Surchrfamfeit einen | eben fo fichern Fond, als feine Freunde in feiner Olte, Hätten. Sein eingefehräntter Geift wurde von der Zaf der Öffentlichen Angelegenheiten fo niedergebrädt, daß er barüber alle Heiterkeit und Zufriedenheit des Gen muͤths und alle häusliche Freude verlor, daß er wehen ruhig und verguägt effen, noch fchlafen, noch Dee den, noch feine Zreunde genießen kounte, und zw lezt in ein finferes muͤrriſches Weſen verfiel, welqhet bie Achenienfer am meiften beleibigte, weil fie das, mas bloße Wirkung der Sorge oder des ungluͤcklichen Go muths zuſtandes dieſes Mannes war, für ein Merkmal feines Stoljes hielten. p. 360. Plut. Unter allen du term Demagogen fuͤrchtete ſich, wie Plutarch erzählt P. 338. 347. feiner fo ſehr vor dem Volte, als Nified, aber andy feines wufie durch vorfezliche Merkmale eine folgen Furt das Zutranen des Volks fo fchr zu erlam —J— und zu Zbalten, als eben er.

J

Geſchichte des Peloponnefifchen Krieges | 265

Wabern fchien vielmehr ihren Much zu befeuern. Sie Iilligten ihm alles, was er verlange hatte, und er⸗ ten ihn ſamt dem Alkibiades und Lamachus, einem Bipfeen und erfahrenen aber fehr armen Krieger *), zu wuumfchränften Felöherren mit der Bollmacht, alles zur befchloffenen Ausruͤſtung nöthig fen, nach ih⸗ Gutduͤnken zu beſorgen und anzuſchaffen **).

Wenn man nur allein daran denkt, daß die Athe⸗ fer in dem lezten Kriege bloß durch Krankheit wenig⸗ die Hälfte ihrer Mitbuͤrger verloren und ihren gans

Schaz bis auf einen Fleinen Neft verbraucht hatten, ab dann mit dieſen Umftänden alle die Gründe verbins et, womit Nikias fie auf beffere Gedanken zu bringen fachte; fo follte man faft glauben, daß die Athenienſer son einer allgemeinen Raſerey befallen waren, als fie ſo

tnädig auf ihrem Vorhaben Sicilien anzugreifen bes ten. So wenig aber biefes Unternehmen fich jes mals gan entfehufbigen läßt, fo war es doch nicht ganz fo unfinnig , als es beym erften Anblicke fehein. In den zehn oder eilf Jahren, die feit ber Seuche verfloffen waren, hatte fich die Stadt nicht nur fo fehr wieder bes sölfert,, daß es an jungen Kriegern nicht fehlte, fondern man hatte auch eben fo große oder noch größere Schäge gfammiet, und noch zahlteichere Flotten gebaut, als man beym Anfange des Peloponnefifchen Krieges gehabt et). Denn wenn Andokydes den Wohlſtand ber nienfer vor der Unternehmung auf Sicilien niche übertrieb , fo hatten fie mehr als 300 Kriegsſchiffe und | mehr

HJ 1)

°) Er war fo arm, daß er deu Athenienfern die geringſten Kleivungsftüde, die er gebraucht hatte, in Rechnung zu bringen pflegte, III. 372. Plut. in Nicia,

“*) VI. 26. Thucyd.

+) Thuc, VI, 26. Andoc, Orat. II, p. 369. 37%

S

256. Siebentes Buch, Erſtes Eopikt;i;:

mehr als 7000 Talente im Schaze, und nahmen u von den Dundesgenoflen zweymal fo viel als unter d Perikles, naͤmlich 1200 oder gar nahe an 5 Talente ein ”). Mit diefer Macht und mit diefen M thuͤmern konnten fie freylich nicht fo viel ausrichten, | Afibiades ihnen vorgepralt hatte; es war aber I auch gar nicht voraus zu fehen, daß fie fo große M derlagen leiden würden, als fie in der Foige will litten.

Sobald der Entſchluß den Egeſtanern beyjzuſteh und die Syrakuſaner zu bekriegen unwiederruflich gef war, fingen der Staat ſowohl als alle einzelne Mitg der defleiben an, fich zu beftreben, die Ausräftum furchtbar und prächtig als möglich zu machen ). Arhenienfer allein 7) gaben außer den Transportſchi hundert dreyrudrichte Schiffe ber, zu denen noch und drenßig andere von den Bundesgenoffen fließen. ! Beſehlshaber der Schiffe wetteiferten mit einander, cher von ihnen fein Schiff mit den fchönften Mahler

ummestbmau *, Dies. fagt Ariftophanes in Velpis, v. 656. u. f. Kıfo rare (r8 Does ao Tav FoAeay) T&T Kg, Hs TOS MORUS EnaTosas, Ileurava,, METaN , &yopas, Asuevas, SES KU ONMIOTEATE Teray FANE@UL, TaAavr eyyus dr Asa vercu Nu. In eben biefer Zarce fagt Ariffophanes, daß tan Städte den Athenienfern zinsbar wären, und zwanzigtaufend Athenienſer wie in den Elyfifchen @ den leben Pönnten, wenn eine jede Stadt nur 34 zu ernähren auf fih nehmen wolle, v. 705. u. f *) VI. 24. 31. Thucyd, 1) 1b, & 43.

Bien ier Daspumeiiäen Re m u Vadeldungen au ſchmuͤcken wärbe, wie die uͤbri⸗ * CH J 6 De Weine unbrbung

hoben Sold zu bereichern, ben die. Stabt und bie _-.

hauptleute rachen, lockten aus Athen und —2* —E Städten die fhönften und uns ' chmendſten jungen feute zuſammen, und nicht nur chwer bewaffneten. —5 ſondern auch die See⸗ Momit die e befejt waren, beſtanden aus.

—— Männern, vie man Jana

wnen, als fie —E— das feſteſte Zutrau⸗ nflöfte, daß fie als Siegerinn von Sieilien und bago in ben Piräus zurückkehren wuͤrde *), Die Seemacht langte nach einer ungeftörten Fahrt gluͤck⸗ ven Rhegium und in ber. Machbarfchafft von Sich in Hier entdeckten aber die Befehls haber bald wie

Ib. Die Statt gab ben’ eigentlichen Soldaten wie den Seelenten täglich eine Drachme, und bie leztern erhiel⸗ ten außer ber.anfehnlichen Belebung, welche der Staat

ihnen reichen ließ, noch eine beträchtliche Zulage von den ‚Srleratigen, die dadurch ihren Eifer vermehren woll⸗

The, 1, &.& Miod, XI, 543. Ol. ꝗ1. 2 ‚VL 44

Zweyter Band. X

on. > Er Ss SE ags Siebentes Buch. Erſtes Cop: zur großen Verwunderung bes Alkibiades bie Wah beſſen, was Nikias immer geweißagt hatte, daß frei zhaͤnzende, aber leere Berfprechungen ihrer Bundesg der Egeftaner , wären betrogen worden”), fanden nämlich) weder in Egefta die Schäze, mit we Ihre Abgeſandten geprakt hatten, noch in den. Sick und Gricchifchen Städten die erwartete Bereitwil ben: Athenienfern beyzutreten. Die leztern wurden d J —* wahrſcheinlich wegen des boͤſen Geruͤchta fie ſich durch ihre gewaltthaͤtige Herrſchafft über die ſein zugezogen hatten, abgewieſen; hoͤchſtens erle man ihnen, vor ben verſchloſſenen Thoren Lebent einzukaufen, und ihre fuͤrchterliche Flotte wuͤrde sicht einmal einen ſichern Hafen ober Ankerplaz in: eitien gefunden haben, wenn fie ſich wicht. mehr: % Aſt und Gewalt als durch Leberredung ber Stadt tana bemächtigt und die Einwohner derſelben auf Seite gebracht hätten **). inter dieſen Limıflänbe gen dje verlegenen Feldherren darüber zu Mark, my nunmehro am Beſten zu thun hätten 7). Niklas ſu te dahin, daß man am die Belagerung von Ey nicht weiter denken, fondern die Egeflaner mit- oder Gewalt mit ihren Feinden ausjöhnen,. und al an den uͤbrigen Städten Siciliens hinfegeln müffe, ihnen die Macht des Achenienfifchen Volks, und Sorgfalt für die Bundesgenoffen zu zeigen. Lam hingegen hielt dafür, daß man gerade auf Syraku gehen, und dieſe Stadt zu einer Zeit, da fie no der größten Beitärzung und ohne alle Borbereitun

"1. c. 46. “*) VI, 51. 52. Thuc, 47.49. ib.

Befchichte des Peloponnefifchen Krieges. 259

ı folchen Angriff fey, mit der ganzen ungetheilten ungefchwächte Flotte überfallen muͤſſe. Alkidiades ch erklaͤrte die Entſchließung des Nikias für zu wflich und die des Lamachus für zu. verwegen. Cr der - Meynung, daß man ſowohl an die mächtigften dte, ald an die Barbaren in Sicilien. Gefandten abs tn muͤſſe, um fich ihrer Freundſchafft und einer iihen Zufuhr zu verfichern, und daß man alsbann, ıman diefe Zwecke erreicht Hätte, mit defto größe, zuverficht fi) an Syrafus felbft wagen- fönne *). uͤcklicherweiſe wurden die Nathfdyläge der beyden n und weifern Maͤnner verworfen, und der verderb⸗ Entwurf des ımerfahrnen Alfibiades angenommen ausgeführt. Dies erfieZaudern war Urfache, daß Syrafufaner fic) allmälicy von dem Schrecken ers ten, den ihnen die Arhenienfifche Flotte eingejage . Sie. befeftigten die Gemüther und Treue ihrer desgenoſſen und gewannen Zeit genug, folche Zuruͤ⸗ gen zu ihrer‘ Vertheidigung gu machen, daß fie füch einee gefährlichen Ueberrumpelung nicht mehr zu ten brauchten **). .

Nicht lange nachdem die Arhenienfijchen Feldherren über die Maaßregeln vereinigt hatten, nach welchen m Krieg fortführen wollten, langte ein Schiff mit ihafftern von Athen an, die dem. Alfibiades im Nas des Volks den Befehl überreichten, nach Athen zus ukehren, um fich von gewiflen Verbrechen zu reinis deren man ihn ſchon vor feiner Abreife beſchuldigt, a Unterfuchung aber das Volk bis and Ende der gans

N 2 zen

VI. 47:49. 44. 63 c. Thuc,

8

u

265. Giedentes Buch. Erſtes Col:

zen Unternehmung verſchoben hatte”). So naͤmlich nicht lange vor der Abfahrt ver Flotte m cilien in einer Nacht allen Hermen oder Mereu

- die in den Straßen und an den öffentlichen Plaͤ

Stadt errichtet waren , bie Köpfe abgefchlager

daß man die Täter entdecken konnte. Diele

that fezte das. ganze Volk in eine 'eben fo große als Beſtuͤrzung, weil man bie Berftümmelung geheiligten ‘Denfmäler nicht nur als eine üble: Vo tung des Ausgangs ded ganzen Kriegs anſah,

weil man bamit auch, ohne daß man felbft w

um, einen Anſchlag auf die Umkehrung der

Staatsverfaſſung verbunden glaubte. Man ve

daher ſowohl Freyen als Sclaven große Belohm und ſelbſt den Mitverſchwornen gänzliche Strafls wenn fie den ober bie ruchlofen Gotrheirsfchänd —E en würden. - Allein man ı mit der Ausfezung diefer hohen Preife weiter nich als daß man mehrere iſthtswuͤrdige Dienfchen, ı lezt einen ver größten Redner und der erfien Buͤ Achen, ven Andokydes, der ſich felbft und feine J durch eine ſolche Angabe zu retten fuchte, anreijt große Zahl unfchuldiger und vornehmer Mänı Die Urheber des Berbrechens zu nennen.

Diefe Angeber weder Zeugen noch andere gültige 2 für die Wahrheit ihrer Ausfagen vorbrachten, u tet fie alle entweder wegen ihres vorher geführten: oder ihrer Abfichten verdächtig feyn Anuften, uns achter fie fich endlich unter einander widerfpracher Dinge erzählten, deren Nichtigkeit erweislich w traute doch ber vegierende Nach, der noch hefti

a md

*) Thuc. II. 27:30. 53. 61. Andoc, orat, I, p, 1 p. 253. Plut, II, ar. 42 p. in Alcib,

Seſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 261

Möbel ſelbſt zu raſen ſchien, mit einer unverzeihli⸗ Blindheit ihren Ausſagen, und verurtheilte dieje⸗ m, die als Schuldige genannt worden waren, ſo⸗ ch zum Tode, wenn ſie ſich nicht vorher durch die cht in Sicherheit geſezt haͤtten. Unter der Zahl der xklagten fand ſich auch Alkibiades, dem man außer Verſtuͤmmelung der Hermen und dem Vorhaben, Demokratie aufzuheben, noch die Entweihung der iſiniſchen Geheimniſſe zur Laſt legte. Vergebens te dieſer Feldherr ſich gegen die ihm aufgebuͤrdeten brechen zu vertheidigen, oder bie wider ihn vorge⸗ hten Anklagen vor feiner Abreife gerichtlich unterfus zu laſſen. Seine Feinde brachten es beym Volke a, daß die ganze Sache bis zu feiner Ruͤckkunft aus⸗ t ‚bleiben _follce ; und dieſes thaten fie theild aus ht, daß das Volk gegen einen Feldherrn, welchem Sefallen ein beträchtlicher Theil des Heers mit in dert g zog, und der bey. allen Kriegern. am meiſten bes war, zu gelinde verfahren Möchte, theils aber auch, er Hoffnung, daß fie ihn während feiner Abweſen⸗ mic deito größerem Nachdruck würden angreifen

en. Der Erfolg zeigte, daß fie richtig gerathen 9; denn faum war Alfibiades mit der Flotte abges en, als feine Widerfacher Die Anklage gegen ihn ers ten, und ihn beym Volk fo. verhaßt machten, daß ' dem Beklagten ohne ihn einmal hören zu. wollen, auch an den Schluß, den: es Fury vorher gefaße

» ober an die nachtheiligen Solgen, welche die Zus erufung des Alfibiades für Die ganze Unternehmung ı konnte, einmal zu denken, zum Tode verdammte. labes erfuhr zwar dieſes Urtheil von den Gefandten Athenienſer nicht; er Fonnte aber dus der unregels igen Art, wie man mit den übrigen Beſchuldigten egangen war, leicht fchließen, daß er von der Ers tung des abergläubifchen und auf die Demofratie | R3 Hoch

bchſt eiferfüchtigen Poͤbels das Aeußerſte zu 5i ben würde, Er nahm daher heimlich die F begab fi) nad) Sparta, wo er bald unumfehr: ' in Achen felbft zu herrſchen anfing, und durch fei he den Athenienfern viel furchtbarer wurde, ‚alserbl feine, Eprfucht ‘jemals den Feinden. des Waterlan ' fen war *). —— Durch die Entfernung bes Alfibiades fiel dien ſte Befehlshaberſchafft faſt ganz dem Nikias zu Samachus wegen feiner Armuth gar Fein oder nur eing ringes Anfehen im Heere und in den Der gen hatte **). So ungebunden aber 9 auch war, fo folgte er doch weder den klugen geln, dfe er ſelbſt anfangs für die beften geha dem miuthigen Rathe, den lamachus gegeben h dern er handelte, al wenn er von dem Geifte ſtuͤrzten und abweſenden Feindes wäre befeelt Er fegelte- den. ganzen Sommer durch) von einem fen Siciliens zum andtin, griff bald Dieje, ‚ball je kleine Stadt an; und wurde dadurch den Syraküfele fo verächelich, daß diefe fich ensfchloffen, ihn aufgufilden und ſelbſt Angreifer zu werden 7). So gar die kanbulg

me

H Als ihn auf feiner Flucht ein Arhenienfer fragte: wan er feinem Vaterlandenicht trane? antwortete er, Daft es in allen Abrigen Stuͤcken thue. Weun es abet dl Leib und Leben ankaͤme, fo trane er feiner eignell Mutter nicht, weil fie feicht aus Werfehen eir führer M Steinden für ein weißes ergreifen küuuc. Plut . ©. p. 42.

**, Plüt. Pu

% Thuc. VI. 62. 63. Die Sprafufanifen Nenter, ie

bis an das Kager der Athenienfer hinfireiften, fragten

bie leztern umter andern bittern Epötterepen, ob it

fich ale. Coloniſten in. Sicilien niederlaffen —— DE

Beftbkdäte des Peloponneftichen Kritges. "are Syrakus, bie er durch eine gläcliche Kriegsliſt be ftelligte, verrieth den Feinden nur noch mehr bie

jätigfeit des Feldheren , ober die Schwaͤche feines 8, indem er bes Sieges ungeachtet, ven er über

Syrafufaner. erfocht,- fich nicht in dee Nachbar: "

fe ihrer Stadt erhalten konnte, fondern fich nach na zurück ziehen muſte, wo er den erften Winter subrachte *). So verfloß ein ganzes Jahr , ohne bie Achenienfer einen einzigen wichtigen Streich aus⸗ set hätten, ober ihrem Ziele um einen einzigen Schritt r gefommen wären; und biefes unverzeibliche Zoͤ⸗ des Nikias war , wie feine Feinde ihm vorwar⸗ und alle Sefchichtfchreiber bezeugen *”), die Haupt⸗ he, warum der zweyte Feldzug ſo unglücklich ans⸗ und die ganze linternefmung in den Häfen von Eye B fcheiterte F). . .. J Waͤhrend daß die Athenienſer von ihren Winter⸗ tieven aus ſich in Sicilien ſowohl als in Italien und

ca um neue Dundeögenoffen bewarben FF), . und Ra4 alle®

\ ——

- Denn dies ſchiene doch mehr ihre Abficht zu ſeyn, Frag

ihre vertriebene Bunbesgenoffen wieder in Ihre Woh⸗ nungen zuräc zu führen. |

Tbue, VI. 64,71. |

) Thuc. VII. 42. Plut. 111. 370.

Niklas bleibt gleich ſchuldig, man mag annehmen, . daB er mit der Macht, die er bey fich hatte, Syrakus aus

greifen Fonnte, oder man mag annehmen, baß fie für _

eine folche Unternehmung zu ſchwach war, Im erſten

Zall braucht die träge Unentfchloffenheit dieſes Mannes weiter feines Beweiſes; im andern Zalle aber waͤre es

feine Pflicht geweſen, nad Athen zuräd zu gehen, wie er Anfangs felbft die Abſicht hatte. ) VI. 88. Thuc. Sie baten fi fogar von ben Aprrhes

nern und Garthaginienfern Külfe aus. In Sichlien_ Ä tra⸗

hechſt eiferfächtigen Pobels das Aeußerſte zei. Kufle haben würde. Er nahm daher heimlich hie Fluch begab ſich nad) Sparta, we er bald unumfchränft in Achen felbft zu herrfchen anfıng, und durch fein che den Athenienfern viel funchtbarer wurde, als er.

feine Eprfucht jemals den Feinden des Vateri geweſen war *)

Durch. die Entfernung bes Altibiades fiel die ſte Befehlshaberſchafft fat ganz dem Mifias zu,

Lamachus wegen feiner Armuth gar Fein oder nur. «

F Anfe im Heere und in den DBerachichl hatte **) - &o ungebunder aber Mikias —8 war, fo folgte er doch weder den klugen M geln, die er ſelbſt anfangs fuͤr die beſten gehalten, dem muthigen Rathe, den lamachus gegeben hatte dern er. handelte, ald wenn er von dem Geifte fein ftürzten und abweſenden Feindes wäre beſeelt wor Er fegelte- den ganzen. Sommer: durch von einen fen Siciliens zum andin, griff bald dieſe, fleine Stadt an; und wurde Dadurch den hen fo verächtlich, daß dieſe fich ensfchloflen, ihn aufzu und ſelbſt Angreifer zu werden F). So gar die ta

*) Als ihn auf feiner Flucht ein Athenienſer fragte: ı er feinem Vaterlande nicht trune? antwortete er, es in allen Äbrigen Städen thue. Wenn es at Leib und Leben ankaͤme, fo trame er feiner Mutter nicht, meil fie leicht aus Verſehen ein | zes Steinchen für ein weißes ergreifen koͤnne. l, c. p. 42.

28) plut. Le. |

+) Thuc. VI. 62. 63. Die Sprafufanifhen Rente bie an das Lager der Athenienfer binftreiften, | bie legtern unter andern bittern Spoͤttereyen, fich ale Coloniſten in Sicilien nicderlaffen wo

. PORERFG Haoreaneſuen Brit 6

J Seeakus, bie er bucch eine glückliche Kriegstift de erkſtelligte, verriech den Feinden nur noch mehr bie Inchätigfeit des Beldheren , oder die Schwaͤche feines .- - ers, indem er bes Sieges ungeachtet ben er uͤber = B Eiprofufaner erfocht ,; fich nicht in ber 2* ufft ihrer Stadt erhalten konnte, ſondern ſich nah. tana zurück ziehen mufte, wo er den erften Wintee:.' ee zubrachte *). So verfloß ein ganzes Jahr, obiR * b ve Achenienfer einen einzigen wichtigen Streich aule +. et. hätten, oder ihrem Ziele um einen einzigen —— gekommen wären; und dieſes unverzeihliche Zoͤ⸗ Rn des Nikias war, ‚tie feine Feinde ihm vorwar⸗ £ umd alle Geſchichtſchreiber bezeugen“), die Haupo koche, warum ber zweyte Feldzug fo ungluͤcklich ande | hr und bie ganze Unternefmung in ben Hafen von Eye —— D.

Während daß bie Arhenienfer von ihren. Winte⸗ Mistcheren aus fich in Sicilien ſowohl als in Stalten und N feica um neue Pundesgnsofen bewarben 77), Kr

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5 " Denn dies fihiene doch mehr ihre Abſicht au ſeyn, ab ihre vertriebene Bunbesgenoffen wieder in Ihre WBohe f nungen zuräd zu führen. 9 Thue. VI. 64,71. | | 30 Thuc, VII. 42. Plut. 111. 370. —8* Niklas bleibt gleich ſchuldig, man mag annehmen, duß er mit der Macht, die er bey fich hatte, Sprafus ana greifen Fonnte, oder man mag annehmen, baß fie dr . eine folche Unternehmung zu (mad war. Im e Zall braucht die träge Unentſchloſſenheit biefes Mannes weiter feines Beweiſes; im andern Galle aber. wäre eb _ feine Pflicht geweſen, nad Athen zurüd zu geben, wie er Anfangs felbft die Abficht hatte. +4) VI. 88. Thuc. Sie baten fi) fogar von ben Tyrrhe⸗ nern und Carthaginienfern Hülfe auf, 30 Sicilien⸗ Wan

2.

‚alles anfhafften, was zur Belagerung von PER: thig war, wandten bie Syrakuſaner mit einem lebhaftern Eifer, der durch Zutrauen zu fich feibft, i . burd) fröhliche Hoffnungen unterhaften u und beft de, alles an, was in ihrer Macht mar, um nicht ihnen drohenden Gefahren abzutreiben , fonbern: den Seind zum Abzuge aus Sicilien zu: zwingen. vermehrten ihre Kriegsvoͤlker und Veſtungswerke ſezten eine Anhöhe vor der Stadt, ohne welche die tere gar nicht eingefchloffen werben ee un. endlich eine Geſandſchafft nach Korinch und am ſich Hülfe von dieſen Städten aussubitten Geſuch der Syrakuſaner wurde vom Alkibiades fon tig unterſtuͤzt, (und dies war der erſte große Chi den Alkibiades feinem DBaterlande während feiner enbei zufügte) **), daß die tafevämonier den der Athenienfer in Sieilien mehrere Schiffe. unb“

an fieben Hundert fehwer bewaffneter Krieger teil ten T), und ihnen den Gylippus zum —— ben, ber den Nikias an Erfahrenheit und tift, fonders am Thärigfeit und Muth eben fo fehr übern als er in Anfehung der Rechtfchaffenheit und Unäigen üigfeit > von ihm übertroffen wurde FF).

Gleich mit dem anbrechenden Frühling trated Athenienfer ihren Zug gegen Syrakus an, und erfie hinter einander fo viele Bortheile, daß der Murh Syrakuſaner, der ihnen durch das Zögern ber Sei

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traten ihnen viele von den Ungriechiſchen Bench - Im Innern bes Landes bey, von weichen fie zum X ebenewittel, zum Theil auch Geld erhielten. ib,

”) 1b

**) Thuc. 89. VI. & Plut, II, 44 47 p. in Alcib. pD VI 104. VII, Ä

+) Plut. II. 383

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Gefchichte des Peloponneſiſchen Strieged. 265 Berflößt worden war, faft gänzlich niebergefchlagen Die Achenienfer eroberten die Unhohe vor der tobt, welche die Syrafufaner befeſtigt Hatten, zogen t erſtaunlicher Gefchwindigfeit eine Mauer um vie Bot, wodurch fie die lestere einfchließen wollten, den mehrmalen fowohl die feindliche Reuterey das Fußvolk *), zerflörten die Feſtungswerke, wels die Syrakuſaner errichtet hatten, und fperrten end» die Stadt fomwohl von der fand » ald GSeefeite ein*”). häufigen und unerwarteten Anfälle würden bie rafufaner gewiß bewogen haben, den Achenienfern anzubleten, wenn ihnen nicht Gylipp mit einer Wfehnlichen Macht zu Hülfe gefommen wäre. Durch leſe Erfiheinung des Spartanijchen Befehlshabers, ven Bifias wider alle Regeln ver imperatorifchen Klugheit zu Ge vernachläffige hatte 7), wurde die ganze Geftale w Sachen, und das DBerhältniß der kriegenden Mächte uf einmal verändert. Gylipp verlor zwar die erfte Schlacht wider die Uchenienfer, allein er gewarın bald arauf einen wichtigen Sieg , wodurd) die Syrafufas er in Stand gefezt wurden, ihre Gegenmauer gegen le Athenienfer ungeflört zu vollenden Ff). Er reifte lbſt in Sicilien umher, um den Sprafufanern neu: Berftärfungen und Bundesgenoffen zu verfchaffen, und z gelang ihm auch noch vor dem Ende des Feldzuges urch feine unabläflige Thätigfeit, daß die Achenienfer. nehr Belagerte ald Belagerer wurden, und fich mehr ertheidigungs/ als angeiffeneie verhalten muften , r 5 da

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*, In einem biefer Siege verloren fie aber den Lamachus. VI 101.

**) c, 103. ib. \

D VL 104 VII 3, Thuc, Plut, II. 38T.

+ vi 5. 6.

566 Sicbentes Buch. Erſtes Capitel.

daß fie nicht einmal ihre Werfe wider die Stadt fi fegen Fonnten *).

Nunmehro fühlte Nifias felbft von neuem wid daß es ihm unmöglich feyn würde, mit der Macht, er ben fich hatte, etwas gegen Syrafus auszurich Er meldete daher den Athenienfern mit einer edlen‘ müthigfeit den wahren Zuftand der Sachen **). ſchrieb ihnen, daß die Truppen zwar ‚mit außerorde cher Tapferfeit gefochten und ſelbſt den Gylipp eim überwunden hätten; daß fie aber nachher durch bie berlegenheit der feindlichen Neuteren und leichten pen gezwungen worden, fich hinter ihre Werke zu zu ziehen: daß ferner viele Schiffe, die wegen bes ftändigen Dienftes niemals aufs fand haͤtten gep werden fonnen, unbrauchbar geworden, und ein grı Theil der Seeleute durch Kranfheit und feindliche Us fälle umgefommen fey , daß endlich eine Menge Sclaven und Dienftleuten zum Feinde übergegangen, ' nicht weniger von den freunden Kriegern, die ſich in rer Hoffnung leichte und große Beute zu machen be gen gefunten, fich entweder fchon verloren hätten, ı noch räglich verlören. Er befchloß fein Schreiben der Bitte, daß man ihm feiner Kränflichfeit wege nen Nachfolger ſchicken möge, und mit dein Rath, man bie ganze Flotte entmoeder nach Haufe fommen fen, oder auc) mit einer andern eben fo mächtigen ! ftärfen müffe. So unerwarter diefe Nachrichten Uchenienfern waren; fo befchloffen fre doc dem Mi eine neue Seemacht zu Hülfe zu fihiefen, und tru die Ausruͤſtung derfelben dem Eurymedon und v

VII. 7. 8. “*t) VII, 11. & fq. Thuc.

-Gefeihte des Peloponneſſſhen Srieges, 167 mes auf, bie zu Befehlshabern berfelben - ernannt uden ). | on

&: Im. dritten Jahre des Krieges mit den Syrafus. kn und im neunzehnten des Peloponnefifchen Kriege - bien die Spartaner auf ben Rath des Alfibiades nicht Win Attifa ein, fondern fie befeftigten auch auf Atti⸗ In Doden einen Drt, Dekelia, um die Macht dee ienfer zu heilen, und ihnen das wieder zu vergel⸗ was fie.im vorhergehenden Jahre ben ihrem Ans . > ins Lakoniſche Gebiet verübt harten *®). Ungeach⸗ aber die Uthenienfer durch bie Befeſtigung von De and die beftändigen Ausfälle und Streifereyen der finde: alle Hoffnung von Erndte, alle Heerden und püich, und faſt zwanzig tanfend ber: Funftreichften ven. verloren, ungeachtet fie felbft auf eine gewiſſe ei ihre Stabt eingefperrt,- und ſelbſt die Zufuhr von Bänicceln ihnen ſehr erſchwert wars ſo gaben ſie den⸗ itzre Ausruͤſtung nach Sicilien nicht auf, und ganz &henland erftaunte über die Standhaftigfeit und keibeit, womit die Uchenienfer einen entfernten Krieg . da fie einen andern, ber fich unter ihnen - niedergelaffen hatte, nicht einmal aus ihren

h ben Demofthenes und Eurnmebon mit einer Flotte: _ a. 8ren und fiebenzig Segeln aus, die eben fo viele” ' aumnfchafft, als womit die erftere beſezt geweſen war, uͤberdem alle Kriegebebärfniffe, die dem ganzen beste nothwendig feyn Fonnten, nad) &icilien über. achte FF). Bevor aber biefe Felherren vor Syrakus | an⸗

—W nem un ————— *

\ % VII 17. 18. “s) VI. 91. 105. VII. 19. | 4) VII 42. Unrichtig gibt Diodor bie Zahl der Eifffe; er 2 ' , aus

en zu trelben vermochten 7). Sie ſchickten wire _”.

/ 268 -Siebented Buch: Erſtes Capitel,:

anlangten, Hatten die Syrafufaner eine‘ anfehai Flotte ausgerüfter, und hatten, ungeachtet fie das e Seetreffen gegen bie Athenienfer verloren *), dem bie Seftungstwerfe auf. Plemmyrium, bie mit gro Schäzen und Vorrath von allerley Art angefällt ward erobert, und in einer zweyten Schlacht einen vollfe menen Sieg über bie Achenienfer erhalten **). De diefe Niederlage verlor das gefchwächte Athenienſi Heer allen Much, und geriet zugleich in Die mißid tage, indem ihnen die Zufuhr von tebensmitteln zur faſt ganz abgefehnitten wurde, und alle Proviantſch fich entweder durdjfchleichen ober durchfchlagen mu Die Ankunft des Demofthenes und Eurpmebon richt zwar auf eine furze Zeit die Gemüther der Athenici wieber auf; allein diefer Troſt war nur von Furzer Dacil Denn anftatt der Netter feiner übermundenen Br zu werben, wurde er felbft nur eine Zugabe zu * | Unglück, und mit ihnen ins allgemeine Berderben heul gezogen. Weil Demofthenes wufte, daß das des Nikias dem Feinde vorzüglich Murh und Kräfte: geben hatte; fo dachte er diefen Fehler zu vermelbe und faßte den Entfchluß, gleich in den erften Tagen ner Ankunft, da die Syrafufaner noch am wenig vorbereitet, und in der größten Beſtuͤrzung feyn wie den, einen Fühnen Angriff auf Epipole zu thun. Darf Glück fchien ihn im Anfange diefer Unternehmung zu We‘ günftigen; er wurde aber doch, da er den Sieg ſcheu in Händen zu haben glaubte, mit großem Verluſie durch ve '

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aus welcher bie zweyte Slotte befand, auf 310 at. ad Ol. 91. 4.

# 21.22 c. Thue. ») 40. 41 e.

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PIE des —E Siege 25

Kopferfeie. der Bbotier zuruͤck getrieben ). Nach ‚mißfungenen Verſuche rieth Demoſthenes, die Ue⸗ el des Heers einzuſchiffen und nach Athen zuruͤck

welchem Auftrage ſich aber Nikias aus alten‘. widerſezte), nicht bloß deßwegen, wie Plus. und Diodor ihm Schuld geben, weil er lieber h das Schwerdt des Feindes fallen, als von dem Pirachten Poͤbel in Athen hingerichtet werben Ke***), fonbern weil er bey einem Öffentlichen Abzuge rliche Ueberfaͤlle befürchtete, und gegründete Hoffs en zu haben glaubte, daß er durch ein längeres Feilen Die Syrakuſaner aufs aͤußerſte bringen, und een für ihn und fein Vaterland rühmiichen Frieden hyen wuͤrde. Er wuſte nämlich, daß die Feinde 5 die Anlegung fo vieler. Feftungswerfe, durch hie haltung fo vieler fremden Bölfer, und burch bie kung und Ausruͤſtung einer fo großen Flotte in uns: Ayiche Schulden geftürzt. worden, 'und daß es ihnen‘ Bblich feyn würde, dieſe Ausgaben noch lange zu bes pr ). Er harte überdem viele Anhänger in Syra⸗ ‚die —* die Stadt in die Haͤnde ſpielen wohs "und ihn immer dringender baten, ja nicht von _ he zu ziehen. Es zeigte fich aber bald, daß Niklas in feinen Erwartungen betrogen hatte; benn die Sy⸗ faner erhielten boppelte Verftärfungen, fowohl aus Peloponnes ald aus Sicilien, und wurben daburch Mn, daß fie ſich entſchloſſen, die Athenienſer in ih⸗ Feſtungswerken anzugreifen 77). Nunmehr fein eo ee

7Thue. VII, 43. Nach dem Diodor 550 p. SU, verlo⸗ ren die Athenienſer uͤber 23500 Mann. 2

N Thuc, VIl, 47.

#) XIII. Diod. p. 550, IN, Plut, 9

ı VII. 48.

p VIL 50, Thut.

+

A

270 Giebente Bug. Erfed

dem Nikias ſelbſt nicht mehr rathfam, vor Sp verweilen, und ed wurden Daher in der größten. | Befehle ertheilt, daß das ganze Heer Sich zur AÄbfahr tig halten möchte, Unglüclicher Weiſe aber fiel 4 um bie Zeit, als man auslaufen wollte, eine. Mondfinfterniß ein, durch welches Phänomen alle. nienfer, und ſelbſt die Befehlshaber der *

in Schrecken geſezt wurben, daß ſie den digſt erſuchten, noch die dreymal neun a welche die Zeichendeuter die Abreife auögefegf zuwarten. Nikias bewilligte dieſe Bitte um ter, weil er von einem aͤhnlichen Wahn und Befürchtungen beherrſcht wurde, und bie d glauben veranlaßte Zögern wurde Die nächfte: m telbare Lirfache des Untergangs der kurz darauf wurden fie von den. Sprafufanern gi. | fer und zu Sande angegriffen, und fo übel zuge] daß die Feinde fogar anfingen, die Mündung. fens zu fperren, um ihnen die Ausfahrt machen *). Dusch; diefe Entſchließung der Eng ner, bie fogleich ins Werk gefest wurde, ſtand e Athenienfern nicht mehr frey, ob fie. fehlagen 1 gder nicht. Sie muften nunmehr angreifen, nid zu fiegen, fondern um ihr teben und ihre Freyh Betten, Nikias ftellte feinen Kriegern alle gründe, wodurch auch die Beigften zum muthigen hätten ermuntert werden koͤnnen, und alle fuͤrcht (gen einer Niederlage, wenn fie jezo dergleichen. ollten, mit der rührendften und eindringenften 2 famfeit vor; allein die wichtigften Gründe und bie f Ueberzeugung von einem unvermeiblichen, aber etiv:

| U, m

25) VIL 56, 59.

Gehlichte des Peloponnefifchen Krieges. 271 ‚Alntergange bey bem Verluſte der Schlacht waren” zu fehwach , der Furcht vor gegenwärtiger Gefahr m fchon lange niedergeiworfenen Seelen der Aches ke?) das Gleichgewicht zu halten. Die Jestern ven ſowohl zu Waſſer als auf bem Sande überwuns „und büßten fo viele von ihren leuten ein, daß fie Beftärzung nicht einmal daran dachten, ihre Todten #: zu fordern. Auch Fonnten ihre Feldherren fie auf Weiſe bewegen, noch einmal-einen Berfuch zu mas . ſich zur Ser zu wetten, da fie doch noch fechzi die Syrakuſaner nur fünfzig Schiffe hatten **), k.foßte alfo den einmuͤthigen Entfchluß, die noch. er Schiffe zu verlaffen, und gu Lande fortzuziehen; sutkchluß, der unſtreitig auch geglückt waͤre, wein ‚SHermofrates, eins von den Häuptern in Syra⸗ :beflen Klugheit und Betriebſamkeit die Einmohner Stadt nach dem Gylipp ben. jezt erworbenen Ruhm bein blühenden Zuſtand ihrer Sachen am meiſten zis fen hatten, vie Achenienfer durch eine Kriegsliſt £.aehalten Härte 7). Er ſowohl ald die Vornehm⸗ er Stadt verzwenfelten daran, ihre Truppen Das. B:bringen, daß fie nach. dem entkcheidenden Siege, le erfochten, und nad) den Drangfalen, vie fie aus⸗ nden hatten, fogleich wieder in der Nacht, unb bazu.an einem Feſte des Herkules, wo fie fich ihres es recht zu erfreuen gedachten, dem Feinde nach⸗ ı follten. Er ſchickte alfo einige feiner Freunde un⸗ N 0 te

VIL 61571 c. | W U

) Thuc. VII. 72. Diodor thut alſo dem Nikias abermals Unrecht, wenn er ſagt, daß er ſich dem Rath des De⸗ moſthenes mit den Schiffen zu. entfliehen entgegenge⸗ fezt, und den Weg zu Laude vorgezogen habe, XUL p- 555. | on 2

VL. 73. . . 35 42*

ter einer Bedeckung von Reutern an das Lager d nienfer, und ließ ihnen kund thun, daß fie ja bie nicht aufbrechen, fonbern ihren Abzug his auf genden Tag auffchieben möchten, weil die Syr alle Paͤſſe beſezt Härten *). Nikias und alle übei pter des Heers wurden durch diefe falfche Mac rückt, weil ſie glaubten, daß fie von ihren Ste ber Stadt herkaͤme. Ohne alfo die Wahrheit | weiter zu unterſuchen, blieben fie nicht nur d Macht, fondern auch durch einen unverzeihliche die benden folgenden Tage ruhig im lager lege brachen erfi am beitten Tage auf, nachdem bie Fufaner alle Wege verhauen, alle Brücken abge bie engen Päffe und Anhoͤhen beſezt und befeſtig an allen Orten, die geſchickt dazu waren, Hin gelegt hatten. Die Athenienſer muſten daher rem Marſche faſt jeden Schritt, den ſie thate dem Schwerdte erkaͤmpfen, und wurden ſeloͤſt a wenn ſie vor ſich keinen Feind oder keine Schwier fanden, von der ſie umſtreifenden Syrakuſaniſche terey unaufhoͤrſich beunruhigt. Ungeachtet Nifia eine langwierige Kraͤnklichkeit entkraͤftet, und vom eben ſo viel als die uͤbrigen Athenienſer, nach der lichſten Ruͤckkehr aber mehr als irgend ein andere Volke zu fuͤrchten hatte; ſo erfuͤllte er doch mit woͤhnlicher Heiterkeit und Ruhe alle Pflichten ein ten Bürgers und eines weiſen und ſtandhaften Zeh Er munterte die Muthloſen auf, troͤſtete Die Du feinden, lehrte ober beftrafte die Nachläffigen führte fie, wenn es nöthig war, mit der größten ſchrockenheit gegen den Feind an, und es ſchien wenn die bringenbfte Gefahr neue Kräfte in ihm

J ı t 9

Vu. ⁊a. & 5,

@uhlihite ed Peloponneſiſchen Krieges 273. .

und Ihe über ſich ſelbſt erhoben haͤtte *). Unter Ri Anführung legten die Ychenienfer am erften Tage

DS

q Weg von vierzig Stadien zurück **). Am zwey⸗

Rage aber -famen fie fejon an einen vermauerten

weg, ‚und an. eine befeſtigte Anhöhe, die ſie zum

enmal eben fo fruchtios, als am folgenden Morgen

ten. Die Qersfüßrer wurden Daher eins, einen m Weg nach Kamarina und Gela zu nehmen, und

1 Weg in der. größten Stille in der dritten Mache , um vor bem Feinde einen Borfprung zu ges

—— eingehohlt, und theils durch die im⸗ koͤhnere Reuterey der Feinde, am meiſten aber durch Igel von Ruhe und Lebensmitteln fo. mitgenommen, erſt Demoſthenes, und nachher Rikias fich mie

Bplipp, und wider das Wort, welches man wenig⸗ Bbem Demofihenes gegeben Hatte, und ftedte vie:

jer löcher, wo fie von Hunger und Durſt, von und, Kälte,. am meiften aber von dem unleiblichen

n muſten, ‚was die menfchliche Natur nur von. nd ertragen Fann 77). Auf diefe Art wurde bie he Heeromacht, welche irgend ein Griechiſcher Staat

aus⸗

vii. 74 ſq. & Plut, AT, P. 46I, 7 U 79: Thuc, .

, ce, 89 , oo. .

VII. 81. 885.

Zweyter Band. Zu

$ *

Krlegern ergeben muſten 7). Die Syrakuſaner eten ihren uͤberwundenen Feinden mit barbarlfcher . fobteten die beyden Feldherren wider den Wilien

Gefangenen in fürchterliche unterirdiſche Gru⸗

‚der faulenden feichname ihrer Brüder alles

*),' Die Athenienſer murben aber bald vom

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we 0 g-* “fl ne) . .4

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2

ausgeſandt hatte, gänzlich zu Grunde Pets:

von den ee ae die den Zug.

Mikias angetreten hatten, kamen faum fo zuruͤck, daß fie ihren Michürgern i

unter allen: Ungluͤcksfaͤllen, der jemals ein © SBolE betroffen harte, glaublich machen konnten

Sicilien 85* begegnete ihnen das, was * Menſchen in ähnlichen Faͤllen zu begegnen

vornetner Achenien Mes nit ihren &0 ce Oi le

für wieflich galten konnten *).

Thuc, VII. 75. VII. I. & Cicer. in Verrenir Hie te practore, praedonum naviculae | funt, quo Athenienfium claffis fola ent viae multi

9

Athenienſium nobilitatis, —— ium factum exiftimatur. vun, * Thuc, Wenn ai —— wie Athenans bait⸗

tet, bie Athenienfer erſten Geruͤchte ihre in Sieilien * 3 blieben; fo war bier fes nicht die Wirkung eines fräflihen Leichtfiung,

dern der Stimmung ihrer Gemürher, melde fie unflr big machte, etwas, mas fie fih nie ald möglich vorger ſtellt hatten, und u jezt Be nicht, ‚vorftellen Bons fen, als wahr anzunehmen. Menfgen . \

)

Geſchichte des Peloponnefifchen. Krieges. 275

aber an dem Untergange und dem Berlufte ihrer Heer ve nicht länger zwenfeln fonnten; fo fielen fie in eine Beftiirzung, die ber Größe ihres Ungluͤcks und ihrer eit⸗ en Soffnungen entfprechend war, Sie fürchteten näms ih, daß die fiegreichen Feinde jeden Tag mit einer furchts aren Flotte erfcheinen, und in den Piräus eindringen nöchten”). Diefe Befürchtung war nichts weniger als mgegründee, und man muß fic) eben fo fehr darüber pundern, daß Splipp und die Syrakuſaner feinen Ders isch auf den Hafen von Athen machten, als daß bie Kchenienfer feloft nicht in eine. muthlofe Verzweyfelung erfanfen. Dieſe hatten zu der verunglücten Unterneh⸗ bung alle ihre Kräfte aufgeboten. Ihre Flotten waren erftört oder von den Feinden erobert, ihre fchönften hänglinge, ihre gefchicteften Seeleute und erfahrenſten Ioherren erfchlagen und ihre Schäze verſchwendet, und

u Der Stadt fanden ſich feine Sciffe, die fie von jeuem hätten ausrüften, Fein Holz oder Geld, aus per mit welchem fie dergleichen hätten erbauen, und ine Seeleute und Krieger mehr, mit denen fie fie häts ern bemannen fünnen. Sie waren in Gefahr, alle ihre Bundesgenofien, und mit diefen ben größten Theil ihrer Binfünfte, welche die Hauptſtuͤze ihrer Macht waren, inzubüßen, ba hingegen bie fafebämonier an den Sy⸗ rakuſanern mächtige Punbesgenoffen gewonnen hatten, 2 und

ein ober mehrmalen bie Erfahrung gemacht haben, daß

fie große Unglädsfälle, am bie fie vorher nie gebacht

batten, ober auf bie fie vorher nicht vorbereitet waren,

anfangs nicht allein wicht glauben Ponuten, fonbern daß e auch felbft, nachdem fie fich von ihrer Wirklichkeit berzeugt hatten, fie gleichfans unmillfürlich von nenem

au bezwepflen anfingen.

vun. Lk. Thuc,

006: Siebert Buch. Eiſtes Capital “und noch täglich neue erhlelten ·) ""Dehn kaum Hatte -Ba8 Gerücht von dem Unfall der Arhenienfer in Sie lie

SGbiechenland und Afien erreicht, als der größte Thal der Inſeln, und faft alle Staͤdte in Jonien und am Helleſpont zu den Spartanern übertraten, weil fie glaul ten, daß die legte Stunde des floljen und minmehro ge Demüthigten Athens gefommen jey **). * Selbft folk Stadte und Bblfer, die bieher gar Feine Parthen ergrif

u geweſen wäre, eine einzige verwallere S jernichten. Sie ſchloſſen mic feinem ober 6 haber im Vorderaſien, dem Tiffaphernes, ein Blind worinn fie nicht nur die großen Thaten und den "ihrer Vorfahren, die bey Marathon und Mlatäa - Jen waren, befchimpften, ſondern auch alles, wo dem Griechifchen Namen f&uldig wären,’ une die ligſten Eide, wodurch ſie fich mit ihren Brüdern g bie Perfer verſchworen hatten, vergaßen, und fich jelh zu Sklaven ihres gemeinfchafftlichen: Seindes, : ober dor von den faunen eigenfinniger und übermüchiger Barbar een abhängig machten. Bermöge diefes Bündniffel übergaben ſie dem Könige „ver Perfer alle die Stäbe und

9% VUL. 1. 2. Thue. J ®®) Thue. VIIL 1,20. in Ol. 92. 15 H ibid. tH:VHL 18. Dies Bundnig wurde Inder Folge enlgemal erneuert, mund mit verſchiedenen neuen Bedingungen vermehrt. ib. c. 43. 58. r T\.

Gecſchichte des Peloponnefifchen Krieges. 277

unb Sänder, die ehemals feinen Vorfahren gehorcht, . wer In den Testen Zeiten den Achenienfern Tribut bezahft hatten, und verfprachen alle feine Feinde auch für die rfrigen zu halten, wenn er ihnen in dem Kriege wider : Be Athenienfer benftehen würde, Wenn die keztern bey dieſer allgemeinen Verſchwoͤrung von ganz Griechenland, "and dem mächtigften Neiche Ajiens wider fie nicht vers „gagten; fo gaben fie ein nicht minder bewundernswuͤrdi⸗ ges Denfpiet von Standhaftigkeit, als ihre Vorfahren, ' da fie ihre Baterland verließen, um die Erhaltung deſſel⸗ Ben nicht mit dem Berlufte ihrer Freyheit zu erfaufen, und fie bewieſen, daß eben der Geift, den Themiftofles ben Athenienfern eingehaucht, und Perikles in ihnen zu - erhalten gefucht hatte, noch nicht gänzlich in ihnen er⸗ Borben war. Ohne ein Wort vom Frieder zu erwaͤh⸗ nen, rüfteten fie eine Slotte aus, ald wenn fie noch gar feine ausgerüfter und verloren gehabt hätten, und greife fen nun erft die tauſend Talente at, die fie benm An⸗ fange bes Krieges als ein Heiligtum. bey Seite gelegt en, um fich deffelben nur im äußerften Nothfalle zu imen *). Sie waren daher im Unfange des Fruͤh⸗ lings im Stande, die untreuen abgefallenen Bundesge⸗ Hoffen eben fo nachdrücklich zu züchtigen, als fich gegen bie fuschtbaren Nüftungen dee Spartaner zu vertheidts gen. Sie gewannen beträchtliche Vortheile über bie Chier und. Milefier **) , wurden aber dagegen baf nach tinander in zweyen Geetroffen überwunden }), nach welchen fte ohne Rettung verloren zu fenn fchienen, wenn nicht eben der Mann, der fein Baterland in. alle bisher ausgeftandene Ungluͤcksfaͤlle hineingezogen, der die bitter S 3 ften

*) VIII 4. 15. Thuc. ®*) VIII. 19. 24. 26. Thuc, t) VII 19. 24. 26.

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2738 Siebentes Buch. Exfied Capitel.

ften Feinde von neuem wider Daffelbige gereizt, ber di fen die feindfeeligften Natbfchläge gegeben, und feh } ganz Aften zum Abfalle von Athen bervogen hatte, wenn kr diefer nicht feiner finfenden Vaterſtadt zu Huͤlfe gefom Pe

men wäre.

Alfibiades Hatte fich durch das große Anfehen, wa er fich zu Sparta erworben, einen fo gefährlichen Ne der vornehmften Pürger, und durch die Ä der Semalinn des Agis eine fo unverföhnliche Fein biefes Königs äugezogen, daß ein heimlicyer Befehl fi feiner Hinrichtung ausgewirft wurde ). Sobald Al biades diefes erfuhr, entfloh er zum Tiffappernes und fuchte Dad Gemuͤth diefes Satrapen unpermerft get‘ gen die Spartaner zu ftimmen, ohne ſich einen | tigen Schein von Machbegierde gegen Diejenigen, die meuchelmoͤrderiſcher Weiſe hatten umbringen wollen, uf N

von Partheylichfeit gegen fein Baterland zu geben, wit T "welchem er fich durch irgend eine große That wieder au⸗ gufbhnen gedachte. Er ftellte alfo dem Tiſſaphernes vl # gleißenden Eifers für fein und feines Königs Beſte vet, daß es wider allen Bortheil der Perfer fey,. den Pen I ponnefiern mit einem folchen Nachdruck zu Helfen, DS die Athenienſer dadurch gänzlich zu Grunde gerichtet würden. Denn wenn die Sieger alsdann nad erlanp ter Herrfchafft zu fande und zu Waſſer ihre Gefinnum gen änderten, mit weflen Hülfe er alsdann folche mächtige Feinde bezwingen wolle? Ihm ſchiene es tw ber am vorfichtigften gehandelt, wenn Tiffaphernes die Phoͤniciſche Flotte, die er mit ber ‘Peloponnefifchen ze | ver’

h \ h

*) Thuc, VIII. 45547 e. Plut. II. 49. in Ale. **) Diodor nennt an beffen Statt immer den Pharnabazu⸗ ©. 570. All,

Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 279

ereinigen bie Abſicht habe, entweder gar nicht kom⸗ nen, oder doch in Unwirkſamkeit laſſe, und wenn er en Peloponneſiſchen Seeleuten anſtatt der verſprochenen Drachme für den Dann nur die Hälfte reiche, womit uch die Athenienfifchen Seeleute zufrieden wären. :iffaphernes nahm die meiften dieſer Nathichläge an; nd als nun Alfibiades merfte, wie tiefe Eindrücke er uf Den Perfifchen Befehlshaber gemacht hatte, trat er gleich ‚mit feinen Freunden im Athenienſiſchen Heere uf Samos in Unterhandlung, um feine Zuräcdberufung 1 bewirken. (Er erbor fi), wenn man ihn in feine Zaterftadt wieder aufnehmen, und zu feiner großern Sicherheit das Bolfsregiment, wodurch er ungerechter Beife vertrieben worden, in eine Dligarchie vermanbeln yolle, ven Ziffaphernes zu einem Freunde und Bundes emoffen der Athenienfer zu machen, und ihre Flotten us feinen Schäzen unterhalten zu laffen *). So fauer 8 den Athenienfifchen Kriegern auch) anfam, die Demor ratie und mit, ihr bie ebelften Borrechte, Die fie bisher fetten, aufzugeben, und jo fehr ſich auch Phrynichus, iner von den Befehlshabern, aus Feindfchafft und Eis ferſucht gegen den Altibiades dawider fezte, fo wurbe doch, Die verlangte Staatöveränberung in Samos anges fangen, und burch Abgedrönere des Heers auch in der Stadt mit einer Geſchwindigkeit und Kuͤhnheit zu Stande gebracht, die dem Volke weder Befinnen, noch Zeit MWiderftande uͤbrig ließ *). Die vornehmften

der Dligarchie in Athen waren Piſander, bie Sauptperfon unter denen, welche das Heer nach ber Stadt geſchickt Hatte, Antiphon und. Theramenes, beybe S 4 Maͤn⸗

®) VIII. 47. 48. & ſq. Thue. es) VUL 53. 63. def. 65,67.

290 - ‚Giehentes Buch. Erfieeminiiih

Männer, denen Feiner von ihren übrigen Zeitzenoſ Beredſamkeit und Talenten gleich kam, und ei , ber aus eben ber Urſache, aus weiche Aunfangs die Dligarchie zu Hintertreiben deſucht *

jezo mit dem größten Eifer befoͤrderte )). Diefe M ner fezten durch die Heimlichfeit, womit fie Ihre Mg nehmung betrieben, und durch hie Gewalttpärigfeit, “mit fie alle, von roelchen fie Wiberfezung befuͤrcheh aus dem Wege räumten, das ganze Volk in ein k ftummes und muthloſes Schrecken, daß fie es ohnef Sn Kampf dahin brachten, die höchfte Gewalt dem V ben nach einer Zahl von fuͤnf tauſend Buͤrgern, ve Waterlande mit ihrem feibe und Vermoͤgen biersen MR ten, zu übergeben , und aus diefen mit Abfchaffung $ alten Senats einen neuen mu von vier due 9

* Er that beydes, um bie Ruͤckkehr des aeibiaten n Zu bern, von welcher er mufle, daß fie nnter einct garchiſchen Negierungsform niemals zu Stande men würde. Thuc. VII, 66, Ungeachtet Arien den Theramenes für einen der beſten Bürger \u he erPlärte, ap. Plut. III. 337.. und Diodor ihn ver vortheilhafteften Seite. fhildert, I. 640. 641.l Weffel. ungeachtet er fi ferner: den dreyßig Kykı 2 nen mit dem rühmlichfien Muthe wiberfezte, nud der Standhaftigfeit eines Helden flarb; p. 103. 10 Hift. Gr. Xenaph, vid. Thieme & Cie. I. 40, Tu quaeft. fo muß man ihn do, den Zeugniffen gie - zeitiger und glaubmwärbiger Schriftfteller zufolge, } EEE einen heftigen und unbeflänbigen Mann erffären, “feine Größe felbft auf dem Untergange feiner Water zu erbauen fuchte, und nur für das Wohl feiner M buͤrger firite, wenn er dadurch ſeine eigene Vortheile befördern glaubte Man ſehe Thuc. VIII, 68. & und leſe Lyf. p. 210, 215. 216. ſq. Ed. Marklag welche Seele ich iu ber dolse neq nun were

Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 281

edern erwaͤhlen zu laſſen, welcher die oͤffentlichen Ge⸗ ‚äffte handhaben, und die Fuͤnftauſende, wenn es noͤ⸗ ig wäre, zuſammen rufen follten *) Um eben die Zeit aber, als das Volk in Athen ſei⸗ 2 Hoheit entfezt wurde, ging in Samos bey dem eere eine ganz entgegengeſezte Deränderung vor. Die yden Feldherren Leon und Diomedon **), und außer eſen Thrafpbulus und Thraſyllus, wovon der eine rierarch, und det andere jego nur noch ein gemeiner rieger war, verbanden fich mit dem großen Haufen Samos, der von den Vornehmen niedergedrüct w gemißhandelt worden war, und ermunterten zus ch das ganze Heer durch die Bergrößerung ter Uns rechtigfeiten und Gewaltthätigkeiten, die fie von Oli⸗ tchiſchen Tyrannen zu erwarten hätten, zur Wieder eeifung und ftandhafteften Vertheidigung der ihnen n ihren Vaͤtern übergebenen unfchäzbaren Freyheit. f diefe Borftellungen +) fihafften die Athenienſer auf Inſel Samos die Negierungsform, zu melcher fie kurz vorher bequemt hatten, ab, führten unter ſich » in Eamos die Demofratie wieder ein, festen die bherren und Trierarchen ab, die ihnen verdächtig was ;, wählten an deren Statt: neue und unter biefen den raſybulus und Thraſyllus, und riefen ſogar den Als ades zurück, den fie gleichfalls zum Feldherrn ernanns . As fie endlich hörten, daß man die Abgefandten, fie nach Athen gefchickt hatten, um ihren Micbürs n die Wiederherftellung der Demokratie befannt zu chen, angehalten, und daß die Vierhunderte alle yenienfer nach ihrem Wohlgefallen Hinrichteten, oder Ä S5 | mit

ı VIII, 68570. Thuc. Ol. 92.2. Diodor, p. 579, XIII. % Thuc. c, 72. & fq, ) VUI, 70,831 e. Thun

“.

090 Siebentes Buch, Exfied,

cr TR 3.

Carl:

inie Schlägen befhimpften, bag fie ihre Weiber Töchter ſchaͤndeten, und mit dem Gedanken umgk die Verwandten der Andersgefinnten in Gamel Geißeln einzuziehen, und fie badurd) zum © beingen, fo entbrannten Die freyen und ihrer ſich bewuften Seeleute und Krieger in fi daß fie fich ‚öffentlich, wider. ihre Vaterſtadt emphi fi) förmlich aller Gemeinſchafft und alles

gegen biefelbe lasſagten, und unverzüglich bie befteigen wollten, um bie Urheber ver Tyranney Feinde der Freyheit mit Geuer und Schwerdt zu u gen *). Während diefer aufrührifchen Wuth leiften Fibiades feinem Vaterlande einen Dienſt, ber ed 4 alle das Ungluͤck, mas er ihm zugegogenhatte, vers machen Fonnte, und verrichtere eine That, Griechiſchen Gefchichtfchreiber die fchönfte feines % nennen, und ohne weiche, wenn ſie auch richt al edlen Bewegungsgründen herfloß, woraus: fie Pin ableitet, die Achenienfer Doch unvermeidlich verloren

wefen wären "). Er wiberfezte fich den ——

®) Thuc. VII. 74. 82 e. Ä *®) VIII. 86. Plut. II. 54. in ej. Vitae. Alkiblades wu wiß nicht leer von aller Baterlanbsliche, wie Handlung, der ich unten erwähnen werde, zeigen allein wenn man auch vorausfezt, daß biefe im gegenwärtigen alle gar nicht gewirkt, umb & nur allein nach den Regeln der Klugheit und Ken gehuugen bes Eigennuzes gehanbelt Gabe, fe A lkibiades doch nicht anders handeln, als er that. muſte fi ben ungeſtuͤmen Zumuthungen bed Keen der Fahrt noch dem Pirdus wiberſezen, weil er di daß Athen, von bdeffen Erhaltung auch feine Wohl abhing, dadurd ins Verderben gekürzt werben w und weil er nicht wuſte, wie mächtig die herrſchend⸗ they in Athen, und wie das Wolf ſelbſt gegen ij funs war, das ihu bis jezo noch nicht zucädge

Seſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 283

ers und brachte es von feinem unbeſonnenen Unter⸗ men durch die Vorſtellungen zuruͤck: daß fie alle ch ihre Entfernung aus Afien fich in einen verderb⸗ en Dürgerfrieg verwickeln und überdem Sonien , ben Befpont und die Inſeln den Feinden übergeben wuͤr⸗ Durch diefe Gründe befänftigte er die aufgebrach» Krieger fo ſehr, daß fie die Abgeoroneten der Vier⸗ Dert, welcje fie vorher umzubringen gedrohet hatten, offen anhörten und mit der Antwort entließen: daß m gegen die Regierung der Fünftaufende gar nichts zuwenden babe , daß aber die ungefegzmäßige Herr⸗ afft der Vierhunderte abgefchafft werden muͤſſe *).

Als die Häupter der Dligarchie merften, daß fie Heer in Samos nicht zur Annahme ver neuen Res rungsform wuͤrden bewegen koͤnnen; fo entfchloffen fich ihre Herrfchafft, ohne welche fie jezo weber für Leben noch für ihr Dermögen Sicherheit mehr hate I, auf eirie jede Urt zu behaupten, und wenn fie auch mungen feyn follten, ihre Vaterſtadt einem auswaͤr⸗ en Feinde zu unterwerfen *"). Sie ſchickten daher gefandten nad) Sparta, um mit den lakedaͤmoniern en Srieden zu ſchließen und fie zu ihren Freunden zu chen; auch erbauten fie am Piräus eine Seftung, wo⸗ sch fie Meifter vom Eingange des Hafens wurden und jUfsvolker einlaſſen konnten, wenn fie wollten. The⸗ nenes und Ariſtokrates waren die erſten, die es fuͤhl⸗ ', daß ihre gewaltſame Herrſchafft nicht lange mehr kehen koͤnne, und die es alſo fuͤr ſicherer hielten, ſich der Stille zu der immer ſich vergroͤßernden Demo⸗

tiſchen Parthey zu ſchlagen, als mit der en

®) VIII. 86. Thuc, ") c. 90. 9L

284 Siebentes Buch. Erſtes Capitel ſchen unterzugehen *). Theramenes fing damit an, Abfichten der Bierhundere verdächtig zu machen, in er öffentlic) erflärte, daß die Spartanifche Flotte m fcheinlich niemals (was fe Furz vorher gerhan hatte) ren Standort bey Epidaurus würde genommen hal went fie nicht Anfchläge auf den Piräus haͤtte; um dieſe kuͤhne Aeußerungen bald noch Fühnere Reden anlaßten; fo Fam es endlich zu Thaͤtlichkeiten, in ſelbſt die Hopliten, die auf Befehl des reglerenden I anden Werfen Im Piräus arbeiteten, umd unter ' chen ſich auch) Ariftofrates, der Freund des There nes ald Taxiarch befand, fich des Alerifles, eines I herrn von der Dligarehifchen Parthen, bemächtigten, ihn in Verhaft zogen. Eben diefe Hopliten -viffen | nachher im Beyſeyn des Theramenes , der fie feines: tigen anfcheinenden Zorns ungeadjtet mehr aufmumk als abhielt, die von ihnen felbft aufgeführten Werke Piräus nieder, und festen die Vierhundert dadurd eine ſolche Furcht, daß fie fich den folgenden Tag ihnen in Unterhandlungen einliegen , in welchen fie fprachen, die hechfte Gewalt den Fünftaufenden zu geben, damit aus ihrem Mittel ein Senat von \ hundert Männern nach ihrem Gutduͤnken erwäßle v ve. Dieſe Abſchaffung der Vierhunderte wurde di den vollkommenen Sieg, den der Spartaniſche Feld fiber die Athenienſiſche Flotte bey Eretria erhielt, der mit dem Verluſte von ganz; Euboea begleitet m nur noch mehr befchleunige **), Denn nunmehro dr |

©) c. 92. 93.

v*) VIII, 95. 06. Die Achenienfer geriethen Äber den‘ luſt von Euboea in ein größeres Schrecken, als bey Nachricht von ihrer Niederlage in Sicilien. Sie ſten nun nicht nur alle die Vortheile entbehren, di

Sefchichte des Peloponnefifchen Krieges. 285

bon allen Seiten daranf, daß die Bierhundert ihre ichafft niederlegen und die Berwaltung des Staats Fünftaufenden oder allen den Buͤrgern übertragen n, die eine vollftändige Ruͤſtung zu liefern im Stans pn wuͤrden *). Außer dieſer Staatsveränderung, urch die Regierungsform wiederum auf die urſpruͤng⸗ Soloniſche zuruͤck gebracht, und ein gluͤckliches tel zwiſchen uneingeſchraͤnkter Demokratie, und druͤ⸗ er Oligarchie wurde, machten die Athenienſer, die yals woeifer als im Unglück waren, noch viele vor» liche Einrichtungen , wodurch vorzüglich die Stadt tet, und wieder gehoben wurde. ie beftellten notheten, und verordneten unter andern, daß Feine jfeitliche Perfon ins Fünftige Beſoldung, erhalten “Auch riefen fie den Alkibiades aus feiner Ders ung zuruͤck, und fandten an bie Heerführer in Sa⸗ ‚die dringendſten Defehle ab, daß fie fich der allge, meinen

and Euboea gezogen hatten, und bie größer was sen, als fie aus ganz Attifa genoffen fon dern hatten wirklich auch gar Peine Schiffe, Feine Sees leute und Gelder mehr, und muften alfo um deflo mehr befürdten, daß die Feinde auf den Pirdus losgehen würden, weil das Heer in Samos von ihnen abgefals Ien, und die Stadt felbft in Kactionen gerheilt und voll Aufruhr war. Thukppdides felbfi urtheilte, daß es den - Spartanern leicht geweſen wäre, ben Athenienfifhen Hafen wegzunehmen oder zu fperren, um dadurch das Heer in Samos zu zwingen, feiner Vaterſtadt zu Hülfe zu eilen, und alle Afiatifhe Beſizungen aufzugeben, Allein dies war, ſezt diefer Öefchichtfchreiber hinzu, nicht das erflemal, daß die Spartaner die Vortheile ih⸗ zer Siege nicht zu ungen wuſten, und durch ihre Lange . famteit das wieder verloren, was fie durch ihre Tapfer⸗ keit gewonnen hatten. Thuc, l. e. |

VI, c. 97. Thue.

36 Siebentes Buch. Erfied Capikk::i.- * Sache mit patriotiſchem Eifer annehmen ſ tn” | Mitten unter den Spaltungen unb Unruhen Athen erhielt Thraſybulus, einer der vornehmſten ftörer der Dligarchie in Samos, einen vollem Sieg über die Peloponnefifche Flotte im Hellefpont

und Alkibiades hinderte es durch feine Unterhandiu mit dem Tiffaphernes, den er durch fein Anfehen bey Athenienfern eben fo gefchickt zu ſchrecken, als @% Arhenienfer durch fein Gericht bey dem Perſiſchen trapen in Ebhrerbiefung zu erhalten wuſte, daß bie Fi nicifche Flotte ſich nicht mit der Peloponnefifchen ı nigte , durch welche Bereinigung die Arhenienffee weder zu einer ſchimpflichen Flucht würde gem oder auch gänzlich gerftört worben feyn}). Au * fe den folgenden Jahren fchlug er bie Peloponnefier den Pharnabazus, einen andern Perfifchen Befehlskuie, in mehrern entfcheidenden Treffen, befonders bey Dei dus und Kyzikus, und eroberte Byzanz, und faft al Staͤdte am Hellefpont, fo wie Thrafybulus mehrere andere Sufeln wieder gewann 77). Durch Di

*) Merkwuͤrdig iſt es, daß een anderer Säriftkelt, w | Ger dem Thukpdides, der eben angeführten ... Staatöverbefferungen erwähnt, die leider alle nur cat kurze Zeit dauerten; denn gleich nach der Mädtchr ii Alfibiades wurde bie Demokratie wieder fo zägeled, als fie jemals geweſen war, und Befolbungen sit Lohn von Magiftratsperfonen und Richtern wures eben ſo erneuert, als fie fonft flatt gefunden hatten,

®®) VIII. Thuc. 106 c, Diod, XIII. p. 57I.

; ) Ken er Hi. Gr. 1. Diod. XII.“

enop i 5. I. e. 1.4. Dio p. 576-3 Plut. Up, 58-60. Dies gefüap I * 36%

heſchichte des Peloponnefifchen Krieges. 387 je wurben bie Krieger des Alfibiabes fo ſtolz, daß ch eine Zeitlang mit den Soldaten der übrigen Feld⸗ m, befonbers des Thraſyllus, nicht vermifchen,, mit n fich nicht gemeinfchafftlich in den Waffen üben, nicht in deinfelbigen Lager beyſammen mohnen wolle %, Die Spartaner hingegen wurden fo fehr gebes higet, daß fie den Athenienfern unter den annehms ten Bedingungen Frieden anboten **). Das Acher ſiſche Volk war aber durch das Gluͤck der Waffen feis Seloherren, das allemal einen gefährlichen Rückfall einen Findifchen Leichtſinn hervorbrachte, noch mehr durch die windichten fchmeichelhaften Pralereyen er Demagogen, die nach gerade fo unbedeutend war H, daß-die Sefchichte nur von den wenigiten die Ä amen

) Xenoph. Hift. Gr. I. c. 2. p. 17. Plut. p. 62. 63. 11.

) Diod. p. 583. Der Brief, den die Lakedaͤmonier nach ibrer dricnerlage bey Kyzitus nad Sparta ſchickten, iſt . ein fo merfwärbdiges Charafterfläd, und zugleich fo kurz, daß ich nicht umhin kann, Ihn herzuſezen. Er lautete folgendergeflalt: Egoes Ta nur. Mwda- eos d’amsoouru. Tevavrı wvdees. ELTOEEO-

es, gen dewv. Xen. 1.1. p. 7. & Plut. p. 60. Ein Nachfolger des Kleon wurde Hpperbolus, ein eben fo kuͤhner Schwäzer, aber noch verächtlicherer Mann, als Kleon, und deffen Anfehen beym Volt, wie Plu⸗ tarch fagt, ber ganzen Stadt die größte Schande brach⸗ te. vid. Ariftoph, in Pace v. 680 & 920. & Plut. in Nic. III. 360. 61. Nikias un» Alkibiades brachten es dahin, daß er eroftrafifirt wurde. Hieruͤber lachten bie Athenienſer anfangs; allein nachher bereuten fie es, daß fie einen Nichtswuͤrdigen mit einer Strafe belegt Hätten , die bisher ein fiherer Beweis anßerorbentlicher Verdienſte und Talente in denjenigen, beu fie getroffen ste, gewefen war. Durch diefen unwuͤrdigen Ge⸗ auch wurde ihnen die Strafe fo verhaßt, daß fie nach dem Hpperbolus Seinen mehr exoſtratiſirteu. Plut. I, «

)

288 > Siebented, Buch. Erfreveaien

Namen aufgezeichnet hat, fo ſehr aufgeblafen:ı daß fie alle Anträge verwarfen und den Frieden Hinderniß der Ausbreitung ihrer Herrfchaffe und sungen zu fürchten anfingen ). - —- Nach allen ven großen und rußmvollen 9 die Alkibiades verrichtet Hatte, fehnte er ſich mu eben fo fehr, fein ihm theures Vaterland wieder den, und ſich felbft feinen Mitbürgern zu zeige die Athenienſer darnach verlangte den auferorde Mann wieder zu fehen, ber feine Vaterſtaͤdt m gerertet, fonbern auch Über alle ihre Feinde er Der ir nicht nur die Herrſchafft zur See wieder nen, fondern aud) die Sipartaner auf offenem ſchlagen, und ihnen die Herrfchafft zu Lande fire macht hatte **). Nachdem Alkibiades alle Sa Samos und Aſien in Ordnung gebracht, und ruͤckbleibenden bie nöthigen Verhaltungsbefegle | hatte, fo fehiffte er mit ſeiney fiegreichen Flotte, den Kriegszeichen von mehr als zweyhundert er ober verſenkten feindlichen Schiffen ausgeſchmuek dem auf ihn harrenden Athen zu. Ben der erſten richt von feiner Ankunft ergoß ſich die ganze S ben Piräus, und Allibiades wurde mit einem Gepränge und fo lauten Aufrichtigen Freubensbe; gen empfangen als wenn ver Gott des Krieges o Schuzooͤttinn des Volks fich den Mauern der St nähere hätte! Er allein war der einzige Gege ver allgemeinen Aufmerkſamkeit, und der fud Blicke ſelbſt derjenigen, die ihn ſchon Fannten, u

dieuitetkiltunenne

") Diod, 1. © um J Bios ur u a8 Xenop . I. ĩ . Gr. io N +, 93.1 Blat.p. 61. 2 ſa. Echt

Oefehichte des Peloponneſiſchen Krieged. 299

un eben fo gierig auflauerten, als wenn fie ihn noch e vorher gefehen, ober er fich in ein höheres Weſen wewanbelt hätte. Von allen Seiten drängten fich zornehme und Geringe, Männer und Weiber, Alte wd Zunge zu, um den Netter und Vater des Vater⸗ Bades zu umatmen, ober zu begrüßen, oder fein mit en umfränztes Haupt mit Blumen ber fiebe und Kati zu betreuen; und Diejenigen, benen bies Bet nicht zu Theil wurde, flarrten ihn entweder mit enmer Bewunderung an, oder zeigten ihn auch ihren ‘und Freunden mit lautem Freudengefchrey,, als m Wohlthaͤter, dem fie leben, Frenheit und Wohl nd zu verdanfen hätten. Mit den Thränen der Freu⸗ welche die Athenienſer über feine glückliche Anfunfe fien, vermifchten ſich Thränen der Wehmuth, der und des Unmillens gegen fich felbft, .melche ihnen Andenfen an das Unrecht auspreßte, das fie dieſem zugefügt hatten, und das Ihnen jezt viel größer unverbienter vorfam, ald es ihnen jemals erfchienen Der frevelbafte, muthwillige, üppige und treu Alkibiades , der aller Geſeze gefpotcet hatte, und Urſache der Fortfegung des unglürklichften Krieges ger war , verſchwand ganz aus ihrer Phantafie, und der ſchoͤne, berente, fapfere Sieger ver Spattaner ib Perfer ftand ganz allein vor FA verblendeten Au⸗ nda. Sie beweinten aber nicht bloß fein, ſondern ihr eigenes Schickſal, indem fie gat nicht mehr ten, baß eben der Mann, der die fich unübers fich duͤnkenden Feinde mit den arnfellgen Truͤm⸗ der vernichteten Vaterſtadt zu Boden gefchlägert ; mit der ganzen ungeſchwaͤchten Macht der leztern Sicilien und Carthago würde erobert haben, wenn man ah mit Gewalt aus ber taufbahn feines Gluͤcks und

Tugend heraus geriffen Härte. Dieſem lebhaften defuͤhl der Reue über Die zugefuͤgten Beleidigungen ent⸗ Zuweyter Band. Zn 77

gs gpin Zuve veruigeus. yusıcıı), 72 —— ——— V nehmen, und den Mam, mit welchem * BA ı.% fi ausgeſohnet Hätte, auch wieder mic ben a . ausſohnen follten, fie erbeten ihn auch micy Eronen, und ernannten ihn zu einem Beipheren zu Wafler und zu Lande, voll ber pie 09 Hoffnung, daß er alles eaheingen u. was 8* N wolle, und dop er bie ine Alte Woaͤnſche erweitern werbe *). otte von mehr ald hundert a: aus, rt mit mwqh dehern Wanhen und mwchfroilnct

XR *

dbel zu it in Harp , * te mans .: Alleinherrfcher erhoben zu ſehen. 2 ihn fogar, ben | een Plunder von Grfejen aut 9

| then Bwer |

5* e es, de r

95 A des Poͤbels iur Unterjochung a A

J Mitbuͤrger mißbrauchen moͤchte. Sie fümmten

A eben fo eifrig als feine Freunde in den Vorſchlag

I | FR als unumfcränkten Felbherrn gegen die Feint | aatv aus zuſchicken. klut. U, P. 73. 74

Geſchichte des Peloponnefifchen Krieges agı

Nungen, als womit man ihn ben feiner Abfahrt nach Bicilien begleitet harte. : Mfibiabes *) erfuhr aber bald die Unbeftändigfeie Gluͤcks und Die noch größere Unbeſtaͤndigkeit des thenienfifchen Poͤbels, der ihn vor Furzem angebetet faft vergörtert hatte. ‘Denn als er die Inſel Andros che gleich beym erften Angriff eroberte, und Antiochus, ken er während einer nothwendigen Abweſenheit zum Des Fhlshaber der Flotte beitellt hatte , fich wider feinen usdruͤcklichen Befehl mit. der Peloponnefifchen Seemacht ließ und von ihr gefchlagen wurde; fo fuchte mar ven jeund viefer Unfälle nicht in unvorbergefehenen: over wermeidlichen Umſtaͤnden, fondern man legte fie ohne Abzug ihm ganz allein zur Saft, weil man in der deynung war, daß ihm, wenn er nur chun wolle, was Pörme, gar nichts unmöglich fen. Man gab daher I Feinden des Affibiades, und den von ihnen gedun⸗ jnen Schreyern Gehör, bie feine Liederlichkeit, Naubs boterde, ober gar heimliche Berbindungen mit den Seins 3 als die Urſachen des fchlechten Fortgangs feiner Waf⸗ iR angaben *”). Das. Bolf entfezte ihn unverzüglich Äner Würde, amd beftellte an feiner Start zehn andere fe , die das Commando ber Flotte übernehmen . Alfibiades hielt es abermals nicht für ficher, feiner Rechtfertigung nach Athen zu geben; er zog alſo in feine Burg nach Thrarien zurück, die er pe 2 | ol⸗

. .

. e Xenoph. I. c. 5. Diod, XIII. 596. 97. ad Öl, 93. 1. | Plut. p. 75.

WSN. cc. lnter biefen war auch Thraſybulus, vormals fein

eifrigſter Freund, und der vornehmfte Urheber feiner Surhdberufung. Ich finde in feinem Schriftfieller

Winke über die Veranlaſſung feiner Feinbfafft gegen _

Den Altibiades.

8

laſſungen eben fo arm, und an dem prächtigen

rpm ge ren sun © .

nur um feiner felbft willen, fonbern- quch de ‚Yufnerffamfeic des tiebhabers der Griechiicgen te verbient, weil die Borfehung ihn zum Zeh

Achenienfifchen Macht und Herrichafft befklmmt Infander ftammte .aus koͤniglichem Gebluͤte ab, a war und blieb unter unzaͤhligen verfuͤhreriſchen

juͤngern Kyrus und in den uͤppigen Staͤdten eben ſo nuͤchtern und maͤßig, als Ariſtides

Er vereinigte mit der Verſchmiztheit, der dem Ehrgeize, und durchdringenden miſtokles die Biegſamkeit und das einfchmieichel fen des Alkibiades; nur unterſchied er ſich zu Vortheile vom leztern darinn, daß er bey aller Spartaniſchen Einfalt die Gunſt ver. D * Großen eben fo leicht zu gewinnen, ‚und. noch Id

r

‚erhalten wuſte, als lfiblabes die Herzen ber 9

und des Pöbels feffelte **).. So wie er ofine De

Bas Wohl des Baterlandes feinem Ehrgeize au te 3); fo fie und chat er alles um feine Frrumd⸗ ben, ober feine Feinde zu ſtuͤrzen, und er war baf

eben fo ſtandhafter Freund, als er ein

Plut. in ej. Vita Toni, M. p. 4 °, ib. p.7.14. J % ib. p. 11. & Xenoph, L. I. c, 6, Hiſt. Gr,

Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 203

8). Muzen oder Nuͤzlichkeit ſchien ihm der einzige aßſtab der Gerechtigkeit und Wahrheit zu ſeyn. ſde, glaubte er, würden nur deswegen geſchaͤzt, weil nuͤzlich waͤren, und man koͤnne ſie alſo ohne Scheu digen, wenn fie anfingen, ſchaͤdlich zu werden **), hielt Feine Maaßregel oder Handlung für niedertraͤch⸗ oder unmwürdig, wodurch er zu feinem Zwecke gelans fonnte 7); doch brauchte er Tieber Lift als Gewalt, denen, die ihm fagten, daß er ald ein Nachkoͤmm⸗ des Haͤrtules ſeine Feinde nicht durch Raͤnke bekrie⸗ muͤſſe, antwortete er: daß man da, wo man mit köwenhaut nicht durchfommen koͤnne, ſich des Fuchs⸗ es bedienen müffe FF). Er verlachte und zertrat eze, Berträge, und bie heiligften Eide, wenn fie entgegenſtanden, und hatte den Grundſaz, daß ı Kinder mie Würfeln und anderm Spielwerfe, und ner hingegen mit Eiden hintergehen müffe. Dies ißerorventliche Mann, ber feine andere teidenfchafft Ehrgeiz, und feinen andern herrfchenden Gedan⸗ datte, als ſich durch die Demuͤthigung der Achenls unfterblich zu machen, gab der zerruͤtteten Sache Spartaner noch vor der Anfunft des Alkibiades in t eine ganz andere Geſtalt, als fie vorher gehabt Er hatte den jüngern Kyrus, der von feinem’ er zum Befehlshaber über Vorderaſien ernannt wor⸗ war, durch feinen Umgang und durch feine Schmels yen, die um deſto füßer waren, weil fie aus dem de eines edlen und durch die Einfalt feiner Sitten ichtig ſcheinenden Spartaners kamen, ſo fuͤr ſich

3 ein⸗

p. 10. 40. ) ib, p- 14. ib. & Cic, de of. I. 30,

y ib,

24. Ciebenteh Ruh, Ertet Goal

ame, a ge be de Erde

te, brauchen follte, mit jugendlicher

sind ihm anftact ver Geſchenke ‚bie er ihm dacht hatte, die Erhöhung des Soldes der Truph Seeleute yon drey Dbolen auf vier bawilligte welche Exhöhung Iyfander auf einmal bie

Flotte enblößte, und ihr alle Seeleute entzog, f ne geborne Athenienſer waren, und allein um bei willen ‚dienten *). infander übergab. ferner in Staͤdten, die bon den Arhenienfern abgefallen u den fofedämoniern verbunden waren, ‚entweder di fie Gewalt, ober doch die Berwaltung der öffen Geſchaͤffte einer Eleinen Anzahl ausgefuchter Mi

enfifche Ziort 66 nd ein tühnen Ans u und

ßnch ben allen undesgenoffen fo beliebt, di feinen ale en am Ende des Zahrs, wo er nach ta zuruͤck berufen wurde, in allen Städten bewe

Bey Feiner andern Angelegenheic iigte [7 der Fleiner und nieberträchtiger, als bey der Ve der Flotte und oberflen Befehlshaberſtelle an di likratides FF), feinen ae einen Dann, on Mäßigkeit, Enthaltfamfeit und Much top

gleich fam, und an + Serlengröße un!

Xenoph. 1, 5. Plut, Ill, Arien * ut, 1. 7. p. 4) Plut,

#9) ——

N

Bedefhoffangeit, einer ia Eipasta. fetenen Por noch mehr Äbesteaff, . als er von an in übertroffen wurde ).

Antunft in Sparta nichts unverſucht laſſen wolle,

Mitbürger mic den Athenienſern auszuſ ohnen

fein Grieche fernerhin gezwungen werde , um bie

u dectca haun. Zugleich ermunterte J 4

Flut. & Xenoph, Il. ce. j

Yib. Us Ber feinem Sedfeiger —— Def. "Rates entwarf her, am ven Lafander feine Pralerep fühlen zu machen, baß er do a

, weißen aber De Befhkite Enfander 19

a

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06 Che Bud, Ei ea

ee die Bundesgerioffen der gemeinfchafftlichen Sache ollen Kräften zu Hülfe zu fommen, um den Perſen zeigen, dag main auch ohne ihren Benftand fich f Feinde erwaͤhren fonne. So unangenehm diefer An ben Meiften war ſo fchoffen fie doch theils aus Tut und teils aus Mitleiden mit der Verlegenheit des gen Mannes beträchtliche Summen ber, und ſezten dadurch in Stand, feine Flotte fo fehr zu vermch daß er den Feinden Die Spize bieten konnte. J die Athenienſiſchen Feldherren Konon und ‘Dion ohne jedoch irgend einen Athenienſer als Knecht zu kaufen, ober ſolche Grauſamkeiten auszuuͤben, af Athenienſer ausgeuͤbt hatten, und die Bundesgen aus Rache an ihnen auszuuͤben geneigt waren *). erfte und größte diefer Niederlagen, in welcher fie Eis Schiffe verloren, vernichtete zwar Die Seemach Athenienſer nicht ganz, zwang fie aber doch zur | faft ganz unglaublichen Anſtrengung der wenigen K ‚bie ihnen noch uͤbrig geblieben warn. Sie rk nämlich in dreyßig Tagen hundert und zehn Schiffe zu deren Befezung aber kaum alle Bürger, alle F linge, die fich unter ihnen niedergelaffen harten, ſelbſt alle Schaven, bie zu Kriegsbienften tüchtig n hinreichten“); und außer Diefen ſammleten fiefnod sig andere Schiffe von: den Bundesgenoffen, die | falls alles, was auch Waffen tragen fonnte, zu mannung berfelben preflen muften. Mic dieſer

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en am

%) Xenoph. 1. c. p. 41,44. Er fagte, daß er ben Ichren wolle, ins Fünftige nicht mehr Ehebru dem Meere zu treiben, daß aber auch unter fein feblshaberfchafft, fo viel an ihm fey, Fein Gri

. bie Sclaverey gerathen falle. ®) Xanoph. I.c, p. 45. & Died, Alll, 620. ad QL

Sefchichte bed Peloponneſiſchen Krieges, 307

ug Konon bey Arginufe den Kallikradides, ber ent . er aus einer übertriebenen Zärtlichfeit für. feine Epre, r auch aus einem gewiffen Eigenfinn, dem oft bie ten Männer und Helden unterworfen find, dem slegenen‘ Feinde nicht weichen wollte, in dem blutig» und entfcheidendften Seetreffen, das jemals zroifchen iechifchen Voͤlkern geliefert worden war, und in wel, m der Spartanifche Feldherr feinen Fehltritt mic dem m büßen mufte *). Wahrfcheinlich würden die Aches »fer die ganze Peloponnefifche Flotte zerſtoͤrt Haben, in nicht gegen das Ende der Schlacht ein heftiger urm entflanden wäre, der die Sieger hinderte, den ewundenen Feind mit Machdrucd zu verfolgen, und ar ihre eigene Todten wieber aufzufifchen **).

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) Den Athenienfern wurden fünf und zwanzig Schiffe, fammt aller Mannfcafft, einige wenige ausgenommen, verfen?t, und die Peloponnefier und Ihre Bundesges noffen verloren 69 Schiffe, Xen. 1. e. und nit 77, wie Diodor fagt p. 621. Kallikratides wurde vor der Schlacht gewarnt, fich nicht mit einen überlegenen Seinde einzulaffen, allein er erlärte, daß Sparta auch ohne ihn beftehen, daß es aber für ihn ſchaͤudlich ſeyn würde, wenn er flieben wollte. Xen. p. 47. Cicero and Plutarch tadeln den Kallitratides mit Recht, daß er die Wohlfart feines Vaterlandes feiner Ehre nachfezte, Cic. de off. I. 24. & Plut. in Pelop. initio Vol, II. Ers ſterer etzien aber die Antwort des Kallikratides etwas anders als Kenophen. Bon beyden weicht Diodor ab

‚619 & 20. ber ben Kenophom eben fo felten ale ben Thukpdides zu Rathe gezogen zu haben ſcheint.

"Xen. L c. 7. p. 49:61. So unmöglich es den Felb⸗ herren auch war, ihren Mitbärgern bie legte Pflicht zu erweifen; fo wurden fie doch gleich alle, den Konon ansgenommen, dem man zween neue Gehuͤlfen zugab,, zurkdberufen, und ale Majoſtaͤtsverbrecher, ober gi

298 Eiedented Buch. Erſtes Eoplidh -

So groß der Sieg war, den die A wonnen hatten; fo zog er doch gar Feine wichtige Joh und Revolutionen nach fi), und that den Ueberwu men auch feinen andern Schaden, als den fie in ber vo lornen Schlacht felbft gelitten hatten. Konon und fe Gehülfen eroberten nach dein Siege Feine einzige Ct:

bon Bedeutung, entweder weil fie nicht konnten, ob meil fie ihren Sieg nicht zu nuzen wuften. Auch fiele gar feine Bundesgenoffen von den Spartanern ab;

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Beleibiger der Heiligkeit bes Volks angeklagt. bens bewiefen fie mit den Zeuguiffen ihrer Steneakk und unzähliger anderer Perſonen, daß ſie des Gran halber das, was man von ihnen fordere, nicht hatich leiften koͤnnen; vergebene beriefen fie fi baranf, WE fie den Xheramenes und Thrafpbulus zur Ar Der Leichnahme ihrer Mitbuͤrger befiellt Hätten, daß alfo, wenn auch etwas verſehen werben FE fe, foubern biefe Trierarchen (hulpig wären. Gewel ber regierende Rath als das Wolf wurbe durch die U Plagen bes Xheramenes und Thrafpbulus, am mein aber durch das Kammern und bie Trauerkleider bee Uns verwandten ber Gebliebenen, die von ben beyben ebene genannten Männern zu dieſem falfchen Trauerſpiele war ren gebungen worden, fo ſehr aufgebracht, daß fie He unſchuldbigen Zeldherren zum Tode verurtbeilten,, und ſechs davon auch wirklich Hinrichten ließen. Xenoph. Le. B 62. Auch bey diefer Belegenheit betrug fidh be ath viel unbefonnuener und haſtiger als bad Belt, das ohne has vorbergegangene Urtheil feiner Obern fein unſchuldiges Blut vergoffen hätte. Die Achenienfer ſahen aber bald die Ungerechtigkeit ein, bie fie begaw gen hatten. Gie erflärten bie Antläger und Werfelge der bingerichteten Zeldherren für Betruͤger des Wollt, und legten fie auch wirklich ins Gefaͤngniß, aus wel⸗ chem fie bep einem balb Darauf erfolgenben Auflauf eu perer das Urtheil uͤber fs war geſprochn or

ar

Geſchichte des Peloponneffchen Mringed. 299

r ſchickten die erſtern aus Furcht vor der graufamen- ber. Athenienfer aufs fhleunigfte Geſandten nach mon ab, um die Häupter diefer Stadt auf dag dfte zu bitten, daß man ihnen doch den Infander a Defehlshaber ſchicken möchte, als welcher der eins ſey, der die Anfeln und Afiatifchen Städte vom Uns ge retten Fonne *). Die Ephoren fahen das Ge⸗ ändete diefer Bitte ein; allein an der Erfüllung der⸗ üben wurden fie durch ein Geſez gehindert, nach weis m biefelbige Denen nicht mebrmalen als oberfte Bes Bolshaber einer Seemacht ausgefandt werden follten. za alfo dieſes Geſez nicht zu übertreten, und doc) auch t das höchfte aller Gefeze, die allgemeine Wohlfart a verlesen, ernannten fie einen gewiflen Arafus zum efehlshaber über Die Flotte, gaben aber dem yſander Bnter dem Titel eines Raths alle die Macht, die mit der Poͤrde des erften verbunben war. Sobald Infander ch Alien fam, rief er alle. Schiffe nach Ephefus zu nen , ließ ſogleich viele neue bauen, und erhielt vom neu, der von feinem kranken Vater nach Hofe berus m war, nicht nur alles Gelb, was er verlangte, fons Ian auch feinen ganzen übrigen Schaz, und fogar bie laubniß, während feiner Ubwefenheit ven Tribut als ‚der Städte zu heben, über welche Kyrus gefezt ar **). Durch dieſe mehr als freundfchafftliche Unter⸗ ung 7) feste tnfander feine Slotte in kurzer Belt In eine

% Xenoph. 1. ı.

‘es, Xenoph, ib, Ä

4) Andokydes bezeugt, daß die Spartaner bis auf bie Schlacht bey Aegos Potamos fünf taufend Talente yon deu Derfern erhalten hätten, ohne welchen Beyſtand «6 ihnen auch unmöglich gewefen wäre, ben Krieg sem bie Athenienſer fo lauge auszuhalten. Oret. Ill, p- 281.

Ane folche Verfaſſung, daß er i Dei Tonnte. Ye ſchiffte nach a wre Yampfafus, eine Bundesgenoffinn ber- Athenke belagern, bie er auch mit ſtuͤrmender

von feinen Golbaten auspländern-fteß *); DREI ntenfifeheni Zelbherveit, hie noch init drey neuen ð fen vermehrt worden waren, folgen dem Infandern und anferten mit einer Flotte von’rgo Schiffen dan kus gegen über bey Aegos

) Xen. p. 67. l. e. =) ib, p..ö8. P Plut. Il, p. 168. 5 30 Xen. Il.1. p. 70. Tydens und Menander autwori ihm, daß er ſich um ihre Angelegenheiten nicht m möge, weil nicht er, ſondern fie Sch gen fepen, \ **

N

heſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 304

inanber mit ihrer ausgebreiteten Flotte vor feinem efichte zu prangen, ohne daß et mit ber feinigen, welcher alles zur Schlacht bereit war, ven Hafer lampfafus verlaffen harte. Nur fehickte er den Aches ern, wenn fie fich nach ihren Ankerplaͤzen zuruͤckzo⸗ einige Jagdſchiffe nach, die ihr Betragen beobachs fich aber fonft in Fein Gefecht einlaffen durften. hdem er durch diefe Jagdſchiffe erfuhr, daß die Athe⸗ fee gleich nach ihrer Ruͤckkehr nach Aegos Potamos er größten Unordnung ihre Schiffe zu verlaffen und tand zu gehen pflegten; fo gab er am fünften Tage der erften Aufforderung zum Treffen ven Befehl, alle feine Schiffe fich bereit halten follten, auf das e gegebene Zeichen auf den Feind los zu fegeln. Er artete ruhig das lezte Sepränge der Achenienfer, und Ruͤckfart nach ihrer gewöhnlichen Station ab; al kaum waren fie ihm aus den Augen verſchwunden, er mit feiner ganzen Macht aufbrach, und mit unwi⸗ kehlichem Ungeſtuͤm über ihre Flotte herfiel, die im größten Verwirrung und fat ganz von Menfchen Möge war *). Außer dem Paralifchen Schiff, das erſte Nachricht von dieſer Niederlage nach Athen hte, Fonnte fich nur Konon allein mit acht Schiffen en, mit welchen er zum Evagoras, Beherrfcher von fen, entfloh, weil er feine Vaterſtadt für verloren t. Der ganzen übrigen Flotte bemächtigte ſich Ins der faft ohne Schwerdtſchlag, und fegelte. mit Fi . mphirend in den Hafen von kampfafus ein. Er alle Uchenienfifche GFangene, die fich auf drey tau⸗ beliefen **), und ihre Feldherren, den einzigen Adi⸗ mn man

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\ Died, XII, 628. ad Ol. 93. 4. erzählt die Sache gen andere. Plutarch hingegen Hl, p. 30, in Vit, Lyf, foist dem Xenophon⸗ u |

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m. > Oi | | , erwũ weil fie dir tu aabgnomm, ref Särfen *

gef i An en nenn wilden, Auf ei arbatl auf e a ber Griechen zuwiderlaufende mmeln ‚Mai ver ———— pefche die Achenienſer litten, -fiel auf eimmal da fand, was den Athenlenſern —5 | = verbunden geweſen war, zum Lyſander ab enzige Samos ausgenomimen, in welchem b —8*— die Rache der Spartaner, und d tsehmen, deren Verwandten er umgebracht a tete, das ober doch auch bald Be vom̃ ———

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en) Xen. 1, c, X 73. & Put. p. 26. en u 1, ®. „75: ware: pP: 27.

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auch Die Athenienfer ben die Zeit mit 80 Schiffen "der bag ein, * —* ee 55

Heere, was ſie aus dem ganzen P

us, deſſen —* vom Sales geſchloſſen wurden

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tigen und aller reichen

En. fondern auch Das traurige Chef, wen den Haͤuptern der uͤbrig gebliebenen ſchwebte.

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n & Pa die Abſicht, durch dieſe Anhaufung von * en deſto geſchwinder Mangel und ad LQunenonoth X ine Stadt beruoranbrlagen, |

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EEE 2 , Me Vach —E Einwohnern vieler andern & und Inſeln verübt hatten, - die von ihnen oft aus. f andern Urſache, als weil fie ihre Bundesgenoſſen werben wollten, mit unerhorter Grauſamkeit * wuͤrgt, oder zu Sclaven gemacht worden dies Bewuſtſeyn ihrer Grauſamkeiten war ſie nicht um Frieden baten, von u gevoiß vorausſahen, daß er ihnen abgeſch werben. Sie faßten daher einen Entſchluß, den die aͤußerſte Verzweyfelung nur eingeben. konnte, u Ich fich felbft und ihre Statt, fo lange als il vertheidigen, alle Häfen und sugänge ven der-Ey außer einem einzigen zu alle ihre buͤrgerliche Ehre verloren fuͤr ehel u FHaͤren, und ihre Mauern fo ſo gut zu beſezen, als es ihre Kräfte een —— aber ale daß fie, um eine | zige ten, tebensmiftel ober. wenn un eb: e baran dachten, ſo fehlte ee , womit fie dergleichen hätten einkaufen, oder au ben, von denen fie dergleichen hätten erhalten fi Die Belagerung hatte daher nod) nicht lange gen, als in dee Stadt fehon ein folcher ſtand, daß viele Menfchen vor Hunger farben. biefe Noth gedrungen, ſchickten fie Gefanbten au König Agis, die im Namen des ganzen Volks * daß fie bereit ſeyen, ihre bisherige Hertſchafft zu abzutreten, und ſich als Bundesgenoſſen den nern zu unterwerfen, wenn dieſe von der abſtehen, und ihnen nur ihre Stadt und Mauern zerſtoͤrt laſſen wollten. Agis, ber gar Feine Vollm

hatte, Stieden zu fließen , bieß die ‘Arte

2) Ze hu 6, 8,74 76

Defchichte des Beloponnefifchen Krieges. 905

chaffter fie) an die Ephoren wenden, bie fich eben us an der Graͤnze des Lakoniſchen Gebiets auf hiel⸗ Allein dieſe antworketen auf die Anerbietungen der nienfr weiter nichts, als daß! ije Fünftig einmal erkommen möchten, wenn es ihnen erft ein wirkli⸗ Ernſt wäre, Frieden zu fehließen *). Diefe Ants : fehlug die Gemücher der Achenienfer gänzlich nies indem fie nicht anders glaubten, als daß man fie umbringen oder ju Sclaven machen wolle, und zus y bedachten, daß, wenn man aud) eine andere Ge⸗ Khafft abfchicken wollte, doch während ber Zeit, bie erfordert werde, fehr viele Bürger vor Hunger ums nen würden. Selbſt in dieſer fürchterlichen tage , wo fie nichts als Knechtſchafft oder den ſchmaͤh⸗ en Tod vor fich fahen, wagte ed doch Niemand, ber Niederreißfung der Mauern, als einer Bedin⸗ |, gu reden, wodurch man den Frieden von den La⸗ moniern erhalten -fasınse, und ein einziger Raths⸗ ‚der biefen Vorſchlag fhat, wurde fogleish als ein rächen des Baterlandes in Feſſeln gelege. Dan dee fogar einen Volksſchluß, wodurd) es bey ber eften Strafe verboten wurde, dem DBolfe vie Um⸗ ung der Mauern in einer fänge von zehen Stadien, mf die Spartaner beftanden, anzurathen. Waͤh⸗ dieſes Kampfes der Arhenienfer mit einem Elende, gar feiner Grade mehr fähig, oder von einem ganzs . ı Untergange nur um ganz unmerflihe.Stufen ent : zu feyn fehien, erbor ſich Theramenes zum Lyſan⸗ zu reiſen, und fich bey ihm zu erfundigen, ob die rtaner auf der Miederreigung der Mauern in der ht beſtaͤnden, um alle Achenienfer in die Sclaverey zu

IXEXE

ib, Xen, p- 77.

Zweyter Band. u

N

a ſtaͤrzen, oder um ſie nur zu deſto treueri ea

Lelden ergriff, dazu bevollmaͤchtigt, it dem Sp

noſſen zu machen ). So mißtrauiſch auch viel die Abfichten dieſes unbeſtaͤndigen Mantes warci wurde er doch vom oh das en er entfernte oder geringe ' ung einst |

als eine tinderung feiner gegerwaͤrtigen umertr

ſchen Feibherrn Unterhandlungen aafengen aber fein gethanes Derfprechen zu erfüllen, und di jen ber Feinde durch Klugheit zu gewinnen, ober feine Beredſamkeit zu erweichen, verhaͤrtete blafeil Lehet fie. me noch mehr, und gab ipnen. 2

Be ſein Vaterland ein, die ven Spartanern we MB dahin nice In den Sinn gefom —**

9) So erzaͤhlt Zenoph. I. c. 79 p. Lyſiac ingegen 1 daß Theramenes 8 habe, * * Frieden auszuwirken, bey welchem ſie weber fire

fe überliefern, noch ihre Mauern nieberrifen,

auch Geißeln geben dürften. Adv. Eratofih. J

Edit. Matkl,

“) Lyſ. 1. c. p. 207. Die übrigen Bundesgenoſſen ten, daͤß man mit Athen gar keinen Frieden ober niß machen, fondern daß man die Stapt ze wid ihre Einwohner ald Sclaven verkaufen (elite Lakedaͤmonier hingegen widerſezten fi, und zmm allein, dieſem Vorhaben, indem fie fagten, d Feine Stadt vernichten wollten, Die dem ganzen chenlande in ben größten Gefahren fo außerorde Dienſte geleiſtet haͤtte. Xen. p. 7 - a

Beſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 307

daß Lyſander ihn feſt gehalten hätte, und brachte feine andere Antwort mit, ald daß nicht biefer herr, fondern allein die Ephoren ben Frieden fchlier Fonnten. Weil aber die Hungersnoth in Athen eine e. Höhe erreicht hatte, daß eine jebe Zögerung den gen Üeberbleibſeln ver ausgemergelten Einwohner nahes graufames Ende drobete, ſo ernannten bie giienfer abermals den Theramenes mit noch neun en Gehülfen zu Gefandten an die Ephoren, mit uns ſchraͤnkter Vollmacht den Frieden unter jeder Des ung zu Stande zu bringen. Diefe Sefandten famen mit der Antwort zurück: daß die &pattaner die igerung mie alle andere Feindfeligfeiten aufzuheben, ein ewiges Buͤndniß mir den Achenienfern zu fchlies bereit ſeyen, wenn Diefe den Piräus und die langen uern zerſtoͤren, “alle ihre Schiffe bis auf zwölfe aus» en, die Verwieſenen wieder unter fid) aufnehmen, den tafenämoniern einerlen Freunde und Feinde has „md ihmen zu Waſſer und zu Lande folgen tbollten, zin dieſe fie führen würden. Die Achenienfer, die ts mehr gefürchtet harten, als daß ihre Abgrordne⸗ unberrichteter Sachen zurücfehren möchten, nah⸗ diefe harten Bedingungen, des Widerſpruchs von Ben ungeachtet, mit der größten Begierde an, und ?.die fpottende-übermürhige Art, womit die Feinde Mauern zerftörten, machte nad) aller der Noth, ie auögeflanden, und ben noch größern Uebeln, bie a gedroht harten, einen viel geringern Eindrurk, als Inft würde gemacht haben. Die Spartaner ließen E dem munterften Spiele und dem frölichften Ges P‘atfer Tonkuͤnſtler und Sängerinnen, die fie nur "eiben konnten, die Feftungswerfe der Stadt nie tigen, und diefe Umwerfung der Denfmäler des miſtokles und Konon feierten alle Griechen als ein "r an voelchem fie ihre Brent wieder zu genießen Ä 2 Ä ans

8. ESedentes Bud. —X “N?

anfangen würden *). - So endigte ſich ver Deep ſche Krieg nach unzähligen. Abwechfelungen des ( für. Die-Athentenfer mit dem guͤnzlichen Verluſte —— ihrer Beſizungen, ihrer Flotten, Schaͤze un nfte, und man kannſelbſt

—— denn ihre entvolkerte und ech State; bie. fo lange bie Fuͤhrerinn "und Vefchtg von: fand gemefen war ‚. wurde jezo eine v viefen Stäbten, bie jebem Winfe der e wer ‚folgen muſten u

un 3

la": j D Xen. Le pn a Der Eine zwiſchen er der dem Peloponueſiſche wurde Segen bas Ende ey geſchloffen. Man ae pe

Eins ber: a en a . * * .. Briedtfiger der 2* . Pr verſchiedenen Angaben ber Daner-der Ach 2 fo Herrſchafft. Die gräßten Redner Und Noreiber weichen in der Beftimmuisg ne 59 während welcher einige lebten‘, , welcher die . nadhe waren, unb bie alle, wie es fcheint, &: ſen muͤſſen, weil fie fo wichtig und gar te ve war, nicht nur von der Wahrheit und von einand ... hen foger. von ſich felbft ab. .Lyfiag, 36 fie :(p. 57. Io Epit,) Andofpdes auf 85 för. IL, ykurg auf $0 (p. 145. adv. Lea‘) "Diings' u . Barnaß auf 68 (Akt. Rom. I. init): anb Diet . 65 Sabre au (ad Ol..75 & 92. 1.). Iſotrate⸗s an einer Stelle mit dem Lyſias CI. p..174-) .a andern aber mit dem Diodor zufammen, CIE; Noch unbefländiger iſt Demofthenes, der die fer bald 43 (p. 71: Ed, Wolf.) ale 65 r 111.) bald Eh 3 Ishre (Rhilipp, IK) die Weberifl See fen I Man kann kaum begreifen, « bieſe —E hepben Berne: we 29%

*

2— rer

Geſchichte des Peloponnefifchet Krieges. 3909

Die Treulofigfeit des Theramenes und feiner Ges en war aber nicht bloß die Urfache, daß die Aches ıfer fich auf viel härtere Bedingungen, als die Feinde # vorgefchrieben hätten, ergeben und fich felbft wehr⸗ machen muften, fondern fie war auch die geheime ebfeder einer gaͤnzlichen Umkehrung der Staatsver⸗ mg, die faſt eben fo viel oder noch mehr edles Athe⸗ fifches Blut Eoftete, als im Peloponneſiſchen Kriege offen worden war. Denn faum war der Friede ges fen, und von Seiten ver Athenienfer ver Anfang ber Erfüllung der ihnen aufgelegten Bedingungen icht worden *); als Theramenes das Volk zufams rief, und mit einem Antrage hervorruͤckte, um wel⸗ Willen er feiise tuͤckiſche Neife zu dem Infander uns nmen, ımb taufende von feinen Mitbürgern harte ungern laſſen *). Et ur naͤmlich den Borfchlag,

| 3 daß

Herrſchafft der Athenienſer begränzten, fo ungewiß ſeyn, oder ben Abſtand derfelben fo unrichtig und vers ſieden berechnen Ponnten. Die Athenienfer erhielten wi Herrſchafft der See ohne Widerfpruch nach ben übers einfkimmenden Zengniffen aller Gefchichtfchreiber und Ehronologen im 4 Jahr der 75 Ol., unb verloren fie nicht cher ala Durch die Niederlage bey Aegos Potamos, und ben Bald darauf folgenden Trieben, ber im vierten Sabre der 93 DI. gefchloffen wurde. Sie dauerte alſo 73 Jahr: ein Datum, das man von feinem alten

Schriftſteller angegeben findet.

Im Anfang bes erfien Jahre der 94 DI. welches bas Jahr der Anarchie genannt wurde, weil man es unter einer ungefegmäßigen tyrannifchen Regierung zubrachte. Xen, II. 3. p. 8r.

So erzaͤhlt Renophon 1. e. p. 82. ber bie Einführung ber Dligarchie in den Anfang biefeß Jahre, und vor bie Wroberung von Samos fest. Plutarch Ul. p. 3ı. in Lyf. fimmt dem RXenophon bey; Lufias bu⸗83

gleich⸗

mit dem lauteßßen Unmillen. auf:-. Al

4) rich das Gefihern des Pibels

ein Zeitgenog und Xheiluehmer | ngfale, tele im biefens Fahre über Arhei brachen, berichtet, und ruft alle feine Maitbiitg: few zu Beugen an, daß Theramenes nicht chi Aufälag, die Staatöverfaffung zu vernichter baxret babe, als bis Lyſander auf feine Bitte, “n Eroberung von Samos aus Aften zuruͤckgekom ‚adv. Eratoh, 201. 18.) In Zufeuung, | biefer Gtaatsveränberung ſtimmt Diodor bey; allein in Anſehung hrer Urheber weicht, \ vom Lyſias fowohl als Zenophon ab. An Be den Xheramenes als den, Entwerfer und x... Diigardle anzugeben, ſchildert er ihn . nem Patrioten,, ber ſich ihr auf dag derſeit, hub dem das Bolt nachher in einem ſeiner Beherrfcher, erwählt habe, KU Dies Lob anf den Theramenes, es mag aus bei rus ober Theopomp genoinmen (pn, Fan m ohne Verenten für ungegründet-‚erflären, 4 felbft bin doch unentſchieden, ob ich mit Recht | richt des Kgnophon dem Zeuguiffe- des Lyfias gen babe. Man trifft bier fomohl ale in bei Geſchichte Schriftfieller aus bei —* und von gleichem Aufehen fo oft in an, daß man unmöglich entſcheiden ka einer derfelben allein richtig, ader ab etwas wahres und falſches erahpls haben . :,®) Xen, Plut, & Lyf, H. ec.

Gefchichte des Peloponnefifchen Krieges. zus ärte Theramenes den Uchenienfern fren heraus, daß

fach vor ihrem ohnmächtigen Laͤrmen nicht fürchte,

| viele der angefehenften Bürger und felbft Infander er Meynung wären, und gleiche Abfichten mit ihm en”). Kaum hatte Theramenes biefes gejagt, als nber, der gegenwärtig war, aufftand, und zur ins üzung feines Freundes ben Athenienfern Eund that, gar nicht mehr von Negierungsform, fondern vor Wohlfart die Rede feyn würde, wenn fie fich im ıgflen mweigerten, fic) nad) dem Willen des Theras zu bequemen. (Ex fehe fie jet nicht mehr als ıbesgenoffen von Sparta, fondern ale Bundbrüchige weil fie ihre Mauern nicht zur beftimmten Zeit nies eworfen hätten **) Mach diefen Drohungen des ider entfernten fich auch die muthigften Widerſpre⸗ .. Die gutgefinnten Bürger fchwiegen, und der ans che Volksſchluß, durch welchen dreyßig Männer Einrichtung des Staats und zur Berbefferung ber ge ernannt wurben, war allein das Werk des The⸗ enes und feiner Berfchwornen 7). Dies neue Col⸗ m fchob das Gefchäfft, zu welchem es beftelle war, einem Tage zum andern aufs befezte aber ben res nben Rat und alle übrige Würden nad) feinem Bes a, und ergriff alle Syfophanten, bie unter ver Des 'atie von falfchen Anklagen und Verlaͤumdungen ber ehmſten Männer gelebt hatten I). Der regies Rath verurtheilte diefe Feinde aller Bervienfte und tchaffenheic ohne weitläuftige Unterfuchungen zum

U4 Tode,

Lyf. I. e.

ı ib, & Plut. 1, e.

Lyf. I. c. Im Zmophon findet man die Namen der dreyßig Männer. I. 3. Hiſt. Gr.

Xen. |, c.

314 Siebentes Buch. Erſtes Eapitel,

men, ein Befehl, welchen alle Griechiſche Bälle, Argiver und Thebaner ausgenommen, aus Furcht c; den Spartanern gehorchten *),, Auch die Frenklag: die fich in Athen entweder um des Handels Willen dh aus andern Urfachen nievergelaffen hatten, wurben ben blurdärftigen und raubgierigeit Tyrannen nick np ſchont. Vielmehr theilten dieſe die erftern als Schlag opfer, und ihr Dermögen ald gewonnene Beute fid) aus, und verabrebeten fich, ein jeber einen reihe Fremdling zu ermorben, um mit ihren Gütern die tanifche Wache bezahlen zu Fonnen **), Ja bie km wachfende Wurh der dreyßig Männer sing zulet fi weit, daß fie nicht bloß das Volk zu vernichten, m bern auch die Stadt felbft, und die Denkmäler. de Stüzen ihrer ehemaligen Macht zu zerfidren teachtenkt So verkauften fie die prächtigen Gebäude, in weh Schiffe und alle Bedürfniffe, die zur Ausruͤſtung we’ Flotten nothwendig waren, aufbewahrt wurden, MR drey Talente, da fie über taufend gefoftet Hatten F). Lieber alle diefe Stewaltthätigfeiten und Freveltho ten murrte Theramenes laut, aber gewiß nicht w Daterlandsliebe, oder aus Neue Über bad, was er Einführung und Befeftigung der Dligarchie gerhan te, fondern weil er entweder weniger Macht und An ben erhielt, als er gehofft Hatte, oder weil er befürdks te, daß feine und feiner Collegen Herrfchafft bey einm folchen graufamen Betragen nicht beftehen Fönne, Sir tias verflagte ihn daher vor den übrigen Tyrannen m vor dem Mathe dee Vierhundert, als einen Verroͤche ber gemeinfchafftlichen Sache, der aus eingewurm

° Diod. J. c. “4) Xenoph. l. e. p. 89. » Ilocr, I, 345. ö

wichte des Peloponneſiſchen Krieges. Zig

nuth und um feiner perfönlichen Sicherheit wil⸗ n fo wie vormald, den Freund der Demofratie, chuͤzer des Volks und den Haffer aller Gewalt⸗ t fpiele, um feine Amtsbrüver verhaßt zu mar beramenes vertheidigte ſich mit männlicher Ents yeit und aͤchtem republicanifchen Muthe. Gr daß er die ungerechten DBerweifungen, Erwürs und Beraubungen der angefebenften Perfonen nilien der Stadt ſtets gemißbilligt und zuruͤckzu⸗ eſucht Habe, weil es ihm ſchaͤndlich gefchienen , e Spfophanten an Graufamfeit zu übertreffen, 1, welche fie ungluͤcklich gemacht, wenigitens en gelaffen haͤtten, und weil er überzeugt fen, ch folche Maaßregeln, dergleichen Kritias befolgt eine und der übrigen Häupter Gewalt nicht allein Ba fondern wanfend gemacht, die Zahl wer Seinde vervielfältiget, und alle gutgefinnten r Regierung entfernt wuͤrden. Der Rath der iderte nahm die Bertheidigung des Theramenes tbaren Zeichen des Denfalls auf, und dies nös m aufgebrachten Kritias nach einer kurzen Uns ig mit.den übrigen Tyrannen zu erflären, daß er die Pflicht eines Dolfsregierers halte, ſich von gefährlichen Betrügern, vergleichen Theramenes ht hintergehen zu laſſen; und daß er alfo im Nas nee Eollegen und Freunde den Theramenes als fentlichen unverföhnlichen Widerfacher der einges Staatöverfaffung zum Tode verurtheile. As diefes gefagt hatte, ergriff Theramenes einen henden Altar, nicht, wie er fagte, weil er glaus 6 dieſer ihn ſchuͤzen würde , fondern um allen nfern zu zeigen, daß feine Wuͤrger nicht nur alle ichen, fondern aud) alle göttlichen Rechte und verlegten. Theramenes wurde auch wirklich je eilf Männer, welche die Vollzieher der ums menſch⸗

gg TRUE ichtswürbigen und offenbaren E griffen nun aud) das feben und Vermögen Wis

bigften und größten Bürger an ꝰ). et Wed nnoch Immer beforgten, daß die aufgebrachten M fee einen gefährlichen Aufftand erregen möchten nemlich aber weil fie fi) vor dem Theramenes ten, ber fein Mißvergnägen mit ihren Gewaltth ten, und der ungerschten Ausſchließung aller ı Bürger von ver Regierung des Staats öffentlid kennen gab, fo befchloffen fie, theils um ben übs ten Theramenes zu befriedigen, much mehr aber in der. Stadt felbft eine mächtige Parthey zu verf noch drey taufend ber. angefehenften Athenienfer böchften Gewalt Theil nehmen zu laſſen. Un Theramenes gegen biefen Borfchlag einnenbete,

Zahl Dreptaufend unmöglich lauter gute und w bolle Männer enthalten, oder fie gerdbe alle er

\ ®%) Cacfar ap. Saluſt. de bello estil, c. 51, ‚Laced | devi&tis Athenienfibus, triginte riros im

Gefcbichte des Pelopormefifihen Krieges, gg

te *); fo fezten fie doch ihren Entwurf ohne Berzbs ng durch, lafen drey tauſend gleichfam zu ihren Tras en aus, entwaffneten die übrigen, und machten das 5, daß die dreyßig Männer von den drey taufend and ohne Vorwiſſen und Einwilligung des Senats, allen übrigen Eimvopnern in Athen aber hinrichten ten, welchen fie wollten, ohne deßwegen jemanden venfchafft zu geben *"). Mac) diefem Schritte a ihre Grauſamkeit noch unendlich fchnefler, als Macht zu. ie verjagten ober ermorbeten entwe⸗ ms Mache oder aus Furcht, am meiften- aber aus bſucht, die vornehmften Männer von Athen, und ibten den Anverwandten nicht einmal, daß fie die name der getöbteten beerbigen, und ihnen bie feste erweiſen Fonnten 7). Beil ein großer Theil der nienfer FT) aus Furcht vor einem ähnlichen Schick⸗ entfloh; fo wirkten die Tyrannen beym Iyfander eis Befehlaus, wodurch es allen Bölfern und Städten rſagt wurde, Argenienfife Fluͤchtlinge aufzuneh⸗

5 men,

Diefer Einwurf traf nur das Vorgeben, unter welchem die Tyrannen fich eine fo große Rotte zugefellten, nicht aber die wahren Abfichten, welche fie erreichen mollten, bie fie felbft nicht verriethen, und bie Theramenes, der fie gewiß merkte, damals noch nicht aufzudecken wagte.

) Xen. I, e. p. 88 & ıor.

Lyf, p. 193. 198. 247. 255, 3233. Xen. |. e. p. 97.

Ifoct, 1. 345. befond. Aefch. p. 307. adv. Ctef. Die

bepden loztern beſtimmen bie ER ber Erfihlagenen auf 1500. Es iſt daher eine nicht geringe Webertreibung, wenn Kleokritus beym RXenophou p. 113. lib. H, 4. fügt, daß die Tyrannen eben fo viele Unſchuldige um gebracht, als die Peloponnefier in zehn Jahren erfchlas gen hätten. |

) Diodor fags mehr als die Hälfte,

A—

314 Siebentes Buch. Erſtes Capitel.

men, ein Befehl, welchem alle Griechiſche Voͤller, Ks Argiver und Thebaner ausgenommen, aus Furcht we den Spartanern gehorchten *). Auch bie die fich in Athen entweder um des Handel Willen er aus andern Urfachen niedergelaffes hatten, wurben us den blurdürftigen und raubgierigen Tyrannen nicht weg font. Vielmehr theilten diefe die erftern als opfer, und ihr Vermoͤgen ald gewonnene Beute ſich aus, und verabrebeten fich, ein jeder einen reiches Fremdling zu ermorden, um mit ihren Gütern die Spa: tanifche Wache bezahlen zu fonnen **). Ja die km wachfende Wuch ber dreyßig Männer sing zulest ſ weit, daß fie nicht bloß das Volk zu vernichten, dern auch die Stabt felbft, und die Denkmäler ebe Stüzen ihrer ehemaligen Macht zu zerftdren erachtet &o verkauften fie die prächtigen Gebäude, in wei Schiffe und alle Beduͤrfniſſe, die zur Ausräftung ve Flotten nothwendig waren, aufbewahrt wurden, fie drey Talente, da fie über taufend gefoftet hatten 7). Leber alle diefe Gewaltthaͤtigkeiten und Freveltho ten murrte Theramenes laut, aber gewiß nicht «m Daterlandsliebe, oder aus Meue Über dad, was er u Einführung und Befeftigung der Dligarchie gethan te, fondern weil er entweder weniger Macht und An ben erhielt, als er gehofft hatte, oder weil er befürchte te, daß feine und feiner Collegen Herrfchafft bey einen folchen graufamen Betragen nicht beftehen kͤnne. Ki tias verflagte ihm daher vor den Übrigen Tyrannen eb vor dem Nathe ver Dierhundert, als einen Verraͤcher der gemeinjchafftlichen Sache, ver aus eingeimurkne ®

®) Diod. 1. c. *#) Xenoph. I.c, p. 89. _ 7) Ifocr. I, 34). e u

Geſchichte des Peloponnefifchen Krieges. 3ı5

Zankelmuth und um feiner perfönlichen Sicherheit wil⸗ n, eben fo wie vormals, ben Freund der Demokratie, n Beſchuͤzer des Bolfs und den Haffer aller Gemalts aͤtigkeit fpiele, um feine Amtsbrüder verhaßt zu mas en. Theramenes bvertheidigte ſich mit männlicher Ent hloſſenheit und aͤchtem republicanifchen Muthe. Ge fand, daß er die ungerechten Berweifungen, Erwürs ungen, und Beraubungen der angefehenften Perſonen ud Samilien der Stadt ſtets gemißbilligt und zuruͤckzu⸗ alten geſucht habe, weil es ihm fehändlich gefchienen , ibft die Sykophanten an Graufamfeit zu übertreffen, ebenen, welche fie unglädlid) gemacht, wenigitens 8 Leben gelaffen thätten, und weil er überzeugt fey, ißz durch ſolche Maaßregeln, dergleichen Kritias befolge ıbe, feine und ber übrigen Haͤupter Gewalt nicht allein cht —— ſondern wankend gemacht, die Zahl rchtbarer Feinde vervielfaͤltiget, und alle gutgeſinnten m ihrer Regierung entfernt wuͤrden. ‘Der Rath ber zierhunderte nahm die Bertheibigung des Theramenes ie fichtbaren Zeichen des Denfalls auf, und dies nds igte den aufgebrachten Kritias nach einer kurzen Uns rredung mit.den übrigen Tyrannen zu erklären, daß er ; für die Pflicht eines Volksregierers Halte, fich von Ichen gefährlichen Beträgern, dergleichen Theramenes np, nicht hintergehen zu laflen; und daß er alfo im Na⸗ ven feiner Eollegen und Freunde den Theramenes als nen öffentlichen unverföhnlichen Widerfacher der einge⸗ ihrten Staatsverfaffung zum Tode verurtheile. Als teitiad dieſes gefagt hatte, ergriff Theramenes einen abe ſtehenden Altar, nicht, wie er fagte, weil er glaus e, daß biefer ihn ſchuͤzen würde fonbern um allen lthenienſern zu zeigen, daß feine Wuͤrger nicht nur alle venfchlichen, fondern auch alle göttlichen Rechte und zeſeze verlezten. Theramenes wurde auch wirklich ucch die eilf Männer, welche die Vollzieher der uns

meniche

316 Giebentes Buch. Erſtes Tapitel. BE

menfchlichen Befehle der Tyrannen waren, von der ligen Stätte weggeriffen, und unter lauten Klagen das Unrecht, was er leide, ins Gefaͤngniß gefchteie Pr wo er fogleich den Giftbecher trinfen mufte ”) ER Verurtheilung und Hinrichtung bes Tiheramenes lg eine von den Degebenheicen, wodurch in einem fell freyen und jezt unterdrücken Volke die Liebe zur Fee heit auf einmal wieder erweckt zu werben pflege; ofinge der Rath war durch die beivaffneren Trabanten, le venen Kritias umgeben war, in ein folches ſtarres Schw cken geſezt, und das Volk durch die Grauſamkeiten da Tyrannen, und durch ven Mangel kuͤhner Anfuͤhrer f- hetaͤnbt, daß weder der eine, noch das andere das Ge ringfte zur Rettung des Theramenes unternahm. : Die fer fich immer ungleiche Mann ftarb mit einer heben muͤthigen Heiterkeit und Standhaftigkeit, die ihm nik - das Bewuſtſeyn eines tugendhaften tebens, ſondein d fein die Stätfe feiner Seele gab, die aber immer eine Theil ver Schande feiner ehemaligen Thasen tilgte, umb | viele große Männer zu feinen Lobrednern, und felbft Me jenigen, die ihn Fannten, zu feinen Bewunderern, we nigftend in dem entfeheidenden Augenblicke machte, we

oft auch diejenigen, die in ihrem ganzen Leben groß un

ſtark waren, klein und ſchwach erfcheinen **),

En o GESEGSDEERDESREEREED.

®) Xenoph. II. 3. Dieſes Capitel iſt eins von ben (div fien in der ganzen Gefchichte diefes Schälers des Em Frates, und am meiſten verbienen bie Neben bes Ki tias und Theramenes Aufmerkſamkeit.

%*) Xen.l.c. Exesvo, fagt Zenophon, de we TR ardeos ayasov To TE Yavars Meessmnore, unre To Deovsuov, UNTE TO MU Yvimdis aerchr- ev en ns Duxans. Als Satprus, der tolfähnfe und grauſamſte unter den Tyrannen, auf dem Weze

' zum

Gefkhichte des Pelopomeſiſchen Krieges. 317

Machdem die dreyßig Männer den Theramenes aus Wege geraumer hatten, glaubten fie, daß fie je;o ts mehr zu fürchten hätten und ganz nach) ihrer Will⸗ »ſchalten und walten Fonnten *). ie beobachteten r nicht die gemeinften Regeln der Kluͤgheit, und den geringften Schein von Gerechtigkeit mehr, fon» handelten oder wuͤtheten vielmehr, als wenn fie alle ne wirfliche Naferen gefallen wären. Sie zwangen ſt mehr als die Haͤlfte der Achenienfer, nämlich alle nigen, die nicht zur Norte der Dreytauſend gehbrs

ten,

n —— ————— ——————— ieenigen —— ——

zum Gefaͤngniſſe drohend zum Theramenes fagte, daß er die Angft kriegen follte, (ich weiß die Woͤrter: Ors unweerro, © un oiwrnderev MR ano ders zu überfegen) menn er nicht fein ungefiintes Kla⸗ gen und Schreyen einftellte, antwortete dieſer: Wuͤrde das nicht auch geſchehen, wenn ich auch gleich ganz ſtill ſchwiege? Die zweyte Anekdote, die Kensphon erzählt, will ih mit den Worten des Cicerd anführen: Quam me deleftat Theramenes! quam elato anime eft! etfi enim flemus, tum legimus, tamen bon mifera- biliter vir clarus moritur. Qui eum conjedtus ia carcerem triginta tyrannorum jullu venenum ut fi- tiens abduxifflet, reliquum fic e poculo ejecit, ut id refonaret; quo fonitu reddito, arridens, propino, inquit, hoc pulcro Critiae, qui in eum fuerat tacter- simus. Graeci enim in couviviis folent nominare, eui poculum tradituri fint. Luſit vir cgrugius extre mo fpiritu, eum jam praecordiis conceptam mortem eontineret: vereque ei, qui veuenum pracbuerat, mortem eft eam auguratus, quae brevi confecuta cft. Quis hanc maximanı animi aequitatem in ipia morte laudaret, fi mortem malum judicaret? Ich kann aber doch nicht unterlaſſen, anzumerken, daß Renophon, aus welchem Cicero feine Nachricht genominen, dieſe und Ähnliche Sprüche und Sagen von beruͤhmten Maͤu⸗ "nern für fehr zweydeutig erklaͤrt. J. & Pr 104. IL 4 Xenoph, u

ag Siebentes Buch. Erſtes Eapitel. gt

ten ‚. bie eigentliche Stadt zu verlaffen und in ben Pram. zu ziehen, um ſich ſowohl ihrer Güter in der St auf dem Lande bemächtigen zu Fonnen ). A kp:

0) Xen. IL 4. Iſokrates I. 345. In Arcop. fihäzt e derer, bie aus ber Stadt weichen mnflen, anf DR denn fuͤnftauſend. Wenn man zu diefer Zahl vie wii tanfend, welche die Tyrannen zu ihrer größere U ı erwaͤhlt harten, binzuthut, und mit bem Diober Si, nimmt, daß eben fo viele ihr Vaterland verlaffen ten, als in chen zuräd geblieben waren, fo wiißg ‚man in biefer Stadt beym Anfange der Regierung dreyßig Tprannen ſechs zehen taufend Bürger annehuuie: möüffen. Ungeachtet ich biefe Summe nicht verthe will (denn Diodor hat die Zahl der Gefluͤchteten 4 wiß zu groß angegeben, weil Thrafpbulus, alb aha Mirdus einnahm, nur tanfend bey fih hatte, Be ſcheinlich nicht alle Bürger waren), fo koͤnnte war doch, wenn man fie al6 richtig vorausfezt, ertiäruk: warum Athen, das in feinen bluͤhendſten Zeiten gel nie mehr ale zwanzig taufend Krieger gezählt bat, = den großen Berluften, bie es durch ben langwierige Krieg, durch die häufigen Niederlagen, durch bie wen derblihe Seuche, und durch die faſt noch ſchrecklichct Hungersnoth während der Belagerung gelitten batty dennoch bey dem Anfange ber Herrſchafft ber dreyßig Typ rannen fechazehn taufend Buͤrger befizen Ponnte. DE Urfache dieſer Volksmenge war ber Befehl des Lyfew der, wodurch er alle Soloniften, welche Athen ned

Enboea, Aegina, Melos, und unzähligen anbern Ye: feln und Städren ausgeſchickt hatte, bey Lebensfrei in ihre Mutterſtadt zuruͤcktrieb. Anſtatt une alfo zp wundern, baß Athen nach der Uebergabe an die Ep taner noch fo viel Wolf enthalten habe, muͤſſen we vielmehr darüber erfiaunen, daß es nicht noch weit be voͤlkerter geweſen ſey, da diefe Stadt alle ihre ehen⸗ ligen Söhne und deren Nachtommen in ihren Gef wieber aufgenommen hatte. Ä

Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 319

ve nachher Thraſybulus *) won Theben aus mit eis s Häuflein von fiebenzig Mann, das aber bald nach⸗ auf fieben hundert anwuchs, fich in Phyle, einem sen Orte in Attifchem Gebiete, feftfezte, und die Noto der Tyrannen zweymal hinter einander fchlug, ermors n diefe alle Einwohner von Eleufis, um fich diefe abe zu einem Zufluchtsorte in Fünftigen Gefahren zu iten. Nachdem endlich der Fühne Thraſybulus fo bis an den Pyraͤus vorrückte, und diefen Haupchas der Stadt einnahm, ftürzfen fie ſich mit der uns fegteften Wuth an dem ungünftigften Plaze in eine dacht, in welcher Kritias und Hippomachus fielen, bie übrigen zurück getrieben wurden **). Nach dies Niederlage verloren die Tyrannen auf einmal allen th, und die dren tauſend, die fie zu ihren Waffen⸗ een erwählt hatten, waren über die beiten Maaßre⸗ die fie in ihrer gegenwärtigen tage zu nehmen häte ſelbſt unter einander gerheilt. ‘Diejenigen ,. welche einer verübten Grauſamkeiten und Gewaltthaͤtigkeiten ıft waren, ſtimmten für die Schließung des Fries und die Ausföhnung mit den Mitbürgern im Pis ; die größere Zahl hingegen, die an den Verbre⸗ , wie an der Beute der Tyrannen Theil genommen nt, beftand darauf, daß man den Krieg muthig ezen, aber nur andere Anführer und Vorſteher waͤh⸗ nuͤſſe +). Sie entfezten daher die noch übrigen Ty⸗ ran⸗

Xen. J. e.

) Xen. I. c. p. 110. 112. Die Fluͤchtlinge griffen bie dreyßig Tyrannen auf ben Math des Wahrfagers nicht eber an, ale bis einer von ihrer Seite gefallen war, te erfte Erfchlagene was gerade ber Wahrſager elbſt. |

ib, p. 114.

vEGSichenes Ba,

rannen *) hrer Herrſchafft/ und ernannten an Siedle 2 von EN Männern, zu eine jede Zunft einen Ger Diefe neuen des Staats zeigten: bald noch —— Veſn degen ie Mitbuͤrger im Piräus, als) _ ngänger geäußert hatten, und die Ersitten ‚dee Partheyen gegen einander: flieg dahek, , - Dom in.den Stade ſewohl als in Hafen: mit Pe ge: xhraſybulus und feine Helven, die ihre Fre - und DBarerftadt wieder zu gewinnen fuchten, die umliegenden’ Gefildk und Gärten, verbr ö fe in den Borftäbten, und bemühten ſich die + hinter welchen ſich ihre Feinde Met hielten, und. "wodurch fie feloft von ihrem, 8 zege wurden }). Die zehn gegen und ihre Anhaͤnger waren im ber. auigenfe ke in dem menfchenleeren Athen zu hern, indem die Stade gar feine Zufuhr hatte werde und Handthierung gänzlich —*

» Diefe entfliehen ſoglelch nach Eiaft,

nit pislih eu » —* P- 212. 213. Ilocx. dogs wel VLa. U, 4. BR, Gr. p. ib.

"Geficht des Peloponneffiien Rriees, ya

Credit ßz ſehr gefallen war, daß man auf die koſt⸗ ſten Pfaͤnder auch nicht unter den haͤrteſten Bedin⸗ agen baares Geld erhalten konnte *). Die Furcht an ẽFeinde verrathen zu werben, noͤthigte fie, Tag und cht in den Waffen zu bleiben und auf ihrer Hut zu * und demnach wollten ſie ihre Vaterſtadt lieber Spartanern in die Haͤnde ſpielen, als ſie ruhig mit en Mitbuͤrgern theilen. Sie ſchickten daher Geſand⸗ "wach Sparta F). und baren ſich Huͤlfe gegen das HE aus, von welchem fie fagten, daß es von den La⸗ &moniern abgefallen fey, und die Stadt den Boeo⸗ 1 übergeben wolle. Die Spartaner trugen jwar denken, den zehen Tyrannen öffentlich benzuftehen 77); lieben ihnen aber doch hundert Talente, und erlaubs i.eö auch , daß Lyſander das Volk, was fie mit dies Bumme anwerben würden, anführen duͤrfte. Durch Anfchläge geriethen die Achenienfer im Piräus, die re den Dreptaufend in ber Stadt weit überlegen ges waren, in die größte Verlegenheit, und würden . auch | 8) Memot, Socr. II. 7.

N p. 115. Xen. |. e.

9 J ophon 1. e. p. 116. fagt, daß bie dreyßig Tyrannen am dieſer Geſandſchafft Theil gehabt; Zyfias hingegen l. e. baß die zehn Maͤnner bie leztern eben fo heftig als das Volk im Piräus befriegt haͤtten. J. e.

44) Sbo erzähle Lyſias p. 213. und meinem Uetheil nach rich⸗ ziger als Kenophon p. 117. welcher fagt, daß bie Laßer daͤmonier den Lyſander zum oberfien Befehlshaber zu Bande, und feinen Bruder Libys zum erſten Befehlsha⸗ ber zue See wider den Pöbel im Piräus ernannt hits ten. Wenn bieß geſchehen wäre; fo ice fih gar nicht erklaͤren, warum fie nachher den fantas. mit einer größern Macht and in einer ganz andern Abſicht "ausgefandt hätten, .

Zwepter Bond, F.

XXXXEEEECA

auch allem Anfegen nach. zu Grunde gerichtet va feyn, wenn nicht theils Neid. gegen bie Thaten dei fander, theij® aber auch Erbarinen mit den elek! fechtern der Frenheit*) den tafevämonifchen König! fanios zur Errettung des faft ganz aufgerjeberm. noch immer in feinen Eingeweiden wuͤthenden Bolt wecit Härte: Er berebete die Ephoren, daß man, ein beobachtendes Heer zuſammen bringen, md daf von ihnen,. die einerien Gefinnungen mic ihm ha den Feldzug ſelbſt mitimachen möchten. **). Ervere ſich Hterauf mit dem tyfanber, der nunmehr unter fand, und lagerte fi nahe am Piräus, als we bie Stächtlinge, welche die Stadt befrieaten, hätt fehfiegen sollen. Mit Vorwiſſen der Ephoren ft er den Belagerern den Befehl, daß fie die Waffen Tegen folften, und ſchlug fie auch, als fte ihn mit ſichtiger Kühnhelt angriffen , in bie Sluche ; gugleid, üeß er ſowohl ihnen , als denen in der Stadt, die Frieden geneige waren, heimlich fagen, tote fie ſten Hätten, und mit welchen ietun Gefandten an ihn und die Ephoren ſchicken follcen. { de Partheyen nahmen diefen gütigen Winf mit 3a an, und ließen dem Könige Pauſanias enthietei, fie die Stadt ſowohl, als die Häfen Piräus ung; nichia den Lakedaͤmoniern übergeben wollten, went ihnen ige Seeunbfehaft tieberfhentent, und fie gt desgenoffen wieder aufnehmen wuͤrben. Die Ye fer in der Stadt erflärten hierauf, daß fie

anfanias chlug (dom vorher bie Gefäenfe ans; ı 9 en drevßig Männer ihm fhidten, und wahr (1 + biejenigen am, welche die Arhenien ſiſchen Ziäditiing anbsten. Lyf. adv. Polluchum p, 323, =) Zen, N.4. aor⸗ 124 P. Er

on.

\

Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieged, "323

buͤrger im Piraͤus weiter keine Feindſeligkeiten heg⸗ und auch die leztern ſagten, daß ſie bereit waͤren, mie den erſtern auszuſoͤhnen, nur mit den dreyßig annen, ben zehen Männern und ihren eilf Henkern . Paufanias hatte in Sparta alle Gemüther fo ereitet, daß der Friebe unter den angebotenen Des ıngen ohne weitere Schwierigkeit zugeitanden und Iusfohnung zroifchen den beyden bisher: gegen einan⸗ iegenden Partheyen unverzuͤglich zu Stande gebracht

e *). Gleich nach geſchloſſenem Frieden und der Ruͤckkehr Chrafpbulus und feiner Gefährten betrugen ſich nicht bie Haͤupter des Volks, fondern Das ganze Bol mit einer Weisheit, Mäßigung und Seelengröße, es Solon, Ariftives, und ihrer Zeitgenoſſen wuͤr⸗ eıyefen wäre... Um allen Saamen von Zwietracht yürgerlichen Unruhen, der nach fo langwierigen Ers ungen nothwendig übrig bleiben mufte, und ohne ngermandte Vorficht gewiß auch aufgekeimt wäre, ich zu erftichen, legte das ganze Volk einen feierli⸗ Eid ab, daß ed alle alten vorgegangenen Beleidis en in ewige Bergeffenheit begraben und feinem Bürs Beindfchaffe nachtragen wolle, felbft den dreyßig Ty⸗ en nicht, wenn diefe fich vor Gericht ftellen, und enfchafft von ihren Handlungen ablegen wollten **). | ER Das Dies geſchah im Anfange des zweyten Jahrs der 94 Olympiade. Siehe Markl. vita Lyfiae p. 48. ) Die Eide, melde das ganze Volt, melde nachher. der regierende Senat und die Richter zur Tilgung und - Bergeffeubeit aller Vergehungen in den Zeiten ber Anar⸗ chie ſchwoͤren muften, ſtehen beym Andokydes de My- fteriis J. p. 217. Mit dieſen Eiden noch nicht zufrieden, gab Arhinus, jur größern Sicherheit und Brrubigung aller Bürger, noch das Geſez, daß, wenn ſemand mis

704° Siebenteh Buch. (Erf Das ganze Bolt erfüllte ferner unter allen

ne eher, als die Pflicht der Dankbarkeit, Thraſybulus und feinen Gehülfen, die mit

manche waren, bie auf den:gegeninärkigen % 5 Staats nicht paßten, und eben‘ biefer Zuftanl Staats wiederum andere neue Gefeze nothwe 27.265 fo vereinigte ſich das Volk dahin, da bie « . Ionifche Geſezgebung von neuem geprüft, daßıb

det dieſe Eide verklagt würde, er ſich aldbankıfh der Exception ber Wderrechtlichteit einer foldı bedienen, und an die Archonten appelliren Fönue

lodann den Grund ber. Klage und Exception ink Iſoex. 1, p. 482. ih 7

®) Aefch. adv. Ctef. p. 300. 301. „Won den Welouunpe felbft habe ih (Kon oben an einer andern Stel tebet. . s) Demößl, adv. Timoe, p. 469. und Andoeydieil a p. 212. & (q. di diefen bepben Stellen fr

bie Geſeze und Voltsfäpläffe der "Arhentenfer i —— ER

eſchichte bes Peloponneſiſchen Krieges. 325

igen, bie jezo gefährliche Feindſchafft und Spal⸗ erzeugen koͤnnten, abgeſchafft und durch andere

ere, den Beduͤrfniſſen der Athenienſer angemeſſe⸗ gaͤnzt werben fpliten *). Dieſe Unterſuchung der Seſeze geſchah mit bewundernswuͤrdiger Vorſicht, auch die neuen Geſeze ganz im Geiſte Solons ben wurden. Man ermählte außer den übrigen ratsperſonen, bie auch vorher ſchon in den Zeiten smofratie waren beftelle worden , noch zwanzig er, bie bis zur Umarbeitung der alten Geſeze über oh! des Staats wachen muften, beren Gewalt ibekannt iſt; und außer diefen noch fünfhundere ene Nomotheten, oder Geſezverbeſſerer, die alle uͤzlich ſcheinende Geſeze an einem öffentlichen dazu aten Orte anſchlagen, und dem regierenden Ra⸗ den übrigen obrigkeitlichen Perſonen mittheilen Wenn nun ſolche Geſeze vom Senat *M) ger und vom Volke beftäfige worden waren, fo ers

fie alsdann erft das Anfehen und die Kraft wirk⸗ defeze, Alle Sazungen Solons muften auf bie pähnte Art geprüft und befräftiget werben, ee älte Giltigfeit wieder empfingen +), und alle

und Sefchichtfchreiber der Griechen fehen daher

hr der. wiebererlangten Frenheit, in welchem Eu⸗ lechon war, als eine wichtige Epoche in ber Athe⸗ ven Geſezgebung an, im welcher viele alte Gefeze ifft, aber verändert, und viele neu gegeben wor⸗ . Wir find nicht mehr im Stande, die An⸗ d Beſchaffenheit aller neuen, ober veränderten X 3 und

ge EEE

id. l. e.

der die Gedanken eineh jchen anzuhoͤren verbunden var,

mot, & And, l. e.

226 Siebentes Buch. Erſtes Copkih

und abgefchafften Gefeze anzugeben; allein -mter- neuen, die unter dem Archontat des Euflides gey svorden, und von weldyen Nachrichten zu uns ef men find, find unftreitig die wider bie Tyrannen, uber das Bürgerrecht, die wichtigften. in om Ariftophon *) gab das Geſez, (und dies Geſez zeigt, man die Abficht harte, dem Staat feine ehemalige ſundheit wiederzugeben, ) daß Feiner ein ächter Athe fifcher Bürger feyn follte, ber nicht von einer Arhe fiichen Bürgerinn geboten worden, welches in ven | Zeiten der Demofratie vor ven drenßig Tiprannen Bürgerrechte nicht nöthig war. Mach einem as Geſeze des Demophantus war es nicht bloß erlaubt nen jeden Tyrannen oder Limfehrer der Demokrati fest folche, die nach abgefchaffter Demofratie ein f liches Amt verwalten wuͤrden, ungeflraft umzubeng fondern ein jeder Athenienfer mufte ſchwoͤren, fic) feine Gefahr oder perfünliche Kücjichten Yaffen wolle, das Baterland von ſolchen Unt oder Derräthern zu befreyen **). Um eben die Zeit, ald Athen am tiefften ı drigt wurde, erreichte ihre Siegerinn und ihre R buhlerinn den höchften Gipfel ihrer Macht und r

#) Athen, XIII. p. 285. & Markl. in Lyf. Vit. p. 55. #4) Das Sefez und der Eid, den das Geſez vorſchriel hen beym Andokpdes Or. I. p. 220. de Myf. Lykurg erwähnt dieſes Geſezes p. 180. adv. Leoer. bem leztern Redner fieht man, daß das Wolf in‘ mehrere Sabre vor bem Gefeze des Demopkantnd gen wider ermordete Verraͤther annahm, ihre ( ne, wenn fie fhuldig befunden wurden, ausgral Aber die Bränzen warf, und nit nur ihre Mörk Zeſtraft ließ, fondern fogar ihre Vertheidiger mit

Tode ſtrafte. p. 174.

Geſchichte des Peloponneſſchen Krieges. 327

arta wurde nach dem Siege bey Aegos Patamos Pin ber Eroberung Athens das Haupt ‚aller Staaten 8. alten Sriechenlandes, die Beherrfcherinn des Meers, der Aſiatiſchen Städte und Inſeln, von welchen fie & gleich den Achenienfern jährlichen Tribut bezahlen 6:”), Die Spartaner hielten nicht nur fich felbft g unübermwindlich, fondern wurden auch von den uͤbri⸗ ba Griechen dafür gehatten, "und man glaubte, daß Des nr, welche die Athenienfer überwunden hätten, feiner !berftehen koͤnne ). Man verehrte fie als die Des eyer von Öriechenland 7), und Feine Öriechifche Stadt te es gewagt, ſich den Befehlen eines Spartaners toiderfezen, ober fie unausgeführt zu laſſen TE). Als m bie Griechen fühlten baf, daß die Spartaner, anſtatt Bei, wie Theopomp ſagte, den ſuͤßen Becher der Frey⸗ BE zu reichen, den herbeften Tranf der Knechefchafft üfchenften , und eben fo bald zeigte ed ſich, daß der * des glaͤnzendſten Gluͤcks der Lakedaͤmonier der einer allgemeinen Sittenverderbniß des Volks, ———— Umkehrung ihrer Grundverfaſſung, * einer unheilbaren Zerruͤttung ihres Staats und des Azen uͤbrigen Griechenlandes war, von welcher ſich der der eine, noch Das andere in der Folge jemals wies r erholen fonnte,

x4 Die

) Died. XII, 643. Sie bob jährlich taufend Talente ribut, |

ww) ‘Ifocr. I, 36. 37. in Archidami Orat.

7) ib. p. 59. An den Olympiſchen und andern Spielen bes trachteten die Griechen die Spartaner , wenn vergleis Ken zugegen waren, mit größerer Bewunderung und Aufmerkfamfeit, ale bie Sieger, welche geeroͤnt wurden.

m) Ken, IU. I, Hif, Gr,

98 Clone But, Orr a

F "Sl großen Schäge, welche fpfander rung von Athen und. der. Bezwingung von ( ‚au8 Alten zuüchbrachte,. und die jähelich von bet offer nach Sparta gefchickt wurden, brach f in den Grundgefegen des Staats, und | welche die Häupter deſſelben bis! Ketten, als in den Gemüthern ver. einzelnen Mil die größten und nachefeiligften Veränderungen het ratth ſchlagte ziwar**) eine Zeitlang, ob man fänrlichen Schäge bes hhfander wider das aushr Gebot glurgs aufnehmen follee , und hl *

aupten, keine Miethvoͤlker bezahlen und dein

9 en A koͤnnte) gab Km 1 wodurch dee Beſiz von goldenen a eg odesſtrafe um wi

Gef; war_für die gereigte Habfucht der dourc und lange Serternungen von den Defizen fanbea entwöpnten, und mit den faftern der Ober Ken Feinde befannt gewordenen Spartaner FE) ſchwach, und wurde felbft von denen nicht gebal ed gegeben hatten, Mäfigfele, CEritkalefannke

M Ein Berzelgniß der Meihthämer, Me en noph

Ze übergab, lieſet man heym Rei 13, und Plutarch in vita Lyf, 39 p. weh Em dir ügre Wirkungen Betrachtüngen aufte

» Bin ge ag Bart hy? re von feinen Mitbärgen zent, daß er. fich niche wie andere durch au Sirten und Pr hast auſtecen laſſen. Plus Rn lil. 657: 5%

it gegen Die Gefige, und Gerechrigkeitätiebe entwi⸗ ‚son biefer Zeit an a aus ben Herzen dee Ietaner, und —— pigkeit und Begierde

aunrechtmaͤßiger Gewalt "nahmen. bie Selen ber

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2.

330. Giebentes Buch, Erſes ori,

ſtuͤrzten fie ſich noch) viel tiefer in alle die Der und after hinein, wodurch dieſe geſtuͤrzt worden Schon in den erſten Jahren ihrer Herrſchafft war f Wohlthaͤter mehr, den fie nicht beleidigt, Fein —2* | genoß, den fie nicht mißhandelt und befriegt, und ie Staat in Griechenland, Stalien und Sicilien’”), P welchem fie nicht Meutereyen und Unruhen geftifter ha ten. Am härteften und ungerechteften aber begegnen fie ven Inſeln und Städten in Afien; die in der Si mung, ihre Freyheit wieder zu erhalten, zu ihnen abſ⸗ fallen waren. **). Diefe unterwarfen fie einer doppeigl Tyranney, indem fie ihnen nicht nur Spartenifiig Befehlshaber oder Harmoſten, die oft Heloten mark fondern auch zehn oder dreyßig Männer De W ben erften knechtiſch fehmeichelten, um ihre Miitbärge veſto ficherer beherrfchen zu koͤnnen. Beyde uͤbten allen Staͤdten, denen fie vorſtanden, die unerhörteim Oraufamfeiten und Ungerechtigfeiten aus. Sie rät ten ober verjagten die reichften und mächtigften Buͤrge, ſchaͤndeten ihre Weiber und Kinder, riffen ihre Gete mit Gewalt an fich. zerftörten alle alten Gefege und Ein richtungen, und richteten unter den zuruͤckbleibende Einwohnern unheilbare Feindfchafften und Meutereyen an 7). Es blieb nicht allein Feine Stadt verfchont, fon | dern in Eeiner Stadt war fein Bürger, den nicht de Raub⸗

”) ib. & p. 410. & Or. Theban. ap. Xenoph, VIL e. $.

p- 183.

”*) Xen. I. c. & lib. VI. 3. p. 384. Iſoer. I. in Paneg. p. 178,181. Il. in: Archidam, Or. p. 44. Panathen, p. 214. 215.

+) Diefe Tyrannen waren fo graufam, baß fie, wie Iſo⸗ frates fagt, 1. 179. in drey Monaten mehr unverhoͤrt binrichteten, als in Athen jemals vor Oericht geforben worden waren,

eſchichte des Peloponneſiſches Krieges. .agı bucht und Srauſamkeit der. Blorücer erreicht 9. Ein jeder Staat glaubte ungliclicher, als beigen zu feyn, und alle wurben fo fehr von ber ihres eigenen Elendes niedergedruͤckt, daß fie für des Ungfück Fein theilnehmenbes Mitgefühl übrig bes m"). Wegen der häufigen Nevolutionen waren Bürger, die in ihren Vaterſtaͤdten zurück, geblieben m, muthloſer und-niebergefchlagener,, als die Ber nen, weil dieſe doch Hoffnung hatten, dereinſt zu⸗ zu kehren, jene aber in jedem, Augenblicke das Aeu⸗ te befürchten muften 7). _ Auf diefe Art thaten bie artaner alles, was fie nur Eonnten, um fich ſelbſt folche Nieverlage, als bie Arhenienfer ben Negos amos gelitten hatten, zuzubereiten FF), und fie bes unigten ihren Fall in eben dem Grade, in welchen

) Iocr. 1. 178. Pamg. Eis ruro Fauornres GMavras Nuus nresnomv, „SE MEO TE MeV 106 TNV TEBTV EUÖRIUOVIRY, Kos TeuE WIngoss ATUKIUS, HOMES ENASOS NURY EIKE TIS TUM- zadneovras. em de TNs Tav TETOy aweyns din

ro mAndos |Twy omeswy nun erraucaete ARmABS EAEBVTAS. "

ib. & p. 180.°. Ass de vw UWwerITa Tas neraßorov, adunorepov .ÖOYBCW 01 Tas Mo- A6ss :OINBVTES Tav TuS Duyoss SCHMIWMEVOV, & KEY yae To meiLoy dedinowv, das nur ' LIISLD 0

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+) Yoer. I. de Pace p. au. ‘Hr Qası roes auricev YEVErI TY EMAETN Toy Nana, 8% ads AeYoTes. on nn:

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Peer

weoden, dem Ziffangernes und Pfat fenſtillſtand, um die zerruͤtteten Gtdatöberfo lenthalben ordnen, und andere ¶in den Stäbten machen zu fonnen *). « Er mufte wiber: Le Neigung auf den an Obern hit Waffenſtillſtand brechen, und in "einfallen y den Tiffaphernes zu nöthigen, den Griechiſchen Stät ihre Breypat zuifchenfen**). Weil: ‚aber dieſer B haber den: Kriegimit.den Spartanern, ‚und einet had Een Deteknetzanf Sr: ht

ft, zum Rönig.erwählt worden mar,) mit. lichen Macht nach Afien zu ſchicken/ um mit.defto geößerem Nachdruck fortfegen zu Agefilaus befaß alle Tugenden, die kyfurg von fe Söohnen forderte, in einem folchen Grabe, daß et von tugendhaften Spartanern bewundert wurbe FF):

» Er befeftigte unter andern den thraciſchen a, rh eine Mauer gegen die Einfälle der Si * A auf biefer (hönen Erdzunge elf Städte auf, und fezte bie griechiſchen Einwohner in den der fruchtbarſten Sturen und der anche Beiden, :245 P-

1. 4. Xeh, Be Fr oiyaip Pie feine —* Enthaltſamt

Befhichte des Peloponnefifchen Krieges, 335

s ferner alle Talente, die zu einem großen Feldherrn Staatsmann erfordert wurden, ohne die unbiegfas Härte des Lyſander und deſſen Treulofigfeie *), und

und Waterlandsliebe fehe man die Lobrede des Xeno⸗ phon auf diefen Spartanifchen König im fänften und den folgenden Gapiteln. Um feinem Baterlande zu dienen , fagt biefer Lobredner, weigerte er fih weder die beſchwerlichſten Arkeiten zu übernehmen, noch ſich In bie größten Gefahren zu wagen: er fhonte weber feinen Coͤrper noch fein Vermögen: und wandte niemals Kranfs beit oder Alter vor, um fi feinem Dienfle zu entzies ben, weil er es für die Pflicht eines guten Könige kus, feine Mitbuͤrger fo glauͤcklich als möglich zu mas en: c, 7.

Er hatte ein fo milbes und menfchliches Herz, daß er immer Sorge trug, daß huͤlfloſe Kinder oder ſchwache Greife, die man getauft oder zu Sclaven gemacht hatte, niemals den wilden Xhieren oder dem Hunger

zum Naube zurüdgelaffen, fondern von feinem Hee⸗ te mitgenommen wurden. c. ı. Xen. 1. c. -p. 470. Er behandelte ſchwache oder uͤberwundene Feinde nie mit der Grauſamkeit, womit Loſander ihnen begegnete. Auch fagte er, daß man Griechiſche Städte nicht vers nichten, fondern naur züchtigen und in Ordnung brins gen muͤſſe. Er weigette fi daher Korinth zu eros bern, wozu viele von feinen Kriegern ihn ermunterten. ec. 2.p. 508. Ihm fchien es Weisheit, Feinde durch Kiugheit zu hintergehen, aber gottlos, Freunde zu bes truͤgen, oder auch felbft Bündniffe mit den Feinden zu brechen, welche leztern beßwegen fein Wort für ficherer als Ihre eigenen Entfhließungen hielten. c. 3. & fq. Mit Recht aber kann man daran zwepfeln, was fein Lobredner fagt, daß während feines Aufenthaltes im Aſien die Griechiſchen Städte ohne "Berrreibungen und Hinrichtungen ihrer Buͤrger in der größten Einigkeit regiert worden wären. (c. 1. P. 45.) RXenophon fagt ſelbſt in feiner Geſchichte, daß Eofaner ben Ageſilaus

in

336 Siebentes Bud. Erſtes Capitel.

und wurde zugleich von einem ſolchen Ehrgeize getri der mit nichts geringerm umging, als den Köniı

Perfer vom Throne zu ftoßen, und dieſe Griechen]

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zu biefem Zuge na Aſten aufgemuntert habe, w die Abficht gehabt, die Regierungen der zehn MA bie von den Ephoren meiflene aufgehoben wei wieder einzuführen IIL 4. p. 163. und bald ma fezt diefer Geſchichtſchreiber hinzu p. 165. daß nad Ankunft des Agefilaus alle Städte In der größten ' wirrung gewefen,, weil fie weder Volksregiment zehn Manner zu Herefchern gehabt hätten. fh (ad Philippum I. p. 272.) erzählt, daß Agefiland feiner Unternehmung nad Afien zwo große Abſ und Wünfche gehabt habe, bie aber nicht mit ein vereinbar gewefen feyen; den einen, bie War befriegen; ben. andern, feinen Freunden bie Gewalt in allen Stäpten zu übergeben, "welche Beſchaͤfftigung ihn am meiſten gehindert habe, Krieg wider die Perfer mit alle dem gehörigen führen. Hiemit ſtimmen wiederum Renophen Plutarch zufammen, von welchen ber erflere (Xen, c. II. p. 522.), baß Agefilaus flolz daran weſen fey, für ſich felbfl fo wenig als möglich zu U hen, feinen Freunden aber fo viel ale moͤgl nuzen; und ber andere bezeugt, daß er um Freunde willen oft glei dem Lyſander von dem E der Gerechtigkeit abgemwichen ſey, in ejus vita II 620 & 644. Hilft. Gr. V. 4. p. 330. 339.3 Wenn man alfo das ſchoͤne Lob lieſt, welches Kenop bem Agefilaus gibt, daß er nämlich zu ben wen Menfchen gehört habe, für welche die Tugend Pr ne beſchwerliche Anſtrengung, ſondern Beitere lichkeit geweſen ſey; fo muß man nicht vergeffen, | Ngefilaus, wie alle übrige Spartaner, bie Tugen ein Beſtreben fezte, das Beſte feines Waterlandei befördern, und wenn es auch auf Unkoſten aller u gen Menſchen geſchehen follte. So billigte Ygefia der die Gerechtigkeit für die erſte aller Tugenden erfl |

b Seidichte des Peloponneifhen Kriees. "397

Borberafien zu vertreiben *). Als Ageſilaus nach kam, hielt Tiffapgernes die Waffen dieſes Königs

Zeitlang durch ein werrärherifches Buͤndniß und

die falfche Hoffnung auf, daß fein König, wie

petlaus geforberc hatte, allen Sriechifchen Städten F

reyheit wiedergeben wuͤrde. Allein die Freude . Meineidigen dauerte nicht lange, und ber rechtſchaf⸗ e Ageſilaus, der der Treuloſigkeit des Perſers unge⸗ tet fein gegebenes Wort aufs heiligſte erfüllte, wurde an feinem Feinde gerochen. Er fihlug das Heer —* denen er nicht nur tapferes Fußvolk, ſondern von ihm felbft errichtete und geübte Reuterey ents feste, verheerte ihre Fruchtbariten Provinzen, machte 3 Bölfer, Könige und Städte abiwendig, und zog zch dem Tiffäphernes ven Verdacht zu, daß er dis peile ſeines Herrn an den Ageſilaus verrathen habe, vhernes verlor darüber feinen Kopf, und fein Tiehrauftes machte dem Agefilaus fögleich neue Gtetungen, bis zu deren Erwägung und Ruͤckkunft yarta er ihn mit dreyßig Talenten berebete, feine Inpie zu verlaffen, und in das dem Pharnabazus Braute Phrygien überzugehen, ald wenn dieſes fand Feben fo gut, als feine ‘Provinz bem Perſiſchen Koͤ⸗ | nige

Bde, nichts deſtoweniger bie ungerechte Beſiznehmung a.von Kadmea, weil er fie für nuͤzlich hielt «Plue. im 5 Agel, p. 668.) und verließ einen Aegyptiſchen König, is. der ibn zu Huͤlfe gerufen batte, gegen einen Neben⸗ ® buhler, von welchem er größere Vorthelle für ih und N feine WBaterfiadt hoffte (p. 701. ib.). Dieser thus 4 aber dem Ageſilaus unrecht, wenn er ihn ald den Urs P_ heber und Beförberer des Unterdruͤkungen ber Orlechen R. faildert (ii. p. 18. lib, XV.),

"iloer. pafim-& Xen, Ill, 5. Hiſt. Ge,

er Band. DD

38 Sichentes Buch, Exfies-Eapieh)

nige unterworfen geweſen wäre *). Als aber ber " Derfifche Befehlshaber merkte, daß Agefilaus vl wie Perſiſche Mache verachte, und, die Abſicht |

4) 11. 4. p. 175. Xen. Ich kaun nicht umhin, bier „einige Züge aus ben Charakteren des Ageſilaus un fonder anzuführen, die Plutarch aus bem Zena genommen, aber etwas verfälfcht, und zum Nad des Spartaniſchen Königs erzählt bat. Xen, U p. 165. 166. & Plut. III. in Lyf. 50,52 p, ls Klaus. und Lyſander nach Alien kamen, machten Iezteren alle feine Sreunde den Hof, und wandta an ihn, wenn fie vom Agefllang etwas ausgewid ben wollten. Nach der Menge alfo derer, bi Agefilaus und feinen Zrengd umgaben, hätte u leztern für den König, und den König für eine A perſon halten follen. Died beleibdigte wicht ’nn Agefilaus ſelbſt, fondern auch die Äbrigen Spa die man ihm als Rathgeker und Begleiter zuge hatte. Ageſilaus bewilligte alfo won allem dem, Loſanders Sreunde baten, nicht nur nichts," that, wenn es nur irgenb möglich war, gerabe bai gentheil. Als Lyſander diefes merkte, rieth et ſ Freunden, ſich unmittelbar an den Ageſilaus me den, und fagte zu biefem: Du verſtehſt es recht Ageſilaus, deine Freunde zu demüthigen. Ia, wortete biefer., ſolche, die größer ſeyn wellen, all Hingegen wuͤrde ich mich ſchaͤmen, wenn ich die B derer meines Anſehens nicht wieder ehrte und ci böbe. Du haft beffer und vernünftiger gehanbelt, ich, erwiederte Lyſander; erzeige mir alfo nur bie Fälligkeit, miz fo zu begeguen, daß ich wicht die S de babe, nichts bey dir zu gelten, und bag ich bir nicht im Wege ſtehe. Schicke mich irgend wohn, du ſollſt finden, daß ich mich bemühen werde, Ni Ienthalben brauchbar zu ſeyn. So erzählt Zeug Plutarch hingegen trägt eben biefen Zwift fo vor, wenn Agefllans einen niedrigen Reid oder Eiferfuh gen ben Epfander empfunden bätse, - |

..

| Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 239

Ben nicht eher zu verlaffen, als bis er es erobert hätte, Ihte er diefes gefährlichen Gegners auf eine andere Art, Böurch offenbare Gewalt, 106 zu werven *). Er bes xh die angefehenften Bolfsführer in Theben und Kos xd, um durch .diefe die mächtigften Bundesaenoffen n Sparta gegen ihre Führetinn aufzuwiegeln **). Die bocherien Demagogen berebeten die kofrier; daß fie fich es Striches Landes bemächtigen follten, über welchen - bisher mit den Phocenjern im Streit gewefen waren, kan fie vorausfahen , daß die lezdern alsdann in dab iet der erjiern einfallen, und dadurch Anlaß zum Bege geben würden. “Der Ausgang erfüllte ihre Vers Whungen. Denn fo bald die befeivigren Phocenſer Rache vollſtreckt Hatten; eilten die Thebaner per isn zu Hülfe, und befriegten die Feinde der leztern, Be: ihnen vorfezlich erweckt hatten. Betroffen üben B.nenien mächtigen Widerfacher, nahmen die Pho⸗ Re zu den Spartanern ihre Zuflucht, die ihnen auch. züglid) Beyſtand verfprachen , und fich freuten, FESelegenheit gefunden zu haben, die Thebaner wer

ser Weigerung, ihnen gegen die Achenienfer und‘ N Xſien zu folgen, und für die Kuͤhnheit, womit fie: Ageſilaus in einem feierlichen Opfer bey Aulis ges ie Hatten, ftrafen zu fonnen 7). Sie ſchickten daher: Mſander und den König Paufanias auf verſchiedenen egen wider die Thebaner aus, mit welchen fich vie denienſer, Korinchier und andere Bundesgenoſſen Spartaner vereinigt bagen allein jener wurbe noch | 2 ehe

„#» zu... e

XmA M. 5. Xen,

. | | Ä

HB Xen, IM. $. p. 179. ‚Diod. XIV, 2 705. ad olymp.

66. 1. Plut. in Lyf, II. p. 58. efen Krirg nennen * Griechiſchen Geſchichtſchreiber den Boeotiſchen eßz·

340 ° Siedented Buch. Erltes Eopii, J

ehe Pauſanias zu ihm ſtoßen konnte, bey Haliarins ſchlagen und ſelbſt im Treffen getodtet. Des durch Niederlage erſchrockene Heer des Spartaniſchen muſte ſich gefallen laſſen, unverrichteter Sache aus Thebaniſchen Gebiete wieder abzuziehen, um biete me bes infander und der übrigen erfchlagenen & ner wieder zu erhalten; ja es muſte auf dem die ſchimpflichſten Demürhigusigen vuben indeng übermüchigen Thebaner einen jeden ta ebämeniet, nur ein wenig von der landſtraße austrat, durch ge zwangen, in das verlaffene lieb zurückzufehren, 4 Die Miederlage ben Haliarrus, welche man m Hecht das Porſpiel der größern bey feuftra nennen fan nöthigte die Ephoren den Agefilaus aus Afıen rufen. Dieſer ſiegreiche Kohig empfing den Befehl: ner Ruͤckkehr mit der tiefſten Bekuͤmmerniß, wal durch auf einmal alle feine ehrgeizigen Entwürfe wurden. Er bedachte fi) aber hoch Feinen ob er feinen Obern gehorchen, und ven Auf feines terlandes der Stimme des Ruhms vorziehen follte ob nicht *). Er zog in der größten Geſchwindigkeit ne und der Bundesgenoſſen Bölfer zufammen **), fe über ben Hellefpont, nahm feinen Weg mit ber heit und Zuverjicht eines unwiderſtehlichen Sieger bunl Thracien, Makedonien und Theffalien, und ſchlu Theſſalier, die ſich feinem Marfche widerfesten und al die beften Meurer in Griechenland befannt waren, u Hatte das Vergnuͤgen noch unterweges zu hören, *

ι

Xen, IV, 2. & Diod, XIV. 706. 707. ad ol. 96, 9 ac) Vier taufend ausgenommen, die er zur Beſchuͤzung M | Bett vo Siaͤdke, unter dent Eurenus, ſammt ein

Flotte von hundert und zwanzig Schiffen unter fine ruder Pifander zuruͤckließ. BI, 4. IV. 4. Xom,

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Re ? ge des Peloponneſiſchen K rieges. 341

u Mitbuͤrger den Fleck, ben Ihnen die Thebaner an⸗ yangt hatten, in dem Blute ihrer Feind: abgemwafchen, Weinen herrlichen Sieg über fie erfochten hätten *). Ber fich den Boestiſchen Graͤnzen näherte, erhielt won den Ephoren den Befehl, das feindliche Land oh⸗ Berzug mit Feuer und Schwerdt zu verheeren. Auch war fo glücklich, die Boeotier in einer blutigen hlacht bey Koronea zu überwinden; erhielt aber noch dem Anfange des Treffens die traurige Botſchafft, | fein Bruder von dem Athenienfifchen Feldherrn nen, der ſchon feit mehrern Tahren zum Befehlsha⸗ der Verfifchen Flotte ernannt worden war, bey Anis F aufs Haupt gefchlagen und in der Schlacht ſelbſt gefommen fey ). ; Diefen Sieg bey Knidus fahen bie Achenlenfifchen per als den Zeitpunct der wieberauflebenden Macht Baterlandes, und die Griechiſchen Geſchichtſchrei⸗ oals die Epoche des Umſturzes der Epartanifchen ef zur See an 7). Ungeachtet er aber weber Achenienſer fo fehr ſtaͤrkte, noch die Lakedaͤmonier fo Meberfchlug, als bie cyn und die andern verseben 3

M Xen. p. 209. l. e. Died. |, e, ® IV. 3. Xen, Diod, XIV, p,207. ad ol. 96. 2, | Vid, Ifaer, 1.260. 11. 98. Diod. XIV. p. 708, ad ol, 96.2. Auch die Zeit den Herrfchafft zur See geben die Griechiſchen Schriftfieller alle verſchieden und alle uns richtig an. Polpbius beftimme fie auf zwölf, und Diouys von Halifarnaß auf dreyßig Jahre. Die erſte Zahl ift In groß, wenn man von dem Siege bey Aegos Potamos bis auf die Niederlage hey Kuibos rechnet, und bie andere zu Plein, wenn man die Herrſchafft ber Lakedaͤmonier fig mit der Schlacht bey Lenktra endigen lägt DI. 102. 2. Vide Cat, ad Polyb. p. 97.99. Ed. Gronovii. UL,

S

343 Siebentes Buch. Erſtes Copa}

ſo hatte er doch gewiß viel wichtigere Folgen, a benden Siege, weldye die Spartaner \ Die leztern gewannen fat weiter nichts als die Ey

nige Siegeszeichen errichten zu dürfen; Kanon $

gen machte den Spartanern gleich, nach- ber ©d faft alle Aſiatiſchen Städte und Inſeln, ſelbſt vie $

den, abwendig, und baute mit Perfifchen Geh

Werke im Piräus und die Mauern wieder auf, ı nad) ben lezten Frieden waren. nievergemorfen- den ).

Anſtatt, daß die Friegenden Parcheyen buird benberfeitigen Niederlagen zum Frieden wären g worben; wurden ihre Gemuͤther nur noch mehr einen Aufruhr in Korinth erbittert, im welche größte Theil der Bornehmen, die man eines ein Berftänpniffes mit den Spartanern wegen im Ve hatte, von dem Poͤbel erfchlagen oder vertrieber be**), Die Spartaner nahmen fich ber Berjagrei die Thebaner, Athenienfer und Argiver der Del

. an. Die erftern eroberten einen Theil der Feſtun

fe von Korinth, und erhielten über ihre Feinde ne dere Vortheile; wurden aber nachher für den Sto diefe Fleinen Siege ihnen einflößten, und für die achtung, womit fie auf alle übrige Griechen heral wiederum durd) Fleine Schlappen gedemüthiger, 1 ben Sriechifchen Sefchichtfchreibern viel wichtiger und viel umftändlicher erzähle werden, als ein ı

—————xt

Xen. V. 8. p. 259. & Died, XIV. p. 669. “#) Xen, IV. 4. & Diod. XIV. p. 700. ad Ol. 96.: . Uuruben, bie bierans bis auf den Erieden des ? bas erfolgten, werden ber Korinthiſche Krieg gen

Geſchichte des Peloponneſiſchen Krieges. 343

ſchichtſchreiber fie ihnen nacherzählen kann ). Die Kliche Erfchöpfung , Armuth und Entvölferung aller khifchen Staaten waren die Urfache, daß Feine gro, Kotten und Heere mehr ausgerüfter, daß Feine ent rende Schlachten weder zu Lande noch zu Waſſer geliefert wurden, und daß die ohnmaͤchtige Wuth Sriechen in unbedeutende Kriege und Zänfereyen auss tz *). In dieſen Fleinen Kriegen, die neun Jahre eten, behielten die Lakedaͤmonier das Uebergewicht 7); zurden aber doch des Krieges nicht weniger, als ihre de überdrüffig, weil fie beftändig kleine Heere zur theidigung oder Vewahruns ihrer Bundesgenoſſen

4 auf

ı Bon biefer Art war die bey Lechäum Xen. IV. 5. Diod. XIV. p. 713. ad Ol. 96. Fr in weldger etwa 250 GSpartauer fielen. Dieſe Niederlage verurſachte ein. großes Trauern im Spartanifchen Heer, weil ihnen Sole Unfälle ganz fremb waren, und nur biejenigen, fast Kenophou 1. c. p. 238. waren frohen Muths, bes ren Söhne oder Väter ober Brüder geblieben waren.

) Man lefe, was Zenophon vom Thraſpbalus IV. 8. p.

270. und V. 1. p. 285. vom Xeleutiad erzählt. Thra⸗ ſobulus wurde von den Aspendiern erfchlagen, weil feine Soldaten Gemaltthätigfeiten ausgeuͤbt haften.

. Web thut es dent Freunde der Tugend, wenn er fiefl, daß biefer muthige Wiederherfteller der Freyheit und alten Staatsverfaffung gleich andern Demagogen feil war (Ariftoph. Ecclef. v. 356. & ib. Schol,), und baß er zulezt ein Verraͤther feines Volks wurde. Lyſ. p- 458. Ed. Markl. |

Antalkidas brachte DI. 98. 2. eine Zlotte von 4 Sal fen zufanımen, womit er ben Athenienfifchen Kauffars theyſchiffen die Ruͤckreiſe aus dem SHellefpont nach Hanfe abfehnitt. Dioder merkt (hen bey DI. 97. 2.

p. 716. an, baß die Spartaner allmaͤlich bie Dierbam wieder gewonnen hätten. .

" aufden Beinen galten muften *). —* um ihren ermuͤdeten Feinden zuvorzukommen ) Antalkidas nach Perſien ab, der auch bald den tigten Frieden zuruͤckbrachte, den alle and Redner old den —S —— * n Barbaren und Griechen geſchl

ie Bedingungen beffelben waren ee Stiechifche Städte auf dem feften fande, nebſt 8* und einigen andern Eylanden dem Koͤnige der * zugehoͤren, alle übrige Inſeln und Stoͤdte ˖ abet moͤchten groß oder klein ſeyn, frey und unsbhängk ben und bleiben folken temnus, Imbrus und &

Ar denen, die dies würden, den Ruta 6 wurde das Aſi atifche riechenland wiederum er ( chum der Barbaren, und bie —E —— - tet wurden unter ben Scepter des Perfifchen I gebeugt, der fich von dieſer Zeit an mehrere Jah ter einander als Gebieter in alle ihre Händel miſch

% Xen. l. c.

*.) Im —E— Kriege, bafonbers gegen da gingen in Athen viele gewaltthaͤtige Revolntien yon denen bie Gefchichtfchreiber nichts fagen. wähnt Ariſtophanes zweener harten Volksſchluͤfſ yon der eine ploͤzliche Veraͤnderungen der Muͤn ber andre den Beytrag des vierzigften Pfermigs Ecclefiaz. gıa. 20.

©.s) Xenoph. V. 1. 289. 291. Diod, XIV, PB ‚79.

- 98. 2. Ifoer. in Paneg, I. 18l. 186. ib, p

. Re. IL Bi Panath, p. 234. & ſq.

») Xen, I pH) Ifocr, 1 p. 183. Nwv de enesvos es 0

\

J * wine bed Peloponnefifchen Beige *

Mick dee Archiven; Arhenienfer,. und Thebaner wech die Beſizungen, die man ihnen entzog; die xtaner hingegen erhielten für die tif, womit fie ihre ber an bie Perſer verraten hatten, die O 5 ft in Griechenland, indem fie Feine von den Staͤd⸗ bie ihnen gehorcht hatten, von den alten Feſſein ten, und viele andere unter dem Vorwande von ne). ober auch mit Ormalt ſich unterwärfig en R

vo ron Enmæ Ol BEOOTEFTOy ch Ken mer EXCSE;, Kits MOvov 8% emısa9urs er raus moAecH mdızus. Im ya Ters, Tor av var. 2 Amer ein 5: 8 YO TE MONTHS KURS —XRC "00 T FIEmuny ERLUTOWEITE, Ko TRY Wooedye. Tor WERYMETOV ERISATAS —— . EMeIvov TÄECHEY, SCTEE TEOS beaToTm, Mt - An xarwyognaarres. Vid. ib. & p. 214 ‚den R 291. Hocs. 1, 786 & 316.

Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

Orion des Sofrates und feiner H loſophie. *

n einem ſolchen Zeitalter und unter fo ſchen, als ich in den vorhergehenden

Befchrieben habe, lebte Sokrates, deffen Sin nd Zugend in die glängendfte, deſſen reiferes Alter in d aunrufigfte, und deſſen Iejte Jahre in die craurigſte Pu riode des Arhenienfifchen Staats fallen. x nicht nur der evfte, ſondern auch der größte Wolf den Achen jemals hervorgebracht hat. Er hat mit allen großen und kleinen Männern gemein, b man ihn nicht richtig beurtheilen Fanır, ſo lange man ihn nicht in allen Berhältnifen und Sagen beobachtet hat, Allein dadurch unterfeheidet er fich von vielen der beruͤhm⸗ teſten Menfchen, daß er um deſto verehrungswuͤrdiget erfcheint, je genauer man ihn kennen lernt, und je tier fer man in fein feben und in feinen Charafter einbringt. Wichtige und unwichtige Männer haben ihn verfannt, und ungerecht getabelt, ober gar feindfeelig verläumbet, weil fie ihn drehfam aus feinem Zeitalter heraus riffen, | ihn, ohne es ſelbſt zu merfen, u ihrem Zeitgenoffen | machten, und ihn nicht, ‚durch alle bie. Reihen *

Bist des Echatcs ufin PL. nz * verfelgfen, in welchen er fich wirklich sefune

So umftänbfich Plato und Kenophon ihren Mel in der festen Hälfte feines tebens ſchidern; fo atm diefe Schuͤler des Athenienfiſchen Weifen, wie alle je Schriftſteller, an wichtigen Nachrichten über bie . uicht wertiger intereffante Hälfte deſſelben, und wir n alfo auch viel genauer, was Sofrates war, als ee Sokrates wurde. Es ift außer allem Zweyfel, ee der Sohn eines mittelmäßigen und unbeguͤterten mienfifchen al Sophronisfus war**), und er ber Fu ines Vaters ungeachtet eine auch

\

Die Zeitrednung ter eiechiſcen Weltweiſen wird vom Gokrates an weniger ungewiß, «ld wir fie bie Sanf biefen fophen gefunden haben. Gofrates wurde nach FRA ca Ni Zengniſſen alter Schrifts "Keller DI. 77. 4. geboren, und flarb DI. 95. 1, ober oo Jahr vor Chriſti Geburt, etwas mehr als 70 Jahr alt. Man febe Plato in Apol. p. 7. Ed. Baf. Gr, " Diogen. II. 44. f. Meurf. de Archont, III, 10. vor⸗ zäglich aber die Table -chronologique im Leben des ' Sokrates, vom Charpentier.

DaB fein Vater ein ſehr mittelmäßiger Känfller war, Bann man allein ſchon daraus ſchließen, daß fein Name nicht durch feine Werke, ſoudern durch feinen Sohn auf die Nachkommen fortgepflanzt worben iſt. Beine Ars nmnth wird durch bie Darftigkeit feines mäßigen, und

nichts weniger als verſchwenderiſchen Gohues darge⸗ thau; er aber auch ſelbſt alsdann noch nicht ben Rene eines wohlhabenden Mannes verdienen, wenn _ auch gewiß wäre, was Libanins allein bezeugt, De ee einen ohne ein Vermögen von achtzig Minen ——8 weiße aber diefer durch das Ungike dis

Min Soc Lip: Bao, RL

us ebelften % ſienſers wuͤrdige Erziehung Micht —* per ift es, daß Sofratesrdiegt

Barers erlernt **); allein daran koͤnnte gwenfeln, ob et fich jo weit darinn bervollfomint,

daß er fchägbare Werke fiir jeine Vaterſtadt

wir

®) ‘Os vopoi, magayyeRovres ro ware;

1. GE EV MSN Ko Yupvosıen 7 . Pla P Gritorie p. 20, Diefe Stelle des Plato feheintn u wer andern im. Phaͤds im Widerfpruc au Reben

: An biefen Gefpräc laſt Plato den Sofrates fa

er-oft durch Träume erinnert worden, ich auf) zu legen, baß.er biefen Warnungen ber gethan zu haben geglanbt, indem er ſich . phie, als der erhahenften Muft, mie alleı \ Ri ien, baß aber bie beftänbige Rüdktehr be 2 J mes ihn auf bie Gehauten gebracht habe, anf ie eigentliche Konfunft und ihre Schwefler, Puuft, au legen. -— Aus diefen Worten aber Palm“ an vi fließen, daß Sokrates in feiner Kindheit und Yus nicht im der Tonkunſt unterrichtet naorden , fonbern w er fie in reifern Jahren vernachläffigt habe, Menn ferner Sokrates yon ſich felbft fagt (in Menonep, 365.) und mehrere andere Schriftfteller von ihm 4 (fiehe Menage ad Sn Il. Piög.) baß er im feinem ' foärern Alter die gelernt habe j fo Kan biefe Nachrichten fo auslegen: daß Sokraies bie Tom Fanft, worinn er in feiner Kindheit unterrichtet wor den, in der Folge noch immer mehr und mehr zu vers vollfommnen, oder baß er bad, was er in feiner Kinds beit gelernt her vergeffen, zulezt wieder zu et Iernen geſucht habe. Bruder I. 525. nnterfheibet, ) aber nicht aus zureichenden Gruͤnden, mehrere Theil⸗ der Tonkuuſt, wovon er den einen im ber Jugend, ben andern fpäter erlernt habe. - Aus diefem Grunde nannte er den Daͤdalus einen feine Borfahren, Plat, in Eutyphr, p. 5, & in Alcib, pr, p 221. e

Sefchichte des Sokrates und feiner Phil. | 39

te”). Wenn man aber diefes aud) annimmt; fo

fich zugleich darthun, daß er fie bald verlafs und mit dem größten Eifer an der Ausbildung fels Seiftes und Herzens zu arbeiten angefangen habe, ſagt ſelbſt beym Xenophon, daß er ſich von den erften m feines Denfens an beeifert Habe, alles Gute und liche, fo viel er nur gefonnt, zu ergreifen, und fich ı zu machen *Y). Er las daher fihon als Juͤngling merkwuͤrdige Schriften alter und neuer Dichter und

Wei⸗

AIch weiß es ſeht wohl, daß Pauſanias p. 310. Ed, wWeehel Gr. und der Schollaſt des Ariſtophanes ad v. 9771. Nub, von Statäen befleideter Grazien reden, bie Sokrates gemacht, und bie ia noch bie auf die Zeiten bdes Paufanias gezeigt haben fol, Allein ber Wiber⸗ ſpruch dieſer Schrififieler,, wie das gänzlicde Gtill⸗ ſchweigen des Plato und Renophon, läßt mich vermu⸗ Shen, daß bie. Sage von ber Erfahrenheit des Sokrates in der Kunſt feines Vaters, befonders bie yon feinen Werten, vie unzählige andere Mähren, in fpätern Beiten dichter fepn koͤnnte. Pauianias-erzählt, daß ‚De Grazien bes Sokrates vor dem Eingange in bie Burg von Athen geftanden hätten; ber Scholtaft bed Ariſtophanes hingegen, daß fie in bie Wand des Tem⸗ pels ‚hinter der Statuͤe ber Minerva bineingearbeitet geweſen ſeyen. Nach dem Plutarch erhielt der Vater bes Sokrates durch einen Goͤtterſpruch hen Befehl, den Neigungen jenes Sohns nichk bie geringſte Gewalt anzuchun, und ihn zu feiner Knuſt cder Beſchaͤfftigung zu nöthigen, bie er nicht von felbfi ergreifen würde, (Plut, de Genio Socr. VIH. Tom. 330.) Ich will mich zwar für die Wahrheit dieſer Ueberlieferung nicht verbuͤrgen; allein fie ift doch immer ver Porphyriſchen Verlaͤumdung werth, daß Ariftoreles In feiner Jugend ſeinem Vater ungehorſam geweſen ſey, und ſich ſtets gegen feinen Willen geſtraͤubt habe, (aßp. Theodoret. de curand. Gr, Affect. lib. XL.)

h Apol. $. 16.

Die Kunft zu reden mit vielen andern vom: ber gelernt habe. **}. . An den erſten Zeiten.des © kens und der Entwicelung feines DBerftandes n

'») Man fehe Plat. in Phaed. p, 39. in Theaet, F

Menep. p. 365. Xenoph. c. 2. Oeconom,

In Sympof, Plat. p. 187. in Menep. l. e. Eb gen, weil Sokrates fih mit allen Menſcher machte, von denen er nur einige Hoffuung Iernen hatte, werden ihm von jüngern Schr fo viele Echrer und Lehrerinnen zugefchrieben , in einem uneigentlihen Berflande fo genann koͤnnen. Man fehe das Verzeichniß beym M Diff. XXU. Im Diogenes werden Anaragı Archelaus feine Lehrer genannt 11.19. Daß: ben erftern nicht gefannt habe, ift fchon im erf de bemerkt worben; baß aber auch Archelaus Dem Verſtande fein Lehrer genannt werben ? welchem er ed vom Plato und Renophon war , nem jeden einleuchten, fo bald er bemerft, baj tes ſolche Unterſachungen, als Archelaus vortr achtet, und ſolche Grund ze, als er gelehrt ha

Geſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 351

ch die praͤchtigen Verheißungen der Weltweiſen und Mhiſten feiner Zeit, ihm die Entſtehung, Ausbildung » Auflöfung aller Dinge, die Natur aller Elemente, Urfächen der wichtigften Erfcheinungen, forwohl am mmel als auf der Erde, endlich das Wefen der menfchs ven Seele zu offenbaren, fo fehr bezaubert, und hin⸗ iſſen, daß er mit der größten Begierde fich in die uns yeönblichften Gruͤbeleyen hinabließ, oder fich auch in : erhabenften Betrachtungen muthig hinauf ſchwang *). aftatt aber, tie er gehofft hatte, in ven Sieden und Schriften dieſer Männer alle Geheimniffe der Natur ® feiner felbft entfaltee zu fehen, bemerfte er bald zu nem Erſtaunen, daß er mit noch dickern Finfterniffen 3 vorher umgeben werde, daß er in feinen fefteiten herzeugungen zu wanfen anfange, und daß fogar Fra⸗ 2 oder Sachen, die er ſonſt leicht gefunden, ihm jezo hſelhaft und unauflöslich zu fegn fchienen **), Gr > daher Kenntniſſe auf, zu welchen er in fich felbft Fein schick fühlte, und non welchen er durch eigne Erfahr ng wahrnahm, daß fie ihm weit mehr gefchaber als st hätten 7). Bon diefem Zeitpuncte an kann man nehmen, daß er allmälich zur Erkenntniß der Wahr⸗ t gelangt ſey, und den Plan feines Fänftigen Lebens noorfen babe. Nicht zufrieden, fich felbft aus den hlingen des Irrthums gerettet zu haben, nahm er h vor, auch andere vor dem glänzenden, aber eitlen ind und ben gefährlichen Grundfäzen der Sophiften ner Zeit zu warnen, und fein ganzes Leben dem ienfte der Gottheit dadurch zu weihen, „daß er durch ne tehre und muſterhaftes Beyſpiel feine Mirbärger

gluͤck⸗

) Plat. in Phaed. ©, 38 & 39. | *°) Ibid,

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mem jenen einlandhten,, fo bald er beimerft, daß

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gen, weil Sokretes ſich mit machte, von denen er nur eini

Diff. XXU. Im Diogenes werben An⸗rageras de bemerkt worden; daß aber ee en

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tes ſolche Unterfaddungen, als Archelaus vortrug achtet, und ſolche Orunbfäze, als er gelehrt haben verabſcheut habe. Sokrates hörte ober ging mit Archelaus, wie mit deu Sophiſten um, wicht am feine Gchanten zuzueiguen, fondern nm ihn teunen lernen. In eben dieſer Abſicht machte er vielleicht Die Bekanutſchafft eines gewiſſen Ariſtagoras, der 2 A Ariſtophanes einen goras von Melos, mb einen Lehrer des nenut, adv, 838, Nub, -

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Geſchichte des Sokrates und ſeiner Phil, 35

vurch die prächtigen Berheißungen dev Weltweifen und Sophiſten feiner Zeit, ihm die Entftehung, Ausbildung und Auflöfung aller Dinge, die Natur aller Elemente, bie Urfächen ver wichtigften Exfcheinungen, ſowohl am Himmel als auf der Erde, endlich das Weſen ber menſch⸗ lichen Seele zu offenbaren, fo ehr bezaubert, und hin⸗ geriflen, daß er mit der größten Begierde fich in die une ergründlichften Grübeleyen hinabließ, oder fich auch im die erhabenften Betrachtungen muthig hinauf ſchwang *). Anſtatt aber, wie er gehofft hatte, in den Reden und Schriften dieſer Männer alle Geheimniffe der Natur und feiner felbft entfaltet zu fehen, bemerfte er bald zu feinem Erſtaunen, daß er mit noch dickern Finſterniſſen als vorher umgeben werde, daß er in feinen fefleften Heberzeugungen zu wanfen anfange, und daß fogar Fra⸗ gen oder Sachen, die er fonft leicht gefunden, ihm jego rärhfelhaft und unauflöslic, zu fegn fchienen **), Er gab daher Kenntniffe auf, zu welchen er in fich felbft Fein Geſchick fühlte, und von welchen er durch eigne Erfah⸗ rung wahrnahm, daß fie ihm weit mehr gefchadet als genuzt hätten F)._ Bon diefem Zeitpuncte an kann man

annehmen, daß er allmälich zur Erfenneniß der Wahre - |

beit gelangt fey, und den Plan feines fünftigen Lebens entworfen habe. Nicht zufrieden, fich felbft aus den Schlingen des Irrthums getettet zu haben, nahm er fi) vor, auch andere vor dem glänzenden, aber eitien Tand und den gefährlichen Grundſaͤzen der Sophiften feiner Zeit zu marnen, und fein ganzes Leben dem Dienſte der Gottheit dadurch zu weihen, daß er durch seine tehre und muſterhaftes Beyſpiel feine Mibtrger . " « 9

65) Plat. in Phaed. ©, 38 & 39. |

4) Ibid,

5 :. Citbented Buch. Zweʒten Eapitike: 3 | . gäcktich und weife mache”). Hiezu glaubte er ſich vende —— u Ort un De, ud

Ni n

Vergnögens,

: ®5 Plat. Apol. Socret. p. 9. Kas Uwo.TaurNs TE N BoXeAas, ZTE TI Toy Tas WoAears Mpocken jun Xoœv yeyovev, afıov Aoys, die ray ana. oc. ev TEVIOE UL ei, din vw TS Ser Au Teaav. . 6) Ib. & p. 12 & 13. Tœuræ yap uereum 6 Des, OT BU BE. US EYw area sdev Bo 1777 neslov Joy Yavcodas ev Ty7 Bois, 4 Tp eu. To bvbnmuæœrcouæv. i-#) I. Tlessopes de ro Iso PaRov, 9 Um. mas ! EWOTTEE AV. EURVEw, 106 006 TE, EN WR Bons DiAccodav. u 4) Pag. 17 & 15. ib, Tsde Aes Twrrenres os eye and Te us umerurufor, DiAocQdinra m dev Cnv, ns eferulorree eumurov, sous Tas «fss, evraude de Dcßndes m Javarov, 1 Ra Or ‚By Tea YA, Kama Ta Toogın. yoy Muvy Tv EM. "

Bu

GSeſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 953 er von einem höhern Weſen erleuchtet und gebilber,

daß er mwenigftens einem Wolfe gerade zu der Zeit

der Borfehung gefande worden, als es eines ſolchen ers am meiften nöthig hatte *). | Selbſt

aa

Plat. Apol. Socr. p. 12. Orı —R TVVXœvo A ToMToS, cs v0 Ts Jes Ty KoNe Ödedoc- Iaı, evrevde av naravonsaure. & vœo avdew- WW EOIKE TO EME TV ge EMAUTE ETAVTwy NMEANKEVOR,, KO AVENETTEH Twv NERV EUEÄB- pevav Fooaurn ndn ern,“ To Üunereoov Feur- ev ces &c. & de Rep. Lib. VI, p. 26. Vol, IE. Eu Yue xen edv, orı mee av awdn Te nu VEynTos 00V des, EV TOIRUTY KATASacCes Tote. Taay, Yes nogav auto awces.AryYay, & Kül- xor egess. Daß Sokrates die Lebensart oder das Amt eines allgemeinen Lehrers und Auffehers, worin er bis an feinen Top bebarrete, ſchon als ein junger Mann erwählt habe, kann man aus vielerley Umftäns ven ſchließen. Erftli war Sofrates nur etwas über

Er muſte alfo damals ſchon lange und allgemein bes Pannt ſeyn, weil die Komiker fih nur an folde Pers fonen machten, die das ganze Volk kannte. Ariſtopha⸗ nes war auch nicht einmal ber erfte, der ihn lächerlich zu machen fuchte; dies hatten ſchon mehrere andere vor ihm gethan. Zweytens ift es aus ben oben angeführs ten Stellen des Plato gewiß, baß Sokrates als ein fehe junger Mann die Weltweiſen feiner Zeit börte, und auch bald die Unbrauchbarkeit oder Schädlichfeit ih⸗ ver Lehren einſah. Man Panıı alfa auch als wahrs fheinli annehmen, daß er nicht lange nach biefer Bes merfung die Wahrheit entdeckt und den erfannten Irr⸗ thum beftritten babe. Drittens erzählt Renophon, daß Alkibiades und Kririas erſt lange‘, nachdem fie ſich vom Sokrates getrennt haͤtten, in die Ausſchweifungen | ' and

zweyter Band, |

vierzig Jahr alt, als Ariftophanes feine Wolken ſchrieb.

[

ge 3 SEnes Buch, Zioptes pie)

Sch ber göttliche Beruf, den Sokrates a \ Dam Samen fühlte zwang ihn, die ie

2 Dcqhoauny und Unterlaß zu verfolgen ‚weil fie n die .Köpfe ber hoſſnungẽvollſten en und m Männer mic meiftens unnäzen Spisfinbigkeittn ſondern auch ihre Herzen durch die zone üften Gründfäze verdarben. Sokrates ließ daher * + Mitgekumverfche, das Anſehen biefer falfehen' AWelln .®» und er richtete feine *

Rage, und fie endlich überwunden habe; allein‘ Bar cch doch nicht unbemerft laffen, daß feine und, | One on De Goptien Im maß a

und Berbrehen gefallen feyen, (Memor. Socr. I. 2. auch —8 Beifen zur Laft legten. Nun aber war

üppige, gewaltfame, ehrgeizige Mann, der er in fels nem ganzen übrigen Leben lieh. und die Zeit feines men Umgangs mit dem Sokrates muß alfo zwiſchen - und ger bes leztern fallen. „(Men fehe Plat. Alcib, I. 0.) Eine ber um wahrſch ein lichſten —— * bes Ariſtoxenus war Diefe, das Krito den Sokrates aus einer

$ E 4 E 3 © Fi} & ® * Er & a Er SE 35 Rz

Goaſchichte des Sokrates und feines Phil. 355

Namen ‚gaben , indem fie Die reichften und edel,

ten Athenienfifchen Tünglinge auf feine Seite zogen,

mb ihm in ihnen eben fo viele Bunbesgenoffen und Miits treiter erwarben, welche die gemeinfchafftlichen Feinde nit denfelbigen Waffen angriffen, womit Sokrates fie efchlagen hatte *). 1 | Anſtatt daß die Sophiften einen Theil der Meichs hämer, die fie durch ihren Unterricht gewannen, an ftbaren Schmuck und prächtige Kleider verſchwende⸗

en, ging Sofrates ohne Schmud und in der einfa ten Kleidung einher. Er wechjelte nicht, wie die uͤbri⸗ yen Stiechen thaten, mit den Jahrszeiten die Kleivungss dcke, fondern wickelte ſich das ganze Fahr durch in eis ren einzigen Mantel oder Gewand von demfelben Zeuge in®®). Auch trug er niemals in ber größten Kälte Schuhe ober andere Bedeckungen von Fügen }), auss genommen an Seften und feftlichen Gaftmälern, wo er fich ihrer bediente, und fich auch forgfältiger, als ges woͤhnlich, zu kleiden pflegte P. Ungeachtet die a 2 am⸗

®) Apol. Socrat. p. 9. TIęoc de Teras © veoi PL]

eranoAsIsvres, dis Marsa oyoAn es, 0 van

BABOCISTAETOV AUTOURTO, NOILEOW AKEOYTäs efereyxonevav ray andeumav. Kar auros FoA- Auxıs EME MIUBYTOI, EITE ERIYaIOBCW AÄbEs eleralew. evreuder 9 0 un Ruray afera- Comevos, em0s OEYsCoyTaI, 8X WUTOIS.

o) Xenoph. Memor. I. 6. p. 34. fq,

4) Ib. & Plat. in Conviv. p. 194. Das Barfußgchen iſt faft der einzige Zug in ber verzerrten Schilderung des Ariſtophaniſchen Sokrates, der nicht erbichtet ober aͤber⸗ trieben if. v. 102. & fq.

+4) Piet. in Conv, p. 176. Un eben dieſer Stelle heißt es, daß Sokrates ſich um felten gebadet habe. Dich muß

man

a

l

356 Siebented Buch. Zweytes Eapitel,

famfeit, welche dem Sofrates feine Armuth nothwen⸗ dig machte *), ferner die Begierde, ven weichlichen Athenienfern ein Beyfpiel alter Einfalt, und einen Be weis von den mäßigen Forderungen der Natur zu geben, endlich vielleicht auch das Bewuſtſeyn, wie fehr felm | Höäßlichkeit durch gefuchten Puz und prächtige Klelbum - würde erhoben werden, zu dem Entfchluffe init gewirkt haben mögen, auf die Bedeckung feines teibes wenige, - als die ärmften feiner Mitbuͤrger und die Niedrigſten h⸗ rer Sclaven zu wenden; fo läßt es fich doch ſchwe läugnen, daß nicht tie Haupturfache dieſes Enrfchluffee der Borfaz gewefen fen, bie unmännliche Ueppigkeit ber Soppiften defto mehr in die Augen fallen zu machen, und es ihnen auch durch feinen.unanfehnlichen, und ihn doch Hinlänglich beſchuͤzenden Anzug ſtillſchweigend vor, zumerfen, daß fie die Weisheit, die fie zu lehren von . gäben, befchimpften, und die ohnedem überhand ne

man von warmen Bädern verfichen,, die Sofrates ald bie Urfachen der Verzaͤrtelung von Cörpern anfab. Ariſtophanes leitete diefen Abfcheu vor warnen Dh Bern aus Unreinlichfeit und Kargheit ab: in Nub, v. 833. & fq. oo oy, URO TNS DeidwAcc, ETEXsIgET BlRs HKWMote, & anoAenvaro 8! 215 Barwvesov nAge ABTomEVoS. Allein dies ift eben fo falfch, ale wenn er ihn als ein Feind aller gymnaſtiſchen Uebungen ſchildert v. 415. Ows T AWEeXEI, Ho Yumvaoıwy , 00 TON army avoNTav. 2) Beym Kenophon ſchaͤzt Sokrates fein ganzes Vermoͤgen nur auf fänf, Xen. Oeconom. c. 3. und beym Plate Apol, ©. 15. gar nur auf eine Mine, |

Gehchichte des Sokrates’ und feiner Phil. 357

ende Prachtliebe ver Athenienſiſchen Jugend durch ihr enfpiel nur noch mehr entzündeten. Den aller feiner Armuth aber, die in unfern Zeis 3 die meiften Menjchen vom Pobel entweder zur Ver⸗ venfelung, oder zu einer unverfchämten Betteley brin⸗ n würde, nahm Sokrates von feiriem feiner Freunde, » durch ihn weifer und tugendhafter wurden, Belohs Mgen an, wie die Sophiften thaten, die Das Vermoͤ— r ihrer Zuhörer mehr ausplünderten, als fie die Kennt, Te verfelben bereicherten. Er Fehrte fich nicht an bie pötterenen feiner Gegner *), die ed zwar zugaber, Ber redlich, aber nicht, daß er weile fen, und die es n ins Geficht jagten, daß er feine eigene Schwäche r Unwiſſenheit fühlen müffe, weil er für feinen Unter« je nichts. verlange, da er doch von dem Seinigen nichts ı Werth umfonft meggeben würde. . Sofrates antı etete, daß es ihm eben fo fchimpflich feheine, mie eisheit, als mit Schönheit zu wuchern, und daß er jenigen nicht weniger für einen Schänder der Weis, : halte, der diefe gleich einer feilen Dirne an den eiſtbietenden verfaufe, als er denjenigen für einen händer feiner Perfon halte, der den Genuß feiner ze um Geld verhandele; daß ent‘ich ein jeder, der Geld lehre, fich zu einem Sclaven von andern he, weil er das durchaus lehren müffe, wozu er fich ungen habe **). Gewiß würde Sofrates das Uns ichende in diefer Art zu fchliegen bemerft, und niche eine fo eigenjinnige Art den Beyſtand feiner Sreunde gefchlagen haben, wenn er nicht durch feine neigen, gfeit die Sophiften hätte fine wollen. Er war Ä 3 von

Antiphon ap. Xenoph. Memorab. I. 6. p. 58. 59. YiIb.&c.2. p. 11.

7:

8 Mist duch ——

gan ber Habſucht biefer Männer fo un

für alle Berbienfte, die er ſich um feine

u nicht allein nichts ferhente, 0 ——e— ſogar ſeine haͤuslichen

m ober zu babe; fie machten, ee fie ws fin Sußerfte Armuth wären

Wenn es aber nicht die gehäuften au

hen Beügniffe feiner groͤßten Schüler beftärigten,

he er von Niemanden das geringfte,genommen habe });

‚fa wuͤrde man doch faum anders, als bie Machrichten

‚einiger neuern Schriftſtellet annehmen Formen, toelche

ſchern daß Sokrates zwar. nicht von allen, aber

don reichen un geprůften Freunden, bie ed

eine e Bodier hielten, wenn fie * tehrer wohl

2 Pt, in Apol, p. 12.

» Kae den fon angeführten Stellen ziche ich aur neh eine des Plato, und eine andere des Zenopkon an,

Im Baftınale des erftern ſagt Alkiblabes eh ber im

oft Geſchenke FR sehen vergebens verſucht hatte, uf

- er gegen Meihthäner 2 als Yjaz gegen ten fep,_p. 193. In der Hausbaltungekuvn Bed Ioy sern fagt Sokrates zum Rritobulus: Du meißt es, Def

jch viele Freunde habe, Dr —* fie mir ein jeder ah

nur erg sim, mich dennoch in Mädfihe anf meine

vrnlsen durfniſſe im Ueberfluß gleichfam. erfaufen koͤnnten * pP, 281. Kurz vorher bekeunt er (p. 278.) das. Wenige, was er babe, Ihm 2443

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil, 359

n konnten, Unterflügung empfangen und augenom⸗ ı habe *). Denn fo außerordentlich man fich auch Genuͤgſamkeit und Sparfamfeit des Soktates den⸗ mag, fo ift es doch faft unbegreiflich, wie er mic r zahlreichen Familie, ohne eigenes beträchtliches , ohne irgend eine einträgliche Kunſt ober adthierung, felbft ohne Theilnehmung an den öffent, en Wohlthaten und Re bes Staats, in Athen 4 habe

U TU;

) Man fehe den Diogenes II. 74. 131. ſ. auch Seneca res det von vielen Anerbietungen , bie dem Sokrates von feinen Zreunden mären gemacht worden, und bie Bw ſchichte des Aeſchines, die er erzählt, beweiſt, daß So⸗ Prates dieſe Anerbietungen nicht alle sirögefihlagen habe. 1, 8. de benef, Ich wunbere mich nicht darüber, baß. Seneca biefes vom Sokrates glaubte, aber barüber wundere Ih mi, daß er ben Gofrates fo wenig ger kannt habe, "daß er folgendes Mährchen von ihm nach⸗ erzählen Ponnte: Socrates amicis audientibus: Enif-

. Sem, inquit, pellium, fi nummos heberem. Ne- zinem, fezte er hinzu, popofcit, omnes admonuit,

. 8 quo acciperet ambitus fuit. quidni effet? Quantu- lum enim erat, quod Socrates sccipiebat? at multum erst, commeruifle, a quo Socrates acceperit, &c. Wahrfcheinlih machte die Unverſchaͤmtheit der Weltwei⸗ fen feiner Zeit, daß Seneca das Unmärbige in ber von ihm erzählten angeblichen Aeußerung bed Athenienſi⸗ {den Weltweiſen nicht fühlte. Allein dieſe erbichrete Aenßerung vwiberfpricht dem Charafter bes Sokrates eben fo fehr, als bie Betteley, bie Ariſtoxenus vers muthlich von einem abtrännigen Schäler des Sokrates, dem er feine Nachrichten fhulbig war, gehört hatte. Sokrates foll nämlich, fo oft er in Noch geweſen, feir nen Freunden eine Buͤchſe bingefezt Haben, damit ein jeder nach feinem Bermögen babe beytragen Binnen. II. 20. Wenn Sokrates and) gezwungen geweſen waͤre, ſich der Huͤlfe feiner Freunde zu bedienen; fo wuͤrde er es am wenigſten auf dieſe Art gethan haben.

360 Giebentes Buch. Zweytes Capitel.

Habe leben koͤnnen. Sokrates füß nie in Gerichten, en ſchien nie in öffentlichen. Bolfsverfammlungen oder

Schaufpielen, ließ fich auch nicht in die Elaffe der Aus

men einfchreiben, die aus dem Schaz ber Nation mw

serhalten wurden, und er fonnte alfo auch nicht die AU

moſen oder ven Lohn genießen, welchen bie Achenienfer

ihren Armen, oder Richtern, oder allen unbegüterten

Pürgern zu den Bergnügungen des Theaters ober fir die Bemühung gaben, fich an den allgemeinen Bolks verſammlungen einzufinden.

Weil Sofrates fi) nicht, wie die Soppiften zu bereichern fuchte, fo jagte er auch nicht gleich ihnen nur

a en

ängefehenen und reichen Männern und Zünglingen in

allen: Theilen von Griechenland nad). Weder Meugier de, noch die Einladungen von Königen und Mächtigen vermochten ihn feiner Beftimmung untreu zu machen *). Er blieb unverrüct in Athen, als werner durch Blind⸗ heit oder andere Fürperliche Gebrechen an feinen väter, lichen Boden wäre gefeſſelt worden, eine einzige Reiſe zu den Afthmifchen Spielen und einige Feldzuͤge ausge, nommen, zu denen er von feinem Vaterlande aufgefors Bert wurde "*). Er fchäzte und wählte feine Schüler

| nicht

⸗j —ee e¶e ⏑⏑

#) Diog. II. 25. & ib. Menag. v %*) Plat. in Criton. p. 21. Oude aA ENT CH 0- Inuiov, woreg 0 ur avdowmro. ed“ erıdu- Mia ve ans WoAews, BOE AMmv voumwv EAL- Bev eidevan. aA nusıs (fo läßt Plato die Athe⸗ nnienfifhen Gefeze zum Sokrates reben,) wos inavsı NMEV, KO n NUErEOK WOoNIs. IT Do ex nuus nos. Sokrates ging fogar nur fehr felten außer ker Stadt fpazieren, weil die todte, wenn glei ſchoͤne Natur, ihm nicht fo intereffant umb lehrreich, als ber Umgang mit feinen Mitbuͤrgern war, (ia Phaedr. p. 196.) Wenn

Seſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 361

ht nach ihren Vaterſtaͤdten, oder nach dem Alter und el ihres Geſchlechts, oder nach der Groͤße ihrer Ver⸗ dungen und ihres Anſehens, ober nad) ihrer Frey⸗ igkeit und Meichthümern, fondern ganz allein nach em wahren Werth, ober nach den Anlagen, die er ihnen zu entdecken glaubte *). Feſt überzeugt, daß eundfchafft nicht anders, als unter Tugendhaften bes hen, und daß tafterhafte weder unter einander wahre eunde ſeyn, noch) jich mit rechtfchaffenen Männern einigen koͤnnten, ſchloß er alle diejenigen, und wenn auch Söhne aus den erften Famitien waren, von fels n vertrauten Umgange aus, die fich folchen Auss weifungen und taftern ergeben harten, woburch fiefich b auch ihre Freunde in's Verderben ftürzen muften **), edrige Sclaven ihrer tüfte alfo, die ihrem Gaumen

| 35 vooe

ERDE REHEEEEaEEHEETEEe

Wenn man dieſe Geſinnungen des Sokrates über ſein

Baterland und feine Mitbürger, und bie Urſache, warum er fi von ihnen faſt niemals trennte, gelefen bat; fo wird man argwoͤhniſch gegen den Spruch, ber An Munde eines jeden Republicaners, und am meiſten des Sofrates übel ſteht: daß er Fein Athenienfer, Fein: Grieche, fondern ein Weltbärger ſey, Plutarch. de exi- lio Tom. VII, 371. Cicer, Tuſe. quaeft, V. 37.. Man fiebt aus diefen Bepfpielen, wie wenig man ſich auf die Aechtheit der Sprüche und Anefboten verlaffen koͤnne, bie felbft im Cicero und Plutarch enthalten- find, und wie viel mißtrauiſcher alfo man gegen die im Genen, Diogenes, Athenaͤus, oder gar Xelian ſeyn muͤſſe.

) Plat. in Convivio p. 192. Ise, ſagt Alkibiades, Orı 87T es TIs WÄBCIHOS, 87 ARM Ta Tıuny EXav Twv vmo mANdES nenaeıkonuevav. NY vos de TOAVTS TAUTE To KTNMOTE, BOSVGS fin, vos nums Bdev eva,

®) Xenopb, Memor. I, 6,

Eichecei Bus. Bund can,

Bauche mehr, als ben dienten; 1 mene Berfihnsenber , ag ſtets u en —— fielen, und. wenn bieje

ger g J— 87 35 8:

I ‚oder Wahnßnnige, unter dem oder wWelmege in ber ng. ab , daß die Berbinbung mit felchen Perfonen ihm von feinem Dämon unterfagt wen | Re, und ber Gottheit unangenehm fen *). Wenn - unverborbene fähige Jünglinge und Männer rs ee e ve ten rei arm Ip —e oder Fremde, jung oder ge ayile offenen Arnien entgegen, und freute ſich über einen geuen waßrhaftigen Freund mehr, als andere fich über „wie fchönften Pferde, ober Vögel, oder Hunde nur’ freuen tonien 1). Ex hielt einen wahren Freund für das ein , ke un unter allen Gütern, die man befizem Fönnte, ‚für das brauchbarſte unter allen Derfzeigen das uns: alle die Dienfte und noch mehr leiſte, die wir von unſern Händen ober anbern Sinnen und —— galten MD. ben deßwegen nahm er diejenigen, die in jei

9 Tb. & Plat, in Thesgen, p. 242% TloAcus: zer yag warten, rau 8x 51 wPeAndmen ner’ aus eilßecw , Os TE 8X dv TE Ko TETOS ou-·

dusreußer. Es befümmerte ih veßwegen auqh law SE nit. EN I. initio, wa

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 363

feiner Freundſchafft werth waren, nicht nur alsdann, wenn fie jich ihm anboten, mit Freuden an, fondern er har fie auch felbft auf. Er nannte fich daher einen bhaber aller großen und eblen Menfchen, Die er nicht weniger als die Vaterſtadt liebe, und um deren tiebe er mic dem Vaterlande buhle *). Er fagte, daß er in der Kunft, Menfchen zu jagen und zu fangen, niche unerfahren fey, und dag er in der Kunft der Liebe Feis nem Sterblichen etwas nachgebe ). Er rühmte füch Schlingen, tiebestränfe und Zaubermittel zu beſizen, wodurch er Menfchen geroinnen und feine Freunde fefts halten fonne***); und er rieth alfo auch denen, Die wah⸗ re Freunde erhalten wollten, ihn gleichfam zum Mit⸗ werber, oder zum Gehuͤlfen zu nehmen F). Er fange, ſcherzte er, Freunde nicht bey den Süßen, wie Haaſen, nicht mic tift, wie Bögel, nicht mit Gewalt, wie Fein⸗ de, fondern gleich den Sirenen durch unfichtbaren Zaus Ger, ohne fie zu berühren, ober ihnen Gewalt anzuthun. Diefer Zauber beftehe darinn, daß er ihnen zu erfennen gebe, daß er rebliche Freunde über alles ſchaͤze, daß er ſich Über ihr Gluͤck nicht weniger als über fein eigenes freue, und über ihr Unglück nicht weniger als das feis nige betrübe: daß er in ihrem Dienfte gar Feine Ermuͤ⸗ dung kenne, und es für die größte Tugend und Boll, fommenheit eines Mannes halte, Freunden ſtets im Wohlthun, wie Feinden im Leidthun zuvorzukom⸗ men tr). Mit diefem unfchuldigen Liebestranke ſuchte er Ä zwar

[U m

®) Symp. Xen, c. 8. p. a93. So nannte er auch bie Phi⸗ Iofophie feine Geliebte, Tu zyuas zasdıra. in Gorgia Plat. p. 316.

“#) Xen. II. 6. & Plat. in Theag. p. 241.

wer) Xen. l. e. & Il. ır.

+) Siehe auch Theaet, Plat. p. 72.

tH) Xen. |, c. p. 113,

TE 365; Sedentes Buch. Zweyt 0 3 alle wuͤrdige Menſchen, aber doch ſeine Mit, u einge

er als Fremde und Ausländer an. fidy zu * weil er es für feine Pflicht hielt, eher. jenen als dieſen ii ügen *). Unter feinen Mitbuͤrgern ftellce er am nah fften ver biegfamen Jugend nad), weil er fi) am end

chefn fonnte, biefe nach feinen den zu Finnen *", Sofrates war ſo gluͤcklich in fe ungen, daß er die größten Männer feines: imter feinen Schüften gählte, und bie reichſten per . völlften Tünglinge in fich verliebe , ober zu Em bern machte, anſtatt daß ſie, um in der en Zeit zu reden feine Geliebte ren mie

> End

ve ‚Piat, p. 13. in Apol. Socr, Taura.zon ei meeoßuregn, ITS av ErTUYKoove fen ee νν Kal mus. —R * Mean id wild , fagte er zum Xheober, ber bie Drake ..matit mit Wepfall in Athen lehrte, mehr um bag, mad in Kyrene, ale mas in Athen vorgeht, bekuͤmmerte; fo mohrde Ich dich fragen, ob es in Seiner Beterfert aundch Juͤnglinge gebe, bie der Weltweisheit und anders u Wiſſenſchafften obliegen. Da ich aber meine Landélen⸗ - te mehr als die beinigen liebe; fo wünfdte ich won bir . zu wiffen, ob bu unter unfern Juͤnglingen nicht eine . ge angetroffen haſt, bie deinem Vermuthen nach ber einft einen großen Namen erhalten werben. Hiernach forſche ic felbft, fo viel ich fan, und erfundige mich bey allen, von benen ich erfahre, daß Juͤnglinge fich um fie ber verfammien. in Theaet. p. 69.

9 Aleibiad. ap. Flat. in Conbivio p. 194. Kaus ne "FO 8X EME MOVOv TAUTO TETOMKEV, AM Kuh Xxenidv, rov TAwuxavos, #4 Eu$ Kov, To AsoxAess, no adBs Mewu WohEs, 85 Bros elanarav ws Bgasus, Train —* œurec

—RR& —— de.

in:

|

Geſchichte des Sokrates und. feiner Phil. 365

Auch in Anfehung der Sprache und der Einfleis bung feiner Gedanken unterfchied ſich Sofrates von den Sophiften eben fo fehr, als in Ruͤckſicht ver Abfichten 1 in welchen er lehrte. Anſtatt dag die Sprache ver Sos phiften ganz aus Fünftlichen und praͤchtigen Blumen ges webt und ihre Neben mit bichterifchen Tropen und Figus ren, befonders mit fühnen Metaphern und auffallenden ‚Gegenfäzen gefchmüct und überlaven waren , die Uns‘ wiftende in Erflaunen fezten, aber in Kennern bald Lies berdruß erweckten *), fo war bie Sprache des Sokra⸗ tes eine ungefchmückte Tochter der unverdorbenen aber kraftvollen Natur, die gleich ihrem Schöpfer beym ers fien Anblick nicht allein nichts einladendes, fondern viel mehr etwas abfehrecfendes hatte, die aber auch bey. eis ner nähern Bekanntſchafft, wie Sofrates felbft, reiz⸗ voll, und gleich dem Geſange der Sirenen unwiderſteh⸗ li war. Sein Vortrag, fagt Alkibiades **), hat we⸗ der mit dem Vortrage eines Altern , noch) eines neuern Redners die geringfte Aehnlichfeit, und man Fanır ihn, wie den Sofrates felbft, mit nichts beffer, als mic den hölzernen Silen » Bildern vergleichen , die äußerlich) uns anfehnlich , innerlich) aber mit den fchönften Statuen von Göttern angefülle find. ben fo fcheint die Sprache des Sokrates poͤbelhaft und lächerlich, wenn man Ihn ſtets von Schuftern, ober Gerbern, ever Efeln reden, und ähnliche niedrig fcheinende Wörter und Gleichniffe rauchen hört; allein wenn man eben diefe Worte und

Reden,

——————————

[ 707

2) Mau fehe nur allein Cicer. orat. c. 52. Die Abrigen Stellen werde ich zu ihrer Zeit prüfen und aus einan⸗ der ſezen. .

) In ber Lobrede, die Plato ihn voll Begeifterung auf den Sokrates, deſſen Philoſophie und Berebſamkeit halten laͤſt, in Conv, p. 193,194. rn

966 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

Reden, die zuerſt das Ohr beleidigen, aufſchließt; fo findet man fie voll von Goͤttlichkeit, und mit Den glän genden Bildern der Tugend angefült. Wern ich fonft den Perikles ober einen andern großen Redner hörte, f « wurde ich unferhalten und ergözt, und ich fühlte, daf er fhön gefprochen hatte. Aber bey Feines Sterblicen | Reden habe ich das empfunden, was mich Diefer durch bloße Worte bezaubernde Satyr hat empfinden laſſen So oft ich ihm höre, fo bin ich wie bezaubert und aw gefeſſelt. Mein Herz pocht mir, mie einem begeifterten |; Korybanten; meine ganze Seele wird von feinen Wer | ten, wie von Schlangenbiffen, verwundet, und iſt ve | Unmillens , daß. fie noch immer fo roh und fo felanen | artig gefinnt ift. Ich weine oft Thränen des Lmmmu

und ftelle mir vor, daß ein folches Leben, als ich fuͤhre, elend und unrühmlich fey. Und ich bin, ſezt er Bine, nicht der einzige, der fo Finbifch weint und fo an ſich ſelbſt verzwenfelt, fondern viele andere thun veßgleichen®), Er ift der einzige, vor dem ich mich, fo unglaublich bie ſes auch fcheinen mag, ſchaͤme, und fürchte. Ex zwingt mich zu geftehen, daß mir noch unendlich vieles zu einem guten Bürger und vollendetem Manne fehle, und daß ich mich immer noch ſelbſt vernachläffige, da ich mich ſchon mit ven Angelegenheiten der Achenienfer befange. Doll Schaams und mir meiner eigenen Unwuͤrdigkeit beruft, fliehe ich vor ihm, als einem erzärnten und be |

| leidige

2) Ehen dies erzählen Plutarch II. p. 12. in Vie. Aldb. und Cicero II. Tufc. quaeft. 32. wie es ſcheint, ned aus andern Schriftſtellern, ald aus dem Plato. Als

kibiades fühlte die Wirkungen der Lehren des Soßrates fo lebhaft, daß er fagte: Die Bemühungen des Su krates feyen ein Bätterbienft, der zur Bildung an Mehlfars ver Jugend abziele. Piut, I, c,

Geſchichte des Sokrates und feiner Phi. 367

leidigten Herrn, und mwünfche oft, daß er nicht mehr feyn möchte, ungeachtet mir boch auch Fein größer Uns gfück widerfahren konnte. Dieſer meifterhaften Per fchreibung des Sofratifchen Vortrags, die das, Gepräge . der rheit unverfennbar an fich trägt, fcheinen am dere , nicht minder richtige Schilderungen derfelben zu ‚voiderfprechen, und ſchwerlich würde jemand, der bie So⸗ Pratifche Beredſamkeit nur von der Seite fennt, von: welcher Alfibiades fie beym Plato varftelle, ihre uͤbri⸗ gen nicht weniger eigenthümlichen Borzüge errathen koͤn⸗ nen. Ein Bortrag fheint es, der fo uͤppige und aus⸗

slaffene Juͤnglinge, vergleichen Alkibiades und feines Seichen waren, fo tief rührte, fo gewaltig erfchütterte, fo nachdruͤcklich ſtrafte, und fo mächtig beflemmte, ein folcher Bortrag mufte ernfihaft, und finfter”), wie bie Demoftpenifche Deredfamfeit , vielleicht gar muͤrriſch und zuͤrnend, wie die des Epiftet, ſeyn. Don alle Dies ſem aber traff man in den Neben des Sokrates nicht allein Feine Spur , fondern gerade das Gegentheit ar. Denn felbit alsdann, mens er ſtrafte und niederſchlug, fehimmerte in feinen Reden eine hünmlifche Milde und Heiterkeit, welche der Abglanz feines ſtets ruhigen zus ftievenen Herzens waren **), und überdem eine unbe, fchreibliche Grazie und Süßigfeit durch, die aber nicht bloß ergozte und in Vergnügen auflöfle, fondern Ei

*) Die Griechen druͤckten dieſes durch dad Wort rıxguos

aus.

%#) Cic, de oflic, I. 30. De graecis autem, dulcem, & facetum, feftivique fermonis, at.que in Omni oratio- ne fimulatuorem, quem ana jraeci nominaverunt, Socratem accepimus, & c, 37. Sit igitur bic fermo, in quo Socratici maxime excellunt, lenie minimeque pertinax: inüt in eo lepos, .—

: 3 BE, . zos Siebentes Buch Aiıpies.Capili

u uͤther durchdrang, und verwundende Stachein har / zuruͤckließ *). Seine Sprache war ſich ſeibſt 2. fo gleich, als fein Geſicht und Charakter es waren; eeben fie wurde auch das erfte Mufter der. wahren, ..." fepen Sprache und Wohlredenheit ,. die er auf einmal =. pon aller der falfchen Schminke und unächtem [es -fäuberte, womit die Sophiſten fie beftrichen. und bu ingt hatten**). Seine Sprache war fo.einfälfigum -funftlos, und der des gemeinen febens fo Ähnlich, dah anan-fchon Kenner ſeyn mufte, wenn man fie bon di unterſcheiden wollte, und daß Unwiſſende dieſe am ‚sten nachzuahmende Einfalt leicht erreichen zu Fönnen glaubten F). Ahre größte Zierde befland in einer ‚berdörbenen Eraftvollen Gefundheit , in einer jun ichen Neinigfeit, und oft in einer an läffigfeit , die ihr aber, wie einem’ ſchoͤnen Frau mer/ beſſer als der ausgefuchtefte Puz fand,

x.#) Gprade bad Gegentheil von der Berebfamfeit Bes De

\ duom ut memoriem coneinnitatis fuse,'non, quemadı modum de Pericle feripfit, Eupolis, cum ne aculcos etlam relinqueret n animis eorum, a quibus effet auditus. J J ®*) Vid. Cic, Brut. c, 8. orator.e. iꝛ. Haee traclaſ⸗ Thraſymachum chalcedonium, primum, _& Leonti- num ferunt Gorglam, Theodorum inde Byzantium, - multosque alios, quos Acyodisıdergs appelle in Phaedro Socrates: quorum fatls arguta multa, fed ut modo, primumque nafcentia, minuta & verficı-

. lorum fimilia depicia. .

+) Brut, 82, & Orat, 23,

“r

Gefehichte des Sokrates und feiner Phil: 369

vahren Artifchen Sprache blieben alle feine aͤchte Schuͤ⸗ er, und alle nachfolgende große Redner und Schrift, Teller treu, fo fehr fie auch durch die Berfchiedenheit ver Talente dieſer Männer vermannichfaltigt wurde”), Uns ter den Verdienſten des Sokrates darf man alfo auch siefes nicht vergeffen, daß er die Sprache feines Volko nicht weniger , als die Denkungsart deffelben, und dig ganze Philoſophie gereinigt und gebeffert habe,

Die tehrart des Sokrates war nicht minder der Segenfa; von ber Methode der Gophiften, als er von je in Rüdficht auf Betragen und Sprache abwich,

ofrates lehnte nicht nur den Ehrennamen des Weiſe⸗ fen unter ven Griechen ab, ven Apoll feloft ihm zuer⸗ lahm hatte, fondern er wollte nicht einmal für einen rigenclichen tehrer gehalten feyn **). Er ſey zwar, fagte ep, ſtets bereit, einem jeden auf feine Fragen zu ant⸗

mworten : er theile auch) alles, was er wiffe, gerne feinen.

eunden mit, lefe mit ihnen die Werke ber alten Wei⸗ en, merfe fich in ihrer Gefellfchafft alle Gedanken und Sprüche, bie ihm wahr und nuͤzlich ſchienen, und pruͤ⸗ fe diejenigen, die er fuͤr falſch und ſchaͤdlich halte: end⸗ lieh. führe er. die wißbegierigen Juͤnglinge, die etwas zu fernen begehrten, mas er nicht wifle, zu folchen, wo fe den gewuͤnſchten Unterricht empfangen koͤnnten; übeis gens feye er ſich feiner geringen Kräfte und Kenntniſſe w-fehr beruft, als daß er es auf ſich nehmen follte, andere Menfchen gleich den Sophiften unterrichten, und ihnen neue und feltene Kenntnifle mittheilen zu koͤn⸗ » nen

FIRE

*, €. 82. orat. Cicer. ©) Plat, in Apol, Soer, p. 8: & Xeriopl, Memer, 1, 4. pP: 10.

Zweyter Band. Ka

370 Siebentes Buch. Zweytes Kapitel,

nen *). Sokrates lehrte daher auch nicht zu beſtimm⸗ ten Zeiten , an beftimmten Orten und für onen: er errichtete feinen Lehrſtuhl für fich, und eine Size für feine Zuhörer; fondern er wandelte den ganzen Tag In den Gymnaſien, und an andern öffentl, chen Plaͤzen der Stadt, in ven Werkſtaͤtten von Kuͤnſt lern und Handwerkern, ja felbft in den Häufern von Buhlerinnen, und an allen übrigen Orten umher, wo er offen Eonnte, viele Menfchen anzutreffen **), und um terhielt fich an allen Orten, zu allen Stunden des Tu ned, mit einem jeben, der ihn anrebete oder ihm aufs über allerley Gegenſtaͤnde, meiſtentheils uͤber fob che, in deren Behandlung entweder er ſelbſt, ober dies jenigen, zu welchen er fprach, nüzliche Belehrung finden fonnten. Er philofophirte alfo, wie Plutarch fich aus⸗ drückt, er mochte mit feinen Freunden fpielen und trin

fen, oder fich mit ihnen über ernftliche Materien unter |

reden, Im Felde ſowohl als in der Stabt, auf

hen Diägen, wie in Privathäufern, felbft im Gefäng

niſſe, als er ſchon gefeffelt war, und den toͤdtenden Giftbecher in der Hand hielt 7). Er rebete nie allein, und

E

_#) Xenopb. Mem. I. 6. p. 59. IV, 7. 258. Plat. Apol,

Soer. p. @) Xen. I. 1. Mem. Soer. p. 5. Plat.p. 195. in Symp, in

fine. Liban, Apol. Socr. Tom. I. p. 641. vorzdeih 1:

Plutarch op. Fr * 79 180, in ber Abhauie Iung, ob ein Greis ſich auch noch mit äffenel 06 ſchaͤfften abgeben müffe, j earikten

» Plut. I. e. Zuxeerns yar are Baden Jas, gr N

ess Igovov nadıcas, ure weav dieereißns, n WEOITATE, TOIS YymgInois TETAYMErny DuAar- TV, RR no TEaICay OTE TUXO, Kos GyuRı

. yo,

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 371

and lange hinter einander , und haßte deßwegen auchbie weitläuftigen und forgfältig ausgearbeiteten Prunkreben, welche die Sophiften oft an den feierlichen Spielen * und allgemeinen Verſammlungen von ganz Griechenland piece die aber, ohne dauernden Nuzen zu ffiften, loß das Ohr und die Phantafte dee Zuhörer Fizelten, ins dem Gedanken und Bilder fo fchnell vor dem Geifte der⸗ felben vorüber geführt wurden, daß fie Die wahren nicht erfennen und behalten, bie falfchen nicht prüfen, und die dunkeln oder unvollftändigen nicht aufhellen und er⸗ gänzen laffen Fonnten *). Unter dem Borwande, ba er ein ſchwaches Gedaͤchtniß befize, und ven Anfang vor Reden ſchon vergeffen habe, wenn er Ihr Ende höre, ers faubte er feineri Gegnern den Sophiften nie, fo oft er

mit ihnen ſtritt oder unterfüchte, fich auf vorgelegte Fra⸗ gen In weirläuftigen Antworten zu verbreiten, wie fie : gerne thaten, um nicht von einem jeden Ausſpruch ges naue Nechenfchafft geben zu dürfen, um ferner die Zus börer durch feine unmerfliche Uebergänge oder Abwege bon der Hauptfrage abzuführen, oder fie auch durch ven Zauber ihrer Beredſamkeit vergeffen zu machen. Ce noͤthigte fie, die Waffen und Ruͤſtungen, wodurch fie allein furchtbar und unüberwindlic) waren, gegen bie feinigen zu verfaufchen: oder fich von der Höhe ihrer beclamatorifchen Beredſamkeit, zu der geringeren Kunft, in der er allein eine mäßige Erfahrenheic gu befizen vor⸗ zab, nämlich zur Kunft heradzulaffen, eine jede Sache nit gemeinfchafftlichen Keäften durch Fragen und Ants aa wors

vov, xls Gusenrevonevös »Viois, Has Buy Yoßl- Luy, Teros de ns owvdedemevos, Koh 7FIyay To Dotepaxov eDiAotade Kr, 8) Plat, in Prolog, p. 293»

77% : Siebentes Buch. Zweytes Eapitel. =

worten zu ergründen ). Diefe Unterredimgskunſt,

oder Dialektik, deren ſchwerſter Theil immer die Kunft zu fragen war, iſt von der elenden eingefchränften Die -festit der Sophiften fo gänzlicd) verfchievden, daß man fie als eine dem Sofrates eigenthuͤmliche Kunft amfehen ‚ann, die er zuerſt erfunden, und die auch er allein in GStiecheriland mit Gluͤck und Muzen ausgeuͤbt hat. Ei ne Schüler drückten fie vollfommen in ihren Werfen auf, ‚aber feiner ahmte fie im woirflichen Unterrichte und is Yhnganze mit feinen jüngern Freunden nad) **):

.

"sy Pla.) e. Ä | + au, Diefe‘ dem Sokrates eigenthuͤmliche Methode,

durch lange Reben, ſondern in freundſchafftlichen Be fprächen zu unterrichten, veranlaßte Eicero zu dem Um theile, daß Sofrätes zuerſt ſolche Künfte, die dur ein natürliches‘ Band mit einander verbunden ſeyen, getrennt, und zuerft Philofophie von Beredſambkeit abs gefonbert habe, de orat. III. 16. Quorum princeps Soerates fuit, is qui omnium eruditorum teftimonio, totiusque judicio Graeciae omni prudentia & acumi. ne, & venuftate, & fubtilitate, tum vero eloquen- tie, varietate, copia, quam fe cumque in partem de- diffet, omnium fuit facile princeps. Id iis, qui haee, quae nos quaerimus, tractarent, agerent, docerent, cum normine sppellerentur uno, quod omnis rerum optimarum cognitio, atque in iis exercitatio phil fophia nominaretur, hoc commune nomen eripuit, fapienterque fentiendi & ornate dicendi feientiam, re cohaerentes fuis difputationibus feparavit, Hinc difeidium iftud exftitit quafi linguse atque cor- dis, abfurdum fane & inutile, & reprehendendum, ut alii nos fapere , alil dicere docerent, Mit Recht hätte man aber gegen ben Cicero einwenden koͤnnen, daß die Sophiften zuerſt Beredfamteit und Rhetorli mit der Philofopbie zum großen Nachtheil Der leztern verbunden hatten, und daß bie Weltweiſen allmälih

win

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 373

Die Dialeftif oder Unterredungskunſt des Sokra⸗

3 hatte gleichfam zween fich ganz entgegengefezte Theile, er er felbft hatte und behauptete in feinen Geiprächen ven zwiefachen ungleichen Ton *). Wenn er mit fol in Perſonen redete, Die er zu voiderlegen und zu bes eiten und dexen einbilderifche Unwiſſenheit oder Unfaͤ⸗ jfeit er fie felbft und andere fühlen machen wollte; bediente er ſich der Ironie, von welcher ihn Das gan⸗ Alterthum den Erfinder nenne **). Dieſe Sokra⸗ he Ironie beftand nicht. bloß darinn, daß er unter n Scheine des Ernſtes, pder Des tobes, oder Bey⸗ ls, Derfonen, Gegenftände und Meynungen tadelte, herlich machte, und vermarf F), oder bag er feine eis ıe Kräfte und Kenntniſſe herabfezte, und die Gaben, lelwiſſenheit, und Weisheit feiner Widerfacher er Ä Aa 3 bob;

u EEE SEE

wieber Sophiften wurden, als fie bie Philoſophie und Rhetorik mit einander wieber zu verbinden, und zus gleich vorzutragen anfingen. Man fehe noch das Ur⸗ theil des Craſſus, den Eicero in diefem Buche reben laͤßt, über den Sieg, den Sofrates Äber den Borgias m dem Platonifhen Geſpraͤche gleihes Namens davon trägt c. 32. | ) Xen. I, 14. p. 42. | °5) Dies war aber nichs in ber Bedeutung wahr, als wenn - Niemand vor dem Sokrates ironiſch geredet hätte, denn fonft wäre felbft ber Name esgwv und ergmver noch nicht erfunden gewefen, fondern nur in bem Sin⸗ ne, daß Fein Weltweifer in diefem Tone geredet unb gelehrt, und die Ironie in einem folhen Umfange ges nommen hätte. | ) &o befchreibt fie Cicero de Orat. II. 67. I. 30. Tuſe. quaefi. So findet man fie in der Unterredung mit dem Kritias und Charikles Memor, Socr. 8. 3. p. 23. mit bem Gutbybemus IV. 2. a

57% 2 u 2 32 ; ober daß er bie iatern für feine Meifter , und r Weiſe, und ſich für einen lernbegierigen noch umil - finden und ſchwachen Schüler ausgab, mit welchem fe mehr Nachfiche und Mitleiv Haben, als fie über ihn zn“ um r müßten “); fonbern vorzüglich darinn F), daß er | ter dem Vorwande —— niemals erwes a eine entfcheidende Art behauptete feine May: nung fich beftimmt herausließ, daßer allen Bemuͤhun ion zu firiren, geſchickt auszuweichen und feine durch) feine Wendungen’ dahin zu bringen fuchte, HA frey neze )5 daß er aisdam unfchuteigen Miene ins annes, der fich bloß Ju —e und nähere Beſtimmungen aus zubitten - füchte, und ohne ſich durch Grobheiten foren oder au⸗ Ber Faſſung bringen zu laſſen, feine Gegner durch eine Menge von ragen, von denen eine beant · worten, oder wenigſtens gar nicht verfäi —2 „wie durch eben fb viele unfichtbare Stricke San bo

. ©) &o befchreibt ie Eieero in Bruto o, 95, So findet man fie im Protagoras des, plate P- 292, 94. in Hii —8 357. 358. de republ, I. 32. 34. &

* * Rep. Plat.

) 1. D Un Ye Theil ber Iroaie war dem Sotratıs ganz g⸗

Imlich,

m PR de Rep. I. 30 p. bef. aber Xen. Mem; Soer, IV. 4, p. 236. 37. Du ſollſt, fagt Hippias u der legten Stelle, nicht eher meine Meynung höre, ols bis du gefagt haft, was du bir unter dem, Recht fey, denffl, Denn es iſt nicht genug, de Beftändig frägft und wiberlegft, ohne felbft deine ung fagen zu wollen. Und etwas weiter: a M Sokrates, daß du es ſchon wicber zu ven

fuÄR, weine elgenen · Gehanten worgnbrin '

| 1 l Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 375

gen und verwirrt machte, daß fie wie von einem nächtigen Beſchwoͤrer gerührt ba ſtanden, ohne ein Vort vortragen zu Eönnen *).

Aq 4 | So

J

So ſagt Menon p. 337. in Men. Plat. Kos doness * MO MONTEAwS, es des Ti ne TV TR EMOIOTE- roc EVA To TE dos. na Ta ARE, TaUFy Ty, Are vrong Ty Sarmrrıa. Kaas yge ausm ' TOV ces MÄNTIECOVTE, Ni OCMFOHEVER varoneay zo. Kay av doness Mos vuv BUE TOBFOV TI We- romuæevc vocnav. CANIMS YaE EiYmys na Tau WVuXm was To SWURS vaena, Kai 8% EX, O7 PETFOREIVORLO For Kb Toi MUBICWIS Ve TER 0e- INS TEUNORBS Aoyss zıenna. Sobkfrates will dieſes Gleichniß nicht gelten laffen. 8 Yue, fagt er, puæoemvu KUTOS, TEE RÄABS TFOIO CORE, Ada BAvTros Mamor aTToemy Erw na T AABS Kom rrocew. Dies thut unterbeffen Gofrates im Gorgias des Plato, und allen Übrigen Gefprächen, in denen er fi mit den Sophiften guterhält. Man lefe beſonders, wie ſanft Sokrates dem groben Kallifles antwortet, aber wie ſchnell er ihn dukch bie Wiberfpräche beſchaͤmt, von wels hen er zeigt, daß fie In feinen Rehauptungen verborgen feyen, S. 318. Selbft feine Geſtaͤndniſſe von Unwiffens heit, und zwar in Dingen, bie alle Menfchen wiffen follten, daß er zum Beyſpiel felbft nicht wiſſe, was Tugend fey, und au noch niemanden gefunden, ber es gewußt babe, in Menone Plat. p. 334. Gelbft diefe Seſtaͤnd⸗ niffe machten einen Rpeljener Ironie aus, wie Barso _ zihtig bemerkte (Ac, qufeft, Cicer, I. 4.), und es war alfo ſaͤcherlich, wenn bie nenern Akabemiker ben Gos krates in ihre Parthey au ziehen, und zum Vertheidi⸗ ger der Unbegreiffichkeit aller Dinge zu machen fuchten. IV. 23. ib. Auch Gestus thut dem Sokrates Unrecht, wenn er ibn fagen läßt, daß er nicht einmal wiſſe, ab er ein Menſch, oder rin noch raͤthſelbafteret Bus

376 Siebentes Buch. Zweytes Eapitel,

Ä So befcheiden und oft demuͤthig Sofrates im An

fange der Unterredungen mit folchen Menfchen mar, du er zuͤchtigen wollte, fo zuverfichelich und unbarmherjig * wurde er meiftens gegen das Ende berfelben, wenn e

6 jenes Sieges einmal verfichert hatte. Alsdann lieh }:

er nicht eher von feinen Gegnern ab, als bis er fie gany lich gedemürhiget und zum öffentlichen Widerruf um zum Geftändniß Ihrer Irrthuͤmer oder ihrer Unwiſern heit und Unwuͤrdigkeit gezwungen hatte *): | Wenn die Steonie des Sokrates nicht bloß em Gabe der Natur und eine Folge der eigenchämlichen Anlage feines Geiſtes, fondern das Werk frener Wahl

und

ne % - *

forſchlicheres Gefſchoͤpf, als Typhon, ſey. VI. ade, Mathem. S. 264. Sokrates ſagt im Phaͤbrus weiter nichts p. 196. Plat. als daß er alle Unterfuchungen, die ſich nicht auf ihn und feine Natur bezoͤgen, aufge geben habe, daß er fich felbft noch nicht ganz Penne, wie der Apoll zu Delphi einem jeden Menfchen auta the, und daß er ſich alfo ganz allein damit befchäfftige, ſich felbfk zu erforſchen, und zu entdecken, pb er ein dem Xyphon Ähnliches unerklärlides, ober vielmeht

ein fanftered zahmeres Geſchoͤpf fey, das einen Funken

ber Gottheit in feiner Bruſt trage, und ein Xheilnch mer einer reinen göttlichen Natur fey. |

P) So gab Thraſymachus bad Begentheil von allem, was er vorher fo dreift behauptet hatte, nur gezwungen, nal mit Vergießung von vielem Schweiße zu, und mas fah ihn jezo zum erfienmale erröthen. de Rep. I. p.

|

|

63. 69. Auch Kallikles wollte gerne das Geſpraͤch mit | bem Sokrates abbreden, ale et merkte, daß es cm ibm nachtheilige Wendung nahm (p. 325 in Gorgis);

allein Sokrates drang immer heftiger in ihn, fo daß er fh über Gewalt beſchwerte, welche Sokrates Ihm authue. "Is Picios 4 @ Emngartes. goev de eu BIN, EOTeS Kanes Fov Aoyov TEFEV, N Ki X Tor drehe BE

Geſchichte des Sofrated und feiner Phil. 377

nd einer beftändigen Llebung wars fo verdiente So—⸗ rated, ihr Erfinder, um befto mehr Bewunderung, ya die Pfeile der Sronie, wie auch der Erfolg lehrte, ie angemeffeniten Waffen waren, womit er fol he Männer , ale die Sophiften waren, befäms fen Eonnte. Den allen ben großen Wirkungen aber, velche die Sofratifche Aronie hervorbrachte, war fie yoch nur in: einer Demofratifchen Berfaffung, in wel her faft unbegränzte Freyheit, eine eben fo große Frey⸗ müchigfeit im Reden gerade gegen bie angefehenften Mäns ser nach fich zog, und auch nur in folchen Zeiten, als in rselchen Sofrates lebte, braucdybar und heilfam. In andern Staaten, und Zeiten, und gegen andere Mens chen würde fie unanmwendbar und vielleicht ſchaͤdlich, we⸗ gftend demjenigen, ber fich ihrer wie Sofrated bedient yatte, noch fchneller, als ihrem Urheber tödtlich gewor⸗ sen ſeyn. Sokrates wagte fich mit feiner Seelen durch ringenden und entkleidenden Ironie nicht bloß an bie Sophiften , fondern auch an alle diejenigen, die fich veife duͤnkten, ohne es zu ſeyn, oder die den beſſern Theil ihrer felbft um vergänglicher Kleinigkeiten willen sernachtäffigeen. Als Ehärepbon, ein warmer Jugend⸗ reund des Sofrates, auf feine Anfrage vom Apoll zu Delphi die Antwort erhalten hatte, daß es Feinen weis ern Mann in Griechenland gebe , als Sokrates fey, 'tonnte diefer nicht begreifen, wie er, ber fich feiner ei⸗ jenen Schwäche und Unwi enbei berouft zu fenn glaubte, ennoch für den Weiſeſten ver Griechen habe erkläre wer⸗ ven koͤnnen. Er fing alfo an, in der Abficht, den ae Sinn des Goͤtterſpruchs zu erfahren, Dichter, Sophiften, Demagogen und Redner zu unterfuchen. (Er fand aber yurchgebends , daß diefe Männer nur weiſe fchienen, shne es wirklich zu ſeyn *). Zugleich uͤberzeugte er ſich

—* ge "hop

* ns GERD SE [1 > - .

#) goer. Apol.8. 9

* Em Bud; Bonn ea

tbuͤrget zu ganuntern und ihre Wunden —— damit er aus geheilt werden koͤnnten F)." Er molle, fagte FI), role er blgher gethan Habe, allen Menfchen ofne | en, Bürgern und Fremden, Zungen und Alten | " aueufen, baß fie weder füriprefeiber, noch für ipre Güter, noch für irgend etwas anders fo fehr, als für hrer Seelen ſorgen indem man nicht dur. Tugend, ſondern durch Tugend Schaͤze, und ai ſowohl haͤuslichen als öffentlichen Guͤter erwerbe. Wenn er ſolche antraff, die dieſes nicht gag, ſo er fie, || En le el —— se melche wegen || ver t un! t fo t fen, ob fie vicht fehämten, nad) (Ehre A und Br

® Apol. p. 13,

s pe [3 1, *L.

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 9

nern mit einer fo heftigen Beglerde zu ſtreben, und hin⸗ jegen Weisheit und Tugend fo fehr zu vernachläffigen, Sagte alsdann jemand, daß er ſich auch um bie leztern Hüter bemühe, fo ließ er fich nicht gleich befriedigen, onbern er prüfte ihn feharf, und wenn er dad Gegen» Geil des abgelegten Befenntniffes fand, fo machte er Em deßwegen frenmüthige Bormärfe *), Um folcher Warnungen und Prüfungen willen verfündigten es meh⸗ ere dein Sofrates, und Sokrates ſelbſt fah es vorher, er vielleicht dereinft von fchlechten Menfchen werde ‚ors Gericht gefchleppt, und wie ein Arzt, der einen Roch zum Anfläger habe, von einem Gerichtshofe von Rindern werde verurtheile werden **), So wie ein fol her Anfläger ſolche Richter leicht überreden wuͤrde, daß ser Arzt ein Derberber der Kinder fey, indem er ihnen sicht nur alle Annehmlichkeiten verfage, fondern auch jie bitterften Tränfe reiche, fie zum Hungern und Dur⸗ tem zwinge, und ihnen wohl gar ſchmerzhafte Wunden yeybringe; fo werde auch er wahrfcheinlid) von füßen Schmeichlern angeklagt, und von Kranfen, die ihre Krankheiten mehr als bittere Huͤlfsmittel liebten, als ein Berführer der Jugend und ein Feind des ganzen Volks

serbammt wetden 7), | Bon der Sronie des Sofrates war feine zweyte Methode, die geiftige Hebammenfunft, mehr in Anfes hung des Zwecks, den er zu erreichen fuchte, als in Ans fehung des Ganges feines Geiftes, und der Manier, auch felbft des Tons, in dem er redete, verfchieben, Anſtatt nämlich, daß er Durch die erſtere Männer, an RT *

*) ib. p. 12. & inpr. in Lachete p. 255,

") Man ſehe Plato in Gorgia ©, 331. & in Menont P+ 343 |

+) ib,

399 Eybbbentes Buch, Bepteg Cat

deren Befferung er dergwenfelte, luͤcherllch und "werktht fc machte, demuͤthigte und niederfchlug, fi irch diefe Junglinge und Männer, denen er ) zu werben hoffte, zu belehren und zu 6 e Methode beftand hauprfächlich darinn ö jeigert, auf weſche er Abfichten hatte, di eichelehen an fich zu ziehen Zund Ihre % it Und Zutrauei zu gewinnen Mi 6 * er alsdann durch eine Menge von Beyſplelen, je ‚die erften oft gar Feine, -die folgenden a n und mehr Beziehung auf die gegenwaͤr en, barthat, Daß eben fie, die fie jezo erio er unterfaffen woolften, etwas Billigren ober a8 ——— ——— gerade baffel ligen oder allen andern Fällen nicht koitden —— ‚nicht würden gebilligt ober. heta m oder verworfen haben **). “Of Frates auch durch Teichtfcheinenbe Fragen andern hervor, und nörhigte fie dann durch beftä ie rg Ech felbft fo fange zu widerrufen u sc näher zu beftimmen, bis fie endlich, Birch feine fe, gu bollftändigen und richtigen Begriffen und a gelangten. Das erfte Verfahren hatten Xer . moppon, Ariſtoteles und Cicero im Sinne, wenn fie fest, daß Sofrates.die Induction ober bie Kunſt =

7

3 Man leſe Memor. Soer. II, 3. $. 14. wie fanft er ben Chärekratos ſtreichelte, um ihm zur Aus ſöhnung mit feinem Bruder zu bewegen: wi; Y meifterhaft er den | Slauko behandelte, um ihn von einer Thorheit zurdds | zubringen, wovon ihn alle feine Freunde und Wer | —5* nicht heilen konuten III. 6. $. 2. eudlich wie ben Euthpdemus, ber ihn zu verachten affectirte, leide

* ſam mwider-feinen Willen feſſelte IV. 2, 5.9. m Man fehe bie angeführten Stellen des Zeuopten,

Zeſchichte des Sofrated und feiner Phil. 81

chen Fällen zu ſchließen erfunden, ober doch häufig ucht, daß er nie eine Mennung geradezu angenom⸗ und bewiefen, fondern immer aus dem, was an⸗ ihm zugegeben, etwas gefchloffen habe, was dieſe nicht sen konnten, und daß er fie endlich Durch lauter Säge, e zugegeben, zu folchen hingeführt habe, die fie ſonſt angenommen hätten”). Auf das zweyte Verfah⸗ ingegen zielte Uriftoreles **), wenn er den. Sokra⸗ uͤr den Erfinder der Kunft zu erflären ausgab, und rates ſelbſt, wenn er von fich fagte, daß er feine ce Zeugen, als diejmigen, zu denen er rede, noͤthig , ‚um fie zu überführen, und daß ihm das Zeugniß jeden gegen jich felbft genug fey 7). Dieſe zweyte hode ifi es auch, welche Sofsates in einem fcherzs n, aber wahren und ausbrucsvollen Bilde feine ge Hebammenfunft nannte, die Plato ihn unnach⸗ lich) in feinem Theaͤtet befchreiben läßt, und von jer die erften fechs Capitel der Haushaltungskunſt Eenophon und diejenigen Dialogen des Plato, denen iten einen von der Sofratifchen Kunft abgeleiteten nen gaben, die merfwürbigfien Leberbleibfel find R%

und nd inte sn ae Ge ehren

Xenoph. IV. c. 6. p. 257. ‘Ozore de auros vu ro Aoyo diekios, din Toy uaAısa ÖnoAoyBuE- Hay EWOLEVETO, vomlav TauTny TNV @0DosAeser ‚essen Aoys. Toryde 8V BoAu uaAar Av wa ode, öre Aryor, Tas dnsovras, OMOAOVEITER roceye. Man ſehe auch Ariftotel, Metaph. u. & p. 217. Cicer. Top. e. 10. & de invent. I. 35 Uns aus ber legten Stelle eine wahre ober erbichtete Unterredung ber Aspafia hrit dem Kenophen.

.c. | Pin Gorg. Plat. p. 313. & Arrlan. Differt. TI, 12. 26.

+) Daserfte und zweyte Befpräch mis dem Alfibiades, fein Theages, Lyſis, und Laches. Diog, IL, 31.

Sn

292 Giebentes Buch. Zwehtes @apitel, - |

Haſt du nie davon gehoͤrt, mein Sieber, fage Sokrates zum Theätet *), daß ich der Sohn einer gefchläten Wehmutter bin, und daß ich die Kunft meiner Mutter treibe? Diele, die diefes nicht wiſſen, fagen mir ohne Grund nach, daß ich ein ungereimter Mann fey, ter fein Vergnuͤgen darinn fuche, andere verwirrt zu ma—⸗ | chen, Wenn du dir aber die Mühe geben willſt, bie MNatur der Hebammenfunft genauer zu unterfuchen; fo wirſt du bald finden, daß ich mich mit Recht für einen Erfahrnen in diefer Kunft ausgebe. Du weißt erfilld, dag niemals Frauen, bie felbft noch Kinder zur Weit bringen, fondern nur folche, die Alters wegen weder empfangen noch gebähren koͤnnen, die Hebammenfunft | aus zuuͤben pflegen. Es ift dir ferner nicht unbefanzt, daß die Hebammen Arzneymittel und Befchwörungen qm wenden, um bie Geburtsfchmerzen und Wehen entwe der zu lindern oder zu erwecfen, um ſchwer gebährenben die Geburt der Kinder zu erleichtern, ober folchen, dk nicht gebähren wollen, die Frucht abzutreiben. Auch muſt du gehört haben, daß die Hebammen vie fchlauften Freywerberinnen und Eheftifterinnen find, indem fie eh am beften verftehen, welcher Mann oder Juͤngling zu weicher Frau oder Jungfrau paffen, und in welchen Bo⸗ den man diefen oder jenen Saamen werfen mäffe. End ich machen Hebammen Anfpruch auf die Gabe unten —* zu koͤnnen, ob eine Frau gebaͤhren wolle oder nicht: wahrhaftig eine herrliche Sehielichteit, wenn fe |. dergleichen wirklich beſaͤßen! = Meine Kunft ift de der Wehemuͤtter in allen Stücken ähnlich; und weicht nur darinn voh ber lestern ab, daß ich niche Meibe, | fondern Männer, und nicht Shrper, fondern Seelen entbinde, und daß ich in allen Faͤllen zuverläffig angeben Com,

pr 71. % f in Plat, Thesst,

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 383

nm, ob jemandes Verſtand ein leeres Schattenbilb 1 einen bloßen Irrthum, oder aber eine dauerhafte jeiftesfrucht und nüzliche Wahrheit geboren habe. Lies igens geht ed mir eben wie den Hebammen, daß ich imlich unfruchtdar bin, und ber Vorwurf, den mit aige gemacht haben, ift nicht umgegründer : daß ich an⸗ re beftändig frage, aber auf keine Frage beftimme ants orte , weil ich nichts Kiuges zu fagen wiſſe. Die Urs che davon ift diefe, daß die Gottheit es mie zwar ver ben hat, der Geburtshelfer von andern zu feyn, baß mir aber auch) zugleich verfagt hart, ſelbſt zu gebähren d zu zeugen. 9 bin alfo auch weder weiſe und ges wc, noch Habe ich irgend eine große Erfindung als 1 Fruch meiner Seele zur Welt gebracht. Eben da⸗ e kommt es auch, daß viele von denen, bie mit mie sgehen, anfangs hoͤchſt unmiflend und faft wie bloͤd⸗ mig ſcheinen, daß fie aber, wenn anders Die Gottheit sen nicht zuwider if}, ben fortgeſezter Bekanntſchafft erftaunlichften Fortgaͤnge machen, wie fie felbft und dere glauben, Zum gewiffen Beweiſe, daß fie niche . n mie etwas gelernt, fündern alle ihre Kenntniffe und önen Wahrheiten durch ihre eigene Kräfte gefunden, ıD nur, mit meiner und det görtlichen Huͤlfe, aus ih⸗ e Seele hervorgezogen haben. Manche, bie biefes ehe wuften, fingen an, fich felbft anzuflagen, und rließen mich früher, als fie gefollt Hätten. Dieſe vers ren ihre Geiftesfrucht theild durch unzeitige Geburten, s fie fich durch den Umgang oder die Behandlung uns fchiefter Menfchen zuzogen, theils aber auch durch die echte Wartung deffen, wovon ic) fie entbunden hatte, bem fie leeren Trug und Irrthuͤmer mehr, als bie Zirflichfeit und Wahrheit fchäzten. Eine Folge hlevon ar, daß fie ſich und andern unfähig und unwiſſend yienen. . Wenn diefe fid) wiederum, tie es oft ges ehe, um meinen Umgang bewerben, fo erlaube m. mein

384 Siebented Buch. Zweytes Eapitel. mein Genius, nur einige wieder anzunehman, und ander hingegen abzumeifen, von welchen jene alsdann eben fo gut, als diejenigen, die mir nie untreu geworden find, im.Öuten und an Weisheit zunehmen. Alle meine Freuude aber erfahren ehe das, was die Gebährenken leiden, -. Sie fallen in Geburtsfchmerzen, und werden | Tag und Nacht durch Zweyfel und Ungewißheiten noch mehr, als diefe gemartert; und diefe Geburtsfchme mein Freund, kann id) durd) meine Kunft ſowohl befän tigen als erregen und verftärfen. Wenn ich aber ſolche Perfonen antreffe, die. mir nicht ſchwanger zu. feyn a | sen;. fo füche ich ihnen alsdenn einen. Garten, Ich werhe gleichfam ihr Freywerber, und errathe auch mei Pens mit Gottes Hülfe ganz gluͤcklich, weſſen Verbin⸗ bung ihnen zuträglich feyn kann. Auf diefe Arc habe ig viele mit dem Prodikus oder mit andern weifen und goͤth lichen Männern vermählt. . Dies alles habe. ich mein lieber Theaͤtet, deßwegen recht ausführlich erzählt, weil ich, wie du, vermuthe, daß deine Seele ſchwange fey. Gehe daher mit mir, wie mit dem Sohne eine Wehemutter, und ald einem Erfahren in der Hebams menfunjt um. Untworte, fo gut du kannſt, auf die Fragen, die ich dir vorlege, und wenn ich denn, bey genauerer Unterfuchung, deine Antworten als Mißge burten wegwerfe; fo werde nicht böfe, wie die jungen rauen, bie zum erftenmale niederfommen. Schon viele wurden darüber, baß ich irgend eine ihrer Lnge teimtheiten aufdeckte, fo aufgebracht gegen mich, daß fie mic) hätten beißen mögen, ohne daran zu denken, daß ich ihnen zu ihrer eigenen Wohlfart Schmerzes verurfachte ”). Sich werde dieh fo lange beſchwoͤren, Ä und

%

Sole Geburtoeſchmerzen verutfachte Sokrates dem dur ches in Lachete Plat, p. 258. und dem Euthydemn⸗ | Me

Seſchichte bes Sokratet und ſeiner Phil. | 83

b dich ſo viele Seelenarzneyen koſten laſſen, 6i6 ich ne Gedanken glücklich an's Tages licht werbe gebracht yet. Aus dieſem Serhälde, zu welchem man feinen g weiter hinzufügen kann, erhellt, was ich vorhin nerkte, daß bie geiftige Hebammenfunft des Sokra⸗ fid) feiner Ironie oft fehe näherte, und ihr ſowohl Anſehung des Tons, im welcher er redete, als in Ans ung der Wirkungen, nur nicht in Unfehung der Ab⸗

ten ähnlich war 9). | Bon feiner andern Seite utiterfchieb ſich Sokrates je von allen denen, die vor ihm Weisheit gelehrt hass , ats in Anſehung ber Säge, die er als Wahrhei⸗ vortrug, und nad) denen et in. feinem ganzen keben beite, und fe viel er Fonnte, auch andere handeln hte. Cr reinigte die Weltweisheit nicht nur von toͤdtenden Gifte, womit fie von den Sophiften ans sche, ſondern aud) von den abentheuerlichen Grillen Zräumen, womit fie vor den ältern Phnfiferit arts (Ic worden war ””) Er rief fie aus ben arängens oſen

Menor, Xen. IV, 2; $. 19 & 40., unter welchen ber leztere durch die vielen unrichtigen Antworten, die er gegeben haste, fo beſchaͤmt wurde, daß er gar Peine mehr zu geben wagte: Allein beyde ließen fih dadurch nicht abfehreden, dem Sokrales in ber Folge treulich anzubängen. ib. | a |

Man fehe def. Aleib. pr, Plat; und felüch Chatmites, Im leztern Geſpraͤch beſtreitet Sokrates alle Erklaͤrun⸗ gen, welche Charmides uns Kritias bon bet Gwdgccuvn. geben; nicht, im bes Abſicht ſie zu beſchaͤnen, oder zu verwirren, ſondern um den PH Eharmides zu nds thigen, ſich über diefen wichtigen Gegenfland in der Eolge Erlaͤntetungen ausjubittet: |

') Pfeudo-Kenoph; Epift, 1, und Theokrit, eine Ber te⸗ denden Perſonen in Plutarchs Abhandlung vom Ges nius des Sokrates ©, 393+ oper. T: VIII.

Iweyter Band, Bb

986 Giebentes Buch. Zweytes Capitel.

loſen Raͤumen der Erdichtung, in welchen ſie bisher herum geſchweift oder gewohnt hatte, auf vie Erhe herab, und führte diefe biöher unerfannte oder gemißs delte Tochter des Himmels in die Städte und Dekan, ungen der Menfchen ein”). Er zog fie von den unzds ‚gen und unergründlichen Gruͤbeleyen, worinn fie bis auf «feine Zeit gänzlich verfunfen war, oder von Gegenſtoͤn den, voelche die Natur zu fehr über den Menſchen erkes ben, oder zu fehr vor ihm verfteckt hat, weg, ud wandte fie auf den Menfchen hin, den er ihr gleichfem als ihr Eigenthum und als ihren einzigen Vorwurf au wies **). Er machte e& zu feinem und aller aͤchten

Weltweiſen Hauptaefchäfft, ihre eigene Natur zu

ſchen umd zu vervollfommnen }), und die Welche gelbit zu einer ABiffenichafft des Menfchen,” den fie bei fern und fich ſelbſt Eennen lehren folle FF). Alles, was | nicht

#) Cicer. Tuſcul. quaeſt. V. 4. Socrates autem mus philofophism devocavit e coelo, & in urbi eollocsvit, & in domos etiam introduzit, &

rere,

@®) Cicer, Acad. quaeft, I. 4, Socrates mihi videtur H]%, ıquod conflar inter omnes, primus a rebus oceculti, & ab ipfs natura involutis, in quibus omnes ante eum philofophi oecupati fuerunt, avocaviffe phil |\ fophiam, & ad vitam communem adduxiffe: ut de virtutibus & vitiis, omninoque de bonis rebus & malis quaereret: coeleflia autem vel procul a nofn eognitione effe cenferet, vel fi maxime cognits eflent, nihil tamen ad bene vivendum.

9) in Phaedr, p. 196. in Gorg. p. 331.

I) Xenoph. 1. 1. p. 7. Memor. Soer. Auros de wi Tav uydewmivov oes ÖsEAEYETO;, OrNoay wir Bas, aseßes‘ TI naAoy, TI oem. TI

RAN,

+

| Geſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 387

icht den einen oder andern dieſer großen Zwecke befoͤr⸗ erte, warf er aus dem Gebiete der Philofophie heraus, nd er verhehlte ed gar nicht, daß er den Unterſuchun⸗ en der Phyſiker und Sophiften über die Entftehung und en Untergang aller Dinge, über ven Ueftoff und bie. Beftanorheile der Subſtanzen, über die Natur des Raums und der Bewegung, über bie Groͤße, Bewe⸗ ungen und Abftände der himmlifchen Cörper, über He Geheimniffe der Zahlen und anderer Größen als uns nizen Tand verachte, oder als ſchaͤdliche Irrthuͤmer vere Mcheue *). Er fragte die Liebhaber folcher Unterfuchuns en, ob fie denn ſchon fich und den Menfchen genug ers orfcht hätten, daß fie jich an Dinge wagten, bie auf en Menfchen gar Feine Beziehung Härten? Und wenn e diefes nicht gethan, warum fie denn das, was ihnen äher und unentbehrlicher fey, dem entferntern und änzlic) unbrauchbaren vorzögen? Er wunderte fich, ie es noch Niemand bemerft habe, daß der Menfch _ icht im Stande fey, folche Dinge, denen man bis das im allein nachgeforfcht hatte, zu ergründen, und daß ie Gottheit eben dieje Dinge mit Fleiß vor dem Men⸗ verborgen babe. Wenn diefe Forſchungen nicht je Kräfte des Menfchen Überfliegen, woher es dann Inme, daß diejenigen, die am längften und tiefiten | Bb 2 nach⸗

S

UV, Ti cedınov; xce WEL Toy day, & rasc MEV ES00TAS Nyssto nass nu ayades 17.77 raus de ayvoavros, owdenmodwdes cv ding xenAno9en. x Plat. in Apol. Socr. die coDıay TVo, TETO TO oOM EONnKa. Toiay dn wor FouTnv; Nee EI I0ws avIewnnn aoDıc. Too

074 yare nıvduveum TAUTyV eos voDos.

®) Xen, l. c. I. p. 6. & IV, 7. Memor, Socr. p, 260,

398 Giebentes Buch. Zwehtes Eapitel.

nachgeſucht haͤtten, ſich wie Wahnſinnige widerſptaͤchen, und mit einander ſtritten. So wie Berrückte ſich bald dor ſolchen Dingen nicht fürchteren, die fie fürchten follten, und bald wieder Dinge fürchteten, vor deneh fie fich gar nicht zii fürchten brauchten, oder wie fie bald glaubren, daß man öffentlich alles thun und fagen koͤnne, was man wolle, bald, daß man gar nicht ufiter Men ſchen gehen müffes oder wie fie endlich bald weder ver Tempel, noch Ultären oder andern heiligen Dingen Ehe

furcht Hätten, Bald aber die vetworfenften Thiere, obet gar Hölzer und Steine anbeteten; eben fo behaupteten b einige Naturforjcher, daß alle Dinge nut einige einzige Subſtanz ausmachten; andere, daß es unzählige Grund eörper gebe: einige wiederum, daß gar Feine Bewegung in der Welt fen; andere hingegen, daß alles in unauf börlichen Bewegungen und Verwandlungen fen. Zulex erfundigte er fih, ob dann die Forſcher himmüſche Dinge, gleich denen, die fid) gerheine menfchliche Kenmtı | niffe in der Abſicht erwuͤrben, um fie zu ihrem und if rer Freunde Nuzen anzinvenden, 65 fie äusch gleich bie ſr fen ven Vorſaz hätten, Winde oder Waffer oder Wirte |; “rung hervorzubringen, wenn fie die Urſachen entdedt hätten, wodurch die Natur fie zu erzeugen pflege? Und Hi wenn fie dergleicheti nicht herften, ob es nicht einerlch I fey, mie Würfeln oder mit unbrauchbaren Kenntniffe zu fpielen *)? Wenn Sofrates auch nach den Erfah⸗ rungen über die Muͤzlichkeit von Keuntniſſen, die wir hi ben, die Weltweislheit ſowehl als andere Wiſſenſchafften zu fehr zuſainmenzog, jo hatte er Dech immer darin Recht, dag er den Werth von Wiſſenſchafften ganz allein nach

.. ..

#%) Xenopb. l.e. & I c. 2.p. 32. Er fagte nur von iv Den allein, bie eiwas nuͤzliches verrichteten, daß fie an eiteten.

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 389.

nach ihrer größern ober Fleinern Nuͤzlichkeit beftimmte,. und daß alle diejenigen Theile ver Weltweisheit und an⸗ beter Wiffenfchafften, die er verwarf, und von benem er abriech, damals wirflic) unbrauchbar, und der Auf⸗ merffamfeit eines vernünftigen Mannes unwuͤrdig was ven "), BG | Sofrates war aber weit davon entfernt, alte übrige Kuͤnſte, Wiffenfchafften und Befthäfftigungen neben der Kunft zu leben, die er lehrte, zu verachten, ober davon abzurarhen, wie einige feiner Nachfolger thaten. Er bielt vielmehr einen jeven, ver eine müzliche Kunſt oder Handthierung treibe, ee mochte Arzt, oder Staatsmann, oder Landmann feyn, für einen guten und gottgefälligerr Mann, wenn.er mit allem Fleiße das thue, was feine® Amts, feines Standes und feines Berufs ſey; und nur biejenigen erflärte er für unnize und den Göttern vers haßte Menfchen, die entweder etmas Boͤſes ober auch nichts Nüzfiches thaͤten“*). och weniger kann mans den Sofrates befchuldigen, daß er die Philofophie, fo wie fie zur feiner Zeit war, verftümmele und auf bloße Sittenlehre zuruͤckgebracht habe ). “Denn indem er bie Mbäofophie aus einer angeblichen Wiſſenſchafft natürlie eher oder himmliſcher Dinge in eine tehre des. Menfchen | Bb3 um⸗

|

2) Xen, IV. 7. Sofrates rieth, ſich nicht weiter auf Ges⸗ metrie und Aſtronomie zu legen, ale in fo ferne die eis ne im gemeinen Leben zur richtigen Abtheilung und Ausmeffung von Zeldern, umb- die andere zur richtigen Beobachtung ber Tags s und Jahtss zeiten und zur Schife fart noͤthig ſey. Xenophon fezt hinzu, daß Sokrates in allen den Fächern, von denen er andere abgehals ten habe, nicht unerfahren gewefen (eg, "ib,

ee) 11,9. Memor, Soer. p. 177. |

+) Sext. VII. adv, Math, 8. 8.

ebene Buch. Zweytes Tapitel. J üſchuff, trennte er von ihr frehlich eine Menge von fuuienden oder unnuͤzen Theilen; aber ev. bereicherte =». :Bagegen auch mit einer viel, größern Anzahl er! ee heiten die entweder feiner vor ihm gelehrt, die Wenigftend keitier auf eine-folche Art zur Defferuing fer er —F und ſeiner Nebenmenfchen angewandt hatte, ‚Diefer. Bater der; Menfchendeffernden Philojophte unter 3 te, vote bie Folge re J De welche die. fpätern Sriechi „7... WWeltweilen fowohl., als bie der neuern Zeiten in allen . Feilen ihrer Wi ffe unterfucht Haben. 3 Schon vor dem Sokrates hatte Anaxagoras ed eti ö Winnie und gelehrt, daß ein über alle Gedanfen erhabe ni nes welfes und mächtiges Weſen bie ganze Welt erſche fen habe, md noch iminer zegiere *). Allein Antara I ras harte feines verftänbigen Weltordnenden und erhal genden Weſens zu felten erwähnt, hatte zu wenig au deſſen Wirkumgen, und zu viel hingegen aus bei tungen) flörbaren Kräften ewiger Elemente erflärt ; bie ben mei ffen Bu: förnen muften hatte felten oder niemals Auf die Spuren der Gottheit in der Matur hingeriefein, oder die weiſen Einrichtungen der Dinge aus einander gefezt, und Hatte endlich fich durch die, Abläugnung der Göttlichfeit der Geftiene zu fehr verdächtig und verhaft gemacht, als daß feine lehre don der Gottheit ſich =

—— * 9 Uns der Art, wie Plato p. 39. in Phaed, das Urthel des Sokrates ‚über das Buch bes Anaragoras, mb 5 fie die Lehre biefes Weltweilen von einem werftänbigen heber der Weit erzählt, muß man fließen, dab Sokrates den wahren Gott ſchon lange Ken E77 Een’entdeift Hatte, che ihm bie Gcbanken bed Klazemıı nifhen Weiſen zu Dfren und fein Buch zu Behkt:

- 5 ı

Gedichte bes Sofrates und feiner Phil, ger

in hätte verbreiten und gute Früchte härte bringen: wen”). Seine Sehre wurde daher, mie faft alle feine: . rigen Entdeckungen, von denen wenigen, denen fie: annt war, als ein Geheimniß bewahrt und anvers ur, und Sofrates war es, der fie nicht nur allgen in verbreitete, fondern auch fruchtbar für die Herzem Menfchen machte. Er war auch ver erfte, ver vie ttheit ſowohl in fich ſelbſt als in allen Theilen der umgebenden Natur aufjuchte und andere finden ließ, > der alfo feine Freunde auf dem leichteften und ſicher⸗ Wege zur Gottheit hinführte, auf welchem man zu: gelangen kann.

Ohne zu forfchen oder fih darum zu befümmern, Die Welt aus einem gleichartigen, und aus welchem ? undſtoff, oder ob fie aus mehrern oder gar unendlidy ' en Gattungen emwiger Grundcoͤrper hervorgebracht eden, fragte er die Zwenfler ober die Läugner des Da⸗ 8 gottlichee Naturen, ob diejenigen mehr Bewun⸗ ung verdienten, vie unbewegliche feelenlofe Bilder Jarbeiteten, oder diejenigen, welche thätige und bes te Weſen erzeugten? ob es ihnen möglich fen, Werke, benen fie unläugbare Spuren von Abfichten und nuͤz⸗ en Beſtimmungen entdedten, für Wirfungen des falls, und nicht für Wirfungen weiſer verftändis

Weſen zu halten? Wer aber (fuhr er fort) will

läugnen, daß derjenige, ber die Menfchen zuerft ıff, ihnen nicht alle ihre finnlichen Werkzeuge abficht- Bb 4 lich

en )

) Man fehe das Urtheil des Sofrates über das Merk bes Anaragoras in Phaedone p, 39. Als ich, fagte er, merkte , daß Anarageras mich bie verfiändige Urſache alles Schönen und Guten in ber Welt nicht fo kennen lehrte, als ich vermuthet hatte; fing ich felbfl an, ober .

fuhr ich vielmehr fort, fie aufzufuchen.

393 Biebentes Buch, Zweytes Capitel.

lich zu Ihrem Nuzen gegeben Habe: bie Augen zum Se⸗ Ben, die Ohren zum Hoͤren, die Naſe zum Riechen, und fo weiter? Wem wird nicht darinn goͤttliche unbeſchreib⸗ diche Weisheit ſichtbar, daß die Augen mit Augenliedern bedeckt ſind, die man, wenn man will, zuruͤck ziehen und im Schlafe zufchließen kann, damit bie Augen kei⸗ nen Schaden nehmen; daß bie Augenlieber ſelbſt mit Wimpern verfehen, und über ihnen die Augenbraunm wie Dämme hergezogen find, damit durch die erftern bi Gewalt des Windes gebrochen, und durch Die andern ber von der Stirn herahfließende Schweiß aufgefangen werde: daß ferner das Gehor alles empfange, und.nu ausgefüllt oder verftopfr wird: daß alle Thiere die Bor |i Derzähne zum Zerfchneiden, und die Barfenzähne zum |: Zermalmen der Speifen haben; daß endlich der Mund, ber alles, was das Thler begehrt, aufnimmt, fo nak an Augen und Mafe bin gebaut, und Diejenigen ode gen hingegen, wodurch der ecfelhafte Abgang won Speik und Trank abgeführt wird, fo weit als moͤglich von bie en prüfenden Sinnen entfernt worden, Alles viele, | agte er, fen fo weife eingerichtet, daß man unmoͤglich äwenfelhaft bleiben Fünne, ob es Wirfungen bes Glädt und Zufall, oder DBeranftaltungen einer verſtaͤndigen nach Abfichten handelnden Natur ſeyen. Wenn man uͤberdem noch bedenfe, welch ein gewaltiger Trieb alı empfindende Weſen zur Fortpflanzung ihres Geſchlechts treibe, wie heftig Die angeborne Liebe der Eltern zu ih ven Kindern und Jungen, und die tlebe der Leztern zum geben fen; fo werde man gleichfam gezwungen, einzuge ftehen, daß es einen weien und güfigen Urheber der gan zen thierifchen Natur gebe. | Du fuͤhlſt es ſelbſt, fuhr Sofrates zum ungläubis gerr Arijtodemns fort, daß eine denkende Natur in die wohnt, und eben du kannſt noch zwenfeln, ob außer and über dir ein anderes vernünftiges Weſen exiſtire, M

Gefrhichte des Sokrates und feiner Phil, 393

ba du doch weißt, daß die Beſtandtheile von Erbe, Waſſer u. ſ. w., aus denen dein jeib zufammen gefest iſt, nur einen unendlich) Fleinen Theil der Grundcoͤrper ausmachen, - aus welchen fie genommen find 2. Iſt 08, bie denn nur wahrfcheinlich, oder gedenfbar, daß du Die in Bir denfende Kraft oder‘ Subſtanz nirgends woher, und ohne Geber und Urſtoff erhalten haft, und dag alle. die zahllofen und uͤberſchwenglich großen Coͤrper, aus denen die Welt beftehe, durch vernunfelofe Kräfte und Veuren jo kuͤnſtlich gebaut und: zuſammengefuͤgt wor⸗

Wenn jemand deßwegen an dem Daſeyn des Ur⸗ hebers und Herrn aller Dinge zweyfelte, weil er ihn nicht wie den Urheber menſchlicher Werke ſehe, fo ant⸗ wortete Sokrates *), daß man nicht auf Erſcheinungen der Gottheit warten, oder ihre Geſtalt zu erblicken ver⸗ langen muͤſſe, da man fie hinlaͤnglich in ihren Werken erkenpe. Unſichtbarkeit ſey kein Beweis von Unwirk⸗ lichkeit, denn es gebe ſelbſt in der uns befannten Mas cur ſehr viele Kräfte und Gegenſtäͤnde, deren Daſeyn man läugnen muͤſſe, wenn man nichts für wirklich hal⸗ gen wolle, ale was man mit leiblichen Augen wahrneh⸗ men koͤnne. Welcher Sterbliche fich unterftanden habe, feine Augen gegen die Mittagsfonne zu erheben, und fie in ihrem vollen Glanze zu ſchauen? welcher fich rahmen fönne, den Diener der Gottheit, den Wetterſtrahl, als⸗ Dann, wenn er alles zerfchinettere-und überwältige, bes pbachtet zu haben, oder wer jemals darnach getrachtet, feine Seele, die wie eine Königinn den ganzen Seib res giere, mit den Sinnen ertappen zu wollen ? Da nun ‚alle diefe Dinge fich ven en menfchlichen Sinnen

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⁊) I. e. 4. 5. 9. WV. 3. 8. 13& 14.

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van Enns, wie es dann möglich feiy, an beim bectjenigen zu gweyflen, ber zwar ſelbſt unfichtbar der in —* Augenblicke vie erhabenſten Thaten * | . Be, indem er —5 janze Welt unverdorben, und in hret Pienslicen Sgoͤnheit erhalte, und unermeßliche Eon Fehl ſchneller, als wir unfere Gedanken =: hielt es fürftrafbare Kuhnhei Ber se —— der: —— ‚oder uͤber das Subſtratum drzelchem alle gdttliche Kräfte wohnten, etwas'mit Zus . verfiche enefcheiben zu wollen. Wenigſtens beobadjtet a a untee feinen Freunden, ber feine Menynungen tigſten aufgezeichnet hat, hierüber ein

Ir es ne vorfegliches Stillfehweigen, fo wie ee

lich auch aus kluger Behutfamfeit und imber ‚den Beat En —— der Ein faheung neuer tter n n ſchwachen ** Eneuern, ober zu beſtaͤtigen, ven Schöpfek um ter der Welt nur einige male gerade zu Gott "ab fonft immer. entweber durch Umſchreibungen weft, ober ſich auch der geropnlichen Nevensart ht tet

‚Xenoph, Lib, IV. 3... p. 230. Menior, „Soerat, "Kuss vo ÖAov KoTov GUVTETTUV TE Kock ae Kar, Evo Mayr nocAos no yader es, hm es ev Xenmevoss rein Fe, neu Uyun, m

" ayngarov Tage, Yarror IE vonMasTos cva · MASTRT@S Vrneersvre, Bros ra KEyıSa ne zearras ögwraun, Tode de bmovommm ao Aa esw. daſt mit chen den Worten Iäßt Zenophon den ſterbenden Kyrus von ber Gottheit reden. Cyro- paed. VIIL 7. p. 548. "145.17

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 395 |

er bedient *). Allem Vermuthen nach hielt aber So⸗ rated bie Gottheit für eine feine gleichartige aͤtheriſche Natur, die nicht nur ihren Wirkungen, fondern auch brer Subftanz nach, allenchalben gegenwärtig fen, und ie alles durchdringe, ohne mit irgend einem Ißefen: vers nifcht zu jenn. Daß Sofrafes auf diefe oder eine aͤhn⸗ iche Art über die göttliche Subſtanz gedacht habe, ſcheint nie theils aus der Benennung eines im Univerſo fich fine enden und Durchs Ganze ſich verbreitenden verftändis: en Weſens, womit Zenophon ihn die Sortheit beles en läßt **), theils aber aus der Art zu erhellen, wie er Iher die Entftehung der Götter und Dämonen venfen nuſte, und über die Entſtehung und Natur der menfche ichen Seelen ſich wirklich erklärte, wie ich gleich nach⸗ er jeigen werde. | ' Eben fo einleuchtend und rührend, als feine Gruͤn⸗

e für das Daſeyn eines verftändigen Urhebers der Welt, varen feine Beweiſe für die göttliche Borfehung , und jefonders für die liebreiche Fürforge, womit die Gott⸗ yeit über das menfchliche Gefchlecht walte. Es läßt ich gar nicht denfen, fagte diefer fcharffinnige Beobach⸗ ‘er, daß die Gottheit den Menſchen, ven fie als ihren tebling mit ‚den herrlichften Gaben vor allen übrigen Ger chöpfen der Erde ausgerüfter hat, ganz und gar vers rachläffigen ſollte. Ihm allein hat feine Schöpferinn ticht bloß einen gefunden Leib, und alle Gliedmaßen und Sinne zur Erhaltung und zum Genuffe des tebens, fonts dern auch vor allen andern einen geraden Wuchs, ihm allein

* Die Umſchreibungen der hoͤchſten Gottheit, ober bie gleichgeltenben Redensarten, womit Xenophon fie bes zeichnet hat, findet man in meiner hiftoria do@rinae

de Deo p. 392. ")1L4p56 . .

—— ra—

auein Hoͤnde, pie Werkzeuge und. Ausuͤberinnen aller : Känfte- und. Handwerker, ihm allein. eine artieulicte Syrache zur Bezeichnung , feiner. Gedanken md, zur Errichtung dauernder Giefellfchafften, ihm endlich das Vermoͤgen gegeben, die Sreuden der Siebe, bie ben allen f Tpieren nur auf gewiſſe Zeiten eingefcjränft 6ad —* ri er Die guͤtige Corte it ſorgte aber nicht ‚bloß für. feinen Cörper,

N, ee Wichtigſte fE , auch für feine Seele, eines andern Thieres Seele erkannte je die Gottheit, d ales/ wos ſchoͤn und out ift, hervorgebracht und geprbret . datt. Weich ein anderes Geſchlecht eınpfindender, en Zu * bie Gottheit an Weiche ſind im Stande has

WGuate und Boſe, das Müzliche uud Schäpliche F

22:

" verfcheiven, und fich gegen das eine, gegen Hu, Durſt, gegen He, Kälte und Krankheiten fo zu wahren , ober. ihnen abzuhelfen ‚und. alle Arten des Gulten hingegen fich fo aujuſchaffen, als ber es kann ? Haben wohl andere Thiere die ve ſo sahllofe Menge von Kenntniſſen zu erwerben - au:hehalten,- das vorhergegangene mic bem nachfolgen ben & glülid) zu verbinden, ‚die Urſachen ger. Dinge zu errathen, und fo, weit in Die Zufunfe hin &inzufehen, endlich, den, Cörper mit fo vieler Stärfeun Schönheit, und die Seele mit fo vielen Tugenden ju ſchmuͤcken? Unlaͤugbar leben Menfchen allein, wie Got ter.auf der Erdo, und übertreffen. alle übrige Gefchbpfe * fowopl dee Seele, al® dem feibe nachs denn mern der x Menfch auch feine Seele, aber ben feib eines Stiers * hätte, ß würde er nicht alles verrichten Fonnen, was er jego kann: und wenn er hingegen feine Hände, aber Feine Vernunft hätte; ſo würde er auch mic, jenen nichts anfangen koͤnnen. Ueberlegt ‚man. noch zulezt, daß die Gotthelt vorzuͤglich ihm den Tag zur Arbeit, und bie Macht zue Ruhe gegeben, daß fie den erftern ihm

Sdſchichte des Sokrates und feiner Phil. 397

zum Beſten mit der Sonne, und bie feztere durch dem Mond erleuchtet; daß fie das Größte dieſer Himmels⸗ ichter allmaͤlich allen Bölfeen zu beftimmten Zeiten ſich näbetn , und auch wieder von ihren ſich entfernen laͤßt, batnit Feines vor Froft erſtarre, bder vor Hize von chmachte, daß fie fiir ihn vorzüglich die Erde befruche er, die fufe, Meere und Fluͤſſe bevölkert, und alled sorbereitet habe, was nicht nur zu feiner Nahrung, ſon⸗ jern auch zu feinem Vergnuͤgen diene, daß endlich ſelbft ie übrigen Thiere entweder zu feiner Grhaltung, oder me Erleichterung feiner Arbeit, oder zu feiner Vertheb zigung beſtimmt find; fo kann man, ohne alle Bernunft zu vderläugnen, nicht länger datan zweyfeln, daß ein weiſes und guͤtiges Weſen ven Menſchen geſchaffen und fuͤr ihn geſorgt habe. Daß aber eben diefes Weſen, daß den Menſchen ſehr über alle Thiere erhob, ihn nach⸗ her ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und ſelne Augen gaͤnzlich von or zurück ziehen follte; iſt eben wenig gedenkbar, ald alle die leuchtenden und kaum mit unfern Gedanken zu umſpannenden Himmelscörper , die fich in unermeß lichen Entfernungen über unfern Häuptern wälzen, ſich ohne einen mächtigen und verfkändigen Auffeher in uns berruͤckter Ordnung fo viele Jahrtauſende erhalten haben ſollten, und noch immer fortdauerten *), Be

Freylich, fo ſprach Sokrates weiter zum Ariſtode⸗ mus, iſt es dem eingeſchraͤnkten Verſtande des Mens chen ſchwer zu begreifen **), daß ein einziges Weſen ılles, was in den unbegränzten Ganzen vorgeht, zus jleich fehen und Huren, allenrhalben gegenwärtig ſeyn ind für alles forgen Fonne, Allein wenn du dich Se

da

*) Xenoph. |, e. ") IL. q. p. 30.

ot j M % MDiebenes Buch. Zweytes Capue. en Seele den Coͤrper ohne Mühe nach ihrem Mil | Jen zegiert; wird es bie nicht mehr unglaublich bot» dJommen, daß derjenige, der alles a sinn, Schwierigkeit fein Werk nach feinem Pam, ms u pn wenig es lan 4 en, göttliche Auge, alles Dh .% 6 der goͤttliche BVerftand alles umfaffe,, wenn du “lpjebem Augenblicke .erfährit, daß dein ſchwaches a Bde Stadien zu überfchauen,, und. daß deine "Bad, was in, ben entfechteflen Gegenden der Erde vieht, in oder wenigen Augenblicken ſich vor wilellen im Stande fig. Durch folche Berrachtun Mr; feit Zenophon hinzu *),. fuchre «Sofrates nick | “Bloß. bie Begriffe derer, die mit hin umgingen, Erd . ‚gahtigen ſondern auch. fie zu beffern Menfchen zu x hen, „indem der Getanfe, daß bie Gottheit ‚hm —— und ihr alfo nichts, auch icht Sevanfen unbemerkt und unerforfche von heimlichen Miſſethaten zurückhiele, bie fe Zufmertfamfeit bes menjchlichen Richters hätten ent ne. So fehr aber auch diefe Gedanken des Sokrates ° her die Gottheit mit den Begriffen des Griechifchen Dir bels ſtreitend / unb über bie Schilderungen der Griedjir Dichter eraben waren, fo wuſte er doch Die einm wol ben andern zu vereinigen, und zwar nicht bloß zu iner Sicherheit, oder um allem Argwohn von Unglau⸗ und Neuerungs ſucht zuvorzufommen, fordern weil er von den wefentlichften Puncten feiner väterlichen Ne Ugion wirklich Hbegeugt war **),. Sokrates betete, wie alle

ERALELT, BT ERS h %*) Xenoph, Mem, L ı P 2. Le 3. p. 36. IV; p 233.

Gefſchichte des Sokrates und feiner Phil. 399

ille Übrige Griechen, drey Elaffen goͤttlicher Naturen an: ainſterbliche Goͤtter, zu denen er wahrſcheinlich die Ges flirne vechriete *): ferner die Söhne und Töchter dieſer Boͤtter, die Dämonen ober Halbgötter, und endlich Helden oder vergötterte Menfchen””). Er opferte goͤtt⸗ lichen Naturen häufig, ſowohl in feinem Haufe als in den Tempeln und auf den Altären der Stadt. Er glaußs te, daß die Götter den Menfchen die Zufunfe durch Träume, ober durch den Flug’ und die Stimmen ber Bögel, oder durch unmittelbare Sprüche, oder durch bie Eingeweide der Opferthiere, oder durch andere Zei⸗ then und Borbebeutungen offenbarten. Er rähmte fih von einem warnenden Dämon begleitet zu werden,

und ſah bie Zeichen und Vorbedeutungen der Zufunft, wichtige Beweife für das Daſeyn und die Borfehung _ Sottheit an. Er empfahl fogar die Weißagungs⸗ Eunft denen, die fich nicht ‚bloß mit den gemeinen oder menfchlichen Kenntniffen befriedigen wollten, und hielt diejenigen, die an der Wirklichkeit ober Nuͤzlichkeit Dies fer Kunſt zwenfelten, für eben fo verrückt, als folche Menfchen, welche die Götter über Sachen ˖und Ange fegenheiten fragten, die man durch menfchlichen Fleiß und Scharffinn erfahren oder zu Stande bringen koͤn⸗ ne 7). Sofrates war daher ein frommer vechtgläus biger Grieche, der ſtets den Spruch des Apoll zu Del phi

#) Plat. Apol. Soer. p. 10. =8) Ueber dieſe Claſſen goͤttlicher Weſen ſehe man. meine Hiſtor. doctr. de Deo p. 205. Ä 4) Dis Stellen, in welchen alle diefe Gedanken bes Sokra⸗ ted Über bie uayrınn fliehen, find folgende: Xenoph, Mem. 1, 1. p. 3. efr. I. c. 4. p. 45. IV. €. 7. oeconom, c. 5. de art. Equeft. c.ı0. Man fehe auch noch Sym- pof. c. 4. p. 464. |

\

406 Giebentes Buch. Zwehtes Capitel.

phi im Munde führte: daß man die Goͤtter nach be eiſe und den Sazungen feiner Bäter verehten mäffe®): Ungeachtet aber Socrates fein Meuerer war, un auch Feine Neuetungen in der Neflgion lichte ; fo befleit er doch mit der groͤßten Freymäthigfeit die h Irrthuͤmer feiner Zeitgenoſſen, die fit die Gottheit eben ſo entehrend, als für die Tugend und guten Sitten derer, die fie hegten, nachtheilig waren. Mit nicht geringerin Eifer bemühte er fich die Gedanfen der Geis chen über Sort und göttliche Dinge zu heben, und ihnen ben denſelbigen heiligen Gebräuchen und Handlutige edlere Abfichten und Bewegungsgruͤnde einzufſoͤßen, alt fle gewoͤhnlich hatten. Es wuͤrde, fügte Eofrateb, eben fo thericht, als undanfbar fenn, wenn wir ein We fen, dem wir alles, was wir find und haben, hu find, in deſſen Händen unfer ganzes Schickſal liegt, uns alfo mehr als alle Menfchen gluͤcklich oder unglücklich machen Fann, menn wir ein foldyes Weſen nicht aus allen Kräften verehrten mollten, da mir unſern menſch⸗ lichen Wohlthaͤtern die tieffte Ehrfurcht beweifen ), ' Man mürde aber die Majeftät des anbetungsmärbiaften Weſens beleidigen, wenn man glaubte, daß man feine Gnade, wie die Freundſchafft eigennuͤziger und beftechle cher Menfchen, durch teiche und prächtige Gefchenfe und Opfer erlangen Fonne, und daß Gefchenfe . und Opfer ihm um deſto angenehmer feyen, je Eoftbaree fie find F). Wenn & etwas Statt fandes fo muͤſte die Gottheit aufhören, Gottheit zu feyn, und rechtfchaffene, aber arme Männer würden ein troſtloſes freudenleeres teben führen 77). Allein mit Zuverficht kann man fügen | und

ee nm

vers 2: 3. p. 36. IV. 3. p. 232. Xenoph, Memorzab, #% Xerioph. Mem. Socr. IV. 3. p. 337:

+) Men: I. 3: p. 37: Xenoph,

tt) iD.

Geſchichte des Sokrates und ſeiner Bil, 401

inb behaupten, daß ein unfträfliches gemeinnuͤziges {es veri der Heiligfte Gottesdienſt? daß Treue und Fleiß in einem Beruf der herrlichfte Lobgeſang, und daß ein reis sed unſchuldiges Herz, und eine Fleine Gabe mit unbe⸗ letkten Händen dargebracht , das lieblichſte Opfer fey *), Mile dieſe Wahrheiten, fegte et hinzu, haben die Goͤtter elbſt dadurch beſtaͤtiget, daß fie die Unternehmungen er. Spattanet , mehr als die allet übrigen Griechen, jegläckt und gefegnet haben, ungeachtet von den erſtern mmer nur Fleine Opfer auf ihre Altäre gelegt, und von yon leztern hingegen die zahlreichen Heerden gefchlachtet, die glänzendften Feſte gefeiert, Die prächtigften Tempel gebaut , und diefe Tempel. mit den koſtbarſten Geſchen⸗ ken und herrlichſten Denfmälern find argefülle wor⸗ vet **). Mit diefen vortrefflichen Gedanken des Sokra⸗ @s über den wahren Gottesdienſt und über Opfer ſtunmten feine Ausfprüche und Rathſchlaͤge über das Sebet überein, Er bielt es nicht mut für vermeſſen und gefährlic), die Goͤtter um die Zuwendung beſtimm⸗ tee Güter , ober um die Abwendung beſtimmter Ließel des Gluͤcks und des Leibes anzuflehen, ſondern auch für eben fo chbricht, als wenn mar fie um Mürfelfpiel , öder um Treffen oder ähnliche Dinge bitten wollte, bon welchen es ſchlechterdings ungewiß ſey, wie fie aus⸗ fallen wuͤrden 7). Die Dinge außer uns, bemerkte er, find in einen ju dichten Nebel gehällt, und unfere Ads gen mit einem zu undurchfichtigen Schleier’ bedeckt, als bag wir den Wercth der erſtern richtig und auverläflig ee,

24 2 2

A nennen

#) Ken. 1. & & til. 9

“#) Plato in Aleib. ſeeundo p; 331;

4 Kenopb. Mem; I; 3 P. 36. 37. Plat, in Altib, fee, 2 337: 29.

Zwehtet Band. ke

{

; Wi; 4. Plat: Apol. 13,15 p.

, ;

we ‚nad afwägen kdunten *). einzig 27 an goͤrůch fen, au entfeheiben ; fo fen Doc) Feine $ - fo ſchwer, und fo fehr über die Kräfte der

r

' erheben, als die Wiſſenſchafft des Guten Wer, ober vielmehr als die Gabe zu erlernen, ie Yen Dingen, die ihren Befizern und Genießer - ger slgen: Ebnnten, und wirklich ſchaden oder » geben *®). - Nur bie Gotcheit allein, bie,niche ..: 206. ©egenmärtige, fonbern auch das bloß den jegigen; fonbern auch. die nachfolgenden Zu Hände ber nur dieſe allein ups vortheilgaft ,-umb was ums.nacheheilig.fey. baher ‚auch am ficherften und unferer gemeſſenſten, uns in un] jebete

H Blat, 1, €. P.232 . in Ah 209. in Alcib, 11. p. 22 : Zeu Buoırev, Ta pev ECIAR air Eungonenas, xce⸗ AVEURTAS ‚Apps de. To de denca Hol EUXOMEYOIS. ams · Acken weheuen. , M ib. p. ası. Eugen, Tu ara em Tu , wyudas vas Jass didevaı neAeuovres au pn wuron. aran d alas enovar sufupeyar uns

Geſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 403

So wie Sokrates ſeine Mitbuͤrger zuerſt den wah⸗ n Gott aus der Natur kennen lehrte, und fie auch zus. ft in dem feiner allein wuͤrdigen und ihm -allein wohl⸗ fälligen Dienfte unterrichtete ; fo machte et fie auch zus —* ſich ſelbſt, mit den ihnen eigenthuͤmlichen Vor⸗ efflichkeiten, und dem urſpruͤnglichen Adel ihrer Natur, ie der ganzen Größe. ihrer Beſtimmung, mit ihrem: ahren Gluͤck und Unglück, oder mit der Kunſt bekannt, a Innern Werth der Dinge , und wahre Güter unb; ebel, fehäzen und unterfcheiden zu koͤnnen. Bu Aunſtatt, daß alle Weltweifen vor ihm bie menſch⸗

che Seele entweber für eine aus todten vernunftloſen |

ementen mit dem Coͤrper entflehende, und mig ihm ieder verfchrwindende Kraft oder Natur, oder doch Fr ein Weſen gehalten hatten, das dem Menſchen 1ie den übrigen Thieren und ſelbſt mic den Pflanzen emein fen; lehrte Sokrates, daß unfere Seele goͤttli⸗ ben Urſprungs, und von allen andern bewegenden und. mpfindenden Kräften und Naturen auf der Erde we⸗ mtlich verſchieden ſey. Wenn irgend etwas ift, fagre t, was am der Gottheit Theil nimmt, oder mit ihr vom leicher Natur iſt; fo iſt es die menfchliche Seele, die Ä | Ce a ſich

ac, Much hier führte Sokrates wieder das Anſehen und ben Spruch eines Gottes an::. Die Athenienſer, erzählte er, wuſten es ſich gar nicht zu erklaͤren, war⸗ am fie den Spartaneru immer unterlagen, und bie Soͤtter ihren Feinden ſtets deu Sieg zuwendeten, ba ſie Boch weit mehr an Tempel ˖und deren Verzierungen, Att Zeſte und Opfer verſchwendeten. Sie ſchickten daher eine Geſandſchafft au den Jupiter Ammon, und liegen ihn fragen: moher es kaͤme, baß die Spartaner fo ſehr von den Göttern begäuffiget wuͤrden; und ber Gott antivortete: daß es deßwegen geſchebe, weil das Gebet der Spartaner den Goͤttetn angenehmer, als alle Dpfer und Feſte der aͤbrigen Griechen ſey. Plat. l. e.

DUTUJ EINE BIWVELIENUU)E JE YLOHrL- YIERUUD mender Tugenden, in eben dem. Grade über al gen Thiere erhebt, in welchem fein feib fich dur den Wuchs , durd) kuͤnſtlich gebaute Hände Sprachwerkzeuge von allen übrigen thierifchen ( unterfcheider *). Ungeachtet aber Sokrates all fdien für Theile oder Theilnehmer der Gorthei ſo fäugnete er doch nicht, daß unter ihnen eben urjprüngliche Unterſchiede, als unter den Coͤrper Daß die einen aljo viel ftärfer, thätiger, gur Tug Weisheit aufgelegter, ald die andern fegen *” pfüfte und erfannte folche außerorbentliche Se: der Heftigfeit der Begierde, momit fie alle Ken durch welche fie felbft glüclich werden, und glücklich machen koͤnnten, ergriffen, an der & bigfeit, womit fie diefelben faßten, an der Fe womit fie fie behielten, an dem Feuer oder ver keit, womit fie redeten, dächten, handelten, ur hqupt an der Art, wie ſie andere Menſchen und ſiche Angelegenheiten ‚zu behandeln wuͤſten F).

folche Perſonen, die von der Gottheit mit unge chen Kräften ausgerüftet waren, ermunterte er (

VoRgichte bes Sokrates und feiner Bil 405

derer Buben, weil fie dergleichen weit mehr, als miitiels Käfige Köpfe nöthig hätten. Denn fo wie bie muthigs Erraftvollften Pferde und Hunde, wenn fie bezaͤhmt gezogen würden, die beiten und brauchbarften, werk ze gegen ungebändiaf und ununterrichtet blieben , die rerngten und gefährlichften wären, eben fo wuͤrden SP ITenichen mit großen Anlagen, wenn fie in dem, aranthun müfle, gehörig wären unterwiefen wot⸗ FA CH und andern am nuͤzlichſten; wenn fie hingegen =E> E öffige oder verwildert wären, gerade diejenigen, "zz en man am meflen zu befürchten hätte; denn VE e nicht wülten, was fie thun und lajfen follten, ® dGefich oft in böfe und fchändliche Unternehmuns ze än, die fie alsdann mit allen ihren außerordents wäften durchfezten , und von benen fie am aller⸗ en zurüd zu bringen wären *). Wie fehr vies RM erweifung und Uebung, zur Ausbildung oder - ASrung, fowohl vorzäglicher, als gewöhnlicher Tg beytrage, Fünne man aus ben Denfpielen meh⸗ lker abnehmen, unter welchen ein jedes in dem, F es fich am meiften lege, alle übrigen! übertreffe, I Hracier oder Sfythe werde ed wagen, gegen ben AT taner in der dem leztern eigenchümlichen Ruͤſtung 7 Waffen zu fechten; aber eben fo wenig werde fich s Spartaner unterjtehen, fich mit jenen in Wurf⸗ nehtverfen , ober Pfeilfchießen,, und andern Arten „ed leichten Krieges zu meffen **). Weder Neichthümer, och andere Vorzüge bes Gluͤcks fönnten jemand einer forgfältigen Ausbildimg und Anftrengung feiner Kräfte überheben 7); denn chöricht fey es, zu glauben, daß | ‚6:3 man

*) IV. ı. #**) Lib, III. 9. +) IV. 1. ib, & Plat. in Alcib, I,

426. Siebenter Buch. Zweytes Capitel.

man das Nuͤzliche und Schaͤdliche, das Gute und BR von felbft ohne Unterweifung untericheiden. koͤnne, the sicht, wenn man hiezu unfahig fen, fich einzußiite, daß man durch Reichthum allein alles, was zu eines je⸗ von Beſten diene, erreichen koͤnne, und thoͤricht, wem Diefes unmöglich fen, fich dennoch zu fehmeicheln, vo man fein teben gluͤcklich und ruhmvoll hinbringen werte, | und unfinnig endlich, wenn man fich einfallen fafle, bief burch ein beträchtlicyes Bermogen, ohne nüzliche Kawt 1: niffe und innern Werth, den Mamen eines verftänbigen und wahrhaftig großen Mannes zu erlangen *). Unter allen Künften, womit ein junger Mann fi I; ne Seele ſchmuͤcken Fonne, empfahl Sokrates feine k fehr., als die Kunft der Selbfterfenntniß, oder die Kunf, ſich felbft zu erforfchen und kennen zu lernen. Keim andere Wiffenfchafft fey denjenigen, der fie befize, näy licher, und beraube denjenigen, dem fie mangle, größe rer Dortheile, als eben dieje, zu welcher felbft der Gott zu Delphi durch eine Inſchrift feines Tempels aufı mun⸗

%) ib. Sokrates war gewiß nicht der Meynung bes Ar⸗ fpes beym Kenophon VI, 1. $. 19:21. Cyropaed. uf der Menſch zwo Seelen, eine gute und eine böfe habe, daß er, fo lange die gute herrſche, gut, und fo lange die böfe vegiere, böfe handle, indem es unbegreiflich ſey, wie ein und eben biefelbige Seele zu gleicher Zait gur und böfe fepn, das Gute und Boͤſe lieben, ode baffelbige zu gleicher Zeit wollen und nicht wollen Has ne. Dap diefe Lehre von mehrern entgegengefeztm Seelen im Menſchen, worinn von jeher alle diejenigen, He ihren Leidenfchafften unterlagen, gleich dem Arafped eine Zuflucht gefucht haben, nicht dem Sofrates cigm war, wirb bie Zolge Ichren. Ich erinnere dieſes um derer willen, welche glauben koͤnnten, dag Plaro’s Mepnung von ber Mebrheit menſchlicher Seelen (hm von feinem Meifter vorgetragen worben,

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 407

muntere *). Sie allein verdiene vor allen andern MWiffenfchafften den Namen der wahren Weisheit oder Klugheit **). Sic) felbft Fennen, Heiße aber nicht bloß, feinen Namen, feine Abfunft, Verwandte und fo weiter wiffen; fondern wie ein tiebhaber nicht eher glaube, ein Pferd zu fennen, als bis er unterfucht habe, ob es bieg⸗ fam oder hartnäckig, ftarf oder ſchwach, gefchwind oder langſam, und zu allem dem brauchbar fey, wozu man ein Pferd zu brauchen pflege; eben fo koͤnne niemand fic) einer richtigen Kenntniß feiner felbft ruͤhmen, ala bis er dad Maaß, und den Umfang feiner Kräfte, und feine Fähigkeit zu allen menfchlichen Gefchäfften geprüft Gabe. Nur diejenigen, vie ſich felbft erforfcht Härten, wuͤſten, was ihnen zuträglich oder nachtheilig fey, und was fie vermöchten oder nicht vermoͤchten. Sie ſtreb⸗ ten alfo nad) nichts, ald was ihnen heilfam und erreich, bar fey, und unternähmen nichts, als was fie mit ir ren Kräften und Kenntniffen auszuführen überzeugt w ren. Sie erlangten daher auch immer, was fie wuͤnſch⸗ ten, und hätten nie die Demüthigung etwas ſchlecht oder vergebens gemacht und angefangen zu haben. Weil fie ſich felbft genau Eennten, fo feyen fie auch um befta mehr fähig, andere zu prüfen, und biefe zur Befoͤrde⸗ rung ihres Glücks und zur Abwendung aller Nachtheile zu brauchen. Eben diefe glückliche Erreichung aller ih⸗ rer Abſichten, und die gefchicfte Urt, wie fie andere Menfchen zu behandeln wüften, verfchaffe ihnen Anfes n und Liebe, indem diejenigen, die gewiſſe Entwürfe gerne glüctich ausführen möchten, oder in ber Aus⸗ führung berfelben Hindern ie faͤnden, fich vorzuͤglich an | Ä 4 fie

REGEN

Te I UN U U 1 U 02003

®) Memor, Soer. IV. 2. $. 23. & ſq. Plat. in Akcib, I, in

eerscus p. 238. in Charmide p, 247. e1,cc

408 Siebentes Buch. Zweptes Eapitel,

fie wendeten, ſich ihre Rathſchlaͤge ausbaͤten, und ſit gleichſam zu ihren Vorftehern machten. Solche hinge gen, die ſich ſelbſt nicht kennten, wuͤſten weder, weſſen fie beduͤrften und mas ihnen heilſam ſey, noch was ſie eigentlich anfangen, oder thun ſollten. Sie verfehlten faſt immer, was fie fuchten, ſtuͤrzten fich in viele Ne | bel, die fie nicht: voransgefehen hätten, und wuͤrden dw durch für ihre Unwiſſenheit nicht nur auf der Stelle ger ſtraft, fondern zogen fid) auch den Spott und die Ber achtung anderer zu, vom denen fie als unerfahrne um ungefchichte Menfchen ausgelacht würden.

Sofrates hielt es für gewiß, oder dach für Wed] mahrfcheinlicher, daß unfere Seelen nach dem Tode fort: bauten, als daß fie entweder mit dem Coͤrper zerftrem | werben, oder untergehen, oder auch mic dem Verluſt |" ihrer Perfönlichfeit, und aller Erinnerungen ihres ehe moligen Zuftandes, in pie Gottheit, woraus fie entfprum gen, wiederum verfchwinden würden *). Glaubt nicht, fagt der ſterbende Kyrus, beym Xenophon, gar im | Sofratifhen Sinn, und in Sofratifher Sprade, | glaubt nicht, meine lieben Kinder, daß ich, wenn ih bon euch gefchieden feyn werde, nirgends oder gar nick mehr ſeyn werde. Auch fo lange ich bey euch war, ji

——— En GE

u) Ich ſehe ohne Bedenken die Gründe, womit ber ſterben ⸗Kyrus beym Zenophan bie Hoffnung eines beſſern fu hens in ſich und feinen Kindern zu ſtaͤrken ſucht, «u Sokratiſch an. VIII. 7. Cyrop. 547. 548. 557. su Cic. de Sene&. c. 22. Hingegen übergebe ich Pie Bu weiſe fär die Unfterblicgkeit der Seele, welche Plate ben Sokrates in feinem Phaͤdon vortragen läge. Ei ige von biefen find wahrfheinlih auch Sokratiſch; andere hingegen find es gewiß nicht, und ich will daher lieber gar Peine davon dem Sokrates zueignen, als den Plato etwas abſprechen, was fein Eigenthum iſt.

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil, 409

he meine Seele nicht, fondern ihr ſchloßt das Daſeyn esfelben nur allein aus ihren Wirfungen; und eben fo lanbt auch dann, wann ihr mich nicht mehr fehet, daß d‘ doch immer noch da feyn werde. Habt ihr nicht off ıfahren, mit welchem Schrecken die Seelen derer, die Inrecht gelitten, ihre Beleidiger und Verfolger überfaße n haben *)? Könnt ihr euch wohl vorftellen, daß die denfmäler und Feigrlishfeiten, die man zu Ehren ber Serftorbenen gu errichten und einzufegen pflegt, fo lange yetdauren würden, wenn ihre Seelen nicht noch) vieles ıe Erhaltung ihres Gedächtniffes vermöchten ? Ich wege igftens habe mich nie überreden fonnen, daß die Seele, > Sange fie im jterblichen Eorper verweilt, leben, und yerur fie von dieſem abgelöft wird, fterben ſollte. Ich He ja allenchalben, daß Seelen ſelbſt lebloſen Coͤrpern, 9 lange fie in ihnen wohnen, $eben geben; wie follte ch alfo glauben Fonnen, daß die Seelen Empfindung nd Vernunft verlören, wenn fie pon dem gefühllofen ind vernunftlofen Cörper getrennt werden? Vielmehr ft es wahricheinlich, daß das in uns denkende Weſen, venn es mic aller fremder Materie unvermijcht und une befchwert ift, am wirffamften und weifeften ſeyn werbe, Wenn der Menfch im Tode qufgelöft wird, fo ſieht man, wie ein jeder Beftandrheil ſich zu feines Gleichen . ammlet; nur die Seele allein nimmt man weder wahr, : large fie noch da iſt, noch wenn fie fich vom Coͤrper trennt. Endlich muß man auch dieſes bebenfen, bafi fein Zuftand dem Tode ähnlicher (ey, als der Schlaf, und daß fich gerade in dieſem Zuftande der göttliche Ur⸗ fprung und die göttliche Natur ber Seele am meiften pffenbare. Jun Schlafe fiehe fie ja ſelbſt in pie Zufunft ° « . Gc 5 hin⸗

7 mu ..

*) Diefen Gedanken bat icero in feiner Ueberſezung ap def

“angeführten Stelle weggelaſſen.

410 . Giebentes Buch. Zweytes Capitel.

hinein, weil fie, wie es ſcheint, alsddann vom Leibe am wenigften gedrückt wird. Wenn es fich nun, fährt Kyrus fort, fo verhält, wie ich euch gefagt Habe, und auch felbft glaube, und meine Seele ihren Coͤrper nur verläßt, ohne mit ihm unterjugehen, fo ehrt mich da, durch, daß ihr das thut, was ich euch befohlen habe, Stirbt hingegen mein Geiſt mit dem Leibe ab; fo ws tet immer bie unfterblichen Götter, bie alles fehen und vermögen, und bie das unermeßlich große und unbe fehreiblich ſchoͤne Ganze in unveränderter Ordnung erhals ten. Thut und denfe nie etwas Unheiliges, und der Gottheit mißfälligess oder fcheut wenigftens, "wenn ihr Feine Götter fürchtet, die Urcheile des ganzen Menfchens gefchlechts. Ruft alle Perfer und Bundesgenoffen bey meinem Grabe zufammen, und laßt fie alle fich darüber freuen , daß ich in Sicherheit und allem Uebel entzogen binz ich mag nun nach dem Tode gar nicht mehr ſeyn, oder unter den Göttern leben, | In einem ähnlichen Tone, in welchem aber doch die Hoffnung der Unſterblichkeit die Furcht vor der Zers fldrung nod) weniger überwiegt, läßt Plato den Sokra⸗ tes vor feinen Richtern reden. Ach würde *), fagt er, ben Plaz verlaffen, auf welchen mid) die: Götter hins geftelle Haben, wenn ich aus Furcht vor dem Tode aufı hörte, mich felbft und euch zu unterfuchen. Wenn ich diefes chäte; fo koͤnnte man mich mit Recht als einen Mann vor Gericht führen, der feine Götter glaube, weil er ihren Befehlen und Warnungen nicht gehorche, und ber jich weife zu ſeyn dünfe, ohne es wirklich zu ſeyn. Denn fich vor dem Tode fürchten, ihr Athenienfer, it nichts anders, ala weife ſcheinen, ohne es zu feyn, im dem man fid) einbildet, etwas zu wiflen, was man nid weiß,

U U 3

„©. 11 und 12.

Geſchichte des Sokrates ımd feiner Phil. 411

yeiß. Denn niemand fenne die wahre Natur des To⸗ es, und feiner alfo weiß es, ob er nicht vielleicht dem Menfchen das größte Gut fen, ungeachtet die meiften m als Das größte Uebel fürchten. Wenn id) in irgend inem Stuͤcke weifer zu feyn glaubte, ald andere Mens hen; fo würbe es barinn feyn, daß, fo wie ic) nichts Juverläffiges von dem weiß, was mit dem Mienfchen ıach dem Tode vorgehen wird, id) es zu wiſſen mir auch ‚ae nicht einbitve. Daß es hingegen fchlecht und ſchaͤnd⸗ ich fen, den Göttern oder beffern Menfchen nicht zu ges werben, davon bin ich feft überzeugt; und ic) werde ifo niemals etwas, wovon id) nicht weiß, ob es nicht ielleicht ein Gut fey, mehr fürchten, als böfe Hands ungen, von denen td) gewiß weiß, daß fie Uebel find. Delbft daraus, fährt Sokrates gegen dad Ende feiner Schuzrede fort *), daß mein Genius mich gar nicht ges varnet, ober mir gar Fein Zeichen gegeben hat, als ich joe Gerichte ging, ſelbſt daraus fchließe ich, daß das, vas mir begegnet ift, nichts Bofes, und daß der Tod eibft ein Gut fen. Denn Sterben ift eins von benden: ntweder eine gänzliche Vernichtung des Mienfchen, oder md; nur eine Verſezung der Seele aus einer Wohnung n eine andere. ft das erftere, und liegt-alfo der er⸗ zlaßte keichnam wie in einem tiefen Schlafe, der durch 'eine boͤſe unruhige Träume unterbrochen wird, fo kann nan den Tod nicht anders, als für einen großen Ges pinn halten. Denn wenn man alle die Tage und Nächte yes Lebens unterfuchen wollte, die man noch angenehmer ‚gebracht hätte, als eine folche Nacht, in welcher man n einen tiefen traumlofen Schlummer verfunfen war; © würden nicht nur gemeine Menfchen, fondern auch elbft die größten Könige der Erden die erftern ſehr eis

zaͤh⸗

*) P. 16.

413 Sicebentes Bud. Zweytes Capitel,

sählen koͤnnen. Iſt alfo der Tod einem 'tiefen Schlafe gleich; fo kann man fich die ganze Ewigkeit als eine ein zige lange Nacht denken. Wäre Hingegen der Tod nır eine Beränderung des Aufenthalts, und wäre es nick falſch, was die Vorfahren geglaubt haben, daß alle Berftorbene nod) irgendwo fortieben, wie fonnte man ſich alsdann ein größeres Gut, als den Tod denken, "wodurch man auf einmal der Gewalt irdiſcher Richte entriſſen, und vot die Stühle des Minos, Nhadaman thus, Aeakus, Triptolemus und anderer Helden des Al terthums geftelle wird, die felbft ein heiliges Leben ge führe haben, und feine andere, als gerechte und unpar⸗ thenifche Urtheile fällen. Wie viel würde nicht ein jeder inter euch darum geben, wenn er mit dem Orpheus, Muſaͤus, Hefiodus und Homer zuſammen kommen Fonnte? Sch wenigftens würde mit Freuden einen vie, fachen Tod fterben, wenn ic) diefes Glück gewiß hoffen koͤnnte. Für mich würbe es eine entzuͤckende Unterhab⸗ fung feyn, wenn ich mic dem Palamedes, ober dem Ajax, dem Sohn des Telamon, oder andern berühms fen Männern , die durch ungerechte Urtheilsſpruͤche umgekommen find, reden, und meine Schickfale mit ben ihrigen vergleichen koͤnnte. Ein noch größeres Vergnuͤgen aber würde ich darinn finden, Die abge fehiedenen Seelen in den unterirdifchen Wohnungen, wie die Menjchen auf diefer Erde zu unterſuchen und zu prüfen, welche wirflich weife find , und welche es nur zu ſeyn fcheinen. Wie groß müfte das Vergnuͤgen ſeyn, den Helden zu erforfchen, der vie Griechen nad) Troja führte, oder den Ulyſſes, oder Siinphus, oder ‚unzählige andere merkwuͤrdige Peripmen von benverien Geſchlecht? Gewiß diefe Erforkctungen müften eine unbefchreibliche Freude gewähren In perentwoilen bieje niigen, Die bier richten, gewiß ER verurteilen uN öbten würden. Auch darin Tin Ve Deohn *

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 413

unterirdiſchen Derter glücklicher, als die Bewohnet der Erde, daß fie weiter feinen Tod zu fürchten haben, fonts yern ein unvergängliches Leben führen, mern ed anders mahr ift, was davon erzählt und gefungen wird.

In einem viel zuverfichtlichern, und, wie ich glaube, mahrern Tone, der gleichjam ein Wiederhall feiner in nerften Empfindungen war, redet Sokrates im Phaͤdon und Gorgias des Plato über die UnfterblichFeit und Schick fale der Seele nach) dem Tode des Corpers, und bemerft e8 auch ſogleich, daß er fich gegen feine Sreunde ernftlis eher und frenmürhiger, als gegen feine Michter äußern wolle”). Ohne die lleberzeugung, . fagt er zum Simmias und Kebes, daß ich nach dem Tode in die Gefellichaffe weifer und guter Götter, und auch befferer Menfchen,: als Diefe Erde trägt, kommen werde, würde ich unrecht. thun, oder wenigſtens auf eine unvernänftige Arc forgs. les ſeyn, wenn ich mid) nicht vor dem Tode fürchtete. Nun aber wißt ihr, daß ich mit guten Menfchen, und wenn ic) auch biefes nicht zuverläflig verfichern kann, doch gewiß mit guten Göttern und Herren werde verels: nigt werben. Hiervon bin ich fo gewiß, als von irgend einer andern Sadje, überzeugt, und ich bin daher andy nicht unwillig über mein Schickſal, fondern lebe vielmehr der guten Hoffnung, daß auch die Verftorbenen nicht ganz aufhören zu feyn, und daß die guten Menfchen fich in einem beffern Zuftande, als die böfen, finden werden. Ahr koͤnnt mich, antwortet er auf die Frage : mie er begraben fenn molle**)? beerdigen, wie ihr wollt, venn ihr meinet anders habhaft werden koͤnnt, und ich sch nicht entwiſche; und mie einem fanfsen laͤcheln und

einem

———

#) p. 24. in Phaed. Eee

414 | Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

einem nicht weniger ſanften Blick auf ſeine ihn umgeben⸗ den Freunde fuhr er in folgenden Worten fort: Ich kann den Krito nicht uͤberreden, daß ich der Sokrates bin, der jezo mit ihm ſpricht, und ſeine Gedanken nach Abſichten ordnet. Er glaubt immer, daß ich derjenige

bin, den er nach wenigen Augenblicken erſtarrt und ent⸗ ſeelt ſehen wird, und fraͤgt daher, wie er mich begraben

ſoll, da ich ihm ſchon lange bewieſen habe, daß ich nach dem ausgeleerten Giftbecher nicht bey euch bleiben, ſon⸗ dern in Wohnungen der Seeligkeit uͤbergehen werde. Mit dieſem Gedanken habe ich ſowohl euch als mich ge⸗ troͤſtet, und ihr koͤnnt daher eine der ſeinigen ganz ent⸗ gegengeſezte Buͤrgſchafft uͤbernehmen. Denn ſo wie er

fich bey den Richtern verbuͤrgte, daß ich nicht aus dem:

Gefaͤngniſſe entfliehen würde, fo Fonnt the euch gegen ihn verbuͤrgen, daß Ich nach dem Tode des Chrpers nicht bier bleiben, fondern von dannen fcheiden werbe, Damit Krito bey der Verbrennung oder Beerdigung meines Leibes nicht unmillig werde, als wenn Id) 'noch etwas Schreckliches Titte, oder nicht fage, daß Sokrates begras ben oder ausgeftellt werde ‘Denn wiſſe, mein lieber Krito, daß, wenn man fic) hier unrecht ausdruͤckt, man Dadurch nicht nur Fehler im Reden macht, fondern auch feiner Seele Schaden thut. Seyd alfo guten Muths, und begrabt meinen Leib, wie es euch feldft aefällig, und ben väterlichen Geſezen und Gebräuchen am meiften

gemäß ift ”). | Bor

°) Als eiten' Beweis, daß Sofrates ober’ Plato dennoch in der Meynung von ber Unfterblichfeit der Seele ges wankt habe, führten viele folgende Worte an. in Phaed. ©. 46. Es würde einem vernünftigen Mann nicht ziemen, mit einem entfcheibenden Tone zu a

| a

——

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. z13

Bor dem Tode, fagt Sofrates zum Kallikles, oa ſich fein anderer, als ein feiger und unverftändiger ann fürchten. Vor Unrechtthun Hingegen muß fich ig ein jeder feheuen, weil es fein größer Unglück gibe,

mit einer von Miſſethaten belafteten Seele in vie terirdifchen Wohnungen zu kommen. Wenn es bie ht zuwider ift, ſo will ich dir eine fchöne Rede erzaͤh⸗ , die du vielleicht für eine Fabel haften wirft, die mir »e burchaus wahr ſcheint. Jupiter, Neptun und uto theilten, fo finge Homer, das Reich, was fie von em Dater empfangen hatten. Nun war es Gefez uns ‚der Regierung des Saturn, und iſt es aud) noch je⸗ und wird e8 auch ewig bleiben ; daß Menfchen, die zendhaft und heilig gelebt haben, in die Inſeln der eeligen verſezt wurden, und dort ein forgen s und merzenlofes: leben führten, und daß bie Laſterhaften d Gortlofen Hingegen in einen Ort ber Strafe und des

daß ſich alles genau fo verhalte, wie ich's erzählt ha⸗ be. Allein dieſe Worte geben nicht anf die Gruͤnbe, die Sofrates für die Unſterblichkeit der Seele vorzes bracht, fondern auf die Kabeln, die er vom Zuſtaube der Seelen nach dem Tode erzählt. hatte. Dies erhellt niche nur aus den wiederhohlten Werfiherungen feine feſten Weberzeugung von der Unſterblichkeit der Seele, fondern auch aus dem, mas unmittelbar auf bie miß⸗ verflandenen Worte folgt. Daß es fi unterdeffen auf diefe oder andere ähnliche Arten mit unfern Seelen verhalte, die wir für unfterblich halten muͤſſen, Dies glaube ich, laͤßt ſich ſchwerlich Täugnen. In eben dieſem Sinne muß eine andere Stelle geleſen werden, die man auch unrecht verſtehen koͤnute p. 23. in Phaed; Kos yag scws nos MEANS TOEne, MET EKEITE ETOÖNMEN, dmonomev TE neu puJoAo- YEW RELITNS TNS ER, TO Tvas —RX

46 .Siebentes Buch: Zweytes Fapitel

bed Gerichts, welcher man Tartarus nenne, hinabge— ſtoßen wurden. Sowohl die einen ald die andern wur dert unter dem Saturn, und anfangs auch noch unte der Regierung des Qupiter, bei) ihrem Leben, urib zwar än ihrem Sterbetage , von lebenden Perſonen gerichte: Allein die Ausfprüche dieſer Nichter waren ſo ſchlecht, dag Pluto und die Uuffeher der Wohnungen der Seh gen. jich genoͤthigt ſahen, es dein Jupiter zu melden, daß viele in mehrerer Ruͤckſicht unwuͤrdige Menſchen is den Aufenthalt glücklicher und tugendhafter Seelen ev gegangen feyen.. Jupiter verfprach dieſe Unordnungen abzuftellen, und fagte, daß die Urfache ber falfchen Ur 'theile, die man bisher gefälle hätte, darinm liege, daß man die Menjchen noch bey ihrem Leben und unter aller, ley Hüllen gerichtet habe. Diele ruchlofe Seelen feyen

mit fchönen Eörpern, mit dem Glanze eines alten Ge

ſchlechts und großer Reichthuͤmer umfleidet geweſen, haͤtten auch viele Zeugen für ein tugendhaft geführtes teben beygebracht, und eben dadurch ihre gleichfalls noch beffeivete Richter um defto mehr geblender , da fie noch Naſen, Ohren, Geſicht und ihren ganzen Coͤrper, dl eine verbergende karve vorgehabt hätten. Man miüffe daher vors erfie dieſes abändern, daß die Menſchen die Zeit ihres Todes vorher wuͤſten, und dann muͤſte mar die Seelen alle nackt und nad) dem Tode des Körpers richten. Auch der Richter müffe entfleivet und verſtor⸗ ben feyn, damit er unmittelbar mit feiner Seele eine fede abgejchiedene Seele unterfuchen koͤnne, die une‘ wartet von ihrem Seibe gefchieden worden, und allen ihren Schmuck auf der Erde zurück gelaffen Habe. Zu Biefer Abſicht, alle Urtheile über abgefchiederre Seclen gerecht und unparcheyifch zu machen, Habe ich, fußt Jupitet fort, meine eigene Söhne zu Richtern beftimmt, zween aus Aſien, den Minos und Nhadamanthuie, und einen aus Europa, den Aeakus. Wenn diefe geſtorben

fenn

Geſchichte des Sofrates und feiner Phil. 417

ei werden, fo follen fie auf der Miefe an der Schei⸗ ung der Wege, wovon ber eine nach dem Tartarus, nd ber andere nach den Sizen ber &eeligen binführr, Bericht halten, und zwar foll Rhadamanthus die Men⸗ ben aus Alten, und Aeakus die aus Europa richten, Dem Minos hingegen will ich die legte Entſcheidung foß her Fälle überlaffen, worinn ber eine oder andere feiner Behülfen Schiwierigfeiten finden, oder bey welchen fie Rath brauchen fünnten. Dies ift es nun, Kallikles, vas ich gehört habe, und für wahr halte, und woraus nan, wie ich glaube, folgendes fchließen kann: bag der Tod meiter nichts als eine Trennung zwoer Naturen, je leibes iind der Seelen fen, und wenn fie beybe von inander gelöft werden, daß fie ihre Geſtalt und Eigen⸗ chafften behalten, wie fie viefelben während ihrer Ders inigung hatten, Wenn alfo jemand ben feinem teben woß und ſtark von Eörper wat, fo bleibt auch der beich⸗ ram fos oder wenn jemand einen reichen Haarwuchs, wer Striemen von Scylägen, oder Narben von Wun⸗ den, oder zerbröchene und verdrehte Gliedmaßen an feis nem teibe hatte; fo behält er dieſe alle auch Im Tode mer nigſtens während einer gewiſſen Zeit. Auf eine Ähnliche Art fcheint es fich auch mit der Seele zu verhalten: wenn fie vom Coͤrper entkleidet iſt; fo wird alles an ihr ſicht⸗ bar, ihre urſpruͤngliche Natur, und alle Verbeſſerungen per Verſchlimmerungen, die fie durch Gedanken und Thaten erhalten hat, Wenn alſo die Seelen aus Aſien pe den Rhadamanthus fonımen, ſo unterſucht biefer ine jede Seele, ohne zu wiſſen, wert fie gehört. (Er rifft daher oft die Seele des großen Königs der Perſer, wer auch anderer Könige und Satrapen, krank, durch Inmöägßigfeit, Weichlichfeit und andere Ungeheuer vers ‚gen, und voll Narben und Geſchwuͤren an, die is nen buch Meineide oder andere Ungerechtigkeiten einge .

Zweyter Wand, Do druͤckt

483 GSiebentes Bud), Zweytes Capitcl.

druͤckt und geſchlagen worden *). Solche haͤßliche ver zerrte Seelen ſchickt er ſogleich mit Schimpf an den Ort, wo fie die Strafen, die ihnen bevorſtehen, leiden mäß fen. Denn ein jeder, der von einem andern auf ei gerechte Art geftraft wird, wird entweder felbft gebeffert, oder dient auch andern zum warnenden Benfpiel, damit fie fehen, mas er leide, und durch Furcht vor diefen fer den zur Befferung betvogen werden. Solcher Seelen deren Leiden für die neuen Anfommlinge ein lehrreiches Schauſpiel find, finden fi) immer viele.in den unters difchen Dertern, und eine von diefen wird gewiß die Seele des Archelaus ſeyn, wenn es anders wahe if,

was Polus von dieſem Mafevonifchen Könige erzäßkt.

hat. Die meiften Seelen von diefer Arc find Die Se— len von Tyrannen, Kbnigen, Satrapen, oder

von Städten, die alle zur Büßung ihrer Lüfte die größ ten Berbrecyen leicht begingen,, weil fie dieſelben unge ftraft begehen Fonnten. ‘Denn fehr ſchwer, mein lieber Kallikles, iſt es für die meiften Menſchen, gerecht zu handeln, wenn jie e8 in ihrer Gewalt haben, ungerecht zu feyn. &o wie nun Rhadamanthus alle böfen See⸗

len (unter welchen er die heilbaren von den unverbeſſer⸗ lichen auszeichnet ) in den Tartarus hinabſchickt, ſe

fendet er die guten und heiligen in die glücklichen Gefilde, umd eben dieſes ehut auch Aeakus. Weil ich von der Wahrheit deffen, was ic) dir, mein lieber Kalliffes, jez erzählt habe, feſt überzeugt bin; fo bemühe ich midy

meine

®) Auf diefe Stelle im Gorgias zielt Zacitus im folgenten Worten VI. 6. Annal. Neque fruftre praeftantifi- mus fapientiae firmare folitus ef, fi recludantur ty- sannorum mentes, pofle afpici laniatus & iduss

quando ut corpora verberibus, its faevitia, libidine, '

melis confultis animus dilaceretug,

| Geſchichte des Sokrales und feiner Phi. 419

eine Seele fo gefund, als ich nur kann, zu erhäften, n fie meiner Nichter fo unverdorben, als nut möglic) t, batftellen zu Föntten. Unbekuͤmmert um den Ruhm, e Würdeh und Güter, nach tvelchen andere Menſchen achten, forjche ich had) Wahrheit, und ſuche ſo volls ummen und gut, als meine Kräfte es erlauben, zii beit, und dereinſt auch abzuſcheiden. Auch muntere h alle übrige Menſchen, und ſeibſt dich, Kallikles, zu nein aͤhnlichen teben und Kampfe auf. Denn wenn as Urtheil wider dich ausfallen, und der Sohn ber. legina dich ergreifen follte, fo wuͤrdeſt du gewiß außer Stande ſeyn, Bit felbft zu Helfen, und deine Seele würde on einem eben heftigen Taumel oder Schwindel her⸗ mgetrieben werden, als du ſagſt, daß mich uͤberfallen ‚Ärde, wenn ich auf einmal von einem mächtigen Red⸗

ee vor den Richterſtuhl ſollte gefuͤhrt werden. Dieſe Erzaͤhlung oder Rede des Sokrates iſt mei⸗ jem Urtheile nach die ſchoͤnſte und der Vernunft ans lehmlichſte Erdichtung über die Schickſale der Menſchen täch dein Tode; die jemals erfunden worden. Denn Bas Farin die ſich ſelbſt uͤberlaſſene Vernunft Ber Oott⸗ jeit wuͤrdigeres, zur Tugend mehr aufinunterndes, det dugendhaften troͤſtlicheres, und dein Laſtethaften nieder, thlogendetes denken, als daß die reinen Seelen, bie vährend ihret Berbindung mit dem ſterblithen Leibe aus Alen Kräften nach Wahrheit und Tügend geftrebt Haben, tach dem Tode mit hohern Naturen und beſſern Men⸗ eri vereinigt, und in diefet Bereinigung ſteto an Weiss " und Tugend wachen, und eben deßwegen duch an dckfeeligfeit Heftändig zunehmen? Bag hingegen die inteiheit Seelen in Wohnungen der Augal hinabgeſchickt, Ind durch gemiffe , ihrer Verdorbenheit und Verhtechen enau entfprechende Strafen geläucert, oder gebeſſert, md menü keine Beſſerung Statt findef, Auen zum Benfpiel werden gezuͤchtiget Batan“ a Ge wenig „a va Ä | |

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430 Giebentes Buch Zweytes Capite J

aber über ven Werth der Sokratiſchen Erzaͤhlung entge⸗ gengefezte Lrtheile erwartes fo fehr werben, glaube kh, viele fich darüber wundern, daß ein fo großer Mahn, als Sofrates war, ſich mit folchen Beweifen befriebigen fönnte, als worauf er feine Hoffnungen der Unſterb⸗ lichkeit gründete, Allein diefe müffen fich erinnern, daß . das Gewicht von Gründen in Ruͤckſicht auf verfchiedene Gemuͤther eben fo verfchieden, als die Meynungen felbfl fenen, und daß alfo auch Beweisarten dem Sokrates genug thun Fonnten, die uns ganz unzulänglich ſcheinen. Ueberdem darf man nicht vergeffen, daß Sokrates außer ‚ben Gründen, die wie ihm jezo mit Zuverfiche zueignen koͤnnen, vielleicht noch andere hatte, die wir nicht wi. fen.‘ Denn alles, was und von der Denkungsart und den lehren des Sokrates befannt ift, ift doch Immer nur Bruchſtuͤck, indem feine Freunde gewiß niche alles, was fie von ihm gehört, aufgefchrieben Haben, und wiederum von dem, was fie aufgezeichnet harten, der ben weiten größere Theil verloren gegangen iſt *),

DAR | Auf

. ; inininenitiunhesnsihienn ahnen ——

#) Bielleicht zweyfelt man daran, ob die ganze Erpichtung vom Sokrates herruͤhre, und ich will daher bie Brüw | de anführen, warum ich ſowohl diefe Fiction, als bi Abrigen Gedanken, bie ih ans dem Plato genommen habe, oder noch nehmen werde, für aͤcht Sokratiſqh halte. Es iſt fteylich viel leichter zu fagen, was im Mlato nicht Sokratiſch ſey, als was dein Sokratet iu gehöre. Denn alle Saͤze und Schluͤſſe, bie deum, welche Kenophon anführt, nicht wiberfprechen,, Binnen

vom Sofrates berühren, koͤnnen aber auch blog Ev weiterungen und Ableitungen Sokratiſcher Gedanken ſeyn, die Plato gemacht bat. Ich beobachte daher fol gende Regel, um zu unterfdeiden, welche Lehren dm Plato, und melde dem Sokrates zugeeignet werden muͤſſen. Wenn Plato den Sokrates ſolche Gebante⸗

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Gefchichte des Solrates und feiner Phil. u

Auf dieſe Uebergeugungen von der göttlichen Bora jung, ven ber Unfterblichfeit bes Seele und von den " Db 3 Des

vortragen laͤgt, hie auch Kenophon für Sokratiſch ande gibt, ober bie unmittelbar aus ihnen folgen, ober bie wohl gar ben eigenthuͤmlichen Mepnungen des Plate widerſprechen; wenn er fie ferner in der feinem Lehe rer eigenthämlichen Sprache und Manier, ohne Eine mifpung von Spizfindigkeiten, weit hergehohlten jränden und Lieblingeibeen mittheilt; dann glaube ih prechtigt zu ſeyn, foldhe Behanfen für aͤchte Sofratis & anzufehen. Wenn hingegen Plate durch bey

und des Sokrates ſolche Behauptungen und Untere ſuchungen vorträgt , die den Nachrichten des Zenophon foiderfpreggen, oder zu mühfang erfonnen, au kuͤnſtiich gebreht, und zu bichterifch eingefleibet fink, daun faun man wieder mit Zuverfiht fagen, daß Plato den Goy Brates an feine Stelle gefezt habe, auflaft daß er fich In die @efinnungen felnes Lehrers, bie er fannte, hätte vera fegen ſollen. Wenn man diefe beyden Regeln gelten Hr, fo kann man au ſchwerlich idugnen, daß bie Khöne Zistion im Gorgias, und der größte Theil dep Übrigen Balfonnements in eben diefem Befpräche vom Sokrates herruͤhren. Denn fie enthalten nichts, was Den Gebanden des Sokrates beym Kenophon entzegege gefegt ik, fondern ſtimmen vielmehr mit diefen überein, der find doch unmittelbare Folgen berfelben, bey denen Dia feine eigne Xräumg ganz vergeffen zn haben fHelat. Namentlich if der audos im Gorgias ben weiten nicht fo abentheuerlich, ald der im Phädo, oder ber Renublit; und ift auch nicht in einer fo pomphaf⸗ fen Sprache erzählt, ale die bepden Ieztern. Bon folden SR nun, ald ich Rem Sokrates zueigne, war diefer

jeife gar kein Feind, wie feine Erzählung von ber’ jahl des Herkuies beym Zeuaphon und andere Ahnlis ge Depfpiele beweiſen. Allein wenn man auch das Bichterifche Gerüffe ber Grakhtung im Gorgias dem ge aueignen wollte; fo fehe Ich doch gar. feinen ma, warum man hie Gedanken, auf tweihen biefes

exrichtei iſt, dem Sokrates abſprechen wollte, x

422 Siebentes Buch. Zweytes Eapitel,

Belohnungen und Strafen ber Gerechten und Ungereche ten in einer andern Welt, gründete Sokrates feine X gendlehre. Er führte Biele großen Wahrheiten, ala die Zeuginnen und Buͤrginnen feiner Hoffnungen, uno ber ‚Heiligfeit und der Nothwendigkeit der Tugend an, um | aus ihnen nahm er Troftgründe für den feidennen Tu | gendhaften, und Warnungen oder Schreckniffe für den | fichern und verftackten Boͤſewicht her. Wenn mir am ders, fo rief Sofrates feinen Freunden und Bürgern zu, die Gnade der alfes durchſchauenden und nur gute Menfchen und Thaten liebenden Gottheit verbienen, und nicht bloß in biefem vergänglichen, ſondern In einem un pergänglichen teben glücklich feyn wollen, fo muͤſſen wis nothwendig feufch, mäßig und gerecht umherwandeln, ünd nach Zugenb mehr, ala nach Reichthum, nad Ehre, Ruhm und andern Gütern feachten )., Wir möffen Verbrechen und kafter mehr, als ben Ton fliehen, ' und gern alles, was wir haben, ſelbſt unfer Sehen aufı opfern, um den Millen der Gortheit zu erfüllen; denn Gehorſam gegen ihre Befehle iſt das einzige Gut, road uns aus biefem !ehen nachfolge, und Beftreben, ihr zu “gefallen, ſtets beffer und nollfommner zu werden, das einzige Mittel, fich von allen Uebeln auf eine unermef: liche Ewigkeit loß zu machen ?*). Der Sram llein

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4 Plat. Apo D. 13. Crito P. 19. de Re I, . . Ed, 9 en * Pape

") Plat, in Phaęq. p. 43; Ei yev Ye m é Javarıs TA TAUVTOS ATMEN, ELMEHON op mm Tew KAKOS, KTAIWEH TE TE AOURTos du am). Auxten, 04 TS auTav narıngs Mer Tas Ye ns, vuv de emeidn aIavaros Dasweras son, Bderın ax em mury an amoQuyn wenn sh

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Geſchichte des Sokrates und feiner Phil, 423

ein fönne, glaubte er; mit frohem Muthe den Tode tgegen gehen, weil er überzeugt fen, daß er mit jeis un Leibe nicht ganz fterben, ſondern in gluͤcklichere Woh⸗ ıngen verfezt werden werde *). (Er allein fonne, uns : den Berfolgungen böfer Menfthen, und unter allem ihermärtigfeiten, welche die Vorſehung zur Prüfun d Stärfung feiner Tugend über ihn berhänge, gerroft d unerſchuͤttert bleiben, weiler wiſſe, daß Feine menſche he Bosheit ihm ſchaden, und daß die Goteheit denjeni⸗ n nicht vernachlaͤſſigen werde, ber ſich aus allen Kraͤf⸗ bemuͤht habe, Ihr ähnlich gu werben **). Der fas rhafte hingegen Eönne fich unter ber Angft, die ihn ben annahendem Tode üerfafle }), nicht einmal mit der Dd4 trauf garngın, wm Ta os BeArısıy Te won Dgovi: pwrarny yaregdıy. adev yag wo eyaca eig 03a a \uxn sexeran, TA TS noudaas Ta waı Teons, ci dm no Äeyeraj keys aBe- As n Biunrew Tor TeAsurnaaunros eudus ev YTNS exios Toggias. a tr! ». de Rep. Zu Hy Plat. Apol. Socrat, p. 12 & 16, de Republ. lib. X, “vol, I. p. 334. Ed, Mafley: Ouros sex ume- Anzpreov megı va dinaus evdgos , eocv T'ev mei SYNToI, EOW Venus, n TV Ray Tasy ok8vTav KARay, O8 TETO TUT EIS Yon Ti TEAEUTNEE q Curr⸗ n [77 BBTEE avoyrı. & ap dn Umo ve Ieov TOTE ÖMENEITOI, OS 0 mecdunsic9e: eIsAn dinosos Yrweedar, ua entEndeumv @aarnvy , EIS 0qov duvasrev auvfooTa onowota: Jew. Eınas Y’edn, Tov TusTov m NzsaIaus Uma FR omas. K.T.A. . ) Wie fehr und allgemein die Zeitgenoffen des Sokrates und Plato fi vor] Strafen der Suͤnden in einer aukers t

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verfluchte Diejenigen als Bervärher bes Bi die dieſe himmliſchen Set m;

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Seſchichte des Sokrates und feiner Phil, 44

ie bas öffentliche Beſte von ber Wohlfart einzefner Per⸗ omen abgefondere und gelehrt härten, daß man für feine Derfon glücklich feyn Fonne, wenn man gleid) andere Menſchen vorſezlich unglücklich mache *),, Er war bep gfte, welcher bewies, daß Tugend wahre Klugheit obep Weisheit, und kalter Thorheit oder Wahnfinn ſey; un ver nicht nur durch feine tehre, fondern aud) durch fein Benfpiel un andere bowog, erft gute Bürger und tu⸗ jendhafte Männer zu werden, um nachher deſto gluͤe ichere Menſchen zu fegn, ochher def vr .

Die Tugend erflärte Sokrates ald eine Fertigkeit, ME Schöne und Gute nicht nur zu empfinden und zu eve ennen, fondern.auch auszuuͤben **), oder als ein Pay ſich ſelbſt und andere fa viel, ala moͤglich, zu dervollkommnen, ober endlich als ein Bemühen, ſich got und andere Menſchen, fo viel man koͤnne, gluͤck ich zu machen, und feinem, gibt nicht einmal Feine ven, Schaden zu thun T). Tugend in diefer Bedeue tung theilte Sokrates in Maͤßigkeit und Gerechtig⸗ keit ein, wovon er die erſtere als die Schuzgoͤttinn bee

perföntichen Gluͤckſeeligkei, die andere als die Schoͤpfee⸗ Finn der öffenslichen Wohlfart anfahe 7), Nur der⸗ | Bag jenige,

er FR GERT oe * EEE Zu

% Cicer. de off. III, 3. Dubitandum non ef, quig punquam poffit utilitss cum honeſtate contendere, Itaque acsepimus Socratem exfecrari folitum ep qui peimum, haee natura cahaerentig, opinione di- ftraxiſſent. | ®%).111. 9. 171. 172. Mem. Socr. , 1), Me Sort, U. N, 72 IV. 8: h. 267. Plat. Oric, p.1g, e bep. 1. 9, 20. | tH Amaucoyyn ua eyngaetess,. Memor, IN, 4. 3: Plato ſagt kmmer gadessuyn na dinauorum p- 334, in Gorg. 335. in Menone, (Ehen Kiefer ie

06 Giebentes Dich. Zweytes Eapitel..

jenige, ber: biefe beyden Tugenden befize und aubäbe, berbiene den ehrwürdigen Namen eines wackern recht⸗ fehaffenen Mannes, der im Sofratifchen Sinn mit dem mpißigen und gerechten Manne eineriey war, und auf bieſe Art auch häufig vom Kenophon und Plato umfchrie den wire *). . Unter Maͤßigkeit verfiand Sokrates nicht bloß die Bertigfeit oder Gewohnheit, im Genuſſe von Sbpeiſe and Trank nicht zu viel zu thun, fondern eine Erhaben beit oder Herrfchafft über alle cörperliche Luͤſte, über alle feivenfchafften und Gewohnheiten, veren Befriedigung pber Linterhaltung den feib und die Seele des Men petberben , aber ihn wenigſtens hindern, feinen Chi . und Geift zu pervollfommnen, und alle Pflichten eines ten Bürgers und rechtfchaffnen Mannes zu erfüllen ). che alfo bloß Herrfchafft Über Schwelgerey und lecker⸗ aftigkeit, ſondern auch über unmäßigen Hang zur fine Ichen Liebe, über thörichte unmäßige Prachtliebe, GS⸗ relkeit, Stolg, WeichlichFeit, Geldgeiz, rue

EEE EEE 7 ben RER um Kommen on

bisweilen bie Heiligkeit ober Froͤmmigkeit als einen britten Hauptzweig der Tugend an, und erPlärt fie als ein Beftreben pder Zertigkeit, alles das zu thun, was man den Göttern ſchuldig fey. Plat. in Gorg, p. 335. & 337. in Menone,

N Bepde präden ihn am häufisften durch wuAos re woyc$os aus. Xenaoph. Oecon. c. 6. p. 309. 310. wo Sokrates fagt, daß biefed ein Tesvov ovopas ſey. Plato nennt die Rechtſchaffenen auch xoanas und vonsmss aus einer Ürfache, bie weiter unten andı

geführet twerden wird In Gorg. ©. 325. P*) Xen. Memor, Socr. 1. c, 5. p. 51 & 53. I. 1. p. 63. & Plat. in Gorg. p. 319. ZwuDeovx ovTr&, Kos ey- neuen aurov Euurs, Favnderwv nos errıdupum KENT Tv EV ERUTO.

Gefibichte des Sofrates und feiner Phil, 437

Ehrbegierde, enblich über Furcht vor Dingen, por der ven der weiſe Mann fich nicht fürchten follfe, nannte Sokrates Maͤßigkeit. Die Beſtandtheile diefer Tugend waren daher Mäßigfeit in der engern Bedeutung, Ente yaltfamfeit, Genuͤgſamkeit, Befcheidenheit, Abhaͤrtung 368 $eibes und der Seele gegen folche Unbequemlichfeiten ver Witterung und andere Zufälle, wodurch die verzaͤre telten Görper yon Weichlingen zu wichtigen Geſchaͤfften unbrauchbar werden, endlich Stanphaftigfeit und ein⸗ ſoſche Schäzung von Reichthuͤmern, Ehrenftellen un Ruhm, wodurch ihnen Fein hoͤherer Werth beygelegt werde, ala fie wirklich haben. Sokrates nahm dig Woͤrter Mäßigfeit und Unmaͤßigkeit in eben den Bedeu⸗ hang, in melcher fie nachher bon den Stoikern genom⸗ ne murden "u und er verfangre yon gr anne nicht weniger, als Zenq von dem leidenſchafft pſen Weifen forderte **). ; ka Sokrgtes hielt die Maͤßigkeit mig Recht für bie Seundlage ader Grundfänle aller Tugend, und glaubte, daß alle Diejenigen , die biefe erwerben wollten, fich det erſtern zuvor befleißigen müften }), Er empfahl bie Maͤßigkeit, befonders den mäßigen Genuß von Speife und Trank, von kiebe und andern Bequemlichfeiten, und beftrice hingegen Unmäßigfeit, befonders Schlemmerey, SBölleren, diederlichkeit und Weichlichkeit mit fa Äberzeus ' | | genden

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®) Slehe Cie. III. 8. IV. 9. Tufe, quael, 9) Man fehe meine Abhandlung Über pie Apathle der Gtoi er im zopien Theile meiner phllof, Sqgriffen,

156. u |

12 *en. Memog. Socr. l, e, P. 53; Ace ve a xeog

rœvroœ —R —V BEETNS EVA HENTIOR, TEUTN TREOTOV Ey rg Yuxu naruoneuueuu; |

-

428 Siebentes Buch. Zweytes Capitecl.

genden Gruͤnden, daß ihr Gewicht nur allein durch diejenigen, welche eine hoͤhere Offenbarung her⸗ gibt, vermehrt werben kann. Maͤßigkeit, ſagte Sokra⸗ feö, iſt Die einzige wahre Quelle der lebhafteſten Vergnoͤ⸗ gungen, ſelbſt derjenigen, die ber Unmäßige aflein ſucht und allein zu genießen glaubt. Dur der Mäßige laͤßt die Begierde nach) Speife und Tranf, nach Schlaf un Beyſchlaf fo ſtark werden, daß die Befriedigung derfek ben mit dem lebhafteften Dergnügen verbunden iſt *). Weil gr nicht eher ißt und trinfet, als bis ihn hungert und durfter; fo ift’felbft der Hunger und Durſt die um ſchuldige Würze des Nahrungsmittel, welche Die Natur zu ihrer Unterhaltung verfange **). Und eben fo ift fein Schlaf füßer, und die Liebe felbft gewährt ihm größere Freuden, als dem Schwelger, weil er ben erſten durch Arbeit verdient, und die andern nur alsdann genieft, wenn er durch die laute Stimme der Natur Bazu auf⸗ gefordert wird. Er allein hat ven großen Vorzug, daß er unfchuldige Freuden nicht nur lebhafter empfindet, ad andere, fondern daß er fie auch ſtets mit Vergnuͤgen wieder genießen kann, und ben ihrer Erinnerung nie⸗ mals weder erroͤthen, noch fich Vorwuͤrfe machen darft). Auch hat er nicht nöthig, Bergnägungen mit aͤngſtlicher Münfeeligfeie oder großen Koften zufammen zu füchen und aufzukaufen. Vielmehr hat die Natur für ihn al lenthalben feine Tafel und fein lager bereiter, weil er nicht feltene beckereyen nöthig hat, um feinen Yunge : und Durft zu ſtillen, und feine prächtige Teppiche, um feine ermuͤdeten Glieder zu erquicken. Tadelſt bu F

fraͤgt

VVVV acer Deren

9% IV. 5. Mem. p. 248. IL, 1, p. 80. I. 3. 2. 38. “*) Ih, | }) IV. 5. P. 248. Xenophk.

Geſchichte des Sofrated und feiner Phil. 429

fräge Sokrates den Antiphon *), der ſeiner geſpottet hatte, weil er ſchlechter als ein Sclave lebe und einher⸗ gehe, tadelſt vu meine Urt zu leben, etwa deßwegen, weil ich weniger nahrhafte und gefunde Speifen zu mie nehme ald du? oder hut deßwegen, teil die meiniger nicht fo felten, fu Fofidar, und leckerhaft find, als die deinigen? Weiſt du denn nicht, daß derjenige , der mit dem größten Vergnügen fpeift, aller Föftlichen und - teizenden Drüben und tecferbiffen am wenigften bedarf, und daß berjenige, der mit dem größten Vergnuͤgen stinft, am allerleichteften folcher Getraͤnke entbehre die ſchwer zu haben find? Dis fcheinft zu glauben, Sp bie Gluͤckſeeligkeit nur allein in Pracht und großem Auf wande beruhe; ich hingegen bin überzeugt, daß Nichts⸗ bebuͤrfen ein Vorzug der Gottheit, und am wenigſten Beduͤrfen die größte Gortähnlichkeit fen *"). Nur bey siner folchen Denfungsart kann man das ebelfte Kieis nod des Menfchen, uneingeſchraͤnkte Frenheit oder Un⸗ abtzaͤngigkeit von peinigenden Lüften und Begierden bes bauspten; und ber Mäßige allein wird nie Durch gegen⸗ wärtige Vergnügungen von guten Handlungen zuruͤck⸗ gehalten oder zu fehändlichen hingetrieben }). Sein Coͤt⸗ per ift nicht durch Weichlichkeit p verdorben, daß er nicht, um feiner Freunde oder feiries Vaterlandes wil⸗ fern, Hunger und Durſt, Wachen und andere Beſchwer⸗ lichfeiten aushalten fonnte FF); Oder glaubft du, daß derjenige, ben bu glücklich preifeft, zu alle dieſem fähiger ſeynn werde, als berjenige, der mic glücklich ſcheint? Wer, meynſt du, wird leichter und fehneller u. ben hd

ib, 2 1, 6. p. $7. Memor, Soer,

430 Siebentes Buch, Zweytes Capitel.

Feind ausziehen, derjenige, ber an ein vraͤchtiges ehen gewohnt iſt, oder der ſich mit allem, was er vorfindet, hegnuͤgt? wer in Belagerungen gefchreinder zut Us bergabe gezwungen werden, derjenige, dem die koſtbar ſten und ſelteſten Sachen zu Nothwendigkeiten gewor⸗ den find, oder ein anderer, ben dad, was er allent⸗ halben anteifft , hinteichend ift ?

Wenn aber auch der Mäsige und Enthaltſame fd Einige Sreuden verfagt, die der Schwelget und ob faͤſtling fich erlaubt, glaubſt du denn, Bag ek dieſes und fonft und ohne alle Belohnung thiie*)? Er dient weder dem Bauche, noch der Unzucht, und zwar aus keiner am dern Urſache, als weil et groͤßere und beſſere Freuden badurch erhält, die ihn nicht nur fo lange gluͤckſich ma⸗ hen, als fie dauren, ſondern die ihm auch Die erfreul⸗ the Hoffnung geben, daß fie ihm beftändig nuzen wer⸗ ben, Du weift doc, daß diejenigen, Denen Hicks gluͤckt, durch folche beſtaͤndige Unfaͤlle niedergeſchlagen werden, und daß hingegen diejenigen, denen alles, wad ſie unternehmen, nach Wunſche geht, ſich fuͤr gluͤckliche Menſchen halten? Glaubſt du nun wohl, daß auch def erwünfchtefte Fortgang vor SGefchäfften und Handthie⸗ tungen fo viele Freude gemähre, als das Bewuſtſeyn, daß man täglich feibit beffer und vollkommner werde/ und auch feine Freunde oder andere vollkommnet und gluͤcklicher mache? = Oder feheint dir **) das nur eilt Feiner Preis für die Vergnuͤgungen zu feyn, die Mäßi - ge aufopfertt, oder für die Beſchwerden, die- fie über nehmen, daß fie nicht allein mächtig an teib und Seele

wer

FR PT,

°% ib. p. 56, u _ “m Sagt er zum Ariſtipp IL, 1: p. 72. und Euthybemn⸗ IV, 5, p. 248. 49:

Te

Gckbichte des Sokrates und feiner Phil. 431

erden, und dem einen Staͤrke und Geſundheit, und e andern einen Schaz von Tugenden und nüzlichen enntniffen verfchaffen , fonbern daß fie auch tedliche seunde erhalten tind ihnen dienen, daß fie ihre Feinde

erwältigen, ihre Häufer und Familen weifer regieren,

id ihre Vatetſtaͤdte begluͤcken können ? Koͤmmt es e denn ſo ſchwer zit begreifen vor, daß alles dieſes, was r Maͤßige durch feine Aufopferungen tınd Arbeiten ge⸗ nunt, nicht bloß die größten Vortheile, ſondern auch » größten Freuden bringe, deren der Ummäßige und Jeichling entbehren muß? Wein du endlich zu den ans

fuͤhrten eigenthümlichen Belohnungen der Maͤßigkeit

ch diefe hinzudenfft, daß der Mäßige und Tugendhaf—⸗ allein, ober doch unendlich brauchbarer in allen Küns a und Sefchäfften des Krieges und Friedens fen, daß r allein tiebe und Zutrauen, Ehre und eriger Nach ya im Leben, wie im Tode nachfolgen; kannſt vu in noch ziwenfeln, daß der Mäßige und Tugendhafte licher, als der Unmäßige und tafterhafte fen, und z der erftere weifer handle, wenn er fich gewiſſe Ders Sgungen verfagt, als diefer, wenn er fie fich ohne Bes sten erlaubt? Sind es aber nicht die Mäßigen und tgendhaften allein, die in ihrer Tugend von den Alten obt, und in ihrem Alter von den STüngern verehrt

reden? Sind fie es nicht allein, die fich ſowohl ihrer

gangenen als ihrer gegenwärtigen Thaten freuen, die NGoͤttern wohlgefällig, ihren Freunden werth, und em SBaterlande theuer und ehrwuͤrdig find, Die end» ), wenn ihre legte Stunde hetannaht, nicht in eine ige Bergeffenheit verfenft werden, fondern in dert Lob⸗ angen det fpäteften Nachwelt fortgruͤnen?

Sage mir eirimal, mein lieber Ariſtipp, fo redete ‚ofrates dieſen ihm jehr ungleichen Schüler an *), wenn bu

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n. 1.

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432 Siehentes Buch, Zweytes Capitel.

Bi won zwoen Knaben, dert einen zu einem brauchbaren Geſchaͤfftsmann, und den andern hingegen auf eine foldye Art erziehen follceft, daß er am wenigften geneigt und geſchickt wuͤrde, andere Menfchen zu regieren, wie

teit du diefed anfangen ? laßt ung erft unterſuchen, teil Nahrung doch der Grund bes lebens und bet Ev Hebung ift, wie du es in Nückjicht auf diefe mit dem «einen und dem anbein det dir anvertrauten jungen feute halten wollteſt? Welchen von beyden würbeft Dit Day

gewöhnen , lieber erſt ein dringendes Geſchaͤfft zu ver tichten, als feinen Bauch zu befriedigen ? = Ohne Zwey⸗ fel, antwortete Ariftipp, denjenigen, der zu öffentlichen Würden bejsimmt wäre, damit nicht Schwelgerey ig die Angelegenheiten des Staats vernachläffigen‘ mache = Wenn alfo auch beyde trinken. wollten, fo w | du eben dieſen daran gewoͤhnen, eine Zeitlang ſeinen Durſt aufzuhalten ? Allerdings, fagte Ariſtipp. Welchen kon beyden ferner toollteft du fo ziehen, daß er Meiſtet ſeines Schlaf würde, daß er fich fpät niederlegen, ar

aufſtehen, oder gar Mächte durch wachen fonnte? Wir auch ebendenſelben? Welchen von beyden wollteſt x zur Keufchheit, Enthaltfamfeit, zur Arbeirfamfeit | willigen Uebernehmung von Beſchwerden und zus R werbung nuͤzlicher Kenntniſſe anhalten, damit er durch Liederlichkeit, noch durch Weichlichkeit, nicch K Unwiſſenheit gehindert würde, feinem Paterlanð enri bienen, und Herr feiner Feinde zu werben ? = de # dieſen, erwiedert Ariftipp. Wenn alfo jemand fe ÄArt gezogen würde, der fcheine dir der Gef, W auf de Wiberſachern gefangen zu werben, weniger aus; ahr MM ſeyn, als die übrigen Thiere; denn du weiſt Dysefat unter den Thieren einige durch tockfpeifen, ar, och, da⸗ tockteänfe, noch andere durch einen Reiz N bete bu finnlichet tiebe, entweder in Eifen, Oder pie Nie sepoen werden ? Du haͤltſt ı a p pr ſchaͤnd⸗

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 433

änblich, wenn Menfchen, glei) den unvernänftigften ieren, gelocft und ercappt werden? Wie, wenn, Ehe brecher fich in fremdes Gehege wagen, da fie doch wife fen, daß es ihnen bevorftehe, ertappt und nach den Ges ſezen geftraft zu werden? Nennſt du es auch niche ſchimpfliche Nachläffigreit, wenn Menfchen ihren Coͤr⸗ per gar nicht darinn üben, ober daran gewöhnen, Hize und Kälte, und andere Beränderungen und Unbequems lichkeiten der Witterung zu ertragen , da doch bie mei⸗ n und wichtigften Arbeiten , die des Ackerbaues zum : fpiel, des Kriege, und viele andere nut in freyer duft = errichtet werden? Ariſtipp beantwortete diefe, mie : De vorhergehenden Fragen, mit {a Wir wollen x dife, fagte Sofrates, Diejenigen, die ſich von alle dem = angeführten enthalten, oder es aushalten koͤnnen, in bie > Leauchbarer, und diejenigen, die.es nicht koͤnnen, re die Elaffe unbrauchbarer Menſchen fegen, die andere * WU tegieren und ihnen zu nüzen unfähig find? Ariſtipp Munfte auch diefes mit einem Ja befräftigen, und zulezt das demuͤchigende Geſtaͤndniß ablegen, daß er ſelbſt und A diejenigen, die nach feiner Art und nad) feinen Grund» Pgern Iehten , jur lezten Claſſe gehörten.

Mit eben ſo lebhaften Farben und ſtarken Gruͤnden,

Us womit Sofrated die Mäßigfeit ſchilderte und em⸗ 264, mahlte und warnete er vor allen Urten von Uns Bigkeir,. Er ſtritt wider fie, wie gegen die gefährliche r zFeinve, und fagte, daß man wider diefe Räuberinn - -SPrBengclichen Freyheit ernftlicher als gegen folche Tzer Fampfen muͤſſe, welche die Waffen in der Hand SIE SBclaven machen wollten; indem jene alle diejes ® > ie fie überwänbe, ins Verderben flürze; diefe -Seru'fcon manche wider Ihren Willen zu einem ww eben und lauf beffere Seranfen gebracht haͤt⸗

*

EVDaier Band,

434 > »Siebentes Buch;

gm): ri leer Sirene ale 5 ae

verführerifchen Reije ab, wodurch bo mg en Sterbliche in ihre Mege Iokkr, oder: = fefthäfe, und zeigte, ba biefe Mbrberinu menfd

75° Glehfeeligfeit diejenigen, Die ihr dienten‘, nice

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un . Soneveu Ta vumuru Toy andgamran, zu ’ml.lı

ihrer eigenen Vollkommenheit und der

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fe verderbe, daß fie ihre Verehrer in himpflichfte Knechtſchafft Frürze, und 4

_ ‚Bergeflenheit oder Fluch) im Tode delohne

"a en einem gefährlichen X Sofrates einſt zu feinen Freunden **), wählen wollten, der uns am beften bertei Veinde am mächtigften niederfchlagen Fonnee; "sole dazu wohl jemanden wählen, von dem wir

) Xenoph, Oeconom, I. c. p. 277. ARæ des, @ Kor voßere, eos raura 8% Hosov draoygeodu” megs Tns eNeuJegius mmrgos Tas evömAus zreibie | pevas neraderseten. moAs- mer wu oray zaAoı uayadcı ovres zurddeAnrovrusine vas, moRas 5 Berrıss marynarcey even dir Peovisarres, nu gwov Por Toy ‘oma

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XS Kos TES OINBS, BOTE ANYSCW, [7 BEXwaw turav. . ®®) 1, 6. 5. p. 51. Memor, Socr, u;

Geſchichte des Sofrates und feiner Phil, 435

baß er dem Bauche, ber tieberlichkeit und Schwelgerey mgeben, oder in MWeichlichfeit und Traͤgheit verfunfen. ey? Oder went wir am Ende ünfers tebens entweder unſere Söhne und Töchter zur Erziehung, oder unfer Bermögen zu einer gewiffenhaften Verwaltung jemans den anvertrauen wollten; würden wir auch dazu einen unkeuſchen oder unmäßigen Mann nehmen ? Würben wie wohl einen unmäßigen Sclaven zum Auffeher über unfere Heerden, über unfere Vorrathskammern und. Haͤuſer, oder über andere Arbeiter fezen, oder auch nur umſonſt zu unferm Verwalter und Stellvertreter neh⸗ men ? Und wenn wir alfo nicht einmal einen unmä ven Sclaven in unferm Haufe dulden möchten, wie vie Rehr müflen wir ung felbft hüten, in ein Laſter zu fals m, das felbft an den verächtlichfien Menfchen verabs cheuungswuͤrdig ift? Wer von uns möchte mit einem Drenfchen umgehen, der an feckereyen oder Foftbarem Beinen mehr Wohlgefallen fände, als an feinen Freun⸗ en, ober der liederliche Weibsperſonen mehr liebte, als üne vertrauteſten Bekannte, oder. der endlich durch die haͤndlichſten Ausfchweifungen feinen Leib und Seele erunftaltete, und den niedrigften tüften mehr, als feis ern Sreunden diente? Nenn Srenheit anders barinn efteht, das, was uns am beften.üft, zu mählen und u thun, wie fann man denn diejenigen frey nennen, ie folchen Herren dienen, wodurch fie das Befte zu thun nd zu wählen gehindert werden *)? Sind die Unmaͤ⸗ igen ‚nicht vielmehr die elendeften Sclaven, die in ih⸗ en Lüften den härteften und bosartigften Herren dienen, 18 wodurch fie nicht bloß von allem Guten, von der Erwerbung muͤzlicher Kenntniffe und großer Tugenden uruͤckgehalten, fondern auch in die virderblichften und Ce a ſchmach⸗

) ib, & IV, 9. Mem, & Oecon, I, p. 275⸗77.

46 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

ſchmachvollſten Thaten und Unternehmungen geſtaͤrzt, und nachher, wenn ſie ihre Geſundheit und Ehre, ihr Vermoͤgen und edelſten Kraͤfte verzehrt haben, in einem hulfloſen Alter verraͤtheriſch verlaffen werden? Wodurch unterſcheiden ſich ſolche Menſchen von den u

gen Thieren, da fie, eben wie dieſe, nicht auf das, was am beſten iſt, fehen, fondern immer nur dem gegem wärtigen Vergnuͤgen folgen *)? Aus feinem anbern - runde fang Homer , daß Eirce die Begleiter bes Mfnffes in Schweine verwandelt habe, als weil dieſe durch Böllerey und Gefräßigfeit den verworfenften Thies ren gleich geworben waren , und auch nur bewegen || ſey Ulyß gegen den mächtigen Stab ver Zauberinn um || erfchüitterlich feft geblieben, weil er allein fich nicht m thiterifchen Luͤſten erniedrigt habe. ‘Dem Schwelger und Wohiluͤſtlinge gefchehe nicht einmal, wie andern laſter⸗ haften, die zwar ihrem Mebenmenfchen ſchadeten, abe doch ihre eignen Borthelle zu befördern fchienen. Bis mehr fehabe der Unmaͤßige fich felbft unendlich mehr, als andern, indem er außer feinem und feinee Familie Gluͤch

noch feinen feib und Seele zu Grunde richte*”). in feiner Jugend trage er einen Fraftlofen durch Weidy || lichkeit und zerftörende Luͤſte erfchöpften Edrper mit ſich erum, und fonne alfo nicht einmal auf der Stuffe dei end, auf welcher der Menfch am meiften blühen und feines Lebens genießen follte, wahre und lebhafte Frew den empfinden 7). Weil er fich ftets mic allem üben fülle, ehe das geringfte Verlangen oder Beduͤrfniß da fen, weil er die Forderungen des Natur nicht abwarte, fonbern ihnen zuvorfomme, und Feine Begierden un Dr

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» IV, 5. Memor, p. 249. -“) I. c. 5. Memor. $ocr, p. 52. ?) Memop, Soer, IL, ı, p. 8. 7%

Geſchichte bes Sokrates und feiner Phil. 437

big oder dringend werben laffe, fo koͤnne er mit feinen eklen gefättigten Sinnen feine Art von DBergnügungen in ihrer ganzen Stärfe empfinden. Weil er efle, ebe ihn hungere, trinfe, ehe ihn durfte, fchlafe, ehe.er mübe fey; fo müfle er zu den verderblichen Künften von Köchen , zu feltenen und erhigenden Weinen, zu weichen. auflöfenden Polftern feine Zuflucht nehmen, um feine teägen Degierden und den ihn fliehenden Schlaf zu reizen, oder herbenzulocken. Wenn er endlich aus einer rudy lofen Jugend, in welcher er alle Bergnügungen nicht ger - noflen, fondern gemißbraucht, nicht gefchmeckt, fondern ohne fie zu koſten, gleich einem gefräßigen Ungeheuer binabgefchlungen habe, in ein fieches befchleunigtes Alter übergehe; fo werde er von allen Freuden des Lebens auf einmal verlaffen , und von allen Uebeln des gegenmwärfis gen und der vergangenen Alter niedergedruͤckt. | peinige alsdann die Erinnerung feines vorigen Lebens, und die Neue über begangene Thaten gleich einer raͤchen⸗ Den Gottheit; und das fürchterlicye Gefühl einer gänglichen Uncuͤchtigkeit ſtehe ihm wie ein unerbittlicher Feind uns aufbörlich zur Seite Wenn er zulezt kınter allen Dies fen Duaalen erliege; fo finfe er von Göttern und Mens ſchen gehaßt , und ohne bie lieblichfte Muſik, die ein. menfchliches Ohr nur rühren Fönne, verbientes Lob, je⸗ mals gehört zu haben, in ein ruhmlofes Grab, und in Die ſhaudervolle Nacht einer ewigen Vergeſſenheit hin⸗ ab

Einen mit Tugend ſo feſt geruͤſteten, und mit ſo richtigen Begriffen, und fo durchdringendem Scharffinn bewaffneten Mann, als Sokrates war, konnten die Ans fälle eines Ariſtipp und Kallifles nicht beunrupigen, ober wanfend machen. Ei Grunde, fagte wer Fre

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n U. I. 2 78. 7%

figkeit und andere Beſchwerden leide. Wenigſtens fehe fi

433 Giebented Buch. Zweytes Capitel.

ſtere *), ift es einerley, ob ich aus Zwang ober free | Wahl Hunger und Durft, Froſt und Hize, Schafe fr

ich nicht ein, was meine Haut baben gewinnen wuͤrde, wenn fie mit meinem guten Willen zerriffen,. oder mem Ik Leib, wenn er mit meinem guten Willen durch alle Ar In ten von Schmerzen vermwüftet würde. Es ſcheint mi Ii Daher Wahnfinn zu feyn, Schmerzen und Uebel and Ik freywillig zu wählen. * )

DIu kannſt alfo, erwiederte Sofrates, unter frau Ik reilligen und aufgezwängren Uebeln und Beſchwerden Ir feinen Unterfchied finden? Siehft du denn nidt, Daß diejenigen, bie fich freywillig von Speife und Tran Ir ‚enthalten, effen und trinfen, wenn fie wollen, um |h baß diejenigen, die diefed gezwungen thun, ihren Saw Ih ger und Durft nicht nach Belieben ftillen fonnen? Be Ir merfft du denn nicht auch, daß diejenigen, bie fih Ih Vergnuͤgungen verfagen , oder Unannehmlichkeiten gu |i fallen laffen, dieſes in der aufrichtenden Hoffnung thum, | “Dafür belohnt zu werden, fo wie Jaͤger in der -Hoffauy etwas zu treffen oder zu fangen, gerne alle Pefchmwerlid |: feiten der Jagd übernehmen? Und hier zählte alı dann Sofrates alle die eigenthümlichen Freuden um 1; Güter auf, womit dem Tugendhaften feine Aufopferm I, gen und feiden vergolten werden,

Noch Fühner und unverfchämter drang Kalllkes auf den Gofrates und bie Mäßiafeit ein. Die Kunft zu leben und glücklich zu feyn, fagte dieſer Sopho flenfreund, beſteht darinn, feine Beduͤrfniſſe und Ber gierden viel ald möglich zu vervielfältigen und pu entzünden: und es gibt feine andere wahre Vollkommen⸗ beit und Tugend, al$ das Vermoͤgen eben Diefe Dar

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EBERLE TEE PETE DU 0)

®) IL, 1. 7:. Mewor, Socr,

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 439

iſſe und Degierden mit dem größten Dergnügen befries igen zu Ffonnen. Thorheit hingegen iſt es, feine Bes ärfniffe einfchränfen ,_ und feine Begierden bändigen nd beherrfchen zu wollen. Menſchen, vie nur wenige Jedürfniffen und ſchwache Begierden haben, find, wenn ıarı fie auch nicht elend nennen will, doch wenigſtens efüllofen Steinen gleich, Die weder Bergnügen noch Schmerzen eınpfinden und fich ihres kebens wicht erfreu⸗ n Eonnen. Zum glücflichen Leben gehöre nothwendig, durch den Leib eines Menfchen, wie durd) ein Sieb ber Gefäß, vieles ein-und auch wieder ausfliefe.

In der That, antwortete Sofrates , ſchilderſt du nir ben Zuſtand deiner giädlichen Mienfchen , wie ben zuſtand von Näubern, die unaufhoͤrlich plünbern *), ne je genug. zu haben, oder noch mehr, wie Die Dich» er den Zuitand der Verdammten mahlen Denn fo pie diefe Waffer in durdjlöcherten Gefäßen tragen; fe chüttet der Glückliche, deiner Meynung nach, unaufhörs iche Bergnügungen in feine lechgenden Begierben hinein, hne ihren Durſt je lofchen zu Fonnen, Selbſt aus die⸗ er Dergkichung müfte es dir, lieber Kallikles, einleuch⸗ en, daß berjenige, den Dur glücklich preiſeſt, nicht andere. As der. efendefte unter den Sterblichenfeyn Eannı; ‘Denn æ mag auch in des Befriedigung. feinee unerſaͤttlichen Degierben fo viel Vergnuͤgungen finden, ald er Immer will, fo werden fie doch) nie ausgefüllt werben., ober es machen auch ſtets nee eben fo quaͤlende wieder auf, und es bleiben daher flets mitten unsere unb gleich nach dem Genuſſe peinigende Verlangen übrig,. dis wicht geſtillt ind, und oft nicht gefbillt werden koͤnnen. Wenn dich aber auch diefe Betrachtung noch nicht überzeugen: follse, daß Das Leben des äpigen dem teben des Unmoͤßlgen

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5) S. 326.

440 Giebentes Buch. Zweytes Capitel, .

borzuziehen fen; fo wird es vielleicht folgenbes Bild thun. Denke dir einmal zween Menſchen, die.beyde viele FäL fer, der eine gefunde und volle, der andere verborbene und durchlöcherte hätte. Nimm ferner an, daß es bey den gleich fchwer würde, ihre Bäfler, fie mögen nun - Hein, oder Milch, oder andere Feuchtigfeiten enthalten, ansoder nachzufüllen ; und vergleiche dann den Zuftand desjenigen , ber volle und gefunde Fäffer hat, mit dem geben eines Mägigen, und den Zuftand des andern, bee | durchlöcherte anfüllen muß, mit dem Leben des Unmäs |: figen. Meinem Urtheile nad) ift der Schluß Teiche zu |; ziehen, Daß derjenige, ber ſich um die Anfüllung feine |: Faͤſſer nicht zu befümmern braucht, ohne Vergleichunz ‚glücklicher fen, als ber andere, ber bad, was er nad - füllen muß, mit der größten. Mühe aufzuſuchen, |: dann doch nur in durchfließende Gefäße zu fchürten 96. |: zwungen ift, bie den Augenblick nachher eben fo leer find, |. als fie vorher waren. Wenn man,, wie du, Bergab gungen allein nach ihrer Sebhaftigfeit, und nicht nach ih⸗ rem inneren Werthe, oder nach ihren Urſachen um Wirkungen fchäzt, und dann diejenigen für Die zeizend ften erflärt, die durch die Befriedigung ber bringenbfte Beduͤrfniſſe hervorgebracht werben ,: fo muß. man räubb ge und ausfäzige Menfchen für die gluͤcklichſten Halten, ‚weil diefe ein beftänbiges Jucken empfinden, und dieſes JIucken durch beftändiges Reiben und Kragen ftillen fin nen. Go wenig du biefes zugeben wirft, eben fo weni wirſt du laͤugnen, baß deine Denkungsart und Rach⸗ ſchlaͤge der Denkungsart und den Vorſchriften der Aer⸗ fe vollig entgegengeſezt find. Die leztern erlauben zwar geſunden und ſtarken Perſonen zu eſſen, mas ſie wollen allein Kranken unterſagen ſie gerade diejenigen Speiſen am ſtrengſten, nach welchen ſie ſich am meiſten ſehnen, womit ſie ſich alſo am leichteſten uͤberfuͤllen, und ihren unordentlichen Appetit am meiſten unterhalten Fonnn Ä u

an,

Geſchichte des Sofrates und feiner Phil. 441

Du Hingegen gibſt den Unmäßigen. den Rath, nicht nur le ihre Begierden zu befriedigen, fondern fie auch ims . ner noch mehr zu erhizen, und machft alfo die franfen Beelen immer Fränfer, anftatt da du fie durch ſtren⸗ ws Saften und Enchaltfamfeit allmälich zu ihrer vorigen Befunbheit zuruͤckbringen follteft.

Sofrates zeigte aber nicht nur mit den einleuche endften Gründen die großen Vortheile, die mic Maͤßig⸗ eit, und den unerfezlichen Schaden, der mit einer jeden rt von Unmägßigfeit verbunden fen, fondern er theilte inen Freunden auch vortreffliche, auf Erfahrung und Bernunft gegründete Negeln mit, nach welcher fie fich er einen befleißigen, unt von ber andern entwöhnen, per fich vor ihe in Acht nehmen Fonnten. Er rieth fo Denen, die durch Gewohnheit oder Anlage ihres Coͤr⸗ vers. vorzüglich der Gefahr ausgefezt waren, fich im Eſſen und Trinfen zu übernehmen, fich vor allen Gerich⸗ en und Getränken zu hüten, die fie Durch) ihre verfuͤh⸗ sertfche Lieblichkeit verleiten Fönnten, noch zu effen, wenn fie nicht mehr hungere, oder zu trinken, wenn fie nicht mehr durfte, und alfo durch Ueberladung ihrer Ges finbheit zu ſchaden *). Andern, die aus Sorgloſigkeit oder Weichlichfeit die Geſundheit und Stärfe ihres Lei⸗ bes vernachläffigten, ftellte er vor, wie Weichlichkeit und Mangel von Uebung und Abhärtung den Coͤrper ſchwaͤche und unbrauchbar mache, wie gefchtwächte Chrs per viele Menfchen in Schande und Sclaverey ober in Verdrießlichkeit und Niedergeſchlagenheit, ja felbft In Wahnſinn und Tod geftürzt, und hingegen Geſundheit und Stärfe des Seibes unzählige Menfchen aus den größe ten Gefahren gerettet, zur Berrichtung und Ertragung der größten Arbeiten und yſchwerden faͤhig gemacht,

Ee5 und

#) 1,3. Mem. Soct. p. 39.

4 Cent But. Zwerge: Eill.

un Ken behnegen me Eor um Surer aerer: Er vieſt nem pen. eriahene Uerze Iver me m De er zu Tippen Yale, um Yafr ı Traser zu «dien Dingen floft vazaı Ycdtmme u ame ı oe un Traut, weiche June noer Lienen: zu ter (pm Geillam oter fMariıd: en. Weun mar

ſo werte man Hwernch emen rg per 28 | Hier vu Erpaltung ber Seſundhen iv gure Saorki geden Fonne, nle man durch eigene Erfafrımac zw ehadgung zu funen im Crame fe *,

bonn, Den ber —— der dürfe, dinch dieſes Bedurfniß micht beumrubiet ten*”). (Er marnete ferner foiche Menſchen, mu

Augen nicht auf ſchoͤnen Perſonen zu verweilen, no weniger, ihnen aud) nur unſchuldige tiebfofungen s chen. Die liebe zwinge und unterjoche zwar nic Menſchen wider ihren Willen, wie das Teuer & und man verliebe ſich auch nicht jo nothwendig, wi in einer großen Hize oder Kalte warm ober fau, men man lange nicht gegeflen und getrunfen babe, grig und durſtig werde; allein die Liebe fen doch ü ein geheimes ſchleichendes Gift, was ſchon manch gendhafte und kluge Maͤnner, die nicht genug auf Huth geweſen, angeſteckt habe, und wovon man

©) Memor. Socr. Il. 1. III 12. IV. 8. p. 263. ““) 1,3. Mein, Soer. V. 1. & VL. 1. Cyropaed.

Geſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 443

et, wenn man einmal davon ergriffen worden, ſich tächt wieber fren machen fonne, wenn man wolle. Wenn man bedenfe, roie viele Menfchen die tiebe zur verderblis : ben Verſchwendung, zu den fhändlichiten Thaten, des sen nur Raſende fähig zu ſeyn fchienen, zur ſchimpflich⸗ Yen Bernachläffigung ihrer Angelegenheiten getrieben, and wie viele jie auf einmal in eine folche Sclaveren ger duoͤrzt habe, daß fie fich auch alsdann nicht, wenn fie es chon gewollt, von ihren Fefleln hätten befreyen Fonnen, d fonne man fich vor den erften Anfängen viefer gefährli« ben Leidenſchafſt nicht genug in Acht ‚uehmen. Einer choͤnen Perfon zu liebfofen, ober ihr einen Kuß zu geben, theine ihm eine viel größere Tollkuͤhnheit, als wenn je⸗ nand uͤber Degenſpizen weg oder ins Feuer hinein ſprin⸗ je. Eine einzige Liebkoſung verwunde viel tiefer und ges übrlicher, als der Biß einer Scorpion, der nicht nur ie unerträglichften Schmerzen verurfache, fondern auch ed Verftandes beraube. ine fchone Perfon fen alfo in noch viel furchebareres Ungeheuer, als Schlangen ınd Bipern,. indem diefe doch nur Diejenigen verwunde⸗ en, vie fie berührten; jene hingegen auch diejenigen anf und wahnjinnig mache, welche fie nur anblickten, un wabhrfcheinlich habe man die tiebesgütter deßwegen

ls Bogenſchuͤzen gefchildert , weil ſchoͤne Perfonen auch n der Ferne verwundeten.

Den Eiteln und Stolzen, die ſich entweder ſelbſt nehr Vorzuͤge zutrauten, als ſie wirklich hatten, oder yoch andere von ſich glauben machen wollten, führte So⸗ rated zu Gemuͤthe, wie eine große Thorheit es fen, fich um den Beyfall von Menfchen zu bekuͤmmern, die man Ale einzeln verachte, und Hingegen den Beyfall weifer Männer, vorzüglich deßjenigen Weſens zu vernachläffis gen, das allein den wahren Werth von Menfchen und Handlungen erfennen, und deſſen Benfall man allein durch Weisheit und Tugend verdienen fonne. Er bes

wer

444 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

merkte, daß Fein ſicherer Weg zum Ruhme fen, als gut und brauchbar zu ſeyn, und niemals etwas zu ſchei was man nicht wirklich fey *). Nichts ſey gefährliche, als den Schein von Vorzuͤgen anzuncanen, bie mar nicht wirflich befize, man möge andere hintergehen, ober | nicht Hintergehen. Im lezten Falle werde man ſogleich als ein eitler Thor befunden, im andern Falle wuͤrden demjenigen, der falſche Anſpruͤche mache, bald ſolche Arbeiten oder Verrichtungen und Dienſte zugemuthet and aufgetragen, die ihn gleich bey der erſten Probe nd thigten, fich im feiner ganzen Bloͤße darzuſtellen. | Den Feigen und Tollfühnen gab Sokrates baı Math, fich richtige Begriffe von dem Werthe und. Un werthe der Dinge zu erwerben, weil alsdann bie erſten aufhören würden, eine fehimpfliche Surcht vor Dinge zu haben, vor denen fie ſich nicht fürchten follten, ub bie andern eine nicht minder ſchaͤndliche Kuͤhnhelt zu Thu ten ablegen würden, vor denen fie fich ‚billig fürchte follten*”). Wahre Tapferfeit oder Standhaftigkeit be ſtehe in einer richtigen Kenntniß oder Wiflenfchafft, ub Feigheit ſowohl als Tollfühnheie in einer LUrmoiffenfet | furchtbarer und nichtfurchtbarer Dinge }). ‘Der gr |

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®) Memor, Soc. I. 7. p. 60. Ace yae eAeyev, N en odos em eudofın, 1 di Ns au Tıs: ayordos re VEevoTo, nu un loXemv Bsrosro.

en) IV. 6. Xenoph. p.254,56, Plat.in Protag. 30T. 308.

in Gorg. 325.

+) Plat. p. 302. in Pretag. Ouxsv oAws & oevdessı un aıoxeus Doßss Doßavras, rar Doßavren, 8de moxen Sagen Iaupesow; ai desAn zu 01 IERTEsS, MO 05 MOVOHEVOL TEIYTIOV, U0- xess Ye Doßas Poßarran, nu Xen —*

*

Seſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 445 |

aftig ſtandhafte Mann fürchte fi) nie vor Dingen, welche zu fürchten ſchaͤndlich ſey, und habe nie Much ı folchen, welche nicht zu fürchten Schande bringe. Selbft der Feigefte fürchte ficy nicht vor Dingen, bie m nicht furchtbar Ihiegen und der Tollfühnfte hinges mr bebe vor folchen zuruͤck, die er felbft für furchtbar Ate*). Wenn affo jener fich Überzeuge, daß die Tus end ſtets nüzlich und beilfam, und diefer, daß alle La⸗ er und lafterhafte Säfte fchädlich und verderblich fenenz ı woerbe der eine fich nicht mehr vor guten und eblen yandlungen fürchten, wenn fie auch die Aufopferung on Gütern und Leben verlangen follten, und diefer wers” e Eeinen Much zu böfen Thaten mehr haben, wenn er tich Duscch die dem Scheine nach reigendften Belohnuns en und Dergnügungen dazu gelockt würde *"). Cine ichtige Schaͤzung ber Dinge allein Iehre, daß Gefängs und Bande, Verweiſung und Tod nur Schreckbil⸗ er für Weiber oder Kinder, oder den Pobel feyen; daß 8 gar nicht Darauf anfomme, wie lange, fondern tie ne man lebe, und daß man alfo fein Leben ruhig und wlaffen dem Seren deffelben überlaffen Fünne, ohne auf ine ängftliche Art für die Verlängerung veffelben gu oe) ober auf eine fchimpfliche Art darum zu bite nt. . | :

Durch

Sæœcoxen; vusvy na i ewuy nous pm desväy ameIıc, desruu av x 1 Ta demay ro un desvay Godın, evayrıd Try TaTay desAc 854; vide & Lachet. p. 258.

“ib, °®) ib, & p. 325. in Gorg. —. $) Plat. In Crit. p. 19. & In Gorg. p. 328. Mn Ya rero nev To {mi eTone dN xgrov; Tv Ya as | en

446 Siebented Buch. Zweytes Capita.

"Durch eben das Mittel, wodurch Sofrates Furcht⸗ fame und Tollfühne heilte, naͤmlich durch eine richtige Kenntniß und Schäzung des Werths und Unwerths der T Dinge, ſuchte er auch vie Ehrgeizigen, Geidgeizigen, und überhaupt alle Diejenigen von ihren Thorheiten zuruͤck zu bringen, die ihre Ölückfeeligfeit in folchen Gütern |, fuchten, deren Befiz und Erwerbung wir nicht in-unferer | Gewalt haben, die eben fowohl ſchaden als nuzen koͤn⸗ rien, die des Mißbrauchs fo gut als eines guten Gebrauch; fähig find *). Diefen zeigte er, daß Feine Sache ein | But genannt werden fünne, wenn fie ihrem Belize | ſchade, oder doch ganz unbrauchbar fen: daß nur basje | tige den Namen eines Guts verdiene, was dem, me | cher es beftze, müzlich fey: und daß endlich nur dasfenige wieder nüzlic) fen, was ein jeder recht zu gebrauchen wiſſe. Weder Geſundheit noch Schönheit und Stärke, weder Würden noch Ruhm, weder Freunde noch Ge lehrſamkeit, oder wenn es fonft noch andere fogenannt Güter des feibes und Glücks gebe, dürften für wahr Guͤter gehalten werden, weil fie viele Menfchen an te und Seele verborben hätten, und eben jo wenig Fon man Kränflichfeit und Schwäche des Eörpers, Mliebrip feic und Seinde fehlechtiweg für Liebel halten, weil fe viele Menıcher vor arogem Unglück bewahrt, oder ihn gar große Dortheile zugewandt hätten. Aus Pati

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. ) Xenoph, Mem. IV, 3, p. 331. In Deconom. e. 1. & 6.

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 447

Sründen rief Sokrates allen feinen Freunden zu, daß je nach den allein unverlierbaren Gütern, nach Weiss ſeit und Tugend, mit größerm Eifer, als nach allen rergänglichen Gütern ſtreben moͤchten, und daß fie bey en Seztern nicht ſowohl darauf fehen und darnach trach» en müften, wie fie fie vermehren ober erhalten, als wie je Diejelben auf eine folche Arc anwenden und genießen nöchten, daß fie ſowohl ihnen als andern nuͤzlich, oder sirkliche Suter würden *).

So wie Sofrates das Wort Maͤßigkeit in einer tel weitläuftigern Bedeutung nahm, als worinn wir 8 zu nehmen pflegen, , fo auch den Ausdruck Gerech⸗ igkeit. Er verftand unter der leztern niche bloß .eine Neigung und Fertigkeit, alles dasjenige zu thun und zu aſſen, was die bürgerlichen Geſeze befehlen oder verbies en, und was man nach zwingenden Sefezen fordern der firafen kann; fondern er faßte darunter, um im yer Sprache der neuern Weltweifen zu reden, ohne Aus⸗ nahme alle Pflichten zufammen, vie wir andern Mens chen frhulbig find **), oder einen uneingefchränften Ges yorfam , nicht nur gegen die bürgerlichen von allen Mits gliedern eines Staats gegebenen, fondern auch gegen Die heiligen ungefchriebenen und ewigen Geſeze, welche die Sortheit allen Menfchen ins Herz; gegraben habe F). Bür folche göttliche Geſeze erklärte Sofrates diejenigen, die unter allen Voͤlkern gölten oder anerfannt würden, und Doch von feinem Volke oder Könige wären gegeben worden FF). Dergleichen feyen die Geſeze, daß an

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CEEERREEREREEEn,

°) ib,

®®) In Gorg. p. 325. Kas un Tee ev arIewrus |

TO TMEOONKOVTE TFERTTaV, TERTTA. megı dE ERS, 001M, $) Xen. IV. 4. Memor, = 42) ib, p. 241. Ä 2

u wm Wach. Zhehtes Eapike en ern’ ehren ae kr a

ſich vermiſ u, fo fe fie bafke gleich) die Strafe leiden, } 55 Verſchledenheit des Alters und der und dauerhafte Kinder zeugen Ernten. I "Die Or —* alſo nicht gehorchen zu wollen, fe eben thöelcht, und werbe aut eben fo befksaft, ala mann | Dan In einer Krankheit die Vorfchriften eines erfahrnen Arztes, auf einem Schiffe die Befehle eines m, oder in häuslichen und andern den Nash weiſerer Männer: verachte *), So wie num Gerechtigkeit oder Gehorfam gegm Fr allein Familien, und Städte und Sera a halte ), fo zerſſͤre Ungerechtigfeit hergegen alle 9

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 449

haften, und nicht einmal Raͤuberrotten Fonnten beſte⸗ en, wenn fie nicht gegen einander die Gefeze beobachten nn, die fie gegen alle übrige Menfchen überträten *),, leich wie aber Uebertretungen der Gefeze durch Verluſt 5 Vermoͤgens, ober des Daterlandes, ober der Frey⸗ it, ober der Ehre, ober bed Lebens, ober doch durch tändige Unficherheit geftraft werde; eben fo werde ich wiederum Gerechtigfeit auf die mannichfaltigfte und Ärdigfte Art belohnt. Wie Ffonnte man ſich, agte Sofrates, mehr Achtung und Anfehen unter feinen. Ricbürgern erwerben, oder wie füch furchtbarer und nüberwindlicher vor Gerichten machen, . als durch Ges yufam gegen die Gefege? Wen möchte man lieber fein ' Zermögen, feine Söhne und Töchter anvertrauen, als. em Serechten? Don wen anders Fonnen Eltern. und: kinder, Knechte und Freunde, Bürger und Fremdlinge zit größerer Sicherheit bad erwarten, was ihnen ges uͤhrt, als vom erechten? Wem anders möchten anze Staaten ihr Wohl, Bundesgenoffen fid) ſelbſt md das Ihrige, und Feinde fogar Bündniffe und Fries ensſchluͤſſe übergeben und auftragen, als dem Gerechs m? Mit wen möchte man lieber Derbindungen eins ‚eben, und von wen fonnte man eher Wiedervergels ung von Wohlthaten hoffen, ald vom Gerechten? Von ven endlich möchte ein jeder lieber Freund, und wenis ver Feind feyn, als von demjenigen, ber die meiften Freunde und Pundesgenoffen, und die wenigften Feinde and Gegner hat? So wie fein Staat glücklicher ift, als weicher von einem rechtmäßigen Könige, und feiner sender, als welcher von einem gewaltthaͤtigen Tyrans gen regiert wird; fo ift auch Feine Seele glücklicher, als in

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*%) Plat. de rep. I. p. 72. _ Zweyter Band, Sf 8.

dien. hun mochte: ‚Sie wird vo Hold dorthin gerifen ı it fretd oh Rene ner Ur

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Seſchichte des Sokrates und feiner Phil. 451

groͤßten; allein man irrt ſich ſehr, wenn man glaubt, er unter allen Sterblichen der gluͤcklichſte und beneis wertbefte fen *). Ein jeder Tyrann ift einen reis Manne gleich, der mit Weib und Kindern und eis großen Menge von Sclaven auf einmal in eine Eins verfezt würde. Ein folcher Mann würde in beftäns e Furcht ſchweben, von feinen Selaven verrathen ermordet zu werden: er wuͤrde genoͤthigt ſeyn, einem ile feiner Sclaven zu ſchmeicheln, ihnen große Ver⸗ chungen zu machen, oder gar die Freyheit zu ſchen⸗ Auf eben dieſe Art iſt ein Tyrann ein Sclave der⸗ jen, durch deren Huͤlfe er feine Herrſchafft erlangt und behauptet. Er lebe wie ein Verbrecher, im ngniffe, oder wie ein Weib in den innerften Gemäs feines Hauſes. Er Fann nicht, wie andere, alles are und Gute fehen und genießen, wann und wo 1; ift einfam, und ohne Freunde, und mißtrauifch I gegen die Unterdruͤckten, als feine Miträuber. Erd endlich von ſich ftets vermehrenden und verflärs m Degierden, wie von eben fo vielen Seinden ober Jen umringt, deren Gierigfeit er niemals befriedis Der ausfüllen fann. Gewiß alfo ift fein Menfch <flicher,, als derjenige, der am meiften umglücklich

Serechtigfeit macht, wie Mäßigfeit, immer gluͤck⸗ und Ungerechtigfeit ftets elend, wenn anders alles, ſchoͤn und edel und lobenswuͤrdig ift, auch nüzlich, alles Häfliche und Schändliche auch ſchaͤdlich und Eheilig ift*”). Daß aber in allen Fällen das Schöne

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ib. p. 248. ) Xen. Mem, Soer. 111, 8. p. 168#170, IV. 6. Sympof, e, 5. Plato in .Gorg, ©, 313,

452 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

auch nuͤzlich, und das Haͤßliche ſchaͤdlich ſey, bewies er mit den Beyſpielen aller Gattungen ſchoͤner und haͤßl⸗ cher Gegenftände. Farben ſowohl ald Formen von Cr } pern, Töne fowohl ald Gedanken feyen nur alsdam | fchön, wenn fie entweder Bergnügen allein, oder Nas || ‚zen, ober beydes zugleich gäben , und eben dieſe Dinge feyen auch nur in den entgegengefezten Fällen haͤßlich Man möge daher die Schönheit beurtheilen, von web chen Werfen ver Natur und Kunft man wolle, fo fa } die erfte Trage und Unterfuchung immer diefe, ob Ge denftände zu dem, wozu fie gebraucht werden follten, || auch brauchbar, oder ob fie ihrer Beſtimmung entfprs | chend. feyen? und wenn man fie nicht fo finde; fo fünme | man fie nicht anders als für haͤßlich erflären, und wer fie auch, wie ein goldner Schild, noch fo Foftbar fenen, | Verſchiedenheit des Gebrauchs oder der Abfichten um Peftimmungen von Dingen ziehe allemal auch Verſche⸗ denheit in der Schönheit ihrer Bildung nad) ſich; wm ein jeder erwarte und verlange alfo, daß ein Schild an ders, als ein Wurfſpieß, und ein fchöner Wettrenner andets, ald ein geuͤbter Balger gebildet fen”). Da alfe Nuͤzlichkeit und Brauchbarfeit durchgehende Schoͤnheit und Schaͤdlichkeit und Unbrauchbarkeit Hingegen Haͤß⸗ lichkeit ausmache; fo koͤnne auch die Tugend nur deßwe⸗ gen

2) Xen. Il. ce. Unter den koͤrperlichen Gegenſtaͤnden, fagte Sokrates, find nur allein diejenigen ſchoͤn, bie das Aug und Ohr angenehm ruͤhren; alle andere hingegen, welche den übrigen Sinnen Vergnügen geben, find nut lieblich oder angenehm. Der Grund, warum bie m ftern allein fhön genannt werden, kann Fein andern ſeyn, als weil die angenehmen Empfindungen , bie fe im Auge und Ohre bervorbringen, unter allen finnlis hen Vergnuͤgungen bie unſchaͤbdlichſten und heilſamfe find. ap. Plat, in Hippia maj, 352. 354,

Sefchichte des Sokrates und feiner Phil. 453

gen ſchoͤn, und after nur deßwegen häßlich ſeyn, weil die eine Bergnügen und Nuzen, und das andere Schmers zen und Schaden hervorbringe.. Auch die Gerechtigfeie alfo muͤſſe ihre Verehrer gluͤcklich, und Ungerechtigkeit hingegen ihre Diener elend machen *). Hieraus folge, Daß Unrecht leiden beffer fen, als Unrecht thun, und dag der König Archelaus, wenn er fich durch alle die Ders brechen, die man von ihm erzähle, den ABeg zum Throne gebahnt habe, zugleich einer der größten Boͤſewichter und einer ber elendeſten Sterblichen ſeyn muͤſſe **). Eine andere Folge derſelbigen Wahrheit fen dieſe 7): daß man uͤber die Gluͤckſeeligkeit von Menſchen kein Urtheil fällen koͤnne, fo lange man nicht ihr Leben und den Zus ftand ihrer Seele fenne, und daß man alfo auch felbft den großen König der Perfer nicht glücklich preifen dürfe, fo lange man nicht wiſſe, ob .er meife und tugenphaft 1 So wie Armuth fuhr Sokrates fort, eine Verderbung des äußern Wohlftandes, und Krankheit eine Verderbung des Leibes ift; eben fo ift Ungerechtigkeit eine Zerrüttung der Seele, von welcher man fich um befto mehr zu befrenen fuchen muß, je fehlimmer es ift, eine kranke verborbene Seele, als einen fiechen und ges brechlichen Eörper zu haben FF). Ein ſolches Mittel, die Seele von aller Bosheit und Ungerechtigfeit zu reinis

Sf 3 Ä gen ib, “4) ©, 313. 315. in Gorg. Plat, PD) ©. 312.

tt) ib. p. 314. 315. & de rep. IV. 316. vol. I. Agery nev de, WS EOIMEV, UYIERE TIS VE, Kos KcA- Aos, Ko eue£in —* Kaxıa ‚de, voros va Ka ITXeS nos ardeve.

454 Siebentes Buch, Zweytes Eapitel,

gen und zu heilen, iſt das Leiden gerechter ober verdien |! ter Strafen *). Wenn man fic) aljo irgend einer Un gerechtigkeit ſchuldig gemacht hat, fo iſt ed am beften, f F geſchwind als möglich zum Richter, wie der |

zum Arzte zu sen, damit das innere llebel nicht weite um fich freffe, nicht me&r genährt und dadurch unfek F bar werde. Man müffe bevenfen, daß es nicht u F fhön, und aljo aud) gut und heilſam fey, gerecht . Strafe aufjulegen, fondern auch) fie zu leiden, und be man von großen Krankheiten der Seele jo wenig, ch des Leibes, anders als durch unangenehme bittere Any neyen geheilt werden fonne **). Es fen daher rathfama, It alles, was man verdient habe, zu dulden, um badund IE des größten Uebels los zu werden, als ſich den gerechta jr Strafen zu entziehen, und dafür ftets mit einer franfaı P ausgearteten Seele zufanmen zu wohnen. Unter ern Berbrechern koͤnne zwar feiner gluͤcklich ſeyn; «de P

immer fen doch von zween Tyrannen derjenige, ver fk feine Sraufamfeiten gefoltert und verſtuͤmmelt und ki fi gerichtet werde, und fein Weib ımb Kinder folten, Ii verftämmeln und hinrichten fehe, weniger elend, ald ea |! anderer, der fich durch ungerechte Mittel einer uneinge I fchränften Herrfchafft über feine Mitbuͤrger bemächtise | habe, und diefe Herrfchafft ohne Widerftand und Gegne I ganz nad) feinem Willen ausübe }). Bon allen diefes Saͤzen, vorzüglich aber von dieſem: daß Unrecht thu fhändlicher als Unrecht leiden, und Strafe fliehen nady theiliger ald Strafe dulden fey, waren Sofrates uch fein Schüler fo feft überzeugt, daß fie ſagten: fie fh na

“) ib, an) ib, Y) Pag, 313.

Golchcchte des Sokrates und feiner Bil, 455. ‚men ihnen mit diamantenen Ketten und Gründen. zuſam⸗ 55 oder an dem Felſe der Wahrheit befe⸗

feon ®):

Weil Sokrates Unrecht tun für ein größeres Uebel ‚Klelt, als alle diejenigen, welche unfer Cörper leiden, \öber das Glück uns zufügen kann, fo mufte er nothwen⸗ 5 big auch lehren, daß wir and) nicht einmal unfern Zeins - ben, nicht einmal benen, bie uns ungerechter Wei Es hätten, Unrecht oder Schaden tun, und inen °

leiches mit Gleichen vergelten ſollten **). Di Grundfaze zufolge entwich er nicht-auf das Zurathen fir Inter Freunde aus dem Gefängniffe, weil er es für (chände Hich Hielc, die Geſcze des Baterlandes zu übertreten, und Be dieſes in feinem Urtheile über ihn alle bes

ige hatte 7). Wenn aber Sokrates befahl, pen! feinen Feinden und Beleldigern zu fehaben,

m Ihnen vieimebt alles. Sure zu thun, fo wollte er nicht daß man einem jeden Böfervicht feine Verbrechen \ ungeftraft hingehen laffen, fondern daß man felbft Feinde nicht. ale Menfchen unvollfommner, ober untüctigee - machen follte, ihre Beftimmung und Ir Pflichten zu

len ff). Er war aber fo weit davon entfernt,

Stecher durch unzeitige Nachficht und Gelingt wi

neuen Miffethaten aufzumumtern, baß er, ber einem En anrieth ſich ſelbſt dem Nichter darzuftellen, wenn ——— habe, es geroiß für ſtrafiche S und felbft Ungerechtigkeit gehalten hätte, einen Br eigenen ober anderer Ruhe und Sicherheit we du güchtigen oder zur Me [2 ünlen, men Pr | fs

Be [3 —* inCrit, & derer. L a6

tm Fr —8 . e.

. UL)

456 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

Strafe ihn kraͤftiger, als Gnade und Vergebung, vom aſter zurück bringen und beſſern koͤnne. Vielmehr hielt er denjenigen fuͤr den preiswuͤrdigſten Mann, der ſeine Freunde im Wohlthun, und feine Feinde im Leides⸗ zufügen überträffe *). Und gewiß ift Feine andere Sein desliebe Acht und vernünftig, als diejenige, die wohlthaͤ tig ift, Die auf das Wohl des Feindes und das alle "meine Beſte abzwecft, und die durch jedes Mittel, und wenn es auch Schmerzen und Nachtheile feyn follten, ‚andere vollfommner zu machen ſucht **). Wa

ei

—— —— Je

*) II. 3. p. 92. Memor. Soer. Mit Fleiß babe ich ind xcxdc zosesv durch Leideszufuͤgen uͤberſezt, um eb vom AAxrrresv bes Plato zu unterſcheiden. Jenei

. hielt Sokrates Für erlaubt, weil man durch Schmerjen und Nachtheile, die man andern verurfache, beſſern koͤnne. Diefes hielt er für ſchaͤndlich, weil er unter Schadenthun die Verfhlimmerung bes Deenfchen vom fland. Ich behaupte aber nicht, daß xurxws rom

und BAxrresv ftetd im Kenophen und Plato in dem felbigen Bedeutungen vorfommen.

“r) Daß nicht alle große Zeitgenoffen, wie Sofrates, uͤbe . Wohlthätigkeit und Liebe gegen Feinde dachten, erhellt aus folgender Stelle des Iſokrates. I. p. 33. in TFeecuveo. „Thune guten Menfchen wohl; denn ei „Wohlthat, die bey einem rechtfchaffenen Manne nie „dergelegt wird, iſt ein großer Schaz. Allein boͤſen „Menſcheu wohlthun, heiſt eben fo viel, als fremde „Hunde futtern. Denn fo wie diefe auch ſolche, kit „ihnen etwas geben, gleich andern Unbefannten anbeb— „ten; fo beleidigen Boͤſewichter ihre Wohlthaͤter eben

„ſo wohl, als diejenigen, von denen fie Boͤſes fuͤrchten, „oder empfangen haben.” Diefe Bemerkung, def bösartige Gemüther oft durch Nachſicht und Guͤte nm noch mehr erbittert und verdorben werden, muſte notls wendig viele nachdenkende Menfhen von Wohlthata

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 457

Weil Sokrates überzeugt war, daß bie Tugend n Menſchen gluͤcklich und vollkommen, und das Laſter Ff5 den

——

gegen Feinde und Laſterhafte abſchrecken, fo wie hinge⸗ gen die Erfahrung, daß Sanftmuth und Guͤte oftmals die roheſten und aufgebrachteſten Seelen entwaffne, dazu aufmuntern muſte. Der Gedanke aber, daß es Pflicht ſey, ſelbſt Feinde zu lieben, oder ihre Gluͤckſee⸗ ligkeit zu befördern, konnte nicht eher entſtehen, als bis man ſich, wie Sokrates, uͤberzeugt hatte, daß es Gehorſam gegen den goͤttlichen Willen, und Sorge für unfere wahren Vortheile fey, gerecht und tugenphaft zu leben, das heißt, andere Menſchen fo viel als mög» lich volltommen und gluͤcklich, und Peine Menſchen, ſelbſt Feinde und Boͤſewichter nicht, unvolllommner . and unglädliher zu machen. Diefe Pflicht ber Zeindeslicbe ift im allgemeinen viel weniger aners Pannıt, als in unzähligen einzelnen Fällen ausgeäbe worden; und es verräth gewiß Unbefanntfchafft mir . ° ver menfhliden Natur, wie mit der Gefchichte, wenn man Zeindesliebe für eine fehr fchwere und feltene Zus gend hält. Eine gewiſſe Zefligfeit oder Unerſchuͤtter⸗ lichkeit der Seele, vermöge deren man nicht gleich von jeder Beleidigung heftig gereizt und empört wird, Ders föhnlichfeit oder Bereitwilligkeit, empfangene Beleidi⸗ gungen zu vergeffen und zu verzeihen, und endlich Wohlthaͤtigkeit gegen ehemalige Feinde waren von jeher unter allen aufgeflärten Völkern Erbtheile großer aus Berorbentliher Seelen, und wie es fheint, unzertrenns liche Begleiterinnen des Gefühle von Ueberlegenheit ober überwiegenden Kräften, wodurch man, wenn man wollte, einen jeden niederdrüden oder im Zaume halten koͤnnte. Schattenbilder dieſer Tugenden trifft man felbft in allen edlern Thieren au, in deren Natur nicht unbezähmbare Wildheit, mie in die Natur des Barbas ren unerfättlihe Rachſucht eingerwebt If. Außerordents liche Reizbarkeit oder Empfindlichkeit hingegen, Unver⸗ föhnlichkeit, und brennende, nur dur Blur und Uns gluͤck zu löfchende Rachgier, find im Menſchen ſowohl als

\

458 Siebentes Buch. Ziveptes Eapite.

den Menſchen unvollfommen und elend mache; fo Fonnte er mit Recht fagen, daß die wahre Gluͤckſeeligkeit nich im äußern Glück und in einem Ueberfluffe von Güde gütern, fonbern im Nechthandeln, und Elend wiederm nicht in Unfällen ober einem Mangel von Gtädeg tern, fondern im Unrechthandeln beftehe *). Eine an dere Folge deffelbigen Grundſazes war diefe, daß Tugerh wahre Weisheit oder Klugheit, und tafter Hingegen I Thorheit fey: ein Ausipruch, der außer dem ſich gleich Darbietenden noch einen andern Sinn harte, in welchen er in der Folge von vielen andern Weltweiſen, vorzige lich von den Stoifern, genommen wurde. Gofrate glaubte, daß fein Menfch vorfezlich und freywillig hof fen, und bofe Handle: ddp alle Laſter und Verbrechen aus bloßer Unwiſſenheit entfprängen, die freylich nahe an Narrheit gränzte: daß endlich alle Menſchen tugend⸗ haft feyn, und werden würden, wenn fie ben Maaßſtab und die wahre Wiffenfchafft des Angenehmes und Unangenehmen, bes Guten und Böfen befäßen oder erlangt hätten **). Ale

als in Thieren meiſtens nur Zebler der ſchwaͤchern Ge⸗ ſchlechter und Geſchoͤpfe, die fih vor ihren Feinden felbf alsbann noch fürchten, wenn fie diefelben überwunden, and nich: eher ficher zu feyn glauben, als bis fie diejenigen, die ihnen ſchaden könnten, zu Grunde geridte |

aben. ®) III. 9. Memor. Socr. p. 177. & Plat. in Gorg. p. 326. ®®) Xenoph. I. c. p. 172. 173. Sokrates, heißt es bie, fagte, daß die Gerechtigkeit und eine jebe andere Tw genb Weisheit fey. Weiſe nannte er alfo nur biejenis gen, bie das Gute und DBöfe erfennen und barusd handeln; und Unmeife hingegen ſowohl diejenigen, bie nicht handeln, wie fie wiffen, daß fie handeln follten, als Diejenigen, bie gar nicht willen, wie fie —* v

\

Me Menſchen, fügt Sokrates beym Plato, films n darinn überein , daß die Dinge außer ihnen in ickſicht auf fie entweder gut ober boͤſe, oder gleichguͤl⸗

das heißt, weder gut noch böfe, oder baß fie Kalb : und. bald böfe feyen *). Gut nennen fie alles, mas

„47

Fa o

follen. Wenn jemaub einmal recht davon Äberzenge fey, daß nur das Schöne und Gute nfzlich fen, ber werde niemals in feinen Lehen auders, als das Schöne "and Gute wählen und thun: und Diejenigen hingegen, die hievon nicht Äberzengt wären, würden nicht gut handeln, felbft alsdann, wenn fie ben Worfaz hätten,

De Weisheit fezte Sokrates die Xhorheit ober den

Wahnſinn entgegen, glaubte aber nicht; daß eine jede Unxwiſſenheit Wahnfinn fey. Doch ſchien ihm biejenige

Unwiſſenheit, vermöge deren man ſich ſelbſt uicht keune

‚aber gar zu wiſſen glaube, was mau nicht wiſſe, nahe an Wahnſinn zu gräugen. Er bemerkte,. daß man es gewöhnlich nicht für Wahnfinu halte, wenn jemand etwas nicht wiffe, was ben meiften Menſchen unbekannt ſey, daß man aber diejenige Wahufinnige nenne, bie etwas nicht wuͤſten, was alle wiffen. Wenn alfo je⸗ miand fich fo groß zu ſeyn duͤnke, daß er ſich büden muͤ⸗

fie, wenn er unter ben Gtahtthoren weggehe, oder fo

Hart, daß er Häufer verfezen ober andere unmoͤgliche Dinge verrichten könne; . fo erhalte er alsbaun erſt

*,

den Namen eines Verrädten. Diejenigen aber, die _

wicht auf eine (0 große Urt irren, fehienen dem großen -

Haufen nicht wahnfiunig zu fepn; fondern fo wie man .

nur eine heftige Beglerde mach dem Beſiz einer Perſon

Liebe nenne; fo belege man auch nur eine große Abs '

weichung vom gefunden Menſchenverſtande mit bem

Namen des Wahnſinns. Mit Zleiß babe ich dieſo

Worte des Xenophon Überfezt, weil fie in ber Kärze

von Marimen das Weſentliche von dem enthälten, was

Plato mit allen Beweiſen ausführt, und was ich: deß⸗

wegen mit Grunde dem Lehrer, und nicht bem Schäfer suzneignen glaube,

ı. . " N 6

wo. a

von unſchuldiges Vergnügen , oder Vergnügen und, 2: zugleich, wie Gefundfeit und. Berftand, aber auch Mugen allein bringe, wenn es auch Schmerzen und Beſchwerlichkeiten verbunden N, 1 he Döfes oder Uebel hindegen erflären fie alles, Ah entweder unnoͤthige Schmerzen, ober ‚md Schaden zugleich, oder auch Schaben allein er ‚facht, wenn es auch mit einigen Vergnuͤgun et wäre. Niemand alfo fliehe und halte Bergni { am ihrer ſelbſt willen für Uebel, ſondern wegen der.-Kranks Kelten, rn und anderer Nachteile, in weiche ." . rjich endigten **). Und eben fo wenig wähle jeman ¶Schmerjen und Befchwerben um Ihrer felbft toillen, fon dern weil fie und entweber von noch größern Schmei zen und Befchwerben befreyten, oder uns auch Bergmägungen und Guͤter / verſchafften. Dergmig, ſeyen daher auch nur alsdann ein Üebel, wenn ſie ‘re Schmerzen und Schäden nach ſich zoͤgen, oder ... "gedßerer Freuden beranbten ; und Schmerzen mur in’ . ben all, und aus feiner andern Urſache ein Gut, als weil fie größere Vergnuͤgungen und Vortheile brächten, oder don größern Schmerzen erlöften. a alle Gir ter ſeyen nur deßwegen Guͤter, weil fie zufezt Vergnügen gewährten ; und alle Uebel nur deßwegen Uebel, weil jie .fich in Schmerzen enbigten }). So wie alle Menfchen , diefe

) De Rep. lib, II. p. 84.

) Protag. 299,307. Aus biefer Stelle iſt auch das fol,

gende genommen. = PL & in Gorg, .p. 322. 23. Mit dem Gedaufen, FE ben ich zulezt aus bem Protagoras angeführt ha, ſtreitet ein auderer im Gorgias nenn er nicht fehr cin u geſſchraͤnkt wird, diefer nämlich: baß man das Gute aiche um des Vergnuͤgens willen thun, fondern * J 4

| Sekhichte des Sokrates und feiner Phil. 468

sefe Beobachtungen für wahr anerfennten, fo müften ie auch alle zugeben, daß fie, wenn fie handeln, eigent»

ſch nicht dasjenige wollen, was fie thun, fondern wars

m fie es thun, und daß die Abficht bey allen ihren Banblungen Beförderung ihrer Wohlfart fey *). Keis ver teinfe Arzneyen, oder treibe Handel und andere Ge⸗ verbe, ober übernehme die Befchmwerlichfeiten und Ges ahren von Feldzügen und weiten Seereiſen um ihrer BOft willen, fondern in der Abſicht, fi) dadurch Ver⸗ mügen und Vortheile zu verſchaffen. Ale verfolgten sure Unterlaß ihr Gluͤck, und fuchten durch eine jede hrer Handlungen und Unternehmungen zu befoͤrdern:

feiner hingegen wolle ungfüclic und elend feyn, und -

feiner unternehme und thue daher etwas, (denn Dies ſtreite mit dee menfchlichen Natur felbft,) wovon er felbft glaube, daß es ihn unglücklich machen werde **). Selbſt alsdann , wenn der Menfch, wie man fage, gewiſſen Berfuchungen unterliege und von gegenwärtigen Bergnüs gungen hingeriffen, etwas zuthun fcheine, was er felbft für

bofe

Vergnügen nur um feines Nuzens willen wählen müffe: Toy ayadwv wow Even des uns T AM ua Tas ndea TERTTEV, ar 8 Tayada Toy ndewv. p. 323. |

#) p. 310. in Gorg.

#*) In Gorg. p. 310. Il. in Menon. p. 336. 337. bef. in Protag. p. 301. AXorı av edv Eyw ETı Ye Tos Kon Bdess Enmy EEXETEL, BÜR ETI DIET KO- Ko ewon. 80 E5i TETO WS EOIKEV Ev avlenre Quse, emi & vers nano eva eIEeAmy 1evas ar av ayadwv. orav Te avayxacdn duow Kuno To Ereeov aiesıcdai, BdEıs Fo jMeıcoy siiencerau efov To EMuTrToV.

bbſe und fchäblich erfenne, oder etwas "7

Wwas er felbft für gucumd nuͤzlich Halte, ſelbſt ccu

Ka

wu‘

5 er

) an ... „N ,

2 ser ein gebßeres Uedel, und unterlaffe nicht, we

-

" Yar nel none Ausufbaven. es. ya P

wähle der Menfch nicht vorfezlich, was er für ſch—

nuͤzlich, ober für ein größeres Gut halte, frz —** nur ein geringeres Gut gegen grhfere r als das gegenwärtige Bergnügen vorfämen, ſo

ſichtbare, aber entfernte Gegenſtaͤnde kleiner, als

ger große aber näßee, ebliden*). Dice fin

»

—T *

———1.

Asyoı, orı wu woAu bapege: To wur pas Neu TE EIS Toy Usepev aovor Kası —X Auangs, pay uRo To Danp ar eyarye, m ii ya nos Auxy. Es folgt, fagt Sokrates beym Piu ib. viel ungereimtes, wenn man aunimmt, daB de Menſch, von gegenwärtigen Vergnuͤgungen geblente und hingeriffen, das Boͤſe wählt und thut, was e ſelbſt für Böfe etkennt, und das Outeunterlägt, wer von er einficht, daß es gut oder ihm nüzlich fey. ie lacherlich diefes fey, kann man am beften wahrnehmen, wenn man das Nuͤzliche und Gchäpliche nicht bald mit biefen bald mit jenen Worten, fonbdern wenn men IM} eine und das andere erfi mit den Ausbräden Sut und Uebel, und dann mit den Wörtern Angenehm nah | Unangenehm bezeichnet. Im erſtern Falle Pänne man nicht fagen, baß der Menſch böfe gehanbelt obder ge wählt habe, weil er vom Vergnuͤgen, ſondern weile vom Onten überwältiget worben; und Ins andern Zul muͤſſe man Tagen, daß der Menſch nicht das Biß ſondern das Schmerzhafte oder Unangenehme gewählt Wergalgen

|

Babe, und zwar vom Angenehmen ober vom hiugeriſſen. pP. 300, in Gorg,

(

Sahichte des Sokrates und feiner Phil. 463"

is Boͤſe oder Schäbfiche zu thun, ud as e nd Mügliche zu unterlaffen, thue der Menſch das

und unterlaffe er das andere, fonbern allein aus. Eftenheit oder aus Mangel einer richtigen lebhaften

a auniß des Guten und Boͤſen *). And eben fo fey -

nterliegen unter Berfuchungen weiter nichts als Nenheit, und das eberwinben berfelben nichts ans old Weispeit *) Wolle man alfo gut wäßlen Denbeln, und fich nicht Durch Höfe Wahl und Hand»

en unglücklich machen ; fo mäffe man ſich nothwen⸗

inne vollfommene WWiffenfchafft, ober einen richtigen aßſtab des Guten und Boͤſen anfchaffen, nach weis

nman Güter und Liebel, Bergnügungen und Schmers .--

ohne Fehl fihäzen und mit einander vergleichen koͤn⸗ PY. Wenn unfere Woßlfart Darauf berußte, von 'Sehße und Kleinheit von Gegenſtaͤnden richtige Des fe zu haben, ober gerade und ungerade Zahlen richtig

mierfeeen und zu wählen; {0 mörbe fein Berminfe

e ermangeln , fich auf diejenigen Künfte und Wiſſen⸗

fften zulegen, in weichen das eine ober das andere

gelehrt

XEAXXEIX

).In Proug. p. 301. Es œgæa adv eyas TO du asyar-

ov sw, Sdeıs Bre edas, Are o10neVos Ra,

Berrıw ewou n & era nu duvareı, emo

Posi TAUT efov ro Berrıo. -

) Ib. Oude TO ArTo enas wurs, @Ro TEr' egw nanudın, ade netto daurs aRorin Codıc' Nach viefen Gedanken muß man bie Worte bed Reus⸗ phon Lib. IV. 5. Memor, Söcr. auslegen, wo er von ben Wirkungen böfer Lüfte und Begierden redet p. 246. 247. und nit ganz mit dem zufammen zu ſtimmen

ſcheint, was ich kurz vorbei Aber Weisheit und Thor⸗

beit ans ihm angefuͤhrt habe, ) Gorg. p. 300. 301.

A er Front in 9 > gelehrt wuͤrde Und ba nun unfere Gluͤckſeeligkeit darch Ze Er , Fate und llebel, Bergnügungen aund chung een richtig zu ſchaͤzen; von mehrern Vortheilen und Ver⸗ gunuͤgungen immer bie meiſten und größten, von wie ge rern Machrheilen und Schmerzen immer. Die 1.5, mb. geringften ;_ und wenn SBortheife und, Machthei, "Nr Bergnuͤgungen und Schmerjen mit einander 7 wären, immer biejenigen Nachtheile und. Schmerzen .r wählen, die von größern, es fey nähen oben entferne .ten Vergnuͤgungen, uͤberwogen würden, und: hingegen dbdiejenigen Vergnuͤgungen und Vortheile zu flichen, die von groͤßern, entweder nahen ober entfernten Sch 1. „and Nachteilen übertroffen würden; fo mäffe ein jeher ſcch beſtreben, eine vollfommene Wiſſenſchafft ven bau wahren Werthe ober Unwerthe dee Dinge zu erlangen, a Gegen diefe Lehre des Sofrates ift es fein Einwi wenn man fagt, daß piele Menfchen das Gnte,unb ſe fennen, ohne das eine zu chun und zu wäßden, ua dbas andere zu laffen und zu fliehen; ‚und bag alfe: rich 7 tige Kenntniß des Werths und Unwerths der Dinge ja " einem tugendhaften Leben nicht hinreichend ſey. Aus der ganzen Folge Sofratifcher Gedanfen, die Plato uns aufpbehalten hat, ergibt es fich, daß Softates nur das 0 Weisheit und Wiſſenſchafft nannte , wenn man richtige Becegriffe und Grundfäze nicht bloß gefaßt, ſondern fih auch fo eingeprägt und fo gegenwärtig habe, dag man ſttets nach ihnen wähle und handele, und daß er es hi 1: gegen für Thorheit und Wahnſinn erflärte *), wenn man in den entfcheidenden Augenblicken ber Wahl um

Handlung von feinen Grunbfäzen und Verſaͤten dr

RE, s Eiche erfie Beylage.

u 2 nn

deſchichte des Sokrates und ſeiner phil. 465

erlaſſen oder die leztern ſo ſehr verdunkelt wuͤrden yenn man fie nie gehabt Härte *), '

Sokra⸗

Ungeachtet es im eigentlichen Verſtande unmoͤglich iſt, daß der Menſch jemals wider befferes Wiſſen handle, oder daß er, im Augenblicke der Handlung, das ihm ſelbſt ſo ſcheinende kleinere Gut oder groͤßere Uebel waͤhle; ſo bleibt es doch wahr, was der Cyniſche Welt⸗ weiſe Demetrius ſagte: Senec. de Benefie. VII, 1. Plus prodeſſe, fi pauca praecepta fapientiae tencas, fed illa in promptu tibi & in ufu fint, quam ſi multa quidem didiceris, fed illa non habeas ad manum: . und was Seneca an einem andern Dite bemerkt: Hoc quod liquet,. firmandum & altius quotidiana meditatione figendum eſt. Plus operis eft in eo, ut propofite cuftodies, quam ut honeſta proponss, Perieverandum eſt, & afliduo fludio robur adden- dum, donec bona mens fit, quod bona voluntas ef. Epift. 16. Damit nun gute Gedanken fruchtbar were "den, und gute Handlungen hervorbringen, ober guter Wille und Vorſaz in Gewohnheit und edle Denfungss art übergeben moͤchten, verfertigten bie Pythagoreer ihr goldenes Gedicht, ſchrieb Epikur feine ratas fententias, fammieten endlich die. Stolfer ihre praccepta, und Epittet fein Enchiridion, und alle befahlen, dieſe Purs zen Tugendlehren niemals and ben Gedanken zu verlies ren, und bey allen wichtigen Handlungen und Bege⸗ benheiten gegenwärtig zu haben. Ueber die praecepta der Stoifer, ihren Nuzen und ihren Unterfchied von den deeretis fehe man den Seneca Ep. 94. 95. Ders fonen, um biefe Bemerkung noch binzuzufezen, die, wie man ſagt, wiber befferes Willen handeln, find des nen ähnlich, die eine Sache fehlecht vertheidigen, weil ibnen die beften Gründe und Facta, die ihnen fonft nicht unbefannt waren, nicht einfallen, oder die fi) gar felbft widerſprechen, weil fie ih nicht darauf bes finnen, was fie ehemals bebaupter haben. Und nur in dem Verſtande, in welchem man fagen fann, daß bie

Zweyter Band, 6g ie

—0Sielemex Such Bivenied Eapiel, | 5 ofrateb-Ieferd aber nicht bloß Tugend, ſondern . er übte ſte auch aus, und fein ganzes feben mar nad) : seinen und frener von Fehltritten, als feine P ' ven mern war. Im ganzen Griechiſchen und I— pa kenne ich keinen *), deſſen Wandel amtabelich ruehaft und deffen Charafter . allen Seiten fo bollendet, als ber des Sofrates wat, .." Diefer Welfe war nicht nur über alle Safter Zeit⸗ eegnoſſen, ſondern man Fann auch fagen, faſt über ale Schwachheiten feines Geſchlechts erhaben. Er erfüllte nicht nur alle Pflichten, die er in allen tagen —— en als Menſch uiid Bürger, als Bater ne. als Magiftrarsperfon und Krieger zu erfüllen * 'ommen, ſondern auch mit einer folchen Peg zu feinem Weſen zu gehören, und Medi die Wirkung einer unfehlbaten Mate zu fen : Fe, Seine Vernunft, fast Moncagne,

taten \ gegen Wiſſen geredet ober geſchtieben haben, nur in eben dem Verſtande ann man auf

fagen,, daß Perfonen gegen befferes Wiffen handeln. 2} u. ſchwerlich wird man aud aus der nenern Geſchicht

s jemanden anführen Pönnen.

®#) Montagne Eflays lib, II. ch. XI. p. m, 329. On voit aux ames de ces deux perfonnages, (Socrate & Caton) ee ... & des leurs imitateurs une fi.parfaite habitude i la b vertu, quelle leur eft pafl&e en complexion. Ce weft plus vertu penible, ny des ordonnances de la raiſon, pour laquelle maintenir il faille, que leut ame fe roidiffe: Ce leſſenee mene .de leur ame, een fon train naturel & ordinaire, Zugend, fegt Montague, if ganz mas anders, als Gutartigkeit, . oder natürliche GAte, oder Unſchuld und Unfcäplih keit. Jene verlange inmmer einen Gegner, und fit flets Kampf voraus, doch if fie am görtlichften un vonfommenften, weun fie alle ihre Widerſacher fo air

Geſchichte des Sofrates und feiner Phil. 46%

naͤchtig, daß fie boͤſe kuͤſte und Begierden nicht einmal en ließ, und er ging daher mit dem ſichern Schritte eines Siegers, der alle feine Feinde uͤberwun⸗ ven hat, ohne Mühe und Anfechtung auf dem Wege ver Tugend fort *). Im Genuffe von Nahrungsmite teln war er fo mäßig und genuͤgſam, daß er niemals mehr und tranf, als die Natur forberte, und mit ner jeden gefunden, aud) ber gemeinften Speife und Tranfe zufrieden war **). Hunger war Die einzige Würze feiner Speife, und Durft die einzige Verfügung eines Tranfs. Wenn er. aud) zu Gaſtmalen eingelas den wurde, fo Foftete es ihm gar feine Mühe, fich vor Ueberladung mit lecferhaften Gerichten, ober koſtbaren Beinen in Acht zu nehmen 7). Er konnte alfo ohne Befahr an den Freuden der Sefelligfeit Theil nehmen, and feine Freunde ermuntern, ihre Seelen mit fleinen. Bechern zu begießen, weil der-Wein gleich dem: Dans dragoras alle Sorgen einfchläfere, und Frölichkeit und 923. freunde

IECCERRREXX

lich uͤberwunden bat, daß fie ſich nicht mehr erheben innen, und wenn fie ohne allen Zwang, Schwierig⸗ keit und mühfame Anfttengung das Gute ausübt.

%) ib, Je ne puis concevoir en ce perfonnage aucun ef- fort de vitieufe concupifcence. Au train de fa ver tu, je n’y puis imaginer aucune Jifficultd, ny aucu- ne contrainte. Je cognoy fa raifon fi puiffante, & fi maiftreffe chez lui, quelle n’euft jamais donn& moyen à un appetit vitieux feulement de naiftre, J1 me femble la voir marcher d’un viätorieux pas, & triomphant, en pompe & & fon ayfe, fans em-

efchement, ne deftourbier. Man febe au die Dobrede des Laches auf den Sokrates in Lachete

. 256. 0) Xen. Mein. I. 2. p. 9. e. 3. p. 38. 39. c.0.p. 55. 4) Xen. 1. 2 p. 39. vide etiam Anton, Tray es &duroy. 1.1.16. J

468 Giebentes Buch. Zweytes Capitel. freundſchafftliche Gefinnungen erwecke *). Doch

warn⸗ fe er fie, mit dem begeiſternden Geſchenke des Wein gotts fich nicht zu Überfüllen, damit ihre Seelen unb $eiber nicht erfäuft würden, wie die Pflanzen und &e waͤchſe der Erde, wenn man fie auf einmal zu reichlich teänfe **). Den einer folhen Maͤßigkeit im Gemufke von Nahrungsmitteln. Fonnte es ihm niche ſchwer wer den, den mächtigften unter allen finnlichen Trieben im Zaume zu halten. Er enthielt fich, fagt Renophon, leich⸗ ter von den fchönften Perfonen, als andere von ben Haͤßlichſten ***), und fchlief eben fo fanft und ungeflört an der Seite des fehonften Griechiſchen Tünglings, dem ganz Athen nachjagte, als wenn er an ver Seite feines Vaters geruhet hätte 7). Seinen teib pflegte er nick,

«is einen Herrn und tiebling, zu deſſen Wascung er ven

der Natur beftellt worden, fondern als einen Diener

und als ein Werkzeug der Seele, das zu allen Zeiten

bereit ſeyn muͤſſe, ihre Befehle zu vollſtrecken FF). Ex ftärfte ihn täglich durch mäßige lebungen, damit er bad,

was er einpfangen hatte, gehörig verarbeiten moͤchte;

und als er in feinem höhern Alter es nicht mehr für ſchick⸗ lich hielt, in den Gymnaſien ben den öffentlichen Uebun⸗ gen feinen Leib zu entblößen, wählte er das Tanzen, als

eine

(EEE GE GR. GEGESSEN

*) Xenophontis Symp. c. 2. p. 440.

”, Kein Menſch, fagt Altibiades beym Plato in Symp. p. 193. fah den Sokrates je trunken. Selbſt an fh lichen Schmäufen trank er nie mehr, als die Befund heit erlaubte; wenn er aber gezwungen wurbe, fi Fonnte er alle diejenigen überwinden, Die ihn zum Trinken genöthigt hatten.

@#®) Mem. 1.2. p. 9. c. 3. p. 39 & 42.

T) Siche zweyte Beylage.

t}) Xenoph. I. 2. p. 10. & c. 6. p. 56. Memor, Sor. Plat. in conv. p. 193. 194.

\

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 469.

eine für ihn als Greis nicht zu heftige, unb dem Coͤrper vor allen andern zuträgliche Berwegung, indem dadurch nicht einzelne Theile, fondern alle Gliedmaßen ohne Aus⸗ nahme gleichformig geftärfe würden *). Sokrates hats te ſich durch vieljährige Gewohnheit fo abgehärtet, daß er ohne Mühe und Schaden, Froft und Hize, Hunger und Durſt, Schlaflofigfeit und andere Beſchwerden ers fragen Fonnte **), Bey der Belagerung von Potidaͤa wurde es feinem Krieger fo leicht, als ihm, zu foften, und die ungewöhnliche Kälte des Thracifchen Winters auszuhalten. Cr allein wandelte barfuß und mir einem einzigen Gewande befleider im Schnee und auf dem Eife umher, da alle übrige Krieger fich entweder gar nicht auswagten, ober fich in eine Menge von Pelzen huͤll⸗ ten T). Ulle diefe Tugenden, die im Ganzen genoms men feltener ald bie öffentlichen find, ‚ungeachtet fie unmittelbar das Wohl und die Erhaltımg ihrer Beſizer beförbern,, wurden vem Sofrates durch eine ununter⸗ Brochene Sefundheit, die nicht einmal in der fchrecklis den Seuche die geringfte Veraͤnderung litt TF), unb burch eine beftändige Heiterheit und Gleichheit des Ges muͤths befohne. Sein Geficht war nicht bloß an öffent lichen Orten und vor den Augen des Volks, fondern auch in der Einfamfeit feines Haufes and im vertrauten

93 Ums

%) Symp. c. 2. p. 437. 438: Der Tanz war fonfl, ben Friegerifhen ausgenommen, unter ben Griechen eine unſchickliche Uebung oder Bervegung des Leibe. Ale daher Charmides feinen Lehrer zum erflenmal allein Sanzend antraff, glanbte er, daß diefer von Sinnen ger kommen fey, bis er ihm bie Wortheile diefer Bewegung des Leibes aus einander gefezt hatte. ib,

®“) Plato in convivio p. 193. 194,

) ib.

+4) Gellii Noct. Att, Il.i.

470 Siebentes Buch. Zweytes Eapitel,

Umgange mit feiner Bamilie, in welchem alle Berkd fung aufhört, ſtets daffelbige, und feine Frau Zantipg Ir gab ihm daher einen Lobſpruch, den wahrfcheinlich nız wenige Weiber ihren Männern ohne Schmeichelen hu jr ben geben fonnen, und deſſen Größe man erſt einfiet, | wenn man ihn eine Zeitlang überbadyt hat. Zantipe ji fagte von ihrem Gemal, daß er ſtets diefelbige Mien je benm Eingange und Yusgange gehabt habe *). Uete |E ‚bie Unarten anderer zürnte er fo wenig, als über ie |i Krankheiten, ober Seibeögebrechen **),. und ihre Un ji :hoflichfeiten und Beleidigungen fah er entweder als U :bungen feiner Geduld an, oder er ertrug fie ruhig we ‚ohne Aergerniß, wie Schaͤden, die ihm durch ume |i meidliche Zufälle oder Durch unvernünftige Thiere zuge fügt worden 7). Wenn er fich aber durch eine une wartete Grobheit oder Niederträchtigfeit ein voenig ge I rührt fühlte, fo unterbrückte er gleich die erften Regu⸗ gen des Zorns dadurd), daß er den Ton feiner Stimme maͤßigte, und fanfter als gewöhnlich redete, daß « freundlicher als ſonſt lächelte, und heiterer als fonft um ſich

*) III. 15. Tuſe. quaeſt.

%#) Mem. Socr III. 13. p. 194.

}) Ib. & Epidt. ap. Arrian, diſſ. IV. 5, proben feine Langmuth finder man im Plutarch de liberis educ. VI. p-33. 34. de ira cobibenda VII. p. 809. Diogen L. a1. & ibi Menag. Eeneca de ira IN, c. 11. and ande, für welcher Erzaͤhlungen Glaubwuͤrdigkeit ich aber ul einfiehen möchre. Keine andere Tugend bemnptert ber Ältere Gato im Sokrates fo fehr, ale fen aoeynriav, ober bie Geduld, momit er die Unartın feiner Frau und feiner ihm ungleichen Kinder ertragm babe; Plut. I. in Cat. vita p. 588. wahrſcheinlich def wegen, weil er fühlte, daß er diefe Zugend am menig fien oder am ſchwerſten würde erreichen koͤnnen.

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 471

Ad) Her blickte, an welchen Zeichen feine —* es ſo⸗ gleich erkannten, daß er mit einem innern Feinde kaͤmpf⸗ ce, der ihn zwar bisweilen anfallen, aber nie überwins den fonnte *). Ueber die Begierde nach überflüffigen Guͤtern und eitler Ehre war er fo fehr erhaben, daß er ‚non reichen Sreunden, denen er viele Jahre genuzt hat te, vielweniger Gefchenfe annahm, ald andere fich durch Beſtechungen zu gefezroidrigen Handlungen bewegen lies Gen, und daß er eifriger, als die dem Alfibiades güns fligen Seloherren daran arbeitete, daß der Preis der Tas pferfeit, der ihm eigenclid) gebührte, dieſem hoffnungss vollen jungen Manne zur Ermunterung und Stärfung feiner Tugenden zugefprochen würde **). Ben einer ‚gänzlichen Abweſenheit aller böfen tüfte und Begierden, wodurch Menfchen zu Berbrechen verführt werden, Fonnte es dem Sofrates gar feine Mühe Eoften, Tugend und Wohlmollen zu üben. “Keiner Ffonnte ihn falfcher Beugniffe, oder AUngebungen, ober anderer ungerechter Damals gemöhnlicyer und einträglicher Handlungen zeis den 7). Er erfüllte alle Gefeze feines Vaterlandes im allen Stuͤcken, und folgte ohne Murren und Zaubern dem Winfe feiner Obern, wenn ihre Befehle mic den Geſezen übereinftimmiten ; allein er widerſezte fich ihnen auch mit unuͤberwindlicher Standhaftigkeit, wenn fie ihm etwas unrechtmäßiges zumutheten. (Er weigerte fich nie fein teben fürs Vaterland zu wagen, fo oft er Dazu aufgefordert wurde , und er fochte alfo vor Poti⸗ dia fowohl, als in den Schlachten bey Delium und Am⸗ phipolis mit einem folchen Muthe, daß Athen ihn für einen feiner tapferftien Krieger , und die Feinde für einen 934 ihrer

nme “) Plut. de ira cohib. VII, 785. Senec, de ira III, 13. °*) Xen. J. 5. p. 51. Mem, & Plat. in conv, p. 194. }) Xen. IV. 4. p. 237. ' 0

472 Bichentes Buch. Zweytes Capitel.

ihrer furchtbarſten Gegner erfenmen mußten *). Mit eben der Kraft und Seftigfeit des Geiftes, womit er be Zeinde feines Volkes fchlug, ſtritt er wider die Unge rechtigfeit eben dieſes Volks und feiner Gewaltigen; ums ließ fich weder durch das ‚wilde Gefchren des erflern, noch durch die Drohungen der leztern bewegen , etwas

zu thun oder zu laffen, was er für unrecht hielt. S \ ve

(GREIEERSSEEE

9) Ueber dieſe Feldzuͤge ſehe man Plat. in Apol. p. IL. is

Convivio p. 193. 194. in Charmide p. 242. in chete p. 253: Athenaͤus fuchte alle dieſe Feldzuͤge bei Sokrates und das Anfehen des Plato ungewlß zu mas hen; allein die Gründe diefes Saninlers fin» fo elen, als die Nachläffigkeitefünden, die er in ber Auflage ed Sofrates und Plato beging, ſchimpflich find. Lib, V, ce. 12. & ibi Caſaub. Plato war nicht der welcher der Feldzuͤge des Sokrates erwähnte; and Fe nopbon und Antifihenes thaten cd. Athen. 1. e. & Xen. Mem. IV. 4. In einem Xreffen vor Petibks zettete Sofrated dem Alfibiades das Leben, mub anf dem Rüdzuge bey Delium war es, mo er fi mit eb nem fo zuverfichtlich langſamen Schritte zuruͤck zog, und fo furchtbar um fich berblidte, daß Feiner ber Zeink es wagte, ihn und ben Laches anzugreifen. Plat. I, cc, In eben diefer Schlacht foll er, wie mehrere Schrift fteller erzählten, dem Kenophon bas ‚Leben gerettet haben; allein th zweyfle daran, weil weder Plate u den beyden Stellen, wo er von dem Betragen bil Sokrates hey Delium redet, noch auch RXenophon felhf diefer That erwähnen. Man ſche Diog. I. 22. & ibi Menag. Diefe Nachricht iſt wahrfcheinlich aus eine Verwechſelung entſtanden, wie eine andere, bag En Prated bey Delium ben Preis der Tapferkeit erhalten babe. Simpl. ad cc. 31. Enchirid. Epict. Simplicdu | hatte offenbar die Stelle im Gaflmale des Plate m | Sinne; allein er erinnerte ſich derfelben nicht redt, und fehrieb dem Sokrates etwas zu, was 'diefer ba einer andern Gelegenheit dem Altibiades zugemantt hatte.

Geſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 473

achtete die Wuth des Poͤbels, als dieſer gerade zu Zeit, da er das Haupt des regierenden Raths war, t Ungeſtuͤm von ihm verlangte, daß er feine Stim⸗ zur Verurtheilung von nein unfchuldigen Feldher⸗ : geben follte *), und er blieb lieber, wie Kenophon t, feiner Pflicht und dem Eide, den er geſchworen hatte, u, als er dem Volke oder ven Mächtigen der Stadt Ifahrte. Er fpottete der dreyßig Tyrannen, als diefe - ı unterfagten, forthin junge Leute in ber Hegierungsr iſt zu unterrichten *"), und lachte ihrer Befehle, als ihm aufteugen in Cefellfchafft von noch vier andern em Einwohner von Salamin zu ergreifen und nach yen zur Todesſtrafe zu bringen ; eine Widerſez⸗ feit, die ihm mwahrfcheinlich das Leben würde gefofter en, wenn nicht Die Tyrannen bald nachher wären ger rt worden 7). Wenn man die Würde eines Mit des des hohen Raths ausnimmt , die Sokrates eins I befleivete, fo hielt er fich während feines ganzen igen tebens von Öffentlichen Aemtern und Gefchäfften feent, weil Volk und Staat zu verdorben waren, als | ©gs daß

) I. 1. Mem. Soer. p. 8.

) I. c. 2. p. 21. Mem. Soer.

) plat. I.c. Diodor ſagt an der Stelle, wo er ben Tod des Theramenes erzaͤhlt, daß Sokrates nebſt zween feiner Freunde dem eben genannten Demagogen, als er ind Gefaͤngniß geführt worden, zu Hülfe gefommen ſey, bis diefer ihn gebeten habe, ſich nicht In unnoͤthi⸗ ge Gefahr zu fiürzen, und bis er felbft geſehen, daß Feiner zur Mettung bes Ungluͤcklichen herbey eile. Diefe abentheuerlihe Handlung widerfpricht nicht allein dem Charakter des Sokrates, fondern wird auch weder vom Plato noch vom Xenophon, noch von irgend ei⸗ nem andern zuverlaͤſſigen Geſchichtſchreiber erzäßtt, und kann daher ohne Bedenken als erdichter verworfen werben.

474 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

daß er ihnen auf dieſe Art hätte nuͤzen kͤnnen. Er konnte und wollte ſich nicht zu ſolchen Schmeichelegen | und einer folchen Machgiebigfeit erniedrigen , ale ber Möbel auch bey den unfinnigften und gewaltthaͤtigſten Unternehmungen von feinen Demagogen ermartete, Wenn er fich aber dem Willen des Volks ſtets voiberfeg hätte, fo wuͤrde er, wie er felbft beym Plato fagt *), bald gerödtet, und dadurch gehindert worden feyn, fh nen Mitbürgern auf andere Arten zu dienen. (Eben ‚bewegen, weil er Fein Zeuge und Theilnehmer unge reimter Entſchluͤſſe, ungerechter Urtheile, und muth⸗ voilliger oder jchändlicher Ausgelaffenheiten ſeyn mochte, ‚befuchte er weder die Volksverſammlungen, noch die Gerichtsplaͤze »*), und nur ſehr felten vie öffentlichen Schauſpiele. Michtsveftoweniger wurbe fein eben eben fo gemeinnüzig, ald wenn er das ganze Bolf, wie Per rikles geleitet, oder ftets Flotten und Heere angeführt F ‚hätte 7). Sokrates wandte feine beften Kräfte und Etunden an, um die Stoljen und Verderber des Ge I: ſtes und Herzens der Jugend zu demüthigen, die Zwer deutigen zu ftärfen, die Schwachen aufzurichten, ‘ode von Sefchäfften, denen fie nicht gewachfen waren, ab ]} zuhalten, und tüchtige, aber träge oder an der Wohb In art der Stadt verzwenfelnde Mitbürger zum Dienft |i ihres DBaterlandes zu ermuntern 77). Er fühnte und Ti nig

—— ——————— ———5AæZ GESENDET

7) p. 13. in Apol.

**) ib. p. 7.

T) Er zeigte zuerſt, fagt Plutarch, daß das ganze Leben iu allen Zeiten und in allen Umfländen und Worfällen fit bie Philefophie empfänglih fry, und daß man ein wahrhaftiger Bürger und Menfchenfreund feyn Ale, wenn man aud nie den Mantel dee Feldherrn und id Gewand des Redners anlege. an feni fit gerend. refp. vol. IX. p. 180.

+}) Mem, Socr, III. c. 1-7. Plut. I. e.

Gefshichte bed Sokrates und feiner Phil. 475

ge und gegen einander aufgebrächte Eitern und Kinder, Ehegatten, Brüder und Bekannte aus *), tröftete feis ve niedergefchlagenen Sreunde im Unglück **), half ihr sen burch feinen weifen Nach aus der Noch ***), bes ebrie. die Unwiſſenden, bildete die Hoffnungsvollen aus, and hielt felbit jchlüpfrige Gemuͤther durch feine kehren nd Beyſpiel von Laſtern und Derbrechen zuruͤck T). Durch alle diefe wohlthätigen Bemühungen wurde das eben des Sofrates eine unerjchöpfliche Duelle von Seg⸗ sungen für jein Bolf, und mit Hecht konnte Plato von om fagen, daß er der einzige. in feinem Zeitalter, ober ner von den Wenigen gewefen fen 77), die ohne alle ꝛigennuͤzige Abfichten für das Wohl ihrer Mitbürger 96 wbeitet hätten. .

Dog num ein folcher Mann, als Sofrates war, _ .

ver Feines Boͤſen gefchont hatte, unter einem Volke, das ille große Verdienſte und Tugenden haßte, und fie zu meerdrücen fuchte, Feinde, Neider und Berläumber and: dag er ferner: in einee Stadt, in welcher falfche Aufläger oder Sykophanten die tteblinge des herrſchenden Pöbels waren, um erdichteter DBerbrechen willen vor’s Bericht gefchleppt wurde, iſt meinem Urtheile nad) gar sicht zu verwundern; allein daß Sokrates gerade um ſolcher bofen Künfte und Thaten willen, wider welche kein ganzes Leben zeugte, die er beftändig beſtritten, und um derentwillen er den größten Theil des Hafles auf. fich geladen hatte, angeklagt und verurtheilt wurde, darüber eeftaune ich immer von neuem, fo fehr ich. auch dabey bevenfe, daß unzählige unfchuldige Menfchen vor er ma

*%) Mem. Il. 2% 3.

#&) Sener. de trang. animi c.3.

*#) II. 7. Memor. Socr. p. II7.

+) Memor. Socr. 1. 2. p. 15.

+1) in Gorgia p 331. N

dem ausgearteten Achenienfigeh A

retgen Gelegenheit gehabe hatte. J > Die entfernteſte fung der Verurth S vlelleicht auch der Anklage des Softates, Ep m iel des “er den Sohn des. Sophroniskus nicht nur als in⸗

”) Solche Naturforſcher wurden won dem Poͤbel in Atha ohne Ausnahme für Gottesldugner gehalten, Pla, Apol. Socr. p. 7. s

%#) Vide Schol, ad Ariftoph, Nubes cum Scholiis antiquis

Pr recenfione Richteri, Harderövici 1752. in 8,

» ur

ſhahte des Softateß und feiner Phil. 477

ftechungen feiner nachherigen Feinde und Anklaͤ⸗ die Renophon und Plato gewiß nicht mic Still en übergangen hätten, fondern weil Sokrates teunde und Anhänger hatte, weil er dem ganzen bekannt *), und alfo gerade eine folche Perfon dergleichen die Athenienfer aufs Theater gebracht ten. Kein tuftfpielfchreiber durfte fich unterftes ad hochheilige Volk in Achen anzufallen; allein : Perfonen Fonnte man. ungeftraft mißhandeln, fe entweder reiche, mächtige und eble Bürger, enn auch vom Pöbel, wenigſtens folche waren, vor allen andern auszeichneten, und die eben des bee große Haufe nicht ungern gedemuͤthigt fah”*). - tes hatte alfo mit allen großen Männern in chen Schickſal, wenn ee dem Pöbel in einer Farce jegeben wurde; und Ariſtophanes war nicht ber der ihn auf der Bühne lächerlich gemacht, und zer Thaten beſchuldigt hatte 7). Ungeachtet die n des eben genannten Dichters, was Sprache, ung, Anlage und Einfälle betrifft, die befte unter inen Farcen iſt, wofür er fie aueh) ſelbſt hielt, fo fie doch wenigſtens bey der erfien, und vielleicht »n der oder den folgenden Vorſtellungen, nicht has

4

Beih einen großen Eindruck Sokrates gemacht babe, kann man aus folgenden Stellen des Ariſtophanes felbft fehen: in Avibus v. 1280. Ile nev Yae once ve nvde Tv BoAw EAarwvonavev dnayres dvdewmos Tore Enonmv , EREIRV, ELLUR@V, ECWKEATEV. Karerav au norneav es ra BıßAsa. De rep. Athen. c. 2. p. 585. Xenoph, | Ran fehe Schol, ad v. 96 & 129. Nubium Ariſto- phanis, | u

478 Siebentes Buch, Zweytes Capitel.

Gluͤck, was der Dichter für fie gehofft Hatte”). Ce weit aber auch) ver Benfall, den feine Arbeit fand, mw ter feiner Erwartung geweſen fenn mag, fo ift doc) bis feö gewiß, daß fie nachtheilige Eindruͤcke in den Gemb then der Arhenienfer zurück ließ, die den Söhnen von | ihren Vätern, und den Juͤngern von den Yeltern mitge

| | *

@) Ueber bie unguͤnſtige Aufnabme, melde bie Wolken bad erflemal fanden , klagt Ariſtophanes ſelbſt v. 523.& la Er beſchwert fi über gewiffe avdexs Doerass, die ihm den Sieg geranbt hätten, und hierans eutkamb wahrfcheintich die Sage, daß Altibiades das Lieblinge ſtuͤck des Ariſtophanes habe fallen machen. Schol. p. 3 Einem Scholiaſten zufolge arbeitete der Dichter ie Wolken nah dem erſten unglädlihen Verſuche ud einmal nm, ad v. 9. p. 6. und brachte fie von menm aufs Theater; allein auch dieſesmal fanden fie Feines Beyfall, und nun wagte es Ariſtophanes nicht much, fie dem Volke wieber anzubieten. Aus ber Farce fell I} erhellt, daß ihre Berfaffer nach ber erfien Worfichum Beränberungen in ihr gemacht habe, denn an einige |. Stellen redet er von Kleon, als einer lebenden Perſch an einer andern aber als von einem abgeſchiedens Zeinde. v. 549. 591. Allein ein anderer Schelieft io hanptet, daß fie nach der erfien Borftelung noch i aufgefübrt worden v. 591. und auch Aelian IL 1% Var. bift. erzählt, daß die Archenienfer iu der Zei großes Wohlgefallen daran gefunden hätten. Wen aber au die Wolfen nur zmeymal gegeben wort wären, fo find fie wenigſtens das zweytemal nicht, wie der Scholiaſt willad v. 8. unter dem Archon Ameinws DI. 89. 2. aufgeführt worden; denn Ariſtophanes m wähnt des Todes des Kleon, der erſt DI. 39. 3. u Thracien fill. Es ift nicht unwahrſcheinlich, was meh rere Scriftfteller erzählen, daß Sokrates bey ber erfim Borfiellung DI. 89. I. gegenwärtig geweien, mu bar die groben Schwaͤnke des Ariſtophanes eben # wenig, als durch die Scherze von Freunden an eines

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 479

theift wurden *). Diefe Argwoͤhne wurden durch die geheimen Berläumbungen derjenigen unterhalten und ges ſtaͤrkt, welche Sofrates zu ihrer Befchämung geprüft hatte um fic) von der Wahrheit und dem Sinne des tterſpruchs zu überzeugen, wodurch er für den Wels feften der Griechen erflärt worden war **). Dieſe vom Sokrates entlarvte und von allem glänzenden Schein fals . r Weisheit entkleidete Männer rächten fich an ihrem iverfacher dadurch, daß fie die Ohren der Athenienfer- mit den falfchen Gerüchten anfüllten, daß Sofrates aller dee Verbrechen fehuldig fey, die Ariftophanes ihm aufge Bärbet Hatte, und deren fie felbft ſchuldig waren F); Diefe böfen Nachreden fehabeten dem Sokrates noch weit mehr, als das Poflenfpiel des Ariftophanes gerhan hatte, und eben diefe waren es hauptfächlich, die ihn ums Steben brachten *.P). Wahrfcheinlich würde Sofras tes fchon viel früher verklagt worden feyn, wenn nicht feine Feinde fich vor dem Alkibiades, der feinen tehrer var verließ, aber nie haßte, und vor andern mächtigen Breunden gefürchter hätten. Nachdem aber Alkibiades, is ein DBerräther des Volks, im Elende umgebracht vorden , und die meiften übrigen Freunde des Sofrates m Peloponnefifchen Kriege umgefommen waren; fo | mad)»

kumumuuinuunee

@aftmale bewegt worden fey. Plut. de liber. educ. VI, 34 p. Ael. Il. c. 13. Allein ich halte es für ein Maͤhr⸗ hen, was Yelian allein berichtet, daß Sofrates feinen, Diaz Fremden überlaffen, und fi an einen Drt binges flelle babe, wo er von allen Zufchauern gefehen werden Tonnte. Kin ſolches pralerifches Berragen ſtimmt gar nicht mit dem Charakter des Sokrates überein.

%) p. 7. Plat. Apol. Socr. Ä

”*) ib, p. 8.9.

+) p. 7. Apol.

P) ib.

430 Siebentes Buch. Zweytes Eapitel.

machten fich feine Feinde den noch frifchen Haß, dein den Gemüthern der Athenienfer gegen ven Alkibiades und Kritias, feine ehemaligen Schüler, übrig war *), und feine Einfamfeit oder Armuth an vielgeltenden Beſchaoͤ⸗ zern zu Nuze, und ließen ihn durch drey dazu beftellte Männer, als einen Feind der Götter und des Dolks, vor Gericht fordern. Anytus verflagte ihn auf Anftifı ten der Demagogen und anderer, die ſich mit oͤffenti⸗ chen Sefchäfften abgaben **,, Melitus im Namen der Dichter, und Lyko im Namen der Sophiſten, als einen verberblicdyen Bürger, Der Die Tugend verberbe, ber bie Götter, welche die Stadt anbete, laͤugne, neue Gott heiten einführe, und durch diefe Verbrechen den Top verdiene 7). Diele grundlofe Anklage brachten fie nicht bot

muenchen

®) Acfchines in Tim, p. 194.

u, So muß man die Wörter Inuzeyos, x KoAıtına verfiehen. Man fehe Plat. in Gorg. 317. & in Me nonc p. 345.

+) So führen Plat. in Apol, p. 9. Xenoph. Mem. I, ı. und Diog. I]. 40. bie Worte der Anklage mit denfelbis gen Worten an. Ankiſthenes ſtimmte vollfommen mit dem Plato in ber Angabe der Feinde zufammen, In deren Namen Sofrates von feinen Anklägern belanzt tourde. ap. Diog. 11. 39. Auch Zenophon und Plato kommien in allen Hauptflüden der Anklage, Verurthei⸗ Jung und bes Todes ihres Lehrers überein. Ya Zenos pbon, der dem Plato fo wenig ale diefer dem XRenophon gewogen mar, beftätigt die Nachrichten bes Erftern, felbft durch feinen Tadel: daß viele zwar die Geſchichte des Todes bes Sofrates richtig befchrieben,, aber die Ur, ſachen anzugeben vergeffen hätten, warum er den Xob bem Leben vorgezogen babe. in Apol. Soer. p. 4099,

. Die Anfläger des Sofrates hatten, wie es fcheint, alk einen perfönliden Haß gegen ihn, wenigſtens laͤßt e⸗ ih von zween beroeifen oder wahrſcheinlich machen, da⸗

fr

Eachichte des Sofrated und feiner. Phil. 481,

e den Areopag, der vormals DBeichilbigungen ver ottlofigfeit und anderer Beleidigungen ber väterlichen ligion unterfucht hatte, fondern vor eins der zahlreis em Volksgerichte, und böchft wahrfcheinlich vor das ıgefehenfte unter allen, nämlich die Heliaͤa, bie * | n

(EEE Ei > GR EEE

fie tfich nicht nur in der Glaffe von Meufchen, zu wel⸗ her fie gehörten, fondern auch in ihrer Perfon ſelbſt beleidigt glaubten. Anytus wurde dadurch gegen ben Ssodkrates aufgebracht, daß dieſer in einer kurzen Un⸗ terredung mit feinem Sohne gefagt harte, daß er um feiner Xalente willen verdiene, fich nicht bloß mit der Bereitung von Leber (der Handthierung des Vaters, der fonft in der Stadt im größten Anfehen ſtand,) zu befhäfftigen, ſondern einem Erzieher und Ausbilder feiner Fähigkeiten und Anlagen übergeben zu werben. Xenoph. in Apol. Socr. p. 422. 423. Wie wenig man ſich auf die Nachrichten ber fpätern Schriftſtellen verlaffen könne, erhellt wiederum ans dem Beyſpiele des Libanius, als welcher erzählt, daß Anytus ſonſt feine Soͤhne zum Sokrates geſchickt habe, aber dadurch beleidigt worden ſey, daß dieſer ſtets der. Gerberep, eines Handwerks, was er von Sclaven treiben laſſen, erwähnt babe, daß er ſich aber gegen den Sokrates ers boten, von feiner Anklage abzufichen, wenn er inds Fünftige von feiner Handthierung zu fhweigen verfpres "en wolle. Apol. Soer. I. p. 642. 43. Den Melitus befchreibt eben diefer Sophiſt als einen feilen Syko⸗

. phanten, der für eine Drachme eine jede auch unfchuls - ülge und ihm ſonſt unbefannte Perfon angegriffen und verlaͤumdet habe. ©. 644. Plato hingegen fagt vom Ihm, daß er ben Schmerz der beleidigten Dichter geros chen babe. ©. 9. Apol. Wan fehe auch Eutypb. p. 1. initio. Wahrſcheinlich aber war er am meiflen deßwe⸗ gen gegen den Sokrates feindfeelig gefinnt, weil er ei⸗ ner von denen war, bie aus Furcht vor dem Tode das setban, was Sokrates nit thun wollte, und dem eon von Salamin auf Befch! der Xprannen nad

Zweyter Band. RN) | Athen

ö

433 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

fünf hundert Perfonen beftand ). ‘Die Gründe, wos mit fie ihre Befchuldigungen zu bemweifen fürchten, waren

ſſpo elend, daß fie nur allein von folchen Sykophanten

Athen gebracht hatte. Andoc, orat. I. p. 218. und Plat. Apol. p. 13. Lokon war felbft ein Redner um Sophiſt, und vermuthlich auch, gleich feinen Brüdern, son Sofrates gedemüthiget worden. IE 38. Diog. Bon ihm heißt es, daß er alles zur Anklage des So⸗ rates geflimmt und vorbereitet babe.

) Menrfius in feiner Abhandlung über ben Areopag c. V.

p. 2088. in Gron, Thef, Vol, V. glaubt, daß Sokro⸗ tes von ben Areopagiten gerichtet worden ſey, umb zwe ans dem ſchwachen Grunde, weil alle Anklagen vom Oottlofigteit vor diefen Gerichtshof gehört hätte Aus diefer feiner Meynung zieht er den Schluß, Mm ihn allein auf andere Gedanken hätte bringen fol, daß der Areopag aus vielen hundert Mitgliebern befiıs den habe, weil Sofrates dur 281 Steinchen meh verurtheilt als frey geſprochen ſey. f. 41. Diog. Il Ich will nicht einmal biefe Nachricht des Diogenes wos ber großen Zahl von Richtern, die unmöglich von des Areopag gelten koͤnnen, wider den Meurſius branden, weil Plato erzählt, daß Sokrates nur durch einen kle⸗ nen Ueberſchuß von drey Steinchen für ſchuldig erklärt worden. in Apol, p. 14. Allein aus andern Unifliw den wird es unläugbar, daß bie Richter des Sokratel nicht Areopagiten, fondern Menſchen aus bem Pihl waren. Denn erfllich läßt es fih gar nicht denken, daß die Anfläger des Sofrates ihre laͤcherlichen Beſchub digungen vor einem ©erichtshofe, der noch immer anf den verehrungswürbigfien und verfländigften Maͤnnen beftand, II. 5. Memor. Socr, angebracht; und nch weniger, daß biefe Areopagiten den Sofrates auf fol Beſchuldigungen fo gefezios, und mit einer fo un nünftigen Hize verdammt haben follten. Zweyten war die Haupturfache, warum Sokrates von feinn Richtern verurtheilt wurde, dieſe, daß er fidh nicht is Schmeicheleyen und demüthigen Klagen ermiebrigs

| wollt,

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil 483

b vor folchen Richtern vorgetragen werben konnten. je.ivarfen ihm vor, daß er der Jugend eine Verach⸗ Hh 2 tung

wollte, dergleichen die Richter erwarteten und gewohnt waren. Xenoph. Apol. Soer. p. 410, Solche Nies derträchtigkeiten und Künfte Fonnten die Areopagiten unmöglich erwarten, weil fie vor ihrem Gerichte durch die Gefeze unterfagt waren. Drittens behandelten. bie Antläger des Sofrates feine Richter völlig fo, wie bie Redner ven Poͤbel behandelten, und auch nur den Pbdel bebandeln konnten. Sie ſchilderten deu Sokrates als einen mächtigen Redner, gegen beffen Beredfamfeit- fie auf .. Ihrer Hut fepn (Plat, Apol. Socr. ꝓ. 7..initio) und als einen gefährlichen Mann, ben fie nur ihrer ſelhſt "pillen tödten muͤſten, weil er fich ſonſt am Ihnen rächen und ihre Söhne. verderben würde, ib, p. 12. Auch "Die Beweife, bie fie für ihre Beſchuldigungen vorbrach⸗ tem, und die ih im Terte anführe, ‚konnten nur auf den Pöbel einen Eindruck machen. Viertens läßt es fi von feinem alten Zribunale, fondern nur allein vor - einem allmädırigen aus dem Poͤbel befezten Volksge⸗ richte anuchmen, daß es diejenigen, bie es ſchuldig bes funven hatte, nach bloßem Wohlgefallen, entweder nue um eine kleine Geldfumme, ober mit einem kurzen Gefängniß, oder mit Verweiſung, aber auch felbft am Reben frafen konnte. Endlich konnte es nur von - Mitgliedern eines Volksgerichts gelten, was bie Freun⸗ de des Sofrates zu ihrem Lehrer fagten:' daß die Rich⸗ ser ſchon oft Unſchuldige um ihrer Neben willen vers bammt, und andere kosgefprochen hätten. Mem. Socr. IV. c. 8. & Xenoph. Apol. 9. 4..— Daß aber unter allen Volksgerichten gerade die Helida fi mit dem Blute des Sokrates befledt habe, wird mir daraus wahrfheinlih, daß Sokrates eines Eides erwähnt, wodurch feine Richter feierlich beſchworen hätten, uns parsheyifch und nach den Geſezen zu richten. p. 14. in Apol. Soer. Einen foldhen Eid legten nur die Helia⸗ fen allein ab. Das Formular diefes Eides finder man beym Demofthenes p. 485. in feines Rede wider den Timokrates. | | J

\

Nas und Mfibiades gezogen, wovon ber eine de er unter den Tyrannen, und der andete der

Fon ja daßer der Achenienfer ©

ignen m verſprochen, amb al Qi u de Ui zu werbeit verdienten

RE,

Pr oh is. ar ea

tng gegen die eingeführte Srääceverfoffing ie, Hide er‘ Br daß es lächektich ſey der Stadt durchs loos Fe wählen, da N auf diefe Art-Mauerfeute‘, aumeifter, Der q here, Kuͤnſtler wähle *), (Sk ſchrieen, Daß eben

und gewalfthätigfte unter allen Bürgern

aung der Däter, wie des er gie,

ben Weiſern 'gefeffelt- verrückte Eltern, wenn fe ri nad) den Geſezen Gen Anhängern. gewaltthätige und nungen weil er mit dem haͤtte, daß keine Art von Arbeit und Un über. wohl Trägheit und Unthärigfeit Schande. Ex Habe fie endlich dazu aufgemuntert, arme, I ringe Bürger zu mißhandeln , weil er ſtets die Homn⸗ ſchen Verſe im Munde gehabt, im welchen Musi Therfites durch Worte und Thaten zum Stilljehrweit bringe F}). Alle diefe Befhulpigungen befräfcigten mit falſchen Zeugen, die man, wie falfche Anfläger, MA einige Drachmen erfaufen konnte Fff). Sofrate fi fich nicht die Mühe, fich gegen die Verbrechen, die ihm aufgebürdet hatte, in einer weirläuftigen Schul

y)12p a Memor, Socr, &.13. ib,

PN 9 28.

26.

1n 6. in. a.

+11) Xenoph, a, Soer, 5,24.

-

Seſchichte des Sokrates und feiner Phil. 485

prtheibigen *), und er nahm nicht einmal diejenige Sie yſias ihm anbot, weil jie fich, wie er fagte, für eben fo wenig ſchicke, als Sikyoniſche Schuße, ® fie auch noch fo ſchoͤn gearbeitet wären. **). Als Freunde ihn. an eine Schuzrede erinnerten, und äugleich voritellten, daß die Nichter in Athen viele Buldige bloß um ihrer Reden willen verurtheilt, und Schuldige Hingegen frengefprochen hätten, erwies : er, daß fein Dämon ihn von einem wiederhohlten ſuche, eine folhe Rede zu machen, abgehalten 7). _ Zugleich fragte er fie, ob fie nicht glaubten, ein ganzes nad) den Geſezen der Tugend vollbrachtes, durch feine Ungerechtigkeit oder boͤſe That beflecktes a, die ſchoͤnſte Apologie fen? Vielleicht, fagte er, 5 der Wille und eine Gnade der Gottheit gegen Y, daß ich fterben foll, weil fie einfieht, daß es befa uͤr mich fen, in den Tod zu gehen, als fortzules fr). Wenn ich jego verurteilt werde, fo fterbe ich noch gefundem teibe und ftarfer Seele, den leichtes Tod, ber meinen Freunden und Angehörigen bie igften Beſchwerden und Bekuͤmmerniß verurfacht, wich gar feine widrige Bilder und nachtheilige Erins ngen, fondern vielmehr die lebhaftefte und heilſamſte nfucht nach) dem Verftorbenen zuruͤcklaͤßt. Bisher, yeißt e8 Hermogenes, habe id) es feinem Sterblis zugegeben, daß er beſſer und glücklicher gelebt Hätte, ch. cd) war überzeugt, daß diejenigen am beften n, bie ſich am meiften bemühten, immer vollfomms iu werden, und daß diejenigen wiederum am glück en wären, die es am meiften fühlten, daß fie volle h3 komm⸗

Memor. Soer. IV. 8. & Xenoph. Apol, p. 410 · & fq ) 1.54. Cicer. de orat. Xen. I, e.

) II. cc. p. 265. & fq.

den fühlen, ober mir auch der Abnahme u fchlimmerung meiner Natur nicht bewußt werben ich wiberrechtlich zum Tode verurtheilt werbe, die Schande nicht auf mich, fondern auf mein und Mörder. ‘Denn wie fann es mir Schai gen, wenn andere das, was recht iſt, nid Tonnen, oder nicht thun wollen? Erfahrung

ſchichte haben mich gelehrt, daß Diejenigen, bi thun, und diegenigen,, die Unrecht leiden, nid; Namen bey der Nachwelt haben. Ac bin | zeugt, Daß es Menfchen geben werbe, bie

meinem Tode auch um mich befümmern, und ders Über mich, als über meine Mörder urch ten. Auch lebe ic) ver gemiffen Hoffnung, mir ſtets das Zeugniß geben werde, daß ic Menfchen Unrecht getban, und Niemanven t fondern vielmehr aus allen Kräften mich bem alle diejenigen, mit denen ich umgegangen bi und glücklicher zu machen”). Aus diefen Gruͤt Zenophon, glaubte Sofrates, daß der To

nicht allein Fein Uebel, fontern vielmehr wünf “hor ala nad (ohen fon PN .

Geſthichte des Sokrates und ſeiner Phil. 487

Mit ſolchen Geſinnungen ging Sokrates vor's Ge⸗ t hin, unvorbereitet auf das, was er ſagen wolle, 284 aber

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Richter durch die Erwähnung feiner eigenen Verdienſte gereizt babe, um von ihnen zum Tode verurcheile zu werben. Viele, fagt er im Anfange feiner Apologie, haben bie Schuzrede des Sokrates und die Geſchichte feines Todes aufgezeichnet; und alle haben die Größe feinee Befinnungen erreicht und ausgebräde: zum ges wiffen Beweiſe, baß er fie wirklich geäußert habe; allein Peiner hat bie Grände angegeben, weßwegen er ben Top für wuͤnſchenswerther, ale das Leben hielt, und eben bewegen ſcheint bie Zuverſicht und Kuͤhnheit, womit er von ſich ſelbſt redete, unuͤberlegt nnd unklug geweſen zu ſeyn. An einer andern Stelle fügt er hinzu: daß Sokrates eben durch die Erwaͤhnung ſeiner Berdienſte den Neid der Richter gegen ſich rege gemacht, und dadurch feine Verurtheilung beſchleunigt habe $. 32. p. 423. Vielleicht wäre es Niemanden eingefallen, aus den Worten des Xenophon ben angeführten Schluß zu ziehen, wenn ich nicht meine Lefer baram erinnert bitte. Allein nm derentwillen, welde die - Stellen des Xenophon zum Nachtheile des Sokrates auslegen koͤnnten, erinwere ich, daß Xenophon fie nicht fo verftanden wiffen wollte , weil er fonft nicht in feiner Schuzfärift ſelbſt, und an vielen andern Orten, bez Sofrates als einen Mann hätte ſchildern koͤnnen, der eben fo wenig andere zu Zehltritten und Ungerechtigs keiten verleitet, als felbft gefündigt habe. Wenn auch nicht das ganze Leben bes Sokrates und fein Bes tgagen vor dem Tode, das ich noch befchreiben werde, wis der bie Vermnuthung firäflicher Bewegungsgruͤnde eis ner ber überlegteften Handlungen bes Sokrates ſtritte; fo wuͤrden doch bie Betrachtungen über den Selbfimorb, die Sofrates dem Philolaus zufchreibt und als wahr annimmt, p. 24. in Phaed. Plat. eine ſolche Bermu⸗ thung voiderlegen. Wir ſtehen, fagt Sofrates, in bies fem Leben auf einem Poflen, ben wir nicht nach uns ferm Wohlgefallen yerlaffen Finnen. Wir find ch am

.‚. = --

ſich ſchuldig fand, , ‘ober fein teben erbetteln molke bern ald ein Herr und Meifter derer, die In konnten ®), Er brachte zu ſeiner Derteibigum

fam ein Eigenthum oder Kuechte ber Götter, wenig wir es dulden, und wenn wir koͤnnten firaft laffen würden, wenn unfere Sclaven fi ihre eigne Hand unferm Dienfle entzoͤgen, che nig werben es die Herren unfers Lebens uugef fen, wenn wir durch Selbſtmord von ihnen « würden. Wir müffen alfo nicht cher aus dieſe herausgeben, als bi6 wir von ihnen Befehle ı forderungen erhalten, wie diejenige ifl, die jeg ergangen if.

Ci2. de orat. I. 54. Imitetus ef homo Ron eonfularis veterem illum Socratem, qui omnium fapientiflimus eflet, ſanctiſſimeque ita in judicio capitis pro fe ipfe dixit, ut

, plex, aut reus, fed magifter, aut dominu

" deretur judicum. Quin etism, quum ei

orationem difertiffimus oratorum Lyfiss attu

Tufe, quaeſt. 1.29. His & talibus retioni

&us Socrates nec patronum quaelivit ad juc

nitie. nec indieihns funnler fuit. adhibı

eſchichte des Sokrates und; feiner Phil. 89

er Kürze und ohne rebnerifche Künfte das me ye.von dem vor, was Plato und Zenophon nı2dye ihren Schuzſchriften, und in den Denkwuͤrdig kei⸗ 8 Sofrates aufzeichneten *). Er wundere ſich, nr), daß Melitus ihm die Ablaugnung der waͤ⸗ en, und die Einführung neuer Götter vorwerfe, feloft ihn oft in den Tempeln der Bolfsgoeter, und [8 auf den Altären neuer Gottheiten habe :opfer.ı Er habe niemals , wie fein Anfläger ihn beſchul⸗ die Gottheit der Sonne und des Mordes gelaͤug;⸗ oder nach himmlifchen Dingen geforfcht, fondern Hr diejenigen, die diefes gerhan, aus allen Kraͤf⸗ fteitten, wie alle feine Sreunde.und Bekannte bes rt fönnten. Von der Einführung neuer Götter fo weit entfernt gewefen, daß er vielmehr geglauf it, te Gottheit ihm durch gewiſſe Zeichen oder Grün kuͤnftige Dinge befannt gemacht habe, fo wie fie n Menfchen durch das Gefchrey und den Flug tier {, oder durch Träume oder Drafel, oder auf am» Arten ihren Willen mitzutheilen pflege. Daß er die Wahrheit rede, und nichts vorgebe, ald was fen, koͤnnten feine Freunde erhärten, denen er cft Barnungen und Rathſchlaͤge der Gottheit mitgetheilt , und die niemals dadurch wären hintergangen ron r⸗ As die Richter dieſes hörten, machten fie ein hef⸗ unvoilliged Geraͤuſch, indem einige das niche glauf), Ss .. sag,

Daß Sokrates geredet, und zwar meitläuftiger gerebet habe, als Kenophon ihn in feiner Schuzſchrift reben ‚läßt , geſteht lezterer ſelbſt ß. 22. p. 418. Ich halte es aber zugleich für wahrſcheinlich, daß Sokrates nicht ganz fo ausführlich geſprochen habe, als Plaro Ihn rer Plat, Apol, p..8. Xenoph. 6. ı1, & fe,

ne,

s

PT

een, was Sokrates fagte, und aubere hing inen Dann beneibeten, dem —— Grade, als ihnen, wiederfuͤhre. Noch unrubk wurden fie, als Sofrates ihnen ſagte, daß ber | Delphi ihn fuͤr den Weiſeſten unter den Griechen Babe, und- daß eben biefer Goͤtterſpruch, und ı wie er fich von bee Wahrheit deffelben überzeugt feine Feinde und Anklaͤger zugezogen habe. M -biefee Sturm fich wieder gelegt hatte, fuhr zweiter fort: Wann habt ihr jemals einen Menſch nen gelernt‘, der allen Geſezen fo vollfommmnen fam geleiſtet, ber ‚fich weniger durch Drohnng Volks und der Tyrannen zu Ungerechtigfeiten 6 laſſen, der endlich den Luͤſten des Leibes. weniger ‚Hätte, als ich; ber ich mich von der erfien Zeit achdenkens an bemühe habe, alles Gute und M was in meiner Macht war, zu thun und zu erl Und doch befchufdigft bu mid), Melitus, daß ich | gend verborben habe. Wenn dieſes wahr ift, ı

nennſt du Nieinanden , den ich aus einem mäßige enthaltſamen Sfünglinge oder Manne in einen Sch "und Trunfenbold, oder aus einem frommen, fpar

und arbeitfamen Bürger in einen gottlofen Berfche

und Weichling umgefchaffen habe? Inter allen 9 ‘Den, die mich umgeben, ifi feiner, der für dich

fondern alle legen das Bekenntniß ab, daß fie Durd nen Rath und Umgang glücklichere und beſſere Mer geworden find. Selbſt aus ver großen Zahl von teen, Brüdern und Verwandten abmwefender ode

‚ftorbener Freunde, die ich um mich her fehe, tri ‚ner wider mid) auf, mie Doch nothwendig gefd ‚müfte, wenn ich ‚die Qugend fo verdorben hätte,

Melitus vorgibt. Diefer feiner Nechtferti mifchte Eofrates Feine Beſchimpfungen feiner U facher, und noch weniger Schmeicheleyen gegen.

Gefchichte des Sokrates und feine Phil, 491

Richter ein “). Er vergoß weder felbft Thränen, wle le andere Beklagte bey viel geringern Gefahren thaten, voch ließ er. fein Weib und feine Kinder fich zu den Fuͤ⸗ jen der Nichter hinwerfen, noch erlaubte er feinen Freun⸗ en, irgend einen Mitleid erregenden und die Eitelfekt ee Nichter Fizelnden Aufzug zu machen **). Er hielt $ für eine forwohl feines Namens, ald des Ruhms der Stadt, unwuͤrdige Befchimpfung, wenn ein Man, pie er, von dem doch ganz Griechenland glaube, daß er ich von gervöhnlichen Menfchen unterfcheide, in der Stunde ber Gefahr wie ein Weib zage und winfele, und ſich alles zu fagen und zu thun erlaube, um nur dem kode zu entgehen ***). Doch mehr aber fchien es ihm Inrecht, Nichter, die gefchworen und fich nichergefezt jätten, nach den Nechten zu richten, und nidyt par⸗ henifch zu verzeihen, durch ungefezmäßige Mittel zum Meineide und zur Verlezung ihrer Pflichten zu verführ ren 7). Sieber alfo wollte er nach den Geſezen ſter⸗ ben, als auf Unfoften der Gefeze leben, ungeachtet er fich mit leichter Mühe hätte retten koͤnnen, wenn er nur einen Kleinen Theil von demjenigen gethan hätte, was andere thaten, und die Richter von andern gewohnt waren 77). Diefes ftandhafte Beharren im Gehorfam gegen die Geſeze ſchien ven Richtern unleidlicher Stolz, und ein unverzeihliches Derbrechen wider ihre Majeſtaͤt zu ſeyñ FTD. Sie erklärten ihn daher für ſchudis

aber

®) Xenoph. IV. 4. Mem. Soer. p. 234. & Plat. Apol. Soer. p. 14. 15.

r*) ib,

a**) Plat. ]. c. u

+) Xen. & Plat. |. c.

++) IV. 4. Xen, p. 234. & Plat, Apol. p. 15.

+9) ib.

492: Siebentes Buch. Zweytes Kapitel,

aber doch nur mit einem Weberfchufle von drey Stein chen, worüber ſich Sofrates weit mehr, als über fein Berurtheilung ſelbſt wunverte *). Nach diefem Au— foruche überließen e3 ihm die Nichter nach einer Damals ein geriffenen verderblichen Gewohnheit, Pie ganz den Geil der Pobeltyrannen verrärh : ſich ſelbſt die verdient Strafe zu beftimmen **). Allein Sofrates wollte fh £ auf Feine Art dazu verftehen,. fich felbft eine Steak aufzulegen, well diefes das -Geftändnig von Sch

in fich ſchließe. Auch wollte er nicht verfpreche, insfünftige nieht mehr zu lehren, und zu prüfen, weile ‚der Gottheit, die ihm dieſes anbefehle, mehr als be Menfchen gehorchen muͤſſe. Sa er erlaubte es nicht dw mal feinen Freunden, eine Geldſtrafe zu beſtiminen mb in feinem Namen zu bezahlen, vielmehr, fagte er, vor diene er, wenn man anders feine Thaten vergelten mb | le, als ein Wohlthäter des ganzen Bolfs, dem er bir 1 her mit Bernachläffigung feiner eigenen Vortheile um Angelegenheiten genuzt habe, im Prytaneum auf bffen fiche Unfoften unterhalten zu werden. Er fey diefer de 1 fohnung weit mehr werth, als diejenigen, die zu Pfere oder Wagen Preife genommen hätten, weil diefe nm dem Scheine nach), er aber in der That feine Michte ger giücklich mache. Diefe unerwartete Erflärung brady te feine Nichter, wie fi) von Menfchen aus dem nie brigften Poͤbel vermuthen ließ, in eine folche Wuth, daf fie ohne weitere Ueberlegung und Umftände. ihn zum Te de verdammten, und Bürgfchafft verlangten, daß er nick entweichen wolle, welche Bürgichafft auch Krito leiſte te }). Er felbft wiederhohlte nach empfangenem Tode

urthei

a nn u

°) Plat. p. 14. »*) p. 14. 15. Plat. Apol, Socr. und Cicer. de or, J, 54. +) Plat. Phaed, p. 46.

\ -

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 493

rtheil noch einmal Fürzlich und ohne Klagen und Bors wirfe die Gründe der Nechrfertigung, die er den Richtern hon anfangs vorgelegr hatte, und fagte zu feinen Freun⸗ en, daß er gar Feine Urfache habe, jezt Fleinmürhiger nd niedergefchlagener, als vor feiner Verurtheilung zu yn, ba man von alle dem, deffen er beſchuldigt wors iin, nichts bewiefen habe *). Beine Blide, Bewe⸗ rigen, und Gang ftimmten vollfommen mit feinen ten überein **). Auf feinem Geſichte wohnte eben ke Ruhe und Heiterkeit, die feine Fremde an ihm ges ohne waren, und in de ganzen Perſon entdeckte han nicht die geringfte Spur von Schrecken über das hgefündigte Todesurrheil, oder von Furcht vor dem abe bevorftehenden Tode }). Als er. merkte, daß dig

nad) dem Sefängniffe begleitenden Freunde weinten; Tagte er fie mic tröftender Stimme: ob fie es denm Hehe ſchon laͤngſtens gewuft hätten, daß die Natur von vom Tage feiner Geburt an das Todesurcheil über ihn iißgefprochen habe? Nur alsdann würden er und dies enigen, die ihm wohl wollten, Urſache haben ſich zu bes täben, wenn er durch den Tod einer glücklichen ihm Beh; nähernden Zufunft entzogen würde; allein jezo koͤnn⸗ ur fie fich alle wegen feines Schickſals freuen, da er zurch den Tod allen Llebeln des tebens entgehe, die fich fonft über ihn würden hergewälgt haben. - Als Apollos

dor, einer feiner Freunde, fügte, daß ihn nichts mehe

känfe und betrübe, ald daß Sofrates fo unverdienter Weiſe fterben müffe , ftreichelte er das Haupt feines Sreundes, und fragte ihn lächelnd: ob er denn lieber fhen würde, daß er einen verdienten Tod ftürbe? Mur

' der

#) Xenoph. Apol. Socr. $. 24. “*) 9. 27. ib. I +) ib.

494 Siebentes Buch, Zweytes Capitel.

der Weiſe, der in den erſten Augenblicken ſeines genen Todesurtheils zu feinen ungerechten Richtern ohae Bewegung und Bitterkeit reden, der feine niedergefhls genen Freunde, durch eben fo wahre als fehone Berray tungen, aufrichten und in dem ihm eigenthümlichen us gefüchten Tone mit ihnen fehergen Fonnte, nur der ol I; war im Stande, von feinem trozig vorübergeferin ſ Seinde mit biefen Worten Abfchied zu nehmen: gi nicht der Mann fo ſtolz umher, als wenn er eine greis That verrichtet hätte, indem er mir bloß deßwegen ag Todesurtheil zugezogen, daß ich ihn erinnert habe, fh nem Sohne eine beffere Erziehung zu geben? Wien dorben und elend muß nicht der Mann feyn, wem a nicht einmal fühle, daß derjenige von ung beyden te k; Sieger fen, welcher von und die fhönften und evefle h; Thaten für die ganze, Ewigkeit ausgeübt hat”), Sobkrates wurde unmittelbar vom Gerichtöhofei E Gefängniß geführt, und gleich andern Miffechätem af Feſſeln gelegt. Er mufte aber nicht, wie es fonft wöhnlich war, gleich nachdem er, gerichtet worden, ba Giftbecher trinken, weil am Tage vor feiner Derurrke lung der Prieſter des Apoll das heilige Schiff hecräng hatte, welches die Athenienſer jährlich mit großem Joy pe und reichen Opfern und Gefchenfen nach, Delos fhih ten, um dem Gott für die glückliche Errertung des The ſ feus und feiner Gefährten zu vanfen**). Bon dem is genbliche an, in welchem dies heilige Schiff becraͤnzt mm de, bis auf feine Nücfehr feierten die Achenienfer ch allgemeines Entſuͤndigungsſeſt, an welchem fie ih Stadt reinigten, und ſich auch nicht einmal mit vos || i Die 1

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*) 6. 29. Xeroph. Apol. Socr. °s) Xen, IV, 8. P. 263. Plat. Phaed. P. 22.

peflchte des Sokrates und feiner Phil. ag5

e. von Mifferhätern oder Berürtheilten beflecken en. ‘Die Sänge diefes Feſtes hing-ven veraͤnderli⸗ Urfachen, nämlich von günftigen oder ungünftigen ben ab, wodurd) die Fart des Schiffes befchleus oder: aufgehalten wurde. . Diesmal dauerte es jig Tage, und eben fo lange. mufte Sokrates feine In tragen, und bie Vollendung bes über. ihn gefälls Iccheild abwarten. Dieſer ganze Zeitraum , der inen jeden andern eine furchtbare Verlängerung von sfchrecfen 'gewefen wäre, war für ben Sokrates eue Wohlthat, welche die Borfehung ihm erzeigte, ı fie ihm dadurch‘ Gelegenheit verjchaffte, . feine nde nod) im Guten zu flärfen, feine Tugenden gu hren, und den Zeitgenoffen ſowohl ald der ſtaunetz⸗ Nachwelt zu beweifen, daß die Ruhe, Heiterkeit, fd und Standhaftigkeit, die er bey feiner Verut« ng geäußert und behauptet. hatte, nicht unnatäclig eberfpannungen aller feiner Kräfte, ober Furz dauj Anftrengungen des Stolzes und der Eitelfeic, ſon⸗ Aus uͤbungen gewöhnlicher Tugenden geweſen ſeyen, m gar keine Muͤhe koſteten. Waͤhrend der ganzen ſeines Gefaͤngniſſes blieb er ſich immer gleich „. und -bemerfte nicht die aeringfte Beränderung weder in Reden, noch in feinem übrigen Betragen ). Er und unterredete fich, wie er font gethan hatte, einen Sreunden, die fi) alle Morgen verfammies und zu ihm hineinfamen., fo bald nur die Thür Befängnifles eröffnet wurde**). In den Stunden, Finfamfeit verfertigte er einen Lobgeſang auf ben , und brachte verjchievene Fabeln des Aeſop in 2, um einer wieberhohlten göttlichen ABarnung zu

oo ge⸗

Xen. l. e. | J Plat. in Phaed, p. 23. "

imuciyete er, daß bie Tonfunft , bie ihm ernp| be, die gemeine ober eigentliche Tonfunft ſey se alfo Aefopifche Mäprchen in Verfe, meil t Gedichte ſeyen, da in ihnen nicht bie wirflic ſondern erdichtere Perfonen, Reden, Hanblu Begebenheiten gefchildert würden. Ihm entw send der ganzen Zeit feines Gefaͤngniſſes nid ringfte unzufriedene, klagende, ober Fleinmüci der Miene, und er war fo volltommen Ser Empfindungen : und Bewegungen feines Esı man an ihm Feind von ben äußern Zeichen vo Feit und Ruͤhrung wahrnahm, welche felbft fir ihrem Weiſen ald unwillfüprliche Regunge viſchen Natur erlaubten, und die auch feiner be gebohrner ihm zur Schwachheic würde a haben, wenn bie unwiderſtehliche Macht ver ſe durch die häufigen Ausbruͤche des Schm Tehroͤnen und Wehklagen feines Weibes, feiı und Freunde hervorgelockt hätte.

Nichts war natürlicher , als daß währen fangroierigen Sefängniffes in den Schuͤlern d

t

Seſchichte des Sokrates und feiner Phil. 497

B fo viel Selb Her, ald zur DBeftechung bes Gefans waͤrters nothwendig war; und alle übrigen waren bes ihr ganzes Vermögen für ihren Meifter aufzuopfern. wurden daher alle Anftalten zur fichern Entführung Sokrates gemacht, und es fehlte weiter nichts, als Einvoilligung deſſen, den man retten wollte, Um zu erhalten, ging Krito , der ältefte und vertraus unter den Freunden des Sokrates früh Morgens leztern ins Sefängniß, und zwar an eben den Tage, yelchem man glaubte, daß das heilige Echiff, was ı bey Bunium lag, nach Athen fommen würde, o fand den Sofrates in einem füßen und tiefen lafe, und ließ fich ruhig an feiner Seite nieder, bis Sreund von felbft erwachte. (Er bezeugte ihn fein underndes Erſtaunen über die Ruhe und Gelaffens womit er fein Schieffal ertrage, fagte ihm, daß heilige Schiff vielleicht heute in den Piräus einlaus und daß alfo der folgende Tag der lezte feines tebens würde. "Endlich ftellte er ipm vor, daß er den Ge⸗ en ‚..einen Bertrauten zu verlieren, vergleichen er wiederfinden würde, nicht ertragen fonne, und daß. aher Mittel gefucht und gefunden habe, ihn der Nas feiner Feinde zu entziehen. Selbſt die Befürchtung, ‚viele, die weder ihn, noch den Sokrates genau nen, denfen möchten, daß er feinen Freund hätte en fonnen, wenn er nur etwas Gelb hätte anwen⸗ wollen, feloft diefe Befürchtung habe feinen Eifer euert, und er , Sokrates, koͤnne daher, wenn er le, ohne Gefahr aus dem Gefängniffe herausgeben; h muͤſſe er fich bald entfchliegen, weil alle Bemühuns ı feiner. Sreunde fruchtlos ſeyn würden, wenn man fommende Nacht. ungenuzt vorbengehen ließe. Als ofrates fi) gegen den gerhanen Vorſchlag wenig ges igt bezeigte und dem. Kritg antwortete, daß man -fich 3 die Urtheile des großen Haufens nicht befümmern

Zweyter Band, Ji muͤſſe,

498 Ciebentes Buch, Zweytes Capiil"

muͤſſe, weil zwar in Bande fegen, verſagen ud —— ——— Bass N rigen koͤnne; Indem er nicht im Stande fen, aud) einen einjigeri Menfchen in einen Weiſen ober

miufchaffen, drang Krito in “den Softates mit

t darbieten um en Fo

*e, Wende richt ein, fagte er zu ‚feiner wolbetfpefing

wm Lehrer, daß bie Cinfophanten mich und d \

ern ſagteſt, daß du, wenn bu nicht länger in bein Vaterſtadt bleiben koͤnnteſt, gar nicht wuſteſt, du dich wenden, ober was bu mit bie anfangen folltil Gewiß wird man dich allenthalben, wohin bus Fonm wirft, mit Freuden aufnehmen, und wenn du Suft hafldk nach) Tpeffalien su gehen ; ſo kann ich dich vielen möcht gen und angefehenen Freunden in diefem bande empfe 1en , die Dich hoc) ſchaͤzen, und gegen einen’ jeden Schuz nehmen werden. Du fcheinft mir darin fo At "unrecht zu handeln, daß bu ein Berräther beiter fe werben‘, und dic) freywillig in das Verderben ffir willſt, in welches deine Feinde dich bringen möcht Ja, wenn du jezo, da bu dich noch retten Fannft, Dei Wevohifart vernachläffigft , fo wirſt du ein Werräck deiner ve Rinde werden, es nicht genug wa „mu zeugen, ſondern bie du auch erziehen, und gu mil 2 pen Bürgern ausöliden follteft, Durd, Beinen Fir

Beſchichte des Sokrates und ſeiner Phil. 499

wirſt du ſie, ſo viel an dir iſt, allen den Uebeln antworten, denen verlaflene‘ vaterlofe Waiſen ausge⸗ ſind. Endlich muſt du auch dieſes bedenken, daß (8 ein Mann, der ſich feinem Vorgeben nach waͤh⸗ ſeines ganzen Lebens der Tugend befliſſen hat, nicht nigen Weg wählen mußt, der dir der leichteſte ſcheint, sen den ein ſtandhafter und rechtſchaffener Mann en würde. Wäre alſo auch der Meft deines Lebens Stone und von Freunden und allen den Deinigen ent die eine Laſt; fo muft du Diefe taft aus Sorge deinen und deiner Freunde guten Namen tragen.

w wird nicht alle Welt ed dir und uns zu einer lichen Feigheit und Michtswürbigfeit auslegen,

wir deine Anklage haben anhängig werden, daß wir haben verurcheilen und zulezt binrichten laſſen, da alles diefes Hätten zurückhalten können ? Gib alfo, e Sokrates, meiner Bitte Gehör, und ſuche nicht Ausflichte oder Vorwaͤnde hervor. Sokrates

» pieje Borftellungen feines Freundes mit der größe Ruhe an, und danfte ihm für den guten Willen, ee für fein Beſtes beweife. Allein du wirft es, ers erte er dem Krito mit feiner gewöhnlichen Sanft⸗ 3, du wirft es mir doch nicht übel nehmen, daß ich wie fonft, meinen Freunden nicht anders nachge⸗ als wenn Ic) ihre Meynungen und Gruͤnde für befr ind ftärfer, als die wmeinigen, halte. Keiner von Grundfäzen, die ich bisher für wahr gehälten habe, wech) die lezten Begegniſſe erfchürtere worden ; fie nen mir noch immer das, was fie fonft waren, und wollen fie daher mit derren, die du mir jezo vorge en haft, vergleichen, um zu fehen, welche die rich⸗ en find. Laß und zuerft von dem Werthe ver Urs le anderer anfangen. Du wirft mir doch noch immer ben, dag man fich nicht um alle, fondern nur um bie geile weiſer und tugendhafter Maͤnner, und vorzuͤg⸗

nn Sie oo. u lich

Samen jucen Jensen mw anwarwnen Toapse [wage oder gar mit einer Franfen verunftalteten Se men zu leben. Alles dieſes vorausgeſezt, frag ob wir recht handeln werden, wenn wir diejei nich aus dem Sefängniffe entlaffen wollen, durc cheleyen und Gefchente beftechen; und wenn di äft, ob es micht beffer fey zu flerben, als I hun. Wenn wir hieran im geringften zwey ung in wenigen Tagen aus allen unfern vorig zeugungen und Grundſaͤzen herausſchuͤtteln fa ‚wie beyde alten Männer alsdann nicht Kin lich, die immer anders handeln, als fie seven ihren Neben oder Handlungen ſich immer ung!

iehft du es nicht felbft ein, daß, wenn wir.c wiſſen und Willen unfere Baterftadt durchgin algdann andere, und zwar gerade biejenigen würden, die wir am wenigſten beleidigen follte wenn dir biefe Frage nicht gleich verſtaͤndlich iſt die vor, daß uns auf unferer Flucht das Bate feine Sefege begegneten, und wis mit der Fra ten: Was haft du anders im Siane, Sofratı viel an die iſt, die ganze Stadt und Ihre Geſe

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. sor

rmwiebeen : was haben wir bir benn gethan, Sofrateß, du uns zu Grunde zu richten füchft ? Haben wir bie icht das Dafenn gegeben, oder findeft bu etwas an den Zefezen zu tabeln, nach welchen dein Vater, deine Mut⸗ r gebeirathet, und dich mit ihr erzeugt hat? Dber ges len dir etwa die Geſeze nicht, nach weichen bu bift ers gen und in allen nüzlichen, freyer Männer würdigen en, und Kenntniffen unterrichtet worden? Und yeran ich alle dieſe Geſeze nicht anders als billigen koͤnn⸗ e, würden fie denn nicht mit allem Nechte fortfahren: seil du nun unter unferm Schuze bift geboren, erzogen mb ausgebildet worden, bift du denn nicht gleich dei⸗ en Borfahren unfer Kind und unfer Knecht, und wenn dleſes zugeben muſt, wie fannft bu denn verlangen, du mit uns völlig gleiche Rechte Habeft, und daß bie uns eben das erlaubt fey, was und gegen dich ers ift? Du wuͤrdeſt ja nicht einmal deinem Dater, fer deinem Seren, wenn bu einen folchen hätteft, daB bieder thun dürfen, was er dir thaͤte, nicht wieder Hmaͤlen, wenn er fehmälte, nicht wieber fchlagen, wenn ſchluͤge; wie viel weniger alfo kann bir dieſes gegen san Baterland und feine Geſeze geftattet ſeyn? Wenn Nr dich alfo auch töbten wollen, würbeft du, wenn bus rabers ein guter Bürger und rechtfchaffener Mann waͤ⸗ , uns wieder zu verderben fuchen müffen ? Ober ft du vielleicht einer von den Weifen , welche nicht lauben, daß das Baterland heiliger und verehrungss oͤrdiger, als Bater, Mutter und Vorfahren fey, daß B ben den Göttern und allen vernünftigen Menfchen mehr gelte, und daß man dem zuͤrnenden Vaterlande dehr, als einem zürnenden Vater nachgeben, und es in Ehren halten müfle? Daß es alfo auch Pflicht fen, Bes zu chun und zu leiden, was es gebeut: ed mag. un Seißeln oder Feſſeln anlegen, oder in ben Krieg um Tode und zu Verwundungen führen wollen : dag Ji 3 man

je "son Seienes Bu Zueegteb Eapii:

enan im Kriege und Zrirten niemels den Pag, es und geftelit Gabe, verlaften, und daß

Sch

nur geben konnten, tpeilhaftig gemacht haben, 3 ben nichts deſto weniger dir, voie einem jeden Adl fer die Frenelt gelaffen, mit allen feinen Ortern gehen, wohin er wolle, wenn wir ibın-efwog Sen follten. Bleibt alfo jemand fo lange, daß er d wie ben uns gerichtet und andere Öffentliche Gel und Aemter verwaltet werden, fennen zu lernen ge hat, fo nehmen wir billig an ,- daß ein-

Bürger durch die That felbft darein gewilligt I habe Das zu dm ; was wir von ihm wer alsdann ungehorfam ift, den halten wir —* fach ungerecht: daß er uns als feinen Erzeugen gefolgt iſt, daß er uns als feine Erzieher verackt und endlich daß er uns nicht wie er verfprochen gehorcht, oder wenn wir fehlen, uns zu belehren hat, Wir befehlen ja nicht auf eine rauhe umt Urt, fondern wir verlangen, daß unfere Bürg gehorfam ſeyn, oder uns auch zurecht weiſen and Feines von beyden würdeft du chun, wenn d führteft, was du.dir vorgenommen haft. Unte Athenienſern iſt aber Feiner, der beydes zu thun cher angelobt hat, als du. Haͤtten nicht wir un ze Stadt bir vor-allen andern gefallen, wuͤrdeſt d wohl, gleich Blinden und Lahmen, ſtets in unſern Bere gehen, m oder Dich verheirathet und

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 503

zeugt haben? Selbſt noch während beiner Anklage itteſt du das mit unferm guten Willen thun fonnen, . a8 du jezo wider unfern Willen zu thun gebenffl. Das - als prahlteft vu, ald wenn du den Tod der Verweiſung jezögeft, und nicht unmwillig werden wuͤrdeſt, wenn du sch am Leben follteft geftraft werden; nun aber vers mgneft du deine Reden, und thuft, was der efendefte Sclav nicht thun würde. Du läufft wider alle Ders raͤge und Verſprechungen weg, nach welchen du angelo« et hatteſt, unfern Befehlen zu gehorchen. Alle Diefe dertraͤge brichft du nicht aus —8 oder weil man dich intergangen, ober weil man dir nicht Zeit genug gelaſſen itte, fie gehörig zu überlegen, fonbern nach einem Als e von fiebenzig Sahren, in welchem du dich unzählige al, wenn dieſe Berträge dir unbillig fchienen, entfernen santeft. Folge daher unferm Nach, und bu wirft ges 6 weder dich ſelbſt veraͤchtlich, noch deine Freunde soläcklich machen. Eine natürliche Folge deiner Fluche Irde diefe ſeyn, daß du deine Freunde in Gefahr feze it, ihr Dermögen und ihr Daterland zu verlierenz ad du felbft, mern du in eine der benachbarten Städte, ich Theben oder Megara, Fämeft, wuͤrdeſt allenthal⸗ a old ein Feind und Verderber der Geſeze verdächtig erden. Du wuͤrdeſt gewiß die Meynung beſtaͤtigen, deine Mitbürger dich gefegmäßig verurtheile, und dis auch die Jugend verdorben hätteft; denn wer bie efege umwirft, kann auch ſehr leicht unbefonnene und wache Menfchen verderben. Wenn aber diefes auch de gefchähe, würdeft du wohl unverfchämt genug ſeyn, ch immer fort zu lehren, daß Tugend und Gerechtige t die größten Güter der Menfchen fenen? Wollteſt aber die Städte, in denen die Geſeze beobachtet wers

rt, und in denen bie am beften gebildeten Menſchen > finden, meiden, wäre es dann auch noch ber Mühe erh, das teben zu behalten? Geſezt alfo, bu kaͤmſt Tg nach

WgieIs Wyefege uori iixixia quiixa. umge a daß du allen Menfchen ſchmeicheln und dienen Vielleicht aber fagft du, daß du deßwegen möchteft, damit bu deine Kinder erziehen ur tönnteft. Und auch diefe wollceft du aljo in ein and führen, damit fie gleiche Umwürdigfeiten n tragen lernten? Willſt du fie aber in Achen fen, wie fannft du dann daran zweyfeln, t Freunde fid) ihrer eben fo gut annehmen werde du in den Wohnungen abgeſchiedener Seelen, du in Theſſalien feyn wirft? Höre uns alfo noc Sokrates, und ziehe weder deine Kinder, no ben, unfern Befehlen vor, damit du nicht, als räther deines Vaterlandes, deiner Freunde u ſelbſt, in eine andere Welt übergeheft, und v Brüdern eben fo hart empfangen werbeft, als dich) zärnen würden, wenn du uns übertreren |

- Mic diefen Gründen brachte Sofrated ben ! dem Vorſaʒ zurück, feinen Freund der Stra ſeze zu entziehen *).

Beſchichte des Sokrales und feiner Phil, 03 Sokrates blieb nicht bloß bey dem Gedanken des ß bevorſtehenden, ſondern auch bey dem ruͤhrenden feierlichen Gepraͤnge des nunmehr heranruͤckenden | Sis Todes

nigften ſchonte. Als aber die Tyrannen ihm befahlen, den Leon zu ergreifen, bebachte er ſich nicht einmal, ob er diefe (händliche That unternehmen follte, ungeachtet er wuſte, daß feine Weigerung ihm den Tod zuziehen koͤnnte. Allein was lag ihm baran', da er nicht fein Leben, fondern feine Rechtſchaffenheit erhalten wollte, bie weber mit Gewalt zu bezwingen ,. noch durch Raͤnke zu überliften iſt? Als er ferner vor Gericht land, um ich gegen eine Tobeſsanklage zu vertheidigen; betrug er ch wohl als einen Mann, der Fran und Kinder hatte? ud ale er den Biftbecher trinken folke, hörte er ba wohl die Stimme bes Krito, der ihn bat, fi) doch um feiner Kinder willen zu retten? Dachte er wohl an ets was andere, als wie er feine Tugend, nicht fein Leben bewahren wolle? Es war ihm nicht barıım zu thun, feinen Leib, ſondern das zu erhalten, wodurch der Abdel der Seele behauptet und vermehrt wird. Sokrates wollte fein Leben nicht durch eine Schandthat erfaufen, er, der feine Eiumilligung nicht gab, als die Athenien⸗ fer fie verlangten, er, der die Tyrannen verachtete, um» auf eine ſolche Art von Tugend und Mechtfchaffens beit redete. Es ging ihm, wie guten Schanfpielern, bie oft ihren guten Namen mehr retten, wenn fie nicht fpielen, als wenn fie zus Unzelt fpielen. ber was werben nun feine armen Kinder anfangen? Wenn ich nach Theſſalien gegangen wäre, würdet ihr euch uns ſtreitig ihrer augenommmen Gaben, uud jezo, da ich in den Top gehe, folltet ihr fe vernahläffigen? Wie verfügt er den Tob, oder vielmehr wie fpielt er nicht mit bemfelben? Wären ic und du am feiner Stelle ge wefen; fo hätten mir gleich gedacht, daß man biejents gen, die uns Unrecht thun, wenn es nicht anders ſeyn . „inne, durch Unrecht abzuhalten ſuchen muͤſſe. Wir wuͤrden überbem noch überlegt haben, baß wir, wenn wir am Leben blieben, noch vielen, und wenn Pr fiur⸗

- redete am Tage feiner Hinrichtung, ba er den

| ‚ine Zeitlang warten, a Cora ar m xi⸗s

oh oben Vuch 2

| Auflöfung ihrer Natur, noch. —**

. Siermel. erhoben werden ®) | | verfammleten ſich ſeine Freunde vor un Sefänonile

2 uns, wenn wir gefonnt hätten, durch eine jede DJ

Tedes wmerfjättert, das oft den —— ne gkeit der fefteften Gemäther brad) ‚-

gen der Zerftörung des Corpers fürchteten. 52

Becher faſt ſchon in der Hand hielt, nicht nur mit a ner gewoͤhnlichen Ruhe und Unerſchrockenheit, "Forbes auch mit einer ungewöhnlichen Heiterfeit und- Erhebung der Seele, fo daß es fchlen, als wenn er nicht: oe eine äbetliche Sügung in den Tob ginge, und als wei: er niche in's Grab follte ——— in *

fruͤher, als ſie ſonſt gethan hatten.

z - heben; Niemanden nuzen kannten wie *

nung oder Rize gerettet haben. Wo waͤren dann auf biefe geblieben ? Wuͤrden wir nicht andern Menfden viel mehr genuzt haben, wenn wir geſtorben woäres, wann und wo wir follten? Sokrates begluͤckt jezo ik fpäteften Nachkommen durch die Erinnerung oder:bel Andenken deſſen, was er vor ſeinem Tode geſagt u gethan hat. ö, Gieer. Tufe, quael, J. 20: . Plat. in, Phacd, „P- 3% Ds adews eu Yeryasms ‚ETEAEUTEG, ze MM > gapısaches wnewov und es ads vr are "ers MOIGauS“ vevari , Kos [— "reafen, TIs mWnoTe na ados. - .. Mon. IR. IT. p. m. 138. Et qui ne recognoiffe @ luy, non ‚feulement de la fermet&, & de la con ce (C’etoit fon afliette ordinalre que celle 12) mas encore je ne fcay quel contentöment nouveau & um * ‚allegreffe enjouße en ‚fer propos &. facone den

[ a me 4 ZU WEL En

Gefſchichte des Sokrates und feiner Phil. 507

ines Lebens, wie dieſes in Athen gebräuchlich mar, von en dazu beſtellten elf Maͤnnern ſeiner Feſſeln entledigt urde*). Als aber bald nachher der Gefangenwaͤr⸗ r ihnen erlaubte, daß fie. jezo ihren Freund. beſuchen biinten, wurden fie von der Xantippe, die nebft einem jrer fleinen Söhne an der Seite des Sofrates ſaß, nie einem Fläglichen Jammergeſchrey und ver Ausrufung inpfangen, daß fie jego den Sofrates, und Sofras es feine ‘Freunde zum leztenmale fähe. Der erhabene Weiſe fah den Krito mit einem bebeutenven. Blick an, ind bat, daß doch einer von ihnen feine Gattinn nad) Hauſe bringen möchte. Kantippe wurde baher unter autem Geheul und heftigen Schlägen auf ihr Geſicht and Bruſt weggeführt. Indem dies geſchah, zog So⸗ rates fein Dein in die Höhe, und fagte, indem er es rieb: Welch ein feltfames Ding, meine Freunde, iſt es um das, was bie Menfchen Bergnügen nennen, und wie wunderbar verhält es fich zu dem, was fein Gegen, ſoz fiheine, nämlich zum Schmerze? Beyde laſſen fich nicht zugleich im Menſchen vereinigen, und doch, wenn er. das eine verfolge oder nimmt, muß er aud) das ans bere nehmen, ald wenn fie an einem einzigen Gliede zus fammenhingen. Hätte Aeſop diefed bemerkt, fo würde x Daraus wahrfcheinlich den Stoff zu einer Fabel genom⸗ men haben, daß nämlich die Gottheit diefe mit einander ſtreitenden Feindinnen hätte verfühnen wollen, und ba ie diefes nicht gefonnt, daß fie wenigftens ihre Enden zuſammen gebunden hätte. Aus diefem Grunde folge immer, menn man das eine hat, auch Das andere nach, wie ed auch jego mir geht. Denn da mir vorher bie Seffeln Schmerzen verurfachten, fo ſcheint jezo das Der

gms

une D —3 B

®) Plat. in Phacd, p. 28

5

ahgen nachzufolgen *). Diefe Beob a en

emacht Hatte, ‚führte alsdann zu g endlich

wi igten. 6 aber derjenige, der dem wos befäffigten aber derjenige,

008 den © reichen follte, merfte, da; diefer m

ae ln nn hm Ba, fich nit er Gefahr

a ae müffen. -- @

tes dankte ihm für die Warnung, fuhr aber nichte ſtoweniger in bemfelbigen Tone fort, und bat ihn

viel Oift zujübereiten, daß genug ba. wäre,

auch zwey bis dreymal trinken muͤſte **); Mähtend

Fer Unterrebungen waren feine Freunde nicht ſo

Mifchung von Freude und Schmerz, die in ihnen bob tachen und bald Thränen hervorbrachte. Sofrates fürt] die Einwuͤrfe feiner Freunde mit eben der Aufmerffi keit und Gelaſſenheit an, womit er fie fonft aufgenotie

men hatte, und als Kebes und Simmias ſich n

{gm ihre Gedanken zu eröffnen, weil fie fürchteten, n ß 1 —— ——

®) Montagnel.c. Ace treſſaillir, du plaifir qui ft J Nraier fa jambe, apr&s que les fers en furent der accufe-t-il pas une pareille douceur & joye fon ame, pour eftre desenforg&e des incommodikt paffees & A meme d'entrer en cognoiflance des chola

PR —— in Pbacd, p. 24.

» ib. p 21.

2

Seſcichte des Sokrates und feiner Pfil. sog

feiner tage beſchwerlich zu fallen, ‚lächelte er freund⸗ > und fagte zu ihnen *): Wie ſchwer würde es * werben ,. andere Menfchen zus überzeugen, daß ) den mir zugeftoßenen Zufall für Fein Ungluͤck hal⸗ ‚, ba ich euch, meine Lieben, nicht einmal bavon erzeugen fann! Indem ihr glaubt, daß ich jezo ebrüßlicher fey, als ich in meinem vorhergehenden tes n war, ſcheint ihr mir in Nückficht auf Weißagungss emdgen oder Borherfehungsfraft nicht einmal fo viel, 8 den Schwänen zuzutrauen. Nenn biefe ſich dem ode nahe fühlen, fo fingen fie viel mehr und fchöner, 8 fie fonft ehaten, weil fie fi) freuen, daß fie zu dem zotte gelangen werben, beffen- Diener fie find. Die archt der Menfchen vor dem Tode iſt Lirfache, warum ebie Schwäne belogen, und ihnen nachgefagt haben, 16 fie voll Betruͤbniß ihren nahen Tod bejammerten. )Reſe folfchen Ausleger bebachten nicht, daß weber die dachtigall, noch die Schwalbe, noch irgend ein anderer ogel fingt, wenn ee Schmerzen leidet, und daß man fes alfo auch nicht von den Schwaͤnen vermut ine. Als Geheiligte des Apollo fchauen fie in die I tft, und fehen alles das Gute vorher, was ihnen nach em Tode bevorfteht,, und nur deßwegen freuen fie ſich d fingen an ihrem Sterbetage mehr, als in ihrem eügen Leben. Auch ich glaube ein Mitknecht ver chwaͤne und ein Prieiter deffelbigen Gottes zu fenn. gleich) hoffe ich, daß ich nicht weniger weißagend bin, » fie, und auch nicht unlieber aus diefem Leben abſchei⸗ x werde. Ihr Fönnt deßwegen fagen ober fragen, was * wolle, fo lange es noch) die elf Männer ver Athe⸗ einſer erlauben. Auf diefe Berficherung brachten Sims | mias

a 1 N

*) p. 33. 34. in Phacd,

sı0 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

mias und Kebes ihre Einwuͤrfe vor, und als er dieſe ge hört hatte, legte er jeine Hand auf Das Haupt bes neben ihm figenden Phädo, und fagte zu ihm, inbem er, wie -fonft, mit feinen Haaren fpielce: Diefe fehönen Haar,, mein Sreund, muft du noch heute abfchneiden, und id will deßaleichen thun, wenn uns unfere Lieberzengumg von ber Unfterblichkeit der Seele geraubt werben follte, Wenn ic) in deiner Stelle wäre, fo würde ich, wie die Argiver, ein Geluͤbde chun, nicht eher meine Haar wieder wachfen zu laſſen, als bis id) die Gründe ve Kebes und Simmias überwunden hätte. Cr ermm terte hierauf den Phädo zum muchigen Kampfe, warıt feine Freunde vor dem Haſſe der Vernunft, und ale Bernumfefehläffe, welcher der Menfchenfeinbfchafft äer lich ſey, und eben wie dieſe entſtehe, und erflärte, baf er aus allen Kräften für feine Meynung ftreiten werke? nicht bloß, um die Ehre zu haben, feine Zuhörer überzeugen , fondern auch um feiner ſelbſt willen. Dau wenn feine Behauptung wahr wäre; fo fey es immer" ſchoͤn, eine fo troftreiche Wahrheit zu erfennen. Wär’ fie aber auch falfch; fo würde der bald mic ihm ſterbende Irrthum nicht allein nicht ſchaden, fontern ihm menig ftens das Sterben erleichtern, und feinen Freunden dad Anhören kleinmuͤthiger und befchwerlicher Klagen erfpw | ren. Uebrigens follten fie bey feiner Vertheidigung gas ff} nicht auf ihn, fondern allein auf die Wahrheit fehen, follten ihm alle ihre Zwenfel und Gegengründe freymb FF - shig offenbaren‘, und ſich in Acht nehmen, daß er nick Ei auss Eifer für feine Sache fie und auch ſich felbft hintex A sehe, und gleich einer Biene fterbe, nachdem fie ihrn F' Stachel in einer gemachten Bunde zuruͤck gelaffen habe, Als nun Sofrates alle feine Gedanken über die Unſterb⸗ lichfeit der Seele und ein anderes Leben vorgetragen, und f| alle. Einwuͤrfe feiner Sreunde beantwortet hatte, ermahm k es biefe noch zulezt, ſtets Danach zu fireben, ihre Gel " | in

Seſchichte des Sokrates und feiner. Phil. 5u

nie dem ihnen eigenthuͤmlichen Schmuck, mit Mi, it, Gerechtigkeit, Standhaftigfeit und andern Tu⸗ en, zu ſchmuͤcken, weil fie alsdann mic frohen Hoffe gen der Zufunft entgegen gehen koͤnnten. Ihr alle, » ee zum Kebes, Simmias und den übrigen, müßt eder zu feiner Zeit eben den Weg wandeln, den ich jezo nwerbe. Allein mic) ruft jezo, würde ein tragifcher jter fingen, mein Verhaͤngniß, und es ift Zeit in’s zu gehen, das ich noch vor meinem Tode nehmen um nachher den Weibern nichts zu fchaffen zu mas Nach) diefen Worten fragte ihn Krito, ob er niche oder feinen übrigen Freunden in Anfehung feiner ver ober auch anderer Angelegenheiten etwas zu bes n und aufzutragen habe? Nichts neues, mein tie antwortete er, als was ich euch immer gefagt habe, ihe, wenn ihe Sorge für eure Herzen tragt, auch Berfprechungen, meinen Willen erfüllen, und re Rinder und euch feloft glücklich. machen werdet. m ihr Hingegen euch felbft vernachläffiget, und nicht u nach dem lebt, worüber wir jezo und auch fonft et haben; fo werdet ihr alddann aud) die heiligften bde und Berfprechungen nicht erfüllen, die ihr jezo en fönnter. Was meine Beerdigung betrifft, fuhe et, denn auch darüber wurde er befragt, fo koͤnnt e einrichten, wie ihr wollt, wenn ihr mid) anders n Eönnt, und ich euch nicht entwifche. Ich Fann, er mit einem fanften fächeln, den Krito nicht übers n, daß ich der Sofrates bin, der jego mit euch t, und feste alddann die übrigen Worte‘ hinzu, h oben angeführt habe. Als er dieſes gefage Hatte, er in ein befonderes Zimmer, um ſich zu wafchen, nahm nur allein den Krico mit fich; die Übrigen bat ruͤck zu bleiben. Nach dem Babe ließ er feine Kin⸗ nd Weiber vor fi) Fommen, fagte ihnen in Gegen⸗ des Krito, was er ihnen noch zu jagen hatte, vagın als⸗

sim Giebented Buch, Zweytes Capltch.

dann Abſchied, und Fehrte gegen Lintergang ap Same ju feinen übrigen Sreunden zurüd. Bon ® fem Augenblide an redete Sofrates nicht viel nicht weil er alle feine Kräfte und Aufmerkſamkeit brau um fein Gemürh in der bisherigen lage zu erhalten, weil er fich ſelbſt fo erweicht und gerügre fühlte, de . alle Reden und andere Beranlaffungen zu unmaͤnn a Erweichungen Hätte vermeiden muͤſſen, ſonde fein Seift fchon in befferen Welten ſchwebte, und A Vorgenuß der Freuden empfand, in welche er may, & eingehen follte. . Auch blieb ihm nicht einmal Da⸗ * ‚ansfährlichen Geſpraͤchen mehr übrig. Denn nachdem er zu feinen Freunden zurädgefommen 1 meldete ihm der ‘Diener der elf Männer, daß es mm mehro Zeit fen, den Giftbecher zu trinken. Du mi mir gewiß, ſagte er zum Sokrates, nicht fo —* wie andere, die mich verfluchen, wenn ich Ihnen a meiner Obern anfündige, baß fie fterben miße Sich habe dich, die ganze Zeit her als den flanbhafteim kr mildeiten und beften unter allen denen erfannt, weil ihre Thaten oder ihr Unglück hieher gebracht haben, müh,, ich bin überzeugt, daß du auch jezo nicht auf mich ji unen werbeft, da es dir bekannt ift, daß nicht ich, dern andere fchuldig find... Du Fannft leicht venkake: weßwegen ich zu dir fomme; lebe wohl und ertrage bie; Schickſal fo leicht, als es nur möglich ift. Inte, diefes fagte, wandte er fich um und ging mit weint Augen weg. Sokrates rief ihm das lezte bebewehl nad, und verfprach zu thun, was er ihm befohlen hatt Wie gutartig, fuhr er zu feinen Freunden fort, it fer Mann! Er Hat mic) die ganze Zeit meines Gefly nifles über oft beſucht, und freundlic) mic mir gerad h und wie theilnehmend bemeint er nicht je;o mein Sci fal! Laßt uns aber thun, was er gejagt hat; ſorged⸗ für, wein Krito, daß jemand das Gift bringe, neu 9

Beſchichte nes Sofcates und feiner Phil. sı3 |

hon gerieben ift, oder wenn dies noch nicht. gefche, ft, daß ed gerieben werde. Die Sonne, antıvors Rrito, glänzt noch an den Häuptern der Berge, ft noch nicht untergegangen ; eile alfo nicht, indem‘ ch Zeit genug haft. Ich habe viele gefannt, die fpät gegeffen und getrunfen, und mir denen, wels e fprechen wollten, geredet haben, ehe fie den toͤdt⸗

Trank zu fid) nahmen. Sich glaube wohl, erwies Sofrates, daß andere gethan haben, was bu far

ich werde aber nicht fo handeln, weil ic) nichts, erbienten Spott gewinnen würde, wenn ich aus elenden Begierde nad) einer Frift von wenigen Aus icken das Gift etwas fpäter tränfe *). Als Krito $ Horte, winfte er einem Sclaven, der das Gift

und denjenigen herein führte, der ed dem Sokra⸗ eichen follte. Sobald Sofrates diefen Mann ers e, gruͤßte er ihn, und fagte ihm, was muß ich , guter Freund, wenn ich den Becher ausgeleert ? Nichts weiter, antwortete diefer, als herum⸗ n, und did) niederlegen, wenn deine Beine ſchwer werden anfangen. Mit diefen Worten reichte er Dem 'entes das Gift, und diefer nahm es willig, ohne ern und ohne die geringfte Beränderung von Farbe: Mienen hin. Er heftete feinen Blick mit der ihm öhnfichen Feftigfeit auf den Mann, und fragte ihn, wohl glaube, daß genug da fey, um den Görtern. 18 ausgießen zu koͤnnen, und als diejer es verneinte, ® er fort; Gut, mein Freund! es iſt aber dennoch ers on laubt,

N

) Lieraus entſtand wahrſcheinlich die Sage, Muſon. op, Stob. Serm. p. 20. daß Sokrates gleich an dem erften von drey Tagen, die er zu leben gehabt habe, geſtor⸗ ben fey. |

Zweyter Band. Re

rg -Bieentes Birch, Zweytes Capitel, . . | laubt, und recht die Götter anzufleben ‚daß fie men Ä

s Sn

- fal des Sofrates, fondern fein eigenes und feiner Frennbe

mit unauöfprechlicher Ruhe und Sanftmurh gu Ike

Hinreiſe begluͤcken wollen. Ich bitte alfo darum, und ||

‚. hoffe, daß fie meine Bitte erhören werden. Kaum |, | . hatte er diefes gefagt, als er das Gift langſam und ruhi |,

\.." Hinuntertranf, Bis hieher waren noch viele feiner 9 |; 7" genwärtigen Sreunde im Stände gewefen, ihre Thräne I,

zuruͤck zu haften. Als fie ihn aber trinken fahen; floffen I, ihnen allen die Thränen ſtromweiſe über Die Wange herab: einige verhüllcen ihr Antliz, andere veränderte | ihre lage und Stellung, um ſich dadurch tuft zu me ji chen, noch andere endlich brachen in ein Tautes Wehtter |, ‚gen aus; allein Feiner beweinte und bebauerte Das Schib I.

Schickſal. Sofrates war der einzige, deſſen Aeh trocken und deſſen Geficht nicht durch Betruͤbniß mir

‚Klagen verzogen war. Er ftillte oder befänftigre ie k Thränen und das Gefchren feiner Freunde; Inden /L

fagte: Was macht ihr denn, ihr lieben wunberbam f eure! Auch bewegen habe ich vorher die Weiber wyln, geſchickt, damit fie uns nicht auf eine ähnliche Art bel, : unrubigen follten. ch habe gehöre, daß man un frölichen Zeichen und glücflichen Worten und Segme gen fterben muͤſſe. Seyd daher ruhig und ermant euch. Dicht lange nachher merfte Sofrates, daß fe y Beine ſchwer wurden: er legte fich alfo nieder: fühlt allmälich feine Füße und feinen übrigen Leib bie ans Sg erfalten, und fagte Fur; vor feinem Tode: Wir fr dem Yesculap noch einen Hahn fehuldig: opfere ihnje und vergeßt es nicht! Dieſe waren feine lezten Norte denn als Krito ihn fragte, ob er nicht nod) fonft etmd zu beftellen hätte, antwortete er nicht mehr, und @ fchied nach einigen Augenblicken.

Sao ſtarb der Defte der Menfchen ven ſchoͤ

und gottgefälligften Tod, wie er das ſchoͤnſte und gm ı+

Geſchichte des Sofrated und feiner Phil. sız

Fälligfte Leben geführt hatte”). Seine Freunde trauer» ı um ihn, wie verlaffene Waiſen um ihren Bater **); d vermißten in ihm ben weifeften Rathgeber, ben ften Sehrer, den wärmften Freund, und den ficher, - n Führer zur Gluͤckſeeligkeit **). Sie swenfelten it Recht, daß ed einen beffern und glüdlichern Mann geben habe, und forderten diejenigen, die dieſes niche wbten, auf, ihre Helden mit dem Sofrates zu vers eichen, und alddann den Ausfpruch zu thun F). &os ates, heißt ed beym Kenophon FF), mar fo fronmg 6 er nie etwas ohne oder miber den Willen der Götter at; fo gerecht, daß er nicht allein niemanden ſchadete, nbeen allen denen, welchen er Fonnte, ſo viel als moͤg⸗ h zu nuzen fuchte; fo mäßig, daß er niemals das Ang nehme dem Nuͤzlichen vorzog; fo klug und verftänbig, ß er niemals fehlte, und auch feines andern Rath auchte, um das Gute und Pbfe zu unterfcheiden ; end« h fo aufgeflärt, fo feharfiinnig und überredend, daß feine Sedanfen vollfominen ausdrücen, daß er an ve erforfchen und prüfen, und eben fo Fräftig forwopf | Necht mweifen, als zur Tugend aufmuntern Fonnt«

Kk2 | Ohne

Xenoph. VIII. 8. p. 263. Oueoroyerrın veo, ade- ve To. ν uınnovevouevav avIenmrav Karo Iavarov eveynes. Muh Montagne 1. c. p. 139: hielt den Tod des Eato zwae für tragifcher,, aber nicht für fo ſchooͤn, als des Sokrates feinen,

*4) Plat. in Phaed. p. 46. u |

we) Xen. 1. c. p. 267. 68. und Plat. c. p. 47.

+) Xen. 1. c. p. 268. Auch Montagne fagt: L’ame de Socrates qui eft Ja plus parfaite, qui foit venüe a ma cognoiffance p. 133. und S, 139. de femblables je fais grand doute, qu’il y en ait eu,

+D p. 267.

6 1A Be he Debenfen, ruft eben dieſer Gäheiffteler ans 9, ich denjenigen für den Glaͤcklichſten unter ven

\ Sterblichen halten, ber mit einem noch Tehrreichern | Manne, als Sofrates war, befannt geworden wäre, . |

N Wenn du mir bis hieher gefolgt biſt, lieber Lofer! ohne mic den Freunden defjenigen, der nie weinte, D ? nen ju.dergießen, ohne in beinem Innerſten von furcht amd Bewunderung für denjenigen bin uf "ga werben, der nichts ald das fafter fürchtete, „und Be Tugend und Tugendhaften bewunderte und v vshns es die endlich unzählige mal zu. geftehen, daß “och lange ber nicht fenft,, und das miche thun Fhrie was Sokrates war, und wirklich that; dann bedaure bein Herz und deinen DVerftand, dann warft du Mm wereh, mit dem: Mann, den ich dir geſchlidert häber Bekannt: zu werden, ‚und. bu wuͤrdeſt unſtreitig von-i . wort er noch lebte, verftoßen worden feyn. Du di hoffnungsvoller Juͤngling und edler Mann! deffen Gil, 209 ſchwache vom mir entworfene Gemälde mit fiebe jir Zugend erfüllt hat, ſchließe das Bild biefes Meile, wenn du es anders faflen Fannft, ganz im deine Brufl ein,:frage es, wie das Orakel der Wahrheit und Tu x um Rath, fo oft du handeln willft, opfere ihn ff, wenn du ihm irgendwo aͤhnlich geworben, um) erroͤthe vor ihm, wenn du von ihm abgewichen Bil; Zwar kannſt du nicht mehr die Heilige Stätte befi "soo feine Aſche ruht, und die jezo vom ben wildeſten all DBorbasen und von den Berächrlichen Nachfommen fein Mörder entweiht wirt; allein du kannſt das, was fehl, bie Freunde des Sokrates am meiften an ihm liebte und ſchaͤzten, feine.große Seele anfhauen, und mitt Be um

%) Apol, Sacr, p. 4.34»

,

Be Be . ‚Geflbichte des Sokrates und feiner Phil. gIr zehen, kannſt alle feine Worte und Thaten bir ſtets nwaͤrtig erhalten, kannſt ftets Die Mufter feiner er/ enen Tugenden betrachten, - und m gleichſam ſelbſt ufen, daß er dic) in deinen Beſtrebungen, ihm aͤhn⸗ zu werben, ftärfen und unteftüzen möge”). Wenn . alles dieſes thuſt; fo ehrſt vu fein Andenken frommer - heiliger, als wenn bu ihm Bilbſaͤulen, Altäre und apel errichteteft, und kannſt überzeugt feyn, daß du ben dem Berhäftniffe, in welchem bu fein Leben durch einige ausdruͤckſt, auch in dieſer Welt glücklicher den *®), und daß er bereinft an dem Orte, wo er em ungerechten Richter und boshaften Ankläger mehr uͤrchten Hat, ‚Dich als einen feiner geprüfteften Freunde fangen werde f), u ln KE3 Nicht

Proinde, fagt Erasmus, quum hujusmodi quaedam _ lego de talibus viris, vix miht tempero, quin dicams Sancte Socrates! ora pro nobis. ) Siehe dritte Beylage. | - Die ſchoͤnen Gedanfen, womit Zacitus fein Leben bes Agricola beſchließt, Hatten fi meinem Gedaͤchtniſſe fa _ tief eingedrüdt, daß fie ſich mir an biefer Stelle wie son felbft darboten. Ich will diejenigen, bie mir, wie meine eigene Gedanken, geläufig geworden find, mie - feinen Worten berfeßen, weil fie gewiß auch denen wieder gefallen werden, bie fie fhon mehrmalen gelefew haben. Si quis piorum manibus locus; ſi, ut fa- pientibus placet, non cum corpore exflinguuntur magnse animae; placide quiefcas, nosque, domum tusın, ab infirme defiderio & muliebribus lamentis, ad contemplationem virtutum fusrum voces, quas neque lugeri, neque plangi fas eft. Is verus ho- . nos, ea conjundtiflimi cujusque pietas. Id filise . quoque uxorique praeceperim, fie patris, fic mariti memorisın venerari, ut onınia facts dictaque ejun fecum revolvant, formamque ac fguram animi ma-

N

Svi Mid Sue Eyrens vun uppp Beucvrucen

eine Ehre, die fie nur ihren größten Wohlthe Sxeerführern erwieſen **), fondern fie töbrerem Meitus, und verwiefen die übrigen Anklaͤger tes als Betrüger des Volks 7). Die Strafe i

gis, Quam corporis compledtantur. non < cedendum putem imaginibus, quae maı aere finguntur; fed ut vultus hominum , laers vultus immbecilla ac mortalia funtz fi tis aeterna, quam tenere & exprimere no nam materiam & arteın. fed tuis ipfe mori Quidquid ex Agricola amavimus, quidg fumus, manet, manfurumque eft in animis in aeternitate temporum, fama rerum. ®) Ifocr. vol. II, p. 383. 384. Diog.. II. ı Menag. j **) Ju fpätern Zeiten ſollen fie ihm fo gar eine „baut haben. M: in Vit. Procli. PD ib. & VI. 10. 11. An der lezten Stelle hei Antiſthenes die Rache der Arhentenfer wid ber feines Lehrers gereizt habe. Plutatch & richtet VII. 128. de invıdis & odio, daß

new nad Dinbvnted man Ihren Mithirasen fa

Sadite Des Sotroiei und ſeiner Si. 319 |

eit folgte'den Verwieſenen noch über bie Graͤnzen ihres

daterlandes nach; denn Anytus ſoll von den Heralleoten

atweder ausgeworfen oder gar geſteinigt worden ſeyn ). Von einem fo merkwuͤrdigen deſſen fe

en, Charakter und Denkungsart man ® genau.hat muen gelernt, darf ich wohl vorausſezen, dag man

udy die Perſon und häuslichen Umftänden wiffen sbchte , fo viel und deren--von-zuverläffigen Schrifts elleen find aufbehalten worden. : Das Aeußere 3 Sokrates entſprach feinem Innern: im gering⸗ en. nicht , und fein Leib war:eben fo haͤßlich, ala ie. Bewohnerinn deſſelben fchön war. Selbſt feine Bchüler verglichen ihn mit den Silenen, wie.fie vor duͤnſtlern, ober aber in ven Satyriſchen Schauſpielen orgeftellt wurden *®). Er Hatte einen kahlen Kopf ***), uffallend hervorſtehende Augen ,. eine Kleine aufge⸗ ülpte Nafe, - einen großen Mund, aufgeworfene lip⸗ m, und einen hervorragenden Bauch 7). Bey allen fen Haͤßlichkeiten oder Abweichungen von dem Ideal eiechifcher Künftler hatten die übrigen Gliedmaßen des _ Sokrates ein folches Ebenmaaß, daß die untern Theile

mes Leibes den obern vollfommen entfprechend waren, id auch ſelbſt dem Gericht nach gleich zu ſeyn ſchie⸗ n Fr). Ungeachter er ſich nicht fo oft als bie übrigen

tiechen badete, fo war fein Eörper doch ſtets durch

täßigtet ı und vollkommne Gefundpeit reiner und gläns. RE a. zena

2, Diog. II. 43. & ibi Menag.

Plet. in Symp. p. i92. Xenoph, Symp. IV, $, 19, p. 453. & ©.5.$. 7. p. 473.

ws) Chol, Ariftoph, ad v. 146.

$) Xenoph. Symp. c. 2. p. 438. & c, 5. p. 472. 73 *

Plat. p. 69. in Theaet.

1: Xen, Symp. o2.Lc -

ing Des jTarren ausorutts grotzer I aiente:uug

in ben Yugen und berveglichen Tpeilen des

allein aus dem Bau der Kehle und des Halle

daß Sofrates blöpfinnig und ausfhiveifend fen

- and in diefen feften Tpeilen zwar den Hang zu

taftern, aber nicht die Stärfe und Anlagen wa

wodurch Sokrates fie bändigen und unt fonnte. -

Als Gemahl und Vater war Sokrates gluͤcklich, ald er es verdiente. Seine einzige Die berüchtigte Kancippe, war, ſcheint e&, eine | thätige und Fluge Hausfrau F), liebte ihre F wohl, : als ihren Mann zärtlich, nahm weni,

"dem Tode des Sokrates einen fo zärtlichen- Ant eine Frau nur nehmen fonnte, die in bie größte Stuͤze und einen unerfelichen Freun

®) IV. c. 11. p. 663: Epißket, Diſſert. Epiftet alle Schriftfteller diefes bezeugt hätten, und den Vorwurf von Biäffe, Kraͤnklichkeit un

Bisiäte des Sokrates und feiner Phil. 521

n-fürchtete *); allein fie war zugleich, was aud) mann. zur Rettung ihres guten Leumunds gefagt *), von einer fo fauren, mürrifchen und zaͤnkiſchen uͤttzgart, und von einer fo anhaltend üblen Laune, fie gerabe Diejenigen Perfonen am mieiften quälte, je am meiften liebte, und daß nichts weniger, als’ Heduld eines Sofrates erfordert wurde, um fie unerträglich zu finden. Ungeachtet ich nicht alle Erzählungen für wahr halte, die von den Ausbrüs ihrer Heftigkeit erzähle werben; fo iſt es doc) ges . daß fie ihren eigenen Sohn bis zur Unverſ oͤhnlich⸗ wider fich aufbrachte **"), und dag jelbft Die Sreunte Sofrates darüber erftaunten, wie er }) ein Weib en fonne, das untersallen, die jemals geboren waͤ⸗ oder geboren werden würden, das unleidlichfte fey. Heftigkeit und Verdrießlichkeit der Tantippe war ſo zwingbar, daß Sokrates durch vieljährige Nachgies sie und Sanftmuth fie um nichts mildern konnte. pflegte Daher zu fagen, daß, fo wie Diejenigen, bie n fernen wollten, nicht die zahmſten, fondern die Higften Pferde wählten, er auch nicht eine fanfte, ern eine heftige Frau genommen habe, um die Kunft ernen, mit allen Arten von Menfchen umzugehen. an wenn er diefe ertragen koͤnne; fo fen er gewiß, ihm nicht leicht ein anderer Menfch unerträglic) ſeyn de. Mit diefer feiner Frau zeugte Sokrates menigs

8 fünf Söhne, unter welchen famprofles der aͤlteſte 7 7), der ſammt einem andern, Sophronisfus, nod) gez vor

USE EHER

) Plat. Phaed, p. 23.

*) I, 103. Ad, Philoſ. “%) II. 2. Memor. Socr, ). Symp. c. 2. p. 435. p Xen. I. 2

5 3a

wor dem Sofrates flarb *). Nur noch ein erwad und zween unmündige Söhne überlebten ihren Vate von deren Schicffalen wir aber nichts wiſſen.

von den ältern Söhnen hat fich eine Sage -af daß fie ihrem Vater ſehr unähnlid) geweſen ſeyen, ihnm durch ihre Unbeſonnenheit vielen Verdruß ga

dien ?).

8) $tob, Serm. 106. Plutarch, de genio Soer. VIII, p.

a -.%%) Plat. in Apol. p. 14. & in Phaed. p. 46. Ä 7) Plut in ‘Cat. Maj: II, 558. Die meiften Leſer

ſich vielleicht daruͤber gewundert, daß ich dem tes nur eige Frau gegeben babe, da faſt alk Scriftkeller ihn zwo entweder zugleich ober bod einander beiratben faffen. Viele Geſchichtſchreibe Athen, XI. prineipio, und unter biefen Ariß in feinem Werke vom Adel ib. & Diog, Ih 26. ten, baß Sokrates erfi die Kantippe, Hund dan Morto, eine Zochter des Ariſtides, ober wie Ath verbeſſert, eines Enkels des Ariſtides, geheirathet Allein dieſes iſt zuverlaͤſſig falſch. Denn Zantipy te noch, als Sokrates hingerichtet wurde, p. 3: Plat. Apol. Soer. Dies konnte ben Ariflotele möglich unbekannt ſeyn, und man kann daher das eg euyevesus, wovon ſchon Plutarch zwm ob es acht fey, CI. in vita Arif. io fine) ohne denfen für untergefhoben erklären. Andere © ſteller, und unter diefen vorzüglich Gatyrus nad ronymus von Rhodus fagten, daß Sofrates bie Hi zuerfi gebeirathet, und nachher die EWantippe ald Bevſchlaͤferinn zu fid genommen babe, weil bie! nienfer, um ihre durch die Seuche entvälferte mit Bürgern wieder anzufüllen, das Gefez ge haͤtten, daß ein jeder Athenienfer außer einer reh Bigen von Bürgern erzeugten Gattinn fich noch ei bere Sreundinn beplegen inne. Diog. 1. c. auch dieſe Nachricht iſt gewiß erbichter, vn eu

BSABMÄtR des Sokrates and feiner Wil. 55. .

Ecrſte Beylage zu P. 464.

jee den allgemeinen Grundſaͤzen des Sokrates, bie ich bisher angeführt habe, und die alle mit einander mben find, finden ſich in den Schriften! des Xeno⸗ und Plato noch manche \abgeriffene ſchoͤne Gedan⸗ vie fich, aber nicht gut in einen Zufammenhang en laffen, oder auch befondere Vorfchriften über

ne Pflichten , die in einer allgemeinen Gefthichte ,. yie meinige ift, nichE gut Plaz fanden. Bon den

n will ich aber doch noch die Betrachtungen des

rated Über‘ die Pflichten der Kinder gegen ihre Eis °

und der Brüder gegen einander, wegen ihrer Vor⸗ ichfeit mittheilen. | :

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£enophon reden durchgehends von ber Zantippe, al

. eitier rechtmäßigen, und als der einzigen rechtmäßigen - Gattinw des. Sokrates, und fagen nichts von einer aus * dern Tram, oder von dem Geſez der Achenienfer, was

bie Bygamie erlaubt haben fol. Auch war Lam⸗

prokles der Ältefte Sohn von. der Kantippe, und nicht yon der Myrto, ein Nebenbeweis, daß Sokrates bie erfiere nicht als eine Bevſchlaͤferinn nady der leztern ge»

- nommen babe. Ich trete daher dem Pandtins. bep, der die Mehrheit det Frauen des Sokrates Iäugnete, und mit- Gründen beſtritt, bie wir nicht mehr wiſſen. Achen. I, c. Diefe falſche Meynung iſt vielleicht durch giise mißverflandene Stellen bes Plato veranlaßt wor⸗ in. Diefer Weltweife fagt nämlich in feinem Phaͤdon, ah oixeice Yuvasııs zum Sokrates gekommen ſeyen, und daß er Tas Yuvaukas weggeſchickt babe,

un ſich nichts vorwinſeln zu laſſen p. 46. 47. Plate

batte bier aber nicht zwo Gattinnen des Gofrates im Sinne, fondern deutete auf die Kantippe, uud eine oder mehrere Begleiterinnen oder Sclavinuen, die ihre beyden kleinen Söhne ttugen ober tragen halfen,

\

?

7

\zug. Siebentes Buch. Zweptes Canm

Als er merkte, daß fein äftefter Sohn kam gegen feine Mutter aufgebracht war ), fragte einſtens, ob er nicht undanfbare Mienfchen habe

fernen, und ob er nicht diejenigen fo nenne, die thaten, die fie.genoffen, vergelten fonnten, und « thären. As fein Sohn diefe Frage mit Ja bea tete, fuhr er weiter fort: Glaubſt du nicht am ein jeder, der Wohlthaten unvergolten läßt, ode einmal mit Danfbaren Sefinnungen erwiedert, um fen ? der Wohlthaͤter mag Freund oder Feind und daß einer um deſtomehr unrecht chue, je < Wohlthaten er empfangen hat, und unvergolcen Als tamprofles auch diefes bejahte, fügte ex. | Kann man denn aud) wohl Perſonen nennen, Die re Wohlthaten empfangen haben, als Kinder .vı tern, denen fie ihre Daſeyn und den Genuß allı Guten zu danken haben, das bie Götter den M mittheilen? Bilde dir ja nicht ein, als wenn bie fchen bloß um des Vergnuͤgens willen Kinder ge denn wäre es ihnen bloß um das Vergnuͤgen bes fchlafs zu thun; fo koͤnnten fie das genug bey Pr finden, mit welchen alle Häufer und Straßen an find. Unlaͤugbar fucht ein jeder, der fich vermähle eine foldye Gattinn aus, mit welcher er die beften ! erzeugen Fann. ‘Der Mann ernährt alsdann jeine und bereitet den Fünftigen Kindern alles vor, was rer Erhaltung und Wohlfart nothwendig und bien! Die Frau hingegen empfängt die Laſt des. Kindes sen Schooß, trägt ed mit vielen Defchwerven, es mit unfäglichen Schmerzen und tebensgefahre

. Welt, nährt ed mit ihrem eignen Blute und

nn geTTe—

®) Memor. Socr. II, 2. I x

S

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil. 525

en, und zieht es mit taufendfältigem Ungemach auf, Bine daß fie jemals vom Kinde Gutes empfangen hätte, Bet das Kind nur wüfte, von wem es alles das Gute Mält, oder auch nur zu erfennen geben koͤnnte, weflen ‚bedarf. Die Mutter allein bemüht fich zu erfahren, 6 ihren Kindern zuträglich und angenehm iſt, und &st für diefelben Tag und Macht, ohne zu wiflen, 06 jemals nur Danf dafür erhalten werde. Die Eltern Bwügen fich aber nicht damit, ihre Kinder zu ernähs #, fondern fobald diefer ihre Kräfte und Alter es ers den ‚lehren fie diefelben auch alles nuͤzliche, was fie iſt wiſſen, ober laffen fie aud) von andern unterriche 1, und menden alles an, was fie fonnen, damit ihre über fo glüclich und vollfommen, als nur möglich, Eden. Auf diefe Borftellungen antwortete ber Sohn k Sofrates: Wenn meine Mutter alles diefes und

mehr gethan hat; fo kann doch defwegen Fein

enſch und auch ich nicht ihre Seftigfeit aushalten. E:denn, fagte Sofrates, die Wildheit deiner Mutter wrträglicher, als die eines wilden Thieres ?_ Aller igs, antwortete Lamprokles. Hat fie dich denn, frags Kein Vater, ſchon etwa gebiffen oder gefchlagen, wie Bde Thiere zu thun pflegen? Das eben nicht, erwies dte der Süngling, allein fie fagt immer etwas, was un für fein Leben nicht hören möchte. Wie viele eſchwerden und Verdrießlichkeiten magft du ihr aber sp von deiner Kindheit an ſowohl in Worten als durch) aten verurfacht haben? Sich bin mir eben feiner oder Handlung bewuft, deren fie fid) zu fehämen . Sollte dir denn das Zanfen deiner Mutter rrräglicher fenn, als den Schaujpielern die Heftig⸗ en., die fie in den Trauerfpielen gegen eirander auss Ken? Diefe ertragen fie leicht, weil fie wiflen, daß jenigen , die ſchelten umd drohen, es nicht in der Abs be zu fehaden thun. Und du zuͤrnſt, wenn beine Mucs

ver

In Der That, wenn du Die nicht erfragen ec dir felbft dein Giuͤck unerträglich. Du wirf denfen, daß du gar nicht noͤthig hätteft , | Menfchen gefällig zu machen, und feinem," einmal Heerführern oder Magiftratöperfonei chen? Bielmehr wirft du dem Nachbar zu hen, damit er dein licht anzuͤnde, an bei Theil nehme, und dir helfe, wenn bu

braucht. Eben fo wirft du einen jeden, 1 einerley Straße zieht, ober in einem Schiffe oder auf andere Art mit bir in Berbindun eher zu deinem Freunde ald Feinde machen n wmöchteft alfo allen andern Menfchen, und Mutter allein nicht, gefallen? Weift du nic fere Stadt alle andere Arten von Undankb fieht, und ungeftraft läßt, daß fie hingegen der feine, Eltern vernochläffigt, von der Wi chonten und Prieftern ausfchliegt, als went weber den Goͤttern auf eine gefällige Arc o dem Vaterlande geroiffenhaft dienen fünne?

alſo weiſe ſeyn willft, mein Sohn, fo bitte | das Unrecht ab, was du deiner Mutter gech

Gefchichte des Sokrates und feiner Phil. 527

ir biſt, fo werden fie gewiß glauben, daß du keinem dern Gutes mit Gutem vergelten werdeit.

As Sofrares (fo erzählt Kenophon, gleich im fols nben Abfchniet) einft merfte, daß die beyden Bruͤder yärephon und Chärefrates mit einander gefpannt wa⸗ ı : redete er den Chärefrates folgender Geſtalt an: iſt du nicht auch einer von denen, welche glauben, B Reichehümer nüzlicher find, als ein Bruder, unge Irer Liefer Verftand hat, und jene nicht : ungeachtet ° erflere nur einzig ift, und helfen kann, und ver an» en viele fnd, und Wartung verdienen? In der That «8 zu vermundern, wenn jemand rüber deßwegen, er ihr Vermoͤgen nicht befizt, für eine Strafe hält, B Hingegen feine Micbürger aus einem ähnlichen kunde nicht dafuͤr anſieht. Im leztern Falle merkt em ed bald, daß es. beffer fen, unter vielen ficher zu shnen, und nur das Nothwendige zu haben, ald das vermögen aller übrigen Bürger zu befizen , und feines bens und Eigenthums nicht ficher zu feyn. In Ans dung der Brüder aber will oder mag man diefes nicht Röeftehen. Man Fäuft, wenn man fann, Sclewen,

Mitarbeiter, und bewirbt fi) um Freunde, um Khuͤlfen zu haben; und Brüder hingegen vernachläffigt an, ald wenn zwar aus Mitbürgern, aber nicht aus kädern Freunde werden fonnten. Nichts deftomes der trägt es zur Freundfchaffe viel ben, von denfelkis n Eltern erzeugt und zufammen erzogen zu ſeyn, ins n.felbft die Thiere Siebe für. diejenigen haben, mit ten fie aufgemachfen find. Auch andere Menfchen dern mehr Achtung für jolche, die noch Brüder has t, als für diejenigen, die Feine haben, und wagen auch vielweniger, fie anzugreifen. Freylich, unters ich Chärefrates den Sokrates, muß man einen Brus

nicht um geringer Stieinigfeiten willen meiden, weil wenn er ift, wie er feyn fol, allemal ein. graben ut

aͤndig befchwoerlich oder ſchaͤdlich iſt. Bi ft dein Bruder nur deßwegen eine Strafe du ihr nicht zu behandeln weilt, wie Pfert ne Strafe find, die mit ihnen nicht umzuge Wie follte ich aber nicht wiffen, einem | zu begegnen, da id) einem jeden andern, d Qutes redet, ober mir Gutes thut, mit J Thaten wieder vergelten kann ?_ Denjeniger der fchlecht zu und von mir fpricht und fe mich handelt, kann ic) nicht allein, ſondern auch nicht fegnen, oder ihm Gutes erweifen redeſt wunderbar, Chärefrates. Wenn du ben deinen Heerden hätteft, der den Schä chelte, und dich hingegen anbellte, würbeft 1 durch irgend etwas Gutes, das du ihm erwi⸗ fänfeigen und dir gewogen zu machen fuchen‘ Bruder, von dem bu eingeftehft, dag er bir Gut werden fonnte, willſt du nicht durch G fälligfeit zu deinem Freunde machen, ba es wird, Freundſchafft durch liebliche Reden

Thaten zu erwerben? Ich fürchte abı

mich main aaa hin mn han [Ühinanhan fa

Geſchichte des Sofrates und feiner Phil. S29

einem Willen regieren Fannfl. So verheele mie doch be Zauberfunft nicht, lieber Sofrates, die ich bisher, ine e8 zu willen, befeffen habe. Wohlan denn! fo ige mir einmal, wie bu ed anfangen wollteft, daß eis. e deiner Defannten dich zum Gaftmale riefe, wenn er, topfert hatte? wuͤrdeſt du ihm nicht felbft zuerft einlas na? Und wenn du wuͤnſchteſt, daß einer deiner Freunde ‘Deiner Abweſenheit fich deiner Angelegenheiten anneh⸗ en möchte, wuͤrdeſt du ihm nicht in demfelbigen Falle rw Dienfte anbieten? Und eben fo, wenn du wollteſt, jemand did) ald Gaftfreund aufnähme, wenn du in Stadt kaͤmeſt, wuͤrdeſt du nicht in Athen die Pflich⸗ & der Saftfreundfchafft gegen ihn ausuͤben? Du wuſteſk 8 ſchon lange, ohne es dir zu geftehen, alle tiebeds ıhfe, womit man andere Menfchen zu Freunden mas ia, und zur Gegenliebe bewegen Fann. Oder meynft du pa, daß es dir Schande bringen werde, wenn du deis m Bruder zuerſt Gutes thuft ?. Meinem Urtheile nach Derjenige der vollfommenfte und lobenswürdigfte Mann, e feinen Sreunden im Wohlthun, und feinen Feinden im Deszufügen zuvorfomme. Wenn mir Chärephon ger hickter dazu gefchienen hätte, feinem Bruder zuerft hl zu hun, fo würde ic) ihn dazu zu bereden geſucht chen. Allein ich) habe geglaubt, daß ich dich biegſamer ud geneigter finden würde. Du murheft mir, fagte härefrates, etwas ſeltſames zu, daß ich a8 der Juͤngere e Sreundfchafft mit meinem Bruder wieder anfangen E, da doch die ganze übrige Welt urtheilt, daß der eltere im Reden und Handeln der erftere feyn müffe. ie, Tagte Sofrates, ift es nicht allenıhalben Sitte, 6 Der jüngere Bruder dem Altern ausweiche, wenn fie h einander begegnen ? daß er ihm feinen Plaz uͤberlaſſe, d in Gefprächen nachgebe? Zoͤgere alfo nicht länger, in Freund! ſondern juche deinen Bruder zu befänftis a, under wird gewiß wieder zu dir fommen. Gieheft - Zweyter Band. A du

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wur er bewieſen haͤtteſt, daß du ein guͤtiger, und Hingegen ein fchlechter Bruder fen, der gar thaten werth iſt. Allein ich bin überzeugt, gleichen nicht zu fürchten haben wirft, und on, wenn er merft, daß du Ihn zu ein bruͤderlicher tiebe aufforderft , dich in Worte tem zu übertreffen fich beeifern werde. Jezo einem ſolchen Verhaͤltniſſe gegen einander, und Füße, wenn fie, anſtatt einander zu f gegenfeitig hinderten. Iſt es nicht große i und ungläckliche Verblendung, das zu feiner zu verfehren, was zum Nujzen geſchaffen ifl Hat die Gottheit für einander zu größerm < Mugen gefchaffen, als Hände, Augen, Zi Andere, was fie dem Menfchen doppelt g Hände koͤnnen ſich ſchon einander nicht helfen, was fie bearbeiten follen, nur etwas weite

.Kiofter von einander entfernt iſt; Füße, nid

einer fo fleinen Entfernung; und Augen, v ſcheint, daß fie am weiteften reichen müfte nicht einmal Gegenſtaͤnde, die noch) näher

u Mn AR nn

" Gefihichte des Sokrates und feiner Phil. 538

Andere Betrachtungen über den Neid, über bie rahren Vorgeſezten, und über die verfchievene Regie⸗ angsformen findet man Memor. Socr. Ill. 9, IV. 6.

Zweyte Beylage zu p. 468,

Me leſe die Schilderung der Verſuchung des Sokra⸗ tes. beyin Plato p. 192. 193. In der Grundſprache; mn ins Deutſche laͤßt fie jich nicht gut, mag ich fie wer igftens nicht überfegen. Man fehe aud) Petronii Sa- ricon p. 245. Dad) den angeführten Zeugniffen des into und Kenophon, und bey dem gänzlichen Still⸗ Aeigen'des Ariftophanes ſowohl als feiner Anklaͤger, in einem unerlaubten Umgange mit ſchoͤnen Knaben ad Juͤnglingen iſt es mir unbegreiflich, wie man dem Sofrates jenen Hang zur Knabenliebe habe voriwverfen n. Keiner tadelc diefe unnatüclic)e tuft fo bitter, 8 Sokrates, (I. 2. Mem.) feiner warnte fo nachs ruͤcklich davor, als er, (ib. v. 3. Symp. c. 4. p. 246.) nd feiner bemühte fich fo fehr, fie in andern in eine Une tugenchafte Seelenliebe zu verwandeln, bie niche e Stillung einer viehifchen Brunft, nicht den uners ubten Genuß corperlicher Schönheiten, fondern die 'eredelung des Herzens zärtlich geliebter Freunde zur bficht habe, Man lefe außer den angeführeen Stellen ı Gaftınale des Xenophon c. 8. die ernſtliche Straf⸗ De wider das in Griechenland, vorzüglich in Elis und Beben, fo gemeine Laſter, und die ſchoͤne Schilderun x zärtlichen liebe, mit welcher er fagte, daß er alle reunde der Tugend umfafle; man vergleiche alle Diefe eberbleibfel feiner Grundſaͤze mit dem Stillſchweigen iner Feinde und Anfläger, und mit dem ganzen übrigen ben und Charafter des Sokrates, und frage ſich als— ann, ob man nicht einen jeden Schatten von Verdacht ; la gegen

Dann zu taden und Herabzufegen, den allı tugendhafte Menfchen bewunderten, in der kommen feyn, ben Sofrates eines tafters zu das auch in feinen Zeitalter für das, mas e Halten, und als ein öffentliches Verbrechen 6 de, wenn man nicht im Zenophon felbft Gr Tem Argwohn zu finden geglaubt hätte. J diefes Schriftftellers fagt Charmides *) zum der vor allen Vertraulichkeiten und iebfofun Perſonen gewarnt hatte; daß er doch nım « fo in Furcht jagen möchte, da er einftens Haupt an das Haupt, und feine entbloͤßter an die nadten teen des fchönen Keitol welchem er in einem ſchoͤnen Buche gelefen,

Auf diefen Angriff antwortet Sofrates mit ı fung von Verwunderung und Verdruß, dx von einem giftigen Thiere gebiffen, fünf einander einen empfindlichen Schmerz in de und eine beflemmende Unruhe in feinem Ser, den habe. Cr wolle aber zum Zeichen feine allen Mitgliedern der Geſellſchafft, ats fo wir #eierlichft verficheen. bat er den fehhnen

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil: 533

icht eher wieder berühren wolle, als bis fein Kinn eben ſehr, als fein Haupt bewachfen ſey. Aus biefer Stelle würde man zwar nicht fehließen Fonnen, daß So⸗ ates fträflich, aber mohl, daß er weicher und empfinblis yer gegen die Schönheit von Knaben und Juͤnglingen eweſen ſey, als man von einem weifen Manne erwars m follte, wenn nicht gleich Tenophon hinzufeste, und er ganze Ton des Gefprächs es auch lehrte: daß bie ifchgenoffen auf diefe Art abwechſelnd gefcherzt, und nftlich ſich unterredet Hätten. Das Scherzen kann lein von den Neckereyen des Charmides und Sokrates Aten, indem der leztere vorher ernſtlich geſprochen hatte. Bäre man auf eine ähnliche Bemerkung des Zenophon nb auf die nicht minder verſteckte Ironie des Sokrates sfmerffamer geweſen; fo würde man bem leztern feine nterredung mit der Theodota nie zum DBerbrechen ges sache, und wie Athenäus (V. 18. p. 220.) geglaubt nben, daß er dieſes Mäpchen in der Buhlerey, wie

Ene Breunde in der Weltweispeit, habe unterrichten °

len (III. 11. Mem. Socr.), Wie, fagte Theodota m Ende des Gefprächs zum Sofrates, willſt du denn he mein Mitwerber um Freunde und Siebhaber wers n? D.ja, antwortete diefer, wenn du mir gute Worte bſt. Wie foll ich das machen? fräge die Buhlerinn m neuen. Das ift deine Sorge, erwiederte Sokra⸗ 3, du felbft muft fehen, wie du mic, gewinnen kannſt, enn du meiner nöthig haft. So befuche mich, ſagt ». fleißig. Und Hierauf antwortet Sokrates zulest, e fich, wie Zenophon ausdruͤcklich erinnert, über bie infalt der Theodota luſtig machte: daß es ihm nicht che fen, ſich abzumuͤſſigen, indem ihm ſowohl feine eis te, als öffentliche Gefchäffte viele Zeit raubten. Auch Re er Freundinnen, bie ig Tag und Nacht nicht von 5 ließen, weil fie tiebestränfe und Beſchwoͤrungen von im lernten, und f. w. zn aber jemand felbft ve 3

vo

22 Crbentch Bu, Zieped Eapii. >

gend md Weispeit Halten mäffe, und ob mi einen Augenblick zweyfein Fonne, daß Sofrate Freunde mit eben der unbefleften tiebe geliebt habe /

womit entchrperte tugenbhafte Seelen ſich dereinft lieben

- ga {u Ontanı Für Wann "und Enrieifüng‘ Tu noch fine

.: werben. Gewiß würde es auch Miemanden, als den Wenigen, die ſich ·ein Gefchäffe daraus machen,. einen

Mann zu tadeln und herabzufegen, den alle weife uib Sugendhafte Menfchen bewunderten, in den Sinin.ge

ee in, den Sofrates eines tafters ö . das u kin an für a |

Zenopfon laube hätte. Eee arena er Om 9 um a

bver vor allen Vertraulichfeiten und fiebfofungen fo in Zurche jagen möchte, da er einftens jelßit fe ul

gewornt hatte; daß er Doch mur andere *

fung von Verwunderung und Verdruß, daß er, wie don einem giftigen Thiere gebiffen, fünf Tage. Hinter einander einen empfindlichen Schmerz in der Schulter, und eine beflemmende Unruhe in feinem Herzen

- den habe. Er wolle aber zum Zeichen feiner Neue vor allen Mitgliedern der Geſellſchafft, ats fo vielen Zeugen,

feirrlichft verſichern, daß er den fchönen Rritobul

©) Ehen dieſer Charmides fezte als Juͤngling durch feine a perordentliche Schönheit den Sokrates faft noch mık als Reitobutas in Erſtaunen. im Charmide Plate,

io.

Geſchichte des Sokrates und feiner Phil: 333

cht eher wieder berühren wolle, als bis fein Kinn eben ſehr, als fein Haupt bewachfen ſey. Aus dieſer stelle wuͤrde man zwar nicht fchließen fonnen, daß So⸗ ates fträflich, aber mohl, Daß er weicher und empfindli⸗ er gegen die Schönheit von Knaben und Juͤnglingen wefen ſey, als man, von einem welfen Manne erwars n follte, wenn nicht gleich Renophon hinzuſezte, und e ganze Ton des Geſpraͤchs es auch lehrte: daß bie fchgenoffen auf diefe Are abwechſelnd gefcherzt, und aſtlich ſich unterredet hätten. Das Scheren kann ein von den Meckereyen des Charmides und Sokrates lten, indem der leztere vorher ernſtlich gefprochen hatte. zaͤre man auf eine ähnliche Bemerkung des Senophon dauf die nicht minder verſteckte Ironie des Sokrates fmerffamer geweſen; fo würbe.man dem leztern feine ıterredung mit der Theobota nie zum Verbrechen ges acht, und wie Arhenäus (V. 18. p. 220.) geglaubt ben, daß er diefes Mädchen in der Buhlerey, wie

ne Sreunde in dee Weltweisheit, habe unterrichten "

‚lien (IL 11. Mem. Socer.) Wie, fagte Theodota ı.Ende des Gefprächs zum Sokrates, willſt du denn ht mein Mitwerber um Freunde und tiebhaber wer⸗ ı? D.ja, antwortete diefer, wenn du mir gute Worte ſt. Wie foll ich das machen? frägt die Buhlerinn n neuem. Das ift beine Sorge, erwiederte Sokra⸗ , du ſelbſt muft fehen, wie bu mich gewinnen kannſt, nn du meiner nöthig haft. So befuche mich, füge fleißig. Und Hierauf antwortet Sokrates zulezt, : fih, wie Xenophon ausdruͤcklich erinnert, über die nfalt der Theodota fuftig machte: daß es ihm nicht che fen, ſich abzumuͤſſigen, indem ihm ſowohl feine eis 1e, als öffentliche Gefchäffte viele Zeit raubten. Auch be er Freundinnen, bie in Tag und Nacht nicht von ) ließen, weil-fie tiebestränfe und Befchwörungen von n fernten, und f. vo. Bon aber jemand tet De 7

534 Siebentes Buch. Zweytes Capitel.

Unterredung mit einer Buhlerinn unſchicklich finden follte, der bedenfe, daß Sofrates nicht in feinem Zeitalter lebte, und daß er wahrfcheinlich, wenn er jezo wieder erwachte, |- es für eben fo unanftandig halten würde, daß wir bie Weiber und Töchter unjerer Freunde befuchen, ale es ums fcheint, daß ein Achenienfifcher Weiſe fidy mit eine Buhlerinn unterrebet habe.

Dritte Beylage zu p. 517.

Die Anklaͤger des Sokrates waren nicht ſeine einzigen Verlaͤumder; er fand auch unter ſeinen uͤbrigen Zeitgenoſſen bittere Tadler, und ſelbſt in den nachfolgen⸗ den Jahrhunderten, als er Niemanden mehr durch ſein Ironie beleidigen und durch feine Tugenden verbunfede Fonnte, erhielt er Widerfacher, die ihn noch heftigen, als feine Mörder anflagten. Unter den legtern zeichnet ſich beſonders Ariftorenus aus, deſſen Schmähungeh Porphyr nur wiederhohlte. Die Quelle, aus melde Ariftorenus feine Beſchuldigungen fihöpfte, und die wabrfiheinfiche Urfache feiner Erbitcerung gegen den © krates habe ich im erjten Bande in dem Abfchnitte von] den Gefchichtfehreibern der Prthagoräer unter Dem Ark | fol Ariftorenus angegeben. Diefer fonft vortrefflich Schriftſteller befchuldigte Den Sofrates eines unvernuͤm tigen Jaͤhzorns, eines fträflichen Ungehorſams gegm feinen Vater, febandlicher Ausfchweifungen , ſelbſt W unnarürlichen tiebe, einer pobelhaften Unwiſſenheit mb Ungebilvheit, und vielleicht noch vieler andern Llntugm den. Allein auch er konnte und mochte es nichr laͤugnen daß Sofrates gerecht und gehorfam aegen Die Geſeze w wefen fey. Plut IX. 399. de Herod. malignit. De ältere Cato hielt ven Sokrates für einen Schwäzt, Meuerer, und für einen Tyrammen, der ſich üher dw veben

Seſchichte des Sokrates und feinee Pit. 535

ben und die Handlungen fiiner Mitbürger eine unrecht \äßige Gewalt angemaßet habe. ap. Plut. in ejus vita. - 596. Alle diefe Vorwuͤrfe haben-nicht einmal einen Schein von Glaubwuͤrdigkeit, und fonnten auf vers Anftige Männer lange nicht ven Eindruck machen, den e feurige Strafrede des Kallifles im Gorgias des Plato ıf unvorbereitete Gemuͤther vielleicht machen wuͤrde. denn dir dich, fagt diefer Sophiftenfreund p. 317. zum sofrates, mit wichtigern Dingen befchäfftigen follteft, wuͤrdeſt du die Philofophie gewiß fahren laffen. Die bilofophie ift ganz was artiges, wenn man fie in einem wiſſen Alter und in einem gewiffen Maaße koſtet. zenn man aber zu lange ben ihr verweilt; fo wird fie ıe wahre Verderbniß der Menfchen. Denn wenn je⸗ and auch mit noch fo großen Fähigkeiten geboren iſt, d ſich zu fpät in's Leben hinein noch Immer mit ber yilofophie abgibt, der muß nothwendig in alle dem un⸗ ſſend und unerfahren werden und bleiben, was ein Iie : brauchbarer, nach großem Ruhme ftrebender Bürs : willen muß. Solche Menfchen fennen weder bie feze und Derfaffung der Baterftadt, noch die Art, e man mit dem Volke oder mir einzelnen Perfonen igehen muß, noch die Vergnuͤgungen und teidenfchaffs | und Sitten. ihrer Zeitgenoflen. Sie machen ſich 9 lächerlich, wenn fie irgend eine häusliche oder öffent, ve Angelegenheit verrichten follen, fo mie Männer von chäfften, wenn fie in eure Berfammlungen fommen, er triffe der Ausfpruch des Euripides ein: daß ein er in feinem Sache am meiften glänzt, daß er es aus genliebe am meiften lobt und feine meifte Zeit darauf wender, um immer vollkommner darinn zu werben, ; er hingegen die übrigen Faͤcher, in denen er unwiſ⸗ D oder ſchwach ift, meidet und tadelt. Meinem Urthei⸗ nach aber ift es um beften, weder die Philofophie gang berachten, noch auch von ven öffentlichen ee 14 ſi

536 Siebentes Buch. Zweytes Capitel,

ſich gänzlich zu entfernen. Es iſt fchön, wenn man vie |4 Philoſophie zur Aufflärung des Verſtandes braucht, |: und einem Sünglinge macht es alfo feine Schande a |: philofophiren. Wenn aber ein Dann in reifern Jahren |: eben dieſes noch thut; fo wird die Sache in der That Ih cherlich. Ich Denfe über diejenigen, welche fich auf vie Philoſophie legen, eben fo, als über ſolche, vie ſtam⸗ mein oder fpielen. Wenn ich das leztere von Knaben fehe und höre, fo feheint es mir nöthig, und diefem U ter angemeflen zu fen; wenn ich ed aber an STünglingen wahrnehme , fo beleidigt es meine Augen und Ohren, und ich finde etwas knechtiſches darinn; und wenn gar einen Mann gleich Kindern fpielen fähe, oder fan mein hörte; fo würde eim jeder beydes ald unwuͤrdig tar Dein. &o liebe ich auch einen jungen Menfchen, wen ich ihn fich eifrig der ‘Philofophie ergeben fehe, und kalt Bingegen denjenigen, ber fich davon entferne, für ein knechtiſche Seele, die fich felbft nichts Edles und Große zurraut. Wenn ich aber noch einen aften Wann ph loſophiren höre, fo ſcheint er mir, ich kann es nicht be gen, Sofrates, Schläge zu verdienen. Ein folde Mann muß ganz ausarten, und zu großen und Fühm Thaten unfähig werden, indem er die Volksverſam lungen und öffentlichen Plaͤze flieht, und fein ganzes ie ben über fich bald in Diejen, bald in einen andern Wis fel verfriecht, um mit drei ober vier jungen Leuten few zen zu Fonnen. Ich habe für dich die beſten Gefinnm gen, Sofrates, allein ich muß dir eben Das fagen, wa Zethus zum Amphion beym Euripides fagt: Daß du da vernachläfltgft, wofuͤr bu forgen ſollteſt: dag du de ebeliten Seele eine kindiſche Krve umbangit, und deim Mirbärgern, weder in Gerichten, nod) im Mathe, ne in Volke mit deiner Einfichten und Kräften dienft. N muſt aber nicht böje auf mich werden, lieber Sofrate; denn was ich fage, fage ich) aus bloßer Freunpfchaft.

Geſchichte des Sofrates und feiner Phil, 337

Scheint die felbft nicht etwas Schimpfliches oder Er⸗ niebrigendes in dem Zuftande zu fern, in welchem bu ‘und alle diejenigen fich finden, bie fich zu weit in die Philoſophie “eingelaffen haben? Wenn dich jes mand anpacte, und dich als einen Derderber oder Ber raͤther des Volks in’s Gefängniß führte, fühlft du nicht, daß du gar nicht wiffen wuͤrdeſt, was du anfangen ſoll⸗ teſt; du würdeft verlegen feyn und nicht wiſſen, was du fügen follteft, und wenn auch ein noch fo elender Anklaͤ⸗ ger wider dich aufftünde, fo wuͤrdeſt du boch fterben muͤſſen, wenn er dich als einen des Todes ſchuldigen Verbrecher angeben wollte. Wie kann denn das Weis⸗ beit ſeyn, eine Lebensart und Kunſt zu wählen, die dies jenigen, welche fie treiben, unvollfommen und unfaͤ⸗ hig macht, fich felbft und andere aus den größten Ges fahren zu retten, oder fich gegen bie Mäubereyen und Ungerechtigfeiten von Seinden in Sicherheit zu ſezen, ober fie auch zur Nechenfchafft zu ziehen, wenn man von ‚ihnen DBackenftreiche empfangen, oder andere Mißhand⸗ Aungen gelitten hätte? Höre alfo meinen Math, lieber Freund, und laß von dem elenden Sefchroäze, oder den Bohlen Gruͤbeleyen ab; tadle nicht weiter an Männern ‚Meine unbedeutende Schler im Reden oder Schließen, ſondern in Entfchläffen und Unternehmungen, worauf Leben und Ehre, und andere große Güter beruhen, Diefe ganze Anklage aber: traff den Sofrates nicht, wie zmeine tefer fi) aus dem Borhergehenven fchon felbft wer⸗ Den fügen fonnen. Sokrates war in öffentlichen Ges ſchaͤfften fo wenig unerfahren, Daß viele und unter: dies . fen Kritias und Afibiades bloß deßwegen feinen Umgang füchten, um von ihm die Fonigliche Kunft (fo nannte “man damals die Stactäfunft Mem. Soer. IV. 2. p. 210.) oder die Wiflenfchaffe zu lernen, Menfchen und Voͤlker regieren zu konnen. (ib. I. c. 2. p. 15.) Auch enchielt : 2 fich nicht von öffentlichen Hentern und Serhäflten, 5 \

-_ om—.—_— [u on

538 Siebentes Buch. Zweytes Eapitel,

weil er fich untuͤchtig dazu fühlte, ſondern weil er fein Mitvuͤrgern auf andere. Arten nüzlicher werden Fonnte, | Plat. in Apol. p. ı3.. Endlich verdarb er feine und fer ner Freunde Zeit nicht mit elenden Spisfindigfeiten, fons ‘dern er machte diejenigen, die mit ihm umgingen, zu beffern und weilern Menſchen. Wie hätte er, fagt Ko :nophon, feine Befannten zu gortlofen, unmäßigen, um | feujchen, zuͤgelloſen Menfchen machen follen, va er vide | von diefen Laſtern zurückbrachte, ihnen tiebe zur Tugend | und Hoffnungen einflößte, daß fie, wenn fie ihre Her zen ausbilden würden, gute und glücliche Maͤnner wer⸗ den wärden? Memor. Socr. J. 2. p. 16. &ofrates, fagt eben dieſer Schriftfteller, war feinen Freunden ig allen Angeleaenheiten und Fällen nuͤzlich, er modhte ro ‘den oder handeln; fcherzen oder ernfthaft fenn ;. und mas Fann leicht fchließen, wie fruchtbar für Her; und Den ftand fein Umgang gewefen fey, da felbft das Andentm an ihn feinen Schülern heilfam war. IV.ı. p. 201. Ar ‘to, heiſt e8 an einer andern Stelle I. 2. p. 28. un Ehärephon, ferner Chärefrates, Simmias, Kebes, Phaͤdon und viele gingen mit dem Sofrates um, nidk gerade, damit fie große Redner oder Bolfsführer, fon dern bamit fie rechtfchaffene Männer würden, und ihre Sreunden , Hausgenoſſen und Bürgern dienen Fönnten, Unter allen diefen war feiner, der weder in feiner Zw gend, noch in feinem Alter etwas Boͤſes gethan härte, oder um bofer Thaten willen angeflagt worden wäre. Man fehe noch I. 4. p. 43. IV. 8. p. 265. 267. 26. Plat. Apol. p. 13.

Da? einzige, was man dem Sofrates nicht op Grund vorwerfen kann, iſt ein nicht geringer Grad von Schwaͤrmerey, die aus einer ungewöhnlichen Empfin lichfeir feiner Nerven und einer außerordentlichen Lebhof tigfeit feiner Einbildungsfraft entſtand. Eben biek Schwaͤrmerey war mehr ein Fehler feiner Organiſation,

ode

Geſchichte des Sokrates und feine? Phil. 539

ber wenn man will, ein Gebrechen ſeines Geiſtes, als ines Herzens; fie verführte ihn zwar zu. einigen faiſchen nd aberglaͤubiſchen Meynungen, verleitete ihn aber nie⸗ als zu den Narrheiten, wozu fie einen Plotin, Cardan, ſoſtell, und viele andere hinriß. a fie war in ihm icht allein unfchädlich , fondern hatte fogar die bortheils ıfteften Wirfungen, indem fie ihn ſelbſt gleichſam naͤ⸗ r mit der Gottheit verband, ihm ein größeres Anfer n bey feinen Freunden , und feinen Nathichlägen ein öfßeres Gericht verichaffte. Bon feinem Abelnveifen Hre man es weniger vermuthen, als vom Sokrates, er ein Schmärmer gewefen ſey; allein Die häufigen deutenden Traumgelichter, die er.ben feiner niemals anfenden Gefundheit und feiner, mäßigen Sebensart itte, die nicht feltenen Entzädungen , in die er fiel, id morinn er oft viele Stunden hinter einander abwe⸗ ıd, und fic) feines äußern Zuſtandes nicht bewuſt ar, endlich der Glaube an einen ihn begleitenden Dir on oder Genius laffen gar nicht daran zwenfeln. Er id alle feine Sreunde waren überzeugt, Daß ein gewiſ⸗ 3 höheres uͤbermenſchliches Wefen ihm durd) gemiffe chen und Stimmen die Zufunft offenbare, und ihn ıd feine Bertrauten fowohl von gewiflen Handlungen halte, als dazu antı eibe. So unglaublid) es feheint, 8 ein fo ruhiger ſich felbft und andere fo genau und

wnäcfig beobachtender Mann, als Sokrates war, ihrend feines ganzen Lebens getäufcht worden fen, und nie gemerft habe, daß das, was er für Stimmen

er Eingebungen eines Dämon hielt, nur gewiffe aus ern Urfachen entitehende Erfchütterungen feiner Ges rnerven, oder der Fibern feines Gehirns, und plöglich ihm aufiteigende Gedanken oder Ahndungen über den

icklichen oder unglüclichen Ausgang gewiffer Linters hmungen waren; fo findet man dod) eben dieſes oſehr jreiflich, wenn man bedenkt, daß er mit fait aflen

Welt:

7 Mbergeugt war, daß bie Gottheit weiſen und

vie im bitten Theile meiner philoſophiſchen

et im Bafmalı © ‚197. Ä

Bertunigen und —— alaubte, fe

den Menſchen, denen fie.gnädig fey, ſich und die Zu Zunft‘ offenbare,, und daß endlich nicht er allein, fonden vriele andere verflänbige Männer eben fo geſchwaͤrmt ho⸗

Gen. Die Feugniffe der Alten uͤber den Genius bes © krates führe ich deßwegen nicht an, weil ich fie in eng , Abhandlung über diefen Gegenftand geſammlet babe 9

| t, und worinn man auch die Gruͤnde meiner | | —— einanber-gefg frben wich.

Wnger ten tn ber Mötanblung aa geführten Zeiten 9 | * abe noch die Stelle —* Öesjeerıch im erfen E.ulelblades, 8 215. unb Äbır dem ung —D

Fr

22 z0 Ai (ee er TE Ei gen —2———

eK. u:

auch

Achtes Bud. Erſtes Eapitel,

elches die Geſchichte der Griechen, befon«

ers der Wthenienfer, vom Srieden des An⸗

Hfidas, bis auf die Schlacht bey Cheronaͤa, oder von Ol. 98, 2. bi8 OL 110,3, - enthält.

IE: dem Tode des Sokrates nahm die Zerrüttung D des Achenienjifchen Staats nod) immer zu, und ‚ete nicht nur auf die Sitten, fondern auch auf die bilofophie die nachtheiligften Ginfläffe. Ich will daher ° e Gefchichte der Athenienfer bis auf den Zeitpunet rterzählen , über welchen mahrfcheinlid) Feiner ver

schüler des Sokrates hinaus lebte. | So wie die Spartaner ihr Anfehen am Perfifchen ‚fe dazu gebraucht hatten, den übrigen Griechiſchen Staaten einen harcen Frieden aufzudringen, um viele rfelben in eine fchimpfliche Knechtſchafft zu ſtuͤrzen; ſo ißbrauchten fie wiederum ihre Durch den Frieden ver⸗ ößerte Macht dazu, diefen ihnen allein günftigen, und fe übrige riechen beeinträchtigenden Frieden zu bras en. Sie fuhren forc, wider den. heiligften Eid, den ' er

3

z4 chtes Buch. Erſtes Eapitel. J

die erſte Debingung, bie | übrigen hear gemacht Hatten, Ar des Peloponnes, denen fie ihre Freyheit * geben ſollen, in der alten Abhängigfeit zu erhalten, ver möge deren fie den Spartanern, als ihren ' allenthalben felgen, wenn diefe es befoplm, fich im fedämon verſanimlen, . und mi einer

von ganz mifchtes fich in die feine

weiche einzelne Städte, ober gar die Bewohner

Am erften verriethen fie ihre earocigen und gi

- waltthärigen Entwürfe, durch die Rache bie fie an Städten auszuüben anfingen, von welchen fie daB fie ihnen in vorigen Zeiten nicht eifrig —* bep 2

m

*) Man febe die Ausſchreibung, melde die Spartane u der Unternehmung gegen Dlynch machten Xenopk. Hellen. V. e. 2. $. 14. oder p. 302. Iſoer. I, de Pa p. 410. 411.

“r) Diod. XV, “©. 2.17. |

+) Diod. |, ec

Sefchichte von DI. 98, 2. bis Ol. 10,3. 543

geftanden, oder daß fie ihre Feinde beguͤnſtigt Härten. Ihr Zorn fiel zuerft auf Mantinea , deren Einwohnern fie befahlen, ihre Mauern niederzureißen,, weil fie ihr rer fonft nie verjichert feyn koͤnnten, da lie von jeher ih⸗ ren Seinden, den Argivern, Lebensmittel zugeführt, da fie die angefündigten Feldzuͤge mitzumachen fich gewei⸗ gert, und fich ftets über ihr Unglück gefreut, und über ihr Glück betrübe Härten *). Die ſchwaͤchern Mantis neer muften der Uebermacht weichen, und jich gefullen faffen, aus ihrer zerftörten Baterftadt auszuziehen, und wie vormals in Dörfern und Slecfen zu wohnen, eine - Strafe, die wider ihr Vermuthen und die Abfichten ihr ser Feinde, die Urfache ihres bald nachher blühenden Zus ſtandes wurde **). Kaum hatten die tafedamonier dies fe Arkadiſche Stade vernichtet, als fie den Einwohnern von Akanthes und Apollonia Hülfe wider Oiynth, Die mächtigfte unter den Griechifchen Städten in Thracien, berfprachen, und unter ihrem Feldherrn Phobivas auch wirflich zufandten. Phoͤbidas ließ fi) aber von feiner Unternehmung durch die Verrätheren einiger vornehmen Tpebaner abwendig machen, die ihn In Kabmea, die Burg von Theben, einführten, weil jie lieber ald Sela⸗ den der Spartaner über ihre Mirbürger berrfchen, als die Vorzüge der Frenheit in ihrem unabhängigen Baters lande genießen wollten 7). Ungeachtet die Ephoren, und die übrigen Spartaner fich anfangs über. die That | des

tieren :

*) Xen. V. e. 2. Diod, ©. 7. ad OI. 98. 3.

*%*) Xenoph. I. e. p 294. Diod. p.12.Ol.98. 4. *

+) Xenoph. I, c. p. 297-307. Plut, in Pelop. I'.p. 336. Diod. p. 17. 18. ad Ol, 99. 2 & 3. Im Tester Jahre wurde Kadmea erobert. Diodor fagt aber uns richtig, daß Amyntas fich von ben Spartanern wäife wider Olyath ausgebéten habe. Auch in den folgenden Erzählungen weicht es häufig won RXenophon ab.

bes Phoͤbidas entrüfteten, nicht weil fe.umgereiit wer,

ſondern weil er fie ohne ihren Befehl ausgeführt hießen fie diefelbe doch) bald, als eine dem Barerianke

eifpriefliche Zune ans f und Sebielcen Kadmes, in

| ; Ungerchig ft

. keiten begäuftige, und es fihien, ald wenn ihre Hewi,

fchafft fefter, als jemals gegründet wäre. ‘Die

ner ſowohl als die übrigen Boeotier waren unterjodk,

die Argiver gedemüthige, Die Arhenienfer von ihren

Bundesgenoſſen entbloͤßt, und alle Staͤdte, Die im u

nd

®) Xenoph. I. c. & Plut. II. 336.

®*) Xenoph. Ic. p. 308. 309,

#°., Xen. |, c. |

+) Xen. V. 3. 315. 316.

+) Nenoph, l.c. p. 324. 25. Diod. XV. p. 20, adül 1 BE

' | | Seſchichte von DI. 98, 2.58 Ol.no,3. 345°

yerbächtig ober feind waren, gezüchtige, und alle uͤbrige Dtaaten und Inſeln mit Maͤnnern angefüllt, die ihre Erhebung den Spartanern zu danken, und ohne diefer hre Unterſtuͤzung, wegen ber Unterdrückung, worinn ie ihre Mitbuͤrger hielten, das aͤußerſte zu fuͤrchten hat⸗ en

). .

Gerade um bie Zeit aber, ald die Macht der Spars aner aufs hoͤchſte geftiegen, und allem Anjehen nad) ein Staat oder König in Griechenland war, ber fich hnen Hätte widerfezen Fönnen, wurde das fo feſt ſchei⸗ ende Gebaͤude ihrer SHerrfchafft von einigen Fluͤchtlin⸗

en erſt erfchäctert, und bald nachher umgeſtoßen. Dies

re plözliche Umſturz der Tyranney der Spartaner war,

He Kenophon fagt, ein Beweis, daß die Gottheit uns eilige böfe Thaten mit ihrer Nache verfolge, oder viele sehr eine neue Deftätigung deſſen, was bie ganze Ge⸗ Hichte beweiſt, daß Gluͤck und Herrſchafft durch Uns ererhtigkeit erworben , und auf Gewaltthaͤtigkeit ges ruͤndet, niemals dauerhaft fey **). Mur fieben von en Männern, die nach der Eroberung von Kadmea Daterftadt verlaffen hatten F), faßten den großen danfen, den ein jeder anderer, der nicht fo fehr mie Haß gegen die Spartaner, und mit tiebe der Freyheit wfüllt gewefen wäre, für unausführlich gehalten hätte, der

) ib, ®*) Lib. V, 4. Xen. Hell, 7) Eenophon nennt immer ben Mellon als die Hanptperfon bepy der ganzen Unternehmung l. c. p. 326. Plutarch bingegen den Pelopidas, in ejus vita 11. p, 338. 349. Wenigſtens war Pelopidas, wenn auch nicht der erſte Entwerfer, doch gewiß der tapferfie Ausführen derſel⸗ ben. Plutarch gibs ihm zwölf, Kenophen aber ung fieben Begleiter.

| Zweyter Band. Nu.

WBR

un mu

ein großes Feſt gefeiert ae ehe weibliche ! liegen ſich vom Phpllivas, dem Gehreiber ı ‚maligen Befehlshaber zu dieſen Tyrannen ' viele ſchoͤne und vornehme Weiber führen, | bezeugungen fie ſchon lange zu genießen geho Sie und ihre Mitverſchwornen tödteten großer Vorficht und Tapferfeit, als Geſchwi de trunfenen oder ſchlafenden Feinde, erdffn das Gefängniß, und foderten ihre übriger

*) Epaminonbas hielt.die ganze Unternehmen Uch, und wollte an keinem Enmwurfe | von welchem er glaubte,. daß er alte dieje barinn einließen,. unfehlbar ins Ber: oder wenn er etwa glädte, die ganze St ne Blut erfüllen würde. Plut, de Genic

278. 79. 318. 345. 346. - a”) dieser die unglaublichen unmittelbar auf ei

ben Gefahren dieſer Männer leſe man P 11. aansan. VIII. de Genion Sacr 290

Gecſchichte von DI. 98,2. bis Ol. 0,3. 547

nicht eher zur Vertheidigung der wiedergetvonnenen Frey⸗ heit auf, als bis fie Die Raͤuber berfelben, ald Schlachns opfer am Altare des erzurnten Vaterlandes erwürgt hats ten *). Gleich am folgenden Tage jagten fie auch der Spartaniſchen Befazung in der Burg ein foldyes Schres den ein, daß dieje, ohne auf Hülfe zu warten, die Fe⸗ Rung, den Schlüffel zur Thebanifchen Freyheit, den MWiederherftellern der leztern zurücgab. Diefe Wies dereroberung von Kadmea verglich. ganz Sriechenland fos wohl in Rücficht auf den Much der Männer, vie fie zu Stande bradıten, als der Gefahren, die fie ausftans den, und des Gluͤcks, womit fie gecroͤnt wurde, mit ber Wiederherſtellung der Athenienſiſchen Freyheit durch den Thraſybulus. And gewiß wird man nicht leicht andere Beyſpiele finden, wo eine fo Fleine Zahl verlaffener Men⸗ ſchen eine fo große Uebermacht von Feinden mit fo vie Jem Muthe angegriffen, und dadurch jo große Veraͤn⸗ Berungen hervorgebracht hätte, als Pelopivas und feine Mefährten gethan haben; denn der Krieg, der die Spars "#aner der Herrfchafft zue See ſowohl als zu Lande bes Maubte, brach in eben der Nacht aus, in welcher Pelo⸗ Pidas mic einigen wenigen Freunden in feine Baterftadt Baarücffchrte , und die unzerreißbar feheinenden Feſſeln lexwbrach, womit die Lakedaͤmonier Theben und das übris se Griechenland gebunden hatten **),

Pevor die Griechen fich befannen , welch einen. Sichtigen Verluſt die Spartaner durch den Abfall der Thebaner und Boeotier gelitten hatten; war die Furcht Sr ven erftern fo groß, daß fein Volk das Herz hatte,

| ‚Mm a2 fich

2) Xenoph. ib. p. 329, Diod. XV. p. 21. ad Ol. C. 3.

Plut. II, 349. s*, Il. 352. Plutarch,

N.

\ \

older die Spartaner räfteren 7). Sie ſchickten

. N J

348 Achtes Buch. Erſtes Eapid.

* der Unterdruͤckten anzunehmen ). Selbſt se? inenſer tößteren einen von den Felbherren, vie ben banern zur Wiedereroberung von Kadmea geholfen ten, und einen andern verwieſen fie auf ewig aus ve | R

Stoadt, weiler fein Urthell nicht ertvartere. Da

aber die Lakedaͤmonier ihren Feldherrn Ephebries, 3a Kich durch die Beftechungen der Thebaner (voelche we Athenienſer gerne gegen bie Spartaner aufhezen gu einem abencheuerlichen Unfchlage-auf den Piräus se bewegen laflen, für biefe wahnfinnige Frevelchat * pe beftraften,, fo wurden die Achenienfer fo fehr: in , daß fie den Boeotiern aus allen’ Kräften 0 ; und. fich mit dem größten Eifer zum Rei ib

ſandten an alle Inſeln und Geeftäbte, welche die @ .. Yesgenoffen det Spartaner zur Wiedererlan ;: it ermuntern muften; und biefe lich, daß fie die Chier, Byzantier, et ne viele Inſulaner zum Abfall von ihren bis ten DW inı nen bewegten FF). Die herablaſſende Athenienfer diejenigen, bie Ihnen fonft ſich jezo gleich ſezten, noch mehr aber des Volks © ber das Eigenchum der ehemaligen Bunvesgenoffen nd

2 So Plutarch II. 351. in Pelop. E *s) Xenoph. 1. c. p. 334 Winard Dingegen contm' mofth. p. 100. fagt, baß bie Athenienfer auf Vorſchlag des Kephalus den Thebanifchen Fluͤchticch wider die Thebaner bevgeflanden hätten. 4) Xenoph, I. c. p. 340. Diod. XV. p. 24. ad Ol. C# Es ift aber gewiß übertrieben, wenn er fagt, * Athenienſer beſchloſſen hätten, mit 20000 Mann volk, 500 Reutern und 200 Schiffen wider ihre & zu fechten. 4}) Died, p. 23.

Eeſchichee don Ol.os 5i8 Ol.uo.

e daß fein Athenlenſer außer Attika das Feld bauer,

Der unbewegliche Guͤter befizen ſolle, vielleicht auch der Bortheil, dem bie Thebaner über bie Spartaner gen

damen *),: wermochten immer mehrere Stäbte fich

on ber leztorn zu trennen, und an dem großen Nach

Eheil zu nehmen, den die Athenienſer aus allen abtruͤn⸗

Kgen Bölfern in ihrer Stadt verfammlet hatten, um hre gemeinfchafftlichen Ungelegenheiten in Ueberlegung Kenn ”,, Die Völker des. Peloponnes hingegen, feit undenklichen Zeiten an die Herrſchafft der Spare Der gewohnt waren, blieben ihren bisherigen Fuͤhrern —* getreu, ſondern machten ihnen ſogar Vor⸗ daruͤber, daß ſie durch ihre zu große Gelindig⸗ We ihre Feinde ſtets kuͤhner und zahlreicher, und den befehwerlicher machten, Sie riethen daher, eine keglegen fen, und womit man Achen ſelbſt auehungern une +). Diefem Nathe zufolge brachten die as © .in kurzer Zeit fechzig Segel zuſammen, und fchloffen KRlich eine Proviantflotte der Athenienfer ein, verloren Br gegen den Chabrias eine Schlacht, wozu fie ihre Beonngen hatten. Auf dieſe Niederlage fester im hſten Jahre mehrere wichtigere. Denn Timo !&. Sphifrates fiegten beyde über die Spartan orten und verficherten dadurch den Arhenienfern nicht x die Inſeln und Städte in Afien und Thracien, fons

en gewannen ihnen auch die mächtigen. Eylande, Kore

ea ,. Kephalenia und andere Städte zu Bundesgenoſ⸗ | Mm 3 | ſen

re—

®).Xen, 1. c. p. 348.

me) Diod, XV. p. 15. |

V p. 352. Xen. Die Bunbesgenoffen ber Spartaner weis ven VL 2: p. 367. geuami.

te auszurüften, die der Geemacht der Arhenienfee .

y Xen: V. c. ult. in fine p. 353. Lib, Re: 80. Diod. p. 30. ad Ol. 101. 1. Merfw 9 doch, daß weber Renophon, noch Diodor v oberung von Byzanz, Kyzitum, Samos, O . vielen andern Städten durch den Timotheus

weniger von ben Schaͤzen reden, die biefer Fe ihnen und dem Könige Kotys erhalten | Cornel. Nep. in ejus Vita cap. 1. & Din. Demofth. p. 94. & adv. Phil. p. 87. we Rede ich aber nicht für aͤcht halte." Das &t motheus war fo groß, dap man ihn fchlafent Neze mahlte, im welchem die Städte und

von felbft fingen. Plut. de Inv. & odio. erzählt mehrere Facta, aus melden man fd te, daß Timetheus um dieſe Zeit wicht foldhe gen habe machen koͤnnen, als ihm wen anberı ben werden . Diefer Zeldherr (ſagt ver Eotrates) konnte die fehzig Schiffe, wo Korkyraͤern zu Hüife eilen fellte, im Athen bemannen; er fegelie beßwegen nach deu J

i Schiffelente und Krisger einzunehmen. dauerte den Atbenienfern zu large, nnd fi

daher um aufgebuͤrdeter Gaumfeeligteit Kein Machinlare Fährt Trnanhan fart

Seſchichte von Ol. 98,2. bis Ol. no,. 558 -

roßen Kriegsruͤſtungen erſchoͤpft, und auch mit bay Thebanern nicht mehr zufrieden waren, als welche an en Plataͤenſern, Theſpiern und Phocenſern, lautes Bundesgenoffen oder Clienten von Athen, Gewaltthaͤtig⸗ in ausgeübt hatten, oder noch ausuͤbten *). Beyde Bölfer vereinigten fich Daher bald über die Bedingungen, Weter welchen die vornehmften diefe waren :-daß ſowohl We Spartaner, als Achenienfer ihre Flotten und Heere aruͤckrufen, ihre Defazungen aus den Städten der dedgenoffen wegziehen, und den lejtern eine unge⸗ inkte Freyheit laſſen follten **). Alle Bundesgenoſſen taten dieſem Frieden bey; nur die Thebaner nicht, weh | auf Anrathen des Epaminondas nicht enrfchliegen -. sllcen, ihre Unfprüche auf die Boeotier, die ihnen bis. Bine gewefen waren, aufzugeben F). © Die Spartaner brachen aber das gefchloffene Buͤnd⸗ Bngleich darinn, daß fie den König Kleombrotus, den Ewibder die Thebaner ausgefchickt hatten, nicht allein KK zuruͤckriefen, ſondern ihm aud) ven ‘Befehl jehickten, halsſtarrigen Bedruͤcker der Boͤotier fo lange mit Bares und Schwerdt zu verfolgen, bis fie den leztern Ba: Scenheit wieder gegeben hätten. Dieſer übereilte | zwang den Spartanifchen König, ver ſchon lange egen freundfchafftlicher Sefinnungen gegen bie Thebaner wdächtig war, und nunmehr auc) bey Fluger Scho⸗ ur Mm4 nung

——

%) Xenoph. VI. 2. p. 366. e. 3. 380. . #4) VE 3. Xen. p. 389. Diod, XV. ©. 32. Ol. I0I. 2. Diodor fagt noch, daß bie Spartaner den Achenienfern . bie Herrfchafft zur See, und dieſe ben Gpartanern : wiederum bie Herrfchafft zu Lande zuerkannt hätten, Ich glaube aber, daß man bie Abtretung ber Herrſchafft zur See an die Athenienſer noch einige Jahre fpäter .: Herabfegen mülfe. ' Zn . “#) Ken, & Diod. ll ve. ;

N 353 e lchtes Buch.Erſtes Capita

wung und Gelindigkeit das aͤußerſte zu befürchten Gatte, ‚ein Treffen zu wagen *), wozu die Haͤupter der Feinde wit der ganzen Macht ihrer Beredſamkeit, und durch alle Künfte des Aberglaubens aufmunterten”*), weil ihr zer. Stadt jonft Belagerung, Hungersnoth und Abfall | aller Bunvesgenoffen, und ihnen felöft abermalige Ber weiſung bevorfiund 7). Beyde Voͤlker gerlerhen de . $eufera am einander, mo bie Spartaner mehr durch ik eigue Thorheit, Unmäßigfeit, und durch ben Ungehe - fa’ gegen !yfurgs Geſeze, als durch die Tapferkeit ei Thebaner, ober durch die Weisheit ihrer Anführer übe - wunden wurden IT). Die Schlacht war zwar buus

EEE eg

1.9) Gleich nach der Eroberung von Kadmea Fechten bie Ze bauer felbft. wider die Spartauer mit dem umerflen . denften Muthe. Noch vor der Schlacht bey Leutm uͤberwanden fie hiefelben in mehrern fleinen % | befonders bey Tegpre, wo Pelopidas mit dreyhn u Kriegeru taufend oder gar funfzehnhuubert Spart⸗ in die Flucht (hing. Dies war, fagt Plutarch, Wi . erftemal, daß die Spartaner in fo vielen Kriegen m Griechen und Barbaren von einer Pleinern Zahl Ai wunden wurden, In Pelop. II. 355,360. »s) Man fehe Xenoph. p. 393. 394. Plut. II. 366. breitete Goͤtterſpruͤche aus, in welchen den Spartanm gerade bey Leuktra, mo fie vormals eine Frevelthat io gangen hatten, Tod und Verderben gedroht wur: man erzählte, daß die Tempel der Götter ſich w freyen Stüden geöffnet hätten: daß alle Priefterims Sieg verfündigten: daß die Waffen des Herkules w ſchwunden wären, weil er felbft mit ing Treffen gs wärde.. Alle diefe Gerüchte hielten viele, (mgt Fe phon, für Künfte ver Feldherren.

p VI. 4. Xen. p. 393. . Tr) Wenigſtens nad der Erzählung bed Xenophon Lt p. 3941397. Die Spartaner waren mei

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121

| GSeſchichte von Ol. 98/2. bis Ol.no,3. 353

em bie Spartaner nahe an vierzehn hundert Mann foren, allein übrigens war fie fo wenig entſcheidend, ß diefe weder tager noch Gepaͤcke einbüßten: daß viele

Mm s noch :

rauſcht, als fie in die Schlacht gingen: fie jagten fers ner eine Menge von Perfonen, die ſich eben entfernen wollten, ins Lager ber Xhebaner zuruͤck, und vermehr⸗ ten dadurch die Anzahl ihrer Keinde: endlich ftellten fie vor dem Fußvolk ihre Reuterey ber, bie in dem elendes ſten Zuflande, und der Thebanifchen bey weitem nicht gewachſen war. In Sparta hatte fi nämlich damals Me verberblide Gewohnheit eingefchlichen, daß zwar die Reichen Pferde zum Dienfle des Staats halten, and die Ruͤſtung und Waffen von Reutern hergeben muften, daß aber zu ben leztern meiftens die ſchwaͤch⸗ fen und ungeübteften Leute ermähle wurden. Diefe erbärmliche Renterey wurde gleich übern Haufen gewor⸗ fen, und brachte das den Thebamern Äberlegene, und anch fon fiegende Fußvolk in Unorduung. Des großen Berfalls aber der guten Sitten und der Zucht : - . unter den Spartanern ungeachtet, mar boch immer noch vieles von dem alten Geiſte übrig, den Lykurgs Gefeze ihnen eingeflößt hatten, und der fi bey ihnen, wie bey andern Bölfern, und felbfk einzelnen Menfchen, in ähnlichen Fällen, vorzüglich in Zeiten der Noch Aus Berte, wo fie gezwungen wurden, alle ihre Kräfte zus fammen zu nehmen. Als bie Nachricht von ber un⸗ gluͤcklichen Schlacht nah Sparta fam; feierte man eben ein Feſt, das dur ein Priegerifhes Spiel, oder durch einen Kampf von Männern beſchloſſen werden follte. Die Epboren wurden zwar burch biefe traurige Bothſchafft niedergefchlagen; fie ließen aber doch bie Kämpfer nicht aus einander geben, ſondern fezten die Zeierlichkeiten des Tages fort, und theilten am Enbe derfelben erſt die Ramen der Erflagenen aus, Ans folgenden Tage fah man die Anverwandten berienigen, die im Xreffen geblieben waren, mit ber Miene des Triumphs und in Feierkleidern auf den öffentlichen Plaͤzen flolz einhergehen; die Nachgebliebenen —* | | us

554 Achted Buch. Erſtes Eapitel.

noch auf dem Schlachtfelde die eichname der gefallenen Mitbürger nidye von den Feinden erbitten, ſondern mit dem Schwerte in der Fauft erfechten wollten, und daß kurz nach der Schlacht alle ihre alten Bundesgenoffen, die Tegeaten, Korinthier, Sifyonier, Achaͤer und viele andere Städte mit unermüdetem Eifer ſowohl Man ſchafft als Schiffe ergaben *). Nichts deftomenige verfichern alle **), daß die Spartaner bey Leuktra viel tiefer gedemüchigt worden, als die Achenienfer ben Aegos Potames, und daß diefe Niederlage ihre Herrfchafft fo wohl zu Lande als zur See auf ewig zu Grunde gerichtet babe. Die Urſachen diefer ſchrecklichen Folgen eines faſt zweydeutigen Treffens’ waren nicht die Thebaner, fondern die Uthenienfer. Denn ungeachter diefe F) ſich über den Sieg der Thebaner fo wenig freuten, daß fie gegen ten Boten, der ihnen die Nachricht davon brachte, nick

eis

hingegen, welche mit bem Leben davon gekommen wu ren, (lichen mit niedergefenftem Blick und im Schu ze ber tiefften Zranrigfeit umher. Xenoph. p. 398. Nach dem Diobor fiel diefe Schlacht bey Leuktra in du

. vierte Jabg ber Iozten Diymp. Nach der Erzählung

des XRenophon hingegen kann man nicht anders fchließen, “ale daß fie gleich in demfelbigen Jahre, in welchem du Friede zwifhen den Spartanern und Arhenienfern za Stande fan, geltefert worden fey. Mean ſehe Chron, Xenoph. Hutchinf, ad Ol. 102. I.

%) Xen.1|.c. p. 397. 399. Diodor, ber wahrfcheinlich dm Ephorus folgte S. 50. verfihert, daß von den Spa tanern viertaufend gefallen wären. Er bat aber nich bloß den Zenophon, fondern auch den Plutarch gegen jih, weicher fagt, daß nach der Zählung dee Cpami nondas etwas mehr als tanfend todte Spartaner auf den Schlachtfelde wären gefunden worden. VI, 73c, Apophteg. l.acon,

**) Xen. VII. x. lioer. 1. 210.

+) VI. 4. p. 400. 5. p. 408. 9, Xen,

Besikienin O o 8; Sg Dl.io3. 955

mat, die Pflichten ber Saftfeeumpfehafft ausüben: - fo ten fie doch den Sieg' beffer, als die Ueberwinder fi. Sie vergaften jezo den Spartanern, mas biefe rmals an ihnen ausgeübt haften, und fchickten. Ge⸗ ıdte im Peloponnes umber, welche die Heloten ımb undesgenoffen der Spartaner zum Abfall reisten ®). fe erfüllten die Mächtigften unter den Leztern, die Ars ver und Arfadier, mit einer folchen tiebe zur Freyheit, d einem folchen Haſſe gegen die Spartaner, daß fie jar die Thebaner wider ihren Willen beredeten‘, mit ıen das kafonifche Gebiet zu verwuͤſten, das feit fünf ihrhunderten von feinem feindlichen Fuße betreten wors awar. uch arbeiteten fie aid allen Kräften baran, E die Erbfeinde ver Spartaner, Die Meflenier, nach ver faft drittehalb hundert jährigen Entfernung von ih⸗ n väterlichen Beden in die falt verfchmundenen Ruinen r Size ihrer Vorfahren zuruͤckgefuͤhrt wurden »). es

>) vn. 2. p. 400. “) Xen. VI. 5. p. 518. 520. 22. 33. inp. in N Ageh © 2. $ 24. p. 491. Plut, 11,371. 18, in Pelop. 17. Apöphth, "VI. p. 733. Diod. 51555 p. Ueber biefe 598 * Facta finde ich in den Geſchichtſchreibern große Abs . weihungen. Bon dem Verfahren der Athenienſer füs ‚gen alle übrige Schriftfleller, außer dem Kenophon, - gar nichts. Diodor fezt den Einfall des Epaminondas : ja das Spartanifche Gebiet in DI. 104. 4, und fagt, dag er nur soooo Mann bey fi) gehabt habe. Plus tarch hingegen ſchaͤzt das Heer der Thebaner arıf ones vo. Manu, und erzählt, daß der Sieger bey Leuktra und

lop. l.c. Zenophen endlich fezt’diefen Einfall zwar 3 n daſſelbige Jabr mit der Schlacht bey Leuktra, allein inem Seugniffe nach rieth der Ayrem Jaſon f ans —8 unge

ſein Freund Pelopidas gleih nad dem großen Siege 7 -- "in das Spartanifche Gebiet eingefallen. fenen. in Pe ..:

un

ns aees Buß Erf Rapid, Der Sieg bey beuktra erfüllte alle Orhechlfehen Vhi⸗

Ze ker mie ehrfurchtsvoller Bewunderung und Liebe gegen .die Ueberwinder der Tyrannen, die man für unüberwinte Mich gehalten Hatte, und mit einer fo großen Freude über

ine kurze Zeit. Die meiften fingen bald an, von bei

Sieger der leztern gar Feine Rechte der Obern " , : gedßerm Grunde, als bis Thebaner, auf di⸗ in Griechenland Anfpruch machen zu fünnen. ‚Solche S

ſinnungen hegten bie Arkadier, die unter dem ykomcha Duinkelheit empor arbeiteten, und auf dem Schaupic

| shehr aber Zafon, Beherrſcher von einem großen Their von Theffalien, der ſchon alles Bas im Sinne har,

keinem von ihnen weder an Talenten, noch an

Ä

ihren Beſchuͤzern und Fuͤhrern, folgten ®). 7 ein *

windern von Griechenland und Aſien zuvorgefommen

bie unerwartete Exrettung aus ber Knechtſchafft der’ ia | Fedämonier, daß fie alle freymwillig den Thebanern, di |

fee Taumel-von Berounderung und Freude Dauerte u

Thebanern eben das zu fürchten, was fie von den &pen Sanern gelitten Hatten, ober doch zu benterfen, Baß-bk

*

haͤtten. Andere glaubten ), mit eben fo vielem ober *

einem ehrgeizigen Manne, ſich auf einmal aus Keik von Griechenland eine glaͤnzende Rolle ſpielten 7):

was Philipy und Alexander nachher ausfuͤhrten, der auch etwas nachgab, und der alſo wahrſcheinlich den Ueber⸗

waͤre, wenn er nicht durch Meuchelmoͤrder an ver Beb lendung feiner großen Entwürfe märe gehindert wer den

u En mu

fangs von biefer Unternehmung ab, und fle ließen #6 erft eine gute Zeitlang nach dem Treffen von den Ark | diern, Argivern, Ellern dazu bereden. ®) Xen. VII. 1. p. 405. Plut. II. 371. in Pelop. ®*) VII. 1.447. Xen, 4) VII 1. p. 445. Xen. XV, 49, Diodor, N

u MaRuE: > 7 Be Seſchichte von’ Ol. 98 2. Bi8 DI. no. 557. \

n ). Die Thebaner wurden daher gleich im-folgen n Sabre von dem groͤßten Teile ber Städte und Bob - . , die von den Spartanern-abgefallen waren und fih erft in ihren Schuz begeben hatten, verlaffen, und m Fonnte mit Mecht von ihnen fagen, daß fie bey - HEcra mehr die Herrſchafft ver Spartaner zerftört, als. ; ihrige gegründer hatten. Alle Mittel, bie fie. am mbten, um ein folches Anſehen zu erlangen, als bie ' partaner gehabt hatten, waren fo übel gewählt, Daß gerade ihren Abfichten entgegengefezte Wirfungen her⸗ ebrachten, und fichtbarlich Mienfchen verrierhen, die. ) in ein großes unermwartetes Gluͤck nicht zu finden ıften, und die niche nach reiflich erwogenen ‘Planen, idern nach augenbliflichen Einfällen handelten. Nihe . 6 bloß ungänftige unvermeidliche Umftänbe, fondern rzuͤglich die Denk und Gemuͤthsart ihrer Fuͤhrer, und Sitten und Verfaſſung des Volks waren Die Urſachen, ß die Thebaner das ohnmaͤchtige Griechenland ſich he unterwarfen, und auch nicht Die Oberherrſchafft in r Bedeutung gewannen, in welcher bie Athenienſer d Spartaner fie viele Jahre befeflen Hatten.

Die Thebaner legten fich freylich, gereizt Durch bie enfpiele des Pelopidas und Epamitondas, noch vor, ı meiften aber nach) der Eroberung von Kadmea, mit em viel grbßern Eifer auf alle Arten von oymnas '_ chen Kämpfen und Eriegerifchen Borübungen, als iv .

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®).Xen. VI. 1. p. 357,65. Er hatte ein viel größeres Heer zu feinem Befehl, als weder Philipp noch Ales zanber gehabt haben: achttaufend Reuter, zwanzig⸗ taufenb ſchwer bewaffnete Krieger, und leicht bewafo /⸗ netes Fußvolk in einer folhen Menge, daß man, wie" Eenophon fagt, alle Völker damit hätte bekriegen koͤnnen. . WEATASIKOV Ye jumv Inoeroy TTEOS mavras aydoo °”

aas TITEYINvOh.

Den ns aan in Dee) a ft > ffung war in eine unbändige Ochlokrati⸗

6) Kenoph; VI. p. 419. Diod. pafim, Plı 361»

4

“+, Dies zeigt die ganze Seſchichte der Ver Kadmea an die Spartaner, und auch der zung der Thebanifchen Burg, Denn ohne che Schwelgerey des Archias und feiner ® de Xheben nie von dem Joche biefer Tyra worden fepn. Selbſt die zaͤrtliche Verbin

Geſchichte von Ol. 98, 2. Bid Ol. no, 3. 559

{8 zur Wuth eiferfüchtiger Poͤbel geben Fonnte, ihre Wuͤrde nicht mitten in einem feindlichen fande, zu der en vorgefchriebenen Zeit niedergelegt hatten *). Eben iefe Verderber des Volks Flagten den Helden, der die Spartaner bey Leuktra zu Boden gefchlagen, und faſt ertilge hatte, eines feindlichen Berftändniffes mit den jeinden an, und entfezten ihn durch den neidifchen Poͤbel mich wirklich feiner Feldherrnſtelle: eine Ungerechtigkeit, vodurch fie fich ſchon früher ihren Untergang hätten zuzie⸗ Yen konnen, wenn nicht Epanimondag eben fo fanft gegen eine Mitbürger, als feinen Feinden furchtbar geweſen Räre, und dem undankbaren Baterlande auch die Fräns endſien Beleidigungen leicht verziehen hätte **). Ein > ausgelafienes Volk nun mit folchen Sitten und einer chen Negierungsform, als die Thebaner hatten, konnte ⁊woͤglich eine große und dauerhafte Macht erhalten und Daupten, weil ed weder Klugheit noch Billigfeit genug atte, fein Glück zu nuzen und zu befefligen. Selbſt S banyden außerordentlichen Männer, denen Theben, ach dem Urtheile aller alten Schriftfteller, feinen vor» ergebenden Glanz zu verdanfen hatte F), befaßen nes on den großen Borzügen und Tugenden, wodurch fie dre Mitbürger und Zeitgenoffen fo weit übercraffen, doch Kejenigen Talente nicht, die dazu nöthig geweſen wären, Re Folgen dee Sittenverderbniß, und die Mängel der Berfaffung ihres Volks wieder gut zu machen. Pelo⸗ idas und Epaminondasd waren beyde eben fo nüchtern,

ents

®) Plut.).c. Corn. Nep. in Epaminonda c. 7.8. Wenn Epaminondas fih mit den Worten, die ber lezte Schrififteller anfuͤhrt, vertheidigt hätte; fo wuͤrde er. fih unftreitig zu viel angemaagt Haben.

#*) Plur. |, c. & Diod.p. 59.

+) VI. 41. Poiyb. Corn. Nep. « 10.

X

®) Ueber die Charaktere biefer bepben Männer fl Pelopida II. 331.365. 377. Xen. VIE 502. 508.509. Diod. XV. 44.48. 59.:64 Nep. in Epam. bef. c. 2. in Pelop. 2 & 3 achiet Pelopidas eim großes vätcrliches We te; fo lebte er doch eben fo einfach, als & der bey aller feiner Armuth den Beyftand fi de nur für andere brauchte, wenn er nämli fangenen Bürger loskaufen, ober eine edlı Jungfrau ausflatten wollte, Plut, II. 331 Nep. c. 3. Die Einfalt und Genägfamfe minondas läßt fih am meiſten daraus abnel er nicht mehr als funfzig Drachmen zu fein in den Peloponnes aufnahm, in melden e here mit einem Heere von mehr als fünf Mann einfiel, Plut. Apophtb. VI. p. 73C feine ganze Equipage nur in einem Keffel Mpieß beftand. Frontini Stratag. Lib. IV, , glaube, daß man den Epaminondas mit kei berühmten Manne fo richtig, als mit d Scipio vergleichen faun. Er mar eben fo unbeſtechlich, eben fo aufgeklärt und beret heiter uud wizig, endlich ein eben fo treue nehmer Zreund, als der Roͤmiſche Held. A dieſelbige Groͤße ber Seele, eben das untr

Gefchichte von DI. 98, 2. bis Ol. 110,3. 561

fie verftanden nicht, wie Themiftofles, Ariſtides, Kir mon und Perikles, die felrene Kunft, Menfchen und Bölfer zu regieren, und die Größe eines Staats auf eine dauerhafte Art zu befeftigen *). Alle Unterneh⸗ mungen, wodurch fie ihre Vaterſtadt zur Beherrſche⸗ einn von Öriechenland erheben wollten, waren entweder fur? , oder fielen gar zu ihrem und ihrer Mitbürger

erderben aus. Die lehrreichen DBenfpiele der Athe⸗ nienſer und Spartaner waren für fie Feine Warnungen, und fie machten eben die Fehltritte, wodurch diefe Voͤl⸗ fer ihren Untergang befördert hatten **). Epaminondas erweckte ben Thebanern gleich dadurch viele Seinde, daß -, er auf feinem Zuge in den Peloponnes mehrere Städte, De nicht im Spartanifchen Gebiete waren, entweder mit Gewalt einnahm, oder ihnen nachftellte, und ihre Welver verwüftete 7). Anſtatt die Zahl diefer Feinde zu Bermindern, vermehrte er fie durch einen jeden Schritt, Ben er in der Folge that. Er zwang bie Achaͤer mit Wewalt, Bundesgenoſſen feines Bolfs zu werben, und Kachte fie dadurch den Lakedaͤmoniern geneigt, und von Sen Thebanern abwendig FF). Er reiste die Achenienfer, ‚Bie:er hätte fchonen ſollen) dadurch, daß er den armen, Peder handelnden noch Funftreichen Theben, ben ſeltſa⸗ ‚men Rath gab, fic der Herrfchafft der See zu bemaͤch⸗ un tigen,

[| ++“

Ve . " 8) Sch weiß zwar, daß viele ben Epaminondas für einen der größten Feldherren und Staatsmaͤnner der Griechen gehalten haben, Ael. VII. 14. allein biefem Urtheile kann Fein Bewunderer des Epaminondas, wenn er zugleich ein unparthepiſcher Geſchichtforſcher iſt, bey⸗

ſtimmen. 3 #4) Iſoer. I. 254. Epiſtol. ad Pbilip.

+) VIEL. ı. p. 443. 77) Ib. 456. & fq.

Zweyter Band. Nn—

1

X

| Stabt french feinen Volke das gl Diiegki zeichen , und für die Spartaner das -fchimpflichite Deus

Krieg zwiſchen beyden Voͤlkern verawigte **). Epan nondas war ed endlich, der auf die Bitten einiger Is kadiſchen Räuber, die ſich färchteten, von den aus Dep

eritwanbten heiligen Schäzen Mechenfchaffe zu geben, a

vorſichtige als a te Handlung verviech er ak jeden feine Abficht: Die Ausföhnung dee Arkadier i

gen gegen einander aufzuhezen, damit fie fich einal

sn > ME Eee

gen, Triegeſchiffe autzuräffen, "und ie reichen Kirfag: ao Gräe, ie den 2 * Tribut Sagt, 08, anterwürfig zu ma Er war es e Wieda⸗

bauun Sn Mefene am meiften beitieb, und. in dig

mal errichtete, aber auch eben dadurch Feindſchafft ug

moͤchtiges Heer in den Peloponnes führte, ungeaf alle Arkadler erklaͤrten, baß'fie feine frembe Külfe Bermittelung brauchten. ‘Durch ‚biefe eben ſo

einander, und mit den Eliern zu hindern, ober gu-W nichten, und die Einwohner des ‘Peloponnes nur deh i

aufreiben, und den Thebanern nachher eine deſto fe tere Beute werben möchten. Er bewog dadurch bie kadier, Achaͤer und Eher, um deſto fchneller ford unter einander, als mit den Lakedaͤmoniern Friede |

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®) Ifoer. 1. c. Diod. p. 64. Diodor erzähle, daß Epmb nondas dem Arhenienfifchen Befehlshaber Laches du folde Furcht eingeiagt hätte, daß dieſer ein Treffen a geiehne habe. Plutarch hingegen verfichert , dag Em minondas eben fo wenig als nachher Philopenee »Gluͤck zur See gehabt hätte. in vita Philop. p. 645.0 Eben diefer Schriftfieller merkt an, daß einige das einge Gluͤck des Cpaminondas von dem Worfaze ap leiter hätten, feine Mitbürger vom Seekriege eher de zuſchrecken, ald dazu aufzumuntern. ”) Diod, p. 55. . |

/

Geſchichte von Ol. 98, 2.56 DL 1io, 3. 6%

hließen; brachte ganz Griechenland wider fich anf, und. urbe zur Schlacht bey Mantinea gezwungen, in: weils! er er fein teben, und fein Vaterland den größten Theil; 8 erlangten Ruhms und Anfehens verlor.*). Noch iſcher und haftiger, als Epaminondas, war fein Freunb

ud des Theilnehmer feines Ruhms, Pelopidas. Dies.

= unrubige Held brannte vor edlem Wetteifer, und vor;

Begierde, irgend einen Schauplaz zu finden, auf weile! Ben er alle feine Kräfte.und Tugenden anfpannen und‘ Eigen, und folche torbeern erlangen koͤnnte, ale Epami⸗ wndas im Peloponnes gefammlec hatte **). Diefe une Wuͤnſche wurden durch die Geſandten vieler Theffas ſchen Städte erfüllc, bie fich wider den unmenfchlichen

Beannen Alepander , von welchem fie gedrückt oder bes:

best ‚wurden, Hülfe von ben Thebanern ausbaten;:

elopidas beredete feine Mlitbärger , ihn mit einem ans’ Irulichen. Deere nad) Theffalten zu fehicken, um, wie er gte, den Griechen zu zeigen, daß die Thebaner mie: w edeiften Uneigennügigfeic zu eben der Zeit, wo bie >ypartaner den Dionys von Sicilien, und bie Acheniens > den Alexander zu ihrem Bundesgenoffen angenommen teten, ihr Blut für die Freyheit ihrer Bundesgenoffen afopferten. Er entriß auch wirklich dem Theflalifchen

Pin 2 Wir:

EDER»

‚®) Xen. VII, 4.5c. ©. 496:507. Die Zeit einer jeden ber bisher erzählten Begebenheit laͤßt ſich nicht genau beſtimmen, da Divdor einiger gar nicht erwähnt, und

in Anfehung anderer nicht mit dein Kenophon uͤberein⸗ fimmt. Sie fallen aber alle zwiſchen DI. 1o2. 4. und:

DI. 104. 2. Entweder Epanıinondad oder Pelopidag

war ed, der Euboea verwuͤſtete, den Megarenfern. brohte, und ben chenienfern eine Stabt auf eine vers

raͤtheriſche Weife abnahm. Iſoer. l. e. & Diod, ad Ol, ,

103. 3. Aefch. adv. Ctei. p. 286.

0) Plut, in Pel. IL. p, 392,396. Diod, p. 55,65, Com.

Nep. in ej. vie,

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N

364 achtes Buch. Erſtes Capital. Bu

Wuͤterich einige Staͤdte, und drang felbft bis in Mae bonien vor, wo er in dem zerrücteten koͤniglichen Haufe Friede seleber herfiellte, und zur Deftärigung befleben |

ſich den jungen Philipp und dreyßig andere vornehm Mafevonier als Geißel geben ließ *). Diefer ee luͤckliche Feldzug verwandelte aber ven Helden und See Deren in einen kuͤhnen Ebentheuer, Pelopidas ging wer Folgenden Jahre zum zweyten male, aber mur mit anti kleinen Begleitung von Freunden, nach Theffalien, in da Hoffnung, daß fein Name ihn ſchuͤzen, und allenthalm D | wo er erfchiene, . ein Heer um ihn verſammlen wir Allein er wurde, wider fein eignes und aller feiner Freu Vermuthen, vom Alexander aufgefangen, und ande halb Jahre in einem engen Gefängniffe gehalten, 1 welchem er nur mic genauer Noth durch ein ſtarkes Ha unter dem Epaminondas erlöft wurde"). Nach ſa Defrenung b dachte er durch Unterhandlungen bas Mr m winnen, was er durch das Gluͤck der Waffen nicht het erlangen fönnen. Er trat eine abentheuerliche Ref den Perfiichen Hof an, um durch deffen Benftand fe

Baterftadr die Oberherrfchafft in Griechenland zn w fchäffen, wie Antalkidas gethan hatte Er eriani vom Perfifchen Könige alles, was er gewuͤnſcht ha und brachte einen Srieven nach Griechenland rien nach welchem die Epartaner Meffene für frey erfläng in die Achenienfer alle ihre Kriegsjchiffe abtakeln, und wer die einen oder Die andern Diefe Bedingungen nicht erfib len würden, alsdann alle Griechiſche Staaten verbuna |. ſeyn jollcen, ihre Waffen mic den Thebanern zu vera gen, und diefen als ihren Führern zu folgen. Nuke Ueber

®) Plut. J. e. Diod. p. 55. ad Ol. 102. 4. **) Diod. p. 58. ad Ol. 103. 1. 2.

H VIE. 7. Xen. 451r455. Plut, II, 386. Diod, p. & ad Ol. 103. 3.

Geſchichte von Ol. 98, a. bis Ol. no, 3. Ss

berfegung, und noch mehr die freyen Neben, welche Gefandten der Athenienfer ſowohl, als der Arkadier ft, am Perjifchen Hofe führten, hätten ben Pelopis . F Überzeugen müflen, daß der Wille eines Königs, ſen Schwäche alle fannten, und der unaufhorlich mit t eben fo vielen abtrünnigen Satrapen zu friegen hatte, ihm treue anhingen, jezo nicht- mehr den Gehorfam Sriechenland finden würde, womit man ihn noch vor rigen Jahren erfüllt harte. Alle Staaten weigerten bartnäcig, den Frieden des Pelopidas zu unrerfchreis ; und fegterer mufte daher zu feinee Kränfung und ſchaͤmung erfahren, daß. fein Unfchlag auf die Herr⸗ fft von Griechenland nicht nur vereitelt‘ wurbe "), yern daß er auch ftatt Ehre und Mächte Haß und sachfung eingeerndtec hatte. Pelopidas überlebre dies unglücklichen Ausgang feiner Unterhandlungen nicht e. Denn als er zwey Jahre nachher einen drittem Jug gegen den Ulerander unternahm, und: diefen feis Feind an der Spize feines Heers erblickte, wurbe er feiner Hize fo ſehr Hingeriffen, daß er mit einer, r eined gemeinen Soldaten, als eines großen Felbs n würdigen Seftigfeit, den Theffalifchen Tyrannen mitten unter feine Krieger verfolgte. Pelopidas vers barüber fein leben, das er noch lange hätte frifteh, feinem Vaterlande auf mannigfaltige Art härte ich machen fünnen **). | | "NMn3 Die

Xenoph. p. 455.

) Diod. p, 65. ad Ol. 104. 1. Nichts iſt ſchoͤner und ruͤhrender, als die Plutarchiſche Beſchreibung der tiefen Betruͤbniß, welche ſowohl die Thebaner als Theffalier bey dem Tode des Pelopidas ergriff, unb der Eh⸗ tenbezeugungen , bie Ihm von beyden erwiefen wurden, H, p. 393395. Es ſcheint aber öde

tar

Dald nachper ) fehloffen die Achenienfer,

ae ein eben fo liches als wohln ei 2 worinn fie kraͤftigen Beufkanb.

.. Bebilgung verſprachen, daß ihre Sei weiſe mit den Spartaniſchen das fe ( "führen follten. Als die tafedämonier vie 4 und ihnen überbem noch freywillig die, Der See abtraten **); fo leifteten fie treuich en hatten, und erlangten durdy die eldherren faft eben die Macht und das Anfı was fie unter dem Perifl es beſeſſen Hatten. : ‚größere Tugenden, ald woburch bie Athenien ‚neuem auftichteten, entgingen Die Spartaner B ung. Denn amgeachtet fie i

Geſchichte von Ol. 98, 2. bis DI. 110,3. 367

festen Kraͤfte zufammen, um die Tihebaner wenigſtens bon ben väterlichen Wohnungen und Gräbern zuruͤckzu⸗ cen, und fchlugen auch wirklich zweymal, zum Er⸗ asınen von Öriechenland, ihre fiegreichen Feinde zuruͤck, bie den Bortheil der bey weitem größern Zahl, und das leztemal auch des Plazes harten *). Wach diefer wun⸗ Derbaren Errettimg wurden die Spartaner frenlic) noch einigemale von den Thebanern ſowohl als Arkadiern übers wunben 9; allein fie ließen fich dennoch durch afle dieſe Niederlagen nicht bewegen, mit dem gegen fie errichteten Meſſene Friede zu machen 7). Ihre Standhaftigkeit wur⸗ de ihnen auf eine Doppelte Urt belohnt: zuerſt durch einen Bon ihrer Seite ganz unblutigen Sieg über die Arkadier, Moovon die Nachricht allen Bewohnern von Sparta vom Ken Könige Agefilaus, den Ephoren und Geronten an, auf den gemeinften Bürger, Freubenthränen auss- Xxeßte TI), und dann durch die Ruͤckkehr der Arkadier, Achaͤer und der übrigen Städte des Peloponnes, welche e Thorheit der Thebaner wieder in ihre alten Verbin⸗ "ungen hineintrieb.

Die übrigen Griechifchen Städte, weit entfernt Ruıec) den Frieden zwiſchen ben Spartanern und Athe⸗ wienfern, der ihnen ihre Freyheit wieder fchenfte, ober durch den Fall der Spartanifchen Herrfchafft glücklicher 6 ruhiger zu werden, murben vielmehr in innerliche Kriege und Yufrühre hineingeworfen, die viel fürchterlis eher, als die bisherigen Unterdruͤckungen waren. Allent halben waren Nachbaren gegen Nachbaren, Bürger ges ges Bürger, durch wechſelsweiſe ausgeübre und gelittene

Nu 4 | und

%) Ib. “*) Siehe bef. VIT. 4: p. 491. 7TyV VIL 4. p. 482. Xen.

th Xen, Vil, 4. p. 482.

6 Achtes Buch. Erſtes Eapitel.

und feit Jahrhunderten aufachäufte Gewaltthärigkäten ii fo jehr gegen einander erbittert, daß fie mir unnnenfchlis cher Wildheit über einander berfielen, jo bald bie Macht | zu Boden ſtuͤrzte, wodurch fie bisher waren im Zamme |H gehalten werden *), In allen Städten murven bi |r reiten unt größten Männer, welchen die Spurtane Ir die yochfte Gewalt übergeben hatren, als Berrächer de Ir Volks verjage oder ermürgt, und die meilten Gegente |r wurden daber mit eben jo vielen Flüchtlingen angefüßt, als fie jelbft Yürger vertrieben hatten. In Arkadie Ir Fofteten die Verſuche, eine republifanifche Negieruns Ir form einzuführen, über vierzehn Gundert Menſchen dei I; teben,, Diejenigen nicht einmal mitgerechnet, bie ihr Voſi terland meiden muften; und in Argos war ber flärfer |, und aus feinen Banden losgelaflene Pöbel fo vafenı daß er ſechszehn hundert der erften Bürger meiftens wei ter den graufamften Martern umbrachte, und zulezt mel zunehmender Wuth fogar feine Schmeichler, die Dem— gegen, verzebrete, von welchen fein Blutdurſt zuert war gereist worden **). Ganz Öriechenland verfaf alte nach ter Schlacht bey Seuftra in einen anarchiichen Zuſtand, morinn weder die Nechte der Menfchlichkei, noch die Geſeze des Krieges gejchont und beobachte wurden.

Das Treffen ten Mantinea, in welchem faft uf Griechiſche Völker gegen einander fochten, änderte mb befferte in ihrer Lage nicht allein nichts, fondern brade noch aroßere Unrusen und Verwirrungen hervor, al wodurch fie verher waren gerrättet worden FT). Va

dieſe

*) Xen. V. 4. 345. VII. 1. p. 456. & ſq. c. 4. p. 48 Diod, p. 33. ##) Diod. p. 48.

49. }) Xen. I. e. p 5ı2. Diod. p. 69,72. Diefe Edi fiel DI. 104. 2. vor.

> @efgige de von SI. 98,2. bis Dt: a0; 3 sw. e Schlacht glaubte men- allgemein, daß fe 246. Schickſal von Griechenland auf immer:entfcheiden, mb : le Alebertgunderien vem Sieger‘ imtermerfen wuͤrde M Sein man-bachte nicht daran, daß fie wenig encfche - end, ımb der Sieg fo wankend bleiben Eönnte, al. birklich geſchah. Epcaminondas that alles, was man wei einen großen Felbherrn und einem tapfern Krieger - rwarten Eonnte: et brachte mit dee Schaar, womit & mf die entgegenftchende Schlachtorbnung ſtuͤrzte, die eztern zum Weichen; allein die toͤdtliche Wunde, die r empfing, ſchien auf einmal bie Sinne aller Thebaner 1 betäuben, und ihre Arme zu laͤhmen. Das Fußvolk ieb wie verfteinert auf dem Plaze ſtehen, den es ger bönnen hatte, und nicht einmal Die Reuterey Dach , heran, den fliehenden Feind gu verfolgen ""). Diego agenen Haufen fehöpften daher allmaͤlich Mur, inleten fich wieder, erhielten Fleine Vo il und reeichteten ſogar ein Siegeszeichen, welches bi Kr Richt binderten , woil fie eben ſowohl als die Spar und ihre Bundesgenoſſen um die Auslieferung ber Todten bitten muften. Bald nach diefem.Zrefien loſſen die Sriechifchen Staaten einen Frieden, bee wWer weder allgemein noch dauerhaft war, Die Spar ner weigerten fich, die Waffen nieberzulegen, fo lange effene noch ſtuͤnde F); und die Achenienfer ‘übten fos vohl in Arkadien als in Korfyra Gewaltthaͤtigkeiren is m. | Mit dem Ausgange der Olympiade, in weicher ie Griechen bey Mantinea Iren, fchien fich alles zu | ‚sing, einer . :

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—. .*) ıb, | . #8) 508» 512. Xen, I. c W

+) Diod, p. 73. | m Ol. 10» 3 &4. Diod, re Fe

- ®, Ifoer. ad Philipp. I. 243. 47. | Xen. in Ageſ. ec. 2 $. 24. p. 491. und Ari, de Ch, ‚2.7. p.191. To yao & duyauerns Tas Xu

‚Yudıss IHKs TesDesv cu KEVTOCHCTIBS , KM

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| ORAITAS TEIS MULIBS, ade XAsos To Frn%

naar. MIRV Yap RANYWEX UMDEIKE FT As, A aModero dıw TW oA ya em. Eigentlich ſtuͤrzte nie die Schlacht bey Leuktra ie Spartaner —— —— die Laſter, mi fle worker gefallen waren, und bie Unger tigkelte, bie ie ausgeübt hatten.

Seſßchahte von DU’IE aD DE N,3. 1578 |

‚men Mitlelden mit ihnen teng:. Sie wurden vielmgfe ‚wegen ihrer vormals ausgeuͤbten Grauſamkeiten fo allga⸗ mein verhaßt, und gefürchtet, daß man glaubte, fie ‚würden mit zunehmenden Kräften auch ihre alten An⸗ - „fprüche und Maaßregeln erneuern *). Die Argiver hat⸗ ‚sen noch mehr, als die‘ Spartaner gelitten; bemı-. ie waren niche nur durch beftänbige ungluͤckliche Kriege, in ‚melchen bie Feinde faft alle Jahre ihre Felder vernh⸗ Het, ihre Bruchtbäume abgehauen und ihre Wohnungen ;sanf dem tande verbrannt hatten, fondern auch bush moͤrderiſche Mufrühre, und durch den Berluft der ange 4ıfehenfien Bürger geſchwoͤcht und aufgerieben worden-*?). ErDen Thebanern hatte felbft ihr anfcheinendes Gluͤck eine is aumerfeslichen Schaden zugefüger. Denn außer bes Gig m wblferung , welche felbft ihre Siege nach ſich sogen, , „waren fie mit bem. Hoffe Allee Griechen beladen, unp „nit einem verberblichen Lebermurh und Ehrgeize ange r fällt, der ihre Kräfte weit überfcheitt, und ihren Unter, ir gang nod) fehneller, als den ber übrigen Griechen bes fhleunigte }). Die Achenienfer endlich hatten freylic) ihre Herrichafft über die Inſeln wieder erhalten, und bes „faßen auch erfahrne Feldherren und Staatsınänner, ımb 5 Wicht ungeäbte Krieger; allein die Berfaffung und Sit⸗ : ten des ganzen Volks waren zu unheilbar verdorben, als daß ihr Wohlftand Härte Dauerhaft ſeyn, oder fie ſelbſt am felche Unternehmungen hätten vehfen fünnen, zu wel⸗ k «chen außerordentliche Tugenden und anhaltende Am - ſtrengungen waͤren erfordert worden. Menſchlichem An⸗ Aiſehen nach war es aber doch immer noch glaublicher. daß

79% Iboer. l. e. p. 251. 252. “*) Iſoer. l.e. p. 25%

zu H ib, | \

er , . I

572 Achtes Buch. Erſtes Capitel.

Athen wieder zu ſeiner vormaligen Macht gelangen, als daß der kuͤnftige Herr von Griechenland in einem unbedeutenden Geißel erzogen wurde, der nicht einmal entfernte Hoffnungen zum Throne ſeiner Vaͤter hatte, und aus einem Geſchlechte abſtammte, das durch Mer chelmord und Verſchwoͤrungen faft ganz aufgerieben, und ohne den Denftand zweener edler Griechifcher Fels vernichtet worden waͤre, der endlich unter einem olke war geboren worden, das bisher immer Parbas ren gedient und den Athenienfern Tribut bezahlt hatte*); das noch vor kurzem von einer einzigen Sriechifchen Stadt, bennahe aus feinen Graͤnzen verjagt **), von den raͤu berifchen Illyriern aufs Haupt gefchlagen 7), und vou den Griechen von jeher fe ſehr war verachtet worden, dag man es nicht einmal zu Sclaven tüchrig geglaubt hatte ff). Dieſer Fünfcige Unterjocher von Griechenland 4 we

2) Demoſth. p. 31. 66. Edit. Wolf. N

“*) Xen. V. 2. p. 298. bie Stadt vor Olynth.

+) Diod. p. 82. XVl.

++) p. 48. Demofth. Die beyben Feldherren, deren ich in Kerte erwaͤhne, find Pelopidas und Iphikrates. Bon Zuge des Pelopidas nah Makedonien babe ich ſchen oben geredet. Zum Iphikrates, fagt Aeſchines de fil fa legat. p. 250. führte Euridice, bie Witwe des um florbenen Königes Amyntas, ihre Söhne, den Perdil⸗ kas und Philipp, und beſchwor ihn bey der Freund ſchafft, die er für ihren verftorbenen Gemal gehalt hätte, doch fie und ihre Kinder und ihr Weich gegen ei nen umngerechten Räuber zu vertheidigen. Geruͤhrt vor den Bitten der Königin, ſchlug und vertrieb Iphikra⸗ tee den Paufanias, der Auſpruͤche auf ben Scepter machte, und rettete alfo bag tegierende Haus vom ne ken Untergange. Ueber ben Stammoater un» bie Gefälechtsfolge der Makedoniſchen Könige Iefe man den Herodot VIII. 1377139. Mit gropem Vergnuͤgen

erwähn

Geſchichte von DI. 98 2;:6i8 DL no, 3. 573

war Phifipp von Mafedonien, der zweyte Sohn des Königs Amyntas, und eben der, den Pelopidas als Heißel mit nach Theben genommen hatte, und ber.jug, eich mit dem Epaminondas in allen Künften des Krie⸗ es und Friedens war erzogen worden. Wenn das, Stück diefen "außerordentlichen Mann auch darinn *) berr yänftigte, daß es ihn zu einer Zeit geboren werden ließ, vo die mächtigften Griechifchen Staaten geichwächt, ‚und. yegen einander aufgebracht, und eben deßwegen wenigen. fuͤhig und geneigt waren ſich mit gemeinichafftlichen Kräfsi ten ihrem Fünftigen Bezwinger entgegen zu ftellen; ſo feste es ihm auf der andern Seite faſt unuͤberwindliche Hinderniſſe entgegen, die nur Philipp allein uͤberſtei⸗ pen, ober wegräumen konnte. Seine ganze. Geſchichte ehrt, daß er feiner Klugheit, Thätigfeit, und Tapfer⸗ fie weit mehr, als unvorhergefehen glücklichen Zufällen u verdanfen hatte, und ihn kann man immer als eins we merfwürdigften Benfpiele anführen, wenn man bes veifen will, wie viel ein großer Kopf auch über die une inftigften Umftände vermöge. Ohne Philipp würbe Makedonien, wohin bisher faft Fein Strahl Sriechifcher Runft und Wiffenfchafft gedrungen war , noch w in „ſeiner

erwaͤhnten die Athenienſiſchen Redner des Stolzes ihrer

Vorfahren, die den Perdikkas nach dem großen Dien⸗

ſte, den er den Griechen geleiſtet, nicht einmal das

‚Bürgerrecht gegeben hatten p. 70. Demoltb, Viel⸗

leichtedenft mancher, daß ber Perſiſche König auch uns

. ter benen hätte genannt werden miffen, tie damals

anf die Herrfchafft von Griechenland Anfpräche machen

Sonnten. Allein folche verweife ich bier nur auf den

Iſokrates 1. p. 281. 282. und Diodor p. 75. 115. ©,

Vol. 1, x

#) Wie ſchon viele Schriftfleller bemerkt haben, Man fche unter andern Juß. VIM. ı. | |

\

E Piohle) ode iron —*

‚und ſie unterſoche y.anb bann ben König ber

| die buch einen blutigen Sies pörigte, ihm ai

sin bier von Mafedonien a Pe ben **). ek waren n nur eig eiz un ternehmu Are wurde, wie ——

und eine jede Eroberung

863 }), mar die. Shuffe zu giner neuen, ad Veranlafimn, daß er an noch grüßere.umeb gefoͤhtl dochte. Ohne ſich an den mit den Athenienſern gef fen. Fri zu kehren, belagerte und nahm er.

it, Potidaͤa, und Pydna weg, und fehenfi kegtere Stabt on dihnth —— jego noch zu. ‚sig war, das er aber doc) gerne

: wendig machen wollte T7). So wie Hilipp feinh

Stoͤdte eroberte und zerſtoͤrte, legte er. 2 feinem,

biete.neue an, ober erweiterte wenigſtens Die

verfaufte die Einwohner bezivungener Städte nich mer als Sclaven, ſondern führte fie meiſtens ig, Reich, und wies ihnen neue Wohnungen an: eine Mi regel, die eine wichtige Miturfache der Entvoͤlkerung Griechenland, aber auch zugleich des unglaublich fh len Wachsthums und Flors des Makedoniſchen *

0) Wie die Athenienſer, denen er gleich Amphipolis ab unm welcher Stadt willen er wuſte, dag fie einen . benbnber auf feinen Thron ſezen wollten p.

, %#) DI. 105. 2. Diod, p. 84. 85.

2) pP 3 —* » 88. Diod, 105. Ol. 3.

en

Geſchichte von Ol. 98,2. bis Di.mo, 3. ' 377

putede *). Schon im dritten Jahre feiner Regierung vergrößerte, ober erbauete er vielmehr Philippi, und ing an, die biöher fait ganz vernachläfligten Goldberg⸗ verfe zu bearbeiten, die ihm jährlich über taufenb Tas ente Goldes gebracht haben follen **). Die Ruhe und Sicherheit, welche ihm der Krieg ber Athenienſer, dies 28 ihm immer furchtbaren Volks, mit den Bundesge⸗ roffen verfchaffte, nuzte er dazu, daß er Methone ers berte ***), daß er ganz Theffalien fich fo gut, als uns ‚, indem er allen Städten ihm ganz ergebene vier Männer vorfezte 7), baß er endlich dren Könige, vie ſich wider ihn verfchworen hatten, die Könige der Paͤo⸗ wer, Thracier und Illyrier, fich zinsbar machte FF).

Der Krieg der Athenienſer mit ven Bundesgenoſſen, jene hinderte, fic) den erften Unternehmungen Phi⸗ 98 zu widerſezen, wurde Durch die Schwere bes Jochs reranlaßt, Das fie den Infulanern aufgelegt hatten , und Tür jedem Jahre noch unerträglicher machten. Die Edßten Inſeln und Städte alfo, die bisher den Aches Kenſern Tribut bezahle harten, verſchworen fich wider Dre Unterbrücer, und rüfteten mächtige Flotten aus, Sider weiche die berühmteften Feldherren der Acheniens Ey mit abwechſelndem, nie entfcheidendem Gluͤcke ſtrit⸗ | | te,

amun

XXECXE

#) juſt. VIII. 5. 6.

**) Diod. 1.c. Juſtin redet anders von feinen Bergwerfen, | als Diodor. Man fehe Juf. VII. 3. . 0) Demofth. p.4. Diodor p. 106. fezt die Eroberung von | Methone erſt in das 3te Jahr der 100 Olpmpiade. .4) Demofth, in Pbilipp. III. p. 48. Diod. p. 93. ad Ol. 106. 4. erzählt die Sache anders, aber nicht fo glaub⸗

ti, als Demofthenes. ++) Diod. p. 98. ad Ol, 106, 1.

Zweyter Band, De

ie ee di 33*8 tan gegen biejankgen, bie fie Bare 1: nur re ne

ne Pe gelieenen , abet armen Bull

R Satraven em nur Unterhalt fuͤr ſeine Völker zu fm

858 den —— wuͤrden di che auf dem en neigen 2

Teen möffen, / w entweder nicht noch mel

®) Diod. ꝑ. 97. H8. ‚Corn. Nep. in Timotheo e; 3 vornehmſten waren Sauos, dus, Kos und Bpja 6°) Demofh. in Philip. We r $3..de corone p. 6er) Ifner, 1. 379. 424. 25; de Pack.

en

Geſchichte von DU. 98, 2, bis Ol. 110, 3. 579

Mac) diefem Kriege erhoßlten Die Achenienfer fich > unglaublidy geſchwind wieder, daß fie bald nachher ben fo große Heere und Flotten ausrüften und unters alten, eben fo große Werke errichten, und noch größes e Schaͤze ſammlen fonnten, als jie in ihren beften Zeis em gethan hatten *). Allein ein neuer Krieg, ber von en Griechifchen Schriftftelleen der Heilige genannt zird, hinderte fie, auf die gefährlichen Fortgaͤnge Phi⸗ pps Acht zu geben, oder fich ihnen entgegen zu. fezen. Die Urheber Diefes Krieges waren die Thebaner, welche en Gedanken, die übrigen Öriechen zu beherrſchen, niche aufgeben wollten, und das, was fie Durch offenbare Ges oalt nicht erreichen Fonnten , durch Lift zu erlangen uchten **). Sie fezten es im Rath der Amphictyonen ech, daß die Phocenfer, wegen gewiffer heiliger Län erenen, bie fie ſich zugeeignet harten, als Entweiher er Befizungen eines Gottes, und die Spartaner wegen er Wegnahme von Kabmea, als Störer der oͤffentli⸗ hen Ruhe, um folhe Summen geftraft wurden, die je beyde unmöglich aufbringen Fonnten. Durch diefe, enn auch nicht ungerechten, doch hoͤchſt unbefonnenen Lusſpruͤche wurden die Phocenfer in eine fokhe Furcht ‚efezt, daß fie den Anfchlägen eines unternehmenden Mannes, mit Namen Philomelus, Gehör gaben, dem Kempel zu Delphi, von welchem vormals ihre Vorfah⸗ en die Beſchuͤzer und Vorſteher gewefen wären, zu bes ezen, und bie ungerechten Urtheile, welche bie Amphi⸗ tnonen über fie gefällt hätten, auszutilgen. Sie er⸗

hiten eben diefen Philomelus zu ihrem Heerfuͤhrer, und nahmen auch wirklich nach ber Unterſtuͤzung, Die ie 02 n

eo) Man (he meine Abhaudlung über den Luxus der Athe⸗ nienfer. | | “e) Jußin, VIII. & fq, Piod. XVI. p. 499. ad Ol. 106, 2.

r)

J

pi I Fu le te Verfprechen fo lange, daß man ui

F fein tafebämonier einer flrafbaten Gemeinfdyafft

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; möchtigften Griechifegen Staaten, und ließ fie nicht nik

in der Stille vom Yechldamus, Könige in Sparta, er⸗ Halten hätten , den Delphiſchen Tempel mit, Gewal ‚ein. Philomelus erwuͤrgte bie vornehmſten und reichften || Einwohner in Delbhi, die ſich ihm toiberfezt harten, | und das Vermmdgent.der Erſchiagenen ſopohl als die ftat | fen Eonteibutionen, bie ee von ben übtigen eintvieb, fe] ten ihn in Stand, den fellen Kriegen, die damals In} ze Dienfte den Meiftbietenden verfauften, einen halbınil farkern Sold zugeben, als fie aaderswo erhalten Font - (tens ein Mittel, wöburch er bald viele Taufende zufah nen brachte *)., Er ſchickte zugleich Gefandten an

.. yum Benftande eimlaben, fonbern auch feierlichft wei

1 en, daß er bie —— Delphi nicht beruh "und die genaufte Nechenfchafft davon vor dein T Ieren riechenlanbe ablegen wolle, Der Phocen

an der Aufricheigfeie deffelßen zwenfeln Fat Amb ohne Grund alfo klagte man anfangs bie Arhenie

“Zempeleäubern und Schänbern ber Gottheit an, wel "fie einem Volke zu Huͤlfe eilten, dem man offenbar "recht gethan hatre, und das alle Nechte wieder gültig machen füchte ). Philomelus ſchlug ſowohl die tofı welche den Gott zuerft zu befreyen fuchten, als audit DThebaner, bie erft ein Jahr nad der Befezung des? pels mit allen ihren Bunbesgenoffen auszogen.

) Diod. p. Ioo. 103 & 104. Philomelus war wenigfiens ein Jaht imBeftz des Tem pels, ehe er fih an den Schägen des Tempels # Diod, p. 104. ad Ol. 106.3. Un einet andern le p. 125. fagt Diodor, im MWiberfpruch mit fi) fe, deldherr ſich ganz von dieſen Schägen enthih u habe.

Geſchichte von Ol. 98, 2. bis Ol,no, 3 gu

Sange nachher aber wurde das Haupt der Phocenfer vom den Thebanern plözlich überfallen, und felbft im Treffen getoͤdtet *). Der Tod diefes Feldherrn verfchlunmerte nichts in der tage und den Angelegenheiten der Phocen⸗ fer. Vielmehr war fein Nachfolger Onomarchus ein noch fühnerer und thätigerer Krieger, und erhob bie Macht feines Volks in kurzer Zeit zu einer ſolchen Hoͤ⸗ be, daß er den Fünftigen Bezwinger von Griechenland Haufen zu werfen, und fid) felbft die Herrfchafft

über alle Bölfer zu- erwerben drohte. Onomarch ließ aus den filberien und goldenen Denfmälern in Delphi Münzen fchlagen, beftach damit die Haͤupter der vors nehmſten Staaten, und richtete Heere auf, dergleichen‘ ‚nach Fein Griechiſches Bolt, und Fein Griechifcher Kd⸗ ‚nig ind Feld geſtellt hatte. Er ſchickte feinen Bruder ‚seit ſieben tauſend Mann einem Theſſaliſchen Tyrannen ‚oa Huͤlfe, und als dieſer gegen den Philipp nicht Stand ‚halten fonnte , brach er felbfi mie einem Heere von ‚ehr als zwanzig taufend Mann nad) Theflalien auf**), Er uͤberwand den Philipp in zwoen blutigen Schlachten, Je brachte ihn fo weit, daß er faft von allen feinen tegern verlaffen wurde F). Endlich aber behielt doch die Klugheit und Tapferfeit des Mafedonifchen Königs . je Dberhand. Philipp bewegte die Theffalier, alle ihre Kräfte zu ihrer und feiner Vertheidigung aufjubieten, ind mit diefee Hülfe fehlug er die Phocenfer aufs Haupt, on, baß fechs tauſend Feinde, und unter diefen Onomars hus felbft auf dem Mage blieben, und ſechs taufend ges Angen wurden. Durch biefen Sieg rettete Philipp

sicht nur fein Neich, fondern erwarb fic) auch den Ruhm 90 3 eines

”) Diod. p. 108. ad 106 Ol. 3. Juſt. VIIL ı, #4) &, 107. 109, ad Ol, 100. 4. +) Diod, I. c.

si ea

Anes Rãchers bet Gbtter, und eines

tien en Ruhm, der ihm alle feine ar her Plden Miederlage Hätte mar. gi

ach einer \ & fen, daß ein fo Kleines * als die Ph en

a tel e * äufgetieben worben, Allein Piayllu 2

5 Dienſte Te.

En r auch die Urfache,

; Pe aus welchen er und hatten, um deſto geſchwinder verſiegte

hielten es unterbeffen länger, als die Tpebaner und Di tier aus ; die benden legtern Völker waren burch Die Drat füle des Krieges, be Sefonders d ech die beftändigen An] fälle und Berpeerungen , welche die Phocenfer von bie in ihrem Gebiete eroberten Städten thaten und richteten, fo muͤrbe gemacht, daß fie endlich den Philipp zu Hülfe riefen }). _ Diefe Wendung der chen hatten die Athenienſer ſchon ange zu verpüten ( fucht, Sie waren die einzigen, die dem Philipp feinem Siege über den Onomarch das Eindringen Griechenland verwehrt FF), und die aud) nach ka -

*) Diod, p. 110. und Juft, VIII. 2, ®*) Ol. 106. 4. Diod. p. 109.

#®*) Died. p. 109. 110. PM 106.4 & 107. H Died.p. 127. Ol. 108. 2.

+h Ol. 107. 1. p: 110, Diod,

Geſchichte von Ol.98, 2, Bid Ol. 110, 3. 583

förung won Olynth, vom Xefchines und Demofihenes sewedt, alle Sriechifchen Staaten zur Vertheidigung Ihrer Freyheit gegen den gemeinfchafftlichen Feind aufge⸗ fordert hatten *). Allein die Achenienfer richteten nichts aus, teil bie vornehmſten in allen Stäpten, und ihre eigene Sefandten ſich an pen Philipp verkauft hatten""), Makedoniſche König rückte alfo unvermuthet im Brischenland und Das Phocenſiſche Gebiet ein, zwang den Feldherrn Phalaͤkus zum Abzuge, berebete alle Staͤdte, bie er nie mit Gewalt wuͤrde erobert haben, e freywilligen Uebergabe ), und zerftörte fis alle wider En gegebenes. Wort in wenigen Tagen. Er nöthigte Be Einwohner, bie er nicht wegführte, in Kleinen Doͤr⸗ ee gu wohnen, bemächtigte ſich der Stimmen, welche Die Phocenfer bisher im Rath der Ampphictyonen gehabt arten, und fogar. des Vorſizes an den Pythiſchen Spies fen }) oͤffnete fi) den Eingang in Griechenland, bereichers Te die Thebaner , und nahm den Athenienfern eine ber ftärfe ſten Gormauern , die fie fonft gegen ihn gehabt hatten TI). Durch folche Treulofigkeisen und Grauſamkeiten mürbe Gilipp zu einer jeben andern Zeit fich einen unauss Sfehlichen und ihm ſelbſt verberblichen Haß zugezogen haben; allein jezo brachten gerabe folche Mifferhaten in | 904 den

Meo

*) Demoſth. de falf. leg. p. 201. & Diod. ©. 124. DI, : a | 108. I. 0) An der Beftechung bes Aeſchines und ber Abrigen Athe⸗ . nienfifhen Gefandten kann man gar nicht zwenfeln, wenn man bie Neben des Demoſthenes de felfa lega- tione und de corona gelefen hat, au fehe beſ. ©. 208 bis 212. 218. 219. 222. 23, 28. Weines und feine Gefährten erhielten Geſchenke ans den Befizungen ber | Unglüdlichen , bie fie verrathen Hatten. S. 219, WR S. 316. Demoſth. T) .Demott. ib. Diod, G. 129. ad Ol, 108. 3. rH Demoſth. P. 113.

5 tes Mich. Erſtes Eapilel,

°-&chäge, aus welchen er umd feine Do hatten, um deſto geſchwinder verfiegee, Die DE hielten es unterdeſſen länger, als die Thebaner

füle bes Krieges, beſonders dur

fälle und Berheerungen , welche die Phocenfer von in ihrem Gebiete eroberten Städten thaten umd am richteten, ſo muͤrbe gemacht, daß fie endlich den König Philipp zu Hölfe riefen }). Dieſe Wendung der @u hen hatten die Athenienfer ſchon Targe zu verhicen # ſucht. Sie waren die einzigen, die dem Philipp feinem Siege über den Onomarch das Einbringen fi Griechenland verwehrt FF), und die auch nach ber 3;

*) Diod, p. 110. und Juft, VIL 2,

=) Ol. 106, 4. Diod, p. 109,

*®*) Died. p. 109. 110. Ol, 106, 4 & 107, I. ») Diod. p. 127. Ol. 108. 2.

+) Ol, 107. 1. p; 110, Diod,

Gefchichte von Ol. 98, 2, bis DI. 110, 3. 583

Förung won Olynth, vom Aefchines und Demofihenes ewecdt, alle Griechiſchen Staaten zur Bertheidigung hrer Freyheit gegen den gemeinfchafftlichen Feind aufge⸗ 'orbert hatten *). Allein die Achenienfer richteten nichts ws, weil bie vornehmften in allen Stäpten, unb ihre ügene Geſandten fich an pen Philipp verkauft hatten”), - ° Mafevoniiche König rücfte alſo unvermuthet im ischenland und das Phocenſiſche Gebiet ein, zwang ven Feldherrn Phalaͤkus zum Abzuge, berebete alle: Staͤdte, bie er nie mit Gewalt wuͤrde erobert haben, ne freywilligen Uebergahe ), und zerſtoͤrte fie alle wider iin gegebenes Wort in wenigen Tagen. Er noͤthigte Die Einwohner, die er nicht wegfuͤhrte, in kleinen Doͤr⸗ ſern gu wohnen, bemächtigte ſich der Stimmen, welche bie Phocenſer bisher im Rath der Amphictyonen gehabt en, und fogar. des Vorſizes an den Pythiſchen Spie⸗

en P, , öffnete fich den Eingang in Griechenland, bereichers te bie Thebaner , und nahm den Arhenienfern eine der ftärfe ten Vormauern, die fie ſonſt gegen ihn gehabt harten TE). Durch folche Treulofigkeisen und Graufamfeiten wuͤrde iftpp zu einer jeden andern Zeit fich einen unauss

5 und ihm ſelbſt verderblichen Haß zugezogen jaben; allein jozo brachten gerade folche Miſſethaten in | 994 den

GERERSEEHÄEDGHEEREENDEED

®) Demofth. de falf. leg. p. 201. & Diod. G. 124. DI.

A40 108. I wu) An der Beſtechung bes Aeſchines uud ber Abrigen Athe⸗ nmiienfiſchen Gefandten kann man gar nicht zweyfeln, wenn man bie Reden des Demoſthenes de felfa lega- tione und de corona gelefen hat. au fehe bef. ©. 208 bis 212. 218. 219. 222. 23, 28. Leſchines und feine Gefährten erhielten Geſchenke aus den Befizungen ber Ungluͤcklichen, bie fie verrathen Hatten. S. 319, wr) S. 216. Demofik. - - T) Demott. ib. Diod. &, 129. ad Ol, 108. 3. ft) Demofth, p. 112.

verrathen; fo konnte er doch eine jede Stadt, hen Preis er wollte, erfaufen }). Und nicht moſthenes und andere, fondern auch er felbft daß nicht feine und feiner Heere Tapferkeit , fo "Gold, und die Menfchen, vie ihre GSluͤckſeli dem Pauche mäßen, ihm bie Städte erebert,

chenland unterworfen hätten FF).

®) De falfa legat. p. 209. ®) 1b. Demofthenes nennt bie Namen aller B⸗ vornehmſten Städte in Griechenlaud in Pl p- 30. de Corona 319. 354. Ihre Zahl r als fie ſouſt je gewefen war. de Coron. Tluge yag vos fAnow, 8 row aA Deguv me:dorav nu dasgod: ecıs ey Jeav ar Iewmar auvelßn Yeraa Tosaurm, cur sdas ma TeoTegov Yeryoyumav, 85 OUVEYAVITTES Kos GUVE Bov. Uns fie dedten ihre Berrätherey unte eundfchafft, bie viel mebr bemeii

Berl mmebe E00 du Dhiliom MT Loon

Sefchichte von OL. 98,2. bis DI. 110,3. 585

Die Haupturfache der färchterlichen Sittenverderb⸗ iß, welche die Griechifchen Stäpte zu Sclavinnen hilipps machte *), lag in den häufigen Nevolutionen, - seiche alle Staaten In den langwierigen oft abwechfelns en Kriegen erfahren Hatten, oder noch eefugren und a der Sraufamfeit, womit der in den Stäpten herr chende Pöbel die Bornehmen behandelt hatte, oder noch ehandelte. Durch diefe häufigen Ummälzungen‘, und urch die Tyranney bes Pobels, wurden teben und Ders ndgen, und das, was einem jeden ächten Bürger nody leber, als benbes feyn mufte, das DBaterland unficher; mb man Fonnte -alfo unmöglich Liebe gegen ein. Baters and behalten, das manche fchon einigemale verloren atten, das man in jeden Augenblicke wieder verlieren, ind das niemanden weder gegen innere noch äußere Ges saltthätigkeiten fchüzen Fonnte. Unter folchen Umſtaͤn⸗ en zog der größte Theil der vornehmern Griechen fichere Bohrungen in Mofedonien dem unſichern und gefaͤhr⸗ chen Aufenthalt in ihren Vaterſtaͤdten **), und die Jeſchenke oder Belohnungen Philipps dem Wohl ihrer

itbürger vor, von welchen fie fürchten muften, däß g, vielleicht bald würden getödfer ober verwieſen und epfündert werben, . Griechenland war zu der Zeit, als dhHilipp es überwanb, einem Haufen von Mördergruben Hnlich,,. in welchen ein jeder für. fich, Feiner für anders, und Die Ungefehenen und Neichen am wenigſten für’s ges neine Beſte forgten. Oder man. fan auch die riecht hen Staaten mit folchen Stätten vergleichen, die ent De 05 we⸗

X [U }

Ywonevov. unsere de Siam, X To O0.

"Auyyas ondırav ayesv. &c. befonders ©. 354. nes. in Philipp. UL, & 331. de Co

©) p. 48. in Philipp. Ill, & 321. de Coron. —8 Ifoer. ad Philipp,

40

u. Achte Buch. Erſtes Capifel.

fen abgewonnen hatte, in. Umlauf gebracht, eg]; auch ſogleich in bie, Tiefe des Meers hinab genetſu

. Mac) der. Vernichtung aller Phocenſiſchen hi und dem fchimpflichen Frieden, den die Acherienffhk In Sefandten bald darauf mit dem Philipp J konnten den Eroberer und feine Gierigkeit, wie 29 My, mofthenes fagt **), weder. Grlechenland moch alle ai ka; ber Barbaren faffen. (Er brach von neuem in Trail Kar, ein., und zerſtoͤrte zwo und dreyßig Staͤdte mit eine | hen Wuth, dag nicht einmal ihre Einwohner eine e ober die Stellen wiederfinden fonnten, auf melden

ander patten F). Zugleich-fchich er fich in Orke Jand ein,. und nahm die, vornehmſten Städte, before auf Eubda und im Peloponnes, entweder mic Geh ober Lift weg, und unterwarf fie Tyrannen ober Joh nen, die ihm ‚gänzlich. ergeben waren, und die meßihkir zu ihrem Schuge Makedoniſche Wachen um fi Mh; ten ). Von nun an aber machten ihm der thaͤtigen fuͤr das Wohl feiner Vaterſtadt beſtaͤndig wachende N moſthenes, -und ber eben fo tapfere als kluge und tah ſ ſchaffene Phokion jeden Schritt ſtreitig, ober ihn gar aus ben Staͤdten, wo er ſchon Fuß gefaßt Kt Ik: Demofthenes wiederhohlte es ohne Unterlaß, daß PR je Iipp von dem Tage an, da er die Städte der P I zu Grunde gerichtet, ben Athenienfern ſowohl als Wii üprigen riechen ven Krieg angekündigt hätte; und A dy: Bald er fich alfo auf Eubda zeigte, ermunterte der Nam feine Micbürger, den Einwohnern diefer ihnen fl

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- .. % %) Demofth. 222. 23. 28. %#) pn, 47. m Philipp. UI, 7) Diod. ©. 139. ad Ol. 109. 2. & Demofth. 1, e. ++) Demofthenes nennt biefe Städte loc. cit. & 319.31. pro Corona,

Befhichte don M. 98, 2; bie DL.110,3. "389

wen Inſel beyzuſtehen. Auf diefen Nach wurde on mit einer hinreichenden Zahl von Voͤlkern auss t, bie aber fo feige und ungehorfam waren, daß 3eiöheit und der Muth eines Phokion erforbere n, um damit den Feind und alle feine Anhänger ubda zu vertreiben *). Als Philipp im folgenden in den Cherſones ober Sellefpont einfiel, und Pe⸗ und Byzanz belagerte, rüfteten die Achenienfer als, auf den Math des Demoſthenes, zwo Flot⸗ ater einander wider ben Philipp aus, und fchloffen eich mit Hülfe von Seeräubern fo ein, daß es chts ausfchicken oder erhalten konnte **). Philipp her plözlich die Belagerung der von ihm berann⸗ tädte auf, und ſchloß mic ben Achenienfern und Bundesgenoffen einen Frieden }), ben er aber. nicht bielt, als feine Furcht dauerte. Denn kaum » er ſich der Theſſalier, Böotler und Thebaner ert zu haben, als er umter dem Vorwand, auf efehl der Amphietyonen, die Kirchäer als Entwei⸗ iger Laͤndereyen zu züchrigen, bis Elatea vors um. den Muth feiner Anhänger in Theben zu

tr). Die Nachricht von Philipps Einfall verur in Athen eine fo allgemeine Beſtuͤrzung, daß in Stadt, bie fo reic) an Rednern, Schwäzern und bern war, Fein einziger durch bie wiederholten yerungen des Herolds, oder durch die Stimme ıterlandes betvogen wurde, aufjutrefen, und zu was unter den gegenwärtigen Umſtaͤnden zu

| thun

emoſth. pro corons p. 324. Plus. IV. in Phoc. 313. & Demoſih. p. 719. Diod. p. 139. ad Ol, 109. 4.

. 334. de eorona Demofth, .Diod. ad to Ol, 1. p. 141.

Yemofib, ©, 337

Bo Acchtes Buch, Erſtes Capitel.

thun ſey, bis endlich Demoſthenes aufſtand, un Volk, das ſich an ihn, wie an feinen Retter, anfchr mit feiner über Furcht, wie über andere Leidenſe herrichenden Beredſamkeit vorftellte, daß man bi . alles Zagen und alle Kleinmuͤthigkeit ablegen, da ferner, um bie Parthey der Ahenienfer in Thebe Boͤotien zu befeftigen, alles Fußvolk und Reu nach Eleufis hinaus ziehen laffen, und endlich Gef nach Theben und andern Staͤdten ſchicken muͤſſe dieſe zur Austreibung ihres gemeinſchafftlichen9 einzuiaden ). Demoſthenes, ſowohl von Pat mus als von Eigennuz angefpornt **), Genies be fer Gelegenheit einen Much und Thaͤtigkeit, derg feine Feinde ihm nicht zugetraut hatten, und * durch beyde, und durch feine Beredſamkeit auch aus, als die Athenienfer gehofft, oder ‘Philipp gefi atte. Ungeachtet er zu Haufe mit ver Verraͤ

nee Redner, mit den faunen des Volks um ngeln der Staatsverfaſſung Fampfen mufte });

*) ib. & p. 398.

*) Plut, in ej. Vit. p. 726. Er ließ fi von den! (dem Satrapen befledden, um bie GSriechen wi Philipp, ber den Perſern ſchon furchtbar war, ı bringen, und eben baburch von der Unternchmun

en Aflen abzuhalten. Alexander fand in Garkı Rerzeichnig bee Summen, welche dem Demsfl geſchickt worben waren ib.

+) p- 36. de Cherf. p. 346. de corona, Tode 73 AMWE, Eos ov nu 0 ayav, onebacde: TERTEV HEY NONE Twy —WR

AUTONERTWE, 0 TV ess TV WoAepov un 25 ETWTaV I ET TOTAL ya m; xegon Me. ERWTE KENKETWy auzmoge.

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Gecſchichte von Ol. 982 bis Ol.no,/ 3. sg‘

Angeachtet er in den übrigen Staͤdten die Beſtechungen, Drohungen ind Verheißungen Philipps , bie Sangjam, 9 Wir in Entfchliegungen und deren Ausführungen, die Worurtheile, Kleinen Feindſeeligkeiten und Eiferſucht fo dieler Voͤlker zu überwinden Batte *)s fo fiegte er doch Alenthalben über die Geſandten und das Gold Des Mas Mbonifchen Könige **); er weckte noch einmal in ben Mesgearteten Nachkommen det Kämpfer bey Marathon unb Pfatäa die faft ganz erflörbene Siehe zur Freyheit, rd brachte faft ganz Griechenland wider ben Philipp if. Die Einwohner von Eubda und Achaja, die Kos isschiet, Thebaner und Bhotier , die Megarenſer, leu⸗ bier und Korfyräet ſandten neben beträchtlichen Sun men, und einer großen Menge tapferer Bürger, allein taufend Neuter und funfzehn tauſend gemierhete zidaten ***), und Demoftgenes ruͤhmte daher nicht Be Grund von fich, dab et Athen mit großen Flotten wmb Seren umgeben und befeftige habe 7). Dieſer all⸗ Beten va fezte den Philipp um defto mehr in

recken, da er ihm ganz unerwartet war, under auch ‚einigen Eleinen Treffen den kuͤrzern sog Tf). aan : d

denn

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ergatin æ dogesev Aura, 8 ReoAsyay ev Fois VnDdıcuacıw, sl To Daveon Banevonevoc, al uno Tav dunodarrsyrov xeivomayos, Bde - Yendas Pevyav TEOBEOEVORO 5 umeudwos &v wer. aM MmÄas MuTos dEWoTns, Wye- Hay, xueios mayTov. eya do Tess TaTov ur "TEeTaypivod TWbS KUgIos nV; Ike.

®) p. 548. |

”*) p. 340.

"*.) p. 346.

PD) p- 355.

+1) ib. 344

392 Achtes Buch. Erſtes Capitel.

daher ben vereinigten Griechen Frieden an, ten abe Demoſthenes wider den Rath des Phofion Hinderte; & | fa) nun, daß er vom Glanze des Perſiſchen Goldes gs |, biendet war, oder daß er dein Muche der nach Streit |. ſich ſehnenden Griechiſchen Jugend zu viel traute*), ode daß er eine baldige Zerflörung des wichtigen Bunves f vieler Griechiſchen Staaten durch die fift und gen Philipps fürchtete *%). Auf das beftändige Au reden biejes Redners noͤthigten endlich Die Gri ihren Widerfacher zu einem entfcheidenben Treffen be Cheronaͤa, in welcher fie aber ihrer bewiefenen Zar keit ungeachtet aufs Haupt gefchlagen wurden +). 9

®) Plut. p. 724. in Dem, I

) Demoſth. p. 344. Flut. in Phocion. IV. p, yi® Phofion, ber die Ueberlegenheit Philipps umd fa ja geübten Heers Äber die toben Anführer, ums zwar Ike shigen aber unerfahrnen Krieger der Griechiſchen Gras ten kannte, vieth immer zum Zrieden. ib. Huf das Herz, fagte einer von den mit ber Zunge Film Spkophanten zum Phokion, den Athenienfern bie fen zu entreißen, die fie ſchon in Häuben haben? 4 antwortete biefer, ungeachtet ih weiß, Laß, mer Krieg iſt, ich über ih, und wenn Friede if, pm ik mich zu gebieten bafl. Und als Demoſthenes mitm Vorſchlage durchdrang, daß die Nthenienfer fo weit, d möglid, von ben Öränzen ihrer Stadt mit dem P lipp (lagen muͤſten, fagte er: Laßt ung, guter Frein nicht darauf fehen, wo wir fechten,, fondern wie m fiegen wollen. Nur der Sieg entfernt den Feind md ben Krieg, und nach einer Niederlage iſt die @rfk immer zu nahe. ib, Man fuchte den Demoſiha⸗ durch Götterfprüche des Apoll von dem Rath, & Treffen zu liefern, abzubringen; allein er machte Ib Drafelfprüche dadurch verdächtig, daß er fagte; N Ppthia philippifire. Plut. p, 724.

%) Aeſch. p. 295. adv, Ctefiph,

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“)

Geſchichte von Ol. 98,2. Bid Ol.i10,3. 593

iefer Schlacht fiel nicht nur die bluͤhendſte Jugend, form ern auch die Srepheit, die Macht und der Ruhm von anz Griechenland”). Die Nachricht davon **) brachte s allen Sriechifchen Städten ein allgemeines Wehkla⸗ m, und eine ver Verzweyfelung nahe Eommende Vers irrung hervor ***). Die Athenienfer glaubten fich icht anders retten zu fonnen, als wenn fie den. Scla⸗ en bie Freyheit, den Fremdlingen das Bürgerrecht, nd den Unehrlichen ihre Ehre wieder fchenften +). ziele der angejehunften Bürger entflohen mit ihren Fofts arſten Sachen, weil fie ben erzärnten Sieger an jedem ‚age vor hen Thoren erwarteten 77). Allein Philipp egegnete den Athenienfern, wahrſcheinlich aus Hochs tung gegen die Thaten ihrer Vorfahren und ben als a Ruhm ihrer Stadt, ober aus einer gewiſſen Ruͤck⸗ choauf die Urtheile der Nachwelt, viel gütiger, ald man ns feinem bisherigen Betragen gegen uͤberwundene feinde, aus feinen biöherigen Geſinnungen gegen dieſes | Volk,

0 juſt. IXX. 3. Hic dies univerſae Gracciae & gloriam dominationis & vetuſtiſſimam libertatem finivit, Mit den Leibern der Helden, die bey Cheronaͤa fuͤr ihr Vaterland ſtarben, ſagt Lykurg adv. Leoer. p. 132, wurde bie Freyheit von ganz Griechenland begraben, und ihr Ruhm ift ber legte Cranz, womit das Waters

land becränzt worden ift. er) Philipp machte 10000 fehwerbewaffnete ‚Krieger und tauſend Reuter zu Gefangenen. Demofth, p. 230. de fall, leg. Die Arhenienfer allein verloren 1000 Todte und 2000 Gefangene. Lyc. p. 192. & ap. Diod,

. 140. u. Rau lefe die, Befchreibung des Lykurg ©. 127. 128. b

+) ib. A Dies that eben ber Leokrates, wider welchen Lykurg ſei⸗ me Rebe hielt.

Zweyter Band, Pr

396 Mchted Buch. Erſtes Capitel.

Bolt, ur aus der Gefahr, wotinn fie ihn kurz vorher geftärge Hatten, Härte vermuthen Eönnen *). Er toles denen, bie in ber Schlacht gefallen waren, die legte Ehre, ließ ihre Gebeine durch den Antipater nach Athen bringen, bamit fie in den Grabmaͤlern ihrer Vaͤter bey” gefejt wuͤrden, gab die Gefangenen ohne föfegeld zurüc, und befchenfte vie meiften umter hnen mir Kieivungefib den **). Nichts deſtoweniger nafm er ihnen ihre 3

!

*) Der Eindruck, den der Sieg bey Eheronda, ber Ke unter allen, die er erfochten hatte, auf den Vn machte, wirb von verſchledenen Schriftftellern au

janz entgegengefezte Art beſchrieben. Man ehe 1 luft, Diod. p. 149. und Plut. IV. in Demofth, Je & Theop. ap. Athen. X. 10. p. 435. Die Erziili gen der bepden leztern Gchriftfieller, worzig des Plutarch, Halte ich für die wahr ſcheiuliche le am meiſten mit dem Charakter Ppitipps übe

ſtimmen.

Polyb. V. 10. Juſt. IX, 4. Erfterer glaubte, fh arı lipp bie Achenienfer aus angeboruer Milde fo gütig If, ihn handelt, und daß er Überhaupt feine Feinde nur fo il, * ge verfolgt habe, bis er @elegenbeis erbaiten, ced Beweiſe feiner Onade und Großmuth zu geben. Al In dieſem Bilde iſt Philipp bie zur Undhnlichten

a ſchoͤnert. Der Makedoniſche König gab gleih Mllche der Schlacht bey Cheronda einen DWBeweis, fein Zorn nicht mit der Niederlage und Demüthlä ne des Zeindes aufhöre, und daß er den Athen! wicht bloß als Äbermundenen Feinden fo gätig bay] ten nete. Er verfaufte nicht nur die gefangenen Xhehafähder , fondern ließ ich auch die Erlaubniß, die Leichnam Mkirei

Erſchlagenen begraben zu dürfen, mit Gelde abhankik Er befahl, die Häupter der Stadt, bie das Bolt gut ihn aufgeniegelt harten, hinzurichten, oder ind Eid I— au verroeifen, und ihre Guͤter augzuliefern, 1 führte er dred hundert Verwieſene zuruͤck, und bafıll * fie zu Regierern ber Stadt, von denen ſogleich alle M Yyi Feinde aus dem Wege geſchafft oder verjage murke) +9 Juſt. l. c.

Geſchichte von DI. 98, 3 bis Ol. ino3. 995

yaffe zur See und über die Inſeln, und mit diefen n größten Theil ihrer Einfünfte, und beugte fie zwar e den gegenwärtigen Augenblick nicht fo tief, als bie partaner gethan hatten, aber mit einer fo ſchweren and, daß die Stabt nie wieder zu ihrer vorigen Stärke. langen konnte, und ihr ganzes übriges Leben weiter his, als eine mit jedem Jahrhunderte fich verſchlim⸗ wende Entfräftung war *). Nach dem Siege bey yeronda machte Philipp in Griechenland, was er wollte; beſezte, pluͤnderte und zerſtoͤrte Städte nach feinem zohlgefallen, und ließ fich zu einem Anführer aller yiechifchen Staaten wiber bie Perfer erwaͤhlen*). Er te ſchon die Zahl von Fußvölfern, Reutern und zhiffen, welche eine jede Stadt zum Kriege wider die arbaren hergeben follte, ausgefchrieben, und war eben 3. Begriffe nad) Afien 7), wohin er die größten unter nen Heerfuͤhrern vorausgefchickt harte, ——

er an einem Feſte, an welchem er ſich ſelbſt den £ 2 an die Seite fegen ließ, vor den Augen bes ganzen a ihm eingelabenen Griechenlandes, als ein Schlacht⸗ ‘er ber Freyheit, erwürgt wurde, und zwar burch bie ind des anias, eines Fühnen Juͤnglings, den Ate was auf die fchänblichfte Art gemißhandelt, und deſſen sche. Philipp nicht nur immer aufgeſchoben, fondern CH verfpoctet hatte FF). Auf Diefe Arc mufte Philipp we Nuchlofigfeit mit demjenigen Theile des ihm zuge⸗ Iten tebens büßen, der wahrſcheinlich noch viel gläns wWer, als der zurückgelegte geworden wäre. (Er war ſtreitig der größte Feldherr 2 der glücklichfte Königs

Genus EEE EEE ee

=) Pauf. 1. c. 25. p. 59. Ed. Kuhnil,

=, Diod, ©. 150. ad Ol, 110. 4. Juſt. 1X, 5. +) ib. & Plut. IV. in Pboc. 320,

+4) ib. & Died, 151. QJ,CXL 1.

x

———

fo.vielet. großen Stänte, au bie B ex beförberte, und an bie Nevolutionen, die « Aaltee. Athen und Sparta ausgenommuen m Erirchiſche Städte in Garıpa und Aften entw tannen ober wenigen Di

Gefchichte von Ol. 98, 2. Did OF. 110,3. | 807

verächtlichften unter allen Griechenland begränzenden ebaren zur reichſten, tapferften und mächtigften Ma⸗ ı des Erdbodens.- Er führte zuerft die armen, in ierfelle gefleideten, und unter Thieren wehnenden fedonier, bie mit Fleinen Heerden auf den Gebirgen ım zogen, in die Ebenen herab *), lehrte fie große aͤdte und prächtige Palläfte bauen, und machte fie Siegern über alle Voͤlker, denen fie bisher hatten dies möffen. Durch die Bearbeitung feiner Goldberg, fe, noch) mehr aber durch die Eroberung von Thras und der Sriechifchen Staͤdte an der Seekuͤſte vers tete ee Handel und Reichthum unter feinem Unter⸗ en, zog Gewerbe, Handiverfe, Künfte und Wiſ⸗ Hafften in fein Reich, und machte Griechenland hfam zu einem Anhange von Mafevonien, da dies or ihm einer einzigen Sricchſchen Stadt zinsbar

fen war ). Pp 3 Wenn

ı Alexand. ap. Arrian. VII. 9. de Exped. alex. hy ib. Außer biefen Stellen findet man die Schiiberungen der guten Seiten und Thaten Philipps beym Diodor XVI. gi. & 154. 155. Juſt. IXX. 8. Bon feiner nach⸗ theiligen Seite "er mahlt ihn Feiner flärfer ald Theo⸗ pomp beym Athendus IV. 19. VI. e. 17. X. Io. Ich will nur einige Züge nachzeichnen. Philipp war fo verſchwenderiſch, daß er bey allen ben Reichthuͤmern, die er aus feinen Bergwerten, und durch feine Erobe⸗ rungen gewann, dennoch flet6 arm und verfchuldet war. Er hinterließ nad feinen Tode nur einige goldes ne und filberne Gefäße, und nur 60 Talente baaren Geldes, hingegen 500 Talente Schulden. Arrian. I. c. Eben biefe Armuch zwang ihn oft zu den nieberteä tige ſten Handlungen, felbft zu Seeräuberegen. Juſt. IX Er war nicht allein ſelbſt Verſchwender, fonbern fonnte auch Feine andere um fich leiden, als die es gleichfalls waren, Theop, I. ee. Gerade alfe bie Ueäken . j

598 Mhted Buch. Erſtes Capitel.

Wenn aber auch gar Fein Philipp gelebt, und vie Griechifchen Städte zerſtoͤrt oder unterjocht, ober ihrer errſchafft beraubt Härtes fo würde doch Feine umter Ben , wenigftens Athen nicht, vie Doch die mächtigfe unter allen war, fich auf dee Stuffe von Mache, Yufı Märung und Reichthum, von weldyer fie Durch den Me kedoniſchen König herabgeſtuͤrze wurde, Haben

Menſchen aus ganz GSriechenland verſammleten ih m ihm, und waren ihm flets willlommen, wem fie uw Laune und Munterkeit hatten, welche Gaben er cha fo fehr als kriegeriſche Tugenden ſchaͤzte. Sein Hefim fand aus achthundert Perfonen, bie, mie Theopemp fagt, mehr beſaßen, und in den ſchaͤndlichſten Läßm jährlich mehr herdurch brachten, als zehntanfend MH reichſten Griechen nicht befaßen oder ausgaben. (ih Ben Schwaͤnken war er ein fo großer Freund, MIR den Pidelheeringen in Athen, bie einen Orden ſechzig Perfonen ausmachten, und fi im Tempel ii Herkules uns anderswo verfammleten, ein ſchickte, um ibre Einfälle zu erhalten. XIV. p. 6u Athen. Er war alle Tage betrunken, und altba ii ſcheute er fi nicht zu tanzen, und aubere nicht Bin eines Könige, fondern auch eines gemeinen Krigali., unmärbige Ausfchweifungen zu begehen. Laßt v m trinken, rief er feinen Freunden zu X. 10. denn Ad genug, daß Antipater nüchtern iſt. Gegen biefen # nen Freund uud NHeerführer hatte er fo große Achtun daß er einft, als Antipater ihn befuchte, in der U Würfel und alle übrige Spielgeräthe unter das Mi I> warf, um von ihm nicht betroffen zu werben. X.R Seine Begleiter dienten und brauchten ſich unter cn der als Beyſchlaͤferinnen und Liebhaber, und in fra Heere wurden ftets ſchoͤne Knaben, wie in dem ge morgenlänpifcher Könige Haufen von Weibern w Kebsweibern,, hberumgeführt. Auch Philipp ums fir Krieger find Beyſpiele, daß Tapferkeit mit der gräfa Sittenverderbniß befichen koͤnne.

Seſchichte von Ol. 98, 2. bis Ol.i10,3. 509.

mrien. Sowohl vie Staatöverfoffung, als das Volfk [6ft war in allen Ständen, Gefchlechtern und Altern fürchterlich verdorben, daß nichts anders als ganze he Bernichtung übrig zu fenn fehien. Die höchfte Ges ale und alle Borrechte derfelben lagen in den Händen ıe8 lieberlichen, niederträchtigen *) und unmiffenden obels, der den öffentlichen Schaz, feine Mitbürger id die Bundesgenoflen beraubte, und immer gewann, mochte rathfchlagen, oder richten, oder ſich ergögen, er in den Wettkaͤmpfen und Schaufpielen tanzen, ober Dlich fiegen und laufen ”*). Diefes Näuberleben floͤßte an unuͤberwindliche Trägheit ein. Daher fam es, daß ven ber Poͤbel, der auf den Theatern in goldenen Klei⸗ ken prangte, an öffentlichen Pläzen in den elendeften pen einherging, und zu Haufe im Elende ber aller⸗ * Armuth ſchmachtete 7). Ein ſolcher Haufe von dichtswuͤrdigen wurde zu fehr von der Saft feines eigenen fendes niedergedrückt , ald daß er warmer Vaterlands⸗ be, oder großer Entwürfe und Unternehmungen fähig xefen wäre; und er befümmerte fich alfo auch weni⸗ > um die Wohlfart oder den Flor des Staats, als e er fein tägliches Brodt und einige Obolen gewinnen, b die Verfaſſung erhalten möchte, ohne welche er Ehmenbig hätte verhungern mäflen T}). Die tafter ® das Elend der Armen zog die Verdorbenheit und 3 Unglück der Reichen und Bornehmen unvermeidlich Pp a4 nach

|

Ariſt. de civ. VI. 2. 698. &c, 4. p. 716.

We) ec. 1.p. 575. de Rep. Athen. Xen.

MH Xen. J. Prov. e. I. Iſoer. IL. 338. & 353. in Arcope-

gitico p. 424. 25. de Pace. |

34) Iloer. 1. c. I. p. 354. Xen. de Rep, Athen, c.1. 572 p.

DPDemoſih. in Philip, I, p, 14. de Rep. ord. p. 68. Ed. Wolßi.

Go Acchtes Buch. Erſtes Capitel.

nah ſich ). Ste muſten ſich nicht nur auf dem 3 ter öffentlich mißhandeln faflen **), fondern aud: verworfenften Bettlern fchmeicheln, ihnen aus dem‘ gehen, oder ihre Size einräumen 7); und ben allen! QAufopferungen waren fie noch gezwungen, ihr Di gen zum Bergnügen oder. Nuzen des Volks mi größten Bereitwilligfeit herzugeben, weil der ger Schein von Sparfamfeit ald Raub und Diebſt ahndet wurde Fr). Kein Wunder alfo, wenn Heiche ihr Vermoͤgen verbargen, und nicht fo brau als fie es fonft zu ihrem und ihrer Mitbuͤrger Bi

[U

*) Dies fagen Iſokrates de Pace und XRenophon e. 4. P. 457. 458. Als id noch reich war, fagt mibes beym lestern, mufle Ih im Mamen ber unaufbörlih Aufwand machen, und burfte nid mal ausreiſen, wenn ich wollte. Jezo bin ich v hen Zumuthungen fiher, und kaun geben, wa will. Vormals drohte und ſchimpfte mich ein der nur Luſt hatte; jezo bedrohe und beſchimj andere. Sonſt war ih ein Sclav von anbern, muſte zu ihrer Unterhaltung Zeibut bezahlen, je ih als ein Herr, und laffe mich vom Staate ern Bormals litte ich immer entweder durch die Stadt durchs Gluͤck Schaden, jezo fürchte ich nicht nichts zu verlieren, ſondern ich hoffe vielmehr ern erbeuten.

“*) TI. de Rep. Athen, Xen, p. 585,

+) Xen.l. e. p. 458.

t}) Xen. de Rep. Athen. L p. 570. 71. inp. Oeco ec. 2. p. 279. MMorr. I. 424. de Pace, Wie ki ber Aufwand belief, ben bie beguͤterten Ather machen muſten, und bie Menge ber Belegent bey welchen fie dazu gezwungen wurben, babe i meiner Abhandlung vom Lurus der Athenienſ einen merkwuͤrdigen Bepfpiele ans bem Lpfii zeigt.

Geſchichte von DI. 98, a. bis OL. iio, 3. 601

a gebraucht häften; werm fie ihr Gelb entweder gar ht, ober nicht anders, ald auf ungeheure Zinfen auss hen, theild aus Furcht, daß man ihnen defto mehr ften aufbürden möchte, am meiften: aber, weil an den reichen läubigern "gegen einen elen⸗ nn Bettler Fein Necht fprach ; der leztere mochte h fo bündig verfchreiben oder verbürgt haben, als immer wollte *). Ungeachtet durch diefe Bedruͤ ungen, Detriebfamfeit, Handel, Gewerbe und Cre⸗ fielen, und das Elend der Armen nur noch größer wirde *"); fo trieb ınan fie doch noch weiter. Man bes nubte die Reichen, in der Stadt fowohl, als auf den fein oft auf einmal, ohne die geringfte Berfihuldung, zres Berinögens ‚ihres Vaterlandes, oder ihres Lebens, Benn Feine andere Quellen vorhanden waren, den hun» migen Pöbel zu unterhaften, und ihm den fohn auszu⸗ ahlen, ben er für feine. Gegenwart in Öffentlichen Ders amınlungen , oder für feine richterlichen Gefchäffte, der für die Size bey den Schaufpielen erhielt T). Der Nöbel und feine Schmeichler fahen, wie Iſokrates fagt, a6 DBermögen der Reichen, als ein Eigenthum des Staats, und diefes wiederum , als ihre eigene Guͤ—⸗ ee an Tr). Alle Würden des Staats flanden nicht DPr5s mus

°) Ifocr. 1, 327. 328. in Areop. “ib

4) Xen. de Rep. Ath. I. p. 575. 577. Plat. de rep. VIII. 212. Ed. Mail, Ifoer. de Pace J. 425.

+4) II. 254. Panath. Anch Ariſtoteles ſieht mit Recht bie

große Menge von Bettlern in Demokratifchen Verfaſ⸗

(ungen, undaen Lohn, den fie für ihre Gefchäffte in

Gerichten, und für ibre Gegeumart in Volkseverſamm⸗

Iungen erhalten, als die Urſache der Erpreffungen, bie

an den Reichert ausgeuͤbt werben, und biefe wieder

als

ee ")

Goa Achte Bud. Erſtes Capitel.

nur einem jeden ohne Ruͤckſicht auf Berbienft und ' mögen offen, fondern. wurden auch faft alle durchs befezt, diejenigen ausgenommen, zu deren Fuͤhrun wiſſe Kenntniſſe und Gefchicklichfeiten unumgaͤr erfordert wurden, oder die mit großem Aufwande bunden waren“). Durch dieſe Einrichtung bemaͤch ſich ver Poͤbel aller eintraͤglichen Ehrenſtellen **), alſo auch immer mit eben ſo unwiſſenden und uner nen, als feilen und beſtechlichen Menſchen beſezt w welche ihre Wuͤrden als Gelegenheiten anſahen, fi bereichern, und ihre ganze Aufmerffamfeit darauf ten, von ihren Vorfahren uneröffnete und ungen Quellen des Gewinnites zu entdecken }). Selbſt fi Würden aber, die mehr ehrenvoll, als einträglich ren, und bie, wie bie Feldherren / und Anführer » Stt nicht durchs Loos, fondern durch Wapl befezt ı den FF), vergab man nicht an den Würbigften, fon

als bie Urſache bes Unterganges folder Republiken VL. 5. p. 72628. de Civ, Ed. Heinſii. Alle © aber, die man durch ſolche Gewaltthätigfeiten zu menbringe, um ben trägen Pöbel zu unterhalten, fi meiter nichts, ale Waffer in durchloͤcherte @ Be geſchuͤttet. Denn eben die Bebärfniffe, bie ı dadurch für einen Augenblick befriedige, entſtuͤnden gl nachher von neuem wieber.

®) Ifocr. Areop. 1. 322. Als Zeichen ber Ochlokratie auch hier Ariſtoteles wieder an. VI. 2. p. 6 To KAngwras vu Tas nexXas, n Tacas, 0004 un eumesgias deovras no rexvns. TO, E70 TIUNMETOS ey TaS DEXaS, N ori xęonœrs.

*x) de Rep. Athen, I. p. 570, +) Ifoer. |. c. Tt) Xen. lc,

Seſchichte von DI. 98, 2. bis OL.no, 3. 603

n den, der am meiſten dafuͤr bezahlte *); eine Folge leſer Schaͤndlichkeit war, daß Beſtechungen von bey⸗ erley Art, ſowohl diejenige, modurch man andere ver⸗ arb, als wodurch man ſelbſt verdorben wurde, fo ofs nbar, und fo allgemein wurden, daß kuͤhne Boͤſewich⸗

e fie ſelbſt eingeftanden **), daß man, wenn man bie [ben aud) entdeckte, fie entweder gar nicht, ahnbete, ad nur mit einem lauten muthrilligen fachen aufnahm, yer daß man fie höchftens mit einigen Drachmen, oder Rinen beftrafte, da die Gefeze einen jeden Beſtecher, nd DBeftochenen zum Tode, ober doc zum Berlufte inter Ehre, oder auch zur zehnfachen Erfezung verur⸗ yellten. Ungeachtet die meiften Aemter mit Menſchen us dem Poͤbel befezt wurden; fo fehränfte man doch us einer der Bolfstyrannen, wie allen übrigen Tyran⸗ chen Negierungsformen eigenthümlichen Furcht und Eiferfucht die Zeit und den Ilmfang der Macht von Magiſtratsperſonen fo viel als möglich ein **"), erlaubte es nur felten, daß diefelbige Perfon diefelbigen Aemter mehr⸗ nalen befleivete }), und riß alhınälich die wichtigften, fe aber auch die unbedeutendſten Angelegenheiten, bes fonbers Diejenigen, die offentliche Ergözungen zum Ges yenftande harten, an fich TI). Hieraus entſtanden ur

er

D 1

vj de Pace i. 386. 387. Iſoer.

we) Mie Timarch p. 186. Aeſcb.

#4) Ariſt. VI. 2. deCiv. p. 699. To oAsyoxeoviss Tas GEXS, m Maas 4 00us sVdegeren. aexmv de undenv undeves, 9 071 eAıyısav, 9 Toy

7 MeYyITw@Vy HUIV. | | D ib. To pn dis ToV RUToV SEN Andenuær, 7 oAsyaxıs y oAIYaSs.

+7) Xen, de rep. Athen. e. 3. p. 587,589. wo er «im Verzeichniß der Gefchäffte gibt, deren Entſcheidung ober Durchficht man allmaͤlich word ganze Wolf gezogen hatte.

Ga Mhted Much. Erſtes Capca.

erft Verwirrung, Anhäufung und Sangfanafeit in ſchaͤfften *), dann Beſtechungen bes Volks und be gierenden Raths, wern man gewiſſe Sashen abg baben wollte, und endlich bie Nothwendigkeit, Volksverſammſungen zu halten, dutch welche der ‘) immer muͤſſiger, und der Staat, der ihm feine 9 bezahlen mufte, immer mehr und mehr erfchöpft de?*). Demoſthenes wirft es den Athenienfern in len feiner Reden ver, daß fit durch ihre Langſamkei Nachlaͤſſigkeit in Entfchließungen ftets Die glüdi Augenblicke und Lagen der Dinge vorüber gehen Gen ***): daß fie das einzige Volk wären, welche mer erft nach geſchehenen Sachen rathfchlagte F), daß fie furchtbar und hizig in ihren Berfammiu ‚aber feige und Falt in der Ausführung ihrer Ent feyen TF): lauter unverbefferliche Mängel eines St in welchem ber unerfahtne, und von feinen Demag nach entgegengefezten Richtungen hingetriebene Poͤb les entſchied, und die Ausführung feiner Entſchluͤſſe fo unerfahrnen, oft beſtochenen Männern auftrug welchen die weifeften und rechtſchaffenſten Bürger verrätherifchen Schmeichlern zu fämpfen, und ı fie diefe auch überwanden, und das Volk auf ihre! te brachten, dennod) die Berlaumbungen von phanten, und falſche Anklagen wegen verberblicher

ſch

®) ib. & Iſoer. I. 324. Sogar, ſagt der leztere, in Iigiensfahen. Bald unterließ man Dpfer 4 und bald brachte man auf einmal drey hundert Di

bar. | #*%) Xen. J. e. & Arift. VI, 5. p. 726, de Cir, %**) In Philip, 1. p. 19. 7) De pace p. 2T. H De Cherfoncfo p. 37. 38.

Geſchichte von Ol. 98, 2. bis Ol.ı1o, 3. 605

ige zu fürchten hatten *). Selbſt das Anſehen des renden Raths, der meiftens aus tem Poͤbel erwaͤhlt de, und unter allen hohen Eollenien am meiften des ratiſch gefinnt war, wurde beträchtlich gefchinälert. n nahm nicht nur, wider Solons Bererdnungen, eze und Entwürfe an, die dem Senat nicht waren yefegt worden, fondern man unterfuchte von neuem » folehe Sachen, die er ſchon entſchieden hatte, um defto öfter Gelegenheit zu erhalten, fich zu verſamm⸗ und einige Obolen zu verdienen **) Am aller ten aber verloren in den festen Zeiten der Dchlofratie migen Collegiq, die nach den Abfichten ihrer Urhe⸗ wider ein unumfchränftes Volksregiment errichtet en. Die Xreopagen und Archonten wurden faft z Überfläffig und unmirffam, nachdem der Poͤbel erſtern ihrer hoͤchſten Aufficht äber die Sitten, und ve des gröften Theils ihrer alten Gerichtsbarkeit bes hatte}), So wie. die Aufhebung des Sitten⸗ teramts felbft eine Wirkung der Berdorbenheit bes aatsverfaſſung gewefen war; fo wurde fie wiederum

Urfache der Höchften Ausgelaffenheit, und einer ganz | . lichen

) Demofih, p. Corona p. 346.

#) Xenoph, I. 3. de rep, Athen. Demoßh. VI. c. 2. p. 699. Mur allein bie Größe des Reichs, und ber ers ſtaunliche Reichthum von Privatperfonen, die ben Poͤ⸗ bei fo ernährten, wie er fih in Atben vom Staate ers nähren ließ, waren in Rom bie Urfachen, daß man weder dem Pöbel für feine Gegenwart in Volkever⸗ fammlungen oder für öffentliche Luftbarkriten Geld reich te, noch den Richtern und andern Wagiflratsperfonen Lohn und Befoldungen gab.

) Ifoer, ı. 329. Areop. und Arlft.. VI. 2. p. 699. als eins

der unterfcheidenften Merkmale ber Ochlokratie wennt Arts

ſtoteles Diefes Te’ dinafen TAYTas Ka ex TayTav

vos TEL TAYTW@Y.

606 Alchtes Buch. Erſtes Capitel.

lichen Vermiſchung und Gleichheit aller Staͤnde, Ge ſchlechter und Alter in Athen ). Söhne und Vaͤter, Meiber und Männer, unge und Alte, Sclaven uib Freye, Bürger und Sremdlinge, Vornehzme und Gerin ge hatten und maßten fich alle gleiche Vorrechte an "9 Manche Sclaven gingen viel ftolzer und prächtiger ge kleidet einher, ald arme Bürger , und es war eben wenig erlaubt, den Sclaven eines andern zu züchtigm, als einen freyen Achenienfer zu fchlagen ***), .

Der Poͤbel, noch nicht damit zufrieden, ſich ui I ehe Dundeögenoffen, und alle Magiftratsperfonen unte Ih worfen zu haben, unterjochte zulezt Die Geſeze ſelbſt, da || mit er gar Feine Herren mehr über ſich hätte 7). El feste feine Freyheit darinn, zu thun, was er wollte Hy I und hielt Yusgelaffenheic für Deimofratie, Gefezlofigtat || für —— unbändige Unverſchaͤmtheit in Worta und Neben für Freymuͤthigkeit, und die Erlaubniß, 4 | les zu thun, was ihn beliebte, für die hoͤchſte Such

——

®) Iſoer. 1. e. P. 335. Xen. de Rep, Athen. I. p. 573.74 Plat, de Rep, VIII, p. 206. Ariſt. de civit. VI, «£

1) Plat. p. 208. de Rep. VIIL TeAeuravres ya m ug orı 2de Toy vorn Dewrilscs, veyen pevav n ayeadav, iva dy yundasey undas dura 2 deoworns.

+}) Ariſt. VI. ce. 2. 698. - To cn ws Baierams TETO yap Tns eheudegias zoyov emwos Dam, wrse T8 daAs wros, To (nv un ws Bader,

Geſchichte von DI. 98, 2. bis DI. uo, 3. 607

ifeit ). Sein Wille war das ae Geſez, und feis Schluͤſſe galten mehr als die fen und heiligſten jazungen **). Weil er ‚gleich einem unartigen Kinde ufig in den Volksverſammlungen billige, was er vorher tabelt hatte, und auch gleicd) wieder verwarf, fo bald nach Haufe gegangen war ***); fo wurben feine Ges e, oder die für Geſeze geltende Schhäffe auch eben fo Derfprechend, als feine plözlich entftehenden und wieder ſchwindenden Einfälle zu verſchiedenen Zeiten wa⸗ ı.}). Für diefe Bemerfung fann man fein auffallens es Beyſpiel anführen, als bie Geſeze über die Auss tung von Kriegsſchiffen, welche ben reichften Buͤr⸗ sr aufgebrungen wurden. Denn bald waren vierhuns ge t}), bald zwoͤlf Hundert dazu beftimme fff), die nd» gen Kriegsfchiffe zu bemannen, und. in fegelfertigeg _ tand zu fezen, und bald muften.zwo, bald vier, bald

| zehn,

Iſoer. I. 321. Plat. VIII. 200. 202. #*) ib. & Ariſt. VI. 2. p. 699. Tav exxAnoicer Kugschy avec mayTa). & Demofih, contra Leptinem

p- 373.

“4s) Iſoer. de Pace I. p. 387. Euzaeo ro de Ao- Yav nos TeRYuaTav Ovres, BTWs eAoyızas EXOMEV, WIE TER Tau MUTay TAS MUTNS negœs 8 TRUTE Yıraonouey. AM WV MEY, Kow as zw ennAnoıav avalnyas, KaTmyopBuev, Tourc oweAdovres Xesgorovamev. 8 MoAuv de Xeovov Öaramovres , TuS evraude YnoicIacı,

>. EWR TTIOMEV, WAANY ETITIKWMEV. i 4) Ior. Il. 255. in Panatb., & Demoſih. 1. ec. contra

Lept, ++) Xenoph. de Rep. Athen. c. 3. p. 589. U +) Tlegı oumpogiov Demoſib. p. 72. & iq, & pro Corona. 327. 338? |

bad ſe Perſonen ein Kriegsfchif ** Unter Sefezer wenche, von kaum hoͤtte glauben fo fie in einem ausgebruͤtet, enoumen dieſer

1.2) DemoAk. eont ‚p- & Ulp. ad hunc «®) Demoftb. p. II. in Philip. IL. Petit, Leg, Art, & Meuf Led, Att. Va Pr i Pro Corona p. 328. Demoſtheues befkinmmte » zehn Talente als dasjenige Vermögen, von: man gehalten ſeyn ſollte, ein Kriegeſchiff aus and verordnete, daß unter den zwälfhmubert : deubi bie mehr oder weniger befäßen, dem Berhältuiffe mehr oder weniger beptragen in weldem ihre Güter Über ober unter biefer | wären. Nicht viel beffer, als bie angefährten waten die zregs wvrıdocens, uugtalitet fie leichterung derer gegeben waren , die durch Ihre ge zu ben Bedärfuiffen des Staats zu fehr ı waren. Man fehe den Demofigenes, aber u > ver Verfaffer dieſer Rebe ift,.adverf. PI . 658. & ex hoc Petit, Lei. Akt, p. 281.

2

u \ Geſchichte von DI. 98, 2, bis Ol. no, 3. 609

Faſt noch verberblicyet, als die Gefezlofigfeit des

hels, war die unumfchränfte Gerichtsbarfeit, welche derfelbe allmaͤlich aumaßte. Er zog nicht nur alle.

reitigfeiten dit Bundesgenpffen nad) Achen Hin, ſon⸗ ı: brachte auch alle Sadjen, Die vor andern Tribus n waren anhängig gemacht worden, vor bie zahlrei⸗ ; Gerichte, die aus feinem Mittel beſezt wurden, ers ‚te wenigftens Appellationen an die feztern, und ents- d fogar den Grund oder Ungrund mancher Klagen ‚ffentlichen Bolfsverfammlungen *). Durch diefe on | uns

a

X ſen Geſezen konnte ein jeder Trierarch oder Anfuͤhrer eines Chors (Xen. c, 7. Oecon.) von ber Laſt, bie er - tragen mufle, frey werben, fo bald er einen andern Meichern an feiner Stelle zu nennen wufle. Wenn als⸗ dann der angegebene laͤugnete, daß fein Vermögen größer, als bas feines Angebers fen; ſo konnte dieſer jenen zwingen, ihre bepderfeitigen Güter (die Antheile in ben Silberbergwerken allein ausgenommen) gegen einander auszutaufchen. Ließ der Angegebene ſich dies fen Taufch gefallen; fo gaben die Gefeze dem andern dad Recht, die Guͤter des von ihm vorgefihlanenen an demfelbigen Tage zu verfiegeln, und beyde muſten bins nen drey Tagen ein vollftändiges Verzeichniß aller ihrer. berveglihen und unbeweglichen Haabe angeben und beſchwoͤren. Alle diefe Gefeze vereitelte man durch mehrerley Betrügereyen und Raͤnke, wie man and der angeführten Rede ſieht. Man brach die Siegel von den Kellern, Böden und Schränken weg, und ſchlepp⸗ te fort, was man wollte, aud gab man eine Menge son Schulden an, bie man nicht hatte. Aus eben dies fer Rede ©. 656. erhellt, daß oft die reichſten Leute Mittel fanden, ſich allen Abgaben zu entzichen, und es abzuwenden, daß fie nicht In bie Zahl ber Trierare - Ken gefezt wurden. ) Xen. de Rep. Athen. I. p. 575. Aefch. contra Ti- march. p. 182. Demofth, cont. Midiam p. 383, Plut. IV. 716. in Demofthene, z

Zweyter Band. Ma

ithaͤter und Beſchuͤzer, weil fie die Mei Dar bald als Freunde der Sparta bald als Goͤnner der Oligarchie anklagten, und durch deſto mehr Bettlern ihren Richterlohn zen *). Dies große Anſehen mißbrauchten d phanien dazu, von Unſchuldigen wie von S große Summen herauszupreſſen, weil der unt fie Wandel nicht gegen bie äußerften Strafen fd Die Heilfamen Geſeze, nach welchen falfche 1 die nicht den fünften Theil von Steinchen für ten, ober die eine angebrachte Anklage finfer am taufend Drachmen beftraft wurden +), fo Angeber nicht abſchrecken, weil diefe Geſeze voliſtreckt wurden, und weil Syfephanten eb über Unſchuldige fiegten, als diefe frengefproc

den.

Weil die Athenienfer von ihrer Kindheit woͤhnt wurden, und fogar eine Ehre darinn ihre Obern und Borgefezten zu verachten; fi Mangel von Zucht und Gehorfam fie zum K tächtig gemacht haben, wenn fie auch noch fo v

Geſchichte n DI. 98, 2. bis Ol no, 3. Sr

und Tapferkeit befeflen Härten )). Die gemeinen Soldaten vernachläffigten nicht bloß die Befehle ihrer Inführer und nahmen andere Glieder und Piäze ein‘, 8 ihnen angeiviefen worden waren; fonbern verließen Ogar ihre täger und Heere, ohne daß die Felöherren je deßwegen zur Rechenfchafft ziehen konnten **), Dies‘ en ihrem Ungehorfam kam nichts , als ihre Weichlich⸗ Kt und Feigheit gleich; denn fo furchtbar fie unſchul⸗ gen Mitbärgern und in öffentlichen Berfammlungen aren; fo kleinmuͤthig und verächklich waren fie, wenn‘ ? gegen den Feind ziehen follten ***). Ungeachtet ver Bel für ſich die prächtigften Gymnaſien hatte erbauen ' ten +); fo vernachläffigten doch die Athenienfer alle Besuͤbungen gänzlich, und füchten es fogar zu hindern, 5 aud) nicht die Bornehmern ſich auf Friegerifche Les ° zigen legten, damit fie von dieſer ihrer Stärfe und * efchicklichfeit nichts zu fürchten hätten t). Sowohl Bangel von Patriotismus, ald von Uebungen und Abs - ztung hielt jie ab, gleich ihren Vorfahren für ihr Das >jand zu fechten; und eben dieſe phyſiſche Ausartung tar die Urſache der fonft unbefannten und unnatürs Eyen Erfcheinung, daß Heere, die aus gemietheren remblingen beftanden, Heeren von Bürgern vorgezos m wurden HH). Die Athenienfer hatten nicht einmal 13 Herz, den Feinden gleich) außer den Thoren ihrer Stadt entgegen zu gehen; und wenn fie es mwagten, fo saten fie ed in Gefellfehafft von Barbaren, von Phry⸗ wen, Lydiern, Syrern und andern, die allemal ven Da 2 größten

©) Xen. Memotab. Socr. III. 5. p. 152. 153,

“#) ib, & Blut. in Phoc, IV. 314. 334. 37.

“**) p. 37. 38. Demofth. de Cherfonefo,

‚+) Xen. de Rep. Athen, c. 2. p. 582.

++): Xen. Ill. 5. p. 152. de Rep. Athen. I, c. p. 574. +) Jafon. ap. Xen, Hallen; Vi, 1.P.357.

—J ee a5

N i Ach⸗ alle ihre Siege der t und Tapfer und uͤch von dem GI a nichts. zueigneten, fo wle fie auch

daran hätten +}). ** Zah einge, Seren denen die Athenienſer die p die ern —2 Zerruͤttungen * I D auch gleich eine der Haupturſachen

zung von Öriechenland. Wie viele Städte ann tb durch Empdrungen, oder auch durch feindliche Ga umgeworfen werden, bevor in einem Ländchen, wie henland war, das fehon fo viele Jahre durch die. m ckigſten Kriege gelitten hatte, eine ſo große Zahl von ha⸗ umziehenden Flüchtlingen entftand, daß es v

#) de Prov. c, 2. Xen, p. 597. & Iſoer. de Pace

a) Pace I. p. 385. Bäter Zee hatte das Begenteil Statt —— ws %& Thu,

€, 121. # P. 17. in Philip, I, M Do repordinanda, p. o.

® Geſchichte von Ol. 98, 2. bis Ol. no, 3. 6

Heere aus ihnen als aus anſaͤſſigen Buͤrgern zu errich⸗ ten ®),, und daß eben dieſe Fluͤchtlinge den Griechen ſo⸗ wohl, als Barbaren furchtbar werden konnten **). Dieſe Ebentheurer hatten weder Vaterland, noch unbes wegliche Güter, und nur fehr felten Familien; oder wenn fie dergleichen hatten, fo fcheuten fie fich nicht, ihre Weiber und Kinder an einem Orte zu verlaffen, und an einem andern nee twieder zu nehmen, und wieder zu zeugen ***). Ihre Dienfte verfauften fie an den Meiſt⸗ ‚bietenden , und fie gingen alſo gleich zum Feinde über, ‚gegen ben man jie gedungtn⸗ atte, wenn ſie von ihm ‚mehr zu erhalten hoff esiehn Sie übten allenthalben „unter Sreunden und Fein. ..e größten Gewaltthaͤtigkei⸗ ten ar, und zwangen diejenigen, die fie unterhielten, * namentlich die Athenienſer zu gleichen Ungerechtig⸗ Feiten gegen die Bundesgenoſſen, um nur ben Verraͤ⸗ en und gemeinfchafftlichen Feinden aller Griechiſchen caaten ihren Sold reichen zu Fönnen }}). Wir find, - . 3

q | ru⸗

——

.%) Iſoer. ad Philip. I. 278.

#8) ib, p. 292. Daß ber Redner nichts Äbertreibt, erhellt fowohl aus ben großen Heeren, welche die Phocenfer fo viele Jahre unterhielten, ald ans ben eben fo großen Armeen, welche ber König von Perfien, und alle dies jenigen, bie von ihm abfielen, aus biefen Nichtswuͤr⸗ digen errichteten. Man lefe bas ganze ſechszehnte Buch bes Diodor, bef. ©. 26. imp. Cyrop. in fine, Es ift bekannt, daß ähnliche Banden von Näubern und Mierhlingen im Igten und ben folgenden Jahr⸗ bunderten in Italien, Frankreich und Deutſchland here

_ umzogen. ww) Ifocr, II, 522. Aeginet. inp. I. p. 363. 364. de Pace, $) ib. & Demofth. adv, Timocr. p. 446,453. Plut. in

Pelop. II. 378. | +H Hoc. Le

”.

= er en *

ofen gheraier und Dewoſthen⸗ ey a⸗, ‚unter unſere Vorfahren berabgejunßen, daß wir, ‚Außerften Duͤrftigkeit, die lezten Reſte des Der BE Stadt ſowohl, als der Bundesgenoſſen an Vandſtreicher verſchwenden, und uns wohl ger | | omg m —— daß fie bie mit uns verbunden fer beraubt haben , anſtatt daß unfere Bäter in-t ‚ten der Höchften Macht, da die ganze Burg mi und Silber angefüllt war, nicht mus ihre Stat „dern auch bie Bundes gehoſſen mit ihtem eigenen und Lehen vertheibigten 9, a Nicht aber bloß der ‚foren, bie aud dem Poh iR Inmen wurben, auch Heerführer und Redner Kir Demmagogen, | z allein durch freye Wahl —** beſſern T Bürger aushob, waren im höchften Grabe ver! ‚den einzigen Phofion und Lykurg ausgenommen. ‚ber Wiedergewinnung ver Herrſchafft zur See I vor der Schlacht ben Cheronaͤa zeichneten ſich um Arhenienfern mehrere Feldherren, vorzüglich Iph Timotheus, Chabrias und Chares, aus, bie fcheint, einen größern Eriegerifchen Ruhm als

GE EEE

*) l,e

np 7. de rep. ord,

D Als Beweiſe und Wirkungen ber Berborben . Volks und des Pöbels kann man auch Biefe « baß fie ſowohl bad Vuͤrgerrecht, als bie ehn Belohnungen großer Verdienſte, Cronen, I u. ſ. w. an Unwuͤrdige verſchwendeten. Dem rep. ord. p. 20. adv. Ariſtoer. p. 437. cont lidem p. 542. Aefch. contfa Ctefiphontem 300. 301. und daß Feine Treue und Glauben Volke, und weder Eide noch Verträge heilt

.defch,in Tim. p. 186. lſoer. reameg, u. p

Geſchichte von DI. 98, 2. Bid DL. 110, 3. 615

erhielten. Unter .allen dieſen Heerführern war aber, wenn man den Phokion ausnimmt, feiner, den man mit Den älteren Helden der Athenienſer, oder auch mıe mic dem Agefilaus, Epaminondas, und Pelopidäs vers Hleichen fonnte. Ihre gröften Berbienfte beftanden dars kan, daß fie ihre Krieger zu einer außerordentlichen Fers Sigfeit in allen Arten von Waffenübungen gemöhnten, oder den Seind durd) irgend eine neue unerwartete Wen⸗ ‚dung überrafchten *). Selbſt die Erfindungen , die dem Zphikrates fo viel Ruhm brachten, waren vielmehr Ders fimmerungen ald Berbefferungen der Kriegsfunft, und rläffige Peweife der abnehmenden Stärke, Tapfere _ 3 und Friegerifchen Erziehung unter-dven Griechen *"). machte nämlich die Schilde und Panzer. Fleiner und leichter, und die Degen und Spieße lähger, als fie vors er waren, und verwandelte dadurch das, ſchwerbewaff⸗ were Fußvolk in leichte Truppen, bie dem Phalanx der Makedonier nicht widerſtehen konnten. Sowohl Iphi⸗ Rrates, als die übrigen Feldherren dieſes Zeitalters, (den⸗ zenigen ausgenommen, den ich vorher ſchon von den Abrigen abgeſondert habe,) liebten alle ihr Vergnuͤgen enehr, als ihr Baterland, und mieden deswegen Athen, Fo viel fie nur konnten, um ihre Lüfte defto ungejlörtee Qq 4 be⸗

| A]

®) Corn, Nep, in Iphicrate,

ar) ib, Auf eine. ähnlihe Art ſank die Kriegskunſt unter den Römern. Vegetius de Re Milit. ı. 20. Ab ur- be enim condita ufque ad tempus D, Gratiani, & ca- taphraltis & galeis muniebatur pedeftris exercitus, Sed cum campeflris exereitatio interveniente negli- gentia, defidiaque ceflaret, gravia videri arma coe- perunt, quae raro utique milites induebant, Itaque ab imperatore poftulant, primo cataphradias, deinde eaflides deponere, &c,

Achtes Buch. Eupen ea

befriedigen zu koͤnnen ®). febte meift Thracien, Timocheus in fesbos, - Chats in S und Chabrias in andern Stäbten*”). Wenm bie ger von ben Athenienfern ausgefandt wurden, ſo ‘ten fie weniger daran, tie fie dem Feinde ſchade "wie fie ch auf Unkoſten ver Bundesgenoffen * wollten ꝰ*). So bald alſo die leztern hörten, d Athenienſer einen ihrer Feldherren zu irgend einer‘! nehmung ernannt hatten, fo verfchloffen ſie ihre und Thore, und brachten ihre Weiber und re Sciaven und ihre Heerden in Sicherheit, : fie den Ueberfall von dem gefährlichften Beine fürchten gehabt Härten****). Die Raubſucht diefer führer und der unbezaͤhmten Schaaren, mit den umgeben waren, war den vereinigten Städten (of lid), daß fie lieber einen Seind, von dem fie war lagert worden , als Huͤlfsvoͤlker von ben Acheni aufnahmen 7). Doch. machten fie ſich diefe 9 gerne mit großen Summen geneigt , Damit fie mu ihren Handel zerfiören,, und ihre Schiffe plünde . wegnehmen möchten ‘Ff). Kein XBunber alfo, die meiften wegen ihrer Erpreffungen in Athen am und als ungerechte Bedrücker verurtheilt wurden

2) Athen, XI. 8. 532 p. Corn. Nep. in Chabri

“+, i

„er, Demofth. de Rep. ordinanda. p.68. & Diod, XViI. p. 78.98. 107. 180. Plut, IV, 406. in! °s, Plat. IV. 313. 317.

DR. 254. Iſoer. Panathen,

tt) Demofth, de Cherfonef. p. 38.

+}r) So Dinardy contra Philoclem p. 87. 41619. 8. vom Kimorhend, —R *—

>

Geſchlchte von Ol. g8.2. bis Ol.nıe, 3. 617

Den Feldherren vollfommen ähnlich, und des Poͤ⸗

, den fie leiteten, vollkommen würdig, waren vie Redner, die in den lezten Zeiten der Freyheit jaͤhr⸗ als Führer und Nathgeber des Bolfs erwaͤhlt wurs und wenn fie redeten, eine Drachme eınpfingen ”). je Gewohnheit, jährlich zehn Sprecher des Volks vählen, fteigt weder bis zum Solon, noch in alte en hinauf, wie der gelehrte, aber unfritifche Ges htſchreiber der Achenienfifchen Geſezgebung glaub *); ſondern entſtand gewiß erſt nach dem Frieden Antalkidas, aber vor dem Ende des Krieges mit Bundesgenoſſen. Mehrere alte Schriftſteller reden der Trennung der Perſonen des Feldherrn und Red⸗ die noch im Perikles, Nikias, Alkibiades, Thra⸗ lus und andern vereinigt waren, als von einer neuen heinung, und als einem zuverlaͤſſigen Merkmale des falls des Staats ſowohl, als der Nichtswuͤrdigkeit neuern Demagogen ***) ; umd Plutarch ſagt daher Phokion, daß er wider die Gewohnheit feiner Zeit⸗ fen , die Künfte und Kenntniffe des Redners und ‚herru in fich zu verbinden gefucht habe +). Auch Geſeze alfo über die Nebner, die manim Dinard) }}) Das und

ans Sum —— ——— ——

anders, aber wie faſt immer unrichtig. c. 3. in Ti- motheo. Aus dieſer Stelle ſieht man aber doch, daß bie Arhenienfer damals, wie zu Sofrates Zeiten Feld⸗ herren erwählten, bie nicht bie geringften Erfahrungen und Kenntniffe haften. Memorab, Socr. IE 5.

. 154. ) pe. Leg. Att. 259. ſeq. ») Anch Aeſchines 274. contra Ctef. nennt unrecht ben &es Ion den Urbeber der Geſeze über die Redner. vs) Ifocr. 1. 389. In Pace & Ariſt. V. de Civ. c, 5, ) IV.p.306.inPhoc, | V Adv, Demoſth. P. IoI.

618 Achtes Vuch. Erſtes Capitel. | |

und Aeſchines findet *), waren, wie die Würde feihk, neu, würden aber doch vielleicht einen Theil diefer chat lichen Einrichtung verbeflere haben, wenn fie nur genau wären beobachtet worden. Dieſen Gefezen zufolge fl‘ ten die Öffentlichen Redner verheirathet ſeyn, und unbe‘ wegliche Güter in Attika befizen. Keiner follte zur Ein: eines Demagogen fommen, ber feine Eltern gemißken delt, oder verfloßen, oder der dem Vaterlande die ſhu digen Kriegsdienſte verfagt, oder der feinen Schild me geworfen, der endlich fein vaterliches Erbe herdurd g bracht, und feine Unſchuld preis gegeben, oder bie Is ſchuld anderer geſchaͤndet Härte *). Wenn jemand d nen Redner folcher Berbrechen und laſter ſchuldig w ſo hatte er das Necht ihn zu belangen, und auf fa Abfezung zu dringen ***). Andere Geſeze gaben fon, bem regierenden Rath die Madıt, einen Dolförebanf, aber nur bis auf funfzig Drachmen, zu ſtrafen, er zweymal von berfelbigen Sache zu denfelbigen nen geredet, oder jemanden fälfchlid) angeflagt, ſich fonft ungebührlich aufgeführt hatte F). ‘Der Pill übertrat aber felbft zuerft alle diefe Geſeze, und vertah feine Redner, damit er von ihnen wieder verdorbennef : be t}). Weil der große Haufe eben fo wenig, alsch übrige Tprannen, unangenehme Wahrheiten Kira, oder Widerſpruch und Gegenfaz gegen feine bofen Ei wuͤrfe und Begierden erfahren mochte; fo wählte er 4 lein oder größtentheils nur folche zu feinen Rathgeben, von welchen er weder das eine, noch das andere zu b

find

—— ——

») Adv. Timarch. p. 174. 175.

*®) Script, cit.

wer) ib,

+) ib.

}H) Ioer. 1. 362. 63. 67. de Pace Demofth, p, 39. 4 Cherfonef, & p. 44. in Philipp. ILL,

Geſchichte don Ol. 08,2 bis Ol. 1o, 3. 619

chten hatte. Die Verwaltung ver öffentlichen Ge⸗ äffte war daher in den Händen ber nichtswürdigften enfchen, denen Feiner feine häuslichen Angelegenheiten rde anvertraut haben. Man zog wahnfinnige, uns ißige, und verfthwenberifche Menfchen, Flugen, nuͤch⸗ nen, und gegen ben Staat freygebigen Perſonen vor, il man bie erfteren für größere Freunde der Demofras hielt ). Da die Demogogen wuſten, daß ber 3bel alle Diejenigen vom Nednerſtuhle berabwürfe, ſich feinen Abftchten widerſezten, ' oder ihn frens ithig tadelten ; fo fchmeichelten ſie feiner Kitels e, unb feinen verwöhnten Ohren, wie den Oh⸗ ı eines verzärtelten Kindes, riechen nicht das efte, fondern das, wovon fie wuften, daß es Ihren choͤrern am angenehmften feyn würde, verflagten Reiche D Bornehme, um den Raub mit den Nichrern zu theis I, und reisten zum Kriege an, wenn fie wuften, daß 8 Volk Freunde und Seinde geplündert wünfchte **). ageachtet fie aber die fchändlichften Schmeichler, und die

®) Ifocr. p. 367. 389.

ss) Plat, de Rep. 210, 212. Gorg. 324. Iſoer. I, c, 379 p. & 425. 26. Die einzigen, bie biefes nicht thaten, waren Phokion und Demoſthenes, und lezter rer fagte daher, daß bie Atbenienfer es ibm Dan wiffen möäften, daß er fie gewöhnt habe, bie Wahrheit zu bören. p. 69. derep. ord. Die Namen der Des magogen in den lezten funfzig Jahren vor ber Schlacht bey Cheronda findet man ap. Pfeudo Plut, in vitis Rhetorym, ap. Dinarch, p. 97. Ifoer, I, 398. Plut, IV. 698. in Vit. Demofth. & 740. & in Vit, Phoc. IV, 205. 339. 347. 353. In den leztern Stellen finder man Schilderungen des ruchlofeften unter allen, des Des meas. Die Urtheile des Dionys von Halikarnaß über die Griechiſchen Redner führe Ich nicht einmal an, da ich voraus feze, daß fie einem jeden bekanut find.

2

620 . Achtes Buch. Erſtes Capitel.

die Sclaven aller Einfaͤlle und Launen bes Pöbels wa ren; fo hatten fie doch auch wieder das Gluͤck von Odape lingen: fie bebertfchten naͤmlich ven Poͤbel, der Yaa und Bergnügungen von ihnen erhielt und ermortigk, unumfchränft, behandelten ihn oft wie einen Finbiff oder blödfinnigen Alten, und ließen ihn befchließen e 3. verwerfen, was fie befchloflen oder verworfen haben ten ”). Die Redner tödteten daher ober verjagten ski, beraubten, gleid) Tyrannen, wen fie wollten **), m

thaten bie wichtigften Gefchäffte für fich ab, wehwus auch Könige und Staaten ſich nicht mehr an das fondern an deſſen Führer wandten **%). Beſtechu waren unter ihnen jo gemein, daß nur Phokion und kurg allein: unuberwindlich gegen Gefchenfe, umd ı von unrecht erworbenem Gute blieben ****). Krieg

für fie Friede, und Friede Krieg, und ihre Eigennuz mg alfo mit dem allgemeinen Beften in einem befländis ©treite, in welchem aber das leztere nicht anders d gerlieren Fonnte }). ie liegen fich von den Feloherm beftechen, um fie zu begünftigen, oder um ihnen m nicht zu fehaden rt), und zwangen die vornehmften une Bürgern und Bundesgenoffen, fie mit Gefchenfen a überhäufen, damit fie ihre Namen nur nicht dem Prxl verdächtig machen möchten tft). Dutch folche Erf

RR

——— nd

#) Demofth, p. 71. de rep. ord. & Aefch. contra (ıd

p. 309.

**) Plat. in Gorg. p. 310. II.

wre) ib, & Acfch. J. ce.

#se*) Ifocr, 1.379 & 423. de Pace Demofth. p. 458. ad. Timarch. p. 458.

7) Pbilippi Maced. Regis Epift. inter Demofth. op. p. 64

Tr) Ehares ließ deßwegen auf allen feinen Kriegsjign große Eummen für die Demagogen zuruͤck.

tr?) ib, Man ſehe das Bepfpiel des Harpalus beym Dis tarch IV, 331. in Phocione,

Geſchichte von DI. 98,2, Bid Ol.no, 3. 621

gen, die nicht weniger ungeſezmaͤßig, als die ber dDherren waren, . brachten die Redner in Furzer Zeie Ge Reichthuͤmer zufammen *), führten vom dieſen ichthuͤmern Palläfte auf, welche die Zempel ver Goͤt⸗ an Pracht Übertrafen, verfchwendeten fie, wie die dherren, an Buhlerinnen, Foftbare Kleider, Gerärhe > Salben, oder an fchöne und Funftreiche Knechte, = an üppige Saftmäler, deren Genuß und Beſiz fie die höchfte menfchliche Gtückfeeligfeit hielten **). Henn man Dies von mir entworfene Gemälde der ten und Staatsverfaflung der Athenienſer gelefen >> fo fieht man bald ein, daß in einer fo gänzlich) vers henen Stadt, mo alles fich unter einander verzehrte, myheit, Handel, Gewerbe / Wohlſtand, Kuͤnſte und iſſenſchafften unmoͤglich noch lange ſo fortbluͤhen konn⸗ , vie fie bisher gebluͤhet hatten.

) Hocr.J. 423. de Pace Demoſth. p. 458. adv. Ariſt.

Be) Die Zenghiffe zu biefen Bemerkungen findet man in meiner Abhandlung Über, des Luxus dee Mihenienfer, Lemgo 1782. 8.

Zweytes Eapitel.

Von den Schülern des Sokrates, d ausgenommen,

L Zenopfon.

ech die Sopiften, noch mehr aber Sokrates, harte die Philgfophie fo ı

zeln gefaßt, daß fie weder durch die ungerech tung des legtern, noch) durch die fürchterliche ı derbniß und Entfräftung des Athenienfifchen V auch durch drohende Volksſchluͤſſe *) auf eim ausgerottet werden. Es zeigte ſich hier, wie ligen andern Fällen, daß ber menſchliche Ge er einmal einen ftarfen Stoß empfangen hat, wegten Chrpern, noch eine ganze Zeitlang wenn gleich die bewegende Kraft lange zu wir Käre far Mile Miflenfchafften hanerten na.

\ j

Bon den Schülern des Sokrates. 623

iſchenalter in Athen fort, und wurden noch immer itert, ungeachtet ſie viel mehr Hinderniſſe, als Auf⸗ terungen fanden. Selbſt die Zoͤglinge der Schu⸗ die Euklides in Megara, und Phaͤdon in Elis ſtif⸗ , kehrten wieder nach Athen zurück, gleich als wenn Nhilofophie eine Dem Artifchen Boden eigenthuͤmliche ht geweſen wäre, bie in feinem andern Erdreiche » fortfommen koͤnnen. | Sofrates hatte Zuhörer aus allen Ständen und allen Gegenden von Griechenland, von deren größtem fe wahrfcheinlich nicht einmal die Namen erhaltet: ven find *). Unter diefen feinen Freunden begnüg» fich die meiſten damit, die tehren ihres Meifters h ihr teben auszudrücken, andere trugen fie auch in- riften oder Reden vor, oder wurden wenigſtens h den Unterricht des Sofrates in Stand gefest, ans wieder zu lehrer. Dieſe lezteve theilcen fich wieber iele fehr ungleiche Familien ab: einige blieben den: nbdfäzen des Sokrates getreu: andere übertrieben. verfälfchten fie: und noc) andere verdarben ober eßen fie gänzlich **). | Ä Ä Unter ven Schülern des Sofrates, bie nicht von r Lehre wichen, hatte Feiner eine größere und edlere | Seele,

denpuibee GE

Die Äbrig gebliebenen Namen findet man beym Zenes phon Memor, Socr. I. c. 2. p. 10 & 28. c. 4. p. 43. IV, 1& 8c. Plat, Apol, p. 9. 13. & Phaed. p, 22.

" & ap; Diog. lib. II, imp. S. 121. & ſq.

N De orat, Cie. Il, 16. Nam cum plures orti eflent fere a-Socrate, quod ex illis variis & diverfis, & in omnem partem diffufis difputationibus alius aliud apprehenderat, profeminatae funt quafi familiae dif- Tentientes inter fe, & multum disjundtse, & disps- res, quum tamen omnes. fe philofopbi Socratich & dici vellent & efle arbitrasentur. n

624 Achtes Buch, Zweytes Eapitel,

Seele, und feiner war ihm in Anfehung der Sprach, der Gemuͤthsart, und aller Tugenden und ten fo ähnlicd), als Xenophon von Athen. Dieſer wel! treffliche Mann hatte ſchon den größten und fchönßefl Theil feines tebens im vertrauten Umgange mit dem Soſi krates, und in einer glücklichen, aber ruhmloſen Dahl verlebt, als er zuerft Gelegenheit erhielt, feine vom Br Erates gebildeten außerordentlichen Kräfte und die in ed Stille bisher geübten Tugenden auf einem glänzenem ii Schauplaze wirfen zu laſſen, als auf welchem bank irgend ein anderer Griechiſcher Weltweiſer und Fe elte *). Proyenus, ein vornehmer Tpebaniäiuki üchtling und alter Gaftfreund des Renophon, batlaggen nach Sardes zu fommen, weiler ihn mit dem jünger ge! tus, dem Bruder des damaligen Königs von Veit und Gouverneur von ganz Borderaiien, als einem Di befannt machen wolle, deflen Freundſchafft ihm her cds fein Vaterland fey **). Xenopdon folgte der & ladung feines Freundes auf ben Nach des Delphine Apoll, an den ihn Sofrates gewieſen hatte, und auch wirflich im Gefolge, und als ein Freund des Audit mit dieſem jungen Helden den Zug in’s innere Aſien al ohne zu wiffen, daß er gegen den König der Perjer fait, ten follte ). Dies erfuhr er nicht eher, als die Me]R

gain _.._ °) Zenophon wurde DI. 82, 3. geboren, ging ohne

im funfzigfien Jahre zum Kyrus nad Afien, DI. 9] und flarb Ol. 105, 1. vid, Hutchinf, Vic. Js

|

[U _ REDE

. 1-4 #%) Anaba, HT, 1. +) Als Xenopbon den Brief des Prorenus erhalten hi

und den Sokrates fragte, was er thun follte, wird W fer ihn an den Bott zu Delphi, weil es ihm bebeafd ſchien, zu einem fo erBlärten Feeunde der Kapebämenk ale Kyrus war, zu reifen. XRenophon erfundige N

Von den Schuͤlern des Sofrated, 625

Griechen, da ſie,ſchon in Cilicien angekommen, und biel ſicherer war, dem Kyrus zu folgen, als ihn wi⸗ feinen Willen zu verlaſſen ). Nach dem Tode ſes edlen Perſers, und der meuchelmoͤrderiſchen Hin⸗ ſtung ber vornehmſten Anführer und Hauptleute des iechifchen Heers, welche Die Perfer unter den heiligs ı Betheurungen in ihe tager gelockt und getoͤdtet hat⸗ , fanden fich die Mitftreiter des Kyrus in der vers pfeltften Sage, worinn fich jemals ein Heer gefunden Sie waren nicht nur in einem feindlichen Sande, mit zahllofen Feinden umringt, fondern auch ohne rer und Wegweiſer, ohne lebensmittel, und Reu⸗ y, die ihnen das Nothwendige hätte verfchaffen und Feind verfolgen Fonnen, und was das fürchterlichfte :, mehr als zehn taufend Stadien von ihren Vaters ten entfernt, von denen fie durch viele reißende und » Ströme, durch faft unerfteigliche Berge, durch Ihnen unbefannte tänder, und durch eine Menge ver DBölferfchafften getrennt waren, die mit allen igen Menfchen in einem beftändigen Kriege waren, für ihre Härten und Nahrung, wie für ihr teben ıpften. Durch die Borftellungen aller diefer Gefahs ‚, und durch die Sehnfucht nach ihren Eltern oder ibern und Kindern und väterlichen Wohnungen, was die Griechen, die kurz vorher unter dem Kyrus die fer beſiegt hatten, fo gänzlich niebergefchlagen , ie

aber nicht, ob es beffer für ibn ſey, nach Aflen zu zies ben oder zu Haufe zu bieiben, fondern wie er am beften zum Kyrus bintommen könne? Hieruͤber tabelte ihn Sokrates, wie er ſelbſt mit einer einnehmenden Offene

herzigkeit erzähle J. e.

) ib.

Zweyter Band. Re

gen Mitcel feyen, einem unvermeiblichen Verl enteinnen ). Ungeachtet er nur ein freywoillig ger, und im Heere faft gar nicht befannt war er doch die Hauptleute feines ermordeten Freu fammen, und flößte anfangs nur diefen, und auch dem übrigen Heere aufrichtende Hoffnun gluͤcklichen Ruͤckkehr nach Griechenland ein. fie vor den verrätherifchen Anerbietungen der und fehlug ihnen die Maafregeln vor, die fie Stelle zu faffen hätten **). Durch feine Klug Tapferkeit entgingen die Griechen in kurzer Zeit folgungen der eben fo feigen, als-weichlichen Peı befiegten auch) alle übrigen Feinde, unter wel Hunger unftreitig der gefährlichfte war. Dur phons Vorſicht vermieden fie die Beruͤckungen i derfacher, und bereiteten denen, bie ihnen naı Fallen, worinn fie gefangen wurden. Zenor immer ber erfte, wenn gefährliche Höhen und erfteigen und durchzuſchwimmen, ober Feinde

fen und abzuhalten waren. In Gefahren ober falen unterftügte er bie teidenden und Ohnmaͤch

Dub Baflenn ana Mameka. . 5—

Bon den Schülern des Sokrates. 627

‘, flrafte die Uingehorfamen und Raubfüchtigen, und. fte die Murhlofen und Ermattenden durch das Bey» I feiner Standhaftigkeie *). Oft hielt er die wuͤthen⸗ : Krieger mit tebensgefahr von Frevelchaten und Uns schtigfeiten zurück **), und forgte flets, wie ein wah⸗ Borgefezter nach der Vorſchrift feines Lehrers follce, ye für das Wohl feines Heers, als für feine eigenen rtheile **). Er kam deßwegen aud) fo arm aus en zurück, Daß er ohne eine gänftige Wendung, bie Gluͤck nahm, fein Pferd Hätte verfaufen müffen,: ‚nur wieder nach Haufe zu fommen }). Wegen dies großen Verdienſte nannten und verehrten ihn bie Maren als ihren Vater und Wohlthaͤter, und waͤhl⸗ ihn zu ihrem oberften Anführer, welche Stelle er © ftandhaft ausfchlug, um nicht fic und feiner Bas ſtadt den Haß der Spartaner zuzuziehen FF). Nichts toweniger mufte Zenophon mehrmalen ſowohl mit dem ide anderer Hauptleute, als der plözlichen Wuth der ges inen Krieger fämpfen, Die alle nur gehorchten, fo ge Feinde und Gefahr da waren, und hingegen in Zeiten der Sicherheit aud) die heilfamfte und noth⸗ tdigfte Strenge ihrer Führer mit dem Tode zu ſtrafen

Rr 2 geneigt.

[U 07 [|

) Anab. IV. 4. p. 214. Einſtens wurbe das Heer fe tief befchneit, daß viele Soldaten Mühe hatten, fich unter

dem Echnee berauszuarbeiten. Hierauf fand Een

phon nadt auf, und fing an, ohne alle Bedeckung Holz zu hauen, um fich zu erwärmen, und den Abris gen Much zu machen. Man fehe ferner Lib. V. Cop. ult. p. 315, 319.

Mt) IV. 6. 311. & Cleonis Epift, de conferv, a Xenoph, Byzant. | j

“) Vi. 6 & 7. p. 431. 450151,

P -ib.p. 456.

TH VLı p 827. VII. 437.

von den Warthern erfählagen gu werben, ein Das andere in die Worte ausbrach: O bie r Griechen!

: Die Verrärheren eines Wahrfagers , phon. fich anvertraut hatte, zerſtoͤrte den Int den er gefaßt hatte, der Gründer einer neu am ſchwarzen Meere, und der Begluͤcker uni ber von Menfchen zu werden, deren Erretter ı führer er Sieger er geroefen war **). Allein w noch andere Verbindungen Fonnten ihm das

des Heers rauben. (Er führte es daher, um im bevorſtehenden Winter Unterhale zu zum Seuthes, damaligen Könige von Thraci chem er fein väterfiches Neich wieder eroberte u terte; und hierauf übergab er es dem Thimbro, lezt dem Agefilaus , der durch feinen Unter: Beyſpiel die Tugend und Kriegsfunft üben | Durch die Begänftigung dee Spartaner for ber ihm ergebenen Hauptleute, ‚erhielt Zenopf

fo beträchtlichen Theil ber zulezt in Pprngien 9 Ponte. ha er nicht nur fiir (ich honnom lokon

wu

Bon den Schülern des Sofrated. 629

ch andern wohlthun Fonnte”). Ohngefaͤhr um biefe it aber verwiefen ihn die Achenienfer wegen feiner ges uen Verbindung mit dem Kyrus, und nachher mie n Spartanifchen Feldern. Er blieb alfo eben fo ige in Alien, als Agefilaus, und zog mit diefem Kös je nach) Koronea, wo bie Thebaner überwunden wur⸗

1). Bald nachher ließ Kenophon fi) in Sifillus,

em Fleinen Städtchen, nieder, welches die Lakedaͤmo⸗ r ohngefähr zwanzig Stadien von Olympia erbaut . ten. Hier Faufte er von vemjenigen Theile der Beute, Ichen er der Diana gelobt. hatte, beträchtliche Laͤnde⸗ en, erbaute der Göttinn einen Tempel, der dem heſiſchen ähnlich war, und feierte ihe zu Ehren ein tliches Feſt, zu welchem alle Einwohner ber Stadt, y) auch viele Sremblinge eingeladen wurden 7). Cr ſſte aber zulezt diefen feinen geliebten Aufenthalt vers en,. und gegen Korinch vertaufchen, weil Sifillus ı den Eliern überfallen und faft gänzlich zerſtoͤrt rde.

Zenophon glaubte zwar nicht, wie Sokrates, daß von einem Dämon begleitet werde; allein er gab doch, n wie fein Lehrer, auf die Dffenbarungen des Willens

Götter in Träumen, oder in andern Zeichen, wie efen, am meiſten aber in den Eingeweiden der Opfers ve, Acht. In der Auslegung der leztern glaubte er felbft nicht unerfahren, und er ließ daher feine wich⸗

fen Entfchliegungen ftets auf Die Ausſpruͤche der Goͤt⸗ durch die Eingeweide von heiligen Opferthleren ans oo Nr 3 | kom⸗

) Xenoph. I. c. p. 462. *) V. 3. p. 27% ).ib,

Yuıyrıs ver yEIUEIUEIE SOELIBEIL UVELKUE 44

> So wie Eenophon in dem furzen Abfchn ‚gefchäfftigen !ebens mehr Menſchen durch Thaten begluͤckte, als man mit einiger Wahr feit von allen übrigen Freunden des Sokrates v kann, eben fo nuzte er auch durch feine Schrif Zeitgenoffen mehr, als irgend einer ber übrige tifer. Er ließ feinen Zroeig von Kenntniffen,

*, 3.8. bie Errichtung ber Stabt am ſchwar; loc, fup. eit. und die Annahme oder Ablehnur führerftelle, die man ihm anbot. Vi. ı. p. 3:

#) Diogenes IT. 54. erzählt no vom Kenophon feine beyden Söhne den Aehenienſern, a E partanern bey Mantinea Hülfe geleiſtet, babe, und daß einer von beyden, Gryllus Held gefallen, und von unzähligen Dichter worden ſey. Zenopbon erhielt, fagt e Schriftſteller, die Nachricht von dem Tode nee gerade, als er opferte. Er nahm def Cranz von feinem Haupte, fezte ihn aber «| auf, als er hörte, daß fein Sohn tapfer

ann mio rintar faaten Gel ken Inamina

Bon den Schlilern des Sofrated, 63

fingen und Männern nuͤzlich und unentbehrlich war, uns bearbeitet, und machte die Griechen nicht nur mit den Berfaffungen ihrer Staaten, mit der Gefchichte und den Begebenheiten ihrer Zeit befannt: fondern lehrte ‚fe autch durch Regeln und Mufter, wie fie Leib und Seele bilden, und durch Weisheit und Tugend eben fo "glücklich, ale Sofrates werben fönnten; wie fie ihre Haͤuſer und Baterftädte regieren, ihre Feinde übers winden, und ihre Bürger im Kriege anführen müs fen. Freylich haben mehrere unter feinen Werken ben größten Theil ihres Intereſſe, und ihrer Brauchbars Reit für uns verloren; allein man muß den Zenophon Boch immer noc) für einen lehrreichern Schriftfteller, s den Plato erflären, oder doch wenigſtens zugeben, br er viel Fräftiger zue Tugend erweckt, als diefer fein itſchuͤler.

Die Schreibart des Zenophon hat nicht fo große

amd mannigfaltige Schönheiten, als die des Plato, aber ft dagegen auch von den Fehlern ber leztern frey. wie entſpricht vollkommen der Schilderung, die Alki⸗ blades im Gaſtmale des Plato von der Sofratifchen Bes redfamfeit macht, und man kann fie alfo mit Necht eine genauften Abdrücfe der leztern nennen. Sie if ein, und fehon, ruhig und edel, wie die Seele ihres. Ichebers; auch erhebt fie fich bisweilen, aber doc) nie > fehr, daß fie fich felbft ungleich, oder der Sprache der Dichter ähnlich würde, wiewohl Zenophon nicht felten Detifche Wörter braucht *). Ihr Wohllaut hatte für Zriechiſche Ohren etwas fo unbefchreiblich Süßes, daß Rr4 man

* Dieſes bemerkt auch Hermogenes, ber den Xenophon, meiner Meynung nach, richtiger als Dionys beurtheilt. Man ſehe die Zeugniſſe anderer Schriftſteller vom Kenophon, oo u

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m,“ m,..-...„, .. w 2.7077, vv [4 wews we, * m...

‚eigenehümfiche Grazie, woburd) Dionys von Ha die aͤchten Werke dieſes Mannes von den undd terfchied. Wenn-ich ander Sprache des Tenophe tadeln ſollte; ſo waͤren es einige froſtige Scherz den aͤltern Kyrus oder ſeine Gefaͤhrten vorbring and einige Spuren von Rednerfiguren des Gor— ich in feinem Agefilaus finde. Dieſe tobrede ift telding von hiftorifcher Erzählung und panegyrif clamation. Zenophon wollte darinn den Redn flimmen; allein ee konnte die Pracht und R neriſcher Perioden nicht erreichen, und fiel darı fonders in den leztern Abjchnirten, in ganze R UnritHefen, die man nirgends im Plato findet. Inter feinen philoſophiſchen und politiſchei ten, wenn man die Geſchichte des Altern Rp mit darunter rechnet, find feine Haushaltı

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—ü—— ——

Man ſehe die Zeugniſſe der Alten beym p. 14.

Bon den Schülern ded Sofrated, : Gäs

glich aber fein Hiero die vollenderfien. In der ers ı faßt er alles vollftändig und in einer vortrefflichen aung zuſammen, was einem Sriechifchen Hausvater >iffen nöthig war, und in dem andern Auffaze mahlt te Defchwerden bes fo fehr beneideten Tyrannenle⸗ >, und bie Vortheile einer milden, mit den Geſezen einſtimmenden Regierung mit fo lebhaften Farben

daß man, glaube ich, weder zu der einen: noch der ern Schiiverung etwas beträchtliches hinzuſezen kann. ine Denfwürdigfeiten find dem Inhalte nach viel wich⸗ x, als die beyden vorher genannten Schriften, und zrere einzelne Abfchnitte, befonders die Fabel des Yifus, find von einer Meifterhand ausgearbeitet eden; allein das Ganze fünnte beffer geordnet und in

an genauern Zufammenhang gebracht worden fen.

feinen Betrachtungen über die Verfaffung der Ather nfer macht Zenophon feinen Mitbürgern zwar feine verdiente Vorwürfe, ungeachtet der Ton bisweilen ttend fcheint *); allein in dem Gegenbilde derfelben, der Deichreibung der Spartanifchen Negierungsform d Sitten fchilvert er offenbar, zur Kraͤnkung der henienfer, nicht die ausgearteten Spartaner ſeiner it, und alle Gebrechen ihrer tyrannifchen Verfaffung, ıdern die Gefeze und Menfchen aus dem Zeitalter Ly⸗ rgs; und er bemerft nur kurz und faft mit Wider⸗ len, was er nicht ganz verfehmeigen Fonnte,. daß die ten den leztern unähnlich germorben ſeyen **). Das oͤßte Meifterftück des Lenorhon iſt ſeine Geſchichte des

| es

ältern ©) Daß Kenophon, feiner Vermweifung ungeachtet, gegen fein Vaterland nicht aufgebracht war, zeigt feine, Ab⸗ . handlung über die Einfünfte von Athen, in welcher er bie wohlgemeynteſten Worfchläge zur Vermehrung ber Jestern thut. | u) c. 14

Den DET ZANDER, Dcipio, OET Croverer VOR! und $ucull, dee Ueberwinder des Michridat, vieles ſchuldig zu fenn befannten, als Cicero moſthenes geftanden, daß fie dem Plato zu hätten, Wenn bie Thaten und Begebenpeiter nophon vom Kyrus erzäplt, auch nicht den N aller übrigen Geſchichtſchreiber widerſpraͤche wenn aud) nicht mehrere der größten fer verfiherten, daß Zenopfon den Inh . MWerfs nicht aus Urkunden und Ueberli geſchoͤpft, fondern daß er das Ideal eines volll Regenten habe entwerfen wollen; fo wärde untadelhafte Betragen des Kyrus von feiner er heit an vis an fein leztes Alter, und die Ueb mung feiner Neben, Grundſaͤze und Handlunge Vorſchriften des Sokrates mid) auf das fefteft gen, daß ber Kyrus des Kenophon nicht der dereiher eine rohen ungebildeten Bolfs, und . berer von Afien, fondern ein Bohn ber Einbilt des Schrif ſtellers, und nach Sofratifchen M ſammengeſezt worden ſey. Selbſt aber die M bieler grohen Gelehrten, daß bie Kenophontifi kung ter Thaten des Kyrus wahre Geſchichte feı wie wahrſcheinlich und täufchend Zenophon

"Won den Schüleen.des Gofratt. 0695

leztere ift. Xenophon fezt feinen Helden, als Kna⸗ t und Süngling, ald Mann und Greis, als Sohn bBater, als Freund und Feind, als Bundesgenoſſen d Eroberer, als König und Feldherrn in alle nur ers Ifbare tagen, um durch Benfpiele zu lehren, wie man in jedem Falle nach den Geſezen ver Klugheit und gend zu betragen habe. Man findet daher feine kwuͤrdigkeiten des Sokrates faft ganz in der Ges chte des Kyrus wieder, und außer biefen noch mans Bruchſtuͤcke Sofratifcher Weisheit, die er in ven ers nn anzuführen vergeffen hatte Am meiften Fleiß int Zenophon auf die Epifoden verwandt zu haben; en dieſe find nicht nur fo vertheilt, daß fie Die Theil ↄmung an der Hauprperfon und Haupthandlung ers ſchen und verftärfen ; fondern fie find auch lehrreicher, » fchöner gefchrieben , als die Übrigen Theile des u |

6.

Unter ſeinen beyden eigentlichen hiſtoriſchen Schrif⸗ rn har die Geſchichte des Zuges und Ruͤckzuges der Grie⸗ en fo große Vorzüge vor der Fortfezung der Bücher 6 Thukydides, daß, wenn ic) nicht vom Gegentheil yerzeugt wäre, ich eben diefe eigenthümlichen Vorzüge, 6 Deweile der Meynung einiger Alten brauchen würs ., daß diefe Arbeit nicht vom Zenophon, fondern von _ nem Sprafufaner Themiftogenes herrüßre. Die Ers ihlung ift in der erſtern viel munterer, und die Reden nd viel feuriger , als in der Griechiſchen Gefchichte ; orzuͤglich aber find die Zeichnungen von Charafteren, ergleichen man in der leztern gar nicht antrifft, fo meis erhaft, daß man den großen Menfchenfenner und Selbftbeobachter nicht darinn verfennen kann *), Es - =) Man lefe die Schilderung des Kyrus J. q. Anab. II. 6, die des Klearch, Prosenus und Menon p. 122,126,

zz

oem Wohijiuiioe VER WITIEUNNYEN Voirer DOT

daß nur felten die Lrfachen und Wirfungen . Eräugniffe bemerft, und Begebenheiten ſowohl lungen faft im Geſchmack von Chronifen, ode gebüchern aufgezeichnet find, aus denen fie er sechte Gefchichte hätten verarbeitet werben fol

I,

Euklides und Phaͤdo.

Megariker, oder Dialektiker, oder Eriſtiker, und Eretriſche Weltweiſen.

an, unähnfich dem Xenophon und feinem & ren Euflides, Phaͤdo, und Ariftipp , Die zwar: dem Sofrates umgingen, aber weniger in die pfen diefes Weltweifen, als indie ter Soppifte Die beyden erften diefer vom Sofrates abw Schüler ergriffen die Eriftif oder Zanffunft, leztere die Sittenlehre der Sophiften. Weber t noch die andern hatten viel eigenthuͤmliches,n

Bon den Schülern bed Sokrates. | 637: .

n alfo von ihren ſehr kurz handeln, wenn man bie chichte der Sophiften recht vorgetragen hat *).

. Euflides gab nicht nur, der Warnungen des So⸗ es ungeachtet **), gerade diejenigen Unterfuchungen , von benen fein tehrer urtheilte, daß fie allein den nfchen. weifer und beffer machen fonnten, fondern er varf auch die ihm eigenthümliche kehrart Durch Bey⸗ le und Sleichniffe 7). Eins von beyden, faäte er... B nothmendig ftatc finden. Entweder werden im ichniffen Dinge mit einander verglichen, die fich wirk⸗ ähnlich find; oder nicht. Im erftern Kalle wäre. yeffer, daß man bey den Dingen felbft, vie man durch Bufammenpaltung mit andern zu erläutern ſucht, ftes ‚bliebe. Im andern Falle hingegen hört der ganze. ek der Vergleichung auf, und die Bergleichung ſelbſt d uͤberfluͤſſig. Euflives verband die Spizfindigkei⸗ der Sophiften mit den Grübeleyen der Eleatiker, redete, wie diefe, von einer Einheit, ober fagteroe«, tens, daß nur das, was einzig und fich ſtets aͤhn⸗ und gleich) fey, guf genannt zu werden verdiene; man. te es Sort, oder Weisheit, oder mit noch andern men nennen 771). Man that alfo ihm und feinen yülern, bie von ihm die Megarifchen Weltweiſen ges nt wurden, Fein Unrecht, wenn man fie mil dem men der Eriftifee, den die Sophiften fehon getras

no gen

ED ——— ———— ——————————————————— ——

) Die Zeitrechnung aller dieſer Männer iſt nicht genau beſtimmt. Man kann aber ale wahrfheinlich auneh⸗ men, daß vielleicht einer ober Der andere vor bem Ker nophon farb, daß aber Peiner Über den Plate hinaus lebte.

8) JI, Diogen, 30,

) II. 107.

+) Cic, Ac, quaefi. IV. 43. Diog, U, 106...

mv Ute EnENUNNg VEV Iyues UUCE au

Fe die Stoiker auch ſehr oft Dialeftifer gen

Die unnuͤzen Künfte des Euklides b in Griechenland nod immer den großen Benfa Soppiften ihnen erworben hatten. Der Megari weife zog und erhielt alfo auch viele Schüler, nicht in kn Baterftadt & fehren fortführen fich in andere Griechifche Städte und felbft au chenland zerftreuten. Die Bornehmften war lives, ein Schüler des Euflives, Diodor un bende Zeitgenoffen, die den Euflives gleichfi Tonnten T}), und endlich Alexinus Ft). Unte fen Männern war Stilpo der einzige, deflen “Ger, als feine Kunft war, und deſſen Kräfte ı

®%) 1. 106. Diog. To de ya evrexvov, Plato In feinem Theaͤtet ©. 99. xas re, AUTav no adınav, nos eg Toy a) arQıßnrer, we’ 8x egısınov wu Ar

9m. :

Bon den Schuͤlern des Sokrates. 639 Feinheiten der Euklidiſchen Dialektik befriedigt wur⸗ ).

Er machte eine Zeitlang Megara zum Haupt⸗

der Weltweisheit in Griechenland, und entfuͤhrte ch ſeine Beredſamkeit nicht nur den beruͤhmteſten Uoſophen ihre Zuhoͤrer, ſondern machte auch viele ı denjenigen wieder zu feinen Schülern, die ſchon pe vorher Lehrer gewefen waren. Er fchmeichelte em von den Königen, die um feine Freundſchafft eiferten **), und verlor nichts von feinen Gütern, ‚er. bey der Zerflörung von Megara durch den Sohn Antigonus fein ganzes Vermoͤgen einbüßte. So Euklides und feine Schüler einen beträchtlichen Theil falſchen Weisheit der Griechifchen Sophiften vers Imgen hatten; fo wurde ihre Dialeftif wiederum von Dialeftif ver Stoifer verzehrt. Die Megarifer daus u höchitens vier Menfchenalter fort, und verſchwan⸗ nachdem Chryſipp feine Dialektik gefchrieben,, und Stoiker ſich ganz allein in den Beſiz diefer Wiſſen⸗ It geſezt hatten.

*Euklides und feine Nachfolger thaten eben das, maß Sophiſten gethan hatten. Sie madıten die erften andſaͤze anderer Weltweiſen, und felbft die Götter Religion ihres Volks lächerlich 7): er = L

® nn te nn mann

Wil. 113,120.

NX. 603 p.Plut.

So fpottete Alexinus des Schluſſes des Zeno: daß bie

Melt nothwendig ein vernünftiges Weſen ſeyn muͤſſe, weil ſie das vollkommenſte Weſen ſey, und dieſes ohne Vernunft nicht ſeyn koͤnne, burch folgenden Gegen⸗

ſchluß: Die Fähigkeit zur Dichteunſt und Auslegung

alter Dichter, fagte er, iſt unflreitig befler, als das Begentheil davon: nun iſt die Welt das vollkommen⸗ fie Weſen: alfo muß fie eine Dichterinn und in des

————2 des Stilpo, welche Diogenes anführt: IR U va, fragte er jemanden, die Tochter Juph @ott? Und als diefes bejahet wurde, erwl Wllein diefe ift doch vom Phidlas, uud nicht ı ter, und alfo auch fein Bott. Stilpo w Aber vor ben Areopag gefordert, wo er ſich Verdacht der Gottesläugnung duch eine © au retten ſuchte: daß er nur gelängnet habe, nerva ein Gott, nicht aber, daß fie eine @ 116. IL Allein der Areopag nahm feine gung, wie feine Spoͤtterey, doch fo Abel auſ

. Ihn, feines großen Ruhms ungeachtet, aus verwies.

©) 11.112. Diodor farb darüber, daß er ein So Stilpo nicht gleich hatte auflöfen können, u gen vom Ptolemdus den Namen Keovos erhi

@e) So behaupteten fie, daß nur das Kraft befize der That wirte, und daß mit der Wirkung fid ‚Kraft verliere. Keiner ſey alfo ein Baumei wenn er wirklich baue. (Met. Ariſt. cap. Y. So befritt Diodor auch die Wirklichkeit der | und des Todes. Wenn ſich etwas bemegen er, fo bewegt es fich entweder in ber Stelle, oder wo es nicht iſt; «num iſt weder der ein andere Fall möglich; alfo eriflirt aud gar

jung, und wenn feine Bewegung iſt; fo if Ko und fein Untergang. Denn fo wie de

Kur mmol IE mail nd nn

Von den Schülern des Sokrates. 648

se bemuͤhten ſich fogar, unſere wichtigſten Begriffe, und gewoͤhnlichſten und nothwendigſten Arten zu urthei⸗ und zu ſchließen, übern Haufen zu werfen *).

Stilpo beftritt die allgemeinen oder abgezogenen egriffe obngefähr eben fo, wie im eilften und den fols den Jahrhunderten die Nominaliften. ‘Der allgemeis Begriff vom Menfchen, fagte er, drückt weder dies. I, noch jenen, noch irgend. einen andern einzelnen tenfchen aus, und iſt alfo erdichtet **). Waßs man.

a3

ober einen Saufen ausmache, und alddann zog er ı Schluß, daß ein einziges Körnchen, oder eine eins » (Einheit aus wenig viel, oder eine Menge mache FF). efe Art zu fragen brauchte er nicht bloß bey den Des ffen und Wörtern viel ober wenig, fondern auch » dem größten Theil der , übrigen Derpälenißbegeife R y

») Cic. L. c. quaeft. IV.24. Atqui habebam moleftos vo- bis, fed minutos, Stilponem, Diodorum, Alexie num: quorum funt contorta, & aculeats quaedam fophifmata. Sie enim appellantur fellaces conclu. fiunculae, |

II. 119.) Diog. 2 —*8P

+) 11. 109. ) IV. 29. Acad. Quacft, Ciceron,

Zweyter Band, ©s

643 Achtes Buch. Zweytes Kapitel,

bey | Reich und Arm, Klar und Dunkel, Groß un Klein, Lang und Kurz u. ſ. w. und hieraus ſchloß e, daß die Natur uns die Kenntniß der Graͤnzen ber Die “ge verfage Habe. Chryſipp brauchte ein ſehr unzuläny IR

arın und reich u. f. vo. nahe kam; umd fezte alttal auf einmal mit e

benfen lafle, als bis der Begriff, auf. den er fich

. bekannt ft, oder angegeben wird. nr Die Richeigkeit aller unferer Urtheile glaubten I

Megariker dusch Die Bemerkung umzuſtoßen, daß milk, von feinem Subject etwas bejahen oder fügen fi] wenn nicht Das, was man bejahe, mit dem, wo man es beiahe, völlig einerley fey. Man dürfe alfe p fügen: der Menfch iſt Menfh, Sur ift Sur, *

*) ib, Platet enim Chryfippo, fi gradatim interroget, verbi caufa, tria, pauca fine, anne multa? alique + to prius, quam ad multe perveniat, quiefcere, il ı eft, quod'ab iis dicitur, yougadev. Per men ftertas Hicet, inquit Carneades, non modo quicks Sed quid proficit? Sequitur enim, qui te ex fons excitet, & eodem modo interroget. Si habs quod liqueat, neque refpondes; füperbis. Si m babes; ne tu quidem perfpieis, Si id tantumer ‚do, ut taceas, nibil affequeris, quid enim ad illes

qui te captare yult, utrum tatentem irretist ie, 5 loquentem?.

Won den Schülern des Sokrates, 643

mfen; aber niche: der Menfch ift gut: das Pferd 9 Wenn man biefes thue, fo bejahe man vom ſchen und Pferde etwas, was von ihnen verfchieden Denn wenn Gut mit dem Menfchen, und faufen yet Pferde einerley wäre; warum man das -eine von Nahrungsmitteln und Arzneyen, und das ans son Hunden und Loͤwen fagen fönne? Diefen Trugs 5 entlehnten die Megarifer von den Sophiften, Sokrates wunderte fich ſchon, wie felbft alte teure Armuth an Verftande fo etwas bewunbern , und rfinder davon für weiſe Leute halten koͤnnten **), eicht aber drehten die Megariker zuerſt das Sophism

und fagten, daß alles, wovon man verfdhiebene icate.behaupte, auch verfchieden feyn müffe, und alſo, wenn man fage, daß Sofrates weife, und dhaft, und dic geweſen fen, Sokrates eben fo viels ald die von ihm bejahten Eigenfchafften , feyn

pP).

Einer der Grundfäulen der ganzen Kunſt zu ben ), und den richtigen Gefegen des Schließens ftells e eine Menge von mehr lächerlichen, als ſchwer zu

Ss 2 wider⸗

Plut. adv. Colat. X. p. 603 506.

) In Sophift. p. 109,

Simpl. in Phyf. Aufe. Arift. 26. fol. «.

) Nämlih: Omne quod enuntietur, aut verum efle, aut falfum IV. 29. Ac. quaeft. Cic. & Sext, adv. Math, Vili. 112. & fg. Diefen Saz länugnete Epikur cben deßwegen, weil er bie Folge fuͤrchtete, die Diodor Darauf 309: daß nur dasjenige möglich fey, was ent⸗ weder ſchon geſchehen fey, ober noch gefchehen werde: Er'quidquid fieri poflit, id aut efle jam aut futurum eſſe: nec magis commutari ex verisin falfa ea poſſe,

futurs ſuht, quam ca, quae falta funt, fie in Tai immutabilitatem apparere, Cie. de fat c, 19% Arsiani diſſ. Epicteti U, 19.

datz du HUHN, UND Die ahrtheit ja Nun ſagſt du, bb bu oft, und fag| fügft du. Entweber

Schluß wugeben , ; zu ſchließen, und ben Grundiap aufgeb jeder Saz wat ober falf) fen *).

Durch diefe, und ägnliche ——

gen die bie Vertheidlger der süglich den Ariſtoteles, und die heile u u Ei beſonders den Chryſipp, bie Befeze bei die Gegenmittel gegen Trugfchläfle zu Pat: diefe Bernühungen wurden der w nachteilig. Denn dadurch artete 1 der Griechen in eine Sammlung unerträgliu digfeiten aus, mit deren Huͤlfe man fich zn der Erit fonnte, bie aber f brauchbar wurden, fobald die Thoren v welche fie nothwendig machten, und bie ı nichts zus Ausbildung der Erfenntnißfräfte

He

Bon den Schlilern bed Sokrates. 645

ung der Wahrheit, und zur richtigen Beobachtung ver felbft und anderer beytrugen *).

Bon den Megarifchen Weltweifen waren bie Elis m und Eretrifchen fo ‚wenig verfchieden, daß: ich fie ht einmal anzuführen brauchte, wenn fie nicht als e Sekten von mehreren Schriftfiellern genannt würs . Phaͤdo, das Haupt der erftern, und Menedemus, Stifter der andern, ſtimmten mit dem Euklides und en Machfolgern fo genau überein, dag man faum : einzige ihnen eigenthümliche Lehre aufgezeichnet fins

Die Elifchen oder doch die Eretrifchen Weltwei⸗ beftritten eben die Arten zu urthellen, und zu fchlies , welche die Megarifer- angegriffen hatten **). Sie ten nur von einer einzigen Tugend, die aber mehre⸗ tamen habe ***), und fezten diefe einzige Tugend im yarfjinn oder eine vorzügliche Fähigfelt, die Wahr,

zu erfennen 7). Bey einer folchen Armuth am ıen Gedanfen oder neuen Wahrheiten ift es leicht zu Iren, wie diefe beyden Fleinen Schulen Faum drey afchenalter fortdauerten, und.alfo noch früßer, als Diegarifer untergingen FF).

Ss 3 IL.

Nach dem Diogenes handelte ein gewiſſer Klinomachus von Thurium, einer der Nachfolger des Euklideſs, zus erſt von ben verfchiedenen Arten von Saͤzen, nub von den Kategorien; allein Ich zweyfle ſehr daran, daß man bie Saͤze erft fo fpät follte eingetheift, und vor dem Ariſto⸗ teles von den Präpicamenten gehaubele haben; wies wohl man, es ach gefonnt hätte, ohne fie fo auseinan⸗ der zu fegen, ale der Gtagirit gethan hat.

Diog. II. 139. & Simpl. in Arift, Phyf, fol. 20, a.

) VII. Plut. de virt. mor. p. 734.

II, Cicer. Ac. quaefi. IV, 421.

, 1. 105. Ich fann nicht längnen, daß Ich ſchon manch⸗ malen gezwepfelt habe, ob ich dem Phaͤdeo den Bann,

0)

ver ur

feine lehren;

zu werden. Ariſtipp hielt es für Thorheit, fich m

Tegenheiten des Vaterlandes zu befangen,

{yon fo viele De fofte, fi aleb Dasjeni

ober aber ben abtrännigen SchAlern dei zählen follte. Wenn man ihn von ben fondern wollte; fo koͤnnte man fagen, Sqriftſteller nur den Menebemus und Philoſophen als diejenigen nennen, w Hnbigteiten der Megariker und Sophifte hätten: baß eben diefe erzählen, daß I Stilpo vor allen andern beroundert habe durch biefen Zuhörer des Stilpo der N fen Weltweifen entftauden feg. II. Di 135. Fuͤr die entgegengefezte Meyn manı bieled worhrinaen. hafı man herl SI

Von ben Schlileen des Sokrates. 647

ft brauche, zu verfchaffen *). Ihm ſchien es laͤ⸗ rlich, fich vieles zu verfügen, was man gerne hätte sen oder genießen mögen, um bie Wuͤnſche eines wars rüthigen Volks zu befriedigen , oder ſich um einen bel verdient zu machen, der oft feine größten Wohl⸗ fer tödte, oder fie, wie ein harter Herr feine Scla⸗ behandele, ober wenigſtens von feinen Haͤuptern Arten von Gluͤck erwarte, und zugleich verlange, fe an denen von ihnen erworbenen Gütern feinen si nehmen ſollten *). Ariſtipp verlangte eben. ſo ig Konig oder Bölfsfüprer, als Knecht zu ſeyn; entfagte fogar allen Borrechten eines Bürgers, um auch der oft unangenehmen Pflichten deſſelben übers en zu werden T). Er zog gleich den Soppiften in ı Sriechiichen Stäbten umher, hielt fich aber nirs zs länger auf, als er von feinen Bortheilen und Ver⸗ gungen gefeflelt wurde, und. füchte ald ein ewiger mbling die Sreuden einer jeden Stadt zu genießen, e von ben Laſten, womit ihre Einwohner fie erfaufs etwas auf fich zu nehmen. m war ed nichs m zu thun, fein Gluͤck in ben Gluͤcke anderer zu en, und durd) Dienfte und Aufopferungen für feine yennmenfchen fic) Schaͤze von Seelenfreuden ſowohl fein irrdiſches als für eim befleres unvergängliches Le⸗ zu fammlen; fein ganzes Beſtreben ging vielmehr n, unbefümmert um die Bergangenheit und Zufunft a gegenwärtigen Augenblick, fo viel er konnte, zu 2, von allen Seiten fo viel Freuden, ald möglich, utreiben, und alle Sinne mit den ausgefuchteften Ss 4 Ders

Xen. Mem. Socr. 1. ı, . >) ‘en. Il. ı. pP. 67. -ib, |

Mel und Gefahren dulde “, ' "ich zwar niemals (und dies war die einzige! ‘die er aus der Sofratifchen Philoſophle ih fehre der Soppiften hineinbrachte) irgend « telbenfchafft in eine fo gänzliche Dienſtba “Ihe nachher wider feinen Willen haͤtte folgen r fonnte alfo bie kais bejizen, ohne von

und in’s DBerberben gezogen zu werben F).

es ihm feine Ueberwinbung, drey Mädchen ihm ſchenkte, und die mit den Görtinnen "um den Preis der Schönheit geftritten £ ruͤhrt zu entlaffen F}). Er warf Schäge t

®) Ael. varias Hiſt. XIV. 6. Luclan, Vit, To dexedarmo vns reoaDerews TaeDeoren, dmacı xenodeu, rar vigeoYas Tv hdornv. & Ari, ap. Memor. Socr. p. 68. Euxurov 1 ar vas BuAouerss y ons was

®*#) Hor. I. Epiſt. 1. Nunc in Ariftippi fi relabor. & mihi res. non me rel

Von den Schülern des Sokrates. 649

6m ober nur feinen Selaven befchwerlich wurden *), end verlor beträchtliche Güter, ohne den Troft eines Breundes zu brauchen, der weniger befaß, als er übrig rebalten hatte *). a er verlachte diejenigen, die ger wg hätten, um bequem zu leben, und doch immer mehr erlangten, alö Thoren, und verglic) fie mit ven Kan⸗ len, vie beftändig äßen und tränfen, ohne jemals ges ttigt zu werben ). Nichts deſtoweniger duldete er Me größten Unwuͤrdigkeiten, und fehmeichelte Tyrannen, um entweder an ihren Freuden Theil zu nehmen, ober bon ihnen aud) Neichthümer zu erhalten, wofür er Ders nögungen faufen fönnte 7). Wenn alſo eben viefer Ariſtipp fich vor Uebermaaß nicht weniger, als vor peins Uchen Enthaltungen in Acht nahm FF); fo that er die⸗ in feiner andern Abficht, als um eben die finnlichen nuͤgungen, in welche er fein höchftes Gut fezte, befto länger genießen zu Fönnen ; denn er zog bie Freu⸗ Den der Siebe und der Tafel, den Beſiz prächtiger oder veichlicher Kleider und Geräthe, den Genuß Föftlicher Wohlgeruͤche und Balfame und anderer Süßigfeiten res Jebens, allen Entzuͤckungen vor, welche die Erfor⸗ chung der Wahrheit , und die Ausuͤbung der Tugend jewähren koͤnnen 111). Ge bie eigennüzige Klugheit, 85 die

”) ib, ſ. 77. & Horat. Serm, II. 3, |

“#) Plut. de Animi trang. tom. VII. p. 8356. _

###) VII 79 p. de divitiarum cupid. Wahrſcheinlich aber bat Plutarch hier einen Gedanken des Antifthenes dem Ariſtipp zugeeignet.

+) Diog. 67. 78 8. & ibi Menag. . j

am IL 75. Ere To ngaren nu un nrraodu n- 0vav , aeısov, & To un Xenedau.

+++) Erunterbrach fein Wohlleben auf der Inſel Aegina kei⸗ nen Augenblid, um feinem Lchrer in ben Gefahren

und

Eonne, ju endigen, weil fie niemals ofne Verdruß unterhalten werden fönnten }). er die fönigliche Kunft, die Sofrates lehr Kunſt en zu Bu und verachtete; ſehr fand und ſchaͤzte

Kunſi des Wohllebens }}), bie Gefchidlic alle Zeiten und Menſchen zu fehicen; eine: die feinem nothwendiger und wichtiger iſt, welche die Menfchen fo nuzen wollen, wie

mb ber Stunde des Todes beuzufchen,, nur nm zwey Ennbert Stadien von ihm Dieg, 655. & ibi Menag.

® Acl. Var. Hi. XIV. 6. Ilavu ode vos eunes Aeyen 6 Agısımmos, ee Te Tus aa duon ermapven , emınrav Teer eußumas * Ta TuwTo. ns iNew diavesas amwede

“4 Du bafl, fagt er zn Icmauben, die Erlan pien, fo lange, als du willſt; ich aber & eben nicht anzuhören. 70 1. Diog.

D Ras feinem ganzen Übrigen Eharafter fa

Bon den Schülern bes Sokrates. @gı

zen bie Abficht Hatte ). Kein Griechiſcher Welt⸗ e gefiel daher dem launichten Dionys fo fehr, als ipp, und felbft die Feinde dieſes Welnveifen muften ven, baß er den Purpurmantel eben fo gut, als dem. ſerſtab zu fragen wife »*). Er hatte einen nie fchöpfenden Reichtum an Einfällen, und Wen⸗ en, um die Beleidigungen des Wohlftandes und erträchtigfeiten, die er fich erlaubte, zu rechtfertis oder zu entichuldigen. Henn man ihm vorwarf, x fich vom Dionys geduldig habe in's Geſicht fpeien ; fo antwortete ee: bejubeln fic) doch Fiſcher, um elende Fiſche zu erhafchen; warum follte ich mich nicht einmal beſchmuzen laflen, um einen reichen zu hun)? Tadelte man ihn aber, daß er üppig verſchwenderiſch lebte; fo erwiberte er, daß man die Götter an ihren größten Seften durch Pracht Verſchwendung ehre, oder daß er nicht ſchwelge⸗ fey, wenn er feltene Fiſche oder Voͤgel theuer bes , fondern daß vielmehr andere, die diefes nicht thaͤ⸗ karg ober geizig wären Tf). Als einer feiner Schuͤ⸗ ı feinem Namen errörhete, da.er ihn in ein beruͤch⸗ 3 Haus hinein gehen ſah; fo fagte er, daß nicht das ingehen, fondern das Nichtherausfinden Fonnen,

Dios. 1. 621. Hor. Lib. I. Ep. 17. . Omnis Ariftippum deeuit color, & Ratus & res.

) ib, Auch bie Bevſpiele von Freymuͤthigkeit, die man von ihm erzähle, find fo beſchaffen, daß er vorausſehen konnte, baß die wizigen Einfälle des Dienys mehr ers gözen, als bas Salz, was darinn lag, ihn beißen wer⸗ de. Dean fehe ſ. 73. 82. Diog. & ib. Comment. War ren boch von jeher Kofuarrens freamhrhiger , als die es fien Minifter, und zwar mis viel geringerer Gefahr!

Diog. ſ. 67,

, (68. 75.

a Acchtes Buch. Zweytes Eapitel. Schande bringe *). Klagte man ihn endlich an, daße ſich gleich den Sophiſten für feinen Unterricht bezan ifäffe, oder daß er, wie die übrigen Schmeichler, vol, dem Dionys getanzt Habe; fo war er fehon shit ber Me “wort ba, baß er das erftere nicht ſowohl um feines Yale theils willen thue, fondern damit die Dienfchen wſchn “wozu fie ihr Geld brauchen follten, und daß er fi Wie dem andern nicht zu fchämen brauche, weil, wie Gin pibes finge, ein weiſer Mann nicht aufpöre weiſe zug ſelbſt alddann, wenn er den Thyrſus trage *%), M kann alfo den "Ariftipp zwar ald das Mufter eine W nen Weltmannes: und eines weifen Wohlluͤſt aufftellen, in fo fern es einen foldyen giebt; allein wii man glaubt, daß mit feinee Wohlluft Tugend un Th terlandsliebe vereinbar waren; fo fennt man ent die Gefchichte des Mannes, oder man kennt auch Menſchen nicht +). u |

k

GEHE SET GE GE

) L. e. ui =) f, 72. 78. Beym Diogenes kann man noch

Repartien des Ariflipp Iefen, vie ich Fir Acht ha I weil fie dieſes Weltweiſen vollfonmen wuͤrdig fi und vom Diogenes, wie vom Athenaͤus, aus end tern Schriftſteller, Hegefianar, gefhöpft find. XILi= Athen. An der Aechtheit der von ihm erzählten U , ten und Einfälle kann man um fo weniger zwejſchl wenn man bie Titel feiner Schriften gelefen bat, 6A ' widmete zwey feiner Werfe, und unter biefen eins u Spiegel, der Lais. Im andern vertheidigte cr Ü gegen diejenigen, bie ihm Borwärfe darüber mahnt daß er einen prächtigen Tiſch führe, daß er alte Bi und fchöne Buhlerinnen beſtze, und daß er fi dır d gemeinen Verachtung ausfeze ſ. 84. Diog.

3) Einer der lächerlihften Lobrebner des Ariftipp iſt Me zius in feinem Arifiippus pbilofophus Secratich welchen elenden Auffaz man kaum ohne Unmillen Ida

nu.

Ben den Schülern des Sokrates. 653

Bon einem Weltweifen, deflen teben und Lehren fo

nic den verdorbenen Sitten der Zeit übereinftimms. iſt es nicht zu verwunbern, daß er Schüler, fons

daß er nicht mehr berühmte Schüler Hatte, als von - Schriftftellern genannt werden. Kaum findet mar

tamen von zwölf Ariſtippiſchen, oder. Korenäifchen,

Poilofophen des Bergnügens (fo wurden die Nach⸗ ° des Ariſtipp genannt *),) aufgezeichne. SBon- n derjelben weiß man genau die Zeitrechnung ‚und

ſelbſt ihre Folge ift ungewiß**). Nur einer dieſer ner milderte die Grundſaͤze des Ariftipp; Die uͤbri⸗ rieben fie in eben dem Maaße weiter ,-, in welchem. Sitten der Griechen verborbener wurden. ‘Diefer: wider Sitten und Religion befehleunigte aber den: ber Nachfolger des Ariftipp; denn öffentliche lehrer Infittlichfeit und des Unglaubens fünnen felbft bie ofeften Bölfer und Zeitalter nicht ertragen: So ie Stoifer die Megarifchen Zänfer aufriebens fo

we Epikur die Ariftippifche Philofophie, die er eben ye als die Demofritifche plünderte, oder befler vers erte, und eben dadurch auch weniger abſchreckend

te. Ä Ä Ariſtipp

ann

Diog. I, e. & Cicer, III. 33. de of, on

y Es if gewiß, daß Ariſtipp feine Tochter Arete, und diefe ihren Sohn Ariflipp unterrichtete. (XIV. i8. Eu- feb, Praep. & Diog. II. 86.), allein über die Zolge der übrigen widerfpricht fid Diogenes, der aus Vers fdiedenen Quellen ſchoͤpfte, deſſen firelteude Nachrich⸗ ten aber boch bie einzigen Quellen fine, fiche I. c. & ſ. 98. Am wahrſcheinlichſten iſt es mir, daß Annice⸗ ris, ben Menage ohne Noth verboppelt, den Axiſſipp gehört habe, daß auf dieſen Theobor, und auf den Theo⸗ dor Hegeflad, Evemerns und Bion Borpfihenites ge folgt feyen. Ä |

er."

a und adrigen Asıytenichafften, Sefnmung ober Erweiterung fid) die &or fen Ruhm und fo große Verdienſte ei

den Handlungen, von ben Ürſachen, unt Beyfall FF). In dem Abfchnirte von den men wahrſcheinlich nur einige Betrachtung: gion und Tod vor; denn eigencliche phnfifch gen hat Fein Schriftfteller dem Kyrenaͤiſche wugeeignet. Der fünfte Abſchnitt enthielt Ten über die Natur unferer finnlichen Erke che Sebanfen unftreitig die richtigften und « fien unter wei welche Ariſtipp und | ger vorgebracht

Unfere Empfindungen, ſagten dieſe Bel

®) Bul. XV. 12. Melleg. & Clit, ap. Diog, p 7 S. 71. Diog.

) S. 79. }) Arifot. Mer. Lib. I. c. a. Er nem ſelbſt einen Geptiften.

Bon den Schliern bed Sokrates. 655

‚ie einzigen Kriteria oder Negeln dee Wahrheit und trethums, und aud) allein untruͤglich; unter den nftänden hingegen, die diefe Empfindungen in uns ebringen, ift feiner, deſſen Wefen over Ei ie richtig erfennen können”). Wir Ebnnen es alle Gefahr des Irrthums fagen, daß wir die Ems ng vom Süfen oder von etwas Weißen haben‘ wir fönnen nichts darüber entſcheiden, ob dasjes was und diefe Empfindung verfchafft, Süß oder j, oder etwas unferer Empfindung entiprechendes Wir Fönuten eben diefe Empfindungen aud) von . en erhalten, die weber füß noch weiß wären, fo Jerfonen, die an den Yugen oder dem Verſtande , alles dunfel oder roch oder doppelt jehen. Dieſe icklichen haben allerdings die Empfindung von etwas m oder rothem oder doppelten; allein fie irren fich, fie glauben, daß das, was fie afficire, blaß oder oder doppelt ſey. Nennt man alfo unfere Empfins n finnliche Erfcheinungen; fo find vie feztern alle Gibt man aber dieſen Namen ven Urſachen uns Empfindungen; fo find fie alle falſch, oder doch fo ıffen, daß wir ihre Wahrheit nicht erfennen und fen fonnen. Unſere Empfindungen beweiſen nichts e, als fich felbft und ihe Daſeyn; und das, mas uns ift, und unfere Empfindungen veranlagt, iſt icht etwas wirkliches, aber nicht fo, daß wir es nehmen fonnten. In Anfehung umferer eigenen findungen Fönnen wir und daher gar nicht irren, nfehung ihrer Urfachen aber oder deren Defchaffen, rren wir ung alle, indem Wir unmögfich beftimmen mn, welche unter den verfchiedenen Empfindungen, on denfeldigen Gegenftänden nad) der Ve

VII. 191. Sext,

Awınayenn av Sepyupjuugy vyige any ge] Muͤtſeligkeiten und Gefahren dulde **). "fich zwar niemals (und dies wardie einzige ‘die er aus der Sofratifchen Phitofopkte I lehre der Soppiften hineinbrachte) irgenb Lidenſchafft in eine fo gaͤnzliche Dienſtbe x nachher wider feinen Willen haͤtte folgı "Er fonnte alfo die fais bejizen, ohne vor und in's Verderben gezogen zu werben F). es ihm feine Ueberwindung, drey Maͤdch ihm fehenfte, unb die mit den Goͤttinne "um ben Preis der Schönheit geſtritten ruͤhrt zu entlaffen F}). Er warf Schäze

®) Ael, varlao Hit, XIV. 6. Lucien, Vi To deneDarmıov vns wen Derews TeeDeoven, aimanı Kenodas, mwucı vigeodas rm Hdovnv. & Ari, ap. Memor. Soer. p. 68. Eucurov

as T8s Beropass 2 177 nd ws) ib. 1.

®e®) Hor. I. Epif. 1. Nunc in arimppi

enlehne 8 mihi mu um un.

WVon den Schuͤlern des Sokrates. 649

m ober nur feinen Selaven beſchwerlich wurden *), id verlor beträchtliche Güter, ohne den Troft eines *eundes zu brauchen, der weniger befaß, als er übrig halten hatte *"). a er verlachte diejenigen, die ges g hätten, um bequem zu leben, und Doch immer mehr »langten, als Thoren, und verglich fie mit ven Kran⸗ z, die beftändig aͤßen und tränfen, ohne jemals ges tigt zu werden *"*), Nichts deftoweniger duldete er größten Unmürdigfeiten, und fehmeichelte Tyrannen, u entweder an ihren Freuden Theil zu nehmen, oder ra ihnen auch Reichthuͤmer zu erhalten, wofür er Ber» ügungen faufen fünnte 7)). Nenn alfo eben viefer siftipp fich vor Uebermaaß nicht weniger, als vor peins Ben Enthaltungen in Acht nahm FF); fo that er dies > In feiner andern Abſicht, als um eben die finnlichen ergnügungen, in welche er fein Höchftes Gut feste, ſto länger genießen zu Fonnen ; denn er zog bie Freu⸗ nn der Liebe und der Tafel, den Beſiz prächtiger oder eichlicher Kleider und Geraͤthe, den Genuß Föftlicher Zohlgeräche und Balfame und anderer Süßigfeiten 8 febens , allen Entzuͤckungen vor, welche die Erfors yung der Wahrheit, und die Ausübung der Tugend währen koͤnnen 111). hen die eigennüzige Klugheit, 58 5 die

*) ib. ſ. 77. & Horat. Serm. II, 3.

“®) Plut. de Animi trang. tom. VII, p. 86. _

“##) VIII 79 p. de divitiarum cupid. Wahrſcheinlich aber bat Plutarch hier einen Gedanken des Antiſthenes dem Ariſtipp zugeeiguet.

+) Diog, 67. 78 8. & ibi Menag. . j

ft) I. 75. Eros To ngarev,! nos un nrraodau N-

0vov, agısov, 8 To un XKeneIau.

+++) Er unterbrach fein Wohlleben auf der Inſel Aegina kei⸗ nen Augenblid, um feinem Lehrer in ben Gefahren

und

Ir mn I en en

dan⸗ zu endigen, weil fie niemals ohn Verdruß unterhalten werden Ehnncen ) ‚er bie Königliche Kunft, die Sofrates Iehı Kunft Menfcyen zu regieren und gluͤcklick verachtete ; fo fehr verftand und ſchaͤzte Kunſi des Wohllebens }}), die Geſchickli ‚alle Zeiten und Menſchen zu ſchicken; eine! die feinem nothwendiger und wichtiger iſt melche die Menfchen fo nuzen wollen, wiı

»

amd ber Stunde des Todes beyzuftchn, nur um zwey hundert Stadien von ihm Diog, 65 S. & ibi Menag. ®Ael. Var. Hi. XIV. 6. Navu 0Qe vas eunes Aeyey 6 Agısımaos, rei Te Tas nageAdscw emmauven , emiovrav TEoREUVeN eufumas ı To Toısro. nu iNew Öinvorus aode ft, fagt er zn Iemanben, die Erları mge, als du willſt; ich aber u reden nicht anzuhören. 70 f. Diog.

N Nach feinem aanzen Äbriaen Charakter fa

Bon den Schülern des Sokrates. Gsı

zzen bie Abficht hatte *)., Kein iſcher Wele⸗ r gefiel daher dem launichten Dionys fo fehr, als ipp,, und felbfi die Feinde dieſes Weltweiſen muften ben, daß er den Purpurmantel eben fo gut, als den ferftab zu tragen wife ”) Er Hatte einen nie ‚fchöpfenden Reichthum an Einfälen, und Wen⸗ en, um die Beleidigungen bes Wohlſtandes und erträchtigfeiten,, die er ſich erlaubte, zu rechtfertis oder zu entichuldigen. Wenn man ihm vorwarf,

re ſich vom Dionys geduldig habe in’s Geſicht fpeien 3 fo antwortete er: beſudeln ſich doch Fiſcher, um e elende Fiſche zu erhafchen; warum follte ich mich nicht einmal beſchmuzen laſſen, um einen reichen z zu thunt)? Tadelte man ihn aber, daß er üppig verfchwenberifch lebte; fo erwiderte er, daß man die Götter an ihren größten Feften durch Pracht Verſchwendung ehre, ober baß er nicht fchwelges fey, wenn er feltene Fiſche oder Voͤgel theuer bes , fondern daß vielmehr andere, die dieſes nicht thaͤ⸗ farg oder geizig wären Tf). Als einer feiner Schuͤ⸗

ı feinem Namen erröthete, da.er ihn in ein beruͤch⸗ 3 Haus hinein gehen ſah; fo ſagte er, Daß nicht das ingehen, fondern das Nichtherausfinden —— | ats

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Diog. II. 621. Hor. Lib. I. Ep. 17. . Omnis Ariffippum deeuit color, & Ratus & res.

) ib. Auch bie Bevſpiele von Zreymäthigkeit, die man. von ihm erzählt, find fo beſchaffen, daß er vorzusfehen Eonnte, daß bie wizigen Einfälle deu Dionys mehr ers gözen, als das Salz, was darinn lag, ihn beißen wer⸗ de. Mean fehe 1.73. 82. Diog. & Ib. Comment. War ren boch von jeher Hofuarren —— , als die er» ſten Miniſter, und zwar mit Viel geringerer Gefahr!

Diog ſ. 67: |

) ſ. 08. 79.»

dem andern nicht zu (chämen brauche, w rides ſinge, ein weifer Mann nicht aufpörı ſelbſt alsdann, wenn er den Thyrſus tray Fann alfo den Ariftipp zwar als das M nen Weltmannes und eines weifen OO. aufftellen, in fo fern es einen ſolchen giebı man glaubt, daß mit feiner Wohlluſt Tu terlandsliebe vereinbar waren; fo fennt ı die Gefchichte bes Mannes, ober man A Menſchen nicht +).

„le

“*) ſ. 72. 78. Beym Diogenes kann maı Repartien bed Ariſtipp leſen, vie ich weil fie biefes Weltweiſen vollfommei and vom Diogenes, wie vom Athendus tern Schriftſteller, Hegeſianar, geſchoͤpf Athen. An der Aechtheit ber von ihm ten und Einfälle kann man mm fo we wenn man bie Zitel feiner Schriften gel widmete zwey feiner Werke, und unter | Spiegel, der Lais. Im andern vert

Bon den Schhlern des Sokrates. 653

Don einem Weltweifen, beffen teben und Lehren fo nit den verdorbenen Sitten der Zeit: übereinftimms. ift es nicht zu verwundern, daß er Schüler, ſon⸗ daß er nicht mehr berühmte Schüler hatte, als von Schriftftellern genannt werden. Kaum findet man Tamen von zwölf Yriftippifchen,, oder: Kyrenäifchen, Philofophen des Bergnügens (fo wurden die Mache: r des Ariſtipp genannt *),) aufgezeichnet. SBen- m derſelben weiß man genau die Zeitrechnung ‚und ſelbſt ihre Folge ift ungewiß"*). Mur einer dieſee mer milberte die Örundfäge des Ariftipp; die uͤbri⸗ rieben fie in eben dem Maaße weiter, in welchem: Sitten der Griechen verborbener wurden. Dieſer ) wider Sitten und Religion befchleunigte aber den ber Nachfolger des Ariftipp; denn öffentliche tehxer Infittlichfeit und des Unglaubens koͤnnen felbft bie ofeften Bölfer und Zeitalter nicht ertragen: So ie Stoifer die Megarifchen Zänfer aufriebens fo rte Epikur die Ariftippifche Philofophie, die er eben ye als die Demofritifche plünderte,, oder beffer vers erte, und eben dadurch auch weniger abſchreckend

te. Ariftipp,

Diog. l. e. & Cicer. II, 33. de of. In ) Es ik gewiß, daß Ariftipp feine Tochter Arete, und diefe ihren Sohn Ariflipp unterrichtete. (XIV. i8. Eu- feb. Praep. & Diog. Il. 86.), allein über die Folge der übrigen widerfpricht fild Diogenes, ber aus Vers ſchiedenen Quellen ſchoͤpfte, deſſen fireltende Nachriche tem aber doch bie einzigen Quellen find, fiche 1. c. & f. 98. Am wahrſcheinlichſten iſt es mir, daß Annices sis, den Menage ohne Roth verdoppelt, den Uriflipp gehört habe, Haß auf dieſen Theodor, und auf ben Theo, dor Hegeflas, Evemerns und Bion Borpfibenites ge⸗ folgt ſeyen.

27⸗

und adrigen Asıyjenichafften,, 55 oder a fich die Sn und fo gr ten ganze Philoſophie —* fünf Abſchnitten: aus der lehre von ben Uebeln, von den Empfindungen und febenf den Handlungen, "von ben Ürfachen, Beyfall 11). Im dem Abſchnitte von m men wahrfcheinlicy nur einige Betrachtunge ‚gion und Tod vor; denn eigentliche ſiſch gen hat fein Schriftfteller dem Kyrenaͤ gugeeignet. Der fünfte Abſchnitt em e Een über die Natur unferer finnlichen Exfeı & Gedanken unftreitig die richtigften und e fien u un I I, welche Ariftipp und fi ger vorgel Unfere Empfindungen, ſagten dieſe Wel

Buf. XV. 12. Nellez.& Clit, ap. Diog, Kin p- Diog. p.

+} Arißor, Mer. Lib, I. c. 4. Er nem feld einen Gephiften.

Bon den Schülern des Sokrates. 655

d die einzigen Kriteria ober Regeln dee Wahrheit und Irrthums, und aud) allein untruͤglich; unter dem genftänden hingegen, die diefe Empfindungen in uns vorbringen, ift feiner, deſſen Weſen oder Ei | wir richtig erfennen könnten”). Wir Ebnnen es e alle Gefahr des Irrthums fagen, daß wir die Em⸗ dung vom Süfen oder von etwas Weißen haben’ in wir koͤnnen nichts darüber entfcheiven, ob dasje⸗ :, was und diefe Empfindung verfchaffe, Süß oder iß, oder etwas unferer Empfindung entfprechendes e, Wir koͤnnten eben diefe Empfindungen aud) von : zgen erhalten, vie weder füß noch weiß wären, fo Perfonen, die an den Augen oder dem Berftande en, alles dunkel oder roch ober doppelt fehen. Dieſe glücklichen haben allerdings die Einpfindung von etwas Tem oder rothem oder doppelten; allein fie irren fich, ın fie glauben, daß das, was fie afficirt, blaß oder ) oder doppelt ſey. Nennt man alfo unfere Empfins igen finnliche Erfcheinungen; fo find vie leztern alle jr. Gibt man aber dieſen Namen den Urjachen uns x Empfindungen; fo find ſie alle faljch, oder doch) fo haffen, daß wir ihre Wahrheit nicht erfennen und veifen fonnen. Unſere Empfindungen beweiſen nichts ter, als fich felbft und isr Daſeyn; und das, mas jer uns ift, und unfere Empfindungen veranlaßt, ift leicht etwas wirkliches, aber nicht fo, Daß wir es hrnehmen koͤnnten. In Anfehung umferer eigenen npfindungen Fönnen wir uns daher gar nicht irren, Anfehung ihrer Urfachen aber oder deren Pefchaffens t irren wir uns alle, indem Mir unmögfich beftimmen ınen, welche unter den verfchiedenen Empfindungen, von denfeldigen Gegenſtaͤnden nach der er

) VII 191. Sext,

arı, vor ya cum un eiyeuupuuıuye Keiner kann beurtheilen, ob er vom Weil Empfindung erhalte, die ein anderer em teiner fich die Empfinbung eines andern ver die feinige ihm mittheilen kann. Da es meinfchafftliche Empfindungen, das heißt pfindungen gibt, an welchen mehrere Di

men ; fo iſt es auch übereilt , entfchei 0b das, was wir auf eine gewiſſe Art wahr einem andern eben fo vorfomme. Denn

felben Em; Tann man fagen, br} den Jingen ſchafftliche Namen geben, daß aber doch eigenthuͤmliche Eindräde von ihnen erhalte

. Bon den Schülern des Sokrates. 657 Ariftipp und feine Zußdrer hielten die Empfinduns I nicht nur für die Kriteria der Wahrheit, und für die unblagen unferer wahren Kenntniffe, fondern auch : die Kriteria oder Richter von Gütern und Lebeln, n Glückfeeligfeit und Elend *). Alle unfere Empfins ngen find entweder angenehm, oder unangenehm, oder ch gleichgültig, das heißt, weder das eine noch andere, je feztern verglich Ariſtipp, der Sohn der Arete, mit em ftillftehenden Waſſer; die angenehmen mit einem fr bewegten, und die unangenehmen mit einem wil⸗ on Stürmen empörten Meere **). ‘Der Zuftand chgültiger Empfindungen, fuhren die Philofophen Vergnuͤgens fort, In welchem man weder Vergnuͤ⸗ noch Schmerzen wahrnimmt, iſt dem Zuftande eines Hlafenden ähnlich, und für fich gar nicht wuͤnſchens⸗ ech. Denn Abweſenheit von Schmerz gewaͤhrt eben wenig Vergnügen, als Abwefenheit von Vergnügen Hmerz verfchafft. Gegenwaͤrtiges Vergnuͤgen hinges ; {ft das einzige und hoͤchſte Out, fo wie gegenmwärtis Schmerz das einzige und höchfte Uebel }). Dies ©. uns feloft die Natur zu, indem wir von unferer adheit an den Schmerz mehr als alles andere fliehen, d das Vergnuͤgen durch einen unwillkuͤhrlichen Trieb Fischen, und wenn wir gefunden haben und genies ®, befriedigt find. Das Wergnügen bleibt immer Gut; die Gegenftände, die es geben, und die Hands agen, wodurch ed erworben wird, mögen fo ſchaͤnd⸗ > feyn, als fie immer wollen 77). Einft genoffene Ver⸗ - | gnuͤ⸗

———

=) Cie. 1. e. Sext. VII. i90. Diog. II. 86, w*) XIV. ı8. Eufeb. Praep. Evang,

4) S. 88. 89. II. Diog, Hd 5 Zweyter Band. Te

der gegemmoärtige Bergnägungen verfchafft, Schmerzen von uns entfernt. Seibſt die Zeit iſt nur um der einzelnen Bergnügungen ' welchen fie errwächft, ein Gegenftand menſch ſche und Beftrebungen. Alle Vergnuͤgung Dreyerlen Art. Vergnuͤgungen des Cörpe Seele, wie die Freuden über unfere eigene, Vateriandes Wohlfart, oder endlich gemifd chen wir bey den Vorftellungen von Trauer| den glücklichen Nachahmungen der Wehflay Menfchen empfinden **), Diefen verfchie von Vergnuͤgungen find eben fo viele Arten v gen entgegengeſezt, und unter dieſen Sch Vergnuͤgungen werden bie der Seele ohne $ von denen des Eörpers übertroffen. Dies

andern daher, daß ınan Miffethäter am teib ander Seele ftraft }). Freunde, Reicht ſelbſt Tugenden find nur wegen ihrer Müzli von uns befeffen und erworben zu werben FF} uns weder Freuden verſchafften, noch Sci uns abwendeten; fo wuͤrden fie eben fo wei

Bon den’Schlilern ded Sokrates. 659

jegentheil, unfere Beftrebungen verbienen. Es if inlich fehroer, Vergnuͤgungen fo an Vergnuͤgungen üpfen, daß daraus eine ununterbrochene Glückjees tentſteht. Selbſt Weife alfo find nicht alle gleich ‚mmen, und nicht beftänbig glücklich, fo wenig als Thoren gleich tugenbleer oder ſtets elend find *). Weiſe ift eben fowohl, als der Thor, der Traurigs ber gegenwärtige, und der Furcht vor Fünftigen n ausgefest, (denn dieſe Empfindungen find von hierifchen Natur unzertrennlich) allein ver erftere fcheidet fi) von andern dach darinn, daß er weder en eingebildeten Schrecken des Todes und Aberglaus gefoltert, noch von unvernünftigen teidenfchafften, 18 falfchen Begriffen und Urtheilen entftehen, übers gt wird. Ungeachtet ver Weiſe überzeugt ift, daß n Natur weder Steche noch Unrecht gebe, daß die ‚und Nichtgüte menfchlicher Handlungen ganz allein ) die abweichenden Gewohnheiten und Gefeze vers ener Bölfer beftimme werde; fo hüter er fich nichts weniger, dieſe Geſeze zu übertreten, um nicht in Schande und Strafe zu fallen, welche den Belei⸗ n berfelben unausbleiblich bevorftehen **),

Diefe Grundfüze, die eines tehrers der Lleppigfeit ymmen würdig, und weiter nichts, als eine- Wie⸗ hlung der Sittenlehre der Sorbiſten waren, ſchraͤnk⸗

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S. 91. 92.

) ib du in den Abfchnitten, in welchen Diogenes bie Lehren und Meynungen der Ariſtippiſchen Weltweiſen erzaͤhlt, kommen mehrere Widerſpruͤche und falfche Nachrichten vor. Zu dieſem ‚gehört auch folgender Ausſpruch: Mn 1a Decesv ndovnv ndovns , unde ndesov esvos. Dieſe Lehre iſt Epikuriſch; aber nicht Ariſtippiſch. | Ä

beftoweniger wird der Weiſe für feine Fi Eitern und fein Vaterland willig Vergn Vorthelle aufopfern, Beſchwerden übern dennoch) bey dem Genuffe weniger Freuden Die Freundfchaffe ift zwar nicht um ihrer wuͤnſchenswerth, man muß fie aber doch au abbrechen, wenn fie aufhoͤrt nüzlic) zu | man muß fie vielmehr um der alten Siebe voi wenn fie uns auc) gleich) zur Uebernehm ſchwerden aufforderee. Uebrigens ftimmt« ner mit dem Sofrates und ihren Gegnerr fern, ‚überein, wenn fie fehrten, daß J Machdenfen allein uns nicht gegen die Todes und Aberglaubens ftärfen Fonne, anhaltende Uebung Hinzu fommen mäffe, ı die gehörige Feftigfeit zu geben. -

Eben die Saͤje, bie Arifkipp niche i zen Geſtalt zu zeigen gewagt, und. Annifer gefücht hatte, trugen Hegefias und Theot Verſchleierung in einer fo empörenden Haͤn fie, ſcheint es, nichts als den lebhafteſten

Bon den Schülern des Sofrated, 661

ebfeder aller feiner Handlungen. Der Weife thut etwas, als um ſeiner ſelbſt willen, weil ſeine Ver⸗

iſte ihm gar nicht koͤnnten vergolten werden. Dank

keit, Freundſchafft und Wohlwollen ſind leere Woͤr⸗ wenn ſie keinen Nuzen bringen. Von Natur iſt ts angenehm oder unangenehm, ſondern Seltenheit Neuheit machen, daß dieſelbigen Gegenſtaͤnde eini⸗ gefallen, und Saͤttigung hingegen, daß ſie andern | erregen. Reichthum und edle Geburt, Freyheit Ruhm tragen eben fo wenig zur Beförderung, als Begentheil zur Verminderung der menfchlichen Gluͤck⸗ Feit bey. Die Gluͤckſeeligkeit felbft iſt vollig unmögs

weil der Coͤrper einem zahllofen Haufen von Leiden eroorfen ift, an welchen allen die Seele Theil nimmt. yet eimmal Hoffnungen einer Zufunft fonnen Elenden aufrichten; denn die Zufunft ift fo unges daß fie die feiden eben ſowohl vermehren, als vers ern kann. Der Weife bemüht fich daher mehr, zegen Schmerzen zu verwahren, als DBergnügen zu ‚gen, und dies erreicht.er am meiften dadurch, daß 4 gleichgültig gegen folche Dinge zu machen fucht, Jergnügungen gewähren. Hegeſias faßte alle Wis ‚ärtigfeiten des menfchlichen tebens in einem befons Buche zufammen, und trug fie feinen Zuhörern einer fo hinreißenden Beredſamkeit vor, daß viele Verzweyfelung an Glückfeeligfeit, wie an Tugend, das teben nahmen. Er erhielt daher von einem ber emaͤer den Befehl, feine Anklagen des menfchlichen 18 einzuftellen, und wurde von feinen Zeitgenoffer leberredner ober tobrebner des Todes non, >

Tt 3

Diog. 1. e. & Cicer. Tufc, quaeſt. I. 34. Nah bes Diogenes behauptete er, daß nach Beſchaffenheit ve

\

verband nämlid) die Sittenlehre der Sophiſt Dialektik, und vertheidigte die größten Ver Schaͤndlichkeiten mit folchen Sopifinen, al Megarifer die Bernunftlehre zu verwirren gel Er war ftolz darauf, die. Götter der Erbe fc die des Himmels zu fheuen, Religion, 9 Wohlſtand mit Fügen zu treten, alles das z mas andern groß und ehrwuͤrdig fchien, uni dem zu fürchten, wovor fonft die menfchlich bebt. Er fpottete ver Könige, die ihn m bebroßeten **), und verlachte feine Mitbuͤ als die Athenienſer, daß fie ihn ausgemorfi wie er fogte, feine Große fo wenig, als Semele länger härter tragen Fönnen P). für lächerlich oder unvernänftig, wenn einı fürs Vaterland fterben wolle. Nicht eineeir fagte er, fondern die ganze Welt ift des U land; und es iſt nicht der Mühe werth, ba

Umſtaͤnde bald das Leben balt der Top n anal LT

Mei machen Leläe na

Bon den Schülern des Sokrates. 663

n eines Haufens von Thoren willen verloren gehe, Zeder Ehebruch, Hoch Diebftahl und Tempelraub find a Natur fehändliche Handlungen. Nur das Urtheil e Thoren hat fie dafür erklärt, und der Weiſe wird n Dedenfen tragen, fich alle diefe Handlungen zu ers ben, wenn er es ungeftraft und mit Bortheil thun nn. Freundfchafft ift ein Unding; denn Thoren find :er nicht fähig, und Weife find fich felbft genug, und bärfen ihrer nicht. Wenn wir eine jede andere Sache zu brauchen, wozu fie nuͤzlich iſt; warum follen wie 6 eines fchönen Knabens nicht eben fowohl , als eines dnen Mädchens zu unferm Bergnügen bedienen *)? id wenn ed erlaubt iſt, einen Sreund los zu faufen, rum nicht auch eine Geliebte? Der Sohn des jofion hörte diefes Sophism, und fezte fogleich eine ne Buhlerinn in Freyheit, die bisher in einem lieder⸗ en Haufe gedient hatte ”*), Theodor begnügte fich nicht damit, die Sitten fels : Beitgenoffen zu verderben; er fuchte auch die Nelis n feines Volks zu zerftören. Er mufte Athen meis tz weil er der Myſterien, oder wenigftens des Hiero⸗ inten geſpottet hatte }), und wurde ver Gotteslaͤugner r ber Sort genannt, weil er die Griechifchen Goͤtter > ihren Dienft in einem eigenen Werfe angegriffen te, das aber doch nur wenig von alten Schriftftellern Tt 4 an⸗

LU || 770

) Diog. 1. c.

Plut. IV. 358. Mit dem bisherigen und mriter fi ſtrei⸗

ten die Säge, die Diogenes dem Theodor zueignet ſ. 98. daß das haͤchſte Gut und Uebel Freude und Traurigkeit Aber Weisheit und Unmiffenheit fey: daß Weisheit und - Gerechtigkeit Güter, und ihre Gegenfäge Uebel: Ver⸗ gnuͤgen und Schmerzen hingegen gleihgältige Dinge

ſeyen. S. 100. Diog.

U LE Buh, Zwevtcs Eapiie, engefoͤhrt wird ). T or war gewiß bee nl: vie Görter inet Wäter Menrich bekriegcei 2 Yägın Hatten Schriftfheller. über bie Matur ber Gbtteraw|ier: gezweyfelt, und Sophiſten hatten. ihren —— 1 in geheimen Unterredüngen mitgetheilt. Wahrſcheu wuͤrde auch Theodor nicht ſo kuͤhn gemein fein, N!

einem öffentlichen Widerſacher der Gottet aufzin *

wenn er nicht an ben verdorbenen —D Schuz gegen bie ohnmaͤchtige Wuth bes allenthat vdemuͤthigten Poͤbels und. feiner Prieſter bon! I In wizigen Spoͤttereyen über bie. Religion Überwap noch fein Schüler. Bion B miles, ber aher /n —— Schickſal von Freygeiſtern hatte, und | naͤherung bed Todes nicht wur * firofbarn is: willen bereute, fondern auch zu allen / den Bi Zuflucht nahm / welche der, Aberglaube de G * e

zur Abtreibung von Krankheiten erfunden ini | Den ernftlichen Krieg des Theodor wider die Gite fein: zweyter Schuͤler Evemerus in. feiner be ‚heiligen "Mefehichte fort, wodurch er fich geh Dennamen bes Gotteslaͤugners erwarb }).. ‚bemühte fich zu beweiſen, daß bie Keetrgeiten * fer, vorzͤslich d der Griechen, maͤchtige oder

*) Cicer. I. 23. de Nat. Deor. Sext. IX. 51. 55. 2 Pabr. Diog. 1. 97. **) Diog. IV. 46,48. inp. 84. Seine Spöttereyen : sen. nicht, daß fie in einer ſolchen Geſchichte, A meinige iſt, angeführt werden. Gie ſtehen beyn “genes I. c. Seneca VII, 7. Plut, de Sera Num. J .dida VIII. 168. H Cicer. I, 42. de Nat. deor. Sext. IX. VI. 34. 51. | de Ifide VII, 490. & ſq. & ipl. Evemeri fr Diod. II, Vol. in excerpt. p. 633. Ed, Weſſel. & Colonnanı i in frag. Ennil.

Bon den Schhilern des Sokrates. 66

Koͤnige, Helden und Geſezgeber geweſen ſeyen, die entweder ſelbſt zur Vermehrung und Befeſtigung Anſehens goͤttliche Vorzuͤge angemaaßt, oder auch ihrem Tode durch die Dankbarkeit derer, welche ſie ckt, goͤttliche Ehrenbezeugungen erhalten haͤtten. achtet Evemerus die Geburten, den Tod und die aͤbniſſe der Griechiſchen Goͤtter ohngefaͤhr fo erzählte, le in ben Myſterien der Gottheiten, denen derglei⸗ geheime Feſte geweiht waren, vorgeftellt wurben.”), verfprad) feine Meynung doch ſowohl den alten Lies ferungen feines Volks, als auch der Gefchichte und Religionen unzähliger anderer Bölfer, und felbft als Baprfcheinlichkeit *%). Er nahm daher zu Erdich⸗ en feine Zuflucht, wogegen man den Evemerus uns

as.‘

kwuͤrdig ift es, Daß die meiften Kiechenvärer einen dor und Evemerus, als muthige Beſtreiter des glaubens, In ihren Schuz nahmen, oder gar lob⸗ nr, als wenn diefe verabfcheuungsmwürdigen Mens einerlen Abfichten mit ihnen gehabt hätten. Beyde ıeten nicht bloß das Daſeyn Griechifcher Götter, en der Gottheit oder göttlicher Naturen übers t 77). Allein wenn fie diefes auch nicht gethan, en nur die Meligion ihrer Bäter verworfen hätten, eine beffere an ihre Stelle zu ſezen; fo würde man ych mit Recht Gotteslaͤugner genannt haben.

Tt5 | IV.

———— ⸗1—— (|

Cic. l. c. ) Sext. IX, 34» Diod, |, e. ) Fabr. ad Sext. I. e.

‚PHle erblickt.

Antiſthenes war einer bet wären 9 8 &ofrates, und ein Mann von fo herkuliſ ftätfe, daß er die ganze taft der Sehre feines tragen fonnte *). Er war nod) ſtrenger geg amd noch unerbirtlicher gegen bie Thorheiten feiner Zeitgenoffen, ald Sofrates, aber di einſchmeichelnd und Herzen gewinnend **). alfo nicht fo viele Schüler erhielt, als anb des Sofrates ***); fo lag die Urfache geı einer muͤrriſchen Gemuͤthsort / fondern in Forderungen, die er an feine Zuhoͤrer mad figenes lehrte ſchon bey dem Seben des Sokr wurde ber Cyniſche Weltweiſe genannt, weil meiften.in einem Gymnafio, Ennofarge ger hielt Ff). Ex hatte diefelbigen Abfichten und

2 Vl. 1. & ſq. ) Diet Sa * ihm ſelbſt Xheopomp a 14 Sokrates Sympof, Xenoph

- Bon den Schülern ded Sokrates. 667

mit dem Sokrates, ungeachtet er die leztern bisweilen uͤbertrieb, und zur Erreichung ber erftern andere Mittel wählte. Er verwarf alle übrigen Künfte und Wiffenfchaffs ten, denjenigen Theil der Philofophie ausgenommen, bey den Menfchen lehre, glücklich) zu feyn; und *) enthielt fich nicht nur von öffentlichen Gefchäfften, ſondern führte auch ein ebelofes Leben, wahrfcheinlid) um deſto unge Bunvener zu feyn, und weil er glaubte, daß es wichtis ger fen, alle Menfchen zu beffern, als einige Kinder Yon zweydeutiger Natur in die Welt zu fezen, ober ſtets ‚mit einem unvernünftigen Pöbel zu Fämpfen **),. Ue⸗ zerigens flimmte er darinn mit dem Sokrates überein, Maß es einen einzigen Schöpfer Himmels und der Erbe,

aber viele Bolfsgotter gebe ***), daß die Tugend allein

ren Menfchen glücklich) mache, und nicht viel Wiflens, aber anhaltende Uebung und Sofratifche Stärfe braus She +), und daß Reichthum und Armuth nicht in einem Pfeinern oder groͤßern Vorrath von Gluͤcksguͤtern, fon Bern von Tugenden der Seele beftehe FF).

Ich fehe, fagt Antifthenes beym Zenophon, viele Menſchen, die einen Ueberfluß von Schäzen befizen, Mund dennoch fo arm find, daß fie alle Muͤhſeeligkeiten amd Gefahren übernehmen, um nur noch mehrere zu Erhalten. Eben fo oft habe,ich bemerft, daß unter nd ern Brüdern, die gleiche Theile ihrer väterlichen em - | cha

"an

4“) VI. 103. 104.

" 00) Diefe Gründe gibt Epiktet vermuthlich ans dem Anti⸗ fihenes an, warum ein ächter Cyniker weder heirathen, noch fid mir öffentlichen Geſchaͤfften befangen muͤſſe. II. 22. Diff. Epict. p. 461,465.

.. 08%) Vell. ap, Cic. de Nat, Deor, 1, 18, .

4) VI. 11. 105 ſ. Diog, +) Xen. l. cs. 34; & ſq.

-

608 Achte Bud Bidet apite.

en 3 Haß immer fo Diet yu een ui 16 Ci

tragen kaum zu erwecken bin. Finde ich es endlich m nem Ehrper zuträglich, auch einmal der Siehe zu pf fo beginige ich mich mit. dem erſten dem beften Geamfk fande, der fich mir darbieter, fo, daß Diejenigen, WIR ich um ihre Gunſtbezeugungen bitte, es, mir Dant fen,, und mid) mit_tiebfofungen. überhäufen , weil fi anderer ſich mehr um ihre Siebe bewirbt. Alles bil ſcheint mir fo angenehm, daß ich nicht mehr Veran)

von

HLucian. in Cyn, IL, 54x. Ed,;Reitzil. ., Ych Tege it den Antifthenes in,den Mund, was Zucian feinen I ten ge vortragen läßt, „weil, daß leztere ganz h bie Gebanken des Antifthenes; deym Eenophon einpaß, und mit demjenigen genau uͤbere iuſtimmt, was Arria oder vielniehr Epiftet III. 22 & 24. p. 501. IV, cıl 663. IV. 8. 640 p. und Julian Orat. VII. dem ſthenes und Diogenes zuſchreiben.

Bon den Schülern bes Sofrated. 669

Anfchte, und daß einiges mir mehr Luſt bringt, als ' für zutraͤglich halte *). Der größte Vortheil des stchthums , auf welchen ich ftol; bin, iſt dieftr, daß, kin mir auch alles das Meinige genommen wird, doch - Bts fo fchlecht erfunden werden Fann, wovon Ich niche en wollte. Gerade diefe Genuͤgſamkeit aber macht in mir zum Vorwurf, und rechnet fie mir zu einer Aflichen Berachtung ver Gaben der Naturan **). Die de, fagt man, bringt aus ihrem fruchtbaren Schooße Ht nur alles hervor, was zu unferer Nothdurft, fons n auch was zu unferm Dergnügen dient, und anal diefen Sefchenfen nimmſt du eben fo wenig Theil als

8 unvernünftige Vieh. Du trinkt Waſſer, wie die yiere, ißt und fchläfft, wie die Hunde, was und wo auch iſt; und trägft ein Gewand, das fein Bettler Techter wählen kann. Wenn du mit deiner Genügs mefeit Recht haͤtteſt; fo wuͤrde die Gottheit Unrecht ben , daß fie uns mit Wolle bekleidete Schaafe, daß uns faftreiche Weinftöcfe, daß fie uns Del und Hos 3 und eine unbefchreibliche Menge anderer Bequems hfeiten gegeben hat, damit wir mannigfaltige Spei⸗ 1, füße Getränfe, weiche Betten, und ſchoͤne Häus erhalten möchten. Gelbft die Werke der Kunft find iben der Görter; und aller diefer beraubt zu ſeyn, re ſchon traurig, wenn ed durd) andere gefchähe; aber H trauriger ift es, wenn jemand fich aller Sin und reu⸗

ne ro

) Wenn daher der Ausſpruch marvesmy narov n naIesnv (VI. 3. Diog.) auch vom Antifthenes herrährt, fo muß man unter bem noIesnv ein befländiges Wohlleben und einen ſchwelgeriſchen Genuß finnlicher Vergnuͤgun⸗ gen verftchen.

44) Lucian. |, c. p. 542.

670 Achte: Bud. Zweytes Eapitel

Freuden bes Lebens felbft beraubt. ‘Dies Fan man f nichts, als offenbaren Wahnfınn halten.

Hierauf antworte ich aber in einem Gleichniſſe Henn ein reicher Mann eine große Anzahl von M ſchen aus allen Ländern, und von allen Altern, freu li) und reichlich bewirthete, und alsdann ein ein gefunder Gaſt alles verfchlänge, was nicht blog fürig fondern aud) für andere, felbft für ſchwache und Krudl aufgetifcht wäre, würdeft tu ein folches gefrägiges U gebeuer wohl mäßig und weife nennen? Wenn nusı eben biefem Tiſche ein anberer fi) um bie große nigfaltigkeit der übrigen Gerichte nicht befünnmerte, been von demjenigen, das vor ihm flünbe, fo vid, er zur Stillung feines Hungers brauchte, gu fich wuͤrdeſt du ihn niche für einen beffern und Mann, als jenen, halten? Die Gottheit iſt j zeichen Dianne ähnlic), ter Kranfe und Arme rei und gütig bewirthet, nicht, damit wir alles ver fondern damit ein jeder fo viel nimmt, als er nörhig Die Reichen Hingegen find einem räuberifchen und fättlichen Vielfraß gleich. Sie reißen alles, und u allen Seiten an ſich. Sie begnügen ſich nicht mir id was ihnen fuft und fand, Ströme und Meer ing Nachbarſchafft liefern, fondern fie laſſen fich ihre SA gnügungen von den Enden der Erde zufahren un ben das Fremde dem Einheimifchen, das Koftbare Wopffeilen, das Seltne dem Beſſern und leichter j erhaltenden vor. Wenn ich mid) einmal recht erjre will, Eaufe ich Feine foftbare Sachen vom Marfte, i dern ich fchöpfe meine Freuden ohne Unfoften aus # ſelbſt. Ich weiß, daß ed zum Dergnügen weit P

%) Lue. L. e.

Bon den Schlilern ded Sofrated, . 678

ragt, die Zeit ded Genuffes abzuwarten, als Foftbare eltenheiten zu genießen, wie ich zum Beyſpiel dieſen afifchen Wein trinfe, ohne durftig zu ſeyn. Dieſe nügfamfeit bewahrt mich auch vor allen böfen Bes den und ungerechten Thaten: denn je weniger man ucht, deſto weniger trachtet man nach fremden Guͤ⸗ ı; je mehr man aber andere beeinträchtigen will, bes mehr Sorgen muß man fie) und andern machen. hwelger und Woplläftlinge mäffen daher die Werks ze und Gegenftände ihrer Leidenſchafften, ihre fo ſehr uͤnſchten Schäge, ihre Eoftbaren Kleider, ihre prächs nr Häufer und Geräthe mit unfäglichen Beſchwerden, veiten, Gefahren, und dem Blute und Untergange er Menfchen erfaufen. Denn nicht nur das Aufſu⸗ a, Herbenfahren, und Berarbeiten der Dinge, nah en fie ſtreben, ftürze viele Menfchen in Unglück, fons = auch felbft der allgemeine Werteifer, womit alle > ihnen trachten, bringt Freunde gegen Freunde, ider gegen ihre Eltern, und Weiber gegen ihre Mäns auf. Und alles dieſes gefchieht, ungeachtet die baren Kleider nicht mehr erwärmen, die vergoldeten uſer nicht mehr gegen die Kälte ſchuoͤzen, bie elfen⸗ were Betten nicht mehr zum Schlaf einladen, bie fils nen und goldenen Gefäße nicht mehr den Durft, und feltenen mannichfaltigen Speifen nicht mehr ven

viger ftillen, als die gewöhnlichen, ſondern vielme

&örper verderben. | Zulezt kann ich auch dieſen Bortheil der Gnuͤgſam⸗ : und Mäßigkeit nicht vergeffen, daß ich dadurch frey⸗ und unabhängiger, als die mächtigften Schwelger Ede. Sich bin weder durch) meine Leidenſchafften und duͤrfniſſe, noch durch Gefchäffte und andere Men⸗ en eingefchränft; ich werde nie zu etwas genüthigt, rw von etwas abgehalten, was ich gerne laſſen oder. in möchte. Ich genieße ber füßeften Muße, fan | alles

urtheuen, uiuſen VIE WYULIET FOL) eiender ze ſeyn, denn fie bedürfen gar nichts.

aber recht darauf Acht gibt, was das v bebärfen bedeute, und wen es zufomme, dag Kinder mehr als Erwachſene, We Männer , Kranfe mehr als Gejunde ,

unvollfommenere Geſchoͤpfe mehr als diet brauchen. Die Götter, als die vollfomn hen daher nichts , und diejenigen find a goreäpnlichften , welche am menigften nör . .Selbſt die Veränderungen ber Jal die Unbequemlichkeiten der Witterung ,

meine Gemuͤthsruhe, noch fchränfen fie ı ein. Ich ertrage Hize und Kälte, und | ſelbſt harten, Schickungen der Götter ic) daran gewöhnt, ober darauf vorbereitı Reichen und Släclichen murten über alled begegnet, fonnen das Gegenmwärtige nicht fehnen fich frets nach der Zukunft. Im ſchen fie Sommer, und im Sommer win) ter; in der Kälte fehnen fie ſich nach W der Wärme nad) Kälte. Sie find, wie

Mon den Schuͤlern des Sokrates. 673

von einem heftigen Strom fortgeriffen werben. So e dieſe folgen müffen, wohin der Strom fie führe; muͤſſen dieſe flets: folgen, - wohin ihre Begierden fie eppen. Es begegnet ihnen eben das, was jemanden Ha , der fi) auf ein wildes Pferd geſezt hatte, rın als das Pferd mic ihm davon lief, und er vom“ m Voruͤbergehenden gefragt wurde, mohin er wolle, wortete er, indem er aufs Pferd hinwies, wohin es - em gefallen wird. Wenn man den Reichen und hwelgern die Frage vorlegte, wohin fie jezo gedaͤch⸗ fo wuͤrden fie, wenn fie anders aufrichtig ſeyn ten, antworten muͤſſen, wohin es unfern Begier⸗ gefallen: bald alſo, wohin unfer Durſt nach Ders. gungen, bald wohin unfere Ehrbegierde, bald wohin er Geiz, oder unfere Furcht, oder unfer Zorn, oder nd eine andere Selvenfchafft uns führen wird. Sie :eigen nicht bloß ein, ſondern mehrere wuͤthende Pfer⸗ werben alfo auch ‚von ihnen in. Abgründe Hineinger er und wiffen nicht ‚eher f) dag fie fallen werben, Bis fie wirklich gefallen find, : Dieſe Grundfäze und Geſinnungen lehrte Antiſthe⸗ "nicht bloß; fondern er übte fie aud) aus, und fuchte ſelbſi durch fein Aeußeres an den Tag zu legen. In fehung des leztern unterſchied en fich ſowohl von den (gen Griechen, als auch von den Griechifchen Welt⸗ fen; und um biefes ipm und feinen Nachfolgern eis thuͤmlichen Aufzugs willen fönnte man die Cyniker, aa man fchergen wollte, einen philofophifchen Bettler⸗ en nennen. Dieſer Aufzug war darnach eingerich⸗ um den audgearteten Griechen ihre Weichlichkeit, achtliebe und Schwelgerey vorzuwerfen, um. ihnen eigen, mit wie wenigem bie menfchliche Natur zufrie⸗ fey, um ihnen die Tugenden und vorzüglich die Annheit ihrer Borfahren zuruͤckzurufen, und fich ſelbſt Männer anzufündigen , welche die Gottheit, dis Zweyter Band. Un VDeten

674 Achtes Buch. Zweytes Capitel,

Boten und Zeugen der Wahrheit und Tugend, als Auf |. ſeher ihrer Nebenmenſchen, als Rächer von Thor! ten ımd Laſtern, und als Erretter aus der Anechriheß || der Seidenfchafften auf die Erbe Herabgefanbt habe Yıı Antifthenes ging gleich dem Sokrates, und den Heat des Alterthums, unter welchen er ſich vorzüglich Ef Herkules zum Mufter vorfezte , beftändig baarfuß, uöfn

wuͤnſchte daß ſeine Fuͤße eben ſo hart N) als die | von ‘Pferden werden möchten, fo wie er eben fo wei Molfter, ald die tüwen, und’ Leckerbiſſen ſo wenig, ii die Hunde, braucht **). Er legte das Oberkleid (+ ab , deſſen ſich vie übrigen Griechen Bebienten, um ckelte ſich in ein einziges- Gewand ein’, (res) dab

1 tl

) Arrian, Diff. HI; cap. 22. p. 448. 461. Luc. L$ 549. Einige Schriftfieller glaubten, daß niät ſthenes, Tondern Diogenes, bie Iufiguien bes Cyuiih, eingeführt habe. VI. 22. Diog. Allein biewiter ,

ten nicht nur viele Stellen und Nachrichten im Di, nes f. 2. 4. 6.8. bef. f. 13. & ibi Menag. (mi. anch die ganze Beſchreibung, die Antiſthenes von Meſ ſelbſt beym Kenophon macht. Ehemais fand HR wahrfcheinlih, daß eine ber Urſachen, warnm be niker ſich fo fehr von den übrigen Griechen audac r net hätten, bie Sorge für ihre Sicherheit gemefen Mh. denn indem fie In der Geflalt von Bettlern erfäleh erhielten fie auch das Recht derſelben, grängeniofe® müthigfeit, welche diejenigen ,. die nicht zum | gezaͤhlt wurden, oft mit dem Leben bezahlen Nach abermaliger Ueberlegung aber koͤmmt mir mi Bermuthung nicht fo annehmlich vor, als wofür i fonft gehälten habe. Hätten nämlich die Cynika Bettler und Menſchen vom Pöbel gehalten fen Im; fo würben fie ſich dadurch zwar gegen dad ©

| fal des Sofrares in Sicherheit gefezt, aber ih! gleich ihren Reden alles Anſehen genommen hab FR) ®°) Luc, Cyn. 1. c, p.'546. 547. In)

Bon ben Schäleen des Sokrates. 675

ntee dem rechten Arme zufammen zog, und mit ver ıhaut des Herfules verglich *). Er ließ ſowohl fein thaar, als ſeinen Bart wachlen,. weil er. glaubte, ie Gottheit beybe dem Manne zum Schmuck, wie Dferde und töwen feine Mähne gegeben habe, uud as Schaben und Glaͤtten dee Haut, das damals den Griechen allgemein zu werden anfing, eine dung des männlichen Sefchlechts fey **). Alm thenienfer beftändig daran zu erinnern, daß er wi⸗ ie Ungeheuer der firtlihen Welt einen eben fo nach⸗ lichen Krieg ald Herfules wider phnfifche Ungeheure n wolle ***), nahm er einen Staab, oder vielmehr Reule in die Hand, welche fonft unter den Griechen für eine nothwendige Stüge, oder unentbehrlichen ath, fondern für eine Beleidigung ber allgeineinen yeit und Sicherheit galt 7). Endlich hing er ſich everne Taſche um, in welcher er etwa ein Bud), Becher, womit er Waſſer fihopfen Fonnte, und ſchlechte Lebensmittel mit fich herumführte 77). e gewöhnliche Nahrung war Brod und ungefochte je, felten gefochte. Gemüfe, und fuͤſt niemals hſpeiſen Fr). Wenn Flötenfpieler und Schaufples ge eigenthümliche Kleidung haben, fragte Antiſthe⸗ warum foll jid) dann auch nicht der rechtfchaffene in von dem großen Haufen verdosbener Menichen ſſcheiden, und eine folche Kleidung anlegen, die ver | Una Laſter⸗

& brauchte es auch bie Nacht Äber, als eine Dede - l. e. | |

"ib.

"5 ib,

Menag. ad f, 13. VI. Diog.

» ib, |

h3 ib. a

Safterpafte am meiften veraßfiheit, und Igem zugi groöſten Vorwurfe gereihe 7: | Micht minder eigenthuͤmlich, als die K war dem Antiſthenes und den übrigen Cynikern eingefchjeänfte Srenmißrhigfeit , welche fie al6. bau Kleinod des weifen Mannes und als das weſe Vorrecht —— anſahen Vorrecht uͤbten fie in einem viel groͤßern Umfan Sodkrates, und ſelbſt als die Dichter der alten 9 aus. Sie griffen alle Thoren und Laſterhafte, nen. aufftießen , zu. allen Zeiten, an "allen Orte ne Unterfihleb der Perforien ai fo'seie fie aut jeden Ihren Rath mirtgeiften, 8 bey entſta

gen nicht blog Scharfſinn, Beredſamkeit und ſchaffenheit, Fol uf | um widerſpenſtige Thoren Ind Verbrecher und zum Stillſchweigen bringen zu koͤnnen. =

A Sal; in Griechenland das durchdrin fo kann mag fügen, Daß unter dem Attiſchen das fehe für dad beißendfte gelten fonnte. WBiele t dieſe Sremäthigfeit der Cyniker vorzüglich au Grunde, meil fie fid) an alle gewagt, und eben de fo oft ihres Zwecks verfehlt, und ihrem Sport u del das Gewicht genommen hätten. Allein wem! nifer Durch ihren Spott aud) niemand beffercen; f gen ſie wenigftens fehr oft Thorheicen und Laſter verftecken, und hinderten, daß fie durch einen | chen Triumph fich nicht fo fchnell, und fo allgem Breiten Fonnten, als bey einer völligen Duldung hen wäre. Unterdeſſen zog ihnen ihre Freymuͤ ſehr oft Mißhandlungen zu, aus welchen Grund

) 8. 48. 1. Lueian, in Cynico, ,

Don den Schülern des Sotrates. 677

t unter den Ennifchen Tugenden auch Unempfindlich⸗ it gegen Hohn, und felbft gegen Schläge aufzähle *). in ächter Cyniker, fagt er, muß dem großen Haufen: gefuͤhllos, als ein Stein zu fenn fcheinen: er muß . > ertragen fonnen, daß man auf ihn, wie auf einem ſel losfchläge, und muß, als der Bater und Bruder * allen, ſelbſt diejenigen lieben, von denen er gegei⸗ t wird.

Der groͤßte und beruͤhmteſte Freund des Antiſthe⸗ es war Diogenes von Sinope, welchen Epiktet und Senefa **), ald das vollfommenfte Mufter eyniſcher tsgenden ſchildern, von welchen aber das Gerücht, und e Schriftfteller, denen Diogenes folgte, fo entgegen, feste Dinge erzählten, daß, wenn alles, was von dem eunde bed Antiſthenes herum getragen und aufgezeich⸗ E wurde, wahr wäre, er zugleich ver weiſeſte und recht, saffenfte Mann, und ber verächtlichfie Thor und vers ſcheuungswuͤrdigſte Boͤſewicht müfte geweſen feyn *"*). je. Menge von Gerüchten und Fabeln, dergleichen on keinem andern Cyniker fo viele als vom Diogenes zumgingen, und erhalten worden find, beweift, daß „unter allen Weltweifen feiner Schule die großte Aufr xrkſamkeit erregt habe, und aus den Nachrichten hin⸗ gen , bie entweber feinem ‘Berftande , oder feinem erzen nachtheilig find, kann man, veie aus ben ihm Bgedichteten Briefen F), und Traueripielen FF), weis Enichts fchließen, als daß es entweder einfältige Des W Uu 3 wuns

®) III. 22. 457. 71. |

ni) In Arrian. Diſſ. III, 22 & 24c. IV. 8 & ız, Senec, de tranq. c. 8. -

ee) VI. 20,81. Diog.

p) IV. 1. Arrian,

b+) Orat. VII. p. 310. Julian,

*

die dem Diogenes und feinem Zabel durch gi laͤumdungen ige Anſehen nehmen wollten. ‚nicht Parehenlichkeit, fondern Gehorſam gegı ſeze der gefunden Kritif, und der Billigfeit, die Urtheile und Erzählungen weifer und red Männer namenlofen, und ſich ſelbſt mwider| Nachrichten vorzieht, und feine angeblichen ſterungen, feinen Umgang mit ver tais, de unuͤberwindliche Schwierigkeiten der Zeitrech gen ſich hat *), feine fchändlichen, allen | und Sittſamkeit beleivigenden Handlungen, e zuchlofen Grundſaͤze von der Erlaubtheit d Berbrechen, fuͤr unglaubwuͤrdige Erdichtungen Diogenes hatte ſeltſame Schickſale; allein er unter allen Umftänden, als einen Weltbuͤrge gends aufhören müffe, ein Diener der Sort und das Glück der Menfchen, als feiner Br: fördern. Er fiel in die Hände von Sreraͤt ihn als einen Selaven verfauften 7), und ı Ppilipp, als ein verdächtiger Kundſchaffter g der Sohn diefes Königs ihn als einen Weiſen b

Von den Schülern bed Sokrates. 679

hatte weder Baterland noch Eigenchum, weder Weib h Kind, weder Haus *) noch Knecht; und er pflegte daher im Scherze mit einem von den Furien getrie⸗ en zu vergleichen **); allein zu gleicher Zeit rühmte wie Sokrates von ſich felbft, daß er dem großen tige der Perfer an SGtäckfeligfeit nichts nachgebe*"*), Seneca glaubte, daß man an feiner Gläckfeligfeit ı jo wenig, als an der Gluͤckſeligkeit der unfterblichen ter zweyfeln koͤnne 7). Er war ohne Traurigfeit Furcht, ſtets heiter und frey, und hatte nie das zlück, daß ihm etwas begegnete, was er häfte vers den mögen, oder DaB er etwas nicht erlangte, was ewuͤnſcht hätte. FF). Er war weber mit der Gott, , noch mit den Menfchen unzufrieden, fürchtete und underte feinen von denen, welche andere zu fürchten zu bewundern pflesten, und ging mit einem jeben ald wenn er fein Here und Meifter gewefen waͤ⸗ 77). Ungeachtet er feine Beduͤrfniſſe fo.viel als lich einfchränfte, und fein teben durch Die einfach»

Uu 4 ſten

dem Alexander gegeben haben ſoll, halte ich für eben erdichtet, ale bie ungereimte Vergleichung zwiſchen fidh und dem Diogenes, bie man dem Alexander in ben Mund legt. Es laͤßt ſich aber deßwegen nicht gleich

laͤugnen, daß er mit dem Alerander zufammengefoms men fey. ib.- -

Seine Wohnung in einem Zaffe halte ich nicht ganz für eine Zabel, ungeachtet ich nicht glaube, daß er befläns dig darinn gelebt habe. Die Gründe für und wider daß Faß des Diogenes findet man im Auszuge beym Bruder in vita Diog. j

) VI. 38. Diog. Arr. p. 640. 664. imp. 455. #) Arrian, p. 459. & Cicer, Tufc, quaefi, V, 32. de trang, e. 8. | ) Arr. p. 501. ib

+ -

7 uwe ——

mehr —ã und tadelte die Gebrechen d wie einzelner Bürger. Es war fein Stand, zon Menſchen, deren herrfchende Thorheiten ruͤgt und lächerlich gemacht haͤtte 7). felöft den Aberglauben , oder die heiligen Bo: Sriechen nicht, und verlachte Sieinigen, m w beiten ihres Berufs, und die Geſchaͤffte des nachläffigten, und fid) mit einem jeden lecı ſoaleich an betruͤgeriſche Traumdeuter wen! die den Göttern opferten, um bie fundpeit zu erhalten, und bie ſelbſt an ben ihre Geſundheit durch Unmäßigfeit verduͤrb⸗ endlich glaubten, daß Raͤuber und Diebe Waſchungen und Einweihung Mofterien fi) der Gnade der Goͤtter und lichen Lebens nach dem Tode bes Eörpers ver]

- Bon den Schülern des Gokrates. "68: je gottesbienftlichen Handlungen vernachläffigt hatten, in dem Pfuhle des Tartarus waͤlzen mäften *). ıchdem er fein’ teben in dem ‘Dienfte ber i d in einem beſtaͤndigen Kampfe wider Vorurtheile, orheiten und laſter hingebracht hatte; ſtarb er endlich: einem hohen Alter, und ſuchte auch ſelbſt feinen Top h lehrreic für feine Mitbruͤder gu machen. Er fezte ) ben der Armäßerung feines Todes an dem Wege ch Olympia hin, und forderte diejenigen auf, welche Neugierde zu den Spielen trieb , doch einige Augen» fe zu verweilen, um zu ihrer.eigenen Stärfung und bauung den Streit eines. Greiſes mit der plözlich zus menden Krankheit zu betrachten *).

Diogenes erhielt mehrere Nachfolger, als man der allgemeinen Weichlichkeit und Sittenverbersnig damaligen Zeit hätte erwarten follen*”*). Linter Dies Nachahmern zeichneten fich vorzüglich Oneſikritus, Begleiter umd Gefchichefchreiber Alexanders, und ates von Theben aus. Lezterer wird von den glaubs rdigſten Schriftftelleen,, als ein wuͤrdiger Freund des jogenes geſchildert, und man fann daher die Fabel, n dein Öffentlichen Genuſſe ber ehelichen Siebe in ber men der Hipparchta, ohne Bedenken verwerfen, fo _ hrſcheinlich es iſt 7), daß diefes ſchoͤne Frauenzimmer ) in den rechtſchaffenen, wenn gleich haͤßlichen Krates liebe, und fich Durch Feine Drohung und Dorftellung n der Verbindung mit ihm habe abfchrecken laſſen +}).

Uus Nach

N | LU |? U)

+) ib, Rates wurde ff. allgememn geliebt, und allenthalben fo gerne aufgenommen, baß man ihn Daher den Ahär» es

geboren, in welchem der. unglüdliche Pe Krieg zwiſchen den Achenienfern und ben ausbrach *) Das AHeſchlecht, ‘ans wel ſtammte, war eins der edelſten in Attika, ſich bis zum Solon und Kodrus, ja ſegat Goͤttern hinauf **). Viele angeſehene und unter dieſen Speuſipp, ein Nachfolge in der Akademie, wagten ed, die Sage zun daß Plato nicht vom Arifto, fondern vom A und daß jeine künftige Größe, vorzüglich | famfeit, durch wundervolle Zeichen verfün ſey t). Er erhielt ven forgfältigften Unter:

to im Unfange 4 Veirppounchiäre Kr worden fep. sp. Menag. ad f. 3. III. D farb DI. 108, I. Digg. f. 2.

“) Diog. IL Tr.

) Dun erzaͤbite, daß ein Bienenfäwerm feiner Kindheit Honiafeim in den Mund.

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 685

Kuͤnſten, wodurch in Athen die $eiber und Seen Knaben und Sünglingen aus den erften Haͤuſern ger »t wurden; er zeigte ſich deßwegen ſchon früh im rern Dichrungsarten, felbft in Trauerfpielen, und eben im Begrif, einen Wettkampf mit andern tra⸗

yon Dichtern einzugehen, ald er mit dem Sokrates inne wurde, und die Dichtfunft niche nur verließ, ern ihr auch fogar einen Krieg anfünbigte *). Mie | Sofrates lebte und forfchte ee acht Jahre **), und ) deffen Tode bereifte er Aegypten, befuchte den Ma⸗ natifer Theodor in Kyrene, den Euflides in Megara, die legten berühmten Pyehagoreer in Sttalien, um

len diefen Gegenden und von allen dieſen Männern iche Kenntniffe einzuſammlen, wie er fie vom &o« ed, und noch früher vom Kratylüs, einem Hera⸗ (chen Philofephen, empfangen hatte }). - Mac) ber flehr in feine Baterftadt kaufte er ein: Fleines Gaͤrt⸗ 1, das an die Akademie, ein vom Kimon verſchoͤ⸗ es Gymnaſium, in einer ber Vorſtaͤdte Achens azte, und fing an, in dieſem Gymnaſio zu lehren, ches er bis in fein höchftes Alter, und nahe bis an Zeitpunct fortfegte, wo die Achenienfer vom Paripp bers

) Diog.l,e. | | . ") Diog. f. 6. Er war zwanzig Jahr alt, als er diefen feinen Lehrer keunen lernte. ib, ) Arift. Met, X. cap. 5. p. 15. Ed. Sylb. gr. Cicer. de Fin. V. 29. Tuſe. quaeft. 1. VI. Apul. de dog. Plat, . 250. Diog. III. 6. Ueber bie Folge ber Reifen des lato, und die Ordnung, worinn er die angeführten Meltweifen gehöret hat, find bie meiften Schriftfteller niche mit einander einig; es ift aber nicht ber Mühe werth, dieſe unbedeutenden Streitigkeiten zu ſchlich⸗ ten. J

en Haube, dag Mäuher u Die püngen, Weaſchungen und Einweigur

- Won ben Schliern bed Sokrates. "68:

tefe gottesbienftlichen Handlungen vernachläffige hatten, ich) in dem Pfuhle des Tartarus waͤlzen muͤſten *). ſtachdem er fein teben in dem ‘Dienfte der fe. and in einem befländigen Kampfe wider Borurcheile, Thorheiten und tafter hingebracht hatte; ſtarb er endlich: n einem hohen Alter, und fuchte auch ſelbſt feinen Tod roch Iehrreich fir feine Micbrüder zu machen. Er feste Rh) ben der Amaͤherung feines Todes an dem Wiege Nach Olympia hin, und forderte diejenigen auf, welche bie Neugierde zu den Spielen trieb , doch einige Augen⸗ ge verweilen, um zu ihrer eigenen Stärkung und uung den Streit eines Greiſes mit der plözlich zu Behmenden Krankheit zu betrachten *"),. Ä Dinvgenes erhielt mehrere Nachfolger, ale man en ber allgemeinen NWeichlichfeit und Sittenverderbnig er damaligen Zeit hätte erwarten follen”*"). Unter dies a3 Nachahmern zeichneten fich vorzüglich Onefifritus, > Begleiter und Gefchichtfchreiber Aleranders, und dwates von Theben aus. Lezterer wird von den glaubs Vrdigſten Schriftftelleen,, als ein würbiger Freund bes Diogenes gefchifdert, und man kann daher die Fabel, can dem öffentlichen Genuſſe ber ehelichen Siebe in ben Ermen der Hipparchia, ohne Bedenken verwerfen, fo _ pe abefcheinlich es iſt 7), daß dieſes ſchoͤne Frauenzimmer ch in den rechtſchaffenen, wenn gleich haͤßlichen Krates werliebt, und fich Durch Feine Drohung und Vorſtellung mon der Verbindung mit ihm babe abfchrecken laſſen +}). Uus Nach

) VI. 85. 9 ib. Krates wurde ſe allgemein geliebt, und allenthalben fo gerne aufgenommen, daß man ihn daher den Thaͤr⸗ ers

mer aus, wie Menebemus }), der in.eben t in welcher die Zurien duf den Griechifchen T fhienen , umherwandelte,. um, wie er fagte ten der Menfchen zu beobachten, und fie di ſchern der unterirdifchen Wohnungen zu vi Aechte Cyniker muften zu viele Tugenden ur befizen, muſten ſich zu viel verfagen und zu t als daß fie fich in folchen Staaten, als die C nach dem Alerander waren, hätten erhalten

eröffner nannte. Als Schriftfleller vergli mit dem Plato, und es find noch mehrere | mente ſowohl beym Diogenes als dem Jr bie diefe Vergleichung beftätigen.

“) VI. 095. Diog,

®*) S. 99. 100,

9) ib. 102.

+) Es iſt vergebens und uundz, bie Beitredinm fhen Weltweifen genan beflinmen zu wol weiß genug, wenn man fid gemerkt hat fihenes zroifchen der 100 und ITO, und Krı

zwiſchen der 110 und 120 Olympiade geb Mihore Reltimminaen har Doitrohnuna had

Achtes Buch. Drittes Capitel.

Geſchichte des Plato und ſeiner Philoſophie.

I allen Sreunden des Sofrates war Plato zwar nicht der größte Mann, aber gewiß der feinfte vpf, der tieffinnigfte Gruͤbler, ver ſchoͤnſte Schrift. ler und der gluͤcklichſte Erzieher großer Männer, des ı aus feiner Akademie mehr, als aus den Schulen als übrigen Sofratifer hervorgingen. So wie man bie ofratifche Philofoppie mit einem. mächtigen Stamm gleichen Fanrı, aus welchem viele fruchtbare, über nz Griechenland, fich verbreitende Zweige entſtanden; n fo kann man die Werke des Plato eine reiche Duelle inen, aus welcher alle nachfolgende Weltweiſen, und ft diejenigen gefchopft haben, die fich von ihm trenns

|, oder ihn befiritten und ‚lächerlich machten. % Ungeachtet Plato zu einer Zeit lebte, in welcher Ben der einzige Siz von Künften und Wiffenfchafften r, . ungeachtet er. unter allen Weltweiſen am meiften n Sefchichefhreibern und Rednern gefchäzt und geleſen wde, und viele berühmte Märner gleich nach) feinem »de fein teben befchrieben, fo wiffen wir doch‘ von feis e Perſon, feinem Charafter und feinen Schickſalen | nicht

geboren, in welchem der. unglüdliche Pelopo Krieg zwifchen den Athenienfern und den Sp ausbrach ) , Das,Befchlecht, aus welchen flammte, war eins der edelſten in Attika, ur ſich bis zum Solon und Kodrus, ja fogar bis Goͤttern hinauf *). Viele angeſehene Schri und unter dieſen Speuſipp, ein Nachfolger de in der Akademie, wagten es, die Sage zu wiede daß Plato nicht vom Ariſto, ſondern vom Apoll und daß ſeine kuͤnftige Groͤße, vorzuͤglich ſeine famfeit, durch wundervolle Zeichen verkuͤndigt fey +). Er erhielt ven forgfälsigften Unterricht

9 91. 87. 2. Meiftens fezt man feine Gebur Sabre fruͤher; allein meinem Urtheile nach | dius mit überzeugenden Gruͤnden bargetban, t to im Anfange bes Pelopponneſiſchen Krieges worden fey. sp. Menag. ad f. 3, III. Diog.

farb DI. 108, I. Diog. f. 2.

u) Diog. I. .

Man erzählte, daß ein Bienenſchwarm dem $ feiner Kindheit Honigfeim In den Mund geleg

Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. 685

Kuͤnſten, wodurch in Athen die Leiber und Seeken Knaben und Juͤnglingen aus den erſten Haͤuſern ge⸗ et wurden; er zeigte ſich deßwegen ſchon fruͤh in rern Dichtungsarten, ſelbſt in Trauerſpielen, und eben im Begrif, einen Wettkampf mit andern tra⸗ jen Dichter "einzugehen , ald er mit dem Sokrates inne wurde, und die Dichtfunft nicht nur verließ, ern ihe auch fogar einen Krieg anfünbigte *). Mie Sokrates lebte und forfchte ee acht Jahre **), un ) deffen Tode bereifte er Aegypten, befuchte ben Mas natifer Theodor. in Kyreite, den Euflides in Megara, die legten berühmten Pythagoreer in Stalien, um llen diefen Gegenden und von allen dieſen Männern iche Kenntnifle einzufammlen ; wie er fie vom &o« ed, und noch früher vom Kratylüs, einem Hera⸗ chen Philofephen,, empfangen hatte 7). Mach ber kkehr in feine Vaterſtadt kaufte er ein: Fleines Gaͤrt⸗ 1, das an die Afabemie, ein vom Kimon verfchdr ed Gymnaſium, in einer ber Borftäpte Arhens ste, und fing an, in dieſem Gymnaſio zu lehren, hes er bis in fein höchftes Alter, und nahe bis an Zeitpunct fortfezte, wo die Athenienfer vom Palin

Ä Ä er⸗

Diog.l,e. .

x) Diog. f. 6. Er war zwanzig Jahr alt, als er dieſen feinen Lehrer keunen lernte. ib,

y Arift. Met, X. cap. 5. p. 15. Ed. Sylb. gr. Cicer. de Fin. V. 29. Tufe. quaeft. 1. VI. Apul. de dog. Plat. p. 250, Diog. III. 6. Weber die Folge der Reifen des Plato, und die Ordunng, worinn er die angeführten Weltweiſen gehoͤret bat, find bie meiften Schriftfteller nicht mit einander einig; es iſt aber nicht ber Muͤhe werth, dieſe unbebensenden Streitigkeiten zu fchliche ten. Zu 0 0

wegmugeen gern eye regen wa ge Lidenſchafften blenden, noch von der Einbi verführen Heß, der eine jede Sache rußl Seiten betrachtete, und bey jedeni Schli machte, auf die Erfahrung zuruͤckblickte ** daher auch felten aus dem Gebiete der Wahi tabyrinthe des Irthums verloren, und feine

©) Ueber die Atademie fiehe Diog. I. 7 & Comment. Pauf, I. 28. Schol, ad Nubes unter den Neuern Midleton Life of Cic Diogenes erzählt eine Antwort bes Plate, man fliegen müfle, daß er feinem Ba Krieger gedient habe. f. 24. Allein alle ſchweigen von den Kriegszügen des Plato Tann e8 auch aus der Gefhichte und We Athenienfifhen Staats im Zeitalter diefes hoͤchſt wahrſcheinllch machen, daß er nicht

tes unter feinen Mitbärgern gefochten habı #8) Plato läßt den. Sokrates feine Worficht im and Eutſcheiben vortrefflich in folgenden 5 brüden: Aonas nos Xenvas ambvacı

ua Asvm. To van eben.

Geſchichte des Plato und feiner Phil, 687

den gefährlichften Feinden zu den treuften Dienern ee Seele machte, indem er fie.faft alle Dinge ſchoͤn haͤßlich, angenehm und unangenehm empfinden |, tote er fie für gut und boͤſe, fir nuͤzlich oder ſchaͤd⸗ etfannt hatte. Plato befaß mehr Tieffinn als hellen den Derftand, ımb war weniger fcharffinnig ale findig; eine Eigenfchafft, die fehon unzählige male einer lebhaften Phantafie verbunden war, fo unvers‘ zar fie auch Damit zu fenn ſcheint. Unterdeſſen war ito doch Immer dem Sofrates in Anfehung feines ftesfräfte viel ähnlicher, als in Anfehung feiner: Ges hsart und feines Charafters. Zwar find von leztern⸗ einige dunfle Zuͤge zu uns gefommen, allein auch reichen ſchon Bin‘, "uns zu überzeugen, daß Plato, Menſch betrachtet, noch ſehr weit: von der Sofratis ı Bollendung entfernt war. : Er war nicht heiter, rund einladend, wie fein Lehrer, fonbern eher: ver⸗ ſſen, muͤrriſch und abfthrecfend , und daher entfland reitig die Sage, daß er den Gott des Lachens und Froͤlichkeit aus feiner Akademie: gänzlich verbannt e*). Vielleicht wär es eben dieſe bittere uinfreunds, Gemuͤthsatt, die ihm den Eichein des Stolzes und Berachtumg anderer gab **), und ihn zur Mißgunft, Neide und allen damit verbundenen Schwachheiten > geneigter machte 7). WWenksitens fiel es dem gans Alterchume auf, dap er mit keinem der großen Freunde | und

! Diog. III. 26. Ael. III. 35.

Y VI. p. 756. Dionyf. de Plat, Edit. Lipſienſ.

| Allein der Tadel des Lyſias in feinem Phaͤdrus, und die Anſtrengung, womit er biefen großen Redner zu uͤber⸗ treffen ſucht, beweifen, daß Plato nit freu, vom Meide, oder einem am, Neid gränzenden Wetthifer war.

un mieten fen nn Gichen, und nf

Seen

ältern oder juͤngern

. IT. 34036. & ibi Menag. id. ad IL 57. n I ach Bir. prim. p. Fri sr ®%) I. de Rep. VI. p. 16. Vol. I. Ou yag su nam voruroov dead

uz' aurs, sderas copurirı Tas vor aM Yveas nm. oA ö Taro woneugauee et aaro. Er fßelte Gier auf dep Meikipp, den‘

daR le Eürtifide, ve je Eicitisen wel

aſt al n Plata erwähnen, wiberſprechen ſich ennoeder in

\

Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. 689

Buhlerinnen, die ihm zugeeignet werben, kann man e Vorwuͤrfe hernehmen, weil fie zu verdaͤchtig find *). darf aber auch nicht verfchtwiegen werben, daß er t wie Sofrates verheirarhet war, und feinem Bas ınde feine rechtmäßige Buͤrger hinterließ. Wenn to übrigens die Genuͤgſamkeit, Mäßigfeit und Gleich, higkeit feines Lehrers auch nicht erreichte; fo war er , gewiß in Ruͤckſicht auf dieſe Tugenden für den jten Theil feiner Zeirgenoffen ein unnachahmliches fter. Wenn er aufgebracht war, fo flrafte er fich t mehr, als diejenigen, die ihm gereizt hatten "), ‚eachtet-er die reichften Könige, und die größten Felb⸗ en und Staatsmaͤnner unter feinen Schülern und unden zählte; fo ftarb er doch) arm, und hieraus für: I ald aus dem beftändigen Tadel der Gewinnſucht Sophiften muß man fchließen, baß er nicht, "wie :, umd Gelb gelehrt habe 7). Er verabicheute die

| fehwel

En ne GESEREED un

bung ber Zahl, oder ber Zeit, ober ber Bewegungs⸗ gründe derfelben, ober auch in ber Erzählung der Ges fahren des Lebens und der. Freyheit, denen er anf einer berfelben von dem beleibigten Tyrannen ausgefezt wur⸗ be. Man fehe Cic. pro. Rabirio Pofth, e. 9. Diod, XV. p. 8. ad Ol. 97. 3. Athen. VII. 5.p. 279. XI. cap. ult. 505:509 Biog. III. 18. 21. & ibi com, Apul. p. 251. de dogm, Plat. Wenn ich irgend einen Nuzen davon erwartete, fo würde ich mich bemühen, dieſe Widerſpruͤche fo. viel als möglich entweder ſelbſt zu heben, ober audere dazu aufzumuntern. ) 111. 29. & faq. Diog. : *%). Plutarch. VE. 178: E ) Suibas im Worte Plate, und Apulejus 252 p. fagen beyde, daß Plato arm geweien fen Hiemit ſtimmt fein Teflament überein, wenn es anders aͤchtiſt Diog. II. 441. Satyrns hingegen machte ihn reich ib. ſ. 9. und erzählte, daß er achtzig Talente vom Dionys

Zweyter Band, Er erhal⸗

von zu entfernen. Er verglich das Atheni Bald mit einem abgelebten Alten, der wiebeı Schwachheit und Unverftand zuruͤckgefallen mit einem Haufen von wilden Thieren , man, wenn man fich barunter wage, alle in Gefahr fen, gerriffen zu werden: bald ab unfruchtbaren Acker, der nur Unfraut tray nuͤzliche Pflanze erſticke f). Ihm fehlen es feon, fich den Einfällen eines unbänbigen allen uzen, entgegen zu fegen, und fich Verderben zu ſtuͤrzen, bevor man feinen 3 Vaterlande gedient Gabe: und DBüberey «

erhalten habe. Wilehs diefe Nachricht fe weniger erdichtet, als eine andere eben | fiellers, daß Plate Vptpagoreife Gchril lolaus um 100 Minen gekauft habe. ®) Cicer. Tuſc. quaeß, V. 35. . ®%, Id enim jubet idem ille Plato, quem egı außtorem fequor, tantum contendere quantum probare tuis civibus poffis: v

Gefchichte des Plato und feine Phil. 691

hien es ihm, mit dem großen Haufen zu pluͤndern, Ber fein Baterland mit Gewalt zum Guten zu zwingen. er hielt es für viel vernünftiger, in dem heftigen Wiss elroinde, der faſt alle feine Mitbürger mit dem Unrath er Lingerechtigfeit beſchmuze, fich Hinter eine ſichere Band zu fielen, dem Getümmel und Wuͤthen ver dosheit von ferne zuzuſchauen, und fich felbft von allen ftern rein zu erhalten, um mit defto ruhigerem Ges. wach und deſto frölichern Hoffnungen das Ende diefes diſchen, und ben Anfang eines beflern Lebens erwars en zu koͤnnen *). |

Als Weltweiſer flimmte er barinn mit dem So⸗ Pates überein, daß er die Sophiſten unabläffig in ſei⸗ en Schriften verfolgte, und faft alle Grundfäze feines- brers benbehielt und vertheidigte; allein in Anfehung: Izer tehrarc, feiner Sprache, und des Umfangs ſo⸗ BH! als des Inhalts feiner Philofophie wich er eben fo etc vom Sokrates ab, als viele von denjenigen, die‘ eſer am febhafteften beftritten hatte. Er unterrebete Ey nicht, wie fein Meifter, mit einem jeden, der ihn Eike, oder ihm aufftieß, zu allen Zeiten, an allen Or⸗ w und über 'alleriey Gegenſtaͤnde, fondern ee lehrte Eh den Sophiften an einem gewiſſen Orte über be⸗ zmınte Segenftände und für gewiffe Perfonen. Seine Syrache war nicht ein Kind bee einfachen unverborbenen datur, fondern eine Tochter der Kunft, und fie zeigte H daher auch unter fo mannichfaltigen Geſtalten, umb ig fo abwechfelnden Puz, wie eine ſchoͤne Buhlerinn, e mehr durch äußere erborgte Reize blenden, als durch BR Tugenden feffeln will. Beine Rebe floß nicht ru⸗ B, wie ein filberpeller Bad) über weißen Sand, ober

. Xi2 . grüne

H Plat, & Cicer. 1, <,

Machahmer, und um feiner Beredſamkeit u wan ihn vorzugsweiſe den Großen, den Gh Sort und Fürften unter den Philofoppen gingen in der Bewunderung derſelben fo wr fagten : ſelbſt der König der Gotter wuͤrde eben, wenn er fich einer menfchlichen Spro follce **). Die größten Kenner des Griech thums hingegen tadeiten an ber Schreibart ohne ihre Vorzüge zu verfennen, mehrere | fein unparthepifcher Nichter uͤberſehen kann, rade ben Tugenden der Sofratifchen Rede

entgegengefezt waren. Ihrem Urteile na oder erreichte Fein anderer Weltweiſer oder Plato in der Kunft, die Ohren feiner, Sefe Wohllaut der Sprache zu begaubern , und rn größere Perioden, ſondern aud) in einzelne k der entzüchende Muſik zu legen }). Wenn Dionys ferner FI), in die Fußſtapfen fei

9) Man fehe unter anbern I. 11. de ar: Cirer.

Beſchichte des Plato und feiner Phil, 693

fe, und fich ohne allen Zwang oder mühfeelige Arts engung ausdrückt; fo wird feine ungefünftelte Schreib⸗

unausfprechlich füß und anziehend. Sie ift alsdann

ver und richtiger , als die ausgearbeiterfte Sprache yerer, deutlich und klar, wie der Tag, und mit Fels n einzigen überflüfligen Beyworte befehwert. Unge⸗ tet fie hin und wieder mit dem Moofe des ht bewachſen iſt; ſo bluͤht ſie doch voll unwiderſtehli⸗ n Reizes, und von ihr: duften dem Leſer, wie von menreichen Srühlingswiefen, die herrlichfien Wohle üche entgegen. Sobald aber Plato die tragifchen huhe des Thukydides, oder die Mebnerrüffung des rgias anlegt ; fo finft er weit unter fich ſelbſt hinab *),

[er zu fehr an feinen Werfen puzte. Dies fezte er

ans Ende feines Lebens fort, "und man fand daher ) feinem Tode ein Erempfar feiner Nepublif, in wel⸗ n er den Anfang bes erften Buchs auf mehrere Ace verfeze hatte, um einen größern Wohllaut hineinzüs gen **). Plato fuchte eine größere Ehre darinn, n zu fchreiben, als richtig zu denfen; und er verhehlte uch gar nicht, daß et weit mehr Sorgfalt auf fchöne ter und Sprache, ald auf wahre Gedanken wendete.

XRx 3 | Er

VI. Dionyf. 762. 64. 972. 73. 1032⸗44. V. 208.

) Dionyf. de Comp. verb. V. p. 208. 209. O ds IlMarwv Tas Euurts deAoyss arevicav x Bo- Seuxslav us MAVTE TOomov uvamAenav, 8 die- ATSEV sydennovra vevovoc ETN. TOACs Yarp on RB Tas QDiAcAoyoıs Vagina TE Weg Ts Qi- Aomovias Tavdeos isoguueva, nos dm no Fo ee TNV deArov, NV, TEAEUTNCAYTOS

caurs, Asyaaı EvpeInvos, WOoiÄwS. HETONEE- KEVHV TR EX TE TOATRS, Tmvde &c,

5 dcchtet Bud. Drittes Cape,»

——— ‚ber Goͤtter rede, und daß er nicht auf der ebenen d

= ser, in ber Hervorziehung nd, dem Gebra aber Fraftvoller Ausdrücke, im ‚erhabener Bilder, Gleichniffe, Alegorien endlich in der, Pracht und Größe feiner, B

chen Vorrath von Wörtern und und daß fie nicht in den finftern

nicht ungerne zu

lechter Profe ruhig fortwandfe, . ſondern mit ini

ich. Ja die beyben größten Mebner, bie je J geſtanden, daß fie ihm den anerfch

2* —— 064. 972. 1032,34. VI. **) ib. 1083.

» Cicer, Orat. V. 3. 4. Ego autem & me faepe videri dicere intelligo, cum pervetera dicam,‘ inaudita plerisque: & fateor, me oratorem, f do fim, aut etiam quicunque fim, non ex officinis, fed ex Academiae fpatiis exſtitiſſe. enim funt curricula multiplicium uberlorumau monum, in quibus Platonis primum imprels veftigia; fed & hujus, & aliorum philofop & exagitatus maxime orator

adjutus. Omnis- enim ubertas & quafi fylva di, du&ta ab illis et, Quod idem Fa ne exiflimari poteft: cujus ex epiftolis Ani quam frequens fyerit Pl —— ayditor,

Geſhichte des Plato und feine Phil. 695

barbariſche, die Philoſophie entehrende Pracht und sppigfeit ausarte, daß er nicht ſelten feine Gedanken einer Fluth von leeren, aber raufchenden Wörtern ers ıfe, daß feine Bilderfprache bald unerträgliche Weite weifigkeit, bald undurchbringliche Dunkelheit, odee Iyrambifchen Schwulft erjeuge, daß feine neuen Orter manchmal ungeheuer, feine alten geſucht und wwungen, feine Befchreibungen überladen, feine Gleich⸗ je und Allegorien unzeitig, ober froftig, oder unwahr⸗ einlich, oder gleich Ammenmaͤhrchen gedehnt fenen, ã er in gewiffen Augenblicfen von erfünftelter Begeiftes 29 von den geringfügigften Dingen mit Pindariſchem ımpe, und wenn diefe Begeifterung nachlaffe, von a erhabenften Gegenftänden mit einer beleidigenden ılte und Mattigkeit rede, ja daß er fogar über dem Zaͤndigen Suchen nach ſchoͤnen Worten, ober auch ech fruchtiofe. Anſtrengung ermüder bisweilen die erſten sfeze der Sprache und des Numerus verlege, und fich bärteften Wendungen und Soldcismen erlaube *). le ſtimmten darinn überein, daß feine Schreibart mehr sefie als Profa fen, daß fie wenigftens zwiſchen beyden der Mitte fiehe, und daß vielen Stellen in feinen hriften nur allein abgemeßner Rythmus fehle, um Pindarifche Oden verwandelt zu werden“) Uber Ex 4 eben

”) Dion. VI. 957. 64. 972. 1032034. 1038. 1043. Auch Longin. reeı udes peflim. Beym Dionys findet man Beyſpiele der getäbelten Zchler aus allen Schrife ten bed Plato.

4) Arift, ap. Diog. III. 37. Cicer. or. c.26. Dionyf, VI, 972 p. Quint. X, 1. p.m. 578. Philofophorum, ex

uibus plurimum fe trazifle eloquentiee M, Tullius confitetur, quis dubitet Platonem eſſe praecipuum, five scumine differendi, five eloquendi facultate quadanı

696 Acchtes Buch, Drittes Capitel.

eben hierinn liege auch der Grund, warum Plato feihi mehr ſchoͤner Schriftfteller, als großer Redner fen, mw kt auch mehr die erftern als die leztern bilden koͤnne) Wenn Plato alfo ven Rednerſtuhl befteige, und ein Verſuch mache, entweder die Unſchuld zu vercheivig ober die Tugenden gefallener Helden zu erheben; fo fuͤſ man gleich, daß er niemals weder vor den Richten noch zu dem verfammleren Volk geredet habe**), Pa dürfe nur feine Schuzrede für den Sofrates, und fi ‚sobrede auf die fürs Vaterland geftorbenen Krieger m ähnlichen Reden des Demofthenes vergleichen, um zu überzeugen, ‘daß fie eben fo fehr won einander fchieven feyen, als die Waffen und Ruͤſtungen eines gers von folchen, die nur zur Schau auögeftellt w oder als wahre lebhafte Empfindungen von leer Zn men, oder als Cörper, die durch Hize und Kälte:

härtet worden, von folchen, die fic) durch Weichliihä. verborben Härten. Plato's Neben feyen allein fük ‚die des Demoſthenes hingegen auch Iehrreich und nal Jene koͤnne man mit einer lieblichen Wiefe verglei die Durch Furz dauernde Annehmlichfeiten ergoge; bingegen mit einer fruchtbaren Flur, deren Anblid nd nur das Auge ergoͤze, ſondern die auch reichlich die wenbdigfeiten des tebens liefere }). .

BR

x m

quadam divina & Homerica? multum enim fa profam orationem, & quam pedeftrem Graeci voca furgit: ut mihi non hominis, -fed quodam Delp® videatur oraculo inftindus, e Cie, or, c,4. Dionyſ. VI. 102. 5. & fq. & 1056. &h. * ib,

7) Dion. VI. 1056. Alle Tugenden fowohl als Fehle Schreibart des Plato finden fi nirgends in größe Mange, als in.feiner Republif, die daher *

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 697

So wie ſeine Bewunderer, die ihn uͤber die ange⸗ en Helden ihres Volks weg, und den Goͤttern gleich Xxr5 ſez⸗

ganzen Alterthume als ſein groͤßtes Meiſterſtuͤck bewun⸗ dert wurde. Dieſer folgen ſein Gaſtmaal, ſein Phaͤ⸗ drus, ſein Gorgias und Timaͤus. Weil Plato unter den. Weltweiſen das war, wofür Homer unter den Dichtern, und Demofihenes unter den Rednern gehals ten wurde; fo erhielt er auch, wie diefe, eine Menge von Auslegern, welche bie Dunkelheiten feiner Schreib⸗ art erläuterten, ihre Eigenthämlichkeiten anzeigten, und ihre Schönheiten in's Licht fezten. Unter biefen ift nur allein das Werk eines gewiſſen Zimäus, näms lich ein Verzeichniß Platonifher Wörter, zu und ges fommen, das Hr. Ruhnken herausgegeben, und mit Anmerkungen verfehen bat, bie weit mehr, ale ber Text ſelbſt, werth find. In dieſem bärftigen Lexikon ſucht man die wichtigſten dem Plato eigenthuͤmlichen Wörter vergebens, und hingegen findet man anberg, die ihm mit unzähligen andern Schriftfiellern gemein find, ober gar nicht einmal in feinen Werken vorfoms men. Man kann fi kaum einer Anwandlung von Beratung gegen bie neuere Kritif enthalten, went man bedenkt, daß fie über den elendeſten Schriftſtellern ganze Wälder meiftens unzweckmaͤßiger Gelehrſamkeit zufammengefchleppt, und hingegen bie größten Schrift ſteller, und unter biefen ben Plato, faſt ganz vernachs läffigt, und wenig oder gar Peine Hälfsmittel geliefert . bat, wodurch der Jugend die Benuzung ber ſchaͤzbarſten Dentmäler des Alterthums erleichtert würde. Wer bat es noch verfudht, alle vom Plato erfundene oder ihm eigenshämliche Wörter zu ſammlen, und die dunk⸗ fen ober von ihm erneuerten zu erPlären? er bie ihm eigenthämlihen Wortfügungen, und bie bewuns bernswärdige Kunft in dem Gebrauch ber Verbindungs⸗ wörter, wie den Wohllaut in allen Theilen feiner Mer De ins Licht zu ſetzen? Wer den Werth und Unwerth feiner Bilder, Oleichniſſe, Beſchreibungen und Zirtios non, und bie Wahrheit ober Unwahrheit feiner Eralhe ' u gen

gen des Heraklit und der übrigen Phnfiki Ufchen Betrachtungen der Pythagoreer, ten ber Mathematiker , endlich die Weis tier, und wie viele glaubten, aud) der © net, und alle diefe zerftreuten Glieder de und barbarifchen Philofophie gefammiet, t in einen einzigen ſchoͤnen Eörper vereinigt | viel ich aber urtheilen kann, verdient Pl über lob/ daß er die Reden des Sofratet und die Gedanken deſſelben weiter fortfuͤht bie feztern gewaltfam mit folchen zufanmm mit ihnen unvereinbar waren; daß er L aufnahm, die Sokrates verworfen, unt von Dingen nachgrübelte, die diefer für erklärt hatte. Plato chat faft keinen Sränzen der Sokratiſchen Philofoppie Hiı

bangen und Gedanken zu präfen? Wer zu beſtimmen, wo er ſeine Eyarater gemäß, oeruiht gemäß,

Seſchichte des Plato und feiner Phil, 699

ht in unnize Spisfindigfeiten, oder in eitle Träume, er in ungereimte Irrthuͤmer bineingeführt Härte *). Zeil er die Meynungen von Männern annahm, deren hrart und Grundfäze einander entgegengefest waren; ı konnte es faft nicht fehlen, daß nicht feinen Gedan⸗ m oft die gehörige Drbnung und Zufammenhang gefehlt itte, daß er nicht häufig in Widerfprüche gefallen, und 2 Inhalt feiner Schriften eben fo verfchieden, als feis Schreibart und feine fehren geworden wäre. Man san daher die Meynungen des Plato nicht, wie bey ans wen Schrififtellern, aus einer einzigen Stelle abnehmen, rsdern man muß nothwendig alle Stellen über dieſel⸗ ze Materie zufammenpalten, weil man fonft in Gefahr anmt, ihm etwas zugufchreiben, was er nicht wirklich Hauptete. Noch ſchwerer aber, als die Ausfinvung = wahren Meynungen bes Plato, ift die Auseinanders gung deſſen, was ihm felbft und was andern und wen & gehört; denn fo wie er oft feine Gedanken andern in en Mund legte, fo eignete er fich auch ſtillſchweigend 56 Gedanken anderer, felbft dee Sophiften, zu, deren Werke verloren gegangen find. Unterdeffen kann mar wc aus Zeugniffen des Ariftoteles, aus einzelnen Wins mn bes. Plato felbft, und aus der Vergleichung feiner Schriften mit denen bes Xenophon, bey manchen wich» Egen Lehren, mit großer Wahrfcheinlichfeit angeben, was Des Plato, und was des Sokrates, ober eines ans >ern Altern Miloſophen fen.

, Plato

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4 Die Vermiſchung ganz ungleihartiger Lehren wirft Ihus auch der Merfaffer ber Briefe vor, bie dem RXenophon äugefchrieben werden p. 671. Asyuzts nexo9y-

0av u vn Tudayoes Teeurodas voßıns. Diefet Vorwurf war gegrändeter, als der andere von Pareg Schlemmerey, den man in chen dieſer Stelle ude

tifer es thaten, manche von jenen 2 m von Gefprächen einfleiven, weil fen des Sofrates entweder umveı

doch mır mit fleinen Veränderungen auf diefer fein tehrer fich nicht anders als in mitgetheilt harte *). Dieſe Sofratifche I Plato audy in den Schriften nicht verlaff er feine eigenen Begriffe und Unterſuchi

) Diefen Grund gibt er felbft im Anfange Ich habe, läßt er ben Euklides fagen des Sofrates nicht bloß erzählt, fon nes Geſpraͤchs gebracht, damit ich di fagte, und er antwortete; er längnete gab es zu, überhoben würde. p. 69. - ten ben Plato den Erfinder von phils ſo Gen III. 48. Diog.; allein biefen Ne nicht verbienen, wenn auch nicht ein mus von Xeos Sokratiſche Gefpräde kannt gemacht hätte Aril. ap. 4 Plato that in feinen Geſpraͤchen weiter er die Unterredungen bes Sokrates

Gefchichte des Plato und feiner Phll. 7er

wuͤrdegzdadurch dad, was ihm, und dad, was dem rated ‚gehörte, zu fichtbar unterfchieden, und ents er die Beſchimpfungen feines Lehrers durch feine eige⸗ widerlegt, oder aud) den Eindruck der lestern durch Unfehen der erftern gefchwächt haben. Gleichwie Plato genöthige war, feinen Werfen auch alsdenn Sofratifche Form zu geben, wenn ber Stoff fich gen fträubte; eben fo wurde er gezwungen, in ſei⸗ mündlichen Unterrichte die tehrart der Sophiſten nehmen, wenn er auch ächte Sofratifche Gedan⸗ vortrug. Er beftrire nicht, wie Sokrates gethan- e, die Sophiften und deren Schüler in ihrer Ges art, redete nicht mit alleriey Perfonen zu allen Zeis und über allerley Gegenſtaͤnde, hatte andere Abfich« . andere Perſonen, andere-Materien, zu welchen: über welche er redete, und Eonnte alfo auch nicht Methode beybehalten, dig durchaus unanmwendbar , wenn man nicht in alle die Umſtaͤnde eintritt, im. hen ſich Sofrates gefunden hat ”).

Durch die Nachahmung der Sofratifchen Unter⸗ ngsfunft in feinen Schriften erreichte Plato manche eile, die er ben einem fchlichteri Didaftifchen Bars nicht erreicht haͤtte; allein ich weiß nicht, ob fie dantit verbundenen Nachtheilen felbft alsdann das: gereicht halten, wenn er feinen $ehrer glücklich ahmt, und die Perfonen, die er einführe,. ihrem.

| &

2

Ich kann zwar kein ausdruͤckliches Zeugniß irgend eines alten Schriftſtellers dafuͤr beybringen, daß Plato nicht wie Sokrates, ſondern wie die Sophiſten geichtt babe. Allein die Sache läßt ich meinem —**— nach kaum anders denken; mb dann lehrten feine erſten Nachfol⸗ ger, wie ich aunehme, daß er gelehrt habe, ünd wie

anch alle ſpaͤtern Weltweifen Tehrten. Diog. IV. iß.

oa Achtes Buch. Drittes Eapitel.

Charakter und ihrer Denfungsart gemäß reven UA Plato erregt durch feine Dialogen Anfangs ein lebhaftahg‘ Intereſſe, ale man vom gewöhnlichen Bortrage in gi! terrichtenden Schriften erwarten Fann. Auch beme man nicht felten mit Bergnügen, wie ber gefchäifi Geiſt Wahrheit fuchender Juͤnglinge von verworte unvoliftändigen und falfchen Begriffen allmaͤlich bu ſ hellen und richtigen Ideen binanflimmt, oder wie de bildete Perfonen viele fruchtloſe Berfuche wagen, die ihnen fliehende Wahrheit zu erhafchen, und role fe nach öfteren vergeblichen Anftrengungen ganz erfä nicht weit vom Ziele liegen bleiben: oder endlich nie phiften erſt, ohne es felbft zu merfen, und nachher ihren Willen in die augenfcheinlichften Ungereim gezogen werden; allein zugleich kann man es doch verhehlen, daß man auch oft durch die Weitſchu keit, welche Gefpräche über wiſſenſchafftliche Mod umvermeidlich nach fich ziehen, ober durch die dem‘ eigenthämliche Spüsfindigfelt, womit er die fei Materien ſchwer macht, in feinen Erwartungen getä und gänzlich ermuͤdet, und noch öfter Icre gemadkn was man für Wahrheit, oder Doch für ernftliche M nung des Plato und Sofrates halten oder nicht WE fol *). Dieſe Unbequemlichkeiten werben noch 9

®) Verdrießliche Weitfchweifigfeit finde ich in feinem 1 = get, Sophiſtes, befonders aber in feinem zer 9 Getaͤuſcht wird man burch feinen Eutyphron, De

e &harmides, Lpfis, Hipparch, Hippias Meiner, u nen man gar Peine Aufſchluͤſſe Äber Die aufgeweri Fragen findet, nud au deren Eube man noch m hafter wird, als man Aufangs war. Sein Man

vilele irre geführt‘, beſonders Bebdes in feinem Ü

os the compolition and Manuer of Weiting.d

Au

Geſchichte des Plato und feiner Phbil. 703

8 vergrößert ‚, wenn Plato feine Perfonen wider ihre mein bekannten Grundſaͤze reden, ober fich ſelbſt tfprechen, oder auch auf frembe mit der angefanges Unterfuchung gar nicht verwandte Materien abſchwei⸗ ober über Dinge ſich unterreben läßt, über welche ünftige Perfonen fi) nie fo unterreden würden *). fagte fich felbft **) feierlich von ollen Geſezen des logs los, denen die Dichter unterworfen waren: :Eannte Feine Richter und fürchtete feine Zufchauer yiefe, und geftand felbft, daß er eine jede Unterredung Unterfuchung nicht als eine Beherrfcherinn, ſon⸗ als eine ‘Dienerinn feines Willens betrachte.

Schon unter den Sriechen theilte man die Plato⸗ ven Dialogen auf -mannichfaltige Arten, bald. nach, n Anhalt, bald nach ihren Abfichten, ober *

Antients, particularly of Plato p. ‚106. Dieler Särife fteller glaube, daß Plato bie Tugend als eine Volks Fommenbeit augefehben babe, die gar nicht erworben werde, unb bloß vom Himmel herabkaͤme. Eben fo febe als Geddes wuͤrde man ſich irren, wenn man mie Den Diogenes III. 52. aunähme, daB Plato feine: Mepnung flets durch den Mund des Sokrates, des Tim dus des Athenienſiſchen und Eleatifchen Fremdlings vorgetragen habe ie gefihicht häufig In feinem Theaͤtet und So⸗

> in Theset. p. 81. Tlovu vœgo EU TETO IENKOS, oT EX HRS 0 © Tw Tode KOREUOITEE Toy Ay UTNEETER , N 7 Ayo oͤ⸗ —R —A oemoreise9nvas, Örav Au denn. were yu dm Kusns, 878 Jeorns, worree ROMTS CU ITE prcoy Tex agker ur wu. Yun

704 Achtes Buch. Drittes Capitel.

nach ihrer Manier und Behandlung ein *). Alle du Eintheilungen aber bringen, fo viel ich ſehe, keinen M zen, ven nicht auch die bloßen Ueberſchriften der Geſ ſ che leiſteten. Die genaue Verbindung, die mian ml | Denfelben zu finden geglaubr hat, iſt entweder eingdll 4 bef, oder wenn auch biefes nicht iſt, fo teäge fie

N

wenig oder gar nichts zur gegenfeitigen Aufflärung cher Dialogen bey **). Wichtiger aber kann es für jungen tiebhaber der Griechiſchen Philoſophie fenn, man ihm fagt, daß er fich Anfangs nicht an vie a &efpräche machen folle, in welchen: Plato die Ep Digfeiten der Eleatiker und Sophiſten entweder wi hie, und nachahmt), oder auch bloß widerlegt, hre Meynung zu Äußern }), oder worinn er al feine eigenthuͤmlichen der Sofratiichen Weisheit ı forechenden Spefulationen vorträgt FF). Unter l Gefprächen find nur wenige, die felbft der Kenne wuͤrde, wenn er. bloß zum Vergnuͤgen laͤſe, und a die auch der gröfte Kenner der Sprache, und beim ßigſte leſer des Plato nicht ganz verſtehe - Ale Mike Dialogen würden ben in Die Geheimniſſe det Geichiiil Sprache und Philofophie noch nicht eingerveihten Fi ling entweder durch ven neuen , von dem aller din Griechiſchen Schriftftellee verfchiedenen Ausprud, durch die fremden unverftändlichen Grillen, ober ll durch die ſeltſamen Träume, die fie enchalten, d

> kan“ 4!

*) III. Diog. 49-52. Ä E

“) Man fehe Geddes 1. c. p. 104. & fa. ) Wi

auna) Wie im Parmenides und Krathlus. .D Wie im Dieno und den Äbxiage wertet genau ©) 5

nern Dialogen. | . +) Wie in feinem Theaͤte guiket, 7eäJα und mehrern Buͤchern ei set. An

N |

k a

hte des Plato und feiner Phil, 708

lato abſchrecken. Viel rarhfamer alfo ift Hejprächen anzufangen, in welchen viefer Grundſaͤze feines tehrers in der Manier

aͤgt *), oder worinn ee mit den größten »Rednern feines Volks um den Preis er in welchen er auch die mit der Sofratis 13 unvereinbarten Theile feiner Philoſophie Der größte Theil dieſer Geſpraͤche hat

> Reize ver Sprache und des- Inhalts, weder ungewöhnliche Borbereitungen und och muͤhſame Anftrengungen, um verflans Zergnügen gelefen zu werden. Unter allen Weltweiſen verliert Feiner fo fehr in Les nd Auszügen, und alfo auch in einer all chicyte feiner vornehmften Gedanken, als ihm find Gedanfen und Ausdruͤcke fo zus

nolzen, und in einander gefügt, dag man Derlesung over Zerftörung der erſten von

ten Fan. Auch wird der Werth der Ges die Schönheit und den Wohllaut Dee Spras yohr,, daß manihnen ihr Kleid nicht neh⸗ hne vaß fie, wie e8 bey allen großen Dich⸗ nern geſchieht, faſt ganz unfenntlich wer⸗ n biejelbigen zu fenn fcheinen. Hiezu kommt daß im Plato diejenigen Gebanfen, die

vorhergehenten Weltweiſen am meilten uns nd die auf die Denfart foigender Geſchlech⸗ ter

er Upologie, Krito, Alfibiades, Gorgias, dem ı Theile bes Phaͤdo.

feinem Epitophio, feinem Gaſtmaale, Phaͤdrus, inchen Stellen feiner Republik.

3. in feinen Büchern von den Gefezen, -

Band. Y y

7066 Achres Buch, Dritted Capitel.

ter bie meiften Einfläffe gehabt haben, die lächerlid Irrthuͤmer find, und daß man hingegen bie unzäh abgeriffenen eben fo neuen ald wahren Bemerkunger durch jeine Schriften zerftreut find, nicht alle auffi und mittheilen kann.

Die Griechiiche Philofophie war fchon vor um den Zeiten des Plato in eben jo viele Abſchnitte zeri als worinn fie nachher abgerheilt blieb; allein die Gr diefer großen Abfchnitte waren noch nicht genau beſtin und fie ſelbſt auch noch) nicht mit den Namen belegt, Zenofrates zuerft erfand, und die auch.alle fpätern® weiten beybehielten *). Unter allen den Kennmiß die man in der Folge unter dein Namen der Diold oder Logik begriff, rechnete Plato die unnüzen Er digfeiten zur Eriftif, oder Sophiſtik; und die rihtig zu erflären und einzutheilen zur Dialektif Die Unterfuchungen, die man nachher in der vortrug, nannte er noch mit feinen Zeitgenoffen die fenfchafft görtlicher,, oder himmliſcher, oder überi Dinge 7), fo wie die Erhif oder Sittenlehre des krates und feiner Nachfolger , eine Wiffenfchaffe mal! licher Dinge oder menfchlicher Weisheit FF). Died nung, in welcher diefe verjchiederre Theile der pbie in Plato's Kepfe geordnet waren, ging von Hronung, welche tie uͤbrigen Welrweifen beobadı gänzlich ab. Anſtatt dag die leztern die Dialeftif ausſchickten, auf dieſe die Phyſik folgen liegen, ım) Phyſik endlich mit der Sittenlehre befchloffen, fo i Plato von den Unterfuchungen über Sort, Mater

uäihntndnise unten emseusientunen Selen

*) Sext, Emp. VII. 16.

*®) Siehe bef. Sophift. 110, 113. 7) Siehe Apol, Soer. pafl,

th ib.

Gefchichte des Plato und feiner Phil. 707

elt an, ging alsdann zu feiner Seelenfehre und Dias if fort, und endigte mit feinen moralifcyen und poli⸗ hen Grundſaͤzen. Sch mache zwar feinen Anjpruch auf, die Gedanfen des Plato in eine ganze genaue, gends unterbrochene Verbindung, oder in gefchlaffene ihen zu bringen; allein ich ſchmeichle mir doch, ſie uemer zu flellen, als man fie in feinen Schriften rdnet antrifft, oder als fie felbft in feiner Seele geord⸗ waren, ohne daß fie etwas anders dadurch gewoͤn⸗ ı,'als den Vortheil leichter überfehen zu werden. Nirgends offenbart fich bie große Verſchiedenheit Geiſtes des Plato und feines !ehrers deutlicher, als ber Art, wie beyde, jener in feinem Timäus, Diefer den Denfmwürdigfeiten des Zenophon Ihre Gedanken r Welt, Gottheit und Vorſehung vortragen. In Betrachtungen des Sokrates herrſcht durchgehende t und Ordnung; auch die ſchwerſten und erhabenſten abrheiten werben einem jeden tefer von eingefchränfter flungsfraft begreiflich, und alle überzeugen nicht nue Verſtand, fondern rühren auch zuglelch das Herz. r Timäus des Plato hingegen ift srößtentheils mit aurchdringlicher Finſterniß, oder mir dichtem Nebel eckt, und nur hin und wieder heben fich einzelne ers Htete Flecken hervor, die aber meiſtens durch ihrerk ebhaften Glanz und zu Helle Farben blenden. Die yeeften Unterſuchungen werden fehwer, als wenn to mit Fleiß fie hätte verfinftern wollen, und die fer ben Wahrheiten werden, durd) die Bermifchung mit aıdiofen Vorausſezungen und Raͤthſeln, ungewiß. e Ausfprüche Plato's über den urfpränglichen Zujtand Materie, über die Natur des fie bewegenden vers raftlofen Wefens , Über die Schöpfung ver Elemente, Weltſeele und der menfchlichen Seele, find fo uns greiflich oder unverftändlich, dag nur ſolche Maͤnner, die neueren Platonifer & deren Kopf nach dunkler * ya

708 Achhtes Buch. Drittes Kapitel,

die dunfelften Stellen des Timäus waren, fich ſchm chein konnten, fie zu verftehen, und andern erflären fönnen. In feinem andern Gefpräc hat Plaro ver tete ‘oder dichterifche Wörter, mit einer folchen U ſchwendung, oder vielmehr Unmäßigfeit gehäuft, « in feinem Timäus, und zwar wahrfcheinlich in der A ſicht, feiner Abhandlung dadurch das Heilige und Eh würdige der Geſaͤnge oder Werke der alten Goͤtterlehn zu geben. Wenn diefes wirklich feine Abfiche war, | verfehlte er fie gänzlich, menigftens bey Leſern, die denken und urtheilen als ich. Denn anftatt das & wicht und den Eindrud feiner Betrachtungen, uf den von ihm gewählten Bortrag zu verftärfen, er ihnen vielmehr alle ihre überzeugende Kraft, i er fein ängftliches Beftreben nach feierlichen Wo und prächtigen Bildern zu fehr durchfcheinen lieg. end iſt es unläugbar, daß in feinem Timäus bie Pen Ihm eigenthümlichen, wenn gleich nicht bie rihgf

fen Gedanfen enthalten find. ; Wir mögen um uns herblicken, fänge atdh feinem Timäus an *), wohin wir wollen, fo ndeefx wir allenthalben zufanmengefezte und veränderliche 20] m ge wahr, bie eben fowohl dem Untergange untermoriäf « als eritftanden find, und die alsdann untergehen, na fie in ihre Beſtandtheile aufgelöft werden. Ale wandelbaren Naturen fonnen unmöglich ewig, und oe Urfache da feyn, und es muß alfo nothwendig eine entftandene und unwandelbare Urſache geben , me fie find hervorgebracht worden. Wir entdecken fen wohin wir auch unfere Blicke werfen, mannicfail Arten von Bewegungen *“). Ein Eörper ſtoͤßt in v

®) p. 476. 477. **) de Leg. X. 605. 607 1439.

Geſchichte des Plato ud feiner Phil. 709

andern, oder erhäft auch Bewegling von andern; und Age fich nicht anders denken, als daß eine ſelbſtſtoͤn⸗ Urſache aller Bewegung eriftire, die fich ſelbſt und übrigen Dinge in der Welt bewege .“ Dieſe ewige ache aller Bervegung und Entftehung- kann weder: ein bes Gluͤck und Ohngefähr, noch eine vernunftlofe tur fenn; denn forwopl;die erftaunliche Schönheit der miifchen Corper und die Ordnung Wer Bewegun⸗ , als die regelmäßige Folge -der Fahrögeiten und die fmäßige Einrichtung aller Dinge auf'der Erde, zeu⸗ für das Daſeyn eines verftändigen Urhebers ber ſt *). Es iſt freylich ſehr ſchwer j; Veh Water und yoͤpfer Des Ganzer zu erforſchen, undunmöglich, ihre mein befannt zu machen, odet ſeinen Namen allen aſchen zu verfündigen *"*); WHein-feine- Werke "bes tigen uns doch anzunehmen )- daß er Weisheit, che und Güte, und alle übrige Vollkommenheiten in hoheren Graben befize, als wohin wir uns mic uns Gedanken erheben fönnen }). -Wanpel und Ver⸗ rung, Bergangenheit und Zukimft finden in dieſer ommenften Nature gar wicht ſtatt. Sie war vöts 3 nicht jünger, und wird auch niemals älter werben, ie jezt iſt, ſondern bleibt fich immer felbft gleich FF). e Unwandelbarkeit {ft von der vollfommenften Natur

993 unzer⸗

ib, & in Phaedro p. 202. BE ) de Leg. X. 609 p. Die Seele," und Üdre Kräfte uns Berrichtungen find daher, fließt Plate, Alter, als Cärper und die Eigenfchafften und Verrichtungen bera felben 608 p. Uniet Seele verfland er ein ſelbſtſtaͤndi⸗ es Principlum von Bewegung. ib, & in Phacdre . 202. | *) in Tim. p. 477. UL. ib. & de Rep. Il. p, 144. 148. 150, Bd, Mafleg, ) in Tim, p. 489, -: ' . Silo Fe

1}

J2

zıo Achtes Buch. Drittes Capitel.

ungertrennlich; denn ſchon unfer ben vergaͤnglichen Die gen leinen diejenigen, welche.die beften und vollfomme ‚sten ſind, am wenigften .Beränderungen, und fh Jen. am wenigfien die ‚Wirfungen der Zeit, wi ‚wie follte alfo die allervollfommenfte Subftanz Berne Belungen unterworfen feyn? Es laͤßt fich nicht eiumi denken, daß -fie ſich felbft verwandeln *), das kei, vervollkommijen, ‚oder verſchlimmern fonnte. Der kommnen nicht, weil · alsdann das vollfommenfte We ‚noch eines Zumachfes an Werrrefflichkeiten fähig, m alfo nicht, das Pollkommenſte wäre. Derfchlimmm ‚auch nicht; Denn kein verſtaͤndiges Weſen kann feine des guͤge zu:stnftiwen.oder zu verwindern fuchen **). vo. Gore ſchuff aber, fuhr Plate fort, die Wein ‚aus Nichts, oder aus der’ Fülle feiner eigenen Nougftı Benn Diefe konnte gar nicht zhereoͤrpert werden, fon te aus einem rohen unentftandenen Lirftoff, der von dl » ‚Ewigfeic her neben. ihm fortdauerte. Einen folhenm | k ‚entftandenen Urſtoff behauptete Plato zuerft, opel a Wirklichkeit deffelben, darzuthun, befegte ihn zueria dem Namen von Materie F), und fagte, daß dieſe % terie urfprünglich weder Feuer noch fuft, weder We noch Erde, aber fähig war, alles diefes zu werden, ‚alle Geftalten und Eigenjchafften anzunehmen. # nannte fie daher die Mutter und Säugamme de

„Cu om

*) p. ı50. de Rep.

. %*) ib, Ich that alfo dem Plato Unrecht, wenn ih G. meiner Hiftoria doctr. de deo fagte, daß er bie llume delbarkeit Gottes ohne allen Beweis angenommen Hi Aus diefer Unmwandelbarkeit folgte, nach Ylato’s Or fäzen,.daß die görslihe Subflanz nicht zufammmadd fey; denn wandelbar und auflöslich war , feiner Dr nung nach, nur das, mas aus heilen bean). 3

Tim. p.477, Ä ») Siwpl. in Pbyf. Ariß, fol, 2. a,

Geſchichte des Plato und feiner Phil, 7u

19€, und die allveränberliche Aufnehmerinn aller &es ten und Beichaffenheiten, fprach ihr aber den Na⸗ ı von Eörper ab, weil fie vor ihrer Bearbeitung feine beftimmte Form, und feine von den Eigens fften gehabt Habe, die wir mit unfern Sinnen inden pern wahrnehmen *). Dieſer unförmliche Grund⸗ lag nicht ruhig und unbewegt, wie die Homoio⸗ ien des Anaxagoras; ſondern er wurde von einem beywohnenden Principio von Bewegung, ober von r vernunftlofen Seele wild und ungeftüm nach aller tungen herumgetrieben. Dieſe vernunftlofe Seele ichnete Plato mic mehreren Namen; er nannte fie tie Unendlichfeit, und eine gänzliche Deraubung ber monie und Bernunft, ‘bald ein Wefen, das in Zwie⸗ ht und Ungleichheit weder Maag noch Ziel beobach⸗ bald das Theilbare und ſtets Ungleiche, bald Noth⸗ Digfeit, und bald die zügellofe und unvernünftige Sees 9; allein’ nirgends erflärt er die Natur biefer Urs le von Unordnung 7). Für Beweiſe ihres Wirklich 994 keit

——

in Tim. 484. 485. Plato widerſprach ſich aber bier, wie bey vielen andern Gelegenheiten. Bisweilen nann⸗ te er fie unſichtbar: Alo vv Te Yeyovoros PATE, Ko TOVTwS UOINTE UNTeEa urodexm , unm- TE Vynv Mure —X KANTE VE, ANTE udwe As- Yonev, umTe 0oW er. TaTay, unre a& av TaUTE Yeyıvev, a woeaTov esdos TI nah soo Dev mavdexes. An einer andern Stele hingegen nannte Wi; ne bas Sichtbare: eos re % av 00V nv —W magaraldarv. p. 4A

) Siche meine Abhandlung über ie Materie im erſten Theile meiner philofophifhen Schriften & 40. wo man alle Stellen, Meynungen und Musleguugen bey⸗ ſammen finden wird.

Am beſtimmteſten aber * in Politie. p- Isb,. 321. in Phil, p- 160. de Leg. X P. 608,

um fie, Ben eſe thwendig Die beſte ne ie.ans. einem ſolchen Stoffe fe sehen werden fi "weil Gott die befte der Urfachen, und gar Feines N] „fähig war. "Ev ergriff * den nackten Utof) bildete ihn zuerft, tim ihm zu einer De { Er zu machen, in Feuer und Erde un, IE das erſte nichts fichtbat, und ohne die and⸗ lbar iſt¶ Hätte die Weit ——— follen, fo würde ein einziges Miccelte m Feuer und Erde zur bereintig K eine —— ei a

—— Si: a = RM are,

‚sah .q % Fee u" w5

Geſchichte des Plato und feiner Phil, .7m

d wurden zwo Mittelnatimwen erfordert, um die beyden eften Elemente zuſammen zu-binden. Gott ſchuff deß⸗ pegen noch Luft und Waſſer, und zwar fo, daß das Beuer ſich eben-fo zur Luft, wie die Luft zum Waſſet, ind wiederum die Luft zum Waſſer, wie das Waffer zur Erde verhielt *)., Aus diefen vier Naturen wurde bie Welt nad) harmonijchen Verhaͤltniſſen auf eine ſolche Mrt zuſammengeſezt, daß fie einer jeden andern Macht, als der Macht deßjenigen, der fie gebaut hatte, unaufs loslid) oder unzerftörbar wurde **). Zu diefen vier Elemen⸗ ten verbrauchte die Gottheit allen vorräthigen Grundftoff, d ließ außer der Welt, die fie hervorgebracht harte, nichts brig, woraus Feuer, oder Erbe, oder Luft, over Waſ⸗ fer hätte werden fonnen. ie that diefes, theils um asi Ganze fo vollſtaͤndig, als-nur möglich, zu machen, Heils aber auch, damit die Welt weder Alter, noch Branfheit-erfahren möchte, die alsdann hätten entſte önnen, wenn gewifle Reſte des Urftoffs, fie Yon I we Unzeit angefallen, und Verwuͤſtungen in ihr anges »ichter hätten 7). Nach der Schöpfung der Grundeoͤr⸗ per gab Sort der Melt eine Seftale, die ihrer Beftims mung am angemeffenften war, und fte ihm am ähnlich» Blei machte 77). Er drehte fie nämlich in eine Fugels . Y5 runs

m lieber bie. Schöpfung der Elemente aus geometrifchen —* guren ſehe man Tim. p. 486 und 497.

2 *) ©. 478. Was Plats bey allen dieſen Saͤzen gedacht J „aber bat er gewiß felbfl nicht genau gewufl. .

2 ib, :

- FF) KumAoreges auro erdeveuouro Kabray TEAER- v FORTOV OMOIOTETOV TE AUTO EBUTW CXNAETEN. _ p. 478. Tim, Nach biefen. Worten. gab (Diogen

dem Platonifhen Bott eine ſphaͤriſche Sigug. 1

4

s ds EDaueoesdn de, dia ro xe⸗ rToꝛ Nevıne os Papa

Tov exe OKNAMR:

weil.fie allein von fich leidet, und in fic und fich gleichfam von ihrer eigenen Wert Mod) weniger hatte die Welt Füße und : weil außer ihr nichts zu ergreifen, und zu welche die Gottheit ihr mitcheilte, gar ke ſchen ähnliche Gliedmaßen erfordert wurd« Aller diefer Vorzüge ungeachtet wi doch nicht das vollfommenfte Werk gemorb die Gottheit ihe nicht eine vernünftige hätte. Ihr Urheber ſah ſelbſt ein, daß beſſer, als das Seelenloſe fen *), und « den Entſchluß, der Welt eine vernuͤnftig zu fehenfen. Weil es aber unmöglich wa Vernunft und Verſtand unmittelbar mit bunden würde, ſo vereinigte Sort-eine ſei Bollfommendeicen, feinen Berftand, mit d tigen in der Marerie wohnenden Seele, durch diefe mit der Chrperwelt **), ober die unıheilbare fich ſtets gleiche Narue mic der in ven Coͤrpern wohnenden theilbaren, biefe Verbindung ſich ſtraͤubenden Subſtan

.

Geſchichte des: Plato und feiner Phil. 5

y gleichfam mit allen chrperlichen Weſen bekleidete *). ın wurde diefe göttliche Seele die Königinn und Fuͤh⸗ inn der Welt, und die Welt felhft- ein- vernünftiges ier, ober eine feelige und unfterbliche Gottheit, die alle Ewigkeit ohne den geringften Wandel ihrer Gluͤck⸗ igfeit fortdauren follte **). Ä | Mach der Weltſeele brachte die Gottheit den Him⸗

| und die Geſtirne, und mie ihnen die Zeit und alle fchnitte der Zeit, ‚Tage und Wochen, Monathe und hre hervor, die fonft nicht waren. Er zuͤndete den wohnern der Erde im Monde und in der Sonne, die en am nächtten find, zwey große kichter an, und ‘e fie und die übrigen himmlifchen Coͤrper als die ur oo. er

m

') Die zweyte Stelle, in welder Plato von der Schoͤpfung der Weltfeele rebet ©. 478. Ins aueeıse un ae KETE TUT EXETNS BIS KU TOHS au TEp Ta GWUETE Yyıyvoneva nseisus. u. ſ. w. behält im⸗ mer etwas Unerklaͤrliches, indem er nicht nur fagt, baß Bott das Untheilbare und Theilbare unter einanver, ſondern auch mit der Miſchung, die aus ihnen entſtau⸗ ben, wieder vermifcht babe. Noch dunkler find bie Eintheilungen der Weltfeele,. die er gleich darauf ans führe, und die man cher einem Bewohner des Narren⸗ baufes als dem Plato zutrauen ſollte. Zur Probe will ich nur den Anfang mit den Worten des Cicero herſezen: Jam partes fingulas ex eodem, & ex al- tero, & ex materis temperavit. Fuit autem talis il. la partitio. Unam principio partem detraxit ex toto: fecundam autem primae partis duplam: deinde ter- tiam, quae effet fecundae fefquialters, primae tri- pla: deinde quartam, quae fecundse dupla effet: quintam inde, quae tertiae tripla, tum fextam, oQu- plam primae: poftremo leptimam, quae feptem & "yiginti partibus antecederet primae,

##) p. 480.

ARUMACHE mcyt ganz zu vanoıgen vermomt die Vollendung des Kreifes, den der I Sonne durchlaufen , einen Monat und e machen; fo wird ein großes Himmelsjahr ſeyn, wenn alle himmliſche Corper an ebe von welchen fie zuerft auegingen, zuruͤck denfelbigen Stand, den fie urfprünglid) Hi erhalten werben .

Nachdem die Gottheit die Geſtirne feelt und zu jichtbaren Göttern gemacht h fie aud) die unfichebaren göttlichen Daturı Zwar überfteigt es, fast Plato, unfere Entſtehung und Matur der leztern recht zu

w" u #) ©. 480. 81. Plato hatte äber bie Eni Bewegungen der Grftirne noch fehr irı “gen. Ita vim fusm, fagteer aut D Ex, aber mit deu Worten ‚des Cicero - vertit, ut terram lunae curfus proxim que fupra terram proxima folis eireu Lucifer deinde. & fandta Mercurii fie

Geſchichte des Plato und] ſeiner Phil. 7.7

ugeben; allein es iſt auch fehwer, den göttlichen Maͤn⸗ ra nicht zu glauben, die ihre Schickſale und Thaten ıngen haben, und wiffen konnten, weil fie ihren Er⸗ zern am nächften waren. Am ficherften atjo iſt es,

väterlichen Geſezen zu gehorchen, und ven Söhnen Götter ſelbſt alddann zu folgen, wenn fie feine hins Hende Beweiſe beybringen. Plato erzählt daher den drung der Griechiſchen Götter , wie Homer und Hefios > ihn befungen harten, und behält auch die Namen und ritheilungen goͤttlicher Naturen bey, Die er unter feinem life vorfand. Er redet mit den alten Dichtern von stern, Damonen, Halbgottern und Helden *), nahm >e außer den Geftirnen oder fichtbaren Göttern nur e einzige Claffe höherer Wefen, nämlich die der Daͤ⸗ nen an, aus deren Mittel die Seelen der Menfchen E diefe Erde herabgefommen feyen, und zu welchen fie ch wieder hinauf fteigen würden **). Bon diefen Däs. nen glaubte er, daß fie in Anfehung ihrer Kräfte, enntniſſe und übrigen Vollkommenheiten weit unter dem, Öttern und von fich ſelbſt verfchieden, daß fie aud) alle Ibar und unordentlichen Negungen unterworfen, aber von Dosartigfeit und Begierde zu fehaden frey ven 7). Sie wären alle, lehrte er ferner, in feine . oder

®3 Apol. p. 13. Cratyl. p. 52.53. Tim. 485. Dod dus

Bert er fih über den Rang der Dämonen, Halbgoͤtter

and Selden nicht immer auf biefelbige Art. Man fer

be die beyden zuerſt angeführten Stellen, mo er bald

de Dämonen, bald die Halbgoͤtter und Helden für

- Söhne und Töchter der Götter ausgibt,

Bey }l,cc. & Symp, 187. Epin. 639. bef. in Crat. p.53.&

de Rep. 420. An den legten Stellen fagt Plate, dag man alle rechtſchaffene Maͤnner, fie möchten leben oder geftarben fegn, Dämonen nennen müffe.

3) Man fehe die Allegorie in Phaͤdrus in der erſten Bepla⸗ ge, und Eutyph. p. 6. und de.Rep, Vol, U. p. 391.

baren ſowohl, als die unfichtbaren Götter * tief, und ſie folgendergeſtalt anredete. Ungeachtet mas entſtanden und hervorgebracht iſt, feiner 9

‚”) ib,

*®) ib, & Eutyphr. p. 6. de Rep, Vol.IT. p. 391. in

» Plato gab einem jeden Menſchen einen Dämon Auffeher, deſſen wichtigſtes Gefchäfft er dark. te, die Seelen zu den Dertern der Reini

v und Strafe zu führen. Mit einem jeden neuen

erhielt die Seele, feiner Meynung nach, auh

neuen Dämon. in Phaedr. p. 43 & 45. de

P- 549. 19.6, 481.82. in Tim,

Geſchichte des Plato und feiner Phil, 59

ch nicht unvergänglic) und unauflöstich iſt; fo werber doc), meine Kinder, durch meinen gnädigen Willen zrals den Tod fehen, indem es untecht ſeyn würde, efen zu vernichten, die fo ſchoͤn und harmonifch gebaut D zufammengefeze find. Es müffen aber nod) außer H dren andere Gefchlechter fterblicher Naruren wirk⸗ » werden, ohne welche die Welt nicht ein ganz vollen es und meiner wärdiges Werk fenn würde. Dieſe eblichen Gefchöpfe fonnen nicht aus meinen Händen vorgehen, well fie alsdann unfterblid), und euch, sine Söhne, gleich werden würden ”. Damis alſo ſes nicht geſchehe; fo übernehme ihr die Schöpfung -fer Thiere, und ahmt meine zeugende Kraft und sine Werke nah. in fo ferne fie aber unjerer Nas E verwandt feyn follen, will ich euch vorarbeiten, und folle alsdann dem unfterblichen Beftanprheile den vers mglichen anknuͤpfen, den ihr erzeugen, aufziehen, und nn er flirbe, wiederum aufnehmen werdet. Als der ott der Götter dieſes gefagt hatte, miſchte er in eben u Becher, in welchem er die Seele der Welt gefchafs ! hatte, die Ueberbleibſel derfelben abermals, doch mit em größern Zufaze des Theilbaren und Ungleichen zus amen, fäete die Seelen, die hieraus entſtanden, über Seftiene aus, und machte fie mit der Natur des angen und ben unwandelbaren Gefezen des Berhängs " niſ⸗

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) Eicero hat den Plato manchmal, und auch an bier fer Stelle, nicht verflanden. Er Aberfezt folgende Worte dieſes Weltweifen: Aseus de TaUTa& Yevo- neva, cu Bis neraoxovra Secs ıvafaır az fo: Quae a me ipfa effecta fint, quod deorum vi. tam poflit adaequare. Anſtatt, daß er hätte fagen follen: Quae fi a me ipfo efficerentur, deorum vitam adaequarent, Be

De Aucchtes Buch. Dritted Capitd.

ni oder vielmehr Nachfchlüffen feines Willens We. a Keine, fagte er, würde fich über ihr Schill] ı oder über Beeinträchtigung beſchweren können, ing Ih thnen allen diefelbige Zeugung oder Verwandlung badj a fliege. Denn nachdem jie eine jede über die ihr di & fprechende Werkzeuge der Zeit ausgefaet worden, u aus ihnen ein Gore verehrendes Gefchöpf, nämlich m % Menſch, entitehen *). Da nun die Mienjchennuuik

in zwey Sefchlechrer getheilt jey**), fo würden tr ER len zuerſt in der Geftalt des männlichen, als des bl erfcheinen. Gleich mit dieſer Einpflangung in veräd ei

#) @icero überfezt wiederum einigemal wicht zecht. 3 Worte: Ors Yevscu TEOTN MEV ETOSTO TETER | vn Mio 70V, ÄyOe kn TISs EARTTOND uze a gibt er fo: , Et aftendit primum ortum unum omnibus, eumque moderstum atque config neque ab ullo imminutum. Won ortus, modern conitans, neque eb ullo imminutus, ftekt im fi nichts, und ich kann mir auch nicht einmal etwas deuten. Eben fo wenig finder ſich im Driginal cl Beſchreibung der Schöpfung der Menfchenferlm # Sufaz: fed a diis fecundum fumebat, atque tertisk Uebrigens merke ib no an, daß bad, mas Plato M faat, dem widerfprict, mas er in feinem Pit vorgetragen hatte. Denn anflatt, daß er in ff Timaͤus allen Dämonen nach den Gefezen dei BR bängniffes auf eine Zeitlang die Einwanderung 3 difche Leiber verfiindigt, behauptet er im Prleu daß nur einige Seelen, und zwar zur Strafe für # reine Begierden, die fie gehegt hätten, in mmidid Coͤrper wandern follten. (Man febe die erfte Bey.) Aus der Verſchiedenbeit der Ausſpruͤche des Platt * die Urfachen der Einchrperung der Seelen entf bie flreitenden Meynungen der nenen Platoniket IF eben dieſe Trage.

.. P. 482.

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Gefchichte des Plato und feiner Phi. 7ar

e Coͤrper, die Theile verlören und wieder erhielten, ven fie mit einer zarten Empfindlichfeit, der Urſache beftigften Erfchätterungen, nicht weniger mit Sreube Traurigfeit, mit Furcht und Zorn und andern hef⸗ n teidenfchafften verfnäpft werden, deren Bezaͤhmung Ausrottung fie in ihre urfprünglichen Wohnungen, Seftirne, hinaufpeben, deren Herrfchafft und Sieg : ihnen eine zwote Strafe und Verwandelung zuzie⸗ werde. Sie würden nämlich zue Strafe ihrer Ders ingen abermals in menfchliche, aber weibliche Coͤrper efchloffen, und wenn auch diefe Züchtigung fruchtlos ve, in folche Thierfeiber verwiefen werden, bie ihrer orbenen Gemuͤthsart am ähnlıchften feyen *). Side Ä arte

mn. rr

Hier finden fi in Plaro Worte, die Cicero nicht uͤber⸗ fezt bar, weil er fie nicht verfland, und bie ich auch eben fo wenig verfiehe: AuAsosw de eres auDore- go aDinvapevas ETWI KÄNGWTW, Ko duescw TE

surees Bis, uıeavros ov av &IeAn [ov Enası,

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rusc TE TECHE YEVETEwS, EIS Trab TOILUTNV O6 peraßone Ineis Quvaw. Dies Überfezt Cicero

- fo: Et ſi ne tum quidem finem vitiorum faciet: gra- vius etiarh jactabitur, & in fuis moribus fimillimas figuras pecudum & ferarum transferetur. Das, was Cicero ansgebrädt bat, ift das einzige Wernänftige

oder Verfländlihe, mas ſich in den Worten des Plato findet. Ich wenigſtens fehe gar nicht, wie er auf eine mal vom XıAsosw eres, das er gar nicht vorbereites Hatte, reden konnte, worauf fih das au Doreoas bezieht, und wie die Wahl eines Lebens mit dem ges zwungenen Aufenthalte in Thierleibern vereinbar iſt.

Zepter Band. 33

za Achtes Buch, Dritted Capitel.

Wanderungen in häßliche ober reißende Thiere wi nicht eher aufhören, als bis die Seelen fich von allem rathe der Materie, welche ihnen .anflebe, fren gem

ätten. Nachdem die Gottheit ven ‚Seelen dieſe Fi in der Abſicht befanne gemacht hatte, damit fe von allen den Fehltritten und Uebeln, in welche fr Ien fönnten, nichts zur Laſt legten, fo füete jie vie über die Sonne, den Mond und die übrigen Gai aus, und gab ven Görtern Befehl, ſterbliche Leiber die noch fehlenden Theile und Kräfte der Sek bauen *), damit der Ffünftige Menfch, fo angenche ns;lich, fein teben hinbringen, und fich felbft fd Schaden zufügen möchte. Die Söhne der Go horchten dem Willen ihres Vaters, entlehnten aus! und Erde, aus Waſſer und tuft, fo viele Beft als fie brauchten, lotheten diefe mit unfichtbaren, nicht unzerſtoͤrbaren Heften, in einen Cörper

———————

*) Dies widerſpricht nicht nur dem Vorhergehenden, bern auch den Flaren Worten des Phaͤdrus. fagte Plato, daß Gott die Seelen oder Dämenai gleichem Stoff mit der Weltfeele, aber noch mit größern Zujaz des Veränderlichen gefchaffen W Mit dieſem Veränderlichen empfingen die Gedni aus den Haͤnden der Gott felbfl und vor ihrer Pei gung mit ben irrdifchen Leibern den Saamen her & lichkeit und Verderbniß, aus welchem auch, wird Phädrus beißt, noch im Dämonenzuflaude ud DBegierden bervorbrahen, um derentroillen bie & auf die Erde kerabgefchickt wurden. Wenn alle mit ſich ſelbſt Hätte übereinflimmen wollen; fo Kia behaupten müffen, daß nicht die Goͤtter, font! hoͤchſte Gottheit felbft ven Dämonen den Sau d Leidenſchafften, oder bie unvernünftigen Thak! Seele, und zwar nicht erſt bey ihrer Cinchrem fondern bey ihrer. Entſtehung, gegeben haͤtte.

Geſchichte des Hlato und ſeiner Phil. 73

en, und banden bie unfterbliche "Seele an den ſterbli⸗ Leib feſt. Hierauf arbeiteten fie in. den Coͤrper ch zwo unvernänftige Seelen hinein, die von der cörs lichen Natur unzertrennlich, und gleich ihrer Murs ; der unvernünftigen Beherrfcherinn der Materie, ech) die Verbindung mit einer höhern und. beffern Na⸗ * gemildere, und in Harmonie gebracht werden folls *). Die erfte diefer unvernünftigen Seelen wurde Siz, nicht nur von gefährlichen in’s Verderben los nden Vergnuͤgungen, und von peinigenden, vom Gus : abfchreefenden Schmerzen, fondern auch von Kühns e und Furcht, diefen unvernünftigen Nachgeberinnen, n unbezwingbaren Zorn, von ber verführerifchen Hoff⸗ ng, ber alles überwältigende Liebe, dem raſtloſen prgeize, dem verzehrenden Weide, und andern aus Dies . abftammenden Ungeheuren. Damit aber die götts ye Seele, die im Haupte wohnte, nicht durch die Ges infchafft mit der unvernünftigen befleckt wuͤrde, fo Ben die Götter die feztere in die Bruft, und fonderten ducch den Hals, als eine Scheidewand, von der ers en ab **), Noch weiter entfernten die Götter vie 5 2. zweyte

——

%) p. 492. in Tim. Qomeo yug 87 nos Kuricon.

Xus eNeXIn, TEUTa aranTws eXortde6 eos,

EV EROS@ TE UUTW MEOS GUTE no MEOE nA,

: GUMMETEISS EVEROMCTEV, 0CaSs.TE no ON duve-

rroy nv avaAoya uch Cummergos esse. Die wich⸗

tigſten Stellen über die beyden unvernüänftigen Seelen -

End außer der angeführten folgende : in Phacd. p. 202,

205. ©, 495. in Tim, und de Rep, Lib. IV. p. 292. 302. 306. 308. Lib, IX. Vol. Il. p. 228. 252. 268.

wu) Sie offenbare fih, glaubte Plato, durch heftiges Herz⸗

-Mopfen, und werde durch die Lungen abgekühlt, die

hauptſaͤchlich deßwegen gebant worden, Blato’d Bes

ſchreibung

724 Achtes Buch. Drittes Eapitel.

zweyte unvernünftige Seele von der Negiererinn vegan] zen Menfchen. Sie banden naͤmlich diefe Mutter W]j heftigften Begierden nach Spelfe und Trank, nach ie la Genuſſe finnticher tiebe, und felbft nach’ Neichthüme ſn wodurch die erften Begierden befriedigt werben, aBdlfi wildes Thier, in dem Unterleibe feft, damit fe h ‘weniger Geſchrey und Aufruhr machen möchte ln

ik

/

iſt um deſto gefährlicher, da fie gleichſam die $ oder die Aufnehmerinn und Verarbeiterinn aller NA rungsmittel ift, und alfo unaufhoͤrlich genaͤhrt wer muß”). Mach diefer Hineinwirkfung der unverniie gen Seelen in ven Cörper, wurbe die vernünftige Wi fangs wie von einem reißenden Strudel herumge den, und die ganze Menfchennatur unter den heftif Anfällen und Kämpfen erſchuͤttert. Die betaͤube

1 \ l

Gun

ſchreibung bes menſchlichen Corpers if faſt eu Me fo roher Anfang von einer auf Beobachtung gepif ten. Phpfiologie, als die Kosmogonie des KHefiodl ii roher Verfuch von Betrachtungen über das Well: de if. Plato, und felbft Ariftoteles, muften sk. wendig die Beflimmungen mancher Theile bes nl hen Cörpers verfehlen, weil fie beyde noch vortaig 9) fien eigentlichen Zerglieberern in Griechenland lebta #) Daß diefe Lehre von den beyden unvernünftigen © dem Plato eigenthümlih war, kaunn man nit baraus abnehmen, baß fie bloße Folgerungen mi famen Behauptungen von einer in der Mater Ewigkeit her mohnenden Seele war, ſondern bafet auch zuerft benannt bat de Rep. p. 253. Di drädte er durch To Yunoesdes oder @ Yuusra | Iewzsos aus: bie andere naunte er To ezdup xov esdos Tns \uxns: erıduunrınov yag ei KEHÄNKOUEV , dia ODodeoTyTa Twy TE ed Nv ERIFUMIDV HC TEOOW, Ko Deodıcm, arı TETOs uroABIa &c,

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 725

druͤcke, die von aͤußern Gegenſtaͤnden in den Sinnen orgebracht, und von dieſen bis zur Seele fortgepflanzt den, nicht weniger die zufließenden Nahrungsſaͤfte, wie gegen einander laufende Ströme aufbrauften, jen den Menfchen nad) allen Richtungen, und machs

daß fein befferer Theil zwar nicht ganzlic) fortgeriſſen de, aber auch nicht leicht Siegerinn über ihre Teins verden fonnte *).

Es gibt viele Menfchen, fährt Plato in feinen Ges ı fort, die zwar glauben, daß ed Goͤtter gebe, und diefe die Welt hervorgebracht Haben, die aber die eftraftheit amd das langwierige Glück fo vieler laſter⸗ en Menfchen und ungerechter Unterdruͤcker zwey⸗ machte, ob die Götter fic) auch) um die Menfchen ihre Angelegenheiten befümmern. Unterdeſſen laͤßt ich leicht darthun, daß die Gortheit alles, ſowohl je und wichtige, als Pleine und unwichtig fcheinende ienflände mit ihrer Borforge umfaſſe. Unlaͤugbar ie ein Inbegriff der hoͤchſten Vollkommenheiten, und _. 343 fey

Ich will nur noch einen Fall anmerken, wo Cicero in der Veberfezung gefehlt hat. Folgende Worte bes Plato: Ey oamuırav ameeyalemevcs Two Eol- sov, Tas ens alavare \buyns Teeidas sven dev 05 ETIEEUTEV OWwUR Kos. ereggurer, brädk er fo aus! unum efliciebant ex ommibus cerpusz itemque in eo influente atque efluente animo divina

ambitus illigebant, anflatt, daß es heißen felltex itemque immortalis animae ambitus fluzo. atque ea- duco eorpori illigahant. Kicere 309 bie Beywoͤrter. die. Plato vom Coͤrper brauchte, auf die Seele. Ue⸗ brigens vereinigt Plato unvereinbare Bilden, weun en fagt:. du. de es BOTRL0Y —XRX AT) in Tim, 432.

726 Acchtes Buch. Drittes Capitel.

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frey von allen Mängeln, am meiften aber von folche, h die wir am Menfchen, als kafter, tadeln und ſtra Meder Unwiſſenheit alfo, noch Ohnmacht, meer T beit, Weichlichfeit, noch die Unterliegung unter gnügungen und Schmerzen, viehweniger Bosheit, f die Gottheit abhalten, die Welt zu regieren, und Gluͤck aller Sefchöpfe, und alfo aud) der Menſchen pi brforgen. Schon unter uns ſchwachen Menſchen ſh man Telbherren, Steverleute, Hausvaͤter und anggenl jeden andern um defto höher, je mehr er in feinem I ruf und Gefchäfften nicht bloß das Große, fondern das Kleine beforgt, ohne welches das Große nicht ke ber. kann; und von der Gottheit wollte man vermut daß fie weniger aut, als ihre Geſchoͤpfe ſeyn, und bein fonnte? Auch Darf dic) (fo redet Plato feinen! an) diefes nicht zum Zweyfel an ber göttlichen Borfeg bringen, daß du bisher unverdiente Leiden geduldet oder noch duldeſt. Die Gottheit fchuff die Weit ber größten Vollkommenheit und Gluͤckſeeligkeit de zen willen, und du Fannft alfo überzeugt ſeyn, da bir Dein befchiedenes Theil zufallen werte. Mur fr‘ du nicht mit aufrührerifchem Murren Flagen, ober OR kn bern, daß die ganze Welt für dich allein da ſeyn, dpi arbe.ten, dich allein mit Seeligfeiten überfchürten, von allen Trübfalen befreyen folle. Unter allen Tagr wärtigfeiten, die dich treffen, Fannft bu dich imma pt dem Gedanfen aufrichten, daß das, was du leidet, & Wohlfart der ganzen Welt, und am Ende alſo « gewiß Die deinige befürdern werde. Geſchichte und ð fahrungen führen dic) beyde auf die ewigen Gegen 9 Natur, oder auf die Nathfchlüffe der Gottheit hin: W bie Tugend zulezt über das Safter fiege, und daß ® jede Seele finfe und fteige, und einen befferm oder ſchee tern Pla; behalte, je nachdem fie fich ſelbſt verber oder vetfchlimmert. So feſt als du überzeugt fenn fand

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[. in

Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. 77

6 bu, wenn du ben Willen der Gottheit ausgeuͤbt haſt,

n ihre nicht werdeſt vernachlaͤſſigt werden; eben fo feſt

anft du glauben, daß du weder fo tief fallen, noch fo

h fteigen Fonneft, daß bu dem Auge und dem Arme. . Gottheit entfinfen oder entfliegen Fonnteft *).

Saft eben fo gefährlich und verberblich, als die Abs gnung der Gottheit, oder der Vorſehung, iſt ber aube, daß Geſchenke, Opfer oder gottesdienſtliche modlungen, die man mit ungebeflertem oder verborbes AHerzen verrichten Fann, die Götter verfühnen koͤnne. ann man von der Gottheit glaubt, daß fie um gemwifs Sefchenfe willen fich felbit vergeflen, und. die. Tugend r die Wohlfart der Welt verrathen Fonne; fo bat m fchlechtere Begriffe von ihr, als von guten Hirten, euerleuten, und felbff Hunden, von welchen feiner-

eines elenden Gewinſtes willen fein Schiff oder feine erden verräth *”). Und was fünnen wir benn bee. etheit darbieten, mas fie und nicht felbit geſchenkt ? ft fie nicht die Geberinn aller guten Gaben, und auch derer, womit man fich einbilder, fie beftechen Önnen? Der wahre Gottesdienſt beſteht gewiß ‚nicht nem auf Eigennuz gegründeten Handel, oder in eis- Austaufch von Geſchenken und Opfern gegen Wohl⸗ en und Gluͤck, ſondern in einer Bereitwilligkeit, den len der er Sotthei zu erfuͤllen, und ſich und andere IE durch

es iſt faſt unglaublih, daß ein Mann mit foldden Grundſaͤzen glauben fonnte, daß der Regierer ber "Welt bisweilen fein Gefchäfft ausfeze, und daß alsdann ſogleich die vernunftlofe nicht ganz bezaͤhmte Seele deu. Materie in ihre alte Wuth ausbreche, und alles in bie a Unordnung zurädzufürgen ſuche. In Polie

) de Leg. 1 e.

TUO)L DIE ZUGEND DRIDDHEN, UV DAS Zapler ı bern ihre Gnade in eben dem Verhaͤltniſſ wenden, in welchem man gegen fie mehr frengebig ift **), fo fehänder man die Go ſehr, als wenn man ihr Dafeyn und ihr iaͤugnet. In einem jeden wohlgeoroneten ten alſo Geſeze vorhanden fenn, nach wel Gottloſen und Schaͤnder der göttlichen und beftraft würden }). Sowohl die ein deren fonne man wiederum in zwo Clafi Einige läugneten zwar das Dafeyn der

Vorſehung, und-fpotteten aller Eide, Opfe gottesdienftlichen Handlungen, allein fie ha ſtow eniger alle böfen und ungerechten That eben fo gut, als die frümmiten Derehrer und Tugend nur thun fönnten, Andere | mit ber Ablaͤugnung derfelbigen Wahrpeiteı von Unmäßigfeit und Nuchlofigfeit,, verft« bey ihren Unglauben, und mißbrauchten gläubigfeit der Schwachen zu ihrem Bor: fie mic heuchelnder Scheinheiligfeic vorgaͤ durch gewiſſe Opfer und geheime Feſte di

Berichte bes Plato und feine Phil. 729

die Schuld von Sünden tilgen, und ein unver ch glückliches teben nad) dem Tode dieſes Coͤrpers affen Fonnten. Unter diefen benden Arten von Un⸗ gen müften, glaubte Plato, die erjtern fünf Jahre »r Gemeinichafft ihree Mitbuͤrger, die fie fonft vers ı fönnten , ausgefchloffen, und durch richtige Bors igen zur Wahrheit zurück gebracht werden. Wuͤr⸗ e alsdann geheilt, fo Fonnten fie wieder in Die Ges afft ihree Mitbürger zuruͤckkehren. Beharrten fie n ihrem Unglauben, oder fielen fie wieder in den⸗ zuruͤck; fo müften fte als verdorbene Glieder von Staatscoͤrper abgefchnitten und vernichtet werden. yiel gefährlichern Betruͤger ganzer Städte und reis dänfer hingegen muͤſten nicht zur Beſſerung, fons ur Strafe auf ewig in das finfterfte und graufens Gefaͤngniß geworfen, von. allem Umgange mit ı Menfchen abgefchnitten, und nach dem Zope die Gränzen gemorfen werden, damit auch nicht ıl ihre vermodernden Gebeine das fand und feine hner beflecken fonnten *). Nachdem ich bisher die wichtigften Gedanken des über Gott, über Schöpfung, und Regierung der vorgetragen babe, fo muß ich nur noch kurz feine von den ewigen Muftern oder Urbildern nachholen. : diefen Urbildern oder Muftern dachte ſich Plato neine Begriffe von Gattungen und Arten, vie alle tlihe Eigenfchafften oder das Mefen der Dinge ten, und ausdruͤckten, und die fi) von Emigfeit ı Gottes Berftande gefunden hätten **). Auf dies bilder fchaute feiner Meynung nad) die Gottheit bey 355 ber

ee DD Le nn a rn]

ib. Timae, p, 477. etiam p. 3, in Eutyphr, & 116 p. Polit, De,

Tre. Mhked Bach, Doitpb-kenris 5

her Schöpfung, dee. Welt, wie. ber ‚Kunftier De Weal hin, und nach ignen wurden..alfe alle Arten Sartungen von Dingen hervorgebraht.*).. . Diefe tem und Gattungen eörpeslidher. Dinge feyen in fe * ae voltklich, in fo. ferne fie an biefen ihren Urbide nähnen **), und man.Ebnns alfo Chrpe, Ba (en uns Handlungen nur in fo ferne fehön oder * 2 recht. oder. ungerecht gennen, Inn > vn kr uftern , DR welchen ſie ir nn hnlich und encſprechend wären *** J per Ürbifder allein machten das XBefen ber Dip m ihrem Vater, bis einzige Gattung aller unberg en, und unmandelbaren Dinge aus }). n aber. thunten: nur in einer umelgendichen Beben wirkliche —— wen, weil fie alle. bef gen: Berwanblunden, ober gar dem Untergange u morfen wären fh). Die erfteen feyen ber einzige 2

Kenntniß Er ai Ace Beige f

2

H ib, & de Rep. Lib, VI, Vol. II. p. 4. ö

#*) in Phaed. p. 40. in. Perm. p. 140. 4f.' imp. igı.k Conv, . Yu diefer legten. Stelle fagt Plats, dap ck ſchoͤne Gegenftänbe auf ber Erde nur beßiwegen (die feyen, weil fie an bem unmandelharen San 2 nähmen. Um und zu ber urſpruͤuglichen Schoͤnhen g erheben , möften wir allmälig vom Edrperlich. Sch nen sam Sitilich · and Verftändlich » Schönen fm geben. Er unterfheibet diefe drey Arten des Chin an mehrern Stellen. feiner Schriften, vorzüglich ds in feinem Gaſtmaale. 1. e.

u, jb,

9 in Tim, L.c. & in Phaed. p. 29. 40. . rt) ib,

tt) in Phaed. p. 40, in Theaet. p. 82. in Parm, p. 1.

bef. de Rep. V.Vol. I: p."402+406. & Vol, II, 1A. VI. p. 60. 70, 88, VIL 94. 98. 114.

Seſchichte des Plato und feiner Phil. 731

leztern Hingegen koͤnnten nur der Gegenſtand von en und falfchen Meynungen feyn, und niemals gewiſſe und zuverläffige Erfenntniß geben, weil fie en dem Augenblicke, in welchem man fie wahrnähs ſich fehon wieder verwanbelten, und anders würs

), Mit Necht fagte aljo Plato von fich felbit, daß 'n Heraflit mit dem Parmenides vereinige **) (Er uptefe, wie jener, daß alle cörperlichen Dinge in els beftändigen Fluſſe feyen, und läugnete doch auch

:, daß es Dinge gebe, die ſtuͤnden, ober fich ftets h und unwandelbar feyen 7). Micht weniger richtig die Demerfung des Ariftoreles FF), daß die Lehre

Herafliteer von dem beftäridigen Fluffe aller coͤrperli⸗ Dinge, die Plato von feiner Kindheit an als eine

brheit angenommen, und die hieraus folgende Un⸗ eiflichfeit allee Dinge ihn auf die Gedanken gebracht ., daß die.allgemeinen Begriffe von Arten und Cats ven, und die Erklärungen, bie Sofrates zuerft von elben gegeben habe, die einzigen unwandelbaren Dins ind den Vorwurf der wahren Kenntniffe des Mens 3 ausmachten. Kaum darf ich hinzuſezen, daß Aris ftoteles

———— (EEE EEE u ED CE

) ib, & in Cratyl. p. 68. .. *) in Tbeaet. p. 83. 86. in Soph, p. 108.

) Auf diefe Art zu reden des Parmenides und bed Zeno deutete Plato, wenn er von feinen Ideen fagte, daß fie KALRderyuaTa Ev T@ ovTı P. 82, in Theaet. oder ev ry Duos Eswra feyen. p. 141. in Parm. Aus⸗ druͤcke, bie man wider feinen Sinn fo auslegte, "als. wenn er fie für wirkliche von Gott und den cörgerlichen Naturen verfchiedene Subſtanzen gehalten Hätte.

}) Met. @. cap. 5. p. 15. Ed, Sylb. Gr. & Lib: p- cap,

Mac. p. 217 220. Ber

7 ' Achte Buch, Drittes Capitel.

ftoteles die Ideen bes Plato für leere Erbichtungen ode öchftens für dichterijche Bilder gehalten Habe *).

Diefe tehre von den Ideen und einem vorhety henden Zuftande ver Menfchenfeelen find die Gruntpfe fer der ganzen Platonifchen Philofophie, aber auch & erften Irrthuͤmer, aus welchen faft alle übrige folk Speculationen diefes Mannes entfprangen, und bie fen | meiften Auöfpräche über die Natur und DBeftinmmujf ! des Menfchen, über Wahrheit und Gluͤckſeeligkeit, mel ! über die Mittel beyde zu erreichen, verdrehten oder ein 3 tig machten. i

Ungeachtet, fagt Plato, alle Menfchen one % fi nahme görclichen Urfprungs oder himmlifche Plays und heilige unverlezliche Weſen find **), ungeachte ä Menfchenfeelen vormals feelige Dämonen waren, d ‚noch jego Dämonen genannt werben Fönnen }); ff den fich doch unter den Menfchen, fo wie fie aus W und Seele beftehen, unendlich viele urfprängliche Um ſchiede. Schon von ihrem Anbeginn an waren i alle Seelen gleich rein und flarf, und ihrem Schi ähnlich. Auch ftrebten fie in ihrem Daͤmonenlebenk Gottheit nicht alle mit gleichen Eifer nach, und fie ten die ewige Wahrheit nicht gleich) lange, und mit® felbigen Aufmerffamfeit an. Selbſt nachdem fie me

——

———— —— —⏑⏑

*) Siehe Beplage.

#%) Plat. in Tim. p. 500. in Minoe p. 510.

H in Tim. lc. Ns ex auro dasuova Jess is sw dedsxe Tseto, 0M Dapev osmesv ev ru ER AND Tu TWUATI. TECOS de Tv Ey 8m CUYYEVerRy TO YNS NOS cupesv ws ovras Wi Tov an eyyaoy, am wgviov oe$oraTe, Are Tas.

Geſchichte des Plato und. feinge Phil. 733

Gottheit entfernten, fielen fie nicht alle gleich tief, rden alfo auch nicht alle. gleich fchuldig, und machten auch nicht alle ihre Strafe im irrdifchen Leben, und Ruͤckkehr zur verlornen Seeligfeit in gleichem Srabe ver *). Mach dem Maaße ver Schuld, die eine jes Seele auf fig) geladen har, ‚werben ihnen auf diefer ‚e Eörper ausgetheilt, deren verfchiedene Einrichtung Miſchung, verbunden mit der Arc, wie fie gezogen den, den Fortgang des Menfchen auf dem 83 der ihrheit und Tugend ſo ſehr befoͤrdern oder zuruͤckhal⸗ daß man mit Zuverſicht behaupten kann: ber eth ober Unwerth des Fünftigen Menfchen hänge “ganz allein von. ihnen ab: der. Menfch werde nur ch fie verdorben: und wein er verdorben ift, ſo muͤſ⸗ nan immer mehr die Erzeuger und Erzieher, als Verdorbenen felöft anflagen **).. Anden meiften nfchen finder fich ein gefährliches. Mißverhältniß. zwi⸗ n Leib und Seele, indem diefe für jenen entwebet ſtark, oder zu ſchwach iſt. Im erften Fall treibt Seele den, Coͤrper fo gewaltſam umher, verehen ig ch das maͤchtige Feuer, das fie ihm mittheilt, fo unheil⸗ und erfchöpft ihn durch) die unaufhorliche Thaͤtigkeit Anftrengung, worinn fie ihn unterhält, fo fchnel er darüber zu Grunde gehen muß. Im andern Sal » die ſchwache Seele entweder vom Coͤrper und ſei⸗ Degierden , wie eine gefeflelte Sclavinn, -fortges ppt, oder wenn dieſe eben fo Falt find, als fie felbft ‚ach ift, fo Fann fie die ſchwerfaͤllige Maſſe des Coͤr⸗ ‚, unter welcher fie erliegt, nicht anders, als mit aͤußerſten Mühe und doch nur langſam beroegen,

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HOleruͤber fche man bie Allegorie im Phäbrus, ) in Tim, p. 499.

734 Achtes Buch. Drittes Capitel.

Ein zu großes Uebergewicht der Seele über den Cine bringt zwar ſcharfſinnige und wirffame, aber auch p gleich veränderliche und unzuverläflige Menfchen herog Die gute wie böfe Eindrücke und Borfäze gleich leicht w lieren und abändern. Das Uebergewid)t des Corel ingegen ü.er bie Seele erzeugt entweder ſchwache m ächrliche Menſchen, die, wie ein ſchwankendes Noke, von jeden, auch dem leifeften Winde des Vergnügen oder Schmerzes, der Hoffnung oder Furcht bewegt me den; ober fräge unbewegliche Gefchöpfe , Die man nik anders, als durch heftige Erfchütterungen aus ber Sick fortbewegen kann *). Biel feltener find die glüdtidg Sterblichen,, in welchen Seele und Leib fo mit dm der harmoniren, und in einem fölchen Sleichgewicteh it, daß die eine über den andern herrſcht, om R 3 dren, und der leztere der erſtern willig ig vhne fie zu uͤberwaͤltigen, oder In ihren Berrichtugg aufzuhalten ). Dur folche Menſchen, im welchen a fte der Seele und des Leibes gleichſam gegen ein abgerogen find, kann man vollendete Menfchen

nen, indem fie weder durch einen ſchaͤdlichen Lieb von Theilen gebrechlich, nocd) durd) den Mangel vonw entbehrlichen verſtuͤmmelt find. Solche Menfchen y währen das fhönfte Schaufpiel, weil man in ihren WM vollfommenfte Ebenmaaß wahrnimmt, was den men Uchen Geift nur ergoͤzen oder befriebigen kann. Sieh es auch, welche ven Namen gläclich geborner Mo fchen, und philofophifcher Naturen verdienen }). S hal

“ib,

au) ib,

}) EvuQviw und euQuns fagten weit mehr, als & nie In unferer oder ber franzäfifhen Sprache. Bu drückte dadurch nicht nur vorzäglihe Geiftes ni

&

Gefhichte des Plato und feiner Phil. 735

haben nicht nur eine außerordentliche Begierde nach als len nüzlichen Kenntniffen, fondern ergreifen auch fchnels 4er, als andere Menfchen, behalten dauerhafter, ſchlie⸗ Ben und erfinden mehr aus dem, was fie gelernt haben, ‚Iaffen fich weder durch Beſchwerlichkeiten noch Gefahren on der Erforfehung der Wahrheit und von wichtigen Unternehmungen abfchrecfen, und verbinden mit der Aus herſten Thärigfeit und euer ihrer Natur, eine uner⸗ chürterliche Feftigfeit des Eharafters, und die. liebenss wuͤrdigſte Sanftheit der Gemuͤthsart, die mit jenen

Borzügen fo felten vereinigt find *).

* Selbft aber in folchen vollfommenen Menſchen muß Die Seele durch Künfte und Wiffenfchafften, und ber Beib durch Gymnaſtiſche Uebungen beftändig und gleich, Foͤrmig geftärft, und bewegt werden, wenn fie nicht aus⸗ weten follen **). Auch die vortzefflichften Naturen ver⸗ ſehlimmern fich, wenn die Seele durch herrſchende Sit⸗ zenverderbnig mit unteinen Begierden, und ver Leib Burch Weichlichfeit oder Unmäßigfeit mit fcharfen frefs —* Saͤften erfuͤllt und entkraͤftet wird. Dieſe leztern

zeugen nicht nur unzählige Krankheiten im Coͤrper, ‚fondern werfen fich auch auf die Seelen und Size der Seelen, und bringen in ihnen tangfamfeit und Unfaͤhig⸗ Aeit des Geiftes, Verdrießlichkeit oder. Niedergeſchlagen⸗ sheit,, wuͤthende Kühnheit oder weibifche. Furcht her | dor.

Erfenntnißfräfte, fondern auch Anlagen zu großen Tugenden und Thaten aus. Die Roͤmer brauchten für das Griechiſche eudvix die Redensarten bone, »7 , egregis, eximia, praeclara natura, | ®) Plat. de Rep. V. Vol. I. 336. 394. Lib. VI. Vol. II. p. 8. p. 54. 56. VII. p. 136. 138. “#) de Rep. Vol.I. p. 236. in Tim, p. 484. 499.

06 Men, Drink Eapieke

. licht weriger. nachtpeilii die Gef ] 33 ie bes *5 woche allge Verdorbeuheit des unter, wel an we vᷣlrd. Denn ohne eine befondere Seitung.de I ift es faſt unmöglich, daß auch der befte, Di quftecht und unbefledt erhält, wenn er von KFindheit an, gs es a a Ole to . ‚ugei au en ver] Y ae ebhten kan und ‚ga emppe fleigen , und belohnen und die fchändiid] Be, als die einzigen wahren Guter; Igen Augerorbentliche n aber ſind, wenn HG ver —— bean gef ——— Maturen wegen ihfer geringen Kräfte m "fh: aber auch kt Fehr (haben Fönnen Pre "u Oi au: "adj den ‘Piato find daher ‚ie wichtigftn]

chen der Derfchlebeneit der Menfchen Die-ge in on Do FOR: i

4 p. 499. in Tim. Ors yag avy rau üf Tov Aura DAeyuzray, zo door ringe —R XuMos KOT To GW And . PA nev ah Außacı uvmvon, evros dei I. pa TV Pau rue vr Tas Ve "Pop ounubarres wvaneenoduns , mar Fa vonura Yuyns euzrascı Treos he Tess TORBS wexyderre vns Wuxns reos 5 . Erossov Murav Teoomımey. &c. Es wer 5 ber Zolge noch mehr Stellen vorfommen , uw man fieht, daß Plato wie Descartes glanbte, dıf Sörper unmittelbar auf die Seele, uud biefe af Lorper wire, umb daß beyde Beflandtheile der R

{hen gegenfeitige Veränderungen in einandrr

brächten,

®*) de Rep, Lib, VI, Vol, U, p. 26734.,

Geſchichte des Plato und’feiner Phil. 737 jere Vollkommenheit der Seelen gleich“ bey ihrer öpfung, der ungleiche Gebrauch oder Mißbrauch, fie von ihren Kräften im DämonenftchVe gemacht n, die urfprünglich verſchiedene Einrichtung der Cor» womit fie verbunden, und dann Die mehr oder we⸗ e vortheilhaften Arten, worauf Leib und Seele ger n und gebildet wurden. u nn So wie die Seele, fährt Plato fort, der edelſte 1 des Menfchen ift, fo ift der Kopf wiederum evelfte Theil des Coͤrpers ). Beweiſe feiner. Mops lichkeit und Herrſchafft Über alle übrigen Gliedmaßen feine Erhabenheit, feine volltommne Geftäte, und Bereinigung faft aller Sinne, welche die Götter in hineingearbeitet haben. Unter dieſen Sinnen ift ber Geſichts der vorzäglichfte und gewiß eines der groͤß⸗ Sjefchenfe der Sotcheic*"). Ohne unfere Augen würs wie nie bie leuchtenden Cörper des Himmels und Hrdnung und Bewegungen, nie den Gang und bie e der Stunden: und Jahrszeiten, nie die übrigen ofen Schönheiten der Welt wahrgenommen, und alſo auch den Gedanfen eines weifen, gütigen, und htigen Gottes erhalten haben 7). Alle Empfinduns

gen,

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j in Tim, P. 483.

) ib. & p. 484.

Plato's Erklärung bes Sehens und ber Sehkraft der Ans gen ift eben fo ſeltſam, ale die des Gchörs p. 491. Er glaube naͤmlich, daß wir nur alsdann fähen , wenn ein eigenthünmliches Licht aus unſern Augen auefiröme, fi mit dem Tageslicht, das in uns hereindringe, im Innern des Auges vermifche und gleichſam gerinne, und alsdann einen einzigen Cörper ausmache 487 p. Wenn alfo das Zageslicht verſchwinde, fo ſaͤhen wie nichts mehr, weil alsdann das eigenthuͤmliche Licht uns

Zweyter Band. Ya "Me

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len; ‚nämlich in angenehme u ehme,. in q

& vermilchte, ngen die entweder * je affelich

ergnäguingen als Schim Anderung

alle B n den Abfichten und Gefezen der Nanır gemäß fin Wenn, wir aber werer Vergnügen noch Schmeia]

1- ferer Yan vergebene aueflleße, ohne ſich Im W| ‚alten,

—J Vol, * Lib. IX, '360,270, Phileb. p. 1 Br 166.

. perl 64. ,

2

Geſchichte des. Plato und feiner Phil, 739

iden, fo find wir im. Zuſtande der Gleichguͤltigkeit, zroifchen beyden in der Mitte ift *) Dieſer and fcheine oft ein‘ Zuftand des Vergnuͤgens, » zwar bes lebhafteften Bergnügens zu ſeyn. Alle nfe und übrige Perfonen, vie heftige Schmerzen ofunden haben, oder noch empfinden, flimmen dahin rein, daß nichts füßer, als die Deränderung ober Verſchwinden von Schmerzen ſey). Man täufche ‚aber doc), wenn man eine gänzliche Abweſenheit Vergnuͤgen und Schmerz für einen behaglichen Zus id hält; denn unmöglich kann das, mas weder rgnuͤgen noch Schmerz iſt, dennoch beydes zugleich i. Der Zuſtand der Gleichguͤltigkeit ſcheint nur als⸗ n wuͤnſchenswerth, wenn man ihn mit einem pein⸗ en Zuſtande, und hingegen unangenehin, wenn man - mic wirklichem Vergnuͤgen zufammen haͤlt. Wollte ı alfo den Zuſtand des Nichtleidens einen angene ı nennen; fc müfle man ben bes Michtfreuens ch n unangenehmen halten: das heift, man müfte von felbigen Zuftande in demfelbigen Augenblife ganz egengefezte Dinge behaupten. on Nichts deftoweniger , fährt Plato fort F), bat «6 : weile Männer FF) gegeben, welche nur zween Zus de, nämlichden Zuftand des Vergnuͤgens und des merzend im Menfehen behauptet, und dafür gehals haben, daß alles Bergnügen in dem Aufhoͤren bes ymerzes, und Schmerz in dem Aufhoͤren bes Vergnuͤ⸗ | Yaa a gend ) de Rep. II. V.p. 260. & in Phil, p. 167. Diefen Ins fland, den nachher Epikur noovw naerasınarıunv, voluptatem flantem ‚nannte, nenne Plato yeuxiosy, oder Ruhe. .

YdeRep.hke | ) de Rep. Il. 262. imp. in Philebo p. 167, P Unter dieſen verſtand er die Sophiſten

Ten, umo oie :Seftievigung DON veyoen fände find, in welchen biswellen die Berg Schmerzen, oder die Schmerzen von * uͤberwogen werben, ober ſich auch ohngefaͤ gericht halten **). Die Sättigung des Durftes, das Reiben oder Kragen von TE chen ſich ein heftiger Kigel oder Jucken fin Genuß der finnlichen fiebe, gewähren ung oder angenehme mit Schmerzert verfezte C in welchen das Vergnügen um deſto lebhaft . licher die Bedärfniffe oder Schmerzen we durch geftille wurden f). Da mun die 9 in gleichem VBerhälmife mit den Schmerzei deren Tilgung fie entjtehen, und ſolche welchen ver Abgang, gewiffer Dinge peinlid ſchmerzhafte Bedärfniffe erzeugt, unleugt ten find; fo fann man es für ausgemacht annehmen, baß die gemifchten Empfindung die größten Vergnuͤgungen find, und daſ Vergnuͤgungen nicht von gefunden, fonde fen Seelen und Görpern genoffen werde wie fieberhafte Perfonen mit ardierem Bi

Gefäichte des Pape pub feiner il. 741

en, als geſunde, weil fie einen heftigeren Durft haben; » genießen auch unmäßige lebhaftere finnliche Bergnäs ungen, als mäßige und enthaltfame, wenn fie ihre Begierden mehr, als dieſe genährt, und bis zur Fiebers- ige entzündet haben *). Dieſe lebhafteften unter allen venfchlichen Freuden, welche ver Wolläftling allen uͤbri⸗ en vorzieht, und vor welchen der IBelfe, ber in allen Ningen Maaß beobachtet, ſich am meiften huͤtet, find nmer gemifchte Empfinpungen, in welchen der Schmetz Ibſt zum Stachel des Vergnuͤgens wird **). So wie tabe und Enitfernung den Werth von DBergnügungen nd Schmerzen verwandeln; fo auch ihre Vermiſchung nd Aneinanderreibung ***). Denn Vergnuͤgungen erben durch die. Beymiſchung von Schmerzen erhößt, nd Schmerzen Bingegen durd) die Bereinigung mit tergnügungen vermindert }),._ Selbſt folche Empfin⸗ gen alſo, in welchen das Vergnügen vom Schmerze erwogen wird, verurfachen zwar unfägliche Pein, er auch unfägliche Freuden, wodurch Menfchen außer > geſezt, und in Seuer und Waſſer getrieben wer⸗ x 17) Dies ift der Ball in gewiſſen Ruben welchen fi) ein ftarfer innerer Neiz durch das‘ Rels & der äußern Theile nicht ganz vertreiben läßt. Wenn =r in den Becher der Freuden nur einige Tropfer von . sin gegoffen werben; fo entiteht daraus ein Kizel, ber EFreudenwuth, die Menfchen, mie Thiere zur Zeit > Prunft, vor Freuden fehreyen und fpringen, fie e in ben heftigften Krämpfen auf taufendfälcige Arten

Uaa.g ., fich

=) ib, | we) ib, & p. 168. es) 1b. p. 166. & deRep. V; IL 268. ib. v

sa m ni are BE Se Bere ha

Kane en ib) —— a Me, ich aus der ange en gun Fe ee a ‚a ne . ‚fen wird, und iſt alfo ein gewifthter, Kpeils ange

FPyp 168.) Ouxev Omorev u rem Hdem L FolduTa MEYTE OUmix IN, To ner umens vov Tas Amis, Yagyanıfa re nu neeuail h

vanren mo; To diaurns adevns mer ERKEXUMEVOY, ı GUTEN TE Ka SVIOTE zus, Ks ara ner Xewuure, man je OXnMaTee, Movreie de mVeumore em goneva , wasav enzAnEm neu Bes era Guns Tre; Er, m He Asyen mem Te = Faura Tier neu aRov, ws Ta Tas ndavaıs TERTOMEVOS dv EESYHEHEn

#*) in Bhilebo p. 165 164

nalen a6,

Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. a3 18 unangenehmer Zuſtand. Eben dies fan man b von allen Hoffnungen md Befuͤrchtunen, von Als Borempfindungen fünftiger Huͤter und Uebel ſagen, entweder aus dem Gefühl eines gegenwärtigen Mans 3, und dem Vorgenuß eines fünktigch, Gut‘, oder 1 Gefühl eines gegenwärtige; Säcke, amd det Per hruma eines Fünfeigen Unfals fiffamnien gejgat find *), dlich iſt es von allen unvernänftigen Fuͤrcht und Zorn, von Sehnſucht iind Miederges agenpeit, van kiebe und Eiferfucht, yon Neid und ern Rranfheiten ber Seele, und deten erriebfadits wahr, daß fie aus Honig und Wermuth gemilcye ı, und nicht bloß Schmetyert fonderu anch Derätiiis gen gewaͤhren **). So If} ber Neid zwar ei eit über dad Gluͤck anderer Menfchen, aber aueh, 4 mit Freude über “ihr Uhghie® verbunden.’ Unt m wir alfo in Luſtſpielen über ſolche Fehler und hwachheiten unſerer Deberimerifchen Iochen, ‚Lie ans unſchaͤdlich find, (uud nur foiche find fo —3

ih, jüs

iegen wir eine Miſhung von, Verghifguiigen ui hmerg, bie derjenigen aͤhnlich tft, yberid wir" in wiıjpielen einen zugleich wonnevollen und peinlichern geil an ben feiden anderen nehmen. dleſes gen he nicht bloß bey theatraliſchen Vorftefungen‘, fons rt aud) in dein großen tuft+und Trauerfpiele des Le⸗ 3 felbft,, und mit Recht alſo kann man behaupfen, fowohl der Leid, als die Soele allein, und auch B ao 4 beyde

) Ounan ka olı weg Mehorrun Tara VαÂα ones yıyvomeos eos Inces Te x meoAU- ænoeis ꝓcero TaUTa EX8cı de Rep. H. Lib. X.

p. 262. 9 p. 168. 169. in Phil,

744 Achtes 26. Deitesfeapit,

Pun.d

en find, . zen groͤßen Menge aber und auch Lebhaftigkeit de gemiſchten Empfindungen ungeachtet, bleibt es doch in mer wahr, ‚daß nicht alle angenehme Empfindungen a diefer : Art gehören , und daß man wahre Dergnügungs unfer ihnen, nicht. ſuchen muͤſſe *). Alle DBergnügm sw. welche uns, fehone Sarben und Sormen von && pen, angenehme Geruͤche und Töne, noch mehr ok die Erweiterung unſerer Kenntniſſe und die Bewure ung und Ausübung edler Thaten geben, find rein m Angewiſcht ‚entftehen nicht aus der Defriebigun > ie wmerkb rer peinlicher Begierden, und laſſen auch, ns fie gufhoren, feinen Schmerz oder ſchmerzhafte G ſucht zuruͤck. Solche reine Vergnuͤgungen find ala währe, oder E ächte Sreuden, und die mit Schmerar “mifditen reuben hingegen falſch und unächt, ode ‚se Schattenbilver von Bergnügungen, die etıwal ders ſcheinen, als fie find, und durch Gegenſtaͤnde r gt werden, Die nicht find, die nie waren, und nie werden, oder wenigſtens das nicht find, wofür malt zu haften pflege. Um die gemifchten und ungenids Vergnuͤgungen richtig zu fehägen, und mit einane? vergleichen, muß man nicht bloß aufihre Lebhaftigkeit, ® dern auf den innern Gehalt von Dergnügen fehen, = ſich in ihnen finder, und wenn man diejes thut, for fich bald zeigen, daß in den angenehmen gemifchten ® pfindungen meiftens Sreude gegen Schmerz aufgeht, } -bingegen in den angenehmen ungemifchten alles ı“ Gewinn von Freude if. Diejenigen alfo, welde: land

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‚ie

*%) de Rep. I. c. & in Phil. p. 165. 169.

Geſchichte des Plaso und feiner Phil. 2745

utern Freuden der Wahrheit und Tugend nicht fennen, id nur diejenigen angenehmen Empfindungen für Ver⸗ wigungen halten, die mit unangenehmen ' vers ifche find, oder aus dem Auf hoͤren fehmerzhafter jebürfniffe entftehen ; ; find folchen Perfonen gleich, bie npor gehoben werden, und die Höhe erreicht zu haben aubten, ungeachtet fie nur nech in det Mitre find, ser folchen, die etwas Gelbliches für weiß halten, weil

ſo gegen etwas Schwarzes erfcheint, was fie vorher *8 haben *).

Wenn man die Empfindungen in Nücficht auf yre Urſachen betrachtet; fo kann man fie, fagt Nato, yiederum auf mehrere Arten, vorzüglich in wirkliche nd unächte,. in dunffe und hefle oder Flare eintheilen. Wirkliche Empfindungen ſind nur ſolche, die von ge⸗ enwaͤrtigen auf unſere Sinne wirkenden Coͤrpern in ind hetvorgebracht werden. Unaͤchte hingegen erhalten 3ir glsdann vber wir werden getaͤuſcht, wenn wir Ge⸗ enftände "alß wirklich oder gegemwärtig zu empfinden Lauben, die gar nicht find, oder wenigftens nicht ges enwärtig fi find **) Unter ven Empfindungen ferner, ie von wirflichen- Gegenftänden hervorgebracht werben,

ind einige fo ſchwach, daß wir ſie gar nicht wahrneh⸗ nen , indem fie gleichfam im Eörper abfterben, ebe fie ur Seele gelangen; andere hingegen dringen durch ben Loͤrper bis zur Seele durch, . und bringen in beyben zus jleich geroiffe Erfchütterungen hervor. +) Weder bie Aaa5 einen

—* p. 165. in Philebo. +) p. 168. in Phil, Oec Twv ea To owua nuwy ENESoTe TAINUETOV, TA MEV Ev TO OWUETI aurwaßewunere mw emı vnv \yuxw dieger- en,

7 den umaufpörlich . Unfere Gew; t: 21 Veral h 9 anfere wiffenfhafftlige tuiffe bleiben wicht et].

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Denznotbete u Zutee, Te ka 8 I

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ale ie Re, isn en und —5*— a a

ten, Meynungen, Begierden,

© diefelbigen; (ben abeit. ift ber, Untergang fers Wiffens, ſo wie Arbeiten und Lernen ein Ertl die verſchwuudenen Keuntniffe if, Wir find alfe

in ber Bedeutung ſtets biefelbigen, wie es die &P

beit iſt; fondern wir find im jedem machfolgensen genblide etwas anders, als wir in allen werke? ben waren. So wie aber das menſchliche Gefäld dadurch erhalten, und gleichfam unfterblich wire, hd in die Stelle von ®i immer Neugeborue © An 3 fo re euer ‚einzelner 2 als eine fon fort, «indem abgegangenen ſtets durch nene erſezt werden,

Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. 747

inne ſo ſtumpf und ſchwach, und wir werden von zu len und zu deftigen Leidenſchafften verblendet und her⸗ zgetrieben als daß wir in das Weſen der Dinge eins ngen koͤnnten *). Linfere Seele irrt beſtaͤndig: ſie windelt gleichſam, und wird gewaltſam herumgewir⸗ c wenn ſie in Geſellſchafft des Coͤrpers die Narur : Dinge zu erforſchen ſucht. Alle unſere Sinne truͤ⸗ ı und unaufhoͤrlich, und alle Empfindungen und orſtellungen, die mir durch ſie erhalten, find falſcher chein, dem wir nicht trauen fonnen**). Vergebens o hoffte man, durch die Sinne von der Cörpermelt heige und wiffenfchafftliche Kenntnig zu erlangen 7), d diejenigen, die dieſes glaubten irrten eben ſo ſehr, Protagoras, welcher einen jeden Menſchen ven aafftab allee Dinge nannte, und behauptete, daß die abweichenden oder widerſprechenden Empfinduns 1, bie verſchiedene Menſchen v von denfelbigen Gegen⸗ ſtaͤnden

——

) in Phaed. p. 25 & 31. & Cic. Acad, quaeſt. 1. 8.' Sen- ſus autem omnes hebetes, & tardos eſſe arbitraban- tur, nec porcipere ullo modo res cas, quae ſubjectae fenfibgs viderentur5 quae effent aut ita parvac, ut fub fenfüm cadere non poffent; aut ita mobiles & concitatae, ut nihil unquam unum eflent conflans; ne idem quidem, . quia eontinenter leberentur & fluerent omnia. |

) Plat, & Cie. li. ce,

H Plato nannte baber bie Coͤrperwelt vo Jokaucen, oder opinebilem rerum partem zum Unterſchiede von Ywasoy, und bie unzureichenden ſchwankenden Kennt: niffe, die wir von ihr erlangen koͤnnen, dofx, zum Unterflebe von Yymoss ober ezrisupn. Man ſehe vor allın andern das Ende des fünften. Buchs der Republif in dee Maffepfhen Ausgabe S. 398) 406.

Em ſehen / und denken, gleich Abdruͤcken von gen, ein; und das, was ſich eingepraͤgt har, Ka ‚fo fange, als bie: Bilder fortauren,

iefe verwiſcht ober außgelöfcht werben, dann, daß wir etwas n hab ten Bilder, ober die Abdruͤcke der ı niß, koͤnnen nicht anders rein und tief er ‚werben, als wenn das Wachs der Seele ſelbſt * rein J und in großer Menge vorhanden daben n a

y 83. ? Er Een Folge una. 0.10

\ Geſchichte des Plato und feiner Phil. - 749

ch noch zu hart bereitet it”). Menſchen, in wel⸗ n biefes Statt findet, find nicht nur gelehrig, und fen nicht nur leicht, fondern behalten auch fange, und: ‚en fich das, was fie einſt empfunden haben, fehe: haft zuruͤck. Iſt Hingegen das Wachs zu weich oder Hart, zu dürftig oder zu verfälfcht; fo finder das gentheil Start. Zu weiches Wachs macht den: enfchen zwar gelehrig und fehnell faflend, allein uns ig, die empfangenen Eindrücke zu behalten. Zu hars bingegen macht Menfchen zwar langfam im Begreis ', aber ausbaurend in der Erhaltung deſſen, was fie ı einmal eingeprägt haben. - Wenn endlich das Wachs fließend oder zu irdiſch und fteinige iſt; fo werden die >rücke nicht allein ſchwach und dunfel, fondern aud) t vertilgbar, und folche Perfonen koͤnnen weder leicht en noch) lange behalten. Ste fließender, ober unlautes » ober fleinigter das Wachs ift, deſto mehr iſt man Sefahr, in falfche Mleynungen und Irrthuͤmer afllen””) Sn folche falfche Meynungen faͤllt man als⸗ Er, wenn man die Abdrücfe oder Bilder von Gegens iden, bie man im Gedaͤchtniſſe hat, unrichtig auf genftände anwendet, bie man empfindet, aber wegen x Sleinheit oder Entfernung oder plözlichen Ver⸗ oindung nicht Elar und lebhaft wahrnimmt 7). Ach e alfo zum DBenfpiel falfche Meynungen, wenn ich Pild des Theodor auf die Perſon des Sokrates, w das Dild des Sofrates auf die Perfon des Theos anwende, wenn fich der eine oder andere meinen gen darbieten. Yalfche Mennungen find alfo nicht in apfindungen, auch nicht in Begriffen und Gedanfen u | allein,

j——,

) in Phil. p. 189. ) |,c.

) ib,

an I ah’ ————

T

wenns 75005 dkievoucey.

oder richtige Mepnungen, die ſqcafftlich erkennen, um fifenge beiveifen A uunterſcheidet fie von Wiſſenſchafft bloß dadurch, nicht durch richtige Demonftrarion zuſammei

find. in Theaet. Apeancı av M”⏑——— 706 Aoya ezzisnumv eweri, ib. ps 87. Eben h Menone p. 344 & in Timaco p, 485. Eben befändig iſt er im dem Gebrauch des Wortes Y Bald verſteht er darunter Die Vernunft und da fand des Menfchen, welchen er deßwegen, mel die Wahrheit erkennt, oe9os Aoycs nennt: ein

das die Stoiter, wie einen großen Theil ihrer Kunffprache, ans dem Plato genommen haben,

fehe Phaed, p. 28. & Phileb. p. 167. ald brüfit] durch Aoyos Dentonftra aus, wi h vorher angeführten Stelle, und

dofoss, wenn fie in Worten a,

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 751

tem Buche, und das Gedaͤchtniß und die Empfindung it einem Schreiber vergleichen, der etwas in viefes uch richtig einträge Wenn wir aber Gegenſtaͤnde r etwas anders halten, als fte find; fo find Gedaͤcht⸗ 3 und Empfindung einem Schreiber ähnlich, der, ets as falfch in ein Bud) einzeichnete *), Aus dem“ bis⸗ rigen erhellt, Daß ſowohl wahre als falfche Meynun⸗ nein Mittel zwiſchen gänglicher Unmiflenheit und wah⸗ > Wiffenfchafft fenen **), daß fie beyde in gewiffen ıterredungen der Seele mit fich felbft beſtehen, und ß fie nur ben Gegenftänden Statt finden, die wir rmals empfunden haben, von welchen wir Abdruͤcke Gedaͤchtniſſe befizen, und die wir jezo wieder empfins

t, denn es ift unmöglich, daß jemand Gegenftände, er kennt, und deren Bilder er im Gedaͤchtniſſe Hat,

E andern verwechfelt, Die er gleichfalls fennt, und des . Bilder er im Gedächtnifle hat: ober daß er etwas, 5 er kennt, für etwas anders hält, was er nicht nit, und wovon er gar fein Bild im Gedaͤchtniſſe bes 3 oder daß er das, was er nicht kennt, für etwas.

>ers hält, was er gleichfalls nicht Fennet, oder was er = fennt: oder daß er das, mas er empfindet, für ets- S anders hält, was er. gleichfalld empfindet, oder - ‚8 er nicht empfindet; oder was er nicht empfindet, > etwas anderd, was er nicht empfinder, oder auch ‚pfindet. Mod) unmöglicher, als alles dieſes, wenn an jo etwas anders fagen kann, ift es, daß jemand Das, was er kennt und empfindet, und fich bewußt /

ri

Stelle drädt er Aoyos durch diwvorz aus, and nennt die Empfindung eines gegenwärtigen Gegenſtandes Doasvreci.

®) de Republ. V. Vol. 1,308. & ſq. in Theaet, p. 86, ®s) in Phi, 165, & in Theaet. I, c,

mit etwas, mas er nicht empfindet. 7 find fo beſchaffen, daß ſich unmöglich jem« ten fann ®).

Vom Gedaͤchtniſſe, fagt Plato, muy Erinnerungsfraft als Phantaſie unterſcheid erſtere beiteht in der Fähigkeit der Seele von Gegenftänden , die fie zugleich) mit eınpfunden hat,» bervorzurufen, oder au und Gedanfen, die fich fehon aus dem Sei Toren haben, zu erneuern und herjuitellen. kraft hingegen ift die Fähigfeit, Bilder v Gegenſtaͤnden anders zu ordnen, und zu ve wir fie erhalten haben, oder aud) Bilder vo den zu fchaffen, die noch nicht find, und v niemals feyn werden 7). So wie man daı mit einem Schreiber vergleichen kann, der

*) ib. Mit Fleiß habe ich die lezten Räfo dem Plato abgefchrieben, theild um die ben Wohlgefallen diefes Mannes an tionen mit einem neuen Bepfpiele zu ber

Geſchichte des Plato und feiner Pfil. 753

& and nur das eintraͤgt, ‚was ihm vorgelegt wird; fo. u man ‚die Pharitafie einen Mahler nennen, der off. pirfliche Dinge darſtellt, bie nicht find, die nicht wa⸗ und auch nicht fegn werden *).. . In ſoferne die Seele bloß Gedaͤchtniß und Eins ungsfraft befize, ift fie eier Mienagerie ähnlich, im cher Bögel von allerley Art, "bald in großen, bald in i kleinen?

=

) Plato neunt den Zuſtand, worinn Menfchen fih Dinge vorftellen, - die nicht find, und folhe, von denen. fie umgeben werben; nicht wahrnehmen, way, ın Phacdr, p. 201. 209. Dieſe Berrüdtheit ift von einer doppels-

- ten Art eine natuͤrliche, die durch Krankheiten her⸗

vorgebracht wird, und dann eine uͤbernatuͤrliche oder goͤttliche. Die leztere iſt wieberum viererley: Die hei⸗ lige Entzuͤckung oder Raſerey der. Miigagenden, in welde die Sibyllen und die Priefterinnen zu Delphi und Dodona durchidie Begeiſterung des Apollo fielen, oder noch fallen. Zweytens die der Bakchauten und der Bakchantinnen. Drittens bie dichterifche, in welche Poeten und Rhapfodiften burch die Mufen vers "eye werden, wenn fie die eigne Wirkſamkeit der Sees lenfräfte eine Zeitlang aufheben, und die Seelen ber Degeifterten ale ihre Werkzeuge und Diener brauchen. (in Jone p. 362.) So wie Weißager und Weis Bagerinnen im Zuſtande heiliger Entzüdungen, wo fie fih ihrer felbft nicht bewußt waren, vieles vers Piindigt haben, was den Voͤlkern Griechenlands Heil und Seegen brachte; fo finden auch Dichter, wenn fie son den Mufen aus ſich felbfl weggeruͤckt werben, bie fhönften Oefänge, ohne ed zu wiſſen, und wenn ſie nachher wieder zu fi felbft Fommen, fo find fie nicht im Stande, mir der Anftrengung aller ihrer Kräfte, ſolche Werke zu liefern. Die vierte Art goͤttlicher Mas ſerey ift die der Liebenden, die Plate für die beſte und erhabenfte unter allen estlärt.

zweyter Band. Bbb

*) in Theaet. p. 90

* 31. in Theaet. p. 82. in Phucii im. 485 & 500. deRep. Vol. 1. Li.

394. 90. | D N. cc. imp. de Rep, II. 286,290. Plato nf ı wendig ein Schauen in Bott annehmen. Nur in W fanden (ich, feiner Meynung nach, die ewigen Uri aller Dinge; und von dieſen Urbildern konnten P die Seelen In ihrem Dämonenflande Beine Ad als durch bas Schauen in Bott erkalten, I, «!

J im. p. 485 u . tb) in Phaed, p. 29 & 338. & 344. in Menen, Un | Ien allgemeinen Ideen ſchreibt Pinto ber des

®e) in Phaed, p. 25 204. in 7

Geſchichte des Plato und feiner Phil, 755

een uns nur, ober erneuern Erinnerungen, wenn der Wahrheit und der Natur der Dinge nachfors Dies erhellt am meiften daher, daß Perfonen, h dem Schaven des Meno, den Sofrates über die ur und Berhältniffe von Zahlen und Figuren fragte, ig auf Fragen über Dinge antworten, von denen fie twas gehört haben: daß alle Begriffe und Bilder re ſowohl ihnen ähnliche als unähnliche aufwecken, denen fie vorher nicht verbunden waren: daß endlich unfere Begriffe von dem, was Schön, was Gleich, Gut ift, viel vollfommner find, als die Dinge, vir mit diefem Namen belegen, und dag wir alfo niemals von Dingen, die weber vollfommen gleich, gut und ſchoͤn find, würden erhalten haben, wenn ticht, als Maafftäbe der Dinge in unferer Seele. yanden gewefen wären *). Bevor wir diefe in uns. immernden Begriffe und ewigen Wahrheiten erwe⸗ und anſchauen, find wir Gefchöpfen gleich, die in e unterirdiſchen Höhle an den Beinen und Hälfen Bbb 2 ſo

die wundervollſten Wirkungen zu. Die Idee des Gu⸗ ten, fagt er Vol. II. Lib. VI. p. 60. de Rep. iſt das

ſchwerſte und erhabenfte, was der menſchliche Geiſt nur ertennen kann. Sie gibt uns felbft Kraft, Wahrheit zu erkennen, und unfern Kenntniffen theilt fie Wahr⸗ beit, wie allen Dingen das Seyn und Fortdauern mit. Sie iſt das lezte in der verfländlichen Welt, was man erkennt: allein wenn man fie erkannt hat, fo breitet fie über alles Sichtbare und Unfichtbare Licht aus, and wird die Quelle von allem Schönen und Guten, von Wahrheit und von Wiſſenſchafft. vid. & 70 & 72, & VII. p. 88. & in fine Philebi. Wegen diefer Lob⸗ rede haben viele geglaubt, daß Plato unter bear Outen die Gottheit verfianden habe,

) in Phaed, & Menone H, cc, -

—n

gend, bald redend, vorbengingen, und a! and Statien von Menfchen und Thiere "gen; fo würben folche Gefangene, die an ſtehenden Wand ſich darftellenden Scharı für wirfliche Dinge halten, die ſich mit e tedeten, und außer diefen Schattenbilberı wirkliche Weſen argwöhnen. Wenn abe Ungluͤcklichen ploͤzlich einer von feinen B und gegen das licht gekehrt wuͤrde; fo fonn ders ſeyn, als daß er durch den auf einma gen fallenden Glan; geblendet, und außer wuͤrde, bie Dinge felbft zu betrachten, v Bisher nur die Schattenbilder fh. Say alsdann, daß er bisher nur bloß täufchen Geſtalten wahrgenommen habe, und jego | Dingen näher jey, fo würde er gewiß an ! diefer Verjicherung jwenfeln, und eher gla vormals, als deß er jego wirkliche Dinge Nichts wäre fogar nacürlicher , als daß Uchte verwundeten Augen wegwendete, un! ſcheinungen zuräctflöhe, deren Anblick er e te. Wenn man num einen folchen mis G ner Höhle an's Tageslicht heraufjöge, ſo

Kabein nich un van ham Gchrlbunltan

Shsihted des Plato und feiner Phil, 757

f! (ine Augen füllten, unfägliche Schmerzen leiden. wuͤrde Anfangs von den Dingen, die ihn umgäben, Ht6 wahrnehmen; und gewiß lange Zeit brauchen, bes r en fie recht betrachten fonnte. Er würde erſt "die chattenbilder von Menſchen und andern Gegenftänden ruhigen Genffern, dann das Schauſpiel des nächtlis n Himmels, und das Licht der Sterne und des Mons | anfthauen muͤſſen, bis er die Sonne und ihren Glanz ragen koͤnnte. Wenn aber endlich ein fölcher Erloͤſe⸗ die Sonne ſelbſt in ihrer Pracht bewundert, und nerkt hätte, baß ſie die Urſache der Tags und Jahrs⸗ en, und faſt aller uͤbrigen Dinge und Erſcheinungen dieſer Erde fen; würde er ſich nicht alsdann gluͤcklich

en, wenn er fich. mit feinen ehemaligen Mitgefi ien und ſeine gegenwärtige tage mit feiner vormaligen gliche? Ja wenn er auch wuͤſte, daß in ſeinem vor⸗ ligen Gefängniſſe denjenigen Ehre und Ruhm und lohnungen bevorſtuͤnden, welche die ſich ihnen zei⸗ den Schattenbilder am ſchaͤrfſten ſehen, und aus de⸗ , bie zugleich, oder vor einander, oder hinter ein⸗ er erfchienen, am beiten die Reihen Fänftiger Erſchei⸗ igen errachen Fonnten, würde er wohl ein Verlangen h diefen Borzügen und Belohnungen. empfinden, und je vielmehr. mic dem. Achilt fagen ,. daß der Dienff bey r ärımflen Mamie auf der Erde der Herrſchafft über ganze Unterwelt vorzuziehen en ® Nimmt man noch st an, daß eine folche Perſon ploͤzlich in ihre ehemas Wohnung zuruͤckgeſezt wuͤrde; ſo laͤßt es ſich kaum ers denken, als daß fie, am das helle Licht des Tas gewoͤhnt, alles mit Finſterniß bebeckt finden, und nicht geringe ‚Zeit brauchen würde, ehe fie wieder as erblicden fonnte. Die Übrigen Bewohner der e würden ihrer fpotten, würden Ihr vorwerfen, fie ihre Augen verderben hätte, und würden nicht n gar fein, Verlangen Kara ‚, die Höhern Gegenden b 3 su

758 Achtes Bud. Drittes Eapitel.

beſuchen, fondern vielleicht denjenigen, der. fie wm Seren Banden befrenen wollte, umbringen,. wenn fiel ner habhaft werden koͤnnten *). Auch wir find.gefeh te Sclaven in unterirdifchen Kerkern, fo lange u bloß in und für den Eorper leben, und die Natur ie Dinge durch unfere Sinne zu erforfchen fuchen. Ah uns foftet e8 Ueberwindung und Mühe, den fteileng# ‚der Wahrheit zu erfteigen; allein wenn wir ihn einn ‚erftiegen haben, fo verachten wir von feiner Hoͤhe vergänglichen Güter und Freuden, um welche die blendeten Sterblichen ald um die einzigen und Guͤter mit unabläffigem Eifer ſich zu bewerben wtj kämpfen pflegen. Michts erleichtert den Menfchen das Hi men zur Wahrheit fo fehr, als das Studium ve’ len, und Größenlehre, und der Sternfunde, wernu dieſe Wiffenfchafften nicht bloß in der Abſicht treibt, m fie für den Ackerbau, die Sciffart, den Handdd andere Theile und Bedürfniffe des menfchlichen I zu nuͤzen **). Dieſe Wiffenfchafften reinigen unD

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* Siehe dritte Beylage.

**) Vol. II. Lib. V1.74»80. VII.IIOs 116 & 120, % to wiederhohlt die angeführte Bedingung vorzägiät ben lezten Stellen, und fällt darüber in die laͤchau fien Ungereimtheiten. Die Schaufpiele, fagt us andern ©. 120. de Rep, VII. welche ung die Bm gungen und Ordnungen der himmliſchen Coͤrper da ten, find die ſchoͤnſten in der fichtbaren Welt, allen find doch noch weit unter denen, welche uni! wefentliche Bewegung und Langſamkeit im ber mul Zahl und den wahren Figuren darbeut: “As rei Taxos, aan 800 Beudurns ev Fw aAnen 127770 zo Racı ToIs aANJEOH owunyacaı G:ä TE MEOS RAMNAa Degeraı Ko To Ta F

= WEy)

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 759

ben die Seele, ftärfen und üben das Auge des Verſtan⸗ des, das fonft im Unrath oder Pfuhle ver Sinnlichkeit Vergraben ift,. bereiten e8 vor, daß es das Licht Der Wahrheits ſonne ertragen kann, und find das ſchicklichſte

Werkzeug, wodurd) der Dienfch aus der fichtbaren We

Ss die unfichtbare Hinaufgewunden wird *)., Sie be,

ſchaͤfftigen fich nicht, wie die übrigen Künfte, mit vers gänglichen ‚. fondern mit unmandelbaren Dingen **), wurd gehen auch nicht von Erfahrungen , oder truͤglichen Erfcheinungen der Sinne, fondern von allgemeinen Er⸗ klaͤrungen der Zahlen und Figuren aus, die fie ald uns seiberfprechlich vorausfezen 7). Don dieſen Vorausſe⸗ zungen oder Erflärungen gehen fie zur Unterfuchung wicht cörperlicher Größen und Figuren, fondern folcher Fort, die man nur allein mit dem Berftande fehen kann, und brauchen Linien und Figuren, die fie entweder feteft -gichnen, oder in der cörperlichen Natur finden, yur als Bilder und Benfpiele, nicht als Beweiſe oder ald Ges Benftände ihrer Unterfuchungen. Mit Necht alfo kann man die mathematifchen Wiflenfchafften einen wichtigere Abſchnitt der verftändlichen Welt nennen FF), allein te. bleiben doch auch immer nur ein Uebergang vom Sichtbaren zum Unfichtbaren, ein Mittel zwifchen finns chem Schein und Wahrheit, und mehr ein Vorhof and Annäherung zur Wiflenfchafft,, als ächte Willens Bbb4 ſhafft

Er machte den Pythagoreern feiner Zeit Vorwarfe dar⸗ über, daß fie die Meßkunff verduͤrben, indem fie dies ſelbe von uncörperlichen Dingen ableiteten, und auf

eörperliche auwendeten. Plutarch, in Marcelli Vita IL _

\

Geſchichte 808 "Plato und feiner Phil. 76:

ſt die hoͤchſte Zinne oder Gipfel menfchlicher Kent, Iber welche feine andere Wiſſenſchafft hervorragt *). Eife illein durchdringt das Weſen der Dihge, und geh, yer Erklaͤrung und Eincheilung derſelben mit einem Mi uͤglichen Schrirr fort **). Mur fie allein gewährk wahre Wiſſenſchafft, aͤchte Weisheit oder Kiugheic***y, ind feiner verdient den Namen eines wahren Welmyer ſen, als wer fich mit ihr, oder mit dem deſtaͤndigen Ani‘ hauen unfichtbarer Dinge und ewiger Wahrheiten bp schäfftiget ****). Die Dialeftif allein enthält reine Wat‘ „Jeit; tie Mathematik nur einen Schimmer oder Ruͤck⸗ arg verfelben ; ©. alle übrige Wiffenfchafften aber nın ‚tüglic en Schein 7), over aud) Folgerungen. un Schluſſe, die fich auf einzelne Fälle gründen, oder aus ithnlichen Faͤllen abgezogen und afafogifch gebildet end 77). Plato glaubte alſo, daß es eine noch größere Sjemwirheit gebe, ald ſich in. der reinen Marhemarif firk "et, und bag man zu diefer Gewißheit gelange, werm, xian von gewiffen unläugbaren Grundfäzen ausgehe; ingegen verwarf er Die Erfahrung oder Induction, u "te analogifchen Schluͤſſe TFT) entweder gaͤnzlich ober OB hide

A %) de Rep, VII. 134, RE Fr ib

ss a in #s*) ib. & VII 72. in Phaed. p. 3r. .in Theset. p. 82. Anderswo fagte Plato, daß nur die Kunſt, Voͤlter und Menfchen zu begläcden, den Namen der Weisheit : verdiene. Vol. I. de Rep. Lib, V. 272. 274. »ssr) de Rep. VI, Vol. Il. p. 2-8. | 7 +) So nanute Plato Erfahrungen, ‚. +p Vi. 78. VI 138 p. Plato belegt,.diefe vier Stufen | menſchlicher Kenntniffe mit verfhiedenen Namen, bie erfienannte er erssngen, die andere drosvoice, bie dritte Fizıs, und die vierte euuzosa. ib. ++) Die einzigen Mittel, deren Sofrates fi} bedient hatte, am felbfi die Wahrheit zu finden, und andere davon zu überzeugen.

763 Achtes Buch... Dritte Eapitel.

At fie wenigſtens für-fehr unfichere Wege, auf nd ‚hen man fich leicht verirren koͤnne *). . Nachdem id) jezo die wichtigften Puncte der &e lenlehre des Plato vorgetragen habe; fo will ich, ba ch weiter gebe, feine Gedanken über Die Sprache mi Kratylus nachhohlen, welches für die Geſchch der philofophifchen Sprachlehre wichtige Geſpraͤch ma bisher gänzlich) mißveritanden hat. Man war namih in der Meynung, daß Plato der Parthey derjenn Weltweiſen beytrete, welche lehrten, Daß die articuln Sprache nicht eine Erfindung des Menjchen,. fona ein Geſchenk der Götter, oder daß gie doch nicht = Sammlung von wiuführlichen, fordern von natürlide das heißt, von foldyen Wörtern fen, auf welche vie % tur felbft den Menfchen hingeführt habe, und die auch das Weſen aller Dinge, oder ifte eigenchümlihe Eigenfchafften ausbrüdte **), Allein gerade dieſe hauptungen find e&,. die Plato beſtritten, um ie "meinem Urtheile nach auf die buͤndigſte Arc voiddg kat. Er fchrieb feinen Kratylus in einer doppeltenb icht; theils um Die gewaltfamen PWBortakleirungen W Prodifus und anderer lächerlich zu machen, und (m zu zeigen, daß er diejelbigen Wörter eben fo gut, m fo wahrſcheinlich, als fie, und doch auf ganz ander ten ableiten fonne: theils aber aud) um dem Kart, einen Heraflitifchen Philoſophen, zu widerlegen, melde behauptete, daß alle Wörter richtige Abdruͤcke ober & mi)

von en mn DEE DI DI EDDIE I en

*) Il. cc, & in Phaed. p. 37. Eyo de roic dıa ssuoray Tas anodesferss Foispevoss Aoryoss, Eur dx a0w wAnlonı, ns av Tıs durss an Dura: TNTa, Eu Mara efanarunas. &c,

) Duaes enı Ts onouars, Cratyl, p. 49. zo,

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 763

mälbe und Nachahmungen ver Dinge feyen, daß bie abs geleiteten felbft durch ihre Zufammenfezung und Ablei⸗ fung, und bie.einfachen ober Wurzelwoͤrter felbft dur ihre Elemente die Eigenfchafften der. bezeichneten Gegen fände unsdrückten,; daß man alfo die Natur der Dinge in ˖ ihren Benennungen auffuchen Fonne und müffe, und bag man, wenn man biefes thue, in dem Grundſaze bes Heraflit von der Wandelbarfeit aller Dinge beftärkt werde, indem bie Ableitungen der wichtigften Wörter. alle auf ven Gedanken hinführten: daß alles in einens amaufbörlichen Fluſſe ſey. Die erfte Hälfte des Kratys lus *) enthäle lauter Ableitungen ver Wörter und Nas men von Perjonen, Göttern, Dämonen, Helden, Ges ſtirnen, Elementen, Seelenfräften, Tugenden und $eis Henfchafften, die alle dem Scheine nach beweifen follen, dab bie angeführten Denennungen ber Natur der bezeich⸗ ‚weten Gegenftände entjprechend feyen, und daß die Ep

er der Sprache, gleicd) dem Heraklit, an die Veraͤn⸗ aller Dinge geglaubt haͤtten. Damit man Aber feine Abſicht nicht verfennen möge, macht Plate fo gegwungene Ableitungen, als fie vielleicht Fein So⸗ phift oder Herafliter gemacht hatte, gefteht dieſes afles ſeibſt ein, und träge alle die Gegengruͤnde vor, die fich feinem Verfahren nur ‚entgegen ſezen ließen, ohne fie Durch den Sofrates, dem er feine Gefinnungen in bey Mund legt, zu beantworten und aufzulöfen. Unter Den gewaltfamen Ableitungen, wodurch er ähnliche der Sopsiften oder des Kratylus lächerlich zu machen fuchte, oder die er-ihnen gar abborgfe, hebe ich nur biejenigen Beyſpiele aus, in welchen feine Abfichten. unverkennbar find. Der Name des Bafchus (Asovueos), jagt Plato,

heißt

*) Von G. 4761. a

„64 Achtes Buch. Drittes Capitel.

Heiße fo viel, ald der Geber des Weins (5 dıdas rer zo über Adnuscs P. 56.). Diefen Namen erhielt Batdı tin Scherze; denn auch die Götter fcherzen gerne. Ve

Bu aber, fährt Sofrates zum Hermogenes fort,

ernjtliche Abfeitung dieſes Namens wiſſen willſt, fo nad

du andere fragen. Der Mond Bat feinen Nam aeAmn oder seAwzves& daher erhalten, daß er haufig fe

fiche verändert. Man nannte ihn seAx evreczem, m

de GeAus veov Te naı evvev exe, und dies Wort 4

man in seAareıe zufammen. Beym Himmel, nf

Hermogenes aus, ein dithnrambifches Wort! —3

fein wie entſtanden bie fchönen Wörter Klugheit, Yo ftand, Tapferfeit, und andere *)? In ber That, ab

wortet Sekrates, machſt bu ba eine nicht ummicie Caſſe von Wörtern rege. Unterdeſſen weil ich einzd Die Loͤwenhaut umgethan habe, fo muß ich nicht mp gen, und ihren Sinn und ihren Urfprung zu erforie fuchen. Ein jeder diefer Namen, mein Freund, & daß die Erfinder der Sprache alle Dinge als beit fließend angejehen, und als folche benannt haben. Tas f 5, Klugheit oder Verftand (Decvnsis) heiße fo viel, ci: Wahrnehmung des Fluſſes oder der Bewegung (2:5 veso e3i aaıcz yonsis), und Wahrnehmung fo vie. 3 die Ergreifung oter Demerfung deſſen, mas befiin neu iſt, oder entſteht *). Das Wort Wiffeniht (errısnpn) bedeutet die Seele, die ben fich fters ver» NND

S Atmn 122e DD NM HEN

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2 ©. 57. 58.

“*) H r enec TB ves esw erıs. To de ver EHUTIT TE, TNURNE YIYvcHEva a eo. TyrER eDıecIas TTY Yuxm. KMUe To crcc 6 Yeuns TNY VECETW. 8 YALE YCHaIs To XEXascy EX AR ayrı TEN, ee edes Asyen receonm.

Gefchichte des Plato und feinge Phil. 765.

einden Dingen folge"), und Weisheit die Ergreifung, ‚Der Berührung des Tluffes der Dinge (von cas, tele hes fo viel ald ogyen bedeutet, und vonez&@n). Tapfer⸗ Bit (avdesc) zeigtein Streben gegen den Strom der Ges echtigfeit an, und man darf nur einen einzigen Buchſtaben erauswerfen, um die urfprüngliche Geſtalt dieſes Wort sieberzufinden (avgsa). Kunft (rexvn) bedeutet fo viel, ale: ine Fertigkeit des Berftandes ; man braucht nur das hegs, ars zu nehmen, und zwiſchen = und dem x, ein y, und. em und 7 ein o fezen, um exeven herauszubringen. Bey biefer legten Ableitung Fann Hermogenes ſich nicht, wiebrechen, die Anmerkung zu machen, daß fie. fehe: uͤnſtlich und unnatürlich ſey; und. Hierauf antwortet,

Bofrates, wie alle Etymologiften, dag die meiſten,

Wörter durch Verfezungen, Wegwerfungen und Zufäs; e.von Buchſtaben fo fehr verwandelt, und fich felbfk, ingfeich geworden wären, daß fie nicht anderd, als urch gewaltfame Operationen auf. ihre urjprängliche form Fünnten zurück gebracht werben., Freylich fey e8; ey der Freyheit, aus Wörtern wegzunehmen und Hins, azufegen, was man wolle, nicht ſchwer, ein jedes Bort einem jeden Gegenflande -anpaflend zu man yes, allein du muft eö, ſagt Sofrates zum Hermoge⸗ es ; fo genau nicht nehmen, wenn du mich nicht abs hrecken willft, eine der Fühnften und glüclichften Ablei⸗ angen vorzubringen ”*), Nachdem er dieſe und andere. nen ähnliche Etimologien mitgerheilt hat, gefteht er Ibft ein, daß man unmöglic) über die Bedeutenheit der bgeleiteten und zufammengefezten Wörter, ober ihre

Vebereinftiimmung wit. den bezeichneten Gegenftänden.

etwas

*) Os Degopeos Tas mewyması dmonens Ti

Luxus N) u e0) ©,89.

„66 Achtes Buch. Drittes Capitel.

etwas befriedigendes fagen fönne, mern man nicht % Bedeutung der WWurzehwörter, aus welchen fie zufes mengefezt, oder von welchen fie abgeleitet worben, # kannt und dargethan Habe *). Alle Unterfuchungen &

ſo über die abgeleiteten und zufammengefesten Werk fegen eitel und fruchtlos, fo lange man nicht bevoide be, daß die urfpränglichen Wörter: ver Sproia efbft bedeutend, und die Elemente, aus denen fie ie ſtuͤnden, gleichfam von der Natur beftellte und allgeme verſtaͤndliche Dolmetſcher der Eigenfchafften ver Dig ſeyen. Man müfle denn annehmen wollen, daß ie Soͤtter ſelbſt den Menfchen die erfien Wörter geh vet, oder daß diefe von den Barbaren abflamms ‚ober daß auch) ihre wahre Geftalt und Bedeutung mew es hohen Alterchums unerforfchli fen, welcher Is ehte fich diejenigen zu bedienen pflegten, vie über ie Matur und Bedeutung der urfpränglichen Wörter ii - Rechenſchafft geben möchten. Es fomme ihm pe ſelbſt Tächerlich vor, daß Buchfiaben und Spibenw tũrſiche Auspräce und Nachapmungen wirflicher Dig ſeyn folkten, und das, was er darüber fügen fin fcheine ihm gezwungen und feltfam zu feyn; er nd aber doch feine Gedanken vortragen, in der KHoffnmy daß Hermogenes und Kratylus, wenn fie etwas beſſca wüften, ed ihm nicht verfchweigen wuͤrdan. Er ie merkt hierauf, daß der Buchftabe e dag natürliche Wat zeug aller Bewegung, das , der Ausdruck vor Zeinke dad A von Weichheit und Schlüpfrigfeit, das cv und f und y und £ von zifchenden und raufchenden Dings und eben fo alle übrige Buchflaben eben fo viele natin che Zeichen, für eben fo viele wichtige oder wegentiikt E

7 yo

*) S. 63. ar) ib,

1 J

Geſchichte des Plato und feiner Phil, 36%

Eigenfchafften der Dinge feyen *). Nachdem er bie Bedeutenheit der einzelnen Buchftaben erflärt hat, ſezt n feine eigene Kunſt in Erftaunen; unterdeffen muns‘ tert er fich felbft zur Vorſicht in einer Unterfuchung auf, wo es fo leicht fen, von fich ſelbſt hintergangen zu wer⸗ Seh **) Er fraͤgt hierauf den Kratylus, ob er bie Sprache für eine menfchliche Erfindung halte; und ale er biefes mit Ja beantwortet, fo fräge er weiter, ob Kratylus glaube, daß es fich mit den Sprachfünftlern wder den Erfindern von Wörtern eben fo, wie mit Mahlern, Bildhauern und andern Künftlern verhalte, waß fie nämlich einige ihrer Werke gut, andere mittele #häßig , andere fehlecht gemacht hätten. Kratylus will Dtefes Anfangs nicht zugeſtehen, fondern behauptet, daß alle Wörter bedeutend, und den Gegenſtaͤnden, die fie Vezeichneten, entſprechend wären, daß alfo Hermogenes ft, eine der rebenden Perſonen, diefen Namen nicht wuͤrde erhalten haben, wenn er nicht etwas von der Er⸗ errgung des Mercur an ſich hätte. Allein zulezt kann Hratylus es nicht länger läugnen, daß es mit den Wor⸗ ers wie mit VPorträten fey, und daß jene bald mehr bald veniger glückliche Abbildungen von Gegenſtaͤnden, wie dieſe von Perfonen feyen 7). Dies werde, fagt So⸗ Prates, ſowohl durch die verfchiedenen Wörter, womit efelbigen Gegenſtaͤnde belegt, und durch die verſchiede⸗ en Arten, wie diefelbigen Wörter ausgefprochen wuͤr⸗ ben als auch Durch die entgegengefesten Buchſtaben be⸗ miefen, aus welchen man biefelbigen Woͤrter gemifche wurd zuſammengeſezt fände FF). So werde bas Abort, - wom

+4) ©. 66.

3

nr ME, Deittei Karl

womt fe Atzonienſer Härte und Routhait aysbeh zuAngerne, bon bei Einwohnsen von —2 or TR ‚und. in a Borte,. Buchſtabe As;,der etwas glapteß- Aid geſchnie Sie, „mit,den.tibrigen Elementen urik, ber Dede des Worts,, ı Hieraus zieht, Sotatea den Cihluß Gewohnheit und Verabredung (dos. per aurIing fowopl, als Rackſicht auf die Matur der Dinge, heil, an der Bildung von Wörtern, gehabt hätten, ng man, diejenigen nicht ſiechtweg, bes um Konbiaum fh, die, wie Herm und viele,d jehaupteten,, ne Geliche oder j ge Zufanmenfezungen ſeyen, bie in Des alöfüche worden, um benjenigen, welche Gegenftände ten, diefe Öegenftande anzudeufen, Daß. alfo auch Yaran gelegen fey, ob Wörter Auf Diefa ober eine ı Art gebildet ſeyen ). en on auch ai wolle ‚daß die erſten Erfinder upb Fortbilder der he bey der Bezeichnung aller. Gegenſtaͤnde auf die tur. und Eigenſchafften derjelben, Rücficht genau und die Beſtandtheile der Wörter, Buchftaben ı Sylben, darnad) gewählt hätten, um dadurch ihr] genfchafften auszubrüdten; fo müfle man. doch auf; geben, daß bie Schöpfer von Morten fehlbare # fehen geweſen fegen, welche die Gegenftände unndl hätten anjehen ,.. und alfo auch unrichtig bezei oder in ihrer Begeichnung ſich Hätten ef ' nu r

®) p. 66. ZvvInnure eva Tu ovenaroe, uou dy Tois ourgeuevöis, medeides Tu Fre Yun x eıvas Taurw 0edornre: svoumros, un din Oegeu de adev, zu ve vis oynäutes, im YUY OUYHESTEN, EMy TR Ka TEYRYTION.

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 769

men *). So viel Wörter auch Kratylus und andere führen pflegten, um zu beweifen, dag Woͤrter den sgenfländen entfprächen, ober daß ihre Erfinder alle inge für fließend gehalten hätten; eben fo viele Bey⸗ sfe koͤnne man ihnen entgegenfezen, wo Wörter ven eichneten Gegenitänden wiberfprächen, oder auch auf ı Gedanfen Hinleiteten, daß ihre Erfinder an’ die Uns ndelbarfeit von Dingen, ober wenigftens an unwan⸗ bare Dinge geglaubt Hätten. So fünne man emı- um viel bequemer daher ableiten, daß Wiſſenſchafft fere Seele gleichfam auf den ‘Dingen. befeftige, als 5 fie diefelbe ihnen ſtets folgen mache, und eben fo ienen die Wörter Brßasov, isopiw, nun, und fe andere, auf das Stehen oder die Unmanvelbarfeit - : Dinge hinzudeuten, Die Wörter hingegen, womit ın im Griechifchen Umwiſſenheit ausdruͤcke, muͤſten em Urfprunge nad) etwas ganz anderd bedeuten. enn osuosIiee fen dem Scheine nach fo viel, ald'n re © Tw Jew sovros Roeea, und aroAucıa ſo viel, anoAsdın ros menynacı. Wenn man alle dieſe emerfungen zufammennehmes fo Fünne man nich hr, wie Kratylus, hoffen, daß man das Weſen ver inge aus der Zufammenfezung ihrer MWörter zu erfens n im Stande jey, welcyen Einfall man auch noch is dem Grunde verwerfen müfle, weil daraus folge, ß die Erfinder ver Sprache die Natur der Dinge gar cht Hätten erkennen koͤnnen, indem ihnen der Spiegel efelben, die Sprache, gefehlt hätte. Aus dieſem zen Auszuge des Kratylus ſieht man nicht nur, dag dato denjenigen nicht beyſtimmte, welche bie

2.67. | Zwenter Band. Ecc

770 Achtes Buch, Drittes Eapitel, '?

für eine Sammlung natürlicher Sebanfenzeichen hieta deren Elemente die Eigenfchafften der bezeichneten & genftände ausdruͤckten, fondern daß man auch vor u zu Plato's Zeiten mehr über die Natur, Enrftehunga. Beſtandtheile der Sprache geforfcht Harte, als fet is MWievderherftellung der Wiffenfchafften bis Fur; vorm fer Zeitalter gefchehen iſt. Ungeachtet die ne

chriftfteller über die Sprache ven Kratylus wenig ne ‚gar nicht genuzt haben; fo iſt nichts deſtoweniger E wiß, daß er alles enthält, was fich über die Frage m Der eigentlichen DBefchaffenheit und Natur articdin Wörter fagen läßt.

Eben die Urfachen, lehrte Plato ferner, uch N uns hindern, während unſers Aufenchatts auf Wir, Erde, dem Schauplaze aller Vergaͤnglichkeit, die BI], heit rein und vollfommen zu erkennen, eben dia] 1 dern uns auch, eine reine und vollfommne Süd | y, keit zu erlangen, Unſer irdifches eben ſelbſt iſt #% kt ftand der Zuͤchtigung und eines beftändigen Kuh: |, unſer Leib gleichfam ein Grab oder Gefängnig it fterblichen Seele, in welches fie herabgeftoßen mr oder eine Schaale, und Felsſtuͤck, wodurch fie nt ter Erhebung zurückgehalten und zur Materie fer] = sogen wird *). Unſere Sinne, und die Bergnügmf und Schmerzen, vie fie uns geben, find die Dial oder Naͤgel, wodurch ber Geift an das Irdiſche? Dergängliche gefeflele und gehefter, und die Begiertnd feidenfchafften find gefährliche Kranfheiten , wer der Geiſt vercörpert und dem Fleiſche dienftkur ?

ma

#) in Phaed. p. 25. 26. in Pbaedro p. 204. de

Vol. II. Lib. X, p. 330. Ilegıngac9esen m? TO xc⸗ 05LE:

Geſchichte des Plato und ſeiner PHil. 1773 .

ht wird ). Wenn wir uns alfa einer reinen, oder rer vormaligen Gluͤckſeeligkeit wieder nähern: wollen; nͤſſen wir es auf oben dem Wege thun, auf welchetft der ewigen Wahrheit entgegen geben Fonnen.: Miie en uns bemühen, von der Erde ſo geſchwind als lich zu entfliehen, ihre Freuden und Guͤter zu ver . n, die Seele von bet Gemeinſchafft des Jeibes und Sinne ‚: fo viel old möglich, zu trennen, und in ſich F zu verfammien, bie ewigen Wahrheiten unauß⸗ ich zu betrachten, und endlich von ben Begierben feidenfchafften, die durch Beduͤrfniſſe des Corpers je werben, die nicht nothwendigen gaͤnzlich auszu⸗ 'n, und nur die nothwendigen Auf:eine folche Art zu edigen, daß weder ihre Nichtbefriebigudg Schmerz, ihre Ueberfüllung unbändigen blebernſuth hervor⸗ gen Fontte **), In diefer Flucht des Irdiſchen, in r Abziehung der Seele vom Chrper, und ver bes jigen Anjerauung der ewigen Wahrheit, beſteht die re Reinigung und Einweihung ber Seele.in bie er⸗ nften Geheimniſſe }), die wahre Aehnlichwerdung | &ea =: 0:00 und

p. 33. in Phaedone. Or Enası] ndown Ka) Au WOTFEL nAoy ENETH , MEOCnAol curnv eos To Om , Roy WEOS WELVE, Kos Woiet doperoedn, bofufscay raur& dAnIn ev, dirfeb ev Ku To Guux Dr. er Yag TE önodofei Tu Tonarı Kay. Fols RUTOIS.XOALENy- Ava YHRLeTe OO Cplo- Hoöros TE Kos cuorRoDes yıyveodays Ks dich undenöre es de vadagus wDıreodcir, aa νν AvonNe TE CwuaTos ekıkvals u

1) Phaed. p: 26. & ſq. Theaet. p. 82. de Rep, Vill, Vol.It. p. 196. IX, p. 238: en ) p. 26. 27, Phaed, |

vie re. 5*8* #9) . . de, Rep. Vol. IE. Lib, VIER Yu der erfern Stelle allärt er die Dom iih Orav de ye aurn xad iur oxoaı, GBGereu ER To wavegov TE xcus cces av zen Al & a. > NORTON ROH GORUTWS EXor. Rs ws auyyengik:. " Burö, ed meriinene Te Yoyverag, orm wu KT auriv yanrıı, xös Rekaure Gr AVB, Kos Tepı exesva abs zoter TauTE J Tas EX, ws Tosrav EDERTogern. Xu " . worns To Ban Peovanis xenAnren " Tr soPecourw, to mea Tas es Iuws fl. „._ .enromeYar. p. 26. in Phaed. 2 +) Po xoe —ero de Denndews un auf u, PIBTIE MN TOTEN BKETN, Kos To or da zrodwdus ke nis uder vus Bd’ Fe Tage 1) ib. & p. 82. in Tieaet, H pay ya vera,

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a a Fu): Ru: ;

4%

Geſchichte des Plato und einer Phil. .773

einer Freuden und Leiden iſt es nicht moͤglich, wahre Seelengroͤße, Tapferkeit und Standhaftigkeit zu beſizen and auszuüben 5); denn ſo lange man dem Corper ans hängt, und ben Tod als eins der groͤßten lebel fuͤrch⸗

tet, ſo kann man die Furcht vor demſelben nur durch ei⸗ Me größere Furcht uͤberwinden, und Unerſchrackenheit ft iſt eine Wirkung von Furcheſamkeit. Auf eine nliche Arc entſtehen in allen Menſchen, die nicht wah⸗ e Weiſe find, Maͤßigkeit und Enthaltſamkeit aus dem hnen entgegengefezten taftern. Man verlagt ſich gewiſ⸗ Vergnuͤgungen, um nicht groͤßere dadurch zu verlie⸗ m, und uͤbernimmt kleinere Beſchwerden und Uebeh, A viel größerer überhoben zu werden %%),. Man bes egt alſo Begierdeu durch andere Begierden, Befuͤrch⸗ zıgen durch andere Befuͤrchtungen, Schmerzen durch Bere Schmerzen. Man tauſcht immer nur die Groͤ⸗ ers gegen vie Kleinern, und die Kleinern gegen bie Fößern aus, und entbehrt ber einzigen wahren Achten Unze, der Weisheit, um weldye man allein Stands Tigkeit, Mösigkeit, Enshaltfomfeit, ‚und alle uͤbri⸗ k Tugenden faufen kann |). Der wahre Weifetrachtes > nad) unvergänglichen Guͤtern, weiche des große ‚Üufe nicht kennt, und Hehe dingegen wit Verachtung diejenigen herab, nach weichen. bie übrigen Men⸗ 2... ec ZZ. tm fcheu

dis, 00Dis nes ogery rd, N de ayvorc, u Üıos nora nacnıcs avcopyus , obs. da mike desvo» anres Te bonsons vs 0oPıca au Ev, FOÄıTınang Önvasesuus yryvonevas Doerıncus, av. ds TEXYOAE

yauaol - 2 de Rep. Vol. I Lib, VL p: 8. p haed, pP 26. mn) . | Dik

714 Where Minh. Mifttes Caditel.

fen ſtreben. Tr bekuͤmmert ſich von feiner ce Rindhelt an nicht um bie Wege, die zu Gericratäe “oder Narhhänrferw, oder: andern. bffentlichen Verjum hungsplaͤßen fühten. : Er hoͤtt amd ſieht nichts vo ſchriebenen und ungefchriebenen Gefezen oder Zah chluͤſſen, und: alles Wetteifern: marı öffentliche Ar und Chrenftallen wied m, wie große Gaftmähler m froͤliche Zuſammenkuͤufte, nicht einmal im Traumb kannt. Er weißinichts weder von der neuern noch der aͤltern Geſchichte feines. Vaterlandes, und mat ‘nieht eiämal; vaß · er nichts davon weiß, Er zieht a nice res nee niche in der

Pelbſt mit feiner Unwiſſenheit zu prahlen, zurüd, Ni er fie fuͤr nichtbwuͤrdige Kleinigkeiten Hält, bei erkſamkeit nicht einen Augenblick verdienen. »Weiſe vermeilt wir. allein feinem teibe nach une Sterblichen; fein “Beift fehwebt- allenthalben ut und ſenkt fich eneweder unter bie Erde hinab, oh Nich auch über: alle Himmel.empor, um die Nail ‘jeden Weſens nuszufpähen, - Wenn er fich eis ® Gerlcht verantworten , oder vor dem Wolke rein ik fo ift er in der groͤßten Derlegenheit, und wir, a Thales, da er in eine Grube fiel, fogar barbaite Sclavinnen und vom elendeften Pöobel zum Gele weil er von allem, mas zum gemeinen Leben aht oder gewöhnlichen Menfchen vor den Füßen liegt, n# weiß. "Er verachrer Hoheit des Standes, unermelt durch mehrere Ständer fortlaufende Befizungen, ® Ind Alterthum des Gefchlechts, ungeheure von enie fen Voreltern Aufgehäufte Schäge, als Spielwert‘! Kindern, worauf Fein großer himmliſch gefinnter & ſtolz ſeyn koͤnne. Er fporter aller übrigen Künft 9 Wiffenfchafften, als unnüger Weibermäbrchen , ti ge ausgenommen, die {hit lehrt, wie er fo gejit* als moͤglich, im eine befiere Welt entfliehen fer g

SIESFHZEETZS PETE _ _

Geſchichte des. Plato und feiner. Phil. 2735

Feine Verwandlung, keine Entſtehung und Unter⸗ ig mehr iſt *).

Das ganze irdiſche Leben des weifen Mannes iſt jer, faͤhrt Plato fort, eine Vorbereitung zum Tode, r ein Beſtreben zu ſterben, das heißt, die Seele n Leibe abzuſondern **). Der Top ift nicht ein Un⸗ zang des ganzen Menſchen, ſondern nar eine Tren⸗ ig der. Seele vom Leibe, und weit entferne:alfo, daß Zod-bem wahren Weiſen furchtbar ſeyn koͤnnte, iſt hm vielmehr erwuͤnſcht, indem er ihn auf einmal

"allen Uebein befreyt,“ won welchen er fich während es febens nicht ganz los "machen konnte, und ihm verfchafft, wornach er biäher nod) immer vergebens bre, naͤmlich eine voflfommne Erfennrniß der Wahrs und einen ungeflörten Genuß ber reinften Gluͤck⸗ gkeit. Der Weiſe wuͤrde jelbft mit eigner' Hand bie nden- zerreißen die feinen unſterblichen Geiſt an den blichen Coͤrper feſſeln, wenn er nicht uͤberzeugt waͤre, der Herr der Götter und Geiſter ihn zu feiner Beſ⸗ ng auf diefen Poften geftellc hätte, und daß er ala Gigenthum und Diener der Sortheit:viefen Poften . ergangener. Aufforderung eben jo wenig ohne Verbre⸗ ı verlaflen, als ein Selave ohne den Willen feine& rn enrfliehen, oder ein Krieger von dem ihm ange⸗

ienen Poſten ohne ben Befehl, feines Feldherrn fich ernen koͤnne. Cec 4 + &chen

ı in Theaet. p. 81. 82. ) Phacd. p. 26. ho Keäeruua QuTre TETa ası Tan - QiAoaopwv, Ausus nos Xweiapos \yuxns aa TR awuaros. Siehe auch p. 32. Tota enim pbilofo- phorum vita, ut ait idem, commentatio mortis of. Tufe, Quaeſt. Cicer, I, 30.

Eoninten ?).« Caift ein allg MPlato in Phaͤdon an**), dag alles; mas au untergeht, auͤs dem ihm entgegengefegten ‚bracht un: She 2 das ihm

Beiden, I feib. entftund.

—8 Past ine ai ac 3 pi N igften © —— loͤnge ——— Ba koͤnnte, wenn fein nu - den, die einfehliefen, wiederum erweckt würde;

‚fo wenig Fonnte etwas tebenbes übrig bleiben, n les, —* in einem Ce ZTodesfehlin graben bliebe,

*) Cicer, Tufc, Quaeſt. T17. ferunt, o im Italia veniffe, &3 de anims# aeternitate non —— Kam den, —— quod ras, ſed rationem etiam attuliſſe. “) 6.27.28.

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 779

WEben die Gründe, fährt Plato fort, womit matt beweiſen kann, daß die Seele fchon lange vor dem

per eriftict hat, machen es im höchften Grabe wahr⸗ ſcheinlich, daß fie auch nach feiner Zerftörung fortdau⸗ ren werde. Denn ba bie Seele vor ber Bereinigung mit dem Eörper, und ohne Huͤlfe deſſelben gedacht, ges wollt und gehandelt hat, fo muß man Hieraus fchließen, Daß fie aud) nach der Trennung von ihm gleichfalls werde venfen, wollen und wirken können *),

Die Seele ift in ihren Wirfungen von den Cr „ern und allen Aeußerungen cörperlicher Kräfte **) ‚gänzlich verfchieden, daß man fie unmöglich als gleiche artige und benfelbigen Geſezen des. Untergangs unters worfene Weſen anfehen kann. _ Alle wirkliche Dinge fallen in zwo Hauptgattungen: in fichtbare und vers »Önderliche, und in folche, die ven äußern Sinnen uns wahrnehmlich, fich ſtets gleid) und unmandelbar find. Zur eriten Gattung gehören unfere fterblichen Leiber, "und alles, was in ver Natur aus mehrern Beſtandthei⸗ len zufammengefezt if. In die andere muß man bie Sottheit, und die im göttlichen Berftande von Emigfeit Ber vorhandenen Urbilder aller Arten und Gattungen Yon Dingen fegen. Mit den leztern find unfere Seelen entweder gleichartig, ober ihnen boch näher verwandt, als dem vergänglichen Coͤrper. Alle ihre eigenthuͤmli⸗ chen Borzüge und Kräfte zeugen von einem höhern Ur⸗ fprunge, ober von einer göttlichen, wenigftens von einer Der göttlichen mehr, als der eörperlichen fich nähernden Natur. Das Gedaͤchtniß, welches eine Unendlichkeit von Vorſtellungen umfaßt, Verſtand und Vernunft, Cee5 wodurch

——— —ee e [U rrr

%) Phaed, p. 30. “") ©, 31. in Phaed,

»-

‚ah ing 4 ETF Boß ——

ai a a ee uͤrfe vorbringen ——— g ih Den kl Dr Seen le ter ke ‚Seele mit der Harmonie einen: te

ier vergleichen,

saledann annehmen, daß die Seele, die in, einer Hu ‚nie. oderivollfommenen aller Beſ theile des Cotpers beſtehe, mit dem Cörper eyes. und alſo auch mit dem Ehrper untergehen —68 wie die Harmonle einer feier, fo entzuͤckend, go

imnd unſichtbar fie auch immer fen, dennoch *— Genie feiet,;gerbrochen werde. +». Ein. anderer Eimun iſt dieſer, daß die Seele zwar ı eine viel rosa und, auch dauerhaftere Natur, ale der Corper fen.de ‚Mman:fie aber deiwegen nicht gleich für ein auwvergän ches Weſen erklären koͤnne *). BEER

Nn Phacd, ©. 34. 35. kai

⸗ñi

Gewichte des. Plato und feingr. Phil. 79

ſich mit ver Seele und dem teibe; wie mit einem Weher and den: Kletvungsftüden, die er für fich verfertigt.: Der Leber fen unitreitig beffer und dauerhafter, alß ein jedes der Kleider, das er mache; allein nichts deſto meniger werbe er, nachdem er viele Kleider verbraucht hapg, von dem lezten gleichyfam überlebt. Auch die Seele konne alfo vollfommner und ausdaurender, als der, Körper ſeyn, aber doch von irgend einem festen Körper; aufgerie ben werben, nachdem fie vorher viele ‚andere aufgerir⸗ ben hätte. Den erften Einwurf wiberlegt Plato mit bren Gründen *), Man: fonn zwar, fagt er,. ‚dei Coͤrper mit einer feier, :aber die Seele nicht mit bar Harmonie einer teier vergleichen; benn Die Seele iſt yi

kiter, als der Eörper, da die Harmonie eines feier 4

mit ber feier ſelbſt entſteht. Waͤre die Seele des Men ſchen weiter nichts, als eine gewiffe Harmonie des Chr pers; fo würde eine jede Seele, fo lange fie forthauert, Feiner Disharmonie oder Berfchlimmerung fähig, und Alle Seelen wuͤrden gleich gut feyn. Auch würde alss bann ihre Gefundheit und Harmonie nicht darinn beſte⸗ ben, daß fie fich den Bewegungen des Corpers entge⸗ genfezte, fondern daß fie mit ihnen übereinftimmte, welche Uebereinſtimmung aber mit den Regungen des Coͤrpers ihre gefährlichfte Krankheit ausmacht. n - Den zweyten Einwurf hebt Plato durch feinen 6% zühmten Beweis, daß die Seele ein felbftjtändiges Prinz eipium aller Bewegung und des tebens fey; ein Gedanke, ben die meiften alten Weltweiſen fehon gehabt, abet nicht fo angewandt und gebraucht hatten **), Mur das⸗ jenige, fließt Plato, Fann aufhören zu leben und bey | wegt

*) S. 360 33. | #*) in Phacd. p. 42, inPhaedro p. 263. Cicer. Tufe. quasff, 1, 23. de Senedt, c. 21. Somnium Scip. c. 8. M

795: Metes Buch, Drittes Capitel

wegt zu werden, was bon etwas anderm bewegt und be ſeelt wird, ober den Grund feines Lebens und feiner B wegung außer fich felbft hat. Die Seele des Menſqh Kann alfo nie aufhören zu leben und thärig zu far ‚weil fie die Duelle des tebens und der Thaͤtigkeit, M —— von allen Dingen außer ihr unabhängige Vrincipium der Bewegung in fich ſelbſt hat. Alle Ce ‘per, in denen Feine Seelen wohnen, find ohne teben mb Thaͤtigkeit, und beyde finden fich) Hingegen in Denen p farnmen, welche durch Seelen :beivegt werben. M folche felbftftändige Principia von Leben und Thäriet Mröffen Seelen nothwenbig ewig und unbergänglich far —* ſich ſelbſt nicht verlaſſen, aus ſich feibſt mi

rausgehen, und Coͤrper ihnen das nicht nehmen fie ten, was fie ihnen nicht gegeben, ſondern von is —8ñ erhalten haben, und noch ümme 8

.:. Die legten, und wie ich glaube, dem Plato ‚Kgenthämlichen Gruͤnde für Die Unſterblichkeit der Ex find diejenigen, welche er im zehnten Buche feiner % publik vorgetragen hat *). Nicht einmal unfer Corm, bet er, leidet durch) die Verderbniß von Luft, ar ahrungsmitteln, ober andern äußern Gegenftänte, wenn diefe ihm nicht ihre Verderbniß mitcheilen. ad Die Seele alfo kann weber durch die Krankheiten, md durch den Tod des von ihr verfehiebenen Coͤrpers leiden wenn diefer ihr nicht fein Berderben mittheilt, das heik, wenn er fie nicht Franf und lafterhaft macht. Nun he aber noch Fein Menfch geglaubt, daß Krankheiten ode der Tod des Eörpers die Seele verfchlimmern oder flechaft machen; allein wenn man dieſes auch zugehen wollt,

Runen eususssausnansun gu

*) Lib. X, 324328.

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Gefchichte des Plato und feiner Phil. 788

offte, fo würbe doch baraus niche folgen, daß bie jeele durch die in ihr hervorgebrachte tafterhaftigkeie sich dem Körper vernichtet werde. Denn mit bee jgele ift es nicht, wie mit allen cörperlichen Dingen, durch innerliche Uebel und Verderbniß allmälich aufs rieben und zulezt vernichtet werden. en er innere Derderbnig der. Seele vernichter fie allein ht, fondern gibt ihr meiftens eine gewiſſe Thaͤtigkeit d Munterfeit, die man felbft in den gefundeften und jendhafteften Seelen nicht bemerkt. Da alfo bie eele weder durch innere noch) äußere Uebel und Ders :bniß zerflört wird; fo folgt hieraus, daß fie ganz uns

ftörbar und unvergänglich fey. | Nirgends ließ Plato feiner Einbildungskraft einen yern Lauf, als in den Schilderungen der Schickſale jefchiedener Menfchenfeelen, Die er unter mancherley Ideen und Allegorien vorftellt,. welche zwar in Klel⸗ Feiten von einander abweichen, aber doch in ben Htigften Puncten zufammenftinmen. Sch habe aber on zu viel Platoniſche Fietionen, und felbft von des t, in welchen er die Belohnungen und Strafen ver eſchiedenen Seelen darſtellt, einige weitläuftig anges et, und ich will daher die noch nicht berührten von em fchönen oder muftifchen Gewande entfleiden, und : die Hauptgebanfen, bie bey ihnen zum Grunde lies mittheilen *). Pilato bringt alle abgefchiebene elen in Näcficht auf ihren Werth oder Unwerth, ‚auf die Belohnungen und Strafen, die je zu ges warten

) Man fee Phaed. p. 32. 33. 43. 45. Phaedr. p. 203. Gorg. 332. 33. Tim. p. 482. vor allen andern aber de Rep. Lib. X, Vol, IL 33. & fq. Ohne bie leztere wuͤrde vieles in ben uͤbrigen unverſtaͤndlich

u.

Mn tDıin.Phacdı pr 38 34: 49: impu as·

mu

der Gotter aufgenommen, weil volkommen ten, wie die Gottet, nur mie vollko munen ra aturen Gemeinſchafft Haben kdnnen “Solche Seelen werden nach ihrer Trennung von tweder auf bie wahre Erde, oder auch im ander ie ige Wohnungen verſezt, wo ihnen das Gute, marfl than haben, Fehnfach vergoſten wird, Mady ent I aber von tauſend Jahren dem zehnfachen 20 im bes längften menfchlichen tebens , Fommen fie jet Mahl eines neuen irdiſchen febens, wo fie alsdann Fe

—— an

N ep 32.

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 7837

ens in die teiber fleißiger und fanfter oder arbeitfamer biere einfahren, deren Natur mit ihrer Gemüthsant am meiften übereinftimme. In viefen ober äh lichen Eörpern verweilen fie fo lange, bis fie von aller Anhänglicyfeit an der Materie garız befrent find. - We⸗ tiger glücklicy find die Seelen ſolcher Menfehen ,- die Während ihres irdiſchen Lebens ohngefaͤhr gleich viel Cs tes und Pofes ausgeübt haben. Diefe Seelen wohnen "am Ucherufifchen See, und empfangen für ihre böfen Thaten Die Strafen, und für ihre guten die Belohnun⸗ "gen, die fie verdient haben. Unter den lafterhaften Seelen hingegen werben dirjenigen, die heilbare obe® derföhnliche Verbrechen begangen Haben, in den Tartas zus geworfen, und fo lange gequälc, bis ſie von denje⸗ migen, Die fie einftens unglücklich machten oder beleidige zen, Dergebung erhalten haben *), Alsdann kommen auch fie, wie die tugendhaften und zweydeutigen Sedien, ur Wahl eines neuen lebens, und kehren meiflens in Wie teiber von geilen oder reißenden Thieren ein. Diss weilen aber nehmen fie durch die Martern, die fie aus⸗ geftanden haben, gewarnt, ein befleres Loos, als fie in ihrem vorigen .teben hatten, fo wie tugenphafte Seelen nicht felten aus Uebereilung ein ſchlimmeres ergreifen, Die Seelen folcher Boͤſewichter aber, die viele unfchuls Dige Mienfchen getoͤdtet, oder Städte zerſtoͤrt, oder Tempel beraubt haben, werden auf ewig **), und ohne Hoffnung des Erldfung, in den Tartarus geſtuͤrzt. Auch Ä dieſe

®) in Phaedone p. 45. In der Republik ſagt Plato, daß fie zehnfache Strafen für Ihre Vergehungen leiden muͤßten, und dag fie alfo erſt nach taufend Jahren wieder vom Tartarus audgeworfen würden. |, c.

unier uutu er dat feine (Oft Pa ı wahrſcheinlich, ober hat feine als Fi tet, jo wenig aniegenbes für die Einbildu das Ideal eines vollkommnen Staats, de Republik **) entworfen hat, und von wel

"de Rep. 342 ©.1.c.

®*) Seine zwölf Bücher von ben Gefezen er "falle das Ideal eines wohleingerichteten aber, wie er felbft fagt, viel weniger

als dasjenige, was er in feiner Mepul habe. (deLeg.V. 552.) Dies weniger ı

iſt meiſtens nach Kretifchen und Spartani gebildet, umd hauptſaͤchlich in der Abſich

feat worden, um die Mängel der Atheı

feje zu zeigen. In dem Gtaate, den $ Befezen beſchreibt, duldet er fefte un Ehen, Eigentpum, und fogar Ungleichhı ungeachtet er alle Ländereyen in 5460 gi veräußerlide Abſchnitte zerlegt, und an Bürger oder Zamilten austheilt. Nach

nen Ungleichheit der Güter nimmt er vie Bürgern an; gebietet aber zugleich, di hoͤchñ ens viermal fo viel als der geringfte 554, p.) , Er unterfagt zwar Känfte

Gefchichte de Plato und feiner Phil, 785

fteht, daß es fich vielleicht nur im Himmel, aber nies als auf der Erde wirklich finden werde *). Kein ans rer Weltweiſer fah die Mängel und Mißbräuche der ruͤhmteſten Staacoverfaſſungen jeiner Zeit, befonders r Krerifchen, Spartanifchen und Achenienfifchen volle mmner und richtiger ein, als Plato: feiner ſchilderte treffender , und lebhafter, als eben er; aber Feiner r auch unglücklichee in Entwürfen einer untabelicyen, er doch befiern Regierungsform, als die verdorbenen difer Öriecyenlanves in feinem Zeitalter hatten. Geis Republik wurde daher in den folgenden Jahrhundere ı ein philofophifches Mährchen, und eine fprichwörts ye Redensart für unmoͤgliche Entwürfe und Unternehs ingen. Plato cheilte die Bewohner feiner Nepublik in y Claſſen ab; in den regierenden, in den Eriegerifchen d den arbeitenden Theil. Don den Häuptern verlangs er, daß fie wahre Weltweiſe, das heißt, beftändige

Weber die Erziehung der Weiber redet er eben fo, wie in feiner Republik; (575 579.) gegen bie Dichter iſt er aber nachgiebiger. Wenigſtens nimmt er Luft» und rauerfpiele auf, wiewohl er fie einer fehr ſtrengen Pruͤfung unterwirft. II. 523. Die Regierungsform, . die er in feinen Geſezen als die beſte billige, iſt eine ſtrengere Ariftofratie, als die Selonifhe, aber doch nicht fo nahe an Diigarchie graͤnzend, als die Spartas nifche zur Zeit der hoͤchſten Gewalt der Ephoren war. (VI, 557. & fq.) Zu den fchönften Abfchnitten feiner Geſeze gehört der Anfang des dritten Buche, in wel⸗ chem er von den Revolutionen bes menfchlichen Bes ſchlechts, beſonders von der NBicberentfichung bürgerlis her Geſellſchafften nach großen Revolutionen der Nas tur vortreff lich handelt.

Lib. IX, in fine p. 282, Vol. Il, Ä * Zweyter Band. Dooe

E FERN wie, im ige "_ 786, Achtes Buch. Drittes Capitel, Beſchauer ber. himmlifhen und VBerächter ver irdi Dinge feyn follterr, und daß fie jich zu Iren (in —— ———— der

säıb Groͤßenlehre anderer Mathemati W Wofften vorbereiten möften ). So un Ausforuc) Flingt: daß Bölfer nur alsdann glüdicy den würden, wenn ihre Regierer entweder wahre Wa weiſen, ober Wehweiſe die Negierer von Mationen wi den; fo enthoͤlt er nichts deſtoweniger eine. der ehe Ungereimtheiten des Plate, wenn man das Wort Wi weiſer in. der Bedeutung nimmt, in welcher es von . genommen wurde. Plato begnuͤgte fich niche

in der Geburt zu erfiiden; fondern er

der Guͤter, der ein, damit alle Mitglieder des Staars ſich einander, als Vaͤter und Kinder, als Brite Schweſtern, als Männer und Weiber, oder als verwandte lieben möchten **). Er verwies alle blogub ahmenden Dichter, das heißt, diejenigen, Die we and Trauerſpielſchreiber alleriey Menſchen in ihren Een erfcheinen und veven liegen: nicht weniger vi gen, die gleich ven Epijchen Dichtern, und Erzählung mit einander vermifchten, oder hai ährem eigenen, bald in anderer Namen redeten; wer behielt nur ganz allein die bloß erzäplenden ben, mh entweder Loblieder auf die Sortheit, oder vie mufehe

TEE MM TE ER m

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1

a ®) Vol. I. 388. II. 94. 98. | ®*) ia Tim, p. 473. deRep.Il, Vol, 334,

J

Geſchichte des Plato und ſeiner phil. 787

Thaten großer Männer, oder auch die fehren der gend fangen *). Plato glaubte die erftern deßwegen ht dulden zu koͤnnen, weil fie Götter und Helden auf e ihrer unwärdige Art reden und handeln ließen, und Seelen der Menfchen mit verderblichem Aberglauben »Irrthuͤmern erfüllten, ober weil fie dadurch, dag ſich in den Charakter böfer Menfchen verfezten, ihren nen Charakter verbürben, oder weil fie endlich durch. Doarftellung der Heftigften Ausbrüche von leidenſchaff⸗ in außerorbentlichen Menfchen eben dieſe ſchaͤdlichen muͤthsbewegungen in ihren Zuhörern oder fefern naͤhr⸗ und ftärften. Plato unterfagte auch allen übrigen nftlern das Vergnuͤgen, ſich den: Gränzen feines. aats zu nähern, und nahm felbft die Muſik nur als nuͤzliche, Seelenbildende Kunft auf **). Za er vers.

nte fogar die Aerzte, welche Kranfheiten durch Arz⸗ on heilten, und fezte es als eine Regel feſt, daß es diejenigen, deren Geſundheit nicht durch, Diaͤt und; ungen erhalten und: wieberhergeftelle werben koͤnnte, vfey, zu fterben, als zu leben, indem fe ſich ſelbſt Laſt und unbrauchbare Mitglieder des Staats

nt). Aus eben ven Gefinnungen floß das Gefez daß man nur die fehönen und gefunden Rinder-ere en, und die ungeflalten oder. Fränflichen ausfezen e tt). Endlich befahl Plato, den Maͤdchen einerley Dopd2- - rn. Es

ı de Leg. II. p. 523. de Rep. Vol. I, 140. 164. 170» 192. Vol. Il. 220. 296. 300. 306. 312. '316. las to brauchte alſo in feiner Mepublit dag Wort kuunass iu einer fehr augen Bedeutung; in ben Geſezen bins gegen nimmt er es Im gewöhnlichen Sinn, U, 526, 37.

) Vol. I. 19% u

I. Vol. p. 216, Ä rn

) 354. ib,

falle in einer Schrift, im welcher er fei ad den Neichthum feiner Phantafie ı Waptheirsliebe zeigen wollte, vorgetrag⸗ wöögt ſelbſt für wahr und ausführbar gef mer weniges zu verwundern, als daß er einen Pläz-yeberer habe, wo er eine M ter Art errichten fonnte, oder daß er e: dögefchlagen, ihr Gefesgeber zu werden nicht vorläufig verfprächen, Gemeinſchaf Weiber unter ſich einzuführen **). neh wunderlichen Träumen zog Plato doc Stäatömärmer‘, Gefesgeber , Heerfü freyer ihrer Vaterſtaͤdte }), wiewoht vorwarf, daß nicht weniger Verraͤther u

®) ib. 340. & ſq. Seine nuͤzlichen Geſez den Wottesdlenft. Er unterfagte a prächtige Opfer und Geſchenke foge Gottesdienſt, und gebot, daß man meiften durch Reinigkeit des Herzens

Opfer ehren folle. de Leg. X. 413. X

ee) Diog. II. 21. &ibiMenag. Ich haft

Geſchichte des Plato und feiner Phil, 789

ree Mitbürger aus feiner Akademie hervorgegangen ären *). In dem Zeitraume nun, den ich in diefem zwey⸗ n Bande befchrieben habe, machte ver menfchliche Geiſt größe und fehnelle Fortgänge, als er nur jemals wies r gemacht hat, und machen wird. Die Theorien aller onen Künfte, die Beredſamkeit, Staatsfunit und ;prac)funde wurden nicht nur zwifchen der achtzigften, id hundert zehnten Olympiaden erfunden, fondern ers ichten aud) beynahe ven höchften Grad ihrer Bollfoms enheit. Die Medicin empfing durch den Hippofrates te wiſſenſchafftliche Geſtalt **). Faſt alle Theile der . ODdd3 Mas

”) Atben. XI. c. ult. p. 508. 500. Wahrſcheinlich iſt das,

was Athendus an biefer Stelle dem Plato vorwirft, eben fo wenig ganz wahr, ale was er ibn an andern zur Laſt legt. Aus Mangel von zuverläffigen Nach richten kann man aber doc die Falſchheit einer jeden Beſchuldigung nicht daran, . -

“*) Unter den Schriften, bie den Nameg pre Hippofras tes tragen, find mehrere, bie philoſophiſche Mey⸗ nungen enthalten. Sicher gehoͤren beſonders folgende: Tleeı wexwv 7 oagrav, Treeı Ducews gvIewrs, und 7regı dieurns. . Die bepben erftern halte ich fir ächt, indem. bie Schreibart ſowohl, ald bie darinn vot⸗ kommenden Gedanken fp befhaffen find, wie man fie von einem großen Manne aus bem Zeitalter des Hip⸗ pokrates erwarten Pany. Der Verfaſfer dieſer Bücher redet vom Jeguov oder Feuer, und von einer gemeine fhafftlihen oder allgemeinen, und von einer bes fondern Vernunft ganz im Heraklitiſchen Sinn. Ilee; xexay cap, 1, & mes Bvorus wrYgume e. 1. Außer dem Teuer nimmt er noch Elemente an, bie er moseacs nennt, und aus welhen er glaubt daß

alles entflanden fey, als zu einer gemiffen Zeit durch

eine

-

"oo Achtes Buch. Drittes Kapitel.

Mathematik erhielten beträchtlichen Zumachs : worzügkh die Erd, und Sternfunde, die Mechanik, und Chrom logie, welche Wiffenfchafften Meton von Achen , Arte tas von Tarent, Eudorus von Knidus, Timaͤus w vokri, und andere Pythagoreet mit den wichtizie Entdeckungen bereicherten *). Am -meiften aber mu

| *

eine Kraft oder Natur, die er nicht nenut, berwik Urftoff in Bewegung geſezt wurde, oͤrn era; Sn narre. Das dritte Wert E01 dans ſcheint mir aus mehrern Gründen untergeichobe, # den Sprache ſowohl, ald Gedauken von denen a übrigen Hippofratifhen Schriften ganz verfäuk ud. Der Berfaffer, der vielleicht gleich nad is Hippofrates lebte, nimmt nur zwey Elemente, un Zeuer und Wafler, an. Lib.I.c.4. Das ans hebt er eben fo fehr, als Kippofrates Lib. I. «nl 12. und hält es fär einen Hauptbeſtandtheil, im aller Äbrigen Dinge, alfo audy der Seelen, übrwk er feltfame und widerfprehende Mepynungen bie (Lib. I. c. 8.18. 22.23.) Ungeachtet ee fie aufs fer und Teuer gemifcht glaubt, und die Verſchiecze ihrer Mifhungen für die Urſache der Berfhidc ihrer Faͤhigkeiten und Anlagen hält, ungeachtet c gar behauptet, daß bie Seelen wie die Cörper wica und genährt würden; fo fagt er doch zugleich, 1:3 % Seelen in Menſchen und Zhieren gleich, und vun Bern Begenfländen unabhängig feyen.

*) Die Berdienfie diefer Männer , die alle Zuiteer fen des Sokrates oder ‘Plato waren, muß mann! Geſchichtſchreibern der Sternkunde und der Mittm tif Äberhaupt aufſuchen. Die drey leztern waren ® thagoreer, wie Philolaus , und zugleich beriks Weltiweifen, bie mehrere eigenthuͤmliche Meyume hatten, von welchen aber nur wenige erbalten we find. Die Ausfpräde des Archytas, eines gi Keerführere und Staatsmannes, der aber zuglid iz

up

Geſchichte des Plato und feiner Phil. 791

e Wiſſenſchafft des Menſchen erweitert. Sowohl die Sophiften, als Sokrates und Plato erforſchten die datur der Empfindungen, die Unterſchiede und das ſtaaß menſchlicher Kräfte, die Entſtehung und Des yaffenheit der Begierden und Letvenfchafften, den Werth id Unwerth der verfchievenen Dergnügungen und schmerzen, endlich vie Nuͤzlichkeit und Schädlichfeig er Tugenden und tafter fo richtig und tief, daß über ehrere dieſer Punete den nachfolgenden Gefshlechtern che viel neues zu beobachten und zu ‚fagen übrig ges eben if. Am wenigften gewann in dieſem Zeitraume : Kenntniß der Natur und des menfchlichen Corpers. enn ungeachtet man in benden Ordnung, Schoͤnheit d Zwecmäßigfeit genug wahrnahm, um daraus eine erfchütterliche Weberzeugung von dem Dafenn einer ifen, gütigen und mächtigen Gottheit zu ſchoͤpfen, blieben dennoch dem Plato und feinen Zeitgenoflen die hren Größen, Entfernungen und Bewegungen. ber ftirne, die Urfachen ver merkwuͤrdigſten Naturerfcheis

Ddd 4 uunger

ungen Mitbuͤrger buch Rath und Lehren auftlärte und befferte, (Arift. ap. Achen. XII. ı2.) über bie Bewegung ded Ganzen und bad Leere ſtehen beym Arts ftoteled M. Probl. ı5. 3. p. 127.. & Simpl. in Arift. Phyf. p. 108. Eudoxus hielt das Vergnügen für da& hoͤchſte Our, und den Schmerz für das hoͤchſte Uebel, und zwar aus eben den Gründen, welche Ariſtipp un bie Epikuräer für diefe Meynung vorbrachten. X. 2. Ariſt, Ethic. Keinem andern aͤchten Pythagoreer ſcheint Plato ſo ſehr gefolgt zu feyn, als dem Philolaus, der die Präeriftenz der Seelen behauptete, und das irdiſche Leben für einen Zuſtand der Strafe biele, den mar aber doch nicht ohne den Willen des Gottheit verlaffen bie. Clem. Alex, Lib. Ill. 518. & Plat. in Phacd, t. |

793 Achtes Bud. Dritted Eapitel,

nungen und die Beftimmungen ober Gefchäffte der wi tigſten Theile des menfchlichen und der übrigen the

Coͤrper unbefannt. Wenn man nun den Gm der Griechen an Aufklärung mit ihrem Verluſte an is genden und Gluͤckſeeligkeit zuſammenhaͤlt, fo kann na feinen Augenblick jwenfeln, daß die Griechen um ix achtzigfte Olpmpiade ohne alle Bergleichung glüdlihe und mächtiger waren, als um die hundert und zem, und daß alle Volker Griechenlandes weit mehr geſchoh und ihre Sitten weit mehr verborben , ald Künfte m Wiſſenſchafften vervollfommnet wurden,

Erfie Beylage.

©eele, fagt Plato, (in Phaed, p. 202. &H) ft einem Wagen gleich, der mit geflügelten Pferub fpannt ift, und von einem Fuhrmann geleitet wirt. % Pferde ver Götter find eben ſowohl, als die Tut untadelih. Allein in unfern Seelen find fie un» milchter Natur. Die Sührer des Wagens find #1 ohne Sehl; und das eine Pferd ift auch von guie = edler Art, allein das andere ift wild und unbezähmt. e? eben bewegen wird uns das Fahren fo befchmeik So lange unfere Seelen noch unverdorben und wis gelt waren, durchführen und regierten auch ſie un allerley Geſtalten den ganzen Himmel mit. Yir aber ihre Fluͤgel verloren, fanfen fie fo fange, b#W an vie Materie oder Coͤrperwelt gelangten. Hier a men fie einen irdiſchen Leib an, theilten ihm Leben we Bewegung mit, und wurden mit demfelben zu eins fterblichen Gefchöpfe zufammengehefter. Ihre Filz aber verleren die Seelen auf folgende Art. 3 Kraft der Flügel, wodurch die Seelen fi) bis zu ?

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Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. 793

sohnungen der Goͤtter emporheben, wird durch dag, 18 göttlich und ſchoͤn, mas weiſe und gut iſt, geftärft id genährt, und hingegen durch das Häßliche, Boͤſe f. m. vermindert und geſchwaͤcht. Der große Fuͤh—⸗ e des Himmels nun, Jupiter, fährt mit feinem gefluͤ⸗ en Wagen um die Welt, die er regiert, und ihm Igt das ganze Heer von Göttern und Dämonen in elf stheilungen nah. Mur die Befta allein bleibt in der ehauſung der Götter zuruͤck; die übrigen Götter und oͤttinnen aber, die zu ben zwolf regierenden gehören, hren ein jeder Diejenigen Seelen an, denen fie vorge⸗ t find. (Plato will hiemit weiter nichts fagen , als ß die Seelen ſich mit den Geftirnen, über welche fie rtheile waren, durch Die Räume der Himmel beweg⸗ 1.) Auf diefer Weltreiſe bieten ſich den unfterblichen oͤttern taufend überjchwenglich fehöne Gegenftände und uftritte des Himmels dar, an welchen fie eine jebe 'eele, Die ihnen nachftrebt, ohne alle Mißgunft Theil hmen laffen. Wenn fie aber zu einem wahren Gaft ale gehen wollen, fo feigen fie zu dem oberfien Gewoͤl⸗ des ‚Himmels empor , wohin fie auch wegen der

chtigkeit und des Gleichgewichts ihrer Wägen, und r tenkfamfeit ihrer Pferde ohne Mühe gelangen. Die rigen Seelen hingegen ftreben nur mit der aͤußerſten eſchwerde nad), weil das bofe Pferd, wenn es vom uhrmann nicht gut gehalten worden ift, den Wagen ıch der Erde hinab zieht; und fie müffen alfo alle ihre räfte anwenden, um den. Göttern nachzufonımen, Zenn die unfterblichen Götter die Höhe des Himmels reicht. haben ; fo ftellen fie fich auf den Nücten des - mmliſchen Gewoͤlbes, und laffen ſich von feiner Des egung herumführen. In diefen uͤberhimmliſchen Ges den erblicken fie Schönheiten, die Fein Dichter bes ngen hat, und würdig befingen wird, und von denen an alfo auch nur fehüchtern und unbefriedigend lallen Ddd 5 kann.

fann. Hier wohnt namlich das Wefen ver Wein, was weder Farbe, noch Figuren, noch Feftigkeit he, das nur allein vom Derftande, dem Megierer der Se, ‚angefchaut werden, und auch der einzige Vorwurf ib ter Wiffenfchafft feyn fann. Die vollfommnen Gerda der Götter und eine jede andere Seele , die von den, mas fie fehen foll , nicht zurück geftoßen wird, meh ſich fo ange an der ewigen Wahrheit, bis der Himmd fic) eininal herumgebrehr hat. Hier [hauen fie diem ge Gerechtigkeit, Weisheit, Klugheit und Wiffenfhoff nicht diejenige, welcher Vergänglichfeic anklebt, m die in andern anders iſt, fondern die eigentliche um delbare Wiflenfchafft an. Wenn nun die Götter I Weſen ver Wefen gefchaut haben, laſſen fie fich Die des Himmels nieder , binden ihre Pferde an Ara feft, und nähren fie mit Vteftar und Ambroſia. I ter den übrigen Seelen fonnen felbft die beften, den Göttern am ähnlidyjten find, wegen ihrer unrua Pferde nur kaum ihre Häupter über den Himmas por heben, und das Weſen der Dinge betrachten. & nige heben fich bisweilen empor, fallen aber gleiche ber zurück , und fehen daher nur einiges, indem im eben fo vieles unbefannt bleibt. Der größte Thin müdet unter den Beftrebungen in die Höhe zu fommuf . ° geräth darüber in Unorönung, und im dieſem Gem mel werden viele verwundet, und ihrer Flügel berak Sie müffen daher des Anſchauens des Weſens ver We fen entbehren, und fich mit einer fchlechten Mahrım: nämlich mit bloßen Meynungen, oder ungewiffen Kam niffen, befriedigen. Um diefes Unglück zu vermeiden, be eifern fich alle Seelen fo ernftlich, das Gefilde der Kir heit zu fehen. Dann nur auf diefen finden fie Jahr für ihren beſſern Theil, wodurch, die Kraft ihrer File geftärft wird. Nach einem unvermeidlichen Gefge f Nothwendigkeit verharren alle Seelen, die das Seldx BUT

Geſchichte des Plato und ſeiner phil. 795

zahrheit recht betrachtet haben, bis zur naͤchſten ahrt, ungeſtoͤrt in dem Genuſſe ihrer Freuden und orzüge, und koͤnnen auch, wenn fie ſich nicht ernie⸗ igen, in dein Genuſſe verfelben beftändig fortdauren. 3enn aber Seelen aus Ohnmacht das Gefolge ver Goͤt⸗ r verlaffen, wenn fie die ewige Wahrheit nicht lange nug anfchauen, und mit dem Verluſte ihrer Flügel, d mit Unwiſſenheit und unreinen Begierden erfüllt zur ıde herabfinfen‘; denn find fie ben ber erften Ders andlung zwar dafür gefichert, nicht in den Leib eines nvernünftigen Thiers zu wandern; fie muͤſſen aber doch gend einen menfchlichen Eörper auf der Erde beleben. Siejenigen, welche am meiften gefehen haben, wandeln ı den Leib irgend eines tiebhabers der Weisheit , oder - es Schönen und der Tonfunft; eine andere Claſſe in ie $eiber großer Könige, oder Staatsmänner, ober Jelden; eine dritte in die von Demagogen, oder fparfas ten Haushaͤltern, oder fleißigen Erwerbern; eine vier⸗ in die von Kämpfern oder Aerzten; eine fünfte In die yn MWeißagern , oder Vorſtehern von Geheimniffen ; ne fechfte in die von Dichtern ; eine fiebente in die von Neß s oder andern Künftlern ; eine achte in die von So⸗ hiſten; und bie feste endlich in die von Tyrannen. Belche von diefen Seelen ben ihrer erften Geburt, oder Zincorperung die Geſeze der Gerechtigkeit treulich beobs chtet, wird nad) dem Tode ein befferes Schickſal ers alten; diejenigen hingegen, die fich in Laſter und Vers rechen ftürgen, werben noch tiefer fallen. An eben ie Gegenden aber, woher die Seelen abftammen, fehre eine vor zehn tauſend Jahren zurück; denn fo lange Zeit raucht es, bis den Seelen die Flügel wieder wachfen. Doch find von diefem Geſeze Die Seelen ächter Welt veifen und tiebhaber ausgenommen, bie fchon nach eis wem Umlauf von dren taufend Jahren wieder beflügelt: verden, und in ihre ehemaligen Wohnungen zurück Ä kom⸗

796 Achtes Buch. Drittes Eapitel.

fommen. Die übrigen Seelen werden nach der Volla dung ihres erjten tebens gerichtet, und einige in ums irdiſche Derter der Strafe Hinabgefchickt ; andere ins ner befondern Gegend.des Himmels verſammlet, woh den Sohn der Thaten, die fie in ihrem menfchlichen $ ben verrichter haben, eınpfangen. Mach taufend I rer kommen bende zur Wahl eines neuen febens ; m eine jede wählt alsdann, welches Leben fie will. Ein Menichenfeelen fahren in Leiber von Thieren; und w dere, welche Thierleiber bewohnten, kehren in merk liche Eörper zurück, welchen nur folche beleben Finn ‚welche vormals die Wahrheit gefehen Haben. (Pia nahm alfo auc Seelen von Thieren an, bie vorm weder Dämonen, noch Menfdyenfeelen geweſen wara) Unter Menſch mu$ man hier den weſentlichen Menke verfiehen, der aus vielen Sinnen durch Bernunft z# nem Ganzen vereinigt wird. Dieſer Begriff fe von den Erinnerungen derjenigen Dinge, welche —e Seele fah , als fie mic den Göttern die ganze M durchfuhr, als fie fic) zum Wefen der Weſen bad ſchwang, und alle die Gegenftände verachtete, mi wir jezo wirflid) nennen. Mit Recht alfo wird m die Seele des wahren Weltweifen beflügelt. Dem ſ erneuert ftetd Diejenigen Kenntniſſe', Durch deren % ſchauung felbft die Gottheit Gottheit iſt. Wenn jemit dieſe Erinnerungen braucht und bearbeitet, wie er il: fo wird er ftets in die erhabenften. Geheimniffe cinp weiht, und durd) diefe Einweihung wahrhaftig velm ber. Indem er fich aber von den Gefchäfften und de ftrebungen anderer Menfchen entferne ,- und jid m der Gortheit und dein, was göttlich iſt, vereinigt, m er von andern als ein Verruͤckter angeſehen, und ſe heiliges Entzuͤcken mit wirklicher Raſerey vermeci In einen aͤhnlichen Zuſtand gerathen Diejenigen, wei ſich bey der Erbiickung cörperlicher Schönheit der undt

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—— ——

Gefchichte des Plato und feiner Phil. 797

rlichen erinnern, die fie einftens wahrgenommen has n. Auch foldye Seelen werben beflügelt, fehen wie oͤgel immer aufwärts, vernachläffigen das Irdiſche, d kommen daher gleichfalls in den Verdacht des zahnſinns. Dieſe verliebre Entzuͤckung oder Schwärs erey ift unter allen die befte und heilfamfte, ſowohl mjenigen, der ſelbſt hineinfälle, als welcher die Ver⸗ laffung davon ift, und Theil daran nimmt. Nicht en Seelen wird es gleid) leicht, fich dasjenige zuruͤck rufen, was fie in ihrem ehemaligen Zuftande gefehen ben. Einige betrachteten das ‚een der Wefen zu rze Zeit, und in andern wurden die Erinnerungen rch allerien Unfälle, am meiften durch Vergehungen, welche fie durch verführerifche Benfpiele verleitet wur⸗ n, verbunfelt. Es bleiben alfo ‘nur wenige übrig, welchen die Reſte ihrer vormaligen Kenntniſſe recht haft find. Wenn diefe etwas. demjenigen, was fie nit geſehenn haben, ähnliches erblickenz fo werden fie Heinen Echauer überfallen ; fie bleiben. nicht bey fich bſt, und wiſſen doc) nicht recht, ‚wie ihnen gefchiehr. Jon Oerechtigfeit, Mäßigkeit, und allen Vollkommen⸗ iten der Seele finden ſich kaum einige Spuren‘, oder „wache Schattenbilder in der ganzen Coͤrperwelt wier r. Auch die Schonpeit ſahen wir nur da in ihrem llen Glanze, als wir unter den glücklichen Choren der törter in die feeligiten unter allen Geheimniſſen einger eiht wurden, und fren von allem Ungemach fpäterer eiten, und von dem trägen Eörper, ven wir jezo wie ne Schnedenfchaale mit uns herumtragen, im: rein, en tichte die ſchoͤnſten und erhabenften Schaufpiele ges offen; allein vie Schoͤnheit firalt uns doch aus allen ‚heilen. der irdifchen Schöpfung entgegen. Ihr himm⸗ [cher Abglanz wird von dem ebelften umferer Gimme, m Gefichte, aufgefangen, Das für Die Stralen firtlicher ugenden feine Empfindlichkeit hat. Wie unausfprech

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u —A Rus 213 TEE - Mies Bach. Deitted Capitel

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fich nicht vor dem Rufe eines zu chuͤckens fürchteten.n Un N

der Fluͤgei werden durch die 0% \ und ‚alle 3 die ihren Wachschum bisher zuruͤckhielten. Die ‚gender. Flügel fangen an, durch Wie Nahrung, deß arbalten / aufzuſchwellen/ und mächtig zu treiben, a ſachen an allen. Seiten der Seele durchzubrechen. NM

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Gefchichte des Plato und feiner Phil v⸗

ſieht ſie auf die ehemaligen Gegenſtaͤnde ihrer heftigſten Wuͤnſche herab. Weltliche Größen, und Reichthuͤmer verlieren fich in eben dem Grade aus ihrem Gefichtss, sreije, in weichem Citelfeit und Geiz abfterben, und son der herrjchenden Empfindung verſchlungen werben. Sie ſucht fich ihren Geliebten, den jie fletS aus dem. Sefoige oder ben Micbegleicern ihrer Gottheit waͤhlt, ſo viel als möglich, zu nähern, und ſanft ‘an feiner, Seite zu ruhen. Diefer Zuftand, mit allen feineg: Befchriebenen. Aeußerungen iſt es, ben die Sterblichen liebe nennen. |

Sch theilte oben, fährt: Plato fort, die Seele gleichfem in drey Theile, namlich in den Fuhrmann und. awoen Pferde ab. Sch fagte ferner, daß das eine Pferd gut, und das andere bofe. fen; allein ich beſtimmte hi wörinn der Adel des erjtern, und die-Bösartigfeit de Menten bejtehe. Das gute alfo iſt gerade und ſchoͤn ebaut, hat einen erhabenen gewoͤlbten Hals, eine gebo⸗ dene Naſe, ſchwarze Augen, iſt weiß von Sarhe, und, ben fo verfehamt und enthaltfam, als ehrgeizig, laͤßt ãch nicht leicht überrafchen , und gehorcht allein ver Vers, aunft und vernünftigen Borftellungen. Das. andere iſt ſchwerfaͤllig und verdreht von Gliedern, hartnaͤckig und kurzhalſig, harthoͤrig und unbaͤndig, ſchwaurz von Farbe, rothaͤugig, und nur kaum durch Gebiß und Peitſche be⸗ raͤthmbar. Wenn alſo der Fuhrmann einen ſchoͤnen Ges genftand erblickt, und die ganze Seele von einem fößer Gizel gerührt, und vom Stachel des Derlangens gereizt woird; denn wird das edelmüthige Pferd von Schaam zurücgehalten, nicht gleich auf den Geliebten loszufprins _ gen. Das andere hingegen läßt fich weder durch Zuͤ⸗ gel, noch durch Schlaͤge baͤndigen, ſondern reißt viel⸗ mehr feinen Genoſſen und Fuhrmaun mit Gewalt zum

Berufe feiner teidenfchaffe hin, Dieſe ber en

jamreit vereinigren WOuongen auf. 20€ Fänge er vor Ehrfurcht an zu zittern, u gel auf einmal mit einer foldyen Gewalt: « Pferde auf ihre Hinterbeine zuruͤck ftir ohne Wiverftreben, das andere mit der 5 ſpenſtigkeit. Das gute wird vor Scha mit Schweiß überdedt; das böfe hinge es fich nur ein wenig verſchnaubt, und dei gewaltfamen Zurücziehens verwunden hat den Fuhrmann, wie auf feinen Begleiter, wieder vorwärts, und läßt ſich nur mit

auf eine kurze Zeit zur Ruhe bringen. U verfloffen ift, fo hebt und frümmt es

Schweif; beißt-mit Wurh in den Zügel,

faſt unaufhaltſamer Wildheit zur Befri ruſt hin. Alsdann widerſezt fich iym aber mit noch größerem Nachdruck, als vorher ihm dur) das Anhalcen der Zügel Maul u tig. Wenn er biefed mehrmalen gerhan

es allmälich fehächtern,. und ber keitung u feines Führers gehorfam.

Geſchichte des Plato und ſeiner Phil. gas Zweyte Beylage.

b. p. 219. Man bat dem’ Plato in after und neuer 3eit fo viele faljche und ungereimte Meynungen über eine Ideen aufgebürdet, daß ich nicht umhin fann, dieſe Meynungen noch, furz in einer Anmerkung zu prüfen, eren inhalt man vielleicht ein Jahrhundert früher in n halb Duzend Tangmweiliger Dijpurarionen oder Pros rammen ausgeſtreckt hätte. Seneca unterfcheibet sdebs an ed Jene iſt, fügt er, nad) dem Plato das Mufter, nach welchen etwas gemacht; dieſes hinges in die Form, die nad) dem Ideal einem Werfe einges uckt wird. Ep. I. 58. Alterum exemplar efl, al- rum forma ab exemplari fumpta & operi impo- a, alterum artifex imitatür, alterum facit, Ha- t aliquam faciem ftatua? haec eft Idos. Habet quam faciem exemplar Ipfum, quod intuens afex, ftatuam figuravit: haec Idea eft. tamnum aliam defideras diſtinctionem? Idos in re eft; Idea extra c-pus, nec tantum extra opus fed ante opus. Von diefem Unterſchiede der Per Tungen der Wörter sdew und esdes weiß Plato nichts. nennt die ewigen Urvilder bald esxevas, bald ech, D sdeus, bald maeenderynare, bald re naera raure, ccaurws eyevra, bald endlich novedas, I.c. D. 472. Tim. & 155. in Plut. und gibt den Arten > Gattungen ter Dinge, die nad) ihnen hervorges ht worden, gleichfalls den Namen escy. Plato ie zwar die Ideen unter den Urfachen ber Dinge auf, :in er nahm der leztern nicht fo viele an, ale mehrere Shriftfteller ihım gegeben, und hielt fie noch vielwenl⸗ - für wirfliche Subftanzen, wie viele Gelehrte gealaube sen. Geneca (Ep. 65.) und Simplicius (in Phyſ. it. fol, 3. a) eignen ihm fünf Arten von Urfachen Zweyter Band, Ere u,

BAchtes Buch. Drittes Capitel.

zu, die ich mit den Worten bes Seneca anführen wi Quinque ergo caufae ſunt, ut Plato dicit, ida qup, id aquo, id quo, id ad quod, id prom quod noviffime id, quod ex his el. Ta

in ſtatua (quia de hoc loqui coepimus) id exe,

zes eft: id a quo, artifex eft:

{md propter quod nennt, erbichtet find, | kannte nur vier, die Materie, die Ideen , die

und die Cörperwelt, die aus biefen und durch dig ftanden ift, in Philebo p. 160. zewrev un m ‚azesgov (hierunter verfteht er die Miaterie) Äryu, b reeov de meei (die Ideen) ewesr ern Turoy m puurmy Kate YEYEynEvnY 80V, Tv de ns ne WITIOy Ho YEWETEwE TETLETW Asryav. |

ließ er die Gorcheit weg, tie im Timäus p. 441 dw rw TAGOvTs on Yeyn ÖkosvonYnvers T TTra.np Yeyvousvov, Tod ev m Yryvers, Tod odev ec pevov, Duvsras To Yıryvomevov. Ko ON Hoss 7reos TEEnE, TO EV beXomevov unreı, Tod cIew "mw de perafu TaTay Quo enyovm vonaas TI Es mar immer feltfam, daß er’die Ideen, nad) ‚alle Dinge feiner Meynung nad gebildee worden, w mehr aber,. daß er bie hervorgebrachten Dinge ſch :die doch ganz Wirfung waren, für eine eigne Ar Urfachen hielt. Mehrere Platoniker nahmen daher s die Gottheit, die Materie und die Ideen als Gruss ſachen an, (Apul, p. 281.) und hätten eigentlich # die benden erſten dafür gelten laffen follen. Dick % ählung der Ideen unter den Grundurfachen, ferne) Mißdeurung ber oben angeführten Medensarten,

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Gedichte ded Platp und feiner. Pl. 803.

prung und Anfplelapg man niche fühlte, endlich bi die.

‚ähligen ©tellen,. „in welchen Plato die Ideen We⸗

» wos , und ynyanbelbare,eroigg, Dinge neunt, nu allem nach die Baupsgränbe,. welche eis, . Uusleger des Pato und mehrere berähinte Gelehre: neuen Zeit auf die ns füge „Rab Mato

aigftens bisweilen unget. Ideen nicht, El im Cote

verftande, fonbern: beſtehende Ina 5

ı habe. (Man ſehe qußer 75 lo of.

R origin of er Cha. ‚9, a *

il. ex Cic. colleca p.i8. 9

zer dem Verſtande erij

ten und Gatingen ber Fr One Ele Eier

schenbes und undenfbares, daß man, IR ha Am

le nach) feinem verftändigen Mann.of

u. in ſeinen bi le En 1

Zeugniffe hat man Dis heyoet und,

v 4 auch gewiß niemals au; „för, Hinge⸗

widerſprechen dieſer —e gen bien stellen Bi

110, wo er die eigen Mufier mir sn; dealen

uftern vergleicht, nach welchen, Küujtier, Yu

tan ſehe de Rep. vol; Il. p. 4. & "and 290. unter den größten alten Schriftſtellern nicht Fer

1er dem Plato die Behauptung von für ſich befteheng,

Urbildern zugefchrieben, fonbern fie.gaben auch alle

se Seen für ewige —A in Gottes Verſtande ge⸗

ten. (Man ſehe Ariſt. 1. c. Cic. Ac. quaeft, 1% & nec. Ep. 58. 65. Arıl. & ass, Attic. ap. Euſ. vep. Euang. XV. nblich Plutarch die sen Platonifer an un; Fihe Stellen.) Herr Gedicke

ubt in folgenden Worten des Ariſtoteles eine Beſtaͤti⸗ ng der Megnung derjenigen zu finden, welche bie

seen des Plato für wirkliche Subſtanzen halten: «A

46V Zungeerns Tor "ug oA2, 8 Xagıza eroes,

5 ecuv. & D exmpırav, ns ‚Ta TOUTa Tay

ee 2 rar

BE Achte Buch. Drittes Capitel.

evrav ıdens inkoriyogeutäh, Me. &p.20r. % lein die Wörter ra 9" das Ind'res öous zeigen, Dj eẽ unter deil Ideen des Plats kenie Subftangen, ſonden Iftracte Begriffe wit Erfläringen’ Heifeiben Sean site, BSie Aüedrdcke 8 age sie, bebeuteii weiter hichrs, "Als daß Sofa de Algemeinen arte nicht ale etwas von den Arten m er Dinge) und den Ideen, bie fen verfehiebenes” berrachtet habe. =

5 rote wi Bee Zelt alles, was min m

bon ben Ay Hayoteerıtäbfeitere, fo glaubten Ha us ehre des erſtern von den Yen, "Hort berberffändlichen und fihnfichen‘ Dingen im im&% mus gu entdecken II. 10 &fg. Diog) Zum Städte Fe it ägitienre. uf welche & ns ſith , umb’man Fantı fich daher ſelbſt die ut ‚daß in .diefent Feagımienteit war etwwas vonke it allet Dinge "aber durchaus nichti wm Iatoniſchen Ideen Yorfönmt, Außer dem Affimat 5 feinen andern, wenigſtens feinem berügmten Sc ſteller eingefallen," dle fehre von den Ideen einem dm Weltweifen —E Ariſtoteles, der dieſe Erdh tungen feiries lehrers lächerlich machte, wiirde es ge nicht verſchwiegen gaben, wenn Plato fie dem Cpiden mus, ober einem andern Pythagoreer geraubt hätte, Ariſtoteles zeige aber ausführlich die Unterſchiede da Ideen des Plato und ber Zahlen der Pythagoreer, (Met. &.5.p.15.) und gibt aud) die Act und Weranlaffunn an, auf und durch welche der erſte auf feine Meynm gefommen fen.

Geſchichte des Plato und einer Sal veg Dritte Beylage. ka

Zr Die aus ber Republik mitgetheilten Fiction iſt ein⸗ andere im Phaͤdon ſehr ähnlich; von welcher ich glaube, „bag man A au megreen Urfachen nicht ungern leſen wird. ſagt Sokrates, hat viele und: * ——ãâ— ze imd Abtheilungen, und r ich von jemanden gehört habe, weber von. der Groͤße noch von der Beſchaffenheit, wie diejenigen, welche no reden und fchreißen , ſich einzubilden pflegen. Mein te . bein reiche zwar niche mehr Hin, ‘euch alles das wieber u fagen, was mir jemand erzähle hat; ich will euch aber doch Fürzlich mit der Geftalt der ‘Erde und ihren Abtheilungen befanne machen. Sie ift alfo, (fo bin ich wenigſtens ar N worden) Fugelförmig geftaltet, mb = gevabe in der Mitte des Himmeld, wegen welcher ts ftalt und tage‘ fie weder Suft noch eine andere Stäge Brauche. Dem ein jeder ſich ſelbſt im Gleichgewicht haltender Gegenſtand, der genau in die Mitte eines an⸗ „den fid) völlig gleichen Dinges geſtellt wird, hat nicht wehr Urſache, ſich nach der einen als der andern Seite 5 pin zu neigen: und bleibe alfo unbeweglih. Die Erbe # if ferner viel größer, als bie meiften Menfchen glauben. 9 Der Fled vom Phaſis bis an die Kerfulifchen Säulen, ven wir Fennen und bewohnen, ift, mit der ganzen Er⸗ $ de verglichen, nur ein: Ameishaufen, oder eine kleine ! Froſchpfuͤze. So wie bie erfte noch viele andere Bewoh⸗ # mer trägt; - fo p bat fie auch nod) ‘viele andere Bertiefins gen und Plaͤze von verſchledenen Groͤßen und Geſtalten/ " im welche Waſſer, und Nebel, und Luft, zuſammen ges floffen find; : Die Erbe felbft iſt rein, und liegt in eben dem üungetrübten Himmel, in welchem die Sterne fich bewegen, und welche diejenigen, bie von felhen Din gen zu reden pflegen, den Aether nennen. Die Vertle⸗ fungen der Erde find gleichſam ber Boden dieſes Ae⸗ Eee 3 tbers,

BE. Achte Buch. Drittes Eapitel,

thers, ober ber Sumpf ber luft, und eben Daher kommt : auch, daß fich alle Unreinigfeiten In Vemfelben verfams | fen. Auch wie wohnen, ‚ohne #8 zu.merfen, nicht ad her Oberfläche ber Erde, ſondern in irgend. einer ie Höhlen. Es geht uns chen fo, wie es Geſchoͤpfen ep gen würde,. bie im. Srunde bes x6 wohnten, wa Aurch bad Meer die Sonne, den Mont und die übrigm eſtirne erblickten. . Solche Geſchoͤpfe wiürben dei fetbft für den Himmel halten indem fie fich nie mals aus dem Waſſer empor gehoben, und gefehen hät gen, wie viel reiner und heiterer ed oben, als ben ikum Eben fo glauben auch wir, die wir in ber Tufe wohnen, auf ber Höhe zu wandeln, nennen unferelft, jenfeitö welcher wir nicht hinausblisfen koͤnnen, tm Himmel, und glauben, daß bie Sterne fich in unfer Luft bewegen. Wenn wir aber. Die Graͤnzen uns guft überfliegen, oder wie die Fiſche aAaus Dem Mack, fo aus der Erdiuft Heraus fehauen fännten, fo wire wir alsdann erſt entdecken, welcher der wahre Himmel, das wahre kicht, und bie wahre Erbe ſey. Denn de Erde, die wir bewohnen, die Steine und übrigen Ci per, die wir fehen, find alle verfault, ober verborbe, wie die Gegenftände, vie auf dem Grunde bes Men liegen, wo man nichts, ald Sand und Schlamm fin det, und nichts Schönes und Nuͤzliches Hervorgebract wird. Die wahre Erde aber übertrifft Diejenige, de wir fo nennen, noch weit mehr, als die leztere ven Dur den des Meers uͤbertrifft. Denn wenn jemand bie wahre Erde von oben herab fähe, fo würde fie in m Ihönften und mannichfaltigften Farben glänzen; un man würde bald goldene, bald purpurrothe, bald weiße ober gemifchte Streifen von unbeſchreiblicher Schoͤnhei wahrnehmen. Diefer Farben Pracht wuͤrden Blumen, Pflanzen, Bäume, Berge und Steine entfprechen, g gen weldye leztere man unſere Tafpife, Simaragde

u. ſ. w.

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Geſchichte des Plato und feiner Phil. 807

u. fi w. für nichts rechnen würde: Die Lrfache der

groͤßern Schönheit der erftern ift diefe, daß fie unver⸗ dorben, und nicht von ber Faͤulniß und dem Unrathe angegriffen find, die in unferer Erdhoͤhle Menfchen und Thiere, und auch leblofe Gegenftände franf und Häßtich machen. Die wahre Erde ift daher em entzuͤckendes Schauſpiel für ihre glücklichen Bewohner , deren fie vie⸗ fe Arten, und unter dieſen auch Menfchen hat. Ein Theil derfelben wohnt mitten im tande, andere an bee Luft, wie wir. am Meere; noch andere auf Inſeln, bie von der Luft umfloffen werben. Weberhaupt ift ihnen bie Luft eben das, was uns das Meer, und der Aether eben das, was uns bie fuft if. Die Stunden find fo gemifcht, daß die Bewohner der wahren Erde niemals von Krankheiten angefochten werden, und viel länger leben, als wir. Sie übertreffen uns an Feinheit ber Sinne und des Derftandes eben fo fehr, als die uft das Waſſer, und der Aether die Luft an Neinigteit übers trifft. In ihren Heiligen Hainen wohnen und wandeln Götter, deren Stimmen fie hören, deren Geftalten fie anfchauen, und mit welchen fie ald ihres Gleichen ums gehen, Endlich fehen fie Die Sonne, den Mond und die Geftirne ohne Schleier, eben fo erhaben und gläns jend, als fie wirflich find. So ift nun die wahre Erde befchaffen. Es gibt aber außer der Höhle, in welcher wir wohnen, unzählige andere Fleinere und groͤ⸗ Gere, engere und weitere Bertiefungen, in welche viele Ströme einsund wieder ausfließen, und nicht bloß Ströme von Waſſer, fondern auch von fließendem Schlamm und von Feuer. Dir größte unter dieſen Sclünden it dee Tartarus, der durch die ganze Erbe geht, in welchem ſich alle Gewaͤſſer verſammlen, und aus welchem fie auch alle wieverum ausfließen. Die Urfache diefes Eins und Ausfluffes aller Gewäffer liege darinn, daß ber Tartarus Feinen Grund ober vom

at,

808 Achtes Buch. Drittes. Capitei.

hat, auf welchen das Waſſer ſtehen bleiben Fonnte, Unter den Strömen, welche vom Tartarus verfchlum

werben, find vier vor allen andern merkwuͤrdig: sämlich der Ofean, der Acheron, der Phriphlegeren, and. mdlich der Kokhtus, unter welchen der Dfean da größte, und der Acheron, oder vielmehr der Acherufiike ee, der aus diefem Strome entfteht, der Samımd plaz der abgefchievenen Seelen des größten Theils da Menfchen iſt. |

Ende des zweyten Bandes,

Im Verlage der. Meyerſchen Buchhandlüng zu Lemgo find. dieſe Michael-Meſſe 1782 fol- gende neue Bücher Heraus gekommen :

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Em Chr. Wilh. Materialien für bie Statifid und neuere. Staatengeſchichte, Ate Lieferung, gros 8.

Ewalds, Johann Zudwig / edachtnispredigt gros 8.

Faſciculus ſententiarum, hiſtoriarum et fabularum in ufum tironum editus et notis adjectis il- luftratus, 8.

Schr, 3,6. 9. Unterfuhungen Aber ben menſchlichen Willen, deffen Naturtriebe, WBeränderlichkeit, Verhältnis zur Tugend und Gluͤckſeligkeit, und die Brunbregeln, die menſchlichen Gemüther zu erkennen und zu regieren, 2ter Theil, gros 8.

Haſſe, 3. Be. 3. bie in ben Apotheken aufgenems |

menen Chemiſchen Zubereitungen für Anfänger erklaͤrt, mit einer Voͤrrede von C. Crell, 8.

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