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‚GE Stahls zufaͤllige Gedancken
Beenden
über den Streit /
SVLPHVRE,
| und zwar ſolwol dem gemeinen / verbrenn⸗ lichen / 977 ligen,
denen e Per ka .
F I! Verlegung des Waͤyſenhauſes. 1718.
tigen Blaͤttern zu Tag gelegte 0 Gedancken und BBeoedencken /uͤber einige Chymiſche Neynungen und Erfahrungen / ſind mir zwar ſchon von geraumer Zeit beygefallen / ja ſelbſt ſchon Ab. 1679. durch die erſte Kun⸗ ckeliſche . . rege 154 ( 2 ge⸗
eee gemacht und veranlaſſet wor⸗ den. Nachdem aber freylich / nach dem alten Sprichwort / ein Tag den andern lehret / und alſo auch ſeit jener Zeit ſowol mehrere / als abſonderlich deut⸗ lichere Beweisthuͤme ange⸗ mercket worden / wodurch die ſcheinbare Wahrheit eines ſol⸗ chen Grund⸗Weſens / welches / jedoch in rechtem Verſtand / ſulphuriſch zu nennen ge⸗ woͤhnlich worden / ſich mehr und mehr zu befraftigen er⸗ wieſen; und noch endlich vor weniger Zeit des ſel. Kunckels Einwendung wider ſolches efen in feinem fo Nang k
EIHOR,
ten Laboratorio noch weit⸗ laͤuftiger dargeleget worden: Als habe mich ſolches / nebſt Be⸗ gehren guter Freunde / bewegen laſſen / ſolche meine zufuͤllige
Gedancken endlich gleichfalls zu eröffnen / und auch andern Liebhabern zu ihrer Uberle⸗ gung heimzuſtellen. Es iſt eben darauß nichts erhebliches zu machen / noch zu nehmen; Deswegen ich es auch / ohne ge⸗ ſuchte zierliche Worte / noch Einrichtung /einfaͤltig hin dar⸗ lege. Dieſes aber moͤchte dar⸗ auß angewieſen erkennet wer⸗ den / was fuͤr ein Unterſcheid gleichwol zu machen ſey / 12 1
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Ger bloſſer/auch noch ſo genauer und aufmerckſamen Erfah⸗ rung; und gruͤndlich wohl be⸗ dachter Deutung / wie ſolche Dinge in der That an einan⸗ der hangen / zuſammen ſtim⸗ men / und erweislich auß ein? ander folgen und entſtehen. Denn / gleichwie gruͤndliche Außlegung und Deutung al⸗ lerdings thaͤtliche und Erfah⸗ rung gemaͤſſe Wahrheit / und nicht etwa eitele Einhildungẽ zum Grunde haben muß; Al⸗ ſo will jedoch auch noch fü ge wiſſe und beſtaͤndiger Erfah⸗ rung gemaͤſſe Wahrheit genau und genugſam * a un
und überleget ſeyn / ehe man einen buͤndigen Schluß / recht vernuͤnfti⸗ gen Begriff und wohl abgepaßte Außlegung daruͤber machen / ja noch endlich nutzbare Anwendung deſſel⸗ ben, befeſtigen koͤnne. Derglei⸗ chen Ubungen dann zum Tvenigften wohlbedaͤchtlichen Verſtand erfor⸗ dern / und einiges Vergnuͤgen geben koͤnnen. Nun will ich eben weit außſehenden und hoch anfahrenden Hoffnungen / von denen ren Schwe⸗ feln und ihrer beſchriehenen Wunder⸗ Kraft / gantz und gar keinen Anlaß geben / noch beypflichten / oder das Wort reden; ſondern nur ſo viel an⸗ und hoffentlich erwieſen haben / daß zum wenigſten ex hypotheſi, nach der Meynung und Öingeben solcher Scribenten ſelbſt / und laut ihrer feſtgeſtelleten Proben und Er⸗ fahrungen / dergleichen ein m. | e
2 (o) 80.
ches Weſen in der That zu finden ſeyn muͤſſe / deme diejenigen Wuͤr⸗ ckungen und Eigenſchaften beyzu⸗ meſſen ſeyn / von welchen ſie ſo viel Ruͤhmens machen / es ſey nun end⸗ lich hieran / was da wolle. Es ſind zwar auch noch weitere dergleichen Betrachtungen über die Saltz⸗We⸗ fen entworſſen: Weil aber außdruͤck⸗ lich die an dergleichen Vorhaben zu wenden erforderliche Zeit mir gar wenig angedeyhet; als habe mit die⸗ ſem / weil es doch eine eigene Ab⸗ theilung abgeben kan / geneigter Freunde Verlangen inzwiſchen eini⸗ ges Genuͤgen zu geben / nicht verſa⸗ gen moͤgen. Welches alſo kuͤrtzlich
zum Vorbericht ertheilen wollen.
Womit Goͤttlicher Guͤte | befohlen.
NMutzliche
über Unnuͤtzen Streit / Von dem ſo genannten
SULPHURE, Und zwar ſowohl dem gemeinen / verbrennlichen / oder fluͤchtigen /
als unverbrennlichen / oder fixen.
As vor Ergoͤtzlichkeit in genau⸗ er / Vernunft ⸗ und Sinnen⸗ gemaͤſſer / Betrachtung und Unterſuchung der natürlichen coͤrperlichen Dinge / und ihren
2 — (VER wuͤrcklichen 1 Wahrheiten zu genauerer und deut⸗ licherer Wiſſenſchaft gebracht / und alſo den Ver⸗ ſtand dadurch mehr und mehr zu ſchaͤrfen / ſich angelegen ſeyn laſſen; ſondern auch zugleich ei⸗ ge nicht geringe Zahl /i im gemeinen Weſen und Leben / dienſamer und nutzbarer Wirckungen / und thaͤtlicher Erfahrungen / außgefunden / wo⸗ durch viel und mancherley / ſowohl noͤthige / als zum wenigſten zu allerhand Bequemlichkeit die⸗ nende Kunſt⸗ Ubungen an den Tag geleget wor⸗ den / vermittelſt deren viele / ſowohl nothduͤrftig brauchbare / als annehmliche / und ſowohl Ver⸗ nunft als die Sinnen beluſtigende / auch das Ge⸗ müth von dem thummen Muͤßiggang und Faul⸗ heit abfuͤhrende / Veränderungen / in vielfaͤlti⸗ gen groben und verſteckten natürlichen Meng⸗ ſelen / und vermiſchten oder verwirreten Klum⸗ pen / zu gutem Nutz gebracht werden koͤnnen. Damit ich aber dem unnuͤtzen und Zeit ver⸗ derblichen Fuͤrwitz / und muͤßigen Naſeweisheit / gantz und gar nicht beyzupflichten erachtet wer. den koͤnne: ſo iſt vor allen Dingen noͤthig / den ⸗ ſelben von der wahren / vernuͤnftigen / und ſowohl zur Schärfung und Übung des Verſtandes / als Ergoͤtzung des Gemuͤthes / gereichlichen / Wiſſenſchafts⸗begierigen Genauſi chtigkeit / wohl zu unterſcheiden; und dadurch des Fuͤr⸗ witzes unverſtaͤndige und muͤßige / unnuͤtze Uns tuͤchtigkeit zu beweiſen / der wahren vernünftis gen Erforſchung Nutzbarkeit hingegen klar und deutlich zu bemercken. .
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J Es hat nemlich die fuͤrwitzige Curiofität oder fluͤchtige doͤrſchelung / zum Unterſcheid der vernuͤnftig⸗ und Verſtands ⸗befliſſenen Erfor⸗ ſchung und Unterſuchung / dieſe Unarten an
ſich / daß fie i) keinen wahren Trieb / Vorſatz /
noch Abſicht zum Grunde hat / ſowohl etwas vollkommen wahrhaftiges zu ergründen / zu wiſſen / und eigentlich zu verſtehen: als darauß / noch dadurch / einen gemein⸗nuͤtzigen / oder doch den Verſtand vergnuͤgenden Gebrauch zu erlangen oder zu erweiſen: Sondern ſuchet / aufs hoͤchſte an der Vielheit / Vielfaͤltigkeit / und oͤfterem Abwechſel / einen Zeitvertreib und
laͤppiſche Ergoͤtzlichkeit; nicht beſſer als die Kin⸗
der am Puppenwerck / oder das ſorgloſe muͤßige Voͤlckchen am Taſchenſpiel / und allerhand Gau⸗ ckel⸗ und Affen⸗Poſſen. 2) Oder es hat der
ZJuͤrwitz feige ſonderbare Abſicht zur eitelen
Scheinweisheit; um die Vielheit allerhand
einzelen Dinge / ſowohl zum muͤßigen Ge⸗ ſchwaͤtz und Plauderwerck / als zum ſcheinba⸗ ren Zeugniß vieler Wiſſenſchaft / zu gebrauchen. Iadeſſen 3) beſagter Fuͤrwitz / gleichwie kei⸗ nen Vorſatz noch Abſicht / alſo auch / insge⸗ mein / keine natuͤrliche Geſchicklichkeit / Auf⸗
merck ſamkeit / Emſigkeit / noch Geduld / auf
gründliche Erſorſchung / oder Unterſuchung und Erfahrung / weder hat / noch ſuchet; ſon⸗
dern aller bedachtſamen / wohl uͤberlegenden /
und der zuſammen⸗ hangenden Beſchaffenhei⸗ ten gefliſſenen / Erkundigung / als einer müs A 2 heſa⸗
4 28 (o) 88 | — — —T—— “́öõs—— heſamen und weitlaͤufftigen Arbeit / gantz abge⸗ neigt und verdruͤßig iſt: Dahero auch ſolcher⸗ ley / nicht ſowohl Betrachtung / als thaͤtlich und ſinnliche Erweiſungen / für allzuweit geſuchte Genauſichtigkeit / Spitzfindigkeit / und nicht ſo⸗ wohl Vorſtellungen / als Einbildungen / verach⸗ tet. Wohl aber 4) wo durch dergleichen Sack voll einzeler / und nichts zuſammen ſtimmend noch hangender Varietaͤten oder Mannigfaͤltig⸗ keiten / neugierigen / muͤßigen Leuten ein Zeit⸗ vertreib zu machen / und dadurch eine Vereh⸗ rung zu verdienen / Gelegenheit vorſtoͤſſet / ſuchet dieſer Fuͤrwitz deren fleißig zu genieſſen. Das durch aber 5) weder der allgemeinen Wiſſen⸗ ſchaft der wuͤrcklichen / natuͤrlichen Wahrheit / und Betrachtung der natuͤrlichen Dinge aller⸗ weiſeſten Einrichtung und Ordnung / einige Foͤrderung noch Vermehrung angetroͤſchet; noch dem gemeinen Nutz / etwas zu mehrerem Vortheil oder dienſamen Gebrauch / gefruchtet wird. Dannenhero auch 6) durch dieſen fürs witz nichts weiteres und tieferes weder geſu⸗ chet noch erfunden wird: Sondern nichts an⸗ ders / als fremde Arbeit zu Marckt gebracht und zur Schaue gelegt wird.
Im Gegentheil hat die vernuͤnftige und wohl⸗ bedaͤchtliche Erforſchungs⸗ Begierde / gantz andere Abſichten / und Verfahrung: Indem ſie theils die etwa vorfallende ledige Zeit lieber mit dergleichen Nachdencken / Nachſehen / Nachſuchen / und ſelbſt arbeitſamen 1
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Wim 5 chen / als mit Muͤßiggang / Geſchwaͤtz / Narren⸗ theidung / Spiel / oder Geſoͤffe / oder mehrern Uppigkeiten / ja felbft dem faulen langen Schlaf / hinbringet; theils die groſſe Weisheit / durch welche die Wercke in der Natur errichtet und erhalten werden / mit ſonderbarer Vergnuͤ⸗ gung erweget: theils auch den Verſtand / durch dergleichen weitſtreckende / und wohl zuſammen⸗ ſtimende Betrachtungen / mit aller Luft und Freu⸗ digkeit uͤbet: und letzlich / die natürliche Gaben zu mannichfaltigem Nutzen anzuwenden / ſowohl ſelbſt erlernet / als das gemeine Beſte unter⸗ weiſet und anleitet. Wobey dann ordentlich befunden wird / daß dieſe Erforſchungs⸗Art von prächtigen Worten und groſſem weitlaͤufti⸗ gen Sprechen uͤber einzele Entdeckungen gantz entfernet: Auch dahero igsgemein am laͤngſten an ſich haͤlt / etwas an den Tag zu legen / was ſie nicht entweder ſelbſt wohl außzufuͤhren / und deſ⸗ ſen Nutzbarkeit anzuzeigen / faͤhig iſt: Oder doch anderen verſtaͤndigen und nachdencklichen Ge⸗ müͤthern / zu genauerer Erwegung und Unter⸗ ſuchung / Anlaß geben moͤchte. Wie nun dieſe letzte Art der Erforſchung nicht
anderſt als zulaͤßig / ja in viele Wege loͤblich und nuͤtzlich zu achten ſtehet / alſo hat ſie auch ge⸗ nugſames Werck und Zeug vor ſich / daran ſie ſich uͤben / und darinnen ihre Lern⸗Begierde wohl anwenden koͤnne. Gewißlich aber iſt unter ſol⸗ chen Verſtand⸗/ und Verſuch⸗Ubungen nicht die kleineſte / die i Erkaͤntniß der ran
3 en
chen Vermiſchung der natürlichen, leibli⸗ chen Dinge; welche fomohi durch verſtaͤnd ige Betrachtung / als kunſtreiche Handanlegung / zu verrichten faͤllet / und mit dem gemeineſten Namen / Chymie oder Scheide⸗Kunſt bes mercket wird; Als zu welcher nicht allein ſo groſſe Anzahl / allerley / dem Anſehen nach gantz verſchiedener Stücke, ſich gleichſam darbieten: Sondern auch ſolche Vorſichtigkeit / Aufmerck⸗ ſamkeit / bedaͤchtliches und ordentliches Verfah⸗ ren / und endlich oͤfters wiederholte Unterſu⸗ chung / zu endlicher beſtaͤndiger Entſcheidung der wahren Gewißheit / erfordert wird / daß ein faͤhi⸗ ger und wohlaufgeraͤumter Verſtand eine rech⸗ te Schule darinnen finden kan / ſowohl ſeine wohlbedaͤchtliche Betrachtung / als aufmerck⸗ ſame / unverdroſſene und ſowohl wachſam als geduldige Ubung / und nicht anderſt als reiffe und recht buͤndige Beurtheilung / ins Werck zu ſetzen / und zu gutem Ende hinaußzufuͤhren. Wie aber die Eingangs bemerckte / gantz ver⸗ ſchiedene Sorfehung- und Erforſchungs⸗Ar⸗ ten / bey aller Kunſt⸗ und nutz reichen ‘Begins nen Unterſuchung gemeiniglich gleichſam in die Wette lauffen; ja die erſte Gattung / mit ihrem flüchtigen und eilfertigen Uberhuͤpfen / in vol⸗ len Spruͤngen / der bedaͤchtlich fortſchreitenden Erkundigung manchen Weg abläufft / und gantz begierig voreilet; Darinnen auch / durch zu⸗ fällige Merckmahle / und ohngefaͤhr erblickende Anzeigungen / dergeſtalt befördert wird / daß fie f man⸗
(o) & 4 8 manches mal / im fladerichten Umgaffen / fer⸗ ne umher / viel mehrerley vorſcheinende Anzei⸗ gungen zu Geſichte bekommet / oder durch neue Maͤhren erfaͤhret / als die auf ihrem beſtaͤndigen Pfad mit nachdencklichem Aufmercken wande⸗ rende Genau Erforſchung: Alſo wäre viel
ein groͤſſeres Wunder / wann es auch in der Scheide ⸗Runſt anderſt ergangen waͤre / als es nicht iſt / daß ſich auch bey ihr ein gleiches in die⸗
ſen Stuͤcken befunden.
Dann allerdings iſt es an deme / und liegt an dem hellen Tage / daß die ſogenannte Chymie, nachdeme fie vor etwa 200. Jahren / ſonderlich durch den alſo genannten Paracelſum oder Philip von Hohenheim / in mercklichen Ruff zu kommen angefangen / mehr durch fuͤrwitzige Soͤrſchelung / als gegruͤndete / wahre / und redli⸗ che Unterſuchung / in viel u. mannichfaltige / doch ungleich mehr wunderliche als wunderſame / Erblickungen vielmehr / als Entdeckungen / nicht ſowohl entwickelt / als auß einander gezerret / ge⸗ riſſen / und zerpfluͤcket worden.
Da zeigete ſich die Unart des fuͤrwitzigen
Foͤrſchelens recht kenntlich / und gab ſich unver⸗ ſchaͤmet bloß. Das Verkehren der geringen Metallen in feines Silber und Gold ſchiene freylich eine ſolche Braut zu ſeyn / um welche auch der plumpeſte Bauer⸗Knecht einen Tantz zu wagen nicht verſagen ſolte. Es war auch eben keine ſo veraͤchtliche Sache nicht / fein hur⸗
tig Steinreich zu werden / und gantze Jahr⸗hun⸗ A 4 | derte
8 a (o) 8
derte weg mit den Raben um die Wette zu le⸗ ben: auch mit windgeſchwinder Wegblaſung der unheylbarſten Kranckheiten ein ſolcher Munde Mann zu werden, dergleichen bis das hin die Welt nicht geſehen / und / ſo lang fie noch ſtehen mag / nicht ſehen wird. Es ſchiene alſo nicht eben ſo naͤrriſch / nachzufragen / wer die Kunſt koͤnte / als wohl zu gewarten / daß ers ei⸗ nem ſolchen naſeweiſen Anfrager / ſo zum Spaß / nicht herſagen wuͤrde. Paracelſo gewiß wird noch ſo viel Redlichkeit nachgeſagt / daß er ſein Lebtage niemand das Maul aufgeſperret habe / daß er ihm die Kunſt fein treuhertzig ſagen wol⸗ te. Ich laſſe auch noch derer Meynung an ih⸗ ren Ort geſtellet ſeyn / die ſich nicht zu Richtern machen wollen / ob es ihme mehr am Wollen / oder Koͤnnen / gemangelt haben moͤchte. Wie es a⸗ ber des Fuͤrwitzes angebohrne Art iſt / auf nichts erpichter zu ſeyn / als was nicht wohl zu glauben / oder zu haben iſt; wann er ſich nur einmal / einen treflichen Vonheil oder Vorzug dadurch zu gewinnen / in den Kopf gefaſſet: Alſo erwie⸗ fe er ſolche auch in dieſer Forſchung. baracel - ſus wolte eben deßwegen / (nach Plutarchi de curioſitate vitanda, Siſtoͤrichen) feinen Naͤ⸗ tzel⸗/ und dunckeln Gleichniß⸗Mantel Darüber ge⸗ deckt haben / daß nicht ein jeder wiſſen ſolte / was er da runter getragen haͤtte / da zupften ihn die fuͤrwitzigſte Muͤßiggaͤnger an allen Orten und Enden / und wolten ihm nicht nur Nane „ en
2 (o) W 5 cken / ſondern / bald gantze ſchwarmweiſe / alles augenſcheinlich geſehen haben. . Da finge nun an / daß die meiſten ſolche fuͤr⸗ witzige ihre vorhin gehabte / oder vorgehabte / Handthierung verlieſſen / und lauter Hohenhei⸗ mer und Philoſophi wurden. Moͤrſel / Staub⸗ Sieb / Syrup⸗Keſſel / ja wohl gar Scheermeſſer und Pflaſter⸗Spateln / muſten zu lauter Phio⸗ len / Retorten / Schmeltztiegeln / aludel, Peli⸗ canen / und Philoſophiſchen Wind⸗Eyern wer⸗ den: und wurde das Kochen voͤllig verworffen / und denen neuen Helden (wie es Homerus aufs genaueſte mit ſeinen Alten gehalten) nichts als lauter Gebratenes ſchmackhaft befunden. Was auß der Erde waͤchſt / bedunckte nur Futter fuͤr das unvernuͤnftige Vieh zu geben; Es mußte auß der Tieffe geſucht / und als ein vergrabener Schatz gehoben ſeyn / was die neuen Wunder⸗ wercke gebaͤhren ſolte. Doch waren die bekann⸗ te und brauchbare Ertze / und gemeine Metallen / auch nur fuͤr die Handwercks⸗Leute / es muſte Silber oder Gold ſeyn / oder ſolte es zum wenig⸗
ſten werden: und das fein reinlich / bald / und
ja viele. ꝛc. ki | Da fiel nun der Sürwitz über her / und ging / nach vielen Koͤpfen und vielerley Sinnen / auf die eingebildete Wunderthaten mit allerhand wunderlichen Unternehmen loß. Teutſchland⸗ kundig iſt es / daß unter allen / die von Paracelfi Zeiten ab am naͤheſten der Chymiſchen Arbeiten ſich unterfangen / und * etwas offentlich . g 3 ere
40 DE 0 em
heraußgelaſſen / kaum jemand ſich and ſich geäuffert/ von deme man ſich eine recht vernünftige Erfor ; ſchungs⸗Begierde / oder Gefliſſenheit / zu ver⸗ ſehen gehabt haͤtte: Sondern es machten / etwa Apothecker⸗Geſellen / oder durch der Apothecker Anleitung / (etwa auch durch einige Bergwercks⸗ Arbeiter / Huͤtten⸗Raither / Probierer) aller⸗ hand muͤßige / und mehr Gold⸗als lehrbegierige Leute / hauffenweiß den Anfang / und ſotten und brateten drauf loß.
Was vor / und tofe viel dergleichen Sudel⸗ werck / ſonderlich in Teutſchen Landen / vorge⸗ fallen / waͤre ohne Zweiffel ein Eckel zu wiſſen. Es trugen auch befcheidene Leute lange Zeit Be⸗ dencken / in dieſe Kunſt / ſamt oder ſonders / ſich einzulaſſen / weil es ſo gar unbeſonnen damit herzugehen pflegte / daß man ſich ſo wohl der Ge⸗ ſellſchaft / als ſelbſt des Namen ſolcher unbaͤn⸗ digen Zunft bilig zu entſehen hatte. Was aber erſtlich vernuͤnftiger Vorſichtigkeit gemaͤß au ſeyn ſchiene / das wurde mehr und mehr zur
olhwendigkeit; indeme die ſchlimmeſten un⸗ ter dieſer Fuͤrwitz⸗ Zunft zeitlich anfingen / nicht nur mit bis dahin unerhoͤrten Aufſchnei⸗ dereyen von der Arzney⸗Kraft durch Chymi- ſche Mittel / groͤblich über die Schnur zu hauen; ſondern auch mit der Gold» Macherey viel⸗ fältige Faͤlſchungen an weiß und gelbgemachten Kupffer / und Anſetzung leichtglaͤubiger Pro⸗ ceß⸗Verleger / um groſſe Koſten und Geld⸗
Vorſchuß / in den Schwang geriethen. leich⸗
29 (0) 88 1
Hei wie aber nun aber nun (die Zeitmit fi mit ſolchen welt⸗ kündigen Unfaͤrtigkeiten des leidigen Fuͤrwi⸗ tzes / in dieſer unvernuͤnftigen Foͤrſchelung der Chymiſchen Arbeiten / um die Goldmacherey / oder medicinaliſche Meer⸗Wunder / nicht weiter zu verbringen / )dieſe Art chymiſtiſcher Suchung offendarlich unvernünftig war; und nicht zu einiger ordentlichen / wohlbedaͤchtlichen / auf⸗ merckſam ⸗ und vorſichtigen Unterſuchung / ſon⸗ dern zu bloſſer unzeitiger Findung und Machung der groſſen Meiſterſchaft / hinraſete; Alſo iſt doch gleichwohl zu verwundern / daß / in ſo vie⸗ len / und mehr als zwephundert Jahren / auch kaum wenige Menſchen gefunden worden / wel. che Luſt gehabt / und in der That erwieſen und bezeiget haͤtten / die beſſer gegruͤndete und recht vernünftige durchgaͤngige Erforſchung der Chy⸗ miſchen oder Scheide⸗Wiſſenſchaft / in den Sinn und vor die Hand zu nehmen.
Man kaa doch gleichwohl nicht ſowohl er⸗ meſſen / als mit den Sinnen / ja nach gemeiner Nedens⸗Art / mit Händen begreiffen / da von undencklichen Zeiten hero der Bergwercks⸗ Bau / zu Gutmachung aller Art Metallen / in groſſem Schwang gegangen / daß ſolches Theil der Scheidekunſt nicht aheine werth ges weſen waͤre / in wohlbedaͤchtliche Betracht / und Unterſuchung gezogen zu werden: Sondern auch / ſo viel und mancherley ergoͤtzliche / und je mehr und mehr nuͤtzliche Wiſſenſchaft und Er⸗ fahrenheit an die Hand gegeben haben * ;
| da
12 89 (0% 88 daß auch durch vorbemeldete dete fürmwißige , uns beſonnene und unerfahrne Unterfangen / lange nicht ſo vieler Schaden und Unfug entſtanden ſeyn moͤchte. a Allein / wie die wahren Grund⸗Urſacher ſol⸗ cher Unachtſamkeit in der That unerforſchlich ſind / und man darunter die Goͤttliche Fuͤgung zum wenigſten mit erkennen / wo nicht alles auf ſie alleine legen muß: Alſo kan man nicht weiter kommen / als die Sachen / wie ſie vorfallen / zum wenigſten zu beobachten; und alſo auch in die⸗ ſem Stuͤck bemercken / daß doch der angeführte Suͤrwitz dahin gedieden / daß nach und nach verſchiedene / ja anzaͤhliche / Scheidungs⸗Ar⸗ beiten / und dadurch entſtehende mancherley Wuͤrckungen und Gemaͤchte / dergeſtalt an das Licht gekommen / daß / ob ſchon die verwirrte Kuͤnſtler ſolche geſammte Dinge / an und vor ſie ſelbſten / nicht ſo groß geachtet / ſondern nur den einigen Wunder⸗Zweck im Sinne und gaͤntzlicher Abſicht gehabt; nichts deſto weni⸗ ger / nach und nach / auf ſolche zufällige Weiſe / auch wohl tauſenderley kunſtgemaͤße Betrach⸗ tungen Anlaß finden koͤnnen / welche ſowohl ins beſondere / als in verſtaͤndiger Zuſammenhal⸗ tung / ſowohl ergoͤtzliche Wiſſenſchaft / als manchfaltige Nutzbarkeiten an die Hand zu ge⸗ ben dienen. Solchemnach haben ſich dann auch / zu ver⸗ ſchiedenen Zeiten / einige wohlbedaͤchtlich⸗ fleißige
Leute a welche die / hin und her / Ren er
28 (0) EM 13
denen auf gut gerath wohl / und in den T dag hin⸗ ein / verſuchenden / ohne Verſtand noch Ord⸗ nung / wohl aber mit laͤppiſchen Aufſchneiderey⸗ en / an das Licht gegebene Arbeiten / zuſamm zu tragen angefangen / und mit mehrerer Beſchei⸗ denheit zu beurtheilen begonnen / was daran ſeyn / und dadurch zu verſtehen / oder außzurichten ſeyn moͤchte. 095 Unter ſolchen iſt nun Zweiffels ohn Libavius der erſten einer geweſen / und hat in Sammlung / und nicht ſo weitgeſuchter Betrachtung / anzaͤh⸗
licher Chymiſcher Arbeiten / vernuͤnſtigen Fleiß
erwieſen. In außfuͤhrlicher Erzehlung des Berg- und Huͤttenweſens iſt er mit Georgius Agricola gleiche Schritte gegangen: und ob wohl keiner von beyden in weitere Betrach⸗ tung Grund⸗gemaͤßer Urſachen ſolcher Arbeiten ſich eingelaſſen; ſo haben ſie jedoch ein billiges Lob verdienet / daß ſie fernern Nachfolgern eine ſo wohl eingerichtete Vorarbeit / und umſtaͤnd⸗ lichen Bericht / in die Haͤnde gelieffert / worauf fie ihre Erwegungen wenden / und dieſe hiſtori⸗ ſche Kaͤnntniß zu tiefferer Erkaͤnntniß außdeu⸗ ten koͤnnten. Zumahlen es der wenigſten nach⸗ dencklichen ehrlichen Leute / bevorab in Teut⸗ ſchen Landen / Vermoͤgen und Gelegenheit era leidet / dergleichen Nachrichten durch eigenen Ahgenſchein einzuziehen; Ob ſchon im Teut⸗ ſchen Reich die beſte Gelegenheit / wegen aller Arten Berg- und Erg: Seroächle/ ſich darbietet: und in der That auch / wer die Sache * | 184
14 228 (o) S — — —᷑õ — —— —äj4ĩẽͥ— ſiehet / anhoͤret / und mit Verſtand erfraget / man⸗ chen unvermißlichen Umſtandes inne wird / der weder bey einigem andern / noch auch dieſen / und etwa wenigen ihres gleichen / außfuͤhrlichen Be⸗ ſchreibern anzutreffen ſeyn moͤchte. Indeſſen die ſer fleißigen Leute Arbeit um fo viel deſto mehr zu achten / und ſich wohl und genau bekant zu machen iſt / damit man ſodann / wann man die Sachen ſelbſten anzuſehen Gelegenheit findet / deſto leichter auch dasjenige bemercken koͤnne / was etwa ihrem Feiß ſich noch entzogen gehabt / und die vollſtaͤndige Unterſuchung mangelhaft zu laſſen / fähig ſeyn möchte, |
Wiewohl ſich nun nachhero noch verſchiede⸗ ne gelehrte und fleißige Maͤnner / zu verſchie⸗ nen Zeiten / die Muͤhe genommen / die Chymi⸗ ſchen Arbeiten in einer guten Ordnung verfaſſet vorzutragen; So haben doch nach beguino, und Billichio, einige weitere kaum etwas meh⸗ reres gethan / als daß ſie einerley wiederholet / und mehr auf Schul⸗kuͤnſtliche / als der Sachen Natur⸗gemaͤße / oder eigentlich Scheide⸗kuͤnſti⸗ ge Ordnung / ihre Einrichtungen gemachet: Bis endlich Rolfinck, nach feiner gewoͤhnlichen an⸗ ſehnlichen Schreib⸗Art / die Chy mie in eine rech⸗ te Kunſtverfaſſung zu bringen / und ihre Wirckun⸗ gen nach Natur⸗ und Verſtand⸗gemaͤßen Urſa⸗ chen außzudeuten / unterfangen / und zum we⸗ nigſten alſo einen guten Anfang gemacht / deme andere noch mehres beyzuſetzen / deſto ehe Anlaß nehmen moͤchten.
5 In
8 (O) S Is
In der That iſt auch endlich der gelehrte Bohn in Leipzig / und faſt um gleiche Zeit Jacob Bar- ner, an ſolche Sache gerathen / und haben / wies wohl nur in geſchriebenen (nemlich von ihnen Collegialiter dictirten) Anweiſungen / fo viel zum Grund der Chymifchen Kunſt⸗ Arbeiten beygetragen / als noch keiner vor ihnen geleiſtet. Und ob gleich nicht beyde gleiche Erfahrung / in der Arbeit und Handgriffen ſelbſten / gehabt ha⸗ ben moͤchten / ſo hat jedoch ſonderlich der erſte einen groſſen und nuͤtzlichen a an Zuſam⸗ mentragung mancherley ſolcher Erfahrenheiten gewendet / die bey denen bis dahin vorhande⸗ nen Beſchreibern noch nicht zu finden / ſondern auß allerhand neueren Anmerckungen zuſamm gefuͤget worden. Dannenhero es wuͤrcklich
Schade iſt / daß bemeldeter Herr Bohn ſein dictirtes CollegiumChymicum, wie er es ſchon
im Jahr 1679. an ſeine Zuhoͤrer gegeben / nicht entweder alſofort / oder nach ſolcher Zeit hero / in Druck gegeben; maſſen es des Rolfink feine Chymiam in Artis formam redactam ungleich
uͤbertroffen. Doch iſt auch Barners ſeines / wel⸗
ches zeitlich genug in den Druck gekommen / nicht ſo gar viel geringer zu achten.
Nun war zwar aller dieſer Perſonen / ſowohl auch noch einiger andern / die eben nicht ſo auß⸗
führlich von Chymiſchen Arbeiten etwas auf
gezeichnet / angewendeter Fleiß / und theils ſelbſt gefuͤhrte / theils angefuͤhrte und in gute Ordnung verfaßte / Beurtheilungen / —
4.
W 8 (0) G Urfachen vieler ſolcher veraͤnderlichen Bege⸗ benheiten in der Scheide⸗Kunſt / billig zu loben / und nicht ohne mercklichen Nutzen zu achten; Allein erreichten ſie noch allerſeits wenig von dem inneren Grund derCoͤrperlichen Miſchung: Sondern langten nicht weiter / als auf die nicht ſo gar feſte zuſammenhangende Verknuͤpfung ſolcherley Materien / die man hernach noch wei⸗ ter auß einander zu ſetzen / noch nicht genugſame Wiſſenſchaft noch Erfahrung hatte. Daher auch noch vieler / ſehr gemein gebraͤuchlichen / Arbeiten und Wuͤrckungen / ſowohl dem wahren Grund / als gewiſſer Übung und Erfahrung ges maͤſſer Verſtand und rechter Begriff annoch unberuͤhret bliebe: Vornehmlich aber auch bey dieſen / und vielen / auß und mit ihnen ziemlich wohl verſtehenden Leuten / die Hand⸗Arbeit oder Handgriffe / und deren hinlaͤngliche wohlver⸗ ftändliche Urſachen und Nothdurften / meiſtens gantz zurücke und unbekant blieben. Welches dann ein allgemeiner und unaußbleibliche: Mans gel bey allen denen iſt / die nicht ſowohl die Er⸗ fahrenheit in eigner Übung und genauſichtiger Beobachtung haben ; ſondern mehr von fremder Arbeiten / nur die Urſachen / auß etwa angeführten groͤbſten Umſtaͤnden / oder endli⸗ chem Erfolg / zu erſinnen trachten. Ja wenn man ſelbſt dem Augenſcheln nachgehen will / fo mangelte es beſtaͤndig an alle deren Scheidun⸗ gen Erzehlung und Beurtheilung / die entweder 1, ziemlich weitlaͤuftig / langweilig / . mit Ä anger
nn BEER ir langer Zeit / genauer Aufmerckung / bedurften: Oder 2. ſtarcken Gluht und Schmeltz⸗Feuers noͤthig hatten: Oder z mit Schwefelichten / oder ungeſund⸗ ja gar giftigen Daͤmpfen / ſorglich ſchienen: Oder etwa 4. mit oder ohne jetztbe⸗ ſagte Umſtaͤnde / koſtbar / oder doch muͤhſam fielen. Zumal aber 5. war bey faſt keinem Dies ſer Beſchreiber etwas von der Metallen auch nur groͤberer Scheide⸗Kunſt / weder in deutli⸗ cher Übungs⸗Anleitung / noch faſt geringſten ur ſaͤchlichen Außlegung / zu finden. Dahero es auch dißfalls / insgemein / bey dem Eingangs ge⸗ ruͤgten Zweck behangen blieb / daß man Ertz⸗ und Stuffen⸗Cabinets oder Schraͤnckchen zu⸗ ſammen kauffte / und fie zum bloſſen Schau⸗Eſ⸗ fen aufſtellete: hingegen die wenigſte Bewand⸗ niſſe / die auch ſelbſt mit denen Metallen umge⸗ hende Handwercks⸗Leute in taͤglicher Erfahrung haben / (als Zinngieſſer / Roth⸗ und Glockengieſ⸗ ſer / Guͤrtler und Spangenmacheꝛ / Kupfer⸗Klein⸗ und Grob⸗Schmiede / Silber⸗ und Gold⸗Ar⸗ beiter / ꝛc.) weder in Erfahrung / noch Verſtand oder Betrachtung hatte. Von meiſten andern nicht einmal zu erwehnen / die auf bloſſe Apothe⸗ ckerey und unnuͤtzen Schein / ohne Urſach / Grund / noch Verſtand / ihre gantze Abſicht rich⸗ teten / und die Chymie an ſtatt der Ofen / Ge⸗ ſchirr und Kohlen / hinterm Ofen / in Geſchmier / und in der Schule / lerneten oder gar lehrten: und in der Fuͤrwitz⸗Zunft / mit breiten Wor⸗ ten / hochtrabenden * und Benen⸗ N nun⸗
18 8 (o) 88 — — — —— . net — 5 nungen / verdeckten Heimlichkeiten und arcanen / ſeltſamen Raͤtzeln und verbluͤmten Tandwerck / um die Meiſterſchaft ſtachen.
Indeſſen aber auch die kobens⸗wuͤrdige dieſer Gattung / ſo viel / als vorher bemercket worden / unternahmen und leiſteten / fanden ſich etliche mehr zur Ubung und Erfahrung / als wohl⸗ vernehmlichen Betrachtung und Beurthei⸗ lung / geneigte und geſchickte: Welche / durch ſonderliche Fuͤgung / zu allerhand / und ſonderlich Saltz⸗Ertz⸗ und Metall» Arbeiten / geriethen / und zum wenigſten von der Hand ⸗Arbeit und Handgriffen bedaͤchtlich und bedenckliche An⸗ merckungen zu Tage legten. |
Unter folchen ift wuͤrcklich Johann Rudolph Glauber faft der erſte / und zu feiner Zeit wohl der beſte geweſen. Dann wiewohl auch noch vor ihme Keßler unterſchiedliche Dinge zuſam⸗ men geſamlet / die auch nicht alle zu verachten waren; So hatte er doch ſo viel unter einander geworffen / daß weder er ſelbſten gutes und boͤ⸗ ſes auß einander zu ſetzen wußte / noch genugſa⸗ me Gelegenheit gab auß ſolchen verſtreueten Dingen eine Wahl zu begreiffen. Was Glau⸗ bern am meiſten förderte, war wohl dieſes / daß er groͤßten Theils auß eigner Ubung und Erfah⸗ rung ſprechen kunte. Hingegen hinderte ihn wiederum am meiſten / daß er aller Orten auf die Goldmacherey / und hochfahrende Hoffnun⸗ gen / hinan klettern wolte / und den vernünftigen Nutz feiner Erfahrungen / über dem N
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chen chen Wahn g gang ant anderer / und de vergeblicher / Einbildungen verabſäumete.
Ins Mittel aber / zwiſchen ſolche Zeiten und Arbeiten / kam D. Joh. Joachim Beccher an die⸗ ſes Werck / und ſahe die Sache mit ſolchen Augen an als noch keinem / vor oder bald nach ihme / zu Gedancken geſtiegen war. Er bemerck⸗ te zeitlich / daß die bis dahin geläuffige Chymie gleichſam nur an der Schale brach / und den Kern zu ſuchen wenig Luſt bezeigte. Ich wil aber ein fuͤr allemal erinnert haben / daß ich durch dieſe N Nedens⸗Art nicht die außſchweiffende und uͤber⸗ fahrende Einbildungen / weder der Goldmacheri⸗ ſchen / noch Wunder⸗wuͤrckenden Artztiſchen Be⸗ | gierlichkeiten / gemeynet noch verſtanden haben wolle; ſondern nur den tieffern Grund in Scheidung an Denenjenigen Weſen / welche bis dahin entweder weiter unſcheidbar und unver⸗ aͤnderlich geachtet / oder doch fo auß der Acht ges laſſen worden / als ob davon etwas eigentlicheres i zu wiſſen / entweder unmoͤglich / oder unnoͤthig /o ⸗ der 1 unnuͤtzlich zu halten waͤre. .
Um nicht den Schein zu he haben / als ſchriebe ich dieſes auch nur ſo in den Tag hinein / um ſo vielen groſſen Rednern von dergleichen Dingen ihren anmaſſenden Ruhm zu mißgoͤnnen; wil ich etliche wichtige Exempel namhaft machen 1 von welchen ich zwar einem jeden feine etwa ha⸗ bende Wiſſenſchaft gerne uͤberlaſſen / meines theils aber redlich und deutlich bekennen 100 | daß ichs nicht wiſſe W meine Belefenheit 15 a
—— _ _ fo weit erſtrecket habe: Ob die meiſte / oder era.
heblichſte unter ſolchen Dingen / von jemanden in oͤffentlichen Schriften erwehnet; oder / ſo es
von etwa einem geſchehen / ob auch jemand von denen weitlaͤufftigſt und Wortreichſten Nach⸗ ſchreibern / merckliche und recht nutzbare Beob⸗ achtung ſolcher Sachen / entweder ſelbſt bezei⸗ get / oder fie nach ihrer Nutzbarkeit nur recom⸗ mendiret / wil geſchweigen ſelbſten weiter ange⸗ wendet und außgefuhret hätte. 1 5 1. Iſt von der fermentation fo viel Schreibens
und diſputirens befindlich / wuͤſte aber nicht wer die beyden Exempel / der Veraͤnderung des Moſts in Wein / und des Bier⸗Brauens / der⸗ geſtalt deutlich und gruͤndlich außgeleget haͤlte / daß ſie entweder mit ſeinen Beſchreibungen der fermentation, nach allen ihren Umſtaͤnden / ge⸗ nau übereintraͤffen: oder zum wenigſten von denen gewoͤhnlichen Umſtaͤnden mit gutem Grund angewieſen waͤre / welche von denſelben in der That noͤthig / oder ſonderbar nuͤtzlich / oder etwa uͤberfluͤßig / oder unſchicklich ſeyen: Und wie ferne / auß ſolchen gründlichen Erklaͤrungen / ein Landnuͤtzlicher gruͤndlicher Fandgriffange⸗ wieſen werden moͤchte / wodurch ſowohl die Wei⸗ ne in ihre beſte Kraft gebracht / und dabey erhalt / ja würcklich / gegen der allgemeinen Art zu rech⸗
nen / verbeſſert werden koͤnten:oder die Teutſch⸗
lands⸗kundige Irrung / wegen ſo vielerley Bier⸗ Getraͤncks / und nicht allein deſſen fo gar ver⸗ ſchiedenen Geſchmacks / Güte, dung
de 6
'baftigteit ; fondern auch mehrer oder weni⸗ ger 18 Gebrauchs / beweislich dargethan
wuͤrde. | Ein gleiches iſt von dem Brandt ⸗Wein⸗ Brennen / Meht⸗Sieden / u. Eßigmachen / zu ſagen: Ja ſelbſt von Artzneylichen / durch vor⸗ hergehende Gaͤhrung / zu mercklichem wahren Nutz gereichlichen Waſſern. Da gleichwohl / nicht allein zur wahren Wiſ⸗ ſenſchaft und Verſtand der gantzen Sache / ſolche deutliche und gründliche Außfuͤhrung allerdings erfordert wuͤrde; ſondern auch bey der Bewerckſtellung und Praxi, dergleichen wohlbedenckliche Nutzbarkeiten zu betrachten anſcheinen / daß / Landkuͤndiger maſſen / theils eins tzele Städte und Orte / oder hoͤchſtens kleine Landſtriche / von ihren guten Bier und Wei. nen / Brandt⸗Weinen / Weitzen⸗Eßig / unde Meht / den Nutzen allein / und das Geld weit. und breit an ſich ziehen: Theils eine groſſe An⸗ zahl anderer Städte und Herrſchaften fi mit liederlichem ungeſunden Getraͤncke ſchlep⸗ pen muͤſſen / die jenes beſſere entweder der Ent,“ legenheit halben nicht wohl haben / oder der“ Koſtbarkeit wegen nicht anſchaffen Fönnen.« Um davon nur ein Exempel anzufuͤhren / wer. ſolte leichtlich glauben / daß in zwey Staͤdten /. kaum zwey Meilen von einander entlegen / zwey⸗ erley Herrſchaften angehoͤrig / an bloſſem Die cken / ſchmackhoften / und ſtarcken Bier / viele Jahre über / jährlich bis in 30000, Reichs ⸗“ 8 Tha⸗
‚22 ) 8 sn
„Thaler baares Geld / alfo auß einer Herrſchaft „in die andere / verwendet und getragen worden / und meiſtentheils noch damit e. Ade: Da inzwifchen in der einen ſolcher Staͤd⸗ te fortgefahren worden / ein ſo liederliches Bier vzu brauen / daß ſie es ſelbſt nicht trincken moͤgen / vſondern es nur unter diejenige geringe 7 vwerdẽ muͤſſen / die das außwaͤrtige theurere nicht „bezahlen können. In einer einigen / wegen „des Brandt⸗Wein Brand und Handels be⸗ nahmten Stadt / ſind im Jahr 1693. da das Ge⸗ ”träyde in hohem Preiß geſtanden / zum bloſſen „Brandt ⸗Wein brennen / für Frucht und Holtz / welches an ſolchem Ort nicht theuer /) 103000. „Thaler conſumiret worden: Welches ja Po- sslicey - Verſtaͤndigen einen mercklichen und er⸗ „heblichen Umſtand und Erwägung / Handels „und Wandels zu bedencken / geben kan. In Franckfurth am Mayn / als dem Europens undigem Stapel und Emporio der Francken⸗ und theils Rhein⸗ und Neckar⸗Weine / iſt eine / vin gebuͤhrender maſſe loͤbliche Verfaſſung / und oz feſt geſtellte Ordnung und Satzung / daß ein „jeder Wein » Händler / der eine namhafte „Menge Weins einmal in die Stadt hinein brin⸗ get / ſolchen zu verhandeln / gehalten iſt / einen
' ſeiblichen Eyd abzulegen / daß feines guten Wiſſens ſolcher Wein fo rein und aufrichtig ſey / wie (dem Bericht nach / in formalien) ihn „Gott auß der Erden habe wachſen laſſen. „Wann er ſolches zu thun ſeinem iu
na
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nach ſich nicht 9 getrauen en dürfte / ſo ſoll derſelbe, Wein / wie mir ſicherlich berichtet iſt / auf eine,, ſchimpfliche Weiſe confiſciret und hinweg ge nommen werden. Wiewohl nun dieſe Sache” auf Vernunft und Policey⸗gemaͤße Urfachen” und Abſichten gegruͤndet iſt / und auf unge⸗ gruͤndete Künfteley und Geſchmiere loͤbliche⸗ Aufſicht und Verwahrung bezeuget: So koͤn⸗ , te doch dabey erinnert werden / daß gleichwohl, auch kein Wein am Stock und in Trauben,, waͤchſet; ſondern allerdings durch Kunſt der Moſterſt iu Wein gemacht werden muß: Wo⸗ bey ſowohl der noͤthige Schweffel⸗Einſchlag ein ſolches Kunſt ⸗Stuͤck iſt / welches der Ge⸗⸗ ſundheit manchen Unfug zu berurſachen faͤhig / und doch bey dieſen Verfaſſungen nicht in Ber, trachtung gezogen werden kan: Als auch die,, Bacheracher Weine deßwegen nicht verdäch⸗ tig noch verboten geachtet werden / ob ſie gleich? durch die Feuerung allerdings eine Art Run?” erfahren / welche / in gebuͤhrender Maſſe und” gruͤndlicher Anwendung / bey allen frifchens> Moſten / einen ſonderbaren / gruͤndlich guten. und nutzbaren effect zu thun vermochte. In⸗ . deſſen aber die alte teutſche Redlichkeit ſich / an,, ſo guter Auſſicht überdie guten teutſchen Wei⸗ A ne / zu beweiſen angelegen ſeyn laͤſſet / fo weiß doch meiſtes Teutſchland / wie viel ooo. Ey⸗ mer geringe teutſche Weine jaͤhrlich nicht nur den Rhein und Moſel hinunter / ſondern ſelbſt⸗ auf der Achſe / nach 5 8 am⸗
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„Hamburg gehen / und ſowohl in Engel und 1 „Holland / als der Sage nach, wohl ſelbſt in Hamburg / Lübeck, Bremen / Braunſchweig ꝛc.
(9 wohl zu Seckten / frontignac, Muſcat. und
vergleichen / als allerhand weiß » und rothen
„Frantzoͤſiſchen Weinen / auch Ungariſchen / »metamorphofiret und umgebrauet werden. „ Wofuͤr die treuhertzige Teutſchen jährlich vie⸗
„le Tonnen Goldes in fremde Herrſchaft und
„Laͤnder ſpendiren / und dabey entweder über einige dergleichen kuͤnſtliche Weine zu klagen
feinen wahren Grund noch Urſach haben: oder /
wann fie ja Darüber klagen / ihn doch deßhal⸗
hen gar nichts weniger gekauffet und bezahlet /
„und außgezechet zu haben / für eine Nothwen⸗
„oigkeit erachten. Deme noch beytritt / daß auch „die meiſten Frantzoͤſiſche Weine / ſo offenbarlich /
„nicht nur gekuͤnſtelt / ſondern in der wahren
That angeſchmieret ſind / und mit Syrup / o⸗ V der hoͤchſtens Zucker / Kalch / Kreide / Pot⸗Aſche / 7 Huͤner⸗ und Tauben⸗Dreck / Wein⸗Brandt⸗ „Mein ꝛc. verſudelt worden / daß fie ſich dahero „weder lang bey einerley Geſchmack erhalten / „noch der Geſundheit ohne Schaden / zumal in „proportion der teutſchen Weine / getruncken /
‚oder nach uͤbeler / (jedoch von guten teutſchen
Weinen herſtammender) Gewohnheit / einge⸗
„ſchwelget werden koͤnnen. | Es ift bekannt / was vor etlich und zwanzig Jahren für ein groſſes Gerücht entſtanden / und ein ſchweres Gericht uͤber einen naͤrriſchen ar⸗ men
R men Kuͤffer oder Kuͤper / zu Verliehrung feines Halſes / gezogen / da man / und dieſer daruͤber er⸗ tappte arme Haſe namhaftig / den ſauren Wei⸗ nen durch Silber⸗Glaͤtte zu helfen / fuͤr eine herrliche Kunſt erfunden hatte. Ich wil mich nicht zum Schieds⸗Mann machen / wie weit dem albern Betrieger genaues Recht / (weil er glaub⸗ lich vereydet geweſen ſeyn mag) oder irgend et⸗ was zu harte geſchehen: Gebe aber doch billig Daben zu bedencken / daß es gleichwohl in der heu⸗ tigen herrlich curioſen / und wie man ohne ſchimpflichen Widerſpruch nicht anderſt reden Dürfen ſolle / aufg hoͤchſte geſtiegenen (aber eben daher alle ſpitzigſtehenden /) Medicin, vor die neueſte Mode paſſuẽ muß / das muͤhſelige Sal Sa- turni. oder mit der Eßig / Saͤure ver biſſene Bley und Glaͤtte / noch darzu krancken Perſonen eins zugeben: Wovon doch in jenen ſo ſehr beſchrie⸗ henen Exempeln die Erfahrung ſolche ſchaͤdliche Wuͤrckungen bezenget / daß ſie dieſem unbeſon⸗ nenen Kuͤnſtler zur Blut⸗Schuld gerechnet wer⸗ den koͤnnen. a | Es lautet zwar / wann man es gewöhnlicher hochmuͤthiger Weiſe auf die Perſonen mt Haas ren ziehet / wuͤrcklich etwas anzuͤglich; Iſt aber gleichwohl vor GOtt und der Welt / an ſich und in der That / die unverkleiſterte / reine und klare Wahrheit / welche man / jener Zunoͤthigungen wegen gar nicht zu beruͤhren / keinem ehrlichen Mann mit Ehren und Redlichkeit zumuthen kan / daß / wann mancher / der von der fermentation B noch
5 BECOME... noch fo weitlaͤufftig und zierlich zu ſprechen weiß / ein Gebraue Bier / oder eine Kuffe rechtes gutes Sauer⸗Kraut / oder einen Eymer guten Wei⸗ tzen⸗Eßig / oder einen Brandt guten Brandt⸗ Weins / ſelbſten beſchicken und verfertigen ſolte / er einen groſſen Unterſcheid unter ſeiner weit⸗ laͤufftigen Wiſſenſchaft / und ſolcher Bewerck⸗ ſtelligung / zu erfahren haben wuͤrde. Und wie waͤre es wohl zu machen / daß der allerſtaͤrckſte Spiritus Vini, ohne Zucker / Honig / noch einige offenbare Saltzigkeit / dergeſtalt zu Eßig gema⸗ chet wuͤrde / daß man von feiner zugeſetzten / und ohne den geringſten Abgang gabey gebliebenen Maſſe / nicht das geringſte mehr auß⸗deſtilliren koͤnte: Auch die dazu gebrauchte andere ingre⸗ dientien / auf einige andere Weiſe / nimmer kei⸗ nen / geſchweige ſo vielen und guten Eßig abgaͤ⸗ ben? Und wie moͤchte man wohl einen reinen friſchen Citron⸗Saft in einen rechten weinigten Beſtand / und letztlich in einen guten Eßig ver⸗ kehren / und daraus die wahre Beſchaffenheit der fermentation gleichſam augenſcheinlich vorſtellen? ꝛc. 105 2) Bey welchem Chymiſchen / namhaften / oder nur bey⸗ und neben ⸗laͤuffigen Beſchreiber hat man wohl auch nur die recht einfaͤltige voll⸗ ſtaͤndige Erzehlung / um ſoviel deſto mehr aber die mehrere gruͤndliche Erklaͤrung zu ſuchen / auß was vor Orten und Erden / ſonderlich in Europa / der Salpeter zu ſuchen; wie er auß ſolchen außzulaugen: was dazu zu amm nicht
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nicht um Wachſen oder er Anfehieffen zu ſu bringen? 2 Was er alsdann / wann er nur fertig iſt / ſeye / und worauf ſeine coͤrperliche / trockene / lang⸗ ſproßicht ⸗ cryſtalliſche / und fo gelinde ſchmackhafte Conſiſtenz beruhe? Wieviel er ungefahr eigentlich Nitroſes / ſcharf und fpiri- tuoſtes Weſen in ſich habe; und was dann / auſſer die ſem / ſonſten in ihme fire? Warum / u. woher / jenes (ſpirituös- ſcharfe) Theil ſo flůͤch⸗ tig / ſtarckriechend / und im Rauch / auch eige⸗ ner reinerer Beſchaffenheit / gelb von Farbe ſey? Wie und woher es komme / daß der Sal⸗ peter im groͤſſeſten Feuer ſich nimmermehr ent⸗ zuͤnde: mit verbrennlichen Materjen aber in eine helle Flamme entbrenne / wann man ſolche | Vermiſchung auch nur mit einem gluͤhenden Fa⸗ den anruͤhret? Wie in dem Salpeter / durch dieſe augenblickliche Entzündung und Außbren⸗ nung / ſeine gantze coͤrperliche Eigenſchaft / Vermiſchung / und innerſte Verbindung / ders geſtalt auf einmal vernichtiget werde / daß von ſeiner eigenen und eigentlichen ſcharfen und corroſiviſchen Saltzigkeit auch keine Spuhr mehr uͤbrig bleibe? Und dieſes alles gleichſam im Augenblick / und ohne auch nur denckliche Zeit und Weile. 3.) Eingleiches ware auch von dem ſo genann⸗ ten gemeinen / oder Koch ⸗Saltz zu erfragen. Was ihme die vor Augen liegende trockene / und fo mäßig ſaure Beſchaffenheit gebe ? dea fein eigentlich ſcharf⸗pſaltzichtes Theil gantz feelin
28 Vg (o) | und corroſiviſch iſt: Das übrige meifke aber einer gantz andern / und in gewiſſer maſſe wis derwaͤrtigen Art / ſich erweiſet. 40) Auch ob / und was vor ein Unterſcheid fen. unter dieſen beyden Dingen / deren eines dem Salpeter / das andere dem Salcz / oder ihrer beyderſeits freſſend⸗ſauren ſcharfen Theil / eine ſolche Maͤßigung / und zugleich ſeſte und Seus erbeſtaͤndige Berfaffung beybringet / daß fie nicht alleine ſo wenſg ſchmackhaſtig / wil ge⸗ ſchweigen ſreſſend und etzend / fondern auch im Gluͤhe⸗ und Schmeltz⸗Jeuer fo dauerhaftig find : Da ihre recht und rein abgeſonderte ſcharff⸗ſaure Theile / auch wohl gröffeften Theils / in der bloſſen kuͤhlen Luft / wle ein Dampf davon zu rauchen / geſchickt ſind. | Gr 5.) Amallerredlichſten haben die ſonſt hoch⸗ und tief⸗ſinnige Schreiber ſich bey dem Schei⸗ de⸗Waſſer brennen bezeiget. Dann / da fie. keine wahre Urſach anfuͤhren moͤgen / warum durch den Zuſatz des Kupfer⸗Waſſers zum Sal⸗ peter / der ſcharfe etzende Theil des letzteren / mit geringer Ergluͤhung / loß und flüchtig heruͤber ge⸗ be ;. in dem ruͤckſtaͤndigen Gluthbeſtehenden Theil aber noch ein gantz neues Saltzgemenge fandẽ / welches weder Salpeter noch Vitriol war: Haben fie dieſes neue Saltzweſen Arcanũ dupli- catum, ein doppeltes unbekantes Weſen genenet: Weil ſie nemlich von beyden Ereignungen / dem Loßgehen des Nitroſiſchen Geiſtes / und der Ent⸗ ſtehung dieſes neuen Saltzes / weder eines ps 0 as
Br (0): we | 29 38 andere errathen kunten; 3 fondern ihnen in doppeltes arcanum und verborgenes We⸗ in bliebe, So gar / daß auch Glauber ſelb⸗ ſten / der es doch am erſten zu allgemeine Wiſ⸗ ſenſchaft vorgetragen / und nach ihme noch ein paar andere / die es anmercklich aufgezeichnet / weder ſelbſt die Sache / nach ihrem einfaͤltigſten Grund / genugſam dorgekauet / noch bey de⸗ nen weiteren Wort reichen Nachſchreibern Ges hör oder Beyfall gefunden, 6.) Daher auch von der Scheidung dieſer ſcharf, ſauren Saltzigkeit “ auß Salpeter und dem Saltz / durch andere Zuſaͤtze / und ſonderlich den gemeinen Laimen / auch bey dieſen mehr er⸗ fahrenen oder aufmerckſamen / nirgend keine rechte Spur der gruͤndlich verſtandenen Urſa⸗ chen ſolches Unterfangens und Veranſtaltung zu finden: Sondern die einfaͤltige Meynung / de discontinuatione ſalium. per terrea, alles außmachen ſolle.
7.) Zeit und Mühe if verlohren / zu fragen / wer faſt nur daran gedacht / geſchweige näher: außgedacht habe / was bey dem Wein / wann
er nun zu Eßig wird / auß ſeinem brennenden Geist werde: Und wie / oder auf was Maſſe / der Weiber beſtaͤndige Erfahrung wahr blei⸗ ben koͤnne / daß der beſte Wein den ſtaͤrck⸗ ſten Eßig gebe. We es doch zugehe, daß der Weinſtein offenbarlich ſauer / und Kreyde / Krebs⸗Steine / ja Eiſen und Bleyglaͤtte / zu verzehren mächtig ſey : und doch durch die be
Er * 1 5
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ftillation nicht eine icht eine Spur von von Säure don ſch | gebe; Sondern noch eine groffe Quantität al- 0 caliſches aller Saure entgegen arbeitenden Saltzes darſtelle / davon in feiner vorigen Ver⸗ faſſung keine Vermuthung / geſchweige Antes sung * abe gu bemercken. Daß den Weibern der Eßig verdirbt / Key abe Spuren jemals gehabter Saͤure in den Tod verliehrt / iſt auß ihrem Klagen jeder⸗ mann kundbar. Wo aber nun ſolche Saͤure geblieben ſey / haben auch die beredſamſte Chy⸗ mici eben fo ſehr verſchwiegen / als wenig es die Weiber außſchwaͤtzen koͤnnen. ji 9.) Wenn man den alerbeſten Wein / ohne Außlaſſung des allergeringſten empfindlichen Dunſtes / 1 080 mercklichen Theiles / recht heiß machet; So haͤlt er ſich weiter nicht / ſon⸗ dern wird zu Eßig / oder verdirbt ſonſten. Die Urſach deſſen / (von der Anwendung zum Nu⸗ tzen oder Schaden zu geſchweigen) moͤgte wohl von einigem Chymiſchen Lehrmeiſter angefuͤh⸗ ret finden / maſſen mir in Wahrheit von keinem wiſſend iſt. | 10.) Wie man dem Wein fein beylauffen, des unnuͤtzes Waſſer benehmen koͤnne / hat zwar Herr Sturm in ſeiner Phyfic und curio- ſitäts Schau⸗Plaͤtzchen zum Anſchauen außge⸗ ſtellet; wer es aber, vor oder nach ihme / ernſt⸗ lich und gruͤndlich überleget/ und zu mehrerem Flug angewieſen haͤtte / iſt eines unter mehrern mir unbekannten Dingen: Sonderlich ” je⸗
diejenige betrifft / die fich über dergleichen Sa⸗ 75 als Lehrmeiſter und Hauptaußleger dar⸗ 11.) Der Geburts⸗Brief der flüchtigen Saltze muͤßte wohl an eben demjenigen Ort zeſuchet werden / wo man ſich um das Ge⸗ chlechts⸗Regiſter der kleinen Arabiſchen Koͤni⸗ je zu befragen haͤtte / die in der Turba Philo- ophorum angegeben zu befinden.
12) Kommt es nun endlich an die Ertze und Metallen / ſo ſiehet und hoͤret man nichts / als itel hohe und Philoſophiſche / nemlich dem ge⸗ neinen Mann / und plumpen Nachfragern / dil⸗ ig verborgen zuhaltende Deutungen. Da lecket alles / in allem / und ſolle auch nicht her⸗ luß kommen / weil nur ſchaͤdlicher Mißbrauch arauß entſtehen würde, Sal, Sulphur, und Hercurius, (dazu Die Geſcheideſten das arca⸗ mm duplicatum, SUI GENE RIS, beyſetzen /) verden freylich dieſe Sachen in beſtaͤndiger Ge⸗ eimniß erhalten; und wann der gemeine Mann lauben kan / daß dieſe gelehrte Außleger die Sache dadurch im Grund erkennen / ſo muß er illig deſto mehr Hochachtung vor fie tragen / aß fie mit fo wenig Worten fo vielerley Din⸗ e uͤber einen Leiſten ſchlagen / und in alle Saͤt⸗ el gerecht machen koͤnnen / davon ſie / nemlich ie andern Leute / nicht einen Biſſen verſtehen.
13.) Was zwar die Ertz⸗ oder Berg⸗Arten etrifft / ſo wiſſen auch die Bauren und Hand⸗ vercks⸗Leute / was Schweffel heiſſe / und was N | Bupfer⸗
32 SB (o) | Aupfer-Vaffer ſer Salgrartiges an fich erweiſe. Daß der Schwefel leicht und völlig brenne / iſt ein wellkundiges expetiment, weil er zum Feuer⸗ und Licht⸗Anzuͤnden unvergleichliche Dienſte thut. Daß er viel ſaures / ſcharfes Weſen in
ſchmack/ wann er ihnen durch das Maulauf⸗ ſperren in den Hals faͤlt. Aber ſelbſt die ge⸗ lehrteſte find noch nicht einmuͤthig ſchluͤßig / ob ſolche Saltzigkelt wuͤrcklich alſo vollkommen
in ihm ſtecke / oder durch das Feuer / oder viel⸗ 0 0 durch das Brennen / erſt auß ihm werde. Da iſt das potentia & actu, materialiter und formaliter, die mutatie figurz particularum, und der Ignis mutator rerum, freylich ſolches Latein / das die gemeinen Leute um ſo viel deſto weniger verſtehen / weil die Hochgelahrte ſelber die Sache nicht dadurch zum Außſchlag zu brin⸗ gen / und allen Streit aufzuheben / vermoͤgen. Aber wer weiß nun noch / ob ſie nicht Recht haben / daß dieſes Saltz⸗Weſen / fo wie es in dem Breñen davon kommet / ihre aut aut, potentia aut actu, materialiter aut formaliter, u.mutationem per ignem, noch in der That zulaſſe. Aber wer es erra⸗ then koͤnte / der wüßte es. Daß ich es verrathen ha⸗ be / wiſſen noch die wenigſte / u. nicht wenige wol» len es auch nicht von mir wiſſen: Zum wenig⸗ ſten ſagen ſie / ſie koͤnnen mein Latein nicht ver⸗ ſtehen / und alſo auch die Sache nicht: 1 nn
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2 (%% M 3 kommt ſehr leicht an / ihnen alles beydes zu glau⸗ ben: Dann das letzte allein / waͤre ſpoͤttlich.
14.) So wenig aber auß denen obiger Zei⸗ ten Chymiſchen Kunſt⸗Anmerckungen von dem wahren Weſen des Berg⸗ oder Ertz⸗Schwe⸗ fels gruͤndliches zu finden / fo iſt noch weniger von dem Arfenic oder weiſſen Huͤtten⸗Rauch / ja ſo gar dem Auripigment, oder Operment. unter den Handwercks⸗Leuten genannt / zu er⸗ fahren. Wovon aber der gefährliche Umgang mit dieſem giftigen Zeug glaubwuͤrdige Urſa⸗ che ſeyn mag. Jb.) Vom Ditriol iſt etwas mehreres / aber lange nicht alles / gruͤndlich erkundiget. Hin⸗ gegen wieder deſto weniger von dem Alaun. Von dem Erdpech und Steinkohlen aber hat es ſich die Muͤhe nicht verlohnen wollen / ob gleich zur Phyſical · Hiſtorie, manches davon / vernünftiger Erwegung nicht unwuͤrdig waͤre.
16.) Von denen flüchtigen halbmetalliſchen Arten / Spießglas / Jinck / und Wißmuth / iſt mit Unterſcheid Nachricht angezeichnet: vom Spießglas vieles / aber wenig gruͤndliches / vom Wißmuth ſehr weniges / vom Finck / meines Wiſſens / und etwas deutlich und auß⸗ fuͤhrlich / gar nichts; So gar / daß man auch faſt keine Nachricht findet / wo die Tutia und Pompholyx im erſten Handkauff herkomme / geſchweige was es ſey. Das Meßingma⸗ chen zu Goßlar werden hundert ſolche Chymi: ſten / wann fie es gleich in Augenſchein nehmen 9 3 C ſolten /
ſolten / nicht in Bedencken ziehen; Warum nemlich fo ein Hauffe Kohlen⸗Geſtuͤbe darauf zu ſehen ſey / wann man es außgießt: Ob es nur ſo hineingefallen / oder mit Willen dabey gefuͤgt worden / oder auß dem Gallmey entſtanden / und wie / oder warum eines von dieſen Din⸗ gen geſchehen ſeyn moͤchte. Gewiß wuͤſte ich keinen ſolchen Chymiſchen Beſchreiber / der da angemercket hinterlaſſen haͤtte / noch weniger aber / daß es gemein⸗bekannt waͤre / wie der Wißmuth ſich gegen verſchiedene Metallen / in Gegenhaltung / oder Verſetzung mit ihnen / ver⸗ halte und bezeige; auſſer was Beccher ſehr merckwuͤrdiges (wiewohl eigentlich die Rede von denen iſt / die vor oder auſſer ihme geſchrieben / und nach Wuͤrden beſchrieben haben /) von ſei⸗ ner hoͤchſt verduͤnnenden Kraft zur Wiſſen⸗ ſchaft gebracht. >
17.) Kommet man nun zu denen unedlen / oder insgemein genannten unvollkommenen Metallen / ſo iſt zwar breites Reden von ihrer leichten und manchfaltigen Zerſtoͤrung aller Or⸗ ten vorhanden; mangeln aber / zum Theil / denen Handwercks⸗Leuten bekannte / noch mehr aber weitere gruͤndliche Nachrichten / die doch hie und da zu nicht geringem Nutzen gereichen ſolten. Ich will von ihrer Verbrennlichkeit anfan⸗ gen / wodurch denen Gewercken / ſonderlich bey Aupfer⸗Bergwercken / mancher Schade ge⸗ ſchiehet. Der Hammerſchlag in denen Schmiede ⸗Werckſtaͤtten / die Bupfer Ae 1 je
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— — — - — — die Jinnaſche bey denen Kannengieffero und Knopfgieſſern / die Glaͤtte bon den Treib⸗Heer⸗ den / ja Heerd⸗ und Ofen» Brüche find des leich⸗ ten und vielen Verbrennens dieſer Metallengroſ⸗ ſe und grobe Exempel. Wer hat aber doch von dieſer Ereignung nur einige ſcheinbare wahre Urſach angemercket? Es iſt zwar von dem ver⸗ brennlichen Schwefel dieſer Metallen vieles Reden; indeſſen haben verſtaͤndige und wohl⸗ erfahrne Arbeiter / und geuͤbte Chymici; das groͤſſeſte Recht / ſich über ſolche Wort⸗ gelehrte Dichter zu beſchweren / daß fie mit ihrem Schwe⸗ fel durch alles / was ſie nicht verſtehen / hindurch⸗ fahren / und ihren Schwefel ſowohl im Oel⸗ oder Sett / da die Bauren die Schuhe mit ſchmie⸗ ren / als in allen brennlichen Metallen / uͤber ei⸗ nen Kamm zu ſcheeren / für groſſe Weisheit ge⸗ halten wiſſen wollen / da ſie es doch nikBlauhen weiſen koͤnnen. 1.) Sie propheceyen ale / doch a. Miß⸗ brauch der Schrift / und Vergleichung ver Er⸗ heblichkeit der Sachen / wie Caiphas; nemlich unwiſſend / und ohne rechten Verſtand: Wel⸗ 85 r wohl darinnen zu finden waͤre / nicht / daß der Schwefel / aber wohl in dem Schwefel eben daſſelbige brennende Grund Weſen ſey / was auch in dieſen Metallen / ja allen ver⸗ rennlichen Dingen / das wahre eigentliche und deciñique brennliche Haupt- Weſen außma⸗ et. Aber das iſt eben die Frage / wer unter 10 fol. gewuſt / . geſchweigen e
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habe? Ja noch wohl eine deutlichere Frage / wer von dieſer Zunft es noch auf den heutigen Tag verſtehen koͤnne / oder nur wolle? Um ſo viel deſto mehr / da ihnen vor die Augen geleget iſt / daß freylich fo wohl in dem Fett / da man die Schuhe mit ſchmieret / als in dem Schwefel auß den Bergwercken / und allen verbrennlichen halben und gantzen Metallen / in der wahren That / einerley und eben daſſelbige / Weſen ſey / was die Verbrennlichkeit eigentlichſt giebt und
19.) Dann / bey welchem dieſer Chymifchen- Lehr⸗Meiſter findet man dann wohl beſchrie⸗ ben / angewieſen oder erwieſen / daß ſo wohl auß dem vegetabiliſchen / als animaliſchen Reich / eigentlich und weſentlich / eben dieſelbige Ma⸗ terie / unmittelbar und unveraͤndert / in das Mi⸗ neraliſch⸗ und Metalliſche Reich eingehe / und aller Orten denſelben einigen Außgang / nemlich die Verbrennlichkeit / gebe und mache? Da vielmehr bey denen Chymiſchen Sprach⸗Mei⸗ ſtern nichts mehr als die Griechlſche Analo- gia, damit es ja niemand deutlicher verſtehe / als auch ſie ſelbſten / zum Schild und Schatten der gruͤndlichen Unwiſſenheit dienen muß.
20.) Die exemplariſche Beweisthum liegen am hellen Mittag. Im groſſen / viel Centner / ja unzählige Centner⸗ſchweren Werck hat ſich wohl noch niemand verbrennen wollen / ſondern vielmehr gantz künſtlich davon ſtille geſchwie⸗ gen / warum man die Bupfer · / uin
und
. und Eiſen⸗Ertze / wann man das Baͤuriſch⸗ Schwefelichte beygemiſchte Weſen / durch die Roͤſt · Feuer / davon ab» / aber auch zugleich das Metall damit taub gebrannt / ſolche in keinem Tiegel nimmermehr zu Metall ſchmeltzen koͤnne; fondern fie unmittelbar durch die Roh⸗ len herdurch ſchmeltzen muͤſſe. Dieſer / von Anbeginn der Welt her / durch die bloſſe Erfah⸗ rung üblichen Arbeit / einfältige Grund wird gewiß vergeblich bey denen tiefſinnigſten Auß⸗ legern geſuchet. 21.) Ins kleine hat der fo genannte ſchwar⸗ tze Fluß / bey dem Probier⸗Ofen / fo reinlich es damit zugehet / gleichwohl alle dieſe Genauſich⸗ tigkeit noch allezeit verfinſtert und verduͤſtert. Da ſie auch ſo gar an denen in ein Vitrum An- timonii, flieſſende Glaͤtte / oder duͤnnes Bley⸗ Glaß / eingefallenen Kohlen / und dadurch au⸗ genblicklich wieder zuſam̃en lauffendem Metall / nicht zu einem einfaͤltigen Licht⸗Schein erleuch⸗ tet werden koͤnnen. Indeſſen gehen gleichwohl die Kupfer ⸗Sauen fleißig in die Maſt / und wann es bey dem Stich⸗Oſen / mit Heerd und Glatte / kalt gehet / der Kohlen zu wenig oder untuͤchtig ſind / und ſich die Forme ine Fe ſo haben die Gewercken dem Schmeltzer auf einen Centner ein 20. oder 30. Pfund nicht aufzurüs cken / und giebt zum wenigſten in der Bley⸗Ar⸗ beit noch weiche Schlacken / welche / wann gleich das Bley⸗Außbringen keinen weitern Vortheil berechnet / doch andere ſtrenge Wercke dadurch ug gewaͤl⸗
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gewältiget werden können / und man und man alſo die tele ge Glatte 1 kan / hingegen durch die wei⸗ chen Schlacken etwa drey Viertheil harte Schlacken zu den andern heißgraͤtigen Schla⸗ cken hinzu ſchmieret / und die jungen Saͤue mit den alten / nach Eulenſpiegels Art / zu einem Thor hinauß treibet.
22.) Und bey welchem dergleichen Chy nm. ſchen ſtrengen inquiſitore hat man wohl dieſel⸗ be einfältigfte Prob⸗Frage / oder wohl gar Er⸗ oͤrterung / anzuweiſen / die ich nahe 30. Jahr her / in Schimpf und Ernſt / ſolchen Kuͤnſtlern unzaͤh⸗ lige mal vorgelegt: Wie man / auch auß dem aller fluͤchtigſten / reineſten und / nach der ſchoͤnen Redner⸗Kunſt / gar himmliſchen oder ztheri- ſchen / helleſten / deſtillirten Oel / ohne einigen Juſatz / oder einige / nach gemeiner Art ſo zu nennende Kunſt / ein allertrockenſtes / aͤuſſerſt finſteres / und / bey Außſchlieſſung der freyenduft / ſo wohl unflüäͤchtig / als unverbrennliches Pul⸗ ver / in groſſer Menge machen / und jenes flieſſen⸗ de und flüchtige Weſen in dieſe gantz widrige Geſtalt und Art gleichſam verwandeln koͤnneʒ wobey nochmals billig wiederhole / gleichſam in augenblicklicher Zeit. Deſſen Eingang in ein verbranntes Bley / oder Glaͤtt⸗Glaß / ohne
einig anderes Mittel oder Zuſatz / denen Unwiſ⸗ ſenden hoch» oder tiefſinnigen deſto mehr unbe⸗
kannt und verwunderlich ſeyn muͤſſen / je weni⸗
ger die Zinn⸗Gieſſer / die es berichtet ſind / ſo ſehr
bewundern, wann fie ihr aͤſcherendes Zinn / das
auch weiter das groͤſſeſte Feuer verachtet / mit einem
/ 29 (o) 00 205 35
einem Kluͤmpgen mpgen Licht- Talck in wenig Augen⸗ blicken wieder Spiegelhelle einſchmeltzen. | 23.) Im Abtreiben / es fey nun auf dem Herd, oder in der Probier⸗Capelle / oder ins Mittel / auf einem Teſt / ſagen ſowohl die gemei⸗ nen Huͤtten⸗Leute / als die ſonſt uͤberfluͤßig Wort⸗ reiche Außleger / das Bley ziehe ſich in die Capellen / oder Aſchen⸗Deſt; ja führe auch gar die unreine Metallen / von dem Silber und Gold / mit ſich in die Capellen hinein: Da doch ſo wenig eines Majoran oder Toback⸗ Saamen groſſes / oder nur ſichtliches / Koͤrnchen Bley in eine Aſchen⸗Capell einzudringen vers mag / als ein Koͤrnchen Silber oder Gold; Auch in recht befchehener Kupferiſchen⸗ Sülber gra- nalien⸗ oder Muͤntz Probe / eben fo wenig Kupfer auß der Capelle / ja ſo gar nur auß der Glaͤtte auf einem Treib⸗Scherbel / zu erweiſen ſeyn muß / als noch in dem abgetriebenen Silber zu finden
ſeyn ſolle. 24. Wie die mennige auß Bley gemacht werde / melden ſie alle / aber kurtz / und doch nicht gut. Ich glaube / man doͤrfte ohne einige Sor⸗ ge hundert Ducaten gegen einen zur Wette ſetzen / ob unter hundert ſolchen Kunſt⸗Lehrern einer oder zwey mit einem gantzen Land voll Kohlen ein Quentlein Mennige zu wege brin⸗ gen ſolte. Ja die auch etwa gehoͤret haben wie damit umgegangen wird / ſolten noch wohl eine Wette zahlen muͤſſen / um einige Urſach / die 5 hören lieſſe / uke woher der edi 4
40 08 (0) 808
dieſe Farbe ame , Da man es einem doch auf einer Groſchen⸗groſſen Kohle augenſcheinlich weiſen kan / wie die Mennige zu ſo einer ſchoͤnen Roͤthe zu bringen / daß ſie einem Carmin wenig bevor geben ſolte / wann man ſie dabey erhalten koͤnte: Und Gegentheils / in wenig Augenblicken / in ein Bleygelb verkehret werde / welches man⸗ cher ſolcher Kuͤnſtler nicht nur mit allen feinen Gedancken / ſondern auch wohl ſeiner Erfahrung / nicht wieder roth machen ſolte. Indeſſen iſt doch gleichwohl dieſe Rothmachung der Men⸗ nige das rechte Beweis ⸗Stuͤck der Reverbera⸗ tion der Alten / und Unterſcheids von der bloſſen Gluͤhe⸗Aeſcherung oder Calcination, darzu noch gantz andere Einſicht und Außdeutung er⸗ fordert wird / als bishero den allermeiſten / wo ja einigem / zu Sinne geſtiegen.
25.) Gantz umgekehrt verhaͤlt ſichs mit der⸗ felben alten Sublimation; nemlich ein Metall ohne fremden Zuſatz / in einen Rauch und aller⸗ zarteſte Flores zu bringen. Von welcher Sa⸗ che mir kein Menſch auf der Welt bekannt iſt / der einen Verſtand davon erwieſen und anges wieſen haͤtte / als der einige Beccher: Gleich⸗ wie die Hand⸗Arbeit / jedoch mit fremden Bey⸗ ſatz / und ohne Verſtand⸗Begriff / Glauber weitlaͤuftig angegeben.
26.) Mir ſelber aber / zumal da ich es noch bey niemand erwehnet / geſchweige erklaͤret / ge⸗ funden noch gehoͤret / iſt noch zur Zeit mehr vers wunderlich / als Verſtand⸗begreiflich / * kn
en
28 (% M 44 Eifen und Kupfer auf gar leichte Art præpa⸗ riret / daß fie in keinem Feuer etwas fluͤchtiges (außgenommen nur beſagter Gebrifchen Subli⸗ mation) erweiſen / mit denen durch groſſe Breñ⸗ Spiegel concentrirten Sonnen⸗Strahlen fo gar groß unterſchiedene Aenderung annehmen⸗ daß durch eine Art ſolcher Spiegel ſie ſo Feu⸗ erbeftändig liegen / und letzt zuſammen ſchweiſ⸗ ſen / als mit einigem andern groſſen Feuer; Hin⸗ gegen mit der andern Art dergeſtalt ſchnell und haͤufig in einen allerſubtileſten weiſſen Rauch zertrieben werden / als das verbrennliche Theil des Tobacks durch eine Tobacks⸗Pfeiffe. 27.) Gleichwie aber die Gebrifche oder der Alten / Sublimation der Metallen / von Becchern verſtaͤndig und wohlerfahren außgefunden wor⸗ den; ſo iſt doch zu verwundern / daß er nicht auch an die Hand gegeben / wie man zu einem groſſen Vorrath ſolches Sublimats aufs aller⸗ leichteſte / ohne einige Muͤhe / und faſt einen Hel⸗ ler Koſten / gereichen und gelangen koͤnte: Oder wenigſtens eine ſolche præparation von ſolcher Art ſchon vorfindet / daß man zu Wiederho⸗ lung und allermoͤglichſter Vollfuͤhrung dieſer Sublimation mit wenigſter Schwuͤrigkeit fort⸗ ſchreiten kan. Welches ein noch allerneueſtes Scriptum billig laͤcherlich erzehlet / wie man nemlich ſich über dergleichen Arbeit zermartert / und doch wenig gerichtet / bis endlich einer (glaub⸗ lich etwa ein Vorlaͤuffer auß einer Huͤtte) ihnen angedeutet / wo ſie we Zeug (gantze Pfund⸗
N 5 N
42 02 0 8.
ja bis Centner toeife/ etwa um ein in Trinckgeld) zur Hüle und Fülle habhaft werden koͤnten. 26.) Ich meyne / dieſes konte genug ſeyn / an⸗
zuweſſen / wie viel / und / nach rechter Betrachtung /
mannichfaltig gantz erhebliche / und zu Nutz oder Schaden gereichliche Umſtaͤnde / an dem bloſſen verbrennlichen Theil Metalliſch und Mine⸗ raliſcher Coͤrper zu beobachten ſeyn koͤnnen und ſollen; von denen / theils noch vor Bechern / theils nach / ja auch ſelbſten durch ihn / entwe⸗ der nichts / oder doch das allerwenigſte / ver ſtaͤnd⸗ lich oder kuͤnſtlich / theoretice oder practice, durch Andeutung oder handgreifliche Anleitung / beſchrieben und außgefuͤhret worden. Dazu
koͤnte aber noch eine nicht geringere Anzahl de⸗
rer Begebniſſe gefuͤget werden / worinne die
Metallen gegen oder unter einander differiren
und ſehr verſchieden ſind / die doch bey denen ge⸗
laͤuftigſten / bekannteſten und weitlaͤuftigſten Scribenten entweder gar nicht / oder doch lange
nicht ſo deutlich und außfuͤhrlich / angemercket zu finden / als die Sache mit ſich bringt / oder
zu mehrerer Erwegung gruͤndlicher Urſachen ge⸗
reichen koͤnte: Da doch ſowohl der wahre Verſtand davon vernünftigen Liebhabern er⸗ goͤtzlich / als die rechte Außuͤbung / zu manchem
außtraͤglichen Nutzen im gemeinen Leben / ge⸗
deyhlich waͤre.
Da zum Exempel 1) von der unterſchiedli⸗ chen Aufloͤſung der Metallen / in verſchiedenen ſcharfen Waſſern / zwar ER vieles ange⸗
mer⸗
mercket zu finden / aber das wenigſte von der mehrer oder wenigern Quantitaͤt eines Metalls vor dem andern / in einerley Maſſe dergleichen Waſſers. Auch 2) von denen Aenderungen / welche mit oder durch ſelbige dieſem oder jenem Metall beygebracht werden. Da es nachmals in der Ubung manchen Schaden / Schmiere⸗ rey / Zeit⸗Verluſt / ja ſelbſt Gefahr der Geſund⸗ heit / veranlaſſet. | 3) Welchenfalls dann fonderlich ein noch ſo fleißiger / wohldeleſener / und nachdencklicher Chymiſcher Beſchreiber / wann er einem ver⸗ ſuchten und geuͤbten Arbeiter ſolcher Dinge un⸗ ter die Haͤnde kommt / ſich nicht zu bergen ver⸗ mag / ob er ſeine Wiſſenſchaft auß Erfahrung / oder auß Erkundigung und Unterfragung / ha⸗ be. Woruͤber dann auch die ſaͤmtliche Anfaͤn⸗ ger der Handarbeiten / durch Schaden gewi⸗ tziget / manche Klage führen daß es ein gantz eigenes Werck um die Handgriffe ſey / und daß man ſolche nirgends angemerckt zu finden wiſſe; Auch in eigener Bearbeitung hundertfaͤltige Umſtaͤnde vorfallen / welche einem vernuͤnftig aufmerckſamen Liebhaber vieles zu begreiffen ge⸗ ben / daran gemeine Sudeler nicht gedacht: an⸗ dere fleißige Dichter aber nicht gedencken koͤnnen. In welchem Stück des Becchers wohlverſtaͤn⸗ dige Erfahrenheit ihm eine Anmerckung in die Feder gefloͤßet / die eine vollkommene Wahr⸗ heit an den Tag leget / da er ſchreibt: Die Er⸗ fahrung ⸗ oder Verſuch⸗Ubungen erlaͤutern den
28 (o) S 43
44 2 (o) S
den wahren Verſtand / nicht allein wann ſie wohl von ſtatten gehen; ſondern auch hauptſaͤchlich / wann fie nicht gerathen / ſondern anderſt außſchlagen. Weil aller⸗ dings dadurch der Arbeiter nicht nur des wah⸗ ren Handgriffs kundig werden muß / ſondern auch mehrmalen / wann es fehl ſchlaͤgt / eine ſol⸗ che eigene Aenderung an ſeinem Werck befinden kan / die ihm zu beſondern Gedancken / und wohlbedachter Eroͤrterung / vielen Anlaß giebt. Wohin auch des Paracelfi Meynung ſich bezie⸗ het / da er beſtaͤttigen will / daß die meiſte kuͤnſt⸗ liche Erfindungen von dem Ohngefehr / wie er es benennet / ihren Anfang genommen.
4) Die Verſetzungen der verſchiedenen Me⸗ tallen mit dem gemeinen Schwefel ſind noch eben ſo wenig / als die mit den Saltzen / in ver⸗ ſuchter richtigen Ordnung aufgezeichnet zu fin⸗ den. Da gleichwol ſolche Wiſſenſchaft ſo⸗ wohl ſonſten manchen erſprießlichen Nutzen / nebſt Schaͤrffung des Verſtandes / hat; als das gan⸗ tze bisanher noch völlig unverſtandene Grund⸗ Werck des Silber ⸗Seigern auß dem Kupfer / einig / und einfaͤltig / erlaͤutert / ja gleichſam handgreiflich macht. Woruͤber ſonſt entweder gar keine / oder noch viel verwirrtere Deutun⸗ gen erdichtet worden / daß 4. E. der kalte Mercu- rius Saturni das gleichfalls kalt geartete Sil⸗ ber / auß dem hitzigen Kupfer / an ſich (Magne⸗ tiſcher weiſe) ziehe; Auch das vortheilhafte trockene / oder Guß⸗Scheiden des Goldes in
| em
. 22 () Du 45 dem Silber / auf dieſem Grund einig und allein beruhet. Bey welchen manchfaltigen Arbeits⸗ Proben aber eine merckliche Anzahl beſonderer Umſtaͤnde ſich erzeiget / welche nicht allein ver⸗ ſchiedene Handgriffe anweiſen / ſondern auch gleich ſo viel andere Ereignungen / ja gantz ver⸗ Anderte Wirckungen / außliefern.
5) Daß kein Chymiſcher Beſchreiber jemals geglaubet / ſondern vielmehr das Gegentheil ge⸗ lehret / daß der gemeine Schwefel das Gold angreiffen koͤnte / iſt auß allen ſolchen Schrif⸗ ten einſtimmig bekannt; Und gleichwohl das ſchnurſtracke Gegentheil / in einer halben Vier⸗ telſtund / ſo handgreiflich erwieſen / daß es gun auch unter ungeuͤbteſten Foͤrſchelen für etwas allerbekanteſtes außgetragen / und theils einem Monſchneider (von dem ſolche deute fo wenig wiſ⸗ ſen / daß ſie auch ſeinen Namen nicht anderſt / als in die queere / gehoͤret /) theils Glaubern / als etwas ſchon verjadretes / wieder heimgege⸗ ben wird: da ſie doch noch unlaͤngſt vorher / wie ihre eigene Handſchriften außweiſen / mit groſ⸗ ſer Ernſthaftigkeit handhaben wolten / daß Glaubers Schwefel gantz und gar kein wahrer Schwefel ſey / noch dafuͤr gehalten werden ſol⸗ le. Auch ſo gar das Experiment, einen ſolchen Schwefel zu machen (an welchem fehlen zu koͤn⸗ nen / menſchlicher Vernunft unbegreiflich iſt) gleichwol mit aller ihrer / und ihrer Beyſtaͤnde / gantzer Geſchicklichkeit / wo ſie anderſt nicht al⸗ les erdichtet haben / nicht in das Wertk zu brin⸗ gen vermocht, ꝛc, 26. Aber
46 (o) S
Aber es beiffet wohl auch in diefen Dinge
*
| WE ſen / überhaupt aber auf Ihro insgeſamt vor nehmſtes Abſehen / gruͤndet und betiehet.
Aller Welt liegt vor Augen / daß von Ver⸗ änderung und Verbeſſerung der Metallen / in keinen gelaͤuffigen und gemein⸗ bekannten Schriften / einige deutliche Erwehnung im Schwang gegangen; bis Paracelſus auf eine mal ein ſolches Geruͤchte und Gerede davon gemacht / daß zuvoͤrderſt gantz Teutſchland da⸗ Durch rege geworden / und von dieſem neuen Vergeben alles voll neuer Zeitungen geklun⸗ gen. Durch dieſe Gelegenheit fing man erſt an zu erfahren / daß ſchon von ein oder andern hundert Jahren her ſonderbare einzele Be⸗ ſchreiber etwas aufgezeichnet hinterlaſſen / wel⸗ ches in einzelen Abſchriften / (weil damals die Druckerey noch nicht erfunden geweſen) in we⸗ niger Leute Haͤnde gekommen / und meiſtentheils geheim gehalten worden. Als aber Paracelſus das Maul fein voll nahm / und es weder an Re⸗ den / noch Schreiben / fehlen ließ / (wiewohl feine dictirte Schriften erſt nach feinem Tod herauß kamen) und die ſo offenbar geruͤhmte Kunſte / ſuͤber⸗ reich / gantz geſund / und wunderbar lange lebend / zu werden / ein groſſes begierliches Vers langen machten: So wurden nicht allein ſeine / des Paracelſi, Außſpruͤche mehr und mehr auß⸗ gebreitet / und letztlich / durch Huͤlfe der Dru⸗ yſckerey / gemein gemacht; ſondern es krochen auch noch ältere + verſteckt ⸗ und verlegene / der⸗ gleichen Vor⸗ und Angehen / nach und *
Bi, | fi
*
2 2 (0:80 das Licht / und machten denen Gold⸗und Kunſt Begierigen Kopf oder Haͤnde voll / zu dichten,
trachten / und zu ſchaffen. |
Das merckwuͤrdigſte ift daß man von aller ſolchen alten Schreibern / oder Angebern / faſ von keinem gewiß zu machen vermag / wer er ei⸗ gentlich geweſen: So / daß auch noch ihrer viel in Zweiffel zu ziehen unternommen / ob es ſelb⸗ ſten wahr ſey / daß die meiſten von ſolchen benam⸗ ten Perſonen jemals gelebet / oder nur unter erdichteten Namen / im Haupt⸗Werck auch er⸗ dichtete Vorgeben / in die Welt außgeftreuet worden. Gewiß / was für Mühe und gelehrten leiß Olaus Borrich auch angewendet / ſo hat er doch nicht mehr / als in den meiſten ſolchen Ge⸗ ſchlechts⸗Fragen / eine bloße Wahrſcheinlichkeit zu Tage legen koͤnnen. Zwey Vornehme unter ſolchen ſind / kaymundus Lullius, und iſaacus Hollandus. Bafilius Valentinus Fan fein wah⸗ res Alter nicht erweiſen. Artefius, Flamel. lus, haben zwar / ſonderlich der letzte / einiges Zeugniß / doch nicht ſo beſchaffen / daß man ihnen einen Geburts⸗Brief darauf zumuthen duͤrfte. Geber, der Arabier / lautet zwar fremde / ſoll auch gar ein Koͤnig geweſen ſeyn; aber wie man ſich ſolche Koͤnige in Arabia einbilden kan / nach des Poeten nicht übel gegründeten Jure Publi- co Rex eris, inquit. Es war nemlich in felbigen Landen jederzeit / wie noch / Land genug / das man vollgewaltig beherrſchen und beſitzen Enntes nur Staͤdte / Wohnungen / Nah⸗ | rung /
(o) d 49
rung / Policey / Gericht⸗ und Steuer⸗Beſtellung / guch Schutz ⸗Kriegs⸗ und Friedens⸗Sorgen / wa⸗ ren ſo geringe / daß ein ſolcher König eine fehr uns nuͤtze Creatur ſeyn mußte / weil er keine Men⸗ ſchen zu Unterthanen hatte / die ſeiner noͤthig oder Nutzen haͤtten. Nun kamen erſt die Koͤni⸗ ge auß der Turba dazu / die viel etwas verwun⸗ derlicheres geleiſtet haben wuͤrden / wann ſie deutlich beſchrieben haͤtten / wie fie in ſolchen wuͤ⸗ ſten Ländern zu eſſen bekommen / als daß fie fü undeutlich ihre Kuͤnſte / Gold zu machen / geruͤh⸗
met. | Wann man etwas ernfihafteres von dieſen Arabiſchen Zeitungen reden will / fo koͤnte man vermuthen / es haͤtten dieſe Einſiedleriſche Koͤni⸗ ge mehr von der Zugutmachung der im Land befindlichen Gold⸗Ertze / als von der unermeßli⸗ chen Vermehrung des Goldes auß geringen Me⸗ tallen / geſprochen; und / nach der wunderba⸗ ren beſtaͤndigen Rhetoric der Morgen »Länder/ ſolche uͤberſchwenckliche Weiterungen / zur Zur gabe / oder doch Zierraten / darumher gefloch⸗ ten. Gewiß / hat man doch von keinen Zeiten her erhoͤret / daß in gantz Arabien ſolche un⸗ außſprechliche Uberfluͤſſe von Gold zu vermuthen / oder einiger Weiſe ſich verfpühren laſſen; ſon⸗ dern die guten Emirs naͤchſter Zeiten werden / insgemein / kaum herrlicher beſchrieben / als et⸗ wa eine wohlaußgefteſſene und beſackte Zigeu⸗ ner⸗Horde. Es müßte dann noch vor der Sundfluth her geweſen ſeyn / ehe dieſes wuͤſte D Land
„ 93 0 8 Land meiſtentheils zur Sand» See geworden / und nicht alein an Brod / und ſelbſt der Thiere Nahrung / ſondern auch am Waſſer / keine Le⸗ bens⸗Mittel hat.
Es find gewiß erhebliche Schwerigkeiten⸗ wozu ein noch mehr Wunder⸗wuͤrckender Lapis
noͤthig waͤre / auß Sand Brodt / und auß dem
Sonnen⸗Brand Waſſer / als auß den geringen Metallen Gold zu machen. Gleichwol hat Paracelſus bey einem Arabiſchen Herrn die Kunſt gelernet; und Buttler ſeinen noch aͤrger wunderthaͤtigen Stein gemauſet. Was wahr iſt / iſt GOtt bekant: Iſt dieſes darunter /
ſo muß es wahr bleiben. Weiter kan man
nicht kommen. | Gleichwohl haben dieſe Vorgeben die ſchaͤd⸗ liche Wuͤrckung / daß ſie die blindlings zufahren⸗ de Goldbegierige / unter ſolchem ſcheinbaren Vorwand Koͤniglicher Weiſen / dergeſtalt auf ihren Einbildungen befteiffen / daß fie Hab und Gut / und alles was ſie ſind und haben / darauf angeben / um ſolche Koͤnigliche Weisheit / oder Reichthum / auch zu erſchnappen.
Was man aber Vernunft⸗maͤßig darin be⸗
trachten kan / ſind die von einigen / und ſonder⸗ lich wenigen / angegebene Handarbeiten / Ver⸗ ſuch / und Experimente. Da hat nun Lullius,
Iſaacus Hollandus, und Baſilius Valentinus,
ſo mancherley von Salibus, und darauß bereite⸗ ten allerhand Scheide ⸗Waſſern / cementen / cal- cinationen / ſublimationen / Digeftion a
putrefactionen / u.a. m. beſchrieben / daß man zum Theil. erkennen muß / daß ſie ſelbſt (oder wer es auch unter ihrem Namen geſchrieben haͤt⸗ te) gearbeitet / und Erfahrung gehabt: theils auch Gelegenheit genug findet / an dergleichen Dingen erſtlich feinen Verſtand ſowohl / als die Erfahrung / zu uͤben; ehe man zu denen weitern / weitaußſehenden / und mißlichen Ver⸗ heiſſungen / ungeitig und ungeübt / zueilet. Merckwuͤrdig iſt / daß die meiſte Chymifche Arbeiten / die kurtz nach Paracelſo in den Schwang gekommen / wenigſten Theils von ihme ſelbſt fo genau vorgeſchrieben geweſen: In⸗ dem das meiſte / was bey iom befindlich / in ſeine m Manual zu ſuchen; welches offenbarlich mehr fuͤr ein zuſammgeklaubtes / als fein eigenes Werck / Erfahrung / oder Angeben / zu achten. Sind alſo theils auß andern Winckeln / von aͤlterer tradition, hervor geſucht: theils durch zuſaͤllige Eignungen angemercket: groſſen Theils auch der dreyen bemeldeten Experiment-Schreiber buchſtaͤbliche / oder nachgeahmte Wercke. Noch iſt uͤbrig zu bemercken / daß die melſte Verſucher / die ſonderlich vieles zu unterſuchen unternommen / mit langweilig und muͤhſa⸗ men Arbeiten ſich nicht leichtiſch eingelaſſen; was nicht etwa mit einem faulen Heintzen / Roß⸗ miſt / oder wiederholten Feuern / zu richten ſeyn wollen: Auch wohl ehe kurtze Arbeiten / doch noch üͤbereilet / und alſo den wahren Verſuch⸗ was an dem vorgeſchriebenen Proceß zu finden . ; a D — sr ſeyn
u
12 22 (0) 8
ſind doch die wenigſten ſo aufmerckſam geweſen / daß ſie zum minſten wohl beobachtet / was gleich⸗ wohl ſonſt darauß geworden / und wie ſich die / ob ſchon zu ſolcher feſten Abſicht vergebli⸗ che / Arbeit angelaſſen / oder anderweit bezeiget. Nicht eine kleine Anzahl ſolcher Begebenheiten find täglich zu hören / wann dergleichen unge⸗ übte oder ungeduldige / oder unachtſame Arbei⸗ ter ſich mit ihren Erzehlungen / oder gar Be⸗ urtheilungen / heraußlaſſen. Offenbare der⸗ gleichen Merckmahle finden ſich auch aller Or⸗ ten in denen auß einem Buch in das andere ge⸗ ſchriebenen Anweiſungen. Ich will nur ein ge⸗ ringes Muſter davon beruͤhren: In welchem Chymiſchen Buch iſt wohl nicht zu finden / wie man ein aquam Regis machen ſolle? Drey Theil / oder gar vier Theil Scheid⸗Waſſer / und ein Theil reinen Salmiac. Einige heiſſen den Salmiac nur darin zergehen zu laſſen. Ande⸗ re lehren / man ſolle es miteinander uͤber⸗diſtil- liren. Das beſte iſt / daß ſolche Lehrmeiſter ins⸗ gemein weder ſelbſt viel mit dem Gold zu hand⸗ thieren / noch viele Lehrlinge haben / die zum Gold dergleichen Waſſer brauchen. Sonſt fallen wenig gemeinuͤbliche Arbeiten vor / dazu man es haben muͤßte: ſo bleibt es alſo ungemacht. Oder macht man es in Vorrath / und laͤßt den Salmiac darinnen nur zergehen / fo verſchleicht es ſich endlich / wann es viele Tage ſtehen en | 9
1 .
Gold ſolvirt ſich auch fein ſachte / und geht
alſo erbarlich ab: Auch die meiſte andere Dinge /
dazu diß Waſſer insgemein verordnet wird / er⸗
regen kein groſſes Getoͤſe. Haͤtte aber einer ein ſolches Waſſer bald zu brauchen noͤthig / und zwar in einiger Quantitat / (will etwa dritthalb Pfund nennen) und wolte es / beſſerer Vereini⸗ gung wegen / oder weil es ihme alſo vorgeſchrie⸗
ben wäre, erſt miteinander uͤber⸗iſtilliren / und finge es mit mehrerer Waͤrme an / als Wachs auf einem Waſſer zergangen zu erhalten hinlan⸗ gen moͤchte / oder uͤberſchritte / einen gantzen Dag lang / dieſe Maſſe / ſo muͤßte ſein Scheid⸗ Waſſer nicht die halbe gebuͤhrende Kraft haben / wann nicht der ſtaͤrckſte / gelbe / und alle Fugen | durchdringende Spiritus mit Gewalt auß ⸗ und groͤßten Theils in die freye Luft draͤnge. Haͤt⸗ te er aber Feuer unter die Capelle gemacht / die Compoſition in einer gläfern Retorte einge- legt / und ginge davon / in Meynung damit / wie mit etwa einem Spiritu Nitri zu rectificiren - zu verfahren / und die Hitze wuͤrde ſo ſtarck / daß es ins Kochen geriethe / fo wird er feine Arbeit in lauter Schaum in den Recipienten geſchoſſen / und die Kammer ſo voller Dampf und Stanck finden / daß er faſt erſticken / oder doch in Gefahr ſeiner Bruſt gerathen koͤnte. Iſts nun ein gu⸗ ter armer Schlucker vom Capite bonæ Spei, und hat ſeinem duͤnnen Seckel mit Erkauffung der Species, auf gut Gluͤcke / wehe gethan / fo kan er ſeine ſchon halb verdorbene Arbeit nicht 18 D z ans
onderſt als leidig anſehen / und dem nichts gutes goͤnnen / der ihn nicht beſſer vorberichtet hat: dann / ein guter Freund warnet einen. Doch muß er gedencken / mancher thaͤt es gerne / wann er es ſelber wuͤſte. Noch eine folche Arbeit fällt mir ein / daß einmal vorgeſchtieben geleſen / ei⸗ nen Spiritum Salis künſtlich zu machen / ſolte man das Saltz in einer Retorte fließend ma⸗ chen / und durch ein Loch oben auf der Retorte / von Zeit zu Zeit / Waſſer darein tropſen. Ich will es niemand geheiſſen haben; wann er nicht mit geringſtem Verſehen die töpferne Retor- ten / mit einem Piſtol⸗ mäßigen Knall / entzwey geſchlagen / und ſein Kleid / und wo das gluͤhend auß ſchlagende Saltz ſonſt hintreffen möchte, vol⸗ ler Loͤcher gebrannt wiſſen will. Nicht viel ein beſſeres kan ihm begegnen / wann er etwas mit Pottaſche im Fluß ſtehen hat / und will ein Knoͤl⸗ lichen nicht recht trockener Pottaſche nachtra⸗ gen; Da die Feuchtigkeit geſchwind ins innerſte dringet / auſſen aber von dem gefloſſenen eine harte Rinde ſich anſchlaͤgt / und bald darauf die innere Feuchtigkeit das Knoͤllſchen mit einem Knall in Stuͤcken ſchlaͤgt / und durch Umſpritzen der flleßenden gluͤhenden Materie ihm Geſicht oder Kleid zu ſchanden machen kan. Und hun⸗ dert andere dergleichen Hand⸗mißgriffe.
Nun wiederum zu unſern Kunſt⸗Beſchrei⸗ bern zu kommen / fo haben dieſe noch vor Paracel- ſum hinauß geſetzte oder reichende ältere Chy- miſten / zwar alleſammt auf das Goldmachen an⸗
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2 (o) d ss
gewieſen / auch folches ihr vorgebendes Haupt⸗ Werck gantz verbluͤmt und nur Fleckgenweis be⸗ ruͤhret: Jedoch manche / nicht unnuͤtze / Neben⸗ oder Bey⸗Arbeiten an die Hand gegeben / die mit vorſichtiger Ubung / und wohlbedachter Deu⸗ tung / manche gute Wiſſenſchaft / und dienſame Erfahrenheit / veranlaſſet habe
In Außuͤbung und wohlverſuchter Erkundi⸗ gung vieler ſolcher Dinge wuͤßte ich nicht leichte jemand / der es Becchern / oder Kunkeln / zuvor gethan. Doch iſt auch unter dieſen beyden der Unterſcheid / daß Beccher beſſer außzudeuten und zuſammen zu reimen / Kunkel aber auß⸗ buͤndig u. aufmerckſamſt zu arbeiten gewußt. Auch hat Beccher etwas weiter / auſſer denen un⸗ terirdiſchen Dingen / ſich erſtrecket / Kunkel abe Diefe hauptſaͤchlich wohl durchgangen. Voll⸗ kommenhelt aber kan man von keinem Mens ſchen erfordern. | | Nun hat Kunkel in ſeinem erſt kuͤrtzlichſt in den Druck gekommenen Laboratorio ſowohl / als in ſeinen ſchon im 1676. Jahr heraußgege⸗ benen Anmerckungen / ſich bemuͤhet / gewiſſe Be⸗ trachtungen ſowohl von denen fluͤchtigen und firen Saltzen / als auch von denen / aller Ort bes ruffenen / fixen Schwefeln / an den Tag zu legen; wodurch er zu behaupten gedencket / daß in denen Metallen nichts zu erkennen ſtehe / als ein Mercu- rialiſches / ein ſaltziges und ein erdiges Weſen: Nichts aber / das man als ein ſulphuriſches
Zeug weder finden noch benennen koͤnnte. | D 4 Die⸗
55 3 (o) 8 SDieſe 3. Srinkipia; das das Mercurialifcher fal tzige oder Saltzartige / und erdige Weſen nun / ere achtet er in wahrer Reiniakeit / und innigſter (proportional.) Vergleichung / bey dem Gold ber findlich. Bey denen übrigen Metallen zwar eben dieſelbe; doch theils in unglelcher Verſe⸗ tzung / thells mit fremder groͤberer Weſen feſtan⸗ klebende Einmlſchung.
Die fremde Dinge erklaͤret er theils ein Aci- dum, oder ſaures Saltz⸗Weſen; theils ein volatile, oder flüchtiges Zeug: theils auch eine grobe Erde / von mehr oder weniger Glasachtigen Schmeidigkeitoder Strengheit.
Noch traͤget er ſich aber mit etlichen nam⸗ haften Dingen / die er nicht fo genau auß einan⸗ der ſetzet / ſondern hie und dar ſtecken zu laſſen ſcheinet. Nemlich / dem Calido, oder vielleicht calore; einer Hige oder Hitzigkeit: Welche er bald das acidum ſelbſt zu nennen / oder zu mey⸗ nen / ſich anlaͤſſet; bald aber ein anders wuͤr⸗ ckendes Weſen zu ſeyn / andeutet: Und dem fri- gido, welches er ebenfalls dem ſali volatili der⸗ geſtalt beyſuͤget / daß es ſchwer / ja faſt unthun⸗ lich faͤllet / ihn darunter einer deutlichen und eins tigen feſten Meynung zu befinden.
Dieſes alles iſt noch nicht genug / ſondern er bringet noch ein Viſcoſum zum Vorſchein: Auch wohl noch ein Unctuoſum. Ohne daß er ſich recht ausdruͤcklich einlieſſe / wohin ſolche Dinge eigent⸗ lich zu zehlen ſeyn muͤßten: Noch weniger aber / was ſie an ſich aan, ſeyn follen oder koͤnnen.
Letztlich
222 (o) EB 5 e e eee eee eee — Letztlich erwehnet er noch des ſpermatis; wo⸗ mit er ſo viel zu meynen beduͤncket / als die eigent⸗ lich / ein jedes Geſchlecht in ſeiner Art / bildend oder miſchende Kraft. Jedoch redet er auch wohl davon / als von irgend einer eoͤrperlichen al⸗ lererſten Verfaſſung / die nur mehrere fuͤgliche Materien ein / und annehmen koͤnnte / und ſich ſelb⸗ ſten gleich machen. Aber wenn man ihme gleich mit dem Unterſcheid des conceptus materialis und formalis helfen wolte / fo weiß man doch her⸗ nach nicht / wie man dieſes ſpermatiſche materi- ale, oder primordium, bon denen angegebenen principiis, als der eigentlichſten Materia / entwe⸗ der unterſcheiden / oder von ſelbigen ſelbſten ver⸗ fiehen ſolte.
Licht und Finſterniß ſolten auch nicht vergeſſen werden / aber es iſt nicht klar / wo man ſie laſſen ſoll. Ob das Licht bey der Waͤrme / oder die Waͤrme ſelbſt / oder der Urheber und Erreger der Waͤrme zu achten? Mit der Finſterniß iſt kein Wunder / daß es nicht klar werden koͤnne: Ob ſie auch et⸗ was wuͤrckendes / oder eine Wuͤrckung im ſeyn / oder etwas außgewuͤrcktes ſey.
Tadeln iſt keine Kunſt. Wahthafte Mängel zu zeigen / erfordert Kunſt. Ader auch ſolche ju er⸗
gaͤntzen / iſt die beſte. Ich habe von langen Jah⸗
ren her viele ehrliche Leute zu redlichen Zeugen /
daß ich Kunkeln auß dem / was er in ſeinen An⸗
merckungen an den Tag gelegt hat / jederzeit ge⸗
lobet / und feine aufmerckſame Erfahrung vor allen
gerühmen; Und habe ig gewuͤnſchet / daß pi 5
15 22 (o) 8
— —— — ihm einige mal zu ſprechen kommen moͤchte / ſoviel als verſichert / daß wir uns unter einander verſtan⸗ den haben wolten. Mit Correfpondenz aber waͤre nichts zu richten geweſen / auß vielen Um⸗ ſtaͤnden.
Ich habe deßwegen die gethane Vorſtellung
feiner betrachtlichen Meynungen oder Deutun⸗
gen in Feiner andern Abſicht alſo hergeſetzet / als
weil kein Zwelffel ſeyn kan / daß Wortreiche
Theoretici, und mehr Dichter als Dencker / nicht nur allerley dabey zu zwacken / ſondern gantz un⸗ gereimte Folgen darinnen zu erweiſen / Gelegen⸗ helt nehmen moͤchten / und dadurch das billige
Lob der vorſichtigen und wohlbedaͤchtlichen Er⸗
fahrenheit dieſes Manns zu unterſchlagen. Solche haͤmiſche Tadelſucht iſt ja ſo bekant und geläufflgr daß man daher an keinem Scribenten
das gute / fo er vorbringet / in einige Achtung
kommen läßt / ſondern bloß feine Fehler aufs ſpoͤttlichſte durchhechelt; und weil der muß igen ſpitzfindigen Gruͤbler der groſſeſte Hauffe iſt / 0
ſtehet auch nicht zu verwundern / daß ſolche Feder⸗
fechtereyen im ſchwange gehen.
Hlngegen müffen alle redliche Leute für Ehr⸗ barkelt gemaͤß erkennen / wann man einer
Schrift der Wahrheit gemaͤſſes Recht zuthei⸗ let; was nicht beſtehen kan / beſcheidentlich bes mercket: was aber wohl gegruͤndet iſt / in gebühre licher Achtung haͤlt / und deſſen Nutzen recht zu zeigen ſich befleiſſet.
Zwep Maͤngel 0 Kunkel offenbarlich ger |
habt;
| 28 (0 8 % 93 habt; Erſtlich daß er zu der Wiſſenſchaftlichen Befrachtung /oder Theorie, die Pole: Huͤlfe
nicht genug inne gehabt: daher er zwar einige Unterſcheidungs. Regeln anzufuͤhren / aber recht genau anzuwenden nicht vermocht. Zum an⸗ dern / daß er ſeine gute Erfahrungs⸗Anmer⸗ ckungen nicht ſchlechthin vorgelegt / und alſo zum volligen Grund der daruͤber zu machenden Bes dencken geſtellet: ſondern groſſen Theils nur das⸗ jenige davon gemeldet / was zu ein oder anderem ſeinem Beduͤncken zu ſugen ſchiene. Jedoch iſt dieſe Sache ſo beſchaffen / daß man ihn deßwegen ſpitzig zu tadeln keine Urſache hat. | Er hat dieſe feine Bedencken nicht eben für unerfahrne oder ungeuͤbte Wort⸗Fechter / ſon⸗ dern fuͤr ſolche Leute beſtimmet / die dergleichen Sachen gute Kundſchaſt haͤtten / und alſo die Er⸗ wegung berſelben wohl zu betrachten / gefliſſen ſeyn moͤchten. Indem es auch dem rechten Grund der reiffen Betrachtung pur und alleine gemaß iſt / nicht ehe zu ſolcher zu ſchreiten / oder ſolches Beginnens ſich anzumaſſen / bis man die wahre Umſtaͤnde / wie die Sache in und an ſich ſelbſt geſtaltet und verfaſſet iſt / recht gründlich inne habe. 0 Ein anders iſt es / wenn man ſeine Befügnüffe vor einem Richter zu beſcheinen hat / der zwar der Regeln der Entſcheidung / aber nicht der Sachen Verlauf und gründlichen Bewandniß / kundig iſt. Weil aber Kunkel mit ſolchen Richtern eben nicht ſich einzulaſſen Urſach hatte / zumal er ſie et⸗
b wa
60 8 (o) DM wa nicht ſo ſtracks zu finden gewußt z haben moͤch⸗ te; So hat er eden nicht ſo groſſen Fehler began⸗ gen, daß er denen / die die Sache beurtheilen moͤchten / zugetrauet / fie werden nicht mit bloſſen Gedancken und Bedencken / ſondern auch mit nothduͤrſtiger Kenntniß der Haupt⸗Sache ver⸗ ſehen / das Werck der Beurtheilung und Entſchei⸗ dung anzutreten / unternehmen wollen. Hingegen hat er auch zwey ſonderbare Ders zuͤge / die ihn vor andern vielen dergleichen Unter⸗ ſuchern empor gebracht haben. Der eine iſt ſein
eigen; nemlich eine ſonderbare Liebe und rechte
Begierde / nicht allein überhaupt zu der Schei⸗ de⸗Kunſt oder Chymie ; fondern auch haupt⸗ ſaͤchlich zu deren gruͤndlicher und recht auf⸗ merckſamer Außuͤbung und Bewerckſtellung. Der andere iſt ein zufaͤlliges Schickſal / daß er von Jugend auf in groſſer Herren Dienſten / die⸗ fer Abſicht / geſtanden / und alſo auf deren Verlag ſeine Arbeiten und Erfahrung ins Werck ſetzen koͤnnen: welche Gelegenheit für einen rechten fleißigen und Lernens begierigen Menſchen eine ſolche Sache iſt / die durch vernuͤnftige Wohlan⸗ en in dieſer Kunſt ein erhebliches außma⸗ et
Ja / man koͤnte es noch für feinen dritten bes ſondern Vortheil rechnen / daß er von langen Jah⸗ ren her ſich auf die Glasmacherey geleget; und bey ſolcherley Feuer und Oefen deſto beſſere Ge⸗ legenheit gehabt / ſowohl manche reinlichere Arbeit zu ne mit denen Kohlen ſi en, 2 N t.
| | | |
— e 61 life: als auch lan lange und E und beſtandige Teuer Teuer»
Arbeiten / gleichſam umſonſt / oder doch viel bes quemlicher verſuchen und abwarten zu koͤñen / als
eine Privat⸗Perſon durch groſſe Koſten / und uͤbermaͤßige Muͤhe nicht hinaußzufuͤhren vermag. Was nun ſeinen erſten Mangel betrifft / ſo iſt es nicht damit außgerichtet / daß man ihme ſol⸗ chen vorruͤcken / oder ihn darinne durchziehen wol⸗ te. Das vernuͤnftigſte Sprichwort iſt: Wers kan / der mache es beſſer. Welches auch deſto billiger gefordert werden kan / wo der Fehler eben nicht ſchlechter Dings gruͤndlich und unheylbar
iſt; ſondern nur in einer Irrung / und wie ich es
nicht ohne Bedacht genennet in einem Mangel
beſtehet.
Leuten / die etwas thaͤllich nüsliches vorzuwei⸗ ſen haben / muß man ſolche Anſtoͤſſe / die auf Be⸗
nennung und Wortdeutungen hinauß lauffen /
nicht ſo Schulſtraͤflich aufmutzen / daß leichtlich der Richter fuͤr einen genauſichtigen Schulfuchs angeſehen werden koͤnnte / wann er ihme Kunkeln für ſpoͤttlich anſchreiben wolte / daß er keiner gewe⸗
23 60 Geichwohlhater ſich angemaſſet / andere uͤber dieſen nicht genug verſtandenen Außdeutungen ſpoͤttiſch zu halten? Das brauchet keiner andern Strafe / als daß man die Sache bloß mit ihrem Namen nenne / (aber auch beweiſe / )nemlich: Dies ſe Außlegung oder Beurtheilung hat er nicht
gründlich verftanden. Dann in der That verhält es ſich "a theils
Pr
62 22 (>) 88
— —— — — —— theils alferdaß feine gehabte Einſichten und Ber trachtungen nicht an und in Ni ſelbſten falſch / oder ohne allen Grund ſind ; ſondern daß es ihme nur an denen genauen Unterſcheidungen und Eintheilungen (diſtinctionibus & diviſio- nibus) gemangelt: worinn ibn zwar ein guter Metaphyſicus, in Theſi, leichtlich meiſtern kan; Achte mich aber auß gutem Grund verſichert / daß / wann er es in hyporhefi und materia ſub- ſtrata alſo auß einander hätte ſetzen / und Kun- kels Mangel erſetzen ſollen / er duͤrſte / ſeine gute Reguln ſchicklich anzubringen / noch wohl eben ſo viel Schwerigkeit gefunden haben. Nicht viel anderſt / als wann einer eine dumma von 100000. Thalern / auß denen Liefferungs⸗Zettuln / recht ſummiren / und hingegen an allerhand / zumal kleinen oder ungeläuffigen Sorten / ohne Irrung und feinen Schaden uͤberſchieſſen / ja genau zeh⸗
len / unterlauffende fremde Guͤltigkeiten in cou-
ranten Preiß rechnen / und keinen Groſchen Fehler mit der clauſula ſalutari, ſalvo errore calculi,. ſich vorbehalten oder entfehuldigen dürfen ſolte.
Kurtz; ſonſten um das Hauptwerck wohlberdien⸗ te Leute ſtraͤflich zu beurtheilen / ſind die Wort⸗ Sprecher und Feder⸗Spitzer nicht die rechten
Leute / das Gericht zu halten: ſondern ein anders
iſt der Richter / ein anders der erkennlichen Straſe Jerrichter: dergleichen aber nicht ſo haſtig ein jeder gerne folte ſeyn wollen. Die Sache aber an ſich ſelbſten hanget vor⸗ genen daran / daß Kunkel mit n | n
e (0) 88 E nicht rechten Bericht bekommen. Er glaubt / nicht ohne Grund / daß ein Principium nicht ſelbſt noch principia haben koͤnne. Man hat ihn aber nicht recht bedeutet / was für Unterſcheid unter des nen allererfien und allgemeinen Principiis, und denen weitern / ſonderlicher und mannigfaltig zus ſamm⸗geſetzter Vermiſchungen / Principis ſeye. Da ihn nemlich die ſelbſt undeutliche / mehr Miß⸗ braͤuche / als Gebraͤuche / der Schul, Sprachen irre gemacht. Wann man das Wort principia, oder Zlementa, nur in feinem eigentlichſten Were ſtand eingeſchraͤnckt behielte / fo wären fie freylich das jenige / quo non eft aliud prius. Aber weil
net iſt / ſtolpern / und kan ihm von keinem aufelch⸗ tigen Menſchen uͤbel genommen werden.
Ja / was braucht es ſo viel Worte? Es iſt ja vieler heutigen groſſen Streiter in mancherley phyſicaliſchen Fragen gemeiner / und mit dem ehrlichen Kunkel geſelliſcher Fehler / daß ſie die⸗ ſſen Unterſcheld eben fo wenig genau in acht neh⸗ men: ſondern wo von denen principiis ſpecialibg die Rede ſeyn ſolte / ſchlechterdings eben alſo die generaliſſima und univerfalta ins Spiel brin⸗ zen. Das gantze Alterthum hat ſich daben / als einer wohlhergedrachten Obfervanz, beſteiffet / ind alle Dinge auß den vier Elementen (nemlich anmittelbar) zuſammen geleimet. Wie⸗
U
64 (o) SB
Wiewobl es nun freylſch eine v eine wunderliche Antwort iſt / wann man fragt / auß was für prin. cipiis die Dinte beſtehe / zu ſagen / ſie beſtehe auß den vier Elementen / oder was man nun ſonſt auß denen anderweiten Meynungen für entlegenſte und allererſte Anfänge der ſaͤmtlichen natürlichen Dinge zu Marckte bringet; fo hat es doch in al⸗ len Dingen ſeine Gultigkeit haben muͤſſen / wann man nichts naͤheres aufzubringen gewußt.
Nun iſt Kunkel darauf erſeſſen / daß er vielfaͤl⸗ tig / auch zum Theil mit hohen Betheurungen / verſichert / es ſtecke in allen Metallen Mercurius z nebſt ſolchem ein ſonderbares / nemlich hauptſaͤch⸗ lich eigentlichſtes Saltz: und endlich eine todte oder taube Erde.
Das Saltz hange ſehr feſte in der Erde / welche es gleichſam halte: hinwieder halte das Saltz den Mercurium, oder er hange darinn. Und dieſes Gehaͤnge hindere / daß man keinem von ih⸗ nen ſo leichtlich alleine beykommen / und es von denen andern loßzerren koͤnne.
Wer Haͤndelſucht / möchte ihn eſchuldigen / er wolle das Viscidum, welches er gleichfall oͤfters zu Huͤlſe rufe / nichti in gebuͤhrender Ehren⸗ ſtelle ſchuͤtzen: Da vielleicht eben dieſes das Haupt⸗Mittel ſevn ſolte / wie auch der Name mit ſich bringt / welches die ſo genaue Zuſammenhan⸗ gung beſeſtige / und gleichſam zuſammen klebe.
Allein mich beduͤncket / ſo weit ich feine Ange ben vernehmen kan / daß er das viscidum eigent⸗ lichſt dem Mercurio zuordne; Es moͤge auch
endlich
BO 5 endlich auß der primitate principiali (ich rede bie nicht mit Cicerone) werden was da wolte. Dann endlich koͤnte Mercurius doch viscofus ſeyn / wann gleich kein vifcidum, als ein noch fer⸗ nere prius principium, in ihm ſteckte.
Ja / ob er ſchon von dem wahren Sale metal⸗
lico hin und her erinnert / es gefchehe wohl ehe / daß es / nach ſeiner Außziehung und Scheidung von der tauben Erde des Metalls / ſich wie ein Federweiß zuſammen ſetze / und hernach von nichts mehr ſol viren laſſen wolle; worauß man folgern moͤchte / es ſtecke auch in dem Sale metal- Nico ein viscidum, welches es ſo feſte in einander backe: So finde ich doch nicht / daß er dieſen Zu⸗ fall dem recht aufs hoͤchſte gereinigten Sali zu⸗ ſchreibe. Und koͤnte alſo dieſer Umſtand noch wohl entweder einem übrigen Reſt des Mercu- ii, oder noch untermiſchter portion der terræ metallicæ Schuld zu geben ſeyn. Aber kurtz / ernſtlich und gründlich davon zu reden / kan ich bey Kunkeln dieſes viſcidum nir⸗ gend / deutlich und erweislich genug / beſcheiniget finden; Es ſolte nun unter die Principia ins bes ſondere mit geſetzet / oder einem / oder dem an⸗ dern / als eine beſondere Eigenſchaft zugeſchrie⸗ ben werden.
Ja was die Sache noch ſchwerer macht / ſo ſetzt er dieſes viſcidum auch wohl in die unedle / oder insgemein genante unvollkommene Metallen; Ja gar in die eigentlichſt benamte unvollkommene / RegulumAntimonii, er ihm e
e
—
66 02 (o) 8 es verbrennt / oder doch taub gebrennt werden
koͤnne. >
Dergleichen folte ihm nun nicht begegnen koͤn⸗ nen / fo es eine Eigenſchaft eines Principii ſelb⸗ ſten / oder gar ſelbſt ein Principium wäre, Dann je muß er von denen Principiis geſtehen / daß fie nicht gantz veꝛnichtiget / odeꝛ in die terram damna⸗ tam aut mortuam berfehret werden koͤnnen: Sonſten wuͤrde es wieder heiſſen / worauf er ſich ſelbſt berufft: in quod aliquid reſolvitur, ex il- lo conſtat. Und wuͤrden alſo dieſe principia nicht / wie er doch haben wil / ohne andere priori - taͤt ſeyn.
Indeſſen muß gleichwohl gemercket und bey⸗ behalten werden / daß er allerdings dieſes vifci- dum fuͤr etwas angiebt / welches durch das Feu⸗ er verderbet / oder doch ſo eingetrieben werden koͤn⸗ ne / daß es zuletzt von der terra damnata gar nicht mehr zu ſcheiden ſeyn wuͤꝛde. Genauer Beweis auß der Erfahrung waͤre hier dienlich geweſen: dann auß dem bloſſen Außgang laͤſſet ſich nicht bündig genug beweiſen. Es wird aber dieſe Macht des Feuers in dieſes viſcidum Anlaß geben / die gan⸗ tze Sache in ferneres Bedencken zu ziehen.
Weiter / ſcheinet Kunkel auch darinnen nicht vollkoͤmmlich recht und bündig zu ſchlieſſen / daß er fuͤr unbegreiflich achtet / daß ein Schwefel den andern los machen oder außziehen koͤnne. Zwar redet er vom Außtreiben: Finde aber keine Nothwendigkeit / daß es in denen Vorfaͤllen / da. von die Rede iſt / alſo angeſehen werden 185 5
5 . no
|. 23 (0) &8 67 noch weniger aber / muͤſſe. Er iſt nemlich in der Meynung / zum Außtreiben gehöre eine wider⸗ ũaͤrtige Art: dergleichen koͤnne nun in Schwe⸗ fel und Schwefel nicht vermuthet werden: weil ſie / als Schwefel / ja nicht zweyerlez / geſchweige widerwaͤrtig / ſondern eines / einig und eintraͤch⸗ tig ſeyn muͤßten. FR Allein / das ſey nun fo oder nicht / ſo iſt noch eine gantz andere Frage / wer dann ſage / daß in denen Faͤllen / davon er redet / ein Schweſel den andern außtreibe. Ich finde oder weiß gewiß niemand als ihn Kunkel ſelbſten. e In allen denen angeregten Faͤllen iſt der Treiber / hauptſaͤchlich und offenbar⸗ lich / das wuͤrckliche Feuer / oder die feurige Bewegung. Dann auch in einer bloſſen Roh⸗ le / Zunder / oder Fwirns⸗aden / das leichte Anglimmen und voͤllig verzehrende Verglimmen / dem Streit und Treiben der darinne haften⸗ den widerwaͤrtigen Dinge / calidi und frigidi, zuzuſchreiben / waͤre etwas zu weit geſucht; man muͤßte dann das frigidum auß der Luft mas chen / welches ſolchen Streit mit dem calido in dem Zunder oder Zwirns⸗Faden führte, und alſo das calidum außtriebe. Was finge dann auch den Brand in dem Schwefel⸗Fa den ſelbſt am er⸗ ſten an / oder deutlicher zu reden / was finge Feuer? Das acidum gewißlich nicht; wiewohl dieſe Redens⸗Art Kunkeln nicht ſeltzam iſt. Denn ſonſten dürfte mit dem puro acido, wie er das oleum Vitrioli nicht unbillig achtet / nicht wohl bey Feuer . ſeyn: Welches ** 2 ds
Ge 7 VE
I
68 08 (o) 80.
bekannter maſſen / von der Welt die allergering⸗ ſte Gefahr hat. Muß alſo nothwendig im Schwefel etwas anders ſtecken / welches das Feu⸗ er Fangen uͤbernimmt / und nicht ein frigidum, ſondern Hitz⸗ und Feuer »verfänglich ſeyn. Da aber alle dieſe von Kunkel angegebene Namen nichts coͤrperlich vernehmliches / wil ge⸗ ſchweigen empfindlich⸗beweisliches bezeichnen; Davon er ſagen koͤnte / dieſes iſt daſſelbe Weſen / was das Feuer annimmt / oder eigentlich vor⸗ ſtellet / formiret / ja Seuer wird: So haͤtte ich wohl wuͤnſchen moͤgen / daß diejenige Coͤrperli⸗ che und mit Sinnen erkaͤnntliche Materien / und ihre alltägliche allerbekannteſte Exempel / ihme beygefallen / und von ihm auf ſeine Meynung ge⸗ deutet worden waͤren / die gantz auf eine andere Art außweiſen / was das Coͤrperlich ſeye / ſo zum Seuer gedeyhet / als ſolche abgeſonderte oder abſttacte Vorbildungen. air Sodann erſt würde der Frage recht auf den Grund zu greiffen geweſen ſeyn; ſo wohl was überhaupt verbrennlich ſey und heiſſe / als was davon oder dergleichen in dem mineraliſchen Schwefel / auch in denen durchs Feuer ver⸗ brennlichen Metallen fey ? Und dann erſt aufs allerletzte / ob dieſes Weſen nimmer in keinem andern / als verbrenn⸗ oder ſchlechtshin verzehr⸗ lichen Zuſtand oder Beſtand / ſeyn oder gefunden werden koͤnne. | f An dieſem Ort habe ich nun billigen Fug und Urſach / von Kunkeln auf ſo lange abzulaſſen / und Becchern Gehoͤr zu bedingen. Ich
ehe 55 Ich habe meine Meynung oben eroͤffnet / daß / meines Erachtens / Beccher beſſer außzudeuten und zuſammen zu reimen gewußt habe. Ge⸗ u wißlich habe ich noch keinen geſpüret / wil geſchwei⸗ gen gefunden / der Becchers Bedencken uͤber die ſo genannte principia Chymica vor ihme in den Sinn genommen / und dergeſtalt Ver⸗ nunft⸗maͤßig außgeführer haͤtte / als zum Theil Mer ſelbſt gethan hat; zum Theil aber durch ſolche offenbare und handgreifliche Beweiſe / nicht in ſcharfſinnigen Vorbildungen / ſondern Sin⸗ nen⸗ empfindlichen coͤrperlichen Exempel⸗Zeug⸗ niſſen wahr zu machen ſtehet / daß ich es für voll⸗ kommen buͤndige und unwiderſprechliche / nicht nur Beweisthum / ſondern thaͤtliche Vorzeigun⸗ gen / oder Demonftrationes zu achten / für eine ſaußgemachte Sache halte. Wiewohl der fo ges nannte (Sulphur oder) Schwefel auch daſſelbi⸗ ge iſt / woran ſolche Wahrheit ſo wohl am allerein⸗ faͤltigſt⸗deutlichſten / als auch allerleichteſten zu beweiſen ſtehet. Und dahero auch eben am al⸗ lermeiſten wunderns⸗wuͤrdig iſt / daß Kunkel eis gentlich daran ich die meiſte Schwierigkeit vor⸗ geſtelet.
Die Sache verhaͤlt ſich folgender maſſen. | Biewohli man keinen erſten Anſager zu benennen hat / welcher zuerſt die ſo genannten Chymiſchen Principia angegeben / ſo hat ſich doch / ſeitParacelſi Zeiten / die fo genannte Chymiſche Parthey damit getragen / daß alle Coͤrperliche vermiſchte Weſen auß Sale, Sulphure, * Mecurio, W 3 un
*
79 2 (o) SR und dieſes die materialiſche Grund- Anfänge oder Principia aller und jeder Dinge waͤren.
Wie es mit Theoretiſchen Außdeutungen / nach Unterſcheid deren die ſich darin einlaſſen oder einmiſchen / allezeit ergehet / alſo ging es auch hier. Die groͤbſten redeten am dummeſten davon / und haͤtten gerne auß allen Dingen ſol⸗ chen Schwefel / ſolches lauffende Queckſilber / und ſolches Saltz / wie die mineraliſche ſolche Namen habende Dinge ſind / erwieſen wann ſie nur ge⸗ kont haͤtten.
Geſcheutere redten bedaͤchtlicher davon / und blieben bey der Analogia oder &leichähnlichkeit; auß denen nicht nur gleich (analogicis) ſondern in der That ebenmäßigen (identicis) Beſchaffen⸗ heiten oder qualitäten ; daß Sal, alles Fixe, und zu dichter Trockenheit geartete waͤre ;Sulphur 5 alles brennende oder brennliche / und eigengeſaͤrb⸗ te oder faͤrbende; ; Mercurius alles / eigentlich und vor ſich fluͤßige / und ohne Verbrennlichkeit flüchtige.
Jedoch noch ſo unter dem Begriff von unver⸗ miſchtem anfaͤnglichen und urſtaͤndlichen Stand und eigenem Beſtand / ſub conceptu Principio- rum) nicht aber in mercklich vermifchter Verfaſ⸗ ſung: als worinn man nur / als in principiatis, die Vermiſchung / Verſetzung / und etwa Vorge⸗ ee oder des andern principiigu erachten
atte
Hierauß erwuchſen nun die vermehrte Princie pia triym Regnorum: Vegetabilis, e
und
16 88 (0) S m a und Mineralis. Da gab es Mühe und Itrung; doch konte man noch endlich mit der Zahl ſo zu frie⸗ den ſeyn: und haͤtte letztlich die Vegetabiliſch u und Animaliſche / noch ſo in eines ſchmeltzen duͤrf⸗ fen / und nur mit dem mineraliſchen in Analogie il ſtellen können. Dieſen ſorgſamen ſpeculationen kam Bec- cher verwunderlich zu ſtatten. Er machte die alten Angeber dieſer principien zu ſolchen weiſen und tiefſinnigendeuten / daß es viel / wann es wahr iſt: noch ein mehres aber fuͤr ihn ſelbſten waͤre / wann eres zuerſt alſo außgedacht und gereimet / und doch die Ehre an die Alten uͤbertragen haͤtte. Er deutet nemlich das urhebliche Weſen (oder daß fie principia ſeyen) der drey benannten Sachen / Salis, Sulphuris und Mercuri, haupt⸗ ſaͤchlich auf das Mineraliſche Reich; als in wel⸗ chem Verſtand auch die Alten ſolches Angeben auf die Bahn gebracht: wil aber dieſen keines włeges beygemeſſen haben / als ob ſie ſo einfaͤltig geweſen waͤren / das gemeine / oder einig Minera- liſches unterirdiſches / unter ſolchem Namen bee Ekantes Saltz: oder den brennenden / an dieſem Namen gemeln bekanten / obſchon auch minerali- ſchen Schweſel: oder das gemeine lauffende Queckſilber / unter dem Namen des Mercurii, für dieſelbe Weſen anzugeben / auß deren Zuſam⸗ men⸗Vermiſchung die Metalle erwachſen / oder wie der in ſolcherley Dinge / als ihre wahre Anfaͤn⸗ ge / zerleget werden ſolten oder koͤnten. 5 Ja / er leiſtet noch we en mehreres / als einiger 4 vor
£
72 22 (0) 5
Bor oder nach ihme / (mo wo nicht au auß ihme) dſßfalls gethan hat. Er erklaͤret außdruͤcklich / daß / ob man ſchon auß denen Metallen einen brennen⸗ den Schwefel / ein lauffendes Gueckſilber / und ein Saltz / das die ſolcher Benennung gemaͤſ⸗ ſe Eigenſchaften erzeige / zuwege bringen koͤnne; gleichwohl doch kein Menſch ſich einbilde ſolle / als ob dergleichen Weſen / in ſolcher Geſtalt und Bewandtniß / in denen Metallen wuͤrcklich ge⸗ ſteckt / und verfaſſet geſeſſen ſey. Indem derglei⸗ chen Geſtaltniſſen / erſt durch die zugeſetzte Mate⸗ rien / denen Metallen (oder ihren wahren princi⸗ piis) beygebracht werden zund ſolcherley Mercu⸗ rius nicht ſo wohl auß denen Metallen ſchlechter Dings auß geſondert und außgezogen / ſon⸗ dern wuͤrcklich erſt gemachet / gebohren und erzo⸗ gen oder zugezogen werde. (Non ſeparando, ſed comparando aut præparando: non edu- cendo, ſed producendo efformatus.) Dahero er auch beftändig bekraͤftiget / daß ſolche Dinge ſo gar nicht für einfache principia zu halten / daß man fie vielmehr für wahre compoſita, oder zuſammen geſetzte Weſen zu achten habe.
Nun aber gehet er zum Hauptwerck dahin / daß allerdings daſſelbe Weſen / was dem lauf⸗ fenden Queckſilber dieſe laufende Geſtalt; was dem gemeinen Schwefel das Bren⸗ nen und vielfältige Sarb- Veränderung» und Vorſtellungen; was dem Saltz Die aller zar⸗ teſt Erdiſche Ilüßigkeit zum Feuer⸗Schmel⸗ gen gebe / die eigentlichſte wahre Materie nur
80) 8 (o) $® 73
| welche di durch ihre g ihre genaue enaue Vereinigung ein Me⸗ tal außmache.
SGlileichwohl aber ſeyn die Alten auf dieſe Be⸗ I nennungen eben deßwegen gekommen / weil in dieſen bekannten coͤrperlichen Weſen / dem lauf⸗ ſenden Queck ſilber / dem Schwefel / und denen Saltzen (in fo weit fie Saltze ſind /) dieſe Grund⸗ Weſen oder principia am mercklichſten vor⸗ banden ſeyn / ja gleichſam den Vorzug und O⸗ | berband hätten.
Dieſen wahren principüs aber ſchreibet en
een diejenige verſchiedene Wuͤrckungen zu gewiſſen Eigenſchaften zu / daß das Saltz ei⸗ gentid) Die Die coͤrperliche Groͤſſe / Schwehre / Dichte und Feſtigkeit / Seuerbeſtaͤndigkeit / 0 und Sch meltzlichkeit / gebe und unterhalte. Das Schwefel ⸗Urweſen / ſowohl die Far⸗ | be / als innerſte und genaue / zugleich aber aller⸗ zarteſte Vermiſchung und Verbindung leiſte: ö Se die zarte Schmeltzung durch Seuers gie ge eben deßwegen hauptſaͤchlich beſoͤrdere / weil dieſes Weſen eigentlich daſſelbige ſey / wel⸗ ches der Feuer⸗ Bewegung am meiſten und glruͤndlichſten faͤhig / und in allen andern wuͤrck⸗ ich brennlichen Vermiſchungen das gantze Hauptwerck ſey. Ja kuͤrtzlich / eben dieſes 0 gruͤndlich das coͤrperliche Weſen des Feuers ei⸗ | ‚gentlichft abgebe / außmache / und conftituire. 8 Mercurial · Urweſen aber die allerei⸗ gentlichſte — en Verfaſſung A | aller⸗
ö
in den Metalliſchen Verfaſſung⸗ und Vermi⸗
74 (o) SM
allerdichteſten Verſetzung / aͤuſſerſt zarter Ver⸗ bindung / und außdehnlichen eee und gar ſonderbaren Jaͤhigkeit / (ductilis & malleabilis conſiſtentiæ) erfuͤlle / und gleichſam verſiegele.
Nun moͤchte ein unpartheyiſcher pernünftia ger Leſer wohl ſagen: Dieſes alles laͤſſet ſich wohl hoͤren / und iſt nicht uͤbel außgedacht: ; aber wer 1075 auch / daß es ſich in der That alſo ver⸗
alte? Darauf dienet zur Antwort / daß es ſo gleich⸗ hin und unmittelbarer Weiſe ſreylich die aller⸗ groͤſſeſte Schwerigkeit / ja nach gemeiner Wiſ⸗ ſenſchaft / die Unmöglichkeit ſey / dieſe Dinge / ge⸗ rad zu / unmittelbarer Weiſe / wahr zu machen / und vor Augen zu ſtellen. Und freylich Beccher ein Haupt⸗Stuͤck von Erweiſung ſchuldig ge⸗ „blieben da er zu wiederholtem mal verſichert / „es Eonne auß bloſſen Saltz⸗ zarten Materien / „in deren keinem ins beſondere das allergering⸗ „ſte Metalliſche Weſen zu erweiſen / (ja von nie⸗ „mand auch nur vermuthet noch geglaubet wer⸗ „den wuͤrde /) durch deren geſchickliche genaueſte „Vermiſchung ein Metall zu zeugen / und dar⸗ „uſtellen / erwieſen werden: Solches aber in das fo oft verſprochene zweyte Buch feines La- boratorii oder Phyfic verſchiebet; welches in« zwiſchen im Lauff geblieben / und nicht geleiſtet worden.
Alleine gleichwohl / ſowohl von Becchern ſelbſt / ſo mancherley Umſtaͤnde angewieſen / und | an
BO 5
an allerhand nd Ereignungen bey bey den den Metallen
appliciret worden / darauß ſich dieſe Angeben
| ziemlich beſcheinigen: Als auch noch andere / ſo
deutliche / einfaͤltige / ja offenbare / zum Theil
auch in taͤglicher / ja ſelbſt gemeiner Ubung ge⸗ laͤufige Beweiſe / von dem Schwefel⸗ machenden principio vornemlich / als auch deſſen vielfältis
gen Wöͤrckungen in denen Metallen / vorhan⸗
den; auß welchen ſolche / des Becchers / Mey⸗ nung und Angeben ſo buͤndig / als eine Demon-
ſtration auf der Welt ſeyn oder erfordert wer⸗
den kan / zu Tage liegen.
Solche Dinge erweiſen zugleich handgreifs lich was für ein groſſer Unterſcheid es ſey / unter dem ſinnlichen Wiſſen oder Kennen; und dem bedächtlich ⸗ und nachdencklichen Erwe⸗ gen / Beurtheilen und Erkennen: Und wie
| man ſich oft die aͤuſſerſte Muͤhe machet / ein Ding
tieſſinnig weit zu ſuchen und zu holen / das man in gering ſcheinenden/ gleichſam vor den Fuͤſſen liegenden / täglichen Exempeln / auch wohl au⸗ genſcheinlich darzuthun / die groͤſſeſte Leichtigkeit
findet.
Wider die Natur iſt es / daß Beccher, ſo⸗ wohl als jedermann / dieſe Dinge nicht alltaͤg⸗ lich vor den Augen gehabt / und uͤberhaupt er⸗ kannt haͤtte. Daß er ſie aber nicht zu ſeinem Vorhaben gezogen und appliciret / iſt deſto weniger zu verwundern / weil man faſt insge⸗ mein auf viel tiefere und kuͤnſtlicher geſuchte Außlegungen ſich noch fo ſehr befinnet und en
25 e muͤhet / als daß man auf die ve die vor r Augen liegende Dinge / als allzubekannt / und von denen man dergleichen ſich nicht zu vermuthen getrauet / Pe Abſehen richten ſolte.
Es ſind nun zwanzig gahre / da ich meine in dieſer Sache / wenigſtens vor zehen Jahren vor⸗ her gefaßte Gedancken / und mehr und mehr an⸗ gemerckte Experiment, in dem Tractätleinzy-
motechnia fundamentalis, an den Tag zu le⸗ gen angefangen / und in ſolchem / wie das Titul⸗ Blat ſelbſten auß weiſet / ein neues Prob⸗Stüͤck / durch bloſſe Runſt den Schwefel zu machen / wie er ſonſt in den Ertz⸗Gaͤngen gewachſen ge⸗ funden wird / angegeben. Was mir daruͤber für Widerſpruch geſchehen / habe ich in einigen Bogen Monatlicher Anmerckungen / unlaͤngſt darauf / erwehnet und abgeleinet: auch nachmal / weil ſolche Unfaͤrtigkeiten nimmer kein Ende ha⸗ ben / in dem Specimine Beccheriano beruͤhret; Auch in eben ſolchem Specimine, unter de⸗ nen Documentis und Experimentis, von dem Schwefelichten Weſen genugſame Erklaͤrung und Erweiſung dieſer Sache dargelegt; Ja noch endlich in einer Diſſertation, de Anato- mia artificiali Sulphuris, auß ſichern Urſachen / das Experiment nochmals vorgeſtellt und auß⸗ gefuͤhret.
Nachdem aber ſolche Latelniſch geſchriebene Sachen nicht ſo leicht und allgemein zu jeder Liebhaber Bekanntſchaft gelangen; auch mein gegenwärtigen Vorhaben / von denen *
*
8 (0 77 Chymicis aufs moͤglichſt⸗ genaueſte zu reden / | dieſe Sache um deſto mehr erfordert / weil ſie hei allerdeutlichſte und umſtaͤndliche Beweis⸗ | thuͤme finden kan; ſo wird mir gar nichts zu ach⸗ ten fallen / wann ein oder anderer / deme ich es noch ſelbſt zu weiſen noͤthig gehabt / ehe er es glauben / will geſchweigen treffen koͤnnen / das alte Liedchen des Poͤbels vorſingen darf / ich trü⸗ ge mich mit aufgewaͤrmten Sachen / und ſtim⸗ mete die alte Leyer an. Ja da mir auch / nicht von vernuͤnftigen Schul⸗Lehrern / die ich allezeit in zuſtaͤndiger Achtung halte / ſondern von ange⸗ maßten Schul⸗Fuͤchſen / die ſonſt an der Sache / davon (ohne Anſehen in welcher Sprache es ge⸗ redet werde) die Rede iſt / nichts zu tadeln ver⸗ ſtehen / aufgeruͤcket wird / ich ſchriebe kein zierli⸗ ches Latein: So iſt es deſto billiger / daß ich durch Teutſch⸗Schreiben nicht allein manchem Ehrenwerthen Teutſchen Liebhaber einen an⸗ nehmlichen Gefallen erweiſe / ſondern auch ſol⸗ chen Afterrednern vor der gantzen Teutſchen ehrlichen Welt ihren Ungrund aufdecke / ob meine An⸗ und Erweiſungen in dieſen Dingen ſo beſchaffen ſeyen / wie ſie davon zu ſchwaͤtzen gewohnet ſind. ’
Das erſte nun / das von dem Sulphurifchen oder Schwefelichten Principio, oder Grund⸗ Weſen / zu bedencken falet / iſt die Eigen⸗ ſchaft deſſelben zur
) Verhaltung gegen dem Feuer.
) Beteigung der Farben.
j
3) Jar⸗
3) Jarten und innigen Vermiſchung mit En ee nal | 4) Verhaltung gegen das er und waͤſſerige Laͤſſe. van 45 8 5) Seiner eigenen groſſen und verwun⸗ derlichen Fart heit. * Wan 0) Seine eigene Art / nach trockener / o⸗ der flüßiger Bewandniß. x 7). Wo es ſich finden laſſe und anzutref⸗
fen ſey .
Nach ſolchen Umſtaͤnden und Abſichten nun ve = beweislichen Grund / zu ſagen / daß / eriruiy . 1
Gegen das Feuer dieſes Schwefel princi- pium ſich dergeſtalt verhalte / daß es nicht nur vornehmlich / ſondern eigentlich und einig / das⸗ jenige Weſen ſey / was zu der eigentlichſten Feuer⸗Bewegung am allergeſchickteſten / ja dazu gleichſam geſchaffen und beſchaffen ſey:
Sondern auch / nach verſtaͤndiger Redens⸗ Art / das coͤrperliche Feuer / die eigentlichſte Feuer⸗Materte / das wahte Grund ⸗Weſen der Feuer Bewegung in allen brennlichen Ver⸗ miſchungen darſtelle: 3 5-0
Jedoch auſſer Vermiſchung entweder gar rein Feuer abgebe / ſondern ehe in die unfichtba« re Zartheit verſtaͤube und verfliege: oder doch nur ein weitzertheiltes unſichtliches Feuer / nem⸗ lich die Wärme, außmache und formire.
Hingegen iſt weiter hoͤchlich zu mercken / daß dieſe Feuer⸗Materle / an und in ſich ſelbſt / ro
auſſer
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auſſer anderer Dinge / ſonderlich Luft und des Waſſers / Beytritt und Mitwuͤrckung / mit nich⸗ ten fluͤchtig / noch verſtaͤubend / zu befinden ſey: Wann es aber einmal durch die Feuer⸗ Bewegung / mit Zuthun der freyen Luft / ver⸗ ſtaͤubet und verflogen / fo dann und dadurch in eine ſolche allen Sinnen unerkaͤntliche Zartig⸗ keit / und unermaͤßliche Außſpreitung / zerſtreuet werde / daß von dar an keine / noch bekannte menſchliche Wiſſenſchaft es zu erkennen / oder menſchliche Kunſt es wieder zuſammen zu trei⸗ ben / oder in die Enge zu bringen und zu ver⸗ ſammlen mächtig ſey; zumal wann es ſchnell und haͤufig geſchehen ſolte. Wie unaußdencklich zart oder ſubtil aber dieſes Weſen durch die Feuer⸗Bewegung wer⸗ de / davon wird eine Erfahrung oder Experi- ment anzufuͤhrẽ ſeyn / welches nachdencklicheEr⸗ wegung erfordert / aber auch vergnuͤget. Auß dieſen geſam̃ten Umſtaͤnden habe ich da⸗ fuͤr gehalten / daß man ihme keine fuͤglichere Bes nennung / als das erſte / eigentliche / gruͤndli⸗ che / brennliche Weſen / geben koͤnne. Dann / da man an und in ſich ſelbſt / und auſſer aller Ver⸗ miſchung und Verknupfung mit andern Mate⸗ tien / bis auf dieſe Stunde / es nirgend finden aoch erkennen kan; und ihm alſo auch keine / ſei⸗ ner eigenen und einzeln Eigenſchaft gemaͤſſe Beſchreibung / noch bedeutliche Benennung zu eben / Grund und Gelegenheit hat: fo iſt mei⸗ mes Erachtens das vernunftgemaͤſſeſte / wann |” man
8e ) man es von ſeinen allgemeinen Wuͤrckungen benamet / die es in allerley / auch beſonders in ſeinen noch allerletzten und gleichſam allerwe⸗ nigſten Vermiſchungen erweiſet. Und dieſer⸗ wegen hade ich es mit dem Griechiſchen Namen / vhlogiſton, zu Teutſch brennlich / beleget. Indeſſen iſt bey dieſer Eigenſchaft bedaͤcht⸗ lich zu mercken / daß gleichwohl dieſes Weſen / ſo lange es in Sinnen» oder Fuͤhlung⸗begreiflicher Zuſammenhaltung befindlich / von dem Feuer allein nicht zerſtoͤhret / auch nicht auß einander geſtreuet / oder fluͤchtig getrieben werde: ſon⸗ dern / wann die freye Luft es nicht verführen kan / ſo lang die Welt ſtehet / in der groͤſſeſten Glut beſtehen und außdauren koͤnte: und zwar ohne einige noch bis ietzo bewuſte oder bekannte Veraͤnderung. | sd Was sum andern feine Bezeigung in Sara ben betrifft / fo iſt zum wenigſten zuruͤckwarts / (a poſteriori) gewiß und erweislich / daß in als len denenjenigen Dingen / wo dieſes Schwefel⸗ Grund ⸗Weſen wuͤrcklich eingemiſchet ſich bes findet, oder auf einige empfindliche Weiſe bey tritt / es mehr oder weniger Farbe darinnen vorſtelle / verurſache / mache / ja abgebe und ſelb⸗ ſten darzeige: | { Wie die darunter anzufuͤhren habende Ex⸗ empel augenſcheinlich außweiſen werden. Drittens / die zarte und innige Vermi⸗ ſchung mit andern zarten Materien betreffend / ſo werden ebenmaͤßige mehrere kundbare on eb
2 (0) &W 81 u fler und Proben vorſtellen koͤnnen / in was vor in Faft unerſinnlicher Zart⸗ oder Subtilheit dieſes Weſen / zum Exempel / in dem gemeinen Schwe⸗ fel außgedehnet und einverleibet ſey: wie dann Mauch die ſehr groſſe Außbreitung ſolches We⸗ ſens in mancherley vegetabiliſchen faͤrbenden Materien / als dem Safran / ſich genugſam be⸗ 1 dencklich erweiſet. Fer EUR Viertens / iſt auch von dem Geruch offen⸗ bar / daß nicht allein in unzaͤhligen ſubtilen vegetabiliſchen Geruchs⸗Proben / am wahr⸗ ſcheinlichſten / dieſes principium den offenbare⸗ ſten Theil habe: ſondern auch in denen nur allzubekannten Exempeln des Aubrennens / und RKauchs / einen ſolchen unmaͤßig weitſtreckenden Geruch und Geſchmack zu wegen bringe und darſtelle / daß auch eine allergeringſte Einhau⸗ chung davon uͤber alles Vermuthen weit und breit ſich außdehne; und zugleich die uner⸗ 1 Zartheit dieſes Weſens mit vorſtellig macher. Cam as) ne Zum Fuͤnften / vermiſchet oder vertraͤget ſich war dieſes Weſen ſehr ungerne mit waͤſſerich⸗ ter Feuchtigkeit. Doch thut es in der vegeta⸗ bdiliſchen Verfaſſung / vermittelſt einer allerzar⸗ teſten Saltzigkeit / noch ein uͤbriges: und ſon⸗ derlich durch die groſſe Laͤnge der Zeit des Wachsthums und rechter Reifung. Deſſen Beweisthum in denen allerzarteſt⸗ und fluͤchtig⸗ ſten Oelen / und durch die / ſonderlich lange / Guͤh⸗ rung entſtehenden ER Geiſtern / ſich iu
82 “3 (o) EB Tage leget. Da hingegen es eine bis no ietzo unaufgeloͤſte Schwerigkeit iſt / dieſes W ſen / wann es einmal durch die groͤſſeſte Leichtig keit auß denen Oelen los gemachet und abge ſondert worden / durch die Bunſt wieder mi der waͤſſerichten Feuchtigkeit in einige gena
gleichwie es mit dem Waſſer durch Kunſt ſchwerlich zu verknuͤpfen / und ziemlich leichtlich davon wieder los zu bringen iſt; hingegen mit trockenen Materien / durch leichte Kuͤnſte viele faltig und auf allerhand Weg und Weiſe / fi ſehr genau und feſte verbinden laͤßt / alſo / und ſolchem nach / zur trockenen Art hauptſaͤchlich und 7 geneiget / und gleichſam beſtim⸗ met ſey. e 53 Wes wegen dann auchBeccher guten Fug ge⸗ habt / ſolches als ein erdiſches / nemlich von eis gener Art trockenes / und zu trockenen Ver⸗ miſchungen allergeſchickteſtes Weſen / zu benen⸗ nen und anzugeben. 5 Die ſiebende und letzte Betrachtung war / wo es ſich finden laſſe und anzutreffen ſey. Dar⸗ auf iſt nun die Antwort / auch zum Theil 5 ſchon angeführten Kennzeichen und Eigenſchaf⸗ ten / unſchwer zu geben / daß / bis auf allerwe⸗ nigſte / alle vermiſchte coͤrperliche Dinge / mehr oder weniger / mercklich von dieſem Weſen An⸗ theil haben: und zwar in allen dreyen ſo sau en
S
> CHOR, 82
ten Reichen; dem vegetabiliſchen / ahimali-
N 4
findlichen iufaͤlligen Waſſer / und doch auch nicht außzunehmen / ſo lang es noch in denen Körpern ſteckh) zu finden / welcher nicht aufs genaueſte davon beſetzet / und Theil davon er⸗ halten haͤtte. Haͤuffig aber iſt es an beyderſeits dero Settigkeiten zu finden. 1 In dem mineraliſchen Reich iſt nichts / als das Waſſer / das gemeine Saltz / das virrioli. che pure Saltz⸗Weſen / und helle Sand und Geſteine / in welchen dieſes Weſen wenig / oder gar nicht / gu vermercken wäre. Hingegen find die Stein⸗Kohlen und Erd⸗Peche voll damit verſehen; der Schwefel / nicht zwar an dem Gewicht / wohl aber an der Zahl ſeiner al⸗ Herzarteſten Staͤubgen / vollkoͤmmlich damit bes ſetzet. Nicht weniger alle verbrennliche unvoll⸗ TFommene / und fo genannte unreiffe metalli- ſche Weſen. Fr: Bart Wobey noch das merck wuͤrdigſte iſt / daß dies eſes Grund⸗Weſen eine offenbar beweisliche all⸗ gemeine Gleichheit / in allen dieſen dreyen Rei⸗ chen / dergeſtalt habe und halte / daß es unmit⸗ telbarer Weiſe / und ohne die allergeringſte Schwerigkeit / ja ut auß dem ve- Ie 2 ge⸗
1
—— —
80 3 (0) 88 getabiliſchen und animaliſchen / in das miner liſche und metalliſche Weſen uͤber⸗ und eing
werden kan. | Dann / vor die allererſte Experimental. An merckung in dieſer Materie / allen Menſchen v Augen lieget/ daß nicht allein faſt alle wohlbe kannte harzig⸗ und oͤlichte Gewaͤchſe in dü rem / magern / ſandichten Grund am beſte wachſen / und nicht ſowohl Waſſer⸗ fette / als leicht und luckere mulmichte Holtz⸗und gan verrottete Miſt⸗Erde / den Sand bloß aufzulü ten und lucker zu erhalten / leiden moͤgen; ſon dern auch die uͤberfluͤßig harzichte Tannen Fiechten⸗ und Kiehn⸗oder Foͤhren⸗Baͤume / nicht allein in dem klaren Sand / (ja weichen Sands Steine / die ſie mit der Wurtzel zerſpalten) und nicht in feucht ⸗ fettem Grund / wachſen und am frecheſten fortkommen; ſondern auch ihre Wurtzeln weit und breit auf dem flachen Boden herumſtrecken / in die Tieffe aber / auch der hoͤch⸗ ſte und aroͤſſeſte Baum / ſelten 2. Elen tieff / und verwunderlich wenige Wurtzeln ſchlaͤget. Und gleichwohl ſo wohl ſolche ſeine Wurtzeln * dem gra
| 2 C 5
Harz gantz durchpfropfet / (wie man den iehn ſiehet) ja auch jährlich fo viel neue Sproſſen / Laub und Tannfapfen erwachſen / welche eine unſaͤgliche Menge Harz ⸗Settigkeit enthalten. Da gleichwohl niemand glauben wird / daß ſolche ſo haͤuffige Materie ſchlechter⸗ Mings auß dem magern und trockenen Sande ſſelbſt werde / und dargegeben ſey. Sondern iel glaublicher iſt / daß fie ſelbſten auß der ver⸗ Aniſchten Luft / oder Atmofphera, darein ges ogen werde: Als welche ſowohl von dem gaͤh⸗ enden Wachsthum der Kräuter / als gefalle⸗ hen Laub / und deſſen / ſamt denen Kraͤutern / Herbſt / und nach dem Winter / im Fruͤhjahr /
er faulend⸗ und außduͤnſtenden Weſen / auch hem in die Luft / in unbegreiflicher Menge / ver⸗ Apreiteten Oel ⸗Holtz⸗ und Kohlen / Brands Veſen / mit dergleichen / recht in ſeine urſpruͤng⸗
iche Simplicitaͤt / und einformige eigentlichſte Reinigkeit außgeſondertem Frincipio ipflam-
Nnabilitatis, angefuͤllet und uͤberfluͤßig verſehen
ſt. Es komme nun alſo Dunſt⸗weiſe / ſich in
ie Vermiſchung zur Fettigkeit einzuſchleichen;
der werde mit dem allerzarteſten Saltz⸗We⸗
en / deſſen die Luft ebenmaͤßigen Überfluß auf
leiche Weiſe uͤberkommt / in die vegerabili-
he Wachſung eingefuͤhret. Wie man dann
ur Gnuͤge weiß und erfaͤhret / daß der Thau
in dem Wachsthum der Vegetabilien eine wich⸗
ige und ſchnelle Kraft beweiſet. Einmal iſt NO: daß die n * 3 er
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3 (0) SR
36 2.
Der pflantzbaren Art / oder Vegetabilien / das jenige Weſen ſind / in welchem unaufhoͤrlich durch das fortfahrend oder wieder auß den Saa⸗ men anfangende Wachsthum / die Fett⸗Ver⸗ miſchung in unaußdencklicher Menge geſchie⸗ het / wieder zergehet / und wieder aufs neue er⸗ richtet wird. Dergleichen Werck alleine die Natur vermag / die Kunſt aber darinnen gantz unvermoͤgend iſt. Man ſpitze hernach / in Phyſicaliſchen Tiefſinnigkeiten / das verurſachen⸗ de und wuͤrckende Weſen / wohinauß man wol⸗ le; welches in der Chymiſchen Betrachtung fuͤr eine außwaͤrtige / fremde / und in dieſen Krahm nicht gehoͤrige Waare zu achten iſt.
Daaber die Thieriſch⸗belebte Species, oder das Regnum Animale, ihre Nahrung ur ſpruͤnglich auß den Vegetabilien nehmen; in⸗ dem die Fleiſcheſſende Thiere hauptſaͤchlich von denen Kraͤuter⸗eſſenden ihre Nahrung ſuchen: So iſt eine leicht aufloͤsliche Frage / woher die Thiere ihre Fertigkeit überhaupt (ut in gene- re talem) hernehmen. Da ſonderlich die nahr⸗ hafteſte Gewaͤchs⸗Speiſen / davon die Thiere fett werden / ſolche Erdgewaͤchſe⸗Theile ſind / die mit einer wohl. und zart⸗eingemiſchten Fet⸗ tigkeit reichlich verſehen ſind: Nemlich ſowohl die Korn⸗Fruͤchte / als die milchichten Kerne. Worinnen alſo keine Schwerigkeit vorfallen kan / die groſſes Nachdenckens / und weit ge⸗ ſuchter Beſcheinigung / beduͤrfte. a
Ich will alſo in denen thaͤtlichen .
en
FFF 4... fen und Ubungssoder Erfahrungs⸗Jeugniſ⸗ ſen fortgehen / und die Harze anführen; deren
ſowohl einheimiſch / an dem Tannen ⸗Geſchlecht / und allerhand oͤlichten Kern⸗ und Saamen / als anderwaͤrts auß fremden Landen / an harzigten außtriefenden Arten / von Maſtix / Weyhrauch / Myrrhen / Anime, Camphor, und was denen 0 bees eine unerſchoͤpflliche Menge bekannt iſt:
wohl als in den harzigten Hoͤltzern / Guajaco, MRhodio, und dergleichen. In ſolchen nun iſt ein groͤberer / mit waͤſſerichter Feuchtigkeit noch wenig⸗ und groſſen Theils auch tiefer und reich⸗ licher damit verſetzter und eingemengter / Unter⸗ ſcheid. Das letztere iſt unter dem Namen der ſowohl außgepreßten / als abgezogenen Oele / je⸗ derman kundbar. | | Wer folte nun aber meynen / daß in einem allerhelleſten / fluͤßigſten / fluͤchtigſten Oel / dasjenige, was es zum Oele und Feuer⸗fan⸗ genden / ja Feuer⸗ abgebenden Gemenge mas chet / eine gantz undurchſichtige / trockene / und ohne Beytritt der Luft / Feuer⸗Hitz beſtaͤndig ertragende / und vollkommen unfluͤchtige / coͤ⸗ perliche Materie ſey? f Es ſind nun etlich und dreyßig Jahre / ſeit de⸗ nen ich mit dieſer Sache manchen Schertz ge⸗ habt / wann ich bey gewoͤhnlichen tiefſinnigen / and auf lauter Spitzen und Ecken außgezirckel⸗ ten Beurtheilungen über Chymiſche Effecten / und deren Sinnen » begreifliche Umſtaͤnde und Urſachen / mit dieſer Sars eingekommen * 5 4 0
88 8 (o) SB
des wohl zu machen ſeyn möchte / daß ein allere
„reineftes deſtillirtes Oel / ohne Zuthun einiges / „auch nur erdencklichen coͤrperlichen Weſens / „in einem Augenblick dergeſtalt an ſeiner Ver⸗ „miſchung aufgeloͤſet wuͤrde / daß nicht allein
„daran ſichtlich und handgreiflich zu befinden
„waͤre / daß feine gegenwaͤrtig helle / naß und „flüßiges und flüchtige Art / meiſtentheils in pu⸗ „rem Waſſer beſtehe; Sondern auch das mit „dieſem verknuͤpfte Brand⸗Grund⸗Weſen „oder principium, ein trockenes / hoͤchſt un⸗ „durchſichtiges / und aller Glut nichts weichen⸗ „des Weſen ſeye: Welches / ob es gleich am „Gewicht ein ſehr weniges außmachet / dennoch
„amdGeſicht und Maſſe / in feiner groſſen Zartheit /
„und ſehr weit ſtreckenden Farbe / eine groſſe „Vielheit begreiflich mache. Ich kan mit un⸗
„verſtellter Wahrheit bezeugen / daß ich / ehe ich
ves von mir geſagt / noch keinen einigen gefunden / „der es gewuſt zu beantworten; viele aber / die
ves für unbegreiflich / und kaum möglich geach⸗
tet: zumalen den Vernuͤnftigſten am wenigſten „iu Sinne kommen wollen / wie es nicht nur oh; „he allen cörperlichen Zuſatz / ſondern noch dazu „im Augenblick zu geſchehen / möglich ſeyn moͤch⸗ ate. Ja es hat ein oder anderer / deme dieſe „unvermuthete Schwerigkeit durch ſeine an⸗ „derweite tiefſinnige Außdeutungen ſo hin⸗
„durch gefahren / daß alle Beantwortung da⸗
„durch in einer Stille ſtecken bleiben muͤſſen / kein
„Blat vors Maul genommen / eine kurtze Nu, 4
2 (0 8 89
| Aecgung zn geben / daß meine Bekraͤftigung / daß „es mir bekant / und auf das allerleichteſte zu „verrichten moͤglich / auf fein grob Teutſch eine „Aufſchneiderey ſeyn möchte, Ich kan aber verſichern / daß es mir ſo gar nicht zu Gemuͤthe gegangen / daß ich vielmehr auch darauß das dillige Bedencken behertziget / wie vergebliche Muͤhe wir Menſchen / zum oͤftern / mit weitge⸗ ſuchten Tichten und Nachſinnen haben / indeſ⸗ ſen wir / was vor aller Menſchen Augen / ja in | altäglichem Umgang / dergeſtalt zu Tage liegt / daß wir auch unzaͤhlige mal uns daran ſtoſſen / (gleichwie mit dieſem verdrießlich beſchmutzen) weder Anſehens / noch einigen Gedanckens wuͤr⸗ dig achten. Dannenhero ich / wann es mir ge⸗ legen geweſen / ſolche grobe Zwelffel / ohne eini⸗ ges Wort / mit der That ſelbſten geſtillet / wann
ich in einen Loͤffel etwas dergleichen / als Kiehn⸗ oder Terpentin⸗Oel gegoſſen / an einem Licht au⸗ genblicklich Feuer fangen laſſen / und mit einem andern in die Flamme gehaltenen Loͤffel den im Augenblick darauß gewordenen Ruß / fo viel als zur Antwort noͤthig / aufgefangen. Sol⸗ che Einfalten heget und erzeiget die Wahrheit / als welche allezeit nichts anders als ein einiges und einfältiges Weſen iſt.
Wie vollkommen nun alle die beruͤhrte Um⸗ ſtaͤnde hiedurch wahr gemachet / liegt vor Augen: Und werden wenige ſeyn / die den einigen nicht wiſſen ae daß dergleichen Ruß in einem recht feſt verklebten ee daß keine 15
— auß noch ein kommen kan / ohne Aufhoͤren / ſon⸗ der den geringſten Verluſt ſeines jetzigen We⸗ ſens / in aller Glut dauren und beſtehen wuͤrde.
Auch gibt ſich von ſelbſten / daß er gleichwohl das wahre Principium, ſowohl der §ettigkeit / als Brennlichkeit / geweſen; Indeme man nur einen ſolchen ſubtilen / nemlich Kiehn⸗Ruß / in einem verdeckten Geſchirr eingedruͤcket / ein⸗ mal zugedeckt / durchgluͤhen darf / damit das noch darein geſchmierte brenntzigte Oel davon komme / und darauf ſolchen Ruß herauß geſtuͤr⸗ tzet / mit einem gluͤhenden Hoͤltzgen an freyer Luft anglimmen / ſo wird er fein ſtillſchweigends nach einander hinweg und außglimmen / daß man mit keinem Sinn vermercken kan / wo er hinge⸗
kommen. 52805 So viele und weitlaͤuftige Mühe nun Bec- cher angewendet / nicht ſowohl zu erweiſen / als nur anzuweiſen / daß die zu dem Brennen / gründlich und hauptſaͤchlich / verfuͤgende Sache mehr zur Erdiſchen / trockenen / und an ſich ſelbſten nicht / nach gemeinem Verſtand / fluͤchtigen Art / geſchaffen und beſchaffen ſey; So deutlich und einfaͤltig beſcheiniget ſich ſol⸗ ches auß denen nur angefuͤhrten wuͤrcklichen
Proben und Beweisthuͤmen: Wie nemlich
ſolche Materie / entweder ſelbſt auß der Erden / oder auß der Luft / und alſo beyderſeits in tro⸗ ckener Geſtalt verfaſſet / in die naſſen Vermi⸗ ſchungen erſt maͤhlig einverleibet werden muͤſſe: Hingegen auch ſolche / aufs allerleichteſte und
ge⸗
88 (o) 88 92 geſchwindeſte / wieder von ſich laſſen / und dar⸗ auß durch eine / allereigentlichſt ihm allein zu⸗ „J kommende / ſowohl allerſubtilſte / als aller⸗ ſchnelleſte Bewegung / losreiſſen laſſen.
Dann wiewohl / durch ein fernerweites ex; periment, die deſtillirten Oele / auch mit aller⸗ ley ſcharfen / und das Waſſer feſte anziehen⸗ den Saltzen; auch mit ſubtilen / ſonderlich et⸗ was metalliſchen Erden / Kalch / Aſche / auch dahin gebracht werden / daß ſie theils unſchmack⸗ bares Waſſer von ſich laſſen / theils aber ihr brennliches Weſen zuruͤcke laſſen; und alſo durch viele Wiederholung gleichſam gantz in
Waſſer verkehret zu werden ſcheinen: fo find doch ſolcherley Mittel ihrer Scheidung / faſt durchgehends / ſo muͤhſam / weitlaͤuftig / und vieler Schmiererey unterworfen; auch die
Umſtaͤnde / wo dann endlich dasjenige / was ſie zu Oel gemacht hatte / geblieben / und was fuͤr Eigenſchaften von ihme an ſich ſelbſt / durch ſolche Wege / zu erweiſen ſeyn moͤchten / ſo ver⸗ wickelt und verſtecket / daß dadurch wenig recht vernehmlich⸗deutliches außgefuͤhret und darge⸗ leget werden kan / woran nicht noch vieles zwei⸗ felhaftes / und allerhand Einmürffe veranlaſ⸗ ſendes zuruͤcke bleiben ſolte.
Waags ich unter ſolchen Verſuch⸗Proben noch fuͤr die beſte halte / iſt das ſchon in ſeinen erſte⸗ ren Anmerckungen von Kunckeln angefuͤhrete Experiment; Wann man ein gutes Therebin - thin · Oel mit Oleo Vitrioli recht W
Sie
92. 29 (S bringet / und damit uͤberziehet: Da dann nicht allein etwas fixes Erdiſches / ſondern / wann es recht gelinget / wuͤrcklich zart ⸗ſandigtes / iurü / cke bleibet. | Allein wundert mich gar nicht / wann jemand dieſes Angeben nachmachen will / und ſehr we⸗ nig / oder wohl gar nichts damit richtet; In⸗ deme es mit bloſſemGGeſchmiere und Geſudele/ ſo wenig als einig anderes zaͤrtliches Experiment, gethan ſeyn will. Dann es erfordert nicht al⸗ lein / wie allezeit vom Oleo Vitrioli zu verſtehen dienet / ein recht gutes dergleichen Oel; ſondern auch eine ſolche Mengung / welche Zeit und Ge⸗ duld bedarf / und mit zuſammen gieſſen / und das zarte Oel heruͤber jagen / nicht gerichtet ſeyn will. Mercklichen Nutzen hat / wann man die beyde rechte Olea in einem offenen Geſchirr / daß jenes mit dieſem bedecket ſey / einige Zeit of⸗ fen ſtehen laͤſſet: Wodurch das Terpentin ⸗Oel zu einem braunen Hartz / ja faſt bruͤchigen Pech
zu werden ſcheinet: Sonderlich / wann es auf
einiger gelinden Waͤrme geſchehen. Auch gibt es / mit allem / lang nicht vieles ruͤckſtaͤndiges: Welches auch mit nichten einigem Theil oder Weſen auß dem⸗fluͤchtigen Oel alleine zuge⸗ ſchrieben werden kan / ſondern auch von der ſub⸗ til⸗Erdiſchen Art des Vitriol - Oels mit Theil nimmet.
Hingegen wird vielleicht von eben dieſem Ex periment, unter der Betrachtung des Schwe⸗ fels / noch etwas zu erinnern und zu bedencken vorfallen. Das
1% © 00 05 40 93 Das einige habe an dieſem Det / bis es an weiterem noch ein mehrers außweiſen wird / zu bemercken / daß / glelchwie feine Flůchtigkeit auß dem Feuer / ja vor dem Feuer / in dieſer Oel⸗ Geſtalt und Vermiſchung / von ſeinem mitver⸗ knuͤpften Waſſer herzuleiten ſeye; Alſo haupt⸗ ſaͤchlich ſeine flam̃ende ſchnelle Außbreitung von eben demſelbigen Waſſer herkomme: Und zwar auf eine gar einfaͤltige Art. Indem nemlich das Waſſer / durch die heftige Feuer⸗ Bewegung dieſes principii, in eine blaͤſtige ſchnelle Außbreitung gebracht n wird; und alſo das entzuͤndete brennliche Theil mit einer Schnelligkeit auſblaäſet. Dahers es auch kom⸗ met / daß ein deſtillirtes Oel / wann es in ge⸗ nau verſchloſſenen Geſchirren uͤbermaͤßig erhitzet wird / ſolche entzwey treiber, Welches nemlich auch ein Waſſer / durch groſſe Hitze in Dunſt zertrieben / thut: Dahingegen dieſes brennli⸗ che Principium, zu ſolcher dunſtlichen Außbrei⸗ tung oder Außſpannung / (elaſticitate) gar nicht genelget noch geſchickt iſt. Welche experi- mental- Anmerckung wiederum bey dem Sal⸗
peter ihren Nutzen haben wird. Die zur Farb⸗Wuͤrckung dieſes principii dienende wuͤrckliche Beweisthum nehmen billig auch ihren erſten Anfang von dieſem an⸗ gegebenen Grund - Experiment: Da es ſich nemlich in ſeiner Scheidung auß der oͤlichten Vermiſchung in der allerſchwaͤrtzeſten Far⸗ be erzeiget. Wobey nicht eben vergeſſen / De ern
“MOM dern für unnoͤthig anzufuͤhren zu achten / daß dieſes Weſen / gleichwie auß denen * Oelen / darinnen man es am wenigſten in ſol⸗ cher Beſchaffenheit vermuthen koͤnte / alſo deſto mehr auß allen andern / vegetabiliſchen und
animalifchen Fettigkeiten / ſich los gebe / und in
Geſtalt eines Rußes erweiſe. bi
Die groſſe Erſtreckung dieſer Farbe nun kan auf das einfältigfte darinne bemercket werden / wann man dieſe Schwaͤrtze unter eine groſſe Menge (ſonderlich nach dem Gewicht anzurech⸗ nen) weiſſer Materien / aufs zarteſte als moͤglich / mit Zerreiben auf einem Stein / verſetzet. Da dann das bloſſe Auge Richter ſeyn kan / wie weit ſich ſeine Farbe außbreite. Ob gleich ſolche Vermiſchung / ſo klar ſie auch gerieben wird / dennoch im Grund noch etwas grobes iſt: da die allerzarteſten Farbe⸗Staͤubchen / zwiſchen dem noch groͤber bleibenden ungefaͤrbten / je suche und mehr bloß verdecket und verdruͤcket bleiben.
Ein etwas zarteres Exempel zeiget ſich / wann man ein weiches Bley⸗Glas / auß 4. oder 7. Theil Mennige / und einem Theil aufs klaͤrſte ge⸗ pulverten weiſſen Kieſelſtein / recht klar und durchſichtig gefloſſen / zu zarteſtem Pulver ma⸗ chet; darauf einen / in guter ſcharſen Alcali- Lauge zerlaſſenen Schwefel / mit gutem deftil- lürten / oder gemeinen Wein⸗Eßig / nieder⸗ ſchlaͤgt / und ſtracks / bey noch waͤhrendem Auf⸗
gaͤſchten / dieſes weiſſe Pulver / auf einem 58 N
|
| 22 (0) 38 95 Doch dichten Leinwand außgebreitet / darüber halt / und ſachte umruͤhret. Da dann von dem bloſſen wenigen allerſubtilſten Dunſt dieſes Pulver gantz ſchwartz⸗ braun anlaͤuffet. Ja ſelbſten / wann es auf einem Papier außgebrei⸗ tet hingeleget iſt / und dieſe Niederſchlagung in einem flachen Porcellin⸗Schaͤlgen darneben | | verrichtet wird / und der ſtarckriechende / doch unſichtbare / Dunſt ſolches weiſſe Pulver nur ‚\ überläuffet/ oder aufs allerſachteſte darnach zu⸗ geblaſen wird / er ſolches augenblicklich ſchwartz⸗ braun machetg i eee e Wie dann auch das im Kunſt⸗Buͤchlein be⸗ ſchriebene experiment der ſo genannten fym- pathetiſchen Dinte eine wohl betrachtliche die⸗ ſer Art Würckung thut. Wann man nem⸗ lich Auripigment (dann ſo lautet der Buchſta⸗ be) mit Kalch und ſcharffer Pottaſche kochet;
weiter / Silber⸗Glaͤtt mit Eßig kochet / und mit
dieſer hellen uͤberſuͤſſen ſolution etwas auf ein ee ſchreibet / und ſolches mitten in ein Buch
Papier leget: darauf eine Seite des aͤuſſerſten
Bogen von dem Buch Papier mit dem auß
Auripigment gekochten hellen Waſſer mit ei⸗
nem Schwaͤmmgen beſtreichet / und eine kleine
Weile auf dieſe Seite niedergelegt laͤſſet: Da
‚Dann dieſer ſubtuſte Dunſt durch die 24. Blaͤt⸗
ter Papier ſo viel Durchdringens hat / daß er
das in jener Schrift enthaltene zarte Bley⸗ Weſen braun⸗ſchwartz faͤrdet. Wie ſol⸗ ches / ſonderlich mit Bephuͤlfe eines fac ee
als
96 223 (0) 88 1 Saltzes / auch ſelbſt durch ein ziemlich dickes
Da iſt nun auch weiter von dem Schweſel bekannt / wie er in verſchiedenen Saltzen / oder a jart zertrieben eine hochunthe Farbe vor⸗ elle. 15 h | Wann man noch nicht lang gelegene klare durchgeſiebte Aſche von Birckenholtz mit Waſ⸗ ſer ſo viel befeuchtet / daß man ſie wie Leimen zu Ballen machen kan / eines maͤßigen Apfels groß; trocknet ſolche mit ziemlicher Hitze / und gluͤhet ſie darauf in einem Flammen⸗Feuer von glei⸗ chem Holtz / daß ſie wohl durchgluͤhen / und ko⸗ chet fie noch ſo heiß mit reinem Waſſer auf / gieſ⸗ ſet nachmals die klare Lauge ab / und laͤſſet ſie bis zur confiſtenz einer wohl fetten Lauge abdun⸗ ſten: So wird fie fo ſcharf ſeyn / daß ſie Wolle zu einem Schleim zermalmen und zart gepul⸗ verten Schwefel / auch alſo kalt darein geſtreuet / zuſehends aufloͤſen wird. Wiewobl nun ſol⸗ ches auch fo bald / als es fein Genügen ſolviret hat / roth genug erſcheinet; alſo / wann es in ei⸗ ne Phiol gegoſſen und in heiſſem Waſſer dige- tiret wird / giebt es eine recht dunckel . rothe
. tothe Farbe. Man mag es aber wohl an Or⸗ ten thun / wo nichts ſilbernes ſtehet / auch wo nicht viele beute zu thun haben / indem es ein hal⸗ bes Haus mit Geſtanck 3 kan. Wann man es lange und wohl heiß digeriret / ſo ſetzet es ein Theil ſchwartzes / aber leichtes Pulver zu Boden; welches aber außgeſuͤſſet und getrock⸗ 1 net wieder weiß anlaufft. | - Wann man&chmerel-Pulver oder Blumen l in Anis⸗Oel etwas heiß digeriret / ſo nimmt es einen groſſen Theil davon in ſich / und wird gantz dicke ſchwartz⸗roth davon. Deſſen ein Tropfe viel des allerreineſten Spiritus ardentis mit ſicht⸗ licher Farbe durchgehen kan. Nun moͤchte man zwar gedencken / weil nicht alle Saltze / die man Alcalien nennet / nemlich die fixen / auch nicht alle deſtillirte Oele / auf ei⸗ nerley Weiſe von dem Schwefel hochrothe Far⸗ be annehmen / oder mit ihme vorſtellen / daß dan⸗ nenhero ungewiß fen / ob die Farbe von dem Schwefel / oder von den Salgen herkomme. Als in welcher Sache eben Kunckel vornehmlich ſeine meiſte Zweiffelhaftigkeit gegruͤndet / und
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genaue Überlegung und Betrachtung zu vertief⸗ ſen / eben ungewohnet / sang erachtet / Ir na Dem
58 08 (e) 88. dem Namen eines luſus naturæ zu belegen / und die Haupt ⸗Urſache / wann man ihn recht nach ſeinem Sinn verſtehet / entweder ſchlechterdings auf die Saltze leget; oder doch Die emphati⸗ ſchen oder bloſſen Schein⸗Farben (a poſitu cor- porum) nicht gnug unterſcheidet / von denen wahren Beſtand⸗Farben / die auf der innerli⸗ chen textur und feften pofitur ſolcher zarten Coͤrper / nach dem Beytritt des Licht⸗Scheins / beftändig und allezeit auf eine oder die andere Art ſich erweiſen; und alſo einzeln und in auch kleineſter Zahl diejenige Materie ſind / worauß die Farbe beſtehet: (materiale coloris) gleich⸗ wie freylich der unterſchiedliche Fall / Wieder⸗ ſchlag und Umſchlag des Lichts die letzte Be⸗ dingung u. Abſchnitt (formale) außmachet. Da hingegen die Schein⸗Farben nur auf zufaͤlli⸗ ger Stellung vieler kleinen Staͤubchen / und mehr nur Verſetzung als Verbindung derſel⸗ ben ſich gruͤnden / und auch wider aͤndern / ja ver⸗ ſchwinden. | Dann daß Kunckel das Haupt⸗Werck auf die Saltze legen wil / und die entſtehende Farben für lauter luſus naturæ halten; (womit er nem⸗ lich im Grund dasjenige verſtehet / was man hieran ſonſt emphaticum nennet) deſſen hat er noch lange nicht genugſame gründliche Beſchei⸗ nigung beygebracht. Um ſo viel deſto weniger, da er zwar freylich die Erfahrung anfuͤhret / daß die brennende Spiritus, der Eßig / die fluͤchtigen Saltze / auch wohl fixen alcalia, der u | ar⸗
Farden vorſtellen und angeben / wann ſie mit allerhand andern Dingen ſubtil vermenget wer⸗ den: Allein eben leugnet / daß weder in ihnen / noch denen damit vermiſchten dergleichen We⸗ | ſen / ein ſolches wuͤrckliches und coͤrperliches far⸗
bigtes Weſen ſtecke. Auch ſonderlich ſich nicht darein finden wil / daß in dem Salpeter eine wuͤrckliche / nach rechten Verſtand ſchwefelhafte / coͤrperliche Materie ſtecke: welches ich zwar gar vielen andern / ihm aber am allerwenigſten voͤl⸗ lig zu gut halten kan. Da ja die offen⸗
bareſte Art der Erzeugung des Salpeters durch die Faͤulniß / und alſo unumgaͤnglich erforder⸗ liches fettes Weſen / ihn zu andern Gedancken anleiten ſollen: zumal er bereits in ſeinen An⸗ merckungen auß gantz vernünftiger Erfahrung angewieſen / daß auch auß dem bleffen verfaul« ten Urin eine merckliche Quantitaͤt Salpeter gezogen werden koͤnte; hingegen nach ſeiner Vorſichtigkeit den Luft⸗Salpeter / als der Luft⸗ Faͤnger groſſe Rund⸗DTartſche / wohl nicht zu Huͤlfe zu nehmen geſonnen geweſen.
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Ja wann er nun eine rechte hohe Tinctur auß einem aller feineſten Spiritu ardente, (um ſo viel deſto mehr aber oleaginofo, und ins be⸗ ſondere aniſato) und einem recht brennend⸗ ſcharfen alcali fixo genommen / und den Spiri« tum gelinde davon abgezogen / und alſo ein di⸗ ckes blutrothes Theil zuruͤcke behalten: ſolte er wohl die Farde / wie ſie vorhin durch den geſam⸗ ten Spiritum gußgebreitet geweſen / fuͤr einen G2 bloſſen
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bloffen lufum natutæ oder emphafin haben halten koͤnnen? oder noch in dieſem ruͤckſtaͤndi⸗ gen zuſammen getriebenen halten moͤſen? Zumal da er mit gleicher vernuͤnftigen Erfah⸗ rung eben dort bemercket / daß die ſcharfen alca- liſchen Saltze durch langes Gluͤhen / (am aller⸗ geſchwindeſten aber durch Flammen überfireis chen) gruͤn⸗blau werden: Und gantz verſtaͤndig ſolches einem ſubtilen coͤrperlichen Weſen auß der Gluth / ia ſelbſt etwa einſtaͤubenden Kohlen beymiſſet: und alſo auch darinnen etwas cörs perliches ſelbſt erkennet; Und zwar von ſolcher Art / was insgemein ſulphuriſch genennet wird / nemlich in der That das brennliche erſte We⸗ ſen / oder principium igneitatis bey ſich fuͤh⸗
ret. | Da er gewißlich mit dem groffen Unterſcheid des Kohlen⸗ und Flammen⸗calcinirens / davon er auch in dem Laboratorio mit billigſter Uns terſcheidung redet / viel nachdencklicher umzuge⸗ hen / die gröffefte Urſach gehabt hätte: Auch ihn das ſchon angeführte Beyſpiel der Bley ⸗ Mennige zu guter Erwegung anleiten koͤnnen; und gewiß mit allem Fug und Recht bey ſeinen übrigen fo hoch recommendirten Metall⸗Ae⸗ ſcherungen bewegen ſollen. Als wohin ihn fein nicht ohne Grund geruͤhmtes Iſaac Hole landiſches Verfahren / des reverberii der Alten / eben ſo fuͤglich anweiſen moͤgen / als Becchern die Kohlen⸗Gluth⸗Arbeit zu der Gebriſchen (und
—
| 28 (o) 8% 10 Cund ſtelle dahin / wie ferne auch!Hollandifchen) ſublimation.
Aber freylich iſt zu gruͤndlicher betrachtlichen Unterſuchung / und beſtaͤndigen Beurtheilung / ſchlechterdings noͤthig / feine Gedancken auf gar eine groſſe Menge / nicht aber die wenigern / ob⸗ wohl auß gar vielen uns bekannten und wohl⸗ verſuchten Materien gegruͤndete Erfahrungen / und ihre zuſammenſtimmende Bezeugungen zu richten; wozu man eben nicht allerſeits und al⸗ lezeit überein genugſam geneiget / noch aufge⸗
Daß aber in verſchiedenen Verſetzungen / ſon⸗ derlich in Glas⸗Farben / ſehr viel emphatiſches unterlauffe / hat Kunckel das hoͤchſte Recht / zu bemercken. Indeſſen bleibt allezeit der noͤthige groſſe Unterſcheid / unter der Farbe ſelbſten und was dieſelbe uͤberhaupt coͤrperlich giebt oder ver⸗ urſachet; und der Art oder Veraͤnderung / wie ſich ſolche nachgehends erzeiget. Und ſind in ſolchem Fall allerdings die innhafftenden (im- manentes) Farben / von der Auß⸗ und Abſtrah⸗ lung / (emanante) und die eigenen Beſchaffen⸗ heiten (propriæ affectiones) von denen ver⸗ mengten Außwuͤrckungen (fociis effectibus) genau zu unterſcheiden. Welches aber freylich nicht jedermans Gelegenheit iſt. f So viel kan nun uͤberhaupt genug ſeyn / von der Sarbhaftigkeit dieſes Seuer · und Schwer. fel⸗Grund⸗Weſens angefuͤhret zu haben; weil doch bey weiterem Verfolg der Vermi⸗ G 3 ſchung
102 88 (0) 80 ſchung deſſelben noch mehr und mehrere Gele⸗ genheit vorſtehet / davon fernern Wheeistdan der Erfahrung ſelb ſten anzugeben. Da dann zu Behertzigung meines dritten Haupt-⸗Puncts von der zarten vielfältigen Ver⸗ miſchung dieſes Grund- Weſens / und ſolches durch Erfahrungs⸗Proben zu beweiſen / das von Kunckeln angeführte Richt⸗Maaß und Ders nunft⸗Regel / jedoch deutlicher als er fie vorträs get / wohl beyzubehalten. Er bringet nemlich nur die Hälfte davon zum Vorſchein: in quæ aliquid reſolvitur, ex illis conſtat. k Dann wiewohl auch dieſes feinen völligen Grund hat / wann nemlich das reſolviren oder Zerlegen richtig und unzweifelich recht beweis⸗ lich / rein und vollkommen gezeiget und behauptet werden kan: So koſtet es doch mehr als einer⸗ ley Muͤhe / nicht nur dergleichen zu thun / ſon⸗ dern vornemlich wahr zu machen und klar zu beweiſen. Da hingegen es ſowohl wenigere Mü⸗ he zum Beweis oftmals giebt / als auch buͤndi⸗ ger ſchlieſſet: e quibus aliquid fit, & in eadem iterum reſolvitur, ex illis conftat,
Ich vermuthe / daß / gleichwie dieſe propofi- tion von niemand in Zweifel gezogen werden wird / alſo doch die Außlaſſung des erſten Theils wohl ehe daher komme / weil es eben nicht ſo ei⸗ ne geläufige Sache iſt / die augenſcheinlich Ma⸗ chung und Zuſammenbringung zu leiſten / und bey der wieder Abſonderung eben dieſelbige prin- cipia wieder darzuſtellen / oder auß tr
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Lu MO) 15 Umſtaͤnden recht erweislich zu machen: als u nur das letztere Theil davon vorzuſtellen. Gleichwie aber nun die nur gemeldete Eln⸗ miſchung und zarte Verbindung dieſes Feuer⸗ und Schwefel⸗Grund⸗Weſens in der wuͤrckli⸗ chen Hervorbringung (in fieri,) nirgend / weder haͤufiger und ſtaͤtiger fortfahrend / noch erweis⸗ licher geſchiehet / als in dem weitlaͤuftigen Um⸗ grif des Pflantz⸗Gewäͤchs⸗ / oder Vegetabili⸗ ſchen Reichs; indem bey denen unterirdiſchen Weſen es ordentlich nur mehr in ſchon geſche⸗ hener That (in facto) vollführet gefunden wird: Alſo iſt jedoch auch eben ſo gar unklar nicht / daß auch vom Anfang der Erzeugung ſolcherley Ma⸗ terie / nemlich der Hartz und Oel⸗Fettigkeit / et⸗ was abſonderliches dazu verwendet werden muͤſſe / welches die eigentlich genannte Fettigkei⸗ ten zu dem was ſie ſind mache / und coͤrperlich dazu komme.
Dann / wiewohl es ſo ſichtlich und handgreif⸗ lich nicht vorgezeiget werden kan / ſo iſt doch auch darauß etwas vernehmliches zu ſchlieſſen / daß gleichwohl die Salpetriſche Saltzigkeit vor allen andern Saltzen / als welche darzu gar wenig fugen / zu ſchnellem Wachsthum der vegetabi-
lien treflich diene und ſelbige befürdere. Jedoch weil Kunckel, geſchweige dann viele andere / eben darauß erſt eine Haupt⸗Frage ma⸗ chen moͤchten / ob dann auch im Salpeter dieſes principium erweislich vorhanden ſey; und al⸗ ſo durch deſſen führ nur eine . 4 ei
104 25 (e) W | feit mn, die andere / vielmehr gehaͤufet / als ge⸗ Ni
hoben werde: So will alle erſahrne Gaͤrtner
zu Zeugen aufruffen / was der Weinſtein oder die Haͤfen von neu⸗geworden oder außgegohr⸗ nem Wein / zu denen Citron⸗ und Pomerantzen⸗ Baͤumen / recht angebracht / vor allerempfind⸗ lichſten groſſen Nutzen thue / um deren Wachs⸗ thum zu befoͤrdern / ja zu beſchleunigen. 0
Da ja niemand / als gar unwiſſender / in Zwei⸗ fel ziehen kan / daß dieſes Saltz⸗Weſen eben das» I jenige ſey / welches eine groſſe Menge Oelichter Fettigkeit in ſich begreiffet. Eben dergleichen Wuͤrckung hat auch / wann man Saltz mit un⸗ geloͤſchtem Kalck vermiſcht / den Kalck darauf mit Waſſer loͤſchet / und ſcharf außgluͤhet / zu⸗ mal mit Flammen ⸗Feuer: ja ſelbſt mit hin⸗ durchziehendem Ruß⸗Rauch und Dampf; Solche außgebrannte Materie ſodann mit Di» cker Miſt⸗Lacke wohl durchmiſchet / in andere Erde menget / und Die Gewaͤchſe darein pflan⸗ tzet. Auch wann man friſches Rinds⸗ oder an⸗ derer Thiere⸗-Blut vor Winters mit Erde ver⸗ menget / den Winter uͤber durchfrieren laͤßt und gegen Sommer etwas hievon unter andere lu⸗ ckere Erde mifchet. ıc.
Nun wil ich / unter dieſen Mitteln / dem mit⸗ beylauffenden Saltzichten Weſen ſeinen Nu. tzen weder verſagen / noch auch bloß mit voͤlli⸗ gem Stillſchweigen unberuͤhret uͤbergehen. Wie⸗ wohl Kunckel auch hierinnen eine eigene Mey⸗ 4 nung heget / daß in denen de See 4
ein
MO ee wuͤrckliches Saltz zu erweiſen ſey / das licht erft durch eine neue zarte Bewegung / und elbſt ſtarcke Erregung / gleichfam gezeuget und efertiget werde; und ſolchemnach noͤthig ſeyn oil / wo von denen Saltzen die Rede vorfallen ag / von ſolcher Sache / als an dem eigenen Ort / deutlicher zu ſprechen. Allein kan genug eyn / dieſes mal nur kuͤrtzlich erinnert zu haben / aß aller Nutze / den die Saltze zu dem Wachs⸗ hum der Kräuter beytragen koͤnnen / in nichts
‚ürfen / wo man nicht / an ſtatt des Nutzens / Schaden haben wil: Hingegen das fettigte nit dazu geſchickten Saltzen / vermengte Weſen / ben das Haupt⸗Werck dabey außmache / um genen Pflantz⸗Erd⸗Gewaͤchſen eine ſolche Dias rie in Vorrath beyzubringen / die hernach urchgehends in alle ihre Theile auf das aller⸗ nnigſte mit eingemiſchet und einverleibet wird. Indem ja augenſcheinlich zu befinden / daß ‚us allen und jeden Theilen der vegetabilien / owohl wann fie offentlich / als inſonderheit ver⸗ chloſſen / gebrannt werden / theils etwas Fettig⸗ eit mit uͤbergehe; theils in dem Ruͤckſtand / als iner Kohle / noch ſo viel verbrennliches We⸗ en haſtend bleibe / daß dahero ſolche Kohle / erſt urch das Gluͤhen in a mit offenba⸗ | 5 rem
106 92 0) . rem Feuer ⸗Erzeigen / davon vollig erledige werden kan. * Diergleichen dann / wie oben bereits von de 4 Nahrung angedeutet worden / bey denen Thie 4 ren / auß den Erdgewaͤchſen ſo offenbarlich gleichmäßig vorfaͤllet / daß auch die Butter ſelbſt / gleichwie von der e die Ara,
Regul erläutern koͤnnen; daß nemlich das vers brennliche Fette auß einem dergleichen eigentli⸗ chen coͤrperlichen Grund⸗Weſen oder princi« pio entſtehe / oder darauß / ſo weit es brennliche Fettigkeit iſt / werde: Auch daß es in derglei⸗ chen wieder zerſetzet oder außeinander geſchie⸗ den / und das verbrennliche ſonderbare We. fen augenſcheinlich abgeſondert werden koͤnne / durch das gründlichſte experiment des Kuſſes von aller Fettigkeit / erwieſen worden; das ans | dere aber / in denen ohlen / auch den Kindern 0 kundbar iſt: Alſo iſt nichks uͤbrig / als ein glei⸗ ches auch von denen Mineraliſchen Vermiſchun⸗ } gen / mit offenbarlichem Erfahrungs⸗Beweis / i gleich alſo an den Tag zu legen. ı Gleichwie man gar keine Urſache hat / ſich zu verwundern / daß viele naͤchſinnliche hymiſche Scribenten darauf keine Achtung gegeben / alſo ſolte man ſich doch in etwas befremden laſſen / daß die beyde ſo wohl geuͤbte und zugleich Nach⸗ f denckens⸗begierig und faͤhige Leute / Wee
© (e) 80. 107
kel ſelbſten in feinem Laboratorio p. 429. uns en / und p. 36 1. faſt für eine ſo heimliche Kunſt / daß man fie nicht verrathen ſolte / anfuͤhret / daß man den gemeinen Schwefel durch Kunſt ver⸗ fertigen koͤnne. |
Die gewiſſeſte Urſach habe ich bereits oben ngeführet / daß man nemlich mit dem vorge⸗ faßten Wahn eingenommen iſt / als gingen alle dergleichen Dinge fo heimlich und ſchwer bes greiflich zu / daß man es außzudeuten auf ſehr
gruͤndliche Erfahrung gelanget. Ich bekenne redlich / daß mir Glaubers ex. iment wohl vor mehr als vierzig Jahren ge⸗ nugſam bekannt geweſen / und ich gleichwohl dieſer darinnen begriffenen Sache nicht weiter nachgedacht. | Ich wil noch weiter gehen und geſtehen / daß ch wohl zehen Jahre von ſolcher Zeit an nicht | gewußt,
105 2 de 4 gewußt / wie es noch bis auf den heutigen Tag
wohl mehrere nicht wiſſen moͤgen / (zum wenig ften daß ich ihnen zuzutrauen Grund und Us], ſach haͤtte /) daß in dem gemeinen Saltz ein al⸗ caliſches Weſen ſtecke. 1 Dann wiewohl das alcali freylich zu der gan⸗ gen Sache des her vorkommenden Schwefels nichts nicht thut; ſo iſt man doch in ſolcher Un⸗ gewißheit noch allezeit zweifelhaft / ob es nicht et⸗ 1 von dort her etwas ſonderliches zu bedencken gebe. — . Als ich aber mit denen Sulphutirten alcalien allerhand Verſuch zu thun vorgenommen / (da⸗ von Kunkel wiederum ſehr heimliche Anfuͤh⸗ rungen Laborat. p. 681. thut /) und damit auf die trockene oder Gußſcheidung des Goldes von dem Silber / Proben machte: (wovon wieder⸗ um Kunkel zu reden ſcheinet p. 463.) und mei⸗ ne Silber ⸗Reductions⸗ Schlacke / die ich mit Verbrennung durch Salpeter (man huͤte ſich es im Fluß zu thun) bekommen / ſolviret / und ziemlich viel leichte Staub⸗Erde darin gefun⸗ den / gerieth ich auf die Gedancken / ob etwa durch nochmalige Reduction dieſes Saltzes noch etwas darauß zu præcipitiren ſeyn moͤchte. Weil mir nun die Urſach der metalliſchen Reductionen / durch das verbrennliche Weſen der Kohlen / ſchon von laͤngerem her wiſſend ge. nug war; vermiſchte ich dieſe Saltz⸗ Schlacke mit Kohlen⸗Staub / und ſchmeltzte ſie / wie ich wuſte / daß man ſchmeltzen muß. Da ich aber mei⸗
—
1.» (e 8 io Ineine Kunſt außgegoſſen hatte / fand ich zwar einen metalliſchen Regulum; aber mein gan⸗ es Werck wie das ſchoͤnſte Blut. Weil ich un unumgaͤnglich wiſſen muſte / wie ein ſchoͤnes par Sulphuris außſiehet / da ich es zu dieſen Dingen ſo oftmals gebraucht hatte / ſo bedurfte ch auch keinen Außleger / was nun dieſes waͤre. Mcali hatte ich genommen / Schwefel damit Jeſchmoltzen / ſolchen mit Salpeter außgebrannt. Daß Schwefel mit Salpeter nicht ſo glatt in die uft hinauß verbrennet / daß nicht ein groſſes Theil ſeines acidi bey des Salpeters alcaſi feſt pehangen bliebe / hatte ich ſchon lange und oft⸗ nals andern guten Freunden vorgefeiget / auch / mß dergleichen neuen Gemaͤchtes Solution und Lryſtallirung / augenſcheinlich bewieſen. Hier hatte ich nun wieder aufs neue mein aci⸗ lum, fo, auß dem Schwefel / bey dem alcali juͤckſtaͤndig geblieben geweſen / verlohren; dann s ſchmutzte mit Naͤſſe / ſo bald es laulich wur⸗ e / und alcali war wieder alcali: hingegen war uch Schwefel wieder Schwefel. Daß Rohlen / die ich dazu gemiſcht hatte / Fein folder Schwefel find / wuſte ich gewiß; ber auch nicht weniger / daß ſie viel verbrenn⸗ Ir
iches / oder / beſſer zu ſagen / brennliches / aller⸗
Sarteftes Weſen in ſich haben.
Hier war wieder etwas brennendes; und
dar mit ſaurem Weſen vermiſcht: ja ſol⸗
hem / wie es in dem Schwefel ſteckt / und eben uß ihm / bey meinem fale quæſtionis, in Ver⸗
aft geblieben war,. Was
110 23 (e) 53
ein vegetabiliſcher / oder analogiſcher / oder te 5 reſtriſcher Schwefel: aber doch Schwefel.
phur gedachte. Zu ſagen / daß ich mich bey mir ſelbſt geſchaͤmet habe / daß ichs nicht ehe bedacht und gebuͤhrlich verſtanden hatte / wuͤrd mir wieder fuͤr eine Ruhmſucht angeſchrieben werden; da es ſich ſonſt noch niemand geſchaͤ⸗ met hatte / und bis auf dieſe Stunde nicht zu ſchaͤmen begehret. a Nun hatte ich hier einen Fund / (inventum) aber nicht ſtracks eine Erfindung. (inventio- nem) Aber ich machte eine darauß / daß ihr jedoch ohne groſſes Kopfbrechen / überdachte / wie gleichwohl dieſes Weſen ſich zuſammgekoppelt hatte; nemlich ein Verbrennliches / welches ale Menſchen in denen Kohlen erkennen: und eine
Jorte ce 111 1 0 IN und hoch nicht viel bekomme. (Ich habe noch gar Lichts Kochſaltziges / mit rechter Auſſicht / da⸗ on erhalten.) Daruͤber etwa bey den Alcali- hen Saltzen noch etwas gedacht werden kan. Keine Invention brauchte es / eine Gegen⸗ Orobe mit :bloffem Epate Sulphuris, auß Alcali nd gemeinem Schwefel / zu machen; um dar⸗
Da war nun auch keine weitgeſuchte tiefſin⸗ ige Außlegung noͤthig / warum das verbrenn⸗ che Weſen / welches dieſes e
ſchaft
mm 303 (0% 80 2 ſolcher Verbindung mit
ſchaft gehabt und in folcher Verbindung mi
HN Schwefel abgeben / und fein beybe⸗
len mußte. ann 5 Nun war ich noch viel jünger geweſen / da 9
die gruͤndliche Beweisthum gelernet hatte / daß das acidum (qua tale) im Schwefel und Vitri⸗ ol einer Mutter Kinder ſeyn. Zum Uberfluß aber machte ich auch mit Sale alcali, und dem acido Vitrioli eben daſſelbe doppelte Saltz; Gab ihm das verbrennliche Weſen auß den Kohlen / oder Oel⸗ und Kiehn⸗Ruß / auf gleiche Weiſe zur Geſellſchaft / ſo war nicht allein / noth⸗ wendig / eben derſelbe Schwefel fertig: ſon⸗ dern auch zwey ſchwere Dinge im Augenblick weggehoben. Erſtlich die angeregte Zweiffelhaftigkeit / ob
das acidum im Vitriol einerley ſey / mit deme / ſo im Schwefel ſtecket, 5 Zum
Zum andern / das muͤhſame / vielmehr koſt⸗ bare / und doch / ohne vorſichtige Behandelung / mißliche Experiment, welches Boyle bemercket / Jauß dem Vitriol- Del und einem deſtillirten 8 einen rechten Schwefel zu machen.
4 Hingegen war / ohne die Haupt⸗Sache / den Schwefel auf dieſe Weiſe in der That zu ma⸗
vorhanden / den Schwefel auch eben ſo leicht
Acidum bey dem Alcali eben ſo genau und feſte Izu behalten / als wann man es muͤhſam / ver. drießlich und aͤuſſerſt wenig / per campanam ren aufgefangen / zu dem Alcali gegoffen haͤtte. | Und gewiß / wann hieran die fo beglaubte Re⸗ gul nicht eintrifft / E quibus aliquid fir, & in quæ Irefolvitur, ex illis conſtat, fo muß fie ſelbſten unrichtig ſehnn. Kaumaber kan ich mich enthalten / zu bekennen / daß ich Kunkeln kaum zu gut halten kan / daß Jer feinen Phoſphorum nicht mehr oder beſſer / als er gethan / kennen oder examiniren wollen; Er ſolte fonft gewiß auch etwas daran inven-
Aber bis noch zu / hat es auch noch niemand ver⸗ rathen / ſo manche u Soap und men | au
114 2 (o) S auch bereits damit beſchehen. Ich habe mich nur einmal ein wenig damit gebrannt / und ha⸗ be ihn doch daran ziemlich kennen lernen: wills ihm auch gewiß gedencken / und duͤrfte mir noch wohl außſagen muͤſſen / woher er ſolche Brand⸗
Kuͤnſte entlehnet habe. 4
beſchreibet Kunckel pag. 357. eine Hand⸗Arbeit / auß dem Eiſen einen Vitriol durch das Oleum Vitrioli zu machen; gieſſet auch / die ſolution zu beſchleunigen / ziemlich Waſſer hernach. Je weniger des Waſſers beygegoſſen / ſondern dem Oleo Zeit gelaffen wird / je mehr findet ſich des zugleich angemerckten ſchwartzen Pulvers. Nun hat Kunckel zwar das uͤbrige deutlich ge⸗ nug beſchrieben / auſſer zu melden / was dann hernach dieſes ſchwartze Pulver ſey. Daß er es weder bedacht / noch verſucht haben ſolte / war wider ſeine Natur und Gewohnheit / kei⸗ nen ſichtbaren Umſtand ſo leicht auß der Acht zu ö laſſen / und / mit der uͤbrigen gantzen Facultaͤt der allgemeinen Kuͤnſtler / ſogenannte feces hinweg zu ſchmeiſſen. Er redet pag. 39. viel vom Weg⸗ ſtoſſen des frigidi, waͤrender dieſer ſolution; Und wie wuͤrde er nicht ſolche Vorbildung herr⸗ lich beſcheiniget haben / wann er bey dem ſtarck riechenden außrauchenden Dunſt / als ſein er⸗ achtendes frigidum, ein brennend Licht gehal⸗ ten / und ein anderes fulmen geſehen und ge⸗ hoͤret haͤtte / als er pag. 213. auß der effer⸗ veſcentz / die ihm das Glas zerſchlagen / erſin⸗ | net,
+
2 (0) &B ds 238 ——-— —— nn — — — net? Wann er aber nun dieſe ſchwartze Erde auf einige Weiſe und Wege / fo einfaͤltig ſie auch ſeyn moͤchte / verſuchet / fo hätte er ja nichts ana ders gefunden / als einen einfältigen gemeinen Schwefel. Ob er nun gefuͤrchtet / man möchte ihm alle feine muͤhſame Einwendungen aufein« mal damit uͤber den Hauffen werffen / und ihn daruber nicht allein bey einem Schwefel, ſon⸗ dern / nach ſolcher Beſtreiter Außlegungen / wohl gar einem Sulphure Martis ertappen / laſſe ich dahin geſtellt ſeyn. Gewiß / er bemercket p. 361. die Sache ſo heimlich / wie er auch p. 430. oben an thut / daß es genug erſcheinet / er habe keine Luft gehabt / es zu ſagen. NB. p. 361. ſol⸗ le es heiſſen: Ja / es iſt nicht unmoͤglich ꝛc. weil freylich in dieſer Arbeit die gantze Kunſt / ohne die geringſte Schwerigkeit / geſchweige Un⸗ moͤglichkeit / von ſich ſelbſten hervor tritt.
Nur macht er etwas zu viel neuerliche Din⸗ ge / davon er bey feinen allererſten principiis fein ſtille geſchwiegen / indem er hier die terram unctuoſam, mit dem ſale frigido, und acido, zu des durch Kunſt erzeugenden Schwefels El⸗ tern machet. Da nemlich nothwendig bewie⸗ ‚fen werden muͤſte / 1) daß eine wahre terra dazu | gehoͤre; 2) Was dann bey oder an ihr fey / da⸗ durch oder deswegen fie unctuos genennet wer⸗ den muͤſſe: 3) Sein frigidum, oder gar fal fri- gidum, wird ſorglich auch im Lauf bleiben / wann er die Eiſenfeile ſehr langſam / nemlich zu 24. Stunden / nur ein weniges nach und 1
2 ar-
1 2 (o) 8g
darein traͤgt / und mit dem Verſtopfen des Ges ſchirrs auch noch fo vorſichtig umgehet. Wie⸗ wohl es auch deſto weniger Noth haben wird wann er fein Oleum Vitrioli gar nicht mit Waſ⸗ | fer außdaͤhnet / und ob es gleich Damit langſa⸗ mer zugehet / auch der werdende Vitriol als⸗ bald koͤrnicht / nemlich klein Cryſtalliſch zuſam⸗ men ſetzet / ſo ih er doch nur deſto mehr ſchwar⸗ tzer Erde dadurch gewinnen: Indeſſen wird das Außſtoſſen des frigidi Dergeftalt freundlich und leidlich zugehen / daß er ſich eines ſolchen fulmi- nis, welches ihm ſein Gefaͤß entzwey blaſen
moͤchte / gar nicht befahren darf. | Aber ich dürfte ihm / halte ich / etwas rathen / 5 dadurch er mir ſelbſten etwas zu errathen geben moͤchte: Nemlich / das waͤre eben die Kunſt / das Frigidum gefangen zu behalten / daß es müfte Schwefel machen helfen. Allein er jtofe
ſe es nun davon / oder behalte es dabey / ſo wird es mehr kahl / als kalt beſtehen. N Acidum, und zwar dieſes / das nemlich ſich
zu Fortpflantzung feines Geſchlechts deſto ehrli⸗
cher legitimiren kan / weil es einen unverwerf⸗
lichen Geburths⸗Brief aufzuweiſen hat / daß es
in linea recta von dergleichen Eltern abſtam⸗
me / und fein leiblicher Vater und Mutter ſelb⸗ ſten / in einer redlichen Ehe / Schwefel geweſen: Dieſes acidum, ſage ich / und freylich das un- &uofum , welches aber mit keinem Recht terra anctuoſa, fondern viel wahrhaftiger terra, l̃knemlich trockener Geſtalt und eigenen . 5 es)
10
OR s (0) 80. ur — — nn nn EEE) des) undtuofi, oder unetuoforum concreto-
fen. Frigidum bleibe wo es kan. Alſo iſt gewiß billig zu behertzigen / wie leichte lich und oftmals auch bey fleißigen und nachſin⸗ nigen Leuten in unergruͤndlicher Ferne geſuchet wird / was man in der Naͤhe / ja ſelbſt in den Haͤnden hat. Damit aber auch dieſes unctuoſum ſeine redliche Befuͤgniß erweiſen koͤnne / die es nicht allein zu der Geburt des Schwefels / ſondern auch aller unvollkomenen / nemlich unbeſtaͤndig⸗ verbundener metalliſchen Weſen / aufzuweiſen hat; So erfordert die Ordnung / auch ihme ein certificat, in forma probante, unter dem ſicht⸗ lichen Secret Innſiegel der handgreiflichen Er⸗ fahrungs⸗ Wahrheit außzufertigen. Was dieſe Wiſſenſchaft bey dem Roͤſten / chmeltzen / Verbeſſern / und Reduciren / beſag⸗ ter Metall. Ertze / Schlacken / Aſchen / und Ham⸗ merſchlaͤgen / zu bedeuten habe / kan keiner ver⸗ ſtehen / der nicht ſowohl die gewoͤhnliche Berg⸗ wercks⸗ und Ertz⸗ Bearbeitungen / Schmeltze⸗ rey Verſauungen / Kraͤtz⸗Ofenbruͤch / Huͤtten⸗ Rauch und Heerd⸗Abgaͤnge / und weiche Schla⸗ cken Vorrath / in gebührlichen Anſchlag brin⸗ get; als auch ſo dann dasjenige / wovon gegen⸗ waͤrtig die Rede iſt / gründlich kennet. Ich har be davon allbereit vor vielen Jahren a9 a 3 Il»
8
ng 8 (0) 80 | Differtat. de Metallurgiz funda fundamentis gehan⸗ delt / und hätte gemeynet / es waͤre ein Licht de s Durch angezuͤndet / iſt aber doch die Klage ge⸗ weſen / es ſey obſcq oder finſter: Jederman mag rathen / ob es an dem klaren Schein / oder uͤberſichtigen Augen / und lateiniſchen Schul⸗ Brillen 10 f Doch iſt gleichwohl ſol Schrift / in nicht gar langer Zeit / außgekau worden: deßwegen ſie endlich denen Gel, Chymicis wieder beygefuͤget iſt. Um nun die gantze Sache deſto leichter zu machen / will ich von denen augenſcheinlichſten Beweis, Proben den Anfang machen / daß man darauß die / wegen ſchwererer Arbeit / nicht jederman alſo in die Augen fallende / auch recht erkennen moͤge. a Man gehe bey einen Zinngieſſer / und laſſe ihn ſeine Kohlen reichlich anlegen und aufblaſen / und fein Werck⸗Zinn / oder auch reines Stock⸗ Zinn darauf ſetzen / und ſo heiß thun / daß das Werck⸗Zinn ein Papier ſenget / oder das Stock⸗ Zinn ſolches anglimmet. Davon wird zeitlich eine Haut auf der Oberfläche erſcheinen / und wann man folche zurück ziehet / ſtracks eine neue erfolgen: welche je mehr und mehr Staub oder Aſche zeigen wird. Wann man nun dieſer Aſche viel oder wenig in einen Schmeltz Tiegel thut / und auch in dem allerſtaͤrckſten Schmeltz⸗Feuer / ohne Ein⸗ ſallung einiger Kohlen / (wiewohl es eben nicht ſo geſchwind etwas zu bedeuten hat /) zu zwin⸗ gen
03 (o) 8% 19 0 gen dermeynet / ſo bleibt es dennoch wohl / was es iſt. Und wann man ihm gleich entweder einen klaren Saltz⸗oder Glas⸗Fluß zuſetzet / ſo En bleibt es doch ein klares Pulver oder
Hingegen wann es noch friſch in der Gießkele 0 auf dem uͤbrigen geſchmoltzenen Zinn lieget / und man wirffet nur etwas Fett / Oel oder Pech auß dem vegetabiliſchen / oder ein Stuͤckgen Licht⸗Talck / auß dem animaliſchen Reich dar⸗ auf / und rührt es mit einem ‚Dölggen um / ſo
25 man nun reines Bley / 175 es in ei⸗ 1 nem flachen Geſchirr zergehen / gluͤhend wer⸗ den / ruͤhret es oͤfters um / oder ziehet die Haut immer zuruͤck / ſo wird es insgeſamt nach und 4 nach iu Aſche.
Treibet man es aber auf einem offenen fla⸗ een Scherbel / fo ſiehet man wohl etwas zarten
| . einem weichen Glas⸗/artigen Schla⸗ cken.
Wann man die gemeldete Bley⸗Aſche mit Darüber nahe hinſtreichenden Holtzflammen⸗ Feuer lange gluͤhet / fo wird fie erſtlich weiſſer / darauf gelbe / und letztlich roth: Nemlich Men⸗ nige.
Wann man nun eines von dieſen verbrann⸗ ten oder geäfcherten Bley⸗Weſen / etwa einer ö ig groß / nimmt * gemaͤſſes Hehligen in | 4 eine
120 28 (0) 88 eine Kohle macht / dieſes darein druͤcket / und mit einem Gold⸗Schmieds Loͤht⸗Roͤhrchen die Flamme von einem Licht mit heller Spitze wit⸗ ten darauf treibet / fo flieſſet es zu Glas. Dar⸗ auf gebe man nur Achtung / wann ſolcher Glas⸗ Tropfe den gluͤhenden Rand der Kohle errei⸗ chet / ſo wird er ein klein wenig ziſchen / und au. genblicklich wieder Bley ſeyn / und auf gleiche 1 Maſſe alles das uͤbrige gleichmaͤßig zu Bley werden. 1 Von dem Ziſchen iſt hier noch nicht zu rꝛden; Es wird aber ein jedweder ſelbſt gewahr wer⸗ den / daß bey ſolchem Ereignen nicht allein ein kleiner Rauch davon gehe; ſondern auch bey ſchaͤrferem anhaltenden Blaſen fo viel dicker Rauch entſtehe / daß die Kohle / ſo weit er an ihr hinlaͤuft / gantz weiß damit beſtaͤubet wird. Und wann er ſein Koͤrnichen Bley nicht ſchonet / ſon⸗ dern mit dem rechtgemaͤßigten Blaſen nicht aufs hoͤret / ſo muß er nothwendig um ſein gantzes Korn Bley kommen / und das Loch in der Koh ⸗ len als ein leeres Neſt finden. Welches / wiewohl es an einen andern Ort gehoͤret / und bis auf BECCHERN, ein unbedaͤchtliches Ge⸗ heimniß geblieben; ſo habe es doch beruͤhren wol⸗ len / damit niemand meyne / er ſehe ein neues Geſichte daran. 1 Weiter / wann man auß dem gepulverten Spieß Glas nicht allein feinen Schwefel / mit gebuͤhrender Gelindigkeit / ſachte abbrennet / ſon dern auch letztlich mit allergelindeſter Eur ſo an⸗
| | |
283 ( 8 121 lange fleißig g umrüͤhret / u. und zerreibend fortfaͤh⸗ et / bis es zu einer gelblichten Aſche worden; Ober reinlicher und näher fertig zu werden / leinen zart gepulverten regulum in einem flas chen Geſchirr / erftlich mit fo gelinder dunckeler Gluth / daß er nicht flieſſen kan / eben alſo zu
Aſchen machet. Solche Aſche / in einem bedeckten Schmeltz⸗
Tiegel / mit gebuͤhrendem Feuer geſchmeltzet / gibt nichts anders / als ein Glas. Je laͤnger man das calciniren des Spieß⸗Glaſes fortger ſetzet / und / wie es je mehr und mehr vertragen kan / wohl lange außgegluͤhet j je heller / (aber zu⸗ gleich auch fireng-flüßiger) wird ſolches Glas: daß es auch wohl ehe einen hellen Hyaeynth oder Topas nicht übertrifft.
Oder / wann man ein Pfund gepulvert Spieß⸗ Glas mit gleichviel reinem Salpeter wohl ver⸗
unter der ſchnellen Flamm⸗Entzuͤndung das gantze Weſen zuſammen: unten ſitzet / was vom Spieß ⸗Glas übrig iſt / in einer ſchweren Glas⸗ achtigen Leberſarben Geſtalt / daher fie es epar zntimonii nennen: Oben auf / eine Saltz⸗ Schlacke / die man reinlich davon ſondern / oder voͤlig abkochen ſolle. Dieſes epar nun / oder jene Aſchen / mit Kohlen ⸗Staub vermengt / in einem wohlbedeck⸗ ken oder gar unge 2 Schmeltz⸗Tiegel / mit ge⸗
: 82 88
gebührlichem zu al zu allererft € etwas an über abet aber mehr und mehr maͤßigem Feuer ſchmeltzet / ſo hat man allerſeits wieder einen reinen regulum, metalliſchen Glantzes und Geſtalt. 5
Wann man auch einen reinen regulum ſtarck ſchmeltzet und mit reinem Salpeter / ohne einfal⸗ lende Kohlen / eine wie Waſſer gefloſſene / und wann es recht zugehet wie Boͤrnſtein durchſich⸗ tige Schlacke darauf machet; außgieſſet / die Schlacke abſchlaͤgt / und mit etwas Kohlſtaub / oder kleinen Koͤhlgen in einen Tiegel geſetzt / wie⸗ der ſchmeltzet / ſo wird es ebenfalls wieder regu⸗ lus, und die Saltz⸗Schlacke ſchwimmet oben Darauf.
Dieſes find nun leichte Arbeiten / die ein eder / | der nuꝛ ein wenig weiß / was Schmeltz⸗Feuer heiſ⸗ ſet / mit guter Muffe bewerckſtelligen kan. Beſſer aber muß mans kennen und auch leiſten koͤnnen / weil es im gemeinen Wind⸗Ofen weder zu ſie. den noch zu braten tauget / mit den nachfolgen den zu verfahren.
Kupfer⸗Ertz auf Kupfer zu probieren. Man reibet das Ertz zu zartem Pulver / ruͤhret es auf einem flachen Scherbel nur braun gluͤhend / bis es weder einigen Rauch noch ſchweflichten Ge⸗ ruch mehr abgiebt. Vermengt es darauf mit dem ſchwartzen Fluß und ſchmeltzet es vor dem Geblaͤſe mit gebuͤhrendem Feuer / in zulänglis cher Zeit wie Waſſer. Laͤßts erkalten / ſchlaͤgt den Tiegel oder Dutte entzwey / ſo liegt das Kapfer⸗Korn unten / und die Schlacke au; |
3
23 (o) 88 1
Iſt etwas Berg darunter geweſen / ſo ſteckt es in der Schlacke. .
Hat nun einer ſeinErtz ſchlechtlich uͤbergluͤhet / ſo wird ſein Korn entweder gar keinem Kupfer gleich ſehen / ſondern eine bloſſe braun⸗ſchwartze bruͤchiche Schlacke ſeyn: Oder es wird zum wenigſten / nachdem er das Gluͤhen länger ver» richtet gehabt / auf dem Kupfer⸗Korn eine Rin⸗ de von ſolcher Farbe und Art zu finden ſeyn. Wie man aber nicht ſo gewoͤhnlich Kupfer⸗ Ertz ſelbſten / ſondern vielmehr den ſchon von denen Glas-Schlacken geſonderten Kupfer⸗ Stein / oder ſelbſt das Schwartz⸗Kupfer zur Probe nimmt; alſo hat es doch mit dem ge⸗ buͤhrlichen vollkommenen Roͤſten / oder gelinden / doch voͤlligen Außgluͤhen / einen wie andern falls gleichmaͤßige Bewandniß.
Mit Zinn⸗ und Bley⸗Ertzen pfleget man zwar gleichmaͤßige Verfahrung zu halten / iſt aber zu bemercken / daß bey ſolcherley / und ſonderlich gro⸗ ben Bley⸗Glantz / das Schwefelichte Weſen dergeſtalt feſt hafte / daß es nicht allein laͤnger⸗ ſondern auch ſtaͤrckeres Gluͤhen erfordere: Bis es
recht aͤſchert und nichts glaͤntzerichtes mehr dar⸗ an zu erkennen iſt.
Worauf dann ebenfalls das Schmeltzen mit dem ſchwartzen Fluß / jedoch mit kleinerer Hitze / und bey dem Bley mit kuͤrtzerer Zeit / zu Ende ges bracht wird. | a Es wurde mir einſten etwas Bley⸗Schlich auß einem Schwartzburgiſchen Bergwerck W
| mi
[3 114 88 (0) SM
mit dem Bericht / daß die Sch hmelßer (ie bey el
nem ſtrengfluͤßigen groben Glantz hergekommen waren) gar nichts darauß bringen koͤnten. Es wurde mir dleſes eingehaͤndiget / da ich eben einige Arbeiten zeigte / und im Feuer zu thun hatte. Ich nahm alſo dieſen Glantz / verſetzte ihn mit etwaͤs Salpeter / davon er ſich gewoͤhnlicher maſſen blaͤhete / ein wenig entzuͤndete und eine weiſſe zar⸗ te maſſa wurde. Zu ſolcher / in leidlichem Feuer / legte ich ein Koͤhligen / und ließ es noch ein wenig damit flieſſen / ſo war es wohl zwey drittheil Bley / obſchon etwas unſchmeidig / nemlich An« timonialiſch ic.
Letztlich wiederhole nochmal / was von der mit Salpeter gemachten Schlacke vom regulo ſchon berühret / daß man nemlich ſolches auch nur mit gleichen Theilen reguli und Salpeters ge⸗ pulvert wohl untereinander gemiſcht / und nach und nach in einem gluͤhenden Tiegel gelinde vers puffet / ebener maſſen verrichten koͤnne. Da dann / wann man es mit Waſſer außlauget / ein lauteres Gixes weiſſes Pulver auß dem regulo geworden / welches ein Gluͤhe⸗Feuer nicht achtet. Wann man aber / ſo lang es noch beyſammen in dem Tiegel und Feuer ſtehet / kleine gluͤhende Koh⸗ len nach und nach dazu wirft / ſo ſchmiltzt es wie⸗ der in eins zuſammen wie Waſſer / und liegt im Außgieſſen der regulus wieder unten / und die alcaliſche Schlacke vom nitro oben. |
Auß allen dieſen Proben nun iſt augenſchein⸗ lich zu begreiffen / was in dergleichen 1 |
en
(o) 127 ſchen Vermiſchungen vorhanden ſey / welches ſie eigentlich zu ſchmeidigen und in ihrer Art voll⸗ kommenen Metallen machet. Als auſſer wel⸗ chem fie insgeſamt keiner andere Geſtalt durch Schmeltzen annehmen / als eine glashaftige / zu lauter Pulver zerſprin gende / oder das Zinn ein unbezwingliches trockenes Pulver bleidet. Nun meyne ich ja nicht / ja begreiffe nicht / daß zur Außlegung dieſer Sache einiges weit geſuch⸗ te Bedencken noͤthig ſey: Obgleich kein Wun⸗
dieſer gantzen Sache / (von andern habe keine Ur⸗ ſach zu reden /) Kunckel ſelbſten ſo gar nichts auß⸗ edeutet; daer doch bey ſeinem / freylich gantz vernuͤnftig angegebenen Verfertigen des reguli Antimonii ohne Metallen / wie auch bey denen reductionen / auch ſelbſt der Luna cornua, mit Oel / Fett / Kohlen / ja ſo gar Tobac / nicht allein Gelegenheit / ſondern ſelbſt billigmaͤßige Urſach dazu gehabt haͤtte: Sonderlich da er wohl ge⸗ dencken kunte / daß es manchem auch ſelbſt laͤ⸗ cherlich vorkommen würde, eben Tobac zu der⸗
Dann was koͤnte man leichter darauß urtheilen / s daß er dergleichen Dinge außdruͤcklich des⸗ wegen verſchwiegen habe / weil er ſie / mit ſeiner feſt vorgeſetzten Außmuſterung alles Schwefel⸗ artigen Weſens / nicht unter einen Hut zu brin. zen getrauet? Maſſen es weder der Streit der
Hitze
126 8 (o) 8
Hitze mit der Kälte genug deutlich machen kant daß darauß das ſichtliche Feuer durchgehends⸗ nemlich fein angegebenes fulmen, entſtehe: Noch in ſolchen vegetabiliſchen oder animali · ſchen Dingen fein angegebenes hitziges acıdum,
Was braucht es dann unnoͤthiger Weitlaͤuf⸗ tigkeit; da ja an dieſen metalliſchen Dingen vor Augen lieget / daß allerdings etwas offenbar brennliches in ihnen begriffen ſey: Welches durch das Gluͤhen / in mitwuͤrckender freyer Luft / auß denſelbigen / eben alſo / und nicht anderſt / außgluͤhet und in die Luft unſichtbar verſpreitet wird / als in einiger vegetabiliſchen Kohle / oder
uß. Eh
Und warum hat er nicht feinen Streit des acidi und volatilis, als nach pag. der coͤr⸗ perlichen Hitze und Kaͤlte / mit einiger vernehm⸗ lichen Wahrſcheinlichkeit / auf das von Borello angefuͤhrte experiment appliciret? daß nem⸗ lich eine Stange Stahl durch vernuͤnftiges bloſſes nach und nach geſchwinder und kraͤftiger veruͤbendes Schlagen / mit einem wichtigen Hom⸗ mer auf einem Ambos / wuͤrcklich gluͤhend werden koͤnne. Allwo ja auch der ſtarcke motus die Sache nicht heben kan / ſondern das zu dieſem effect der Erhitzung einigſt geſchickte mobile mit zu bedencken ſtehet. 1 U 23
Mit dem Wem
nuß /
ER 17
up, da er mit allen verbrennlichen Dingen eis ne wuͤrckliche ſchnelle Flamme auf⸗ und auß⸗ Aaͤſet. Wie an den Kohlen jedermann bes kannt; an dem Eiſen⸗Feil aber denen / die dien es experiment zu machen gewohnet ſind; da an nemlich gleiche Theile Salpeter und fri⸗ ches Eiſen⸗Feil in einem Tiegel in gutes Feuer etzet / wodurch der Salpeter / bey erlangter ges ugſamer Erhitzung / ſich mit dem verbrennli⸗ hen Weſen im Eiſen nicht anderſt / als wie in
Ja ſelbſt das Bley / wie Kunckel ebenfalls ndeutet / wird mit Salpeter zu einer ordentli⸗
erum ſich beſcheiniget / daß in ſolchen Metallen
den ein ſolches Weſen / wie in allen Kohlen / vor⸗
een ſey / welches mit dem Salpeter ſich ent⸗ ndet.
4 Nicht unbillig aber moͤchte jederman We IE | er
128 2 (0) SB
der nehmen / warum gleichwohl Kunckel dieſe Ereignung / daß ſich nemlich der Salpeter mit dem Eiſen und Zinn ſo heftig entzuͤndet / und in helle und gewaltſame Flammen außbricht / ge⸗ ſchweige ſelbſt mit den Kohlen / entzuͤndet / ſo gantz mit Stillſchweigen übergangen. Gewiß wuͤſte ich nicht zu begreiffen / wo es hier weder auf den Streit des calidi und frigidi, oder die Außſtoſſung des volatilis, durch das acidum, gezogen werden koͤnte. Dann wann das Feu⸗ er ſelbſten / wie es freylich an ihm ſelber iſt / das calidum hieſelbſt vorſtellen ſolte; ſo iſt doch nicht zu begreiffen / warum es ſolche Außtrei⸗ bung nicht auch an dem Eiſen allein / oder Sal⸗ peter allein / oder den Kohlen ſelbſt / (in ver⸗ ſchloſſenen Geſchirren / oder wo zum wenigſten genug freye Luft nicht beyſtreichen kan) nimmer⸗ mehr ins Werck richten koͤnne: Solches aber ſo geſchwind thue / wann dergleichen Dinge mit einander vermenget (mit den Kohlen auch nur mit einem glimmenden Faden zu beruͤhren) dem Feuer vorgeleget werden. iR i Wie gute Gelegenheit aber hatte er doch ge habt / das Entzuͤnden des Zinns mit dem Schweſel / u. Salpeters mit eben dem Schwe⸗ fel / pag. 386. nicht nur unter ſich ſelbſten in beſſer außgeführte Vergleichung zu ſetzen: Sons dern auch hauptſaͤchlich das Anzuͤnden des Sal⸗ peters mit den Kohlen gruͤndlich dazu zu rei⸗ men / und an ſolchen einfaͤltigen und unverwir⸗ teten Dingen die deutliche Wahrheit dae ol
h 1 ung des frigidi, oder Außtreibung des Vo- atilis Salini durch das acidum, klaͤrlich außzu⸗ legen. Ich kan aber faſt nicht anders glauben / als daß er es zu leiſten ſich eben nicht getrauet habe / ſo wenig als auch ich begreiffen kan / daß der geringſte Schein dazu ſtatt finden koͤnte. Dann ſo wenig Schein zu finden ſeyn moͤch⸗ te / daß in denen Kohlen ein acidum ſey / zu ge⸗ ſchweigen wann man ſelbſt animaliſche Kohlen dazu nimmt ; fo wenig kan auch ein acidum im Nitro ſelbſten darunter verdacht werden: weil ſolches je / weder ſein eigen volatile von ſich zu ſtoſſen fähig iſt / ehe ihm durch noch mehrere brennliche Materien Beyſtand geleiſtet wird; noch auch dieſes pure acidum (ſamt feinem volatili, in ſeinem ſpiritu, außgetrieben) wann es mit Eiſen vermiſcht und davon wieder abge⸗ zogen wird / eine ſolche Wuͤrckung des Entzuͤn⸗ dens erweiſen kan.
Wie er dann auch wohl Gelegenheit hätte nehmen moͤgen / die Wahrheit ſeiner Meynun⸗ fes von dem fulmine auch an dem Salmiac zu
eſcheinigen: Warum dann auch nicht derſel⸗ bige mit dem Eiſen oder Zinn ſich entzuͤnde:
15 Recht wieder fragen: Treibt dann ein Volatile oder frigidum das andere auß? oder warum ſtoſſet dann das acidum im Salmiac
| J fein
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fein frigidum oder volatile nicht ſelbſt von fich? Was fur ein acidum calidum ſtecket dann in dem gemeinen Salpeter / ſo frey und ledig / daß es das volatile und frigidum auß dem Salmiac verjagen kan / da es ſein eigenes nicht außzuſtoſ⸗
v *
fen vermag: Ja / in dieſen gefamten Crema peln / nicht allein ſein eigenes / Kunckeln ſo ge⸗ nanntes frigidum und volatile verliehret; ſondern ſo gar ſich ſelbſten dabey verliehrt / daß kein Menſch beſcheinigen wird / wo es / als ein acidum, hingekommen ſey? *
Ich in Wahrheit weiß allen dieſen Dingen zu Beſcheinigung jener Meynungen keinen Rath; und glaubte nicht falſch zu ſchwoͤren / daß ihn Kunckel eben ſo wenig gewußt haͤtte: Sonſten er ohne Zweiffel ſolche gantz gemeine Dinge nicht ſo vorſichtig mit Stillſchweigen übergangen ha⸗ ben würde. An denen gleichwohl / als gantz ein⸗ fältigen Weſen / die beſten Beweisthume an den Tag zu legen geweſen ſeyn ſolten.
Bemercke indeſſen nochmals / nur kuͤrtzlich / on der Entzündung des Schwefels mit dem Eiſen / Zinn und Bley / daß allerdings ſo viel vom Schwefel mit ſolchen Metallen ſich wuͤrcklich flammend entzuͤndet / auch wuͤrcklich dergeſtalt deſtruiret werde / daß es ſein Theilgen verbrenn⸗ liches / mit gleichmaͤßigen Theilgen in ſolchen Mezallen haftenden brennlichen Weſens verge⸗ ſellſchaftet / fahren laſſe: Unter ſolcher Entreiſ⸗ ſung aber / auch ſelbſt (ſage / ſo viel deſſen der⸗ gleichen wiederfaͤhret / ſein gantzes N 45
area
—
223 (0) 88 137 haftetes acidum, in vollige Zerſtoͤhrung gehen laſſen muͤſſe: Und eigentlich das / in ſolcher S Ic Miſchung innig verhaftete Waſſer⸗ Staͤubgen / da es in ſolcher Losreiſſung wie zu nem Luft / Dunſt wird / den Brand der brenn⸗ ichen Staͤubgen / in die Heftigkeit und Geſtalt iner lichten Flamme / oder doch (mit dem Ei⸗ a rothen hellen Gluth / aufblaſe ıc.
Es hätte auch Kunckel nicht Ubel gethan / wann er außgeleget haͤtte / warum das Kupfer / wann man die Bleche auch nur in einer Kohle Pfanne in friſcher Glut haͤlt / daß die Kohlen in wenig flammen / ſolcher Flamme die Far⸗ den des Regen⸗Bogens beybringe; indeſſen der uͤber ſeine Flaͤche her dergeſtalt verbrenne ya man die Aſche auch wohl mit den Fingern zbwiſchen oder doch mit einer Kohle abreiden an: Ob es das frigidum, oder acidum, oder e oder fal verurfache.
Hingegen beſcheiniget ſich dieſe Wahrheit
f Srgängung ; dadurch fie nemlich wieder ihre Pichte / glaͤntzende und Hammer ⸗ſchmiedige | der ſchmeidige Geſtalt und confiftenz erlan⸗
1 Nemlich einfaͤltig und deutlich zu ſagen / das⸗ nige . Weſen idnen coͤrperlich wie⸗
32 (oper
Mir. —
(oder gar in Flammen⸗Geſtalt / mit dem Sal peter) ihnen entzogen war. | Und was ift doch nicht vor Redens bey aueh unerfahrnen Schreibern / wie man dergleichen Metalle / durch die alcaliſchen Saltze / auß ihrer Aſchen⸗Geſtalt / in Metalliſche Shmeidigkeit re- duciren koͤnne und muͤſſe. Da dann die noch tief⸗ ſinnigere Außlegung weitlaͤuftig beytreten muß / daß das acidum des Feuers / welches dieſe Me⸗ tallen in Aſchen⸗Geſtalt zerbiſſen habe / gedaͤm⸗ pfet werde / und alſo das Metall wieder juſam⸗ men lauffen koͤnne. | | Da doch ſolches Angeben / daß dergleichen Aſchen auf ſolche Weiſe wieder zuſammen ge⸗ ſchmeltzet / und Metalliſch werden koͤnnen / aus genſcheinlich und handgreiflich nicht wahr iſt / und ſo lang die Welt geſtanden / oder noch ſte⸗ hen ſolle / weder geſchehen iſt noch kan. Ja vielmehr das Gegentheil alle Augenblick mit Händen zu greiffen daß ein gutes Alcali den regulum, ja Zinn und Bley / ſelbſt zu Pul⸗ ver zerfreſſe / und / in genugſamen Zufag zu fol chen, in lauter ſolches Pulver verkehre. 1 So gehet es nemlich / wann man ſich hy- miſche Arbeiten erdichtet / und weder ſelbſt ver⸗ ſuchet / noch auf den Verſuch auch nur mit den Augen ſiehet / geſchweige mit Verſtand mercket. Indeſſen iſt gleichwohl dieſes Werck der ei⸗ nige gantze Grund des geſamten Huͤtten⸗ Schmeltzens der vier unbeſtaͤndigen Metallen Worauf vieles Verſauen / weil die geacg ta
1
88 (o) 58 133 Metall ſich in die Glasachtigen Schlacken in Glas · Geſtalt mit einſchmeltzen; oder ſelbſten dergeſtalt zuſammen ſchweiſſen: welches die ſo genannten Aupferifchen und nicht pur Ei⸗ ſenhaften Kupfer ⸗Sauen formiret / die man hernach / auß Unverſtand der Sache / weder zu
ſieden noch zu braten weiß. Wie mir dann
pfer⸗Sauen / wohl über 100. Jahr / viel Cent⸗ er ſchwer liegen geblieben / und vielleicht noch egen / ohne daß ein Menſch bedacht oder ver⸗ anden hatte / ob / und wie fie zu einigem Nu⸗ zen zu bringen ſeyn moͤchten.
Es hat der Autor des vom Holtz Seigern ind Ertzbeitzen geſchriebenen Tractätieins / bey einer Handelung der Franckendergiſchen Ertze / nit guter Vernunft angefuͤhret / daß er / waͤh⸗ zender feiner Auſſicht / ſonderlich darauf gedrun⸗
en ſolle. Weil nemlich eben / ja einig und allein / dadurch das völlige Kupfer auß den wahren Berg ⸗Schlacken außgeſchmeltzt / und in feine. wahre Geſtalt gebracht werden muß / daß es ſich Lang genug mit denen Kohlen / oder Geſtuͤbe / durcharbeiten / und auß denſelben dasjenige ans nehmen könne, was ihme / an ſtatt der glaſich⸗ en / die Metalliſche conſiſtenz und Geſtalt ge⸗ den kan und muß.
Jch habe noch in meiner Jugend ſo oft dar⸗ nach geſucht und gefragt was doch das nun | 33
9
34 11 gen über das Geſtůbe für Abſicht / oder Noth ⸗ wendigkeit / oder Nutzen habe: aber niemals andern Bericht erhalten koͤnnen / als daß es dar⸗ um geſchehe / damit das (Bley zuvorderſt) Me⸗ tall ſich darunter bergen und verkriechen koͤnne / damit es von dem Geblaͤſe nicht verbrennet und verfuͤhret wuͤrde. Wiewohl ich nun dieſe Ur⸗ ſache deswegen gar wohl gelten laſſen koͤnnen ! weil die Wahrheit ſowohl mit denen Suͤtten⸗ rauchen zu belegen / als mit dem Augenſchein ins kleine zu begreiffen war: So viel mehr / weil allerdings der Beytritt der Luft zu dergleichen Verrauchen ein groſſes beytraͤget / und ich auß kleinen Verſuch⸗ Proben die proportion auf das ſcharfe Geblaͤſe leichtlich erkennen konte.
Indeſſen iſt doch offenbar / daß dieſes noch lange nicht die voͤllige Sache außmache; als welche ich nicht ehe recht zu achten / und wie un⸗ zulaͤnglich dieſe Urſach ſey / um eine fernere noͤ⸗ thig zu haben / beurtheilen kunte / bis ich mich erkundigte / was dann eigentlich ein Stich⸗Hfen ſey / zu thun / und zu bedeuten habe: Und beym Schmeltz⸗Verſuch der bloſſen Glaͤtte wahr⸗ nahm, daß / wann etwas von Kohlen in den Tie⸗ 5. gefallen war / ich allezeit etwas Bley be⸗
ahm. f 4 5 9 Ein oder anderer Schmeltz⸗Verſtaͤndiger gab mir / auf meine Fragen vom Geſtuͤbe / auch die Antwort / das Bley friſche ſich an dem Ge⸗
ſtuͤbe. Aber mit Deutung dieſes Wortes 5 00 0 | fe
fe es wieder auf das Verkriechen auß der ſchaͤrf⸗ ſten Hitze / vor dem Geblaſe / hinauf. Ich habe es nicht nur ſonſten niemals thun koͤnnen / ſondern kan es auch noch jetzo nicht / zu glauben / daß die allererſte Bemercker und Ans geber dieſer Art Handthierung / des Schmel⸗ tzens durch und unter die Kohlen / nicht auch den Verſtand davon gehabt haben / daß es wörcklich etwas coͤrperliches / ju dem Metall / beytrage oder beyfuͤge. Hingegen ſtehet mir doch wieder ſehr im Weg / nicht allein die ſo gar allgemeine Art / ein Werck nur bloſſer Ding nach einer ungefaͤhren Erfahrung / und ſchlechts hin practiſchen Ereignung fortzuſetzen: Son⸗ dern noch dazu das allgemeine Zeugniß / daß gleichwohl von ſo undencklichen Zeiten her / bis noch auf die Unſerige / niemand darauf ſo ver⸗ nehmlich gedacht zu haben / einige Nachricht noch Anzeigen gegeben / daß man weder in klei⸗ nen alltaͤglichen leichten Proben / noch bey de⸗ nen groſſen Schmeltz⸗ und Huͤtten⸗Wercken / ein Wort davon zu hoͤren bekommt. Es iſt aber nemlich / im groſſen / vor Augen / daß man die recht zugebrannte / oder außgeroͤ⸗ ſtete Ertze / ſchlechts hin Schichtweiß mit denen Kohlen in den Ofen ſtuͤrtzet / und alſo herdurch ſchmeltzet. Da es mit ſtreichendem Flam⸗ men⸗Feuer nicht nur nicht dazu / ſage zu Metall / ſondern bloß zu einer glasartigen Zuſammen⸗ Schweiſſung mit keiner Gewalt zu bringen: ſondern auch / mit annoch allizugelinder Flam⸗ J 4 mu
N)
136 c) S | me / zu bloffer all allergartefter Aſche vollend auß | und taub» zu brennen ſtehet. | Ich traue mir zu hoffen / daß auch / durch die, fe alhier an⸗ und außgefuͤhrte Zeugniſſe der handgreiflichen Erfahrung / wiederum wahr ge⸗ | machet ſey: daß ein natürliches Weſen auß demjenigen beſtehe / worauß es gemachet / und wieder darein vertheilet / zerleget / und auß einander geſondert werden koͤnne. Ob es aber gleich nicht ſowohl mehr erſt hie⸗ her gehöret / ſondern albereit oben mit angefuͤh⸗ ret werden koͤnnen; ſo wird doch / weil es an beyden Orten ohne dem nur zum Uberflaß dienet / da es mir eben ietzo beyfaͤllet / und nie⸗ mand beſchwerlich / vernünftigen Liebhabern aber auch wohl nicht unannehmlich ſeyn mag / ſolches hier anzufuͤhren mir frey ſtehen. | Das erſte betrifft die zarte groſſe Außbrei⸗ tung der Farbe durch ein ſulphuriſches prin⸗ cipium, meines Angebens. Ich war etwa 16. Jahr alt / da ich von einem wohlerfahrnenGold⸗ Arbeiter⸗Geſellen der Schmelg- Glas» oder emaillir· Mahlerey berichtet wurde. Diefer zeig ⸗ te mir / wie das Venetianiſche) rothe Schmeltz⸗ Glas / wann es in ſolcher Arbeit gebrauchet / und mit dem Außheben unter allzuſtarckem Feuer ein wenig verſaͤumet wird / ſeine Farbe verlieret / und auch wohl keine Spur nach ſich laͤſſet. r lehrete mich aber auch zugleich / wie er es geler⸗ net hatte / nemlich augenſcheinlich und ae 2 ich /
[
8 (e) sw 1
— —
ſich / wie m man ſolche an ſolche Farbe wieder empor er empor brin⸗ zen koͤnne. Wann man nemlich die Arbeit vieder unter die Muffel einſtecket / und fo bald
00 sum Vorſchein giebt / und ii ee zen recht ſchoͤne bleibet. Nun werden auch diejenigen / die das Rubin,
inne e erſt fene 2550 Farbe dase 7 zum Vorſchein bringet.
Wobey gewißlich auch ein vernünftiger Leſer eine Gedancken / uͤber Kunckels Erinnerung / on ſchoͤner Erhoͤhung dieſer Farbe durch den almiac, wird in Verfaſſung bringen koͤnnen.
Das andere experiment mag ſeyn / wann ian die gemein verſchriebene animation des dercurii mit dem Regulo martiali und Sil⸗ er recht gebuͤhrlich machet; nemlich das lang Ind heiß digerirte amalgama „ mit noͤthigem rbeüſamen Fleiß recht viele Stunden lang / iß / mit weniger Feuchtigkeit aufs ſchmeidigſte l moͤglich iſt / abreibet; und ſo dann erſt die Schwaͤrtze / als ein alerzarteſte ſchwartzes Me J 5
1
138 ws (o) sw
ver davon waͤſchet: : ſolches Polder ſo daß in 0 wohl getrocknet mit einem glühenden Hoͤltzger 1 beruͤhret / ſo glühet es / an gelinde beyſtreichender Luft / oder Zu wehen mit der Hand / nicht anders N hindurch / als ein gemeiner Ruß. Worauß alfe das Ruß oder Kohlen⸗gleiche Weſen in dieſem n 0 regulo fi ſich ebenmäßig befcheinige.
Bis hieher nun gingen die Erfahrungs⸗Be⸗ weisthum / von dem coͤrperlichen lulphuriſchel N Weſen; wie ſolches nicht allein in allen veg tabilifd) und animalifchen brennlichen Vermi⸗ ie i ſchungen ſich dergeſtalt befindet / daß auch nicht ein einig Theil von dem Geſchlecht ſolcher Cüt in per zu benennen / darinn es nicht wenigſtens in eie ner Kohlen⸗Geſtalt anzutreffen: Sondern auch ſelbſten in dem mineralifchen Reich / vor allen Dingen in dem gemeinen Schwefel / ſo dann 5 auch in denen aͤſcherenden Metall⸗Arten / ſich h a e und handgreiflich bewieſe.
Und alſo Kunckel mit allen feinen Einwürfi
fen / wider dergleichen eörperliche Wahrheſiſ eines ſolchen ſulphuriſchen Weſens / lange nicht außkommet / da er dieſe ſo vielfältige / alltägliche ih : und kundbareſte Vorfälle und Exempel / wedet irgendwo anfuͤhret / noch nach Nothdurft auß, fuͤhret / außleget / oder ableinet. 4
Mehreres Nachdencken und genauere uber ö legung aber erfordert freylich die viel verwirre⸗ hn ter und undeutlichere Frage / von dem Sulphure 0 Metallico, oder fixen Schwefel.
Dann erſtlich⸗ iſt freylich nirgend aufeden Ä 0
\ x
1 III
08 (o) SM —
7 oder klar gemachel / was durch dieſen Na⸗ men eigentlich gemeynet / oder bezeichnet ſeyn olle. Zum andern / wil ſich auch niemand fin⸗ den / der eine ſolche Materie (gemeine grobe Poſſen auf die Seite geſetzt /) vorzeigete / oder zu verfertigen lehrete / welche daſſelbe Sulphur metallorum ſeyn ſolte: Damit man nemlich an derer wahren Beſchaffenheit (a pofteriori,) inne werden koͤnne / was man durch das Wort / metalliſcher Schwefel / oder fixer Schwefel ber⸗ tehen ſolle. Sie entſchuldigen ſich alle (auch insgemein / die ſi ch das allergeringſte dabey zu befahren ha⸗ den moͤchten /) daß es die aröffefte Kunſt von der Welt ſey: wodurch man nemlich das klare Gold / oder alle Metallen zu Gold machen koͤnte: dergleichen Wiſſenſchalt wegen be⸗ ſorglichen Mißbrauchs / an den T Tag zu geben / die groͤſſeſte Gewiſſens⸗Sache waͤre. Nun ſage ich offenhertzig / daß ich eine ſolche Kunſt ſelbſt nicht wiſſe; und mir niemand zu⸗ utrauen habe / daß ich durch einige Verſtellung / | nur den Namen nicht / und doch vielleicht den
Schein / oder die Meynung / von mir haben wol⸗ ö te als ob ich es vielleicht koͤnte / aber doch nicht don mir ſagen wolte. Davon wird mir erlaubt ſeyn / weil es doch etwa einigen Nutzen haben kan / eine laͤcherliche Begebenheit / die mir zuge⸗ ſtoſſen / anzufuͤhren. Inzwiſchen aber wil ich / jur Haupt⸗Sache / davon die Rede iſt / vermel⸗ den / daß ich zum wenigſten dieſe Sache m 6 .
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niger maſſen Vernunft⸗ mäßig ſcheinen / an die Hand zu geben / Beduͤncken mache. Die Begebenheit / 875 ich Ernährung 1
und wie er ſich ſein n Pie den Abſichten getragen hatte / als Manufactu- ren / Commercien / Colonien / Chur -und Fuͤrſtlichen Cammer und Einkuͤnfte Verbeſſe⸗ rungen; alſo auch mit der Alchymie / jedoch mehr in Gedancken / als Erfahrung / behaftet war. Er machte mir ein alt teutſches Com- pliment, kurtz und deutlich / daß er mich ken⸗ nen lernen wolte / weil er gehoͤret / daß ich ein Liebhaber der Chymie waͤre. Wie ich aber ſonderlich von feinem Manufactur und vieler. ley Handwercker / gruͤndlichem Verſtand / (daß er ein Sachſen⸗Gothaiſcher / und nachgehends Luͤneburgiſcher Commercien⸗ Rath hieſſe /) guch andern feinen vormaligen Aventuren gehoͤret / fo führte ich ihn auf ſolcherley Geſpraͤche / darin⸗ nen er mich auch kuͤrtzlich und ziemlich richtich beantwortete. Mitten aber in ſolchen gantz anderwaͤrtigen Reden fiel er ein / einen Vor⸗ trag zu thun / daß er eine Arbeit wuͤſte / (ſie heiſ⸗ l fen insgemein Einbringen) mit der Marck Gir,
er /
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i WO 1 ber / uber alle Koſten / woͤchentlich eines Duca⸗ ten werth Gold zu haben. Ich leugne nicht / daß es mich befremdete / daß er mit dieſer Sa⸗ Aab abgebrochen / zwiſchen das andere |
| Geſpraͤch einfuhr. Allein / wie mir die Erwaͤh⸗ nung ſolcher Kuͤnſte niemals ſonderlich zu Her⸗ tzen gegangen / auch er mir eben nicht darnach außſahe / als ob er dergleichen Kunſt ſtarck trie⸗ be / und doch ſchiene / deren merckliche Urfach 955 haben: So antwortete ich ihm / ohn einiges Nachdencken / mit beſcheidenem Lachen / daß es doch eine feine Arbeit waͤre / da einer auch nur mit 100. Thlr. Capital, woͤchentlich 10. Du⸗ eaten an Gold / und alſo jahrlich zoo. Ducaten / 19 nieſſen koͤnte. Finge aber damit unſere vo⸗ ige Rede wieder an / wo wir ſie / mir gantz wohl wiſſentlich / gelaſſen hatten / und verfolgte ſolches „Vorhaben weiter / in fuͤglicher Ordnung. Das waͤhrete nun wenigſtens eine halbe Stunde; da fiel er wieder queer ein / eigentlich mit denen Worten: a propos von dem Einbringen / man kan auch wohl taͤglich einen Ducaten dadurch haben. Nun wird jeder vernuͤnſtige Menſch ermeſſen daß eine ſolche Rede mir noch etwas ſchwerbedencklicher fallen müſſen / dahero ich „auch mit etwas weniger beſcheidenem Lachen, und mehr ſcheinbaren Verdrießlichkeit / nichts weiter antwortete / als: So müfte man ja ges ſchwind reich werden. Und weil wir alle beyde dadurch etwas entſtellet / und eine Weile ſtille worden / ich aber meinem Gaſt doch nicht gorne 8 un⸗
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1 10 N 3
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ger 2185 mir vorlieb. 8 Morgen reife „ te er wieder hinweg / und bezeugete / bey ſeiner übrigen gantz ungezwungenen teutſchen Art / ſol⸗ che Freundſchaft / (wie ich es außlegte) zu mir / daß es mir ein ſonderliches Gefallen war / weil es doch ein alter / vielverſuchter / und gewiß im 5 0 nicht ungeſcheuter Mann war: 17 vera
erfahren. Er kam ind andern Leuten / und that meiner auf folgende Weiſe Erwaͤh⸗ nung. Da der Cavallier Burrhi feine Reife über. Holland nach Daͤnnemarck zu genom⸗ men / wäre mein guter alter Freund / als das⸗
man hätte von Burrhi geglaubet / daß er den Lapidem hatte / wobey er auch die Leute derge⸗ ſtalt gelaſſen habe / daß er es eben nicht wider⸗ ſprochen noch geleugnet / ſondern nur mit einer Höflichkeit abgeleinet haͤtte. Mein Mann waͤ⸗ re auch damal mit andern an der Leim⸗Stan⸗ ge gelauffen / dieſen roren Pbiloſophiſchen en zu fangen. Seine Mitgefellen 12 ten 0 |
93 0 Zu 8 2
ten ſich eine eine Hoffnung gefaßt / d durch B Burrhä hilofophifche Erbarmung etwa eine geneigte
2 Anleitung zu erhalten/ und gemeynet / eine F Bu Verſuch koͤnte / wo ja irgend keinen Nu⸗
en / doch auch ja keinen Schaden bringen. Mein guter Freund aber habe ein Bedencken macht / ehe man etwa einen Korb holete / auch erſt zu horchen / ob auch Burrhi der Mann päre / der allenfalls auf ſolcher Art Fragen nicht | wohl antworten wolte / als auch ſelbſten koͤnte. 81 ihn nun gleich ſeine Cameraden damit auß⸗ * 15 haͤtte er doch über fich genommen / Dies e e außfündig zu machen / und zwar auf
e Art. Er hätte Burrhi ſchon wohl geſe⸗
n / und an Perſon gekennet / waͤre aber auf gut 65 onändiſch! in deſſen anſehnliches Mieth⸗Haus treten / und obſchon Burrki innen auf der ai geſtanden / doch feine vornen zur Seiten
rtende Laquayen fein laut gefraget / ob
der Cavallier Burrhi hier logirte / und zu
5 chen waͤre. a ſie ihn nun mit Hoͤflichkeit ‚Ih Burrhi gewieſen / und dieſer mit Freundlich⸗ it herzugetreten / hätte er ihm mit einer unge⸗ 1 Dreiſtigkeit geſagt; Es waͤre eine ſchere ehrliche Geſellſchaft / Liebhabere der Chy- ‚hie, alhie / die gebuͤhrenden æſtim vor ihm / „deren Burrhi, trügen / weil feine groffe Wiſſen⸗ haft in dieſer Kunſt ihnen geruͤhmet worden. da er aber alhie / (wie kundbarlich geſchehen) Voſſen Aufgang haͤtte / fo hätten fie wohlmey⸗ end 3 ihm dieſe offerte zu thun. Sn
ı: N. ; ER } / 8
144. 22 (0) ER hätten ein maͤßiges Werck in gangbarer Arbeit da fie wöchentlich mit einer Marck Silber / i ihrer Hand behaltend / einen Ducaten an Gol zur Außbeute hätten. Stellten ihm alſo anheim ob er damit etwas einlegen / und dieſes wenige ſo lange er alhie waͤre / von / oder mit ihnen ge nieſſen wolte. Burrhi hätte ihn mit groſſe Hoͤflichkeit nicht nur in die Stube / ſondern in Cabinet gefuͤhret / nach einigen Umſtaͤnden be elend ihre Einrichtung zu ſehen / und mit ihne ekandt zu werden / ſehr verbindlich erſuchet auch ſich allenfalls / wann es ihre Gelegenheil itte / auf hundert ⸗weiß / Marck Silber erbothen
chen hätte er nun bey mir gefunden / daß / dae mir auch täglich von einem Ducaten geſaget / ich! ein Gelächter darauß gemachet / e. Es iſt gewiß / daß keine feſter ſitzende un unuͤberwindlichere Thorheit iſt / as was man fick” einmal von ſolchen Dingen feſte in den Kopfg \ fest hat. Diefer gute Mann war nun alt darübef geworden / und hatte ſein Lebenlang / wie ich au genugſamen Umſtaͤnden weiß / nichts grund ches in der Chymie gethan noch geſehen / une konte ſich doch einer ſolchen ungereimten Einbil! dung nicht erwehren. n Ja
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Ja / ich ſehe auch kein Bedencken / einen ſonſt auch ziemlich hie und da bekannten Baron Starcken zu nennen / welcher / auf dieſes Mannes ſolcherley Veranlaſſen / nach⸗ hero gleicher Geſtalt zu mir gekommen; den ich aber unzweiffelich etwas geſcheuter von mir ges laſſen / weil ich ihm / da er mir feinen Anleiter an dieſem Mann nennete / dieſe gantze Hiſto⸗ rie / wie ich fie / zwiſchen ſolcher Zeit / gantz gruͤndlichſt in Erfahrung hatte / aufrichtigſt er⸗ zehlete / und ihn / Nabend Verdacht auf mich zu haben / traͤulich abmahnete. | Aber wiederum zu unferer Sache zu kommen / ſo erachte fuͤr das fuͤglichſte / deren Betrachtung vor das allererſte / mehr nach denen Abſichten und Deutungen derer / die davon zu reden ge⸗ wohnet ſind / als nach ihren unvernehmlichen Angeben / kuͤrtzlich mehr nach der Theorie, als raxi, in Bedencken zu nehmen; und was Kunckel dabey einwendet / zu uͤberlegen / ob / und wie ferne er fie gründlich uͤberzeuge. Einmal iſt gewiß / daß alle die / ſo etwas deut⸗ lich ſcheinendes von dem Sulphure Metallico fixo vorgebracht haben wollen / von demſelben / Hals einer ſolchen Sache reden / welche der Grund und coͤrperliche Urſach ſey Erſtlich der Farbe in denen Metallen; Zum andern / der zarteſten innerſten Ders miſchung und feften Verknupfung derer uͤbri⸗ gen Grund⸗Materien; | Drittens und zwar gang zu rar \ R x a ie 1 8 \ |
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liſchen / allerdichteſt / und doch ſchmeidigſten oder ſchmiedigen confiftenz, |
Wobey aber noch 4) zu fügen’ daß die / ſo am allermeiſten auß und nach der Praxi zu reden ſcheinen wollen / allezeit hoͤchlich beſtaͤttigen / daß / em? alle principia der Metallen / alſo auch
ieſes / in Anſehung ihrer von einander Schei⸗ dung / eine ſolche feſte Verbindung halten / daß es faſt unmoͤglich / (auch ſelbſt gar nicht nuͤtzlich) ſey / fie vollkommentlich rein und recht eintzig von einander zu bringen / und jedes abſonderlich gantz vor ſich darzuſtellen. 1 Indem ſie eben dadurch den Grund ihrer ſu⸗ chenden wieder Vereinigung ſetzen; und dar⸗ auß die freylich wunderbarliche / wiewohl von Becchern hoͤchlich gelobte Redens⸗Art eines ſol⸗ chen Welt⸗oder Gold⸗Weiſen entſtanden / da er von feinem Sulphure und Mercurio ſchreibet: Quod plurimum utriusque fit in plurimo utriusque. Ja auch Kunckel ſelbſten den in lauffende Geſtalt gebrachten Mercurium der Metallen / vor viel ſchwerer wieder zum rechten Stand der Feuer⸗Beſtaͤndigkeit / dichten Fe⸗ ſtigkeit / und Schmeidigkeit angiebt / als da er noch nicht in dieſe Geſtalt verſetzet worden: Und eben darinne fich feine Sache ſchwerer machet / als Beccher.
Dann da Kunckel behaupten wil / daß die⸗ ſes Queckſilber / recht eigentlich in ſolcher lauf⸗ fenden Geſtalt / in den Metallen ſtecke / und auß ſolchen durch eine bloſſe vollkommene reine
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03 (0) 8 147 Scheidung / zu dieſer Geſtalt / heraußgebracht werde: So geſtehet er eben damit deutlich / daß noch etwas von einem andern principio mit ihm vermiſchet ſeyn muͤſſe / ſo lang er nicht lauf⸗ ſend erſcheinet: welches er aber auf das Saltz⸗ FPrincipium außdeutet. Da hingegen Beccher faſt ſcheinbarer anfuͤh⸗ ret / daß ſolche lauffende Geſtalt einem ſehr reinen Theil / recht metalliſcher Art / nur da⸗ durch zugefuͤget werde / daß das eigentlichſte Me. talliſch ⸗ ſchmeidigmachende Principium üs N fs dazu gebracht und innigſt einverleibet werde. | BEL, Wioiewohl hernach / ſo Kunckel, als Beccher, die mehrere Geſchicklichkeit eines ſolchen Mer⸗ curii, wieder zur metalliſchen Härte zu gehen / ohne fo groſſe Urſach der fchon mehreren Ro. chung ſolches innerlichen Mercurial - Weſens zuſchreiben: da ſie bey ihrem reiner geſchiedenen Sulphure, oder Sale, fo weit es aufs Reden ankommt / eben fo viel gewonnen hätten. Um nun alle darunter beſtaͤndig haftende Zwiſtigkeiten / ſo viel es ſeyn kan / vorweg zu raͤu⸗ men / fo muß wohl die Haupt⸗Frage ſeyn / ob es glaublich / oder noͤthig / oder erweislich ſeye / Daß eine cörperliche Materie nicht nur ſeyn koͤnne / ſondern wuͤrcklich fen, welche in Seuer⸗ beſtaͤndigen Weſen eine Farbe machen koͤn⸗ Ane; ja wuͤrcklich ſolches zu thun gewohnt ſey / wie auß wuͤrcklichen Exempeln zu beweiſen: oder nur eine n und . 48 n nd! FR
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tung / in denen / weiß nicht wie / unter einander her liegenden allerkleinſten Partickelchen des an ſich unfaͤrbigen Coͤrpers ſey / darzwiſchen der Licht⸗Schein dergeſtalt wunderlich herum ge⸗ drechſelt werde / daß er lauter Nuͤrnberger Tand darinnen vorſtelle / oder dadurch alle Farben der Welt verurſache.
Waͤre nun das erſte erweislich / ſo waͤre ja auch nicht für unmöglich zu achten / daß ſolches coͤrperliche Weſen auß einer Art / oder zum we⸗ nigſten Parthey / ſolcherley gefärbten Coͤrpers herauß geſondert / und in einen andern uͤber⸗ getragen werden koͤnte. N
Nun haͤtte zwar ſowohl Kunckel, wann er ſich nicht ſo gar widerſetzlich erzeiget haͤtte / daß er auch alles ſulphuriſche Weſen durchgehends weder ſehen noch hoͤren wollen; als andere / die von denen fixen Sulphuren keinen Begriff ſaſ⸗ ſen koͤnnen / eine Entſchuldigung / die ſich noch wohl hoͤren ließe / daß gleichwohl alles farbhaf⸗ tige Weſen / und was auch bishero von mir von dergleichen Geſchlecht angefuͤhret worden / dergeſtalt beſchaffen ſey / daß es hoͤchſt veraͤn⸗ derlich / und am gantzen Ende / zum wenigſten mit Beytretung der Luft / nicht alſo fix, noch eigentlichſt Feuer -beftändig ſey. 1
Allein / wie wir vor erſt noch auf der Frage ſind / ob dergleichen etwas / wahrhaftig vor ſich ſelbſt beſtehend Coͤrperliches / zu achten und zu erkennen ſey? So iſt noch nicht die Zeit / von ans || derem feinen Beſtand / oder Veraͤnderlichkeit / iu ſbrechen. Ja /
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| 23 OR. 243 Ja / um der Sache näher zu treten / verfaͤn⸗ get auch dabey nichts / wann man zwar bey de⸗ n unbeftändig vermiſchten Metallen die kurtz vorhero handgreiflich erwieſene An⸗ und Einneh⸗ mung eines ſolchen Farb⸗ und Schwefel⸗Prin⸗ cipii zulaſſen / hingegen ſich damit entſchuldi⸗ gen wolte / daß ſolches auch durch recht ange⸗ wendetes Außgluͤhen wieder davon ginge / und alſo nicht für denſelbigen Schwefel / davon hier die Rede iſt / angeſehen oder angenommen wer⸗ den koͤnte. | Allein wil ich doch gleichwohl das Exempel vorſtellen / welches zwar allen Menſchen vor Aus gen / aber billig niemand / gleichwie bekannter / alſo bedencklicher hatte ſeyn ſollen / als Kun⸗ keln / der hingegen es ungleich weniger / nemlich gar nicht / als Beccher, zu Hertzen genom⸗ men. f | Die Sache iſt dieſe. Wann man die Vege- tabilien / in offener Luft / oder verſchloſſen / mit Feuer zwinget / ſo treibet man das in ihnen frey liegende fette Weſen / in Geſtalt eines fluͤchti⸗ gen / oder dickeren / brenntzigten Oels / davon. ö Was aber tieffer in die innere Vermiſchung ihrer trockenen feſten Theile / durch und durch / mit eingeflochten iſt / bleibet ſo lang in der Koh⸗ le ſtecken / bis es durch Beyhuͤlffe der freyen Luft / mit gelindem Gluͤhen/ darauß los gema⸗ chet / und in die Luft verfuͤhret wird. Da bleibet nun endlich eine bloffe Aſche übrig. Gier iſt nun / in der Kohle; eben eine Are 83 denne
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ise 388 (0) SM | brennliche Materie geweſen / wie in den unbe⸗ ſtaͤndigen oder verbrennlichen Metallen.
Sie wird / durch das Gluͤhen / herausgetrie⸗ ben / und läßt eine Afche zuruͤck. Dieſe Metal · len thun / nach ihrer Art / desgleichen. 1 tabilien mit gebuͤhrlicher Feuers ⸗Gewalt | |
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wohl bedacht / da er davon ſchreibet: „Da |
„Aſche / und darauß gemachten Glas / beweiſe. Gleichwie nun dieſe Farbe / in der vegetabi⸗ liſchen Aſche und Feuer⸗beſtaͤndigen Glas / ni gend her / mit einiger Wahrſcheinlichkeit / geho⸗ let oder bewieſen werden kan / als von eben der] Materie / die noch in Uberfluß das haͤufige ſchwartze Weſen an der Kohle vorgeſtellet z Hier aber / durch tieffe innige Vermiſchung⸗ | dergeſtalt feft gehalten bleibet / daß ihm das große | ſeſte Feuer nichts abzujagen vermag: Also iſt daxauß / zum wenigſten nothduͤrftig / zu beſchei⸗ N | nen /
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| 23 (o) 5 151 nen / daß allerdings ein ſolches ſulphuriſches / Farb ⸗gebendes / Principium ſeyn koͤnne / wel⸗ a zu einer im groͤſten Feuer beſtaͤndigen Ver⸗ miſchung fuͤglich und geſchickt zu achten ſey. Ja / daß dieſes im Aſchen⸗Glas faͤrbende Weſen eben derſelbigen Art ſey / welches in den Kohlen / ja ſelbſt dem flüchtigen Ruß / ſich findet / iſt noch damit zu beweiſen / daß / je groͤber / grau⸗ er / oder ſchwaͤrtzlichter die Aſche iſt / je duncke⸗ ler auch das darauß gemachte Glas werde. Was noch mehr iſt / fo hoͤret man bey allen Glas⸗Huͤtten / daß das nicht hell⸗flammen⸗bren⸗ nende Holtz / ſondern Ruß rauchende / dem uͤbri⸗ gens reinen Glas⸗gemenge eine Dunckelheit und vermerckliche Schwaͤrtze beybringe. Dahero deſto weniger zu verwundern / daß in dem Spieß⸗Glas der kundbare gemeine Schwefel noch dergeſtalt in den Glas⸗Fluß ſich aufs allerzarteſte eintheile / daß / nachdem er mehr oder weniger davon außgetrieben / nach ſolcher Maſſe auch das Glas mehr oder weniger helle gefaͤrbet außfället. Geſchweige / daß bey eben denen Metallen / bey welchen dieſes faͤrbenden Weſens am we⸗ nigſten / oder zum wenigſten feſt vermiſchet iſt / ſondern am leichteſten davon außgluͤhet / auch deſto lichteres Glas / wie auß dem Bley / oder gar ein unfärbiges Glas / wie auß der Zinn⸗ Aſche (mit glaſichtem Beyſatz) an den Tag kommet. Auß welchen eee Erfahrungs⸗ | we
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Bemerkungen ngen unfere erſſe Fr erſte Frage ke keine geringe Erläuterung bekommet; daß allerdings ein ſol⸗ ches farbhaftiges Weſen ſey / welches in ſtren⸗ ge Ichmelgiichen Vermiſchungen mit groſſer Beſtaͤndigkeit dauren und außhalten koͤnne. Und zwar ſcheinbarlich von derſelben Art und Mi Geſchlecht / welche ſowohl ſonſt in verbrennlis Wi chen Dingen / als ſelbſten in dem gemeinen Schwefel / fo weit er brennet / gefaͤrbet iſt / oder weitſtreckend faͤrbet / das Grund⸗Weſen abgiebt: und von ihme / als dem Mittel⸗Ding Mi zwiſchen denen Metallen / und vegetabiliſch⸗ und animalifchen Geſchlechten / die Benennung des ſchwefelhaften Weſens bekommen hat. | Um nun zu der andern Eigenſchaſt / der zarte⸗ ſten innigſten Vermiſchung / zu ſchreiten; fo Ü iſt wieder noͤthig zu bedencken / was das allge⸗ meine Schwefel / oder Brand Principium für eine unbegreifliche Zartheit ſeiner Vermiſchung / mit denen allerzarteſten Staͤubgen / oder er⸗ dencklichſten Theilgen / ſeiner beygemiſchten an⸗ derweiten Materien / mache und halte. Ich habe bereits oben ſeine unermeßliche Zartheit / in dem unſichtbaren Dunſt / der auß ſeinem Außriechen / mit Anſchwaͤrtzung Silbers / oder anderer dergleichen Dinge / ſich beweiſet / angefuͤhret; und gebe ihn noch zu fernerem Wohlbedencken: Nur noch dieſes bemercken⸗ de / daß ſolche weitſtreckende Faͤrbung / man kehre es wie man wolle / eigentlichſt von dieſem 9 Principio in dem Schwefel ent⸗ jr | \ ſtehe: en | 8 |
2 (0) S 153 ehe: Maſſen das andere / in fo gar keiner Ges ſtalt / einigen dergleichen Effect hat / daß ich mich 2 geringſten Beweiſes davon nicht zu entſin⸗ nen wuͤſte. | Andeſſen wil jedoch noch eines auß meiner Beobachtung anfuͤhren / welches die unbegreif⸗ lichſte Zartheit der Vermiſchung dieſes Prin- cipi mit dem andern / in dem Schwefel / zu be⸗ dencken geben kan. Ich vermuthe / daß man be⸗ greiffen koͤnne / daß das Brennen des Schwe⸗ fels gründlich von dieſem Principio herkomme / und darauf / oder darinne / beſtehe.
Man nehme nun ein halb Quentl. wohlge⸗ pulverten Schwefel / ſchuͤtte es in ein allerklei⸗ neſtes Gold⸗Schmieds Tiegelgen / und ſetze in die Mitten einen Schwefel⸗Faden / daß er nicht umfallen kan / mit ein wenig zartem Drath be⸗ ſtaͤbelt. Richte ihn auch dergeſtalt / daß er bey beſchehenem Anzuͤnden nicht groͤſſer / als einer kleinen Linſe groß Flamme giebt. Setze ihn auf einen warmen Backſtein; zuͤnde das Taͤcht⸗ lein an / daß es ohngefehr in bemeldeter Groͤſſe fortbrenne. Wann es nun / an einem ſtillen Ort / eine gantze Stunde lang gebrennet / daß man nicht allein das Flaͤmmgen beſtaͤndig geſe⸗ hen / ſondern auch ein groſſes Gemach voll Ge⸗ ruch damit angefuͤllet empfindet / ſo blaſe man es wieder auß / und waͤge das ruͤckſtellige: So bird man befinden / daß durch eine gantze Stun⸗ de lang dergleichen Brennens nicht über 15. bis
16. Gran ſchwer verzehret worden. Welches
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eines jeden vernünftigen Bedencken / von del Zartheit dieſer Materie / uͤberlaſſe. Mr Ich rede aber eigentlich von der unbegreiflich zarteſten Vertheilung dieſer eigentlichſt falphuf riſchen / nemlich brennlichen Staͤubchen; unten und zwiſchen die ſaltzige / oder acidas minutias Indem ja in fo unerſinnlich und unzaͤhlich vie len / allererdencklichſt zarten Coͤrpergen / welche durch die ſtaͤrckſte Bewegung des Feuers oder Verbrennens / in einer gantzen Stunde Zeit / auß einer fo kleinen / kaum ſtarcken Erbs groſſe Maaſſe / und fo geringem Gewicht / doch mit auallı genblicklich fortfahrender Zerſtreuung / auß ein ander verſtaͤubet werden: Sage / in jedem ſol⸗ chem Staͤubchen / ſo wohl ein dergleichen brenn⸗ liches / als ſaltziges Coͤrpergen geſeſſen zu ha ben / vermuthet und erkennet werden muß. Noch fernere Betrachtung dieſer innigſten allerzarteſten Einmiſchung erſcheinet auch / und. beſcheiniget ſich auß der groſſen Veraͤnderung / welche dieſes Weſen an dem acido, oder ſau⸗ ren Saltz⸗Theil des Schwefels / darinne ma⸗ chet / daß / da ſonſten dieſes Saltz⸗Weſen gerne in das Waſſer ſich vertheilet / fo gar / daß es auch / wann ihm das Waſſer / fo viel moͤglich / entzogen worden / nach und nach auß der bloſſen Luft wieder ein mehreres zu ſich nimmt: Nichts deſto weniger / wann nun dieſes brennliche We⸗ fen damit vermiſchet worden / es fernerhin gantz
keine Gemeinſchaft mehr mit dem Waſſer an⸗ e. Dergleichen auch / in verſchiedener f — x Pro⸗
— \ \
J 22 (0) 88. 155 A proportion, mit denen Hartzen / Fett und Oel geſchiehet: Der pure Ruß aber mit dem Waſ⸗ hu fer gar keine Vermiſchung zulaͤſſet. d Wie nun theils dieſe Zeugniſſe / theils auch l die / in denen unbeſtaͤndig vermiſchten metalli⸗ ſchen Coͤrpern / bis durch die allerzarteſte erſinn⸗ liche Staͤubchen / ebenmaͤßig begreifliche Vers theilung derſelben / dem Nachdencken von ſolcher Mallerzarteſten Vertheilung ein Genuͤgen geben kan: Alſo mag auch / von der feſten Verknuͤpf⸗ fung deſſelben mit denen uͤbrigen Grund⸗Ma⸗ u terien zeugen / die ſchwerliche Abſonderung deſ⸗ e ſelben / ſelbſten durch die Feuer⸗Bewegung / welche doch dieſem Weſen am allereigentlich⸗ ſten zukommt / und daran ihre Wuͤrckung hat. Aldo nemlich das ſchon angeführte Exempel des Außglühens um ſo viel deſto mehr und ge⸗ nauer zu betrachten dienet: Indem nicht allein eine vegetabiliſche Aſche / ich ſage einerley A⸗ ſche / nachdem ſie kurtz / oder lang und innigſt außgegluͤhet iſt / einen groſſen Unterſcheid der dunckeln Grüne des darauß zuſammen ge⸗ ſchmoltzenen Glaſes bringet: Sondern auch an dem Antimonio eben daſſelbe ſich dergeſtalt zu Tage legt / daß / wann man ein ſolches / recht duͤnne außgebreitet / an freyer Luft / recht lange / wil ſagen / gantze Tage lang / gelinde ſortgluͤhet / das darauß / je laͤnger / je hartfluͤßiger fallende net auch je blaſſer und blaſſer befunden wird. Ja ſelbſten an dem Bley ein gantz gleiches „ Aaächt⸗
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56 92 (o) 8
leichtlich zu beobachten iſt; indem ein ſchnell verglaͤttendes Bley ein dunckeles weiches Glan
7 N | \ N A N 1 ebenfalls zur Betrachtung nuͤtzlich; da er wohl zu bemercken giebt / daß ein / durch bloſſes ſehr langes Gluͤhen / (etlicher Wochen Zeit / nach
vorſtellet; eine mit langer Weile gemacht
Bley ⸗Aſche aber / oder mit langem Gluͤhen auf;
der Glaͤtte gewordene helle Mennige / ode (durch bloſſes gelindes Ausgluͤhen an freya Luft / vorſcheinende /) helles Bleygelb / ein feht hell gelbgruͤnliches Glas erzeiget. ſah 1
ahrum:
Ja / es iſt hiebey Kunckels gute Er
Iſaac Hollandi Anleitung) verfertigter / aller⸗ zarteſter crocus, viel eine ſchoͤnere rothe Farb
in das Glas gebe / als ein groͤberer / und von dem Feuer nicht genug durchdrungener. Ge⸗
wiß / auß keiner andern gruͤndlicheren Urſach / als weil durch ſolches gar lange gelinde Gluͤhen / (welches / zu dieſer Abſicht / letztlich noch über
bloſſen Kohlen ein oder andern Tag geendiget
werden kan /) noch etwas von dieſer ſubtilen
Grund ⸗Materie / was nicht in der allerfeſteſten Verbindung ſtehet / außgetrieben wird.
Nicht undeutlicher erweiſet ſich ein ſolches an dem mit Salpeter verfertigten / allerzarteſten
Elſen⸗Croco, nach Quercetani Anmerckung.
Wann man nemlich gleiche Theile von Eiſen⸗
Feil und Salpeter in eine Schmeltz⸗Gluht ſtel⸗ let / und / ſo bald es ſich entzuͤndet / herauß hebet / außſticht und in reineſtes Waſſer ſchmeiſſet:
die Purpur⸗Violet⸗ farbige ä ge⸗ N
chwind (ER RR \ *
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Ichwind filtriretv und in etlichen Stunden ſich letzen laͤſſet. Maſſen dadurch ein gantz blaß⸗ Tothes allerzarteſtes Pulver / wiewohl ſehr we⸗ ii / zum Vorſchein kommt / welches ebenmäßis en viel gelinderen Farb⸗Effect bezeugen wird.
Der nach meiner Art / gantz und gar / mit farcker alcali Laugen ſolvirte / und mit Urin
ræcipitirte / allerzarteſte crocus, wie er in gro Jer Menge zu machen / alſo kan er auch zu glei⸗ her Erfahrung deſto beſſer dienen.
Weil ich aber / unter der angegebenen zwey⸗ een Betrachtung / auch davon zu reden angedeu⸗
et / wie dieſes principium, als eine Urſach der innerſten Vermiſchung / fo wohl mit / als zwi ſchen denen übrigen Metalliſchen Grund⸗We⸗ lien geruͤhmet werde; fo gehen ja aller dererje⸗ nigen / die am nachdruͤcklichſten von dieſen Din⸗ gen I" ſchreiben angefehen ſeyn wollen / ſamtli⸗
che Meynungen außdruͤcklich dahin / daß dieſes von ihnen benamte Sulphuriſche principium
das eigentliche Band der Vollkommenheit / un⸗ ter dem Mercurio und Sale metallico, zu ach⸗ ten ſey.
So gar / daß auch Kunckel ſelbſten / wiewohl er von dieſem principio weder hören noch wife ſen wil / nichts deſto weniger mit dem regulo JAntimonit auch nichts zu thun haben wil / ſon⸗ dern ihn vielmehr ſehr veraͤchtlich hält: Da er doch vielfaͤltig geſtehet / ja ſelbſten angiebt / daß
in demſelben ſo wohl ein ziemlich haͤufiger Mer⸗ curius, als metalliſches Saltz / enthalten ſey:
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18 8 (0) ER
wovon er noch pag. 473. dergeſtalt außfuͤhrlich . de zum wenigſten außdruͤcklich / als anderwaͤr 0 N redet. 2 sd 22 4 Und wird gewißlich jedermann ermeſſen / daß es zum wenigſten eben ſo wenig deutlich verſtande werden / und etwas wuͤrckliches coͤrperliches zu erkennen geben moͤge / wann man die wenigere Tuͤchtigkeit eines ſolchen / oder auß andern ge⸗ ringen Metallen verſprochenen Mercuri, feiner vorhin / in dem vormaligen Metall / gehabten / und alſo behaltenen / noch wenigeren Ro⸗ chung / oder mehrern Rohigkeit / beymiſſet. Maſſen ſich ſolche eben fo wenig / ja in der That noch weniger / mit einigem recht vernehmlichen Beweis beſcheinigen laͤßt / als das Anbringen / von einer recht coͤrperlichen materialifchen dar⸗ unter begriffenen und mitwuͤrckenden Urſache / nicht auf ſich hat. 4 Was nun das dritte von mir angeregte Be⸗ dencken betrifft / nemlich: Wie dieſes ſo benam⸗ te ſulphuriſche principium ‚von denen die Das von reden / als ein ſolches Mittel angegeben wer⸗ de /⸗ durch welches die eigentlichſt Metalliſche / allerdichteſte / und doch ſchmeidigſte conſiſtenz gegeben / und geleiſtet werde; fo iſt ja auß ſol⸗ Üi cherley Vorſtellungen uͤberfluͤßig bekannt / wie ſehr fie allerſeits / auch hauptſaͤchlich bey ihrer vorhabenden Tinctur ſelbſten / auf dieſen Schwefel dringen: Als auſſer welchem auch nimmermehr die wahre vollkommenſte / und ſo unglaublich weitſtreckende faͤrbende / oder old⸗ 99 * Im- (X \ \ |
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l Tin ur, zum Stand zu bringen möglich ſeyn
würde. | : Von welcher Vorwendung, zum wenigſten Hach Innhalt der gewoͤhnlichen Beſchreibungen⸗ als nach denen ich mich alhie hauptſaͤchlich rich⸗ e / und ihre Wahrſcheinlichkeit zu erwaͤgen ans führe /) gleichwohl noch dieſes in Betrachtung ommen koͤnte / daß jedoch / von ohngefaͤhr 100. Hahren her / ja ſonderlich fit etwa 30. bis 40. Jahren / mehrere Exempel glaubwürdig vorge⸗ auffen / daß nicht nur geringere Metallen in Gold verbeſſert worden / ſondern auch mit einer allerkleinſten quantitaͤt der fo genannten tingi⸗ enden Materie / gegen das Gewicht des veraͤn⸗ perten Metals. Sage / daß ſolcherley Veraͤn⸗ derungen eigentlich zu Gold geſchehen. Viel wenigere aber Exempel dergleichen Veraͤnde⸗ eungen in Silber / ſonderlich mit fo weit übers treffendem Gewicht / erwaͤhnet worden. Nicht weniger auch von dem Silber ſelbſten / lauch in handgrejiflicherern Umſtaͤnden kundbar ft, wie ſolches nicht allein feiner aͤuſſerlichen Maſſe nach / um ein merckliches leichter / und weniger dichte / als das Gold / befunden werde: Sondern auch / ſeiner groͤſſern Maſſe ungeach⸗ tet / gleichwohl weder alſo hoͤchſt ſchmeidig / noch gleich fo weit außzudehnen ſey / als das Gold | en von dieſem um ein gar groſſes uͤbertrof⸗ fen werde. Auß welcher Vergleichung dann um ſo viel deſto mehr gbzunehmen ſeyn moͤchte / daß dleje⸗ N 298 J en
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ARE RN. nige ſubſtanz, welche dem Gold die Farb giebt / zugleich auch eine ſolche innigliche not gärtere Verbindung der übrigen principie mache / daß ſie dannenhero / als noch ſubtil geworden / ſich auch deſto enger in dem gantze Raum ſchlieſſen und zuſammen fügen können Zumalen / da auch das Silber ſelbſten / wan es durch eine ſolche Kunſt in Gold veraͤndel worden / eben dieſelbe kleinere Maſſe / in gleich maͤßigem vorigen Gewicht / uͤberkommen mi
fe. | | A Wobey nichts gruͤndliches verfangen kar
wann man einwenden wolte / daß gleichwoh das Silber / auſſer dem bloſſen Umſtand de Sarbe / und dieſer gewichtigen Dichte / im uf drigen in feinen principiis eben alſo innigſt ver bunden / und Feuer⸗beſtaͤndig / als das Gold ſey. Dann auch eben dieſe Außlegere den Silber einige merckliche Beymiſchung gleich maͤßigen Sulphuriſchen Weſens mit nichtet gaͤntzlich entziehen / noch verſagen. Welche ſo gar Kunckel ſelbſten gantz und gar nicht ii Abrede iſt / daß er vielmehr auß dem Silbe gleich ſowohl / als auß dem Gold / eine ſolche Ro the zu erhalten / ſowohl ſonſten / als ins beſonde te pag. 313. und 314, angiebt / welche auch felb: ſten einen Theil des Silbers wieder in Golz verändert habe: Nur aber mit aller Gewallf leugnet / daß es etwas von dem Mercurio det Silbers unterſchiedenes ſey / ſondern er viel mehr ſelbſten an ſich / gleichſam urſpruͤnglich / 9 n
BOM .
1e forhanige Roͤthe in fi ch habe / un! habe / und vorſtellig nache. Aber gewiß der Sache darinnen nicht enug thut / daß er gleichwohl gar nicht darauf gedencket wie und warum jedoch der geſamte | häufige Mercurius in dem Silber / folche fon» rei Roͤthe / nicht auch ſonſten / und meh⸗
ers / aͤuſſere oder vorſtelle? als nur auß einer ö hoffen quantitat Silbers ein fo weniges: jpeiches wieder in das Silber zurück fallend / eicher maſſen ein weniges / was es / alſo con- kentriret/ beruͤhret / in Gold verkehret habe. | Der Schreiber Alchymiæ denudatæ hat den ſolchen proceſs ſo gar gleichmaͤßig angefuͤh⸗ jet (außgenommen / daß er nicht fo viel Wochen 1 dem ſublimiren angiebt / wo nicht die auf⸗ chwoͤllende calcination dahin gezogen werden Pe / wohin auch Kunckels Angeben pag. 414. nten gedeutet werden koͤnte /) daß es zu ver⸗ boundern / wie ihnen beyderſeits die Sache ſo Jar überein gerathen. Indeſſen giebt dieſer Juch noch anderes Verfahren an die Hand / ein Jaſt ebenmaͤßiges auch auß allen Metallen / fo Joohl als dem Silber / zu erlangen.
N em guten Aquafort ſolviret / das phlegma
mlich davon abziehet / und die dickere folu- Hi on in ein Kölbgen auf ziemlich viel Saltz gieſ⸗ It / auch noch mehr Saltz darauf fuͤllet / und in Ine maßige Hitze ftellet/ fo wird der Mercurius Jarinnen Purpuricht roth: Giebt man ihm Lorſichtig fublimir- * fo ſteiget er zwar 540
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Wann man das gemeine Queckſilber in ei⸗
Grund / eben daſſelbe dadurch vorſtellig machen
162 2 (o) 8 | lich ſchoͤn weiß / als ein ſublimat, in die Hoͤhe bringet aber doch auch Purpurichte Strieme mit empor. Und wann man das Feuer bis; faft gelindem Gluͤhen vermehret / fo flieſſet da übrige Weſen auf dem Boden wie Waſſer / un bleibet darinnen noch vieles von dem Queckſil ber ſchwartz⸗glaͤntzend liegen. Daß alſo auc auß dem Queckſilber ſelbſten eine dergleichen Rothe ſich aͤuſſert. 1
Ja / was thun diejenige anders / die auch auß dem gemeinen / mit Huͤlfe Vitriols gemachtei ſublimat, durch acetum deſtillatum, eine Roͤf the extrahiren und endlich zum Stand eine trockenen Pulbers bringen; als daß ſie / in
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was der Autor Alchymiz denudatæ, fo woh mit dieſer Erhebung dergleichen rother Mate rie / als deren ſeparation, durch gleichmäßigen, Eßig ruͤhmet. Wohin auch Kunckels rothei Mercurius ſublimatus pag. 244. gehoͤret.
Und dürfte man nicht noch wohl auß Kun ckeln ſelbſt erinnern / was dis allerſubtileſte gell
außrauchende ſpiritus, die er eben für metalli
ſche Geiſter angiebt / zu bedeuten haben ſoltenz dc er ihnen den meiſten / ja vielmehr gantzen effec zu Gradirung / nemlich in Gold⸗Verkehrung des Silbers zuſchreibet. Solten fie nun ſeſ ſchlechterdings von dem Mercurio in den Meß tallen / in fo weit er Mercurius iſt / entſtehen / wie kaͤme dann fo gar ein weniges / alſo kraͤftiges davon! und wie koͤnte es den ee ing
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8 (0) ER ER 453
g Iſſber / den er ja cbenmäßig für recht rein 2 haͤlt / in Gold verbeſſern: wann es ur de quantitate eines gleichmäßigen Mercu- i, und nicht de qualitate eines andern We⸗
\ 2 zu verſtehen ſeyn ſolte. Da nemlich et⸗ das mehr von dem Mercurio, zu des Silbers Lercurio gebracht / ihn ja deswegen nicht zu
iwas neues / nemlich zu Gold / veraͤndern koͤnte. zumalen er ſolche Wuͤrckung vielmehr denen
15 altzen / und zwar namentlich des Salpeters
g ſerteſem Geiſt / nimmermehr zugeſtehen wuͤr⸗
9 Wie auch ſelbſten Beccher gethan / und fefe zart uͤberſteigende faͤrbende Spiritus mehr gem Metall / als dem Saltz / zugeeignet: Wie⸗ Pohl & an einem Ort von der immortali ani - Yha Nitri etwas vermeldet / auch ſich auf ein hon in vorgehenden angegebenes experiment ſeziehet: welches wohl dasjenige ſeyn durfte / a er in einem ſolchen ſpiritu Queckſilber fol- ret / und durch wunderbare procedur, auß dem
Hi it Borrax gemachten Glas⸗Weſen „letztlich / urch reduction mit Kohlen / eine Rubin⸗Far⸗
i tr von dem andern Glas⸗Weſen abſtechende
aterie zum Vorſchein bringet.
Kuͤrtzlich / wird Kunckels Meynung wohl werlich jemal zu Stand gebracht werden / da gleichwohl / zum Exempel / in dem Silber ſehr Mel Mercurii, ziemlich rein metalliſches Saltz / nd am wenigſten Erde / vorhanden zu ſeyn an⸗
bt ; und ein Theilchen dieſes Mercuri, ohne
Aigen andern Ba 3 82 Desgfal
gal⸗
164 2 (o) S | guͤldiſch beweiſen zu koͤnnen verſichert / daß gutes Gold gebe / oder auß einem Theil des u brigen (ſage / eben deſſen / davon er außgeganger iſt /) mache: und doch nicht eben viel dieſet Mercurii, geſchweige allen der darinne ſeyr ſolle / eben dergleichen Guͤldiſcher Art und Wuͤr ckung zu ſeyn beweiſen kan. 5 So kan ja je nichts anders darauß folgen, als daß dasjenige / was er alſo Guͤldiſch auf dem Silber erweiſet / nur etwas gar weniger darinne geweſen ſey; und alſo nicht der gantz Mercurius des Silbers / deſſen ja viele darin ne ſeyn ſolle / an ſich ſelbſt / durch und durch / ſol 900 Art und Tugend an und in ſich ſehbſte abe. 4 1 Kan und wil er nun nicht geſtehen / daß ſol chem Silber / oder wie er es außgelegt und ver ſtanden haben wil / dem Mercurio des Silbers die geruͤhmte Guͤldiſche / oder goldmachendd Kraft / allererſt durch die Saltze / als Spiritun Nitri, Sal urinæ, Sal commune, oder Salmiat erſt beygebracht werde; ſo muß er gewißlichh mehr dergleichen Guͤldiſches Weſen darauß de weiſen / nemlich fo viel / als er Mercurii darintk, zu ſeyn / Glauben machen wil. Welches abeik, nunmehro wohl unterwegen bleiben wird. Was aller und jeder / die von der Goldma cheriſchen Chymie geſchrieben haben / und alſiſ, auch Kunckels ſeine Schriften / ſchwer und un vernehmlich machet / iſt eben eigentlich dieſes daß fie die Hand⸗Arbeiten nicht gerne gemeit l machen
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| mache hen / oder Deutlich vorlegen tollen :
dern nur quß einigen Umſtaͤnden derſelben / nach der Vorbildung / welche ſie ſich davon außge⸗ dacht / Darüber urtheilen wollen. Da dann her⸗ nad), weil fie in dergleichen Beurtheilung kei⸗
ren wahren Grund beſtaͤttigen koͤnnen / und doch faſt nichts anders als davon reden / unmoͤg⸗ ji ch geſchehen kan / daß man die Sache felbft Bus errathe / wil geſchweigen faſſe / oder
1 9700 iſt gleichwohl Kunckel darin am auf⸗ feichtigſten verfahren / dab er jedoch manche Hand ⸗Arbeiten an den Tag geleget / die / ob fie ſchon zu feiner Darüber gemachten Außlegung I genau nicht ſtimmen / einen andern fleißigen / wohlgeübten, aufmerckſamen und nachdenckli⸗ hen Liebhaber gleichwohl gute Gelegenheit ges pen, durch Unterſuchung der Sache an ſich elbſten / ſich etwa eine andere Außdeutung da⸗ Pon zu erſinnen. Offenbar aber iſt es daß er in dieſer gantzen | buoac, Becchern lange nicht gleich gekommen. Dann wann man nur ſeine erſte Anmerckungen wohl einſiehet / fo kan man leichtlich abſehen / Paß er damal / an ſtatt des von andern angege⸗ Venen Sulphuris in denen Metallen / ein acı- um, zum würcklichen principio, der innerſten netalliſchen Vermiſchung und Verbindung / in hen Gedancken gehabt. Wozu ihn glaublich Her Lateiniſche Tractat, Iſaaci Hollandi Na- nen vorzeigend / gebracht hat: Wie er dann ſol⸗ ; 2 | chen
166 8 (o) SB
chen auch in feinem Laboratorio, vielleicht nich ohne alle Billigkeit / ſehr ruͤhmet. In ſolchen wird angewieſen / wie man auß dem Gold / wie wohl auch andern Metallen / einen Mercuriumf machen / und ſolchen in Geſtalt eines Oels ode dicken Liquoris bringen ſolle. Auch ein reinen Saltz auß dem Überreſt des Metalls zu Weg bringen / und beyde vereinigen: Zuletzt abe mit einem ſonderlichen Vitriol⸗Oel zur Voll kommenheit führen ja letztlich gar dadurch ver mehren koͤnne. 1 Hingegen hat gewißlich Beccher, allem An ſehen nach / viel mehrer Recht zu behaupten / daf in und auß denen Metallen eben ſo wenig wuͤrckliches Saltz ⸗Weſen / man heiſſe es nur Acidum, oder wie man wolle / als wuͤrcklichei lauffender Mercurius, ju erweiſen ſey. Son dern was dergleichen darauß zum Vorſchein kommet / erſt in der That in ſolche Geſtalt ver ſetzet / und deſto ſchwerer wieder in die vollkom men metalliſche Vermiſchung zu bringen ſey Als welche nichts netzendes / noch einige wuͤrck⸗ liche Saltz⸗Art beweiſendes / ſondern pure aller trockenſte / und alſo vielmehr Erd⸗ artige We⸗ ſen / zum Grund haben müffe. en; Ich kan mit Grund der Wahrheit bezeugen daß ich von gar langen Jahren her / unter denen fo hauffen weiſe umlauffenden vergeblichen pro⸗ ceſſen / von allerhand Vorgeben und Tituln / un⸗ zehliche mal bedacht / warum wohl fo gar ſelten e ja faſt niemal / von dieſem oder jenem falinifchen fen | Weſen⸗/
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08 (o) 8® 167 Weſen / oder fo genannten menftruo, Meldung Igeſchehe. Da doch ein oder anderer wohlbe⸗ Itrauter und berühmter Autor ſolcher Art / das bon / obſchon auch nur kurtze / und gleichſam ver» ſteckte / Erwehnung thut. Dergleichen wil nur an dem Eßig benennen; welchem Baſilius Valentinus an ein paar Orten etwas erhebli⸗ ches zuſchreibt : Iaac Holland aber noch viel letwas groͤſſeres auf ihn ſetzet: Zumal aber ſei⸗ ne Saltz⸗Extraction auß denen Kalchen damit ju verrichten befiehlt / und letztlich noch erinnert / daß er bey denen Dingen / zu denen er vermi⸗ ſchet / leichtlich mit dabey figist werde. Wie⸗ wohl es nun ſcheinen koͤnte / daß ſich dieſe Er⸗ Imehnung von dergleichen Saltzichten Dingen Hieher / wo von dem ſo genannten ſulphuriſchen Weſen die Rede iſt / gar nicht ſchicke: So iſt Us mir jedoch durch eben die Gelegenheit des Von Kunckel angemerckten metalliſchen acidi Heygefallen / daß er vielleicht damal eben auf die Meynung gerathen ſeyn moͤchte / daß dasjenige / vas andere ein Sulphur nennen / ein acidum ey: Weil er vielleicht etwas dergleichen / durch in ſolches / dem Anſehen nach geringes Saltz⸗ Weſen / auß den Metallen erhalten / welches ei⸗ hem ſtaͤrckeren und concentrirten acido gleich Heweſen: und er es alſo in ſolcher feiner Ges Italt für ein wuͤrckliches principium in denen Metallen geachtet / welches allezeit dieſe conſi tenz, vor ſich ſelbſt und urfprunglich hätte. Ja / ich glaube 1 unrecht zu N 4 ab
daß Kunckel eigentlich auf die Verwerffung
des fulohurifchen principii von der Metalli ſchen Vermiſchung / durch ifaac Holland Schriften / und ſonderlich den ihme / Kunckeln fo mercklich belobten Lateiniſchen Tractat, def ſalibus & oleis metallorum, gerathen. Word innen nemlich dieſer Hollandus nichts anders
giebt / als einen Mere ätium zu ſublimiren und ein Saltz zu extrahiren. 1 Da er aber gleichwohl nachhero auß ſolchen
er mit dem Vitriol umzugehen . N (wie es zugehen ſolle / mag er wiſſen) Möchtı vielleicht Kunckel darauf gekommen ſeyn / Dafür zu halten / daß in dem innerſten der Metaller nichts anders / als der Mercurius, und derglei |
ein acidum bemercket / nebft einer ſubtilen de / anzutreffen ſey.
Ich ſage aber / nicht eben ohne Urſach / ode ' Bedacht / daß er dorten / nemlich in den Anmenil\ ckungen/ dieſer Meynung iu ſeyn ſcheine; dan |
weſen zu ſeyn; weil man davon / daß ein *. |
lich zu nennendes acıdum in der That die me
talliſche Vermischung mit vollfuͤhre / 1 ndet:
0
“2 (o) 58 169 findet: Oder er muͤſte es deſto heimlicher ges halten haben / weil er von dem Vitriol fo gar Aunauß prechliche "Kräfte ruͤhmet / die weder er / noch ein anderer ſterblicher Menſch beſchreiben Akoͤnte: Auch übrigens dem Vitriol Oel hin und Aher die allerbeſte und ſonderbareſte Wuͤrckun⸗ gen in die Metallen zueignet. Indeſſen aber n der That / in allen feinen Schriften / mit eis nigen weitlaͤuftigeren Arbeiten / auß oder in dem MVvitriol, dergeſtalt behutſam umgehet / daß es faſt ſcheinet / es ſey dergleichen Arbeit haupt⸗ ſaͤchlich unter denen Saͤchſiſchen Tindtur-Pro- eeſſen / und wohl gar das Haupt⸗Werck: dar⸗ uber er dann notoriſch verpflichtet und beeydi⸗ get geweſen / und ſich alſo billig zu huͤten gehabt / nichts davon bekandt zu machen. Wiewohl ich etwas Zweiffel daran haben ſolle / weil ich einen gekannt / der nach Kunckels Zeit auch in ſolcher Pflicht geſtanden / und die 4 manufcripten unter die Hände bekommen; auch in Wahrheit / davon auch nur das gering⸗ ſte zu reden / ſich recht nachdruͤcklichſt geſcheuet und gefuͤrchtet; auch / wie ich gewiſſenhaftig be⸗ zeugen kan / ſelbſt von der Arbeit / mit der Luna Cornua, oder nach ſolcher Art / niemals ein ei⸗ nig Wort erwaͤhnet / ob er gleich ſehr lange um mich und ſelbſt an meinem Brod geweſen; wohl aber dieſes gemeldet / daß annoch in dem Cuhurfuͤrſtlichen Schloß zu Dreßden ein ſehr groſſer Vorrath von vielen Centnern des ſchoͤn⸗ ſten „ vorhanden "= - 5 es
170 3 (o) 8
— — w—wœ— —èà—•— ä — a a ches zu den Zeiten Churfuͤrſt Auguſti zu i ren Alchymiſchen Arbeiten gebrauchet worde Womit dann uͤbereinſtimmet / was in der Al. chymia denudata gantz umſtaͤndlich erzehl wird; wie ſolche auch die Arbeit mit der Luns cornua, gleich deme was Kunckel davon beruͤh⸗
rialiſch / oder ſulphuriſch zu nennen / allerdings mehr ſcheinbare Bedencken vorgebracht wer ⸗ den / weshalben eine ſolche Materie / welche Kunckel für bloß mercurialiſch und falinifch # erklaͤret / alfo ſchlechterdings Dafür nicht zu ache fi ten ſcheine; Weil fie weder mit dem übrigen |, Mercurio ſich fo eigentlich in mancherley Um⸗ ſtaͤnden vergleichet / oder vermiſchet / noch ouch ſich eben alſo / zumal vollkommentlich / in einen Mercurium currentem wieder erwecken läffet: welches jedoch bey dem gemeinen Mercurio dergeſtalt gewoͤhnlich iſt / daß auch faſt nichts leichters / als ihn / auß allerhand Vermiſchun⸗ gen oder Verſtellungen / wieder in ſeine alte Geſtalt zu bringen. | | Auch ſtehet Kunckeln bey feiner Einwendung von den Farben / daß fie nur ein luſus naturæx ſeyen / allerdings im Wege / daß gleichwohl nicht allein allerhand dergleichen Farben / auß metalliſchen Vermiſchungen / ſo oft fie auf ei⸗ nerley Weiſe angeſtellet werden / einmal 945 | as
— um das andere / auch einerley Farbe vorſtellen: ſon⸗ dern auch alle / zu einiger Gold⸗Probe uͤberein⸗ ſtimmende dergleichen farbichte Weſen / auch Jeinerley / nemlich rothe / Farbe zeigen.
U Darinne aber hat Kunckel allerdings nicht
Und dieſelbe unterſchiedliche veränderliche Far⸗ ben nicht ſo ſchlechterdings von eben fo viel eis gentlich zunennenden Schwefeln / entſprin⸗ gen. Indeſſen aber iſt damit noch nicht außge⸗ machet / daß nicht das uͤber haupt / zu einer ge⸗ wiſſen Art Dunckelmachung gereichende We⸗ ſen / etwas beſonderes und ſelbſtſtaͤndiges Coͤr⸗ perliches ſeyn koͤnne / welches nur nach bloſſer Funterſchiedlicher Verſetzung eine andere Art Farbe veranſtalte. | Um ſo viel deſto mehr aber ſcheinet Beccher; zum wenigſten auch uͤberhaupt / von dieſer Sa⸗ che einen viel gruͤndlicheren Gedancken darinne gefaſſet zu haben / daß er auch dieſes farbhaftige | Principium, in feiner eigentlichſten Geſtalt / für etwas trockenhaftiges erkennet / und dannen⸗ hero als Erden⸗artig erklaͤret: Folglich auch zu recht trockenen / allerdichteſten / Erden⸗ haftigen Vermiſchungen / fähig achtet; Ja / ſowohl vor ſich ſelbſt / in moͤglichſt abgeſchiede⸗ nem Stand / als ſonderlich in innerſter Vermi⸗ ſchung und Verbindung / fuͤr aͤuſſerſt Seuer⸗ beſtaͤndig erachtet.
Dann
BERNER. 2, ... SEEN
Dann was die Trockenheit betrifft / ſo iſt de von mir zu ſolchem Beweisthum angeführef Ruß fo kundbarer Maſſen / daß davon kein weitere Rede noͤthig / eine zu lauterer Trocken heit geneigte Sache / daß auch dannenhero en durch das Vergluͤhen ſich nicht anderſt / alt durch die trockene Luft / bequemet.
Weil aber der Ruß noch lange nicht das gang und gar reine Farb⸗Principium abgiebt / fon dern freylich noch etwas inniglichſt anklebendet allerſubtileſt Saltziges begreiffet; ſo ſtoͤſſelſ ihm auch dieſe Verbrennlichkeit in offener Luft dadurch zu. Indeſſen iſt doch gleich⸗ wohl billigſt auch bedencklich / daß er jedoch / mit Außſchlieſſung der Luft / das Feuer derge⸗ ſtalt verachtet / daß er darinnen nicht anderſt / als das allerfixeſte Weſen / Beſtand erweiſet. Hi
Glaublich auß eben dieſem Grund thut er e auch nachgehends bey denen Metallen die ſo] ſonderbare Wuͤrckung / daß er fie mehr zu tro⸗ ckener Fluͤchtigkeit oder der Mercurial. Ge⸗ ſtalt / als zu Seuerbeſtaͤndigkeit / diſponiren hilft. Wovon jedoch noch an dieſem Ort nichts anders / als nur dieſes zu bemercken / daß / gleich⸗ wie die mercurialiſche Geſtalt ale übrige uns |} metalliſche Dinge aufs allerbeſtaͤndigſte ver⸗ achtet / und von fich ſtoͤßt; alſo auch die innig⸗ ſte Einmiſchung des / zu ſeiner voͤligen Reinig⸗ keit gebrachten ſulphuriſchen Principii, ein ſol⸗ ches Metall vorbringen helffen / welches nach⸗ hero nichts weniger / alle geringere ang |
3 (o) EM 173 ſſo wenig in feine innerſte Vermiſchung ein⸗
iehme. n A . | I Kuͤrtzlich zu berühren iſt noch uͤbrig / wie die AVuͤrckung eines ſolchen ſulphuriſchen Princi⸗ ii bey den Metallen / auch zu ihrer leichteren Hund ſchmeidigeren Sluͤßigkeit in dem Seuer / uten Vorſchub thue. Erſtlich iſt die Sache elbſten / auch bey der uͤberfluͤßigen / und gleichſam nur obenhin / (ſuperficialiter) beſchehenden faſt mehr Anklebung / als Einverleibung derglei⸗ ichen / auch ſelbſt noch roheren Principii bey Des nen veraͤnderlichen Metallen darinnen offenbar /
das Zinn aber bis gar zum Widerſpiel oder oppoſito, mehr metalliſch fluͤßig find, als wann ſolches von ihnen wiederum außgegluͤhet worden. Wie dann auch das Eiſen zwar frey⸗ lich eine groſſe Gewalt Feuers zu ſeinem Fluß erfordert; hingegen auch / in dem hohen Ofen / dergeſtalt duͤnne flieſſend wird / daß es im Auß⸗ rennen auch etliche Elen weit / wie Waſſer da⸗ hin laͤuft. Da hingegen ſo gar die Schlacken von dem Geſtein kaum wie ein Brey flieſſen: Ein auß bloſſem verbrannten Eiſen aber wer⸗ dende glaſerichte Schlacke / kaum mit dem groͤſ⸗ ſeſten Feuer zum Juſammſchweißen / und glass haftigen Geſtalt / zu bringen ſtehet. In denen beyden feſt verbundenen Metallen aber gleich⸗ wohl der merckliche Unterſcheid iſt / daß das Gold in alle Wege mit geringerem Feuer / als das Silber / zum Fluß gelanget, Da
174 (o) SB — m — — — nn Da dann auch die betrachtliche Urſach ſolchen Wuͤrckung / eben fo gar weit und bloß einbild⸗ lich / nicht geſucht werden darff; wann man nur bedencket / wie dieſes Principium eigent⸗ lichſt und einigſt daſſelbige Weſen ſey / welches der §euer⸗Bewegung gerad zu oder directe unterworffen. Wann es nun auch in einer feſt verbundenen Vermiſchung ſtehet / zumal aber auf das allerzarteſte darinnen / durchgehends mit allen Staͤubgen gleich vertheilet iſt: So gibt die Vernunft ſelbſten an die Hand / daß es auch in ſolchem Stand die allerſubtilſte Seuer⸗Be⸗ wegung befoͤrdere. Wie ein ſolches auch ins grobe bey dem Eiſen zu mercken / welches bey hellem Gluͤhen ſich mercklich aufblaͤhet / daß es #' durch ein / dem kalten oder wiedererkalteten Pi! gleichpaßendes Loch / mit nichten durchgehet: Ja ſelbſt ein heißgeſchmoltzen Zinn / in eine Kugel⸗ Form dergeſtalt rund vollgegoſſen / daß es oben auf rund außſtehet / in ſeiner Erkuͤhlung derge⸗ ſtalt nachgiebt / daß es oben ein merckliches Gruͤbchen zeigte. 5 0 Womit dann alſo hoffentlich hinlaͤngliche Zeugniſſe gegeben ſeyn werden / daß das ſulphu⸗ riſche Weſen / in allerley Verſtand / darinnen es jemals vernünftig und vernehmlich allegiret wird / für ein coͤrperliches wahres und wuͤrck⸗ liches Weſen zu erkennen; Der Mangel aber bey denen / die es in Zweifel ziehen / eigentlich dar⸗ an gelegen ſey / daß ſie meiſtentheils die Eigen⸗ ſchaften / die es in verſchiedenen Vermiſchungen vor⸗
2 (0) S 175 iorftellet / weder recht verſcheidenlich außgedeu⸗ et finden / noch ſelbſt einen noͤthigen Unterſcheid uparinnen außdencken und beſtaͤtligen. Deſſen ffenbarliches Zeugniß iſt / daß ihnen fo gar oiderſinniſch vorkommt / etwas ſchwefelhaf⸗ ig zu nennen / und doch unverbrennlich zu ichten. Da dasjenige Weſen / welches haupt⸗ fachlich dieſen Namen fuͤhret / eben das aller⸗ rennlichſte und verzehrlichſte ſeye. Gleichwohl kan ich Kunckeln noch einen Streich kaum zu gut halten / daß er im Labora-
orio ſo fein trocken weg zu glauben ſetzet / daß / oann man den gemeinen Schwefel mit feinem Dilber vermiſche / er fein frigidum, oder vo- Hatile, oder wie er es genannt haben wil / der⸗ jeſtalt verliehre / daß er denjenigen ſehen wolte / ber 5 wieder einen rechten Schwefel darauß
dewieſe. | . Nun iſt zwar nicht ohne / daß er alle Paͤſſe mit einem frigido, volatili, viſcido, und endlich
eicht
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Nemlich / wann ich ihm entweder BA 75
176 08 ul)
leicht folder S Schwefel wiet wieder auß dem auß dem Silber in feiner ehrlichſten Geſtalt darzuſtellen: oder / nach feiner Meynung / wieder aufs gantz neue zt l: machen ſey. Man mache doch nur fein fulphu- N rirtes Silber zu feinem Pulver / vermiſche e mit mercurio ſublimato, und treibe ihn wie der davon / und ſage mir dann wieder / wie die Haͤndel außſehen. Wil man nicht ſo viel Ge⸗ ſchmieres haben / ſo ſchmeltze er ſein ſulphurir . N: tes Silber in einem verdeckten Tiegel mit fri⸗ / ſcher Eiſenfeil; nehme die Schlacke davon / ſtoſſeſ ſie klein / und gieſſe Scheide⸗Waſſer drüber laffe es über Nacht ſtehen: gieſſe es fruͤhe ab 1 6 ſuͤſſe das leichte ſchwartze Pulver wohl nus i che es trocken / und bringe ein gluͤhend Koͤhlgen dabey; kan man nicht errathen was es ſey / wil ich gerne verlohren haben. Gewiß / fie Dinge blieben beſſer ungeſagt. Was brauchts aber aller ſolchen unnuͤtzen der ee wann man nun fein ſulphurirtes Silber darin kein fülphur mehr ſeyn ſoll / mit Salpeter in ei⸗ nen Tiegel ſetzt; (wil er es erſt ſtoſſen / und einer kleinen Tiegel damit voll machen / ſo kan er ei⸗ nen guten Theil zierliche Koͤrner wieder auf dem Aſchen⸗Loch zuſammen ſuchen) ſetzet es i eine Gluth / ſo kan man ſeine Luſt mit fulmini⸗ ren ſehen. Wann nun der Schwefel ſein un⸗ 0 vertraͤgliches frigidum im Zusammengehen mit dem Silder verlohren hat / mit wem hats dann hier der Salpeter zu thun? Mit dem acido, da 0 kein Oleum Vitrioli mit Salpeter — oder
9
0 T 1 ) ji
2 (0) ER 177 oder viſcido, oder unctuoſo, oder was ſonſten? Warum wird aber auch das Silber / und blei⸗ bet von dem Zuſatz des Schwefels ſo ſchwartz? Iſts dann einiges acidum, oder wie und was mans ſonſten nennen wil / das dergleichen Wuͤr⸗ ckung an dem Silber zu thun befunden wuͤrde? * es aber der Schwefel allein / warum fol r dann hier nicht mehr dabey / und rechter Schwefel ſeyn? Ja / es roaͤre noch wohl eine ſchwerere Frage / warum das acidum Vitrioli oder ſulphuris ſich fo ſchwerlich wieder von dem Silber loßreiſſen laͤßt / wie theils auß dem mit Oleo Vitrioli ſolvirten / theils damit præcipi- arten Silber / vor Augen lieget: Und hingegen nieſes / was nicht mehr Schwefel / fondern nur iidum ſulphuris bey dem Silber ſeyn ſolle⸗ zehet mit der allergelindeſten Gluth davon / daß ie Haare darnach wachſen. Ich ſolte faft weifeln / ob man in der That gewuſt habe / wie Schwefel zu machen ſey / daß man aufs ein⸗ Hältigſte verſtehen koͤnne / was er ſey / und was ihm ſey. Zum wenigſten geſtehe ich aufrich⸗ ig / daß ich nicht allein nicht wuͤſte / ſondern Much) nicht erſinnen koͤnte / wie ich den ſpiritum der ſal frigidum, der doch pag. 361. zur Schwefelmacher⸗Kunſt erfordert wird / darein ingen / oder darinnen erkennen ſolte. Ich
rauche rechtes heiſſes Zeug dazu / das nicht al⸗ in gluͤhen / ſondern ſelbſt Feuer werden kan / ! rn an kein anderes auf der Welt gentli euer abgiebt. 5 0 M Gleich⸗
176 123 (0) 8 ———— — ͤ — —— — — Gleichwie aber der ehrliche / und in weht uͤbter / und aufmerckſamſter Erfahrung / wohl wenigen zu ſeiner Zeit nachgebende Kunckelh] mit dem geſamten Schwefel⸗Weſen / gantz ans dere Meynungen / als ich, geheget; Alſo hat er auch mit dem Salpeter ſich nicht einlaffen Fön: nen oder wollen / daß darinnen ein Schwefel; oder ya ar ger Weſen ſeyn koͤnte oder ſolte. ? Wobey er auch noch eine verfängliche Frag ſetzet: Ob dann ein Schwefel den andert außtreiben koͤnne? Nun hat er vollkommen Recht / ſolches nicht zu glauben / aber ich wuͤſt auch niemand / der es ſagte / und vom Außtrei ben / als einer widerwaͤrtigen Wuͤrckung / ben 1 dieſem Exempel redete: Ein ſolcher muͤſte dann auch eben ſo wenig verſtanden haben / wie 1 wohl ich mich nicht einmal erinnern koͤnte / von jemanden die Frage / der Entzündung de del Salpeters halben / ernſtlich geruͤget geleſeng haben; ob ſie gleich warnen / wann man 0 h peter » Rüchelgen gieffet / wahrzunehmen / = 1 der Salpeter ſich nicht entzuͤnde ır. Allein / gleichwie leicht zu begreiffen iſt / d de 2. Dinge einer Kraft ſchwerer zu dale süß 5 als eines / wann ſie ihren Schwung bekom men; alſo fehe ich keine Schwerigkeit / warun nicht 2. verbrennliche Staͤubchen / auch wol noch leichter als eines / ſtaͤrcker entbrenneik, oder ſeuern koͤnnen ſolten: Erg ma 1
90
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10 64
V ſtracks zugleich ein Geblaͤſe dazu kommt / das da mit in die Gluth / oder gar Flamme / blaͤſet.
Ich habe wohl ehe / noch in meinen Knaben⸗ Jahren / in brennende Schmeltz⸗Butter unvor⸗ ſichtig blaſen geſehen / daß die Lohe um den Kopf geſchlagen / und das Geſicht / Augenbranen und Haare heßlich verſenget hat. „Nichts aber iſt mir / bey etwas anwachſenden Jahren / laͤcherli⸗ scher vorgekommen / als der zur Urſach ange⸗ „führte Streit / natürlicher Widerwaͤrtigkeit / „der Kälte des (Elements) Waſſers mit dem „Feuer; in eben ſolchem Exempel / da der „Schornſtein damit angezuͤndet geweſen war; „daß man in die ſtarck entflammte Butter / oder Schmaltz / Waſſer gegoſſen / und damit die Flamme augenblicklich etliche Elen hoch in den Frußigen Rauchfang getrieben hatte., Da jederman wiſſend iſt / wie das in groſſe Flam⸗ nen⸗Hitz geſprengte Waſſer im Augenblick in inen Blaß und Wind zertrieben wird; da⸗
yet / noch breiter und höher entzuͤndet wird: Sonderlich da das Waſſer in der brennenden
Flammen von unten auf in die Hoͤhe blaͤſet. Nun duͤrfte man mir / nach deme dann die Meute ſind / ſpoͤttlich außlegen / daß ich ſolche Klei⸗ Migkeiten anführen möchte : Allein ich habe ges Mviß / auß mehr als 40. jähriger Erfahrung / M' 2 uͤber⸗
Butter zu Boden faͤllt / und die druͤber ſtehende
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180 2 (e) S
überflüßig gelernet / net / daß viel mehr ehr ungereimtes mit noch fo tiefſianig ſcheinend oder erachteten Einbildungen / auf die Bahn gebracht wird / als oftmals mit denen einfaͤltigſten / und taͤglich vor den Augen liegenden Begebenheiten / und de ren aufmerckſamer Betrachtung. Vielleicht giebt auch eben das vorhabende Exempel vom Salpeter Erlaͤuterung in der Sache / und zu⸗ gleich Vernunft⸗maͤßige Anleitung / wie man die grob vor Augen liegende Begebenheiten / N in kleinen und ſubtilen / aber im Grund eben⸗ maͤßigen Bezeigungen / tuͤchtich und vernehm⸗ = anzuwenden / wohlgegruͤndete Gelegenheit unde. 0 Die Frage iſt / ob in dem Salpeter etwas brennliches feiner innerſten Vermiſchung einverleibet ſey? Wer dieſe Frage zum erſten auf die Bahn gebracht / oder darzu Anlaß ge⸗ geben / bin ich nicht groß beſorget außzumachen / ſondern überlaffe es gar gerne denen / die meh⸗ rere Muſſe haben / ſich um die Hiſtorien anzu⸗ nehmen. Dieſes weiß ich genugfam, daß Be a
Sache ſelbſten redet / und zwar namentlich pag 5 0 286. & ſequent. ollwo er nemlich gantz ver⸗ nuͤnftig / ſonderlich pag. 292. n. 51. andeutet / daß die Vermiſchung des Nitri auß flüchtig ſal⸗ tzigen / und feurigen / oder umgekehrten oͤlig⸗ N ten Theilen beſtehe: welches er auch pag. 542. in der definition des eigentlichen Salpeter⸗ Saltzes wie derhohlt / Men die Oi 1
giebt /
28 (e) SM 181
giebt / Salpeter ⸗Saltzigkeit beſtehe auß einer fetten Erde / (deutlicher zu ſagen / Set» tigkeit gebend oder machenden Erdigkeit / mit einem flüchtigen vrinoſiſchen / und ſauren Saltz⸗Weſen verbunden. Nun laſſe ich zwar das Urinoſiſche an ſeinen Ort geſtellt ſeyn. Daß aber in dem eigentlich Nitroſiſchen Saltz⸗ Weſen eine ſcharfe Säure ſey / bezeuget die
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Pracht werden koͤnne; Indeme ja ſolches Saltz⸗ Weſen am allerdeutlichſten auß verfaulten / Monderlich animaliſchen / jedoch auch zarten ve- getabiliſchen Dingen ſeinen Urſprung nimmt. Dannenhero man die Salpeter Erde auß des hen Schaaf⸗ und Rind⸗Viehe Staͤllen / als gen Miſt⸗Staͤtten / alten Rlebe⸗Waͤnden er Bauer⸗Haͤuſer / (auß Stroh und ſchwar⸗ zer Erde / darinnen das Stroh vom anſchla⸗ enden Regen vermodert / und dahero nur Dau⸗ Mens dick abgeſchrappet wird /) zu ſammlen ge» oohnt iſt. Wie dann auch die alte priver- Mauren / auß muͤrben gebackenen Steinen Häufig ſalpeteriſch beſchlagen. Eine vor ſich Mekannte Sache aber iſt / daß nichts verfaulen Hönne / was nicht Settigkeit in fich vermiſchet
n 3 hat.
182 03 (o) S | hat. Was auch der Wein⸗Stein / als ein ſehr fettes oͤlichtes Saltz durch Vermiſchung mit Kalch / welcher ſolche Fertigkeit ſehr feſt ergreif⸗ fet / zu Erweiſung der Salpeter⸗Erzeugung ben⸗ tragen koͤnne / ſtehet in jedes freyen Verſuch. Auß ſolchen Umſtaͤnden nun eröffnet ſich / daß der Salpeter auß fettigten Weſen erwach⸗ fe. Daß ſich dergleichen hernach auch darinn bezeige / beſcheiniget 1) ſeine Slüchtichkeit; N 2) feine ſehr ſichtliche Sarbe ; z) fein ſtarcker Geruch: als lauter Wuͤrckungen / der ſubtil
leget werden wil. 8. Die Sache ſelbſten beſtehet in nachfolgenden Umſtaͤnden. Wann man den Salpeter vor |, ſich ſelbſten / in einem offenen oder verdeckten Gefäß, nicht nur flieſſen laͤßt / ſondern auch mit ſo ſtarckem Feuer / daß er durch und durch gluͤ⸗ hend flieſſet / fo hat es keine Noth / daß er die ge⸗ ringſte Mine einer Entzuͤndung mache. | Wann man aber etwas darunter miſchet / oder zu dem gefloſſenen bringet / worinnen die brennliche Materie in trockener Geſtalt ver⸗ haftet und verfaſſet ſtehet; als alle Art Kohlen / Weinſtein / gemeinen Schwefel / Zinn / Eiſen / Regulum &c. fo entzünder er ſich damit au⸗ genblicklich in eine Flamme: deſte 1 i nel⸗
23 (0 G 28 183
chneller und breiter / breiter / je e Dichter u und reiner ſol⸗ ches verbrennliche Weſen in jenen Materien beyſammen haftet / und weniger groͤberes irdi⸗ fürs Weſen dazwiſchen gepfropfet iſt. Dahero / wann man Stuͤcker Knochen / oe der Hirſchhorn in flieffendes Nitrum ſtecket / machet es nur eine gluͤhende Aufſiedung / bren⸗ net das brennliche Weſen ſachte herauß / daß die ſehr haͤufige Erde wie ein dicker Brey auß einander gehet. Nicht anderſt als auch das Schieß⸗Pulver / unter viel Sand oder Aſche ge⸗ niſchet / keine Gefahr breiten Entzuͤndens hat / 2 man gleich ein gluͤhendes Eiſen hinein tößt.
ee waͤr die er mit dieſem allen
nau beobachtet wird / was dann / durch derglei⸗ chen Begegnung / auß dem Salpeter Weſen endlich werde.
Wann nicht noch mehrere dergleichen all⸗ tägliche Dinge vorhanden waͤren / auf welche man eben fo wenig als auf dieſes Achtung ſchlaͤ⸗ get / ſo haͤtte mich laͤngſtens Wunder beduͤncket / daß man auf dieſe Begebenheit ſo gar keine Ge⸗ dancken gewendet. Am glaublichſten halte ich / daß der / doch gleichfalls ungedeutete / Spiritus de tribus die Leute irre gemacht / weil ſie doch etwas dabey fanden / das ſie einer ſonderlichen materialiſchen Aenderung zuſchreiben kunten: M 4 wor⸗
184 2 (0) 358 . worauß aber / und worinnen fie beſtehe / iſt noch eben fo wenig bedacht / noch aufgemacht. Gleichwohl ſehe Darüber eben auch nirgend keine Schwierigkeit / indem es nichts weiter bes IH darf / um auß der Sache / an Seiten des Sala II peters / und was er bey dem Geſchmiere dieſes | Spiritus beytrage / zu kommen / als daß man nur /
an ſtatt des Weinſteins / die bloſſe nicht gantz ſtaubicht / ſondern nur Sand⸗klein geſtoſſene
der derſelbe rußige Dampf / wie von dem Wein⸗ ſtein / noch die Saͤrbung des Spiritus Vini, noch einige deſſen empfindliche Alteration, dadurch entſtehen. Ah Abͤber dieſes auf die Seite geſetzt / ſo nehme man lieber die kleine Kohlen und Salpeter / und zwar in ſolcher Proportion, ſo viel man bes II findet / daß dergleichen Kohlen den Salpeter zu verjuͤnden genug feyn koͤnnen; Trage dieſe Vermiſchung bey wenigem in eine Retorte, fi und laſſe den Dampf in einen groſſen Recipi- enten gehen. Wann man auf ſolche Weiſe B ein Pfund Salpeter verbrennet hat / ſo ſuche und verſuche man / was man in dem Recipien- | ten erhalten. Solches ſchmecket nun nach nichts / hat auch den geringſten / oder doch mercklichen Geruch nicht. Examiniret man
4 b
je weniger grobes Erden oder Aſchen⸗ N ie
as (0) Bw n
die Kohlen (wie vie auß w weichem Ho Holg vor dem vor dem harten „) bey ſich gefuͤhret.
Nun aber haͤlt gleichwohl ein Pfund Sal⸗ peter / nach Kunckels Rechnung / bey ein vier⸗ thel Pfund corroſteiſch Sauer⸗Weſens / oder Spiritus in ſich.
Beier aber iſt nichts zu hören noch zu ſehen / A riechen / zu ſchmecken / noch zu fuͤhlen. Und alſo mit 5. Sinnen bündig zu bezeugen / daß in die ſer Operation das gantze Weſen oder Ver⸗ niſchung des eigentlich genannten Salpe⸗ ters / (welches nemlich fein Spiritus iſt /) von Grund auß zu nichte gemacht und diſſolviret
ey. In dem recipienten findet man nichts / als in unſchmackhaftes Waſſer: oder doch nichts o ſchmackhaftiges / daß ein Menſch ſich einbil⸗ Pen koͤnte / es ſey Vorhin etwas corroſives dar⸗ ann geweſen. In dem ruͤckſtäͤndigen alcali- chen Saltz iſt eben ſo wenig Spure von eini⸗ Jer hinterbliebenen Säure übrig. Kurtz / alles Halpetericht Sauer⸗ Saltzige iſt zerſtoͤret End verlohren.
Ich wil nun gerne rathen laſſen / wer da kan 0 Id wil; ich aber wil meine Meynung / ohne
. 36 halte es allerdings mit Beccherh daß u ie innerſte Saltz · Ver miſchung / in einer zar⸗ ſten Verbindung / von einem zarteſten Erdi⸗ Uahen Staͤubchen / und kleinſten Waſſer⸗Staͤub⸗ innen beſtehe. Einer ſolchen ſehr zarten Ver⸗ | M 5 mi⸗
"kan, U
186 82 (o) 5 miſchung iſt bey dem Nitro ein fettichtes Staͤubchen beygetreten und innigſt einverleibet.
Dieſe Vermiſchung oder Verbindung laͤſ⸗ ſet nun nicht ſo leicht wieder auß einander; ſondern gehet entweder mit einander davon / den ſpiritum nitri formirend: oder bleibet / in dem gemeinen nitro, mit dem alcaliſchen fixen Saltz ſo feſte verbunden / daß es auch langes Feuer eva tragen kan.
Wird aber dem brennlichen Theichen nach ſeiner eigenen Art und Geſchicklichkeit / eine Huͤl⸗ | fe gethan / und es dadurch verſtaͤrcket; und zwar deſto mehr in ihrem eigenen Element und Haus / dem Feuer: So hilfft jenes beytreten⸗ ö de brennliche Weſen dem bis dahero einge fangenen das Übergewichte geben / um ſich I zugleich / durch die feurige Bewegung / von kein | nem vorigen Band loszureiſſen.
Durch ſolche Entzuͤndung / und deren über . 0 mögende Gewalt / wird das Waſſer⸗Corper⸗ chen in eine Luftgleichende Blaͤſtigkeit ge⸗ bracht / und ſtaͤubet dieſe feurig bewegte Theilchen deſto ſchneller von ſich: Daheroſl dann die heftig blaͤſtige / unter ſolcher opera- tion am deutlichſten empfindlichſte / Wuͤrckung entſpringt. 4
Von dem zarteſten Erdiſchen principio ite noch zur Zeit wenig zu ſagen; und wil ich vielen lieber einen jeden ſelbſten rathen und reimen laſ⸗ " fen, wo er es hinbringen wolle: In die Luft, N ja e zu der Luft; wozu es ſowo N ni alt
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BO W als das einmal von der Waſſer⸗Vermiſchung losgeriſſene brennliche Coͤrperchen / ſich nicht üe bel ſchicken moͤchte; weil ſie / beyderſeits / zum wenigſten zur Trockne geſchaffen und geſchicket ſind: auch wohl in ſolcher ihrer alleraͤuſſerſten ſubtil Machung / einen Theil des in Blaͤſtig⸗ keit zerriſſenen Waſſers / in dieſer dreyfachen Auſſerſten Zartheit / luftig erhalten / und die ela⸗ ſticitat / oder Blaͤhung der Luft / dahin ziehen wolten:
Oder ob er es zugleich mit in das fal alcali zuruͤck weiſen wolle; als welches allerdings ei⸗ ner ſolchen hoͤchſt zarten und zur Saltz⸗Ver⸗ mengung allernaͤchſten / dannenhero auch fo ſehr waſſerbegierigen Erdigkeit / am naͤheſten kom⸗ men moͤchte. Doch gebe ich auch über dieſen Gedancken noch etwas gleichmaͤßiges / auß eben ſolcherley peration, wohl zu bedencken. Genugſam bekandt iſt es / wie wenig / auch ohl gar nichts / alcaliſch Saltzigtes / in weichen ichten⸗Baͤumernen Kohlen / oder verſchloſſen Haußgegluͤhetem Ruß / zu finden ſey. Gegentheils iſt ja genugſam bekandt / daß auß einem Pfund reinen Weinſtein / wann er vers deckt gebrannt / und letztlich mit gelindeſtem Außgluͤhen geaͤſchert oder weiß calciniret wird / venigſtens bis 6. Loth fixes alcali erhalten wer⸗
en. |
Nun nehme man ein Pfund Nitrum, vers iſche es wohl mit Kohl ⸗Staub / oder daß 5 sun
188 29 (0) 8
zunde es bey wenigem / oder mit einander an 2 Lauge es auß / damit / was uͤberfluͤßiges von Koh⸗ len dabey geweſen / davon geſchieden werde. Waͤge es / entweder fo naß / (nach vorher bes mercktem Gewicht des Trockenen und Naſſen) oder (gelinde) duͤrre eincoagulitt. | Anderer Seits wieder reinen Weinſtein / und Zal peter recht wohl ge ulvert vermiſchet / gleiche Theile / oder wohl des Weinſteins etwas weniger. Verzuͤnde auch ſolches / auf gleiche maſſe. Und gehe in allem übrigen damit 2 wie mit deme auß den Kohlen. Von Rechts wegen ſolte nun unter dieſem | letzten ſo viel mehr Gewicht alcali ſeyn / (weil es der Weinſtein ſonſten ſelbſten giebt) als unter dem von denen Kohlen / die nichts geben. Aber man verſuche es recht genau / und fage mir wieg der Antwort. Aber ich gehe zu weit / daß ich albereits so | Saltze rede / da es noch um das Schwefel⸗ Grund⸗Weſen die Frage geweſen: Doch kan es niemand ſo genau nehmen / weil ich doch mit dem Schwefel⸗Weſen bereits zu Rande zu ſeyn verhoffen darf: und zwar an dem Saltz· We 1 ſen des Salpeters. A Ja was noch mehr iſt / wil ich noch bah ·
vielleicht der hundertſte nicht ſtoſſen folte. 4
In dem Schwefel iſt ja auch eine Vermi⸗ ſchung von einer Saltzigkeit; und alſo Waſ⸗ ſer / und Erdigten Vermiſchung: und einer nik l
23 (0) ER 189
— — — — . — verknuͤpften fertige» oder brenn ichen Materie. Warum iſt dann Schwefel nicht Salpeter / & un Hier iſt gewißlich Zeit / den Verſtand nicht ſo wohl zu ſpitzen / als vielmehr zuſammen zu hal⸗ ten / wann er anderſt auf den Begriff vom Sal⸗ peter etwas ſubtil angewendet worden: Bis man endlich wiederum einen Beweis finden wird / den ich / da —— laͤngſt —.— unachtſam⸗
1 miſchung des Schwefel das rundet pes §euerbrennens mit ihm verfnuͤpfet ſey. Das letzte aͤuſſert ſich durch das leichte Feu⸗ fangen / und wuͤrckliche Brennen. Das mit⸗ lere aber beweiſe ich durch das Flammen die⸗ Mes Mengſels. Dann da das hie ein verleidte Brand ⸗Weſen / an und vor ſich / nur zum ſach⸗ ken Vergluͤhen geneiget / wird es hier in Slam» nen⸗Geſtalt gebracht: weil in der beygetre⸗ enen Saltz⸗Vermiſchung freylich ebenfalls ein
: und alſo eine Flamme vorſtellet. Weil
ber die beygefuͤgte Erde unter den Saltzge⸗
engen noch gleichſam die groͤbſte iſt / ſo gehet
15 Sr der Losreiſſung guch deſto langſamer 1 6 un
J Z und überroirft fie ſich um fo viel deſto ſchwerer / und hindert alfo die Schnelligkeit der geſam⸗ ten Wuͤrckung / ſo wohl als ſie die allerſubtile⸗ ſte Eindringung und Einmiſchung / und alſo fe⸗ ſtere Verknuͤpfung des brennlichen Weſens / durch ihre Grobheit / verhindert hatte. 1
Indeſſen entſtehet darauß / waͤhrenden ſach⸗ ten Brennens / durch ſolche allerſubtilſte Be⸗ wegung / auch dieſer Erde viel zarteren Zerſpal⸗ tung / und gleichſam Jerſprengung / daß die⸗ ſes groͤbſte Saltz⸗Weſen in das aller ſubtilſte / nemlich den fluͤchtigſten ſauer » ſaltzigten Dampf verkehret wird / welcher den fluͤchtigen Schwefel» Dunft abgiebt: Deſſen Erden⸗ artige / oder trockenhaftige Naherung ſchon darauß genugſam erhellet / daß er aufs allerfer⸗ tigſte und ſchnelleſte in die trockene Luft ver⸗ ſtaͤubet / und mit dem Waſſer gar keine ſo ſtand⸗ hafte Gemeinſchaft mehr haͤlt / als er in ſeiner l groͤberen Erdigkeit (die dermalen auch auß feinem Gewicht abzunehmen war /) gepflogen
atte. 2 Bj | g Wie dann auch feine jetzige Jartheit zum Theil darauß erhellet / daß er in dieſer fluͤchti⸗ gen zarten Geſtalt unvergleichlich wenige ſcharf / freſſend / noch ſchmackhaftig iſt. Wie auch eben daſſelbige auß einem andern recht mercklichen Umſtand abzunehmen; dan
zarteſten Stand feiner Saltzigkeit verſetzet al leichtlich zehenmal ſo viel fixes alcali duch 1
95
verſchiedenen Daltz⸗Weſens in dem Salpe⸗ ker und Schwefel / genau bedencklich machen nnen.
So kan genug ſeyn / auch anderen Gelegen⸗ eit zu laſſen / ja gegeben zu haben / ihre Luſt dar⸗ n zu büͤſſen. Wozu ich ihnen noch durch fola ende Bemerekungen einige Anlaß und Gele⸗ enheit geben kan.
Dieſes flüchtig gemachte Saltz⸗Weſen / ſo eit es wuͤrcklich rein / und nicht noch etwas oͤllg Schwefelichtes untermenget bey fich hat / acht an dem Silber nicht die allergeringſte alg ration. Dahero die Anſchwaͤrtzung durch en Schwefel, Rauch mit nichten ihme / ſondern in noch mit außrauchenden gantzen
| e
„ 3 00 88 fel 7 qugufhreiben. Dann wann man dieſes flüchtige Weſen in einem fixen alcali aufge⸗ fangen / hat zwar auch ſolches noch einigen wi⸗ derlichen Geſchmack; welcher aber ebenfalls von etwas wenigem / noch coͤrperlich mit no rauchten Schwefel herkommt. ie Dieſes inne zu werden / lege man das dam geſättigte alcaliſche Saltz in einen Kolben / oder raͤumige retorte / gieſſe etwas fpiritum vitrioli daruͤber / hänge oder ſtopfe aden Silber in den Schnabel oder Hals / und treibe das fluͤchtige / mit kaum Suppen ⸗Waͤrme / heruͤber; ſo wird es weder das Silber ſchwaͤrtzen / noch / wieder mit ſolchem alcali vermiſchet einigen Schmack mehr haben. 2199 Leget 7 in den recipienten / oder Helm, oder retorten Hals / nachdem man den ſpiritu vitrioli und doppelte Saltz darein gethan ha etwas hinlaͤngliches von einem flüchtigen uri noſiſchen Saltz / fo giebt es ein ſehr ſubtileg Salmiae⸗Geſchlecht. u Solviret man in dieſem reinen fluͤchtigen fpi | ritu eine ſubtile Erde / und bringet es unter ein fermentirendes / oder faulendes Werck / ſo gieb es wieder vernuͤnftige Anmerckungen. Solviret man Metall / als Eiſen / damit / ſi glebt es abermalen / ſo wohl an der Farbe / alt Geſchmack confiftenz, præcipitationen ꝛc. uff te Anmerckungen. 0 Nimmt mon aber die damit gemachte roth gelbe Eiſen ⸗ Solution, trocknet ſie gelinde ab
ET 60 F 193
d gieſſet eine einen n wohleoncentri ten deſtillir- Eßig darauf / digeriret es ein ige Zeit gelin⸗ 5 dunſtet es letztlich ein bis zu Cryſtallen⸗ chieffen dienlicher confiftenz, und laͤſſet dann „ ſolche ſchieſſen / fo hat man ein Vitriolum mar- | a und dieſes ſubtiliſirte Salt⸗Weſen wie⸗ er in ſeine Grobheit gebracht. Es vereiniget ſich auch dieſes flüchtige Salz- Beſen nicht / verbuͤndlich noch beſtaͤndig / mit inem ſpiritu ardente rectificatiſſimo: fons dern 1 ſencket ſich ein wenig ein / rauchet aber auch ſchnell wieder auß. ꝛc. Ich habe oft gewuͤnſchet zu errathen / was Kunckel in feinen Anmerckungen gemeynet has den möchte, da er meldet / daß er das wenige 0 ſubtileſte auß dem Vitriol, ſo den Geruch vorſtelle / hoͤher achte / als vielmal ſo viel s uͤbrigen. Da nun am Vitriol ſonſten leben nichts bekannt / noch befindlich iſt / das we⸗ der einen mercklichen Geruch / oder bey ſolchem 3 billig bedenckliches anzeigen koͤnte: So in wohl ehe auf die Gedancken gerathen / ob er iu da einen ſolchen flüchtigen Schwefel baf⸗ ten Geruch gemeynet haben möchte. Doch habe mich dabey unmoͤglich aufhalten koͤnnen eil mir auch nicht einiger Zweiffel übrig ſeyn unte / daß er die Gleichheit / ja Selbſt⸗Staͤn⸗ digkeit / des Vitrioliſchen und Schwe fel⸗ | acidi genugſam kennete und erkennete. Da I n auß dem Schwefel ein ſolcher Geruch fo | ar allgemein kund bar iſt / und die manier ihn N gefan⸗
Bi f Ob aber jemand in einem Vitriol⸗Oel / das N nebſt einiger Ritz⸗Reiſſung der Retorten / zu⸗ ſamt und nebens dem ſulphuriſch⸗fluͤchtig⸗ gen wordenen uͤbrigen / mit uͤbergehet / etwas befie: res / als in einem andern gemeinen / zu finden geh; trauete; oder ſelbſt eine folution Eiſens ode Kupfers / mit ſolchem volatiliſchen Spiritu ge, machet / zu Huͤlfe zu nehmen und einen Vor theil damit zu ſchaffen wuͤſte: oder durch Die ſolution mit einem ſolchen fluͤchtigen Spiritu M etwas beſſeres / in Scheidung, oder Uberfuͤh rung / eines zarteren Theils auß dem Metall / zul verrichten begriffe: Solches wolte ich ihme woh goͤnnen / und ihn darum keines wegs beneiden. Wie er aber fo wohl auß dem Vitriol ing Menge zu machen / als auß dem Schwefel haͤu fig aufzufangen; auch beyderfeits vollkommlichſh zu concentriren: ſolches habe vor ſchon 16. Jah ren / gantz treuhertzig / und fo einfaͤltig / als die Sache ſelbſten iſt / angezeiget. Ob ich es zu erſtih oder nach andern / mit gleicher Deutlichkeit bed ſchreibenden / bemerckenden / und erlaͤuterenden gethan oder geleiftet habe / iſt eine mehr laͤppi⸗ ſche und Schulfuͤchſiſche / als ernſthafte Frage g Ja noch armſeliger / ob ich einen Ruhm Do 01 verdie⸗
23 (0) n
r oder geſuchet hä haͤtte: da te: da ſch ja nicht wüuͤßte / ob ein ſolcher Ruhm auch eines Groſchen | werih einbringen oder nur bedeuten konte. Ich habe die Chymie von meiner Jugend auf für einen ehrlichen Zeit ⸗Vertreib in iſtens deswegen geachtet und geliebet / weil ſie zauſend Gelegen⸗ } beiten giebt / fo wohl auf alles genau zu meicken / als den Verſtand / in vernuͤnftigem Zuſammen⸗ reimen vieler genauen Umſtaͤnde zu üben. Iſt auch etwan hie und da ein redlicher Nutze Dar mit su ſchaffen / ſo waͤre man deſto weniger dar⸗ um zu verdencken / w il es ohne j: manden Mache | theil / Vervortheilung / noch Beeinträchtigung geſchiehet. Hingegen hade ich jederzeit treulich gewarnet / daß niemand / Durch die Chymie ſich | IR und uͤberſchwenckliche Vortheile zu er⸗ chnappen / einbilden oder einlaſſen solle; ſon⸗ dern mit vernünftiger Beluſtigung / U bung gu⸗ en Verſtandes / und etwa deconomiſchenNatz⸗ ö ‚| barkeitenv oder guten Anwendung bey Ertz und Berawercken⸗/ ſich vergnügen moge. 1. Das einige / fo von der brennlich⸗ oder ſul- 1 Materie in den unbeſtaͤndigen Me⸗ allen noch zu bemercken / iſt dieſes / daß / wann olche von denen Metallen aufs moͤglichſte abge⸗ N ſchieden iſt / ſo dann keine ſtarcke ktz⸗Waſſer fie mehr angreiffen oder aufloͤſen. Da dann mes der ein wohl außgebrannter Crocus Martis, noch rechte Zinn⸗Aſche / von einem Scheide⸗ f Waſſer mehr angegriffen werden; das doch / ſo lange; jenes Weſen mit den Metallen vermen⸗ hi N 2. get
1
— 2 get iſt / fie mit groſſer Schnelligkeit und Hef⸗ tigkeit anfaͤllet / ſich damit erhitzet und ge⸗ waltſam aufſiedet. Doch habe ich noch nie⸗ mals finden koͤnnen / was ein oder der andere Ä davon angeben / daß das Eiſen bis gluͤhend⸗ heiß dadurch werden koͤnne. 5 Von recht reinen und zarten deſtillirten Des len ift wohl bekandt / daß fie ſich mit einem ſol⸗ chen recht concentrirten Salpeter⸗-Geiſt / (auß dem Salpeter durch recht gutes Vitriol Oel außgetrieben / und ohne einig vorgelegtes Waſ⸗ fer aufgeſammlet) in einem offenen weiten Glas zuſammen gegoſſen / in eine wuͤrckliche Slam me entzuͤnden.
Auch habe ich das experiment von dem ge⸗ meinen Schwefel / mit friſcher reiner Eiſen⸗ Seil / wohl feucht vermenget / annoch zu beruͤh⸗ ren; indem ſolche Vermiſchung (auch mit nicht gar ſtaubicht klein geſtoſſenem Schwefel) in ei⸗ niger mercklichen Quantitaͤt / als etwa ein halb bis gantzes Pfund von ieglichem / vorgenommen / nach einer wenigen (viertel oder halben Stun⸗ de) Zeit / ſich dergeſtalt zuſammen erhitzet / daß es das Waſſer recht außdunſten machet. Wo⸗ bey das Eiſen⸗Feil auch ſo viel durchdrunge wird / daß es guten Theils zu klarem Pulver zer⸗ rieben werden kan. |
Wann man auch / auß gleichen Theilen ges reiniater Pott⸗Aſche und Schwefel /eingemenge machet / noch etwas friſche Pottaſche in einem h Tiegel flieſſen macht / und dieſes nach und ray '
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1 (o) 88. 19 hinein ſchmeltzet: alsdann ein Stuͤck guten Stahl (als etwa eine Degen⸗Klinge) darinnen zergehen laßt: außgieſſet / und reine außlauget: das zerfreſſene Stahl⸗Pulver etwas dichte auf etlichfaches Fließ⸗Papier aufdruͤcket / und alſo liegen laͤßt: So traͤget ſich auch manchmal zu / wann es etwas viel iſt / daß es ſich ſelbſt in ein⸗ ander entzuͤndet / und der Schwefel auß zu⸗ brennen begiebt: da dann das uͤbrige ſobalden etwas Vitriol außgiebt. | Ich ſage und verſichere beſtaͤndig / und mit aufrichtigſter Wahrheit / habe auch viel hundert ehrliche Leute zu Zeugen / die ſeit etliche 30. Jah⸗ re her bey Gelegenheit mich von ſolchen Mate⸗ rien reden gehoͤret / daß ich Kunkeln / wegen ſei⸗ ner aͤuſſerſt aufmerckſamen und zugleich viel und manchfaltigen Erfahrung / in ſolcher Achtung gehalten / als vielleicht jemand gethan haben mag; und obgleich am Tage liegt / daß er mit ſuchender Außlegung der Erfahrungen nicht fo gar genau die noͤthigen Unterſcheidungen errei⸗ chet / ſo hat mir doch allezeit ſelbſt das Unterfan⸗ gen / und Bemuͤhung uͤber ſolche Abſicht / ein ſon⸗ derbares Wohlgefallen gemacht: zumal da er groſſen Theils hoͤchſt gefliſſen war / bey der Sa» che ſelbſt zu bleiben / und ſeine faſſende Gedan⸗ cken ſtracks auf die Umſtaͤnde des experiments zu gruͤnden. Wird alſo kein vernünftiger Menſch den Verdacht faſſen koͤnnen / als ob ich in weiterer / oder anderweiter Außdeutung ſol⸗ cher Dinge / ihm entgegen zu ſeyn / oder zu wi⸗ 1% N 3 der⸗
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198 2 00)
derſprechen/ gefallen tr truͤge. Sondern ſſt der 5 zeit meine Beluſtigung an der Chymie bloß da⸗ hin ge gangen“ daß ich die vernehmliche Deu⸗ tung der Sachen aufs einfaͤltigſte begreiffen / und dergeſtalt vorſtellen moͤchte / daß ſie eben mit Der That uͤbereinſtimmen / und zu der wuͤrckli⸗ chen Außuͤbung oder praxi angewendet werden koͤnte. Solchem nach wil ich auch noch zu
Ende diefer Unterſuchung gefliſſen ſeyn / zu erwei⸗ ſen / daß Kunck.l allerbings / an der Sache ſelb⸗ ſten / nicht unrecht; ſondern bloß an der Vor⸗
| bildung/und genauen En Enlſcheidung / ne N
Doch wil ich noch eines oder anderes vonſob⸗ chen Materien kuͤrtzlich beruͤhren / um auch dar⸗ an zu erweiſen / wie weit die genaue experimen · tal - Unter ſuchung hoͤchſt noͤthig ſey um einer Soche den Außſchlag zu geben. Es beziehet ſich Kunckel, in Laborat. pag. 404. auf die Vereinigung des Galmey mit dem Kupfer / darauß der Meßing entſtehet. Er haͤlt dafür daß der Galmen / nach einer Mercurialiſchen Art / ſich mit dem Kupfer vereinige: auch daß er ſehr ſchwerlich / zumal gang wieder vom Kupfer zu ſcheiden ſey. Hält aber für unge fi reimt / dem Galmey etwas ſulphuriſches Schuld zu geben.
Nun find dieſe Meynungen theils betracht⸗ lich oder e theils uͤblich / experimen· tiſch oder practiſch. f
Es hat Kunckel nicht verhalten / daß Ders
err ene a ee eee — — —
0 2 man alſo um ein groſſes mehr Meßing be⸗ komme / als am Gewicht Kupfer eingeſetzet wor⸗ den. Daß nun fo eine groſſe Menge mercu- rialiſches Weſen in dem Galmey ſtecken ſolte / liſt gewiß ſehr bedencklich: und wider Kun- n|ckelg eigene Ermeſſung / darinne / daß der Zinck nicht allein von allen feharf- fauern Etz⸗ b ee er allerſchnelleſt und heftigſte ans
ee 5 A ad kdkiiher | Daß aber in dem Galmey auch etwas Schwefelartiges zu erachten / möchte ja das ein. faͤltige experiment bedencklich machen / wann man auß dem Meß ing geſchlagenes Blat⸗Gold / oder ſo genanntes Metall⸗Gold / an eine Licht⸗ Slamme mit einem Spitzgen anhalt / im Au⸗ genblick eine Glut / wie ein langſamer Blitz / durch das Blaͤtgen hinlauffet / und der Galmey / in einem allerzarteſten Rauch hinweg gehend / das Blaͤtgen roth hinterlaͤßt.
Daß aber auch der Galmey auß dem Meſ⸗ | ſing⸗ oder von dem Kupfer / nicht ſo ſchwerlich wiederum zu ſcheiden ſeiy / erweiſet das allerein⸗ faͤltigſte experiment, wann man gefeilet Meſ⸗ ſing mit Queckſilber amalgamiret / bis es zur ſchmeidigen Zartigkeit gelanget; indeſſen aber | im Reiden / von Zeit zu Zeit etwas Waſſer beygieſſet / ſo waͤſchet 195 15 Galmey / in en
—
| | |
200 (o) 8 ſtalt eines zarten graulichten Pulvers / wie det Mm dergeſtalt herauß / daß / wann man Das Queck⸗ ſilber uͤbertreibt / und das ruͤckſtellige gebuͤhrlich ! (mit Borax) zuſammen ſchmeltzet / man ſein Ku⸗ pfer fo rein und fein wieder hat / als es vorher geweſen. I
Daß aber der Galmey ſreylich in der trocken il nen Erdiſchen Form / wie er auß den Goßlari⸗ ſchen Ofen gebrochen wird / nicht in das Kupfer en gehe / fondern erſt eine metalliſche Geſtalt gest winnen ders hätte Kunckel auß dem 11 1
in ic hrs : auch eben ee der Ack
in das gefloſſene Kupfer eingehet: da es dann e mit dem Gepraſſel deſto weniger zu bedeuten hat / wann das Kupfer mit Kohl⸗Staub / oder dem ſchwartzen Fluß / erſt wohl bedecket ſtehet.
Nun hätte Kunckel gleichwohl billig außle⸗ E gen moͤgen / wie es nun komme / daß das Queck⸗⸗ ſilber den / nach feinem Beduncken / Mercuriali- ſchen Galmey fo geſchwinde und vollkommen iin von dem Kupfer außſtoſſe: und koͤnte hier feine in Frage / die er von den dulphuren anfuͤhret / glei⸗ I che ſtatt haben: Treibt dann ein Sulphur, ale f fo auch hier ein Mercurius, den andern auß 2 f
Daß aber das brennliche Weſen auß denen fu Kohlen / fo wohl dem Galmey / als übrigen ver⸗ brennlichen Metallen / eine wa
ey⸗
3 (o) 8 201
beybringe / wil ich ihme mit nichten völlig wis 5 ih jerfprechen. Und ware vielleicht auch daher /
nicht weiter beruͤhren kan / wann dieſes Weſen⸗ durch das bloſſe gelinde Gluͤhen / von ihnen ver⸗ trieben ift; wie an der Bley⸗Zinn⸗ und Kupfer, Aſche täglich vor den Augen lirgt : auch an dem Wißmuth und Zinck auf gleiche Weiſe zu erfahren.
Weitlaͤuftiger und ſchwerer iſt das Experi- ment, von der flammenhaften Art des Zincks / welches i in Becchers Gluͤcks⸗Hafen / im Roſeto, angeführet wird; da der Zinck unter Gold ge⸗ ö Te e und auß einer Retorte, mit gebuͤhr⸗ lichem Feuer / 1 getrieben / in Ge⸗ | ſtalt einer Flamme heruͤber gehet.
Auch haͤtte Kunckel nicht uͤbel gethan / wa in er das Goßlariſche Zinckmachen genau beobach⸗ tet / beſchrieben / und beſtens außgedeutet hätte ) ass beſtehet nemlich in folgendem.
Es werden daſelbſt die Vor⸗Waͤnde der | Bley⸗Ofen mit einem Feuer⸗haltigen Schiefer izugeſetzet. Der in ſelbigem Bley⸗Ertz enthal⸗ tene Jinck brennet durch die ſtarcke Hitze / die bey dieſen ſtrengen Ertzen nöthig iſt / auß; leget ſich aber rings um an die Waͤnde / und ſchweiſ⸗ ſet ſich feſte / wie mineraliſch ⸗ metalliſche Aſchen b gewohnet / zuſammen / daß man ihn Stuͤck⸗wei⸗ ſe außſtoſſen muß: Und ſolches iſt der Galmey. 6 Wann aber an der duͤnnen Vor⸗Wand etwas
N 7 Kuͤh⸗
—
20: 08 (0) (0) E | Kühlung, mit Anfprengen Waſſers / gefchieh: 1 und der blaͤtterichte Schieffer ein wenig auſge⸗ ſtoſſen wird / ſo tropfet der Zinck haͤuffig herauß: So viel nemlich von den Kohlen gefriſchet / oder durch das brennliche Weſen in metalliſche Ge⸗ ſtalt gebracht / zeitlich außgelaſſen wird / ehe it 1 ches Weſen wiederum verbrennet / und ihn ing äfchericht zuſamm geſchweiſter Geſtalt des Salı ’ mey hinterläßt. a
an Wort⸗Künſtler nid gen reimen / noch auß ihnen finden koͤnnen / was ſie / meiſtens fi offenbarlich / ſelbſt nicht wiſſen.
Es hat Kunckel vollkommenes Recht / daß alle diejenige Dinge / die man / nach allerhand ii Vorbildungen / für ſulphutiſch anſiehet oder angiebt / endlich in eine erdiſche Geſtatt auß⸗ lauffen. In der That aber iſt es billig Wun⸗ der / daß er ſich fo viele Mühe gemachet / mit andern muͤhſamen und koſtbaren Experimen-⸗
ten
3 () W 203
Den zu beweiſen / daß in den 1 vegerabilifchen Oe⸗ en eine Erde ſtecke: Und das / in dem zwey⸗ Jen Theil der Anmerckungen / pag. 18. nur kurtz erührte Kuß ⸗Weſen auß ſolchen Oelen / ſich Nicht beſſer zu nuͤtz gemachet: Ja ſelbſten in den [Kohlen nicht behertziget: noch weniger ſol⸗ per Dinge unmittelbaren ſchnellen Eingang / ind fo gar ſonderbaren Effect, in denen vers brennlichen Metallen / zu ihrer Wiederer⸗ 11. attung nicht nachdencklicher erwogen. Ja / es hätte ihn die Benennung eines fixen . zumal bey denen Metallen / ſa dem Golde ſelbſten / von ſolchen Angebern a Pasgen faſt dahin führen ſollen / daß ein ſol⸗ hes Principium nicht anderſt / als erdenhaf⸗ iger / nemlich trockener Geſtalt ſeyn koͤnne. Um ſwo viel deſto mehr / da er von ſolchen hoͤ⸗ en koͤnnen / daß ſie es / ſo wohl fuͤr das Grund⸗ Weſen der Farbe / als der allerfeſteſten und 0 n metalliſchen Vermiſchung / wu.
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Er auch ſelbſten / nach feinen / wiewohlaler⸗ ; ſeits ſehr heimlich gehaltenen Erfahrungen / bey denen beſten / und zu ſonderbarer Gold⸗Probe belobten / von ihme ſchlechterdings mercurialiſch ) geachteten Sonderungen / und außgeſchie⸗ denen Theilen / allezeit eine rothe Farbe / als das Hauptzeichen / erkennet. Ja was noch mehr iſt / an mehr als einen Ort behauptet / daß / wann ſolches rothe mercurialiſche Weſen in auffende Queckſilber⸗Geſtalt gebracht *
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5 mehr Beweisthum wider ſich ſelbſten / als wi
204 23 (0) S .
nachsehends deſto ſchwe⸗ ſchwerer falle / es wieder 1 ‚m in eine fixe metalliſche Beſtaͤndigkeit zuruͤck f bringen: auch ihme kaum mit etwas anders 0 als dem rechten etall⸗Saltz beyzukommen v 0 Wodurch es entweder nur in Silber / oder Doll. Hi Silber als Gold, zum Stand zu bringe 1 1
up Gelen geſamten Dingen er gewißlial 1 1 der die Gegen⸗Meynung / an die Hand giebt.
Am beſten haͤtte er vielleicht gethan / wam I er die auf ſolche Kuͤnſte erpichte Sucher nu . bloß dahin gewieſen hätte, daß fie eben nichl , unumgänglich noͤthig haͤtten / denfelbiger fixen Schwefel / oder rein außgeſchiedenen principium ſulphureum metallicum, milf aller Gewalt zu ſuchen / und die ane b { Metall⸗Verbeſſerung in Gold / davon er ſo vie Zeugniß giebt / zu finden.
Dann wiewohl er es hiedurch / mit dener 5 genaufi chtigen / und allerhoͤchſt 3 4 P noch nicht vollig gut gemacht hätte, die eben deswegen auf Diefe reine Außſcheidung ſolchet ſulphuris fixi fo beſtändig dringen / wel ii i dadurch ihren mächtigften Lapidem zu laute]! taufendfältiger Kraft / und eigentlichfter güldie⸗ ſchen Macht / erhoͤhet wiſſen wollen; So hatte er doch manchen andern damit herrlich erfreuet / der ſich wenig darum bekuͤmmert / ob es Sul: phur oder Mercurius heiffen folle / wann es 0 nur ziemlich reichlich Gold abgaͤbe. Dant hi
wie⸗
08 (o) 88 u. Re diewohl ſolche alle aufs allerliebfte recht fein liel Hätten / ſo waͤre doch mancher glaublich auch och mit etwas maͤßigem zufrieden: Dazu er leichwohl ſich auch noch nichtzu gelangen trau⸗ bis er feine drey Principia klar auß einander Leſchieden / und dann erſt wieder zuſammen ebracht haͤtte. Welches alles ich aber an * Ort geſtellet ſeyn laſſe / jedoch Dafür halte / Jaß ich nach dieſen ſaͤmtlichen und allfeitigen eynungen nicht unrecht habe; auch / wie Funckel / nach feiner Anzeige / in der Praxi Abſt / dieſer Sache wuͤrckliche Gewißheit zu ha⸗ Jen / feſtiglich verſichert: alſo Beccher, was je Theorie ſolcher Dinge betrifft / ſich noch Jeutlicher herauß gelaſſen. Da er nemlich frey⸗ ch auch dieſes Schwefel ⸗Grund⸗Weſen als Itwas Erdiſches anſiehet und angiebt: aber deswegen nicht ſchlechtshin für eine Erde / Idie Kunckel zu thun ſcheinet / achtet; ſon⸗ Lern für eine eigentlich in der metalliſchen dermiſchung / faͤrbende / und aufs allerin⸗ ligſt und feſteſte verbindende / und in ſol⸗ her Verbindung recht Seuer⸗beſtaͤndigſte Materie erklaͤret. Alwo noch mit kurtzem beruͤhre / daß gleiche dohl auch bey keinem dergleichen Angeber / der twas Schein wahrer Erkenntniß und Erfah⸗ Lung hat / deutlich gefunden / daß auch dieſes Principium, ſelbſt in feiner groͤſſeſten Reis ligkeit / vor ſich / ſchlechterdings Seuer⸗be⸗ taͤndig / aber wohl unverbrennlich / 1 7 un⸗ | renn⸗
206 3 (0) EM | brennlich ſey: Indem fie es ja alle noch / daf an außgezogen / bald übergetrieben / ſublimi N ret ic. ja / wann es nun ſelbſt mit dem Mer curial- Theil ſchon vereiniget ſeye / erſt mil dem reinen Saltz zur voͤlligen Fixitaͤt geh" bracht wiſſen wollen. Aber / wie dieſe Leut alle ihre Sachen ſo gewaltig heimlich halten und dahero meiſtens verdeckt / zweydeutig / un verworffen / davon ſprechen / oder nur Erwaͤh nung thun: So iſt man freylich deſto mehr ar ihnen verlegen / weil man kaum etwas anfuͤh ren kan / das nicht an einem andern Ort wiede anderſt gedeutet werden koͤnte: und der Auf: ſchlag nirgend her / als auß der gruͤndlichen Exe fahrung ſelbſten / gemachet werden kan / welche aber / da ich fie nicht habe / nur fo weit / als ji von Kunckeln gerühmet wird / zum Grund die⸗ nen muͤſſen / feine eigene Zweifel dadurch / auß rn eigenen Sägen und Hypotheſi, zu pri f en. | r 10 Ja es moͤchte noch uͤbrig ſeyn / von Kunckels l ſelbſt⸗ eigenen Gedancken eines gewiſſen dritten Principii in denen Metallen etwas zu erwe⸗⸗ gen. Er redet nemlich ſowohl in feinen Anmer⸗ ckungen / und zwar vornemlich darinnen / als nachgehends in dem Laboratorio, mehrmalen von einem acido, welches den Mercutium in den Metallen gebunden halte; und wann man / fa viel es fich bey ihme thun laͤßt / feine Meynungſſe aufs genaueſte ſuchet / ſo ſcheinet anders nicht fi abzunehmen / als daß er durch ſolches Pe in aller⸗
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al rdings ein anderes Weſen / als fein eigents ichſt alſo genanntes Metall⸗Grund⸗Saltz / vers 1 he. a Damit man auch nicht meynen moͤchte / als b er ſolches fein acidum nur denen unbeſtaͤn⸗ igen Metallen zuejgnete; So liegt ja vor Au⸗ gen / daß er auch bey dem Silber und Gold elbſt / wann er ihren lauffenden Mercurium u erweiſen vermeynet / er nicht allein Kalch / and alcalia fixa, dazu ſetzet: ſondern auch al⸗ Jer Orten beſtaͤndig zur Urſach anfuͤhret / daß ben dieſe Materien ſolcher Metallen Mercuri- am dadurch los machten / weil ſie / als allerſub⸗ ileſte Erden in ſich haltende / das acidum in Dem Metall dadurch an ſich naͤhmen / worauf alfo der Mercurius, welchen dieſes acidam bis Hahin feſte gehalten / losgemachet wuͤrde / und in Folcher lauffenden Geſtalt davon ginge. Nun ſind ja in dieſer Außlegung deutlich zachfolgende Vorſtellungen begriffen: 1) daß auch in dieſen vollkommenen Metallen ein wuͤrck⸗ Fiches / fluͤchtiges / und lauffendes Oueckſilber ent⸗ Halten; 2) daß es aber in der innerſten Ver⸗ Iniſchung ſolcher vollkommenen Metallen unver⸗ Fuͤckt erhalten werde / durch ein acidum; 3) Avelches alſo ebenfalls ein weſentliches Stück Jolcher Vermiſchung ſeye. Ja / es ſtecket noch 4) darinnen / daß dieſes acidum nicht etwa das eigentlichſte uͤbrige Saltz⸗ Principium ſolcher Metallen geachtet werden Nonne / weil er dieſes nirgend auß druͤcklich für j ein
28 233 (0) SW ‚ ein acidum angiebt: bielmehr auch / mehr als einmal / klar vermeldet / daß dieſes Metall⸗Saltz /
keit / alle lauffende Mercuricos nicht wieder ind
Gold / ſondern bloß in Silber / binde / und aufs neue beſtaͤttige. au . Ich ſolte für das wahrſcheinlichſte halten daß Kunckel / fo wohl von Ifaac Holland he ri, als etwa durch unterhanden befommene be⸗ glaubte broceſſe / auf das Oleum vitrioli ſich gegruͤndet / und dadurch zu dieſer Meynung / eis]. nes wuͤrcklichen acidi auch in denen innerſten | Bee Vermiſchungen / ſich bewogen be⸗ un en. ö 1 Alleine ich kan nicht leugnen / daß ich Bec⸗ chers Beduͤncken für viel wahrſcheinlicher ach⸗ te; daß nemlich weder ein wuͤrcklich lauffender Mercurius, (recht zu verſtehen /) in denen Med’ tallen ſey: noch ein wuͤrckliches ſaltzig vermiſch⸗ tes Weſen / es heiſſe nun acidum, oder wie eg wolle. Sondern / wann ja etwas dergleichen vorſtellig gemachet werden koͤnte / daſſelbe in ſol⸗⸗ che Saltz⸗Geſtalt erſt „ ſeyn muͤſte. Da aber gleichwohl auch Kunckel / meines Erinnerens / nirgendwo ein ſolches acidum, ſon⸗ derlich auß den vollkommenen Metallen / gerade, zu an und vor ſich ſelbſt erweislich anzugeben ſu⸗⸗ chet; ſondern nur auß dem Erfolg / (a poſte - riori) deshalben ſchlieſſet / weilen ſolcherley Din⸗ ge / die ſonſt die acida feſt ergreiffen und halten /, hier den Mercurium los machten: So Pr. 1 #
28 (o) 888 209
abey ein merckliches Bedencken / welches / ſei⸗ len Beweis für genugſam bündig zu erachten / nich in der That gar nicht ſchluͤßig werden laͤßt. So wohl Kunckel / als jederman / weiß genug⸗ | 2 m / daß eben dieſelbe Dinge / die er Disfalls ana ibhret/ ob fie gleich freylich die acida ſchnell ers reiffen und feſte halten / gleichwohl nicht die⸗ e Wuͤrckung allein und ſonſt nichts an⸗ ders zu leiſten vermoͤgen: ſondern daß ſie nuch die ſulphura ja fo leichtlich ergreiffen / und Kelle halten. Wannenhero mir auch das von einigen dreyßig Jahren her angezogene Beduͤn⸗ Ken / und vermeynter Beweis / nimmermehr | jinlaͤnglich geſchienen / da man von denen Oelen u erweiſen vermeynet / daß ein acidum darin⸗ Inen ſtecke; weil einer an ſeiner Meßingen Oel⸗ Kampe beobachtet / daß das Oel grüne Davon Tgemorden. Ich glaube / er hätte ſich viel beſſer ſteiffen koͤn⸗ en / wann er bedacht haͤtte / daß man mit ei⸗ nem Pfund Baum⸗Oel ein gantzes halbes Pfund Mennige dergeſtalt diſſolviren kan / daß man es nicht anders als für eine wahre folu- Ition anzuſehen und zu halten vermag. Wie aber / wann er aud) hätte wiſſen ſollen / das nicht jederman weiß / ſo ſchlecht es auch Iſcheinen möchte, daß er eine folche folution in dergleichen Quantitaͤt / und mit ſolcher Leichtig⸗ keit (in etwa einer halben Stunde Zeit) auß als en andern Bley⸗Aſchen oder Kalchen zu wege zu bringen / wohl nn Schwierigkeit finden 5 N wur⸗
210 22 (0) SR (o) m
wurde. Welches et kaum anderſi deg begreiffeikil konnen ſolle / als wann er erſt recht weiß / wie di i 0 Mennige gemachet / und verſtehet / warum ſi zun bloß auf dieſe Weiſe / und anderſt nimmermeh m zu Diefer rothen Farbe gebracht werden kan 75 Welches ich gleichwohl mit Wahrheit ſagel Bid noch von wenigſten bemercket gefunden 1 ade 5 Wer weiß aber auch nicht / Do eben dieſ Oele auch ſolphuriſche Dinge folviren ; un das alcali fixum, ſo hauptſächlich Schwefel fl 0 viret / ebenfalls das Kupfer gruͤnblau angreifft ti a ſelbſt die fluͤchtigen Saltze / die doch Kunckel als ſehr viel von feinem frigido haltend / den h acido, als calido, recht entgegen ſetzet / nicht 0 1 niger auch Kupfer ſolviren? Bu: Wobey ich doch auch noch billig zu ſeyn erach⸗ Jh, te / den Vorzug zu bemercken / welchen die fixen alcalien meht gegen das eigentlich ſulphuriſcheh Grund ⸗Weſen / als auch da Lärckſte acidum i deutlich erweiſen und an den Tag geben. II: Der Hand ⸗greifliche Beweisthum / meines, Erachtens / beſtehet in folgenden. Bekant .
genug kan ja ſeyn / daß das acidum des Schw fels und Vitriols mit einem ſal alcali ſich der⸗ 5 geſtalt feſte verbindet / daß es ſich von demſelbe Ho kein anderes acidum wieder abſtoſſen m affet r Wann man aber nun ein ſolches vermiſchtes 9 Saltz / nach dem von mir angewieſenen expe⸗ riment, mit Ruß / oder e tratti·
ret /
| 03 (e) 8 211 et / durch deſſen Vereinigung mit ſelbigem aci- io wieder ein gemeiner Schwefel entſtehet / fo Jan man ſolchen Schwefel von dem alcali, auch Purch das allerſchwaͤchſte acidum, wieder davon bſtoſſen. i Was kan man aber nun darauß anders ab⸗ nehmen / als daß das alcali den Schwefel nicht mehr an ſeiner ſaltzigten Seite / oder an feinem acido / ſondern bloß an feinem brennlichen We⸗ ſen ergriffen und gehalten habe. Wobeoy nichts verfaͤnget / wann man einwen⸗ den wolte / daß gleichwohl auch ein geringes aci⸗ dum den Schwefel vom alcali los⸗ſtieſſe / und Ralſo gegentheils der Vorzug des acıdi ſich dar⸗ auß beſcheinigte. Maſſen es genug ſeyn kan / durch dieſes experiment zu erkennen / daß das Talcali das Schwefel ⸗Principium nicht allein Meichtlich ergreiffe / ſondern auch feſte genug hal⸗ te: Maſſen es den Schwefel / wo die Luft nicht darein greiffen kan / in verſchloſſenem Geſchirr / Mo viel bisher noch von jemand erwieſen worden gewißlich nicht fahren laͤſſet / ſondern beſtaͤndig genug bindet. | | 5 Jndeſſen / ob es gleich ſcheinen möchte / mehr zur Mercurial als Schwefel» Betrachtung zu gehören’ ſo wird man doch in rechter Überlegung erkennen / daß es ſich nur allzuwohl hieher ſchi⸗
| 25 Es bemercket nemlich 7 fo viel mir wiſſend iſt / der einige Beccher, daß des Gebers ſublima- tion, wie ſie von ihm zur mercurification ans 5 O 2 ge⸗
"212 22 (o) 8
gegeben wird / etwas auß den Kohlen / dure e welche fie verrichtet werden muß / in die Metall liſche flores einverleibe. EN Ifaac Holland calciniret alle Metall dure) ſehr langes ſtreichendes Slammen» Seuer/unikt: wird darinnen von Kunckeln nicht unbillig gel dj ruͤhmet: gleichwohl geht ihm fein Mercuriuſh dadurch nicht davon; ſondern er ſoll erſtlicſſ darduß durch eine fublimation geſchiedeſſeh werden. 5 Fe Mm Ich habe oben / von dieſer Hollands Calciſj nation, auf die Gebriſche ſublimation ein Auſſy⸗ ge gewendet. . har Wie waͤre es aber / wann durch dieſe Gez briſche ſublimation das ſulphuriſche Princiſi pium in den Metallen dergeſtalt uͤberſetzet wäh re / daß es hernach deſto leichter abgeſchieden y und dem alſo innigſt zertheilten Metall Defich, ehe ein Uberſchuß des mercurial · principii bey gebracht wuͤrde? Wodurch es zwar die laufen fende Geſtalt / aber nicht mehr die vorige (zun 1 wenigſten ſo völlige) metalliſch⸗ſulphuriſcheh Guͤte behlelte. Maſſen fie ja endlich alle Falk, einmuͤthig geſtehen / daß die lauffend gemach te metallifche Mercuri fo vollſtaͤndig gut / ale! fie in noch trockener Geſtalt geweſen / nicht zu achten ſeyign. In Wohin fih ja offenbarlich zu beziehen fcheii; net / daß auch Kunckel ſelbſten die lauffendſſ gemachten metalliſchen Mercurios nur zu par. ticular· Nutzen beſtimmet. Was heiſſet “rn N | aber
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ber auf gut teutſch anders / als daß ſie nicht fü ſo Biel zur vollkommenſten metalliſchen Miſchung Jedeyliches bey ſich haben / daß ſie ſelbſten gantz Ind gar daran genug haͤtten / zugeſchweigen och ein mehrers außtheilen koͤnten? Wobey auch ſelbſten wahrſcheinlich erachtet herden koͤnte / daß diejenige / die ſolcherley me⸗ alifche mercurios in lauffende Geſtalt ges Fracht / dem gemeinen gleich ſetzen / darinne hicht gar unrecht haͤtten; weil deraleichen Metall / Als ſonderlich das Bley und Zinn / bon jenem endern principio ſelbſt fo wenig haͤtten / daß / Joann es folgend theils entzogen / theils durch pas Mercurialiſche überſetzet würde, ſolche Mercurii dadurch in dieſelbe fo genannte Ro⸗ igkeit und Baͤlte verfielen / daß auß ſolchen / In ſich ſelbſt / nichts gedeyliches noch fruchtbar⸗ iches mehr zu gewarten ſeyn koͤnne. Zum wenigſten ſind alle dieſe Betrachtun⸗ Ben ſo beſchaffen / daß ſie / meines Beduͤnckens / auß dem eigenen Angeben / oder Hypothefi Der Fer / die am gruͤndlichſten davon zu ſchreiben ſcheinen / ſich nicht fo übel zu reimen oder hören j u laſſen / geachtet werden möchten, Wohin dann ebenfalls annoch geſtellet laſſen wil / was gleichwohl von ſolcher Art Sublima- tion zu erwarten ſeyn moͤchte / wann die Sache icht bis zur würcklichen lauffenden Slüßig» keit fortgetrieben wuͤrde. Und ob nicht zum wenigſten Diefes das Mittel abgeben koͤnte / die an ſich noch näher zur Fluͤchtigkeit geneigte | O 3 Thei⸗
24 089 (0 888 1 Theile auß der grobe der groben und fremden & Eerdiſchen 2 Subftanz abzuſondern. 0 Dann wiewohl auch disfalls etwas ſehr be⸗ denckliches iſt / daß gleichwohl z. E. im Spieß Glas / eine ſehr häufige Erdiſche Subſtanz, durch eben ſolches ſublimiren / voͤllig mit in die Hoͤhe getrieben wird; So waͤre doch vielleicht eben darauß noch auch wohl etwas bedenckli⸗ cheres zu nehmen. ö Ich wil einige Experimenten Diefer bsc 9 anführen. Sträuet man das gantze Spieß⸗ Glas auf Kohlen / oder beſchicket es damit / fü gut man kan oder weiß / ſo gehet es auch gantz im Rauch dahin; Faͤnget man ſolchen auf / ſo heiffen es flores. an Sublirniret man es ohne Kohlen / per fe, inſn wohl raͤumigen / viel Luft begreiffenden Ge⸗ i ſchirren / fo gehet es mit Zeit und Weile auch ind die Hoͤhe; Jedoch in verſchiedener Fluͤchtigkeit: Da dann das flüchtichfte zu oderſt oder doch i zuerſt > das mittelmäßige hernach / das ſchwe⸗ im reſte zuletzt ſteiget. 19 Scheidet man den Schwefel vom Spieß⸗ 1 Glas / und tractirt den regulum alleine / fo ifEln auch er gantz in flüchtige fiores zu bringen; am n geſchwindeſten mit Kohlen / langſamer ohne die⸗ ſelben / oder guch mit Salmiac. Verbrennet man aber das Antimonium mit h viel / oder den Regulum mit weniger Salpeter⸗ zum weiſſen zarten Pulver; oder machet nach \ Kunckels Laborat. pag. 472. gat die materiam per-
22 (0) S as
c herlatam Cruͤgners darauß / Ja glühet nur ein nur ein salcinirtes Spieß⸗Glas / noch beſſer aber regu- um, recht ſehr viele Stunden / unter vielfaͤlti⸗ zem Rühren / und / fo lang was ſchweiſſet / wie⸗ a perhohltem klar ⸗reiben / rechtſchaffen auß: ſo Hat es nicht allein mit dem ſublimiren vor ſich / ondern auch ſelbſt mit Kohlen / ja endlich mit Mooͤlliger Reduction, nichts / oder wenig zu ber J deuten, und gantz eine andere Meynung. JIn welchen Stücken und Umſtaͤnden dann / ö unterschiedliche von Kunckeln an die Hand ge⸗ | 0 ebene experimental Beobachtungen / keines⸗ weges zu verachten find. Wie aber nun dergleichen Beyſpiele nach⸗ gehends an anderweiten Metall⸗Arten zu Nu⸗ zen angewendet werden koͤnnen / iſt freplich eine Frage / die eines jeden vernuͤnftigem Ermeſſen Fund erfahrner Ubung zu uͤberlaſſen. Ich wil noch küͤrtzlich ein paar Experimente Fanfuͤhren / deren das eine zwar an ein paar Or⸗ ten beſchrieben / aber / wo nicht nothduͤrſtiger FVerſtand vom Schmeltz⸗Feuer iſt / nicht ins [Werck gebracht wird: das andere aber mir noch in keinen Schriften zu Geſichte gekomme auch von über 30. Jahren her / da ich es zu er kundig worden / bis noch zu / niemand / dem ich es Frag⸗weiſe vorgelegt / die Wiſſenſchaft davon bekant zu ſeyn befunden. Wohl aber ich ſelbſt / obſchon wenigen guten Freunden / es gezeiget: Nicht unbillig aber bishero es nicht gemein ma⸗ chen wollen / weil bey ö Silber⸗ O 4 Er⸗
216 8 (o) ER 5 Ertzen / geſchweige kleinen Arbeiten / zwar g wiſſer Nutzen damit zu ſchaf fen waͤre; ich aber meine Ulrſachen gehabt / Leuten / die ſelbſt üben . flüßig klug ſeynd / ihre eigene Kuͤnſte zu laſſen / und nicht etwas neues aufjndringen 5 welches fie zwar etwa nicht übel genommen haben moͤ | len / ich aber die Erfahrung von langen Jahren nur allzuviel habe / daß man durch ſolche Anwei⸗ ſung nichts gewiſſers els veraͤchtlichen Un⸗ | Danef erwirbt: Und die alte Hiſtorie iſt / daß man nuͤtzliche Dinge / die man gelernet / nicht nur / woran eben nicht viel gelegen waͤre / für Ih feine eigene Erfindung außgiebt; ſondern noch die leichtfertige Folge darauf ſetzet / denjenigen / der es redlicher Wohlmeynung nach gelehret hat / veraͤchtlich zu halten / um nicht das Anſe⸗ hen zu haben / daß es von ſoſchem herkomme. Das erſte dann beſtehet darinne⸗ daß der Antimonial- Regulus fich gerne / leichtlich / und haͤufig / mit Eiſen bermiſchet; wann man nem⸗ lich z. E. ein halb Pfund Spies⸗Glas mit ein 1 viertel Pfund Huf⸗ oder Schindel⸗Naͤgel / oder duͤnnen Blech⸗Abſchnitten / mit gebuͤhrendem = recht duͤnne ſchmeltzet / etliche Loth Pott⸗ ſche mit unter eintraͤget / und ſodann noch mit
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9 grauer bläferichter regulus, mit einem Feuers Stein / nicht anderſt / noch weniger / als der bes ſte Stahl / Feuer⸗Funcken abſchlagen läßt. Eben dahin bezſehet ſich auch das in Digby | ee experimenten pag. CO. angefuͤhr⸗ Wann man nemlich mit 2. Theil Spies⸗ & Glas, und ein Theil Eiſen / n gebüͤhrlichem Fluß / einen regulum macht; außgieſſet / die noch heil ſe Schlacke abſchläget / in den recht heißſtehen⸗ den Tiegel nochmals mit halb ſo viel Eiſen als Izu erſt geweſen / einſetzt: wann ſie nun wieder | An Fluß gediehen / ein halb Loh Salpeter auf einmal / ein paar mal nacheinander eintraͤgt / friſch umruͤhret / Daden aber Schmeltz⸗ Fever in Gebühr verfolget; ſo ſchmeltzet auch dieſe Q rau⸗ Neitaͤt Eiſen glatt zuſammen / und machet / mit dem noch wenigen Antimonialiſchen / einen derben /
doch blaͤſerichten König. Verſtand von Schmel⸗ | gen gehoͤret dazu / dann mit Bratr Feuer iſts
Die andere Kunſt⸗Arbeit beſtehet darauf / daß / wann regulus antimonii 3. E. unter Sil⸗ ber / Kupfer oder ſelbſt Bley / mit eingeſch mol⸗ tzen ſtecket / daß man ihn / durch den hie angedeu⸗
Salpeter / oder einiges anderes Saltz⸗Weſen / Jauch in gantz kurtzer Zeit / ja ſelbſt ſchnelle / in Form einer ſpießigten Schlacke / dergeſtallt heraußziehen kan / daß er oben darauf ſchwim⸗ mend außgegoſſen / und erkaltet glatt von dem übrigen Metall il werden kan. 15
Q 5 nicht
nicht allein dieſes / ſondern auch dergeſtalt an feinem eigenen Weſen unverändert bleibet / daß man ihn alsbald fein machen / und anderweit gebrauchen kan. RN. Was nun dieſes bey antimonialifchen Sil⸗ bern für einen Nutzen bringen koͤnne / wird je⸗ der verſtaͤndiger leicht erachten. Dann weil ſolche Silber / durch den regulum, zumal beg heiſſem Treiben / nicht nur unvermeidlichen / ſon⸗ dern auch unumgaͤnglichen Abgang erleiden; fo wird durch dieſes Verfahren der regulus ff dergeſtalt davon geſchieden / daß / wann je g Verſehen nicht abes außgezogen ſeyn ſolte / jedoch auf das wenige noch ruͤckſtaͤndige nicht einmal zu dencken die Muͤhe verlohnen: und gleichwohl Ipt auch die gantze Arbeit ſelbſt ins groſſe / mit una In vermuthlicher Geſchwindigkeit / und wie die La- teiner reden / quafi aliud agendo, mit ungleich mehrerer Haſtigkeit als ins kleine / außgefuͤhret werden kan. Auß was Urſachen ich diefen Hand⸗Grif bis noch zu nicht herzuſchreiben nuͤthig finde / iſt mir bewuſt: wird mir auch nie⸗ mand deßwegen etwas ungleiches beymeſſen können, ſondern vielmehr erkennen muͤſſen / daß If ich eben andern / die ſich zu gruͤndlicher Außle⸗ gung der Chymie ſchon geraume Jahre her an⸗ heiſchig gemocht / ja ſelbſt ihnen aufgetragen iſt / unter gantz anſehnligen / auf viel 1oos. Thaler be⸗ lauffenen / und zum Theil auch außdruͤcklich | auf Unterſuchung der Chywie angewieſenen Mitteln / ſo wohl curioſe / als zumal 1. 4 un⸗
83 (o) 8 219 Ubungen dieſer Kunſt / an den Tag zu legen / Zeit und Raum genug uͤberlaſſe / ihre Wiſſen ſchaft und Erfahrung / zum gemeinen Nutz nach der ruͤhmlichen Abſicht ihnen aufgetragener Ar⸗ heit / dereins bekant zu machen.
Viieelleicht wäre noch irgend ein halb undert ſolcher Dinge in Vorrath / daran © wohl zur Curioſitaͤt / als manchem reohl nusdaren Ge⸗
die Chymie e ngeſehen / und fie beſſer / als noch geſchehen / klar gu machen fähig ſeb. Moͤglich /
dieſes / daß er auch in etliche dieſer Fragen mit gezogen werden koͤnte; ſtehet alſo einem jeden frey / ſich ſelbſt Darüber zu beſcheiden: wil dazu in Vorrath zu dedencken an die Hand geben / daß der Wißmuth allen metalliſchen Vermi⸗ ſchungen eine ſonderbare duͤnn⸗ und ſchnell⸗ Fluͤßigkeit giebt / und in ſolchem Fall einen merck⸗ lichen Vorzug hat / in denen Umſtaͤnden / wo er ſonſt mit dem Bley uͤberein zu kommen ſcheinet. Abſonderlich wo ſich Schwefel mit einficht
wel⸗
210 888 0. 888 welcher das Bley fehr fir ſtrenge/ den den Wißmuth M aber fo weich⸗ flüßiaz als ſaſt ein Spies⸗Glas / 10 macht. Wer mit Gold⸗Scheiden im Guß um⸗ 0 gehen wil / wird dadurch einen mercklichen Vor⸗ m theil finden / er muͤſte dann der übrigen Nach⸗ I! huͤlfe gar keinen Verſtand haben. Derglei⸗ chen alle Umſtaͤnde punctlich vortuſchreiben / denen Unerfahrnen nicht einmal nützlich / den N e aber zu leſen verdrießlich (og
Mit dem Bley kommet er auch darinne üͤ⸗ berein / daß er / mit Zinn zuſammen getrieben / auf eben die Weiſe wie das Bley / ſich mit dieſem entzuͤndet / und zu weiß⸗gelblichter Aſche wird. Hingegen wird er / von ſich ſelbſten / im Treiben / nicht / wie das Bley / zu einer glaͤſichten Schla⸗ cke: Schlägt ſich auch / auß einer folution mit Scheid⸗Waſſer / durch zugeſetztes Saltz / nicht darnieder / wie das Bley und Silber thut. Da⸗ gegen er / in uͤbrigen Umſtaͤnden / mercklich Rauch ⸗ fluͤchtiger / als das Bley / ſich erweiſet. Worauf wieder einige vortheilhafte Handgrif⸗ fe ſich veranlaſſen: Zumal wann man ſein Be⸗ zeigen gegen den Schwefel mit zu Huͤlſe zu neh⸗ men weiß. Er iſt eben nicht zu verachten / wer ihn kennet. |
Hiebey muß doch noch / nicht ſo wohl aufKun- ckeln / der fich nicht fo genau gemeldet / als auf Glaubern / etwas zuruͤck ſehen / wegen dieſes nur bemerckten Entzuͤndens des Zinnes mit dem Bley: Um darauß den billigmaͤßigen *
en
| “2 (0) ER 221 cken und Bemerckung an die Hand zu geben und zu recommendiren / daß zu genauer Beur⸗ theilung erfordert werde / nicht etwa nur auß ein oder anderem / ſondern mehrern / ja fo viel als moͤglich / alen zuſamm⸗ſtimmenden Umſtaͤnden erſt einen Schluß zu machen.
Die Sache / davon die Rede iſt / beſtehet dar⸗ inne / daß / wann man z. E. 3. Theil Bley / und ein Theil Zinn / unter einander ſchmeltzet; ſol⸗ ches in eine ſtarcke Hitze / wie Bley treibend ma⸗ chen kan / ſetzet / fo fängt es / über und über an / gleichſam aufzuwachſen / ergluͤhet darauf helle und funckelend / welche Glut aber ſchnell verge⸗ het / und zu einer Koͤrnichten Aſche wird. Dieſes iſt uͤberhaupt das Bezeigen dieſer bey⸗ den Metallen; worauß erſtlich Glauber, (wie⸗ wohl er eben nicht der allererſte iſt / den Schluß nehmen wil / daß in dem Bley ein Salpeter ſey / welcher mit dem Schwefel / nach Glaubern (os der dem frigido, nach Kunckeln /) im Zinn / ſich dergeſtalt entzuͤnde. a Nun iſt aber bey dem experiment zu beob⸗ achten / daß dieſe Entzuͤndung gar nicht geſchehe / wann dieſe vermiſchte Metallen gantz verdeckt oder verſchloſſen rractiret werden; ſondern noth⸗ wendig die Luft mit beyſtreichen müſſe. So gar / daß / wann man auch in einem Treib⸗Scher⸗ bel / unter einer niedrigen Muffel / die Sache tractiret / und eine gluͤhende Kohle / die in den Mund der Muffel ziemlich paſſet / bis gegen den Scher bel einſchiebt / es viel langſamer damit her- gehet:
gehet: ja / wann auch die erſte Aſche die gantze Fläche wohl uͤberdecket hat / es mit dem uͤbrigen viel langſamer nachfolget: Wann man aber dieſe Aſche zuruͤck ziehet / augenblicklich wieder etwas neues aufſteiget und verglimmet: Wie 1 dann auch nicht allein das maßige Einlaſſen der
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Luft / fondern um fo viel deſto mehr ein gelindes Zublaſen mit dem Mund / ſolches Aufgluͤhen au⸗ genſcheinlich fördert, 5 Nun iſt ja genug bekant / daß der Salpeter /
in ſeiner Entzuͤndung mit verbrennlichen Din⸗ gen / ſich gantz anders auffuͤhret; da nemlich ll nichts fo verſchloſſenes ſeyn kan / da er nicht mit]! brennlichen Materien ſich gewaltſam entzuͤnde: l weil er / wie oben erinnert worden / das blaſende ee Weſen in ſeiner Saltz⸗Vermiſchung ſchon bey h 1 ht
ſich hat. | | Und gewißlich doͤrfte hier dem ehrlichen Kun- ckel feine Frage ſelbſten zu thun machen / da er vom Salpeter⸗Entzuͤnden ſagt: Treibt dann ein fen Schweſel den andern auß? Alſo vom Salpe⸗ ln ter: Zuͤndet dann ein Salpeter den andern an 2 f Da er ja billigmaͤßig ſelbſt als mercklich angiebt /
daß das Bley / mit bloſſem Salpeter / zu einer glätthaftigen Aeſcherung gebracht werde. Auch ine von dem eigentlichſten Theil des Salpeters / nemlich deſſen ſpiritu, wohl anmercket / daß / lun wann Bley barinne ſolviret / und nach abgezo⸗ n gener waͤſſerichten Feuchtigkeit zu Cryſtalen ge⸗ in macht / und ſolche dis zu verfangendem Angluͤ⸗ ii hen erhitzet werden / fie ſich wie Pulver entzuͤn⸗
den /
28 ( 223
en und das Gefäß 5 Gefäß zerſchlagen. ſchlagen. Dergleichen ach gerehiehet, wiewohl nicht mit fo groſſer Hef⸗ geit / wann man geſchabt oder gefeilet / (oder Saͤgen⸗Staub von) Dieſch⸗Horn / mit ſolchem fpiritu ſolviret / und es bis zur Trockene abzie⸗ hen wil: allwo / wann die Hitze zu ſtarck wird / „ gleich alſo angehet / und durchgehends Durchs immet. Da nemlich beyderſeits das wahre Sal⸗ er⸗Weſen freylich nur in feinem ſpiritu findlich iſt; wann nun ſolcher an dergleichen aas fabtil- Erdiſches ſich ſo feſte ſetzet / daß er dabey hangen bleibet / bis eine gelinde Glut ſtatt i indet; in derſelben Materie aber auch etwas dr ennliches enthalten: fü entzuͤndet er ſich Das mit / eben / als wie er im Salpeter / vom Alcali feſte gehalten / thut / wann ihm etwas dergleichen | verbrennliches zugeſetzet wird. Eine nicht ſo gar gemein bekante Probe des Entzuͤndens des Salpeters findet ſich / wann man den Salpeter in einem Schmeltz⸗ Tiegel flieſſen laßt / und Salmiac Stuͤckgen weiſe dar» auf wirft. Von langer Zeit her iſt bekant / daß dieſe operation, von ein oder anderem / für Heine fixation des Salpeters angegeben worden; HR auch nicht ohne Grund; allein waͤre verge⸗ bens / wann man ſolches Für ein pures bis ſſes Nitrum fxum achten wolte; weil das aci⸗ dum des gemeinen Saltzes auch guten Theils mit darein greifft / und es alfo mit nichten einer⸗ ey alcaliſche Gleichfoͤrmigkeit behält. Indeſ⸗
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224 3 (o) 8 L fen gehet freylich der groͤſte Theil ſolches ‚acidi | wie ſelbſt der Geruch des Rauchs bezeuget / da⸗ von: Und iſt eben daſſelbige Gold⸗ lol virende ? echter · Waſſer Baſilii, Davon fo viel Redene el ſſt. Inzwiſchen erweiſet ſich darauß / daß dien fluͤchtige urinoſiſche Saltze / in ihrer innerſten zn Vermiſchung / ebenfalls noch etwas ſubtiles He n ligt⸗ oder brennliches enthalten; maſſen auchſſ durch dieſe Arbeit das fluͤchtige Saltz des Sal⸗ n, miacs / bis auf etwas gar weniges / dergeſtalt en vernichtiget wird / daß / wann man daſſelbe Fech⸗ ut ter⸗Waſſer nachgehends gebuͤhrlich unterſuchet / gar wenig fluͤchtiges mehr darauß zu finden iſtſ n auſſer / was etwa coͤrperlich von dem Salmiac | wie es in ſolchen Hitz⸗ Arbeiten zu geſchehenſin pflegt / mit uͤbergeſtiegen geweſen. en
Gewißlich aber hat Glauber, gleichwie wohl int in mehrern Dingen / die auf die bloſſe Erſah⸗ y rung oder experiment ankommen / etwas be⸗ e mercket / das / meines Wiſſens / noch ihrer weni⸗ n ge von ihm verſtanden oder angenommen ha⸗ ben. Was ich von dem / in der Saltz⸗Vermi⸗ n ſchung ſtehenden Waſſer / bey dem Salpeter erinnert / und wie ſolches durch die Entzündungkil in eine Luft⸗gleichende Blaͤſtigkeit zertrie⸗ ben werde / fo einfaͤltig es auch zu begreiffen ifte: hat doch / meines guten Wiſſens / manchen hoch⸗ ſinnigen nicht in den Kopf gewolt. Wie aderſn wann nun ſolche Blaͤſtigkeit verdoppelt wird / und alſo deſto groͤſſere Gewalt bezeiget? zumal wann ihr auch mit dem Wine e g
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| 82 (% 5 216 die ziemliche Gegenwage gehalten / und rechter Trieb gegeben wird. Das experiment iſt / daß / wann man Schieß⸗ Dulver / zumal von einer recht ſchnellen Mi⸗ chung / nach und nach auß einer Retorte vers orennet / fo findet ſich in dem aufgefangenen Dunſt oder Waſſer ſo wohl von des Salpeters / Schwefels / ſaurem Saltz⸗Weſen oder Spi- itu, fo aͤuſſerſt wenig / oder vielmehr nichts / daß nan ſich billigſt zu bedencken hat / wo dann nun / urch ſolch es bloſſe und ſchnelle Verbrennen / dieſe beyderley corrofivifche ſaure Saltze hin⸗ kommen / oder geblieben ſeyn ſollen. N Solches faͤllet nun um fo viel deſto billiger hedencklich / da gleichwohl der Schwefel meiſt n feinem gangen Gewicht ein lauteres aller⸗ Raͤrckeſtes acidum iſt; auch in dem Salpeter n ziemlicher Theil des ſtarcken corrofivifchen Saltz⸗Weſens / das man Scheid⸗Waſſer nen⸗ net / vorhanden: und gleichwohl nun, durch
Kein daͤmpfendes alcaliſches / (auſſer dem Halpeter) noch mercklich Erdiſches Weſen iſt abey zu finden / worein ſich dieſe acida verbeiſ⸗ en oder verſtecken koͤnten; weil eben die aller⸗ Beichtefte und zarteſte Kohlen zum Pulver ge⸗ Fommen werden / die faſt gar kein fixes Saltz on ſich geben: ja ſelbſt eine unglaublich weni⸗ e Erde / oder Loder⸗Aſche / nach ſich laſſen. Noch iſt hingegen vor Augen / daß die Ver⸗ P miſchung
226 08 (0) 808 miſchung des Pulvers unvergleichlich ſchnelle 1 und in groͤſſerer aufblaſenden Flamme / ſich ent⸗ zundet / als entweder der Schwefel allein mit dem Salpeter / oder die Kohlen allein / mit eben Ich meyne aber / daß die Sache aufs einfaͤle in tigſte und deutlichſte dahin zu begreiffen ſey / daß f das wenige / und ziemlich feſt anhangende brennen liche Weſen / weiches fo wohl im Schwefel / als f noch zarter im Salpeter ſtecket / wann es durch!! dasjenige / ſo in den Kohlen haͤufig / und aͤuſſerſt en wenig» vermiſchet liegt / in gebuͤhrender Maſſe und proportion geſtaͤrcket wird / nicht allein das zn freyere Außbrennen beſoͤrdere: ſondern auch / h eben dadurch das in beyderfeitigem Saltz⸗ Weſen begriffene Waſſer (per minima) dere geſtalt aufblaͤhe / daß dannenhero ein ſolcher ſtar⸗ cker Blaas / und alſo eine fo groſſe und ſchnelle en Flamme aufgetrieben werde. | 12 Von dem Blaas gewißlich iſt die Sache der⸗ geſtalt offenbar / daß darinnen eigentlichſt die y gantze Kraft des Buͤchſen⸗Pulvers zu beſtehen befunden wird. Welches durch ein ſolches ex. periment handareiflich zu machen ſtehet / wel ches man in Kinder⸗Spielen taͤglich ſiehet / aber e wohl wenig noch fo tiefſinnige Leute zu Hertzen in genommen haben. | n Man nehme ein Loth gutes Pulver / lege es in einen toͤpfernen mäkigen Kolben / ſetze einen Helm darauf: ſetze es auf eine Kohl⸗ Pfannen mit Glut / und gehe davon: Wann das Pul⸗ e ver
. der feinen effet gethan / fo (baue man, was manı was Pr tz geblieben iſt. BDingegen nehme man doppelt fo viel / mache 8 mit Waſſer fo feuchte / daß es ſich zuſammen leben laͤßt / thue es in eben ſolches Werckfeug / nd zuͤnde es mit einem glüenden Hoͤltzgen an. Selbſt Die Kinder lachen daruͤber / g ſchweige / aß es einem Alten eine Furcht oder Schaden
ingen ſolte N Indeſſen it es keine Sache fuͤr Kinder / ſon⸗ ern erfordert noch wohl manches Alten reiffes Bedencken / wie die vermehrte proportion des dreunlichen Weſens durch die Kohlen / den Brand geſtaͤrcket / und das ſubtil eingemengte wenige Waſſer fo heftig aufgeblaͤhet habe: und hegentheils das mehrere / ebenfalls nur aͤuſſer⸗ ich bengebrachte Waſſer / die Schnelligkeit der Entzuͤndung dergeſtalt uͤberwaͤge / daß es uns dergleichlich langſamer und ſachter damit her⸗ zehe / und alſo die fo freye Außbrennung in ge⸗ viſſer Maſſe gedaͤmpfet werde. In ſolcher gantzen Arbeit aber verdienet Ureplich vernuͤnftig bedacht zu werden / 1) was zuß dem verbrennlichen Weſen der Kohlen / des Schwefels / und des Salpeters werde oder ger worden ſey? 2) Wo dann gleichfalls das ſcharf⸗ſaure oder acidum, fo wohl des Schwe⸗ Weis als Salpeters / geblieben / weil in dem Spi- Hitu, fo davon uͤbergeaangen / nichts deraleichen | m finden ? ? 3) Was dann das fuͤr eine Art Saltz ſey / welches ſich nacogehends fucheig dar⸗ Y auß
218 28 (o) 80 | | auß fublimiren läſſet; fo wohl hoch / in den Helm / als noch an die Seiten des Kolbens 1 und woher nun eine ſolche Art fluͤchtigen Sa
1
Bes entſtehe / dergleichen ja in keinem der vorige IR
Materien geweſen? Wobey 4.) hoffentlich nie ni mand fich einbilden wird / daß dieſe Art Saltze ſo wie ſie jetzo gefunden wird / in dem Sale 0 geſtecket habe; Dergleichen Gedancken faſt dat auß zu vermuthen ſeyn moͤchten / weil Becch , ſelbſten in der definition des Salis Nitri, (die 1 mehr nitrofi, oder acidi Nitri,) ein urinofur volatile mit darinnen angiebt: wohl aber chu dig bleiben wird zu beweiſen / daß es / wie . h | in Schulen redet / actu ſecundo & formaliteil und nicht nur actu primo, in potentia, un 0 bloß materialiter, darinnen geweſen. | +
Es iſt freylich Schade / daß Glauber dergle 1 | chen Dinge nicht felbften noch weiter und e # nauer unterſuchet / ſondern ſtracks damit zu url gegruͤndeten medicinalifchen und alchymiſt ji ſchen phantafeyen gefchritten: da er ſonſten af“ dem letzt überbleibenden fixen / und im Guß rel) then Saltz / die andere Art des von ihm genann ten ſalis mirabilis erkennen / auch nicht alle f i genannte Fzces ſo ſchlechterdings wegſchmeiſſeſl, ſollen. Allein es gehet freylich öfter ſo / und ii die allergemeineſte mode, daß man nicht fo wohl N Die experimenta gründlich zu unterſuchen / un völlig hinauf zu führen gewohnet iſt / onder fruͤhzeitig Schluͤſſe darauß zu machen / a 9 1
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23 (o) S 229 erweite / meiſtens ungegruͤndete Kräfte und Würckungen / davon zu verheiffen eilet. Bey dieſem experiment aber iſt deſto mehr hohl zu überlegen / was die ungleiche Gewichts Bermiſchung bey dem Pulver / bey ſolcher ſeiner Berbrennung / nachgehends verurſachen / oder inter ſich laſſen koͤnne. Dann obgleich ein tes Schieß⸗Pulver insgemein darauß beur⸗ yeilet wird / wann es im Anzuͤnden ſchnelle und
gen und innigſt außgebrannten / theils Schwe⸗ theils Kohlen / deutlich herkommet. Ja wer heiß nicht / daß vielmals / in Anzuͤndung des Pul⸗ ers / ſelbſt noch gantze Körner unangezuͤndet ſerum gefpreitet werden.
In Anſehung deſſen allen dann einem ge⸗ Jauer Forſchung begierigem Liebhaber gewiß⸗ ch in dieſem Stuͤck am beſten dienen wird / Hann er entweder einen rechten guten Pulver⸗
Satz erſt ſelbſten zuſammen machen; oder as Glauberiſche experiment, mit dem obge⸗ P 3 meld⸗
236 22 (o) 2B . meldten naß⸗ feucht gemachten Pulver / anſtel⸗ ;
len; oder eine ſolche Vermiſchung dazu gebrau⸗ chen wird / dergleichen die Luſt⸗Feuer⸗Wercker a zu ihren Zuͤnd⸗Lichtern zu machen gewohnet / nemlich mit mehr Kohlen / als zum Pulder⸗Satz gehoͤrig. Hingegen wird er auch dabey wo N zu beobachten wiſſen / daß nicht der Uberſchuß von den Kohlen dem recht innigſten Schweſel en Brand etwas præjudicize: welches jedoch / wann recht damit umgegangen wird / entwed 1 ei nicht fo leicht geſchiehet; oder doch mit vernunß tigen Überſchlag zurück gerechnet werden kan; hi indem allerdings zu dergleichen Feuer⸗Zunder 0 nicht allein an Kohlen / ſondern auch am Schwe⸗ fel viel mehreres / als zu dem ſchnellen Pulver⸗ Satz / genommen wird. ß Dag Haupt Werck / was auß einer ſolchem in mit recht ſchnelem Satz / gemachten Probe zu l nehmen ſtehet / iſt ) die Vernichtigung / nem. l lich unempfindlich zarte / und durch Kunſt un l wiederbringliche Zerſtreuung / des verbrennli n chen Weſens; 2) die blaͤſtige Würckung der Waſſers in denen alhter zweyfachen Saltz⸗We nn fen, des Salpeters / und Schwefels. 3) Dich dadurch gröffeften Theils zugleich geſchehende l wuͤrckliche Zerreiſſung und Zerſtoͤrung ſolchen l Saltz⸗Miſchungen ſelbſten. Welches letzter gewißlich eine ſolche Sache iſt / die von den Wahrheit der innerſten Saltz⸗Miſchung / und daß ſolche auß allerſubtileſt mit⸗ e 90 Wen
OR 231
7 betebe, cin un ein unwiderſprechliches Zeug⸗ niß abgie bt
Sonſten aber kan ich doch von Kunckeln n ch nicht gar unerinnert laſſen / daß er mit ſei⸗ nen ſpeculationen / von dem Warmen und Kal⸗ ten / und dem auß dieſer beyder Streit entſte⸗ henden fulmine, ſolche Flammen und Brand⸗ En jündungen unmöglich noch gruͤndlich hebe / r noch erſchoͤpfe. Dann ob er gleich mit dem Schlag noch ſo oben hin ſich etwas vorſtellen moͤchte; ſo kan er doch mit denen beyden Um⸗ ſtänden des blaͤſtigen heftigen Triebs / und der lichten Glut oder eee e ge auß⸗ oder zu rechte kommen.
ſtecke; welches weder mit der bloſſen Luft⸗Auf⸗ blaͤhung / noch einem bloſſen Schein ohne Coͤr⸗ per / ſich abweiſen laſſe. Um ſo viel deſto mehr / da er auch ſelbſten theils das wuͤrckliche Feuer / theils das recht hell ſcheinende Licht / einem an⸗ dern principio, als weder gerad zu dem acido, noch volatili frigido, zuſchreibet. In allen dieſen Exempeln aber / offenbarlich / ſo wohl wuͤrckliche Materien vorhanden / welche coͤrper⸗ lich zu Seuer und Slamme werden; als ebenfalls coͤrperlich blaͤſtiger Ausdehnung für dig ſind / und durch deren ſchnelle Ereignung einen ſolchen zerreiſſenden und zerſprengenden effect thun. Dergleichen ja von dem bloſſen
N 4 Waſſer
32 23009 8 88
Waſſer NBaffer ſelbſten bflen befanty ı wie vie ſolches in eine! in ei 1 Buchſen Lauf / mit recht verſtopftem Zuͤnd⸗ xe ch /
ja ſelbſt in eine Granade verſpuͤndet / und ins | Feuer geleget / die Buͤchſe / wie Pulvervlöfet/un 1 die Granade entzwey ſchlaͤget. 90 Daß alſo ſolcherley Dinge freplich näher ! ü 1 5
berleget ſeyn wollen / als mit bloſſen fo ſehr abs.
tracten Vorbildungen nicht außzurichten ſeyn g wil. Ja ich ſage nochmals / daß / wann Kun ei If ckel die wahre einfältige Vermiſchung des m Schwefels gewuſt / und feinen Fhoſphorum recht genau bedacht haͤtte / von dem wahren h coͤrperlichen Weſen / welches nicht etwa nur den ö Schein eines Lichts und Feuers vorſtellet / ſon⸗ un dern in ihrem cörperlichen Weſen zu Licht u und Seuer wird; fo wuͤrde er nicht allein auf hin die bloſſe Waͤrme und Kalte / und deren unnuͤ⸗ e tzen Streit / ſich nicht gegruͤndet: ſondern auch Wi viel mehrere / auf eörperliche Materien / und de⸗ In ren Zuſammenfuͤgung / oder Zerlegung / außge⸗ un hende / theils Erfahrungen / theils Betrachtung dr gen außgefuͤhret haben. hi Dergleichen auch in Wahrheit hin und wie⸗ hr der Becchern begegnet zu ſeyn / die Sache ſelbſt iu außweiſet; daß nemlich auch er / an verſchiede⸗ In nen Orten / viel ſchwerere / und mehr verwickel⸗ 5 te Beweisthume zu fuͤhren ſich bemuͤhet / als auß viel einfältigeren und wohl ſehr bekannten / {ni experimenten noch deutlicher beſcheiniget wer⸗ Ihr den können. ö lm Was I
— 2 A 33
en enelder —— Ynjsläbung ſbue / 5 Bereits oben von mir beruͤhret worden: Indem Remlich das brennliche Principium, an und or ſich ſelbſt / gar keine eigene Aufblaͤhung oder Außdaͤhnung erweiſet: Wie ſowohl an dem lerfubtileften Ruß / als zarten leichten Koh⸗ en / zu ſehen. Dahingegen / ſo lange derglei⸗ hen Materie in denen zarten Oelen mit viel Waͤſſerigkeit verbunden: oder gar in einem porennenden Geiſt / mit noch mehrerem Waſſer
meinen Schwefel ſelbſt gehalten / in Vs zung ihrer mehr uud mehr langſamer brennen» en Flamme / gleichſam handgreifliches Zeug⸗ niß giebt / daß Diefe Dinge / nach dem Maaß ihres weniger oder mehr / auch reiner oder groͤ⸗ ; r / einsund beygemiſchten Waſſers / ſolchen mercklichen Unterſcheid der Flammen⸗Blahung erweiſen. Ich wil aber noch ein experiment mit hiehe⸗ co ſetzen / welches ich in meinen jungen Jahren fo mit angeſehen / und bemercket / wie es von ge⸗ meinen einfaͤltigen Leuten täglich gethan wird: ge noch bis auf Diefe en niemand / ner 7 er
2 29 0
der Davon der davon Erwehnung ! in Schriften / och viel weniger aber einige Erklarung thun / befunde : deswegen auch ich nichts / als die Sache fetbf ] melden wil. ‚WR
Wann man gluͤhende Kohlen in eine Glut⸗ Pfanne leget / die entweder ſelbſt nicht ziehet / oder ſonſt nicht helle gluͤhen wollen; ſo darff man nur eine Meſſerſpitze voll Saltz darein ſtreu⸗ 9 und etliche mal mit dem Mund darein bla⸗
fo werden fie dergeſtalt helle entbrennen /
daß ſie auch eine wuͤrckliche Flamme machen / die
vn fortſahrendem mäßigen Blaſen einem an
wohl unter das Geſichte fahren ſoll. Und wan man auch Kohlen von hartem Holtz / die ſonſten (ſonderlich von Eichen /) leicht verleſchen / (ſonder⸗ Al lich wann etwas darauf geſetzet wird / daß die Luft nicht frey hindurch ziehen kan / ee le mit Salt beſtreuet; fo ſollen ſie / auch wohl auf freyer Aſchen liegend nicht leicht aufhoͤren a0 HM glimmen / bis fie ſelbſt in lautere Aſche zerfallen > hi Dieſes iſt nun / anzuſehen / eine Kleinigkeit / y und gleichwohl iſt es doch eine naturliche Wahr⸗ heit / die nicht allein ihre betrachtliche Urſachen gleichwohl haben muß; D darauß erfolgen koͤnte + das eben fa lächerlich nicht feyn würde: wann nemlich einmal et darauß erwieſen werden Dürfte/ was manbis⸗ h . ber für eine der ſonderbareſten Curiofitäten an⸗ g zuſehen gehabt / und wegen allerhand Schwe⸗ t, rigkeiten und Koſtbarkeit ſie weder nachzuma⸗ chen getrauet / noch zu unterſuchen vermocht. fi Wel⸗
. 08 (0) 88 235 Welches ich dann einem jeden gerne überlaſſen wil / daß er der erſte ſeyn moͤge / der es an den Tag lege: vielleicht aber wird es mit dem Vor⸗ greiffen noch Zeit haben. Sonſten aber faͤllt jederman in die Augen / daß bey dieſem Aufbrennen der Kohlen auch von dem eingeſtreueten Saltz vieles wieder in die Hoͤhe dunſte; dann wann man etwas / als etwa einen Thee· Keſſel darauf ſtehen hat / ſo wird er davon gantz weiß beroucht: Schmecket auch ſolcher weiſſe Ruß oder flores wie Saltz ſelbſten. Daß es aber ein Spiritus allein auß dem Saltz ſeyn ſolte / wie Glauber anzugeben ſcheinet / wird die Probe nicht außweiſen: Dahers er freylich klüger gethan / daß er das Saltz nicht vor ſich allein / ſondern mit Vitriol oder Alaun vers miſcht / dazu anzuwenden gerathen. Aber ich habe hie noch nicht von Saltzen / ſondern allein von dem brennlichen Weſen / und was deme beytritt / und auf merckliche Weiſe etwas das mit / dazu / und dabey thut / zu reden / dabey ich es dann auch bewenden laſſe. Ich finde doch noch an Aundels Bemer⸗ ekung / von der Entzündung des Schwefels mit dem Zinn / Bley / Regulo Antimonii &c. et- was zu beobachten. Allerdings hat er Recht / daß dieſe Entzuͤndung nicht allein mercklich alſo geſchehe; ſondern auch etwas dadurch an ſol⸗ chen metallifchen Coͤrpern alteriret werde / und gleichſam verluſtig gehe. Was es aber ſey / wil ſaſt noͤthig ſcheinen / etwas genauer / als noch don ihme beſchehen / zu uͤberlegen. Daß
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Daß ſowohl in dei in dem Schwefel / als ſolchen Metallen / etwas Brennliches vorhanden / hoffe klar genug angewieſen zu haben; auch iſt Ru 5 |
daß er es / nach feines Redens⸗Art / für ein fri⸗ gidum, oder etwas kaltes angiebt: Ich aber
vermeyne / klar genug gemacht zu haben / daß es das allerheiſſeſte Weſen / welches nemlich ein
gentlich zu Feuer wird / ſeye.
Wann nun auch ſelbſt der Schwefel in dies fe Metallen faͤllet oder eingreiffet / fo hätte er hier viel mehr / als bey dem Silber / (zumal wann es verſchloſſen geſchiehet) zu ſagen / daß ein Theil des Schwefels ſein fluͤchtigſtes Weſen fahren f laſſe / und hernach nicht mehr vollkommener Schwefel ſeye. Dann wuͤrcklich / die Sache aufs genaueſte zu behertzigen / indem alſo das acidum deſſelben in die ſubtilen Theile des Metalls einfallet / etwas von feinem brennlichen Weſen / durch dasjenige / fo auch in dem Me⸗ tall ihme gleich ſtecket / vermehret und verſtaͤr⸗ N cket / in eine ſolche Flamme außbreche: Wobey 0 auch wuͤrcklich derſelbe Theil des acidi Sulphu- ris eben dieſelbe Zerreißung feines SaltzWe⸗ ſens erleidet / und mit Losbrechung feiner Waͤſ⸗ ſerigkeit ſolche Entzuͤndung in eine wuͤrckliche Flamme aufbiäfet. .
Ich habe dieſe Sache ſchon vor 30. Jahren / an ſich ſelbſten oder in facto, genugſam bemer⸗ cket: da ich den Proceß n. 1. auß der Beccheri- ſchen Concordantz / von Bley» Arbeiten / zu un⸗
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FN | terſuchen vorgenommen; alwo der Titul / Reiß⸗ Bley zu machen / zwar auch ſtehen kan: glaub⸗ lich aber Reich Bley heiſſen ſollen. Ich hatte bey 20. Pfund Bley / in einem ſonderlich dazu gemachten bauchichten erdenen Kolben / im Sand ſtehen; gab ſo maͤßig Feuer / als moͤg⸗ lich / den Schwefel nur im Fluß zu erhalten: Weil er aber allezeit Schwefel blieb / und das Bley nicht angriffe / verſtaͤrckte ich endlich das Feuer: Da dann ohne Zweifel endlich der Bo⸗ den / bis an ein dunckelſtes Gluͤhen (weil er ſehr niedrig Sand unter ſich hatte /) gereichet / und Darüber die gantze maſſa ſich dergeſtalt auf ein⸗ mal entzuͤndet / daß es nicht allein den nur ledig aufgeſetzten Helm herunter ſchmiſſe / ſondern wohl drey Viertel Elen hoch Flamme herauß ſchlug / welche aber ſich ziemlich ſchnell wieder leſchte. IJIndeſſen habe ich an Kunckels Darüber ges bender Außlegung noch dieſes Bedencken / daß ſeine vorgeſchlagene Reduction mit bleſſer Pott. Aſche die Sache wuͤrcklich nicht außma⸗ che; um ſtracks darauß zu erweiſen / daß das⸗ jenige / was ſich dadurch nicht reduciret / ſo fort eine bloſſe Erde auß dem Bley / und dieſes nach Er nach gaͤntzlich in dergleichen zu reduciren eye. | Dann es ja ſowohl fünften bekant / als auch von mir in denen chymifchen Monaten merck⸗ lich erinnert worden / daß der Schwefel / ſelbſt mit einem alcali vereiniget / ſowohl andere Me⸗ tallen / ja zuvoͤrderſt das Gold ſelbſt / im Fluß | 11
238 22 (0) 5 1 diffolvire/ und entweder / wann ſolches geſchwe 17 felten Saltzes viel iſt / in ein Pulver oder Cro⸗ cum, oder / wann des Saltzes weniger / hinge gen des Schwefels viel iſt / in einen ſulphurir⸗ ten regulum, oder in Schmeltz⸗Huͤtten ſoge⸗ nannten Stein / zuſammen ſchmeltze; ſo kan ge⸗ wiß auch bey gegenwärtig von Kunckeln ange gebener Reduction des geſchwefelten Bleyes / durch die bloſſe Pott⸗Aſche / eden fo wenig / als durch das bloſſe Sulphuriren / (ungeachtet deſ⸗ ſen / was bey dem Entzuͤnden auf⸗ und außbren⸗ net /) ſobalden eine ſolche deſtruction erwar⸗ tet werden. ‚ll Ich habe beſcheidenlich reden wollen / undin bleibe auch noch dabey / daß es auch wohl ſon⸗ ſten bekant ſey / was mit dergleichen Sulphu⸗ rirung der Metallen ſich zu ereignen pflege; weil en ich aber auch gewiß weiß / daß wohl mancher es i nicht recht wiſſe / zumal / was bey ein oder dem andern ſolchen Metall ſich damit erwelſet / fol wird es keinem vernünftigen Lefer überläftig) fallen / wann ich es auch hier noch außfuͤhrlich erzehle und berichte. | li Wann man gleiche Theile guter reiner Pott⸗ n Aſche und Schwefel unter einander 05 oder in gepuͤlbert wohl vermiſchet / ſodann Loͤffel⸗ weiß iu in einen heiß ⸗ und helle⸗gluͤhenden Tiegel traͤget; n allezeit / wann es wohl gefloſſen / aufs neue nach⸗ getragen / und ſchnell umgeruͤhret: (die Portal Aſche fol recht trocken ſeyn / dann es ſonſt ſpruͤ⸗ tzens abgiebt /) auch jedesmal mit einer date Ai en
|
1 28 (0) 88 239 hen harten Kohle zudecket / fo flieſſet es nicht als ein leichtlich zuſammen / ſondern wann es auch ußge goſſen wird / (da man es wieder / gantz nahe / iefte zudecken und daͤmpfen muß / ſonſten der lberfluͤßige Schwefel lange brennet /) und ſchon d kuͤhle iſt / daß man es ſelbſt zur Noth mit Haͤn⸗ den waͤlgern kan / bleibet es / bis zu mercfiichern Erkalten / noch wie Wachs ſo weich. Wovon ann nur kuͤrtzlich zu mercken / daß es in der That Faſt die Helfte mehr Schwefel halte / als aufs jenaueſte mit der Pott⸗Aſche verbunden: Wie Marauß zu erſehen iſt / wann man dieſes Weſen mit bloſſem Waſſer zertreibet / da es noch einen Hroſſen Hauffen Schwefel von ſich laͤſſet: Dass Jenige Theil aber / was mit dem alcali eigent⸗ lich verbunden? mit demſelben in Waſſer ger hangen / eine gelbe Solution vorſtellet. Wel⸗ ches wieder eincoaguliret / und geſchmoltzen / ein Blut⸗rothes ſogenanntes hepar fulphuris, Porſtellet. i t, Wann man mn von dieſem überſaͤttigten ge⸗ Iſcchwefelten Saltz fo viel man nun wil / flieſſen jaͤſſet / und von einigem Metall / welches es auch lauſſer Queckſilber) ſeye / darein wirft / fo ſol⸗ Jeirt es ſich darinnen / mit einer Helligkeit waͤh⸗ renden Angriffs. Gieſſet man es auß / ſo findet man von Silber / Kupfer / Bley und Eiſen / zu Munterſt einen ſchwartzen bruͤchichen regulum: Etwas davon ſtecket auch noch in der ſchwefe⸗ lichten Schlacke / und ſetzet ſich / wann man das übrige mit Waſſer davon lauget / als ein ſchwar⸗
240 KORB bes Pulver nieder. Wiewohl auch der we⸗ ſel allein / mit alcali alſo geſchmoltzen / und auß gelauget / ein haͤufiges ſolches ſchwartzes / abe ſehr leichtes / und beym Außtrocknen ſehr zuſam⸗ men ſchwindendes / und weiß anlauffendes Pulver abſetzet. 5
Allein das Zinn / und Gold / bezelgen ſich mii dieſem Fluß gantz ſonderlich. Indem das Zinn / wann man die gefloſſene maſſa noch ſoß warm in warmen Waſſer zertreibt / eine ſchwartz⸗ braune ſolution giebt / welche / noch warm / groͤſſeſten Theils durch ein filtrum hin⸗ lauffet: im Erkalten / und längern ſtehen abe ebenfalls ein zartes ſchwartz⸗ braunes Pulver fal len laͤſſet: Jedoch der noch uͤberſtehende liquor mit nichten helle wird. .
Wann man aber das alſo geſchmoltzene
reinem Waſſer außſuͤſſet / fo laͤuffet es fo dun⸗ ckel⸗ braun / gelb / wie Umbra an Laͤſſet manſ⸗ es trocken werden / und zündet es mit einem] gluͤhenden Hoͤltzgen an / fo brennet der ae b
70 el!“
fel hinweg / und laffet das / in nicht weniger Quantitaͤt / mit ſich folvirt gehabte Gold / gelb / jedoch ohne Glantz liegen: welches ſich leicht wieder zuſammen ſchmeltzen laͤßt. Da hin⸗ gegen das / auß der erſten Außlaugung / wie ein ſchwartzes ſchwereres Pulver gefallene / auch wuͤrcklichen Schwefel bey ſich haltende Gold / viel ſchwerer den Schwefel wieder von ſich laͤſſet / und rein zuſammen flieſſet. Hingegen iſt ebenfalls zu mercken / wann man nicht mehr Schwefel zu dem alcali mi⸗ ſchet / als es eben vor ſich halten kan; oder ein ſolches außgelaugtes ſulphurirtes alcali filtri- ret / wieder eintrocknet / und ſchmeltzet; ſo dann die Metall dergeſtalt damit tractiret: fü „greiffer es ſolche aͤuſſerſt wenig / oder gar nicht an.
Daher es dann auch kommet / daß bey Run⸗ ckels angegebener reduction mercklich Bley wieder außfaͤllet: ſo viel nemlich das alcali, von dem ohne diß nicht gar zu haͤufig bey dem alſo ſulphurirten Bley hafftenden Schwefel / an fich nehmen koͤnnen.
Inzwiſchen iſt die noch dabey befindliche pul⸗ verichte Materie / oder / wie er es nennet / ſchwartze Erde / weder nach ſeinem Angeben / eine lautere Subſtanz auß dem zerſtoͤrten Bley / noch ſchlech⸗ terdings auß der Pott⸗Aſche; ſondern vielmehr theils noch etwas wuͤrcklich falphurirten Bley⸗ 2 theils ſchwartz gebranntes Weſen von dem
chwefel. A Gleich⸗
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242 2 (0) W
Gleichwohl aber wi ſch über über denen von Kut „ ckeln angedeuteten Fromelſen niemand ſchlech⸗ terdings irre machen: Da er nemlich theils durch das Entzünden / theils durch die redu- ction mit Pott⸗Aſche / das mergurialiſche We⸗ ſen des Bleyes je mehr und mehr hinweg zu ge⸗ hen angiebt; auch auß dem endlich uͤberblei⸗ benden / nach ſeiner Meynung alſo gantz jerſtoͤr. n ten Bley / fein eigentliches Saltz deſto naͤher zu erhalten / Hoffnung machet. Dann ſo jemand auf dieſe Weiſe zu ſolchem Mercurio ſowohl / als von Kunckeln ſchon in feinen Anmerckun⸗ gen ſo ſehr geruͤhmten Saltz / gelangen konte / | wolte ich ihn nicht gerne daran hindern.
Wie es dann / was die Sache an ſich elbſt | betrifft / eben nicht fo ſchlechterdings unmöglich R ſcheinet: Eine andere Frage aber wäre, ob es eben auf die Art / wie es Bunckel angiebt und außlegt / damit zuginge. .
Ich habe ſchon oben bemercket / daß auch ein n bloſſes gutes alcali, mit Bley gebuͤhrlich ge⸗ ſchmoltzen / daſſelbe (nemlich mit wiederholker Zuſetzung vieles alcali) im Fluß erfreſſe. Da nun Kunckel / auch mit bloſſem Kalch und alca | li, und in ſchlechterer Hitze / auß denen Metals len etwas / wiewohl aͤuſſerſt weniges / Mer⸗ cutii zu erhalten anweiſet; mag ein jedwede⸗ rer darauf mercken / was er durch dergleichen heftigen Angriff der Schmeltzung, auf ſolchen hi Schlag hinauf lauffendes / außzurichten ver⸗ moͤchie. Und weil ſowohl andere / als re
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28 (6) ) ER 243
kel / der ſich bieriane hierinnen getroſt n getroſt auf ft ſeine Erfah⸗ f ru g beruffet / angeben / mit welchen Umſtaͤn⸗ | be der Zeit und Gelegenheit man erſt ſolches Salc auß denen Metallen zu gewarten habe: Fo möchte ein jedweder / wann er nur des ges Buchten Saltzes auf dergleichen Weiſe habhaft worden / ſich hernach eine Außlegung nach ſei⸗ f sem Sinn darüber machen / wie es damit zu⸗ Hegangen ſeyn koͤnte oder muͤſte. Ich ſage nochmal / es gefalle oder miß falle ndlich wem es wolle / (wie dann immer eine 8 vun derliche Sorge vorfaͤllet / man verrathe die Kuͤnſte / die ich aber ſelbſten hier noch nicht ken⸗ he /) daß ich einem jeden gerne gönnen wolte / vann er durch dieſe / von mir deshalben noch⸗ nals bemerckte Anleitung Banckels / auß ſol⸗ pen / unter Entzuͤndung des Metalls mit dem Schwefel auffahrenden flaribus, dergleichen Mercutium etwas naͤber finden koͤnte. Dann viewohl ich mit Kunckels genaueſt genomme⸗ ner Theorie, weitlaͤuftig bisher ang: führter Inaſſen / nicht einſtimmiger Meynung bin; in⸗ beme / was er frigidum, und fal volatile (mies wohl von dem Namen Sal ſeine erſte Gedan⸗ ken / daß er damit nicht ein ſehmackhaftiges Weſen verſtehe / wohl zu mercken /) nennet / ich für das hoͤchſte calicum, und eigentlichſte [Grund⸗Weſen des Feuers achte: Darinnen liber zuſammen kommen / daß / gleichwie ich / mit ndern Suiphuriften / ſolches Weſen für die Bund Materie der Sieben anſehe; RR er die⸗
244 23 (o) 88 | dieſem feinem Sali volatin zuſchreibet / daß es hl die Sarben heraußbringe und erboͤhe: So moͤch⸗ ten wir doch in der Sache ſelbſten uns noch wohl { genug vertragen / daß nemlich dieſes Principi- um, wo nicht die gantze Sache / doch die aller⸗
ſatz. 4 Weil aber auch Kunckel / mit wenig Wor⸗ ten / etwas anmercket von reduction der Lu- na cornua durch Fettigkeiten / ſo kan auch ſol⸗ ches nicht gantz unberuͤhret laſſen. Er erinnert / daß eine ſolche durch Fettigkeit wieder beſtaͤn⸗ dig gemachte Luna ſchwer, fluͤßig ſeyÿ. Weil fie etwas kohligtes von denen groben §ettig⸗ keiten angeſchmieret behaͤlt / habe ich ſolches auf einmal zu verzehren / ihr etwas Salpeter bey⸗ geſetzet; Sie aber darauf fo ſtrenge,fluͤßig ger funden / daß fie einem Kupfer nicht viel nachge⸗ geben / auch durch gemeines Saltz ſich nicht um vieles beſſer angelaſſen / bis ihr endlich mit ziem⸗ lich alcali die Strengigkeit vergehet / und Schmeidigkeit wieder kommet. Weil 1771
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| * es (o) ED 245 iefe Sache eigentlich hieher ſich nicht beziehet /
ſo habe auch nichts weiter davon anzufuͤhren. Dass einige möchte zu weiterem Nachden⸗ cken kuͤrtzlich beruͤhret werden / daß der Schwe⸗ fel / auch mit dem Queckſilber ſelbſten / ein fol ches / wiewohl eben nicht fo heftiges / Ent zuͤn⸗ den abgebe; wovon ſich ein ſchwartzer Rauch an die Selten / zumal eines engen dazu ge⸗ rauchten Kolbens / anſchlaͤget Hingegen ge⸗ iehet dergleichen Entzuͤndung deſto ſtaͤrcker it dem regulo Antimonii; da es dann mit dem NMartiali innober⸗ rot he flores von ſich blaͤſet / wann die Vermiſchung in einem toͤpfer⸗ nen Geſchirr / einer Phiole, mit etwa Span⸗ nen⸗langen Hals / gleich geſtaltet / geſchiehet. ꝛc. . Ehe ich dieſe Schwefel ⸗Betrachtung vollig ſchlieſſe / wil noch dazwiſchen fügen mein un oporgre fliches |
Bedencken über die gemeine Mey⸗ nung / von N der Metal⸗ | 1 en. 5 Aß es unmoͤglich ſey / von einiger Sache | gründlichen Urſachen recht beweislich jziureden / wann man nicht entweder vor⸗ auß (à priori) ſolche Urſachen / und wie dieſel⸗ bige Sache darauß zuſammen erwachſen; oder die Sache ſelbſten ruͤckwarts (a poſteriori) recht genau durch⸗und eingeſehen / oder doch die
Haupt ⸗Umſtaͤnde ihrer Beſchaffenheit wohl | 23 er,
446 88 (0) 8 * | erkennet hat: ſolches ift hoffentlich bey allen de⸗ nen eine außgemachte Sache / die die Ordnung ein Ding gruͤndlich zu erkennen / (principia cognoicendi ) gebuͤhrlich inne haben und ver⸗ ſtehen. Hingegen iſt eben fo kundbar und be⸗ greiflich / daß die geſammte gruͤndliche Erkaͤnnk⸗ , niß⸗Mittel / nicht die Sache allein / ſondern auch l den Verſtand des Forſchenden betreffen; wel⸗ cher mit gutem Begrif / und guter Ordnung / die Sache angehen muß: dahero / nach ſolcher e Abſicht / die principia cognoſcenda, von de- nen principiis, oder medus cognoſcendi, un terſchieden zu achten. * en Es iſt die Meynung nicht / von dieſen Dingen u zu dilputiren; ſondern kan genug ſeyn / von. Erkaͤnntniß der Chymiſchen Mineraliſchen Zu⸗ ſammenſetzungs⸗ Betrachtungen zu ſagen / daf es von allen Zeiten her ordentlich hieran ſich f geſtoſſen / und an einem dieſer Dinge geman⸗ Ai gelt habe: Indem entweder die Sache ſelb⸗ ! ſten nicht genugſam / ja vielmals nicht einmal mittelmäßig bekant geweſen: oder / denen die Sache ziemlich eigentlich bewuſt / ſolchen an der genauen gegen einander Haltung / und darauß zu ziehen ſtehendem Schluß / Mangel vorgefa ien
en. | |
Solches begeiget ſich faſt augenſcheinlich an]?
der / auch von aͤlteſten Zeiten her / aufgeworfe⸗ h
nen Froge / wie die Metallen in der Erde!
erwachſen / und gezeuget werden? 11
Gewißlich findet man an dieſer Frage Wees h dar⸗
N K
223 00 2 247
| 7 einen mercklichen Anſioß / daß noch nicht klar genug geſtellet / und recht deutlich er⸗ 5 wiesen iſt / ob auch ſchlechterbings alle Metallen / ja ſelbſt Mineralien / in der Erde wachſen / und N gezeuget werden; und nicht vielmehr nur ei⸗ nige an ſonderbaren Octen / und unter ſonder⸗ lichen su befindliche / in dieſe Frage ge Logen werden koͤnten. Da dann jederman leichtlich erachten wird / ö daß, woferne es die letztere Beſchaffenheit ha⸗ ben woͤchte / noch gantz eine andere neue Frage ſtatt finden wuͤrde / nemlich / ob nicht ſolche neu entſtehende / nur von denen ſchon laͤngſten / und auf andere Weiſe erwachſenen / oder dahin et geſtelleten / gleichſam verpflantzet / oder trans. A lociret würden. Die älteften Außleger dieſer Sachen haben in der That ſelbſten etwas dahin gereichliches im Sinne gehabt; da ſie die Gebaͤhrung der Metallen / in Form eines hin und wieder zie⸗ henden Dunſtes / oder ſchmierichten / dicklich⸗ ten / rußichten Dampfes / ſich vorgebildet. Iſt auch gantz glaublich / daß ſie hiezu durch dieſe⸗ nige angeleitet worden / welche in denen Berg⸗ Wiercks⸗Sachen / und Ertz⸗Gruben / würckli⸗ che Erfahrung gehabt. Welche nemlich jenen Bericht geben konten / daß in denen Erg⸗Gru⸗ ben vielmals wuͤrcklich folche ſchwefelichte, ar- ſenicaliſche / raucherichte Duͤnſte ſichtbarlich und empfindlich geſpuͤhret; auch in Kluͤften und laoſen Geſteinen / rußigte / glimmerige / ſchimme⸗ 2 4 rige /
*
248 8 (0) 80
rige / durchſichtige / druſigte Materien / angeflo⸗ gen / angefloſſen / außgegohren / vielfältig gefun⸗ den und angetroffen werden. Auch hinwieder⸗ Im! um / anderer Orten / recht vernehmliche Ertz⸗ eh Gaͤnge / oder nur einige Stuͤcke und Strecken u davon / taub / leer vom Ertze / außgeſogen / wie e außgebrannt / zermulmet und zerfreſſen gefun⸗ den werden. Nicht weniger auch vielmals / bis Ill zu Tage auß / dergleichen Witterungen / Auß⸗ braͤnde / und davon anhangende Sarben |
hends hie und da gleichſam neu erwachſenes gefunden / und dafuͤr erkennet wird / nicht ſo wohl ſchlechterdings erſt von vornen an / auß neuer Zuſammenſcetzung verſchiedener coͤrperli⸗ chen Anfaͤnge / zuſammen gewachſen; als nur von einem andern Ort / an gegenwaͤrtigen / um⸗ getrieben und verſetzet ſey: oder aufs hoͤchſte / durch neuen Zuwachs / in eine andere Gattung Metalls veraͤndert worden. ä Es iſt gewiß unter Berg⸗Bau⸗Erfahrnen ei⸗ ne Redens⸗Art / welche betrachtliche Nachfor⸗ ſcher billig / ſo wohl zu genauer Nachfrage / als wohlbedaͤchtlicher Überlegung / anleiten ſollen / wann ſie ſagen: Die Gaͤnge veredlen ſich durch zufaͤllige Geſchicke. Allwo ich gewiß / von langen Jahren her / ſtetig billig r a
83 (e) 8 249 daß noch nicht einmal Deutlich unterfraget / noch klar gemachet ſey / ob ſolche Veredelung nur
ſtehen; daß nemlich an ſolchem Ort der Gang reicher / derber / gediegener / Metalliſch werde; oder eine andere Berg, artige Geſtalt / Roth⸗ Guͤldig / Weiß ⸗Guͤldig / ꝛc. gewinne: oder
Grund ⸗Weſens oder principii dazu gekommen / oder auß einer Art Metall in die andere abge⸗ etzet. N Ich wil diefer Sache ein ſolches Exempel an⸗ ſuͤhren / welches ich von langen Jahren nach allem Vermoͤgen wohl uͤberleget / und unters ſucht; und noch vor wenig Jahren einer wohl⸗ bedencklichen Erfahrung darinnen berichtet wor⸗ den: indem noch eine Frauens⸗Perſon / die aber gewißlich in Chymiſchen Dingen mehrere Er⸗ fahrung (die eigentliche alchymie an ihren Ort außgeſtellet /) hat / als eine groſſe Anzahl ſehr hoch und tieffinnender Maͤnner / einen Beweis davon zu thun kommen muͤſſen / der vielleicht mehreren Nutz an die Hand geben koͤnte / wo er gruͤndlich angewendet würde / als bey andert⸗ halb hundert Jahren her zu erhalten geweſen. „Es bezeugen die Saͤchſiſchen Berg⸗Chroni⸗ cken / daß vor dem Jahr Chriſti 1400. auf dem Schneeberg in Meiſſen / als einem damals wuͤ⸗ uyſten wilden Forſt⸗Gebuͤrge / ein Eiſen⸗Stein | 25 „gehau⸗
—
250 23 (0) Y „gehauen / und zu gut gemacht / nemlich zu Eiſen „ berſchmoltzen / und verarbeitet worden. Je „tieffer aber ſolches Gebäude abgeſuncken wor⸗ „den / je unartiger ſich das Eiſen begeiger , da⸗ „hero auch die Gewercken deſſen fo müde gewor⸗ „den / daß fie den Bau ins freye fallen / und die „Arbeiter verlauffen laſſen. Ums Jahr 1400. Haber ſey ein ehrlicher Buͤrgers⸗ Mann auß , Thuͤringen / und einer damaligen Berg⸗Stadt „ſolcher Orten / auf der Reiſe nach Freyberg / a „einem feiner Verwandten / ſo ein Waradein |: „daſelbſt / begriffen / als er an dieſen wilden Berg „gekommen / des rechten Wegs verirret / an die⸗ „ſen Eiſen⸗Stein⸗Schacht gerathen / und / da „er einen Hauer darlnnen ardeiten gehoͤtet / ſol⸗ „chen auf gut Berg⸗Maͤnniſch außgepochet: „welcher aber / nach damaliger wilder Art ſol⸗ „cher unterirdiſchen Einſiedler / da er ihn nichts „als um den Weg zu befragen gehabt / ihn ſehr »vberdaͤchtig angelaſſen: Er aber ihn / thells auf „etwas Bergmaͤnniſch / als Berg⸗Wercke in „etwas kundig / theils auf guthertzige bürgerliche „Art beguͤtiset / indem er ſeinen Raͤntzel hervor „gelanget / und den Bergmann / mit kroͤſtlicher „Beklagung feiner blutſauren Arbeit / zur Et⸗ „quickung eines Fruͤh⸗Stuͤckes von Kaͤſe und „Brodt / eingeladen und zu Gaſt gebeten. „Schwerlich hat jemand jemal fein Brod viel „beſſer angewendet. Dann / da der Bergmann „treuhertzig geworden / über feine ſchwere / und „doch faſt unnuͤtze Arbeit ſich beklagende / 1
„erzeh⸗
— 0
90
28 (o) SB „ 251
v erzehlet / daß das Gebaͤude deswegen aufisßi „geworden / weil niemand das Eiſen mehr kauf „fen wolle / da es in der Huͤtte wie Bley herum „renne / und unter dem Hammer aus einander „fahre; der Buͤrger aber auch den vermeynten „Eiſen⸗Stein gantz ſonderlich geſtaltet geſehen / „hat er den Bergmann um die Freyheit eine „Stuffe mit zu nehmen erſuchet / welches er ih⸗ me leichtlich / auf fo viel er des Quarckes wol⸗ ute / nicht allein zugeſtanden / ſondern auch noch „eine gute Hoffnung gefaſſet / daß feinem verdor⸗ „benen Bergwerck etwa Rath zu ſchaffen ſeyn „ moͤchte / weil der Bürger fi) eden darauf be⸗ „zogen / daß er feinen Verwandten / den Wa⸗ „radein / Darüber zu Nath ziehen wolte / ob und „wie etwa der Sache zu helfen ſeyn moͤchte. „Als er aber damit zu dieſem kommet / und „ die Sache mit einander auf die Probe ſtellen / » finden fie das Eiſen durch viel darinn ſtecken⸗ „des Silber verderbet. Wie geſcheid ſie nun „die Sache angegriffen / und dadurch zu groſſm „Reichthum gelanget / davon noch das Ge⸗ „ſchlecht der Noͤmer / von dieſem Buͤrgersmann abſtammend / in Meiſſen bekant iſt / gehoͤret hie⸗ „her nicht. 3855 „Wohl aber dieſes / das ſolches Ertz / je mehr es abgeſuncken / dermaſſen reicher an Silber „befunden worden / daß in Philippi und Albini „Chronicken merckwuͤrdigſt zu leſen / wie viel „taufend Millionen Silber / binnen 79. jähriger „Zeit / darauß gewonnen worden. N „Dar⸗
—
„Nun war hier in der Höhe Eiſen⸗Ertz; in fun
252 » (o) 88 Darauf aber ſchnitte ſich das reiche Gile |} „ber ⸗Bergwerck je mehr und mehr ab / bis es 6 „endlich zum lautern flüchtigen giftigen Kobolt „wurde / welcher bis auf den heutigen Tag „nichts als Ratten⸗Pulver / und blaue Farbe / |N „abgiebt. Da es doch noch eine teutſche Er⸗ „findung war / den Leuten von allerhand Nati- |M „on das weiſſe blau zu machen; nemlich ih⸗ |f s nen eine Luft zu erwecken / das weiſſe Leinen⸗ „Zeug unter der Stercke damit anzukleiſtern: „auch das Toͤpfern⸗Zeug damit zu bemahlen / bis l „endlich der Oſt⸗Indiſche Porcellin / mit mehr \l „rerem Mahl⸗Werck / die Sache noch gang⸗
„ſen⸗Stein / abgelauffen ſeyn wurde. l
„der Mitte haͤufiges klares Silder; in der „ Tiefe der fluͤchtige / freſſende / und hoͤchſt durch⸗ „dringende arſenic. 5 | „Was kan man nun vernünftiger darauß
yſchlieſſen / als daß der Kobolt dem Eiſen⸗Stein „nach in die Hoͤhe gedrungen und in ſolchemdas „gute Metall des Silbers / entweder abgeſetzet / „oder gewircket habe.
Gewißlich war obbemeldete wohl erfohrne Frau / gleichwie auf ſehr vernünftigem Weg / alſo in gluͤcklicher Ubung / das ſie / durch derglei⸗ chen Zuſchlaͤge / auß dem Kobolt / ſo viel ich von ihr / (die mir ſonſten genugſam bekant /) vernom⸗ men / eine anſehnliche Quantitaͤt r
racht;
Ansund Einführung hundertfältige Mühe und Arbelt / ja / wie unfere teutſche Redens⸗Art lau⸗ tet / Hopfen und Maltz / zu verliehren. Ich meyne / ich habe von dergleichen Einfällen die teutſche gründliche Wahrheit geredet im fpe- cim. Beccher, pag. 10 i. | | Von dieſer gwar fruͤhzeitigen / aber ficherlich nicht unreiffen Außſchweiffung / kehre ich wieder zu der angeführten Haupt⸗Frage / von Erzeu⸗ gung und Erwachſung der Metallen. Ich hal⸗ te für gewiß / daß Kunckel dieſe Frage fo vers nuͤnftig / als einiger anderer angeſehen / und be⸗ antwortet; da er Dafür haͤlt / daß es glaublich / und ſelbſt noch vor der Suͤndfluth her ſcheinbar beweislich ſey / daß die Metallen / nicht allein vor Per Suͤndfluth / ſondern noch ſelbſt von der Schoͤpfung her / der uͤbrigen Erde einverleibt / und anerſchaffen geweſen; da nemlich ſchon von Tubalcain, (welchen einige fuͤr den Vulcanus Peuten wollen /) gemeldet wird / daß er ein * a er
— —
. 82 005 8. .
ſter in in Eifen, und allerhand Ertz/ get geweſen sen Te Wiewohl nun Diefer Beweisthum billig bc zu achten; ſo iſt jedoch bekant / daß er bey de⸗ nen / ſo die heilige Schrift nicht wiſſen / noch in b ihrem hohen Werth erkennen / nicht ſo vollgül⸗ i tig / als er in der That iſt / geachtet und ange⸗ nommen werden duͤrfte; welche viel williger 1 auf die ſinnliche / ſichtbarliche und theils bande greifiihe Beweisthum ſich einlaſſen werder Dergleichen dann auch / bey behaltenen hohen 0 Bolgültigkeit und autoritaͤt der heiligen Schrift keinen Abtrag thun / ſondern in gewiſſer Maaß / auch ſeibſt denen Unglaͤubigen ſie deſto glaubli⸗ . cher machen koͤnnen. Nun finden ſich in die⸗ fer unferer Frage und Sache nachgehende / aler billigen Betrachtung wuͤrdige Umſtaͤnde. | . Erſtlich / iſt ein groſſer Unterfcheid zu ma⸗ 1
chen unter dergleichen Ertzen / welche ganghaf⸗ Mi
tig / oder nach gemeiner Rebens⸗Art / in rechten Mt Ertz⸗Adern / (oder Gängen) ſtehen; oder wel⸗ fu che nur hie und da / in lüften / Neſtern / 1 Höhlen / oder eingeſprengt / gefunden wer⸗ 13 den. | 1. Deme folget zum andern / daß etliches Seh hoch über der geſamten Erd⸗Faͤche / in Bergen | 1 Zügel / und dergleichen Erhöhungen gefunden Pin wird; anderes aber nicht allein in der Tiefe / il ſondern / nach rechter Abmeſſung / auch unter dem i weit und breit umſtehenden allgemeinen Landes⸗ h Hotizont. ii Wozu noch drittens kommet / daß eben dien] jenige
4
08 DR S 257.
i. nige Ech Gänge für für die b beſtändigſten gehalten herden / die am meiſten der Tiefe zueilen; Mr mlich / mehr und mehr von der Horizontal- Flaͤche ab / nach dem Seiger⸗Gewicht gerad N unter ſich zu / ſich ſencken. | Allwo noch weiter zum vierten bemercket dird / daß eben dieſe Gaͤnge / je tiefer fie reichen / neiſtentheils je reicher an dem Metall erfunden werden. zumal, aber fünftens / wann fie nunmehr n ſolcher Tiefe im Waſſer zu ſtehen kommen⸗ eſto beſtaͤndiger / da hingegen fie in der Hoͤhe / vo ſie noch trocken / oder doch nur ſeucht ſte⸗ en / andern Veraͤnderungen / und Verminde⸗ ungen / mercklich unterworfen befunden wer⸗ den. Sonderlich / nachdem das umſtehende ſeſamte Gebuͤrge lucker / kluͤftig / oder lůftigʒ auch die Darüber ſtehende Damm» oder Thon⸗ erde / zu Empfangung / und Unterhaltung / ſo | „ als anderer Dunſte geſchi⸗ ret ! Zum ſechſten aber / iſt ein gantz ſonderbarer Haupt⸗Punct / die Verfaſſung und Beſetzung ‚per wahren Ertz⸗Gaͤnge / durch ihr ſonderba⸗ es Geſtein; da nemlich der Gang an zweyen egen einander über ſtehenden Seiten / doch mei⸗ entheils mehr oberwarts und unter warts / ihangendes und liegendes / am Firſt oder Dach And in der Sohle / mit einerley Art ſeſten/ leich falls in einer geraden Lage / ſortziehenden / nd ſtreckenden Steinen beſetzet und wa ’ et
e ſet ift ; an denen denen beyden ande andern rn Seiten aber N vielmal dergeſtalt an dem uͤbrigen Grund / oder Erde / hinweg ſtreichet / als ob es mit einem Meſ⸗ ſer oder Hobel abgeſchnitten waͤre. Dahn ' ſich die Redens⸗Art der Berg⸗Leute vom Auß⸗ gehen des Geſteins beziehet. 4 Auch koͤnte noch zum ſiebenden der Um⸗ ſtand von geradem Fortſtreichen der Gaͤnge nach den vier Haupt ⸗Lagen / Oſt / Weſt / Sid un I 15 Norden / hieher gezogen werden. 0 Auß ſolchen geſamten Umſtaͤnden nun kan 0 nicht mehr / als zweyerley wahrſcheinlich ge⸗ ſchloſſen werden; nemlich erſtlich / daß zum wenigſten die Steine / von Anbegin der Schoͤpf⸗ u" fung, dergeſtalt genau / und aͤuſſerſt ordentlich 6 dahin geleget; und entweder die Weite dar⸗ zwiſchen gar leer geblieben / und alſo dem einzie⸗ b henden Metall Ertz Platz gelaſſen haben muͤſte / welchen es nachgehends allmählich außgefuͤllet: Oder zum andern / ſolches metallische Ertz / zn ſtracks zugleich darein geſchaffen ſeyn muͤſſe. an Und mit dieſem Geſtein nur umſchloſſen / und n 1 befeſtiget worden. 0 Die erſte Vorſtellung erfordert wieder an n fm dere neue Hülfs, Mittel und Beyſtaͤnde; in⸗ a deme gleichwohl ein ſolches / erſt in ſolcherley lee⸗ re Höhle eingetretenes Metall / einen Hauffen ach fremdes Erdiſches / unmetalliſches Weſen / erſt li mit ſich dahin gefuͤhret / oder ſchon daſelbſt ge⸗ n funden haben muͤſte; weil alle Ertze / kundbarer i maaſſen / insgemein / zum 3 7 4 rit⸗
(
.
28 ( (0) 8 _252
rittheil / bis wohl ehe drey he drey Viertheſl ſunme⸗
licher, Erdiſher Glasſchlackichter Materie bey ſich führen.
Waͤre nun / zum andern / dergleichen Erdi⸗
eine fo genannte matricem, eingeſencket und feſt⸗ get; fo muͤſte es wieder / entweder ſtracks Des en Geſteinen / in derer erſten Hervorbringung / 1 oder hernach erſt darein gedrun⸗ en ſeyn. Solte nun / zum dritten / dieſes letztere wahr ſeyn / fo muͤſte ja die darein gedrungene Erdi⸗ ſche Materie / auß der umher ſtehenden Erdi⸗ chen 1 des uͤbrigen Gebirges / dahin ge⸗ ungen Wo aber dieſes / ſo wuͤrde viertens das me⸗ tallſche Weſen ſich nicht bloß und allein in die⸗ ſen zwiſchen dem Geſtein begriffenen Theil ein⸗ emenget / ſondern auch weit und breit in die umſtehende übrige gleicher Art Erdiſche Mate⸗ rie eingeſprenget haben.
Da hingegen / zum fuͤnften / fehr vielmal ger funden wird / daß das geſamte umſtehende Erd. eich oder Gebirge / durch welches der Gang hindurch ſtreichet / nicht die geringſte Geſchick⸗ ichkeit / ſo weder dem Bedeck / noch inneren Zech⸗ Stein des Ganges aͤhnlich / darzeige: noch we⸗ 72 das geringſte von dergleichen Ertz in ſich halte uche geſamte 2 dann deſto re
eins
208 — 2
ſcheinlicher machen / machen / daß die die ganghaftig defind⸗ liche Ertze / ſtracks von Anfang / in die allerwei⸗ 0 Eintheilung / Befeſtigung / und Außzierung (diexosmnew) der Erde mit eingelegt und I | ſchaffen worden. Ein ſolches bekraͤftiget auch die Findung, 3 manchmal gar vieler Klafter / oder ſelbſt Rush then groſſer Floͤſſe / und Geſchuͤbe; nemlich von il rechten Gaͤngen abgebrochener und weit hin ge⸗ worffener oder verfloͤſter Stücke von Erk-Gänafi! gen / die manches mal viele Acker⸗laͤngen groß befunden werden. Welche mit ihrem völligen] Geſtein verſehene Bruch, Stücke gleichwie nach li keiner vernünftigen Wahrſcheinlichkeit an ſol⸗ l chen Orten erſt formiret ſeyn koͤnnen / alſo auch von andern Gaͤngen nicht anders abgebroche und fo weit verfuͤhret / verworffen / oder verſtoſ⸗ l fen ſeyn koͤnnen / als durch eine alleraͤuſſerſte Ge walt. Dergleichen nirgend anders her / als voni der Süͤndfluth / und mit ihr verwickelten groſſenſſ Erdbeben / Bruͤchen und Stuͤrtzungen / geſche⸗ hen zu ſeyn / vermuthet werden mögen. Wel⸗ in chem nach ſie ſchon vor der Suͤndfluth geweſen ſeyn muͤſſen. f. Was nun aber die Außduͤnſtungen betrifft / U fo iſt ebenfalls geſunder Vernunft am gemaͤſſe⸗⸗ ſten / daß dergleichen Materien / wie zu denen b metalliſchen / ja meiſten wineraliſchen Geſchlech⸗ fh ten gereichen / am allerſchwerlichſten in Geftatehh eines flieſſenden Waſſers / oder naſſen Dunſtes e ſich begeben / oder hin und wieder ziehen 1 1
23 (0) ER 2%
ſtalt zu feiner Vermiſchung gereiche. Ignmgleichen auch die / auch allerunbeſtaͤndig⸗ ſten / metalliſchen Ertze / viel ehe durch allerge⸗ Fringſte / als durch merckliche Feuchtigkeit / oder gar Naͤſſe / verrotten / verroſten / und endlich al⸗ ſo mehr Ruß: als dunſthaftig / ſich weiter hin ver⸗ ſchleichen / oder verziehen. Auß welchem allen dann viel deutlicher vernünftig abzunehmen iſt / wie / und woher / neu⸗ ſcheinende metalliſcheErtz⸗ Geburten in der Hoͤhe / in hohen Gebuͤrgen / oder nicht tief in der Erde angetroffen werden; und zwar noch ohne die meiſte recht ganghaftige Uumſtände: als in rechter Teuffe. Desgleichen auch ganghaftig ſtehender Ertze / Faͤulen / Mulm / außgeroſtete / außgeſogene / und faſt außgebrannte Ruͤckſtaͤnde / ehe an gleich⸗ | 925 Orten / als in denen Tiefen / befindlich ſind. Sage nochm i / an mehr luͤftigen oder tro⸗ | 1 als wuͤrcklich in Waſſer ſtehenden 1 rien. . Gleichwie nun dieſes bishero angeführte ein überhaupt billiges Bedencken und Nachden⸗ cken an die Hand giebt / über die beyden Fra⸗ gen / ob und wie etwa Ertze in der Erde ge seuget und gewuͤrcket werden; alſo kommet noch wohl eine andere Schwerigkeit hinzu / uͤber 7 N 2 welche
g260 3 (0) ER | welche auch die aufs hoͤchſte kluͤmmende oder fahalf rende Dichter deſto leichter hinweg kommen- weil ſie der leiblichen Hülfe nicht dazu bedurf⸗ fen / ſondern mit bloſſen Gedancken unendlich weit hinſchieſſen koͤnnen: anderwerts fie uber ſo nahe / mitten im Weg / ja unuͤberſteiglich liege „% de Steine des Anſtoſſens / nimmermehr gelan⸗ A
gen / ſondern nothwendig die Koͤpfe zerlauffen wuͤrden. iR ch Wann nun die Ertze auß ſolchen ziehenden Duͤnſten erwachſen / welcher Land⸗fluͤchtiger Berg⸗Geiſt bringet ſolche denn nur / und vera] | zettelt ſie zu anzaͤhliger Meilwegs Weite / etwa einmal hie und da? 1 Muͤſten dann nun dergleichen Duͤnſte eben fol, ſelten und an ſo ſehr wenige Orte gerathen / als insgemein Bergwercke vermuthet / oder auß ei⸗ nigen kenntlichen Anzeigen / auch nur minera- tifcher Farben / und gezeichneter Erden / in eini⸗ j gen Verdacht . eee koͤnnen. 12 Wie koͤnte es Auch wohl kommen / daß z. E. faſt in der gangen alt⸗bekanten Welt ſo äufferfEli, wenig Queckſilber⸗Ertz gefunden wird; da doch ſy insgemeln des Schwefel⸗Ertzes mit / und ohne andere Metallen / eine groſſe Menge befindlich: gleichwohl aber des Queckſilbers / oder doch Zin⸗ nobers / nicht einmal die allergeringſte Spur / in unſaͤglicher Quantitaͤt dergleichen Schwefe⸗ lichten Weſen / ſich meldet. ꝛc. 2 Noch ſchwerer fallen mir diejenige zu verſte⸗ hen / die die Metallen gar von den * " ine
| | 2g (o) EM 261 Einfluͤſſen der Geſtirne herholen. Dann wie fallen doch auch dieſe ſo einzeln / und verſpreiten ich fo gar mit ſchmalen Strahlen? gerathen Bauch fo ſelten / als die Seltenheit der Metall⸗ Waͤnge und fuͤndigen Oerter außweiſen. Den llerhaͤrteſten Glaubens ⸗Articul noch zu ges Ichwelgen / daß dieſe Geſtirn⸗Strahlen von aufs nach innen zu am ſtaͤrckſten durchdringen / und ihre Wuͤrckung / wie die Bergleute reden / i 5 Teuffe / cörperlich hindurch treiben U, en. A7 it Kurtz zu ſagen / ich kan auß allen dieſen eigent⸗ ichſten und beſtaͤndigen Umſtanden und Bes Ichaffenheiten der allermeiſten / nemlich gang⸗ Paftig ſtreichenden reichhaltigſten Ertze / eine Vernunft ähnliche Wahrſcheinlichkeit be⸗ hreiffen / daß dergleichen metalliſche Vermiſchun⸗ en / durch ſolche Art umſchweiffender Duͤnſte / Ruf dergleichen Weiſe / als die Gaͤnge / groſſer Züge und Streckenweiſe ſtreichen / fo gerad / eis gentlich / haͤufig / und ſo gar einerley Art und Geſchlechts / jemals eingefallen / noch weniger on ein oder anderem Jahr⸗ hundert her dahin Ferathen ſeyn. | Dann ich muß geſtehen / daß ich unter den Imſtaͤnden / ſonderlich der recht ganghaftig treichenden Ertze / oben vergeſſen habe mit an⸗ ufuͤhren / wie gleichwohl insgemein ſo viel tau⸗ ſendmal tauſend Centner Ertz / auf zwey⸗drey⸗ ind wehr hundert Schritten langen (nach ge hal belanntem Maaß 5 reden) und noch wei ⸗ 3 ter
262 2 (0) 88 . ter ſtreckenden Gaͤngen / dergeſtalt durchgehends einerley Art und Geſchlecht / fo wohl des Me⸗ talls / als mineraliſchen Geſtalt und Gemiſches halten und fortfuͤhren / daß allen menſchlichen 1 Begriff / ja ſelbſt natürlichen Glauben uͤberſtei⸗ e get / daß eine ſolche unbegreifliche Maſſe / es ſeyen IN nun Duͤnſte / oder zudringende dicke Saftigkei⸗ |! ten / fo gar überein auf ſo groſſe und weite Stre⸗ Ni cken / zuſammen treten / und in dergleichen uner⸗ maͤßlichen Menge und Gewicht / auch in ſolche derbe und feſte Geſtalt / ſich juſammen ſtopfen l Fönnen. Pe | Ungleich leichter aber iſt zu begreiffen / wie von Hl wuͤrcklichen metalliſchen Gaͤngen / durch Abwech⸗ felung der Wärme und Feuchte / auch von oben]: oder neben her / mit Zeit und zufaͤlligen Ereig⸗ Ii nungen / beytretenden Saltzigkeiten / dergleichen zn Zerſtoͤrungen ſich begeben koͤnnen / von welchen ii das an einem Ort aufgeloͤſete Weſen nach ei⸗ nem andern geſuͤhret / oder geflöffet werde: auch a noch wohl eine andere / nicht nur aͤuſſerliche Ge⸗ ſtalt / ſondern wohl gor innerliche Vermiſchun annehme. N Weſches aber weder fo haͤufig / geſchweige uͤberfluͤßig / ja uͤberſchwenglich / noch auch fol richtig eingetheilet / gefüget und geleget / geſchie⸗ f het / wie in denen richtigen Gaͤngen oder Ertz⸗ u Adern: Es waͤre dann / daß es wieder in ei⸗ nen ſchon ſtehenden Gang eindruͤnge / und deſſel⸗ Au ben Ertzgehalt dadurch vrraͤnderte: Es 1 \
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nun zur Verbeſſerung / oder Verſchlimmerung Von dergleichen neuen Gebaͤhrung der Ertze nun muß eigentlich die Frage verſtanden werden / wie es mit derſelben zugehen koͤnte oder moͤchte? Zu welcher ehe ich mich wende / ich noch etwas von denen zufälligen. Aenderungen der recht verfaßten / und meines Erachtens urſpruͤng⸗ lichen Gaͤnge / zu melden dienlich erachte. Ich habe jederzeit viel Gedancken über denen genannten Druſen / oder feſten durchſichtigen⸗ nach Art der Cryſtallen oder Edelgeſteine wach⸗ ſenden Fluͤſſe / wie ſie die Berg⸗Leute nennen / gehabt; worzu mich theils Beccher, theils Kun; ckel deſto mehr veranlaſſet / weil jener das figi- rende und gründlichſt Feuer beſtaͤndig haltende metalliſche Grund⸗Weſen für eine ſolche Mas terie haͤlt / welche / in ihrer mehrern Reinigkeit und Gleichfoͤrmigkeit / Glas⸗ aͤhnliche Geſtalt und Feſtigkeit vorſtellet. Wobdey ich mich nicht ir⸗ ren laſſen / daß die meiſte andere dieſem princi- pio auch die Schmeltz⸗Fluͤßigkeit der Metallen zuſchreiben; welches ich aber / einſtimmig mit Becchern / nur dahin verſtehe / daß es bloß zu dem Feuer⸗ haltigen Fluß / nicht ſo weit er im Feuer geſchicht / ſondern ſo weit er das Feuer außhaͤlt / zu ziehen ſey. KEunckel hingegen hat ſchon vor 38. Jahren / ja bald 40. in ſeinen Anmerckungen mir das groͤſſeſte Bedencken hieruͤber gemacht / wann er von dem metalliſchen Saltz / nach ſeiner Erfah⸗ R 4 rung
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rung außgezogen / anmercket / daß es ſich wohl ehe wie ein alumen plumoſum zuſammen ſetze / wel⸗ ches nachmals weder mit Waſſer / noch cor⸗ roſiven / noch dem Feuer ſelbſt / ſich zwingen laſ⸗/ fe / ſondern aufs hoͤchſte / mit Zuſatz bequemen e Fluſſes / noch in ein milchfaͤrbigtes Glas / nach in feiner Erfahrung / zu bringen geweſen. Sm Da man nun wohl ehe / fonderlich von ge⸗ wiſſer Gattung Metalls / dergleichen Druſen⸗ A Gewaͤchſe findet / welches augenſcheinlich wie e etwa ein weicher Kaͤſe außgedrungen zu ſeyn / durch feine Geſtalt zu erkennen giebt / inwendialh aber wie das aBerfeinefte Feder ⸗Weiß / oder alu⸗ men plumo ſum beſchaffen it: So habe dan⸗ nenhero deſto mehr Becchers Meynung / von de eigentlichen innerſten Art folcher Geſteine / wahr⸗ ſcheinlichſt geachtet / zugleich aber auch in Be⸗ dencken gezogen / wie ſolches druſigte Weſen / n als ein Uberfluß des näheren Metal-Erdifchen] Ir Grund⸗Weſens / zum Theil von denen Ertzen gleichſam uͤberſchieſſend zuruͤcke geblieben : theils aber glaublich auch / nach etwa zufaͤlliger Außwitterung der fluͤchtigeren Theile / wieder] alſo rege geworden / jn ſolcher Geſtalt außdringe. u Maſſen es allerdings der vollkoͤmmliche Augen⸗⸗ ſchein giebt / daß ſolche angeſchoſſene Gewaͤchſe den Anſatz von innen heraußwarts haben: wiewohl nicht gantz unwahrſcheinlich zu achten / ı daß auch von auſſen her / in dunſtiger Geſtalt / ſich etwas mit anlege und anſetze. N Von dergleichen / fonderlich etwas er ö | A
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L Lenden "hyacinthen gelben, Schwaragd⸗ gruͤnen / und Amethyſt⸗Violeten / Druſen / wel⸗ che ſonderlich bey Zinn⸗Berg⸗Wercken ſich aͤuſ⸗ ſern / iſt zweverley mercklich; ) daß ſie in naffen Leimen eingewickelt / und durchglüͤhet (mit Ge⸗ undigkeit) dergeſtalt etwas auß / und in den Lei⸗ men eingehen laſſen / daß / wann man ſolchen Fnachgehends feuchte macht / er einen Geruch wie ſolvirter Schwefel von ſich giebt. 1) Wann man aber ſolche Druſen nur wie groͤb⸗ lichten Sand puͤlvert / und nicht gar zum Gluͤ⸗ ben / ſondern zum naͤchſten Anfang davon brin⸗ get; oder davon etwas an einen eiſernen Ofen | klebet / wann er erhitzet wird: So giebt es ei⸗ nen ſchoͤnen hellen Licht Glantz wie ein Phof- bphorus, von ſich. Welches auch wohl lange dauret / bis es zu naͤchſtem / noch mehr aber wuͤrcklichen Ergluͤhen gereichende / nicht nur die⸗ ſen Glantz gaͤntzlich verliehret / ſondern auch an ſich ſelbſten dunckeler und milchſarbigter anzu⸗ ſehen wird. Dieſes iſt des Herrn Balduini genannter Hefperus geweſen / wie mir ſolches fein Ehe⸗Nachfolger / Herr Dr. Pfund / vor ges raumen Jahren / nebſt der Sache ſelbſt berich⸗ tet. * Nicht weniger finden ſich hier und dar / um ee angeflogene / außgequollene / oder | Kluͤfte und Löcher zuſammen gedrungene Berg⸗ „Arten / von allerhand Farben / confiftenz, und andern eigenen Umſtaͤnden; welche von den Berg⸗Leuten . Schimmer / Glim⸗ mer /
266 03 (0) 88 mer / Guhr / und mit andern dergleſchen Nas 8
r
ſchon im Waſſer geſtanden / ſondern in trocke⸗ nen und kluͤftigen befunden werden. Nun waͤre wohl / zum wenigſten fürs kuͤnfti⸗ n ge / zu wuͤnſchen / daß etwa an ſelbigem Ort des ganghaftigen Ertzes / wo ſich ſolche Dinge / ſon⸗ al derlich die trocken / ſchmierigte Guhren befin⸗ n den / die Beſchaffenheit deſſelbigen naͤchſt gele⸗ a genen Stücke, Ertzes / gegen das vorige und fol⸗ un gende / etwas genauer gehalten auch an ſich zu felbſt wa mercklichem Unterſcheid nach / unter⸗ ſuchet wuͤrde. Um ſo viel defto. mehr abersfols |): cherley Dinge ſelbſten / (als auf welche die Berg⸗ Leut und Probierer gar nicht achten; die all⸗ E täglichen Chymici aber / die nichts / als was man in ihnen hundert mal vorkauet / oder wodurch fie IE Geld verdienen koͤnnen / in die Hand zu nehmen gewohnet / nicht einmal gedencken) an ihnen ſelb⸗ ſten auf allerley Art zur Probe geſtellet wuͤrden / mit der loͤblichſten Art anzumercken / wovon / und wie / ſie ſich / etwas / oder nichts / angegriffen / In oder veraͤndert / bezeiget. | BR ı' Von den fo genannten Slüffen einer weich⸗ lichen und ſchmeltzlichen Art Druſen habe 0 mehr
8 Co) SR ar.
Wnehr als 30. Jabren von Bergleuten die Nach⸗ icht erhalten / daß ſie / unter andere ſtrengfluͤßige Mertze gedracht / zwar den Fluß defoͤrderten / aber Metal raubeten. Iſt auf gut teutſch ſo viel ge⸗ agt / daß man fo dann weniger an dem guten Metall erhielte und außbraͤchte / als ohne dieſer Fluͤſſe Zuſatz gewoͤhnlich erhalten wuͤrde. Nun iſt hiebey zuvoͤrderſt die beſtaͤndige bil⸗ Migfte Klage zu wiederholen / daß bey den Berg⸗ Ind Huͤtten⸗Leuten weder einige genauere Nachricht zu hoffen / noch ihnen beygubringen. it / was ein wenig muͤhſam oder genauſichtig. Mautet: Sondern fie bleiben beo ihrer wohl⸗ Abergebrachten Arbeit dermaſſen pünctlich und beſtandig / daß fie ſich auch faſt ein Ewiſſen machen / einen andern Gedancken / geſchweige andere Abſicht / oder Arbeit / zu unternehmen / oder einige Zeit daran zu wenden / noch einigen Verſuch anzuwenden / als was ihre geſchwohrne. [Handlung und Verfahrung mit ſich bringt. Sonſten waͤre freylich bey Diefer Art Verſuch. ennoch zu unterſuchen / ob entweder in denen Schlacken / oder in dem ſaͤmtlichen flüchtigen. Außrauchen / ſolcher Abgang zu ſuchen / oder zu erkennen ſeyn moͤchte. | Solte nun das letzte erfindlich ſeyn / ſo kaͤme es auf eine unter beyden Urſachen an; daßent⸗ weder ı) ein Theil des metalliſchen Weſens / durch das / in ſolchen (gefärbten) Sluͤſſen / gleiche. falls fluͤchtige zarte Weſen (wie der fluͤchtige Licht / Glantz / an die Hand zu geben 1 . | mo
1 CHOR; 5
mochte /) weiter flüchtig gemacht / und in Rauch verführet : oder 2) das ſeſl haltend und ire „ de Grund⸗Weſen durch ſolche gleichartige Ma⸗ terle uͤberſetzet / und in eine Glas⸗Schlacke ver⸗
*
kehret / denen übrigen flüchtigeren metalliſchen Grund ⸗Theilen entzogen wurde: wodurch die⸗ fe / ihres Bandes befreyet / durch bie groſſe Hitze ins freye gejagt / und folglich die metallifche Ver⸗ N
miſchung zerſtoͤret / dergleichen Abgang nach ſich
lieſſe. a Auß allen dieſen Umſtaͤnden bemercke nur noch einmal kuͤrtzlich denjenigen / welchen kurz, vorher in Bedencken gezogen habe; daß nem⸗ lich dergleichen farbichte⸗ unter keinem ſonder⸗ an baren namhaften Titul / oder Gebrauch / Berg⸗ in Arten / welche unter der Benennung von Guhr / 0 Glimmer / Ruß oder Roſt / und dergl. von den 10 Bergleuten angegeben werden / zimlich ſelten / auch ſelbſt bey einerley Ertz⸗Gaͤngen / gefunden werden / und alſo unter die gemeine / oder allge⸗ mein entſtehende / oder von undencklicher Zeit geſtandene Mineralia, nicht fuͤglich gezehlet werden koͤnnen: ſondern viel mehrere Vermu⸗ thung geben / Naß ſie auß einigen Aufloſungen der metalliſchen Vermiſchungen ſich dahin ab⸗ geſondert und verlogen g ben: Auch / fo ſie noch weiter verfuͤhret / ſt⸗Rauch / oder Ruß ⸗weiſe an andere ſchickliche Oerter gerei⸗ |" chen / wo ſie aufs neue ein gemaͤſſes coͤrperliches Geſchicke / und nicht nur matricem, ſondern nu- tricem antreffen / und Damit zuſammen rs 86
| 23 (0) 88 269 odann eine ſolche neue Metall⸗Vermiſchung nachen / welche man eine Generation, oder vahre neue Erzeugung eines Metalls zu nen⸗ en / befugt ſeyn moͤchte. Hingegen iſt es auch / bey allen Berg⸗Ver⸗ Uaͤndigen / nicht nur eine außgemachte / und faſt Berg ungen bekante Sache / daß auf alle ders leichen / nicht voͤllig und eigentlich ganghaftig oerfaſſet und ſtreichende Ertze / keine Rechnung oder hoffliche Abſicht zu machen: ſondern es be⸗ ſtaͤttigen auch ſolcher Dinge Wohlerfahrne / was wir bisher geſagt / eigentlichſt damit / daß ie dergleichen auſſerhalb noch völlig entdeckt⸗ oder entbloͤſſeten Gängen angetroffene Berge Arten fuͤr nichts anders anſehen / aufnehmen / noch außdeuten / als allein für gute Merck⸗ mahle / Anzeigen / und Vorboten eines das herum befindlichen wahren und beſtaͤndigern | eu Iſt nemlich eben dasjenige zu verſſtchen / daß fie es nur für Abgaͤnge und Auß⸗ wuͤrffe (apoſpasmata) einiger auß den wah⸗ 5 säen außgeſchiedenen Theile beur⸗ theilen. | Andeſſen aber denen tieffer ſuchenden Kunſt⸗ Scheidern anheim geſtellt bleibet / ob ſie ihre / auß denen ſchon vollkommen verbundenen Mes tallen muͤhſam ſuchende £rincipia, und Grund⸗ weſentliche Stucke / nicht auß dergleichen / hie und da in Ertzgaͤngen befindlichen Abgaͤngen. naͤher zu verſuchen Gelegenheit finden moͤchten. Gewißlich ſind mir verſchiedene e, His oͤri⸗
9 108 Be...
ftörihen n glaubhafiig berich berichtet worden, worden / daß el nige Außlaͤnder dergleichen ſehr farbige zart g und trocken ⸗ſchmierige / ſonſt nicht vieler Orte * befindliche / und deshalb mit keinem berg⸗lauf⸗ figen / noch weniger andern gemein-bekant 1 Namen belegte / Mineralien / von Anwohnern gewiſſer Gebirge ſehr begierig geſuchet / beſtel⸗ let / und wohl bezahlet. Wiewohl auch einige N Vermuthung ſtatt haben moͤchte / daß derglet 9 0 chen Berg⸗Arten zu ſonderbaren Amauſe oder Farbe ⸗Glaͤſern von dergleichen Leuten ge⸗ ſuchet und angewendet würden. Welches al⸗ N: les aber nur zur Anmerckung / und Veranlaſ⸗ 7 fung weiterer curiofen ae: anführen wollen.
Ich kan nun nicht umhin / zu einem anders weiten fehr beruffenen Weg der metalliſcher Erzeugung mich zu wenden / welcher ſo ich I unter denen ſogenannten philoſophiſche * alchymiſtiſchen Beſchreibern in alerh Achtung iſt.
Dieſer beziehet ſich nun auf das reich Weſen / als die erſte Zeuge⸗Mutter aller Me⸗ n tallen zu achten. Ich ſage / auf das vitrioli- 0 ſche Weſen; nicht auf den Vitriol, wie er ins⸗ gemein gefunden / oder gemacht und bereitet I wird; Ja nicht einſt auf das vitrioliſche Saltz⸗ iii Weſen weil auch dieſer Meynung guͤnſtige dedingen / daß die wuͤrckliche ſcharf⸗ſaltzige Art eine erſt zufällige Auß⸗artung ſey; indem die⸗ i fes Weſen / im Grund / gar nichts eigentlich ges In
mein
0
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1
8 (o) (e) 271
nein genanntes 5 ſaltziges / fi ſchmackhaftiges / gures / noch weniger ſcharfes / an ſich habe. Wann ich aber nun ferner auf die Beweis hum / ja fo gar nur merckliche Anzeigungen /
ieſes letztern Weſens / ob und wo es würcklich denen Ertz⸗Gruben / oder wo ſonſt in der Er⸗
e zu finden ſey / dencke / nachſuche / und frage / oſtoͤſſet ſich die Sache ſtracks am erſten Antrit / ind weiß mich nirgend wo zu erkundigen / oder Ju beſcheiden / wo und wie ich es zu ſuchen / zu erfragen oder zu erkennen habe. Ich befinde eigentlich dreyerley Anweiſun⸗ zen dadurch man mich dieſer Sache wegen un⸗ errichten wil. Die erſte iſt ſehr Vernunft maͤßig; aber fie edet mehr don dem / was füglich geſchehen koͤn⸗
e; als daß fie klar ertoiee 7 und begreiflich ichte / daß es in der That alſo geſchehe. Die zweyte iſt zwar wahr / und im Werck rfindlich; aber ſie gehet allzuenge und eintzeln / indem fie nicht von den Metallen und Mine ta- ien insgeſamt / ſondern nur von einigen we ni⸗ zen ins beſondere Zeugniß geben kan. Auch äber dieſes nicht von dem vorauß bedungenen ſallgemeinen und noch unveraͤndertem ſolchen Weſen / ſondern bloß von demjenigen redet / welches ſie ſelbſt ſchon fuͤr verartet / und in ſonderlicher Maſſe beſchraͤncket / oder ſpecifici⸗ ret / erkennet und erachtet. Dahero dann die dritte wuͤrcklich gantz zu kurtz kommt / indem ſie ſolche Zeugniſſe an und ein⸗
272 3 OR. 80 einführet / die unerfindlich / und der und der wahren | } "N fahrung ungemaͤß / betreten werden. Ei Ich wil fie alle nach der Ordnung! unterſu er und erwegen / ob und wie weit fie fü cht hol ren laſſen / und mit der Wahrheit der gruͤndiß chen Beſchaffenheit des unterirdiſchen Weſen uͤbereinſtimmen / und beſtehen konnen.
N und i Gene; 5. chen dann den ſonſt bekanten Saltzen zukom Nach ſolchen Beſchaffenheiten nun ſtelleſſch man ſich vor / daß dieſes Weſen ) wie ein 04 ter Dunſt / 2) oder auch in flieſſender waͤſſe richter Geſtalt / alle muͤrbe / luckere / kluͤftige Er N den / und Geſteine / durchgehen und durchne⸗ 4 oder durchweichen und durchflieſſen koͤn⸗ 0 a eier achtet man für genug vernehmlich / u. daß in ſolche / ſowohl dunſtig / als waſſerflieſ⸗ h ſend / allerzarteſt zertheilete 3 auch an⸗ l
eintheilen / und nach den Fleineften Staͤubchen vermiſchen koͤnne.
Dannenhero dann geſchehe / daß nicht alleiny gl nach einer alchymiſtiſchen Prophetin Naͤthſel / dr ein Rauch den andern ergreiffe : ſondern g auch diß in waͤßeriger Geſtalt durchweichen⸗ de Weſen / die unter anderer groͤberer Erde ver⸗ legene und verſteckte / einſtimmige oder Ta
11
28 (0) EM 271
nch proportionirte Staͤubchen anderweiter Principien anfalle / beſtricke / und ſich mit ihnen einverleibe.
Bis hieher laͤſſet ſich alles auf das beſte hoͤren; daß nemlich alſo beſchaffenes Weſen ſolche Fort⸗ und Außgaͤnge thun und haben konte.
Nun kommet es darauf an / daß man auch erweiſe / daß eine ſolche Materie wahrhaftig ſey / die theils an ſich ſelbſten die vorbedungene Be⸗ wandniſſe habe; theils in denen ihr zugeſchrie⸗ Ebenen Außwuͤrckungen ſich dergeſtalt / wie ihr iugeſchrieben wird / erweiſe und kennlich ma⸗
[4 5e. IJIchkan mit aufrichtiger Wahrheit verſichern / daß ich mich von meiner Jugend auf / (und ſon⸗ derlich zu ſolcher Zeit / ehe ich noch befunden hat⸗ te / daß mein Suchen und Forſchen doch verlohr⸗ ne Muͤhe war /) ſehr um dieſe Belehrung umge⸗ ſehen; ich ſage / wo man doch dieſes unbefleckte / reine / allererſte Grund⸗Weſen der Saltzigkeit / in einer ſolchen aller zarteſten Geſtalt und Difpo- fition zu ſuchen / ja vielmehr zu finden haben moͤchte / daß man es zu gruͤndlichen Vermi⸗ ſchungen / fein ſo friſch hinweg / anwenden koͤnte: und ſchaͤme ich mich nicht / ſolches mein gehabtes ſehnliche Verlangen zu bekennen; in⸗ dem ich genug verſichert bin / daß viel hundert gute ehrliche Leute / noch heut zu Tage / mit eben dieſer Schwachheit behaftet ſind. Da ich aber mein Nachdencken ſo weit er⸗ ſtrecken lernete / daß ich Bm bangreific ir A der⸗
200
374 03 (o) 88 derſprechende natürliche Wahrheit zur Hand⸗ lelterin bekam / wurde mir die Sache in der er⸗ ſte verdaͤchtig / endlich aber mehr und mehr un⸗ glaublich / und veraͤchtlich. .
Dann / da mir niemand ſagen wolte / oder INN vielmehr konte / wo Diefe Materie an ſich ſelbſt I zu finden wäre; muſte ich nothwendig rück⸗ |I waͤrts (a poſteriori) nach ihr fragen / da 10 mir die unpartheyiſche Vernunft nachfolgende redliche Nachrichten. m
Erſtlich / müßte ja / nach allem deutlichen und 0 auß druͤcklichen Innhalt dieſes Angebens / dieſes Haupt⸗Grund⸗Weſen / der fo gemeyneten mes IN} talliſch und mineraliſchen Erzeugung / in unmaͤſ⸗ M figer Menge herum ſchweben und ziehen / weiß | je die Metallsund mineraliſche Geburten in fo e unbegreiflicher Maſſe und Gewicht vor Augen |h liegen / daß man ſo viel tauſend Millionen Cent⸗ ner davon / die man kaum mehr zuſammen rech⸗ nen koͤnte / ſowohl von Anbeginn der Schmeltz⸗ Arbeiten / als noch taͤglich / weiß und erkennet.
Haͤtte man nun davon geredet / als von einer
Sache / die in illo tempore, weyland / in Sa- turnus auͤldenen Zeiten / allein geſchehen waͤre / und mit ihm begraben ſey; ſo haͤtte ich und an⸗ dere gute Leute glauben muͤſſen / es koͤnte ge⸗ ſchehen ſeyn / und muͤßte man zu geſchehenen Dingen das beſte reden. |
Weil man aber aller Ort und Enden davon chreidet / als von einer Sache / die noch täglich ich begebe / und aller Orten neue Metallen wuͤr⸗
cke und erzeuge; Ss
(o) 88 ER >, So konte ich / und kan mir auch auf den heu⸗ igen Tag / dieſen Glauben nicht angewinnen 4 aß eine fo nothwendigſt haͤufigſt umſchweben⸗ de Materla fo gar nirgend weder zu ſpuͤren noch u begreiffen ſeyn / oder einiges redliches Anzei⸗ gen von ſich geben ſolte / bis fie platter dings in Molche entſetzliche allerſchwereſte Kluͤmpe / und ange Bergſtraſſen / in einander verfiele / darauß man fie kaum / mit einiger Kunſt noch Gewalt jeder losgewinnen / oder auf ihr / zumal unter⸗ irdiſches Landſtreichen / verweiſen koͤnte.
Das war das erſte. Zum andern wieſe mich die Vernunft auf den Augenſchein; daß gleich⸗ wohl von allerhand Metall und Mineralien / nicht nur kleine / von Zollen zu Spannen / ſon⸗ dern halb und gantze Lachter maͤchtige Gaͤnge / derbe voller guten / auch zum Theil Ovartzigt⸗ ſandig / erdig und ſchieferichten Ertzen / von groſ⸗ em Gewicht vorhanden: Welches nun von ſolchem zuſammgeſtoſſenen Dunſt entſtanden und erwachſen ſeyn ſolle; und zwar / welches die das Haupt⸗Werck iſt / ſaltzhaftiger Art.
Wie muͤſte es nun immer moͤglich / oder / ohne ſchlechterdings bloſſen Glauben / zu begreiffen ſeyn / daß eine ſolche f gar zarte / edle / und wuͤr⸗ ende Sache / wo nicht an dem gantzen umſte⸗ henden Gebirg / jedoch nur allernaͤchſt um und auſſer den Gang / noch eine beſondere merckliche
Aenderung und coͤrperlichen Eingrif hätte thun⸗ und von ſich fpuren laſſen ſollen?
Hieſelbſt aber wird mir niemand / wann er S2 auch
2 A . ei
276 23 (00 88 . auch mein naͤchſter Freund waͤre / auch der ehra N liche Kunckel ſelbſten nicht verdencken koͤnnen daß ich mich von denen Magnetiſchen Zügen J und Zufuhren los ſage / und dargegen entſchul⸗ N dige. Dann ob ich ſchon den Magnet / der ein | gentlich dieſen Namen hat / wohl weiß und ziem⸗ 1 lich wohl kenne; fo kan ich mich doch nimmer überwinden / fein ſehr beſchrencktes Ziehen mit ſolchen Schwarmgeiſtern und gantzen Heer⸗ oder See⸗Zuͤgen uͤber einen Leiſt zu ſchlagen / und derer kein Ende zu glauben / bis ſie ſich in einander hineingezogen haben Daß man fie |) kaum mit Schlaͤgel und Eifen zu groben Stü⸗ cken zerſetzen oder ſchlagen kan. a 0 Das füge ſich gewiß etwas zu geiwungen und zugenoͤthiget / wann eine ſolche Menge / Dunſt⸗weiſe außgebreiteter / und alſo in eine uns maͤßliche Weite außgeſpannter / ja frey hin und wieder ſtreichenden allerzarteſter Materie / nicht nur in ſolche enge / manchmal kaum Zoll⸗dicke Striche / zuſammen gezogen / geſchoben / ode® | an⸗ und eingedrungen ſeyn ſolte: ſondern / was das allerunleidenlichſte iſt / ſo rein und bis gleich⸗ ſam auf den letzten Staub auf einen Klump zu⸗ ſammen geriſſen waͤre / daß weder unter We⸗ gens / weit und breit herum / noch ſelbſt einer Spanne / oder hoͤchſtens Schuh weit / von je⸗ ner Zuſammenpfropfung an / nirgend nichts mehr von eben derſelben Materie zu ſpuͤren noch zu mercken / ſondern alles ſo gar reine / u ale
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22 % 8 2
ein in jenen Strich und Strecke / in einander an⸗ und eingezogen ware. |
Gewißlich / wer nur den allergeringſten Be⸗ orif von der unmaͤßlichen Weite der Dunſt⸗ weiſe außgedehnet⸗ und gebreiteten Weſen hat; Mauch dieſer angegebenen Duͤnſte Zerſtreuung / nicht etwa in freyer Luft / oder klarem zarten Waſſer / ſondern in der Dichten Erde noch uͤber⸗ gelaſſenen allerkleineſten Loͤchergen und poris, bedencket; der müßte ſich ja nothwendig vor⸗ ſtellen / daß fo viel Materie / als zu manchem maͤchtigen Gang / auch nur in etliche Lachter / deſſen Laͤnge nach / vonnoͤthen geweſen waͤre / wann ſie dergeſtalt in Dunſt / und ſolchen aller⸗ zarteſten Dunſt / wie ein eintzeles Principium in feinen kleineſten Staͤubchen erfordert / auß⸗ getheilet / in dem wenigen Zwiſchen⸗Raum der erdiſchen / oder hoͤchſtens ſandigen Coͤrpergen / nothwendig halbe bis gantze Meilen weit und breit auß einander gedehnet / und ſo weit und breit herbey / und endlich zuſammen / ja ſo feſt / als etwas ſonſt kaum immer / in einander gezo⸗ gen worden waͤre. Allwo gewiß nicht allein ein ſolcher unbaͤndiger Zug ſelbſten alle nicht ſchlechterdings leichtglaubige Leute irre machen wuͤrde; ſondern auch / bey etwas geruhigerem Nachdencken / die naͤchſte / und eben ſo unauf⸗ 1ösliche Frage ſeyn muͤßte / was dann endlich dasjenige ſeyn / und wo es ſitzen oder haften ſolte / was ſolchen Zug verrichte ! und dieſe weit und breit umſtreichende Dunſt⸗Materie gerad in
S 3 die⸗
Per a N 9 Sänge zuſammen holen und einfangen. if onte? ꝛc. 1
Kurtz / ich glaube nicht der einige zu ſeyn der ſeine genugſame Urſachen hat / dergleichen Mag⸗ net⸗hafte Zuſammenziehung einiger umſchweif⸗ fender / auch noch ſo ſchicklichen / dunſtigen Ma⸗ terie / auf keine Weiſe fuͤr wahrſcheinlich / oder glaublich / zu erachten. 3
Gleichwie nun aber dergleichen Vorbildun⸗ gen zu einem Vernunft⸗gemaͤſſen Begriff der Metall » Erzeugung überhaupt und durchge⸗ bends ſich nicht feſte ſtellen noch handhaben laſ⸗ ſen; als iſt jedoch nicht eben fo ſchwer zu bes greiffen / daß die umſchweiffende Duͤnſte hi und da ſich einlegen / und etwas wenigeres Me⸗ talliſches abgeben koͤnnen; wohin ſie nemlich gerad zu / und etwas haͤufiger / gerathen: oder wegen Elüftiger Beſchaffenheit mehrere Nach folge und Fortwaͤhrung machen koͤnnen.
Ob es aber eben vitrioliſche Duͤnſte ſeyn muͤſſen / oder warum fie eigentlich dieſen Namen führen / und damit angedeutet werden ſollen / iſt hier die eigentliche Frage.
Dieſe nun auß einander zu ſetzen / und ſo viel als moͤglich ſeyn wil zu erlaͤutern / wil ich erſt⸗ lich die vorhin / am zweyten Ort / berührte Zeuge niſſe / oder ſcheinbare Gründe und Argumenta, etwas weitlaͤuftiger an⸗ und auß fuhren.
Es nehmen dann dieſer Meynung Zugethane ihren Beweis von deme her / daß gleichwohl ver⸗
ſchiedene Ertz⸗ Arten offenbarlich etwas vitrio- uſches
2 27
liſches theils von ſelbſten zeigeten / theils / durch allereinfaͤltigſte Kunſt⸗Foͤrderung / haͤuf⸗ ig außwieſen. Worauß ſie alſo ſchlieſſen wol⸗ len / daß der ſchon voͤllig metalliſche Theil ſolcher Ertze wahrſcheinlich ouß dergleichen Materie er⸗ wachſen: das uͤbrige aber gleichſam nur die noch überfchieffende rohere Portion ſey / welche entweder / wie die leichtglaͤubigſten reden / noch nicht gar außgekochet / oder / wie die etwas Ge⸗ nauſichtigeren außdeuten / nicht genug von al⸗ len übrigen metalliſchen Principlis zur Stelle angetroffen / oder in voͤlliger Ebenmaſſe bey ſich gehabt / und dahin gebracht habe.
Eben dieſe letztere beziehen ſich deßhalben auf den Schwefel; als welcher nicht alleine faſt bey allen metalliſchen Ertzen / außgenommen dem ei⸗ nigen Gold ⸗Ertz / insgemein zu finden: ſondern auch / mit Kupfer und Eiſen / eben zu dergleichen Saltz aufs allerleichteſte werde / welches man hernach Vitriol zu nennen gewohnet.
Ja die Erfahrenſten haben auch guten theils allbereit wohl gemercket / 5 das im Schwefel wuͤrcklich ſteckende (die Unerfahrne ſagen / durch das Feuer dazu gemachte) Saltz eben daſſelbe ſey / was man hernach auch im Vitriol findet.
Wie weit aber nun dieſe anfuͤhrende Beweis⸗ gruͤnde buͤndig erachtet werden koͤnnen / wird nicht beſſer zu erwegen fallen / als wann wir zu⸗ voͤrderſt den ſchon oben mangelhaft benamten dritten Beweis gebuͤhrlich uͤberleget / und vers abſchiedet haben werden.
j S4 Sol⸗
mn
20 — 2 (0) 88 (o) 88
Socher beſtehet beſtehet nun nun darinnen / daß man an⸗ geben wil / es finde ſich bey allen Arten Se. 2 dergleichen vitrioliſches / oder wenigſten ſchwe⸗ felichtes Weſen. m
Nun haben wir bereits vorhin angereget / daß dieſes Angeben / zum wenigſten bey dem Gold / e vom Schwefel nicht gegründet; vom wuͤrckli⸗ Ni chen Vitriol-Saltz⸗Weſen aber fo gar uner⸗ findlich ſey / daß das geringſte wahrhaftig vi. triolifche bey keinen andern metalliſchen Ertzen / wie ſolche Namen haben moͤgen / als allein bey Kupfer» und Eifen ⸗Ertzen / zumal aber beeder⸗ ley vermiſchten / zu finden. N
Was aber je bey andern / als Silber. und x Bley⸗Ertzen / einige mal gefpühret wird / ebene falls von gar nichts anders / als denen darunter / 0 8 4 5 gantz offenbar ſichtigen Kupfer Kieſſen /
oder r Eſenſchuß erwaͤchſet.
Dahero auch wohl niemand auftreten wird / der einen wahren ſilberiſchen / oder nur blevi⸗ ſchen Vitriol, auß einigem Bergwerck / oder ſelbſt auß einigem Ertz⸗Roſt / aufweiſen koͤnne. Sondern eben ſolche Vitriol, dle irgend auß ſol⸗ cherley Ertzen zum Vorſchein kommen, in den klaren einfältigen Probe / entweder Eiſen⸗ oder Kupfer⸗haltig beſunden werden. 1
Bey dieſer Erwehnung faͤllet mir die muͤhſa⸗ me Erweiſung des Metalls auß denen Vi- triolen ein / welcher Kunckel Labor. Er- wehnung thut. Da man gewiß mit der Sache viel geſchwinder zu Ende kommen kan / Wa
m
| a3 (o) 38 281 nan die von mir ſowohl oben / als ſonſten ſchon / Inngeführte Handgriffe und Experimente des Schwefelmachens / und dadurch Metalrfolvi- gens / wohlgeuͤbt ins Werck zu ſtellen weiß. Ich vil es doch curioſen Liebhabern zum beſten ge⸗ en / die / wenn fie recht damit umzugehen begreif⸗ en / (weil freylich zu allen ſolchen Sachen geübte Hand erfordert wird / fo einfaͤltig fie auch ſind /) ich damit zu divertiren und zu ergoͤtzẽ / auch wohl es zu einigem Nutzen anzubringen / Gelegen⸗ geit haben werden: zugleich aber auch unters ſchiedliche khyfical · Beweiſe darinne finden und bemercken koͤnnen. f Man nehme Vitriol und Saltz eines fo viel als des anderen / ſetze es in einen Schmeltz⸗Tie⸗ gel / und laſſe es mit einander bis zur Trockene verſieden. Werffe ſodann auch wohl noch ei⸗ nen halben Theil Saltz / gegen das vorlge / her⸗ nach / und mache die Mafla flieſſen. Darauf beſehe man / wie es außſiehet. Man trage wei⸗ ter / nach und nach / ſo viel Kohlgeſtuͤbe darein / bis das Saltzweſen roth genug außſiehet; werf⸗ ‚fe letztlich auch noch etwas Schwefel nach und nach hinein / bis er ſtracks wieder außbrennet. Darauf ſolvire man mit Waſſer / was darein gehen wil; das uͤbrige aber ſolvire man / mit Weile / in Scheide⸗Waſſer: Gieſſe alles folvir- te ab / und lege etwas Eiſen⸗Drath hinein / ſo wird man finden / was an der geſamten Sache
iſt. Um aber wieder zur Sache ſelbſt zu kehren / | S 5 | ſo
282 88 (o) 8
ſo iſt freyllch eine verkehrliche / und in ſich ſelbſt zu rücklaufende Frage / ob bey denen Metallen ei⸗ niger Vitriol, in ihrem unterirdiſchen Ertz⸗ Stand / zu ſuchen oder zu gewarten / welcher nicht f vielmehr auß ihrem beygemiſchten gemeinen mi⸗ |! neraliſchen Schwefel herzuholen; Oder ob | vielleicht / widerfinns / der bey denen Ertzen befindliche Schwefel eben auß dem Vitrioli- |N ſchen / als einem Grund⸗Weſen oder brincipio⸗ |) erwachſen ſey? K Was das erſte betrifft / ſo iſt einmal gewiß / daß keine wahrſcheinlichere / ja faſt erweſsliche⸗ 8
fel⸗ und Eiſen⸗Kieſſe / insgemein minera mar- tis ſolaris betittelt; Sondern es leget ein glei⸗ ches auch der gantze Kammelsberg vor Augen; Indem der Vitriol auß den Ertzen / mit deytre⸗ tender Feuchtigkeit / in gleicher Maſſe ſelbſten herauß dringet / nach welcher / ſonderlich von dem Dach des Ganges / wiewohl auch denen Seiten oder Waͤnden / die Feuchtigkeit von dem äufferlichen Tag⸗ oder Regen⸗ und Schnee⸗ Waſſer / nach und nach hindurch ſickert und in den Schwefel / ſonderlich noch mit dem Ertz vermiſchet / wuͤrcket.
Dann / wiewohl der reine Schwefel lange nicht ſo leicht / weder von gemeinen / noch ſelbſt falgigten Waſſern ſich im geringſten verändert; fo iſt doch das allbereit angeführte Exempel / 15
i
ſich der gemeine Schweſel / auch mit dem ſchon außgeſchledenen / und von andern mineraliſchen Weſen gereinigten Eiſen / durch bloffe gantz maͤſ⸗ ſige Befeuchtung / auch nur gemeinen Waſſers / nicht allein erhitzet / ſondern das Elſen auch merck⸗ lich alteriret; ſage / ſolches iſt ein hinlaͤngliches Beypiel / wie der noch zart unter ſolcherleyErtz vertheilte Schwefel / mit dem gleichfalls zaͤrtlich darunter vermengten Elſen⸗Weſen / durch die nicht allein ſchlechte / ſondern auch im Durchdrin⸗ gen durch die Damm⸗ und noch tieferen Erde / mit Saltzigkeit veränderte Waſſer / zumal in nicht ſonderlichem Uberfluß / eine ebenmaͤßige derglei⸗ chen Wechſel⸗Aufloͤſung verurſachet. Ich babe aber hie nicht umſonſt von derjeni⸗ gen Veraͤnderung / oder alteration Erwaͤhnung gethan / weiche die Tage⸗Waſſer / im Nieder⸗ ſincken / ja ſelbſt Stehen in der Erde und Zutreten / der theils auß der Luft mit Thau und Regen / theils von denen über Winters und ſonſten fau⸗ lenden Kraͤutern und Laub von Baͤumen / von verſchiedener Saltzigkeit empfangen. Wovon ich eine Anfuͤhrung / fo dunckel wie ſie iſt / wieder anfuͤhren / ſelbſten aber ein klaͤreres Zeugniß an die Hand geben wil. Im Theatro Chymico Vol. VI. Tract. ult. fuͤhret ein gewiſſer / de Rochas, eine ſonderbare / und wo es die Gelegenheit geben moͤchte / weiter unterſuchet zu werden hoͤchlich verdienende An⸗ merckung ein / folgender Maſſen. „Er ſeye durch die Alb⸗ oder hoͤchſten Gebir⸗ r 99
284 g (0) 88
— — - — „ge hin und her gereiſet / woſelbſten einige Sau⸗ „er Brunnen befindlich / welchen er nachzufor⸗ „schen keine Mühe noch Koſten geſparet: habe „ alſo an ein und anderen dergleichen / mit Nach⸗ „graben, fo lange nachgeſolget / bis er gefunden / „ daß die eigentliche Quelle ſolcher Waſſer nicht „auß einem Ertzigten Grund entſtanden: ſon⸗ „dern weiter hin ihren Urſprung habende / nur „im Durchgang durch dergleichen Ertz⸗Gang / , dieſe Veraͤnderung in ein Sauer⸗Waſſer der⸗ geſtalt erreicher / daß dieſes Quell⸗Waſſer hin⸗ „terwarts des Gangs / und ehe es ihn beruͤhret / „ ſüß / oder doch nicht auf ſolche Vitrioliſche Art % „ ſaltzig geweſen: im bloſſen Vorbey⸗ flieffen a⸗ vber / und alſo nach feinem Angeben / gleichſam „augenblicklich von dem mineraliſchen Gang „0 viel aufgeloͤſet / daß es dieſe conſiſtenz eines „Sauer⸗Brunnens dadurch erlanget. Er bes I: „‚träftiget ſolches noch weiter damit / daß der⸗ „gleichen Quell⸗Waſſer mit eben deſſelben Ertz⸗ „Gangs heraußgenommenen Theil / außer der „Erde vermenget / eben denſelben ſchnellen ef- T ed fect erwieſen: ja dergleichen Weſen / wodurch „ein jedes Waſſer zu eben dieſer Wuͤrckung zu „bringen / auch anderwerts zu erlangen ſey. „ Worauß er aber eben ein Geheimniß machet |; „und es nicht nennen noch andeuten wil.
Ich kan von mir nicht ſagen / daß mir dieſe Sache / nach feinem Angeben fo ſchnelle und au⸗ genblickliche Wuͤrckung zu thun / zumal in Ge⸗ ſtalt eines unſchmackhaften Waſſers / oder a
| en
m
en in dem Waſſer / oder waͤſſeriger / und mit dem Waſſer / ohn allen Geſchmack geſelliger Ge⸗ ſtalt / wiſſend wäre. Stelle auch dahin / was Nisfalls etwa der von Becchern geruͤhmte fub- ale Geiſt der Guell⸗Waſſer / (ſonderlich eines Por dem andern /) verrichten moͤchte: wann er ntweder durch dleſtilliren / oder durch wohl ein⸗ Jerichtetes Gefrieren in die Enge gebracht wor⸗ n: maſſen ich dergleichen Verſuch zu machen goch keine Zelt nehmen koͤnnen. | Mein bemercktes Exempel aber beſtehet in Beobachtung der Seßiſchen Eiſen⸗ und Schwefel ⸗Bießichten minera, folgender maſ⸗
ſen. Gleichwie man viel mehr ſolche Eiſenhalti⸗ ge Schwefel⸗Rieſſe hin und her / am häufige ſten aber im Voigtlande findet; worauß die
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Dieſe
86 (o) S — —— — ——— Dieſe Materie nun iſt von dem angeſchoſſe⸗ nen Vitriol dergeſtalt hoͤchlich unterſchieden/ daß fie erſtlich / wie gedacht / gar nicht anſchieſſet; 2) gar nicht ſuͤß / wie derſelbe Vitriol, ſondern vielmehr ziemlich ſcharf⸗ſauer ſchmecket: 3) zu⸗ gleich aber / (dergleichen an ſelbigem recht gerei⸗ nigten Vitriol nicht einmal zu ſpuͤren /) entſetzlich adſtringent iſt/ daß man es wohl gantzeStun⸗ den im Mund fuͤhlet. 4 Weil es aber hie der Ort noch nicht iſt / von den Saltzen eigentlich zu reden; fo wil ich zu gegenwaͤrtigem Abſehen genug ſeyn laſſen / nur zu bemercken / daß in dieſem Rieß nothwendig entweder ein zweyfaches Saltz⸗Weſen / ode | } ein zweyfaches anderes mineral-NBefen ſtecken muͤſſe: welches nemlich / entweder mit einem Theil Elfen / eine ſolche Art ſolution mache / welche nur bemeldete dreyerley fühlbare Um⸗ Bir hervor bringe: oder mit einem Theil es ſauren Schwefel⸗Saltzes dieſe gantz ver⸗ ſchiedene ſolution abgebe. Sage nochmal / daß / weil ſolches klar zu machen nicht eigentlich an dieſen Ort gehoͤret / alſo ſolches bis am eigentli⸗ cheren zu verſparen dienlich achte. | Allerdings aber gehöret hieher die Betrach⸗ tung / daß dieſes Weſen / was es nun auch ei⸗x gentlich iſt / gewißlich dieſelbige Wuͤrckung lei⸗ ſte / daß der Schwefel ſeine innerſte Vermi⸗ ſchung dergeſtalt oͤffne / daß fein ſaures We⸗ ſen / von dem verbrennlichen losgeſchleden : 5 0
«
2 (o) SB 287
den Mittel / gleicher Geſtalt / eine ſonderbare Art und Geſchicklichkeit erweiſe. „Indeme ja die Goßlariſchen Ertze / eigentlich und haupt⸗ ſaͤchlich / Kupfer⸗Ertze finds und gleichwohl ‚felbiger Vitriol groſſen Theils martialiſch iſt. Auch ſich ſehr ſelten begiebt / daß unter ſolchem „felbgewachfenen ſolchen Orts / ein mehr kupf⸗ oferiſch / als eiſenhaftiger Zupfe ſich findet. Wie „mir dergleichen über Spannen lang / und „hand⸗voͤlligen / fünf viertels Pfuͤndigen / ſchoͤn „blauen Zapfen / der daſige Berg ⸗ und Huͤtten⸗ „Inſpector, Herr Slüter, eine recht gründlich „erfahrne / und in Berg ⸗ und Huͤtten⸗Sachen „hoͤchlich verſtaͤndige / auch loͤblichſt curieuſe , Perſon / als eine nicht oft auf ſolche reine Wei⸗ „fe vorfallende raritaͤt / præſentiret. Indeſſen ift auch in dem Goßlariſchen Vi⸗ kriol⸗Haus dergleichen nicht mehr anſchieſſende Materie in groͤſſeſter Menge ee und 1 | ommet
288 3 (o) 8 — kommet alſo nicht eben auf die Heßiſche allein an: welches fo wohl andern / als deßhalben zul Nachricht anfuͤhre / daß man nicht dencken mach, te / es waͤre mir unwiſſend. u Wiewohl nun auch anderwaͤrts / in teutfehen! Landen / dergleichen Vitriol⸗Kieſſe gefunden wer den / die von der bloſſen Luft / ſonderlich aba! durch mit unterlauffende Feuchtigkeit / ſich der e 7 0 von dem Heßiſchen geſchiehet / hei n / und in die Saltz⸗Art gehen; fo find fill doch entweder nicht fo haufig zu finden: (wie mir dann vor geraumen Jahren etwas dergleie chen auß dem Fuͤrſtlichen Schwartzbur⸗ giſch⸗Arnſtaͤdtiſchen zu Handen gekommene welches dem Heß ſchen gantz gleich / aber ebe ö nicht häufig befindlich geweſen /) oder gehet unall gleich langſamer damit zu; wie mit den Geyrle ſchen Kieſſen geſchiehet. Auch ſchreibet Beccheiil gantz ein gleiches von den Engliſchen Vitriol⸗ Kieſſen; gehet aber etwas zu weit / daß er. fill: als das gantz pure und noch unmetalliſche vi⸗ trioliſche Saltz⸗Weſen angiebt / welches erſt mit Eiſen zu Vitriol gemacht werde. Zum wenige) ſten muß entweder er / oder die Acta Anglica- na, ungleich haben; indem dieſe das Vitriol⸗ l machen auß ſolchem Kieß bloß auf die Zerfal⸗ lung am Wetter / und ſodann Außlaugung / f Eindunſtung / und Wachſung legen; wohl aber! eine merckwuͤrdige Sache davon anfuͤhren / daß l nemlich durch allzulauges Liegen / oder ſonder⸗ dare Witterung / es manchmal dahin * e a
23 % 289 daß es gar nicht wachſen wolle / ſondern ſchmie⸗ Beige bleibe: deßwegen es aber noch lange nicht das bloſſe gantz unmetalliſche / ja nicht einmal mehr vollkommen einpaͤrige (homogeneum) Saltz⸗Weſen / ſondern nur demjenigen gleich iſt / welches Kunckel in feinen erſten obferva-
So viel aber moͤchte ehe zu begreiffen ſeyn / daß ein ſolcher einmal gewordener Vitriol / wann er durch zufaͤllige Waͤſſerung anders wohin ver⸗ floͤſſet wird / daſelbſten entweder fein eingeſoge⸗ nes Metall wieder abſtreiffe und anlege; oder / wann er an eine recht fette Erde gereichet / wie⸗ der zu Schwefel / ja zu einem Schwefelichten Ertz / gedeyhe. 88
ds
ME... — (0) 88 1 Wobey zugleich zweyerley Umſtaͤnde mer⸗ ckenswuͤrdig ſind; 1) daß der Vitriol nicht allein am leichteſten das mit vieler leicht verbrennli⸗ . cher Materie angefüllte Eifen anfalle: ſon⸗ dern auch deſſen viel ein mehreres / als einig |, anderes corroſives Saltz⸗Weſen / in ſich neh⸗ me. Dann da zu einem Theil Eiſen zu ſolvi⸗ i ren / zum wenigſten 4. mal fo viel / auch recht 5 guten Salpeterſauers erfordert wird; fo loͤſet ein Theil Olei vitrioli, wie Kunckel gantz wohl erfahren anmercket / eine groſſe Menge Eiſen zu f Vitriol auf: Und giebt noch wohl zugleich wie- der etwas merckliches brennenden Schweſel ab. ö Dahero gleichfalls vernünftigen Bedenckens | nicht unwuͤrdig iſt / warum gleichwohlen 1) die allermeiſte Eiſen⸗Steine / weder etwas merck⸗ liches Schwefel / noch vitrloliſches Saltz⸗We⸗ ſen / wohl ehe aber etwas ſonſten Ruß⸗brandi⸗ ges / glimmendes / von ſich zeigen; auch 2) viele | Eiſen⸗Steine nicht in ſonderlicher Tiefe / ſon⸗ dern naͤher zu Tage auß / auch mehr trockenhaf⸗ tig / als in groſſer / und beſtaͤndig ertrunckener Naͤſſe gefunden werden. Was nemlich nicht / wohl vermuthlich / von dem alten Suͤnd⸗ Fluths Erdbebigten Verfall und Verſtuͤrtzung dahin gediehen. eg Kurtz zu ſagen / es iſt unmöglich klar / ja niche einmal recht wohl wahrſcheinlich zu machen / daß das vitrioliſche Saltz⸗Weſen / auß ſolcher Saltz⸗ Geſtalt / das Haupt⸗Werck zur metalliſchen Vermiſchung / oder Erzeugung abgebe: age | aufs
5
N
22 6) 8. 291 aufs hoͤchſte / nach Becchers Vermuthung / die Feuer ⸗beſtaͤndige Fluͤßigkeit / doch nicht mehr in Saltzhaftiger Art / ſondern viel ehe in Glas⸗ achtiger Weiſe / abgeben könne. 4 Dahero ich auch nochmals Die Nedens Ars ten Runckels / von dem die metalliſch⸗mercuria· liſche Vermiſchung feſt / bindenden acido, dahin verſtehe / daß er ein ſolches fubtiles Erdiſches Weſen / durch muͤhſame / und nicht genugſam deutliche Arbeits⸗Art / endlich in eine ſolche Saltz⸗ SGeſtalt gebracht / welche ihn dahin verleitet / daß er Dafür gehalten / es ſtecke dergleichen acidum ſelbſt in ſolcher Geſtalt in dem metalliſchen We⸗ ſen. Worinne mir ine Redens⸗Art / Labor. pag. 77. noch am beſten gefaͤllt / welche er Das ſeloſt oben fuͤhret / ſagend: welcher ſaurer Saſt das rechte Sal Metallorum wird / oder in ſelbigem iſt. Ja wiederholet nochmals / Ich ſage / wird. Und ſetzet noch darzu / fapienti [at. Welches aber fin Sprichwort iſt / das er faſt aller Orten anbringet / wo er etwas nach ſeiner Meynung und Außlegung vorgebracht; welches aber einen andern / der nicht eben ſolche Meynung (welche gewiß auß ihme zu nehmen / kaum möglich faͤllet /) gefaſſet / nicht leicht ſatt machen wird / er gelange dann durch ein oder ander experiment, und nicht ſolche Außlegun⸗
gen oder Deutungen dahin. [Nun folget noch eine andere Meynung von Erzeugung der Metallen welche noch etwas aͤl⸗ T 2 ter
ter ſcheinet / und ſich auf Schwefel und Queck ⸗ ſilber gruͤndet. Be 15 Dieſem An⸗ und Vorgeben hat zwar Bec- || cher, wie ich bereits ziemlich hoch oben bemer⸗ cket / moͤgligſt vernünftig zu rathen / und das Wort zu reden / ſich bemuͤhet; wil auch meines Orts gerne das beſte zur Sache reden / oder davon dencken: indeſſen liegt gleichwohl an dem Tag / daß die meiſten von dieſer Sache dergeſtalt rohe und ins grobe hin reden / daß es eine ſchwere Sache iſt/ ohne mercklichen Verdacht einer ges | zwungenen oder recht angemaßten Heucheley / ihre Vorgeben bey dieſen Ehren zu erhalten / daß ii es fo tieffinnig gemeynet oder verſtanden atten. 6 50
—
Queckſilber / mit eben ſolchem Schwefel / in Zin⸗ nober⸗Ertzen / zu Marckte / daß man ihnen eine beſſere Meynung darunter gehabt zu haben ſchwerlich Credit machen kan / man wolle dann ſeinen eigenen daruͤber auf den Sprung ſtellen. Gewißlich ift es eine fo ſehr ſchlechte Schlufe | Rede / man finder beo den meiſten Metallen Schwefel / deß wegen find fie auß Schwefel ges worden; daß man ſie mit nicht wenigerem Recht umkehren und ſagen koͤnte / weil man bey dem meiſten Schwefel Metallen finde / ſo ſey der Schwefel auß den Metallen / oder die Metall zu Schwefel geworden. Dann
3 (o) 88 293
Dann gewißlich iſt der ſehr gelaͤufige alchy⸗ miſtiſche Spruch: das geringere dringe immer zu ſeiner Vollkommenheit an; etwas noch ſo ungewiſſes und unerwieſenes / daß man ja ſo viel Recht haͤtte / es gleichfalls umzulehren / und zu ſagen: das mittelmaͤßige zumal / neige ſich wieder zur Zerſtoͤrung / nach dem grob verſtandenen ge⸗ meinen Spruch / unius. corruꝑtio eſt alterius generatio. : Dann zu geſchweigen / daß man die Sache ſelbſten / bis noch auf den heutigen Tag / faſt nir⸗ gend / als mit aufgewaͤrmten Worten / unterſtuͤ⸗ tzen kan / und nur einer dem andern nach / oder auß dem andern / nach dieſer Meynung / redet und ſchreibet; ſo beſcheiniget ſich auch dieſelbe nirgend mit keinen merckwuͤndigen Erfahrungs⸗ Beweiſungen / darauß nemlich mit rechtem gu⸗ ten Schein angewieſen / oder erwieſen werden koͤnte / daß entweder der Schwefel dergleichen Metallen einen wahren Zuwachs gebe: oder etwas wahrhaftig Metalliſches von gleicher oder anderer Art wuͤrcke: oder / daß ſolcherley Me⸗ tallen / auf einige Weiſe / wahrhaftig und thaͤt⸗ lich wieder in Schwefel verkehret wuͤrden. 0 Dann gleichwie die neue Entſtehung eines wahren Schwefels / durch das Vitriol-Oel und Eiſen / ſo wenigen bekant iſt / daß ich eben keine Furcht habe / daß ſich etwa einer darauf beruf⸗ fen moͤchte; alſo iſt auch hingegen ſolcher Be⸗ gebenheit Urſach hoffentlich in obigen ſo klar gemacht / daß man darauß eben ſo wenig auf ge⸗ T 3 gen⸗
/
294 92 (0) 88
genroärtige Sache ſchlieſſen kan / als wann man ſagen wolte / der gemeine Schwefel waͤre ein wahres principium des gantzen vegetabiliſchen |), und auimaliſchen Reichs / weil man mit eben demſelbigen oled Vitrioli auch eben denſelben gemeinen Schwefel auß ihnen machen koͤnne. 5 Auch verfaͤnget ſolcher Beweis deſto weniger / deßwegen / weil der Schwefel fo wehl / als alle b corroſiv, ſich auch wohl auß andern Urſachen⸗ 0 als weil er in ſeiner gantzen ſubſtanz ein prin⸗ cipium von den Metallen wäre ſich an ſte haͤn⸗ gen und damit vermengen kan. 1 Ja ich duͤrfte bald / jedoch eben nicht in Bgan⸗ tzem Ernſt / dieſe leichte Vermengung des Schwe⸗ ſels mit den Metallen / auf eine gantz andere f eiſe / als allen dieſen Außlegern gefaͤllet oder: beyfaͤllet / außdeuteg. Nemlich daß er ſolches / nicht ſo wohl und leichtlich / nach ſeiner gantzen ſubſtanz, als vielmehr und leichter / nach feinem: verbrennlichen Theil thue. a Dann / wie auch bereits oben bemercket / ja offenbar iſt / daßf er mit feinem ſauren Theil nicht allein alle Metall viel langweiliger und ſchwerlicher / ſondeen die meiſten auch aufs aller⸗ ſchwerlichſte angeeiffe. Wie vom Queckſilber, Silber / Bley / Kupfer / ja ſelbſten Zinn offenbar iſt. Da hingegen er / mit ſeinem brennlichen Weſen noch vereiniget / nicht allein in alle Me⸗ tallen aufs allerſchnelleſte einfaͤllt; ſondern auch ſo gar noch ſo kalt / oder in einem Alcali folvi- vet / ja nur ein allerzarteſt von deſſen præcipita- * tion
.. __ 25 tion außrauchender Dampf / fich an das Silber „a anleget/ und daſſelbe ſchwartz machet. Auch eben daſſelbige brennliche Wefen / oͤhne das Saure / in Zinn⸗Aſche / wie Butter / in Bley | und Regulum Antimonii , augenblicklich: ja ſelbſt in Eiſen⸗ und Kupfer⸗Aſche / fo bald man ſie nur zur Weiche bringen kan / eben ſo balden auch eingehet; und ſie auß ihrer Aſche / oder glashaften Geſtalt / wieder zu wahrhaftigen / glaͤntzenden und ſchmeidigen Metallen machet. Welchem Beweisthum / wie weit er in voͤl⸗ ligem / oder halben Ernſt / ſtatt haben koͤnne / ein jeder ſelber nachdencken und uͤberlegen mag. Ein für allemal iſt die unleugbar und untruͤgli⸗ che Wahrheit / daß der Schwefel nicht allein in kein Metall / von denen vier unbeſtaͤndigen / ſich an ⸗ oder einhaͤngen kan / es habe dann ſchon fein vollkommen metalliſches ſchmeidiges Weſen; nemlich dasjenige / was man hernach verbrenn⸗ lich nennet / und auch alſo daran befindet: ſon⸗ dern es iſt auch unſchwer zu beweiſen / daß in denen auch ſehr ſchwefelichten Kupfer, und Eis ſen⸗Ertzen / gleichwie auch Spieß ⸗Glas / dieſes vollkommentlich metalliſche Weſen allerdings zugegen ſey. f Dann gleichwie kein Eiſen⸗ oder recht außge⸗ brannte Kupfer⸗Aſche / oder Crocus, oder rechte Spieß⸗Glas.⸗Aſche / fo wenig auch ſelbſt ein recht helles Vitrum von Spieß⸗Glas / auch Bley⸗ Glette / und Zinn⸗Aſche / gemeinen Schwefel mehr an oder in ſich nimmt; . T 4 Alſo /
296 28 (0) 80 Alſo / wann man hingegen einen Kupfer⸗ ode einen Geyriſchen eiſenhaften Kieß wohl klein reibet / und ein gutes Scheid⸗Waſſer darüber gießt; fo loͤſet es nicht allein das Metall auf und vom Schwefel ab / ſondern auch mit ſolcher Heftigkeit / daß man wohl ehe Verdruß davon haben kan / daß es mit gewaltigen Duͤnſten den ſubtileſten ſpiritum außtreibt / oder wohl gar üͤberlaͤufft. Da doch das Scheid⸗Waſſer ei⸗ nen Eiſen. Crocum, deſſen verbrennliches We⸗ fen außgejaget iſt / nicht im geringſten angreifft. Ein gleiches erweiſet ſich an dem Spleß⸗Glas | deſſen Reguliniſchen Theil das ſcharfe Salge | Weſen im Mercvrio ſublimato begierigſt ans faͤllt / daß auch ſo ſtracks im Kalten / wann man unter 4. Theil Mercurii ſublimati einen Theil klares Spießglas⸗Pulver reibt / es in der Arbeit und unter der Hand naß und Brey⸗ weich wird / und darauf im butyro uͤberfaͤhret: der Schwefel aber / mit dem erledigten Queckſilber zum Zinober wird: dergleichen es an einem recht außgebrannten Calce, oder am Antimo- nio Diaphoretico, wohl bleiben laͤßt. | Worauß alſo genugſam erhellet / daß der
Schwefel dieſe Metallen weder halb noch gantz habe machen koͤnnen / da er auch nicht einmal
ſich an fie hangen koͤnte / wann fie nicht ſchon anders woher / nicht allein nach ihrem innerſten /
ſondern ſelbſt an ihrem aͤuſſerſten verbrennlichen Weſen / vollfuͤhret geweſen wären. Noch mer niger koͤnte er ihnen ſolches Weſen e, geben /
|
8 (e 2
| ‚geben weil er auch an 1 und in fi fich nicht mehr davon hat / als er zu ſeiner genauen Vermiſchung bedarf: ſolches auch auf eine ſolche leichte Art nimmermehr fahren / oder an einen andern Coͤr⸗ per uͤberlaͤßt: Ja noch ehe auß demſelben her⸗ auß nimmt / wie der auß Vitriol⸗Oel und Eiſen werdende Schwefel bezeuget.
Was nun vollends das eigentlich alſo ge⸗ nannte Gueckſilber betrifft / fo hat mich jeder⸗ zeit beſtaͤndig nichts mehr Wunder genommen / als daß ſich jedermann / mit einer ſo gar un⸗ glaublichen und nicht den allergeringſten glaub» würdigen Schein habenden Sachen / ſo gar un⸗ bedachtſam tragen mag.
Dann da das Gueckſikber ein ſolches Metall iſt / das man weltkuͤndiger maſſen uns ter allen andern Metallen am ſeltenſten / und am wenigſten findet;
) Bey faſt keinem einigen Metal, Ert in Geſellſchaft / auſſer manchmal etwas weniges Gold / beffer zu ſagen bey dem Eueckſilber⸗Ettz / als dieſes bey jenem / antrifft;
3) Auch unter tauſend vergeblichen Siede⸗ und Brate⸗Kuͤnſten / das Queck ſilber zu keinem 5 Metall Sa kan: 8
2 5 $) 2
SE 2 e
| 1 N ) Dazu auch 1 kommet / daß n. man weder bey einigem ſolcher Metallen / noch ſonſt in d Erde / etwas zu finden weiß / welches dem Duck ſilber etwas angewinnen / und alſo dergleichen: Veränderung deſſelben in einigen billigen Dur dacht bringen koͤnte. BR.
Nun komme ich / zumal auch durch Veran h laſſung des nur angeführten zwenten Bedens ckens / auf einer ferneren ſolchen uͤbelbedachten / und gantz unbeſcheinlichen Meynungsbiligell 4 kerſuchung. 1
Die gantze Schaar ſolcherley Außleger blei⸗ bet bey der wohlhergebrachten Rede von hoͤren⸗ fügen’ daß das Queckſilber zu allerley Metallen / in der Erde / gekochet werde. 7 Iſt in Wahrheſt eine einfältige Sache / und meines Daſurhaltens / dem erſten Erfinder et⸗ wa in der Küche über dem Eyer⸗Sieden einge⸗ fallen / wann er beobachtet / wie ſie durch das Kochen dick und harte werden. Eine andere eben alte Kunſt / gehoͤret auch dazu / wie man nemlich das Queckſilber mit nüchterem Spei⸗ chel toͤdten konne: und was ſolche tiefſinnige Weisheiten mehr ſind.
Wie kan aber ein vernünftiger Menſch für gar einen überſchwenglichen Glauben haben daß er ſich bereden kan / die unterirdiſche Küche: halte ihre Feuerung ſo gar nach der Probie te | Wage gleich / daß es unter fo viel tauſend Ellen Ertz⸗Gaͤnge / von allerhand Art der Metallen, niemal etwa an einem Finger breit ungleich 17
getro
El) 299 etroffen haben n müßte d daß man ß man for viel / ols man iar 1 aufweiſen koͤnte / noch
in wenig verſaͤumet haben moͤchte: nemlich och rohes Gucckſilber. Die anderen ſtimmen die alten ein klein enig anderſt / aber es iſt doch eine und dieſelbe eyer. Daß unedle Metallen aufgebrochen werden / ſagen ſie / iſt der unruhigen Leute Schuld / die nicht warten koͤnten / bis es die Natur vollends außgekocht haͤtte. Aber in Wahrheit / ſie machens auch putang; fie ſchwa⸗ sen wohl ehe von tauſend Jahren / ehe Bley oder Zinn zu Gold oder Silber wuͤrde. Wer wolte nun / um ſolcher Hoffnung willen / es ſo lange liegen laſſen? zumal auß einer zinnern Schuͤſſel zu eſſen / leicht ſo gut ſchmecket / als auß einer ſilbernen: und auß güldenen wurde es einem nicht einmal gegoͤnnet. Die Brittan⸗ niſchen Caſſiterides find nun all über 2000. Jahr bekant / und iſt doch die Küche fo übel bes ellt / daß man ſich auch allen Gedancken vers ehen laͤſſet / daß das Zinn einmal außgekocht ſeyn moͤchte: Es iſt eine eigene Art Wind⸗Ey⸗ x / fie wollen nicht hart werden. Man ſolte dencken / die Bergleute / darunter mancher vexiriſcher Kunde iſt / haͤtten ihnen mit ihrem Schmeerkluͤftgen eines aufgeſeilet: aber 3 ſo gefaͤhrlich nicht. Wann es 15 5 er
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ſer bochweifen fen Küchen ⸗Meſſter K Kuͤchen⸗ Zette PR nach ginge / fo: e ja immer ein Kluͤftgen ehe durch und garge ekocht werden / als der Lachter⸗maͤchtige Gang / oder geworffene Bauch Allein wann das Bluͤftgen auch nur Meſſer⸗ Nuͤckens mächtig. waͤre / fo ſchmeeret ſich wohl ehe etwas gediegener darein; abe» es iſt des ⸗ halben nicht Orcolanen⸗ Fett / ſondern von eben dem / davon die gantze Speckſeite und Schwe „ te des ſaͤmtlichen Ganges iſt. Nicht ein Klüfte gen vom Blehgang wird deswegen zu Sllber je Gold gekocht befunden / ob es gleich / nach dieſem Wahn / ja. er gar werden ſolte / als der grobe geſamte Gang. 4 Das iſt das Elend der menſchlichen Weis⸗ heit. Waͤrs es aber nicht erbarer / zu geſtehen / was wahr iſt / man wuͤſte ſolche Dinge nicht gründlich klar zu machen / (deſſen fich jeder vor ſich deſto weniger zu ſchaͤmen hat / weil es doch andere auch nicht wiſſen /) als ſolche Haͤndel / mit ſehr ernſthaften Worten / Geberden / und weite läuftigen Umbſchweiffen / herzupredigen / da⸗ durch man ſich (nichts verfaͤnglicheres zu nen⸗ „ nen) in den Verdacht bringen koͤnte / man ver⸗ ſtehe gar nichts / weil man auch nicht verſtehe / daß dieſes nichts ſey / heiſſe / noch bedeute? Mit dieſem allen wolte ich es gleichwohl mit niemand / der ſich einer gruͤndlichen Erfahrung bewuſt waͤre / gerne verderben. Ich meyne ei⸗ nen ſolchen / der durch lange Digeftion- he chung / tuͤchtige Materien / nach und nach feſte .
8 (o) 53 301 zu verbinden / und dadurch ihre eintzele Roh⸗ oder Fluͤchtigkeit / nicht ſowohl auß⸗als einzuko⸗ chen wiſſen moͤchte. Ein ſolcher wuͤrde auch vernuͤnftig bedencken / daß es mit dem bloſſen Bochen nicht gethan / ſondern groͤſten Theils an Geſchicklichkeit der Materien gelegen ſey: Auch ein groſſer Unterſcheid zu machen unter
dert tauſend Centner weiſe zuſammen gefal⸗ ener / und mit allerley Grobheit verwickelt und erſchmierter Waare.
Ber aber fo eigenfinnig ſeyn wolte / ſei⸗ eee Kunſt / mit dem / wovon hier die
Schwefel / ja ſelbſt denen unedlen Metallen / und ſeine Kochung mit dieſer eingebildeten Auß⸗ kochung / über einen Leiſt zu ſchlagen / der wuͤr⸗ es mit mir / und glaublich allen vernuͤnftigen Leuten verderben. Indeſſen wird ſich auch gleichwohl ein jeder vernuͤnftiger Mann billig huͤten und beſcheiden / der ungegruͤndeten Ver⸗ irrung ſich theilhaftig zu machen / welche von ergleichen / auch insgemein ihme gar nicht bes wuſten / gantz andern Arbeit und Einrichtung / nit gantzer Gewalt auf die geſamte groſſe Welt / ind erſte Erzeugung / nicht allein der edlen / ſon⸗ ern ſo gar auch unedlen Metallen / ſolche un⸗ baͤndige Schtüffe zu machen ſich beſtrebet.
Nun weiß ich ſchon lange / was u
i
302
„Wiſſenſchaft / eine falſche Einbildung / nicht „allein erwehlen / ſondern auch aller Welt an⸗ „preiſen / groſſe Weisheit darin vorgeben / die „es nicht glauben koͤnnen / ſchimpflich halten / viele „gute Leute aber / die es fo blind hin annehmen / „in weitere naͤrriſche Einbildung / Zeit⸗Berufs⸗ „Geld und Vermoͤgens / auch ihres guten Na⸗⸗ „mens und Ehren-Sefährung und Verluſt/ zu „verleiten,, Was in dieſem letzten eintreffen oder nicht / gebe ich allen redlichen Leuten zu be⸗ urtheilen. | | Gleichwie ich aber albereit meine Meynung g von den Ertz⸗Gaͤngen ſchon deutlich eroͤffnet / e auch die Urſachen angeführt habe / warum ich fie für An · und Ein⸗Erſchaffung achte; duch gerne zugeſtanden / daß jedoch noch heut zu Tag Metall gewuͤrcket wuͤrde / nicht aber ganghaf⸗ tig / es fiele dann wieder in außgeſogene Gaͤn⸗⸗
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= (00 2303
m habe auc auch nicht allein etwas don begreif⸗ cher Art / wie es damit zugehen moͤchte / erwaͤh⸗ net; daß es nemlich durch Zerfiöhrung etwas von den alten Gaͤngen wahrſcheinlichſt geſche⸗
2 ſondern bin auch willigſt zu erkennen / daß ſothane Zerſtoͤrung / einmal durch Zerfreſſung / nd flüßige Verfuͤhrung / und anderswo wie⸗ er Anſetzung / gleichmaͤßigen Metalls geſcheben koͤnne: ander mal aber auch durch würckliche A Außeinanderloͤſung der innerſten Grund⸗ taterien ſelbſt / wo nicht busch doch haupt⸗ aͤchlich / in dunſtiger Geſtalt. Worauß nach⸗ ei: ſowohl andere Art Metalls / als aller»
and Berg⸗Arten / Farben / u. d. g. erwachſen. Nur iſt die eigentliche Zaupt⸗Srage / in was vor Geſtalt dann ſolche Grund⸗Weſen auß einander geben mögen ? Hierauf iſt mei⸗ ne aufrichtigſte An wort / das weiß ich puͤncktlich und zuverlaͤßig nicht; wiſſens andere / fo goͤnne ichs ihnen gerne. Ziven Dinge aber ſind / des Iren eines ich gantz gewiß weiß / das andere aber für ziemlich gewiß halte. | as erſte iſt / daß es nicht in lauffender 0 Br Ibers Geſtalt geſchehe; Auch / ſo es zu Schwefel ⸗Erzeugung gereichte / (welches für ar thunlich achte / ſolches Theil zu neuer Er⸗ ieugung anderen Metalls hoͤchſt untuͤchtig waͤ⸗ re: ſondern ehe zu Verhinderung gereichen koͤn⸗
ne. Das andere iſt / daß ſolche außgetriebene Grund⸗Weſen / weder fo reine eintzeln — ei⸗
304 88 (o) EM ö
ſchelden; noch fi) fo reine anderswo einzeln anlegen: „Wohl aber in ſolchem Zuſtand ges |
ſten / verweiſen. 0 Unter dieſen nun wil ich auch ſelbſt / weder Vitriol, noch Schwefel / noch das lauffende Queckſilber / gantz und gar verachtet noch vera worffen wiſſen. Bin aber dadurch auſſer aller Sorge / daß einiger Verſtaͤndiger mir beymeſ⸗ |] fen werde / ich trete wieder zuruͤck / und räumte |$ gerne wieder ein / was ich vorhin abgeräume Ih zu haben ſcheinen wollen. |: Die Frage war bisher / ob die ſaͤmtliche Metalle auß ſolchen Dingen / eigentlich / einig / |" und beſtaͤndig / erzeuget und gebohren wuͤrden; und ſolche deren insgeſamt ordentliche erſte Ans Il fänge ſeyen? Dazu ſage ich ſetzt / wie allemal / N)
Nein. | Daß ich fie aber für ſolche Dinge aufneh⸗ me / welche auß Zerſtoͤrung der Metallen / inund | auſſer der Erden / erwachſen; und ein oder ans f deres metalliſche Grund⸗Weſen / eines ſo / das l andere anderſt / in ſich haben; welche muͤhſam |& darauß geloͤſet / und reiniglich zuſamm geſinag N
und
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| — 2 (o) 8 307 und alſo wieder metalliſch / und zu Metal⸗ len beyfuͤglich / gemachet werden koͤnnen: Das zu aber / wie der gantzen Welt vor Augen liegt / fo viel Verſtand / Muͤhe / und ſo vielerleb Zuſaͤ⸗ und Abnahmen gebören / als in etwas era fahrnen bewußt iſt: auch ſelbſt die unerfahrenſte Wortſprecher / iu Entſchuldigung ihres kund⸗ baren Unvermoͤgens / gar zierlich und außfuͤhr⸗ lich nachzubeten wiſſen:
2
ſtriche voll; und noch dazu mit fo viel (nach ih⸗ rer eigenen Meynung /) Verſauung geſchehen ſolte / daß es ehe zu 100000, Centnern unreinen unbeſtaͤndigen / als zu einem Loth recht reinen
Metalls / gedeyhe und außſchlage. | Allwo nemlich alle ſolche gar zu weit auß⸗ ſchweifende Außdeuter / zum wenigſten auß al⸗ len / auf ihre kunſtreiche Erfahrung fi beruf⸗ ſenden Vorgaͤngern / billig wohl behertziget ha⸗ ben ſolten / daß / obſchon dieſe dom Gold und Silber / und geringerer Metall Verbeſſerung in eben dieſe Art / groſſe Verſicherung thun; uU gleich⸗
306 22 (0) 88 ( 8 3 gleichwohl alle in insgefamt / entt entweder gar nichts / f oder doch aͤuſſerſt weniges / Meldung thun / daß auch alle andere geringere Metallen / eben auf ſolche Weiſe / und auß eben ſolchen Grund⸗ Weſen / oder Principiis. zu erweiſen ſeyen / wie |0 fie in der Natur / oder Kunſt / dadurch bereitet | werden / oder feyn möchten.
Uber welcher Betrachtung ich / gewiß von lan⸗ 5 gen Zeiten her / manchen Gedancken und Ber u dencken gehabt. | 1
Dann, wiewohl Gold und Silber fo wohl |j den naturlichen Vorzug haben / daß fie ſchoͤn il von Anſehen / und beftändig in ihrer Gute / fa | faſt unverderblich / auch ſehr bequem zu hand⸗ thieren ſind / als weder gar zu weich / noch all 7 hart / weder allzu leicht⸗noch ſtreng⸗ fluͤßig; als ı auch die Wuͤrde und Hochachtung in menſch⸗ \N licher Meynung erlanget / daß fie vielguͤltig und | ſchaͤtzbar gehalten werden. 1
So iſt doch nicht allein auch gegentheils N 0 fenbar / daß manche andere geringer geſchätz⸗ U te Metall / theils zu allerhand dem menschlichen Leben noͤthigen Gebrauch / ſelbſt noch nuͤtzlicher; theils auch / zum wenigſten in ihrer inwendigen Verbindung / nicht viel weniger feſte und bes Ih ſtandig / und alſo eben ſowohl / in dieſem An⸗ ſehen / vernünftiger Betrachtung nicht unwuͤr⸗ dig zu achten ſind. Maſſen / wann man von a dem Grund des geſamten metalliſchen Weſens recht eigentlich und außfuͤhrlich zu handeln un⸗ terfaͤnget / es nicht genug noch damit gethan ſeyn
wil⸗
08 Co) ER 307
wil / allein von denen volkommenft vermiſch⸗ ten zu reden; ſondern man ſeinen Verſtand Jauch genugſam daran üben und erweiſen kan / „daß man auch anderer / ja jedes inſonderheit / wahre Bewandniß vorſtellig mache.
Wannenhero ich dann gewiß allezeit mit et⸗ was Verdruß angeſehen / daß theils Helmont, theils Beccher, von denen fo benamten Arfeni- cal-Schwefeln der geringern Metalle / zwar et⸗
| rm wieviel würde doch von denen allge⸗ f meinen Vorgeben / wegen der geringern Metal⸗ len / und deren bäufig beygemiſchten freinden lerdiſchen Unreinigkeiten / auf einmal hinweg fal⸗ len / wann gezeiget werden koͤnte / daß man durch eine febr kleine Quantitaͤt z. E. auß dem Eiſen oder Zinn gezogenen Weſens / nicht als lein das hoͤchſtſchmeidige und fluͤßige Gold / ſon⸗ dern ſelbſt / wie fie angeben / das Queckſilder / in ſproͤdes und hartfluͤßiges Eiſen verkehren koͤnte / oder in ein kalchichtes unfluͤßiges Weſen / wie die Zinn⸗Aſche iſt / berfegen. Ja / wie viel näher würde es auch der vor⸗
habenden e ſolcher geringern Di
| 2 tal⸗
308 23 (0) 8 | talle fugen / wann man gewiß wüßte, daß ſo
ein weniges in ihnen ſteckte / welches ſie ſo weit
von denen ſchmeidigen / und hoͤchſtfeuerbeſtaͤn⸗ digen / zuruͤck⸗ſetzte und abhielte. Auch / wahr⸗ ſcheinlich / zugleich ſolcher Scheide⸗Kuͤnſte in⸗ nen werden moͤchte / durch welche dieſes Weſen in andern Metallen angegriffen / losgemacht / und alſo ihre übrige Verfaſſung in eine beſſere Gleichheit / auch auf dieſen Weg / verſetzet wer⸗ den koͤnte. .
Ich finde aber von dieſem Angeben nirgend
etwas ſo weit deutliches / als beym Baſilio, da er angiebt / daß auß dem Oel des Vitriols kei⸗ ne guͤldiſche Tinctur, wozu er allein den Spiri⸗ tum ruͤhmet / ſondern eine Kupfer machende / zu erhalten ſey. Weil es aber auf eben den Weg /
wie die guͤldiſche / zubereitet werden ſolle / ſolche
aber bisher nicht zu treffen ſeyn wollen / ſo hat
auch dieſe Art Kupfer⸗Tinctur ſich bis noch da⸗ to ebenmaͤßig incognito aufgehalten. Dann was der Autor des Wunder ⸗dreyes von ſei⸗ nem Vater erzehlet / daß er einen eiſernen Nagel in ſehr ſchmeidiges Kupfer habe verkehren ſehen / iſt auch nur geſchrieben / aber nicht bewieſen. Der andere iſt der Schreiber der wieder aufgelegten Alchymiæ denudatæ; der von denen / von ih⸗ me ſo benamten Saltzen der geringern Metal⸗ len / in dieſer verneueten Edition eben daſſelbe p. 78. angiebt: dergleichen er ſowohl in der ers ſten / als auch anderswo im Buch / nicht gethan. Auch Kunckel / ſowobl in ſeinen erſten Anmer⸗ ckungen / als noch weiter im Laboratorio, isn
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(o) 88 369
Dem wahren Bley / und Eiſen⸗Saltz / das Ger gentheil / und daß es das Queckſilber in wahres Silber verkehre / fuͤr wahr verſichert. Dabey aber freylich wohl anmercket / daß die falſchge⸗ nannte Saltze ſolcher Metallen / weil ſie nichts als eine bloſſe Solution des gantzen Coͤrpers ſind / wieder in ihre eigene coͤrperliche Geſtalt zuſam⸗ men gingen: Dergleichen aber fuͤr eine Ver⸗ kehrung anderer / und beſſerer / Metall in ein ſolches / anzuſehen / (zumal es nicht einmal ſo viel / als ein ſolches vermeintes Saltz ſelbſt ge⸗ wogen / außtragen wuͤrde /) in bemeldtem Au- tori der Alchym. denudat. unmöglich zutrauen kan; weil er durch viele Dinge / die eine viel beſſere Erfahrung und Verſtand von ſolchen Sachen bezeugen / keine Urſach dazu giebt. AJndeſſen gefaͤllet mir doch auch von Bun⸗ ckeln recht wohl / daß er von dem Bupfer / in I feinem Laborat. auß druͤcklich geſtehet / daß es ſo feſte vermiſchet und verknuͤpfet ſey / daß man ihm ſchwerlich etwas gruͤndlich nehmen / oder auß feinem Grund⸗Weſen abgewinnen koͤnne. Wobey er auch eine Anmerckung fuͤget / die ge⸗ wißlich / wo ſie / in genauer Unterſuch⸗Probe / ſich alſo beſtaͤtiget / nicht von geringer Bedencklich⸗ keit iſt. Er mercket nemlich an / daß nicht allein das friſche Kupfer mit zugeſetztem Schwefel ſich in etwas entzuͤnde; ſondern wann auch der meiſte ſolche Schwefel wieder abgegluͤhet wer⸗ de / und das beygeſetzte Kupfer zum Croco, oder wie er es hie — uſto worden / wan man * es
310 93 (% 20 (o) 38 es ſodann nochmal mit mit gleihmäßigem Schwe | fel vermenge / es wleder eben alſo darmit blicke; auch ſolches ſo oft thue / als beyderley Arbeit das * mit vorgenommen werde. | Weil aber einmal gewiß iſt und bleibt / daß weder Schwefel / noch die einzele Scheide⸗Waf⸗ ſer / ein recht außgebranntes Metall / ſage ent⸗ weder gar nicht / oder zum wenigſten ſehr lang⸗ weilig angreiffen / wann ſie auch gleich noch ſo ſtarck find: fo müſte auß der angeführten Be⸗ zeigung des Kupfers entweder folgen / daß fol I ches fein verbrennliches Weſen ſchlechterdings nicht gantz fahren laſſe; oder ſelbſten auß dem Schwefel wieder etwas dergleichen an und ein⸗ nehme / mit in ſo weit erfolgender Zerſtörung | ‚oder Aufloͤſung. Es ſtehet alſo dahin / theils wie weit man Dies | ſes von Kundeln genannte Fulminiren Deuts lich erkennen moͤge; theils / wie es in fernermeie ten Umſtaͤnden genau erfunden werden moͤchte; abſonderlich deme / daß er bemercket / wie das Kupfer durch dergleichen Tra&tament Wieder⸗ holung viel abnehme. Was das erſte betrifft / ſehe ich keinen andern Weg / dergleichen Ful miniren zu ſichtbarlicher Beobachtung zu brin⸗ gen / als den einigen / welcher bey dem Eiſenfeil ſich am ſichtbarlichſten erzeiget; daß man es ne mlich / ſage / ein ſolches æs uſtum, oder zu wie⸗ derholtem mal außgebrannten Eren „ nur mit wenig Schwefel vermiſchet / in einen noch nicht gluͤhenden Tiegel nur oben auf 2 etze;
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08 (o) EM 371
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ſetze; und wann der Schwefel / damit gleichſam kochend aufwallende / die Glut zu fühlen ans fuaͤngt / auch wohl einen Blick Feuer faͤngt / auf das darauf folgende hell roth uͤbergluͤhen / ach⸗ tung gebe. Meine eigene Zeit hat noch nicht gelitten / dieſe Muͤhe zu nehmen. Ich ſolte aber ſaſt glauben / daß Kunckels Art zu reverberiren einige Anlaß gebe / welche bey Kohlen⸗Glut / wie er ſelbſten an anderem Ort wohl hemercket /
nicht ebenmaͤßige Wuͤrckung haben moͤchte. Gewißlich hat ſolches reverberiren der Alten noch billig bedenckliche Umſtaͤnde / auch in Un⸗ terſuchung der von ihnen / und ſonderlich Hol- Alando, angegebenen Arbeiten zu einiger Vir⸗ aͤnderung der Farben. Jedoch muß auch die Materie darnach beſchaffen ſeyn / davon ich eine kurtzweilige Begebenheit anfuͤhren kan. Es hatte ein ſolcher ſonſt eben nicht ungeſchichter Kuͤnſtler / wie es zu gehen pfleget / allerhand Proceſſe mit probatum eſt, und beygeſchrie⸗ bener Verſicherung des wahren Angehens / ge⸗ ſam̃let; Einer begoge ſich auf Buͤchſen⸗Steine / durchs calciniren roth zu machen: das wolte ihm nun nicht angehen / unerachtet er ehemals von mir dleſes reverberium der Alten bemer⸗ cken gehoͤret / und ſich deſſen dabey zu bedienen befliſſen hatte / weilen zumal durch das bloſſe Außgluͤhen / darauf ſich der Proceß einfaͤltig be⸗ zogen / nichts roth werden wolte. Er kam des⸗ wegen zu mir / und eroͤffnete mir ſein Anliegen. Ich konte augenblicks el, woran die 1 4 e
45 Be. +3 8 (0) 888 .
che feſt ſaͤſſe / 0 a G n deshalden noch noch gegen ſhn / * daß in der Sache keine Irrung vorgehen koͤnte / und wider die Natur waͤre / daß es fehlen ſolte. Als er nun dadurch noch mehr irre wurde / frage „ te ich ihn / was dann vor Steine in ſeinem Pro⸗ eeß benennet wären? ſagte er / je „Büchſen auch f een Sonſt pflegen ſolche Täͤndeleyen den Namen beyzuſetzen / Volgtlaͤndiſche / andere: be wie fie im Coburgiſchen brechen / ie Ich ſogte d ihm mit Lachen / es wuͤrde ſein Proceß im Grund Ah falſch ſeyn / wann darin ſtuͤnde Feuerſteine: weil mir wohl dekant / daß es font ordentlich heiſſet Ä Buͤchſen⸗Steine / ja gar / (defnite) die Büch⸗ N fen Steine. Ich fragte ihn noch weiter lachen. 0 des Munds / wie alt fein Proceß feun moͤchte; Uber hundert Jahr / ſagte er: und wuſte ich wohl/ daß David Beuteriſche Schnitze mit darunter h ſtacken. Ich fragte ihn noch weiter / wie lang er wohl meynte / daß die Schnapp · Haͤhne / oder Flinten in gemeinen Gebrauch gekommen und ob man auch noch wohl heut zu Tag das Wort Flince und Buͤchſe / ohne unter den Bauren / für einerley gebrauchte? Er wurde Blut⸗roth / r und boͤſe auf ſich ſelbſten / daß er Slintensoder g euer ⸗Steine / für Feuer ⸗Buͤchſen. Steiner |) roth hätte machen wollen. Und konte damit die Kunſt in einem Augenblick: ich meyne die |‘ Feuer / Steine roth ju kriegen. Wie ſie ſi ch aber weiter legitimiret / hat er mir nicht vertrau⸗ |
et / glaubli um nicht noch einmal vexiret zu werden. jewohl ich ſolche mineram, in ih⸗ ker
rer Gebuͤhr / eben nicht ſchlechterdings verachte: gewoͤhnliche groſſe Schnitte aber / von ihr und ihres gleichen / auch wohl zu unterſchelden / gar
von langer Zeit her weiß. ei Ich kan aber auch / wieder zu unferer Sache zu kehren / von denen Metaliſchen Anfaͤngen / Becchers hie und da kuͤrtzlich beruͤhrtes Ange⸗ ben nicht gantz mit Stillſchwegen übergehen; da er nemlich / meiſt mit wenig Worten / auch das gemeine oder Meer⸗Saltz mit in das Spiel ziehet; wo er / faſt im vorbey lauffen / von Erzeugung der Metallen Erwähnung thut: redet auch davon / bald unter dem Namen eines mer⸗ curialiſchen / bald arfenicalifchen Weſens / oder gar Schwefels / von ſolcher beyderley Art. Doch benennet er es / ſonderlich wo er von dem Alca- heſt redet / auch noch wohl etwas außdruͤckli⸗ cher; am allerdeutlichſten aber ſchreibt er die⸗ ſem Saltz die Innhabung des mercurialiſchen Grund⸗Weſens zu: und daß ſolches darinnen / auſſer metalliſcher Vermiſchung ſteckend / dar⸗ auß in ſolche Vermiſchungen zu erholen ſey. Sehr bequem waͤre es / wann es ſo leichtlich dar⸗ ein zu ziehen fiele / wie das brennliche: Doch wer
weiß / was die Zeit noch lehret. |
Mit dem arſenicaliſchen Weſen / oder deſſen Gleichheit / hat er mir gewiß ein groſſes Beden⸗ cken gemacht / ſeit dem ich eine ſolche Künfteley bemercket / welche dem arfenic, in einem Haupt⸗ Umſtand / fo gleich als ein Ey dem andern kom⸗ met. Weil ich es * noch nicht * | 5 ar
ö
314 29 () 8 I klar zu machen / Grlegenheit/ am allerwenigſten aber Zeit gehabt; meine Weiſe aber nicht iſt / von Sachen ohnegenugſamen Grund zu reden | wil ich es noch virſparen. Es kommet auf ei⸗ nen Haupt⸗Umſund an / welchen er Phyſ. ſubt. pag. 899. in de dritten mercurialiſchen prz- paration benenaet. Es mag alſo damit an⸗ ſtehen / bis die Zeit der Sachen Außſchlag zu ge⸗ ben mit ſich brinaet, iin 1 Int wiſcher finde ich doch / noch einige betracht⸗ liche Merckwürdigkeiten zu berühren / welchen ein jeder ſelbſten / ſo weit es ihm gefaͤlllg / nach⸗ | dencken mag. FF Wann wan das Kupfer zwiſchen friſch glue | hende Kohlen leget / fo ift bekant / daß es eine gruͤn⸗/ blau / und Purpur⸗Farbe in die Kohlen⸗ Flaͤmmgen wuͤrcket. Daß ſolches von etwas ſubtilem / auß dem Kupfer außbrennendem ent» | ſtehe / ift darauß abzunehmen / weil es nach ge ⸗ rade damit zu Aſche verglimmet. 4 Wann man nun in flammende Kohlen Saltz ſtraͤuet / fo thun fie einen fo ebenmaͤßigen ere daß wenig Unterſcheid davon zu bemer⸗
en. | Ingleichen ift bekant / daß das Kupfer in ſpiritu Nitri eine blaue Farbe abgebe. Nun wird auch auß dem nitro ein ſpiritus gemacht / der den arſenic in gleichmaͤßiger Farbe ſolviret vorſtellet. | x Wobey auch noch vorkommet / daß der Rauch von in die Kohlen gelauffenen . 7 | | eru
(o) 88 315 Geruch eine merckliche Gleichheit mit demjeni⸗ gen erweiſe / welcher von dem reichlich in heiſſe Gluth geſtraͤueten / und gleichfalls in einem welſ⸗ fen Dunſt aufrauchenden Saltz vorfaͤllt.
Es iſt nemlich nicht unbillig zu erwegen / daß / wer curios aufmerckſam ſeyn wil / keine auf eis nige weiſe bemerckliche Umſtaͤnde auß der Acht zu laſſen / Fug und Urſach habe.
Weil ich noch auf dieſer Materie bin / ſo wil ich auch noch eine Anmerckung anfuͤhren / welche ich weiter oben vorbey gegangen bin / und das verbrennliche Weſen in dem Eiſen betrifft. Wann man Eiſenſeil / ſonderlich in einem offe⸗ nen Glas / mit wenig / ader recht guten Scheid⸗ Waſſer uͤbergieſſet / daß es nicht hoͤher / als gleich ſo hoch / als das Eiſen⸗Feil ſelbſten liegt / daruͤ⸗ ber gehet / ſo iſt leicht zu erachten / mit was vor Heftigkeit / Erhitzung / häufigen dunckelbraunen Rauchs Außdunſtung / ja ſelbſten / nachdem es viel iſt bis zum Uberlauffen / ſteigenden Auſſie⸗ den / es daran arbeite. So bald es ſich aber geſtillet / iſt das Eiſen dergeſtalt alteriret / daß es ſiüch durch weiter zugegoſſenes Scheid ⸗Waſſer ſo wenig / als ein außgegluͤheter Crocus, mehr angreiffen laͤſſet.
Ja / wann man auch Eiſen / in gutem Scheid⸗ Waaſſer mit moͤglichſter Gelindigkeit / wozu Zeit und Geduld gehoͤret / ſolviret; letztlich aber / wann es nicht mehr anzugreiffen ſcheinet / noch mehr zartes Eiſen / als Nadeln / oder Stahl⸗ Dratd / nachtraͤget / und mit gelinder en
wa
318 wa (o) 88. * was es noch weiter angreiffen wil / ſolviren laͤſ⸗ 1 ſet: fo läßt es ebenmaͤßig / theils bald / theils noch nach und nach / wieder etwas als einen Schlamm fallen. Auß welchen Umſtaͤnden ein jedweder nehmen mag / was ihm gut duͤncket.
So viel moͤchte wohl am einfaͤltigſten darauß erſcheinen / daß / nach der erſten Anmerckung / dem Eifen dasjenige haſtig / und gleichſam auf ein⸗ mal / entriſſen worden / wodurch es dem Scheid⸗ Waſſer vorhin Zutritt gegeben. De
Einem jedweden flieht dabey frey / was er von Aunckels Erinnerung / eines auf dieſe Weiſe uͤberſteigenden Metalliſchen geiſtlichen Weſens glauben wolle; welches er auch / theils wo er von der ſolution des Zinns handelt / theils von den gradir- Waſſern / angelegentlich behaupten wil: ja ſelbſt / bey der Entzuͤndung der Metal⸗ len mit dem Schwefel / auf dieſen Schlag lauf⸗ fende Meynung heget: Seiner / von Zerſtoͤrung des Goldes / Hiſtoriſch angeführten Begeben⸗ heiten / von dem heruͤber ſteigenden / fo wohl ron then / als milchfarbigen ſubſtanz zu geſchweigen. Imgleichen was Beccher, Phyſ. ſubt. p. 258. n. 118. und im Roſeto Chymico, in dem 19. Pro- ceſs von der Proferpina ; wie auch im vor⸗ hergehenden 16. Proceſs mit einem ſolchen fluͤch⸗ tigen Spiritu auß Arfenico und Nitro anfuͤh⸗ ret. Wie dann auch der Zinck zu gleicher Ar⸗ beit hauptſaͤchlich dienet.
Ich habe bey dieſer Art Arbeit noch folgende Umſtaͤnde zu bemercken; Erſtlich / daß IE |
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2 (e) EB 317 gewiß nicht ſchlechterdings auf das Mierallis ſche Weſen / ſondern ſelbſt auf des ſpiritus Farb ⸗Weſen / mit ankomme : womit ich doch niemand darauf / als auf das univerfal-fubje- ctum verleitet wiſſen wil; weil ich nicht allein ſelbſt mit dergleichen unendlichen Einbildungen nichts zu thun habe: ſondern auch / fo weit die Theorie ſich zuſammen reimen läßt gründlich genug weiß / daß durch ſolcherley concurs be⸗
gg eigentlichſt / nitroſiſche Weſen / als im Grund damit einerley / gar nicht weder verder⸗ bet / noch verunreiniget werde / was metalliſche Abſichten betrifft.
2) Machen alle dieſe Hand⸗Griffe / mit den Metallen und fpiritu Nitri, die operation deſto verdrießlicher / weil es mit einer Heftigkeit zuge⸗ hen muß / und auſſer ſolcher je wenig und weni⸗ ger effect thut. Da hingegen eine Manier he⸗ mercket werden koͤnte / wodurch es nicht nur am ſtilleſten / ſondern auch am haͤufigſten von ſtat⸗ ten gehet / und nur an ſchicklicher Regierung des Feuers gelegen if. Sonſten aber auch
3) Das alsbaldige Einfangen dergleichen fub- tilen Geiſter / ohne Vermiſchung mit ſonderli⸗ chem / noch weniger aber mit vielem Waſſer / zu Beweſsthum der Wahrheit ſolcher Dinge deſto dienlicher iſt. Und ich gruͤndliche Urſachen ha⸗ be / weßwegen ich mit Runckels Angeben / ſol⸗ cherley Spiritus mit vielem Waſſer einzufangen nicht einerley Meynung bin. Deſſen ein Bey⸗ ſpiel auch der bloſſe mit gutem Oleo Vitrioli
gemach⸗
318 22 (0) 3
gemachte abgeben kan; welcher / wwe wann nad Glauberg und Kunckels (auch mit dem Aqua regis,) Art / mit dieſen erſt in Waſſer ſolvirten Saltzen gemachet wird / nimmermehr durch ei⸗ N nige rectification in ſolchen Stand zu bringen / es er ohne vorgeſchlagenes Waſſer ſich erlei⸗
deco bon auch die Urſach unſchwer zu begreis fen / weil ja dergleichen ſubtile Spiritus, wann ſie je im Waſſer keine Aenderung bekaͤmen / doch guten Theils mit dem Waſſer / im dephlegmi- ren / überſteigen: und ob gleich endlich bas tba ſer davon gebracht / und der hoͤchſt concentrirte Spiritus nachgehends in freyer Luft etwas rau⸗ chet; ſo iſt doch eben ſo leicht zu begreiffen / u % auch noch auf die letzte der dephlegmation, 07 wohl durch die Luft im Kolben / als Durch die Waͤrme ſelbſten / gewiß nicht wenig dem Phle- 5 gmati noch nachgehet. N Ja / was wil man davon fuͤr einen augen⸗ ſcheinlicheren Beweis haben / als die merckwuͤr⸗ dige Anweiſung / welche Casfius von dem phle⸗ gmate ſolcherley ſpiritus ertheilet / wie dadurch eine Art aqua regis entſtehe / welche das Gold ö in gantz rothe Cryſtallen bringet. | Ich bedinge mir aber befter maſſen auß / daß N nend glauben oder ſich einbilden ſolle / daß ich ihn / oder wer es auch ſey / auf ungegruͤnde⸗ ten Goldmacherey⸗Verſuch anweiſen wolle noch werde; ſondern nur / entweder zu Er⸗ i Er 0 jedwederer Sache an ſich . er⸗
| 2 0 2 319 dergleichen Wahrheit im Wercke ſelbſt zu bes greiffen Anleitung / ja vielmehr ſelbſt Beweis⸗ hum davon zu geben gemeynet: oder doch hoͤch⸗ . denen / die ſich eines mehrern anzumaſſen rmeynen / eben dadurch auch Gelegenheit zu eigen / daß fie nicht mit ungewaſchenen Hans den und ungegruͤndeten Sudeleyen ſich noch mehr vertieffen und verwickeln: vielmehr aber durch gruͤndliche Mittel⸗Arbeiten deſto ehe zum Außſchlag gelangen möchten was an ihrer feft gefaßten Vorbildung am Ende ſeyn / oder nicht un koͤnne / oder werde. 8 Deßdwegen ich auch nicht weitlaͤuftig gegen⸗ waͤrtige Sache auf die Mercurial Sublima- ions ⸗Proceſſſder Alchymiæ denudatz bezie- hen mag; ſondern zwar einem jedwedern ſelb⸗ ſten zu vernuͤnftigem Verfahren überlaffe: fo viel aber an mir iſt / auch darinnen warne / daß unerfahrne ſich nicht unverſtaͤndig an ſolche Din⸗ ge machen ſollen / welche nicht vor ihres gleichen dienen / und wie der Autor ſelbſten aufrichtig — auch von ihm nicht dahin gemeynet
— kan mir auch niemand mit Bil⸗ ligkeit außdeuten / als ob ich hie am unrechten Ort fo viel von dem Weſen des Salpeters ſpraͤche; weil es vielmehr unter die Saltze ge⸗ hören möchte. Maſſen vor Augen lieget / daß die Sache nicht auf das Saltzigte / ſondern ful- huriſche Grund⸗Weſen im Salpeter / eigent⸗ lich ſich gruͤnde: von welchem noch alhier 0 re⸗ en /
320 os (o) K den / auch der eigentlichſte Ort und voͤlliges Ge ſchicke ſey. | n ee Weil ich aber eben durch das ſulphuriſche Weſen im Salpeter offenbarlich am allermei⸗ ſten von Kunckels Meynung abgehe; als wel⸗ cher ſonderlich dieſes / fo wohl als das ſulphu⸗ riſche Weſen im Marte, (und andern Metallen)
che vollkommene Weſen der Metallen / noch der von ihme angegebenen oder beglaubten Gold⸗ machenden Tinctur ſelbſten ſeyn? 40 Sondern noch andere Weſen zum Grund le⸗ get / wodurch ſo wohl jener drey principien voll⸗ kommene Verbindung / als auch ſelbſt die eigent⸗ liche / überflüßige Tinctur-Kraft gewuͤrcket wer⸗ ix und in der That darinnen gegründer feyn Olle. | 5 ‘ Ich wil dann / auß noch mehreren Stelle u die folgenden zu genauer Überlegung anführen. Pag. 391. ſagt er: Alle ſublimationes, ſo in den Metallen (und zwar / wie er ſonſten bezeu⸗ — recht und gruͤndlich /) geſchehen / find blut⸗ roth. f
88 (0) 38 321 Giebt deffen 2) die Urſache: Denn das ift
ihr Mercurius, derſelbe faſſet die Couleur mit
ſeiner materia unctuoſa, rein und allein.
3) Weiter: dann die terra viſcoſa, in Des nen Metallen / iſt zu vergleichen wie die Wolle oder Seide / eines nimmet dieſe Farbe an / ein
anderes eine andere. Auß dieſem ader waͤre ja zu nehmen / daß die materia unctuoſa im Mercurio die rothe Farbe rein und allein annehme: Die vifcofa aber auch allerhand Farben mache. g
Solches beſcheiniget ſich weiter unten / da er ſagt: daß der Mercurius die reine rothe Far⸗ be / gleich der weiſſen Wolle / am beſten an⸗ nehme. | Nun moͤchte es das Anſehen gewinnen / als wann man ihn mit Worten vervortheilen wol⸗ te; daß / (da er verſtanden haben moͤchte / der ‚Mercurius würde bloß vor ſich felbften in ſolche (nur ſcheinbare oder emphatiſche) Farbe ver⸗ ſtellet: nicht aber durch etwas coͤrperliches / fo die Farbe ihm / (wie einer weiſſen Wolle) gebe / und an oder mit ihm eine ſolche Farbe darſtelle:
man / gegen ſeinen Sinn / ihme hier eine faͤrben⸗ de Materie zu oder bey dem Mercurio aufbürs den wolle. Zumal da er ſchon auch bey dem gemeinen lauffenden Mercurio p. 227. ſich er⸗ klaͤret / daß des Mercurit eigene terra viſcoſa, oder ſubtile Erde / die rothe Farbe an ihme vor⸗ ſtelle / ꝛc. Allein / es hat gewiß 2 Mey nung nicht / (su ern
/ a 322 22 (o) 8 (0) 8 |
dern i 57 wil/ aufs alergenauefte bey feinen eigen nen Worten zu bleiben / fortfahren.
So ſagt er nun weiter unten: Wolteſt du nun dieſe Roͤthe ſcheiden vom Mercurio, 0 müßte dein Mercurius lebendig werden.
Nun ſolle mir je kein redlicher Menſch ſchuld zu geben Urſach finden / daß ich ihn hier etwa auf das neue in Worten beruͤcken wolte. Maſ⸗ fen fie alle nicht nur treulich ange fuͤhret / ſondern fleißiger / als vielleicht ein jeder ſelbſt thun Fön zu Erwegung gebracht werden ſollen.
Vor Augen liegt / daß er ſtracks darauf es daß das acıdum ihn gebunden / und das frigi⸗ dum, in feiner (eigenen) Sarbe erhoͤhet habe. | Warum ſollen aber nun dieſe Dinge / ich ſa⸗ ge / dieſes acidum und frigidum, durchauß iche von ihm geſchieden werden?
Die Urſache ſtehet außfuͤhrlich dabey: well er auf ſolche Weiſe nicht mehr als ein Mercu- ü rius vivus werden wuͤrde. AA
Laßt fo ſeyn / moͤchte man ſagen; ſo hate er 5 Doch ſeine Noͤthe noch in und bey ſich die man zu der ger uͤhmten weiteren perfection, ja plus. quamperfection, ſo hoͤchlich wuͤnſchet. b
Und wann ſie ſchon ſich nicht mehr ſo erhoͤ⸗ het / Blut⸗ roth an ihm wieder ſehen / noch vor⸗ 4 lieſſe; fo iſt es doch ohne dem nur ein lu - us naturæ, und ward durch das frigidum bey N ihm gewürcket; welches auch ohne dem durch acidum längſt von ihm außgeſtoſſen ee m
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28 (o) 58 323 ſeyn ſolte. Auch wohl billig / da das acidum durch eine Saltzmangelende Erde von ihm ent⸗ riſſen worden / das frigidum deſto ehe bey ihme beharren koͤnnen; weil ja das frigidum mit den Erden nicht ſo zu thun hat / auch das acidum, als welches es ſonſt von ſich ſtoͤſſet / es ja nicht
mit ſich in die Erde nehmen ſollen. Allein er machet nun erſt die allergroͤſſeſte und erheblichſte Schwerigkeiten / daß ſolches (aci- dum) Saltz / mit der terra, (was iſt aber dieſe fuͤr eine / oben war es das frigidum) durch menſchlichen Verſtand nicht wieder beyzubrin⸗ gen ſeyn wuͤrde. Confer. p. 201.
Nun kommt noch endlich das Haupt⸗Werck und der Schluß: daß zum wenigſten alſo un⸗ möglich ſeyn wuͤrde / dieſe Roͤthe auß dem Mer- curio zu ſcheiden / und als etwas ſelb⸗ ſtaͤndiges
darfuſtellen.
Man laſſe auch dieſes wahr ſeyn / daß man ſie auß dem Mercurio nicht weiter ſcheiden koͤn⸗ te. So kommet es doch auf eine fernere Fra⸗ ge an / ob nicht ein ſolcher Mercurius auß den ce einen Vorzug vor dem gemeinen habe?
Allerdings / bejahet er; ja ſelbſt einer auß die⸗
ſem Metall / vor einem andern auß jenem. Worinn / oder wodurch? Pag. 407. durch ih⸗ re proportion von ihrer terra viſcoſa, und et⸗ was Saltz.
Nun iſt die Sache noch lange nicht klar; was hat dann die terra * und das Saltz 5
2 .
— ˙ __ Z bey zu thun / und wozu ſolle fie? Sie ſolte ja bio lig vielmehr davon geſchieden ſeyn / damit das principium recht rein und gleichfoͤrmig waͤre. Die Antwort ſteher Daben : Nein. Sondern fo dann iſt die rechte Scheidung geſchehen wann der Mercurius, mit und durch dieſe Dinge / blut⸗ roth gemacht / aufgeſtiegen. Es iſt alſo deutlich geſagt: 1) der Mercurial in denen Metallen ſey zwar lauffender Art. 2) Koͤnne aber in ſolcher Geſtalt nicht wieder in harte metalliſche Geſtalt / Goldes zumal / gebracht werden / ohne die groͤſſeſte Muͤhe und Kunſt: p. | 201, 3) und ehe in Silber / dann erſt in Gold. (p. 218.) 4) Nirgend aber wird gemeldet / daß 3 dieſer lauffende Mercurius, auß einigem Mes tall / zu weitſtreckender Verdeſſerung / mehrerern 0 Gewichts anderer Metall gebracht werden koͤn⸗ te. Ja 5) es wird ſelbſt vor menſchlichem Ver⸗ 5 ſtand unmoͤglich bemercket / ihn nur wieder da⸗ hin zu bringen / daß er ſo ſchoͤn blutroth werde / N wie er vor feiner Lebendigmachung geweſen. Welches jedoch / fo wohl in Anſehung des p.254. angefuͤhrten Gleichnuͤſſes / als deſſelben rothen ſublimats ſelbſten / auch der Alchym. denud. recht verſtandener Angeden / dahin geſtellt ſeyn mag. Zumal wann von den rothen Mercuriis metallorum, auß verſchiedenen Metallen / auch | bey Kunckeln die Rede iſt. Hingegen ſolle nun der rothe / oder blutrothe N Mercurius metallorum, (feines acidi und fri-
gidi mit nichten entbloͤſſet / recht geſchieden fe | un
e 325 | und bleiben bleiben ; 2)undt 2) und die ie Rothe nicht von ihm ges ſchieden werden: 3) in ſolchem Stand ſolle er nicht etwa nur zu Gold werden koͤnnen: ſon⸗ dern 4) gar anderen Metallen weit außſtrecken⸗ de Huͤlfe thun / ja wohl gar uͤberſchwencklich ſich mit ſolcher Wuͤrckung außdaͤhnen und auß⸗ breiten: vid. p.196. 5) da hingegen das Gold ſelbſt nicht viel Tinctur haben ſolle. 6) Und ob⸗ gleich auch das Silber inwendig gantz roth / an
So kan ihr doch dieſes / auß dem Gold / nicht mehr helffen / als daß es ſie vollend zu Gold
tingiret. Was kan man nun anders auß allen dieſen unklaren Dingen herauß klauben / als zweyerley: 1) Daß dasjenige / was die Farbe an dem me⸗ talliſchen Mercurio (wann er von feiner übers fluͤßigen Erde befreyet und geſchieden) fü hoch erhoͤhet / nicht gantz von ihm geſchieden / ſondern dabey gelaſſen werden muͤſſe: damit es nem⸗ lich dieſe Erhoͤhung und Außbreitung ſeiner Far⸗ be allezeit behaupte. 2) Ja daß es auch deß⸗ wegen dabey bleiben und gelaſſen werden muͤſ⸗ ſe / damit er / durch ſolches / mit dem gleichfalls ge⸗ reinigten Saltz dergeſtalt innigſt vermiſchet werden koͤnne / daß er dieſer pag. 196. und ſonſt ku Ay gemachten groffen Hoffnung fähig
werde
Wozu noch kommen kan / daß zwar auch hie und da von dem Sale angegeben wird / daß auch daſſelbe noch etwas Ei dieſer Sarbserböbens den
an
316 29 (o) 8
den Materie bey ſich fuͤhre und behalte: ja Nawe N !
gar / wann ihm folche gantz benommen und ent⸗ zogen wuͤrde / zu einer terra damnata werden wuͤrde.
Der Sache waͤre Zweifels ohne mehrere und
hinlaͤngliche Klarheit angediehen / wann Bun⸗
ckel an verſchiedenen Orten / als namentlich auch mehr bemeldeter pag. 196. ſich deutlicher haͤtte herauß laſſen koͤnnen / was er mit denen vifcofis, und ſpermate, und anderswo anima,
Pe tinctura (pag. 288.) bedeutet haben wol⸗ ö n. N * 4 } Maſſen auß allen ſolchen Orten nichts ans
ders hervor blicket / als was er felöften/ in glei⸗
chen Faͤllen / Helmontio nicht ohne alle Billig ⸗
keit vorhaͤlt / daß er alles zu Waſſer / und auß Waſſer / machen wolle / und doch immer noch
etwas darinn / darbey / und damit zu Huͤlffe
nehmen muͤſſe. Dann gewiß / wann man ſol⸗
che nur jegt bemerckte paflagen und Redens⸗ Arten anſiehet / auch theils mit ſeiner dee
ſchen / theils Stuͤckweiſe an die Hand gegebenen Erfahrung und praxi zuſammen halt: ſo wird ſich aller Orten genugſam hervor thun / daß es weder mit dem Mercurio, als Mercurio, noch
1 1 ur
„
h
4
mit dem Saltz / als Saltz / vollkommen gerichtet |
ſey; ſondern immer noch etwas in und bey ih⸗
nen außgedungen werde / welches man ihnen 1
nicht nehmen ſolle / wo man fie nicht untuͤchtig
machen wolle. Und möchte man Kunckeln auch wohl wieder fragen / warum man dann ei⸗
nen
23 % 8 32327 ken ſolchen Mercurium, der der ſolch ei ein n Weſen bey ſich hat / ja haben fol und muß / vor welchem er nicht / wie der gemein ſo genannte / lauffend wer⸗ den kan / ſchlechterdings fuͤr einen Mercurium halten ſolle und muͤſſe? Gleichwie er fraget /
Schwefel iſt / doch Schwefel heiſſen koͤnne. Nach moͤglichſter Uberlegung / und da ich ge⸗ ißlich Kunckeln auf alle Weiſe und Wege vielmehr zu vertreten / und fü viel an mir iſt / zu handhaben / als ihme ſchlechterdings zu wider⸗ ſprechen gemeynet; erachte ich / daß Bunckel zwar in der Theorie ſchwerlich die Sache voll⸗ kommen behauptet zu haben / erfunden werden koͤnne: nach der praxi aber dergeſtalt nüglic) und merck wuͤrdig geredet / und recht Dafür ge⸗
—
Richter noch zum Burgen / daß fie auch zu dem verheiſſenen Zweck eintreffen / ihm hoͤchſtens da⸗ für verbunden ſeyn follen.
Dann in dem rechten Haupt⸗Grund gehen ſeine geſamte Beweisthum / die er auß der Er⸗ fahrung zu führen verſichert / dahin / daß man nicht noͤthig habe / ja keinen Nutzen / ſondern noch Verdruß und Schaden davon zu gewar⸗ ten / wann man Dasienige/ was nach anderer Meynung die Sarbe giebt / nach ſeiner aber nur erhoͤhet / ja vielmehr 9 und Wen
n
228 e h und außbreitlich unterhalt /a unterhält / außziehen /, asche, u den / und vor ſich allein darſtellen wolle.
Sondern es / fürnehmlich bey Dem'Mercuri- - al Theil / ficher laſſen koͤnne und möge ; auch * 10 noch etwas davon in dem Saltz⸗Theil mit dere wickelt bliebe / auch ſolches nicht aufs äuffefte davon zu ſcheiden Urſach habe.
Moſſen / wie er Pine Erfahrurg zum Burgen ſtellet / ſolches alles bey der ſuchenden Neun 1 Kunſt nicht allein keinen Schaden / ſondern ei · gentlichen Nutzen bringe.
„Und wie wäre es / wann andere / die b „mit Grund ihrer Erfahrung davon geſchrieben 1 „haben / mehr zur bloſſen Theorie und Beweis / 4 „daß etwas ſolches / noch auſſer dem een „und Sale, wuͤrcklich vorhanden / von deſſen Ab=" „ ſcheidung fo viel geredet und geſchrieben bäte „ten. Koͤnte man nicht auf die Gedancken ger „rathen/ daß ſie wohl eben dadurch die allzu „genauſichlige zwar uͤberweiſen wollen / daß es „in der That wahr ſey: aber ihnen zugleich die „praxin deſto ſchwerer / oder / wie Runckel ur⸗ „theilet, unmöglid) machen wollen ? ) 9
Ja / wie wär: es / wann andere ſolche Kuͤnſt⸗ ler auch andere Wege gewuſt / und darauf ge⸗ zielet hätten / ſolches Weſen von dem Mercu- rio reine und ſichtbarlich abzuſcheiden / beyzus be halten / und mit dem Mercurio, oder Saltz / „wieder aufs neue zu vereinigen: ja in deſto „mehrerer Qua ntitaͤt / damit es einen ting iren⸗
„den Uberſchuß gebe / in ſolche neue compofi- „tion
| (o) 2 N 329
„tion einguverleiben ? Da Da hingegen Nunckel keinen andern Weg gewuſt / als ſoſches Weſen durch viel Ralch und ſehr trockene Erden {u berſchlingen / und alſo zu verliehren / daß er es nimmer wieder darauß zu ſammlen vermoͤchte. Gewißlich geben die von mir zu Tag gelegte Beweisthum / von dem noch rohen ſulphuriſchen Grund⸗Weſen / handgreiflich zu erkennen / daß dieſes Weſen / uberhaupt / fo wohl an Maaß als Gewicht / etwas dergeſtalt zart und went⸗ ges ſey / und ſich doch ſo unglaublich weit guß⸗ theile / daß auch ſelbſt in dem gemeinen Schwe⸗ fel / glaublich / in jedem Pfund kaum ein Quent⸗ lein / ja ich glaube noch ungleich weniger / ſeye. Dann in denen verbrennlichen Metallen erfol⸗ get gar noch ein widriger effect; indem Des, ren Calces, oder Glaͤſer / ſchwerer / durch deſſen Beytritt aber wieder leichter werden. Ulnd damit man nicht meynen moͤchte / daß ſie in der reduction etwas dadurch I el wozu faſt Kunckel Anlaß geben dürfte : fo beſcheiniget ſich die Sache genug darauß / daß man es nur wieder herauß gluͤhen darf / um das zurück blei⸗ bende wieder ſchwerer zu finden. Ja / ich laſſe dohin geſtellet ſeyn / wie Kunckel genugſam zuſammen reimen wolle / was er in ſei⸗ nen erſten Anmerckungen / von einer nicht allein flüchtigen fondern auch / (auß 12. Loth / oder nach Laborat. p. 293. neun Loth Gold /) ſehr wenigen! und noch dazu in fluͤßiger Geſtalt kaum 2. Quentlein e Materie ſagt; * 5 die
30 BO ) 80.
die er mit dem andern Tt Theil / eil / nach geha gehabter Bors Vor⸗ f ſchrift / erſt wieder vereinigen / und dadurch zu
einer tinctur haͤtte machen ſollen.
Auch laſſe ich weiter dahin geſtellet ſeyn / wo⸗ b
her Bunckel auf dieſe Entziehung ſolches dem Mercurio feſte anklebenden Weſens ſo gantz
ſtracklich zu ſprechen / und ein End⸗Urtheil dar⸗
— 5 ee —
in zu geben / ſich bemuͤhe; da er doch aller Orten
aufrichtig geſtehet / daß er die metallifchen Mer⸗ curios nimmer anderſt / als in allerkleinſter Quantitat / zu wegen bringen koͤnnen. Inzwi⸗
ſchen find gewißlich alle dergleichen Kunſt⸗ſu⸗
chende dem autori der alchymiæ denudatæ
deſto mehr verbunden / daß er ihnen nicht allein die Weiſe / ſolche rolhe Mercurios zu machen / ſo treuhertzig vorgeschrieben ſondern gar Pros ben darauß verheiſſe : welches Bunckel bey eben demſelben mercurio ſublimato rubro verſchwiegen. Wem nun die Erfahrung ſol⸗ che Sachen wahr machet / der wird es auch ma⸗ chen / wie Kunckel ſehr vernünftig p. 216. rathet: Du kanſt es dir / wann du meyneſt / gleichviel gel⸗
ten laſſen / es ſey kalt oder warm / wann du nur damit verrichteſt / was deine intention iſt. Ich ſage aber nochmal / zum wenigſten auß
der hypothefi, da ſich Kunckel allezeit auf feier
ne Erfahrungs⸗Wiſſenſchaft über die SHaupt⸗Sache beruffet; daß ſolchemnach die in der Alchymia denudata angegebene expe rimenta, weil ſie mit Kunckels Anfuͤhrungen ziemlich uͤbereinſtimmen / zu deſto mehrerer / nur
vor⸗
3 2 0% | 337
1 ber tig und wohlgeuͤbtere tete Unterfuchung dieſer Art Proben / von den metalliſchen principüs, Gelegenheit an die Hand geben möchten. | Wil aber niemand weder gerathen / noch viel wen ER geheiſſen oder angefriſchet haben / feine Abſichten vornehmlich oder eyferig auf die anderweite groſſe Hoffnungen und Thaten zu richten. Als dergleichen ich meines Orts niemals ſelbſten zu Hertzen genommen / oder mich dahin beſtrebet habe: alſo jemanden da⸗ von eln Zeugniß abzuſtatten / oder ihn auf eini⸗ ge Both Darauf zu weiſen / gantz nicht gemey⸗ net bin.
„Vielmehr wil ich jedermann aufrichtig / red lich / und treulich warnen / daß er nichts von al⸗ „len dergleichen Dingen / zumal in mercklicher „Menge / und alſo auf einige Weiſe mit koſtba⸗ „rer Anlage / unterfangen ſolle; ehe er in maͤſ⸗ „ſigen kleineren Proben / theils / was er ſich da⸗ „rinn der Übung nach getrauen koͤnne / wohl „erfahren / theils / wie es ſich ein oder anderes „mal / verſchiedenlich / oder beſtaͤndig / bezeige / sz wohl angemercket. Damit er nicht nur uͤber⸗ v haupt an der Sache ſelbſt nicht verfehle; die „oftmals in groſſen Schmierereyen ſich nicht erzwingen laͤſſet / da fie in klein „
„beiten beſſer von flatten ginge * ſondern wohl „felbiten an ſolchen Fehlſchlaͤgen ſchuld ſeyn „möge, da es ihm etwa mit genugſamer Vor⸗ „ ſichtigkeit beſſer hätte gelingen koͤnnen. Ich „achte mich ſo viel / als verſichert / daß 9
„der
1 fi 332 23 (0) SB | der dieſes gu leſen bekommen möchte, über er kurz „oder lang ſich erinnern und beſcheiden 5 5 85 1 „daß ich dieſe Verwarnung nicht anderſt / als 1 „gut gemeynet hade 4
Ja / ich wil noch eine Anmerckung hinzu thun / welche / ob fie gleich der Vernunft ſelbſt gemaͤß / und alſo keines Erinnerns bedürſtig / erachtet werden möcht: ; dennoch beruͤhret zu werden de⸗ ſto ehe verdienen mochte / weil Kunckel in ſei⸗ nen erſten Anmerckungen ſelbſten mit ſeinem Exempel 6 und bekennet / daß er uͤbel dar⸗ an verſtoſſen habe. 4
Was von dem fixen Schwefel der Metallen | geſchrieben und angegeben wird / finde ich in der
That nirgend bey denen / die noch elwas Anſehen wahrbaftigen Anbringens haben / dahin gemey⸗ net / daß es ein Feuer ⸗beſtaͤndiges und un⸗ flüchtiges Weſen vor und an ſich ſelbſten 1 ſey; und alſo uͤberhaupt / nach dem gröbften 2 und allgemeinen Verſtand / fix zu achten wäre: S ondern allein / daß es unverbrennlich / und nicht wie ein anderer Schwefel im Feuer ver⸗
zehr lich oder verftörlich ſeyn fole. 6
Dahero ſie es auch erſt durch ihre anderwei⸗ | te/ ebenfalls ne befondere gereinigte principia, nicht nur vereinigen; ſondern auch erſt alle zu⸗ ſammen volllummen Feuer beftändig zu ma⸗ chen / verheiſſen. So gar / daß auch noch wohl . Kunc kel ſelbſt / in dem Procefs von Zerſtoͤrung des Goldes / auch gar das Saltz⸗ Princıpium, } in dem weiſſen oder milchfarbenen uͤbergeſtie⸗
genen
8 (0) 88 333 genen Weſen / andeutet: welches alſo durch de- ſtiillation uͤbergefuͤhret ſeyn ſolle; und doch / wie er in angefuͤhrten ſeinen Anmerckungen bemer⸗ cket / mit dem rothen Theil jur lixitaͤt hätte ge bracht werden ſollen. |
Wovon / und allen auf wuͤrckliche proceſſe an⸗ weiſenden Dingen / etwas genaueres zu reden oder anzufuͤhren / ich um ſo viel deſto mehr mich enthalte / weil ich mir feſtiglich vorgeſetzt / nie⸗ manden einigen Anlaß zu geben / ſich mit Unter⸗ nehmen einzulaſſen / die ihme zu ſchwer fallen / und doch zu Zeit und Geld⸗ Verwendung eini⸗ gen Luſt oder Anlaß geben koͤnten. a Deßhalben ich auch eine Hiſtorie / die vor ge⸗ wiſſer Zeit mit dem von Kunckeln angezogenen Gold⸗Serſtoͤrungs⸗Proceſs ſich zu getragen / und mir mit genauen Umſtaͤnden berichtet worden / auf die Bahn zu bringen / kein Belieben trage: wohl aber dieſes darauß bemercken kan / daß man ſich dergleichen Unterfangen / wie zwar Kunckel ebenfalls warnet / vernuͤnftig enthalten ſolle / wo man nicht Verluſt und Schaden da⸗ durch gewarten wil / wann man fo wohl der Ar⸗ beiten / als nothduͤrftig gründlichen Verſtands der Sachen / nicht maͤchtig iſt. Es hat ein gu⸗ ter ehrlicher Kuͤnſtler ſich damit / wie Kunckel von feinen 9. Lothen / alſo er von 4. Marcken fei⸗ nes Goldes / dergeſtalt geſchieden / daß ſie ein⸗ ander nimmermehr wieder zu ſehen bekommen. Und gleichwohl war der Fehler im erſten An ⸗ fang groͤſten theils darinn gegründet / . er 1 e. uns
334 2 (0) SW }
Bunckels Nedens, Art Labor, p. 293. fo ein Theil / es ſey weiches es wolle / abgeſonderr iſt / ſo wird in Ewigkeit kein Gold / wie es zuvor geweſen / wieder darauß / nicht ſo / wie ſie ſonſten vernehmlich zu begreiffen ſind / ver⸗ ; ſtanden: ſondern auß ſolchen Worten / nebſt j dem Titul deſſelben ı5. Kapitels, Dafür gehal- ten / es waͤre nunmehr auß alle feinen 4. Mar⸗ cken Gold ſolche Scheidung geſchehen. Alſo ging die remanenz, worauß man das wenige R gute abgeſchieden zu haben vermeynte / in die Kraͤtze; und Damit etliche 100. Thlr. in ſpatia imaginaria; wie durch meine remonſtration. und unter der Hand angewieſene ſichere Mittel? ſich augenſcheinlich erwieſen / daß zum wenigſten noch 3. Marck Goldes / (ich glaube aber billigr 3 noch ein mehrers /) gerettet werden koͤnnen. In⸗ deſſen hat mir gleichwohl dieſe Hiſtorie dazu ge⸗ dienet / daß ich darauß recht gewiß weiß / daß Bunckel dieſen Zerſtoͤrungs⸗Proceſs eben ſo we⸗ nig gründlich verſtanden habe: Maſſen er ſon⸗ ſten / wie feine Worte lauten / Gott zu bitten daß er dieſen Proceſs mit 4. Marck Gold auß⸗ zuarbeiten erleben moͤchte / keine Urſach gehabt haͤtte. Dann wann der gantze Procefs wahr waͤre / fo hätte er ſehr unbeſcheidentlich gebeten / und moͤchte ihm ein ſolcher grober Gewinſt nicht | gedeyhlig geweſen ſeyn. Wo er aber / wie es ſcheinet / fuͤr gewiß gehalten / daß die a. Marck Golds deßwegen dazu noͤthig waͤren / weil ſie dadurch (in der proportion, dis er ungefähr an⸗
me
15 5
88 (0) 8 325
weiſet /) gantz zerſtoͤret wuͤrden / ſo muͤſte wahr bleiben / daß er die Sache wohl uͤber 3. Vier⸗ theil hin nicht genug / und im Haupt⸗Werck gar nicht verſtanden. Zum wenigſten beſtaͤttiget mich auch dieſe Sache in der Meynung / die ich allezeit wahrſcheinlich gefunden / daß Bunckel zwar in Erfahrung / und mit Fleiß / und wohl⸗ geübten Handgriffen verrichteten Arbeiten / we⸗ nige ſeines gleichen haben moͤchte: aber im Ver⸗ ſtand des Grundes der Sachen lange und bey weiten nicht gleich fo ferne gereichet habe. „Ich laſſe nochmalen alles auf ſeinem Werth „beruhen / und warne jedermann / Geld / Zeit / „Fleiß / Sorgen / Muͤhe / ſeinen übrigen Beruf „und Nahrungs⸗Wege / auch ehrliche reputa- „tion und Credit nicht an Dinge zu ſetzen / die „er nicht verſteht / und / geſtalten Sachen nach / I „nicht verſtehen kan: wie ſolcher Art Unterfan⸗ I „gen find. Als welche / wann ſie auch gleich „wahr ſeyn ſolten / gruͤndlich zu verſtehen / wie „ich gewiß weiß / nicht jedermanns Thun ſeyn „ wuͤrde. Bin deſſen deſto mehr verſichert / weil „eben dieſe Hiſtorie offenbarlich / und in der „That außgewieſen / daß / wann man ehrliche „Leute / nicht erſt nach geſchehenen unwieder⸗ „bringlichen Schaden zur Warnung / und in „e gewiſſer Maſſe vernuͤnſtigem Beyrath gezogen yhaͤtte / den vermeyntlichen Nutzen an ſeinen Ort „ außgeſetzt gelaſſen / zum wenigſten der Schade »und Verwahrloſung unfehlbar vermieden wor⸗ „den waͤre, | Ich
336 22 (0) 2 Ich wil alſo noch / zum Beſchluß dieſer gan⸗ tzen Sache / nur dieſes hinzu thun. Es ſey in der That daran was da wolle / ſo gehet doch im Grund das Angeben der insgemein am meiſten beglaubten Beſchreiber / wann man ihre gewoͤhn⸗ liche Außſchweiffungen fleißig abgeſondert hat / insgeſamt dahin / daß ein ſonderbares coͤrperli⸗ ches Weſen / an Maaß und Gewicht wenig / an ſeiner Kraft und Außbreitung aber ſehr / ja 5 unglaublich / weitſtreckend ſey; welches die ſo genannte Tinctur, oder goldiſche Farbe außma⸗ 1 che: ſo wohl in dem Gold ſelbſten / als in den uͤbrigen Metallen / wann ſie zu Gold gemacht 1 «oder gebracht werden follen. 1 Solches Weſen wollen nun etliche auß an⸗ dern Metallen / und ſonderlich dem Gold ſelb⸗ ſten / als in welchem es ohne fremde Unreinig⸗ keit zu finden ſeyn ſolle / herauß ſcheiden / und ſo dann aufs neue in andere Metalle hinein brin⸗ gen: etliche aber ſo balden dem Queckſilber bey ⸗ bringen / und ſolches dadurch / wie fie es nennen / 4 animiren oder begeiſtern. 1 Dieſes lieſſ⸗ ſich nun in fo weit vor, oder ein⸗ bilden / daß es vielleicht möglich feyn koͤnte; al⸗ lein ſtuͤnde doch dabey zu bedencken / daß ſolches nachgehends in einem andern metalliſchen Coͤr⸗ per nicht mehr Farbe / als es in dem Gold ſelbſten gemachet⸗ außbringen / oder beytragen 1 koͤnte. m Hingegen doͤrfte man ſich vielleicht vorſtellen / daß auch in andern Metallen bereits ſo viel gol⸗ diſches /
.
22 (0) 802 337
berſteiget gleichwohl nachgehends die vorgeben⸗ de unermeßliche Kraft allen vernuͤnftigen Be⸗ griff; und kan man kaum mit einiger Geduld anſehen / was dieſer Schreiber vorbringet / daß mit einem einigen gran dergleichen uͤberſchwenck⸗ licher Tinctur über 300. Millionen geringern Metalls zu Gold zu machen / moͤglich befunden worden ſey.
Solche Ab⸗ oder Auſſchnitte nun auf die Seite geſetzt / und nur bey dem Haupt⸗Angeben beharret / gehen jedoch die meiſte Stimmen da⸗ hin / daß man es annehmen koͤnte / wie bereits gemeldet; als ob vielleicht / durch einen gerin⸗ gen Beytrag dergleichen recht reinen Materie / eine groſſe Quantitaͤt anderes Metalls in voͤl⸗
lige Gleichfoͤrmigkeit gebracht / ſeiner fremden Y Uber⸗
338 22 (0) 8
Überflüßigteir entlediget / und alſo in de Vollkommenheit verſetzet werden koͤnte.
Wie nun aber dieſes wur J heorie, oder ver- nehmlichen Begriff von einiger Moͤgligkeit des Haupt⸗Angebens gezogen werden konte; alſo ſcheinet gleichwohl Kunckel in der Rede von der thaͤtlich / und wuͤrcklichen Bezeugung oder pen xi, der Sache nicht ab» fondern beyſtimmig zu fen, wann er nicht allein an etlich andern Or⸗ ten / ſondern am deutlichſten in dem Hiſtoͤrgen pag. 267. ſeqq. etwas dahin zureichendes an⸗ fuͤhret / ſondern noch pag. 370. damit befchlieffetn wie ein kleines Theil in dem Eiſen ſtecke / welches g tingiren koͤnne? und von den gradir Waſſern oder ſpiritu metallico ein gleiches verſtanden haben wil.
Nun wil er gleichwohl nirgend außdrücklich behaupten / daß der gantze metalliſche Mercu- rius, weder im Gold / noch andern Metallen / dieſe uͤberſchwenckliche Tinctur Kraft ſey / noch habe; ſondern zielet aller Orten dahin / daß die ſe angegebene Kraft / nur bey und mit ſolchem Mercurio, ſo wohl am feſteſten / als reineſten / verhaſtet erfunden werden koͤnne. Womit er nemlich deutlich geſtehet / daß ſolche Kraft / wann fie auch mit dem Mercurio Deraeftalt vereini⸗ get / jedoch nicht der Mercurius ſelbſten (ey; maſſen ſie / zum wenigſten groſſen theils / davon geſchieden / und kaum mit menſchlichem Ver⸗ ſtand wieder datein gebracht werden En
je
Pi =
3 28 () 8 339 > er pag. 3 90. 391, ſich ſehr damit verwi⸗ AM. | } Und ob er gleich pag. 365. 3 66. auf eben Dies ſe Weiſe davon argutiret / ſchlieſſet er doch end⸗ lich mit einem raͤtzelhaften Außſpruch / daß die reine Seele bey einem Coͤrper beſtaͤndig blei⸗ ben koͤnne. Nemlich die NB. überflüßige ter- ra unctuoſa, oder ſubtiler ſpiritus tingens, bey dem Mercurio.
Und beſcheidet ſich endlich ſelber / daß man dieſe materiam unctuoſam, eben den rechten / bey andern fo genannten fixen fulphur zu ſeyn achten koͤnte. * Alleine / es beſcheinigt ſich eben darauß / daß aller dieſer fein Wort ⸗Streit eigentlich auf eine bloſſe theoretiſche Meynung oder Vorbildung
hinauß lauffe / und er im Grund nicht gantz in Abrede ſey / daß ein ſolches wahres coͤrperli⸗ ches Weſen die Tinctur außmachen / einen ſpiritum tingentem abgeben / und ob er gleich bey dem Mercurio verhaftet / jedoch nicht der Mercurius ſelbſten / ſeyn muͤſſe oder Eönne ꝛc.
Hingegen haͤtte er / fo viel die praxin angehet / (vorauß geſetzt / daß die gantze Sache wahr ſey) freylich den Anhängern dieſer Kuͤnſte / wie er auch den Namen haben wil / nicht einen kleinen Dienſt gethan / daß er ſie berichtet / daß die gantz eigentliche Außſonderungen dieſes coͤrperlichen tingirenden Weſens / gleichwie / nach feinem Bes griff (nemlich in rechter Reinigkeit) kaum moͤg⸗ lich / alſo auch / mit ne EDER | x |
vr;
340 “3 (o) 88 | Außgangs / gar nicht noͤthig: ſondern bey dem Mercurio, an den fie ſich am ſicherſten und fe⸗ ſteſten halte / ohnbeſorgt zu laſſen ſey.
Dieſes ſind nun ſolche Dinge / die ſich / es ſey nun an der Haupt⸗Sache was es wolle / nicht nur hoͤren / und angezeigter maſſen reimen laſſen: ſondern auch zugleich / nichts deſto we⸗ niger / im Grund / Bunckels Meynung / daß keine ſolche abſonderliche coͤrperliche / eigentlich und einig zu tingiren kraͤftige Materie / zu glau⸗ ben noch zu finden ſey / in der That entkraͤften und umſtoſſen.
Wobey man ihn noch in feiner, Grundsdif- ficultàt / daß man es keinen ſulphur nennen ſol⸗ le / uͤberweiſen koͤnte / daß er ſich ſelbſten wider⸗
ſpreche / weil er an nur angefuͤhrten Stellen / nemlich pag. 3 91. meynet / dieſe Rothe, die man vom Mercurio ſcheiden kloͤnte / beſtehe in eis nem fale acido, das ihn gebunden / und fri gido, das ihn in feiner Farbe erhoͤhet / und einer terra, ſo er in ſeiner ſublimation mit auf⸗ gefuͤhret. Und pag. 347. und 356. gußdruͤck⸗ lich behaupten wil / daß ſulphur beſtehe in eben ſolchem ſale duplicato, und terra in proporti- on. So iſt ja / nach dieſer ſeiner eigenen Mey⸗ nung / auch in dieſem Mercurio ein Sulphur, nemlich ein fal acidum, frigidum, und propor- tionirliche terra &c.
Es bleibet alſs billig nochmal dabey / wann nur die Sache ſelbſten wahr waͤre / was er gantz vernünftig pag. 216. einraͤumet: Du kanſt | dir
83 (0) (0) 8 341 * dir es gleichviel gelten l. gelten laſſen / es ſey kaͤlt o⸗ der warm / wann du nur damit verrichteſt / was deine intention iſt.
So viel von dergleichen unnoͤthigem Wort⸗ und Meynungs⸗Streit / von der Wahrheit ei⸗ nes corperlichen Grund⸗Weſens / oder prin- cipii, Schwefelichter / nemlich aller ſubtileſt⸗ und weitſtreckend⸗faͤrbender / innigſt durchdrin⸗ gend / verbindend / vereinigend / und fremde Din⸗
ge außſtoſſender Eigenſchaften.
Wobey mir aber nochmal bedinge / uͤber Dies ſe weit außſehende Angeben / niemanden zu ei⸗ niger Leichtglaͤubigkeit / oder ſelbſt nur überhaupt zu unbedungener hofflichen Glaublichkeit ange⸗ wieſen haben zu ſcheinen. Als welches auch mein eigen Werck noch Meynung nicht iſt; ſon⸗ dern nur bloß dieſes zweyerley: Erſtlich / wah⸗ re / thaͤtliche / handgreifliche / annehmliche und in ihrer Maſſe nuͤtzliche Erfahrungs⸗Wahrheiten / ſo bekannt oder unbekannt ſie bereits ſeyn moͤ⸗ gen / anzuweiſen / oder erinnerlich zu machen. Zum andern / auch zu zeigen / was für Mey⸗ nungen und Angeben / uͤber dem verwickelten Werck der Metall» Veränderung auf den Grund des fixen Schwefels / von andern; von Aunckeln aber zwar nicht auf dieſen Namen / aber in der That doch eben auf ſolchen entworf⸗ fenen Grund / außgezeichnet werden: es moͤge nun das Gebaͤue ſelbſten auß Werck⸗Stuͤcken / oder Stoppeln und Stroh / darauf geführet und beſtättiget werden koͤnnen. Als welches meine Y 3 gering⸗
342 3 (e) geringſte Sorge Sorge iſt / und 1d daß es auch anderer al al. ſo ſeyn moͤge / wohlmeynend wuͤnſche.
Ehe ich von dem Schwefel⸗Weſen gäntzlch abgehe / wil ich doch noch etwas Erwaͤhnung thun von dem wahren einfaͤltigen Grund des Rupfer⸗Seiger⸗Wercks: dann wiewohl ich ſolches allbereit in der Diſſertation von dem Grund des Schmeltz⸗Huͤtten⸗ und Probier⸗ Weſens (Metallurgiæ pyrotechnicæ & doci- maſiæ, ) gegeiget ; ſolches aber doch / als nur kurtz / ob ſchon deutlich beſchrleben / vielleicht nicht einem jeden ſo ſtracks begreiflich genug ſcheigen möchte: fo wird nicht ſchaden koͤnnen / es auch als hier nochmal klaͤrlich außzufuͤhren. 5
Es iſt nemlich vor allen Dingen zu bemer⸗ cken / daß der gemeine Schwefel / ob er ſchon (wie ich auch von dem Gold ſelbſt erwieſen ha⸗ be /) alle metalliſche Coͤrper anfaͤllet / und aufs allerſubtilſte durchgehet / und ſich mit ihnen ver⸗ einiget / dennoch einen doppelt / ja dreyfachen mercklichen Unterſcheid darinnen haͤlt / daß er 1) ein Metall vor dem andern ſchneller angreif⸗ fet; 2) bey einem Metall vor dem andern ver⸗ ſchiedene Geſtalt nimmt / oder machet: 3) von einem leichter / und in anderer Geſtalt / als von dem andern / ſich wieder ſcheidet.
Was das erſte betrifft / fo fället er zwar Eis ſen / Kupfer / Bley / Zinn / Queckſilber / und Sil⸗ ber mit ſchlechtem Unterſcheid / ſchnelle genug an; jedoch moͤchte man noch ſo viel Unterſcheid Dakar bemercken / daß es meiſtens nach der Ord⸗
nung / \
j 2823 (o) ER 43 nung / wie ſie hier gemeldet ſind / geſchehe: auch kan der Regulus Antimonii, Wißmuth und Zinck / naͤchſt dem Zinn eingeruͤcket verſtanden werden. Das Gold aber greiffet er nicht ehe an / als bis es ziemlich helle gluͤhend geworden / welches er / durch das Sal alcali feſte gehalten /
abwarten muß. e b Dass andere / die Veraͤnderung / welche er bey und an den Metallen machet / iſt darinne verſchieden / daß er mit dem Bley / Wißmuth / Regulo Antimonii, Zinn / auch Zinck / eine glaͤntzende und zum Theil ſpießige Geſtalt mas chet / zum Theil auch ſchwartz / Ertzhaftig / kleinſpießig ſich vorſtellet: mit dem Silber ei⸗ ne glaͤntzende glatte / brüchige conſiſtenz: mit dem Kupfer / wann er nicht uͤberfluͤßig dabey kommet / eine rothe glatte / bruͤchige / wie ſchwartz
Kupfer; durch Uberfluß aber eine Schwaͤrtze / wie ein Kupfer⸗Stein.
Wann man ihn mit Eiſen⸗Drath / oder klein geſchnittenen Blechen / oder friſchen Feil⸗Spaͤh⸗ nen vermenget / und mit Gelindigkeit flieffen laͤſ⸗ ſet / oder halbe Loth weiſe in einen noch nicht
ſichtlich gluͤhenden Tiegel traͤget / und ſo bald er uͤbergluͤhet / wieder außnimmt / giebt er ein ſchwar⸗
tzes leicht bruͤchiges Weſen. Wann man aber
einen halben Tiegel voll Schwefel und Eiſen⸗ Feil in eine ſchnelle Glut ſetzet / mit einem Zie⸗ gel⸗Stuͤck meiſtens zudecket / und wann er an⸗ fängt zu brennen / mit einem Hand⸗Bals ſchnel⸗ le darein blaͤſet / ſchweiſſet und ſchmeltzt es ſich Y 4 weiß⸗
344 3 (o) 8 weißglaͤntzend in einander / und giebt wieder ein ſehr ſproͤdes Elſen / oder Schlacke ab.
Wie dann auch / wann man friſche Kupfer⸗ Abſchnitze / wenigſt den halben Tiegel voll“ ſchnell ergluͤhet / den Schwefel Stuͤckweis ein⸗ wirft / und dabey dergeſtalt zublaſen laͤſſet / ein gutes Theil Kupfer auf den Boden zuſammen ſchmiltzt / theils aber wie ſchwartz Kupfer oben darauf zuſammen flieſſet. |
Mit Queckſilber entzündet er ſich etwas / und durchgehet es auf einmal. Laͤſſet man den uͤbri⸗ gen Schwefel in einem offenen Geſchier / auſſer den Kohlen / ſachte abbrennen / ruͤhret ſtetig / und verdrucket ſtracks / wo es einen Blick vom Gluͤhen zeiget; ſo wird es zu einem ſchwartz glaͤntzerich⸗ ten groben Pulver / welches hernach ſublimiret / den Zinnober abgiebt: oben auf / was zu viel Schwefelicht geweſen / ſchwartz anliegend: un⸗ terhalb aber roth. |
Wann man auch den Zinnober fauber roth haben wil / ſo ſublimire man ſehr gelinde; wann Das ſchwartze aufgeſtiegen / nehme man das uͤbri⸗ ge auß / ſetze es in einem kleinen Kolben / ja / zu einem viertheil bis halben Pfund / in einen pro⸗ Portionirten Scheide⸗Kolben / ſtelle es in Sand / in einem ſo groſſen Tiegel / daß der Sand unten und herum nicht über Daumen» Dick zwiſchen Glas und Tiegel liege: gebe ihm / bis es nur anfaͤnget zu fablimiren’ gelinde Feuer: darauf aber ſcheꝛelle helle Glut / ſo wird der Zinnober aufs ſchoͤneſte Roth in die Höhe ſteigen. a ich
ann
| BD 23347 dann wohl ehe / zur Probe / mit einem vierthel Pfund / ſolch ſchnell und ſtarckes Feuer gegeben / daß das Schelde⸗Koͤlbgen im Sand nieder zu ſitzen angefangen. N
Allwo nemlich ein offenbarer Miß⸗Verſtand iſt / wann geſchrieben wird / man ſolle den Zin- nober durch allzuſtarckes Feuer nicht verbren⸗ nen / als wovon er ſchwartz werde: da nicht allein das Gegentheil zu ſeiner ſchoͤnſten Roͤthe gereichet: ſondern ſeine Schwaͤrtze von nichts anders / als dem noch zuviel dabey ſteckenden Schwefel / (oder gar mit aufgetriebenen Anti- monio, bey deſſen fo genannten Zinnober /) her⸗ kommet.
Es ſind wohl 36. Jahr / daß ich / um derglei⸗ chen Dinge gewiß zu werden / 2. Untz Queckſil⸗ ber mit einem Loth Schwefel vermiſchet / in einer 3. Zoll im diameter weiten Phiole / bis einen Finger breit unterhalb des Halſes im Sand ſtehend / dergeſtalt tractiret. Da ſich dann / weil der Tiegel nicht gar tief in den Kohlen geſtan⸗ den / bey 2. Zoll hoch in den Hals zuſammen / das uͤbrige aber nicht viel tieffer / als der Sand be⸗ deckte / angetrieben. Wann man zu der Zeit den Sand ein wenig hinweg raͤumet / ſo kan man auf den helle gluͤhenden Boden niederſe⸗ hen / ob alles in die Hoͤhe geſtiegen / und der Bo⸗ den reine ſey. Da ich es nun außgenommen / ſtunde zu oberſt im Halſe der uͤberfluͤßige Schwe⸗ fel grau⸗ſchwartz / darunter etwas ſchwartzer Zins nober / weiter abwarts recht ſchoͤn rother: .
7 £
346 __ 8 9 a
2 w.
groß eee dadurch war / nemlich ehe es gan erkaltet / von dem oberſten Schwefel etwas wieder abwarts eee gantz gelbe / wie ein frifch zerlaſſener Schwefel. +. Weil ich von dem fo genannten Antimoni- al Zinnober zu reden komme / fo kan ich die uns natürliche Schmiererey / welche damit vorge⸗ nommen wird / nicht vorbey gehen. Gemeinig⸗ lich ſtehet dazu verſchrieben / zwey Theil fubli- mat und ein Theil Antimonii. Übereilet man es nicht mit dem Feuer / ſo bekommt man das Butyrum richtig heruͤber. Mit dem uͤbrigen aber gehe man um wie man wil / ſo bekommt man wenig / und ſchwaͤrtzlichen Zinnober. Das übrige liegt auf dem Boden / wann fein viel ge⸗ weſen / wie ein klein⸗ſpießigtes Spieß⸗Glas. Wovon ich eine laͤcherliche / doch merckliche His ſtorie in ſpecimine Beccheriano pag. 196. ange? führet/ wie ein Laborante mit kurtzer Arbeit / feiner Meynung nach Mercurium Antimonii Darauf gemacht. Wann man dieſes uͤberblie⸗ bene wieder reibet / und wieder mit zwey Theil Mercurii ſublimati deſtilliret / ſo bekommet man wieder Butyrum. Das übrige außgenommen / und in einem kleinen Koͤlbgen / oder Retorte ſcharf aufgetrieben / iſt lauter Zinnober: oder hat aufs hoͤchſte noch etwas weniges gelben Mercu- 9 1955 (der jedoch noch zu examiniren / vor
Der gantze Irrthum kommet daher / daß 5 ni
— 99 O 23347
acht betrachet / wie viel Schwefel zu zu einem rei⸗ nen Zinnober gehoͤret; nemlich kaum das fies bende gegen achte Theil am Gewicht: und wie viel Schweſel / (ohngefaͤhr die Dee) i im Anti-
monio ſtecke. Weil nun der ſublimat nicht abſolut einer⸗ ley uantität corroſiv haͤlt / jo iſt doch meiſtens ein She € Spieß ⸗Glas / zu vier Theil ſublimat
5 EB mag die guten Leute zuerſt irre gemachet
haben daß ſo wenig Spieß⸗Glas im Reiben mit dem füblimat, ſtracks breyweich wird: deß⸗ wegen man erſt das feine Spieß Glas⸗Pulver in die maͤßige Ketorte und darauf den ſublimat bringen / und durch langes Schuͤtteln wohl ver⸗ miſchen; oder / vorbeſagter maſſen / zweymal de⸗ ſtilliren mag.
Dann auf ſolche Weiſe klar werden wird / daß in dem Spieß⸗Glas ſonſt nichts / als Regu- lus und Schwefel vorhanden. Deren erſter mit dem corroſiven Weſen des Sublimats im Butyro uͤberſteiget; der Schwefel aber / mit dem los gewordenen Queckſilber / zum Zinnober wird: und alſo das gantze Spieß⸗Glas zu lau⸗ ter Butyro und wenigſtens 3. mal fo viel Zinno⸗ ber gedeyhet / als durch die gemeine Schmiere⸗ rey erhalten wird: Auch ſolcher Zinnober ſo ſchoͤn roth und reine faͤllet / als immer ein ans derer / auß bloſſem Schwefel und Queckſilber / oder. wie man ihn ſonſt nennet / artificialis.
Von dem Butyro iſt hernach eine andere Fra⸗ ge /
348 88 (0) 3”
92 bie bieber nicht gebüret; ob und was arler
nicaliſches darinn enthalten ſey.
Um aber wieder zu unſerm Vorhaben zu |
kommen / fo iſt das dritte von denen Umſtaͤnden des Schwefels mit den Metallen / ſeine Wie. derabſchetdung von denſelben.
Dieſe iſt auf zweyerley Weiſe antuſehen / 9
wie er ſich ohne andere Metallen / 2) durch die⸗ ſelbe wieder ſcheidet.
Ohne andere Metallen geſchiehet es / entwe⸗ der ) durchs Zeuer allein; oder 2) durch ſcharſe Saltze / oder Kalch / und was auſſer Metallen den Schwefel entweder außbrennet /
oder antiehet und bey ſich behält. Oder an den meiſten Metallen / auch ſelbſt durch ihre Schei⸗ |
de⸗Waſſer. Durch das euer laͤſſet der Schwefel ſich von
keinem Metall / ohne Luft / und alſo freyen Brand
und Aufloͤſung ſeines inneren Weſens / wieder abſcheiden; ſondern bleidet entweder beſtaͤndig Dabey / oder laͤſſet endlich / (wiewohl noch etwas
Dabey zu erinnern faͤllet /) fin brennliches We⸗
ſen ebenmaͤßig fortgehen / und das Saltzige bey dem Metall. Wie die wohlbedaͤchtliche Ver⸗ ferxigung eines guten Kupfer⸗oder Eiſen⸗Vi⸗ triols / fo wohl in Kunckels Anmerckungen / als Laboratorio, deutlich an die Hand giebet.
m freyen offenen Feuer aber / mit Beytritt
—
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der Luft verlaͤſſet der Schwefel am allerleich⸗
teſten das Gold; mit allermaͤßigſter Glut auch das Silber: wie auch den Wenn, Du
2 (0) ER 349 Gueckſilber faſt fo leicht / als das Gold; das Zinn und Antimonialiſche Theil vom Regulo, viel ſchwerlicher. Kupfer und Elfen nicht wei⸗
ter / als nach feinem brenalichem Theil; da hin⸗ gegen das ſaure feſt bey ihnen ſitzen bleibt. Nicht viel leichter laͤſſet er auch das Bley fahren, bis es ebenfalls mit zu Aſche vergluͤhet. Mit Salpeter brennet er von allen Metal⸗ len ſchnell hinweg; verbrennet aber auch zu⸗ gleich der Salpeter aller andern ſolcher Metal⸗ len brennliches Wefen : auſſer Gold / Silber / und Queckſilber. Wie ich dann auch / ſchon oben / auß dieſem flamm⸗gluͤhenden Verbrennen des Salpeters / mit dem ſulphurirten Silber / gegen Kunckels Meynung erwieſen / daß der Schwefel noch gantz bey dem Silber ſtecke. Durch ſcharfe Saltz⸗Materien wird der Schwefel von den Metallen abgeſondert / wann alſo ſulphurirtes Kupfer / Eiſen / oder Kupfer⸗ Kieß / mit Scheid⸗Waſſer / aqua regis, oleo Vitrioli, auch gutem ſpiritu ſalis, übergoſſen werden. Maſſen Diefe ſtarcke corroſiva das Metall ſolviren / und den Schwefel liegen laſ⸗ fen. Welches auch bereits Beccher wohl be⸗ mercket: (davon eine laͤcherliche remarque im fpecim, Beccher. pag. 2 11. angeführet) barin⸗ ne aber geirret / daß er vermeynet / das Scheid⸗ Waſſer griffe das Eiſen in den Schlacken vom regulo martiali nicht mehr an. Was das concentrirte corrofiv im fubli- mat, am regulo Antimonii thue / iſt bekandt; 8 der⸗
. 30 23 (o) EM
— dw!“ ET — ertrnnu dergleichen auch ein gutes aqua regis verrichtetz imgleichen ein oleum Vitrioli. Suiphurirte®
Silber greifft das Scheid⸗Waſſer nicht an;
Dr aber der ſublimat, mit rechter applica- 1
Scharfe alcalia freſſen den Schwefel auch /
durch Kochen / groͤſten Theils / doch schwerlich
gantz hinweg / noch weniger aber im Guß; Sol- viren viel eher / ſonderlich von Antimonio Bley / Zinn / Kupfer / etwas von dem Metall ſelbſt/ mit auf: auch ſelbſt im Kochen. Die außgepreßten Oele thun auch etwas; aber wenig / und mit verdrießlichem Geſchmiere. Die Metafte gegen einander verdienen die meiſte Aufmerckung / wie der Schwefel eines leichter als das andere ergreiffet; welches durch
4650 experiment am klaͤrlichſten zu erwei⸗
Wann man Zinnober / 2. E. 6. Untz / mit 2. 10 Reguli Antimonii, auß einer Retorte freis bet / ſo gehet das Queckſi lber lebendig über: der Schwefel aber wird mit dem regulo, ſo viel er ergreifen konnen / wieder zu Spieß⸗Glas. Dieſes Spieß⸗Glas 3. Theil / mit 2. Theil Silber verdeckt geſchmoltzen; ſo ziehet das Sil⸗ ber den Schwefel an ſich / (doch faͤllet etwas Silber mit in den regulum) und ſtehet in einer Schlacke oben. Dieſe Silber⸗Schlacke / mit gleich ſchwer
——
Bley / wieder verdeckt geſchmoltzen; 15 7 5
2 0 em 3
Sſbber⸗ mit etwas etwas Bley, und ſt und ſtehet oben auf eine Schwefelichte Bley⸗ Schlacke.
Dieſe Bley⸗Schlacke mit halb ſo ſchwer Kupfer geſchmoltzen; ſo faͤllt das Bley / und fies 1 * eine Schwefelichte Kupfer⸗Schlacke dar⸗ über.
Dieſe Schlacke mit halb fo ſchwer Regulo antimonii, und auch halb fo ſchwer Eiſen / ges ſchmoltzen; fo faͤllt das Kupfer in den Regu- um, (welcher nur deßwegen dazu geſetzt wird / weil das Kupfer vor ſich gar zu ſchwer ſchmel⸗ tet / und oben ſtehet eine Schwefelichte Eiſen⸗ Schlacke.
Dieſe Eiſen⸗Schlacke klein zerrieben / und mit Scheid⸗Waſſer das Eiſen ſolviret; ſo liegt der Schwefel an dem Boden. Iſt war ſchwartz; wann man ihn aber ſublimiret / gehet er gelb in die gewöhnliche flores.
Durch Diefe experiment erweiſet ſich des Schwefels Abfall / von einem Metall an das andere. Ein Grund zu vielen ſchnellen F Fein⸗ machen (jedoch nicht gang Probier gemäß /) ein und andern Metalls / ins groſſe: oder ſchneller concentration deſſelben / auß ſeinem allzuſchwe⸗ felichen Stand. Wovon ich etliche Vorſchlaͤ⸗ ge von groſſem Vortheil thun koͤnte; wil es a⸗ ber andern recommendiren / ſich wohl darein zu ſchicken: und die erſtlich anſcheinende Schwerigkeiten in Vortheil ſelbſt verkehren zu lernen. Wie manche langweilige Röfter beißgraͤtige Schmeltzen / Sauen und bals
tige
28 ( tige Schlacken / koͤnten unglaublich anders außfallen; wann man Eiſen nicht zum Scha⸗ den / ſondern zum Nutzen anzuwenden / und zu öfterem Wiedergebrauch beyzubehalten: auch ein Werck dem andern nicht zur Hinderung / ſondern zur Forderung einzurichten gefliffen wär e re. Da noch manche Antimonialiſche Ertze / die ſo zu nichts taugen; manche Speiſe / tau⸗ be Kieſſe / u. d. gl. an einem Theil zum Faͤllen und Niederſchlag / am andern zum Außziehen / Verſchlacken / willkuͤhrlichen Abraum dienen koͤn⸗ ten: dabey auch groſſe Erſparung der Zeit / und doch ſonderlich mancher Orten reinlichere Ar⸗ beiten / als in gewohnten Weitlaͤuftigkeiten thun lich iſt. Weil es aber allerdings Sachen ſind / die weder ſo leicht gegen die alte Gewohnheiten anzubringen; noch ohne recht gruͤndlich geord⸗ nete Einrichtung recht practicable: als laſſe ſie andern / und ſonderlich der poſteritaͤt / zu ver⸗ nünftigem Verſuch über. | Jedoch muß einiger dergleichen nutzbaren Ubung wahren Grund nirgend anders als hier⸗ inne zu liegen erweiſen; nemlich der Seyge⸗ rung des Silbers auß vielem Kupfer. Das Werck in feiner Beſchickung überhaupt beſtehet darinne. Wann Kupfer⸗Ertze vorkom⸗ men / die etwas Silber⸗0haltig / von 2. a 3. Loth? bis zur Marck / oder je mehr / je beſſer; welche man theils an ſich / theils in Sorten / von ver⸗ ſchiedenen Zechen / hat / da die armen Ertze durch die reichen übertragen werden koͤnnen: zumal f
e
7... . aber / wann in eben ſolchen Gebirgen / oder doch in der Nachbarſchaft / reiche / ja vielmehr arme Bley⸗Ertze zu haben: ſo werden die Kupfer⸗ Steine durch gebuͤhrliche Roͤſte / (entweder vor ſich / oder auch wohl mit dem Bley⸗Stein zus gleich /) fo ferne zugebrannt / bis das Kupfer auf Schwartz⸗Kupfer / (indeſſen das Bley völlig) außgeroͤſtet. |
Votdeſſen wurde dem durchgeſtochenen Schwartz⸗Kupfer das Bley im Vorherd zuge⸗ ſchlagen; heut zu Tage gehet man auch darinne mit gutem Grund kuͤrtzer / und ſetzet es ſtracks mit Glett und Heerd durch den Oſen / ſo viel zur Beſchickung noͤthig: da man nemlich des Bley Stich⸗Ofens uͤberhaben ſeyn / und doch die allzugroſſe Bley⸗Verbrennung vermeiden
an.
Auf beyderley Weiſe bringet man ſo viel Bley unter das Schwarg-Rupfer / daß es ſolches recht bequemlich und genugſam durchge⸗ het / und das darunter haftende wenige Silber in ſich faſſen kan. Darauf giebt man ihm auf dem Seiger⸗Heerd ein bloſſes Gluͤh⸗Feuer; davon das Bley auß dem Kupfer außflieſſet / das Kupfer aber / dadurch gantz außgeſogen / ſich in etwas zuſammen ſetzet: endlich auf dem Darr⸗ Ofen alles Bley moͤglichſt vollends davon auß⸗ geſchieden wird. Die geſamte Handlung kommt jetzo nicht / ſondern nur die Urſach / zur Be⸗ trachtung / wie das Bley / auß dem Schwartz⸗ = | Kupfer
354 23 (0) 8
Kupfer das Silder (nach gemeiner Redens⸗
Ari) an ſich ziehe.
Davon iſt nun erſtlich zu mercken / daß der⸗ gleichen Arbeit auf Gars oder ſchmeidiges Ku⸗
pfer gar nicht angehe; maſſen das Bley von
N.
ſolchem ſich gantz nicht wieder / als entweder
durchs Abtreiben mit groſſem Verluſt des Ku⸗
pfers / oder mit Durchſtechen eines rohen Stei⸗
nes / ſcheiden laͤſſet.
Was iſt aber nun Schwartz⸗Kupfer anders /
als ein noch ziemlich ſchweſelichtes Kupfer?
Wann nun Bley unter geſchwefelt Kupfer kom⸗
met / fo greifft der am Kupfer bangende Schwefel das Bley nicht an.
Was aber unter ſolchem ſchwefelichten Rus pfer noch von ebenfalls beſchwefelten Silber⸗ Staͤubchen ſtecket / ſo bald ſolches das Bley be⸗ ruͤhret / fo greifft fein Schwefel ein Koͤrnlein Bley an / und laͤſſet das Silber ledig in das
uͤbrige Bley fahren.
Was für weit geſuchte Außlegungen über dieſes / im Grund einfaͤltige Werck / jederzeit ge ⸗ machet worden / iſt bekant / und hat es noch der Autor vom Soltz⸗Seygern und Beitzen auf
gewaͤrmet; wie nemlich das Bley durch ſeinen
kalten Mercurium mit dem gleichfals kalten
Mercurio des Silbers eine natuͤrliche Gleich⸗ heit habe / gleichfam magnetiſcher Weiſe das
Silber auß dem hitzigen Kupfer an ſich ziede / und das Silder durch eine natuͤrliche Wi ⸗ der⸗
23 (o) 8 305
der waͤrtigkeit gegen das hitzige Kupfer ſich ger» ne mit dem kalten Bley vereinige.
Man kan auß allem Zweifel auf das deut⸗ v lichſt und gruͤndlichſte kommen / wann man ein u ſolch experiment vorauß und an ſich ſelbſten „ machet: daß man etwas gewiſſes von Silber „unter ebenfalls ein gewiß Gewicht Kupfer „ſchmeltzet; und mit fo viel Schwefel verzuͤn⸗ dert / daß es einem Schwartz⸗Kupfer aͤhnlich / „oder noch ſchwaͤrtzer werde; darauf ſolches mit gleich ſchwer / oder fo viel man wil / Bley in eis „nem Tiegel / zumal von plattem Boden / vers „ deckt / ſtarck ſchmeltzet / und nach proportion „etwas lang im Fluß erhält: Darauf erkal⸗ „ten laͤſſet / die Schlacke abſprenget / und eine „Probe von dem Bley ablauffen laͤſſet: hinge⸗ „gen auch eine Probe von der Schlacke / nemlich „Schwartz⸗Kupfer / dagegen macht.
Oder / wann man etwas Silber mit mehr⸗ mal ſo viel Kupfer / und ſo viel man wil / Bley / untereinander ſchmeltzet; mit drey vierthel fo viel / als das Kupfer gewogen / Schwefel ver⸗ zuͤndert / und dann ſchnell ſchmeltzet.
Ja wann man auch nur Kupfer mit Bley zu⸗ ſammen ſchmeltzet; doppelt ſo viel Bley als des Kupfers geweſen / mit Schwefel verzuͤndert / und mit jenem zugleich in rechten Fluß bringt.
Die Sache iſt leicht zu begreifen / wann man fie mit gleichmaͤßigen Verfahren / an Spieß⸗ Glas / (oder Regulo Antimonii, und nach und nach aufgetragenem Sac entgegen 85
2 0
356 03 (o) 80. |
Wo auch dergleichen Handgrif zu ſchneller Reinigung ziemlicher quantitaͤten Silbers ge buͤhrlich angewendet wird / iſt gewiß viele Zeit und Weitlaͤuftigkeit dadurch zu erſpahren. Dann obſchon niemand vollkommen nach der Probier⸗Wage damit außzureichen vermeynen darf; ſo muͤſte doch gantz unerfahren damit um⸗ gegangen werden / wann auch das geringſte ver⸗ lohren / ja nur in allzuweitlaͤuftige Kraͤtz vers ſchmieret wuͤrde. Da hingegen auch ſo gar das Kupfer dadurch unverlohren bleiben kan. Jedweder vernuͤnftiger aber auch ermeſſen wird / daß dieſer Art Arbeiten nicht vor gantz unerfahrne / weder zu thun / noch zu beurtheilen gemeynet ſeyn ſollen. Inzwiſchen aber doch auch offenbar iſt / daß dieſe Arbeiten / ſo wohl ſie auch bekant ſeyn koͤnten / durchgaͤngig gleichwol wenig / oder gar nicht in ſolche conſideration genommen werden / als wohl geſchehen koͤnte / und etwa hie und da ſolte. |
Es iſt auß Schindlers Probier⸗Buch zu ers ſehen / wie an einigen Saͤchſiſchen Orten die Schmeltz⸗Arbeiten durch Beſchickung mit ge⸗ ringhaltigen Kieſſen bewerckſtelliget werden; worinnen zugleich ein und anderes zu bemercken vorfaͤllet / ſonderlich / wie die Steine das Silber an ſich halten. Wie nun weiter mit ſolchen noch haͤltigen Steinen verfahren wird / oder ver⸗ fahren werden koͤnte / daß eine Arbeit der andern die Hand boͤte / ſtehet zum Theil auf naͤhererEr⸗ kundigung / theils zu vernuͤnftiger n j
in,
834
0
2 (o 357 Einmal iſt gewiß / daß dergleichen Dingen / durch bequeme Einrichtung / hie und da mehre⸗ rer Vortheil geſchaffet werden koͤnte. Es iſt auch von langen Jahren her / bey Andreas⸗Ber⸗ giſchen Ertzen / von dem damaligen ‘Berg-In- ſpectore, Herrn umben / eine Arbeit eingefuͤhret worden / die Steine ſelbſt zu treiben; welche nicht allein guten effect gethan / ſondern auch der Natur nach nicht anderſt thun koͤnnen: wann aber ein Fehler dabey vorgefallen / es unumgaͤng⸗ lich an der Arbeit ſelbſten / nemlich der Abwar⸗ tung des Treibens / nicht aber an der Natur der Sache / gelegen ſeyn muͤſte.
Es hat auch der Koͤnigl. und Churfürſtliche Huͤtten inſpector zu Goßlar / Herr Schluͤter / einen Treib⸗Heerd auß bloſſem ſtreichenden Flammen⸗Feuer zu Werck gerichtet / durch wel⸗ chen ſo wohl anderes Treiben / als auch derglei⸗ chen Arbeiten viel bequemer geſchehen koͤnten: indem die Schmiererey und andere Unbequem⸗ lichkeit / mit dem Treib⸗Holtz / abſpringenden Koh⸗ len / Geblaͤſe / und dergleichen / vielen Verdruß und Unbequemlichkeit verurſachet / mehr Bley verbrennet / ſchaͤdlichen Dampf oder Bley⸗ Rauch / und ſelbſt laͤngere Weile (durch das von den Kohlen ſchnelle wieder auß der Glatte ans gefriſchte Bley / ) nach ſich ziehet: welches alles bey dieſer anderweiten vernuͤnftigen Anſtalt ver⸗ mieden bleibt; und noch dazu gar ungleich we⸗ niger Holtz / als bey dem gemeinen Treiben / con · ſumiret wird: * aber die gantze 5
3 au
358 2 (o) 8
auf dem Heerd aufs reinlichfte ablauffet und |
was daran zu handthieren vorfaͤllet / ohne die ge⸗
ringſte Ungelegenheit zu Werck gerichtet wer ⸗
den kan. A
Ich wil/ wie bereits gedacht / mein Befinden von dergleichen Wercken noch zur Zeit unge⸗ meldet laſſen / und nur überhaupt erwaͤhnen / daß
durch gebührliche Anſtalt unglaublich viel an
der Jeit des Stein ⸗Roͤſtens oder Jubren⸗
nen / erſparet / auch an dem Seigern / Zeit und
Koſten nach / ebenfalls ein merckliches erhalten
ee
—
werden möchte. Vorauß geſetzet / daß nur al les durch die Schmeltz⸗Arbeiten nothduͤrftig und
gebuͤhrlich in acht genommen wuͤrde. Welches einigen / und daß die Huͤtten⸗Bediente von ih⸗ ren geſchwornen gewoͤhnlichen Arbeiten ſich
kaum im geringſten abkehren laſſen / eine ſolche Schwuͤrigkeit machet / daß manches gute da⸗
durch impracticable wird.
Vor dem endlichen Beſchluß dieſer Schwer
fel⸗ Betrachtung erinnere mich noch eines Ver⸗
ſuchs des kuͤrtzlich verſtordenen Mr. Homberg, welchen er auf die Vermiſchung des Schwer fels / ſonderlich in den Jahren 1702. und 1703. bey der Frantzoͤſiſchen Societaͤt des Sciences zu Paris / bearbeitet / und in den memoires von 1708. pag. 41. umſtaͤndlich beſchreibet / auch dar über weſtlaͤuftige Bedencken vorleget. Wie
ich aber nur bemeldete Bedencken / viel ſchwerer als die Sache mit ſich bringt / auch guten Theils
dem Grund dieſer Sache ſelbſt / nicht gemäß er⸗ en⸗
238
(o) 5 395 kennen kan; als wird vielleicht nicht undienlich ſeyn / ſolche geſamte Sache in etwas genauere Unterſuchung und Erwaͤgung zu ziehen. Um nun darinnen deſto beſſer zum Zweck zu gelan⸗ gen / wird am dienlichſten ſeyn / erſtlich die Ar⸗ beit ſelbſten / wie ſie ſich erweiſet / vorzutragen; fo dann / theils durch anderweiter experimen- ten Anweiſung zu beleuchten / was hierin eigent⸗ lich dem Schwefel beyzumeſſen ſey / oder nicht: und dann letztlich auß einander zu ſetzen / was nicht allein Mr. Hombergs Außdeutungen et⸗ wa im Wege ſtehen moͤchle; ſondern auch der wahren Beſchaffenheit gemaͤſſer erachtet und erfunden werden koͤnte. Von der Arbeit ſelbſten nun lautet ſein Vortrag an bezeichnetem Ort / wie ſolget. |
„Ich habe die principia, welche die Vermi⸗ uſchung des gemeinen Schwefels außmachen / „bon einander abgeſondert / und jedes vor ſich „erhalten / durch nachfolgende Arbeit.
„In einen Kolben (beſſer Phiole /) der ohnge⸗ - „fehr 2. Maaß halte / 4. Untzen Schwefel⸗Blu⸗ uymen / (oder allerſubtileſtes Pulver davon) ge⸗
nuleget / und darüber ein Pfund deftillirtes Fen⸗ „chels oder nur zartes Terpentin⸗Oel gegoſſen; „ dieſes 8. Tage lang / in fo ſtarcker digeſt ion, „als das Oel ertragen kan / erhalten / ſo wird das „Oel den Schwefel alle aufloͤſen / und davon „ſehr hoch roth werden. Wann ſolches kalt „wird / fo ſcheiden ſich wohl 3. Untzen Schwe⸗ fels wieder ab / und 857 in Geſtalt Cryſtalli⸗ 4 „ner
— 22 (0) 865 |
„ner Nadeln (oder kürte kürtzerer / doch oben eckigt ur „geſpitzter / halb durchſichtiger gelber Cryſtallen) „auf dem Boden. Hievon das klare fluͤßige „ab⸗ und wieder ein Pfund friſches Oel auf die „Cryſtallen gegoſſen / ſtarck digerirt; und Dies uſes fo oft / etwa 4. a 5. mal wiederholt / bis al⸗
. r
„ler Schwefel in dem Oel aufgeloͤfet bleibe. |
„Alle diefe folution in eine wohl raumige (weil ves letztlich ſich ſchaumigt aufblaͤhet) gläferne „retorte gethan / und mit ſehr gelinder Waͤrme / „12. bis 14. Tage lang anhaltend / abdeſtilliret: uſo werden ohngefehr zwey Drittheil des ges „brauchten Oels hell und klar / jedoch zugleich „bey 4. Untzen weißlichtes waͤſſeriges Weſen „heruͤber gehen, welches letztere ſchwer amGGe⸗ wicht / und fo ſauer / als ein ziemlich guter ſpi⸗ „titus Vitrioli feyn wird. Nach dieſem wird „das weiter übergehende Oel roh erfolgen; „deßwegen man den recipienten aͤndern / und „mit (ſehr langſam und vorſichtig) nach und „nach vermehrter Hitze fo lange fortfahren kan / „bis in 7. oder 8. Stunden Zeit / mit letztlich uſtarckem Feuer / alles / was herüber wil und kan /
„außgetrieben ſey. Hiezu kan man eine andere
„glaͤſerne retorte zum recipienten brauchen. „Es wird dann faſt das meiſte dieſes Oels / ſon⸗ derlich auf die letzte / ſehr hoch / oder braunroth „gefaͤrbet / und dicke wie hartzigt uͤbergehen; „jedoch noch etwas meiffes und ſehr ſcharf ſauer / 9 waͤſſerichtes mitbringen. In der rerorte a⸗ „ber wird ein ſchwartzes / ſchwammigt / e .
s chericht
„chericht und blaͤtterichtes / glattglaͤntzendes / trockenes Weſen uͤberbleiben / bey dritthalblin. „sen am Gewicht. Dieſes verbrennet ſich nicht / „verglimmet auch nicht zu Aſchen / nimmt auch „nichts merckliches ab / ſelbſt in groſſem Feuer. „Wie dann Mr. Homberg ſelbſt / laut pag. „43. um zu erfahren / was etwa dieſes ruͤckſtaͤn⸗ „dige Weſen / oder Caput mortuum, endlich „noch in ſich halten moͤchte / ſelbiges in einem „Tiegel a la forge, ich verſtehe in einer „Schmied ⸗Eſſe / vor dem Geblaͤſe / in ſtarcker „Gluth gehalten: da fie erſtlich ein wenig „Schwefel⸗Geruch / nachhero aber nichts wei⸗ ster von ſich gegeben: jedoch ziemlichs am „Gewicht verlohren; gleichwohl auß dem Feu⸗ „er genommen / weder an Geſchmack noch Far⸗ „be! noch übrigen empfindlichen Umſtaͤnden / „nichts geändert erſchienen. „Da er ſie auch nachgehends mit dem groſſen yglaͤſernen Brenn⸗Spiegel / oder Brenn ⸗Glas / „(womit ſelbſt das Eiſen / Kieſel⸗Steine / und „andere hartfluͤßigſte Materien ſich ſchmeltzen laſſen) verſuchet / hat fie ſich weder weiter ent⸗ zündet / noch zum ſchmeitzen ergeben; ſon⸗ dern nur einen häufigen Rauch von ſich arlaf „ ſen / welchem er eine Gleichheit mit Scheid⸗ Waſſer⸗Dunſt zuſchreibet. Da ſie aber auch „nicht mehr rauchen wollen / und er fie alſo 1 „dem Brandt⸗foco zuruͤck genommen / hätte fie „ſich zwar um die Helfte ihres Gewichts vers „mindert; doch war das uͤberbleibende eben fo 38 5 yſchwartz /
362 (o) & „ſchwartz / glaͤntzend / blaͤttericht und ohn einigen „Geſchmack / noch einige uͤbrige ſichtbarliche Ber. „aͤnderung / als vorhin. 855
So weit nun das experiment. Hierauß aber nimmt Mr. Homberg, wo nur nicht etwas allzuzeitlich / den Schluß / daß er dieſe ſchwar⸗ tze Materie für das irdiſche Theil des Schwefels holte. Es habe nun / nachdem es alfo auch der concentrirten Sonnen⸗Hitze vor⸗ geleget geweſen / endlich noch eine Untze / und faſt ein mehrers am Gewicht gehalten.
Da ſie nun / ſage / dieſe ſchwartze und fo geu⸗ erbeſtaͤndige Materie / vor ſich ſelbſten / gar nicht zu ſchmeltzen geweſen; hat er ſie mit etwas Borrax verſetzt / dadurch ſie ein graubrau⸗ nes Glas abgegeben: welches / an einem feucht lichten Ort aufbehalten / endlich ein wenig grau⸗ lecht⸗gruͤn (verd de gris) angelauffen. Wor⸗ auß der Autor ſchlieſſet / daß ſein gebrauchter Schweſel etwas Kupfer in ſich gehalten haben muͤſte / obſchon fo wenig / daß er es in metalliſcher Geſtallt davon zu ſcheiden nicht vermocht. Welches er gleichwohl auf das allerverſicher⸗ teſte hatte befcheinigen koͤnnen / wann er es mit gar etwas wenigem Urin oder flüchtigen Sal- miac · Spiritu übergoffen hätte: worinn es noth⸗ wendig eine ſichtbare blaue Farbe geaͤuſſert ha⸗ ben muͤſte. Um fo viel deſto mehr / wann er es klein geſtoſſen / und / durch längere Zeit / vorher alſo anlauffen laſſen / und dann erſt mit dem ſpiritu unterſuchet hatte, 10 5 1 |
8
8
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— —
(o) EB 363
Uber dieſe Vorbildung macht er ſich nun noch ferner / ſonderlich p. 45. viel Kopfbrechens; wie gleichwohl eine fo groſſe Quantitat / als das vier⸗ te Theil am Gewicht / ſolcher fo gar Feuer be⸗ ſtaͤndigen Erde / die ſelbſten in dem groͤſſeſten Feuer faſt keinen Abgang leide / vorhero / da ſie / nach feinem Begrif / noch im Schwefel geſte⸗ cket / gleichwohl ein ſo fluͤchtiges Weſen ma⸗ chen / oder abgeben / habe koͤnnen. Schreibt alſo die Fluͤchtigkeit des Schwefels ſchlechthin dem Oelichten Theil des Schweſels zu.
Dieſes oͤlichte Theil des Schwefels nun ers achtet er hauptſaͤchlich in dem hartzigten / ſchwartzbraunen Theil zu ſtecken; welches in der andern retorte / nach maͤßiger Abziehung / auch
des duͤnnern rothen Oels / uruͤck bleibet. Weil dieſes aber gleichwohl / ſo wohl an Maaß als Ge⸗ wicht / ſich nicht wohl ſchicken moͤchte; fo beſcheidet er ſich / daß es fo viel von dem deſtillirten Oel / pro vehiculo, bey ſich behalten haben muͤſſe / ſo viel noͤthig geweſen / entweder davon zu behalten / oder davon gehalten zu werden. (ayant gar- de, pour vehicule ſeulement, autant d' huile deſtillèe, qu' il etoit beſoin, pour en £tre re- ten.) | ;
Woruͤber er zwar noch einen Gedancken hin⸗ zuthut / daß nemlich die wahre principia, das ſchwefelichte / ſaltzigte und mercurialiſche / nach ſeinem bis dahin habenden Beduͤncken / nie⸗ mals vor und an ſich ſelbſten gantz reine von uns erlanget / noch mit handgreiflicher Darſtel⸗ lung behauptet werden koͤnnen: wo ſie nicht
gleich⸗
K gleichſam eingefangen und mit ergriffen wer⸗ den / durch einige andere / entweder waͤſſericht oder erdiſch / oder mercurialiſche Materie.
Ob nun gleich dieſes letztere gar kein unge⸗ gründeter Gedancke iſt; ſo laͤßt es ſich jedoch am allerwenigſten damit reimen / daß er gleich ⸗ wohlen das brennliche und fluͤchtige / ſa den gartzen Schwefel / (und ſonderlich feine ſo gar Jeuerbeſtaͤndige Erde /) ſo aͤuſſetſt fluͤchtig machende Grund⸗Weſen / eigentlichſt und deut lichſt Oelicht / oder ein Oel zu ſeyn glau⸗
teten Rn che Maſſen ja der Vernunft nicht wohl wahr⸗ ſcheinlich werden kan / wie dieſes von ihme an⸗ gegebene ölichte Grund- Theil / welches er den wahren Schwefel des Schwefels / (ſoufte du
foufre commun) zu ſevn erachtet / fo wohl das,
ſcharf⸗ ſauere / als gar das ſo aͤuſſerſt Seuer⸗ beſtaͤndige Theil / bloß durch ſeinen Beytritt / dergeſtalt fluͤchtig machen koͤnne: da es nun⸗ mehro / auch noch mit viel aller fluͤchtigſten andern Oelen verknuͤpfet / kaum mit geringe⸗ rer Hitze in die Höhe getrieben werden kan / als womit es vorhin / nach feiner Meynung / die fo. fixe Erde und ſchweres acidum neben ſich in die Hoͤhe führen koͤnnen. u. Nun beſcheidet er ſich noch dazu / daß wahr, ſcheinlich und nach von ihm ſelbſt angefuͤhrten / ſo wohl Umſtaͤnden / 5 Muthmaſſungen / die⸗
ſes ölichte Theil / (dafür er es außdruͤcklich ach⸗ tet und haͤlt / nicht wohl uber ein W | | oͤch⸗
(e SO 365
böchftens drittes Theil der geſamten Vermi⸗ ſchung des Schwefels außmachen moͤchte Wo⸗ durch dann die nur angeführte Schwierigkeit nur deſto bedencklicher wird; wie nemlich ein bloſſes drittes Theil / auch an ſich ſelbſt ſo we⸗ nig fluͤchtiger Materie / 2 andere Drittheile / da⸗ von das eine ſo aͤuſſerſt unfluͤchtig / nichts de⸗ ſto weniger dergeſtalt zuſammen fluͤchtig ma⸗ chen koͤnte / daß das geſamte darauß vermiſchte Weſen ungleich fluͤchtiger / als dieſes kaum al⸗ jr: 1. vor fich ſelbſten ſeyn / oder werden ſolte. Ehe ich nun mein eigenes Beduͤncken von die⸗
ſer Sache eroͤffne / fo finde noͤthig / erſt noch ꝛ. an⸗ derweite Erfahrungs⸗Anmerckungen vorauß zu ſetzen; welche zu gruͤndlicher Außdeutung der in gegenwaͤrtiger Arbeit noch ziemlich verwickelten Umſtaͤnde / nicht wenig Erläuterung geben koͤn.
nen. | Das erſte iſt ziemlich bekant; das andere aber / welches doch hauptſaͤchlich hieher dienet / habe meines Wiſſens bey niemand / als Run⸗ N Zr auß der Erfahrung angemercket befuns en. Das erſte iſt / wann man mit einem guten dephlegmirten Spiritu Nitri, ein Oleum de- ſtillatum, Terebinthinæ, oder anderes / bey mes nigem zugieſſend / in einem raumigen und ho⸗ hen Geſchirr / auf ziemlicher Waͤrme / vermi⸗ ſchet; fo erhitzet ſich und efferveſciret / und | ſchaumet / der Spiritus mit dem Oele / daß Dies ſes / ſo lang die Hitze waͤhret / Graſe⸗ grün N 15 rkal⸗
* Ba 366 2 (o) BM Erkalten aber ſchoͤn rothgelb / und wie ein Ter⸗ pentin / oder weiches Hartz / dick und zaͤhe blei⸗ bet. Eben dergleichen / und noch dicker / geſchie⸗ het / wann man ſolcherley Oele mit einem gu⸗ ten Vitrlol⸗Oel / wiewohl mit etwas laͤngerer Zeit / doch beyderſeits gebuͤhrlicher Vorſichtig⸗ keit / tractiret. Wann man nun ſolches Sarg Weſen nochmals mit ſiedendem balneo, ziem⸗ lich lang / treibet / daß alles noch überflüßige fluͤchtige Oel davon kommt; ſo bleibt ein recht zaͤhes (und vom Vitriol⸗Oel recht ſchwartz⸗ braunes / ja wohl gar Pech⸗hartes) Hartz ⸗ Weſen uͤbrig. Dieſes nun / und zumal das letz⸗ tere / auß einer retorte uͤbergetrieben / giebt ein roth oder braͤunlichtes / dicklichtes Oel / mit noch etwas ſauren (aber doch durch die Oeligkeit ge⸗ daͤmpften) ſpiritu. | |
Zum andern experiment aber bleibet / fon» derlich von dem mit acido Vitrioli tractirten / eben dieſelbige ſchwartze / glaͤntzende / unver⸗ brennliche / und unſchmeltzbare Kohle oder caput mortuum, zuruͤck / welche hie dem Mr. Homberg auß dem Schwefel erfchienen. Wel⸗ che letztere Anmerckung / auch ſelbſt auß dem ſtaͤrckſten / zumal aber noch Oelichten ſpiritu ardente, (wiewohl in viel kleinerer Maaß / und langer digeftion,) ſich erzeigend / von Aundeln vornehmlich aufgezeichnet zu befinden.
Nun hat zwar das von Mr. Homberg auß⸗ geführte experiment darinne feinen ſichtbaren Nutzen / daß dadurch ein guter Theil des 1 |
au⸗
— EEE. BESSERE EEE ———
Umſtaͤnden und Bezeigungen / oder phznome-
ſauren Weſens auß dem Schwefel losgema⸗ chet und gleichſam frey vorgeſtellet wird.
Auch beſcheidet er ſich pag. 44. gantz wohl. bedaͤchtlich / daß man ſich vielleicht verwund ern moͤchte / wie ſo eine merckliche Menge waͤſſeri⸗ ges Weſen in dieſen deſtillationen ſich aͤuſſern koͤnnen; da zum wenigſten im Schwefel nie⸗ mand einiges / geſchweige ſo vieles Waſſer / ver⸗ muthen ſeyn koͤnte. Erkennet alſo ſelbſten / daß das groͤſſeſte Theil der deſtillirten Oele Waſ⸗
ſer ſey / von welchem das ſaure Saltz⸗Weſen
des Schwefels nothdurftig annehmen koͤnnen /
daß es ihm zu einem vehiculo wie ein naſſer /
ja ſelbſt waͤſſerichter ſpititus überzugehen ges dienet. 4
Allein / ſo ein curioſer / fleißiger und wohlge⸗
übter Arbeiter Ar. Homberg geweſen / ſo hat es ihme doch ſo wohl an genaueſter Beurtheilung / als geſamter Erfahrung zuſammengehoͤriger ex- perimenten gemangelt. Maſſen er ſonſten bil⸗ lig ſchlieſſen ſollen / daß auch das deſtillirte Oel feine innerſt vermiſchte Waͤſſerigkeit / zumal in ſo mercklicher Menge / nicht fahren laſſen koͤnte; es werde dann ſein brennliches Theil / welches mit dem Waſſer die Vermiſchung des ſo fluͤch⸗ tigen Oels kormiret / ebenfals und zwar haupt⸗ ſaͤchlich davon geſchieden. Dannenhero er in
gegenwaͤrtiger Begebenheit nothwendig darauf gedencken ſollen / wo dieſes dann alſo geblieben
ſeyn moͤchte; und was bey den angefuͤhrten
nis,
368 28 (o) 80
nis, fonderlich folcher abgefchiedenen Parthey des Oels zuzuſchreiben ſeyn möchte. Worin,
ne ihm dann das vorgemeldete experiment, von
ſolchen Oelen mit dem acido Vitrioli tractiret / und eben dergleichen Beieigen abgebend / doll»
kommenes Licht zu geben faͤhig geweſen waͤre.
Kommet es alſo im Grund mit dieſer Unter⸗ ſuchung / und ihrer wahren Außdeutung haupt⸗
ſaͤchlich darauf an / daß durch die lange / ſtarcke
digeftion, (und zwar noch beſſer / je länger fie
fortgeſetzet wirds) zwar das brennliche Weſen
in dem Schwefel / durch gleichmaͤßiges in dem Oele haftendes / nach und nach erweichet / zu⸗ gleich aber auch / durch ſolche Laͤnge der Zeit / (und eine gantz beſondere Art / doch im Grund
wahrhaftiger fermentation,) von dem ſauer⸗
ſaltzigten Weſen ſelbſten / fein innigſt ver
knuͤpſtes waͤſſerichtes Theil / nicht weniger losgeriſſen / und dergeſtalt abgeſchieden werde /
daß jenes Darüber zu einer bloſſen fixen und faſt unbezwinglichen Erde werde. Welches ſich deſto mehr beſcheiniget / weil eben derſelbe Auß⸗ gang ſich auch auß dem bloſſen acido, auß dem
Vitriol, mit eben dieſen Oelen tracſtiret / ſchlech⸗ terdings deßgleichen darſtellet. Und alſo gantz
kein Grund vorhanden / dieſe Erdigkeit / als ob fie in dieſer Geſtalt in dem Schwefel gehaf⸗ tet haͤtte / anzuſehen / noch anzugeben; ob fie gleich in Geſtalt eines concentrirten acidi in dem Schwefel gehaftet / und erſt durch Kr N
Be =
age / dieſes acidi innigſte Aufloͤſung in dieſe Erdiſche Geſtalt gebracht worden. 3
Ich halte mich verſichert / daß kein aufrichtig ehrlicher Mann mir ungleich / oder zu einiger Verkleinerung gemeynet / außdeuten koͤnne / wann ich / nach kundbarer Beſchaffenheit der Sache / ſage / daß Mr. Homberg, als nach ſei⸗ ner Herkunft eigentlich der Apothecker⸗ Rune zugethan / vielleicht alle noͤthige Genau⸗ ſichtigkeit und genugſame Uberlegung / ja ſelbſt moͤglichſte fattfame Erfahrung / dergleichen Ver⸗ ſuche gründlich außzufuͤhren und zu beurtheilen / „noch nicht voͤllig erreichet hade. Indeſſen iſt „allerdings fo wohl in dieſem Verſuch / als noch „andern, fein Fleiß / Aufmerckſamkeit / und Ber „Hierde hoͤchlich zu loben und wohl wuͤrdig / vie⸗ v len / die noch beſſere Faͤhigkeit / bündig zu bes „uttheilen haben / zum Exempel zu dienen. Freylich aber waͤre vielleicht zu wuͤnſchen / daß auch an mehrern Orten dergleichen herrliche Ge⸗ legenheiten / wie ihme bey der Frantzoͤſiſchen Societaͤt (jedoch exceptis excipiendis,) vorge⸗ yſtoſſen / angedeyhen möchten. Vor allen Din⸗ „gen aber waͤre ſehr gut / wann man bey vor⸗ »habendem Unterſuchen alle moͤglichſte Abſich⸗ „‚ten/ noch einigen Zweiffel hegender Umſtaͤnde / v beſtmoͤglichſt außfindig machte / ehe man einen Verſuch zum voͤlligen Schluß hinauß gefuͤh⸗ „ret zu haben glaubte. | bar Gewoßlich laſſe ler frey Wehen
N HR 0
370 (o) 5 ob das gantzer 9. Jahr vorhero von mir anges wieſene experiment, den Schwefel ſo wohl aufs ſchnelleſte zu machen / als wieder zu zerſtoͤh⸗ ren / der aͤuſſerſten Leichtichkeit zu geſchweigen / den geringſten Zweiffel dieſer Art an ſich habe. Da hingegen / wann man es mit eben ſolcher genauer Aufmerckſamkeit / und Verhuͤtung aller⸗ geringſten Abgangs / hinauß fuͤhren koͤnte / oder wolte / handgreiflich erhellen wuͤrde / wie gar weit das hier erwogene experiment, von der wahren Beſchaffenheit der Sache / noch entfer⸗ net ſeh. Und daß in dem Schwefel / (auch mis der Kunckels Meynung /) nicht ein Staub oder Spur wahres Erdiſchen Weſens vorhan⸗ den; ſein brennliches Weſen auch / zum we⸗ nigſten am Gewicht / unglaublich wenig: wohl aber ſein meiſt gantzes Gewicht nichts anders / als ein lauteres ſauer⸗ſaltziges Weſen ſey. Wie dann / wann man das andere / zwar je⸗ derman von Alters her vor Augen gelegene / aber in keine Achtung genommene experiment, die aller fluͤchtigſten Oele im Augenblick auß ihrem Weſen zu ſetzen / und ihr brennliches Weſen von em Waſſer loszureiſſen / und ſolchen Kuß ſodann / ſo wohl zum Schwefel⸗
machen / als Metall / reduciren / aufs allerbehen⸗
deſte anzuwenden / mit in Betrachtung ziehet: alle ſolche weitlaͤuftige / langweilige / muͤhſame / und doch immer aufs neue verwickelte Unterſu⸗ chungen und Verſuche / nicht nur für .
on⸗
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8 2 („% 8 Fr ſondern floft undi. undienlich erken erkennet net werden moͤ⸗
a Nur ein einiges noch zu bemercken / hat ge⸗
wiß in dem erwogenen experiment der Ver⸗
ſuch / wie viel eigentlichen acidi geweſen / mit dem Sale Tartari zu erweiſen / noch weniger un⸗ eg als wann man ſolches
10 lechterdings mit Elsen. gefättiget und gelin⸗ e außgetrocknet / gewogen hätte. Maſſen auch
des allerſatteſten Schwefel⸗ oder Vitriol. acidi
Ver miſchung mit dem trockenſten Sale Tarta-
ri, wo die evaporation nicht auf das allerge⸗
ündeſte geſchiehet / einen Abgang machen kan.
Da man auch ein bereits dergleichen vermiſch⸗
tes und trockenes Saltz / durch wiederhohlte
Zerlaſſung und ſtarcke Außdunſtung / nach und
nach mit einander fein ſtillſchweigends in die
Luft jagen kan.
Wann man aber auch in dem angezogenen experiment, nach einmal heruͤber gezogenen duͤnnen weiſſen Oel / und davon geſchiedenen ſauren Waſſer / ſolches Oel wieder auf das uͤ⸗ brige gieſſet / aufs neue digeriret / und wieder alſo davon ziehet / und ſolches oft genug wie⸗ derhohlt / ehe man es mit dem ſtarcken Feuer verfolget / ſo wird auch die Erzeugung der ver⸗ daͤchtigen ſchwartzen fixen Erde ſich um ein
merckliches anders außweiſen. Um ſo viel de⸗ ſto mehr / wann man allezeit / nach beſchehener
heruͤber Ziehung des 2 Oels / etwas ne
37% e nes Waſſer unter das dickere / und gelblicht zu gehen anfangende gieſſen / und ſo lange gelinde kochend continuiren wird / bis das Waſſer meiſt alles heruͤber; welches man jedesmal aufs neue zu eben ſolcher Arbeit brauchen kan / und letztlich ſo weit in balneo abziehen / bis ſich weiſen wird / was auch darunter noch ſaures gekommen ſeyn moͤge. Habe dieſes experiment, hoffentlich nicht oh⸗ ne Nutzen / dergeſtalt deutlich uͤberlegen wol⸗ len / daß man darauß noch ein Beyſpiel neh⸗ men moͤge / wie leicht vielmalen an gar gründs lich erachteten Unterſuchungen doch noch ſo merckliche / billige / ja gantz erhebliche Zweiffel und Unrichtigkeiten verhaftet bleiben Tonnen. Indeſſen der loͤblichen Begierde / und Fleiß / zu unterſuchen / ihr gebuͤhrliches Lob gantz unbenommen. 55 21 So viel mag fuͤr dieſes 7 ſeyn / von dem Schwefelichten Grund⸗Weſen / ſo wohl in dem vegetabiliſch⸗ und animaliſch⸗ als mi- neraliſch⸗ und ſelbſt metalllſchen Vermiſchungs⸗ Werck / geredet / an⸗ und erwieſen zu haben. Deme zwar noch ein und anderes merckwuͤrdi⸗ ge / ſonderlich von Auf und Außziehen des Gol⸗ des auß ſulphurirten Metallen / haͤtte beyfuͤgen koͤnnen; laſſe es aber dißmal anſtehen / und begnuͤge mich / einen jeden curieufen Liebhaber auf ſeine eigene wohlbedaͤchtliche Erfahrung zu weiſen; ſo wohl in der Abwechſelung des er viren
virens der Metallen / durch den gemeinen Schwefel / als durch ſulphurirte Saltze: wie dann Kunckel pag. 681. feine Urſachen gehabt haben mag / dergleichen Saltz für eine fehr lobwuͤrdige Sache in der Chymie zu erklären, Und alſo dieſer zufälligen Bedencken für dieſes mal das
EN D E.
Gm — — PP ͥ —
Pag. 4. lin. 18. iſt ein erratum: angetroͤſchet / leg, an eyhtt. N
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BOULEVARD HAUSSMANN, 1
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