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ZEITSCHRIFT

FÜB

SCHÜLGESÜNDHEITSPFLEGE.

BEDIGIEET

VON

Dr. med. et PHIL. L. KOTELMANN

IN HAMBUHO.

NEUNTEE BAND. 1896.

HAMBURG USD LEIPZIG,

VEELAG VON LEOPOLD VOSS.

1896.

Druck der VerlagsanstAlt und Druckerei Aotien-Geseilschaft >orm. J. F. Richter) in Hamburg.

Inhalt

Originalabhandlungeu.

BtlU

Der BeklinationsBits und seine Bedeutung für die Schulbankfrage.

Von WiLHBLM ScHULTHB88. (Mit 10 Abbildungen). 1. 65

Die erste Brausebadanlage in Berliner Gemeindeschulen. Von Hbkmakn

Bbükzlow 18

Kinderhorte in Osterreich. Von Rudolf Aufrsitbr 79

Über die physische Entwiokelung der Schulkinder und die körper- lichen Übungen in den Schulen. Von W. Nbstbeofp 129

Die Schularztinstitution in Drontheim. Von M. K. HIkonson-Hansbn 139

t^er die Läusesucht in den Volksschulen. Von H. Nbumanh 186

Arztliche Ratschläge für kurzsichtige Schulkinder. Von Tbompbtteb 192 Die seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule und deren Verhütung.

Von K. M. ScHWAKZ 241

Vorzüge der neuen Wiener Schulheizung. Von Emanuel Batb .... 255

Zur Schularztfrage. Von Paul Sohttbbbt 906. 379

Gewichts- und Längenaunahme bei Eandem. Von Schmid-Monnard . 317 Diphtherieerkrankungen unter den Besuchern eines Kindergartens.

Von August Mitscha 369

Noch einmal die Läusesucht in den Volksschulen. Von G. Rosbn-

KJIAXZ 371

Alkoholiker in höheren Schulen. Von R. Vollbbt 449

Die Schulhygiene auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896. Von

Hans Sügk 452

Das Turnen in der Mädchenschule. Von Fr. Dorkblüth 513

Ein neues orthopädisches Kinderpult. Von Wurm. (Mit 4 Abbildungen.) 523 Körperlänge und Wachstum der Volksschulkinder in Lausanne. Von

GoMBE. (Mit einem Diagramm.) 569

Die schulhygienische Abteilung der Ausstellung auf dem zweiten

russischen Kongrefs für technische und professionelle Ausbildung

in Moskau. Von N. Sack 590

Über Kleiderablagen in Schulen. Von Kabl Hikträgbb. (Mit

6 Figuren.)

Die Neuregelung der ärztlichen Schulaufsicht in Frankreich. Von

Makoevot 643

Eine einfache Art, die Schulkinder richtig zu setzen. Von Leo

Bubobb8tbin. (Mit 1 Figur.) 646

7^r7^n

IV

Aus Versammlungen und Vereinen.

Seite

Die Überbürdungsfrage im Königlich ungarischen Landesanterrichts- rate; Von Heinbich Schuschny 24. 84

Schulhygiene in England. Vortrag, gehalten in der Deutschen Gesell- schaft für öffentliche Gesundheitspflege zu Berlin. Von L. Kotbl- M4NN 27. 88. 143. 198. 262. 326. 396

Zur Verhütung der Selbstmorde von Schülern. Aus dem medizinisch- pharmazeutischen BezirksYerein Bern 29

Über den Einfluüs organischer Veränderungen des Rachens und der Nase auf die Sprache der Kinder. Aus dem Verein für innere Medizin in Berlin 30

Desinfektion der Schulen. Aus der aufserordentlichen Versammlung

des mecklenburgischen Medizinalbeamtenvereins 30

Vorschläge des niederösterreichischen Landessanitätsrates zur Er- zielung besserer Ergebnisse bei der Vornahme der Wiederimpfung der Schüler 93

Schwindel bei jungen Tabakrauchern. Aus dem Kongrefs der ge- lehrten Gesellschaften in Paris 94

Über Kehlkopferkrankungen von Lehrpersonen. Aus der letzten Jahresversammlung der britischen medizinischen Gesellschaft. . . 148

Die jüngste Thätigkeit der stadtzürcherischen Schulbehörden nach der Seite der körperlichen Ausbildung der Schuljugend. Bericht in der Zürcher Gesellschaft für wissenschaftliche Gesundheitspflege 150

Beschlüsse des westpreufsischen Städtetages, die Einrichtung der Jugendspiele betreffend 151

Die Sitzungen der Kommission für Schulgesundheitspflege in Nürn- berg. Von G. AüTBNRiBTH 194. 257

Über eine durch Pneumokokken hervorgerufene Schulepidemie von Bindehautentzündung der Augen. Aus dem ärztlichen Verein zu Marburg a.L 201

Thesen bezüglich der Verbreitung ansteckender Krankheiten durch die Schule, aufgestellt in der Deutschen Gesellschaft für öffent- liche Gesundheitspflege 203

Eingabe der Lehrer in München an den dortigen Magistrat behufs Herbeiführung einer gröfseren Beinlichkeit der Schulen 264

Auszug aus dem Protokolle der Gentralschulpflege der Stadt Zürich, betreffend die dortigen Jugendspiele 265

Bericht über die Vereinigung für Schulgesundheitspflege des Berliner Lehrervereins für das Jahr 1895. Von Hans Suck 323

Untersuchungen auf ägyptische Augenentzündung in Kölner Volks- schulen. Aus dem niederrheinischen Verein für öffentliche Gesundheitspflege 329

Über die Wiederzulassung an Diphtherie erkrankt gewesener Kinder zum Schulbesuch. Verhandlung der medizinischen Krankenhaus- gesellschaft zu Paris 330

Bericht über die 7. bis 10. Sitzung der Abteilung für Schulgesund- heitspflege im Leipziger Lehrerverein. Von W. Sohxtbebt 392

Zur Beform des Mädchenturnens. Aus der medizinischen Gesellschaft der Stadt Basel 399

Die Bedeutung der Sports für die Entstehung von Herz- und G^fafs- krankheiten. Verhandlungen der medizinischen Vereinigung Londons 400

Seite

Jahresbericht des Ortstumlehrervereins HanDover fär 1895. . Von Heinbich Bbnte 469

Die Fürsorge für idiotische und Schwachbegabte Kinder in Paris. Bericht, erstattet in der Kommission für die Überwachung der französischen Irrenanstalten 470

Psychische Taubheit bei einem sechsjährigen Knaben, geheilt durch Hörübungen. Aus der österreichischen otologischen Gesellschaft 472

Die Hauptaufgabe der Oesundheitspflege in den Schulen und ihre Bedeutung für das Volkswohl. Vortrag, gehalten in der fünften Generalversammlung des katholischen Lehrerverbandes zu Trier 473

Schulhygienisches aus den diesjährigen Verhandlungen des preufsischen Abgeordnetenhauses über das höhere ünterrichtswesen 628

Über die ärztliche Schulinspektion in Boston. Mitteilungen von Dr. S. H. DüROiN in der Versammlung der amerikanischen Gesell- schaft für öffentliche Gesundheitspflege zu Denver 531

Zur pädagogischen Pathologie der Kinder. Vorträge, gehalten auf dem internationalen Kongrefs für Psychologie in München .... 532

Die Bekämpfung der Diphtherie. Schlufssätze, aufgestellt in der 21. Versammlung des Deutschen Vereins für Öffentliche Gesund- heitspflege 533

Die letzte Jahresversammlung des Nordalbingischen Turnlehrervereins. Von G. TöNSFELDT 593

Zwangsweise Lüftung in Schulen. Aus der Berliner Versammlung von Heizungs- und Lüftungsfachmännern 1896 594

Geisteskrankheiten bei Kindern. Verhandlungen der diesjährigen Versammlung der britischen medizinischen Gesellschaft 600

Sind die Angriffe gegen das deutsche Geräteturnen berechtigt? Rund- schreiben des geschäftsführenden Ausschusses des deutschen Turn- lehrervereins 648

Schulhygienisches aus der deutschen Lehrerversammlung in Ham- burg 1896 653

Kleinere Mitteilungen.

Über die Sehleistung kurzsichtiger Schüler 31

Zur Hygiene des Schreibens 32

Über die Häufigkeit von Herzfehlern im Kindesalter 32

Übertragung von Scharlach durch Briefe 33

Die Taubstummenanstalt in New York 33

Leitsätze, betreffend die Beleuchtung der Schulen 34

Die Nachteile der Benutzung von Badezimmern als Kinderschlafräume 35

Napoleon I. über physische Erziehung > 36

Hygienische Vorschriften für Radfahrer 37

Pufsball 37

Turnschuhe für Schüler 39

Über psychopathisch minderwertige Schüler 94

Ägyptische Augenentzündung in Schulen 96

Kriminelle AnÜiropologie in ihrer Anwendung auf die Pädagogik . . 97

Befreiung russischer Schüler vom Schulbesuch wegen starker Kälte . 97

Über die Kurzsichtigkeit der Schulkinder in Glauchau 97

Noch einmal Plett und die Schutzpockenimpfung 98

Sterblichkeit der Jugend in verschiedenen Staaten 98

Schulhygienisches bezüglich der Pausen 99

VI

s«it«

Mifsbränche Keim Soholfrühstück englischer Kinder 99

Über die dauernden Erfolge der Ferienkolonien 100

Luther und die Handfertigkeit 101

Zur Ventilation der Elaseenzimmer 102

Selbstthätiger Thürschliefser für Schulaborte 102

Der Zosammenhang von HÖrsohftrfe und geistiger Entwiokelung bei

Kindern 152

Noch einmal die Gesundheit der jungen Mädchen und das aka- demische Studium derselben 153

Über die allzulange Dauer der Unterricfatslektionen 154

Nervosität der Schuliugend und Belletristik 154

Englische Halbzeitschulen und Infektionskrankheiten 156

Augenentzündung nach Radfahren 156

Über das Qewicht der Schulbücher 157

Ein Fall von chronischer A-rsenvergiftung infolge des Gebrauchs far- biger Zeichenkreide 158

Geruchlose Pissoirs in Schulen 159

Die Hygiene der Schulen in Rufsland 203

Über die Imitationskrankheiten der Kinder, besonders in Internaten 207

Zur Prophylaxe der Masern 207

Die Berufswahl der Londoner Volksschüler 208

Diphtherieverbreitung nach Altersstufen 208

Gymnastischer und hygienischer Unterricht in den niederen Sekundär- schulen Japans 209

Auersches Gasglühlicht für Schulen 209

Zur Desinfektion von Schulbüchern 210

Gummigürtel von Schülerinnen 210

Behandlung und Erziehung nervöser Kinder 266

Die Halskrankheiten der Zöglinge in Rugby School während der

letzten 25 Jahre 267

Die Singstimme der Kinder 270

Über die Erfüllung der gesundheitlichen Vorschriften beim Turn- unterrichte 270

Lüftung der Klassen während des Sommers 271

Zur Anlegung von Schuibrunnen 272

Der Hausschwamm in Schulen vom hygienischen Standpunkt 273

Das Nägelkauen der Schulkinder ein pathologisches Zeichen 331

Über die schulhygienischen Einrichtungen Lübecks 336

Die häufigsten Unfälle in der Schule und ihre Behandlung bis zur

Ankunft des Arztes 337

Herstellung von Ozon in Schulräumen 389

Der Einflufs trunksüchtiger Eltern auf die Gesundheit der Kinder. . 339

Pestalozzi und die körperliche Erziehung der Jugend 402

Über die Gesundheitspflege der Schüler im Hause 403

Augenverletzung eines Realschülers durch eine Stahlfeder 404

Die innerhalb der letzten 25 Jahre in der Rugbyschule vorgekom- menen Infektionekrankheiten 406

Gefahren des Fufsbades im Seewasser 409

Zur Schulheizung und Schullüftung in den Vereinigten Staaten .... 410

Ein hygienischer Spucknapf 411

J. H. Campbs Anschauungen über die körperliche Erziehung 474

Das Schwimmen . in der Schule 476

Zur Frage der Überbürdung unserer Schuljugend 477

vn

Stlte

Das Verhalten Yon 1564 teils geimpften, teiln nngeimpften Schul-

kinäem bei einer Blati»m^[Mdeinie im russischen Bezirke Mologa 480 Peyohisohe Ansteckung von Sehalkindem durch stotternde Mitschüler

oder Familiengliäer 480

TodeslaUe unter den Zöglingen der Bugbyschule innerhalb der letzten

25 Jahre 481

Über Handarbeiten kleiner Mädchen vom hygienischen Standpunkte 481

Die Lebensdauer elektrischer Glühlampen fär Schulen 482

Hygienische Fragen, gerichtet an Schülerinnen einer amerikanischen

High School 636

Untersuchungen über die geistige Entmckelung der Schulkinder . . . 538

Zmr Pathologie unseres .Üymnasialgchulwesens 589

Über .dtti Emfluis der Gehimarbeit auf die Atmung der Schüler . . . 539

Znr Überbürdung in den englischen Schulen 540

Unhygiousches beim Handfertigkeitsunterricht 542

Satechläge für ftadfahrer 542

Untersuchungen der Augen und Ohren von 1997 Volksschülem in

Zürich 601

Zar Überbürdung der Lehrer 608

Über die Grundsätze, nach welchen die Stundenpläne der Stadt- schulen in Montevideo einzurichten sind 604

Das hausliche ArbeitsmaTs der Schüler 604

Fahrpreisermälsigungen für Schulfahrten in Bayern 606

Über die hygienische Bedeutung der Schulgärten ... 606

Gesundheitsvorschrifben für das FuTsballspiel 606

Ge&hren mangelhafter Aborte in Schulen 607

Körperliche und geistige Gesundheit christlicher und jüdischer Kinder 656

Ist die heutige Generation entartet? 658

Über die physische Erziehung der Jugend in Frankreich 659

Sehulüberbürdung und Entstehung von Nervenkrankheiten bei Kindern 661 Über die Beeinflussung einfacher psychischer Verenge durch körper- liche und geistige Thätigkeit 661

Ermittelungen über den Einflufs des Tabakrauchens auf die geistige

Leistungsfähigkeit der Schüler >. . 662

Cariose Zahne der Schuljugend 663

„Scrumpox*" bei fnisballspielenden Schülern 663

Kinderheilstätten in Österreich 663

EinfluiCB ungenügender Beleuchtung auf die Augen 664

Zur Frage nach dem Feuchtigkeitsgrad der Luft in den Schulen . . . 664 Gesundheitsschädliche Ausstattung von Schulbüchern in England . . . 664

Tagesgeschichtliclies.

Eine Ausstellung von Erzeugnissen für Pflege, Ernährung und Er- ziehung der Kinder zu Dresden 39

Der Gesundheitsznstand in den bemischen Lehrerinnenseminaren ... 40

Gründung eines Fachkomitees ungarischer Schulärzte 41

Die Zulassung weiblicher Studierender zur Universität 41

Reduktion des Schülermazimums pro Klasse in Dänemark 42

Die Ausstellung der Londoner Board Schools 43

Schulhygienische Vorträge auf dem pädagogischen Kongresse in

Santa-Fe 43

VIII

S«it6

Die Stundenzahl einer Quarta in Berlin 43

Die Schulgesundheitspflege auf dem dritten Kongresse zur Fördenmg

des technischen Unterrichts in Bordeaux 44

Zur Nachtarbeit von Kindern 44

Aufruf zur Errichtung einer Heil-, Erziehungs- und Unterrichts-

anstalt für epileptische Kinder in Osterreich 44

Die deutschen Ferienkolonien während der Jahre 1885 1894 44

Über die Waffenübungen der Zürcher Sekundarschüler 45

Gerde nautique scolaire in Frankreich , 46

Drainierung ungesunder Schulen in Portsmouth 46

Schulgebäude in Costa Rica 47

Der XII. internationale medizinische Kongrefs in Moskau 102

Ausstellung für körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport

in Innsbruck 103

Beschlüsse der Berliner ärztlichen Schulreformkommission zur För- derung der Schulhygiene 103

Schulhygienisches aus dem neuesten österreichischen Sanitätsjahres-

bericht 103

Fehlerhafter Stundenplan 104

Zur ärztlichen Schulinspektion in Frankreich 106

Hygienischer Unterricht in den belgischen Schulen 106

Die bei dem Landheere und der Marine Preufsens 1894 bis 1895 ein- gestellten Analphabeten 106

Klassen für schwachsinnige Kinder in London 107

Impetigo contagiosa bei Schulkindern 107

Arme Wiener Kinder in den Seehospizen von Triest und Grado . . . 108 Obligatorischer Turnunterricht am Staatsobergymnasium in Czemowitz 108

Ein Urteil über die Exerzierschulen für Knaben 108

Studentische Spielkurse an deutschen Universitäten 109

Die Mannschaften für die englische Universitätsregatta 109

Schulbäder in Frankreich 110

Versammlung des Deutschen Vereins für Öffentliche Gesundheits- pflege in Kiel 160

ArztHch-hygienischer Landeskongrefs in Budapest 160

Wiener Unterrichtskurs über Kindererziehung für Frauen und Mädchen 160 Programm der Leipziger Lehrerbildungsanstalt für Knabenhandarbeit

auf das Jahr 1896 161

Wiederum die Überbürdungsfrage 163

Aufhebung einer Schülerverbindung in Bamberg 164

Vorträge in der Industrieschule zu Tokio über Gewerbehygiene und

erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfallen 164

Die Influenza in den Erziehungsinstituten der Schweiz 164

Krankheitssimulation englischer Schulkinder 165

Heilstätte für lungenkranke Lehrer und Gelehrte 165

Vorsicht gegenüber geimpften Schulkindern 166

Der Verein zur Heilung stotternder Volksschüler in Hamburg 166

Schneesohuhlaufen der Gemeindeschüler zu Braunlage im Harz .... 167

Neubauten für Epsom College 167

Die Zahl der epileptischen Schulkinder im Königreich Sachsen .... 212

Englische Mädchenerziehung während der Pubertätsperiode 214

Eine amerikanische Gesellschaft für Körperpflege in der Schule .... 215

Neuere Urteile über die Steilschrift 215

Zur Verhütung des Herpes tonsurans in Schulen 215

IX

Seite

Schulreisen der Zürcher Sohüler im Jahre 1895 216

Über die im Eindesalter befindlichen Verbrecher 217

Knrse zor Aoebildung Ton Lehrern nnd Lehrerinnen für Volks- und

Jngendspiele 217

Ein Wettkampf zwischen amerikanischen und englischen Studenten 218

Kölner Ferienkolonien 218

fieizong nnd Lüftang der Dresdener Volksschulen 219

Notapparat für plötzliche Unfälle in Schulen 220

Die Erkrankungen der Schulkinder in Jalta in Beziehung zu ihrer

körperlichen Entwickelung 274

Zur Schulnberbürdungsfrage 275

Impetigo contagiosa im Lehrerseminar zu Pirna 276

Vorlesung über Schulhygiene in London 276

Die Steilschrift im Auslande 277

Verbot für die Prager Schüler, die Hände ihrer Lehrer zu küssen . 278

Alkoholismus und Schule 278

Zur Blindenerziehung in Ungarn 279

Der B^andfertigkeitsunterricht an russisoheu Lehrerbildungsanstalten 279

Schülerbataillone in den Vereinigten Staaten 280

Rekonyalescentenheim für Kinder des Mittelstandes in England .... 281

Zur Förderung norwegischer Ferienkolonien 281

Ein Gutachten über die Benutzung von Tischplatten mit quadrierter

liniierung in Kindergärten 281

Über die schulhygienische Abteilung der ersten russischen Ausstellung

für Gesundheitspflege zu St. Petersburg 340

Hundertjähxdges Jubiläum der Jennerschen Kuhpockenimpfung ..... 341

Die Schulzeit und das Mittagsessen der Schüler 341

Schulhygienische Untersuchungen in Japan 342

Petition gegen die Überbürdung der Volksschüler in Ungarn 342

Zum Verbot des Wirtshausbesuches der Sonntagsschüler in Bayern. 342

Untersuchungen der Zähne von Elberfelder Schulkindern 343

Die Pariser Gesellschaft gegen den Mifsbrauch des Tabaks, ins- besondere bei Schülern 843

Über die Körperpflege im Knabenhort IV zu München-Giesing 344

Schwimmunterricht för Schüler in Birmingham 345

Der Schulgarten zu Dömick in Schleswig-Holstein 345

Amerikanische Sommerschulen 345

Ferienhaus der Schule des Paulsenstifts in Hamburg 346

Der Handfertigkeitftunterricht in Osnabrück 346

Über die hygienische Zulässigkeit des Auerlichtes für die staatlichen

Elementarschulen 347

Der XIII. Deutsche Konjrreis für erziehliche Knabenhandarbeit .... 411 Verkehrserleichterungen für Berliner Gymnasiasten beim Besuch der

Schule 415

Fulsschellen als Strafmittel in einer amerikanischen Anstalt für ver- wahrloste Eünder 415

Zur Ausführung des Impfgeschäftes 415

Ein Wettschwimmen von Pariser Schülern 415

Die Schulgärten zu Pöfsneck in Thüringen 416

Haushaltungslehre für Schülerinnen in Köln 416

Russische Heilkolonien für Kinder 416

Das neue Schulgebäude des städtischen Realgrymnasiums mit Vor- schule zu Gera. (Mit 3 Plänen im Text und einer Tafel.) 417

X

8«iU

Untersuchungen der Luft in den st&dtischen Schulen 2U GörlitE. . . . 483

Die Steilschim in Amerika 486

Ausbrach von Diphtherie in einem englischen Wusenhause, begünstigt

durch schadhafte Drains des Spielplatzes 487

Zahnpflege der belgischen Schulkiiäer 487

Gegen die übermäisige Benutzung der Schüler zu gewerblichen Zwecken 487

Eine Anticigarettenliga 487

Neue akademische Budervereine 488

Der Schulgarten auf der Gartenbauausstellung in Dresden 489

Ferienkolonien und Milchkuren für Zürcher Schüler 490

Das Seehospiz zu Triest für skrofulöse und rhachitische Kinder. . . . 490

Verbot mit Draht gehefteter Schulbücher und Schreibhefte 491

Die 68 Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte 542

Intema.tionaler Kongrefs für das Wohl der Jugend zu Florenz 543

Antrag der Hamburger Schulsynode bei der Oberschulbehörde, eine

schulbygienische Kommission einzusetzen . . . .' 544

Zu den Erkrankungen in den Londoner Schulen 544

Vorträge über Hygiene im Volksschulverein zu Krakau 545

Sexuelle Physiologie in der Mädchenschule zu Philadelphia 546

Eine Statistik der in d^i Hamburger Volksschulen Yorhandenen sprach- gebrechlichen Kinder 546

Der zweite Kongreüs für Volks- und Jugendspiele in München 547

Schülerherbergen in den Alpen 548

Instruktion für Sehulbauten in Paris 549

Gesundheitszeugnisse für Lehrerinnen 608

Schulhygienische Vorträge im katholischen Lehrervereine Hessen-Nassau 609

Die Augen der Londoner Schulkinder 609

Vorbeugungs- und Verhaltungsmafsregeln bei Diphtherie, mitgeteilt

von der Berliner Schuldeputation 609

Die englische Gesellschaft zur Verhütung von Grausamkeit gegen Kinder 610

Wettkämpfe und Spiele des Altonaer Bealgymnasiums 610

Gegen den sportmäfsigen Betrieb des SchiUerrudems 611

Über die Frequenz der Brausebäder in den Berliner Gemeindeschulen 611 Das für bedürftige Kinder bestimmte Bekonvalescentenhaus zu Weid-

lingau in Niederösterreich '. 613

Schuifrühstück für arme Kinder in Quedlinburg 614

Die Schulheizung mit Gas 614

fiussischer Preis für den besten Leit&den der Schulhygiene 665

Forderung von Impfzeugnissen in den Lehranstalten Philadelphias. . 666

Zum Kampf der Schulen gegen den Alkoholmifsbrauch 665

Über Todesfalle an Pocken im deutschen Eeich und im Auslande . . 666

Zur Verminderung der körperlichen Züchtigung in Schulen 667

Über die Gefährlichkeit körperlidier Übungen 667

Eine geplante Statistik der Schülerwanderungen in Deutschland .... 667

Schie£wettkampf französischer Volksschüler 668

Nürnberger und Danziger Ferienkolonien 668

Urteile von Lehrerkollegien höherer Schulen über den Handfertigkeits- unterricht 668

Über die Blinden- und Taubstummenanstalten Japans 669

Das Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhaus in Berlin 671

Ein Schulbad in Mailand 671

Gedeckte Spielplätze 671

Das neue Gebäude der Realschule zu Blankenese in Schleswig-Holstein 672

XI

Amtliche Yerfügungen.

8«lte

Biials des Königlich pveniinscheii Unterrichtsministe» we^en Be- freiung vom Tarnanterrioht auf Grand arztlicher Zeugnisse .... 47

Bnndsohreiben des k. k. österreichisoben Ministeriums des Innern ▼om 7. November 1896, Z. 38198, an alle poHtisehen Landes- beborden, betreifend die im Jahre 1896 in Innsbruck statt- findende internationale Ausstellung für körperliche Erziehung, Geeundhetispilege und Sport 49

Malsregeln gegen Masern und Keuchhusten. Verfügung des Qroüs- herzoglioh badisohen Ministeriams des Innern vom 8. Dezember 1894 49

Dienstordnung für die Schulärzte an den städtischen Volksschulen zu Dresden 51

Eiiafs der Königlichen Regierung zu Marienwerder bezüglich des

Baues von Brunnen und Abortgruben, besonders für Schulen . . 110

Bundverfögung des Königlichen Begierungspräsidenten zu Stettin, betreffsud die Übertragung von Infektionskrankheiten durch Briefträger 118

Verbot des Schulbesuches für Kinder, welche in demselben Hause mit ansteckenden Kranken wohnen. Pennsylvanisches Gesetz, bestätigt von dem Gouverneur am 18. Juni 1895 114

RonderlaTs des Grolsherzofflich badischen Ministers des Innern vom 28. November 1895, Maisregeln gegen Diphtherie und Scharlach betreffend 168

Verfügung des Bezirksschulrates der k. k. Reichshaupt- und Residenz- stedt Wien, G. Z. 6918, bezüglich der Verwendung schulpflichtiger Kinder bei öffentlichen Schauvorstellungen 169

Vorschriften für die Benutzung der Brausebäder in den Anstalten des Vereins „Knabenhort^ zu München 171

Verordnung des Wiener Bezirksschulrates, G. Z. 9004, über die

Speisung armer Schulkinder in Volksküchen 172

Rnnderlafs des Königlich preuisischen Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, betreffend den Bau ländHcher Volksschulen 221. 282. 847. 428

Erlafs des Kaiserlich japanischen ünterrichtsministers über die körper- liche Erziehung und die Verhütung der Überbürdung der Volks- sohulkinder 226

Aus der Desinfektionsanweisung der Stadt Lippspringe 228

Verordnung des k. k. Landesschulrates in Salzburg vom 25. Februar 1895, Z. 140, wegen Verwendung der in der Fabrik Bürmoos hergestellten gläsernen Schreibtafeln 281

'Entwurf einer Dienstordnung für die Schulärzte der Stadt Nürnberg 286

Aus der Schulordnung für die Bürger- und allgemeinen Volksschulen des Schulbezirkes Wien, genehmigt mit dem Erlasse des k. k. niederösterreichischen Landesschulrates vom 20. September 1895, Z. 9019 289

Ratschläge des Gesundheitsrates von New York zur Verhütung von

Infektionen in Schulen 290

Verordnung des k. k. österreichischen Ministeriums des Innern vom 5. März 1896, Z. 6009, an die k. k. Landesregierung in Salzburg bezüglich der Kontrolle über die öffentlichen Impfiingen 850

Rundschreiben des Königlich preuisischen Unterrichtsministers, be- treffend ein Wettrudem für alle Universitäten Deutschlands im Jahre 1896 851

Seit«

Aus der Instraktion für die den öffentlichen Volks- und Bürger- schulen Wiens zugewiesenen städtischen Schuldiener 351

Verfügung des Sohulvorstandes der Stadt Zürich vom 8. Juni 1895

in betreff des Armbrustschiefsens der Sekundarschüler 363

Aus der Verfügung des Königlich württembergischen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens über die Hausaufgaben an den höheren Lehranstalten 428

Rundschreiben des Königlich preufsischen Unterrichtsministers, be- treffend Kurse in den Jugend- und Volksspielen an den Universi- täten für die Studierenden 429

Die Anzeigepflicht und das Verfahren bei ansteckenden Krankheiten von Schulkindern. Aus der Polizei Verordnung des Königlichen Jßegierangspräsidenten zu Sigmaringen 430

Aufforderung des Bezirksschulrates der k. k. Reichshaupt- und Residenz- stadt Wien, G. Z. 7142, an die Lehrpersonen des Schulbezirkes, sich zum eventu eilen Unterricht schwachsinniger Kinder zu melden 431

Handhabung der Gesundheitspflege in den Volksschulen seitens der Lehrpersonen und Schulvorstände. Bekanntmachung nebst An- weisungen der Königlichen Regierung zu Sigmaringen 491. 563. 615

Erlafs des Königlich bayrischen Kultusministeriums, betreffend die

Ferienordnung in den Landschulen 495

Verfügung des Königlichen Provinzialschulkollegiums von Schleswig- üolstein bezüglich des Besuches der Turnlehrerbildungsanstalt in Berlin durch Kandidaten des höheren Schulamts, jüngere Hilfs- und Oberiehrer 497

Zur Untersuchung von Schulbrunnen. Verfugung des Königlichen

Regierungspräsidenten in Minden 498

Erlafs des Kaiserlich japanisdien Unterrichtsministers wegen Er- richtung eines Kollegiums für Schulhygiene 550

Bekanntmachung d^ß Königlich bayrischen StaaUministeriums des Innern, die Ausstellung amtsärztlicher Zeugnisse für die Auf- nahme von Studierenden an der Königlichen Forstlehranstalt Ascbaffenburg betreffend 551

Bestimmung des Bezirksschulrates der k. k. Reichshaupt- und Residenz- stadt Wien, Z. 1389, bezüglich der schnellen Beseitigung von Störungen im Heizungs- und Lüftungsbetriebe der Schulen .... 566

Ratschläge des Hamburgischen Medizinalkollegiums zur Verhütung der Tuberkulose, insbesondere bei Kindern 619

Entscheidung des preufsischen Oberverwaltungsgerichtes über körper- liche Züchtigung in den Schulen 621

Bestimmungen des Wiener Bezirksschulrates über das Verhalten der Lehrpersonen bei Unglücksfällen im Turnunterrichte 621

Kundmachung des niederösterreichischen LandesausschusseF bezüglich der Aufnahme von Kindern in die Landesbesserungsanstalten zu Sggenhurg und Korneuburg 674

Ratschläge der Sanitätsdirektion des Kantons Schaffhausen über das Verhalten bei Diphtherie 676

Anweisungen des Bezirksschulrates der k. k. Reichshaupt- und Residenz- stadt Wien für die Benutzung der Temperaturtabellen in den Schulen während der Heizperiode 1896 bis 1897 677

Das neue amerikanische Gesetz über Kinderarbeit 679

Aus der Rundverfugung des Königlichen Regierungspräsidenten zu Köslin, betr. Mafsregeln zur Bekämpfung ansteckender Krankheiten 679

xni

Personalien. 53. 114. 173. 231. 290. 354. 432. 499. 557. 622. 680.

Litteratur. 1. Besprechungen.

Seite

C. Delyaillb, Une mission en Belgiqae et en Hollande. Uhygi^ne et raasistance publiques. L'organisation et l'hygidne scolaires. Von Lbo Bürgbbstkin 55

Otto Janke, Über den Unterricht in der Gesandheitslehre. Von Fr. Dornblüth 57

Ddnk£r, Die Bedentang der Wettübungen für das Turnen. Von G.

H. Weber 58

George Ricks and Joseph Vaüohan, Hand and eye training. Von

Charles Campbell 59

A. CoMBE, Alcoolisme chez Tenfant. Von Wilhelm Bode 116

Mabiok £. Holmes, The fatigue of a school hour. Von Leo Büroer-

STEIN 119

Karl HintrIoer, Die Volkssohulbauten in Norwegen. Von Behnke 126 SoLBRio, Die hygienischen Anforderungen an ländliche Schulen. Von

Reimank 175

Wilhelm Krampe, Die italienischen Humanisten und ihre Wirksam- keit für die Wiederbelebung gymnastischer Pädagogik. Von

Gustav Hbroel 178

G. E. Shuttle woBTH, Mentally deficient children: their treatment and training. Von L. IiroERMAim 181

B. Wehmer, GrundriXs der Schulgesundheitspflege unter Zugrunde-

legung der für Preulsen gültigen Bestimmungen. Von R. Blasius 238 J. Rappold, Beiträge zur hygienischen Revision unserer Mittelschulen.

Von P. B. Sepp 235

F. Schanz, Wie sollen sich die Kinder zu Hause beim Schreiben und

Lesen setzen ? Von Leopold Ewer 237

Gustav Richter, Unterricht und geistige Ermüdung. Von Leo

BüRQERSTEIN 293

CoMBE, Rapport sur le service medical des ecoles de la ville de

Lausanne pour l'ann^e scolaire 1894—1895. Von Karl Girard 298 Simon Snbll, Eyesight and school life. Von William Browne .... 300 Karl Waibel, Die Volksschulen des Kgl. Bezirksamtes und der Stadt

Günzburg a. D. in hygienischer Beziehung. Von W. Krug .... 357

W. Rbttio, Neue Schulbank. Von August Hermann 359

£. VON Schenckbndorff und F. A. Schmidt, Jahrbuch für Jugend und

Volksspiele. IV. Von Karl Febd. Kummer 362

A. MiLowsoBOFF, Experimentelle Untersuchungen über Steil- und

Schrägschrift in der Ekaterinburgschen Realschule im Jahre

1894—1895. Von N. Sack 436

G^undheitsbüchlein, bearbeitet im Kaiserlichen Gesundheitsamt. Von

0. Janke 439

Christian Klein, Das Baden. Von H. Ratdt 442

Gebärd Smith, Our growing children, with special reference to the

physical education of the weakly. Von William 'Browne 443

XIV

Seit

F. Schanz, Auffenkrankheiteu im KlBdesalter. Von Paül Schubert 444

H. Nbümann, OlTentlicher Kinderschatz. Von Lbübuscher 501

Edward M. Habtwsll, Beport of the Director of Physical Training. Von Hebmann Gützmann 604

HandfertigkeiUangelegenheiten in Dänemark 1894. Von Leo Bürger- STEIN , 506

Karl HintrIoer, Die Volksschulhäuser in den verschiedenen Landern : I. Volksschulhänser in Schweden, Norwegen, Dänemark nnd Finnland. Von H. Chr. Nussbauit 508

Hans Januschkb, Einige Daten zur gesnndheitsmäljigen Bogelang onserer Soholverhältnisse. Von E. von Sallwürk 560

H. Sohröer, Johannes Stanoenbergers Spiele für die VoUuaohale. Tamspiele für Tamvereine, Spielgesellscbaften und die Ober- klassen höherer Lehranstalten. Von 0. Beinhardt 562

Walther Herstatt and Otto Kamp, Die haaswirtschaftliche Unter- weisung der Landmädchen und Frauen in Deutschland und im Auslande. Von Philipp Zimmermann 564

Bourneville, Assistance, traitement et ^ducation des enÜBtnte idiots et d6generes. Von William Browne 564

Amalia £kNSBN8 Pigeskole. Aarsberetning for skoleaarene 1890 til 1895 ved skolens bestyrerinde (Amalie Hansens Töchterschule. Jahresbericht für die Schuljahre 1890 1895 von der Schul- Vorsteherin.) Von Axel Hertel 625

W. Beck, Dr. K. J. Lorinser, Begierungs- und Geheimer Medizinalrat.

Sein Leben und seine Verdienste um das Turnen. Von E. Eooh 627

Mabel Hawtrey, The coeduoation of the sexes. Von William Smith 628

Fb. H. Wagner, Die im Kindesalter am häufigsten vorkommenden Sprechgebrechen. Von B. Kafbmann 629

William S. Monroe, Education of feeble minded children in California. Von Trüpkr 684

P. BiEMANN, Lehrgang für das Knabentumen in einfachen Sehul- verhältnissen. Von Franz Wilhelm 686

John Esser, Kontrolletafeln für Eltern zur Überwachung des Wachs- tums und der Körperverhältnisse der Kinder. Von G. Tönsfblbt 688

E. VON Schenckendorff und F. A. Schmidt, Batgeber zur Einfahrung der Volks- und Jugendspiele. Von Philipp Geiger 689

Bibliographie. 60. 125. 181. 238. 300. 365. 444. 509. 565. 630. 691.

Bei der Redaktion eingegangene Schriften. 63. 127. 183. 239. 302. 367. 446. 511. 567. 631. 694.

Sachregister 697

Namenregister 719

Verzeidinis der Herren Mitarbeiter,

welche im Jahre 1896 Beiträge geliefert haben.

BSrgenohallehrer Rdsolf AtmiBiTEB in Witn. Sektor d«t Alten OymnasivniB drorstadienrAt Dr. G. AtmimiSTH in Ntimberg. Direktor ExAiruEL Batb in Wien. Stadtbaurat Bbhnkb in Frankfurt a. M. Lehrer an der Bürgersohole Heinrich Bbktb in Hannover. Professor der Hygiene Dr. B. Blasiüb in Brannschweig. Dr. Wilhelm Bode in Hildeaheiin. Professor der Medizin Dr. William Bbowiöe in London. Rektor Hermann Bbünzlow in Berlin. Oberrealschulprofessor Dr. Leo BüROBRSTBiN in Wien. Professor Dr. Gharlbb Campbell in London.

Privatdooent der Kinderheilkunde Schularzt Dr. Combe in Lausanne.

Praktischer Arzt Dr. Fb. Dornblüth in Rostock. Dirigierender Arzt eines Instituts für Orthopädie Dr. Leopold Ewer in Berlin. Oymnasialtumlehrer Philipp Geiobr in Regensburg. Professor der Schulhygiene Dr. Karl Girard in Bern. Arzt für Sprachstörungen Dr. Hermann Gutzmann in Berlin. Lehrer und Obserrator M. K. HlxoNSON Hansen in Drontheim. Ghymnasialdirektor Dr. Gustat Hebobl in Aussig. Tuminspektor August Hermann in Braunschweig.

Eommunalarzt Axel Hertel in Kopenhagen. Diplomierter Architekt Karl Hinträoer in Wien. Städtischer Lehrer Otto Janee in Berlin.

Professor der Medizin Dr. L. Inoermann in New York. PriVatdocent Dr. R. Eafemann in Königsberg i. Pr. Professor Dr. K. Koch in Braun- schweig. — Augenarzt Dr. L. Kotelmann in Hamburg. Schularzt Hofrat Dr. W. Kruo in Dresden. K. k. Landesschulinspektor Dr. Karl Ferdinand Kummer in Wien. Professor der Medizin Dr. Leubuscher in Jena. Ärztlicher Schulinspektor Dr. Manoenot in Paris. Professor der Schulhygiene und Mitglied des Kaiserlich japanischen Unterrichts- ministeriums Dr. M. MisHiMA in Tokio. K. k. Bezirksarst Dr. August MiTSCBA in Tulln. Arzt des Lazarewschen Instituts für orientalische Sprachen Kollegienrat Dr. W. Nesteropf in Moskau. Priratdocent der Kinderheilkunde D. H. Neumann in Berlin. Professor an der tech- nischen Hochschule H. Chr. Nussbaum in Hannover. Direktor Professor

XVI

H. Raydt in Hannover. Kreisphysikus Dr. Reimann in Neumünster. Privatdocent Dr. 0. Reinhardt in Berlin. -- Rektor E. Rosenkbanz in Kassel. Einderarzt Dr. N. Sack in Moskau. Geheimer Hofrat Dr. E. VON Sallwürk in Earlsruhe. Einderarzt Dr. Schmid - Monnard in Halle a. S. Augen- und Ohrenarzt Dr. Paul Schubert in Nürnberg. Privatdocent der Chirurgie Dr. Wilhelm Sohulthbss in Zürich. Schularzt und Professor der Hygiene Dr. Heinrich Schtjschny in Buda- pest. — Leiter der orthopädischen Heilanstalt Dr. E. M. Schwarz in Prag. Gymnasialprofessor P. 6. Sepp in Augsburg. Professor der Medizin Dr. William Smith in London. Stadtischer Lehrer Hans SüCK in Berlin. Rektor G. Tönsfeldt in Altena. Augenarzt Dr. Trompetteb in Cleve. Direktor Trüper in Jena. Arzt Dr. R. Vollert in Heidelberg. Eöniglicher Wirklicher Rat G. H. Weber in München. Professor Franz Wilhelm in Pilsen. Augenarzt Dr. WüSM in-BerUn. Lehrer Philipp Zimmermann in Frankfurt a. M.

leitfditift fit S(l|iilgef]iii)il|ett0)ifleiit

IX. Jahrgang. 1896. No. 1

(l^risinaUb^anblttitgett.

Der Reklinationssitz und seine Bedeutung fftr die Schnlbankfirage.

Ein schnlhygieDisoher Vortrag.

Von Dr. med. Wilhelm Schulthess,

Privatdocenten der Chirurgie an der Universität Zürich.

(Hit 10 Abbildungen.)

unter B.eklination versteht man eine Sitzhaltung, bei welcher der Bumpf an eine stark nach hinten geneigte Lehne angelehnt wird. Die Bezeichnung ist hauptsächlich durch LoBBNZ in Wien bekannt geworden, der sie auch eingeführt hat.^

Wenn ich heute auf dieses schon vor einer B.eihe von Jahren zur VerhandluDg gelangte Thema nochmals zurückkomme, so geschieht das deshalb, weil mannigfache Äuiserungen in der Litteratur aus Kreisen von Schulmännern und Ärzten beweisen, dals der Zweck und die Konsequenzen des Beklinationssitzes durehaus noch nicht allgemein bekannt sind, sondern viele unklare Vorstellungen die Beurteilung dieses eigenartigen Sitz- systems stören.

^ Obwohl in der Orthopädie Reklination der Wirbelsäule eineBüok- wSrtsbeugung derselben in sich selbst bedeutet und nicht die Bück- wirtsbengung im Hüftgelenk, welche beim Reklinationssitz hauptsächlich in Frage kommt, so sehe ich es doch als nutzlos an, heute noch einen anderen Ausdruck für die bezeichnete Stellung vorzuschlagen. Inwieweit dabei eine wirkliche Beklination der Wirbelsäule zu stände kommt, werden wir spater sehen.

SeknlgMnmdheitopflege IX. 1

Zur Einführnng muis ich die einen typischen BeklinatioDS- sitz bedingende Schulbank von Dr. F. Schskk in Bern kurz besprechen, such aaf die Gefahr hin, Bekanntes zn -wiederholen. ' Im Jahre 1886 hatte dieser auf der wiBsenBohaftliohen Ausstellung der NaturfoTscherrersammlung zu Berlin eine Schalbank * ausgestellt, welche durch die betrfichtliche Aaslage der Lehne nach hinten und noch mehr durch die merkwürdige, stark nach vom aufsteigende Neigung der Bank* Aufsehen er- r^^« (s. Fig. 1), Schenk verlangte, daüs die Kinder sogar beim Schreiben angelehnt sitzen sollen, oder er behauptete

Fig. 1-

vielmehj, daJs sie es von selber thftten. Dabei hatte eif^ein- geeehen, dafs zu einem solchen Sitz eine Miousdistanz gehOre, die weitaus gröiser sei als die gewöhnlich gebräuchliche, und dafs das Faltbrett eine Neigung haben müsse, welche die üb- liche ebenfalls bedeutend übertreffe. Diese beiden Forderungen ergaben sich ohne weiteres aus der durch den RektinationssitB

' Siehe Tageblau der 69. Venammkmg dealseher Natur forsditr und ÄriU in Berlin, 1886.

' In der beigefügten Abbildung der ScBKt,-K»oheD Schulbank ar- scbeineD Lehne und Sitzbrett nicht stark genug nach hinten geneigt.

geschaffenen RückwftriBverlegang des Rumpfes und noch mehr des Kopfes; wir kommen auf diesen Punkt weiter unten zurQck. Um das Aufstehen in dem Subsellium möglich zu machen, yessah Schbnk seine Pultplatte mit einer eigens zu diesem Zwecke erfundenen Vorrichtung, welche ein ergiebiges Zurück* schieben, beziehungsweise Versenken der Platte, somit eine Umwandlung der groisen Minusdistanz in Plusdistanz gestattete.

In einer solchen Bank sitzt das Kind nicht mehr nach der gewöhnlichen, von fl. von^ Meyeb^ beschriebenen Art; es nimmt vielmehr mit ergiebigem Ausschluis der Muskel* thfttigkeit eine beinahe vollständig passive Haltung ein, eine „Ohnmachtsstellung^, wie sie ein anderer Schulbankerfinder ironisch genannt hat.* Diese ^Ohnmachtsstellung^ hat mit dem Sitzen das Aufstützen der Sitzhöcker auf eine feste Unter- lage, mit dem Liegen die Berührung des gröisten Teils der Rüokenflftche mit einer stark geneigten Ebene, hier der Lehne, gemein.

Schenk war zu der neuen Form seines Subsells durch die Beobachtung geführt worden, dafs die Schüler beim Sitzen auf horizontaler Ebene in den gebräuchlichen Schulbänken nicht zu einer symmetrischen und ebenso wegen allzu rascher Ermü- dung nicht zu einer aufrechten Körperhaltung zu bringen sind. Deshalb zog er es vor, die Haltung den aktiven Kräften zu ent* ziehen und den passiven, vor allem derjenigen der Schwere, zu überlassen.

Beim Auftauchen der neuen Schulbank erhob sich selbst- verständlich, wie bei jedem neuen Subsell, in erster Linie die

^ Die Mechanik des Sitzens mit besonderer Berück- sichtigung der Schulbankfrage in Vir c ho w 8 Archiv, Bd. 38, S. 15

bis ao.

' Schindleb, Der hygienische Universalschreibsitz, Patent A. ScHiNBLSB, Basel. Hier wird der Haitang in der ScHSNKBohen Schul- bank die genannte ironische Bezeichnung zu teil, nachdem Verfuser in der Sitzung der Zürcher Gesellschaft für wissenschaftliche Gesundheitspflege vom 10. Desember 1890 (s. Kcrregpondengblatt flir Schwmer Ärzte, 1891} erklärend erwähnt hatte, „dals ein Ohnmächtiger in diesem Subsell fitzend Terharren würde^.

Frage: Sind die hygienischen Vorteile dieser Art des Sitzens derartig klare und unzweifelhafte, dafs wir unsere Kinder nicht mehr nach der bisher üblichen natürlichen (I?) Methode auf horizontalem Sitzbrett, eventuell Stuhl sitzen lassen dürfen*, sondern den Seklinationssitz wählen müssen? In zweiter Linie war zu entscheiden: Ist es möglich, dieses Sitzsysiem so ein- zurichten, daCs es den pädagogischen und technischen Erforder- nissen genügt?

Wir müssen bedauern, ddls der Erfinder des Subsells dem- selben nicht eine ausführliche wissenschaftliche Begründung und Empfehlung mit auf den Weg gegeben hat. Es ist wohl diesem Umstände zuzuschreiben, daCs mancherlei unrichtige Vorstellungen über dasselbe Platz gegriffen haben. Aller- dings hat das System unter den Vertretern der Medizin bald hervorragende Fürsprecher gefunden. Ich erinnere in erster Linie an den Aufsatz von Kocher über die ScHENKsche Schul- bank. Dieser Aufsatz verbreitet sich, wie schon der in der Anmerkung mitgeteilte ausführliche TiteP sagt, insbesondere über die Pathologie der Skoliose und die Beziehungen des asymmetrischen Sitzens zu derselben, während die Bemerkungen über die ScHEKKsche Bank, welche für die Prophylaxe der Skoliose von grofser Wichtigkeit ist, nur den Schlufsstein des interessanten Artikels bilden. Wir werden uns im folgenden wesentlich an die KocHBRsche Auffassung anlehnen.

Ebenso spricht sich Lorenz ' sehr günstig über die Schul- bank von Schenk aus. Allerdings erkennt er nur das hygie- nische oder, besser gesagt, das physiologisch-mechanische Princip derselben an, während er einige technische Änderungen vorschlägt. Gerade hier liegt der Fehler bei manchen anderen Ejritikem, dafs sie das Kind mit dem Bade ausschütten und bei ihren

^ Professor Theodor Eochkb in Bern, Über die ScHENKsche Schulbank. Eine klinische Vorlesungr über Skoliose. Karre- spondens^latt für Schweizer Ärzte, 1887, No. 11.

' Dr. Adolf Lorenz, Die heutige Schulbankfrage. Wien, Alfred Holder. Dieser Arbeit entnehme ich för den vorliegenden Aufsatz ebenfalls eine Reihe von Ideen.

Ausstellungen, entgegen der Auf&ssung Ton Lobenz» tech- nischer Einrichtungen wegen das Princip ebenfalls verwerfen.

Die Opposition und sie war eine recht kräftige rekrutierte sich wohl meistens aus den £j*eisen der Schul- männer, wies aber und weist auch heute noch viele Ärzte auf. Ein schweizerischer Schulmann verstieg sich sogar zu dem kühnen Ausspruch, die SoHENKsche Bank sei ^ein Unglück ftür die Schulbankfrage^. Jedenfalls ist damit die Heftigkeit der Revolution, welche das Reklinationssystem unter den herr- schenden Ansichten hervorbrachte, genügend illustriert.

Um die Vorteile und Nachteile des Subselliums von Schenk und damit des Beklinationssitzes überhaupt gegeneinander ab- wägen zu köimen, müssen wir mit einigen Worten die mecha- nischen Veränderungen besprechen, welche das Sitzen, gegen^ über der Haltung beim Stehen, im Körper hervorbringt.^

Wenn wir stehen, so mufs die Körperlast, der Schwerpunkt, über einer Fläche erhalten und balanciert werden, die vom AuTseurande der EWse begrenzt wird. Bei allen möglichen Bewegungen oder Belastungen, welche eine mehr oder weniger bedeutende Verlagerung des Schwerpunktes herbeiführen, wird letzterer mit Leichtigkeit dadurch wieder über die unter- stfltzungsfläche gebracht, dafs im Fuls-, Knie-, Hüftgelenk, viel weniger in den Gelenken der Wirbelsäule Bewegungen stattfinden, welche das Gleichgewicht von neuem herstellen.

Beim Sitzen hingegen ist die Erhaltung des Schwerpunktes über der Unterstützungsfläche lediglich Aufgabe der Bewegungen dee Bumpfes in sich selbst. Das Balancement &llt also haupt- sächlich der Wirbelsäule zu, der einzigen längs verlaufenden, aber gegliederten Stütze des Rumpfes. Die Unterstützungsfläche ist hier begrenzt durch die beiden Sitzhöcker und die Be-

^ Siehe hierüber auch H. yon Meter, Mechanik des Sitzens in Virchows ÄrckiVy Bd. 38; Staffel, Zur Hygiene des Sitzens im CentraXblait für allgemeine Gemndheitspftege, Jahrg. III, S. 403—421; Wilhelm Schulthsss, Über Wirbelsäulenkrümmung sitzender Kinder im Korrespondenzhlatt für Schweizer Ärzte^ 1890 und in der Zeit- sehrift für arihcpädische CMrurffie, 1891, Bd. J, Heft 1.

rOhrungsptLokte der Oberschenkel mit der Bank und wird eventuell noch yergröfsert durch Teile der hinteren Kreuzbeinfläche. Die Wirbelsäule steigt nun immer von der hinteren Grenze oder von einem hinter der hinteren G-renze dieser UntersttLtzungsfläche liegenden Punkte empor. Infolgedessen gewinnt die Herstellung des Gleichgewichts, welche in erster Linie in einer Bewegung des Rumpfes nach vom bestehen mufs, etwas Schwer&lliges gegenüber der viel gelenkigeren Art, wie der aufrecht von den Beinen ge- tragene Körper seine Gleichgewichtslage wiedererlangt. Das Balancieren ist die erste Ursache, welche die Wirbelsäule während des Sitzens zu einer Formveränderung veranlassen kann.

Als zweite für die Krümmung der Wirbelsäule ebenfalls wichtige Veränderung erwähnen wir die durch das Sitzen hervor- gerufene Aufrichtung des Beckens. Diese tritt bekanntlich in- folge der Spannung der grofsen, an der Hinterseite des Ober- schenkels hinunterlaufenden Muskelgruppen ein. Die Folge davon ist, dafs die Grundfläche, auf der sich die Lendenwirbelsäule aufbaut, als solche können wir die obere Fläche des obersten Kreuzbein wirbeis betrachten eine andere Neigung erhält als im Stehen. Bei letzterem fällt die genannte Fläche schief nach vorn ab. Beim Sitzen dagegen stellt sich diese Fläche wie das Becken mehr oder weniger horizontal oder fällt sogar nach hinten ab.

Nach Messungen, welche ich ausgeführt habe, nimmt diese Stellungsänderung ganz bedeutende Grade an. Sie kann, wenn man das stramme Stehen, wobei die gröiste Beckenneigung stattfindet, mit nachlässiger Sitzhaltung vergleicht, 40 bis 45^ ausmachen und beträgt mindestens bei Vergleichung ]des nachlässigen Stehens mit strammem Aufrechtsitzen 8 bis 10^.

Das Becken ist also im Sitzen stets weniger geneigt als im Stehen, und wollte die Wirbelsäule sich so auf dem obersten Kreuzbein Wirbel aufbauen, wie sie es im Stehen thut, und wären ihre Krümmungen nicht einer bedeutenden Änderung fthig, so müGste sie ganz beträchtlich nach hinten hängen. D* aber der Körper sein Gleichgewicht durch ihre Bewegungen

wieder zu, gewinnen bemüht ist, so büfst sie selbstver- ständlich ihre im Stehen vorhandenen Krümmangen

Fig. 2A. Aufrechtes Stehen.

m

Fig. 2 B. Nachlässiges Sitzen.

m Falk, h UBtenohenkel, e Ober- •eheakel, d Becken und Kreas- talB, « Braet- mid HelewlrbeUiule, /FnOgeleBk, 9 Kaieireleak, h Hftfl- gelcBik, { Lendenwlrbeliftale (als IMeak mutg9lkUt), k Kopf; m Beuge- muskeln des Kniegelenks.

d Beeken nnd Kreusbein, / FuAgelenk, g Kn ie gelenk, h HüAirelenk, i LendsnwirbelsänU (als Gelenk aufgeAtlbt), k Kopf, m Beuge muskeln des Kniegrelenks.

gang oder teilweise ein nnd wird mit ausgiebiger Bewegung nach vorn in eine andere Form übergeführt.

Die angeführten Thatsaohen macht man sieh am leichtesten mittelet der schematisohen Figuren 2 A, 2 B und 2 C auf Seite 7 und 8

8

klar, welche den menschlichen Körper mit den beim Sitzen in Funktion tretenden Gelenken darstellen. Die Linien ver- sehen hierbei die Stelle gedachter Achsen oder geben die Hanptrichtung der Skelettteile an. Die kleinen Kreise (/*, g^ ft) bezeichnen die Gelenke, der groise [k) den Kopf. Die Lenden-

Fig. 2 C. Aufrechtes SitzeD.

9^

&

H")

m

f

d Becken und Kreusbein, / Fnlkgelenk, g Kniegelenk, A Hüftgelenk, i Lendenwirbel- Säule (alt Gelenk an^efaflit), k Kopf; m Beagemnikeln des Kniegelenks.

Wirbelsäule haben wir, was im ersten Augenblick auffallen könnte, als Gelenk i eingezeichnet. Das ist aber gestattet, weil die Beweglichkeit derselben in der Sagittalrichtung eine sehr bedeutende ist. Wir konzentrieren sie hier also auf einen Punkt. Die Linie d bedeutet das Ejreuzbein mit den übrigen Beckenknochen, als Hebel aufgefaßt. An sein unteres Ende verlegen wir hier den Ursprung der starken Muskeln, welcher in Wirklichkeit vor dem Sitzhöcker gelegen ist. Diese Muskeln

(m) halten das Becken im Stehen (Fig. 2 A) derart, dals es nicht allzustark vomüberfEillen kann. Dieselbe Mnskelgmppe (ni) verhindert, wie oben erwähnt, beim Niederlassen des Körpers auf die Sitzhöcker (Fig. 2 B und 2C) das Becken, in der gleichen Stellung zu bleiben, wie beim aufrechten Stehen, beziehungsweise sie verhindert den Oberschenkelkopf, sich in der Pfanne um volle 90^ zu drehen. Natürlich vermindert Beugung in den Kniegelenken die Spannung der genannten Muskeln, weil da- durch ihre Ansatzstelle dem Ursprung genähert wird. (Fig. 2A und 2 B, m.)

Aus den beiden schematischen Figuren 2 B und 2 C ist femer zu ersehen: Bleibt das Becken in einer Stellung zum Ober- schenkel, ähnlich derjenigen im Stehen (Fig. 2B), so hängt es nach hinten, und der obere Teil des Rumpfes mit dem Kopfe ist genötigt, sich stärker nach vom zu beugen, damit der Schwer- punkt wieder über der Unterstützungsfläche zu liegen kommt.

Richtet sich das Becken auf im Sinne der Vorwärtsrotation, 80 entsteht eine starke Spannung in der erwähnten Muskel- gruppe (Fig. 2 C, m). Diese zu überwinden, fällt den Rücken- muskeln zu. Letztere haben also beim Versuch des aufrechten Sitzens nicht nur die Aufrichtung des Rumpfes in sich selbst herzustellen, sondern auch noch die Spannung der genannten Muskeln zu überwinden. Von dem Vorhandensein und dem Wechsel dieser Spannung kann sich jedermann leicht an sich selbst überzeugen. Befühlt man beim Sitzen die an der Hinter- seite des Knies zu beiden Seiten der Kniekehle liegenden Seimen, so bemerkt man ganz deutlich, daüs sie während des nachlässigen Sitzens mit gekrümmtem Rücken schlaff werden, dafs sie dagegen bei Streckung des Kniegelenkes oder beim, auf- rechten Sitzen sich kräftiger anspannen. Nach den Unter- suchungen an Kindern gelingt die Aufrichtung des Rumpfes während des Sitzens nie vollständig, sie bleibt stets eine un- vollkommene. Auch bei gestreckter Stellung behält die Wirbel- säule und damit der ganze Rumpf eine Richtung nach vom bei (Fig. 20), damit der Schwerpunkt- nicht über die hintere Begrenzung der Unterstützungsfläche verlegt werde.

10

Die eben hervorgehobenen Sätze sind das A-B-C des- jenigen, der sich mit der Schnlbankfrage befaist, und wer über letztere denkt, schreibt oder spricht, ohne diese Thatsachen zu kennen, tappt im Finstem.

Die Form, in welche die Wirbelsäule übergeftthrt wird, ist nun bei Kindern, die sich selbst überlassen dasitzen, stets eine Kjrphose, ein Buckel. (Fig. 3, b auf Seite 11.) Dieser wechselt je nach individuellen Eigentümlichkeiten der Betreffenden. Jüngere Kinder pflegen einen stärkeren Buckel zu machen als ältere, muskelschwache weisen ebenfalls eine vermehrte E^rümmung der Wirbelsäule nach hinten auf. Die Spannung der ßückeu- muskulatur spielt bekanntlich eine grolise Bolle bei der Ent- stehung des Buckels. Sitzen die Kinder längere Zeit, und sind sie ermüdet, so nimmt derselbe allmählich zu. Die Kuppe des Buckels wandert dann nach unten, während das Beoken immer mehr zurücksinkt. Die Lendenwirbelsäule ist dabei am meisten gekrümmt, während die Brustwirbelsäule eher etwas gestreckt erscheint.^

Nach und nach kann ein derartiges Zusammensinken ein- treten, dafs der Brustkorb geradezu auf dem Zwerchfell reitet, welches über den gepreisten Bauchorganen mächtig gespannt ist. Gesetzt, die Vorderarme liegen hierbei auf den Ober- schenkeln, so hängen die Oberarme, der Schwere folgend, neben dem Körper in der Art herab, dals sie annähernd senk- recht zu stehen kommen.

Es ist selbstverständlich, dals diese Sitzhaltung mit maxi- maler Buckelbildung als eine schlechte bezeichnet werden mufs. Denn eine solche gekrümmte Stellung kann der Entwickelung der Wirbelsäule unmöglich zuträglich sein. Aus meinen ünter- suchimgen hat sich auch ergeben, dals etwa vorhandene Seiten- krümmungen der letzteren dabei eine Vermehrung erfeihren. Dies geschieht meist nur in dem Sinne, dalis ein gröfserer Teil der Wirbelsäule eine Ablenkung erfährt, die Bogen bleiben

^ Vergleiche hierüber meina Bchon citierten beiden tJnter8achunf(ea über die Wirbelsäulenkrümmang sitzender Kinder.

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stets flach und lang. Der Grund hierfür liegt in der Mehr- belaBttmg der Wirbelkörper.^ Was hingegen Verdrehungen und

Fig. 3. Bäckenkrammung einet sechsjährigen Kädchens.

av

a1.

b. b1.

c.

Bftekenkrttmmnng' :

a beim aaftreohtaii Stehen mit

al den Seitenabweiobingen der WirbeUäale,

h beim naehllMigen Bitsen mit

hl den Seitenabweichani^n der Wirbelsäule,

e beim anftoebten SItsen mit

el den Seitenabweiehungen der Wlrbeltäule.

cl

^ Siehe meine Arbeit über die Wirbelsäulenkrümmung litzender Kinder.

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andere asymmetrische Haltungen des Rumpfes betrifft, so darf als sicher festgestellt gelten, dals diese durch die Buckelhaltung, wenn nicht ausgeschlossen, so doch vermindert wenden.

Unzweifelhaft leidet femer die Atmung und indirekt der Blutkreislauf unter solchen Haltungen. Die Erschwerung der Atembewegungen erhellt schon aus der Beobachtung, dals solche maximal zusammengesunkenen Individuen bei der Inspiration eine deutliche Hebung des Kopfes zeigen. Die Muskeln, welche das Atmen besorgen, haben sich also noch mit dieser mecha- nischen Leistung zu befassen, während das sonst anderen Muskel- gruppen überlassen bleibt. Der Effekt der Atembewegung wird daher sehr wahrscheinlich eingeschränkt; es werden weniger tiefe Atemzüge gemacht. Mittelbar wird dadurch auch die Oirkulation behindert.

Was geschieht nun, wenn eine gestreckte, recht stramme Haltung verlangt wird? Die Antwort hierauf geben am besten die auf Seite 11 und 13 stehenden Figuren 3 und 4, c und cl, welche den Verlauf der Rückenkrümmung bei dieser Haltung darstellen.^ Hier kommt es meistens zu einer flachen, hohlen Einziehung des Rückgrates (Fig. 3 und 4, c). Letztere untw- scheidet sich aber von der während des Stehens beobach- teten Lendeneinziehung durch ihre höhere Lage; ihre Kuppe liegt nämlich fast durchweg an der Grenze der Brust- und Lendenwirbelsäule. Dieses Verhalten verdient für die Schul- bank, vor allem für die Lehnenkonstruktion, besondere Beach- tung. Es ist femer auffallend, dals die ganze Wirbelsäule dabei eine Richtung nach vorne annimmt, der Rumpf scheint nach vom zu hängen, wie unsere Kurven c in den Figuren 3 und 4 durchweg beweisen.

Oft; gelingt es dabei dem Kinde trotz höchster Anspannung der Rückenmuskeln nicht, die Lendenkrümmung, wie sie während des nachlässigen Sitzens bestand, vollständig abzu- flachen, eben weil die oben erwähnte Stellungsveränderung des

' Diese Bilder sind ebenfalls der zuletzt citierten Abhandlung ent- nommen.

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Fig. 4. RSckenkrämmung einee rierzehnjShrigen Hädchens.

a.

ai.

1

BüekenkrOmninng:

a beim anfirechten Stehea mit

al den Seitenabweichangen der Wirbelsäule,

b beim naehlässlgeu Sitzen mit

b 1 den Seitenabweichungen d^r WirbeUänle.

c beim aufreohten Sitzen mit

cl den Seitenabweichongen der Wirbelsäule.

cl

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Beckens das verhindert. Kann es die Unterschenkel unter die Bank schlagen, so pflegt infolge der Erschlaffdng der gro&en Bengeniuskeln des Kniegelenkes, welche das Becken hinten- überziehen, die Form der Wirbelsäule sich mehr derjenigen im Stehen zu nähern. Noch mehr ist das der Fall, wenn auch die Kniee gesenkt werden, so dals die Oberschenkel eine Rich- tung schief nach unten annehmen imd das Elind gewissermalsen mit dem Sitzhöcker an dem Rande der Bank hängt.

Kehren wir zu der eben beschriebenen straffen Sitzhaltung zurück und fragen nach dem Verhalten der wichtigeren Lebens- funktionen bei derselben, so fällt die Antwort bedeutend gün- stiger aus als für die erst geschilderte Haltung. Die Streckung des Rumpfes bringt eine freiere, ergiebigere Atmung und somit auch eine bessere Cirkulation mit sich. Weniger günstig wird die Wirbelsäule beeinflulst.^

Wie ein längeres und konstantes Anspannen der Rücken- muskulatur wirkt, lehrt am besten der Schuhmacher, der durch Bein Gewerbe gezwungen ist, mit gestrecktem Rücken zu arbeiten. Trotz guter, ja sehr guter Rückenmuskulatur, und obgleich dieses kontinuierliche Sitzen erst in einem Alter an&ngt, in dem das Wachstum nicht mehr so energisch ist, wie im frühen und mittleren Kindesalter, d. h. in den Schuljahren, bildet sich doch bei ihm eine abgeflachte Form der Rückenkrümmung aus. Oft findet sich sogar eine Einwärts-, also Yorwölbung im Brust- teil und eine Rückwölbung, ein Buckel, Im Lendenteil, dem- nach ein EjTÜmmungstypus, der dem natürlichen direkt zuwider- läuft. Das alles ist nicht nur etwa während des Sitzens, sondern auch während des Stehens zu sehen, mit anderen Worten, die Gewohnheitshaltung hat sich fixiert, hat der Form der Wirbelsäule ihren Stempel aufgedrückt.

Dals die eventuell vorhandenen Seitenabweichungen der Wirbelsäule bei dem Aufrechtsitzen der Kinder sich noch deut- licher vermehren als bei der gebräuchlichen Buckelhaltung,

^ Siehe die Bemerkungen von A. Lorbnz in Die heutige Schul bankfrage und in DieVerhandlungen der Wiener Schulbank- expertise.

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habe ich durch die mehrfach citierte Untersuchung nachweisen können. Es kommen jedenfalls alle etwaigen Asymmetrien im Knochenbau der Wirbelsäule sehr bestimmt zum Vorschein, es entstehen kurze Bogen an der Dornfortsatzlinie, die man vorher kaum beobachten konnte.

Eis kann femer nicht verschwiegen werden, dals sich diese Stellung zu keiner Arbeit, welche Beobachtung oder das Han- tieren mit einem vor dem Kinde liegenden Gegenstande ver- langt, recht eignet, mit anderen Worten, dafs sie für die SchuL beechäftigung als eine unnatürliche bezeichnet werden mufs. Denn das Kind hat selbstverständlich das Bestreben, eine Hai- tung zu wählen, welche es ihm möglich macht, den zu traktierenden Gegenstand bequem zu sehen und zu erfassen. Zum bequemen Sehen gehört nun offenbar eine Stellung des Kopfes, bei welcher die Augen, ohne zu sehr von ihrer Mittel- stellung abweichen zu müssen, den Gegenstand fixieren können. Es gehört dazu, daik der Winkel, unter welchem die Sehlinie auf das Objekt trifft, möglichst dem rechten nahekomme, d. h. einem solchen, bei welchem die gröfstmögliche Lichtstärke des zu beobachtenden Gegenstandes den Augen gegenüber zur Gel- tung kommt.

Bei horizontalem Tisch wird also die Tendenz bestehen, den Kopf zu senken, bei vertikaler Beobachtungsfläche nicht. Da es sich aber meist um das erstere, beziehungsweise um geringe Neigungen des Pultbrettes handelt, so wird das Bestreben, den Kopf zu senken, in hohem Grade vorhanden sein. Diese Tendenz ist aber etwas, was sich mit der An- spannung der Bückenmuskulatur recht schlecht verträgt, und es wird die erfolgende Senkung des Kopfes, wie schon Fahrner beobachtet hat, die erste Veranlassung zum Verlassen der strammen Sitzhaltung bilden.

Aber auch die Arme bü&en bei der aufrechten Sitzhaltung etwas an freier Bewegung ein. Durch das gleichzeitige Zurückziehen der Schultern wird nämlich der Ausgangspunkt des Oberarms, die Schulter, nach hinten verlegt und durch das mit der Streckung der Brustwirbelsäule verbundene Vorschieben

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der Rippen den Bewegungen des Ober- und Unterarms ein kleines Stüok des Rayons entzogen, über welches sie bei ge- bückter Haltung verfügen.

Endlich aber und das macht die Forderung des Auf- rechtsitzens für die Schulbankfrage gegenstandslos kann als sicher angenommen werden, dafs kein Schüler auch blofs fünf Minuten lang die- beschriebene Stellang einzuhalten vermag. Das wissen alle, welche mit Schulverhältnissen nur halbwegs be- kannt sind.

Was also das freie Sitzen anbetrifft, so halten wir uns für berechtigt, zu sagen : Überlassen wir die Eander sich selbst, so sitzen sie meistens mit gewaltiger Kyphose, welche die At- mung und Cirkulation ungünstig beeinflufst und Veranlassung gibt zur Ausbildung einer unschönen Haltung mit allen ihren Folgen. Gelingt es aber, die Kinder zum Aufrechtsitzen zu bringen, so schaffen wir zwar Verhältnisse, welche füF Atmung und Blutkreislauf günstiger sind, veranlassen indessen eine Form der Wirbelsäulenkrümmung, welche, wenn sie sich befestigt, sich ebensosehr von der Norm entfernt, wie die kyphotische Krümmungsform.

Bleiben wir vorderhand bei dem freien Sitzen auf hori- zontalem Sitzbrett und fragen, welches unter diesen Um- ständen die gute Haltung sei, so erhellt schon aus dem Vor- hergehenden, dalfi die Beantwortung dieser Frage eine recht schwierige ist. Weder die eine, noch die andere der geschilderten Haltimgen kann vom hygienischen Standpunkte aus die richtige sein, und doch ist es ziemlich sicher, dafs die erstbeschriebene bucklige Haltung bei längerem Sitzen unzweifelhaft entsteht, die letztere aber nur bei starker Anspannung der Rücken- muskulatur, also auf den Befehl „Gerade sitzen I^ eintritt.

Vom orthopädischen Standpunkte aus kann man eine mäfsige Buckelhaltung ganz gat gelten lassen, weil sich, wie bereits erwähnt, bei derselben die geringsten Verdrehungen und Asymmetrien des Rumpfes nachweisen lassen, während man jede erhebliche Buckelhaltung als ftir Auge, Atmung und Cirkulation schädlich verurteilen mufs.

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Wir werden also mit zwingender Notwendigkeit auf eine Mittelform gedrängt, eine Form, bei welcher der Kopf sich nicht allzusehr zn senken braacht, bei der wir aber keinen starken Buckel wahrnehmen. Bei einer solchen Haltung wird die Atmung etwas weniger frei sein als bei dem strammen Auf- rechtsitzen, jedoch freier als bei der starken Buckelbildimg. Diese Haltung wird aber in verschiedener Beziehung weniger sicher sein, d. h. sowohl zur Vermehrung der Kückenkrümmung, als auch zur Seitenabweichung hinneigen. Hierin liegt, wie alle Lehrer wissen, die Schwierigkeit. Es ist jedem Kinde möglich, eine solche Mittelform der Brückenkrümmung einzu- nehmen, es befindet sich auch kurze Zeit wohl dabei. Aber schon eifirige geistige Arbeit erzeugt eine Vermehrung der S^rümmung durch Nachlassen der Muskelspannung, und der Buckel ist wieder da, wenn ihn die Schulbank nicht verhindert.

Wir verUngen aber von einer guten Haltung nicht nur die Vermeidung der Extreme, der Krümmungen in der Sagittal- ebene, sondern auch die Vermeidung von Seitenabweichungen und Verdrehungen, welche im Gerüche stehen, die Ursache der seitlichen Rückgratsverkrümmungen zu sein. Die gute Haltung soll also zugleich eine symmetrische sein, und damit geht Hand in Hand die Einstellung der Mittelebene des Körpers senkrecht auf die Längsrichtung der Bank. Die Beschäftigungen des Schulkindes sind nun zum greisen Teil asymmetrische, arbeiten also der guten Haltung energisch entgegen, das gilt vom Schreiben, Zeichnen und von den meisten weiblichen Handarbeiten.

(Fortsetzung und Schluis in No. 2.)

Bchnlfwiiiidhtltopflege IX.

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Die erste Brausebadanlage in Berliner Oemeindeschulen.

Von

Hermann Bbunzlow,

Rektor in Berlin.

Michaelis 1894 wurden die 168. und die 182. Gemeindeschale zu Berlin in ein neuerbautes Schulhaus, Quitzowstraise 115, verlegt. In diesem Neubau hat die Stadt zum ersten Male einen Versuch mit einer Bransebadanlage für Schulkinder gemacht. Der Baderaum liegt im Keller, welcher etwa 1 m über dem Erdboden hervorragt, so dafs es möglich ist, Licht und Luft in Menge einzulassen. Sieben Fenster sind ftlr diesen Zweck angebracht, jedes 1,35 m hoch und 1,10 m breit; sechs der^ selben liegen nach Süden, eins nach Osten. Die Scheiben bestehen aus mattem Glase.

Der Baderaum ist so grofs, wie zwei Klassenräume, nur nicht so hoch: 17,2öm lang, 6,75 m breit, 2,55 m hoch. Der FuDsboden ist cementiert, in den An- und Auskleidezellen mit leicht aufnehmbaren Holzrosten belegt, sonst mit Kokos* decken, die sich übrigens nicht praktisch erweisen. Sie werden nafs, müssen getrocknet werden, und das gibt dann einen recht unangenehmen Geruch. Es dürfte doch am besten sein, den ganzen Baum mit Rosten zu belegen, vielleicht aus Holz mit gerillter Oberfläche. Die Wände sind überall mit Ölfarbe ge* strichen, auch die Solzwände der Zellen. Die Decke ist mit Wasserfarbe getüncht.

Der erwähnte Baum dient als Aus- und Ankleideraum und auch als Brauseraum. Um diesem doppelten Zwecke zu genügen, ist er der Länge nach durch eine Bretterwand von 1,75 m Höhe in zwei Räume geteilt. In dem gröfseren 3,50 m breiten Räume sind 28 Zellen angebracht, von denen je 14 an einer Längsseite liegen. Jede Zelle ist 98 cm breit, 1 m tief, 1,75 m hoch, rechts und links und nach hinten geschlossen, nach

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oben und nach vom aber offen und yorn anoh ohne Vor- bang. In jeder befindet sich an der Hinterwand ein Sitzbrett, an der rechten Seite ein Paar Hacken für KleidnngsstückiB.

In dem kleineren Teil des Banmes von 2,25 m Breite sind die Bransezellen in der Weise angebracht, dais ihre Hinter* wand von den 14 Ankleidezellen gebildet wird, welche nach dem Innern des Banmes zu liegen. Über jeder Zelle befindet sich eine Branse. Jede Bransezelle ist sonst so eingerichtet nnd so grols wie die Ans- nnd Ankleidezellen, nur dafis hier das Sitz* brett nnd die Haken fehlen. An der rechten Seite der Bade- zellen befindet sich dafür je ein Seifennapf ans Zink. Sämtliche Badezellen liegen in einer Beihe und sind mit ihren offenen Seiten nach Süden gerichtet, also den sechs Fenstern zugekehrt. Zwischen den beiden Beihen der Ankleidezellen und vor den Brausezellen führt ein Gang entlang, der eine 1 ,50 m, der andere 1,25 m breit.

Zur Bereitung des warmen Brausewassers und zxur Heizung des Baumes sind besondere Heizanlagen erbaut und in ge^ sonderten Bäumen untergebracht. Die Bohren, welche das für die Elrwärmung des Baumes bestimmte Wasser enthalten, laufen an der ganzen Fensterseite entlang. Diese Anlage hat auch in den kältesten Wintertagen ihren Zweck vollkommen erfüllt.

Das für das Brausebad erwärmte Wasser steigt in Bohren zunächst' nach einem im Erdgeschoüs aufgestellten G^&Jb. In einem anderen G-efäls innerhalb des Baderaumes lä&t sich kaltes und warmes Wasser so mischen, dafis es die für das Bad not- wendige Temperatur erhält. Der EEahn, i^elcher die das kalte Wasser zuführende Bohre schliefist, wird zunächst geöffiaet, danach derjenige der das warme Wasser enthaltenden Bohre. Beide Bohren vereinigen sich unterhalb der Hähne in einer Erweiterung, dem Mischge&fis. Diesem ist ein Thermometer so aufgesetzt, dafis man die Temperatur des gemischten Wassers ablesen kann. Von dem Mischgefäb aus strömt das Wasser nach den Brausen. Hier hat die Anlage einen Mangel. Es dauert nämlich ziemlich lange, ehe das Wasser richtig gemischt ist. Unterdessen strömt

I

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dasselbe bereits aas den Brausen. Die Kinder dürfen erst untertreten, wenn das Wasser die richtige Temperatur hat; 80 geht eine Menge desselben unbenutzt verloren. Wie diesem Mangel abzuhelfen ist, ob durch Vergröfserung des Misch* gefäfses und einen Hahn unterhalb desselben, bleibt eine Auf- gabe der Technik.

Die Brausebäder werden während der Unterrichtszeit, und zwar die ganze Woche über von Knaben und Mädchen benutzt. Es baden nur die Kinder der Ober- und Mittelstufe. Die der Unterstufe sind davon ausgeschlossen, weil sie meist noch nicht im stände sind, sich ohne Hilfe aus- und anzukleiden. Jede Klasse hat ihre festliegende Badestunde in der Woche. Der Lehrer schickt immer je 14 Kinder zum Baden. Da doppelt so viele Auskleidezellen vorhanden sind als Brausezellen, kann die folgende Abteilung schon nach 10 15 Minuten gesandt werden. Die dritte Abteilung geht ab, nachdem die erste zurückgekehrt ist, u. s. w. Ein Hasten entsteht durchaus nicht, denn jedem Kinde bleiben 25 Minuten und mehr zum Hin- untergehen, Auskleiden, Brausen, Ankleiden und Hinauf- gehen, und diese Zeit reicht vollkommen dafür aus. Die Kinder machen den Weg von der £[lasse ins Bad und zurück ohne Überwachung eines Lehrers, der Anführer einer jeden Ab- teilung meldet es dem Lehrer bei der Rückkehr, wenn etwas Un- gehöriges voi^ekommen ist. In dem Baderaume besorgt ein eigens dafür angestellter Badediener, beziehungsweise eine Badefirau das Ö£Fhen und Schliefsen der Hähne und die Aufsicht. Auf dem Bückwege bringen die Kinder ihre Badewäsche die Knaben haben nur ein Handtuch in einen Baum, in welchem 200 Haken angebracht sind, und hängen sie auf denjenigen Haken, dessen Nummer ihnen bezeichnet worden ist. Diese Nummer lassen sie auch in ihr Handtuch einzeichnen, damit keine Verwechselung eintreten kann, und behalten dieselbe, so- lange sie in der gleichen Klasse sind, also mindestens ein Jahr. Nach Schlub des Unterrichts werden die Klassen, welche gebadet haben, in den Trockenraum geführt, um ihre trockene Wäsche ab- und mit nach Hause zu nehmen.

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Das Mitbringen der Badewäsohe gilt als Einwilligung der Eltern, dab ihr Kind mitbadet. Die Teilnahme am Bade ist völlig freigestellt. Seit der Eröffiinng am 26. November 1894 gestaltete sich dieselbe f olgendermalsen : Es badeten in der ersten Woche 76% der Knaben der Ober- nild Mittelstufe. In den folgenden sieben Wochen ist der Prozentsatz auf 64 gesunken und hat sich etwa auf dieser Höhe mit kleinen Schwankungen nach oben bis Ostern 1895 gehalten. Nach Ostern ist er sogleich auf 64 gestiegen, dann auf 65, 67, und es darf wohl erwartet werden, dals allmählich eine noch be- deutend höhere Frequenz erreicht werden wird.

Über die Gründe, warum der Prozentsatz im Winter so gefSdlen ist, bin ich trotz eifrigen Nachfragens nicht ins klare gekommen. Die Besorgnis mancher Mutter, ihr Kind könne sich erkälten, scheint die Hauptursache gewesen zu sein. Diese Möglichkeit ist nun eigentlich ausgeschlossen. Denn die Kinder erhalten ein .warmes Bad von 30^ C. ; dasselbe dauert etwa zwei Minuten, danach wird der warme Hahn teilweise geschlossen und infolgedessen die Brause erheblich kühler. Nach dem Bade bewegen sich die Kinder auf Treppen und Flur, ako stets in einem Baume, der durch die anstofsenden Klassen ziemlich stark miterwärmt ist. Mir erscheint also eine Er- kältung unmöglich, wenn die Badenden nur der Mahnung nachkommen, sich ordentlich trocken zu reiben.

DaCs ab und zu doch dagegen gefehlt wird und leichtere Erkältungen eingetreten sein mögen, stelle ich durchaus nicht in Abrede, aber mir ist kein ein&iger Erkrankungs&ll infolge von Erkältung angezeigt worden. Das Baden will auch gelernt sein, und ich hoffe, die Schüler werden es lernen. Die filtern selbst können der Schule sehr zu Hilfe kommen, wenn sie ihre Kinder an selbständiges Aus- und Ankleiden und sorg- fliltiges Trocknen des Körpers gewöhnen.

Bei den Mädchen ist die Beteiligung im Winter eine viel geringere gewesen als bei den Knaben. Es scheint dies seinen Grund darin zu haben, dafis dieselben auiser dem Handtuch noch sonstiger Badewäsche bedürfen. Ein anderer Grund ist

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wohl der, dafs es mit den Unterkleidern nicht bei allen so gut steht, dafs sie sich voreinander sehen lassen mögen.

Das Brausebad soll in erster Linie ein Reinigungsbad sein. ¥jB wird deshalb auch Seife dazu geliefert. Das war recht notwendig. Ich habe in den ersten Tagen jede Klasse der Elnaben beobachtet und gefanden, dals manche Kinder mit einer so starken und festsitzenden Schmutzrinde an den Beinen bedeckt waren, dafs es ihnen kaum möglich war, sie mit Wasser und Seife zu entfernen. Jetzt hat sich das bedeutend geändert ; die Kinder sehen sauber aus an den Beinen, und was etwa in der Zeit einer Woche an Schmutz sich angesetzt hat, lätst sich leicht entfernen.

Bäder wirken jedoch nicht nur reinigend, sondern auch erfrischend. In letzterem Punkte liegt eine weitere Bedeutung der Brausebäder für Schulkinder.

Endlich aber und das ist sehr wichtig gewöhnt sich die Jugend durch diese Bäder allmählich an fortgesetztes Baden, auch im Winter, imd es wird der Schule ein Ge- schlecht entwachsen, welches das Bedürfuis fühlt, regelmäCsige Bäder zu nehmen. Damit aber gelangt unser Volk nicht nur zu grölserer körperlicher Beinlichkeit, sondern auch zu gröfserer Reinlichkeit überhaupt, da die Badenden auf die Sauber- keit ihrer Kleider besonders zu achten pflegen. In Zukunft werden also die Volksbäder ganz anders zur Ausnutzung kommen als jetzt, es werden sich die GFesundheitsverhältnisse in den niederen Volksschichten bessern und die Epidemien nicht mehr so verheArend wie jetzt auftreten.

Vom Standpunkte des Unterrichts aus könnte man freilich manches gegen die Schulbäder einwenden, z. B. dals etwas in die Schule hineingebracht wird, was nicht in dieselbe gehört. Der gleiche Einwand ist bekanntlich auch gegen* das Turnen erhoben worden. Wenn man die Schule aber als die bedeut- samste Veranstaltung zur Erziehung des Volkes ansieht und beherzigt, daCs nur in einem gesunden Leibe eine gesunde Seele wohnt, dann fällt jener Einwand fort.

Man könnte femer sagen, daüs der Unterricht durch diese

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Einriohtimg mehr oder weniger gestört werde. Allerdings mnTs in der Schnle eine gute Zucht bestehen, sonst geht das Baden nicht an. Aber wo diese herrscht, ist die Störung eine sehr geringe.

Ein weiterer Einwurf wäre: Die Badestunde nimmt dem Unterrichte wöchentlich eine Stunde Zeit weg. Verloren für den Unterricht ist die Stunde, dal^ steht fest. In diesem Punkte bin ich weit entfernt, etwas verhehlen zu wollen. Aber wenn der Lehrer diese Stunde benutzt, um allerlei kleine Arbeiten zu verrichten, welche sonst innerhalb der Unterrichtszeit vor- genommen werden müssen ich denke besonders an die Kontrolle der Diarien, an die Nachhilfe bei einzelnen, welche mit dem Gktnge der Klasse nicht recht Schritt halten können, an die Einübung von Dingen, welche diesem oder jenem ver- loren gegangen sind, dann ist der Verlust dem grofsen Vorteil gegenüber gering.

Endlich könnte man erklären, es werde dadurch den Eltern etwas abgenommen, was ihnen eigentlich zukomme, und das sollte nicht geschehen, um nicht anderen Anforderungen Thür und Thor zu öffiien. Mit dem Baden liegt die Sache jedoch etwas anders. Denn es ist selbst in grolsen Städten nur ein geringer Bruchteil der Bevölkerung, welcher seinen Kindern allwöchentlich ein Bad, sei es im eigenen Hause, sei es in einer Badeanstalt, gewähren kann.

Von grölster Bedeutung für die Entwickelung der ganzen Angelegenheit ist das Interesse, welches die Lehrer derselben darbringen. Dafs es im allgemeinen vorhanden ist, darf wohl bezweifelt werden. Es würde sich aber sehr bald finden, wenn man in den Lehrerbildungsanstalten Brausebäder herstellen wollte, wie das in der Schweiz bereits geschehen ist.

Wer sieh den Blick für Volkswohlfahrt durch nichts beengen läüst, der wird die Einrichtung der Schulbäder segnen als das wirksamste Mittel, unser Volk wieder an das seit dem dreüsigjährigen Kriege fast verlernte Baden zu gewöhnen, ja, der wird das Baden in Schulen um so freudiger begrüfsen, als es, zunäehst dem Körper dienend, ein gewichtiges G-egenmittel

bildet gegen die überlastenden Anforderungen an nnsere Kinder auf geistigem Grebiete.

^ns ^txfamminu^tn nnb Deretneti.

Die Überbürdungsfrage im Königlich ongarischeii

Landesnnterrichtsrate.

Von

Dr. med. Heineich Schüschny,

Schularzt und Professor der Hygiene in Budapest.

(Fortsetzung.)

Dr. Mobitz KluMiN wünscht, das engere Komitee möge eine Statistik der Schulbücher zusammenstellen, denn nicht immer seien die guten Bücher verbreitet; auch auf die Hilfs* bücher möge sich die Aufmerksamkeit des Komitees erstrecken.

Dr. Gustav Heinrich spricht sich für die Revision aller Schulbücher aus.

Dr. Bernhard Alexander beanstandet den zu groljsen Umfang der Schulbücher. Der Stil derselben soll präcis und nicht belletristisch gehalten sein.

Dr. Johann Csenoeri erwähnt, dafs der Mittelschul- professor sich nicht immer an das Schulbuch halte ; oft würden von demselben ganze Bücher diktiert.

Dr. Moritz KIrmIn glaubt, dals man diesem Übel steuern könnte, wenn die Instruktionen Vorschriften über den Gebrauch der Schulbücher enthielten.

Dr. Johann Klamarik sieht den Grund des geringen TJnterrichtserfolges in der Mangelhaftigkeit mancher Schul- bücher. Ein Teil derselben stehe nicht auf der Höhe der Lehrpläne und der Instruktionen, andere seien zu umfeingreich,

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in manchen finde sich eine schwer verständliche Ansdrucks* Meise, in einzelnen lieüaen sich Mifsbränche der Nomenklatnr, sowie unnötige Fremdwörter konstatieren.

Zur Frage über das Schülermaximnm ergreift Dr. Mobitz EIbmIn das Wort. Das jetzt übliche Maximum, welches leider noch überschritten wird, trägt häufig die Schuld an dem geringen Erfolge des Unterrichts. Insbesondere leidet unter der heutigen Schülerzahl der Sprachunterricht. Redner er- wähnt Yor allem auch, dals bei der grofsen Füllung der Klassen die Korrekturlast yon den Lehrern stärker empfanden werde und das zeitraubende Ausbessem der Aufgaben seitens derselben nicht nutzbringend ausgeführt werden könne.

Dr. JoHAiVN Klamabik stellt fest, dafs das Unterrichts- ministerium sich mit der Frage der Herabsetzung des Schüler- maximums befa&t habe. Er weifs, dafs 60 Schüler für eine Klasse zu viel seien; ja, 50 und 40 sind dies schon. Wenn das Maximum auf 35 stipuliert würde, so wäre das mit grofsen Kosten verbunden; nach seinen Berechnungen würden dazu jährlich 1 200 000 Gulden erfordert werden. In dieser Summe seien die Mehrkosten für die benötigten Lehrkräfte und für die erforderlichen Adaptierungen der Schulgebäude mit inbegriffen.

Dr. Bebnharb Alexandeb ist der Ansicht, dafs der Unterrichtserfolg unter dem heutigen Schülermaximum sehr leide. Man sollte dasselbe in den unteren Klassen auf 50, in den oberen auf 40 festsetzen. Bei der zur Zeit üblichen Schüler- zahl könne es leicht vorkommen, daCs ein schlechter Schüler jahrelang durchschlüpfe.

Dr. Michael Dbmeczky rät, man möge, um die Über- füllung zu bekämpfen, die Klassen teilen. Dadurch würden die Lehrkräfte mehr zu thun bekommen, aber es würde auch ihre materielle Lage verbessert werden, da sie für die Mehr- arbeit eine Zulage erhalten müisten.

Dr. Fbibdbich Biedl möchte die Zweiteilung der Klassen beim Sprachunterricht empfehlen. Vor den Kosten dürfe man nicht zurückschrecken.

Flobian Chebven bestätigt, man könne bei der heutigen

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Sohülerzahl an einen Erfolg des sprachlichen Unterrichts nicht denken*

Präsident Hippolyt Fehi^b konstatiert, dafs das Komitee sich für eine Herabmindemng des heute üblichen Schüler- . mazimums ausspreche.

Bei der Frage nach der Einteilung der Schulzeit erklärt sich

Dr. Joseph Fbrenczy gegen den fortlaufenden Unterricht und für den Nachmittagsunterricht.

Dr. Heinbich Sghuschny weils, dais viele Schulhygieniker sich gegen diese Ansicht erklären werden. Er seinerseits empfiehlt aus praktischen Gründen den ungeteilten Unterricht und das gänzliche Fallenlassen der Nachmittagslektionen, damit durch die freien Nachmittage für die Jugendspiele Zeit ge- wonnen werde.

Dr. Bela Ebödi erklärt sich in ähnlichem Sinne.

Alexandeb von Leöyey spricht sich gleichfalls für die freien Nachmittage aus. Dieselben haben sich an vielen Orten bewährt.

Dr. Johann Klamaeik wünscht, das Komitee möge dieser Frage gegenüber keine Stellung nehmen. Man müsse mit lokalen Verhältnissen rechnen, und eben deshalb solle man den Schulen hierin freie Hand lassen.

Dr. Bebnhaed Alexandeb erwähnt, dafs 5 Stunden Unter- richt den Schüler so sehr ermüden, dafs die letzte Stunde bei* nahe nutzlos verstreicht. Er wünscht, das Komitee möge aussprechen, daJs es nur 4 fortlaufende Unterrichtsstunden empfehle, Zeichnen und Turnen mögen in den Stundenplan des Nachmittags aufgenommen werden; das Turnen zwischen die anderen Lehrgegenstände zu legen, ist unrichtig, denn es schadet dann dem Unterrichte und der Gesundheit.

Nachdem noch Präsident Hippolyt FehAr hervorgehoben

hat, man dürfe dem praktischen Leben und den herrschenden

Gewohnheiten nicht den Krieg erklären, sondern müsse dieselben

respektieren, beschlielst das Komitee, dieser Frage gegenüber

keine Stellung zu nehmen.

(Fortaetzung and Scfalufs in No. 2.)

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Schulhygiene in England.

Vortrag, gehalten in der Deutsohen &e8ellschafi; für öffentliche Gesund- heitspflege zn Berlin.

Von

L. EOTELHANN.

r

Hochgeehrte Herren! Lord Beagonsfield hat einmal den Aussprach gethan, wenn jemand sechs Wochen in England gewesen sei, so glaube er, ein Buch über dasselbe schreiben zu können, sei er sechs Monate dort gewesen, so werde er schon bedenklich, und habe er endlich sechs Jahre dort zugebracht, so sehe er ein, dafs dies eine Unmöglichkeit sei. Ist dieser Ausspruch richtig, so darf ich heute abend über Schulhygiene in England zu Urnen nicht sprechen. Freilich habe ich bei meinem Aufenthalt in London mich der wärmsten Unterstützung des Prttsidenten der dortigen Schulbehörde, Bey. Diggle, zu erfreuen gehabt. Er hat mich nicht nur mit jeder gewünschten Auskunft über englische Schul Verhältnisse versehen, sondern mir auch bei meinen Schulbesuchen, die ich in Begleitung des bekannten Schulhygienikers, Professor Bürgsrstbin, machte, einen Logenieur des School Board als Führer und Erklärer mitgegeben. Andererseits aber habe ich mich nur kürzere Zeit in England aufgehalten und, wie es unter diesen Umständen nicht anders sein konnte, nur eine beschränkte Zahl von Schulen gesehen. Ich bitte Sie daher, meinen Vortrag mehr als eine flüchtige Skizze, einen kurzen Reisebericht, denn als eine er- schöpfende Darstellung des Gegenstandes ansehen zu wollen.

I.

Im allgemeinen darf man sagen, dals die englischen Schulen in hygienischer Beziehung eine ziemlich hohe Stufe einnehmen. Es gilt dies zunächst schon von den Luftverhältnissen in den- selben.

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Dab diese in den höheren Schulen besonders günstige sind, röhrt vor allem von den reichen Mitteln her, über welche dieselben verfügen. Die auf dem Victoria Embankment an den Ufern der Themse gelegene City of London Sohool z. B. wnrde bereits bei ihrer G-ründung im Jahre 1442 von dem Stadtschreiber der City, John Cabpenteb, mit ausgedehnten Ländereien dotiert und hat im Laufe der Jahrhunderte immer weitere Schenkungen erhalten, deren Greber noch heute mit goldenen Lettern auf den Korridoren der Anstalt verzeichnet stehen. Dazu kommt, daüs das Schulgeld ein recht beträcht- liches ist. Es beträgt für Knaben unter 12 Jahren £ 12 12 s. jährlich, für solche über 12 Jahren £ 15 s. Aulserdem sind aber einzelne Unterrichtsfächer, wie z. B. das Zeichnen, noch besonders zu honorieren, und auch für die Benutzung der Spielgeräte ist ein verhältnismäfsig hoher Beitrag zu zahlen. So herrscht denn ein grolser Luxus, der sich nicht zum wenigsten in den Raumverhältnissen oder, was dasselbe sagt, in dem Luft- kubus geltend macht. Weite Treppenhäuser, deren mächtige Fenster mit herrlichen Glasmalereien geschmückt sind, verbinden die einzelnen Stockwerke miteinander. Die Aula reicht bis unter das in schöner offener Holzkonstruktion ausgeführte Dach, und ihre hohen gotischen Fenster stellen Scenen aus der eng- lischen Geschichte dar. Die mit ledergepunzten Tapeten und geschnitzten Armstühlen versehene Schülerbibliothek ist aulser- ordentlich luftig, vor allem aber bieten die Klassen ein solches Ausmais, dais selbst bei der Maximalzahl von 40 Schülern auf jeden ein reichlicher Luftraum ent&Ut.

Was die Volksschulen anbetnffl;, so ist durch das Gesetz vom 10. März 1890 bestimmt, dafs die Klassen mindestens 18 englische Fufs lang und 15 Fufs breit sein sollen bei ent- sprechender Höhe. Gewöhnlich beträgt die Länge 20 22 FuJs, die Breite 18 Fufs. Bei einer Besetzung mit 60 Kindern findet sich fär jedes eine Bodenfiäche von 10 QuadratfuTs vorgeschrieben. Ist dieselbe nicht vorhanden, so werden z^®^ aneinanderstofsende Klassen zu einer vereinigt, indem man die sie trennende Glas- wand seitlich verschiebt. (FortsetEnng in No. 2.)

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Znr Verhütung der Selbstmorde von Schfllern.

Aas demmedizinisch-pharmazeatischen BezirksvereinBern.

In der fünften Sommersitzung des medizinisch-pharmazeatischen Bezirksvereins Bern sprach Direktor Guillaüsie, wie das „KorrspdebL f. Schweiz, Ärete^ berichtet, über den Selbstmord in der Schweiz.

Die Frequenz desselben hat hier seit dem Jahre 1876 absolut zugenommen und wird nur noch von derjenigen in Sachsen und Däne- mark relativ fibertroffen. Am meisten Selbstmorde weisen die welschen Kantone auf, während die katholischen die geringsten Zahlen haben. Die Ursachen des Unterschiedes liegen zum Teil wohl darin, dais in der landwirtschaftlichen Beschäftigung die nervöse Über- reizung, welche oft zum Selbstmord führt, wegfällt. In den pro- testantischen Kantonen stehen die industriereichen Centren, in denen die Lebensbedingungen schwieriger sind, an der Spitze der Tabelle.

Am meisten Selbstmorde weist das Mannesalter auf. Doch finden sich auch auf 1000 Selbstmorde 9 von Kindern unter 14 Jahren. Die Sommermonate verführen in der Schweiz sowohl jüngere als ältere Personen am leichtesten zu diesem Schritte. Als Beweg- gründe werden in erster Linie Geisteskrankheiten, dann Alkoholismus aafgeffihrt; förmliche Selbstmordepidemien sind auch auf Sugge- stionswirkung zurückzuführen, die ein bekannt gewordener Selbst- mord auf prädisponierte Individuen ausübt.

Auch Professor, von Speye ist der Ansicht, dafs der Einflufs der Suggestion unverkennbar sei.

Die Versammlung nimmt deshalb folgende Resolution von Dr. GuiLLAXJMB an: „Seit 20 Jahren kommen jährlich durch- schnittlich 650 Selbstmorde in der Schweiz vor, eine Zahl, die ver- b&ltnismäfsig nur in Sachsen und in Dänemark übertroffen wird. Es ist femer Thatsache, dafs in unseren gröfseren Städten nach einer mehr oder weniger langen Pause mehrere Selbstmordfälle rasch auf- einanderfolgen, bei welchen oft die gleiche Selbstmordart gewählt wird. Das läfst vermuten, dafs die Suggestion, welche der erste Fall auf Prädisponierte ausübt, einige der letzteren zu der ver- zweifelten That treibt. Es wäre daher zu wünschen, dafe die Tages- presse künftighin von Selbstmordfällen keine Notiz mehr nehmen würde."

Auch in Schulen sind Selbstmordepidemien beobachtet worden, und es sollte daher über einen Schülerselbstmord gleichfalls so wenig als möglich gesprochen werden, um nicht weitere Fälle durch Suggestion bei psychopathiseh minderwertigen Kindern hervorzurufen.

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Ober den Einflofs orsanischer Ver&ndeningeii des Rachens nnd der Nase anf die Sprache der Kinder.

Ans dem Verein für innere Medizin in Berlin.

Bnrch einen FaU seiner Praxis wurde unser geschätzter Mit- arbeiter, Herr Dr. H. Gützmakk, im Gegensatz zu seiner fr&herea Anschauung überzeugt, da£s die Entfernung adenoider Vegetationen aus dem Nasenrachenräume in der That einen günstigen Einflufs auf die HeUbarkeit des Stottems ausübt. Er bestreitet zwar, dafs hier- durch allein das Stottern beseitigt werden könne, ist aber der Ansicht, dafs die Heilung desselben durch medizinisch-p&dagogische Sprachübungen auf diese Weise befördert werde. Dagegen sei die Verabsäumung der Operation im stände, den Erfolg der Sprach- übungen YÖlHg zu hindern, und bilde oft genug die Ursache von Rückföllen. Ähnlich wie adenoide Vegetationen wirken auch Ver- engerungen der Nase hindernd auf die Heilung des Stottems.

Dr. GuTZifANN erörterte dann das nasale Lispeln. Er erinnerte daran, dafs er vor einigen Jahren einen Fall von Sigmatismus nasaHs im Verein für innere Medizin vorgestellt und damals bestimmte anatomische Abnormitäten nachgewiesen habe. Zugleich betonte er, dafs in diesen Fällen auch die Vokale stets nasal gebildet würden und dafs der Abschlufs des Nasenrachenraumes durch das sich hebende Gaumensegel auch bei allen übrigen Sprachlauten ein weniger fester sei als bei normaler Sprache. Es fragt sich nun, woher der Sig- matismus nasalis stammt. Redner hat bei allen Fällen, im ganzen 20, in welchen er denselben bei Kindern beobachtete, adenoide Vegetationen höheren Grades feststellen können; dieselben hängen oft auf das Gaumensegel herunter und hindern die Bewegung desselben. Bei dem Vorkommen von nasalem Lispeln wird man also gut thun, auf die erwähnte anatomische Ursache zu achten.

Desinfektion der Schulen.

Aus der aufserordentlichen Versammlung des mecklen- burgischen Medizinalbeamten Vereins.

In der letzten aufserordentlichen Versammlung des mecklen- burgischen Medizinalbeamtenvereins, welche zu Schwerin stattfand , bildete den einzigen Beratungsgegenstand der Tagesordnung die Desinfektion in den Städten und auf dem Lande.

Zur Desinfektion der Schulen wurde dabei nach der „Zischr. für Medijsbeamt*' bemerkt, dais dieselben namentlich die Diphtherie aufserordentlich leicht verbreiteten. Längerer Sdiul- schlufs wirke deswegen bei Ausbruch einer Epidemie oft sehr günstig.

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Eine jftbrlich stattfindende gründliche Desinfektion der Klassenzimmer nnd aller Nebenräame der Schole sei erwünscht. Ansteckungs- gefahren lägen besonders in der gemeinsamen Benutzung von Trink- gefUisen seitens der Schfller. Hiergegen lasse sich jedoch kaum eine sichere Schutzmafsregel treffen, wenigstens seien die vorgeschlagenen Mafsnahmen teils als unzuverlässig, teils als praktisch undurchführbar zu verwerfen.

kleinere Ütittetlungen.

Oker die SeUeistiing kurzsichtiger Schüler hat Dr. Her- mann Tribpel in Leipzig Untersuchungen angestellt. Wie das „Ceniralbl. für prakt. Äugenhlkde.^ berichtet, versteht derselbe unter Sehleistung die Leistungsßüiigkeit des nicht mit Gläsern bewafiheten Auges und im engeren Sinne die Fähigkeit, Gegenstände zu erkennen, welche in Zerstreuungskreisen gesehen werden. Er untersuchte bei den Schülern der Leipziger Thomasschule im ganzen 1148 Augen, von denen aber nur 388 myopische, bezw. astig- matische verwertet, die übrigen, weil emmetropisch, hypermetropisch oder amblyopisch, ausgeschlossen wurden. Die gefundenen Gröfeen der Sehleistnng bei verschiedenen Myopiegraden bestätigten die nahe- liegende Annahme, dafs die Sehleistung bei wachsender Kurzsichtig- keit abnimmt. Wird von den in nur geringer Zahl beobachteten höheren Graden der Myopie abgesehen und die Sehleistung bei geringeren Myopiegraden vorzugsweise ins Auge gefalst, so zeigt sich, dafs dieselbe bei verschiedenen Individuen mit demselben Myopiegrade innerhalb weiter Grenzen schwankt. Diese Schwankungen können bedingt sein durch die Art der Myopie, je nachdem dieselbe durch zu grofse Länge des Augapfels oder zu starke Krümmung der Hornhaut verursacht ist, femer durch den Abstand des fixierten Objektes, welches mit wachsender Entfernung in um so gröfseren Zerstreunngskreisen gesehen wird, endlich durch die bei verschiedenen Personen verschiedene Weite der Pupille. In einem Falle liefs sich die Sehleistung durch Vorhalten einer Kerze von ^/s6 auf Vi» steigern. Aufserdem ist die Durchsichtigkeit der brechenden Medien des Auges, die Netzhautthätigkeit und die Funktion der nervösen Leitungsbahn zum Gehirn für die Sehschärfe der Myopen von Bedeutung. Endlich hat die psychische Leistung Einflufs, welche zum Unterscheiden der Zerstreuungskreise erforderlich ist. Auch

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die Übung spielt eine Rolle. War ein Auge myopisch und das andere emmetropisch oder hypermetropisch, so zeigte das erstere, weil es nur wenig für die Feme gebraucht wurde, eine ungewöhnlich geringe Sehleistung. Was den Einfluüs des Lebensalters anbelangt, so erwies sich bei den untersuchten Myopen im Alter von 9 bis 20 Jahren im allgemeinen die Sehleistung bei älteren Schülern gröCser als bei jüngeren. Der Grund ist in der erhöhten psychischen Leistungsfähig* keit und yielleicht in der engeren Pupille der älteren Individuen zu suchen. Der Gebrauch von Gläsern für die Nähe scheint f5rderlich auf die Sehleistung zu wirken, wahrscheinlich weil sich die Pupille infolge von Accommodationsaufwand dauernd verengt. Das Tragen einer Brille für die Ferne setzt dagegen die Sehleistung herab, da das an deutliches Sehen gewöhnte Auge die Fähigkeit, Zerstreuungskreise zu verarbeiten, verliert. Es würde jedoch irrig sein, hieraus den Schlufs zu ziehen, dafs kurzsichtige Schüler keine Brille für die Ferne tragen dürfen. Denn dem Vorteil einer solchen Brille, entfernte Gegenstände deutlich erkennen zu lassen, gegenüber kommt der Nachteil nicht in Betracht, dafs der Brillenträger, wenn ihm zufällig einmal seine Brille fehlt, schlechter in die Feme sieht, als derjenige, welcher überhaupt keine Brille trägt.

Znr Hygiene des Schreibens. Wer je den Schreibkrampf durchgemacht hat, weifs von Gesnndheitsschädigung durch das Schreiben zu reden, and jeder häufig und lange Schreibende hat zum mindesten schon empfunden, wie stark durch diese Thätigkeit nicht nur die Hand, sondem auch der ganze Organismus angegriffen wird. Die ^Hyg. Korrspde,'* macht nun darauf aufmerksam, dafs die allzu starke Ermüdung durch vieles Schreiben und bisweilen selbst der Schreibkrampf sich vermeiden lassen, wenn keine glatten oder sehr dünnen Federhalter zur Anwendung kommen, da durch solche die Hand- und Armmuskeln unnötig angestrengt werden. Darauf sollte man namentlich auch bei Schülern achten, welche gerne polierte Metallhalter zum Schreiben brauchen. Ferner wird geraten, mit den Federhaltern öfter abzuwechseln und verschieden dicke zu benutzen; auf diese Weise tritt eine wechselnde Inanspruchnahme der Finger- und Hand- muskeln ein, und dieselben erschlaffen weniger leicht.

Ober die Häufigkeit von Herzfehlern im Kindesalter macht

Professor Dr. POTT zu Halle a. S. in den „Fortschr, d. Med." die folgenden Angaben. Unter rund 3U000 Kindem, von denen 26364 der ambulatorischen (Jniversitätskinderklinik, die übrigen der Privat- praxis des Genannten angehörten, konnten bei 95 Herzfehler fest- gestellt werden. 36 Erkrankungen bei Knaben standen 59 bei Mädchen gegenüber; dies ergiebt ein Plus zu Ungunsten der Mädchen von 23 Fällen. Dem Alter nach standen:

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35 Kinder im 'a— 5. Lebetiajftlirö/

29;, V 6.— 10;

31 ^10.-15.

27 Kinder hatten das 2. Leben^ahr noch nicht ttberdchritteir. tbert^a^B^ Voif 8<}kariteh-dii]^h BHJ^^^^^ tnden „Annales ^hyg. puhl et de m^,'Ug,^ vom Angust 1895, 8^ 148 berichtet 6ba»8Bl über folgenden Fall. Die Pfleger eines von Scharlach genesenden Kindes sandten, nm die Stärke der Abscfanppnng bei demselben zn zeigen, drei Fetzen der abge^tofsenen Obethant, die einen Durchmesser yotf 2 4 cm hatten, an die weit entfernt wohnenden Eltern in einem Bdefe, welchen diese ihrem zweiten Kinde znm Spielen gaben. Letzteres zeigte nach 67» Tagen die ersten KrankheitserScheinnngen nnd V^ Tag spflter eine typische Soharlach- ericrankong, von der es jedoch genas. Gbasssl JPtthrt eine zweite ähnliche Beobachtung von Sakit^ an. Eine von Scharlach rekonvalescente Dame schreibt ans Deutschland an eine Dame in dei' Bretagne ond bemerkt, sie schuppe sich soBtark, dafs sie wiederholt die Hautschflppchen von dem Papier habe entfernen mOssen. Die Empftngerin des Briefes erlag infolgedessen einem schweren Schar- lach, während ihre ebenfalls erkrankte Tochter nur mit Mtihe wieder^ hergestellt wurde. Verfasser betont die Qe&hrlichkeit der Schuppen beim Scharlach, auf die nach seiner Ansicht ^ wenig geachtet wird. Die Tanbstnmmenanatalt in New Yerk wird von Dr. Jane BncHANAi^ Hbndbrson in „The Glasgow Med. Joum.^ beschrieben. Dieselbe liegt auf der Washingtonhöhe und gewährt eine herrliche Übersicht Aber den Hudson River. ' Das geschmackvolle Gebäude enthält aufser der Schuld besondere Wasch- und Maschinenräume. Keine Ausgabe ist gespart, um die Gesundheit der Zöglinge m dem Mafse zu fördern, daüs sie dereinst dem Kampfe ums Dasein geistig und körperiich gewachsen sind. Ihre Zahl beträgt 400, und sie werden zum Teil von Freunden, zum Teil von ihrer Stadt oder Grafschaft unterhalten. Da gerade Ferien waren^ so hatten sich die meisten in die Heimat begeben ; die Zurückgebliebenen spielten mit - grobem Geschicke Fulsball. Für die gymnaistischen Übungen ist ein glänzender Saal mit allen Arten von Apparaten vorhanden; Die Schüler werden in biestimmten Zwischenräumen genau untersucht, um die geeignetsten Bewegungsformen fttr sie festzustellen. Eine geschulte Wärterin pflegt die Efkrankten. Fflr ansteckende Fälle existied; ein besonderes Gebäude. Die Zähne stehen unter der Obhut einer ver* antwortlichen 'Zahnärztin. Wie grofs die Reinlichkeit ist, ersieht man unter ancterem daraus, dafs Jede Woche miehrere Tausend Hand- tücher gewaschen werden. Es heifst, ein jedes Kind dürfe wöchentlich 23 verbrauchen, 5 am Sonnabend, dem Badetage, je 3 an den übrigen

Schnlgesimdheftopflege IX. 3

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Tagen, da kern Handtach mehr als einmal benatzt wird. Der Zweck dieser verachwenderischen Maßnahme ist, die Yerbreitong von In- fektionskrankheiten, insbesondere der ägyptischen Angenentzflndong, 2a vermeiden.

Leitsitse, betreffend die Belenehtimg der Schalen. Eine

ans Ärzten and Pädagogen bestehende Kommission hat gelegentlich der im Medizinischen Warenhaose za Berlin stattfindenden Aos- stellang für Scholgesnndheitspflege nachstehende Leitsätze über die Beleachtong der Schalen aofgestellt: Licht, a. Tagesbeleach- tang* 1. Lage des Schalhaases. Das Schalhaas ist thnnlichst so anzalegen, dafs die Fenster der Klassenzimmer nach NO. oder nach W. gerichtet sind; letztere Lage kann nar bei Schalen in Betracht kommen, in welchen im Sommer kein Unterricht am Nach- mittage stattfindet. Mit Rücksicht aaf Besonnang and Laftemeaerong empfiehlt sich eine nar einseitige Anlage der Schalzimmer and Gänge. 2. Die Fenster sollen breit and hoch sein and stets bis nahe zar Decke geführt werden. Randbogenfenster sind gnmdsätzlich za Ter« meiden, da sie den fOr Tagesbelenchtong wichtigsten oberen Teil des Fensters verkleinem. Alle Rahmen der Fenster sind so schmal als möglich za halten. Das Licht soll von links, nie von rechts oder gar von vorne einfallen. „Für die aasgiebige Beleachtong des Schal- zimmers, welche von ebenso grosser Bedeatang ist, wie die genügende Gröfse, gilt als Regel, daOs die lichtgebende Fensterfiäche mindestens Vs der Bodenfläche des Ranmes messen soU.*' (PreaMscher Mini- sterialerlals vom 4. Janaar 1889). Wünschenswert ist es, dafs die lichtgebende Fensterfläche wenigstens der Bodenfläche des Raames messe; notwendig ist dieses Mindestmals, wenn hohe Baaten dem Schalhaase einen Teil des Lichtes entziehen. 3. Der Stnndenplan ist so einzarichten, dafs, wenn irgend möglich, der gesamte Unter- richt bei natürlicher Beleachtang erteilt wird; Unterrichtsstonden, welche, wie Zeichnen, Schreiben a. dergl., eine andauernde Aagen- anstrengang erfordern, sind nar in die hellen Tagesstunden za legen. 4. Form der Schalzimmer. Als Mazimalzahlen eines gewöhn- lichen Schalzimmers sind za betrachten : für die Länge 9 m, für die Breite 6 m, für die Höhe 5 m. Die sogenannten Langklassen (Länge zar Breite angefBhr 3:2), in denen die Schalbänke den schmalen Wänden parallel stehen, entsprechen am meisten der hygienischen Zweckmäfsigkeit. Die sogenannten Qaadratklassen sind nar bei einer geringen Schülerzahl angängig, die sogenannten Tiefklassen, in denen die Bänke den Längswänden parallel stehen, mit Rücksicht aaf den Lichteinfall von den Fenstern her vollkommen za vermeiden. 5. Der schlechteste Schalplatz soll (nach Gohn) so viel Licht haben, dais die Helligkeit selbst an trüben Tagen nicht geringer ist als

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10 lik (Meterkerzen, Wbbbb). 6. Direktes Sonnenlicht oder grelles zorfickgeworfenes Licht muTs dnrch Vorhänge gemildert werden. Dnrch dieselben darf eine Verdunkelung des Zimmers nicht eintreten. Sehr zWeckmSisig sind Vorhänge von cremefarbigem Shirting oder dflnnem Köper (Gohn). Der Schlnfe mn& ein voll- ständiger sein. Bei Rollvorhängen darf die Rollstange nicht inner- halb der Fensternische angebracht sein, da sonst die oberen Scheiben yerdonkelt werden. 7. Die Wände und Deckenflächen soUen einen hellen, gleichmäfsigen Anstrich besitzen, b. Künstliche Beleuchtung. 8. Die künstliche Beleuchtung soll nur dort ein- treten, wo der Unterricht während der Tagesstunden unbedingt nicht zo erledigen ist, jedenfalls nur zur Aushilfe. 9. Die Beleuchtung mit indirektem (reflektiertem) Licht ist deijenigen mit direktem Licht vorzuziehen. 10. Das elektrische Licht, ins- besondere das indirekte, reflektierte, ist die zweckmä&igste künstliche Beleuchtung für Schulzimmer (gröfste Lichtstärke, keine Verbrennungs- produkte, keine Erhitzung). 11. Kann indirektes Licht nicht zurVer« Wendung kommen, so müssen bei dem direkten Lichte wenigstens folgende Forderungen berücksichtigt werden: a. jedes grelle Licht ist durch entsprechende Schirme zu dämpfen; ß. die Lichtquelle ist stets so anzubringen, da& die Augen des Schtüers von den Strahlen nicht getroffen werden; y. es ist Sorge zu tragen, dafs der Kopf des Schülers von der Strahlungswärme nicht belästigt wird. 12. FaUs elektrisches Licht nicht zur Anwendung gelangt, ist bei allen anderen Beleuchtungsarten während der ganzen Dauer der künstlichen Beleuch- tang besondere Aufmerksamkeit der Ventilation zuzuwenden.

Die Nachteile der Benutsnng von Badeadmmem als KinderschlafrSüme. In No. 5, 1894 dieser Zeitschrift hat Oswald Metrich darauf aufmerksam gemacht, wie wenig frisch solche Schüler am Morgen beim unterrichte sind, welche die Nacht in schlecht ventilierten, zu engen oder überfüllten Schlaf- rftnmen zugebracht haben. Es dürfte daher von Interesse sein, zu erfidiren, was Professor Dr. Flesoh in Frankfurt a. M. über diesen Gegenstand schreibt. Trotz der grofsen Ausdehnung der genannten Stadt ist ihr Bauterrain relativ klein und teuer. Infolgedessen findet man, namentlich in den drei- bis fünfzimmerigen Wohnungen des Mittelstandes, Zustände, welche entschieden als gesundheits- widrig bezeichnet werden müssen. Durch den Zu- und Abfluls von Wasser stehen Küche, Klosett und Badezimmer zumeist in sehr enger Verbindung, man hat durchfeuchtete kalte Wände ndt Abzugs- llk^em, aus denen Gase von aulsen eindringen können. Hinter der Badewanne, die häufig[ als Kinderbett benutzt wird, finden sidi Scliimmelansätze. Die Ärzte verbieten daher mit Recht die Benutzung

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des Baderaomes . als Schlafziinmer üQr Kiader. Aiudi Profeisor . Flesoh kann aus eigener Erfahrung mitteileu, dab die Knaben und Mildchen, welche in Badeziaunern schliefen, krftnklich^r al» die anderen waren nnd namentlich an HaLsentzOndnngen «nd Ähnlichen Affek- üonen litten. Bessere Zustände sind hier nor durch gesetzgeberische Mafsnahmen. herbeiznffthren, die yielleicht einen Eingriff in .die individuelle Freiheit bedeuten, aber durchaus notwendig erscheine. Richtiger ist es, man verzichtet auf eine Badeeinrichtong im Hause und benutzt dafflr die öffentlichen Badeanstalten, als daik man einen Raum fQr ein gesundes Schlafzimmer entbehrt.

Napoleon I flbeir physische Emehang. Die „Dtsch. Tum- Z^.^ schreibt: Einige Bemerkungen Aber Erziehung finden sich in einem Schriftstack, welches im Jahre 1820 zu London im Druck erschien und den Titel fuhrt: Ein System der Erziehung fttr den K&nig von Rom und andere Prinzen von Kaiserlichem Geblüt, aufgestellt vom Kaiserlichen Staatsrat unter der persönlichen Aufsicht und Gutheifsung von Kaiser Napo- leon. Darin steht über körperliche Erziehung: Ihr habt einea Krieger, einen König zu erziehen, deshalb mü&t Ihr darauf sehen, ihm ein Leben voller Kraft und Stärke zu sichern. Abgesehen voa Euren persönlichen Ansichten über die Erziehung eines menschlichen Wesens, ist es Eure Pflicht, dafür zu sorgen, daHs der Körper dem Geist als Stütze dient, anstatt diesen in seiner freien Entwickelung zu hemmen. Der, welchem Lebensenergie mangelt, die ihn zur That anregt, wird nie etwas Grofses oder Nützliches vollbringen. In der Thatkraft zeigt sich der Meister. Die Thatkraft adelt den Menschen, deshalb weckt sie in dem Euiw Obhut anvertrauten Königlichen Kinde. Lafet seine kindlichen Spiele die Vorläufer fflr seine späteren körperlichen Übungen sein. Teilt beide so ein, daia sie Behendig- keit und Stärke fördern, dadurch nur könnt Ihr die Richtigkeit Eurer Erziehungsart beweisen. Labt weder in den Spielen noch in den Leibesübungen etwas zu, was einfältig oder schlecht ist; erlaubt keine Kraftstücke, die dbenso gef&hrlich, wie entwürdig^d sind. Würzt seine Spiele durch Fröhlichkeit, Anmut und Witz. Bringt in seine Leibesübungen Abwechselung und lafst sie nach und nach an Schwierigkeit zunehmen. Dergestalt wird sein Geist und Körper gleichzeitig und harmonisch ausgebildet. Auf die Art und Weise seiner Spiele und Übungen näher hier einzugehen, halte ich für überflüssig, aber ich würde nie gestatten, dafs sie ihn er- schlaffen, selbst wenn sie auch ermüdend sein dürfen. Ein erschlaffter Mensch ist kein Mensch mehr; wir müssen aber jederzeit unseres Menschentums uns bewu&t sein; Ein abgehetztes Tier verkriecht sich in die Einsamkeit, ein Heerführer und König aber kann sich

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nii^t verbergen. Sie nattkrlicbe Folge yob Überanstrengang ist Abscbea vor jeder Thfttigkeit. Vergebt nie, da& körperliche Kraft ein Scbatzmittel fttr das Leben, geistige Stärke- aber dessen Zierde and Glorie ist. Dem, der zum Gehorsam geboren ist, ziemt geistige und körperliche Gesundheit, der, welcher zum Befehlen bestimmt ist, ma& jedoch Geisteskraft besitzen. Sorgt dafür, dafs der Körper nicht anf Unkosten des Geistes ausgebildet wird.

Hygienisclie Vorschriften fflr Badfahrer werden von RocHSBiiAYE in y^Le Fragt, mid,^ erteilt: 1. Wer radfahren will, soll vorher emen Arzt konsnlti^en, und zwar ist die ärztliche Untersuchung sowohl vor als nach der Fahrt vorzunehmen; gewisse Herzfehler zeigen sich erst unter dem Einfluls der Ermüdung oder der Überanstrengung. 2. Man fahre nicht zu schnell, 12 Kilometer in der Stunde ; für schnellere Fortbewegung ist eine methodische und tfigliche Trainierung nötig. Selbst wenn man nur einige Tage Pause gemacht hat, muls man anfangs wieder langsam beginnen. 3. Der Wunsch des Schnell&hrens ist soviel als möglich zu bekämpfen. Die Badfahrer wollen immer nur dahinfliegen. Es ist sehr schwer, d^n „Wahnsinn^ des Sohnellfahrens nicht nachzugeben. Mit einer leichten Masdnne auf guter Stralke legt selbst der wenig Geübte, wenn ihn der Wind nur ein wenig- vorwärts treibt, leicht 25 Kilp- .ueter in der Stunde zurück.. Das ist zu viel, weil der Puls schon bei 14 bis 16 Kilometern sich auf 150 Schläge erhebt.

Fofsball. Von Amerika aus, so schreibt unser verehrter Mit- arbeiter, Herr Professor Dr. K. Koch in Braunschweig, werden altjährlich von gewisser Seite Schauerg§rüchte über die dortige Aus- artung des Fulsballes verbreitet, denen freilich die absichtliche Über- treibung leicht anzumerken Ist. Pflegen ja amerikanische Bericht- erstatter stets, dergleichen Sensationsartikel mit Rücksicht auf den für gewöhnliche Kost abgestumpften Qaumen ihrer Leser recht stark zu iwikrzen. Indes- alle Berechtigung mm Tadel wollen; wir den Cr^gneiti unseres Spieles jenseits des Oeeans nicht, absprechen. In meiaer fhscMikie des , Fi^fsbaUs habe, ich ausdrücklich darauf hin- gi^wiesen, wie im, ainerikanischen Spiele der Chtucakter der Yankees, die aitf jeden Fall d^ Sieg erriAgep wollen und deswegen auch vor 4>edenkliclier Kampfesart sich wenig, scheuen, zu mancherlei Aus- artungen geführt, lünd damit d^n guten Rufe des Fußballes bei uns jfa Lande Eintrag gethan hat. . Es handelt sich hieir f]lr uns jedoch nicht darum, wie weit der kürzlich auch durch unsere deutschen Zeitangen verbreitete Bericht über das Wettspiel der .beiden, grolsen 4unerikanischett Universitäten Tale und Harvard auf Wahrheit beruht. Wir wollen erstens feststellen, dafs derartige Ausschreitungen etwas ganz Yereinzeltea. und dem Wesen des Spieles ai^ sich vollstl^dig

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Fremdes sind. Zweitens aber ist sorgfältig darauf Bedacht zu nehmen, dafs dasselbe bei uns nicht etwa jemals in ähnlicher Weise ansarten kann. Fn&ball ist in England nicht mehr ein blolses Spiel, es ist 'dVL einer großartigen Yolkswohlfahrtseinrichtong geworden. Von der gewaltigen Yerbreitnng, die es dort in letzter Zeit gewonnen hat, können wir Deutsche uns kaum eine rechte Vorstellung machen. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dafs es nur von den Tomehmen Klassen gepflegt werde. Nein, unserem Spiele huldigt drttben arm und reich, Yomehm und gering, der Städter sowohl wie der Landmann, der Fabrikarbeiter wie der Bergmann. Im vollen Sinne des Wortes spielen also in England alle Klassen und Stände Fufeball. Das beruht aber keineswegs auf uralter Volkssitte. Erst in den letzten Jahrzehnten haben einsichtige Männer zum Vorteil der leiblichen und noch mehr der geistigen Gesundheit ihres Volkes durch unablässiges, angestrengtes Bemühen Fulsball zu einem Volksspiele zu machen ver- standen* Es ist hier nicht am Orte, im einzelnen nachzuweisen, weshalb die gegenwärtigen Lebensverhältnisse solche kräftige Leibes- bewegung im Freien für Knaben, Jünglinge und junge Männer, wenn sie nicht an Leib und Seele schlimmen Schaden leiden sollen, dringend notwendig machen. Den besten Beweis dafür liefert die Thatsache, dafs alle Länder Westeuropas, die dem Einflüsse der Großindustrie und des Großhandels unterliegen, dem englischen Vor- gange auf diesem Gebiete entweder schon jetzt gefolgt sind, oder wenig- stens zu folgen sich anschicken. Während 1874 auf Anregung des un- vergessenen Dr. med. Friedrich Rbok der erste Fußball auf den Braunschweiger Spielplatz gebracht ist, sind jetzt in deutschen Landen viele Tausend Fußbälle jahraus jahrein im Gange, und allwöchentlich melden die beiden der Pflege unseres Spieles sich in erster Linie widmenden Zeitschriften von neuen Fußballvereinen und Spielverbänden. Es ist also der Mühe wert, darüber zu wachen, daß das Spiel bei uns nicht ausarte. In England, wo man leider sich auch nicht überall frei von solchem Unwesen gehalten hat, ist sogar die Geistlichkeit dagegen aufgetreten, und erst kürzlich ist auf der Konferenz der Diöcese von ehester nachdrücklich von einem Bischöfe der Segen des Spieles anerkannt, aber zugleich vor den Au8- schreitungen bei demselben gewarnt worden.. Auch unsere deut- schen Geistlichen, insbesondere die Leiter von Jünglingsvereinen und von Vereinen christlicher Männer, haben, zum Teil wohl auf Anregung des Abts D. ühlhorn in Hannover, auf das Spiel ihr Augenmeik gerichtet, und schon mancher Pfarrer, z. B. im Weserkreise unseres Herzogtums, hat an den Sonntagnachmittagen regelmäßige Fußball- spiele unter der männlichen Jugend seines Dorfes veranstaltet. Doch darauf zu achten, daß das Spiel hier nicht ausarte, ist zunächst

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Sache der leitenden Oeistlichen, bezw. Lehrer an Schulen nnd der Tnmyereine, die sich der Pflege desselben annehmen. Wird es recht betrieben, so erzieht es, wie kaum ein anderes, zu einem m&lsigen nnd sittenstrengen Leben. £ine „sittliche Triebfeder' hat ein einsichtiger Engländer in dem Spiele gefanden. Wir wollen seinen Wert nicht überschätzen ; wenn es aber im rechten Sinne durch- geführt wird, so gibt es kein besseres Mittel gegen moralische nnd leibliche Schlaffheit nnd Yerweichlichnng. Und eins ist jedenfalls unbestreitbar: Es ist die sicherste Art, die Jünglinge nnd jnngen Männer der ganzen Bevölkerung, auch der Arbeiter, regehnäbig in ihren freien Stunden aus den dunstigen Kneiplokalen in Gottes fireie Natur hinanszulocken, ihnen den reichlichen Genuls frischer Luft zu yerschaffen und sie an einfache, gesunde Yergnflgungen 2u gewöhnen.

Tnrasehulie für Schfller. Auf Grund der von Dfrektor A. Maul in Karlsruhe bei den diesjährigen Tumprflfungeii im Lande gewonnenen Erfahrungen, so schreibt die „ZeUschr, f. Tußm. u. Jugdspl ** , hat die badische Oberschulbehörde den Anstaltsvorständen empfohlen, darauf hinzuwirken, dals die Schüler sich im Tumsaale der Turn- schuhe bedienen. Es werde dadurch die sorgfältige Reinigung der Turnhallen wesentlich erleichtert und der Nachteil des Hallentumens bedeutend vermindert. Die Benutzung von Turnschuhen komme aufserdem der Leichtigkeit und Annehmlichkeit des Turnens zu statten und steuere dem Geräusche, welches durch das Marschieren, Laufen und Springen im Tumsaale verursacht werde. Wir setzen dem noch hinzu, dab die Turnschuhe auch zum Wechseln der Fuls- beUeidung benutzt werden können, wenn die Schfller mit nassen Fülsen zur Schule kommen. Letzteres ist bekanntlich nicht nur fikr die Betreffenden ungesund, sondern kann auch den Mitschülern nachteilig werden, da nasse Stiefel und Schuhe zur Verschlechterung der Schuttuft beitragen.

Caiesjefd^idltUii^ef«

Sie Auatellmu; toh Bnevgnissen fttr Pflege, SrnUinuig «b4 Eniehnng der Kuider m Dresden ist unter dem Protektorate der Prinzessin Friedrich August in den schönen Räumen des Oewerbehauses von dem Gewerbeverein veranstaltet worden.

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Nadi der ^Q-sdht*^ begpegnet imga fdg^den Grappeu: 1. Ernfthmng; 2. Betüeidnng; 3. Pflege und Wartung; 4 Spielwaren nnd Beschftf- tigungsmittel ; 5. Wohn- nnd Krankenzimmer, Krankenr und Gesund- heitspflege; 6. Handfertigkeitsunterricht (Nadelarbeit und Anschauungs- mittel) ; 7. Erziehungs- und Unterrichtsmittel ; §, j^usik und Malerei ; ■9. Litteratur; 10. Lehrmittel fOr Blinde u. s. w. Mit der Ausstellung ist eine Beihe von Vorträgen yerbunden, aus denen wir folgende hervorheben: Die wichtigsten Fragen bei der Einder- ernährung, Oberarzt Dr. B. Sohhaltz; Von der Hand- fertigkeit der Knaben, Bürgerschuldirektor Künath; Über Bedeutung und Nutzen der Ferienkolonien, Dr. med. Buch; Hospitalbehandlung im Kindesalter, Hofrat Dr. Spbengel; Über Jugendlektüre, . Königlicher Bezirksschulinspektor Schulrat EiGHENBEKa; Jugendspiele der Mädchen, Seminaroberlehrer NsisOH; Augenkrankheiten imKinde«alter, Dr. med. Schanz; Das Verhältnis des Schularztes zum Elternhaus, Dr. med. NowACs; Wie sollen sich die. Kinder zu Hause, bcwa Schreiben und Lesen setzen? Dr« med. Schanz; Die Be- deutung des Nadelarbeitsunterrichts und seine Hilfs- mittel, Fräulein 8. Thoihus; Über die Behandlung stam- melnder und stotternder Schulkinder. Hofrat Direk < r Stötznee; Zahnpflege im Kindesalter, Zahnarzt 0.. Torger; Aus dem Seelenleben des Kindes« Dr. med. Teüschek, Welche Verluste hat unsere. Kinderwelt durch die Diph- therie in den letzten Jahrzehnten erlitten, und welche Hilfe ist ihr. zu teil gewo.rde9? Dr., med. Spenjg^leb;- Wie schützen wir unsere Kinder vor Diphtherie? Dr. med. FLACBa; Über Krankheiten des Fufsesi deren Bohandlt^iig und Verhütung, < Dr. med. yon Mangoldt;. . Was fordert die Schule vom. Kinde, bei seinem Eintritt in. dieselbe? Bürgerschuldirektor Richter; Fröbels Erziehungsmethode zur Arbeit und zur Kunst, Königlicher Zeicheninspektor Seminar- oberlehrer Thieme; Über Erziehung und Unterricht der Blinden und deren Heranbildung zur Erwerbsfähigkeit, Hofrat Direktor Büttner.

Der Oesnndlieitszastaiid in den benüsclien Lehrerinnen-

seminarei war, wie l,i), ßundi^ dem jttoigsten Verwaltungsberichte entnimmt, im Schuljsühre 1894 95 nicht zufriedenstellend. In Delsberg herrschte eine Influenzaepidemie. Bedenklich sind die Wahrnehmungen im Lehrorinnenseoainar Hindelbank, wo ein Drittel der Schülerinnen an Herzfehlern oder Skrofulös^ leidet» ein zweites Drittd an Bleichsucht und nur das letzte Drittel ^gesund ist; Mi^i sucht durch vielen Aufenthalt und Spiele im Freien, Flu(sbä4er,

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krSftige Nabnuig a. s. f. eine Besserang dieser Zustande zn bewirken, imd es haben die yersaohten. Mittel in der That gate Dienste ge- leistet. JedeoÜBlls aber verlangt der traurige Gesondbeitsznstand noch thnnlichflte Schonung der Kräfte der Seminaristinnen.

drfin^ito^ eines Fachkonitees ungaTiscAer SohulirjEte.

Man schreibt uns ans Budapest: Die ungarischen Schulärzte und Professoren der Hygiene haben beschlossen:, unter der Ägide des ungarischen Xiandesrereins für Hygiene ein Fachkomitee zu bilden, dessen Aufgabe es sein soll, die richtige Lösung schulhygienischer Fragen anzustreben. Ein weiterer Zweck dieses Komitees, dem sich bereits zahlreiche Schulärzte angeschlossen haben, wird die Be- ratung über gemeinsame Standesinteressen sein. Zum Präsidenten wurde Primararzt Dr. Siomunp von Gbelöczy gewählt; Yice- präsidenten sind Schularzt Dr. Hein&igh Schüschnt und Regi- mentsarzt Dr. AiiON TON KOTlcB-Kronstadt; Sekretär ist der Uni- ▼ersitätsaasistent Dr. AiiADiR Aujsbzky.

Die Zulassimg weiblicher Studierender zur Universität ist insofern auch eine Frage von hygienischer Bedeutung, als es zweifelhaft erscheint, ob das weibliche Greschlecht den Anforderungen des Studiums in geistiger und körperlicher Beziehung* gewachsen ist. Wir teilen daher nach der. „Mändi. med, Wochsehr."^ einige neuere Urteile über diesen Gegenstand out. Der preulsische Unterrichts- minister Dr. Bosss hat zwar vor kurzem einer Dame die Genehmigung ZOT Ablegung der Maturitätsprüfung in Sigmaringen erteilt und auch die Zulassung, weiblicher Personen zu den Vorlesungen einzelner UniTersitätslehrer nicht ohne weiteres ausgeschlossen, es andererseits aber fiir nötig geboten, in einem an den Oberbürgermeister yon Köln |[erichteten Sdireiben vor einer Yerallgemeinemng der hnma- nistischen und späteren Fachstudien von Frauen dringend zu warnen. Zugldob haben zwei bekannte Professoren, der Anatom Waldeter in Berlin, und 4^ Psychiater J^LRAFST-EBiKa in Wien,..äire warnende Stimme erho]b^n4 Der erstere betonte auf dem jungen Anthropologen- •kongre^se in Kassel die- trotz aller Behauptungen' der Emancipatio^s- anh^nger und Socialdemokraten bestehenden körperiichen Unter- schiede ;9swi8chen Mann und Weib, .vor allem in Besmg auf das Gdurn, die Muskulat9r jund ganz besonders in Bezug auf die Zui- sammeosetzung: und Meage^ des Blutes, Es ist eine der best- b^rflndeten Lehren in . der Medizin, .. dafs. das Blut . der Frauen speeifisch leichter, wasserreicher und ärmer an wirksamen Bestand- teilen, an roten Blutkörperchen und rotem Blutfarbstoff, ist ab dasj^ige der Männer. Diese Differenz ist nicht aus Yerschiedeaheitea in der LebCfosweise, Ernährung u. s. w. sau erklä^n, sondern in Anhige und Bau des Organismiis "begründet und dem Geschlecht üs solchem

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eigentümlich. Sie findet sich schon vor dem 10. Lebensjahre bei Knaben nnd Mädchen aof dem Lande, deren flnCsere Verhältnisse doch die denkbar weitgehendste Übereinstimmung zeigen; mit dem Eintritt der Geschlechtsreife, also nngefUir vom 14. Lebensjahr ab, wird dieselbe jedoch gröber. Darauf, dafs die Differenz eine den Geschlechtem angeborene ist, weist femer die Thatsache hin, daüs sie auch zwischen dem Blnte männlicher nnd weiblicher Tiere an- getroffen wurde. Nun bildet aber das Blut einen Faktor, der fOir die Funktion des Gehirns von der höchsten Bedeutung ist. Von sämtlichen Eörperorganen erscheint das letztere als da^enige, welches bei ungenügender Blutversorgung am stärksten leidet und überhaupt auf Änderungen in der Verteilung, der Menge oder der Zusammensetzung des Blutes am empfindlichsten reagiert. Man beobachtet z. B. bei grö&eren Blutverlusten Schwindel, Flimmern oder Schwarzwerden vor den Augen, Ohrensausen, Verminderung des Bewufstseins bis zur Ohnmacht. Analoge Verhältnisse finden wir bei Abnahme der Leistung des Herzens, sowohl infolge von eigent- lichen Herzfehlera, als auch nach erschöpfenden Krankheiten, weil in diesem Falle die Blutversorgung des Gehirns durch die Herz- thätigkeit nicht ausreicht. Endlich treten die genannten Störungen auch bei allgemeiner Blutarmut auf, mag dieselbe nun bedingt sein durch die Abnahme der Gesamtblutmasse, oder durch Verminderung der wirksamen Bestandteile des Blutes, der roten Blutkörperchen und des Blutfarbstoffes. Aus allem dem darf man schliefsen, dals die Leistungsfähigkeit des weiblichen Gehirns für schwierige geistige Arbeiten im aUgemeinen geringer als diejenige des männlichen ist. Professor KRAFFT-EniNa aber schliefet in seiner neuesten Abhandlung: Die gesunden und kranken Nerven eine Er- örterung über die Frauenemandpation mit den Worten : „Mag auch das Weib virtuell befähigt sein, anf vielen Arbeitsgebieten mit dem Manne in Konkurrenz zu treten, so war doch seine Bestimmung bisher -durch Jahrtausende eine ganz andere. Die zur Vertretung eines sonst dem Manne allein zukommenden wissenschaftlichen oder ktlnstlerischen Berufes nötige aktuelle Leistungsfähigkeit des Gehirns kann vom Weibe erst im Laufe von Generationen erworben werden. Nur ganz vereinzelte, ungewöhnlich stark und günstig veranlagte weibliche Individuen bestehen schon heutzutage erfolgreich die ihnen durch die modemen socialen Verhältnisse aufgezwungene Konkurrenz mit dem Manne auf geistigen Arbeitsgebieten. Die grofse Mehrzahl läuft Gefahr, dabei zu unterliegen; die Zahl der Besiegten nnd Toten ist ganz enorm.*'

Reduktion des SehfUermaxuimiB pro Jümbm in Diie* nark. Der dänische ünterrichtsminister hat im Oktober v. Ja. im

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Reichstag einen Entwnrf zur Ändening. des bestehenden Bflrger- nnd Yolksschnlgesetzes eingebracht, welcher unter anderem die schnl- bygienisch mchtige Bestimmnng enthält, dafs die Schülerzähl einer Üasse, nach dem Dorchschnitt im Kalendeijahre berechnet, 35 nicht übersteigen darf. In den danischen St&dten sind solche niedrigen und noch kleineren Schfllerzahlen üblich, auf dem Lande würde aber das neue Gesetz die Anstellung von 624 weiteren Lehrkräften nötig machen.

Die Ausstellung der Londoner Board Schools zeigte nach

Mitteilungen der „Times^t wie sehr diese Schulen bestrebt sind, neben dem Geiste auch Hand und Auge der Jugend zu bilden. Dieselbe umfafste Zeichnungen (Freihand- und technische Zeich- nungen), Nadel-, Eindergarten-, Modellier- und Holzarbeiten. Die Klassen f&r Wäsche und Eochunterricht konnte man während der Ausstellung an der Arbeit sehen. Eine der ersten Londoner Board Schools ist nach dem Berichte die in Hampstead. Ihre Sdiüler errangen im Jahre 1894 Stipendien im Werte von 45 600 JK, and die Schule stellt nun schon zum sechsten Male den Gewinner des allerersten Stipendiums (premier scholarship), welches der Londoner School Board zu vergeben hat, 1400 M vier Jahre hindurch.

Sehnlhyj^enische Vorträge auf dem pädagogischen Kon- gresse in Santa-F6. Die Regierung der Provinz Santa-F6 in Argentinien veranstaltet in diesem Jahre einen pädagogischen Eongreb, welcher in der Stadt Santa-F6 stattfinden soll. Es sind im ganzen 12 Themata zur Yerhandlung gestellt. Darunter befindet sich auch eins Über Schul gebäude und ein anderes Über Schulgesund- heitspflege; die letzteren beiden wurden von einer besonderen Kommission in Vorschlag gebracht.

Die Stnndenzahl einer Unart» in Berlin. In der „Dtsch.

med. Wochsf^,^ spricht Professor Dr. A. EuiiENBURG sein Bedauern aus, dab Arbeiten, die Schulhygiene betreffend, wie die von Keabpblin, Schüschny, Gbibsbach, von den Pädagogen nicht gekannt sind oder ignoriert werden. Sonst könnte es nicht vor- kommen, dab, wie der Stundenplan der Quarta eines Berliner Gym- nasiums nachweist, die zwöliQährigen Quartaner wöchentlich 33 Unter- richtsstunden, davon zweimal je zwei nachmittags und einmal sechs Stunden hintereinander haben, die nur durch Pausen nach je zwei Stunden, im ganzen 25 Minuten, unterbrochen werden. Das sind ungesunde, unhaltbare Zustände, so schreibt der Verfasser, die als eine Über- bflxdnng der Schüler und auch der Lehrer gelten mtkssen. Kon* trolle durch Schulärzte wflrde auch hier nicht fruchten, sondern nur eine Änderung des Lehrplans, wie sie unter Mitwirkung eines Arztes von der Provinzialbehörde voigenommeh werden mfiiste.

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Die Selmlgesiuidheitspflege auf dem dritten Kongresse «nr FSrdemng des teeliniselien ünterriehts in Bordeaux.

Einem Berichte des „Proffr. mid,** zufolge sprach in der genannten Yersammlong am 27. September y. Js, der Rat der Seinepräfektnr Dr. Bonnet Aber Schalhygiene. Er wies besonders anf die Punkte hin, welche auf diesem Gebiete noch erfüllt werden müssen, und auf die Kfttzlichkeit, die Grundsätze der Gesundheitspflege durch Zusammenkünfte und Unterredungen auf dem Lande zu verbreiten. Die „UnterriohtsYercinigung^ wird nach dieser Richtang hin die Initiatiye ergreifen.

Zar Nachtarbeit von Kindern schreibt die „Chem. Zig,""-, In EIngland werden beim Betriebe von Hochöfen, Gla^ütten, Eisen- werken, PapiermQhlen und Druckereien bisher auch dreizehnjährige Knaben nachts beschäftigt. Die Novelle zum Fabrikgesetz wollte die Altersgrenze fQr die Nachtarbeit auf 16 Jahre hinaufracken; in der Kommission ist aber nur die Hinaufsetzung auf 14 Jahre gelungen.

Aufruf znr Errichtung einer Heil-, Erziehnngs-» nnd Unterrichtsanstalt f&r epileptische Kinder in Österreich. Für

die Erziehung und den Unterricht epileptischer Kinder, so schreibt die nWim. med, Wochschr,^, ist in unserem Vateriande bisher keinerlei Vorsorge getroffen. Eine Beihe von angesdienen Männern sind daher zusammengetreten, um diese Lttcke auszufUlen, unter ihnen die Ärzte Dr. Joseph Biusueb, Hofrat Professor Dr. Noth* KAGEL, Primararzt Dr. Pflegbr und Sanitätsrat Dr. WiTiiAäit. Das Komitee veröffentlicht soeben einen Aufruf, in welchem es heilst: „Bedenkt [man, dafs nach statistischen Ausweisen etwa 2V<m> der Bevölkerung von der Fallsucht ergriffen sind, mithin auf die cislei- thanischen Länder, ungeföhr 44000 Epileptiker entfallen,- von denen 4400 Kinder sind^ dals femer in Wien allein sich circa 300 epileptische Kinder befinden, von denen nach emer im Jahre 1894 gepflogenen f^hebung des Bezirksschulrates 116 im schulpffichtigen •Alter standen und zu einem nicht geringen Teile vom* Sdiulbesuehe ausgeschlossen waren, erwägt man endlich, dafs es auiserordentlich schwer fällt, ein armes epiieptisehes Kind in einer ausländischeil Anstalt unterzubringen^ so erscheint die ^Errichtung . einer Heil*, Era^ungs-^ und Unterrichteanstalt für epilGfptisehe> Kinder in Öster- reich als. ein dringendes Bedürfiiii^.^

Die dentochen Ferienkolenien während 4er Jahre 1886— 1894« Nach der von der „Gentralstelle der Yereinigungen für Sommerpflege'' angefertigten Statistik Ift&t sich die deutsche Bewegung für Sommerpflege von Kindern im letzten Jahrzehnt genaa verfolgen. Es wurden in der Zeit von 188d 1894 von deutschen

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Yereinen zosammen 231611 Kinder, im Sommer miter^bracht, and zwar, in gesohlossenea Ferienkolonien 66471, in Familien 2468&, in Stadtfcolonien 64307, in Kinderheilstätten der Solbftder 60456 und in Kinderheilstätten der Seebäder 15 792. Wenn man die Zahl der verpflegten Kinder im Aniangsjahre der ZusammensteUungen 18b5 mit derjenigen im Jahre 1894 vergleicht, 8o ergibt sich eine Yermehning derselben von 13907 auf 29 295. In betreff der einzehien Arten der Yerpflegang fand in der Zeit von 1885 1894 eine Znnahme statt: in geschlossenen Ferienkolonien von 4400 aof 8945, in Familien von 1833 aof 2709, in Stadtkolonien v(m 2500 auf 7788, in Kinderheüstätten der Solbäder von 4574 anf 7430 und in soldien der Seebäder von 600 aof 2423. Der grOlste Zawachs hat in den Kinderheilstätten der Seebäder stattgefunden; das Jahr 1894 zeigt gegen das Jahr 1885 eine Zunahme von 1823 auf- genommenen Kindern. Der Bericht zählt 11 Seebäder mit folgenden Zahlen verpflegter Knaben und Mädchen im Jahre 1894 auf: 1. Gol- berger Deep 60, 2. Duhnen bei Cuxhaven 505, 3. Grols-Mflritz 278, 4. Heringsdorf 60, 5. Nordemeyi Seehospiz Kaiserin Friedrich 734, 6. Nordemej, Evangelische Diakonissenanstalt 166, 7. Trave- mflnde 140, 8. Wangeroog 92, 9. Westerland-Sjlt 78, 10. Wyk auf Föhr 217, 11. Zoppot 84. In dem Berichte werden 125 Orte waA Namen von Vereinen, Komitees u. s. w. angeführt, welche der Centralstelle bekannt geworden sind und ihr die Zahlen für die Zusammenstellungen geliefert haben. Die. meisten dieser 125 Orte und Vereine haben sich auch förmlich der Centralstelle angeschlossen, ▼OB welcher die Dresdener Wochenschrift YoUeswcM^ zu ihrem Organ gewählt worden ist. Alle Einzelbmchte verzeichnen „günstige Re- sultate*', „dauernde Erfolge**, „wesentliche Besserung und teilweise Heflung^ und weisen Gewichtszunahmen von 1 bis 16 Pfund nach. Von besonderer Wichtigkeit sind die Mitteilungen des Gesamt- berichts fllr 1894 über die Nachhaltigkeit der Wirkungen der Sommerpflegen und die darin abgedruckten Urteile von zwei ärztlichen Autoritäten über den Nutzen der Ferienkolonien. An sehr vielen Orten bat man, um die durch Sommerpflege erzielten Resultate nicht wieder hinfUlig werden zu lassen, durch zweckmäfsige Ernährung, Ver- abreichung waimer Kleidung im Winter u. s. w. sogenannte Nach- pflegen geschaffen.

Ober die Waffenfib«ngen der Zflrcher Sekiuidarsohfiler

heibt es indem uns gütigst übersandten Geschäftsbericht der Gentralsehulpflege der Stadt Zürich für 1894: Die Übungen wurden im Kreise V in bisheriger Weise fortgeführt. An demjenigen des Kadettencorps nahmen 105 Schüler der IL und ni. Sekondarklasse teil. Die Leitung lag in den Händen zweier Sekundär-

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lehrer mit Haaptmannsrang nnd eines Fonriers. Es fanden 18 Übungen statt, nnd zwar je am Samstagnachmittag. Davon fielen auf Ansm&rscbe 4 Übungen (20 Standen), anf Schielsen 6 Übongen (24 Stunden), auf Soldatenschule, Zielen, Zugschule, Oewehrkenntnis, SchieCstheorie zusammen 8 Übungen (24 Stunden). Die Zahl der Treffer betrug für die Schüler der II. Klasse 82 %, für die Schüler der ni. Klasse 77%. Auf den Ausmärschen wurden die einfachsten Formen der Marschsicherung, des Patrouillen- und Meldewesens, sowie der Entwickelung der Schützenlinie geübt; daneben fandei^ besondere Übungen im Distanzenschätzen statt. An den Arm- brustübungen des y. Kreises nahmen 43 Schüler der II. und 8 Schüler der m. Sekundarklasse teil. Es wurden drei Sektionen gebildet. Jede Sektion hatte 10 Sohielsübungen ; das SchieCsen geschah bei 15—20 m Distanz auf Scheiben mit einem Durchmesser von 50 cm, eingeteilt in 10 Kreise. Die durchschnittliche Punktzahl pro Schufs betrug 4,1. In den Kreisen I und n wurden die Waffenübungen eingestellt. Die Centralschulpflege strebte eine prindpieUe Lösung der Frage dieser Übungen als Erweiterung des Turnunterrichtes der Knaben in der Sekundärschule an. Für die I. Klasse wurden Tumspiele und Ausmärsche, für die II. Klasse dazu noch Armbrustübungen und für die III. Klasse Crewehrübungen in Aussicht genommen. Mit Rück- sicht auf die bedeutenden Kosten, insbesondere für Anschaffung von Gewehren, und die Schwierigkeiten, welche die Schieisplatzfrage bietet, werden für das Jahr 1895 die Übungen auf die II. und III. Klasse beschränkt bleiben, nnd es wird von der Einführung yod Gewehrübungen Umgang genommen werden. Unseres Wissens finden Waffenübungen Yon Schülern, abgesehen von einigen südamerikanischen Staaten, nur noch in der Schweiz statt. Die hervorragendsten Autoritäten auf dem (rebiete des Militärwesens haben sich bekanntlich- dagegen ausgesprochen.

Cerele nantiqne scolalre in Frankreich. Die ^Dtseh. Tum-Ztg,^ schreibt: Den besten Beweis, wie in Frankreich der Rudersport trotz seiner bereits unleugbar hohen Entwickelung ge- fördert wird, liefert die Art und Weise, auf welche man unter der Jugend das Interesse fQr den in erziehlicher Hinsicht so bedeutungs- vollen Sport zu heben sucht. Zu den vielen in dieser Richtung- untemommenen Schritten hat sich neuerdings ein weiterer gesellt. Es ist eine grolse Vereinigung der rudernden Schüler Frankreichs gegründet worden, die den Namen „Gerde nautique scolaire^ er- halten hat und eine immer grOisere Ausbreitung des Rudems in den Schülerkreisen der Republik bezweckt.

Drainiening nngesiuder Schulen üi Port«iiioiith. Der

School Board von Portsmouth hat soeben in einer Anzahl von Schulea

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mit emem Eostenaafwand von £^2700 eine vollständig neue Drainage ausfahren lassen. Veranlassung dazu gaben 2 oder 3 Fälle von Infektionskrankheiten bei SchOlem im April vorigen Jahres. Der Sanitätsbeamte untersuchte die betreffenden Schulen und lenkte die Anfinerksamkeit auf die wahrscheinlich schadhaften Drains. In der That fand sich, als man das Erdreich aufgrub, eine ganze Zahl zer- brochener Röhren, während bei anderen die gegenseitige Verbindung zerstört war. Infolgedessen wurde das alte System vollständig ent- fernt und ein neues mit modernen Verbesserungen, wie Ventilations- schachte u. dergl., angelegt. Damit aber hatte die Sache noch nicht ihr Ende erreicht. Der Gesundheitsmedizinalbeamte untersuchte vielmehr auch die übrigen Schulen, und, da gerade Ferien waren, so wurden auch hier die Drains in Ordnung gebracht. Sie waren gleichfalls meist zerbrochen, hauptsächlich weil man sie unbedeckt gelassen hatte, um sie besser untersuchen zu können. Mit Recht bemerkt ,fTke Laneet^ hierzu, dais die Kosten f&r die Erneuerung der Drains jedenfalls viel weniger betrugen als diejenigen, welche bei dem Aus* bmch einer Epidemie unter den Schnlkindem entstanden wären.

Sclmlgebftade in Costa Riea« Dem ^Änuar. de la Instpecc. Ctener. de Ensenima.*^ der genannten Republik fftr das Jahr 1892 93 entnehmen wir, dais dieselbe zur Zeit 236 Schulgebäude besitzt. Davon sind 148 Eigentum von Vereinen, 76 gemietet und 12 seitens der Besitzer unentgeltlich tiberlassen. Was den Zustand der Ge- bftnde betrifft, so verdienen 102 das Prädikat gut, während 94 als mittelmäisig und 40 als schlecht bezeichnet werden müssen.

3ltittlt(^e ^trfu%nn^tn.

Erlafiai des KBniglieh prenfsischen ünterrichtsministers wegen Bef^iang vom ^rnnnteirieht auf Grund ärxtlieher Zeugnisse,

Berlin, den 9. Februar 1895.

Auf den Bericht vom 15. Januar d. Js. erwidere ich dem Königlichen Provinzialschulkollegium, dais hinsichtlich der zum Zwecke der Befreiung vom Turnunterricht seitens der Schttler vorzulegenden ftrztlichen Zeugnisse bedauerliche Erfahrungen auch anderweitig vor- fiegen, welche die Schulverwaltung diesen Zeugnissen gegentiber zu einer gewissen Zurückhaltung nötigen, zumal mehrfach die Beobach- tung gemacht werden mufste, dafs manchen Ärzten eine genauere

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Kenntnis des Tarnbetriebes flberhaapt und der verschiedenen im Schal-' tarnen gebräachlichen Gbongsformen im besonderen, sowie der den ScbOlem dabei zagemuteten Anstrengung noch abzag^en schien. Gleichw<^ holte ich es ans rerschiedenen OvOnden nicht ftr an- gezeigt, derartige Zengnisse nor gelten zn lassen, wenn sie von einem Kreisphysikus aasgestellt sind, vielmehr erscheint es zwedanftTsig, folgendes Verfahren za beachten:

Halten die Angehörigen eines Schtders fhr diesen die Befreiang vom Tarnen fOr geboten, so ist sie bei dem Anstaltsleiter in der Regel schriftlich za beantragen and gleichzeitig ^-^ in besonderen Fftllen anter Briefverschiais das 'Gütachten eines Arztes, am besten des Haasarztes, vorzulegen, in welchem unter ausdrücklicher Berufang auf eigene Wahrnehmung, nicht aber auf Grund blofirer Aussagen der Beteiligten das Leiden oder Gebrechen angegeben ist, in dem ein Grund fftr die Befreiung vom Turnunterrichte Oberhanpt oder von einzelnen Übungsarten gesehen wird. Dabei hat sich m^ir- fach die Benutzung eines von der Schule zur Yerfdgung gestellten Vordrucks bewährt, für dessen Fassung folgendes Muster empfohlen werden kann:

(Bezeichnung der Anstalt.)

Unter Bezugnahme auf das unten stehende ftrztliche Gutachten

beantragt der Unterzeichnete für seinen , Schtller der

Klasse . . . ., Befreiung vom Turnen.

(Unterschrift.) Ärztliches Gutachten.

Der oben genannte Schaler leidet, wie ich auf Grund eigener

Wahrnehmung bezeuge, an*

Ich halte es deshalb für erforderlich, dafs er

von den Turnübungen überhaupt

von allen Gerätflbungen

von einzelnen Übungsarten, insbesondere aber I (Es wird gebeten,

von* > dasnichtZutreffende

von Bewegungsspielen, \ za dnrchstreidiea.)

und zwar aaf die Dauer .

von* befreit werde.

, den . . ten 18 . .

(Unterschrift des Arztes.) An das Königliche Provinzialschulkollegium

zu N. Der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten.

(Gez.) Bosse.

^ Um möglichst bestimmte Angaben wird dringend gebeten.

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t

Rvidselireibeii des k. k. Ssterreiekischen Ministeriums des iMBern Tom 7. NeTemker 189&, Z. 33198, an alle politiseken LudeskekSrden, betreffend die im Jakre 1896 in Innsbrnck stattfindende, internationale Ansstelinng ffir kSrperlieke Br-

rieknng, C^esnndkeitspflege nnd Sport.

Laut Mitteilung des k. k. Handelsministeriums vom 5. Oktober d. Js. ¥rird in Innsbruck in der Zeit vom Mai bis Oktober 1896 imter dem Protektorate Seiner k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Febdinand Karl eine inteinationale Aus- stellung fOr körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport, sowie einschlägige Industrie- und Gewerbezweige stattfinden.

Diese Ausstellung wird in nachstehende Gruppen eingeteilt sein :

1. Ernährung, Pflege und könperliche Erziehung des Kindes;

2. Turnen, Fechten, Schwimmen und Rudern;

3. Spiele;

4. Eissport und andere winterliche Leibesübungen;

5. Reiten und Fahren;

6. Radfahren;

7. Bergsport und Touristik;

8. Jagd und Fischerei;

9. Reiseausrttstung, Gegenstände für Picknick;

10. Athletik und Wettkämpfe;

11. Amateurphötographie und

12. häusliche und öffentliche Gesundheitspflege.

Laut Yorgelegten Reglements für dieses Ausstellungsunternehmen haben Anmeldungen bis spätestens zum 15. Dezember 1895^ an die Centralkommission in Innsbruck zu erfolgen.

Hierauf wird die k. k zur Verständigung des

Landessanitätsrates, der Ärztekammer und ärztlicher Vereine auf- merksam gemacht.

Hafsregeln gegen Masern nnd Kenchbnsten.

YerfBgnng des Grofsherzoglich badisehen Ministerhins

des Innern tmi 8. Dezember 1894.

Auf Grund der §§ 85 und 87 a des Polizeistrafgesetzbuchs wird im Einverständnis mit dem Grofsherzoglichen Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts verordnet, was folgt:

§ 1. Erkranken Schfller (Schülerinnen) an Ifasem oder Keuchhusten, so sind dieselben in Volksschulen durch den Vor-

^ Hit Rücksioht auf die auBlandischen Aussteller ist der Anmelde- termin bb zrom 12. Februar 1896 verlängert worden. D. Bed.

8«kalg«muid]ieitopfl«ff« IX. 4

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sitzenden der Ortsschnlbehörde (das Rektorat, beziehungsweise, wo ein erster Lehrer bestellt ist, durch diesen), in höheren Lehr- anstalten und in Privatschnlen durch den Anstaltsvorstand Ton dem Schulbesuch anszuschlieisen, bis ein ärztliches Zeugnis die Gefahr der Weiterverbreitung der Krankheit für beseitigt erklärt oder bei Masern vierzehn Tage seit Beginn der Krankheit abgelaufen, bei Keuchhusten keine Anf^le der Krankheit mehr wahrnehmbar sind.

Auf Antrag des Bezirksarztes sind bei gefährlichem Auftreten der Masern auch Schüler (Schülerinnen), in deren Hausstand Fälle dieser Krankheit vorkommen, von dem Schulbesuch auszuschliefsen.

§ 2. Der Schlufs der Schule soll in der Begel nur auf Antrag des Bezirksarztes verfügt werden. Der Antrag ist zu stellen, wenn Masern oder Keuchhusten eine besonders ausgedehnte Verbreitung oder einen besonders gefährlichen Charakter erlangen oder in dem Schulgebäude selbst vorkommen.

Zuständig zur YerfQgung des Schulschlusses ist aulser dem Bezirksamt bei Volksschulen die Ortsschulbehörde, bei höheren Lehr- anstalten der Anstaltsvorstand.

Ausnahmsweise dürfen an Orten, die nicht Sitz eines Bezirks- arztes sind, die Ortsschulbehörden, beziehungsweise Anstaltsvorstände, letztere nach zuvor eingeholter Zustimmung des Beirats, den einst- weiligen Schulschluls vorbehaltlich der sofortigen Anzeige an den Bezirksarzt und der Gutheifsung desselben dann von sich aus verfügen, wenn wegen aulserordentlicher Verhältnisse die vorherige Einholung der bezirksärztlichen Äufserung als eine mit Gefahr ver- bundene Verzögerung zu betrachten wäre.

Die Wiedereröffnung des Unterrichts darf unter allen Umständen nur nach vorheriger Zustimmung des Bezirksarztes stattfinden.

Lehrer, in deren Hausstand Masern oder Keuchhusten auftreten, sind von Erteilung des Unterrichts auszuschliefsen.

§ 3. Kleinkinderschulen sind bei Verbreitung oder gefthrlichem Auftreten von Masern oder Keuchhusten von der Ortspolizeibehörde sofort zu schliefen. Die Wiedereröffnung darf nur mit Genehmigung des Bezirksarztes erfolgen.

§ 4. Nehmen Masern oder Keuchhusten in einer Gemeinde einen epidemieartigen oder gefährlichen Charakter an, oder ergeben sich in Bezug auf Behandlung und Pflege der Kranken besondere örtliche Mifsstände, so hat der Bezirksarzt an Ort und Stelle von den obwaltenden Verhältnissen sich zu verlässigen, sowie nach Er- fordern für die geeigneten sanitätspolizeilichen Mafsnahmen und bei sonstigen Mängeln für entsprechende Abhilfe zu sorgen.

Während der Dauer einer Epidemie hat der Bezirksarzt den Besuch der betreffenden Gemeinde zeitweilig zu wiederholen.

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Über Ausbruch, Verlauf und Erlöschen einer Epidemie, sowie bei gefährlichem Auftreten Ton Masern oder Keuchhusten ist vom Bezirksarzt unter Bezeichnung der getroffenen Anordnungen an das Ministerium des Innern zu berichten.

Dienstordniing Ar die Schulärzte an den stidtisehen Volks- schulen zu Dresden.^

§ 1. Die Schnl&rzte haben die Aufgabe, den Gesundheits- zustand der Schulkinder in den ihnen überwiesenen Schulen zu über- wachen und den Schulausschuls bei der ihm nach den Vorschriften des Volksschulgesetzes vom 26. April 1873 obliegenden Aufsichts- fahrung, insbesondere bei der ihm nach § 24, Absatz 2 b zustehenden Überwachung der Schulgrundstücke und Gebäude nach Madsgabe von § 2, U, Absatz 4 der Lokalschulordnung Yom 24. September 1878, nicht minder auch den Stadtbezirksarzt bei der gesundheitspolizei- lichen Beaufsichtigung der Schulen zu unterstützen. Namentlich in letzterer Hinsicht werden sie besondere Anweisung und Auftrag vom Stadtbezirksarzte erhalten, der mit ihnen je nach Bedürfnis, aber mindestens vierteljährlich einmal gemeinsame Besprechungen abhalten wird.

Sie haben sich der Erledigung aller ihnen demgemäls im all- gemeinen oder in einzelnen Fällen durch den Rat oder durch den Stadtbezirksarzt zu erteilenden Aufträge zu unterziehen.

§ 2. Die Schulärzte haben die ihnen zugewiesenen Schulen mindc^ns jeden Monat einmal zu besuchen, hierbei mit dem Direktor Aber die in der Schule herrschenden allgemeinen Gesundheisverhält- nisse Rücksprache zu nehmen und auf die richtige Handhabung aller zur Gesundheit der Lehrer und Schüler getroffenen Einrichtungen und Anordnungen zu achten. Auch haben sie an den al^ährlich zum Zwecke der AufsteUung der Unterhaltungsvoranschläge statt- findenden Begehungen des Schulgrundstückes allenthalben teilzunehmen.

§ 3. Die Schulärzte haben insbesondere die neu eintretenden , Schüler daraufhin zn prüfen, ob ihre körperliche Beschaffenheit und ihr Gesundheitszustand beim Schulunterrichte eine besondere Berück- sichtigung erfordern (z. B. Beschränkung in der Teilnahme an ein- zelnen Unterrichtsfächern oder Ausschliefsung von solchen, wie vom Turnen, Singen u. s. w.; Anweisung eines besonderen Sitzplatzes, nach Befinden Vormerkung für den Sprachkursus der Stotterer u. s. w).

§ 4. Die Schulärzte haben auf Antrag des Direktors oder auf Antrag der Schulbehörde einzelne Kinder hinsichtlich ihres «Gesund-

> Vergi. diese Zeitwshrift, 1896, No. 7, S. 403—404. Die Red.

4*

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heitszostandes, nötigenfalls anch in deren Wohnong, za nntersnchen. Dies hat namentlich zu geschehen,

a. wenn es sich nm Befreiung vom Schnlbesoche (allgemein oder für bestimmte ünterrichtsftcher) oder

b. nm Zweifel darüber handelt, ob Schnlversäumnisse wegen Krankheit gerechtfertigt sind;

c. wenn es sich nm die Znweisnng eines Kindes an die Abteilang fdr Schwachsinnige oder um Unterbringung in einer Heil- oder Yersorgungsanstalt handelt ;

d. wenn sich die Fesstellung von ansteckenden oder ekelerre- genden Krankheiten unter den Schulkindern nötig macht.

§ 5. Von dem Ergebnisse ihrer Beobachtungen haben sie, soweit nötig, den Direktor und, dafem sie im einzelnen Falle Auf- trag von der Schulbehörde erhaltea hatten, diese in Kenntnis zu setzen, alles Weitere aber dem Direktor oder der Schulbehörde zu überlassen. Ein Recht zu selbständigen Anweisungen an die Direk- toren oder an die Lehrer, sowie an die Schulbediensteten (Ebius- männer, Heizer) haben die Schulärzte nicht.

Alle Wünsche, Anträge und Beschwerden, welche die Schul- ärzte in betreif der Handhabung der Schuleinrichtungen in gesund- heitlicher Beziehung haben, sind von ihnen zunächst entweder unmittelbar dem Stadtbezirksarzte vorzutragen, oder bei den gemein- samen Besprechungen mit diesem zum Tortrage zu bringen. In dringlichen Fällen oder bei Wahrnehmung grober Ordnungswidrig- keiten auf Seiten der Schulbediensteten ist daneben Anzeige un- mittelbar an den Rat (Schulamt) zu erstatten.

§ 6. Die Schulärzte haben über die amtlichen Vorkommnisse eine Registrande zu führen und über jede Schule ein Aktenstück zu halten, welches einen leichten Überblick über alle in gesnnd- heitlicher Beziehung wichtigen Einrichtungen und Verhältnisse der Schule ermöglicht.

Registrande und Akten sind Eigentum des Rates (Schnlamt) und sind an diesen bei Beendigung der schulärztlichen Wirksamkeit abzuliefern.

§ 7. Ober ihre Thätigkeit haben die Schulärzte aHjährlich einmal im Monat Januar auf das vergangene Kalenderjahr und sonst in Fallen besonderer Veranlassung Bericht zu erstatten. Diese Berichte sind in der Regel vom Schularzte dem Stadtbezirksarzte za überreichen, der sie dem Schulamte zugehen lassen wird.

§ 8. Wenn ein Schularzt auf die Dauer seiner vorübergehenden Abwesenheit von Dresden aufserhalb der geordneten Schulferien von seinen Amtsobliegenheiten entbunden sein will, bedarf er dazu dar ürlaubserteilung durch den Rat. Gesuche um solchen Urlaub ^ind

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dem Stadtbezirksarzte zur Erklämng seines Einverständnisses vor- zulegen and rechtzeitig beim Schulamte einzureichen.

§ 9. Im Falle derartiger Beurlaubung oder zeitweiliger Be- hinderung haben sich die Schulärzte gegenseitig, zunächst in den benachbarten Schulbezirken, zu vertreten.

§ 10. Für ihre Mühewaltungen erhalten die Schulärzte ein bestimmtes Jahreshonorar, das in Yierteljahrsbeträgen jedesmal am Schlosse des Kalendervierteljahres bei der Schulamtskasse oder bei der sonst vom Rate zu bestimmenden städtischen Kassenstelle aus- gezahlt wird.

§ 11. Die Schulärzte werden durch den Rat jedesmal auf drei Jahre angestellt, unbeschadet beiden Teilen zustehender dreimonatlicher Kflndigung, sind jedoch nach Ablauf jener Frist wieder wählbar.

Wenn ein Schularzt dauernd an der Erfüllung seiner Obliegen- heiten behindert sein oder deren Erfüllung fortgesetzt vernachlässigen sollte, ist der Rat berechtigt, ihn seiner Stellung als Schularzt nach Gehör des Stadtbezirksarztes ohne weitere Gewährung des Honorars zu entheben.

§ 12. Der Rat behält sich vor, diese Dienstordnung abzuändern oder zu erweitem.

Dresden, am 12. Dezember 1893.

Der Rat zu Dresden. (Gez.) Dr. Stübel.

)) er füll alte tt*

Dem au&erordentlichen Mitgliede des Kaiserlichen Gesundheits- amtes Dt.'Lydtin ist aus Anlals seines Ausscheidens aus dem Staats- dienst der Titel Geheimer Oberregierungsrat verliehen worden.

Ereisschulinspektor Kob in Berlin erhielt den Charakter als Schslrat mit dem Rang der Räte IV. Klasse.

Der Rektor der Klosterschule, Professor Dr. Krajp T in Donn- dorfy Regierungsbezirk Merseburg, wurde durch Verleihung des Prädikates Direktor ausgezeichnet

Den Titel Professor haben erhalten: der Direktor des Tum- weseas Dr. J. C. Lion in Leipzig; die Realschuldirekteren F. BL 6. FisOHBR in Leipzig und Sghaarsohmidt in Chemnitz; unser geaebätzter Hitarbeiter, der Assistent am Königlichen Insdtnt für Infidrtionskrankheiten, Herr Dr. Bebnhabd Probkaubb in Berlin.

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Zam Offizier des öffentlichen Unterrichtes wnrde Dr. Brüel, Arzt des Lyceums von Monlins, ernannt.

Es ist yerliehen worden: der Verdienstorden vom heiligen Michael I. Klasse dem Königlich bayrischen Staatsminister des Innern fflr Kirchen- und Schnlangelegenheiten Robert Ritter von Landhann; das Komtnrkrenz I. Klasse des Grofsherzoglich Sachsen- Weimarischen Hausordens der Wachsamkeit oder Tom weifsen Falken unserem ver- ehrten Mitarbeiter, Herrn Provinzialschnlrat Geheimem Regiemngsrat Dr. Lahmeyer in Kassel; das Ritterkreuz I.Klasse desselben Ordens dem Direktor des Wilhelmgymnasiums, Professor Dr. Muff in Kassel; das Ritterkreuz II. Klasse des Königlich sächsischen Albrechtordens dem Schuldirektor a. D. Dünnbier inMarkranstädt; der rote Adler- orden m. Klasse mit der Schleife dem Greheimen Regierungsrat Dr. Heilbrmann in Godesberg und dem Gymnasialdirektor a. D. Dr. EBELiNa in Celle; der rote Adlerorden IV. Klasse dem Gymnasial- direktor Dr. Knoke in Osnabrück; der Kronenorden III. Klasse dem Direktor der städtischen höheren Mädchenschule Dr. Fischer zu Strafsburg i. E.

Ernannt wurden: Dr. Düclatjx zum Direktor und Dr. Roux zum Subdirektor des Instituts Pasteur in Paris; der bisherige Kreis- physikus, Sanitätsrat Dr. Penkert in Merseburg, zum Regierungs- und Medizinalrat daselbst; der Bezirksarzt Dr. Gustav Paul in Aussig zum Direktor der staatlichen Impfstoffgewinnungsanstalt in Wien; der Lehramtspraktikant und Reallehrer Dr. H. Sxjssann in Heidel- berg zum Kreisschulrat für Villingen; der Gymnasialoberlehrer Hoff- mann in München-Gladbach zum Kreisschulinspektor in Königshütte ; der Direktor des Progymnasiums Dr. Karl Bissinger in Donan- eschingen zum Direktor des Gymnasiums in Pforzheim; der Ober- lehrer Professor Dr. Dannehl am Gymnasium in Sangerhausen zum Direktor desselben ; der Gymnasialprofessor Welzhofer in München zum Rektor des Gymnasiums in Straubing; der Professor am Gym- nasium Grünsky in Heilbronn zum Rektor der Lateiüschule in Göppingen; der Direktor der Kaiser Friedrichrealschule H. SlTUB in Emden zum Realgymnasialdirektor in Iserlohn; der Oberlehrer Hüao Fischer am Friedrichrealgyranasium in Dessau zum Direktor des städtischen Realprogymnasiums in Naumburg a. S.; der Ober- lehrer Dr. Bahlsen in Berlin zum Direktor der Realschule in Elms- horn; der Gymnasialpraktikant Neuburger in Rastatt zum Professor und Vorstand der höheren Bürgerschule in Buchen ; der Lehrer Dr. Hoffmann in Meilsen zum Direktor der Bezirksschule in Brandts; der Professor Dr. Anton Sicrinoer am Gymnasium in Bruchsal zum Rektor der erweiterten Volksschule in Mannheim ; der Seminar- oberlehrer J. Blana in Pilchowitz zum Direktor des katholischen

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Lehrerseminars in Ziegenhals; der Oymnasialprofessor Dr. Ritz in Landau zom Direktor der städtischen Handelsschule in München; der Gyninasialoherlehrer, Professor Dr. Lüthmer in Zabem, zum Direktor der st&dtischen höheren Mädchenschule zu Strafsburg i. E.; unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Professor Cbanz an der mittleren Ab- teilung des Earlsgymnasiums in Stuttgart, zum Professor für Mathe- matik und Naturwissenschaften an der oberen Abteilung derselben Anstalt.

Zu Strafsburg i. £. habilitierte sich Dr. Scheurlkn für Hy- giene und Bakteriologie.

Anfangs November v. Js. beging der k. k. Statthaltereirat Dr. von Eabajan in Wien das fttnfundzwanzigjährige Jubiläum seiner Wirk- sainkeit als Landessanitätsreferent von NiederOsterreich.

Es sind gestorben: Dr. Theodob Bbokbr, GroCsherzoglich hessischer Geheimer Oberschulrat, langjähriges Mitglied der früheren Oberstudiendirektion und später der Ministerialabteilung, in Darmstadt; Begierungs- und Schulrat a. D. Dr. Schneider in Schleswig; Gym- nasialdirektor Professor Dr. Habbb in Gebweiler; Gymnasialdirektor Dr. ZscHAü in Schwedt a. 0.; Seminardirektor Dr. Glbichmann; Kreisschulinspektor Ari^t in Sagan; die Schuldirektoren Niels Bache in Kopenhagen und Eighler in Chemnitz.

^itteratttr.

Besprechungen.

Dr. G. Delyaille. Une mission en Belgiqne et en HoUande. L'hygitae et Fassistance pnbliqnes. L'organisation et Vkygihnt seolaires. Avec une pr6face de M. Grancheb, pro- fesseur k la facult^ de m6decine de Paris. Paris, 1895. Soci^t^ d' Mitions scientifiques. (VI u. 234 S. Gr. 8^.)

In diesem Buche gibt Delyaille den Bericht flber eine Heise, welche er im Auftrage des französischen Ministers des Innern nach Belgien und Holland zum Studium der öffentlichen Hygiene unter- nommen hat. Der weitaus gröfsere Teil der interessanten Arbeit ist anderen Gebieten der öffentlichen Gesundheitspflege als der Schulhygiene gewidmet; auf die letztere im besonderen entfällt un-

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m

gefähr ein Drac^bogen, aber auch die Kapitel über Scholorganisation enthalten, wie natOrlich, manches Hygienische.

In Belgien wird in 85% der öffentlichen Yelksschnlen Hygienennterricht erteilt. Körperliche Züchtigung ist untersagt. Unter die Belohnungen für die Schfller höherer Klassen zählt die Teilnahme an den grofsen Schnlansflfigen. Die höchste Schülerzahl pro Klasse ist auf 40 festgesetzt. Das Schulreglement verbietet unter anderem das Bauchen der Schüler auf der StraTse und gibt die Plätze an, auf denen jederzeit gespidit werden darf. In den Fort- bildungsschulen (Abendschulen von September bis April) erhalten die Mädchen Haushaltimgsunterricht. Der Verein „Progr^s*^ entwickelt eine vielseitige Thätigkeit (Beköstigung, Bekleidung, Ferienkolonien, Bäder, Landpartien u. s. w.) in grofsem MaCsstabe.

In der ^Hygihne scoUäre^ führt Verfasser die wesentlichen Bestimmungen des Reglements von 1874, bezw. 1879 über den Bau und die Finrichtnng der Schulen an. Es sei hier nur bemerkt, dab pro Schulkind 3 m^ Fläche auf dem Spielplatz gefordert werden. Der Autor skizziert eine Anzahl, von ihm in Brüssel besuchter Lehranstalten. Ans den Mitteilungen über die Thätigkeit der Schulärzte dort und in anderen Städten verdient Erwähnung, dafs, entsprechend der belgischen Auffassung dieser Institution, bei den Schulbädera jenen Kindern, die an einer Hautkrankheit leiden, medikamentöse Einreibungen verabreicht werden. Nach Schluis des Unterrichtes werden die Schüler nicht ins Freie entlassen, falls es donnert oder stark regnet. Der Bekämpfung des Alkoholismus dient die Au&alime grölserer Volksschüler in einen Enthaltsamkeitsverein; diese Aufnahme erfolgt mit einem feierlich inscenierten Gelöbnis. Weiter wird gegen den Alkohol durch öftere Belehrung, Verbreitung von Flugschriften im Eltemhause u. s. w. agitiert. Der Verein zählt bereits 20000 Mit- glieder.

Bezüglich Hollands wird unter anderem mitgeteilt, dafs der Gymnastikunterricht seit langem vorgeschrieben ist, diese Vorschrift aber leider meist ohne Erfolg bleibt. Die Schulbäuser enthalten gewöhnlich nicht mehr als 10 Klassen. Die Schülerzahl pro Klasse bleibt fast immer unter 50. öfter besteht Geschlechtermisdinng.

Das Bach schliefst nach einigen Mitteilungen über die Schul- verhältnisse in Köln a. Rh. mit übersichtlichen Bemerkungen.

Wir wären dem Verfasser fiir eine bibliographisch genane An- gabe der Originalaasgaben der bdgischen Verordnungen und wuß fra9;(ösi8che t^benetzui^ der angezogenen hoIUndiscben recht dankbar gewesen.

Der interessaate Beisebericht DELYAiUiBS gibt, wenn aneb der ScholbygieBe nicht viel Banm gewidmet ist, doch einen giilan

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fl

Überblick über die betreffenden Verbältnisse in Belgien nnd Holland, 80 dab jedermann, der sich hierüber belehren will, das Bach mit Nutzen lesen wird.

Oberrealschnlprofessor Dr. phil. Leo Burgebstein in Wien.

Otto Janke. Ober den Unterricht in der Gesnndheitslehre. Hamburg nnd Leipzig, 1895. Leopold Voss. (Vm n. 163 S. 8^. ü 2,50.)

Ans dem Wert der Gesundheit nnd der Bedeutung der Gesund- heitspflege für das Einzel- und . das Yolkswohl erschliefst Ver- fasser die Notwendigkeit hygienischer Belehrung für die weitesten Volksschichten. Eine solche Belehrung läfst sich nicht durch Schriften und mehr oder weniger gelegentliche Vorträge, sondern nur durch förmlichen Unterricht in der Schule vermitteln, und zwar werden so nicht blofs die Schüler, sondern auch deren Eltern in der Gesundheitspflege unterwiesen und zu derselben erzogen. Eine stattliche Anzahl pädagogischer und ärztlicher Autoritäten unter- stützen diese Forderung, und was im Auslande darin geleistet ist, yermag zur Nacheiferung zu reizen.

Wie und wie weit die „Bekanntschaft mit den wichtigsten Gesetzen der persönlichen und der allgemeinen Gesundheitspflege^ erreicht werden kann, zeigt Janke ausführlich und geschickt. Es ist dies möglich: a. in Anlehnung an die Schuleinrichtungen (Schul- hana, Schulzimmer und dessen Einrichtung, Schulbetrieb), also ge- wissermaCBen yermittelst praktischer Unterweisung und Anleitung; b. durch Anschlufs an die übrigen Unterrichtsgegenstände der Schule (Naturwissenschaften, Deutsch, Rechnen, G^chich^, Geographie, Reli* gion and Turnen.) Die Ausführungen beweisen, wie Verfasser mit Becht sagt, dafs man im stände ist, an die verschiedensten Unterrichts- gegenst&nde hygienische Belehrungen anzuknüpfen. „Wenn wir diesen Zusammenhang nur in bescheidenem Umfange beachten und ausnutzen, so werden wir damit nicht nur ein besseres Verständnis in den bis- herigea Schulfächem herbeiführen, sondern auch der Gesundheitslehre Tortreffliebe Dienste leisten." c. Als selbständiger Unterrichtsgegen- stasd lä&t sich die Gesundheitslehre nicht entbehren, weil nur so die Einz^eiten planm'äCsig verbunden und in Fleisch und Blut der Sehfller übergeführt werden können. Dies aber ist nicht nur für die Volksschulen, sondern auch für die mittleren und höheren Schulen Bölig, wünschenswert für die Fortbildungsschulen und ganz besonders für die Mädchen in und nach der eigentlichen Schule; in letzterem Punkte bezieht sich der Verfasser anf die beherzigenswerte Darlegung dea Sclüdrats Wakxzold in Magdeburg. Auch hier wird die Methode (eicht wissenschaftliche Vorträge nach der Schulzeit, die

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nach Waetzolbs treffendem Aussprach nicht die entsprechende Yor- bildong finden, sondern eigentlicher Unterricht), der Stoff, das Lehr- personal (nicht Ärzte, sondern pädagogisch gebildete Lehrer) nnd die Zeit erwogen, an praktischen Beispielen gezeigt, wie die Sache ge- macht werden kann, nnd endlich das Lehrmaterial eingehend be- sprochen.

Zorn SchlnTs geben zehn Thesen mit Hinweis auf die voranf- gegangene Begründung eine Übersicht über den Gesamtinhalt der Darstellung.

Als Arzt und Hygieniker, dem es auch in Erziehungsangelegen- heiten nicht ganz an Erfahrung fehlt, kann ich Ziel und Durch- führung des Buches durchweg warm begrüfsen und nur den lebhaften Wunsch aussprechen, dafls Schulleitungen und Lehrer das Vorgetragene ins Leben rufen.

Praktischer Arzt Dr. med. Fb. Dobnblüth in Rostock.

Oberlehrer Ddkekb in Hadersleben. Die Bedeutung der Wett- fibnngen far das Turnen. Sonderabdruck aus dem Schul- Programm des Königlichen Gymnasiums zu Hadersleben. Leipzig, 1895. Gustav Fock. (37 S. 4®. M 0,80.)

Wer in der Schule steht und Turnunterricht zu erteilen hat, weils und erfährt es immer wieder, dafs er in der Hauptsache einzig auf den guten Willen der Schüler angewiesen ist, wenn seme Thfttig- keit Erfolg bringen soll. Ohne diesen guten Willen wird er nichts Erhebliches erzielen können, denn schlechte Tumnoten, Klagen beim Rektorate, Bemerkungen in den Schulzeugnisseu über mangelhaft;e Leistungen im Turnen üben meist blofs einen schnell Yorübergehenden Eindruck und veranlassen die Schüler nur zu oft, die Beanstandang ihres Fleiüses mit verdoppelter Faulheit und Nachlässigkeit zu beant- worten. Diesen guten Willen nun hervorzulocken, zu steigern and ihn zur Aufbietung aller Kraft zu ermuntern, ist das Trachten und die Kunst des geschickten Turnlehrers.

Wo nur eine Spur von Ehrgeiz zu finden ist, und solchen besitzen die allermeisten Menschen, man mufs ihn nur zu wecken verstehen fordert ein gegenseitiges Messen der eigenen Krftfte mit fremden Leistungen zu erhöhter Äufserung der ersteren heraus. Mit vollstem Rechte legt man deshalb auch beim Turnen und Spielen auf den Wettkampf grofses Gewicht und erhofft von ihm die Aufrüttelung der Trägen und Teilnahmslosen, die Anspannung der gesamten Leistungsfähigkeit der Schüler.

Die jüngst veröffentlichte Schrift des Oberlehrers DUKKBR in Hadersleben Die Bedeutung der WeitOhu/ngen für das Turnen zahlt eine Reihe von Veranstaltungen auf, bei denen in letzter Zeit ein-

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I

zelne Schalklassen oder ^anze Schulen Nord- und Mitteldeutschlands in fröhlichem turnerischem Wettkampf einander gegenttberstanden, und gibt dankenswerte Fingerzeige, wie solche Wettübungen gestaltet werden sollen und können, damit sie den vorgesteckten Zweck erreichen. Die Vorschläge, welche hier gemacht werden, haben sich, wohlgemerkt, in der Schule bereits erprobt und verdienen schon des- halb die vollste Beachtung. Durch die vielen Hinweise auf bisher ge- wonnene Erfolge werden auch ängstlichere Schulmänner zu der Einsicht gelangen, dals mit der Einführung und Pflege solcher Wettkämpfe und Wettspiele die Schiller noch lange nicht ihre lateinische und griechische Formenlehre vergessen, dafs im Gegenteile dadurch eine frische, rfihrige, auf Ehre haltende Schülerschaft, empfänglich für alles Gute, Schöne und Edle, herangezogen wird, die im Leben dereinst Tüch- tiges zu leisten verspricht. Mit Nachdruck und Geschick weist der schulerfahrene Verfasser auch die übrigen Einwürfe zurück, mit welchen von denk- oder altersschwachen Schulleitern die Einführung der Wettübungen ^bekämpft wird, und schliefst seine Ausfährungen mit dem ernsten Satze: „Soll der Erfolg der letzten Jahrzehnte gewahrt, soll allen Schulen, allen Kreisen der Segen, der in lebhaft betriebenen Leibesübungen liegt, zugewendet werden, so kann das nur durch Wettübungen an patriotischen Festtagen erreicht werden, an deren Gestaltung und Erhaltung alle Volksschichten mitzuarbeiten und ihr Interesse zu bezeugen haben, die oberen nicht nur, sondern auch die unteren, die unteren nicht nur, sondern auch die oberen. Das tägliche Leben bietet einen täglichen Kampf um das Dasein. Ohne den Ernst eines Kampfes gewährt die Übung des Leibes, besonders das Spiel, einen wesentlich geringeren Reiz.^

Wir empfehlen die gut und anregend geschriebene DüKKEBsche Schrift zumal den Schulmännern aufis wärmste; aus jeder Zeile spricht der erfahrene Lehrer, der echte, begeisterte Freund der Jugend und des Vaterlandes.

Königlicher Wirklicher Rat G. H. Wbber in München.

Gboboe Ricks, B. Sc. (Lond.), and Joseph Vauohan. Hand and eye training. L Designing with coloured papers; IL Modelling in cardboard. London, 1895. Cassell & Co., Limited. (8^)

Auch in England findet der Knabenhandarbeitsunterricht immer weitere Verbreitung, wie denn alljährlich eine gröisere Anzahl eng- lischer Lehrer die Handfertigkeitsseminare in Leipzig und Nääs be- suchen. Dementsprechend mehren sich zugleich die auf die Aus- bildung der Hand und des Auges gerichteten Lehrbücher.

Die vorliegenden zwei Bände bilden die erste Folge der Ter-

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nach Waetzolds treffendem Aussprach nicht die entsprechende Yor- bildong finden, sondern eigentlicher Unterricht), der Stoff, das Lehr- personal (nicht Ärzte, sondern pädagogisch gebildete Lehrer) and die Zeit erwogen, an praktischen Beispielen gezeigt, wie die Sache ge- macht werden kann, and endlich das Lehrmaterial eingehend be- sprochen.

Zum Schlafs geben zehn Thesen mit Hinweis auf die Yoraaf- gegangene Begründung eine Übersicht über den Gesamtinhalt der Darstellung.

Als Arzt und Hygieniker, dem es auch in Erziehungsangelegen- heiten nicht ganz an Erfahrung fehlt, kann ich Ziel und Durch- führung des Buches durchweg warm begrOfsen und nur den lebhaften Wunsch aussprechen, dafs Schulleitungen und Lehrer das Vorgetragene ins Leben rufen.

Praktischer Arzt Dr. med. Fr. Dornblüth in Rostock.

Oberlehrer Ddnksb in Hadersleben. Die Bedeutung der Wett- fibungen f&r das Turnen. Sonderabdruck aus dem Schul- programm des Königlichen Gymnasiums zu Hadersleben. Leipzig, 1895. Gustav Fock. (37 S. 4<>. JH 0,80.) Wer in der Schule steht und Turnunterricht zu erteilen hat, weifs und erfährt es immer wieder, dafs er in der Hauptsache einzig auf den guten Willen der Schüler angewiesen ist, wenn seine Thätig- keit Erfolg bringen soll. Ohne diesen guten Willen wird er nichts Erhebliches erzielen können, denn schlechte Tumnoten, Klagen beim Rektorate, Bemerkungen in den Schulzeugnissen über mangelhafte Leistungen im Tarnen üben meist blofs einen schnell vorübergehenden Eindruck und veranlassen die Schüler nur zu oft, die Beanstandung ihres Fleifses mit verdoppelter Faulheit und Nachlässigkeit zu beant- worten. Diesen guten Willen nun hervorzulocken, zu steigern und ihn zur Aufbietung aller Kraft zu ermuntern, ist das Trachten und die Kunst des geschickten Turnlehrers.

Wo nur eine Spur von Ehrgeiz zu finden ist, und solchen besitzen die allermeisten Menschen, man mufs ihn nur zu wecken verstehen fordert ein gegenseitiges Messen der eigenen Kräfte mit fremden Leistungen zu erhöhter Äufserung der ersteren heraus. Mit vollstem Rechte legt man deshalb auch beim Turnen und Spielen auf den Wettkampf grolses Gewicht und erhofft von ihm die Aufrüttelung der Trägen und Teilnahmslosen, die Anspannung der gesamten Leistungsfähigkeit der Schüler.

Die jüngst veröffentlichte Schrift des Oberlehrers DüNEBR in Hadersleben Die Bedeutung der Wettübungen für das Turnen zählt eine Reihe von Veranstaltungen auf, bei denen in letzter Zeit ein-

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zelne Schalklassen oder ganze Schulen Nord- und Mitteldeutschlands in fröhlichem turnerischem Wettkampf einander gegenüberstanden, und gibt dankenswerte Fingerzeige, wie solche Wettabungen gestaltet werden sollen und können, damit sie den vorgesteckten Zweck erreichen. Die Yorschlftge, welche hier gemacht werden, haben sich, wohlgemerkt, in der Schale bereits erprobt und verdienen schon des- halb die vollste Beachtung. Durch die vielen Hinweise auf bisher ge- wonnene Erfolge werden auch ängstlichere Schulmänner zu der Einsicht gelangen, dafs mit der Einfahrung und Pflege solcher Wettkämpfe und Wettspiele die Schfiler noch lange nicht ihre lateinische und griechische Formenlehre vergessen, dafs im Gegenteile dadurch eine frische, rührige, auf Ehre haltende Schülerschaft, empfänglich für alles Gute, Schöne und Edle, herangezogen wird, die im Leben dereinst Tüch- tiges zu leisten verspricht. Mit Nachdruck und Geschick weist der schulerfahrene Verfasser auch die übrigen Einwürfe zurück, mit welchen von denk- oder altersschwachen Schulleitern die Einführung der Wettübungen "bekämpft wird, und schlielst seine Ausführungen mit dem ernsten Satze: „Soll der Erfolg der letzten Jahrzehnte gewahrt, soll allen Schulen, allen Kreisen der Segen, der in lebhaft betriebenen Leibesübungen liegt, zugewendet werden, so kann das nur durch Wettübungen an patriotischen Festtagen erreicht werden, an deren Gestaltung und Erhaltung alle Volksschichten mitzuarbeiten und ihr Interesse zu bezeugen haben, die oberen nicht nur, sondern auch die unteren, die unteren nicht nur, sondern auch die oberen. Das tägliche Leben bietet einen täglichen Kampf um das Dasein. Ohne den Ernst eines Kampfes gewährt die Übung des Leibes, besonders das Spiel, einen wesentlich geringeren Reiz.^

Wir empfehlen die gut und anregend geschriebene DuNKEBsche Schrift zumal den Schulmännern aufs wärmste; aus jeder Zeile spricht der erfahrene Lehrer, der echte, begeisterte Freund der Jugend und des Vaterlandes.

Königlicher Wirklicher Rat G. H. Weber in München.

George Ricks, B. Sc. (Lond.), and Joseph Vaughan. Hand and eye training. L Designing with coloured papers; IL Modelling in cardboard. London, 1895. Cassell & Co., Limited. (8^.)

Auch in England findet der Knabenhandarbeitsunterricht immer weitere Verbreitung, wie denn alljährlich eine gröfsere Anzahl eng- lischer Lehrer die Handfertigkeitsseminare in Leipzig und Nääs be- suchen. Dementsprechend mehren sich zugleich die auf die Aus- bildung der Hand und des Auges gerichteten Lehrbücher.

Die Yorliegenden zwei Bände bilden die erste Folge der ver-

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leitfilfnft fit S(||nl||eMlieit0|ifle|^

IX. Jahrgang. 1896. No. 2.

(l^ristniilitb^aiiMttiigtit.

Der BeklinatioiiBsiti nnd seine Bedeatong Ar die Bchnlbankfrage.

Ein sohnlliygieDisclier Vortrag.

Von Dr. med. Wilhelm Sghülthess,

Privatdocenten der Chirurgie an der Universität Zürich.

(Mit 10 AbbUdungen.) (Fortsetiong und 8chlu£B.)

Die Frage lautet nun: Wie yerhindert die Schul- bank die Entstehung des Buckels, und wie veranlafst sie die symmetrische Haltung?

In Bezug auf den ersten Teil der Frage ist es allgemein bekannt, daCs man die Buckelbildung vor allem durch die Lehne zu verhüten gesucht hat. Sie sollte „den Rücken stützen, die Ausbiegung nach hinten verhindern''. Ich will hier nicht auseinandersetzen, in welcher Weise man dies im einzelnen zu erreichen bestrebt war. Eine Menge der ver- sobiedensten Lehnenformen haben das Licht der Welt erblickt, und gerade die Menge drückt am deutlichsten die Erfolglosigkeit der betreffenden Bemühungen aus. Es sei blois das eine hier bemerkt: Eine Lehne kann nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie hoch und gehörig nach hinten geneigt ist. Eine senkrechte oder nur wenig geneigte Lehne ist keine Lehne, weil der angelehnte Rumpf die Form und Richtung

8ehii]ffMnadheit«pfl«fe IX. 5

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derselben bei einer Ermüdungshaltang nie annehmen kann. Eine Latte, eine schmale Lehne, ist ebenfalls keine Lehne; denn der Körper der Kinder erträgt ein wirkliches Anlehnen an eine kleine Fläche oder Kante nicht. Alle diese St&te- vorkehmngen können allerdings dazn dienen, das Entstehen maximaler Bnckel zu verhindern, aber sie führen oft und ge- wöhnlich im Vereine mit sonstigen Schnlbankeinrichtnngen nur dazn, dafs eine andere Ermüdnngsstellnng eingenommen wild, die dann eine asymmetrische und also weitaus schlimmere ist als die symmetrische Bnckelhaltnng. Das ist ein Fehler, der noch mancher neueren Bankkonstruktion vorgeworfen werden kann, welche im übrigen, namentlich in Bezug auf Mafse (Höhe des Sitzes, Höhe des Pultes u. s.w.), gut kon- struiert ist.

Die angeführte Forderung schneidet auch ohne weiteres allen Diskussionen über Kreuz-, Lenden- und Schulterlehne den Boden ab. Nur eine schief aufsteigende Lehne kann den Kücken seiner ganzen Länge nach stützen, d. h. soweit er sich überhaupt an eine Lehne anzulehnen im stände ist, also bis auf die Höhe der natürlichen Brustkrümmung der Wirbel- säule. Hier wird jeder Rücken, und sei die Lehne auch noch so hoch, dieselbe verlassen. Die Stelle liegt gewöhnlich etwa^ über der Mitte der Schulterblätter. Das Kreuzbein mub selbstverständlich nicht unbedingt an die Lehne angelegt werden, weil die feste Verbindung der Lendenwirbel mit demselben jede auf die letzteren wirkende Hemmung auf das erstere über- trägt. Li der Praxis haben nur noch die Kleidermoden der älteren Mädchen, die nicht früh genug als Damen herausgarniert werden können, einen Einfiufs auf die Lehne insofern, als der Schulbankkonstrukteur gezwungen ist, die untere Grrenze derselben höher zu setzen, als der Hygieniker gern sieht, d.h. in die Gegend der oberen Lendenwirbelsäule.

Wir sind auch durch unsere eigenen Untersuchungen darauf aufmerksam geworden, daib es zwecklos ist, wenn man von einer Lehne verlangt, sie solle die physiologischen Krümmungen der Wirbelsäule bei der Schulbank kommt

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nur die LendeBeinziehimg in Frage herstellen helfen. Wie oben angeführt; entsteht beim anfreohten Sitzen bei den Kindern keine Lendenlordose/ sondern nnr eine seichte Einziehung nngefthr in der Höhe des zwölften Bmstwirbels. Wenn nnn auch in der Baklinationslage, horizontales Sitzbrett voraus- gesetzt, der Winkel zwischen Oberschenkel und Rumpf etwas grölser wird, somit das Becken im Verhältnis zur Bichtung der Wirbelsäule mehr nach yorn geneigt erscheint, so ist dieser der Lordose günstigere Grad der Beckenstellung doch nicht ausreichend, um eine normale Lordose möglich zu machen. Es darf also von der Lehne nicht verlangt werden, dafs sie eine Lordose schaffe, wir können uns zufriedengeben, wenn «ne mäfsige Kyphose oder eine teilweise Grradstreckung der Eififekt des Anlehnens ist.

IjS handelt sich nun in erster Linie darum, die Oröise der Lehnenneigung festzustellen. Die Wiener Schulbank- ezpertiae hat sich für eine solche von 15^ zur Vertikalen ent- schieden. Leider sehen wir uns aulSser stände, den Neigungs- grad auf streng wissenschaftlichem Wege zu bestimmen, und sind vollständig auf die Erfahrungsthatsachen angewiesen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dals man, um bequem an- gelehnt sitzen zu können, mindestens eine Neigtmg von 15^ fär die Lehne wählen muis, sonst hat der Oberkörper die Tendenz, vornüber zu fallen. Sghbnk hat ebenfalls 15® gewählt. Wir nehmen also vorderhand an, dals eine Neigung ungefähr von dieser Stärke erforderlich sei, um eine wirkliche Anlehnung des Oberkörpers vornehmen zu können.

Würden wir nun eine Bank konstruieren, welche bei hori- zontaler Sitzfläche eine Lehne mit mindestens 15^ Neigung aufwiese, so könnte darin der Schüler einerseits nach einem der oben geschilderten Typen, andererseits aber auch angelehnt sitzen. Nach alter Erfahrung bleibt es aber nicht bei dem angelehnt Sitzen, sondern der Schüler rutscht mit seinen Sitz-

^ Für die nicht-medizinischen Leser bemerken wir, dafs man unter Lordofle eine Krümmung der Wirbelsäule nach vom versteht.

5*

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höokem nach vorn, bo dafs die hintere Kreuzbeinfläohe immer mehr anf die Bank zu liegen kommt. Das Resultat dieses Rutschens ist die Entstehung eines gewaltigen Buckels im unteren Teile der Wirbelsäule, der aber dem Lehrer sehr leicht entgeht.

Das erwähnte Rutschen kommt mechanisch folgendermafsen zu stände: Sitzt der Körper aufrecht und frei, so wird die Wirbelsäule in sich selbst zusammengebogen; die Körperschwere wirkt vertikal. Lehnt der Rumpf sich dagegen an, so wirkt die Schwere schief in der Richtung des Kreuzbeins und ver- ursacht das Vorwärtsgleiten. Es geschieht dies um so mehr, als eben beim angelehnten Sitzen auch die Beckenneigung eine bedeutend verringerte ist, so dafs das Kreuzbein so wie so nach hinten hängt. Dieses nach hinten Hängen wird noch ver- grölisert durch die Tendenz, das Hüftgelenk zu strecken, welche um so stärker und deutlicher hervortritt, je länger das Kind anhaltend sitzen muis. ESs ist das BedtLr&is nach Stellungs- wechsel und hauptsächlich nach Streckung im Hüftgelenk^ wodurch die Kinder veranlalst werden, auf Bänken mit und ohne Schweifung nach vom zu rutschen und sich an die vordere Bankkante zu hängen.

Dieses Bedür&is wird um so weniger sich fühlbar machen, je grölser der Winkel zwischen Sitzbrett und Lehne ist, je mehr sich somit das Hüftgelenk aus seiner Beugestellung zu befreien vermag, selbstverständlich aber auch, je mehr die Stellung gewechselt werden kann.

Wie sucht man nun durch die Schulbank das Rutschen nach vorn zu verhindern? Es wurde dagegen erstens die Schweifung des Sitzes empfohlen, zweitens die Neigung des ganzen Sitzbrettes nach hinten. Jene ist schon lange in sehr viele Konstruktionen aufgenommen, diese kam erst in neuerer Zeit zur Geltung. Es lag das praktische Be- dürfnis vor, die Schweifung durch etwas Besseres zu ersetzen.

Die Schweifung besteht in einer längs gelegten Aus- höhlung des Sitzbrettes, welche selten nach strengen Gesetzen ausgeführt ist. . Selbst H. von Mbtbb macht hierüber keine

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genauen Angaben. Gewöhnlich ist die Aushöhluog in der Art angebracht, daJB das Sitzbrett im vorderen Teile sanft ab&Ut und zum hinteren Bande steil ansteigt. Wie schon bemerkt, war der praktische Erfolg kein befriedigender; das geschaffene Hindernis war nicht im stände, das Yorwärtsrutschen der Sitz- höeker zu yerhindem. Betrachtet man die vorhandenen Ein- richtungen etwas genauer, so findet man die Gründe leicht. Der hintere steil ansteigende Teil der Aushöhlung veranlalst zum Vorwärtsrutschen, und zwar so weit, bis nicht nur die Sitzhöcker an den tiefsten Punkt gerückt, sondern auch die Weichteile mitsamt den Kleidern von der schiefen Fläche nach vorn geglitten sind. Der vordere nach hinten abfallende Teil des Sitzbrettes dagegen veranlafst die Kinder in viel geringerem Mallse, nach hinten zu rutschen, weil die abfallende Fläche weniger steil ist. Gelangt nun der Sitzhöcker an einen Punkt, der von demjenigen Punkte der Bank, auf welchen die Verlängerung der Lehne trifft, verhältnismäfsig weit ent- fernt ist, so muüs das Kind, um sich anlehnen zu können, bereits einen Buckel machen, und die Tendenz zum Rutschen ist wieder da. Mit anderen Worten, liegt der tiefste Punkt des Sitzbrettes zu weit nach vom, so gleitet das Kind so wie 80 zu stark nach vorn und sitzt kyphotiBch. Liegt er zu weit nach hinten, so wird die Sitzhöckerlinie zu weit in die nach vom ansteigende Partie hineingetrieben, somit das Vorwärts- Tutschen erleichtert, wie im ersteren Falle, oder es wird eine unangenehme Klemmung des Körpers zwischen Bank und Lehne entstehen. Will man also den Sitzhöckem, wie es mit der Schweifung geschieht, eine bestimmte Stelle anweisen, so ist dabei in Betracht zu ziehen, dafs diese Stelle streng nodt der Konstruktion der Lehne korrespondiert, damit nicht eine anatomische Unmöglichkeit verlangt wird. Da die Lehnen- flucht der hinteren Kontur der Rückenkrümmung entspricht, 80 muls der tiefste Punkt der Bank so weit von demjenigen Punkte entfernt sein, in welchem das Sitzbrett von der Lehne geschnitten wird, als die Sitzhöckerlinie von der Projektion der hinteren Kreuzbeinkontur entfernt ist. Für ältere Kinder

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müfste also die Aushöhlung weiter naoh yorn, für jüngere weiter naoh hinten verlegt werden. Weit besser ist es jedoch, bei der Schweifung der Bank die hintere ansteigende Partie ganz wegzulassen. Dadurch wird aber die Bank einfsush in eine nach hinten abfallende verwandelt.

Die praktischen Erfahrungen führen demnach dazu, die Schweifung in ihrer Eigenschaft als Hemmungseinrichtung gegen das Vorwärtsrutschen zu verlassen und sich zur Rückwärtsneigung der Bank zu wenden, letzteres um so mehr, je stärkere Neigungs- grade der Lehne eingeführt werden, da diese eine desto energischere Hemmung verlangen.

So entstand auch die starke Bückwärtsneigung von 10® bei der beschriebenen SoHENKSchen Bank. Wir hätten nun zu unter- suchen, ob dieser Neigungsgrad beim Beklinationssitz unbedingt erforderlich ist. Ea ist von verschiedenen Seiten das steile Ansteigen des Sitzbrettes an der ScHENEschen Bank getadelt worden in dem Sinne, dals durch die starke Beugung im Hüft- gelenk Kreislaufstörungen entständen, sei es durch die Flexion selbst, sei es durch das Eindrücken der vorderen Bankkante in die untere Fläche der Oberschenkel. Dieses Eindrücken findet allerdings um so mehr statt, je steiler die Ba^k ist, je mehr die Oberschenkel also auf einer Kante, anstatt auf einer Fläche aufliegen, doch wird das nur bei unrichtiger EHn- stellung des Fulsbrettes vorkommen. Es ist aber keine Frage, dalis, wenn sich dieser Umstand abändern liefse, das Beklinations- system manchen Q^gner weniger hätte.

In erster Linie muTs jetzt entschieden werden, ob diese Steilstellung der Oberschenkel ein für den Beklinationssitz notwendiges mechanisches Moment bildet. Ghinz gewiA trägt sie nach den oben ent?nckelten Gfesetzen dazu bei, dem Becken eine starke Neigung naoh hinten mitzuteilen und die Wirbel- säule an die Lehne anzupressen, vermehrt also entschieden die Tendenz zum Anlehnen. Sie macht femer jede stärkere Vor- wärtsbeugung im Hüftgelenk unangenehm, weil dadurch der Leib zu sehr komprimiert wird. Wir begeben uns also da-

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dareh, dais wir die starke Bückwärtsneigung der Bank ver- ringem, eines der Mittel» ein zwangsmärsiges Anlehnen durch* zuführen.

leh habe nun ror einigen Jahren bei Gelegenheit der Beetnhlung einee ArbeitsschnlzimmerB für Mftdchen Gelegenheit gehabt, praktisohe Versuche in dieser Bichtung zu machen.^

Bei der Konstruktion der Stühle betonte ich die Yoraüge des BeklinaüoDSsitaes, Teisuchte aber gleichzeitig, durch die Form des Sitzes bei verminderter Neigung die Wirkung, welche früher die Schweifung und später die vermehrte Nei- gung erreichen sollte, zu erzielen.

Malsgebend ist hierbei die Lage der Sitzhöoker und der Oberschenkelknochen, welche letzteren beim Sitzen in einer

Fig. 5.

8eit«iuuiileht des Beckens mit sehematischer Konstruktion der Schweifunip

dei SItsbrettes.

«fr Horiaontale, edSitibrett, ftd fta^esetcterVorspraniTi 9 Hüftgelenk, A Obersshenkel.

bestimmten Höhe über der Sitzfläche vom Hüftgelenk nach ▼om gehen.

Hinten ruht die Bumpflast auf den Sitzhöokem, vom eventuell auf der Unterflftche der Oberschenkel. Die knöchernen Teile, welche in Frage kommen, umsohlielsen also einen drei- eckigen Baum fiä (Fig. 6), der oben vom Oberschenkel und hinten vom Becken begrenzt ist; als dritte Seite figuriert dae Sitzbrett. Dieser Baum ist gröJstenteils mit Weiohteilen, welche ziemlich straff gespannt sind, angefüllt.

Will man nun verhindern, dais das Becken bei einer

« a a. a. 0.

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leichten Drehung im Hüftgelenk nach vorn rutsohe, so setzt man in das genannte Dreieck einen kleinen giebelfbrmigen Vorspmng f e d (Fig. 5) ein und l£List die dem Sitzhöcker zugewendete Fläche stark nach hinten abfallen. Der Yorspning drückt sich beim Sitzen in den genannten Baum ein, und der Sitzhöcker müTste, wollte das Becken nach vorn rutschen, diese steile Ebene überwinden, woran er sowohl durch die Schwere als durch ungünstige Hebelverhältnisse yerhindert wird. Die Probe mit unseren Stühlen beweist auch, dais diese Modifikation des Sitzes den Zweck weitaus besser und sicherer erreicht als die gebräuchliche Schweifung. Wir erzielen also durch Auf- tragen das, was man bisher durch Abtragen erreichen wollte.

Jetzt ergibt sich von selbst, welche Linie wir zur Be- urteilung des Neigungsgrades der Sitzfläche verwerten müssen. EiS ist diejenige, welche von dem Berührungspunkte der Ober- schenkel mit der vorderen Kante, also dem höchsten Punkte des Stuhles, (bei sehr geringer Neigung könnte es nicht der höchste, wohl aber der vorderste sein) zum Berührungspunkte der Sitzhöcker mit der Sitzfläche gezogen ist. Letzterer Punkt liegt selbstverständlich an der hinteren Begrenzung des auf- gesetzten Stückes (Fig. 5 f). Da nim unser Stuhlmodell eine aus drei Brettern zusammengesetzte Sitzebene hat (Fig. 6), so entspricht nur das hinterste Querbrettchen genau dieser Neigung^ die wir in Zukunft als T^talneigung der Sitzebene bezeichnen wollen. Sie betrug bei unseren Probestühlen 8 9^, kann aber, ohne der Wirkung Eintrag zu thim, auf 6 verringert werden. Das mittlere Querbrettchen steigt mit etwas stärkerer Neigung unge&hr 14^ auf, während das vorderste durch Ver- minderung des Ansteigens die vordere Kante wiedergewinnt. Letzteres kann vollständig horizontal gelegt werden. Aus Figur 6 sind die Gröfsenverhältnisse genau ersichtlich.

Es wird nach den oben gegebenen Erklärungen kaum nötig sein, zu erwähnen, dals ein nochmaliges Ansteigen des hinteren Brettoheus über die Totalneigung zwecklos ist, denn dies könnte höchstens den Nachteil haben, durch Zusammen- drängen der Kleider die richtige Benutzung des Subselliums

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zu Yerhindern, ein Übelstand, den ich bereite bei Besprechung der Schweifung rügte.

Bei dieser Konstruktion des Sitzes muis selbstverständlich die relative Lage der Lehne genau festgestellt werden. Sie soll so angebracht sein, dais ihre Verlängerung 8 10 cm hinter der Stelle auffiQlt, an welcher der Sitzhöcker ruht (Fig. 5 f). Wird diese Distanz zu klein gewählt, so entsteht dadurch, dals der untere Band der Lehne die Lendenwirbelsäule

Fig. 6.

ProfU des Reklinationsstnblt In VerklelneniBK auf Vs-

ah Totftloeiguiiff, Im Proflllinie der Lehnenmitte.

und damit das Becken vordrängt, eine unangenehme Klemmung, welohe eine zu starke Beugung im Hüftgelenk veranlafst Die Folge davon ist, daJb der Schüler den hinteren Teil der SitsflAehe einfach nicht mehr benutzt oder eine sehr kyphotische Haltung annimmt. Wird dieselbe Distanz aber zu grols ge- wählt, so erhält das Kreuzbein eine zu starke Neigung nach hinten, und es stellt sich so die Tendenz ein, noch mehr nach Tom zu rutschen.

Der Winkel zwischen Lehne und Sitz wird bei dieser Konstruktion durch den Winkel zwischen Totalneigung und

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Lehnenmitte dargestellt. Die beschriebene Schweifung des Sitzbrettes gestattet, den Grad der Bückwttrtsneigang desselben zu verringern, ohne dafs die Schüler anwillkürlich nach Tom mtsdiem. Der Unterschied im Effekt liegt blois darin, dab, während das System Schenk die Obersehenkel stnric nach rem aufsteigen läfst, unser Modell eine Stellung der Oberschenkel yenmlalist, welche von der bei Horizontalsitz vorhandenen nur wenig abweicht. Das Becken hülst infolgedessen seine Neigung

Verlauf der Rttokenkrttinmniig ^I xehnjfthrigen Müdchene, wäni

Fig. 7.

Domfortsatilinie) einee achljährigeii and einet vier- rend des Sitsene im ModellBtahle aai|renommen.

be Blehtung des Sitses (Totalneigunff)* « ▼ettikale Taageote, gesofen an den am weitesten naoh rttokwftrts gelegenen Funkt der Domfortsatslinie, d unrohMbnitt der

Lehnenmitte.

nach vom weniger ein als bei Schenk, und eine rriativ geringe Rückwttrtsneigung der Wirbelsäule erzeugt schon eine Streckung derselben und ein angenehmes G-efühl von Brleiehterung der Atmung.

Soviel mir bekannt, hat auch Dr. Schbnk an seinen Schultischmodellen diese Modifikation der Bank acoeptiert.

Die beiden Zeichnungen in Figur 7 erklftren am besten die Form der Rückenkrttmmung während des Sitzens in solchen Sabsellien. Um zu beobachten, wie der Verlauf des Rttok-

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gntes sich beim Sitzen gestalte, liels ich ein Modell dee Stuhles mit dnrobbroohener Lebne anfertigen, welches auf meinem MelsappaTat fixiert werden konnte. Die Aufnahme der Btlok- gratslinie an verschiedenen Knaben und Mädchen während des Sitzens ergab, dafs die Domfortsatzlinie stets mit einer ganz leichten, in der Mitte der Wirbelsäule abgeflachten Kyphose ▼erlief. Figur 7 gibt davon zwei Beispiele. Man sieht daraus, dab die Wirbelsäule beim Sitzen durchaus nicht die Form hat, welche man sich gewöhnlich vorstellt. Sie ist viel flacher als diejenige eines auf horizontalem Sitze frei und nachlässig sitzenden Kindes und zeigt zugleich merkliche Unterschiede gegenüber der Form der Bückenkrümmung beim aufrechten Sitzen. Die deutliche Streckung der Wirbelsäule spricht sehr zu Ghmsten der stark zurückliegenden Lehnen.

Ist der RekHnationssitz so weit geschafiFen, so ergeben sieh die weiteren hygienischen Forderungen von selbst, ebenso aber auch die technischen Schwierig- keiten und der Konflikt mit den Pädagogen.

Durch den Beklinationssitz wird der Kopf des Schülers stark zurüekgelagert. Da die Halswirbelsäule in der Reklinations- läge sieh mehr streckt und zurücklegt als beim kyphotischen natürbohen Sitz, so ist die Rückwärtslagerung des Kopfes eine verhältnismäfsig noch gröfsere, als die Bückwärtsneigung der Lehne erwarten lieüse. Der Kopf ist nicht nur zurück- gelagert, sondern auch weniger nach vorn geneigt. Das Pult hat sich nun nach der Stellung des Kopfes zu richten, es soll ihm folgen. Verbinden wir mit einem Beklinationssitz ein horizontales Pult, so wird der Kopf gezwungen, sich beträchtlich nach vom zu senken, um erstens in die nötige Entfernung von der Pultplatte zu kommen und zweitens eine allzufltarke Senkung des Blickes zu verhüten.

Das Herabeenken des Kopfes wird aber seinen Zweck nur unvollständig erfüllen, weil dadurch das Auge immer noch nicht in die gehörige Nähe und Stellung zum Pulte gelangen kann. Bs wird sich also auch der obere Teil der Brust-

am Vomüberbeugen beteiligen müssen.

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Stellen wir hingegen das Pult senkrecht in ähnlicher Weifie, wie der Maler seine Staffelei, so wird der Kopf des Schülers in der Reklinationsstellung sich recht wohl mit einer solchen Sichtung der Pnltfläche befreunden können, ja, es muTs diese Aufstellung als die physiologisch richtige für den Beklinationssitz bezeichnet werden.

Es ergeben sich aber technisch-pädagogische Schwierigkeiten, welche die Sache unmöglich machen: die Bücher und Hefte würden ja von dem Tische herabgleiten.

Der Hygieniker muls also einen Kompromifs schlielsen mit dem Pädagogen, er muTs eine geringere Neigung wählen» Diese Neigung soll aber immerhin noch so groijs sein, wie möglich, so grofs, dafs die Tinte noch aus der Feder flieist. Eine solche Neigung liegt ungefähr bei 23 25^.

Indem wir aber diese Pultneigung festsetzen, sehen wir uns zugleich genötigt, das Pult nahe an den Schüler heran- zurücken, näher als beim kyphotischen Sitz, weil ja der ganze Rumpf zurückgelehnt ist. Das Näherheranrücken gilt aller- dings weniger in Bezug auf den Körper des Schülers als in Bezug auf die vordere Bankkante, d. h. es handelt sich um eine enorme Yergröfserung der Minusdistanz, wie man zu sagen pflegt. Da nun wiederum diese Minusdistanz zu gewissen Zeiten aufgehoben, für das Stehen und das Verlassen der Bank eine Plusdistanz geschaffen werden soll, so waren die Erfinder aller Reklinationsschulbänke gezwungen, um eine ergiebige Pultverschiebung zu ermöglichen, zu komplizierten Mechanismen ihre Zuflucht zu nehmen. Das beweisen die Systeme von Schenk, Wanner, Kbetbchmab und anderen.

Logischerweise bringt es das Beklinationssystem auch mit sich, dals das Pult etwas höher gestellt werden muts als gewöhnlich, wiederum möglichst hoch, so dais es gerade das Auflegen der Ellenbogen ohne ein allzu starkes Emporschieben der Schultern vermittelst der Oberarme noch gestattet. Denn jede Tieferstellung des Pultes würde abermals Kopfsenkung u. s. w. hervorrufen, ganz abgesehen davon, dafs es nur mit Hilfe von Verdrehungen des Rumpfes möglich wäre, mit den

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Ellenbogen die Pultfläohe behufs bequemen Auflegens der Unterarme zu erreichen.

Ein letzter Punkt endlich betriffi die Haltung der Arme. Die Rüokwärtsneigung des Sumpfes bewirkt auch, dafs die Oberarme die Neigung haben, nach hinten zu pendeln. Die Ellenbogen gelangen dadurch beim Schreiben leicht an die Seitenflächen des Rumpfes, und es bedarf einer gewissen, wenn auch nur unbedeutenden Muskelanstrengung, um sie vorwärts sn bringen, beziehungsweise sie vor der Ebene der Körpers KU halten. Dieses Verhalten macht und auch das ist bei den bestehenden Modellen berücksichtigt entweder einen Ausschnitt im Pult oder Armlehnen nötig.

Es geht aus dieser Analysierung der Sitzmechanik bei Reklination hervor, dafs wir einen absolut typischen Beklinationssitz nicht durchzuführen im stände sind. Das verhindert vor allem die Neigung des Pultes, welche so, wie sie der typische Reklinationssitz fordert, als völlig un- dnrohführbar gelten muis.

DerKompromifs, den wir daher mit der Praxis zu schliefsen gezwungen sind, wirkt aber bestimmend ein auf die Sitzart und Haltung beim Beklinationssitz. Es ist unmöglich, einen leichten Grad der Kopfsenkung dabei zu ver- meiden.

Erfüllt aber der Reklinationssitz im übrigen die wichtigsten Forderungen der Hygieniker? Führt er zu einer symmetrischen Haltung des Rumpfes, so dafs die Mittelebene des Körpers senkrecht auf der Längsrichtung des Pultes steht, führt er zur Streckung der Wirbelsäule und ermöglicht somit eine freie Atmung?

Wir stehen nicht an, diese Fragen bejahend zu beantworten.

Dadurch, dais der Rumpf in groJjser Ausdehnung der Lehne anliegt, entsteht eine symmetrische Haltung ganz von selbst. Weil die Schwerkraft und keine willkürliche Muskel- anspannung dieselbe unterhält, so kann sie durch Nachlassen

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der Muskelkontraktion auch nicht gestört werden. Das ist theoretisch vollständig klar, man kann sich aber auch jedenseit von der Bichtigkeit der Sache überzeugen, wenn man eine Klasse mit ScHEKKSchen Bftnken besucht. Es wurde überdies in Bern die Beobachtung gemacht, dafs die Schülerinnen einer Mädchenklasse, welche SoHBNKsche Bänke benutzten, über beiden Schulterblattspitzen stets defekte Kleider bekamen, was den Müttern allerdings nicht sonderlich gefiel, dem Schul- hygieniker dagegen den erwünschten Beweis brachte, dafs die Lehnen wirklich benutzt worden waren.

Was die zweite Frage anbetrifft: Führt der Beklinations- sitz zur Streckung der Wirbelsäule? so kann ich mich auf die oben erwähnten Untersuchungen beziehen, welche ich mit Modellen unseres Arbeitsschulstuhles, an welchem die Lehne durchbrochen ist, gemacht habe. Danach muls diese Frage im bejahenden Sinne beantwortet werden.

Die geringste Befriedigung findet ärztlicherseits der Oph- thalmologe, da eine leichte Senkung der Augen auch bei stark aufgerichtetem Pulte wohl nicht zu vermeiden ist. Dagegen kann ihm zum Tröste gesagt werden, dals die Entfernung der Augen von der Tischplatte jederzeit eine grölsere bleibt, weil der Bücken des Schülers unwillkürlich immer wieder die Lehne aufsucht.

Obgleich also der Beklinationssitz eine Art Buhesitz ist, obgleich das Kind in demselben nicht nach dem gewöhnlichen Typus sitzt, so hat er zweifellos hygienische Vorteile, deren die horizontalen Bänke mit allen ihren Modifikationen ent- behren. Diese Vorteile sind grols genug, um das System einer ernsten Würdigung zu unterziehen. Wenn meine Ausführungen hierzu etwas beitragen, so haben sie ihren Zweck erfüllt.

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Kinderhorte in Österreich.

Von

RUDOLE AUFKEITEB, BärgerBcknllebrer in Wien.

Die Lehrerkonferenzen Wiens besehäftigten sich vor einiger Zeit im Anftrage des Besirksscliiilrates mit der Erstattung Ton Voisehlftgen, wie Kinderhorte daselbst am zweckmäfiugsten eingerielitet werden könnten. Hierbei wnrde auf die in Öster- reich bestehenden Horte, deren Einrichtung und Erhaltung besondere Büoksicht genommen.

Das Kinderhortwesen unseres Landes ist nicht von groiser Bedeutung. Es sind erst wenige Jahre verflossen, seitdem man überhaupt diesem Stücke freiwilliger Sooialreform Beach- tung geschenkt hat. Dermalen bestehen folgende Horte bei uns: Knabenhort in Wien XVJLLl, Lacknergasse 96, Kinderhort in Wiener - Neustadt (Niederösterreich), je ein Knabenhort in Stadl-Paura (Oberösterreich), Lambach (Oberösterreich), Steyer (Oberösterreich), Hallein (Salzburg), Klagenfhrt (Kärnten), Reiohenberg (Böhmen), Marburg a. d. Drau (Steiermark). Femer besitzt die Stadt Brunn drei Ejoiabenhorte. Madchenhorte wurden errichtet in Beichenberg (Böhmen), Wiener-Neustadt (Niederösterreich), Haarland bei St. Polten (Niederösterreich) und seit kurzem auch im II. Wiener Gemeindebezirke.

In der Zeitaehrift für das österreichische Volksschtdwesen, redigiert vom k. k. Schulrat J. M. HintebwaiiBNBR, und in der Österreichisdien Lekrerinnenaeitiung wurde die Frage der Kinderhorte wiederholt besprochen.

Die Einrichtung des Wahringer Knabenhortes (Wien XVIII, Lacknergasse 96) ist eine vortreffliche. Seine erziehlichen ESrfolge wurden von der Bezirksschulbehörde lobend anerkannt. Die Gründung desselben Mit in das Jahr 1889. Die Er-

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haltang geschieht durch einen Verein, welcher den Namen ^Kinderhort^ fiihrt und in § 1 der Yereinssatzungen sich nach- stehende Aufgabe gestellt hat: y,Der Verein „Kinderhort" mit dem Sitze in Währing (XVIII. Wiener Gemeindebezirk) hat den Zweck, Anstalten zu gründen und zu erhalten, in denen schulpflichtige Einder unbemittelter Eltern während eines Teiles der schulfreien Zeit in der Kegel durch eine mit einem Reife- oder LehrbeflElhigungszeugnisse versehene Lehrperson in einem hierfiir geeigneten Lokale beaufsichtigt, in Greist und Oemüt anregender Weise unterhalten und zweckma&ig be- schäftigt, dadurch vor den Einflüssen des Müüsigganges und schlechter Gresellschaft bewahrt und an Grehorsam, gute Sitten, Peinlichkeit, Ordnung und nützliche Thätigkeit gewöhnt werden. Sind hinreichende Mittel vorhanden, so erhalten die Kinder auch Mittagskost und Jausenbrot. ^

Dieser Aufgabe wird der Verein in folgender Weise ge- recht. Er verfügt über ein grofses gemietetes Hortlokal in Verbindung mit einem Charten. Im Jahre 1894 genossen da- selbst 40 Zöglinge Aufsicht und Schutz. Dieselben verbrachten ihre schulfreie Zeit zwischen dem vor- und nachmittägigen Unterrichte und nach dem letzteren, ebenso die schulfreien Nachmittage im Horte.

Die günstige Wirkung der Horterziehung ist aus der Besserung der Fleiis- und Sittennoten, die in den Schul- zeugnissen zum Ausdruck gelangte, am deutlichsten ersichtlich.

Die Beschäftigung und die Tagesordnung im Horte ähneln den Verhältnissen, welche in einem geordneten Familienkreise üblich sind. Der Jahresbericht sagt hierüber: „Es wechselt Erholung mit Arbeit, Ernstes mit Heiterem. Es werden die in der Schule vorgeschriebenen Aufgaben gelernt und angefertigt, es werden Spiel und Gesang, Turnen und Lektüre gepflegt; die Kinder erhalten Unterweisungen in Sitte und Anstand, sie verfertigen Flecht- und Cartonnagearbeiten, sie be- stellen den Garten, welcher im abgelaufenen Jahre durch eine Obstbaumschule erweitert wurde. Gröfsere Knaben erhalten Unterricht im Arbeiten an der Hobelbank.^

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Die Zöglinge machten wiederholt 2 6 Stunden dauernde Ausflüge in die reizende Umgebung Wiens. Bei längeren Touren konnten denselben infolge von Spenden edler Kinderfireunde Er- imohungen verabreioht werden. Einmal besuchten dieselben auch unenigeltlich die internationale Lebensmittelausstellung in der fiotonde hieiselbst. Im Sommer war ihnen femer die Mög- lichkeit geboten, das städtische Freibad und das Währinger Vollbad zu benutzen.

Besondere Pflege findet die Erziehung zur Sparsamkeit. Der in der k. k. Postsparkasse hinterlegte Sparfonds betrug im Jahre 1894 89 fl. 65 kr.

Während der Wintermonate, d. h. vom 2. Januar bis zum 31. März und vom 20. November bis zum 31. Dezember, erhielten die Sünder vom „Centralverein zur Beköstigung armer Schulkinder*' Mittagskost in den Hort zugestellt.

Zu Weihnachten fand eine erhebende Christbaumfeier statt, bei welcher die Zöglinge bewirtet und mit Winterkleidern beschenkt wurden.

Die Besuchszeit währt im Winter (September bis März) bis 6 Uhr abends, im Sommer (April bis Mitte Juli) bis 7 Uhr abends.

Während der Ferialzeit ist der Hort geschlossen. Die Vereinsleitung sorgt für die Unterbringung der Kinder in Ferienkolonien.

Als Disciplinarmittel gelten: a. Verweis unter vier Augen, b. Verweis vor allen Zöglingen, c. Herausstellen, d. Nicht- beteiligung am Spiel, e. Enthebung von einem Ehrenamte, f. Mitteilung der Strafe an die Eltern, g. Ausschluls auf drei Tage durch den Erzieher, auf acht Tage oder gänzlich durch die Anstaltsverwaltung.

Die Aufiiahme erfolgt nach Ausfüllung eines Anmelde* Scheines und Erhebung der Richtigkeit der darin enthaltenen Angaben durch den Vereinsausschuis.

Das Verhalten der Zöglinge wird durch eine eigene Haus- ordnung geregelt.

Ffir den Erzieher besteht gleichfalls eine besondere In-

8ebiil8tiaBdlMitgpa«ge IX. Q

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Btraktion. An den Sitzungen dee Vereinsansschuases nimmt derselbe mit beratender Stimme teil.

Die Mittel zat Erhaltung des Hortes werden aufgebracht durch die Beiträge der Vereinsmitglieder, durch Spenden, Sub- ventionen und aus dem Ertrage von Wohlthätigkeitsvorstellungen. Dem Bechnungsausweis pro 1894 entnehmen wir, dafs die Ausgaben in jenem Jahre 2692 fl. 48 kr. betrugen. Der Verein wird von der Stadt Wien mit 400 fl. jährlich unterstützt, auch die erste österreichische Sparkasse gewährt eine Beihilfe von 25 fl. pro Jahr. Die grö&ten Unkosten erwachsen aus der Bestreitung des Mietzinses mit 546 fl. 24 kr. und des Honorars für den Erzieher mit 400 fl. jährlich.

Der Hort hat sich die Sjrmpathien der Bevölkerung in hervorragendem Maise erworben. Gewerbetreibende stellen an die Hortleitung häufig das Ansuchen um Zuweisung von schul- mttndigen Zöglingen als Lehrlinge.

In ähnlicher Weise, wie in der Beichshauptstadt, ist auch der Knabenhort in Wiener -Neustadt eingerichtet. Auch dort beschäfiEt ein Verein die Mittel zur Einrichtung und Erhaltung desselben. Der niederösterreichische Landtag, der Gemeinderat und die Sparkasse von Wiener-Neustadt leisten Jahresbeiträge von ansehnlicher Höhe. Ganz besonders günstig ftür die Wirk- samkeit dieses Hortes ist die Lage und Beschaffenheit seines Lokales, welches grols, geräumig und von einem schattigen Spielplatze inmitten blühender Gttrten umgeben ist. Die An- stalt bleibt während der Ferialzeit geöfinet und steht mit einem eigenen Badeplatze in Verbindung. In derselben wird auch Handfertigkeitsunterricht erteilt. Ein Arzt leistet unent- geltliche Hilfe.

Die Lehrerkonferenz des V. Wiener Inspektionsbezirkes nahm folgende Thesen zur Grundlage ihrer Beratungen: I. Kinderhorte sind eine sociale und pädagogische Not- wendigkeit. II. Die Aufgabe der Kinderhorte besteht im allgemeinen darin, armen, unbeaufsichtigten schulpflichtigen Kindern

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das fehlende Familienleben bestmöglich zu ersetzen, sie dadurch dem Stralsenleben zu entziehen nnd sie vor Yerwahrlommg zu sehützen. III. Errichtung xmd Erhaltung:

a. Orttndnng einea Centralyereines für Erriohtong von Sünderhorten.

b. Beitragsleistung der Gemeinde durch BeiateUung ▼on geeigneten Hortlokalen, sowie Ernennung und Besoldung der Erzieher.

c. Beitragsleistung von Staat und Land.

d. Benutzung des B.egierung8jubiläums Sr. Majestät des Kaisers zu diesem Anlasse*

e. Heranziehung folgender Vereine zur Mitarbeiterschaft :

1. Centralverein zur Beköstigung armer Schul- kinder;

2. Verein zur Pflege des Jugendspieles;

3. Verein zur Errichtung gemeinsamer Schul- gärten;

4. Verein f£Lr erziehliche Knabenhandarbeit in Osterrmch.

IV. Ee sind sowohl Knaben- als auch Mädchenhorte zu er- richten. In ersteren findet der Handfertigkeitsunterricht eine bleibende Stätte^ letztere sind mit Haushaltungs- oder Kochschulen in Verbindung zu bringen. V. Innere Organisation:

a. Horte sind unter pädagogische Leitung zu stellen.

b. Als Besuchszeit empfiehlt sich die ganze schulfreie Zeit.

e. Das Verhalten der Zöglinge ist durch eine Haua^ Ordnung zu regeln.

d. Vergehen gegen die Hausordnung werden bestraft, als letztes Diseiplinarmittel gilt die Ausschliefsung aus dem Horte.

e. Die Z(^linge erhalten Mittagskost und Jause im Horte.

f. Der Besuch der Horte ist unentgeltlich.

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g. Jeder Hort ist mit einem Bade in Verbindung zu

bringen, b. Die Beschäftigung im Horte hat der in einem ge- ordneten Familienkreise zu gleichen. Diese Thesen wurden zum Beschlüsse erhoben; nur die ünentgeltlichkeit der Horte fand nicht die Zustimmung der Konferenz.

Hoffentlich wird in naher Zukunft das Hortwesen auch in Österreich einen m&chtigen Aufschwung nehmen zum Segen ftlr die Familie und den Staaf.

Tint DerfatRUilititgett ittib Dereitieit.

Die Überbttrdongsfrage im Königlich ungarischen

Landesunterrichtsrate.

Von

Dr. med. Heinbich Schüsghny,

Soholarst und Professor der Hygiene in Budapest. (Fortsetzung und Sohlufs.)

Bei Eröffiiung der Debatte über das Fachlehrersystem er- greift Dr. Moritz KiRiclN das Wort, um darauf hinzuweisen, da£s die ungarischen Instruktionen die Vereinigung verwandter ünterrichtsgegenstände in einer Hand empfehlen, daher yod dieser Seite Überbürdung nicht zu beftlrchten sei.

Dr. Hbinsich Schuschity erkennt die Richtigkeit der Behauptung Professor KIbmäns an, insofern unsere Instruktionen die erwähnte Vereinigung anstreben, man finde indessen noch Schulen genug, wo in der ersten EQasse der Schüler 6 bis 8, in der achten Klasse 9 bis 11 Professoren gegenüberstehe.

Dr. JoHAHN KtiAMARTK bemerkt, dafs das Unterriohts- minifiterinm bestrebt sei, solche MUsbräuohe hintanzuhalten, manehmsl blieben jedoch diese Bestrebongen ohne Erfolg.

Nach Dr. Emakubl Bbee zielen die Instruktionen aof die Konzentration ab, aber weder in den Schulplänen, noch bei der Heranbildung der Lehrkräfte ist dafär gesorgt. Mancher Gegenstand könnte mit anderen zusammengezogen werden, so z. B. die darstellende G^metrie mit der Mathematik. Die zu hohen Ansprüche bei den Lehrbe&higungsprüfungen sollten herabgesetzt und statt der bisherigen zwei Ebiuptgegenst&nde drei gefordert werden.

AiiEXAin)BB YOK Leöyey Schildert mehrere Auswüchse des Faohlehrerwesens.

Bei der Frage nach der Heranbildung der Lehrkräfte für die Mittelschulen nimmt Hbineich Hoknisghbk das Wort, um sieh gegen die Ausführungen Bekes zu wenden. Es sei nicht ratsam, den Professurkandidaten das Hören eines dritten Gegen- standes zu empfehlen. Dafür würde er auf die Neben- gegenstände gröÜBeres Gewicht legen, so z. B. auf das Zeichnen; eine gewisse Fertigkeit in diesem Gegenstande müsse beim Unterrichte in der Physik, Geographie und Geschichte als un- erläßlich bezeichnet werden.

Dr. Bebnhabd Albxandbb findet, dafs das Fachwissen der Kandidaten befriedige, aber die pädagogische und didaktische Ausbildung derselben sei eine ungenügende. Diesem Übel müsse gesteuert werden.

Dr. Mobitz KAbmAv ist ähnlicher Ansicht. Die Ursache des erwähnten MiCsstandes liegt nach ihm in der mangelhaften praktischen Anleitung der Kandidaten und dem Fehlen der erforderlichen Hilfsmittel.

Bischof Kabl Szißz schlieist sich dem Standpunkte Bbses an. In den unter seiner Aufsicht stehenden reformierten Gymnasien finde man nicht immer einen Professor, der für einen dritten Gegenstand befthigt sei. Bei der Anstellung eines solchen werde aber dann die Bedingung gestellt, dals er die Befiüiigung für diesen dritten Gegenstand innerhalb eines

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Jahres erwerbe. Die praktische Aasbildung der heutifen Pro- fessoren sei keine zufriedenstellende. Dies bilde die Unaohe der meisten Überbürdungs&lle. Man müsse bei der Heraa^ bildung auch auf die Methodik, nicht allein auf das Fach- wissen G-ewioht legen. Es sei selbstverständlich, dals der Professor ähnliche Vorträge halten werde, wie er solche auf der' Uni- yersität gehört habe. Ein guter Lehrer könne dem SchOler jeden Gegenstand zu einem angenehmen machen.

Dr. BiLA Eböbi äuijsert, die unzureichende praktische Ausbildung der Kandidaten hänge mit dem Personenmangiel zusammen. Der Mittelschulprofessor komme zumeist gleieh nach Beendigung seiner Universitätsstudien zu einer Anstellung, er habe daher keine Zeit, sich praktisch durchzubilden. ' Dem könnte in der Weise abgeholfen werden, daCs dem Kandidaten Gelegenheit geboten würde, schon auf der Hochschule so ein- gerichtete Vorträge zu hören, dab sie den Ansprüchen der Mittelschule entsprächen. Das Richtigste jedoch sei, die Kandidaten erst nach Frequentierung der Übungsschule nm unterrichte zuzulassen. Das vom Dnterrichtsminister gegrttndete Internat für Professurkandidaten werde sehr ntLtzUoh sein, namentlich wenn es, wie vorauszusehen, eine Vergröfaeimng erfsihre.

Dr. Gustav Heinsich erklärt, die praktische, methodische Ausbildung sei nicht nur von einzelnen, sondern von sämtlichen Kandidaten zu verlangen.

Der Präsident resümiert das bezüglich der Heranbildaiig des Mittelschulprofessors Gesagte. Derselbe soll in der Schule kein Fachgelehrter, sein Wissen nur Mittel zum Zweck sein. Behufis Erreichung dieses Zieles müsse der Pro&ssor didaktische Bildung besitzen, dann werde er erst beurteilen können, was er von seinem reichen Wiseensschatze in der Schule verwenden dürfe. Das Gruppieren verwandter Lehigegenstände emnhsine auch ihm wünschenswert. Dem Wunsche Bbkbs, dafii die Zahl der zu prüfenden Hauptgegenstände auf drei erhöht wende, könne er sich nur anschlie£sen.

Alvxanobb vok LaövET bedauert, dab blo6 in Bvdapesi

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vmd auch da nur wenigen Kandidaten Gelegenheit geboten werde, sieh praktisoh anssnbilden. Die Heranbildung der Lehrkräfte solle auch weiterhin Sache der Universität sein.

Dr. Johann Klamarie sohliefirt sich diesen Anschauungen an. Wenn die juristiache Fakultät Advokaten und Richter, die medizmiflohe Aiste heranbilden kann, warum sollte die philoflophiaehe Fakultät nicht die Schulung von Lehrkräften besorgen können? Von dem soeben gegründeten Internat für Lehramtskandidaten erwartet Bedner grolSse Vorteile für die Erlangung guter Mittelsohulprofessoren.

Dr. Johann Osbnobsi wünscht, die philosophischen Fakul- täten möchten dafttr Sorge tragen, dais die einzelnen Lehrgegen- stände für die Kandidaten ebenso, wie an den anderen Fakultäten, syetematisoh vorgetragen würden. Denjenigen Professoren, welche vor Jahren ein Diplom erhalten, hätten, sollte Gelegenheit geboten werden, ihre didaktischen Kenntnisse zu erweitem.

Dr. Hbinbich Mabgzali hat gefunden, dais nicht jeder Mittelschulprofessor im stände ist, bei seinen Vorträgen das Wichtige vom unwichtigen zu unterscheiden. Für eine DeeentraUsation der Heranbildung von Lehrkräften kann er sich nicht begeistern; die letztere soll nur an der Universität erfolgen, welche übrigens mit den nötigen Hilfiskräften und Einrichtungen versehen ist.

Dr. FfiiEDRiCH RiBDL wünscht die Herstellung einer Harmonie zwischen dem Wissen und Können der Lehrer.

Flobian Ohbrven glaubt nicht, dafe Professoren, die eine Vermehrung ihres didaktischen G^eechickes nötig haben, sich sur Teilnahme an dem von Dr. Osenobbi empfohlenen Kurse melden werden.

Es wünscht niemand mehr das Wort, und so erklärt der Präsident die allgemeine Debatte für beendet.

Da sieh das Komitee prinzipiell nur mit der Überbürdungs- frage im allgemeinen be&fete, in nähere Details jedoch nicht einging, so wird behufs Berichterstattung an den Landes- «nterriehtsrat ein AusschuTs gewählt, zu dem auch Schul- männer aus der Provinz zugezogen werden sollen.

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Es sei mir nun noch gestattet, einige Bemerkungen zu den mitgeteilten Verhandlungen zu machen. Die von Schul- mftnnem so gerne geleugnete oder wenigstens schwer zugestandene Überbürdung wurde in diesen Konferenzen offiziell anerkannt. Sie ist sogar von einem hervorragenden Pädagogen zugegeben worden, der noch vor wenigen Jahren apodiktisch behauptet hatte, der Schüler lasse sich nicht überbürden; denn wo die Überbürdung beginnen würde, dort höre bereits die Mehr- leistung desselben auf', er lerne eben nicht mehr.

Die Ansichten der Mitglieder des entsendeten Komitees passen wohl zumeist auf ungarische Verhältnisse, trotzdem dürften dieselben auch för die Schulhygieniker anderer Länder von Interesse seio.

Schulhygiene in England.

Vortrag, gehalten in der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesund- heitspflege zu Berlin.

Von

L. KOTELMANN.

(Fortsetzung.)

Für gute Luft sorgen auberdem die verschiedenen Lüftungs- vorrichtungen. Zunächst lassen sich die oberen Fensterflügel um eine horizontale Achse drehen und mit jeder gewünschten Neigung feststellen. Der dazu dienende Mechanismus funktioniert so einfach und leicht, dais selbst ein jüngeres Kind durch Griff an eine Stange denselben in Bewegung setzen kann. Beim Drehen des Fensterflügels öffnet sich die obere Hälfte von innen nach auüsen, die untere von aufsen nach innen, so dab ein Luftstrom in dem gleichen Sinne entsteht; bisweilen trifft man jedoch die umgekehrte Anordnung an.

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AnTser durch die Fenster gelangt die Frischluft in den Lehrsaal auch noch vermittelst der Winterventilation, welche mit der Heizung in Verbindung steht. Letztere ist, abgesehen von einem offenen Reservekamin, eine Warmwasserheizung mit Niederdruck. Das im Keller erwärmte Wasser steigt zuerst in ein an der höchsten Stelle des Treppenhauses gelegenes Reservoir und verteilt sich von da in die verschiedenen Stock- werke. Cm die wärmeabgebende Oberfläche zu vermehren, sind hier in den Fensternischen FiNSBUBYSche Radiatoren auf- gestellt, welche aus 2 horizontalen und 15 20 vertikalen, unter* mnander verbundenen Röhren bestehen. Das Wasser dringt zunächst in die obere wagerechte Röhre ein, fliefst von da in die senkrechten Röhren und weiter durch die untere horizontale Röhre zum nächsten Radiator. Ein jeder derselben ist mit einem Mantel von Eisenblech umgeben, in dessen oberer Wand sich Löcher befinden. Die durch eine Maueröffnung von auJsen entnommene Luft; tritt nun zwischen dem Röhrensystem des Radiators hindurch, erwärmt sich an demselben und steigt durch die erwähnten Löcher nach oben, bis sie, von der Fensterfläche abgekühlt, wieder nach unten sinkt« Auf diese Weise werden die Schüler einerseits vor zu kalter Luft, andererseits vor der strahlenden Wärme des Radiators geschützt.

Da die geschilderte Ventilation nur während der Heiz^ periode funktioniert, so besteht neben der Winter- noch eine besondere Sommerlüftung nach dem Systeme Tobin. Tritt man in ein Klassenzimmer, so bemerkt man in den zwei der Fensterwand gegenüberliegenden Ecken je eine senkrechte Säule Ton ungefthr 1 m Höhe und einem quadratischen Durchschnitt von 0,2 m Seitenlänge. Diese Säule steht rechtwinklig mit einem ebenso dimensionierten Kanal in Verbindung, welcher dnroh die Mauer hindurch ins Freie führt. Derselbe ist aufsen mit einem Schutzgitter, innen mit einer beweglichen Klappe versehen. Letztere wird während der Unterrichtszeit je nach dem Bedürfnis an Frischluft mehr oder weniger geö&et, nach derselben aber geschlossen, um das Eindringen von Schmutz und Staub in die Klasse zu verhüten. Die Abfuhr der ver-

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dorbenen Luft erfolgt durch eine unter der Decke gelegene Öffnung und von hier aus weiter durch einen über Dach hinaus- geführten Kanal. Derselbe ist gewöhnlich neben einem Schorn- stein angelegt, so dals er erwärmt und auf diese Weise der Luftstrom in ihm gefördert wird. Da jedoch die Schornsteine nur selten zur Benutzung gelangen, so sind in den Kanälen noch Flammen angebracht, welche gleichfalls die Abluft ent- fernen helfen.

Von den Ventilationsvorrichtungen wird nun ein sehr aus- giebiger Gebrauch gemacht, so dafs die Luft in den englischen Schulen meist vortrefflich ist. Man pflegt nicht nur Fenster und Thüren während der Pausen zu öffnen, sondern auch die oberen Fensterflügel während des Unterrichts offen zu lassen, was bei dem milden Klima Englands selbst im Winter sehr oft möglich ist. Ebenso befindet sich die künstliche Ventilation während der Schulstunden regelmäfsig in Thätigkeit.

Gute Luft erscheint dem Engländer für eine Schule so selbstverständlich, dals er nicht begreift, wie wir in Deutsch- land nach dieser Richtung hin so sorglos sein können. Als ich auf der Fahrt von Harwich nach London dem Seminar- direktor (Headmaster of the Normal School) der letzteren Stadt gegenüber safs, erzählte mir derselbe, dals er soeben von einer Studienreise aus Deutschland zurückkehre. Er sei aber nicht weit über Hamburg hinaus vorgedrungen. Die Luft in den dort von ihm besuchten Volksschulen sei so verdorben gewesen, dafs er es nicht länger als einige Tage ausgehalten und sich dann nach Malente, einem kleinen Orte der holsteiAiflohen Schweiz, begeben habe. Hier aber sei er von dem Begen in die Traufe gekommen. In den Klassen hätten 80 Schüler und mehr gesessen und durch ihre Ausdünstungen ihm den Atem benommen. Seine Hochachtung vor den deutschen Schulen, so versicherte er einmal über das andere sehr erregt, sei für immer dahin.

Aber nicht nur während der Schulstunden, sondern auch in den Pausen geniefsen die englischen Kinder frische Luft. Für diesen Zweck sind mit seltenen Ausnahmen Schulhöfe

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▼orhanden. Dieselben besitzen Drainage und Nivellierimg und and teils asphaltiert, teils mit einer härteren Masse, wie bei der Richard Street Sohool in Islington, überzogen. Von Baum- pflanzungen oder Basenanlagen kann also nicht die Bede sein. An einer Mauer des Sohulhofes befindet sich ein Schutzdach, anter das sich die Schüler bei Schnee oder Regen begeben. Die Ghröfse der Höfe variiert nach der Lage der Schulen. Sie sind klein im Oentrum von London, wo der englische Quadrat- fob Grund und Boden £ 24 kostet, grölser im Süden der Themse, in Blackfiriars und Lambeth, wo der Preis auf 5 10 s. sinkt, und am gröfsten im Südosten und Südwesten der Stadt, in Wandsworth und Plumstead, wo er nur noch 1 s. pro Quadrat- fob betragt.

Beicht der Schulhof nicht aus, so ist das flache Dach der Schule zu Hilfe genommen. Um dasselbe läuft eine gemauerte Brustwehr herum, die sich nach oben hin in ein eisernes Gitter fortsetzt, so dafs hinreichender Schutz gegen Absturz besteht. Bisweilen ist auch noch über das gesamte Dach ein horizon- tales Drahtnetz gespannt, damit die Schüler nichts auf die Stralse oder den Schulhof herabwerfen können. Um dem Ghinzen •in fireundlicheres Aussehen zu geben, sind an yersohiedenen Stellen Bäume in Kübeln und blühende Topfgewächse aufgestellt. Es existiert in London eine eigene Gesellschaft, welche sich zur Au%abe macht, öffentliche Gebäude und Plätze mit Blumen and Grün zu schmücken. Auch von dem Schuldach ist ein Teil, ganz so wie von dem Schulhof, mit einem Schutzdach versehen. Da die Luft hier oben besser als unten ist, zudem meist eine weite Femsicht sich bietet, so erscheint mir die Benutzung flacher Dächer zu Spielplätzen für Schüler gröfserer Städte sehr nachahmenswert.

Die Verteilung der geschilderten beiden Schulhöfe unter die Blinder hängt mit der eigentümlichen Anordnung der eng- lischen Schulen zusammen. Dieselben bestehen aus einem S2rd* gesehols und zwei Stockwerken, welche alle einen besonderen Eingang besitzen und so gut wie völlig voneinander getrennt sind; nur die Lehrer können auf einer schmalen Treppe von

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einer Etage znr anderen gelangen. Während nun die Knaben das zweite, die Mädchen das erste Stockwerk einnehmen, be- findet sich im Parterre die Kleinkinderschule (Infant School), in welcher die Drei- bis Sechsjährigen nach FRÖBBLscher Me- thode unterrichtet werden. Dementsprechend benutzen die Knaben in den Pausen das Dach als Spielplatz, die Mädchen und kleinen Kinder dagegen den zu ebener Erde gelegenen Schulhof.

Bei sehr ungünstiger Witterung dient ein mitten im Schul- haus gelegener Saal als Kekreationsraum. Er ist auf zwei, bezw. drei Seiten von Klassen umgeben und durch grofse G-las» wände von denselben getrennt. Die vierte Seite ist in ihrer oberen Hälfte eine Auisenwand, welche zahlreiche Fenster ent- hält, so dafs eine genügende Lüftung stattfinden kann. Bings um die Wände laufen hölzerne Kasten herum, die b^i Schul- feierlichkeiten und ähnlichen Grelegenheiten auseinandergezogen werden, um als amphitheatralische Sitze zu dienen. Hinterher werden sie wieder zusammengeschoben, so dafs sie wenig PlatE fortnehmen und die Kinder beim Spielen nicht stören.

Wie in der Schule, so geniefsen die englischen Schüler auch aufserhalb derselben reichlich frische Luft. Wenn man mit einem Hansom, der bekannten zweirädrigen Droschke, oder einem Omnibus durch die Stralsen von London fthrt, denn Pferdebahnen gibt es dort nicht wird das Auge immer wieder durch die weiten grünen Basenplätze erfreut, auf denen eine fröhliche Jugend sich tummelt. Ebenso kann man nach- mittags selten in einer Eisenbahn fahren, ohne Knaben im Sportanzug und mit Spielgeräten ausgerüstet zu treffen. Natura lieh hat auch jedes Internat seinen Spielplatz. Bekannt ist der Ausspruch, dafs man sich ein solches eher ohne Klassen- zimmer als ohne Play Ground vorstellen könne.

Die staatlichen und die altberühmten, von der vornehmen Jugend besuchten Alumnate in Eton, Harrow, Rugby u. s. w. besitzen aufserdem noch ziemlich umfangreiche Parks. In dem Royal College for the Blind in XTpper-Norwood bin ich lange mit dem blinden Direktor Dr. Campbbll und seinen Schülern

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unter herrlichen alten Bänmen spazieren gegangen und habe

mieh als der einzig Sehende der schönen Femsicht ttber die

Hügel anf London gefrent. Ähnlich treten die Zöglinge in

flarrow, sobald sie ihre freundlichen Villen verlassen, unmittelbar

in anmutig an einem Bergabhang gelegene, schattige Grärten

kinans. Hier wandern sie während ihrer Freizeit umher, oder

sie sitzen in einem Baum, oder sie streifen weiter durch die

benachbarten Felder und Wälder. Denn was der Einzelne,

selbst der Jüngste, in seinen Erholungsstunden thun will, bleibt

ihm völlig überlassen. Ein Eingeschlossensein der Schüler

innerhalb bestimmter Grrenzen, wie es in unseren Internaten

noch vielfach vorkommt, ist in England unbekannt.

(Fortsetzung in No. 3.)

TorseUäge des niederSsterreichischen LandessanitXtsrates zur Brzielung besserer Ergebnisse bei der Vomahme der Wieder-

impfting der Schüler.

In den Sitzungen des niederösterreichischen Landessanitätsrates ?om 10. und J7. Juni v. Js. ?nirden die Grundsätze festgestellt, nach weichen bei der Vornahme von Revaccinationen vorgegangen werden soll. Dieselben lauten, kurz gefalst, folgendermafsen :

1. Die Revaccination ist in der Regel an der Aulsenseite des linken Oberarmes, und zwar an vier bis sechs Stellen derart vor- nmehmen, dafe vorerst das Impffeld mit Seife und Wasser gereinigt^ hierauf mit gekochtem Wasser gut abgespült und mit sterilisierter Watte getrocknet wird. Von einer Desinfektion des Impffeldes mit antiseptischen Mitteln ist, weU dieselbe die Haftung der Lymphe erwiesenennafsen beeinträchtigt, Umgang zu nehmen. Hingegen hat der Imp&rzt vor Beginn der Impfung seine Hände gründlich zu desinfizieren» die Impfinstrumente auszukochen, dieselben vor jeder Einzelimpfung in kochendem Wasser abzuspülen und mit sterilisierter Watte abzutrocknen.

2. Die Revaccination ist nur dann als gelungen anzusehen, wenn mindestens zwei Impfstellen eine entzündliche Reaktion zeigen.

3. Das Fehlschlagen der Wiederimpfung beweist noch nicht den vollkommenen Impfschutz; es ist daher in einem solchen Falle die Revaccination sofort und womöglich mit Impfstoff einer anderen Serie zu wiederholen und im Falle eines nenerlichen negativen

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Ergebnisses die Wiederimpfang innerhalb Jahresfrist ein drittes Mal dürchznlBhren.

Der Landessanitätsrat bezeichnete es nach der „Wien. 1dm, Woehschr,'* überdies als wünschenswert, dafs trotz der ungünstigen Erfahningen, welche bisher mit der antiseptischen Behandlang des Impffeldes gemacht worden sind, die Versnche in der Richtung fort- gesetzt werden mögen, ob nicht dennoch die Desinfektion desselben ohne Beeinträchtigang des Impferfolges ermöglicht werden könnte. Schließlich empfahl die genannte Behörde als zeitgem&ls, die Impfong und Wiederimpfang im Wege der Gesetzgebang and anter Einführang der obligatorischen Impfpflicht zu regeln.

Sehwindel bei jungen Tabakrauchern.

Ans dem Kongrefs der gelehrten Gesellschaften in Paris.

In einer Yersammlnng des „Congr^ des soci^t^s savantes*', so berichtet „Le Frogr. mSd,**, sprach Herr KoHOS über Schwindel nach Nikoünyergiftnng. Dieser ist nicht selten und gewöhnlich mit Blässe, Speichelflals, kaltem Schweifs, Kopfweh and Taumel ver- bunden. Am meisten kommt er bei jugendlichen Personen vor, welche zum ersten Mal rauchen. Doch sind auch Fülle bei stark rauchenden Arbeitern und Arbeiterinnen in Tabakfabriken beobachtet worden. Ebenso wie das Tabakrauchen wirkt auch das Schnupfen und Kauen des Tabaks.

In der Diskussion bemerkte Herr Le Rot de M^rigoubt, dafs er solche Schwindelanfälle nicht beobachtet habe, wohl aber Ohn- mächten, verursacht durch Kreislaufstörungen infolge von Nikotin- vergiftung.

fttetnert Miittüun^tn.

über pgyehoiMithiseh minderwertige Sehfller äufsert sich unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Professor der Irrenheilkunde Gefaeimrat Dr. Pelman zu Bonn, in dem ^CentraXbh f, aügem» Qsdktepflff,*^ folgendermafsen : Der Gesamtbestand des Deutschen Reiches an Geistesgestörten kann auf etwa 200000 Menschen ver- anschlagt werden. Nahezu alle diese sind einmal Schulkinder gewesen.

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Bei der Mehrzahl ist nach aUgemeinen Erfahrungen das Irresein höchst wahrscheinlich ans einer krankhaften Veranlagung hervorgegangen, die schon in der Jngend hestand, auch wenn sie noch nicht dnrch deut- liche Krankheitszeichen erkennhar war. Kinder, die den Keim einer späteren Geistesstörung in sich tragen, können aber durch Anstrengungen schwer geschädigt werden, welche sich bei Gesunden leicht ausgleichen. £ine Hanptgefahr liegt hier in dem Umstände, dab die geringe Widerstandsffihigkeit solcher Kinder häufig durch gote Auffassungsgabe und geistige Begsamkeit verdeckt wird. Der Lehrer hält sie nicht selten für besonders begabt. Das rasche Nach- lassen ihrer Leistungsfähigkeit erscheint ihm als Trägheit und Mangel an gutem Willen, dem durch kräftige Anregung nachgeholfen werden mnb. Ebenso werden die Schwachen im Geiste gerade durch den tttchtigen und eifrigen Lehrer zu Anstrengungen aufgestachelt, die anter umständen weit ttber das Mafs des Zulässigen hinausgehen. Aus denselben rekrutieren sich alsdann jene zahlreichen Übergangsformen zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit, welche nicht in den Rahmen der Irrenstatistik fallen. Grofse Anregbarkeit und grofse Ennädbarkeit sind auch bei ihnen die gefährlichste Mitgift. Wie viele dieser Kinder tiberanstrengen sich gewohnheitsmäfsig, weil der Übereifer das warnende Mttdigkeitsgefflhl verscheucht; wie viele werden wegen Flüchtigkeit und Zerstreutheit getadelt, wenn sie schon nach kurzer Zeit nicht mehr im stände sind, ihre Gedanken zusammenzuhalten. Solche Abweichungen aber gewinnen erhebliche praktische Bedeutung, sobald von allen Schülern die- selben Leistungen gefordert werden. Was für den einen Kinder- spiel ist, das bildet für den anderen vielleicht eine Anstrengung, von der er sich erst nach Stunden allmählich wieder zu erholen vermag. Aus einer genauen Kenntnis der geistigen Leistungsfähig- keit unserer Schuljugend im allgemeinen und im einzelnen werden sich unschwer eine Beihe praktischer Folgerungen für die Gestaltung von Unterricht und Erziehung ableiten lassen. Für uns Ärzte ergibt sich die Mahnung, bei allen im ungünstigen Sinne vom Durchschnitte abweichenden Schülern mit besonderer Sorgfalt die Verteilung von Thätigkeit und Ruhe zu regeln und auf ausgiebige Befriedigung des Schlafbedürfnisses und Kräftigung des ganzen Körpers bedacht zu sein. Wenn überhaupt, so ist auf diesem Wege durch frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der Gefahr die Möglichkeit einer wirk- samen Vorbeugung drohender geistiger Erkrankung gegeben, da die Ausbildung der vorhandenen krankhaften Anlage durch ungünstige Einwirkung ebenso gefördert, wie durch günstige Verhältnisse gehemmt werden kann. Kraepelin ist der Ansicht, dafs sich die psycho- logische Untersuchung für die Lösung der hier vorgezeichneten pro-

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phylaktischen Aufgabe von besonderem Werte erweisen und Tor allem zur Beantwortung der Frage eignen werde, welche Schfiler wegen ihrer ungünstigen Veranlagung durch geistige Überanstrengung gefährdet sind, und wenn man nur wenige Stunden im Jahre darauf verwenden wflrde, das Verhalten der Leistungsfähigkeit und namentlich der Ermüdbarkeit in den einzelnen Klassen zu messen, so würden sehr bald jene Kinder erkannt werden, die dauernd autfallend ungünstige Ergebnisse liefern. Derartige Untersuchungen, welche die Grundlage einer geistigen Hygiene des Schulkindes bilden würden, könnten sehr wohl schon mit den uns heute zu Gebote stehenden Methoden aus- geführt werden. Veränderungen der Leistungsfähigkeit und Ermüdbar- keit lassen sich durch sie mit hinreichender Sicherheit bestimmen.

Ägyptische Augenentzfludnng in Sehnleii, Von Zeit zu

Zeit, so schreibt Kreisphysikus Dr. Richtbb zu Marienburg i. Westpr. in der „Ztschr. f, Medizheami,*' ^ brechen, namentlich in ländlichen Schulen, gröDsere Epidemien von Augenbindehautkatarrhen aus. Der untersuchende Medizinalbeamte findet in solchen Fällen einige zweifeUos echte Fälle von ägyptischer Augenentzündung (Goignnctivitis granulosa) und daneben eine Reihe leichterer, mehr oder weniger secemierender Bindehautkatarrhe mit geschwollenen Lymphknötchen (Conjunctivitis follicularis). Nun entsteht für ihn die Frage : Wie ist diese Epidemie entstanden, und wie hat man sich zur Abwehr der- selben zu verhalten? Was den ersteren Punkt anbetrifft, so ist die Augengranulose jedenfalls eine Infektionskrankheit, wenn wir auch die causa peccans, die präsumtiven Mikroben, noch nicht kennen. Die Seuche kann also nur durch direkte Aufimpfung des Krankheits- giftes auf die Augenbindehaut erzeugt worden sein. Dem scheint freilich zu widersprechen, dafs mit einem Schlage, in wenigen Tagen Hunderte von Kindern befallen werden, welche bis dahin anscheinend völlig gesunde Augen besafsen. Wollen wir unter solchen Umständen an einer direkten Übertragung des Krankheitsstoffes auf die Bindehaut der Erkrankten festhalten, so müssen wir annehmen, dafs unter gewissen ungünstigen Verhältnissen die Krankheitskeime sich in Menge in der Luft bewohnter Räume aufhalten und von hier aus in die Augen der Bewohner gelangen. Solche ungünstigen Verhältnisse sind in den ländlichen Schulen in dem massenhaft daselbst lagernden Staube zu finden. Kommen nun, namentlich im Hochsommer, noch trockene Witterung und staubreiche Winde dazu, welche die Augen der Kinder in einen zur Auhiahme des Giftes prädisponierenden Reizzustand versetzen, so ist die Schulseuche da. Denn in Gegenden, welche, wie Ost- und Westpreufsen, als der klassische Boden der Augengranulose bezeichnet werden müssen, befinden sich fast in jedem Orte einige von dieser Krankheit durchseuchte Familien, und von

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hier ans werden die Ansteckongskeime darch die Kinder in die Schule yersdüeppt. Die zweite Frage regelt sich zwanglos von selbst. Die schwersten, mit derben Wncherangen des Papillarkörpers auf- tretenden Erkrankungen wird, namentlich wenn dieselben auch am Oberlide sich zeigen, jeder Sachverständige für Granulöse erklären und daher die damit behafteten Schulkinder ohne weiteres isolieren. Schwierigkeiten machen nur die follikulären Katarrhe. Ein grober Teil derselben beruht auf chronischen Reizzuständen der Bindehaut, veranlafst durch Unsauberkeit und staubige Wohnungen, vielfach auf dem Boden der Skrofulöse. Aber und das ist wichtig sie neigen alle bei Anwesenheit des Granulosegiftes zur Ansteckung durch dasselbe. Sie sind daher in Oranulosegegenden samt und sonders als verdächtig anzusehen, die damit behafteten Kinder vom Schul- besuche fernzuhalten und bis zum Erlöschen des Katarrhes und der vollständigen Rückbildiing der FoUikelanschwellung ärztlich zu be- handeln.

KriMinelle Anthropologie in ihrer Anwendung auf die

Pädagogik. Nach „2%e Monist", 1895, Oktober, druckte Pro- fessor LoMBBOso in einem vor den Lehrern von Turin gehaltenen Vortrage seine Überzeugung ans, dafs das systematische Studium der körperlichen und geistigen Eigentümlichkeiten der Schulkinder eine vollständige UmwSJzung in der Verhütung der Verbrechen hervor- bringen werde. Er erörterte, dafs die Neigungen des Kindes fast dieselben seien, wie diejenigen erwachsener Schelme, aber gewöhnlich mit dem zunehmenden Alter verschwänden. In einzelnen Fällen jedoch erregten diese charakteristischen Zeichen Verdacht, träten nach und nach immer mehr hervor und seien dann auch mit gewissen körperlichen EigentOmliohkeiten verbunden. In der Ent- deckung dieser möglicherweise späteren Verbrecher kann der Lehrer nach LoMBBOso sehr wesentliche Dienste leisten.

Befreiung mssischer Schiller Tom Sehnlbesneh wegen

starker Kftlte. J. Akinfiew veröffentlicht im „Shumal russkago" einen Aubatz: Klima der Stadt Ekaterinoslaw. Bedeutung seiner Eigentümlichkeiten für die Schuljugend. Danach gehört Ekaterinoslaw klimatisch nicht zu den südrussischen Städten, sondern zu denen des mittleren Rutslands, wie Charkow, Poltawa u. a., und sollte deshalb die Schu^ugend nicht erst bei 20^ Kälte, wie in diesen Städten, sondern schon bei 18^ vom Besuch der Schule be- freit werden, da in Ekaterinoslaw im Winter starke Winde herrschen.

Über die Knrzsichtigkeit der Sehnlkinder in Glanehau

teilt unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Bezirksarzt Dr. Haitkel daselbst, im „^5 Jäkresber. des Egl. sächs, MediemaXkoUeg,^ folgendes mit. In der Bflrgerschule zu Glauchau waren kurzsichtig:

6«hiilcefiindh6ittpflege IX. 7

98

von den 174 Schulkindern im 1. 2. Schuljahr 6 = 3,46% ,, 189 3.^-4. 13 =^ 6,88

141 5. 6. 16 = 11,35

In den Bezirksschnlen zn Ohinchaa wnrden Myopen ermittelt: unter den 1220 Schulkindern im 1.— 2. Schu^ahr 14= 1,15% ,, 910 ,, 3.-4. 32 = 3,62 ,,

809 ,, ,, 6. 6. 66 = 6,76

469 7.-8. 16 = 3,20,, .

Noeh einmal Plett imd die Sehntzpoekenimpfang. Zu der

Mitteilung in No. 12, 1896, S. 684 dieser Zeitschrift: Ein Lehrer der Erfinder der Schntzpockenimpfung hat Herr Professor Dr. Hueppe in Prag die Gflte, uns zu schreiben: Was die Notiz Ihrer Zeitschrift dem Lehrer Plett, alias Plebs, als im Jahre 1791 gemachte Erfindung anrechnet, hatte Jesty bereits 1774 gethan. Das Verdienst von Jenneb ist es aber, nach dreissigj&hrigen Versuchen Aber diese rein private Sache hinausgegangen zu sein und am 14. Mai 1796 die erste öffentliche Impfung mit Knhpocken vorgenommen zu haben, um grundsatzlich die Variolation durch die Vaccination zu beseitigen. Es bildet dies einen wesentlichen Fortschritt gegentkber Jesty und Plett, die sich beide nicht zu der Höhe von Jbnnebs Gedanken und That erhoben haben. Immerhin verdient Plett (Pless) von den Deutschen als ein guter Natur- beobachter nnd einsichtiger Vorgftnger Jennebs erwähnt zn werden.

Sterblichkeit der Jugend in yemchiedenen Staaten. Einer

Tabelle der amtlichen Veröffentlichung „Mificarea popuktUnmei Bamäniei in 1891"^ entnehmen wir die folgende vergleichende Über- sicht über die Beteiligung der Jugend an der Gesamtsterblichkeit während der Jahre 1865 1876 in verschiedenen Ländern. Von 100 Verstorbenen standen im Alter von:

1-

ö Jahren

6—10 Jahren

11— 20 Jahren

in Bayern

9,6

2,4

2,3

Bdgien

16,8

4,5

4,4

Dftnemark

12,3

5,4

5.7

,. England

15,8

3,9

4,6

Finland

17.4

5,0

4,7

Frankreich

10,8

3,1

4,4

Griechenland

17,8

7,4

7,6

Holland

14,4

4,1

4.2

Italien

21,1

4,6

4,3

Norwegen

12,8

4,5

5,5

Österreich

16,0

4,2

4.1

Rnmanien

21,9

10,2

7,1

99

1 5 Jahren 6 10 Jahren 11 20 Jahren in Rußland 15,4 4,1 3,5

Schweden 13,3 4,6 4,4

Schweiz 7,6 2,5 3,6

Spanien 25,2 3,7 4,4.

Danach &nd sich die geringste relative Sterhlichkeit der Ein- bis FttnQährigen in der Schweiz, der Sechs- bis Zehnjährigen in Bayern und der Elf- bis Zwanzigjährigen gleichfalls in Bayern. Die höchste relatiTe Sterblichkeit hatte f&r die Ein- bis FttnJQährigen Spanien, fOr die Sechs- bis Zehnjährigen Rumänien, fttr die Elf- bis Zwanzig- jährigen Griechenland.

SehnUiygienigelies becflglicli der Pausen. Ein Mitarbeiter

des ^Päd. Woehbl*^ schreibt in demselben: Der 18. November ist da und mit ihm wieder die Bestimmung in Kraft getreten, dafs der Unterricht erst um Vs9 Uhr beginnt. Die Yerfttgung ist sicher in der besten Absicht von der vorgesetzen Behörde erlassen, aber sie hat doch schwere Übelstände im Gefolge, so dafs die Wohlthat Plage wird. Dadurch, da& die Pause zwischen der ersten und zweiten Unterrichtsstunde wegßQlt, sind Schtkler und Lehrer genötigt, eine Stunde lang eine förmlich verpestete Luft zu atmen, die einen an die Zeiten erinnert, wo man beim Militär als „Unteroffizier du jour*" so hiefs er damals noch morgens in den Kasernen-

stuben „abiragte*' und vor Ekel kaum den Mund öffnen wollte. Ein physischer Ekel befällt einen in der That auch, wenn man in ein solches nngelOftetes Klassenzimmer mit manchmal über 50 SchtQem leider gibt es ja so groise Klassen trotz aller schönen Beschlflsse der Schulkonferenz inmier noch eintritt. Für die Schüler, namentlich aber für den Lehrer, der in solchem Baume unterrichten mufs, bedeutet das eine schwere Gefahr ftlr die Gesundheit. Eine Pause zwischen der ersten und zweiten Stunde ist, abgesehen von anderen Gründen, die ich hier nicht erörtern will, schulhygienisch durchaus notwendig. Will man die kostbaren Minuten, welche die Pause in Anspruch nehmen würde, nicht verlieren, so verlege man den Scblufs des Unterrichts auf 10 Minuten nach 12 Uhr; man kann ja dann den Nachmittagsunterricht 10 Minuten später beginnen und auch enden lassen.

MiiSsbränehe beim SehnlMhstflek englischer Kinder. In

dem „Archiv, of Paediair.*" vom November v. Js. heifst es: Eine weit verbreitete Quelle von Verdauungsstörungen, Reizbarkeit und Blutarmut bei Kindern liegt in der Art des Frühstücks, welches sie in der Schule einnehmen. Auf dem Lande, wo die Entfernungen grofe sind, bringen die meisten ihr Frühstück in dieselbe mit. Dies besteht nur zu oft aus Cakes, Pasteten oder Konserven, während die

100

leichter verdanlichen und nahrhafteren Speisen aasgeschlossen sind. Dazu kommt, dafe, mn keine Zeit znm Spielen zu verlieren^ gewöhnlich sehr hastig gegessen und das Genossene mit grofsen Mengen kalten Wassers herabgespttlt wird. Solche Frühstttcksweise pabt nicht fOr die Bedürfnisse eines wachsenden Kindes, und die £ile, mit welcher gegessen wird, Termehrt noch ihren Nachteil. In der Stadt sind freilich die Verhältnisse andere, aber das Schnlfrtthstflck schAdigt auch hier die Gesundheit der Jugend. Nicht selten begehen die Eltern den fehler, ihren Kindern selbst dann das Verweilen in der Schale während der Frühstückspause zu erlauben, wenn dies nicht notwendig ist und sie zu Hause essen könnten. Statt hier ein be- sonders für sie bereitetes, warmes Frühstück einzunehmen, gehen die Kinder dann in eine benachbarte Bäckerei, wie sie in der Nfthe grofser Schulen fast immer existiert, und machen daselbst ihre Ein- käufe. Der Laden ist in diesen Fällen von SchuUdndem förmlidi belagert, besonders von Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Eine jede trägt eine Papiertüte in der Hand mit Kuchen, Pasteten oder Ghokolade. Es ist aber klar, dals solche Mädchen, namentlich wenn sie gerade vor einer Prüfung oder Versetzung stehen, für die Zeit zwischen dem ersten Frühstück und dem Mittagessen mehr als ein Stück Ghokolade oder einige Gakes nötig haben. Eltern, Lehrer und Ärzte sollten daher, insbesondere bei anämischen und reizbaren Kindern, auf eine richtige Diät beim Schulfrühstück hinwirken.

Ober die danenideii Erfeige der Ferienkeienien berichtet Sanitätsrat Dr. Goepel in der „Deutsch. Viertefjahrsschr. f, öffU. GMhispfl.^ Die in die Kolonien entsandten Kinder zerfielen natur- gemäfs in sechs Gruppen. Die gröfste Gruppe, nämlich 31,6%, bildeten Zurückgebliebene, Schwächliche mit und ohne Skro- fulöse, welche vielfach oberflächliches Atmen der oberen Lungen- partien hören liefsen. Fast durchgehends yerbesserte sieb das- selbe nach dem Aufenthalte in der Ferienkolonie; zuweilen freilich trat später wieder eine Verschlechterung ein. Aber wie wohlthätig die kurze Zeit von 30 Tagen, in reiner Waldluft verbracht, nach dieser Richtung wirken kann, zeigte besonders das Schwinden der Lungenspitzenkatarrhe in der nächst gröfseren Gruppe der durch ErbHchkeit und äufseren Habitus der Anlage zur Lungen- schwindsucht Verdächtigen (24%). Letztere Gruppe mnis als die dankbarste bezeichnet werden. Wenn auch ein Bruchteil derselben der Krankheit später noch verfallen ist, so entwickelten andere doch eine wunderbare Widerstandskraft gegen vielfache Infektionsgefahren und überwanden Lungenentzündungen ohne nachteilige Folgen. Ein- fache verschleppte Bronchialkatarrhe (11,3%) verloren sich fast ausnahmslos. Kehrten sie im nächsten Winter wieder, so doch fast

101

immer mit geringerer Heftigkeit und Daner. Die ansgiebiggten Erfolge wiesen natttrlich die Rekonvalescenten von schweren akuten Krankheiten (12,1 %) auf, zn welchen die Inflnenza ein reiches Kontingent geliefert hatte. Relativ den geringsten Nntzen für die Daner hatte die Gmppe der mit Entwickelnngschlorose Behafteten (16 %). Das ist nm so hegreiflicher, als dieses Leiden auch den Alpenknrorten nnd Seebädern, in welche die Kinder der wohlhabenden Stftnde gesandt werden, oft genng widersteht. Besseres ist zn sagen von der letzten Gmppe derer, welche wegen Schnlkq^fwehs nnd Mangels an Appetit gleichen Ursprungs (5^^o) in die Ferienkolonien anfgenonmien wurden. An Rückföllen fehlte es jedoch auch hier nicht.

Luther und die Handfertigkeit. Bekanntlich nbte sich

LUTHEB in Handarbeiten, besonders im Drechseln. Letzteres erhellt unter anderem aus einem Briefe, den er an Link in Nürnberg schrieb: »Weil bei uns Barbaren keine Kunst und kluge Einsicht ist nnd ich und Wolfgang, mein Gehilfe, die Dreherkunst angefangen haben zu treiben, schicken wir hier einen Goldgulden mit der Bitte, Da wollest einige Handwerkzeuge zum Bohren und zum Drehen uns mit der Zeit schicken und zugleich ein paar Schrauben, wie Dir leicht jeder Dreher sagen und Dich unterrichten kann; wir haben hier Handwerkszeug, aber wir möchten gern auch feineres Ton Eurer Nflmberger Arbeit. Besorge dies; und wenn Du mehr auslegst, Solls Dir erstattet werden, falls es Dir nicht beschwerlich ist. Ich denke, bei Euch ist das alles wohlfeiler zu haben. So lernen wir ans mit eigener Hand unseren Unterhalt erwerben, wenn allenfalls die Welt uns um des Wortes wiUen nicht mehr ernähren und erhalten mag, und dienen dann den Unwürdigen und Undankbaren nach dem Bild unseres Vaters im Himmel." Auch für die Uhrmacherei interessierte sich Luthkr und übte sie praktisch aus. Grofse Freude bezeugte er über eine ihm geschenkte eiserne Uhr, wofür er dem ihm persönlich unbekannten Geber freundlich dankte: ^Es ist mir ein gar angenehmes Geschenk, und ich bin jetzt genötigt, der Schüler unserer Mathematiker zu werden, bis ich alle die Formeln und Regeln einer Uhr yerstehe, denn zuvor habe ich keine solche gesehen und beobachtet, als unerfahren in diesen Stücken der Mathematik."* Luthbb betrieb aber auch mit eigener Hand die Uhrmacherkunst. In einem Schreiben an jenen Freund in Nürnberg, welcher ihm Drechslerwerkzeug gesandt hatte, bemerkt er: „Ich habe in der Ulmnacherei beträchtliche Fortschritte gemacht und freue mich darüber; denn die betrunkenen Sachsen haben nötig, erinnert zu werden, wie Tiel es wirklich an der Zeit sei. Nicht dafs sie sich etwa darum bekümmern wollten; so lange ihre Gläser voll sind, fragen sie wenig, ob die Uhr richtig gehe.*'

102

Zur Yeiitilatioii der Klasseuimmer. De^ „Pädag.Wockbl^

enthalt einen Aufsatz Über Schulgesandheitspflege, dem wir folgenden Abschnitt entnehmen: Als sehr wichtig mafe die LOftung der Klassen bezeichnet werden. Wie gering sorgen aber hierfür die angenblicklich vorhandenen Einrichtungen. Ich brauche nur an unsere Anstalt zu denken, bei der ein löblicher Stadtbau- meister nur die eine Hälfte der Fenster zum öflhen und Schliefsen herrichtete, so dafe man blois einen Fensterflügel öffiien kann. Dabei gestattet der Stralsenl&rm nicht, dals man in der Stunde auch nur einen Augenblick das Fenster aufmacht. Ja, wenn wir noch 15 Minuten Pause nach jeder Stunde h&tten! Aber wann werden wir soweit kommen? Wenn dann gar von den Schnlhygienikern gewttnscht wird, dafs auf dem Schulhofe zum Schutze bei ungünstiger Witterung eine oben bedeckte, an den Seiten offene Halle vorhanden sei, so können die Antragsteller getrost bis zum Jahre 200U warten, und dann wird sie auch noch nicht vorhanden sein.

SelbstthStiger Ttattrsehlieiser f&r Sctanlaborte. Der von der Firma C. F. Schulze & Co., Berlin S.O. (Generalbetrieb ftftr Österreich: J. Braun, Wien VI, Müllergasse 50) verfertigte selbst- thätige Thürschliefser mit doppelter Luftentleerung, welcher gestattet, dafe die Thür ohne Schaden f)lr den Apparat auch von der EUuid geschlossen werden kann, ist für Schulen ans hygienischen Rück- sichten sehr empfehlenswert. Nach den an der allgemeinen Volks- schule für M&dchen in Wien VI, Eopemikusgasse 15, gemachten Erfahrungen wird die Abortluft durch diesen Apparat von den Gängen möglichst fem gehalten und der Unterricht infolge des leisen Thttr- schlieCsens in keiner Weise beeinträchtigt. Der Vorteil, welchen die Vorrichtung des automatischen Thürschliebens bei geheizten Gängen bietet, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.

Emanüel Bayr.

Sagesfefdiici^tlidief.

Der XII. internationale nedizinische Kon^efs in Meskai

wird vom 19.— 26. August 1897 unter dem Protektorat Seiner Kaiserlichen Hoheit des Grofsfürsten Sebgius Alexandbowitsch stattfinden. Das Exekutivkomitee besteht aus folgenden Herren: Professor J. F. Klein, Präsident; Professor A. J. Kojbwkikow,

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Yiceprftsident; unser verehrter Mitarbeiter, Herr Professor F. F. £bismann, Generalsekretär; Professor N. F. Filatow, Schatzmeister; die Professoren P. J. Diakokow, W. A. Tikhomibow and J. J. NfiiDiNG, Sekretäre; Professor A. A. OstbooüMOW und Professor S. S. KossAKOW, Mitglieder. Die Arbeiten des Kongresses verteilen sich auf zwölf Sektionen, von denen die elfte die Hygiene einschliefslich der Medizinalstatistiky der socialen Medizin, der Epidemiologie, der Epizootiologie und der Gesundheitstechnik umfafst. Als Beitrag sind 10 Rubel = 20 Mark zu zahlen. Die ofßcielle Sprache des Kon- gresses ist die französische.

AiisateUus fBr körperliche Erziehonj^, Oesundheitspflege ud Sport in LJinsbnick« Von der österreichischen Regierung ist beschlossen worden, den k. k. Ministerialrat Dr. Ritter von Thaa als ihren Vertreter in die Centralkommission der im Sommer d. Js. in Innsbruck stattfindenden internationalen Ausstellung fUr körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport zu entsenden. Das k. k. Handelsministerium hat fOr die Ausstellung Staatspreise bewilligt mid auch in anderer Art bekundet, welche bedeutende Förderung es ftr die Körpererziehung und Hygiene, sowie für das gesamte Sport- wesen und die darauf bezflglichen Gewerbe- und Industriezweige von dem Innsbrucker Unternehmen erwartet.

BeseUflsse der Berliner Srztlichen Schulrefonnkonimissi^n nr FtrdeniBg der Schulliygiene. Wie wir der ^Dtsch. Ärzie-Ztg,"^ entoehmen, fand am 16. Dezember v. Js. eine Sitzung der von den Berliner ärztlichen Standesvereinen und dem Verein der Friedrich- Wilhelmstadt gebildeten Schulreformkommission statt, in welcher beschlossen wurde, dem Geschäftsausschusse des Ärztevereinsbundes den Wunsch auszusprechen, die Frage der Anstellung von Schul- ärzten auf die Tagesordnung des nächsten Ärztetages zu setzen. Aufeerdem kam man dahin ttberein, die hygienischen Mifsstände, welche noch in den Schulen bestehen, in den nächsten Sitzungen zu besprechen und geeignete Schritte zu deren Abstellung zu thun. Inzwischen sollen die bezflglichen Erfahrungen der Vereinsmitglieder gesammelt werden.

Selmlliy^eiiiselies ans dem neuesten Ssterreichisclien

SftBltätsjaliresbericht. Von dem Sanitätsdepartement des k. k. Mini- steriums des Innern wird soeben der jüngste Jahresbericht über Gesund- heitspflege in „D. österr, 8(mUäisw€$.*^ veröffentlicht. Die periodischen Bereisnngen der Amtsärzte, so heilst es hier, die von denselben in sanitären Angelegenheiten an die politische Verwaltung erstatteten Gutachten und Äuiserungen, sowie die amtlichen Gesohäftsagenden und Verhandlungen der Landessanitätsräte bieten genügende Anhalts- punkte für eingehende Darstellungen, bei welchen in den einzelnen

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Bezirken und Ländern je nach den obwaltenden Verhältnissen ver- schiedene Gegenstände in den Yordergrond treten. Was die Schal- hygiene betrifft, so verfolgen die nachstehenden Angaben lediglich deo Zweck, auf die wichtigsten Gesichtspnnkte, welche in Betracht gezogen wurden, aufmerksam zu machen : Anlage, Bau, Einrichtung von Volks- nnd Mittelschulen, Kindergärten nnd Kinderbewahranstalten ; Begut- achtung von Neubauten; Gröfse der Unterrichtsräume hinsichtlich der Bodenfläche und des Luftraumes, welche auf jeden Schttler ent- fallen; Beleuchtung, Heizung und Lüftung der Schulzimmer ; Aborte; Schulgärten, Tumsäle und Turnplätze, gymnastische Übungen, Schul- spiele; Reinlichkeit in den einzelnen Teilen der Lehrgebäude; Angabe der Zahl der Schulen, in welchen die Amtsärzte sanitäre Inspektionen vorgenommen haben; Überwachung des Gesundheits- zustandes der Schüler durch das Lehrpersonal und durch Ärzte; Durchfahrung der Mafsnahmen gegen die Verbreitung ansteckender Krankheiten, Unterbrechung des Unterrichts und Dauer dieser Unter- brechung wegen Infektionskrankheiten, Benennung der letzteren; Untersuchung der Schulkinder auf körperliche Gebrechen; Unterricht fär schwachsinnige Kinder; Hygieneunterricht an Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten, Erfolg desselben.

Fehlerhafter Stundenplan. Der Redakteur der „Bisch, med: Wochsdir.^y Professor Dr. A. Eülenbübg, schreibt in derselben - Zu meinem Beispiel des fehlerhaften Winterstundenplanes einer Ber- liner Gymnasialqnarta ^ hat die „Nem preuss. Zig.^ in einem sach kundig geschriebenen Artikel vom 7. November v. Js., No. 522, ein womöglich noch schreienderes Seitenstttck aus der Untertertia eines Berliner Königlichen Gymnasiums gebracht. Dort besteht folgender Stundenplan :

Montag 8 1 Uhr und 4 6 Uhr (= sieben Stunden!) Dienstag 8—11,, 2—4 (11— 12 Uhr Konfirmandcn-

nnterricht) Mittwoch 8 2(!),, ,, 5 6 (== sieben Stunden!) Donnerstag 8—1 6— 7(!)„

Freitag 8—11,, (11— 12 Uhr Konfirmanden-

unterricht) Sonnabend 8—1 .

Die „Neue preuss. Zig."" wirft dabei die berechtigte Frage auf, wo denn unter solchen Umständen die häusliche Zeiteinteilung, wo beispielsweise der gemeinsame häusliche Mittagstisch bleiben und wo an einzelnen von der Schule übermäfsig in Anspruch genommenen l'agen die Zeit für Anfertigung der häuslichen Aufgaben herkommen

* S. diese Zeitschrift, 1896, No. 1, S. 43. Die Red.

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sofle. Es wird nun solchen Übelst&nden gegenttber immer wieder anf eine speciell in den Berliner Verhältnissen liegende Schwierigkeit aufmerksam gemacht, welche die Abschaffang des flnchwtirdigen Nach- mittagsunterrichts leider unmöglich mache, nftmlich die herkömmliche Beibehaltung der für den Konftrmationsunterricht einmal Tor undenk- lichen Zeiten, als der Schulunterricht sich noch auf die Stunden Ton 7 11 ühr beschränkte, privilegierten Stunden Dienstags und Freitags von 11 12 Uhr. Mir war diese Thatsache, auf die ich Ton vielen Seiten aufmerksam gemacht wurde, freilich nicht unbe- kannt, da sie schon in den Zeiten meines eigenen Gynmasialunterrichts allen Reformversuchen als dasselbe hartnäckig verteidigte Bollwerk entgegenstand, das seitdem zwar noch um ein Beträchtliches grauer nnd ehrwürdiger, aber leider nicht morscher geworden zu sein scheint. Es entbehrt aber doch jeder vernünftigen Begründung, dafs fflr durch- schnittlich 40 bis 50 den Konfirmationsunterricht besuchende Zög- linge eines Gsnmnasiums die ganze zehn- bis zwölffache Schülerzahl zo leiden haben soll;^ und es hiefse überhaupt an jeder Reform- möghchkeit mehr als billig zweifeln, wenn man dem Andrängen der öffentlichen Meinung und dem nachdrücklichen Willen an der Stelle, wo vorläufig noch die sämtlichen vielverschlungenen Fäden unseres geistlichen, Unterrichts- und Medizinalwesens zusammenlaufen, nicht die Kraft zutrauen wollte, ein im Grunde so leicht und spielend hinwegzuschaffendes Hindernis doch endlich zu überwinden. Auch wir halten den hier mitgeteilten Stundenplan nicht nur vom hygienischen, sondern auch vom pädagogischen Standpunkt für un- zulässig. Wir wünschen und hoffen auch, dafs sich derselbe vielleicht durch eine Eingabe der Eltern bei dem Königlichen Provinzialschulkollegium wird ändern lassen. Andererseits aber möchten wir zu bedenken geben, dafs der aufsen Stehende nicht ahnt, welche Schwierigkeiten sich der Abfassung eines Stunden- plans, zumal bei einer grofsen Anstalt, entgegenstellen. Zunächst soll derselbe so eingerichtet sein, dafs sich die verschiedenen Seelen- thätigkeiten der Schüler ablösen; auf schwierigere Unterrichts- gegenstftDde sollen leichtere folgen, auf solche, die das Denkvermögen vorherrschend in Anspruch nehmen, andere, die sich mehr an das Gefühl and den Willen wenden; in die letzten Stunden sollen manuelle und sonstige Fertigkeiten fallen. Sodann aber hat der Direktor auf die Lehrer Bücksicht zu nehmen, welche den nicht unbilligen Wunsch hegen, dals die von ihnen zu erteilenden Stunden so viel als möglich aufeinander folgen, da sich „Sprungstunden^ nur schwierig verwerten

^ Das trifft nur zn, wenn, was schwerlich anzunehmen ist, sämt- liche Klassen dieselbe Unterrichtszeit, wie die Untertertia, haben. D. Bed.

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lassen. Die einzelnen Lehrer können auch nicht beliebig Terwendet werden, sondern nur in deiyenigen Klassen, für welche sie eine facultas docendi besitzen. Hin und wieder sind einzelne derselben erkrankt, andere zu militärischen Übungen eingezogen, woraus sich neue Störungen und Hindemisse ergeben. Endlich steht fikr gewisse Unterrichtsgegenst&nde, wie Singen, Zeichnen, Turnen, nur je ein einziger Baum zur Verfügung, der nicht von mehreren Klassen gleich- zeitig benutzt werden kann. Dagegen darf die Erteilung des Kon- firmationsunterrichtes an zwei Vormittagsstunden der Woche einem guten Lektionsplan nicht hinderlich werden. Für die Hamburger Gymnasiasten wird nach einer zwischen dem Ministerium und der Oberschulbehörde getroffenen Vereinbarung der Konfirmandenunterricht Montags und Donnerstags von 9 bis 10 Uhr erteilt. Während der- selben Zeit es ist die erste Schulstunde des Tages erhalten die Klassen Untersekunda und Obertertia Unterricht in der Religions- lehre. In den Mitteilungen an die Eltern der Schüler aber heifst es: „Es liegt daher im Interesse unserer Schüler, daCs dieselben den Konfirmandennnterricht nicht eher besuchen, als bis sie nach Obertertia versetzt sind, aber auch nicht später als während des Besuches der Untersekunda.^ Sollte, was sich in Hamburg bewährt hat, nicht auch für die höheren Schulen Berlins möglich sein?

Zur ärztlicheH Scholinspektioii in Frankreieh. Der Seine- präfekt teilte kürzlich nach „Xe Brogr* mSd." dem Stadtrat von Paris die Antwort mit, welche er von dem Minister des öffentlichen Unterrichts auf seine Eingabe erhalten hatte, der Staat möge einen Teil der Kosten für die ärztliche Überwachung der Schulen in den Departements tragen. Diese oft wiederholte Bitte hatte von der Regierung bisher nicht erfOllt werden können, weil sich in dem Budget keine für den Zweck ausgeworfene Summe befand. Zur Zeit haben sich die Verhältnisse jedoch geändert, und der Minister ist im stände, zu den Ausgaben für die ärztliche Schulaufisicht 16800 Francs, d. h. ungefähr die Hälfte der Gesamtkosten beizutragen. Diese Mitteilung wurde von allen Parteien des Stadtrates auf das freudigste begrtLfst.

Hygienischer Unterrieht in den belgischen Schulen. Wie

„Scalpd^ berichtet, hat Dr. Bokvaux, Abgeordneter für Namur, bei den Verhandlungen über das neue Schulgesetz in der Kammer den Antrag gestellt, dab unter die Lehrgegenstände der Volksschule auch die Grundzüge der Hygiene aufgenommen werden ; dem Antrag wurde Folge gegeben.

Die bei dem Landheere und der Marine PreuTsens 1894 bis 1895 eingestellten Analphabeten. Nach dem „Cmtrdtbl /. d.

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gsmt. üfUerrichtsverwaUg, mBreufs.^ wurden im Ersatzjahre 1894 95 bei dem preo&ischen Landheere 149950 Mamiscbaften eingestellt, von denen 490 oder 0,33 % ohne Scholbildong waren. Auf die einzelnen Provinzen yerteilten sich die Analphabeten folgendermafsen : Ostpreu&en 0,97 7o, Westpreu&en 1,23 ®/o, Brandenburg 0,07 7o, Pommern 0,10 Vo, Posen 0,99 7o, Schlesien 0,44%, Sachsen 0,09%, Schleswig-Holstein 0,07 %, Hannover 0,07 %, Westfalen 0,02 %, Hessen-Nassau 0,10%, Rheinprovinz 0,04 7o, HohenzoUem 0,0%. In die Marine traten 5408 junge Leute ein, und von diesen hatten 21 oder 0,39 % keine Schulbildung genossen. Hiervon entfielen auf die Provinz Ostpreufeen 1,49%, Westpreufsen 1,24%, Branden- burg 0,0 7o, Pommern 0,36 %, Posen 0,79 7o, Schlesien 0,0 7o, Sachsen 0,0 7o, Schleswig-Holstein 0,0 7o, Hannover 0,32 7o, West- falen 0,0 %, Hessen-Nassau 0,0 %, Rheinprovinz 0,15 %, Hohen- zoUem 0,0 %.

Klassen f&r sehwaehsiniiige Kinder in London. Die

„ZXscfc. Zeiischr, f. ausländ, ühtenrichtswes." schreibt: Schon seit August 1888 hatte das „Committee on the mental and physical condition of children^ im Vereine mit mehreren medizinischen und philan- thropischen Gesellschaften Untersuchungen angestellt üher solche Kinder, die geistig schwach begabt sind, ohne deshalb geradezu idiotisch veranlagt zu sein. Auf Grund der hierbei erhaltenen Er- gebnisse hat seit März 1891 der School Board von London den Versuch gemacht, Klassen fttr Schwachsinnige einzurichten, und seit Juli 1892 f&ngt auch der Staat an, zu verlangen, dafs der- artige Kinder von den normalen im Unterrichte getrennt und so- genannten „special classes'' überwiesen werden. Es handelt sich dabei nn wesentlichen um drei Arten von Kindern: 1. solche, die lediglich stupid und stumpfsinnig sind; 2. solche, bei denen gleichzeitig in der Sprachartikulation ein Fehler vorliegt (Stotterer oder unvoll- kommen artikulierende Kinder); 3. sogenannte „individual children'', von denen ein jedes ganz besonders behandelt sein will. Man be- schäftigt diese Zöglinge mit Handarbeit, weihlichen Arbeiten, Rohr- flechten und anderen Industrien, und erzielt dadurch, wenn damit zu- gleich eine angemessene geistige Übung verbunden wird, gute Ergebnisse. Bisher sind an 26 verschiedenen Stellen Londons eigene Sammel- klassen für solche Kinder eingerichtet, die etwa 600 Schüler ent- halten; weitere 7 Sammelklassen sollen demnächst eröffnet und in Zukunft Oberhaupt bei jeder Schule derartige Klassen nach Bedürfnis errichtet werden.

bnpetigo eontagiosa bei Schulkindern. Wie die „AUgein.

med. CetUrcU-Ztg,*" mitteilt, sind m Neukranzig, Kreis Bomst, Regie- rungsbezirk Posen, im Herbst v. Js. zahlreiche Fälle, darunter 26

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bei Schulkindern, eines als Impetigo contagiosa zn bezeichnenden Hautansschlages vorgekommen. Nicht selten erfolgten einige Wochen nach der Abheilung frische Nachschübe des Leidens. Das Wohl* befinden der Patienten war nur durch mäfeigen Juckreiz gestört. Über die Entstehungsursache der Krankheit ist bisher nichts ermittelt worden. Soviel steht jedoch fest, dafs sie mit der Schutzpocken- impfung nicht in Zusammenhang steht, denn das Impfgeschftft hatte bereits am 2. Mai 1895 stattgefunden. Die Bekämpfung des Leidens erfolgte unter Anwendung der in dem Ministerialerlasse vom 18. Sep- tember 1888 bezeichneten Mafsregeln.

Arme Wiener Rinder in den Seehospizen von Triest nnd

Orado. Die ^^Neue fr. Pr."' schreibt: Stadtphysikus Regierungsrat Dr. Kammerer in Wien hat einen Bericht erstattet über die auf Kosten der Kommune Wien zum Kurgebrauche in die Seehospize Triest und Grado entsendeten armen Kinder. Nach Triest wurden im vorigen Sommer 21 Knaben und 30 Mädchen geschickt. Es waren zumeist herabgekommene, an schweren Knochen- und Gelenk- erkrankungen , sowie an ausgebreiteten Halsdrösenanschwellungen leidende Kinder. Nach 104tägigem Kurgebrauche wurde kon- statiert, dafs nahezu in allen Fällen eine mehr oder weniger be- deutende Gewichtszunahme, und zwar bis zu 11 Kilo, bei denselben eingetreten war. Geheilt wurden 13, bedeutend gebessert 13, ziemlich gebessert 25 entlassen. Der Kurerfolg kann demnach als ein sehr günstiger bezeichnet werden. Über die Verpflegung, Bewachung and ärztliche Behandlung der Kinder spricht sich der Bericht mit vollster Befriedigung aus. Im Seehospize Grado befanden sich 44 Kinder, 21 Knaben und 23 Mädchen, 60 Tage hindurch in Kur. Auch hier wiesen die Patienten eine bedeutende Gewichtszunahme auf, und in allen Fällen konnte eine wesentliche Besserung des Aussehens und des Befindens festgestellt werden. Geheilt wurden 10, bedeutend gebessert 20, gebessert 12, weniger gebessert 2. Der Kurgebranch war also auch in diesem Hospize von erfreulicher Wirkung.

Obligatorisclier Tnrnnnterricht am StaatsobergymnasiiuB

in Ccernowitc. Jüngst wurde vom k. k. Ministerium für Knltns und Unterricht in Ausgestaltung einer für alle österreichischen Gym- nasien beabsichtigten Mafsnahme der obligatorische Turnunterricht and die Anstellung eines definitiven Lehrers hierfür am k. k. Staats- t)bergymnasium zu Czemowitz in der Bukowina verfügt.

Ein Urteil fiber die Exerzierschnlen für Knaben. Ans

Anlafs der Auflösung der französischen Schülerbataillone^ äofsert sich ein Turnlehrer in der „Dtsch. Turn-Ztg,^ : Wer denkt da nicht

* Vergl. diese Zeiischrift, 1895, No. 10 u. 11, S. 626-627.

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an den ähnHchen Unfag, der in manchen Städten anseres deutschen Vaterlandes mit den Exerzierschulen getrieben wird? Es thnt einem in der Seele leid, die kleinen Kerle die lächerlichste Nachäfferei militärischer Übungen mit unerschütterlichem Ernste betreiben zu sehen. Da gibt es Unteroffiziere, Feldwebel, Offiziere, ja sogar einen Hauptmann; da wird exerziert und kommandiert, was das Zeug hält, Wachdienst und Felddienst gefibt, ja selbst biwakiert mit regelrechtem Abkochen. Und der Erfolg? Der kleine Soldat dttnkt sich ¥iras Rechtes zu sein, ist er gar „Chargierter'', so spreizt er sich wie ein Pfau und ist auf seine Persönlichkeit mächtig eingebildet und mit ihm die liebe Mama. Was hat er denn gelernt? Davon wissen die Turnlehrer ein Liedlein zu singen. Aufser recht eitel zu sein, herzlich wenig. Auftreten kann er freilich, dafs der Boden dröhnt, und steif dastehen wie ein Stock. Eckig ist er geworden in allen seinen Bewegungen; und die kindliche Unbefangenheit ist weg, bis sie im turnerischen Verkehr mit den Mitschülern allmählich wieder durchbricht. Der „Herr Hauptmann'' ist oft der schlimmste von allen, und der Turnlehrer zerbricht sich den Kopf, welche verborgenen Fähigkeiten einem seiner ungeschicktesten Schüler jenes hohe Amt verschafft haben. Möchten doch die Eltern ihre Jungen in eine turnerische „Extrastunde'' schicken, das wäre billiger für sie und besser für ihren Liebling. Freilich drängt der Kleine nach der Exerzierschule, aber warum? Weil Nachbars Fritz auch dabei ist, und vor allem, weil es doch gar zu hübsch ist, eine bunte Soldaten- mütze auf dem Kopfe zu tragen und ein richtiges Schiefsgewehr unter dem Arm, und weil der ,,Instruktor" ein wirklicher und leib- haftiger Unteroffizier oder Feldwebel ist. Würde man nur einmal den bunten Flitterkram und den andern Firlefanz weglassen, die Knirpse blieben weg wie das Röhrenwasser im Sommer.

Studentische Spielkurse an deutschen Universitäten haben

nach der y^Ztschr, f. Tum, u. Jugdspl.'^ im abgelaufenen Jahre unter anderem in Berlin, Tübingen, München und Würzburg statt- gefunden. In Berlin betrug die Teilnehmerzahl nur 60 70, was flieh aus den Schwierigkeiten erklärt, welche die Gro&stadt dem Unternehmen entgegenstellt, in Tübingen 40, in München 96 und in Würzburg 90.

Die Mannschaften für die englische Universititsregatta sind, wie aus Oxford berichtet wird, schon ausgewählt worden. Viel- fach wird die Überlegenheit der Oxforder Studenten, die in letzter Zeit in jedem Jahre den Sieg davontrugen, der strengeren Lebensweise derselben zugeschrieben. Bemerkenswert ist der Umstand, dafs die meisten Teilnehmer an den Wettfahrten später Geistliche werden. Aas den Oxforder Ruderern der letzten Jahrzehnte sind 108 Kirchen-

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männer, daronter 35 Bischöfe, ferner 31 Richter, 4 Ärzte and 8 höhere Offiziere hervorgegangen. Die Teihiehmer von selten der Universität Cambridge haben dem Vateriande 80 Geistliche, 50 Richter, 2 Ärzte, 2 Generale nnd einen Obersten gestellt.

SehidUder in Frankreich. Wie y^LePra^. med^ schreibt, gewinnen die Schalbäder nach deatschem Master jetzt aach in Frank- reich gröfsere Verbreitang. Lille stellt seinen Schtklem jährlich 60000 Badekarten anentgeltlich zar Verfttgang, Armenti^res 26000. Aach Paa beschäftigt sich aagenblicklich mit der Notwendigkeit dieser Einrichtnng and hat schon einige Versnche der Art begonnen. In Bordeanx ist eine Gesellschaft entstanden, welche billige Bäder eingerichtet hat. Dieselbe ist der Ansicht, dafs ein geringer fdr das Bad gezählter Betrag mehr als Unentgeltlichkeit zar Ver- breitang des Badens beiträgt. Ein Dnschebad fQr Kinder kostet 10, ein solches für Erwachsene 15 Centimes. Im Jahre 1894 warden 33666 Bäder verabfolgt, davon 19068 an Männer, 9I8anFraaen, 8056 an Knaben, 3309 an Mädchen and 1315 an die Schüler des Lycenms. Das Beispiel von Bordeanx, so meint ,^Le Rrogr, mSd,^, könnte manchen Provinzialstädten nnd besonders Paris znm Vorbilde dienen.

Tlnttlidie tterfitjitiigett.

Erlafs der KSnigliehen Regierung in Marienwerder bezfigUch des Banes von Bmnnen nnd Abortgmben, besonders

fUr Scbnlen.

Marienwerder, den 28. Febraar 1895.

Die während der Jahre 1893 and 1894 aasgef&hrten Unter- snchangen der öffentlichen Bmnnen in den Städten des Regierangs- bezirks haben ein flberaas bedanerliches Ergebnis gehabt, indem im allergttnstigsten Falle nur 38% der Bronnen branchbares, dagegen 43% anbrauchbares und 19% verdächtiges Wasser fährten. Einige Städte besafsen überhaupt keinen öffentlichen Brunnen mit einwand- freiem oder unverdächtigem Trinkwasser.

Die Grflnde fQr diesen in gesundheitlicher Beziehung schwer ins Gewicht fallenden Mangel sind einmal in der unzweckmäfsigeD Bauart und Lage der Bmnnen, andererseits in der hochgradigen Durchtränkung des Städtebodens mit Abfallstoffen aller Art zu suchen.

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Die weitaus gröfste Mehrzahl der Bmnnen gehört zur Gruppe der Kessel- oder Schachtbrnnnen, welche bei der Durchlässigkeit ihrer Wandungen und der ungenfigenden Dichtheit der Bedeckung dem Trinkwasser Ton oben und von den Seiten her um so mehr unreine Zufl&sse zuzuführen vermögen, als sie häufig in der nächsten Kfthe von Gossen und sonstigen Schmutzbehältem liegen, und der Erdboden bei der bisherigen Aufbewahrung und Entfernung der Ab- fallstoffe des l&uslichen, gewerblichen und vegetativen Lebens in höchstem Mafse verunreinigt wird.

Um wenigstens aUmählich eine Besserung der Wasserversorgung im diesseitigen Regierungsbezirk, welche mit Rücksicht auf die Kost- spieligkeit centraler Wasserleitungen im grofeen und ganzen auf Bmnnen angewiesen bleiben ?nrd, zu erzielen, bedarf es bei der Errichtung von Brunnen gewi^r Mafsnahmen, welche die Möglichkeit einer Verunreinigung des Wassers ausschliefsen.

Nach dieser Richtung sind in erster Linie eiserne Röhren- brunnen zu empfehlen, die vor den Ke8sel-(Schacht-)brunnen den Vorzug gröfeerer Billigkeit und, sofern sie die bakterienhaltige Erd- sdiicht durchsetzen, also eine Tiefe von etwa 5 m haben, deigenigen absoluter Keimdichtheit besitzen. Daher werden eiserne Röhren* bninnen stets da zu wählen sein, wo die örtlichen Verhältnisse und die Beschaffenheit der wasserführenden Erdschicht ihre Anlage irgend gestatten.

Wo letzteres nicht der Fall ist und auf die Errichtung von Kes8el-(Schacht-)brunnen zurückgegriffen werden mufs, ist bei ihrem Bau auf folgende Punkte Bedacht zu nehmen:

1. Das Mauerwerk des Brunnenkessels ist unter Verwendung von Cementmörtel aus hartgebrannten, wetterbeständigen Ziegelsteinen von der Oberfläche bis zur wasserführenden Schicht möglichst un- durchlässig herzusteUen.

2. Die AuTsenfläche des Brunnenkessels ist mindestens 2 3 m von der Oberfläche abwärts, wenn thunlich bis zur wasserführenden Schicht, wasserdicht mit Cementmörtel zu verputzen und mit einer 30 cm dichten Schicht Thon oder Lehm fest zu umstampfen.

H. Der Brunnenschacht hat etwa 1 m unter der Erdoberfläche zu endigen und ist durch ein Gewölbe oder mit einer Stein- oder Eisen- platte wasserdicht abzudecken; über die Abdeckung ist eine 30 cm dicke Thon« oder Lehmschicht anzubringen und der darüber befind- üebe Raum bis zur Erdoberfläche mit reinem Sand auszufüllen. Danach ist die Bodenfläche über dem Brunnen im Durchmesser von mindestens 2 m durch gutes Pflaster abzudichten und letzterem eine vom Brunnen aus nach allen Seiten abfallende Neigung zu geben. Endlich ist für eine sorgfältige Ableitung des beim Pumpen nicht

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aufgefangenen Wassers durch eine wasserdichte Rinne Sorge zu tragen.

4. Das Saugerohr der Pumpe darf nicht bis auf den Grund des Brunnenschachtes reichen, sondern hat V^ bis 1 m Ton der Sohle entfernt zu endigen.

Bei filteren Kesselbrunsen, welche den genannten baulichen Vorschriften nicht entsprechen, hat sich als Sichemngsmittel gegen Verunreinigung (Infektion) des Wassers das Abtragen des Brunnen- schachtes auf etwa 1 m Tiefe von der Oberfläche, verbunden mit der sub 3 angegebenen Abdeckung etc., wohlbewfthrt.

Selbstverstfindlich ist bei der Anlage von Brunnen die Nähe von Gossen, Dungstätten und sonstige Schmntzbehältern zu meiden und in dieser Hinsicht insbesondere die Vorschrift des § SO, Absatz 3 der Banpolizeiverordnung vom 13. Juni 1891 zu beachten.

So wenig der Einflufe der häuslichen und anderen Abwässer auf die Veijanchuog des Bodens unterschätzt werden darf, erscheint es bei der vorläufigen Unmöglichkeit, eine hygienisch angemessene Entwässerung aller Städte des Regierungsbezirks durchzuführen, dringend geboten, zunächst die fernere Durchtränkung des Erdbodens mit Fäkalien zu verhüten, bezw. auf ein möglichst geringes MaCs zu beschränken.

Hierfür bietet der § 30 der genannten Baupolizeiverordnung die erforderliche Handhabe, welcher die wasserdichte Herstellung von Abort-, Senk- und Sammelgruben u.s.w. in einer den Anforderungen der öffentlichen Gesundheitspflege entsprechenden Weise vorschreibt.

Diesen Anforderungen genügend können fär das Auffangen und Ansammeln von Fäkalstoffen nur angesehen werden:

a. gemauerte Gruben, welche aus hartgebrannten Ziegelsteinen in verlängertem Cementmörtel aufgeführt und innen mit demselben Mörtel in 2 cm dicker Schicht abgeputzt sind. Dabei müssen die Seitenwände mindestens V/t Stein Dicke besitzen, während die Sohle aus wenigstens 3 im Verband gelegten, mit Cementmörtel 2 cm stark überzogenen Flachschichten bestehen mufs, welche auf einer 30 cm dicken, festgestampften Schicht fetten Thones ruhen. Ferner hat eine gleiche Thonschicht die Seitenwände zu umhüllen, auch mufs die Bedeckung entweder gewölbt sein, oder mindestens durch eine gut schlielsende, 5 cm dicke gespundete Bohlendecke oder dnrch eine Eisenplatte in starkem Rahmen geschehen.

b. Gruben aus Cementbeton, wenn sie in ihren Wandungen mindestens 20 cm stark aus solchem Cementbeton hergestellt sind, welcher aus einer kunstgerechten Mischung von 1 Teil Cement, 1 Teil Sand und 4 Teilen groben Kieses besteht, und wenn sie im übrigen wie zu a bedeckt und mit Thon umgeben sind

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c. Graben ans Ga£s- oder Schmiedeeisen, wenn die Fugen bei Gofseisen verschraabt und mit Eisenkitt gedichtet, bei Schmiedeeisen genietet sind, und die Bedeckung wie bei a ausgeführt ist.

Es wird sich daher empfehlen, bei der Erteilung der Eriaubnis zu einem Neubau, wenigstens in den Städten, sowie in allen Fällen, in denen die bisher geübte Art des Auffangens und Ansammeins von Fäkalien zu Mifsständen geführt hat, die zu einem polizeilichen Ein- schreiten veranlassen, entweder die Anlage von Senkgruben, deren Bauausführung tlen obengenannten Bedingungen nachkonmit, oder die Einführung von Tonnen oder Kübeln aus undurchlässigem Material mit dicbtschliefsenden Deckeln zu fordern.

Die Yerwendung von Tonnen oder sonstigen beweglichen Fäkalien- behältem entspricht bei einer geregelten Abfuhr dem öffentlichen Gesundheitsinteresse um so mehr, als sie im Gegensatz zu der Be- nutzung von Gruben eine möglichst schnelle und vollständige Ent- fernung der Abfiollstoffe au3 dem Bereiche der menschlichen Wohnungen gewährleistet.

Bei den grofsen Gefiahren, welche der öffentlichen Gesundheit ans der Yenmreinigung des Trink- und Gebrauchswassers, sowie aus der Verschmutzung des Erdbodens erwachsen, ersuche ich Ew. p. p. ergebenst, den beregten Verhältnissen andauernd Ihre besondere Auf- merksamkeit zu widmen und die örtlichen Polizeibehörden ;^u einem tfaatkräftigen Eingreifen anzuhalten.

BmdYerfBgiing des KQniglichen Regierongspräsidenteii zu Stettin, beireffend die Übertra^ng von Infektionskrankheiten

durch Briefträger.

Stettin, den 24. Januar 1895.

Im Laufe des Monats Dezember sind Erkrankungsfälle von Diphtherie in Familien von Landbriefträgem zu meiner Kenntnis ge- kommen, bei welchen es die Umstände im höchsten Grade wahr- acheinlidi machten, da(s diese Beamten einerseits den Krankheitskeim aus den von ihnen besuchten Häusern aufgenommen und in die eigenen Familien verschleppt, andererseits von hier aus auf dem Wege des mittelbaren und unmittelbaren Verkehrs anderen wieder zuge- tragen haben.

Auf die meinerseits bei der Kaiserlichen Oberpostdirektion ge- machten Vorstellungen hat dieselbe die Postanstalten des Bezirks angewiesen, sobald in den Familien des bestellenden Boten leicht flbertragbare Krankheiten zum Ausbruch kommen, unverzüglich An- zeige zu erstatten, worauf die Befreiung der Unterbeamten vom Dienst

SehvlfMiudheltopflefe IX. 3

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bis nach Ablauf der Krankheit und erfolgter Desinfektion angeordnet werden wird.

Ew. p. p. ersuche ich ergebenst, bei den zu Ihrer Kenntnis konunenden £rkrankungsfiKllen an Cholera, Masern, Scharlach, Diph- therie, Pocken, Flecktyphus und Kopfgenickkrampf in Familien von Postbeamten die zuständigen Postanstalten umgehend zu benach- nchtigen.

Verbot des Schulbesuches fBr Kinder, welche in demselben Hanse mit ansteckenden Kranken wohnen.

Pennsylvanisches Gesetz, bestätigt ¥on dem Gouverneur

am 18. Juni 1896.

Nach dem neuen Gesetze dürfen Kinder, die in demselben Hause leben, in welchem eine Person an Diphtherie, Pocken, Scharlach, Cholera, Krupp, Aussatz, Typhus, gelbem Fieber oder ROckfallfieber erkrankt gewesen ist, femer Kinder oder andere Personen, die an einer der genannten Krankheiten gelitten haben, öffentliche, private, Kirchen- oder Sonntagsschulen 30 Tage lang nicht besuchen. Als Termin, von dem an dabei zu zählen ist, gUt die Genesung oder der Tod der zuletzt erkrankten Person, bezw. ihre Überführung in ein Krankenhaus; jedoch muTs vor dem Wiedereintritt in den Unter- richt eine gründliche Desinfektion des Hauses vorgenommen sein.

Bis jetzt, so bemerken die „Med. News^ hierzu, schwankte die Dauer des Ausschlusses von der Schule in Pennsylvanien zwischen 14 Tagen für Diphtherie und 3 Wochen für Scharlachfieber. Das neue Gesetz stellt nicht allein 30 Tage als allgemeine Grenze fest, sondern gestattet auch den Städten anzuordnen, dafs ausschliefslich eine be- stimmte Person das Zeugnis ausstellen darf, welches dem Kinde die Rückkehr in die Schule gestattet. In Philadelphia z. B. kann nur der Medizinalinspektor die erforderliche Erlaubnis erteilen.

^txfonalxtn.

Der Königlich preufsische Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangclegenheiten Dr. Bosse wurde von dem Verein fOr innere Medizin in Berlin zum Ehrenmitgliede gewählt.

Dem Yicepräsidenten des Obersten Sanitätsrats in Wien, Hofirat Professor Dr. August Yogl, ist von der pharmaceutischen 6e-> Seilschaft Grofsbritanniens die Hanbuiy Medaille zuerkannt word^i.

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Dem Kreisphysikus Sanitfttsrat Dr. Albbbs in Essen wurde der Charakter als Geheimer Sanitatsrat, dem Ereisschnlinspektor Schwbdb in Stettin der Charakter als Schnlrat verliehen.

Den Bang der Räte IV. Klasse erhielten Realschnldirektor Dr. Arkdt in £6chwege und Realprogymnasialdirektor Dr. Poppelbbutbr in Oberhansen.

Unser verehrter Mitarbeiter, Herr Privatdocent Professor Dr. TiARRAK in Berlin, ist mit dem roten Adlerorden IV. Erlasse, Bektor a. D. UhijBNBLuth in Quedlinburg mit dem Kronenorden IV. Klasse dekoriert worden.

Es wurden ernannt: Geheimer Hofrat Professor Dr. Schell an der technischen Hochschule in Karlsruhe und Gymnasialdirektor Dr. IThlig in Heidelberg zu außerordentlichen Mitgliedern des badischen Oberschulrats auf die Dauer von drei Jahren; der bisherige Assessor des Königlichen Medizinalkollegiums der Provinz Pommern, Medizinalrat Dr. Babnim Sohülze in Stettin, zum ordentlichen Mit- glieder der praktische Arzt, Sanitätsrat Dr. Schultzb in Stettin, unter Verleihung des Charakters als Medizinalrat zum Assessor des ge- nannten Kollegiums; der frohere Kreisphysikus des Kreises Beigard Dr. Alexandbb zum Begierungs- und Medizinahrat in Breslau; der aoiserordentUche Professor der Kinderheilkunde Dr. Soltmann in Leipzig zum ordentlichen Honorarprofessor; der Gymnasialdirektor Dr. Iltgen zum Gynmasialdirektor in Trier; der Gymnasialdirektor Professor Dr. Schbobbb in Gnesen zum Direktor des Marien* gymnasiums in Posen; der Gymnasialdirektor Dr. Martin in Schrimm zomDirektor des Gymnasiums in Gnesen ; der Gymnasialdirektor Professor Dr. Wittneben in Leer zum Direktor des Gynmasiums in Klaus- thal; der Oberlehrer Dr. Nibmölleb am Batsgymnasium in Osnabrück zum Direktor der Kaiser Friedrichschule in Emden; der Gymnasial- oberlehrer Dr. VITeisweilbb in Posen zum Direktor des Progymnasiums in Tremessen; der Direktor der höheren Mädchenschule Guettke in Demmin zu gleicher Stellung in Halberstadt; der Gymnasiallehrer Dr. Otto zum Seminardirektor in Eisenach; der Seminaroberlehrer HsiBRlcu in Posen zum Seminardirektor in Koschmin; die Seminar- oberlehrer Dr. Holst und Stbeioh, sowie Seminarlehrer Wacker Kreisschulinspektoren; Dr. Mabcel Natieb zum Titularspecialistei £lr Nasen-, Ohren- und Halskrankheiten am Lycenm Michelet in Yanves, desgleichen zum Hilfsarzt ftkr dieselben Krankheiten an den Lyceen Louis-Le-Grand, Montaigne, Saint-Louis, Henri IV, Condorcet, Charlemagne und Janson-de-Sailly; Dr.BABiLLOT zum Arzt desLyceums von Bourges und Dr. Weydenmbyeb zum Hilfsarzt derselben Anstalt; unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Kreisarzt Dr. C. Stböhhbero in Dorpat, zum Sekretfirsgehilfen der Gesellschaft livlilndischer Ärzte.

8*

116

In Lemberg hat sich Professor Dr. Danysz für Pädagogik and Didaktik habiUtiert.

Am 24. November t. Js. beging der Petersburger Pädiater, Wirklicher Staatsrat Dr. Alexandeb Rüssow, älterer Arzt am Kinderhospital des Prinzen Peter Ton Oldenborg, das ftanfandzwanzig- jfthrige Jubilftom seiner ärztlichen Thätigkeit.

Der durch seine Stadien auf dem Gebiete der öffentlichen 6e- sondheitspflege bekannte Sanitätsrat Dr. HEBifAim Blasghko in Berlin feierte am 9. Dezember y. Js. seinen siebenzigsten Grebortstag.

Oymnasialdirektor Dr. EBEUNa in Celle and Oberrealschal- direkter Dr. Zebken in Köln sind in den Rahestand getreten; den- selben wurde bei dieser Crelegenheit der rote Adlerorden III. Klasse mit der Schleife verliehen.

Es sind gestorben: Graf Taaffe, langjähriger Chef der obersten Sanitätsverwaltung in Österreich; der Provinzialschulrat a. D., Ge- heimer Regierungsrat ICbetsghel, Ehrenmitglied des Königlichen ProvinzialschulkoUegiums in Kassel; Geheimer Medizinah*at Dr. Starck in Danzig, Mitglied des westpreufidschen Medizinalkollegiums; der Professor der Bakteriologie Dr. A. J. Woirow in Moskau als Opfer seines Berufes infolge von Infektion mit Timlenter Bakterienkultar; der Direktor des Landesrealgymnasinms E. Haüeis in Baden bei Wien; der frflhere Turnlehrer an den höheren Schulen Schwerins Kabl Laüfeb.

Dem um die Tumsache und die Jugenderziehung verdienten Professor Dr. Voigt, frfiherem Oberlehrer am KönigUchen Real- gymnasium in Berlin, wurde auf dem Turnplatz in der Hasenheide von seinen Schfilem ein Denkmal errichtet.

fitteratnr.

Besprechungen.

Dr. A. CoMBE, M6decin des ^les de Lausanne« Alcoolime Ckes renfuit Conference faite ä THötel de Tille. Edit^ par le comite central de l'Espoir. Lausanne, 1895. Agence de l'Espoir. (32 S. Kl. S^. 15 Centimes.)

Im Jahre 1891 hielt der Direktor des Jennerschen Kinder- hospitals zu Bern, Professor Demme, eine Rektoratsrede Über den Einflnfs des Alkohols auf den Organismus der Kinder. Diese Rede, die bei Enke in Stuttgart erschien, hatte die allerbesten

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Folgen. Sie gab den Mäüsigkeitsfrennden die schärfsten Waffen der Wissenschaft in die Hände gegen eine Hanptnrsache der ünm&(sig- keit nnd lenkte die Aufmerksamkeit vieler Ärzte auf eine Frage, welche vorher nicht genng von ihnen beachtet war. Der Gegenstand wurde nun durch zahlreiche Au&ätze und Schriften weiteren Kreisen nahe gebracht, so in der Schweiz durch einen gedruckten Vortrag von Dr. Ybiok in Zürich, in Deutschland durch ein Flugblatt des Dr. SoNNBNBEBGEB, wclches der Deutsche Verein gegen den Miß- brauch geistiger Getr&nke verbreitete, und besonders durch desselben Vereins Gutachtensammlung, die ich unter dem Titel Zum Schutz unserer Kinder vor Wein, Bier und Branntwein heraus- gegeben habe; von dieser Schrift allein wurden in V/2 Jahren 26000 Exemplare unter Beihilfe einiger Kultusministerien und einer Anzahl hervorragender Ärzte verbreitet.

So ist das Thema auf die Tagesordnung gelangt, und es findet auch flberaU Verständnis, wie ich bei meinen diesbezfiglichen Vor- trägen jederzeit bemerken kann.

Die vorliegende Schrift bietet uns kaum etwas Neues, und doch ist sie vortrefflich. Vorbildlich ist besonders, dafs der Schularzt im Bathause seiner Stadt die ganze Materie „Alkohol und Kindheit^ einmal durchgesprochen hat; seine Zuhörer haben dabei sehr Wert- volles und Praktisches lernen können.

Dr. CoMBE behandelt den Gegenstand volkstflmlich und äufserst klar. £r spricht zuerst kurz ttber den Kinfluis des Alkohols auf den Erwachsenen, wobei er sich als Anhänger eines mäfeigen Wein- genusses bekennt. Danach geht er zu den erworbenen Trinker- krankheiten der Kinder und schliefslich zu den ererbten über.

Schon beim Säugling finden wir den Alkohol: in der Mutter- milch, im Lutscher, den man durch Kirschwasser oder Gognac gezogen hat, oder endlich, wenn gewissenlose Personen dem Kinde Alkoholisches einflölsen oder ihm das Gesicht damit einreiben, damit es einschläft. Die Folgen sind hier besonders Krämpfe; bei längerer Wirksamkeit kleinerer Alkoholdosen wird der Säugling nervös, auf- geregt, unartig; er schläft schlecht und nimmt wenig zu. Bei stärkeren Dosen bleibt er klein, hinfällig, bekommt ein greisen- haftes Aussehen, ein Grimassengesicht wie Voltaise. Der Verfasser zieht folgende Schlösse: „Eine Mutter, die an recht mäisigen Wein- genuls gewöhnt ist, kann beim Stillen dabei bleiben. Eine Stillende, die nicht daran gewöhnt ist, darf geistige Getränke nicht erhalten, wefl bei ihr mehr Alkohol in die Milch übergeht. Eine der Unmäfsig- keit ergebene Mutter soll ihr Kind überhaupt nicht stillen/'

Was die Alkoholkrankheiten älterer Kinder angeht, so haben wir hier zunächst den Rausch, der zuweilen tödlich wirkt, treffen aber

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auch oft schweren chronischen Alkoholismns mit Gliederzittern, Leber- schnunpfong, Delirien u. s. w. Allgemeiner sind jedoch nicht ganz so schwere oder leichtere Wirkungen des Alkohols: Zwergwuchs, Schwäche und Kränklichkeit, nervöse Aufgeregtheit, nächtliches Auf- schrecken, Veitstanz, Epilepsie, Zuckerkrankheit, L&hmung der höheren Geisteskräfte. Dr. Combe gelangt zu nachstehenden Rat- schlägen: ^Kinder, deren Nervenleben nicht ganz befriedigend ist, sollten von allen geistigen Getränken gänzlich femgehalten werden. Kleine Kinder dürfen diese nur in gewissen KrankheitsftUen auf Vorschrift des Arztes erhalten. Die völlige Enthaltung sollte mindestens bis zum sechsten Jahre dauern. Vom sechsten bis zwölften Jahre sollte das Kind nur ganz wenig Wein in vid Wasser trinken, nur so viel Wein, als den Boden des Glases bedeckt, vom zwölften bis achtzehnten Jahre sehr wenig Wein mit zweimal soviel Wasser. Fflr ältere Kinder, deren Erziehung Schwierigkeiten macht, die zerstreut und unauftnerksam sind, deren Gedächtnis und Unter- nehmungslust schwach sind, ist gänzliche Enthaltung angezeigt.^

Diese Vorschriften erscheinen uns nicht ganz glacklich. Es wäre viel einfacher und sicherer gewesen, allen Kindern allen Alkohol- genufs abgesehen von dem auf ärztliche Vorschrift zu verbieten, denn, mag in einigen Fällen ein wenig Alkohol auch nicht schaden, so nützt er doch auch nicht und ist ganz und gar überflüssig.

Merkwürdigerweise übersieht der Autor die schlimmste Seite des verfrühten Alkoholgenusses, die vorzeitige Angewöhnung an diesen Genuls, d. h. den alsb^digen Bedarf stärkerer Reizmittel. Der Keim der Trunksucht, die nach dem dreissigsten oder vierzigsten Jahre sich so häfslich zeigt, ist in der Regel doch im Jünglingsalter oder schon in der Kindheit eingepflanzt.

Dr. Combe schildert schliefslich, wie das Kind des Trinkers körperliche, intellektuelle und moralische Leiden ererbt, früh zu Grunde geht oder der Idiotie, Hydrocephalie, Epilepsie, Geistes- krankheit, bezw. dem Verbrechen verfilllt. Er warnt seme Hörer auch ganz besonders vor der Kohabitation, wenn einer der Gatten berauscht ist, und bringt Beweise von deren schlimmen Folgen ftlr das Kind bei. In diesem Punkte gehen bekanntlich die Ansichten noch auseinander.

Wir schliefsen mit des Verfassers letzten Thesen: „Der akute und der chronische Alkoholismus haben einen verderblichen EinfluCs auf die Nachkommenschaft. Jedes Kind, das von Alkoholikern abstammt oder sonst alkoholisch erblich belastet ist, hat nur ein Heilmittel, die gänzliche Enthaltung. Die Trunksucht, welche die Familie gefthrdet und die Nachkommenschaft verdirbt, sollte als Ehescheidungs- grund gelten. Jedes Mädchen, die einen der ünmätsigkeit ergebenen

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Mann heiratet, begeht einen schweren Fehler, der an ihr selbst and an ihren Kindern sich rächen wird."

Dr. phil. Wilhelm Bode in Hildesheim.

Mabiok £. Holmes. The fati^e of a sehool honr. Stadies from the psychological laboratory of Leiand Stanford Junior University. The Pedagogical Seminary, edited by 6. Stanley Hall, Ph. D. LL. D., October 1895, vol. III, No. 2, pag. 213—234. Worcester, Mass., 1895. J. H. Orpha. (21 S. 8^) Diese Arbeit wird von Holmes als zur Ergänzung unserer Untersuchungen^ unternommen bezeichnet.

Verfasserin verwendete zum Studium der £rmttdang von Schul- kindem 4 Blätter mit je 16 Reihen Additionen zu 20 Ziffempaaren. Um Beeinflussung mehrerer Resultatziffem durch einen Fehler zu vermeiden, enthielt keine der Reihen zwei unmittelbar aufeinander- folgende Einzeladditionen, deren Summe je gröfser als 9 gewesen wäre. Jede Reihe bestand aus 11 Kombinationen, deren Summe kleiner und aus 9, deren Summe grölser war als 9. In der That eitstanden durch Beeinflussung seitens eines vorhergehenden Fehlers nun 1,3 % der Fehler. Keine Additionskombination wurde in einer Reihe wiederholt, keine enthielt eine Null, bei keiner waren die Sum- manden gleich. Auf jedem der vier Blätter waren die Kombinationen entsprechend variiert. Die Additionen bedeckten die linke Blatt- seite, die rechte war zum Kopieren der Resultatziffem leer; dieses wurde, indem die Kinder von rechts nach links schrieben, nach Ausrechnung jeder einzelnen Additionsreihe vorgenommen. Derart hatte man neben Rechenarbeit auch Kopierarbeit zur Kritik.

Zwölf Minuten wurde erklärt, dann folgten viermal je neun Minuten lange Arbeitszeitstücke auf den vier Blättern, unterbrochen durch dreimal je vier Minuten Pause; Summa 60 Minuten.

Wer nicht die erhaltenen Aufträge genau befolgte oder nicht beständig mitarbeitete, unaufinerksam war, dessen Leistung wurde bei der Bearbeitung ausgeschlossen (SS. 214, 215, 221); die Zahl der derart (mit Recht? Ref.) ausgeschiedenen Individuen ist nicht angegeben.

um ein weiteres Beobachtungsmittel zu gewinnen, wurden die Kinder angewiesen, zum Beginn und zum Schlufe der Arbeit Linien von 6, 8 und 10 cm zu halbieren, welche je am Anfang des ersten und Ende des letzten Blattes angebracht waren. Durch

^ Lbo Büboebbtbik. Die Arbeitskurve einer Schulstunde. Urne Zeitschrift, 1891, Bd. IV, S. 543, 607, 745. Auch als SeparaUbdruck. Kurz in: DransacUona of the VII. international Congrefs of Hygiene and l}emography, London, Vol. lY, p. 87.

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diese Linienbalbieningen geht jedenfalls ein kleiner Teil Arbeits- zeit vom ersten and letzten Zeitstück verloren. Die Versuche fanden in einer Schale von San Jos6 in Califomien statt, gefördert von Schnlaufsichtsbeamten and den Lehrern.

Der Kritik worden unterzogen die Arbeiten von 70 Knaben and 80 Mädchen; in jedem „Grade'' waren beide Geschlechter vertreten.

Grad Individaenzahl Mittleres Alter

8

15

15 Jahre 8 Mon

7

24

15 0

6

28

14 0

5

35

13 4

4

26

11 10

3

22

10 8

Alle Versuche geschahen im Juni von 9 10 Uhr morgens, der gewöhnlichen Stunde für Arithmetik.

Die Totalen weisen in jedem der aufeinanderfolgenden Zeitstücke eine Zunahme der geleisteten Arbeit auf, ebenso der Fehler sowohl beim Addieren als Kopieren, bei den Knaben und den M&dchen» Von den Korrekturen sieht Referent hier ab.

ZeiUtttck

Fehler

Resoltatziffem

Addieren

Kopieren

Addieren

Kopieren

Knaben: I

157

53

10362

10389

II

191

71

12151

12060

in

344

127

13161

13096

IV

423

106

13564

13617

Mädchen : I '

189

54

13351

13280

II

239

44

15590

15713

III

299

81

16648

16712

IV

389

76

17421

17641

Znsammen: I

346

107

23713

23669

II

430

115

27741

27773

III

643

208

29809

29808

IV

812

182

31985

31258.

Vorstehende Tabelle zeigt auch, dafs die Mädchen mit einer gröfseren Zahl von Fehlem beim Addieren und Kopieren beginnen als die Knaben, aber mit einer kleineren Zahl endigen. HOLiCBS schliefst daraus, dafs die Knaben jenes Alters das Interesse rascher verlieren als die Mädchen.

Die folgende TabeUe zeigt den Betrag der Zunahme an Fehlem und Resultatziffem von Zeitstück zu Zeitstück und zugleich einen allgemeinen Parallelismus der Fehler sowohl beim Addieren als beim Kopieren. In beiden Fällen ist der gröfste Zuwachs vom II. zon»

121

III. Zeitstück. Während aber die Additionsfehler durchgehends wachsen, ist die Zahl der Fehler beim Kopieren im lY. Zeitstflck kleiner als im III., ein Effekt, den Verfasserin der Übnng zuschreibt, da das Kopieren einer Ziffernreihe YÖn rechts nach links fdr die Schfller neu war.

Zunahme von Zeitstück zn Zeitstück, Knaben nnd Mädchen zusammen Vom und zum Zeitstück Fehler Resultatziffem

Addieren Kopieren Addieren Kopieren I— II 84 8 4028 4104

II— m 213 93 2068 2036

ffl— IV 169 16> 1176 1460.

Hier ftllt, wie bei den Versuchen des Referenten, die Kurve der Fehlerzunahme in dem letzten Zeitstück ab.

Das Arbeitsquantum wächst von Zeitstück zu Zeitstück; in dieser Hinsicht ist das Ergebnis der Versuche von Holmbs von dem unsrigen abweichend, da sich bei uns nicht nur bezüglich des Quäle, sondern auch des Quantum das III. Zeitstück als schwächstes (Zu- nahme vom II. zum III. die geringste) ergeben hatte. Allerdings teilt die Verfasserin auch die Stunde etwas anders ein.

Das Addieren besteht aus: 1. dem geistigen Erfassen der gesehenen Ziffer; 2. dem Prozefs der Addition; 3. dem Behalten des Resultats; 4. dem motorischen Prozefs des Niederschreibens. Beim Kopieren hingegen fällt die Additionsarbeit weg, und die Ziffern werden gruppenweise festgehalten und niedergeschrieben. Wir möchten hinzufügen, dais man beim Kopieren die niederzuschreibenden Ziffern sieht, beim Addieren nicht.

Holmes gibt nun selbst zu, es könne nicht angenommen werden, dafis man die Fehler der speciellen Additionsarbeit rein erhalte, v?enn man von allen bei den Additionsresultaten konstatierten Fehlem die beim Kopieren auftauchenden abziehe, meint aber doch, es möchte derart eine allgemeine Tendenz des Gesetzes der Fehler- schwankungen in den aufeinanderfolgenden Zeitstücken besser hervor- treten. Subtrahiert man von den bei der Addition vorgekommenen Fehlersummen die bei der Kopierarbeit gezählten, abzüglich der Weg- lassungen von Ziffern beim Kopieren, so erhält man:

Zeitstück Fehler

„Addieren*' Kopieren I 296 107 U 340 115 III 490 208 IV 660 182.

* Das Minaszeichen deutet hier und im folgenden die Abnahme der Fehler an.

122

Zuwachs der „Additions^fehler und der Fehler beim Kopieren von

Zeitstück zu Zeitstück Vom und zum Zeitstück „Addieren'^ Kopieren I II 46 8

II —III 150 93

III— IV 176 —26.

Demgemäß würde die Zahl der Additionsarbeitsfehler bestandig wachsen, die Zahl der Fehler beim Kopieren aber am meisten vom zum III. Zeitstück. HOLifSR erklärt sich dies daraus, dafs die Kopierarbeit \on rechts nach links neu, daher relativ schwierig ist, während das Addieren täglich geübt wird, und meint, dafs die geringe Zunahme, richtiger Abnahme im IV. Zeitstück sich aus dem frischen Interesse der Kinder an der Aufgabe erklären könnte, da es sich um die letzte Arbeit handle. Nach unseren Versuchen halten wir diese Erklärung nicht für die richtige, da sich unsere Kinder schwer- lich dessen bewufet waren, dafs das bezügliche Blatt das letzte sei. Durchschnittlich machte Fehler und lieferte Ziffern in allen Zeitstücken zusammen je ein Knabe, bezw. ein Mädchen:

Fehler Resultatziffern

Addieren Kopieren Addieren Kopieren Knabe: 15,9 5,1 708 702

Mädchen: 13,9 3,2 788 792,

d. h. die Mädchen leisteten mehr Arbeit und machten weniger Fehler als die Knaben.

um die Wirkungen der gewöhnlichen Schulgymnastik zu studieren, wurden solche Übungen zwischen den Zeitstücken ein- geschoben. Das bezügliche Experiment fand blols mit den Knaben und Mädchen des 4. und 6. Grades statt. Wohl mit Recht annehmend, dais bei den früheren Versuchen und bei denen mit Gymnastik dieselben Individuen des 4. und 6. Grades berücksichtigt sind, haben wir aus Tafel III (S. 217) von Holbcbs den Zuwachs an Fehlem beim Addieren u. s. w. für den 4. und 6. Grad, Knaben und Mädchen zusammengenommen, berechnet und folgendes gefanden. Ohne Einschaltung von Gymnastik in die Pausen beträgt der Zuwachs bei den Knaben und Mädchen des 4. und 6. Grades zusammen:

Vom und zum Zeitstück Fehler Resultatziffem

Addieren Kopieren Addieren Kopieren I II 45 16 1856 1899

II— m 114 17 664 713

III— IV 77 12 470 549.

Mit Einschaltung von Gymnastik zwischen die Arbeitszeiten erhielt Holmes als Zuwachs:

123

Vom und zum Zeitstück Fehler Resnltatziffern

Addieren Kopieren Addieren Kopieren I n 82 15 686 700

n— m 28 7 —236 —145

UI— IV 36 —3 187 164.

Die Zunahme der Fehler ist also nach Einfügung der Gymnastik meist kleiner geworden.

Die gymnastischen Übungen können nach der Verfasserin die Fehlerzahl verringern 1. durch Förderung der Blutzufuhr (by refreshing the blood supply); 2. dadurch, dais sie das Interesse an der Arbeit infolge der Abwechselung heben. Letzteres ist uns zweifelhaft, denn ohne Gymnastik hatte Ruhe mit Arbeit ge- wechselt. Es dürfte die erste Vermutung die richtige sein. Holmsb bemerkt auch selbst, dais im Falle erhöhten Interesses eine Zunahme der geleisteten Arbeit zu erwarten wäre; die absolute Arbeitsleistung hat aber abgenommen. Dadurch wird uns allerdings wieder fraglich, ob das Totale der Leistung (Quantum plus Quäle) mit Gymnastik wertroller sei als ohne diese. Bemerken wollen wir noch, dafs ohne Gymnastik die Fehlerzunahme vom II. zum III. Zeitstück, wie schon froher berührt, die grölste ist, mit Gymnastik die Quantumszunahme Yom n. zum III. 2ieitstück die geringste, nämlich n^ativ. Auf die Wirkung der Gymnastik kommen wir übrigens gleich bei der Linien- halbierung wieder zurück.

Bei dieser Halbierung ist die Möglichkeit, zweierlei Arten von Irrtum zu begehen, gegeben, Irren in der Wahrnehmung und Irren in dem Benehmen der Hand. Beim Teilen der Linien wurden folgende Fehler gemacht:

Zorn Be^^n der Stunde Zum Schlufs der Stunde Zuwachs in % Knaben: 572 709 23,9%

Mädchen: 781 1089 39,4

Alle IndiTiduen : 1S53 1798 32,9

Hierzu seien hier berechnet (aus Tafel IX, S. 224) dieselben Fehler, blo&die Individuen des 4. und 6. Grades umfassend, ohne Oymnastik in der Pause. Diese Fehler betragen:

Zum Beginn der Stunde Zum Schlufs der Stunde Zuwachs In %

Knaben: 203 281 38,4%

Mädchen: 288 433 &0,3 Alle Individuen des 4. und 6. Grades:

491 714 45,4 .

HoLMBS gibt femer dieselben Fehler blois der Individuen des 4. und 6. Grades mit Gymnastik in der Pause an:

124

Zum Beginn der Stande Znm Schlafs der Stunde Zawachs in % Knaben: 233 268 15,07©

Mädchen: 222 274 23,4

Alle Individuen des 4. and 6. Grades:

455 542 18,9 .

Um zu prüfen, inwieweit Ennttdang der Moskolatar an den Fehlem schuld sei, wurden die Kinder notiert, welche die Hand am stärksten zusammenkrampften, aber diese ergaben keinen gröberen Fehlerdurchschnitt beim Schlüsse der Arbeit als die anderen. Es ist also die Zunahme der Fehler auf dem 4. Blatt (lY. Zeitstück) eine Folge der ermüdeten Empfindungsfähigkeit.

Als Ergebnis des Einflusses der gymnastischen Übungen zeigt sich, dafs sie die Fehlerzahl bei den Linienhalbierungen verringem; Gymnastik scheint also hier das durch geistige Thätigkeit herabgesetzte EmpfindungSTermögen wieder zu erhöhen. Aus den Versuchen Gbibs- BACHs^ ist zu entnehmen, dab auf die Einschaltung einer Turn- stundenicht alsKonsequenz eine Abnahme der Ermfidungserscheinungea folgt, soweit solches aus der Veränderung der Hautsensibilität za erschliefsen ist; wir müssen aber betonen, dab es sich bei Holmb8 um kurzdauernde gymnastische Übungen handelt.

Referent bedauert, dafs die Zahl der mit Einschaltung gymnastischer Übungen Untersuchten so klein ist und mufs auch darauf hinweisen, dafs die kritischen Versuche als die zweiten mit denselben Individuen Yorgenommen worden sind; es wäre Ton Wert, über die Art und Dauer jener gymnastischen Bewegungen genaueres zu erfahren. Man wird bei dieser Gelegenheit erinnert an die aus mehreren Gründen so empfehlenswerte öftere Unterbrechung des Schreibaktes beim Schreib* unterrichte durch Zimmertumbewegungen.

Die Verfasserin betont unter anderem, dafs nicht nur Ermüdung, sondern auch Abnahme des Interesses ein Grund für die Zunahme der Fehler innerhalb der Stande sei.

Die interessante Studie, welche von Dr. F. Angell überhaupt und vielfach auch in den Details angeregt wurde, stammt aus dem psychologischen Laboratorium der rührigen jungen Leland Stanford Junior University, Palo Alto, Califomien. Wir können nur ?rünschen, dafs noch viele andere Unternehmungen zur experimentellen Unterrichts- hygiene von dort ausgehen möchten.

Oberrealschalprofessor Dr. phil. Leo Bubgebstein in Wien.

' H. Gbibsbach, Über Beziehungen zwischen geistiger Ermüdung und Empfindungsvermögen der Haut Schul- hygienische Untersuchungen. Separatabdruck aus dem Archio ßr Hygiene^ Bd. XXIV; Referat in dieser Zeitschrift, 1896, No. 10 und 11, S. 64a bis 647.

125 Karl HiNTBlaEB, diplomierter and behördlich aatorisierter Architekt.

Die Yolksschnlbanten in Norwegen. Mit 1 Tafel. Wien, 1895. Karl Graeser. (60 S. 8<>.)

Die kleine Schrift ist f&r den Mann der Wissenschaft, wie für den Menschenfreund von gleich groisem Interesse.

Sie bietet dem ersteren eine klare und vollständige Übersicht Aber den Stand der Schulpflege in einem Lande, das mit seinen wirt- schaftlichen Einrichtungen sehr wenig in die Öffentlichkeit tritt, und sie gibt dem Menschenfreund die erfreuliche Gewifsheit, dab die Bestrebungen, welche in Deutschland in den beiden letzten Jahr- zehnten zu emer erheblichen Yerbesserung des Schulbauwesens geführt haben, für Norwegen trotz der aus der dttnnen Bevölkerung und aas der verhftltnism&fsig geringen Wohlhabenheit dort entgegen- stehenden Schwierigkeiten mit Ernst und vollem Verständnis nutzbar gemacht worden sind.

Die mitgeteilten Grundrisse von Schulbauten können, da sie sich durchaus an bekannte Yorbilder anschliefsen, naturgemäfs nichts Neues bieten, sie zeigen jedoch, dals die gesundheitlichen Rück- sichten, die bei uns dazu geführt haben, die Dienstwohnungen der Lehrer und die Bedürfnisanstalten aus den Schulgebäuden zu ent- fernen und die vielstöckigen, übergrofsen Schulkasernen thunlichst einzuschränken und zu teilen, auch in Norwegen richtig gewürdigt werden.

Als Beigabe ist der Schrift ein Abdruck der fGlr die Volks- schulen auf dem Lande und in den Städten in Kraft stehenden gesetz- lichen Bestimmungen hinzugefügt; letztere erweisen, dafs die Schul- pflicht mit allem Nachdruck aufrecht erhalten |wird und da(s alle Kosten der Schulpflege vom Staat und von den Gemeinden getragen werden.

Stadtbaurat Behnke in Frankfurt a. M.

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|ritf(l|rifl fit S(l|nlgefnn)il|eit$y|legt

IX. Jahrgang. 1896. No. 3.

<l>ri$tttaiiib^an)litii$eti.

über die physische Entwickelung der Schulkinder und die körperlichen Übungen in den Schulen.

Vortrag, gehalten in der Moskauer hygienischen Gesellschaft.

Von

Kollegienrat Dr. med. W. Nestbboff,

Arzt des LazarewBchen Instituts für orientalische Sprachen in Moskau,

froher Assistent der therapeutischen Universitätsklinik daselbst.

Geehrte Herren I Die in den Sitzungen der Moskauer hygienischen Gesellschaft behandelten Fragen, betre£fen,d die physische Entwickelung und körperliche Erziehung der Jugend, sind so wichtig, da(s Sie mir erlauben werden, heute noch einmal darauf zurückzukommen.

In der That sind wir alle dermaisen Augenzeugen des Zerwürfiiisses zwischen Schule und Leben, sowie gewisser, von der jetzigen Erziehung herrührender anormaler Erscheinungen, daÜB nicht nur für wissenschaftliche Gesellschaften, sondern auch für jede intelligente Familie die moderne Schule, ins- besondere die Mittelschule, eine Tagesfrage bildet. Aber etwas anderes ist es, Thatsachen zu konstatieren, etwas anderes, die- selben zu analysieren und unnütze oder irgendwie schädliche Einflüsse zu beseitigen: wenn für das erste ein gesunder Ver- stand und Lebenserfahrung ausreicht, so ist für das zweite specielte Kenntnis und wissenschaftliches Studium notwendig.

S«haI«Mudh«ltipfl6g« IX. 9

In Erziehungsfragen herrscht Dicht selten ein bemerkenswerter Mangel an Begründung, einerseits unleugbares Festhalten an der Tradition, Furcht, von alten GFewohnheiten abzuweichen, andererseits willkürliche, subjektive Auslegung, denn yor allem glaubt jeder Vater Erzieher zu sein. Das Restdtat davon ist Hinundherirren der G-edanken, Mannigfaltigkeit der Urteile, Widersprüche, Zweifel u. s. w. Diesen begegnen wir nicht nur in unserer, sondern auch in der europäischen Presse, besonders seit dem letzten Jahrzehnt, wo hauptsächlich die Ärzte Fehler der Erziehung konstatiert und Verbesserungen derselben gefordert haben.

Wo liegt denn die Grundursache dieser schwankenden Ansichten? Mir scheint dieselbe klar zu sein. Bei unserem Urteil über Erziehung und die Methoden derselben, über pädagogische Systeme u. s. w. übersehen wir, für wen dieselben da sind. Wir vergessen das eigentliche Objekt unserer Auf- gaben — den Organismus der Kinder und dessen besondere Beschaffenheit, durch welche sich derselbe vom Organismus dee Erwachsenen unterscheidet. Wir bieten der Jugend das, was uns Alten gefällt, wir schneiden für das Kind nach unserem eigenen Mafse, dem MaCse der Erwachsenen, zu. Wenn bei unserer Behandlung von Erziehungsfragen der Organismus des zu entwickelnden Kindes unmittelbar den Ausgangspunkt bildete, so würden wir fem von Subjektivität der Anschauungen bleiben und auf festem Boden stehen; denn alle G-esetze der Erziehung würden dann nicht von unseren eigenen An- schauungen, sondern von der Psychophysiologie dee Kindes diktiert sein.

Als Ergänzung zu der in einer Sitzung unserer Gesellschaft gemachten Mitteilung des Kollegen Dr. Pokbowsky „Über diejenigen Mängel der physischen Gesundheit, die von Nichterfüllung der hygienischen Forderungen in Bezug auf Einrichtung, Mafs und Qualität der geistigen Arbeit der Schulkinder herrühren'', werde ich mir erlauben, auf die pädagogischen Mittel hinzuweisen, die man mit der Schätzung der Kenntnisse, der Aufmerktomkeit

131

und des Betragens der Schüler und mit der DnrchfOlining der Tenchiedenen Forderungen der Disoiplin anwendet.

Dr. WiBENius, der darüber im Jahre 1889 schrieb,^ lifttte die Frage gestellt: »Wie verhält sich geistig das Schulkind selbst zu den Programmen der Schule uod der pädagogischen Disciplin?*' Diese in wissen, schaftlicher Beziehung folgerechte Frage führt uns in eine neue Sphäre der Kindematnr, deren man sich schon längst hätte erinnern sollen, in die Sphäre der inneren Gefühle, oder, wenn man sich wissenschaftlich ausdrückt, in die Sphäre der Emotionen des Schülers.

Als Arzt zehn Jahre lang unserer Mittelschule nahe stehend, mufs ich sagen, dais die Forderungen an die Schul- kinder zu hoch sind und die Beurteilung ihrer geistigen Arbeit die Aufmerksamkeit und den Fleiüs beiseite gelassen mittelst Nummern zu streng ist. Diese zwei Umstände halten das Schulkind in beständiger Furcht und in ge- drückten Gefühlen, in Empfindungen, die mit der Zeit, wenn es sich daran gewöhnt, demoralisierend wirken. Der Furcht folgt nämlich die Lüge nach, und der bedrückte Geistes- zustand ruft Erschlaffung der Aufmerksamkeit, verwirrte Ge- danken, Apathie, gleichgültiges Verhalten gegen die Censuren und sogar Faulheit hervor.

Solch ein geistiger Zustand muk sich auch physisch bemerkbar machen, indem er mit einem gewissen Verhalten des Ge&fssystems verbunden und folglich auf die Ernährung der Körpergewebe von Einflufs ist. Ein jeder weils z. B., um etwas Analoges anzuführen, dais Scham den Menschen er- röten, Schrecken denselben erbleichen läfst. Die Physiologie lehrt überhaupt, dafs verschiedene Gemütsbewegungen, Affekte und Erregungen von entsprechenden Veränderungen in dem vasomotorischen System begleitet werden, wobei Gefühle von erhebendem Charakter die Ge&Ise erweitem, diejenigen nieder-

^ Dr. WisENiüs, Die Emotionen in der Schule vom hygieniaehen Standpunkte aus, (Busaisch.)

J32

drückender Art dieselben zusammenziehen. Selbstrerständlicli ändert sich, dem Zustande der G-e&lse entspreohend, auch das Blutquantum, das durch dieselben fiiefst, und es kann folglich in den von ihnen versorgten Körperteilen eine Störung der Ernährung eintreten. In unserem Falle sind die Emotionen des Schülers von bedrückendem Charakter. Die GreflEilse er- scheinen daher zusammengezogen, das Gesicht ist bleich, das Gehirn wird ungenügend ernährt, die Zahl imd Stärke der Hens- kontraktionen nimmt zu, und als ßesultat ergibt sich eine Beihe von Bedingungen, welche, im Zusammenhang mit anderen Ein- flüssen der Schule, zur Entstehung jener Störungen der Ge- sundheit beitragen, wie sie Dr. Pokbowsky in seinem Vortrag geschildert hat.

Gewüs reagieren nicht alle Schüler auf gleiche Weise gegen das übliche Unterrichtssystem. Nach den Beobachtungen des Dr. Mabe^ erkranken am meisten die fleifsigen; die begabten dagegen, denen alles leicht fällt, zeichnen sich durch sehr geringe Erkrankungen aus.

Ich gehe jetzt zu den Themen über, welche in der Sitzung der Gesellschaft Yom 13. November 1893 an der Hand der Mitteilungen der Herren N. Zabel und E. Pokbowsky yer- handelt wurden, zu der Gymnastik und den Spielen.

Beide Referenten, sowie diejenigen, die ihnen opponierten, äuTserten Yor allem den einen Gedanken, dals die physischen Übungen einen notwendigen Bestandteil der Erziehung in der Schule bilden müssen. Nur über die praktische Ausfähroiig dieses Gedankens, über die Methoden der Eörperübungen waren die Meinungen Yorschieden. Die einen gaben der gewöhnlichen G^ymnastik den Vorzug, die anderen den Spielen, die dritten endlich sprachen sich für beides aus, indem sie Ghjrmnastik und Spiele für gleichwertig erklärten.

Ich glaube, alle diese Meinungen können bis zu einem

' Deutsche Viertefjahrsechnft ßr ötfentüche Geewndheitepflege, 1879, Bd. XI.

133

gewissen Orade vereinigt werden, falls wir bei solch einer komplizierten Frage, wie die physische Erziehung des wachsenden Organismns, nns auf den objektiven Standpunkt stellen, an dem Grundsatz festhalten, dals es eine dringende Notwendigkeit ist, die Aufinerksamkeit auf die physische Entwickelung zu richten; denn das Leben des heutigen Menschen nimmt immer mehr eine einseitig geistige Sichtung an, welche äufserst schäd- liche Folgen nach sich zieht.

Objektivität im Urteil aber kanu nur die Physiologie geben, und wir müssen uns daher an das erinnern, was diese auf folgende Fragen antwortet:

1. Was für einen EinfluJs hat eine körperliche Übung auf den Organismus im allgemeinen?

2. Welche besonderen Verhältnisse bietet bezüglich dieser Einflüsse der kindliche Organismus dar?

Da die meisten Mitglieder unseres Vereins als Ärzte mit den betreffcDden Fragen bekannt sind, werde ich mich bemühen, in den Antworten möglichst kurz zu sein.

Jede physische Übung ist Muskelarbeit und hat als solche doppelte Bedeutung, für den Muskel selbst imd für den ganzen Organismus. In dem Muskel selbst vergröisert systematische Thätigkeit die Masse und so zugleich die Leistungsfl&higkeit Dabei wird Fett des Körpers verbraucht. Mit der Zunahme der Muskelfasern nimmt femer die Quantität des Blutes zu. An&erdem erstarken die Knochen, Sehnen und Bänder. Da in dem arbeitenden Muskel eine vermehrte Blutcirkulation vor sieh geht, so werden weiter die Herzkontraktionen beschleunigt und kräftiger. Infolgedessen findet auch ein energischerer Ab- flnls des Venenblutes und der Lymphe in den gröHseren Qe- ftCsen statt. Die Zahl und Tiefe der Atemzüge wächst, weil die thätigen Muskeln viel Sauerstoff verbrauchen und eine greise Quantität von Kohlensäure erzeugen, folglich das Ver- brennen des Kohlenstoffes und der Verbindungen desselben befördern. Der allgemeine Stoffwechsel steigert si<di, wodurch das Selbstgefühl gehoben und die Kraft vermehrt wird. Über den Rinflufs der Muskelübungen auf das Nervensystem erlaube

134

ich mir in Anbetracht der besonderen Wichtigkeit dieser Frage die Worte des greisen Physiologen Du Bois-Reymond ^ anzu- fahren: „Die Körperübnngen sind nicht blofs Übungen des Muskelsystems, sondern auch Übungen des centralen Nervensystems, des Gehirns und Rückenmarks. Unter Übung versteht man gewöhnlich die öftere Wiederholung einer mehr oder weniger komplizierten Thätigkeit unter Mitwirkung des Gehirns oder wiederholte Arbeit des Gehirns allein^ behu£9 Ver- vollkommnung dieser Thätigkeit. Jede Leistung unseres Körpers ist nicht so sehr auf Verkürzung der Muskeln als auf deren verschiedenartiger Thätigkeit basiert. Um z. B. einen Sprung auszuführen, haben die Muskeln in einer regelmäfsigen B.eihen- folge zu arbeiten, und die Energie jedes einzelnen derselben mulis nach einem bestimmten Gesetze wachsen, sich halten und nachlassen. Unter normalen Verhältnissen gehorcht der Muskel pünktlich dem Nerven, und seine Verkürzung ist jeden Augen- blick von dem Erregungszustände des letzteren in dem unmittelbar, vorhergehenden Momente abhängig. Da aber die Nerven nur Impulse, die aus den motorischen Ganglienzellen kommen, weiter befördern, so ist klar, daCs der Mechanismus komplizierter Bewegungen eigentlich in dem centralen Nervensystem kon- centriert ist, dafs also Übungen in dergleichen Bewegungen wesentlich nichts anderes sind als Übungen des centralen Nerveosystems. "*

GkLnstige Resultate der Muskelthätigkeit werden nur untar der Bedingung gewonnen, daCs enitens der Körper das in jedem Falle genügende Quantum Nahrung erhält, um den verstärkten Verbrauch zu ersetzen, und dafs man zweitens die Bewegungen nicht bis zu hohen Graden der Ebmüdung treibt. Sonst ent* wickeln sich schädliche Folgen der übermäfsigen Thätig- keit in Form von Schmerzen, Zittern und Krämpfen der Muskeln, Lähmung einzelner Muskelgruppen, oder es entsteht

^ Du Bois-BsTMovD, Über die Übung, Bede, gehalten rar Feier des Stiftangstages der militärarstliohen Bildungsanstalten am 2. Aogusfe 1881. (Boisisohe Übersetzung.)

135

gar Muakelatrophie, Emphysem der Lungeu, Klopfen und Arhythmie des Herzens bis zur Hjrpertrophie und Erweiterung desselben.

So antwortet uns die Physiologie auf die erste der ge- stellten Fragen, und das in Bezug auf den mittleren Orga- niamuSy wenn dieser Ausdruck erlaubt ist.

In Anbetracht der geschilderten Einflüsse der physischen Übungen ist es aber von Wichtigkeit, auch noch die beson- deren Eigenschaften des kindlichen Organismus ins Auge zu fassen. Dieselben bestehen nach Beiteke in fblgendem : In der ersten Periode, der Kindheit bis zum siebenten Lebensjahre (zweiter Zahndurchbruch), ist der Körper dee Kindes infolge des raschen Wachstums sowohl des Herzens, wie des Durchmessers der gröJseren Arterien reich an Blut; beeonders thfttig ist die Blutcirkulation in den Lungen. Das Gewicht des Gehirns wird 2Vs mal gröfser. Das Nerven- system ist äufserst reizbar. Es findet ein erhöhter Stoffwechsel statt.

In der zweiten Periode, zwischen dem siebenten und fiinfzehnten Jahre (bis zur Entwickelung der Geschlechtsreife), nimmt das Volumen des Herzens im Vergleich zur Länge des Körpers viel mehr zu (von 90 100 ccm auf 130 140 ccra) als das Volumen der gröfseren arteriellen Ge&üsstämme. Folglich vermehrt sich der Herzdruck bei gleichzeitiger geringer Ehrweiteiung des Blutbettes bedeutend. Das Gewicht des GMbims wird um 200 300 g grölser. Der Stoffwechsel ist sekwfteher als in der ersten Periode.

Die wichtigsten anatomisch-physiologischen Veränderungen aber fallen in die dritte Periode des Lebens, nach dem fünf- zehnten Lebensjahre, in den Abschnitt der .Geschlechtsreife. Die relative Enge des Grefkfssystems bleibt fast ohne Änderung, während das Herz unter dem Einflüsse des grofsen Wider- standes rasch und bedeutend an Umfang wächst (über 100 ccm). Dadurch erreicht der arterielle Druck sein höchstes Mals und pflanzt sich bis in die E^apillaren fort, welcher letztere Um- stand die Entwickelung des Geschleohtsapparats, der Haut-

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drttfien und der Haare besonders befördert; die relatiye Masse des Blutes im Körper ist bedeutend kleiner als bei dem Erwachsenen. Die Intensität des Stoffwechsels &hrt fort zu fallen.

Aus dieser Übersicht der besonderen Eigenschaften des kindlichen Organismus ist zu ersehen, welche wichtigen Ver- änderungen in dem wachsenden Körper, hauptsächlich in dem Cirkulations- und Nervensysteme, Yor sich gehen. Diese Ver- änderungen sind bestimmten Gesetzen unterworfen, welche sich besonders dadurch auszeichnen, dais jeder Versuch, an denselben zu rütteln, sich rächt. „Die Natur,^ sagt Spbnobr, ist eine strenge Rechnerin; wenn Sie nach einer Richtung hin mehr fordern, als dieselbe zu geben bereit ist, so wird sie zwar die Bilanz bewahren, aber mit Abzug an einer anderen Stelle. Die Summe der Lebensenei^e ist beschränkt, und man kann daher nicht mehr als ein bestimmtes Mals von Forderungen au sie stellen.'*

Auf Grrund der angeführten physiologischen Daten lassen sich bezüglich der Anwendung physischer Übungen in den Perioden des Knaben- und Jünglingsalters, wenn man die Einflüsse der Schule zunächst unberücksichtigt läfst, folgende Sätze aufstellen:

1. Am besten wäre es, den wachsenden Organismus in solche äulseren Verhältnisse zu bringen, bei denen derselbe seinen natürlichen Bedürfnissen folgen könnte, und in sein Leben nichts Künstliches hineingebracht würde.

2. Die Frage der physischen Übungen erschien immer entweder als Ausdruck der Bedürfiüsse des Staates (das alte Griechenland, Deutschland u. a.), oder als künstliches Mittel zur Hebung der allgemeinen, durch sociale und kulturelle Ein- flüsse geschwächten Gesundheit

3. Wenn einmal die Einführung körperlicher Übungen in das Leben der heranwachsenden Generation als notwendig anerkannt wird, dürfen dieselben auf keine Weise die natür- lichen Gtesetze des Wachstums verletzen und müssen daher nicht nur streng individualisiert werden, sondern auch unter specieller Kontrolle stehen.

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4. Die Wahl der Methode der Übnngen hängt yod den Indikationen, die Yon dem Individunm aufgewiesen werden, ab.

Diese Sätze sind, sozusagen, allgemeine Sätze, die sidi aus physiologischen Thatsachen ergeben. Wir reden aber Yon der Schule.

Das jetzige Erziehungssystem hat uns, trotz des Strebens nach den Idealen der antiken Kultur, lange nicht „hellenische Naturen^ geschaffen, bei denen Geist und Leib harmonisch ausgebildet waren. Aus der Mitteilung des Dr. Saok haben wir z. B. gesehen, wie die physische Entwickelung der heutigen Gymnasiasten beschaffen ist. Es hat sich bei denselben ein schul pathologischer Typus ausgebildet, dessen allgemeine Charakteristik folgende ist: eine übergrolse KOrperlänge, eine zu schmale Brust, Blässe der Haut, herrührend von Anämie, langem Sitzen in der Klassenluft und der Menge der mit der- selben eingeatmeten Kohlensäure, die zugleich zu gröiserer Venosität des Blutes beiträgt, Armut an Fett, schwache Muskulatur, Verkrümmungen der Wirbelsäule, anormale Seh- kraft, eine Reihe nervöser Störungen neurasthenischer Art und endlich ein bedrückter Geisteszustand. Und das alles in der Periode des T^achstums, folglich zu einer Zeit, wo, die laufenden Ausgaben nicht gerechnet, reiches Material zum Aufbau der Gewebe und Organe erforderlich ist.

Eine Besserung dieser Verhältnisse hängt vor allem von der Beseitigung der Ursachen ab, welche die regel- mAüsige Entwickelung stören, sodann aber yon der richtigen Anwendung jener gymnastischen Methoden, welche als die physische Ausbildung fördernd von den Ärzten prinoipiell bezeichnet sind.

Alles oben Gesagte zwingt uns zu folgenden, besonders fär die Mittelschulen geltenden Schlüssen:

1. Die Notwendigkeit der physischen Übungen in den Schulen darf auf keine Weise aus der Absicht hergeleitet werden, dadurch ein Gegengewicht gegen die Geistesüberbürdung zu schaffen; für das letztere sind jene Übungen zum wenigsten machtlos. Diese Notwendigkeit resultiert vielmehr aus der

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psyphophysisohen Erschlaffung und der sohwäohliohen Gesund- heit der lernenden Generation und der jetzigen Kulturmenschen überhaupt.

2. Dem ' gewünschten Ziele, die psycbophysische Organi- sation zu heben, entspricht ausschliefslich jene Art der körper- lichen Übungen, welche hygienische Gymnastik, weniger richtig pädagogische genannt wird, insofern sie auf den ganzen Organismus EinfluTs übt.

3. Es existieren keine wissenschaftlichen Gründe, die Bewegungsspiele von der Gymnastik im allgemeinen zu trennen ; die Spiele bilden nur eine von den Methoden der hygieni- schen Gymnastik.

4. Die Wachstumsgesetze des Organismus müssen den Ausschlag bei der Auswahl der Methoden der hygienischen Gymnastik in Lehranstalten geben; die Periode der Ge- schlechtsreife bildet die Grenze, welche das Kind von dem Erwachsenen scheidet, und ist folglich bei jener Auswahl von einschneidender Bedeutung.

5. Für das Alter vor der vollständigen Geschlechts- reife lassen sich nur diejenigen gymnastischen Methoden empfehlen, welche mit einer Bewegung des ganzen Körpers auf der Ebene verbunden sind und bei den Kindern besonderes Interesse erregen, jedoch auch diese nur unter der Bedingung, dais sie in reiner Luft und un- gezwungen stattfinden. Es sind demgemäTs hier vor allem Spiele mit und ohne bewegliche Geräte (Stock, Ball u. s.w.) angezeigt, femer verschiedene Sports u. dergl.

6. Alle anderen Arten der Gymnastik, welche eine Wirkung nur auf einzelne Organe des Körpers ausüben und das natürliche Gleichgewicht, besonders im Bereiche des Blut- umlaufs und der Nerven, leicht stören können, dürfen vor der vollständigen G^eschlechtsreife nur individuell angewendet werden als ärztliche Gymnastik zur Wiederherstellung er- krankter Teile.

7. In der Periode nach der Pubertät sind be-

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liebige Methoden der Gymnastik gestattet und erwünscht, wenn der Organismus nur keine Gtegenanzeigen bietet.

8. Jene Arten der Gymnastik, die man gewöhnlieh Frei- übungen, „quasi •schwedische*' Gymnastik nennt, müssen als gftnzlich zwecklos und sehr leicht ermüdend völlig ausgeschlossen bleiben und dürfen nur als Heilmittel benutzt werden.

9. Die äuberen Bedingungen, der Platz, die Zeit, das Mab der physischen Übungen, müssen von Ärzten und Päda- gogen gemeinschaftlich festgesetzt werden.

Das sind die G^anken, die ich meinerseits zu den Be- ratungen der Moskauer hygienischen Gesellschaft hinzufugen wollte, und mittelst deren ich zwei vergessene, aber für die EiTziehung äufserst wichtige Ideen ins Gedächtnis zurückrufen möchte, die Unerläfslichkeit der Rücksicht auf den kindlichen Organismus und, wie sich Biohtbr ausdrückt, das 9)Pfts trop gonverner^.

Die Sehnlarztinstitation in Drontheim.

Von

M. K. HIkonson- Hansen,

Lehrer und Obflenrator in Drontheim.

loh habe firüher in dieser Zeitschrift^ mitgeteilt, dais Drontheim eine Art von ärztlicher Inspektion der städtischen Schulen auf die Weise erhalten hat, dals der Wirkungskreis der Stadtärzte in der bezüglichen Bichtung erweitert wurde.

Dals eine solche Binrichtung an und für sich unglücklich war, sah ich schon damab ein. Denn die Stadtärzte haben ohnehin genug zu thun, teils mit ihrer Praxis, besonders unter den Armen, teils als Gehilfen der Gesundheitskommission und des Stadtphysikus.

» 8. Jahrgang IV, 1891, No. 5, S. 308-309.

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Da die Funktion der Stadtärzte als »Schulärzte^ jetzt ein paar Jahre gedauert hat, so ist reichlich Gelegenheit vorhanden gewesen, die erforderlichen Erfahrungen zu sammeln, um ein Urteil über die Zweckmälsigkeit dieser Institution darauf zu basieren. Das Urteil aber lautet, dais Stadtärzte, die mit aus- gedehnter täglicher Praxis überladen sind und keine besondere Gelegenheit gehabt haben, Schulhygiene zu studieren, sich fOr die Stellung als Schulärzte nicht eignen. Die hier gemachten Erfahrungen sprechen alle, soweit ich sie richtig yerstehe, zu Gunsten dieser Anschauung, ohne dafs damit die Tüchtigkeit der Männer bezweifelt werden soll, welche gegenwärtig jene Stellung innehaben.^

Blofs einige Beispiele zum Beweise meiner Behauptung.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen, betreffend die Funktion der Stadtärzte als Schulärzte, sollen diese ein paar- mal jährlich sämtliche Schullokale inspizieren, sowie auch öfter die Klassen in der Zeit des Unterrichts besuchen, um sich von dem Beinlichkeitszustande und den Luftverhältnisaen in denselben zu überzeugen. Ferner sollen sie ihre Auf- merksamkeit auf folgende specielle Unterrichtszweige richten : Schreiben, Zeichnen, Singen, Handarbeit und Turnen. Dies ist ihr Geschäftsgebiet als Gesundheitsinspektoren für die Schulen.

Aufserdem haben die Stadtärzte als Schulärzte Atteste f^r kranke, krankheitsverdächtige oder geheilte Kinder auszustellen, im Falle es notwendig ist, auch eine diesbezügliche Kontrolle über die Kinder im Eltemhause zu führen und, wenn Epidemien ausbrechen, eine häufigere Aufsicht über die ihnen anvertrauten Schulen zu üben. Endlich müssen dieselben, sobald sie während ihrer Besuche in den Schulen hygienische Mängel antreffen, sich an die betreffenden Behörden wenden, damit diese Mängel abgestellt werden. Derart sollen die Schulärzte die Ghesundheite- polizei in den Schulen ausüben.

Glegen diese Bestimmungen als Hintergrund springen die

* Vom 1. Janaar 1898 an ist^ da die Einwohnersahl sich vergrolsert hat, das Territorium der Stadt Drontheim erweitert nnd infblgedeasen ein Tierter Stadtarzt angestellt worden.

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Beispiele, welche die UnvereiDbarkeit einer überladenen Stadtarzt- ataUnng mit dem Amt als Schularzt darthun, scharf in die Augen. Dals die Schulärzte ein paarmal des Jahres die Schulen besuchen und durch die Klassen gehen, geschieht freilich, wie es die Vorschriften bestimmen. Häufigere Besuche aber und eine Überwachung der Arbeitshaltung der Kinder, wie sie für eine gesunde Körperentwickelung so wichtig ist, finden nicht statt, sondern stehen nur auf dem Papier. Sowohl die Handarbeitslehrerin,^ als auch der Schreib-, der Zeichen-, der Sing- und, last not least, der Turnlehrer werden bestätigen, dals sie während ihres Unterrichts kaum jemals einen Schularzt bei sich gesehen und noch viel weniger irgend eine Belehrung Ton ihm empfangen haben.

Ist also die sanitäre Inspektion dieser Schulärzte auch nicht gleich Null, so besitzt sie doch einen sehr geringen Wert und übt eine nur unbedeutende Wirkung aus. Denn» wie ich bereits früher andeutete, ein tüchtiger Schularzt muis specielles Interesse und specielle Kenntnisse, vor allem aber Zeit und Buhe haben, um seines Berufes zu warten.

Als Vertreter der Gesundheitspolizei dagegen haben die Stedtärzte den Schulen hier recht gute Dienste geleistet. Wie leicht einzusehen ist, konnte dies auch kaum anders sein. Denn die gesundheitspolizeiliche Funktion fällt ja, streng genommen, mit der Stellung der Stadtärzte als Gesundheitswächter der Kommune und wohl auch als deren Epidemieärzte zusammen. Was der Arzt also hier der Schule schuldet, ist eigentlich nur die Erteilung der Zeugnisse. Durch das vereinigte Auf- treten des Arztes und der Lehrer ist der Zeugniszwang streng dnrchgefQhrt worden, und dieser Zwang ist gewifs sehr nützlich gewesen, trotzdem in einer Lehranstalt im Schuljahre 1893 94 unge&hr 60 Fälle von Diphtherie aufgetreten sind.^

' Die weibliche Handarbeit, welche Beschäftigang mit karrierten Stofien und hin und wieder Zählen von Faden verlangt, also groüse An- forderongen an das Sehorgan stellt, ist im besonderen Grade einer kündigen hygienischen Inspektion bedürftig.

' Von irgend einer besonderen ärstlichen Inspektion ist in diesem Falle nichts verlautet. Die Schalen wurden endlich geschlossen, als noch

H2

Was die Thätigkeit der Schulärzte bei Torgefondenen hygienisoben Mängeln betrifft, so habe ich nur von einem der Stadtärzte gehört, dafs er die Aufistellung mehrerer Spnck- näpfe in einer seiner Schulen verlangte.

Charakteristisch ist aber andererseits, dafs ein Schulzimmer, welches zum Handarbeitsraum für Knaben umgeändert wurde, seiner freilich nicht sehr wirksamen Ventilationsvorrichtung verlustig ging, ohne irgend einen Ersatz dafür zu erhalten. Erst auf Andrängen der Lehrer wurde ein Jahr später der Frischluftkanal wieder hergestellt. Ein ähnliches Zimmer, welches zur Schulküche eingerichtet wurde, verlor gleichfalls seine Lüftungsanlage,^ bekam aber anstatt derselben einen Bauchfänger.

Bedauerlich ist auch, dals für die Wände der Abtritte jetzt sogenannter Grobputz verwendet wird. Die überaus rauhe Oberfläche desselben ist mit ihren zahlreichen Yer- tiefangen vorzüglich geeignet, Schmutz und Bakterien an- zusammeln, und wird deswegen von den Sachkundigen gerade an solchen Orten vermieden, wo ünreinlichkeit und Mikro- organismen ohnehin in Menge vorkommen. Der Ghrobputz verhindert auch den Luftwechsel; wo bedarf es aber mehr der Luftemeuerung als auf den Aborten?

Als in der Waisenhausschule, die früher nicht mit Gras- beleuchtung versehen war, eine solche eingerichtet wurde, erhielten die Klassen nicht moderne, verbesserte Brenner, nein jämmerlich leuchtende, altmodische Fledermausbrenner ohne Cylinder und Glocken, so dafs die Flammen fortwährend flackerten. Aber in solchen Fällen werden die Schulärzte auch nicht gerufen oder von dem' Komitee befragt, welches Veränderungen und Ausbesserungen der Schullokale vorzuschlagen hat.

Schliefslich sei noch angeführt, dals in dem einzigen

fünf Tage vom Schuljahre übrig waren. Hatte ein angeatecktes Kind am Unterrichte teilgenommen, so wurden Extrawaschungen mit gewöhn- lichem Seifenwasser an Boden, Paneel und Mobilien des betreffanden Schulzimmers vorgenommen.

^ Man liels sich nicht damit beg^flgen, den Evakuationskanal sa entfernen, sondern nahm selbst die Frischluftkanäle fort.

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Scholgebäude der Stadt mit Oentralventilation^ die Gkze der Luftfilter, seitdem die Schulärzte hier ihre Funktion anfingen, mehrere Monate hindurch in einem zerrissenen und zerlumpten Zustande hing, so dafs Staub und Schmutz ungehinderten Zugang zu den Kanälen und Klassenzimmern hatten.

Das wären die Beispiele. Ich glaube, sie sind zahlreich und schlagend genug, um auf sie meine obige Behauptung gründen zu können, dafs Stadtärzte mit größeren Distrikten und Armen- praxis, sowie ohne specielle Interessen und gründliche Aus- bildung als Schulhygieniker zu Schulärzten nicht passen und deshalb auch nicht die Titel als solche führen sollten. Sie werden in der That der Schule gegenüber immer nur die Arzte ihrer Distrikte und die Gehilfen der Gesundheits- kommission bleiben. Eine solche Einrichtung sollte keine Stadt, in der man einen offenen Blick für die erfolgreiche Thätigkeit der Schulärzte hat, nachzuahmen versuchen.

:Xtts Derfantntlttttjen nttb Deretnen.

in England.

Vortrag, gehalten in der Deutschen Gesellschaft für öflPentliche Gesund- heitspflege zu Berlin.

Von

L. KOTELMANN. (Fortsetzung.)

n.

Aber nicht nur, dafs das englische Schulkind an reine

Luft gewöhnt ist, es wird ihm auch grofse B.einlichkeit des

Leibes und der Kleidung anerzogen. Der Beinlichkeitssinn ist in England ausgeprägter als bei uns.

' 8. diese Zeitschrift, 1890, No. 11, S. 647.

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Im Mittelalter freilich war. es auch in Deutechlaiidi wenigstens was die Reinhaltung des Körpers anbetrifft, besser bestellt. Fast eine jede Stadt hatte ihre „Badestrafse** mit zahlreichen Bädern, es wnrde durch Trompetensohall zu den- selben eingeladen, die Dienstboten erhielten statt des Trink- gelds ein Badegeld, und die Reichen pflegten zum Heil ihrer Seele sogenannte Seelenbäder ^ für Arme zu stiften. Das alles aber änderte sich einesteils durch die Milsstände, welche das gemeinsame Baden beider Geschlechter mit sich führte, anderenteils infolge des dreiisigjährigen Krieges; durch den- selben wurden die Wälder verwüstet, und es fehlte daher an Holz zum Heizen der Bäder.

Anders in England. Hier hat sich die Gewohnheit häufigen Waschens und Badens vom Mittelalter her bis heute erhalten. In den englischen Restaurants und noch mehr in den vornehmen englischen Klubs fallen die vielen Wasch* einrichtungen auf. Betritt man ein Boarding House, so findet man fast in jedem Zimmer wenigstens eine Sitzbadewanne. Ist man Gast der Universitäten Oxford oder Cambridge oder eines reichen Lords, so steht alle Abend um die Zeit des Zubettegehens ein warmes Bad im Schlafraum bereit. Meine deutschen Freunde wuschen sich, wenn sie sehr ermüdet waren, wenigstens die Hände darin, um das Decorum vor den Be- dienten zu wahren.

Dem entsprechend besitzen denn auch die englischen Internate tre£Fliche Badeeinrichtungen, die von den Schülern jeden Morgen benutzt werden. In dem erwähnten Royal College for the Blind in Upper-Norwood traf ich ein grofses Schwimmbad, das im Sommer und Winter für Knaben und Mädchen geöffnet ist. Dagegen finden sich in den Londoner Volksschulen meines Wissens nur ausnahmsweise Brausebäder oder sonstige Badevorrichtungen nach Göttinger Muster.

Dafür aber ist in jeder derselben mindestens ein groiaer Waschraum vorhanden. In ihn gelangen die Kinder zueist, sobald sie die Schule betreten, und sie sind verpflichtet, aich hier sofort Gesicht und Hände zu waschen. Das Gleiche ge-

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«ehiehi üegelmftCsig nach gewissen Lehrstnnden, z. B, nach dem Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Die Kinder werden dabei in Ghnppen von so viel Köpfen geteilt, als sich Wasch- becken in der Anstalt befinden. Gewöhnlich ist die Zahl der letzteren ziemlich groDs, da sie nicht nnr rings an den Wänden, sondern anch mitten im Zimmer in einer Doppeli^ihe auf- gestellt sind. Sie bestehen ans emailliertem Eisenblech nnd haben am Boden eine durch einen Stöpsel verschlielsbare Öffnung. Das reine Wasser wird vermittelst eines Hahns ein- gelassen, das schmutzige fliebt durch die erwähnte Öffnung in ein syphoniertes Bohr ab. Neben jeder Waschschüssel hängt ein auf Bollen laufendes Handtuch ohne Ende. Aufserdem liegt fClr jedes Kind ein numerierter Kamm bereit

Auf das Waschen der Hände wird in England um so mehr bei den Schülern gehalten, als gerade hier infolge einer eigentümlichen Schuleinrichtung die Gefahr besteht, dafs Bak- terien und darunter auch Infektionskeime an den Fingern haften. Dm nämlich den Sandern das Tragen der schweren Bücher während des Schulwegs zu ersparen, sind dieselben in doppelten Exemplaren vorhanden, von denen die eine Hälfte, wenigstens in den höheren Schulen, in einem besonderen Baume aufbewahrt und jeden Morgen ohne bestimmte Ordnung ver- teilt wird. .Hat nun z. B. ein im Prodromalstadium des Seharlaoh oder der Diphtherie befindlicher Knabe die Blätter eines solchen Buches mit speichelbenetzten Fingern um- geschlagen, so ist leicht eine Übertragung der Krankheit möglich, indem ein anderer Schüler das Buch erhält und die Finget mit denen er es berührte, zum Munde führt. Noch ge&hr- licher sind in dieser Beziehung die Schiefertafeln der Kleinen. Sie werden gewöhnlich in sehr primitiver Weise dadurch ge- reinigt, dafs die Kinder wiederholt darauf speien und die Fläche dann mit der Hand abwischen. Auch hier kann ein gesundes Kind leicht dazu kommen, die Tafel eines infektiös •erkrankten zu benutzen. Die Schiefertafeln werden nämlich nach dem Gebrauche durch eine vom in der Tischplatte be- findliche Spalte geschoben und senkrecht auf dem darunter

Mudgesaadhcdtapltoff« JX. 10

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befindlichen Bücherbrett aufgestellt. Findet nnn beim Beinigen der Klasse oder sonstwie eine Verwechselung statt» und wird das Abwischen der Tafel wieder in der erst geschilderten Art yorgenommen, so können Bacillen, namentlich TuberkelbaoiUen, immerhin von Mund zu Mund gelangen.

Wie die Schüler sich Gesicht und Hände in der Schule waschen müssen» so werden sie auch xu Spülungen des Mundes und sorg&ltiger Beinigung der Zfihne in derselben angeleitet. Verderben doch kariöse Zähne durch ihre Ebchalationen die Schulluft, hindern infolge der Schmerzen, welche sie bereiten» am Schulbesuch und stören die bei Volksschülem ohnehin oft mangelhafte Ernährung, indem die Speisen nicht gehörig gekaut und zerkleinert werden. In richtiger Würdigung dieser Um- stände hat man denn auch an rerschiedenen Distriktssohulen Londons Zahnärzte angestellt. So an den Hanwellschulen» an den Suttonschulen im Süden und an den Ashfordschulen im Westen der Stadt. Die Zahnärzte besuchen die betreffenden Lehranstalten in der ersten Zeit nach ihrer Anstellung wöchent- lioh zweimal, später einmal die Woche, wofür sie ein Qehalt ▼on £ 100 150 jährlich beziehen. Dabei belehren sie die Kinder über die Pflege des Mundes und nehmen BeinigungeUi Füllungen, Extraktionen, oder was sonst für die Zähne ei^ forderlich ist, Tor.

Nicht minder als die englischen Schüler zeichnen sich auch die englischen Schulen durch groiSse Beinlichkeit aus. Der Fufsboden derselben besteht meist aus dem harten Holz der amerikanischen Harzfichte (Pitch Pine), das über eine asphaltierte Betonschicht gelegt ist. Da die kleinen Brettohen durch Feder und Nut miteinander verbunden und mit Leinöl getränkt sind, so ist eine stärkere Ansammlung von Schmutz oder Staub zwischen denselben nicht möglich. Aulserdem wird der Fufsboden ziemlich häufig gesäubert. Für die Beinlichkeit der Wände ist sowohl in den Treppenhäusern, wie in den Klassen dadurch gesorgt, dafs sie bis zu einer Höhe von 1 ,20 m mit glasierten Fliesen bedeckt, weiter nach oben hin aber mit waschbarer Ölfarbe gestrichen sind. Diese in den niederem

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Sohulen weilflen, in den höheren bnnten Kaeheln machen einen ftafterordenÜioh frenndliehen Eindruck.

Viel tragen zur Beinlichkeit der Klassen auch die Ein- liohtungsgegenstände derselben beL So zunftchst die Sohiefer- wandtafeln, welche weniger Kreidestaub als die Holzwandtafeln entwickeln sollen, yor allen^ aber die durch grofse Einfachheit ausgezeichneten Sohulbfinke. Sie siud zweisitzig und haben Nulldistanz. Die Tischplatte lälst sich in ihrem hinteren Teile aufklappen, oft aber auch noch als Ganzes senkrecht aufrichten, um die Beinigung der Klasse zu erleichtern, Da sowohl die Holzteile, al^ auch die eisernen Trftger von Tisch und Bank Yollstflndig glatt und ohne jede Verzierung sind, so kann sich Staub an keiner Stelle derselben festsetzen. Auch hat man Fufsbretter in der Begel vermieden, damit die Schaler den Schmutz ihrer Stiefelsohlen an denselben nicht abstreifen können. Ist doch dieser nur schwer zu entfernen, well sieh der Besen nicht gut unter das Fulsbrett schieben UUkt.

Für die unreinen Überschuhe und die öfter nassen Über- kleider ist eine besondere Garderobe vorgesehen. Sie liegt gewöhnlich an der einen Schmalseite der im Innern der Schule befindlichen Halle, welche hier in zwei Stockwerke abgeteilt ist. Das obere dient als Lehrerzimmer, von dem aus man in die Halle hineinsehen kann, das untere ab Kleiderablage. Die Kleider werden an Haken aufgehängt, welche teils an den Wänden, teils an einem in der Mitte des Zimmers be- findlichen Holzgestelle befestigt sind. In einzelnen Oolleges trifft man au&erdem noch Trockenräume an, welche zum Trocknen regendurchnälstor oder beim Spiel schweilsgetränkter Kleider bestimmt sind.

(Fortsetsoog m No. 40

10*

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Über KeUkopferkrankiuigeii von Lehqiersomii»

Aas der letjEten JahresTersammliinf; der britischen

medicinischen Oesellsehaft.

In der laryngologischen Sektion der im Jnli und Augast v. Js. zu London abgehaltenen Yersammlong der britischen medizinischen Gesellschaft sprach Dr. William Miluoan, Arzt für Halskrankheiten und Docent der Ohrenheilkunde an Owens College in Manchester, Aber Erkrankungen des Kehlkopfes, welche infolge von Über- anstrengung der Stimmorgane bei Lehrern und noch öfter bei Lehrerinnen vorkommen. Nach seinen Beobachtungen lassen sich diese Krankheiten folgendermaßen einteilen:

1. Subakute und chronische Kehlkopfkatarrhe, welche haupt- sächlich die wahren Stimmbänder befallen.

2. Chronische katarrhalische Entzündung des Kehlkopfes mit nachfolgender Parese gewisser Muskeln desselben.

3. Chronische katarrhalische Kehlkopfentzündung mit varikösem Verhalten der kleineren Gefäfse der wahren Stimmbänder.

4. Chronische katarrhalische Kehlkopfentzündung mit sekundärer örtlicher oder allgemeiner Pachydermie.

Diese verschiedenen Zustände entstehen unmerklich einer ans dem anderen, so da(s, wenn das Stadium der Knotenbildung in den Stimmbändern eingetreten ist, schon verschiedene pathologische Ver> änderungen voraofgegangen sind.

Der Kehlkopfkatarrh, an dem so viele Lehrer leiden, beginnt mit einer allmählichen und schleichenden Hyperämie der wahren Stinmibänder und endigt mit einer Wucherung des submukösen Gewebes, an die sich Entzündung und Parese gewisser Kehlkopf- muskeln anschlieCst. Diese Veränderungen können bisweilen schnell vor sich gehen und in einem frühen Stadium bereits kleine Knoten in den Stimmbändern auftreten. Dr. Milligan hat einen solchen Fall z. B. bei einem vierzehnjährigen „Pupil Teacher'* beobachtet, der schon mit 13 Jahren 3 Monaten seine Mitschüler zu unterrichten begonnen hatte, aber auch bei einer zwanzigjährigen Lehrerin, welche 6 Jahre im Dienste eines School Board stand. Letztere ermüdete leicht beim Sprechen und war zu Zeiten vollständig heiser. Sie unterrichtete in Klassen, deren SchOlerzahl zwischen 40 und 100 schwankte. Die Lehrzimmer waren grofs und trefflich gelüftet. Ähnliche Fälle könnten zahlreich mitgeteilt werden.

Was die Ursachen dieser verschiedenen Affektionen betrifft, so ist vor allem anzuführen, dab die Lehrer, Sonnabend und Sonntag ausgenommen, 5 bis 6 Stunden hintereinander unterrichten, und noch dazu oft in einem Raum, in welchem mehrere Klassen gleich-

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aeitig Unterricht erhalten. Unter diesen Umständen werden die Stimmorgane derselben Oberanstrengt iind ermtlden sehr bald. Femer tbemehmen jonge Mädchen die Pflichten einer Lehrerin meist yidt m früh, indem sie bereits im Alter von 13 bis 16 Jahren als yPapil Teachers^ eintreten, also zn einer Zeit, wo ihr Kehlkopf ■och keine Anstrengung verträgt, nnd wo in ihrem ganzen Organismns sehr wesentliche Yeränderangen vor sich gehen. Kommt nun noch daani, dab die Schule in einer belebten Strafse »liegt und die Fenster der Lüftung wegen während der Schulstunden offen stehen, so darf man sich nicht wundem, wenn die Stimmorgane, zumal bei zarten und anämischen Personen, den allzu hohen Anforderungen erliegen.

Häufig entstehen bei Lehrern iitfolge des Schulstaubes zunächst Käsen- oder Rachenkatarrhe, und diese geben dann weiter zu Er- krankungen des Kehlkopfes Anlafs, indem sie auf denselben übergreifen.

Erwähnt zu werden verdient noch, d^ sich Knoten an den Stimmbändern nicht selten bei Gesanglehrerinnen finden, welche gewöhnt sind, täglich mehrere Stunden zu singen. Die Betreffenden werden hierbei leicht müde, leiden an Heiserkeit und verlieren die hohen Töne.

In allen diesen Fällen wird die Hauptsache immer die Vor- beugung bleiben. Junge Mädchen sollten daher zum Unterrichten erst zugelassen werden, wenn ihr Kehlkopf widerstandsfähiger als mit 13 oder 14 Jahren geworden ist. Der gleichzeitige Unterricht von 3 oder 4 Klassen in demselben Lehrzimmer ist zu verbieten; eine jede mufs vielmehr ihren eigenen gut gelüfteten und hell be- leuchteten Raum besitzen. Grofsen Nutzen bringt es, wenn die Bänke nicht in gleicher Höhe, sondem amphitheatralisch aufgestellt sind; denn dann kann der Lehrer den Kopf aufrecht halten und seinen Brustmuskeln ausgedehnteren Spielräum gewähren, ein enormer Vorteil für solche, welche längere Zeit sprechen müssen. Um den Strafisenlärm zu dämpfen, sollte das Pflaster in der Nähe von Schulen aus Holz oder Asphalt bestehen. Endlich würde es sich empfehlen, aUen Lehrpersonen, besonders den „Pupil Teachers", bevor sie ihr Amt antreten, eine Belehrung über den richtigen Gebrauch und die Erhaltung der Stimme. zu erteilen.

Ist der Kehlkopf erkrankt, so bedarf er vor allem der Schonnag nnd Ruhe. Diese sind freilich für mouche Lehrer schwer zu erreichen, da sie aus Furcht, ihr Gehalt oder gar ihre Stellung zu verlieren, sich nur kurze Freizeit gönnen. In den Anfangsstadien, wo est sich blofii um Kongestion und entzündliche Verdickung der Kehlkopf* Schleimhaut handelt, . leisten auch leichte mineralische Adstnngenüen

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und vorsichtige Einatmuiigen von Dämpfen gnte Dienste« Ferner empfiehlt Redner naiskalte Einpaclnmgen des Kehlkopfes zur Nachtzeit in der Dauer von V* ^^ 1 Stunde. Bei Ifthmungsartigen Zustanden der Kehlkopfinuskeln gewährt die tägliche Anwendung des konstanten Stromes den meisten Erfolg. Haben «eh bereits Knoten gebOdet, so ist die Anwendung ätzender Mittel zu widerraten, da sie Narben erzeugen und so den Zustand des Kranken verschlimmem. In solchen Fällen* erscheint die Behandlung mit einer Quetschzange oder einer feinen Schlinge am passendsten^ vorausgesetzt , dafs sidi die Knoten damit erreichen lassen.

Trotzdem werden immer Kehlkopferkrankungen Qbrig bleiben, bei denen man Lehrern nichts anderes raten kann, als ihren Beruf an&ugeben und einen neuen za wählen, ein freilich schwerer, aber dennoch unvermeidlicher Schritt.

Die jttngste Thitigkeit der stadtEflreheriscken Scknlbehtrdeft Back der Seite der kSrperliehei Ausbildung der Schuljagend.

Bericht in der Zflrcher Gesellschaft fttr wissensckaftUehe

Oesnndbeitspflege.

In einer voijährigen Sitzung der ZUrcher Gesellschaft fBr wissenschaftliche Gesundheitspflege teilte Schnlsekretär Zollingeb, wie wir dem „KorrspdMbL f, Schweiz, Arzt** entnehmen, mit, was die stadtzflrcherischen SchulbehOrden in den letzten zwei Jahren für die Erziehung der Schuifjugend, besonders in körperiicher Beziehung, gethan haben.

In den städtischen Primarschulen dflrfen die Kinder gar nicht, in den Sekundärschulen nur unbedeutend mit Hausaufgaben beschäftigt werden. Fflr Stotterer bestehen gegenwärtig drei von den Schul- behörden ins Leben gerufene Heilkurse. Diejenigen Plätze, welche von den Kreisschulpflegen als Jugendspielplatze in Aussicht genommen worden sind, dflrfen, wenn im Besitze der Stadt befindlich, von dieser nidit veräufsert werden. Die Lehrer haben die Weisung erhalten, mit den Schfllern regelmäisige Naturwanderungen vor- zunehmen und den Unterricht in der Heimatkunde, wenn irgend möglich, im Freien zu erteilen. Fflr die erste Primarklasse wurden statt der geforderten einen zwei Turnstunden angesetzt. Während der Sommermonate sollen mit den Knaben der Sekundarklassen alle 14 Tage gröfsere Ausmärsche, verbunden mit Tnmspielen, aus- geführt werden, den Schfllern der zweiten und dritten Sekundarklasse wird auberdem Gelegenheit zum Armbrustschieisen geboten. Klassen

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in Bei^eitimg ihres Lehrers haben unentgeltlichen Zutritt zn den Eidanffeldem ) sowie zn den stildtischen Badeanstalten; fttr die Sekondarsehlder worden flberdies noch Schwimmknrse eingefahrt. h allen neuen stAdtischen Schulhausem sind Bftder eingerichtet.' Eine Eingabe des stadtischen Schulvorstandes um Verringerung der wöehentlichen Unterrichtsstunden wurde von dem kantonalen Er- nehnngsrate abachlBgig beschieden.

BesehMiae des westprenbisehen Stidtetages, die Einriclitiuig

der Jngendapiele betreffend.

Auf dem im September 1895 zu Graudenz abgehaltenen west- prenlsischen Stadtetage hat Kreisvertreter BoETHKE Ober die Frage der Jugendspiele einen Bericht abgestattet, dessen Ergebnisse in folgende Sfttze zusammengefaTst wurden:

1. Die Pflege kräftiger Volks- und Jugendspiele ist wesentlich Au^be der Gemeinden.

2. Je nach Umständen ist die Verwaltung der Spiele und die Aufbringung der Kosten einem Ortsyerein zu überlassen, oder von den Gemeindeorganen selbst in die Hand zu nehmen.

3. Es ist zu sorgen: a. fftr Spielplätze, b. für Spielgeräte und deren Aufbewahrung, c. far Spielleiter, d. fllr eine passende Spiel- ordnung.

4. Ein guter Spielplatz soll 2 8 Morgen grofs, geebnet, mit Bäumen eingefafst, unter Umständen durch Baunureihen geteilt, begrast, Bit SprengTorrichtung, Abort und Trinkbrunnen versehen sein.

lik Ermangelung eines genügenden ist auch ein ungenflgender Platz nicht zu verschmähen.

5. Die Spielgeräte smd aus den besten Quellen zu beziehen. Siebestehen in Stofs-, Wurf- und Schlagbällen, Schlaghölzern, Mal- stangen, Beifen, Netzen u. dergl.

6. Als Spielleiter sind besonders Lehrer und Lehrerinnen oder q^ielkundige Mitglieder von Turnvereinen zu gewinnen.

Die Spielleiter sind zu besolden und zu regelmäfsiger Wahr- nehmung ihres Amtes zu verpflichten.

Fttr spielkundige Leiter ist durch Benutzung der vom Central- ansschuls fflr Volks- und Jugendspiele veranstalteten Kurse zu sorgen.

7. Die Spielordnung lasse dem Spielleiter so viel Freiheit, dafs er seine Anordnungen der wechselnden Zahl der Teilnehmer anpassen

^ Yergl. diese Zeitschrift, 1898, No. 7 und 8, S. 422—424 und 1894, No. 7, S. 886—395. D. Bed.

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IfBnn, und den Spielern so viel, wie sieh mit der Anfirechthaltim^ gnter Sitte nnd nit der geordneten Yerwaltong der Gerftte yertrftgt. Diese SAtze fanden allgemeine ZnsUmmong nnd dflrftai dahee eine geeignete Grundlage zu planm&ftigem Vorgehen in den Einzel- gemeinden abgeben.

ältxntxt Ütittetlittigeti.

Der Zusammenhang von HSrsehiffe nnd geistiger Ent- wickeluig bei Kindern. In „2^ Lwerpool med.-dwr. Jonm."» 1895, No. 7, berichtet W. Pbrmewan aber Oehönmtersnchnngen»i die er an 153 Knaben nnd 50 Mädchen einer Industrieschule^ vorr. genommen hat. Die Kinder standen im Alter ?on 10 15 Jahren' und gehörten den niedrigsten Yolksklassen an. Zur Feststellung der Hörfähigkeit diente eine Uhr, die normalerweise 60 englische ZoD weit im üntersuchungsraume gehört werden konnte. Beide Ohren wurden sowohl zusammen, als einzeln geprüft. Ferner fanden ver* gröfserte Mandeln, Abnormitäten der Nase und adenoide Vegetationen ^ des Nasenrachenraumes Berücksichtigung; bei Konstatierung der letzteren kam jedoch die Betastung mit dem Finger nicht zur An- wendung. Die geistige Befähigung der Kinder wurde nach den Angaben^ der Lehrer in drei Klassen, gut, mäfsig und schiecht, eingeteilt. Das Resultat war folgendes: Von den 203 Zöglingen waren 62; als schlecht, 52 als mfiisig, 89 als gut bezeichnet worden. Die* Hörweite betrug bei den 62 schlechten im Durchschnitt 31V4 Zoll, bei den 52 mäbigen 47 Vs Zoll, bei den 89 guten 51 ZoU, d. h. bei den schlechten Vit ^^i d^ü mäCsigen mehr als V«, bei den guten mehr als Ve der Norm. Doch fanden sich auch unter den guten einige mit einer Hörschärfe von nur 24 26 Zoll. Adenoide Vegetationen wurden ermittelt

bei den 62 schlecht befähigten Kindern 28 mal = 45%

^ 52 mäfsig 16 = 30

« « 89 gut 19 =21 .

Am häuf gsten kamen dieselben bei tauben Kindern vor, dodi fehlten sie zuweilen auch bei diesen und traten dafür gelegentlich., bei normalhörenden auf. Die Fälle von adenoiden Vegetationen würden natürlich der Behandlung zugänglich sein. >

^ Die eoglischen Industriai Scbooli entspreohen unseren BeMenmgs» anstalten für Kinder. D. Bed.

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Noch einmal die flesimdheit der jungen Mädchen nnd ins akademische Stndinm derselben. Einem Anfeatze von Dr. Henius in der y^Dtsch, med. Wochschr,*^ „Über die Zu- lassung der Frauen zum Studium der Medizin" entnehmen wir folgendes: Sehen wir uns die jüngeren Damen aus denjenigen Kreisen an, die den Zuzug zum Studium stellen würden, so finden wir kein kräftiges, blühendes Geschlecht, im Gegenteil, die jungen Hadchen von heute sind zum grofsen Teil trotz sorgfältiger Pflege nnd Abwartnng blutarm, elend und kraftlos. Die Krankheit unseres Jahrhunderts, welche durch dessen Rastlosigkeit erzeugt wird, die Nervosität, ergreift namentlich unter dem weiblichen Geschlechte immer jüngere Generationen. Pflege, Ruhe und Ausspannen mufe immer von neuem gepredigt werden, obgleich die Anforderungen, welche heutzutage an die LeistnngsßLhigkeit der jungen Damen gestellt werden, nicht zu hohe sind. Viel mehr würde man verlangen, wenn das Studium den Madchen freigegeben würde. Nach einem jüngst veröffentlichten Erlafs des preufsischen Unterrichtsministeriums, der auf allseitige Billigung rechnen kann, darf die Zulassung derselben zur Universistät nur dann beantragt werden, wenn die Betreffenden dieselbe Reifeprüfung bestanden haben, die von den? Gymnasial-? abiturienten abgelegt werden mufs. Dazu gehört, wenn man den Unterricht in der Vorschule mitrechnet, ein zwölf- bis dreizehn- jähriger, regelmäCsiger, möglichst selten unterbrochener Schulbesuch. Wie wenige Mädchen werden das aushalten, ohne an ihrer Gesundheit dauernden Schaden zu leiden? Denn gerade in den oberen Klassen, wo die Arbeit gleichmäfsiger, eindringender, anstrengender sich gestaltet, sind sie viel übler daran als die gleichaltrigen Knaben, da sie, alle vier Wochen in ihrem Wohlbefinden gestört, sich nicht die nötige Schonung gönnen können, um nicht hinter .ihren Mit- schülerinnen zurückzubleiben. Einige wenige kräftigere Naturen werden das sicherlich überwinden und mit Glanz das Examen bestehen. Aber soll um dieser Ausnahmen willen eine grofse Anzahl sich gebwere Leiden zuziehen? Was wird das für Folgen für die Zukunft haben? Nicht nur die Beteiligten selbst erleiden Schaden, sondern wenn ihnen später doch Gelegenheit gegeben wird, den edlen Beruf za erfüllen, der ihnen von Natur zugewiesen ist, als Frauen und Mütter, so werden sie den Fluch gestörter Gesundheit auf spätere Generationen übertragen und Kinder hinterlassen, die noch elender, noch weniger widerstandsfähig sind als das heutige Geschlecht. Wende man nicht ein, dals hier zu schwarz gemalt wird und dafii ▼cxraussichtlich nur diejenigen sich den Vorbereitungen zum Studium hingeben werden, welche den damit verbundenen Anstrengungen körperlich gewachsen sind. Ist erst den Frauen der Zutritt' zur

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Universität geöfhet, so wird der Andrang yoranssichtlich nicht nnbedentend sein. Es Iftist sich dies aas verschiedenen Grflnden annehmen. Die einen erwarten als Ärztinnen später ein leichtes Fortkommen im Leben das Pnblikam weifs ja immer noch nicht, wie schwer es den jetzigen Ärzten fällt, und wie lange es dauert, bis sie den genügenden Unterhalt sich erwerben können , andere werden sich dem Studium aus Wissensdrang zuwenden, noch andere, um eine geachtete Stellung in der Gesellschaft einzunehmen, nicht die wenigsten endlich, weil es ihrer eigenen oder der Angehörigen Eitelkeit schmeichelt, dafe sie als akademische Bürgerinnen einher-* stolzieren dürfen.

Ober die alknlaiige Dauer der Untorrielitslektioiiei

bemerkt ein Mitarbeiter des yyPäd. Wockbh^: Man spricht so häufig von Schulüberbürdung. Meines Erachtens besteht diesdbe aber weit weniger in der Überbürdung der Schüler mit häuslichen Arbeiten, obwohl nicht geleugnet werden soll, dafs auch hierin, namentlich von jüngeren Lehrern, immer noch Fehler gemacht werden. Sie besteht weit mehr in der allzugrofsen Länge der Stunden, die für die gewöhnliche Zeit bekanntlich 55, 5U» 50, 55 Minuten am* Morgen und 55, 50 Minuten am Nachmittag beträgt. Ich glaube, dafe im allgemeinen 45 Minuten fOr die Unterrichtsstunde vollkommen ausreichen, um den Lehrplan durchzuführen. Die Erfahrung, die man seit dem vorigen Jahre in den kürzeren Winter* stunden macht, spricht jedenfalls sehr dafür. Schüler und Lehrer bleiben frischer, und die Arbeit geht deshalb flotter von statten als in den längeren Stunden, so dafe nicht weniger als in diesen geleistet wird. Für jeden erfahrenen Lehrer ist es ja auch offenkundig, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat, um die Gedanken, namentlich der jüngeren Schüler, volle 50 oder gar 55 Minuten auf einen und denselben Gegenstand zu konzentrieren. Am Schlüsse der Stunde vermögen meist nur einige wenige noch dem Unterrichte mit Verständnis zu folg^. Dies trifft besonders für die vierte Stunde des Vormittags zu.

NervositSt der Sehaljasend und Belletristik. Dr. Adolf Kbonfeld schreibt in der ^Wien, med. Wochschr,*^ : Man hört und liest so häufig von geistiger Überanstrengung der Jugend, dab es wunderbar wäre, wenn die modernen „Realisten^ sich nicht auch dieses Stoffes bemächtigt hätten. In dem ersten Teile seines Romanos „Gift* entwirft z. B. Kielland ein wenig erfreuliches Bild der norwegischen Gymnasien. Trotz der außerordentlich plastischen Schreibweise mufe man aber auch diesem Buche den Vorwurf machen: es übertreibt. Der Dichter malt Grau in Grau, wenn er das norwegische Gymnasium als eine Stätte schildert, an welcher die

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Lehrer meist nnfthig, die Schiller hingegen von lateinischen Vokabeln 11. 8. w. gdstig nnd körperlich erschlafft sind« Der kleine Lateinheld üuiiis, eine sonst trefflich gezeichnete Figur, stirbt, wie Kiblland memt, an dem vielen Latein, welches sein zartes Gehirn aufnehmen aoll. Er ftllt einer Himentzflndung zum Opfer. Seine letitoii^ Worte sind lateinische Vokabeln. Während die Matter händeringend an dem Krankenbette ihres eimdgen Sohnes steht nnd an denselben die Bitte ricfatet, no^ einmal das Wort „Mutter" zu sagen, konjugiert das fieberkranke Kind: „Falle, fefelli, falsum". Die Mutter bricht in Klagen aus: „Omein Gott, mein Gott, diese schreckliche Sprache! Was haben sie dir gethan, mein armer Junge! Er wird sterben, ohne den Namen seiner Mutter zu nennen, seiner elenden verblendeten Mutter, die ihn mit dieser verruchten Gelehrsamkeit ums Leben gebradit hat**, und das Kapitel schliefet mit den Worten: „Mensa rotunda, sagte der kleine Marius und starb**. Es ist schwer zu sagen, was Kiblland mit diesem Angriff auf die klassischen Sprachen beweisen wollte. Doch nicht, da(s die lateinische Sprache an dem Tode des Knaben die Hauptschuld trage? Doch nicht, dais ein an luid flir sich schwaches Kind durch das Studium der lateinischen Sprache zu Grunde gehen müsse? und dennoch spricht der Inhalt des Buches an vielen Stellen fttr diese Meinung des Dichters. Er acheint dem alltäglichen und verhängnisvollen Irrtum unterlegen sa sein, dals er annimmt, zwei Erscheinungsreihen, welche zufiUliger- weise zusammenfallen, mflfsten zu einander in dem Verhältnisse von Ursache nnd Wirkung stehen. Der kleine, zarte Knabe studiert Latein, der kleine, zarte Knabe acquiriert im Anschlufs an einen Fall -— eine Hirnhautentzündung. Tritt nun der Umstand hinzu, dais der Knabe im Fieberdelirium lateinische Vokabeln recitiert, so wäre damit bewiesen, dais die Hirnhautentzündung und der Tod desselben dem Lateinunterrichte anzurechnen seien. Man sieht, Kbllakd ist einem Denkfehler gewöhnlichster Art zum Opfer geMen. Von den zahlreichen Arbeiten über Nervosität sind die «geistreich** witzelnden die verächtlichsten. So zerlegt Maktbgazza gelegentlich mit seinem unbegreiflichen Humor die Leiden des «novOsen Jahrhunderts** in zwei Krankheitsbilder, die er als ^Titus Nervensiech** und „Frau Nervina Krampfig^ personifiziert. Die novellistische Behandlung einer schweren Volkskrankheit richtet sich wohl selbst; man weifs auch nicht, wie man es nehmen soll, da(s ein Gelehrter zur Erheiterung seines Lesepublikums das so schwankende Symptomenbild der Nervosität in zwei Gestalten fixieren will. Soll die Hygiene unserer Schulkinder gepflegt, soll speciell das Nerven- system derselben vor allzu heftigen nnd allzu grofeen Eindrücken bewahrt werden, so mnis die Sache ernst und in einer den Eltern imd Erziehern angemessenen Weise behandelt werden.

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Englisclie Halbceitflekiilen und MektionskranUieiteA.

Bern Gesetze, welches Scbaikindem in England gestattet, die HAlfte des Tages in Fabriken arbeiten, wenn sie ein gewisses Examen bestanden haben, haften nach „The Brit, med. Jaum,*^ gro&e Nach- ' teile an. Das Blatt schreibt darüber: Sdtdem der Staat bestimmt hat, dafs der Unterricht nicht nur obligatorisch, sondern anch kostenfrei sein soll, läfst sich die Fortsetzung jenes Systems nicht mehr entschuldigen.^ Das wenige, was die Kinder verdienen, beträgt kanm so yiel, wie das erlassene Schulgeld. Die Mängel der gegenwärtigen Einrichtong sind mannigfache. Wir haben von iainem Korrespondenten ans einer Fabrik- stadt Lancashires ein Schreiben empfangen, welches die typisdie Geschichte eines Zustandes der Dinge enthält, wie er &st ftberaO, aber besonders schlimm in Lancashire vorkommt. In dieser Stadt fingen Fälle von Scharlach und Masern an häufig zn werden, als der Besuch des Schulinspektors nahe bevorstand. Kinder, welche kaum das akute Stadium der genannten Krankheiten durchgemacht hatten, besuchten trotzdem die Schule, um sich, zu Hause an- gekommen, wieder zu Bett zu legen. Die Eltern veranla&ten und unterstützten dies Verhalten, weil sie wufsten, dafs das Kind, solange es das nötige Schulzeugnis nicht erhalten hat, zur Halbtagsarbeit in den Fabriken nicht zugelassen wird. Der angeführte Mifsstand ist nur einer der vielen, welche den Halbzeitschulen ankleben, aber er allein genügt, um dieselben zu verurteilen.

Angenentzfindnng nack Radfahren. In ^Becuead'aphih(am.**y 1895, No. 4, veröffentlicht de Layigebie nachstehenden Fall: Ein junger Radfidirer unternahm an einem sehr kalten Nachmittage eine vierundzwanzigstündige Wettfahrt in dem „Velodrome d'hiver*^ zu Paris. Er bestieg seine Maschine vollständig wohl. Während der Nacht fiel das Thermometer auf 10 12^ bei stiller Luft. Da der Betreffende sich an der Spitze der Wettfahrer befand, so erzengte er einen so starken Luftstrom, dafs Papierstttcke und ähnliche kleine Gegenstände aufgewirbelt wurden. Nach dreiviertelstündiger Fährt klagte er über farbige Ringe, welche er um die elektrischen Licliter sehe. Er lieCs sich jedoch hierdurch nicht stören, bis sein Sehen nach und nach immer undeutlicher wurde. Am nächsten Morgen war die Sehschärfe so stark herabgesetzt, dafs er nicht mehr erkannte, ob eine Inkandescenzlampe brannte oder nicht, und am Vormittage kollidierte er bereits mit anderen Personen anf der Bahn. Auf Befragen erklärte er, völlig blind zu sein, und so ver- lieis er sein Fahrrad , nachdem er 18 Stunden auf demselben gesessen und 536 Kilometer zurückgelegt hatte. Bei der Unter- suchung seiner Augen fanden sich die Wimpern und die Bindehaut- Säcke mit Staub bedeckt. Es bestand perikorneale BlntüberfÜlloag/ und beide Hornhäute waren in der Gegend, welche der Lidspalte

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itspricht, getrflbt Ein Verlost des Epithels Mels sich nicht konstatieren, doch schien die Trflbung ziemlich weit in die Tiefe za gehen. Das periphere Gesichtsfeld nnd der Farbensinn waren Donnal, die centrale Sehsch&rfe aber so weit herabgesetzt, dab nnr noch Finger in einer Entfernung von 12 Fn(s gezählt worden. Warme fiorwasseromschläge und Bettrohe machten die Hornhäute wieder durchsichtig und stellten die Sehkraft nach 48 Stunden iOHig wieder her. Das Interessante an diesem Falle ist die sym- metrische Entwickelung trophischer Störungen an beiden Hornhäuten bei einem durch grofse Muskelanstrengnng und Kälte erschöpften Individuum und die schnelle Genesung. Trotz der letzteren wird man aber \or ähnlichen Ausschreitongen beim Radfahren immer wieder warnen mtlssen.

Über das Gewicht der Sehnlbfieher ^ macht Professor A. Eulenbüro in der „Lisch, med, Wochsfhr,*^ folgende Bemerkungen: An dieser Stelle möchte ich kurz noch auf einen anderen Gegenstand hindeuten, bei dem es sich um eine wirkliche SehulflberbOrdung im wörtlichsten, nicht im figürlichen Sinne des Ausdruckes handelt. Ich spreche von dem nicht geistigen, sondern mit irdischer Schwere aof dem Körper seiner Träger lastenden Gepäck^ womit unsere Jungen zur Schule wandern, und das sie yon dort wieder zurück- bringen — einen, wie bekannt, in Groisstädten oft recht weiten, in winterlidier Jahreszeit zumal recht mühseligen Weg, den sie keineswegs Immer und auf der ganzen Strecke mit der Pferdebahn, sondern ftberwiegend doch per pedes apostolomm zurückzulegen genötigt sind. Es scheint, dafs die „neuen Methoden'^ auch an Zahl und umfang der zur Mitnahme erforderlichen Schulbücher und somit nicht nur an die geistige, sondern auch an die körperliche Belastungs- fthigkeit der Schuljugend recht erhöhte Anforderungen stellen, An- forderungen, denen nur ein ganz besonders robustes Rückgrat noch gewachsen sein dürfte. Ich habe mir die Mühe gegeben, in einer Gymnasialquarta, wo das Durchschnittsalter der Schüler 11 12 Jahre beträgt, an sechs aufeinanderfolgenden Wochentagen das am Morgen zur Klasse geschleppte und wieder zurückgebrachte Gewicht der ge- Mten Schulmappe zu bestimmen, und habe dabei folgende Werte erhalten:

Montag 4200 g

Dienstag. ..."... 4700

Mittwoch 3200

Donnerstag 5200!

Freitag 3500 ^

Sonnabend 4250 ^ .

> Vergl. diese ZeiUchrift; 1893, No. 1, S. 26—28. D. Red.

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Das ergibt ein Durchschnittsgewicht von 4175 g = 8Vso PfiL; an einzelnen Tagen aber ein Gewicht von nahezu lOVt Pfd.» also fast genau dem fünften Teile des Körpergewichts, das Kinder dieser Altersstufe durchschnittlich besitzen. Nach Quetblbt beträgt das- selbe bei elQfthrigen Knaben 27,10 kg, bei zwölfiährigen 29,82 kg. Man sollte doch meinen, dala daa Mifsbräuche w&ren, um die der Ordinarius einer Klasse sich zu kümmern und wogegen er nötigen- falls energisch einzuschreiten die Pflicht hätte. Die bei Schulkindern gerade dieses Alters erschreckend häufigen Rückgratsverkrttmmungeni deren yeranlassende Momente ohnehin grofsenteils in der mangelhaften Beschaffenheit unserer Schulbänke und Schultische und der dem- gemäls eingenommenen schlechten Schreibbaltnng zu sudien sind, werden natürlich durch das täglich mehrmalige Tragen so unver- hältnismäfsiger Lasten, sei es auf dem Rücken oder gar, wie es die verkehrte Gewohnheit mit sich bringt, unter dem rechten Arm, ganz bedenklich gefördert.

Ein Fall von chroniselier Arsenvergifhug infolge des fiebranehs farbiger Zeichenkreide wird von Professor Dr. Gaffk7 mitgeteilt. In den Jahren 1893 und 1894 litt der Direktor des anatomischen Instituts zu Giefsen, ein bis dahin durchaus gesunder, kräftiger Mann, an Krankheitserscheinungen, die nach Ansicht von Gaffky einer chronischen Vergiftung, und zwar einer Arsen- vergiftung am ehesten entsprachen. Der Patient, welcher schcm wiederholt geäufsert hatte, dais seiner festen Überzeugung nach die Krankheitsursache im anatomischen Institut liegen mUsse, da regel« mäfsig mit Unterbrechung der Arbeit in demselben der Zustand sich gebessert, mit der Wiederaufnahme der Arbeit aber sich ver> schlechteit habe, nahm im Jahre 1894 die Mitwirkung Professor Gaffkys zur Aufklärung der Ursache seines Leidens in Anspruch« Bei einem orientierenden Gange durch das Institut fiel dem Verfasser die mit farbigen Kreidezeichnungen bedeckte Wandtafel auf. Die Zeichnungen fertigte der Kranke fast ausschliefslich selbst an, und zwar machte er beim Unterrichte von denselben ausgiebigen Gebranch. Gaffky bat sich nun die sämtlichen in Gebrauch befindlichen Kreidestücke ans, liefs überdies etwas Kehricht aus den Fugen des Fulsbodens unterhalb der Tafel entnehmen und alle Proben im chemischen Untersuchungsamte für Oberhessen auf Arsen prüfen. Im MABSHschen Apparat konnte aus der grünen und hellblauen Kreide, sowie dem Kehricht nur ein sehr geringer Arsenspiegel erhalten werden, aus der violetten Kreide aber ein sehr starker, ans der braunen ein etwas weniger starker. Bei der quantitativen Unter- suchung der violetten Kreide fanden sich 7,3 und 7,4% Arsen; in wasserlöslicher Form wurden 1,392% Arsen in derselben er-

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nittelt Nachdem bereita 9 Tage lang jede Berflhmng des Patienten Biit der arsenhaltigen Kreide ausgeschlossen gewesen war, wurde dw Harn desselben auf Arsen untersucht. Ein Liter Harn lieferte kk MABSHschen Apparat noch einen starken Arsenspiegel. Nach 16 Tagen gaben zwei Liter nur noch einen kaum wahrnehmbaren feinen Anflug. Durch Beseitigung der arsenhaltigen Kreide hat och das Befinden des Kranken dauernd gebessert. Da farbige Kreide auch in Schulen vielfach gebraucht wird, so sollte dieser Bericht Lehrer und Schiller zur Vorsicht bei der Benutzung der- selben auffordern.

Gemehlose Pissoirs in Sehnlen, Bekanntlich verbreiten Pissoirs, namentlich da, wo es an einer regelmftfsigen Wasser- spfllung fehlt, oft einen penetranten unangenehmen Geruch. Wie die y^Schweie. Bl. f. Qsdhispflg,^ berichten, hat nun Ingenieur Bbetz in Wien ein neues, patentiertes System erfunden, das vollständig frei ist von diesem Obelstand. Seine Erfindung besteht in folgendem: Da der Harn an ölgetränkten Flächen nicht haftet und femer schwerer ist als öl, so werden die Wände neuer Pissoirs mit öl durchtränkt und der von diesen abfiieisende Urin gezwungen, unter eine ölschicht in einem Syphon zu versinken. Weü bei einer der- artigen Anordnung der Harn sofort von den Wänden abflieist und die ölschicht ein Entweichen flbler Gerüche des unter ihr stagnieren- den Harns unmöglich macht, sind diese Pissoirs in der That voll- kommen geruchlos. Damit hat Beetz ein Ziel erreicht, das vor ihm schon viele, aber immer vergeblich angestrebt haben. Wasser gelangt bei diesem neuen System, das zudem nicht teurer zu stehen kommt als die bis jetzt gebräuchliche Wasserspülung, aufser bei der jeweiligen Reinigung gar nicht zur Verwendung. Durch eine besondere Zusammensetzung seines Öles, das er Urinol getauft hat, will Beetz auch eine Desinfektion des Urins erzielen, doch erscheint uns diese, da der Harn verhältnismäfsig nur selten dem Menschen gefthrliche Krankheitskeime enthält, weniger wichtig als die völlige Beseitigung jeglichen unangenehmen Geruches. In Zürich ist eine grobe Zahl der öffentlichen Bedflrfnisstände nach dem BEETZschen Systeme umgeändert worden ; auch in einem neuen Schulhaus hat man diese ölpissoirs bereits installiert. Die Erfahrungen, die bis dahin mit ihnen gemacht wurden, lauten ausnahmslos günstig. Reinhaltung und Betrieb der umgeänderten Anstalten sind auiserordentlich einfach. Viel benutzte Pissoirs müssen täglich gereinigt werden, d. h. die Wände sind mittelst eines Pinsels oder Lappens mit Urinol anzu- streichen, bezw. frisch abzureiben. Bei weniger stark benutzten Anstalten kann die EinÖlung in längeren Zwischenpausen erfolgen, ist jedoch vorzunehmen, ehe die geölten Flächen trocken werden

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oder Urinrftokstaiid sich als gelbliche Haut anlegt. An diesem Rflckstand haftet kein öl« derselbe mnis deswegen dnrch Reiben mit Urinol beseitigt werden. Femer ist behnfs leichter and wenig kostspieliger Reinhaltung darauf zn achten, dafis W&nde, Fnls- böden n. s. w. keine Risse, Löcher oder Unebenheiten besitzen, in welche der Urin eindringt nnd sich festsetzt, um dann in Fftnlnis überzugehen und dadurch das Material zu zerstören. Bemerkt mag noch werden, da(s die Bankosten eines ölpissoirs natürlich um deu- jenigen Betrag, welchen die Zuleitung des Wassers ausmacht, geringer sind als beim Pissoir mit Wasserbetrieb.

Sagesgefi^ic^tHr^ef*

Versammlnni: des deutschen Vereins für Sffentliehe Oesud- heitspflege in Kiel. Laut Beschlufs des Ausschusses vom 12. Januar 1896 soll die diesjährige Versammlung des genannten Vereins in den Tagen Tom 10. bis 13. September in Kiel stattfinden. Vorläufig sind folgende Beratungsgegenstände auf die Tagesordnung gesetzt: Orund wasserrersorgung mit besonderer Berücksichtigung der Enteisenung, Bekämpfung der Diphtherie, die gesundheitlichen Verhältnisse in der Handelsmarine, Errichtung von Heimstätten für Wöchnerinnen, die Mitwirkung der Ärzte bei Handhabung der Grewerbehygiene, Erfahrungen über Volksbäder.

Ärstlieh-hygienischer Landeskonii^rers in Badnpest. Der

anlafslich der Millenniumsfeier Ungarns geplante ärztlich-hygienische Landeskongrefs wird nach der „Wien, klm, Wochachr,'^ am 14., 15. und 16. September d. Js. in Budapest abgehalten werden. Vorsitzender des Exekutivkomitees ist unser verehrter Mitari>eiter, Herr Professor von Fooob, stellvertretender Vorsitzender Dr. Otto SCHWABZEB. Der Kongrefs wird sich in eine ärztliche und eine hygienische Abteilung sondern.

Wiener Unterriehtskurs Aber Kindererriehnng fBr Fravem nnd Mildchen« Von selten der pädagogischen Gruppe des Zweiges Wien der „Ethischen GeseUschaft** ist am 10. Jänner d. Js. ein Unterrichtskurs über Kindererziehung für Frauen und Mädchoi eröffnet worden. Dasselbe hat die Aufgabe, die TeihiehmerinneB in ein vertieftes Verständnis der Kinderseele einzuführen, sowie deren Befthigung für planmäbige Jugenderziehung auf psychologischer.

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ethischer nnd hygienischer Grundlage zu fördern. Die Lösung der Aufgabe wird durch popnlAre Vortrftge aus der Seelen-, der Gesund- heiten nnd der praktischen Erziehungslehre, ferner durch freie Be- sprechungen über die vorgetragenen Stoffe angestrebt. Es ist dem Yereinsausschusse gelungen, in der Erziehungskunst praktisch bew&hrte Franen und Männer, sowie einen Arzt als Lehrkräfte zu gewinnen. Der Wiener Magistrat hat fflr den Unterrichtskurs die kostenfreie Benutzung des Zeichensaales der Mädchenbürgerschule in der Zedlitz- gasse bereitwilligst gestattet. Der Kurs findet vom 10. Jänner an jeden Freitag von 6 ^/s bis 8 Vs Uhr abends statt und ist auf vier Monate berechnet. Derselbe ist unentgeltlich. Die Beteiligung steht allen Frauen und der Schulpflicht entwachsenen Mädchen nach Malsgabe des Raumes frei.

fr^gnmm der Leipziger Lehrerbildungsanstalt fOr Knabenhandarbeit auf das Jahr 1896. A. Ausbildungskurse. Die vom Deutschen Verein für Enabenhandarbeit in Leipzig 1887 begründete Anstalt zur Bildung von Lehrern des Arbeitsunterrichts wird ihre Thätigkeit auch im Jahre 1896 mit einer Anzahl von Unterrichtskursen fortsetzen. Den Teilnehmern an denselben stehen je nach ihren Wünschen und Bedürfnissen folgende Fächer zur Wahl: Unterweisung in den Arbeiten der Vorstufe des Handfertigkeits- unterrichts unter Leitung von Lehrer R. Webeb und Fräulein M. Schede, Lehrerin; Papparbeit unter Leitung von Buchbinder Heinze; Hobelbankarbeit unter Leitung von Tischlermeister Kind und Tischlermeister Mülleb; ländliche Holzarbeit unter Leitung von Stellmachermeister Sohwabze; Holzschnitzerei unter Leitung von Bildhauer Stübm; Metallarbeit unter Leitung von Schlosserei- werkftlhrer Bbeiting; ländliche Metallarbeit unter Leitung von Schlossereiwerkführer Bbeitikq; Formen in Thon und Plastilina (Modellieren) unter Leitung von Bildhauer StubM; Obst- und Gartenbau unter Leitung von Dr. Zübn, Assistenten und Docenten am land- wirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig; Unterweisung in der beim Herstellen von physikalischen Apparaten notwendigen Glas- bearbeitung von Bealgymnasiallehrer Dr. Höhn aus Eisenach. Die Gresamtleitung führt im Auftrage des Deutschen Vereins für Knaben- handarbeit der Direktor der Anstalt Dr. W. (jötze. Neben den technischen Lehrgängen in Papp-, Hobelbank- und Metallarbeit können auch solche absolviert werden, welche den Lehrern Gelegenheit geben, die Handarbeit mit Rücksicht auf die Herstellung von An- schauungsmitteln und Apparaten für den naturkundlichen , geographischen , mathematischen und physikalischen Unterricht praktisch ausüben zu lernen. Auch in diesen Lehrgängen wird die Einübung der Technik der Papp-, Hobelbank- und Metallarbeit erstrebt, so dals die Her-

* 8«h«lfemuidh«ittpfl«g« IX. 21

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stdlTing von physikalischen u. s. w. Apparaten nicht das eigentliche ZM bildet, sondern die methodische Übung im Gebraach der wichtigsten Werkzeuge. Bei der Wahl eines der ebengenannten drei Fächer ist in der Anmeldung anzugeben, ob sie sich auf den rein technischen Handfertigkeitsunterricht beziehen soll, oder ob der Teilnehmer den Lehrgang des betreffenden Faches für Schulhandfertigkeit absolvieren will. Ergänzend tritt zu diesen Lehrgängen, namentlich mit Rücksicht auf die Papp- und die Metallarbeit, ein kurzer Unterricht in der Glasbearbeitung hinzu. Diese bildet kein besonderes Unterrichtsfach, sondern sie hat nur die Bedeutung einer leicht zu erlernenden, aber fär den gedachten Zweck notwendigen Hilfsarbeit. Genflgende Be- teiligung vorausgesetzt, werden vier fünfwöchige Unterrichtskurse stattfinden, deren einzelne Daten nachfolgende sind: Der FrOlyahrs- kursus wird am 9. April frflh 8 Uhr im Yersammlungszimmer der Lehrerbildungsanstalt, Leipzig, alte Thomasschule, im 3. Stock eröffoet, und am 13. Mai mittags 12 Uhr ebendort geschlossen. Der erste Sommerkursus wird am 29. Juni frtth 8 Uhr eröffiiet und am 1. August mittags 12 Uhr geschlossen. Zweiter Sommerkursus : Eröffnung am 3. August frtth 8 Uhr, SchluCs am 5. September mittags 12 Uhr. Herbstkursus: Eröffnung am 7. September froh 8 Uhr, Schlufs am 10. Oktober mittags 12 Uhr. Die Unterweisungen im Obst- und Gartenbau unter Leitung des Dr. Zübn finden während des Frtthjahrs- und des zweiten Sommerkursus in ver- schiedenen der Anstalt zu Gebote stehenden Gärten, insbesondere in dem Versuchsgarten des landwirtschaftlichen Universitätsinstitutes statt. Es steht den Teilnehmern an den Kursen frei, ein einziges Unterrichtsfach oder deren zwei zu wählen. Geschieht das letztere, so wird bei fünfwöchiger Kursusdauer auf beide Fächer (HalbfiU^er) die gleiche Zeit verwendet, bei vierwöchiger Kursusdaner aber wird ein Haupt- und Nebenfach unterschieden und auf das erstere der grölsere Teil der Zeit verwendet; bei vierwöchiger Kursusdauer ist, wenn nicht besondere Umstände es anders bedingen, die Betreibong eines einzigen Unterrichtsfaches anzuraten. B. Fortbildungs- kursus fttr schon unterrichtende Handfertigkeitslehrer. Neben diesen Ausbildungskursen, in denen es vor allem auf die praktisdie Einführung in die Technik der verschiedenen Arbeitsfächer ankommt, soll in Zukunft auch ein Fortbildungskursus für schon technisch aus- gebildete Handfertigkeitslehrer eingerichtet werden. Nach dem erfolg- reichen Besuche dieses Kursus erhalten die Teilnehmer ein Zeugnis. Im einzelnen gilt fttr diesen folgendes Programm: I. Materialienkunde, Arbeits- und Konstruktionslehre. 1. Vorstufe des Arbeitsunterrichts, Lehrer und Landtagsabgeordneter Kalb in Gera; 2. Papparbeit, Lehrer E. Meyer in Dresden; 3. Hobelbankarbeit und Geräte-

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Schnitzerei, Lehrer Gäbtig in Posen; 4. Holzschnitzerei, Bildhauer Sturm in Leipzig; 5. Thonformen und ModeUieren, Bildhauer Sturm in Leipzig; 6. Metallarbeit, Lehrer Nitzsche in Leipzig. n. Werkzeugkunde, Oberrealschnldirektor NoEGaEBATH in Hirschberg i. Schi. ni. Formenlehre der verschiedenen Techniken des Hand- arbeitsunterrichts, F. Lindemann, Lehrer an der städtischen Gewerbe- schule zu Leipzig. lY. Methodik des Arbeitsunterrichts, Direktor Dr. GÖTZE in Leipzig. Die Dauer dieses Fortbildungskursus ist einschliefslich der praktischen Übungen auf yier Wochen bemessen, und zwar soll er vom 16. Juli bis einschlieOslicli zum 12. August abgehalten werden. Er ist bestimmt, die Erweiterung der Lehrer- bildungsanstalt in eine Centralbildungsanstalt fOr Handarbeit anzubahnen. C. Kurse zur Ausbildung in den Jugend- und «Yolks- spielen. Femer soll den Besuchern der Lehrerbildungsanstalt für Knabenhandarbeit Gelegenheit gegeben werden, die Jugend- und Yolksspiele im Freien praktisch kennen zu lernen. Demgemäfs werden innerhalb jedes der verschiedenen Kurse diese Spiele durch einen vom Centralausschufs zur Förderung der Jugend- und Yolks- spiele in Deutschland bestellten Leiter theoretisch erläutert und in den arbeitsfreien Zeiten der Mittwoch- und Sonnabendnachmittage praktisch eingeflbt werden, so dafs die Besucher der Lehrerbildungs- anstalt die Möglichkeit haben, sich neben ihrer praktischen Hand- arbeit zugleich zu Spielleitern ausbilden zu lassen. Die Teilnahme an diesen Spielkursen ist freiwillig und unentgeltlich. Auf Wunsch wird über den erfolgten Besuch des Spielkursus eine Bescheinigung aufgestellt. D. Allgemeine Bestimmungen. Für Teilnehmer aus Deutschland und aus Deutsch-Österreich beträgt das ünterrichts- honorar nebst den Kosten des Arbeitsmaterials für jede Woche ihres Kursus 15 Mark, wogegen den Teilnehmern die von ihnen gefertigten Arbeiten als Modelle für ihren künftigen Unterricht verbleiben. Auferordentliche Teilnehmer zahlen an ünterrichtshonorar und Kosten des Arbeitsmaterials für jede Woche ihres Kurses 25 Mark. Anmeldungen zur Teilnahme an den Kursen, ebenso wie alle auf dieselben bezüglichen Anfragen, Wünsche in betreff der Yermittelung guter, preiswürdiger Wohnungen sind zu richten an den Direktor der Lehrerbildungsanstalt, Dr. W. Götze, Leipzig, An der Pleifse 2E. In den Anmeldungen ist mitzuteilen, für welchen der obengenannten Kurse sie gelten. Auch ist bei den Anmeldungen Bestimmung über die Fächerwahl (Haupt- und Nebenfach u. s. w.) und die Kursus- daner zu treffen.

Wiederam die Oberb&rdnngsfrage. Im ungarischen Landes-

verein für Hygiene stellte der Universitätsprofessor Dr. KoLOBfAN MüiiLER den Antrag, der Yerein möge an die Ärzte der Stadt

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Budapest Fragebogen senden, in welchen dieselben ersucht werden, ihre Erfahrungen Aber die ÜberbUrdung von Schttlem mitzuteilen. Nach einer Debatte, an welcher Universitfttsprofessor B. von Thanhoffbb, Schularzt Dr. H. Sohüsghnt, Direktor des statistischen Bureaus Dr. J. Kösösi und Universitäteprofessor J. von Fodor teihiahmen, wurde beschlossen, an das Fachkomitee der Schulärzte und Hygiene- professoren die Bitte zu richten, die Abfassung und Verschickung dieser Fragebogen zu besorgen. Das gesammelte Material soll seiner Zeit dem Unterrichtsministerium zur Yerf&gung gestellt werden.

Aafbebnng einer SchUerverbindung in Bamb6rg. Vor

einiger Zeit hat in Bamberg die Relegation von elf Schfllem des alten und drei des neuen Gymnasiums wegen Teilnahme an einer geheinlen Verbindung viel Staub aufgewirbelt. Das gröfste Befremden erregte aber die Thatsache, dafs zu dieser Verbindung auch mehrere Mftdchen aus guten Familien gehörten. Zwei Schülerinnen des höheren Töchterinstituts im „Bache" wurden aus diesem Grunde entlassen, zwei weitere traten sofort nach Entdeckung der geheimen Verbindung aus. Schüler und Schülerinnen hatten ihre Bekanntschaft beim Eislauf geschlossen.

Vortrige in der Indnstrieschnle zn Tokio fiber flewerbo- hygiene nnd erste Hilfe bei pUtzlichen UnglfieksfUlen. Seit

September y. Js. ist in der Industrieschule zu Tokio (Tokyo-Kög^ö- Gakkö) Unterricht in der Gewerbehygiene und der ersten Hilfe- leistung bei plötzlichen Dnglücksftllen als neuer Lehrgegenstand ein- geführt. Die betreffenden Vorträge werden von unserem verehrten Mitarbeiter, Herrn Dr. med. M. Mishibca, Professor der Schulhygiene und Mitglied des Kaiserlich japanischen Unterrichtsministeriums, gehalten; an denselben nehmen nur die Schüler der obersten Klassen teil. Gewerbehygiene wurde früher an keiner Schule Japans gelehrt

Die Inflnenza in den Erziehnngsinsütnten der Schweiz.

Wie in den übrigen geschlossenen Anstalten der Schweiz, so machten sich auch in den Erziehungsinstituten bedeutende Unterschiede beim Auftreten der letzten Influenzaepidemie geltend. Doch waren Anstalten, welche von der Seuche gänzlich verschont blieben, selten. In seinem Werke: „Die Influmea in der Schweiz in dm Jahren von 1889 bis 1894'' berichtet Dr. F. Schmid hierüber: W&hrend in dem Töchterinstitut des Klosters zu Münster in Graubünden sämtliche Mädchen und auch die beiden Lehrerinnen von der Krankheit befallen wurden, blieb das Mädchenpensionat im Kloster St. Glotüde bei Aigle mit seinen ungefähr 25 Pensionärinnen vollständig verschont. Die Töchterpensionate in Grandson, Fiez und Bru hatten im allgemeinen von der Influenza nicht viel zu leiden. Dagegen waren im Knaben- pensionat Burave auf SchloiSs Prangins alle Zöglinge bis auf einen

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ergriffen. Im Konvikt des Klosters zu Einsiedeln erkrankten yon 170 Gymnasiasten 140, nnd im GoUegio Pontificio Papio in Ascona blieben von 57 Bewohnern nnr 16 frei, nämlich 3 Professoren, 12 Zöglinge nnd 1 Person der Dienerschaft. Als fernere Beispiele dafttr, wie ungleich die Ausbreitung der Epidemie in den Erziehungs- anstalten war, mögen die Waisenhäuser von Buochs in Nidwaiden, sowie von Masans und Plankis in Graubünden dienen; in ersterem wurde von 50 Insassen etwa die Hälfte befallen, in letzteren beiden kein einziges Kind.

Krankheitssünulatioii englischer Sehnlkinder. Bekanntlich

simulieren Schfller bisweilen Kopf- oder Zahnweh, um nicht zur Schule gehen zu müssen. Solche angeblichen Leiden aber erregen dadurch Verdacht, dafs sie plötzlich verschwinden, sobald die Schul- krisis, welche sie veranlafste, vorüber ist. Als besonders sorgfältig und gründlich muTs daher die Methode bezeichnet werden, welche die Schüler von Nassington, einem Dorfe in Northamptonshire , kürzlich anwandten, um sich dem Unterrichte zu entziehen. Da dort zahlreiche Kinder wegen eines Körperausschlags die Schule versäumten, so wurde der Medizinalbeamte des Distrikts Dr. G. N. Elliott gebeten, dieselben zu untersuchen und das Wesen dieser seltsamen Krankheit festzusteUen. Sein Bericht zeigte, dafs die ganze Sache auf ab- sichtlicher Täuschung beruhte. Mehr als 25 Kinder litten nämlich nicht an einer wirklichen Ejrankheit, sondern hatten sich, um schulfrei zu werden, Hände und Arme mit dem Safte einer Euphorbie ein- gerieben, welche den Namen „Patty Spurge^ fahrt. Die Folge davon war die Entstehung von Bläschen, welche in den meisten Fällen einem Herpesausbruch glichen, in einigen aber auch die Gröfse einer halben Krone erreichten. Da die betreffenden Kinder die physiologische Wirkung der Pflanzen zu studieren scheinen, so empfiehlt „I%e Lancel**, der wir diese Mitteilung entnehmen, sie mit einem anderen botanischen Objekte, der Birkenrute, näher bekannt zu machen.

Heilsiktte für lugenkranke Lehrer nnd Gelehrte. Wir

lesen in dem „Korrespdsbl. f. Schwele. Äreie*^: Die rege Agitation fttr die Anstaltsbehandlung der Schwindsüchtigen hat in den letzten Jahren die Errichtung einer ganzen Anzahl von Yolksheilstätten in Dentachland, Österreich, der Schweiz und Frankreich zur Folge ge- habt. In dankenswerter Weise haben Staat und private Wohl- tbfttic^eit 90lt diese Kategope von Kranken gesorgt, welche, bis jetzt auf die allgemeinen Krankenhäuser angewiesen, dort die zur Besserung ihres Zustandes notwendigen hygienischen und diätetischen Bedingungen nicht finden konnten. Wenn die Yolkssanatorien für Phthisiker aber ancb als ein grofser Fortschritt anzusehen sind, so ist damit die

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Aufgabe doch noch nicht völlig gelöst. Für den Reichen nnd den Armen hat man gesorgt, für die grofse Klasse des Mittelstandes, der dnrch Bildung nnd sociale Stellung über den Unbemittelten steht, indessen aniser stände ist, aus eigenen Mitteln die Kosten einer langdauemden Kur in einer Privatanstalt zu bestreiten, hat man nichts gethan. Ein erster Schritt in dieser Richtung ist nun anf Anregung von Professor Leyden vor kurzem in Berlin gemacht worden. Ein Komitee, dem heryorragende Männer der verschiedensten Berufsstellungen angehören, ist zusammengetreten, um für Berlin und die Provinz Brandenburg die Mittel zur Errichtung einer Lungen- heilstätte für weniger bemittelte Kranke aus dem Stande der Lehrer, Gelehrten, Künstler und Schriftsteller zu beschaffen. In die Anstalt sollen nur Kranke aufgenommen werden, deren Zustand noch Heilung oder wesentliche Besserung erwarten läfet, und die durchschnittliche Kurdauer ist auf 3 bis 4 Monate berechnet. Den Patienten würden nur die etwa 3 Mark täglich betragenden persönlichen Yerpflegungs- kosten in Rechnung zu stellen sein, während die allgemeinen An- staltsausgaben durch den Verein zu decken wären, der nach Auf- bringung des Grundkapitals überdies auf Errichtung halber und ganzer Freistellen Bedacht nehmen würde.

Vorsicht gegemfiber geimpften Sclmlkindeni. Die „FV.

SchiU-Ztg.*' vom 24. August 1895 schreibt: In einer schlesischen Dorfschiüe erhielt ein Mädchen, das kurz vorher geimpft worden war, einen leichten Schlag mit der Sense auf den mit Pocken besetzten Oberarm. Dadurch entstand eine hochgradige Entztlndung. Geimpfte Kinder sollten, so meint die genannte Zeitung, um solchen Fällen vorzubeugen, durch ein farbiges Band um den Arm gekenn- zeichnet sein.

Der Verein zur Heilnng stotternder Volksschfiler in

Hamburg hat, wie Direktor Söber in der „Med.-päd. Manatsschr. f. d, gsmU SpradüUkde.^ mitteilt, auch im letzten Berichtsjahre eine erfreuliche Thätigkeit entwickelt. Sieben Lehrer standen wie bisher im Dienste der Sache. Von den 177 SchulMndem, darunter 22 Mädchen, die in 14 Kursen (2 für Mädchen) unterrichtet wurden, traten 138 neu ein, während 39 bereits an früheren Kursen teil- genommen hatten. Es wurden

geheut 106 Schüler = 60 7o

sehr gebessert .36 = 20 gebessert .... 33 = 18 nicht gebessert . 3 = 2 „. Bei den 39 Kindern, welche wiederholt an einem Kursus teil- genommen hatten, waren gleich günstige Ergebnisse, wie an den neu aufgenommenen Schülern, nicht zu erzielen. Diese Beobachtung hat

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den Vorstand des Vereins yeranlafst, im laufenden Jahre einen besonderen Kursus mit einer geringen Zahl solcher Schüler ein- zurichten, bei denen das Stottern hartnäckig ist. Wieviel dem Verein noch zu thon übrig bleibt, zeigt ein zu Anfang dieses Jahres zusammengestelltes Verzeichnis aas 80 Volksschulen. Danach beträgt die Zahl der mit Sprachgebrechen behafteten Kinder in diesen 376 Knaben und 133 Mädchen, zusammen 509. Interessant ist, dafs ün Dezember 1895 an 118 in den Kursen des Vereins unter-* gebrachten Kindern eine Nachforschung bezüglich des Vorkonmiens von Rhachitis angestellt wurde. Das Resultat gestaltete sich folgender- maßen: Von 104 Knaben und 14 Mädchen hatten 26, bezw. 7 an Rhachitis gelitten, nämlich im ersten Lebensjahre 11, bezw. 1 und im zweiten Lebensjahre 15, bezw. 6. Gliederverkrümmungen waren bei den Knaben 11 mal, bei den Mädchen 4 mal infolge von Rhachitis eingetreten. Eine ärztliche Behandlung hatte bei den Schülern in 16, bei den Schülerinnen in 6 Fällen stattgefunden.

SchBeesebnhlanfen der Cfemeindeschfiler zu Brannlage ini

HafZ. Die „Dtsch. Tvirn-Ztg.** schreibt: Der Schneeschuhlauf hat sich im Oberharz in den letzten Jahren mehr und mehr eingebürgert und bereits zu grober Ausdehnung entwickelt. In dem Luftkurorte Bnuuüage ist dieser Sport besonders eifrig gepflegt worden und von hier aus derart weiter geschritten, dais z. B. im Schierker ipnd in benachbarten Forstbezirken die Waldarbeiter sich der Schneeschuhe zum Vorwärtskommen bedienen. In Braunlage selbst wird der obligatorische Turnunterricht der Gemeindeschüler an einem Tage jeder Woche in Form von Skiunterricht erteilt. Um den letzteren zu fördern y hat der dortige Skiklub im Einyemehmen mit dem Lokalschulinspektor beschlossen, im Laufe dieses Winters einen Schneeschuhwettlauf der Schulkinder unter Aussetzung von Preisen zu veranstalten, der vermutlich inzwischen stattgefunden hat.

Neubauten fBr Epsem College. Im Sommer v. Js. wurde, wie f,The Brit Med. Jowm.^ berichtet, in Gegenwart des Prinzen and der Prinzessin von Wales, sowie zahlreicher geladener Gäste der Ornndstein für die neuen Gebäude der niederen Schule von Epaom College gelegt. Diese „Lower School*" wird sechs Schlafsäte ftr znsanunen 100 Knaben, fünf Klassen, einen Speisesaal, Spiel- rSiune, Krankenzimmer, eine Küche, Bureaus, Kammern für die Bedienung und eine Garderobe enthalten. AuCserdem soll ein Haus mk vollstAadiger Einrichtung für fünf unverheiratete Lehrer errichtet werden. Die Gesamtkosten der Gebäude, welche aus roten Ziegeln Hüt Ecken und Verzierungen von Sandstein hergestellt werden, sind anf £ 12320 veranschlagt. Auch der Bau einer Kapelle im Betrage von £ 2500 ist vorgesehen.

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Xmtlti^e Derfn^ititjeit.

Rimderlafs des Grofsherzofflicli badischen Ministers des Innern Tom 23. NoTember 1895, Mafsregeln gegen Diphtherie

nnd Scharlach betreffend.

Die von der früheren einschlägigen Vorschrift in § 9 der Ver- ordnung Yom 2. Augost 1884 sich wesentlich unterscheidende Fassung des § 11 der diesseitigen Verordnung vom 8. Dezember 18d4, Mafsregehi gegen Diphtherie und Scharlach betreffend, bezweckt in erster Linie, eine raschere nnd frühzeitigere Feststellung des Sach- verhalts durch den Bezirksarzt, als solche vordem stattzufinden pflegte, an Ort und Stelle herbeizuftüiren und denselben dazu in stand zu setzen, die zur thunlichsten Verhütung einer weiteren Ausbreitung der Krankheit gebotenen sanitätlichen und sanitätspolizeilichen Mafis- nahmen sofort unmittelbar vorzukehren. Es ist in Absatz 1 des angeführten § 11 für das Eingreifen des Bezirksarztes keineswegs vorausgesetzt, dafs die Krankheit schon eine epidemische Verbreitung im Orte gefunden hat oder überhaupt schon eine grOfsere Zahl von Erkrankungen und infizierten Wohnungen festgestellt ist oder den angezeigten Krankheitsfällen bereits ein gefährlicher Charakter zu- kommt; vielmehr soll jenes Eingreifen schon dann stattfinden, wenn nach der Zahl der Erkrankungen und der Zeit ihrer Aufeinanderfolge in Verbindung mit der Gröfse des Ortes, den Wohnverhältnissen daselbst und den sonst in Betracht kommenden Umständen des Falls auch nur die Gefahr einer epidemischen Verbreitung sich als bestehend annehmen läfst oder, abgesehen hiervon, nach der dem Bezirks- sanitätsbeamten zukommenden Kenntnis der örtlichen Verhältnisse Mangel an ärztlicher Behandlung oder genügender Pflege zu befürchten ist. Schon bei nur wenigen Erkrankungsfällen, wenn die Anzeigen rasch nacheinander einkommen, wird hiemach, zumal wenn es sich um einen verhftltnismäfsig kleinen Ort handelt, der bezirksärztliche Besuch angemessen oder geboten sein. Nicht minder ist aber auch darauf Wert zu legen, dafs beim wirklichen Ausbruch einer Diphtherie- oder Scharlachepidemie die in Absatz 2 des § 11 vorgeschrieboie zeitweilige Wiederholung des bezirksärztlichen Besuchs nicht in zn langen Zwischenräumen sich vollzieht.

Da wir im Laufe dieses Jahres wahrgenommen haben, dals das in Rede stehende bezirksärztliche Eingreifen nicht immer in der wünschenswerten Raschheit stattgefunden hat, nehmen wir Ver-

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anlassong, anf die bezeichneten VerordnnngsbestinimnngeB neuerdings besonders hinzuweisen und deren sorgfältige Beachtung im Sinne des Vorbemerkten unter Bezugnahme auf den Generalerlafs Yom 15. De- zember Y. Js., No. 35871, Absatz 3 dringend in Erinnerung zu bringen.

Über die Durchführung des § 10 der Verordnung (Bestellung der Desinfektoren) fQr sämtliche Gremeinden des Bezirks sind im Hauptjahresbericht fflr 1894/95 besondere Angaben zu machen.

An sämtliche Bezirksärzte.

Verflgang des Becirksschnlrates der k. k. Reiehshaiipt- und Regideustadt Wien, 0. Z. 6918, bezflgUeh der Yerwendnng sehnlpllielitiger Kinder bei Sffentlichen SchauToratellnngen.

An sämtliche Schulleitungen.

Zufolge des anläfslich der Genehmigung einer neuen Schul- ordnung erteilten Auftrages des k. k. niederOsterreichischen Landes- schulrates vom 20. September 1895, Z. 9019, nach welchem den Schulleitungen die erforderliche Weisung zu geben ist, damit die im Sinne des Erlasses des k. k. niederOsterreichischen Statthalterei- präsidiums Yom 2. November 1891, Z. 6721, von der politischen Behörde abverlangten Äufserungen der Schulleitungen bezüglich der' Mitwirkung schulpflichtiger Kinder^ bei Schauvorstellungen den vom Bezirksschulrate vertretenen Grundsätzen entsprechen, wird der Schulleitung nachfolgendes bekannt gegeben.

Nach der hohen Ministerialverordnung vom 26. September 1856, Z. 14051, ist die Verwendung schulpflichtiger Kinder zu Schau- vorsteflungen, insofern diese den Charakter der Öffentlichkeit und eigentlicher Kinderschauvorstellungen an sich tragen, verboten.

Zufolge Erlasses des Ministers f&r Kultus und Unterricht vom 27. AprO 1880, Z. 5698, mit welchem ausdrücklich betont wird, date die oben citierte Ministerialverordnung noch in Kraft besteht, ist jedoch hierdurch nicht ausgeschlossen, dafs einzelne schulpflichtige Kinder zu Theatervorstellungen wie bisher verwendet und dafs in Instituten, überhaupt in Privatkreisen theatralische Vorstellungen von schulpflichtigen Kindern aufgeführt werden.

Der Bezirksschulrat hat über Beschlufs vom 25. Jänner 1888, Z. 10283, mit Rücksicht auf die hohe Ministerialverordnung den Inhabern und Inhaberinnen von Privat-, Musik-, Gesang-, Zither- und Sprachschulen in Wien die hinkünftige Abhaltung von Produktionen ihrer im schulpflichtigen Alter stehenden Zöglinge in Chisthaus-

* Die Soholpflieht beginnt in Österreich mit dem vollendeten sechsten und dauert bis zum vollendeten vierzehnten Lebensjahre. D. Red.

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lokalit&ten untersagt and die k. k. Polizeidirektion ersucht, die Durchführung dieses Verbotes mit aller Strenge überwachen zu wollen.

Bezüglich der Mitwirkung einzelner schulpflichtiger Kinder an (öffentlichen Schauvorstellungen hat der Bezirksschulrat bereits am 12. April 1893 principielle Beschlüsse gefafst und dieselben den Schulleitungen mit dem Dekrete vom 7. September 1893, Z. 7214, bekannt gegeben.

Da nun nach den Bestimmungen des § 22 der vom hoch- loblichen k. k. niederösterreichischen Landesschulrate mit dem Er- lasse vom 20. September 1895, Z. 9019, genehmigten Schulordnung die Mitwirkung Ton Schulkindern an öffentlichen Schaustellungen nur mit Genehmigung des Bezirksschulrates von der Schulleitung zugelassen werden kann und daher in Hinkunft die Schulleitungen die diesbezüglichen Entscheidungen zu treffen, beziehungsweise die von der politischen Behörde im Sinne des Erlasses des hohen k. k. niederösterreichischen Statthaltereipräsidiums Yom 2. November 1891, Z. 6721, abverlangten Äuüserungen abzugeben haben werden, findet sich der Bezirksschulrat bestimmt, die Schulleitungen anzuweisen, hierbei folgenden Grundsätzen Rechnung zu tragen.

1. Die Bevrilligung zur Mitwirkung an öffentlichen Schaustellungen kann nur ausnahmsweise an einzelne Kinder, stets nur auf Widerruf und höchstens für das laufende Schuljahr dann erteilt werden, wenn diese Sander ein vollkommen entsprechendes sittliches Betragen, einen sehr fleilsigen Schulbesuch, einen befriedigenden Fleifs und einen mindestens genügenden Fortgang nachweisen.

2. Eine solche Bewilligung darf nicht erteilt werden, wenn die Schauvorstellungen auf öffentlichen Stra&en, Gassen oder PlAtsen stattfinden. Dergleichen soll die Bewilligung in der Begel nicht erteilt werden, wenn sich die Yorstellungen über die neunte Abend- stunde erstrecken.

3. Im Falle die Schauvorstellungen in Lokalitäten stattfinden^ welche mit Gastwirtschaften räumlich in Verbindung stehen, dflifen vor vollkommener Durchfllhrung des Programmes Speisen und Getrftnke nicht verabreicht werden.

4. Bei der Beurteilung der Zulässigkeit der Mitwirkung eines Kindes bei Schauvorstellungen hat die Schulleitung anber den oben angeführten än&erlichen Momenten auch die Charaktereigenschaftei» des betreffenden Kindes in Betracht zu ziehen, sich über das Pro- gramm der Vorstellung zu informieren und eventuell dahin zu wiiicen, dafs das ihr unpassend Erscheinende ausgeschieden werde.

5. Der endgültigen Entscheidung der Schulleitung hat in allen Fällen eine Beratung in der Lokallehrerkonferenz voranzugehen, und

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ist in zweifelhaften Fällen bei der zuständigen Bezirkssektion des Bezirksschulrates nähere Information einzuholen.

Sämtliche auf die Mitwirkung schulpflichtiger Kinder bei Schau- yorstellungen bezugnehmende bisher ergangene Verfolgungen des Bezirksschulrates werden hiermit aufser Kraft gesetzt.

Vom Bezirksschulrate der Stadt Wien, am 21. Dezember 1895.

Der Vorsitzende -Stellvertreter. (Gez.) Dr. Thbodob Rbisgh.

Vorsehrifteii für die Benutzung der Brauaebftder ii dea ABstalten des Vereins „Knabenhert'' zu Mfinehen.

1. Die Beteiligung der Zöglinge ist eine freiwillige.

2. Kindern mit Neigung zu Nesselausschlag oder anderen Haut- entzündungen, sowie solchen, die sehr erregbar sind, ist die Be- teiligung am Baden zu widerraten. Mit Kopf- und Hautausschlag oder mit Ungeziefer Behaftete sind nur dann zum Baden zuzulassen, wenn Sicherheit gegeben ist, dafs die von ihnen gebrauchte Wäsche nicht auch von anderen Kindern benutzt wird, bezw. mit deijenigen von anderen in Berührung kommt.

3. In den Anstalten, welche die Badegelegenheit im Schulhause selbst haben, soll monatlich zweimal, in den anderen monatlich ein- mal gebadet werden, und ist als Badetag fQr jede Anstalt ein be- stimmter Wochentag festzusetzen.

4. Zum Baden ist stets die Zeit zwischen 4 und 5 Uhr zu wählen.

5. Es sind nur diejenigen Zöglinge zum Baden zugelassen, welcbe von der Schule aus keine Badegelegenheit haben.

6. Die jeweilig zu badende Kinderzahl ist so zu verteilen, dafs keine laufende Brause unbenutzt bleibt.

7. Die gesamte Badezeit für eine Badegruppe beträgt im Durch- schnitt 22 Minuten, nämlich 10 Minuten für Auskleiden, 2 Minuten anter der Brause, 10 Minuten für Ankleiden.

8. Länger als 2 Minuten sollen die Kinder nicht unter den Brausen bleiben-, hiervon soll ungefähr ein Drittel zum Einseifen und Abreiben, ein Drittel zum Abspülen mit warmem Wasser und das letzte Drittel zur Abkühlung vermittelst kalten Wassers verwendet werden. Die Abspülung der Füfse ist in möglichst kurzer Zeit zu vollziehen.

9. Es gilt als Regel, dafs die Kinder die Badewäsche und Badebekleidung - selbst mitbringen, doch wird seitens des Vereins

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dafür gesorgt werden, daüs fttr sehr arme Zöglinge die erforderlichen Gegenstände in genügender Anzahl vorhanden sind.

10. Notwendig sind:

a. für Enahen eine Badehose, für Mädchen eine vollständig

nach hinten geschlossene Badeschürze; h. ein Trockentneh.

11. Während der ganzen Badezeit ist der Anstaltsleiter, bezw. die Anstaltsleiterin znr Beaufsichtigung nnd Aofrechthaltung der Ordnung in den Baderäamen anwesend; von demselben (derselben) ist nament- lich darauf zu achten, dafs die Kinder die Brause nicht verlassen, bis die Abkühlung beendet ist, da gerade in dieser Abkühlung und der damit verbundenen Zusammenziehung der Hautgefäbe die beste Sicherheit gegen Erkältung gegeben ist.

£b ist durchaus unstatthaft, die Zöglinge dem Badediener oder der Badedienerin zur Beaufsichtigung ^u überlassen.

12. Der beaufsichtigende Anstaltsleiter, bezw. die Leiterin hat die Zöglinge in die Baderäume zu führen und aus denselben wieder in das Anstaltslokal zurückzugeleiten.

13. Ist die Badegelegenheit nicht in dem Schulhause, in welchem sich das Anstaltslokal befindet, so ist darauf zu sehen, dafs die Zög- linge nach dem Bade noch eine halbe Stunde in einem geheizten Baume zubringen, ehe sie in das Anstaltslokal zurückkehren.

14. Jene Zöglinge, welche am Baden nicht teilnehmen, sind während der Badezeit im Anstaltslokal entsprechend mit Schularbeiten zu beschäftigen und von einem älteren, verlässigen Zögling zu beaufsichtigen.

Der Ausschufs des Vereins „Knabenhort^^

Verordnung des Wiener Bedrkssehnlrates, 6. Z. 9004, Iber die Speisung armer Sehulkinder in VolkskOchen.

An sämtliche Schulleitungen

des IL, IV., VL, Vü., VUL, X., XV., XVI.

und XVII. Bezirkes.

Über Ersuchen des Präsidiums des Centralvereines zur Be- köstigung armer Schulkinder in Wien werden die Schulleitung^i in Kenntnis gesetzt, dals zur Vermeidung des Zusammentreffens er- wachsener Personen mit den Schulkindem in den Volksküchen die Ausspeisung deijenigen Kinder, welche an die Volksküchen des I. Wiener Volkskttchenvereines gewiesen sind, entweder zwischen 11 nnd %12 Uhr, oder zwischen VaI und 7*2 ühr stattfindet.

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Die Lehrpersonen werden demnach angewiesen, den Schulkindern gelegentlich der Verteilung der Speisemarken zu bedeuten, dafs sie in der angegebenen Zeit in den Volksküchen zu erscheinen haben, da zu einer anderen Stunde an Kinder Speisen nicht verabfolgt werden.

Vom Bezirksschulrate der Stadt Wien,

am 28. November 1895.

Der Vorsitzende -Stellvertreter.

(Gez.) Dr. Reisch.

)9erfotialteit.

Es wurde beigelegt der Charakter: als Wirklicher Geheimer Ober- regierungsrat mit dem Range eines Rates I. Klasse dem Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Dr. Köhler in Berlin; als Ge- heimer Medizinalrat dem ordentlichen Professor der Hygiene Dr. Emil Bbhbing in Marburg; als Geheimer Sanitätsrat dem bisherigen Ereisphysikus Sanitätsrat Dr. Joseph Schade zu Weissensee in Thüringen; als Medizmalrat den Bezirksärzten I. Klasse Dr. LuBwia Raab in Sulzbach und Dr. Friedbich Tufpebt in Hof, sowie dem Medizinalassessor Dr. Menger in Berlin; als Kaiserlicher Rat dem Bezirksarzt Dr. N. von Tommaseo in Sebenico; als Hofrat dem Gymnasialdirektor Dr. Gbumme in Gera und unserem verehrten l^tarbeiter, Herrn praktischen Arzt Dr. Wilhelm Mayer in Fürth , als Schulrat den Kreisschulinspektoren Dr. Robbls in Bochum, Arlt zu Benthen in Oberschlesien und Woitylak in Tarnowitz.

Dem Direktor Dr. Arndt in Eschwege ist der Rang der Räte rv. Klasse, den Realschulrektoren Pitzer in Neumarkt und Meissner in Weiden das Prädikat Professor verliehen worden.

Es haben erhalten: der ordentliche Professor Geheimer Medi- zinafarat Dr. Virghow in Berlin das Kommandeurkreuz der fran- zösischen Ehrenlegion; der Gymnasialdirektor Fr. H. Frühe in Baden-Baden das Ritterkreuz des GroGsherzoglich badischen Ordens vom Zähringer Löwen I. Erlasse in Eichenlaub ; der Regierungs- und Geheime Medizinalrat Dr. Passaüer in Gumbinnen und der Geheime Medizinalrat Dr. Krieger zu Strafsburg i. E. den roten Adler- orden m. Klasse mit der Schleife; unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Direktor der Provinzialirrenanstalt Geheimer Medizinalrat Pro- fessor Dr. Pelman in Bonn, und der Regierungs- und Medizinalrat

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Dr. Rapmünd in Minden den roten Adlerorden lY. Klasse; der gleichfalls zu unseren Mitarbeitern zählende ordentli(^e Professor an der technischen Hochschule Dr. £. VoiT in München, sowie die Rektoren höherer Lehranstalten Klein und Professor Siokenbbb&sr in München, Dr. Diendorfer in Passau und MüiiLSB in Neustadt a. H. den Verdienstorden des heiligen Michael lY. Klasse; der Direktor des städtischen Realgymnasiums Professor Dr. Stützeb in Halber- stadt und der Seminaroberlehrer Dr. Reuter in Münstermaifeld den Kronenorden IV. Klasse.

Ernannt wurden: zum ordentlichen Mitglied der Königlichen Wissenschaftlichen Deputation fttr das Medizinalwesen in Preussen der Greheime Medizinalrat Professor Dr. König in Berlin; zum Vorsitzenden des oberösterreichischen Landessanitätsrates für das Triennium 1B95 97 der Stadtphysikus Dr. Emerich Stockhammer; zum Stellvertreter der Landessanitätsreferent Statthaltereirat Dr. Adolf Ritter von Kissling; zu Mitgliedern der k. k. Bezirks- arzt Rat Dr. Michael Branblmayr, der Präsident der ober- österreichischen Ärztekammer Primararzt Dr. Alexander Brenner, der Augenarzt Dr. Karl Denk, der Primararzt der oberöster- reichischen Landesgebäranstalt Professor Dr. Ludwig Piskacek; zu ordentlichen Mitgliedern des Landessanitätsrats von Nieder- österreich Stadtphysikus Regierungsrat Dr. Emil Kammersb, Professor Dr. Julius Mauthner, Primararzt Professor Dr. Leopold Ober, Professor Dr. Friedrich Sghauta, Direktor der Kranken- anstalt Rudolphsstiftung Dr. Anton Ullmann, Polizeichefarzt Dr. ANDREAS WitlaCil; zum aufserordentlichen ständigen Mitglied Regimentsarzt Dr. Johann Sghöfer, ordentliches Mitglied des Militärsanitätskomitees; aufserdem entsendete der Landesausscbuis den Direktor der niederösterreichischen Landesgebär- und Findel- anstalt Dr. Emil Braun in die genannte Behörde.

Der aufserordentiiche Professor der Hygiene Dr. Eugen di Mattei in Catania ist zum ordentlichen Professor befördert worden.

Oberlehrer Professor Dr. Holfeld am Gymnasium und Real- gymnasium in Guben yturde zum Direktor des Realgymnasiunds in Essen gewählt; Oberlehrer an der Realschule Professor Dr. Kractsb in Oldenburg zum Direktor dieser Anstalt; Kreisschulinspektor Pelz in Ratibor zum Seminardirektor in Paradies; Dr. Guillet zum Hilfsarzt am Lyceum in Caen an Stelle des verstorbenen Dr. Boureenn£.

Der Sektionschef Ferdinand Freiherr Erb von Rudtorffbb in Wien, dem das Sanitäts- und Veterinärdepartement des k. k. Ministeriums des Innern unterstellt war, und der Vorsteher der Präparandenanstalt Ufer in Czamikau sind in den Ruhestand ge- treten; dem ersteren wurde aus diesem Anlafs das Grolskreuz des

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Fraoz-Josephordens, dem letzteren der rote Adlerorden IV. Klasse Teriiehen.

Am 24. Mai d. Js. begeht der Vorsitzende der Dentschen Turnerschaft Dr. med. Ferdinand Goetz seinen siebenzigsten Ge- burtstag.

£s sind gestorben: der Chef des Medizinalwesens, Leibmedikos Wirklicher Geheimer Rat Professor Dr. Fedob Zyzubin in St. Petersburg; Dr. Dobn, froher Leiter des höheren Schulwesens in Wflrttemberg; Gynmasialdirektor Dr. Schultz in Bartenstein; Lyceal- rektor Rttteb und Edler von Pessl in Dillingen ; Georg Hoch- apfel, erster Beigeordneter der Stadt Strafsburg i. E. und Ansschuis- mitglied des Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit; Obertomlehrer Wilhelm Jordan in Görlitz, der sich um den dortigen Verein für Jugendspiele yerdient gemacht hat.

FQr den yerstorbenen Professor Louifi Pastbur sollen Denk- maler in Paris, D61e und Ghartres auf öffentlichen Plätzen errichtet werden; zu dem Denkmal in D61e hat die Berliner medizinische Gesellsc^ft 1000 Francs beigesteuert.

Am 24. Juli vor 100 Jahren wurde Medizinahrat Dr. C. J. Lorinser geboren, der Verfasser der Schrift j^Zum Schutz der Qe- simdheit in dm SchuHm*^, welchem die WiedereinfOhrung des Turnens nach Aufhebung der „Tumsperre^ zu danken ist.

Zahlreiche pädagogische Vereine haben am 12. Januar d. Js. die 150. Wiederkehr des Geburtstages von Pestalozzi gefeiert, der bekanntlich em warmes Interesse auch für die körperliche Erziehung der Jugend hatte.

£\Uttainv.

Besprechungen.

Dr. SOLBRio, Königlicher Ereiswundarzt in Liegnitz. Die hygienischen Anferdernngei an l&ndlicke Scknlen. Nebst einem Anhang

ober die hygienischen Verhältnisse der ländlichen Schulen aus Tier Kreisen des Regierungsbezirks Liegnitz. Frankfurt a. M., 1895. Johannes Alt. (103 S. Gr. 8<^. JK . 3.)

Das Yorliegende Buch gibt in seinem ersten Teil eine Darstellung der hygienischen Anforderungen an Dorfschulen nach der den Gegenstand behandelnden Litteratur und besonders nach Anleitung der im

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preolsischen Etdtasministeriam vom Geheimen Oberregienmgsrat Spieckeb bearbeiteten „Ent würfe für einfache l&ndliche Schnlgebände^ vom 24. Janaar und 7. Jnli 1888^ Der zweite Abschnitt, welcher im Titel als Anhang bezeichnet ist, während er den wesentlichen Bestandteil der Monographie bildet, schildert die hygienischen Zustände der Dorfschulen in den Kreisen Liegnitz, Hirschberg, Hoyerswerda und Grtlnberg anf Grand statistischer ünter- snchnngen, welche der Verfasser dnrch Vermittelong der betreffenden Lehrer, an die er Fragebogen schickte, vorgenommen hat.

Solche üntersnchangen es ist ja im Jahre 1888 eine ähnliche, anf einen engeren Bezirk, den Kreis Zanche-Belzig, bezügliche Schrift vom Kreisphysikas Gleitsmann erschienen haben vorlänfig freilich mehr wissenschaftlichen als praktischen Nntzen, insofern sie eine klare Einsicht in die vorhandenen Verhältnisse, allenfalls aach positive Grandlagen für künftige allgemeine Verordnungen bieten, wohl nur ausnahmsweise aber den Anstois geben zur Umsetzung der Statistik in Thaten, d. h. zur erfolgreichen Handhabung der in reichem Mafse bereits vorhandenen schulhygienischen Vor- schriften. Immerhin sind derartige Erhebungen, selbst wenn sie, wie hier, ein nur enges geographisches Gebiet umfassen, für den Hygieniker nicht ohne Interesse. Sie würden daran, wie aach vielleicht an praktischem Wert gewinnen durch den Vergleich mit den Zuständen grö&erer Bezirke und des ganzen Staates. Möchten darum die Untersuchungen Dr. Solbbigs Anregung geben zu umfassenderen Ermittelungen, als sie hier ilach Lage der Verhältnisse möglich waren, zu amtlich veranlagten und geleiteten Untersuchungen gröfseren Stils, aber, wenn möglich, nicht in der beliebten ebenso billigen, wie unsicheren Art der Fragebogenversendung, sondern durch eigene Besichtigung der dazu berufenen Ärzte.

Einige kurze Anmerkungen zum ersten Teil des Buches mögen hier noch Platz finden. Zu Seite 4 sei folgendes angeführt: Gewifs sind Strohdächer für Schulhäuser schon der Feuersgefahr wegen zu beanstanden. Wo solche Dächer in älteren Schulgebäuden aber noch bestehen, kann ihre Gefährlichkeit verringert werden durch den Anbau feuersicherer Ausgänge an die Schule, also kleiner, mit Hart- bedachung versebiBner massiver Vorräume ; dieselben verhüten wenigstens die Verlegung des Ausgangs durch das brennende Strohdach, zumal wenn dieses nicht genügend befestigt ist.

Seite 8 findet sich der dem Handbuch von Eulenbebg and Bach entnommene Satz, dafs „Röhrenbrunnen den Kesselbnmnen darum vorzuziehen seien, weil erstere vor Verunreinigungen besser

* S. diese Zeitschrift, 1888, No. 11, S. 438—448. D. Red.

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geschützt sind und wegen ihrer grOüseren Tiefe keimfreies Wasser liefern.*' Nun kann man aber die Röhrenbrunnen nicht schlechtweg den Kesselbrannen gegenflberstellen , denn bekanntlich sind auch gedeckte Kesselbmnnen sehr oft mit Röhren versehen, and zwar ebenso wie Abessinier mit eisernen, innen emaillierten oder Terzinnten. Wenn solch ein Kesseibninnen in seinen Umfassnngswftiiden bis znr gehörigen Tiefe wasserdicht und gegen das umgebende Erdreich durch Lehmschichten abgeschlossen ist, wenn femer der Schacht eine wasserdichte Abdeckung besitzt, so steht er, namentlich bei hinreichender Tiefe, dem Abessinier in Bezug auf Reinheit des Wassers keineswegs naeh. Die Gründe, weshalb man, wenn angängig, dem abessinischen Röhrenbrunnen den Vorzug gibt, sind vielmehr in der gröberen Billigkeit der Anlage dieser Brunnen, sowie darin zu suchen, dafs sie keiner KontroUe und keiner kostspieligen Reinigung bedürfen, wie solche auch bei den bestkonstruierten Kesselbrunnen zeitweise BOtwendig wird. Thatsftchlich sind bei der Wahl des Systems in der Regel die Bodenverhftltnisse und andere natürliche Voraussetzungen ansschlaggebend.

Auf Seite 35 wird die Verwendung der Schulsjtuben für die öffentlichen Impfungen getadelt wegen der Möglichkeit der Einführung von Krankheiten in dieselben. Nun ist aber gerade in Dorfschulen diese Gefahr wenig aktuell, weil in Landgemeinden die von an- steckenden Krankheiten ergriffenen Familien meist allgemein bekannt find und Kinder aus solchen HAnsem zur öffentlichen Impfung nicht erscheinen dürfen. Hier zu Lande wird dieses Verbot jedesmal unmittelbar vor der Impfung schwarz auf weifs allen Familien zur Kenntnis gebracht, in denen sich imp^flichtige Kinder befinden. Andererseits aber sind auf dem Lande recht häufig die Schulzimmer die geeignetsten Räume fbr das wichtige Greschäft der Impfung und überall da unentbehrlich fOr diesen Zweck, wo sonst nur niedrige und nie gelüftete Wirtshausstuben zur Verfügung stehen. Wenn die ländlichen Schulstuben nicht anderen Nebenzwecken dienstbar gemacht werden als den aUjährlich einmal wiederkehrenden Impfterminen, so sollte selbst der eifrigste ärztliche Hyg^eniker sich dabei zufrieden geben, wenn es nur die Schuhnänner und Schulauünchtsbeamten thun wollt^, was leider nicht immer der Fall ist.

Kreisphysikus Dr. med. Reimaiyn in Neumünster.

8ckn]««aBdlMltapfl«ge UL, 12

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Wilhelm Krampe, Obertnrnlehrer und Dirigent des stAdtischen Turnwesens zu Breslau. Die itaUenisclieil HuiaiiUiteB «Bd flire Wirksamkeit fBr die Wiederbelebniig gyiauuitiseher

Pkdagogik. Ein Beitrag zar aOgemeinen Geschichte der Jugend- erziehung und der Leibesübungen. Breslau, 1895. Wilh. Gottl. Korn. (245 S. 8^ M. 3.)

Wir können das KRAMPBsche Buch in drei Abschnitte zer- gliedern. Der erste Teil enthalt als Einleitung eine recht klar geschriebene, mitunter vielleicht etwas zu weit ausgreifende Übersidit Aber die Vorläufer des Humanismus und umfaftt die ersten drei Kapitel (S. 1 28). Der zweite, aus dem vierten bis neunten Kapitel bestehende Teil handelt von jenen italienischen Humanisten, welche, zumeist mit Rücksicht auf die Erziehung von Fflrstenkindem, pädagogische Vorschriften geben, wobei die Pflege körperlicher Übungen stets mit Nachdruck betont wird. Viele dieser Mftnner sind hohe geistliche Würdenträger (S. 29 106). Den dritten, Kapitel 10^11, Seite 107—196 umfassenden Teü bildet die Be- sprechung von Werken humanistischer Ärzte. Von diesen Wericen werden ausführliche Inhaltsangaben geboten, mitunter insofern zu ausführliche, als auch minder hierher Gehöriges in ziemlicher Aus- dehnung Aufiiahme gefunden hat; man vergleiche z. B. Seite 171 183. Die Anmerkungen sind in den Anhang verwiesen, der uns flberdies noch ein Gedicht des Grboorius Corvarius, und zwar sowohl im lateinischen Urtext, als auch in der deut- schen Übersetzung, Aber die Lehrthätigkeit des ViOTORiNTrs VON Feltrb, femer Auszüge aus der Gnomologia des Papstes PlüS n (Aenbis Sylvius), gleichfalls lateinisch und deutsch, bringt. Von den italienischen Humanisten, welche bald in gröCseren selbständigen Werken, bald gelegentlich in ihren Schriften fftr eine erneute Pflege der körperlichen Obungen mit grofser Oberzeugungs- treue eintreten, werden genannt:

1 . Pbtrus Paulus Vergeriüs der Ältere mit seinem Fttrsten- Spiegel (De ingenuis moribus et liberalibus adolescentiae studiis, Bomae 1472), in welchem er unter anderem den wichtigen Erziehungsgrundsatz auibtellt, dab ein junger Mensch nicht in klösterlicher Einsamkeit aufgezogen werden darf. Hinsichtlich der Gymnastik verlangt er, dafs diese als Bestandteil der Erziehung weder isoliert, noch den anderen Bildungsdisciplinen untergeordnet werde.

2. Der weltliche Dichter und geistliche Erzieher Maifbus

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Vl&iUB (De educatione liberorum et claris eoram moribiiB libri VI, Mediolani 1491). Dieser betont beispielsweise, dab die Knaben sich aaf dem Turnplätze flben sollen nicht in der Weise der Athleten, sondern in leichterer Art nnd znm Zwecke körperlicher Kräftigung und leiblichen Wohlbefindens. Recht be- acfatenswert ist auch sein Ausspruch : „Ich hasse die Knaben mit frflhreifer Weisheit.^

3. ASNBAS Stlyiüs Piooolomini, der humanistische Pädagog saf dem päpstlichen Stuhle (Tractatus de liberorum edu- catione editus ad Ladislaum Ungariae et Bohemiae regem, 1449).

4. Der Dichter und Ritter Franciscus Philblphüs, der in zwei Briefen, von denen der eine in italienischer Sprache, der andere lateinisch geschrieben ist, seine Ansichten über die Erziehung eines joDgen Fürsten ausgesprochen hat.

5. Der römische Kardinal Jagobub Sabolbtus (De liberis recte instituendis, 1530), welcher ganz richtig bemerkt: „Über die gewöhnlichen Handlimgen der Bflrger und ihre Streiti^eiten miteinander bestehen sorgfältig ausgearbeitete Gresetze, ttber viel wichtigere Dinge aber, über die Wahl eines Lebensberufes, ttber Kindererziehung, ttber die Pflichten der Eltern u. a. m., herrscht ein wunderbares Stillschweigen^ ein Ausspruch, der in gewissem Sinne ebenso noch heute Geltung hat, wie sein Weh- und Klageruf: 9 Wir kennen schon lange kein Öl mehr, keine Palästra!"

Als ersten, der den Leibesttbungen eine praktische Gestaltung ZD geben wuCste, finden wir Viotorinus von Fbltrb, den be- scheidnen und in seiner Selbstlosigkeit an altklassische Vorbilder erinnernden Erzieher der Kinder des Fttrsten Giak-Franobsoo II GoNZAeA, den Vorsteher der „Casa giocosa" in Mantua. „Die Gymnastik ist bei ihm nichts Nebensächliches, nichts Zufälliges, viebnehr erscheint sie in der Wertstellung einer unerläfelichen Disdplin, die, mit litterarischem Unterricht abwechselnd, das Geschäft der Bildung ergänzend abschließt; sie ist organischer Teil des Unterrichtsbetriebes und für alle Zöglinge obligatorisch in den Bfldungfifpkn eingestellt/ Er wandert mit seinen Schülern zu lem- freier Zeit hinaus in die Natur, durch Wald und Feld, nach nahen und fernen Ortschaften, nach Venedig, bis an den Gardasee und bis in die Alpen.

Von humanistischen Ärzten werden angeführt:

1. HlERONTHUS Mbbcukialis, der den ersten Versuch einer wiBsenschaftliehen Rekonstruktion der antiken Gyninastik machte. In seinen Werke De arte gymnastica libri VI, Venetüs 1569, sucht ^ daizuthun, dafs die Gymnastik anfserordentMchen Nutzen gewähre

12*

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durch Abwendung von Krankheiten, dnrch Schatz der Gesundheit und dnrch Kräftigung in der Bekonvalescenz. Den Beweis dsftlr erbringt er nicht blofs durch eine Zusammenstellung der Körper- flbungen der Alten, sondern er trachtet auch, den einmal laut ge- wordenen Wunsch nach Wiederiierstellung der antiken Gymnastik sachlich zu begründen, indem er durch seine gelehrten Forschungen eine genaue Bekanntschaft mit der Form und dem Wesen einer Sache verbreitet, von der vorher kaum mehr als allgemeine Begriffe vorhanden waren. Darum verdient sein Werk die eingehendste Beachtung. „Hier liegt eine Beschreibung der alten Gymnastik vor, und zwar nicht blofs in allgemeinen Zügen, sondern mit Berücksich- tigung ihrer Gestaltung auch im einzelnen, nicht bloCs ihre Dar- stellung im ftufseren Erscheinen, sondern ihre wissenschaftliche Beurteilung mit der Bezeichnung ihres inneren Wertes, mit der Klarlegung ihrer Wirkung auf die Gesundheit des menscblidlen Körpers.**

2. Der philosophische Vielwisser und ArztHlBRONTMUS GardanüS, der teilweise schon im VI. Kapitel seiner Selbstbiographie unter der Überschrift De exercitatione seine Ansicht über körperliche Übungen andeutet, im Zusammenhange aber die Lehre von der Gymnastik in den vier Büchern De sanitate tuenda behandelt.

Blicken wir zum Schlüsse noch einmal zurück, so müssen wir zunächst gestehen, dafs durch das uns vorliegende Werk der Beweis erbracht ist, dafs die Gynmastik der Alten mit dem Tomen der Jetztzeit geschichtlich in Zusammenhang steht, und zwar ist es das Verdienst der Humanisten, spedell der italienischen, durch Begeisterung für die Antike zugleich die Bedeutung der körpertichen Übungen der Welt wieder zum Bewußtsein gebracht zu haben. Aber auch interessante Einzelheiten lassen sich diesem Buche ent- nehmen. So wird mit Recht darauf hingewiesen, dafs unser heutiges Turnen, obwohl in der Gymnastik der Griechen wurzelnd und im Principe mit derselben nahe verwandt, doch eine selbständige, originale Erscheinung ist, die auch in der Gymnastik des Humanisnonis eine zwar entlegene, aber nicht zu unterschätzende Quelle besitzt.

Auch fOr die Praxis enthalten die Werke der genannten humanisti- schen Schriftsteller beachtenswerte Winke. Körperliche Übungen, heilst es wiederholt, sind für alle Lebensperioden und Berufsaiten empfehlenswert, müssen aber nicht nur für jedes Alter, sondern andi für Menschen von verschiedener Konstitution und verschiedenem Temperament besonders ausgewählt werden. Das Gesetz strenger Individualisierung gilt hier nicht minder als in der Medizin. Vor Überanstrengung wird nachdrücklich gewarnt, da sonst die Körper- übungen mehr Schaden als Vorteil bringen können. Unter den

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Spielen werden besonders die Ballspiele empfohlen, vor allem da» Spiden mit dem kleinen BalL

Man si^t, dab wir dem YerCnsser fttr seine ebenso fleifsige, wie anregende Arbeit zn Dank yerpflicbtet sind.

Gymnasialdirektor Dr. phil. Gustav Hergbl in Aussig. -

6. £. Shüttlbwobth, B. A., M. D. Meatally defleient childrei: tkeir treatmeit and tniniiig. London, 1895, H. K. Lewis. (8®.)

Das Buch kann Lehrern nnd Ärzten, welche an Idiotenanstalten oder Schalen fllr Schwachbegabte thätig sind, grofisen Nutzen ge- währen. Aber auch Ärzten an Kinderkrankenhäusern, zu deren Amöben es gehört, den Eltern schwachsinniger Kinder Aber die Befaaadlimg und Erziehung derselben Rat zn erteilen, dflrfte dasselbe willkommen sein.

Es enthalt, abgesehen von einem Überblicke Aber die Geschichte ctos Gegenstandes, eine trotz der Kflrze doch ausreichende Schilderung der Ätidogie, Pi^ologie, Diagnose und Behandlung des Schwachsinns. Aufeerdem ist in einem Anhange eine Tollstftndige Litteraturzusammen- stdhmgy eine Anzahl Probelektionen ftir den Unterricht der in Rede stehenden Kinder und endlich ein Verzeichnis sämtlicher in England lorhandener Schulen filr Idioten und Schwachbegabte beigefügt.

In Deutschland durfte das kleine Werk um so mehr Anklang finden, als unseres Wissens dort eine ähnliche Veröffentlichung nicht existiert. Professor Dr. med. L. Ingebmann in New York.

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»

Iritfdirifl fit SdinlgeMlieitapfleg^^

a. Jahrgang. 1896. No. 4.

^tx%xnalah\^anllnn^tn.

über die Läusesacht in den VolkBSChnlen.

Von

Dr. med. H. Nbümann,

Priyaidocenten der Kinderheilkunde an der Uniyenitat Berlin.

Mübte ich krank werden, dürfte mir aber die Art der Eiankheit frei wählen, so würde ich mich für die Läusesncht entscheiden. Sie hat die Annehmlichkeit, wenig anffl&llig zu sein, in der freien Bewegung nicht zu hindern und sich was sehr wesentlich in wenigen Tagen mit Sicherheit heilen 2a lassen.

Immerhin bleibt sie aber dabei eine wirkliche Krankheit. Anftnglich ist freilich nicht yiel zu merken: die Läuse ich spreche hier nur von den Kopfläusen begeben sich, zufUlig auf die Kopfhaare gelangt, nach' dem Haarboden und beifeen sich in der Kopfhaut fest. Durch die Giftstoffe, welche hierdurch in die Saftgefälse kommen, werden schon jetzt die Lymphdrüsen des Nackens in Entzündung versetzt und ver- grölsem sich infolgedessen. Das Festbeilsen der Läuse und ihr geschllftiges Hin- und Hereilen auf der Kopfhaut erzeugt weiterhin ein itnangenehmes Jucken, welches zum Kratzen des Kopfes Veranlassung gibt. Hierbei yerletzen die Fingernägel nicht nur die Haut, sondern reiben gleichzeitig in die Kratz- wunden Schmutz hinein, welcher diese seinerseits in Ent- zündung versetzt. Aus den kleinen Abschürfungen der Kopf- haut entwickeln sich eiternde Wunden; der abgesonderte Eiter trocknet auf ihnen ein und verfilzt sich mit den Haaren, welche

8eh«lc««imdh«iCtpfl«ge tX.. 13

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mnerhalb der Wtuide stehen und 4ber sie hinwegziehen, zn einer irechsefaid groCsea und dieken Borke, so dafs d«r Eiter flttrftekgekalten wird wbA sieh zersetzt. Eine Entfemnng diesw Absonderungen ist wegen der Empfindliclikeit der Kopfhaut jetzt nur noch schwer möglich. Wir haben schlieislich einen mit nässenden Stellen und Borken bedeckten wunden Kopf, welcher zuweilen eineu sehr unangenehmen Gkruch ausströmt. Mittlerweile sind die Lymphdrüsen im Nacken und auch die seitlich am Halse gelegenen immer mehr angeschwollen, so dafs sie sich ohne weiteres als Hervorwölbungen von der Grölse einer Earsche oder Walnuls zu erkennen geben; einzelne von ihnen vereitern.

Aber die Krankheit schreitet weiter: das Jucken wird immer stärker, das Kratzen infolgedessen immer häufiger; unter den Fingernägeln setzt sich Biter und Schmutz fest und wird auf den übrigen Körper verschleppt. Beibt der Betreffende gelegentlich das Auge mit den Fingern, so bildet sich eise bläschenfbrinige Hornhautentzündung oder eine Bindehaut- eatzündung mit Thränenträufeln und Lichtscheu; werden die Hautdecken gerieben, so entsteht im Gesicht oder über den ganzen Körper verteilt ein Ausschlag, welcher demjenigen des Kopfes ähnelt. Dementsprechend schwellen die Drüsen in den verschiedenen Körpergegenden an. Li diesem Zustande können di» Kinder blafs werden und abmagern.

unterdessen führt das winzige, 1 2 mm lange Tierchen, welches das ganze Unheil verschuldet, ein trotz alles fijratzens wesentlich ungestörtes Familienleben. Das Weibchen ist fleilaig an der Arbeit, seine Eier zu leg^i, und befestigt sie mit Chitinmasse in meisterhafter Weise an dem Q-rund der Haare; das Ei ist birnenförmig, im Mittel 0,6 mm lang und 0,4 mm breit; das breitere Ende liegt nach dem freien Ende des Haares hin und ist mit einem Deokelchen geschlossen; sechs Tage^ nachdem das Ei gelegt ist, sprengt die junge Laus den Deckel, um nach 18 Tagen wieder ihrerseits fbrtpflanzungs&hig zu sein. (Ki&CHBNMEiSTEB und|ZüBN.) Während sich nun die Nisse» wie die Eier genannt werden, durch das. Wachstum der

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Haue Ton dem Haarboden immer mehr entfernen, wird da, ve das Haar aas der Haut kommt, ein nenes Ei angeklebt, so iab man schliefslich eine ganze Seihe von Nissen hinter- einander an dem gleichen Haare finden kann. Ausnahmsweise mag ein Ei anch einmal entfernter vom Wurzelende des Haares befestigt werden.

Die Laus selbst ist im allgemeinen schwer zn finden. Nur selten balanciert sie die Haare entlang und kriecht schnell, wenn man dieselben lüftet, in die Tiefe. Hat sie sich auf dem Haarboden festgebiÜBen, so bemerkt man auf ihm nur einen kleinen braunen Fleck, in den erst, wenn man ihn los- kratzt, BewegoDg kommt. Hingegen sind die Nisse leicht zu bemerken, besonders, wenn man die Haare am Schöpfe lüftet; sie sitzen in ziemlich gleichmäisigen Abständen am Haare als regelm&big geformte braune oder graue Körperchen, und zwar 80 fest, dalis sie sich nicht ohne weiteres abstreifen lassen. Sind sie schon hierdurch von Hautschüppchen leicht zu unter- scheiden, so geben sie sich auiserdem durch ihre hornige Sub- stanz fttar das G-eftihl deutlich zu erkennen, wenn man das isolierte Sbuur durch die Finger gleiten Iftist.

Nach dieser Schilderung der Läusesucht möchte der Leser yielleicht bezweifeln, da(s die Krankheit besondere Vorzüge hat, und doch mufs ich bei meiner Auffassung aus dem ein- fachen Ghrunde beharren, weil sich der ganze unangenehme Symptomenkomplex mit leichter Mühe in wenigen Tagen be- seitigen läfet. Bedingung ist nur, dafs man die Läuse erkennt und entfernt.

Über die Entfernung gibt No. 43 meiner ÄreÜichen An- umsungm für die Mütter hrmker Kinder^ AufschluiSs, welche folgenden Wortlaut hat: „Schmieren Sie dem Kind, bevor es zu Bett geht, den ganzen Kopf mit Petroleum stark ein (lassen Sie es aber nicht in die Nähe einer Lampe oder eines Lichtes kommen), und ziehen Sie ihm eine Nachthaube über, welche am Hialse fest anschlielst (oder ein Kopftuch); waschen Sie am Morgen mit lauwarmem Wasser (mit etwas Soda) ab, und

^ Berlin, 1895. Oskar Coblentz.

13*

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kämmen Sie die Haare mit einem Staubkamm. Dann schmieren Sie den Kopf mit Rüböl ein. Thnn Sie dies alles drei Tage lang und kommen Sie dann wieder."

Wie aber, wenn die Mntter nicht weiis, dals die Laos den übelriechenden Kopfansschlag anf ihrem Gewissen hat, soodem annimmt» dais dieselbe erst nachträglich ans dem Schmntz durch Urzeugung entstanden ist? Oder aber, wenn der Arzt den Ausschlag des Kopfes, des Gesichtes, die schlimmen Augen u. s. f. auf Skrofeln zurückfährt und dem Kinde Leberthran, Seebäder und ähnliches verordnet? Nun, dann legt die Laus jahraus jahrein in stillem Behagen ihre Eier weiter, und die Erkrankung nimmt eine immer hälsliohere und schädlichere Form an.

Richtige Diagnose und Behandlung führt also schnell zum Ziel und trotzdem möchte ich, um offen zu sein, lieber doch keine Läusesucht haben. Ejs ist um sie ein eigenes Ding. Sage ich z. B. zu einer Mutter: „Ihr Kind hat ja Läuse auf dem Kopf^, so wird sie entweder ungemein ausfallend und verlälst wütend das Zimmer, oder sie wird blafs uud hört schweigend meine Ausführungen an; in keinem Fall sehe ich sie aber wieder. Die Frau fühlt sich durch meine unschuldige Bemerkung deshalb unendlich schwer beleidigt, weil sie an- nimmt, dals ich sie für eine schmutzige und unordentliche Hausfrau halte, welche ihre Kinder in sträflicher Weise ver- nachlässigt. Dabei weifs sie ganz genau, dafs sie ihr Kind jeden Tag kämmt und bürstet, dais sie ihm selbst ab und zu den Kopf wäscht, kurz, dals dasselbe kein Ungeziefer auf dem Kopfe haben kann.

Es entgeht der Mutter folgendes: sie schickt ihr Kind täglich in die Volksschule, und hier hat es die ausgiebigste Gelegenheit, „etwas aufzufangen ^^ Hat sich aber das Kind angesteckt, so lassen sich die Läuse durch oberflächliches Be- trachten der Haare nicht erkennen und durch einfache Kein- lichkeit nur selten wieder ganz entfernen, sondern es findet der Untersucher nach einiger Zeit beim Zurück- und Aus- einanderschlagen der Haare die Nisse, ohne dafs der Träger oder

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die Trägerin bisher etwas davon bemerkt hätte ; mittlerweile können von diesen Trägem schon wieder andere Kinder angesteckt sein.

Daher kommt es, dais die Läusesncht in den Berliner Volkssohnlen wie es sich anderwärts verhält, weifs ich nicht sehr verbreitet ist. Zunächst schleppen Kinder ans den ärmlichsten nnd unsaubersten Familien die Läuse ein, und je weniger peinlich die Reinlichkeit bei den anderen Schulkindern ist, um so leichter infizieren sich diese, ohne dafs aber selbst solche, welche tadellos sauber gehalten werden, mit Sicherheit der Plage entrinnen; allerdings werden die Läuse bei den letzteren nicht Zeit finden, die schlimmen Verheerungen an- zurichten, die wir oben schilderten.

Ich untersuchte seit JMai vorigen Jahres 408 Mädchen in hiesigen Mädchenhorten auf Läuse und fand solche bei 55,4%. Dieser hohe Satz erklärt sich nur zum Teil daraus, dafs es sich hier gerade um Kinder handelt, deren häusliche Verhältnisse ungünstig sind. Es dürfte auch der Aufenthalt in den hygienisch nicht immer einwandsfreien Horten insofern nach- teilig wirken, als das fortgesetzte enge Zusammenleben der Schulkinder die Gefahr der Übertragung vermehrt.

Andererseits unterwarf ich seit Juni vorigen Jahres alle Kinder meiner Poliklinik einer sorgfältigen Untersuchung auf Läuse. Hier durften schon deswegen weniger Fälle erwartet werden, als die Lianspruchnahme ärztlicher Hilfe einen gewissen Grad von Fürsorge für das Kind beweist. Wie viele Kinder bleiben nicht aller ärztlichen Behandlung entzogen, weil nicht einmal die freie Zeit für eine selbst unentgeltliche Behandlung erübrigt wirdi Folgende Zahlen ergaben sich:^

Alter

Mädchen

Hiervon mit Läusen

Alter

Knaben

Hiervon mit Läusen

0 2 Jahre 3—5 6-14

461 141 134

7 21 60

1,6% 14,9 44,8,,

0—5 Jahre 6-14

651 102

6

6

0,9 ^/o 6,2

^ Im April und Mai 1896 hatte ich meine Aufmerksamkeit noch nicht genügend auf diesen Punkt gerichtet und unter den Mädchen von

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Hiernach sind fast aussohlielfllioh die Mädchen der Läuse- sucht ausgesetzt; die Knaben, weiche die Haare meist kurz tragen, lassen sich leichter frei halten. Wenn auch von den Mädchen von 3 5 Jahren, welche die Volksschule noch nicht besuchen, ein nicht kleiner Prozentsatz Läuse hat, so ist dies zum Teil so zu erklären, daCs sie dieselben von ihren schul- pflichtigen Schwestern bekommen, hier und da auch aus den Spielschulen mit nach Hause bringen. In gewissen Fällen stammen die Läuse auch von anderswo her.

Was spricht überhaupt dafür, dals die Schule die haupt- sächliche Vermittlerin der Läusesucht sei? Sind nicht die gröfseren Mädchen an und für sich infolge ihres stärkeren Haarwuchses mehr zu der Erkrankung geneigt? DaTs die Läuse zunächst durch ein Temachlässigtes Kind von auisen in die Schule eingeschleppt werden, bestreitet keiner. Dals aber die zu Hause sauber gehaltenen Elinder die Läuse aus der Schule holen und zudem noch in ihrer Familie auf die nicht schul- pflichtigen Schwestern übertragen, dafür legen zahlreiche Berichte über die Quelle der Ansteckung Zeugnis ab. Die Kenntnis hiervon ist den Eltern der Volksschülerinnen vollkommen geläufig.

Ohne Zweifel waren die Läuse früher viel verbreiteter als in unserer Zeit. Es ist ein gutes Zeichen, dals man sich ihrer jetzt selbst in den ärmsten Volksschichten schämt. Um so mehr sollten und könnten gegen die Verbreitung einer Krankheit, welche für die Gesundheit und das Ansehen des befallenen Eandes nicht ganz gleichgültig ist, entsprechende Malisregeln getroffen werden. Solche Mafsregeln liegen nicht nur im Interesse der Volksschuljugend, sondern auch der Volksschule selbst.

3— 5 Jahren nur bei4,8Vo, unter den Schnlmädohen nur bei 18,4% L&oae notiert. Übrigens drucken meine Zahlen nicht die Häufigkeit lebender Läuse aus; in gewissen Fällen sind die Läuse schon abgetötet und nur noch die leeren Hüllen der Eier zu finden; die Parasiten sind um so kürzere Zeit entfernt, je näher dem Haarboden die Nisse an den Haaren haften.

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Es ist nötig, periodisch die Kopfhaare der Schülerinnen zn inspizieren. Vor allem aber sind die Kopfhaare eines jeden nen oder nach längerer Abwesenheit eintretenden Schulkindes sn untersuchen. Schon letztere Mafsnahme würde wahrscheinlich einen wesentlichen Erfolg haben.

Macht die Erkennung der Kopfläuse, zumal in den schlimmeren Fällen, auch keine Schwierigkeit, so muJs sie doch erst geübt werden. Mancher Lehrer lernt die Läuse als Opfer seines Beruft am eigenen Leibe kennen; anderen unter ihnen bleibt solche Kenntnis dauernd verschlossen. Eine praktische oder auch nur theoretische Belehrung über diesen Punkt er- halten die Lehrpersonen während ihres Aufenthalts im Seminare und später ebensowenig, wie über andere Krankheitszustände.

Der Feststellung der Läusesucht sie geschieht jetst weeraitlich durch die Mitschüler muis die Entfernung des Kindes auf 2 3 Tage behufs häuslicher Behandlung folgen. Bisher werden hingegen die befallenen Kinder in der Volksschule nur allenfalls veranlaist, sich beim Eintritt in die Klasse zu waschen, sie werden etwas von den Mitschülern abgerückt, günstigsten Falls während des Unterrichts auf eine besondere Bank gesetzt.

Hält man die Lehrer nicht für geeignet, den bezüglichen Teil der Schulgesundheitspflege zu übernehmen, so drängt äoh auch Yon diesem Gesichtspunkte aus unabweislich die Forderung der äisilichen Schulinspektion auf.

Die Pflicht der Schule, Ansteckungen vorzubeugen, ist swei£rilos. Solange es nicht einmal gelingt, die Übertragung so sinnfUliger Parasiten, wie die Kopfläuse, zu verhindern, wird man nicht hoffen dürfen, andere ansteckende Krankheiten, die gefthrlicher und schwerer erkennbar sind, zu verhüten.

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Äntliche Batschläge für knrzsiehtige SchnUdnder.

Aatoreferat eines in der Festschrift zur Feier des 70. GeburtsUges ▼on Geheimrat Förstbr erschienenen Aufsatzes.

Von

Dr. med. Trompbttbr, Augenarzt in Gleve.

Eine der ersten Fragen, die an den Augenarzt von Seiten seiner korsssiclitigeii Patienten oder deren Eltern bei der unter- snchnng gestellt zn werden pflegen, ist die: „^i® liabe ich mich zn verhalten, nm eine Zunahme meiner Kurzsiohtigkeit zn verhindern, nnd was mnis ich thnn, nm meine Sehkraft möglichst zu bewahren?" Die Antwort anf diese Fragen gebe ich meinen Patienten in der Form einer gedruckten Anweisung mit, in welcher neben den auf der Rückseite befindlichen augen- ftrztlichen Notizen über Sehschärfe, Fempunkt, Brille u. s. w. die hauptsächlichsten Punkte betont und die den Patienten besonders betreffenden Vorschriften unterstrichen werden. Die Anweisung lautet folgendermafsen:

1. Jedes kurzsichtige Auge ist ein krankes Auge. Die höheren Grade der Kurzsichtigkeit sind gefährlich. Deshalb sollst Du alles vermeiden, was Deine Kurzsichtigkeit verschlimmem kann.

2. Du sollst beim Lesen und Schreiben möglichst gerade sitzen und das Buch möglichst weit vom Auge entfernt halten.

3. Du sollst in der Dämmerung, im Zwielicht oder bei mangelhafter künstlicher Beleuchtung nicht lesen, schreiben oder zeichnen.

4. Sorge für warme Füfse und besonders für weite Hak- kragen« denn durch das Hervorrufen von Blutandrang Enm Kopf üben letztere ebensogut einen schädlichen EinfluCs auf

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das Auge aus, wie alle körperlichen Zustände, die mit irgend welchen Störungen des Blutkreislaufes einhergehen und einen erhöhten Blutandrang zum Kopfe bewirken.

5. Lesen im Bett ist zu vermeiden^

6. Verboten sind ferner: Stricken, Sticken, feines Stopfen, Weilsnäherei, Spitzenarbeit.

7. Grofse Vorsicht ist fdr diejenigen geboten, welche an hochgradiger Blutarmut oder infolge vorausgegangener Er- krankungen an Erschöpfungszuständen leiden; denn die damit verbundene Er8chla£Eung der Grewebe trägt indirekt zur Zu- nahme der Kurzsichtigkeit bei.

8. Von Zeit zu Zeit den Fempunkt der Augen zu prüfen, ist unbedingt nötig, damit niemand sich einer Selbsttäuschung über das Fortschreiten des tückischen Augenleidens hingebe.

Der Fempunkt des kurzsichtigen Auges ist derjenige fernste Punkt, bis zu welchem kleine Druckschrift noch flielsend ge* lesen werden kann.

Besondere Bemerkungen.

a. Kurzsichtigkeit ist häufig verbunden mit Accommo- dationskrampf, der durch eine sogenannte Atropinkur gehobeil werden kann.

b. Leichte Ermüdung kurzsichtiger Augen beruht meist auf Schwäche der inneren geraden Augenmuskeln und läfst sich durch eine passende Brille, bezw. eine Operation beseitigen.

c. Höhere Grade der Kurzsichtigkeit können durch Entfemung der Augenlinse ausgeglichen werden.

Der kurzsichtige Patient ist auf diese Weise über den Zustand seiner Augen orientiert und kann sich selbst immer kontrollieren. Aufserdem hat die Anweisung noch den be- sonderen Wert, dafs sich der Verlauf der Kurzsichtigkeit späterhin genau übersehen läfst, indem eventuell auch von einem anderen Arzt bei den einzelnen Augenuntersuchungen die Ergebnisse derselben auf die Bückseite der Anweisung ein- getragen werden.

194

2.nB )Derfdtitiitlittt$en nnb Deretnen.

Die Sitximgeii der Kommission fiir Schnlgesimdlieitspflege

in Nftmberg.

Von

Dr. phil. Q-. Aüteneibth,

Bektor des Alten GyrnnMiamB in Nürnberg.

X. Sitznng am 5. November 1895.

Als Ghust ist der erste Bürgermeister Dr. von Schuh an- wesend.

Der Vorsitzende Dr. Schubert bemerkt nachträglich sa der Speisnng armer Kinder, dafs Spenden von einigen Mit- gliedern eingegangen sind, Bürgermeister Dr. Schuh, dals er das Komitee auf den 8. November eingeladen habe.

Nach Mitteilung der Einlaufe übernimmt Dr. BaumüIjIiBB den Vorsitz, damit Dr. Sghubebt mit seinem Vortrag über die Einführung von Schulärzten in die Tagesordnung eintreten kann. Einer früheren Verabredung gemäTs waren nämlich drei Referenten aufgestellt, um diese Frage vom ärzt- lichen, pädagogischen und administrativen Standpunkte zu beleuchten.

Die erste Aufgabe hatte Dr. Schubebt übernommen. Br sieht hier ab von dem staatlich anzustellenden SchuLarzt» der auch für Dörfer und kleine Städte zu arbeiten haben würde» und beschäftigt sich nur mit dem G-emeindesohularzt grOfserer Städte. Für diesen darf man kein selbständiges Befehlsreoht in Sohulangelegenheiten fordern, er ist vielmehr als beratendM Mitglied der Sohulaufsichtsbehörde zu denken, allerdings mit der Voraussetaning, daüg sein Bat in hygienischen Fragen auok Beachtung finde. Eins der Hindemisse für die Einfähruiif

195

Boloher Sohulftrzte war bisher der Mangel an hinreichend

hygienisoh geeohulten Ärzten. Deshalb mag Arbeitsteilung

eintreten: ein Scbnloberarzt, allseitig in Theorie und Praxis

nicht nur der Schulgesundheitspflege, sondern auoh der allgemeinen

öffentlichen Hygiene bewandert, soll an der Spitze stehen» und

dies wird aus mancherlei Gründen der Amtsarzt des Bezirks

sein müssen. Unter ihm, mit seinem Beirat und unter seiner

Verantwortung hat eine genügende Anzahl von Schulärzten zu

arbeiten, die in regelmälBigen Zwischenräumen die SchuUokale

hygienisch inspizieren, die persönliche Gesundheitspflege der

Schulkinder überwachen, insbesondere die Weiterverbreitnng

von Infektionskrankheiten bekämpfen. Nötigenfalls sind auch

Specialisten beizuziehen. UnerläMich aber ist eine straffe

Organisation mit häufigen, alle Zweige der Schulhygiene

umfassenden Visitationen. Die im Gutachten der preulsischen

Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen vom

21. November 1888 empfohlenen Mafsregeln reichen hierfür

nicht entfernt aus. Der Oberschularzt muÜB als vollberechtigtes

Mitglied der Schulaufsichtsbehörde an allen Sitzungen derselben

teilnehmen und sein Gutachten nicht nur bei Neubauten, bei

Bauveränderungen und bei Wahl der Schuleinrichtungsgegen-

stftnde und Unterrichtsmittel, sondern auch in den Fragen der

Hygiene des Untertichtsbetriebs (Stundenplan, Turnwesen) und

der körperlichen Erziehung (Jugendspiele, Schulbäder) gehört

werden. Die unter ihm arbeitenden Schulärzte bedürfen keiner

tiefgehenderen hygienischen Vorbildung, weit mehr brauchen sie

tächtige allgemein ärztliche Kenntnisse und Erfahrungen.

Der einzelne Bezirk soll nicht über 2000 Kinder umfEussen,

jede Klasse monatlich zweimal besucht worden. In seiner

tliglichen Sprechstunde soll der Schularzt für die Lehrer und

Schüler seines Bezirks zu Bat und Auskunft in hygienischen

f^ragen bereit sein; die Behandlung der Kinder aber liegt

nicht im Bereich seiner Thätigkeit. Für jedes Kind ist ein

Gesimdheitsbogen anzulegen und mindestens einmal, bei dem

Schilleintritt, der Körperzustand desselben festzustellen und

darüber ein Vermerk aufzunehmen.

196

Zum Sohlufs gab Bedner eioen Überblick über den jStand der Scholarztfrage in den grofsen Städten Dentschlands nnd der Nachbarstaaten anf Grund brieflicher Umfrage bei Schul» behörden und Hygienikern, die in dankenswerter Weise jede erbetene Auskunft erteilt hatten.

Gymnasialdirektor Dr. Autbnbieth konnte die Frage vom pädagogischen Standpunkte aus nur zustimmend beantworten.

Wenn auch die Gymnasien der Aufsicht der staatlichen Bezirksärzte bereits unterstellt seien, so werde es doch auch in städtischen Schulen viele Lehrer geben, welche die Schul- ärzte willkommen hiefsen. Auch habe die Erfahrung ander- wärts gelehrt, dafs eine befürchtete Störung der Schule durch un- berufenes Einmengen der Schulärzte nicht stattfinde und Lehrer und Arzt sich gut vertrügen. Sei doch der Pädagog bei manchen wichtigen Erscheinungen entweder ratlos oder blind, z. B. bei der Aprosexia nasalis oder behinderten Nasenatmung, von der derselbe erst neaerdings einiges erfahren habe. In solchen Fällen und bei Lifektionskrankheiten sei es sehr erwünscht, den Beirat eines erfahrenen Arztes unmittelbar zur Hand zu haben. Die periodischen Besuche der Klassen liefsen sich ja leicht so einrichten, dalüs eine Störung des Unterrichts vermieden werde. Im übrigen aber sei gar nicht abzusehen, warum eine solche Einrichtung nicht mit Freuden al^ eine Wohlthat fär Lehrer und Schüler begrülst werden sollte.

Der Schulreferent der Stadt, Professor Dr. Glaüning, hatte von Seiten der Verwaltung über die Einführung von Schulärzten zu berichten. Er beleuchtete die Entstehung und historische Entwickelung dieser Institution, schilderte, in welcher Art dieselbe in einzelnen Städten geregelt sei, und brachte ins- besondere die Dienstordnung der Schulärzte in Dresden zur Mitteilung. Im Anschlufs daran besprach er die Organisation, welche er in Nürnberg für zweckdienlich halte, und teilte als Grundlage zu weiterer Besprechung eine von ihm entworfene Dienstinstruktion mit.

Die Hauptpunkte dieses Entwurfes sind : 1 . Bestimmung der Aufgabe; Hilfskräfte des Königlichen Bezirksarztes bei der

"^i"

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gesondlieitBpolizeilichen Überwachung der Gemeinde- und Privat- gehulen. 2. Monatliche Visitation der Schulen; Benehmen mit Lehrern und Hausmeistern; Einträge in besondere Eormularien; absohriftlicher Bericht an iien Bezirksarzt. 3. Kinderbewahr- anstalten und Kindergärten jährlich viermal ebenso zu besuchen. 4. Hierbei körperliche Untersuchung der vom Lehrer bezeichneten Schüler in der Wohnung des Hausmeisters; Vermerk auf dem Personalbogen (Beilage zum Censurbogen). 5. Auf Verlangen der Eltern solche Untersuchung auch im Hause des Arztes oder des Kindes und Zeugnisausstellung a. bei vorzeitiger Aofbahme oder Entlassung aus Gesundheitsrücksichten; b. bei Dispens von einzelnen Unterriohtsf^hem; c. bei Genesung von Infektionskrankheiten; d. auf Wunsch des. Lehrers betreSs Elrankheit als Schulven^unmisgrund (Zeugnis zum Censurbogen) 6. Aulserordentliohe Aufträge des Bezirksarztes oder des Magi- BtratSy z. B. bezüglich der Desinfektion oder Schliefsung von Schulen. 7. Selbständige Anordnungen an Lehrer oder Haus- meister stehen dem Schularzt nicht zu; Anträge sind an den Bezirksarzt zu weiterer Amtshandlung zu bringen. 8. Viertel- jahrskonferenzen mit dem Bezirksarzt und kurzes Protokoll darüber. 9. Jahresbericht der Schulärzte durch den Bezirksarzt an den Magistrat. 10. Amtliches Tagebuch derselben. 11. Dienst- Urlaub durch Vermittelung des Bezirksarztes. 12. Stell- vertretung. 13. Besoldung; Anstellung auf drei Jahre mit einvierteljähriger Kündigung.

(Fortsetsimg in No. 5.)

196

in Sngland.

Vortrag, gebalten in der Deutsohen Gesellschaft fELr öffentliche Gesund- heitspflege zn Berlin. '

Von

L. KOTELMANN.

(Fortsetzung.)

Sehr sauber und geruchlos sind endlich die Klosette und Pissoirs. Nur die Aborte für die Lehrerinnen dttrfen in dem Sohulgebäude selbst liegen, alle übrigen müssen ach aulserhalb desselben befinden. Diejenigen für die Knaben sind auf dem Dache neben dem dort eingerichteten Spielplatz, die fftr die Mftdohen und jüngeren Elinder auf dem Schulhof angebracht. Wo, wie in kleinen Stftdten und auf dem Lande, keine Kanalisation besteht, sind Senkgruben oder Tonnen für die Aufnahme der Fftkalien gestattet. In gröiiteren Städten werden die letzteren durch Wasser fortgespült, und zwar entweder in derselben Weise, wie bei unseren gewöhnlichen Wasserklosetts, oder indem durch einen für mehrere Sitze gemeinsamen Trog alle fünf Minuten automatisch ein Wasserstrom fiielst. Die Abtritte sind nicht nur gut ventiliert, sondern auch durcli ein Glasdach ausreichend erhellt, da es in England Grundsatz ist, in Schulaborten keine Fenster anzulegen. Man will die Kinder hier jedem Blicke entziehen, wogegen sich vom pädagogischen Standpunkte allerdings manches einwenden lälat. Die Pissoirs besitzen eine kontinuierliche Wasserberieselung und sind in hygienischer Beziehung nicht minder einwandfrei als die Wasser- klosetts.

Wie in diesen, so trägt auch in dem ganzen Schulgebäade das reichliche Tageslicht sehr zur Beinlichkeit bei. Für eine gute Beleuchtung der Schulen pflegen die School Boards

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neuerdings daduroh zu sorgen, dab sie die Gnmdstflcke fihr dieselbeD sokoii lange vor der Bebannng ankaufen, damit keine Hftofler in der N&he errichtet nnd die Klassen nidt des Lichis beiaiibt werden können. Die Zahl der Fenster in den kteteren betragt gewölmlich drei. Sie sind sehr grofs, haben eine BrOstnng von 4 Ftiis Höhe und reichen bis an die Decke herauf. Nach dem Oesetz vom 10. Mftrz 1890 sdilen sie sich aar Linken der Schüler befind^i. Nur im Notfidle sind Anster jmr Bechten, niemals aber solche im Bücken oder vor den Augen der Kinder gestattet; als Notbehelf gilt auch dae Oberlicht. Auüser der Fensterwand bestehen in den meisten Volksschulen auch die übrigen Klassenwände fast völlig aus Glas. Zwei dieser Glaswände trennen die Klasse von den beiden ansto&enden Lehrzimmem, die dritte von der in der llitte des Schulhauses gelegenen Halle. Es kann also nicht nur jeder Lehrer in seine beiden Nachbarklassen hineinsehen, sondern auch der Schulleiter von der Halle aus fast sftmtliohe Klassen auf einmal überblicken. Da nur das durch die Fenster kommende Licht direktes Himmelslicht, das durch die G-lasr wftnde eintretende dagegen reflektiertes Licht ist, so halte ich diese Beleuchtungsart fOr hygienisch zulfissig.

Die Decken der Klassenzimmer sind geweiJst, die Wände, soweit sie nicht aus Glas, sondern aus Mauerwerk bestehen^ mit hellen Farben gestrichen, was gleichfEills auf die Be- le«ehtang günstig einwirkt.

Die Halle emp&ngt ihr Licht, wie bereits früher bemerkt^ durch zahlreiche grofse Fenster an ihrer einen Schmalseite und, wenn an der anderen nicht das Lehrerzimmer und die Garderobe liegen, auch von dorther; an den beiden Längsseiten befinden sich die erwähnten Glaswände.

Ziemlich mangelhaft ist die künstliche Beleuchtung, ob» gleich dieselbe des häufigen Nebels wegen und weil der Unter» rieht, wenigstens in den Elementarschulen, bis 47» Uhr währt,, öfter benutzt werden muis. In der Begel finden sich 8 ^9GkiS- flammen pro Klasse, die an vier zweiarmigen oder drei drei- anügeD Röhren brennen. Die Brenner selbst sind gewöhnliche

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Sohmetterlingsbrenner ohne Cylinder und Glocken, so data die Flammen fortwährend hin nnd her flaokem. Vielleicht hftngt es hiermit, wenn auch nur zum Teile, zusammen, dale die Zahl der kurzsichtigen Schüler in England gröber ist, als man meistens annimmt. In den verschiedenen Schulen Aberdeens schwankte dieselbe zwischen 6,4 und 22,7%, und selbst in 9 Landschulen wurden 7,2Vo Myopen gefunden. In den Ekl- montonschuleh Londons aber besafsen von 4384 Schülern 464 ein schlechtes Gtesicht, was bei den meisten ohne Zweifel von Kurzsichtigkeit herrührte. Die geringe Zahl der Brillenträger in den englischen Schulen darf nicht als Gegenbeweis gegen die Häufigkeit der Myopie dienen, da in England eine viel grOfsere Abneigung gegen Augengläser als bei uns besteht.

ni.

Damit sind wir bereits zu der Frage nach dem Gesundheits- zustand der englischen Schulkinder gelangt. Im allgemeinen kann derselbe als ein günstiger bezeichnet werden, wie denn Knaben und Mädchen einen sehr frischen Eindruck machen.

Viel trägt dazu die Sorgfalt bei, mit der man Krankheiten, besonders Infektionskrankheiten, von denselben fern zu halten sucht. Fälle von Masern, Röteln, Scharlach, Schweifsfrieseln, Schafblattern, Pocken, Diphtherie, Keuchhusten, Mumps, epi- demischer Hirnhautentzündung, Typhus, Influenza und Cholera sind sofort anzumelden, sobald sie in einer Schule vorkommen. Um bei Erkrankungen dieser Art in den Familien der Lehrer oder des Schuldieners eine Übertragung zu verhüten, dürfen dieselben nicht in dem Schulhause wohnen. Nur dem Direktor oder der Direktorin ist dies gestattet, doch besteht keinerlei Verbindung zwischen ihrer Wohnung und den übrigen Sohul- räumen. Ist eine Infektionskrankheit in einer Klasse aus- gebrochen, so wird dieselbe desinfiziert. In den Internaten geschieht dies unter ärztlicher Aufsicht.

Soweit dieselben Public Schools sind, besitzen nftmlioh alle einen besonderen Schularzt, dem nicht allein die sanitäre Überwachung der Anstalt, sondern auch die Behandlung der

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banken Sobüler obliegt. Manche dieser Schulärzte ich nenne nur Clement Dukes in Bngby er&euen sich eines weitgehenden Bnfes. Auch den Ekternaten steht, sofern eA um höhere Schulen sich handelt, ein ärztlicher Batgeber (Honorary Medioal Adviser) zur Seite, dessen Amt jedoch, wie der Name sagt, blofs ein Ehrenanat ist. An den Elementar- schulen dagegen finden sich nur in ganz vereinzelten Fällen Schulärzte oder, wenn es Mädchenschulen sind, Schulärztinnen ADgestellt. Für die Volksschulen Londons sitzt ein Medizinal- beamter, zur Zeit Dr. William Smith, in dem dortigen School Board. Er wird bei allem konsultiert, was die Hygiene der Schulen und der Schüler betrifft, hat die Schulbaupläne zu begutachten und die Lehramtskandidaten auf ihren Gesundheits- zustand zu untersuchen. Das Jahrgehalt, welches er hierfür bezieht, beträgt £ 400.

(Fortsetznng in No. 5.)

Über eise durch PneniDokokken hervorgerufene Schnlepidemie

TOD Bindehautentzflndnng der Augen.

Aus dem ärztlichen Verein zu Marburg a. L.

In einer der letzten Sitzmigen des ärztlichen Vereins zu Mar- bmg fahrte Dr. Axenfeld, wie die „Berl, klin. Wochschr.*' berichtet, folgendes aus:

Nach den Untersuchungen von Parinaud, Mobax und Gas- PABINI gibt es eine Form von akuter Bindehautentzündung der Augen, als deren Ursache Kokken, wie sie bei der Lungenentzündung vor- kommen,'angesprochen werden müssen. Parinaud beschreibt sie bei Neugeborenen, Morax bei einigen Kindern unter 10 Jahren, und auch Gaspabini fand sie vornehmlich bei Kindern, obwohl er einige Fälle ebenso bei Erwachsenen sah.

Vortragender hatte Gelegenheit, in dem Dorfe Nieder- Weimar eine Schulepidemie von Bindehautentzündung zu beobachten, an der 25 Kinder von insgesamt 94 erkrankt waren. Bei deigenigen Fällen, welche im Stadium der Absonderung zur Beobachtung kamen, liefsen

Scliii]ge«imdh«it8pfleg6 IX. 24

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gioh in dem Eiter massenhaft längliche Diplokokken nadiweisen iinA auch kultivieren, die mit den FRAENKBLschen Pneumokokken über- einstimmten, nur vielfach keine Kiesel besassen. Fflr Tiere zeigten sich dieselben nicht besonders ansteckend, ebensowenig konnte Redner durch Einbringung einer Kultur oder einer eiterigen Sekretflocke in seinen eigenen Bindehantsack eine Entzündung des Auges hervormfaii. Von einer durch Pneumokokken erzeugten Bindehautentzündung mufii man trotzdem reden, weil bei allen Individuen das gleiche Idinisohe Bild mit dem Auftreten massenhafter Reinkulturen der Diplokokken begann, die sich zahlreich auch in den Eiterzellen fanden. Mit dem Aufhören der Absonderung verschwanden die Kokken.

Hat sich die Epidemie trotzdem durch Berührung verbreitet? Der klinische Verlauf sprach sehr dafOr. Wurden z. B. Kinder wegen der Krankheit von der Schule ausgeschlossen, so erkrankten nach einigen Tagen auch ihre jüngeren Geschwister zu Hause. Femer wurde eine Anzahl Kinder des benachbarten Dorfes Gisselberg, die in Nieder-W^eimar zur Schule gingen, sonst aber niemand in der Umgegend befallen. Es bleibt trotz der negativen Impfergebnisae für die Erklärung der Ansteckung eine doppelte Möglichkeit.

1. Erwachsene sind augenscheinlich sehr wenig empfänglich; in ganz Nieder- Weimar und Gisselberg* ist kein Erwachsener erkrankt; die Pneumokokken-Coigunctivitis ist in erster Linie eine Kinderkrankheit.

2. Bei den meisten ergriffenen Kindern bestand vor und während der Augenentzündung starker Schnupfen. Es ist möglich, dafs dieser bei der Übertragung von Einflufs ist. Jedenfalls befiült die Krankheit Bur dazu disponierte Individuen.

Der Verlauf derselben war meist sehr milde. Charakteristisch erschien: leichte Schwellung der Lidhaut im Beginn, allgemeine Rötung, aber geringe Schwellung der Bindehaut der Lider, vielfach Bildung kleiner, oberflächlicher Pseudomembranen an den Übergangs- fahen. Die Coijunctiva des Augapfels zeigte sich ebenfalls geröt^ besonders oben, wo am zweiten oder dritten Tage häufig verwaschene Blutergüsse auftraten. Es &nd ziemlich reichliche Absondernng von wässerigem, thränenartigem Sekret statt, in welchem die kokkeii- haltigen Eiterfiocken schwammen. Die Dauer dieser Sekretioa betrug meist 2 bis 3 Tage, dann trat schnelle spontane Rückbüdvi^ auch ohne Behandlung ein, und nach 8 Tagen war der Befund aomuil. Nur wenige Fälle zogen sich etwas in die Länge. Ebenso büdetoa sich blofs ausnahmsweise einige Follikel der Bindehaut, die innerlialb der nächsten Wochen von selbst verschwanden. Die Gntiündimg der Augen war fast immer d(4>pelseitig.

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Thesen bezfiglieh der Verbreitung ansteckender Krankheiten dnreh die Sehale, aufgestellt in der Deutschen Gesellschaft

fBr Öffentliche Gesundheitspflege.

In der Sitzimg der genannten Gesellschaft vom 13. Januar d. Js. stellte Dr. Zadek folgende Thesen auf:

1. Die Schule, insbesondere die Volksschule, trägt zur Aus- breitmig ansteckender Krankheiten in hervorragendem MaTse bei.

2. Die bestehenden Schuleinrichtungen und gesetzlichen Be- stimmungen genfigen nicht, um dieser Ausbreitung wirksam zu begegnen.

3. Die rechtzeitige Ermittelung, Isolierung und Wiederzulassung erkrankter Schulkinder, die weiteren prophylaktischen Mafsnahmen and deren Kontrolle erfordern die ständige Mitarbeit beamteter Ärzte (Schulärzte).

4. Ist ein Fall von schwerer ansteckender Erkrankung bei einem Schfller ärztlich konstatiert, so hat noch an demselben Tage die Desinfektion der infizierten Klasse zu erfolgen.

5. Die Femhaltung der gesunden Geschwister erkrankter Kinder vom Schulbesuch ist von zweifelhaftem Wert und durch sorgfältige Beobachtung dieser Kinder in der Schule zu ersetzen.

6. Der Schulschluls bei gehäuften Erkrankungen ist möglichst zu vermeiden, insbesondere bei Volksschulen in dichtbevölkerten Städten.

7. Die Schulräume sind täglich nafs zu reinigen. Wände, Fenster, Thttren mindestens alimonatlich zu seifen.

8. Anderweitige Befonnen in Schuleinrichtungen und Unterricht, insbesondere die Herabsetzung der Frequenz in den unteren Klassen auf 30 bis 40 Kinder, sind geeignet, die Gefahr der Übertragung ansteckender Krankheiten durch die Schule wesentlich zu verringern.

9. Die häuslichen Verhältnisse der Schüler sind für die Ein- achleppung übertragbarer Krankheiten in die Schule von grundlegender Bedeutung und daher ohne die Hebung der arbeitenden Klassen alle adifühygienischen Mafsnahmen von nur beschränkter Wirksamkeit.

ftleittete MHttiinn^tn.

Me Hjgieae der Schulen in Rnbland, so betitelt sich ein

TOB Stabsarzt Dr. Wilke in der y^Ztschr. f. Hyg. u, Infektskrkhin.*'

14*

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Teröffentlichter Aufsatz, dem wir folgendes entnehmen. Die rassische Begierung hatte schon früher, wenigstens für die Mittelschulen, die Notwendigkeit der Anstellung von Schulärzten anerkannt. Aber die« selben waren ausschlielslich zur SichersteUung einer geordneten Erankenbehandlung der Schüler vorhanden und besafsen keinerlei £in- flufs auf die DorchfÜhrung hygienischer Maferegeln in der Schule selbst. Erst das abgeänderte Regulativ für mittlere Lehranstalten vom Jahre 1871 räumte ihnen auch gewisse sanitär-administrative Befugnisse ein. Es heifst in dieser Verordnung unter anderem: „Bei jeder Mittelschule soll ein Arzt angestellt sein, dessen Obliegenheiten aufser in der Behandlung der Zöglinge und der ständigen Überwachung ihrer Gesundheit in der Beobachtung folgender Punkte bestehen: 1. dals in die Gymnasien keine Zöglinge aufgenommen werden, welche mit körperlichen Fehlern oder Krankheiten behaftet sind, die den Eintritt in die Lehranstalt verbieten; 2. dais bei der Unterkunft in die Lehr- anstalten und bei der Verteilung der Beschäftigungszeit der Zöglinge hygienische Gesichtspunkte möglichst berücksichtigt werden und 3. dafs die gymnastischen Übungen der Schüler den Anforderungen einer regelrechten Entwickelung und Förderang der physischen Kräfte entsprechen. Der Arzt ist verpflichtet, seine Bemerkungen bezüglich dieser Punkte dem> pädagogischen Kate zur Verhandlung und Eintragung in die Sitzungsprotokolle vorzutragen. Demselben, wird es auch zur Pflicht gemacht, die bei diesen Lehranstalten dienenden Personen zu behandeln 65, Ust. gymn. vom Jahre 1871). Zu den Sitzungen des pädagogischen Rates wird der Schularzt nach Ermessen des Vorsitzenden eingeladen, und er hat alsdann die gleiche Stimme, wie die übrigen Mitglieder 69). Die Unterkunft in den Pensionen, die Qualität und Quantität der Kost und die Regelang der Lebensweise der Zöglinge müssen den Anforderungen der Hygiene entsprechen 108). Bei jedem Pensionat soll sich unter der Leitung des Gymnasialarztes eine Krankenanstalt beflnden, welcher ein Feld- scher zugeteilt ist 109). Anläfsiich der Revision der Schulen haben die hierzu beauftragten Persönlichkeiten auch eine Besichtigung der Lokalitäten in hygienischer Beziehung vorzunehmen und ins- besondere die Heizung, die Ventilation, die Beleuchtung, die Aus- stattung der Schulzimmer und die Verteilung der Stunden zn beurteilen.^ Diese Bestimmungen sind dann in einzelnen Gouver- nements noch näher ausgeführt worden. Ein weiterer, hygienische Zwecke verfolgender Erlafs des Ministers für Volksaufklänmg war derjenige vom 11. Dezember 1876: „Über die Verpflichtung der mittleren Lehranstalten für Knaben zu allgemeinem Turnunterricht während der grofsen Pause". Die Verfügungen desselben' Ministers vom 29. Februar 1884 und vom 30. März 1887 ordneten die Frage

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nach der Schliefsung der Schalen beim Auftreten von Epidemien, und 1885 endlich erfolgte eine Veröffentlichung der „Symptome der in Schulen auftretenden Infektionskrankheiten''. W^end sich diese Vorschriften auf mittlere Lehranstalten beziehen, fehlt es fOr die Elementarschulen bis jetzt noch Tollständig an generellen hygienischen Bestimmungen und an einer gleichmäfsigen Organisation der ärztlichen Beau&ichtigung derselben. Für einzelne städtische Volksschulen, deren Verw£Qtung ausschliefslich der „Duma^ und der nüprawa*' zufällt, hat man allerdings in neuerer Zeit ebenfalls ständige Schulärzte zu ernennen angefangen. So sind in Moskau seit dem vorigen Jahre für die dort Yorhandenen 72 Elementarschulen 6 Schulärzte, auf die je 2000 Schüler entfallen, angestellt. Doch ist dies nur in einem Teile der gröiseren Gouvernements- und Kreis- städte der Fall. Aufserdem sind die den Schulärzten eingeräumten Befugnisse ziemlich beschränkt, ganz abgesehen davon, dafs die Besoldung, wenn eine solche überhaupt gewährt wird, eine so germg- fOgige ist, dafs die Betreffenden die Beaufsichtigung der Schulen nur als etwas ganz Nebensächliches behandeln. In den „auiseretats- mäfsigen Städten** und den Flecken, ebenso wie in den meisten Dörfern liegt die Aufsicht über die Schulen den Bezirks- oder Dorf- toten ob, welche dieselben gelegentlich ihrer dienstlichen Beisen mit besuchen. In den Gouvernements mit Selbstverwaltung revidieren in der Regel die von der „Gouvernements-, bezw. Kreissemstwos'^ angestellten Landschaftsärzte die in ihrem Bezirk liegenden Lehr- anstalten. Über die vorgefundenen Mängel berichten die Ärzte, eventuell unter Angabe der erforderlichen Mafsnahmen und Ver- besserungen, an die Schulverwaltnngen, von deren Einsicht und gutem Willen die Durchführung der vorgeschlagenen Mafsregeln abhängt. Eine Exekutive oder eine Beschwerdeführung gegen die, wie das sehr oft vorkommt, den erteilten Ratschlägen nicht zugängigen Gemeinden steht den Ärzten nicht zu. Wo vereinzelt eine sanitäre Überwachung der Volksschulen stattfindet, werden die Kinder bei ihrer Aufnahme untersucht und schwächliche oder mit chronischen Krankheiten behaftete zurückgewiesen. Eine derartige Mafsregel ist bei den Verhältnissen, wie sie in Rufsland liegen, zweckmäfsig, weil bei der noch geringen Zahl der Elementarschulen auf dem platten Lande die Entfernung von denselben vielfach eine so grofse ist, dafs schon hieraus den Kindern eine nicht unerhebliche körperliche Anstrengung erwächst. Aufser dieser erstmaligen Untersuchung bei der Aafhahme finden in manchen Schulen noch regelmäfsig periodische Besichtigungen der Schüler statt, wobei ebenfalls die schwächlichen Torübergehend oder dauernd vom Schulbesuch zurückgewiesen werden, namentlich aber die Ausschliefsung der mit akuten Infektionskrankheiten

206

oder, was ja in Rufeland häufig ist, mit tierischen Parasiten behafteten erfolgt. Mit diesen Besichtigungen werden von einzelnen Schnlflrzten auch anthropometrische Beobachtungen verbunden, Bestimmungen der Eörpergröfse, des Gewichtes, des Brustumüeuiges, der Seh- und HOr- schärfe u. s. w. £inen Einfluls auf rein pädagogische Fragen, auf die Zahl und Verteilung der Unterrichtsstunden, den Umfang der häuslichen Schularbeiten u. dergl., haben die russischen Schulärzte bis jetzt trotz der vielen Klagen über geistige Überbürdung noch nicht erhalten. Diese Bestrebungen scheitern vor allem an dem Widerstand der Schulbehörden, welche überhaupt vielfach nur höchst ungern die Ärzte zu sanitären Inspektionen der Lehranstalten zulassen. Was nun den äofseren Zustand der Schulen, ihre Ein- richtung und Ausstattung anbelangt, so liegen in dieser Beziehung die Verhältnisse noch ganz ungünstig. Von 0065 im Jahre 1891 ärztlich besichtigten Schulen befanden sich nach dem amtlichen Medizinalberichte nur 2500 in befriedigendem Zustande; über 2000 liefsen in dem einen oder anderen Punkte zu wünschen übrig, und ungefähr 4500 waren weit entfernt, auch nur den einfachsten hygienischen Anforderungen zu genügen. Besondere ad hoc errichtete Schnlgebäude existieren bisher wohl nur in den gröfseren Städten und auch da fast ausschliefslich für die Mittelschulen. Die bei weitem gröfste Zahl der Untenichtsanstalten ist in Miethäusern unter- gebracht, von welchen auch in den Gouvemementsstädten viele recht wenig für diesen Zweck sith eignen. Noch schwieriger aber ist es, in den Kreisstädten passende Schnllokalitäten zu finden, da die von den städtischen Verwaltungen für Schulzwecke bewilligten Summen meist sehr bescheiden sind. Um so mehr ist es anzuerkennen, dafe die Schulen, wenigstens im eigentlichen Rufsland, im allgemeinen ziemlich gut und sauber gehalten werden. Ganz besondere Mühe aber macht es, in den Dörfern eine zur Schule geeignete Hütte zu finden, und die Wahl des Ortes hängt nicht immer von der Land- schaftsverwaltnng ab, sondern von der Dorfgemeinde, welche die Subsidien zur Unterhaltung der Schule aufzubringen hat. Dieselben Geldschwierigkeiten treten auch ein, wenn Epidemien in der Schule besondere Reinigungs- und Desinfektionsmaisregeln notwendig machen. Häufig kommt es vor, dafs in diesen Fällen überhaupt nichts geschi^ und der Ansteckungsstoff daher in der Schulstube verbleibt, um sofort nach Wiedereröffnung des Unterrichts eine neue Epidemie hervor- zurufen.— Schliefslich sei noch bemerkt, da& man neuerdings angefangen hat, die Kinder in manchen Landschaften, z. B. im Gouvernement Pskow, aufser in den elementaren Schulfächem auch im Land- und Gartenbau praktisch zu unterrichten. Diese Mafsregel hat nicht nnr volkswirtschaftlichen, sondern auch hygienischen Wert, insofern die

207

Besehfiftigimg der Schüler im Garten ihre körperliche EBtwickelimf ibrdert. Dazu kommt, dals die Pflege des Obst- und Gemllsebaiies M einem vermehrten Oenols von Vegetabilien beiträgt, wodurch der in Bnfeland so häufige Skorbnt bekämpft wird.

Über die ImitatieBskraiiklieiteB der £imder, besonders ii

Mernaten, berichtet K. 3zeoö in den Mitteilongen „Aus dem Buda>- pester StefamdcmderspiM^ , Bd. XLI, Heft2. Die Nachahmnngsfthigkeit gehört zn den frohesten psychischen Äufsemngen des Kindes und bleibt anch ftlr das spätere Leben von grolser Wichtigkeit. Während im Mittel- alter Imitationsepidemien häufig waren, ist diesen die realistische Richtung unserer modernen Zeit weniger günstig. Dafür kommen jetzt bei flberbflrdeten und dadurch nervös gewordenen Eöndem öfter psychische Institutsendemien vor. So traten in einem ungarischen Töehterwaisenhause, welches 65 Zöglinge enthielt, bei 6 derselben folgende Erscheinungen auf: Von den gut entwickelten und genährten Mädchen wurden von Zeit zu Zeit eigentümliche husten&hnliche, aber nicht heisere, bellende Laute ausgestofsen. Die freien Zwischenräume dauerten einige Minuten bis zwei Stunden. Begaan das eine Kind^ so folgten die anderen bald nach. Die ganze Affektion gehört zu den als Veitstanz des Kehlkopfes bezeichnetai I^Ulen. Ins Spital gebracht, wurden die Mädchen isoliert und konnten nach 10 Tagen geheilt entlassen werden. Eine andere Endemie betraf ein Mädchenpensionat mit 80 Zöglingen im Alter von 9 bis 15 Jahren. Hiervon wurden 12 befallen. Die Mädchen brachen in eine mehrere Minuten lang unterbrochene, öfter sich wieder* holende, dem Pferdeniesen ähnliche Ausatmung aus, welche von einer starken, den ganzen Körper erschütternden Tonexplosion begleitet war. Das Stimmphänomen erwies sich verschieden, indem es bald dem Fauchen einer Oans, bald dem Gekreisch eines Papageis, baM dem Wiehern eines Pferdes, in den meisten Fällen jedoch dem Crebell eines Hundes glich. Die Ansteckung beruhte auf Nach- afamnngssucht, welche sich unbewufst verbreitete, zumal bei solchen, die eine neuropathische Anlage hatten. Im Gegensatze hierzu stehen Fälle von Imitation, denen eine bewuDste Absicht zu Grunde liegt, die alse Simuladon sind. Der Verfasser beschreibt mehrere Beispiele von Verstellung bei Kindern, in denen meist Spasmen, Kontrakturen, KrampfanMe, auch dyspnonche, zur Schau getragen wurden. Da es sich um keine wirkliehe Krankheit handelte, so trat bei indifferenter Behandlung der Simulanten schnelle Heilung ein.

Zur Prephylaxe der Masern schreibt Gaspab in der Yiertdr

jahrssckr. f. gerichü. Med. u. öffenü. Safdt^, 1896, Heft H, Seite 395: £s ist anzunehmen, dais der noch unbekannte Ansteckusg»- steff dieser Krankheit durch Niesen und Husten der Luft mitgeteilt

208

wird. Schon im Yorläoferstadium kann deshalb ein Kind mit Masem- flohnnpfen und Masernhusten eine ganze EJasse infizieren. Viel weniger ansteckend als die Absonderungen der Nasenschleimhaut und der Luftröhre sind die Ausschläge und Hautschuppen. Der Verfasser will nun beim ersten .Masemfalle die Schule schliefsen ui|d des- infizieren. Vierzehn Tage darauf, mit Rücksicht auf die Inkubations- dauer von 9 bis 11 Tagen, wird sie wieder erö&et, und die inzwischen an Masern erkrankten Kinder fehlen. Alsdann kann durch den Verkehr der gesunden Kinder aus gesunden Familien in der Schule keine Ansteckung erfolgen. Der Schulschluls auf der Höhe der Epidemie ist nicht als prophylaktische Maisregel zu bezeichnen. Um die durch Niesen und Husten infizierte Luft zu desinfizieren, empfiehlt Caspab Formalin in hinreichender Yer- dflnnung oder Lysol oder Essig, mit einem Spray in der Luft verteilt.

Die Berufswahl der Londoner Volksschfiler. Wir lesen

in yfDaüy News^: Von den Schfllern, welche im letzten Jahre die Elementarschulen Londons verliefsen, wurden 51397 Lumpensammler, Vogelsteller und Vogelhändler, Verkäufer von Gefrorenem, Verfertiger von Rattenfallen, Schwämmereiniger, Unschlitthändler u. s. w.; 635 Buchdrucker, 547 Schreiber, 413 Milchverkäufer, 363 Briefträger, 251 Specereihändler oder Droguisten, 245 Fruchthändler, 202 Bäcker, 179 Mechaniker, 148 Zimmerleute, 128 Möbeltischler, 120Peracken- macher, 95 Schneider, 21 Schlächter, 5 Ausrufer u. dergl.; 306 Telegraphisten, 59 Postbeamte, 25 im Civildienst Angestellte, 82 Lehrer, 1 Schauspieler, 1 Verwalter, 3 Jockeys, 10 Soldaten, 6 Kellner in Cafös, 7 V^Teinhändler. Den Besserungsanstalten muisten 136, den Arbeitshäusern 202 übergeben werden. Drei gerieten in Strafhaft. Was die Volksschülerinnen anbetrifft, so betrug die Zahl derselben 101383; von diesen traten die meisten in einen Dienst ein, darunter 4214 in einen häuslichen Dienst; 1081 wurden Nähte- rinnen, 30U Lehrerinnen, 230 Modistinnen, 228 Verkäuferinnen oder Angestellte in Läden, 169 Wäscherinnen, 21 Postbeamte, 18 Schau- spielerinnen oder Tänzerinnen, 5 Lumpensammlerinnen, 2 Theater- Unternehmerinnen, 2 Ausruferinnen. Überblickt man diese Zahlen, so flEÜlt auf, wie viele Kinder sich für das in moralischer und hygienischer Beziehung gleich nachteilige Strafsenleben entscheiden.

Diphtherieverbreitung nach Altersstufen. Dr. J. Igl

äufsert sich in einer Arbeit „Die Diphtherie in Brünn^ : Seit Jahren wird in Brttnn die Einteilung der Altersperioden bei allen Infektionskrankheiten in folgender V7eise vorgenommen: 0. 1. Jahr Säuglingsalter, 1. 3. Jahr Alter der häuslichen Pflege, 3. 6. Jahr Kindergartenzeit, 6.— 14. Jahr Zeit der Schulpflicht, 14. 20. Jahr

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Zeit der £]itwickeliing;.yon da an bilden je 10 Jahre einen Alters- ibBchnitt. Hiernach eingeteilt, ergibt sich folgende Tabelle fOr das Auftreten der Diphtherie in den Terschiedenen Lebensperioden:

Alter

Zahl der

Diphthe-

rieerkran-

kungen

in den

Jahren

1882-1894

Durch-

schnitt

pro

Jahr

Lebende der be- treffenden Alters- stafe

Anf 100 Lebende sind

jährlich an Diphtherie

erkrankt

in Brtinn

in Breslau

0-1 Jahre

155

12

2007

5,9

4,32

1-3

822

63

3141

20,1

21,7

3-6

983

72

4542

15,85

23,8

6-U ,

615

47

12189

3,8

9,1

1^20

85

7

12914

0,54

1,08

20-^30

86

7

17920

0.39

30-40

13

1

13748

0,07

40-50

9

0,7

9866

0,07

60-60

5

0,38

7256

0,95

60-70

1

0,07

4659

0,017

aber70

1

0,07

2467

0,028

^""

Die angefahrten Zahlen zeigen sehr deutlich, wie vorherrschend die Diphtherie gerade das Kindesalter befällt

flymnastiseher lud hygienischer Unterricht in den Biederen Seknndärschnlen Japans« Japan hat, wie wir dem ^Bolet, de la insUtuc. Üb. de ensefUs,^ entnehmen, zwei Arten von Seknndfirschnlen, höhere und niedere. Die letzteren haben einen ftnigahrigen Kursus. In diesem werden unter anderem betrieben: aDgemeine Körperfibungen im ersten, zweiten und dritten Schuljahr, militärische Übungen im yierten und f&nften. Hierzu kommen im dritten Schuljahr Physiologie und Hygiene. Die dabei benutzten Lehrbücher sind meistenteils englische, doch befinden sich auch einige japanische in Gebrauch.

Anersche« Oasglfihlicht für Schulen. In der n^oss. Ztg.*" lesen wir: Wie kürzlich mitgeteilt, hat die Eisenbahnverwaltung den Betriebsdirektionen die Einführung des Auerschen Gasglühlichtes empfohlen. Wenn auch der Kultusminister an die Schulkollegien einen Erlais behufs Einführung des Auerlichtes in die Schulen richten

«10

würde, so könnte er des lebhaften Dankes der Lehrer und SchQler gewils sein. Die jetzige Gasbeleuchtung in den Lehranstalten ist erbärmlich, und dieser Übelstand wird um so mehr empfunden, ato an manchen Tagen der Unterricht bei Gaslicht zwei oder drei Stunden währt. Warum die Schule nicht an solchen Verbesserungen, wie das Gasgltthlicht, Anteil haben soll, ist unyerständlich. Schon im Interesse einer sparsamen Finanzwirtschaft mflfste die EmfÜhmng stattfinden, denn fOr weniger Geld gibt es besseres Licht. Hoffentlich wird in dieser Erwägung das Kultusministerium hinter dem Eisen- bahnministerium nicht zurückbleiben und eine entsprechende Ver- ordnung sobald wie möglich an die Schulkollegien richten. Die Einführung des Auerschen Gasglühlichtes wäre gewifs ein Fortschritt für die Schulen, yorher aber müfste doch untersucht werden, ob der sogenannte „Strumpf^ dieses Glühlichtes für Räume, in welchen sich Schulkinder bewegen, nicht zu zerbrechlich ist.

Zar Desinfeklion Ton Schnlbfichern. Ein Artikel in den y^ÄnncU, de Vinst. Fastmr'' von Du Cazal und Gatbin beschäftigt sich mit der Frage, ob Bücher, die mit Streptokokkeneiter, Auswurf von Lungenentzündung oder diphtheritischen Membranen verunreinigt sind, noch nach einigen Tagen diese Krankheiten zu übertragen ver- mögen. Die Verfasser impften Tiere mit Bouillon, in welcher 1 Quadratcentimeter grofse Stücke von Papier solcher Bücher ein- geweicht waren, und die Infektion blieb nicht aus. Dieselben unter- suchten ferner, wie infizierte Werke am besten desinfiziert werden können, und fanden, dafs die Sache nicht geringe Schwierigkeiten macht. Von chemischen Desinfektionsmitteln empfehlen sie den Dampf von Formaldehyd, in welchem Chlorkalk aufgelöst ist. Hier- durch wird vollständige Desinfektion erreicht, ausgenommen bei Typhusbacillön. Noch besser waren die Erfolge bei Anwendung hochgespannten Dampfes, der absolute Desinfektionskraft besitzt Er wirkt aber auf gebundene Bücher zerstörend, indem die Pappe erweicht und die Leinewand in Falten gelegt wird. Broschierte Bücher dagegen blieben unversehrt, da weder das Papier, noch der Druck, noch farbige Abbildungen durch den Dampf Schaden l^en.

Ciimmigttrtel von Schfilerinnen. Da auch bei den Zög- lingen der höheren. Töchterschulen bisweilen Gummigürtel gefunden werden, so teilen wir mit. was das „Volkawohl**^ vom gesundheit- lichen Standpunkte darüber schreibt : Kaum noch hat sich ein Mode- artikel so schnell den Markt erobert, wie die breiten, elastischen Gürtel, die vor einem Vierte^ahre noch niemand kannte, die heute aber bereits überall von den jüngeren Damen und neuestens aneb schon von Schülerinnen getragen werden. Wenn eine dieser wirk* liehen .haute nouveaut^** noch nicht Verfallene bei einer der beseligt

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emherschratenden Besitzerinnen nach dem „Wie, wo, waniin?^ fragt, daaii kann sie neben der Bezugsquelle und dem billigen Preis ^wa folgendes Rühmliche darüber erfahren: So em Gürtel sieht flott ans, er verhindert das Herabrutschen des Kleiderrockes, er yerleiht dem Rücken Halt und schadet dabei niemals, denn er ist elastisch. Ohne Umschweife herausgesagt, sind diese herrlichen Gürtel von häufig 15 Centimeter Breite das Nachteiligste, was die Mode seit dem Korsett zu Tage gefördert hat, und wer, wie so manche, in dem neuen Schmuck einen glücklichen Ersatz für das als gesundheits- schädlich erkannte Schnürleib gefunden zu haben glaubt, der wird bald genug dahinter kommen, dafs er den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben hat. Beim Schnürleib ist doch wenigstens mit dem Schluüs der letzten Öse der Gipfel seiner verhängnisvollen Wirkimg erreicht. Es engt beispielsweise eine Taille von 70 Centimeter natürlichem Umfang auf 62 Centimeter ein. Dabei bleibt es aber. Wer hin- gi^en bei der Morgentoilette den nämlichen respektablen Erfolg durch elastische Umgürtung erreicht, der kann sich abends durch das Bandmafs überzeugen, dafis er inzwischen und unmerklich noch ein gutes Stück dünner geworden ist und vielleicht nur noch 58 Centi- meter TaiUenumfaug zu beklagen hat. Jugendliche Damen mit weichen Rippen dürfen in der That hoffen, sich mit Hilfe eines solchen Zaubergürtels binnen wenigen Monaten im Besitz einer Taille zu befinden, deren Umfang 15 20 Centimeter hinter demjenigen zurückbleibt, den der Schöpfer ihnen zu verleihen für gut und ersprieislich gehalten hat. Je jünger und zarter ein weiblicher Körper ist, desto schneller wird er durch die Stetigkeit des den unseren Brustkorb umklammernden Druckes jener Verunstaltung ent- gegengeftthrt werden, die man als Insektentaille bezeichnet, und die Breite der walzenförmig eingedrückten Zone wird endlich der Breite des umgeschnallten Gürtels entsprechen. Seine Elasticität mildert nicht, wie man gewöhnlich glaubt, sondern verstärkt seine Wirkung. Das müMen die klugen Evastöchter schon von den elastischen Strampfbfindem her wissen, welche ja immer, so dehnbar sie auch sein mögen, die bekannten Furchen unter oder über den Knien hinterlassen. Während aber an den Beinen die Spannkraft kräftiger Muskeln der Fortpflanzung des Druckes auf tiefere Schichten entgegen- arbeitet, kommt es am Rumpf zu einer verhängnisvollen Tiefenwirkung. Leher, Magen, Darm und oft auch Niere verschieben sich, soweit sie in der zusammengepreßten Zwerchfellkuppel nicht mehr Platz finden, aUmählich nach unten, und gar bald wird die auffällige Dickbäuchig- keit der Gürtelträgerin zur Verräterin der Völkerwanderung, auf welche sich ihre heimatlos gewordenen Eingeweide begeben haben. Und die Schöne, bei welcher es einmal dahin gekommen ist, wird.

212

auch wenn sie nach Erkenntnis der begangenen Thorheit zur Natur zurückkehrt, diese häTsliche Verunstaltung nicht so leicht wieder los. Denn nur in den seltensten Fällen kehren verdrängte Bauchoi^ne in ihre ursprüngliche Lage zurück. Durch örtliche Beschwerden, wie Koliken, Ereuzschmerzen, Magenkrämpfe, Störungen der Periode u. s. w., pflegen sich diese verborgenen Vorgänge leider nicht oder erst spät zu verraten. Fast immer aber geben sie die unheilvolle Grundlage ab zu einer allmählich fortschreitenden Körperschwäche. Wenn auch die armen Opfer in derselben Eitelkeit, durch welche sie einst der Herrschaft des ünglücksgürtels verfielen, es lange nicht oder manchmal niemals glauben wollen, ihrer Umgebung wird es um so klarer: sie magern mit den Jahren ab, verlieren ihre gesunde Farbe, altern vor der Zeit und werden reizbar und launenhaft. Unsere jugendlichen Töchter, die es für harmlos halten, sich den zarten Leib in einen Gürtel von unerhörter Breite und mächtiger Spannkraft einzuzwängen, sind freilich nicht reif genug, um den Schaden ermessen zu können, den sie ihrer Gesundheit zufügen. Aber Pflicht der Eltern wäre es, solchen Unfug einfach zu verbieten, und auch die Lehrer und Lehrerinnen sollten mit Ernst davor warnen.

9ages$efd)t(i|tüi^e0.

Die Zahl der epileptischen Schulkinder im KSnigreich Sachsen. Wie im Jahre 1889,^ so hat das Königlich sächsische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts in Verbindung mit den Ministerien des Innern, der Finanzen und des Krieges auch im Jahre 1894, und zwar für den Stand des 1. Dezember eine Erhebung über die Zahl der epileptischen Schulkinder in sämtlichen Unterrichts- und Erziehungsanstalten des Landes anstellen lassen. Durch dieselbe wurde die Häufigkeit der Epilepsie bei den Kindern der öffentlichen Volksschulen, sowie aller Privat-, Vereins- oder Stiftungsschulen, welche den Charakter der Volksschulen in ihren drei verschiedenen Stufen (einfache, mittlere, höhere) tragen, ermittelt. Über das Ergebnis dieser Zählung teilt das Königlich statistische

' Vergl. diese Zeitschr., 1891, No. 4, S. 248-250. D. Ked.

213

Bureau in Dresden folgendes mit. Die Gesamtzahl der Schulkinder ist im Laufe der fOnf Jahre 1889 bis 1894 von 583942 auf 622924 gestiegen, die Anzahl der epileptischen aber von 795 auf 705 berabgegangen. Zur Yeranschaulichung der Grölse dieser Ab- nahme dient die nachstehende zweifache Berechnungsweise. Auf je 10000 Schulkinder kamen epüeptische 1889: 13,3, 1894: 11,3; auf 1 epileptisches kamen Schulkinder 1889: 735, 1894: 884. Die meisten epileptischen Kinder fanden sich im Schulinspektions- bezirke Chemnitz I, nämlich 20,4®/ooo, die wenigsten im Schul- inspektionsbezirke Grofsenhain, nämlich l,5%oo. Zwischen den beiden TTntersuchungsjahren finden sich sehr 1)edeutende Unterschiede. Weniger als lO^/ooo epileptische Schulkinder hatten 1889 7, 1894 13 Schulbezirke; mit einer Ziffer von 10 bis l5%oo sind die Zahlen der Bezirke (9) bei beiden Erhebungen gleich geblieben; tlber 15Vooo führten damals 12, jetzt nur 6 Bezirke anf. Dresden hat trotz der Einbezirkung von zwei Vororten bei beiden Erhebungea fast die gleiche absolute Zahl (57 : 59) beibehalten. Dagegen hat die Stadt Leipzig durch die Einyerleibung mehrerer Vororte eine Zunahme der epileptischen Schulkinder yon 37 auf 83 erfahren, während im Landbezirk Leipzig die Zahl der Schulkinder überhaupt von 37000 auf 18000 und die Zahl der epileptischen von 68 auf 19 herab- gegangen ist. In den 16 Städten Bautzen, Freiberg, Zittau, Meerane, Werdau, Plauen, Glauchau, Crimmitschau, Würzen, Leipzig, Reichenbach, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Annaberg, Meifsen kam bei beiden Zählungen durchschnittlich 1 epileptisches Kind auf 626 Ednder. Die wenigsten epileptischen Schulkinder wurden in Bautzen ermittelt (0,0*^/000), die meisten in Meifsen (36,6%oo), t^o sich 1889 noch kein einziges mit Epilepsie befunden hatte. Die Taubstummenanstalt zu Dresden mit 179 und die zu Leipzig mit 112 Zöglingen im schalpflichtigen Alter besafsen keine Epileptischen. Die Dresdener Blindenanstalt mit ihren Abteilungen in Moritzburg und Eönigswartha zählte unter 90 Zöglingen 2 epileptische. Von den beiden Anstalten Atr schwachsinnige Kinder zu Grofishennersdorf und Nossen besafs erstere unter 194 Knaben 14, letztere unter 127 Mädchen 6 epileptische. Endlich waren in der Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische in Hochweitzschen am Erhebungstage 46 epileptische Kinder aus den Geburtsjahresklassen 1880 bis 1886 untergebracht. Die Gesamtzahl dieser epileptischen Anstaltskinder belief sich auf 68, während es im Jahre 1889 69 waren. Es erübrigt noch, einige Angaben über die Altersverhältnisse der epileptischen Schulkinder zu machen. In nachstehender Tabelle sind sämtliche epileptische Kinder mit Einschlufs der in den Anstalten verpflegten aufgeführt und die entsprechenden Ziffern der Erhebung von 1889 beigefügt:

214

Altersgruppen der epileptischen Kinder

Knaben

1894 Epüeptisclie

Mädch.

Zas.

1889 Epileptische Knaben I Mädch. Zas.

fiber 6 bis 8 Jahre

n 8 10

» 10 12

33

67

108

167

45

63

110

180

Zusammen

375

388

78 130 218 847

"TtT

37

83

121

186

39

74

121

208

76 167 242 389

ir427

437

864.

Mii Ausnahme der jüiigsten Altersklasse bis za 8 Jahren hat die Zahl der Epileptischen bei allen Schulkindern abgenommen, unter 100 epileptischen Schulkindern standen im Alter von:

Altersgruppen

Zusammen 1894 1889

über 6 bis 8 Jahre

n

8 ,10

10 „12 12

10,1 16,8 28,2 44,9

8,8 18,2 28,0 45,0.

Das hier sich zeigende Wachsen der Zahlen in der Scholseit lehrt ganz zweifellos, dafs die Wahrscheinlichkeit, während derselben epileptisch zn werden, mit jedem Schuljahre rasch zunimmt. Umgekehrt beweist jede Volkszählung die Abnahme der Lebenden. Im Jahre 1890 z. B. ist die Zahl der Knaben von 40000 im 7. auf 38000 im 15., und die der Mädchen Ton 41000 im 7. auf 38500 im 15. Lebensjahre gesunken. Dadurch erweisen sich die angefahrten Zahlen über die Zunahme der epileptischen Kinder mit dem Alter noch ungünstiger.

Englisclie Hidehenerzieknng wUrend der Pnbertito- periode. Der berühmte engUsche Frauenarzt Playfair sprach in der letzten Versammlung der British Medical Association über die Erziehung der Mädchen aus den wohlhabenderen Ständen während der Pubertätsperiode. Sein Vortrag ist im „Brit, Med, Joum.'' vom 7. Dezember y. Js. erschienen. Er spricht sich in demselben nicht ohne Bitterkeit darüber aus, wie wenig Rücksicht in der englischen Mädchenerziehung auf die körperlichen Erfordermiase genommen werde, die sich mit dem Eintritt der Menstruation ein- stdlen und während der ersten Jahre der Geschlechtsreife fortdanem. Er verlangt, da(s überall, wo Zeichen von beginnender Bln^urmai, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Verlust des Appetites, GewichtB- almahme u. s. w. bei jungen Mädchen in der MenstmatioQ^^efioAe auftreten, eine sorgfältige Herabsetzung des Arbdtspensums, besw. vollständige Unterbrechung des Schulbesuchs und eine Yermehnuig

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angemessener körperlicher Übungen dnrchgeführt werde. Zu letzteren rechnet er beispielsweise Golf, Rudern und Radfahren, wfihrend er gegen solche Spiele, die spasmodische Muskelanstrengung erfordern, wie Cricket, Fufsball und selbst Lawntennis, Bedenken äuisert. £r yerwirft femer für die ganze Dauer der Schulzeit den Gebrauch irgend einer Form 7on Korsett. Nach seiner Meinung ist der Vernachlässigung solcher Rücksichten ein ganz hervorragender Anteil an den chronischen Krankheiten des weiblichen Geschlechtes der Gegenwart beizumessen. Eme amerikanische Gesellschafl; fBr Körperpflege in der

Sebnle (American Association for the AdTancement of physical f^Qcation) hat sich in New Tork gebildet. In ihrer letzten Ver- sammlung wurden Vorträge über Anthropometrie, Beziehungen zwischen Wachstum und Sterblichkeit, femer über Spiele, Turnen und Sport gehalten.

Neuere Urteile ftber die Steilsehrift« In der Elementarschule in der Lonyaygasse zu Budapest, so schreibt der „Pest Lloyd^, fand kürzlich eine Konferenz statt, zu welcher Schulinspektor Dr. Kabl Vbb^y alle jene hauptstädtischen Lehrer und Lehrerinnen eingeladen hatte, welche in der Steilschrift unterrichten. Bei dieser Gelegenheit wurde das günstige Resultat des Steilschriftunterrichtes statistisch nachgewiesen, worauf die Konferenz aussprach, dafs sie denselben für notwendig erachte. Schuldirektor K. T^EISSEN in Kopenhagen äuisert sich über die senkrechte Schrift dahin, dafs durch dieselbe in den dortigen Schulen sehr schöne Ergebnisse erzielt worden seien. Das Schreiben beginnt daselbst gleich im ersten Schuljahre mit Feder und Tinte, wie man denn auch an der höheren Mädchenschule in der Ifflandstra&e zu Berlin Griffel und Schiefer- tafel vollständig beseitigt hat.

Zar YerUtnng des Herpes tonsurans in Sehnlen. In der

„G(uf. hebdom. de mSd,**, 1895, No. 30 schreibt Destsaye, dafs zu Ronen in einer Schule 3 Knaben an Herpes tonsurans erkrankten. Sie wurden vom Unterricht ausgeschlossen, einer von ihnen kam indessen in eine andere Schule. In derselben wurden 20 Tage später 15 Knaben infiziert gefunden. Trotz Isolierung der Kranken nahm die Epidemie zu. In zwei weiteren Schulen erkrankten 17 Kinder. Auch unter den übrigen Einwohnern kamen typische Fälle vor, indem z. B. eine Mutter durch ihren Sohn angesteckt wurde. Destbaye schlägt daher vor, in allen Schulen die kranken und gesunden Kinder mit Waschungen gegen Herpes zu behandeln, in der Erwartung, dals auch die Eltern mit dieser Behandlung ein- verstanden sein werden. Von der Yeriiütung durch Ausschlufs der einmal erkrankten Kinder vom Schulbesuch verspricht er sich nicht viel.

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Üker die im Kiidesaltar betndliehen Yerhreelitr sprack k eiiiar Plenanitsiing des „Ungarisclien Juristenvereuis^ Goritilitsant Proüessor Dr. £. Mo&iiycsEK. Der Vortragende betonte zonftchst, 4i6 den Verforeehem gegenüber die Gesellschaft sich nur aaf den Standponkt dar DefensiTe stellen könne. Bei Dnrehftthnmg dieses Princips spielen nnn die PräTentiTmafsregeln eine wichtige Bolle. Nach Skizziemng der traurigen socialen und hygienischen Verhältnisse, ienen zoneist bOse Neignngen zu entspringen pflegen, erklärte Pro- üessor MORAVCSIK es fikr wflnschenswert, dais die Grenzen der straf- rechtlichen Mindeijahrigkeit hinaufgerttckt wflrden, so zwar, dab die strafbaren Personen unter 14 Jahren aus der Sph&re, in der sie anf- gewachsen, herausgenommen und entweder zu einer anst&ndigen Familie gegen entsprechende Entlohnung oder in ein specielles humanitäres Institut gebracht würden. Die Verbrecher im Alter Ton 14 bis 18 Jahren mflisten einer thunlichst individualisierenden Korrektionsanstalt flbergeben werdüen, und erst bei dem 18. Lebens- jahre sollte die Grenze der yollen Strafbarkeit im Sinne des Gesetzes beginnen.

Kurse zw Ansbildimg voii LekreTB und Lehreriiuien fir Yelka- und Jngendapiele. Der Centralausschnfs fOr Volks- und Jugendspiele in Deutschland richtet auch im laufenden Jahre wieder eine Reihe von Kursen zur Ausbildung Ton Lehrern und Lehre- rinnen ein. Die Anmeldungen sind an eine der nachfolgenden SteUen zu richten. A. Lehrerkurse: 1. Barmen, 4. bis 9. Mai, Ober- bUrgermeister Wbgner. 2. Bonn, 17. bis 23. Mai, Dr. med. F.*^ A. Schmidt. 3. Braunschweig, 18. bis 23. Mai, Gymnasiaidirektor Dr. KOLDBWEY. 4. Breslau, 7. bis 11. April, Obertumlehrer KiUMPB. 5. Frankfurt a. M., 28. Mai bis 4. Juni, Turninspektor Wbedbnbüsch. 6. Görlitz, 27. August bis 2. September, Gym- nasialdirektor Dr. EiTNER. 7. Hadersleben, 7. bis 11. April, Gym- nasialoberlehrer DUNKEB. 8. Kiel, 21. bis 27. Juni, Stadtschulrat KüHLOATZ. 9. Königsberg i. Pr., 21. bis 27. Juni, Stadtschulrat Dr. Tbibueait. 10. Krefeld, 8. bis 13. Juni, Hanpttumlehrer Otto SCHABF. 11. München, 1. bis 5. September, Kgl. Wirklicher Bat Webeb. 12. Neu-Brandenburg, 20. bis 23. Mai, Gymnasiallehrer Rbinhabdt. 13. Posen, 21. bis 29. August, Obertumlehrer Kloss. 14. Stolp i. P., 4. bis 9. Mai, Turnlehrer Stüwe. 16. Stuttgart im AnschluTs an den im Sommer abzuhaltenden ordentlichen Tum- lehrei^ursus, Professor Kbsslbb. B. Lehrerinnenkurse: 1. Bannen, 18. bis 23. Mai, Oberbürgermeister We^neb. 2. Bonn, 26. bis

29. Mai, Dr. med. F. A. Schmidt. 3. Braunschweig, 26. bis

30. Mai, Turninspektor Hebmakn. 4. Königsberg i. Pr., 21 . bis 27. Juni, Stadtschulrat Dr. Tbibukait. Die Anmeldung mufs thun-

SebnlfMondheltspflafe IX. 15

218

liehst 3 Wochen Tor Beginn des Kurses erfolgen. Die Beteiligung ist kostenfrei, doch ist jeder Teilnehmer, hezw. jede Teilnehmerin behnfs Einffthmng in die Ideen der Gesamtbewegnng fQr Volks- und Jngendspiele verpflichtet, das vom Centralansschofs veröffentlichte Jahrbuch des laufenden Jahres, herausgegeben von E. von Sohbnckbh- BOßFF und Dr. med. F. A. Schmidt (Leipzig, R. Yoigtl&nder), für den Preis von 3 Mark zu beschaffen.

Ein Wettkampf zwisehen amerikanischen und englischen

Studenten hat am 3. Oktober v. Js. in New York stattgefanden. Sechstausend Karten waren für belegte Sitze ausgegeben; Tansende sahen von aufsen zu. In Bezug auf die Leistungen blieb dieser Wettkampf weit hinter dem jüngst zwischen dem New Yorker und dem Londoner Athletikklub ausgetragenen zurück. Von den acht einzelnen Kämpfen gewannen die Angehörigen d*er amerikanischen Universität Yale acht erste und sieben zweite, die der englischen Universität Cambridge drei erste und vier zweite Plätze. Für Turner bemerkenswert waren die Leistungen im Hochspringen mit Anlauf und ohne Gebrauch eines Sprungbrettes, femer im Laufen über 273jni. über eine viertel, halbe und ganze englische ' Meile und endlich im Kugel- und Hammerwerfen. Letztere echt germanische Obosg, so bemerkt die „Dtsch. Tum-Ztg.*', verdient auch von deutschen Turnern betrieben zu werden; sie erfordert zwar viel Platz zur Ausführung, ist aber dafür auch eine vorzügliche, eipdrucksvolle Wettübung.

Kölner Ferienkolonien. Nach dem „Cmtralbl f. aUgem. Gsdhtspflg,"^ erhielt der Kölner Verein für Ferienkolonien im letzten Berichtsjahre eine Schenkung von 100 000 Mark. Dadurch wurde es möglich, 7 Kolonien mit 89 Knaben und 102 Mädchen in Ort- schaften des Siegkreises auf die Dauer von 21 Tagen unterzubriniren. Die Erholung war eine zusehends gute. Es konnten Gewichts- zunahmen von 0,5 bis 5,5 kg konstatiert werden; besonders handelte es sich dabei um Mädchen. Aufserdem wurden 913 Kinder, darunter 230 zahlende, in Milchstationen mit günstigem Erfolge verpflegt. Zugleich führte man diese in verschiedenen Gruppen nach den länd- lichen Ortschaften in der Nähe von Köln und beschäftigte sie neben den regelmäfsigen Spaziergängen auch mit Spielen. Aufserdem wurden von dem städtischen Waisenamte 54 Kinder auf 21 Tage in Kolonien gesandt, die übrigen Waisenkinder aber 15 Tage lang mit Milch und Brot im städtischen Yolksgarten verpflegt. Endlich lieCs die Hospitalverwaltung 37 Kinder je 30 Tage und 2 Knaben je 45 Tage eine Badekur im Yiktoriastift zu Kreuznach gebrauchen. Die Kosten der Verpflegung in den Ferienkolonien betrugen 33,38 Mark pro Kind und Verpflegungsdauer, in den Milchstationen 4,82 Mark.

219 Heizung und LBftnng der Dresdener Volkssehnlen. Nach

dem soeben erschienenen „26. Jahresbericht des Landes- medizinalkollegiums Aber das Medizinalwesen im König- reiche Sachsen auf das Jahr 1894^ unternahm der Stadt- bedrksarzt von Dresden im Vereine mit seinem Assistenten und dem städtischen Heizungsingenieur eine eingehende Untersuchung der Heizungs- und Lüftungsverh&ltnisse in den dortigen Volksschulen. Die Hauptergebnisse dieser äufserst mühsamen Untersuchungen, welche monatelang täglich mehrere Stunden erforderten, fafst derselbe in folgende S&tze zusammen. 1. Die Lokalheizung durch gewöhnliche Kachel- oder durch Mantelöfen liefert zwar eine genügende Erwärmung der Schulzimmer, doch ist der Temperaturunterschied zwischen Fufs- boden und Decke meist sehr beträchtlich. Die bei Heizung mit Kachelöfen stattfindende Lüftung der Klassen erweist sich in allen Fällen als gänzlich ungenügend. Die Ventilation bei guten Mantelöfen mit Zufährung von AuTsenluft genügt an kalten Wintertagen einiger- ma&en, reicht aber an milden Tagen nicht aus. 2. Die Central- heizungen ermöglichen eine gleichmälsigere Erwärmung der Schul- zinuner und meist eine bessere.Lüftung als Lokalheizungseinrichtungen. Alle Gentralheizungen, welche mittelst zugeführter Luft das Zimmer erwärmen, verursachen aber nur eine höchst wechselnde Lüftung, die namentlich bei milder Witterung völlig aufhört, weil die hohe Zimmer- temperatur die weitere Zufuhr warmer Luft nicht mehr thunlich macht Deshalb sind alle Luftheizungen für Schulen in betreff der Lüftung der Räume unzulänglich. 3. Sämtliche Ventilationseinrichtungen, die zu ihrer Wirkung lediglich die Verschiedenheit des Luftdrucks benutzen, welcher zwischen der warmen Luft im Zimmer und der kalten Luft im Freien entsteht, schlagen bei schon geringen Störungen der Luftbewegung im Schulzimmer sehr leicht um und versagen fast gänzlich in der Übergangszeit zwischen Winter- und Sommerhalbjahr. 4. Die Herbeiführung einer gleichmäfsigen Lüftung der Klassen im Winter und Sommer lälst sich nur durch Kraftmaschinen mit Hilfe von Ventilatoren bewirken. Hierbei hat die Zuführung der Luft mittelst Pression erhebliche Vorzüge vor der Zuführung der Luft durch Aspiration. 6. Das einseitige Ö&en eines Fensters oder einer Thflr im Schulzimmer bewirkt nur eine sehr geringe Luftemeuemng und ist, namentlich bei kalter Witterung, auf die Dauer für die in der Nähe sitzenden Schüler lästig, ja selbst nachteilig. 6. Eine sehr ergiebige Luftemeuerung wird aber durch gleichzeitiges Öffiien von Fenster und Thor unter Bildung von Luftzug erzielt. Ein solcher Luftzug schafft in der kalten Jahreszeit innerhalb 2 bis ö Minuten je nach der Verschiedenheit der Temperaturen in und aofser dem Schulzimmer in demselben fast völlig frische Luft

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und verarsacht nur eine geringe, schnell vorftbergehende AMLOhlang des Zimmers. Diese Beobachtang yeranlafste den Besii^sarzt, weitere Versuche darüber anzustellen, inwieweit eine solche Z^lüftang in den Schulen am Ende jeder Stunde ausgeführt werden könne, ohne Störung des Unterrichts und Belftstigung der Sehfller und Lehrer herbeizuftthren. Für die Schulen mit einfacher Kachel- oder Mantel- ofenheizung hat sich dabei ergeben, dals eine stündliche Zuglflftung Ton einigen Minuten ohne jeden Nachteil bewirkt werden kann und eine sehr bedeutende LuftTcrbesserung im Schulzimmer herbeiführt. Diese Thatsache ist in den Kreisen der Dresdener Yolksschullehrer sofort mit lebhafter Freude begrüfst worden und hat so bereit- williges Entgegenkommen gefunden, dafs schon jetzt in vielen Volksschulen am Schlufs jeder Stunde eine regelm&fsige Ventilation vermittelst Durchzug zur Ausführung gebracht wird. Die zahlreichen Luftuntersuchungen in den Schulgebäuden führten auch zu der auf- fallenden Feststellung, dafs die freie Luft in den Schulhöfen und Schulgärten keineswegs einen konstanten Gehalt an Kohlensäure von rund 0,4%o hat, wie man gewöhnlich annimmt, sondern dafs dieser Kohlensäuregehalt nicht selten auf 0;7 und 0,8^90 steigt. Dies gab Veranlassung, mit Benutzung grofser Gefäfse von 10 bis 15 Liter Inhalt weitere Untersuchungen über den Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft in Dresden anzustellen. Dabei wurde ermittelt, dafs derselbe je nach den Witteningsverhältnissen und nach den lokalen Umständen innerhalb sehr weiter Grenzen, nämlich zwischen 0,32 und 0,91^/oo, schwankt. Nach reichlichem Schneefall und bei ruhiger kalter Luft im Winter ist der Kohlensäuregehalt der Luft am niedrigsten und sinkt in den frühen Morgenstunden selbst in den engeren Strafsen und gröGseren Höfen auf 0,32 Voo herab. Desgleichen beträgt er im Sommer an milden Tilgen mit ruhiger Luft nur 0,38 bis 0,45 Voo. Bei stürmischer Witterung aber, welche das ruhige Aufsteigen des Rauches der Schornsteine und damit der Verbrennungs- gase verhindert, nimmt der Kohlensäuregehalt der Luft sowohl in der kalten als in der warmen Jahreszeit ganz beträchtlich zu und erreicht die Höhe von 0,91 Voo. Dieses Anwachsen findet besonders in solchen Strafsen und Grundstücken statt, wo der Wind sich stöfst und die Luft eine vrirbelnde Bewegung annimmt

Notapparat fBr plStzliehe UnfUle in Schulen.^ Wie die

„Wien, med. Wochschr,*' berichtet, hat der Armenarzt Dr. S. Kohn in Wien einen Notapparat für Volks- und Bürgerschulen angegeben, welcher die unentbehrlichsten Gegenstände für die erste Hilfe bei

» Vergl. diese Zeitschrift, 1892, No. 10, S. 416—425; 1895, No. 3 S. 175. D. Red.

221

plötzUdien UnfUlen enthält. Der kleine Apparat steht seit längerer Zeit in den Volks- nnd Bürgerschalen des n. Wiener Gemeinde- bezirkes in VerweadoBg und hat sich bereits bei mehreren Anlässen als sehr zweckmäßig erwiesen. Dr. Eohk beabsichtigt mit Rück- sicht auf den Umstand, dab die öffentliche Impfnng in Wien fast anaschlie&lich in den Schnlen Yorgenommen wird, in diesem Not- apparat auch Utensilien für das Impfgeschäft nnterznbringen, welche den Yom niederOsterreichischen Landessanitätsrate im Juni v. Js. auf- gesteUten Grundsätzen entspredien. Zweifellos wird diese die Anti- septik beim Impfen fSrdemde Einrichtung bei den Impfärzten lebhaften Anklang finden.

Xnitiiile ^ttfn^nn^tn.

Bnderiafg des KSniglich prenfsischen Hinisters der geist-

Uehen, Unterrichts- nnd MedizinalangelegeBJheiten,

betreffend den Ban Mndlicher Volksschulen.

Berlin, den 16. November 1895.

Auf Grund der Erfahrungen, welche seit Erscheinen der unterm 18. November 1887 in meinem Ministerium bearbeiteten Entwürfe ra ländlichen Volksschulen^ auf dem Gebiete der Volksschulbauten gemacht sind, und unter Berücksichtigung der Wünsche, welche mir infolge meines Runderlasses vom 7. Dezember 1893 U. III £. No. 6270, G. III A vorgetragen vnnrden, habe ich in meinem limisterinm eine Denkschrift tlber Bau- und Einrichtung ländlicher Volksschulhäuser in Preufsen ausarbeiten lassen. Mit derselben ver- folge idi das Ziel, die Forderungen, welche vom gesundheitlichen, schnltedmischen und bautechnischen Standpunkte gestellt werden mttssen, um den Volksunterricht zu einem der geistigen und körper- lichen Entwickelung der Kinder gleich forderlichen zu machen, mit den finanziellen Rücksichten in Einklang zu bringen, welche durch die wirtschaftliche Lage der ländlichen Bevölkerung und die Leistungs- fikhlgkeit der Baupflichtigen einerseits, die Beitragslasten des Staates andererseits geboten sind.

Außerdem sollen die im Text der Abhandlung gegebenen und durch die Entwurfsbeispiele im Atlas erläuterten Bestimmungen darauf hinwirken, dafe alles, was in den einzelnen Landesteilen unter dem

* Vergl. diese Zeitschrift, 1888, No. 11, S. 438—448. D. Red.

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Einflüsse klimatischer Verhältnisse und der Lefoensgewohnheiten der Bevölkerung sich im Scholbauwesen eigenartig entwickelt und als zweckmäfsig bewährt hat, möglichst erhalten und weiter gepflegt werde. Indem ich hierdurch alle bisherigen entgegenstehenden Be- stimmungen aufser Kraft setze, ordne ich an, dafs die in den ge- nannten Abhandlungen zum Abdrucke gebrachten Grundsätze hinfort in folgender Weise mafsgebend sein sollen.

1. Die aus gesundheitlichen GrQnden an die Volksschulbäaser im allgemeinen und ihre Unterrichtsräume im besonderen gestellten Forderungen müssen bei allen Neubauten vollständig erfüllt werden, sowohl wenn der Staat Beiträge leistet, als wenn die Entwürfe von der Regierung nur im Oberaufsichtswege geprüft, von den Gemeinden aber auf eigene Kosten ausgeführt werden. Es kommen hierfür vornehmlich in Betracht die Bestimmungen über die Lage, Boden- beschaffenheit und die nachbarlichen Verhältnisse des Schulgrundstückes, sowie die Vorschriften über die Höhe und Beleuchtung der Schul- zimmer.

2. Den zur Sicherung des Verkehrs in Bezug auf die Lage und Abmessung der Thüren, Flure, Gänge und Treppen getroffenen Bestimmungen mufs in allen Neubaufällen, wie bei 1, vollständig genügt werden.

3. Die zur Verhütung von Krankheitsübertragung geforderte Trennung des Schülerverkehrs vom Lehrerwohnungsverkehr muk bei allen Neubauten, zu denen der Staat Beiträge leistet, grundsätzlich durchgeführt werden. Für Neubauten, welche von den Gemeinden auf eigene Kosten ausgeführt werden, hat die Königliche Regierung bei Prüfung der Entwtlrfe im Oberaufsichtswege auf die Beobachtung dieser Vorsichtsmafsregel thunlichst hinzuwirken.

4. Über die Gröfse der Sitzplätze und die Grundfläche der Schulzimmer, sowie über den Umfang der Lehrerwohnungen haben die Königlichen Regierungen in jedem einzelnen Falle nach den ört- lichen Verhältnissen Entscheidung zu treffen. Den Entwurfsbeispielen sind mittlere Durchschnittsmafse zu Grunde gelegt, welche ausnahms- weise auf die im Text der Denkschrift angegebenen Mindestmafse ein- geschränkt werden dürfen, wenn Sparsamkeitsrücksichten dazu zwingen.

5. Bei Umbauten vorhandener Schulhäuser sind die Bestimmangen der Denkschrift so weit zur Anwendung zu bringen, als es im ein- zelnen Falle nach den gegebenen Verhältnissen möglich und in wirt- schaftlicher Beziehung gerechtfertigt erscheint. Dabei ist in erster Linie dahin zu wirken, dafs den in Bezug auf die Beschaffenheit der Schulzimmer und auf die Verkehrssicherheit für Neubauten mafs- gebenden Bedingungen auch bei Umbauten möglichst vollständig genügt wird.

22S

Die im Mafsstab 1 : 150 dargestellten Atlastafeln sollen nicht als lediglich zum Abzeichen bestimmte Normialien gelten, sondern an Beispielen zeigen, wie vielseitig im Grundrifs and Ai^au sich Yolksschnlbaaten gestalten lassen, und dadurch die Anregung geben, da(s in jedem einzelnen Falle die den örtlichen Verhältnissen am besten entsprechende Lösung gesucht werde.

Die 30 Bl&tter sind vom Verleger Wilhelm Herz (Bessersche Bachhandlung) in Berlin, Linkstraise 33/34, einzeln auf Whatmann- papier gedruckt zum Preise von je 60 Pfg. käuflich zu beziehen. Um den Baubeamten und den Gemeinden die Aufstellung der Vor- entwttrfe und Kostenüberschläge zu erleichtern, können diese ge- druckten Zeichnungen gegebenen Falles unter Eintragung der für das besondere Bauvorhaben erforderlichen Abänderungen unmittelbar als Vorentwürfe benutzt werden. Die ausführlichen Entwurfs- Zeichnungen müssen aber stets, wenn Staatsbeiträge zum Bau ver- wandt werden, wie bisher, nach der im § 174 der Dienstanweisung für die Bauinspektoren der Hochbauverwaltung angezogenen An- weisang des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten für die formelle Behandlung der speciellen Entwürfe zu Hochbauten im Mafsstabe 1 : 100 angefertigt werden.

Nach Ablauf von fünf Jahren sehe ich einem gefälligen Berichte darüber entg^en, wie sich die Bestimmungen dieses Erlasses, von dem den Landräten (Amtmännern) und den Ereisbauinspektoren Ab- schrift zur Kenntnisnahme zuzufertigen ist, bewährt haben.

1. Lage und Beschaffenheit der Baustelle.

Bei der Wahl des Platzes für eine Schulanlage sind folgende Rücksichten zu beobachten:

Das Grundstück soll tliunlichst in der Mitte des Schulbezirkes liegen, jedoch, wenn mehrere Orte zu einer Schule gehören, nicht etwa isoliert auf freiem Felde; es mufs auf bequemen Wegen ohne Hemmung und Gefährdung etwa durch Eisenbahn- oder Flulsübergänge erreichbar sein.

Der Platz mufs einen gesunden, technisch möglichst günstigen Baugrand aufweisen und die Gewähr bieten, dais durch eine Brunnen- anlage ohne erhebliche Kosten gutes Trinkwasser beschafft werden kann.

Der Boden darf weder durch Abfallstoffe verunreinigt sein, noch ans Bauschutt oder abgelagertem Müll bestehen. Er darf ferner nicht sumpfig oder im Überschwemmungsgebiet belegen, sondern muls mögliehst trocken und durchlässig sein.

Die Oberfläche der Baustelle muis durchweg mindestens 0,50 m über dem höchsten bekannten Grundwasserstand liegen.

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Zar Ableitang der Niederschlags- and AbwiBser ist eine leicht geneigte Oberfläche einer ganz ebenen Bodenlage vorzuziehen.

Zu Tenneiden ist die Nachbarschaft yon Teichen oder Grftbea a|it anreinem Inhalt, yon gewerblichen Anlagen mit übehiechenden Aosdttnstungen oder veranreinigten Abwässern, sowie von Betrieben, welche mit Entwickelang Ton störendem Geräasch, Baach, Staub oder giftigen Oasen yerbunden sind.

Die Lage des Schalhauses mufs so gewählt werden, dafs flberall reichlich frische Luft zutreten und Sonnenlicht die Schulzinmier, sowie die Lehrerwohnungen treffen kann. Zam Schatze gegen rauhe Winde and Sonnenhitze ist eine mit Bäumen und Sträu^ern bestandene Baustelle erwünscht, doch darf der Baumbestand die Licht- ud Laftzofuhr nicht yerkOmmern oder die Lage dumpf und feucht machen.

Der Hatz mufs eine solche GröCse haben, dab die erforder- lichen Baulichkeiten Schulhaus, Abtritt, Wirtschaftsgebäade imd Bronnen in angemessenen Abständen voneinander und von d«i Nachbargrenzen aufgeführt werden können, aufserdenf aber, abgesehen von dem ftlr wirtschaftliche Zwecke notwendigen Hof, sowie Ton etwaigen Vorgärten und Lehrergärten, ein Freiraum verbleibt, aof dem sich alle Schulkinder gleichzeitig ohne gegenseitige Behindemng in freier Luft bewegen können. Dieser Bewegungsranm soll in der K^el einen Flächeninhalt von mindestens 3 qm fQr jedes Schalkind haben. In eng angelegten Ortschaften, etwa in Gebirgsgegenden und in Vororten von Groisstädten mit hohen Bodenpreisen, kann dieses Flächenmafs ausnahmsweise eingeschränkt werden, darf aber niemals weniger als 1,5 qm für jedes Schulkind betragen.

2. Anordnung der Gebäude auf der Baustelle.

Bei der Anordnung der Gebäude auf der Baustelle ist in erster Linie auf die durch die örtlichkeit gegebenen Himmelsrichtongen Bflcksicht zu nehmen, femer daraof zu achten, dab derBewegangsraom nnd die Zugänge zu den Abtritten vom Schalhans aus gut flbers^oi werden können, sowie dafs alle mit Fenstern versehenen Wände von den Nachbargrenzen, auch wenn diese zur Zeit noch nicht bebant sind, so weit entfernt angelet werden, dafs keine vorhandene oiid känftige Bebanung oder Bepflanzung des Nachbargrundstflckes dteaen Fenstern Licht und Luft entziehen kann. Insbesondere gilt dies tob solchen Wänden, deren Fenster zor Beleuchtung eines Schulzimmers dienen. Diese Fensterwände müssen auch bei den beschränktasten Platzverhältnissen mindestens 8 m von der Nachbargrenze, sowie von allen Baulichkeiten anf dem SchulgrundstQcke selbst entfernt aew.

In der Regel sind Schulzimmer und Lehrerwohnungen in einem Gebäude zu vereinigen. Dagegen empfiehlt es sich, die Wirtachaftn-

325

gebinde Stallmigen und Scfaeii]ie& , sowie die Abtritte Yon dem Sdiiilluuise getrennt in solchem Abstand zu errichten, dab schftdlidie Ansdflnstnngen und flble Ger&che das Schalhans nicht errekfaen kOnnen«

Wenn jedoch in einzelnen Landesteilen die Gemeinden besonderen Wert daraitf legen, dafs nach ortsüblicher Art Stallnng und Scheone mit dem Schnlhanse unmittelbar verbanden wird, soll diesem Her- kommen ohne zwingende Grflnde nicht entgegengetreten werden. Es ffiQ& aber in solchen Fallen, wenn die Stall- and Scheanenräome in gleicher Höhe mit den Schal- and Wohnrftomen liegen, der die Sdnilzimmer and die Lehrerwohnangen enthaltende Bauteil von den Stall- nnd Schennenrftamen darch eine massive, mindestens einen Stein starke, entweder ttber das Dach oder wenigstens bis anter die Dicheindeckang geführte Trennnngswand geschieden and für die Yerbindang ein fenersicher amschlossener Gang hergestellt werden. Wai man bei anebenem nnd beschränktem Bauplatz in Gebirgs- gegenden Stall- nnd Tennenr&nme unterhalb der Unterrichts- oder Wohniftnme anlegen, so mub derben Stall und die Tenne enthaltende Teil des Unterbaues gegen die darüber liegenden Bäume durch eine gewtibte Decke und gegen die sonstigen Räume des Unterbaues durch eine massive Mauer ohne Öffnungen so ubgeschlossen werden, dais eine Übertragimg von Feuer oder Ausdünstungen nicht statt- finden kann. Wird ein Teil des Dachbodens zur Aufbewahrung der Ernte benutzt, so ist dieser gegen die Bodentreppe und den übrigen Dachbodenraum durch eine massive, mindestens einen Stein starke Trennungswand mit feuersicherer Thür abzuschliefsen. Aufserdem sind die in den Aufsenwänden der Stallräume erforderlichen Fenster und Thflren so zu legen, dafs die Ausdünstungen nicht in die Schul- zimmer und Wohnungen eindringen können.

Die Lage des Schulhauses zu den Himmelsrichtungen ist so zu wäUra, dafe unmittelbares Sonnenlicht in die Schulzimmer thunlichst nicht während, wohl aber aniserhalb der Unterrichtsstunden scheinen kann, dals zugleich aber auch die Stuben und Kammern der Lehrer- wohnnngen des Sonnenlichtes nirgends ganz entbehren. Für die Scholzinuner empfiehlt sich deshalb am meisten die Lage der Fenster nach Westen, weil die Unterrichtszeit in Landschulen in der Regel schon mit den frühen Nachmittagsstunden aufhört, die flach ein- fallenden Strahlen der Nachmittagssonne also nicht mehr lästig werden, oder nach Süden, weil die Strahlen der Mittagssonne unter so steilem Winkel einfiallen, dafs sie nicht weit in das Innere des Schulzimmers eindringen. Weniger günstig ist die Lage der Fenster nach Osten und nach Norden. Wenn aber die örtlichen Verhältnisse diese Lagen nicht vermeiden lassen, sind bei der Ostlage ebenso, wie bei

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der Sttdlage, die Nachteile des unmittelbaren Sonnenscheins starke Erhitznng und zu grelle Beleuchtung durch passende Vorrichtungen, z. B. durch Vorhänge, abzuschwächen. Solche Vorhänge sind aus weifsem, feinfädigem Shirting, hellgelblichem Köper oder weÜsem Dowlas herzusteUen. Die Verwendung von Futterleinen, Segelleinen, Drell oder Brähmtuch empfiehlt sich nicht. Die Vorhänge sind zum Aufziehen nach einer Seite hin einzurichten. Bei der Nordlage ist durch Anlage eines Fensters im Rücken der Eandersitze dafür zu sorgen, dafs das Schulzimmer zeitweilig unmittelbares Sonnenlicht erhält. Während des Unterrichtes mufs dieses Fenster durch Läden oder dergleichen geschlossen sein, weil sonst der Lehrer die Gesichter der Kinder nicht erkennen kann. Im flbrigeu ist, besonders in Ge- birgsgegenden und in Orten mit rauhem Klima, auch darauf Rttcksicht zu nehmen, dafs die Fensterwand eines Schulzimmers möglichst nicht Yon den herrschenden Winden getroffen wird.

In den Lehrerwohnungen sind die Ktlchen und Speisekammern, wenn irgend thunlich, nach Norden, allenfalls nach Osten zu legen, während Süd- und Westlage fär diese Räume nach Möglichkeit zu vermeiden ist. Die Schlafräume müssen stets etwas Sonnenlicht haben und dürfen deshalb niemals ihre Fenster lediglich nach Norden erhalten.

(Fortsetzung in No. 5.)

Erlafs des Kaiserlich japanischen Unterrichtsministers fiber die kSrperliche Erziehung nnd die Yerhfitnng der Über-

bftrdnng der Volksschnlkinder.

In Elementarschulen sollte der physischen Ausbildung der Kinder, wie dies auch in Artikel I der Kaiserlichen Verordnung fbr diese Schulen bereits ausgesprochen ist, besondere Sorgfalt zugewmdet werden, um die Erziehung so vollendet als möglich zu machen.

Seit alten Zeiten wurden in unserem Lande militärische Übungen, wie Bogenschieüsen, Reiten, Fechten imd Speerwerfen, allgemein betrieben, und man unterliefe damals nichts, um die körperliche Erziehung der Jugend zu fördern. Aber nach der Restauration gerieten die genannten Künste zum Teil in Vergessen- heit, was mit dem Wechsel in dem Militärsystem unseres Volkes zusammenhängt. Indessen, wenn auch dies System für den Nieder- gang der körperlichen Ausbildung zunächst verantwortlich ist, so trug doch noch ein anderer Umstand dazu bei: unsere Lehrer und Schüler waren zu ausschliefslich für das Lernen interessiert und wid- meten sich fast nur der Schulung der geistigen Fähigkeiten; daaEn kam, dafs das Publikum der so nötigen Hygiene noch- wenig Auf- merksamkeit schenkte.

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Infolgedessen sind die Methoden, welche in den verschiedenen Schulen bei der physischen Erziehung und der Gesundheitspflege angewendet werden, noch weit davon entfernt, vollkommen zu sein. Besonders zur Zeit des Y olksschulbesuches , während welcher der kindliche Körper sich kräftig entwickelt, können Schäden entstehen, welche das ganze Leben hindurch anhalten und von den bedauer- lichsten Folgen sind.

Ich erlasse daher hiermit folgende Instruktion bezüglich der körperlichen Erziehung und Hygiene in den Elementarschulen:

1. Die gymnastischen Übungen sollen in der Weise gelehrt werden, dafs sie möglichst freie und kräftige Bewegungen erzeugen. Im allgemeinen sind, wie bei der militärischen Gymnastik, Arme, Beine und alle übrigen Körperteile auszubilden, und zwar so, dafs dabei nicht nur der Blutkreislauf gefördert, sondern auch dem Gehirn des Kindes eine gewisse Erholung gegönnt wird. Lehrer der Gym- nastik lassen bisweUen bloCs Ordnungsübungen vornehmen und ver- wenden einen grofsen Teil der Zei^ darauf, die Haltung der Schüler zu verbessern oder dieselben in Reihe und Glied stehen zu lassen. Dadurch wird aber bei der Jugend nur Abneigung erzeugt, und das ist keineswegs das Ziel der Gymnastik.

2. Wenn die Schüler der oberen Klassen in militärischer Gymnastik unterwiesen werden, sollen sie bisweilen militärische Gesänge anstimmen, um mehr Leben in die Übungen zu bringen. Gewöhnlicher Turnunterricht an Apparaten ist gleichfalls für sie zu erteilen, jedoch nur als fakultativer Lehrgegenstand.

3. Um die Bewegungen leichter und ausgiebiger zu gestalten, sollen die Volksschüler, von unvermeidlichen Ausnahmen abgesehen, Kleider mit dicht anliegenden Ärmeln^ nach japanischem oder europäischem Schnitte tragen.

4. Wahrend der Spielstunden und Pausen dürfen die Zöglinge nicht in der Weise sich selbst überlassen bleiben, dafs sie schwatzen oder unbeschäftigt herumstehen. Vielmehr sollen die Lehrer die- selben, nach Geschlechtem getrennt, in die frische Luft hinaus - fahren und so unbehindert als möglich spielen lassen. Es ist nicht als schlechtes Betragen anzusehen, wenn die Kinder sich fröhlichen Sports hingeben, laut schreien oder schnell laufen, und es dürfen denen, welche sich ruhig verhalten, deswegen keine besseren Noten erteilt werden.

5. Veranlaist man die Schüler, ihre Thätigkeit auf das Nach- schreiben und Hersagen dessen zu richten, was die Lehrer vor-

' Dicht anliegende Ärmel (TButsa-Bode) stehen im Gegensatz zu den losen und weiten Ärmeln, wie sie in Japan üblich sind. D. Bed.

228

gelesen oder gesprochen habent so fiberanstrengt man ihren Geist; derartige Übnngen dürfen deshalb anfeer in besonderen Fällen nicht Tocgenommen werden.

6. Von den Aufgaben in Yolksschnlen sind AubfttEe die schwierigsten fflr Kinder, und sie sollen daher in den unteren Klassen nicht gefordert werden. Aach wenn die Anfinge im Aufinlz- schreiben gemacht sind, dürfen dieselben keinen Prüfnngsgegenstand bilden.

7. Der Zweck des Examens in Elementarschnlen ist bisweikii darauf beschränkt, die Schüler zu loben oder zu tadeln, indem in jedem Semester die Plätze nach den Zeugnissen gewechselt oder Prämien erteilt und so die Kinder einer ungehörigen geistigen Erregung ausgesetzt werden. Dies widerspricht nicht nur dea allgemeinen pädagogischen Prindpien, sondern schädigt auch die körperliche Entwickelnng der Jugend. Der Gebrauch, die Reihen- folge der Plätze nach dem Prüfungsergebnis zu bestimmen, soll daher in Zukunft aufhören. Doch besteht kein Bedenken, in jeder Klasse zur Ermunterung der Schfller eine gewisse Anzahl der besten als solche zu bezeichnen.

8. Volksschfllem ist das Rauchen und der Besitz von Bandi- geräten verboten.

9. Luxus und Verweichlichung tragen nur zur Schwächung der Gesundheit bei. Einige Schüler in Städten pflegen Wagen zu benutzen, wenn sie sich zur Schule begeben oder aus derselben nach Hanse zurückkehren. AUerdings yerstölst eine solche Gewohnheit nicht gegen die Schuldisciplin, trotzdem aber sollen Schulleiter und Lehrer die Betreffenden veranlassen, daCs sie soviel als möglich zu Fnls gehen.

Gegeben am 29. Tage des 8. Monats des 27. Me^Uahrs.^

Der Unterrichtsminister. (Gez.) Jnoute Kowashi.

Ans der Desinfektionsanweisnng der Stadt Lippspringe.

In Lippspringe ist eine Desinfektionsordnung veröflfentlichi worden, welche sich zunächst gegen die Weiterverbreitnng der Tuberkulose richtet, aber auch für die meisten übrigen Infektioni«- krankheiten Geltung beanspruchen darf. Wir teilen daher ans der- selben da^nige mit, was fär infizierte Schulen Beachtung verdient.

Alle waschbaren Gegenstände, sowie die zur Reinigung der Zimmer benutzten Aufwaschtücher sind, ohne sie vorher zu schütteln

^ 29. August 18S^4. D. Bed.

229

oder aaszostftnbeB, in kochende Lauge, hergestellt ans 200 g Soda oder 600 g Kaliseife (graue oder schwarze Schmierseife) and 10 1 lauwarmen Wassers, einzulegen und mit dieser mindestens eine Yiotelstaade hindurch zu kochen, wobei besonders darauf zu achten ist, da(8 die Gegenstände stets yon der Lauge vollstftndig bedeckt sind. Nach geschehener Desinfektion erfolgt die Reinigung derselben in gewöhnlicher Weise.

Die nicht waschbaren Stoffe sind ohne vorheriges Schtttteln oder AnsUcpfeB in ein mit dreiprozentiger EarbolsänrelOsung angefeuchtetes Toch einzuschlagen und womöglich in einer Desinfektionsanstalt mittelst heilsen strömenden Wasserdampfes zu desinfizieren.

Nach Entfernung der genannten Gegenstände aus den zu des- iafizierenden Rftumen wird zur Desinfektion der abrigen darin befindlichen Sachen geschritten unter thunlichster Vermeidung von Staabentwickehmg. Dieselben werden Stttck fftr Stück voi^enommen md nach geschehener Desinfektion außerhalb des Zimmers beiseite gestellt. Ist letzteres nicht möglich, so stellt man die desinfizierten Gegenstande in der Mitte des Zimmers zusammen und bedeckt sie ■it einem mit dreiprozentiger Karbols&urelösung angefeuchteten Toefae.

Die Desinfektion der Mobilien geschieht in der Weise, dafs die polierten Holzteüe mit einem weichen Lappen, der in dreiprozentige Karbolsäurelösung getaucht und wieder ausgedrftckt ist, feucht abgewischt und sofort mit einem trockenen Lappen abgerieben werden; ebenso wird mit gebeizten Holzteilen verfahren. Die Rückwände der Möbel, sowie alle nicht polierten oder nicht gebeizten Holzteile werden zweimal mit dreiprozentiger Karbolsäurelösung abgewaschen. Sind dieselben stark beschmutzt, so müssen sie zuvor mit heifsem Seifenwasser gereinigt werden.

Bilder unter Glas und Rahmen werden wie Möbel desinfiziert; dagegen sind nicht eingerahmte Bilder und Karten vorsichtig mit einem trockenen weichen Lappen zu reinigen.

Metallgegenstände, wie Lampen, Thürbeschläge u. s. w., sind mit dreiprozentiger Karbolsäurelösung abzuwischen und schnell trocken zu reiben.

Holzbekleidungen der Wände, Thüren, Fensterrahmen u. s. w. werden mit dreiprozentiger Karbolsäurelösung abgewaschen und sofort abgetrocknet. Sind dieselben stark beschmutzt, so müssen sie vorher abgeseift werden.

Nach erfolgter Desinfektion der im Zimmer befindlichen Gegen- stände wird dieses selbst gereinigt und desinfiziert, und zwar zunächst die Wände, sodann der Fufeboden. Eine Desinfektion der Decke ist in der Regel nicht erforderlich.

230

Mit Kalk getünchte Wände sind frisch zu streichen. Andere Anstriche und Tapeten werden mit Brot gründlich abgerieben; Ölfarbenanstriche können anch mit dreiprozentiger Karbolsänrelösong gewaschen werden. Sind die Wandflächen mit Auswurfstoffen beschmntzt, so müssen die Tapeten oder der Anstrich nach Anfeuchten mit drei- prozentiger Earbolsäurelösung in entsprechender Ausdehnung entfernt und hierauf erneuert werden. Das zum Abreiben der Wände erforderliche Brot darf weder zu frisch noch zu alt sein und mufe eine glatte Schnittfläche haben. Die auf den Boden gefallenen Brot- krumen sind mit Hilfe eines mit dreiprozentiger Karbolsäurelösung befeuchteten Besens zusammenzukehren und zu yerbrennen, ebenso die verbrauchten Lappen, abgekratzten Tapeten u. s. w.

Der Fufsboden wird zunächst mit warmer Seifenlösung gereinigt, die vorhandenen Fugen und Ritzen sorgfältig ausgekratzt und hierauf durch zweimaliges Scheuem mit dreiprozentiger Karbolsänrelösong desinfiziert. Parkettböden müssen mit einem weichen, in dreiprozen- tiger Karbolsäurelösung angefeuchteten Lappen abgewischt und sofort trocken gerieben werden.

Ist die Desinfektion vollendet, so sind sämtliche dabei benutzten Gerätschafben, wie Eimer, Leitern, Bürsten, Besen u. s. w., mit drei- prozentiger Karbolsäurelösung aus-, bezw. abzuwaschen, sowie etwaige Schmutzwässer, Reste der gebrauchten Karbolsäurelösung u. s. w. in den Abtritt zu entleeren.

Desgleichen haben diejenigen Personen, welche die Desinfektion besorgt haben, Gesicht und Hände, letztere mit Benutzung einer Nagel- bürste, sowie Kopf- und Barthaare sorgfältig zu reinigen und ihren Anzug mit Bürsten, die in dreiprozentige Karbolsäurelösung getaucht sind, abzubürsten, auch wenn sie, was am zweckmäfsigsten ist, sofortigen Kleiderwechsel vornehmen.

Nach Schlufs der Desinfektion ist das betreffende Zimmer mindestens 24 Stunden hindurch gründlich zu lüften durch öffiien der Fenster bei gleichzeitigem Heizen des Ofens.

Der Desinfektion des Inhalts der Abortgruben ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Dieselbe wird am zweckmäfsigsten darch HinzufQgen von Kalkmilch bewirkt, und sind auf 100 Raumteile des Grubeninhalts 5 Raumteile Kalkmilch zu rechnen. Diese Desinfektion wird am sichersten täglich in der Weise ausgeführt, da(s in jeden Abtritttrichter wenigstens Vs 1 Kalkmilch eingeschüttet wird. Zur Darstellung der letzteren löscht man 100 Gewichtsteile gebrannten Kalk mit 60 Gewichtsteilen Wasser bis zur Pulverform. Ein Liter dieses pulverförmig gelöschten Kalkes gibt, mit 4 1 Wasser gemischt, die vorgeschriebene Kalkmilch.

231

Verordniing des k. k. Landesschnlrates in Salzburg Tom

25. Februar 1895 , Z. 140, wegen Verwendung der in der

Fabrik Bfirmoos hergestellten gläsernen Schreibtafeln.

Hiermit wird die versuchsweise Verwendung der in der Fabrik Bfirmoos hergestellten Schreibtafeln an den Volks- und Bürgerschulen gestattet. Ob jedoch die Brauchbarkeit dieser Tafeln, besonders was deren Dauerhaftigkeit anbetrifft, jener der Schiefertafeln gleichkommt, nnd ob sie namentlich gegen rasch wechselnde Temperaturen hinreichend widerstandsfähig sind, kann erst auf Grund längerer Erfahrungen festgestellt werden, und haben die Bezirksschulbehörden Über die diesbezüglich gemachten Wahrnehmungen seiner Zeit Bericht za erstatten.

))erfonalien.

Das Sanitäts- und Veterinärdepartement im k. k. österreichischen Ministerium des Innern wurde dem Sektionschef Dr. von Eoebbeb flbertragen.

Es sind ernannt worden: der ordentliche Professor der klas- sischen Philologie und Direktor der k. k. Hofbibliothek, Hofrat Dr. W. RiTTBB YON Habtel, zum Sektionschef im k. k. öster- reichisdien Ministerium des Kultus und Unterrichts; der Direktor des stadtischen Johannesgymnasiums Dr. K. F. W. Mülleb in Breslau zum ordentlichen Honorarprofessor an der dortigen Universität; Dr. Eliza M. Mosheb in Brooklyn zur Professorin der Hygiene an dem Woman's Gymnasium der Ann Arbor Universität in Michigan; der Progymnasialdirektor Dr. Pbeüsb zu Neumark in Westpreufsen zum Direktor des Gymnasiums in Kulm; der Oberlehrer Professor Dr. WODBIG am Gymnasium in Schwedt a. 0. zum Direktor dieser Anstalt; der kommissarische Leiter der städtischen Realschule Dr. Lobenz in Quedlinburg zum Direktor derselben; Dr. Voibin zum Hilfsarzt am Lyceum in Bar-le-Duc.

Der Privatdocent der Hygiene Dr. med. Lübbebt in Breslau bat das Diplom als Nahrungsmittelchemiker erhalten.

Versetzt sind in gleicher Eigenschaft die Kreisschulinspektoren ScHALLAtr von Soest nach Brilon und Wolff von Brilon nach Soest.

Es wurden ernannt: der ältere Arzt des Kinderhospitals des Prinzen von Oldenburg Dr. Adolf Russow in St. Petersburg zum Wirklieben Staatsrat; unsere verehrten Mitarbeiter, die Herren

232

Professor Dr. Kogber in Bern und Generalinspektor im Miiiisterinni des Innern Dr. H. Napias in Paris, zn auswärtigen korrespondie* renden Mitgliedern der Königlich belgischen Akademie der Medizin; Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Bbhbing in Marburg, Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Losffler in Greifswald und unser ge- schätzter Mitarbeiter, Herr Professor Dr. Angelo Mosso in Turin, zn korrespondierenden Mitgliedern des Vereins fflr innere Medizin in Berlin; Ereisphysikus Sanitätsrat Dr. Feld in Neuwied zum Geheimen Sanitätsrat.

Dem Kreisschulinspektor Dr. Kaphahn in Graudenz ist der Charakter als Schulrat mit dem Rang der Räte lY. Klasse, dem Rektor der Realschule Hildebband in Memmingen das Prädikat Professor beigelegt worden.

Es haben erhalten: den Kronenorden II. Klasse mit Stern der vortragende Rat im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- nnd Medizinalangelegenheiten, Wirklicher Geheimer Oberregiemngsrat Dr. Schneidbb in Berlin; den Kronenorden II. Klasse der (reheime Medizinalrat Professor Dr. Behring in Marburg; den Stern zum roten Adlerorden 11. Klasse mit EicheDlaub der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat und Ministerialdirektor im Ministerium d^ geist- liehen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten Dr. KuegIiER in Berlin; den roten Adleroden II. Klasse mit Eichenlaub der vor- tragende Rat in demselben Ministerium, Geheimer Oberregiernngsrat Dr. Naumann ebendaselbst; den roten Adlerorden III. Klasse mit der Schleife der Provinzialschulrat, Geheimer Regierungsrat Dr. Linnio in Ck>blenz, die vortragenden Räte im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Geheime Oberregierungsrftte Dr. Föbsteb und Dr. Renyebs in Berlin, der Gymnasialdirektor Dr. Dihle in Quedlinburg; den roten Adlerorden lY. Klasse der Regierungs- und Schulrat Dr. Nagel in Aachen, die Gymnasial- direkteren D. Dr. Bellermann in Berlin, Heidrich in Nakel, Dr. HÜTTEMANN in Schlettstadt, Dr. Paoh in Breslau und Ronke in Gleiwitz, der Realgymnasialdirektor Dr. Ktehl in Bromberg, der Realschuldirektor Dr. Bärwald in Frankfurt a. M., die Kreisschnl- inspektoren Bbnnewitz in Flatow und Stiefelhagen in Weilsen- burg, der Kreisphysikus Sanitätsrat Dr. Dollmann in Trier; den Adler der Ritter des Königlichen Hausordens von Hohenzollem der Provinzialschulrat, Geheimer Regierungsrat Dr. Pilger in Berlin, die Gymnasialdirektoren VON Drygalski zu Königsberg in Preulsen und Dr. Frey zu Münster in Westfalen, der Seminardirektor Schulrat Dr. KÖGHY in Hannover; den weifsen Adlerorden der Direktor und Oberarzt des klinischen Elisabethkinderhospitals, Geheimrat Dr. W. Reitz in St. Petersburg; den St. Stanislausorden üi. Klasse

233

der anlaeretatsmAssige Ordinator an demselben Hospital Dr. M. Abhl- MiNN; deD Verdienstordea vom heiligen Michael IV. Klasse unser Terehrter Mitarbeiter, Herr Königlicher Wirklicher Rat 6. H. WBBEit in Mtedien.

AnlftfBlieh der Yollendnng seines 70. Lebensjahres wurde dem als Gesandheitsingenienr hochverdienten Stadtbanrat Dr.med. J.Hobhbght in fierliD der Charakter als* Geheimer Baorat verliehen.

Die Difektoren Dr. Scholdbbbb in Frankfort a. M., Ik. SüBUSLorF in Herfcurd nod Dr. Werbt chb in Montabanr sind in dei Ruhestand getreten.

Es verstarben: unser geschätzter Mitarbeiter , Herr Profesaar der Hygiene Dr. At,^t>ar von RözsAHBayi in Klaasenbofg; der Ant am Frftnlehiinstitat, Wirklicher Staatsrat Dr. WoZiBSMAA Haskütokn in Charkow, frtther Arzt der deutschen Kirchensduüe dii^bst; KreisphysikoB Sanitätsrat Dr. Klamboth in SehweidnUz; ftymnBfliaMirektoj Dr. Strbblkb im Qiarlottenburg; der Direktor der bUieren Mädchenschule Dr. F. W. SomhbbiiAB in Offenbaeh okL Rektor Dürr ml Breslaik.

fttterittttr.

Besprechungen. Dr. R. WHHKBRy RegieningB^ und Medizinalrat zu Coblenz. 6ruidri£l^

ier SehslgesudUieitspflege unter Zagrimdelegiuis der für

Plreiüseii gflltiseiL Bertimmimgeii, Mit 17 Abbildungen. Berlin,

1895. Richard Schoetz. (159 S. Gr. 8^ M, 3,60.)

Der Verfasser setzt ia der Vorrede auseinander, da(s er die in

Preulsen mal^gebenden schulhygienischen Bestimmungen unmittelbar

zm Aulhaa eines allgemein falslichen Lehrgebäudes verwendet und

die Tifffaandenen Lfleken vermittelst der durch die £r&hrung

bewährten Gesundheitsregeln ergänzt habe. Infolge einer Anregung

des Königlich preußischen Kultusministers sind die unerlä&lichen/

geringsten Anforderungen der Schulgesundheitspflege von den höheren

nur wflnschenswerten getrennt. Die geltenden preulsischen Be-

sthmmngen finden sich dem Wortlaute nach angeführt, und haben

die Zusätze des Verfassers die Billigung der Königlichen Wissen«-

schafilichen Deputation fttr das Medizinalwesen erhalteiL In erster

Linie ist das Buch für die Organe der Volksschule geschrieben;

Sdmlf MondlMlttpflag« DC.

234

aolserdem soll es aber auch den Ärztea, die nicht unmittelbar zu der Scbole in Beziehung stehen, z. B. bei Ausstellung von Attesten für dieselbe, Anhaltspunkte geben.

Diesem Programme entsprechend werden in der Einleitung zunächst die Aufgaben der Gesundheitspflege im allgemeinen und dann die der Schulgesnndheitspflege im besonderen geschildert.

Darauf wird im erstenTeile das Schultiaus mit seinen Einrichtungen beschrieben. Es kommen in diesem Kapitel nacheinander zur Behandlung: Baustelle und Bauplan, Herstellung und Einrichtung des Schnlhauses, Sicherung gegen Feuersgefahr (Blitzschlag eingeschlossen), Beschaffenheit des Schulzimmers (Grundfläche, Höhe, Fenster, Thür, Heizung und Ventilation, Decke, Umfassungswände, FuCsboden, und zwar in ländlichen und städtischen Schulen, Schulbänke und Lehrersitz, Elassenreinigung, Yerkehrsräume (Korridore und Treppen), Lehrer- wohnung und Nebenanlagen (Abtritte, Turnhallen, Tum- und Spiel- plätze, Wirtschaftsanlagen, Badeeinrichtungen), endlich Einfiriedigong des Schulgrundstflckes. Die Schulbänke sind durch 5 Abbildungen erläutert, und wird dabei besonders auf das Hippaufeche und Li<^- rothsche Subsellium hingewiesen.

Inr zweiten Teile finden wii* die gesundheitsgemälse Erteilung des Schulunterrichts nach den preufsischen Verfilgungen abgehandelt. Specieller werden besprochen: Schulpflicht, Trennung der Geschlechter, Kleidung der Schulkinder, Unterrichtsplan, Beginn und Pausen des Schalunterrichts, Leibesübungen (Turnunterricht, Schwimmen, Be- wegungsspiele), Gesang-, Lese-, Schreib- und Zeichenunterricht (richtige Haltung, veranschaulicht durch 2 Abbildungen von Kindern, welche an der Lickrothschen Schulbank schreiben, bezw. an dem Hermannschen Subsellium zeichnen), häusliche Arbeiten, private Neben- beschäftigungen, Schulstrafen, Schulferien, Ausschlufs vom Schul- unterricht, vorübergehende Befreiung von demselben und Schlie&ung der Schule.

Der dritte Teil handelt von den Gesundheitsstörungen bei den Schülern. Hier werden die eigentlichen Schulkrankheiten be- sprochen und dabei zunächst die Wirbelsäuleverkrümmungen durch 6 Abbildungen erläutert; alsdann folgt die Erörterung der Nerven- krankheiten und Krankheiten der Sinnesorgane, besonders der Augen; aulserdem sind die Mnskelerkrankungen, die Leiden der Atmungs- und Kreislauforgane, die Verdauungsstörungen und Affektionen der Unterleibsorgane erwähnt. Daran reiht sich nach einer Einleitung über Desinfektion die Besprechung der ansteckenden Krankheiten: Cholera, Ruhr, Masern, Röteln, Scharlach, Diphtherie, Pocken, Wind- pocken, Flecktyphus, Rückfallfieber, epidemischer Kopfgenickkrampf Unterleibstyphus, kontagiöse Augenentzündung, Krätze, Keuchhasten,

235

Mumps und Longenschwindsacht. Zum Sclüiisse werdeo Regeln erteilt, bei plötzlichen Unglücksfällen die erste Hilfe bis znr Ankunft des stets herbeizurufenden Arztes zu leisten. Besonders finden sich hierbei aufgeführt Enochenbrttche, Verrenkungen und Yerstauchungen, blutende und vergiftete Wunden, Ertrinken (mit 2 Abbildungen), Erstickung, Vergiftungen, ErMeren, Verbrennungen, Ohnmacht, Hitzschlag (Sonnenstich), Blitzschlag, Krämpfe, Fremd- körper in Hals, Auge, Ohr, Nase und Nasenbluten.

Das 10 Bogen umfassende Buch bietet bei seiner prägnanten Kürze auCserordentlich viel fOr dei^enigen, der erfahren will, was m Preulsen für die Schulhygiene durch gesetzliche Bestimmungen (von 1792 1895) geleistet ist, enthält aber, wie das ja auch vom Verfasser beabsichtigt wurde, wenig Vergleiche mit den schul- hygienischen Einrichtungen anderer Länder, die in vielen Be- ziehungen den preufsischen überlegen sind. So ist z. B. die für eine sachgemäis in den Schulen auszuübende Hygiene unerläfsliche Schaffung der Schularztinstitution nicht berücksichtigt, da in Preufsen die Lehr- anstalten in dieser Beziehung ausschlieislich auf die Heranziehung der Kreisphysiker und sonstiger Medizinalbeamten angewiesen sind.

Professor der Hygiene Dr. med. R. Blasiüs in Braunschweig.

Professor J. Rappold. Beitrige zur hygienischen Revision nnserer Mittelschulen. I. Heft. Wien, 189ö. A. Pichlers Witwe & Sohn. (11 S. Gr. 8^.) Der Veifasser beabsichtigt, in einer Reihe von Flugschriften mehrere zunächst fOr Österreich wichtige Schulangelegenheiten zu besprechen, und zwar hauptsächlich vom hygienischen Standpunkte aus. Das ist es, was diesen Besprechungen allgemeines Interesse verleiht. Zuerst kommt eine während der letzten zwei Jahre für ungefUir 13000 österreichische Mittelschüler teilweise sehr brennend gewordene Frage an die Reihe, nämlich die Frage der „Wiederholungsprüfungen*', in Bayern firüher unter dem Namen „Nachprüfangen" meistens ge- f^lrchtet und nur selten als Wohlthat geschätzt. BezQglich dieser Frage wird nun behauptet, dieselbe müsse gelöst werden nicht einzig vom . hygienischen Standpunkte aus, aber auch nicht mit AusschluTs desselben. Bei seinen Darlegungen kommt der Autor zu dem Schlüsse, dals die „Wiederholungsprüfungen" zu beseitigen seien. Wenn diese Frage publice et privatim zum Gegenstande umfassender Erörterungen gemacht wird, so mag es wohl geschehen, dals auf Grund von wohl- gereiften Vorschlägen die oberste Unterrichtsverwaltung sich ent- schliefet, jene Wiederholungsprüfungen fallen zu lassen.

Der Zweck derselben soll nach der Ansicht des Verfassers in Zukunft dadurch erreicht werden, dafs zwischen der Note „genügend^

16

236

und „angeaagend^ eine neue Note, nämlich „genügend mit Mahnmag'' eingefügt wird. Von einer solchen Mahnung scheint sich Herr Rappold wesentlich mehr zu versprechen als manche andere Lente. Mir «agt deijenige Modus besser zu, welcher seit ein paar Jahren in Bayimi eingeführt ist. Wenn nämlich hier ein Schttler in irgend einem Fache Ungenügendes leistet, so bekommt er einen sogenannte Vermerk **, d. h. es wird in sein Zeugnis die Notiz eingetrag^ dais er im nächsten Jahre die Klasse wiederholen mnfe, sollten in dem nämlichen Fache seine Leistongen wieder nngenttgoid sein. Allenfallsigen Härten könnte dadurch vorgebeugt werden, dafe die gesetzliche Bestimmung noch erweitert wttrde durch den Beisatz: oder die Leistungen in den andern Fächern sich nicht mindestens als „gut'' erweisen.

Auch noch andere Y^ältnisse, deren hygienische Bedentnng nicht gar so sehr in die Augen springt, werden in dem ersten Hefte besprochen. Während bei uns in den Städten seit einiger Zeit mit Rücksicht auf viele Familien sogar die Volksschulen an dem nämlichen Tage, wie sämtliche Mittelschulen geschlossen werden, kommt es in Wien al^ährlich vor, dafs der Jahresschluß völlig gleicher Mittel- schulen um 20 Tage differiert. Es müssen da doch ganz besondere Verhältnisse obwalten, welche Femerstehenden nicht bekannt sind, sonst könnte man ein solches Verfahren ebensowenig begreifen, wie unsere Kollegen in Neuburg, Freising, Passau es begreifen weorden, dals sie nach österreichischer Auffassung ^am Lande'' leben und aas diesem Grunde allein schon es verdienen, samt ihren Schfilem und Familien mit kflrzeren Ferien bestraft zu werden.

Bezüglich der etwas komplizierten Vorschläge für den Schlafe des Schuljahres gestatte ich mir die Frage: Warum nicht, wie grofsen- teils in Amerika und in der Schweiz, das Schu^ahr am zweiten Donnerstag des Juli schliefsen und am dritten Donnerstag des Sep- tember wieder beginnen?

Schliefslich noch ein Punkt. Aus hygienischen und anderen Gründen schlägt der Verfasser vor, die Schlu&konferenz am Tage vor der feierlichen Beendigung des Schuljahres zu halten. Wenn es nicht möglich sei, bis zum nächsten Tage alle Zeugnissey von denen die meisten wohl schon viel früher vorbereitet werden können, auszufertigen, so solle man nach dem Schlufsgottesdienste das Re- sultat der Konferenz mündlich bekannt geben und innerhalb adit Tagen den Eltern die Zeugnisse durch die Post zusenden. Ich ge- stehe, dafs mir dieser Gedanke aus vielen GrtLnden sehr sympathisch ist und höchst beachtenswert erscheint. Ich Wülste nicht, welche stichhaltigen Gründe dagegen ins Feld geführt werden könnten.

Königlicher Gymnasialprofessor P. B. Sepp in Angabnig.

237

Dr. med. F. Schakz. Wie sollen sich Kinder nn Hanse bein Sehreiben nnd Lesen setzen? Vortrag, gehalten bei Gelegenheit der Ansstellang von Erzeugnissen für Kinderpflege, Ernährung nnd Erziehung in Dresden im Sommer 1895. Dresden, 1895. Alexander Köhler. (17 S. 8^. M. 0,50.)

Gntta cavat lapidem, wieder nnd stets wieder mflssen, wo inmier sich Gelegenheit bietet, dem Publikum die hygienischen Grund- wahrheiten vor Augen geführt werden, immer von neuem sind die Gefahren hervorzuheben , welche durch unhygienisches Verhalten entstehen, damit endlich Wandel eintrete. Aus diesem Grunde kann man auch das obige Schriftchen des Dr. med. Schanz aar Lektüre empfehlen. Neues bringt es freilich nicht, kann es anch kaum bringen, denn der Gegenstand ist zu häufig schon von den verschiedensten Seiten abgehandelt worden, und tlber die Farderungen, die man in Bezug auf das Sitzen zu stellen hat, herrscht unter den Sachverständigen nirgends ein Meinungsunterschied.

In kurzer, klarer Sprache wird auseinandergesetzt, dafs die Lichtstrahlen, welche das Auge treffen, ihren Vereinigungspunkt auf der N^haut haben müssen, wenn deutlich gesehen werden soll, dafe bei Knrzsichtigkeit der Brennpunkt vor der Netzhaut liegt, bei Übersichtigkeit hinter derselben, in beiden Fällen daher kein deutliches Bild des gesehenen Gegenstandes im Auge entstehen kann; und weiter, wie unrichtiges Sitzen, namentlich beim Schreiben, Knrz- aichtigkeit herbeiführt oder schon vorhandene, steigert. Schanz nimmt Bezug auf die Augenuntersuchungen, welche Cohn in Breslau an 10 000 Schulkindern ausgefflhrt hat, und deren Ergebnisse von zahlreichen anderen Untersuchem bestätigt worden sind.

Auiser der Knrzsichtigkeit hat das schlechte Sitzen auch Ver- kr&mmungen der Wirbelsäule im Gefolgt, denn zu hohe oder zu niedrige Tische, zu hohe oder zu niedrige Stühle zwingen das Kind, eine schiefe Haltung anzunehmen und seine Wirbelsäule zu krümmen. Dies wiederholt sich Tag für Tag, jahraus jahrein. Die noch weichen und biegsamen Knochen geben dem sich so oft wieder- ftM>lenden Druck auf der einen, dem Zug auf der anderen Seite nach, und schliefslich wird die Krümmung dauernd.

Verfasser geht dann auf die Vorzüge ein, welche die Steilschrift gegenüber der Schrägschrift in Bezug auf gute Körperhaltung des Kindes besitzt; diese Vorzüge treten nach den umfassenden Unter- suchungen in den gröberen bayerischen Städten und in Zürich klar und deutlich hervor.

Die Vorschriften, weiche am Schlüsse des Heftes für ein nor- fltales Sitzen gegeben werden, stimmen in allen Hauptpunkten mit d^enigen übereiAi die von der Hygienesektion des Berliner Lehrer-

238

yereins aufgestellt und froher anch in dieser Zeitschrift^ veröffentlicht sind ; jeder Sachverständige wird denselben seine Zustimmung geben.

Dirigierender Arzt eines Instituts fAr Orthopädie Dr. med. Leopold Ewbb in Berlin.

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September 21, 1812, 728-729.

Mdinfl fit Si|ttl(efntt)i!iett0|ifle(t

IX. Jahrgang. 1896. No. 5.

(l)ri9ittaUb^aiibl]iii0eit.

Die seitlichen Verkrttmmunffen der Wirbelsäule

und deren Verhütung.

Von

Dr. med. K. M. Schwabz, Leiter der orthop&diBchen Heilanstalt in Prag.

"Es gibt wohl kein Gebreohen des menschliohen Körpers, welches im Beginne seines Entstehens so wenig Beachtung findet, wie die seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule.

Im Volksmunde werden ausgesprochene Formen der in Rede stehenden KOrperverunstaltungen mit den Namen Schief- wuchs, schiefe Haltung, hohe Schulter, vorstehende Hüfte, von der Wissenschaft mit dem Ausdrucke Scoliosis und in weit Torgeschrittenen Füllen als Seitenbuckel, bezw. Eyphoscoliosis bezeichnet.

Die seitlichen Verkrümmimgen der Wirbelsäule sind ein den Eulturvölkem eigentümliches, mit den Fortschritten der Bildung an Zahl und Intensität stetig zunehmendes Gebrechen ; bei den Naturvölkern gehören Skoliosen zu den Seltenheiten.

Die Entstehung derselben bei den einzelnen Individuen filUt entweder schon in die ersten Lebensjahre, meist als Folge- zustand einer krankhaften Elnochenweichheit Bhachitis , oder in das schulpflichtige Alter, wo dieselbe von dem über- m&Isig langen Sitzen der Blinder auf imzweckmäisigen Haus- und Schulbänken, sowie von den Geist und Körper über- müdenden Anforderungen des modernen Unterrichts und dem nicht genügend widerstandsfähigen Organismus der Schuljugend

8ebiilff«niDdheltop(leg« IX. 17

I

242

herrührt. Seit Einführung der allgemeinen Schulpflicht hat die Auzahl der Skoliotischen besonders stark zugenommen.

Ebenso wie die Schule, begünstigen bei jugendlichen In- dividuen auch sehr viele gewerbsmälsige Beschäftigungen die Entwickelung von Seitenverkrümmungen der Wirbelsäule, indem deren Ausübung notwendigerweise mit unsymmetrischen Körper- haltungeu verbunden ist, oder dieselben wesentlich erleichtert. Solche durch Angewöhnung an asymmetrische Körperhaltung entstandenen seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule werden habituelle, auch professionelle Skoliosen genannt.

Es ist somit erklärlich, dafs asymmetrische Rumpf haltungen nicht zu den Seltenheiten gehören; ja, es gibt Ärzte und Laien, welche vom Mehrgebrauche des rechten Armes nicht nur eine stärkere Entwickelung dieser Extremität und des Brustkorbes in der rechten Schultergegend ableiten, sondern dieselbe auch als physiologisch-normal ansehen.

Abgesehen nun von dem Umstände, dafs es einem jugend- lichen, lebensfrohen Individuum durchaus nicht gleichgültig sein kann, mit einem mehr oder weniger verunstalteten Körper durchs ganze Leben zu wandeln, ist vor allem der äulserst wichtige Umstand zu bedenken, dafs ein Fall von Skoliose, wie er sich bei irgend einem jugendlichen, noch im Wachstum befindlichen Individuum vorfindet, nur ausnahmsweise die eigent- liche Schlufsform des Leidens darstellt; denn die meisten Skoliosen zeigen die ausgesprochene Tendenz, bis zur Beendigung des Wachstums an Stärke zuzunehmen.

Die Unkenntnis dieser Verhältnisse ist eine von den Ursachen für die verhältnismäfsig geringe Beachtung der beginnenden seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule, indem man eine bereits vorhandene Verkrümmung mit Resignation hinnimmt, ohne zu bedenken oder zu wissen, dais sehr oft noch bedeutende Verschlimmerungen nachfolgen. Es ist Sache des Arztes, durch genaue Abwägung aller bezüglichen Umstände die Prognose zu stellen, ob im gegebenen Falle eine Zunahme des Q^brechens und eventuell bis zu welchem Grade zu erwarten steht.

Ein weiterer Grund der geringen Berücksichtigung ent-

248

stellender Skoliosen liegt darin, dals dieselben in ihrem Beginne dem davon BefSsdlenen vorerst gar nicht znm BewoTstsein ge- langen, indem die davon herrührenden Beschwerden, wie Atem- not, Yerdanongs- nnd Kreislanfstömngen, Interkostalnenralgien u. s. w., entweder erst im höheren Alter sich einstellen, oder wenn die Verkrümmung bereits hochgradig geworden ist. Daher erh&lt denn anoh der Skoliotische gewöhnlich erst durch seine Umgebung Kenntnis' von seinem Fehler; dies ist aber in der Begel nicht in den AnÜEUigsstadien der Fall.

Die wenigsten Menschen sind nämlich im stände, geringere Abweichungen von der Symmetrie und Wohlgestalt des mensch- lichen Körpers zu entdecken, was bei unseren Bekleidungs- methoden durchaus nicht wunder nehmen darf; denn zu einer diesbezüglichen Übung ist keine Gelegenheit geboten, wie das allenfalls bei den leicht bekleideten alten Griechen und Römern der Fall war. Am öftesten wird daher die beginnende seit- liche Verkrümmung der Wirbelsäule von den Angehörigen nicht sowohl am blolsen Körper erkannt, als vielmehr bei der Anprobe eines neuen Kleides, welches durchaus nicht richtig am Bücken sitzen will.

Zu Bäte gezogene Verwandte, Freundinnen u. dergl. trachten die Besorgnisse der Eltern zu verscheuchen mit den Worten, das werde sich schon von selbst wieder verlieren. Ich habe Grund, zu vermuten, da& in diesen Trostreden dann und wann auch ein gut Stück Schadenfreude stecken mag.

Eis gibt aber sogar Ärzte, welche den beginnenden Skoliosen gegenüber sich vollständig passiv verhalten, indem sie ihre skoliotischen Patienten eben auch auf eine spontane Bück- bildung der Verkrümmung vertrösten, ohne ein Heilverfahren dagegen anzuraten oder selbst anzuordnen. Diesbezüglich er- laube ich mir die folgenden Worte von Professor Lorenz in Wien anzuführen: „£s wäre dringend zu wünschen, dals sich das Verständnis für die auüserordentliche Wichtigkeit der An- fangserscheinungen der Skoliose verallgemeinerte.

Dann wird es immer seltener vorkommen, dals die von dem Arzte wegen ihrer angeblich übertriebenen Ängstlichkeit

244

nicht Töllig zu beruhigende Mutter ihr Töohterchen auf eigene Faust dem Bandagisten zuführt, der nun ein zierliches Korsett- chen anlegt, unter dessen verhüllendem Deckmantel die Krümmung langsam, aber stetig zunimmt. Hat dieselbe end- lich jenen Grad erreicht, der auch dem Laienauge nicht mehr entgehen kann, dann erst wird ein Facharzt zu Rate gezogen und von demselben ein Wunder verlangt.^

Wenn nun aber der Orthopäde, über den Zustand der vielleicht längst heiratsfthigen Tochter konsultiert, eine bereits unabänderliche Verunstaltung findet und das ominöse ,,Zu spät** vorbringt, dann sind die Worte eines Witzboldes: „Sie kann ja trotzdem heiraten, nur muis die hohle Seite mit um so mehr Banknoten ausgefüllt werden** vielleicht am Platze aber doch nur ein schlechter Trost.

Weiter sagt Lorenz : „Möchte doch der unselige Optimismus, mit welchem die Ärzte beginnende Bückgratsverkrümmungen in der Begel zu beurteilen pflegen, in Anbetracht der unsäg- lichen Schwierigkeit und mangelhaften |jeistungsfähigkeit der Tlierapie gegenüber vorgeschritteneren Verkrümmungen endlich einer nüchternen Auffassung Platz machen 1 Nirgends ist der alte Satz: „Principiis obsta** mehr beherzigenswert als gerade in der Orthopädie der Skoliose.

So manchem alternden Mädchen blieben die Thränen über verlorenes Lebensglück erspart, wenn die Ärzte die beginnenden Bückgratsverkrümmungen so ernst nehmen wollten, als sie wirklich sind."

Von den Kindern, welche die orthopädischen Turnübungen in der Anstalt des Schreibers dieser Zeilen besuchen, sind durchschnittlich ein Sechstel Kinder oder nahe Verwandte von Ärzten, also im Verhältnis zur Bevölkerungszifier eine sehr groise Zahl. Dies dient als Beweis, dafs nicht alle Ärzte den beginnenden Bückgratsverkrümmungen passiv gegenüber stehen.

Es kann nicht Zweck unseres Aufsatzes sein, eine An- leitung zur Behandlung von bereits ausgesprochenen Ver- krümmungen der Wirbelsäule zu geben; das wird wohl bis auf weiteres ein Specialfach des orthopädischen Arztes bleiben.

245

Hier darf ee sich blofs um eine Anzahl leicht faifilicher nnd durchführbarer Mafsnahmen handeln, welche geeignet sind, znr Verhütung der Rückgratsyerkrüiümnngen bei der Jngend bei- zutragen.

Vor allem mnis an dem Grundsatze festgehalten werden, von den Kindern alle diejenigen Einflüsse fernzuhalten, welche erwiesenermaisen zu Wirbelsäulenverbiegungen Veranlassung geben oder die Entwickelung derselben begünstigen.

Was in dieser Beziehung in den ersten Lebensjahren zu geschehen hat, liegt aufserhalb des Rahmens der Zeitschrift für SeJMtgesundheüspflege,

In dem auf jene Jahre folgenden Spielalter nehmen bei ge- sunden, bewegungsfrohen Kindern die wenigsten Verkrümmungen ihren Anfang.

Erst das Schulalter bringt wieder eine Reihe von Schäd- lichkeiten mit sich, welche sehr oft der Wohlgestalt unserer Kinder Abbruch thun. In erster Reihe ist hier das viele Sitzen zu nennen, zu welchem die Schulkinder plötzlich ge- zwungen werden. Dasselbe äuüsert um so mehr*seine Wirkung, je andauernder es wird. Dem entsprechend sehen wir nicht so sehr im ersten, als vielmehr im zweiten und besonders im dritten und vierten Schuljahre Wirbelsäulenverkrümmungen sich entwickeln, namentlich auch wegen der intensiveren Schreib- arbeit.

Beim Schreiben, insbesondere bei der jetzt noch fast allgemein gebräuchlichen Schrägschrift, nehmen nach übereinstimmenden statistischen Angaben 80 Prozent der Kinder dieselben schiefen Kumpfhaltungen ein, welche den im Schulalter sich ent- * wickelnden Skoliosenformen genau entsprechen, ein Beweis, dafs die letzteren wirklich Folgezustände der schiefen Schreib- haltung sind.

Während aber 80 Prozent der Schulkinder sich bei den Schreibarbeiten schief halten, kommt es doch nur bei einer verhältnismäfsig geringen Anzahl zur Entwickelung der ent- sprechenden Verkrümmungen der Wirbelsäule. Es muJs daher noch einen besonderen Grund geben, warum dies nicht bei

246

allen schief sitzenden Kindern gescUeht. Derselbe liegt in der mehr oder weniger ansgiebigen Widerstandskraft des jugendlichen Organismus gegen die seine Wirbelsäule ver- biegenden Einflüsse. Je gesunder und kräftiger ein Kind ist, desto intensiver und andauernder können die besagten Schäd- lichkeiten auf sein Rückgrat einwirken, ohne das normale Ver- halten desselben ungünstig zu beeinflussen, wogegen bei schwäch- lichen, anämischen, zu Skrofulöse neigenden Kindern, bei Bekonvalescenten nach schweren Ejrankheiten u. dergl. die Wirbelsäule manchmal schon nach kurzem Schulbesuche be- denkliche skoliotische Verkrümmungen darbietet.

Es ist daher zur Vermeidung von Rückgratsverkrümmungen nicht nur das als direkte Entstehungsursache anzusprechende viele Sitzen, besonders in unsymmetrischer Körperhaltung, so- viel als möglich zu beschränken, sondern es sind auch alle jene Einflüsse thunlichst fern zu halten, welche insofern indirekt Skoliosen erzeugen, als dieselben den jugendlichen Organismus schwächen und ihn dadurch seiner Resistenzfähigkeit gegen die angeführten direkt wirkenden Schädlichkeiten berauben.

Diese Sorgen liegen nun nicht allein dem Eltemhause ob, vielmehr fallen dieselben in zumindest gleichem Mafse der Schule zu.

Es ist noch nicht lange her, dafs dieselbe sich blofs um den geistigen Fortschritt ihrer Schüler kümmerte, die körper- liche Seite der Erziehung dagegen vollständig aufser acht liefs. Erst nach Verallgemeinerung der Schulpflicht und seitdem die Anforderungen an die Leistungsfilhigkeit der Schuljugend immer erheblicher wurden, erkannte man mehr und mehr, in wie hohem Grade von den körperlichen Elräften auch die geistige Arbeitstüchtigkeit abhängt. Von da an datiert das Bestreben, neben den pädagogischen auch den hygienischen Anforderungen in der ganzen Anlage und Einrichtung des Schulhauses, sowie in dem Betriebe des Unterrichtes nach- zukommen. In Bezug auf natürliche und künstliche Beleuchtung, Ventilation, Heizung u. s. w. finden wir in den meisten neueren Lehranstalten denn auch ziemlich zweckmäßige Einrichtungen,

247

dagegen lassen diejenigen Mafsnahmen, welche der Yerhüinng Ton Rückgratsverkrünunnngen dienen sollen, anch in den best- eingerichteien Schulen noch vieles zu wünschen übrig.

Von hervorragender Bedeutung sind in dieser Hinsicht die Schulbänke« Es wird wohl nie Subsellien geben, in denen die Schulkinder gerade sitzen müssen, es handelt sich immer nur um solche, in denen sie hygienisch richtig und bequem sitzen können. Von den Körperhaltungen, welche während des Schulsitzens eingenommen werden, geben die sogenannten Ermüdungshaltungen und vor allem, wie schon erwähnt, die schlechten Schreibhaltungen direkt zu Verkrümmungen der Wirbelsäule Anlals.

Die Ermüdungshaltungen sind eine Folge zu langen Sitzens auf unzweckmäfsigen Schulbänken. Zur möglichsten ELintan- haltung derselben müssen die Subsellien mit zurückgeneigten hohen Lehnen versehen sein, damit die Schüler für ihren Ober- körper an ihnen eine Stütze finden. Auch soll es den Schul- kindern erlaubt sein, während der Pausen nach den einzelnen Unterrichtsstunden zur Erholung aus den Bänken herauszutreten und womöglich ins Freie zu gehen.

Um die schlechte Schreibhaltung zu vermeiden, ist es vor allem nötig, die Tischplatte dem schreibenden Schüler so nahe zu bringen, dals zwischen ihr und der Banklehne nur noch ein Raum übrig bleibt, welcher den Tiefendurchmesser des Schrei- benden um 3-— 4 cm übersteigt. Blofs unter solchen Ver- hältnissen kann das Kind auch während des Schreibens seinen Rücken an die Banklehne anstützen Sitz in reklinierter Haltung und doch mit beiden Vorderarmen bequem die Tischplatte erreichen, soweit dies zum Schreiben notwendig ist. Dabei sollen beide Vorderarme gleich weit und vollständig symmetrisch auf dem Pulte aufruhen. Selbstverständlich müssen Bank und Tischplatte durch besondere Einrichtungen auch wieder um so viel voneinander entfernt werden können, als zum Stehen erforderlich wird.

In weitere Details der Schulbankkonstruktion einzugehen,

ist an dieser Stelle nicht möglich.

248

Es sei jedoch erlanbt zu bemerken, dafs dem Sohreiber dieser Zeilen unter den zahlreichen neueren Banksystemen blols zwei bekannt sind, welche dem allgemein als richtig anerkannten Grundsätze der reklinierten Schreibhaltnng in vollem Mabe gerecht werden und dem Schüler auch während des Schreibens gestatten, seinen Bücken bequem an die Banklehne anzulehnen, dabei aber zugleich die Tischplatte so nahe an seiner Brust zu haben, dais beide Vorderarme ohne Vorbeugung des Kumpfes bis zu den Ellbogen bequem auf derselben aufruhen können. Das eine dieser Banksysteme wurde von dem Schreiber dieser Zeilen auf der böhmischen Landesjubiläumsausstellung im Jahre 1891 in Prag ausgestellt und mit dem Ehrendiplome ausgezeichnet. Allen bisher anfragenden Interessenten war jedoch der Anschaffungspreis von fi. 12 ö. W. für ein zwei- sitziges Subsellium zu hoch. Besagte Bank ist daher in den Schulen bisher nicht eingeführt worden. Das zweite für reklinierte Schreibhaltung konstruierte Subsellium, genannt „Simplex^, ist jenes von Dr. Schenk in Bem.^ Dasselbe bietet gegenüber dem meinigen noch verschiedene nicht unwesendiche Vorteile, dürfte somit das beste der bestehenden Schulbank- modelle darstellen. Der Anschaffungspreis desselben beträgt jedoch zum mindesten das Doppelte des vorerwähnten.

Es können aber selbst in der besten Schulbank schlechte Haltungen eingenommen werden. Ein unabweisliches Erfordernis ist es daher, dafs die Schulkinder, insbesondere in den ersten "Schuljahren, zu einer guten Schreibhaltung angeleitet werden. Vorerst müssen natürlich die Lehrer selbst, und zwar nicht blofs einzelne, sondern die Gesamtheit für die Sache das richtige Verständnis und ein warmes Interesse haben. Dieses Ideal ist aber bei uns zu Lande noch lange nicht erreicht Zwar werden die diesbezüglichen hygienischen Fragen von einzelnen Pädagogen in den Fachzeitschriften bereits fleiisig besprochen, die Mehrzahl verhält sich jedoch diesen Fragen gegenüber ziemlich passiv. Zu letzterem Ausspruche glaube

' Vergl. diese Zeitschrift, 1894, No. 10, S. 529—545. D. Red.

249

ich durcli yiel&che ErfahruDgen ans meiner orthopädischen Praxis berechtigt zn sein.

Vor knrzem erst fragte ein Lehrer, dessen Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit über allen Zweifel erhaben ist, bei dem man also anch yoranssetzen mnfs, dals er über diese Dinge bereits nachgedacht hat, ob es denn znr Einhaltung einer richtigen Schreibhaltung wirklich notwendig sei, dafs das Kind beide Vorderarme gleich weit auf den Tisch lege, statt, wie dies bisher, meist infolge von Platzmangel, geschah, zwar den ganzen rechten Arm auf dem Tische aufruhen zu lassen, den linken dagegen blois so weit zu stützen, dals die Finger- spitzen den Tisch* und Heftrand erreichen. Für diesen Mangel kann jedoch unsere Lehrerschaft nicht verantwortlich gemacht werden. Denn woher soll das Verständnis für schulhygienische Fragen stammen, wenn der Unterricht in der Schulgesundheits- pflege an unseren Seminaren sich bisher nur in den ersten Anfingen befindet?

Mögen daher die Lehrer mehr und mehr bemüht sein, den Kindern schon in der ersten Zeit des Schulbesuches eine hygienisch tadellose Art des Sitzens anzugewöhnen 1 Diese Thätigkeit dürfen sie nicht als kleinlich ansehen, denn dieselbe ist ein wirksames Mittel, so manchen Zögling nicht nur vor körperlicher Verunstaltung, sondern auch yor Schädigung des Augenlichtes zu bewahren.

Li hohem Grade erleichtert wird die Einübung einer hygienisch richtigen Schreibhaltung durch die erst in Ein- führung begriffene Steilschrift. Es ist eine durch vielfache Beobachtungen, genaue Messungen und photographische Auf- nahmen erwiesene Thatsache, dals von den steilschreibenden Schulkindern etwa 75 Prozent eine, wenn auch nicht immer tadellose, so doch gute und nur 25 Prozent eine schlechte Schreibhaltung einnehmen, während umgekehrt von den schräg- schreibenden blofs 20 Prozent eine gute und 80 Prozent eine schlechte Schreibhaltung darbieten. Bei dem bisher gebräuch- lichen Schrägschreiben ist die Neigung der meisten Schulkinder zu fehlerhaften Körperhaltungen eine so ausgesprochene, dafs

250

selbst der aufinerksamste Lehrer duroh unausgesetzte Mahnimgen nicht im stände ist, dieselbe zn bannen.

Dagegen verlangt die Steilsohrift zu ihrer richtigen Aus- führung eine genau symmetrische Haltung des Oberkörpers, wie denn jede Abweichung yon der letzteren auch in den Schrift- zügen erkennbar wird. Sie bildet daher für den Lehrer ein gutes Mittel, um aus der Schrift selbst die Haltung des Schülers beim Schreiben derselben zu erschliefsen und, wenn nötig, zu korrigieren.

Bedenken gegen die allgemeine Einführung der Steilschrift verlauten nur von ganz vereinzelten Schulmännern. Dieselben beziehen sich meist auf nebensächliche pädagogische Rück- sichten, und wenn hier und da auch das hygienische Moment gestreift wird, so ist aus den betreffenden Äulserungen gewöhn- lieh zu ersehen, wie wenig Bedeutung demselben beigelegt wird.

Und gesetzt den Fall, aber nicht zugegeben, die Steilschrift stünde in Bezug auf praktische Verwendbarkeit fürs Leben weit hinter der Schrägschrift zurück, und es würde durch sie nur der Zweck erreicht, den Kindern in den ersten Schul- jahren eine hygienisch korrekte Schreibhaltung anzugewöhnen, so ist der dadurch für Tausende von Schülern erlangte gesund- heitliche Gewinn von so hoher Bedeutung, dafs schon des- wegen allein die Steilschrifi allgemein eingeführt werden sollte. Sie mag dann im späteren Leben von den einzehien weiter beibehalten, oder nach Belieben mit der angeblich schneller und vielleicht bequemer zu schreibenden Schrägschrift vertauscht werden.

Jedes andauernde Sitzen, auch wenn es hygienisch noch so richtig und bequem ist, ermüdet schlieislich doch und gibt daher um so eher Grelegenheit zur Entstehung von Bückgrats- Verkrümmungen, je weniger widerstandsfähig das betreffende Kind ist. Den Schulkindern ist daher, wie schon oben bemerkt, Gelegenheit zu geben, während der ünterrichtspausen aus den Schulbänken herauszutreten und sich in den Korridoren, im Hofe und im Schulgarten zu ergehen. Ebenso ist die körper. liehe Widerstandskraft gegen den ungünstigen Einfluls des

251

andanemden Sitzens durch alle Arten von Leibesübungen, wie Jngendspiele und Schwimmen im Sommer, Schlittschuhlaufen im Winter, Turnen, weite Spaziergänge und viel Aufenthalt in freier Luft zu allen Jahreszeiten, zu stärken und zu erhöhen.. Di^ Turnen, der unmittelbaren Leitung der Schule unter- stehend, sollte hier den ersten Platz einnehmen. Leider lassen die bestehenden Tumeinrichtungen bei uns auf dem Lande fast alles, aber auch in den Städten noch sehr viel zu wünschen übrig. Ein zweckmäisiger Turnbetrieb erfordert vor allem theoretisch und praktisch gebildete und erprobte Lehrkräfte, femer zweckmäfsig eingerichtete Sommer- und Wintertumräume, welche nach jeder Richtung minutiös rein gehalten werden, und endlich,, wie jeder andere Lehrgegenstand, eine Beauf- sichtigung durch Fachinspektoren. Das Turnen in mangelhaft gereinigten Turnhallen oder gar in den Schulzimmem selbst wirbelt groDse Staubmassen auf, welche Erkrankungen der Atmungsorgane, der Augen und selbst verschiedene Infektions- krankheiten hervorrufen können, wodurch die hygienischen Vorteile der Turnübungen mehr als aufgehoben werden.

Auch die gegenwärtig aktuelle Frage der Schulüberbürdung ist für unseren Gegenstand nicht ohne Bedeutung. Es ist hier nicht der Ort, zu prüfen, ob und. inwieweit Schulüberbürdungen im allgemeinen vorkommen, zumal sich dies ohne eingehende Untersuchungen nicht entscheiden läfst. Denn die Anforderungen in Schulen ganz derselben Kategorien, sowie die Unterrichts- methoden weichen trotz gleicher Vorschriften sehr voneinander aby und die Leistungsfähigkeit und die Begabung der Kinder sind ebenfalls sehr verschieden. Im speciellen Falle kann man aber mit Recht von einem Kinde behaupten, dafs es nicht überbürdet ist, wenn es das ganze Schuljahr über gut gedeiht und blühend aussieht. Aber auch ein schlechtes Aussehen darf man nicht ohne weiteres auf die Schnlbeschäftigung zurückführen, wenn auch das viele Stunden lange Verweilen in der verdorbenen Schulluft zum Gedeihen sicher nicht beiträgt. Bei solchen Kindern soll daher der Aufenthalt in der Schule durch Dispen3ation von fakultativen oder minder wichtigen

252

Gegenständen (Zeichnen, Handarbeiten u. a.) abgekürzt und die dadurch gewonnene Zeit zum Oenusse frischer Luft und zu sonstiger Kräftigung des Körpers benutzt werden.

In vielen Fällen ist es jedoch nicht die Schule, sondern das Elternhaus, welches zur Überbürdung, besonders der Mädchen, Veranlassung gibt. Während man den Knaben nach Absotvierung ihrer Schulaufgaben ohne weiteres gestattet, den schädlichen Einfluis des andauernden Sitzens auf ihre Gesundheit durch jede Art körperlicher Übungen wett zu machen, weshalb auch ihre Beteiligung am Turnen^ Spielen, Schwimmen, Schlittschuh- laufen u. s. w. eine unverhältnismäfsig stärkere ist, werden die Mädchen aus den sogenannten besseren Ständen bereit« vor dem schulpflichtigen Alter zu förmlichen Anstandsdamen heran- gebildet, denen es aus falsch aufgefaßten Schicklichkeitsbegrifien nicht erlaubt ist, sich munteren Bewegungen hinzugeben. Die an und für sich schon hochgespannten Anforderungen der modernen Schule an die Arbeitskraft der Schülerinnen erhöhen sich ferner durch Privatunterricht in Musik, Sprachen, Hand- arbeiten, Zeichnen etc. derart, dafs denselben bisweilen kaum genügend Zeit zum Speisen und Schlafen übrig bleibt. Von freien Stunden zur Erholung in frischer Luft ist selten bei ihnen die Bede. Wenn sich nun diese Verhältnisse Tag für Tag und Jahr für Jahr wiederholen, wie kann man sich dann über den ungünstigen Einflufs derselben auf den allgemeinen Gesundheitszustand wundem? Mit Rücksicht auf ihren zarteren Knochen- und Muskelbau, auf ihre grölsere Empfänglichkeit gegen äufsere Schädlichkeiten, sowie endlich auf ihren künftigen Beruf als Mütter sollten gerade die Mädchen während der Schulzeit und insbesondere während der Periode ihrer geschlecht- lichen Entwickelung von allen Überanstrengungen verschont bleiben.

Der Nichtbeachtung dieser Umstände entspricht auch die überaus grofse Anzahl der mit Rückgratsverkrümmungea be- hafteten Mädchen im Verhältnis zu jener der Knaben. Nach übereinstimmenden statistischen Arbeiten entfallen aufQskolio- tische Knaben 90 skoliotische Mädchen.

253

Für das hygienisch richtige Sitzen des Schulkindes im Hanse während der Ausarbeitung seiner Schulpensa müssen ebenfalls zweckmälsige, den oben angeführten Grundsätzen ent- sprechende Yorkehrungen getrofiEen werden. Dieselben können ohne Schwierigkeit eingerichtet und ihre gehörige Benutzung um so leichter überwacht werden, je genauer das Kind mit einer gesundheitsgemälsen Art zu sitzen, namentlich beim Schreiben, schon in der Schule vertraut gemacht worden ist. Eis erscheint nicht nötig, specielle Haussubsellien von nicht selten problematischem Werte anzuschaffen, sondern es ge- nügt ein gewöhnlicher Stuhl, dessen Sitzfläche man je nach der Gröfse des Kindes durch Auflegen eines grofsen, mehr oder weniger dicken Buches oder harten Polsters, so weit er- höht, dafs die Ellbogen beim Sitzen mit der Fläche des Arbeits- tisches in gleiche Höhe kommen. Während nun das sitzende Kind sich mit seinem Rücken an die Lehne des Stuhles an- legt, wird dieser so weit unter den Tisch geschoben, dafe die Brust des Kindes blofs noch etwa zwei Querfinger von der Tischplatte entfernt bleibt. Damit die Vorderarme an der Tischkante nicht gedrückt werden, sondern in natürlicher Lage auf einer gröfseren Fläche bequem aufruhen, damit femer die Sehlinie ohne bedeutende Senkung des Kopfes annähernd vertikal auf das Schreibheft gerichtet ist, empfiehlt es sich, auf den Arbeitstisch ein niedriges Pult mit einer Neigung von etwa 18 bis 20^ zur Horizontalen aufzusetzen. Stellt man unter die Füfse des Kindes noch einen Schemel von entsprechender Höhe, so ermöglicht diese Einrichtung eine hygienisch ebenso richtige Schreibhaltung, wie die beste Schulbank.

Eine gesundheitsgemäfse Ernährung der Schuljugend ist selbstverständlich für die Kräftigung des Knochen- und Muskel- Systems und damit für die Verhütung der Rückgratsver- krümmungen von besonders hervorragender Bedeutung. Ohne in Details einzugehen, erwähne ich hier nur im allgemeinen, dafs der Jugend keine Leckereien, sondern einfache, nahrhafte, sowohl vegetabilische als animale, blofs mäfsig gewürzte Speisen in ausgiebiger Menge, dagegen Wein und Bier in sehr spar-

254

liohem Malse oder gar niolit gereicht werden sollen. Stellt sich mehrtägiger Mangel an Appetit ein, wie es bei Schnl- kindern nicht selten der Fall ist, so warte man nicht nnthätig, bis sich dieser von selbst wieder hebt Denn eine länger be- stehende Appetitlosigkeit schwächt den Organismns, vermindert seine Besistenz&higkeit gegen schädliche Einflüsse, setzt ihn daher anch bis zn einem gewissen Grade der Gefahr einer Verkrümmxmg der Wirbelsäule aus. Man trachte somit die Ursache der Appetitlosigkeit alsbald aufzufinden und zu be- seitigen.

Es ist wohl nicht zu erwarten, dafs es je gelingen dürfte, die Verkrümmungen der Wirbelsäule ganz aus der Welt zu schaffen, ebensowenig, wie die sonstigen Gebrechen und die Krankheiten überhaupt. Denn es spielen hier auch solche Faktoren eine nicht unwichtige Bolle, welche einer EinäuCs- nähme vorläufig vollständig entrückt sind, so z. B. das extensiv und intensiv zunehmende sociale Elend der unteren Volksklassen, denen im heilten Bingen um die Existenz kein Sinn bleibt für die beregten Fragen; ebenso die Eheschliefsungen von krank- haft veranlagten, ja kranken Personen, deren zumeist schwäch- licher Nachwuchs zu vielen Gebrechen disponiert ist.

Immerhin kann aber durch ein konsequentes, den oben entwickelten Grundsätzen entsprechendes Zusammenwirken von Eltern, Lehrern und Ärzten die Entstehung der Bückgrats- verkrümmungen um ein bedeutendes eingeschränkt werden.

265

Vontkge der neuen Wiener Schnlheüning.

Von

Direktor Emanttel Bayr in Wien.

In der Doppelvolkssolinle zu Wien, VI. Bezirk, Koper- niknsgaase No. 15 nnd CorDelinsgasse No. 6 wurde im Laufe einer längeren Ferienzeit eine Niederdruokdampfluftheizung eingericlitet, bei welcher die Luft in Kellerbeizkammem an Rippenrohren, welohe mit Dampf von 0,2 0,3 Atmosphären Überdruck gespeist sind, erwärmt wird. Diese Heizart hat gegenüber der bisher üblichen Feuerluftheizung (MsiSNERsche Heizung) eminente Vorteile. Die vollkommen rauchfreie Luft gelangt nur mäüsig warm in die Lehrzimmer mit einer Tem- peratur von etwa 40^ C. und angemessener Feuchtigkeit.

Lehrpersonen, die gewohnt waren, während des Unter- richtes gegen Beizbarkeit der Kehle Mabsbonbons zu benutzen, haben nun diesen Gebrauch abgelegt, und die Sprechorgane derselben sind nicht mehr krankhaft afficiert. Ein Lehrer bezeichnet die durch die neue Heizung erwärmte Luft als milde Frühlingsluft.

Ein weiterer Vorzug dieser Heizart ist die regelmäfsige Luftemeuerung, welche nur bei ihr vollkommen gesichert und unabhängig von Willkürlichkeiten des Heizers ist.

Literessant war es für den Schulleiter, welcher kürzlich die besonders auffallende Lernfreudigkeit der Schüleriunen in einer Blasse bemerkte, durch Messungen mittelst des Anemo- meters nachweisen zu können, dalfi gerade in diesem Klassen- zimmer die stündliche Luftemeuerung die lebhafteste war. Hierzu seien noch die anemometrischen BeobachtuDgen an- geführt, welche von dem Heiz- und Ventilationsinspektor der Stadt Wien Hebmann Beraneck in der Nacht vom 7. auf den 8. Jänner 1893 in mehreren Lehrzimmem der obgenannten Anstalt vorgenommen wurden:

256

Stockwerk

Nummer des Lehrzimmers

Baum- inhalt

in m'

M. Geschwindigkeit ^ der Abluft B pro Minute [

Querschnitt

der

unteren Abluftoffnung

in m in m'

Menge

der

stündlich

ent- weichen- den Abluft

in m'

11

25

220

68

0,48 X 0,49 = 0,235

959

M

m

26

288

92

0,33X0,37 0.122

674

2.9

27

201

34

0,48 X 0,49 0,235

480

2,4

20

215

66

0,45 X 0,49 0,220

871

4,0

n

21

227

35 100

0,44 X 0,49 = 0,216 0,15X0,33 0,050

SS}'»

3,3

22

199

64

47

0,29 X 0,34 = 0,099 0,48 X 0,49 = 0,235

gg3^1043

5,2

U

141

96

0,35X0,38 = 0,133

766

6,4

i

15

220

82

0,32X0,48-0,110

541

2.5

16

196

30

0,48 X 0,49 0,235

423

2,2

Abort

57

111

0,22 X 0,84 = 0,075

500

8,8

Zu

ebe-

6

226

108

0,35X0,36 = 0,126

816

3,6

ner Erde

12

247

58 64

0,26 X 0,49 = 0,127 0,35 X 0,45 = 0,157

mY^^

4.2

257

Xnt Detfantttlsttsett ittti ^tttxntn.

Die tttumi^n der KbmmiBsioü f&r SchulgestmdheiteiAege

in MtUtiberg.

Von Dr. pllil. 0-. AUTENBIBTH,

Bektör des Alten Oynmasinms in Nifmberg.

(tVjrtoetcnng.)

. Medizinaliat Dr. Mbrkibl eigreift in der Dükuasion zuerst das Wort, um auf die bisherige fintwiokelung der Schal* faygiene einen Blick zu werfen, deren Handhabung infolge der ungeheuren Ausddhnuug der Schulen in groiSwn Städten unmöglich der Bezirksarzt allein bethätigen könne. Im all- gemeinen stimme er dem GiiAüKuraschen Entwürfe zu, aller- dings seien damit die Ziele Dr. Schübebts nicht erreicht. Vor einem müsse er besonders warnen, dafs man den Schularzt nicht zu sehr in den Dienst der SchulpoUzei stelle; derselbe solle schweigen, aber seine Augen und Ohren offen halten, dann wetde er vieles sehen und hören. Eine solche Aufgabe, wie sie Dr. Schubert dem Oberschularzt zuweise, könne von dem Bezirksarzt nicht gelöst werden; dazu bedürfte es einer eigens hierzu bestellten PersönUchkeit, aber das werde wohl noch lange ein frommer Wunsch bleiben; man müsse sich eben auf ein gewisses Mals beschränken. Die Mittelschulen sollten hier an/ser Ansatz bleiben.

Architekt Hboht schlägt vor, die Ergebnisse als Thesen drucken und an die Kommissionsmitglieder verteilen zu lassen. Bürgermeister Dr. yok Schuh war von Anfang an für die Saidie und ist hierin jetzt nur bestärkt worden, aber blols mit einem kleinen Programme könne ein Versuch gemacht werdra. Das grolse des Dr. Schttbebt würde, abgesehen von der prak -

•elralcwandlieltopfleff« IX. 18

268

tiflchen UndurohfÜlirbarkeit, einem zweischneidigen Schwerte gleichen 1. hinsichtlich der Auswahl der Persönlichkeiten, 2. wegen etwaiger wissenschaftlicher Liebhabereien, welche Ergebnisse von zweifelhafter Verwendbarkeit liefern dürften. Der Schularzt habe nur die Aufgabe, die mafsgebenden Be- hörden in ihren hygienischen Bestrebungen zu unterstfitzen. Man brauche also nicht den ganzen Plan aufsugeben, wenn auch manche Beschränkung unvermeidlich sei. Er selbst würde zuerst Erfahrungen von den Lehrern und Ärzten sammeln lassen; später dürfte der Ausbau leichter werden. Wenn also allgemein hygienische Dinge, wie Beschaffenheit der Schullokale, Beleuchtung, Hausarbeiten, Auswahl der Kinder beim Schul* eintritt, Epidemien, vorläufig in Behandlung kämen, wäre es für den Anfang ausreichend, und der Amtsarzt hätte daran gerade genug zu thun, denn in seiner Hand liefen ja alle Fäden zusammen. Aber einen teuren besonderen Oberschularzt anzustellen, wäre vorläufig sicher nicht zweckmälsig. Er würde also die Sache in dem engeren Bahmen des Schulrats Dr. GiiAUNiNa auf das wärmste vertreten, zumal bei einem Versuch auch die Geld- mittel weniger reich flössen. Auch über die Zahl der ärztlichen Schulvisitationen wären erst noch Erfahrungen zu sammeln; Vorbilder ^ebe es ja bei der verschiedenartigen Behandlung der Sache nur wenige. So würden auch die städtischen Kollegien leichter zu gewinnen sein.

Dr. Schubert kommt anf den Vorschlag des Herrn Hecht zurück.

Auch Dr. Baumulleb schlägt ein Komitee vor.

Dr. AuTENBiETH wünscht in demselben auch einen Volks- schullehrer, Herr Hecht den Lispektor Dr. Ullbioh von der höheren Töchterschule, Bürgermeister Dr. von Schuh noch einen der Pflisger Fobstbb oder RBHiiBN, Dr. Schubebt bittet den Medizinalrat Dr. Mwbkkti um seinen Beitritt.

Herr Rehlek möchte eine ausdrückliche Antwort haben auf die Vorfirage: Sollen überhaupt Schulärzte angestellt werden?

Bat FoBSTEB stellt folgende Thesen auf: 1. Die An-

969

«tellimg. Ton Seknläizten ist wünschenswert. 2, Ein Komitee^ bestehend ans den drei Beferenten, femer ans Hedizinalrat Dr. MiroirBTi nnd Schnlinspektor Hofuann, soll anf Grand der fieferate Antrftge ansarbeiten» welche in der nächsten Sitznng der Gresamtkommission unterbreitet werden. Diese Thesen Würden angenommen nnd die Sitznng geschlossen.

Die Snbkommissionssitzung am 22. November 1895;

Der Subkommission war die Anfgabe gestellt, sich mit dem Entwnrf einer „Dienstordnung für Schulärzte in Nürnberg^ zu beschäftigen. Schulrat Professor Dr. GLAUNiNa hatte seinen der sächsischen Schulordnung entlehnten Entwurf zur Verfügung ge* stellt, Medizinalrat Dr. Mebeel denselben mit Zusätzen ver- sehen; nunmehr wurden beide Fassungen verlesen und eine Redaktion derselben vorgenommen.

Dr^ ScHUBBBT hätte doch gewünscht, daCs der Bezirks- arzt im Auftrage der Stadt die Funktion eines O^eischul- arztee übernähme, wogegen sich Medizinalrat Dr. Mebitel erklärt. Ebenso spricht letzterer gegen die Verpflichtung der Schulärzte, die Schüler in die richtigen Schulbänke zu ver- teilen.

In § 4 will Dr. Schubert die Untersuchung eines Kindes

nicht nur vom Lehrer im Interesse des Unterrichts veranlafst

sehen. Vielmehr soll der Arzt an jedem Unterrichtstage in seiner

Sprechstunde die Schulkinder seines Bezirkes zu körperlicher

Untersuchung undBegutachtung empfangen, damitsodemWunsche

der Liehrerschaft entgegengekommen und besonders auch An-

steokung möglichst verhütet werde« Aber die Kommission fürchtet

die Termehrten Kosten für die Stadt. Dagegen tritt sie dem

ScHiTBEBTSohen Vorschlage bei, daCs der Schularzt Dispense

ffeLr verspäteten Eintritt in die Schule erteile; ebenso seinem

fiate» den Satz, ^dafs säumige Schulärzte abgesetzt werden

konnten'*, ssu streichen, da die Kündigung ausreiche.

Jf edizinalrat Dr. Mebxel verspricht, das Referat über ' die neue Sedaktion in der G^samtsitzung zu übernehmen,

18*

360

3LI. Sitzung am 17. Dezember 1895.

Der Vorsitzende Dr. Schubebt begrülst den Baurat We^R als neues Mitglied.

Nach Verlesung und Genehmigung des letzten Protokolls begann Medizinalrat Dr. Merkel sein Referat über die Thätig- keit der Subkommission. Sr würde sich mit leitenden Grund- sätzen begnügt haben. Dais der Staat einem Bezirksarzte noch ein Nebenamt als Oberschularzt erlauben werde, glaube er ent- schieden nicht, daher sei dieser Punkt weggeblieben.

Dr. ScHüBEBT bedauert, dals er manchen Wunsch habe aufgeben müssen, um das Beschränktere zu erreichen.

In der Specialdiskussion wurden die Paragraphen einzeln verlesen und Bemerkungen daran geknüpft. Zu § 2 findet Medizinalrat Dr. Merkel zwei monatliche Besuche, wenn ein Arzt 66 Schüler zu beaufsichtigen habe, unmöglich ohne Schaden für dessen Praxis oder für dessen Geschäftsführung.

Eine Anfrage des Magistratsrats Behlek über die Stelle, bei welcher Wahrnehmungen des Schularztes angemeldet werden sollen, beantwortet Medizinalrat Dr. Merkel dahin, dafs dies der Bezirksarzt sei.

Bürgermeister Dr. von Schuh bestätigt dies, ^doch sei direkte Mitteilung an den Pfleger in nicht rein sanitären Fällen nicht ausgeschlossen. Die Zahl der Schulärzte sei übrigens noch nicht fixiert.

Dr. Battmüller hat eine gewissermafsen freiwillige schul- ärztliche Thätigkeit, betreffend Rückgratsverkrümmungen, aus- geübt, aus welcher er mitteilt, er habe 76 Klassen (täglich 6 Klassen) in 3 4 Wochen untersucht. Ein eigentlicher Schularzt werde seine umfangreichere Thätigkeit mit tnonaüichen Untersuchungen unmöglich bewältigen können.

Bürgermeister Dr. von Schüh erwidert, solche körperliche Untersuchungen habe ja der Schularzt der Regel nach gar nicht zu leisten.

Medizinalrat Dr. Merkel bestätigt, dals gelegentliche

Visitationen reiche Gelegenheit bieten, allerlei wahrzunehmen.

Auf Anregung des Inspektors Dr. Ullrich, ob denn

261

niobt maDclies direkt mit den SoHulvorständen Erledigung finden könne, erwidert Dr. von Schuh, es werde wohl ein Schema aufgestellt werden, in welchem derartige Dinge an yer- fichiedene Instanzen direkt gemeldet werden könnten, je nach dem Falle. Übrigens solle der Schularzt auch Beirat des Lehrers sein, und vieles werde sich in der Praxis von selbst ergeben. Dr. Schubert schlägt behufs Begelung der Bankgrölse jär die Kinder yor, daTs an der Zimmerthür eine Skala an- gebracht werde, um die Kinder leicht messen zu können.

Dr. PAUBCHiNaEB fragt, ob bei körperlicher Untersuchung infizierter Kinder in der Haüsmeisterswohnung auch letztere desinfiziert werden solle.

Medizinalrat Dr. Mje&kel denkt, leichtere {Jntersuchungen könnten ja im Schulraum, schwierigere in der häuslichen Wohnung vorgenommen werden; überhaupt solle man sich jetzt nicht in Einzelheiten verlieren.

Der Vorsitzende findet in § 5 doch einen schwachen Punkt, daJb für die persönliche Hygiene des Kindes zu wenig gesorgt ist; darum würde er besondere Sprechstunden des Schul- arztes ansetzen.

Medizinalrat Dr. Merkel äuisert in betreff der Unter- suchungen, ein Zusatz: ,,auf schriftliche Requisition im Hause des Schularztes" würde etwaige Zweifel lösen; die ZeugniBse hierüber dürften meistens als Armensache taxfrei sein. Es könne auch vorkommen, dais der Schularzt Hausbesuche machen müsse.

Der § 7 erhält durch Medizinalrat Dr. Merkel und Bürger- meister Dr. VON Schuh noch einen einleitenden Satz über rasche Beseitigung kleiner Mäiigel in einer Form, welche Un- zuträglichkeiten zwischen Schularzt und Lehrer (wie in Dresden) ausschUelsen soll.

Nach einigen Bemerkungen zu den übrigen Paragraphen wird der ganze Ihitwurf einstimmig gutgeheifsen, und auf An- TBgung des Bürgermeisters Dr. von Sohuh erbietet sich der Vorsitzende, einen diesbezüglichen Antrag beim Stadtmagistrat atellen.

262

SchuUiygiene in England.

Vortrag, gehalten in der Deatsohen Gesellschaft für öffentliche G-esund-

heitspflege zu Berlin.

Von

L. KOTELMANK.

(FortseUung.)

Aber nicht nur daiis man alles, was die Gesundheit schädigt, YOD deu Schülern ferazuhalten bemüht ist, man sucht dieselbe auch in jeder Weise zu fordern. Gerade in England gilt als obersteir Grundsatz bei der Erziehung: „mens sana in corpore sano*' oder, wie JELerbebt Spenceb diese Wahrheit etwas grob- kömig ausmünzt: »Der Mensch muis ein gutes Tier sein, das ist die erste Bedingung des Erfolges im Leben/

Daher wird vor allem ftlr eine kräftige Ernährung der Kinder gesorgt. In den CoUeges ist die Einrichtung der Mahl- zeiten gewöhnlich folgende: Morgens um 7 Uhr Kaffee mit yiel Milch; um 9,30 Uhr zweites Frühstück, die Hauptmahlzeit des Tages, bestehend in Thee, Brot, Butter, weichen Eiern, geröstetem Schinkeu und Speck, gebratenen Fischen, Marmelade, Obst; als Mittagsessen um 1,30 Uhr Fleisch und Mehlpudding; nachmittags 5 oder 6 Uhr Thee mit Butterbrot, Eiern uni Schinken; zu Abend entweder nichts oder ein Glas abgekochte Milch mit Brot. Die Extemate der höheren Schulen besitzen, wie dies auch in Schweden hin und wieder der Fall ist, gröistenteils einen besonderen Speisesaal. In der Oity of London School war ich nicht wenig überrascht, ein förmliches B^taurant mit zahlreichen Tischen und Stühlen, sowie einem groisen Buffett anzutreffen. Die Schüler können hier ein kaltes Früh- stück für 6 d. und ein warmes Mittagessen für 1 s. einnehmen. Für die Besorgung der Speisen ist ein eigener Speisemeister (Caterer) angestellt. Da der Unterricht ungeteilt und die Schul*

^63

W6ge meifitenteilfl w^ite sind, so wird Ton dieser Einriohttiiig' ein sehr weitgebender Gebranoli gemaeht.

In den niederen Schnlen ist den Schülern gleichfalls Gelegenheit geboten, Speisen zu erhalten. Es besteht nämlich in denselben seit dem Jahre 1878 vielfach Kochnnterrioht fftr die Schülerinnen. Entweder wird derselbe in den gewöhnlichen Klassen erteilt, oder man hat alte Lehrzimmer in Küchen umgewandelt, oder endlich es steht ein besonderes Gtebände anf dem Schnlhof der Mädchen dafüir zur Verfügung. Durch ein kleines Vorzimmer gelangt man hier in den Unterrichtssaal, der eine Bodenääche von 400 englischen QuadratfuTs hat und ringsherum mit amphitheatralischen Sitzen, in der Mitte mit einem Gaskocher und einem Kochherd versehen ist. Auiserdem findet sich noch ein Baum für das Waschen des Gemüses, der Kochgeräte, Schüsseln und Teller und endlich eine Kleider- ablage nebst Wascbtoilette für die Mädchen. Der theoretische und praktische Unterricht wird von einer Lehrerin erteili^, welcher eine Koch&au und eine Aufwärterin zur Seite stehen: An demselben dürfen Schülerinnen im Alter von 10 14 Jahren teilnehmen, und zwar an dem mit Demonstrationen verbundenen theoretischen Unterricht höchstens 72, an dem praktischen Unterricht höchstens 24. Der vollständige Kursus umfaist 20 22 Stunden und ist für die Mädchen der betreffenden Schule unentgelüich; .andere Mädchen, denen die Teilnahme gestattet wurde, zahlen wöchentlich 1 s. Besonders gern läüst man taubstumme Schülerinnen zu, da sie grofses Geschick fGLr die Kochkunst besitzen sollen. Die bereiteten'Speisen werden an die Kinder in der Schule verkauft, und die so erzielte Einnahme genügt, um sämtliche Unkosten der Küche zu be- streiten.

Für die Speisung armer Schüler treten wohlthätige Ge- aellschaften ein. Schon auf dem Londoner internationalen Kongreis für Hygiene und Demographie im Jahre 1891 sprachen ReT. Davies und Mrs. Besaht mit glänzender Beredsamkeit über die Frage: „Können hungrige Kinder erfolgreich unter- richtet werden ?** und erzielten folgende Resolution der Yer-

264

aammlung: „Der •Kongre£s erklärt, indem er die Pflicht des Staates, seine künftigen Bürger zu erziehen, anerkennt, dab zn einer wirksamen Erziehnng anoh die Speisung armer Kinder gehört/ Seitdem haben sich, namentlioh unter dem Einflnfs von GeistlicheDy Ärzten und Lehrern, immer neue philan* thxopisohe Vereine fiir den genannten Zweck gebildet. Sie übergeben Speisemarken an die Lehrer, wekhe diese an die bedürftigen Schüler verteilen. Li dem letzten Jahre .konnten so in etwa 200 Londoner Schulen 400 000 Mittagsportionen gratifi yerteilt werden, die aus Suppe odw Milchreis, Fleisch und Kartoffeln bestanden.

Auch für die Lehrpersonen besteht die Möglichkeit, wann in der Schule zu speisen. Es befindet sich nämlich in dem Lehrerzimmer (Teachers Boom) ein Kochherd, der mit dem Kamin in Verbindung steht. Hier braten die Lehrer in den Pausen ihre Beefsteaks« während die Lehrerinnen sich meistens mit dem Kochen yon Theo und Eiern begnügen. Viele kaufen sich statt dessen auch warmes Essen in der Schulküche ein.

(Fortsetzung in No. 6.)

Eingabe der Lehrer in München

an den dortigen Magistrat behnfs HerleiflUimng einer

grSfseren ReinUckkeit der Sehnlen.

Die Lehrer Münchens haben auf Anregung des TomlehrerrereiBS daselbst eine Eingabe an den Magistrat gerichtet und folgende Sätze eingehend begründet:

1 . In den Schnlhäasem sind geeignete Yorkehrongen zu treffen, welche eine Yeronreinignng der Schuhe und Kleider der Kinder thnn- lichst hintanhalten nnd eine rasche und vollständige Reinigung des Schuhwerkes ermöglichen.

2. In aDen Schulzimmem, im Tumsaale, auf den Gfingen und Treppenabsätzen sind mit Wasser gefällte Spucknäpfe in ausreichender Anzahl an bequem zugänglichen und leicht sichtbaren Orten anfim- stellen.

3. Voraussetzung für die Möglichkeit einer ausreichenden Reini- gung ist ein gut geölter und in diesem Zustande erhaltener Riemen- boden.

265

4. Die Schulziiiimer sind wöchentlich dreimal, der Tomsaal) die Vorplätze, Stiegenhäoser , Gänge und Ahorte täglich bei geöffneten Fenstern mit fenchter Sägekleie gewissenhaft zn kehren. An&er den Schreibflfichen mid Fenstergesimsen sind auch die Trittbretter, die Sitzflächen und Bttcherfächer der Schulbänke, die (ränge zwischen den Bankreihen, das Pnlt des Lehrers und das Podium, ferner der Tnm- saalboden and die Tomgeräte, die Gänge and Stiegenhäoser, and zwar erst, nachdem sich der durch das Kehren aufgewirbelte und noch vorhandene feine Staub vollständig gelagert hat, sorgfältig mit reinen feuchten Tflchern za wischen, die auch während des Wischens feucht zu halten und dabei öfters zu reinigen sind.

5. Sämtliche Räume des Schalhauses, ebenso die Fenster and Schulmdbel sind monatlich einmal sorgfältig zu waschen. Wände, Heiz- kanäle und Wandkarten sind ebenso oft sorg&ltig abzustauben, Fenster- vorhänge auszuklopfen. Zur Durchfahrung der allmonatlichen nassen Auswaschung des Schulhauses ist die Schaffung von „Putztagen^ nötig.

Auszug ans dem Protokolle der Centralschnipflege itr Stadt Zfirich, betreffend die dortigen Jagendspiele.

Die Ereisschulpflege I in Zürich erstattete am 16. Januar d. Js. Bericht über die Jugendspiele daselbst im Sommerhalbjahre 1895. Gegenüber den Yoijahren kamen zwei Neuerungen zur Durchführung. Einmal wurde zu Beginn des Sommersemesters von den Eltern eine schriftliche Erklärung verlangt, dals sie mit der Teilname ihres Bandes an den Jugendspielen einverstanden seien und für regelmäfsigen Be- sndi der Übungen sorgen wollten; sodann liefs man bei schlechtem Wetter die Spiele nicht ausfallen, sondern verleggte sie in nahe ge- legene Turnhallen. Beide Neuerungen haben sich bewährt. An den Jugendspielen nahmen teil:

von den Schülern der Realschule 283 = 67 % ,

Yon den Schülerinnen der Realschule 254 = 50

y<Mi den Schülerinnen der Sekundärschule 193 = 52. , . Für die Knaben der Sekundärschule fielen die Jugendspiele wegen des erweiterten Turnunterrichtes der II. und m. Klasse aus. Aus den Teilnehmern vmrden 17 Spielabteilungen gebildet mit durch- 6chnittMch43 Schülern ; jede Spielabteilung hatte wöchentlich einen Spiel- abend Ton5 7 XJhr. Als Spielplätze wurden benutzt das Sihlhölzli, der Platzspitz, der Amthausplatz und die beiden Höfe beim Schulhause am Hirschengraben. An der Leitung der Spiele beteiligten sich 7 Primariehrer, 2 Primarlehrerinnen und 3 Sekundarlehrer. Auf jede Abteünng entfielen ungefähr 16 Spielabende«

266

Heinere Jlttteiliiit$eti.

Belisndlniig nnd Erziehmig nerrSser Kinder. Über dieses Thema schreibt der bekannte Professor der Irrenheilknnde, Dr. R. VON KRAFFT-EsiKa in Wien : Nervös beanlagte Kinder gehören yiel in die Luft, am besten anfs Land oder an die MeereskQste. GreDe Sinneseindrficke, Sonnenhitze, vieles Schaukeln^ grö&ere Reisen mOssen bei ihnen vermieden werden. Früh schon härte man sie dnrch ktlhle Waschungen ab. Eine kr&ftige, gemischte Kost mit reichlichem Milchgennis bei vollkommenem Ausschlnfs von Thee, Kaffee, geistigen Getränken ist geboten. Bei aller Sorgfalt für das körperliche Ge- deihen darf jedoch nicht ängstliche Sorge das Kind flberall hin- begleiten. Viele nervöse Kinder schlafen schwer ein, schrecken hftofig ans dem Schlafe anf. Solche Wesen sollen nicht allein schlafen and nicht in ganz dnnkler Stube. Narkotische Schlafmittel sind hier verpönt. Nnr selten werden temporäre Brompräparate nötig sein. Laues Bad vor dem Schlafengehen, ktOiles, gut ventiliertes Schlaf- zimmer genflgen oft, um den Schlaf ruhig zu machen. Einer ganz besonderen Aufmerksamkeit bedflrfen nervös Veranlagte in den fftr sie so gefährlichen Entwickelungsjahren. Gegen etwaige körperliche Störungen, wie z. B. Bleichsucht, Appetitlosigkeit, Schlafstörung, ist sofort ärztlich einzuschreiten. In der Zeit der ersten Menstruations- termine haben Mädchen die gröfste Schonung nötig. Von höchst« Wichtigkeit ist es, ein wachsames Auge auf die Entwickelung der Sexualorgane und ihrer Funktionen zu haben. Bei der Mehrzahl dieser Nervösen äufsert sich das Geschlechtsleben abnorm frah und oft mit besonderer Stärke. Dann stehen sie in Gefahr, der Masturbation anheimzufallen, und diese wird oft verhängnisvoll. Wie soll man dieser Gefahr begegnen? Vor allem vermeide man alles, was die Sinnlichkeit wecken könnte. Üppige Ernährung, GenuTsmittel, Stuben- sitzen, Stadtleben, Romanlesen, Tanzstunde, frfihe Einftlhrung in das Leben der Grofsen sind schädlich. Mäfsige Lebensweise, reichliche Körperbewegung, Landleben mit seinen Spielen und Vergnügungen, fleifsiges Baden und Kaltwaschen befördern körperliche Gesundheit und Keuschheit. Es ist Pflicht der Eltern und Erzieher, namentlich in Städten, zu beachten, welchen Umgang die jungen Leute haben. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung sexueller Verirrongen ist Sache des Hausarztes. Mächtige Hilfe gegen die Fdgen nervöser Veranlagung bietet eine richtig geleitete Erziehung. Haupt- fehler in der Behandlung, welche die Kinder nervöser Eltern daheim erfahren, bilden allzu grofse Härte oder auch Nachgiebigkeit, Ver- zärtelung, Grofsziehen von Sentimentalität. Sind die Eltern reizbare, aufgeregte, verschrobene, hypochondrische, hysterische Leute, so ist

267

es nHsschenswert, dab die Kinder nicht im Elternhanse erzogen irecitai und iMMUt ipor 4er Gefahr d^ iBtetaudiai Übertragung der Charakterfehler and Schndlen jeoer oder weaigBtens vor einer yer- feUten Erziehiing geschätzt bleiben. Eine ühterbringnng in Pensiönaten pabt nicht fbr solche Kinder, da sie in der Regel einer feih hMÜvidiiaHsiereDden Hand und in den Entwickelnng^ahren' einer ganz bes<»ideren Überwachung bedflrfen. Am meisten empfiehlt sich in solchen FäUen die Erziehnng im Hanse eines Pädagogen, und zwar in ländlichen Verhältnissen. Die Gro&stadt ist ein ünglflck fftr derartige Individuen. Nicht frflh genug kann der Entwickelung des Gemfltes und des Charakters Rechnung getragen werden. Man ^che der Kinder Oemflt zu kräftigen, begegne leidenschaftlichen Auf- walhingen von yomherein mit Ernst, selbst Strenge, lasse ebenso- wenig Empfindsamkeit aufkommen, gewöhne die Kinder frfth an Ge- horsam und erziehe sie zur Selbstbeherrschung und zu einer ruhigen Anf&issang der Lebensverhältnisse. Die vorzeitige Weckung der Phantasie durch Märchen und Geistergeschichten ist streng zu meiden, der LektOre eine ganz besondere Beachtung zu widmen. Viele nervöse Kinder zeigen eine abnorme intellektuelle Entwickelung. Oft ist sie eine verfrflhte; hier gilt es um jeden Preis zurflckzuhalten. Selten ist sie eine verlangsamte ; hier ist Geduld nötig. Jede Anstrengung des Gehirns mufs vermieden werden. Man schicke solche Kinder thunlichst spät zur Schule, überhäufe sie nicht mit Privatstunden in Sprachen und Musik und sorge für reichliche Gymnastik und jugendlichen Sport in Gottes freier Natur. Knaben mit nervöser Belastung passen nicht ftlr das Studium in den heutigen Gymnasien und nicht fär die Laufbahn des Gelehrten* Ein bürgerlicher oder technischer Beruf ist flir sie zuträglich, scheitert aber gar oft an der Eitelkeit der lieben Eltern. Würden solche Jungen Landwirte, so bliebe den meisten unter ihnen das spätere Nervensiechtum erspart. Unter allen Um- ständen quäle man ein nervös veranlagtes Kind nicht mit Studien, zu denen es nicht Lust noch Begabung hat, die es demgemäfs nur mit Anstrengung und mit Gefahren für sein leibliches und geistiges Wokl leisten kann. Die richtige, d. 'h. den individuellen Fähigkeiten und Kräften entsprechende Wahl des Berufes ist für nervöse Menschen entscheidend und eine Krönung des mühsamen Gebäudes der Er- ziehung; Grar mancher leidet dadurch Schiffbruch, dafs er seinen Beruf verfehlte. Jedenfalls ist ein Stand, der gemütlich aufregt, grofse Verantwortlichkeit mit sich bringt, zu einer mehr sitzenden imd geistig angestrengten Lebensweise nötigt, ftlr solche Individuen ein höchst bedenklicher.

Die Halskrsnkheiten der ZSglinge in Rngby Sehool wUirend der letzten 25 Jahre. Dr. Clement Dükbb, Arzt

der Bugbyschule, veröffentlicht in „77^ Lancet^ einen Aufsatz

268

über die Halskrankheiten, welche er innerhalb der letzten 25 Jahre bei den Schalem dieser Anstalt beobachtet hat. Die Knaben, 400 bis 500 an Zahl, sind in 9 H&nsem untergebracht. Yer- fasser findet sich hier, von den Ferien abgesehen, jeden Morgen ein, an den Werktagen um 87^9 ftn den Sonntagen nm 8V4 Dhr. Infolge dessen sieht er jede Krankheit sofort beim Beginne nnd kann ansteckende Schfller sogleich isolieren. Besonders wichtig ist dies bei Halskrankheiten. Von denselben kamen folgende zur Beobachtong: 1. Mandelentzündung. Die Schleimhant des Schlundes erscheint dabei glatt, trocken, glänzend, als ob alle Ab* sondemng und die oberflächliche Schicht abgeputzt worden seL Unter passender Behandlung schreitet dieser Zustand manchwial nicht weiter fort. Es kann aber auch zu Schwellung der Schleim- haut kommen, welche dann das Aussehen von dunkelrotem Sammet annimmt. Selbst hier ist noch ein Stillstand der Krankheit möglich. Wenn -dieser, wie in der Regel, nicht eintritt, so schwellen die Mandeln, bedecken sich allmählich mit kleinen weifsen Punkten und secemieren sehr stark. Bisweilen wird die Sekretion so bedeutend, da(s die weiüsen Punkte zusammenfliefsen und die Oberfläche der Mandeln mit einem dicken, weichen, aschgrauen Belag Aberzogen ist, der jedoch mit Diphtherie nichts zu schaffen hat. Einzelne Knaboi zeigen diese Erscheinung bei jeder Erkäkung. In der letzten Krankheitsphase schreitet die Entzündung und Schwellung auf den Gaumen fort, und es tritt Bräune auf. Dr. Dukes sieht alle diese Formen von Mandelentzündung als ansteckend ap. 2. Septische Halskrankheiten. Da die Wasserleitung, die Haus- und Stadt- kanalisation in Bugby fehlerlos sind, so kamen septische * Hals- entzündungen, von Mängeln in diesen Einrichtungen herrührend, nicht vor. 3. Halsentzündungen bei Scharlachfieber geben sich anfangs durch ein mattes, ziegelrotes Aussehen der Schleimhaut des Schlundes zu erkennen; in der That handelt es sich um einen verbreiteten Ausschlag derselben, ähnlich demjenigen, der später auf der Haut erscheint. Meistenteils beginnt und endet die Krank* heit hiermit; es kann aber aueh zu Yerschwärungen verscbiedanen Grades kommen. 4. Diphtheritische Halsentzündung. Im Beginne findet sich gewöhnlich eine dunkle Rötung und Schwetlong der Mandeln und überhaupt des Schlundes mit einem deutlich «os- gesprocheneu ödem des Zäpfchens, Erscheinungen, welche sich von denjenigen bei akuter Mandelentzündung nicht unterscheiden. Alle diese Fälle sind sofort zu isolieren, da man nicht wissen knim, wie sie sich weiter entwickeln werden. Später bedeckt sich der ganie Schlund oder ein Teil desselben mit einer grauen Absonderung, vrelche bisweilen den Charakter einer dichten Membran annimmt und wie nasses Waschleder aussieht. Diese Membranen breiten sich

269

vid können den ganzen Rachen einnehmen. 5. Die Haie- krankh eilen bei Windpocken charakterisieren sich durdh Fledn im Monde and Rachen, ähnlich denen auf der Haut. Oft flriiunrn sie sehr an die .kleinen, bei Mundentsflndtnig (Stomatitis) gew(yhnüchen Geschwüre, lassen sich jedoch von denselben durch den gieiclizeitigen Aasbrach aaf der Haat onterscheiden. 6. Die Halsentzündang bei epidemischen Röteln (Roseola) gleicht dem ersten Stadiom deijenigen bei Scharlachfieber, ist aber von sehr firflher Yergröiserang der Nacken- and der übrigen Drttsen be- gleitet. Die Zange schält sich am vierten Tage nicht ab. Nach- stofaeiie Tabelle gibt die Zahl der verschiedenen EUle von Hals- leiden bei den Zöglingen von Ragby School innerhalb 25 Jahren an :

Hals

krankheiten

Jahr

entzündlicher Art

4

bei

Seharlach- fieber

bei

Diphtherie

1871

1872

11

1

1873

1

1874

9

10

1875

6

2

1876

4

1877

14

6

1878

2

^^"

1879

6

1880

32

6

1881

7

17

Idf^.

20

1888

84

2

1884

22

5

1

1886

42

3

1886

27

1

1887

51

1

1888

17

1889

10

7

1890

28

1891

11

1892

29

1893

33

1894

14

2

1896

18

10 1 -

zusammen} 450

71

8

?70

Epdlich sei noch die jfthrliche Dnrchscluüttszahl ulid der Jahl-eS" inrozeptsatz der Halskrankheiten bei den genannten Schalem für die Zeit vom 1. Januar 1871 big zum 3i. Dezember 1895 mitgeteilt:

Halskrankheiten

Gesamtzahl

Jährlicher Durchschnitt

Proasent pro Jahr

entzündlicher Art bei Scharlach bei Diphtherie

450

71

3

18,00 2,84 0,12

4,50 0,71 0,03.

Die Singstimme der Kinder ist das Thema eines Aufsatzes, den E. Paulsen in „:i^äger8 Archiv", fid. LXI, S. 407 ff. verOffentUcht Vorwiegend Yon praktischen Gesichtspunkten ausgehend, hat es der Verfasser unternommen, an einer gröfseren Reihe von Kindern den Stimmumfang festzustellen. Er untersuchte zu diesem Behufe 4944 derselben, und zwar 2686 Knaben im Alter yon 6 bis 15 und 2259 Madchen im Alter von 6 bis 14 Jahren. Was zunächst den Stimmumfang der Mädchen anlangt, so bezeichnen im sechsten Lebensjahre die Töne a und fis^ die Grenzen, innerhalb welcher sich die Stimmen bewegen. Eine Zunahme nach der Tiefe tritt erst nach mehreren Jahren ein: im neunten Jahre kommt das g hinzu. Dann erfolgt abermals ein längerer Stillstand, bis im vierzehnten Lebensjahre die grö&te Tiefe e erreicht ist. , Nach der Tiefe erweitert sich also , die Madchenstimme im ganzen nur um 2V8 Töne. Wesentlich schneller und ausgiebiger erfolgt in dieser Zeit die Ausdehnung nach der Höhe, denn schon im elften Jahre ist der höchste Ton d^ erreicht, so dafs anf diese Weise 4 ganze Töne hinzugekommen sind. Anders liegen die Verhältnisse bei den Knaben. Im sechsten Lebensjahre ist der Stimmumfeng hier wesentlich kleiner als bei den Mädchen: die Grenzen sind h und f. Die Zunahme nach der Höhe beträgt, wie bei den Mädchen, 4 ganze Töne, doch wird der höchste Ton eis' erst im zwölften Jahre erreicht. Nach der Tiefe zu aber erweitert sich die Knaben- stimme wesentlich mehr als die Mädchenstinmie, denn der Zuwachs beträgt hier 4t^/t Töne, so dais als unterer Grenzton das d, nämlich im dreizehnten Jahre, erreicht wird. Die voll entwickelte Knabenstimnie umfa&t also die Töne d bis ds'; ihr steht die ausgebildete Mädchen- stimme mit den Tönen e bis d' gegenüber. Beide umfassen dem- nach fast 3 Oktaven. Die Mädchenstimme ist der Knabenstimme um einen halben Ton in der Höhe Überlegen, es fehlt ihr aber ein ganzer Ton in der Tiefe.

Über die ErfBUnng der gesnndheitliehen Yorsehriftem beim Tnmnnterriehte schreibt ein Lehrer in dem r.JPädag.Wochbi.'^z Da ist es ganz unglaublich, was in den letzten Jahren sowohl gegen

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SchOler, wie gegen Lehrer gesündigt worden ist. Und zwar ist dies grOistenteils eine Folge der neuen Lehrpläne gewesen, welche die Tnmstanden aof drei wöchentlich erhöhten, um damit die Bedeatong der Körperpflege anzuerkennen. Kein Mensch fragte sich nämlich dabei, ob auch überall hinreichende Räumlichkeiten und hin- reichende Lehrkräfte zur Durchführung des Verlangten Yorhanden seien. Was die Räumlichkeiten betrifft, so waren damit am wenigsten unsere grolsen Industriestädte yers^hen, denen es ja über- haupt bei der rasch anwachsenden Zahl ihrer Bewohner am schwersten fUlt, auch nur den allerbescheidensten Anforderungen der Hygiene nachzukommen. So kennt der Verfasser eine solche Stadt, in der eine Zeitlang die drei höheren Lehranstalten nur eine einzige, aller- dings sehr geräumige Turnhalle besa&en. Man kann sich vorstellen, welche Verhältnisse bei EinfUirung der drei Turnstunden da ein- traten. Einmal muikten mehrere Klassen beim Turnunterrichte zusanunengelegt werden, so dafs die Anzahl der Schüler meist über hundert stieg. Aber auch damit kam man nicht aus, sondern oft waren die Kollegen der verschiedenen Anstalten gezwungen, neben- einander in derselben Halle Turnunterricht zu erteilen. Man denke sich: zwei hundert Schüler* in derselben HaUe! Zwar war noch ein Turnplatz in der Nähe, aber bei schlechtem Wetter oder bei Sonnen- hitze konnte derselbe nicht gebraucht werden. Dazu kam, dafs anfangs ein starker Mangel an Turnlehrern bestand, so dafs die Last nicht gut verteilt werden konnte. Einer der Kollegen hatte z. B. eine Zeitlang am Mittwoch nachmittags drei solcher Turnstunden hintereinander. Fügt man noch hinzu, dafs ein dicht dabei liegendes Walzwerk mit seinem dröhnenden Hämmern den Takt dazu schlug, so kann sich ja jeder einigermaßen das Vergnügen eines solchen Nachmittags vorstellen. Die betreffende Industriestadt erkannte denn auch die durch Einführung der drei Turnstunden herbeigeführten Obelstände bereitwilligst an und baute eine zweite Turnhalle. Aber anch so ist der Zustand bei der rasch wachsenden Schülerzahl immer noch kein befriedigender zu nennen. Uns scheinen derartige' Klagen ziemlich unfruchtbar zu sein. Die Einführung einer dritten Tnmstunde ist von allen Hjgienikem mit Freuden begrüfst worden. Dafs aber beim Beginn dieser neuen Einrichtung nicht überall gleich die nötigen Tnmräume und Turnlehrer vorhanden waren, kann nie- manden überraschen und noch viel weniger jemandem zum Vorwurfe gemacht werden. Die Behörden sind eifrig bemüht, hier Abhilfe zu schaffen, und auch die in Rede stehende Industriestadt hat ja alsbald eine zweite Turnhalle erbaut.

LSftim^ der Klassen während des Sommers. Der preus- säsche ünterrichtsminister hat bestimmt, dals in der heilsen Jahreszeit

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die Fenster der Scbulzimmer nachts geöffnet sein sollen. Wie zweck- entsprechend diese Anordnung ist, zeigen Untersuchungen, die im hygienischen Ihstitute zu Budapest angestellt worden sind. Man hielt hier im Sommer die Fenster zfierst am Tage offen und nachts geschlossen, dann umgekehrt und vergHdi dabei stets die Temperatur der freien Luft mit deijenigen im Zimmer. Dabei ergab sich, dafe bei tagsüber geöffneten Fenstern die Temperatur im Zimmer beinahe ebensohoch stieg, wie im Freien, und bisweilen sogar die bedeutende Höhe von 2S®€. erreichte. Waren dagegen die Fenster am Tage geschlossen und des Nachts offen, so blieb die Luft im Zimmer viel kflhler, mindestens 7^0. niedriger temperiert als im Freien; an Tagen mit hoher Aufkentemperatnr erwies sich der Unterschied besonders grofs. Es mufs dahef bei grofser Hitze als Regel gelten, dafs die Elassenfenster bei Tage auiser in den Pausen geschlossen, des Nachts aber offen ge- halten werden. Dabei kann ungehindert die frische Nachtluft in die Scfatdzimmer eindringen und Wände und Geräte abkohlen, welche dann ihrerseits wieder am Tage die Innenluft kflhl erhalten. Unterstützen VfiM sich diese wohlthuende Ventilation noch durch Öffnen der Thilren. Zw Anle^Bg TOn Sehnlbrunnen. Nach einem Berichte des Königlidi sächsischen LandesmedizinalkoUegiums sollte die Schule zu Naustadt im Hedizinalbezirke Meifsen an Stelle des bisherigen un- brauchbaren Brunnens einen neuen erhalten. In der zuversichtlichen Erwartung, in nächster Nähe eines alten, stets gutes Wasser ftthrenden Brunnens ebenfalls ein tadelloses Trinkwasser zu finden, wurde der Brunnen ohne Torherige Wassemntersuchung mit nicht unerheblichen Süsten gegraben. Die Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege in Dresden mulste aber leider das Wasser desselben auf Grund Biner Ana- lyse wegen seines hohen Eisengehaltes und bedeutenden Härtegrades ds ein zu Genufs- und Wirtschaftszwecken wenig geeignetes, wenn auch nicht gerade gesundheitsschädliches bezeichnen; man hofft, dafe mit der Zeit sich wenigstens der Eisengehalt vermindern werde. lin Schtdhause zu Wald im Medizinalbezirke Zittau wurden einige Fälle von Bleivergiftung beobachtet, welche von der Schulwasserleitong herrtthrten. Von der Brunnensohle aus führten nämlich längs der Wand des Brunnenschachtes Bleiröhren in die Höhe bis an eine frost- freie Stelle des Brunnenrandes und gingen hier unmittelbar in die Bleirohrleitung Hber, welche unterirdisch bis in den Keller des Schill* bauses und von da hinauf in die Küche weitergeführt ist. Zwischen der Ausflufsstelle in der Küche und dem Fufsboden der letzteren be- fand sich eine Pumpe, deren Ventile jedoch nicht sicher schlössen. Infolgedessen trat das Wasser allmählich durch die Pumpenventile etwas zurück, und hi einen Teil des Bleirohres drang demgemäfs für längere Zeit, z. B. über Nacht, atmosphärische Luft ein, wodurch

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Blei gelöst wurde. ^ Die Yom Bezirksarzt zur Beseitigung weiterer Bleivergiftungen geforderten Mafsregeln bestanden in der Ersetzung des im Brunnenschachte emporsteigenden Bleirohres durch innen und auDsen mit bleifreiem Zinn überzogene Bleiröhren oder noch besser durch emaillierte oder mit einem Teeraberzug versehene Eisenröhren, desgleichen in der Beseitigung des im Keller und in der Küche des Schulhauses gelegenen Bleirohres und Ersetzung durch das soeben angegebene Material, in der Beschaffung einer neuen Pumpe oder in der gründlichen Reparatur der alten, endlich in der Fürsorge dafür, dals das Ventil im Brunnen selbst zuver- lässig funktioniere. Der unterirdische Teil der Bleirohrleitung blieb liegen, da, gute Funktionierung des Ventils im Brunnen vorausgesetzt, diese Leitung als bestündig vollkommen mit Wasser ' gefüllt angenommen werden mufste. Der Bezirksschulinspektion wurde durch den Bezirksarzt von dem Vorkommnisse und den in Vor- schlag gebrachten Mafsregeln Mitteilung gemacht, zugleich unter Hin- weis darauf, da£s es sich empfehlen dürfte, in Zukunft bei der Anlage von Wasserleitungen für Schulen darauf zu achten, dab, wenn über- haupt Bleirohrleitungen in Verwendung kommen sollten, diese stets vollständig mit Wasser gefüllt sind. Ferner möge der Schulvorstand den Ton vornherein nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Einflufs des zur Verwendung kommenden Wassers auf Bleiröhren im Einzelfalle chemisch durch einen Sachverständigen prüfen lassen.

Der Hansschwamm in Schiden vom hygienischen Stand-

pinkt« Die „&^ei0. Bl. f. Qsdhtspfl.^ schreiben : Im hygienischen Insütat der Universität Breslau angestellte Untersuchungen und Ex- perimente mit dem Hausschwamm haben ergeben, dais dieser weder eine spedfisch giftige, noch eine parasitär-infektiöse Wirkung auf den menschlichen oder tierischen Organismus ausübt. Damit soll natürlich nicht behauptet werden, dab das Auftreten desselben in bewohnten Ranmen, wie Schulen, gleichgültig sei und nicht bekämpft werden müsse. Ganz abgesehen von dem bedeutenden materiellen Schaden, weicher durch die Zerstörung des Holzwerkes und die häufigen Repa- ratoren entsteht, ist das Auftreten des Hausschwammes auch stets als ein Symptom übermäisiger Feuchtigkeit der Wände und der Luft aa&nfiBifisen. Feuchte Wohnungen aber sind geeignet, bei den Bewohnern Belästigungen und Gesundheitsschädigungen hervorzurufen, sowie in- direkt das Zustandekommen mancher Krankheiten zu begünstigen. Aus diesem Grunde allein, nicht etwa wegen der Pilzwucherungen als sol- cher iiferden daher mit Hausschwamm infizierte Häuser, insbesondere Schulen, auch künftig zu beanstanden sein. Daneben mögen vielleicht

^ Vergl. diese Zeitschrift, 1891, No. 8, S. 516-517. D. Bed.

8«kiilc««iind]ieit0p<l«ge IX. 19

274

durch die Oblen Gerüche, die bei der Fftnlnis des Pibses entstehen, bei empfindlichen Persemen ünbegnemUchkeiten ensengt werden ; ttet die betreffenden Gertdie haben nh^ts Spedfisches und können in ganz ähnlicher Weise durch $aaAenB fänlnistthiges Material bewirkt werden. Avdi von diesem Standpunkte aus ersdieint daher die Beseitigung der Schwammwuchenmgen in den Schulen als ein dnfeches Oebet der Sauberkeit.

ta^esgefdiiditltilies«

IMe ErkraBknngen der Sehulkinder in Jalta bt n ihrer kSrperlieheB ^twickelug. Unter diesem Titel Ter» öffentlicht A. J. Bogk>8LOWBKt einen Aufsatz in Westn. obsdiesiw. gigÜ. mäebnoj i prakt. medic.", No. 2, 4, 6 und 6. Danach dienten dem Verfasser als Material dieser interessanten statistischen Arbeit die Resultate seiner in den Jahren 1883, 1887 und 1890 Tor- genommenen Untersuchungen aller Kinder einiger Elementarschulen und des Progymnasiums für MAdchen, sowie die Ergebnisse der alljfthrlichen Besichtigungen der Schfller des Progymnasiums im Laufe von 16 Jahren. Im ganzen gelangten 1106 Schulkinder, 648 Knaben und 458 Mädchen, zur Untersuchung. Alle Krankheits- ftlle wurden in zwei Gruppen eingeteilt: 1. weniger zahlreiche, die meistens nicht unter der direkten Einwirkung der Schule sich ent^ wickeln, und 2. viel häufigere, an deren Entstehung die Schule den gröfsten Anteil nimmt. In Bezug auf die erste Gruppe, zu welcher Verfasser Anftmie, Chlorose, Tuberkulose, Rhachitis u. a. zählt, liefs sich folgendes beobachten. Vom siebenten Lebenfljahre» d. h. vom Beginn des eigentlichen Schulalters an, wächst die Zahl dieser Erkrankungen immer mehr und steht m direktem ZusamEmm- hange mit der Zunahme der Körperlänge der Kinder, so da(s hoch- gewachsene Kinder häufiger erkranken als solche mittleren und niedrigen Wuchses und auch in ihrer allgemeinen physischen Eni- wit^elung zurflckbleiben. Schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob der schwächere Körperbau Ursache oder Folge des häufigeren Erkrankens der hochgewachsenen Blinder ist. Für die ersfee An- nahme spricht der Umstand, dafo die Zahl der Erkrankungen d«ai relativ geringeren Brustumfang proportional erscheint. Die Pto- gymnasien gaben eine höhere ErkrankungszaU als aDe fibrigen

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Sdnden, was durch die schwächere körperliche Entwickelong der Pro- gynnastesten hedingt war, indem deren bessere Materielle VerhiUtniase m Yoi^leidi so den SchtÜem der Elementarsdinlen keinen merklichen Vatab anf ihren GesnncUieitsznstaad hatten. Von den Krankheiten der zweiten Gruppe waren besonders Garies der Ztthne, habituelle Eopfadimerzen, periodisch auftretende Nasenblntungen unter den Sdiulkindem stark yerbreitet, zu den minder häufigen gehörten My<^ie und leichte Ermüdung der Augen. Auch für diese Krankheiten lieft dch der grolse Einfiufs der kOiperlicfaen EntWickelung konstatieren, indem die schwächeren Kinder yid häufiger und stärker an denselben litten als die kräftigeren. Das Hauptkontingent der Leidenden gaben aodi hier die Progymnasiasten ab, während die Kinder der Elementar- schulen sich eines besseren Gesundheitszustandes zu erfreuen hatten. BoooBiiOWSiCT erklärt diesen umstand durch die viel höheren An- forderungen, welche die Progymnasien an die Schulkinder stellen, sowohl in Bezug auf die eigentliche Unterrichtsdaner, als auch auf die Zeit, wdche die Schüler zum Anfertigen ihrer häuslichen Aufgaben gebrauchen. Man sieht aus den Beobachtungen des Verfassers zur Genflge, dafe auch in Rufsland die Schulen, besonders die mittleren, zahlreiche ffOar das Erkranken der Kinder prädisponierende Momente schaffen, indem sie den normalen Gang der Entwidselung des kind- lichen Organismus stören und denselben schwächen.

Zur fiehnliberUrinngsflrage. Unter dieser Überschrift

yeröffentlicht Oberstabsarzt Dr. Hebtbr zu Frankfurt a. M. in der

„DtMsfc. med. Wochschr,*^ einen Artikel, in welchem es heifst,

da6 eine ÜberbOrdung der Schüler nicht nur in einem Übermafs

▼on Unterricht und häuslicher Arbeit zu suchen ist, sondern auch

in einer unrichtigen Verteilung der Schulstunden. Das städtische

Gyamasinm in Frankfort a. M. hat in seinem Stundenplan fftr die nach

dem allgemeinen Lehrplan unterrichtete Ostemnterprima während des

Somnerhalbjahres 1895 wöchentlich 34 Stunden angesetzt, und zwar

an einem Tage 4, an zwei Tagen 5, an zwei Tagen 6 und

an einem Tage 8 Stmiden, während des laufenden Winterhalbjahres

1896—96 35 Stunden, davon an drei Tagen 5, an einem Tage

6 und an zwei Tagen 7 Stunden. Die Zahl der auf die

Naehmittage fallenden Stunden schwankt zwischen 0 und 3. Ja, das

last UnglauUiche ereignete sich, daüs zwei ünterrichtsstanden an

CTiem Nachmitti^ in die Zeit von 3 bis 4 und von 5 bis 6 gelegt

wsren, während die dazwischenliegende Stande von 3 bis 4 Uhr

frei blieb. Dafs die Kinder an einigen Tagen wegen ^ner einzigen

Oeaaiig- und dergleichen Stunde nachmittags zur Schule gehen

Mllssen, ist nicht nur am Gymnasium vorgekommen. Der Schluls

deu Tormittagsunterrichtes ist an den verschiedenen Tagen und in

19»

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den yerschiedenen Klassen und Schulen verschieden; er findet manch- mal um 11, manchmal um 12, an anderen Tagen um 1 Uhr stafct. Auch der Nachmittagsunterricht beginnt zu yerschiedenen Zeiten. Unter solchen Umständen Ift&t sich in Familien mit mehr als einem schulpflichtigen Kinde eine regelmäisige Mittagstischzeit nnmOg^ch innehalten, ein Teil der Familie ist dauernd darauf angewiesen, <fie Speisen aufgewärmt zu geniefsen, was deren Bekömmlichkeit be- kanntlich nicht erhöht. Diese Verhältnisse bedflrfen keines Kom- mentars. Wodurch sie auch herbeigefährt sein mögen, den Forderungen der Gesundheitspflege entsprechen sie keinesfalls.

Impetigo contagiosa im Lehrerseminar zu Pirna. Nach

einem Berichte des Königlich sächsischen LandesmedizinalkoUeginms wurden im Lehrerseminar zu Pirna vier Fünftel der Insassen von Impetigo contagiosa befallen. Bei Besichtigung der Anstalt fand der Bezirksarzt als einzigen hygienischen Übelstand, auf welchen man die Entstehung der Krankheit hätte zurttckfähren können, den Zustand der gemeinschaftlichen Waschräume. In diesen befand sich unter den langen hölzernen Waschtafeln, in welche die Waschbecken ein- gelassen waren, fftr jeden Schüler ein hölzerner Tischkasten, wo nach einer im Raum angeschlagenen Waschordnung „Schwämme, Wasch- lappen, Seife, Zahnbürsten, sowie Haarbürsten und Kämme^ auf- bewahrt werden sollten. Schon hierdurch waren die Luftschichten in den Kasten und die darin aufbewahrten Gegenstände, welche sämtlich in freier Luft aufzuhängen gewesen wären, dumpfig, bezw. stockig geworden. Es hatte sich aber auch noch vielfach schmutziges Wasser aus den Waschbecken und von den Tafeln in die Kasten ergossen; viele konnten nur mit Anwendung von Gewalt oder gar nicht geöffnet werden, und in einzelnen fand man ein schmutziges, faulig riechendes Wasser handhoch stehend. Die Luft in dem Wasch- räume roch modrig. Von dem Bezirksarzte wurde die gänzliche Beseitigung der Waschtischkasten, sowie eine bessere Wasserableitang und die Anbringung einer besonderen Yentilationsvorrichtnng an den Fenstern des Waschraumes für notwendig erklärt und von dem Königlichen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Anstalt wegen der Ansteckungsgefahr auf einige Wochen ganz ge- schlossen.

Vorlesung Aber Schnlkygiene in London. Die „National Health Society'' Englands veranstaltet aUjI^irlich eine Reihe von Vor- lesungen über öffentliche Gesundheitspflege. Die zehnte dieser Vor- lesungen, welche von Dr. Ghablbs Shblly gehalten wurde, behandelte die Schulhygiene. Der Vortragende wies nach „2%e Brit. Med. Jcmm.^ darauf hin, dafs Überbürdungserscheinungen auf einen Fehler in der ^'cistigen oder körperiichen Ernährung des Schülers schliefsen liefeen.

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Morgenarbeit sollte nicht mit nflchtemem Magen stattfinden. Die Hauptarbeit des Tages sei in den sp&teren Standen desselben vorzunehmen, jedoch nicht nnmittelbar vor der Zeit des Znbette- gefaens. Nach einigen Bemerkungen ttber Schnidifttetik erörterte Redoer die Frage der Schlafeinrichtnngen und sprach sich für eine leichte Änderung des in England üblichen Schlafsaalsystems ans, welche hinreichendes Alleinsein beim Ankleiden sichere, ohne jedoch die Yentüation zu beeinträchtigen. Was die Kleidung anbetrifft, so verwarf er den Gebrauch von Baumwolle, und zwar sowohl fttr Bett- decken, wie fttr gewöhnliche Kleidungsstücke. Nach seiner Meinung ist es von grofser Bedeutung für wachsende Knaben und M&dchen, dafe die Kleider lose um die Brust anliegen. Für durchaus not- wendig erklftrte er Unterricht in den Hauptsätzen der Gesundheits- lehre, der persönlichen, wie der häuslichen, welcher einen Teil der Erziehung in der Schule bilden müsse. Nachdem er noch auf die Unentbehrlichkeit besonderer Krankenzimmer für ansteckende und nichtansteckende Schüler hingewiesen hatte, betonte er den Wert des allgemeinen Gebrauches übereinstimmender Gesundheitszeugnisse seitens der Schulbehörden, wie solche von der Gesellschaft der Schul- medizinalbeamten für den Verein der Schulleiter zusammengestellt seien.

Die Steilschrift im Auslände. Auf Anregung unseres ver- ehrten Mitarbeiters, des Herrn Komitatsoberphysikus Dr. Süssmann in Hermannstadt, ist seit dem 1. September 1895 in dem evangeli- sdien Landesseminare daselbst, welches die einzige Bildungsanstalt fttr die Siebenbürgischen Volksschullehrer ist, die Steilschrift probeweise eingeführt worden. Femer hat die medizinische Sektion des sieben- bttrgischen Vereins fttr Naturwissenschaften bei dem Konsistorium der evangelischen Landeskirche in den siebenbürgischen Teilen Ungarns die Einführung der Steilschrift in die Schulen befürwortet. Eine von Dr. SÜSSMANN. yerfa&te Flugschrift über die letztere ist an sämtliche evangelische Dekanate in mehreren Exemplaren gesandt worden, damit die Angelegenheit in den in regelmäbigen Zwischenräumen stattfin- denden Zweiglehrerversammlungen besprochen werde. Auch in Spanien verhandelten nach dem ^Bolei. de msene, prim.^ die Lehrer- konferenzen, und zwar zu Sevilla, Valencia und Barcelona, über die senkrechte Schrift. Bei dieser Gelegenheit stellte Vicentb Gastro Legtia, Professor der Kaligraphie am Institut San Isidro in Madrid, folgende These auf: „In den Volksschulen ist es nötig, den Gebranch von Linienblättern und quadrierten Heften zu verbieten und den Kin- dern völlige Freiheit beim Schreiben zu lassen; dann werden die An- fiUiger von selbst die Steilschrift wählen, welche viele Jahrhunderte hindurch ausschlieMch in Gebrauch gewesen ist.^^ Als Vorzüge der

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s^^LrechteA vor der schrftgen Schrift betonte LsaUA besonders ihre leichtere Aniführbarkeit, ihre grölsere Deutlichkeit, sowie dab sie aich schneller sehreibe nnd weniger Schnörkel zeige. Über .^ Steil- Schrift in Amerika schreibt j,Tke Ptact Twcher'': Die in den Ver- einigten Staaten ersdieinenden „8^ol Netos*^ haben eine besoBdere, von Professor Cayiks redigierte Rubrik, welche sich mit der Steil- schrift beschäftigt. Ebenso tritt Fräulein EliiA Jacobs in dem „American TecK^ier^ Tom orthopädischen nnd ophthalmologisehen Stand- punkt ftlr diese Sdirift;brt ein. Endlich hebt „Tke Äustrakam Sehoölmasier*^ die praktischen Yorzttge dersdbea hervor. Es hetfet hier: „Die Steilschrift lä&t sich leichter lesen als die Schrflgschrift, und da die Seite eines Quadrats kOnrer als die Diagonale dessdben ist, so schreibt sie sich auch schneller. Zeit aber ist Geld. „Therefore there is money in it, L. s. d. in it, pounds, Shillings, and penoe in it.*'

Verbot für die Prager Sehftler, die Hände ihrer Lehrer n kftsseB.^ Der Stadtrat von Prag hat, wie die „Br. SdmLrtstr berichtet, auf besondere Anregung das Verbot, dals Direktoren, Lehrer oder Katecheten sich von den Volksschalem oder Volks- Schülerinnen die Hand kfissen lassen, zu erneuern besehlossen und aus sanitären Gründen die strengste Beachtung desselben den be- treffenden Schulftinktionären zur Pflicht gemacht.

AlkehelisBUS und Schiile. Der j.Temps*' schreibt: Am 15. Januar d. Js. veranstaltete die „Lehrervereinigung zur Er- ziehung nnd zum Schutze der Jugend^ in der Mairie des 11. Arrondissements von Paris eine gro&e Versammlung. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Masson, hatte mehrere hundert Schüler und Lehrlinge um sich versammelt, zu denen zahlreiche Erwachsene hinzu- gekommen waren; im ganzen mochten 700 bis 800 Personen anwesend sein. Da^ Präsidium der Versammlung ftlhrte der Direktor des Primärunterrichtes BuissON. Gegenstand der Tagesordnung war der Alkoholismus, und zwar wurde derselbe in eigentümlicher Weise besprochen. Zuerst trat Dr. Roubinowitgh auf, den der Miniater des öffentlichen Unterrichts mit der Aufgabe betraut hat, in den Pariser Knabenvolksschulen und der Lehrerbildungsanstalt des Seine- departements Vorträge über die Nachteile und Gefahren des Alkohols zu halten. Er spielte diesmal eine Schoinrolle, indem er den Alkohol verteidigte und die Gründe wiederholte, welche die Arbeiter für die Notwendigkeit seines Genusses anzuführen pflegen. Sein Gegner war verabredetermafsen Dr. LEaRAiN, leitender Arzt d^ Asyls von Ville-Evrard und wohlbdcannter Verfasser der Schrift: „Die Eniarhmg der Geseüsckaß duirch den Alkohol,*' Br widerlegte

' Vergl. diese Zeitschrift, 1895, No, 7, S. 435. D. Rad.

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die GrOnde des Dr. Roübinowitch, so geistvoll sie auch vorgebracbt wareft» «uf das schlagendste, und so war der Erfolg der Hftüaigkeita- firewde ein YoUständigw. Einige Tage später trat Dr. Boubikowitgh abemudfl, aber diesmal in dem Lehrerseminar zu Anteuil und als Sieger auf. Man wollte anfangs nur die Zöglinge des dritten Jahr- ganges, die bald Lehrer werden, an .seinen Erörterungen teflnehmen lassen, aber auch die jflngeren Seminaristen baten, zugdassen zu zu werden, was man ümen natürlich gerne bewilligte. Aufserdem waren noch zahlreiche Yolksschullehrer und die s&mtUchen Professoren des Seminars erschienen. Der Bedaer hatte seinen Stoff auf drei Vorträge verteilt. Er sprach zuerst über den erworbenen Alkoholismus, sodann über den ererbten und endlich über die falschen An- schauungen der Alko)ioIfreunde. Besonders wurden die intellektuellen und moralischen Verwüstungen, welche dieSpirituosraL anrichten, betont, aber auch die physischen Veränderungen am Magen, an der Leber und dem Gehirn des Trinkers gezeigt. Der Vortragende bediente sich hierbei verschiedener in dem von ihm geleiteten Asyl Saint- Anne aufgenommener Photographien, welche vermittelst eines Projektions- apparates stark vergrölsert an die Wand geworfen wurden«

Zur Blindenerzieliiuig in üngara. In der „Pädagogischen GeseDscliaft^ zu Budapest hielt Direktor Josbph Boboz einen Vor- trag: „Über dif wichtigsten Fragen des Blindenunter- richts.^ Danach wurden in Ungarn bei der letzten Volkszählung 20000 Blinde ermittelt, von denen wenigstens 3000 weiter fort- gebildet werden mülsten, während in der einzigen Landesanstalt zu Budapest blols 100 Platz finden. Trotzdem erfordert diese Anstalt einen jährlichen Kostenaufwand von 40000 bis 50000 fl. Um dem erwähnten Mangel abzuhelfen, wären ungefähr 1160000 fl. zur Errichtung neuer Inatitute notwendig. Inzwischen könnte der Blinden- unterricht mit dem gewöhnlichen Volksschulunterrichte in Verbindung gebracht werden. Femer sollten grobe VlTerkstätten ftlr jugendliche Blinde errichtet werden. VlTährend sich die bUnden Industriellen behaapten, ist dies mit den blinden Musikern selten der Fall, wes- halb dieser Zweig der Ausbildung in Deutschland und Bufsland, wenigstens soweit es sich um Erwerb dabei handdt, auch eingeslidlt wnrde.

Der HaadfertigkeitsiiHtemelit ai rnssiaolieii Lehrer-

büdugsanstalteil. Das russische Ministerium fl&r VolksaufUärung hat nach den ^BL f. KnahkdarhV bei dem Petersburger und Moskauer Lehrerseminar je eine etatsmälsige Lehrstelle für den Bandfertigfceita- nnterricht gegründet und die Inhaber derselben verpflichtet, nicht nur die Zöglinge der genannten Seminare, sondern auch zukünftige Lehrer an anderen Unterrichtsanstalten in der Handfertigkeit auszubilden

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Ferner ist den Pädagogen aufgetragen, sich mit den nenen Methoden nnd Programmen des Arbeitsunterrichtes durch periodische Beteiligung an den in St. Petersburg und Moskau zu eröfiienden Seminarkursen bekannt zu machen. AuTserdem sind in 8 weiteren Lehrerbildungs- anstalten Leiter des Handfertigkeitsunterrichtes angestellt worden. Zu der Einrichtung der nötigen Schulränme ist eine einmalige Ausgabe von 4500 Rubeln erforderlich, die Besoldung der Lehrer kostet 14450 Bubel jahrlich. Der Finanzminister hat seine Zustimmung zu dieser Mehrausgabe erteilt.

Schfllerbataflloiie in den VereiDigten Staaten. Die BQ-

düng Yon Schülerbataillonen, welche sich ttberall als zweck- und nutzlos erwiesen haben und nach kürzerem oder längerem Bestände wieder aufgeKVst werden mufsten, nimmt in den Vereinigten Staaten nach der „Dtsch, Tum-Ztg,*^ immer größeren Umfang an und scheint in den Köpfen der mafsgebenden Politiker und Schulleiter immer mehr zu einer fixen Idee zu werden. Dazu trägt nicht wenig der flberall zu Tage tretende Kriegslärm bei, und unter dem Verwände, bei der Jugend den Patriotismus zu wecken und sie zu kriegstflchtigen und schlagfertigen Soldaten heranzubilden, pflanzt man ihren Köpfen den Geist des Militarismus ein und die Gering- schätzung gegen die, welche es nicht verstehen, in zweifarbigem Tuch zu paradieren und mit dem Säbel zu rasseln. Es ist schon so weit gekommen, dab Offiziere der Armee als militärische Instmktoren an herrorragende Lehranstalten, besonders höhere Schulen, abkommandiert wurden, um die Zöglinge zu echten Gamaschenhelden abzurichten. Damit nicht genug, ist jetzt auch das Kriegsministerium mit einem Plan zu Tage getreten, der nichts Geringeres beabsichtigt, als die Schttler solcher Unterrichtsanstalten, in denen Armeeoffiziere als Exerziermeister thätig sind, in Bataillone, Regimenter, Brigaden und Armeecorps einzuteilen. Zu diesem Zweck sind die Vereinigten Staaten vom Kriegsminister in Bezirke gesondert worden, welche je eine Brigade aus Schülern der betreffenden Lehranstalten bilden sollen. Diese Brigaden werden nach der Entscheidung der Leiter der betreffenden Lehranstalten und ihrer Exerziermeister Geldzuschflsse erhalten und mit dem Kriegsministerium, sowie unter sich in Ver- bindung treten. Zweck dieser Organisationen ist die Einffthmng eines gleichmäfsigen militärischen Unterrichts und die Zusammen- wirkung aller Schülerbataillone, sowie das Betreiben yon Gesetzen, welche zur Ausgestaltung des Planes nötig sind. „Verschiedene der Lehranstalten und Schulen, die nicht durch zu grofite Entfernungen Yoneinander getrennt sind'^, so heilst es in dem vom Kriegs- minister erlassenen Rundschreiben, „haben den Wunsch aos- gedrückt, Regiments- und Brigadeorganisationen zu bilden, um

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gemeiBSohaftlicbe Manöver nach einem ausgedehnten Plan ahznhalten. Ein wichtiger Punkt ist auch der, durch vereinigte Agitation auf den Erlab von diesbezüglichen Gesetzen hinzuarbeiten. Wenn eine solche Gesetzgebung von hundert verschiedenen Schulen verlangt wird, so erhfilt dies gewichtigen Nachdruck durch die Thatsache, da& dieselben einen militfirischen Körper von 15000 bis 20000 Kadetten repräsentieren, die von etwa 100 Armeeoffizieren kommandiert werden und ein stattliches Armeecorps bilden.*'

Rekonvaleseentenheim fBr Kinder des Mittelstaiides

in England. j^The Brit. Med, Joum,** berichtet: Auf Einladung der Kuratoren des Yarrowheims reisten zahlreiche geladene Gäste am 26. Oktober v. Js. nach Broadstairs, um die an der See gelegene Anstalt fOr jugendliche Rekonvalescenten kennen zu lernen. Dieselbe ist fttr Kinder der mittleren Stände, insbesondere armer Witwen, welche bessere Tage geisehen haben, zurückgekommener Handwerker, bedflritiger Künstler und nicht mit Glücksgtttem gesegneter Gelehrter, bestimmt. Sie will keine Ferienkolonie, kein Krankenhaus, keine Yerpfiegungsstätte für Unheilbare, sondern ein Rekonvaleseentenheim sein; nur solche Kinder sind von derselben ausgeschlossen, welche kurz zuvor an ansteckenden Krankheiten gelitten haben. Das Grundstück liegt im Süden von Broadstairs, nicht weit von der See und umfafst 10 Acres. Die Gebäude haben reichlich Luft und Licht, geräumige Korridore und Veranden und grolse Säle zum Spielen bei schlechtem Wetter. Im Winter werden nicht nur die Zimmer, sondern auch die Flure, Wasch- und Bade- rftnme durch Warmwasserradiatoren geheizt. Dem Gründer, Herrn Yabbow, und seinem Architekten Emanuel Barbow gebührt für die sorgÄlUge Berücksichtigung der Hygiene besonderer Dank. Die Kosten fär jedes Kind betragen 5 s. die Woche.

Znr Forderung norvregiseher Ferienkolonien. Ein im

Aaslande ansässiger Herr, der in hohem Grade Norwegen und die norwegische Katur bewundert, hat dem Vorsitzenden der Kommunal- verwaltung Christianias einen Pfandbrief von 10000 Kronen samt den heuer fälligen Zmsen als Geschenk übersandt. Der Geber, der ungenannt bleiben will, wünscht, *dafs die jährlichen Zinsen dieser Summe zur Förderung des Landaufenthalts armer E^inder während der Ferien benutzt werden. Von dem vollziehenden Vorstand der Kommunal- verwaltung ist die Gabe dem Magistrate übergeben worden, damit sie nach dem Wunsche des Gebers Verwendung finde.

M. K. HIkonbon-Hansek. Ein Ontaehten fiber die Benntsnng von Tischplatten mit quadrierter Liniiemng in Kinderg&rten wurde vom dem k. k. Obersten Sanitätsrat zu Wien in seiner Sitzung vom 8. Februar d. Js.

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abgegeben. Der Referent, Obersanit&tsrat Professor Dr. Max Gvtuu, sprach sicli dabin ans, dab mit BAchsicbt aof die weit öehAartn «nd in binreichenden Abständen gezogenen Linien derartiger Tiaofa- platten von ihrer Yenrendung kein^lei Nachteil in sanit&rer Be- adebong zu besorgen sei. Diesem urteile schlofseu sieh die ihrigen Mitglieder an.

Sltütlid^e Derfi^nngen.

Bonderlafs des KOnij;Iich prenfdsehen Ministers der geist- lichen, Unterrichts- nnd Medixinalangelegenheiten, betreffend den Bau ländlicher YeULsschideiu

(Fortsetzung.)

3. Das Schnlhaus. A. Banart.

Die Gestaltung des Schnlbanses in Bezng auf Gmndrils- einteilnng und Gescbo&zabl wird bedingt durch die Anzahl nnd Greise der Schnlzimmer, durch die Anzahl nnd Gröfse der Lehrerwohnnngen und durch die fOr den Schtüer- und Wobnungsverkdir erforderiidien Flure, Gänge und Treppen. Bei ein- und zweiklassigen SchulhäasMn empfiehlt sich im allgemeinen eine eingeschossige Anlage, ein zwei- geschossiger Bau nur dann, wenn die Beschränktheit des Platzes dazu zwingt. In solchen Fällen sollen die Lehrerwohnungen nie unter den Schulzimmem liegen. Sonst ist flberall da, wo der Lehrer Ackerwirtschaft betreibt, die La«(e seiner Wohnung im Erdgeschols zu bevorzugen.

Bei der GmndrUseinteilung ist besonderer Wert darauf zu l^gen, dals sowohl bei eingeschossigen als bei mehrgeschossigen Schnlhäiifieni der Schfllerverkebr Yon dem Wohnungsyerkehr yollständig getrennt werden kann, um die Übertragung ansteckender Krankheiten ms der Lehrerfamilie auf die SchulkinQer au yerhttten. Diese wichtige Forderung labt sich bei geschickter Planbildung erfüllen, ohne daCs g^en die bisher Ablieben Grundrisse sich ein Mehr an bebauter Grundfläche ergibt. Es ist deshalb stets ein Nebenflur mit besonderem Zugang und mit besonderer Treppe, welche zugleich die Verhindinig mit dem Keller und dem Dachboden herstellt, für die Lehrerwohnungen anzulegen, der Schülerflur aber höchstens durch eine» in Krankheits- fällen abzusehlieüsende Thflr mit dem Wohnnngsfinr oder mit einer Stnbe der Lehrerwohnung zu verbiaden.

283

Zwedonftfidg ist es, wenn ein schnelles Wachsen der Schülerzahl Tomusnsehen ist, saf die Erweiterangsfthigkeit des Schnlhauses Ton fomberein Bedacht zu nehmen. Beispielsweise würde in einem ein« klassigen Schnlhanse, wenn zunächst etwa nur fftr 40 bis 50 Kinder Platz zu schaffen, ein erhebliches Anwachsen der Kinderzahl aber mit einiger Sicherheit zu erwarten wäre, dem Schalzimmer gleich die flr diese gr(ylsere Zahl yon Pl&tzen ausreichende Abmessung zu geben, von ihm aber durch eine Zwischenwand einstweilen ein ftr Wohnzwecke dienender Teil abzutrennen sein. Wird sp&ter das grOftere Schnlzimmer nötig, dann wttrde die Zwischenwand zu beseitigen und die ursprOnglich nur fdr einen jung verheirateten Lehrer bemessene Wohnung durch einen Anbau derartig zu erweitern sein, dab sie ftlr einen Alteren Lehrer mit zahlreicherer Familie genügt.

Die nachträgliche Anlage eines zweiten Schulzimmers kann ent- weder durch Anbau, oder durch Aufbau erfolgen. In der Regel wird ein Anbau zweckmäfsiger sein als ein Aufbau, weil bei letzterem der Unterricht mehr gestört wird, auch die Gefahr nahe liegt, dafs durch Regenwetter während des Aufbaues die unteren Bauteile leiden. Bei Vornahme eines Anbaues wird das zweite Schulzimmer so zu legen sein, dab es Ton dem vorhandenen *8chttlerflur aus zugänglich ist. Im DachgeschoCs wird dann meistens die Einrichtung einer Wohnung far den zweiten Lehrer nötig, die bei Besetzung solcher zweiten Stellen mit jungen, einstweüig angestellten Lehrern auf das BedQrfhis eines Unverheirateten beschränkt werden kann.

FOr den Fall des nachträglichen Aufbaues des zweiten Schul- zimmers über dem vorhandenen mufs der Schülerflur von vornherein so brcat angelegt werden, dais eine bequeme Schülertreppe eingebaut werden kann. Ober der Wohnung des ersten Lehrers im Erdgeschofs wild dann entweder im Dachgeschofs am Giebel die Wohnung für den zweiten unverheirateten Lehrer eingerichtet, oder, wenn auf die Anfft<»^^"i»g eines verheirateten zweiten Lehrers Rücksicht genommen werden soU, ein volles Geschofs über der Erdgescholswohnfläche auf- gelMUit. In allen diesen Fällen sind die für die künftige Erweiterung erforderlichen Rauch- und Lüftungsröhren gleich bei der Ausführung des ursprünglichen Entwurfes mit anzulegen.

Bei vorhandenen Schulhänsern bildet oft die ungenügende Grölse da* Lehrerwohnung den Grund zum Umbau. Da in solchen Fällen meistens auch das Schulzimmer den neueren Anforderungen nicht entspricht, so ist in erster Linie zu versuchen, die Erweiterung der Wohnung durch Hinzunahme des alten Schulzimmers zu erreichen und für den Unterricht einen verbesserten neuen Raum durch einen Anbau zu schaffen.

Der Futsboden des Erdgeschosses soll überall mindestens 0,50 m

284

über der Erdoberfläche liegen. Der die Lehrerwohnnng enthaltende Bauteil ist in der Regel zn unterkellern, sofern es möglich ist, die Eellersohle mindestens 0,30 m fiber den höchsten bekannten Gmnd- wasserstand zu legen. Steigt das Grundwasser höher an, so ist die Errichtung eines zum Teil über der Erde liegenden und durch Erd- anschüttung in gleichmälsiger Temperatur zu haltenden Kellers au&er- halb des Hauses vorzuziehen. Der Umfang der KeUerräume ist nach den Wirtschaftsbedürfnissen zu bemessen. Hierbei sind die Vorrats-, Wasch- und Backräume so anzuordnen, dafs die Ton ihnen aus- gehenden Gerüche und Ausdünstungen nicht in die ünterrichtsr&ume eindringen können. Die Schulzimmer werden in der Regel nicht zu unterkellern sein.

Überall ist gegen das Aufsteigen der Grundfeuchtigkeit und gegen das seitliche Eindringen von Nässe in die Wände durch Herstellung von Isolierschichten in geeigneter Lage Vorsorge zu treffen.

Holzfhisböden in nicht unterkellerten Räumen sind nach den Regeln der Technik in zuverlässiger Weise gegen Fäulnis und Schwammbildung zu schützen.

Bauschutt oder durch organische Stoffe verunreinigte Massen dürfen weder zur HinterfQllung der Fundamente noch zur AnsfOllung der Balkendecken über der Stakung verwendet werden.

Zu empfehlen ist die Herstellung eines mindestens 0,80 m breiten Traufpflasters rings um diä Gebäude.

Bei der Wahl der Materialien und Konstruktionen für die üm- fassungswände, Scheidewände und Dächer soll stets in erster Linie das Ortsübliche mafsgebend sein. Alles, was in der Bauweise einer Gegend sich eigenartig aus den örtlichen Verhältnissen entwickelt hat, herkömmlich geworden und bewährt erfunden ist, soll mit Sorgfalt beobachtet und weiter erhalten werden.

Wenn im allgemeinen auch fOr die Herstellung der Umfassungs- wände Massivbau mit Werksteinen, Bruchsteinen oder Ziegeln seiner Dauer und Feuersicherheit wegen besonders zu empfehlen ist, so soll doch Fachwerksbau, zumal wenn Eichenholz verwendet werden kann, oder die Bekleidung der Wandflächen mit Schiefer da, wo es landes- üblich ist, keineswegs als ausgeschlossen gelten. In Niederungen, Moorgegenden und im Gebirge ist die Zimmerung der Anisen- und Innenwände aus Schurzholz zulässig. Immer aber ist je nach dem verfügbaren Material den Regeln der Technik gemäfs so zu kon- struieren, daüs die Umfassungswände standfest, undurchlässig für Nfisse und wärmehaltend werden.

Beim Ziegelbau werden die änberen Mauerflächen in der Regd nur zu lugen sein. Mörtelverputz empfiehlt sich wohl auf glatten

285

Flftchen, ist aber an den Gebändedecken, Thttreinfassangen nnd Sohlbänken thnnlichst zn yenneiden.

Die Materialien zur Eindecknng der Dächer nnd die Dach- neigongen sind je nach der Lage des Schnlhanses, ob im Flachlande oder im Gebirge, ob geschfltzt oder starken Winden ansgesetzt, zn wählen. Überstehende Dächer geben einen guten Wetterschutz, eine ansprechende Erscheinung und machen Dachrinnen und Abfiallröhreii meistens entbehrlich; sie sind deshalb in der Regel da zu wählen, wo nicht die Übertragung eines Brandes oder die Gefährdung durch Stflrme besonders zu befilrchten ist. Hokcementdächer sind nur da zu verwenden, wo diese Technik allgemeiner verbreitet und die Her- stellung durch geübte Handwerker gesichert ist. Niemals darf aber die Holzcementdeckung unmittelbar auf eine unterschalte und ver- putzte Balkendecke aufgebracht werden; es muTs vielmehr zwischen der Balkendecke und der Dachschalung stets ein zugänglicher Hohl- raum hergestellt werden. Die Eindecknng der Dächer mit Schindeln ist zulässig, wo diese ortsüblich und baupolizeilich erlaubt sind.

Die äufsere Erscheinung ländlicher Schulhäuser soll schlicht sein, bei aUer Einfachheit der Formen aber doch den öffentlichen Zweck des Yolksunterrichts in angemessener Weise erkennen lassen. Es ist deshalb auch bei den anspruchlosesten Bauten dieser Art auf gute Breiten- und Höhenverhältnisse, auf eine schickliche Yerteilung der Fenster und Thüren, auf eine ansprechende Gestaltung der Dächer und auf eine passende, durch die Materialien bedingte Farbenwirkung der Aufsenwände und Dachflächen in jedem Falle Wert zu legen.

Aus der Notwendigkeit, die nach au&en aufschlagenden Thüren gegen Wind und Wetter zu schützen, ergibt sich ungesucht die Be- dachung des Haupteinganges, sei es durch Zurücklegen der Thür in einem Vorraum, sei es durch Herstellung eines Vorbaues. Blinde Fenster sind grundsätzlich zu vermeiden. Wenn die Lage der Klassen es mit sich bringt, dals fensterlose Wandflächen nach der Stralse zu sichtbar werden, wird für die geschlossenen Mauerflächen durch Anbringung einer Bauinschrifttafel eine angemessene Belebung, oder, wenn es die Himmelsrichtung zuläüst, durch Anpflanzung von Wein- stöcken, breitgezogenen Obstbäumen oder Bankgewächsen ein freund- licher Schmuck durch Begrünung zu gewinnen sein.

(Fortsetzung in No. 6.)

286

Bntwuf einer IKeuterAmuig fBr die Sebnlinte der Stadt

Nfimberg.^

1.

Die Scholitarzte haben im allgemeiiieii die Aufgabe, dea König- lidMn Bezirksarat in der gesondheitspolizeilicheB Beaa&ichtigaBg der stAdtiachen Schulen, wie auch der seiner Aufsicht unterstellten privaten Ersiehnngs- und Unterrichtsanstalten zu nnterstfltBen.

2.

Sie haben die ihnen zugewiesenen Schulen allmonatlich mindestens einmal und im Bedarfsfalle auf Antrag der Inspektion einzelne ELlassen wiederholt zu besuchen und hierbei auf die richtige Handhabung aller ftr die Gesundheit der Kinder und Lehrer getroffenen Ein- richtungen zu achten, vor allem auf Erwärmung, Lüftung, Beleuchtung und Reinigung der Bäume, auf Schulbänke, Aborte, Tumsäle und Schulbäder.

Allenfallsige Beschwerden und Wünsche der Lehrer und Haus- meister haben sie dabei entgegenzunehmen.

Über .ihre Wahrnehmungen bei diesen Besuchen, wie über die ihnen vorgetragenen Wünsche und Beschwerden haben sie unter Benutzung eines gleichmä&igen Formulars einen kurzen Vermerk aufzunehmen, von welchem sie eine Abschrift dem Konischen Bezirks- arzt übermitteln, . während sie das Original zu ihren Akten nehmen.

3.

Ebenso haben die Schulärzte die in ihrem Bezirke liegenden Kinderbewahranstalten oder Kindergärten mindestens viermal jähriich zu besuchen und über den Befund an den Königlichen Bezirksarzt zu berichten.

4.

Bei ihren Besuchen in den Schulen haben die Schulärzte die- jenigen Kinder zu untersuchen, deren Untersuchung im Interesse des Unterrichts wünschenswert ist. Diese Untersuchungen sind, soweit nötig, in der Wohnung des Hausmeisters vorzunehmen.

Über das Ergebnis derselben ist ein kurzer Vermerk aufzunehmen, welcher mit der Censurliste des betreffenden Kindes aufbewahrt wird.

5. Die Untersuchung und Begutachtung eines Kindes ist vorzunehmen, a. wenn für ein Kind vor vollendetem 6. Leben^ahre die Aufnahme in die Werktagsschule gewünscht, oder wenn

' Vergl. diese Zeitschrift, 1896, No. 4, S. 196—197. D. Red.

»87

ftr Schlkler der Werktags- und Fcntbüduigsschvle, fttr SchOierinaeii der Werktags- oder der MUdchemonirtags- schule mit Rflcksicht aaf deren G^ondheitBverfaSltiiisse die Entlassung yor Yollendeter Schulpflicht beantragt wird ; b. wenn für einzelne Kinder die Zorfickstellung Yom Schnl- besuche aaf ein Jahr oder die Befirdnng von der Teil- nahme an einzekien Unterrichtsgegenst&nden verlangt wird ; e. welm fftr Kinder, welthe an ansteckenden Krankkoiten gelitten haben, der Nachweis zn erbringen ist, dais sie ohne GefiUirdnng derMitschttler snm Schnlbesnobe wieder zngeUissen werden können; d. wenn Zweifel darüber bestehen, ob Schnlvers&nmnisse wegen Krankheit gerechtfertigt sind. Diese Untersnchnngen haben nnr dann einzutreten, wenn hans- inthche Zeugnisse nicht Toi^elegt werden können, oder wenn sie von don Eustftndigen Schulinspektor besonders gefordert werden. Auf Verlangen der Behörde müssen diese Untersuchungen im Hause des Arztes oder des Kindes yorgenommen werden.

Das yom Schularzte ausgestellte Zeugnis wird mit der Censurliste des betreffenden Kindes aufbewahrt.

6.

Aulser ihren regelmäßigen Aufgaben haben die Schulärzte auch die besonderen Aufträge zu erledigen, welche ihnen yom Königlichen Bezirksarzte oder yom Magistrate erteilt werden.

Vor allem haben sie bei dem Auftreten von Infektionskrankheiten unter den Schulkindem den Weisungen des Königlichen Bezirksarztes zur Untersuchung der Schulkinder in den Schulen sofortige Folge zu leisten und die ihnen aufgetragenen Berichte schleunigst an den- selben zu erstatten. Den regelmäßigen jährlichen Umgängen der Pfleger in den Schulhäusem haben sie auf Einladung beizuwohnen.

7.

Es ist die Aufgabe der Schulärzte, die Beseitigung vorgefundener Mftagel im Einvernehmen mit den Inspektoren, Lehrern oder Haus- verwaltern zu veranlassen; ein Kecht derselben, selbständig Weisungen zu erteilen oder Anordnungen zu treffen, ist ihnen nicht eingeräumt.

Anträge oder Beschwerden ihrerseits haben sie an den König- licfaen Bezirksarzt zu richten, der dieselben dem Magistrate zur Yer- bescheidnng und Mitteilung an die Schulbehörde flbermitt^.

8. Hnsenuntersuchungen von Schulkindem nun Zwecke der Lösung hjgienisdNr oder anderer wissenschaftticher Fragen dürfen sie nur

288

dann vornehmen, wenn die Königliche Lokalschalkommission anf besonderes dnrch den Königlichen Bezirksarzt an dieselbe zn bringendes Ersuchen die Erlaubnis dazu erteilt hat.

9.

Mindestens einmal in jedem Yierte^ahre wird der Königliche Bezirksarzt mit den Schulärzten eine Besprechung abhalten, bei welcher Angelegenheiten und Fragen der Schulgesundheitspflege, insbesondere auch die von den Schulärzten im letzten VierteUahre gemachten Wahrnehmungen, zur Sprache kommen.

Über die Gegenstände dieser Besprechung, zu welcher sämtliche Schulärzte zu erscheinen haben, wird ein Vermerk aufgenommen.

10. t.

Über ihre Thätigkeit haben die Schulärzte jeweils am Ende des Schu]|jahres an den Königlichen Bezirksarzt einen Bericht zu erstatten, den dieser dem Magistrate zur Kenntnisnahme übermittelt.

11. Femer haben die Schulärzte über die amtlichen Vorkommnisse ein Tagebuch zu führen, welches sie samt allen amtlichen Schrift- stücken aufzubewahren haben. Sämtliche Aktenstücke sind als amt- liche zu erachten und daher Eigentum des Magistrats; sie gehen im Falle des Rücktritts eines Schularztes auf dessen Nachfolger über.

m

12. Ist ein Schularzt während des SchuJijahres veranlafst, seine Thätig- keit vorübergehend zu unterbrechen, so bedarf er hierzu eines Urlaubs von selten des Magistrats. Das Urlaubsgesuch ist rechtzeitig bei dem Königlichen Bezirksarzte einzureichen und wird von diesem mit gutachtlicher Äufserung dem Magistrate vorgelegt.

13. In dem Urlaubsgesuche mufs angegeben sein, welcher von den anderen Schulärzten für die Dauer des Urlaubs die Stellvertretung übernimmt.

14. Für ihre Mühewaltung erhalten die Schulärzte einen bestimmten Jahresgehalt, der jeweils in den vom Magistrate bestimmten Fristen ausbezahlt wird.

15. Die Schulärzte werden von dem Magistrate je auf 3 Jahre an- gestellt, unbeschadet der beiden Teilen jederzeit zustehenden drei-

289

monatlichen Kttndigang, sind jedooh nach Ablanf dieser Frist wieder wiiilbar.

16. Der Magistrat behält sich vor, vorstehende Bestimmungen ab- zoftndem oder zu erweitem.

Nürnberg, den ^

Stadtmagistrat.

Am der Schulordiiiuig fBr die Bürger- nnd aUgemeinen Yolkg- geknlen des Sehnlbezirkes Wien, genehmigt mit dem Er- lasse * des k. k. niederSsterreichischen Landessehnlrates Yom 20. September 1895, Z. 9019.

Übertragbare Krankheiten.

§ 15. Schüler nnd Schülerinnen, bei welchen auch nnr der Ver- dacht der Erkrankung an einer übertragbare^ Krankheit (Blattern, Scharlach, Masern, Diphtheritis, Rotlauf, Keuchhusten, ägyptische Augenentzündung u. s. w.) besteht, oder von deren Wohnungsgenossen jemand mit einer solchen Krankheit behaftet ist, dürfen so lange die Schule nicht besuchen, bis sie durch Beibringung eines amtsärzlichen Zeugnisses nachgewiesen haben, dafs durch ihr Erscheinen eine Weiterverbreitung der Krankheit nicht zu besorgen ist.

Sie haben sich darüber vor dem Betreten der Klasse beim Schulleiter auszuweisen.

Tabakrauchen.

§ 20. Das Tabakrauchen ist der Schuljugend verboten.

Feilbieten von Gegenständen.

§ 21. Das Feilbieten von Blumen, Zündhölzchen, sogenannten Planeten u. dergl., von Druckschriften aller Art, wie auch die Yer- teflang solcher auf der Strafse oder an öffentlichen Orten ist den Schulkindem verboten; ebenso das Ausspielen von Gegenständen jeder Art.

Untersagte Vergnügungen.

§ 22. Der Besuch von Gast- tmd Kaffeehäusern ist den Schülern und Schülerinnen nur in Begleitung ihrer Eltern oder deren Stell- vertreter gestattet.

Der Besuch von Tanzunterhaltungen, Vorstellungen in Spiel- hallen oder Vorträgen von Volkssängern u. dergl. ist ihnen unbedingt yerboten. Die Mitwirkung an öffentlichen Schaustellungen kann nur mit Grenehmigung des Bezirksschulrates von der Schulleitung zugelassen werden.

Das Spielen um Geld und (Geldwert ist ihnen untersagt.

8«lnlg«fuid]ielta»fl«g« IX. 20

290

BatseUige des Cfesnndlieitsrates Yon New York zur YerUtnig

Yon Infektionen in Sehnlen.^

1. Der Gebrauch von Schiefertafeln, Griffeln oncL Schwämmen ist in allen öffentlichen Schalen zn verbieten.

2. Nach Erfordernis sollen die SchtÜer mit Federn nnd Feder- haltem versehen werden nnd ein jeder dieselben in einem mit seinem Namen bezeichneten Kasten aufbewahren. Feder und Federhalter dürfen nur nach gehöriger Desinfektion aus der Hand eines Schfllers in diejenige eines anderen übergehen.

3. Alle Schulrequisiten, welche von einem an einer ansteckenden Krankheit leidenden Kinde in der S<^hule zurückgelassen sind oder sich in der Wohnung einer Familie befunden haben, bei der ein Fall von Pocken, Typhus, Diphtherie, Scharlach oder Masern vor- gekommen ist, sollen an die Gesundheitsbehörde zum Zwecke der Desinfektion, bezw. Vernichtung abgeliefert werden.

4. Bücher, welche die Schüler mit nach Hause nehmen, sind regelmäCsig jeden Monat in neues ManiUapapier einzuschlagen. ^

5. Die Plätze für Trinkwasser in den Erdgeschossen der Schul- geb&ude sollen beseitigt und mit Deckeln versehene Wasserkrüge, die täglich vor dem Unterrichte frische Füllung erhalten, in allen Klassen aufgestellt werden. Jeder Schüler empfängt einen numerierten Trink- becher, den er in das Schulzimmer mitnimmt; eine Verwechselung dieser Becher ist zu verhüten.

^txfonalitn.

Der Geheime Medizinalrat und vortragende Rat im Königlich preulsischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- angelegenheiten, Dr. Moritz Pistor, ist zum Geheimen Ober- medizinalrat, der Direktor des Provinzialschulkollegiums in Hannover, Geheimer Regierungsrat Dr. Bisdenw^eg, zum Oberregierungsrat ernannt worden.

Den Charakter als Geheimer Medizinalrat haben erhalten: Medizinalrat Dr. Lighthbim, ordentlicher Professor und Mitglied des Medizinalkollegiums der Provinz Ostpreulsen zu Königsberg i. Pr., und Medizinalrat Dr. Bode, Mitglied des Medizinalkollegiums der Provinz Hessen -Nassau in Kassel; den Charakter als Geheimer

^ Die Ratschläge sind von Dr. Bioos, dem Bakteriologen des New Yorker Gesundheitsrates, verfafst und von letzterem gebilligt worden. D. £.

291

Begierangsrat : Regienmgs- und Schnlrat Dr. Dittmab in Potsdam; den Titel Oberstadienrat: Gymnasialdirektor Dr. Bender im Ulm; den Charakter als Schalrat: die Ereisscholinspektoren Dr. Sohabf in Danzig and Nitsch in Berent; den Charakter als Professor: der Direktor der Gewerbeschale Dr. Holzmüllbb in Hagen.

£s warde verliehen: das Ritterkreoz des Königlich wttrttem- bergischen Eronenordens dem Oberstadienrat im Kaltosministerinm Dr. Rapp in Stattgart and dem Seminardirektor Oberschalrat Kerker in Gemfind; das Ritterkreoz I. Klasse des Königlich wttrttembergischen Friedrichordens den Rektoren Dr. Kaptp in Stattgart and Professor Dr. Knapp in Friedrichshafen ; der St. Stanislaasorden I. Klasse dem Direktor des St. Petersbarger Alexander - Newskikinderasyls, Wirk- lichem Staatsrat Robusch, and dem Direktor des Gromowschen Kinder- asyls, Wirklichem Staatsrat Börling ; der rote Adlerorden lY . Klasse dem ProYinzialschnlrat Friese in Magdebnrg, den Regierangs- and Schalräten SghönwAldbr in Liegnitz, Kupfer in Oppeln and Sass in Schleswig, dem Direktor des hygienischen Institats, Professor Dr. RüBNEB in Berlin, dem Direktor des Progymnasinms Liesen in Eschweiler, den Kreisschalinspektoren BbaüNE in Görlitz and Simon inWittUeh; die silberne MedaiUe des französischen Ministerhims des Innern dem Dr. Boiyin in Paris für seine Verdienste am die Hygiene.

Der frühere k. österreichische Kaltosminister Baron EöTVOS ist als ordentlicher Professor der Experimentalphysik nach Badapest, der Direktor des hygienischen Institats in London Dr. A. Rüpfer als Professor der pathologischen Anatomie an die £cole de MMedne in Cairo, der Professor Dr. J. Förster in Amsterdam anf den nen errichteten Lehrstahl für Hygiene zn Strafebarg i. £. berafen worden. Es wnrden ernannt: Gymnasialdirektor Kanzow in Gumbinnen znm Gymnasialdirektor in Zeitz; Gymnasialdirektor Jäniokb 2a Krenzborg in O.-S. zam Gymnasialdirektor in Gambinnen; Professor Dr. Wähle am Gymnasium in Montabaar zam Direktor desselben; Oberlehrer Dr. Wilbebtz am Gymnasinm in Essen zam Direktor des Progymnasinms in Nenmark ; Oberlehrer Professor Dr. Holfeld am Gymnasinm and Realgynmasinm in Gaben znm Direktor des Realgymnasiams in Essen; Oberlehrer Dr. Bode an der Masterschale in Frankfart a. M. zum Direktor der Adlerflychtschale daselbst; Oberlehrer Dr. Babtels am Laisengymnasinm in Berlin znm Real- scliiildirektor in Schöneberg bei Berlin; Oberlehrer Dr. Svanuth am Gymnasinm in Kiel znm Realschaldirektor in Sonderbnrg; Ober- lehrer Dr. WiLLENBEBG am Gymnasinm and Realgymnasinm in der Krenzgasse zn Köln znm Realschaldirektor in Elmshorn; Professor Dr. FOBBACH am Nenen Gymnasinm in Darmstadt znm Direktor der

20*

292

höheren M&dehenschale in Offenbach ; Seminaroberlehrer W. Crkher in Drossen zum Seminardirektor dort; Dr. Escalibr, Hüfsarzt am Ljcenm von Alais, znm Arzt dieser Anstalt an Stelle des ver- storbenen Dr. MONTBILS.

In gleicher Eigenschaft sind versetzt worden : Schnlrat Gabtkeb zu Posen in den Ereisschnlinspektionsbezirk Nordhausen nnd Dr. Baibb zu Samter in den Ereisschnlinspektionsbezirk Krotoschin.

unser verehrter Mitarbeiter, Herr Professor der Augenheilkunde Geheimer Medizinalrat Dr. Sohmidt-Rimplbb in Göttingen, feierte am 1. MStz sein fttnfundzwanzigjähriges Professorei\jubilänm. Wir bringen ihm noch nachtrftglich unsere angelegentlichsten Glflck- VTtlnsche dar.

Die Z^tschrift für Sclmlgesundheitspflege betrauert den Tod zweier Mitarbeiter, des Arztes am Lazarewschen Institut fOr orien- talische Sprachen in Moskau, Kollegienrats Dr. W. Nbstbroff, der noch kürzlich einen Aufsatz in ihr veröffentlichte, und des Direktors der Cäcilienschule in Oldenburg Karl Wöboeen.

Aufserdem sind gestorben : Geheimrat Dr. Karl von Lingen, ärztlicher Direktor der Eleinkinderbewahranstalt des heiligen Wladimir in St. Petersburg; Dr. Joseph Maurovich, Mitglied des kosten- Iftndischen Landessanitätsrates; die Ereisphysiker, Geheimer Sanitäts- rat Dr. Thiel in BartOistein , Sanitätsrat Dr. Bosenthal in Memel und Sanitätsrat Dr. Thomsen in Eappeln; Gymnaaialdirektor Dr. Schläfer in Nauen; Direktor des Lehrerinnenseminars und der höheren Töchterschule KarnstAdt in Lüneburg; Bealschuldirektor Dr. HüGO Zathay in Erakau ; Bealschubrektor a. D. Dr. Elotzsch in Borna; die Ereisschulinspektoren, Schulrat Pensky in Schneide- mflhl, Dr. Hennig in Berlin, BUETTNER in Posen und Dr. Nebldtg in Altenahr ; Schuldirektor a D. Fischer in Dresden ; Direktor der n. Bargerschule, Privatdocent Dr. H. Wolff in Leipzig; die Rektoren a. D. Hoffmann und Eittel, beide in Breslau, und EÖGER in Oldenburg ; der Direktor der Taubstummenanstalt Eühnk in Osterburg ; der um das Schulturnen verdiente Lehrer Oskar Wkibr in Elstra.

293

£itterotiir.

Besprechnngen.

Dr. Gustav Righteb, Gymnasialdirektor in Jena. Unterricht und listige ErmfidllBg. Eine scholmännische Wflrdignng der Schrift E. Ebabpelins Über geistige Arbeit^ . Sonderabdmck aas yjAhr- proben und Lehrgänge^ ^ Jahrg. 1895, Heft 45. Halle a. S., 1895. Buchhandlung des Waisenhauses (41 S. 8®).

Abgesehen von der Bekapitolation einiger der froher yerOffent- hchten einschlägigen Experimentalnntersachnngen, der Polemik gegen Kraepelin und den Bemerkungen üb^ hygienische Schulstatistik, enthalt die yorliegende Arbeit Yerbessernngsvorschläge, über welche wir zon&chst referieren wollen, da der Verfasser erfreulicherweise wert- ToUe Konzessionen macht.

Bezüglich der ersten Schu^ahre ist Richter dafür, die ünter- richtszeiteinheit nur Vs Stunde betragen zu lassen. In den unteren Klassen der Gymnasien will er kurze Ruhepausen mit leichten Frei- fibungen bei geOffiieten Fenstern oder „Rührt euch^ innerhalb der weniger als eine Stunde dauernden Lektionen eingeschaltet sehen und schlägt für Gymnasien bei vier- bis fOnfstündigem Vormittagsunterricht folgende Einteilung desselben vor:

1. Lektion 50 Minuten, z. B. von 8 8,50 Uhr,

1. Pause 10 » » 8,60 9

2. Lektion 60 9 9,5o

2. Pause 15 » » 9,w) 10,5

3. Lektion 50 « » 10,5 10,56

3. Pause 20 » » 10,56 ll,i5

4. Lektion 45 » » ll»i6 12 eventuell 4. Pause 30 „12 12,8o

5. Lektion 45 » » 12,8o l,i5

Diese Vorschläge sind recht duokenswert, denn ihre Ausftkhrung wtirde eine beträchüiche Verbesserung gegen bestehende Zustände be- deoten. Nur schulmeisterliche Engherzigkeit könnte die etwas ungleiche Lektionsdauer bemängeln.

Femer enthält die Schrift als neues Thatsachenmaterial mehrere in Schulstunden vorgenommene Versuche, welche von Lehrern am Jenaer Gymnasium, den Doktoren Eoetschau, Kolesch und Mbbian- Genast, auf Wunsch Rlchtebs angesteUt und bearbeitet worden sind, und zwar:

Vor versuch. In der zweiten Vormittagsstunde bildeten 24 zehn- bis eUSährige Schüler (Quintaner) 100 lateinische Verbalformeii

n n

294

in drei Grappen yon 50, 50 und 60 Formen. Mit 0—1 Fehler wurde gearbeitet

Gruppe I von 80 7o

» HI w 37 .

Es wird bis zum Ende der Stunde steigende Arbeitsgeschwindig- keit, aber noch schneller wachsende Entwertung der Leistung kon- statiert; prftcisere Angaben fehlen. Der Gesamtzeitaufwand schwankt zwischen 26^/i und 54'/« Minuten. Die gestellte Arbeitsförderung war zu hoch.

Erstes und zweites Experiment, unmittelbar nach Schliifs der Sommerferien rechneten zwölf- bis dreizehiij&hrige Schfller (Untertertianer, deren Lehranfgabe in der Mathematik „bis zur Multi- plikation der Polynome*' geht) 30 Aufgaben in drei bezüglich der Arbeitsforderung gleichwertigen Teilstücken zu je 10 Aufgaben. Die Schüler sind gut begabt. Als Beispiel für die Qualität dieser Auf- gaben diene : 13a 4b (5c -f- 2a) (6a 4b) 2c.

Die 10 Aufgaben jedes Teilstückes wurden diktiert und die Lösungen nicht nach Ablauf einer im voraus vom Experimentator gedachten Zeit abgenommen, sondern bis alle oder fast alle Schüler fertig waren. Wieviel Zeit das Diktieren in Anspruch nahm, ist nicht beobachtet. Es wurden zwei analoge Experimente mit je 30 Auf- gaben in drei Teilstücken angestellt. Für die erste Versuchsreihe ist die Gesamtdauer des Experiments angegeben, und zwar mit 44 Mi- nuten; aus der unten angeführten durchschnittlichen Arbeitszeit ergibt sich eine Ruhezeit von 9^/s Minuten im Durchschnitt, also eine reelle Arbeitszeit von etwa 35 Minuten.

Erstes Experiment: erste Vormittagsstunde; anwesend 21 Schfller. Zweites vierte des folgenden Tages;

anwesend 23 Schüler.

Erstes Experiment. Zweites Experiment.

Durchschnittlich brauchte ein Schüler zu Stück

I 14 Minuten ^ I 9,7 Minuten

II 11 * II 9,8

m 9,5 ni 8,3 .

Von den Lösungen betrug die Gesamtzahl der fehlerhaften: 19,68% 15%. .

Es entfielen fehlerhafte auf Teilstück

I 7,85 7o I 3,91%

n 5,24 II 5,43

lU 6,58 m 5,8 .

295

Verfasser folgert, dafs sich die niedrigeren Zahlen beim zweiten Experiment ans der beträchtlichen Übnng, welche t^gs vorher beim ersten Experiment stattgefunden hatte, erklären, dals aber in der Tierten Vormittagsstunde (zweites Experiment) die Ermüdungserschei- nuDgen früher anfireten (Zunahme der Arbeitszeit und Fehlermenge im zweiten Zeitstücke, verglichen mit dem ersten). Von einer wesent- lichen Herabsetzung der geistigen Leistungsfähigkeit könne hier nicht die Rede sein.

Drittes und viertes Experiment. Eine von demselben Lehrer unterrichtete Klasse, deren Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren standen (Obertertia mit der Lehraufgabe: „Algebraische Divi- sion und Brüche; Proportionen^), enthielt vorwaltend Schwachbegabte Knaben ; diese Klasse wurde zu Versuchen, analog den Experimenten 1 und 2, verwendet.

Drittes Experiment: erste Vormittagsstunde; anwesend 19 Schüler.

Viertes vierte j 14 Tage später; an-

wesend 16 Schüler; mit Rücksicht auf die inzwischen erlangte gröfsere Übung etwas schwie- rigere Aufgaben.

Drittes Experiment Viertes Experiment.

Durchschnittlich brauchte ein Schüler zu Stück

I 9,5 Minuten I 7,2 Minuten

II 6,4 n 5,5

III 5,6 in 5 .

Von den Lösungen betrug die Gesamtzahl der fehlerhaften: 12,5 7o 22,5 Vo.

Es entfielen fehlerhafte auf Teilstück

I 4,9 7o l 8,9%

II 4,1 II 7 m 3,5 III 6,6 .

Verfasser erklärt die konstant grölsere Fehlerzahl des vierten Experiments aus der gröfseren Schwierigkeit der bei diesem Experi- ment gestellten Aufgaben. V7ie wenig berechtigt war es dann, etwas „schwierigere'' Aufgaben beim vierten Experiment angezeigt zu finden! Oder hat der Autor jetzt bei der Beurteilung unrecht? Da Arbeits- geschwindigkeit nnd Arbeitszeit im Verlaufe des vierten Experi- ments steigen, so ist nach Ansicht des Verfassers eine Minderwertig- keit diesei Leistung gegen die im dritten Experiment beobachtete nicht festziBtellen.

Fünftes und sechstes Experiment. Die Klasse, mit welcher Experiment 3 und 4 gemacht war, wurde zu einer Versuchs-

fdaxag,

f&fjxag,

dSg,

^5,

do^fjg,

^sffig,

iog.

^i^.

296

arbeit im GriechischeB verwendet. Grammatischer Jahresstoff: „An- eignnng der nqthematischen Konjugation und der nnregelmftfidgen Verba^. Bei jedem der beiden Versuche muteten fftnf Gruppen zu je 12 Formen gebildet werden, z. B.:

f(fi:fi<Sag,

&t^jiffig,

ifti^ffatg,

Die Schtfler waren meist einige Minuten vor Ablauf der für eine Gruppe zugestandenen Arbeltszeit fertig. Das Diktat dauerte nur je etwa ^/s Minute (z. B. „von dsfxwfti, ififb&, Ti&^fk$ 2 P. PI. Praes. Pass. durch alle Modi").

Fünftes Experiment: zweite Yormittagsstunde ; Arbeitszeit fOr jede

Gruppe 9 Minuten; Verwendung der Verba d^dwfi&, vf&ijfA&, t^vfifki.

Sechstes fünfte Vormittagsstunde, eine Woche später;

Arbeitszeit für jede Gruppe 7 Minuten; anlser den vorigen noch die zwei Verba ieCxwfi^ und tfifi,$ benutzt.

Fünftes Experiment Sechstes Experiment.

Im Durchschnitt aller fünf Gruppen wurden von s&müichen ge- forderten Formen fehlerhaft gebildet:

15V4% 2IV4V0,

und zwar in Stück

I lOVeVo I 7V2%

n 23 n 26

m 20*/is„ m 18Vb n

lY UVe n IV 25

V 10 V 29V« » .

Zum fünften Experiment bemerkt Verfasser, dafs die Stdgeniiig der Fehler in der II. Gruppe nicht eine Ermüdungserscheinuig, son- dern blofs eine Folge der noch bestehenden Unsicherheit der Schüler in der Bildung gewisser Formen ist, weil ja die FehlerzahJ von da an abnismit. Zum sechsten Experiment gibt er an, dals sich das bessere Ergebnis der Gruppe III aus der größeren Leieht^keit der bezüglichai Aufgaben erkläre. Wenn die Forderungen lodi wobl gegen die Absicht des Experimentators so ungleich wiren, dais Derartiges hinterher als ausschlaggebend bei diesen Eiperimenteii hingestellt werden muls, dann müssen wir den Wert dar Versuche

297

als tfiraglich bezeichnen; es fehlt die Erfüllung einer grundlegenden Bedingung.

Das Ergebnis ist bei dieser Klasse in den letzten Yormittags- stonden nngttnstiger als in den ersten, mag es sich nun nm Mathe- matik oder Grammatik handeln. Namentlich in der fünften Stande tritt eine Entwertung der Leistungen auf. Die genaue Prflfung der einzelnen Arbeiten zeigt jedoch starke Schwankungen der individuellen Ermfldbarkeit. Verfasser findet auch bei dieser schwachen Klasse das Totalergebnis nicht so ungflnstig, da das Fehlerprozent in der letzten Stunde nicht gar zu hoch steige.

Nach BiCHTEBs Behauptung nehmen die Wirkungen der Er- mfldang ab mit der Zunahme der körperlichen Reife ; bei den Zehn- nnd Einährigen (Vorversuch) trat die Ermüdung bereits im zweiten Drittel der Stunde stark hervor; ähnlich (nicht im „letzten *' Dritteil) bei den Zwölf- und Dreizehigährigen (erstes und zweites Experiment). Hier dauerte das ganze erste Experiment 44 Minuten, und fällt das in. Teilstück etwa in die Zeit der 30. bis 43. Minute. Wie lang die faktische Arbeitszeit für Mathematik bei den Dreizehn- bis Fünf- zehnjährigen einschlielslich des Diktats war, ist nicht gesagt, daher die Berechtigung der Behauptung des Autors, dafs die Schüler jenes Alters in der ersten und vierten stunde „überhaupt keine Abnahme der Arbeitsleistung innerhalb der Stunde zeigen", fraglich. Die gram- matische Arbeit zog sich thatsächlich durch eine Stunde hin; die Arbeitszeit betrug für jede der iQnf Gruppen 9 Minuten, und be- merkt wurde beim fünften Experiment, „dafs die Mehrzahl der Schüler einige Minuten früher fertig war und dadurch Erholungspausen er- hielt*'. Was die grammatische Leistung der fünften Stunde (sechstes Experiment) betrifft, so berichtet Verfasser bezüglich der fünf Gruppen: „Arbeitszeit für jede Gruppe 7 Minuten. Die meisten Schüler waren in jeder Gruppe einige Minuten vorher fertig und brauchten die ge- wonnene Zeit zur Durchsicht des Geschriebenen*'. Wieviel Arbeits- zeit in der That bei jedem dieser Versuche durchschnittlich (pro Schüler) verwendet wurde, ist aus den Angaben nicht zu ersehen. Nachweisliche Ermüdung gibt der Autor speciell bezüglich der Zwölf- bis Dreizehigährigen in der vierten Stunde und der Dreizehn- bis Fünfzehnjährigen in der fünften Stunde zu.

Die Versuche sind leider wenig gründlich vor der Ausführung durchdacht und die Berichterstattung ist wenig genau. Die notwendige Elzaktheit wäre auf engem Baume möglich gewesen. Darüber lieise sich gar manches sagen.

Zu einer ausgiebigen Besprechung des sonst vom Verfasser Vor- gebrachten fehlt uns hier der Saum. Mit Bflcksicht auf die Ge- samtheit der gesundheitsschädlichen Einflüsse des jetzigen

298

Schalsitzens (d. h. nicht nur Hirnermfldnng) finden wir die verkürzten Lektionen mit längeren Pansen selbst dann noch vorziehens* wert, wenn kr&ftige Anstrengung in den kürzeren Lektionen gefordert würde, da wir bezüglich der Konzessionen an die Hygiene nichts weniger als verwöhnt sind. Gestehen die Schulbehörden kürzere Unterrichtszeiten und l&ngere Pausen zu, ohne stärkere Belastung der Schüler als bisher in den Lektionen zu fordern, so sind wir natürlich um so dankbarer und haben gewifs nicht das Mindeste da- gegen. Dafs die Schule gewaltige Verdienste hat, wird ja doch nie- mand bezweifeln, aber gar so unschuldig, wie sie der Autor hin- stellt, ist sie bisher nicht; auch hierüber wäre mehr zu sagen. Der Herr Verfasser lese übrigens die neue, in dieser Zeitschrift^ besprochene Arbeit Okiesbachs oder sagen wir, er bedenke nur, wie entgegenkommend unseren Bestrebungen und Forderungen seine eigenen verdienstlichen, eingangs dieses Referates erwähnten Besse- rungsvorschläge sind.

BiCHTEB verdient dafür vielen Dank, einen kräftigen Anstols zur weiteren Behandlung der Sache in rein pädagogischen Kreisen gegeben zu haben. Persönlich möchten wir ihn nur bitten, nicht blofs der angeführten Seite 626 des IV. Jahrganges, 1891 dieser Zeitschrift, sondern auch den Seiten 549 550 ebendaselbst seine freundliche Aufmerksamkeit zuwenden und diese gleichfalls citieren zu wollen.

Sache der wissenschaftlichen Unterrichtshygiene wird es sein, die Optima für die Lektionsdaner u. s. w. experimentell zu erforschen. Uns hat die Thatsache nicht wenig gefreut, dafs ein so erfahrener Schulmann, wie der Herr Verfasser, sich der experimen- tellen Untersuchung unter ausdrücklicher Gutheifsung der- selben zuwendet. Aufrichtig gestanden, wir haben das nicht so bald erhofft, als wir 1887 auf dem VI. internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie gelegentlich der Schularztdebatte die An- wendung der naturwissenschaftlichen Methode auf Schulfragen forderten.

Leo Bubgerstein in Wien.

Dr. COMBE, m^decin des 6coles ä Lausanne. Rapport anr le Service m^dical des icoles de la Tille de Lausanne p«nr Fannie scolaire 1894—1895. Extrait da rapport de gestion de la municipaliti de Lausanne au conseil communal pour Fannie 1894. Direction des icoles. Lausanne, 1895. Imprimerie Victor Fatio. (98 S. 8<>.)

Die Lausanner Prim&rschulen zahlten in dem genannten Schul- jahr 3295 Schiller, welche 1834 Krankheitsfälle (1893: 2381 anf

» Vm. Jahrg,, 1895, Heft 10 und 11, S. 643 ff.

299

3245 Schaler) darboten. Darunter waren : Diphtherie 4 Fälle, Pocken 0, Scharlach 14, Masern 8, Eeachhnsten 30, Typhös 0, Influenza 483, Mnmps 100, Wasserblattem 43, folliknläre und katarrhalische Bachenentzflndnng 132, Blinddarmentzündung 8, Eehlkopfentzün- dnng 9, Luftröhrenentzündung 171, Lungenentzündung 24, Augen- krankheiten (hauptsächlich Homhautr und Bindehautentzündungen, sowie einige Fälle von hochgradiger Eurzsichtigkeit) 105, Ohrenkrank- heiten 10, Eopfschmerzen 35, Veitstanz 41, Epilepsie 6 (die be- treffenden Einder wurden aus den Schulen entlassen), Hautkrank- heiten 55, chirurgische Erankheiten und Verletzungen 77.

^us den speciellen Abschnitten des CoMBEschen Berichtes sind folgende Mitteilungen erwähnenswert:

Turnen. Verfasser hält dafür, dafs das Schulturnen im Gegen- satz zum Turnen der Erwachsenen (Tumgesellschaften u. s. w.) haupt- sächlich aus Ordnungs-, Marsch- und Freiübungen, sowie aus Tum- spielen bestehen soll. Das Turnen an den Geräten' darf nur in zweiter Linie kommen; athletisches Turnen ist durchaus zu ver- werfen und den Erwachsenen zu überlassen.

Bei den Schülerinnen Tcrsuchte Dr. Combe es durchzuführen, da(s dieselben beim Turnunterricht ohne Eorsett erscheinen; dies gelang auch iBst ohne Ausnahme.

Verfasser regt femer an, eine besondere leichte Beschuhung fär den Turnunterricht vorzuschreiben.

Steilschrift und Schrägschrift. In den Schulklassen, in denen die Steilschrift eingeführt wurde (ungefähr seit zwei Jahren), ist die Haltung laut den Lehrerberichten viel besser als zur Zeit, wo nur Schrägschrift geübt wurde; in einzelnen Elassen mufs sie sogar als .musterhaft bezeichnet werden.

Die schriftlichen Arbeiten werden leserlicher und sauberer. Die Zahl der orthographischen Fehler soll auch geringer geworden sein, weil, wie ein Lehrer meint, die Steilschrift mehr Zeit verlange als die Schrägschrift; das Eind sei dadurch im stände, eine Anz^U ünaufmerksamkeitsfehler besser zu vermeiden. In einer Elasse, wo die Hälfte der Schülerinnen schräg, die andere Hälfte steil schreibt, war jedoch bei Diktaten kein Unterschied in der Geschwindigkeit des Schreibens bemerkbar.

Nur in einer Schule setzten die Lehrerinnen an der Steil- schrift folgendes aus: Dieselbe ermüde das Eind mehr und verlange mehr Aufmerksamkeit, welches letztere pädagogisch wohl kein Übel ist. In den Elassen, in denen die Schrägschrift bis jetzt beibehalten wurde, hat sich andererseits die Haltung auch gebessert, sobald die gerade Bechtslage des Heftes verboten und die schräge Mittellage streng durchgeführt wurde.

300

Dr. COMBE stellte bei der Schnlkommission den Antrag, es möchte die Steilschrift in sämtlichen Schulen für die untersten drei Klassen aasschlie&lich verwendet werden.

Schalbäder. Während die hauptsächlichsten SchweizerstSdte Schulbadeinrichtnngen besitzen, sind solche in den Lansanner Schnlen noch nicht eingeführt. Verfasser hebt die bedeutenden Vorteile der Brausebäder hervor und stellt den Antrag, solche in sämtlichen Lansanner Schulhäusem einzurichten.

Professor der Schulhygiene Dr. med. Karl Gibard in Bern.

SiBfEON Snell, f. R. C. S. Ed. Eyesight and sehool life.

musirated. Bristol, 1895. John Wright & Co. (8^ 2 s. 6 d.) Das Buch bespricht die verschiedenen Ursachen, welche zur Entstehung von Kurzsichtigkeit während der Zeit des Schulbesuches Veranlassung geben. Es werden die Lichtverhältnisse in Schuld, die Konstruktion der Subsellien, der Druck der Schulbücher und ähnliche Dinge ausführlich behandelt, üngenflgende Beleuchtung und Lichteinfall von rechts her schädigen nach dem Verfasser die Augen vor allem dadurch, dafe sie zu einer grölseren Annäherung derselben an die Bücher und Hefte und damit zu stärkerer Accommo- dationsthätigkeit führen; diese aber begünstigt die Entstehung der Kurzsichtigkeit. Ebenso, wie mangelhafte Beleuchtung, wirken auch zu hohe Schultische, bei denen sich gleichfalls das Auge dem Drude, bezw. der Schrift zu sehr nähert.

Wie man sieht, enthält die Arbeit für den Fachmann nichts Neues. Sie ist aber auch in erster Linie für Eltern und Lehrer bestimmt, und diesen wird sie um so nützlicher sein, als zahlreiche Illustrationen, meistens Phototypien, zum leichteren Verständnis des Textes beitragen.

Professor Dr. med. William Browne in London.

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Iritfilinfl fit Si||id|efiui)i|iett0ii)legt

H. Jahrgang. 1896. No. 6.

9xx%xualüh\iau^luu%tn.

Zur Scholarstfrage.

Beferat, erstattet an die Kommission für Schul-

gesnndheitspflege in Nürnberg.

Von

Dr. med. Paul Schubert, Augen- und Ohrenarzt in NOmberg.

Es wäre überflüssig, eine Besprechnng der Sohnlarzt&age an dieser Stelle mit dem Beweis zn beginnen, dafs Schnl- finte wünschenswert nnd im Sinne eines hygienischen Fort- sohrittes sogar notwendig sind. Vor einer Versammlung von Sachverständigen wird dieser Leitsatz einem Widerspruch nieht begegnen.

Wir können xms daher sofort der Hauptfrage zuwenden: Wie sind die schulärztlichen Einrichtungen zu treffen, damit einerseits die G^undheit der Schüler nach Möglichkeit gefördert, andererseits das Ziel des Unterrichtes nicht yersohoben und dem Ghemeinwesen keine übermftlsige Last aufgebürdet wird?

Weiter halte ich noch die Einschränkung für geboten, daJs die überaus schwierige einheitliche Begelung der Schul- arstfrage für ein ganzes Land, für Dorf- und Stadt-, für Volks- und Mittel-, für staatliche und Gemeindeschulen auüser Betracht bleibt und nur jene Verhältnisse ins Auge gefeüst weiden, die für eine greise Stadt, welche aus eigenem Antrieb ihren Schalen eine hygienische Aufsicht zuwenden will,

Seh«lfMiiiidh«ttipflet« IX. 21

306

zutreffend sind. Ich werde also nnr über den Gemeinde- sohularet sprechen.

L

Vorerst sei ein kurzer Rückblick auf die geschiohtfiche Entwickelung der vorliegenden Frage erlaubt.

Wenn man von den älteren, ihrer Zeit vorauseilenden und daher noch völlig aussichtslosen Forderungen eines Pbtbb Frank und Lobinsbb absieht, so waren es besonders Elungeb, Gboss und Hermann Cohn, die in den siebenziger Jahren mit ihrem Ruf nach dem Schularzt Gehör und Beachtung £Euiden. Es ist kein Zufall, dals sich dies der Zeit nach eng an jene Untersuchungen Hermann Cohns ansohlieist, welche die öffentliche Aufmerksamkeit auf die in der Schule ent- stehende Kurzsichtigkeit lenkten und den Anstols zur heutigen Schulgesundheitspflege gaben. Die Hygiene des Auges mit ihrer Kritik des Bestehenden und ihren Reformvorschlfigen in Bezug auf Bftnke, Tages- und Lampenbeleuchtung, sowie Lehr- mittel bildet den Ausgangspunkt der modernen Schulhygiene. Und so war es denn auch derselbe Hermann Cohn, dessen auf der Danziger Naturforscherversammlung erhobener Krieggruf nach einem Schularzt mit ^diktatorischer Gewalt" alles aufrüttelte und zur Stellungnahme für und wider in die Schranken rief. Durch dieses Wort von der „diktatoiischen Gewalt" ist viel böses Blut gemacht und insbesondere in Lehrer- kreisen eine scharfe Gegnerschaft wachgerufen worden, die sich zuweilen nicht nur gegen den Schularzt in jenem Sinne, sondern gegen den Schularzt überhaupt gewendet hat. Auch die mildere Form der von Cohn verfeüsten 18 Genfer Kongreb- thesen bietet für die praktische Durchführbarkeit zweifellos Schwierigkeiten. Denn wie viele Schulärzte auch inzwischen da und dort angestellt worden sind, eine so groise Macht» wie sie die Genfer Leitsätze 6 9 wünschen, hat man nirgends mit diesem Amte verknüpft Dort heifst es: „Der Regiemsg»- Schularzt kann die Schule eventuell schliefsen . . . den An* Ordnungen des Schularztes in betreff der Zahl, Lage und Grübe

307

der Fenster, der Heisimg nnd Ventilation, der E[lo6ett8, sowie der Sabeellien mufs Folge gegeben werden . . . seine hygie- msohen Anordnungen müssen ansgeftüirt werden."

Man hat wohl guten Grund gehabt, ein solohes Beoht Qiunittelbaren Befehls dem Schularzt nirgends zuzusprechen. In jeder groJsen Gruppe staaÜieher Einriohtungen, in der Rechtspflege, beim Heer, in der Verwaltung, im Kirchen- und Schulwesen beruht die gesamte Ordnung auf dem einheit- liehen Befehl, ohne den der Gehorsam nicht genügend ge- sichert ist Es geht nicht an, dals neben dem yon der Ober- leitong stufenweise herabgelangenden Befehl auch noch eiu Nebenbefehl aus einer beigeordneten Stelle fliefsi. Das gibt Beibung und Unsicherheit und schwächt die Disciplin, die das Bückgrat aller greisen Institutionen bildet. Daher darf auch in der Schule nicht neben der vorgesetzten Behörde noch eine zweite Befehlsstelle geschaffen oder geduldet werden, die für hygienische Dinge Geltung erhielte. Selbst ideale Lehrer und Ärzte Torausgesetzt, würe dies nicht ratsam, schon ans dem Grunde nicht, weil die Hygiene kein scharf umgrenztes Gebiet ist, yiebnehr in sehr viele Zweige des TJnterrichtswesens hineingreift, so ctab sich die Anordnungen an vielen Punkten des G^eschftftsganges kreuzen mülsten. Begönnen nun vollends die menschlichen Irrtümer und Fehler auf beiden Seiten mit- zospielen, so wftie ein Wirrsal unvermeidlich^ bei dem Er- ziehung und Gesundheit der Elinder in gleichem Grade übel fiihren würden. Das Befehlsrecht kann also dem Arzt in der Schule nicht gew&hrt werden.

Auf der anderen Seite wird man nicht behaupten wollen, dafe bei den Anordnungen der Schulbehörde die Ziele des Unterrichtes rücksichtslos und ausschliefslich ent- scheidend sein mülsten, man wird vielmehr auch dem körper- lichen Gedeihen der Kinder sorgsame Beachtung zuzuwenden sieh verpflichtet fohlen. Immer mehr bricht sich die Auffassung Bahn und es sind gerade hervorragende Pädagogen, die sich dafür erklärt haben , dafs die Angabe der Schule erweitert und von der Bildung des Geistes auf die Förderung des leiblichen

21*

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WoUes ausgedehnt werden müase. Das Stadium des klassisohen Altertums soll seinen Einfluls nicht in der Gedankenwelt unserer Schüler erschöpfen, es soll auch ein Abglanz von den olympischen Spielen auf die physische Ausbildung der heutigen Jugend fallen, damit unsere Gymnasien nicht gar zu schroff den Gymnasien des Altertums gegenüberstehen „Körperliche Erziehung*' lautet in unseren Tagen das beliebteste Thema der Schulgesundheitspflege, und eine B.eihe hochangesehener Schulmänner gehören mit zu den lautesten Rufern im Kampf für Jugendspiele, Eislauf und Sport im edlen Sinne des Wortes. Man hat hierdurch die Aufgabe der Schulhygiene erweitert und will sich nioht auf das Femhalten der gesundheitsschädlichen Einflüsse beschränken, sondern strebt nach positiven Leistungen, nach Krftfiigung und Schulung des jugendlichen Körpers. Das eine aber, wie das andere fordert die Beihilfe des Schularztes. Man möge nicht glauben, dab von leitender pädagogischer Seite durch hygienisches Privatstudium und wohlwollenden Eifer der Arzt ganz ersetzt werden könne. Zwar sind viele Dinge in der Gesnndheitslehre leicht und für jeden Gebildeten verständlich; andere aber fordern einen Unterbau von naturwissenschaMichen und ärzt- lichen Kenntnissen, sonst sind Müsverständnisse und Milsgriffe nur zu unvermeidlich.

Wenn demnach der Arzt einerseits nicht entbehrt werden kann, und man ihm andererseits das Becht selbständiger An- ordnungen nicht übertragen darf, so gibt es nur einen Ausweg^: die Schulbehörde muH) sich seiner Beihilfe bedienen, bevor sie ihre auf Hygiene bezüglichen oder mit dieser zusammen- hängenden Yerfdgungen ergehen läCst. Wie wichtig der Ärzt- liche Beirat in der obersten ünterrichtsbehörde des Landes ist, liegt uns hier nicht ob zu erörtern. Aber auch in der Gemeinde Schulkommission muüs der Arzt einen Platz er- halten, und zwar nicht als fakultatives, nur hier und da zjir gezogenes Mitglied, nicht ab mehr oder minder beachteter Ratgeber, sondern mit vollem ^Sitz und voller Sti:

Diese Forderung findet sich insbesondere auf dem

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Markgtein der Entwiokelnng der Schularztfrage eingegraben; ich meine damit den VI. internationalen KongreJB für Hygiene und Demographie in Wien 1887. Hier liefs man die Forderungen dee Grenfer Kongresses znm Teil fallen und suchte den Einflnis des Arztes anf die Sohnleinrichtnngen durch die Thesen Y xmd VII zu sichern, welche verlangen, dals „sach- verständige Arzte in die Organisationen der Schulverwaltung als integrierender Teil eingefügt werden''.

Die Wiener Leitsätze bedeuten einen wesentlichen Schritt anf dem Wege vom Ideal zur Wirklichkeit, und die Ver- handlungen, welche dort gepflogen wurden, gaben der pädago- gischen und ärztlichen Auffassung gleichmäisigen Ausdruck. Vielleicht aber wäre vom Standpunkte des Verwaltungsbeamten noch ein oder das andere Wort beizufügen gewesen. Denn obgleich die Wiener Thesen in ihrer vorsichtigen Fassung nicht leicht zu viel gesagt und gefordert haben, so bleibt doch manches über der Durchführung der sohxdärztlichen Organisation schwebende Dunkel ungeUchtet. Es tauchte zwar die Frage auf, woher man die nötige Zahl der geforderten „sach- verständigen*' Ärzte, d. h. solcher Arzte, die aulser ihrem allgemein medizinischen Wissen eine schulhygienische Special- bildung besitzen, nehmen solle, aber eine befriedigende Antwort hierauf hat der Kongrefs nicht gegeben. Man diskutierte darüber, ob ausschliefslich Amtsärzte, oder auch Privatärzte hierfür geeignet seien. Es wurde die Unmöglichkeit betont, sich auf Amtsärzte zu beschränken, 1. weil sie zu überbürdet und 2. weil sie an Zahl zu gering seien. Aber wenn man sich dann auf die Zulassung von „sachverständigen" Privat ärzten einigte, so war die Schwierigkeit dadurch doch nur scheinbar überwunden. Denn wollte man von jedem der über 2000 bis 3000 Kinder zu setzenden Ärzte ein autoritatives Wissen im ganzen Gebiete der Schulhygiene fordern, z. B. auf den so fem voneinander liegenden Bereichen der Bau- technik, Epidemiologie, Augen- und Ohrenheilkunde, dann wäre die Verlegenheit bei Besetzung der Stellen grois. "Eis könnte das nur auf dem Wege geschehen, der von Ungarn beschritten ist,

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welches staatliche Yorkehningen für die Ausbildung praktifloher Ärzte zum schulftrztlichen Dienste- eingerichtet hat. Da aber &8t alle anderen Staaten die rolle und einheitliche Ltenng der Schularztfrage ftlr das ganze Land zur Zeit noch abgelehnt und sich im besten Falle damit begnügt haben, diese Aufgabe den einzelnen Gemeinden zuzuschieben, so droht die Forderung einer gründüchen ftrztHchen Schulaufaicht nicht nur an der allen hygienischen Malsregeln gemeinsamen Eüppe des Geld- aufwandes zu scheitern diese Klippe ist auf den See- karten der öffentlichen Gesundheitspflege überall scharf markiert, und mit ihr mufs jeder von Tomherein rechnen, der dieeee Meer befilhrt , sondern sie Iftuft auch Gefahr, an den untiefen des an yerachiedenen Orten bald mehr, bald weniger zu Tage tretenden Mangels geeigneter ftrztlicher Kräfte Schiffbruch zu erleiden.

Zum Glück hat sich hier ein Ausweg gefunden, auf den einzelne Stftdte wie von selbst gedrängt wurden, und der allen maüsToUen Ansprüchen vorerst zu genügen im stände ist Man hat die ärztliche Schulauf sieht geteilt, indem man dem Amts- arzt neben den ihm gesetzlich zustehenden Obliegenheiten auch die Oberleitung in allen wichtigeren schulhygienisohen Fragen übertrug, die Kleinarbeit in den einzelnen Schulen aber an eine Anzahl von Au&ichtsärzten verteilte, die unter Leitung des Amtsarztes zu arbeiten haben und ihr hygienisches Wissen bei ihm zu bereichem Gelegenheit finden. Diese insbesondere von den sächsischen Städten ausgebildete Organisation dea schulärztlichen Dienstes empfiehlt sich fbr alle greisen und mittelgrofsen Städte. Ich werde am Schlüsse noch darauf zurückkommen.

Zuvor aber muls eines wichtigen Ereignisses in der Ghe- schichte der deutschen Schularztfrage gedacht werden. Am 21« November 1888 gab die Wissenschaftliche Deputation für das Medizinalwesen in Preuisen ein Gutachten über diese An- gelegenheit ab, das geeignet war, die Freunde der Sadie einigermaßen zu enttäuschen« Soll das eine Lösung der Sdiul* arztfrage sein, wenn die Baulichkeiten und Einrichtungen dar

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Sohulen in Zwischenräumen von 8 bin 6 Jahren vom Arzte zu reYidieren sind, wenn die Sohüler selber nur alle halbe Jahre in der Klasse besucht zu werden brauchen, und wenn betreffs der ansteckenden Krankheiten ein&oh auf die bestehenden sanitätspolizeiliohen Vorschriften verwiesen wird? Die Deputation scheint selbst einen nach solchen Normen arbeiten'den Schularzt nicht recht fttr toU angesehen zu haben, denn nachdem sie die genannten Bestimmungen fär aUe Schulen des Landes in Vorschlag gebracht hat, ftLgt sie in überraschender Wendung hinzu: „Besondere Schulärzte sind blofs bei gesonderten Schul- anstalten mit Alumnaten und in grolsen Städten erforderlich.^ In der That, ein Schularzt, der die Gebäude und Einrichtungen nur alle 3 bis 5 Jahre, die Schüler nur alle sechs Monate be- sichtigty ist kein „beson derer*' Schularzt.

Immerhin wäre eine derartige Einrichtung noch ein Fort- schritt gegenüber dem derzeitigen yollkommenen Mangel jeder ärztlichen Sohulinspektion. Auch ist anzuerkennen, daCs die Berliner Deputation die Ausführung der vom Schularzt er- teilten Batschläge zu sichern sucht, indem sie den städtischen Verwaltungsbehörden empfiehlt, einen Arzt in die Schul- deputationen und Schulkommissionen zu wählen. Doch als ob den Herren dieser reine Wein ein wenig zu kräftig erschiene, beeilen sie sich ihn durch folgenden Zusatz zu wässern: „Vor- xQBchreiben, daCs dies überall geschehen müsse, erscheint be- denklich, da es zur Zersplitterung der Kräfte des Arztes, namenÜieh wenn derselbe ein beamteter Arzt ist, führen kann/ Schlieislich will die Deputation die Ernennung von Ärzten tUüT die „Schulaufsicht nach den obigen Mafsnahmen" den staatlichen Verwaltungsbehörden vorbehalten wissen. Wie wenig der Staat aber geneigt ist, auch nur dieses bescheidene Mnh schulärztlicher Aufiricht zu gewähren, geht daraus hervor, daJfl in den sieben Jahren, die seitdem verflossen sind, nirgends in Preuisen der Anfang gemacht wurde, jenen Vorschlägen zu entsprechen. Dieselben haben lediglich zur Kenntnisnahme gedient, obgleich sie von einer offiziellen Deputation ausgingen, welche im Auftrage des ünterrichtsmimsters tagte.

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Wir wollen damit den gesohiolitliohen Büekbliok schlieiaen, da es unmöglich ist, der Fülle von betreffender litterator in diesem Rahmen auch nur annähernd gerecht zu werden.

n.

Lassen Sie nns an Stelle dessen eine kurze Umschau darüber halten, was die vielen Beden, Schriften und Beschlüsse bisher Thatsächliches bezüglich des Schularztes in den benach- barten Ländern zuwege gebracht haben. Es soll dabei nur das Wichtigste Erwähnung finden, denn von dem reichen Material, das unserer Kommission auf meine Umfrage zugegangen ist, kann hier nur ein kleiner Bruchteil verwertet werden.

Li Norwegen sprach sich das Unterrichtsministerium durch ein Bundschreiben vom 30. März 1889 fftr Anstellung von Schulärzten aus, übe)rlieJs dieselbe aber den Qemeinden. Nur Bergen, Hamar und Porsgrund sind der Auffordening gefolgt, doch, wie es scheint, blofs für die Mittelschulen.

Was man in Schweden Schularzt nennt, ist ein ganz anderes Ding, als wir darunter verstehen. Die Hauptau^abe desselben besteht dort in Behandlung armer Kinder.

Li Dänemark brachte das Ministerium 1883 dem Beiche- tage die ärztUche Schulinspektion in Vorlage, erhielt dieselbe aber nicht bewilligt.

England überlälst die Sache den Gemeinden. London besitzt einen sehr ausgedehnten schulärztlichen Dienst für die öffentlichen Volks- und die Mittelschulen. Die zahlreichen Privatschulen haben meist eigene Ärzte, nicht selten sogar eigene Krankenhäuser. Edinburg dagegen glaubt mit einem Arzt und einer Ärztin genug gethan zu haben.

Bufsland soll seit 1871 an jeder Mittelschule einen Arzt besitzen, doch ist darüber nichts Näheres bekannt.' Besser sind wir durch Professor Ebismaitn über Moskau

^ Inzwischen ist ein Aufsatz von Wilkb : „Dt^ Hygiene der Sehuien in Buftland** erschienen, der auch über die dortigen SohulSnte Mit- teilnngen enthalt, und über den in dieser Zeitschrift, 1896, No. 4, S. 208-207 berichtet ist. D. Bed.

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nniemohtet. Doit bestehen für Volkssohnlen Ärzte, die eine Abteilung des städtischen Sanitätskollegiums bilden, ftir ihre Obliegenheiten aber auf die Instruktionen der bürgerlichen „Kuratoren*' ihres Bezirkes angewiesen sind.

Österreich legt die sanitäre Schulaufsicht ausschlielslich in die Hände der Amtsärzte. Für grölsere Gemeinden sind Gesundheitskommissionen unter dem Vorsitz des Bürgermeisters vorgeschrieben, in denen Arzte und Lehrer als ordentliche Mitglieder Sitz und Stimme haben.

Von Ungarn wurde schon erwähnt, dafs dort an allen Mittelschulen Arzte angestellt sind, die zugleich den Hygiene- Unterricht in den Oberklassen erteilen. Der Staat hat die specielle Vorbildung derselben in die Hand genommen und macht die Anstellung von einer besonderen Prüfung abhängig. Die Volksschule geht leider leer aus.

In Italien sind an einzelnen Orten Schulärzte vorhanden, doch ohne bestimmte Rechte und Pflichten und daher auch ohne greisen Erfolg.

Die Schweiz lälst ihren Kantonen freie Hand. Es sind Schulärzte angestellt in Genf (12), Zug, Neuenburg, Chaux de Fonds, Lausanne. In Bern besteht eine Art fireiwilligen ärztlichen Dienstes für die -Schulen. In Basel enthält die Amtsordnung des Professors der Hygiene eine Beihe schulärztlicher Verpflichtxmgen. Zürich ist mit einer Neuordnung dieser Angelegenheit beschäftigt; bisher versah dort der Stadtarzt den Dienst an der Schule. Hervorragend gut scheint mir Lausanne versorgt, dessen vorzüglich geregelter Meldedienst für Infektionskrankheiten Nachahmung verdient.

Die französische Begierung ordnete durch die G-esetze Tom 30. Oktober 1886 und 17. Januar 1887 die ärztliche Schulaufsicht für das ganze Land an, jedoch führten nur 10 der 86 Departements die Sache wirklich aus. Früher noch, ehe es staatlich befohlen war, hatten einige grofse Städte Schulärzte eingeführt, und zwar besitzt Paris seit 1884 120 ärztliche Inspektionsbezirke für die Volksschulen, seit 1890 auch solche für die Privatschulen, während die CoU^geF,

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welche nnBeren OyiniiaBieii entsprechen, eigene Ärzte anstellen. Der schulärztliche Dienst ist genau und zweckmälsig geregelt, nur fehlt, wie die Herren selbst auf dem Wiener Kongresse klagten i eine ärztliche Oentralstelle, ein Schuloberarzt mit entsprechenden Befognissen. Die Berichte der Arzte werden an den Maire des Bezirkes gerichtet, und dieser trifft Entscheid oder berichtet an die Gentralschulbehörde weiter.

Belgien wird seit Jahrzehnten durch politische Kämpfe erschüttert, die auf die Schule mehr als billig eingewirkt haben. Das liberale Schulgesetz von 1879, welches den „Schulkrieg'' entfesselte, und das als y^Bevanche scolaire^ bezeichnete Gesets yon 1884 haben die gröisten Umwälzungen in der Schul- verwaltung, besonders in den Gemeinden mit ultramontaner Beyölkerung, herbeigeführt. Nur die grolsen Städte mit liberaler Mehrheit und Verwaltung wurden davon weniger berührt; diese Städte setzten yielmehr alles daran, ihre G^meindeschulen so musterhaft; einzurichten, dafs sie die Konkurrenz mit den ultra- montanen Privatschulen siegreich bestehen konnten. Natürlich ist der Schularzt auch nur in den grofsen belgischen Städten zu finden. Brüssel besitzt seit 1874 für seine Gemeinde- schulen 8 Schulärzte mit Einrichtungen, die jeder Grolsstadt zum Vorbild dienen können. Auch hier, wie in Moskau, bilden die ärztlichen Schulinspektoren eine Abteilung des städtischen Sanitätspersonals, des sogenannten hygienischen Bureaus, dessen Ohef (Dr. Jakbskn) zugleich als Schuloberarzt fungiert und das Hauptverdienst an den trefflichen Einrichtungen hat. Be* sondere Sorgfalt ist den akuten Infektionskrankheiten gewidmet ; man berichtet, es sei deren Ausbreitung in den Schulen aucli zur Zeit groüser städtischer Epidemien hintangehalten worden. GKmz ähnlich sind die Veranstaltungen in Antwerpen, wo sich 4 Schulärzte finden.

Holland ist darin noch im Bückstand, doch wird auch dort, zumal in Amsterdam, die Sache jetzt ernsthaft; in Angriff genommen.

In Deutschland standen lange Zeit Frankfurt a. M. und Breslau mit je einem Schularzt ganz allein auf weiter

S15

Fltir. AUdrdings stellte im November 1892 in der Berliner StadtyerordnetenYersammlung der Sooialdemokrat Stabt- HAaEN den Antrag auf sanitäre ünterbuchnng der Schol- ▼erhftltnisse nnd Anstellung von Schulärzten. Der Referent, Stadtscliuhrat Bebtbam, spraoh sich aber dagegen aus, und die Sache fiel. In der hygienischen Sektion des Berliner Lehrervereins war man zu derselben Zeit zwar fbr eine Be- sichtigung der Schulen durch eine aus Verwaltungsbeamten, Architekten, Ärzten und Lehrern zusammengesetzte Kommission, jedoch erklärte sich auch hier der Referent gegen eine fort- gesetzte ärztliche Inspektion. So blieb denn in Preuisen die Schule auf die Amtsthätigkeit der Elreisphysici beschränkt, und man darf sich wohl wundem, wenn da und dort einer dieser viel beanspruchten Herren für seine Schulen so viel Zeit erübrigt, diftfis er, wie dies von Düsseldorf berichtet wird, mehrmals im Jahre die Klassen besucht und die Kinder beeichtigt.

Ähnlich, wie in Berlin, ging es 1892 in Braunschweig, wo die Stadtverordnetenversammlung die Anstellung von Schul- ärzien beschlofs, die Direktoren der dortigen Schulen aber Widerspruch erhoben.

Im Grofsherzogtum Baden sitzt in allen greisen und mittleren Städten in der Schulkommission ein Arzt, und für jede Mittelschule ist vom Ministerium ein ärztlicher Beirat ernannt; doch beschränkt sich die Thätigkeit der Betreffenden auf Ghitachten bei Neubauten und bei Epidemien, sowie auf die Befugnis, Anträge zu stellen. „Insbesondere sind diese Ärzte^, so fügt mein G-ewährsmann seinem freundlichen Berichte bei, „zu regelmälsigem Schulbesuch weder verpflichtet noch berechtigt.^ Hier haben wir also Schulärzte, welche nicht daa Recht haben, die Schule zu betreten!

Im Königreich Württemberg gibt es keine Schulärzte inoi strengeren Wortsinn. Die gesundheitliche Beaufsichtigung der Schulen jedes Amtsbezirkes liegt dem Oberamtsarzt ob, beeohränkt sich aber für gewöhnlich auf die Begutachtung ▼on Neu- und Umbauten. Alle sechs Jahre findet eine

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Gemeindevisitation statt, bei welcher anoh den Schulen Auf- merksamkeit gewidmet wird. Alle acht Jahre wird seitens eines Tom Königlichen Medizinalkolleginm deputierten Visitators eine Medizinalvisitation abgehalten, und es finden bei dieser Gelegenheit auch die gesundheitlichen Verhältnisse der Schulen Berücksichtigung. Die Gelehrten- und Aealschulen des Landes sind der Oberstudienbehörde unmittelbar unterstellt und werden alle drei Jahre visitiert.

In einem Punkte aber ist 'Württemberg den meisten Ländern Torausgeeilt: in sämtlichen Lehrerseminaren werden seit 1889 vom Anstaltsarzte Unterrichtskurse in der Schulgesundheitspflege abgehalten, und es wird dieser Gegenstand bei der Schluls- prüfung gefordert und oensiert.

G-egenüber den erwähnten staatlichen Leistungen ist hervor- zuheben, dals die Stadt Stuttgart ihre Schulen der besonderen Aufsicht des Stadtarztes anvertraut hat, welcher ausschliefslioh die Thätigkeit eines städtischen Gesundheitsbeamten ausübt. Die Verhütung ansteckender Krankheiten in den Unterrichts- anstalten ist durch besondere Anweisung geregelt, das Zeugnis- wesen der Schüler, soweit es um gesundheitliche Atteste sich handelt, in der Hand des Stadtarztes vereinigt; er nimmt auch an den Bezirksschulversammlungen teil.

In sehr bemerkenswerter Weise haben sich die betreffenden Verhältnisse im Königreich Sachsen entwickelt. Im Ok- tober 1891 wandte sich das Landesmedizinalkollegium an den KidtusminiBter mit dem Gesuche, es möge, unbeschadet der medizinalpolizeilichen Beaufisichtigung der Schulen seitens der Bezirksärzte, den Gemeinden die Anstellung von Ärzten zur sanitären Überwachung sowohl der Schulen, wie der .Kinder empfohlen und eine diesbezügliche Instruktion ausgearbeitet werden, welche den Schulbehörden und deren Ärzten als Bioht- schnür zu dienen habe. Damit hatte man einen fruchtbringenden Gedanken zum Ausdruck gebracht, und bald folgte die Dureh- fährung in einer B«ihe gröberer Städte des Königreichs naoh. Unserer Kommission liegen die Dienstordnungen für die Schul- ärzte aus den Städten Dresden, Leipzig und Zittau vor.

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Der Ghmndgedanke ist in allen diesen Orten der gleiche: an der Spitze der hygienischen Schulinepektion steht der Bezirks- arzt, neben und unter ihm arbeiten eine je nach der Gfröfse der Stadt wechselnde Anzahl von Anfsichtsärzten.

Was endlich Bayern betrifft, so ist Ihnen ja bekannt, dals bis zur Stunde noch in keiner Stadt bei uns Schulärzte bestehen. Die Ärztekammern haben wiederholt deren Ein- fOhning mit reicher Motivierung befürwortet. Die Regierung erteilte jedoch abschlägigen Bescheid, und wir haben vorerst wenig Aussicht, staatlich angestellte Schulärzte bei uns zu erhalten.

(ForteetEung and SchlnTs in No. 7.)

Gewichts- und Längeniunahme bei Kindern.

Von

Dr. med. Schiod-Monnasd,

Einderarzt in Halle a. S.

In No. 11, 1894, S. 626—628 der ZeitschHß für Sehuln ffesundheüspflege war ausgeführt worden, wie nach meinen Untersuchungen das Wachstum der Kinder vom Ende des zweiten Lebensjahres an Perioden zeigt, derart, dals die Gewichtszunahme fast ausschlieMich in der zweiten Jahres- hälfte vor sich geht, dals dagegen in der ersten Jahreshälfte normalerweise ein Gewichtsstillstand stattfindet. Im Längen- wachstum zeigen sich ebenfalls Perioden stärkerer und gerin- gerer Intensität, und zwar so, dals dasselbe am schwächsten ist zur Zeit der stärksten Gewichtszunahme.

An dieser Stelle sollen nun für das Berichtete genaue Belege auf Grund der von mir angestellten Untersuchungen gegeben werden.

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Knaben, deren Perioden sich unter allen Verhftlt- niaaen schftrfer ansprfigen als diejenigen der Mftdohen, seigt die Qewiohtsznnalime im Laufe des Beobaohtongsjaliree dorohsohnittlioli folgende Gröüsen fiir je ein Kind:

Zahl und Alter der Knaten

Sechs Knaben, 5—7 Jahre alt

Fünf andre Kna- ben, 2—5 Jahre alt

Neon andre Kna- ben, 2Vi-6V« Jahre alt

▲ngaet bis

Oktober ein-

iehUeftlieh

8 IConate)

1820 g etwas über l'A kg

1440 g fastlVtkg

760

vou g = »A k

Norember bii Januar ein- sohliefollelL

(a 8 IConate)

«

eooff

=- Vtkg

440 g ^&«tVtkg

710 g etwas unter •Akg

Febmar bis

Juli eiaschlieik-

Ueh

6 Monate)

110 g

anter kg

480 g ^etwaa anter V»kg

Omum Jakr

2480 ff

oa. 2^9 kg

1940 g ! oa. 2 kg

Es tritt also die banptsfiohlichste Gewichtszunahme im Herbst auf. fiei den jüngeren Knaben mit 2 kg Jabreszunahme springt diese Eigentümlichkeit nocb nicht so stark henror, wie bei den älteren mit 2Vs kg Jabreszunahme. Noch deut- licher erscheint sie bei zwölQfthrigen Knaben, welche einen Jahreszuwaohs von 3Vs kg aufweisen, yon denen 2V4 kg im Herbst erlangt werden.

fiei den Mftdchen zeigt das Gewicht ebenfalls einen Stillstand in der ersten Jahreshftl&e, eine Zonahme in der zweiten. Es prftgen sich zwar nicht so deutlich drei Perioden, wie bei den Knaben, aus, aber doch ist eine besonders be» trflohtliche Zunahme im September ersichtlich.

Es gewannen elf Mädchen, 2 bis 6 Jahre alt, im Mittel an Gewicht: in allen zwölf Monaten 1780 g, also durchschnittlich für je

einen Monat 148 V| g; im Juli bis Januar einsohlie/slich , d. h. in sieben Monaten,

1690 g, also durchschnittlich für je einen Monat 241 Vi g; im Februar bis Juni einschlielslioh, d. h. in fünf Monaten»

90 g, also durchschnittlich für je einen Monat 18 g.

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Im März zeigen Knaben, wie Mftdohen einen Büokgang des Gewichts, und zwar nioht nur die Schulkinder, sondern auch die Nichtschnlkinder.

Die Hauptzunahme findet sieh im Herbst anüserhalb der Sclmlferien, lange nachdem der Unterricht wieder begonnen hat, ebenso bei Schülern, wie bei Nichtschülem, also nnab- hftngig Ton den Ferien.

Dementsprechend tritt gerade in den längsten Ferien, den- jenigen der flnndstage, nnr eine geringe Zunahme hervor.

Der einzige deutliche Einfluis, den die Schule auf das Wachstum ganz gesunder Kinder ausübt, zeigt sich bei den Mädchen, indem sie monatelang Va kg pro Kind an Körper- gewicht einbüisen, sobald sie in die Schule eingetreten sind.

Beiläufig sei hier erwähnt, dafs die in Rede stehenden Gewichtsperioden bei Kindern im ersten Lebensjahre fehlen. £i8t wenn der Anfeuag des zweiten Lebensjahres ins Frühjahr fiült, macht sich ein weniger starkes Wachstum geltend, und erst zu Ende des zweiten Lebensjahres wird die bei älteren Kindern so unverkennbare Periodicität (Gewichtsstillstand in der ersten Jahreshälfte) deutlich.

Die Gewichtsschwankungen innerhalb von 24 Stunden sind schon von anderen beschrieben worden; an mei- nem Material betrugen sie im Maximum 500 700 g, im Durchschnitt 250 300 g derart, dals die Kinder um diesen Betrag am Morgen leichter waren als am Abend.

Die Zunahme durch das Mittagessen machte bei unseren unge&hr vieijährigen Yersuchskindem, wenn sie starke Esser waren, 500 600 g aus, bei den schwachen Essern 100 g.

Als Verlust durch Stuhlgang ergaben sich 100 g, im Maximum 150 g.

Die Oewichtsschwankungen von einem Tage zum anderen sind bedeutender, als man glauben möchte; sie be- trugen im Extrem

bei Knaben: grölste Zimahme, Einzelbeobachtung -|- 650 g, berechnete Mittelzahl + 210 g.

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grOüste Abnahme, fiinzelbeobaohtaog 600 g, berechnete Mittelzahl 200 g; bei Mädchen: grODste Zunahme, Einzelbeobachtong 4' ^^ berechnete

Mittelzahl + 110 g, grOfste Abnahme, Einzelbeobachtong 600 g, berechnete Mittel«hl - 120 g.

"Es liegt also eine einmalige Abnahme von circa Vt kg von einem Tage zum andern noch innerhalb der physiologiachen Breite.

Ans diesen Beobachtnngen ergeben sich folgende Regeln für die Praxis bei Wägnngen von Kindern:

Will man yerschiedene Qewichtsbestimmnngen miteinander yergleichen, so müssen dieselben stets zu derselben Tageszeit gemacht sein, entweder jedesmal nachmittags oder jedesmal Tormittags. Bei schwankendem Appetit empfiehlt sich die Wftgnng am Vormittage. Wiegt man Kinder zn verschiedenen Tageszeiten, so ergeben Vormittagswftgnngen ein bis circa Vt kg leichteres Gfewicht als Nachmittagswttgimgen.

Bei Kindern bis zn IVt Jahren, nm auch diese der Vollstftndigkeit wegen zu erwähnen, gilt nachstehendes. Werden dieselben stets zu gleicher Tageszeit gewogen, so ergibt sich im allgemeinen nach mehrtägigen Zwischenräumen nur Zunahme des Gewichtes. Gewichtsstillstand oder ?riederholte Abnahme läist Krankheit vermuten.

Vom 2. Lebensjahre an vermutlich bis zum Abschluis des Wachstums gegen das 20. Lebensjahr hin steht in der zweiten Jahreshälfte kein Gewichtsstillstand zu erwarten; in der ersten ist ein Stillstand oder Bückgang des Gewichtes bis Vs kg noch nicht abnorm. Wiegt man nicht zu gleicher Tageszeit, so mufs noch der Verlust am Vormittage oder der Gewinn aioi Nachmittage mit je Vt kg in Rechnung gestellt werden. Alles» was über diese Ghrenzen hinaus liegt, verstellst gegen die Regel. Gröfserer G^wichtsrückgang ist krankhaft, stärkere Gewichts- zunahme, als sie der Durchschnitt der Gleichaltrigen zeigt, mufs als Mästung infolge besonders günstiger Bmährungsrer- hältnisse angesehen werden.

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Aus dem Gesagten l&üst sioh auch der Gewinn der ferienkolonisten an Körpergewicht gegenüber den Niehtkoloniflten berechnen. Die Dnrchsohnittisanahme der glödialtrigeii Niehtkolonisten betrttgt in der Hanptzeit der Kolonie (Juli) ungefthr 500 g. Rechnet man hiersa die bei Wägungen einer gröfseren Anssahl Kinder durohadmittlich möglich Tageesohwankung bei Knaben mit circa -{- 200 g und bei Mädchen mit circa 4~ 100 g, so ergibt sich ab höohstmOgliehe normale Durchschnittszunahme im Juli fär Eiuibm 4- 700 g, fOr Mädchen + 600 g, und alles, was darüber bei den Kolonist^! im Mittel gewogen wird, ist als Gbwinn infolge der Ferienkolonien anzusehen.

Die Jahressohwankungen der Körperlänge, welche bei Knaben und Mädchen gleichartig sind, zeigen drei, wenn auidi weniger unterschiedlich ausgeprägte Perioden.

1. Die geringste Zunahme findet in der Zeit Tom .Sep- tember bis einschliefslich Januar in der Periode der stärksten Gewiehtszunahme statt; sie beträgt Vft om pro Monat.

2. Eine mittelstarke Zunahme tritt vom Februar bis einsclüielistich Juni auf, zur Zeit des Gewichtsstillstandes; sie macht Vft cni monatlich aus.

3. Die stärkste Zunahme endlich ist diejenige im Juli und August, zur Zeit der mittelstarken Gewichtszunahme; sie belauft sich auf 1 cm pro Monat.

Der mittlere Jahreszuwachs bei vier- bis sechsjährigen Kindern ist 7 cm.

Man findet also bei der Längen-, wie bei der Gewichts» zunähme die^lbe Beihenfolge der Intensität: schwach, mittel, stark ; nur setzen die entsprechenden Perioden der Körperlänge firOher ein als die des Körpergewichts. Die stärkste Längen- Annahme findet sich bereits im JuU- August, die stärkste Ge- wichtszunahme erst im August-S^tember-Oktober. Ebenso ist die Periodicität der Längenzunahme schon bei drei- bis vierjährigen Sandern ausgeprägt, die Periodicität der Gewichtszunahme tritt erst im fünften bis sechsten Lebensjahr sehr deutlich hervor. £!b entspricht dies einem allgemeinen Waohstumsgesetz.

S^knlfMiuidlieitfpflege IX. 22

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Für den Pädagogen ergibt sich ans den angefahrten Beobachtungen die äohlursfolgerung, dalfi im weeent- liehen die körperliche Entwiokelung des Kindes ihren Qting geht unabhängig von der Schule, soweit es sich um hygienisch einwandfreie Schulgebäude und weder schwächliche, noch geistig überbürdete Schüler handelt. Einen Grund, die Ferien zu verlegen, kann man also aus obigen Thatsaohen nicht ent- nehmen ; ja, wenn die Hauptferien zur Erholung dienen sollen, müssen sie liegen, wie jetzt, in der guten Jahreszeit.

Vielleicht empfiehlt es sich, während der schwachen Wachstumsperiode in der ersten Jahreshälfte, wo der Körper all sein Material nur zur Deckung seines Verbrauchs ver- wendet, wo er kein Gramm Gewicht ansetzt, die Schulkinder durch thunlichste Beschränkung der geistigen Anstrengung noch mehr als bisher zu schonen. Namentlich aber erscheint es not- wendig, den erwähnten Bückgang des Gewichts der Mädchen aufzuhalten durch Verminderung der Stundenzahl oder der Auf- gaben der Schule. Wer in dieser Beziehung mehr Belege wünscht, als die kurzen Bemerkungen über das Gewicht bieten können, lese Axel Keys y^SchtUhygienische IMtersuchungen^^ und seine jfPubertäisentwickdung*^.

Als Ursache für die Schwankungen im Körper- gewicht ist in letzter Instanz die Witterung verantwortlich zu machen. Darauf deutet das Auf- und Absteigen des Körper- gewichts von Tag zu Tag, entsprechend der Morgentemperatur; die Abhäogigkeit der Ejrankheiten, auch der Infektionskrankheiten« sowie der Sterblichkeit von der Jahreszeit und Witterung; die hemmend^ Einwirkung der Ejrankheiten auf die Nahmngs- aufaahme und den Sto£fwechsel; die regelmäisige Periodicitftt des letzteren, entsprechend den Jahreszeiten. Krankheitoa hemmen die Gewichts- und auch die Längenzunahme. Wäh- rend und unmittelbar nach der gesundesten Jahreszeit (Herbst) sind Stoffwechsel und Gewichtszunahme am gröisten; während

^ Id deatflcher Bearbeitung herausgegeben ron Dr. Leo Buna: 8TKIN in Wien, Hamburg und Leipzig, 1889, Leopold Voss.

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imd nach der ongesimdeBten Jabreezeit (Winter, Frühjahr) steht das EOrpergewioht still oder geht teilweise znrtlok.

liu» ^trfamminn^tn itttb Derettttn.

ftber die Vereinigung für SchnlgeBnndheitsJ^flege dea Berliner Lehrerrereina fttr das Jahr 1895.

Von

Haks Suck,

stadtiBcbem Lehrer in Berlin.

Die y ereinigung kann mit Befriedigung attf das abgelaufene Jahr, das zwölfte seit ihrem Bestehen, zorüokblioken. Sie zählt gegenwärtig 30 Mitglieder. Vom 1. Januar 1895 bis dahin 1896 fanden 9 Mitglieder- und 2 Yorstandssitzungen, sowie die Generalyersammlung statt. Aufserdem wurde am 89. August ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung fdr Sport, Spiel und Turnen, am 14. November ein solcher der Sonderausstellxmg fär Schulgesundheitspflege im Medizinischen Warenhause unternommen. Als ein Zeichen der Anerkennung von auben her kann es begrttfst werden, daCs drei Mitglieder der Vereinigung, die Herren Janke, Hbbtel und Sügk, zur ihfttigen HiKe an der Vorbereitung dieser Ausstellung und zur Beratung der anlftbUch derselben yeröfiPentlichten „Leitsätze der Schulgesundheitspflege'' herangezogen wurden. ' i

Was die{ gehaltenen Vorträge betrifft, so beschäftigte sich eine Anzahl derselben mit den Verhältnissen der Berliner Schulen. Anregung dazu gaben zwei Verf&gungen der Berliner Schnldeputation. Die erste betraf die geeignete Berück- sichtigung der Gesundheitslehre im Lehrplan; sie ist smner Zeit |in dieser Zeitschrift abgedruckt worden.^ Li

» Jahrg. Vm, 1896, No. 6, 8. 371.

23'

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£wei Vorträgen im Mars onfl im August besprach Herr Hebtel diese Verfügung und ihre Erfüllung bei dem gegenwftrtigeii Lehrplane.

In der Junisitzung trug weiter Rektor HnfTZ über „Praktische Gesundheitspflege an einer Berliner Ge- meindesehule^ vor.

Derselbe Bedner erörterte im Anschluis an die zweite Yerfägung und die Versuche, betreffend eine bessere Beinigung der Berliner Gemeindeschulen, „Die jetzige Reinigung unserer Schulen^.

Einen ferneren Beitrag zu dieser Frage bot ein yom Referenten in der General Versammlung gehaltener Vortrag: ^Die Bestimmungen des Kohlensäuregehalts der Sohul- luft'', mit welchem eine praktische Vorführung des Wolpebt- •eben Lufkprüfers verbunden war.

Das wichtige Kapitel des Unterrichts in der Gesundheit^ lehre wurde in längerem Vortrage von Herrn Janke in der Janoanitsang behandelt. Er sprach thet »Die Einführung des hygienischen Unterrichts in der Volksschule*^. Nach seiner Ansicht gibt es einen dreifachen Weg, um den Schülern hygienische Belehrungen zu erteilen. Dieselben können eotens an die Sohuleinrichtungen angeknüpft werden. Diese bieten Gelegenheit, auf allgemeine Hygiene, beispielsweise aoi Reinlichkeit, Ernährung, Erholung von geistiger Arbeit n. s. w., hinzuweisen. Die hygimiischen Belehrungen lassen sich zweitena mit einzelnen Disciplinen verbinden. Der Vortragende geht die dazu gedgneten Unterrichts&oher durch und zeigt an praktischen Beispielen, wie sich eine derartige Unterweisung im naturwissenschaftlichen Unterricht, im Deutschen, Rechnen, in der Goographie, Geschichte und Religion gestalten würde. Die hygienische Belehrung kann drittens in besonderen Stmiden stattfinden. Auf diesen Punkt geht Herr jAmcE näher ein. Seine Ausführungen gipfeln in folgenden Thesen, die von der Vereinigung angenommen werden.

1. Der Unterricht in der Hygiene soll ein voUberechtigtea Glied unter den Lehrgegenständen der Schule bilden-

825

2. In der G^^nwart sind die Iiygieniseheii Belehnuigen im Anflehlols an das SchuUeben nnd die Lehrgegenstftnde zn geben.

3. In der Fortbildnngmohtile ist lohon jetzt ein besonderer Unterricht in der G^nndKeitslebre einsoführen.

4. Durch praktische Versuche ist zu prüfen, ob in Zukunft der Unterricht in der Hygiene die Stellung eines selbständigen TJnterrichtsgegenstandes in höheren und und niederen Schulen erhalten soll.

5. An allen Seminarien ist die Hygiene als obligatorischer ünterriohtsgegenstand einzufahren.

Wie sich fremde Lftnder zu der Erage des Hygiene- unterrichts stellen, zeigte der Vortrag des Beferenten in der Februarsitzung: ,|Die Oesundheitslehre in den Volks- schulen der Vereinigten Staaten^. ^ Die Erfolge dieses Unterrichtes sind teilweise recht mangelhafte. Die Schuld liegt meist an den eigentümlichen politischen und wirtschaft- lichen Verhältnissen, oft auch an der ungenügenden Vorbildung der Lehrer. Auüserdem machen sich zwei schwere Bedenken geltend: das eine richtet sich gegen den zu frühen Anfang dieses Unterrichtes, welcher der kindlichen Unbefangenheit Schaden bringt, das andere gegen die einseitige Hervorkehrung des Temperenzprincips, weil dadurch das Gegenteil der beab- sichtigten Wirkung erreicht wird.

In der Maisitzung sprach der Berichterstatter über ^Die Anlegung von Gesundheitslisten in Schulklassen^. Bei allen Listen, die jetzt in der Schule geführt werden, zeigt sich eine bedauerliche Lücke ; keine berücksichtigt die körperlichen Verhftltnisse der Kinder. Es wird nun eingehend die Ein- richtung und der Inhalt von Gesundheitslisten erörtert, welche diesem Mangel abhelfen sollen. An der Hand eigener Beob- achtungen zieht der Vortragende die Konsequenzen, die nicht nur für die Statistik, sondern mehr noch für die Psychologie und den Unterrichtsbetrieb wertvoll sind. Die aufgestellte

^ Abgedmokt in der „Deutschen SehuUeiimg*', 18d5, No. 12.

826

These: Die Einfährang von GeanndheitaUsten in Sehvlklassen bedeutet eine wichtige Förderung der Schulhygiene, da durch dieselben ein wertvolles statistisches Material geschaffen wird und die hygienische Thätigkeit des Lehrers Anregung und Halt gewinnt, findet einstimmige Annahme.

Herr Janke behandelte in mehreren Vortragen »Die Zähne und ihre Pflege'': Was ist auf den einzelnen Schul- stufen von der Zahnpflege zu ^ben? Wie ist der betreffende Unterricht zu erteilen?

Aulserdem hielt derselbe vor dem Besuche der Ausstellung im Medizinischen Warenhause einen orientierenden Vortrag über ^Die Schulbank^.

In zwei Sitzungen sprach Dr. Kemsies über: „Das Ex- periment in der Pädagogik^. Er zeigte den Wert des- selben für die Psychologie an den Ermüdungsmessungen, die er selbst bei Schulkindern mittelst des Mossoschen Ergographen vorgenommen hatte, und legte eine Anzahl interessanter Proben vor.

In der Generalversammlung am 10. Dezember wurden in den Vorstand gewählt: als erster Vorsitzender Herr Jakkb, als zweiter Vorsitzender Herr ELbbtel und als SchriffcfQhrer Herr

SüCK.

Schulhygiene in England.

Vortrag, gehalten in der Deutschen GeseUschaft für öffentliche Qesund-

heitspflege zu Berlin.

Von

L. KOTBLMANN.

(Fortoetzang.)

Zu der kräftigen Ernährung der Schüler kommen kOq)er- liehe Übungen der verschiedensten Art hinzu. Der Londonor

327

Sohool Board besitzt eine eigene Sektion, welcher die Pflege der physiechen Erziehung der. Jagend obliegt.

Das deutsche Ger&ttnmen ist alierdings in England wenig beliebt. Ich habe nur ganz vereinzelt Barren und Beck auf einem Schulhof getroffen, einen Tumsaal mit Geräten nach deutscher Art aber niemals gesehen. Dagegen besitzt das Royal College for the Blind eine Halle, die mit Tumapparaten nach dem System des Dr. Saboent, Direktors des Hemenway- gymnasiums an der Harvarduniversität zu Cambridge in Massachusets, ausgelotet ist. Diese Apparate sind aufser- ordentlich mannigfaltig. Es finden sich nicht nur Buder- Vorrichtungen und ein vollständiges Segelboot, an dem die verschiedenen Manipulationen des Segelaufziehens und Segel- Stollens eingeübt werden, sondern auch zahlreiche Widerstands- apparate, die zur Kräftigung der verschiedenen Muskelgruppen dienen und von den Schülern bald im Stehen, bald im Liegen benutzt werden. Welche Übungen diese ausführen soUen, gibt der Schularzt an. Er untersucht die Zöglinge am SchluJs jeder Woche, prüft vor allem ihre Muskelkraft mit dem Dynamometer und verschreibt danach .ein Tumrezept, welches dem Turnlehrer alsbald übergeben wird. Auch ein Skating Bing' ist in dem erwähnten College vorhanden, und es war mir besonders erfreulich zu sehen, mit welcher Grazie die blinden Mädchen über die steinerne Fläche dahinglitten.

Am meisten werden von den englischen Schülern und Schülerinnen jedoch Lauf-, Spring*, Freiübungen und Beigen betrieben. Es ist Sitte, die Freiübungen auch in den Unter- richtsstunden vornehmen zu lassen, welche zu diesem Ende auf wenige Minuten unterbrochen werden. Die bezüglichen Bew^^gen finden in den aufgeklappten Schulbänken unter Gesangbegleitung statt. Um das Interesse an den Freiübungen und Beigen 2u vermehren, veranstaltet der Londoner School Board alljährlich öffentliche Schaustellungen derselben, welche ^ilich etwas Theatralisches haben. Die einzelnen Gruppen von Schülern und Schülerinnen sind in gleiche,, ziemlich auf- fallende Kostüme gekleidet, und die Bewegungen der Mädchen

328

gehen nach deutschen Begriffen bisweilen üW die Grenze des Deoenien hinaus. An die besten Gruppen werden Preisbanner verteilt (OompetitionB for Ohallenge Banner); man sucht hierfür gern fbrstliche Personen zu gewinnen.

Der englischen Spiele wurde bereits früher gedacht. Die beliebtesten bei den Schülern sind Fufsball, Oricket, Lawn- Tennis und Fives, eine Art von Ballspiel. Für IHtcs findet sich auf den Sohulhofen öfter eine besondere Einrichtung, die ich als eine Beihe nebeneinanderliegender Zimmer ohne Decke und mit nur drei Wänden bezeichnen fnöchte; gegen diese Wände werden die Bälle geworfen. Fulsball wird bisweilen so leidenschaftlich gespielt, daTs nicht nur Verletzungen, sondern selbst Todesfälle, z. B. in Bugby College, dabei vorgekommen sind; gewöhnlich handelt es sich um' Knochenbrüche, aber auch innerliche Verblutungen haben stattgefunden. Vom Cricket heiJbt es in dem bekannten Buche Tom Browns Schuttage: „Cricket ist mehr als ein Spiel, es ist eine Institution, ee ist ein Becht des englischen Knaben, wie Habeascorpusakte und Jury Bechte des englischen Mannes sind.** Dals die Spiele einen unschätzbaren Wert fftr die Gesundheit haben, brauche ich in dieser Versammlung nicht erst auszufahren. Sie gleichen das Fehlen der allgemeine Wehrpflicht in England aus, ver- leihen den Briten die ihnen eigentümliche Ausdauer und Zähigkeit, und mit Becht konnte deshalb der Herzog von Wellington sagen, dals die Schlacht von Waterloo auf den Spielplätzen von Eton gewonnen worden sei. Überdiee lehrt das (fielen Gehorsam gegen den Spieloberen, fördert kamerad- schaftlichen Sinn gegen die Spielgenossen (Fair Play) und wirkt heftigem Wesen nachdrücklich entgegen (To keep bis Temper). In fast allen groften Schulen sind daher die Sonn- abendnachmittage und aulserdem noch 2 3 volle Nachmittage dem Spiele gewidmet, und nicht nur sämtliche Schüler, sondern auch die jüngeren Lehrer nehmen daran teil.

(Fortsetzung ond Schlnia in No. 7.)

829

üntersnchiiiigeii auf igjptisehe AngenentzindiiHif

in KSlner Volksgchiden.

Ans d6m niederrbeinisclieii Verein für Sffentliehe

Oesnndheitspflege.

In dem genannten Verein sprach Dr. PBÖB8TiNa ytÜber die Verbreitung der ägyptist^^en Äugenenieünduing in der Bheimebene und über die MiUä Mur Bekämpfung deredben^ und ffthrte dabei nach dem y^GenkraXhl. f. aügem. Qesdhtspfl,^ unter anderem folgendes aus. Zu Kohl werden Untersuchungen auf Trachom in den Volks- schulen seit dem Jahre 1890 regelmäbig einmal jährlich Ton den Armenaugen&rzten vorgenommen. Wenn auch bis jetzt erst sechs Untersuchungsreihen ^erliegen, so gestatten diese doch schon einen Schlufs, da die Zahlen in den einzelnen Jahren auTserordentlich konstant sind. Es fanden sich nämlich in drei Jahren je 1,33% Trachomatöse, in einem Jahre 1,2%, in einem anderen 1,1% und nur in einem Jahre etwas mehr, nämlich etwa 2%.

Diese trachomkranken Schulkinder verteilen sich aber sehr un- gleichmftfsig Qber die Stadt. Am stärksten sind die SQdbezirke be- troffen, welche von Arbeitern, vornehmlich Fabrikarbeitern, übervölkert sind und sich dadurch hygienisch in einer sehr viel ungttnstigeren Lage als die Nordbezirke befinden.

Was die Mittel zur Einschränkung der so verderblichen Krank- heit betrifft, so empüahl Redner zunächst Verbesserungen der all- gemeinen hygienischen Verhältnisse, insbesondere der Wohnungen.

Einen weiteren Punkt bildet nach ihm die Erziehung zur körper- lichen Reinlichkeit. Professor Föbsteb in Breslau, der in Bezug auf das Trachom sehr grofse Erfahrung besitzt, ist geneigt anzunehmen, dals unreine Hände bei der Entstehung und Verbreitung dieser Krank- heit eine hervorragende Rolle spielen. Hier kann die Schule außer- ordentlich viel Gutes wirken, sehr viel mehr, als sie jetzt thut. Die Kinder sollen zur Reinhaltung des Körpers, besonders der Hände und Nägel, strengstens angehalten werden. Alle Einrichtungen, welche für diesen 2hveck förderlich sind, also in erster Linie Schulbäder, müssen, wo es irgend angeht, hergestellt werden. Aber auch das Schul- zinuner und seine Geräte sollen sauber sein. Femer ist auf reine, mög^chst staubfreie Luft in den Schulen zu achten.

Ein drittes Mittel, um das Trachom zu bekämpfen, bilden regel- mä&ige Augenuntersuchungen, welche mindestens einmal im Jahre Torzunehmen sind. Kranke Schüler müssen dabei dem Lehrer be-

330

zeichnet und die Eltern von der Erkrankong benachrichtigt werden. Ist die Entzündung weit fortgeschritten, zeigt sich namentlich eine stärkere eiterige Absonderung, so sind die Kinder aus der Schule za entfernen und, wenn irgend möglich, in ärztliche Behandlung zu nehmen. Für eine zwangsweise Behandlung derselben fehlt bis jetzt leider noch die gesetzliche Handhabe, hoffentlich wird das za erwartende Seuchengesetz auch nach dieser Richtung Wandel schaffen; denn auf dem Wege der ärztlichen Behandlung würde es sicher mög- lich sein, die Weiterverbreitung des Trachoms zu verhüten und damit allmählich eine verderbliche Yolkskrankheit gänzlich auszurotten.

Empfehlen dürfte sich auch eine eingehende Besichtigung der Wohnräume und der Familienmitglieder solcher erkrankter Kinder.

Kommen in einer Schule zahlreiche Fälle vor, besonders in akuter Form, so ist die betreffende Erlasse zu schlie&en.

Bei passenden Gelegenheiten kann im Unterricht auf die Ge- fahren des Trachoms und auf die Mittel zur, Verhütung desselben hingewiesen werden.

Für Waisenhäuser, Erziehungsanstalten, kurz für alle Internate, wären noch folgende besondere Regeln aufzustellen:

1. Die Anstalten müssen den aUgemoinen hygienischen An- forderungen in Bezug auf Reinlichkeit, Ventilation u. s. w. entspre- chen; besondere Beachtung verdienen die Waschgeräte.

2. Jeder Aufzunehmende soll einer Untersuchung seiner Augen unterzogen werden.

8. Die Insassen sind häufig augenärztlich zu inspizieren, be- sonders in den Gegenden, wo Trachom heimisch ist. Die Erkrankten müssen in ärztliche Behandlung genommen werden.

4. Die Trachomatösen sind von den Gesunden zu trennen.

5. Kein Trachomkranker darf in die Heimat entlassen werden.

Ober die Wiederzalassnng an Diphtherie erkrankt gewesener Kinder znm Schnibesmeli.

Yerhandlnng der medizinischen Krankenhansgesellsebaft

zn Paris.

«

In der Pariser medizinischen Krankenhausgesellschaft trag, wie die Wien. klm. Bimdsch, ** mitteilt, Herr Sevestee Über die Persistenz von Löfflerschen Bacillen nach der Heilung der D^- therie*" vor.

*^ Redner hat zusammen mit MifcBr Untersuchungen an Rd^onTa- lescenten vorgenommen, um das Verhältnis der Fälle, in' welchen

331

ach Yirnlente Bacillen nach der Diphtherie noch finden lassen, zu denjenigen Fallen festzustellen, in welchen sie nach dem Abfallen der Pseudomembranen verschwinden. Seine Ermittelungen sind um so interessanter, als sie in zwei Serien angestellt wurden, einmal an Kindern, welche nach der alten Methode mit Waschungen und Ort- licher Anwendung von antiseptischen Mitteln behandelt worden waren, das andere Mal an solchen, böi denra Antitoxin zur Anwendung ge- kommen war.

Die erste Serie umfafste 15 Ffille, bei welchen immer gleich nach der Aufiiahme in das Spital die LÖFFLEBschen Bacillen nach- gewiesen werden konnten. In ungefiüir der H&lfte dieser Fälle waren die Bacillen zugleich mit den Pseudomembranen entweder verschwun- den, oder doch ihrer Virulenz verlustig gegangen. Bei der anderen H&lfte liefsen sie sich ktlrzere oder Iftngere Zeit nachher noch teils im Bachen, teils in der Nasenhöhle nachweisen.

Die zweite Serie, diejenige mit Antitoxinbehandlung, bestand aus 10 FfiUen, unter welchen die Bakterien dreimal zugleich mit dem Abfall der Pseudomembranen vollstAndig verschwanden, viermal eine gewisse Zeit hindurch noch persistierten, ohne jedoch virulent zu sein, und dreimal sich in wirksamem Zustand kürzere oder län- gere Zeit nach der Heilung noch nachweisen liefsen.

Aus diesen Feststellungen ergibt sich demnach, da(s in einer gewissen Anzahl von FSUen die LÖFFLEBschen BaciUen entweder ungefähr zugleich mit den Pseudomembranen verschwinden, oder kurze Zeit später ihre Virulenz verlieren, dab sie aber in anderen, nament- lich schweren Fällen, längere Zeit im Rachen und sogar bis zu einem Monat in der Nasenhöhle virulent bleiben können.

Es wird demnach von der Prophylaxis erfordert, bei allen Kin- dern, welche Diphtherie überstanden haben, eine genaue bakteriolo- gische Prüfung auf die Anwesenheit und Virulenz etwa übriggeblie- bener Bacillen vorzunehmen, und diejenigen, bei denen sich noch Bakterien finden, in Bekonvalescentenpavillons oder sonstwo so lange zurückzuhalten, bis das Verschwinden der Bacillen ein Aufhören der Ansteckungsgefahr garantiert. Erst dann dürfen sie wieder zur Schule zugelassen werden.

ftUtttere Üttttetlittt^eit.

Das Nigelkanen der Schnlkinder ein pathologisehes Zei- chen. In der y^Zeitschr, f. Hypnotiam,^ veröffentlicht Dr. EDaAB

S32

BiBiLLON einen Aufsatz: y^Die Owychophagief ihre Häufigkeit hd den JEntarieten und ihre psychotherapeittische BehandhMg^^ dem wir folgendes entnehmen. Das Nägelkanen (Onychophagie) ist ans yer- sohiedenen Gründen ge&hrlich, znnftchst weil dadurch krankheiterre- gende Mikroorganismen, wie Tuherkelbadllen, in den Mund gelangen können und sodaim, weil die Nägel aus Keratin bestehen, auf wel- ches der Magensaft keine Wirkung ausübt; Nägelkaner leiden daher häufig infolge der verschluckten Nagelpartikel an Magendarmstörungen. Endlich erleiden die Fingerspitzen durch diese Unsitte eine sehr charakteiistisdie Entstellung: sie ersdieinen verdickt, und es bildet sich eine vorspringende Leiste vor dem Nagelrest. Infolgedessen wird das Tastgefühl weniger emp^dlich. In den Fachschulen hat schon mancher Lehrer bemerkt, dab die Nägelkaner zu Prädsionsarbeiten nicht recht brauchbar sind. Fragt man nach den Ursachen der Ony- chophagie, so liegt eine teilweise Erklärung derselben in dem Instinkt, welcher das Kind sofort nach der Geburt veranlagt, zu saugen und überhaupt an Gegenständen zu ziehen , die in Berührung mit seinem Munde kommen. Wahrscheinlich ist bei vielen NägelbeÜsern die Angewohnheit nur die einfache Fortsetzung dieses instinktiven Triebes und die Umwandlung desselben in einen automatischen, unbewufsten Akt. Schulkinder z. B. kauen oft an den Nägeln, wenn sie ihr Pensum lernen. Ein Gymnasiallehrer teilte mit, dafs er beständig an einem Nagel beilse, wenn er die Hefte seiner Schüler korrigiere. Aber es gibt Nägelkaner^ bei denen die Unsitte erst in einem bestimmten Alter auftritt. Alsdann pflegt dieselbe auf Nachahmung zu beruhen. In einer Familie mit sechs Kindern kauten alle sechs an den Nägeln. Von ihrem Yater, der Alkoholiker war, hatten sie den Zustand der Entartung ererbt, und zudem gab er ihnen mit dieser Angewohnheit ein böses Beispiel. Onychophagie ist nämlich oft und das ist ein wichtiger Faktor für die Entstehung der- selben — mit verschiedenen Erscheinungen der Entartung verbunden, wie mit triebartigen Neigungen, Bettnässen, nächtlichem -Aufschrecken, Nachtwandeln, Sprechen im Schlaf, Stottern, gedrückter Stimmung, moralischen Verirrungen, Angstgefühlen und vor allem mit Onanie. B^siLLON ist der Ansicht, dals abgeknabberte Nägel den Verdacht auf gewohnheitsmäßige Masturbation erwecken. Ihm stimmt JuiiSS YoisiN bei, Arzt an der Salp^tri^re in Paris, dessen Abteilung die idiotischen, epileptischen und zurückgebliebenen Kinder umfafet Der- selbe gibt an, dab die geistesschwachen Kinder gewöhnlich einige Augenblicke nach dem Onanieren an den Nägeln zu kauen beginnen. Wie die psychischen Stigmata, so fehlen auch die körperlichen An- zeichen der Degeneration bei den Nägelkauem nicht. Der Scliädel zeigt alle Arten der Entstellung, Mikrocephalie, KnochenauftreibnngeD,

333

flbergroüse Vorsprünge an yerscbiedenen Stellen des Kopfes, Asym- metrie der Stirn. Die Untersnchimg des Gesichte» ergibt eine oder mehrere der folgenden Abweichungen: Ungleichm&feigkeit beider HftUten, Schielen, Angenzittem, Mnskelzackongen, nnregelmäbig ge- stellte Zfthne, schmales GanmengewOlbe, Verschiedenheit beider Ohr- muscheln; ebenso findet man sehr oft Phimose ond Plattfafs. Bei der Prüfang der Sinnesorgane ergeben sich ungleiche Papillen, Schwer- hörigkeit, Hantgebiete ohne Empfindung. Viele Onychophagen köünen nur schlecht durch die Nase atmen und schlafen mit offenem Munde, was auf adenoide Wucherungen im Nasenrachenraum schliefsen Iftfst. Auf&Uend ist, dafs die Schulmänner das Nägelkauen ihrer Zöglinge so wenig beachten. In keiner pädagogischen oder schulhygienischen Abhandlung ist davon die Bede, und doch trifft man dasselbe änfserst häufig in Schulen. B^billons erste Untersuchungen wurden in einer Pariser Cremeindeknabenschule angestellt. Von 265 Schfllem kauten 63, also etwa der vierte Teil, in sehr ausgesprochenem Grade an den Nägeln. In derselben Schule hatten 53 die Gewohnheit, an den Feder- haltern zu kauen. GleicheErmittelungen in mehrereuKlassen eines Pariser Gymnasiums ergaben, dafs die Zahl der Onychophagen hier fast dieselbe, wie bei den Elementarschülem, war. Nicht besser als in Paris stand es in der Provinz und auf dem Lande, wie nachstehende Zahlen aus einer gemischten Schule des Departement de FTonne beweisen:

Gesehleoht

Zahl

der untersuchten

Kinder

An den Nägeln kauten

Am Federhalter kauten

Knaben Kadchen

29 21

6 11

10 8

Zusammen

50

17

18.

Der Prozentsatz der Nägelkauer betrug in dieser Schule also bei den Knaben 20 Vo, bei den Mädchen stieg er auf 52 %. Auch in einer Bürgerschule des Departements de la Seine- et -Marne war die Zahl deijenigen, welche an den Nägeln bissen, trotz des höheren Alters derKindernoch sehr beträchtlidi, wie aus folgender Tabelle erhellt:

Jahrgang und Alter

Zahl

der untersuchten

Kinder

Davon kanten an den Nageln

I. Jahrgang, 12 14 Jahre n. IS-IB

m. 15-17

18 16 18

7 6 3

Sunme

52

16.

:'(34

Eine sehr sorgftltige üntersachang in einer nlederea Mftdchen- schnle lehrte, dab das weibliche Geschlecht in Bezug auf die üble Gewohnheit sich nicht besser verhält als das m&nnliche:

Jahrgang und Alter

Zahl der

untersuchten

Mädchen

Davon

kauten

an beiden

Händen

An der

rechten

Hand

allein

An der linken Hand allein

Am Feder- halter kauten

I. Jahrgang, 10—13 Jahre

n. Jahrgang, 12—16 Jahre

III. Jahrgang, 15—16 Jahre

IV. Jahrgang, 16—17 Jahre

80 75 52 10

20

17 8 2

5 3 5 0

2

1 0 0

28

22

9

0

Znsammen

217

47

13

3

59.

Ganz neuerdings hat Bi^billon seine Untersuchungen in vier Klassen einer Pariser Gemeindeschnle fortgesetzt, die in einem Ar- beiterviertel liegt. Dabei haben sich ihm folgende Ziffern ergeben:

Davon kauten an den Nägeln

Summe

In dieser auiserordentlich gut gehaltenen Schule, wo die Kinder Gegenstand aufioDerksamster Pflege sind, kaut demnach mehr als ein Viertel an den Nägeln. Im allgemeinen stehen die Onychophagen auf einer recht niedrigen Stufe geistiger Entwickelung und sittlicher Empfindung. Die Lehrer der zuletzt erwähnten Unterrichtsanstalt gaben übereinstimmend an, dals dieselben deutliche Mängel des Cha- rakters und eine weniger gespannte Aufmerksamkeit als die übrigen Schüler besitzen. Auch scheine ihre Schrift schwerer lesbar und unregehnäCsiger zu sein. In einer anderen Schule sa&en in einer Klasse mit sechs- bis achtjährigen Kindern diejenigen, welche der Lehrer als die schlechtesten in Bezug auf Disciplin und Leistungen

r

335

bezeichnete, an einem besonderen Tisch. Die Besichtigong ihrer Hfinde ergab, dafs 5 von diesen 6 Knaben in stärkstem Mabe an den Händen kanten. Nicht nnr in Frankreich ist die Onycho- phagie verbreitet , . anch in manchen englischen Schulen wurde sie bei recht Tiden Kindern festgestellt. So lielsen sich hier in drei Klassen mit zusammen 33 Schtklem der besseren Stande 16 nach- weisen, welche an den Nftgeln kauten. Die Onychophagie, in Eng- land „nail biting" genannt, wird dort für eine der schädlichsten An- gewohnheiten gehalten. In zahlreichen Schulen sind deshalb die Hände der Schtiler Gegenstand häufiger Untersuchung, und die «nail biters^ werden strenge bestraft. Freilich scheinen Strafen so wenig, wie in Frankreich, die Heilung der Unsitte zu bewirken. FoNSSAGSiYES hat daher vorgeschlagen, den Nägelkauem die Finger- spitzen mit einer bitteren Substanz einzureiben, sei dies nun AloS, schwefelsaures Chinin, oder macerierte Quassia. Andere Ärzte geben den Rat, beständig Handschuhe tragen zu lassen oder die Hände nachts zu befestigen. Alle diese Mittel sind jedoch unzulänglich, da das Kind seine schlechte Gewohnheit sofort wieder annimmt, sobald das Zwangsmittel aufhört. Dadurch wurde B^billon auf den Gedanken gebracht, gegen die Onychophagie eine psychische Be- handlung, nämlich die Hypnose, in Anwendung zu bringen. Er teilt 14 Fälle mit, in welchen er den Kindern suggerierte, dafs sie an demselben Abend und an den folgenden Tagen einschlafen würden, ohne alsdann oder sonst je wieder die Finger in den Mund zu stecken. Diese Therapie war, wie er versichert, von dem besten Erfolge be- gleitet. Zum Schlüsse richtet der Verfasser folgende Aufforderung an die Lehrer: „Das Studium der bei den Kindern so häufigen aatomatischen Angewohnheiten ist in medizinischer Hinsicht ebenso interessant, wie in pädagogischer. Eine Untersuchung an zahlreichen Kindern aus verschiedenen Schichten der Bevölkerung kann allen denen wertvolle Winke geben, welche sich für den Fortschritt der Pädagogik interessieren. Die Herren Lehrer und Erzieher werden daher gebeten, das folgende Blatt (auf Seite 336) auszufüllen und an Dr. Bi^BiLLON, Redakteur der „Hernie de thypnoUsme*^ y rue de Bivoli 40 B, Paris, zu senden. '^

Aufserdem ersucht Dr. B^rillon um die Beantwortung nach- stehender Fragen : „Stehen die IQnder mit automatischen Angewohn- heiten, speciell mit Onychophagie, deutlich auf niederer Stufe in Bezug auf 1. allgemeine Gesundheit (Fehler infolge von Krankheit)? 2. phy- sische Kraft (Censur im Turnen, äuDsere Erscheinung)? 3. Betragen in der Schule (Censuren im Betragen)? 4. Fleils, Aufmerksamkeit, Gedächtnis (Censuren in den Leistungen)? 5. Neigungen? 6. sittliche Ftthmng? 7. Sauberkeit? 8. Geschicklichkeit der Hand (Schreiben,

880

Handfertigkeiteiiiiterricbt)? 9. besondere Flhigkeiten (Zeichnen, Si&gm n. s. w.)? 10. Welche Rolle spielt die Nacbahmtmg bei der Verbrai- ttag der sntomatiBcben Angewohnheiten unter den SchOlern derselben Klasse? 11. Welche Uittel sind znr Beseitigung der flblen Ange- wohnheiten angewandt? 12. Mit welchem Erfolge? 13. AUgeneine Bemeitengen. "

Über die MhilhygieiigebeB Ei>riektiigen Llbeoks briigt di« Festeehrift Ar die derti^ VenutHlug dentseher H$tn- fvneher Ud Änst« 1895 Terecbiedene NotiEen. Danach ist das Lobecker ßchnlwesen durch das Unterrichtsgesetz tob 1886 geregelt. Fht die Schnlzimmer findet sich eine Hohe von wenigstens 3 m nnd ein Flächenninfn Ton 0,8 qm pro Schüler vorgeschrieben. Die FensterflAche soU mindestens Vs der Bodenflache betragen, die Ober- kante der Fenster höchstens 0,5 m unter der Decke li^n. Es Diiüs sowohl für zweckmlUsige Heizung, wie fflr gnte Lüftung gesoi^ sein. Ftlr die Eleidnngsstflcke ist anfserhalb der Klassenzimmer ein Raum znr Verftgnng zn stellen. Neben einem luftigen Spiel- platz soll, auch bei Landschnlen, ein Turnplatz vortianden sein. In den städtischen Volks- nnd Mittdscbnlen dorfen in einer KlasBe hOcbBtens &0, in den Landschnlen höchstens 60 SchUer nntergebra<±t werden. Anf 60 Knaben, bezw. 40 Mftdchen ist ein Abort zu rechnen. Als normales Volksschnlhans hat sich in den letzten Jabr- in Ziegelrohbau hergestelltes Doppelschnlhans mit Erd-

837

geschoCs und zwei Stockwerken heraosgebfldet. Eine Brandmaner* trennt die Knaben- von der Mädchenschale. Keller and s&mtliche Flore sind gewölbt. Das Erdgeschob amfafst ao&er der Haapt- lehrerwohnnng ein Konferenz- nnd ein Klassenzimmer; die beiden Stockwerke enthalten je yier Klassen von 48 qm GrondflAche and 4 m Höhe. Von den nenn Klassenzimmern sollen je zwei darch Gasglflhlicht erleachtet werden können. Die Wände sind in matten Leimfarben mit Ölfarbensockel gestrichen. Das Licht fällt darch einfache, mit oberen Kippflügeln versehene Fenster von links anf die riersitzigen, mit beweglichen Bankplätzen (System Hippaüf) nnd leicht geneigter Platte versehenen Schaltische. Die letzteren weisen nenn verschiedene Gröfeen f&r Körperlängen von 115 bis 160 cm anf. Die Folsböden sind geölt, die Spacknäpfe mit Wasser gefOllt. Die Heizong erfolgt darch JuNGFEBsche Centrallaftheizang. Die verbraachte Laft gelangt anf den Dachboden nnd von hier ins Freie. In den geräamigen Korridoren befinden sich Kleiderriegel, Zapfhähne mit emaiUierten Trinkbechern and Fenereimer. Der grofse bekieste and mit Bäumen bepflanzte Spielplatz wird im Sommer regelmäfsig be- sprengt. Die Aborte sind in einem besonderen Gebäude anter- gebracht, die Pissoirs mit Wasserspfllang versehen, die Klosetts als Trogklosetts aasgebildet, welche nach Bedarf entleert und gesptüt werden. Neben 'dem Spielplatz liegt eine darch Hantelöfen heizbare Tamhalle. Die Fa&böden der Klassen werden täglich gesprengt nnd aasgefegt nnd wöchentlich zweimal nafs anfgewischt. Monatlich einmal findet ein Patzen der Fenster statt. Sämtliche Yolksschnlen, sowohl die fQr Knaben, wie die für Mädchen, sind achtstafig.

Die häufigsten UnftUe in der Schule vnd ihre Behand- lang bis zur Ankunft des Arztes. In Basel ist, wie wir den ^Schwz, El, f. Osdhtspflg,^ entnehmen, schon seit einigen Jahren jedes Schalhaas mit einem aasschliefslich für die Bedürfnisse der Schule znsammengestellten Sanitätskistchen,^ sowie einer karzen Erklänmg der häufigsten (Jnfiälle bei Schülern und einer Anweisnng zu ihrer Behandlang versehen. In Zürich wnrden solche Sanitäts- kasten, die sich nach Form und Inhalt ziemlich genaa an diejenigen in Basel anlehnen, erst im vergangenen Jahre für die Schalhäaser angeschafft. Ein derartiges, ans Zinnblech gearbeitetes Kistchen enthält: 2 Emailschalen, 2 leinene Handtücher, 4 Gouverts mit Guttaperchapapier and 4 Converts mit Salicylklebetaffet, 1 Kom- pressionsbinde ^ 6 mittelgro&e Yerbandtflcher, 1 Schachtel mit Sicherheitsnadeln, 1 Mefsgläschen za 10 g, 1 Yerbandschere, 1 Nagelbürste, 6 grofee Yerbandtücher, 10 kleine Pakete Brnnssche

^ Yergl. diese Zeischrift, 1896, No. 4, S. 220—221. D. Red.

8elialgtmi4h«lUpflege IX. 23

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'Watte, 25 Binden verschiedener Groben, 1 Flasche Lysol; dazu eine gedruckte, auf der Innenseite des Deckels angebrachte Gebrauchs- anweisung: Die in allen Schnlhänsern angeschlagene diesbezfigliche Instruktion lautet folgendermafsen : I. Wunden. A. Kleine A^unden (Schflrfongen) : Salicylklebetaffet (nicht ablecken, sondern in reines- Wasser tauchen). B. Gröfsere Wunden (Schnittwunden, Kopfwunden): In dem gröfeeren Becken wird eine einprozentige Lysollösung bereitet, nfinüich Lysol 10 g (Meisglas), Wasser 1 1 (Strich) ; hierin werden die Hände und Nägel des Hilfeleistenden ge- hörig abgebttrstet. In dem kleineren Becken wird eine einhalb* prozentige Lysollösung hergestellt, d. h. Lysol ög (Meisglas), Wasser 1 1 (Strich). Mit dieser zweiten einhalbprozentigen LysoUösung spült man die Wunde vermittelst eines Wattebausches ab (nicht abwaschen). Haare in der nächsten Umgebung der Wunde kurz schneiden. I.Blutstillung: Bei kleineren Blutungen genügt Verband. Bei st|ü*kerer arterieller Blutung a. am Arm: Kompression der Hauptschlagader mit den Fingern, in schweren Fällen Umschnttrung des Oberarmes mit Kompressions- binde; b. am Bein: wie am Arm; c. am Hals: Fingerkompression; d. am Kopf: Druckverband. 2. Verband: Auf die Wunde Watte- bausch, mit einhalbprozentiger Lysollösung getränkt und gut ans- gedrückt, darüber Guttaperchapapier; dann Verbandtuch oder Binde. Anmerkung : Zu jedem Wundverband ist ein neues Päckchen Watte zu öfihen; der jiicht gebrauchte Rest der Watte ist zur Polsterung jeu verwenden. II. Knochenbrflche. Grofse Sorgfalt beim Transport (den Patienten von der gesunden Seite anfassen); Notschienen: Regenschirme, Spazierstöcke, Lineale, Kartons u. s. w.; Polsterung über den Knochenvorsprüngen; Befestigung durch Kravatten, Tücher. Zweifelhafte Fälle sind wie sicher erkannte Brüche zu behandebi. Bei offenen (komplizierten) Knochenbrüchen werden die Kleider auf- geschnitten, und es wird ein Wundverband angelegt; dann erst Not- schienen u. s. w. III. Ausrenkungen. Einrichtnngsversuche strenge untersagt. Ruhigstellung, bezw. Lagerung des ausgerenkten Gliedes

bis zur Ankunft des Arztes. IV. Verstauchungeu, Quetsckungem

(ohne Wunden). Umschläge mit kaltem Wasser; Ruhe. V. OhuBiaekt. Horizontale Lage; Lösung schnürender Kleidungsstücke; Brust und Gesicht mit kaltem Wasser besprengen; nichts einflölsen, solange Patient bewufstlos; ist das Bewufstsein zurückgekehrt, so leistet ein Glas Wasser gute Dienste. VI. Bpileptiseher Au&ll. Abseits auf den Boden legen; schnürende Kleidungsstücke lösen; Anfia]) austoben lassen, nur sorgen, dafs der Kranke sich während desselben nicht verletzt. VU. HitzschlAg (auf Schulspaziergängen). Vor- beugung: Vermeiden angestrengten Marschierens bei greller Hitze; Lösen der Kleider (Kravatte und Hemdkragen); Wassertrinkeu ge-

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stattet, wenn nachher sofort weiter marschiert wird; alkoholische Getränke schädlich. Behandlung: Rahe im Schatten; kalte Um- schläge auf den Kopf. VIII. Nasenbluten. Kopf nach hinten beugen; tie£atmen; nicht schneuzen; Hemdkragen lösen; Kälte auf Nase und Nacken; eventuell Wattebausch in die Nase und Druck mit dem Daumen.

Herstellung von Uzob in Schnlrlnmen. unter dieser Über- schrift bringt „The Amer, Med.-Surg, BuJlet,*^ vom 18. April 1896 einen Aufsatz, in welchem die Anwendung von Ozon zu sanitären und prophylaktischen Zwecken fQr Schulen empfohlen wird. Wir senden die SchtQer, so heifst es daselbst, in Seehospize, Ferien- kolonien u. dergl., weO Meeresküsten, Wälder und Gebirge besonders ozonreich sind. Nach Ablauf der Erholungszeit aber kehren die- selben in die verdorbene Schulluft zurtlck. Vielfach sind sie hier auch noch der Gefahr ansteckender Krankheiten ausgesetzt, da die Klassen von zahlreichen, zum Teil infektiösen Bakterien erfüllt sind. Das Ozon aber besitzt keimtötende Kraft. Der beträchtlichen Ver- minderung desselben in der Atmosphäre während des Sommers 1889 schreibt Professor Falb den Ausbruch der Influenzaepidemie zu. Andere Beobachter, wie Cook in Bombay, Smallwuod in Canada und BOECKEL in Strasburg, konstatierten eine Abnahme oder ein Fehlen des Ozons in der Luft bei Gholeraepidemien. Ja, Onimus fand durdi Beobachtungen im Jahre 1883 eine direkte Beziehung zwischen Ozongehalt der Luft und Intensität der Epidemien. Ver- fiisser vnll deshalb, daTs Ozon in hinreichender Menge in Schul- zimmem erzeugt werde. Es kann dies leicht vermittelst eines elektrischen Stromes geschehen. Mit einer Dynamomaschine oder einem von der Strafsenlinie abgeleiteten Strom lassen sich beträcht- liche Quantitäten dieses keimzerstörenden Mittels herstellen. Wo die Sache zu teuer wird oder es sich sonst nicht ausfähren läist, einen kon- tinuierlichen Strom während des Unterrichts in die Klassen zu leiten, soll dies wenigstens eine halbe oder ganze Stunde lang am Morgen und in der schulfreien Mittagszeit geschehen. Der ganze Vorschlag trftgt jedenfalls den Charakter des ^Amerikanischen^ an sich.

Der Binflnfs tranksfiehtiger Eltern anf die Gesundheit

der Kinder ist aus einer Tabelle ersichtlich, welche das „Qt4arterly

Journ. oflneMeiy^ bringt. Es wurden zwölf Familien von Trinkern

nnd ebensoviele von enthaltsamen Personen untersucht und dabei

folgende Zahlen ermittelt:

Bltem trunksüchtig enthaltsam

Anzahl der Kinder 57 61

Tod im Alter von noch nicht einer Woche 25 6

28*

340

Eltete

trunksüchtig enthaltMun

Idioten 5 0

Im Wachstum znrttckgehlieben 5 0

Epileptisch 5 0

Mit Veitstanz behaftet, der in Idiotie überging 1 0

Yerkrüppelt oder siech 5 0

An ererbter Trunksncht leidend 2 0.

Nnr 10 Kinder von den Trinkern waren gesund.

Sagesgefditditlii^es*

über die sehnlhygienisclie Abteilung der ersten mssisekei Ansstelliins t&v ftesnndheitspflege zu St. Petersburg gibt imser

verehrter Mitarbeiter, Herr Wirklicher Staatsrat Dr. A. ton Wiheniüs, in der russischen „Ztschr. f. öffü. Hyg, u. gerkhü, Med.^ einen ans- führlichen Bericht. Es ist ein ziemlich trauriges Bild, welches er von derselben entrollt. Kur folgende Gegenstände verdienen erwflhnt zu werden. Zunächst das Modell eines Schulzimmers und eine Anzahl Diagramme über die natürliche Beleuchtung in den Lyceen von Moskau, welche mit dem WEBBBschen Raumwinkelmesser gewonnen waren. Ausgestellt hatte dieselben der Direktor des hygienischen Instituts in Moskau, Professor Dr. Ebibkakn. St. Petersburg und Odessa waren durch Mologa, eine kleine Stadt mit noch nicht 4000 Einwohnern, in Schatten gestellt. Dieselbe besitzt, wie ein Modell der Ausstellung zeigte, ein eigenes Gebäude für schwedisches und militärisches Turnen, Fechten, Reiten und Spiele. Aufserdem findet sich daselbst ein Institut, in welchem die Jugend nicht nur Gym- nastik erlernt, sondern wo auch der Einflufs der körperlichen Übungen auf das Längenwachstum und die physische Entwickelnng überwacht wird. Die kirchlichen Lehranstalten hatten Tabellen über die Ernährung im Seminar von St. Petersburg eingesandt. Daaadi ist dieselbe arm an Fett und Fleisch, aber reich an Yegetabilien, so da(s sie fär die geistige Arbeit der Zöglinge nicht ausreicht. In den Militärschulen wird, nach den Mitteilungen fär die Ausstelliing zu schlieilsen, mehr als ein Drittel der Zeit den Studien gewidmet; die Schlafdauer ist zu kurz, zumal fär Kadetten, welche zahlrm^e und ermüdende KOrperttbungen ausführen müssen. Der Murine-

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minister liels einen Blick in die Schule der Seekadetten thnn, welche ▼ieles für den Hygieniker Wichtige und Wertvolle enthält. Am gelongensten aber war die finnlftndische Ansstellnng mit ihren zahl- reichen nnd belehrenden Gegenständen. Danach ; spielt die Oesondheitspflege eine wichtige Rolle in den Schalen des Landes. Allerdings hat man vieles von auswärts entlehnt, aber mit groCsem Geschicke den eigentümlichen Verhältnissen Finnlands angepafst. Endlich seien ' ans der Ansstellnng des Unterrichtsministers noch Diagramme Aber die E6rperlänge nnd die Nervosität der Schaler erwähnt, femer ein Vergleich der in den rassischen Internaten filr Arbeit, Rohe and Mahlzeiten festgesetzten Zeit mit der im flbrigen Europa üblichen; diese Zusammenstellungen rtthrten von Dr. von WiRENiüS her. Im flbrigen konnte man erkennen, dafs sich die Schulleiter Ruislands bisher nur ausnahmsweise fflr Schulhygiene interessieren. Das wenige Neue, welches sie vorgefahrt hatten, verlor sich in der greisen Menge von Altem, Wertlosem oder geradezu Antihygieniscfaem.

fliindertjfthriges JnbiUnni der Jennersehen Knhpoeken-

impflmg. Am 14. Mai d. Js. waren hundert Jahre verflossen, seitdem Jeni^er das erste Kind mit Vaccinelymphe impfte. Dieser Tag wurde am 1. Mai zu Berlin durch eine Feier im Rathaus- saale, bei welcher Geheimrai YntCHOW das Ehrenpräsidiun> fährte, festlich begangen. Wie die „Dtsch, med, Wochschr,**^ mitteilt, hatte Geheimrat Professor Dr. Gebharbt den Festvortrag flbemommen, zu dem die Reichs-, Staats- und StadtbehOrden, sowie die gesamte Ärzteschaft eingeladen waren. Unter den Erschienenen befand sich auch der Kultusminister Dr. Bosse. Mit der Feier war eine Aus- stellung von Gegenständen verbunden, welche auf die Impfung Bezug haben, Gleichzeitig hat Geheimrat Dr. Pfeiffer 83 Medaillen in Weimar ausgestellt, die auf Jennbr und die Vaccination geschlagen worden sind.

Die Sehnkeii und das Mittagsessen der Selililer« Die £r-

ziehungsbehOrde der Stadt New York hat an die Eltern der Schfller die Frage gerichtet, ob eine einstflndige Mittagszeit fflr Schulkinder zn kurz sei oder nicht. Ein Mitglied der Behörde war nämlich der Ansicht, dafs eine Stunde zur Verdauung der Mahlzeit fflr die Kinder nicht ausreiche und infolgedessen Yerdauungsstörungen durch denünter^ rieht nach Tisch entständen. Die Lehrer dagegen meinten, eine Ver- längerung der Mittagszeit um Vs Stunde werde nichts nützen, da die Kinder letztere nur zum Spielen benutzen und nach wie vor ihrMittagSr mahl in Hast essen wflrden. So bat man die Eltern um schriftlichen Bescheid. Die „Med. News" bemerken hierzu: Eine schnell genossene kr&ftige Mahlzeit mit unmittelbar nachfolgender Körperbewegung und

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Schnlthätigkeit trftgt sicherlich nicht zn einer gesunden Verdauung bei, und eine VerlAngenrng der freien Mittagszeit fflr Schfller bedeutet daher ohne Zweifel einen Fortschritt. Die höheren und die Priyat- schulen haben alle ungeteilten Unterricht, warum soll derselbe nicht auch in den ttbrigen Schulen eingefflhrt werden? Nehmen die Kinder während der Schulzeit ein leichtes Frtthstfick ein, so genügt dies, um den Hunger zu stillen. Sie können dann bei ihrer Rflckkehr nach Hanse um 2 Uhr zu Mittag essen und den Rest des Nachmittags Air ihre Schularbeiten und Spiele verwenden, während jetzt die Haupt- mahlzeit entweder bald nach 12, oder um 6 Uhr eingenommen und der Abend zum Studieren verwendet wird.

SehuJhygieniache Untersnehiuigeii in Japan. Man schreibt

uns aus Tokyo: Das Kaiserlich japanische Unterrichtsministerium hat kürzlich das Parlament um Bewilligung von 3000 Yen^ als Kosten für die Untersuchung der schulhygienischen Verhältnisse des Landes ersucht. Der Antrag wurde angenommen, so dab die Japaner einen weiteren grofsen Fortschritt auf dem Gebiete der Schulgesundheits- pilege zu verzeichnen haben.

Petition gegen die Oberbflrdnng der Yolksschiller in Ungarn. Eine Deputation des Budapester Vereins der EHementar- schuUehrer suchte kürzlich unter Führung des Schuldirektors LUDWia SRiirviZBR den Kultus- und Unterrichtsminister Dr. Wlassios auf und überreichte ihm ein gegen die Überbürdung der Schulkinds gerichtetes umfangreiches Memorandum. Die Denkschrift beruft sich auf Professor Dr. Otto von Sohwartzbrs Nachweis, da(s die Jugend mit geistiger Arbeit überbürdet sei. Der Verein möchte den eingehenderen Religionsunterricht erst in den späteren Schn^ahren erteilt wissen und den Unterricht in der Sprachlehre, sowie in der Geographie für die unteren Klassen der Volksschulen erleichtert sehen. Er bittet den Minister um die Emennnng einer Konunission, welche, aus Universitätsprofessoren, Ärzten und Schulmännern bestehend, den Lehrplan der Volks- und Mittelschulen zu revidieren hätte. Der Minister nahm die Denkschrift entgegen und versprach, der An- gelegenheit die gebührende Würdigung angedeihen zu lassoi.

Zum Verbot des Wirtshansbesnches der SonntagsseUler in Bayern. Das Königliche Oberlandesgericht München hat nach den „Bl f. Rechtsanw.*^ am 14. Februar 1895 folgendes Urtdl gefiUlt. Die aus der Werktagsschule Abgegangenen haben drei Jahre lang die Sonntagsschule zu besuchen und Anspruch auf Enüassong- ans dieser nur unter der Voraussetzung, dafs sie die vorgeschriebene Schnl- prüfang bestehen. Während der Dauer der Schulpflicht sind auch

» 1 Yen = 4,185 Mark. D. Red.

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die Sonntagsschfller den Beschränkungen bezüglich des Wirtshans- besuches unterworfen. Die Schulpflicht endigt aber nicht von selbst mit dem Ablaufe des dreijährigen Zeitraumes, weü das Ergebnis einer Prüfung hierfür eutscheidend ist und die zuständige Schulbehörde sich über dasselbe den beteiligten Schülern gegenüber erst aussprechen muls. Der Abschlufs der Schulpflicht ist demnach an die schriftliche Bekanntgabe desselben geknüpft, sohin an den Zeitpunkt der Ver- abfolgung des Schulenthissungsscheines, wie solches in der Verord- nung vom 31. Dezember 1864, § 40 und in dem Ministerialerlafs Yom 11. Januar 1865 bestimmt war. Solange also ein Sonntags- schüler sein Entlassungszeugnis nicht in Händen hat, kann er wegen Wirtshausbesuches richterlich bestraft werden.

üntersacliiuigeii der Zähne von Elberfeldcr Schnlküidern.

In einer Anzahl Schulen Elberfelds sind Untersuchungen der Zähne von einem Zahnarzte Torgenommen worden. Unter 923 Schülern, 80 wird dem ^B. L. A.\ berichtet, hatten nur 16 ein vollständig gesundes Grebils, oder mit anderen Worten bei 98% wurden mehr oder weniger krankhafte Mundhöhlen gefunden. Qer 'Prozentsatz der kranken Zähne betrug 24« indem von den 21077 Zähnen der 923 Kinder 5150 kariös waren. Nur 2 Kinder hatten je einen Zahn einmal ärztlich behandeln lassen. Angesichts dieses Befundes glaubte die Schuldeputation im Interesse der Einwohnerschaft zu handeln, wenn sie beschlofs, eine kurze Belehrung über die Pflege der Zähne drucken und in den Schulen verteilen zu lassen.

IMe Pariser Gesellscliafl; liegen den Mifsbraneh des Tabaks, imsbesondere bei Schfilern, hielt am 12. April d. Js. in der Mairie des 6. Arrondissements unter dem Vorsitz von Dr. Obübt eine Sitzung ab. Derselbe erklärte zunächst, dafs der Verein nur den Mifsbraneh des Tabaks, nicht aber einen mäfsigen Gebrauch desselben verwerfe, und führte dann die bekannten Nachteile übertriebenen Tabakrauchens an, wie Erbrechen, chronischer Katarrh, Herzklopfen u. s. w. Von dem Generalsekretär Dr. G^lineaij wurde hierauf die Mitteilung gemacht, daCs die Gesellschaft demnächst eine Petition an das Ab- geordnetenhaus richten werde, wonach das Rauchen den jungen Tele- graphisten und Schülern zu verbieten sei; auch sollen die Laden- inhaber keinen Tabak an Kinder verkaufen dürfen. Nachdem noch Dr. EDaABD B^BiLLON über die Behandlung allzustarken Tabak- genusses mittelst hypnotischer Suggestion gesprochen hatte, wurden die Namen der wegen ihrer Verdienste um die Gesellschaft und deren Bemühungen Preisgekrönten verlesen. Unter denselben be- fanden sich zahlreiche Lehrer, von denen einer einen Schülerverein gegen den Milsbrauch des Tabaks gegründet, ein anderer eine kleine Schrift über die schädlichen Folgen des Tabakrauchens bei Kindern al^gefafst hatte.

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Ober die ESrperpflege im Knabenliort IV n Mtaieke..

Oiesing berichtet J. Winkleb im j,Enabhart.*' In Befolgung eines alten Erfahrangsgesetzes wnrde aaf Körperpflege nnd köiperlicfae Erholung viel Gewicht gelegt nnd znr ErmOglichnng beider Terhfiltnis- rnftfeig Tiel Zeit eingeräumt. In der besseren Jahreszeit kamen die Knaben fast täglich ins Freie. Es wnrden im Schnlhofe Jngendspiele ausgeführt oder auch Spaziergänge in die Isaranen, nach Harlaching, Menterschwaige oder in die Fasaneriewaldnng nntemommen. Diesig Ausflöge dienten zugleich mancher geistigen Anregung und dem Veranstalten von Spielen. Nicht , selten gestalteten sich dieselben zu lehrreichen Unterhaltungsstunden, indem die Kinder auf Ter- schiedene Erscheinungen und Vorgänge in der Natur aufmerksam gemacht wurden. Besondere Teilnahme zeigten die Knaben für die Pflanzenwelt, so da(s ihnen das kleinste Blttmchen am Wege nicht gleichgültig erschien. Aus dem Verkehr mit der Natur zieht das Kindergemflt die reichste Nahrung, und besonders ist die Pflege yon Naturwesen eine reiche Quelle gemfltbildender, sittigender Einflflsse. Welche Freude beseelte daher die Zöglinge, als denselben ein Stack Land in den Marianumsanlagen an der Lohstrafse zur Bebauung überlassen wurde. Die mit Hollunder und yerschiedenem Strauch- werk bewachsene Fläche wurde yon ihnen in einen Gemüsegarten umgewandelt und regelmäisig bebaut. Von der Ansicht ausgehend, da& durch die Pflege von Blumen die Liebe zur Natur und besonders zur Pflanzenwelt geweckt wird, hatte femer der Ausschufs der bayerischen Gartenbaugesellschaft dem Verein „Knabenhort*' für seine Zöglinge Pflanzen zur Pflege in ihren Wohnungen zur Verfügung gestellt; jeder erhielt eineFuchsia und ein Geranium in zweimal verpflanzten Stecklingen. Nachdem noch einige belehrende Worte über die Kultur und besonders das Begiefsen der Pflanzen an die Sjiaben gerichtet waren, empfingen sie Ermahnungen, auf ihre Pfleglinge ein sorg- sames Auge zu haben. Im Herbste mufsten sie die Blumenstöcke zur Besichtigung wieder bringen, wobei diejenigen, welche dieselben am besten kultiviert hatten, ausgezeichnet wurden. In den Dienst der körperlichen Pflege tritt auch das Baden. Im Sommer wurde das städtische Freibad fleilsig benutzt und im Winter vom Brausebad in der Tumblingerschule einige Male Gebrauch gemacht. Auch im Winter verbannten wir uns nicht ängstlich ins Zimmer. Der Bau einer Schneehütte, Herstellung von Schneemännem, Schneeballschlachten liefsen die Kälte vergessen und verachten. Ebenso tummelten sich die Zöglinge auf der Eisbahn, was sich für ihre körperliche Ent^ Wickelung als sehr nützlich erwies. Um eine wohlthuende Ab- wechslung in die Thätigkeit der Knaben zu bringen, lietsen wir dieselben Schnitz- und Papparbeiten fertigen. Wir verfolgten damit

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keinerlei erwerbliche, sondern lediglich erziehliche Zwecke, dnrch Bearbeitimg geeigneter Stoffe nnd die Handhabung der einfachsten Weikzeuge die Sinne zn schilrfen, die Hände geschickter zu machen und den Zöglingen neue Anschauungen zuzufahren.

SehwimmiuteiTiclit Ar Schfiler in BimÜBgliam. Trotz

der hohen Bedeutung des Schwimmens fOr die körperliche Erziehung, so schreibt „I^ Lancet^^ wird dasselbe doch nur yon einem kleinen Prozentsatz der Schfller in Birmingham erlernt, und auch die Ge- legenheit, sich darin unterrichten zu lassen, ist in der grofsen Fabrik- stadt ziemlich selten. Das athletische Institut daselbst hat daher beschlossen, die Sache zu fördern, indem es Wettschwimmen mit verschiedenen Preisen einrichtet. Aufserdem ist an die Schwimm- klubs und besonders an den städtischen Badeverein die Bitte ge- richtet worden^ f&r Gelegenheit zu sorgen, dafs die Volksschtller Unterricht im Schwimmen erhalten. Augenblicklich geniefsen yon den 30000 Sdiulknaben der Stadt nur etwa 0,6% einen derartigen Unterricht.

Der Scholgarten zu DSniek in Schleswig-Holstein. Wie

die „Disch. Lehr erzig. **^ berichtet, hatte der Lehrer Harms in Dömick bei Ascheberg im vergangenen Sommer die halbe Fläche seines grofsen Crartens zu einem Schulgarten hergegeben. Von den Kindern der Oberstufe besafs hier jedes sein Gärtchen, das es um- graben, reinhalten und mit Gemüse bestellen mu&te, welches letztere an den Gärtner verkauft wurde. Von dem Ertrage war 1 Mark oder weniger an den Lehrer für Landmiete zu zahlen, während alles, was über 1 Mark einging, dem betreffenden Schüler gehörte. Emige Sinder erzielten Einnahmen bis zu 3 Mark. Wer dem Lehrer in diesem Jahre die am besten gekeimten selbstgebauten Frühkartoffeln einliefert, erhält als Prämie ein gutes Buch.

Amerikanisehe Sommerschnlen. Die y^Dtsch. Ztschr. f. aus- länd. Unierrichtswes,** schreibt: Die zahlreichen Sommerschulen, die der zuerst an den Ufern des Chiäutanquasees entstandenen nach- gebildet sind und ihrem Wesen nach zu den Volkshochschulen (University extension) gehören, befanden sich letzten Sommer in ▼oller Arbeit. Tausende lauschten in der freien Natur den Yor«- trägen der Lehrer und verwendeten ihre freie Zeit zu stärkenden Spaziergängen und körperlichen Übungen. Nebenher fand allerdings das junge Volk auch Gelegenheit zum Anknüpfen von Bekannt- schaften und mehr oder weniger ernsten Liebesbeziehungen (Flirtations). Der Wert dieser Sommerschulen besteht vor allem darin, dab sie eine Menge Leute aus den Städten in die Natur locken und ihnen Gelegenheit geben, frische Kraft zu sammeln. Die Sommerschulen für Erwachsene sind aber nicht zu verwechseln mit den freien

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Sommerschnlen, welche den Zweck haben, arme Schalkinder im Alter von 5 15 Jahren während der Ferien zweckm&fsig zu beschäftigeD. Dies geschieht dnrch Singen, körperliche Übungen, Lesen, Schön- schreiben, Elementar-, Freihand-, architektonisches, Maschinen-, Master- und Eartenzeichnen, Modellieren, Holzarbeit, N&hen und FBÖBELsche Arbeiten. Der Zadrang za diesen Ferienkursen soll ungeheuer sein. Auch gespielt wird während der Ferien von kleineren und gröfseren Kindern; in fünf Schnlhäusem hat man die Höfe za Spielplätzen eingerichtet. Die Kleineren haben einen Teil des Schulhofes, der mit Zeltdach versehen ist, fflr sich; eine Kinder- gärtnerin überwacht dieselben. Ebenso sind Ferienkolonien für Schnl- kinder (Fresh air homes) in Amerika bekannt; besonderer Beliebtheit erfreuen sich in dieser Beziehung Aufenthalte an der Seekttste.

Ferienhans der Schule des Paulsenstifts in Jbmbarg. Das

genannte Stift besitzt in Klein-Tinmiendorf an der Ostsee ein „Olga- heim", welches genesende oder schwächliche Mädchen zu verschie- denen Zeiten im Sommer aufnimmt, während der Hundstagsferien jedoch ausschliefslich für Schülerinnen und Lehrerinnen der Anstalt bestimmt ist. Die Aufzunehmenden dürfen nicht weniger als sieben Jahre alt sein, aufser wenn sie unter der Aufsicht von Erwachsenen eintreten. Bettlägerige Patienten, sowie solche, die für Verbände tägliche oder doch häufigere ärztliche Hilf^ brauchen, sind ausge- schlossen. Das Gleiche gilt von demjenigen, welche an Idiotie, Epi- lepsie, Schwindsucht, bezw. anderen ansteckenden Krankheiten leiden, oder in deren Familien noch sechs Wochen vor der Aufnahme Infektions- krankheiten vorgekommen sind. Die Yerpflegungskosten betragen für die Dauer des Aufenthalts (mindestens vier Wochen) pro Kind und Woche 15 Mark; au&erdem sind 5 Mark Reisekosten für die Fahrt von Hamburg nach Klein -Timmendorf und zurück zu zahlen. Anmeldungen nimmt die Leiterin, Fräulein Susanka Arnold, in Hamburg, EJosterstieg 16, entgegen.

Der Handfertigkeitsanterricht in OsiiabrBck wurde, wie die „Bl. f, Knctöhdarbf*^ mitteilen, letzten Winter von Ö68 Schülern besucht, darunter 89 Gymnasiasten, 94 Zöglinge des Königlichen Seminars, 31 des bischöflichen Seminars, 228 der evangelischen Bürger- und Volksschule und 121 der katholischen Yolksscholen. Die Schüler erhielten Anleitung von 6 Tischlermeistern und ar- beiteten an 39 Hobelbänken in 12 Kursen, 2 GymnasiaHniraen zu je 2 Stunden wöchentlich, 4 Seminarkursen gleichfalls zu 2 Stunden, 6 Bürger- und Yolksschulkursen zu 4 Stunden. Der Fleils der Knaben war so grofs, dafe der Unterricht niemals ver- säumt wurde, mochte auch Markt oder freier Nachmittag sein. Wenn noch eine zweite Halle zur Verfügung stände, wtlrde auch diese bei

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dem starken Andrang gefüllt werden. Der Unterricht findet nur im Winter statt nnd ist fdr Volksschaler unentgeltlich; die BOii^er- scbfller zahlen 1,50 Mark, die Gymnasiasten 5 Mark. Im übrigen werden die Kosten von den Mitgliedern des Vereins znr Förderang des Handfertigkeitsnnterrichts in Osnabrück, sowie dnrch Znwen- dmigen von Behörden gedeckt.

Über die hyipenisehe Zulässigkeit des Anerlichtes f&r die staatlieheft Elementarsckalen hatte die Statthalterei in Triest den küstenlftndischen Landessanitätsrat nnter dem 11. Jänner d. Js. mn Auskunft ersacht. In der Sitzung vom 22. Februar erstattete mm der Augenarzt Sanitätsrat Dr. Jos. Bbbxtaubr ein zustimmendes Gutachten, wobei er jedoch als Bedingung die Verwendung von matten Glasschirmen aufstellte.

Xnttlit^e Derfuj|nit$en.

Rmiderlafs des KOniglich prenfsischen Ministers der geist-

liehen, Unterrichts- nnd Medixinalangelegeiiheiten,

beüreffend den Bau ländlieher Volkssehnleu.

(Fortsetzung.)

C. Verkehrsräume.

Bei eingeschossigen Schulhäusern kann der Flur, welcher dem Schfilerverkehr dient, auch als Zugang zur Lehrerwohnung benutzt werden. £s ist jedoch auläerdem ein dem V^Tirtschaftsverkehr des Lehrers dienender Nebenflur mit besonderem Ausgang erforderlich, damit bei Krankheiten in der Familie des Lehrers der Schulverkehr von dem Hausverkehr der Lehrerwohnung vollständig gesondert werden kann.

Wenn Schulzimmer über dem Erdgeschols angelegt werden, mnfs stets aulser der für den Hansverkehr der Lehrerwohnung be- stimmten Treppe für den Schulverkehr eine besondere Treppe in Verbindung mit besonderem Flur und Eingang vorgesehen werden. Sehtllerfiure sollen in der Regel keine unmittelbare Verbindung mit dem Keller nnd dem Dachboden erhalten.

Die Anlage von Verbindungsthüren zwischen dem zu den SchuT- zimmern führenden Flur und dem Bauteil, in welchem die Lehrer- wohnnng liegt, ist gestattet, die Herstellung einer unmittelbaren Ver-

. *

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bindnng zwischen einem Schnlzimmer nnd einem Wohn- oder Wirtsdiafifl- ranm dagegen nnzolässig.

Die Breite des Hanptflures richtet sich nach der Anzahl der anliegenden Schalzimmer und nach der Zahl der Schfller, welche in diesen nnterrichtet werden. Als Mindestmais der Breite gilt fBr den Fall, dafs nur ein Schalzimmer an dem Flnr liegt, 2,0 m and ftr den Fall, dafe mehrere Schalzimmer aaf ihn mflnden, 2,60 m. Im übrigen ist die Flarbreite derart za bestimmen, dafs nach Abzog des Mafses, welches darch die senkrecht aafstehenden Thflren der Schalzimmer fflr den Verkehr verloren geht, für je 100 Kinder 0,70 m, mindestens aber 1,0 m freie Darchgangsbreite verbleibt.

Für jedes Schalzimmer genügt eine einflügelige Thür von 1,0 m lichter Weite. Diese Thüren müssen stets nach anfsen anfachlagen, and zwar so, dafs der Aastretende beim öffnen der Thür das nftchste Aasgangsziel, die Hansthür oder die hinabführende Treppe erblickt Bei nebeneinanderliegenden Schalzimmern müssen die Thüren anter sich einen solchen Abstand erhalten, dafs die Thürflügel, ohne sich za berühren, voUständig heramschlagen können.

Treppen für den Schülerrerkehr müssen eine Lanfbreite ¥<» mindestens l,äO m erhalten and aafser dem Geländer mit Handlftnfem an der Wandseite versehen werden. Letztere sind entweder über die Podeste ohne Unterbrechang fortzaführen, oder an den Enden jedes Lanfes mit einer den Verkehr nicht hindernden Krümmung abznschliefsen. In mehrstöckigen Schnlgebäaden ist die Breite der Treppen stets nach der Schülerzahl im stärkst besetzten Greschosse mit der Verhältniszahl von 0,70 m fQr je 100 Schüler za berechnen. Das Mafs von 2 m fQr einen Treppenlanf soU in der Regel nicht überschritten werden. Als erforderliche Lanfbreite gUt stets das Mafs zwischen den Geländern nnd den Handläafem.

Vor den Antritten nnd Aastritten der Schülertreppen mnls ein solcher Freiraam verbleiben, dals die Thüren der in der Nähe ge- legenen Schalzimmer beim Aufschlagen den Verkehr nicht hemmen. Die Abmessungen dieses Freiraumes sind im einzelnen Falle ans den Grundrifszeichnungen durch Eintragen der Kreisbögen, welche die Thüren beim Aufschlagen beschreiben, zu bestimmen.

Bei Schülertreppen darf die Steigung höchstens 17 cm betragen. Die Anlage von Wendeltreppen ist unzulässig.

Freitreppen vor dem Eingang zum Hausflur sind besonders bequem anzulegen; sie dürfen nicht unmittelbar vor der Hausthflr beginnen, müssen vielmehr ein geräumiges Podest erhalten und, sobald mehr als drei Stufen notwendig sind, mit Seitenwangen und Schutzgeländem versehen werden. Übrigens ist bei Freitreppen die Stnfenzahl möglichst einzuschränken. Wo die örtlichen Verhältnisse

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211 einer mehr als gewöhnlichen Erhöhung des Erdgeschosses über den umgebenden Boden zwingen, sind zur Yerminderang der Stufen- zahl Rampen anzuschütten.

Für die Breite der Ausgangsthüren ist nach dem oben an- gegebenen Verhältnis von 0,70 m für je 100 Schüler die Gesamtzahl der im Schulgebäude unterrichteten Kinder mafsgebend. Die Ausgangs* tiiüren müssen stets nach auisen aufschlagen und gegen Wind und Wetter entweder durch Aufführung eines Vorbaues oder durch Zurück- legen in einen Vorraum geschützt werden.

D. Lehrerwohnungen.

Lehrerwohnungen sind in der Regel mit den Schulräumen in einem Gebäude zu vereinigen. Als Raumbedarf für einen yerheirateten Lehrer gelten S bis 4 Wohn- und Schlafräume mit einer Grundfläche von etwa 65 bis 85 qm, eine Küche von etwa 12 bis 20 qm und die für die Hanswirtschaft erforderlichen Keller- und Bodenräume. Die Gröfse der Wohn- und Schlafräume, sowie ihre Lage zu einander richtet sich nach den Landesgewohnheiten. Die Wohn- und Schlaf- räuii^^ sollen womöglich sämtlich heizbar sein. Dies gilt namentlich von solchen Räumen, welche zweiseitig freiliegen und ohne Heiz- Torrichtung leicht feucht und ungesund werden würden.

Die Anlage einer Speisekammer ist nicht unbedingt nötig; sie kann entbehrt werden, wenn der Keller von der Küche aus leicht zu erreichen ist. In manchen Fällen wird auch ein in die Au&en- wand eingebauter, lüftbarer Speiseschrank genügen. Wenn es die Ortsyerhältnisse bedingen, ist ein Backofen und eine Räucherkammer herzustellen.

Eine besondere Waschküche im Keller anzulegen, ist im all- gemeinen wegen der Beschwerlichkeit, das Wasser hinab- und herauf- zuBchaffen, nicht ratsam. Es empfiehlt sich vielmehr, den Küchen- herd 80 grob zu machen, dafs ein eingemauerter Waschkessel in ihm Platz findet.

Ein unverheirateter, einstweilig angestellter Lehrer erhält eine Stube von etwa 18 bis 25 qm und eine heizbare Kammer von etwa 15 bis 18 qm. Wenn ein solcher Lehrer durch örtliche Verhältnisse gezwungen ist, eigene Wirtschaft zu führen, erhält er aufserdem eine kleine Küche und womöglich eine heizbare Kammer für eine An- ▼erwandte. Eine Lehrerin erhält gleiche Räume, wie ein unver- heirateter Lehrer, mit eigener Wirtschaft.

Die lichte Höhe der Stuben einer Lehrerwohnung ist mit 3,0 m ausreichend bemessen; sie kann in Gegenden mit rauhem Klima zur leichteren Warmhaltnng bis auf 2,50 m ermäfsigt werden. Kammern im Dachboden müssen, wenn sie zum dauernden Aufenthalt von

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Menschen, z. B. als Schlafkammer, dienen sollen, mindestens 2,50 m hoch sein. Liegt eine solche Kammer in der Schräge des Daches, 80 mnis ihre darchschnittliche Höhe mindestens 2,50 m betragen.

Abtritte fttr die Lehrerwohnongen sollen in der Regel nicht im Schulhanse selbst angelegt werden. Ausnahmen sind jedoch zulässig, wenn sie durch örtliche Verhältnisse gerechtfertigt werden. In- solchen Fällen müssen aber die Auswurfstoffe in beweglichen Be- hältern angesammelt werden, weil ' die Anlage gemauerter Gruben innerhalb eines Wohnhauses und in unmittelbarem Anschlufe an die Umfassungswände unzulässig ist.

(Fortsetzung und Sohluls in No. 7.)

Verordnniig des k. k Ssterreichischen Ministeriiuiis des Innen Ton 5. MXr£ 1896, Z. 5009, an die k. Landesre^emng in Salzburg bezfiglich der KontroUe Aber die SffentUchen

Impfungen.

In Erledigung des unter dem 5. Februar 1896, Z. 1500, vor- gelegten Berichtes über das Impfungsei^ebnis im Jahre 1895 wird der k. k. Landesregierung mit Rücksicht auf den im Berichte er- wähnten Umstand, dafs von einer bezirksärztlichen Kontrolle' der Thätigkeit der Impfärzte auf den Impfsammelplätzen regelmäßig ab- gesehen wird, weil ein hierftlr ausgeworfenes eigenes Panschale fehle und sich zur Zeit der Impfung im Sinne des h. o. Erlasses yom 28. März 1889, Z. 4941, keine anderweitige Gelegenheit zu Dienst- reisen der Amtsärzte ergebe, eröffnet, dafs der angezogene h. o. Erlafe keineswegs dahin auszulegen ist, als ob die Kontrolle der Impfung durch die Bezirksärzte nur anläßlich anderweitiger Dienst- reisen vorzunehmen wäre.

Das k. h. Ministerium des Innern legt vielmehr Gewicht auf die Mweise unmittelbare Kontrolle der Impfärzte auf den Impf- sammelplätzen durch die Amtsärzte, und sind dieselben, falls sich anderweitige Dienstreisen zu dieser Zeit nicht ergeben sollten, hior und da eigens auf Kosten ihres Reisepauschales mit dieser stich- probenweise vorzunehmenden Nachschau zu betrauen, welche ihnen auch zur sanitätspolizeilichen Inspizierung in anderer Richtung Anlab bieten und spätere Inspizierungsreisen im gleichen Zwecke vermeiden lassen wird.

Ebenso werden aber andererseits die Amtsärzte Anlafs zu nehmen haben, bei sich darbietenden Gelegenheiten auch auiserhalb der Impf- zeit einzelne Impflinge auf das Ergebnis der ausgewiesenen Impfnng zu revidieren.

Über die Art der Kontrolle des Impfgeschäftes ist im jährlicfa^i Impfberichte regelmäßig zu berichten.

361

Rnndschreiben

des KSiüglieh prenfsischen Untemchtsniiiisters, betreffend

ein Wettradern Ar alle UniversitSten Deutschlands

im Jahre 1896.

Berlin, den 26. Febrnar 1896.

Zufolge meines Runderlasses vom 30. August 1894 ü. 1. 1610 haben Seine Mtgestät der Kaiser und EOnig in Gnaden geruht, eine silbeme Kanne als Preis für Wettrudem für alle Universitäten Deutschlands zu stiften. Dieser Wanderpreis soll auch in diesem Jahre in Grünau bei Berlin ausgerudert werden. Seine Majestät sind bereit, Beihilfen zu den besonderen Kosten, welche durch die Beteiligung an dem in Aussicht genommenen Wettrudem in Grünau erwachsen, den akademischen Rudervereinen aus Mitteln des Aller- höchsten Dispositionsfonds bei der Generalstaatskasse zu bewilligen.

Der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten. (Gez.) Bosse. An die Herren Universitätskuratoren zu Breslau, Greifswald und Halle, den Herrn Kurator der Königlichen Akademie zu Münster i. W. und das Königliche Universitätskuratorium zu Bonn. U. I. 422. n.

Ans der Instruktion fflr die den Sffentlichen Volks- nnd Bürgerschnlen Wiens zugewiesenen städtischen Schnldiener.

Den Schuldienem obliegt insbesondere:

6. Die Reinigung der Schullokalitäten und der in denselben befindlichen Gegenstände nach folgenden allgemeinen Bestimmungen:

a. Die SchuDokalitäten (Lehr-, Vor-, Aufhahms-, Direktions-, Konferenz- und Lehrmittelzimmer) sind bei thunlichster Vermeidung von Staubentwickelung mindestens wöchentlich zweimal und, wenn nötig, tl^lich, Stiegen, Gänge und Ab- orte jedoch täglich mit nassen Sägespänen auszukehren. Allßülig weggeworfene Papiere, Abfälle von Speisen u. a. m. sind schleunigst zu beseitigen, die Stiegen, sowie die Fuis- böden der Gänge und der Aborte wöchentlich einmal zu

waschen. |

b. Täglich einmal sind alle Einrichtungsstücke und die i Fensterbretter feucht, femer die Öfen, diese nach besonderer

Weisung des Stadtbauamtes, weiter wöchentlich einmal i

die EJeiderrechen, Tafelgestelle, Beleuchtungsobjekte, Thttren ;

u. 8. w. feucht, die Wände trocken abzuwischen. {

352

Die Strohmatten u. dergl. sind täglich zu reinigen.

c. Die Fenstergläser sind stets rein nnd womöglich trocken zu halten.

d. Die Ahorte nnd Pifsränme sind stets rein zu halten und insbesondere vor- und nachmittags nach dem Unterrichte zu reinigen; die Sitzbretter sind täglich feucht abzuwischen; die Aborte sind rechtzeitig zu entleeren und etwa ein- gefrorene Fäkalmassen durch Auftauen zu entfernen. Die Aborte sind ferner in Ermangelung einer Wasserspfllung,

' die PiJsräume auch beim Vorhandensein einer solchen täg- lich mit fünfprozentiger Karbolsäurelösung zu desinfizieren.

e. Die Lehrzimmer sind nach den hierflber bestehenden be- sonderen Vorschriften zu lüften; die Ventilierung durch öffiien der Ventile, Fenster und Thflren hat aber jedenfalls und ohne Unterschied der Jahreszeit nach Schluls des Unterrichtes zu geschehen. Die Aborte sind besonders häufig zu lüften.

Das Ausreiben der weichen Fufsböden, welches monat- lich einmal zu geschehen hat, das Waschen der Thttreu, Fensterbretter und Fensterstöcke, sowie der Fensterscheiben, welches alle zwei Monate zu geschehen hat, wird durch besondere Hilfskräfte besorgt, von dem Schuldiener aber beaufsichtigt. Aufserdem gehört zu den Pflichten desselben:

9. In der Regel die Handhabung der Beleuchtung in den Lehrzimmem und sonstigen Schulräumlichkeiten, das ist das Anzünden und Auslöschen der Gasflammen und das öffnen und Schliefsen der Grasmesserhähne (und Sektionshähne) unter Beachtung der hierüber bestehenden besonderen Vorschriften.

10. Das Heizen in den Schul- und den im Winter benutzten Nebenlokalitäten, wenn nicht ein eigener Heizer bestellt i&t.

12. Die Unterstützung der Lehrer in der Hilfeleistung bei allen den Kindern zustofsenden Unfällen.

Was die Bedienung der Turnplätze anbetrifft, so haben die Schnldiener folgendes zu beobachten:

A. Winterturnplatz und Garderobe.

1. Der Tumsaal und die Garderobe sind bei halbtägiger Be- nutzung täglich einmal, bei vor- und nachmittägiger Benutzung täg- lich zweimal mit nassen Sägespänen zu kehren.

2. «Der Fufsboden des Tumsaales ist täglich yor Beginn des Unterrichtes und nach Erfordernis auch während des letzteren, je nachdem er aus weichem oder hartem Holze besteht, mit Wasser zu besprengen oder aber mit feuchten Lappen abzuwischen.

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3. Der Tumsaal und seine Nebenr&nme sind täglich vormittags und jedesmal nach dem Unterrichte, bei längerer Daaer desselben im Bedarfefalle anch nach der zweiten Stande zu loften.

4. Die Fenstergläser sind stets rein und womöglich trocken zu halten, ferner alle zwei Monate zu waschen.

5. Die weichen Folsböden sind monatlich einmal zu waschen.

6. Die Aborte und Pifsräume sind stets rein zu halten nnd insbesondere vor- nnd nachmittags nach dem Unterrichte zu reinigen; die Sitzbretter sind täglich feucht abznwischen; die Aborte sind rechtzeitig zu entleeren nnd etwa eingefirorene Fäkalmassen durch Aoftanen zu entfernen. Die Aborte sind femer bei Ermangelung einer Wasserspfilung, die Piisräume auch beim Vorhandensein einer solchen täglich ' mit lüniprozentiger Karbolsäurelösung zu des- infizieren.

7. Die Geräte und Wände sind wöchentlich zweimal, und zwar erstere feucht vom Staube zu reinigen.

8. Die Matratzen sind wöchentlich zweimal im Freien auszu- klopfen.

9. Wenn nötig, hat der Diener bei der AufsteUung und Be- seitigung der Geräte behilflich zu sein.

Ad 4 und 5. Das allzweimonatliche Waschen der Fenster- scheiben und das allmonatliche Waschen der weichen Fufsböden hat durch besondere Hilfskräfte zu geschehen, worüber die Schuldiener die Aufsicht zu fähren haben^

B. Sommerturnplatz.

1. Die Springbeete sind vor jeder Benutzung umzugraben.

2. Der Platz ist vor jeder Benutzung zu bespritzen.

YtTPigüüg des Sehnlvorstandes der Stadt Zfirich vom 8. Juni 1895 in betreff des Armbrustschiersens

der Sekundarschfiler.

Fflr das Armbrustschiefsen wird, entsprechend emer Vorlage des Heim Migor J. Müller -Grambb, folgendes Übungsprogramm aufgestellt:

I. Vorbereitende Übungen.

a. Ohne die Armbrust: Stellung zum Schiefeen im Stehen und im Knieen;

b. Instruktion Aber die Armbrust nach der Anleitung BOLLINGBB ;

c. Mit der Armbrust, stehend und knieend: Spannen, Ent- spannen, Ladestellung, Anschlagstellung, Zielübungen (mit entspannter Annbrust).

8ehalfwa4h«ltspfl«g« DL. 24

354

II. Schiefsübangen.

a. Probeschiefsen, knieend bis auf 5, stehend bis auf 10 Schfisse, Distanz 10 m;

b. HaaptscbieCsen, je 10 Schüsse: 1. Übnng: stehend, 10 m; 2. and 3. Übnng: stehend, 15 m; 4. Übnng: knieend, 20 m; 5. Übnng: stehend, 20 m Distanz n. s. w.

NB. Den einzelnen Übnngsserien geht mindestens ein Probe- schnis vorans.

c. EndschieXsen: 10 Schüsse, stehend, 15 m Distanz.

NB. Die Ton den einzelnen Schützen eneichte Punktzahl wird verdoppelt und znm einfachen Ergebnis der Übungen im Hanpt^ schiefsen gezählt.

Mit Bezug auf die Ausführung ist folgendes zu beachten:

1. Die Stellungen und Haltungen beim Schiefsen sind milit&risch auszufahren. Die Befehle sind mit dem Exerzierreglement in mög- lichste Übereinstinmiung zu bringen.

2. Vor Beginn der SchieMbung sind die Armbrüste durch den Lehrer einzuschiefsen; auf die kürzeste Zielentfemung (10 m) ist der Zielpunkt zu markieren.

3. Der Unterricht wird möglichst individuell erteilt. Beim Schiefsen sind zwei Ablösungen zu bilden, eine schie&ende und eine zudienende.

)Derfonaliem

Dem Senator Alfred Rambaud, bisher Professor der Geschichte, wurde das französische Unterrichtsministerium übertragen.

Professor Dr. Paul Strübing in Greifswald ist als Hilfs- arbeiter in die Medizinalabteilung des Königlich preu&ischen Kultos- ministeriums berufen worden.

Professor Dr. Freiherr von Eisbl6BERG zu Königsberg i. Pr. wurde zum Medizinalrat und Mitglied des Medizinalkollegiums der Provinz Ostpreulsen ernannt.

Zum Präsidenten der russischen Gesellschaft zur Wahrung der Yolksgesundheit ist an Stelle des Wirklichen Geheimrats Dr. Zdb- KAüBR der Ehrenleibchirurg Geheimrat Dr. Kudrin gew&hlt worden.

Oymnasialdirektor Böhm in Klausenburg hat einen Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie an die dortige Universität erhalten und angenommen.

365

Dem Professor Dr. Eitasato, früherem Assistenten des Geheimrat Dr. ROBBRT Koch in Berlin, ist das Direktorat des von der Kaiserlich japanischen Regienmg zu Shihata in der Provinz Techigo errichteten Institnt-s f&r Erforschung der Infektionskrankheiten übertragen worden.

Mit der Vertretung des beurlaubten Professors der Hygiene Dr. Bbhring in Marburg wurde der Stabsarzt und Privatdocent an der Berliner Universität Dr. Wbrnioes beauftragt.

Es sind ernannt worden : der Professor am Wilhelmsgymnasium Dr. Saohbb zu Königsberg i. Pr. zum Direktor des G3rmna8iums in Bartenstein; der Bealschuldirektor Professor Dr. Tbndbring in Eiberfeld zum Realgymnasialdirektor in Hamburg; der Oberlehrer Pro- fessor Dr. SCHKBIBBB zum Direktor des Herzoglichen Ernst-Real- gymnasiums in Altenburg; der Gymnasialoberlehrer Wbrniceb in Mühl- heim a. d. Ruhr zum Progymnasialdirektor in Neunkirchen; der Ober- lehrer Dr. DoBBBRTiN an der Realschule in Erfurt zum Direktor des Realprogymnasiums in Langensalza; der Direktor der land- wirtschaftlichen Schule Dr. Droysbn in Dahme zum Direktor der Landwirtschafts- und Realschule in Herford; der Realgynmasialober- lefarer Ispbrt in Magdeburg zum Direktor der Realschule in der Nordstadt zu Eiberfeld ; der Oberlehrer am Gymnasium Dr. LüDBKB in Steglitz zum Direktor der Realschule daselbst; der Oberlehrer der Realschule BlR in Zweibrttcken zum Direktor dieser Anstalt ; der Vicedirektor des Seminars Dresden-Friedrichstadt Nitzblnadbl zum Direktor des Seminars in Plauen bei Dresden; der ordentliche Lehrer Dr. Karl Karg am Schullehrerseminar In Friedberg zum Kreisschulinspektor in Worms und der ordentliche Lehrer Hbinrich Mathbs am Schullehrerseminar in Alzey zum Kreisschulinspektor in Alsfeld.

In gleicher Eigenschaft wurden versetzt: Gymnasialdirektor Dr. BlNDSBiL von Seehausen nach Kreuzburg in O.-S.; Seminar- direktor Schulrat RosSMANN unter Belassung in seiner kommis- sarischen Beschäftigung bei der Königlichen Regierung zu Posen von Drossen nach Orteisburg; Seminardirektor Schulrat Hbkne von Schneeberg im Erzgebirge nach Oschatz und Seminardirektor Israel von Oschatz nach Schneeberg.

Eine Anzahl Münchener Btlrger und Industrieller h^ben dem Professor Dr. VON Pbtteneofbr ein von ihnen gesammeltes Kapital im Betrage von 59500 Mark zu einer ^Münchener Bttrgerstiftung bei der Akademie der Wissenschaften zu Ehren des Geheinu:ats Dr. von PXTTBNKOBBR'' dargebracht.

Dem Direktor des Provinzialschulkollegiums in Breslau, Ge- heimem Regierungsrat Dr. Willdbnow, ist der Charakter als Ober- regierungsrat verliehen worden.

24»

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Die Oeheimen Medizinalrftte Professor Dr. Robkrt Kooh in Berlin tmd Professor Dr. FinkbIiKBürg in Bonn wurden Yon der Eöniglich belgischen Akademie, der Geheime Medizinalrat Professor Dr. Behring in Marburg von der k. k. Gesellschaft der Änrte in Wien, der Kaiserlichen Gesellschaft der Ärzte in Konstantinopel, der Kaiserlich rassischen Gesellschaft der Ärzte in Wilna and der Königlich italienischen Gesellschaft f&r Hygiene in Mailand za Ehrenmitgliedern, der Professor der Hygiene an der technischen Hochschale Dr. Fbibdbich BsiSK in Dresden Ton der Reale Sodetii Italiana d'Igiene zum korrespondierenden Mitgliede ernannt.

Der emeritierte Direktor des Gymnasiums in Flensborg Dr. Albert Müller hat den Charakter als Geheimer Begienmgsrat, der k. k. Bezirksarzt Dr. Nikolaus von Toiimaseo in Sebenico den Titel eines k. Rats, der Kreisschalinspektor Junghenn in Hanau den Charakter als Schalrat erhalten.

Es wurde verliehen: der rote 'Adlerorden IH. Klasse mit der Schleife dem vortragenden Rat im Ministerium der geisüichen, Unteirichts- und Medizinalangelegenheiten, Geheimem Baurat Hutckbl- BETN in Berlin; das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens unserem geschätzten Mitarbeiter, Herrn Professor der Augenheilknnde Dr. August Rttteb von Reuss in Wien ; der Kronenorden lY . Klasse dem Rdctor Sehtfeet in Berlin und dem um das Schulturnen verdienten Realschullehrer Fb. Nusshag zu StraCsburg i. £.

Der vortragende Rat in der Medizinalabteilung des König^ch preulsischen Kultusministeriums, Geheimer Obermedizinalrat Dr. Skbzbgzka in Berlin, ist zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit auf drei Monate beurlaubt worden.

Geheimrat Dr. von Pbttbnkofeb wird im kommenden Herbst seines hohen Alters wegen das Präsidium der Königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften niederlegen.

Am 28. Februar vollendeten sich fünfzig Jahre der ftrztlidhen Thätigkeit des Professors der Kinderheilkunde an der Universität Kasan Dr. Tolmatsohew.

Der Direktor der Heil- und Pflegeanstalt zu Königslutter, Geheimer Medizinalrat Dr. Hasse, dessen Schrift über Geistes- krankheiten von Schülern infolge von Überbürdnng seiner Zeit Auf- sehen erregte, gedenkt am 1. Oktober aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand zu treten.

Es sind gestorben: der Königlich württembergische Knltas- ministerialdirektor Dr. VON DOEN in Hedelflngen bei Stott^art; der Hofrat Professor Dr. Joseph Späth in Wien, eine Reihe von Jahren ordentliches Mitglied des Obersten Sanitätsrates (daselbst; der ehe- malige Direktor der chemischen Centralstelle fOr öffentliche Gre-

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snndheitspflege in Dresden Professor HUGO FlbcE; der Direktor und Oberarzt des städtischen St. Wladimir - Kinderhospitals, Wirk- licher Staatsrat Dr. Paul Wulffius in Moskau; der Direktor des Bhodokonakischen Einderasyls Hbrmakn Cantzler in St. Peters* borg; der Direktor des Lyceums II in Hannover Professor Radbck; Realg3aBnasiaMirektor Dr. LIBR8BMANN in Bawitsch; Handelsschnl« direktor ROTTOBR in Gro&enhain; Rektor Ullmann in Kassel; Ereisschnlinspektor Schtdrat Burgdorf in Tendern; Sanitfttsrat Dr. Karl Zbhndkr, Yieepräsident des kantonalen Sanitfttsrates, Mitglied des städtischen Gresnndheits- nnd des Erziehnngsrates in Zflrich ; Dr. ZüRCHER-MüLLER, Präsident der Gesundheitskommission ond Mitglied der Schalpflege zn Eschenbach im Kanton St. Gallen; iLreisphysikns Dr. Bleisgh in Kosel; die k. k. Bezirksärzte Dr. Hermann Linhart in Gottschee nnd Dr. Albin Waligorsei in Przemyslany, letzterer als Opfer seines Bernfes.

txtitxüint.

Besprechungen.

Dr. Karl Waibel, Kgl. Bezirksarzt in Gttnzburg a. D. Die Yolks- selmleii des Kgl. Bezirksamtes nnd der Stadt Gflnzbnrg a. D, in hygienisclier Beziehung. Augsburg, 1896. Verlag d^ schwäbischen permanenten Schulausstellung. (56 S. 8^.)

Der Verfasser gibt hier einen mustergültigen Bericht über die hygienischen Verhältnisse der Schulen seines Bezirkes, wie er sie' üach .seinem Amtsantritte gefunden hat. * Seine Untersuchimg bezog sich auf Lage und Bauart der Schulgebäude, Einbau der Lehrer- wohnung, Hof, Garten, Brunnen, Aborte, Einrichtung der Klassen- zimmer, Heizung, Lüftung, Reinigung, Kleiderablagen, mittägliche Versorgung auswärtiger Kinder, Freizeiten, Krankheiten der Schüler, also auf alles, was überhaupt in kleineren Verhältnissen schul- hygienisch in Frage kommen kann.

Der Bezirk Günzburg hat bei 33400 Einwohnern, von welchen 4100 auf die Stadt kommen, 48 Schulgemeinden mit 53 Schulhäusern und 86 Schulklassen.

Bei Besprechung der Lage der Klassenzimmer macht der Autor die gewiis richtige Bemerkung, dafs man lieber die hellsten Zimmer den untersten Klassen zuweisen möge, da die Augen der jtLngsten Kinder am leichtesten durch ungenügende Beleuchtung geschädigt werden.

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Ein eigentlicher Schnlhof findet sich nur hei der Hfilfte der Schulgehftade, während ein Garten fast überall vorhanden ist.

Die Bmnnen sind durchaus nicht alle ein wandsfrei; 9 von ihnen liegen nur 2 bis 4 m von den Abtrittsgruben entfernt.

Von den 53 Aborten befinden sich 30 im Schulgebäude, 23 auüserhalb desselben; sie genügen vielfach der Zahl .nach nicht. Waibbl empfiehlt sehr das tägliche Bewerfen der Exkremente mit trockener Erde oder Torfmull.

Der Lehrer wohnt fast immer im Schulhause.

Mit grOMer Genauigkeit sind die Mafse der Schulzimmer an- gegeben; man ersieht aus denselben, dafs im Durchschnitt 2 m' Luft- kubus auf den Schüler kommen.

ä

Verfasser empfiehlt nachdrücklich das Tränken der Fuisböden mit heilsem Leinöl oder einen heifsen Anstrich derselben mit einer Mischung von 1,85 kg Leinöl, 0,05 kg Bleiglätte und 0,05 kg Siccativ.

Die Bänke haben fast alle noch positive Distanz. Besonders empfohlen werden die „schwäbische Yolksschulbank^ und die Bänke von Lickroth & Co. in Frankenthal. Bei der Besprechung der Sitz- haltung wird gefordert, dafs das Heft etwa 20 cm vom Gesicht entfernt liege; ohne Zweifel ist es besser, wenn man, namentlich für gröisere Kinder, eine noch weitere Entfernung von 25 bis 30 cm verlangt.

Die Einfallsrichtung des Lichtes nur von links fiudet sich bei einem Achtel aller Zimmer, sonst kommen die verschiedensten Kombinationen vor. Die Fensterrahmen sind vielfach zu massiv und lichtraubend. Umklappfenster existieren hier und da, werden aber ungenügend gehandhabt Der Autor betont die eigentlich selbstverständliche, aber auch anderwärts oft aufser acht gelassene Forderung, dafs, sobald kein Sonnenschein in das Zimmer fällt, die. Vorhänge vollständig hinauf gezogen sein müssen.

Für die Heizung wird mit Rücksicht auf die dortigen VerhältniBse der sogenannte Sanitätsschulofen von Röhrmüller in Augsburg em- pfohlen, welcher mit mehreren Mänteln umgeben ist. Das Nahesitzen am heifsen Ofen hält Waibbl für gefährlicher als Zugluft.

In 15 Schulen müssen Kinder über Mittag in der Schule bleiben; Verfasser verwendet sich dafür, dafs dieselben, aoiser etwaigem Mitgebrachten, im Schulhause eine Suppe erhalten.

Auf Seite 50 lesen wir die alte Klage, dals viel zu selten feucht aufgewischt wird.

Indem der Autor auf den letzten vier Seiten noch die for die Schule wichtigsten Krankheiten der Kinder berührt, erfahren wir, dafs unter den rund 5000 Schülern nach Angabe der Lehrer etwa 60 Kurzsichtige (wozu irrtQmlicherweise wohl einige Übersichtige

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gez&hlt sind. D. Ref.) vorhanden waren, femer, dafs nicht blofs in der GroCsstadt, sondern auch in den dortigen Iftndlichen Orten die Schnlkinder öfters ftber Kopfschmerz klagen, nnd endlich, da£3 etwa 40 Schwerh&hge, 8 Verkrüppelte und' ebeasoviele Idioten gez&hlt worden.

Das Werkchen ist sicherlich fiir Medizinalbeamte, welchen ähnliche üntersachnngen obliegen, sehr interessant.

Städtischer Schularzt Hofrat Dr. med. W. Ebug in Dresden.

W. Rnria, städtischer Oberbanrat zn liünchen a. D. Neue Sclml- bank. Mit Abbüdmigen. Leipzig, 1895. Verlag der Leipziger Lehrndttehmstalt von Dr. Oskar Schneider. (62 S. Gr.8^ JK. 1,50.) Der Verfasser hat, nicht zufrieden mit den bisherige än&erst zahlreichen nnd verschiedenen Schnlbankeinrichtnngen, durch mehr- jährige Versuche die Frage nach einem richtigen Snbsellium zu lösen Torsncht und das Ergebnis seiner Arbeit in obiger Schrift der öffent* lichkeit nbergeben. Ich erkenne hier gleich zu Anfang meiner Be- sprechung an, dafs die Abhandlung eine grOndliche und in Bezug auf alle dabei in Betracht kommenden Punkte sehr übersichtliche ist; die Übersichtlichkeit wird ganz besonders durch eine gro&e Anzahl Ton klaren Zeichnungen, sowie eine Torztlgliche Drucklegung ge- fordert.

Einleitend Wirft Rettig einen kritischen Blick auf die bislang YOriiandenen Bankformen, wobei die in 2 Tabellen zusammengestellten Hauptmabyerhältnisse derselben in 13 deutschen Städten von besoiiderem Interesse sind, weil diese ZusammensteUungen erstaunliche Verschie- denheiten aufweisen. Die Bemerkungen des Verfassers über zahl- reiche Übelstände bei manchen Einrichtungen smd treffend, aber die Behauptung: „Sichere, klare Grundsätze fttr Bau und Aufstellung der Schulbänke, welche doch schliefslich ttberall dieselben Bedmgungen za erftUlen haben, sind nirgends deutlich zu erkennen^ läist sich nach meiner Kenntnis so vieler vorzüglicher Arbeiten auf diesem Gebiete nicht aufrecht halten, wie auch jene andere- nicht, „daüs die Schulbankeinrichtungen mit den in den letzten 26 Jahren fortge- schrittenen sonstigen baulichen Vervollkommnungen unserer Schul- hänser sich nicht auf gleicher Stufe gehalten haben''.

Die „Neue Schulbank*' ist, wie es seit 30 Jahren schon als das Zweckmälsigste anerkannt ist, zweisitzig, und die hierfür vom Verfasser angegebenen Gründe entsprechen ganz den allgemein ge- Biachten Erfahrungen. Weniger allseitige Zustimmung wird derselbe über einige angeführte Nachteile zweisitziger Bänke finden, deren Ursache er in der Beweglichkeit einzelner Teile findet; denn bei diesem Punkte kommt es hauptsächlich auf die Einfachheit und

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Dauerhaftigkeit der letzteren an. Bewegliche Teile, welche die Schüler zum „Mutwillen '^ reizen, „Finger oder Kleider klemmen*', oder gar „Schmierfett^^ erfordern, taugen allerdings nichts.

Was der Autor auf Seite 12 ttber die „Verkürzung der Sitz- hank'' und die „Zurückstellung der Stirnwände^ anführt und durch die Figuren 5 und 6 klarlegt, ist anzuerkennen. Ehenso erscheint die Neuerung, dafs Pultplatten und FuCsroste auf Einschubleisten von schwachem Winkeleisen konstruiert sind, beachtenswert

unter 11 zeigt der Verfasser eine ganz neue und eigenartige Vorrichtung: „Die neue Bank ist am Boden in der Weise befestigt, dals sie umgelegt und dadurch der Saalboden zum Zweck seiner Säuberung jederzeit freigelegt werden kann.** Was Rbttig zu (runsten seiner Erfindung über die dringende Notwendigkeit und den Wert einer gründlichen Reinigung der Schulräume anführt, verdient durchaus beherzigt zu werden. Die Konstruktion der Bänke und ihre Befestigung auf dem Boden zum Zweck des ümlegens ist ohne Frage sehr sinnreich. Ob das alles aber so einfach und bequem sich hantieren läfst, wie behauptet wird? Ob die in eigens für diese Zwecke gestalteten Gef&Tsen befindliche Tmte beim Umlegen des Tisches durch Aufrühmng des Bodensatzes nicht verdirbt?

Im III. Abschnitt geht der Verfasser näher auf die Vorteile ein, welche ein von ihm angebrachter durchbrochener Rost bietet, auf den die Schüler ihre FüTse setzen» und welcher den Schmutz durch- fallen läfst. Ein solcher Rost vermeidet Staubaufwirbelung und schützt, da er 19,5 cm über dem Boden liegt, gegen kalte Fülse, zumal bei schlechtem Wetter. In diesen Punkten kann ich der Konstruktion nur zustimmen. Der hochgelegene Rost hat zugleich eine Höher- legung des Pultes zur Folge, und das ist im ganzen kein Nachteil. Eine weitere Folge ist aber auch die Höherlegung der Sitzbank, und nun kommt, da die Distanz eine Nulldistanz ist und die Tisch- platte, wie das Sitzbrett unbeweglich sind, das Ein- und Austreten, sowie das Aufstehen der Schüler bei dieser Konstruktion in nähere Betrachtung. Ich will zugeben, dafs man vom Fu&boden ans auf den hochgelegenen festen Sitz hinter der unbeweglichen Pultplatte ver- mittelst des hohen Rostes leichter gelangen kann, als wenn bei festem Sitz und fester Pultplatte diese um 19,5 cm niedriger Wären, aber ich kann mich mit dem seitwärts Hineinschieben (Treten), dem Herausschieben und dem Stehen, wie es die Figuren 20 und 21 veranschaulichen, nicht einverstanden erklären, Dasselbe ist un- natürlich gezwungen und zumal für Mädchen durchaus eu verwerfen, weil dabei die Röcke sich unter einem Sitzhöcker zusammenschieben und der Sitz infolgedessen sich schief gestaltet Ich bemerke noch, da(s es richtiger ist, das Aufstehen der Schüler für kurze Zeit beim Antwort-

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geben u. dergl. ganz zn beseitigen, oder Einrichtongen zn schaffen, die es ermöglichen, dafe die Scbfller sämtlich beim Unterricht mit dem Sitzen nnd Stehen abwechseln können.

Was anter lY fttr das deutsche Schnlbankwesen hervorgehoben wird, trifft allgemein zru

Kapitel Y behandelt die Sitzbank mit der Lehne. Hier aber hat der Orondsatz des Yerfiassers : „keine Beweglichkeit am Polt und Sitz** zn einer Konstmktion gefohrt, tlie durchaus nicht zu empfehlen ist» weil sie von einseitigen Grundsätzen ausgeht, mit denen Rbttig in der Schulbankfirage meiner Meinung nach ganz allein steht.

Zunächst muTs bemerkt werden, dafs von einer „Minusdistanz^ keine Rede sein kann, wenn die innere Tisch- und Bankkante in einer senkrechten Ebene liegen, wie das bei dieser neuen Schulbank zu- trifft. Das ist eine Nulldistanz. Ein enger Lehnenabstand gibt hierbei immer noch keine Minusdistanz. Wenn der Yerfasser von einer Beweglichkeit des Pultes und des Sitzes Abstand nahm, so war er allerdings gezwungen, die Plusdistanz der „vorhygienischen Zeif von 10 bis 16 cm nur bis auf 0 zu reduzieren und keine Minus- distanz anzunehmen, denn sonst wäre ein Ein- und Austreten bei seiner Bank wohl mit gro&en Umständen verknüpft gewesen. Nun ist aber die Lehne dem Pultrande so nahe gerückt, da(s die Bankbreite für einen Schüler von 110 cm Eörpergrölse (einen Yolks- schfiler der untersten Klasse) nur 19,5 cm, für einen Schüler von 180 cm (einen groisen Primaner) nur 29,1 cm beträgt. Diese schmale Bank mit engem Lehnenabstande soll ein „Aufrechtsitzen zwingend vorschreiben''. Gewifs ist, dals eine solche Einrichtung ztf einer Folter für den Schüler vrird, und hierin werden wohl alle mit mir übereinstimmen, die in Schulbankkonstruktion gearbeitet haben und ihre Erfahrungen auf langjährige Beobachtung der Kinder während des Unterrichts gründen können. Jenen Mausen von 19,5, bezw. 29,1 cm stelle ich zum Yergleich die Ma&e meiner Bankbreite, 25,6 bezw. 40 cm, gegenüber.^ Der Satz: „Die Sitzbank mufs so breit als möglich sein^ ist keine blofise Theorie, wie der Yerfasser meint, sondern ein £rfahrung6satz, und aUes, was die Schrift als Yorteile des schmalen Sitzes anführt, entspricht der Wirklichkdt und einem zweckmäisigen Schulpulte nicht.

Zum Schlüsse fafst der Yerfasser unter den Überschriften: A. Schulisches; B. Gesundheitliches; G. Bauliches; D. Wirtschaft- liches in 44 Sätzen die Yorteile der Konstruktion und Anordnung

^ Yergl. auch die Abhandlung von W. Schulthbss in dieser Zeit" Schrift, 1896, Heft 1 und 2: »Der Reklinationssitz und seine Bedeutung für die Schalbankfrage". !

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seiner neaen Bank zusammen. Wenn dieselbe wirklich alles leistete, was er hier anfahrt, so wäre damit recht viel gewonnen. In einem Nachworte spricht er aber selber ans, däfs seine Vorschläge keine endgültige und vollkommene Lösung der so lange schwebenden und so viel behandelten Frage darstellen wollen.

Der Autor sagt ganz richtig, dab es an der Zeit wäre, endlich einmal alles das, was bislang von Schulmännern, Ärzten und Tehnikem über Schulbänke gearbeitet ist,- zusammenzufassen. Die vor- liegende Schrift bekundet einen denkenden und erfahrenen Techniker, der fflr diesen Zweck ein gut Teil schätzenswerten Materials zu- sammengetragen hat.

Herzoglicher Tuminspektor, Gymnasiallehrer AüausT Hebmann

in Braunschweig.

E. VON SCHENCKENDOBFF, Mitglied des Hauses der Abgeordneten, und Dr. med. F. A. Schmidt, Mitglied des Ausschusses der Deutschen Tumerschaft. Jahrbuch ttv Jagend- und Volks- spiele. Vierter Jahrgang, 1895. Leipzig, 1896. B. Voigtländer. (334 S. 8^ it. 2.)

Die erfreuliche Zunahme der Spielbewegung in Deutschland, eine Frucht der eifrigen Thätigkeit des Centralausschufses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele und einer sich immer weiter und tiefer ausbreitenden Erkenntnis von dem Werte der Spiele, zeigt sich schon an dem dieser Bewegung dienenden Jahrbuch. Noch 1892 ein bescheidenes broschiertes Heft von 110 Seiten, liegt es heute in dreifachem Um£Emge, steif gebunden und auch bereits illustriert vor. Eszerlällt, wie bisher, in drei grofse Abschnitte: L Die Jugend- und Volksspiele in Theorie und Praxis, ein Kapitel, das sich wieder in drei Unterabteilungen: A. Abhandlungen all- gemeinen Inhalts, B. Ahandlungen besonderen Inhalts, G. Spielkurse für Lehrer und Lehrerinnen gliedert; H. die Jugendspiele an den höheren Lehranstalten u. s. w. Deutschlands im Jahre 1894; HI. Mitteilungen des Centralausschusses aus dem Jahre 1894.

Unter den 16 A.bhandlungen der Abteilung lA sind besonders lesenswert: 1. „Das Bewegungsspiel in seiner physiologischen Bedeutung^ von Professor Dr. Rakke in München, eine Arbeit, in welcher auf Grund von Beobachtung der durch einseitig auf Lwnen zielende Einrichtungen der Schule hervoi^ebrachten Störungen in derBlnt- cirkulation und in der Gesamtemährnng der Schüler die Notwendigkeit einesOegengewichts durch Spiel und freie Bewegung nachgewiesen wird; femer 2. „Die Fortschritte der deutschen Spielbewegung im Jahre 1894" von Direktor BAYDT-Hannover. Aus dem in grolsen

368

ZUgen entworfenen Bilde ragen besonders hervor das gute Beispiel, welches die Kaiserliche Familie selbst gibt den Auüsatz schmückt ein Bild der drei ältesten Kaiserlichen Prinzen im Lawn-Tennis- gewande , die zunehmende Beliebtheit des FuDsballs, von dem gegenwärtig etwa 6000 Stflck in Deutschland im Gebrauch stehen, das schöne Vorbild, welches die Stadt Barmen durch Einrichtung eines mustergflltigen Spielplatzes gegeben hat, die fördernden Erlasse des preußischen Kultusministeriums und der Landesregierungen, die Berflcksichtigung des Jugendspiels im amtlichen „Leitfaden für den Turnunterricht in den preufsischen Schulen''.

Was Professor KOCH-Braunschweig in' 3. „Der gegenwärtige Stand des englischen Spielwesens^ über die Geschichte des Gricket, des Fußballs und des »Golf", sowie über die Ausdehnung der Spiele in England erzählt der Londoner Stadtrat besals 1893 6700 Gricket- und 1000 Fußballplätze , ist nicht minder belehrend und anregend, als das Musterbeispiel des kleinen Lauen- burg a. d. Elbe mit seinen 5000 Einwohnern, das für 1000 Mark einen Platz kaufte und denselben einem „Vereine für Leibesübungen in freier Luft'' überliefs, wie dies Direktor Raydt- Hannover in 9. „Die Einrichtung der Spiele in einer kleinen Stadt" sdiildert.

Auch über die Stellung, welche der internationale Kongrefs für Hygiene und Demographie in Budapest zur Frage des Spiels, des Turnens und der Handfertigkeit einnahm (No. 6), über die auf dem achten deutschen Turnfest in Breslau vorgeführten Spiele, über einzelne geschickte Einrichtungen auf Spielplätzen, über die Verwendung der Spiele fOr Wettkämpfe, namentlich Sedanfeste, endlich über Mädchen- spiele erfahren wir viel Interessantes.

Namentlich aber ist noch auf No. 15, einen Aufsatz des Dr. med. F. A. ScHMn>T-Bonn, hinzuweisen, in dem nachgewiesen wird, da(s bei richtiger Wahl der Spiele auch unter dem winterlichen Himmel Deutschlands mit geringen Unterbrechungen im Freien ge- spielt werden kann.

Dab sich in der Spiellitteratur (No. 16) alle Strömungen der Spielbewegung spiegeln, sowohl die durch den Italiener Mosso unter Zustimmung von BuBGEBSTEiN-Wien eingeleitete Bewegung zu Gunsten des Spiels gegen das Turnen, als die das Gleichgewicht beider wahrende Stellung des Centralausschusses, sowie die Forderung der obligatorischen EinfQhrung des Spiels in den Schulen, ist selbst- Terständlich. In den 11 neuen Spielsammlungen finden sich nur 2 bisher unbekannte Spiele. Dafür hat es deutsche Gründlichkeit bereits zu einer „Geschichte des Fufsballs" und einem ;,Lawn- Tennisjahrbnch^ gebracht.

364

Die Abteilung IB enthält recht frisch geschriebene Berichte enger begrenzten Interesses, so z. B. Aber die staunenswerten Leistungen der Schrebervereine in Leipzig mit ihren 25 Hektar einnehmenden Spielplätzen, 3000 Mitgliedern und 1165 0ftrten, femer Aber die Einrichtung und die Ausflüge des Düsseldorfer Wanderklubs, den Spiel- kurs an der Berliner Universität und den Universitatsspielplatz in Leipzig, das Leben im Dresdener Heidepark und auf dem Königlichen öffentlichen Turnplatze in München.

An Spielkursen (IC) gab es 1894 für Lehrer 13 mit 357 Teilnehmern und für Lehrerinnen 8 mit 340 Teilnehmerinnen. Für 1895 sind deren 22 geplant gewesen. Seit dem Bestände 1890/91 sind in 63 Kursen 2509 Personen zur Spielleitung ausgebildet worden. In den Kursen tritt die praktische Ausbildung immer mehr in den Vordergrund; das Hauptgewicht liegt auf den schwierigeren sogenannten englischen Spielen. Die geringe Teilnahme der wissen- schaftlichen Lehrer wird beldagt.

Die Statistik der Jugendspiele (11) ist durch das außer- ordentliche Mitglied des Königlich preulsischen statistischen Bureans Dr< VON WoiKOWSKY-BiEDAU vermittelst der von ihm eingerichteten Fragebogen wesentlich vervollkomment worden. Die letzteren gehen jetzt nicht mehr an die Städte von einer bestimmten Einwohnerzahl aufwärts, sondern an die Unterrichtsbehörden und werden sich Jahr für Jahr auf bestimmte Schulgruppen beschränken. So berück- sichtigten sie 1894 nur die höheren Lehranstalten für das männ- liche Geschlecht mit EinschluTs der Lehrerbildungsanstalten. Von 1455 solchen Anstalten 1629 existieren im ganzen sind Berichte eingelaufen; 880 derselben besitzen einen vollstäadig genügenden Spielplatz; an 784 Anstalten ist der Spielbetrieb frei, an 139 obligatorisch; 836 pflegen das Spiel aufserhalb der Turn- stunden; 461 während derselben, 63 nur während der Unterrichts- pausen, aber blois 243 widmen demselben mehr als 2 Wochoi- stunden; 39 Anstalten spielen gar nicht.

An die EJrgebnisse dieser Statistik werden sehr zu beherzigende Erwägungen geknüpft, namentlich was den Wert persönlicher Ein- wirkung der Lehrer auf die Schüler bezüglich des Spielens anlangt. Die Eulenspiegeleien eines sächsischen Schulrektors oder jener preufsischea Kurkommission, welche den Fremden 7on Mai bis September einen schönen Spielplatz zur Verfügung stellt, denselben aber den eigenen Stadtkindern auch in der toten Saison sperrt, sollten eigentlich stigmatisiert werden.

Aus den Mitteilungen des Gentralausschusses (m) verdient die Bildung eines eigenen technischen Ausschusses unter dem Vorsitze des Gymnasialdirektors Dr. EiTNSR-Görlitz, die Propaganda

r

365

zur HeranziehiiDg der Hochschulen und die Förderang dieses Strebens seitens des Kaisers und der Ministerien, sowie der Aafiraf des mit der Vertretung der Deutschen Tumerschaft einheitlich wirkenden Centralausschusses an das Deutsche Volk hervorgehoben zu werden.

Die pekuniäre Ünterst0t2sung des genannten Ausschusses ist recht erfreulich. An der Spitze steht das preulsische Kultusministerium mit 3000 Mark. Unter den Städten zahlen Leipzig und Dresden je 300, Frankfurt 200, Stuttgart 159, Stralsbnrg 120, Altona, Kiel, Königsberg, Görlitz, München, Gharlottenburg je 100 Mark u. s. w. Auch zahlreiche Vereine, ja selbst Privatuntemehmungen fördern die Bestrebungen des Gentralvereins durch Beiträge von 100 und mehr Mark.

Wir empfehlen das Jahrbuch, das schöne Denkmal, welches der wackere Centnüausschufs seinem selbstlosen Wirken gesetzt hat, der allseitigen Aufmerksamkeit und rufen ihm ein frohes „Gltlckauf zu. K. k. Landesschulinspektor Dr. phil. Kakl Ferd. Kummer

in Wien.

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lettfijinfl fit Si||iiigefiiii)i||(tt0)i|legt

IX. Jahrgang. 1896. No. 7 u. 8.

(ü^rijsinalabtianblitngen.

Diphtherieerkranknngen unter den Besnchern eines Kindergartens.

Von

Dr. med. August Mitscha,

k. k. Bezirksarzt zu Tnlln in Niederösterreich.

Am 18, Juli 1894 wurde bei einem Zöglinge des in Elloster- neuborg, einem Orte Niederösterreiobs mit 8988 Einwobnem^ befindlichen Eindergartens vom Arzte Diphtherie des Bachens konstatiert. Der betreffende Elnabe muDste zu Hause bleiben und kam mit anderen Kindern nicht mehr in Berührung.

Im Laufe der darauf 'folgenden Woche erkrankten noch 23 weitere Elindergartenbesucher an derselben Krankheit«

DalB diese Fälle nur auf Ansteckung in dem erwähnten Garten zurückzuführen waren, konnte sowohl daraus geschlossen werden, dalSs damals ausschlieislich Zöglinge desselben an Diph- therie litten, als auch daraus, dafs die erkrankten Kinder in der ganzen Stadt zerstreut wohnten und zum Teil auiserhalb des Kindergartens überhaupt nicht zusammengekommen waren. Die Infektion dürfte dadurch entstanden sein, dafs blofs ein einziges Trinkglas für alle Kinder zur Verfügung stand, welches immittelbar nacheinander von verschiedenen benutzt wurde, ohne daiis es auch nur ausgewaschen, ja vielleicht sogar ohne dals ein in ihm etwa zurückgebliebener Wasserrest vor dem weiteren Grebrauohe auch nur entleert worden wäre.

8chalg«taiidheltopfleg« IX. 25

370

An die ersten 28 Erkrankungen, welche ansachlieislicli Besnoher des Kindergartens betrofTen hatten, schlössen sich 11 anderweitige Fälle an. Dieselben hatten sämtlich nach- weisbaren Zusammenhang mit den yorausgegangenen Elrankheits- fällen. Die Befallenen waren Geschwister früher Erkrankter» Eander befreundeter Familien, einmal handelte es sich auch um die Mutter, welche ihr krankes Kind gepflegt hatte. Ein E[nabe, der sofort nach Feststellung der Erkrankung seines Bruders zu den in einem weit entfernten Orte wohnhaften Grofseltem gebracht worden war, erkrankte dort nach einigen Tagen eben- falls an Diphtherie und erlag derselben. Durch diesen Fall wurden in jenem Orte, soweit bekannt ist, 2 weitere Fälle herbeigeführt.

Fast alle Erkrankungen muHsten als schwere bezeichnet werden. Es starben von den 35 Befeillenen 16, also nahezu die Hälfte; von diesen 16 Todesfällen entfielen 12 auf die 24 zuerst erkrankten Zöglinge des Kindergartens.

Mit Beginn der zweiten Hälfte des August 1894 waren alle Erkrankungen beendet, und es befand sich kein an Diph- therie leidendes Kind mehr in Klostemeuburg.

Der Kindergarten war sofort nach dem Auftreten der ersten Fälle gesperrt und eine gründliche Desinfektion sämt- licher Schulräumlichkeiten, Gklnge, Aborte u. s. w., sowie auch der Q-eräte und Spielsachen vorgenommen worden. Selbst den Kies, mit welchem der Hof bestreut war, hatte man aus dem- selben entfernt.

Als der Ghurten Mitte September wieder erö&et wurde, kam denn auch unter den Besuchern keine weitere Erkrankung an Diphtherie mehr vor.

! I

371

Noch einmal die Läufleracht in den Volksschulen.

Von

C. EosEKEBANz, Eektor in Kassel.

Die Abhandlung von Privatdocent Dr. H. Neumakn über die Länsesttcht in den Volksschulen, welche Heft 4 des IX. Jahrganges dieser Zeitschrift brachte, ist mir und wohl noch vielen anderen an Volksschulen Lehrenden in hohem Gerade willkommen gewesen. Der Grund hierf&r darf bei mir allerdings nicht etwa darin gesucht werden, dafs ich für die Lftusesucht, welche der Herr Verfasser des genannten Au&atzes eingangs desselben so harmlos hinzustellen yerstanden hat, schwftrmte, nein, der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe, habe ich mich mit diesen Tierchen recht eingehend beschäftigen mfissen.

Als mir im Herbste yorigen Jahres die Leitung einer hiesigen Mädchenvolksschule mit teilweise sehr armen Kindern übertragen wurde, wählte ich mir als Ordinariatsklasse eine in (5. Schuljahr), die damals stärkste Klasse der Schule mit der hier höchsten Zahl von 64 Schülerinnen. Noch hatte ich nicht eine ganze Woche imterrichtet, da wurde mir gemeldet, eine Schülerin habe „etwas^ auf dem Kopfe. Eine Besichtigung bestätigte die Richtigkeit der Meldung. Es wäre mir ein Leichtes gewesen, zehn und mehr oben auf dem Haare umher- kriechende Läuse abzulesen, und mit Schaudern bemerkte ich, dafe es sich überall unter demselben hob. Das Kind wurde nach Hause geschickt und ermahnt, in acht Tagen wieder rein zur Schule zu kommen. Die Eltern erhielten schrifUich in der schonendsten Form Mitteilung ron der Sachlage.

Gleichzeitig zog ich Erkundigungen über die Familie ein. Dieselben ergaben folgendes: Der Vater arbeitet in einer Fabrik,

25*

S72

liat gnten Verdienst nnd geniefst den Ruf eines braven Mannes; zwei erwachsene Töchter sind auch in einer Fabrik thfltig; die Mutter ist mit den kleineren Eandem, von denen das jüngste sechs Jahre zählt, daheim nnd besorgt, den Hanshalt. Diese Verhältnisse schienen mir günstig zn sein, nnd ich hoffte, die Läuseangelegenheit bei dem Kinde bald erledigt zu haben.

Als dasselbe wieder zur Schule kam, wurde es von der Frau des Schuldieners untersucht, welche wohl noch Nisse, die tot sein sollten, aber keine Läuse fand. Die Untersucdiung war allerdings aus leicht begreiflichen Gründen nur ober- flächlich gewesen, und nach vierzehn Tagen mulate die Schülerin abermals aus der Schule fortgeschickt w;erden.

Nun unterhandelte ich persönlich mit der Mutter, die mir als eine stupide und faule Frau erschien, Ihre Wohnung war unrein und unordentlich in allen Ecken. Auch dieses Vorgehen blieb erfolglos; nach kurzer Zeit erwies sich der Kopf des Kindes abermals als belebt.

Ich wandte mich daher an die Stadtschuldeputation und bat um Verhaltungsmaisregeln. Zu meiner greisen Freude lieJs mir dieselbe die thatkräftigste Unterstützung zu teil werden. Die Frau wurde vorgeladen und energisch ermahnt, ihr Kind zu reinigen, widrigenfalls die Säuberung von fremden Leuten ausgeführt würde. Aber auch diese Einwirkung auf das Ehr^ gefühl der Eltern hatte nicht den gehofften Erfolg. Zur Entschuldigung mag wohl dienen, dafs Aas Kind sehr starkes, langes Haar hatte, welches die Mutter nicht gerne abschneiden wollte. Achtmal habe ich die Schülerin im Laufe des Winters noch wegschicken müssen, und sie wurde erst dann rein, als auf Veranlassung des Stadtschulrates die HiUe der Diakonie in Anspruch genommen wurde.

Leider blieb es nicht bei dem einen Falle in der Klasaei, viele andere folgten nach.

Ich brachte nun die Angelegenheit in einer Konferenz mit den Lehrern und Lehrerinnen zur Sprache und bat die- selben, doch recht strenge gegen die Verlausungen vorzugehen« Allerdings sollte immer erst dann eingeschritten werden, wenn

373

eine Lehrperson Abb Vorhandensein von Länsen festgestellt hätte. So ergab sich denn ftir die Zeit bis Ostern über die Verlaasnng in der Schnle folgende Tabelle:

Mit Läusen

KUmm

Zahl der Mädchen

Alter

behaftet

Zahl 1 Vo

I (7.n.8.Sohi4jahr)

42

12—14 Jahre

0

0

n (6. )

49

11-14

2

4

ni (6. )

62 (+ 2 krank)

10-14

18

20,9

IV (4. )

•55

9-14

4

7.2

(3. ., )

52

8-12

0

0

Vb (3. , )

51

8-12

0

0

VI» (2. )

46

7-9

1

2,2

Ylh (2. )

46

7-9

6

13

vna (1. )

51

6-8

1

2

Vllb (1. )

49

6-10

0

0.

Dals in Klasse I keine Länse waren, erschien mir nach dem Eindruck, den die Mädchen machten, von vornherein zweifellos. Die Schülerinnen dieser nnd der ü. Klasse können auch schon selbst für ihre Beinhaltung sorgen, während die jüngeren Kinder bezüglich dieses Punktes auf ihre Angehörigen angewiesen sind. Auiserdem ist das Ehrgefühl bei jenen bereits stärker entwickelt als bei diesen.

Erst in der oben erwähnten Klasse III begann das Elend. Von den 13 mit Läusen behafteten Kindern wurde eins 8 mal, ein anderes 6 mal, ein weiteres 4 mal, zwei 8 mal und die übrigen je 1 mal wegen Ungeziefers aus dem unterrichte ent- fernt, so daCs also 32 Fälle von Yerlausungen bestimmt fest- gestellt werden konnten. Daneben gab es aber noch etwa 10 Mädchen in der Klasse, die der Läusesuoht dringend ver- dächtig schienen, so dals eine genaue Untersuchung sicher 40^0 verlauste Schülerinnen ergeben haben würde. Die Klasse war allerdings insofern eine abnorme, als sie eine unverhältnis- m&Csig greise Zahl von Kindern aus armen und teilweise ganz verkommenen Familien enthielt.

In den Klassen Ya, Vb und Vllb wurden mit Läusen

374

behaftete Kinder nicht beobachtet; solche, die der Länsesuoht yerdächtig waren, hatten hier isolierte Plätze erhalten.

Einige der Lehrenden waren der Meinung, ein zu offen- kundiges Vorgehen gegen die Länsesucht würde dem Ansehen der Schule schaden und bessere Familien veranlassen, ihre Kinder aus derselben zu nehmen. Anfangs habe ich diese Befürchtungen teilweise für berechtigt gehalten, bald aber wurde ich anderer Ansicht. Allerdings kamen fortwährend saubere Mütter zu mir und beklagten sich darüber, dafs ihre Töchter Läuse aus der Schule mitbrächten; einige Schülerinnen wurden aus diesem Grunde auch- abgemeldet, darunter selbst solche, welche den Klassen angehörten, in denen Yerlausungen nicht bekannt geworden waren. Andererseits aber sprach sich eine ganze Beihe von Müttern bei der Anmeldung ihrer Kleinen für den Schulbesuch anerkennend darüber aus, dals in d4r neuen, schönen Schule keine Läuse geduldet werden sollten. Ich habe diese Erfahrungen dem Kollegium mitgeteilt, im An- schlüsse daran den Aufsatz des Dr. Neumann vorgelesen, und nun sind wir alle ausnahmslos in einem energischen Kampfe gegen die Läusesuoht begriffen. Lifolgedessen haben wir seit Ostern wieder eine ganze Menge von Yerlausungen in den ein- zelnen Klassen feststellen können, wie dies die nachstehende Übersicht zeigt:

Klasse

Zahl der Mädchen

Alter

Mit Läasen behaftet

Zahl

I

48

12—13 Jahre

0

0

n

49

11-18

3

6,1

m

56

10—13

8

14,2

IVa

46

9-12

2

M

IVb

48

9-12

8

6^

Va

42

8-10

4

9,6

Vb

42

8-10

7

16,6

Via

46

7-9

6

13

VIb

46

7-11 .

2

^8

VHa

50

6-7

0

0

VUb

49

6- 7

1

2.

375

Ein genaues Bild der thatsäohliohen LäosefWe gibt diese Übersicht nioht, da niobt alle Mädchen untersucht worden sind. Jedes verlauste Eind wird mit dem in No. 4, 1896, dieser Zeitschrift enthaltenen Bezepte versehen und auf drei Tage beurlaubt, dann wieder untetmicht und, falls es noch nicht ganz rein ist, abermals nach fiause geschickt. Wir haben zu unserer gro&en Freude die BeobachtuDg gemacht, dafa die Eltern mit erhöhter Sorgfalt auf die Beinhaltung ihrer Kinder bedacht sind, und hegen deshalb die feste Hoffnung, dafs in nicht zu femer Zeit Läuse in unserer Schule zu den Selten- heiten gehören werden.

Dals sich diese ganze Angelegenheit nicht ohne haite £[ftmpfe mit einzelnen Eltern abgespielt hat, ist natürlich. Ich habe die heftigsten Auftritte mit rohen Vätern und Müttern gehabt, imd auch einige Lehrerinnen sind deswegen belästigt worden. Derartiges muis man eben mit in den Kauf nehmen. Viele Mütter entschuldigten das Vorkommen von Läusen bei ihren Kindern damit, dals sie angaben, dieselben hätten ^sohlimme^ Köpfe gehabt, und infolgedessen sei das Ungeziefer eotstanden, das nun nicht so rasch beseitigt werden könne. Bei einigen Mädchen waren die „schlimmen^ Köpfe noch vor- handen und verbreiteten einen widerlichen Geruch. Dafs diese Kopfischäden aber von Läusen herrühren sollten, wollte keine zugeben, und auch ich habe dies mit Gewifsheit erst aus dem Aufsatze des Dr. Neümann erfahren. Manche dieser Kinder sollen nach Angabe der Mütter von Ärzten auf Skro- fulöse behandelt worden sein; ob das wahr ist, weifs ich nicht. Herrn Dr. Neumank stimme ich völlig darin zu, dals die Läusesucht durch die Volksschule verbreitet wird und dafs aueh solche Kinder der Ansteckung nicht entgehen, welche tadellos sauber gehalten werden. Die Frau eines Beamten, in dessen Familie peinliche Sauberkeit herrscht, kam ganz auf- geregt zu mir und erzählte, dab eins ihrer neun Kinder das älteste ist 13 Jahre alt Läuse aus der Schule mit- gebracht hätte. „Ich werde unglücklich^, sagte sie, „wenn die anderen auch angesteckt werden. Jeden Tag muis ich

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die Kleine ein paar Stunden kämmen nnd waschen, und ich bringe sie doch nicht so rasch rein. Was soll ich machen, wenn die anderen anch Länse bekommen?^ Ich gab der Frau das Itezept von Dr. Neumakn, worauf sie dann in kurzer Zeit die Angelegenheit erledigt hatte.

Angesichts solcher Erfahrungen und in Anbetracht der nicht zu unterschätzenden sittlichen und körperlichen Schädi« gungen, welche diese Yerlausungen im Grefolge haben, können die Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen nicht eindringlich genug ermahnt werden, energisch gegen derartige Unrein* lichkeiten vorzugehen. Mit Dr. Neumann bm ich der Ansicht, dals die Lehrpersonen während ihres Aufenthaltes im Seminar Belehrung über diesen Punkt erhalten müssen, und zwar hat dies im naturkundlichen Unterrichte zu geschehen. Aber diese Belehrungen allein thun es noch nicht. Und wenn Dr. Neu- MANN meint: „Hält man die Lehrer nicht ftir geeignet, den bezüglichen Teil der Schulgesundheitspflege zu übernehmen, so drängt sich auch von diesem Gesichtspunkte aus unabweislich die Forderung der ärztlichen Schulinspektion auf^, so muis ich gestehen, dals unter den gegenwärtigen Verhältnissen auch der Schularzt nicht immer erfolgreich gegen die Läusesucht auftreten kann.

Folgender Fall wird meine Behauptung bestätigen: Ein Kind meiner Klasse muJste wegen zahlreicher Kopfläuse heimgeschickt werden. Der Stiefvater desselben sitzt im Zuchthause, die Mutter scheint es mit ihren Pflichten nicht sehr ernst zu nehmen sie ist Aufwärterin bei Dirnen das jüngste Kind ist ein Jahr alt. Die Familie wird von der Armendirektion unterstützt und hat eine Wohnung, die ich nicht beschreiben will; von Beinlichkeit ist da überhaupt keine Bede, und wenn sich jemand die Mühe machte und die Bäume heute reinigte, so würden sie übermorgen doch wieder das alte Aussehen besitzen. Von einem Unterbringen des Kindes in städtische Pflege will die Mutter nichts wissen, und sie kann, wie mir mitgeteilt wurde, auch nicht dazu ge- zwungen werden. Was soll der Schularzt hier anfangen?

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Nach meiner Ansicht kann er in diesem Falle nur gerade so viel thun, wie auch der Lehrer, nämlich nichts. Wenn seitens der Stadtschnldepntation hier nicht die Hilfe der Diakonie in Ansprach genommen worden wäre, so würden die Läuse rahig gebliehen sein. Dals jedoch die Diakonie nnter diesen traorigen Verhältnissen danemde Abhilfe schaffen kann, halte ich filr unmöglich.

Da es Wohl keine Volksschule gibt, die yon der Läuse- sucht ganz verschont bleibt, so mülste meines Erachtens die oberste Schulbehörde hier yorgehen xmd Mittel und Wege finden, wodurch diesem Miüsstand gesteuert würde. Bis jetzt habe ich eine bezügliche Verordnung trotz eifrigsten Suchens in mehreren Sammlungen nodh nicht finden können, und wie mir von yersohiedenen Seiten yersichert wurde, existiert auch keine solche. Der Staat, welcher die Eltern zwingt, ihre Kinder zur Schule zu schicken, hat doch zweifellos die Pflicht, die letzteren yor der Ansteckung durch so schädliche Parasiten, wie die Läuse, zu schützen.

Man kann ja wohl die Läusesucht unter die Allerhöchste Kabinettsorder yom 8. August 183Ö bringen, in der es heifst: ^An ansteckenden Krankheiten leidende Kinder müssen aus den Sohxden, Fabriken und anderen Anstalten, in denen ein ZnsammenfluTs yon Kindern stattfindet, entfernt werden und sind nicht eher wieder zuzulassen, als bis ihre yöllige Greneeung und die Beseitigung der Ansteckungsfthigkeit ärztlich bescheinigt ist.^ Aber damit ist nicht yiel geholfen, wie ich schon oben dargethan habe.

Das Gleiche gilt yon einer Verfügung der Königlichen Regierung zu Düsseldorf yom 1. Februar 1875: ^Mehrfache Vorkommnisse lassen es im sanitätspolizeilichen Interesse not- wendig erscheinen, dafs die Volksschulen in jedem Halbjahr wenigstens einmal bezüglich des Vorkommens ansteckender Krankheiten (Kopfgrind, Krätze, granulöse Augenentzündung n. 8. w.) ärztlich reyidiert werden, wozu früher allgemein die Armenärzte seitens der Gemeinden kontraktlich yerpflichtet waren.''

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Den hohen sittlichen Wert der Beinliohkeit bestätigt ein Bonderlals der Königlichen Begiemng zn Kassel yom 5. Sep- tember 1876, in dem eine Stelle folgenden Wortlaut hat: „Bei den dnrch unsere Departementsräte yorgenommenen Schul- revisionen hat sich neuerdings vielfach herausgestellt, dab auf die Reinlichkeit der Schulräume nicht die nötige Sorgfalt ver- wendet wird, wiewdhl doch erfahrungsmäfsig dieselbe auch fär den sittlichen Q^ist der Schuljugend von so hoher Bedeutung ist.^ Weim schon die Reinlichkeit der Schule so groise Wichtigkeit für die Erziehung hat, so gilt dies doch in viel höherem Grade von der B.einlichkeit des eigenen Körpers. Die äulsere Reinlichkeit ist der inneren Unterpfand, sagt be- kanntlich RüCKEBT, und Pestalozzi hatte sehr recht, wenn er verlangte: „Macht erst das AuTsere rein, so wird das Innere von selbst rein werden 1^

Möge eine Yerffigung der hohen Schulbehörde gegen die Läusesucht nicht mehr lange auf sich warten lassen 1

Zum Schlüsse möchte ich noch hervorheben, dais man bei dem heutigen Stande der Dinge selbstverständlich keiner Schule einen Vorwurf machen darf, wenn Läuse in ihr vor- kommen, am allerwenigsten würde ein solcher bei dem hoch- entwickelten Volksschulwesen unserer Stadt angebracht sein. Kassel hat fast nur neue, prächtige Schulhäuser, die mit Brause- bädem und allen möglichen hygienischen Einrichtungen ver- sehen und mit Lehrmitteln geradezu opulent ausgestattet sind. Die Reinlichkeit in den Räumen ist dank der Strenge, mit welcher die Schulleitung hier vorgeht, eine äuüserst sorg- &ltige und die gesamte Organisation der Schulen von berufener Seite schon oft als mustergültig hingestellt worden.

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Zur Schnlarztfrage.

fieferat, erstattet an die Kommission für Schul-

gesundheitspflege in Nürnberg.

Von Dr. med. Paul Schubert,

Augen- and Ohrenarzt in Nfimberg. (Fortaetzung und Schlufs.)

in.

Zieht man nun das Ergebnis aus der geschichtlichen Entwiokelung der Schularztfrage und der an vielen Orten unternommenen praktischen Beantwortung der- selben, so muis man die Schwierigkeit zugestehen, eine staat- liche, alle Schulen des Landes umfassende Organisation zu schaffen, obgleich auch dies bei ernstem Wollen seitens der Regierung wohl zu bewältigen wäre. Die Einrichtung des schulärztlichen Dienstes für die Gemeindeschulen einer gröfseren Stadt darf aber als eine vielfach mit Erfolg ge- löste und verhältnismäßig leichte Aufgabe bezeichnet werden. Nicht alles, was in den genannten Städten in dieser Hinsicht veranstaltet wurde, dürfte für andere Verhältnisse nachahmens- wert sein. Im ganzen aber bieten die auswärtigen Berichte eine Fülle von Anregungen und lassen den Versuch wagen, mit bestimmteren Vorschlägen darüber hervorzutreten, wie das schulärztliche Arbeitsgebiet zu umgrenzen wäre, und welcher Arbeitsplan zu Grunde gelegt werden könnte. In den Grundzügen kann dabei auf die Organisation in den Städten Sachsens verwiesen werden.

Obenan möchte ich die auch in der Fachlitteratur in letzter Zeit inmier schärfer hervortretende Forderung stellen, dafs man den schulärztlichen Dienst nicht nach Bezirken,

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sondern nach Leistungen gliedert, d. h. nicht jedem der Schnlärzte das ganze Gebiet der Schulgesnndheitspflege an- vertraut, sondern auch hier eine yemünftige Arbeitsteilung walten labt. Dahin gehört vor allem die Aufstellung eines Oberschularztes für alle wichtigeren hygienischen Fragen und für die einheitliche Leitung des ganzen Dienstes. Hierffetr sprechen eine Anzahl zwingender Gründe.

Wenn alle Schulneubauten und gröfseren baulichen Ver- änderungen dem Oberschularzt zur Prüfung und Begutachtung überwiesen werden, so sammelt sich die einschlägige Erfahrung in einer Person und kommt bei jedem neuen Fall voll zur Verwertung. Nicht alles lä&t sich durch Gesetze und Ver- ordnungen bis ins kleinste vorschreiben; vielfach fordern die örtlichen Besonderheiten des Bauplanes ein klares und sicheres Urteil des Hygienikers, wie es nicht aus Büchern ge- schöpft, sondern nur durch Erfahrung gewonnen werden kann. Öfter sind auch die baupolizeilichen Vorschriften von der rasch voranschreitenden Wissenschaft überholt und bedürfen der sachverständigen Ergänzung und Erweiterung, wenn nicht durch buchstäbliches Festhalten an denselben Einrichtungen getroffen werden sollen, welche nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehen.

Um nur ein Beispiel anzuführen, sei an die noch be- stehende Verordnung erinnert, dals die Glasfläche aller Fenster eines Schulzimmers Vs der Bodenfiäche betragen soll, eine Be- stimmung, die als ganz veraltet bezeichnet werden muis und der erst durch einen erfahrenen Obersohularzt Leben und wahre Deutung verliehen werden kann. Das genannte Verhältnis ge- nügt nur unter gewissen Voraussetzungen^ bei freier Lage der Fensterfront, hohem Hinaufgehen der Fenster bis an die Decke und nicht zu grolser Tiefe des Zimmers. Gewinnt man die vorgeschriebene Glasfläche durch tiefes Hinabreichen der Fenster, während der Oberteil durch Rundbogen oder anderweitige Liohtkürzung beeinträchtigt wird, so kann die Beleuchtung trotz innegehaltener Vorschrift ungenügend sein, denn es kommt aulser auf die Glasfläche auch auf den Einfalls-

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winkel des Lichtes nnd darauf an, dafs durch die Scheiben direktes Himmelslicht hereinströmt, was nur durch die oberen Scheiben geschehen kann. Hier mufs das Wissen und die Erfahrung des Schularztes die baupolizeilichen Anordnungen ergänzen und deuten, und das darf man nur erwarten, wenn diese Obliegenheit einem Oberschularzt anvertraut wird. Ganz ebenso steht es mit der Verwertung der neuesten Er- fahrungen auf den Gebieten der Heizung, der Ventilation, der künstlichen Beleuchtung u. s. w.

Auch abgesehen von den baulichen Einrichtungen, bedarf eine Anzahl der wichtigsten schulhygienischen Fragen einheit- licher Leitung auf Grund umfassender Sachkenntnis. Hierher gehört z. B. die Auswahl unter den vielen hygienisch richtigen, aber gleichwohl in wichtigen Einzelnheiten voneinander ab- weichenden Banksystemen. Femer die Überwachung des Schulbücherdruckes, der noch immer viel zu wünschen übrig läfst und dem sq überaus schwer beizukommen ist, wie, nebenbei bemerkt, die Eingabe unserer Kommission an das Mini- sterium lehrt, welche seit nunmehr zweieinhalb Jahren un- beantwortet in München weilt.

Die Fenstervorhänge beanspruchen nach Form und Stoff sacliverständige Bestimmungen, zumal durch Cohns neuere Arbeiten eine Umwälzung auf diesem Gebiete sich vorzubereiten scheint. Die Reform der Schreibtechnik würde ebenfalls der oberärztlichen Beurteilung unterliegen. Die Schiefertafel- angelegenheit gehört in das gleiche Gebiet. Es sei dann an die Schulbrausebäder, Spielplätze und Eisbahnen er- innert, die zwar nicht für den regelmäfsigen Betrieb, wohl aber für ihre erste Einrichtung tmd Begelung eine hygienische Centralstelle nötig haben.

Vor allem aber gilt dies letztere ftLr das schwierigste Gebiet der gesamten Schulgesundheitspflege, für die Hygiene des Unterrichtes. Hier ganz besonders ist es erforderlich, dais umfassendes reiches Wissen und mafevolle Beschränkung auf das Nötige und Durchführbare Hand in Hand gehen. Wenn man dem Schularzt Einfluis auf den Stundenplan und

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die Haosanfgaben einräumen will, so kann dies nur einem Sohnloberarzt zugestanden werden. Ein solcher Einfluls ge- hört aber zu den unerläislichen Forderungen der Schulhygiene. Es kommt hier nicht ausschliefslich die sogenannte Über- bürdungs&age in Betracht, die bei unseren Volksschulen ohne- dies ganz gewifs nicht als eine brennende bezeichnet werden darf, sondern vor allem auch die zweckmfiiBigste Art der Ver- teilung der Lehrstunden.

Die Hygiene des Unterrichts im engeren Wortsinne ist der jüngste Zweig der Schulhygiene, um den sich gerade einzelne Pädagogen hervorragend verdient gemacht haben. Ich erinnere nur an die wichtigen Untersuchungen von BuBaEBSTSiN über die Zeitdauer, nach welcher in einem bestimmten Alter fär ein bestimmtes Fach deutliche Zeichen geistiger Ermüdung auftreten, derart, dals bei längerer Fortsetzung der gleichen Art von Arbeit der Gkwinn fhr das Kind minimal wird und einer Zeitverschwendung gleich kommt. Ich erinnere femer an die von demselben Verfiasser hervorgehobene Thatsache, dals durch Verlängerung der Sohul- pausen zwischen je zwei Unterrichtsstunden das Gegenteil von Zeitverlust entsteht, da die Schüler nach einigen Atemzügen firiseher Luft und einigen Sprüngen und Spielen wieder geistig aufnahmsfähiger werden. Es gehört hierher, auch die wichtige Entscheidung, an welcher Stelle des Stundenplanes der Turn- unterricht einzureihen ist und inwiefern Alter und Körper- zustand besondere Modifikationen desselben erheischen. Sie kennen, meine Herren, die Einwendungen, die von sehr beachtenswerter Seite gegen das einseitige Gerätturnen und die allzu ausgedehnten Ordnungsübungen gemacht worden sind; gegen das Gerätturnen, weil es für kurze Zeit starke und auf einige Muskelgruppen beschränkte Anstrengungen fordert mit dazwischenliegenden längeren Pansen, welche mit mülsigem Zuschauen hingebracht werden; gegen die Ordnungs- übungen, indem sie straffe geistige Aufmerksamkeit fordern und daher nicht zur Entspannung des kindlichen Nervensystems von der Inanspruchnahme durch den Unterricht geeignet er*

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soheinen. Im Gegensatz hierzu bieten die Jngendspiele stetige und gleiohmäTsige Übung aller Mnskelgmppen, Erholung und Aufmunterung des Gkistes, völlige Bewegungsfreiheit und Sporn zu raschem Entschlufs und rascher Willensbethätigung bei gehobener Gemütsstimmung. Unsere Turnstunden ver- einigen schon jetzt alle drei Arten von Leibesübungen, die Dosierung aber und die Auswahl für das Lebensalter der Kinder bleibt ausschliefslioh dem Ermessen des Turnlehrers überlassen. Dem Oberschularzt würde es zustehen, auch hier ein ärztliches Wort mitzusprechen.

Dafs alle die eben genannten Dinge nicht einem der Schulaufsichtsftrzte in seinem ein paar Dutzend EQassen um- fassenden Bezirk überlassen werden können, ist klar. Das würde ein ruckweises und ungleichmftfisiges Arbeiten des schul- ärztlichen Mechanismus zur Folge haben, ein Arbeiten mit vieler Beibung und daraus folgender Erhitzung der Gemüter I Das darf man nur einem Oberschularzt anvertrauen, und auch hier wird die Sache blofs dann glatt gehen, wenn derselbe nicht neben der Schulbehörde steht und sozusagen als Fremdkörper im Schulorganismus gilt, sondern mit vollem Stimmrecht in der Schulkommission sitzt. Es würde nicht genügen, ihn nur dann zur Sitzung einzuladen, wenn hygienische Fragen zur Beratung kommen, oder bei der Verhandlung ihn allein in ärztlichen Angelegenheiten mitsprechen zu lassen. Wie übel eine solche Einschränkung angebracht wäre, zeigt die bisherige Erfahrung bei uns in Bayern. Die gesetzliche Ver- pflichtung, den Bezirksarzt zur Sitzung der Schulkommission zu laden, so oft schulhygienische Fragen beraten werden, gilt fbr ganz Bayern. Gleichwohl ist in den Ärztekammern wieder- holt festgestellt worden, daCs dies höchst selten, an den meisten Orten niemals geschieht. Die Entscheidung, ob in einer be- etimmten Schulangelegenheit hygienische Gesichtspunkte zu berücksichtigen sind, fordert eben selbst einen ärztlichen Sachverständigen.

Welche^ Gefahr könnte auch wohl dem Geschäfts- gänge einer Schulkommission aus der Mitgliedschaft des

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Oberscholarzies er wachsen? Nie wird der einzelne Mann die Kommission majorisieren können. Sein Einfinlk wird immer ansschliefslioh in überzeugender Darlegung beruhen. Die Schulpflege aber kann nur gewinnen, wenn ihr ganzes Gebiet von den Lehren der öffentlichen Gesundheitspflege durchdrungen wird.

und nun komme ich zu einem Punkte, in welchem ich noch weit weniger auf Widerspruch zu stolsen fürchte als in dem eben Gesagten. Dieser Oberschularzt muTs ein beamteter Arzt, es mufs der ßezirksarzt sein. Das fordert schon das Gesetz, welches gerade die wichtigsten der geoannten Ob- liegenheiten, insbesondere die Baufiragen, in seine Hände legt. Das fordert aber auch das Interesse der Schule und der Schul- hygiene. Die Anforderungen, welche an den Oberschularzt im obigen Sinne zu stellen sind, darf man nicht unterschätzen. Sie gehen an yielen Punkten über den engeren Bereich der Schulhygiene hinaus und greifen hinüber, in andere Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege. Ich nenne als Beispiele nur die Wohnungshygiene, die Trinkwasser-, Luft- und Boden- untersuchungen, die Prophylaxe der Epidemien u. s. w. Die Natur aller dieser eng ineinandergreifenden Aufgaben bringt es mit sich, dafs hier Praxis und Erfahrung, wie sie auf den einschlagenden Gebieten ein Privatarzt nicht zu sammeln ver- T^^gf ga>nz unentbehrlich sind. Der Oberschularzt mufs gegen- über den Schulauflsichtsärzten, die unter ihm arbeiten sollen, von der Autorität gestützt werden, welche Amt und überlegene Erfahrung gewähren. In seinen Beziehungen zur Schulbehörde aber wird jene Form der geistigen Schulung, die sich nur durch amtliche Thätigkeit erwerben lä&t, von hohem Werte sein und dazu beitragen, alle Wege zu ebnen. Ich meine damit nicht etwa das Yertrautsein mit der Technik der Ver- waltung, sondern vor allem jene Selbstdisciplin, welche sich nicht unbedingt das Wünschenswerte zum Ziel setzt, sondern sich weise auf das in gewissem Sinne Notwendige und vor allem auf das zur Zeit und unter den gegebenen Umständen Er- reichbare beschränkt. In dieser schweren Kunst ruht das

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G^heinmis des Erfolges. Endlich dürfte es unter Umständen anoh ersprielslioh sein, wenn der Obersohnlarzt in seiner Eigenschaft als heamteter Arzt der nnmittelbaren Abhängigkeit Ton den städtischen Behörden entrückt bliebe. Das gibt ihm selbst nnd seinen hygienischen Vorschlägen mehr Nachdruck. Ans allen angeführten Gründen ist nur der Amtsarzt die geeignete Person für die Stelle des Oberschnlarztes.

Die einzige ernste Schwierigkeit, der man dabei begegnen wird, dürfte die Arbeitsüberlastung der beamteten Ärzte sein. Es mnis daher darauf hingewirkt werden, dem Oberschularzt keine Zeit und Kräfte raubende Elleinarbeit aufzubürden. Hierfür ist vielmehr eine Anzahl von subordinierten Schul- aufsichtsärzten anzusteUen, welche nach Anweisung des Schul- oberarztes arbeiten und die berufen sind, ihn in seinen oben- genannten Funktionen zu imterstützen.

Einer aufsergewöhnlichen schulhygienischen Vorbildung bedürfen die letzteren Ärzte nicht, denn ihr Dienst besteht neben der Durchführung der yon der Centralstelle ausgehenden hygienischen Vorschriften hauptsächlich in der Überwachung und Verhütung epidemischer Erkrankungen und in der Beobach- tung des Gesundheitszustandes der Schüler. In allen schwieri- geren Fragen steht ihnen der Hat d^ Oberschularztes zur Seite, mit dem sie durch häufige Konferenzen in enger Füh- lung bleiben müssen. Erwerben die Schulau&ichtsärzte durch Studium und Erfahrung tiefere hygienische Kenntnisse, so wird das die Lösung ihrer Aufgabe gewifis f&rdem; wichtiger aber ist, daCs sie mit beiden Füüsen in der ärztlichen Praxis stehen, und zwar in der hausärztlichen Praxis, dals sie mit den akuten Infektionskrankheiten, deren Verschleppung von ihnen verhütet werden soll, und mit allen das kindliche Alter treffenden Erkrankungen, über die Zeugnisse und Gutachten von ihnen gefordert werden, auch am Elrankenbett stete Füh- lung behalten, daCs sie wissen und täglich aufs neue erfEdiren, wie es in der Häuslichkeit der Kinder, insbesondere bei den armen Leuten, aussieht Die Armenärzte des Bezirkes würden -vielleicht auch fbr den schulärztlichen Dienst besonders

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geeignet sein. Im allgemeinen kann man sagen: ein tüchtiger Arzt wird auch einen tüchtigen Schularzt abgeben; alle anderen Qualitäten braucht nur der Oberarzt zu besitzen^

Die Einzelnheiten des Dienstes der Schulärzte können an dieser Stelle nur kurz angedeutet werden. Wenn man die Aufgabe nur irgend ernst auffafst, gibt es hier reichliche Ar- beit, so dafs man die Bezirke nicht zu groüs wählen darf. 2000 Kinder scheinen mir die höchste Zahl zu sein, die man einem Schularzte zuweisen sollte. Paris hat Bezirke von 1000 Kindern, Moskau solche von 2000. Die sächsischen Städte mit ihren 4000 bis 5000 Kindern für jeden Schularzt verdienen hierin keine Nachahmung.

Wir müssen doch wohl fordern, dais jede Klasse zweimal im Monat ärztlich besucht wird. Dabei sind die baulichen Einrichtungen, soweit die Hygiene hier in Betracht kommt, zu besichtigen, und insbesondere wird die Überwachung der Bein- lichkeit im Schulzimmer, auf Treppe und Flur, aiif den Vor- plätzen, in den Aborten und Baderäumen volle Aufinerksamkeit beanspruchen. Nicht minder ist auf die richtige Handhabung der Ventilation und Heizung zu achten, wobei der Lehrer mannig- fach, z. B. durch Führung von Temperaturtabellen, mitwirken kann. In gewissen Zeiträumen müssen Untersuchungen der Zimmerluft vorgenommen werden. Die Helligkeit der vom Fenster entlegenen Schülerplätze und gegebenen Falls die Beschaffenheit der künstlichen Beleuchtung fklllt ebenMls der ärztlichen Obsorge anheim. Das G-leiche gilt von dem Schul- mobiliar, insofern es dabei um Hygiene sich handelt ; so müssen z. B. die Vorhänge, die Tageslichtreflektoren, die Wandtafeln re- vidiert werden, und mancherlei kleine Dinge werden sich noch weiter als Arbeitsgebiet für den Schularzt aus der Praxis ergeben.

Demnächst kommen die Unterrichtsmittel in Betracht: die Schreibhefte in Bezug auf Liniatur, Glanz des Papiers und Verbot der Linienblätter, der Zustand der Schiefertafeln, soweit diese geduldet werden. Dann die Beobachtung der Schüler während des Schreibens und die Überwachung der vorschriftsmälsigen Heftlage und Körperhaltung.

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An dieser Stelle möge auf die beim Wiener Hjgiene- kongrefs henrorgetretene Kontroverse hingewiesen werden, ob der Schularzt das Becht erhalten soll, die Klasse während des Unterrichtes zn betreten und einem Teile desselben beizuwohnen. Vom ärztlichen Standpunkte kann darauf unmöglich verzichtet werden, denn das hielse dem schulärztlichen Dienste den Boden entziehen. Andererseits jedoch ist hier auch der Ort, nochmals scharf hervorzuheben, daCs der Schularzt bei diesen- Klassen- besuchen nur beobachten darf und sich jeden Einspruches oder gar Tadels dem Lehrer gegenüber strengstens zu ent- halten hat. Die Kinder dürfen gar nicht merken, zu welchem Zwecke derselbe im Schulzimmer weilt.

Zur Überwachung der Hygiene des Unterrichtes gehört unter anderem auch, dals im Winterhalbjahr während der Stunden mit xmgenügendem Tageslicht nicht gelesen oder ge* schrieben wird, dals die Zwischenpausen innegehalten, zur Bewegung der Schüler im Freien und zur Lüftung der Ellassen- zimmer benutzt werden, nicht minder, dals in Schulen mit höher gestellten Anforderungen die Hausau^ben nicht über das von der Schulbehörde unter Beirat des Schuloberarztes festgesetzte Mals hinausgehen.

Der Schulaufsichtsarzt hat auch die Turnhalle zu besich- tigen und zeitweise dem Turnunterrichte beizuwohnen. Bein- lichkeit und Staubfreiheit ist hier noch wichtiger als im Schul- zimmer, weil die Kinder beim Turnen tiefer und ausgiebiger atmen. Desgleichen hat er den Spiel- und Eislaufplätzen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Alsdann kommt die Obsorge f&r das persönliche Wohl- befinden der einzelnen Schüler in Betracht. Es erwächst dem Arzte sogleich beim Eintritt des schulpflichtigen Kindes eine ungemein wichtige Aufgabe in der Beurteilung, ob dasselbe auch wirklich körperlich reif ist für den Schulbesuch. Bei schwachen und kränklichen Kindern ist der Aufschub des letz- teren vom sechsten bis zum siebenten Jahre gesetzlich zulässig, und es würde Sache des Schularztes sein, alle sozusagen tm-

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vfiifen Kinder auf ein Jahr zorüokzufitelleny anoh dann, wenn die Eltern den Eintritt wünschen.

Jeder Schüler mutä femer beim Beginn der verschiedenen Schuljahre in Bezug auf seinen Körpennistand untersucht werden. Damit will natürlich nicht gesagt sein, dab sich diese Thätigkeit immer auf alle Organe erstredcen soll; vielmehr wird oft ein hausäratliches Zeugnis, in anderen Fällen die allgemeine Betrachtung genügen, und nur wenn Anhaltspunkte für ein bestimmtes Leiden vorliegen» wird eine eingehendere Untersuchung nach dieser Bichtung. nötig sein. Zweck solcher Feststellung ist, den körperlich nicht tadellosen Sandern eine besondere Sorg&lt zuzuwenden. Man wird dieselben von gewissen tFnterrichtsfächem entlasten, in anderen Fällen den Unterricht für sie modifizieren. Ich erwähne die Rücksicht, welche beim Turnunterricht auf die mit Brüchen Behafteten zu nehmen ist; ich erinnere an die vom Schularzte zu treflfende Entscheidung, ob ein mit Lungenleiden oder Hautkrankheit behaftetes Kind an den Brausebädern teil- nehmen darf; hierher gehört auch die Anweisung der vorderen Bankplätze für schwerhörige und schwachsichtige Schüler.

Wo Kurse für Stotternde oder Hilüsschulen für Schwach- begabte bestehen, hat der Arzt bei der Auswahl der Kinder mitzuwirken.

Die Verteilung der Schüler in die ihrer Körpeigröim entsprechenden SnbseUien muis zweimal im Jahre geschehen und so lange Aufgabe des Arztes bleiben, bis die Lehrer mit dieser allerdings äuiserst einfachen Vornahme vertraut sind. Auf jeden Fall aber steht demselben die Überwachung so, ob die Messung und Verteilung der Schulkinder und das Aus- wechseln der Bänke vorschriftsmälsig geschehen ist Ich weiüi, dab dort, wo die Eander nicht nach der Gröüse gesetzt wer- den, obgleich die Schule mit Bänken neuer Bauart versehen ist, die Sidiuld nicht immer am Lehrer liegt, sondern vielfiudi dann» dab nicht Vorsorge für promptes Austauschen der Sub- sellien getroffen ist. Das Verzeichnis der im neuen Schuljahre

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ftbr jede Klasse erforderlichen Bankiypen mnis yom Sohulsnst oder Lelirer an eine Oentralstelle gesandt tmd ron dieser der Bankweolisel vorgenommen werden. Verteilt man die E[inder . auf Bänke bester Konstraktion nicht so, wie 'es ihrer K6rper- grOibe entspricht, sondern wie die Banknnmmera snftllig jahrans jahrein im Schnlzimmer sich vorfinden, so sind Geld und Mühe, welche auf die Ansohaffnng guter Subsellien verwandt wurden, verloren; und das trifft leider für manche Schule zu.

Wohl die verantwortungsvollste Aufgabe des Schularztes aber liegt in der Überwachung der akuten Infektions* krankheiten. Die Wichtigkeit ihres frühzeitigen Erkennens ist so ofPenkundig, dafs, wie ich glaube, gerade dieser umstand ftir viele Q-emeinden zur Anstellung eigener Schulärzte be- stimmend war. Sicher erscheint, dais die Yorschriften über die in Bede stehende Thätigkeit derselben den gröjjsten Raum in den für sie geltenden Dienstordnungen- einnehmen. Die vier« zehntägigen Besuche in den Klassenzimmern reichen natürlich zu einer wirksamen Bekämpfung der ansteckenden Elrankheiten nicht aus. Es ist vielmehr erforderlich, dab der Schularzt täglich zu bestimmter Stunde für diese Zwecke zu sprechen sei; das kann in seiner Wohnung oder in einem Ordinationszimmet des Schulhauses geschehen. Die Haupt« Sache bleibt, dals dem Lehrer jederzeit die Möglichkeit gegeben ist, Kinder, deren Befinden ihm ungünstig oder verdächtig er«

scheint, untersuchen zu lassen.

Ich verzichte darauf, Vorschläge zu machen, wie im einzelnen der sanitäre Dienst zur Verhütung von Schulepidemien zu organl« sieren sei. Vorbilder hierfür sind vielfiEu^h in den unserer Kom«- mission von auswärts zugegangenen Verordnungen vorhanden, sogar bis in alle* Details der Meldezettelformulare. Welcher Segen auf diesem Gebiete aus der schulärztlichen Arbeit fliefsen kann, wird jeder Vater empfinden, dessen Kind, wie dito so häufig vorkommt, bis zum Schulbesuch gesund war, dann aber jedes Jahr eine andere Infektionskrankheit mit nach HauM brachte. Ich will von Mumps und Masern nicht sprechen, aber Keuchhusten, Scharlach, Diphtherie sind ernste und meisteni

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rermeidbare Krankheiten. Gelingt es, hierin die Morbidit&t herabzudrüokeni so wird der Schularzt znm Wohlfhäter fär die Bevölkerung.

Es bedarf ^irohl kaum der Erwähnung, dafs die Schul- ärzte mit der Behandlung der Schüler gar nichts zu thun haben sollen. Die Verabfolgung von Leberthran und Stärkungsmitteln an chronisch kranke und schwächliche Kinder, wie sie in Paris

und Brüssel eingeführt wurde, pafst' nicht für unsere Verhält- nisse. Auch ist hier vielleicht der Ort, den sanguinischen Erwartungen mancher Lehrer entgegenzutreten, als ob nach Anstellung von Schulärzten bei plötzlich eintretenden Gesund- heitsstörungen, bei Ohnmächten, Verletzungen oder epileptischen Anfallen der Kinder, für sofort erreichbare ärztliche Hilfe ge- sorgt sei. Das darf nicht erwartet werden, denn der Schularzt muls, wie jeder andere Arzt, seiner Praxis nachgehen und kann zwar zu bestimmter Stunde, nicht aber immer gerade dann zur Verfügung stehen, wenn seine Anwesenheit wünschens- wert ist.

Ein Wort sei noch über den Unterricht in der Gesund- heitslehre hinzugefügt. Wo ein solcher für die Oberklassen der städtischen Mittelschulen erteilt werden soll, &llt er natürlich dem Schularzte zu. Wichtiger aber will es mir scheinen, dals die Lehrer selbst von den Ghrundzügen der Hygiene Kenntnis erhalten; das würde die Durchführung schulhygienisoher Vor Schriften ganz wesentlich erleichtem. In erster Linie sind hierzu die Lehrerbildungsanstalten berufen, doch kann im- merhin auch später noch durch zwanglose Vorträge manches nachgeholt werden; an vielen Orten haben die Schulärzte ihre Aui^be in diesem Sinne freiwillig sehr wirkungsvoll erweitert

Sahen wir bisher, wie sich die schulärztliche Arbeitstei- lung zwischen Oberarzt und Aufsichtsärzten zu gestalten hätte, so bleibt uns noch ein letzter Faktor zu betrachten übrig, nämlich jene Obliegenheiten, welche specialärztliohe Kenntnisse erfordern.

Beginnen wir mit der Augenheilkunde. Auf Schritt und Tritt begegnen wir in der Schulgesundheitspflege äugen-

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ärzÜioher Wissensobaft, die freilich meist duroh fleifsige Ar- beiten der letzten Jahrzehnte in so gangbare Münze nmgeprSgt wnrde, dafs sie Gemeingut aller danach begehrenden Ärzte ge- worden ist. Dennoch glaube ich nicht zu viel zu sagen, wenn ich den Ophthalmologen von Fach als unentbehrlich im schul- ftrztlichen Dienste bezeichne.

Wollen Sie sich weiterhin erinnern, wie oft schwerhörige £inder, deren Übel dem Lehrer unbekannt blieb, als unacht- sam, störrisch, auch wohl als träge und dumm betrachtet und dementsprechend behandelt werden. Jene Minderung der Lem- Alhigkeit, die durch behinderte Nasenatmung verschuldet wird, war in unserer Kommission schon Gegenstand anregender Be- sprechung. Demnach ragen auch die Ohrenheilkunde und die Shinologie in das schulärztliche Gebiet herein. Ebenso kom- men die Orthopädie y die Zahnheilkunde und Dermatologie an manchen Orten dem schulhygienischen Dienste sehr erfolg- reich zu Hilfe.

Man kann nicht alle diese Fächer durch fest angestellte Specialärzte vertreten lassen; aber es mufs darauf Bedacht genommen werden, dais im Bedarfsfalle einer oder der andere derselben zur Mitarbeit herbeigezogen werden kann.

Durch die angedeutete Form der schulärztlichen Thätigkeit wird den Forderungen der Gesundheitspflege Rechnung ge- tragen, ohne die pädagogischen Bücksichten auiser acht zu lassen, ohne die unterrichtende und erziehende Thätigkeit der Schule irgend wo zu kreuzen. Es bleibt das eine Bedenken, ob diese Vorschläge, verwaltungstechnisch durchführbar sind. Der Beweis hierfür dürfte damit erbracht sein, dafis jede der aufgestellten Forderungen schon an einzelnen Orten zur Durch- führung gelangt ist. Die Kosten aber sind bei der überaus niedrigen Besoldung, die man den Schulärzten zu gewähren pflegt, kaum nennenswert; sie werden 4 bis 5 Promille des Sohuletats der Gemeinde kaum übersteigen.

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2.nB Detfamwltittgeti tut) ^tttlntn.

Bericht ttber die 7. bis 10. Bitrang der Abteiliing ffir Bchttlgesnndheitspflege im Leipziger Lehrerrereiii.

Von

W. SCHÜBXBT, Lehrer an der 20. Besiricnchole «a Leipsig-GoUia.

Seit Yeröffentliolmiig des letzten Berichtes^ hat die ge- nannte Abteilung nur vier besondere Sitzungen abgehalten. Das Bureau ist das frühere geblieben, die Zahl der ständigen Mitglieder auf 21 gestiegen.

7. Sitzung am 10. Juli 1895. Der Berichterstatter spricht über den Einflufs dea Alkohols auf die leibliche und geistige Entwickelung des Kindes. Der Alkohol schädigt im noch unentwickelten kindlichen Körper alle Organe, indem er Entzündungen, fettige oder wassersüchtige En&rtungen hervorruft, den Blutkreislauf stört, das Blut selbst verändert. Als Folgen treten Krankheit» Schwäche, ja Lebensun&higkeit auf. Die bedeutungsvollsten Störungen aber liegen im Gebiete des Nervensystems und maohen sich als Eklampsien, Konvulsionen, epileptische AnfUle und Neu- rasthenien geltend. Zu ihnen gesellen sich Mängel des Intellekts (Yerlangsamung des Auflassungsvermögens, Gedächtnisschwäche, Sprachstörungen), sowie verschiedene ethische Defekte (Jähsonii Onanie, Kleptomanie). Vielfach ist alkoholische Belastung Ursache von Schwach- und Blödsinn. Dieselbe entsteht durch Vererbung oder Selbstgenuls; der letztere wird von manohra

^ S. diese Zeitsohrift, 1895, No. 10 u. 11, S. 698—696. D. Bed.

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JEütem begünstigt, um das Kind anf bequeme Weise einzu- scU&fem, oder in dem Wahne, Alkohol stärke.

8. Sitzung am 23. Oktober 1895.

Herr Meybigh referiert über physiologische Versuche in betreff der Ermüdung nachKBAEPELiN. Er legt seinen Ausführungen in der Hauptsache des genannten Autors „Physio- logische Arbeiten** zu Grunde, zu welchen sich Abhandlungen von Axel Ebben, Bekhann, Bubgerstein und Schulze gesellen. Untersuchungen dieser Art sind notwendig, da Eonder, besonders psychopathisch belastete, durch den Schulunterricht übermüdet werden können. Sie haben sich zu erstrecken' auf die Leistrmgs- und Übungs&higkeit, das Specialgedftchtnis, die Anregbarkeit, Ermüdbarkeit und Erholungs&higkeit, die Schlaf- tiefe, die Ablenkbarkeit u.s.w. An der Feststellung der üntersuchungsmethoden sollen sich neben den Ärzten auch Sohulmftnner beteiligen.

In der Debatte wird bemerkt, dafs die bis jetzt vor- genommenen Experimente ein sicheres Resultat nicht ergeben konnten, da sie teils zu einseitig, teils zu mechanisch ausgefiihrt . wurden.

9. Sitzung am 29. Januar läÖ6.

Herr HeTiM spricht über die Heizung in den Leip- ziger Schulen. Er schildert, wie die Wärme erzeugt, wie die Luft durchfeuchtet, wie die Frischluft zugeführt und wie der Staub der letzteren aus dem Zimmer ferngehalten wird. Femer zeigt er, in welcher Weise die in Leipzig eingeführten Systeme, Ofenheizung zwei&cher Art, HelTswasserheizung, Niederdruckdampfheizung und Luftheizung, ihre Aufgabe zu erfüllen im stände sind, und welche Nachteile sich bei fehler- hafter Anlage, schlechter Bedienung u.s.w. einstellen. Lifolge der gegebenen Anregung werden einzelne Kollegen in einer Angalil von Schulgebäuden Kohlensäure- und Feuchtigkeits- bestimmungen yomehmen, um Vorteile und Mängel der ver- schiedenen Systeme noch klarer festzustellen.

Au&er diesen Vorträgen wurden Referate erstattet über

S94

Wehmeb, Grnndrifs der Schnlgesnndlieitdpflege von Herrn Helm; Kühner, Übersichtstafel über die an- steokenden Krankheiten von Herrn Meyrich, sowie über mehrere Artikel aus der „Zeitschrift für Schnlgesnndheits- pflege."

10. Sitzung am 18. März 1896.

Leipzigs Lehrer ein gesundheitlich ungünstiges Mensohenmaterial lautete das Yortragsthema des Lehrers BiLLHASDT. Derselbe weist auf ein im Yoijahre abgegebenes schulärztliches Gutachten hin, nach welchem 42,8 Vo aller Leipziger Kollegen mehr oder weniger kränklich sind, und darauf, dafs etwaige Zweifel hieran durch die häufige Lian- spruchnahme von Yertretungskassen, Kurunterstützungen und Yikariatseinrichtungen widerlegt werden. Er sucht die Gründe fär diese Erscheinung und beweist, dafs dieselben nicht etwa in angeborener Minderwertigkeit zu finden sind; denn die Lehrer entstammen meist dem gesundheitlich günstig situierten Mittelstande und vielfach noch dazu der kernigen Landbeyöl- kerung. Auch das zwar sehr mit Mängeln behaftete Intemats- leben während der Seminarzeit kann nicht als in dem Mafse schwächend bezeichnet werden, da sich 60% der jungen Lehrer noch cnilitärdiensttauglich erweisen. Die Gründe liegen vielmehr, wie auch anderorts, -in der Überanstrengung, welche durch die schwierige Einarbeitung in das Amt und die gleichzeitigen Yorarbeiten für die Wahlf&higkeitsprüfnng notwendig entstehen mujs, und in der ungenügenden Besol- dung.

Für Leipzig, wo nur ganz gesunde Lehrer fest angestellt werden, kommen hierzu noch lokale Gründe. Der Wetteifer zwischen den Parallelklassen einzelner Schulen führt zur Hast, der Drang, die vielfach bekrittelte Bildung zu vervollständigen, zur Überanstrengung; die unzureichende Besoldung drängt zu Nebenämtern. Aufserdem geben die übergroisen und sohlechi angelegten Sohulgebäude , die mangelhaften Heizungsvorrich- tungen, das unverzeihliche Sparsystem bei den Ausgaben für die Beinigung der Klassen, sowie die Lage einzelner Schulen

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an yerkehrsreichen y noch dazn soUecht gepflasterten StraDsen . Anlafs zu Erkältongs- und tJberreiznngskrankheiten aller Art« In der sehr regen Debatte wurde zur Abhilfe der gröistdn Übel empfohlen, zunächst die GehaltsreguUerung energisch zu betreiben, daneben aber Erhebungen über die verschiedenen anderen Müsstftnde anzustellen, in den Lehrerbibliotheken fQr aufklärende Litteratur zu sorgen, Wünsche bezüglich einer demnächst zu verfassenden Instruktion für die Schulärzte gel- tend zu machen, Veröffentlichung der Schulhausmannsvor- schriften zu verlangen und von Vereins wegen Stellung gegen die drohende Erhöhung der Pflichtstundenzahl zu nehmen.

Sitzung des Hauptvereins am 19. März 1896.

An dem genannten Tage hielt Lehrer Seeligeb im Haupt- vereine einen Vortrag, der ursprünglich auch der Abteilung für G^esundheitspflege vorgelegt werden sollte, verschiedener Um- stände halber aber sofort an den Hauptverein gelangte. Das Thema lautete: Über die Anstellung von Fachturn- lehrern an Leipziger Schulen. Redner gibt einen Über- blick über die Geschichte des Turnens in den Volksschulen, besseichnet hiemach den Zweck der Schulturnens als einen pädagogischen und ist der Ansicht, dais der Turnunterricht demgemäis möglichst Sache des Klassenlehrers sein müsse. Dessenungeachtet seien in Leipzig 16 nicht pädagogisch vor- gebildete Tumfachlehrer angestellt. Als Gründe hierfür würden angegeben die gröfsere turnerische Fertigkeit, die gründ- lichere tuinmethodische Ausbildung, das höhere Interesse dieser Fachlehrer. Dagegen jedoch sprechen einmal die Bedenken, die gegen das Fachlehrersystem überhaupt gelten, nämlich dab die Konzentration im Untenichte, die Harmonie in der Urziehung, die Vielseitigkeit der Kinderforschung erschwert wird. Zweitens aber sind auch die Einwände von Bedeutung, zu denen die in Sachsen übliche Ausbildung der Turnlehrer Anlals geben mufs, da dieselbe in einer Zeit von 15 16 Wochen und ohne Einführung in die Pädagogik, ja ohne die Voraussetzung einer gehörigen Allgemeinbildung stattfinden

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kann. Übrigens ist die tomerische Schnlnng der seminaristisch gebildeten säohsisohen Lehrer eine vollauf genügende und wird dnroh ein besonderes Tnmexamen beim Abgange nachgewiesen; nur durcH das Femhalten dieser letzteren Kräflie vom Turn- unterricht kommt ein Schwinden des Interesses und damit wohl auch der Fähigkeiten zu stände.

Die Debatte ergab allgemeine Zustimmung zu dem Vor- trage.

Schulhygiene in Bnglaad.

Vortrag, gehalten in der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesund- heitspflege zu Berlin.

Von

L. KOTELMAKN. (Fortsetsung und ScbloTB.^

Unter diesen Umständen kann von einer Störung des Gleichgewichts zwischen geistiger und körperlicher Ausbildung» von einer Überbürdung der Jugend nicht wohl die Bede sein. Bis vor einer Beihe von Jahren wurde freilich auch in Eng<- land über „Overwork^ und „Overpressure" geklagti und zwar bezog sich diese Klage vor allem auf die Elementarschulen. Der Staat zahlte nämlich einen jährlichen Zuschuis an die- selben und machte die Höhe des Betrages von dem Ausfiedl einer Prüfung abhängig, welche jedes Kind im Lesen, Schreiben und Bechnen abzulegen hatte (Payment by B.esults); aulserdem erfolgte noch eine Extrabezahlung für Examina in besonderen Fächern. Dies bewirkte, dais ein fortwährendes Einpauken, ein sklavisches und anstrengendes Drillen stattfand, unter dem der Geist der Kinder zu leiden hatte, und hiergegen erhob sich eine mächtige Opposition. Der nächste Erfolg war, daft

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nicht m^hr jedes Kind in den genannten Lehrgegenständen, gondem ein Drittel der Klasse im Lesen, ein anderes Drittel im Schreiben nnd das letzte Drittel im Rechnen examiniert wurde. Das Besultat hatte nnr noch auf die Höhe eines Bihrenziisohnsses Einflnls, im übrigen wurde an jede Schule ein fester Beitrag gezahlt. Auch der EhrenzuschuTs ist seit dem Juli 1892 abgescha£ft, und augenblicklich empfangen die einzelnen Volksschulen nichts weiter als 10 s. pro Schüler, woraus dem Staate trotzdem eine jährliche Ausgabe von un- geOhr £4000000 erwächst.

Ist auf diese Weise ein AnlaTs zur Überbürdung der Elementarschüler beseitigt, so kommt noch in Betracht, dals das Lernen denselben durch den reichlichen Gebrauch von Ansohauupgsmitteln sehr erleichtert wii*d. Weniger die Bücher und mehr die Q^genstände selber zu studieren, ist ein Fundamentalsatz der englischen Pädagogik, den ich von dem Präsidenten des Londoner School Board mehr als einmal habe aussprechen hören. In den Kleinkinder- und Volksschulen findet man daher die verschiedenen Getreidearten, Wolle, Baumwolle und was sonst zur Bekleidung dient, die hauptsächlichsten Haus- und Giurtengeräte, Werkzeuge für die Handwerker und ähn- lidies zum Demonstrieren. Lassen sich die Dinge selbst nicht beschaffen, so werden wenigstens Abbildungen derselben gezeigt. Zn diesem Zwecke laufen in den Klassen eiserne Stangen oben an den Wänden herum, welche zum Aufhängen von BUdem und Zeichnungen dienen.

Für die höheren Schulen könnte man insofern eine Über- bürdung annehmen, als dieselben, wenigstens soweit sie eine humanistische und realistische Abteilung haben, auüserordentlich viele Gegenstände lehren. Es sind dies: Latein, Griechisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Bered- samkeit, Mathematik, Arithmetik, Physik, Chemie, Natur- philosophie, Geschichte, Geographie, Buchführung, Schreiben, Stenographieren, Zeichnen, Singen und Gynmastik. Auiserdem existieren noch Preise tOi besondere Leistungen, so z. B. in der Oity of London School für die eingehendste Kenntnis der

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Bibel und ihrer Apologetik, flir die gründlichste Besohäftigong mit Shakespeare, für die beste Arbeit über das englische Self- government, ja selbst für das erfolgreichste Studinm der Nationalökonomie nnd des Sanskrit. Trotzdem aber studieren die englischen Schüler nicht zu viel.

Zunächst ist die tägliche Unterrichtszeit nur scheinbar sehr lang; sie währt in den höheren Schulen von 9 3 Vi Uhr. Davon gehen indessen die Pausen ab, von denen die grölste um 12 Uhr Vi Stunden dauert. Da aulserdem mehrere Nach- mittage für die Spiele frei sind, so kommen auf den Unterricht nicht viel mehr als 20 Wochenstunden. Zudem betragen die Ferien vier volle Monate jährlich. Das Ziel der höheren Schulen geht femer ka^m über das der Obersekunda unserer (j-ymnasien, bezw. Realgymnasien heraus. Es findet auch kein Eiajährigenexamen und keine Maturitätsprüfung statt, und end- lich ist der ganze Unterrichtsbetrieb kein so energisohery wie bei uns. Während dem deutschen Schüler der Lehrer als der strenge Vorgesetzte erscheint, sieht der englische Knabe in ihm mehr einen älteren Freund und Berater. Daher ist das Ver- hältnis zwischen beiden in England ein vertraulicheres als bei uns. Oft genug kann man Lehrer und Schüler Arm in Arm während der Pausen miteinander gehen sehen, oder der Knabe schlingt seinen Arm um den Nacken des ersteren herum, wenn Qr sich Bat wegen seiner geringen Hausautgaben bei ihm holt. Dem englischen Zögling gilt die Schulzeit denn auch als die glücklichste Zeit seines Lebens, und noch als Mann bleibt er mit seinem ' College in reger Verbindung. In den meisten derselben geben die Schüler eine besondere Zeitung heraus mit Berichten über die Anstalt, über die beim Fulsballspiel er- nmgenen Siege, über berühmt gewordene ehemalige Zöglinge, und diese Mitteilungen folgen den früheren Schulbesuchem bis in die entferntesten Erdteile nach.

Hochgeehrte Herren 1 Wir haben vor kurzem die Er- innerung an den ruhmreichen Siegeszug Deutschlands durch Frankreich vor 25 Jahren gefeiert. Wer jene Zeit und ihre gewaltigen Folgen miterlebt hat, der wird nicht gering ron

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seinem Yaterlande denken, sondern mit ülbich von Huttbn sprechen^ »es ist eine Lust zu leben. ^ Trotzdem aber will es mir scheinen, als ob die stolze Höhe, anf die wir gelangt sind, anoh eine gewisse Gefahr mit sich bringt. Wir sehen zu viel anf uns selbst und zu wenig auf die anderen Nationen. Wer aber immer nur in der Nähe sieht, wird zuletzt kurz- sichtig. Schon werden im Auslande Stimmen laut, da(s die greisen anregenden Ideen auf dem Gebiete des Schulwesens nicht mehr wie früher von Deutschland, sondern von Frank- reich und den skandinavischen Ländern ausgehen. Lassen Sib uns daher unsere Blicke auch fleiiaig in die Feme richten, lassen Sie uns, unbekümmert um politische Sympathien und Antipathien, das Gute nehmen, wo wir es finden, und lassen Sie uns so auch als flygieniker dem alten Wahlspruch nach- leben: ^Feststehen immer, stillstehen nimmer 1"

Zur Reform des Mldelientnniens. Ans der medizimsclieii Gesellschaft der Stadt Basel.

Die genamite Gesellschaft hielt am 12. März d. Js. miter dem Vorsitz des Professor Massini eine Siteung ab, in der Dr. P. Babth nach dem ^EorrspcUibL f. Schweig. ÄrzL*^ folgendes ausführte:

Bei der ungewöhnlich gro&en Zahl von Mftdchen, welche vom Tomen befreit sind, drängt sich die Frage auf: Ist das Mftdchen- tnmen, so wie es jetzt betrieben wird, der Gesundheit förder- lich oder schftdlich? Man wird sich unbedingt zn der letzteren Ansidit hinneigen müssen. Der Grand hierfür liegt vor allem darin, dals das Turnen im Korsett stattfindet, einem Kleidungsstück, welches die Atmung beeinträchtigt, die Muskulatur atrophisch macht und, was erst in neuerer Zeit durch yerschiedene Autoren, vor aUem den hochverdienten Dr. Medstebt in Dresden, sicher fest- gestellt ist, Enteroptose,^ d. h. ein Herabsinken der Baucheingeweide hervorruft. Die letztere wiederum führt durch Reizung des Plexna solaris, unter dessen Einfiufs die in der Milz stattfindende Hämo* globinbereitong steht, Chlorose herbei Es darf daher nicht mehr

^ VefgL diese ZeitMhrift, 1896, No. 10 xu 11, 8. 619—820. D. Bed.

400

im Korsett getarnt werden, sondern, wie das in England schon vielfach geschieht, nnr in hesonderen, lose anliegenden Tnmkleidem. Specielle Umkleideräume ftr diesen Zweck werden sich in den meisten Schnlhänsem ohne Htthe hesdiaffen lassen. Von dieser Mabregel dürfte auch eine gute Rückwirkung auf das Hans und die dort noch herrschenden nnhygienischen Ansichten üher die Kleidung zu erwarten sein.

Die Ühungen (Freiübungen, Gerätübungen und Tnmspiele) sollten so einfach als möglich gestaltet werden. Alles, was irgendwie kom- plizierter ist, strengt auch den Kopf an und macht so den gesund- heitlichen Erfolg illusorisch.

Die dritte Forderung ist die, dab der Tomunterricht f&r Mädchen vom zwölften Lebeni^ahre an von Lehrerinnen gegeben wird; denn diese haben ein natürliches Verständnis für die in Betracht kommenden Dinge, und die Schülerinnen können . Omen darum auch über ihre intimeren körperlichen Verhältnisse klagen, ohne sich genieren zu müssen.

Wenn es sich um Abhilfe der erwähnten Übelstände handelt, wird die Stimme eines einzelnen Arztes ungehört verhallen. Redner möchte darum die medizinische Gesellschaft bitten, diese Angelegenheit zu der ihrigen zu machen und der Erziehungsbehörde nachstehende drei Forderungen vorzulegen: 1. Das Mädchentumen ist nur in einem für diesen Zweck zu beschaffenden, lose anliegenden Tum- kleide zu gestatten. 2. Bei der Auswahl der Turnübungen und Tumspiele soll auf möglichste Einfachheit hingearbeitet werden. 3. Unter Rücksichtnahme auf die geschlechtlichen Eigentümlichkeiten der Schülerinnen ist der Turnunterricht vom zwölften Leben^ahre an ausschliefslich von Tumlehrerinnen zu erteilen.

Die Vorschläge des Dr. Babth wurden einer Kommission zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen.

Die Bedeutung der Sports für die Entstehung von Hers-

uni GefiUakrankheiten.

Verbandlungen der medixinischen Vereinigung Londons.

In der Medical Society Londons besprach William Collixb aus Oxford den EinfluTs athletischer Übungen auf die Entstehung von Herz- und Aortenkrankheiten, ein Thema, das, wie die Wim. med. Wochschr.^ bemerkt, bei den gegenwärtig nicht nur to Eng- land übermäfsig getriebenen Sports von grofsem Interesse ist.

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Pbagogk hat schon die Aufmerksamkeit auf den Zusammen- hang Yon Muskelanstrengungen und Herzleiden, wie er besonders bei den Bergleuten sich zdgt^ gerichtet. Die krankhaften Symptome treten bei diesen in den vierziger Jahren auf und bestehen in Atemnot und allmählich zunehmendem Herzklopfen. Die anatomischen Yeränderungen sind Erweiterung und Hypertrophie der Ventrikel, sowie ein leichter Grad von' Insufficienz der Aortenklappen.

Ghiffobd Ajlbütt hat dasselbe an Arbeitern in den Schmieden, Warenlagern und Hüttenwerken von Leeds festgestellt. Bei den schlecht genährten Individuen traten die Aortenläsionen früher als bei demjenigen mit gutem Ernährungszustand auf. Die Erweiterung des Herzens vermehrt noch die Leistung desselben, da es bei jeder Zusammenziehung eine gröfsere Blutwelle in die Aorta treiben mnfe. Es sind auch Fälle von Beizbarkeit des Herzens bei über- anstrengten Soldaten veröffentlicht worden.

Die gleiche Affektion beobachtete Geobge FiiEHiKa bei Wett- rennpferden und -hunden.

Nach den Untersuchungen Mobgaonis scheint das Budem die Entstehung dieses Leidens weniger zu begünstigen. Doch mob in Erwägung gezogen werden, dafs man es hier mit kräftigen, wohl tränierten Leuten zu thun hat. Wiederholte Muskelanstrengungen beim Wettlaufen, Badfahren u. s. w. bewirken dagegen leicht Herz- eikrankungen. Am gefährlichsten ist in dieser Hinsicht derBicycle- qK)rt Die von Colliee bei den Studenten Oxfords beobachteten Erscheinungen waren Hypertrophie und Erweiterung des Herzens, b^leitet von dumpfem Schmerz in der Gegend desselben, Herz- klopfen und Atemnot.

Saksom hat Erweiterung des rechten Ventrikels, Störungen der Herzinnervation und schnellen Herzschlag beobachtet, die direkt mit übergrolser Muskelandtrengung, insbesondere beim Badfahren, in Zusammenhang standen.

PBE8T0K konstatiert, dats bei der Marine seit Einführung der Dampfschiffe die Zahl der Herzerkrankungen bei den Matrosen von 79,4 Vo auf 0,53 7o gefallen ist.

Hamilton erwähnt, Fälle von „reizbarem Herzen" kämen äulserst selten in der indischen Armee vor, seitdem dort die forcierten Märsche bei den Manövern untersagt seien.

BclniIge«imdhelUpfl«ge JX. 27

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Altxntxt iltttietlttn$en.

Pestalojszi und die körperliche Erziehimg der Jugend.

Über dieses Thema schreibt unser verehrter Mitarbeiter, Herr Schnlrat Professor Dr. EüIiEB zu Berlin, in dem soeben erschienenen „Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele,'': Zunächst sei kurz erwfthnt, da6 FaSTAiiOZZi bereits in Burgdorf die gymnastischen Übungen berflck- sichtigte und dieselben auch in Ifferten fortsetzte. £s waren an Basedow imd zumeist an Güts-Müths erinnernde Übungen. Besonders betont yrurden das Springen, Schlittschuhlaufen, Schwimmen, Reiten, das BaUschlagen, Voltigieren, auch das Spazierengehen. Von ganz be- sonderem Interesse ist aber Pestalozzis 1807 erschienener Auf- satz : Über Körperbüdung. Als EtfUeüung auf den Versüß einer Elemeniargymnastik in einer Eeihenfolge * körperlicher Übungen". Es heifst hier, dals fftr „die Leute comme il faut** in phydscher Hinsicht immer noch etwas geschehe ; aber der Arme, aber das Volk? „Sind unsere Schulen ein Bildungsmittel der physischen Yolkskraft und physischen Volksgewandthdt, wie sie ein Büdungsmittel seiner Geistes^ und Herzenskrafb sein sollten? Kann das Kind in densdbeii die Triebe seiner Natur zur physischen Bewegung und Eraftanwra- düng gehörig befiriedigen? Ja, soweit es in die Schule und wieder heim geht, darf es sich bewegen, aber in der Schule selbst Iftfet man es kaum schnaufen. Das, was darin an seiner Seele gethan wird, ist von einem so unnatürlichen Gewichte, dafs auch die ge- ringste Bewegung der H&nde und der Fttüse des Kindes den armen Schulmeister au&er sein Notgeleise stofsen wttrde. Aber die In- dustrie, wie sie im Lande ist, nagt noch mehr als alles dieses an der physischen Kraft unseres Volkes. '^ Die Kinder werden durdi die einseitigen Arbeiten in den Fabriken vom Morgen bis zum Abend Krüppel und Sterblinge, sie können nichts als das Gelernte und haben „ihre allgemeine Körperkraft und ihre Entfaltung einer ein- seitigen und l&hmenden Fertigkeit und ihrem. Scheinverdienste auf- geopfert^. Im Kinde, so f&hrt Pestalozzi behufis Besserung dieser Zustande fort, liegt der Trieb nach Thätigkeit. „Seine Hand greift nach allem; es führt alles in den Mund. Seine FüCse sind in un- aufhörlicher Bewegung. Es spielt mit sich selber. Es spielt mit allem. Es wirft alles weg, wie es nach allem hascht. In diesem unaufhörlichen Streben nach Bewegung, in diesem Spiel des Kindes mit seinem eigenen Körper hat die Natur den wahren Anfangspunkt der körperlichen Kunstbildung, den Faden einer reinen, elementari-

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sdten, YoUendeten Ansicht derselben gegeben. Damit sioh das^ Kind bewegen könne, gab die Natur demselben an allen Gliedern seines Körpers Gelenke. Seine Spiele, seine Bewegongea, sein Thfttigkeitar trieb sind offenbar nichts anderes als Gdenkübnngen.^ So ergibt sich Yon selbst die Elementargymnastik, deren Wesen in nichts anr derem best^t „als in einer Eeihenfolge reiner körperlicher Gelenk* bewegnngen, durch welche der Umfang alles dessen von Stufe zu Stufe erschöpft wird, was das Kind in Hinsicht auf die Art und Weise seiner Stellung und Bewegung des Körpers und seiner Arti- kulationen vornehmen kann''. PESTAiiOZZi hat durch seine nGelenk- übungai^, bei denen er den menschlichen Körper selbst als Eintei* lungsgrund genommen hat, ein eigenartiges, überaus gestaltongsreiches Gebiet betreten, das Gcrxs-MrrTHB und Jahk kaum angedeutet, dessen grolse Bedeutong sie nicht erkannt haben. Diese Übungen sind seine Schöpfung, herausgewachsen aus seiner Bildungs*, ünter- ricbits- und Erziehungsmethode, unabhängig von der Tradition der Griechen und den Übungen der deutschen Gymnastik. Wenn auch PbstaIiOKZI selbst es nicht erreichte, richtiges Verständnis ftlr seilte Elementargymnastik zu bewirken, wenn Jahk, der mit seinem Turnen zvnächst.ganz andere Zwecke verband als PbstaIiOzzi, von dessen Gymnastik als einer „bloCsea Rührkunst** sprach, wenn Kabl yon Baum£b in den Gelenkübungen nur ein das Kind langweilendes Drillen sah, so hat A. Spiess gezeigt, was man mit diesen Gelenk- QbungeU) die er Freiübungen nannte, leisten kann, und wie ans der Bewegongsmöglichkeit sich der gesamte turnerische Übungsstoff in bis dahin ungeahnter FflUe logisch aufbaue und gliedern läfst. Somit ist PESTAjiOZZi auch auf dem Gebiete der körperlichen Er- ziehung bahnbrechend geworden.

Üb^r die Gesondheitspflege der Scbttler im Hanse stellt

die y^Bisch. Ärzteßtg.*' unter anderen folgende Leitsätze auf: Ernährung. Es soll eine einfache, kräftige Nahrung au bestimmten Stunden eingenommen werden, ohne daOs in der Zwischen^iieit etwa$ gegessen wird. Hierbei >ist darauf zu achten, dals keine über- mäfsig eiweüfflreiche Kost verabreicht wird, vielmehr ist eine. gemischte Nahrung ala die zweckentsprechendste zu betrachten. Bei dem ersten nnd zweiten Frühstück sind für ein gesundes Kind Eier und Fleisch entbehrlich; im allgemeinen genügt die Verabreichung von Fleisch bei zwei Mahlzeiten ^vollkommen. Geistige Getränke, namentlich Bier nnd Wein, sind für Schulkinder nicht geeignet, auch nicht als Stärkungsmittel. Bauchen ist als gesundheitsschädlich zu verwerfen. Die Abendmahlzeit soll nicht allzu reichhaltig sein und minde^ns eine Stande vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Das Schulfrühstück mufs in sauberem, unbedrucktem Papier oder noch

-27*

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besser in einer leicht abwaschbaren (emaillierten) Dose mitgegeben werden. Schlaf. Znm Schlafraum ist der beste Raom der Wohnung zu wählen; in demselben ist fbr stete Luftemeaenmg za sorgen, da dar genügende Luftanstausch während des Schlafes zu den wichtigsten Bedingungen einer gesunden Entwickelung gehört. Die fär Kinder erforderliche Schlafeeit beträgt: fär 6 9jährige 11 Stunden, für 10— 11jährige lOVi Stunden, für 12— 13jährige 10 Stunden, für 14— 15jährige 9V2 Stunden, für 16— 17jährige 9 Stunden. Bekleidung. Alle die Brust beengenden und den Blutumlauf durch Druck hemmenden Kleidungsstücke (z. B. Korsetts, Leibchen u. dergl.) sind, besonders in der Entwickelungsz^it, zu yerweifen. Das Schuhwerk ist Ton grofser Wichtigkeit, weil bd Yemachläflsigang desselben Verunstaltung der Füfse eintreten kann. Die Schuhe oder Stiefel sollen wasserundurchdring^ch, bequem sein und jede Einschnürung Termeiden; vor allem ist auf eine genügende Sohlenlänge zu halten. Gymnastik. Es ist ratsam, den Kindern im Hause einfache Turngeräte, z. B. schwebende Binge, Widerstands- apparate, zu verschaffen, mit deren Hilfe sie in der arbeitsfreien Zeit, sofern die Witterung das Spielen drau&en verbietet, im Zimmer gymnastische Übungen vornehmen können. Spiele im Freien sind dringend zu empfehlen, jedoch ist vor sportmäfsigen Über- treibungen zu warnen. Das Büchertragen auf dem Schulwege ist sowohl hinsichtlich der Zahl der Bücher, welche nicht zu grols sein soll, wie der Art ihres Transportes möglichst bequem zu gestalten. Mehr als seitliches Tragen empfiehlt sich eine ranzenartige Schulmappe, welche durch Schulterriemen befestigt wird, die ohne fremde H&fe mühelos und schnell gelöst und befestigt werden können. Die Lektüre. Der Lektüre und der seelischen Entwickelung des Kindes soll ebensogrofse Aufmerksamkeit, wie dem körperlichen (Gedeihen gewidmet werden.

AngenTerletsung eines Bealschfllers darch eine Stahl- feder. In den „2i3m. Monatsbl f. ÄugMkd.*' scheibt Dr. J. Hosne : Eines Tages wandte sich an mich der fftnfzehigährige Schüler der Warschauer Realschule, Nicolai F., wegen einer Verletzung des linken Auges, die ihm vor ungefthr einer Stunde beigebracht worden war. Die Verwundung geschah in der Weise, dafs der sich zum Gange nach der Schule rüstende Knabe, während er seine Feder in der Hand hielt, plötzlich von einem seiner ICtschüler hinten gegen den Arm gestofsen wurde, wobei die mit der Spitze gegen das Auge gerichtete Stahlfeder in dasselbe eindrang. Bei der Be- sichtigung fand ich das verletzte Auge stark thränend und lichtschen. In der Hornhaut war eine etwa 2,5 mm lange Rilswnnde zu sdien, die infolge von vorgefallener Regenbogenhaut und Blntgennnselm

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etwas klafifte. Die Yordere Kammer zeigte sich ebenMs mit Blnt- gerinnseln gefollt. Aufserdem bemerkte ioh am oberen Rande der Regenbogenhaut eine qnere Stichwimde in derselben nnd eine dem- entsprechende Rilswnnde genau an der Grenze der Leder- nnd Homhant. Oberhalb dieser Stelle war die mit Blut unterlaufene Augapfelbindehaut stark vorgetrieben und schwärzlich verfärbt. Auf meine Nachfrage nach der Feder wurde mir gesagt, dafs dieselbe schon mehrere Tage in Gebrauch gewesen und sogleich nach der Verletzung vom Kranken mit Gewalt auf den FuTsboden geworfen sei. Als ich sie später besichtigte, fand ich beide Spitzen ab- gebrochen, ob dies aber im Auge oder beim Niederwerfen geschehen war, konnte zur Zeit nicht festgestellt werden. Ein Blick in das Innere des Auges mit dem Augenspiegel ergab mir, dafs der nor- male Lichtreflex des Hintergrundes überall zu sehen war. Dem- nach lielsen sich keine Glaskörpertrflbungen, Ortsveränderungen der Linse und kein Steckenbleiben etwaiger Bruchstlicke der Stahlfeder in der Tiefe des Auges annehmen. Die Heilung verlief denn auch unter entsprechender Behandlung so günstig, dafs nicht nur die Form des Augapfels erhalten blieb, sondern auch die Sehkraft des verletzten Auges noch 10/24 betrug und die Jägersche Schriftprobe No. J 1 bis 12 geläufig gelesen wurde. Anderthalb Jahre nach dem Unfälle stellte sich der Patient, der inzwischen in seinen Beschäf- tigungen als Schüler der höheren Klassen nicht im mindesten ge- stört gewesen war, von neuem in meiner Sprechstunde vor. Er gab an, dais er seit mehreren Wochen nach einer mehrstündigen Ferien- eisenbahnreise zeitweises Stechen oben im Auge empfinde. In der That war das linke Oberlid im Vergleich mit dem rechten etwas gesenkt, die Lidbindehaut gerötet, und das Auge thränte* Am oberen Teil des Augapfels fand ich die Bindehaut undurchsichtig, stark ver- dickt und mit neugebildeten Ge&isen überzogen. Aulserdem be- merkte ich einen schwarzen, mitten in der verdickten Stelle ein- gelagerten Fremdkörper, welcher den Eindruck eines zu&llig hinein- geratenen Kohlenpartikelchens machte. Bald aber zeigte sich, daCs ich im Irrtum war. Beim Anstofsen mit der Nadel hatte ich das Crefllhl eines harten Fremdkörpers mit metallischem Klang* Nach Erfassung desselben mit einer gerieften Pincette konnte ich ohne besondere Mühe die vor so langer Zeit in das Auge einge- drungenen Stahlfederspitzen herausziehen. Sie waren leicht verrostet, hatten ehie Länge von 13 mm und an der Abbruchsteile eine Breite von ungeDÜir 1,5 mm. Das Gewicht derselben betrug 0,25 g. Im Laufe einiger Tage hatte sich der Kranke vollkommen erholt Vier Jahre später sah ich ihn zufällig wieder das so schwer verletzte Auge war völlig gesund geblieben.

40«

Die innerhalb der letzten 25 Jshre in der Rngbysdiile TergekmmeneB InfektionslLranklieiten sind von dem Ansttlts- arzt Dr. Clbbtbmt Dükxs in „The Lcmcet^ folgendenitab«ii tabeUarisdi zisaiimieogesteUt :

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Wenn wir von den Ferienmonaten absehen, in denen die gn>&e Mebrzabl der SchOler verreist war, so kamen die wenigsten Infektionskrankheiten in den Monaten Oktober, November nnd Dezember vor.

Tabelle II anf Seite 407 zeigt, wie dch bei den 400 Knaben der Rtigb]rscbnle die Infektionskrankheiten In der Zeit vom 1. Ja- ntuu- 1871 bis dahin 1895 anf die einzelnen Jahre verteilten:

408

In Tabelle m auf Seite 408 wird die Darchschnittszahl der Fälle Ton Infektionskrankheiten pro Jahr angegeben, nnd zwar wiederum auf Grand einer Berechnung, welche sich auf 400 Z(yglinge für die Jahre 1871 bis 1895 bezieht; zugleich erfahren wir, wie viele Yon je 100 Schülern jährlich an den einzelnen Infektions- krankheiten litten.

Tabelle HI.

Name

der

Infektionskrankheit

Gesamtzahl

der Fälle in

25 Jahren

Inflnenza

Käsern

Epidemische Rotein

Mnmpt

Ägyptische Angenentzündung

Windpocken

Scharlach

Keuchhusten

Herpes tonsurans

Typhus .:

Diphtherie

Kopf- und Gesichtsrose

Blattern

^

Gesamtzahl ,

431

368

275

196

179

92

71

82

22

4

3

]

1

Durch- schnittszahl der FäUe pro Jahr

17,24 14,72 11,00 7,84 7,16 3,68 2,84 1,28 0,88 0,16 0,12 0,04 0,04

Von je

100 Schülern

erkrankten

jährUch

4,31 3,68 2,75 1,96 1,79 0,92 0,71 0,32 0,22 0,04 0,08 0,01 0,01

1675

67,00

16,70.

Über die einzelnen Infektionskrankheiten macht Dr. Clement DüKES noch folgende Bemerkungen: Influenza. Jeder Fall der- selben wurde, auch wenn er nur leicht oder sogar blofs rerdächtig war, sofort mindestens 10 Tage isoliert und dem Ejranken die Rückkehr in die Schule erst nach grOndlicher Desinfektion gestattet. So erkrankten in Rugby College nur 16,25% der Schüler, in einer anderen Anstalt dagegen, welche es an besonderen Yorsichtsmats- regehl hatte fehlen lassen, während derselben Zeit 96%. Die höchste Zahl der Erkrankungen, welche auf das Jahr 1893 fiel, betrug 29,5%. Obgleich im ganzen 431 Schüler bebllen wurdea, so starb doch nur einer, und zwar an Genickstarre, welche als Komplikation der Influenza auftrat. Epidemische Röteln. Bei

409

denselben kommt in einigen FAllen nnr Yerkleinernng der Angen, aber kein Ansschlag vor. Alsdann werden die Schüler h&nfig nicht isoliert nnd stecken ihre Mitschüler an, während sie selbst gegen einen späteren Anfall geschützt sind. Bei 'anderen schweUen bloCs die Lymphdrüsen in der Leistengegend, der Achselhöhle und seitlich am Halse an ; sie zeigen dagegen kein Exanthem nnd tragen so gleichfalls leicht zor Yerbreitnng der Röteln bei. Mumps. Hodenentzündnng nach Mumps tritt regelm&fsig am achten Tage auf, bleibt aber aus, wenn der Patient über den achten Tag hinaus im Bette gehalten wird. Ägyptische Augenentzündung. Dieselbe wird ohne Zweifel durch Bakterien verursacht und entwickelt sich dort am stärksten, wo sich ein günstiger Boden für die letzteren vorfindet. Daher tritt sie so häufig in den Londoner Annenschulen auf, wo es an fast allen sanitären Malsregeln fehlt. Besonders verderblich wirkt Mangel an B^einlichkeit und frischer Luft. In dieser Beziehung verdienen die Schlafsäle besondere Aufmerksamkeit, in welchen die Schüler Tag für Tag ununterbrochen 9 bis 10 Stunden zubringen. Ungenügender Luftraum in denselben kann auch dann Ophthalmie erzengen, wenn alle übrigen Verhältnisse eines Internates hygienisch tadeUos sind. Von schädlichem EinfluTs ist femer helles Sonnen* licht. Die meisten Fälle von ägyptischer Augenentzündung kamen im Juni und, wie Tabelle II zeigt, in einem der sonnenreichsten Jahre, nämlich 1893 vor. Besondere Vorsicht erfordert deshalb das Cricketspiel. Findet es bei hellem Sonnenscheine, ohne dab die Augen geschützt sind, statt, so werden die Lider zusammen- gekniffen, das Sehen wird undeutlich, und es entwickelt sich Blut- ttberfüllung der Bindehaut; eine solche Blutüberfüllung aber be- gOnstigt die Entwickelung infektiöser Keime. Blattern. Der einzige Fall kam bei der schweren Epidemie von 1871 72 vor. Da seit dem Jahre 1873 jeder Knabe bei seinem Eintritt in die Schule revacciniert wird, so ist kaum anzunehmen, dafs sich Pocken wieder in der Rugbyschule zeigen werden.

Gefahren des Fnfsbades im Seewasaer. Der Badearzt in Scheveningen, Dr. W. Franken, veröffentlicht im Interesse der das Seebad besuchenden Kinder eine dringende Warnung. Er sagt: Seit Jahren brennt mir die Feder in der Hand, wenn ich sehe, wie die Jugend an unserem Strande im Seewasser herumgeht. Stundenlang atehen da die Kinder, von denen viele an Blutarmut oder einem Herzfehler leiden, bis über die Knöchel im Wasser und scheinen einen förmlichen Wettstreit mit den Bademftnnem und Badefrauen halten zu wollen. Bei diesen, die um des täglichen Brotes willen sich dazu gezwungen sehen, sind ungeheure Verdickungen der Ober- haut, rheumatische Schmerzen, ünterleibsstörungen an der Tages-

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Ordnung. Mein Vorgänger, Dr. Me8S, hat jahrelang gegen dieses Spielen der Kinder im Salzwasser geeifert, und auch ich bin nach achtjährigen Beobachtungen zu dem Ergebnis gekommen, dafs die Art nnd Weise, anf welche Knaben und Mädchen, der Mode froh- nend, sich in der See herumtnmmeln, für ihre Gesundheit äu&erst schädlich ist. Das kalte Wasser an den Sohlen und die brennende Sonne anf den Kopf nnd den Oberkörper muls bei jedem schädliche Folgen haben. Was mit sfifsem Wasser gefahrlos geschehen kann, ist mit Salzwasser noch lange nicht erspriefslich, nnd was ftlr einen einzelnen Krankheitsfall anf 2 bis 5 Minuten gut ist, ist es nicht fOr alle Fälle und auf 2 bis 3 Stunden. Jahr fQr Jahr nehmen denn auch die Fälle zu, wo ich zu Kindern gerufen werde, die nach einem so langen Fufebad plötzlich Qber Kopfweh klagen und unter Erbrechen , hoher Temperatur bis 41 ^ C. und Depressionserschei- nungen des Herzens tagelang ernstlich krank sind nnd manchmal selbst eine Gelümhautentzündung bekommen. Andere leiden an Diarrhoe, Darmkatarrh und selbst an Blasenkrampf, kurzum die Krankheiten, zu deren Heilung man das Seebad aufgesucht hat, werden hier gerade ärger. Dazu kommt aber noch ein anderer Grund, weshalb das Herumlaufen im Seewasser mit blo&en Fflisen so gefährlich ist. Die Beamten des Seebades mögen die am Strande liegenden Glasscherben noch so sorgfältig auflesen, nach ein paar Stunden findet man sie durch die Flut oder die Ebbe gerade an den Stellen wieder angetrieben, wo die Kinder vorzugsweise spielen. Allein in dieser Saison habe ich zehn E[inder behandelt, die in Glas- scherben getreten waren und tiefe, breite Fufssohlen wunden, manche mit Durchschneidnng yon Gefäfsen und heftiger Blutung, bekommen hatten. Will man die alte Gewohnheit nicht aufgeben, so lasse man dieselben wenigstens Sandalen anlegen. Am yemflnftigsten handeln aber diejenigen Eltern, die ihren Kindern alle Arten Yon Fulsbädera am Strande streng verbieten.

Znr Sehnlheixnng und Sehnllfiftnng in den Vereüiigten

Staaten liefert The Engmeer. Eec. *" vom 30. März 1895 einen Beitrag. Es handelt sich um die Ventilation und Heizung eines kleinen Scbnl- gebäudes von 26x25 m Grundfläche, enthaltend Keller, ßrd-, Ober- und Dachgeschofs. Die Lüftung erfolgt mittelst einer F. 8. Dampfmaschine, welche einen Bläser von 1,8 m Durchmesser zum Einpressen der Frischluft und einen Sauger auf dem Dachboden zun Hinausbefördern der Abluft treibt, eine Einrichtung, die in Dentfldi- land selbst bei den gröfeten Schulgebäuden recht selten zu finden ist. Die Aufsenluft wird in der Höhe des Daches entnommen nnd vermittelst eines Schachts von 1,6 m Breite und 1,07 m Tiefe, in dem auch der 76 cm weite Blechschomstein des Hochdmckdampf-

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kesseis liegt, nach der Vorwärmkaminer mit 156 qm Heizfl&che ge* leitet. Von hier gelangt sie, durch Blfiser gedrückt, in Blechrohre Yon 31 cm Weite f£br die Klassen nnd 23 cm Weite für die Neben- xftame nnd so znletzt in sämtliche Lokale. Die verdorbene Lnft wird ^ederom dorch Blechrohre nach dem Sanger im Dachgeschoß geleitet nnd von hier entweder ins Freie befördert, ode^ beim An- heizen in den Frischloftkanal. Den Dampf fttr die Maschine liefert ein Hochdmckdampfkessel mit 2,0 Atmosphären Überdmck. Die Heissnng erfolgt dorch Abdampf oder entspannten Hochdrackdampf in der oben angedeuteten Weise. Die in den R&omen aufgestellten Müchen Heizk(yrper haben ein gemeinsames Rohr för Dampf* und Rticklanfwasser.

Bin hygienischer Spucknapf wurde dem Fabrikanten Hans Braem in Berlin, NeuenburgerstraDse 34, unter No. 54812 D. B.-G. M. gesetzlich geschlitzt. Die Neuerung besteht darin, dals der Spuck- napf durch Rohrleitung mit der im Hause befindlichen Wasserleitung in Verbindung steht, so dafs der Auswurf, sobald er in den Napf gelangt ist, von einem Wasserstrahl fortgespült wird. Da auf diese Weise ein Übertritt von Infektionskeimen in die Luft mit absoluter Sicherheit verhindert wird, so dürfte sich die Neuerung vom Stand- punkte der Hygiene besonders auch für Schulen empfehlen. Die Anlagekosten sind nicht grofs.

Sa^esgefc^idltUf^es*

Der Xin. Dentsehe Kongrefs fflr erziehliehe Knabenhand- arbeit fand vom 29. bis 31. Mai d. Js. in Kiel statt. I. Hauptver- sammlung. Zu dem Kongresse hatten sich zahlreiche Besucher ein- gefunden. Das preufsische Kultusministerium war durch den Geheimen Oberregierungsrat Bbandi, die Provinz Schleswig-Holstein durch ihren Obeipräsidenten von Stbinhank, die Königliche Regierung in Schleswig durch den Regierungsrat Müller vertreten, unter den Anwesenden befanden sich aufserdem viele Delegierte von Stftdten und Vereinen aus Bayern, Württemberg, Rheinland, Westfalen, Hannover, den Attringischen Staaten, Posen, Schlesien, Ost- und Westpreufsen. Auch aas Danemark und Rufsland waren Vertreter erschienen. Nach einer Begrüfsung durch den Vorsitzenden ton SCHENOKENDOBFF-Gk^rlitz berichtete Direktor Dr. Götze aus Leipzig über die Einrieb-

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tnng eines Centralknrsas an der dortigen Lehrerbildangs- anstalt behufs Fortbildung der Lehrer im Arbeits- nnterricht. Dieser Kursus soll den bereits in der Praxis stehenden Handfertigkeitslehrem und besonders den Leitern von Handfertigkeitsschulen Gelegenheit bieten, eingehender in die Grund- lagen der Handarbeit einzudringen und sich durch theoretisch- praktische Erörterungen über Materialien- und Werkzeugkunde, Kon- struktions-, Formen-, Farbenlehre und Litteratur erhöhte Fftliigkeit zur Ausbildung Ton Handfertigkeitslehrem zu erwerben. Der Unterricht wird in Leipzig in der neuerbauten Lehrerbildungsanstalt des Vereins stattfinden, welche von der genannten Stadt in ftufserst zweckmälsiger Weise erbaut, vorzüglich ausgestattet und dem Verein über- geben worden ist. In der Besprechung wurde allseitig die Zustimmung zu diesem Fortschritt in der inneren Ausgestaltung des Handfertigkeits- unterrichts ausgesprochen. Von dem ernsten Bestreben des Vereins nach Weiterentwickelung des neuen Unterrichtsfaches zeugte auch der Bericht desselben Referenten über den Fortgang der Arbeiten für die Normallehrgftnge. Bezüglich der vom Deutschen Verein angenommenen Lehrmethode wies der Vorsitzende darauf hin, dals dieselbe in den meisten der 600 deutschen Hand- fertigkeitsschulen eine einheitliche, aber nicht schablonenm&fsige sei. Dr. GÖTZE kennzeichnete sodann die Grundsätze dieser Methode. Ein Büd Ton dem Stande des schleswig-holsteinischen Handfertigkeits- unterrichts gab die Ausstellung der Kieler Handfertigkeitsschulra, welche innerhalb der grofsen Gewerbeausstellung der Provinz Schleswig- Holstein einen Platz gefunden hatte. Über die Neubelebung des schleswig-holsteinischen Hausfleifses durch den Hand- fertigkeitsunterricht sprach Universit&tsprofessor Dr. Matthai- Kiel. Er hob hervor, dals die Hausfleiüsbestrebungen, welche ids Vorläufer des Handfertigkeitsunterrichts angesehen werden müssen, im schleswig-holsteinischen Lande früher heimisch gewesen sind. Ins- besondere stand die Holzschnitzerei, welche auf Grund einer starken Tradition weitergebildet wurde, im Vordergrunde. Die ehemals vor- handenen Bedingungen sind in der Gegenwart aber meistens ver- schwunden. Deshalb muis die Übung, wekhe die Tradition früher bot, durch schulmäCugen Unterricht ersetzt werden. Will man sicher sein, dafe man die Allgemeinheit packt, so wird man immer darauf hinauskommen, den Handfertigkeitsunterricht mit der Schule, die für alle obligatorisch ist, zu verknüpfen. Man wird eine Lehrer- generation schaffen müssen, die zur Handfertigkeit anregt. Femor ist es nötig, dafs ein schon vorhandener Untenrichtszweig für den Handfertigkeitsunterricht verwertet und in den Dienst der Sache gestellt wird, das ist der Zeichenunterricht. Der Weltverkehr

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hat neben grofsen Errnngenschaften auch Schattenseiten gezeitigt. Za ihnen gehört, dafs vielen das Heimatsgefühl yerloren geht. Gelingt es, dnrch l^ederbelebnng des Haosfleifses den Sinn für tranliche Be- haglichkeit daheim zn wecken, so haben wir anch einen Teil beige- tragen, nm der drohenden Zerstörung des Familiensinnes Yorzubengen. n. öffentlicher Kongrefs. Unter zahlreicher Beteiligong wurde der öfientliche Kongrefs dnrch den Abgeordneten yon Sohbkckbn- DOBFF eröffnet. Zum zweiten Vorsitzenden wurde Oberbtbrgermeister Fu88, zum dritten Stadtschulrat Kuhlgatz aus Kiel gewählt. In seiner Eröffiiungsrede gab der Vorsitzende einen Überblick ttber die Thfttigkeit des Deutschen Vereins, seit dessen Gründung nunmehr zehn Jahre yerflossen sind. Es bestehen zur Zeit in Preuisen 402, in den übrigen Staaten Deutschlands 202 Schülerwerkstätten, die zum Teil selbständig organisiert sind, zum Teil sich an bestehende Schul- und Erziehnngsanstalten anschliefsen. Es folgten die Verhandlungen über die Verbindung des Handfertigkeitsnnterrichts mit dem Lehrerseminar und der Volksschule und die Schaffung von Mustereinrichtungen für diesen Unterricht. Über den ersten Teil des Themas referierte Geheimer Regierungsrat Bumelin- Dessau. Er erinnerte daran, daCs unsere Schule nur ganz all- mählich die Zahl der Unterrichtsgegenstände Termehrt habe. Besonders ist die Au&ahme der auf die körperliche Entwickelung und das technische Können abzielenden Fächer erst neueren Datums. Dem Handfertigkeitsunterricht, welcher die Vermittelung zwisphen leib* lichem und intelldstoellem Thun übernehmen und eine in der Er- ziehung vorhandene Lücke ausfällen will, müssen, nachdem der Verein 80 vorzüg^che Vorarbeiten geleistet hat, nunmehr im Gebiete unserer öffentlichen pädagogischen Einrichtungen Heimstätten vergönnt, ihm nmfii Gelegenheit gegeben werden, zu zeigen, wie er sich bei Ein- gliederung in öffentliche Lehranstalten als unterrichtlicher und er- ziehlicher Faktor des Schullebens bewährt. Der erste Versuch ist da zu machen, wo die Quellen unseres volkstümlichen Schullebens flielsen, an den Lehrerseminaren und den damit verbundenen Übungs- schulen. In den unteren Klassen müTsten die vom Deutschen Verein •abgestellten Normallehrgänge als Grundlage dienen, während die oberen Klassen die Schulhandfertigkeit in den Vordergrund zu stellen hätten. Redner wies besonders auf die französischen Seminare hin, woselbst der Handfertigkeitsunterricht einen hervorragenden Platz einnimmt. Auch im Seminar zu Cöthen sind die entgegenstehenden Schwierigkeiten bereits überwunden, und man wird dort sicherlich von dem emgeschlagenen Wege nicht mehr abgehen. Schulrat PoiiAGK-Worbis trug über die Verbindung des Hand- fertigkeitsnnterrichts mit der Volksschule vor. Er

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betonte, dafs der (bedanke einer praktischen, werkth&tigen Er- ziehung durch die Bemühungen des Deutschen Vereins fttr £naben- handarbeit auf dem Boden der Freiwilligkeit bereits weit gedi^en ist. Doch das Gute wird erst wahrhaft gut, wenn es Gemeingut wird. Erst durch Eingliederung des Enabenhandarbeitsunterrichts in das Schulgetriebe kann seine erziehliche Wirkung gesichert und verallgemeinert werden. Die Schwierigkeiten der EinfOhmng sind grois und mannigfaltig; darum läfst sich fürs erste nur in Terschiedenen Versuchsanstalten die Probe auf die Rechnung machen. Der Arbeits- unterricht, an dem alle Knaben teilzunehmen haben, mnfe in der Regel im Schulzimmer erteilt, dies dafttr einfach hergerichtet und die Art der Arbeiten danach gewählt werden. Die Stundenzahl der Schiller darf nicht gesteigert, die Lemlast nicht vermehrt werden. Die Kosten des Handfertigkeitsunterrichts sollen die Schulunterhaltongdast nur wenig vermehren. Darum sind die Stunden als Pfiichtstnnden unentgeltlich zu erteilen, die Werkzeuge und Materialien auf das Einfachste und Nötigste zu beschränken. Die Seminare haben die künftigen Lehrer auch für die Erteilung des Handfertigkeitsunterrichts auszurüsten. In der Debatte spricht Gewerbeschuldirdctor Ahbbvs- Kiel gegen eine obligatorische Einführung des Handfertigkeitsunterrichts und halt die gegenwärtige Förderung durch freie Schulwerkstätten für ausreichend. Er wird vom Vorsitzenden darauf hingewiesen, dafs an eine allgemeine Einführung noch lange nicht gedacht wird, sondern dafs vorerst nur vereinzelte Versuche angestellt werdtti sollen. Rektor Bbitgkhakn - Königsberg erhofft nur durdi Neu- organisation des Lehrplans der Volksschule, wobei dem Handfertigkeits- unterricht eine hervorragende Stelle eingeräumt wird, die rechte Lösung der Frage. Lehrer GÄBTio-Posen wendet eich gegen die AusfOhnrngcn des Direktor Ahbens und ist überzeugt, da& allein djorch die vor- geschlagenen Versuche eine Entscheidung über die Mö^ichkeit oder Unmöglichkeit der Einführung angängig ist. Professor Baum0ABT1sn fürchtet eine Beeinträchtigung der übrigen Unterrichtsgegenstfinde. Die Sache ist und bleibt gut, auch wenn sie nicht allgemein ist Schulrat PLATEK-Magdeburg weist nach, daCs die Anstellung solcher auf Grundlage der vorzüglichen Vorarbeiten gemachten Versuche durchaus keine Verfrühung und Übereilung bedeute. Die Veraammfaing stimmt schliefslich folgender Resolution zu: Der Kon^eis erachte nach Kenntnisnahme von den mannigfachen, eingehenden Vorarbeiten des Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit beim jetzigen Absdihife seiner erfolgreichen zehi^jährigen Thätigkeit die Zeit fOr gekommen, wo in einer Reihe frei sich meldender Volksschulen und Seminare nach bestimmtem Plane fortschreitende Einrichtungen für den Hand- fertigkeitsunterricht geschaffen werden sollten, und fordert den

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Deutschen Verein daher auf, mae Tfaätigkeit nunmehr besonders nach dieser Richtong hin auszudehnen.

Yerkelirserleichterangen Ar Berliner Gymnasiasten beim

Besuch der Schnie. Den Schülern verschiedener Berliner Gym*» nasien, die entfernt oder in den Vororten wohnen, ist gestattet worden, den Weg zur Schule und von derselben auf dem Fahrrad zurück- zulegen. Zu diesem Zwecke sind, wie der j^KonfM»^ meldet, in den Tnmhallen der betreffenden Anstalten besondere Bäume eingerichtet worden, in denen die Fahrräder während der Unterrichtsstunden aufbewahrt werden.

Fnfsschellen als Strafmittel in einer amerikanisehen Anstalt ffir verwahrloste Kinder. In dem^ „Wetchester Temporary Home for Destitute Children^ zu White Plains im Staate New York wurden nach „Med: News" den Kindern, welche einen Fluchtversuch gemacht hatten, Fulsschellen angelegt. Letztere waren mit einem Schleis über den Knöcheln befestigt und mnfsten monatelang Tag nnd Nacht getragen werden. In einem Falle wog eine solche Schelle 3 Pfund und war 7 Monate hindurch nicht abgelegt worden. Da die Haut hierbei keinen irgend wie gearteten Schutz genols, so hatte sich rings um die Knöchel ein kallöser Bing gebildet. Als die Behörde hiervon Kenntnie erhielt, wurde sofort diese grausame und brutale Strafmethode für immer verboten.

Znr Ansf&hrnng des Impfgeschiftes. Bezüglich der Im- pfung hat die Königlich preuDsische Begierung folgende Änderung der bisher geltenden Bestimmungen angeordnet: „Die Impfung wird der Begel nach an einem der Oberarme vorgenommen, nnd zwar bei Erstimpfungen an dem rechten, bei Wiederimpfungen an dem linken Arme. Jede Impfung muis mit mindestens vier seichten Schnitten von einem Centimeter Länge oder ebensovielen oberflächlichen Stichen ausgeführt werden.^ Bei der Einführung dieser das Impfgeschäft erleichternden, Bestimmungeh wird darauf hingewiesen, dafs zur Er- zielung eines genügenden Impfschutzes in Zukunft seitens der Be- hörden mit ganz besonderem Nachdruck auf die Beachtung der in § 20 des Impfgesetzes niedergelegten Bestimmungen gehalten w^den wird. Nach diesem Paragraphen gilt die Erstimpfung erst als er- folgreich, wenn mindestens zwei Blattern zu regelmäisiger Entwicke- lung gekommen sind; in Fällen, in welchen nur eine Blatter sich entwickelt hat, mufs sofort Autorevaccination oder nochmalige Im- pfung stattfinden.

Ein Wettschwimnien von Pariser Schfilern. Mehr als 500 Schüler der städtischen Schulen von Paris, so lesen wir im ^Bolet. de ensefia. prm.^^ nahmen an dem Wettschwimmen teil, welches von der Direktion des Yolksschulunterrichts veranstaltet war und in

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der Schwimmhalle der Rochechonartstrafse stattfand. Nach dem Pro- graimne galt es, eine Strecke von 90 nnd eine andere von Aber IKM) Metern im Wasser zurückzulegen. Anfserdem fanden yerschiedene Schwimmabnngen von Schülern unter zehn Jahren statt. An die Sieger wurden Medaillen aus Silber und Bronze unter dem Beifall ihrer Kameraden verteilt.

Die Sclml^rten zu PSfsneck in Thllriiigeii , welche dank einer' sorgsamen Gremeinde- und Schul Verwaltung im vorigen Frflh- jahre angelegt sind, werden in dem „Knäbhart'^ folgendermalsen beschrieben : Der neu eingerichtete, etwas über einen Morgen grolse Bftrgerschulgarten enthält eine Waldabteilung mit deutschen Wald- bäumen und eine botanische Abteilung mit allen Nutz- und zum naturkundlichen Unterricht dienenden Pflanzen. Insbesondere besitzt er aulser einer Alpenflora etwa 550 Kinderbeete fbr Blumen- und Gemüsezucht und den 'Anfang einer Baumschule. Der zweite Schul- garten, deijenige der Privatschule in Pölsneck, welcher eine Fläche von etwa einem halben Morgen umfaOst, zählt gegen 100 Kinder- beete, ebenfalls zur Blumen- und Gemüsezucht bestimmt, und eine botanische Abteilung mit sämtlichen Getreidesorten, Arznei- und Gift- pflanzen, Gespinst und öl liefernden Gewächsen, Salatkräutem u. 8.w. Es fehlen endlich auch nicht Laub- und Nadelhölzer, sowie Zier- sträucher aller Art. Derartige Grärten sind nicht nur für das jetzige, sondern auch für die kommenden Geschlechter nach den verschiedensten Richtungen hin und nicht zum wenigsten in hygienischer Beziehung vob unbestreitbarem Nutzen.

Haashaltiuigslelire für SeUlerinneii in KSln. Auch in Köbi hat man nunmehr, so schreibt die „Chäht*", einen besonderen Haos- haltungsunterricht, zunächst im Kochen einfacher Speisen, eingeriditet, welcher Mädchen der städtischen Volksschulen neben dem YoUcs- schulunterricht im letzten Jahre ihres schulpflichtigen Alters erteilt wird. Die Leitung der Kochschule wurde der Witwe «eines Lehrers übertragen, welche früher selbst Yolksschullehrerin gewesen ist nnd sich durch einen sechswöchentlichen Kursus in der Haushaltnngs- schule zu Kassel für jene Stellung ausgebildet hat. Der Unterricht ist für die teilnehmenden Mädchen unentgeltlich.

Rnssische Heilkolonien fSr Kinder. Die russische Gesell- schaft zur Wahrung der Volksgesundheit teilt in der ^8t Bßier^. med. Woehensckr.'' mit, dafe sie auch in diesem Jahre in StariQ* Russa Heilkolonien für Kinder einrichten wird. Angenommen werden Knaben und Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren mit folgenden Krankheiten: Skrofulöse, Rheumatismus, Gelenkerknui- kungen, allgemeinen Ernährungsstörungen, Übermüdung und Neu- rasthenie. Der Pensionspreis für den ganzen Sommer beträgt

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70 Babel. Stipendiaten der OeseUschaft tmd Kinder ^ welcbe mir 30 Rnbel zahlen, können blofs in beschrankter Anzahl anfgenonunen werden. Bittschriften, sowie Geldbeiträge zur Yergröfserang der Stipendiatenzahl sind zn richten an die Kanzlei der Gesellschaft oder mn Dr. VABT PüTBREF in St. Petersburg.

Das neae SelntlgebSiide des stSdtiseken Realgyniiasiiins

mit YefMhHle m Oera wird von dem Direktor, Schnhrat Dr. RKiimoiiD KzBSSiiBR, in dem XXXI. Jahresbericht der Anstalt beschrieben. Dasselbe liegt mit seiner Längsseite nahezu ton Süd nach Nord; die Abweichung vom Meridian beträgt + 7^/«*. Es hat eine Länge von 52,58 m bei 22,09 m Tiefe, also eine Grond- flftche Ton 925,5 qm. Die nach Westen liegende Hauptfront ist, wie die Abbildung am Schlüsse dieses Heftes zeigt, reich gegliedert. Das Treppenhans erreiclit bis zur Giebelspitze eine Höhe von 30 m, während die Hbrigen Teile des Gebäudes eine Höhe von 20,5 m haben. Der Eingang liegt 4,80 m über der Strafsenbordkante. Diese Erhebung wird durch eine Rampe überwunden, für deren Steigung mit Bfteksicht auf die gesamte Anlage 1 : 7 angenommen werden mufste. Bis auf drei sind aUe Klassen, die auch nachmittags Unterricht haben, vor der Mittags* und Nachmittagssonne geschützt. Das war aber nur durchführbar, wenn die Klassenräume nach Osten, die Korridore und das Treppenhans auf die westliche, d. h. die nach der Strafse zu gdegene Front veriegt wurden. Der Haupteingang, der im Treppenbause liegt, ist durch einen kleinen Yorbau hervorgehoben, welcher einen Altan mit durchbrochener Sandsteinbrüstung trftgt. Yon dem Vorbau aus gelangt man in das Vestibül. Von diesem fllhrt rechts eine Treppe in das Kellergeschofs, während links sich ein Zimmer flir den Schuldiener befindet, in dem zugleich Gebranchs- g^enstände ftlr den Unterricht aufbewahrt werden. Geradeaus führt eine Treppe mit 12 bequemen Stufen in das Erdgeschofs. Ihr gegen- über in der Mittelachse des Treppenhauses, also gegenüber dem Eingänge, liegt auch der Ausgang nach dem Hofe. Dieser Ausgang, sowie der Haupteingang sind durch Windfänge gegen Zugluft ab- geschlossen. tJber dem Ausgange befindet sich die Schuluhr. Die Haupttreppe ist als dreiarmige Pfeilertreppe mit steigenden Kreuz- gewölben konstruiert, welche die Stufen tragen. Die beiden seitlichen Arme sind je 2,40 m, der mittlere 2,60 m breit. Die Stufen bestehen aus Granit und haben ein Steigungsverhältnis von 32 cm Auf- tritt und 16 cm Hohe erhalten. Vor allem wirkt die ausgiebige Beleuchtung des Treppenhauses günstig, da jeder Lauf sein eigenes Fenster besitzt; das mittlere im zweiten Obergeschofs hat sogar eine Lichtfläche von 9,50 qm. Aufser der massiyen Haupttreppe existiert noch eine zum Dachboden führende hölzerne Nebentreppe.

8olra]g«nuidbtit8pfl«g« IX. 28

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Die Yerteüimg der Räume ist abersichUich und zweckentsprechend (vergl. die drei Grundrisse auf Seite 419, 420 und 421). Über dem 2,40 m im Lichten hohen Kellergeschols enthält das Grebäade ein £rd- und zwei Obergeschosse von je 4,00 m lichter Höhe. «Von Gewölben überspannte und mit Platten belegte Korridore verbinden sämtliche Räumlichkeiten miteinander und gestatten die Beobachtung aller Klassen- eingänge von einem Punkte aus. Die Korridore fähren hinter dem Treppenhause durch. Ihr Licht erhalten sie von letzterem und auüserdem durch je tfechs grolse Fenster (1,44 : 2,40 m). Sie sind 3,50 m breit und bieten daher genügenden Raum zum Aufenthalt der Schfller in den Pausen bei schlechtem Wetter. Das Schulgebäude ist durch- weg aus Stein und £isen erbaut; es ist dadurch die grOlstmögliche Feuersicherheit erzielt, so dals von einer besonderen Fenerlösch- Yorrichtung Abstand genommen werden kpnnte. Die Balkenlage über der Aula und der Dachstuhl bilden die einzigen Konstruktionen in Holz. Die Decken sind in den Korridoren und dem Treppenhanse als Kappen* und Kreuzgewölbe ausgeführt, sonst in allen Geschossen durchweg als Kleinesche Patentdecken hergestellt. Dieselben wirken stark schalldämpfend. Der Hohlraum bis zum Fufsboden ist mit Schlackensand ausgefüllt. Das Kellergeschofs, das am nördlichen und südlichen Giebel Ausgänge nach dem Hofe hat, enthält die Wohnung für den Schuldiener, bestehend aus Wohnzimmer, Schlaf- stube, Kammer, Küche, Speisekammer, Yorratskeller und Waschküche, femer die zu der Centralheizung gehörigen Räume, die erforderlichen Lagerräume für Brennmaterial und eine Werkstatt für den Lehrer der Physik und Chemie. Das Erdgeschols enthält ein Zimmer für naturwissen- schaftliche und geographische Sammlungen und neun* Klassenräume für die jüngeren Schüler bis Quarta. Im ersten Obergeschols sind acht Klassenräume, ein Amtszinuner für den Direktor mit einem kleinen Vor- und einem Aktenzimmer, das Konferenzzimmer und die Bibliothek untergebracht. Im zweiten Obergeschols liegen die Aula, der Zeichensaal mit Modellzimmer, die Kombinations- und Gesangklasse, das Auditorium für Chemie, das chemische Laboratorium, das Auditorium fOr Physik, das physikalisch Kabinett und ein Arbeitszimmer für den Lehrer der Physik. Die Klassen sind von drei verschiedenen Groben; dieselben haben eine Tiefe von je 5,86 m, eine Länge von 8,80m, 8,17m, 7,60 m und eine lichte Höhe von 4 m, also eine Grundfläche von 51,55, 47,86, 42,54 qm und einen Rauminhalt von 206,19, 191,345, 160,144 kbm, so dafs bei einer Schülerzahl von vierzig, die nur in den Yorklassen zuweilen erreicht oder überschritten wird, auf einen Schüler 1,06—1,6 qm Grundfläche und 4,24—6,4 kbm Luftraum kommen. Sie werden je nach ihrer Gröfse durch 3 oder 4 Fenster (1,18 : 2,30 m) erhellt, die 8,15 bis 10,86 qm beleuchtete

419

Fl&che bieten, so dals das Verh&ltnis der Fensterflfiche znr Boden- flflclie sich durcbschmtüich nie 1 ; ö etellt. Der Zeichensaal und die Gesangklaase besitzen bei einer Tiefe von 5,86 m eine L&nge von 14,03, bezv. 14,36 m, eine Gnmdfl&che von 82 und 84 qm. Die Decken und WAude der Scbnlzimmer haben einen Leimfarbenanstrich in angenehm wirkenden hellen TOnen and sind mit einfachen Linien ein- gefaist. Der ontere, 1,50 m hohe Teil der Wände ist vorl&nfig mit Leimfarbe in einem dankleren Ton gestrichen, wird aber, wenn das Mauer- werk geutigend ansgetrocknet ist, mit einem Ölfarbenanstrich versehen werden. In dem Direktor- nnd dem Konferenzzimmer befinden si<di

Erdgeschors. VorklasM m, 6 Natnrhutoriiohe äunmlnngea, eQnftrtaA, /'QuartaB, ji Sexta B, A Quinta A, MalMtab: 1:500.

Vorklawe U, d SexU A, Quinta B, k Vorklaue I.

gemalte Decken nnd tapezierte W&nde. Die Fo&bfiden der Klassen sind der besseren Haltbarkeit wegen als StabfuTsboden in Eichen- holz hergesteUt nnd zweimal mit heüsem Leinölfirnis gestrichen; in solchen R&nmen, die nicht stark benntzt werden, besteheo sie ans kiefernen Dielen and haben deckenden Anstrich. Die Anla ist ihrem Zwecke entsprechend in der 0««amtdnrchbUdnag reicher behandelt worden ti» die Dbrigen Bbune. Bei l8,00 m L&nge, 9,00 m Breite and 6,5 m Höhe, also bei emer Grondäftche von 162 qm nnd einem Raominhalt von 1053 kbm, wird sie durch drei grofse mit Bleiverglasong and Kathedralglas versehene Fenster (3,60 : 4,10 m] erhellt. Den Fenstern gegenüber hegen drei Thflren,

28»

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die durch höbe und reiche Spitzverdnetmigeii iimd schwer« rerkifipfte BekleidongeB krftftig hervoinehoben sind. Die Decke Igt ab Balke>- decke atisgeftlhrt, deren ebizelne Teile staik profitiert «ind; die iwiBchen den Balken liegeiden Felder cdnd geputxt, in einen leichten Gmndton gestrichen und mit figmierten FlachenomamenteB in iwei Farben hdebt. Dl« Holttefle der Decke sind mit LefaiOl miter Tarbenutz getrOnkt nnd taeiert nid die Profile mit Rot und Blan abgesetzt. Die Vfftnde haben ein 1,6& m hohes, in FtUhmgen geteihee Paneel tau Kiefer^iob, dessen Anstrich mit dem der Dedre harmoniert; in denriben Weise finden sieb anch die Thttren mid

g möf^

•..L- -t.1- .1 .^ .1 .^ XLL- 1 \J L-^ \^ \| y^

Erstes Obergeschols. I Obertertift B, m Obertertia A, n Untertertia A, o UntertertU B, p Bib- liothek, q EonfereDitinmer, r Direktorlalrimmer, t Torrimmer, t ArcbiT, w üntoTwknnda B, t> Untenefconda A, w Obcneknnda, x Prima.

Fenster behandelt. Im tlbrigen sind die Wände in Felder geteilt nnd in einfacher Weise gestrichen. Über der Anla erhebt sich eine FlMtfonn, zu der rmn Boden ans eine HoMreppe fuhrt; sie wird als Obserratorinin benntEt nnd gestattet, fost den ganzte Hocizont zn flberseten. Die Instritmente, Insbesondere die beiden astronomischen Fernrohre, werden in einem dun herg^richteten Banroe neben der Plattform anfbewahrt. Anf der Vorderseite des Gebtndes Aber dem Treppenhaase ist ein grobes FoüCAiTLTBcbes Pendel tos 8 m LAnge anfgeh&ngt. Die kfinstlicbe Betenchtnng der Schule geschieht dnrch Gas, nnd zwar nnter weitgehender Verwendung des AnersdieB GasglflUichtes. Im Anditorhim für Physik nnd im anstolsenden physikalischen Sammlni

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aojwr der GMbeJeocbtang noch elektrische Belenchtaiig vorgesdkea. Der EingMiK, das Dirddorüd-, du Koofereu- nnd das Zimmer des Physik«« Biod mit dsr Wohnung des Schnldieners durch elektrische KliDgeln Terhondeui ebenso wird die Glocke, mit der die Zeichea snm Beginn usd Schlnls des Unterrichts gegeben werden, durch ElektriciUlt lom Tüaea gebracht. Die Wasserrarsorgang ist in «isgtebigster Weise bewirkt Auf jedem Komdor befinden sieh zwei AasUnfe mit Trinkbechern ftU tue SdUUer; ao&erdem b$btta der Zeicfaensaal, die Bibliothek nnddasEonteenzzimmer Waschbeckea mit laufendem Wasser. Ebenso ist im Eellergeachoä sowcU Trink*

Bau

Zweites ObergeschoJs.

A Zeiehensaa], B Getuigi- nnd KombinatioiiskUsse, C AnU, D Aoditorimn

fSr Chemie, E chemisches Iiaboratoriam, F Anditorinm f3r Phjrsik, 6 Physi-

kaligohes Kabinett, y Uodellkammer, s Vorbereitungizimmer.

als FlDTswaseerleitting; aocb auf dem Schnlhofe und in der Turnhalle ist durch Ansl&nfe ätr Wasser zum Trinken, wie zur Besprengm^ des Hofes gesohlt. Die gesamten Abwässer werden in das Eanalnets der Strabe übergeleitet; dardi Einschaltang von GemchTerschlllssen ist dafor gesorgt, da& nicht übelriechende Gase ans demselben in das Hane dringen können. Das zur Anwendung gebrachte Central- heiznngsBfBtfm ist eine NiederdrackdamplheizuDg der Firma E. Eelling in Dresden. Den Dampf, der in zwei Uzenden Kesseln von zusammen 40,00 qm wasserberohrter Flache erzeugt wird, fuhrt ein einfache Bohraystem den HeixkOrpem der einzelnen RAnme zu. Die Heizkörper bestehen aus senkrechten, doppelwandigen, glatten Bobrregistem, die oben nnd ante» in einen gußeisernen Kasten

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dicht eingewalzt sind. Der Dampf tritt in den oberen Kasten ein, wird dnrch den Zwischenranm der beiden Rohre nach nnten gedrückt, erwärmt den Heizkörper nnd geht als Kondenswasser znm Kessel znrflck. Die Heizkörper haben einen Sockel mit Ftdlnngen Ton durchlöchertem Blech nnd eine Bekrönnng von Zink. Sie geben dem Staube wenig Gelegenheit zur Ablagerung und können leicht gereinigt erden. Die frische Luft für die Klassen wird von au&en durch zwei umfangreiche Kanäle unter dem Kellerfnfsboden in besondere Sammel- kammem geleitet und steigt Ton hier aus durcli grolse, in den Innen- mauem liegende Luftschächte in die Klassen. Ehe dieselbe jedoch in die Sammelkammem' tritt, muis sie engmaschige Luftfilter passieren, die den Staub ausscheiden sollen. Im Winter wird die Luft in den Kammern durch ein System von Rippenrohren auf circa 30^ erwärmt und dann den Klassen zugeführt. Durch diese LuftzufOhrung kann stündlich ein mehr als zehnmaliger Luftwechsel erzielt werden. Die schlechte Luft wird durch gesonderte Luftschächte abgesogen und durch drei auf dem Dachfirst sitzende Deflektoren ins Freie geführt. Die Absaugung erfolgt im Sommer etwa 0,75 m unter der Decke, im Winter dagegen direkt über dem Fufsboden. Die Yorwärmung der frischen Luft ist von der eigentlichen Heizanlage derart getrennt, dafs die Lüftung bei gelinder Aufsentemperatnr unabhängig von der Erwärmung der Klassen stattfinden und die Inbetriebsetzung der Heiz- körper in den letzteren im Frühling und Herbst entbehrlich werden kann. Es sind dementsprechend für die Luftkammem besondere Dampfzu- und Kondenswasserableitungen vorgesehen. In jedem Zimmer befindet sich ein Thermometer, das auch vom Korridor aus abgelesen werden kann, so da(s die in letzterem erfolgende Regulierung der Temperatur ohne Störung des Unterrichts möglich ist. Die Turn- halle liegt getrennt vom Hauptgebäude in der nordöstlichen Ecke des Grundstücks. Sie ist einfach ausgeführt und mit einem Holz- cementdach abgedeckt. Die Fensterlaibungen und Bögen sind in roten Yerblendziegeln hergestellt, während die verbleibenden Wand- fliU^hen geputzt und mit heller Leimfarbe gestrichen sind. Die Halle empfängt ihr Licht durch 10 grofse Fenster, während für die künst- liche Beleuchtung 4 Siemenslampen dienen. Der zpm Turnen benutz- bare Raum hat 20,00 m Länge, 11,20 m Breite und 5,50 mHöhe. Die Grundfläche beträgt daher 224 qm, der Rauminhalt 1232 kbm. Der Halle ist ein Vorbau angeschlossen, in welchem der Eingang und zwei Garderoben liegen; die letzteren werden aulserdem zur Unter- bringung der kleinen Turngeräte, wie Hanteln und Stäbe, benutzt Der Fufsboden besteht aus Riemdien von Kiefernholz, die auf einer Betonunterlage in Asphalt verlegt sind. Unter den Schaukelringen ist der Fufsboden der gröfseren Abnutzung wegen in Eichenhoh

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hergestellt. An die Turnhalle ist das Abortgehände angebaut, das für jede Klasse eine besondere Zelle enthält. Seine Grundfläche beträgt 63 qm. Die Anlage ist mit Wasserspülung versehen und mit dem Eanalnetz verbunden. Die El&mng der Abwässer erfolgt auf einfachem mechanischem Wege in den Gruben. Das Dach ist mit Holzcement eingedeckt und trägt in der Mitte einen groben Yentilationsaufsatz. Der Schulhof hat eine Grölse von 1330 qm, ist mit einer Packlage aus Kalksteinen und Kieselaufftülung befestigt und mit Kanalisation versehen. Bis auf die fehlenden Wasch- zimmer entsprechen die gesamten Anlagen den hygienischen An- forderungen in erfreulicher Weise.

XtttUi^e Derftt$itn|ett.

Rnnderlafg des KOnij^lieh prenfsischen Ministers der geist- lichen, ünterriclits- und Medirinalangelegenheiten, betreffend den Bau ländlieher Vo&sschnlen«

(Fortsetzung und Schluis.)

B. Schulzimmer. ^

Die Abmessungen eines SchuLdmmers sind abhängig

1. in Bezug auf die Grundfläche:

von der Zahl, Anordnung und Abmessung der Plätze, von der Anordnung der Freiräume, von der Lage der Thtlr und der Stellung des Ofens;

2. in Bezug auf die Höhe:

von der Bedingung, dals bei gröfstmöglicher Besetzung für

jedes Kind ein ausreichender Luftraum vorhanden ist und

dafs die von den Fenstern entferntest gelegenen Plätze

noch gutes Licht erhalten.

Als Grundsatz für die GröCse und Zahl der Schulzimmer gilt

die Kegel, dafs einklassige Schulen im allgemeinen nicht über 80

Kinder zählen und dafs bei mehrklassigen Schulen nicht ttb.er 70

Kinder gemeinsam unterrichtet werden sollen.

^ Der Abschnitt „B. Schulzimmer'' steht aus Versehen an dieser Stelle; er ist vor „G. Verkehrsräume'' in No. 6, Seite 347 einzu- schalten. D. Bed.

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Für die Plätze sind nach der GrOJBe der Kinder in drei Ab«* stnfimgen folgende Habe anzunehmen:

Breite Tiefe

für kleine Kinder . . . 0,50 m 0,66 m ^ mittlere ... 0,52 , 0,70 , » grofee ... 0,54 0,72 « .

Nur wenn die örtlichen Yerhftltnisse zur gröMen Sparsamkeit zwingen, dürfen die Platzbreiten

für kleine Kinder ... auf 0,48 m n mittlere . . 0,50 ,, grofse . . . , 0,52 , herabgemindert werden.

Auf einer Bank sollen höchstens 5 Kinder nebeneinander sitzen*

Ffir den Lehrersitz sind mindestens 1,20 m Breite nnd 2,50 m Länge zn rechnen.

Die erste Bankreihe mnfs von der Wand, an welcher sich der Lehrersitz befindet, mindestens 1,70 m, die letzte Bank von der Bückwand mindestens 0,30 m entfernt sein nnd der Abstand der Bänke von der Fensterwand mindestens 0,40 m betragen. Der Mittel- gang zwischen den Bänken soll 0,50 m nnd der Gang an der inoerett Längswand mindestens 0,60 m breit sein.

Die Thür des Bchnlzimmert ist, wenn irgend thnnlich, so zu legen, daCs der Lehrer beim Eintritt den Elindeni ins Gesicht sieht und dafs diese möglichst schnell ihre Plätze einnehmen und verlassen können. Erwtlnscht ist es anch, da(s dar Lehrer von seinem Sitz aus die Thür übersehen kann. Der Ofen ist am besten an der den Fenstern gegenüberliegenden Längswand, etwa in der Mitte derselben aufzustellen. Nur bei kleinen Klassen empfiehlt es sich, ihn in eine Ecke zu rücken. Der nächste Sitzplatz mu(s vom Ofen mindestens 0,80 m entfernt sein.

Als allgemeine Begel ist zu beachten, dafs Tiefklassen bei länd- lichen Schulbauten grundsätzlich ausgeschlossen sind und dals ein Schulzimmer höchstens 9,70 m lang und höchstens 6,50 m tief sein soll. Die äufserste Grenze von 9,70 m für die Länge des Schul- zimmers ist nur dann zu wählen, wenn eine wesentliche Ermälsignng der Höhe und damit eine leichtere Erwärmung des Schulzimmers erzielt wird.

Jedes Schulzimmer soll mindestens 3,20 m im lichten hoch sein. Dieses Mafs ist aber gegebenen Falls je nach der Schülerzahl und der Zimmertiefe um so viel zu erhöhen, dafs auf jedes Kind mindestens 2,25 cbm Luftraum entfallen und dals der senkrechte Abstand der Fenstersturze vom Fufsboden mindestens halb so grofs ist, als der wagerechte Abstand von der inneren Längswand. Diese beiden ans

42b

hygiemschen Gründen nnerl&islichen Fordemngen werden sich bei geeigneter Lage und Konstraktion der Feasterstorze in Gegenden mit raiüiem Klima auch bei stari^ besetzten Klassen mit der Mindest- höhe T(m 3,20 m erfüllen lassen, so dafs die aasreichende Erwtonaag solcher Schulzimmer im Winter nicht in Frage gestellt wird.

Die Flftche der Fenster soll, im lichten Mauerwerk gemessen, mindestens gleich V^ der Bodenflftche des Schalzimmers sein. Die Fenster sind aof der linksseitigen Längswand thnnlichst in gleichmi, dorch höchstens 1,20 m breite Pfeiler onterbrochenen Abständen anzulegen, möglichst nahe an die Decke zu rücken und mit eisern geradlinigen oder flachbogigen Sturz abzuschlieben. Busdbogen sind zu TermeideiL Mit Rücksicht auf die Tielen Durchbrechungen sind bei Ziegelbau die Fensterwände in der Begel zwei Steine stark ohne Luftschicht anzulegen. Die Fensterbrüstungen sollen nicht unter 1,0 m hoch sein«

Wenn die linksseitiges Licht gebenden Fenster nach Norden gerichtet sind, empfiehlt sifih die Anlage eines Fensters im Bücken der Kinder, um etwas Sonnenlicht einzulassen. Bei der Berechnung der zur Erhellung des Schulzimmers erforderlichen Lichtflftche bleiben jBolche rückseitigen Fenster aber au&er Ansatz.

Die Frage, ob zur besseren Wärmehaltnng Doppelfenster nötig sind, ist im einzelnen Falle nach den örtlichen Verhältnissen zu ent- scheiden.

Der Lichteinfall darf nicht durch überhängende Dächer beein- trächtigt werden. Liegen die Fenster eines Schulzimmers nicht am Giebel, sondern an einer Längsfront, so wird, falls nicht ein genügend hoher Drempel vorgesehen wird, ein überhängendes Dach nicht zweck- mäßig sein.

Die Decke des Schulzimmers wird am zweckmäbigsten so her- gestellt, daÜB nicht die Balken, sondern Unterzüge auf der Fenster« wand und der ihr g^enüberliegenden Längswand lagern, während die Balken mit diesen Wänden gleichlaufend gestreckt sind. Hier- durch wird erzielt, dafs die Fenstersturze bis an die Balkenlage reichen können. Liegt über dem Schnlzimm^ unmittelbar der Dach- boden, so ist es oft zweckmäisig, anstatt eiserner Unterzüge Hänge- werkskonstruktionen anzuordnen.

An den Wänden des Schulzimmers sind alle Torspringenden Mauerecken möglichst zu vermeiden. Die Fensterbrüstungen sind deshalb nicht, wie sonst üblich, einzunischen, sondern mit der Innen- wand bündig auszuführen.

Die Fulsböden sollen aus schmalen, mindestens 3,5 cm starken, gehobelten und gespundeten Brettern von hartem, nicht leicht splitterndem Holz hergestellt, dicht schliefsend verlegt und geölt werden.

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Bei der Wahl der Öfen ist auf die ortsübliche Heizangsart und atif das meist gebränchliche Brennmaterial BUcksicht zn nehmen.

ZweckmäTsig ist es, mit der Heizung des Schnlzimmers eine Lnftemenenmg in der Art zu verbinden, da(s vom Schülerflur aus frische Luft dem Ofen zugeführt wird und durch diesen vorgewärmt in das Zimmer eintritt. Die Einführung von Frischluft durch Kanäle unter dem Fufsboden empfiehlt sich nicht, weil diese Kanäle selten rein und staubfrei gehalten werden. Zur Abführung der verbrauchten Luft ist für jedes Schulzimmer ein besonderes Entlüftungsrohr von wenigstens 25 zu 25 cm im Quadrat neben dem Schomsteinrohr anzulegen. ZweckmäTsig ist es, die Wandung zwischen dem Bauchrohr und dem Lüftungsrohr aus Eisenplatten herzusteUen. Es muTs dann aber mit gröfster Sorgfalt darauf gehalten werden, dafs die Eisen- platten möglichst dicht schliefsen. Durch verschliefsbare öffiiungen dicht über dem Fufsboden einerseits und nahe der Decke andererseits kann die Abluft je nach Bedarf unten oder oben abgesogen werden. Im Winter wird in der Begel der untere Schieber geöffnet sein, während der obere wesentlich den Zweck hat, bei zu hoher Temperatur die wärmsten, an der Decke angesammelten Luftschichten entweichen zu lassen. Zur sonstigen Lüftung des Schulzimmers sind die oberen Teile der Fenster mit Kippflügeln, welche um eine wagerechte Achse drehbar nach innen aufschlagen, zu versehen.

4. Brunnenanlage. Auf jedem Schulgehöft soll, abgesehen von Orten, wo das Wasser in Cistemen gesammelt wird, wenn irgend angängig, ein eiserner Röhrenbrunnen angelegt werden, welcher gutes Wasser in genügender Menge aus einer den Verunreinigungen von der Oberfläche oder den oberen Bodenschichten her nicht ausgesetzten Tiefe bezieht. Bei der Wahl der Stelle des Brunnens ist nicht allein das Mafs der Ent- fernung von den nächsten Yerunreinigungsqttellen,' wie etwa Dünger- platzen, Senkgruben und dergleichen, sondern auch die Filtrations- fähigkeit des zwischengelegenen Bodens, sowie die Greftllerichtung etwaiger undurchlässiger Schiebten desselben zu berücksichtigen. Kesselbrunnen mit gemauerten oder hölzernen Wandungen und hölzerne Böhrenbrunnen gewähren, auch wenn sie anfangs gutes Wasser liefern, keine hinreichende Sicherheit für gute Leistungen und sind stets der Gefahr der Verunreinigung des Wassers ausgesetzt.

5. Abtritte. Für jede Schule sind Abtritte aufserhalb des Schulhauses, in der Begel in einem besonderen Gebäude, anzulegen; sie können jedoch auch, wenn sich auf dem Schulgehöft ein Stallgebäude be-

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findet, mit diesem anter einem Dach angeordnet werden, müssen dann aber gegen die Stallränme völlig abgeschlossen sein.

Das Abtrittsgebände ist, wenn thnnlich, nicht gegenüber der Fensterfront der Schnlzimmer, anch nicht in der Richtong, ans welcher die yorherrschende Lnftbewegong das Schnlhans trifft, an- zulegen. Im übrigen mnfe das Abtrittsgebände vom Schnlhanse an- gemessen entfernt, jedoch anch nicht zn entlegen seine Stellung so erhalten, dafs die Eingänge vom Schnlhofe ans übersehen werden können.

In der Regel ist für je 40 Knaben nnd für je 25 Mädchen ein Sitz anzunehmen, anfserdem für jeden Lehrer, welcher im Schnl- hanse wohnt, ein besonderer abgeschlossener Sitz. Die einzelnen Sitzzellen müssen gnt beleuchtet sein; sie erhalten durchschnittlich 0,90 m Breite und 1,20 m Tiefe und sind durch dichte Bretterwände Toneinander zu trennen. Die Sitzöffiaungen sind mit leicht abwasch- baren, gnt schliefsenden und bequem zu handhabenden Deckeln zu Tersehen.

Für die Knaben sind Pissoirstände anzulegen, welche durch 0,50 m voneinander entfernte, mindestens 1 ,20 m hohe, nicht völlig bis zum Fufsboden reichende Zwischenwände voneinander getrennt werden müssen. Die Stände sind am besten in einem mit Schutz- dach, niedrigen Umfassungswänden und Eingangsschirm wand versehenen, sonst aber offen und luftig zu haltenden Anbau unterzubringen. Auf schickliche Trennung der Zugänge für die Knaben und Mädchen ist besonders Bedacht zu nehmen.

Die Abtrittsräume müssen überall hell und gnt lüftbar sein.

Alle, sowohl die festen, wie die flüssigen Auswurfstoffe sollen in wasserdichte Behälter aufgenommen werden. Am besten sind hierzu tragbare Gefäüse, Tonnen oder Kübel, geeignet, jedoch sind auch unbewegliche Behälter, grö&ere eiserne Kästen oder Gruben, zulässig. Bei Verwendung tragbarer Gefälse mufs der Boden, auf dem sie aufgestellt werden, gut befestigt sein und die Einrichtung so getroffen werden, dafs die Auswechselung der Gefäfse bequem er- folgen kann. Die unbeweglichen Behälter müssen derart angeordnet nnd eingerichtet sein, dafs ihre Entleerung mit Leichtigkeit und ohne Verschmutzung der Umgebung stattfinden kann. Eiserne Behälter müssen allseitig zugänglich sein. Wenn Gruben angelegt werden, ist mit besonderer Sorgfalt darauf zu achten, dafs die Sohlen und Wandungen für Flüssigkeiten möglichst undurchlässig sind und bleiben. Zweckmäfsig werden sie aus hartgebrannten Ziegeln und Gement- mörtel gemauert, innen mit Gement verputzt und aufsen ringsum mit einer Schicht festgestampften fetten Thones umgeben. Als Grubenr- wandungen dürfen Gebäudewandungen nicht benutzt werden, jede Grube mub vielmehr Umfassungswände für sich erhalten.

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Zar Bindung der Auswurfstoffe empfiehlt sich die Verwendung von Torfmull. Jeder Baum» in welchem Auswurfstoffe angeaammelt werden, ist mit einem Enüüftungsrohr Ton gehöriger Weite zu ver- sehen, welches über dem Dache des Abtrittsgebftades ausmflndea mols. Damit hei dicht geschlossene^ Gruben die Ausdünstungen leichter durch die LüfUmgsröhren ins Freie als durch die Sitz- öffinungen in die Abtrittszellen ausströmen» ist von den letzteren ans ein Trichter mit Fallrohr so anzuordnen, daCs die untere ö&ung dieses Fallrohres tiefer in den Grubenraom hinabreicht als die untere Öffnung des Entlüftnqgsrohres.

6. Wirtsohaftsanlagen. Ställe. Die Frage, ob besondere Wirtschaftsgebäude überhaupt er- forderlich sind, ist nach den örtlichen Verhältnissen zu entscheiden. Es kommt dabei in Betracht, ob und in welchem Umfang die Lehrer- stelle mit Landwirtschaftsbetrieb verbunden ist. In den meisten Fällen wird ein kleines Gebäude, welches Stallung und Vorrats- gelasse für Futter- und Brennstoffe umfa&t, genügen. Für die Anordnung und Gröfse der einzelnen Abteilungen gelten die all- gemeinen für ländliche Wirtschaftsgebäude bestehenden Segeln.

7. ümwehrungen. Das ganze Schulgehöft ist in möglichst einfacher Weise den örtlichen Verhältnissen angepafst einzufriedigen. In jedem Falle ist der dem Verkehr der Schüler dienende Platz von dem fär die Wirtschaft des Lehrers bestimmten Raum abzuschneiden. Als üm- wehrungen sind je nach dem örtlichen Bedürfnis Bretter-, Draht- oder Lattenzäune zu errichten oder Hecken anzupflanzen. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und lAedizinalangelegenheiten.

(Gez.) Bosse. An sämtliche Königliche Regierungspräsidenten. U. m. E. 7422. G. m A I Ang.

Ai8 der YerfB^ng des KSniglich w&rttemberKisekeB Mmi- steriuis des Kirchen- und Schäwesena ttber die Hnnaan^gabeB

an den höheren Lehranstalten.

Stuttgart, den 4. Mai 1896«

Die Hausaufgaben mit £inschluls des Memorierstoffes sollen für die Schüler der Klassen I ^III an den vollen Schultagen nicht mehr als 1 Stunde, an den schulfreien Nachmittagen nicht über IVs Stunden, für die Schüler der lY. Klasse nicht mehr als IVt,

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bezw. 2 Stnnden in Anspruch nehmen. Fflr die übrigen Klassen ifird in Übereinstimmnng mit dem Lehrplan von 1891 die avf die Hansait^ben zu verwendende Zeit an vollen Schnhagen aufl^/i 2, an sdralfreioi Nachmittagen anf 2Vt 3 Stunden festgesetzt. An den Klassen Y TU ist darauf Bflcksieht zu nehmen, dafs das Mafs der Hausarbett flkr die ganze Woche sich vorwiegend an der unteren Grenze des vorgesehenen Rahmens von 11 14 Stunden hält. Den Schtkiem der oberetf Klassen YIU X ist durch die Bestimmung des Lehrplans von 1891, durch die sie in betreff der häuslichen Arbeit den Schülern der mittleren Klassen gleichgestellt wurden, berdts eine solche Ermälsigung der Anforderungen üi dieser Hinsicht zu teil geworden, dafs eine weitere Herabsetzung derselben mit den zu erreichenden Zielen des Unterrichts und mit der auf dieser Alters- stufe besonders wichtigen Forderung der Gewöhnung an selbständige Arbeit nicht vereinbar w&re. Jedoch ist auch an diesen Klassen, ebenso wie an den jüngeren, jeder Anlafs zu einer Überbflrdung mit aller Sorgftdt zu vermeiden.

Strafarbeiten, die in oftmaligem Niederschreiben derselben Wörter und Sätze bestehen, sind untersagt.

Die biusliche Präparation darf erst von der Y. Klasse an verlangt werden. An der IT. Klasse ist die Vorbereitung der Lektihre in der Kbsse selbst vorzunehmen, indem die Schüler zum Eindringen in das Verständnis der Sätze nach Inhalt und Form unter Angabe der unbekannten Wörter und sonstigen Erläuterungen angeleitet werden. Eine Anleitung zur Präparation ist auch in den folgenden Klassen, namentlich bei Vornahme neuer Schriftsteller, zweekmäüsig.

Vorstehende Bestimmungen treten sofort in WirlEsamkeit. Königliches Ministerium des Kirchen- und Schulwesens.

Rundschreiben des Küniglich prenfsischen

Unterrichtsministers , betreffend Kurse in den Jugend- und

Yolksspielen an den Universitäten fBr die Studierenden.

Berlin, den 8. Aprü 1896.

Im Anschlufs an meinen Eriafs vom 5. Februar v. Js. ^ U. I, 206, U. ni, B. benachrichtige ich Ew. Hochwohlgeboren ergebensty dafs der Centralausschufs zur Förderung der Volks- und Jugendspiele in Deutschland, gestützt auf die guten Erfolge des Vor- jahres, nach einer mir gemachten Mitteilung beabsichtigt, die Kurse in den Volks- und Jugendspielen ftlr Studierende im laufenden Jahre

1 Vergl. diese Zeitschrift, 1895, No. 6, S. 870. D. Bed.

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bereits auf 23 deutsche Hochschulen auszudehnen. Die Anregung hierzu hat der Gentralausschulis in die Hand einzehier Mitglieder gelegt. Wie im Yoijahre, so entspreche ich auch jetzt gern der mir von' demselben vorgetragenen Bitte, den Herren Rektoren die Förderung dieser Kurse anzuempfehlen, und ersuche demgem&fs Ew. HochwohlgeboreUy den Herrn Rektor der dortigen Universität hiervon gefiUligst zu verständigen. Zur Belebung des Interesses der Studenten- schaft wird der Centralausschufs den Herren Rektoren den schon im vorigen Jahre übersandten „Aufruf an die deutsche Studentenschaft^ ^ wiederum übermitteln. Letzterer ist an hervorragender Stelle am schwarzen Brett zu veröffentlichen.

Der Gentralansschuis hat mir zugleich mitgeteilt, dats f&r die an den Universitäten zu stände kommenden Kurse der Kursleiter kostenfirei gestellt werden wird.

An die sämtlichen Herren Universitätskuratoren.

Der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten.

(gez.) Bosse.

Die Anzeigepflicht und das Verfahren bei ansteckenden Krank- heiten von Schulkindern.

Ans der Polixeiverordnnng des KSniglichen Regiemngs-

präsidenten zn Sigmaringen.

Sigmaringen, den 20. März 1896.

§ 4. Die Lehrer, bezw. die Hauptlehrer an Volksschulen sind verpflichtet) sobald ein Schulkind oder eine im Schulhause wohnende Person an einer ansteckenden Krankheit, im besonderen an

a. Cholera, Pocken, Ruhr, Scharlach, Masern oder Röteln^ Diphtherie oder Krupp, Fleck- oder Rflckfalltyphus, Kopf- genickkrampf,

b. Unterleibstyphus, kontagiöser Augenentzündung, Krätze oder krampfartig auftretendem Keuchhusten

leidet, dem Ortsschulinspektor eine schriftliche Anzeige unter Angabe des behandelnden Arztes zu erstatten. Diese Anzeige hat sich auf Vor- und Zunamen, Alter, Wohnung und Stand des Erkrankten, sowie bei Kindern auf den Stand der Eltern, den Tag der Erkrankung oder des Todes und den Namen der Krankheit zu erstrecken.

Die gleiche Anzeige ist zu erstatten, wenn eine der vorstehend unter a genannten ansteckenden Krankheiten im Hausstande eines nicht im Schulhause wohnenden Lehrers auftritt.

' Vergl. diese Zeitschrift, 1895, No. 4, S. 226—229. D. Red.

431

Die Yorbezeidmeten schriftlichen Anzeigen sind seitens des Ortsschnlinspektors sofort an die Ortspolizeibehörde weiterzugeben.

Bei Schnlen, welche nicht unter einem Ortsschalinspektor stehen (Gymnasien, private Unterrichts- und Erziehungsanstalten, Töchter- schulen, Realschulen, Einderbewahraostalten, Spiel- und Warteschulen, Kindergärten etc.) sind die vorbezeichneten schriftlichen Anzeigen seitens des Vorstehers der Schule direkt der Ortspolizeibehörde zu erstatten.

§ 5. Eltern, Pfleger, Lehrer, Schulvorsteher und Geistliche sind verpflichtet, an einer der in § 4 unter a und b genannten an- steckenden Krankheiten leidende £dnder vom Besuche der Schulen und ähnlichen Anstalten, des Konfirmandenunterrichtes, des Kinder- gottesdienstes etc. so lange fern zu halten, bis

a. entweder die Gefahr der Ansteckung nach ärztlicher Be- scheinigung als beseitigt anzusehen, oder

\). der Ablauf der Krankheit aus Gründen der Erfahrung bei Pocken und Scharlach nach 6 Wochen, bei Masern und Bötein nach 4, bei Diphtherie oder Krupp nach 3 Wochen anzunehmen ist und c. die erkrankt, gewesenen Kinder und ihre Bekleidungsstflcke gründlich gereinigt, bezw. desinfiziert worden sind.

§ 6. In gleicher Weise sind, wenn in einem Hausstande ein Fall der in § 4 unter a genannten Krankheiten, d. h. Cholera, Pocken, Ruhr, Scharlach, Masern oder Röteln, Diphtherie oder Krupp, Fleck- oder Rückfalltyphus, Kopfgenickkrampf vorkommt, die ge- sunden Kinder von dem Besuche der Schule u. s. w. fernzuhalten, es müfste denn dem Lehrer, Schulvorsteher oder Greistlichen eine ärztliche Bescheinigung beigebracht sein, dafs das Schulkind durch zweckdienliche Absonderung des Erkrankten vor der Gefahr der Ansteckung geschützt ist.

§ 7. Während des Auftretens ansteckender Krankheiten sind Lehrer, Schulvorsteher und Geistliche verpflichtet, auch Kinder mit der Krankheit verdächtigen Erscheinungen unter Benachrichtigung des Familienoberhauptes so lange als nötig vom Besuch der Schule u. s. w. ausznschlieCsen.

Königliche Regierung.

Anfforderiiiig des Bezirksschulrates der k. k. Beichshanpt- nnd Residenzstadt Wien, G. Z. 7142, an die Lehrpersonen des Sehnlbezirkes, sieh zum eventneUen Unterrichte schwach- sinniger Kinder zn melden.

An sämtliche Schulleitungen. An die Gemeinde Wien wurde mit dem Ersuchen herangetreten, im Principe der Errichtung von Specialabteilungen für schwach-

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siimige sclralpflichtige Kinder znzostimmen. Die bezüglichen Special- abteilniu^en sollen bereits zn Beginn des Sehnljähres 1896/97 er(yffiiet werden. Die Lehrkräfte des Schnibezirkes Wien werden daher hiermit eingeladen, sich znm eventnellen unterrichte schwachsinniger Kinder zn melden. Jenen, die für diesen Unterricht auf Antrag der k. k. Bezirksschnlinspektoren in Aussicht genommen werden, wird durch die Gewfthmng einer gänzlichen Beorlanbnng durch zwei Monate die Möglichkeit geboten werden, fflr den Unterricht durch den regel- mftfeigen Besuch der Specialabteilung in Währing, sowie durch Studnim der einschlägigen Werke sich Torzubereiten und ehebaldigst auch die legale Lehrbefthigung für diesen Unterricht zu erwerben. Den Lehrkräften, welche den Unterricht schwachsinniger Kinder über- nehmen, werden Remunerationen in Aussicht gestellt.

Vom Bezirksschulrate der Stadt Wien, am 4. Mai 1896«

Der Vorsitzende -Stellvertreter. (Gez.) Dr. Reibch.

^ttf$tia[Hn.

Es sind ernannt worden : Geheimrat Professor Dr. VON Pbttbw- EOFBK zum Ehrenmitglied des^ ungarischen Vereins fflr OffeDtUche Gesundheitspflege in Budapest; Geheimer Medizinalrat Professor Dr. BBHRIK0 in Marburg zum Ehrenmitglied der St. Petersbterger Gesellschaft der Kinderärzte; Professor Dr. Paitl Krablbr, Direktor der neu begründeten Kinderklinik in Greifswald, zum Ge- heimen Medizinalrat; Gymnasialrektor Professor Dr. Wohlrab in Dresden zum Oberschulrat; Bezirksarzt Dr. Anton Kittl in B&hmisch-Leipa zum Kaiseriichen Rat; Direktor Professor HOFMANK in Plauen i, V. zum Hofirat; Centralimpfarzt Dr. LUDWI0 STUMPF in München zum Medizinalrat ; Bezirksschulinspektor Eger in Oschatz und Seminardirektor Dr. Müller in Bautzen zu Schulräten; Real- gymnasialrektor Dr. Fritzbchb in Borna und Realschuldirektor ton KiAUSB in Leipzig-Reudnitz zu Professoren.

Unserem rerehrten Mitarbeiter, Herrn Abgeordneten voir SCHENOEENDORFF in Görlitz, wurden in Anerkennung seiner Ver- dienste um die Förderung der Volks- und Jugendspi^e, sowie um die Einführung der Knabenhandarbeit die Ritterinsignien I. Klasse des AnhaltJschen Hausordens Albrecht des Bären verliehen.

438

Ferner lutben erhalten: das Ehrenritterkreuz des Grofsherzog- lich oldenburgischen Hans- nnd Yerdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Lndwig der Direktor der Frankeschen Stiftungen Dr. Fries in Halle a. S.; das Ritterkreuz des Franz- Josephordens der zum Oberbezirksarzt ernannte Dr Andreas Bratanioh in Saaz; das Ritterkreuz I. Klasse des Königlich sächsischen Verdienstordens der Rektor des Realgymnasiums, Professor Dr. Rtjhlman27 in Döbeln; das Ritterkreuz I. Klasse des Königlich sächsischen Albrechtsordens der Direktor der höheren Mädchenschule, Professor Dr. Hausmann in Dresden, und der Handelsschuldirektor, Professor BraünS zu Plauen i. V. ; das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen der um das Turnen verdiente Dr. Karl Wassmannsborf in Heidelberg; den roten Adlerorden IH. Klasse mit der Schleife der Direktor der Adlerflychtschule Dr. Sgholdbrer in Frankfurt a. M. und der Gymnasialdirektor a. D. Dr. Werneee in Monta- baur; den roten Adlerorden IV. Klasse der Gymnasialdirektor Pro- fessor Weigeer in Eisleben, der Kreisphysikus Sanitätsrat Dr. Werner in Sangerhausen und der Gymnasialdirektor Dr. NiSBERDiNa ^ in Sagan ; den Adler der Rittter des Hausordens von HohenzoUem der Gymnasialdirektor Dr. Zahn in Mörs; den Kronenorden IV. Klasse der bautechnische Hilfsarbeiter im Ministerium der geistlichen, Unter- richts- und Medizinalangelegenheiten, Regierungsbaumeister GüTH in Berlin; das goldene Verdienstkreuz der Turnlehrer an der k. k. Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt Franz Grillitsgh in Czemowitz.

Es sind ernannt worden: zu Landessanitätsinspektoren, und zwar für Niederösterreich Bezirksarzt I. Klasse, Kaiserlicher Rat Dr. Johann Langer; für Steiermark Bezirksarzt I. Klasse Dr. Egbert Kleinsasser; für Böhmen die Bezirksärzte I. Klasse Dr. ViNCBNZ Slavik und unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Dr. ViNCENZ Brbchlbr Ritter von Troskowitz; für Mähren Be- zirksarzt I. Klasse Dr. Salomon Spitzer ; für Galizien die Bezirks- Ärzte I. Klasse Dr. Joseph Barztcki und Dr. Zdzislaüs Lacho- WIGZ; zu Sanitätsinspektoren die Oberbezirksärzte Dr. Franz PlzIe in Karolinenthal und Dr. Franz Zupang in Laibach; zu Ober- bezirksärzten die Bezirksärzte Dr. Joseph Ulbing in Baden, Dr. Johann Grill zu Braunau in Oberösterreich, Dr. Eduin Poda in Trient, Dr. Ludwig Bbrqbr in Gradisca, Dr. Heinrigh Hüsserl in Jägemdorf, Dr. Leopold Getzlinger in Wiznitz und der Mini- sterialconcipist im Ministerium des Innern Dr. jur. et med. univ. Franz Ritter von Habbrlbr in Wien.

Der Privatdocent der Medizin Dr. Joseph Brandl in München hat einen Ruf als Regierungsrat an das Kaiserliche Gesundheitsamt erhalten und angenommen.

Bohnlgetandh^itapfloge IX. 29

434

Ministerialvicesekretär Dr. August Nbtolitzeit in Wies» von dem das in Gemeinschaft mit Professor Dr. Lso Burgebstein yerüafste ^Handbuch der Sdiulhifgiene*^ herrtthrt, worde zum Mini- sterialsekretär im k. k. Ministerium des Innern befördert.

Dem Dr. med. Th. J. LiCEPELT in Danzig ist die Leitung des neugegründeten hygienisch-bakteriologischen Instituts daselbst tibertragen worden.

Dr. Brochik» Dr. Adler und Dr. Ratmond wurden zu ärzt- lichen Inspektoren fdr das Lehipersonal der Pariser Kommnnal- schulea, Dr. Albert P. Brubaker zum Hilfsprofessor der Hygiene am Jefferson Medical Collie m Philadelphia ernannt

Der Verein der ärztlichen Schulinspektoren Yon Paris wählte zum Vorsitzenden Dr. Thominet, zu stellvertretenden Vorsitzenden Dr. GouRRiCHON und Dr. CARPENTiER-MliRicoüRTy zum General- sekretär Dr. Paul Richard, zu Jahressekretären Dr. Jasiewicz und Dr. Huquenin, zum Schatzmeister unseren verehrten Mitarbeiter, Herrn Dr. Perrachon.

Bezirksarzt Medizinalrat Dr. H. R. FiCKERT zu Frankeaberg in Sachsen ist als medizinischer Beirat an die Königliche Kreis- * hauptmannschaft in Zwickau berufen worden.

Es wurden ernannt: Dr. Rechholtz in Dresden zum Bezirks- arzt in Oschatz; Hofarzt Dr. Lorenz Hartbl in Mflnchen zum Bezirksarzt II. Klasse in Laufen; die Kreiswundärzte Dr. £. R. Macks in Brodenbach, Dr. von Mach in Friedland und Dr. Pbtsb ür- BANOWicz in Willenberg zu Kreisphysikem in Neuwied, bezw. Friedland und Memel; Dr. W. Hubert in St. Petersburg zum Sekretär der russischen Gesellschaft zur Wahrung der Volksgesund- heit; Dr. L ANGLET zum Titulararzt, Dr. £. Luton zum HiUsarzt und Dr. BOURGEOIS zum Augenarzt des Lyceums in Reims; die Seminardirektoren Schulrat Ruete in Waldau und Dr. Gragorovius in Köpenick zu Regierungs- und Schulräten in Frankfurt a. 0., bezw. Köslin; Rektor Neidel und Lehrer an der städtischen höheren Mädchenschule Riemer in Düsseldorf zu Kreisschulinspektoren; Seminaroberlehrer Cremer in Dressen zum Direktor des Schul* lehrerseminars daselbst; Gymnasialprofessor Dr. Cauer in Kiel zum Direktor des Gynmasiums nebst Realgymnasium vi Flensburg; der bisherige Leiter des Progymnasiums in Grevenbroich ERNST zum Direktor dieser Anstalt; Gymnasialoberlehrer Dr. Spanuth in Kiel zum Direktor des Realprogymnasiums in Sonderburg ; Realgymnasial- professor Ehrhardt in Stuttgart zum Rektor der dortigen IL Realschule.

Der LandesausschuCs von Görz und Gradisca hat den Präsidenten der Ärztekammer, Primararzt Dr. ERNST Fratnich, als Mitglied in den Landessanitätsrat entsandt.

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Mit der Yertretnng des Direktors der Realsckile in Heppen- heim wvrde der ordentliclie Gymmaaiattehrer Dr. Ludwig Baub ixk Darmstadt, mit der Yertretnng des Direktors der Bealschnle in Alsfeld der ordentliclie Realgymnasjallfthrer Dr. Ph. Jacobi in Manns beauftragt.

In gleicher Eigenschaft sind versetzt worden die Eieisphysid Dr. Hbise von Briesen nach Enlm und Dr. Biohard Kreibsmann von Or&fenthal nach Sonneberg, femer der Bezirksarzt, Stabsarzt a. D. Dr. Johann Baptist Oründlsb, von Neustadt nach Nen- markt.

Der Wirkliche Geheime Oberregierongsrat Dr. Sohneideb, seit 1872 vortragender Rat im Königlich prenfsischen Enltosmini- sterinm, feierte am 25. April d. Js. seinen siebenzigsten Geburtstag*

In den Ruhestand sind getreten: Regierungs- und Schulrat Weibe in GOslin unter Verleihung des roten Adlerordens lY. Klasse, Gymnasialdirektor FLBiDfiNa in Altenburg mit dem Titel Schulrat, Rektor Banz am Ljeeum in Lndwigsburg unter Yerleihuig des Ritterkreuzes L Klasse des Friedrichsordens und Medizinalrat Dr. H. L. FIOKHRI als Berirksarrt zu Oelsnitz i. Y.

Aus Godesberg bei Bonn kommt die Nachricftt von dem Tode des hervorragenden Hygienikers und Psychiaters, Geheimrat Professor Dr. FiNKELNBUBCh. Derselbe war von 1876 bis 1880 Mit^ed des Reichsgesuadheitsamtes; auch begründete er das y^OentralblaU für aOgemeine Qemndh^tsfpflege^ , Seine bekamitesten schulhygiemschen Schriften sind: „Über dm Einflufs der heutigen UnterricktsgrtmdsäUe auf die &estmdheU des heranviachsenden GrescMeekU^' (1878) und ,,Über den Sehnte der geistigen OesundheU'' (1879).

Einem tragischen. Geschick ist der Regierungs- und Medizinal* rat Dr. A. Wernioh, der hygienische Berater des Berliner Polisei- prftsidiums, frfiher längere Zeit an der Regierung in Gtelin und der Universität in Tokyo thätig, erlegen. Der noch wenige Wochen vorher in der YoUkraft seines Lebens überaus rührige, wegen. seiner Tüchtigkeit allgemein anerkannte und auch litterarisch hoch- geschätzte Beamte bekam Brand am Fufse und erlag demselben, da er der Amputation des Beines widersprach. Auch der Herausgeber dieser Zeitschrift betrauert in ihm einen werten Bekannten, dem er zuerst auf ein^ gemeinsamen Reise nach £nghuid näher trat.

Auiserdem sind gestorben: Oberschulrat Feibdbioh August Basthslt in Dresden, Schdrat Dv. Scharfe in Dandg, d«r firflherer Direktor des Lehrerpädagogiums Dr. Friedrich Dittb8 in Wien, der emeritierte Professor der Theresianischen Akademie, Schulraife Dr. RuKFE ebendaselbst, Gymnasialdirektor Dr. Hoff in Coesfeld, Realgymnasialdirektor Dr. M. ZöLLBR in Mannheim, die Schul-

29*

436

direktoren Haupt in Strehla und Böhme in Eosterwitz-Dresden, Kreisphysikns (reheimer Sanitätsrat Dr. CYirrHnrs zn Königsberg i. Pr., Bezii*ksarzt a. D. Medizinalrat August Tuppfrt in Won- siedel, Kreisphysikns Sanitätsrat Dr. Wbskamp in Düren nnd der Präsident des Bezirksschulrates, Dr. med. £. 0. von Gonzbnbaoh in St. Gallen.

fitteratnr.

Besprechungen.

A. MiLOwsoROFF. Opit ssrawnit. nablndenij nad priamim i kessim pissmom u Ekaterinbnrgskom Realn. Oatschil. 1894 95 [Experimentelle Untersuchungen fiber Steil- und Schrägschrift in der Ekaterinbnrgschen Realschule im Jahre 1894 95.] Vortrag, gehalten den 6. September 1895 in der üralischen medizinischen Gesellschaft zu Ekaterinburg. Ekaterinburg, 1896. Verlag der „Ekaterinburger Woche". (37 S. 8<^.) Nachdem der Berichterstatter 1 893 in der Moskauer hygienischen Gesellschaft einen Vortrag über die Steilschrift und die im Auslande damit erzielten Resultate gehalten hatte, wurde eine Kommission unter dem Vorsitze des Professors der Hygiene F. Erishann ernannt, um Versuche in den Schulen Moskaus mit Steilschrift einer- seits und Schrägschrift nach Berlin-Rbmbold andererseits anzu- stellen. Aufserdem hat Referent in einer Schreiblehrerversammlung aus ganz Rufsland, welche 1894 in Moskau tagte, über dasselbe Thema ausfflhrlich gesprochen und die zahlreichen Mitglieder zu vorurteilsfreier Prüfung der Steilschrift aufgefordert. In der That ist auch von mehreren der Anwesenden nach ihrer Heimkehr die senkrechte Schrift probeweise in den untersten Klassen ihrer Schulen eingeführt worden.

Einer von diesen, A. Milowsoboff, hat ParaUelversuche mit Steil- und Schrägschrift in den beiden Abteilungen der I. Klasse der Realschule zu Ekaterinburg (an der Grenze des europäischen Russlands und Sibiriens) angestellt und Ende vorigen Jalures einen ausführlichen Bericht über die dabei erhaltenen Ergeb- nisse erstattet. Ich entnehme dem genannten Berichte die wichtigsten Zahlen. Allerdings sind der untersuchten Schüler nicht viele, indem nur 27 steil und 30 schräg nach Berlin-Rbmbold schrieben.

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Kopfhaltung in der Frontalebene, (am Ende des SclmUahres.)

Steilschrift Schrägschrift

Aufrecht 85,27o 16,7^/o

Starke nnd 1 Unksneigung 14,8 70,0

nüttelm&lsige j Rechtsneignng .... 0,0 13,3 .

Was die Eopfneignng nach Yorne betrifft, so hatte die

Steilschrift in dieser Beziehung keinen günstigeren Einflub als die Schrägschrift.

Eopfdreh'ung. (am Ende des Schuljahres.)

Steilschrift Schrägschrift

Keine Drehung 77,87o 43,3%

Hälsige und 1 nach links . . . 0,0 3,8 ^

starke Drehung J rechts. . . 22,2 63,3 .

Schulterhaltung.

Steilschrift Schrägschrift

Horizontal 85,2% 66,7%

Rechte Schulter K^,^^ 3,7. 23,3

Linke j 11,1 10,0 .

Körperhaltung.

Steilschrift Schrägschrift

Aufrecht 22,2% 3,3%

Nach vom geneigt 77,8 80,1

Starke und 1 Rechtsdrehung .... 0,0 13,3

mäisige J Linksdrehung 0,0 3,3 .

Entfernung der Augen von der Arbeit bei Prozenten

der Schüler.

Steilschrift Schrägschrift

9—14 cm 7,4 7o 13,37o

15—19 22,2 33,3

20—24 33,3 26,7

25—29 22,2 23,3

30—34 7,4 3,3

35 cm und mehr 7,4 0,0 .

Das Heft befand sich bei allen Steilschreibem in der Mittel- lage, unter den Schrägschreibem nur bei 66,7%, bei*33,3% dagegen in der Rechtslage trotz wiederholter Ermahnungen von Seiten des Lehrers. Die Neigung des Heftes zum Tischrand war bei den Schrägschreibem sehr verschieden, vrie die umstehende Tabelle zeigt:

436

Heftneignng zam Tischrande bei Schrägschrift.

5— 0,0 Vo

10—190 10,0,

20—29« 36.7 ,

30—39« 40,0 ,

40—49« 13,3

50« nnd mehr 0,0

1J

n

Dem Berichte zufolge fiel es dem Lehrer ao&erordentlich schwer, die Schüler bei der nach Bbruk-Rembold notwendigen Heftlage festzuhalten, während die gerade Mittellage bei Steilschrift von allen nicht nur leicht verstanden, sondern auch fortgesetzt inne- gehalten wurde.

Herr Milowsoboff hfilt sich nach seinen Ausführungen zu folgenden Schlüssen für berechtigt:

Bei der Steilschrift ist es dem Lehrer viel leichter, die Körper- haltung der Schüler zu überwachen und zu verbessern, als bei der Schrägschrift. Fast alle kurzsichtigen Steilschreiber hielten ihre Augen, Schultern und ihren Körper parallel dem Tischrande, die Mehrzahl der kurzsichtigen Schrftgschreiber dagegen zeigte diesen Panülelismus nicht.

Auf die Kopfaeigung und die Distanz der Augen von der Arbeit hat die Steilschrift keinen nennenswerten Einfluls.

Was die Heftlage betrifft, so ist die gerade Mittellage den Kindern viel verständlicher als die Neigung v<» 30^ nach Bbelik- Rembold, die nur von der Hälfte der Schüler recht verstanden und behalten wird.

Aufserdem betont Autor, dals die von ihm ermittelten Resultate für die Steilschrift um so günstiger sind, als sie trotz der schlechten Schulbänke und der mangelhaften Beleuchtung gewonnen wurden.

Verfasser hatte femer Gelegenheit, sich zu überzeugen, dab die steilscbreibenden Schüler nicht nur in den Kalligraphie-, sondern auch in den anderen Schulstunden beim Schreiben (Diktat, Extemporale u. dergl.) ausgezeichnet sa&en, wenn sie gar nicht ahnten, dals man sie beobachtete.

Die Handschrift sei bei den Steüschreibem auch leserlicher and scAöner, die Hefte sauberer geworden.

Die Schnelligkeit des Schmbens leide bei der senkredilen Schrift ganz nnd gar nicht, wie denn die übrigen Lehrer keinen unterschied bei Diktaten in den beiden Abteihingen der L Klasse gefunden hätten. Der Lehrer der russischen Sprache glaube sogar,

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dafs die Steflschreiber ihr Diktat etwas schneller schrieben als die Schrftgschreiber.

Herr MtLowsoKOFF wird seine Beobachtungen auch anf die n. Klasse seiner Schale aasdehnen and die Steilschrift von jetzt an in den beiden Abteilangen der I. Klasse einführen.

Wir beglftdcwttnschen ihn za seinem fQr die Schriftfrage be- lesenen Eifer.

Kinderarzt Dr. med. K. Sack in Moskaa.

BtsuuAheltsbliellleili. Gemeinftdsliche Anleitung zur Oesandheits- pflege. Bearbeitet im Kaiserlichen Gesandheitsamt. Mit Abbild, im Text and 1 Taf. Berlin, 1895. Julius Springer. {2b4 S. 8*. M. 1, gebund. Ä 1,25.)

In Erwftgung, dafs ein grofser Teil der in gesundheitlicher Beziehung bestehenden Übelstftnde aus Unwissenheit hervorgehe und dals diesem Mangel nur durch Verbreitung liygienischer Grundsätze entgegengewirkt werden könne, haben sich die Mitglieder des Kaiser- lichen Gesundheitsamtes zu der gemeinsamen Arbeit, xlie uns in dem „Gesundheitsbflchlein'' vorliegt, vereinigt. „Heutzutage^, so heifst es in dem Vorworte, „sollte man bei jedem Gebildeten ein gewisses Mab von Kenntnissen aus dem Gebiete der Gesundheitslehre und -pfiege voraussetzen dftrfen. Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat von jeher seine Aufgabe so aufgefafst, daiSs es in erster Linie der praktischen Verwertung wissenschaftlicher Lehren förderlich sein soll. In diesem Sinne erscheint es besonders dazu berufen, aus dem ge- samten Bereiche der Gesundheitswissenschaft dasjenige auszuwählen and gemeinschaftlich wiederzugeben, was überall bekannt sein sollte. Jene Unkenntnis in hygienischen Dingen erstreckt sich auf alle Gebiete, die mit unserer Gesundheit in Beziehung stehen, auf Wohnung, Kleidung, Ernährung, Atmung, ü. s. w; sie findet sich bei sämtlichen Schichten unseres Volkes, bei reich und arm, bei Gebildeten tuid Ungebildeten; kein Stand, kein Geschlecht, kein Alter ist von diesem Vorwurf f^izusprechen. Ein Werk, das nun hier seine Hilfe anbietet, mu6 nicht nur das ganze Gebiet der persönlichen und allgemeinen Hygiene umfassen, sondern auch derart abgefafst sein, dafs es auch dem einfachen Manne, der seine Bildung in der Volks- achole erhalten hat und von der Hygiene wenig weifs, interessant und ohne grobe Schwierigkeiten verständlich ist.''

Was zunächst den in dem „Gesundheitsbüchlein^ behandelten Stoff anbetrifft, so ist zu konstatieren, dafs in der That alle Kapitel der Hygiene und der grundlegenden Wissenschaften berflck* fiichtigt sind. Zuerst werden auf Seite 3 32 der Bau des mensch- lichen Körpers, die Thätigkeit und der Zweck seiner Organe beschrieben.

440

Was hier aas der Anatomie und Physiologie geboten wird, zeugt yon weiser Beschränkung und ist völlig ausreichend, am die Grand- lage fOr das Verständnis der notwendigen hygienischen Belehnmgen zu bilden.

Der zweite Teil, Seite 33 129, behandelt die Lebensbedtkrfnisse des einzelnen Menschen, and zwar Luft, Wasser, Nahrang, Eiddong, Wohnung, Thätigkeit und Erholung. Diese für die persönliche Hy- giene wichtigen Faktoren werden nach Zweck, Beschaffenheit, Män- geln, Einflufs auf die Gesundheit u. s. w. eingehend besprochen. Nach meiner Ansicht könnte hier, namentlich in den Kapiteln Yon der Luft und vom Wasser, manches kürzer gegeben, bezw. ganz fortgelassen sein. So würde es z. B. nicht schaden, wenn die Beschreibung des Thermometers, das doch allgemein bekannt ist, wesentlich kürzer gefafst wäre; die speciellen Angaben über die Sättigung der Luft mit Wasser bei den yerschiedenen Wärmegraden erscheinen überflüssig; die Ausführung über die Entstehung und die Arten der Luftbewegongen konnte ruhig wegbleiben, da die notwendigen Auseinandersetzungen hierüber schon in jeder Volksschule vorkommen; dasselbe gilt von der Herkunft des Wassers und der Einteilung der Quellen. Dagegen müfste das, was das Individuum zur Erhaltung seiner Gesundheit mit Rück- sicht auf die genannten Faktoren zu thun hat, eingehender behandelt und viel schärfer hervorgehoben werden. Dies ist doch das Wichtigste in einem Buche über Gesundheitslehre, und gerade das fehlt, be- sonders wieder in den Abschnitten über Luft und Wasser. Zum Beweise erwähne ich nur, dafs man die unbedingt notwendigen Be* lehrungen über die Art der Atmung, über die Bäder und die richtige Art des Badens u. s. w. nicht findet. In dieser durchaus ungenügenden Behandlung der persönlichen Hygiene sehe ich einen grofsen Mangel des Gesundheitsbüchleins ^. Die erwähnten Ausstellungen treten bei den Kapiteln über Nahrung, Kleidung und Wohnung nicht so scharf hervor.

Im dritten Teil: „Der Mensch in seinen Beziehungen zur Ge- sellschaft ** werden auf Seite ]30 171 Ansiedelungen, Verkehr, Er- ziehung, Beruf und Erwerb besprochen. Diese Abschnitte könnten auch manche Kürzung ertragen, sind aber sonst vortrefflich. Hervor- zuheben ist noch, dafs die gesetzlichen Bestimmungen und ortspolizei- lichen Verordnungen sorgfältig benutzt, teilweise wörtlich mitgeteilt sind.

Der vierte Teil : „Gefahren der Gesundheit durch äufsere Einflüsse^ umfa&t Seite 172 232. Es werden hier erörtert: Gesundheits- schädigungen durch EJima und Witterung, Infektionski^ankheitett, andere Krankheiten, Unglücksfälle. Für viele wertvoll wird das Kapitel über die Infektionskrankheiten sein, weil es auiser dem Wesen derselben und den Mafsnahmen zu ihrer Verhütung auch ihre

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von den Laien wahrzunehmenden Merkmale beschreibt und Mitteilungen Aber die erste Behandlung gibt. Recht brauchbar ist femer die mit vielen Abbildungen yersehene Anweisung über die erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen, welche ein besonderes Büchlein über Samariterhilfe entbehrlich macht. Als Anhang findet sich eine trefOiche Belehrung über die zur Krankenpflege notwendigen Vorkenntnisse.

In Bezug auf die Darstellung hat das Buch nicht meinen Beifall. Dieselbe ist viel zu schwer und entspricht so sehr der Schreibweise der Gelehrten, dafs der einfache Mann keinen Gefallen daran finden kann. Er wird das Werk ein- oder zweimal zur Hand nehmen, dann aber ruhig liegen lassen, weil die Lektüre ihm zu gro&e Mühe macht.

Dafs die Form eine so schwierige geworden ist, hat haupt- sächlich darin seinen Grund, dafe möglichst viel Wissensstoff auf beschranktem Baume geboten werden sollte. Es sind daher oft drei, vier Thatsachen in einen Satz zusammengedrängt, weshalb jeder derselben gründlichen Nachdenkens bedarf, um voUständig verstanden zu werden. Zwei Sätze dieser Art seien als Beispiele an- geführt. Auf Seite 26 heifst es : „Die Zerstörung einzelner Gehim- teile, welche infolge äufserer Yerletzungen oder infolge von Blutungen aus berstenden Gehimgefäfeen (Gehirnschlag) eintreten kann, ver- ursacht durch Unterbrechung von Nervenbahnen oder Yemichtung von Ganglienzellen den Verlust bestimmter, je nach dem Orte der Schädigung verschiedener Fähigkeiten der Vorstellung und Bewegung." Seite 41 aber lesen wir: „Hartes Wasser, das unserem Geschmack besser als weiches zusagt, eignet sich nicht zum Waschen, weil es Seife und manche Schmutzstoffe schlecht löst, wird auch nickt gern zum Kochen verwendet, da es dabei an den Kochgef&fsen seine Salze als sogenannten Kesselstein absetzt und aus manchen Nahrungsmitteln die Nährstoffe nicht so gut wie weiches Wasser zu erschlieiüsen ver- mag."

Ich habe das ^Gesundheitsbüchlein" versuchsweise fünfzehn- bis siebzehigährigen, mit guter Volksschulbildung ausgerüsteten Mädchen, denen ich Unterricht in der Gesundheitslehre erteile, als Handbuch empfohlen, aber mich bald überzeugt, dals dieselben das Gelesene nur dann, wenn es von mir besprochen war, vollständig auffafeten und dafs femer die schwere Darstellungsform der Wieder- gabe des Inhalts die grölsten Schwierigkeiten bei ihnen bereitete. Diese Erfahrung hat mich in der Überzeugung bestärkt, dafe die Form des Buches nicht diejenige Einfachheit und Verständlichkeit besitzt, welche für die weitesten Schichten des Volkes als erforderlich angesehen worden mufs.

Städtischer Lehrer 0. Janke in Berlin.

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Chbistian Kusm, Verwalter der städtischen Badeanstalten zu Düssel- dorf. Das Baden. Ein Wort an Gesunde und Kranke. 2. Aufl. Düsseldorf, 1896. C. SchaflEnit. (32 8. 16^ J». 0,25.)

Die Torlieg^de Schrift ist ein fftr die weiteste Verbreitiuig sehr empfehlenswertes Werklein, welches mancherlei Nutzen schaffen kann und wird, wenn es auch nicht gerade neue und bedeutende Ideen enthalt.

Von dem Grundgedanken ausgehend, dals die „Gesundheit einer Nation ihr wichtigstes volkswirtschaftliches Kapital ist, welches reiche Zinsen abwirft*, entwickelt der Verfasser den Wert der öffent- lichen Badeanstalten fär das Gemeinwohl. Auch wir sind mit demselben der Ansicht, dals in Deutschland noch viel zu wenig ge* badet wird, und halten es für erfreulich, dals man in der letzten Zeit den Wert des Badens allmfthlich mehr erkennt und dals die Stadt- verwaltungen vielfach bemüht sind, gute Badeehurichtungen zu schaffen. Wenn es aber wahr ist, „dals wohl drei Viertel der Bevölkerung die Badeanstalten noch nicht besucht", so erscheint es nötig, immer weitere Schichten unseres Volkes auf die Wichtigkeit des Badens auf- merksam zu machen.

Das thut nun die KLEiKsche Schrift auf den Seiten 9 11 in allgemeinverständlicherweise, gibt darauf einen beachtenswerten ge* schichtlichen Abrils über die Bäder und bespricht dann nacheinander das Wannenbad, das kühle oder kalte Bad, das Schwimm- oder Bassinbad, das Brausebad, das trockene Heifsluftbad, das feuchte Dampfbad und das kohlenjsaure Solbad.

Den ersten Rang gesteht der Verfasser mit Recht dem Schwimm- oder Bassinbade zu. „Es ist für jung und alt und tfXr jedes Ge- schlecht das regehrechte, das zweckmäfsigste Bad, das täglich und zu jeder Tages- und Jahreszeit benutzt werden kann** . Das Schwimmen ist in der That die idealste Körperbewegung, und es sollte dahin gestrebt werden, dals mit der Zeit kein Schüler und keine Schülerin die Schule mehr verläTst, ohne Schwimmen gelernt zu haben. Da- mit würde fOr die Volksgesundheit viel gewonnen sein.

Der Abschnitt Über die künstlichen kohlensauren Bäder, Seite 28 ff., hätte meines Erachtens gern fehlen können. Denn man kann über die allgemeine Nützlichkeit dieser Art von medizinischen Bädern sehr verschieden urteilen. Wenn der Verfasser hierbei schreibt, „dafs bei dem BLOCHschen Mischverfahren die Verbindung der Kohlen- säure mit Wasser eine derart feste ist, dab das Badewasser Mo- nate hindurch in einem offenen GreftÜis aufbewahrt werden kann, ohne an Kohlensäuregehalt einzubüfsen*, so möchte ich das vom physikalischen Standpunkte aus bezweifeln.

Mit dem Schlußwort der Schrift, in welchem der grofse Fort-

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schritt nnserer Zeit in Grttndtmg gnt tind schön eingerichteter Schwimm- hallen gdobt wird, stimme ich wieder ganz flberein, ebenso mit dem Wnnsdie, dalä die Überzeagmig yon der Wichtigkeit des Badens mehr und mehr alle Kreise unseres Volkes durchdringen möge.

Wir sind ja in Bezug aaf BadeeinricÜtnngen und Badegewohn- heit in DeatscUand vor dem dreifsigj&hrigen Kriege weiter gewesen als jetzt, und wenn wir nach unserem Einigungskriege von 1870/71 uns wieder mehr solchen Einrichtungen zuzuwenden beginnen, so können wir auch darauf das Wort von Gtjötav Fäettag anwenden: „Crerade jetzt betreten wir, späte Enkel, nach mehr als zweihundert- jfthriger müheroUer Vorbereitung wieder dieselben Bahnen, in denen unsere Ahnen so stattlich einherschritten. und wir freier, mit grö&erem Sinn. Es ist eine langentbehrte Freude, dals wir uns so rflhmen dürfen.^

Direktor der Realschule UI, Professor H. Raydt in Hannover.

Gebabd Smith, M. R. C. S. Our growing children, with special reference to tiie p liysical edacation of the weakly. London,

1896. John Bale and Sons. (8^. 2 s. 6 d.)

Durch Beachtung der Ge&nndheitslehre können Eltern zarter Kinder sehr viel fGLr das körperliche Wohlbefinden und Glück der- selben thun, während umgekehrt Unkenntnis oder Vernachlässigung der Hygiene die Zukunft solcher Kinder ernstlich gefährdet. Aus diesem Grunde verdient die vorliegende kleine Schrift, welche reiche hygienische Belehrung bietet, allgemeines Interesse.

"^Der Verfasser bespricht besonders die Ursachen, die Verhütung und die Verbesserung nnsynmietrischer Körperhaltungen, durch welche Wirbelsftaleverkrflmmungen, Plattfüfse u. dergl. entstehen. Bei diesem Anlaft beschreibt er die Anforderungen, welche an richtig konstruierte Subsellien gestellt werden müssen, und schildert die Art und Weise, wie die Kinder gerade darauf sitzen sollen.

Femer teilt er einen ausführlichen Kursus gymnastischer Übungen zur Kräftigung des Körpers mit, spricht sich aber dagegen aus, dais dieselben zu anstrengend ausgewählt werden.

Bei der grolsen Vorliebe, die wir Engländer für das Radfahren haben, widmet er auch diesem einige Seiten und erörtert namentlich, wie der Sitz und die Haltung auf dem Rade beschaffen sein sollen.

Schliefslich werden die wichtigsten Regeln für die Schonung und Pflege der Augen mitgeteilt.

Das Buch kann Lehrern und Eltern schwacher Kinder mit gutem Gewissen empfohlen werden.

Professor Dr. med. William Browne in London.

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Dr. med. F. Schanz. Aügenkranklieiten im Kindesalter. Vor- trag, gehalten bei Gelegenheit der Ansstellnng you Erzeagnissen für Einderpflege, Ernährung und Erziehung in Dresden, Sommer 1895. Mit4Abbüd. Dresden, 1895. Alexander Köhler. (13S. 8^) Mit glücklichem Griff fafst der Autor einige für die gedeihliche Entwickelnng des edelsten Sinnesorganes hochbedeatsame Fragen heraus und weifs sie in anregender Weise und mit offenem Blick für die BedürMsse des täglichen Lebens gemeinyerstäadlich zu be- antworten. Gelänge es, in breiten Bevölkerungsschichten die Kenntnis des hier auf wenigen Seiten über die Augenentzündung der Neuge- borenen, über das Schielen, über die skrofulösen und über die »ägyp- tischen*' Augenentzündungen Gesagten zu verbreiten, so würden viele unheilbringende Vorurteile beseitigt werden, denen jahraus jahrein manches Auge zum Opfer fällt. Diese anscheinend kleinen, aber in der That verhängnisvollen Wahrheiten über den Einflufs des Lichtes, der Luft, der Ernährung und der Reinlichkeit können nicht oft und eindringlich genug gepredigt werden, zumal in so knapper und klarer Form.

Bau und optische Leistung des Auges sind durch leichtverständ- liche Zeicimungen erläutert.

Augenarzt Dr. med. PaüIi Schübebt in Nürnberg.

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leitfdinfl für S(||]tl(efu]i)i|iett0|ifle(t

IX. Jahrgang. 1896. No. 9.

ArijSinalab^anMnngen*

Alkoholiker in höheren Schulen.

Von

Dr. med. R. Vollert,

Arzt, z. Z. in Heidelberg.

Ich möchte mit den nachfolgenden Zeilen auf einen Typus junger Leute hinweisen, welche sehr oft die Sorge ihrer Eltern, die Mühe ihrer Lehrer, ein schlechtes Beispiel für ihre Mitschüler sind, unter gewissen Umständen aber zu recht braven Menschen heranwachsen könnten, wenn man die Sache nnr richtig beginnen wollte. Ich meine jene räudigen Schafe, die wegen Kneipens und Yerbindunggründens von Schule zu Schule fortgeschickt werden, um, wenn sie wirklich znm Studium gelangen, auf der Uni- versität vollständig zu Grunde zu gehen'.

Meist sind es nicht die schlechtesten Schüler und, was mir die Hauptsache zu sein scheint, es steckt ein guter Kern in ihnen. Hilfsbereit den Schwächeren gegenüber, aufopfernd für ihre Mitschüler, gutmütig in jeder Beziehung zeigen sie firühzeitig einen Hang zu heimlichen Trinkgelagen, der in erster Linie dem Nachahmungstriebe entspringt. Nicht lange dauert es, und mit einigen Gleichgesinnten und einzelnen Verführten ist eine Verbindung gegründet. Dieselbe wird auf- gehoben, und die Haupträdelsführer, von ihren Kommilitonen verlassen, ja vielleicht verraten, werden mit Schimpf und Schande durch Beschluis des LehrerkoU^ums weggejagt.

SebnlfMiindhelüipflege IX. 80

450

Ich habe es mir aDgelegen sein lassen, von fünf meiner Bekannten, welche ein derartiges Schicksal hatten, den weiteren Lebensgang zn erforschen, und gefunden, dafs diese wahrhaft begabten Jünglinge elend im Alkohol verkommen sind. Wären sie nicht zu retten gewesen? Ich glaube doch.

Aber wie werden diese Bedauernswerten von den Lehrern beurteilt? Jedenfalls nicht immer richtig. Statt sie, wie es oftmals nötig ist, einer Kategorie von Menschen zuzuzählen, die am Anfang einer Krankheit stehen, zu deren Symptomen die Alkoholintoleranz gehört, behandelt man sie als moralisch ver- kommen, statt sie von ihrem beginnenden Leiden zu befreien, stölst man sie in das sichere Elend hinaus.

Gerade auf diesen krankhaften Zustand möchte ich hin- weisen und die Lehrer, welche von der Universität her an ein gehöriges Quantum Alkohol gewöhnt sind, bittend darauf auf- merksam machen, sich mit der Alkoholfrage im Interesse ihrer Schüler zu beschäftigen. Zu meiner Zeit geschah das nicht. Nie hat uns auch nur ein Lehrer gesagt, dals Alkohol ein Gift sei. Die Schierlingsvergiftung des Soebates war uns aus Plato geläufig, von geistigen Getränken aber wulsten wir nur, dafs ihr Genufs uns unter Umständen ins Karzer brachte. Eine Belehrung in dieser Beziehung ist dringend notwendig, und Vorschläge hierzu sind schon von berufener Seite, unter anderem von dem bekannten Irrenarzte, Professor Fobel in Zürich, gemacht worden.

Wie verhalten sich aber manche Lehrer jetzt? Es ist keine Unwahrheit, wenn ich verrate, dafs mir Gymnasien bekannt sin', die jahraus jahrein von studentischen Korpora- tionen „Füchse keilens halber'^ besucht werden, wobei es natürlich wild hergeht. Die Lehrer leiden das stillschweigend» ja einzelne von ihnen sind sogar erfreut darüber; denn dadurch werden vielleicht die Vereinigungen, deren alte Herren sie sind, verstärkt und können weiter existieren. Und dieselben Männer sitzen dann zu Gericht über den Angeklagten, der in jugendlichem Nachahmungstriebe, mit den An&ngen der Trunksucht in dem unentwickelten Gehirn, eine Yerbindang

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gegründet und geleitet hat. Das ist jedenfalls sehr inkon- sequent.

Wie viel besser wäre es, man suchte den Angeklagten zu belehren, oder machte Ärzte, die sich mit der Alkoholfrage eingehend beschäftigt haben, auf seinen Zustand aufmerksam. Ich bin der festen Überzeugung, dafs es gelingen würde, den und jenen dieser dem Untergang Geweihten zur Temperenz zu bekehren, wenn man nur wollte.

Und darin liegt die Lösung dieser ganzen Frage, die, so brennend sie ist, so unbekannt zu sein scheint. Sie hat aber trotzdem eine Zukunft, wenn man auch jetzt noch über die Enthaltsamen höhnt xmd lacht. Der studentische Trinkzwang, der Jahrhunderte hindurch grofsgezogen worden ist, lä&t sich nicht mit einem Male abschaffen, imd schon die Anregung dazu, die Tapferkeit, einer Überzahl von jungen Leuten ent- gegenzutreten, die mit schäumendem Übermute das Leben gemessen wollen, müssen auch denen, welche in dem Tempe- renzler einen Philister, Phantasten, ja geistig nicht Normalen sehen, zum mindesten Achtung, wenn nicht Bewunderung abgewinnen.

Diejenigen aber, welche nicht zu jenen Bedauernswerten gehören, sollten es sich angelegen sein lassen, denselben zu helfen und sie womöglich zu Abstinenten zu machen. Nur dadurch kann deren Krankheit im Keime erstickt werden. Man versuche es ; hat man auch nur einen einzigen von ihnen gerettet, so hat man ein gutes Werk gethan.

30*

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Die Schulhygiene auf der Berliner Oewerbeausstellung 1896.

Von

Hans Sück,

Biädtischem Lehrsr in Berlin.

Das gewaltige Werk, das sich vor den Thoren der Welt- Stadt in landschaftlich reizvoller Umgebung stolz und prftchtig aufbaut, hat weit über Deutschlands Grenzen hinaus Aufsehen erregt. Voo dem heimischen Gewerbe sind alle Kräfte an- gespannt worden, um etwas Glanzvolles zu schaffen und einer strengen Kritik standzuhalten.

Es mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, auf einer Gewerbeausstellung auch die Schule vertreten zu finden. Für den Zusammenhang spricht jedoch zunächst der rein äulser- liehe Umstand, dafs die Ausführung und Einrichtung des Schul- hauses gewerbliche Arbeit ist. Aber es sind noch gewichtigere Gründe für die Berücksichtigung der Schule vorhanden* Ein Gewerbe wird um so grölseren Aufschwung nehmen, je intelli- genter das Heer seiner Arbeiter ist. Die Ausbildung derselben besteht aber nicht nur in der Aneignung des theoretischen Wissens, welches der Berufszweig verlangt, sondern auch in einem gewissen MaTs allgemeiner Bildung, wie es die Schule dem Einzelnen mit auf den Lebensweg gibt. Da ferner die letztere nicht nur für die Schulung des Geistes, sondern auch für die KörperpSege zu sorgen hat, so ist auch der Schul- hygiene die gebührende Stelle angewiesen worden.

Ursprünglich bestand die Absicht, für die Schulausstellung ein besonderes Gebäude einzurichten. Dasselbe sollte etwa 1000 qm Grundfläche haben. Man wollte einerseits eine Zusammenstellung aller für Schul- und Unterrichtszwecke

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dienenden Gegenstände bieten, andererseits eine Eeihe von Mnsterklassen unter strengster Befolgung der von der Pädagogik und Hygiene aufgestellten Forderungen zur Anschauung bringen. Diesem Plane haben sich leider technische Schwierigkeiten entgegengestellt. Man hat deshalb die Gruppe „Unterricht und Erziehung" mit der Gruppe y^Wohlfahrtseinrichtungen" in einem Gebäude untergebracht.

Dasselbe liegt in unmittelbarer Nähe derHauptindustriehalle, die mit ihren schlanken, aluminiumgedeckten Ttlrmen und ihrer gro&en Kuppel weithin erkennbar ist. Es stellt sich als ein hoher Giebelbau dar, der im nordischen Stil in Holzkonstruktion und Drahtputz ausgeführt ist. Der Entwurf rührt von dem Architekten Hopfacker her, die Ausführung überwachte der Stadtbauinspektor Fbobeniüs. Das Gebäude bedeckt einen Flächenraum von 3400 qm. Mitten hindurch führt die Aus- stellungsrundbahn. Um eine Verbindung zwischen den beiden so entstandenen Hälften herzustellen, war es nötig, die Bahn- trace in einer Höhe von 4 m zu überbrücken. Grofse Frei- treppen führen von beiden Seiten des Riesensaales auf diese Brücke hinauf. In Zusammenhang mit derselben steht eine Galerie, welche sich ringsum an den Wänden hinzieht. Die vordere Hälfte des Hauses ist der Gruppe XIX: „Unterricht und Erziehung" überlassen, und hier finden wir auch die uns interessierende Untergruppe 1: „Einrichtung von Schulen; Schul- hygiene".

Man gelangt zu der Ausstellung dieser Gruppe, wenn man das Gebäude durch den Haupteingang betritt und sich Unks wendet. Unter der Empore erscheint gleich das Haupt- stück, nämlich die eingerichteten Normalschulklassen. Es sind vier derselben vorhanden: ein Schulzimmer für die Unterstufe, ein Zeichensaal, eine Oberklasse und ein Physiksaal. Die drei ersten BiLume liegen an einem gemeinschaftlichen Korridor. Zwischen den beiden letzten hat ein Schulbrausebad Platz gefunden. Gegenüber von diesem, auf der rechten Seite des Gebäudes, gibt es dann noch ein Eondergartenzimmer.

Der eingehenden Betrachtung wollen wir vorausschicken,

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dafs die gegebenen Verhältnisse des Gebäudes leider manche hygienische Nachteile für die Klassen herbeigeführt haben. Die Grundfläche derselben (41 Va qm) entspricht nicht ganz den üblichen Mafsen, auDserdem ist die Höhe (4 m) nicht aus- reichend. Da es nötig war, die Schulräume der Beleuchtung wegen an die Seite des Gebäudes zu verlegen, so konnte auf die sonst geforderte Orientierung nach NO keine Rücksicht genommen werden. Dem Stile des Gebäudes mulBten sich auch die Fenster anpassen, so dals dasselbe die von der Schulhygiene strikte abgelehnten Bogenfenster aufweist. Diese haben femer etwas zu breite Kahmen erhalten und können daher nicht als Muster gelten.

Das Schulzimmer der Unterstufe

besitzt einen sogenannten Stabparkettboden, der aus eichenen Kiemen zusammengesetzt ist. Diese Art des Belages hat sich für Turnhallen fast allgemein eingebürgert und ist auch in Schulklassen schon häufig zu finden. Da Eichenholz sehr fest ist und sich genau zusammenfügen lälst, so rühmt man einem derartigen FuTsboden mit S«cht geringe Staubentwickelung nach. Wirtschaftliche Vorteile sind die bequeme Reinigung und die Dauerhaftigkeit.' Wenn auch die Kosten der Anlage höher sind als bei Fulsböden aus weichem Holz, so tritt dafür später eine Ersparnis an Reparaturen ein.

Die Decke ist eine Holzdecke von sehr gefälligem Aus- sehen. Eigentümlich ist die mit derselben in Verbindung stehende Ventilation. Die Querbalken sind nämlich yon Luft- kaoälen durchzogen, welche durch kleine Ventilationslöcher mit dem Zimmer kommunizieren. Die Mündung des Luft- kanals kann durch eine Klappe geschlossen werden, welche sich durch einen Gurt vom Zimmer aus in Bewegung setzen läfst. uns erscheint diese Ventilationseiorichtung nicht aus- reichend, da in Anbetracht des eigentlichen Zweckes der Quer- balken, die Decke und den darüber liegenden Fu&boden zu tragen, die Luftkanäle nur kleine Dimensionen haben können.

In dem ausgestellten Schulzimmer sorgt für weitere

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Lüftung ein Patentoberfensteröffner „Frische Luft" von Regner & FüTstenberg. Daran ist wohl kein Zweifel, dais das geöff- nete Fenster eines der besten Ventilationsmittel bildet. Das Öffnen der ünterfenster ist jedoch während des Unterrichts aus mehrfachen Gründen nicht statthaft, und zum Offnen der Ober- fenster gibt es nicht viele einwandfreie Vorrichtungen, die auch von Schülern bedient werden können. Jalousieklappen aus Glas sind leicht zerbrechlich. Bei dem neuen Oberfensteröffner wird ein Hebel abwärts gedreht und dadurch ein Gestänge in Bewegung gesetzt, welches seinerseits auf eine Art Nürn- berger Schere wirkt und so einen Fallflügel nach innen schiebt. Die sinnreiche Vorrichtung hat den, ferneren Vorteil, dafs sie die Luft nötigt, nach oben zu streichen; erst dann senkt sich diese; dabei wird sie vorgewärmt, so dafs die Schüler vor kalten Luftströmungen geschützt sind. Der Apparat ist ein- fach, seine Handhabung vollzieht sich leicht und geräuschlos.

Für die Heizung ist ein Füllofen, ein sogenannter Cadö- ofen, aufgestellt. Derartige Heizapparate empfehlen sich für kleinere Schulsysteme, welche von Centralheizung absehen müssen. Die Cadeöfen heizen das Zimmer schnell an, ent- Tvickeln eine hohe Wärme und sind sehr bequem in Bezug auf Bedienung.

Zur Begulierung der Temperatur ist ein Thermometer vorhanden. Für den Unterricht wäre es störend, wenn der Heizer jedesmal bei der Kontrolle den Klassenraum betreten xnüfste. Darum ist die Wand hinter dem Thermometer cylindrisoh durchbohrt, so dafs von aufsen die Temperatur ab- gelesen werden kann. Natürlich bestehen Vorkehrungen, dals Beeinflussungen durch die Auisenluft nicht vorkommen können.

Die Wände sind in ihrer unteren Hälfte mit deutscher £maillefarbe gestrichen. Dieser Anstrich ersetzt das Paneel. £r ist porzellanähnlich und glasurhart. Da er eine aulser- ordentliche Glätte besitzt, so kann sich kein Staub an ihm festsetzen. Er lä&t sich nals abwaschen und ist unempfindlich gegen Säuren. Für die Reinigung der Schulräume bildet das einen Vorteil, besonders bei Epidemien. Nur ist der Preis wohl

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viermal so lioch als für einen Ölanstrich. Dazu kommt, dafs die Emailliernng die Wand für die Aufsenluft undurchlässig macht; man glaubt allerdings jetzt, auf die Ventilation durch das Mauerwerk verzichten zu können.

Betrachten wir die Ausstattung des Schulzimmers, so be- merken wir zunächst, dafs die Klassenschränke nicht mehr freistehen, sondern in die Wand eingelassen sind. In hygienischer Beziehung liegt der Fortschritt darin, dafs der Luftraum der Klasse durch den Wegfall der Schränke vergrölsert wird und dafs sich kein Staub mehr auf und unter denselben ansammeln kann.

Die Wandtafel bietet bemerkenswert Neues. Es ist eine BoUschultafel von Binsky. In einem Rahmen befinden sich oben und unten Bollen. Diese können durch eine vom an- gebrachte Kurbel gedreht werden. t)ber beide Rollen ist als breites Band ohne Ende die Schultafel geschlungen. Sie be- steht aus fingerdickem Linoleum; die Schreibseite besitzt einen Überzug von imitiertem Schiefer. Um sicher schreiben zu können, befindet sich hinter der Tafel als Schreibfläche ein Brett. Die Wandtafel nimmt nicht mehr Raum' ein als eine gewöhnliche, bietet aber doppelt so viel Fläche zum Schreiben. Lehrer und Schüler können ohne Körperverr^nkungen in natür- licher Haltung darauf schreiben, das Geschriebene läCst sich hoch drehen, wodurch die Augen der Schüler geschont werden. Die Tafel ist nahezu unverwüstlich und ihr Preis sehr mäfsig

Die Bestuhlung zeigt zwei Systeme. Wir sehen zunächst die Lickrothsohe Schulbank^ mit eisernem Untergestell. Die Tischplatte ist fest, die Bank besteht aus einzelnen Pendel- sitzen, welche die Schüler beim Aufstehen mit den Kniekehlen nach hinten drücken, um sich auf diese Weise die zum Stehen notwendige Plusdistanz zu schafiPen. Neu war uns an den Tischen die Art, wie der Tintenbehälter angebracht ist. Der- selbe besteht aus der bekannten viereckigen Flasche, deren Hals seitlich umgebogen und mit einer Erweiterung versehen

^ Vergl. diese Zeitschrift, 1891, No. 6, S. 339. D. £ed.

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ifit, in welche beim Umlegen die Tinte tritt. Diese Masche ist nun 8o mit dem YerschlnTsdeckel verbunden, dafs sie bei geschlossenem Deckel steht. Öffnet man den letzteren, so legt sich dieselbe selbstthätig mit um. Der wirtschaftliche Vorteil besteht darin, dals das Bewegen die Bildung von Bodensatz hindert, die Tinte also besser erhalten bleibt.

Als zweites System finden wir die Schulbank „Simplex"^ Yon Dr. Schenk in Bern. Sie verfolgt das Princip der rekli- nierten Schreibhaltung, d. h. sie will den Schüler nötigen, auch während des Schreibens den Bücken hinten gestützt zu halten. Die Lehne ist diesem Zweck entsprechend eingerichtet. Natürlich war es bei dem erwähnten Principe nötig, die Schreib- fläche dem Sitzenden möglichst nahe zu bringen und ihr gleich- zeitig eine stärkere Neigung zu geben. Dr. Schenk machte die Tischplatte beweglich und verband sie mit dem dazu ge- hörigen Gestell durch eine Grelenkstange. Beim Vorziehen dreht sie sich gleichzeitig etwas abwärts. Der Stuhl ist Pendelsitz, so dafs beim Aufstehen Plusdistanz eintritt.

Die im Zimmer befindlichen Spucknäpfe entsprechen den hygienischen Anforderungen. Die alten Spucknäpfe waren meist tellerförmig, und nur zu häufig kam es vor, dais ein Unvorsichtiger auf den Rand trat, wodurch ein Teil des Inhalts herausgeschleudert und dann durch die Fülse weiter verbreitet wurde. Der Auswurf soll aber im Spucknapf unschädlich ge- macht werden. Darum sind sie hier für Wasserfüllung ein- gerichtet, unten sehr breit und so schwer, data sie nicht leicht umgeworfen werden können. Sie bestehen der besseren Rein- haltung wegen aus Glas. Da man aus diesem Materiale selbst Brücken baut, so ist an der Dauerhaftigkeit der Glasnäpfe nicht zu zweifeln.

Auf den Tischen liegen eine Reihe von Unterrichtsmitteln aus. Unsere Aufmerksamkeit erregten zwei Schreibtafeln. Be- kanntlich hat unsere alte Schiefertafel so viele Nachteile, dafs man sich vom hygienischen und pädagogischen Standpunkte

^ Vergl. diese ZeiUchrift, 1894, No. 10, S. 529—545. D. Bed.

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aus nur freuen könnte, wenn sie aus der Schule verschwände. Wir finden hier zwei neue Tafeln: Köstners Reformschultafel und Campes weifse Schreibtafel (J. Seelig). An beiden müssen zunächst die Mafsverhältnisse g,etadelt werden, welche hygienisch unhaltbar sind. Man sollte endlich das Längenmafs erhöhen und die Breite verkleinem, wie es bei den Heften längst ge- schehen ist. Störend für das Schreiben, besonders auf den unteren Linien, ist auch der Holzrand, der über die Schreib- fläche hervorragt.

Köstners Beformschultafel besteht aus zwei an der Aufsen- Seite mattgeschliffenen Glasplatten. Zwischen beiden liegt ein geschwärztes Blatt, welches die Liniatur trägt. Die Glas- platten haften so fest an demselben, dals selbst beim Zerbrechen * der Tafel keine Glasstücke abfallen. Die Liniatur kann nie verwischt werden, da sie unter der Schreibfläche liegt. Der Hauptnachteil der Schiefertafeln lag bekanntlich darin, dafs der Griffel sich zu stark in das weiche Material eindrückte, dals das letztere mit der Zeit rissig wurde und daüs nun der Schüler grolse Kraft beim Schreiben zur Überwindung dieser Hindemisse anwenden mufste und eine schwere Hand bekam. Aufserdem setzten sich Fett und Schmutz in die erwähnten Vertiefungen und machten die Schriftzüge unleserlich. Die Glastafel ist so hart, dafs nur der Diamant oder Feuerstein sie ritzen kann. Der Griffel gleitet darüber hin, ohne den geringsten Eindruck hervorzurufen, und der Schüler schreibt also leicht. Ablagerungen von Fett können gar nicht mehr vorkommen, die Schriftzüge sind immer klar und sauber. Das allgemeine Urteil über die Beformschultafel ist ein durchaus günstiges.

Die zweite Tafel besteht aus Blech. Dadurch hat sie den Vorzug, unzerbrechlich zu sein. Sie trägt auf beiden Seiten einen weifsen Überzug, dessen Masse patentiert ist. Die Tafeln sind nach dem Glühen und Trocknen steinhart und doch elastisch. Die Oberfläche glänzt nicht, die Färbung wirkt aulserordentlich wohlthuend für die Augen, da sie einen Stich ins Bläuliche hat. Die Liniatur ist himmelblau; das

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bedeutet nicht minder eine Verbesserung gegenüber den roten Linien. G^escbrieben wird mit einem gleichfalls patentierten Schreibstift, welcher schwarze Schriftzüge ohne Glanz liefert. Bei unseren Versuchen sprach derselbe etwas schwer an; das lälfit sich aber leicht verbessern. Die Reinigung der Tafel erfolgt mühelos mit einem nassen Lappen. Campes weiise Schreib- tafel bietet so gewichtige Vorzüge, dafs sie, falls sich ihre Dauerhaftigkeit bewähren sollte, als eine glückliche Lösung der Tafelfrage zu bezeichnen wäre.

Von den ausgelegten Schreibheften entsprechen allen hygienischen Anforderungen die Normalschreibhefte von Hektel & Lampe mit einer Zeilenlänge yon 12,5 cm und die Schreib- schule Yon Lampe. Die letztere zeigt eine eigentümliche Rich- tung der Schrift. Die Steilschrift ist verlassen, der Neigungs- i^inkel aber noch sehr beträchtlich, indem er 70^ beträgt.

Der Zeichensaal.

Derselbe hat eine Grundfläche von 87 qm. Bei ihm fällt besonders als Übelstand auf, dals die Fenster durch Baumlaub verdunkelt sind; der Baumbestand des Parkes durfte aber be- stimmungsgemäfs nicht angerührt werden. Der Fufsboden ist ein Stabfufsboden, wie in der Unterklasse, das Material besteht jedoch aus Buchenholz. Die Wände tragen ein Paneel aus Eeliolith, einer Mörtelmischung, die nach patentiertem Ver- fahren hergestellt wird. Sie ist steinhart, vollständig glatt und glänzend und sieht wie polierter Granit aus. Die obere Hälfte der Wand und die Decke sind mit Campes weilser Patent- farbe gestrichen, welche den Namen „Artrafarbe" trägt. Es ist dieselbe Masse, welche auf die oben besprochenen weiGsen Schreibtafeln aufgetragen ist. Der Anstrich ist matt, marmor- artig, äulserst hart und abwaschbar. Er wird in allen Farben geliefert. Dabei kommt er nicht viel teurer als ein Kalk- anstrich zu stehen. Mit dieser Wandbedeckung scheint der Schulhygiene eine wertvolle Neuerung geboten zu sein.

Bei der Heizung sind zwei Centralsysteme vorgeführt: Dampfheizung und Warmwasserheizung, wie man sie in den

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Berliner öffentlichen Schulen antrifft. Beide Anlagen bestehen ans einem in sich geschlossenen Röhrensystem mit Kesseln im unteren Teil. Das warme Wasser, bezw. der Dampf gehen in einem Steigerohr auf den Dachboden und von hier aus durch Abzweigungen in die Heizkörper der einzelnen Bäume. Der- artige Anlagen bieten den grofsen Vorteil, daiis eine gute Be- gulieruDg der Wärme stattfinden kann, dafs sich die Ventilations- einrichtungen mit der Heizung verbinden lassen und dafs ohne bedeutende Mehrkosten die Erwärmung der Korridore und Treppenhäuser möglich ist.

Dem Zeichensaal wird durch Ventilationssohächte frische Luft zugeführt und die verdorbene aus ihm fortgeleitet.

Aufserdem finden wir hier einen Patentoberfensteröffiier und eine Glasjalousie mit Ezaktverschluis von Meyer & Co. Der letztere bietet den Vorteil, daJs bei geschlossener Jalousie keine Zugluft entstehen kann.

Die Beleuchtung ist für elektrisches Licht berechnet. Es konkurrieren zwei Systeme: Seitenbogenlichtreflektor- und Lamellenreäektorlampen. Beide befolgen das Princip, nur diffuses Licht zum Schüler gelangen zu lassen. Der Seiten- lichtreflektor von Hrabowsky^ besteht aus zwei Reflektoren, die schräg an der Wand angebracht sind. Von diesen hat der Hauptreflektor eine beträchtliche Gröfse, der kleinere ist aus transparenten Stoffen gefertigt, in seiner Mitte befindet sich die Bogenlampe. Ein Teil des Lichtes der letzteren gelangt gleich zu dem Hauptreflektor und wird von hier in den Schulraum geworfen, der andere Teil f^llt auf den kleinen Beflektor, welcher das Licht teils durchläfst, teils auf den grolsen Reflektor wirft. Da bei der Umwandlung des direkten Lichtes in zer- streutes nur ein geringer Verlust desselben eintritt, so zeichnet sich diese Beleuchtungsart durch grofse Helligkeit aus. Auch ist die Flamme unsichtbar, und das Auge wird daher nicht geblendet.

Die Einrichtung des zweiten Beleuchtungssysiems, des

^ Vergl. diese ZeitMshrift, 1893, No. 6, S. 336. D. Bed.

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Elsterschen Lamellenreflektois, der ebenfalls für elektrische Beleuohtang eingerichtet ist, wollen wir später kennen lernen. Die Ausstattung des Zeichensaales zeigt Zeichentische und Beifsbrettständer yerschiedener Konstruktion. Bemerkens- wert erschien uns eine weifse Ständertafel, die ans Blech her- gestellt und mit dem bereits erwähnten Campeschen Anstrich überzogen ist. In hygienischer Beziehung bedeutet die Mög« lichkeit, schwarz auf weiCsem Grunde zu zeichnen und zu schreiben, einen greisen Fortschritt.

Das Schulzimmer der Oberstufe.

Der dritte Baum trägt die Au&chrift: Bettigs Muster- Bchulsaal. Beim Betreten fällt uns die neue Deckenkonstruktion auf. Dieselbe bildet eine Bippendecke nach dem System des Begierungsbaumeisters Koenen. An Stelle der Querbalken enthält sie kleine doppelte ^ Eisenträger, die in einem Abstände von 25 cm liegen. Die Zwischenräume dieser Bippen sind durch Beton zu Hohlkehlen ausgefüllt. Das Ganze ist von einer Betonschicht bedeckt, doch so, dafs die Decke am Scheitel der kleinen Bippengew5lbe nur eine Dicke von 10 12 cm hat. Deshalb kann der Schulsaal um 20 cm höher sein als bei einer Balkendecke. Daraus ergibt sich nicht nur ein g:röiserer Luftraum, sondern auch ein gröfserer Lichteinfall, da die Fenster ebenfalls höher geführt werden können. Die Decke ist vollständig feuersicher und läJjst sich leicht reinigen. Der Herstellungspreis beträgt pro Quadratmeter etwa 12 Mark, also nicht mehr als für die älteren Decken.

Der Fufsboden ist mit Linoleum belegt. Dasselbe durfte unmittelbar auf der Betondecke befestigt werden, weil dieselbe ■für Luft undurchlässig ist. Sonst würde die von unten auf- steigende Luft das Linoleum an einzelnen Stellen hochheben und es ^blasig^ machen. Da der Betonboden keine Vertie- fungen aufweist, so ist die Entwickelung von Staub axisgeschlossen, Linoleum nutzt sich wenig ab, es bleibt glatt und läist sich leicht reinigen. Der Überzug legt sich an den Fuis der Wände mit der Krümmung einer Viertelkehle an und ist dann durch

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eine Leiste festgehalten. Diese Neuerang rührt von dem Ober- baurat BETTia her und ist jedenfalls genial. Sie erleichtert zunächst die Reinigung. Bisher bildete der Fnlsboden mit der Wand einen rechten Winkel. In diesen konnten die Beinigungs Werkzeuge schlecht eindringen, während die neue Viertelkehle sich sehr bequem ausfegen und auswischen läüst. Ferner ist es unmöglich, dafs bei feuchter Reinigung das Wasser unter den Linoleumbelag gelange und denselben mit der Zeit lockere. Den Vorzügen des massiven mit Linoleum über- zogenen Fufsbodens standen bisher die Nachteile gegenüber, dafs er für den Schüler „fufskalt^ war und dafs das Linoleum durch Reibung mit den Füisen litt. Hier hebt aber, wie wir gleich sehen werden, die Bestuhlung der Klasse diese Nach- teile auf. Das ist gerade das Interessante an diesem Muster- schulsaal, daCs alle Stücke seiner Einrichtung in der engsten Beziehung zu einander stehen.

Die Subsellien sind Rettigsche Bänke ^ mit zwei Sitzen. Sie bestehen aus Holz und besitzen keine beweglichen Teile; Pult und Sitz bilden ein fest verbundenes Grestell. Dasselbe hat an einer Seite unten Gelenkfü&e. Diese sind an einer niedrigen durchlaufenden Winkelschiene so befestigt, dafs sich die Schulbank am anderen Ende aufheben und seitlich um- legen läfst. Der Saalboden wird auf diese Weise vollständig frei, und das täglich zu fordernde nasse Aufwischen desselben läfst sich mit geringer Mühe durchführen. Das Tintenfaik ist so gestaltet, dafs die Tinte beim Umlegen der Bank nicht aus- flieisen kann. Die Winkelschienen sind am Fufsboden fest- geschraubt. Bei massiver Konstruktion desselben ist das nicht nötig, da beim Umlegen und Aufrichten stets nur eine Bank bewegt wird und die übrigen Bänke die unverrückte Lage der Schiene sichern. Eine sehr sinnreiche und einfache Ein- richtung verhindert, dafs Unbefugte die Bänke in ihrer Stellung ändern können. Der Schüler stellt bei der Rettigschen Bank seine Füfse auf ein mit dem Tischgestell fest verbundenes

^ Vergl. diese Zeitoobrift, 1896, No. 6, S. 359—362. D. Bed.

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Fuisbrett; dadarch bleiben dieselben warm und trocken. Das Brett ist bei dem ausgestellten Modell nicbt mehr als Rost gearbeitet. Bei dem letzteren zeigten sich zwei Übelstände: das Holz spaltete leicht, so dais die Festigkeit beeinträchtigt wurde, und die Zwischenräume liefsen sich vom festhaftenden Schmutze schwer reinigen. Das neue Fuisbrett ist von tiefen Billen der Länge nach durchzogen. In diese hinein fällt der Stiefelsohmutz, hier wird er nicht aufgerührt, von hier kann er leicht nach Umlegen der Bank entfernt werden. Das Fuisbrett schützt zugleich den Linoleumbezug des Fufsbodens gegen Abnutzung. Es ist so hoch, dafs der Schüler bequem in Sitzhaltung gelangen kann. Da auch die Tischplatte eine entsprechende Höhe besitzt, so hat der Lehrer die Annehm- lichkeit, dafs er sich nicht so tief herabzubücken braucht. Die Bank läist sich nach allen Abmessungen herstellen ; auch kann der schmale Sitz, der infolge der dadurch bedingten geringen lichnendistanz wohl Einwendungen herausfordert, getrost ver- breitert werden, da er keinen integrierenden Bestandteil des Systemes ausmacht.

Die sonstigen Vorzüge der zweisitzigen Bank in pädagogischer Beziehung sind bekannt. Die allgemeine Einführung scheiterte bisher an dem gröfseren Raum verbrauch. Die B,ettigbank ist aber so eigenartig konstruiert, dafs in einer normalen preufsischen Xiandesschule bei 80 Sitzen noch 2 Quadratmeter gespart werden. Bei den Schulsystemen grofser Städte, wie die Doppelschulen Berlins mit 45 Klassen, ergibt das einen ganz beträchtlichen Baumgewinn. Di6 Klassen brauchten nicht mehr so lang zu Bein, und das käme der Lunge des Lehrers zu gute. Eine "Verkleinerung des Luftraumes ist bei dem Musterschulsaal durch die KoENENsohe Bippendecke vermieden.

Das Subsellium ist technisch musterhaft gearbeitet; unaus- gesetzt sind Vereinfachungen angebracht worden, so dafs jeder DorfÜschler im stände ist, dasselbe anzufertigen. Durch Bezug des Beschlages von den Patentinhabern P. Joh. Müller & Co., Berlin W., 64, erwirbt jede Gemeinde das Recht, sich am Orte selber Bettigbänke anfertigen zu lassen. Sie sind

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die billigsten Schulbänke. Vielleicht gehört ihnen die Zukunft.

Die Heizung im Mustersaal ist Niederdruckwannwasser- heizung mit Erwärmung des Wassers nicht über 100^ Die- selbe erzeugt eine angenehme Temperatur, welche sich leicht regulieren läfst. Der Heizkörper hat eine gefällige Form, er steht frei, ist verhältnismäfsig klein und kann leicht vom Staube gereinigt werden. Seine höchste Temperatur beträgt 80®, Ver- brennungen durch Unvorsichtigkeit können nicht vorkommen«

Bei der Lüftung wird über Kopfhöhe frische Luft zu- geftüirt, die auf 20® vorgewärmt ist. Die Fortleitung der verdorbenen Luft geschieht im Winter am Fulsboden, im Sommer an der Decke. Die Ventilationsöffnungen werden durch Jalousie- klappen geschlossen, die sich behufs Reinigung leicht heraus- nehmen lassen.

Für die künstliche Beleuchtung sorgen zwei Elstersche Lamellenreflektorlampen. Wir sahen sie schon im Zeichen- saal. Im Schulzimmer der Oberstufe sind sie für Gasglühlicht eingerichtet. Das Uaszuleitungsrohr teilt sich in 3 bis 8 Spitzen, je nach der Gröise der Lampe. Jede Spitze trägt einen Brenner. Über den Flammen befindet sich ein grofser Reflektor, der das nach oben gehende Licht nach imten wirft. Der zweite Reflektor unter der Flamme besitzt Kegelform. Der Kegel- mantel ist an den Seitenlinien entlang aufgeschnitten, und die einzelnen Sektoren sind um ihre Mittellinie gedreht. Da man nun aber hierbei die Flamme sehen würde, so sind die Sektoren verbreitert worden (Lamellen). Alles nach unten gehende Licht wird infolge der eigenartigen Anordnung so reflektiert, daCs es nur als diffuses Licht zum Schüler gelangen kann. Das Auge er&hrt daher keine Blendung. Di^ Lampe trägt auiserdem zur Ventilierung bei, da sie die Luft von unten nach oben zieht.

Über den Anstrich der Wände und der Decke ist zu be- merken, daüs der untere Teil der ersteren, vom Fulsboden bis zu Schulterhöhe, mit abwaschbarer Ölfarbe gestrichen ist. Für den oberen Teil und für die Decke ist wegen der erwünschten Luftdurchlässigkeit Leimfarbenanstrich verwendet worden. Der

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Farbenton erscheint lioht und harmoniert gut mit der übrigen Ausstattung des Schulsaales.

Es ist nur zu bedauern, dals auch dieser ßaum unter den Yerhältnissen des Gebäudes in Bezug auf Gröüse, Fenster u. s. w. leidet.

Die Physikklasse zeigt einen eigenartigen FuJlsboden. Derselbe besteht aus Xyloliihplatten. Xylolith ist, wie der Name sagt, eine aus Holzsfigemehl und Mineralien unter auDserordentlich hohem Druck hergestellte chemische Verbindung. Das fertige Material erscheint holzartig, besitzt aber dabei die Dichtigkeit des Steines. Dasselbe bildet einen schlechten Wärmeleiter, dessen Leithngs- vermögen zwischen Asbest und Kork liegt. Daher können die Fülse der Schüler darauf nicht kalt werden. Es ist sehr zähe tind fest, die Abnutzung also die denkbar geringste, was zur "Verminderung der Staubentwickelung beiträgt. Man geht darauf sehr angenehm, und die Schallbildung dabei ist gering. Zu diesen Vorzügen kommt die bequeme Bearbeitung des Xyloliths, das sich wie hartes Holz sägen und bohren läist. Der FuTsboden der Physikklasse ist in der Weise hergestellt, daJB auf eine Setonunterlage die Xylolithplatten in Cementmörtel eingebettet sind« Die verwendeten Platten haben eine Stärke von 16 mm.

Als Anstrich für Decke und Wände ist Porzellanemaille- faibe gewählt Die Decke und die obere Hälfte der Wand sind hell gehalten. Da die Farbe porzellanähnlich glänzt, so ist mit ihr eine bedeutende Fähigkeit zu reflektieren verbunden, wodurch das Zimmer sehr hell wird. Das Paneel weist ein Eachelmuster in gelbbrauner Farbe auf. Der gesamte An- strich ruft eine brillante Wirkung hervor, nur muls wieder darauf hingewiesen werden, dafs die Porenventilation des Mauer- werks durch denselben vollständig aufgehoben ist.

Die Erwärmung des Baumes besorgt ein Gttsofen nach fiaeseckes System (Titel & Wolde). Es steht diese Art der Heizung zwischen centraler und lokali^r Heizung in der Mitte. Central ist sie insofern, als die Zuleitung des Brennmaterials von einer Oentralstelle ans erfolgt, lokal, weil jeder Ofen einzeln

SehnlgMOBdhiltipfltff« IX. 32

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in Thätigkeit gesetzt wird. Dies hat den Vorzug, dafs die Heizung eines jeden Zimmers beliebig abgestellt werden kann. Die Grasöfen sollen den Heizer entbehrlich machen; das ist wohl übertrieben, da die Regulierung der Wärmeabgabe, wenn sie durch andere stattfände, infolge von Unkenntnis oder Un- achtsamkeit bald im Argen liegen würde.

Die Bestimmung des Raumes zum Physikunterricht hat zur Anlage eines nach hinten ansteigenden Podiums geführt. Auf diesem sind die Schulbänke angebracht. Wir sahen zwei Systeme der Firma Schuster. Das eine zeigt ein Subsellium mit Schiebetisch. Die Tischplatte ist doppelt, die obere Platte kann zur Herstellung der Minusdistanz vorgezogen werden. Subsellien ähnlicher Art sind bekanntlich schon früher kon- struiert worden. Der Vorzug derselben liegt darin, daüs das TintenfaCs erst durch Vorziehen der Platte frei wird. Damit ist für den Schüler die Nötigung verbunden, sich beim Schreiben eine Minusdistanz herzustellen. Das zweite System ist ein solches nach Art der Simplexbank von Dr. Schenk. Auch hier besitzt die Lehne eine 'solche Einrichtung, dals die Rücken- wirbelsäule bei reklinierter Schreibhaltung eine Stütze an ihr findet. Die Tischplatte sitzt an einer Grelenkstange und kann vorgezogen werden. Sie hat dann einen Neigungswinkel von 15 17^ und ist etwa 32 35 cm von den Augen des Schülers entfernt. Einige der Subsellien zeigten Fuisbretter. Dieselben erschweren bei diesen festen Systemen die Reinigung. Die vor- geführten sind noch besonders unpraktisch dadurch, dafs sie aus einfachen ebenen Brettern bestehen. Der Stiefelschmutz bleibt auf ihnen liegen, trocknet hier und wird infolge der Elasticitftt des Holzbrettes weit mehr aufgewirbelt als von dem festen Fufsboden.

Zwischen der Ober- und der Physikklasse finden wir

das Sohulbad.

Dasselbe ist ein Brausebad. Es enthält eine Wasserwftrm- Vorrichtung und vier BadesseUen. Die Wände sind vollständig mit HelioUth bekleidet. Die Heizanlage bildet eine Warm-

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wafiserheizimg im EHeinen. Aus dem Wasserkessel fährt ein Sieigerohr in das B.eseryoir, das etwa 2 m hoch liegt. Von diesem ans wird das erwärmte Wasser nach jeder Zelle hin- geleitet. Der Schüler setzt die Branse durch Ziehen selber in Thätigkeit. Sie ist so angebracht, dais ihre Strahlen senk- recht nach unten fallen und den Kopf des darunter Stehenden tze£Pen. Wenn auch der Druck nur gering ist, so halten wir das doch für schädlich; besser wäre eine seitliche, schiefe Stellung der Brause gewesen. Zur Au&ahme der Füise des Badenden dient ein Becken, das gleich als Vertiefung in den Asphaltbelag des Bodens hineingearbeitet ist. Dasselbe hat einen Durohmesser von etwa 75 cm und eine Tiefe von 10 cm. Es gefiel uns diese Einrichtung besser als die üblichen Zink- -wannen und Lattenroste. In einer Ecke des Beckens steht ein 10 cm hohes Bohr, das oben mit einem Drahtgitter über- zogen ist. Für Fuiswaschungen bleibt das Wasser bis zu dieser Höhe im Becken stehen; soll es ablaufen, so zieht der Schüler das Bohr heraus. Zwischen den einzelnen Zellen befinden sich hölzerne Scheidewähde. Für ein Schulbad scheinen uns die- selben überflüssig, ja sogar nachteilig zu sein. Der umher- spritzende Seifenschaum mit seinen Schmutzpartikeln wird sich daran festsetzen und die Beinhaltung des Baderaumes er- schweren; auüserdem werden Feuchtigkeit und Wärme das Holz bald zum Faulen bringen.

Das Kindergartenzimmer

rechts von der Freitreppe, welche auf die Bahnüberdaohung und zu den Emporen führt, ist in hygienischer Beziehung nicht ohne Bedeutung.

Der Fulisboden hat einen Linoleumbelag. Der Untergrund ist durch eine Asphaltlackschicht für Luft undurchlässig ge* macht.

Besondere Beachtung yerdient der Keidelsche Ofen des Zimmers. Derselbe ist als BegtdierfüUofen für Dauerbrand eingerichtet. Der eigentliche, aus Eisen bestehende Heizkörper trägt im Innern . einen Korbrost. Dieser verhütet , dals die

31*

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Ofenwände zu heifs werden. Um den Ofen zieht sich ein weiter Mantel herum, in welchem eine anlBerordentlich starke Luftcirkulation stattfindet. Der Mantel saugt sofort die kalte Luft auf, welche beim Öfihen der Thür in das Zimmer dringt, erwärmt sie und macht sie dadurch zur Atmungslnft tauglich. Ebenso ist es ausgeschlossen, dafs sich auf dem Fufsboden Luft von niederer Temperatur ansammelt. Der Mantelraum lä&t sich leicht mit der Aulsenlufk oder mit Ventilationsschächten in Verbindung setzen. In diesem Falle liefert ein mälsig groiser Ofen innerhalb einer Stunde 1000 kbm Frischluft, erneuert also den Luftraum einer Schulklasse von gewöhnlichen Ab- messungen stündlich viermal. Als bedeutender Vorzug ist weiter der Umstand anzuführen, dais die aus dem Mantel oben austretende Luft nur auf 60^ erwärmt ist, während sie bei an- dern Öfen 250^ zeigt, eine Temperatur, bei welcher bereits eine Verbrennung der organischen Bestandteile der Luft eintritt.

Die Beleuchtung geschieht durch Gtisglühlicht (Meteor). Uns müsfielen die Glasglocken, welche die Flammen umgaben; sie blenden die Augen und sind fiär ein^ Schullampe nicht am Platze.

Zu beiden Seiten der Freitreppe begegnen wir einer Aus- stellung von Geräten für Sport, Spiel und Turnen, bei der namentlich die Firmen Zahn und Buczilowski beteiligt sind.

Auf der Galerie finden sich vorzügliche plastische Modelle zum Unterricht in der Anthropologie, sowie Verbandkasten für Schulen, letztere von Warmbrunn, Quilitz & Oo. Die firanzösischen Schulen sind ja bereits mit solchen Kasten versehen.

Erwähnt sei weiter, dais man auch den Verein zur Speisung armer Kinder in seiner segensreichen Thätigkeit kennen lernen kann. Derselbe führt uns in plastischer Form die BAÜonen vor, die er zum Frühstück und zum Mittagessen in den Gemeindesohulen austeilen lälst. Für viele dieser bleichen, schwachen Schulkinder ist das Glas Milch und das Brötchen, welches sie erhalten, wertvoller als eine Stande Turnen oder hygienischer Unterricht.

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Überblicken wir die gesamte Ausstellnng, so gewinnen wir aus derselben kein erschöpfendes Bild dessen, was auf dem Gebiete der Scbnlhygiene gearbeitet und erzielt worden ist. Das war schon nicht möglich wegen der Beschränkung in der Zulassung auf Berliner Firmen. Dafür ist das Haupt- gewicht auf die Einrichtung von Normalschulklassen gelegt und hier recht Bedeutendes geleistet worden. Millionen von Besuchern werden sich denn auch in diesen Bäumen einfinden. Vielleicht nehmen sie die Erkenntnis von dem Wert der Schulhygiene für das Gedeihen der heranwachsenden Jugend mit. "Wenn dann später das Samenkorn dieser Erkenntnis aufgeht und mancher Gedanke in die That umgesetzt wird, dann ist die auf diese Ausstellung verwendete Mühe und Arbeit nicht vergeblich gewesen.

^Itts ^txfammlun^tn ttnb Vereinen«

Jahresbericht des Ortsturnlehrenrereins Hannover fttr 1896.

Von

Heinbich Bente,

Lehrer an der Bürgerschule in Hannover.

Der Verein i^ählte im letzten Jahre 39 Mitglieder.

Es fanden 9 Versammlungen statt, welche im Durchschnitt Ton 11 Mitgliedern besucht waren.

Am 22. Januar wurde der am 1. Januar 1895 in den Huhestand getretene Turnlehrer Fbaitz Wilhelm Metz zum !Ehrenmitgliede ernannt.

Folgende Vorträge wurden gehalten: ^Über die Sedan- feier seitens der Schuljugend in Braunsohweig^ (Herr FbioeeJ

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„Ballhäuser im Mittelalter'^ (Herr Elsner), ^Der Leitfaden für den Turnanterricht in den preafsischen Volkssohxden 1895*^ (Herr Mabten), „Yergleicli des Leitfadens von 1895 mit dem von 1868 und mit dem Lehrgange von Böttcher" (Herr Quietmbter), „Geschichte der Turngeräte^ (Herr Metz). Auljserdem gab Herr Qüietmeyer einen Bericht über die „Nord westdeutsche Tumlehrerversammlung in Jever.*'

Vom G-esamtvorstande des Deutschen Turnlehrervereins erging an die Zweigvereine das Thema zur Besprechung: „Gesichtspunkte für die Ausgestaltung und Hebung des Schul- turnens^, welches von unserm Vereine noch nicht behandelt worden ist.

Praktische Übungen konnten in diesem Jahre nicht vor- geführt werden, weil in der sonst benutzten Turnhalle an der Köbelingerstrasse bauliche Veränderungen vorzunehmen waren.

Der Vorstand bestand aus den Herren Seminarlehrer Mabten, 1. Vorsitzenden, Hauptlehrer Gause, 2. Vorsitzenden, Lehrer Bente, Schriftwart, und Lehrer Qüietmeyer, Kassen- wart.

Für 1896 wurde an Stelle des Herrn Märten, welcher eine Wiederwahl ablehnte, Herr Fr. Sceemidt, Lehrer an der höheren Töchterschule I, zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Die Fürsorge fSr idiotische und Schwachbegabte Kinder

in Paris.

Bericht, erstattet in der Kommission fftr die Überwacbung

der fi*anz8sischen Irrenanstalten.

Über dieses Thema fahrte Dr. Bourneville, wie wir dem „Ptogr. m^." entnehmen, folgendes aas: Obgleich der Verwaltungs- bezirk der Seine augenblicklich mehr als 1000 idiotische und epilep- tische Kinder verpflegen, behandeln und unterrichten läüst, so darf doch die Ftkrsorge für diese Unglücklichen noch lange nicht als genügend bezeichnet werden. Die Abteilung in fiicetre umfa(st 524 Kinder, d. h. 124 mehr als die Zahl, für welche sie eingerichtet ist. Die Stiftung Yall^e enthält 133, gleichfalls ein Viertel mehr,

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als ursprünglich festgesetzt war. Trotzdem liegen allein für BicStre noch 22 Gesuche um Anfoahme vor, von denen einzelne schon nahezu ein Jahr alt sind.

Um groüse Ausgaben zu vermeiden, sollte man wenigstens für einen Teil der in Eede stehenden Kinder, für die Schwachbegabten, sorgen, die sich jetzt entweder in den Idiotenanstalten, oder in den gewöhnlichen Schulen befinden, oft genug auch ein Yagabondenleben auf den Strafsen führen. Für alle diese müfsten besondere Klassen im AnschluTs an die öffentlichen Volksschulen eingerichtet werden.

Über den Prozentsatz der SchwachbeÄhigten gibt die folgende Tabelle Aufschlufs, welche von den Lehrern und Lehrerinnen des 5. und 6. Arrondissements von Paris aufgestellt worden ist:

Knaben- schulen

I

«

•5 Z « o

a

Mädchen schulen

* 'S

CO ^

3 » 2 ^

OB O

d ^

Arbalete

Cujas ^

Feoillantines

Fleurus

FossSs St. -Jacques. .

Madame

Poissy

Pont-de-Lodi

Pontoise

Äollin

St.-Benoit

St.-Jacqaes

St.'MArcel

Toumefort

Yaugirard No. 9 . . . Yaugirard No. 82 . .

Zusammen

2 20 20

4 0 0 0 20 0 0 0

1 3

14 1 0 0 0 1 2 0 0 7

10 0 0 0

Arbalete

Bernardins . . . Blainville . . . . Boulangers . . . Boutebrie . . . .

Buffon

Jardinet

Madame

Monge

Pontoise

Rennes

Si.-Benoit . . . . St.-Jacqae8 . . . Yaugirard . . . . Yictor Cousin

77

39

Zusammen

1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0 0

0 0 0 0 0 5 0 0 2 0 0 0 8 0 0

10.

Wie grofse Erfolge sich durch die Errichtung von Special- klassen für Schwachbegabte erzielen lassen, zeigen die in Braun- schweig, Köln, Düsseldorf, Crefeld, Gera, Dresden, Leipzig, Hamburg, Christiania, Bergen, Kopenhagen und London gesammelten Erfahrungen. Hier werden gewöhnlich 10 bis 20, höchstens 30 zurückgebliebene

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Kinder gemeinschaftlich nnterrichtet, wobei die Ansbildung der Sinne und der Hand eine hervorragende Rolle spielt. Dieser Ansbildong dienen Demonstrationen und Handfertigkeitsarbeiten, welche letzteren zum Teil im Freien stattfinden.

Sehr empfiehlt sich, wie dies in manchen Ländern, z. B. in Dänemark geschieht, die aus den Specialklassen Entlassenen auch später noch einer sorgfö,ltigen Überwachung zu unterziehen.

Psychische Tanbheit bei einem sechsjährigen Knaben,

geheilt durch HSrfibnngen.

Ans der Ssterreichischen otologischen Gesellschaft.

In der genannten Gesellschaft stellte Dr. Ferdinand Alt, wie die jyWien. Min. Rundsch.*^ berichtet, einen sechsjährigen Knaben vor, der im Januar 1895 von seinen Angehörigen auf die Klinik des Professor Joseph Gbubbr in Wien mit der Angabe gebracht war, dafs er yon Geburt an taubstumm sei.

Anamnestisch wurde ermittelt, dafs Vater und Mutter des Knaben taubstumm sind und beide in einer Taubstummenschule Unterricht genossen haben. Eine jttngere Schwester des Patienten hört schlecht.

Der Trommelfellbefund bei dem Kinde war normal. Es reagierte aber trotzdem nicht auf Zuruf, Pfeife oder Trompete und gab kein Zeichen des Verständnisses, als ihm die schwingende Stimmgabel auf den Kopf gesetzt wurde.

Da von einer medikamentösen Behandlung in diesem Falle nichts zu erwarten stand, so wurden Hörübungen mit dem Knaben auf der Klinik ausgeführt und später von den Angehörigen fortgesetzt.

Als derselbe nach zwei Monaten in die Klinik zurttckkehrte, hörte er jedes zu ihm gesprochene Wort und war im stände, es nachzusprechen.

Frflher hatten ihn die Angehörigen für. taubstumm gehalten und sich keinerlei Mühe gegeben, ihn sprechen zu lehren. Infolge- dessen befand er sich in dem gleichen Zustande, wie ein Kind, das noch nicht gewöhnt ist, auf Sprache und Höreindrücke zu achten. Anläfslich der Hörübungen hielt er sich aber oft bei Angehörigen auf, die sich mit ihm im Gegensatze zu den taubstummen Eltern viel unterhielten, er gewann akustische Eindrücke und lernte sprecb^L

Die Frage, ob derartige Kinder in Taubstummenanstalten unter- gebracht werden sollen, mu& auf das Entschiedenste verneint werden,

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da es leicht möglich ist, dieselben zum Hören und Sprechen zu bringen, wenn man sie nur den taubstnmmen Eltern entzieht.

In der Diskussion erklärte Professor Politzer, dafe er den Fall für psychische Taubheit halte. Die Professoren G RUBER und ÜEBANTSCHITSGH schlossen sich dieser Ansicht an. Letzterer warnte gleichfalls vor Unterbringung solcher Kinder in Taubstummenanstalten, weil dort die Wiedererlangung des Hörvermögens ganz aus- geschlossen sei.

Die Hanptanfgabe der Gesnndheitspflef^e in den Schulen nnd

Uire Bedeutung für das Yolkswohl.

Vortrag, gehalten^ in der fBnften OeneralTersammlnng des katholischen Lehrerverbandes zu Trier.

Das obige Thema wurde, wie die „JEafA. Schulfstg.^ mitteilt, von Ereisphysikus Dr. BOLLBR in Trier behandelt. Er verbreitete sich besonders über die bei den Schulkindern häufig vorkommende Knrzsichtigkeit und Verkrümmung der Wirbelsäule. Der Prozentsatz der ersteren beträgt in den Volksschulen 10, in den höheren Schulen 40 bis 42,5. Die meisten Ärzte machen die Schule dafür ver- antwortlich. Wenn das richtig ist, dann stehen wir vor einer groben Misere. Vor allem sollen die Sclmlsäle genug Licht, eine richtige Verteilung desselben und helle Wände haben. Auch ist die Farbe der Wandtafel und die Art der Schriftzeichen (Schräg- oder Steil- schiift) von grofser Bedeutung. Übungen im Femsehen sind für Kurzsichtige sehr zu empfehlen.

An der Verkrümmung der Wirbelsäule und Schwäche der Rücken- mnskeln trägt vielfach die unpraktische Schulbank die Schuld. Bei einem guten Subsellium sollen die Oberschenkel zu zwei Dritteln auf der Bank aufruhen, die Füsse auf dem Boden stehen, die Lehne soll abgeschrägt, das Pult so angefertigt sein, daCs es die Ellenbogen stutzt. Die besten Bänke sind in dieser Beziehung die verstellbaren.

Von weiteren Krankheiten, welche mit der Schule in Ver- bindung zu bringen sind, wurden vom Redner erörtert: Ohrenleiden, Kopftchmerzen, Diphtherie, Scharlach, Masern, Röteln, Tuber- kulose u. a. Bemerkt sei zu letzterer, dafs diejenigen, welche in der Ausbreitung derselben absichtliche oder fahrlässige Schuld tragen, bestraft werden können. Besonders empfehlenswert zur Bekämpfung der Tuberkulose sind: Reinlichkeit der Klasse und der Kleidung, praktisch eingerichtete Schulbäder und Spucknäpfe. In Frankreich werden zum Zwecke der Reinlichkeit auch jährlich zweimal Mund- und Zähnebesichtigungen bei den Schülern abgehalten.

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Die Schule hat nicht blofs die Aufgabe, Krankheiten zu ver- hüten, sondern auch diesbezfl^iche Belehrungen zu geben.

Zur Herstellung nahrhafter Speisen leisten Kochschulen, wie man solche in Köln hat, gute Dienste.

Von hohem Werte ist das Turnen für die Kräftigung des Körpers, doch darf dieses, sowie auch anderer Sport (Eislaufen, Hadfahren u. s. w.) nicht Selbstzweck sein, sondern nur der Aus- bildung des kindlichen Körpers dienen.

ÜUinere ÜHitteiUngett.

J. H. Campes Anschannngen Sber die kSrperliehe Er- ziehung. In der y,Dt$ch. Turn-Ztg,"^ findet sich eine Abhandlung: „Zum 150. Geburtstage J. H. Campes am 29. Juni 1896"^, welche auch die Ansichten desselben über die physische Erziehung der Jugend enthält. Einen Einblick in Campes diesbezüglichen Ideenkreis gewährt uns sein Aufsatz: ^Von der eigentlichen Absicht eines Philanthropins'', welcher sich im ersten Teil der yon ihm im Verein mit Basedow seit 1777 herausgegebenen ^Pädagogischen Unter- handlungen^ findet. Auf die physische, moralische und wissen- schaftliche Erziehung, von denen die ersten beiden in jener Zeit ganz aufser acht gelassen waren, richtet er hier in gleicher Weise sein Augenmerk. Was den physischen Teil betrifft, so gehen seine Lehren dahin, dafs die Kinder lieber etwas hart, als gar zu zärtlich erzogen werden müssen. Man soll sie an Entbehrungen gewöhnen, zu fieifsigen Leibesübungen anhalten und dadurch ihre Gesundheit stärken. Doch darf dabei ihre individuelle körperliche und geistige Beschaffenheit nicht aulser acht gelassen werden, damit nicht etwa eine der beabsichtigten entgegengesetzte Wirkung entstehe. Der Lehrer soll so viel als möglich an den Spielen und Leibes- übungen seiner Schüler teilnehmen. In der Abhandlung über y,£m- pfindfeamkeit*^ empfiehlt Campe immer wieder, bei aller Schulung der Seelenfähigkeiten ja nicht die körperlichen Übungen auüser acht zu lassen: „Mens sana in corpore sano. Bei allem aber, was wir zur Ausbildung und Verstärkung der Empfindniskraft vornehmen, lafst uns doch ja zur beständigen Regel machen, auf jede einzelne Übung dieser in unseren Zeiten so gefährlichen Seelenfähigkeit

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wenigstens zehn zehnmal anhaltendere körperliche Ühungen zur Befestigung der Gesundheit, zur Stärkung der Nerven und zur AhhOrtung des ganzen Körpers folgen lassen.** Der Aufsatz: „Über das schädliche Frtth- und Yielwissen der Kinder^ verlangt, dafs diese bis zum zehnten oder zwölften Jahre von aller schul- mäfsigen Bildung femgehalten werden, weil eine solche bis zu diesem Jahre noch nicht naturgemäfs sei. Sie sollen vorher weder lesen noch schreiben lernen, weil noch genug Zeit sich finde, das Wissens- werte später beizubringen. Auf den Einwand, was man mit den Kindern bis dahin machen, womit man sie beschäftigen solle, macht Camps den schon früher von anderen Pädagogen geäufserten Vorschlag, dieselben, bevor sie ihre Schulstudien anfingen, erst ein Handwerk lernen zu lassen. Höchst interessant ist auch der Erziehungsplan, den Campe als Feldprediger in Potsdam für den Sohn des Kron- prinzen von Preulsen ausgearbeitet hat. Hauptzweck bei dieser Erziehung müsse sein: 1. In dem Herzen des Kindes einen unzer- störbaren Grund von Moralität, Gewissenhaftigkeit und Menschlichkeit zu legen; 2. es an Leib und Seele gegen alle Ungemächlichkeiten, Beschwerlichkeiten und Unannehmlichkeiten des Lebens soviel als möglich abzuhärten, um es vor aUer Weichlichkeit und vor zu grofser Empfindlichkeit zu bewahren; 3. seine körperlichen und geistigen Kräfte im genauen Ebenmalse zu entwickeln, zu üben und zu stärken, damit es im gleichen Grade an Leib und Seele stark, gewandt, mutig und geschickt werden möge; 4. ihm nach und nach in gehöriger Ordnung und mit Beiseitesetzung aller pedantischen Schulgelehr- samkeit diejenigen Sprachen und Wissenschaften mitzuteilen, welche zu seiner künftigen Bestimmung notwendig oder nützlich sind. Die Beschäftigungen und Übungen sollen sich auf folgende Punkte ein- schränken: Der Erzieher mufs täglich, um seinen Zögling an jede Witterung zu gewöhnen, ihn in die ftische Luft führto, im Sommer täglich sich mit ihm baden, im Winter aber dessen ganzen Leib waschen lassen. Sobald das Alter und die Kräfte des Kindes es erlauben, mufo er es mit der gehörigen Vorsicht schwimmen lehren, worin er selbst sowohl, als auch sein Begleiter eine ungewöhnliche Fertigkeit besitzt. Aufser den Promenaden und Spielen werden täglich zwei Stunden den Leibesübungen gewidmet, die eine mit Hilfe des Tanzmeisters, die andere, indem man selbst allerlei Übungen im Laufen, Springen, Exerzieren u. s. w. veranstaltet, wobei zugleich die französische Sprache auf eme unmerkliche Weise eingefiösst werden kann. Könnte man eine Wohnung mit einem Garten haben, 80 würde die Bequemlichkeit zu solchen Leibesübungen und Spielen um so viel grösser sein.

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Das Schwimmen in der Schule. Schon auf der Berliner

Konferenz für das höhere Schulwesen, so schreibt die y^Nordd. düg. Zig.*^, war nach einem Unterrichtsgegenstande zur Pflege des Körpers neben dem Turnen gefragt worden. Als einzige Antwort auf diese Frage erfolgte die Vermehrung des Turnens um eine Stunde wöchentlich. So dankenswert dies auch ist, so erscheint es doch bei den geschlossenen und teilweise recht staubigen Turnhallen als nicht genügend fOr das körperliche Wohl der Schtder. Maa hätte das Schwimmen in Betracht ziehen sollen. Schon wiederholt sind zu Gunsten der EinfOhrung dieser Fertigkeit in den Unterricht Thesen aufgestellt worden. So 1874 von der Tumlehrerversammlung in Salzburg: „Der Schwimmunterricht bildet einen Wesentlichen Be- standteil der körperlichen Erziehung der Jugend und soll womöglich von Seiten der Schule geregelt und beaufsichtigt werden.*^ Im Jahre 1880 erklärte die sächsische Direktorenkonferenz in Magdeburg: ,,Die Schule hat die Verpflichtung, die Errichtung geeigneter Schwimm- anstalten und die Teilnahme der Schaler am Schwimmunterricht zu befördern und nötigenfalls die Aufsicht bei demselben zu flbemehmen. Bei besonders günstigen lokalen Verhältnissen kann sie auch den Schwimmunterricht dem gymnastischen Unterricht der Schule ein- fügen und für normal entwickelte, hinlänglich gekräftigte Schüler obligatorisch machen.*' In der That sind die Vorteile des Schwimmens bedeutend. Wie das Wannen- und lauwarme Brausebad, dient das kalte Bad zur Reinigung und Gesunderhaltung der Haut, verdient aber vor beiden den Vorzug deshalb, weil es zugleich den Körper stärkt, abhärtet und widerstandsfähiger macht. Dadurch ist es aulser- ordentlich geeignet, der zunehmenden Nervosität, namentlich unter den Frauen und Jungfrauen der grölseren Städte, entgegenzuarbeiten. Deshalb würde die Einführung des Schwimmens an den Mädchen- schulen von den segensreichsten Folgen begleitet sein. „Die rhjrtb- ndschen Bewegungen des ganzen Körpers beim Schwimmen erhöhen die Thätigkeit der Lunge und des Herzens, erweitem den Brustkorb, sie sind hervorragende und wertvolle gymnastische Bewegnagen nicht nur für die Muskulatur und die Atmung, sondern auch für den Knochen- bau, weshalb sie für die Orthopädie mit Nutzen verwendet werden. Nirgends ist die Bewegung des Körpers eine so freie, wie im Wasser. So hätten wir im Schwimmen einen Sport gefunden, der die Nach- teile des Turnens, welche durch staubige Luft in geschlossenen Räumen entstehen, vermeidet und mit seinen Vorzügen die Haot- pflege und Erfrischung in deijenigen Jahreszeit verbindet, wo man der grofsen Hitze wegen zum Turnen weniger aufgelegt ist. Wenn aber die Einführung des letzteren als eines Gegengewichts gegen

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die geistige Anstrengung der Schüler für nötig gehalten wurde, so sollte man sich um so weniger besinnen, das Schwimmen einzuführen, welches wertvoller ist als Turnen. Es mufs als eine traurige That- Sache bezeichnet werden, dafs in den meisten, selbst grölseren Städten Deutschlands im Winter überhaupt kein Schwimmbad vorhanden ist. Sogar in Berlin gelingt es nur einigen Badeanstalten, ihr Schwimmbecken den Winter hindurch offen zu halten. Ein kaltes Bad auch in dieser Jahreszeit ist eben nur dem ein Genufs und Bedürfnis, der sich von Jugend auf daran gewöhnt hat, der zu schwimmen versteht. Um also die Wohlthaten des kalten Bades unserem Volke zukommen zu lassen, müssen wir das Schwimmen in die Schule einfuhren. Übrigens ist die Forderung einer Schwimmanstalt für jede Schule keine gröfsere, als es seiner Zeit diejenige von Turnhallen war. Sind letztere von der vorigen Generation geleistet worden, so kann das jetzige und zu- künftige Geschlecht auch Schwimmanstalten bauen. Man wird dann um 80 weniger Krankenhäuser zu errichten haben. Solange die Schulen noch keine eigenen Bäder haben, könnten im Sommer die vorhandenen Schwimmanstalten benutzt werden, falls letztere nicht zu weit von der Schule entfernt liegen. Der Schwimmunterricht müfste dann auf den Vormittag gelegt werden, wo von 8 bis 11 Uhr unsere Badeanstalten fast gar nicht besucht sind. Die Schüler werden, wenn sie nach den wissenschafüichen Stunden von 7 9 um 9 Uhr Schwimmen haben, dem Unterricht von 10 12 Uhr mit um so gröiserer Frische folgen and so den durch das Bad entstandenen Zeitverlust wieder einholen. Auch das Turnen fällt ja vielfach mitten in den Yormittagsunterricht. Selbst nachmittags könnten die Schwimmbecken an einigen Tagen der Woche etwa von «5 5 Uhr für Schüler reserviert werden, ohne das Privatpublikum sehr zu benachteiligen, ein Vorschlag, den schon der Bonner Arzt Dr. F. A. Schmidt gemacht hat. Aber auch ohne ministerielle Verfügung und trotz der geringen Anzahl von Schwimmanstalten lädst sich das Schwimmen verbreiten, wenn die LfOhrer so vorgehen, wie es der hygienische Ausschuis des Berliner Liehrervereins thut. Für jede Schule übernimmt es hier ein Lehrer, bei dem Leiter einer beoachbarten Schwimmanstalt möglichst gün- stige Abonnementsbedingungen für die Schüler zu erlangen. Dies Abonnement kann der Besitzer des Bades ziemlich niedrig ansetzen, da sich die Anzahl der badenden Schüler durch die Vermittelung des Lehrers bedeutend steigern wird. Jedenfalls hat sich die Sache viel- fach bewährt.

Zur Frage der Überbflrdiing unserer Sehnljngend. Unter dieser Überschrift veröffentlicht Dr. Febdtnanb Eemsies zu Berlin in der „Deutsch, med. Wo(^i$chr.^ eine vorläufige Mitteilung. Der- selbe weist zunächst auf die Untersuchungen von Sikobsky und

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Laseb^ über die geistige Ermttdang der Schulkinder hin. Beide Autoren haben bekanntlich die Methode benutzt, ans der Fehlerzahl zweier zu Beginn nnd am Schlnfs des Schulunterrichts angefertigter Diktate, bezw. Rechenarbeiten die Exaktheitsdifferenz und damit die Herabsetzung der geistigen Leistungsfähigkeit zu bestinmien. SlKOBSsrr hatte dieselbe nach Diktatproben, welche einer sechsklassigen Elementarschule entnommen waren, auf 22 bis 43 Vo angegeben, Lasbb in derselben Schulkategorie bei Bechenexempeln dagegen nur wenige Prozente gefunden, so dafs letzterer die geistige Ermfldung fbr geringfügig und alle Vorschläge zur Änderung des ünterrichtsplanes für Oberflülsig hält. Die Befionde stellen Durchschnittszahlen aus Klassenleistungen dar. Nun spielt zwar im Schulleben die mittlere Leistung eine groise Bolle, wo es sich aber um einen Vorgang handelt, der die leibliche und geistige Gesundheit so einschneidend berflhrt, durfte es wichtig sein, zu wissen, einen wie hohen Ermüdungsgrad dieser oder jener Schüler unter Umständen erreichen kann. Obgleich Laser nach dem Vorgange Burg Ebsteins' auch die •Quantität der geleisteten Arbeit als Kriterium benutzte, so schien es dem Verfasser doch angebracht, bei seinen Versuchen die Quantität zu beschränken und nur die Qualität als Mafsstab zu verwenden. Dabei -sprach die Beobachtung mit, dafs eine beträchtliche Häufung der Exempel zu grolser Arbeitsgeschwindigkeit und zum Wettrechnen lührt, bei welchem die Qualität dem Schüler nicht so wichtig erscheint, wie die Quantität. Zugleich kommt dadurch eine so inten- sive Arbeit heraus, wie sie der gewöhnliche Unterricht nie fordert Die Ergebnisse der Versuche von Dr. Kbmsibs, welche an mehreren -Bchultagen in einer Volksschule Berlins angestellt wurden, entsprechen etwa den Befunden Lasers. Die Fehler steigen im Maximum um 13% beim Klassendurchschnitt. Wenn man jedoch die einzelnen ^beiten durchgeht, so zeigt sich die gewils überraschende Thatsachet dafis es auch einige Schüler gibt, die mit zunehmender Zeit besser arbeiten, bis um 33%; femer solche, die sich ziemlich gleich bleiben. Bei der Mehrzahl schwanken die Leistungen, und nur bei wenigen nehmen sie mit vorrückender Zeit gleichmäfsig bis um 50% jib. Von Dr. Kemsies wurde auch der Mossosehe Ergograph vier Monate hindurch fast täglich benutzt, um an einer Anzahl Schüler verschiedener Klassen einer Gemeindeschule und der V. Realschule Berlins Messungen zu allen Tageszeiten vorzunehmen. Die gewonnenen Zahlen sind gleichsam Stichproben, welche Auskunft über die Wir*

* Vergl. dieM Zeitschrift, 1894, No. 1, S. 2—22. ' Vergl. diese Zeitschrift, 1891, No. 9. 8. 548— 562 und No. 10, 3. 807-627.

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kung des vorangegangenen Unterrichts geben. Aach Messungen an arbeitsfreien Tagen kamen zur Ausfahrung, um den Unterschied zwi- schen den Resultaten an diesen und an Schultagen festzustellen. Als Yersuchspersonen wurden solche Knaben gewählt, welche in ihrer Befähigung etwa dem Durchschnitt der Klasse entsprachen und zu- gleich als aufmerksam und fleifsig bekannt waren, so dafs die Über- zeugung berechtigt war, die ganze Wirkung des Unterrichts werde an ihnen zum Ausdruck kommen. Aus den Untersuchungen ging zunächst hervor, dafs infolge konzentrierter Aufmerksamkeit, ver- bunden mit geistiger oder körperlicher Anstrengung, schon nach kurzer Zeit eine Abnahme der Leistungsfähigkeit der Muskeln entsteht. Jeder Unterrichtsgegenstand kann sie berbeifflhren je nach dem Betrieb desselben, je nach der individuellen Veranlagung des SchtQers and seiner augenblicklichen Widerstandsfähigkeit. Sie verschwindet aber nach kürzerer Zeit, ein bis zwei Stunden nach ihrem Auftreten, wenn in der Art der Beschäftigung abgewechselt, namentlich wenn von einer schwierigen Disciplin zu einer leichteren flbergegangen wird. Ein muskuläres Minus ist mit grofser Regel- nuäfsigkeit nach den mathematischen Disciplinen und nach der Turn- stunde nachweisbar, wie umgekehrt nach Geschichte, Geographie, Naturbeschreibung meist eine muskuläre Erholung stattfindet. Die Sprachen stehen in Bezug auf Ermtldungswert in der Mitte. Singen und Zeichnen strengt solche Schüler, welche gute Leistungen erzielen, mitunter bedeutend an. Es ist daher unter Berücksichtigung der Ermüdungswerte der einzelnen Disciplinen der Lektionsplan so ein- zurichten, dafs die Aufeinanderfolge zweier anstrengender Unterrichts- stunden, z. B. Mathematik und Turnen, vermieden wird und ein gewisser Ausgleich stattfindet. Ein solcher läist sich auch in den einzelnen Unterrichtsstunden erzielen, wenn für Wechsel in der Beschäftigung gesorgt wird. Von diesen schnell vorübergehenden Depressionen sind diejenigen Ermüdnngszustände zu trennen, welche eine längere Daner besitzen und erst im Laufe der schnlfireien Zeit sich ausgleichen oder Tage lang, ja eine Woche hindurch sich erhalten; in letzterem Falle sind sie als Übermüdung zu bezeichnen. Sie treten auf, sobald der Organismus seine Widerstandsfähigkeit einbüfst, sei es aus Mangel an Schlaf, Nahrung, hinreichender Bewe-gung im Freien, sei es infolge von Überarbeitung oder krankhaften Störungen. Aus den Rechenversuchen ging hervor, dafs es Individuen gibt, die emen Abfall in ihren Leistungen mit vorrückender Zeit erleiden. Aus den Ergographen- measongen ergab sich, dafs starke muskuläre Ermüdung während und nach der Schulthätigkeit eintritt, die, wenn die Erholung nicht aus- reicht, bei einzelnen Schülern sogar Tage lang anhält und mehr oder

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minder mit allgemeiner Abspannung verbanden ist. Es erscheint deshalb in der That die Behauptung gerechtfertigt, dafs die Schule auf einzelne Zöglinge einen ungünstigen Einflufs ausübt, den Wir einer Übermüdung zuschreiben müssen. Müde sollen freilich unsere Schüler werden; erst durch die Fortführung der Arbeit bis zum Zeitpunkt der Ermüdung wird die Gewöhnung erzeugt, welche jenen Moment stetig bis zu einer gewissen Grenze hinausrückt. Dodi übermüdet dürfen sie nicht werden» weil öftere Überanstrengung zu dauernder Herabsetzung der Leistungsfähigkeit und anhaltender Verstimmung führen kann. Den aus irgend welchen Gründen leicht ermüdenden Kindern müssen daher geeignete Arbeits- bedingungen und yerschiedene Arten der Erholung yerschafft werden. Als solche empfehlen sich nach den Messungen, welche der Verfasser mit dem Ergographen an sich selber angestellt hat, besonders kr&ftige Ernährung, hinreichender Schlaf, Bäder und Spaziergänge.

Das Verhalten von 1564 teils geimpften, teils nnge- impften Schnlkindern bei einer Blatternepidemie im mssisehen Bezirke Moloji^a. Wie die ^»1^- d'Hyg." berichtet, studierte SOTINE den Einflufs der Impfung beim Ausbruch der Pocken in 30 Dörfern des Distrikts Mologa in Rulsland. Er untersuchte 665 Familien mit 1564 Kindern im Alter Yon 14 Jahren und darunter. Von diesen Kindern waren 1055 geimpft, 434 ungeimpft, und bei 75 war es zweifelhaft, obdielmpfung stattgefunden oder Erfolg gehabt hatte. Während der Dauer der Epidemie erkrankten nun yon den 1055 Geimpften 16 oder 1,3% an den Pocken, von den 75 Kindern, deren Impfung zweifelhaft war, 35 oder 46,6 %, von den 434 Un- geimpften 244 oder 58,6%. Die Gefahr, von den Blattern be- fallen zu werden, war also bei den Ungeimpften fünfundvierzigmai so grois, wie bei den Geimpften.

Psychische Anstecknnjc von Schnlkindern dnrch stotternde Mitschftler oder Familienglieder. Dr. E. Winckubr schreibt in der „Wien. med. Wochschr.**: Von mehreren Autoren ist in den letzten Jahren statistisch festgestellt worden, dafs bei einem Teile der stotternden Schüler der Sprachfehler erst während der Schulzeit zu Tage tritt. Auch nach meinen Erhebungen an 210 Stotterern der Bremer Volksschulen haben ungefähr 16 Prozent den Fehler erst im Schulalter erworben. Als Grund dieser Thatsache wird fast allgemein angenommen, dafs die Kinder das Gebrechen durch Nachahmung Yon stotternden Mitschülern sich zuziehen. Es liegt nun die Frage nahe, wie es mit der Ansteckungsgefahr im hänaliche& Kreise bestellt ist. Fallen hier doch manche schädigende Momente des Schulbesuches fort, wie B. die Furcht, vor dem Lehrer oder der ganzen Kksse zu sprechen, welche bisweilen allein sdion Stotlem

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erzeugt oder aber das Gebrechen verstärkt. Nach meinen Unter- snchnngen entfielen anf 70 stotternde Kinder 136 jüngere Geschwister, mit welchen die Stotternden täglich in Verkehr standen, ohne die Sprachneurose anf dieselben übertragen zn haben. Andrerseits aber kam die Erblichkeit oder die Nachahmung sprachkranker Eltern llmal in Frage, indem 6 Knaben und 3 Mädchen einen stotternden Vater und 2 Knaben eine stotternde Mutter hatten. Femer stotterten in 17 Familien je 2 Kinder und in einer sogar 3.

Todesfälle anter den ZBglingen der Bngbyselmle inner- lialb der letzten 25 Jahre« Dr. Clement Dxikes, Arzt der Rugbyschule, teUt über die Todesfälle^ welche während der Zeit vom 1. Januar 1871 bis zum 31. Dezember 1895 in der genannten Anstalt auftraten, die nachstehende Tabelle in ^The Lancei"' mit:

Krankheiteo, welche den Tod verursachten

Während der Schulzeit

Während der Ferien

Lungenentzündttiig

Bnutfellentzündang

Scharlach

Dlohtherie

1 1

Typhus

Kopfgenickstarre

Kopf- und Gesichterose

Während des Wottlaufs

Bauchfellentzündung

1

(Gesamtzahl der illle

8

3.

Von den Schttlem starben 0,32% innerhalb der über zwei Drittel des Jahres sich erstreckenden Schulzeit und 042% inner- halb der Ferienzeit, welche ein Drittel des Jahres beträgt.

Über Handarbeiten kleiner Mädchen vom bygieniseben

Standpunkte gibt das „Bot Erem*' die folgenden Winke : Stricken und Häkeln sind Beschäftigungen, die unbedenklich Kindern vom 7. Jahre an gelehrt werden dürfen. Für jüngere sind Handarbeiten unzulässig, denn öfter wird dadurch Verkrümmung der Wirbelsäule und Verunstaltung des Brustkorbes angebahnt. In gesundheitlicher Beziehung stehen sogar Stricken und Häkeln höher als Schreiben und Lesen, denn sie sind nicht wie diese mit der Gefahr der Ent- stehung Yon Enrzsichtigkeit oder Schiefhaltung verbunden. Man mufs nur darauf achten, dafs das Kind das Strick- oder Häkelknäuel nicht während der Arbeit unter den Arm nimmt, um es durch An- pressen an den Brustkorb vor Fallen zu bewahren. Die beiden

8efaBlfMiuidh«ittpilefe IX. 32

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Arme dürfen nicht ans der symmetrischen Lage gebracht werden, Kopf nnd Hals sich nicht seitlich neigen, die Schaltern mttssen gleichmässig gehalten werden. Dieses ist aber nur möglich, wenn sich das Kn&uel nicht an der Seite in einem Körbchen oder in der E^leidertasche befindet. Man gebe den Mädchen daher eine Schtirze mit einer Tasche in der Mitte. Die Schale verlegt die Anfertigung eines Strickstrampfes in das zweite Schu^ahr, viele Mütter verlangen aber leider schon von ihren fünfjährigen Töchtern derartige Arbeit. Man bedenke doch, was die Händchen zn leisten haben, ehe sie anch nnr die Maschen richtig machen oder sich gar Fertigkeit im Stricken aneignen. Gehören doch femer mindestens 20000 Maschen za einem Strumpfe. Thränen und Schweisstropfen perlen oft auf die Arbeit, bis endlich nur eine Tour vollendet ist. Nähen und Sticken, insbesondere Enopflochnähen und Namensticken, sind für Auge und Körperhaltung der Kleinen von grofsem Nachteil. Am meisten gilt das von Weifs- nähen und Weifssticken, weil dabei Faden und Untergrund gleich- farbig sind. Sollen dennoch diese Arbeiten von Kindern ausgeführt werden, so sorge man, dass das Material zart und die voi^ezeichneten Muster grois sind; zu dunkle oder grelle Stoffe wende man nicht an. Das Fehlen eines Farbenkontrastes zwischen Faden und Arbeits- grund macht ganz besondere Annäherung des Sehobjektes und damit Anstrengung der Augen notwendig. Bei jeder Handai;beit, welcher Art sie auch sei, ist dem Auge zeitweilig Ruhe zu gönnen, am besten dadurch, daß es in die Feme schweift, womöglich ins Grüne. Auch mufs dem Körper nach längerem Sitzen Erholung durch Strecken und Recken, Laufen und Springen zukommen. Leider wird dieses vielfach bei häuslichen Arbeiten, die als Geschenk dienen sollen nnd meistens schleunigst fertig gestellt werden, verabsäumt.

Die Lebensdauer elektrischer Olflhlampen fftr Sdmleii.

Da sich in neueren Schulen öfter elektrische Glühlampen finden, so teilen wir mit, was der Bezirksingenieur der Great Southern and Western Railway zu Cork W. M. Smith im „Engmeering'*^ über die Lebensdauer einiger mit Wechselstrom betriebener Glühlampen von 16 Normalkerzen bei 50 Volt berichtet. Es betrug:

Zahl

die mittlere Dauer

die maximale Dauer

der

der Gebrauchsfähig-

der Gebrauchsfahig-

Lampen

keit in Stunden

keit in Standen

bei 88 Lampen

347]

11005

» 17 ,

2140

5468

ff ^ rt

5337

17880

y, 5 .

1879

23484

» 6

6747

15517.

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Yon den noch in Betrieb befindlichen Lampen haben bereits gebrannt :

4 Lampen über 30000 Stunden 1 17600

1 16000

2 10000

n

n

w

»

n

n

»

»

»

4 , 4000

.. 1 3400

über die Verminderung der Leuchtkraft nach längerem Brennen äulsert sich der Bericht nicht.

Sa9t09ef4ii4!ilid)es*

üntersnchnngen der Luft in den städtischen Schalen za GSrlitz. Dr. B. Alexander-Katz hat, unterstützt von Dr. Willy Mbteb, die Klassenluft sämtlicher Görlitzer Stadtschulen im Sommer 1895 und im Winter 1896 auf ihren Kohlensäure- gehalt nach Pettenkofeb untersucht und berichtet über die ge- wonnenen Resultate in dem j^CenircUbLf.NaJtrgs.-u.Genufsmittelchem., sowie /*. Eyg.^* Das Ergebnis der Winternntersuchungen war im grofsen und ganzen etwas günstiger als dasjenige der Sommer- untersuchungen. Die Luft hatte im Winter vor Beginn des Unter- richtes infolge von genügendem Lüften am Nachmittag des vorher- gehenden Tages und während der Nacht in sieben Fällen eine ziem- lich gute Beschaffenheit, während sie in sechzehn Fällen mangelhaft, in zwei Fällen schlecht war. Im Sommer erwies sich dieselbe am frühen Morgen vor 7 Uhr in sechs Fällen schlecht, während in den übrigen acht Fällen keine auch nur annähernd so gute Luft wie im Winter beobachtet wurde. Dieses ungünstige Resultat rührt allein davon her, da& die lüassen, die doch nach Beendigung des Nach- mittagsunterrichts abends und nachts unbenutzt sind, nicht genügend gelüftet werden. Den Schuldienern ist diese Arbeit zu viel, und ausserdem fehlt es ihnen an Verständnis für die betreffende Auf- gabe. Um nun denselben die Sorge für die Zufuhr frischer Luft nicht allein zu überlassen, ist es nötig, dafs sie von den Lehrern kontrolliert werden. £s würde sich empfehlen, für diesen Zweck einen besonderen Dienst einzurichten, welcher den einzelnen Lehrer vielleicht alle vierzehn Tage träfe und daher kaum belasten könnte. Liegt es doch in dem eigenen Interesse der Lehrpersonen, sich

32»

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während des mehrstündigen Unterrichts in guter Laft za befinden. Schlechte, mit Yerdunstnngsprodnkten und Respirationsgasen ange- füllte Zimmerlnft, für die, nebenbei bemerkt, die Eohlens&nremenge nnr der Indikator ist, wirkt erschlaffend anf die Nerven und damit auf die Anffassungskraft der Schüler und schwächt sehr die Erfolge des Unterrichts, abgesehen davon, dals in höherem Grade verdorbene Elassenlnft gesundheitliche Schädigungen vom Kopfschmerz an bis zur Ohnmacht verursacht. Da die Schule verpflichtet ist, nicht nur für die geistige Ausbildung der ihr anvertrauten Jugend zu sorgen, sondern dieselbe, soweit es in ihrer Macht liegt, auch vor physischen Gebrechen und gesundheitlichen Störungen zu bewahren, so wird mau die Erfüllung des oben genannten Dienstes als eine Ehrenpflicht der Lehrer gegenüber ihren Schülern betrachten dürfen. Vielleicht lässt sich auch eine genügend wirksame Beaufsichtigung der Schnl- diener dadurch herbeiführen, daüs wiederholt in verschiedenen Klassen von einem der Lehrer die Schulluft auf ihren Kohlensäuregehalt ge- prüft wird. Es gibt einfache Apparate, wie z. B. den von Lungs, welche auch in der Hand des unterwiesenen Laien flir die Kontrolle brauchbare Resultate liefern. Die in Görlitz gemachten Erfahrongen beweisen, dafs es zur Beschaffung guter Luft nicht einer besonders günstigen baulichen Lage oder modemer komplizierter Yentilations- Vorrichtungen bedarf. Die Anstalten mit befriedigender Frflhluft sind nämlich nicht alle gleich günstig gelegen; zum Teil liegen sie frei, an sehr grossen Plätzen und Höfen, zum Teil dagegen befinden sie sich in Gassen eingeengt und von hohen Hänsern umgeben, die ihnen Licht und Luft versperren. In dem gleichen Klassenranme wurden vor Beginn des Unterrichts bei einer neuerrichteten, ideal gelegenen Schule im Sommer 4,0, im Winter 1,0 7oo Kohleosänre gefunden; bei einer alten Schule, die an einem freien Platze liegt« im Sommer 4,0, im Winter 1,8 Voo; bei einem sehr alten Schul- gebäude, das stark eingeengt ist, im Sommer 2,9, im Winter 1,2 Voo und bei einer Mädchenmittelschule, die von einem ganz schmalen Gässchen in der Hauptfront begrenzt veird, im Sommer 3,6, im Winter 1,1 Voo. Auch in verschiedenen Klassenräumen derselben Anstalt zeigten sich ganz auffallende Unterschiede des KohlensäuiBgehaltes; so fanden sich vor Schulanfang in der Mädchenmittelschule im ersten Stock 1,1, im zweiten Stock 3,47, im dritten Stock 2,69Voo Kohlen- säure; bei der dritten Gemeindeschule in Klasse IVa 1,88, in Klasse VIb 3,41^/oo, bei der neunten Gemeindeschule in Klasse IV 1,08, in Klasse Yb 2,41 %o. Man erkennt daraus, dafs es wohl gelingt, bei gutem Willen, Terständnis, Sorgfalt und schärfster Beauf- sichtigung der mit der Lüftung beauftragten Personen eine gute Frflh- luft in den Klassen zu erzeugen. Was bei einzelnen Schulen mdgjich

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ist, ist es auch, bei allen und mufs erzwungen werden können. Viel gröfsere Schwierigkeit macht es, die Luft während des Unterrichtes gnt ZQ erhalten, da hänfig schlechte Witterung, Zugluft, Strassenlärm, üble Gerüche die Benutzung der Yentilationseinrichtungen, besonders das öffiien der Schachtklappen, Thüren oder Fenster, erschweren. Die ErftÜlung dieser Forderung der Erhaltung guter Luft im Elassen- raum während des Unterrichts liegt Yomehmlich in der Hand der Lehrer. Allerdings ist es für sie schwierig, eine Luft rein zu ge- stalten, die bereits vor Schulanfang schlecht war; es ist ein grofser Unterschied, ob die Frühluft l,0^/oo, oder ob sie 2,57oo Kohlen* säure enthält und während des Unterrichts dann bis auf 2,0, bezw. 3,5%o ansteigt. Die Erzeugung reiner Luft vor Schulanfang bleibt deshalb eine Grundbedingung fUr gute Luft während des Unterrichts. Ganz bedauerliche Resultate weisen einzelne Untersuchungen auf, bei denen der Kohlensäuregehalt während des Unterrichts bis auf 6Voo und darüber anstieg. Von wesentlichem Einüuis auf die Yerbessemng der Schulluft ist neben der Ventilation die Anlage der Garderoben ausserhalb der Klassen, eine geordnete, sachverständige Reinigung der Zimmer und Flure, ein gtlnstiges Verhältnis der Schülerzahl zum Schulzimmerraum und endlich eine gute Heizung. Nur ganz ver- einzelt findet man noch in älteren Schulen, dass die feuchten, durch* scLwitzten, staubigen Jacken und Mäntel, die oft genug noch dazu mit Infektionsstoffen beladen sind, innerhalb der Klassenräume auf- gehängt werden. Es ist aber dringend zu wünschen, dais dieser Übelstand, der wesentlich auf die Beschaffenheit der Klassenluft ein* wirkt, beseitigt wird. Als eine grofse, auch die Luft verbessernde Wohlthat auf schulhygieQischem Gebiete mufs man die Einrichtung von Brausebädern begrüisen, die von den Gemeindeschülern, abteilungs- weise unter geeigneter Aufsicht im Winter wie im Sommer benutzt werden. Was den Luftraum des Schulzimmers anbetrifft, so verlangt man bekanntlich für jüngere Schüler mindestens 4 kbm, für ältere 5 kbm pro Kopf. Von 25 Klassenräumen in Görlitz genügten 13, die unter 3,7 kbm pro Kopf boten, dieser Forderung nicht. Meh- rere Klassen waren so dicht belegt, dafs pro Schüler noch nicht 2,5 kbm Luftraum vorhanden war. In solchen Fällen ist es freilich f&r den Lehrer sehr schwer, gute Luft zu erhalten. Jedenfalls soll man bei Verteilung der Klassenräume berücksichtigen, dafs ältere Schüler mehr Luft brauchen als jüngere. In der vierten Gemeinde- schule, Klasse III mit lt)9 kbm Rauminhalt safsen aber 64 Schüler von 10 12 Jahren, dagegen in Klasse VIb mit 176 kbm nur 54 Schüler im Alter von 6 Jahren. Femer war Klasse Vb der Mädchen- mittelschule mit 169 kbm von 40 Schülerinnen im Alter von 9 10 Jahren, Klasse IVa mit 126 kbm Raum aber von 40 alteren Mäd-

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chen besucht Zum Schlüsse stellt Yertasser auf Grood der von ihm ansgefährten 78 Lufbinterstichiiiigen folgende Sätze auf: 1. Vor Be- ginn des Unterrichts mnfs in den Klassen and Korridoren durch geeignetes Lüften eine der Anssenatmosphäre möglichst gleichartige Lnft erzengt werden; die Klassenlnft darf vor dem Schnlanfang nnr bis zu IVoo Kohlensäure enthalten. Zur Erreichung dieser Forderung ist eine scharfe Kontrolle der Schuldiener durch einen Inspektions- dienst der Lehrer und wiederholte LuftprUfangen seitens der letzteren nötig. 2. Die Luft der Klassenränme ist möglichst rein zu erhalten: a. durch fleifsige Benutzung der vorhandenen Yentflationsanlagen; b. durch Kontrollierung der Heizvorrichtungen in betreff der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, sowie der Staubansammlung in den Heiz- kammem und Kanälen und durch Anstellung von geeignetem Heiz- personal; c. durch Anbringung der Garderobe ausserhalb des Schul- zimmers; d. durch Einfflhrung und regelmässige Benutzung von Yolksschulbrausebädem unter Aufsicht von Lehrern; e. durch einen der Zahl und dem Alter der Schüler entsprechenden Luftraum; f. durch tägliches Ausfegen der Zimmer und Flure mit angefeuchteten Sägespänen, wöchentlich einmaliges gründliches Aufwischen der Dielen und der Wände, soweit letztere mit Ölfarbe angestrichen sind, und jährlich wenigstens einmaliges Tränken der Fussböden mit siedendem Leinöl.

Die Steilschrift in Amerika. Aus Santiago de Chile wird uns geschrieben: Die Kommission für den Yolksschulunterricht hat in ihrer Sitzung vom 10. Februar d. Js. beschlossen, die senkrechte Schrift womöglich in alle hiesigen Schulen einzuführen, und den Seminarprofessor Juan Heidrich mit den Abfassung eines metho- dischen Buches beauftragt, welches den Lehrern als Leitfaden bei der Erteilung des betreffenden Unterrichts dienen soll. Allem An- scheine nach will man mit diesem Schritte die Anwendung der Steilschrift blofs vorbereiten, also jeglichen Zwang bei Einftlhrnng derselben vermeiden und es der guten Sache selbst überlassen, sich Bahn in den Schulen zu brechen. In Texas wirkt Dr. J. Alotsius MÜLLEN zu Houston fÜr die Yerbreitung der Steilschrift, indem er folgenden Fragebogen versendet: 1. In welchem Jahre wurde Yertikal- schrift zuerst in dortige Schulen eingeführt? 2. In wie viele Schulen wurde Yertikalschrift eingeftlhrt? 3. Wie viele Schulen haben Yertikalschrift bleibend angenommen ? 4. Wie viele Schüler schreiben Yertikalschrift? 5. Welcher Prozentsatz von Myopie war unter den Schülern vor Einführung der Yertikalschrift? 6. Welches ist der gegenwärtige Prozentsatz von Myopie unter den Schülern, welche Yertikalschrift schreiben? 7. Welcher Prozentsatz von Skoliose war unter den Schülern vor Einführung der Yertikalschrift? 8. Welches

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ist der gegenwärtige Prozentsatz von Skoliose unter den SchtQem, welche Yertikalschrift schreiben?

Ausbruch von Diphtherie in einem eDglischen Waisen- hause, begünstigt durch schadhafte Draius des Spielplatzes.

Das Waisenhaus St. Margareta in der Stadt East Grinstead wurde von Diphtherie heimgesucht; zwei von den elf Fällen verliefen tödlich. Nach „The Brit. Med, Joum,*^ gab man sich alle mögliche Mtthe, um die begünstigenden Ursachen des Ausbruchs zu erforschen, doch befanden sich die Gebäude und ihre Einrichtungen in gutem Zustand. Schliefslich stellte der Medizinalbeamte fest, dafs die zwischen den Hausdrains und dem Hauptabfuhrkanal bestehende Verbindung, welche den Spielplatz durchschnitt, sehr viel zu wünschen übrig liefe. Die betreffenden Röhren lagen nur einige Zoll tief in der Erde und waren nicht durch Cement verbunden, sondern blieben 1 bis 2 Zoll voneinander entfernt. Der umgebende Boden, auf welchem die Kinder spielten, erwies sich von Kanalinhalt völlig durchtränkt. So kam es auch, dafs an den Zöglingen einige Zeit vor dem Ausbruch der Diphtherie ein 1)la$ses und kriUikliches Aussehen auffiel. Die er- wähnten Übelstände der Kanalisation wurden sofort beseitigt.

Zahnpflege der belgischen Schulkinder. Nach einer Mit- teOung des „Brit, Med. Journ.^ werden in Belgien die Zöglinge der Staatsschulen, Waisenhäuser und ähnlicher Anstalten einer regel- mädsigen Inspektion ihrer Mundhöhle durch Zahnärzte unterworfen. Diese zahnärztlichen Inspektoren gehören einem Kollegium von 15 Medizinern an, das speciell dazu eingesetzt ist, die Gesundheit der Kinder und die hygienischen Verhältnisse ihrer Umgebung zu überwachen.

Gegen .die fiberm&fsige Benutzung der Schfiler zu ge- werblichen Zwecken hat die Polizeiverwaltung in Spandau vor kurzem eine Verordnung erlassen, welche verbietet, dals schulpflichtige Kinder vor 7 ühr morgens und nach 7 Uhr abends zum Austragen von Back- waren, Milch, Zeitungen oder anderen Gegenständen, zum Kegel- aufsetzen oder zu sonstigen Verrichtungen in Schankwirtschaften, zum Aufwarten oder zum Handel mit Blumen oder derartigen Dingen verwandt werden. Übertretungen werden nicht nur bei den Eltern oder deren gesetzlichen Vertretern, sondern auch bei den Personen, welche schulpflichtige Kinder in der verbotenen Art beschäftigen, mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft.

Eine Anticigaretfenliga hat sich, wie wir dem ^Med, Bec,'^ entnehmen, in New Tork gebildet. Dieselbe sieht die Gefahr der Gigarette nicht sowohl in einem gewissen Opiumzusatz, da dieser bei den meist gerauchten billigeren Sorten nicht vorkommt. Auch die Einwirkung der verbrennenden Papierhüüe auf die Schleimhaut der Luft-

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wege hält sie niclit für nachteilig, da zahlreiche Sänger von Berof ohne Schaden Cigaretten rauchen. Das Bedenkliche der letzteren liegt viel- mehr darin, dafs sie schnell geraucht werden und daher leicht zu flher- mäfsigem Tahaksgenuis Veranlassung geben. Am bedauerlichsten aber ist das Cigarettenrauchen der Knaben. Früher sah man selten einen jugendlichen Raucher unter 16 oder 18 Jahren, jetzt glaubt schon der jüngste Schulbube eine Cigarette nötig zu haben* Dafe Tabak auf wachsende Kinder einen schädlichen Einflub ausübt, darüber besteht kein Zweifel. Die Frage ist nur, wie man den erwähnten Mifsstand beseitigen soll. Einige Staaten untersagen über- haupt die Herstellung und den Verkauf von Cigaretten, andere verbieten das Rauchen derselben ausschliefslich den Kindern. Bessere Resultate als durch Gesetze erhält man jedoch, wenn man auf die Knaben selbst durch Überredung und Beispiel einzuwirken sucht, und in dieser Beziehung verdient Beachtung, dafs sich in einer Anzahl von Städten Schülervereine gegen das Tabakrauchen gebildet haben. Die betreffenden Vereine, welche sowohl in öffentlichen als privaten Schulen bestehen, haben nach dem Zeugnis der Eltern und Lehrer viel Gutes gestiftet. Das Cigarettenrauchen der Schüler hat seitdem entschieden abgenommen, und man darf hoffen diese Unsitte mehr und mehr auszurotten. Besonders gerühmt wird noch, dals seit Gründung jener Vereine die Knaben mehr Interesse ffXr ihre Schularbeiten zeigen und sich einer besseren Gesundheit erfreuen; in einzelnen Fällen haben sich auch wissenschaftliche und turnerische Abteilungen in den Vereinen gebildet. Ebenso ist der Gemeinsinn und die Selbstzucht der Schüler gewachsen. Die in die Liga Ein- getretenen tragen Abzeichen, welche derselben gehören, beim Abgang von der Schule aber den bewährten Mitgliedern zum Geschenk gemacht werden. Erweisen diese sich später abtrünnig, so verlieren sie das Zeichen, können es aber, wenn sie ihren Verpflichtungen nachkommen, wieder erhalten. Das Band' wird von den Knaben sehr hoch gehalten und trägt nicht wenig dazu bei, sie ihrem Versprechen treu zu erhalten. Die Liga ist in fast sämtlichen Grammar Schools New Torks und der benachbarten Städte vertreten; auch hat sie sich mit guter Aussicht auf Erfolg bereits nach England weiter verbreitet.

Nene .ikademische Rndervereine sind nach der „ÄOg. Sportetg." in Berlin gegründet worden. Schon seit Semestern hatte sich innerhalb der beiden grofsen nichtfarbentragenden Berliner aka- demischen Turnvereine, des Allgemeinen Turnvereins „Berlin" und des Allgemeinen Turnvereins „Arminia", das Bedürfnis geltend ge- macht, geregelte Ruderübungen als Ergänzung des Turnens zu pflegen, ohne dafs trotz mannigfacher Versuche ein wirklicher Ruderbetrieb zu Stande gekommen wäre. Allgemein ist man in den Turnvereinen ssu

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der Überzeugung gelaugt, dafs die Mitglieder der Aufforderung, das Rudern in nationalem Sinne zu pflegen, um so mehr Folge leisten müssen, als sie stets die Vorkämpfer der Leibesübungen unter den Gebildeten gewesen sind. Ermutigt durch die bestimmte Zusicherung, dafs jeder Verein 600 Mark für Buderzwecke erhalten werde, ist man nun mit Beginn des letzten Semesters eifrig ans Werk gegangen. Beide Vereine haben sich dem Berliner Ruderklub „Sport-Borussia** angeschlossen, und zwar in ähnlicher Weise, wie schon Mher die Ruderabteilung des Friedrichsrealgymnasiums. Zunächst etwa 10 bis 15 *Mann stark, bilden dieselben besondere Riegen innerhalb des Klubs. Als solche fahren sie die Flagge der „Sport-Borussia" mit schwarz-rot-goldenem Felde links oben in der Ecke und dem Zirkel des einzelnen Vereins. Da beide Vereine zusammen fast 250 Aktive, davon ungefähr die Hälfte Berliner, zählen, so hofft man stets eine tüchtige Rudermannschaft aus den Reihen der besseren Turner auszu*' bilden. Der Anschlufs eines dritten akademischen Vereins an einen anderen Berliner Ruderklub steht ebenfalls in nächster Zeit zu et;- warten.

Der Scbulgarten auf der Oartenbaaansstellnng in Dresden.

Vom 2. bis 16. Mai d. Js. fand in Dresden eine Gartenbauausstellung statt, auf welcher der dortige Lehrerverein für Naturkunde einen Schulgarten angelegt hatte. Derselbe wies nach dem „SchtU^ und Hausgart ^ folgende Gruppen auf: 1. Feld und Feldraine. Hier sollte das Verständnis fär die Hauptarbeiten des Landmanns vermittelt und die Entwickelung der wichtigsten Kulturpflanzen beobachtet werden. Die Randbeete wiesen besonders hervortretende Unkrautpflanzen auf. 2. und 3. Im Obst- und Gemüsegarten konnte das Kind sehen, wie durch Fleifs und Nachdenken dem Lande ein reicher Ertrag abzu- ringen ist. Zugleich erfuhr es, wie viel Mühe und Sorgfalt die Pflege eines Obstbaumes erfordert. 4. Der Hauptzweck des Blumengartens war, den Sinn für das Schöne durch Pflege der Blumen zu fördern. Die 5. Abteilung enthielt Gift-, Arznei- und technologisch wichtige Pflanzen, die 6. einen Bergabhang mit heimatlichen Fels- und Boden- arten, wobei die Verwitterung der Gesteine, die Steinarten und die Flora der heimatlichen Berge zur Anschauung kamen. Aufserdem waren vorhanden: 7. eine Waldanlage mit verschiedenen Baum- und Straucharten, sowie Nistkästen für Vögel, 8. eine Wiese, welche Gräser und Wiesenblumen aufwies, 9. ein Teich mit Wasser- und Sumpfpflanzen und 10. eine biologische Abteilung. Der Bezirks- lebrerverein Dresden schreibt zu der letzteren: „Wenn schon bei allen Pflanzen des Schulgartens auf die Beobachtung der Lebensäufse- rangen besonderer Nachdrack zu legen ist, so erscheint es doch an- gebracht, gewisse biologische Erscheinungen auf besonderen Beeten

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znsammenzastellen". Zur Veranschanlichung gelangten in der be- treffenden Omppe : Schutzmittel der Blumen gegen Durchnässung des Blütenstaubes, Förderungsmittel der Verdunstung bei Schattenpflanzen, Abwehrmittel gegen Weidetiere u. s. w. Der Schulgarten wurde mit der grofsen goldenenMedaille prämiiert. Mit demselben war eine Topfpflanzen- ausstellung der Schulkinder Dresdens verbunden. Die Topfpflanzen standen in einem Gewächshause , welches leider für die grofse Zahl viel zu klein war. Die meisten Exemplare zeigten, dafs sie mit der gröfsten Sorgfalt gepflegt worden waren. Bei vielen war auf einem Stück Papier zu lesen, wann der Schüler den Blumenstock erhalten hatte, wie grofs sein Pflegling anfangs gewesen war, wie viele Blätter er gehabt hatte, in welcher Zeit er das erste, das zweite Blatt getrieben, die erste Blüte erhalten hatte, ob er stark begossen worden war und ähnliches. Das Publikum bewies hierfür das gröfste Interesse.

Ferienkolonien und Milchkuren flir Zfircher SchUer. Die „Schwe, Bl. f. Qsdhtspflg." schreiben: Im verflossenen Sommer wurden von Zürich aus 445 Kinder während drei Ferieniirochen auf neun Höhenstationen untergebracht, und 2111 Kinder empfingen ebenso lange täglich zweimal Milch und Brot. Daneben fanden im Zürcherischen Erholungsheim Schwäbrig aufserhalb der Ferien während eines großen Teils des Jahres 208 schwache und kränkliche Kinder Versorgung. Dieselben brachten dort jeweilen einen Monat oder noch länger unter Aufsicht einer Lehrerin zu, die ihnen den nötigen Unterricht erteilte, und kehrten fast ohne Ausnahme gesund oder doch sichtlich ge- stärkt nach Hause zurück. Die im letzten Sommer an 224 Ferien- kolonisten vor ihrer Abreise und nach ihrer Heimkehr vorgenommenen Blutuntersuchungen haben einen äufserst günstigen Einflufs des Oebirgs- aufenthaltes auf die Blutbeschaffenheit und damit auch auf die Ge- sundheit der Kinder ergeben, einen Einflufs, der um so gröfseren Wert besitzt, als er nicht blofs ein vorübergehender, sondern ein dauernder ist.

Das Seehospiz zu Triest ffir skrofülSse und rhaehitisebe

Kinder nahm nach dem jüngsten „Wiener Fhysikatshericht^ im Jahre 1891 1 1 Knaben und 11 Mädchen auf (Kurdaner 105 Tage, nur in zwei leichten Fällen je 35 Tage), im Jahre 1892 18 Knaben und 12 Mädchen mit einer Kurdauer von gleichfalls 105 Tagen und im Jahre 1893 22 Knaben und 12 Mädchen mit einer Kurdauer von 104 Tagen. Zur Auswahl gelangten in hohem Grade herabgekommene Kinder, die zumeist mit schweren skrofulösen Knochen- und Gelenk- erkrankungen, sowie bedeutenden DrüsenschweUungen behaftet waren, femer einzelne Fälle von Rhachitis und schweren Hautaffeküonen. Wie in den Voijahren wurden vor der Abreise und nach der Rück*

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kehr EOrperl&nge, Eörpefgewicht, sowie der Erankheitsbefimd genaa bestimmt und verzeichnet. In nahezu allen Fällen waren bedeu- tende Gewichtsznnahmen zu konstatieren, nnd zwar bis znr Höhe Ton 11^9 Ealogramm. Das Aussehen der Kinder nach der Rückkehr mufste als sehr befriedigend bezeichnet werden. Die verschiedenen Krankheitserscheinungen erwiesen sich in einzelnen Fällen geheilt, in den übrigen wesentlich gebessert, bezw. in Heilung begriffen. Eine Anzahl gröfserer operativer Eingriffe war mit dem günstigsten Er- folge vorgenommen worden. Mit Rücksicht auf den schweren Er- krankungszustand der meisten Kinder dürfen diese Resultate als sehr erfreuliche bezeichnet werden. In dem Seehospiz zu Triest wirken eben vier wichtige Faktoren zusammen, um die Kurerfolge besonders günstig zu gestalten, die relativ lange Kurzeit, die musterhaften Einrichtungen der Anstalt, die gute Verpflegung der Kinder und die sachgemäTse ärztliche und namentlich auch operative Behandlung.

Verbot mit Draht gehefteter Schnlbficher und Schreib-

liefte. In Siegen hatten sich, wie die „Neu. Bahn."' berichten, die Lehrer vor einiger Zeit an die Schulvorstände mit der Bitte gewandt, die mit Draht gehefteten Schulbücher und Schreibhefte zu verbieten. Dieses Gesuch war mit dem Hinweis auf die geringe Halt- barkeit derartiger Bücher und die Gefährlichkeit des Drahts begründet, durch den leicht Verletzungen entstehen können. Die Schulbehörde hat infolgedessen die fernere Anwendung mit Draht gehefteter Bücher und Hefte in den Siegener Schulen untersagt.

3lmtlt(^e )9erf«0ttn0ett*

HandhAbnng der Gesondlieitspflege in den Yolksschnlen seitens der Lehrpersonen nnd SchnlvorstXnde.

Bekanntmachung nebst Anweisungen der KSniglichen

Regierung zu Sigmaringen.

Sigmaringen, den 21. Dezember 1895.

Um eine ordnungsmälsige und zweckdienliche Handhabung der Gesundheitspflege seitens der Lehrpersonen und Schulvorstände in den Volksschulen, und zwar sowohl unter normalen Gesundheits- Verhältnissen, als auch bei dem Auftreten ansteckender Krankheiten herbeizuführen, haben wir die nachstehenden mit Anlage I und II

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bezeichneten Anweisungen erlassen und erwarten deren gewissenhafte Beachtung.

Anlage I.

Allgemeine Anweisung fQr die Lehrpersonen und die Schnlyorstände zur Pflege der Gesundheit in den Volksschulen.

A. Das Schulhaus. I. Belichtung.

1. Die Schulbänke sind, wenn möglich, derart au&nistellen, dafs das Licht von links oder von links und hinten einfällt. Tor den Augen der Kinder befindliche Fenster sind während des Unterrichtes, am besten durch Läden oder durch andere zweckmälsige Schutz- Vorrichtungen (z. B. Vorhänge von mattgrauer Leinwand, Jalousieen mit verstellbaren Holzleisten), geschlossen zu halten.

2. Vor blendendem Sonnenlicht sind die Augen der Schüler durch einfarbige hellgraue Vorhänge, Rouleaux oder dergl. zu be- wahren. Im übrigen darf der freie Einfall des Tageslichts in die Schulräume weder durch Bäume, Anhäufung von Blumen u. a. vor den Fenstern, noch durch unzweckmäfsige Anlage oder Handhabung der Fenstervorhänge etc. behindert werden.

3. Zur Verbesserung der Belichtung sind die Wände mit einem hellgrauen oder hellblaugrauen, doch nicht blendenden öl- oder Leim- farbenanstrich, die Decken mit einem weilsen Anstrich zu versehen.

Wand- und Deckenanstrich sind so oft als nötig zu erneuern.

n. Ltlftung und Heizung.

1. Es ist fortdauernd die Erhaltung einer möglichst reinen, staubft-eien Luft zu erstreben.

2. Überkleider, Kopf- und Halstücher, Mützen, Hüte, Über- schuhe, Schirme u. s.w. sind, wenn thunlich, aufserhalb der Schnlrämne an Kleiderhaken entweder auf den Fluren oder anderweitig ordmings- mäfsig unterzubringen.

Es ist zweckmäßig, jedem Kinde einen bestimmten Haken an- zuweisen.

3. Rauhigkeiten, schadhafte Stellen, breite Ritzen oder Fugen im Fufsboden dienen als Staubfänger, auf deren Beseitigung zu dringen ist.

Bei dem Neulegen von Fufsboden sind die ortsüblichen breiteD Fufsbodentafeln grundsätzlich zu vermeiden. AuCserdem empfidilt es sich, ein gegen Abtreten möglichst widerstandsfthiges Holz na. wählen, und verdient aus diesem Grunde Buchenholz und amerikanisches

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Fichtenholz (Pitch-pme) vor dem weicheren einheimischen Tannenholz den YoTzng.

4. Yorrichtangen fllr künstliche Lüftung (Bohre, Kanäle, Lnft- scheiben etc.) sollen während des Unterrichtes in zweckdienlichem Betriebe sein, insbesondere sind an Lüftungsrohren von den Bohr- Bchiebern während der Heizperioden die unteren, zur Zeit der Nicht- heizung die oberen Schieber in der Begel zur Entfernung der Ab- luft offen zu halten, die anderen Schieber hingegen zu schliefsen. Fehlen Vorrichtungen ftir künstliche Lüftung, so ist auf deren Be- schaffung hinzuwirken.

5. Bei einem Unterrichtsbetriebe von drei oder mehr Stunden darf nach der ersten Lehrstunde eine Pause von 5 Minuten und mufs eine solche yon V^ Stunde nach der zweiten Lehrstunde, nach jeder ferneren Lehrstunde eine solche von 5 bis 8 Minuten eintreten. Desgleichen darf bei zweistündigem Nachmittagsunterricht nach Ablauf der ersten Stunde eine Pause von 5 bis 8 Minuten gemacht werden. Findet ein vierstündiger Vormittags- und zwei- stündiger Nachmittagsunterricht oder eine Zusammenlegung des Unter- richtes auf fünf Yormittagslektionen statt, so mufs die Gesamtdauer der entsprechend zu verlängernden Erholungspausen nicht weniger als 40 Minuten betragen. In den Pausen sind alle Schüler aus den Schulräumen zu entfernen und, insoweit die Witterung solches ge- stattet, ins Freie zu bringen; Ausnahmen hiervon sind für schonungs- bedürftige Kinder gestattet.

6. Während der Erholungspausen sind die Schulräume durch O&en der Thüren und der gehörig zu befestigenden Fenster gründ- lich zu lüften.

7. Nach jedem Schlufs der Schule sollen die Fenster, und zwar mittags eine halbe, nachmittags eine ganze Stunde bei strenger Kälte halb so lange geöffnet bleiben.

In den Zeiten grofser sommerlicher Hitze sind, wo die Yer- hält&isge es gestatten, die Klassenfenater auch des Nachts, andernfalls des Abends bis zur Dunkelheit und des Morgens von 4 Uhr ab. ofiien zu halten.

8. Gegen Schuldiener oder sonstige mit der Reinhaltung der Sdmlräiime beauftragte Personen, welche in der Wahrnehmung der durch vorstehende Anordnung zeitweise für sie vermehrten Mühe- waltung sich unzuverlässig zeigen, ist mit Strenge vorzugehen.

9. In jedem Schulräume soll ein 1,50 m über dem Fufsboden zweckmäbig aufgehängtes Thermometer vorhanden sein. Während der kalten Jahreszeit soll bei Beginn des Unterrichts die Luftwänne Bieht unter 11® B. (14<^ C.) betragen. Anstieg derselben über 16^ B. (20® C.) ist gesundheitsschädlich und baldmöglichst zu beseitigen.

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Lästige Wännestrahlong, besonders solche von eisernen Ofen ohne Mantel, ist durch Ofenschirme abzuhalten.

in. Reinlichkeit.

1. Es ist darauf zu halten, dafs die Schüler an Hftnden, Hals und Gesicht rein gewaschen, mit geordnetem Haar, reinlichen Kleidern und gereinigtem Schuhwerk zur Schule kommen.

2. An der Hausthür oder im Flur des Schulhauses soll ein Scharreisen vorhanden sein.

3. Die Schulräume, die Flure und Gänge des Schulhauses und die Umgebung desselben sind sorgföltig rein und möglichst staubfrei zu halten.

4. In allen Schulräumen mufs mit Ausnahme der Ferienzeiten der Fulsboden mindestens wöchentlich zweimal ausgekehrt und ein- mal mit einem nassen Lappen abgewaschen (aufgezogen), mindestens alle zwei Monate aber gründlich mit Bürste und Seife gescheuert werden.

Morgens vor dem jedesmaligen Untenichte sind die Bänke, Tische und sonstigen Schulgerätschaften mit einem Tuche abzustäuben. Schüler und Schülerinnen dürfen bei der Reinigung der Schulräome und der täglichen Abstäubung nicht verwendet werden.

5. Zur Erleichterung des Abstäubens der Bänke, Tische u. s. w., sowie im Interesse der Ordnung sind nach Schlufs des Tagesunter- richtes Bücher, Hefte, Raumlehrkörper und andere Lehrgegenstände thunlichst in einem verschliefsbaren Schrank unterzubringen.

6. Wegen der Reinigung der Schulen, in denen sich an Tuberkulose erkrankte Kinder, Lehrer, bezw. Lehrerinnen befinden, siehe D. No. 4.

B. Die Nebenanlagen des Schulhauses.

1. Die Abortgruben sollen dicht abgedeckt sein, rechtzeitig vollständig entleert, und, wenn möglich, durch über Dach geführte Dunströhren entlüftet werden. Auf jeden Fall ist für eine gründ- liche und andauernde Lüftung der Aborte und etwaiger Torräume Sorge zu tragen. Wird diese durch Dunströhren oder sonstige Entlüftnngsvorkehrungen nicht oder nicht ausreichend bewirkt, so ist sie durch Offenhalten der Fenster herbeizuführen.

2. Zur Beseitigung übler Gerüche in den Aborten empfiehlt sich auberdem die nach Bedarf zu wiederholende Anwendung von Des- infektionsmitteln, von welchen durch Billigkeit und Wirksamkeit die fünf- prozentige rohe Karbolseifenlösung (ein Liter im Handverkauf dar Apotheken etwa 15 Pfennige) sich auszeichnet. Diese ist, mit 4 Teilen

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Wasser verdünnt, in die Abortgraben und die Pissoire einznscbfitten. Auch kann die Gemchlosmachnng des Gmbeninbaltes darch Bestreuen mit einem Gemisch von trockener Gartenerde und Sägemehl, mit Torf- stren oder sonst geeigneten Stoffen oder durch £inschfitten von Kalkmilch (1 Teil gebrannter Kalk auf 4 Teile Wasser) erzielt werden.

Hölzerne Pissoirrinnen sind stets wasserdicht geteert zu erhalten.

3. Die Sitzlöcher sollen mit Deckeln, die Thflren der Sitz- räume mit Schiebern oder Haken von innen verschliefsbar sein. Eine Verunreinigung der Aboite an Sitzen, Wänden und Böden ist zu verhüten, bezw. sofort zu beseitigen. >

4. Die Aborte sind mindestens zweimal wöchentlich durch Aus- kehren, sowie durch Abwaschen der Abortsitze und Spülung der Pissoirrinnen mit Wasser, auDserdem mindestens alle zwei Monate durch Scheuem mit Bürste und Seife gründlich zu reinigen.

5. Es ist für die Gewährung eines reinen, unverdächtigen, d. h. klaren, färb- und geruchlosen, wohlschmeckenden, auch nicht zu harten, zum Gebrauch für Schüler und Lehrer bestimmten Trink- und Wirtschaftswassers, sei es aus einer Wasserleitung, oder aus einem wenn möglich gedeckten, von Stallungen, Senk- und Dung- gruben mindestens 10 m entfernten Brunnen oder Wasserbehälter zu sorgen. Es soll dort ein erforderlichen Falles angekettetes Trink- gefUs vorhanden seifl.

6. Der Tum- und Spielplatz soll trocken und staubfrei, daher auf festem Gmnde und möglichst mit Kies beschüttet sein. Die Turngeräte sind in einem zweckdienlichen und sicheren Zustande zu erhalten; im besonderen sind die den Turnunterricht erteilenden Lehrer gehalten, zur Vermeidung von Unfällen den Zustand der Turngeräte des öfteren zu untersuchen und dahin zu wirken, dafs die letzteren auf Veranlassung der Schalgemeinde einmal jährlich von einem Zimmermeister auf ihre gute Beschaffenheit geprüft werden.

(Fortsetzang in No. 10.)

Erlafs des KSniglich bayrischen Kultusministeriums, betreffend die Ferienoidnnng in den Landschulen.

I. Der Winterschulunterricht (sogenannte Ganzschule) hat in den Landschulen in ununterbrochener Dauer sieben Monate zu betragen. Derselbe ist in die Zeit vom 1. Oktober bis 31. Mai zu verlegen, so daCs, falls in einer Schule der Beginn des Winterschulunterrichts auf den 1. Oktober festgesetzt wird, dieser bis Ende Mai fort- zufahren ist.

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n. In den nicht fOr den Winterschnlnnterricht bestimmten Monaten ist der Sommerschalunterricht zu halten. Bezüglich der Art der abgekürzten Unterrichtserteilnug in der Sommerschnle bleiben die in den einzelnen Regiemngsbezirken getroffenen Be- stimmungen weiter bestehen.

III. Die Ferien derLandschnlen werden in folgender Weise geregelt:

1. Die Hauptferien betragen, vorbehaltlich der in Ziffer 3 unten vorgesehenen Ausnahme, acht Wochen. Dieselben sind in die Zeit der Sommerschule zu verlegen und können frfihestens im Monat Juli beginnen; deren Trennung in Abteilungen ist znl&ssig, jedoch darf die Teilung nur in der Weise geschehen, dals zwischen den Ferienabteiliaigen stets je eine mindestens vierzehntfigige zusammen- hängende Unterrichtszeit verbleibt. Da hiermit Gelegenheit gegeben ist, die Wahl der Ferienzeit mit den Erntezeiten in Einklang zu bringen, dürfen sogenannte Ernteferien aufser den achtwöchentlichen Herbstferien nicht mehr gewährt werden.

2. Als weitere Ferien-, bezw. schulfreie Tage werden bestimmt: a. zu Weichnachten der 24. mit dem 26. Dezember; b. der Neu- jahrstag; c. der Fastnachtsdienstag; d. zu Ostern die Tage von Gründonnerstag bis Osterdienstag einschliefslich; e. der Pfingstsonntag mit Pfingstdienstag ; f. je ein Tag vor und nach der Schulprülung ; g. der Geburtstag Sr. Königlichen Hoheit des* Prinzregenten; h. der Vormittag des Allerseelentages; i. für katholische Schulen weiter die Vormittage des Markustages und der drei herkömmlichen Bitttage.

3. Die Weihnachtsferien können auf die Zeit vom 24. Dezember bis 2. Januar einschliefslich erstreckt werden, in welchem Falle die Hauptferien nur sieben Wochen betragen dürfen.

IV. Die Festsetzung des Beginns der Winterschule, sowie die Regelung der Zeit der Hauptferien, bezw. der Weihnachtsferien erfolgt durch BescJüuis der Lokalschul lnspektion des Schulsitzes (in der Pfalz der Ortsschulkommission) nach Einvernahme der Gemeinde- verwaltung des Schnlsitzes (in der Pfalz des Gemeinderats) und der beteiligten Schnllehrer. Über die hiemach getroffene Ordnung für die einzelnen Schulen ist der Distriktsschulinspektion und der Distrikts- verwaltungsbehörde Anzeige zu erstatten. Eine Änderung dieser Ordnung darf vor Ablauf von drei Jahren nicht erfolgen. Den Königlichen Begierungen, Kammern des Innern, bleibt anheimg^eben, zu bestinmien, in welcher Weise die DistriktsschnlbehOrden über die in den Schulen des Bezirkes erfolgten Festsetzungen Bericht m erstatten haben.

V. An den in den einzelnen Regierungsbezirken eingefthrtea, verschieden geregelten Wochenvakanztagen vrird bis auf weiteres nichts geändert.

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VI. Die obigen Vorschriften finden aach Anwendung anf die Schale in deigenigen Mfirkten and kleinen Städten, in welchen der Schnlonterricht ebenso wie der Unterricht an den Landschulen nnter Teilung in Winterschnle und Sommerschule mit abgekürzter Unter- richtszeit eingerichtet ist.

VII. Die Königlichen Regierungen, Kammern des Innern, haben alsbald die zum Vollzuge Yorstehender Anordnungen erforderlichen weiteren Verfügungen zu treffen und insbesondere durch geeignete Anweisung der Distriktsschnlbehörden dafQr Sorge zu tragen, dafe für die einzelnen Schulen die nähere Bestimmung der Zeit der Hauptferien und die Regelung des Beginns des Winterschulunter- ridits bis längstens zum 1. Oktober des laufenden Jahres erfolgt ist.

Verfügung des EVniglichen Proyinzialsehnlkollegiiims von

ScMeswig-Holstein bezfiglich des Besuches der Turnlehrer-

bildnngsanstalt in RerUn dnrch Kandidaten des höheren

Sehnlamts, jfingere Hilfs- und Oberlehrer.

Der Herr Unterrichtsminister hat angeordnet, dafs deigenigen anstellungsfUiigen Kandidaten des höheren Schulamtes, welche bereits als Hilfslehrer eine etatsmälsige oder zur Aufiiahme in den Etat ge- eignete Remuneration Ton 1500 Mark jährlich oder darüber beziehen und ihre Thäügkeit im unmittelbaren Schuldienste unterbrechen, um an einem sechsmonatlichen Kursus zur Ausbildung Ton Tumlehrem an der KünigUchen Turnlehrerbildungsanstalt zu Berlin teilzunehmen, die Zeit dieser Ausbildung als HiUslehrerdienstzeit angerechnet werden darf.

Indem wir £w. pp. davon zur weiteren Mitteilung in Kemitnis setzen, beauftragen wir Sie zugleich, zu dem Besuche der Turn- lehrerbildungsanstalt alle diejenigen Kandidaten des höheren Schul- amts und auch jüngere Oberlehrer dringlichst anzuregen, welche nach ihren persönlichen Eigenschaften sich überhaupt für die Beteiligung am Turnunterrichte eignen und auch nach dem Maike ihrer bereits erworbenen turnerischen Fertigkeit zu der begründeten Erwartung berechtigen, daCs es ihnen gelingen werde, sich die Befähigung zur Erteilvng von Turnunterricht zu erwerben.

Bei der groCsen Bedeutung, die das Turnen für die Jugend- erziehung hat, ist es kn höchsten Grade wünschenswert, daCs sieb möglichst viele akademisch gebildete Lehrer, die zugleich der Gjm- nastik des Kürpers mit Liebe ergeben sind, f&r den Turnunterricht befähigt machen. So gern wir auch die erfreuliche Entwickelnng des Turnens an den höheren Schulen unseres Amtskreises und die neuerwachte Lust der Jugend am Tumspiel anerkennen, so beginnt

SehuIffMOAdheltapteffe DL 33

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es doch andererseits an einem Nachwachs junger tüchtiger Turn- lehrer zu fehlen, was zur Folge hat, dafs nicht selten Lehrer mit diesem Unterrichte betraat werden müssen, die eine Befähigong dafür nicht haben. An die Herren Direktoren der höheren Lehranstalten in der Provinz Schleswig-Holstein.

L V. (Gez.) KüNTZB.

Zar UntArsnchimg von Schulbnumen. YerffigiiBg des ESnigliehen Itogierangspräsidenten in Mindeii.

Minden, den 7. April 1896.

Ew, Hochwohlgeboren erwidere ich anf den gefälligen Bericht vom 16. Januar d. Js. No. 393 , dessen Anlagen anbei zorückfolgen, ergebenst, dais bei der Beurteilung der Frage, ob ein Brunnen gesundheitsschädliches Trinkwasser liefert, der Schwerpunkt nicht auf die chemische und bakteriologische Untersuchung des Wassers, sondern auf die örtliche Besichtigung der betreffenden Trink- wasseranlage zu legen ist. Ohne eine solche läfst sich ein zuverlässiges Gutachten über diese Frage nicht abgeben; in manchen FSllen kann die Besichtigung vielmehr schon allein die Entscheidung liefern, ob eine Unbrauchbarkeit des Trinkwassers mit Rücksicht auf die Lage, Beschaffenheit, Bauart u. s. w. des Brunnens und die etwaige Ver- unreinigung des Grundwassers angenommen werden mufs, oder sowohl für jetzt als für die Zukunft ausgeschlossen erscheint. In beiden Fällen kann dann von einer chemischen, mikroskopischen und bak- teriologischen Untersuchung des Wassers Abstand genommen werden. Derartige örtliche Besichtigungen der Brunnen sind aber nidit durch einen Chemiker, sondern durch den zuständigen Medizinal- beamten vorzunehmen. Handelt es sich in solchen Fällen um ein ortspolizeiliches Interesse, so wird den betreffenden Gemeinden die Beibringung eines auf Grund einer örtlichen Besichtigung zu er- stattenden Physikatsgutachtens aufzugeben sein; handelt es sich da- gegen um den Ausbruch einer ansteckenden Krankheit, die bereits anderweit ärztlich, wie in dem vorliegenden Falle, festgestellt ist, so bildet die örtliche Besichtigung eines verdächtigen Brunnens nur einen Teil der an Ort und Stelle von dem Ereisphysikus im landes- polizeilichen Interesse vorzunehmenden Untersuchungen, und werden demgemäss die dadurch entstehenden Kosten von der Staatskasse zn tragen sein. An

den Königlichen Landrat in B.

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)9erfoniiiten.

Es wurde yerliehen: der Charakter als Geheimer Sanitätsrat dem Ereisphjsikiis Sanitätsrat Dr. Risel in HaUe a. S.; der Cha- rakter als Sanitätsrat dem Ereisphysikas Dr. Klosb in Oppeln; deijenige als Schnlrat dem Direktor des Realprogymnasinms Pro- fessor Dr. Easl Ebbbsbach in Arolsen; der Rang der Räte lY. Klasse den Direktoren der Realprogymnasien Dr. Eupstein zu Freibnrg i. Schi, und Mxissneb in Pillan, sowie dem Direktor der Realschule Dr. EuLDSiNa in MOnchen-Gladbach.

Geheimrat Dr. E. Schneider vom preussischen Eultusministerium ist zu seinem siebenzigsten Geburtstag von der Berliner theologischen Fakultät in Anerkennung seiner Verdienste um den Religionsunterricht und die Pädagogik zum Ehrendoktor ernannt worden.

Es haben erhalten: Professor Dr. Akebp in St. Petersburg, Mitglied des Conseils des Ministeriums, der Volksaufklärung, den St. Annenorden I. Elasse ; Dr. Alfred Deyaüx, Generalinspektor des Gesundheitsdienstes in Brüssel, das Eöniglich belgische Civil* kreuz I. Elasse ; Ereisphysikus Sanitätsrat Dr. Nobthliohs in Heins- berg das Ritterkreuz I. Elasse mit Schwertern des Herzoglich Braun- schweigischen Ordens Heinrich des Löwen; Stadtphysikus Geheimer Sanitätsrat Dr. EreuslER in Brandenburg a. H. den Eronenorden n. Elasse; der ältere Arzt des Nikolaikinderhospitals Dr. Sbverin in St. Petersburg den St. Wladimirorden III. Elasse; der Privatdocent der Hygiene Professor Dr. Pfeifer in Berlin das Ofßzierkreuz des Eöniglich serbischen Ordens des heiligen Sabbas.

Ernannt wurden: der Professor der Hygiene und Direktor des hygienischen Instituts in Wien Dr. Max Grubbe zum Dekan der medizinischen Fakultät daselbst; Dr. Abbott an Stelle von Dr. BlLLmes zum Professor der Hygiene an der Universität Phila- delphia; der durch zahlreiche hygienische Arbeiten bekannte Re- gierungs- und Medizinalrat Dr. Wehmer in Eoblenz zum Nachfolger des verstorbenen Dr. Wernigh als Regiernngs- und Medizinalrat bef dem Berliner Polizeipräsidium ; der Oberarzt Dr. EöNia in Dalldori zum Medizinalassessor bei dem Eöniglichen Medizinalkollegium der Provinz Brandenburg; der Seminardirektor Tobias in Bromberg zum Regierungs- und Schulrat in Eönigsbcrg i. Pr. ; der Oberlehrer am Lyceum zu Strassburg L E. Dr. Baier zum Regierungs- und Schul- rat in Metz; der Gymnasialprofessor Dr. Nicklas zum Rektor des Theresiengymnasiums in München; der Oberlehrer Professor Dr. Darpe in Bochum zum Direktor des Gymnasiums in Coesfeld; Dr.

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WOLLMEB am 03rmna8ram in Landau zom Progymnasialrektor in Kirchheimbbranden ; Gymnasialoberlehrer Kbssbleb in Bawitsch zom Bealgymnasialdirektor in Bromberg; Realgymnasialoberlehrer Dr. FniBS in Wiesbaden zum Direktor des Realprogymnasinms in Nauen ; Dr. Gbofp in Ghariottenbwg znm Direktor der Oberrealschnle da- selbst; Professor Dr. Otto Eh&habdt an der Realsdivle in Ente- ndie zum Direktor dieser Anstalt; praktischer Arzt Dr. Schbödbr in Hoheakirdi mm Physikas des Kredses Witkowe ; Dr. Eckabdt in Sangershausen mm Kreisph3r8i]niB daselbst; Dr. €Kjblliot zun Giimrgen des Lyceoms in Reims; Dr. H. Whitasbr vmt Laktor der Hygiene am Qneen's College in Belfast.

Hofrat Dr. HEiXBiCfl SPisrDLrai hat sich als Privatdocent fOr hygienische Chemie an der tedmischen Hochschule m Stattgart habiMtiert.

In gleidi«r Eigenschaft wvrden genetzt: Gymnasialdirektor Dr. Hbynackeb TOD Auricli nach Hildesh^m and Ejpeisphysikas Dr. Wbx ?on Montjoie nadi Dttren.

Am 26. April d. Js. beging der einzige noch lebende Schüler Hbbbabts, der viemndachtzigjfthrige Staatu*at nnd Professor der Pfldagogik Ludwig Stbükpell in Leq»zig, sein fteifzigjähriges Docenteigabilftnm. Unter seinen Werken ist „Die pädagogische Balko^ logie oder die Ldire von den EMem der Kinder^ ^ am bekanntesten geworden. Wir bringen dem verehrten Jubilar, der zn unseren Mitarbeitem z&hlt, noch nacMrftglich unsere angelegentlichen GMck- wtknsche dar.

Oeheimrat Professor Dr. Bbbtkam, der seit 1874 «i 4er Spitze des Berliner Volksschnlwesens steht, leierte am 1. Mai sehMa sieben- zigsten Geburtstag.

Es sind gestorben: der Akademiker nnd frühere Mininter des öffentlichen ünterridits Julbb Simok in Paris ; der nm das Sanitits- weeen der Eidgenossenschaft und flberhanpt als Pionier der Öffent- lichen nnd priyaten Gesundheitspflege verdiente Sanitfttarat Dr. LAunENE SoNDBBBGhGER in St. Gallen, dessen weitverbreitetes Buch: j^Vorpoeien der Oeetmdheitsfleffe^ sich durch packende Schr^bweise und frische OriginaütAt ansaeit^et ; der Vorsitzende des Yerens für öffentliche Gesundheitspflege in Hamburg, Pastor Dakgebs; der durch seine erfolgrddien Bemflhungen auf dem Gebiete der öffent* Kchen Gerandheitspfiege bekannte Sanitfttsrat Dr. A. Olbenborff ans Berlin in Carisbad ; der k. k. Bezirksant Dr. Eugbn Lacho- wicz in Skakt als Opfer seines Berufes an Flecklyplius ; der

' VergL diese ZeitMshrift, 1892, No. 4, 8. 157—1^ und 18M, No. 2. 8. 118—122.

50t

rektor des Realgymnasiniiis des Johameams in Hamburg Dr. Fbibd- LÄNDER aaf der Teilsplatte am Yierwaldstätter See; der Direktor der Realschule Bobbbt SaijZEB in Heidelberg; der emeritierte Rektor Lehmann in Scbönfeld bei Dresden.

£\iitxainx.

' Besprechungen.

Dr. med. H. Neumann, Privatdocent an der Universität in Beriin. öffentlieher Eindersehaiz. Mit 7 Abbild. 19. Lieferung des Handbueha der Hygiene^ herausgegeben von Dr. Theodos Wetl in Berlin. Jena, 1895. Gustay Fischer. (687 S. 8^ «M. 7.)

Das vorliegende umfangreiche Werk gibt in ausführlicher Be- arbeitung ein Bild der Einrichtungen, wie sie in den verschiedenen civili- sierten Staaten zum Zwecke des Kinderschutzes getroffen word^ sind. Wenngleich naturgem&(s die heimischen Verhältnisse die ausfttfar- lichste Schilderung erfahren, so hat sich Verfasser doch bemüht, auch die auslSadischen, soweit es erforderlich war, zu berttcksich- tigen.

Das Unternehmen ist als eine sehr dankenswerte Leistung zu bezeichnen. Sanitätsbeamte, staatliche und städtische Behörden, Wohlthätigkeitsvereine privater Art u. s. w. werden bei einschlägigen Fragen Aufschluis und Belehrung in dem Buche finden, da daseelbe den rein praktischen Bedürfhissen in übersichtlicher Weise Redmung trägt.

Wir geben in knrz^ Zügen einen Überblick des Inhaltes.

In dem allgemeinen Teil wird die Veranlassung zum öffentlicfaen EinJerschutz kurz begründet und die Grö&e des Bedürfnisses für denselben besprochep. Statistische Tabellen über die Kinderzahl und die Kindersterblichkeit in den einzelnen Staaten und den ver- schiedenen Lebensaltern, nach nationalen Besonderheiten, socialen Verhältnissen, speciell nach der Frage der ehelichen und nnehelicHen Geburten behandelt, sind darin enthalten.

Im besonderen Teil nimmt die erste Stelle der Schutz der Kinder vor, bei und nach der Geburt ein. Hierher gehört auch eine kurze Besprechung der Fruchtabtreibung, sowie der Fehl- und Frühgeburten mit ihren verschiedenen Ursachen. Die Bedeutung

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der Ausbildung guter Hebammen, der Einrichtung von Entbindungs- anstalten, die Bildung von Vereinen zur WOchnerinnenpflege, die staatliche Fürsorge fflr niedergekommene Arbeiterinnen werden hier gleichfalls besprochen.

Den Schutz im Eindesalter anlangend, so wird in erster Linie eine öffentliche Fflrsorge bei unehelich geborenen Kindern einzutreten haben, da die betreffenden Mütter meist den unbemittelten Standen angehören. Eine Schilderung der Alimentationspflichten in den Ter- schiedenen Staaten ist von besonderem Interesse. Die Methoden der Fürsorge für die unehelich geborenen Kinder sind in den ro- manischen und germanischen Staaten verschieden. In ersteren führten sie schon früh zur Einrichtung von Findelhäusem, die auch jetzt noch bei einigen romanischen Völkern in Gebrauch sind. Das Findel- haussystem bietet zwar eine Reihe von Vorteilen, hat aber auch ge- wichtige Nachteile.

Die geschlossene Pflege der Kinder vollzieht sich entweder in der Familie oder in Anstalten. Kinderpflege darf nie mit der Pflege Erwachsener zusammen stattfinden. An dieser Stelle ist besonders von Versorgungshäusern, Waisenanstalten und Kinderasylen die Rede.

Die offene Pflege kann gegen Entgelt in Familien stattfinden. Besonderes Gewicht ist auf die Auswahl der Pflegeeltern zu legen, sowie auf eine geeignete und genügende Überwachung der in Kost gegebenen Kinder. (Engelmacherei.) Hier findet sich auch eine Zu- sanmienstellung der für die Pflege sowohl von Säuglingen als von gröfiseren Kindern in den verschiedenen Ländern und Städten ge- zahlten monatlichen Sätze.

In einem Anhang wird das Ammenwesen behandelt und auf die Schattenseiten desselben aufmerksam gemacht. Durch eine vorüber- gehende Unterstützung der ledigen Mütter könnte nach dieser Rich- tung viel genützt werden.

Eine zeitweilige Pflege hat dann einzutreten, wenn die Eitern durch die Art ihres Lebenserwerbes gezwungen sind, sich von ihren Kindern auf längere Zeit zu trennen. Da kommen dann Krippen, Kinderbewahranstalten und Kinderhorte in Betracht. Die Gesichts« punkte, nach welchen solche Institute eingerichtet und geleitet werden mtisson, sind ausführlich, auch an der Hand von Plänen einzelner Musterkrippen, dargelegt.

Ein zweiter Abschnitt des Werkes beschäftigt sich mit der Vorbeugung der Krankheiten bei Kindern und der Fürsorge nach ihrem Eintritt.

Zugleich erläutert eine Reihe statistischer Tabellen die Todes- ursachen im Kindesalter.

Was die einzelnen Krankheiten anlangt, so sind nmächst die

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Yerdammgastörangen berücksichtigt, die ja mit der Emfihningsweise des Säuglings auf das engste znsammenh&ngen; ferner die Rhachitis, Skrofulöse und Tuberkulose. Bei letzterer wird speciell darauf hin- gewiesen, dafs für die Frage der Heredität als wesentlich eine In- fektion innerhalb des Familienkreises durch Staub, Schmutz, der durch den Auswurf von Kranken bacillenhaltig geworden ist, in Betracht kommt und dafs diese Infektion, wofür manches spricht, oft schon sehr früh stattfindet. Krankheiten, wie Masern, Keuchhusten, fachen die Infektion daim nur an. Ebenso können ungünstige änlsere Ver- hältnisse den Ausbruch der vorhandenen, aber latenten Tuberkulose befördern.

Um derselben entgegen zu arbeiten, ist für allgemeine Kräfti- gung der Kinder Sorge zu tragen, namentlich für Bewegung in freier Luft (Beschaffung von Spielplätzen, Gartenanlagen, Baden und Schwinunen, Eisbahnen etc.). Hierher gehören dann auch die Ein- richtungen von Ganz- und Halbkolonien (Milchstationen, Ferienmilch* kuren, Ferienkolonien).

Von wesentlicher Bedeutung sind Heilstätten für die Jugend, welche Verfasser sondert in Bekonvalescentenheime für Kinder, die eine schwere Krankheit durchgemacht haben, und Heilanstalten für Skrofulöse, wie Sool- und Seebäder.

Weiter folgt eine Besprechung der akuten Infektionskrankheiten. Wundinfektionskrankheiten, namentlich Entzündungen und Eiterungen des Nabels, Pocken (Impfung), Masern, Scharlach, Oiphtherie, Keuch- husten sind, besonders in Rücksicht auf ihre Ansteckungsfähigkeit und die daraus resultierenden Mafsnahmen, wie Absonderung und Desinfektion, behandelt.

Ein weiteres Kapitel ist den Gebrechen gewidmet. Die Blind- heit rührt in erster Linie von der infektiösen Augenentzündnng der Neugeborenen her. Der Unterricht und die Ausbildung der Blinden finden zweckmässig in geschlossenen Anstalten statt.

Die Taubstmnmheit ist entweder angeboren oder erworben. Erworben kann sie in den ersten drei Lebensjahren durch Gehirn- krankheiten, Scharlach, Typhus werden. Die Art des Taubstummen- unterrichtes findet Erläuterung.

Bei der Besprechung der Idiotie, Epilepsie und der- sogenannten Schwachbegabten Kinder weistVerfasser auf deren Unterricht in besonderen Anstalten, wie diejenige von Tbüper in Sophienhöhe bei Jena, hin.

Von aUgemeinen Mafsnahmen zur Förderung der Gesundheit wird hauptsächlich eine gröfsere Verbreitung hygienischen Wissens verlangt, welche schon durch die Schule erreicht werden kann.

Der letzte Abschnitt ist der Vorbeugung der Verwahrlosung und dem Schutze der Kinder nach dem Eintritte derselben gewidmet.

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Zunächst werden die Formen der Gefthrdnng erörtert. Die schädliche Behandlung und Verwendung der Jugend geht mit gewissen socialen Mifsständen parallel (Trunksucht, Schwierigkeit des Erwerbes) und bewirkt' Erziehung zum Betteln und zur Prostitution. Absichtliche und tötliche Mifshandlungen kommen bei Kindern, die auf den Todes- fall versichert sind, vor (England). Ferner wird die Fabrikarbeit und die Hausindustrie erwähnt; auch die öffentliche Ausstellwig abnorm gebildeter Kinder u. s. w. kommt zur Sprache.

Die Yemachlässigung der Jugend entspringt aus dem Mangel an allen den positiven Einwirkungen, welche Geist und Körper in zweckmälsiger Weise bilden. Oft liegt die Ursache namentlich in der räumlichen Beschränkung der Wohnung, dem Fehlen jedweden Fa- milienlebens, das die Kinder auf den Straisenaufenthalt verweist.

Der Schutz vor Verwahrlosung &llt zunächst staatlichen MaTs- nahmen zu, wie Hebung der allgemeinen Sittlichkeit, Besserung der Wohnungsverhältnisse, Beschäftigung der Familienmtttter im Hause. Daneben kommt die unmittelbare sittliche Hebung der Jugend in Betracht, die Einwirkung der Volks- und Fortbildungsschulen, das Verbaten des Kinderbettels, die Einschränkung gewisser Greschäfts- betriebe (herumziehendes KOnstlertum)«

Seitens privater Vereinigungen kann hier durch Andachten, Fortbildungs- und Haushaltungsschulen, Lehrlingsheime, Mädchen- heime, Jünglingsvereine, Herbergen zur Heimat viel genützt werden. Auch die Mäfsigkeitsbewegung ist von greiser Bedeutung.

Die Fürsorge nach eingetretener Verwahrlosung hat durch eventuelle Zwangserziehung, Isolierung sittlich verkommener Mädchen (Magdalenenasyle) einzugreifen.

Man kann aus dem Mitgeteilten ersehen, wie reich der Inhalt des vorliegenden Buches ist. Wir können demselben nur die weiteste Verbreitung wünschen.

Professor Dr. med. Leübüscheb in Jena.

Edward M. Haktwell, Director of Physical Training, Boston Public Schools. School Documenta No. 8, 1894. Report of tke Director of Physical Training. Adopted by the Conmiittee oa Hygiene and Physical Training, as its Report. Boston, 1894. Rockwell and Churchill, City Printers. (151 S. 8^.)

Boston ist berühmt durch seine vortrefflichen Schuleinrichtongeo, und Hartwells Bericht bestätigt in jeder Beziehung, dais die dor- tigen Schulbehörden mit gröfstem Eifer dabei sind, die leibliche Er- ziehung neben der geistigen zur gebührenden Geltung zu bringen. Die Schrift ist an wichtigen Einzelheiten so überreich, dafs es schwer hält, in einem Referate eine Gesamtübersicht über den Inhalt

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geben. Ausführliche Tabellen and Angaben über die Sterblichkeit der Schnlkinder, yerglichen mit der in London nnd Berlin, Mittei- longen über zweckmäfsige Einrichtung yon Schulbänken es ist die Ton Enlenberg nnd Bach eingeführt folgen einander manch- mal in etwas bnnter Reihe nnd nicht recht übersichtlich geordnet.

Ich gestatte mir etwas näher auf einen Seite 69 96 behan- delten Gegenstand einzugehen, anf die Yerbreitnng von Sprach- stöningeu unter der Bostoner Schuljugend, und zwar besonders deshalb, weil die hier gegebenen Statistiken die sorgfältigsten sind, welche wir bisher besitzen.

Die erste Zählung, bei der angegeben wurde: Alter, Klasse und nähere Bezeichnung des Übels, ob schwer oder leicht, fand am I.Mai 1893 statt. Aus derselben ersehen wir, dafs von ^474 Kindern 500 stotterten, also 0,78%, etwas weniger, als man bei den Zählungen in Deutschland allgemein gefunden hat. Von ^en 33103 Knaben litten 371 = 1,12% an diesem Fehler, von den 38371 Mädchen dagegen nur 129 =0,42%. Es bellte sich also euch in Boston ein ähnliches Verhältnis zwischen Knaben und Mäd- dien heraus, wie in den deutschen Volksschulen. Von grofser Be- deutung ist es, dafs die Statistik auch die Kinder im vierten bis sechsten Lebensjahre berücksichtigt. Es ergab sich dabei, dafs im achten Lebensjahre eine ähnliche prozentuale Steigerung stattfindet, wie sie in Deutschland meist schon im siebenten Lebensjahre auf- tritt. Ebenso zeigte das Auftreten der Pubertät einen deutlichen Einfluls auf das Leiden, indem die Prozentzahl der Stotterer um diese Zeit von 0,80 auf 1,07 stieg; das gleiche Verhältnis wurde stets in den deutschen Statistiken nachgewiesen. Auch diese Steigerung scheint in Amerika später als bei der deutschen Schuljugend einzutreten. Allerdings reichen die meisten deutschen Zählungen nur vom sechsten bis zum vierzehnten Leben^ahre, während die Bostoner das vierte bis neunzehnte Jahr umschlieisen.

Ganz besonders auffallend waren diese typischen Steigerungen der Prozentzahlen an den beiden angegebenen Punkten auch bei der zweiten Zählung vom 31. Januar 1894. Unter 65686 Schulkindern stotterten 498 = 0,75 %, und zwar unter 34 290 Knaben 379 = 1,10 7o, unter 31396 Mädchen 119 = 0,37%.

Mit grofser Sorgfalt hat Hartwell sodann die Resultate seiner Zählungen zu dem Wachstum der Kinder und ihrer specifischen Lebensenergie in Beziehung gesetzt. Aus allen Tabellen zieht er fol- genden Schlufe, dessen zuverlässige zahlenmäßige Begrtlndnng wir durchaus anerkeimen müssen: „Die Reizbarkeit des Nervensystems, deren Ausdruck das Stottern ist, steht in wechselseitiger Beziehung zu dem Auf- und Abwärtsschwanken der Kraft des Organismus, lo-

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kfllea Einflflflseii za widerstehen, eiaer WidersUndakiift, die ein Ans- drock der Yeraibeitang der Nahrongsstoffe seüeas des Organismus wShrend der Periode seines gröfsten mid schnellsten Wachstoms ist, Wenn wir die Versdiiedenheit in Betracht ziehen, welche in diesem Berichte nnd anch anderwärts zwischen Knaben nnd Mftddiea bezfig^ch des Wachstums, der Sterblichkeit nnd der Empftnglichkeit f&r Krankheiten gezeigt ist, so mnis zng^d>en werden, daCs wihrend der mdsten Jahre, weldie der elementaren nnd der darauf folgenden Erziehung gewidmet sind, die Mikdchen den Kna(>en in der kOrper lieben sowohl als in der geistigen Entwicklung um zwei Jahre Yoraos sind. Wird dies zugestanden, so ist es offenbar nnnatfirlich, unklug und nicht ratsam, Knaben und Mftdchen desselben Alters gleiche Lasten tragen zu lassen und zu erwarten, dafs sie miteinander Schritt halten.''

In den Bostoner Schulen wird nicht deutsches Turnen, sondern schwedische Gymnastik nach LiNa getrieben. HABTWEiiL empfiehlt die in dieser torkommenden Atmungsflbungen Ihr die sprachgebrech- lichen Kinder ganz besonders. Gleichwohl setzt auch er nicht TorauSi dafe auf eine wesentliche Abnahme der Zahl von stotternden Kindern gerechnet werden kann, wenn man nicht besondere methodische Übungen fllr dieselben anwendet.

Sehr anzuerkennen ist der grofse FleiJs, mit dem Hartwbll auch die Bestrebungen anderer Länder verfolgt hat, und wir können sicherlich zufrieden sein, wenn er uns das Lob erteilt: „The Prus- sians being in the lead as usual''.

Arzt für Sprachstörungen Dr. med. Hermakk Gutzmank

in Berlin.

Sl0jdsagen i Danmark 1894. 9de Aarsberetning fra „Dansk SUjd-

forenmg''. [Handfertigkeitsaiigele^enheiten in Dtaenark.

9^ Jahresbericht des „Dänischen Handfertigkeitsvereins".] Kopen- hagen, 189Ö. L. A. J0rgensen. (94 S. Kl. 8^)^

Der 9. Jahresbericht des rflhrigen dänischen Slöjdvereines zeigt, dafs die von ihm vertretene Sache abermals fleifsig gefordert worden ist. Die Slöjdlebrerschule Dänemarks, von Axel Mikkelsbn nach seiner Methode geleitet, hat im Bericht^ahre genau 100 männlicha und weibliche Lehrkräfte, ihrem Berufe nach meist Lehrer, ftir Slöjdunterricht ausgebildet. Die Lehrmethode war hier dieselbe wie bisher: Klassennnterricht, Taktarbeit u. s. f. Es wird auf diesem Wege die Gewöhnung an richtige Arbeitsstellungen wesentlich ge- fördert.

^ Vergl. diese Zeitschrift, 1893» No. 11, S. 644-645. D. Bed.

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Der Yerein hatte im Bericht^ahre nnter seinen Einnahmen im Betrage von insgesamt 18458 Kronen einen Staatsznschnss von 14000 Kronen. Er war derart nnter anderem in der Lage, viele Schulen, welche Slöjdnnterricht nen einführen oder bestehenden er- weitem woUten, mit beträchtlichen Zuschüssen zn unterstützen. Der Slöjdnnterricht wurde 1894 bereits in 109 Schulen erteilt, wovon 29 specielle Slöjdschulen waren, die übrigen allgemeine Bildungs- schulen, bezw. Erziehungsanstalten. Der Verein liefert den Schulen auch vortreffliches Unterrichtsmaterial (Werkzeug u. s w.).

Wichtig war das Erscheinen eines gründlichen pädagogischen Hilfsmittels für dänischen Slöjd, nämlich des von AxfiL Mieeelsen als Ausdruck seiner bisherigen Erfahrungen verfassten Buches : y^SU^är leiere tU Brug veä Undervismng og Selvarb^de"' [Slöjdlehre eum Gre- brauch beim Unterricht und hei der eigenen Arb^t]. Mit 267 Figuren. Kopenhagen, 1894, P. 6. Philipsen.

Derselbe unermüdliche Mieeelsen hat ferner eine Eingabe an das Unterrichtsministerium gerichtet, worin er um die Förderung seiner Absicht ansucht, während dreier Jahre in jedem der Lehrer- seminare des Landes je eine Anzahl Vorträge über die Bedeutung und die Methode des Slöjd zu halten, unter Demonstration von Werkzeugen, Modellen und Zeichnungeb. Ministerium und Seminar- direktionen kamen der Sache sympathisch entgegen, und so wurde von Mieeelsen bereits in 15 Seminaren vorgetragen.

Auf dem YIll. internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie in Budapest hat derselbe sowohl seine Bilder über Stellungen bei der Handarbeit als auch seine Zeichnungen ausgestellt, welche die Einwirkung des Slöjd auf den Körper zum Gegenstand haben. Die Mitglieder erhielten einen deutschen Auszug aus der „Slöjdlaere".

Die Hausfleifs- und Slöjdlehrerschule in Askov, welche die schwedische Methode (von Salomon in Nääs) in Dänemark vertritt, war von 15 Slöjdlehrem und Slöjdlehrerinnen besucht; sie wurde von dem am 27. August 1894 verstorbenen S. L. Meldgaabd geleitet, einem der begeistertsten Anhänger der Handfertigkeit, der das schwedische System bereits vor einem Dutzend Jahren in Dänemark eingeführt hat. Lebensgang und Schicksale des verdienten Mannes werden uns näher geschildert.

Der Jahresbericht verbreitet sich auch über pädagogische Slöjd- fragen, die Prüfungen der Kandidaten für Slöjdnnterricht u. s. w.

Eine lange Reihe von Äusserungen über Slöjd, darunter inter- essante Beiträge zur Geschichte desselben, sowie zum kritischen Vergleich der schwedischen und dänischen Methode finden sich aus einheimischen und fremden Zeitschriften (Tagespresse und Fachblätter),

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speciell ans den Recensionen über Mikkelsens neues Bach ange- fahrt. Diese zwanglosen Beiträge zur Slöjdangelegenheit mögen ein Dritteil der Torliegenden Arbeit einnehmen, wdche demnach nicht blos von dem dänischen Vereine berichtet, sondern auch zahl- reiche aUgemeine Fragen des SlOjdunterrichtes behandelt

Leo BuBaEBSTBiN in Wien.

Kabl Hinträger, diplomierter und behördlich autorisierter Architd[t

in Wien. Die Volksschalhänser in den yerschiedenen Lftnden. I. Yolksschnlhinser in Schweden, Norwegen, Dänemark nnd

Finnland. Mit 270 in d. Text eingedruckt. Abbild. Fortschritte auf dem Gebiete der Architektur. Frgänzungshefit zu Teil IV, Halbband 6, Heft 1 des „Handbuchs der Architektur*'. Darmstadt, 1895. Arnold Bergsträsser. (179 S. Gr. 8^ M. 10.)

Der Verfasser bezweckt, die Volksschulhäuser aller Kulturländer» soweit dieselben Berttcksichtigung verdienen, in Wort und Bild vor- zuffthren, um hierdurch den Fachmännern Gelegenheit zu bieten, musterhafte Anlagen der verschiedenen Länder kennen zu lernen und deren Vorzüge für die Thätigkeit im eigenen Lande zu ver- werten.

In dem vorliegenden ersten Hefte sind die Volksschulhäuser der skandinavischen Länder behandelt. Für jedes dieser Länder gibt der Verfasser zunächst einen kurzen Überblick über die geschicht- liche Eotwickelung des Volksschnlwesens, führt sodann die gesetz- lichen Bestimmungen für den Bau und die Ausstattung der Schulhäuser, sowie für die schulhygienischen Mafenahmen bei ihrer Benutzung im Wortlaute an und legt zum Schluls die ausgeführten Bauten in Bild und Wort vor. Dabei sind sowohl die einfachsten ländlichen, wie die groisen städtischen Schulen in gleicher Weise berücksichtigt und nicht nur die Grundpläne und Ansichten der Gebäude, sondern auch alle Einzelheiten ihrer inneren Einrichtung mit grofser Trene und Genauigkeit wiedergegeben. Die vortrefiFlichen Abbildungen ermöglichen auch dem Nichtfachmanne einen vollen Einblick in die jeweiligen Verhältnisse, während der Techniker sie mit reger An- teilnahme an dem Schaffen jener Völker studieren wird.

Was die gröfseren städtischen Schulgebäude betrifft, so weichen sie nicht wesentlich von den in Deutschland üblichen ab. Auch in Skandinavien zeigt sich neuerdings das Bestreben, die Tagesbeleuch- tung der Klassenzimmer zu verbessern, indem die zwischen den Fenstern befindlichen Pfeiler auf das Mindestmals besdiränkt werden, während die älteren Anlagen noch Mängel nach dieser Richtung er« kennen lassen.

Dagegen unterscheidet sich das ländliche Schulhaus vielfadi

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selur wesentlich von denjenigen anderer Länder. Die Eigenart der akandinaviscnen Bauweise kommt hier zur Geltang: die klimatischen Verhältnisse fahren im Verein mit dem Holzreichtom der nordischen Lflnder zu ebenso zweckdienlichen als reizvollen Harstelhmgsarten.

Anch die Einzelhoten des fianes nnd der Inneneinrichtang, das Crestflhl, die Öfen und die yerschiedenen Nebenanlagen zeigen nicht selten eine durchaus Charakteristische Behandlung.

Besonderes Interesse verdient die Handhabung des Slöjd- QBterrichtes, der in Korwegen durch Gesetz fElr sflmtliche Volks- schulen als Lehrgegenstand eingeftthrt ist und auch in Dänemark bereits gro&e Verbreitung gefunden hat. Auf dem Lande wird das Schulzimmer selbst hierfür verwendet, während in den städtischen Behulen besondere Säle fttr diesen Zweck angelegt und auf das vor- trefflichste eingerichtet sind. Auf die gesundheitlich richtige Stellung der Schaler während der Handarbeit wird das gebührende Gewicht gelegt. Sowohl von Heneik Solheim in Norwegen als auch von Axel Mikkblsen in Dänemark sind Werke mit Zeichnungen von verschiedenen Arfoeitshaltnngen herausgegeben, in welchen sich die fehlerhaften und richtigen Stellungen mit ihren Folgen eingehend ge- Bebildert finden.

Docent an der technischen Hochschule Architekt H. Chr. NüSbbaum in Hannorer.

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Jeitfditill litt Sdinlgefunbleitapfleg^^

IX. Jahrgang. 1896. No. 10.

®ri0inalabi|anMnn9en.

Das Turnen in der Mädchenschule.

Von

Dr. med. Fe. Doenblüth,

praktischem Arzt in Bostook.

Ein Vortrag über das Mädchentumen, den ich in der Abteilung für Sanderheilkunde auf der Lübecker Naturforscher- versammluDg im September vorigen Jahres gehalten habe, um das nicht überall genügende Verständnis und Interesse für diesen wichtigen Teil der Erziehung und Gesundheitspflege mehr anzuregen, hat dort so warme Zustimmung gefanden, dals ich die Grenehmigung des Herrn Redakteurs der y^Zett- Schrift für Schulgestmdheitspflege^ erbeten habe, denselben Gegenstand vor den hauptsächlich wohl aus Lehrern und Schulleitern bestehenden Lesern derselben in einer etwas anderen, für diesen Ejreis mehr geeigneten Weise nochmaLs zu besprechen. Zu einer solchen Aufgabe fühle ich mich nicht allein als Arzt und Hygieniker berufen, sondern auch als einigermafsen erfahrener Turnpraktiker, indem ich mehr als dreifsig Jahre lang in der Schule und in Vereinen, vielfach als Vorturner, selbst geturnt und den Nutzen des Turnens am eigenen Leibe gespürt habe und noch spüre; auiserdem habe ich, wieder seit mehr als dreifsig Jahren, dem Mädchentumen theoretisch und praktisch rege Aufinerksamkeit gewidmet.

Wenn trotz der im allgemeinen freundlichen und begün- stigenden Stellung, welche Pädagogen und Ärzte dem Turnen

8chnlg«tandh«iUpflege IX. 34

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gegenüber einnehtuen, das MädchentUrnen in Anerkennung and Betrieb noch weit hinter dem Knabentnrnen zurücksteht und immer noch mehr oder weniger auf einzelne, allerdings hoch- rühmliche Mittelpunkte beschränkt bleibt, so fiode ich die Ursachen einesteils darin, dafs Ziel und Aufgabe des Mädchen- tumens bisher zu wenig klar erkannt und bekannt sind, um der Gleichgültigkeit und den Vorurteilen weiter Elreise wirksam zu begegnen, anderenteils darin, dafs die Betriebsweise vielfach, vielleicht meistens, nicht geeignet ist, weder den Nutzen des Turnens genügend fühlbar und sichtbar zu machen, noch den Mädchen andauernde Lust und Liebe zu Körperübungen bei- zubringen. Wie könnten sonst so nichtige Vorwände von Schülerinnen und deren Eltern, vorzüglich den Müttern, leider vielfach mit Unterstützung der Hausärzte, zur Erlangung von Tumbefreiungen vorgebracht werden, und wie könnten sonst die jungen Mädchen gerade in den Jahren, wo verständiges Turnen ihnen am nötigsten thäte, diesem entzogen werden, um entweder der Trägheit und den wegen gewisser Begegnungen beliebten Spaziergängen, oder den für die Gresundheit nichts weniger als förderlichen Tanzvergnügungen obzuliegen?

Es handelt sich beim Turnen der Mädchen viel weniger um die Gewinnung von Kraft und Gelenkigkeit, obgleich diese Vorzüge auch für das weibliche Geschlecht keineswegs zu ver- achten sind, als vielmehr um die Ausbildung der Muskeln, die als Wärmeerzeuger, gewilsermafsen als Heizapparate unseres Körpers, für die gesamte Ernährung, die BIutbiiduDg und die Blutreinigung eine der wichtigsten Rollen im lebenden Orga- nismus spielen, und deren Arbeit zugleich Herz und Lungen so kräftigt, dals sie die genannten Zwecke unterstützen können. Kräftige Muskelübung selbstverständlich in gehöriger Ab- wechselung mit Erholung und ermöglicht durch genügende Ernährung erhöht nicht nur unmittelbar, sondern aaeh mittelbar durch Inanspruchnahme des Nervensystems die Leistungsfähigkeit und Daseinsfreude, weiter aber durch Bil- dung und Erhaltung gesunden Blutes die Widerstandskraft gegen viele schädliche Einflüsse. Wer mit kräftigen, festen Muskeln

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UDd reichlichem Blute ausgerüstet ist, der vermag nicht nur bedeutende Kraftleistungen ohne Schaden auszuführen, sondern auch andauernde Strapazen und zeitweilige Entbehrungen, starke Abkühlung und Kälte ohne empfindlichen Schaden und jedenfalls besser zu ertragen, als derjenige, welcher schwache Muskeln und zu wenig Blut besitzt. Alle Mädchen aber, die nicht in der Jjage sind, lediglich für Putzstuben und Besuchs- zimmer ausgerüstet und auf den Männerfang abgerichtet zu werden, und wie oft täuschen nicht diese Hoffnungen und Erwartungen! alle diese, mag das Schicksal sie auf ihrer Hände oder ihres Kopfes Arbeit anweisen, mögen sie als Lehrerinnen und Erzieherinnen oder als Hausfrauen und Mütter ihren Beruf finden, brauchen Kräfte, Kräfte, die gerade durch richtig geleitetes Turnen gewonnen und weiter gebildet werden.

Dem Knaben wohnt ein natürlicher Bewegungstrieb, ein Hang zu Kraftübungen und Kraftleistungen inne. Die Sitte hindert ihn dabei nicht. Ein kräftiger Bursche und starker Mann sind ihm Ideal, und sogar die von Natur oder durch Gewöhnung Trägen und Eaulen, Empfindlichen und Zimper- lichen werden durch Beispiel und Aneiferung mit fortgerissen. Alle aber lockt und zwingt der am Ende der Jugendjahre ihrer harrende Wehrdienst zu körperlichen Übungen.

Die Mädchen jedoch, von Natur schwächer, zu körperlich anstrengenden Leistungen weniger geneigt und be&higt, werden durch Sitte und Erziehung noch mehr von Muskelübungen ferngehalten: als artige Hausmütterchen spielen sie mit Puppen und Küchen, werden früh zu weiblichen Handarbeiten an- geleitet und angehalten, an Stubenaufenthalt und Stillsitzen gewöhnt und selbst durch ihre Kleidung mehr und mehr zu „sittsamen^, zierlichen, aber unkräftigen Bewegungen ge- zwungen. Und während die Schule sie nicht weniger als die Knaben an Lehrsaal und Schreibtisch fesselt, gehen ihre Frei- stunden durch weibliche Handarbeiten, Klavierspielen und der- gleichen mehr und mehr verloren, wogegen ihre Brüder jeden freien Augenblick' benutzen, um in Bangen und Toben, in

34*

616

Laufen und Wettkämpfen, wie in freiem Bewegongsspiel ihr Blut zn erfrischen, ihre Kräfte zu stärken und auszubilden.

Allerdings werden die Knaben grofsenteils länger und mit der Zeit auch stärker als die Mädchen von der Schule in An* Spruch genommen, aber bei denen, wo dies am meisten geschieht, folgt auf die Schuljahre die Studienzeit, welche zu erfrischenden Leibesübungen Zeit, Gelegenheit und Anreiz in Fjülle darbietet. Selbst diejenigen, welche früh als Lehrlinge in ein bürgerliches Gewerbe eintreten, entbehren weniger als die heranwachsenden Mädchen und Jungfrauen der Inanspruchnahme ihrer Körper- kräfte und finden leichter als jene Gelegenheit, sich frei aus- zuarbeiten.

Dazu kommt, dafs die Mädchen etwa yom elften oder zwölften Jahre an durch rascheres Wachstum der Wirbelsäule und damit verbundene Dehnung und Schwächung der Rücken- muskeln, die nun zu den so überaus häufigen Verbieg ungen des Rückgrats Veranlassung geben, ferner durch ihre den Körper viel tiefer als bei Knaben angreifende geschlechtliche Entwicke- lung mit ihren monatlichen Wallungen und Blutungen weit mehr als jene geschwächt und bewegungsunlustig gemacht wer- den. Mögen sie dann durch häusliche Verrichtungen mit dem so sehr ermüdenden Stehen in der Küche, beim Plätten und bei ähnlichen Beschäftigungen, oder durch Nähen, Sticken, Mxusizieren, Malen und andere Sitzthätigkeiten, mögen sie durch Vorbereitung zur Gouvernantenprüfong, durch diese selbst und die bald sich daran schliefsende Thätigkeit als Lehrerin und Erzieherin in Anspruch genommen werden, immer bleibt wenig Zeit, und bietet sich noch weniger Gelegenheit zu er- frischenden und körperstärkenden Übungen und Spielen. Dab Tanzvergnügungen keinen Ersatz dafür bieten können, um so weniger, als sie in heifsen, mit staubiger und verdorbener Luft erfüllten Räumen, meistens in atembeengender Kleidung und auf Kosten der Nachtruhe stattfinden, bedarf nicht erst des Beweises.

Alle diese Umstände drängen zu der gebieterischen For- derung, dafs sämtlichen Mädchen nicht weniger als den Knaben

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Gelegenheit gegeben werde, durch regelmäfsige nnd wohlgelei- tete Turnübungen ihr Muskelsystem zu stärken und dadurch zur allgemeinen Kräftigung und Gesundheit ihres Körpers bei- zutragen. Sie daran hindern, heüst etwas für ihre Jugend und ihr ganzes späteres Leben Fruchtbringendes ihnen vor- enthalten.

Die vielfach ausgesprochenen Befürchtungen übervorsichtiger Mütter, dafs ihre Töchter durch das Turnen grofse Hände und Füfse, breite Taillen und infolge massiger Muskelentwickelung zu derbe GliedmaiGsen nebst ungeschlachten Bewegungen be- kommen würden, sollten nach den tausendfältigen Erfahrungen ganzer Generationen allgemach als unbegründet angesehen wer- den. Ich selbst kann auf Grund meiner vielj ährigen genauen Beobachtungen yersichem, dafs ich niemals solche unange- nehmen Folgen bemerkt habe, dafs vielmehr schlechte Körper- anlagen, Haltungsfehler und schwerfällige Bewegungen durch sorgfältig geleitetes und lange genug fortgesetztes Turnen sehr ivohl in ihr Gegenteil verkehrt werden können, wofern nicht ausgesprochene erbliche Anlagen und andere widrige Umstände zu mächtig entgegenwirken. In manchem Ballsaal saK ich durch Anmut und Schönheit ihrer Bewegungen diejenigen Tän- zerinnen sich auszeichnen, welche einen guten Turnunter- richt genossen hatten. Noch mehr tritt dies beim Spielen und Tjaufen im Freien, bei Wanderungen im Gebirge und sogar beim Dahinschreiten auf der StraJse hervor, und wenn in einer fremden Stadt die weibliche Jugend durch gute Haltung, eben- mäisig schöne Gestalt und edle Bewegungen mir auffiel, erfuhr ich regelmäfsig, dafs dort die Pflege des Mädchenturnens eine alte und hochgehaltene Sitte sei. Unkräftige Bewegungen können niemals schön sein, und gewifs hat Schiller recht mit seinem

Dichter wort:

Nur die vollendete Kraft Gibt die vollendete Anmut.

Ausgeschlossen vom gemeinsamen Turnen sollten nur solche Mädchen werden, die mit so grolser Schwäche oder einem sol- chen Körperfehler behaftet sind, daCs von den un vermeid-

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baren Anstrengungen Nachteile fiir sie zu befürchten stehen. Jedoch befinden sich auch unter diesen noch viele, die von be- sonders ausgewählten und streng überwachten Turnübungen keinen Schaden, sondern dauernden Vorteil zu erwarten haben. Ganz abgesehen von den an Haltungsfehlern Leidenden, die ohne richtiges Turnen überhaupt nicht geheilt werden können, gehören hierher Engbrüstige mit Anlage zur Schwindsucht, denen durch Erweiterung und Kräftigung der Brustorgane nicht selten Hilfe gebracht wird, ferner solche mit gewissen Arten von Bleichsucht, mit Nervenkrankheiten u. a. m.

Aus dem Zwecke des Mädchentumens, Stärke der Muskeln und Nerven und damit Leistungsfähigkeit und Gesundheit des ganzen Körpers zu erzeugen, folgt ohne weiteres, dafa blofse Ordnungsübungen und Reigen, sowie Freiübungen mit lediglich sanften, nicht sto&enden, sondern schwingenden und schwe- benden Bewegungen, die wohl als allein der Weiblichkeit eat- sprechend bezeichnet werden, nicht genügen können. Kräftige Freiübungen, durch die vor allem das Atmen, Gehen, Laufen und Hüpfen, überhaupt die Herrschaft des Willens über jede einzelne Muskelgruppe geübt wird, «bilden die naturgemälse Grundlage jeden Turnens für unsere Töchter. Da aber diese Übungen nicht anders als von der ganzen Turnabteilung ge- meinsam und nach scharfem Befehlswort, meist auch taktmäMg auszuführen sind, so erfordern sie nicht nur stetig gespannte Aufmerksamkeit, ganz wie die Ordnungsübungen und Reigen, sondern auch nachhaltige Muskelkräfte und wirken dadurch in kurzer Zeit sehr abspannend und ermüdend. Sie dürfen des- halb, besonders wenn sie zwischen die wissenschaftlichen Unter- richtsstunden eingeschaltet sind, nur kurze Zeit dauern; eine Viertelstunde sollte dabei, wie die Erfahrung sogar in Männer- turnvereinen gelehrt hat, in der Regel nicht überschritten wer- den. Andernfalls sind Unaufmerksamkeit, SchlafiPheit, selbst Widerwille gegen das Turnen überhaupt die unausbleiblichen Folgen. Strafpredigten und theoretische Auseinandeisetzuogen des Lehrers fruchten nichts gegen die von ihm verschuldete Abspannung, und ist einmal Unlust erzeugt, so hilft ^^der lang>

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weilige Qnatsoh.^ desselben, über den ich oft genng Mädchen wie Knaben habe klagen hören, erst recht nichts.

Gerätübnngen, mögen sie von Einzelnen oder von Gruppen der Schülerinnen ausgeführt werden, bieten den grofsen Vorteil der Ruhepausen, während welcher die Unbeschäftigten ganz gut zur Beobachtung und Beurteilung der Turnenden ange- leitet und zum Bessermachen angeeifert werden können. AuTser- dem gestatten die G^rätübungen, alle möglichen Muskeln und Muskelgruppen abwechselnd in Thätigkeit zu bringen und somit bei zweckmäfsiger Leitung ohne zu grofse Ermüdung eine wirk- liche Durcharbeitung des ganzen Körpers zu erzielen.

Selbstverständlich sind alle gewaltsamen Kraft-, Gelenkig- keits- und Mutübungen vom Turnen der Mädchen vollständig auszuschliefsen. Wellen und Umschwünge^ Aufstemmen, Knick- stütze, Bock- und Pferdeübüngen passen nicht für sie. Dagegen bieten Hangübungen an Reck, Leiter, Ringen und Rundlauf, leichtere Stütz- und Schwingübungen an diesen wie am Barren, Gehen auf der Schwebekante und auf dem Baum, Springen, hoch und weit, Schwungseil und Klettergerüst (für leichtere Formen) eine solche Fülle zweckmäfsiger Ubungsweisen für Mädchen, daJs jede wünschenswerte Ab- wechselung und den Kräften angemessene Steigerung geboten werden kann. Zu diesem Unterricht ist nicht weniger als zu irgend einem anderen tüchtige Vorbereitung unentbehrlich, die natürlich dem mit pädagogischem Verständnis und Geschick ausgerüsteten Lehrer leichter wird, als einem solchen, bei dem dies nicht der Fall ist; denn bei dem Turnen und den Tum- spielen erfordern am allermeisten die persönlichen Eigen- schaften jeder Schülerin eine vorher wohldurchdachte Berück- sichtigung.

Schon aus diesem Grunde ist für Mädchen der Turnunter- richt durch Lehrerinnen vorzuziehen, denn sie finden, wenn nicht ausschliefslich, so doch jedenfalls leichter als Männer den Schlüssel zum Verständnis und daher auch zur Leitung der Schülerinnen. Man könnte glauben, dafs wenigstens zur Ein- führung und Aufrechthaltung der turnerischen Disciplin Lehrer

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mehr geeignet wären als Lehrerinnen. In der That habe ich selber an verschiedenen Orten Tnmlehrer ihre Mädchenscharen in bewunderungswerter Weise leiten sehen. Aber ich kenne anch nicht wenige Fälle, wo tüchtige Schulmänner, die mit den Knaben sowohl in Volks-, als auch in höheren Schalen ausgezeichnet fertig wurden, in Mädchenklassen vollständig Schiffbruch litten und nicht ohne weibliche Hilfe die not- wendigste Schulzucht aufrecht erhalten konnten. Es gelang ihnen dies nicht einmal bei dem gewöhnlichen Unterrichte, wo die Disciplin doch ohne Zweifel viel leichter ist als in den Turnstunden mit ihrem notwendig freieren und loseren Betriebe, während dessen die Schülerinnen sich von dem straffen Sitzen und Aufpassen erholen sollen. Als die Disciplin dem Lehrer sehr erschwerender Umstand kommt hinzu, dafs die älteren Schülerinnen in ihm auch den Mann sehen, für dessen Schwä- chen und Neigungen sie ein äulserst feines Gefühl haben, und zu dem sie sich in einem schärferen Gegensatz fühlen, als er .zwischen Schülern und Lehrern, Schülerinnen und Lehrerinnen zu bestehen pflegt. Kein Zweifel, dals durch feinen Takt und groiüse pädagogische Begabung auch dieses Hindernis über- wunden werden kann, aber welche Schule darf sich solcher Pädagogen in genügender Anzahl rühmen? Endlich sei noch betont, dafs die reifenden Mädchen bei gewissen Zuständen wohl einer Lehrerin, aber nicht einem Lehrer sich anvertrauen mögen und können. Aus solchen Gründen hat bekanntlich auch die Eisais -Lothringische Sachverständigenkommission mit Entschiedenheit sich dafür ausgesprochen, der Turnunterricht solle, wenigstens in den oberen Mädchenklassen, nur durch weib- liche Lehrkräfte erteilt werden.

Unter den Lehrerinnen sind ohne Zweifel diejenigen zu bevorzugen, die auch wissenschaftlichen Unterricht geben, d& bei ihnen nicht nur im allgemeinen bessere pädagogische Be- fähigung vorauszusetzen ist, sondern sie auch von vornherein bei den Schülerinnen gröfsere Achtung und Folgsamkeit finden als die blois technischen Lehrerinnen. Selbstverständlich brau- chen auch sie eine gründliche turnerische Ausbildung, da sonst

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trotz aller anderen Vorzüge der Respekt der Schülerinnen früher oder später verloren gehen würde, ohne den eine folgerichtige Schulung der Tnmerinnen sich kaum denken läfst.

'Ein Kursus in einer Tumlehrerinnenhildungsanstalt ist trotz gut bestandenen Examens und trefflicher Zeugnisse dazu wohl nur ausnahmsweise genügend. Es fehlt mir nicht an Thatsachen zum Belege dieser Ansicht. Bei Untersuchung der Brustorgane junger Mädchen habe ich sehr häufig und oft zu meiner groüsen Verwunderung gefunden, dafs sie trotz jahre- langer Teilnahme am Schultumunterricht nicht einmal ordent- lich atmen konnten, und hier, wie in den seit etwa dreiüsig Jahren unter meiner Leitung stattfindenden orthopädischen Turnstunden, sehe ich nur zu oft die Grundlagen alles Turnens so geradezu lotterhaft gelegt, dafs ich bei den Einzelnen sofort erkenne, wo und bei wem sie turnen gelernt haben.

Mir scheint ein Kursus in einer Bildungsanstalt für Turn- lehrerinnen nur dann genügenden Erfolg zu versprechen, wenn ihm eine jahrelange gute turnerische Ausbildung voraufgegangen ist. Dann erst sind die Kursistinnen im stände, die theoretischen Belehrungen mit ihren praktischen Erfahrungen zu einem Ganzen zu verarbeiten, das ihnen wirklich und dauernd in Fleisch und Blut übergeht.

Wer da weifs, ein wie grofses Studium und wie viel praktische Arbeit dazu gehört, einem jungen Mediziner die anatomischen und physiologischen Grundbegriffe zu eigen zu machen, der "kann von vornherein den aus Vorträgen auch mit den besten Abbildungen und Erläuterungen erworbenen Kenntnissen kein grofses Vertrauen entgegenbringen. In dieser Beziehung hat die Erfahrung mich gelehrt, dafs das so schnell Gelernte beinahe ebenso rasch wieder zu verschwinden und einem oft recht gefährlichen Halbwissen Platz zu machen pflegt. Dieser Übelstand, der im Beginn des neuen Auf- schwunges der Turnerei sowohl den Schulen, als auch den Männerturnvereinen grofse Schwierigkeiten bereitete, macht sich natürlich dort am meisten geltend, wo dem Turnen der Mädchen erst jetzt Aufmerksamkeit und Fürsorge gewidmet

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wird, und wo die höheren Töchterschulen und die Vorbereitung ihrer Zöglinge zu den Lehrerinnenprüfungen den beschränkten Mitteln von Privatpersonen überlassen sind.

Die Aufnahme des Turnens unter die Gegenstände- der allgemeinen Lehrerinnenprüfung wird ohne Zweifel schon in- sofern einen günstigen Einflufs' ausüben, als das Mädchentumen einigermafsen aus seiner Pariastellung gehoben und den Seminari- stinnen als pflichtmälsiger und nicht zu vernachläTsigender unter- richtsgegenstand auferlegt wird. Der hierdurch angebahnte und eingeleitete Umschwung kann jedoch erst nach einer Heihe von Jahren ia erheblichem Umfange dem Mädchenturnen zn gute kommen.

Für hochwichtig erachte ich, im Gegensatz zu eingehenderem Unterricht in der Anatomie und Physiologie, sorgfältige Unter- weisung in den Grundlehren der Hygiene über Atmung und Herzthätigkeit, damit einerseits übergrofse Anstrengungen ver mieden werden, andererseits den Ttirnlehrern und Turnlehrer- innen reine Luft in den Turnräumen, Vermeidung von Staub und atembeengender Kleidung unbedingt nötig erscheinen.

Mufs man diesen Umschwung ruhig abwarten, oder gibt es Mittel und Wege, ihn zu beschleunigen und gleichzeitig die gewollten Ziele zu sichern?

Mir scheint, dafs man, wo von Staat oder Gemeinde nicht genügend vorgesorgt wird, ähnliche Wege einschlagen sollte, wie es die Vereine, des Deutschen Turnerbundes mit gutem Erfolg gethan haben, nämlich für gröfsere St&dte oder Be- zirke die Anstellung von Oberturnwarten oder Turninspektoren, welche die Aufgabe hätten, dem Turnunterricht sämtlicher Schulen im allgemeinen die Richtung zu geben, den Turnstunden der einzelnen Klassen oft beizuwohnen, die Unterrichtenden« selbstverständlich nicht vor den Schülern, auf Fehler in der Methode und Ausführung aufmerksam zu machen und endlich denselben regelmäfsige Nachhilfestunden in Methodik und Praxis zu erteilen. Diesen Inspektoren wäre bei Anstellung von Turnlehrern und Tumlehrerinnen ein, wenn nicht entscheidender, so doch weitgehender Einflufs und in der Schulbehörde min-

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destens eine beratende Stimme zn gewähren. Ich enthalte mich weiterer Ausführungen, um nicht zu tief in pädagogisches Gebiet einzugreifen.

Zum Schlufs sei mir eine kurze Hinweisung darauf ge- stattet, dafs gerade in Bezug auf das Turnen ein Schularzt yon gröfstem Nutzen sein könnte. Alle Befreiungen vom Tum- nnterricht würden seiner an bestimmte Normen gebundenen Genehmigung bedürfen ; auch würde er diejenigen zu bezeichnen haben, die beim Turnen mit gewisser Vorsicht zu behandeln sind. Endlich müfste er nicht blois die Gelegenheit, sondern auch die Pflicht haben, von dem Betriebe des Turn- unterrichts in den ihm überwiesenen Anstalten sich fortlaufend persönliche Kenntnis zu verschaöen. Dafs ein solcher Schul- arzt aufser mit der allgemeinen Schulgesundheitspflege auch mit der Hygiene und Praxis des Turnens vertraut zu sein hätte, versteht sich von selber. Kann Inspektor und Arzt in einer Person vereinigt werden, was aus Rücksicht auf die Kosten wümjchenswert wäre, so wüfste ich nicht, weshalb dies nicht geschehen dürfte.

Ein neues orthopädisches Kinderpult. ^

Von

Dr. med. AVürm,

Augenarzt in Berlin.

(Mit 4 Abbildungen).

Die Erkenntnis der Wichtigkeit einer gesundheitsgeraäfsen Sitzhaltung in Schule und Haus hat in den letzten Jahrzehnten die Konstruktion einer Unzahl verschieden geformter Schul-

^ Patentiert in Deutschland und England; zu beziehen von C. Maqnet, Berlin, Charlottenstrasse 63 ; Preis je nach der Ausstattung 45 bis 60 Mark.

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bänke und Hauspulte veranlafst. Was die letzteren anbetrifit, so ist es allerdiDgs für den Fabrikanten sehr verlookend, aus zwei- oder mehrsitzigen Schulbänken durch seitliche Ver- kürzung Hauspulte herzustellen, aber nach meiner Überzeugung hat man ein B.echt, an diese bei weitem höhere Ansprüche als an Schulsubsellien zu stellen. Von den verstellbaren Schul- tischen besitzen zwar viele für einige Gröfsenunterschiede einen gewissen Spielraum, derselbe ist aber sehr eng begrenzt. Denn je vollständiger die Einstellbarkeit wird, um so kompli- ziertere technische Einrichtungen sind erforderlich, um so höher stellt sich der Preis der Bänke, und um so mehr Zeit ist für den auf einen anderen Platz versetzten Schüler zur richtigen Einstellung notwendig. Deshalb beschränkt sich die AnderuDgs- fähigkeit der Schulsubsellien meist auf die Ermöglichung der negativen Distanz, oder sie gestattet, wie z. B. bei Dr. ScHENKs vortrefflicher Schulbank „Simplex",' gleichzeitig einen Differenzwechsel und, abgesehen davon, dafs die Füsse auch auf den Boden gesetzt werden können, eine zweifach verschiedene Höhenlage des Fufsbrettes.

Was dagegen die Hauspulte anlangt, so sind bei deren Konstruktion keine pädagogischen Rücksichten hinderlich, auch der Preis darf nicht malsgebend sein, sondern die Hauptsache bleibt eine dem Wachstum der Kinder sich anpassende Verstellbarkeit und die hygienisch richtige Form der einzelnen Teile, welche eine gerade, bequeme Sitz- haltung gestattet. Für den häuslichen Gebrauch mufs ein Pult für alle in Betracht kommenden Körpergrölsen passen, für die Schule werden stets mehrere verschieden grolse Sab* sellien in jeder Klasse erforderlich sein. Aufser der negativen Distanz soll an jedem Hauspult eine entsprechende Einstellung der Differenz, also des vertikalen Abstandes vom Sitz zum Tisch, femer der Lehne in horizontaler und vertikaler Richtung und endlich des Fufsbrettes möglich sein. Die Veränderung der Einstellung darf stets nur einen Teil betreffen; die gleicfa-

* Vergl. diese Zeitschrift, 1894, No. 10, S. 529-545.

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zeitige Verschiebting mehrerer Teile, z. B. der Lehne und des Sitzes, die sich bei vielen Hanspnlten findet, ist fehlerhaft, weil der Oberkörper und die Extremitäten nicht stets in dem gleichen QröJsenverhältnis stehen. Ebenso halte ich das Erzielen der passenden horizontalen Entfernung von Lehne und Tisch, die ich „obere Distanz''^ zu nennen vorschlage, durch alleiniges Heranziehen der Tischplatte gegen die Brust, wie es bei den meisten Hauspulten geschieht, nicht für zweck- entsprechend, denn wie steht es dann mit der negativen (unteren) Distanz? Dieselbe wird sehr bedeutend bei kleinen Kindern, da sie die Tischplatte weit an sich heran- ziehen müssen, wenn sie angelehnt schreiben sollen, dagegen positiv bei sehr starken, grölseren Kindern, ein Übelstand, dem eine verschiebbare Lehne abhilft

Bei diesen und anderen Mängeln der meisten Hauspulte darf man sich nicht wundem, dais die Kinder darauf nicht gerade sitzen und besonders den Bücken selten anlehnen, und sind die Klagen der Eltern über die ünzweckmäisigkeit der Haussubsellien daher nicht unberechtigt.

Durch zahlreiche derartige Beobachtungen veranlaist, habe ich versucht, ein den hygienischen Anforderungen entsprechendes BLausarbeitspult zu konstruieren, dessen kurze Beschreibung hier folgen möge.^

Vor allem ist die bisher gebräuchliche Form der Haus- pulte dadurch vereinfacht worden, daJs die Unterlage für den Tisch nicht der Fufsboden, sondern zwei drehbare Seiten- flügel des Stuhles bilden. Durch diese neue Anordnung wird fast die Hälfte an Raum im Vergleich zu den älteren Haus- pnlten gewonnen (das kleine Stehpult, Abbildung 1 auf Seite 526, enthält Tisch und Stuhl).

^ Die von Dr. Sohbkk gebrauchte Bezeiefanang ^^Distanz^' für diesen Abstand kann zu Irrtümern führen, weil allgemein darunter die hori- xontale Entfernung zwischen Tisch und vorderer Sitzkante verstanden wird.

* Näheres auch: „Hygiemsclie Rundschau**, 1895, No. 15, „Deutsche medizinische Wochenschrift", 1895, No. 39 und „Berliner klinische Wochen- schrift^, 1895, No. 29, S. 642.

Fenier ist durch die Beweglichkeit des Poltaa&atzee eine faa^ob verschiedene Verwendbarkeit des SnbseUinms ermöglicht.

1. Als Stehpult (Abbildang 1) dürfte es für kleinere Kioder, die Tom langen Sitzen in der Schale ermüdet sind, ein« hygienisch erwünschte Abwechselnng bieten ; das Fn&brett wird dabei zurückgelegt, oder es werden die FüTse nnter dasselbe gestellt.

2. Weiter Ufst sich das zerlegbare Hauspnlt, namentli<^ des Abends, am Familientisch oder an jedem beliebigen Tisch benutzen, indem die Kinder selbst das Stehpult an den Tisch

Abbildnng 1. Abbildung 2.

rollen, dort den Pnltau&atz abnehmeD tind auf die Tischplatte auflegen (Abbildung 2j. Das Pult wird durch zwei kleine PflOcke auf dem Tisch festgehalten und überragt denselben um 6 em^ so daTs man mit dem bis zum Tisch gerollten Stuhl die er- wünschte negative Diatanz erhält. Nun erfolgt die richtige Einstellung des Sitzes, indem derselbe so weit erhöht wiid, dals die Ellenbogen wagerecht anf dem Pulte liegen. Dann schiebt man die Lehne nach vorn bis zum Rücken und anber- dem so hoch, bis ihre gewölbte Flache sich der Höhlung der Lenden Wirbelsäule anschmiegt. Alle diese Veränderungen toU- ziehen sich durch einige Schiaabendrehongen schnell und leidt

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Die nooli fehlende Einstellang des Fuisbrettes geachieht daroh Einlegen desselben in zwei eisern« Zahnstangen.

3. Soll das Kind an einem bellen Platz allein ar- beiten, so hebt es tod dem dorthin gerollten Stehpult den Pnitau&atz ab nnd legt ihn mit der rechten Leiste in die am beweglichen rechten Seitenfiügel des Stahles befindliche eiserne Rinne, setzt sich auf den Stuhl nnd dreht das Palt naoh Torn, wo dieses dem linken, ebenfalls nach vom gedrehten Flügel fest aufliegt. Auf diese Weise entsteht ein zusammen- hängendes, vollständiges Haaspuit (Abbildung 3). Beim

Abbildung 3. AbbildvDg i.

Heraoetreten lassen sich leicht die Flügel mit den Knien nach aufsen drucken, wodurch sofort ein freier Raum entsteht; die Bücher bleiben dabei auf dem Pulte liegen (Abbildung 4).

4. Der verstellbare Stuhl lälst sich auch Mr kleine Kinder von nngefiähr l^/j Jahren an ab Sitz beim Essen und Spielen benatzen, indem er durch Hochstellen für jeden Tisch passend gemacht werden kann.

5. Darob ungleiche Erhebung beider Seiten des Sitzes gelingt es, eine seitlich schiefe Ebene, Professor ton Volkmanms „schiefen Sitz", hei zustellen , der zur Heilang beginnender RUckgratSTerkrümmnngen empfohlen worden ist. Ein an jeder Seite angebrachter MaJsstab gestattet dem Arzt, den Eltern genan die Hohe der beiderseitigen Einstellung anzugeben. Wäh>

528

rend die Kinder die bisher empfohlenen seitlichen Unterlagen, Kissen, Polster u. s. w., meist fortschieben, müssen sie anf meinem „orthopädischen Hauspult" beim Arbeiten in der vorgeschriebenen Lage sitzen, und gewährt die entsprechend eingestellte hohe Elreuzlendenlehne dabei eine kräftige Unter- stützung.

Schlieüslich sei noch erwähnt, dafs zwei an den Vorder- beinen des Stuhles angebrachte Rollen das Pult leicht nach jedem Platz schieben lassen. Unter dem Sitz befindet sich ein Bücherkasten und im Pult ein durch eine Gummispheibe luftdicht yerschlielsbares Tintenfafs. Ferner ist ein besonderes Lesepult zum Anlehnen von Büchern und Heften vorhanden, und die Büchermappe läfst sich an den seitlichen Schrauben- flügeln des Stuhles aufhängen.

2.US tOcrfammlnngett unb )Dereiiiett.

Schnlhygienisches ans den

diesjährigen Yerhandlnngen des prenfsischen Abgeordnetei-

hanses fiber das hShere Untemchtswesen.

Die Pausen.

Abgeordneter Wetekamp fährte aus : Die eingehendsten Unter- suchungen haben festgestellt, dafs die Schüler nicht länger als ^4 Stunden ihre A.nfmerksamkeit auf einen. Punkt zu konzentrieren vermögen.

Angenommen, der Unterricht beginnt um 8 Uhr morgens, so würde er nach dem Vorschlage des Genannten am besten folgende Gestalt erhalten:

Unterricht: Pausen

1. Stunde 8 8,45 = 45 Minuten 8,45— 8,55 = 10 Miauten

2. 8,55— 9,40 = 9,40—10 = 20 .

3. 10 —10,45 = 10,45—10,55 =10

4. 10,55—11,40=,, 11,40—12 =20 ,

5. 12 -12,45 = „.

529

Auf die Bemerkung des Geheimen Oberregierangsrats Statjdbb, die jetzigen Panseni zusammen 40 45 Minuten am Tage, ent- sprächen ganz dem Bedürfhisse, erwiderte Abgeordneter Wetekamp, er wttnsche statt der bisherigen 40 45 Minuten täglich im ganzen 60 Minuten Bespirien, d. h. auf jede Stunde 3 Minuten mehr, und glaube, dafs diese 3 Minuten reichlich durch gröfsere Frische der Schüler aufgewogen würden.

Wir meinen, so bemerkt ein Mitarbeiter des „Pdd. WocÄ&Z." hierzu, Herr Wetekamp wird bei den Lehrern vielfache Zustimmung finden. Ein Übelstand vor allem ist, dafs die untersten Klassen in den Stunden ganz dieselbe Zeit absitzen müssen, wie die obersten. Bestände nicht die Furcht vor Störung, so könnte man daran denken, alle Stunden gleichzeitig beginnen, aber nach unten hin früher auf- hören zu lassen. Auch für die Lehrer wäre, zumal solange ihre Stundenzahl nicht vermindert wird, eine Verlängerung der Pausen eine gro&e Wohlthat. Der Schüler kann sich, wenn er nicht „daran^ ist, eher einmal gehen lassen, der Lehrer ist aber eben immer „daran^

Ferien und Schuljahr.

Derselbe Abgeordnete Wetekamp wünschte auch eine einheitliche Begelung der Ferien, insbesondere der Gesamtdauer derselben, die in den einzelnen Provinzen bis zu 10 Tagen für das Jahr differiere. Die grofsen Ferien dürften nicht das Semester unterbrechen, sie müfsten das Schuljahr schliessen. -

Abgeordneter Glattfelteb meinte, letzteres wäre wohl möglich, ohne dafs die gegenwärtige Ferienordnung verändert würde.

Nachdem der Unterrichtsminister bemerkt hatte, die Absicht der Einführung einer gleichmäfsigen Ferienordnung sei auf grofsen Widerstand gestolsen, fügte noch Abgeordneter Wetekamp hinzu, der Bäder wegen dürfte, auch wenn der Schlufs des SchuJtjahres in den Sommer verlegt würde, dieser Schlufs in den einzelnen Teilen der Monarchie um 4 5 Wochen differieren. Bei frühem Schluis liefsen sich im Herbst kurze Ferien einlegen. Dafs die AJ[>iturienten nicht sofort an die Universität oder zum Militär übergehen könnten, bilde kein wesentliches Hindernis; in beiden Fällen sei die Pause nach der Schulzeit kein Unglück.

Maximalzahl der Schüler. Yon dem Abgeordneten Kköbcke wurde bemerkt, eine Tei- lung derjenigen Klassen, welche ganz und gar gegen den Ministerial- erlafs von 1876 eine viel gröfsere Zahl von Schülern aufwiesen, als sie bestimmungsgemäfs haben sollten, würde auch Gelegenheit bieten, einzelne der gegenwärtigen Hilfslehrer unterzubringen.

8ehalg«nmdhe{tspflege TU. 35

530

Abgeordneter Wetekamp erklärte^ die gegenwärtige Maximal- zahl (50 fdr die unteren, 40 für die mittleren, 30 fbr die oberen Klassen) sei von der Dezemberkonferenz, wenigstens für die unteren Klassen, als viel zn hoch angesehen worden. Anch die Regierang spreche in den Erläuterungen zu den Lehrplänen von „den meist fiber- follten Klassen.^ Gleichwohl habe es im Winter 1894 96 allein in der Provinz Brandenburg 97 Klassen gegeben, die nach den gegen- wärtig geltenden Bestimmungen ttberfttllt gewesen seien um im ganzen 483 Schüler. Diese Überftülung erschwere in hohem Grade den Unterricht, insbesondere den fremdsprachlichen Anfangsunterricht, und schädige zugleich die Gesundheit der Jugend. Statt infolge der Verminderung der Stundenzahl durch die Lehrpläne von 1891 Stellen einzuziehen, hätte man besser gethan, die freiwerdenden Stellen fär die Innehaltung der Maximalzahlen, wenigstens in den unteren Klassen, zu verwenden.

Geheimer Oberregierungsrat Stauder entgegnete, die Durcb- ftthrung der Wünsche der Dezemberkonferenz würde z. B für Berlin die Gründung von so und so viel neuen Anstalten erfordern. Das ginge also nicht an. Über die Innehaltung der jetzigen Maximalzahlen sei aber mit aller Strenge zu wachen.

Dagegen erklärte Abgeordneter Wetekamp: Da ein hervor- ragendes geistiges und gesundheitliches Interesse der Schüler in Frage komme, könne nach seiner Ansicht selbst die Notwendigkeit der Neugründung ganzer Schulen kein Hindernis sein, eine Yerminderong der Schülerzahl der einzelnen Klassen herbeizuführen.

Pflichtstundenzahl der Lehrer.

Von dem Abgeordneten We^eb als Referenten wurde bemerkt, zu den Wünschen, die im allgemeinen den Lehrerbemf beträfen, gehöre auch die Beschränkung der Pflichtstundenzahl. Nach der Erklärung der Regierung werde freilich an der Maximalzahl fest- gehalten, aber es solle mit billiger Rücksicht verfahren werden und aus bestimmten Gründen auch eine Entlastung bis unter die Minimal- zahl stattfinden.

Diese Entlastung werde der Verwaltung leichter werden, so fügte Geheimer Oberregierungsrat Staüder hinzu, wenn, wie beab- sichtigt, in Zukunft die etatsmäfsigen Hilfslehrer nicht mit den ein- zelnen Anstalten verknüpft würden, sondern der Regierung eu beliebiger Verwendung zur Verfügung ständen. Die jüngeren Kräfte unter den festangestellten Lehrern werde die Regierung natOrlich zur vollen Stundenzahl heranziehen, um ältere dafQr in weit höherem MaTse als bisher erleichtem zu können.

Darauf äufserte der Abgeordnete Dittrich, früher hätten die

531

Gymnasiallehrer in der Regel nur 22, ausnahmsweise auch 23 und 24 Standen erteilt. Der Herr Regienmgskommissar habe selbst eingeräumt, dafs die Normalzahl jetzt im Durchschnitt zur Ausftihmng komme. Dies sei aber eine ziemlich bedenkliche Mafsregel, wenn man erwäge, dafs nach den neusten Bestimmungen den Lehrern 'eine viel intensivere Arbeit zugemutet werde. Die Belastung derselben trete ganz besonders hervor, wenn noch Vertretungen notwendig würden.

Über die ärztliche Schiiiinspektion in Boston. Mitteilungen von Dr. S. H. Dnrgin in der Yersamminng der amerikanischen Gesellschaft für Sffentliehe Gesundheitspflege

zu Denver,

Die Stadt Boston ist in 55 Schuldistrikte geteilt, von denen jeder durchschnittlich 4 Schulhäuser mit zusammen ungefähr 1400 Schulkindem enthält. Für jeden Distrikt hat die Gesundheitsbehörde einen Schularzt mit einem Jahresgehalt von $ 200 angestellt. Seine Aufgabe besteht darin, aUe Morgen die einzelnen Schulen seines Di- strikts zu besuchen. Der Schulvorsteher empfängt von sämtlichen Lehrern so früh als möglich Berichte über etwa vorhandene E[rank- beitssymptome bei Schülern. Die Patienten werden dann sofort Ton dem Arzt untersucht und die betreffenden Diagnosen von demselben gestellt. Ist das Kind zu krank, um in der Schule zu bleiben, so wird es seinen Eltern zur Behandlung und Pflege zugesandt. Bei einer Infektionskrankheit erhält aufserdem die Gesundheitsbehörde sofort Nachricht von dem Fall. Kehrt das Kind nach einigen Tagen noch krank in die Schule zurück, so wird es abermals nach Hause ge- schickt.

Die Gesundheitsbehörde teilt jedem Schularzt alle Morgen eine vollständige Liste der Diphtherie- und Scharlacherkrankungen mit, welche in den letzten 24 Stunden gemeldet worden sind. Handelt es sich dabei um Kinder seines Distriktes, so besucht er die- selben, um zu sehen, ob sie gehörig isoliert sind. Der Besuch wird wiederholt, sobald es sich um die Aufhebung der Absonderung handelt. Beide Male erhält die Gesundheitsbehörde Mitteilung über das, was der Schularzt festgestellt hat. Dieser ist nicht nur fQr die sorg- fältige Isolierung, sondern auch für die etwa nötige Überführung des Kindes in ein Spital und die nicht verfrühte Wiederzulassung des- selben zum Unterrichte verantwortlich.

36*

532

Später sollen die ärztlichen Schalinspektoren auch noch die Augen, Ohren und die Haut der Schtller untersuchen.

Sie hahen einen eigenen Verein gegründet, der in bestisunten Zwischenräumen zusammenkommt und über schulhygienische Fragen verhandelt.

Die ganze Einrichtung findet allseitige Billigung nicht nur sei- tens der Ärzte, sondern auch seitens der Lehrer und des Publikums. Geniefsen doch für die Summe von $ 10000 jährlich 70000 Schüler die Wohlthat einer ärztlichen Überwachung, ganz abgesehen davon, dafs die Gesundheitsbehörde jederzeit ejfie gröfsere Zahl zuverlässiger ärztlicher Mitarbeiter zur Hand hat.

In den vier Monaten yjom 1. November 1894 bis zum 28. Fe- bruar 1895 wurden im ganzen 9063 Kinder untersucht, von denen 5825 krank und 3238 gesund waren. Die Zahl derjenigen, welche wegen Krankheit zu ihren Eltern geschickt werden mufsten, betrug 1033. Von diesen litten 280 an Infektions- oder parasitären Krank- heiten, nämlich 58 an Diphtherie, 19 an Scharlachfieber, 42 an Masern, 17 an Keuchhusten, 35 an Mumps, 47 an Läusen, 33 an Krätze, 7 an angeborener Syphilis, 22 an Frieseln. Trotz aller Vorsicht verbreiteten die befallenen Kinder von ihren Plätzen aus ansteckende Krankheiten auf ihre Kameraden, doch wäre die Zahl der Infizierten ohne die ärztliche Schulinspektion jedenfalls viel gröfser gewesen.

Andere Krankheiten, welche Absenzen und ärztliche Behandlung nötig machten, waren Abscesse 22, Katarrhe 244, Bindegewebsent- zündungen 12, Veitstanz 11, Erkältungen mit geringerer oder stär- kerer Luftröhrenentzündung 224, allgemeine Schwäche 63, Augen- krankheiten 389, Ohrenleiden 35, Hautkrankheiten 186, Rachen- und Mundkrankheiten 3489, Epilepsie 5, Bruch des Schlüsselbeins 1, Kopfschmerzen 171, Verdauungsstörungen 42, Wechselfieber 17, Er- brechen 50, Pottsche Krankheit 3, Drüsenschwellungen 133, Ge- schwüre 16, Wunden 21, verschiedene sonstige Leiden 411. Aufser- dem vnirden 117 Kinder in Bezug auf ihren Impfzustand kontrolliert.

Soweit bekannt, ist Boston die einzige amerikanische Stadt mit regelmäfsiger ärztlicher Schulinspektion.

Znr pädagogischen Pathologie der Kinder. Vorträge, gehalten anf dem internationalen Eongrets fBr

Psychologie in Manchen.

Der obige Kongrefs, welcher vom 4. bis 7. August d. Js. tagte, beschäftigte sich auch mit einigen den Schulhygieniker besonders interessierenden Fragen.

533

Abie de Jong aus Haag behandelte das Thema: „Hypno- tismus nnd Suggestion als pädagogische Hilfsmittel^. Da Perversitäten im Charakter, so führte derselbe nach einem Special- berichte der ^Wien, kUn. Rundsch,"^ aas, bei dem nicht idiotischen Individiinm die Folge von unmoralischen oder von ungenügenden mo- ralischen Suggestionen sind, so mufs die Suggestion ein unschätzbares Hilfsmittel für den Pädagogen bilden. In vielen Fällen ist er damit in den Stand gesetzt, Fehler des Charakters zu bessern oder deren Weiterentwickelung aufzuhalten. Selbst bei „Moral Insanity", einer bekanntlich auch bei der Jugend vorkommenden- Geisteskrankheit, kann die Suggestion im hypnotischen Zustand einen hemmenden £in- flufs auf perverse Neigungen und Handlungen ausüben.

A. Mabbo aus Turin sprach „Über den Einflufs des Alters der Eltern auf die psychophysische Beschaffenheit der Kinder^. Es ist nicht gleichgültig für die psychische Ver- fassung eines Individuums, ob es von Eltern abstammt, die zur Zeit der Zeugung sich im kräftigsten Alter befanden, oder damals zu jung oder zu alt waren. Beispielsweise konnte Mabbo konstatieren, dafs unter den Verbrechern und noch mehr unter den Geisteskranken sich eine das Verhältnis bei den Gesunden übersteigende Zahl von solchen fand, die von sehr jungen oder von zu alten Eltern erzeugt waren. Auch in der Form des Verbrechens gaben sich auffallende Eigen- tümlichkeiten je nach dem Alter der Erzeuger zu erkennen. Bei Kindern zu junger Eltern überwogen die Vergehen gegen das Eigen- tum und diejenigen Gesetzesübertretungen, welche Folge von unge- zügelten Leidenschaften, Händelsucht und Liebesabenteuern sind. Um- gekehrt stammten die Verbrecher gegen das Leben meist von Eltern in höheren Jahren ab. Zugleich wurde die auffallende Beobachtung gemacht, dafs die Dekrepidität des Vaters unheilvoller wirkt als diejenige der Mutter. Das vorgeschrittene Alter des Vaters prädisponiert zur Folie morale, Hebephreniej Paranoia, Epilepsie und Paralyse. Auch unter den Schulkindern ergaben sich bestimmte Anhaltspunkte, dafs die von zu jungen oder zu alten Eltern erzeugten Kinder in der Entwicke- Inngszeit die schlechtesten Fortschritte machen. Femer zeigten von den Söhnen und Töchtern alter Väter 66 Prozent einen auf- fallenden Charakter.

Die Bekämpfung der Diphtherie.

Schlnfssätze, anfgesteDt in der 2L Versammlung des Deutschen

Vereins fftr Vffentliehe Gesundheitspflege.

In der genannten Versammlung, welche vom 10. bis 13. Sep- tember in Kiel stattfand, sprach der Professor der Hygiene Dr. Karl

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Fbänkel ans Halle a. S. über die Bekämpfang der Diphtherie und stellte dabei folgende Schlaijssätze auf:

1. Der Erreger der Diphtherie im eigentlichen Sinne ist der von LÖFFi^B entdeckte Bacillus. Derselbe findet sich a. regel- mäüsig auf den erkrankten Teilen (Haut und Schleimhäuten), b. häufig in der Umgebung der umranken, c. selten auf den Schleimhäuten gesunder Individuen.

2. Die Ansteckung erfolgt a. unmittelbar vom erkrankten auf den gesunden Menschen (Anhusten, Küsse u. s. w.), b. mittel- bar durch Zwischenträger, an denen die specifischen Keime haften (Betten, Wäsche und Kleidungsst^lcke der Kranken, Ess- und Trinkgeschirre, Nahrungsmittel u. s. w«).

ä. Die Infektion entwickelt sich, wie das Vorkommen der Diph- theriebacillen im gesunden Organismus beweist, nur auf Grund einer besonderen Anlage (Disposition).

Die Bekämpfung der Diphtherie hat danach hinzuwirken auf

1. die Vernichtung der^iphtheriebacillen a. im kranken Menschen durch a. rasche Heilung und Abkürzung des Krankheitsverlanfs mit Hilfe der specifischen Therapie durch das BEHfiiNGsche Serum, ß, örtliche Behandlung der befallenen Teile mit desinfizierenden Mitteln (Löfflebs Mischung), b. in der Umgebung der Kranken durch Desinfektion der von ihnen gelieferten Krankheitssloffe (Aus- wurf, Membranen), sowie femer der Krankenzimmer, der Wäsche, Kleidung u. s. w.

2. die Scbliefsung der Wege, auf denen die Übertragung erfolgt : Absonderung der Kranken und ihres Wartepersonals bis zum völligen Verschwinden der specifischen Keime, Verbot des Schulbesuches der Kranken und ihrer Angehörigen, Verbot der Ansammlung von Menschen, namentlich Kindern, im Kranken- oder Sterbehause, Be- aufsichtigung. des Verkehrs mit Nahrungsmitteln.

Für Punkt 1 und 2 von der gröfsten Bedeutung ist a. die möglichst frühzeitige Erkennung der Fälle von echter Diphtherie durch die bakteriologische Untersuchung aller verdächtigen Erkran- kungen, am besten in geeigneten Centralstellen, und b. eine auf Grund der so gewonnenen Befunde gehandhabte und streng durch- geführte Anzeigepflicht.

3. die Beseitigung der Disposition durch a. Pflege der Mund- und Rachenschleimhaut : prophylaktische Gurgelungen mit desinfi- zierenden Mitteln, b. Immunisierung mit Hilfe des BEHRiXGschen Serums.

535

kleinere Mxtttünn^tn.

Hygienische Fragen, gerichtet an Schfilerinnen einer amerikanischen High School.^ Für die Beurteilung, welche be- sonderen Rücksichten die Mädchen bei der Erziehung bedürfen»* sind exakte statistische Daten von greiser Bedeutung. Wir teüen daher nach „The Ped, Seminary"^ die Tabellen mit, welche von Dr. Helen P. Kennedy an den 23 Schülerinnen der ersten Klasse einer Mädchenhoch- schule in den Vereinigten Staaten gewonnen sind. Die den Betref- fenden vorgelegten Fragen nebst den dazu gehörigen Antworten lauteten :

Welches ist Ihre Nationalität, Ihr «Alter und das Lebensjahr, in welchem zuerst die Menstruation bei Ihnen eintrat?

Amerikanerinnen Deutsche Engländerinnen Schottinnen ITationaHtÄt 13 5 3 2

Alter in Jahren 17,54 17,4 18 19

Jahr der ersten

Menstruation 14,36 13,8 14,33 15.

Wie viel Zeit brauchen Sie täglich für Ihre Hausaufgaben?

1 Stunde 2

2 Stunden 2 11

3 2 2 1 -

4 1 1 -

5 3 1 -

6 - - 1 -

7 . 3 - 2. Im Durchschnitt 4,09 Standen.

Wie viele Stunden bringen Sie täglich mit anderen Beschäftigungen zu?

11

1 -

1 stunde

5

2 Stunden

1

3

1

6

1

1 oder 2 Stunden

am Sonnabend

2

^ Die High Schools entsprechen den oberen Klassen unserer Gym- nasien und Realgymnasien. D. Red.

536

Amerikanerinnen Deutsche Engländerinnen Schottinnen verschieden 1 1

keine 3 2 .

Durchschnittlich 1,26 Stunden.

Worin hestehen diese Beschäftigungen?

Hausarbeit 8 4 3 2

Nähen 2

Keine 3 1 .

Wann stehen Sie auf?

5 Uhr 1 5,30 1 1 _ 1

6 3 2 1 1 6,30 2 11

7 6 11 -. Durchschnitt 6,33 Uhr.

Wann gehen Sie zu Bett?«

9 Uhr 2

10 6 3 3 1 *

11 6 - - 1 12-1 1 - -

Welche gesellschaftlichen Pflichten erfüllen Sie?

Keine 1 11

Gelegentliche Unter- haltungen 10 4 2 2

Allgemeine gesell- schaftliche Ver- pflichtungen einer Dame 2 .

Welche Bewegung verschaffen Sie Ihrem Körper? Kurzer Weg zur und

von der Schule 2 11 2

Langer Weg zur und

von der Schule 4 2

Weg zur Schule und

verschiedene Wege

nachmittags 7 3

Schlittschuhlaufen im

Winter 1 .

Wieviehnal steigen Sie täglich Treppen in der Schule auf und ab?

2 mal gehend 1

3 5 2 1

ÄmerikaDerinnen Deutsche Engländerinnen Schottinnen

5 mal laufend

4 ^ gehend

5 » »

6 n laufend

5

1 2

1 1

1

Wie verwenden Sie Ihre Ferien?

Zar Arbeit

1 .

3

Znr Erholung im Hause

4

1

Zwei Wochen auf

dem Iiande

2

1

Die meiste Zeit

auf dem Tjande

6

-~

1 1

2 .

Ändern Sie Ihre Lebensweise während der Menstruation?

Ja, ich lebe ruhiger 4 12

Nein 9 4 1 2.

Baden Sie in der Menstruationszeit?

Ja 4 12

Nein 9 4 1 2.

Haben sich während Ihres Hochschulbesuches irgend welche nervösen Symptome bei Ihnen entwickelt?

Rfickenschmerz 1

Kopfweh 6 2 Kopfweh und kalte

Füfse 1 Kopfweh und

schwache Augen 2 1

Nervosität 1

Allgemeine Schwäche 1

Keine 4 2 2 1.

Leiden Sie an Ausrufs zwischen den einzelnen Menstruationsperioden?

Ja 5 _ 1

min 8 5 2 2.

Sind Veränderungen in Ihrer Menstruation eingetreten, seitdem Sie die Hochschule besuchen?

Keine 8 2 1

Begelmäfsiger 2 3 1

"Weniger schmerzhaft 1 -:— 1 Kegelmäfsiger und

schmerzloser 3

538

Amerikanerinnen Deutsche Engländerinnen Schottinneu Unrefgelmäfsiger 2

Schmerzhafter 1

Weifslich 1 2 ,

Welches ist Ihre Körperlänge, Ihr Brustumfang, Ihr Taillenmafs?

Körperlftnge 5' 3V»"

5' 5"

5' 4"

5'

Brustumfang 32V»"

31 V*"

30"

33 V»*

Taülenmafs 24»/4"

24»A" .

. 23V*"

25".

Tragen Sie Flanellnnterzeng?

Ja 12

5

2

1

Nein 1

1

1.

Tragen Sie ein Korsett?

Ja 11

4

1

1

Nein 2

1

2

1.

Die Verfasserin bemerkt noch, dafs die Angaben der jungen Mädchen jedenfalls zuverlässig sind, da dieselben nicht nur überhaupt eine höhere Bildung, sondern namentlich auch Kenntnisse in der Physio- logie besitzen.

Untersnchnngen Aber die geistige Entwiekelung der Schulkinder sind unter Leituitg des Instruktors für Experimental- psychologie an der Taleuniversität , Dr. Edward W. Scripture, von Dr. J. A. Gilbert ausgeführt worden. Die „Zischr, f, PifydwL ti. FhysioL d, Sinnesorg.^ berichtet darüber: 1200 Kinder aus den Volksschulen New Havens, Connecticut, im Alter von 6 bis 17 Jahren, fast genau 50 Knaben und 50 Mädchen jedes Jahrganges, wurden neun Prüfungen unterzogen. Dr. Gilbert untersuchte nämlich: 1. den Muskelsinn, 2. die Empfindlichkeit für Helligkeitsunter- schiede, 3. den Einflufs der Suggestion, 4. die Schnelligkeit will- kürlicher Bewegungen, 5. die Ermüdung bei denselben, 6. die Zeit einer einfacheü Reaktion, 7. die Zeit einer Reaktion mit Unter- scheidung und Wahl, 8. die Zeitschätzung und 9. die Empfindlich- keit für Tonänderungen. Als Resultat ergab sich, dafs im allgemeinen die geistigen Fähigkeiten zwischen dem 6. und 17. Lebensjahre fort- während zunehmen, zuerst schnell und dann langsamer. In fast allen diesen Fähigkeiten findet man eine plötzliche Veränderung während des Alters von 13 bis 15 Jahren. Die Unterschiedsempfindlichkeit für gehobene Gewichte von verschiedener Schwere z. B. wächst un- gefähr proportional dem Alter bis zum 13. oder 14. Jahre, nach welchem das Kind in dieser Beziehung wenig mehr gewinnt oder sogar verliert. Auffallend ist, dafs bei schnellster Wiederholung von Bewegungen die zu Untersuchenden mufsten auf den Knopf

539

eines kleinen^ leicht beweglichen elektrischen Schlüssels möglichst schnell, aber leicht schlagen die Knaben viel früher als die Mädchen ermüden. Dagegen werden diese von der Suggestion in fast jedem Alter mehr beeinflnlst als jene, indem sie bei Gewichten von verschiedener Kaumgröfse unter dem Einflüsse der letzteren die Schwere faisch beurteilen.

Znr Pafholof^e unseres OymBasialsclmlwesens ist eine

Notiz von Professor Dr. A. Eulenburg in der ^Btsch, med, Wochschr.^ überschrieben, welche den Stundenplan der Untertertia eines Berliner Realgymnasiums mitteilt. Die Schüler dieser Klasse hatten in dem abgelaufenen Sommersemester an jedem Montag 6 wissenschaftliche Lehrstunden hintereinander (7 bis 1 13 hr), wovon die beiden letzten Französisch. Am Bienstag wurden vormittags 4, nachmittags 2 Stunden an sie erteilt. Am Mittwoch folgten wieder 6 wissenschaftliche Unterrichtsstunden aufeinander, und zwar als die beiden letzten Mathematik und Französisch, am Donnerstag ebenso 6 Stunden. Für Freitag waren vormittags 4 und nachmittags (von 2 bis 5 Uhr) 3 Stunden angesetzt, für Sonnabend im ganzen 6, zusammen also wöchentlich 37 Stunden. Professor Eulenburg ist auf Anfrage gern zu näherer Auskunftserteilung erbötig.

Über den Einflnfs der Gehirnarbeit anf die Atmung der Schüler hat Dr. Arthur Macdonald, Mitglied des Erziehungs- departements in Washington, Untersuchungen angestellt. Zu den- selben wurde er durch die häufig beobachtete Thatsache veranlafst, dafs Kinder, welche geistig angestrengt sind, leicht an Anämie leiden. Um den Grund für diese Erscheinung aufzufinden, legte er um die Brust von Schülern der öffentlichen Schulen Washingtons einen Gürtel mit einem kleinen Zeiger derart, dafs dieser auf berufstem Papier jede Bewegunjf^ des Brustkorbes aufschrieb. Dabei konnte Magdonald die bereits anderweitig bekannte Thatsache bestätigen, dafs die Kinder, wenn sie ihren Geist lange anstrengen, weniger tief Atem holen und dafs die Abnahme der Sauerstoffzufuhr zum Blute in direktem Ver- hältnis zu der Schwierigkeit der geistigen Arbeit steht. Dagegen führt Lachen zu einer unmittelbaren Ausdehnung der Lungen und bildet daher, wie der Verfasser sich ausdrückt, eine der besten physiologischen Verrichtungen, um den Lungenbläschen Luft zuzu- führen. Dasselbe gilt vom Gähnen, welches bei Schülern oft nichts anderes als der unwillkürliche Ausdruck von Hunger nach Sauerstoff ist und durchaus nicht immer als Zeichen von Ermüdung oder Teil- nahmlosigkeit aufgefafst werden darf. Ähnliche Resultate wie Mac- donald hat BiNET, gleichfalls mit Hilfe der graphischen Methode, ge- wonnen. Nach ihm bewirkt kurze anstrengende Thätigkeit des Geistes, wie z. B. Rechnen, eine Steigerung der Atemfrequenz mit ober-

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flächlicherer Atmung und kürzeren Atempausen. Sobald die Arbeit YoU endet ist, stellt sich nach einmaliger tiefer Inspiration der normale Rhythmus wieder her. Was den Einflufs geistiger Arbeit auf den Puls anbetrifft, so wird die Herzthätigkeit zunächst rascher und kräftiger, der Druck in den Kapillargefäfsen steigt, sinkt alsdann aber rapid.^

Znr Überbfirdnng in den englischen Schulen schreibt der

frühere Medizinalinspektor des Königlichen Albertasyls für Geistes- kranke in Lancaster Dr. G. E. Shuttlewoeth in „The Lancef"'. Vor zwölf Jahren ist von James Crichton Browne gezeigt worden, dafs mehr als ein Drittel der Kinder, welche die Elementarschulen Londons besuchen, nämlich 52,3% der Mädchen und 40,5% der Knaben, an Kopfschmerzen leiden. Derselbe Autor hat femer auf die häufigen Nervenleiden der Schüler, wie Veitstanz, Stottern, Neuralgien, und auf die zunehmende Sterblichkeit derselben an Hirnentzündung, Nieren- und rheumatischen Krankheiten hingewiesen und macht dafOr zum Teil die Überbürdung verantwortlich. Heutzutage kommt dieselbe am häufigsten bei Schwachbegabten oder frühreifen Volksschul- kindern, und zwar zur Zeit der Prüfungen vor. Was den Sekundär- unterricht anbetrifft, so werden die Schüler mehr in den Vorschulen als auf den höheren Stufen überanstrengt. In den Vorschulen sind die Examina zur Aufnahme in die Gelehrtenklassen der Moloch, dem man sie opfert. Später schliefsen schon die vielen Körperübungen, namentlich die Jugendspiele, eine Überbürdung aus, und heutzutage dürfte es keine höhere Knabenschule, wie diejenige Dr. Blimbkr's, mehr geben, welche Dickens mit einem fortgesetzt geheizten Treibhaus vergleicht, „in welchem geistige Riesenerbsen zu Weihnacht und intellektuelle Spargel das ganze Jahr hindurch gezogen werden. ** Schlimmer steht es wieder in den höheren Töchterschulen. Die jungen Mädchen haben vormittags mindestens 5 Stunden Unterricht, wozu noch Extralektionen am Nachmittage und 2 3 Stunden häusliche Auf- gaben kommen; dabei sind die Privatstunden in Musik und Malen noch gar nicht gerechnet. Das Nachteilige liegt hier in dem Ober- mäfsigen Studieren gerade zur Zeit des Wachstums und der Ent- wickelung, in dem Mangel an Erholung und an Spielen im Freien und endlich in der ungenügenden Berücksichtigung gewisser phy- siologischer Funktionen, welche die geistige Leistungsfähigkeit der Mädchen bedeutend herabsetzen. Unter den begünstigenden Ur- sachen der Überbürdung ist vererbte nervöse oder tuberkulöse An- lage zu nennen. In den Volksschulen spielt auch schlechte Em&hnmg eine Rolle. Femer bilden sexuelle Ausschreitungen bei Knaben und Menstmationsstörungen bei Mädchen ein disponierendes Moment. Überbürdete Kinder haben meist ein müdes, unnatürlich altes Aus-

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sehen, das durch Stirnnmzeln, blaue Ränder unter den Augen und blasse Gesichtsfarbe hervorgerufen wird. Eine allgemeine Unruhe und Reizbarkeit, bisweilen auch Muskelzuckungen, namentlich an den Mundwinkeln, machen sich bei ihnen bemerklich. Das Muskel- system entbehrt der Spannung, so dafs die Hand nicht energisch gestreckt werden kann. In ernsteren Fällen kommt unwillkürliches Hin- und Herwerfen der Glieder vor, das bei Mädchen leicht in Veitstanz flbergeht. Kopfschmerz ist häufig, und die Hand wird deshalb gewohnheitsgemäfs gegen die Augenbraunen geprefst. Störungen des Schlafes fehlen fast nie. Bei jungen Kindern stellt sieh auch nächtliches Fieber und Aufschrecken ein. Seltener zittern Zunge und Lippen, und die Sprache erscheint stotternd. Yerdauungs- stOrongen machen sich durch belegte Zunge und übelriechenden Atem bemerkbar, öfter findet man Widerwillen gegen jede Speise oder perversen Appetit. Die Schweifssekretion ist vermehrt. In der Pubertätsperiode vermögen manche Knaben und Mädchen nicht ihre Aufmerksamkeit anzuspannen, sie leiden an schwachem Gedächtnis und zeigen die eigentümliche Neigung, eine der richtigen entgegen- gesetzte Antwort zu geben (Heterophemia). Was die Verhütung der Überbürdung anbetrifft, so sind vor allem die Eltern zu belehren, welche nur zu gern jede Schuld auf die Lehrer abwälzen. Der viele Privatunterricht, welchen die Kinder erhalten, muis aufhören. Femer sollten die Hausärzte mehr hygienische Belehrungen in den Familien erteilen. Für die Mahlzeiten, die Spiele, die Erholung und den Schlaf ist eine bestimmte Zeit festzusetzen. Ganz besonders aber gilt das „Principiis obsta*', und warnende Anzeichen der Überbürdung dürfen nicht übersehen werden. Die Behandlung besteht natürlich zuerst in Entfernung der schädlichen Ursachen, auch wenn dadurch ein Semester im Schulunterrichte verloren gehen sollte. Doch dürfen die Kinder nicht unthätig sein, was schon an sich sehr schädlich ist and nur Veranlassung gibt, dals dieselben an ihren krankhaften Zustand denken. Sodann ist alles das anzuwenden, was zur Stärkung des Leibes und Geistes dient. Körperliche Spiele, welche dem ein- zelnen lieb sind, wie Radfahren, Rudern, Schlagball, Lawn Tennis oder Kollschuhlaufen, befördern den Blutkreislauf und erweisen sich, wenn sie nicht übertrieben werden, dadurch sehr wertvoll. Leichte Lektüre, Malen, Kerbschnitzen und vor allem Gartenbeschäftigung sind gleichfalls von Nutzen. Als Heilmittel empfehlen sich bei Yerstopfong leichte Purgantien, bei Schlaflosigkeit Sulfonal oder Paraldehyd auf kurze Zeit, bis die üble Gewohnheit gebrochen ist. Aach £isen und nervenstärkende Mittel können gute Dienste leisten. Sehr viel thnt eine richtige Frnährung, in extremen Fällen ist selbst Massage und eine Wbir MixcHELLsche Kur angebracht.

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Unhygienisches beim Handfertigkeitsniterrickt. In den

„Blatt, f. Kndbhdarhi,"^ schreibt ein Mitarbeiter derselben: Ich habe schon Unterrichtsräume fOr Handarbeit besacht, in denen bei Gas- licht Temperaturen von 1 8 bis 20^ herrschten, so dafs es nnr durch Öffnen der Fenster möglich- wurde, dort zu arbeiten. Andere Hand- fertigkeitsräume hatten so unzureichende Tagesbeleuchtung, dafe in den Nachmittagsstunden des Winters regelmälsig Licht gebrannt werden mufste. In noch anderen mulste sich selbst eine beschr&okte Schülerzahl gegenseitig hindern, weil die Zimmer zu eng und zu schmal waren. Deshalb dürfte die Mahnung an alle Schulbehörden zu richten sein, dafs sie vor Einführung oder Ausdehnung des Hand- arbeitsunterrichts erst die Lokalfrage eifrig erwägen, damit nicht durch ungesunde Schulräume einer der wesentlichen Vorzüge der Handfertigkeit, der hygienische, in das Gegenteil verwandelt werde. Ratschläge ffir Radfahrer werden von Dr. Rochbblate im „Päd f. Med, Joum.^ erteilt: 1. Niemand sollte radfahren, der sich nicht vor und nach einer Fahrt hat ärztlich untersuchen lassen; die Untersuchung nach der Fahrt ist nötig, da sich manche Heiz- krankheiten nur beim Zustand der Ermüdung zu erkennen geben. 2. Es dürfen nicht mehr als 12 Kilometer in der Stunde auf dem Fahrrad zurückgelegt werden. 3. Dem Verlangen schneller zu fahren mufs entschieden widerstanden werden, so schwer es auch sein mag, von dem Schnelligkeitsdelirium ^ nicht ergriffen zu werden. Mit einer leichten Maschine kann ein Amateur auf guter Strafse leicht 25 Kilometer in der Stunde fahren. Das ist aber zu viel, denn die Zahl der Pulsschläge steigt schon bei einer Schnelligkeit von 15 bis 16 Kilometern auf 150 an.

Sa9es0ef4ltc^tH(l)es*

Die 68. Veraaminliuig deataeher Naturforscher nid Inte

hat vom 21. bis 26. September in Frankfurt a. M. stattgefundeiL Von Vorträgen, welche den Schulhygieniker interessieren, waren folgende angemeldet: Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Paüi. Flechsig aus Leipzig: Die Lokalisation der geistigen Vorgänge; Professor Stelz in Frankfurt - Bockenheim: Der Schulgart^ im Unterricht; Dr. Julius Schmidt in Frankfurt a. M.: Über Schiki- drüsentherapie bei zurückbleibendem Körperwachstum; Privatdocent

543

Dr. Seitz aus München : Über seltene Gehöranomalien im Kindes- alter; Privatdocent Dr. Neumank aus Berlin: Über Beziehungen von Krankheiten des Eindesalters zu Erkrankungen der Zähne; Professor Dr. A. EüiiENBUBO aus Berlin : Über Nervosität bei Schulkindern ; Direktor Dr. Sioli in Frankfürt a. M. : Psychophysische Unter- suchungen an Imbecillen; Stabsarzt Dr. Dedolph aus Aachen: Be- deutung der Körperflbungen, besonders der Jugend- und Volksspiele, vom hygienischen und militärischen Standpunkt. Nach den Vorträgen wurden Besichtigungen yorgenommen, unter anderem auch von ver- schiedenen neueren Schulbauten Frankfurts*

Internationaler Kongrefs Ar das Wohl der Jugend zu Florenz. Der im Oktober d. Js. stattfindende Eongrefs soll etwa fünf Tage dauern. Es werden fünf Sektionen gebildet und einer jeden eine bestimmte Anzahl Thesen zur Erledigung überwiesen werden. Die offizieUen Sprachen des Kongresses sind die italienische und die französische; die Vorträge in anderen Sprachen werden durch, einen Sekretär sofort summarisch übersetzt. Li allen Angelegenheiten des Kongresses wolle man sich an den Präsidenten Adolf Scandeb Leyi, Place d'Azeglio 7, in Florenz wenden. Dem Reglement ent- nehmen wir folgende Thesen der ersten Sektion: 1. Einführung einer allgemeinen Propaganda zu Gunsten der Kinder. Darlegung der Notwendigkeit, alle diejenigen, welche sich mit dieser Frage befassen, an&umuntem, indem man ihnen die geeignetsten Mittel bezeichnet, um das erstrebte Ziel zu erreichen. 2. Wie könnte man auf praktische Weise einen Bund aller Vereine und aller Schutzanstalten zum Wohl der Kinder herbeiführen zu dem einzigen Zwecke, die Bemühungen dieser Vereine auf weitere Kreise auszudehnen und nützlicher zu gestalten, indem man ihre Ergebnisse bekannt gibt? 3. Welcher Art sind die Gründe, welche uns bestimmen müssen, zu Gunsten der Kinder Propaganda zu machen? 4. In wiefern können Pädagogik und Litteratur mitwirken, die Liebe für die Kinder zu verbreiten? 5. Anf welche Weise können die Geschichte und das Studium der Sitten der modernen Völker zu diesem Werke beitragen? 6. In welchem Mafse kann eine Sammlung von Grundsätzen, Sprichwörtern und Gedanken, entnommen aus den Werken der gröfsten Pädagogen, sowie sonstigen litterarischen Schöpfungen, dazu helfen, Gleich- gültigen Liebe zu den Kindern einzuflöfsen und für letztere die TeOnahme der leitenden Klassen zu gewinnen? 7. Wäre es nicht möglich, ein internationales Gesetz aufzustellen, welches die Bechte der Kinder schützt und welches, die betreffenden Gesetze der verschiedenen Länder berücksichtigend, sie alle vereint? Falls dies nicht ausführbar sein sollte, könnten nicht die Gesetzbücher aller Nationen angemessene Geldstrafen einführen, um das Verlassen und die MiOshandlung der Kinder

544

ZU verhüten oder zum mindesten zu erschweren, und wie wäre dies anza- fangen? In wiefern wären solche Gesetze direkt oder indirekt für die allgemeine Lage der Kinder von Nutzen? 8. Welche Einrichtongen und welche philanthropischen Mittel könnten das Allgemeinwohl der Kinder hefördern? 9. Welches sind die moralischen und materiellen Schwierigkeiten, welche sich einer allgemeinen Propaganda fQr das Wohl der Kinder entgegenstellen, und weiches sind die Mittel, diese Schwierigkeiten zu hekämpfen? 10. Durch welche Mittel kann man das Gesetz Th^ophile Roussel in den Staaten, in welchen es noch nicht eingeführt ist, zur Ausführung hringen, indem man es den verschiedenen Nationen anpalst?

Antrag der Hamburger Schnlsynode bei der Oberseknl- behSrde, eine sclinlliygienische Kommission einzusetzen. * Am

9. September d. Js. fand eine Mitgliederversammlung der Schulsynode Hamburgs statt, welche sich mit der Berücksichtigung der Hygiene bei der Einrichtung der dortigen Schulhäuser beschäftigte. Der Redner, Lehrer H. F. Petebs, wünschte eine schulhygienische Kommission, bestehend aus Architekten, * Schulmännern und Ärzten. Zur Begründui^ bemerkte er, dafs die Hamburger Volksschulhänser den hygienischen Forderungen der Neuzeit in mancher Beziehung nicht genügten und dafs andere Städte der zweiten Stadt des deutschen Reiches in vielen Punkten vorausgeeilt seien. Vortragender führte dies im einzelnen aus mit Bezug auf die Licht- und Luftverhältnisse, auf die Heizung, Reinigung und die baulichen Einrichtungen. Wenn es besser werden sollte, so müfste eine Kommission eingesetzt werden, die alle hygienischen Fragen eingehend erörtere. Nachdem Hauptlehrer J. SiEYEBS dem Antrag im Namen des Synodalausschusses zugestimmt hatte, schilderte Herr Matth. Meyeb die vorzügliche Einrichtung eines Münchener Schulhauses. Herr Stollers führte die neueren Systeme der Schulbänke von Lickroth, Marsch und Rettig vor. Herr Paülsen wies darauf hin, dafs den Turnhallen besondere Sorgfalt zuzuwenden sei. Nach einer längeren Specialdebatte wurde der Antrag des Herrn Pbtsrs und Genossen in folgender Fassung angenommen: „Die Schulsynode ersucht die Oberschni- behörde, die Einsetzung einer ständigen Kommission, bestehend aus Architekten, Schulmännern und Ärzten, zu veranlassen, welche 1. die Pläne fQr neue Schulbauten und deren Inventar nach den Grundsätzen der Schulhygiene zu prilfen und 2. alle Schulen in gesundheitlicher Beziehung zu untersuchen und die Beseitigung der gefundenen gesundheitsschädlichen Zustände zu fordern habe".

Zn den Erkrankungen in den Londoner Schulen. Die

Hackney Pauper Schools Londons enthalten 300 Kinder. Nach „The Brit Med, Joum.^ befinden sich 126 von diesen im Kranken-

545

hause, und zwar leiden 77 an ägyptischer Augenentzündung, 13 an Keuchhusten, 13 an Herpes tonsurans, 11 an allgemeiner Schwäche,

1 an Masern; 9 Fälle von Ophthalmie sind mit Herpes tonsurans,

2 mit Keuchhusten kompliziert. Als Ursache dieser zahlreichen Erkrankungen wird, abgesehen von anderen unhygienischen Zu- ständen, angegeben, dafs die mit AugenentzQndung und die mit Herpes tonsurans behafteten Kinder zusammen verkehren, so dafs sie sich gegenseitig anstecken. Femer läfst man, nachdem die ge- sunden Kinder ihre Mahlzeit im Speisesaal eingenommen haben, die- jenigen mit Ophthalmie in demselben Räume essen, eine treffliche Art, die Krankheit zu verbreiten, da das infektiöse Sekret der Augen, sobald es getrocknet, zerrieben und in Staubform der umgebenden Luft mitgeteilt wird. Einem siebenzehnjährigen Mädchen, welches 12 Jahre in der Armenschule zugebracht hatte, war das Augenlicht fast voll- ständig verloren gegangen. Da sie ihren Lebensunterhalt nicht selber verdienen kann, so wird sie den Steuerzahlern voraussichtlich 40 Jahre lang wöchentlich 10 s., im ganzen also So 1360 kosten, und das nur, weil der Schulvorstand die Forderungen der Hygiene so wenig beachtet. Th. D. Savill beobachtete, wie er il» „27^€ Lancet^ mitteilt, während des Frühjahrs und Sommers 1894 im Osten Lon- dons bei mehr als 700 Kindern eine Hautkrankheit, welche sich auszeichnete durch ihre grofse Gleichmäfsigkeit im Aussehen und in der Lokalisation, durch ihre offenbt^re Ansteckungsfähigkeit (in einer Schule wurden etwa 60 Vo von 1040 Schülern befallen), endlich dadurch, dafs sie fast ausnahmslos Kinder unter 14 Jahren betraf. Es entstanden im iGresicht, um Nase und Mund, bisweilen auch am Halse, jedoch nur viermal zugleich an anderen Körperstellen und niemals auf dem behaarten Kopfe runde oder unregelmäfsige rote, trockene, etwas schuppende Flecke, die oft juckten oder brannten, niemals aber von Allgemeinstörungen begleitet waren. Nach 3 bis 5 Wochen heilten dieselben , gewöhnlich mit Zurücklassung einer brämilichen Pigmentierung, von selbst ab. Durch das Auftreten immer neuer Flecke zog sich aber die Krankheit nicht selten 2 bis 3 Monate hin. Von Herpes tonsurans unterschied sich dieselbe namentlich durch das Fehlen des fortschreitenden eihabenen Randes und durch die Abwesenheit von Pilzen. Die bakteriologische Unter- suchung der Schuppen ergab kein sicheres Resultat. Unter der An- wendung von schwachen Creolin- oder Quecksilbersalben erfolgte rasche Heilung.

YortrSge fiber Hygiene im Yolksschulverein zu Krakau.

Der Krakauer Volksschulverein hat am 26. Januar d. Js. die von ihm eingerichteten Vorträge über Hygiene begonnen. Die Vor- lesungen werden von dem Universitätsprofessor Dr. 0. Bujwid gehalten.

Schnlgesnndheitspflege IX. 3g

546

Sexuelle Physiologie in der Mädchenhochscliiile zn Phila- delphia. Die y^Med, News" vom 27. Juli 1895 schreiben: Inder Mädchenhochschule zu Philadelphia ist Physiologie einer der regel- mäfsigen Lehrgegenstände, doch werden sexuelle und Generations- fragen dabei vollständig übergangen. Es scheint, dafs die Behörden, nicht die Lehrer sich scheuen, die jungen Mädchen etwas lernen zu lassen, das sie wissen müfsten. Woher soll ein Mädchen seine Kenntnisse über diese Dinge nehmen? Die Mutter spricht mit ihr nicht daiüber, ist auch meistens nicht im stände, über die Funktionen der Fortpflanzungsorgane Aufschlufs zu geben, gerade so, wie ihr die Thätigkeiten des Herzens und des Gehirnes unbekannt sind. Bei civilisierten Völkern ist der natürliche Instinkt kein passender und zuverlässiger Führer, und so sind die einzigen Lehrer, welche übrig bleiben, Freundinnen, welche ihre Kenntnisse auf zufällige und ge- fährliche Weise oder aus unzuverlässigen und sensationellen Büchern gewonnen haben. Drei oder vier Vorlesungen über vergleichende Embryologie würden genügen, um den Studentinnen das erforderliche Wissen zu geben, und ein Vortrag über sexuelle Hygiene könnte noch hinzugefügt werden. Diese jungen Mädchen, welche die zu- künftigen Mütter der Nation bilden, können nicht genug über sich selbst wissen, namentlich dann, wenn die mitgeteilten Kenntnisse rechter Art sind. Wozu junge Mädchen „vergleichende Embryologie* nötig haben, noch dazu, wenn sie höchst oberflächlich in nur drei bis vier Stunden gelehrt wird, ist uns unerfindlich. Was sie später als Frauen und Mütter von sexueller Hygiene wissen müssen, darüber belehrt sie am besten ihr Hausarzt.

Eine Statistik der in den Hambnrger Volksschulen vor- handenen sprachgebrechlichen Kinder ist im Januar d. Js. auf- genommen worden. Nach derselben stellte sich die Gesamtzahl der Stotternden und Stammelnden auf 601, nämlich 482 Knaben und 1 1 9 Mädchen. Von diesen Kindern standen :

im ersten Schuljahr 42 Knaben und 12 Mädchen,

D

zweiten

n

65

71

n

8

77

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dritten

?>

57

n

77

21

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vierten

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59

»

77

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fünften

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siebenten

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86

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achten

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»

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13

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51

neunten

i>

1

n

77

1

77'

Bei den Zöglingen des achten und neunten Schuljahres macht sieb bereits der heilsame Einflufs der Stottererkurse geltend. Zum ersten

547

Mal wurden auch die Schulklassen ermittelt, in welchen sich die sprachgebrechlichen Kinder befanden:

Der stotternden Kinder

Von den stotternden Kindern befanden sich in Klasse

Gesamt-

Lebensjahr

Schuljahr

VII

VI

V

IV

III

n

I

zahl

siebentes ....

achtes

neuntes

zehntes

elftes

zwölftes

dreizehntes . . vierzehntes . . fünfzehntes . .

erstes

zweites

drittes

viertes ......

fünftes

sechstes

siebentes ....

achtes

neuntes

54

31

2

1

42

41

11

4

4

2

35 25 14 11

6

38 32 24 15 1 1

27

34

38

9

1

22 27 13

21 15

54 73 78 74 78 95 109 38 2

Zu

sammen

88

104

91

111

109

62

39

601 .

Das Schicksal der Achtjährigen, die unter normalen Verhältnissen in die VI. Klasse gehören, aber noch zu einem grossen Teil in der VII. Klasse sassen, zeigt deutlich, in wie hohem Grade das Sprach- gebrechen ein stotterndes Kind hinter seinen glücklicheren Kameraden zurücksetzt, trotzdem von einer geistigen Minderwertigkeit des Stotterers im allgemeinen nicht die Rede sein kann.

Der zweite Kongrers ffir Volks- und Jngendspiele in

Manchen. Der vom Centralausschufs unter dem Vorsitz des Herrn VON SCHENCKBNDORFF veranstaltete zweite Kongrefs für Volks- und Jugendspiele fand vom 10. bis 13. Juli in München statt und nahm bei zahlreicher Vertretung von staatlichen Behörden, Städten und Vereinen, sowie unter Teilnahme anerkannter Förderer der Be- wegung einen glänzenden Verlauf. Die öffentlichen Verhandlungen fanden in zwei Sitzungen ihre Erledigung. Am Sonnabend, den 11. Juli, sprach im festlich geschmückten grofsen Rathaussaale Geheinurat Dr. von Zibmssen- München über die ^Bedeutung der Bewegungsspiele in freier Luft für das deutsche Volk." In der Hauptversammlung am 12. Juli wurde der Kongrefs nach der Er- öffnungsrede des Vorsitzenden von Oberregierungsrat Britzelmaibb im Namen des bayerischen Kultusministeriums, von Bürgermeister VON BoRSCHT im Namen der Bürgerschaft Münchens, von Professor der Hygiene Dr. Haks Büchner im Namen des Rektors und des Senats der Universität München begrüfst. Dr. med. SCHMIDT-Bonn

36*

548

und Direktor RAYDT-Hannover sprachen dann über die Begründung Yon Nationaltagen für deutsche Kampfspiele und ihre Beziehung zu einer Reform der deutschen Volksfeste. Die Debatte war eine aus- giebige, und kamen darin die verschiedenen Standpunkte zur Er- örterung. Die überwiegende Mehrzahl sprach sich, zum Teil mit grofser Begeisterung, für den Plan aus, doch hatte der Vorsitzende von vornherein erklärt, von einer Abstimmung abzusehen, da den Entschliefsungen der deutschen Turnerschaft und der Sportvereine nicht vorgegriffen werden solle. Zu Ehren des Kongresses waren in den genannten Tagen vorzüglich gelungene Spielvorführungen in gröfserem Stile veranstaltet. Am 10. Juli spielten in zwölf Schul- höfen die Spielabteilungen der Münchener Volksschulen und gleich- zeitig auf dem Königlichen öffentlichen Turnplatze mehrere Spiel- abteilungen niederer und höherer Lehranstalten, am folgenden Tage im Hofe der alten Leibregimentskaserne Kinder der Volksschule, Mittelschüler und Studierende der Hochschulen. Prinz Rüpprecht VON Bayern beelui^ diese Spiele mit seiner Gegenwart und ver- teilte die Eichenkränze an die aus dem Wettlauf hervorgegangenen Sieger. Sonntag, den 12. Juli, führten die vierzehn Vereine des Münchener Turngaues Wettspiele aus. Neben dem Kongrefs hielt der Centralausschufs zweir nicht öffentliche Sitzungen ab. In- folge Zuwahl ist der Vorstand durch den Königlichen Wirklichen Rat Weber- München, der Ausschufs durch folgende Herren verstärkt worden: Professor Dr. HüEPPE-Prag, Stadtschulrat Dr. Kerschjen- STEiNER- München, Stadtschulrat Dr. Tribuka IT -Königsberg i. Pr In den Unterausschufs für Volksfeste wurden hinzugewählt die Herren Hofrat Dr. ROLFS-München und Dr. WiTTE-Braunschweig, In den Ausschufs zur Vorbereitung der „Nationaltage für deutsche Kampf- spiele", über welche in Gemeinschaft mit Vertretern der deutschet: Turnerschaft und der Sportvereine beraten werden soll, wählte der Centralausschuss die Herren VON Schenckendorff - Görlitz, Direktor RAYDT-Hannover, Rat Weber -München, Turninspektor Hermann -Braunschweig, Professor Kohlrausch- Hannover, Ober- lehrer Dr. Schnell -Altona, städtischer Tumwart Sc hröer- Berlin. Die farbentragenden und nichtfarbentragenden akademischen Turn- vereine veranstalteten am Sonntag Abend zu Ehren des Kongresses einen Festkommers, wobei die wachsenden Sympathien der akademischen Jugend für die Leibesübungen lebhaft zum Ausdruck kamen. Die Braunschweiger Firma v. Dolffs & Helle hatte für die Kongrefs- besucher eine reichhaltige Ausstellung von Spielgeräten veranstaltet. Schfilerherbergen in den Alpen sind gegenwärtig an nicht weniger als 401 Orten eingerichtet. Da sich in manchen Ortschaften mehrere, nicht selten 3 bis 5 Herbergen befinden, so hat die Gesamt-

549

zahl derselben schon das erste Tausend überschritten. Von den erwähnten 401 Ortschaften liegen 151 in Tirol, 82 in Steiermark, 43 in Kärnten, 36 in Bayern, 25 in Vorarlberg and im Fürsten- tum Lichtenstein, 14 in Krain, 10 in Oberösterreich, 6 in Nieder- österreich und 1 im Küstenlande. Weiterhin ist auf 62 Stationen der österreichischen Staatsbahn und 27 Stationen der Südbahn für die mit Legitimationsbüchern versehenen Schüler Ermäfsigung in , den Eisenbahnrestaurationen bis 25 Prozent ausgewirkt. In den Schutz- hütten des Alpenvereins endlich gemessen die Schüler gleiche Ver- günstigungen wie die Mitglieder des Alpen Vereins.

Instruktion fßr Schnlbauten in Paris. Unser verehrter Mit- arbeiter, Herr diplomierter Architekt Kabl Hintbägee in Wien, schreibt in der „Monatsschr, f. Qsdhtspflg,"^ : Die im abgelaufeneu Jahre herausgegebene, 35 Paragraphen umfassende neue Anleitung für den Bau der Pariser Kommunalschulen- schliefst sich an die bestehenden Bestimmungen der Kommission von 1887 an, und fallen nur folgende Abänderungen und Neuerungen auf. Die Unterkellerung wird auf das geringste zulässige Mafs beschränkt und blofs unter bewohnten Räumen vorgenommen. In der Absicht, bei der grofsen Zahl der stets neu zu errichtenden Volksschulbauten möglichst zu sparen, finden sich auch einzelne Mafse, beispielsweise der Flächenraum für jedes Kind, von 1,25 auf 1,00 qra vermindert. Die einbündige Anlage gilt als Regel, und beträgt die Gesamtbreite der Schulgebäude, d. i. Lehrzimmertiefe, Korridorbreite und Mauerstärke, zusammen 8,30 m, wobei die gröfste erlaubte Tiefe der Lehrzimmer bei ein- seitiger Beleuchtung 6,50 m, die geringste Korridorbreite 1,50 m ist. Die mindeste Breite der Treppenläufe der Haupttreppe mifst 1,40 m. Befinden sich mehr als vier Klassen in einem Geschosse oder mehr als acht Klassen in verschiedenen Geschossen, so ist an der entgegen- gesetzten Seite der Haupttreppe eine Hilfsstiege anzulegen. Für die gedeckten Spielplätze sind 4,50 m lichte Höhe festgesetzt. Die Bestimmungen über die ungedeckten Spielplätze, Schulhöfe, Aborte, Schulleiterwohnungen, Heizungs- und Beleuchtungsanlagen gleichen jenen der Kommission von 1887. Neu sind die ausführlichen Ratschläge über die Anlage von Schulküchen zur Speisung armer Schulkinder und über die Brausebäder, welche letzteren gegenwärtig in Elementarschulen vielfach zur Ausführung kommen.

560

X«ttit4ie ilerf&Qiingett.

Erlars des Eaisfirlich japanischen Unterrichtsministers wegen Errichtung eines EoUeginms tnr Schnlhygiene.

Tokyo, den 7. Mai 1896.

Ich genehmige hiermit, ein Kollegium für Schalgesundheitspflege im Unterrichtsministerium zu errichten.

(Unterschrift des Kaisers von Japan.)

Ausführungshestimmungen.

Artikel I. Das Kollegium soll aus höchstens neun Räten (Komon) und einem Medizinalsekretär (Shuji) bestehen.

Artikel II. Die Mitglieder haben über solche mit der Schul- gesundheitspflege zusammenhängende Angelegenheiten ihr Gutachten abzugeben, welche ihnen von dem Unterrichtsminister zur Beratung vorgelegt werden.

Artikel III. Der Medizinalsekretär (Shuji) hat auf Anordnung des Unterrichtsministers oder auf Verlangen der Abteilungsdirektoren die den Mitgliedern zu machenden Vorlagen zu prüfen, sowie sonstige auf die Schulgesundheitspflege sich beziehende Angelegenheiten zu bearbeiten.

Artikel IV. Die Räte und der Medizinalsekretär werden von dem Gesamtministerium (Naikaku) auf Vorschlag des Unterrichts- ministers ernannt.

Artikel V. Dem Medizinalsekretär stehen in den Versammlungen des Kollegiums für Schulgesundheitspflege dieselben Rechte, wie den übrigen Mitgliedern zu.

Der Unterrichtsminister kann anordnen, dafs Beamte des Unter- richtsministeriums den Sitzungen des Kollegiums beiwohnen; doch haben solche Beamte kein Stimmrecht.

Artikel VI. Die Geschäftsordnung für die Beratungen des Kol- legiums wird vom Unterrichtsminister erlassen.

Artikel VII. Jedes Mitglied soll eine jährliche Vergütung von 300 Ten,^ der Medizinalsekretär eine solche von 1200 Yen erhalten.

Der Unterrichtsminister. (Gez.) Mabquis Saionji Kimmochi.

^ 1 Yen = 4,185 Mark. D. Red.

651

Bekanntmachung

des KSniglicli bayrisehen Staatsministerinms des Innern,

die Ansstelinng amtsärztlicher Zeugnisse fBr die Aufnahme

Ton Studierenden an der KSniglichen Forstlehranstalt

Aschaffenburg betreffend.

An die Königlichen Regienmgen, Kammern des Innern und der Finanzen (Forstabtei- lung), dann die Königlichen Bezirksärzte.

Zum Vollzüge des § 7, lit. e der Königlichen Allerhöchsten Verordnung vom 21. August 1881, den forstlichen Unterricht in Bayern betreffend, Gesetz- und Verordnungsblatt, Seite 1226 sieht sich das Königliche Staatsministerium des Innern im Einver- ständnisse mit den Königlichen Staatsministerien des Innern für Kir- chen- nnd Schulangelegenheiten und der Finanzen veranlafst, die amtlichen Ärzte anzuweisen, bei der Ausstellung der amtsärztlichen Zeugnisse über die den Anforderungen des Staatsforstdienstes ange- messene Körperbeschaffenheit nachstehende Punkte besonders zu wür- digen und sich für da$ Zeugnis des beigefügten Formulars zu be- dienen :

1. Das Urteil über die Tauglichkeit eines Gymnasialabiturienten zum Staatsforstdienste darf nur auf Grund persönlicher Untersuchung durch den Amtsarzt und nach eigener Überzeugung desselben ge- bildet werden.

2. Ist die Untauglichkeit nicht schon ohne Entblöfsung des Körpers ersichtlich, so ist stets eine vollständige Besichtigung des entblöfsten Körpers des zu Untersuchenden vorzunehmen.

3. Hinsichtlich der Körpergröfse der neu aufzunehmenden Staats- forstdienstaspiranten ist das militärische Mindestmafs von 1,54 m als untere Grenze zu beobachten.

4. Bei der amtsärztlichen Untersuchung konstatierte Unterleibs- brüche oder auch ausgesprochene Anlage hierzu bilden ein Hindernis f&r die Aufnahme in den Staatsforstdienst.

5. Ein ausgedehnter oder ein unmittelbar der Luftröhre auf- liegender und dieselbe drückender Kropf bildet gleichfalls ein Hin- dernis zum Eintritt in den Staatsforstdienst.

6. Farbenblindheit wird als ein die Tauglichkeit zum Staats- forstdienste ausschlieEsender körperlicher Mangel nicht erkannt. Dagegen ist von Wichtigkeit die Konstatierung normaler Sehschärfe. Brillen zur Korrektur von Kurzsichtigkeit sind zuzulassen.

7. Zur Prüfung der Hörfähigkeit ist sich der Flüstersprache im geschlossenen Räume zu bedienen und genaue Besichtigung des

552

äufseren Gehörganges, wenn nötig, auch des Trommelfelles vorzu- nehmen.

8. Von einer Messung des Brustumfanges kann Umgang ge- nommen werden, dagegen sind die Befunde der Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation anzugehen.

9. Die Untersuchung hier nicht benannter Körperteile ist dem jeweiligen Ermessen des untersuchenden Arztes anheimgestellt.

München, den 31. Juli 1896.

Königliches Staatsministerium des Innern. (Gez.) Frhr. v. Feilitzsch.

Der Generalsekretär: V. KoppLSTÄTTEB, Ministerialrat.

Formular.

Amtsärztliches Zeugnis.

, den 18. .

Die heute von mir vorgenommene Untersuchung des N. N. hat folgenden Befund ergeben:

(Hier folgt kurze Angabe des Untersuchten selbst über seinen Gesundheitszustand und über etwa bestandene erhebliche Krankheiten.)

Körperlänge :

Aussehen , Ernährungszustand :

Sehvermögen, rechts :

links :

Hörvermögen, rechts :

links :

Hals:

Atmungsorgane :

Herz und Gefäfse :

Gliedmafsen, Muskeln, Knochen :

Etwaige Fehler an sonstigen Organen und Körperteilen :

nicht N. N. ist zum Staatsforstdienst ' geeignet.

Unterschrift des untersuchenden Arztes:

(Amtsärztliches Dienstsiegel.)

553

Handhabung der Gesundheitspflege in den Volksschulen seitens der Lehrpersonen und Schulvorstände.

Bekanntmachang nebst Anweisungen der KSniglichen

Regierung zu Sigmaringen.

(Fortsetzung.)

C. Unterricht.

1. Die Schüler sind unter thunlicbsier Berücksichtigung der Eörpergröfse, sowie der Bank- und Tischhöhe zu setzen.

2. Zur Verhütung der Entwickelung von Erankheitszuständen (wie Kurzsichtigkeit und Rückgratverkrümmung, Blutaddrang nach dem Kopfe, Mnskelermüdung u. a.) ist darauf zu achten, dafs

a. der Höhenabstand der Tischplatte vom Sitze des Schülers weder für das Auflegen des schreibenden Armes zu hoch, noch zu niedrig sei, vielmehr bei herabhängenden Armen die Tischplatte sich in Höhe der Ellenbogen befinde;

b. die rechtwinkelig gebeugten Kniee das Aufstellen der Füfse mit der ganzen Sohlenfläche gestatten. Hierzu ist bei fehlender oder ungenügender Abstufung der Bankgrölsen die Anwendung der Fufsbank erlaubt;

c. die Körperhaltung des Schülers bei gleichem Stande der Schultern möglichst gerade sei und die Brust die Tischkante nicht berühre;

d. beim Lesen wie beim Schreiben die Entfernung des Auges von der Schmft bei nur geringer Vomeigung des Kopfes min- destens Vsm betrage;

e. beim Schreiben die Unterarme bis zum Ellenbogen fest auf den Tisch gelegt werden und das mit der linken Hand fest- zuhaltende Heft (Tafel) so schräg vor der Mitte der Brust liege, dafs die Grundstriche der Schrift senkrecht zum Rande der Tischplatte stehen;

f. desgleichen die Schreibfeder von Daumen, Zeige- und Mittel- finger unter sehr geringer Wölbung derselben gehalten werde ;

g. die Schultinte tief schwarz sei;

h. Lesen, Schreiben, Zeichnen und Handarbeitsunterricht nur an

gut beleuchteten Plätzen, niemals im Zwielicht oder bei

künstlicher Beleuchtung stattfinde.

3. Vorstehende unter No. 2 in Bezug auf Körperhaltung und

Schonung der Augen gegebenen Regeln sind auch mafsgebend für die

häuslichen Arbeiten, und ist deren Anwendung den Schülern öfter

einzuschärfen.

554

4. Die Wandtafeln sollen eben and Ton matter, tiefschvarzer Farbe, sowie sauber gehalten sein, der Anstrich mufs rechtzeitig erneuert werden, die Kreide weich und von der Tafelfarbe ab- stechend sein.

5. Schreibtafeln sind nicht mit dem Mundspeichel, vielmehr mit einem feuchten, täglich reingewaschenen Schwämmchen (oder Läppchen) zu säubern. Die Linien müssen deutlich, die Griffel weich sein.

Der Gebrauch der Schreibtafeln ist in der Oberstufe möghchst einzuschränken.

6. Der Gebrauch karrierter Rechenhefte ist nicht gestattet.

7. Schulstrafen, welche die Augen unnötig anstrengen, wie zweckloses lüechanisches Abschreiben und dergleichen, sind zu ver- meiden.

8. Unterrichtsgegenstände, welche eine anstrengende Schreib- haltung erfordern, sollen thunlichst nicht in zwei aufeinander folgende Stunden gelegt werden, ebensowenig soll derselbe Lehrgegenst<ind zwei Stunden hintereinander getrieben werden,

9. Zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht ist eine mindestens eineinhalbstündige Pause einzulegen.

10. Häusliche Arbeiten dtlrfen am Vormittag auf denselben Nachmittag nicht aufgegeben werden und sind auf das vom unter- richtlichen Standpunkte aus geringste zulässige Mafs zu beschränken.

11. Unbeaufsichtigtes Nachsitzen ist verboten. Desgleichen sind in den zwischen den Lehrstunden liegenden Erholungspausen die Schüler von einer Lehrperson zu beaufsichtigen.

12. Wenn um 10 Uhr vormittags im Sclwitten das an der inneren Schulwand hängende Thermometer 20^ R. (25® C.) zeigt, darf der Schulunterricht in keinem Falle Über vier aufeinander folgende Stunden ausgedehnt werden, und ist in gleicher Weise der Ausfall des nachmittäglichen UnteiTichtes zu veranlassen.

Die Entscheidung über Kürzung und Ausfall des Unterrichts trifft der Ortsschulinspektor oder dessen Vertreter.

D. Krankheiten.

1. Kurzsichtige oder schwerhörige Kinder sind auf die dem Lehrsitz zunächst stehenden Bänke, erstere aufserdem in die Nähe der Fenster zu setzen.

Augengläser dürfen ohne ärztliche Verordnung nicht getragen werden.

2. Schüler, welche durch Krankheiten, z. 6. ekelhafte Haut- leiden, stinkende Ohren- und Nasenkrankheiten, Veitstanz, epileptische Anfälle u. a. ihre Mitschüler unter Störung des Unterrichts

j

555

belästigen, können nach Anweisung des Arztes abgesondert oder ausgeschlossen werden.

3. Gesunden Kindern ist das Ausspucken auf den Fufsboden streng zu untersagen.

4. Um der Verbreitung der Tuberkulose (Schwindsucht) nach Möglichkeit entgegenzutreten, ist folgendes bestimmt:

a. In denjenigen Schulen, in denen sich an Tuberkulose erkrankte Kinder oder Lehrpersonen befinden, sind nach Bedarf ein oder mehrere Spucknäpfe oder Speigläser in der Nähe der Erkrankten aufzustellen.

b. Diese Geföfse müssen täglich ausgespült und mit frischem Wasser gefüllt werden. Die Entleerung und Beseitigung des Inhalts hat 80 stattzufinden, dafs dabei jede Ansteckungsgefahr vermieden wird.

G. Die Entleerung des Auswurfs der Erkrankten darf, solange sie sich in der Schule aufhalten, nur in diese Gefäfse erfolgen.

d. In diesen Schulen mufs der Fufsboden wöchentlich mindestens zweimal ausgekehrt und zweimal mit einem nassen Lappen abge- waschen (aufgezogen) und monatlich mindestens einmal mit Bürste und Seife gründlich gescheuert werden. Jeden Morgen vor Beginn des Unterrichts sind Bänke, Tische und die sonstigen Schulgerät- schaften mit einem feuchten Tuche abzuwischen.

e. Die Lehrpersonen sind verpflichtet, jedes an Tuberkulose erkrankte Kind unverzüglich dem Lokalschulinspektor anzuzeigen, welcher dem Oberamtsphysikus sofort weitere Mitteilung zu machen hat.

f. Ist eine Lehrperson an Tuberkulose erkrankt, so hat der I^kalschulinspektor dem Oberamtsphysikus dies unverzüglich an- zuzeigen.

g. Die Oberamtsphysiker sind verpflichtet, bei gelegentlicher örtlicher Anwesenheit den Sachverhalt näher festzustellen und wegen etwaiger Ergreifung weiterer Schutzmafsregeln dem Oberamtmann YoTSchläge zu machen.

h. Der letztere hat hiernach das geeignet Erscheinende zu veranlassen, eventuell an uns zu berichten.

5. Mit Erfolg wiedergeimpfte Schüler sind, von der Vollziehung der Wiederimpfung an gerechnet, auf die Dauer von 14 Tagen vom Turnunterricht zu dispensieren.

6. Zur Verhütung der Übertragung ansteckender Krankheiten ist nach Malsgabe einer für Lehrpersonen und Schulvorstände ergangenen besonderen Anweisung (Anlage II) zu verfahren.

E. Schlufsbemerkungen. 1. Die vorstehenden Vorschriften finden auch auf die Lehr- personen und Schulvorstände an privaten Unterrichts- und Erziehungs-

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anstalten, einschliefslich. der Kinderbe wahranstalten, Spiel- und Warteschnlen, Kindergärten und dergleichen, sowie auf die höheren Töchterschulen Anwendung.

2. Sämtliche Lehrpersonen sind verpflichtet, die vorstehenden Gesundheitsvorschriften zur Anwendung zu bringen und erforderlichen Falles bei dem Schulvorstande die Beseitigung vorhandener Mängel zu beantragen. Zugleich werden die Kreisschulinspektoren, Oberamts- physiker und Oberamtmänner veranlafst, die Anwendung dieser Vor- schriften zu überwachen und auf die Beseitigung vorhandener Mängel thunlichst hinzuwirken.

(Foitsetzung und Schlufs in No. 11.)

Bestimmung des Bezirksschulrates der k. k. Reichshanpt- nnd Residenzstadt Wien. Z. 1389, bezfiglich der schnellen Beseitigung von Störungen im Heiznngs- und Lfiitnngsbetriebe

der Schulen.

An sämtliche Schulleitungen.

Der hochlöbliche k. k. niederösterreichische I<andesschnlrat hat den Bezirksschulrat mit Erlafs vom 15. März 1896, Z. 12421, auf- gefordert, bezüglich der Durchführung der vom Magistrate im Ein- vernehmen mit dem Bezirksschulrate genehmigten Vorschriften für den Heizungs- und Lüftungsbetrieb in den Schulen der Stadt Wien die erforderlichen Verfügungen zu treffen, damit alle Übelstände sofort zur Kenntnis des Bezirksschulrates gebracht und durch den- selben abgestellt werden können.

Der Bezirksschulrat findet sich demnach bestimmt, die Schul- leitungen anzuweisen, in allen Fällen, in welchen die nach Absatz D, Punkt 1, al. 2 der „Vorschriften für den Heizungs- und Lüftungs- betrieb in den Schulen der Stadt Wien" seitens des Schulleiters dem Stadtbauamte zu erstattende Anzeige von einem Gebrechen, einer Betriebsstörung oder einer Erkrankung des bestellten Heizers nicht die schleunigste Abhilfe des bezüglichen Übelstandes zur Folge haben sollte, umgehend auch dem Bezirksschulrate Bericht zu erstatten, welcher sofort die geeigneten Vorkehrungen treffen wird, um die Abstellung des Gebrechens zu veranlassen, respektive die Betriebsstörung zu beheben.

Hiervon wird die Schulleitung in* Kenntnis gesetzt.

Vom Bezirksschulrat der Stadt Wien, am 16. März 1896.

Der Vorsitzende-Stellvertreter; (Gez.) Dr. Heisch.

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))erf0nalten.

Es haben erhalten : den Titel eines Hofrats unser verehrter Mitarbeiter, Herr Professor Dr. L. Schrötter von Kristelli, Direktor der dritten medizinischen Klinik in Wien; den Charakter als Geheimer Sanitätsrat die Kreisphysiker Sanitätsräte Dr. Meinhof in Pleschen, Dr. Graber zu Kreuzburg in Oberschlesien, Dr. Meyer in Heilsberg, Dr. Führer in Wolfhagen, Dr. Heusner in Kreuz- nach und Bezirksphysikus Dr. VON Foller in Berlin; den Cha- rakter als Sanitätsrat die Kreisphysiker Dr. Gleitsmann in Naum- burg a. S., Dr. Hbnsgen in Siegen, Dr. Struntz in Jüterbog, Dr. Hauch in Eisleben, Dr. Stielaü in Pr. Holland, Dr. Spiegbl- THAL in Kassel, Dr. Kramer in Pyritz, Dr. Erdner in Schwerin a. W., Dr. Priester in Tuchel, Dr. Planqb in Ziegenrück, Dr. TELLEE'in ZüUichau, Dr. Löffler in Schubin und Bezirksphysikus Dr. Lbppmann in Berlin; den Charakter als Schulrat die Seminar- direktoren Dr. Renisch in Cöpenick und Biel in Pirna, die Kreis- schulinspektoren WiNDRATH in Barmen und Wernickb zu Neustadt in Westpreufsen, sowie der Bezirksschulinspektor Schreyer in Anna- berg.

EUG&NE Godinat, Arzt des Lyceums von Chäteauroux, und Charles Lagarde, Arzt des Lyceums von Montauban, wurden zu Offizieren der Akademie ernannt.

Die medizinische Fakultät der Universität Halle hat den Ab- geordneten Grafen Douglas .wegen seiner Verdienste um die Ge- sundheitspflege zum Doctor medicinae honoris causa promoviert.

Unserem verehrten Mitarbeiter, Herrn Direktor Emanuel Batr iii Wien, ist von der Jury der internationalen Ausstellung in Inns- bruck für die von ihm ausgestellten Photographien steU- und schräg- schreibender Schülerinnen, sowie für zahlreiche Steüschriftproben und Steilschriftvorlagen die Medaille mit Silberkrone zuerkannt worden.

Dr. Mauriag, Generalgesundheitsinspektor in Bordeaux, wurde zum Ritter der Ehrenlegion, Dr. Brassac, Direktor des Gesundheits- dienstes in Brest, zum Ritter des russischen St. Stanislausordens ernannt.

Es erhielten: das Ritterkreuz I. Klasse des Königlich sächsi- schen Albrechtsordens der Handelsschuldirektor Professor Dr. Benser in Dresden ; den roten Adlerorden IV. Klasse der Gymnasialdirektor Dr. Grossmann in Rastenbnrg und der Direktor des Realprogymnasiums Homburg in Schmalkalden ; den Verdienstorden vom heiligen Michael rV. Klasse der Bezirks- und Oberarzt Dr. Otto Zaübzer in München.

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Da die 1887 in Italien geschaffene Direktion für öffentliche Gesundheitspflege aus Ersparnisrücksichten in eine Abteilung des Ministeriums des Innern verwandelt worden ist, so hat der bisherige Leiter derselben, Professor Dr. Pagliani in Rom, seine frühere Lehrkanzel der Hygiene an der Universität Turin wieder über- nommen.

Der ordentliche Professor der Gesundheitspflege Dr. Josbph Fe, Forster in Amsterdam wurde zu gleicher Stellung nach StraTsburg 1. £. berufen; sein bisheriges Amt erhielt der Direktor des städtischen Sanitätswesens Dr. Saltet in Amsterdam.

Es sind ernannt worden : Geheimer Medizinalrat Professor Erwin Baelz, Generalinspektor der Marine H. Totozumi, General- arzt I. Klasse M. Eoi'EE, Direktor der Medizinalabteilung im Kaiser- lich japanischen Ministerium des Innern S. GOTO, Professor der Hygiene M. Oqata, Direktor der medizinischen Fakultät Y. KOGA- NBI, Professor der Kinderheilkunde T. Hirota, Medizinalsekretär Professor der Hygiene M. Misuima, Mitglied des Centralmedizinal- kollegiums Y. Haskgawa, Professor und vormaliger Direktor der medizinischen Fakultät H. Mi'AEE zu Mitgliedern, letzterer zugleich zum Vorsitzenden des Kollegiums für Schulgesundheitspflege in Tokyo; Dr. Met HÖFER in Köln zum Regierangs- und Medizinalrat in Düssel- dorf; Privatdocent der Hygiene Dr. Eduard Cramer in Heidelberg zum aufserordentlichen Professor daselbst; die Gymnasialprofessoren Harster in Speyer und Miller in München zu Rektoren der Gym- nasien in Fürth, bezw. Rosenheim; der Professor am Pädagogium Dr. MtJCKE in Ufeld zum Gymnasialdirektor in Aurich; Professor Dr. Landsberg in Kulm zum Direktor des Progymnasiums in Pelplin ; Vicedirektor Friedrich in Dresden zum Realgymnasialdirektor da- selbst; Professor Dr. Thabr in Halle a. S. zum Realschuldirektor in Hamburg; Seminardirektor Dr. Schroller in Rawitsch zum Re- gierungs- und Schulrat in Oppeln; Pastor REICHERT zum Direktor des Lehrerseminars in Bromberg; die Seminarlehrer Wbdig und Mosleuner zu Kreisschulinspektoren; der bisherige ordentliche Lehrer Franke an der Provinzialtaubstummenanstalt in Schleswig zum Direktor der gleichen Anstalt in Osterburg; die praktischen Ärzte Dr. EcEART in Sangerhausen und Dr. Jahn in Ellenberg zu Kreisphysikem der Kreise Sangerhausen, bezw. Kappeln; der Hilfe- arzt am Lyceum von Laval Dr. Goügeon zum Arzt dieser Schule.

In gleicher Eigenschaft wurden versetzt: Gymnasialdirektor Kan- zow von Gumbinnen an das Stiftsgymnasium in Zeitz; Direktor Dr. Jaenickb vom Gymnasium zu Kreuzburg an das Friedrichs- gymnasium in Gambinnen ; Direktor Dr. KiEHL vom Realgymnasium in Bromberg an das Realgymnasium in Rawitsch; Kreisphysikns Dr.

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Reip von Zeven im Regierungsbezirk Stade nach Schlüchtern im Regierungsbezirk Kassel; Regierungs- und Schulrat Tarony von Königsberg i. Pr. nach Potsdam ; die Kreisschulinspektoren Schulrat Dr. HÜPPK in Cosel, Brandenburger in Schroda, Dr. Hilfer in Kempen und Stordeür in Schwelm nach Ratibor, bezw. Posen, Schneidemühl, Sagan.

Gymnasialprofessor Toischbr in Prag habilitierte sich an der dortigen deutschen Universität für Pädagogik, Dr. med. et phil. Joseph Brandl, Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, in der medizinischen Fakultät zu Berlin , unser verehrter Mitarbeiter, Herr Schularzt Dr. Combe in Lausanne, als Privatdocent der Pädiatrie an der Universität daselbst.

Senator Dr. THÄOPHrLE RoußSEL, der Urheher des nach ihm be- nannten Gesetzes zum Schutze der Kinder vom 23. Dezember 1874, begeht in kurzem seinen achtzigsten Geburtstag ; in Paris gedenkt man ihm aus diesem Anlafs eine durch Subskription beschaffte goldene Medaille zu tiberreichen.

Dr. Karl Wassmannsdorp in Heidelberg feierte vor einiger Zeit seinen fünfnndsiebzigsten Geburtstag und sein sechzigjähriges Turnerjubiläum.

In den Ruhestand sind getreten: Geheimer Regierungsrat Dr. DiTTMAR, Regierungs- und Schulrat in Potsdam; Bezirksarzt I. Klasse Medizinalrat Dr. Karl Brüö in Freising; die Gymnasialdirektoren Lic. Taüscher in Zeitz, Dr. Wernekb in Montabaur und der Di- rektor der Adlerflychtschule Dr. Scholderer in Frankfurt a. M., alle drei unter Verleihung des roten Adlerordens III. Klasse mit der Schleife; die Realprogymnasialdirektoren Dr. Ulrich in Langen- salza und Professor Dr. Döring in Sonderburg, beide unter Ver- leihung des roten Adlerordens IV. Klasse ; Kreisschulinspektor Gerner in Pr. Friedland unter Beilegung des Charakters als Schulrat.

Es sind gestorben: Geheimrat Dr. VON Kerschensteiner in München, Vorsitzender des bayrischen Obermedizinalausschusses, Mini- sterialrefercnt und Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes ; Geheimer Regierungsrat Dr. WiLDENOW, Direktor des Provinzialschulkollegiums in Breslau; Dr. Jerome Cochran, früher Professor der Hygiene und gerichtlichen Medizin am Medical College von Alabama; Dr. I.AGNEAU, Mitglied des Gesundheitsrates der Seine und der Akademie der Medizin in Paris ; Regierungs- und Medizinalrat Dr. von Hasbl- BERG in Stralsund; Kreisphysikus Geheimer Sanitätsrat Dr. Tietze in Frankfurt a. 0. ; unser verehrter Mitarbeiter, Herr Professor Dr. Eduard Angbrstein in Berlin, einer der bedeutendsten Förderer des Schulturnens; der Wiener Gymnasialdirektor Regierungsrat Dr. SiölSMüND Gschwandner in Zermatt; Gymnasialdirektor a. D. Dr.

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Kräh in Insterburgj der Direktor des Eilenburger Realprog^mnasioms Professor Dr. Wiemann in St. Johann ; Schuldirigent Dr. Mattebs- DORF in Gleiwitz; die Kreisschulinspektoren Schulrat Dr. Scharfe in Danzig und Dr. Hubrich in Culmsee.

£ttteratttr-

Besprechungen.

Hans Januschke, Direktor in Teschen. Einige Daien zur gesnndheitsmäfsigen Regelang ^ unserer Schnlverhältnisse.

Sonderabdruck aus der ^Zeitschrift für das Eealschulwesen^ ,

XIX. Jahrg., 11. Heft. (26 S. 8^)

Die dringendste Aufgabe der experimentellen Didaktik ist die Erbringung sicherer Daten, um „mit einem Minimum Ton Zeit und Körperkraft ein Maximum der geistigen Leistung zu erzielen '^. Was hierfftr die Versuche des Verfassers und anderer ans Licht gebracht haben, verzeichnet in gedrängter Darstellung der vorliegende Aufsatz, der, wie wir hoflfen, dazu dienen wird, diejenigen Schulmänner, welche Untersuchungen dieser Art bis jetzt abgelehnt haben, von der Nützlichkeit derselben zu überzeugen.

Das Geheimnis des unterrichtlichen Erfolges besteht in der Erweckung mid Erhaltung der Aufmerksamkeit. Die experi- mentelle Didaktik zeigt nun, dafs die volle geistige Anteilnahme des Schülers, selbst wenn sein Interesse für den Gegenstand erregt ist, nur allmählich eintritt. Dabei setzen freilich Mangel an Begabung und Übung (Fleifs), mangelhafte Gestaltung des Unterrichtsstoffes durch den Lehrer und zu knapp bemessene Zeit die Aufnahmefähigkeit des Schülers von vornherein herunter. Befördert wird dieselbe 1. durch Kombination der psychischen Funktionen, wodurch z. B. nach einem Versuche Janüschkes Lehrstoffe, die man hört oder still liest oder laut liest oder laut sprechend schreibt, mit einem dieser Reihenfolge entsprechend steigenden Erfolge angeeignet werden; 2. durch Rhythmisierung des Stoffes, d. i. richtige Einschiebung von Pausen in den Lehrvortrag, worüber Januschke ebenfalls Versuche an- gestellt hat; 3. durch die Erweckung möglichst konkreter Vor- stellungen; 4. durch Klarheit und genaue Verbindung der Begriffe, die durch Wiederholung innerhalb des Vortrages sich deutlicher

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bemerkbar macben; 5. dnrcb Anpassung des Vortrages und der Lehr- texte an das Verständnis der Schüler; 6. durch eine diesen That- Sachen entsprechende Lehrmethode.

Diese Punkte legen sich in der Praxis des Unterrichts dem psychologisch geschulten Lehrer bald nahe ; zur Klärung derselben dient aber eben der Versuch, welcher an Stelle der Vermutung zahlenmäfsige Thatsachen setzt, die dem darauf zu gründenden Ver- fahren Mafs und Richtung geben.

Innerhalb des Verlaufes der Lektion zeigt die Aufmerksamkeit Schwankungen, die noch nicht hinreichend aufgehellt sind. Ermüdung tritt regelmäfsig in der dritten Viertelstunde ein. Die- selbe ist aber keine Erschöpfung; es stellt sich im Gegenteil nach einiger Zeit gesteigerte Leistungsfähigkeit ein. Diese durch zahlreiche Versuche erhärtete ThStsache darf aber nicht die Ver- anlassung dazu geben, dafs jene Zeit der Ermüdung als ein un- Yermeidlicher Übergang aufser Rechnung gesteUt werde. . Eine vernünftige Sparsamkeit mit Zeit und Kraft wird yielmehr den Zeitabschnitt, wo die Ermüdung eingetreten ist, vom Unterricht abziehen und Sorge tragen, dais durch Erholung und frische Luft der Abgang an Gehimnahrung wieder ersetzt werde.

Wird durch die bisherigen Versuche ein Anhalt für die Aus- dehnung der einzelnen Lektion gegeben, so lassen andere nun auch ein sichereres Urteil in der Frage des Vormittags- und Nachmittags- unterrichts gewinnen. In den Nachipittagsstunden sind die Schüler aufnahmsfähiger als in der letzten Vormittagsstunde ; aber die Leistungs- fähigkeit nimmt in der letzten Vormittagsstunde rascher zu. Es ist also nicht mehr zu zweifeln, dafs es richtig ist, am Vormittag fünf Lektionen zu geben, freilich unter der Bedingung ausreichender Zwischenpausen, den Nachmittagsunterricht dagegen fortfallen zu lassen.

Nach dem Turnen zeigten angesteUte Versuche eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit im Unterricht.

Endlich erhalten wir jet^t experimentelle Anhalte für die Be- messung der häuslichen Arbeit, sofern diese durch das Gedächtnis geleistet werden muls. Die Schüler lernen leichter auswendig, wenn sie den Stoff in Gruppen zerlegen und Gruppe um Gruppe memorieren, femer wenn sie sprechend lernen und das Angeeignete jeweilig mit der Vorlage genau vergleichen. Am mühsamsten werden Stoffe aus dem Religionsunterricht dem Gedächtnis eingeprägt, dann solche aus der Geographie, femer aus der Geschichte und endlich aus den ;Naturwissenschaften. Berechnet man, wie viele Zeit notwendig ist zum Einlernen eines Stoffes von bestimmter Ausdehnung, so ergibt sieb, dafs die Lehrbücher meist noch viel zu hohe Anforderungen

8ehmlgMiiidh«ltopfl«ftt UL, 37

562

stellen; für eine Unterrichtsstunde würde z. B. in gewissen « Fftllea mehr als eine Stunde häuslicher Gedächtnisarbeit erforderlich sein. Januschkes Aufsatz ist aufserordentlich inhaltsreich und geeignet, der Schulpraxis nützliche Weisung und Warnung zu geben. Man wird damit gerne noch den Bericht des Direktors Richter vergleichen über Versuche zur Feststellung der Arbeitsleistung seiner Schüler^ und die Erfahrungen, welche Philipp Zimmermann mit halbstündigen Lektionen gemacht hat.^ Da nun auch Professor Gbiesbachs Untersuchungen über Empfindungsintensität der Haut nach geistiger Arbeit zu den gleichen SchluTsfolgerungen führen, wie die von Januschke mitgeteilten Experimente, so darf die neue Disciplin der experimentellen Didaktik sich einen ersten bedeutsamen Erfolg zuschreiben.

Geheimer Hofrat Dr. phil. E.'von Sallwürk in Karlsruhe.

H. Schröer, Stadttumwart in Berlin. 1 . Johannes Stangenber^rs Spiele für die Yolkssclinle. Gänzlich umgearbMtet und zum Gebrauch an niederen und höheren Lehranstalten eingerichtet. 6. Aufl. Mit 11 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig, 1895. Julius Klinkhardt. (111 S. Kl. 8^ M, l,) 2 Tnrnspiele far Turnvereine, Spielgesellschaften und die Oberklassen bSherer Lehranstalten. Mit 8 in den Text gedruckten Ab- büdungen. Leipzig, 1895. Julius Klinkhardt. (128 S. Kl. 8®.) In demselben Mafse, wie die Spielbewegung selbst, ist auch die Spiellitteratur gewachsen. Namentlich kurz gefafste AnleitungeD und kleine Taschenbücher, die man bequem auf Ausflügen mit sieh tragen kann, und die nur das Notwendigste enthalten, sind in deo letzten Jahren ziemlich zahhreich, zum Teil schon in wiederholten Auflagen erschienen. Daneben treten auch Neubearbeitungen älterer Bächer auf, die sich den veränderten Zeitverhältnissen und den Fort- schritten des Spielbetriebes anzupassen bestrebt sind.

1. So ist das erste hier zu besprechende Buch, wie schon der Titel sagt, die gänzlich umgearbeitete und, wie wir hinzufügen wollen, erweiterte und den gesteigerten Forderungen der Neuzeit angepafste Auflage eines älteren bekannten Spielbuches. Während die frflheren Ausgaben mehr als hundert für die unterste Stufe bestimmte ein- fache Sing- und Bewegungsspiele enthielten, hat der Verfasser dieser neuen Auflage nur einen kleinen Teil derselben beibehalten und einige neue hinzugefögt, von dem Grundsatze geleitet, nur wenige bewährte Spiele zu bieten, diese aber in ausführlicher Beschreibung.

* Lehrgänge und Lehrproben, 1895, Oktoberfaefl.

Zeitschrift für Schulgesundheitspflege, 1893, No. 6, S. 821—325.

563

Neu Linzngelügt sind vornehmlich Spiele der „dritten Stnfe^, nm anch den oberen Klassen der höheren Lehranstalten gerecht zu werden. Auch hier hat sich der Verfasser auf eine kleine Anzahl beschränkt, von denen er aber eine so eingehende Darstellung gibt, dafs diese die Hälfte des ganzen Büchleins einnimmt.

Die Aufgabe, welche sich der Autor in der lesenswerten Einleitung gestellt hat, ist von ihm in dankenswerter Weise gelöst worden. Er will nicht eine Aufzählung der bekannten Spiele geben, anch nicht eine Schilderung der vielfachen Abweichungen, welche infolge örtlicher Verhältnisse, persönlicher Liebhabereien oder von altersher hier und da bestehen, sondern in knapper, klarer und doch ausreichender Weise eine Beschreibung der Spiele und ihrer Regeln, wie er sie als Spiel- leiter auf den Spielplätzen Berlins erprobt gefunden hat.

Um den Charakter des Buches zu kennzeichnen, sei auf fol- p;enden Satz der Einleitung hingewiesen: „Darum haben die hier behandelten Spiele höherer Art, die vermöge ihres vollkommeneren geistigen Inhalts mid ihrer logischen Durchbildung die meiste An- wartschaft auf Volkstümlichkeit besitzen, nicht den Zuschnitt der Wettspiele erhalten, darum ist ihnen ihre ursprüngliche Einfachheit gelassen. Auch ohne jenen Zuschnitt wird man sie gelegentlich zum Wettkampf zweier Schulen oder Vereine gebrauchen können "

Dib Auswahl unter den Spielen ist eine sehr geschickte; für die beiden ersten Stufen sind je 16, für die dritte V6 Spiele vor- lianden. Es sind eben nur Spiele aufgenommen, die wirklich gespielt werden. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, sei noch bemerkt, dals unter den Spielen der dritten Stufe Barlauf, Schlagball, Fufsball u. a. eine sehr eingehende Beschreibung erfahren haben. Auf letzteres sei besonders deshalb hingewiesen, weil Verfasser und Verleger diese Spiele der dritten Stufe, welche wn Schülern oberer Klassen und von Erwachsenen gespielt werden, in einem oben unter 2 genannten Sonderabdruck vereinigt haben.

2. Dieser kleine handliche Separatabdruck ist ohne Mühe in jeder Seitentasche unterzubringen und eignet sich somit zum Mit- nehmen auf Ausflügen und Turnfahrten. Er kann besonders Lehrern und Vorturnern, welche Spiele erst kennen lernen oder sich an Ort nnd Stelle über Regeln unterrichten wollen, empfohlen werden.

Privatdocent Dr. phil. 0. Reinhardt in Berlin.

37<

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Walthbr Hbrstatt, Königlicher ökonomierat, und Dr. Otto Kamp, Vorsitzender der Frankfarter allgemeinen Lehrerversammlong. Die

banswirtschafUiche Unterweisung der LandmSdchen und Frauen in Deutschland und im Ausland. Gmndzüge der be- stehenden Einrichtungen und Anleitung zur Schaffung ähnlicher Vorkehrungen. Neue Folge. Wiesbaden, 1895. J. F. Bergmann. (409 S. 8^ Ä 6.)

unter dem Motto: „Schulen schildern hilft Schulen schaffen", womit auch der erste Band des Werkes vor nunmehr zwei Jahren dem Publikum vorgelegt wurde, erscheint jetzt der zweite Band als „Neue Folge *^. Derselbe gibt eine vorzügliche Übersicht über die erfreuliche Weiterentwickelung aller Bestrebungen und Ver- anstaltungen, die darauf gerichtet sind, dem weiblichen Geschlechte eine bessere berufliche Ausbildung zu teil werden zu lassen, als es seither der Fall war.

Uns interessiert das Kapitel „Gesundheits- und Krankenpflege", Seite 250 264, ganz besonders, weil wir hier nicht allein alle bis jetzt im deutschen Reiche bekannt gewordenen Bemühungen für Er haltung und Förderung der Yolksgesundheit eingehend gewürdigt finden, sondern auch wertvollen Winken und Anregungen zum weiteren Ausbau des Begonnenen begegnen. So dürfte es für unsere Land- bevölkerung gewifs als ein grofses Glück erachtet werden, wenn der Gemeindesamariterdienst auch bei ihr mehr und mehr eingerichtet würde. Die Thüringer Lande scheinen in dieser Beziehung vor- bildlich zu sein.

Das Buch ist anziehend geschrieben und wird jeden Leser in hohem Grade beMedigen, der Sinn und Verständnis für die zu- nehmende Ausbildung unserer weiblichen Jugend für ihren natür- lichen Beruf hat.

Lehrer Philipp Zimmermann in Frankfurt a. M.

BoüRNJBViLLE, m^deciu de Bicetre (section des enfants nerveux et arri^r^s), membre du conseil sup^rieur de l'assistance publique etc.

Assistance, traitement et Macation des enfants idiots et

d^g^n^r^s. Rapport fait au congr^s nationale d'assistance pu- blique, Session de Lyon, juin 1895. Paris, 1894. Aux bureaux du Progrös mMical, F61ix Alcan. (246 S. 8®.)

Wie Shuttleworth in England, so ist BoüRNBVILLK in Frankreich unermüdlich für das Wohl der Idioten und Schwach- begabten thätig. Seinen zahlreichen diesbezüglichen Werken reiht sich in der vorliegenden Arbeit ein neues an, welches speciell die Frage der öffentlichen Pflege und Erziehung geistig anormaler Kinder behandelt.

i

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In dem ersten Kapitel werden die besonderen Anstalten für diese Kinder in Frankreich besprochen. Dann folgen Abschnitte Ober ähnliche Einrichtungen in Dentschland, Österreich, Holland, Belgien, Spanien, Griechenland, Rufsland, Finnland,. Schweden, Nor- wegen, Dänemark, England, den Vereinigten Staaten und Südamerika. Der zweite Teil des Buches enthält die Verhandlungen, welche über Bournevilles Thätigkeit auf dem in Rede stehenden Gebiete in einer französischen Gesellschaft von Ärzten stattgefunden haben. Der dritte Teil endlich ist der medizinisch - pädagogischen Behandlung schwach begabter Kinder gewidmet und besonders dadurch in- teressant, dafs er Illustrationen der zu dieser Behandlung nötigen Apparate und Lehrmittel bringt.

Bei dem Ansehen, welches der Verfasser auch aufserhalb Frankreichs geniefst, bedarf sein Werk keiner weiteren Empfehlung. Professor Dr. med. William Browne in London.

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leitfditift fit Sil|](l|ef]iii)i|iett0|i|[e|t

—^p— ^^^>— ~^>~— II ... .111 —I II II. I— 1 1 ■^-^_— ^»^ . II , _ »^i»—,— 1-„ IX. Jahrgang. 1896. No. 11

(Drigintlab^itblitttje«*

Körperlänge und Wachitum der Volksschnlkinder

in Lanianne. ^

Von Dr. med. Combb,

8ohiilant und Priratdooenten der Kinderheilkunde an der Univerutät

Lansanne. (Mit einem Diagnuiuii.)

Das Mals der Arbeit nach der Kraft des Individuams einzurichten, ist der erste Gnmdsatz einer yemünftigen und gesunden Ökonomie. Dieses so natürliche Gesetz hat auf allen Gebieten Geltung. Wenn man eine schwere Last auf einen Wagen oder Waggon laden will, so untersucht man vorher, f&r welches Gewicht dieselben gebaut sind. Sonst läuft man Gtefahr, entweder zu wenig aufzuladen und so einen Verlust 2U erleiden, oder das zulässige Gewicht zu überschreiten und das Geffthrt zu Grunde zu richten.

Warum yerfUirt man nicht ebenso, wenn es sich um den Menfiohen handelt? Sollte dies weniger wichtig sein? Zer- brochene Federn kann man leicht auswechseln, schadhafte Achsen ohne Mühe erneuern, aber eine zerstörte Gesundheit, ein überlastetes Organ ziehen immer ernste, oft für das ganze lieben unverbesserliche Folgen nach sich.

^ Aus dem Franzöiischen von L. Eotelmakit. Seli«lg«toiidlidtapfl«f« IZ* 88

670

Bei dem Erwachsenen liegt die Sache verhältniBmälirig einfach. Seine Gestalt, seine mehr oder weniger günstigen Körperverhältnisse lassen innerhalb gewisser Grensen einen Schlnfs anf seine Kraft, auf die normale Thätigkeit seiner 0^ gane nnd infolge dessen anf die Snmme der yon ihm ssa f<ur- demden Arbeit zn. Nach diesem Gmndsatze yerfahren die Anshebongskommissionen , wenn sie einen Bekmten für taug- lich erkl&ren, die mit dem Militärdienst verbundenen An- strengungen zu ertragen.

Ist dies ebenso einfach beim Kinde, dessen Körperlänge nnd Gewicht sich so bedeutend yerändem, und genügt es, dats ein jugendliches Individuum hochgewachsen und von mehr als mittlerem Körpergewicht sei, um auf seine Stärke, seine Wider- standskraft und seine hervorragende Leistungsfähigkeit zu schlie&en? Verhält es sich namentlich ebenso während der Waoha- tumsperiode, und dürfen wir annehmen, dals ein Kind, welches stark wächst, eben deswegen mit einer grölseren £[rafi; ausge- rüstet sei als dasjenige, dessen Wachstum nur mäisig ist? Können wir endlich von der körperlichen ECraft auf die für das Schulleben so wichtige geistige Arbeitstüchtigkeit schlieisen?

Das sind Fragen, welche den Schularzt im höchsten Grade interessieren, und da es unmöglich ist, darauf von vornherein eine Antwort zu geben, so müssen dieselben näher untersucht werden. In der That sehen wir denn auch die Schulhygieniker eifrig beschäftigt, zu erforschen

1. das Maximum der Arbeit, das man einem Kinde in den einzelnen Perioden seines Schullebens zumuten darf, und

2. ob nicht selbst dieses Maximum zu gewissen Zeiten schädlich wirken kann, z. B. dann, wenn der grölste Teil der Lebenskraft für das Wachstum des Organismus verbraucht wird.

Ohne Zweifel ist es, um in dieser Angelegenheit urteilen zu können, von der gröfsten Wichtigkeit, mit den Thatsachen vertraut zu sein, vor allen Dingen die Physiologie des normalen Wachstums genau zu kennen, zu wissen, ob da»-

J

671

selbe regelmft&ig ist, und wenn nicht, zu erforsoheui wann und wie es sich beschleunigt oder verlangsamt, endlich Sicherheit darüber zu erlangen, unter welchen Einflüssen diese Be- sehleunigungen oder Yerlangsamungen vor sich gehen. Alles das zu ermitteln und so das Studium der genaimten Fragen einzuleiten, ist die Aufgabe, welche wir uns heute stellen.

(7m dieselbe zu lösen, hat man bisher zwei Methoden an- gewandt :

1. Die Kollektivmethode, welche darin besteht, auf einmal und zu gleicher Zeit eine groJse Zahl von Kindern jeden Alters zu messen und die mittlere Körperlänge für die einzelnen Lebensjahre zu bestimmen. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, dals die so erhaltenen Durchschnittsziffem nur dann vollen Wert haben, wenn sie an sehr vielen In- dividuen gewonnen worden sind, und dals sie sich um so mehr der Wahrheit nahem, je zahbeicher die gemessenen Kinder sind.

Diese Methode ist von Qustelet in Brüssel angewendet worden, der zuerst Untersuchungen über die Körperlange der Kinder anstellte, unglücklicherweise jedoch an einer zu kleinen Zahl derselben (10 von jedem Geschlecht), so dais seine Besul- tate nicht sicher sind. Viel bedeutungsvoller sind die Er- mittelungen von BowniTGH in Boston, der seine Messungen auf 24000 Schulkinder dieser Stadt, 13691 Knaben und 10904 Mädchen, ausdehnte. Nach derselben Methode haben auch AzEL Hektbl und die dänische Kommission in Kopenhagen, sowie AxBL Ket in Schweden gearbeitet; die ersteren unter- suchten 17134 Knaben und 11 250 Mädchen der verschiedensten Schulen, der letztere die noch immerhin beträchtliche Zahl von 15000 Eandem, welche gröfstenteils höheren Schulen an- gehörten. Unerwähnt dürfen auch nicht die Messungen von EmsMANN in Moskau an 3000 Eandem, von Fagliani in Turin an 1048 Knaben und 968 Mädchen und die äuiserst sorgfältigen und eingehenden von Kotelmann in Hamburg an einer beschränkteren Zahl von Gelehrtenschülern bleiben.

2. Die zweite Methode, welche als die individuelle bezeichnet wird, prüft eine gewisse Anzahl von Eündem jedes

88*

672

Jahr. Dieselbe ist allein von Liharzie in Wien zur An- wendung gebracht, welcher 200 Kinder Tom 8. bis zum 14. Lebensjahre alljährlich gemessen hat. Aus seinen gründlichen Untersuchungen haben sich sehr wichtige Schlüsse ergeben.

Die durch diese beiden Methoden erhaltenen Resultate sind indessen nicht alle exakt. Die meisten Autoren haben, um ein Beispiel anzuführen, unter den y,zehnjährigen* sämt- liche Kinder von 9 bis 10 Jahren einbegriffen, d. h. alle die- jenigen, welche 9 «yerlebte Jahre^ hinter sich haben, unter den „einjährigen'' sämtliche Kinder vom ersten bis zum zwölften Monat. Von anderen sind die Lebensperioden richtiger durch ihre beiden Ghrenzen bestinmit worden, z. B. 0 bis 1 Jahr, 9 bis 10 Jahre alt.

Es folgt daraus, dais bei manchen die durchschnittliche Körperlänge des „zehnjährigen^ Kindes oder besser des 9. Lebens- jahres im Gründe die Länge eines 9Vsjährigen Kindes dar- stelli Diese Körperlänge ist in der That der Durchschnitt der kleineren Körperlängen der Kinder von 9 Jahren bis zu 9 Jahren 6 Monaten und der grölseren der Kinder von 9 Jahren 6 Monaten bis zu 10 Jahren. Aber sie ist nicht, wie man an- nehmen könnte, die Länge des genau 10 Jahre alten Lidi- yiduums, obgleich diese zu kennen viel nützlicher und inter- essanter sein würde.

Unser früherer Schuldirektor Louis Boux hat eine neue Methode ersonnen, die, von den beiden älteren Methoden aus- gehend, sie bedeutend verändert und verbessert. Diese Methode gestattet, zu dem gewünschten Ziele auf mathematischem Wege zu gelangen, und zwar auf folgende Weise:

Seit dem Jahre 1886 sind alle unsere Schulkinder mit einer Meiskarte versehen und jedes Jahr um dieselbe Zeit, zu Beginn des November, gemessen worden. Die Messung erfolgte ohne Schuhe und Stiefel durch den Lehrer der Gynmastik unter Aufsicht des Schularztes. Alle diese Mafse stehen auf der Karte verzeichnet, welche so das Wachstum des Schülers oder der Schülerin von der Vll. bis zur L Klasse angibt. Hier ein Beispiel davon:

573

-

M

efskarte.

Volkssohnlen von Lausanne.

Madchen.

Name

Vorname :

Jacooud

Elise

Geboren den 2. November 1879.

Klasse

No. des Klassen- verzeich- nisses

Zeitpnnkt der Messungen

Alter in Lebens- jahren

Körper- ]&agb in

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Monat

Jahr

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23

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1887

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1888

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25

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1889

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1890

11

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1891

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145

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14

1892

13

152.

Am Ende des siebenten Jahres verfügten wir derart über eine beträchtliche Zahl von Messungen, nämlich 6662 bei den Knaben und 6696 bei den Mädchen; das ergibt im ganzen 13358, die an unge&hr 2000 Schulkindern gewonnen sind.

Der originelle und geistreiche Gedanke des Herrn B.oux ist nun dieser. Anstatt die MeJskarten nach dem Geburtsjahr zu ordnen, lieis derselbe sie nach dem Geburtsmonat zu- sammenstellen, indem er z. B. alle im November eines Jahres geborenen Kinder zu einer Gruppe, alle im Oktober geborenen zu einer zweiten Gruppe vereinigte u. s. w. Auf diese Art wurden 12 Gruppen von Karten gewonnen. Da die Messungen immer im November angestellt sind, so erhielt er mit der Novembergruppe die Körperlänge der Kinder im Alter von genau 7, bezw. 8 Jahren etc., mit der Oktobergruppe die- jenige der Kinder von genau 7 Jahren und 1 Monat, 8 Jahren und 1 Monat u. s. w., mit der Augustgruppe diejenige der Kinder von genau 7 Jahren 3 Monaten, 8 Jahren 3 Monaten n. s. f. Diese Methode, mit einer hinreichenden Zahl von ^Messungen, wie wir sie besiteen, ausgeführt, gestattet nicht

574

nur, die Körperlänge der Kinder genau nach Ablauf eines bestimmten Lebensjahres, sondern auch in jedem Monat des betrefiPenden Jahres exakt zu bestimmen.

Noch mehr, indem man in natürlicher GrGüse auf einem in Millimeter geteilten Papier die 12 Linien graphisch darstellt, welche durch die Kurven der 12 Monaisgruppen gegeben sind, erhält man eine allgemeine Kurve, die mit mathematischer Genauigkeit die Maxima, die Minima und den Jahresdurchschnitt der Körperlänge in jeder Periode des Schullebens erkennen läfst.

Endlich erlaubt diese Methode, die interessante Frage nach dem Einfluis der .Geburtsepoche auf das Verhalten der Körper- lange aufzuklären und zu bestimmen, ob wirklich, wie das Publikum behauptet, die im Sommer geborenen Kinder grölser als die im Winter geborenen sind.

Wir teilen jetzt auf Seite 675 und 576

1. die monatliche Durchschnittslänge und auf Seite 579

2. die jährliche Durchschnittslänge

mit, welche wir bei unseren Volksschulkindem gefanden haben. Prüfen wir diese Tabellen aufmerksam, oder betrachten wir die aus ihnen gewonnenen Diagramme^ so können wir uns sofort über folgende Thatsachen Rechenschaft geben:

1. Das Wachstum bei den Knaben bis zu 14 Jahren und bei den Mädchen bis zu 11 Jahren ist sehr regelmäüsig und schwankt nur um einige Millimeter mehr oder weniger. Die 12 Kurven, welche die monaÜiche Durchschnittslänge dar- stellen, bilden daher ein enges Bündel von fast immer parallelen und sich selten kreuzenden Linien. Dagegen ist von 11 bis zu 14 Jahren das Wachstum bei den Mädchen stärker, aber auch hier bleiben die Kurven parallel unter einander, was beweist, dais dies vermehrte Wachstum sich bei allen Mädchen wieder- findet, in welchem Teil des Jahres sie auch geboren sein mögen.

2. Die Körperlänge dagegen zeigt oft starke Ver- schiedenheit bei Kindern desselben Alters. Sehr regelmäbig finden wir z. B., dals Kinder, welche im Juli geboren sind» viel grölser sind als andere im Januar geborene, obwohl aie

575

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577

nooli das gleiche Alter von 8 Jahren haben. Derselbe Unter- schied zeigt sich, was Beachtung verdient, mit 9, mit 10 Jahren bis zn 14 Jahren. Die Kurven der Körperlänge, welche sich erheben und die anderen in ihrem ganzen Verlaufe über- ragen, gehören alle in den Sommermonaten geborenen Kindern an, während die in den Wintermonaten geborenen eine ge- ringere Körpergröise haben.

Wir werden später auf diese interessante Thatsaohe noch zurückkommen.

3. Die in natürlicher G-röfse auf Papier mit Millimeter- einteilung eingezeichneten Monatskurven gestatten auch, die mittlere Jahreskurve in nachstehender Weise festzustellen:

Wir haben gesehen, dais die im November, dem Monat der Messung, geborenen Kinder uns genau die Körperlänge des abgelaufenen Jahres geben. Die Kurve der Durchschnitts- länge der im November geborenen Kinder zeigt uns also die mittlere Gröise der Kinder von gerade 7 Jahren, bezw. 8 Jahren u. s. w., vorausgesetzt, dais die Zahl der Fälle grofs genug ist (in unserem Falle handelt es sich um 561 Messungen bei den Knaben und 598 bei den Mädchen). Wir könnten daher ver- sucht sein, uns dieser Kurve als mittlerer Jahreskurve zu be- dienen. Damit würden wir indessen einen Fehler begehen. Haben wir doch soeben den grofsen Einflulis des Geburts- monates auf die Körpergröise kennen gelernt und können da- her sofort sicher sein, einen zu kleinen Durchschnitt gefunden zn haben, weil unsere Messungen im Winter angestellt sind, während umgekehrt der Durchschnitt zu grofs sein würde, wenn die Messungen im Sommer stattgefunden hätten. Um ein durchaus zuverlässiges Jahresmittel zu gewinnen, ist es daher nötig, die Durchschnittsläugen aller Geburtsmonate zu berück- sichtigen. Mit einem Diagramme in natürlicher Gröfse auf Millimeterpapier läfst sich dies sehr leicht ausführen.

Die Ordinaten von 7 Jahren, 8 Jahren u. s. w., welche die Monatskurve des November berühren, werden von den 11 anderen Monatskurven geschnitten, von denen die einen ober- Laib, die anderen unterhalb der Novemberkurve verlaufen.

578

Jeder dieser Berühmngsptmkte gibt uns ein Mab in Milli- metem, das genau einem im abgelaufenen Jahre, sei es im 8ten, im 9ten etc., gewonnenen Mause entspriclit. Die Monatsknnre der im September geborenen Kinder z. B. liefert uns sofort, wo sie die Ordinate von 7 Jahren, 8 Jaliren u. s. w. schneidet, die genaue Körperlänge, welche diese Kinder mit dem Ablauf von 7 Jahren, 8 Jahren haben, wie wenn die Messung im September ausgeführt wäre. Indem man daher für jedes Jahr, d. h. auf jeder Ordinate, die Summe der 12 Mafse nimmt, welche durch die 12 Monatskunren gegeben sind, und zwar unter Bücksichtnahme auf die Zahl der durch jede dieser Kuryen vertretenen Schüler, und mit 12 dividiert, erhält man den vollständig zuverlässigen Durch- schnitt der Körperlänge eines Kindes für das ge- nau vollendete Jahr. Dieser Durchschnitt beruht all- jährlich auf den recht beträchtlichen ZifPem von etwa 1000 Messungen.^

Untersuchen wir jetzt die mittlere Körperlänge für jedes Lebensjahr, indem 'wir für die mehr als 14 Jahre alten Individuen die Zahlen Axel Keys benutzen.

Wirft man einen Blick auf diese Tabellen und besonders auf die aus ihnen sich ergebenden Kurven, so erkennt man sofort, dals

1. die Körperlänge der Knaben und Mädchen nicht gleich ist und dais

2. ihr Wachstum grofse Abweichungen zeigt.

* Man kann dieser Methode nur einen Vorwurf machen. Werdea die MonatslnirYen swisohen 2 Ordinaten durch eine gerade Linie dar- gestellt, so liegt dabei die Annahme zu Grande, dafs das Wachstun wShrend des ganzen Jahres regelmafsig yor sich geht, was nicht der Fall ist. Dieser Vorwarf würde Ton grofser Bedentang sein, wenn es sieh am ein einziges Kind oder am eine kleine Anzahl handelte. Jede Monatskarve stellt jedoch den Darohsohnitt von 80 bis 190 Kindern dar, and es ist klar, dafs die Wachstnmsanterschiede, welche sich bsi einem bestimmten Kinde finden, darch die greise Zähl aasgegliofaea werden.

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579

n. Jfthrliche Durchschnittslänge.

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575

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5.

2. Mädchen.

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1059

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14

671

147

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15

153

6

16

157

4

17

159

2.

Was die Körperlänge der Knaben anbetrifift, so ist dieselbe bis zn 11 Jahren bedeutend grölser als die der Mädchen. Tom 12. Lebensjahre an aber überwiegt das Wachstum der Mädchen, und ihre KörpergrOJse ttbertrifft diejenige der Elnaben bis KU 14 Jahren. Von dieser Zeit an endlich nimmt, wie wir an der nach Axbl Ket verlängerten Kurve sehen, dessen Duroh- sdmittszahlen sehr den unsrigen gleichen, das Wachstum der £uaben sohneil zu, und ihre KOrperlänge erreicht mit 16 Jahren

580

nahezn diejenige der Mädchen, ja übertrifft dieselbe bald zum zweiten Male. Man sieht in dem Diagramm von diesem Alter an die Kurve der Knaben schnell über diejenige der Mädchen steigen, deren Wachstum sich von Jahr zu Jahr geringer erweist.

Die Körperlänge der Mädchen bleibt bis zu 11 Jahren hinter derjenigen der Knaben beständig um 1 bis 1,5 cm zurück. Mit dem Alter von llVs Jahren erhebt sie sich plötzlich, so dals sie im 12. Lebensjahre die der Knaben nicht nur erreicht, sondern bis zum 14. Jahre um 1 bis 1,5 cm ttber- triffb. Vom 14. Lebensjahre an wird die Zunahme wieder geringer, die Körperlänge wächst weniger schnell, und mit 16Vs Jahren zeigt sich dieselbe abermals kleiner als bei den jungen Männern, ein Unterschied, welcher immer stärker hervortritt.

Über das Wachstum der Knaben und Mädchen gibt das Diagramm auf Seite 581 Aufschlufs.

Was zunächst das Wachstum der Knaben anbetrifft, so finden wir in demselben zwei deutlich ausgeprägte Perioden.

1. Die erste beginnt mit 7 Jahren und dauert bis zum 13. Lebensjahre. Während derselben nimmt das Wachs- tum Jahr für Jahr ab, um sein Minimum mit dem 12. Lebensjahr zu erreichen.

2. Die zweite Periode, welche wir durch die Arbeiten von Axel Kby kennen, &ngt mit 14 Jahren an, be- reitet sich jedoch schon im 13. Lebensjahre vor und setzt sich bis zum 17. Jahre fort.* Sie ist durdi ein sehr bedeutendes Wachstum charakterisiert,, das bis 7 cm betragen kann, und dessen Maximum im 16. Jahre erreicht wird. Es ist dies die Periode der Pubertät

Auch in der Entwickelung der Mädchen geben sich zwei entsprechende Perioden zu erkennen.

1. Die erste Periode erstreckt sich vom 7. bis zum 12. Jahre. In ihr findet ein aulserordentlich regelmäfsiges Wachstum, das stärker als bei den Knaben ist, statt. Man beobachtet nicht, wie bei diesen, eine fortschreitende Verringerung des Wachstums.

581

2. Die zweit« Periode beginnt nach dem 11. and dauert bis zum 15. Jahre, vobei das Maximam im 13. Jahre erreioht wird. Sie zeichnet sich durch eine schnelle Zonahme des jährlichen Waohstnma ans. Diese Periode , entspricht gleioh&lls der Pubertät, welche bei den Mädchen froher als bei den Knaben eintritt, aber da- füi aaoh früher beendet ist. Die Eutwickelnng geht femer bei den Mädchen allmählicher, ruhiger und

weniger stürmisch vor sich ; die Waohstamsziffem sind

viel kleiner nnd weniger spninghaft. Die üntersnohnngen von Kby in Schweden nnd Hbbtel in Kopenhagen haben gezeigt, dals die Kränklichkeit mit dem "Waohstam zunimmt; mit anderen Worten, je mehr ein Kind -wftohst, desto mehr ist es zu Erkrankungen geneigt. Die Pe- rioden stärkeren Waohstnms stellen demnach Epochen dar, -w&bxend welcher der Organismus des Kindes eine geringere 'Widerstandskraft gegen äolsere Schädlichkeiten besitzt. Da yrir nun gesehen haben, dafe die Pubertätszeit die Periode des

582

atärksten Wachstums ist, so mufs auch in dieselbe das Maxi- mum der Morbidität fallen. Prüfen wir dies jetzt auf Ghnnd der in unseren Schulen gewonnenen Krankheitsstatistik.

DieEränklichkeitsperioden lassen sich vom 7. Jahre an in folgender Weise einteilen. Bis zu diesem Alter beob- achtet man zwischen den beiden Qeschleohtem keinen merk- lichen Unterschied in der Neigung zu Krankheiten; die Mädchen sind nicht mehr als die Knaben dafür disponiert. Vom 7. Jahre an ^ändert sich dies jedoch vollständig.

In der ersten Periode yom 7. bis zum 11. Lebensjahr zeigen sich bei den Mädchen zwei darauf bezügliche Haupt- thatsachen :

1. Die Kränklichkeit ist bei ihnen gröfser als bei den Knaben, entsprechend ihrem stärkeren Körper¥raohstum.

2. Die Morbidität zeigt nur geringe Veränderungen, sie bleibt sich fast gleich, wie denn auch das Waohatum in dieser Periode völlig konstant ist.

In der zweiten Periode vom 11. bis zpm 15. Lebensjahr, einer Zeit starken Wachstums mit dem Maximum im 13. Jahre» nimmt die Kränklichkeit entsprechend zu und erreicht ihren Höhepunkt gleichfalls mit 13 Jahren. Es verdient bemerkt zu werden, dafs sich diese Kränklichkeit nur wenig auf die an- steckenden Krankheiten bezieht, sondern hauptsächlich auf Anämie und ihre gewöhnlichen Folgen, Kopfschmerz und Nasenbluten, ferner auf die Schleimhauterkrankungen der Atmungs- und Yerdauungsorgane. Alle diese Leiden weisen auf einen Verlust an Resistenz gegen äuüsere Einflüsse hin.

Bei den Knaben erstreckt sich die erste Periode vom 7. bis zum 13. Lebensjahre. Auch hier machen sich zwei wichtige Erscheinungen geltend:

1. Die erste besteht in einer geringeren Morbidität und einem damit parallel verlaufenden geringeren Wachs- tum als bei den Mädchen.

2. Während dieser ganzen Periode nehmen die Kränk lichkeit und das Wachstum gleichmäfsig bis zum 13. Jahre, dem Zeitpunkt des Minimums, ab.

583

In der zweiten Periode, die Yom 14. bis zum 17. Lebensr jähre geht, steigt die Morbidität entsprechend dem Wachstum an. Diese Zeit führt jedoch über die Grenzen unswer ünter- snohnngen und unserer Volksschulen hinaus, so dafs wir bei ihr nicht verweilen können.

Die soeben angeführten Thatsachen gehen aus der nach- stehenden Tabelle hervor, in welcher wir einerseits die Kränklich- keit der Eopenhagener Schulkinder auf den verschiedenen Altersstufen nach Axsl Hsrtbl mitteilen, andererseits die Morbidität unserer Volksschüler im Jahre 1895; zugleich findet hier das jährliche Wachstum in den entsprechenden Lebensjahren Berücksichtigung.

Knaben.

Mädchen.

Alter

Eranken-

Kranken-

Wachs-

Kranken-

Kranken-

Wachs-

Jahren

prozent in

prozent in

tum

prozent in

prozent in

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in cm

Kopenhagen

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in cm

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64

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88

4,9

9—10

46,7

43

4,7

53

75

4,9

10—11

42,5

42

4,4

57,5

60

4,9

11—12

39,6

40

4,1

60,4

66

6,4

12—13

89,4

33

4,4

60,6

68

6,6

13—14

87,3

29

4.6

62,7

61

5.1

14—15

42,9

34

7,0

57,1

89

5,0.

Der in dieser Tabelle hervortretende unterschied der beiden G-eschlechter ist ein wichtiges Faktum für den Schulhygieniker. Denn wir sehen, dafs unsere jungen Mädchen die Volksschule noch in dem Alter besuchen, wo sie am meisten zu Elrankheiten, ^w^ie Anämie, Kopfweh u. s. w., neigen, während die Knaben, -werm sie in diese gefährliche Periode eintreten, die Schule schon hinter sich haben. Insbesondere ergibt sich in Bezug auf die Liehrpläne, dals die Natur von einer Gleichheit der Geschlechter nichts wissen will. Sie widersetzt sich der Gewohnheit, an SLnaben und Mädchen die gleichen Anforderungen zu stellen,

584

die Unterriohtsprogramme für beide ohne unterschied zn ge- stalten nnd daher von beiden dieselben Anstrengungen zu ver- langen. Die jungen Mädchen haben yielmehr auf Schonung während der Pubertätsperiode schon in der Volksschule An- spruch. Wir müssen ihre Neigung zur Anämie während dieser Periode nach allen Regeln der Hygiene bekämpfen, sei es im Eltemhause, wo Luft, Licht, Bewegung und Ernährung oft zu wünschen übrig lassen, sei es in der Schule, wo ein ge- nügender Luftraum, eine gute Ventilation, hinreichende Be- leuchtung und eine tadellose Heizung erforderlich sind. Gtms besonders muls man die jungen Mädchen in der Entwickelungs- zeit vor zu vielen Hausaufgaben schützen, welche ihnen die nötige Bewegung im Freien rauben.

Sehen wir nun, ob die Körperlänge durch den Mo- nat der Geburt beeinflufst wird. Es hatten eine jähr- liche Durchschnittslänge in cm die Knaben, welche geboren waren im

141,8 140,3

Diese Tabelle und diejenige auf Seite 585, noch mehr aber die aus ihnen gewonnenen Kurven lehren uns:

1. Das Wachstum wird durch die Zeit der Geburt nicht beeinflulst; mag das Kind im Winter oder im

585

Durohsohnittliohe Körperlänge der Mädchen in om je nach

dem Gebortsmonat.

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116,6

116,7

116,6

116,7

116,3

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120,8

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120,9

121,6

121,1

121,7

121,7

120,7

121,3

120,6

121,5

121,2

10

125,8

126,7

126,8

126,3

126

126,1

126,9

126,6

126,8

124,9

126,6

126,6

11

180,2

180,4

130,3

130,6 131,8

130,8

132,6

130,5

132

129,4

131,9

131,8

12

136,8

134,8

186,1

186,9 136,7

136,2

137,8

136,7

138,1

134,2

137,8

137

13

140,6

140,6

142,1

142,4141,8

141,3

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141,9

144,1

140,1

143,6

142,6

14

146,3

146

147,2

146,8

146,3

146,9

147,8

147,8

149,6

146

148,1

148,3.

Sommer geboren sein, im Wachstum bringt dies keine wesentliche Veränderung hervor. 2. Auf die Körperlänge dagegen hat die Geburts- epoche einen grofsen Einflufs; auch besteht hier, ohne dais wir dafür eine Erklärung wüfsten, ein unterschied zwischen den beiden Geschlechtem. Die im September, Oktober, November, Dezember, Januar und Februar geborenen Knaben sind kleiner als die in den übrigen Monaten zur Welt gekommenen; die im November geborenen Knaben haben die geringste Körperlänge.

Andererseits besitzen die im Sommer vom März bis August geborenen Knaben ein bedeutenderes Längenmafs, aber über alle erheben sich die im Juli geborenen, deren Gröfse das Mittel bei weitem überschreitet.

Eine sonderbare, aber nicht ohne Analogie dastehende Anomalie ist, dafs der Juni, welcher dem Monat mit dem Lftngenmaximum vorausgeht, ein Monat ist, in welchem sich nur eine sehr geringe Körperlänge findet.

Diese Thatsachen gelten nicht etwa nur einmal und aus-

Sehalg«nudheit«pfleffe IX. 39

586

nahmBweise, sondern für alle nnterBuchten Lebensperioden vom 7. bis znm 14. Jahre.

Die im Dezember, Jannar, Februar, März, April und Mai geborenen Mädchen zeigen eine kleinere Eörperlänge als die- jenigen, welche während des übrigen Jahres das Licht der Welt erblickt haben.

Dementsprechend sind die im Sommer von Juni bis No- vember geborenen Mädchen gröfser; die erste Stelle nehmen die im August geborenen ein, deren Eörperlänge über den Durchschnitt weit hinausgeht. Auch hier findet sich wieder eine auffallende Abweichung, dafs nämlich die im September geborenen Mädchen eine geringe Körpergrö&e aufweisen.

Welches ist die Erklärung für diese eigentümlichen E«r- scheinungen, und wie ist der Einflub des Geburtsmonates zu deuten? um einen Rechenfehler kann es sich nicht handeln; die Berechnungen sind tou drei unabhängig von einander arbeiten- den Personen ausgeführt und alle Resultate durchaus richtig befunden worden. Das Faktum steht also fest, so sehr uns dasselbe auch überrascht hat. Übrigens hatte das Publikum schon lange eine ähnliche Beobachtung gemacht, und wir haben oft gelacht, wenn uns eine gute Alte mit zuversichtlicher Miene ▼ersicherte: ;,Er wird grols werden, er ist im Sommer geboren!* Jetzt werden wir nicht wieder lachen, denn wir haben gesehen, auf welchen feinen Beobachtungen die Aussprüche des Volkes beruhen.

Li dem folgenden soll versucht werden, die obigen That- Sachen, wenn auch nur aimähemd, zu erklären.

Die Untersuchungen von Wahl in Dänemark und Wrbtlin in Gotenburg, ganz besonders aber die täglichen Wägungen und Messungen, welche Malling -Hansen an den Schfllem eines Taubstummeninstitutes in Kopenhagen vorgenommen hat, haben ergeben, dalÜs die Eörperlänge der Knaben vom März bis August bedeutend zunimmt, dagegen fast gar nicht vom September bis Februar, d. h. während des Winters. Btihrt dies von den Sommerferien her, wie Malling«Hansbk an- nimmt? Ohne Zweifel nicht, da Wahl die gleiche Erscheinung

587

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589

auch bei Eändern unter 7 Jakren, welche die Sohnle noch nicht besuchten, beobachtet hat. Dieselbe liegt also in der Natur des Kindes begründet und bietet ein Analogen zu dem Einfluls der Geburtsepoche auf die Körperlänge ; denn in beiden Fällen findet man das Maximum dieser Länge zu derselben Zeit, näm- lich von März bis August.

Zum Schlüsse betrachten wir noch kurz die Körper- länge und das Wachstum der Schuljugend in den verschiedenen Ländern. Die beiden Tabellen auf Seite 587 und Seite 588 geben darüber AuSschluüs.

Was zunächst die Knaben anlangt, so nehmen die- jenigen von Lausanne in Bezug auf Körperlänge bis zum 14. Jahre den zweiten Rang ein, denn nur die Schweden sind ihnen überlegen. Von dem genannten Zeitpunkt an haben die Schweden und Schweizer ungefthr dieselbe Körperlänge, während die Amerikaner und Belgier sie überragen.

Die Dänen, Deutschen und besonders die Italiener sind bis zum 14. Lebensjahre kleiner als unsere Knaben.

Die Pubertätsperiode beginnt in Amerika und Italien bei den Knaben im 13. Jahre, d. h. ein Jahr früher als in Schweden und der Schweiz.

Von den Mädchen sind die kleinsten die Italienerinnen» welche im allgemeinen um 4 cm hinter unseren Mädchen zurückstehen. Letztere besitzen vom 8. bis zum 10. Lebens- jahre die gröfste Körperlänge; von da an bleiben sie hinter den Schwedinnen zurück, welche alle anderen an Körperlänge übertreffen.

Die stärkste Längenzunahme der Mädchen findet bei uns, wie in Schweden, mit dem 13. Jahre statt.

Die Pubertätsperiode derselben nimmt in Italien und den Vereinigten Staaten mit dem 10. Jahre ihren Anfang, um mit dem 14. Jahre zu enden. In den übrigen Ländern, die Schweiz inbegriffen, beginnt sie erst nach dem 11. Lebensjahre.

590

Bchulhygienische Abteilung der Aiustellimg auf dem zweiten rassischen EongreA fllr technische und professionelle Ausbildung in Moskau.

Von

Dr. med. N. Sack,

Kinderarzt in Moskau.

Der genannte Kong:refs tagte nur kurze Zeit, nämlioh von £nde Dezember 1895 bis zum 6. Januar 1896, die Ausstellung aber hielt noch einige Wochen länger an. In der X. Abteilang derselben war in zwei ziemlich grofsen Sälen die Schulhygiene vertreten.

Erwähnung verdient ein nach Angabe von Professor Ebis* MANN in Moskau verfertigtes Modell eines Musterklassenzimmers in ein Sechstel der natürlichen Gröfse, bei welchem nicht nur die Dimensionen, die Ventilation, Heizung, Beleuchtung u. s. w., sondern auch die innere Ausstattung vortrefflich ausgeführt waren; insbesondere trat eine Reihe von Normalschultischen verschiedener Qröfse, gleichfalls nach Professor Ebismann, er- gänzend hinzu.

Herr Kbyloff, Inspektor der Komissaroffschen technischen Schule, hatte sein Universalhaussubsellium ausgestellt, welches durch eine einfache Verschiebung des Sitzbrettes jede gewtLnschte Distanz und Differenz zugleich annimmt.

Das Moskauer hygienische Institut brachte als Besultat seiner photometrischen Messungen einige interessante Disgramme über die Lichtverteilung an verschiedenen Plätzen des Schul- Zimmers.

Auiserdem fanden sich von Professor Ebismann und Dr. OsTBoaLASOFF eine Reihe Diagramme behufs Entscheidung der Frage nach dem hygienischen Wert der direkten und in-

591

direkten küBstliohen Beleuchtung der Klassen. Die nähere Vergleichung der beiden Beleuohtungsarten zeigte, dafs das direkte Lampenlicht zwar eine intensivere Helligkeit erzeugt, dafs aber, sobald die Schüler ihre Plätze einnehmen, ein grofser Teil des Lichtes durch den schattenwerfenden Oberkörper ver- loren geht. Dieses schädliche Moment fällt bei der reflektierten Beleuchtung fast vollständig fort. Auch ist die letztere wegen gleichmäisigerer Verteilung des Lichtes für die Augen viel zuträglicher. Dieselbe Frage wurde in einem benachbari;en dunklen Zimmer praktisch illustriert, indem man dasselbe bald direkt mit einer gewöhnlichen elektrischen Lampe, bald mit reflektiertem Lichte von einer ebenso starken Lampe be- leuchten konnte.

Referent hatte eine Reihe von Kurven ausgestellt über die physische Entwickelung der Gymnasialschüler Moskaus im Vergleiche zu Elnaben aus den anderen Schichten der Be- Tölkerung Bulslands. Diese Kurven lieisen deutlich erkennen, wie yerhältnismäfsig grols die Körperlänge und wie klein der Brustumfang der Gymnasiasten ist. Im militärpflichtigen Alter erweisen sich von denselben über 40% als dienstunfähig nur wegen mangelhafter Entwickelung ihrer Brust.

Derselbe Aussteller hatte auch eine Reihe von Diagrammen eingesandt, welche den hygienischen Wert der Steil- und Schrägschrift betrafen. Dieselben waren an den namhaftesten Untersuchungen in Bayern, in der Schweiz und anderen Ländern gewonnen. Aufserdem hatte er Arbeiten in Steilschrift aus den Schulen Moskaus und der Provinz, sowie photographische Abbildungen steilschreibender Schüler vorgelegt.

Herr Keyloff exponierte einen von ihm erfandenen Goniometer zur genauen Messung der Kopf- und Schulter- Ixaltung der Schüler während des Schreibens. Das Instrument ist sehr sinnreich, tragbar und läfst sich leicht handhaben.

Von demselben Herrn war ein modifizierter Dynamometer (ergometrischer Indikator) ausgestellt, welcher genau den Moment der Muskelermüdung angibt. Der Apparat dient zur Beurteilung der durch geistige Thätigkeit entstehenden Muskelermüdung.

592

Dr. Igkatiefe hatte seine XJntersachtmgeii ^ mitgeteilt, welche ergaben, dals die Klassenlnft 3000 bis S9000, die Luft in den Schlafzimmern der Kinder 9500 bis 92500 Mikroorganismen in 1 Kubikmeter enthält, dafs also jeder Schüler pro Tag dnroh- schnittlich 34808 bis 119080 Keime einatmet. Der Bakterien- gehalt der Schnlluft ist bedeutenden Schwankungen unter- worfen und nimmt nach der greisen Pause, sowie vor dem Beginne des Unterrichtes an. Diese Schwankungen finden sehr leicht ihre Erklärung darin, dafs die Bewegung der Schüler während der Hauptpause und vor dem Unterrichte, haupt- sächlich aber die Lüftung der Schulzimmer in dieser Zeit, den bakterienhaltigen Staub aufwirbelt.

Weitere Tabellen von Dr. Ignatieet zeigten, wie all- mählich die Temperatur, der Feuchtigkeits- und Kohlensäure- gehalt der Luft mit den Schulstunden zunehmen, und welchen bessernden Einflufs in dieser Beziehung die Lüftung der Klassen- zimmer ausübt. Wir können hier auf die interessanten Einzel- heiten nicht näher eingehen.

Alles in allem genommen, muis man zugestehen, daJs die Ausstellung sowohl für die hauptsächlich aus Pädagogen be- stehenden Mitglieder des Kongresses, als auch für das groüse Publikum, welches fleiJsig die schulhygienische Abteilung besuchte, sehr interessant und lehrreich war.

^ Vergl. diese Zeitschrift, 1888, No. 11, S. 402--405. D. Red.

693

J.ns i^ttfammiun^tu mib ^tttxntn.

Die letzte Jahresyersammlnng des Nordalbingischen Tnrnlehrervereins.

Von

G. TÖNSFELDT, Rektor der U. Knabenxnittelschule in Altona.

Der Nordalbingische Turnlehrerrerein hielt am 23« Mai in Altona seine Jahresversammlung ab.

Ans dieser Veranlassung hatte der AltonaerTumlehrerverein auf dem Eisbahnplatze an der Allee ein öffentliches Schauturnen von Schülern veranstaltet, welches einen fast vqllständigen Über- blick aber das Schulturnen der Stadt gab. Fünf Knaben- volksschulen, eine .Knabenmittelschule, die Sealschule, das Bealgymnasium, das Gymnasium und zwei Mlklchenmittel- schulen waren daran beteiligt.

In den beiden vorhergehenden Jahren hatte es sich bei den Versammlungen des Vereins fast ausschliefslich um das Spiel gehandelt, so dafs diese Versammlungen in der Presse geradezu als Provinzialspielfeste bezeichnet wurden. Es waren zu denselben Schüler aus verschiedenen Orten der Provinz zu Spielvorführungen und Wettspielen zusammengekommen. Wenn nun in diesem Jahre auch das Turnen in den Vordergrund trat und die Beteiligung auswärtiger Schüler ausgeschlossen war, so fehlte doch das Spiel nicht ganz. Neu war das Spielen der Mädchen. Schülerinnen der ersten Mädchenmittelschule, unter denen sich auch einige der Schule entwachsene junge Damen befanden, führten Faustball und Schlagball ohne Ein- schenker vor und bewiesen, dafs man diese beiden Spiele -anbedenklich auch von Mädchen kann vornehmen lassen.

694

In der beratenden Yersammlnng hielt Oberlehrer Dükkeb aus Hadersleben einen Vortrag über die weitere Aus* gestaltung der allgemeinen Sohulspiele in Schleswig- Holstein. Es wurde beschlossen, gemeinsame Spiele you Schülern aus der ganzen Provinz von jetzt ab nur alle drei Jahre mit der Yereinsversammlung zu verbinden. In den beiden Zwischenjahren sollen einfachere Veranstaltungen dieser Art in kleineren Ejreisen angestrebt werden. Zunächst ist durch Verabredung einzelner Schulen aus verschiedenen Städten zu gemeinschaftlichen Übungs- oder Wettspielen der Spielbetrieb zu fördern. Die Provinz wurde zu dem Zwecke in drei Bezirke mit den Mittelpunkten Flensburg, Neumünster und Altona eingeteilt. Wenn die Arbeit in diesen Bezirken planmä&ig und mit Eifer aufgenommen wird, so kann sie zur Förderung des Jugendspiels in Schleswig-Holstein in erfreulicher Weise beitragen.

Im nächsten Jahre findet die Versammlung in Flensburg statt.

Herr Provinzialschulrat Dr. Ejlmmeb, welcher den Be- strebungen des Vereins von jeher ein lebhaftes Interesse bewiesen hat, wohnte sowohl den Vorführungen wie dem Vor- trage und der Besprechung desselben von Anfang bis zu Ende bei.

Zwangsweise Lüftung in Schulen«

Aus der Berliner Versammlung von Heizungs- und Lfiftnngs-

fachmännern 1896.

In der genannten Yersammlong hielt unser geschätzter Mit- arbeiter, Herr Heiz- und Ventilationsinspektor Bebakeck aus "^en, einen Vortrag über zwangsweise Lüftung in Schulen, wobd derselbe nach dem „Qsdhtsing.*^ folgendes aasfdhrte.

Etwa 11 vom Hmidert der Stadtbevölkerung stehen im schul- pflichtigen Alter und halten sich also täglich während vieler Standen im Schulhause auf. Daher ergibt sich naturgemäfs fttr jede gröCsere Stadt ein erheblicher Aufwand für die Erhaltung der Schale, für die Ersetzung sanitär nicht entsprechender Schulgebäude durch neue und in dem gewöhnlichen Falle des Anwachsens der städtischen Bevölkerung für den Bau neu anzulegender Schalhäuser, um ein

595

Beispiel zu bieten, gestatten Sie mir, dafs ich meiner Heimatstadt gedenke und anführe, dals Wien, dessen Bevölkerung derzeit 1 526 623 Seelen beträgt, nach amtlicher Z&hlnng 378 städtische Schalen besitzt, in welchen 168956 Elementarschfiler sich befinden.

Der hohe Wert des Baugrundes nötigt, zum mindesten im Stadtkerne, zu einer sparsamen Bemessung des einzelnen Lehrraumes ; fttr denselben haben sich in Wien ziemlich feststehende Mafse heraus- gebildet, nämlich eine Höhe von 4 m, eine Tiefe von 6 m und eine Länge von 9^-10 m, also ein Rauminhalt von rund 220 bis 240 kbm. Die Anzahl der Sitzplätze beträgt meist 56.

Die Heizung der Wiener Schulen erfolgte früher ausschliefslich mit Zimmeröfen. In den siebziger Jahren wurden bei den neuen Schnlbauten Sammelheizungen, und zwar Feuerluftheizungen ein- gerichtet, daneben aber auch die verschiedenen Systeme der Warm- und Heifswasserheizung angewendet, so dafs unsere Schulen eine Mnsterkarte ziemlich aller Heizungsarten mit Ausnahme der Hoch- druckdampfheizung, gegen deren Anlage von jeher scharfe gesetz- liche Bestimmungen sprachen, darbieten.

Für die Anwendung der Sammelheizungen und gegen jene der Zimmeröfen war stets neben den sonstigen Oründen auch eine ökonomische Erwägung von mafsgebender Bedeutung. In Lehr- zimmem mit Öfen können wegen des Platzes, den der Ofen bean- sprucht, und wegen der strahlenden Wärme desselben weniger Kinder untergebracht werden als in gleich grofsen Zimmern mit Luftheizung. Es macht dies für jedes Lehrzimmer 4 bis 6 Sitz- plätze ans, also müssen um 7 bis 10% mehr Lehrzimmer, bezw. gröfsere Klassen geschaffen werden. In ungefähr dem gleichen Mafse wachsen aber auch die Kosten des Baugrundes und jene des Baues selbst.

Daher ist es ungleich wirtschaftlicher, den Wärmeerzeuger nicht im Schulzimmer, sondern nach Thunllchkeit im Keller unterzubringen, welcher letztere aus sanitären Rücksichten ohnedies vorhanden sein mnfs und nur zum geringen Teile für andere Zwecke ausgenutzt wird. Für ein städtisches Schulzimmer palst und taugt ein Zimmerofen nicht.

Seit 1891 hat die Heizung mittels Niederdruckdampfes ihren Eingang in die Wiener Schulen gefunden, und derzeit, also nach 5 Jahren, werden die Lehrräume von 54 Schulen auf diese Weise erwärmt. Es ist nicht nötig auseinanderzusetzen, warum gerade diese Heizung in durchaus gesundheitsgemäfser Art und mit ver- gleichsweise niedrigen Anlage- und Betriebskosten bewirkt werden kann.

Freilich ist die Frage der blofsen Heizung eines Schulhauses, insolange keine oder eine nur wenig ausgiebige Lüftung verlangt mrd, überhaupt nicht besonders schwierig.

596

Dies erhellt schon daraus, dafs es sich Air Schnlr&ame bei nicht zu kaltem Wetter meist nur um die Anfheiznng handelt; ist erst der wünschenswerte Wärmegrad erreicht, so besorgen dessen Erhaltung die lebenden Öfen, das sind die Schulkinder.

Es besteht auch für die Erreichung des normalen Mindest- grades in der Schule ein geeignetes und völlig ausreichendes Auf- sichtspersonal; das sind die Lehrkräfte, welche Untertemperaturen zuverlässig bemerken und durch Bemängelung des Heizers Abhüfe schaffen. Nicht völlig so gut ist es bezflglich der Übertemperaturen besteUt, die insbesondere von dem eifrig mit dem Unterricht be- schäftigten Lehrer nicht immer rasch genug bemerkt und in geeigneter Weise abgestellt werden. Aber auch in dieser Hinsicht ergibt sich eine ausreichende Kontrolle, wenn nur die Lehrkraft von der Schul- behörde, wie dies in Wien der Fall ist, beauftragt wird, das Thermo- meter häufig abzulesen.

Nun ist aber die Luftemeuerung eines dicht besetzten Schul- zimmers in gesundheitlicher Beziehung mindestens ebenso wichtig, wie die Erreichung und Erhaltung des vorschriftsmäfsigen Wärme- grades. Die 4 kbm Luftraum, die auf ein Kind entfallen, erleiden einen raschen Verderb durch die respiratorischen und perspiratorischen Ausscheidungen des jugendlichen Körpers, welcher 2 bis 4 Stunden in demselben Raum sich aufzuhalten genötigt ist.

Pausen nach den einzelnen Unterrichtsstunden und der Aufenthalt der Kinder während derselben aufserhalb des Lehrzimmers sind entschieden erspriefslich und verdienten auch in Österreich, wo die- selben nur vereinzelt üblich sind, allgemein eingeführt zu werden.

Der Grad der allmählichen Luftverschlechterung im Schulzimmer kann von der Lehrkraft, die in demselben weilt, mit den Sinnen nicht wahrgenommen werden. Es besteht auch noch keine Meis- vorrichtung, mittelst welcher derselbe sich unmittelbar, verläTslich und in einer für den Laien leicht zu handhabenden Weise ablesen lädst Der Zustand der Luft wird also in der Schule nicht kontrolliert, und daher erscheint es mir als Pflicht des Gesundheitstechnikers) soweit es in seiner Macht liegt, durch geeignete technische Ein- richtungen für eine gute Ventilation vorzusorgen.

Eine vollkommene diesbezügliche Einrichtung zu ersinnen, ist firei- lich Sache der Zukunft. Immerhin lassen sich aber Lüftung und Heizung schon jetzt in einen solchen Zusammenhang bringen, dafs zum mindesten die Aufheizung ohne gleichzeitige Luftemeuerung nicht möglich ist. Dies wird durch eine mit Ausschluls des Kreislaufes arbeitende Luitr heizung erreicht oder, um mich in völlig bestimmter Weise aus- zudrücken, mittelst einer Heizung, bei welcher frische Luft, die an nicht im zu heizenden Räume selbst aufgestellten Wärmeabgebem

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erwännt wird, den W&rmeträger und Wärmespender für den zu heizenden Baum bildet.

In den Wiener Schalen sind seit 1891 Niederdmckdampf- Inftheiznngen mit Laftmischong eingerichtet worden. Die in den KeUerheizkammem an Rippenrohren, welche Niederdmckdampf ent- halten, erw&rmte Luft gelangt mit einer Höchsttemperatur von 4- 40^ C. während des Aufheizens in das Lehrzimmer. Ist dort der entsprechende Wärmegrad von etwa 17,5 bis 19^ C. erreicht, so wird durch die Mischklappenstellung in den nach unten verlängerten und mit dem unteren Teile der Heizkammer verbundenen Zuluft- schlauch auch ungewärmte Luft eingelassen, also eine Luftmischung Ton thnnlichst jenem Wärmegrad, welcher im Zimmer herrscht, her- gestellt. Die Äusmttndung des Zuluftschlauches in das Lehrzimmer ist ohne Yerschluisstttck ; eine Absperrvorrichtung des einzelnen Zuluftschlauches im Keller ist wohl vorhanden, aber absichtlich nicht bequem zugänglich. Die Lehrkraft ist also nicht in der Lage, den ZufluTs neuer Luft abzustellen; der Heizer kann dies gemeinsam filr alle zu einer Heizkammer gehörigen Lehrzimmer durch Schliefsung der Frischluftzuftihr. Da aber eine Heizkammer für mehrere, etwa 6 bis 8 Lehrräume dient, so ist anzunehmen, dafs doch die eine oder die andere der beteiligten Lehrpersonen die fehlende Luft- emeuerung bemerken wird, um so mehr, als seitens der Schul- behOrde aufgetragen ist, dafs die Lehrkraft sich durch Vorhalten eines Taschentuches oder einer Eerzenflamme vor die Schlauch- mttndung von der Luftbewegung überzeugen soll.

Die Ausführungen dieses Systemes haben nun gewisse Nachteile gezeigt. In jenen Zimmern, in welchen die Abkühlungsverhältnisse ungünstige sind, also z. B. in Eckzinmiem, ist die zur Deckung des Wärmebedarfes erforderliche Luftmenge eine verhältnismäfsig grofee. Da nun ein Teil der Bevölkerung trotz der häufigen lebhaften Winde und der niedrigen Wintertemperaturen gegen Zugluft überempfindlich ist, so ergaben sich in solchen mit der geschilderten Heiz- und Lttftungseinrichtung ausgestatteten Eckzimmern manche Klagen über Zagbelästigung, obgleich die Zulufteinmündung hoch, d. h. mit der Unterkante etwa 2,3 m über dem Fuisboden angebracht, obgleich weiter zwischen der über dem Fuisboden befindlichen Abluftöffnung and dem nächsten Schulsitze ein Mindestabstand von 0,50 m belassen war, und obgleich die eingeführte Luft thnnlichst denselben Wärme- grad wie der Baum selbst hatte. Diese Klagen rührten auch von mitten im Zimmer sitzenden Kindern her.

Um nun dieser Mifslichkeit und anderen zu begegnen, wurde die nunmehr übliche Einrichtung angewendet. Bei derselben wird in den schwerer zu heizenden Lehrzimmem noch ein örtlicher Heiz-

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körper anfgestellt. Letzterer hat jene Wärmemenge zu decken, welche hei niedrigster Anfsentemperatnr fehlt, wenn eine die zweieinhalb- fache stündliche Lnftemeuenmg nicht überschreitende Lnftmenge von f 40^ C. eingeführt wird.

Ein Ziffembeispiel möge dies erläutern.

Nehmen wir ein Lehrzimmer yon 220 kbm Inhalt an, bei welchem der stündliche Wärmeverlnst bei 20^ G. AoCsenkälte 5000 Wärmeeinheiten betragen mag. Bei ausschlieMicher Dampf- laftheiznng ist zur Deckung des Wärmebedarfes eine Luftmenge von 806 kbm einzuführen. 1 kbm Luft Ton -|- 40^ C. gibt nämlich, wenn sich derselbe im Zimmer auf -^ 20^ C. abkühlt, 20 X 0,31 = 6,2 Wärmeeinheiten ab, folgüch 806 kbm 806 X 6,2 = 6000 Wärmeeinheiten. Diese 806 kbm Luft, von 20? auf + 40^ C, also um + 60® erwärmt, brauchen 806 X 60 X 0,31 = 15000 Wärmeeinheiten, für welche die nötige Heizfläche in der Kellerheiz- kammer zu bemessen ist.

Bei der jetzt üblichen Wiener Anordnung wird für dasselbe Lehrzimmer nur eine zweieinhalbfache stündliche Luftemeuerang bewirkt, also nur 220 X 2,5 = 550 kbm Zuluft Yon + 40® G. \mm Aufheizen eingeführt und damit blols ein Teil des Ersatzes der stünd- lichen Abkühlung, nämlich 650 X 6,2 = 3410 Wärmeeinheiten be- stritten. Die resüiche Abkühlung, das ist 5000 3410 = 1590 Wärmeeinheiten deckt ein örtlicher Heizkörper, welcher entweder aus Kippenrohren besteht oder, wie in neuester Zeit üblich» ein amerikanischer Zierheizkörper ist.

Dieser örtliche Ergänzungsheizkörper hat, wie ans den Ziffern zu entnehmen, nur eine geringe Gröüse und wird in einer Mauer- nische oder sonst an einer Stelle des Lehrzinuners angeordnet, wo kein nutzbarer Platz durch denselben yerloren geht.

Günstig belegene Lehrzimmer, d. h. solche, bei denen, gleichen Rauminhalt Torausgesetzt, die stündliche Abkühlung 3410 Wärme- einheiten oder weniger beträgt, erhalten keinen örtlichen Heiz- körper.

Der Ergänzungsheizkörper ist nur an den ernstlich kalten Tagen und nur zum Aufheizen in Betrieb zu nehmen, hingegen nicht wfthr^ des Unterrichtes zu verwenden. Sünden des Heizers gegen letztere Vorschrift werden bald entdeckt, da sodann Kinder oder Lehrer über Belästigung durch die Wärme des Heizkörpers klagen.

Der Betrieb regelt sich also, ich möchte sagen, selbstthätig in der Weise, dais während des Unterrichtes nur noch die Eellerhdz- kammem mit Dampf gespeist werden, wobei dieselben gewöhnlich blofs die Aufgabe haben, die zur Ventilation erforderliche Auisenlnft auf Raumtemperatur zu erwärmen; hierbei ist mit Lufbnischimg zu

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arbeiten, and kann auch ein Teil der in der Heizkammer befind- lichen Heizfläche ausgeschaltet werden.

Abgesehen von dem bei jedem Ergftnznngsheizkörper vorhandenen Dampfregnlierventil sind auch die Dampfleitungsstränge, welche die örtlichen Heizkörper speisen, mit Absperrventilen im Keller versehen 80 dafs die Ans- oder Einschaltang der gesamten Örtlichen Heiz- körper vom Heizer bequem und mit geringster Mühe vorgenommen werden kann.

Durch die beschriebene Anordnung ist thatsftchlich eine aus- reichende Lüftung der Schulräume im Winter bis zu einem gewissen, immerhin weitreichenden MaCse gewährleistet. Diese Anordnung unter- scheidet sich wesentlich von den theoretisch vorzüglichen Anlagen mit von der Heizung getrennter Ventilation, wobei also örtliche Heizkörper zur Deckung des Wärmebedarfes und EeUerheizkammern zur Yorwärmung der Yentilationsluft in Verwendung stehen. Bei letzterer Einrichtung ist ein träger und mangels genügenden Auf- sichtspersonales nicht oftmals kontrollierter Heizer in der Lage, nur zu heizen und gar nicht zu ventilieren.

Ich verkenne nun keineswegs, dafs die Wiener Anordnung auch ihre Unvollkommenheiten hat. Beispielsweise ist die Luftemeuerung nicht so reichlich, wie vom hygienischen Standpunkte aus zu wünschen wäre; dies hängt aber mit dem geringen, auf den einzelnen Schüler entfallenden Luftraum, also mit der zu dichten Besetzung der Lehr- zimmer zusammen. Zu Zeiten mit milder Aulsentemperatur, also im Frühling und Herbst, ist die Zufuhr frischer Luft entschieden unzureichend, im Sommer so gut wie Null. Hiergegen läist sich aber nur mittelst mechanischer Ventilation Abhilfe schaffen, welche bisher wegen Mangels einer billigen motorischen Kraft in Wiener Schulen nur versuchsweise hergestellt werden konnte.

Andererseits verbürgt aber die Wiener Einrichtung für die lang- dauernde Winterzeit während des täglichen Anheizens unbedingt und während der Unterrichtszeit nahezu sicher eine ständige, nicht unerhebliche Luftemeuerung. Es ist durch sie eine obligatorische oder zwangsweise Ventilation geschaffen. Nun ist freilich der Aus- druck „Zwang** ein für das Ohr des freiheitsfreudigen Deutschen hartklingender. Auf manchem Gebiete ist aber Zwang nötig, um Vorurteile und Unverständnis zu besiegen. Ich möchte in dieser Hinsicht darauf hinweisen, dafs die Schule ihre segensreiche Wirksam- keit auf das Volk erst dann voll auszuüben vermochte, als die Pflicht zun Schulbesuche, der Schulzwang, eingeführt war.

600

GeisteskraBkheiten bei Kindern.

TerbandluDgen der diesjährigen Versammlnng der britigehen

medizinischen Gesellschaft.

Die 64. Versammlung der britischen medizinischen Gesellschaft fand vom 28. bis 31. Juli d. Js. in Carlisle statt. Auf derselben sprach unter anderen Dr. W. W. Ibeland über Geisteskrankheiten bei Kindern.

Psychosen des kindlichen Alters, die nicht mit Idiotie kompliziert sind, konmien im allgemeinen nur selten vor. Es hSlt schwer, eine hinreichende Zahl von Fällen zu finden, um die allgemeinen Symptome derselben festzustellen. Unter den prädisponierenden Momenten ist besonders' ererbte nervöse Anlage zu nennen. Direkte Veranlassung sind ungesunde Blutbeschaffenheit infolge von Nierenentzündung, Vergiftung mit verdorbenem Getreide oder Mais, Ergotinismus und Pellagra; Kopfverletzungen werden öfter von den Eltern als Ursache angegeben.

Dr. Ibeland gab darauf eine Beschreibung der kindlichen Melancholie, die im allgemeinen einen einfachen Charakter trägt und nicht mit Sinnestäuschungen verbunden ist. öfter kommt bei der- selben Mitralinsufficienz des Herzens vor*, was nicht nur er selbst, sondern auch andere Irrenärzte, wie Migkle, Savage und GntAii- DEAü, beobachtet haben.

Redner ftihrte ferner eine Statistik an zum Beweise dafür, dafs der Selbstmord unter den Kindern in England zugenommen habe, und schrieb dies der geistigen Überbürdung solcher Schüler zu, welche an schwacher oder neuropathischer Konstitution leiden.

In der Diskussion bemerkte Dr. Shuttlewobth, da£s nach seinen langjährigen Beobachtungen geisteskranke Kinder, welche gewöhnlich die Nachkommen stark neurasthenischer Eltern seien, verkehrter Weise oft in Idiotenanstalten untergebracht würden. Er sage absichtlich „verkehrter Weise'S denn die Erfahrung lehre, daüs die ftir Imbecille passende Erziehung für Kinder mit Psychosen sich meist völlig ungeeignet und wirkungslos erweise. Er erinnere sich besonders eines stark excentrischen zwöliQährigen Knaben, den man in der Idiotenanstalt, um ihn vor Schaden zu bewahren, öfter in ein grofses Zuckerfafs steckte, und der daher den Namen „Diogenes^ führte. Als dieser Knabe älter geworden, sei zwar die Erziehung in der Anstalt von einigem Nutzen für ihn gewesen, seine Geistes- krankheit aber habe immer mehr zugenommen und ihn schliefslich zu Selbstmordversuchen getrieben, so dafs er in einer Irrenanstalt untergebracht werden mufste.

601

Sir Fbebbbig Bateican bestätigte, da& Kinder neurotischer Eltern zn Geisteskrankheiten neigen. Besondere Gefahr bestehe, wenn Vater oder Mntter dem Trünke ergeben seien. Selbst wenn diese selber scheinbar gesund blieben, würden ihre Kinder oft mit Neurosen geboren, welche von ererbter Degeneration des Gehirns herrührten.

Aitxnttt MHitiinu^tn.

UBterftiekuigen der Augen uid Okren von 1997 Volks«

sekiUern in Ztrick fjuden nach dem „Otsöhäftsber. d. Central- sthulpflg, d. 8iadt Zürich*' im Jahre 1895 statt. Die Vorprüfungen führten die Klassenlehrer nach Anleitung des Stadtarztes aus. Es wurden untersucht 975 Knaben und 1022 Mädchen der ersten Primär- klassen des I. bis V. Kreises. Die Ermittelungen ergaben bei 1494 Schülern, 727 Knaben und 767 Mädchen, normales Gesicht und Gehör. Bei 505 Schülern zeigten sich Anomalien, oder es war das Resultat zweifelhaft. Von den 374 Schülern, deren Gesicht bei der Voruntersuchung für anormal erklärt wurde, erschienen zur Special- untersuchung bei dem Augenarzt Dr. Stmgbb 361. Von diesen worden definitiv als anormal erkannt 127 Knaben und 163 Mädchen, zusammen 290= 14,5% der Gesamtzahl der Untersuchten; davon entfielen auf Kreis I 60, H 16, HI 127, IV 38, V 49. Die Anormalen bildeten von der Gesamtzahl der Schüler der ersten Klassen des betreffenden Kreises nachstehenden Prozentsatz:

Kreis

Knaben

Mädchen

Znsammen

I

17,8 o/o

18,3 T

18,0 %

n

12,5

8,9

10,6

in

11,6

20,0

15,7

IV

18,7

11,9

15,0

V

9,8

12.3 ,

10,8

Zusammen 13,0% 15,9% 14,5 7o.

Im einzelnen hatte die Prüfung folgendes Resultat:

Knaben Mädchen Total Untewucht^ Anomalen

Weitsichtigkeit 16 17 33 1,7 11,4

Kurzsichtigkeit 8 9 17 0,9 5,9

8chiilg6fimdh6itapflef e IX. ^^

602

Knaber, Mädchen Total £^-*£ ^^^£

Astigmatismus 61 77 138 6,9 47,6

Schielen 5 2 7 0,4 2,4

Hornhautflecken 11 12 23 1,2 7,9

Schwachsichtigkeit .... 5 5 10 0,5 3,4

Accommodationskrampf 4 6 10 0,5 3,4

Verschiedenes 3 9 12 0,6 4,1

Ursache unklar 15 25 40 2,0 13,8.

Hierbei wurde, wo sich verschiedene Fehler feststellen Hessen, der wesentlichste fQr die Einteilung zu Grunde gelegt. Die Untersuchung hat ferner ergeben, dafs die Repetenten, d. h. diejenigen, welche länger als Yorschriftsmäfsig in der Klasse sitzen, durchschnittlich in Bezug auf die Leistungsfähigkeit ihrer Augen den andern Schülern nachstehen, so dafs die Annahme nahe liegt, es verdanke mancher derselben sein Schicksal dem mangelhaften Sehvermögen. Die Ohrenuntersuchung nahm der Ohrenarzt Dr. Laubi vor. Von den 192 bei der Voruntersuchung als anormal bezeichneten Schfllem erschienen 160 bei ihm zur Specialuntersuchung. Unter diesen wurden 124 definitiv anormal befunden, nämlich 69 Knaben und 55 Mädchen. Nimmt man an, dass V^ ^^^ i^ic^t zur Specialuntersuchung er- schienenen £ander ebenfalls anormales Gehör hatte, so ergibt sich f(lr die Schüler der ersten Primarklassen ein Prozentsatz der Ohren- kranken von 7,4 gegenüber 6,3 Prozent im Vorjahre. Bei den Untersuchten bestanden folgende Krankheiten, bezw. Anomalien des Gehörorgans :

Knaben

Mädchen

Zusammen

Prozent der Anormalen

Ohrenpfröpfe .... 2

6

8

6,5

Mittelohreitemngen 1

1

2

1,6

Überbleibsel von

Eiterungen .... 6

6

12

9,9

Mittelohr- u. Tuben-

erkrankungen mit

Einziehung des

Trommelfelles . . 32

15

47

37,9

Chronische Ohren-

leiden ohne Ein-

ziehung des Trom-

melfelles 22

26

48

3d,4

VerschiedeneOhren-

krankheiten ... 6

1

7

5.6.

603

Mit Ausnahme der dritten und fünften Gruppe war das Übel derart, dafs dasselbe bei geeigneter Behandlung geheilt oder doch wesentlich ' gebessert werden kann. Dagegen geben die Kinder der dritten Gruppe eine schlechte Prognose. £benso besteht die fünfte Gruppe meist aus unheilbaren Fällen. Dr. Laubi kommt zu folgenden Schlüssen : 1. Kinder, welche sich schwerhörig erweisen, sind in die Nähe des Lehrers zu setzen. 2. Schüler mit Ohreneiterungen müssen von der Schule ausgeschlossen werden, bis der Eiter, in welchem ansteckende und die Luft verpestende Mikroben vorkommen, womöglich beseitigt ist, oder wenigstens der schlechte Geruch, der fast ausschliefslich von ungenügender Eeinlichkeit herrührt, aufgehört hat. 3. Repetenten sind auf die Beschaffenheit ihres Gehörs zu untersuchen. 4. Kinder, welche keine Flüstersprache mehr verstehen, sollten, wenn nicht gro&e Intelligenz vorhanden ist, nach einigen Monaten vom gewöhn- lichen Unterricht, dem sie meist nicht folgen können, ausgeschlossen und in Specialklassen untergebracht werden. 5. Kindern, welche durch beständiges Offenhalten des Mundes vermuten lassen, dafs ein Hindernis der Nasenatmung (meist vergröfserte Rachenmandel) bei ihnen besteht, ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und es sind dieselben eventuell dem Arzte zu überweisen, weil sie in 60 bis 70 Vo der Fälle zeitweise, besonders bei kalter Witterung, oder beständig schwer hören und dieser Fehler häufig die Ursache ihrer geistigen Trägheit und Unaufmerksamkeit bildet.

Zur Oberbfirdung der Lehrer. Die j^Sudwestdmtsch. Schuld blätt** enthalten einen Aufsatz: „Die gegenwärtige Lage der kleineren württembergischen Lateinschulen und ihrer Lehrer'', in dem es unter anderem heifst: Die Belastung der Lehrer mit Unterrichtsstunden ist, namentlich infolge der zahlreichen, not- wendigen Ergänznngsstunden, an vielen Lateinschulen aufserordeutlich grofs; sie ist freilich nicht an allen Schulen dieselbe und auch an ein und derselben Schule nicht immer gleich. Aber schon die Zahl der wöchenlichen Pflichtstunden des Lehrers beläuft sich auf 28 bis 30» und thatsächlich wird dieses Mafs oft noch bedeutend über- schritten. Eine solche Ausnutzung der Lehrkräfte ist anderwärts unerhört. In Bayern beträgt das Maximum der Stundenzahl für den Gyninasialprofessor 20, für den Gymnasiallehrer (= Präceptor) 22 Standen; in Baden an Anstalten mit stark besuchten Klassen für den Direktor 12 bis 14, fdr den Professor 18 bis 20, für den Elementarlehrer 24 bis 26, an kleineren Schulen für den Direktor 18 bis 20, für den Professor 22 bis 24, für den Elementarlehrer 28 bi8 30 Stunden. Dabei sollen aber zeitraubende Korrekturen in Anschlag gebracht und eventuell die Stunden verringert werden. Auch können ältere Lehrer, desgleichen der Bibliothekar für

40*

604

Fflhrnng seines Amtes Zugeständnisse in betreff der StaDdenzaU erhalten. Es wäre daher in hohem Grade wttnschenswert, wenn auch in Württemberg ftlr die Belastung der Lehrer Grenzen gesetzt wttrden, zumal da die Fächer, in denen die Präceptoren der Land- lateinschnlen zn unterrichten haben, sehr mannigfaltig sind und an die Leistungsfähigkeit derselben beträchtliche Anforderungen stellen. Eigene wissenschaftliche Weiterbildung ist unter diesen Umständen den Präceptoren meistens unmöglich, da ihre ganze Zeit mit Unterrichts* stunden, Korrekturen und Vorbereitungen, soweit solche flberhaupt stattfinden können, ausgefällt wird.

Über die GmndsfttKe, naeh welcken die Standenj^lftne der StadtsehaleB in Honteyideo eiunrieliten sind, stellt die Direktorin

der ersten Knabenschule in Montevideo naeh der „Dtsch. S^tsehr. f, ausländ. Unterrichtswes."' folgende Thesen auf: 1. Die einzelnen Fächer müssen so verteilt sein, dafe eine Ermüdung der Schüler vermieden wird. 2. Die Übungen, seien es erziehliche oder belehrende, müssen so aufeinanderfolgen, dafs immer verschiedene geistige Thätigkeiten in Anspruch genommen werden, damit, während eine Fähigkeit in Thätigkeit ist, die andere ruht. 3. Die Schüler sind nicht dauernd geistig zu beschäftigen, sondern es ist ein Wechsel zwischen vom Lehrer bestimmter Arbeit und freier Beschäftigung anzuraten. 4. Übungen, welche eine grössere geistige Anstrengung er- fordern und folglich dem Organismus mehr zumuten, soUen auf Standen mit einer niedrigen Temperatur verlegt werden, ö. Überhaupt sind geistige Übungen bei höherer Temperatur möglichst zu vermeiden. Bei der weiteren Besprechung über die Teilung zwischen Yormittags- und Nachmittagsunterricht ist Vortragende nicht für eine solche Teilung, besonders wegen der grofsen Entfernung der Schulen von den Wohnstätten und der auch in moralischer Hinsicht bestehenden Gefahren, welchen jüngere Schüler bei Benutzung von Eisenbahnen und anderen Fahrgelegenheiten ausgesetzt sind. Der Vortrag schliefst daher mit der 6. These: Obigen Forderungen entspricht sowohl im Sommer als im Winter der Stundenplan ohne Unterbrechung des Unterrichtes, weil er den Bedürfnissen der Schüler am meisten Bechnung trägt.

Das hänsliche Arbeitsmafs der Schfiler. In dem „MonatsM. f, öffü, Gsdhtspflg,** veröffentlicht Dr. A. Franke einen Aufsatz „Zur Gesundheitspflege der höheren Schulen''. Es heilst hier: Was zunächst die häusliche Arbeitsmenge anlangt, so ersiebt man aus den Lehrplänen und Lehraufgaben für höhere Schulen u. s w., dafs die hessische Verordnung als äufserstes zuläfsiges Mals der Hausarbeit bestimmt für Vorschulen 30 bis 40 Minuten, für Sexta und Quinta 1 Stunde, für Quarta und Untertertia 2 Stunden, für

606

Obertertia und Untersekunda 2Vs Standen, Air Obersekunda und Prima 3 Stunden täglich. Ähnlich drückt sich das ärztliche Gut- achten für Elsafs - Lothringen aus. Für Preufsen hat die Wissen- schaftliche Deputation für das Medizinalwesen in ihrem Gut- achten Yom 19. Dezember 1883 die Grenzen der Schul- und Haus- arbeit sehr Yorsichtig gezogen, aber nur für die höheren Klassen die Gesamtarbeitszeit ausdrücklich auf 8 Stunden pro Tag festgesetzt. Alle diese Einzelbestimmungen haben jedoch etwas Mechanisches und erleiden erfahrungsgemäfs vielfache Abweichungen. Es dürfte daher von Interesse sein, zu hören, wie sich die Direktoren je eines Gymnasiums, eines Realgymnasiums und einer Oberrealschule, sowie ein Gymnasial- and ein OfoerrealsschuUehrer über die Hausarbeit äufserten. Der eine meint, ein gewisses Mafshalten sei überall ins Auge gefafst, wenn sich das auch bei der Individualität der einzelnen Schüler nicht mit aller Genauigkeit durchführen lasse. Ein bestimmtes Quantum von Haus- arbeiten müsse geleistet werden, schon zur mechanischen Erlernung der Vokabeln, zur Vertiefung in das beim Unterrichte gebotene Material; für die Befestigung des Wissens sei die häusliche Wieder- holung unentbehrlich. Ein anderer sagt: Dumme Schüler haben viel zu thun, gescheite wenig. Auch ist das Arbeitsmafs Sache des einzelnen Lehrers; ein schlechter Lehrer wird immer viel aufgeben. Jedenfalls mufs man das eine festhalten: es darf nichts, gar nichts aufgegeben werden, was nicht in der Schule aufs sorgfältigste vor- bereitet worden ist; zu Hause wird nur repetiert, ein gut begabter Jange merkt das zu Wiederholende schon aus der Schule. Nach der Ansicht desselben Schulmannes haben die jüngeren Schüler, denen die Schule nicht alle Zeit wegnehmen darf, zu viel zu thun. Ein dritter hält die Hausarbeit für die oberen Klassen noch für zu grofs, namentlich an den Realgymnasien, wo das Vielerlei sehr beträchtlich und eigentlich kein Fach ein wirkliches Hauptfach sei. Der vierte erklärt: Jede Klasse hat ihren bestimmten Arbeitsplan, wonach die tägliche Arbeitszeit für die einzelnen Lehrgegenstände fest- gesetzt ist, und zwar so, dafs sie an den Tagen, an welchen Nachmittags- unterricht stattfindet, unter dem Mittel bleibt, an freien Nachmittagen dasselbe übersteigt. Ein fünfter vertritt die Ansicht: Gerade bei diesem Punkt kommt viel auf den Lehrer an. Eine bessere Lehrmethode soll die Hausarbeit gegen früher verringern; das versteht nicht jeder, und die Klagen über zu grofse Belastung der Schüler werden immer wiederkehren, namentlich da, wo ein ehrgeiziger Lehrer be- sondere ünterrichtserfolge erzielen möchte. Häufige Revisionen der Lehr- personen durch Vorgesetzte tragen natürlich zur Überbürdung bei, des- gleichen die Prüfungen, zu welchen trotz aller Vorschriften gedrillt wird, um keinen schlechten Eindruck zu machen. Ohne häufige Wieder-

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holungen wird eben, wenn es Gedächtnismäfsiges angeht, nichts Be- sonderes geleistet. Bei gat veranlagten Schülern hätte das ja nicht viel zu sagen, aber die Qualität ist nichts weniger als gleichm&Tsig. Fahrpreisermäfsignngen fflr Schulfahrten in Bayern.

Schüler öffentlicher Schulen oder staatlich konzessionierter and beauf- sichtigter Privatschulen werden, wie der j^Kndbhart^ mitteilt, in Bayern zu gemeinschaftlichen, unter Aufsicht ihrer Lehrer stattfindenden Ausflügen bei einer Teilnehmerzahl von mindestens 10 Personen einschliefslich der begleitenden Lehrer, Lehrerinnen oder des Schnl- Inspektors in der dritten Wagenklasse für den Militärfahrpreis ohne Freigepäck befördert. Den Schulen im Sinne dieser Bestimmung sind die Fortbildungsschulen, Baugewerkschulen, Landwirtschafts- schulen, die Seminarien und Präparandenanstalten, sowie die ünter- richtsanstalten für Blinde und Taubstumme gleichgestellt. Für die Benutzung von Schnell-, sowie von Sonn- und Festtagszflgen wird die Vergünstigung in der Regel nicht gewährt. Zwei Schüler der- jenigen Klassen, welche im allgemeinen von Kindern besucht werden, die das zehnte Lebensjahr noch nicht überschritten haben, gelten für eine Person. Als solche Klassen sind in der Regel anzusehen die unterste Klasse der Gymnasien, Realschulen, Lateinschulen und höheren Bürger- und Mädchenschulen, sowie die untere Hälfte der Klassen einer Volksschule. Bei ungerader Klassenzahl wird der unteren Hälfte die gröfsere Zahl zugerechnet.

Über ^e hygienische Bedentnng der Schulgärten bemerkt Dr. Güsters : Es unterliegt keinen Zweifel, dafs die Schale noch immer viel zu wenig die gesundheitliche Erziehung der Kinder berücksichtigt. Der Unterricht krankt auch jetzt noch an der Ein- seitigkeit des Stubensitzens und an einer zu intensiven, zu lange hintereinander betriebenen Gehirn- und Geistesarbeit. Über den Seelenkräften vergifst man das Leibesbedürfnis und die Übung der Sinne in der Natur. Es mufs daher jedes praktische Mittel, der Körperpflege mehr Rechte einzuräumen als bislang, für das Schul- programm auf das lebhafteste begrüfst werden. Ein solches liegt aber in der Errichtung von Schulgärten. Da kommen die Kinder hinaus in die frische Luft, sie hacken und hauen, säen und pflanzen, begiefsen und reuten; alle Muskeln regen sich, die Sinne werden lebhaft beschäftigt, es gewöhnt sich die Haut an Sonnenstrahlen und Schweifstropfen, und der ganze Körper wird gekräftigt Namentlich für nervenschwache Schüler bildet Gartenarbeit eine nicht hoch genug anzuschlagende Beschäftigung.

GesnndheitsYorschriften fBr das FnrsballspieL Unser ver- ehrter Mitarbeiter, Herr Professor Dr. K. Koch in Braunschweig, hat im Auftrage des technischen Ausschusses für Jugend- und Volks-

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spiele einen Entwurf für einfachen Foisball aasgearbeitet, dem wir folgenden auf die Gesundheitspflege bezüglichen Abschnitt ent- nehmen : Schwächliche Knaben sind vom Spiele auszuschliefsen, auch soll keine Partei gegen Ostwind anlaufen. Kein Spieler darf sich zum Ausruhen auf den Boden legen. Nach dem Spiele mufs sich jeder, zumal bei rauhem Wetter, warm einhüllen und möglichst schnell nach Hause gehen, um sein Hemd zu wechseln. Eine kräftige Abreibung dabei ist sehr zu empfehlen. Bei einer Wärme von über 15^ C. längere Zeit zu spielen, ist nicht anzuraten. Der Begriff „kräftige Abreibung'* , so erlauben wir uns hinzuzufügen, bedarf wohl einer näheren Bestimmung, da darunter sowohl eine trockene, wie eine nasse Abreibung verstanden werden kann. Sollte letztere gemeint sein, so wäre jedenfalls, namentlich im Winter, vor zu kaltem Wasser zu warnen. Als Ergänzung dieser Yorschriften seien noch folgende Ratschläge des „Knahenhort" für das Spielen überhaupt mitgeteilt. Eine vollständige Erschöpfung des Körpers durch das Spiel mufs vermieden werden; wie überall, so schadet auch hier ein Übermafs. Aus diesem Grunde hat eine zweckmäfsige Verteilung von Arbeit und Euhe einzutreten. Auch das bildet eine Aufgabe des Spielleiters, dafs er die anstrengenden Spiele von den minder ermüdenden unterscheide und hier rechtzeitig Wechsel eintreten lasse. Dieses ist auch schon aus pädagogischen Gründen nötig; denn das ewige Einerlei ermüdet die Kinder selbst beim Spiele. Es mufs die Beschaff^heit des Spieles berücksichtigt werden, damit nicht einzelne Organe und Muskeln übermäfsig angestrengt und andere vemachläfsigt werden. So sollen auf Laufspiele Zieh- und Ringkämpfe folgen, überhaupt solche Spiele, welche mehr die Thätig- keit der Arme beanspruchen. Spiele, die der Gesundheit ge&hrlich sind, oder bei welchen leicht Verletzungen vorkommen können, dürfen nicht auf den Spielplan gesetzt werden. Dafs der Spielleiter nirgends die nötige Vorsicht aufser acht lasse, setzen wir als selbst- verständlich voraus; doch möchten wir nicht unterlassen, an dieser Stelle vor dem Trinken kalten Wassers beim Erhitztsein, vor dem Ausruhen in nassem Grase oder an zugigen Plätzen zu warnen.

Gefahren mangelhafter Aborte in Schulen. Der englische Arzt Dr. Maclaeen gibt nach den ,, Schweiz. Blatt, f. Grsdhtspflg.*^ seiner Überzeugung dahin Ausdruck, dafs wir den Schaden unter- schätzen, welchen eine andauernde, wenn auch nur unbedeutende Verunreinigung der Luft um uns verursacht. Rachenkrankheiten kommen oft in Häusern vor, die allem Anschein nach gesundheitlich tadellos sind ; sie finden sich hier unter den Wohlhabenden in gröfserer Zahl als unter der arbeitenden und armen Blasse, und zwar selbst in modernen, geräumigen Gebäuden. Aber diese modernen Gebäude

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haben ihre Abtritte, Abfallrohre und verschiedenartigen, oft kompli- zierten Kanalisationseinrichtongen im Hanse selbst. Dr. Maclabek pflegt jedes Wohnhaas, in welchem er wiederholt Halskrankheiten beobachtete, durch einen sachTerständigen Techniker nntersnchen zn lassen, nnd immer ergab sich ein Konstruktionsfehler der Abtrittanlage oder dergleichen, welcher Lnftinfektion yeranlafste. Bisweilen han> delte es sich nm eine direkte Verbindung mit dem Hauptabfuhrkanal, aber noch öfter blieb ein Teil der Fäkalien in der Leitung znrttck und verpestete die Luft. Solche Untersuchungen der Häuser erachtet der genannte Beobachter fOr eben so wichtig, wie ärztliche Behand- lung und Operationen der Kranken. Da in älteren Schulen die Aborte oft im Schulgebäude selbst liegen, so sollte man auch hier die Abfall- rohre und überhaupt die gesamte Abtrittanlage sorgfUtig ttberwachen, um so mehr, als es sich in diesem Falle eventuell um die gleich- Eeitige Schädigung einer grofsen Anzahl Kinder durch verdorbene Luft handelt.

9a0es$ef4it4ftlti^es.

Oesandheitszengiiisse fBr Lehrerinnen. In New York mufs jedes junge Mädchen, welches das Seminar absolviert hat, ein Ge- sundheitsattest vorlegen, bevor es als Lehrerin angestellt wird. Bei der Untersuchung findet namentlich die Schwindsucht Berücksichtigung, da diese leicht auf die Schülerinnen übertragen werden kann. In einem an „The Ämer, Med.-Su/rg. BuUet" gerichteten Schreiben empfiehlt nun Karolike A. Cabot, Ärztin am Lehrerinnenseminar in New York, die Untersuchung nicht am Schlufs, sondern vor Be- ginn der Seminarzeit vorzunehmen. Dadurch sei die Möglichkeit gegeben, junge Mädchen mit beginnender Tuberkulose, organischen Herzfehlem u. dergl. gleich von vornherein zurückztfweisen und ihnen so die Arbeit und die Kosten eines vieijährigen Aufenthalts in der Lehrerinnenbildungsanstalt zu ersparen. Auch könne man den Eltern hygienische Ratschläge für das Verhalten ihrer Tochter erteilen, was um so notwendiger sei, als in diesem Punkte oft grofse Unkenntnis herrsche. Im Lehrerinnenseminar der 120. Strafse in New York findet denn auch eine Untersuchung der Schülerinnen vor ihrer Aufnahme statt und ebenso später am Schlüsse jedes Schu^ahres; der Befund wird jedesmal aufgezeichnet, um denselben mit dem des Vorjahres vergleichen zu können.

609 Sehvlhygienisehe Vortrige im katholischen Lehrerrereine

Hessen-Nassail. In dem genannten Vereine, der nngef&hr 20 Zweig* ▼eräine zfthlt, wurden, wie die ^Kath, SchtUztg." berichtet, im Jahre 1895 unter anderem folgende Vorträge gehalten. Zweigverein Marienstadt: Was wollen die Bestrebungen fttr Knabenhandarbeit? Zweigveiein Niederwald: Über Jugendspiele. Zweigverein Ober- rheingau: 1. Wie können wir in der Schule Jugendspiele pflegen? 2. Idiotenerziehung ; S. Der Thätigkeitsunterricht in Idiotenanstalten. Zweigverein Maingau: Die Gesundheitslehre in der Volksschule. Zweigverein Wallmerod: Die Pflege des kindlichen Körpers in den zwei ersten Schuljahren. Zweigverein An der Eibquelle: Über die körperliche Züchtigung in der Schule. Zweigverein Im goldenen Grund : Die Erziehung taubstummer Kinder vor dem Eintritt in die Schule. Zweigverein Wiesbaden: Die Zwangserziehung verwahr- loster Kinder.

INe Augen der Londoner Schulkinder. Wie wir dem »Ifed. Record^ entnehmen, hat Brudenell-Cabtsr dem Erziehungs- rate in London Bericht über die Augen von 8125 dortigen Schulkindern erstattet. Er fand, dafs nur 39,15% derselben normale Sehkraft besafsen. Der gewöhnlichste Fehler war leichte Hypermetropie, die jedoch das Tragen von Gläsern selten notwendig machte. Myopie kam nicht oft vor und war bei den Mädchen sowohl der Häufig- keit wie dem Grade nach geringer als bei den Knaben. Es ftllt dies um so mehr auf, als die Mädchen neben den gewöhnlichen Schulstunden auch noch Handarbeitsunterricht haben, der bekanntlich die Augen sehr bedeutend anstrengt. Nach Carter ist die Kurz- sichtigkeit der Londoner Schulkinder nicht auf schlechte Beleuchtung oder sonstige Schädlichkeiten in den Schulen zurückzuführen. Eine Hauptursache liegt vielmehr darin, dafs die Stadtkinder so selten Gelegenheit haben, in die Feme zu sehen.

Yorben^ngs- und Yerhaltnngsmafsregeln bei Diphtherie, mitgeteilt von der Berliner SehnIdepntation. Die Berliner Schuldeputation hat jeder Klasse der ihr unterstellten Schulen eine gedruckte Anweisung zugehen lassen, welche in neun Paragraphen die notwendigsten Belehrungen über das Verhalten bei Diphtherie, Ober die Untersuchung des Halses, die Kennzeichen der Krankheit, die Verbreitungsweise derselben, die Verhütung des weiteren Umsich- greifens, sowie die Inkubationsdauer enthält. Diese Belehrungen sind dem Schriftchen von Dr. med. Thiels: Vorbeugungs- und Ver- haltungsmafsregeln bei Diphtherie, München, Seitz <fe Schauer, entnonunen. Die einzelnen Sätze sollen vom Lehrer den Kindern vorgelesen, erläutert und eingeschärft werden. Das betreffende Blatt wird im Klassenschrank aufbewahrt.

610

Die englische GeseUschaft zur Yerhfitniig von

gegen Kinder erstreckt sich, wie „T%e Brit. Med. Jawm."^ dem neusten Jahresberichte derselben entnimmt, über eine Bevölkenuig von 23000000 Köpfen. In den letzten 10 Jahren wurde 109364 Kindern Hilfe gebracht. Von diesen waren 25437 gemiCs- handelt, 62887 vernachlässigt worden, 12663 trieben sich bettelnd in den Strassen umher, 3205 traten bei Schaustellungen und bei Cirkusvorführungen auf; auTserdem wurden 4460 Mädchen Opfer der Prostitution. In 712 Fällen erfolgte das Einschreiten der (jesell- Schaft zu spät. Von den Kindern waren 90% unter 12 Jahren alt. Bei 5792 Eltempaaren fand gerichtliche Verfolgung statt, und 5460 derselben wurden verurteilt; die Strafen beliefen sich auf 1108 Jahre Gefängnis und £ 2022 GeldbuTse. Der Gesellschaft ist es weniger um Bestrafung der Verbrechen, als um Verhütung derselben zu thun; Verfolgung und Strafe traten nur ein, wenn die Eltern ihr Verhalten zu den Kindern nicht besserten. Die Be- strafungen haben übrigens den Vorteil gehabt, dafs Fälle von Ver- letzungen der Kinderrechte jetzt nur noch halb so oft als früher vorkommen.

WettkSmpfe und Spiele des Altonaer Realgymnasiums.

In der „Btsch, Tumztg.^ lesen wir: Die diesjährigen Wettkämpfe der Schüler des Altonaer Realgymnasiums boten ein anziehendes Schauspiel für die zahlreich erschienenen Zuschauer. Der Leiter, Oberlehrer Dr. H* Schnell, hat diesmal mit einigen bisher in Altena noch nicht vorgenommenen Wettübungen Versuche angestellt, die als vortrefflich gelungen bezeichnet werden können. Dieselben lieferten zugleich den Beweis, dafs die Au&ahme neuer volkstümlicher Übungen in die Wettum- und Festordnung der Deutschen Tumer- schaft jedenfalls ungemein anregt und die Teilnahme der nicht- turnenden Volkskreise für die Sache der Leibesübungen immer mehr gewinnen hilft. Die Zuschauer bekundeten durch ihren freundlichen, für die Ordner freilich nicht immer erfreulichen Andrang, wie gern ein jeder die Spiele genau verfolgen wollte. Einige Schülerabteilungen spielten Barlauf, Schlagball und Faustball gegeneinander. Die beiden Quinten mafsen sich im Wettweitspringen in der Form, dafs jede Klasse ihre acht besten Springer stellte. Der Durchschnitt der Leistungen entschied den Sieg. Ersterer betrug fUr die eine Klasse 3,30 m, für die andere 3,27 m; die beste Leistung war 3,85 m. Ein Tauziehen fand mit vorangehendem Wettlauf von 50 Meter statt Auch Faustballweitschlagen, Schlagball weitwerfen und Schlagballzielwerfen nach einem mit Papier überzogenen Reife erwiesen sich als vor- treffliche Wettübungen. Die drei besten Schläger schlugen 33, bezw. 25, 32,6 und 32,5 m weit; es wurde dabei ein Fufsball, wie er bei

611

Wettspielen benutzt wird, gebraucht. Beim Schlagballweitwerfen, welches mit einem durch Kuhhaarpolster und Lederumhflllung ver- stärkten Gummiball zur Ausführung kam, wurden Weiten von 66,5, 62,5 und 61,5 m erzielt. Das Laufen endlich fand ebenfalls ge- bührende Berücksichtigung. Die besten Läufer der mittleren Klassen liefen 100 m; der schnellste gebrauchte dazu ISVs Sekunden. Das 200 Meter weite Laufen verschiedener Klassen ward durch den Umstand wesentlich beeinträchtigt, dafe drei Ecken umlaufen werden mufeten. Der beste Läufer hatte 28 Sekunden nötig. Lebhaftes Interesse er- regte der Stafettenlauf über 400 m. Die Prima des Realgymnasiums kämpfte bei demselben in der Weise mit der Prima der Realschule, dafs jede Klasse fünf Läufer stellte. Die Sieger durchliefen die Strecke in öSVs Sekunden. Gerade diese Art des Wettlaufs fand unter den Zuschauern eine äufsert günstige Aufnahme und dürfte sich auf allen Turnplätzen als vorzügliche Erprobung der leiblichen Tüchtigkeit einbürgern.

Gegen den sportmäfsigen Betrieb des Schflierriiderns, so

schreibt die j^Berl. Zig.^, haben sich bei den mit der Leitung der Ruderübungen betrauten Lehrern ernste Bedenken geltend gemacht. Die bisherige Ausübung des Rudersports hat, wie fast allseitig betont wird, viel störender in den Unterricht eingegriffen, als bisher öffent- lich und namentlich auch dem Kaiser gegenüber zugegeben ist, und es werden bereits Stimmen laut, dafs es besser gewesen wäre, wenn die Berliner höheren Schulen mit dem Rudersport gar nicht verquickt worden wären. Augenblicklich hat unzweifelhaft nur diejenige Schule Aussicht auf Erringung des Kaiserpreises, welche das Training am stärksten betreibt. Dabei mufs sich schliefslich ein Zustand entwickeln, bei dem in der ganzen Zeit vor dem Rennen das Trainieren alles beherrscht und die Schule mehr oder weniger zurücktritt, und man ist daher darüber auch schon einig, dais eine Änderung unter allen Umständen einzutreten hat. Über das „Wie'' bestehen aber zur Zeit noch zwei getrennte Anschauungen. Die einen woUen die Schülerregatten zwar beibehalten, aber die mit der Leitung der Ruderabteilungen betrauten Lehrer verpflichten, kein Training zuzulassen, die anderen möchten die Schülerregatten und das sports- mAisige Schnellrudem überhaupt beseitigt und durch das eine bessere Leibesübung bildende Tourenrudern ersetzt sehen.

Ober die Frequenz der Brausebäder in den Berliner Gemeindeschnlen berichtet Geheimer Sanitätsrat Dr. Ad. Abraham in dem Buche ^Die Thäiigkeii des Berliner Vereins für Volksbäder,'' Gegen Ende des Jahres 1894 wurde zu Berlin in dem für die 168. und 182. Gemeindeschule in der Quitzowstrafse 115 und der Stephan- straTse neuerbauten Doppelschulhause das erste Brausebad für Schul-

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kinder eröffiiet.^ Da der Yersnch glückte, so folgte die Erricbtimg weiterer Schulbäder, und zwar 1895 in der 190. und 198. Gemeinde- schüle, Graunstrafee 12, sowie in der 199. und 205. Schule, Grots- kowskistrafse, endlich im April 1896 in der 206. and 212. Schnle, Siemensstra&e. Zugleich wnrde der Beschlnfe gefafet, von nun an in jedem neu zu erbauenden Sdmlhause ein Brausebad herzu- stellen. Über die Frequenz dieser Bäder erfahren wir folgendes: In der 168. Knabenschule ist die Anlage von 11 Klassen benutzt worden. Die Zahl der Badenden schwankte zwischen 50 und 60 % der Gesamtzahl der SchtQer. Es badeten in der Woche etwa 300 dersdben, jeder einmal. In der 182. Mädchenschule badeten:

im Winter 1894/95

im Sommer 1895

im

Winter 1895/96

Klasse

I 30 «/o

Klasse

I 34 Vo

Klasse la 30^/o

II 49

IIa 42

Ib 36

III a 28

IIb 38

Ha 38

nib 36

nia 38

Hb 36

IV a 19

inb 26

lila 29

IVb 24

nie 34

111b 22

IV c 15

IV a 19

Ulc 14

IV d 18

lVb-20

IV a 18

durchschnittl. 27,4 <>/a

IV c 18

IV b 6„

9

durchschnittl. 30^0

rVc 13

durchsohnittL 24 V«.

Während des Winters 1895/96 nahmen in der 190. und 205. Knaben- und der 198. und 199. Mädchenschule an den Bädern teil:

190. Knabenschule

Klasse

la 73 7o

Ib 67,4

IIa 66

IIb 75

II c 84

III a 76,5

III b 80

nie 73,5

IV a 71,6

rVb 67

IV c 67

durchschnittlich 73^0

198. Mädchenschule

Klasse

la 31 Vo

Ib 57,6

Ha 47

Hb 32

III a 54

mb 46

mc 40

IVa 40

IVb 24

IVe 20

durchschnittlich 39,15 ^/o.

» Vergl. diese Zeitschrift, 1896, No. 1, S. 18—24. D. Red.

618

205. Knabenschule

Klasse

I 89%

»

Ha 79

»

nb 71

»>

nia 81

t>

nib 74

199. Mädchenschule 66 Schülerinnen der 1. Klassen 67 Vo 1Ö6 n. 46

167 III. 47 ,

254 .. ,. IV. 39

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n

nio 83 md 67 IVa 59 IV b 72

durthschnittlich 47,2%.

»

ft

IVc 71 IV d 76

durchsohnittl. 74,73 Vo

Die im Verhältnis za den Knaben auffallend geringere Beteiligung der Mfldchen hat vielleicht, abgesehen von der gröiseren Besorgnis mancher Mutter, ihre Tochter könne sich erkälten, ihren Grund darin, dafs die Mädchen aufser dem Handtuch noch andere Bade- wäsche nötig haben, sowie darin, dais sie grölsere Scheu als die Knaben tragen, sich yor einander sehen zu lassen. Diesem Übel- stande durfte am besten durch Vereinigung der Auskleide- und Brause- zelle, wie sie ein Schulbad auf der Berliner Gewerbeausstellung zeigt, ^ abzuhelfen sein.

Das tSr bedfirftige Kinder bestimmte Rekonvalescenteii- bans zu Weidlingan in NiederSsterreich blickte, wie wir seinem letzten Jahresberichte entnehmen, im Sommer 1895 auf eine acht- jährige Thätigkeit zurück. Im Laufe dieser Zeit wurden im ganzen 1354 Ednder aufgenommen, welche 39845 Verpilegungstage bean- spruchten. Jahr far Jahr wuchs die Zahl der Aufnahme Nach- suchenden in so rapider Weise, dafs nur ein kleiner Bruchteil der- selben berücksichtigt werden konnte, während Hunderte zurückgewiesen werden mufsten. Um nun möglichst viele Kinder unterbringen zu können, wurde die Dauer des Aufenthaltes im Hause nach Thun- lichkeit abgekürzt. So betrug im ersten Jahre die mittlere Ver- pflegungsdauer 40 Tage, während 1895 dieselbe auf 25 Tage herab- gedrflckt war. Die Resultate, welche erzielt wurden, müssen als sehr befriedigende bezeichnet werden. Vermehrung des Körpergewichts um 3 4 Kilo bildete keine Seltenheit. Es waren nicht allein akut erkrankt gewesene Kinder, welche in überraschender Weise an Gewicht zu- nahmen, und deren Blutbeschaffenheit in Bezug auf Haematoglobin- gehalt und Zahl der Blutkörperchen sich rasch besserte, sondern

* Vergl. diese Zeitachrift, 1896, No. 9, S. 466—467. D. Red.

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auch Kinder mit chronischen Leiden, insbesondere den so häufigen Lungenspitzenkatarrhen, zeigten unter Kreosotbehandlung und Milch- diät wesentliche Besserung, ja bei wiederholtem Aufenthalt in der Anstalt vollständige Heilung. Einzig und allein bei Kindern mit Skrofulöse, deren Aufnahme nicht immer zu umgehen war, namentlich bei solchen mit skrofulösen Augenentzündungen, wies das Gnindleiden keine besondere Veränderung auf, während Körpergewicht und Aussehen auch hier sich gtlnstig gestalteten. Dank der Vorsicht der Spitalvorstände ist von Infektionskrankheiten nur ein einziger Masernfall vorgekommen, welcher noch im Prodromalstadium aus der Anstalt entfernt und in Krankenhauspflege gegeben wurde. Allerdings kamen mehrere Kinder mit Keuchhusten zur Aufoahme, dieselben mufsten aber schon nach der ersten Nacht zu ihren Eltern wieder zurückkehren. Die anderweitigen Erkrankungen beschränkten sich auf leichte Rachen- entzündungen, Luftröhrenkatarrhe und Verdauungsstörungen von ganz kurzer Dauer.

SchnlMhstfick f&r arme Kinder in Quedlinburg. Vom

6. Januar bis zum 14. März d. Js., so lesen wir in den „Neu. Bahn.*^^ erhielten in Quedlinburg täglich etwa 125 Elementarschulkinder vom Vereine „Volkswohl" warmes Frühstück, bestehend aus ^/s Liter Milch und einem Brötchen. Die Kosten für dieses wohlthätige Werk be- trugen in runder Summe 700 Mark. Davon entfielen auf Anschaffung von Geräten etwa 41 Mark, auf Bedienung 30 Mark. Die Räum- lichkeiten, die Feuerung und der Kessel zum Kochen der Milch wurden von der Stadt unentgeltlich hergegeben.

Die Schnlheizong mit Oas findet nach dem „Gsdhtsing,^ immer weitere Verbreitung. Auch die neue Realschule zu Hamburg- Eilbeck wird ansschliefslich mit Gas geheizt; es sind hier 40 der von den Gruben- und Hüttenwerken zu Warstein in Westfalen gebauten Karlsruher Gasschulöfen aufgestellt. Von diesen Ofen, deren Konstruktion von Gasdirektor Reighabdt und Professor Dr. Mei- DiNGEB gemeinschaftlich herrührt, hat das genannte Werk bereits 1600 Stück gebaut. Speciell für Schulen haben erhalten:

das Stadtbauamt Barmen 98 Stück

die Stadt Essen a. d. Ruhr 24 ^

^ Karlsruhe 361 ^

Berlin 12

Kolberg 31

Erlangen 18

Y, ^ Frankfurt a. M 54

Freiburg i. Br 37

Hamburg 42

St. Ingbert 12

615

die Stadt Kötzschenbroda 7 Stück

Kopenhagen 11

München 40

Offenbach a. M 22

Rendsburg 55 ^

Reutlingen 23 ^

Stuttgart 36

Strafsburg i. E 30

IXnttltd^e Dtrfi$itti$en.

Handhabiuig der Gesundheitspflege in den Volksschnlen seitens der Lehrpersonen nnd Schnlvorstände.

Bekanntmaehnng nebst Anweisungen der Königlichen

Regierung zu Sigmaringen.

(Fortsetzung und Schlufs.)

Anlage n.

Besondere Anweisung für die Lehrpersonen und die

Schulvorstftnde zur Verhütung der Übertragung ansteckender

Krankheiten durch die Volksschulen.

1. Sämtliche Lehrpersonen sind verpflichtet, sobald ein Schul- kind oder eine im Schulhause wohnende Person an einer ansteckenden Krankheit, im besonderen an

a. Cholera, Pocken, Ruhr, Scharlach, Masern oder Röteln, Diphtheritis oder Krupp, Fleck- oder Rückfalltyphus, Kopf- genickkrampf,

b. Unterleibstyphus, kontagiOser Augenentzündung, Krätze oder krampfartig auftretendem Keuchhusten

leidet, dem Ortsschulinspektor unter Angabe des Vor- und Zunamens, des Alters und der Wohnung des Erkrankten, des Standes, bezw. des Standes der Eltern, des Tages der Erkrankung, des Namens der Krankheit und eventuell des behandelnden Arztes eine schriftliche Anzeige zu erstatten.

Die gleiche Anzeige ist zu erstatten, wenn eine der unter a genannten ansteckenden Krankheiten im Hausstande einer nicht im Schnlhause wohnenden Lehrperson auftritt.

616

Die Torgenannten schriftlichen Anzeigen sind seitens des Orts- schnlinspektors sofort an die Ortspolizeibehörde zum Zwecke der ordnnngsmäfsigen Anzeige an den Oberamtmann weiter zu geben.

2. An ansteckenden Krankheiten (No. 1 a und b) leidende Kinder sind von dem Besuch der Schule bis zu dem entweder ärztlich bescheinigten oder aus Granden der Erfahrung anzunehmenden Ablauf der Krankheit und bis zum erfolgten Nachweise der gründ- lichen Eeinigung, bezw. Desinfektion ihrer Person, sowie ihrer Bekleidung auszuschliessen.

Handelt es sich um Erkrankungen an

Cholera^ Pocken, Buhr, Scharlach, Masern oder Bötein, Dipb- theritis oder Krupp, Fleck- oder Bückfalltyphus, Kopf- genickkrampf, so sind auch die gesunden Kinder des befallenen Hausstandes in gleicher Weise vom Schulbesuch fem zu halten, wenn nicht eine ärztliche Bescheinigung über zweckdienliche Absonderung des erkrankten Kindes beigebracht ist.

Erfahrungsmäfsig gelten als normale Krankheitsdauer bei Scharlach sechs Wochen, bei Masern und Bötein vier Woehen.

3. Während des Auftretens ansteckender Krankheiten sind auch Kinder mit der Krankheit verdächtigen Erscheinungen unter Benachrichtigung des Familienoberhauptes so lange als nötig vom Besuch der Schule auszuschliessen, andererseits die gesunden Kinder vor dem Verkehr mit den Kranken und deren Angehörigen nach- drücklich zu warnen.

4. Sobald sich mehrere Fslle einer ansteckenden Krankheit in einer Schule zeigen, sind die Schulzimmer und die Bedürfnisanstalten täglich sorgsam zu reinigen, im besonderen und in solchem Falle die Vorschriften der Anweisung I unter A ÜI, No. 4 und B, No. 4 dahin zu erweitem, dafs die Fufsböden der Schulzimmer täglich einmal ausgekehrt und mit einem nassen Lappen abgewaschen (auf- gezogen) werden und da& das tägliche Abstäuben der Bänke, Tische und sonstigen Schulgeräte mit einem feuchten Tuche erfolge. Ebenso sind in diesem Falle die Aborte täglich auszukehren, die Abortsitze abzuwaschen und die Pissoirrinnen mit Wasser zu spülen.

Desgleichen ist die gemäls der Anweisung I unter A. ü., No. 6 und 7 in den Erholungspausen und nach jedem Schluls der Schule zu bewerkstelligende Lüftung der Schulräume auf die gesamte unter- richtsfreie Tageszeit einscbliefslich der Sonn- und Festtage aus- zudehnen.

Die Schlielsung von Schulen oder einzelnen Klassen, über welche abgesehen von dringenden Fällen, in denen auf Grund ärztlichen Gutachtens die Schliefsung von der Ortspolizeibehörde nach Benehmen

617

mit dem Ortsschnlinspektor (SchnlYorstande) nnd miter gleichzeitiger Anzeige an die vorgesetzte Behörde angeordnet werden kann der Oberamtmann anter Znziehnng des Oberamtsphysikns zn entscheiden hat, soll im Interesse eines geregelten Unterrichts nicht ohne dringende Ursache geschehen.

Im allgemeinen werden unbegründete Anträge an den Ober- amtmann, bezw. die Ortspolizeibehörde auf Schulschlie&ung seitens der Lehrpersonen oder Schnlvorstände unter Beachtung folgender Leitsätze zu vermeiden sein:

a. fiei Eeuchhustenepidemien ist die Schliefsung einer ganzen Schule oder einzelner Schulklassen aus gesundheitlichen Rück- sichten in der Regel unnötig; vielmehr genflgt, sobald und solange der Husten krampfartig auftritt, die Anordnung der Ausschliefsung der kranken Kinder vom Schulbesuch.

b. Bei Masern ist die Ausschliefsung der unter No. 2 be- zeichneten Schüler, d. h. der erkrankten und der gesunden Kinder eines von Masern befallenen Hausstandes, einschliefslich deijenigen, welche schon früher durchmasert wurden, ausreichend; nur in den seltenen Fällen besonders bösartigen Auftretens oder bei Massen- eiirankungen in diesem Falle aus pädagogischen Gründen kann die SchHefeung einer oder mehrerer der unteren Klassen er- forderlich werden.

c. Bei bösartigem, bei epidemischem oder in anderer Weise z. B. durch langwierige Nachkrankheiten bedrohlichem Auftreten von Scharlach oder von Diphtheritis ist die möglichst früh- zeitige Schliefsung einer Schule oder Schulklasse notwendig, sobald Thatsachen dafür sprechen, da& durch den Schulbesuch die An- steckung begünstigt wird. In allen anderen Fällen genügt die AusschliefBung der kranken Kinder und deren Geschwister etc. vom Schulbesuch.

d. Wenn eine im Schulhause wohnende Person in eine der unter No. 1 a und b genannten Krankheiten verfällt, so ist bei

Röteln, kontagiöser Aügenentzündung, Krätze und Keuch- husten die Schule nicht zu schliefsen, auch eine Unterbrechung des Unter- richtesy falls die erkrankte Person zum Hausstande einer Lehrperson gehört, seitens der letzteren nicht erforderlich, vielmehr hat die- selbe, unter thunlichster Femhaltung von der erkrankten Person, regefanäfsigem Wechsel des Anzuges und sorgfältiger Waschung der Hände vor dem Gange zur Schule, abzuwarten, ob weitere Anord- nungen des Oberamtmanns getroffen werden.

Bei den übrigen unter No. 1 a und b genannten Krankheiten dagegen,

Schvlfferandheltspflege IX. ^-^

618

d. h. bei Cholera, Pocken, Ruhr, Scharlach, Masern, Diph- theritis oder Empp, Fle(^- oder Rttckfalltyphos, Kopf- genickkrampf, sowie bei Unterleibstyphus ist, wenn die baldige Entfernung der erkrankten Person ans dem Schnlhaose nicht möglich, andererseits deren völlige Absondenmg im Schnlhause nicht ärztlich bescheinigt werden kann, die Schliefsang der Schule ungesäumt zu beantragen.

e. Tritt eine der unter No. 1 a benannten Krankheiten im Hausstande einer nicht im Schulhause wohnenden Lehrperson anf, so ist eine Unterbrechung des Unterrichts seitens der Lehrperson, falls es sich um Röteln handelt, bei Beobachtung der vorstehend unter d bezeichneten YorsichtsmaCsregeln nicht erforderlich.

Bei den übrigen unter No. 1 a benannten Krankheiten dagegen ist der Lehrperson, falls die baldige Entfernung der erkrankten Person aus der Wohnung der Lehrperson nicht möglich ist oder die völlige Absonderung derselben nicht ärztlich bescheinigt werden kann, die fernere Erteilung des Unterrichts zunächst nicht zu ge- statten, auch vrird die vorläufige Schlieisung der Schule oder Schul- klasse bei fehlender Stellvertretung sich von selbst ergeben. Auf jeden Fall ist daher unverzüglich die Entscheidung des Oberamtmanns einzuholen, ob, wann und unter welchen Bedingungen die Wieder- au&ahme des Unterrichts seitens der Lehrperson nach dem Gut- achten des Oberamtsphysikus zulässig, oder welche sonstige Anord- nung im Interesse der Gesundheitspflege zu treffen sei.

Die von dem Oberamtmann, in dringenden FäUen von der Orts- polizeibehörde angeordnete Schlieisung einer Schule oder Schulklasse ist stets durch den Ortsschulinspektor zur Ausführung zu bringen.

6. Die Wiedererö&ung einer wegen ansteckender Krankheit geschlossenen Schule oder Schulklasse ist seitens der Lehrpersonen bezw. der Hauptlehrer unter Darlegung der Gründe rechtzeitig bei dem Ortsschulinspektor (Schulvorstand) zu beantragen.

Sie ist nur nach vorausgegangener gründlicher Reinigung und Desinfektion der Schulräume, Flure und Gänge, sowie der Aborte, und zwar auf Grund einer von dem Oberamtmann unter Zuziehung des Oberamtsphysikus zu treffenden Anordnung zulässig.

7. Die vorstehenden Vorschriften finden auch auf die Lehr- personen und Schulvorstände an privaten Unterrichts- und Erziehungs- anstalten einschliefslich der Kinderbewahranstalten, Spiel- und Warte- chulen, Kindergärten u. dergl., sowie auf die höheren Töchter- schulen Anwendung.

8. Bei den nicht unter einem Ortsschulinspektor stehenden Schulen sind die im § 1 genannten schriftlichen Anzeigen direkt der Ortspolizeibehörde zu erstatten.

J

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9. Fttr die genaue Befolgung der in dieser Anweisung ent- haltenen Vorschriften sind sflmtliche Lehrpersonen und die Schul- Yorstftnde verantwortlich, die Kreisschulinspektoren, Oberamtsphysiker und Oberamtm&nner aber yerpilichtet, die Befolgung zu überwachen«

BatseUige des Hambnrgisclien Medirinalkollegiiuiis mv Yerbfitnng der Tuberkmose , insbesondere bei Kindern.

1. An der Tuberkulose sterben aUijährlich mehr Menschen als an irgend einer anderen Krankheit; in Hamburg beträgt die Zahl ihrer jährlichen Opfer mehr als 1500. Keine andere Krankheit zehrt wie diese an der Leistungsfähigkeit und an dem Wohlstande des Volkes.

2. Von der Krankheit werden am häufigsten die Lungen er- griffen. Es können aber auch in erster Linie die Drflsen, die Knochen, die Gelenke oder andere Organe des Körpers befallen werden. An diese Formen der Erkrankung kann sich im weiteren Verlaufe Lungen- schwindsucht anschlielsen.

3. Die Krankheit wird vorwiegend in zweierlei Weise auf den gesunden Menschen übertragen, durch den Auswurf von Menschen, weldie an Lungentuberkulose (Lungenschwindsucht) leiden, und durch die Milch tuberkulös erkrankter Kühe.

Stets vergehen Monate, manchmal Jahre . nach der Aufnahme des Krankheitskeimes, bis die Folgen der Übertragung offenkundig werden.

4. Die Übertragung durch den Auswurf kann direkt durch Anhusten geschehen. Ungleich häufiger wirkt der Auswurf dadurch ansteckend, dafe er am Boden, an den Zimmerwänden, auf Taschen- tüchern, Kleidungsstücken, Geräten eintrocknet, verstäubt und dann von Gesunden eingeatmet wird.

Besonders gefährdet sind Kinder, nicht nur, weil die Em- pfänglichkeit für die Krankheit in diesem Lebensalter sehr grofs ist, sondern auch weil die Kinder, die viel am Boden spielen und gewohnt sind, ihre schmutzigen Hände und Spielsachen in den Mund zu stecken, leichter mit dem verstäubten Auswurf in nahe Berührung kommen.

Erhöht ist die Empfänglichkeit in den Zeiten, wo der Körper aus irgend welchen Gründen, z. B. durch Wochenbett, Krankheit angegriffen ist, bei Kindern besonders während der Masern und des Keuchhustens.

Auch durch kleine Wunden (nässende Hautansschläge, Kratz- wnnden bei Ungeziefer, kranke Zähne) können die Krankheitskeime Kingang in den Körper Gesunder finden.

41»

620

5. Um die Übertragung durch den Auswurf zu yerhindem, ist es nötig, dafs jeder, der an Husten leidet, beim Husten die Hand Tor den Mund hält und seinen Auswurf nur in die fttr die Auf- nahme desselben bestimmten Spucknäpfe oder Speigläser entleert.

Die gesunden Angehörigen von Brustkranken soUten darüber wachen y dafe die vorstehende Vorschrift streng innegehalten wird.

Jeder Schwindsüchtige, welcher die vorstehende Vorschrift ver- säumt, ge^Qirdet die Gesundheit seiner Mitmenschen, am meisten diejenige seiner nächsten Angehörigen, Welche mit ihm dieselben Räume bewohnen.

Ein Schwindsüchtiger, welcher diese Vorschriften genau erfiäUt, ist für seine Umgebung nicht gefährlich.

6. Es empfiehlt sich, in allen Räumen, in denen viele Menschen verkehren, Spucknäpfe au&ustellen; in den Aufenthaltsräumen von Tuberkulösen müssen sie stets vorhanden sein.

Zur Füllung der Spucknäpfe eignen sich in erster Linie feuchte Sägespäne, Holzwolle, Torf^eu und demnächst Wasser.

Der Inhalt der Spucknäpfe soll oft gewechsdt und womöglich hn Herd oder Ofen verbrannt, aber nie zum Kehricht gethan werden. Mit Wasser gefüllte Spucknäpfe sind in die Klosetts zu entleeren.

7. Mit Auswurf von Schwindsüchtigen verunreinigte Kleider, Wäsche, Geschirre, Effekten müssen sorgfältig gereinigt, am besten ausgekocht oder desinfiziert werden.

8. In Räumen, wo Schwindsüchtige verkehren, sorge man fftr strenge Reinlichkeit, reichliche Ventilation, möglichst viel Sonnenlicht; namentlich bekämpfe man jeden Staub durch häufiges feuchtes Auf- scheuem.

Räume, in denen Schwindsüchtige lange gelebt haben oder ge- storben sind, sollten nachher desinfiziert werden.

Man beziehe keine Wohnung, in der unmittelbar vorher ein Schwindsüchtiger gewohnt hat, ehe dieselbe desinfiziert ist.

9. Schwindsüchtige sollen nicht mit Gesunden in einem Bett schlafen; Kinder sind von den Krankenzimmern Schwindsüchtiger fem zu halten.

Wo Schwindsüchtige mit Lebensmitteln oder Bekleidungs- gegenständen beschäftigt sind, oder wo Schwindsüchtige mit Gesunden regelmäfsig zusammen kommen (in Schulen, Bureaus, Werkstätten, Fabriken), mache der Haushaltungs-, Schul-, Bureau- oder Betriebs- vorstand ihnen die Vorsichtsmafsregeln unter 5 zur besonderen Pflicht und halte auf strenge Reinlichkeit in jeder Beziehung.

10. Schwindsüchtige Frauen dürfen Kinder nicht stillen.

11. Die Tuberkulose des Rindviehes (Perlsucht) ist eine auch in der Nähe Hamburgs aufserordenüich verbreitete Krankheit, die

621

oit schwierig za erkennen ist. Da die Erankheitskeime nicht selten in die Milch der Ktthe übergehen, mnis aDe Milch gekocht werden, ehe sie genossen wird.

12. Die Aussichten fttr die Wiederherstellnng Tuberkulöser sind um so günstiger, je früher dieselben sich in ärztliche Behandlung begeben.

Hamburg, den 20. August 1896.

Das Medizinalkollegium.

Entscheidung des prenfsisehen Oberverwaltungsgerichtes Aber kSrperUche Zttchtignng in den Sehnlen.

Der Lehrer ist zur Vornahme „empfindlicher körperlicher Züch- tigungen **, und zwar sowohl bei Schülern einer anderen, wie auch bei solchen seiner eigenen Klasse absolut berechtigt. Da das Ver- halten der Schüler auch aulserhalb der Schule der Schulzucht unter- liegt, so darf die Züchtigung seitens des Lehres selbstredend auch aulserhalb der SchuUokalitäten stattfinden. Dasselbe Recht hat auch der Geistliche in seiner Eigenschaft als Religionslehrer.

Die Schulzucht kann nur dann Gegenstand eines gerichtlichen Verfahrens werden, wenn eine merkliche oder wesentliche Verletzung des Schülers stattgefunden hat. Als merkliche oder wesentliche Ver- letzung gilt aber nur eine solche, welche Gesundheit und Leben des Schülers „nachweislich*^ gefährdet. Blutunterlaufungen, blaue Flecken und Striemen gehören nicht hierzu; denn jede empfindliche Strafe läfet solche Erscheinungen zurück.

Bestiminiuigeii des Wiener Bezirkssehnlrates ftber das Verhalten der Lehrpersonen bei üngl&cksfiUlen iai

Turnunterrichte.

Bezirksschulrat der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Z. 4087. An sämtliche Schulleitungen.

Anlä&lich des in einer Bürgerschullehrerkonferenz im Jahre 1895 gestellten Antrages auf Erlassung von Weisungen bezüglich des Verhaltens der Lehrpersonen bei Unglücksfällen beim Turnunterrichte findet sich der Bezirksschulrat der Stadt Wien bestimmt, sämtliche Lehrpersonen dahin zu informieren, daCs bei Gefahr im Verzuge jedenfalls ärztliche Hilfe herbeizuschaffen und im Falle der Weigerung oder ünvermögenheit der Angehörigen des

622

Yon dem Unfälle betroffenen Kindes die bezüglichen Auslagen (für Wagen, Boten, Arzt, Arzenei u. dergl.) zu tragen, der Ersatz der- selben jedoch im Wege des Bezirksschulrates beim Wiener Magistrate anzusprechen ist.

Hiervon wird die Schulleitung zur weiteren Verlautbarung in Kenntnis gesetzt.

Vom Bezirksschulrate der Stadt Wien, am 11. März 1896.

Der Vorsitzende-Stellvertreter. (Gez.) Dr. Reisch m. p.

Jßtxfonalitn.

Die freie Vereinigung der deutschen medizinischen Fachpresse hat auf Antrag ihres Ausschusses den Geheimen Medizinalrat Pro- fessor Dr. Rudolf Vibohow zu ihrem Ehrenmitgliede gewählt.

Es erhielten den Charakter: als Geheime Hofräte Oberschulrat Dr. E. OsTEB in Karlsruhe und Gymnasialdirektor Dr. G. ühlig in Heidelberg; als Geheime Medizinalräte Professor Dr. Paul Güter- BOCK in Berlin, Medizinalrat beim Medizinalkollegium der Provinz Brandenburg, und Regiernngs- und Medizinalrat Dr. Michelsen in Düsseldorf; als Geheimer Regierungsrat Stadtschulrat Dr. Fubstenau in Berlin; als Sanitätsräte die Kreisphysiker Dr. Rotheb zu Falken- berg in Oberschlesien und Dr. Littebski in Wirsitz, sowie die Kreiswundärzte Dr. Leschik in Namslau und Dr. Sabo in Ober- Glogan; als Schulräte die Kreisschulinspektoren Schine in Gleiwitz, Zopf in Militsch, Ebebhardt in Schildberg und Gbubel in Fraustadt.

Die folgenden Orden wurden verliehen: das Grofskreuz des rumänischen Kronenordens dem k. k. ünterrichtsminister Fbeihebkn VON Gautsch in Wien;; der preuTsische Kronenorden H. Klasse mit dem Stern dem Unterstaatssekretär im Ministerium der geist- lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten D. Dr. von Wey- baugh in Berlin; der preufsische Kronenorden ÜI. Klasse dem Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat in demselben Mi- nisterium Steinhausen in Berlin und dem Kreisphysikus Geheimen Sanitätsrat Dr. Haacke in Stendal; das Komturkreuz des Franz- Josephordens dem Ministerialrat und Sanitätsreferenten im k. k. öster- reichischen Ministerium des Innern Dr. Emanuel Ritteb Kusy von

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DtfB&AY; das Ritterkreuz des Leopoldordens dem Obersanitätsrat Hofrat Professor Dr. Antok Dräsche in Wien; das Kommandeur- kreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen dem Direktor des Gymnasiums in Karlsruhe und Mitglied des Oberschnlrats, Geheimrat Dr. Gustav Wendt; das Ritterkreuz I. Klasse des- selben Ordens den Gymnasialdirektoren £. Bender in Freiburg, J. Forster in Konstanz, F. Haüg in Mannheim, Th. Weiland in Offenburg und Dr. J. HlussNSR in Tauberbischofsheim, dem Realgymnasialdirektor W. Höhler in Mannheim, dem Progymnasial- direktor Dr. J. Sitzler in Durlach, den Direktoren der höheren Mädchenschulen Dr. Th. Löhlein in Karlsruhe, Dr. Aug. Thor- BEGKE in Heidelberg und £. Keller in Freiburg, dem Vorstand der höheren Bürgerschule £. Neuer in Eppingen, den Kreis- scliulräten K. Fr. Fehrle in Lörrach und 0. Engler in Lahr; der rote Adlerorden HI. Klasse mit der Schleife dem Provinzial- schulrat Geheimen Regierungsrat Luke in Posen; derselbe Orden IV. Klasse den Gymnasialdirektoren Dr. Martin in Gnesen, Dr. DoLEGA in Rogasen, Dr. Fjghnbr in Inowrazlaw, Dr. Brock in Oels und Dr. Brüll in Oppeln, dem Kreisphysikus Sanitätsrat Dr. Fbiedlander in Lublinitz, den Kreisschulinspektoren Schulräten Lust in Rogasen und Dr. Riehensohneider in Arnsberg; das Kreuz der Komture des Königlichen Hausordens von Hohenzollern dem Schulrat Geheimen Regierungsrat Skladny in Posen; der Adler der Ritter desselben Ordens dem ProTinzialschulrat Dr. Montag in Breslau; das Offizierkrenz des Ordens der italienischen Krone dem Gymnasialprofessor Dr. Rtthl in Stettin.

Für den von Koblenz nach Berlin versetzten Regiemngs- und Medizinalrat Dr. Wehmer soll Kreisphysikus Dr. Salomon zu Dar- kehmen als Nachfolger in Aussicht genommen sein.

Der k. k. Bezirksarzt Dr. Karl Ritter ton Hellt ist zur Dienstleistung in das österreichische Ministerium des Innern, der Bezirksarzt Dr. A. Kutsghera Ritter von Aichbergen in Leoben zur Dienstleistung in das Sanitätsdepartement der k. k. Statt- halterei zu Graz berufen worden.

Es wurden ernannt: Dr. Laptschinsei zum Oberarzt des St. Petersburger Nikolaiwaiseninstitutes; Kreiswundarzt Dr. Jüng- mann in Guben zum Kreisphysikus des gleichnamigen Kreises, praktischer Arzt Dr. Offenberg in Wickrath zum Kreisphysikus des Landkreises Osnabrück; Dr Schorstein zum Lektor der Hygiene an The London Hospital Medical School; Professor Schäfer am städtischen Lyceum II in Hannover zum Direktor dieser Anstalt; Gymnasialprofessor Dr Baibr in Frankfurt a. M. zum Direktor des daselbst zu Netgahr 1897 ins Leben tretenden Lessinggymnasiums ;

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Direktor Professor HöhXjKR in Ettenheim zum Direktor des Beai- gymnasioms in Mannheim; Vorstand der Realschule Professor Rudolf OsTEB in Waldshat znm Direktor des Realgymnasiums in Ettenheim; Professor der höheren Bürgerschule Th. HoBNUKa in Bühl zum Vorstand der Oberrealschule in Heidelberg; Professor Dr. AiiBJBBT Waag an der Höheren Mädchenschule in Heidelberg zum Direktor der Realschule daselbst; Professor Dr. August StockBb am Liehrer- seminar in Ettlingen zum provisorischen Ereisschulrat in Villingen; Seminaroberlehrer Rbddkeb zu Königsberg in der Neumark zum Direktor des Lehrerseminars in Waldau; Prediger Sakobielski in Hohenstein zum Kreisschulinspektor; Gamille Combis zuiA Professor der Gymnastik am College von Castelnaudary.

Dr. B. Gosio habilitierte sich für Hygiene an der Universität Turin.

In gleicher Eigenschaft sind versetzt worden: Regierungs- und Medizinalrat Dr. Schmidt von Sigmaringen nach Trier; Kreis- physikus Dr. SghAfbb aus dem Stadtkreis Danzig in den Kreis Frankfurt-Lebns ; Vorstand der höheren Bürgerschule Professor Th. Blümmel in Wiesloch an die Realschule in Waldshut; Professor der Gymnastik am Lyceum in Constantine ROOCA an das Lyceum in MontpeUier.

Unser verehrter Mitarbeiter, Herr Professor der Hygiene Dr. Th. Ebishann in Moskau, hat seine Lehrthätigkeit an d&r dortigeA Universität aufgegeben und Ruisland verlassen.

Wegen Eintritts in ein anderes Amt im Inland ist der Geheime Baurat und vortragende Rat im preufsischen Ministerium der geist- lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten Hinckeldetn ans seiner bisherigen Stellung ausgeschieden.

In den Ruhestand sind getreten: Oberstudienrat Rektor Dr. Bendeb am Gymnasium in Ulm unter Verleihung des Ritterkreuzes des Königlich württembergischen Kronordens und Bezirksarzt I. Klasse Dr. Michael Simetin in Knin.

Die Zeitschrift für SchtUgesu/ndheitspflege betrauert den Tod eines ihrer Mitarbeiter, des Herrn Geheimen Hofrat Wallbapf in Karlsruhe, der nach schweren Leiden verschieden ist.

AuCserdem sind gestorben : in St. Petersburg der frühere Vice» direktor des Medizinaldepartements, Wirklicher Staatsrat Dr. Migha£I< SchmelBw, Redakteur der Zeitschrift fUr Hygiene, gerichüiche umd praktis<^ Medizin, Präses der hygienischen Sektion der russiscbeii Gesellschaft zur Wahrung der Volksgesundheit; in Versailles Dr. ROGHABD aus Paris, Verfasser der Encydopidk d^hygiöne, frllber Präsident der französischen Akademie der Medizin ; in Frankfurt a. O. Geheimer Sanitätsrat Dr. Goepel, welcher unermüdlich fOr die

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Angelegenheiten der öffentlichen Gesundheitspflege thätig war; in Druskeniki, Gouvernement Grodno, Staatsrat Dr. Eugen Spieoei«, lange Zeit Arzt am I. Gymnasium von St. Petersburg; in Sanger- hausen Kreisphysikus a. D. Sanitätsrat Dr. Webneb ; in Deutsch- Liebau Distriktsarzt Dr. Joseph Kabingeb; in Nanen Eealpro- gymnasialdirektor Dr. Schapeb; in Versailles Professor der Gym- nastik Jean-Jüstin Bobdes.

Die Schtller des verstorbenen Seminardirektors Lange in Sege- berg haben eine größere Summe zusammengebracht, um ihrem Lehrer ein Denkmal zu setzen.

Am 27. September d. Js. wurde die Bronzestatue Pasteubs in Alais enthttUt.

£itttratnr*

Besprechungen.

Amalia Hansens Pigeskole. Aarsberetning for skoleaarene 1890 1895 Ted skolens bestyrerinde. [Amalie Hansens Töchterschule. Jahresbericht fBr die Schuljahre 1890—1895 Yon der Schuhorsteherin.] Bergen, 1895. Grieg. (35 S. Kl. 8^)

Für die genannten fünf Jahre berichtet hier Dr. Klaus Hanssbn über seine Wirksamkeit als Schularzt.

Viermal jedes Jahr hat er genaue Lftngenmessungen und Wägungen aller Schülerinnen der Anstalt vorgenommen. Die Resultate liegen in einer Reihe von Tabellen vor. Diese Untersuchungen erregen ein specielles Interesse dadurch, dafs sie regelmäfsig zu bestimmten Ab- schnitten des Jahres angestellt sind, so dals man den EinfluDs der verschiedenen Jahreszeiten auf die Längen- und Gewichtszunahme daraus erkennen kann. Besonders deutlich tritt derselbe für das Gewicht hervor. Der gröfste Zuwachs findet in den Sommermonaten statt, ein etwas geringerer im Herbst, der geringste in den Monaten Aprü bis Juni. Dies stimmt gut mit den früher angestellten Beob- achtungen von Malung-Hansen in Kopenhagen überein. Weniger ausgesprochen ist der Einflufs der Jahreszeiten auf das Längenwachstum.

Yon den übrigen Messungen seien hier noch diejenigen des TJmfanges der Brust, des Leibes und der Hüften erwähnt, Messungen,

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die gewÜB sehr selten eise Reihe von Jahren hindurch, und noch dazn an Mädchen ansgeftlhrt sind. Dr. Hanssen teilt allein die Tahellen hierüber mit, ohne specielle SchltLsse daraus zu ziehen; er sagt nur, daTs die Bedeutung derselben kaum im Verhältnis zu der mit ihrer Gewinnung verbundenen MOhe steht. Nichtsdesto- weniger bieten seine Tabellen ein grolses Interesse. So sehen wir z. B., dass die gröfste Zunahme des Brust- und HOftenumfanges durchschnitt- lich im 13. Jahre stattfindet. Ohne zu grofses Gewicht auf öle ein- zelnen Zahlen zu legen, können wir femer erkennen, wie die drei MaCse sich vom 7. bis zum 15. Lebensjahre zu einander verhalten.

Alter

Brustumfang in cm

Umfang des Leibes in om

Um&ng der Hüften in cm

Siebenjährige Mädchen

59

53

61

Fünfzehnjährige Mädchen

77

60

81

Hiernach beträgt der Zuwachs in 8 Jahren für den Brustumfang 18 cm, fQr den Umfang der Hüften 20 cm, also ziemlich dasselbe, für den Umfang des Leibes dagegen nur 7 cm. Der Unterschied zwischen dem Umfang der Brust und des Leibes belauft sich im 7. Lebensjahre nur auf 6 cm, im 15. Lebensjahre dagegen auf 17 cm, gewifs ein ganz interessantes Faktum. Dafs die Mädchen ein Korsett getragen haben, ist nicht angegeben und nur für AusnahmeflUle wahrscheinlich.

Andere Tabellen zeigen, ^ie viele Tage wegen verschiedener Krankheiten versäumt sind, und endlich, wie viele Mädchen regelmäfsig Bäder genommen haben. Von den Schülerinnen badeten 5 bis 12% überhaupt nicht, die übrigen zwei- bis viermal monatlich.

Dr. Hanssen hebt hervor, von wie grofser Bedeutung diese fortgesetzten Messungen und Wägungen sind. Ein Stillstand oder gar ein Rückgang in dem normalen Wachstum des Kindes gibt oft die erste Andeutung von einem krankhaften Zustand desselben, z. B. von beginnendem Herzfehler^ Lungenaffektionen, Bleichsucht u. s. w., und mehrmals konnte er so den Eltern Mitteilung machen, dafs die Ent- wickelung ihrer Tochter nicht normal sei, wovon dieselben keine Ahnung hatten. Auf diese Weise wurde es möglich, gleich vom ersten Anfange an die richtigen Veranstaltungen zu treffen, die Schul- arbeit des Kindes nötigenfalls einzuschränken oder, was sonst er-

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forderlich war, einzurichten, am den Beginn der Krankheit zu be- kämpfen.

Der kurze Bericht ist ein schönes Beispiel dafür, wie viel Gutes f&r die Kinder durch einträchtiges Zusammenwirken der Schule mit einem tüchtigen und interessierten Schularzte erreicht werden kann.

Kommunalarzt Axbl Hertel in* Kopenhagen.

Beck, W. Dr. K. J. Lormser, Regienings- und Geheimer Medkinalrat. Sein Leben nnd seine Verdienste nm das

Turnen. Zur hundertjährigen Wiederkehr seines Geburtstages bearbeitet und aUen deutschen Turnern nnd Turnfreunden ge- widmet. Oppeln, 1896. Georg Maske. (43 S. 8^ Ä 0,50.)

Der Reinertrag der yorliegenden kleinen Schrift ist für den Bau der Lorinser Turnhalle in Oppeln bestimmt. Um den Massenankauf zu erleichtem, hat der Verleger den Preis für 30 auf einmal bezogene Exemplare auf 12 JM. herabgesetzt.

Allen Turnern und insbesondere den Tumerbibliotheken ist die Anschaffung der Lebensbeschreibung dieses für die Entwickelnng des deutschen Turnens so bedeutenden Mannes zu empfehlen. Ist er es doch gewesen, der durch seine Abhandlung „Zum Schutze der Gesundheit in den Schulen^, erschienen in Nr. 1 der jfMedmnischen Zeitung des Vereins für Heilkunde" zu Berlin am 8. Januar 1836, den ersten und mächtigsten Anstofs dazu gab, dafs die staaüicherseits verhängte Tumsperre aufgehoben und das Turnen wieder freigegeben wurde.

Verfasser führt die Äufserungen einer Anzahl der hervorragendsten Fachmänner auf dem Gebiete der Tumkunst an, um die Wichtigkeit der LoRiNSERschen Abhandlung darzuthun ; so diejenigen von Bach, EuiiBB, Götz, Kloss und Zbttlbr.

Der im Verlage von Enslin, Berlin, 1861 erschienene zweite Abdruck jener Abhandlung ist leider längst vergriffen, und es wäre sehr wünschenswert, wenn sie wieder einmal neu gedruckt würde, zumal die in ihr aufgeworfenen Streitfragen noch heute nicht zum AbschluTs gebracht sind.

Auf die schulhygienischen Verdienste Lorinsers geht Verfasser nicht weiter ein; seine Schrift ist wesentlich für Turner bestimmt. Es wäre aber jetzt wohl einmal an der Zeit, darzuthun, wie Lorinsers Anr^nngen auch auf anderen Gebieten als dem turnerischen wirksam gevfesen sind. Ausgegangen ist er selbst jedenfalls von weniger ein- seitigen Erwägungen und weist, wohl als der erste, mit grofsem Kachdrucke darauf hin, eine wie umfassende Veränderung in dem geistigen und physischen Leben der Menschheit sich seit dem An- brechen der neuen Zeit in etwa einem Jahrhundert vollzogen hat.

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Mit vollem Rechte fafst er die Einwirkungen der neu erfondenen Verkehrsmittel, der yeryollkommneten Werkzeuge geistiger Mitteilung« der Entfaltung der KQnste und Wissenschaften, wie vor allem der gewaltigen Steigerung der Industrie dahin zusammen, daCs er sagt, unser Leben habe eine andere Richtung und Gestalt erhalten, es sei mit einem Worte ]£ttnstlich geworden.

Ob er ebenso recht hat, wenn er auch die wachsende GrennTs- und YergnQgungssucbt anklagt, wenn er eine zunehmende Entartung des menschlichen Geschlechtes aus allem dem herleitet, wenn er eine Steigerung dieser Schäden durch Vererbung prophezeit, darüber wird ja zum Teil noch lebhaft gestritten.

Und ebenso leidenschaftlich wird auch heute noch den Ärzten alles Recht abgesprochen, wenn sie nach seinem Vorgange sich in die inneren Angelegenheiten der Schule einmischen wollen, und wenn sie, wie er es zuerst gethan hat, „die Vielheit der ünterrichtsg^^n- stände, die Vielheit der Unterrichtsstunden und die Vielheit der häuslichen Aufgaben^ als Ursache aller jener Schäden verantwort- lich machen.

Nicht blos gleich nach dem Erscheinen von Lorinssbs Ab- handlung sind mehr als siebenzig Schriften fflr und wieder sie er- schienen; auch in unseren Tagen, nach mehr als 60 Jahren be- schäftigt und bewegt, was sie gebracht und angeregt hat, noch viele Gemttter und läfst uns so die Bedeutung des Mannes immer mehr würdigen. Auch unsere jüngste Schulreform hat offenbar die Lehrplftne der höheren Schulen Lorinser selbst nennt von den letzteren nur die Gymnasien noch nicht seinen Wünschen entsprechend vereinfacht und ebensowenig für die Pflege des Körpers die von ihm geforderte Zeit frei gemacht

Beck versucht auch der sonstigen Bedeutung Lorinssbs auf dem Gebiete der Heilkunde gerecht zu werden und schildert seine verschiedenen Verdienste im Rahmen seines Lebens mit wohlthuender Wärme. Was der vielfach angefeindete Mann hat durchkämpfen und leiden müssen, erfahren wir gleichfalls aus dem Schriftchen, dem auch eine wohlgelungene Abbildung desselben nicht fehlt.

Professor Dr. phiL E. EooH in Braunschweig.

Mabbl Hawtret. Tbe coedncation of the sexes. London, 1896.

Kegan Paul, Trench, Trübner, and Co., Limited. (8®.)

Das Buch hat eine feingebildete Dame zur Verfasserin. Miss Hawtret geht sehr gründlich auf den Gegenstand ein und kommt zu dem Schlüsse, dafs die gemeinschaftliche Erziehung der beideo Geschlechter im allgemeinen nicht wünschenswert sei. Nur für ganz kleine Knaben und Mädchen und für gereiftere junge Männer und

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Jtmgfraaen will sie dieselbe zulassen. Dagegen verwirft sie den gemeinsamen Unterricht sehr entschieden während der Zeit der Ent- wickelnng. Dafs derselbe übrigens anch später nicht ohne Gefahren ist, zeigt ein „Coeducation* überschriebener Aufsatz von Professor Dr. Stbphak Waetzoldt in der ,, Deutschen Zeitschrift f&r aus- ländisches ühterrichtswesen". „Dafür, dafs in einzelnen Schulen", so heifst es hier, „wo in den höheren Klassen die Geschlechter nicht getrennt werden, moralisch höchst bedenkliche Zustände herr- schen, sind mir von vertrauenswürdigen amerikanischen Ärzten aus ihrer Familienpraxis erschreckende Beispiele angegeben worden. In einem Falle hatte ein Schüler mit der gröfseren Zahl seiner Mit- schülerinnen verbotenen Umgang gehabt.*' Eine Mutter antwortete denn auch auf die Frage, ob sie für Coeducation stimme: „Meinen Sohn würde ich in eine solche Schule schicken, meine Tochter nicht«

In zwei besonderen Kapiteln geht Miss Hawtret auf die Frage ein, wie sich der Unterricht für Knaben und derjenige für Mädchen von einander unterscheiden sollen. Gibt es doch noch immer Töchter- schulen, welche nach dem Muster von Knabenschulen organisiert sind, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dafs der weibliche Körper jederzeit, namentlich aber in der Pubertätsperiode, gröfserer Scho- nung bedarf.

Bei dieser Gelegenheit wird auch die körperliche Züchtigung der Mädchen von der Verfasserin besprochen. Eine solche Strafe, so erklärt dieselbe, schädigt entweder das Nervensystem der Schülerinnen, oder sie tötet, was noch schlimmer ist, die feine weib- licbe Empfindung. Die grofse Mehrzahl der Pädagogen wird ihr hierin ohne Zweifel beistimmen.

Professor Dr. med. William Smith in London.

Fb. H. Wagner aus Strojediz (Österreich). Die im Kindesalter am liSnllgsten vorkommenden Sprechgebrechen. Inaugural- dissertation zur Erlangung der Doktorwürde, einer hohen medi- zinischen Fakultät zu Basel vorgelegt. Basel, 1896. Chr. Krüsis Witwe. (36 S. 8^)

Die flei&ige, unter der Ägide von Privatdocent Dr, SCHWENDT in Basel ausgeführte Arbeit stellt zunächst in gedrängter Kürze Thesen und Begriff der Sprechgebrechen fest und behandelt dann im zweiten Kapitel die ätiologischen Fragen und im dritten die Verbreitung der Sprechgebrechen unter den Schulkindern.

Im fünften Abschnitt berichtet Verfasser über die von Sghwenbt an den Zöglingen der Baseler Specialklassen für Schwachbegabte Kinder angestellten Untersuchungen in Bezug auf Sprache, Zustände

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der Nase und des Nasenrachenraums, sowie des Gehörs. Es worden im ganzen 71 Kinder geprüft. Davon zeigten Sprechgehrechen 16 Knahen nnd 25 M&dchen, zusammen 41 Kinder, also 57,6 Vo. Was das Stammeln anbetrifft, so kamen alle Formen desselben vor. Stottern wurde bei 3 Knaben und 4 Mädchen gefunden. Bei 22 Kindern war das Gehörvermögen herabgesetzt, wofür in 8 Fallen Ohrenschmalzpfröpfe anzuschuldigen waren. Bei der Mehrzahl der Kinder fand sich eine Rhinitis, hypertrophische Nasenmuscheln 11 mal, verbogene Nasenscheidewftnde 11 mal, adenoide Wucherungen 4 mal, vergröberte Gaumenmandeln 12 mal. Mikropolyadenopathie lieb sich fast durchgehends nachweisen. Kropf war bei 33 Kindern vertreten. Privatdocent Dr. med. R. Kafbmann in Königsberg i. Pr.

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lettfidrifl fit Si||itlgef]iiiiil|eit0tiflett

IX, Jahrgang. 1896. No. 12.

(D^rijittaUb^atililttttQett.

über Kleiderablagen in Schnlen.

Von

Eabl Hintrageb,

diplomiertem Architekten in Wien. (Mit 6 Figuren.)

Zu wiederholten Malen wnrde von Schulhygienikem darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Überkleider, Mute und Schirme nicht im Schulzimmer selbst abzulegen und aufzu- bewahren, da die Ausdünstungen dieser Kleidungsstücke, zumal bei B.egen- und Schneewetter, von verderblichem Einfluüs auf die Beschaffenheit der Elassenluft sind. Denn, wie einerseits die Kleidungsstücke vermöge ihrer hygroskopischen Eigenschaft die Verunreinigungen der Schulzimmerluft, insbesondere aufser Staub die Atmungsprodukte, Hautausdünstungen und sonstigen Gtise, aufnehmen, so geben dieselben andererseits nach der Er- wärmung im Schulzimmer alle die verschiedenen schädlichen Stoffe ab, welche sie auTserhalb des Schulhauses infolge ihrer Porosität in sich angesammelt haben. Sie können somit auch gefilhrliche Übertrager von Infektionsstoffen werden, und zahl- reich sind die Fälle, in welchen epidemische Krankheiten in der Schule durch Kleidungsstücke hervorgerufen wurden.

Die Überkleider, Hüte und Schirme sollen daher vor dem Setreten des Schulzimmers abgelegt und niemals in demselben

SehalgMondheltfpfleg«. IX 42

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selbst untergebracht werden. Es gibt bereits viele Städte nnd Länder, in denen man sich ein Schulhans ohne besondere Kleiderablagen gar nicht vorstellen kann, und steht zu er- warten, dafs sich diese Ansicht bald allgemein Bahn brechen und in jeder Schule eine eigene Vorkehrung zur Unterbringang der Überkleider vorhanden sein wird.

In welcher Weise diese Vorkehrungen getroffen werden müssen, wird von verschiedenen Umständen abhängen, vor allem von der Gröfse und Oesamtanlage des Schulhauses, von der Art der Überwachung desselben während der Unterrichtszeit, von den für die Bauherstellung zur Verfügung stehenden Geld- mitteln und schlieblich von den lokalen Sitten und Gewohnheiten.

Die Anordnung kann erfolgen durch Unterbringung der Überkleider, Kopfbedeckungen und Schirme

T. im Vorhaus oder Korridor,

n. in einem oder mehreren für alle Überkleider gemein- samen Räumen, in. in besonderen Räumen für jedes Lehrzimmer, IV. in Schränken im Lehrzimmer selbst.

In allen Fällen ist für eine ausgiebige Lüftung der Eleider- ablagen zu sorgen, d. h. einerseits denselben frische, ent- sprechend vorgewärmte Luft zuzuführen, andererseits die ver- dorbene Luft aus ihnen abzuleiten.

I. Kleiderablagen im Korridor.

Diese Einrichtung empfiehlt sich nur bei einseitig ver- bauten Korridoren aus Gründen der Beleuchtung und gehörigen Lüftung.

Die Unterbringung der Garderobenstücke kann direkt frei an den Wänden oder in abgetrennten Teilen des Korridors oder endlich in Schränken stattfinden. «

Die erste Anordnung ist die einfachste, erfordert jedoob. eine sorgfältige Überwachung des Hauses während der Schulzeit^ damit keine Kleidungsstücke abhanden kommen. Eis empfieklt sich für diesen Fall, alle Wandflächen, also auch die Fenster- wand zur Anbringung der Kleiderhaken zu verwenden, noA

635

Bind ziXL dem Zwecke die Fenster des Korridors mögliolist hoch anzulegen und mindestens 1,60 m hohe Brüstungen aufzuführen. Figur 1^ zeigt eine derartige Anordnung in der Elementar- schule alla ßeggia Carrarese zu Padua von dem Architekten fioiTO. Die Korridore sind daselbst 4 m breit, die Höhe der Fensterbrüstungen beträgt 1,60 m. Auf ein Lehrzimmer kommen ungeftühr 10 laufende Meter Wandfläche, so dafs bei 60 Kindern pro Klasse für ein Band eine Wandfläche von circa 0,17 m ent&llt.

Figur 1.

I C^/t/lA^. M^^

Besser ist die Unterbringung der Kleidungsstücke in be- sonderen Abteilungen der Korridore, wie sie beispielsweise die in Figur 2 auf Seite 636 skizzierte Anordnung der Doppelvolksschule in Frankfurt a. M. von Stadtbaurat Bbhnke zeigt. Der Korridor ist in seiner Längsrichtung halbiert, und während die der Lehr- zimmerseite zunächstliegende Hälfte zur Kommunikation be- stimmt ist, dient die andere an der Fensterwand liegende Hälfte als Kleiderablage. Die Gesamtbreite des Korridors

1 In den Figuren bedeutet die AbkOrsung Gd. Garderobe, kATi Kn. Knaben.

Md.

üädohen, £n. Knaben.

42*

36

beträgt 6 m, wovon 3 m für die Garderobe bestimmt sind. Auf jedes Lehrzimmer kommen 15 m' Bodenfläohe der E^ieider- abläge, somit bei 60 Schnlkindem auf jedes Kind 0,26 m*.

Die Anlage eines solchen Doppelkorridores erfordert ror allem eine hohe Lage nnd besondere Ghrölse der Korridor- fenster, nm den freibleibenden Korridorteil an der Lehr- zimmerseite nicht zu yerdnnkeln. Zur Erreichung der nötigen Wandfläohen werden ^arderobenwände in entsprechenden Ab-

FiguT 2.

ständen von ungefähr 1,25 m aufgestellt. Derartige Kleider- ablagen können gegen den fireien Gang hin durch leichte Gitter- thüren abgeschlossen werden, was jedoch nicht nötig ist und dem freien Verkehr leicht hinderlich wird.

Besonders bei den Amerikanern beliebt ist die ünterbringong der Überkleider in G^derobensohränken in den Hallen oder Koiri* deren. Figur 3 zeigt eine derartige Anordnung in einer Schule Bostons (Architekt Schweineurth). Da in den Vereinigtea Staaten zumeist gemischte Klassen für beide Geschlechter be-

J

637

stehan, so bilden die Garderoben zwei getrennte Teile, von welohen der eine ftlr die Knaben, der andere fär die Mädchen dient. Die Kleiderablagen sind zu beiden Seiten des Sohul- zimmereinganges angelegt nnd bestehen ans Holzyerschlägen, welche 2,50 m hohe Wftnde, eine Zngangsthür vom Korridor ans nnd eine solche vom Lehrzimmer ans erhalten; sie werden oben ofiFen gelassen oder, was besser ist, mit einer

Figur 8.

1 _, >

Decke versehen. Diese Einrichtung erfordert entsprechend geräumige Vorhallen oder Korridore und eine gute Lüfinngs- anlage. Die Gesamtfläche der Schränke beträgt pro lichr- zimmer etwa 13 m^ i. pro ^nd 0,22 m^

H. Gemeinsame Kleiderablagen für die ganze Schule

oder die einzelnen Stockwerke.

Diese können bestehen in dar Anlage eines «azigen Qaxd«robenraume8 für alle Scbnlkinder nahe dem Eii^gang daa Schnlhanses oder in der Herstellung je eines gemeinsamen Iftafimee in jedem Stookwerke.

Die Anlage blois eines einzigen Qarderobenraumes £Dr die

638

ganze Schule empfiehlt sich nur bei kleinen, vier- bis ftnf- klassigen Scbulgebäuden. um ein Gedränge bei seinem Be- treten zu vermeiden, ist derselbe sehr geräumig anzulegen mit etwa 50 bis 60 m^ Fläcbenmafs. Sind gemischte Klassen tot- handen, so wird man auch hier eine Teilung der ELleiderablage in zwei getrennte Hälften mit besonderen Eingängen aua-^ führen.

Bei mehrgeschossigen Gebäuden kann in jedem Stockwerke, falls dasselbe nicht mehr als 4 bis 5 Lehrzimmer enthält, ein gemeinsamer Garderobenraum eingerichtet wefden, und ist auch hierbei im Falle gemischter Klassen eine Zweiteilung vorzu- nehmen. Die ^öhe der Abteilungs wände braucht nur 2,15 m zu betragen. Zur Erzielung der benötigten Wandflächen werden wiederum freistehende Gurderobenwände aufgestellt.

Der Vorteil dieser gemeinsamen Elleiderablagen liegt in der leichten Überwachimg derselben durc^i den Schuldiener. Sie erfordern jedoch, dafs die Korridore des Hauses ent- sprechend erwärmt werden, um Erkältungen der Elinder zu verhindern. Auch für sie sind kräftige Lüftungs- und Heizungs- anlagen nötig. Man findet diese gemeinschaftlichen Garderoben- räume in Frankreich und Belgien, wo ein Teil der Preanz oouverts für sie abgetrennt wird, aufserdem in englischen und amerikanisdien Schulen, we man ein Stück des Play ground dazu verwendet.

m. Besondere Kleiderablagen für jedes Schulzimmer.

Diese Einrichtung ist entschieden die beste, und kann der Kleiderablageraum entweder an der Schmalseite oder an der Längsseite des Schulzimmers angebracht werden.

Die erstere Anordnung ist in Figur 4 dargestellt, wo der Garderobenraum neben dem Schulzimmer mit dessen Tiefe und einer Breite von 2,00 bis 2,20 m angelegt erscheint. Die von Architekt YoiT erbauten älteren Münchener Schulen zeigen eine derartige Disposition. Der Garderobenraum ist durch die Thüre a vom Korridor aus zugänglich und durch die Tküre h mit dem Lehrzimmer verbunden. Es empfiehlt' sich, letztere

639

melir in der Nfilie der Fensterwand, bei &i, anzulegen. Die Thüre c führt direkt vom Korridor ans in das Lehrzimmer.

Der Gtirderobenranm soll sich stets an der dem Lehrer-' podinm gegenüberliegenden Wandseite befinden, damit durch die Thüre bj bezw. bi kein Raum beim Podium verloren geht.

Die zweite Anordnung, bei welcher der Garderobenraum an der Längsseite des Schulzimmers liegt, wird durch Figur 5 auf Seite 640 veranschaulicht. Sie findet sich in einer Schule zu Mährisch-Schönberg. (Architekt HiNTBÄaEB.) Läfiat die Kon-,

Figur 4.

^Cc/ou.Jic/c? .

figuration des Grrundrisses diese Anordnung zu, so ist dieselbe sehr empfehlenswert, indem hierbei das Korridorende ent- sprechend verwendet wird.

In beiden durch Figur 4 und 5 erläuterten Fällen sollen die Schulkinder vermittelst der Thüre a in den Garderobenraum eintreten, hier ihre Überkleider ablegen und durch die Thüre h TB das Schulzimmer gelangen, um beim Verlassen desselben nach SchulschluTs wieder durch b und a zurückzukehren. Die SSingangsthüre c dient nur für den Lehrer und diejenigen Kinder, welche eventuell verspätet zur Schule kommen, da bei Seginn des Unterrichtes die Thüre a abgesperrt wird. Hier- duroh ent&Ut jede besondere Überwachung der Garderobe durch den Sohuldiener.

640

Weniger ratsam ist es, alle Kinder dnrch die Thttre e eintreten zu lassen und den Garderobenraum nicht direkt mit dem Korridor zu verbinden, weil durch das Betreten des Sohulzimmers mit den Überkleidern, besonders bei nassem Wetter, der Vorteil der getrennten Kleiderablage zum Teil illusoriscb wird.

Als Qarderobenfläohe pro Lehrzimmer kann man bei der

zuletzt beschriebenen Anordnung circa 15 m«, d. i. pro

0,25 m* annehmen.

Figar 5.

In Figur 6 ist die Unterbringung des Garderobenraomes nach den Musterschulplänen von Bongionnini in Born dar- gestellt. Die Kleiderablage bildet hier einen Vorraum der Klasse und hat ein Ausmafs Ton etwas mehr als der Lehr- zimmerflAohe, d. i. ungefilhr 84 m', wovon auf jedes Sohulkind 0,40 m' entfallen. Dies Mals erscheint zu grois und verteuert die bauliche Anlage wesentlich. Die Garderobe ist gsgen den Korridor zu ofien und besitzt zwei EingangsthOren zum I^ehr- simmer.

IV. Kleiderschränke im Lehrzimmer selbst

Die ein&chste und billigste Anlage ist jedenfalls die An- bringung gut ventilierter Garderobenschränke im Lehnrimmer

641

Belbrt, wenn es anch nnr eine halbe MalBiegel ist, da die Kinder das Sohulaimmer mit Überkleidern, Hllten nnd Sehirmen betreten. Ganz hinfllUig wird aber der Vorteil dieser Dis- position, sobald die Schränke während der Unterrichtszeit nicht vollkommen geschlossen werden, denn die Ansdünstongen der Überkleider verbreiten sich dann ungehindert im Lehrzimmer. Hauptsächlich aus bauökonomischen Grttnden wurden derartige Gkrderobenschrftnke mit AbschluJsthüren in den neueren

Figur 6.

^ Cfi4^/fÜUXX^m

Münchener Schulen angewendet; dieselben dehnen sich Aber die ganze Länge der Bückwand aus, sind 0,50 m tief und 2,20 m hoch und besitzen besondere Abzugsschläuohe fbr die Terdorbsne Luft. Der Venchluis kann auch durch hölzerne BoUbalken, wie in Wien, oder dureh Scfaiebefhüren, wie in NewTork, erfolgen.

IMe Überkleider des Lehrers lassen rieh entweder in einem besopideien Oarderobenschrank der Klasse oder in einem fiär eämiliehe Lehrer gemeinschafiliehen Baum neben dem Lehrer- zimmer unterbringen.

642

Innere Einrichtung der Kleiderablagen*

Die Einriohtungsstüoke der Kleiderablagen bilden Kleider- haken, Kleiderständer, Sohirmgestelle nnd Wandkasten*

Die Kleiderhaken sind in gleicher Anzahl wie die Schüler- zahl der betreffenden Klasse an den hierzu bestimmten Wand«^ flächen in einer der Gröfse der Kinder entsprechenden flöhe von 1,10 bis 1,70 m über dem Fnfsboden anzubringen. Die- selben werden, falls sie aus Holz sind, axif einem durch- laufenden Brett, falls sie aus Eisen sind, auf einer eisernen Schiene in Entfernungen von circa 15 cm befestigt. Sie dürfen keine scharfen Spitzen oder Ecken haben.

Es empfiehlt sich, für die Unterbringung der Hüte, Arbeits- körbchen u.s. w. über den Kleiderhaken durchlaufende horizontale Bretter anzuordnen.

Wo der entsprechende Platz vorhanden ist, besonders bei gemeinsamen Grarderobenräumen oder bei Unterbringung der Kleidungsstücke in abgetrennten Korridorteilen, kann man auch freistehende Kleiderständer oder freistehende G-arderobenwfinde benutzen.

Zur Au&ahme der Schirme dienen Gestelle, welche entweder läpgs der Wand befestigt sind, oder &ei bew^lich aufgestellt werden. Den Boden dieser Gestelle bilden flache, für die Au&ahme des Tröpfwassers bestimmte Blechkasten. Die Schirmständer sollen 25 cm breit und 60 cm hoch sein; ihre Länge richtet sich bei Wandgestellen nach der verfügbaren WandflächCy während freistehende Schirmständer ungefähr 1,20 m Länge erhalten.

Das Beste für Kleiderablagen ist Ölfarbeanstrich oder Holz> vertäfelung der Wände bis auf 2 m Höhe.

Bei besonderen Ghirderobenräumen wird es auch leicht möglich sein, Vorkehrungen zu treffen, welche den Kindern das Wechseln der Schuhe und Strümpfe gestatten. Es können zu dem Zwecke kleine Kästchen mit einzelnen verbchliefsbaren Fächern eingerichtet werden, oder längs der Gkrderobenwand durchlaufende niedere Kasten stehen, welche zugleich alsSits- bank beim Schuhwechsel dienen.

643

Kosten.

Faifit man den g:roIsen Nutzen ins Auge, welchen be- sondere Kleiderablagen für die Gesundheit der Schuljugend bieten, so kommen die Kosten ihrer Herstellung kaum in Betracht.

Beispielsweise betragen bei der teuersten Anlage, d. i. bei besonderen Gkirderobenräumen für jedes Sohulzimmer, die Bau- herstellungsausgaben für einen Grarderobenraum von 2,20 m Breite, 6,50 m Tiefe und 4,50 m Höhe, also für rund 70 m^ wenn man einen Einheitspreis von 6,5 fl. pro 1 m' verbauten Bauminhalt annimmt, 455 fl. Bei einem zwölfklassigen Schul- hause mit der Baukostensumme von 70000 fl. erfordert die Anlage der nötigen 12 Gkrderobenräume 5460 fl., also nur 7,8% der Bausumme.

Bedeutend billiger sind natürlich diejenigen Anordnungen, bei welchen der verbreiterte Korridor zu Kleiderablagen aus genutzt wird, oder nur Garderobenschränke im Lehrzimmer selbst Aufstellung finden.

Die Nenregelnng der ärztlichen tichulaofBicht

in r rankreich. ^

Von

Dr. med. Mangbnot,

ärztlichem Soholinspektor in Paris.

Geehrter Herr Redakteur I

In den Nummern 6 8, 1896, Ihrer trefflichen y^Zeit- Schrift für SchulgesundheÜspflege^ haben Sie ein Referat des Herrn Dr. Paul Sohubebt ^Zur Schul arztfrage^ ver- öffentlicht, das an die Kommission für Schulgesundheitspflege in Nürnberg erstattet ist.

^ AtiB dem FranzÖBiBchen von L. Kotelkamk,

644

Gestatten Sie mir, in dem, was die ärzÜicbe Sohul- inspektion in Frankreich xmd speoiell in Paris hetrifft» einige üngenanigkeiten zn berichtigen und Ihnen zugleich eine Anisahl neuer Aufklärungen zu geben, welche ein gewisses Interesae erregen dürften.

Wenn, wie ich 1887 in einer von dem Verfasser vielleicht

als Quelle benutzten Arbeit ^ gezeigt habe, die firztliche Schul-

inspektion erst in 10 Departemente durchgeführt war, obgleich

Artikel 9 des Gesetzes vom 30. Oktober 1884 sie für alle

ünterrichtsanstalten obligatorisch machte, so verhält sich die

Sache seit dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 15. Juli 1893,

betreffend die armenärztliche Behandlung von Kranken, nicht

mehr so. Dank dieser neuen Einrichtung sind die Ärzte in

den Provinzen, zu deren Klientel die Armen einer Q^meinde

gehören, auch zur Untersuchung der Schulen und der Schüler verpflichtet. Man kann daher sagen, dals sich heut zu Tage

die ärztliche Schulinspektion über aUe öffentlichen Lehranstalten

des Landes erstreckt.

Ich sage ausdrücklich „öffentliche Lehranstalten^, denn obgleich das Gesetz vom Jahre 1886 diese Inspektion auch auf die Privatschulen ausdehnt, so hat man sie hier doch noch nicht in Anwendung gebracht, aus Furcht, auf Widerstand dabei zu stofsen. Ein solcher Widerstand dürfte übrigens kaum eintreten und sollte jedenfalls - die Regierung von der Anwendung einer für das Gemeinwohl so wichtigen Mabregel nicht zurückhalten. Sowohl in Paris als in den Provinsen findet also noch keine ärztliche Überwachung der Privat- schulen statt.

Was im besonderen die Schulen der Hauptstadt betriff!;, so war es nicht im Jahre 1884, sondern 1879, dals die ftrst- liehe Beau&ichtigung derselben durch Verfügung des Prä&kten vom 13. Juni eingeführt wurde. Im Jahre 1884 &nd nur eine Beorganisation dieses Dienstes statt, welche die firfiheiien Verhältnisse jedoch nicht wesentlich änderte. Aber ein ganz

* L^inspecUm mi^tieak ä Titranger ei m Fromee,

645

neuer Erlab vom 2. April 1896 setzt dem Werke die Krone auf» indffin er uzusere ärztliche Schulinspektioii zu einem voll- endeten Organismus gestaltet.

Schon seit 1887 forderte ich die Anstellung eines Gene- ralinspektors/ doch traten, wie ich gestehe, meine Kollegen damals diesem Vorschlag entgegen. Dieselbe Ansicht habe ich einige Monate später auf dem Wiener Kongresse aufrecht erhalten und weiter im Scho&e der Kommission, welche zur Begutachtung eines Abänderungsplanes der ärztlichen Schul- aufsicht eingesetzt war. Mir ist das Glück zu Teil geworden, meinen Vorschlag, sowie einige andere Verbesserungen jetzt angenommen zu sehen; zu den letzteren gehört die Unter- suchung jedes einzelnen Schülers und das Gesundheitsbüchlein, in welches die bezüglichen Befände eingetragen werden.

Der von jener Kommission ausgearbeitete Entwurf geht ihnen gleichzeitig mit diesem Au&atz zu; er liegt augenblick- lich dem Stadtrate vor. Da seine Durchführung wegen des täglichen Besuches der Schulen durch die Schulärzte eine be- trächtliche Vermehrung der Kosten yerursacht, so will man erst einen Versuch damit in einigen Gruppen von Lehranstalten anstellen. Trotzdem ist durch den oben angeführten Erlafs des Präfekten mein ausgezeichneter Ereund Dr. Mabtxn, Generalinspektor für die Assanierung der Wohnungen, schon jetzt mit dem Amte eines ärztlichen Generalschulinspektors betraut worden.

Nach Artikel 1 dieses Erlasses hat der letztere den ünterrichtsdirektor in der Anwendung aller derjenigen Mais- regeln zu unterstützen, welche die Hygiene der Schüler und der Schulen betreffen.

^ Ce que doit etre Tinspection m^dicale. Bemie d'Hygüne, Bd. IX.

' Commiasion de r^organisation de rinspection m6dicale des Cooles. Annexe No. 1: fiapport sur rinspection mSdioale des Cooles, au nom d'une oommiseioQ oompos^e de Mr. Lbvbaüd, pr^sident; Vaillant, Hat, Dr. A. J. Martdt, Düval, Dr. Bla.yao et Dr. Manoekot, rapporteur. Yergl. L'inspeotion m^dicale des öcoles de la Seine. Projet de r6glement sdopi6 par la soasrcommisdon de röorganisation in La France midicaU,

646

Artikel 2 bestimmt, dafs er am SoUuBse des Schuljahres einen znsammenfassenden Bericht über die Gbsundheitsyerhfilt- nisse in den Schalen der Stadt Paris aasarbeiten soll.

Dieser Bericht stützt sich aaf die jährlichen Mitteilungen der ärztlichen Schalinspektoren, welche ihm zagesandt werden. Er geht an den Unterrichtsdirektor und yon da durch den Seinepräfekten an den Stadtrat.

Das ist eine äafserst wichtige Mafsregel, welche in Zukunft die erfreulichsten Folgen sowohl für die Praxis wie für die Wissenschaft nach sich ziehen wird. Durch den jährlichen Generalbericht gelangen die Beobachtungen und Wünsche der ärztlichen Schulinspektoren zur Kenntnis des Stadtrates , der sie seinerseits verwerten und in die That umsetzen kann. Die hygienischen Verhältnisse der Schulen und der Gesundheits- zustand der Schüler werden erörtert und statistische Angaben über die Kränklichkeit und Sterblichkeit der Jugend ver- öffentlicht, welche um so mehr ins Gewicht fallen, als sie auf der Beobachtung einer äufserst zahlreichen Schulbevölkerung be- ruhen. Was aber die Hauptsache ist, auf Grund von Artikel 1 können energische und übereinstimmende Mafsregeln getroffen werden, um Schulepidemien bei ihrem ersten Auftreten sofort zu bekämpfen.

So, Herr Redakteur, steht es augenblicklich mit der ärzt- lichen Schulinspektion in Frankreich, und ich würde Ihnen dankbar sein, wollten Sie den Lesern Ihrer Zeitschrift hiervon Mitteilung machen.

Eine einfache Art, die Schulkinder richtig ra setsen.

Von

Leo Bürgerstbtn in Wien.

(Mit 1 Figur.)

Vorausgesetzt bei meinem Vorschlage ist, dals nach hygienischen Grundsätzen hergestellte Subsellien^ vorhanden

' Das ideale Subsell wäre natürlich ein soloheB, welches, in gesimd- heitticher Beziehung einwandfrei, Messungen der Kinder überhaupt ent-

647

6

und mit Nummern versehen sind, deren jede einer bestimmten Körpergröüse entspricht. In diesem Falle genügt es, jene Orenzen von Körpergröfsen, welche den einzelnen Sub- selliennammern entsprechcD, dauernd, am besten mit Ölfarbe auf dem Thürstock zu fixieren und in die bezüglichen Felder die Ziffern der entsprechenden Banknummem zu setzen.

So würde z. B. nach den von der Wiener Schulbankexpertise für ihr Bankmodell gegebenen Mausen die Banknummer 1 der Körperlänge von 102 117 cm entsprechen, die Banknummer 2 der Länge von 118 125 cm, die Banknummer 3 der Länge von 126 134 cm u. s. w. Es werden nun auf einem Papierstreifen oder besser auf einem Stabe in den Höhen 102, 118, 126 ... cm Striche , gezogen, dieser Stab wird in jeder Klasse an den Thürpfosten gestellt und, vom Fnüsboden (a der nebenstehenden Figur) an gerechnet, in der Höhe b *= 102 cm ein Querstrich gemacht, iu der Höhe c = 118 cm der zweite Strich, bei d = 126 cm der dritte u. s. f. Dann streicht man die so entstan- denen Felder abwechselnd weifs und schwarz und bezeichnet sie, wie in der Figur angedeutet, mit den Banknummem 1, 2 u. s.w., welche denKörper-

Lgröfsen ab bis ac, ac bis ad etc. entsprechen. Diese einmalige Vorarbeit kann der Schuldiener in jedem a Klassenzimmer besorgen.

Man lälst darauf die Schüler der Klasse nach einander an den Mafsstab treten und verzeichnet die für jeden ge- fandene Subselliennummer im Katalog.

Eine solche Art der Messung genügt dem Zwecke voll- kommen, ist für jede Klasse in wenigen Minuten beendet, bietet gegen eine Messung mit Schiebemals im Turnsaal manche

behrlich maclite. Diesem Ziele nähert sich bisher am meisten das System „Simplex** von Schenk in Bern, s. diese Zeitschrift, 1894, No. 10, S. 529—545.

648

Bequemlichkeit, erlaubt abwesende Schüler nachtrfiglioh ohne Mühe einzureihen, kurz dieselbe hat, weil sie der Schulpraxis entspricht, mehr Wahrscheinlichkeit, überhaupt angewendet zu werden, als eine andere.

Q-ut ist es natürlich, wenn der Lehrer zur Vermeidung von Fehlem das Auge unge&hr in Scheitelhöhe des zu Messenden bringt und bei stark abstehendem Haarwuchs die Hand auf den Kopf des Schülers legt.^

Fällt die Körperlänge mit einem Grenzstrich zusammen, so wähle man die nächst höhere Subselliennummer als die passendste.

Die Fabrikanten von Subsellien werden gut thun, mit der Sitzeinrichtung, die sie besorgen, auch gleich entsprechende Mefslatten, wie sie hier angegeben wurden, in der Zahl der einzurichtenden Klassen zu liefern. Die Latten können dann an jener Stelle des Klassenzimmers bef^tigt werden, welche fOr das Meisgeschäft die bequemste ist.

2.UB ^ttfammlun^tn tttib ^ntintn.

Sind die An^iffe gegen das deutsche Oerllteturnen

l^rechtigt ?

Rundschreiben des gesehiftsfBhrenden Ausschusses des deutsehen Tarnlehrervereins.

Das dentsche Tomen, welches in einer angemessenen Yer^ bindnng von Freiflbongen (unter denen die Lanfftbongen eine hervorragende Stelle einnehmen), Ordnongsübungen, Gerätäbnngen und Spielen ein für die körperliche Eniwickelnng uid die Erzielnng geistiger Frische höchst wertvolles Mittel zu be- sitzen glaubte, Würde im Anfang der sechziger Jahre von An- hängern der schwedischen sogenannten rationellen Oynmastik mit

^ Wir pflegen ein Boch genau horicontal auf dem Kopf des treffenden zu halten. D. Red.

649

b^igteui Tadel tiberschüttet. Besonders worden die Gerätübnngen des deutschen Turnens und unter diesen yomehmlich die Barren- flhungen als irrationell und zum gröfseren Teile in hohem Grade schädlich, ja sogar gefthrlich bezeichnet.

Damals waren es hochansehnliche Vertreter deutscher Wissen- schaft, hervorragende Physiologen und Ärzte, welche die An- grUfe der Gegner niederschlugen, ihre vollständige Grundlosig- keit klarstellten und die Bedeutung des deutschen Turnens glänzend rechtfertigten. Wir erinnern in dieser Beziehung an die beiden Broschüren von Emil Dübois-Rbtmond: „Über das Barrenturnen und Aber die sogenannte rationelle Gymnastik." Berlin, 1862, Georg Reimer, und „Herr RotH- 8TBIN und der Barren." Berlin, 1863, Georg Reimer; femer an das ..Gutachten der Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen über die Barrenübungen vom medizinischen Standpunkte" vom 31. Dezember 1862, unter- zeichnet von LfiHNBRT, Caspeb, Jüngken, Hörn, Houssellb,

MARTtN, J'RERICHÖ, ViROHOW.

Aus diesem Gutachten heben wir folgende Stellen hervor: „Das Wesen und die Bedeutung der Barrenübungen kann man unmöglich richtig verstehen, wenn dieselben als ein aus der wohlgefügten Kette des Tumsystems gewaltsam losgetrenntes Glied in gesonderte Betrachtung gezogen werden sollen. Man würde durch einseitiges Verfahren leicht zu ähnlichen Trugschlüssen ge- langen, wie wenn man einen aus dem Zusammenhange einer Schrift willkürlich herausgerissenen Satz zur Zielscheibe seiner Kritik machen wollte. Nur auf diesem unsicheren Wege nämlich kann man dahin gekommen sein, sich der befremdenden Auffassung zuzuwenden, dafs die Barrenübungen an und ftlr sich unnatürlich, ja naturwidrig seien, „weil dieselben eine direkte Yerkehmng des natürlichen teleologischen Bewegungsverhältnisses des menschlichen Körpers dadurch bedingten, dafs die Arme statt der Beine zu Trägem und zur Ausgangsstätte für die Bewegungen des Rumpfes und des Körpers im ganzen gemacht würden". Vergleichen wir aber die Barrenübungen in dieser Beziehung mit den Übungen an anderen Geräten und Gerüsten, so finden wir dieselbe Ausgangsstellung und Bewegung annähernd schon beim Gebrauche des Springstabes, dem Wesen nach identisch aber bei allen Schwing-, Klimm- und Stemm- übungen am Schwingel, am Reck, am Klettergerüst, sowie auch am sogenannten Querbaum. £s würde folglich der ganze. Komplex dieser Übungen mit Bezug auf die Ansicht, „dafs nur die unteren Extre- mitäten als die natürlichen Träger und Fortbeweger des Körpers erscheinen, während die oberen dazu bestimmt seien, vom Rumpfe

Setanlgerandheltopflege IX. 43

650.

aus die für die Zwecke des Natur- nad Yernanftlebens erforderlichen Aktionen und Verrichtungen zu Yollziehen", als dem Gliederbane und der Lebensbestimmung des Menschen hienieden nicht entsprechend, d. h. für naturwidrig erklärt werden müssen. Dafs der Mensch nicht „zum Laufen auf allen Vieren^ oder „zum Gehen auf den Händen mit den Füfsen in der Luft** geschaffen ist, ist gewüs. Wenn es aber sein Los ward, aufrechten Ganges, von den Beinen getragen auf dem Boden einherzuschreiten , so ist doch ebenso gewifs der Vorzug sein eigen,. Haupt und Hände gegen seinen Schöpfer erheben zu dürfen dafür, dals seinen Gliedern und Gelenken die wundervolle Einrichtung und Beweglichkeit verliehen worden ist, in aufsergewöhnlichen Lebenslagen sich die Hilfen zu geben, ohne welche er, nur auf seine ursprüngliche Gnmdstellung beschränkt, oft lettungslos verloren wäre, aufserdem aber auch Zwecke verfolgen zu können, die für ihn unerreichbar wären, wenn er es nicht verstände, von seinen Händen und Armen gelegentlich einen die gewöhnlichen Träger des Leibes ersetzenden Gebrauch zu machen."

„Hiemach resümieren wir das Resultat unserer Ausführung in nachstehenden Thesen:

1. Die in der vorgeschriebenen Lehrfolge der Gymnastik an einem seinem Zwecke und der Individualität des Übenden ent- sprechend konstruierten Barren regelrecht vorgenommenen Übungen bedingen ihrem Wesen nach keine Gefahren für die Gesundheit der Übenden.

2. Dieselben sind als Vorübungen für einige in verschiedenen aufsergewöhnlichen Lagen des Lebens zu verwertende Fertigkeiten und Leistungen des Körpers von grofser praktischer Wichtigkeit und hierin durch Übungen an anderen Geräten nicht wohl zu ersetzen.

3. Dieselben sind aber auch an und für sich geeignet, einen günstigen Einflufs auf die Gesundheit der Übenden durch Erkr&ftigung des Muskel- und Nervensystems, durch Erweiterung der Brust und durch Belebung der Respiration und des Blutkreislaufs zu erwirken.

Wir geben unser Gutachten mit Bezug auf die uns gestellte Frage schliefslich dahin ab, dafs die Übungen am Barren vom medizinischen Standpunkt aus zu rechtfertigen, nicht aber zu verwerfen sind**.

Aus den in späteren Jahren veröffentlichten Anerkennungen des Wertes des deutschen Turnens erwähnen wir als besonders bedeutsam folgende: Eäiil Dubois-Reymon» : „Über die Übung." Berlin, 1881, Aug. Hirschwald; ferner: Professor Dr. H. von Ziemssbk, Direktor der medizinischen Klinik in München: Klinische Vorträge. 20. Vortrag: „Übung und Schonung des Nervensystems**. Leipzig, 1893, F. C. W. Vogel.

Der Schrift von Dübois-Reymond entnehmen wir folgen-

651

des: „Beorteilt man mit nbserer Einsicht in das Wesen der Leibesttbnng deren drei Formen, das deutsche Tarnen, das schwedische Tomen und den englischen Sport, so ergibt sich zunächst der völlige Unwert der zweiten Form für die körperliche Ausbildung einer gesunden Jugend. Wir fanden, dafs Leibesübung nicht allein, wie es bei oberflächlicher Betrachtung scheint, Übung der Muskeln, sondern ebenso sehr, ja noch mehr Übung der grauen Substanz des Centralnervensystems ist. Mit dieser einfachen Be- merkung ist das schwedische Turnen physiologisch gerichtet. Muskeln kann es kräftigen, aber zusammengesetzte Bewegungen geläufig zu machen, vermag es nicht. Ja, im äufsersten theoretischen Fall ist eine körperliche Erziehung denkbar, wobei die einzelnen Muskeln eines Kaspar Hauser durch Gymnastik zu Löwenstärke entwickelt würden, ohne dafs das Opfer solchen Experiments auch nur gehen lernte. Nur zu ärztlichem Gebrauch, um die Wirksamkeit einzelner Mnskelgruppen (denn willkürlich können sehr wenig Muskeln einzeln zusammengezogen werden) zu erhalten oder herzustellen, ist das schwedische Turnen gut.

Was den verhältnismäfsigen Wert des deutschen Turnens und des englischen Sports betrifft, so entspricht offenbar letzterer mehr noch als ersteres den sich aus unserer physiologischen Zergliederung ergebenden Forderungen. Wäre das Endziel Meisterschaft im Laufen, Springen, Klettern, im Tanzen, Fechten, Reiten, im Schwimmen, Rudern, Schlittschuhlaufen, so könnte ja nichts ratsamer sein, als gleich die nötigen Verkettungen selber in den Aktionen der Gang- lienzellen einzuüben, ohne sich bei den praktisch nicht verwend- baren Vor- und Zwischenstufen des deutschen Turnens aufzuhalten.

Allein das deutsche Turnen bietet nicht nur den Vorteil, daCs es mit den geringsten äufseren Veranstaltungen, unabhängig von oft unerfüllbaren äufseren Bedingungen, einer beliebigen An- zahl von Zöglingen jeden Alters und Standes Gelegenheit zur Übung gibt. Es hat für sich nicht nur den sittlichen Ernst einer Bemühung, welche die Selbstvervollkommnung ohne un- mittelbaren praktischen Nutzen sich als ideales Ziel vorsetzt, worin wir ja auch die Überlegenheit der im deutschen Gymnasium erstrebten geistigen Erziehung sehen. Sondern die sinnreiche, durch eine lange Erfahrung bewährte und geläuterte Auswahl der deutschen Übungen hat auch unbestreitbar eine gröfsere Gleichmäfsigkeit der körperlichen Ausbildung zur Folge, als sie da erreicht werden kann, wo, wie in England, der einzelne, seinen zufällig bestimmten Nei- gungen folgend, sich mit ehrgeiziger Leidenschaft beliebig auf Rudern oder Reiten, auf Ballspiel oder Bergsteigen legt. Der nach deutscher Art durchtumte jugendliche Leib hat den ungemeinen Gewinn, dafs

48*

652

er, "wie ein tüchtig geschulter Mathematiker mit Methoden fOr jedes Problem, mit bereiten Bewegongsformen fOr jede Körperlage versehen ist. Beispielsweise lasse man den englischen und den deatschen Knaben anf einer Bahn mit Hindernissen bei einem Zann anlangen. Gewils wird der Engländer irgendwie hinflber klettern. Je nach der Höhe des Zaones springt oder klimmt und stemmt der Deutsche in den Stütz nnd macht eine Wende. Und nichts verhindert den deutschen Turner, von seiner mehr theoretischen Einübung zu be- liebigen praktisch unmittelbar verwertbaren Übungsformen fortzu- schreiten, in denen er, da er turnen lernte, bald die durch seine natürliche Anlage ihm vergönnte Fertigkeit erlangt, wie uns gesagt wird, daÜs der Gymnasiast es im Laboratorium bald dem Real- schüler gleichthut.

Nach alledem kann kein Zweifel sein: das deutsche Turnen in seinem weisen Gemisch von Theorie und Praxis erscheint als die glücklichste, ja als die endgültige Lösung der groben seit RoüsSEAu die Pädagogik beschäftigenden Aufgabe. Eine Wahrheit, die nach kurzer Bewölkung jetzt auch wohl kaum noch bestritten wird, deren physiologischen Grund aber erst wenige verstanden.*'

Professor Dr. H. VOK Zibmssen sagt: „Es wird in betreff der körperlichen Übungen inmier wieder auf England verwiesen und die englische Methode der körperlichen Erziehung als Muster für unsere Schulen hingestellt. Sicherlich mit Unrecht! Da(s die englischen Knaben infolge mehrstündiger körperlicher Übungen im Freien frischer und gesünder aussehen als unsere deutschen Knaben, das geht auf Kosten der geistigen Durchbildung, und betreffs der Art und Methode der körperlichen Übungen haben wir allen Grund an unseren germanischen Turnübungen festzuhalten, welche eine viel gleichmäfsigere und vielseitigere Ausbildung der Kraft und Gewandtheit verbürgen als die englischen, mehr sportmäTsigen Übungen.''

Aber in neuester Zeit werden wiederum Vorwürfe gegen das deutsche Turnen, vornehmlich gegen das Geräteturnen (zumal am Barren), erhoben, welche den oben erwähnten, von den Anhängern der schwedischen Gymnastik ausgegangenen in hohem Grade ähnlich sind. Wir nennen als solche Ankläger: FERNAND Laobangb in seiner „Physiologie des exercices du corps." Paris, 1890, Ancienne librairie Germer Bailli^re & Cie., Felix Alcan, £diteur; femer Angblo Mosso, Professor der Physiologie an der üniversitäi zu Turin in seinem Buche: „Die körperliche Erziehung der Jugend^. Übersetzt von Johanna Glinzbr. Hamburg und Leipzig, 1894, Leopold Voss. Diese Stimmen, die auch bereits in Deutsch- land hier und da ein Echo gefunden haben, sind der gedeihlichen

i

658

Entwickelnng des deutschen Turnens in hohem Mafse gefährlich, weil sie geeignet sind, bei den Schulbehörden Müstranen gegen den jetzigen Tumbetrieb zn sften und auch manchen bisher warmen Freund des Turnens unserer Sache abwendig zu machen.

Deshalb wäre es wieder hoch yonnöten, dab, wie in den sechziger Jahren die Stimmen Dübois-Retmonbs und der Königlichen Wissen- schaftlichen Deputation für das Medizinalwesen sich für das deutsche Turnen erhoben, so auch jetzt deutsche medizinische Autoritäten Tor aller Welt es klar legten, ob die alten physiologischen Wahrheiten, welche jene Stimmen yerkündigten, noch Geltung haben, oder ob wir deutschen Turner jetzt neuen Propheten folgen sollen.

Sclmlliygienisclies an9 der deutschen Lehrerrersammliuig

in Hamburg 1896.

In den Nebensitzungen dieser Versammlung wurden auch mehrere sohulhygienische Fragen behandelt, worüber wir nach den Protokollen des Ortsausschusses hiermit berichten.

Die „Freie Vereinigung für philosophische Pädagogik'^ hatte unter anderem das Thema zur Besprechung gewählt: „Über die pädagogische Pathologie in ihrer Wichtigkeit für Jngendhygiene und Schulpraxis." Der Referent, Lehrer Stsolich, fafste seine Ausführungen in folgende Sätze zusammen:

Bei der Wichtigkeit der pädagogischen Pathologie für die Jugendhygiene und die Schulpraxis handelt es sich nach dem gegen^ wärtigen Stande der beiden darum, dafs

die geistige Gesundheit der Jugend ebenso eingehend und umfassend, wie die leibliche Gesundheit derselben, einen Gegenstand der schulhygienischen Fürsorge bilde.

Hierzu gehört Yor allen Dingen:

1. die Förderung des Ausbaues einer wissenschaftlichen päda- gogischen Pathologie als Grundlage einer gedeihlichen pädagogischei^ Jugendhygiene, welche der medizinischen Hygiene ebenbürtig zur Seite steht und mit ihr zu gemeinsamer Arbeit berufen ist;

2. die Herbeiführung staatlich angeordneter medizinisch-päda- gogischer Beobachtungen, Untersuchungen und statistischer Erhebungen in Bezug auf die thatsächlichen Zustände und Verhältnisse der Schulkinder hinsichtlich ihrer geistigen Beschaffenheit, Normalität und Büdungsfthigkeit und hinsichtlich der Bedingungen ihrer geistigen JSntwickelung in der äufseren und inneren Sphäre ihrer Umgebung, speciell der Schule.

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Nach diesen Aasführangen schlag Referent folgende Resolnüon znr Annahme vor:

Unter Zurückgreifen auf ihren in Stuttgart gefaxten Beschlnlis und im Hinhlick darauf, dafs in den letzten Jahren in der pädagogischen Presse und in zahlreichen Lehrervereinen über „die geistigen Fehler der Kinder und ihre notwendige Be- achtung seitens der Erzieher^ verhandelt worden ist, richtet die „Freie Vereinigung für philosophische Pädagogik** nach einem Referate, das bei ihrer dritten Tagung zu Hamburg er- stattet wurde, an den ständigen Ausschufs der deutschen Lehrerversammlung das höfliche Ersuchen, derselbe wolle be- schliefsen, die Frage der pädagogischen Pathologie in ihrer Wichtigkeit für Jugendhygiene und Schulpraxis als Yereüis- thema für eine der folgenden deutschen Lehrerversammlungen vorzuschlagen, resp. zu bestimmen.

An der Debatte beteiligte sich zunächst Herr GöTZB-Demmin. Er will das Wort „eine** in der Resolution nicht sehr betont wissen, da er schon einen ä]^ilichen Antrag gestellt habe und hoffe, da(s derselbe auf der nächsten Lehrerversammlung Berücksichtigung finde. Vor allem sollten sich die Provinzialvereine der Angelegenheit, die hier angeregt worden, annehmen.

Dr. med. Maok, der Vorsitzende der philosophischen Gesellschaft in Hamburg, weist darauf hin, dafe noch manche Probleme auf dem Gebiete der pädagogischen Pathologie zu lösen sind, ehe an eine praktische Ausführung gedacht werden kann. Insbesondere müfsten die Pädagogen über die Willensfreiheit klar und eines Sinnes sein.. Derselbe Redner weist femer nachdrücklich auf die Notwendigkeit von Schulärzten hin, welche sich mit den Lehrem, bezw. Schulleitern sehr wohl verständigen würden, wie dies ja bei dem beiderseitigen Bildungsstande nur zu erwarten sei; nicht die Jünger der medizinischen, weit eher und öfter die einer andern Fakultät beanspruchten die Herrschaft in der Schale.

Herr Nbupbrt - Altenburg weist auf die von Chr. Ufer in Verbindung mit anderen herausgegebene Zeitschrift für pädagogische Pathologie hin und bittet, bei einer etwaigen Zusammenstellung der bezüglichen Litteratur auf diese Zeitschrift mit hinweisen zu wollen. Der Referent sagt dies zu, nachdem von einer Seite der Wunsch ausgesprochen worden ist, es möge eine Litteraturangabe über päda- gogische Pathologie in der y^ÄUgemeinen deutschen Lekrereeitung^ erfolgen.

Rektor SOHBBR-Nordhausen freut sich, da& der Ton gelegt sei auf die Wichtigkeit der pädagogischen Pathologie für Ju^endhygiene und Schulpraxis, nicht auf die blols wissenschaftliche Bedeutung der

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pädagogischen Pathologie an sich; die Vereinigung der liehrer für schwach beülhigte Kinder (als deren Vorsitzender Herr Schebr gewählt worden ist) werde das Ersuchen der „Freien Vereinigung für philosophische Pädagogik^ sehr gern unterstützen.

Schliefslich wird die vom Beferenten verfafste und empfohlene Resolution einstimmig angenommen.

In der Nebenversammlung der Lehrer für schwach- befähigte Kinder trug der eben erwähnte Rektor Sohbeb nach- stehendes vor:

Auf der achten Konferenz für das Idiotenwesen in Heidel- berg 1895 hielten die Lehrer für schwachbefähigte Kinder eine Zusammenkunft ab. Bei dieser Gelegenheit wurde die Frage auf- geworfen, ob es nicht an der Zeit wäre, dafs sich diese Lehrer zu einer besonderen Vereinigung zusammenschlössen. Aus Mangel an Zeit kam es zu keinem Beschluß. Der Referent übernahm es, auf der Lehrerversammlung zu Hamburg 1896 die Angelegenheit noch- mals zur Sprache zu bringen und, wenn möglich, eine ständige Ver- einigung der Lehrer für schwachbefähigte Kinder im AnschluTs an die deutsche Lehrerversammlung ins Leben zu rufen.

Was die Erziehung der Schwachbegabten Kinder betreffe, so sei das Ideal eine Anstalt für dieselben ^ da in einer solchen die Zöglinge neben der geistigen Ausbildung auch die richtige körper- liche Pflege finden würden. Aber wo existiere der Staat, der diese Anstalten gründe, wo die Wohlthätigkeit, welche die erforderlichen Geldmittel hergebe, und wo endlich sei von Pädagogen und Ärzten die Grenze zu ziehen zwischen schwachbefähigten und normalbean- lagten Kindern?

In der letzten Zeit habe sich eine bedeutende Bewegung der Sache bemächtigt, und reges Interesse mache sich bemerkbar. Gröfsere Städte hätten sogenannte Hilfsschulen. Aber die Sache müsse weiter getragen werden in die kleinen Städte und auf das Land, damit auch hier die Lehrpersonen solchen Kindern gerecht werden könnten*

Was Redner wolle, sei, eine Debatte anzuregen über die Mög- lichkeit einer ständigen Nebenversammlung der Lehrer für schwach- begabte Kinder im Anschlufs an die deutsche Lehrerversammlung. Die Vereinigung für das Idiotenwesen behandele den Unterricht der Scbwachbefähigten nur beiläufig. Denn die Idiotenerziehung sei Anstaltserziehung, und demzufolge interessierten den Lehrer für schwachbeßLhigte Kinder nur wenige Themen jener Vereinigung.

Auf Antrag des Herrn Hangke wird beschlossen: Die Lehrer für schwachbefähigte Kinder halten im Anschlufs an die deutsche Lehrerversammlung eine Nebenversammlung ab.

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Rektor Sohebb wird von den Anwesenden beauftragt, dafftr Sorge zu tragen, dab eine solche tagen kann.

Über „Zahnhygiene in der Schale" sprach Zahnarzt CLAüSSEN-Altona.

Einleitend bemerkte Redner, dafs sich zunächst die Zahnärzte dieses Zweiges der Gesundheitslehre annehmen mtUaten, dabei aber die ünterstfltzung durch die Schule nicht entbehren könnten.

Nutzen und Bedeutung der Zahnpflege liege auf dem Gebiete der Diätetik und der Sprache.

Alsdann wurden die Feinde der Zähne und die durch dieselben entstehenden Krankheiten, namentlich das Hohlwerden der letzteren, geschildert.

Im letzten Jahrzehnt habe man der Zahnpflege eine erh(Vhte Bedeutung beigelegt, besonders in Baden und England.

Zum Schlüsse stellte der Referent folgende Forderungen auf:

1. Es ist durch Belehrung der Schulkinder ein besseres Ver- ständnis für den Wert gesunder Zähne wachzurufen ; deshalb mufs auf dem Seminar für eingehende Unterweisung der Seminaristen durch Zahnärzte gesorgt werden.

2. Es ist dahin zu wirken, dafs die Schulkinder an eine sorg- fältigere Reinigung der Zähne gewöhnt werden, auch ist der Naschhaftigkeit der Jugend entgegenzutreten.

3. Es sind Zahnärzte anzustellen, welche in bestimmtem Zwischenräumen den Mund der Schulkinder untersuchen.

Nach einer kurzen Debatte über diese Sätze schlols die Ver- sammlung.

Aitxntxt Ütitteilttttjett.

KQrperliche und geistige fiesnndheit christlicher und jüdischer Kinder. Dr. Bernhard Münz schreibt in „D. Hu- manit.'' : Es ist eine durch statistische Nachweise festgestellte Thatsache, dafs die Juden im allgemeinen länger leben als die An- gehörigen der flbrigen Religionsbekenntnisse. Nach J. G. Hoff- MANN: „Sammlung kleiner Aufsätze staatswissenschaft- lichen Inhalts, ^^ Berlin, 1842, beläuft sich die Sterblichkeit der Israeliten auf etwas mehr als sieben Zehntel der Sterblichkeit der Christen. Unter 100000 Lebenden einer gleichen Anzahl von

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Juden und Christen zählte man jährlich bei den ersteren 2161, bei letzteren 2961 StcrbefÄUe. W. C. NBUirUiLE: „Über Lebena- daner,*' J^^ankfnrt a. M., 1855, berechnete an der Hand you 24^5 Sterbefällen der Stadt Frankfurt a. M. innerhalb der Jahre 1846 bi9 1848 das Durchschnittsalter der über 20 Jahre alten Emwohner für die Christen mit 50 Jahren und 8 Monaten, für die Juden mit 56 Jahren und 7 Monaten. Nach der offiziellen Statistik OUt Baiern von 1879 befanden sich im Jahre 1877 unter je 1000 jährlich Verstorbenen 32 Katholiken, 25 Protestanten und nur 18 Juden. Einer älteren Berechnung des Physiologen Bubdach zufolge stirbt in Breslau jährlich ein Mensch von 26 bei den Christen, aber nur einer von 41 bei den Juden. Am auffallendsten bekundet sich der Unterschied zwischen Juden und Christen bei Betrachtang der Kindersterblichkeit. NachWoLFF: „Untersuchungen überKinder- sterblichkeit," Erfurt, 1874, erreichten in Erfurt von 1000 ehe- lich geborenen Kindern bei der christlichen Bevölkerung 591, bei der jüdischen 802 das vierzehnte Lebensjahr. Unter den Christen waren also 409, unter den Juden 198 Kinder oder kaum die Hälfte gestorben. In Magdeburg starben, wie Bebqmann in seiner Schrift: „Die Sterblichkeitsverhältnisse der Stadt Magdeburg,^ 1858, angibt, innerhalb der Jahre 1827 bis 1856 unter 100 Knaben im Alter bis zu einem Jahre bei den Juden 14, bei den Christen 24. Sei den Mädchen war das Verhältnis wie 13 : 21. In Breslau traten nach einer Berechnung von Westebgaabd nur 81 Todes- fälle bei Kindern unter einem Jahre in der jüdischen Gemeinde unter Umständen ein, wo man 138 solche Todesfälle hätte erwarten sollen. FiBCKS weist auf Grund der Mitteilungen des KöuigUch preufsischen statistischen Bureaus aus den Jahren 1875 bis 1883 nach, dafs während dieser Zeit in PreuTsen von je 1000 ehelich ge- borenen Kindern bei den Christen 223 bis 229, bei den Juden nur 172 starben. Dagegen ist die Sterblichkeit der unehelichen Kinder bei den letzteren ungleich gröjser als bei den Christen. Ähnliche Untersuchungen sind in anderen Teilen Deutschlands mit demselben Ergebnis angestellt worden. Die Ursache dieser auf- fallenden Erscheinung kann nicht, wie das vielfach geschieht, in dem Terhältnismäfsig gröfseren Wohlstande der Israeliten gesucht werden; gibt es doch einzelne Gegenden imd sogar Länder, in welchen die armen Juden sprichwörtlich geworden sind, ohne darum ihr makro- biotisches Übergewicht einzubüfsen. Die längere Lebensdauer der Israeliten findet vielmehr ihre Begründung in der ihnen von Freund und Feind übereinstimmend nachgerühmten Heiligkeit des Familien- lebens und der in dieser wurzelnden gröfseren Ml^sigkeit, Enthalt- samkeit, Ausdauer, Nüchternheit und Sparsamkeit. Diese Tugenden,

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welche wesentlich dazu heigetragen hahen, in den Zeiten des Mittel- alters sie trotz aller Verfolgungen vor dem Untergange zu bewahren, sind auch jetzt noch nicht von ihnen gewichen und bringen es mit sich, dafs sie noch heute eine gröfsere WiderstandsfMiigkeit besitzen. Die Deutschen sind beispielsweise sehr empfindlich gegen klimatische Schädlichkeiten und gedeihen nur innerhalb verhältnismäfsig enger Grenzen. Schon in Süditalien bringen sie es unvermischt nicht über die dritte Generation hinaus, woraus sich die Thatsache erklärt, dafs die germanischen Yölkermassen aus den Zeiten der groCsen Wanderangen dort spurlos verschwunden sind, während die semitische Einwanderung, obgleich viel älter, noch deutlich nachweisbar ist. Der Jude gedeiht und vermehrt sich in allen Zonen, und zwar unter Lebensbedingungen, welche manchem anderen Yolksstamm, der für Luft, Nahrung u. s. w. em weitergehendes Bedürfnis hat, nicht genügen. Dagegen liefern die Juden, ganz gleich, ob jung oder alt, eine vier- bis sechsmal gröfsere Anzahl Geisteskranker als ihre andersgläubigen Mitbürger. SERVi: „Gli Israeliti di Europa," 1872, fand im Jahre 1869 in Italien unter 391 Juden einen Irren, das ist fast das Vierfache des Kontingents, welches die Katholiken den Irrenhäusern zuführen. YEBaA: „Archivio di statistica,'' 1880, zählte sogar im Jahre 1878 in Italien einen Irren unter 1775 Katholiken, 1725 Pro- testanten und 384 Juden. Nach Mayb: ,,Die Gesetzmäfsigkeit im Gesellschaftsleben,'' 1873, entfielen 1871 in Preufsen auf 10000 Einwohner 8,7 christliche, dagegen 14,7 jüdische Geisteskranke, in Baiem 9,8 christliche und 25,2 jüdische, in ganz Deutschland 8,6 christliche und 16,1 jüdische. Diese Thatsache hat ohne Zweifel ihren Grund in der bis auf die äufserste Spitze getriebenen Reg- samkeit der Juden, ihrem aufregenden Hasten und Jagen nach Geld und EinfluTs und der damit Hand in Hand gehenden geistigen Über- anstrengung. Wie der zu straff angespannte Bogen bricht, so be- mächtigt sich Sinnesverwirrung des Geistes, welcher nut seinen Kräften nicht haushälterisch umzugehen versteht, ihnen nicht die nötige Er- holung gönnt. Ne quid nimis!

Ist die heutige Generation entartet? Professor von Psttbn> KOFEB hat nach der „DfecÄ. Tumetg,*^ schon wiederholt hervor- gehoben, dafs dies nicht der Fall ist. So waren nach den Schilderungen Homers die damaligen Helden viel kleiner und schwächer als wir. Wenn man in Burgen und Museen die Rüstungen der Ritter des Mittelalters sieht, so erscheinen diese zwar sehr riesig, aber in Wirklichkeit passen unsere Reiter und Soldaten nicht mehr hinein. Als bei der Hochzeitsreise der Königin Viktoria von England die schottischen EdeUeute ihr ein nationales Fest geben wollten und dazu, um die Sache möglichst echt zu machen, die alten, in den

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Schlössern verwahrten Eleidongsstttcke und Rüstungen hervorsnchten, zeigte es sich zur allgemeinen Üherraschung, dafs die Nachkommen viel gröfser und stärker waren als ihre Vorfahren; Männer und Frauen mufsten auf das Anlegen der echten Gewänder verzichten und sich neue anfertigen lassen. Der Anthropologe Ammon, welcher besonders im Grofsherzogtum Baden Messungen über die körperlichen Gröfsenverhältnisse der Anwohner zu den verschiedensten Zeiten vor- genommen hat, stellte fest, dafs von 1840 bis 1878 die Wehrpflichtigen um 1 IVa cm gröfser geworden sind. Also von einem körperlichen Rückgange, von einer Entartung der Menschheit kann nicht die Rede sein. Insbesondere ist auch bisher nicht bewiesen, dafs die heutige Schuljugend in Bezug auf physische Entwickelung und Kraft hinter derjenigen früherer Zeiten zurückstehe.

Über die physische Erziehung der Jugend in Frankreieh

schreibt Viktor Pimmbr in den Wiener „Mitteilgn, d. Ter. g. Pfleg, d. Jugendspiels,*^ : In Paris wurde ich bald von dem Bestehen neuer Ideen über die körperliche Ausbildung der Schüler überzeugt. Unterrichtsminister Poingaret hatte die Güte, mir Herrn Lblarge, Inspektor der physischen Erziehung an den Pariser Volksschulen, zur Verfügung zu stellen. Der Titel meines Mentors allein bewies mir, dals hier schon viele Kämpfe siegreich bestanden waren. Ich besuchte den berühmten Physiologen Märet in seinem Laboratorium. Er erklärte mir sofort seine neuesten Arbeiten. Mit einem photo- graphischen Apparat, der 122 Bilder in der Minute gestattet, nimmt er seit einiger Zeit die wichtigsten turnerischen Bewegungen auf, nämlich Marsch, Sprunge Lauf und Hieb (andere will er nicht gelten lassen). Er läl^t zu diesem Zwecke einen nackten Athleten die Übungen in seiner Versuchsstation im Parc des Princes bei Paris ausführen. Die gewonnenen Bilder, für das Laienauge fast gleich, werden von Zeichnern vergrößert, mit dem eingeschriebenen Knochen- gerüst versehen und zeigen nun deutlich die Veränderungen, welche in jedem Knochen, jedem Muskel bis zum Schlufse der Übung vor sich gegangen sind. Später lernte ich den Abgeordneten Pasghal Grousset kennen. Sein bekanntes Buch: „La renaissance physique'^ bat, als es vor einigen Jahren im „Temps*^ als Beilage erschien, nachhaltige Bewegung in Frankreich hervorgerufen. Man kann ihn darum als den intellektuellen Gründer der „Ligue nationale de l'^ducation physigue*^ ansehen, in welcher er die Stelle eines General- sekretärs inne hat. Als solcher leitet er die Herausgabe des Monats- blattes: „ViducaUon physigue"". In der „Renaissance physigue"" hält er unter anderem seinen Landsleuten den Mangel an Reinlichkeit vor. Er beschreibt ihnen den Badezober der Engländer und deren tägliches Bad. In jedem Schulzimmer wünscht er die Statue des

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Qlacliators, und den Schulinspektor lälst er folgendermafsen zu den Schülern sprechen: „Hier das Modell, dem es sich zu nähern gilt. Und wie? Indem pai^ Muskeln auf alle diese enthlöfsten Knochen hringt. Was soll dieser schwache Arm, mein Junge? Turnen Sie niir Trapez, Tau oder Barren je4en Tag eine Viertelstunde. "Was sollen diese gebogenen Schenkel und diese ungenagenden Waden? Sie werden jeden Tag 5 km auf dem Zweirad machen" u. s. w. Der oben erwähnten Nationalliga steht Minister Bbrthelot als Präsident Yor. Dieselbe sorgt, dafs der Jagend alle mögliche Gelegei^ieit gegeben wird, sich physisch zu kräftigen. Alle Jahre, anfangs Mai, vereinigen sich die Pariser Mittelschüler zu einem festlicheA Lendit, der zum Teil im Bois de Boulogne, zum Teil in ver- schiedenen Hallen von Paris abgehalten wird. Die jungen Leute üben sich schon Monate vorher im Laufen, Spruigen, Kudem, Qoxen, Fechten und Radfahren, um am entscheidenden Tage ihrer Anstalt Ehre zu machen und etwa gar das oberste Ziel, den Becher des Präsidenten, für ein Jahr heimzutragen. Ein anderer bestbekannter Freund der streitbaren französischen Jugend ist Paul de C!oübert£K. Sein Name wurde anläfslich der vor einiger Zeit beendeten olympi- schen Festspiele genannt. Genauer Kenner der englischen Jugend- erziehung, strebt er die Einführung athletischer Übungen in den Schulen an. Zu diesem Ende gründete er viele „Soci^t^s athl^tiques" an den Lyceen, die sich ebenfalls alle Jahre zum Kampfe fordern. Er befindet sich dadurch in einigem Gegensatze zu der „Ligue girondine'^ in Bordeaux, von deren fruchtbarer Thätigkeit ich sogar in Paris vernommen hatte, was angesichts der Alleinherrschaft der Hauptstadt allerdings viel sagen will. In Bordeaul traf ich einen seit zehn Jahren wohlgegliederten Verein, dessen Generalsekretär Dr. Philippe Tissii ein wahrer Apostel des Jugendspiels ist. Die Thätigkeit dieses Vereins erstreckt sich über den ganzen Süd- westen von Frankreich, und zu seinem jährlichen Pfingstlendit strömt die Jugend von 22 groTsen Mittelschulen herbei, um ihre Kraft und Gewandtheit gegenseitig zu messen. Dr. Tissiä ist, was bei der heutigen Bewegung nicht immer vorausgesetzt werden darf, ein Freund und Verfechter solcher Körperübungen« welche den Kräften sorgfältig angepafst sind. Er vertritt diesen Standpunkt in seinen zahlreichen Schriften und in der von ihm geleiteten Monatsschrift des Vereines: y^ Reime des jeux scolaires^. Auch in Ronen spielt die Jugend. Ich wohnte hinter dem Lyc^e Corneille und sah mit eigenen Augen, wie fröhlich die Knaben dreimal des Tages in den weiten Schulhöfen ihren Ball schleuderten und dabei ihre Lungen durch kräftiges Schreien erweiterten. Das ist alles hier so selbstverständlich, dafs ich in der Folge nicht mehr dachte, es könnte anderswo fehlen.

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Man sieht, die Nengestaltang der Dinge ist im besten Zage. Freiheit ist ihre Devise. Nicht einmal die Einengung in geschlossene RAnme duldet sie. Das Tnrnen in unserem Sinne wird also nicht geübt In vielen grofsen Lyceen Frankreichs gibt es keinen Turnsaal, aber jeder daraus hervorgegangene junge Mann hält sich wacker im fechten, Reiten, Laufen, Boxen und trägt keine Brille. (? D. Red.) Der Pariser Volksschüler kennt auTser Strickleiter kaum ein Gerät, es sei denn, dafs seine Schule in der Nähe einer der vier grofsen kommunalen Turnhallen gelegen ist, die er dann zum Turnen besucht ; aber ^e Gemeinde sorgt, dafs er einen halben Tag per Woche auf das Jugendspiel im Bois de Boulogne oder de Yincennes und ebensoviel auf das Schwimmen in den von der Stadt gemieteten, während des Sommers und Winters geöffneten Schwimmschulen verwenden kann. Sind überdies seine Fortschritte in der Schule befriedigende, so mag er in den Schieisstätten der Stadt Paris unter der Leitung ^erfahrener Soldaten Hand und Auge für das Vaterland üben. In der National- bibliothek fond ich die schrittlichen Denkmäler für die körperliche Wiedergeburt Frankreichs: Dement, Fonssagrives, LagranqE, Saint-Clair, Paul DB Coubbrtin u.s.w. ; aUe bewiesen miir, dafs der heute erreichte Fortschritt nichts Zufälliges ist, sondern dafs die besten Geister der Nation den Boden dazu vorbereitet haben.

Sehulflberbfirdnng und Entstehung Ton Nerrenkranklieiten bei Kindern ist ein Aufsatz überschrieben, den Philipp C. Knapp in y^The Bost. med. and surg, Joum.** veröffentlicht. Unter 150 von dem Verfasser untersuchten Fällen von Nervenleiden bei Kindern schien die Schule nur 2 1 mal irgend einen Ein&ufs geübt zu haben. Oft wurden nervöse Erkrankungen, welche unzweifelhaft traumatischen Ursprungs waren oder von erblicher Anlage oder einer bestimmten seelischen Aufregung herrührten, fälschlich auf Schulüberbtlrdung zurückgeführt. In 8 Fällen von Veitstanz hatte sich dagegen selbst mälsige Schularbeit als schädlich erwiesen, in 9 anderen trug offenbar geistige Überanstrengung durch den Unterricht die Schuld. Diese Statistik beweist, dafs Überbürdung in der Schule nur selten Struktur- veränderungen im Nervensysteme hervorruft und namentlich von ge- ringem Einfluß auf die Entstehung von Epilepsie und Hysterie ist. Neurasthenie, welche fast 11 Prozent von 2000 aufeinander folgenden Krankheitsfällen in Hospitälern ausmacht, kommt nicht häufig bei Kindern vor. Wo Überbürdung mit verderblichen Folgen auftritt, geschieht dies am leichtesten im Alter von 15 Jahren und darüber, vor allem bei Mädchen, da diese weniger widerstandsfähig gegen Überanstrengung des Gehirns als die Knaben sind.

Über die Beeinflussnng einfacher psychischer Vorg&nge Anteil kSrperliche nnd geistige ThStigkeit hat G. Bettmank

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sorgfältige Untersuchungen angestellt, deren Ergebnisse auch fDr den Schulhygieniker von Interesse sind. Er fand, dafs die geistige Er- müdung gröfser nach körperlicher als nach geistiger Anstrengung ist, so dafs gymnastische Übungen nicht als geeignete Vorbereitung ftbr Studien angesehen werden können. Die Muskelkraft dagegen wird durch Anspannung des Geistes verringert, durch physische Übungen vermehrt. Die Ermüdung infolge von geistiger Nachtarbeit hält oft noch tagelang an, und es heilst daher Raubbau treiben, v^enn Schüler bis in die Nacht hinein lernen.

Ermittelungen ftber den Einflnfs des Tabakranchens auf die geistige Leistnngsföhigkeit der Schüler sind zuerst von Bertillon im Jahre 1855 angestellt worden. Er veranstaltete eine Erhebung bei den Zöglingen der polytechnischen Schule in Paris, von denen 108 rauchten, 52 nicht rauchten. Die 160 Schüler wurden in 8 Gruppen zu je 20 geteilt, je nach der Nummer, die sie bei der Prüfung erhalten hatten. Von der ersten Gruppe mit den besten Zeugnissen waren 6 Raucher und 14 Nichtraucher ; von der nächst- folgenden Gruppe erwiesen sich 10 als Raucher und 10 als Nicht- raucher; von der dritten Gruppe rauchten 11, während 9 nicht rauchten. Bebtillon schliefst hieraus, dafs das Rauchen der geistigen Thätigkeit hinderlich sei. Er fand auch, dafs die Raucher von ihrem Eintritt in die Schule bis zum Verlassen derselben immer tiefer im Range sanken. Gestützt auf diese Angaben, hat ddr französische Unterrichtsminister, wie „Med. Eec,^ mitteilt, ein Rund- schreiben an die Direktoren der Knabenschulen erlassen, welches den Schülern das Rauchen von Tabak, namentlich von Gigarren, untersagt. In ähnlichem Sinne spricht sich auch R. Maetik, Oberchirurg des Ancoatskrankenhauses zu Manchester aus. Schon seit längerer Zeit, so schreibt derselbe in „Hie Lancef^, hat sich ein Übel in unserer Mitte verbreitet, welches nicht nur die körper- liche, sondern auch die geistige und sittliche Gesundheit der Jugend gefährdet. Das Rauchen der Knaben greift epidemisch uin sich. Vor mehr als 20 Jahren veranlagten einzelne Fälle dieser Art den Herausgeber der „Lancet" zu erklären: „Welche Ansicht man auch über die Wirkung mäfsigen Tabakgenufses auf Erwachsene hegen mag, so kann doch über den schädlichen Einfluls desselben auf Kinder kein Zweifel bestehen. Die molekularen . Veränderungen, welche während der Entwickelungsperiode in den Geweben vor sich gehen, werden durch den Tabak beeinträchtigt und verzögert, wenn nicht völlig aufgehoben.'' Seit dieser Zeit hat sich die Unsitte enorm ausgebreitet. Die Jungen sind förmlich von der Idee verblendet, die Fähigkeit, eine blaue Wolke in die Luft zu jagen, sei ein Zeichen von Bildung und verleihe ihnen in den Augen der Zuschauer ein

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besonderes Ansehen. Viel hat dazu die BiUigkeit der Cigarette bei- getragen. Der Schatzkanzler wies bei der jüngsten Yerhandlnng über das Budget auf die bedeutende Steigerung der Staatseinnahmen ans der Tabaksteuer hin, welche vor allem von der grofsen Anziehungs- kraft der Cigarette auf die Jugend herrühre. „Ich höre," so fügte er hinzu, „von einem Fabrikanten, der jeden Tag zwei Millionen Cigaretten anfertigt, während er früher nur wenige täglich herstellte. ** So kommt es, dafis von den Kindern nicht nur überhaupt mehr Tabak, sondern dafs derselbe auch in der schädlichsten Form, derjenigen der Cigarette, geraucht wird. Zugleich üben dieselben hierbei keine Zurückhaltung wie die Erwachsenen aus, sondern sind nur zu geneigt, ins Extrem zu verfallen. Es müTste daher in der Sache etwas geschehen. In einigen Teilen Deutschlands und der Vereinigten Staaten ist es verboten, dafs junge Personen unter 16 oder 18 Jahren öffentlich rauchen,^ und diejenigen, welche ihnen Tabak verkaufen, werden bestraft. Die Ärzte Englands sollten bei der Regierung und dem Parlamente um ein ähnliches Gesetz petitionieren und die Lehrer veranlassen, in einzelnen Unterrichtsstunden auf die Thorheit und Schädlichkeit des Bauchens für die Jugend hinzuweisen. Wenn sie hierin die Initiative ergriffen, würden sie nicht nur ihrem eigenen Ansehen, sondern auch dem Heile der ganzen Nation einen nicht geringen Dienst erweisen.

CariSse Zähne der Schuljugend lautet die Überschrift eines Aufsatzes, den W. Matwbbwa kürzlich im Wratsch^ publiziert hat. Danach ist der Zabnfrafs bei den Kindern der St. Petersburger Stadtschulen sehr stark verbreitet. Durchschnittlich kommen auf jedes Kind 4 bis 4,4 hohle Zähne. Die bezüglichen Verhältnisse in Rufsland liegen also ähnlich wie in Deutschland.

yyScrumpox^' bei fnfsballspielenden Schulern. „Scrumpox*'

(Tumultblattern] ist der Ausdruck, welchen die englischen Schul- knaben für eine schlimmere Form von nässendem Grind (Impetigo) gebrauchen, die bisweilen Fufsballspieler befällt. Der „Scrum^ oder Tumult, bei dem Köpfe, Arme und Beine der Spieler unter einander geraten, bietet ohne Zweifel günstige Bedingungen für die Über- tragung dieser Krankheit. In der Regel beschränkt sich dieselbe auf Kopf und Gesicht, geht aber oft in schwere eiternde Haut- entzündung mit Anschwellung der Drüsen über.

Kinderheilstätten in Österreich befinden sich nach dem

letzten j^Wien. Physikatsher/'^ zu Baden bei Wien und Hall in Oberösterreich; aufserdem sind die Seehospize Grado, Triest und

^ So in Ohio ; in Greenwood, Ind., dürfen überhaupt keine Cigaretten auf der Strasse geraucht werden. D. Red.

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SlEOi Pelagio bei Rovigno zu nennen. In Triest wnrde der Baa eil&es st&ndigen Seehospizes beendet. Auch der Verein zur Errichtmig und Förderang von Seehospizen und Asylen f&r skrofulöse und rbachitische Kinder in Wien hat, nm den gesteigerten Anforderungen zu entsprechen, den Bau des Kaiser Franz Joseph-Kinderfaospizes in Snlzbach bei Ischl nach Kräften gefördert, so däDs die neue Anstalt bereits im Jahre 1893 eröffoet werden konnte. Mit derselben ist die Zahl der Yerpflegungsplätze für kranke österreichische Kinder Auf mehr als 200 vergröfsert, und da sowohl das Seehospiz in San Pelagio als auch das Kinderhospiz bei Ischl das ganze Jahr hindurch Patienten aufnimmt, so können Über 400 Kinder jahrlich die Wohl- thaten fachmännischer Behandlung in heilkräftiger See- oder Grebirgs- luit geniefsen.

Einfinfs nngenfif^eiider Belettchtnng anf die Angen. „£a

Gymnast frang,"^ schreibt: Dr. Katz hat gefanden, dais das Augen- blinzeln, welches dazu dient, die Empfindlichkeit der Netzhaut wieder herzustellen, um so häufiger stattfindet, je schwächer die natOrliche oder künstliche Beleuchtung ist. Bei Sonnenlicht oder elektrischer Beleuchtung blinzelt das Auge 18 bis 20 mal in der Minute, bei Gasbeleuchtung um die Hälfte mehr, nämlich 28 bis 30 mal, und bei sehr schwacher Beleuchtung sogar 70 mal, also öfter als jede Sekunde.

Zur Frage nach dem Fenchtigkeitsgrad der Luft in den

Sclinlen betitelt sich ein Aufsatz von A. Eckert in einer der letzten Nummern des „Wratsch^, Danach ist die Feuchtigkeit in den Klassen um etwa 7 9^/o höher als in den gewöhnlichen Wohnräumen. Der hohe Gehalt an Wasserdampf wird nicht nor beim Aufenthalt der Kinder in der Schule beobachtet, sondern bleibt auch noch nach dem Lüften der Klassen, ja, während der ganzen Nacht bestehen. Am gröfsten ist er im Herbst, am kleinsten im Frühling, was mit dem Feuchtigkeitsgrade der äufseren Luft zu- sammenhängt.

flesnndlieitsschädliche Ansstattnng Ton Schnlbfielieni im

England, über diesen Gegenstand bringt „The Brit Med. Joum."^ einen Artikel, dem wir folgendes entnehmen. In London hat sich eine Mutter bei der Behörde darüber beschwert, dals die Augen ihres Sohnes durch den kleinen Druck einiger in der Schule eingeführter Bücher geschädigt worden seien. Zu kleine Lettern, schlechtes Papier oder undeutlicher Druck zwingen bekanntlich dazu, die Augen stark dem Buche zu nähern, was zu Kurzsichtigkeit leicht Veranlassung gibt. In der That sind manche in den Elementarschulen Englands benutzte Bücher mit so winzigen Typen gedruckt, dafs sie bei der vielfach mangelhaften Beleuchtung der Klassen nicht gut gelesen werden

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können. Dazu kommt noch, dafs die Seiten oft mit den Fingern berührt und daher schmutzig sind, wodurch der Helligkeitsunterschied zwischen dem weifsen Papier und den schwarzen Buchstaben ver- rhigert und so das Sehen erschwert wird. Die Unterrichtsbehörden, namentlich der Londoner School Board, sollten daher nach dem Verfasser die Mindestgrölse der Lettern festsetzen, welche für Schul- bücher noch Verwendung finden dürfen. Es ist dies um so nötiger, als An^ger jeden einzelnen Buchstaben mühsam entziffern, während Erwachsene das ganze Wort mit einem einzigen, schnell hingeworfenen Blicke erfassen.

9a9ej$ef4ii4itH(^ej.

Rassischer Preis für den besten Leitfaden der Schul- hygiene. Wie wir der ^81. Petersb. med. Wochschr.^ entnehmen, hat der Eongrefs der Landschaftsärzte des Gouvernements Smolensk beschlossen, die Gouvemementslandschaft um die Aussetzung einer Prämie von 300 bis 500 Rubeln für den besten Leitfaden der Yolksschulhygiene zu ersuchen. Der Preis soll zu Ehren unseres geschätzten Mitarbeiters, des inzwischen nach Zürich verzogenen Herrn Professor Dr. Ebismann, dessen Namen tragen.

Fordemng von Impfzeugnissen in deu Lehranstalten Phila- delphias. Der Gesundheitsrat von Philadelphia sucht einem Berichte des „Med. Rec.*^ zufolge die strenge Durchführung des vor einem Jahre erlassenen Yaccinationsgesetzes zu bewirken. Danach dürfen die Leiter von Sonntags-, Parochial- und überhaupt von Privat- schulen kein Kind in denselben belassen, welches nicht ein Zeugnis über die erfolgreiche Impfung oder das Überstehen der Blattern vor- legen kann. Ein gleiches Zeugnis wird bereits seit längerer Zeit Ton den Zöglingen der öffentlichen Schulen gefordert.

Zum Kampf der Schulen gegen den Alkoholmifsbranch.

Nach „Le Progr. med,^ hat der Generalrat derVogesen den Wunsch ausgesprochen, dafs gesetzgeberische, fiskalische und administrative Ma&nahmen zur Bekämpfung des Alkoholismus in Frankreich ge- troffen werden möchten. Besonders sollen in sämtlichen Schulen hygienische Kurse abgehalten werden, um die heranwachsende Generation fiber die sittlichen, gesundheitlichen und ökonomischen Nachteile des Alkoholmifsbrauches zu unterrichten.

SetatilgeaandhelUpflege IX. 44

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Über Todesfälle an Poeken im dentsclieii Reieli lud im

Auslände lesen wir in den j^Med^-staüst Mitt. aus d, Kais, Oesunär heiisamt"' nachstehendes: Im Laufe des Jahres 1892 gelangten im deutschen Reich 107 Todesfälle an Pocken zur Anzeige, 58 mehr als im vorhergehenden Jahre, aher 20 weniger als im Darchschnitt der letzten sieben Jahre. Von je 1 000 000 Einwohnern starben im Berichts- jahre 2,13 an den Blattern. Die 107 Pockentodesfälle verteilten sich auf 54 Ortschaften, von denen 41 in Prenfsen, 7 in Elsafa- Lothringen, je 2 in Bayern und Mecklenburg-Schwerin und je 1 i n Königreich Sachsen und in Hamburg liegen. In 7 Gemeinden kamen je 2 Pockentodesfölle vor, während in 39 Orten nur je eine Person an den Blattern starb. 94 Pockentodesfälle, etwa Vs der Gesamt- zahl, wurden in den Grenzbezirken des Beichs konstatiert, und zwar 69 an der russischen und österreichischen, 6 an der französischen, 3 an der niederländischen Grenze, 12 in Eüstenstädten mit zom Teil regem Verkehr vom Auslande her ; auf das Binnenland entfielen nur 13 Pockentodesfälle. Dem Alter nach standen von den Ver- storbenen

im 1. Lebensjahre 42 Personen

3. bis 10. 12

„11. 20. 3

„20. 60. 30

60. 80. 6

in unbekanntem 1 ^ .

Von den 55 unter 2 Jahren alten verstorbenen Kindern waren die meisten, nämlich 35, noch nicht geimpft, und auch unter den über 3 Jahre alten an Pocken Gestorbenen befanden sich ungeimpfte oder aus dem Ausland zugewanderte Personen, bei denen über die Impfung nichts oder nichts Zuverlässiges festgestellt werden konnte. Vergleicht man die Pockensterblichkeit im deutschen Reiche während des Jahres 1892 mit derjenigen in anderen europäischen Staaten, so ergibt sich, dafs von je 100000 Einwohnern gröfserer Städte an Blattern gestorben sind:

in Deutschland (237 Städte) 0,36 Personen

England (33 ) 1,18

der Schweiz (15 ) 2,74

Italien ( 69 ) 4,42

Ungarn ( 29 4,61

Frankreich (108 \ 14,84

n Österreich (33 ) 23,16

Belgien ( 86 ^ ) 42,09 ^ ,

7) 7)

i

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Hiernach sind in allen St&dtegrappen des Auslandes Verhältnis- mäfsig weit mehr Pockentodesfdile Yorgekommen als in deigenigen des deutschen Reiches. Nimmt man die Verhältniszahl der Pocken- todesfälle in den 237 Städten Deutschlands (0,36 auf 100 000 Ein- wohner) als Grundziffer an, so entfällt auf die Städte Englands etwa die dreifache^ auf diejenigen der Schweiz die achtfache, Italiens die zwölffache, Ungarns die dreizehnfache, Frankreichs die einundvierzig- &che, Österreichs die yienmdsechzigfache, Belgiens die hundert- undsiebenzehnfache Zahl. Die Schule hat also allen Grund, die Impfung der Schüler auch weiterhin zu fördern.

Zur Vermindernng der kSrperliehen Zflchtigniig in

Schulen. Die Königliche Regierung zu Magdeburg hat bestimmt, dafs jedesmal bei körperlicher Züchtigung eines Kindes der Lehrer den Grund und den Umfang der letzteren in das Klassenbuch ein- tragen soll.

Über die Oefthrliclikeit körperlicher Übungen sucht der

bekannte Physiolog, Professor Grutzner in Tübingen, ein Urteil dadurch zu gewinnen, dafs er folgenden Fragebogen an die Turn- lehrer yersendet: 1. Wie lange sind Sie Turnlehrer? 2. Sind Ihnen in dieser Zeit Unglücksfälle beim Turnen und Spielen yorgekommen ? a. Wie viele im ganzen? b. Welche? 3. a. Bei welchen Gerätübungen? im ganzen und etwa auf 100? b. Bei welchen anderen Übungen? im ganzen und etwa auf 100 ? 4. Welche Turnübung oder Übungen im allgemeinen (Spiele) halten Sie als solche für besonders gefthrlich? 5. Wie Yermeiden Sie den Staub in der Turnhalle? Es folgt dann eine Erläuterung zu Frage 2 und 3 durch Beispiele. Antwort zu 2a: 5. Antwort zu 2b: 2 Brüche des FuDses, 2 des Vorderarmes und 1 schwere Ohnmacht. Antwort zu 3a: 1 Bruch des Fuises beim Weitsprung, etwa 0,1%, 1 Bruch des Vorderarms beim Handstand am Barren, etwa 17oy 1 Bruch des Vorderarms beim Längssprung am Pferd, etwa 0,6%. Antwort zu 3b: 1 schwere Ohnmacht beim Dauerlauf, etwa 0,2%, 1 Bruch des Fufses beim Fufsball, etwa 1,5%.

Eine geplante Statistik der Schülerwandernngen in Dentsehland. Dr. Otto W. Bbter in Leipzig - Gohlis schreibt : Ausgehend von der Überzeugung, dafs die Wanderungen der Schul- jugend alle Förderung verdienen und dafs gleichzeitig die Öffent- lichkeit ein Interesse daran hat, zu erfahren, was auf diesem Gebiete in unserem Vaterlande geleistet wird, habe ich der Redaktion des „Jahrbuchs für Volks- und JugendspieW^ Torgeschlagen, einen bezüg- lichen Fragebogen auszusenden und über das Ergebnis der auf diese 'Weise erhaltenen Auskünfte zu Nutz und Frommen aller derer, die

solche Wanderungen mit der Schuljugend unternehmen wollen, all-

44#

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jährlich in dem genannten Jahrhache zu berichten. Die Redaktion ist mit dankenswerter Bereitwilligkeit anf meinen Vorschlag ein- gegangen, und somit erlaube ich mir, an alle, die in diesem Jahre Wanderungen mit der Jugend höherer oder niederer Schulen gemacht haben, die Bitte zu richten, dafs sie Mitteilungen Ober solche Wan- derungen möglichst bald, jedenfalls aber bis Mitte Dezember d. Js. an mich einsenden. Ich empfehle für derartige Berichte die Benutzung des obengenannten Fragebogens, dessen kostenfreie Zusendung meinerseits auf eine Benachrichtigung durch Postkarte umgehend erfolgt.

Schiefswettkampf franzSsischer Volksschfller. Der Vor- sitzende der nationalen Vereinigung der SchiefsgeseUschaften Frank- reichs, MäRiLLON, hat, wie „Xa Ghymnast. frcmg.**^ mitteilt, dem Minister des öffentlichen Unterrichts über den ersten Schiefewettkampf der Elementarschüler Bericht erstattet. Rund 1800 Kinder, welche 361 verschiedenen Schulen angehörten, haben sich daran beteiligt. Die Lehranstalten verteilten sich auf 66 Departements, darunter Algier, Marne, Seine, Pas-de-Calais, Aisne und Vogesen.

Nfirnberger and Dauiger Ferienkolonien. Dem Komitee für Ferienkolonien armer, kranker Schulkinder in Nürnberg, so schreiben die „^eu. Bahn/', sind derartig reiche Mittel zur Ver* fQgung gestellt worden, dafs 222 Kinder die Wohlthat eines drei- wöchentlichen Landaufenthaltes geniefsen konnten. Auch aus den Volksschulen Danzigs wurden in diesem Jahre bedürftige schwäch- liche Kinder, und zwar im ganzen 123 in Ferienkolonien der Umgegend untergebracht.

Urteile von Lehrerkollegien höherer Schulen über dem Handfertigkeitsnnterricht werden in den „Blatt. /. EnahhdarhL'^ mitgeteilt. Der Referent, sowie die Mehrzahl der Konferenzmitglieder des Gymnasiums in Liegnitz sprachen sich dahin aus, dals der Handfertigkeitsnnterricht der Ausdruck „Arbeitsunterricht" wurde als ungeeignet verworfen für das Gymnasium als überflüssig ab-, zuweisen sei. Bei dem Lehrerkollegium des Königlichen WUhelms- gymnasinms zu Stettin fand die Sache jedoch lebhafte Zustimmung. Sie ist dort nur deshalb noch nicht in Angriff genommen, weil es an einem geschulten Lehrer fehlt. Es sind aber einige Herren willens, sich in Leipzig unterweisen zu lassen. Ähnlich liegen die Verhält- nisse in dem Königlichen Gymnasium zu H a n a u und dem Friedrich- Wilhelms - Gymnasium zu Keu-Buppin. Über das Königliche Gymnasium in Nordhausen wird berichtet: „Von den Gegnern \

wurde geltend gemacht, dafe der gegenwärtige Lehrplan des Gym- nasiums zur Aufnahme des Handarbeitsunterrichts nicht Raum und Zeit lasse, dafe die Pflege der Jugendspiele wichtiger sei, dab die

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socialpolitische Bedeutung desselben fiberschätzt werde, ebenso seine Bedeutung fOr die Anschauung, sowie die Entwickelung und Stärkung der Willenskraft. Zum .Schlüsse gelangten folgende Thesen zur Abstimmung: 1. Die Einfügung des Handarbeitsunterrichts in den Lehrplan der höheren Schulen ist wegen seiner Bedeutung fftr die Erziehung im allgemeinen, sowie wegen seiner socialpolitischen Be- deutung im besonderen an sich im hohen Mafse wünschenswert. 2. Bei dem gegenwärtigen Zuschnitt unseres höheren Schulwesens ist es trotzdem im allgemeinen nicht thunlich, die geringe Zeit, die den Schülern für ihre Erholung und ihre freie Thätigkeit übrig bleibt, durch Festlegung eines Teils derselben für den planmäfsigen Arbeitsunterricht, so wünschenswert derselbe auch ist, zu verkürzen. Mit grofser Majorität wurde die erste These abgelehnt, die zweite angenommen.*' Das Kollegium des Realgymnasiums zu Eilenburg war dagegen mit den Zielen und Forderungen des Vereins für Enabenhandarbeit im allgemeinen einverstanden. Ein von den Schülern bezahlter Kursus für Tischlerei und Kerbschnitzerei ist dort zahlreich besucht gewesen, aber nach Abgang des betreffenden Lehrers wieder eingegangen. Die städtischen Behörden hatten ein Lokal nebst freier Heizung bewilligt. Über die Hauptfrage, ob der Unter- richt wahlfrei sein solle, war man geteilter Meinung, einigte sich aber dahin, dafs, wenn derselbe aufserhalb der jetzigen Schulzeit fiele, bei der anerkannten Wichtigkeit des Gegenstandes der wahl- freien Einführung keine allzugrofsen Schwierigkeiten entgegenstehen würden. Am Realprog3rmnasium zu Buxtehude ist in einem Winter Handfertigkeitsunterricht erteilt worden. Die Lehrerkonferenz der Grofsherzoglichen Realschule in Oppenheim endlich erklärt es für wünschenswert, „dafs der Handfertigkeitsunterricht in allen Schulen Eingang finde, indem dadurch die körperliche Entwickelung gefördert, die Geschmacksrichtung vor Einseitigkeiten bewahrt, der Überhebung der gebildeten Stände den Handwerkern und Arbeitern gegenüber vorgebeugt und einer geistigen Überanstrengung, der sogenannten Überbürdung, entgegengearbeitet werde. ^ Doch besteht auch an der Oppenheimer Realschule bisher kein Arbeitsunterricht, da es an den nötigen ünterrichtskräften und Lehrmitteln fehlt und der amtliche Lehrplan kaum genügend Zeit übrig läfst.

Über die Blinden- und Taubstummenanstalten Japans

enthält der uns freundlichst übersandte ^Jahresbericht des Unterrichts' mimsters für das 27, Jahr des Meiji (1894)*' folgendes : Die von der Begierung gegründete Blinden- und Taubstummenschule in Tokyo ver- folgt den Zweck, ihren Zöglingen eine solche Erziehung zu geben, dafs sie sich später ihren Lebensunterhalt selber verdienen können. Die Anstalt zerfällt in eine gewöhnliche Abteilung und eine Gewerbeabteilung.

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In der ersteren werden die blinden Schüler in der japanischen Sprache nnd Konversation, der Arithmetik und der Gymnastik unter- richtet, in der letzteren erlernen sie Mnsik, Aknpnnktnr nnd Massage. Der gewöhnliche Knrsns für die Taubstummen umfalst Lesen, Schreiben, schriftliche Besprechungen, Aufsätze, Arithmetik und Gymnastik, während in dem gewerblichen Kurse Zeichnen, Gravieren, Tischlern nnd Nähen gelehrt werden. Für diejenigen, welche Massage als speciellen Unterrichtsgegenstand wählen, dauert der Aufenthalt in der Anstalt 3 Jahre, für die übrigen 5 Jahre. Die Zahl der Lehrer betrug 9, die der blinden Zöglinge 39, die der taubstummen 62. Von den Blinden erwarben 4, von den Taubstummen 6 im Berichtsjahre einen Grad. Was die Ursachen der Erblindung bei den Schülern anbetrifft, so waren 2 blind geboren, 10 hatten ihr Seh- vermögen infolge angeborener Syphilis verloren, 5 durch Blennorrhoe der Bindehaut, 3 durch Netzhautentzündung, 3 infolge aufserordentlicher Nervosität; bei den übrigen war die Blindheit durch verschiedene Ursachen entstanden. Unter den 62 Taubstummen hatten 26 ihr Leiden von Geburt an, bei 9 wurde akute Hirnhautentzündung als Ursache angegeben, 5 hatten ihr Sprachvermögen durch eine Gehim- krankheit eingebtlfst, 3 durch Gehirnerschütterung, 3 durch Rachen- diphtherie; Fälle, welche von anderen Krankheiten herrührten, kamen nur vereinzelt vor. Eine Untersuchung, ob und inwieweit die Eltern der 26 von Geburt an Tauben verwandt seien, ergab, da(s 11 der letzteren von solchen Vätern und Müttern abstammten, welche Vettern und Cousinen ersten oder zweiten Grades waren, 3 von Eltern ent- fernterer Blutsverwandtschaft. Aufser der Blinden- und Taub- stummenanstalt in Tokyo gibt es noch eine solche in Kyoto, welche von dieser Stadt gegründet worden und gleichfalls ein öffentliches Institut ist. Auch sie will ihre Schüler möglichst selbständig für das Leben machen. Die Studien können, wie in der Anstalt Ton Tokyo, in einem allgemeinen oder besonderen Kursus absolviert werden. Blinde, welche dem allgemeinen Kursus angehören, erhalten Unterricht in Lesen, Aufsatzschreiben, Konversation, Arithmetik, Musik nnd Gymnastik; der besondere Kursus für dieselben umfafst Musik und Akupunktur. Die Lehrgegenstände des allgemeinen Kursus für Taub- stumme sind Anschauungsunterricht, Schreiben, Zeichnen, schrift- liche Erklärungen, Aufsätze, Arithmetik, Gymnastik und Nähen, die des besonderen Kursus Gravieren, Tischlern, Nähen, Sticken und gewerbliches Zeichnen. Jeder Kursus währt 5 Jahre, ausgenommen Akupunktur und Tischlerei, für die nur 4 Jahre gefordert werden. Lehrer waren 10 vorhanden, Schüler 110, von denen 11 graduiert wurden. Die Mehrzahl der Gruduierten hat eine praktische Be- schäftigung gefunden, während 3 ihre Studien in der Anstalt fort-

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setzen. Da die letztere keine ausreichenden Mittel besitzt, so hat sich eine philanthropische GeseUschaft gebildet, nm innerhalb 5 Jahren 10000 Ten ^ für die Erweiterung des Institutes zu sammeln; diese Gesellschaft zählt bereits 1106 Mitglieder. Endlich existierte früher noch eine private Blinden- und Taubstummenanstalt in der Stadt Osaka, diese Anstalt ist jedoch eingegangen.

Das Kaiser imd Kaiserin Friedrich - Kinderkrankenliaus

in Beriin wurde, wie Professor Vibchow in der fünften Jahres- versammlung des Vorstands mitteilte, 1895 von 11480 Patienten besucht. Von diesen genossen 8831 ambulatorische Behandlung, während 2049 in der Anstalt Unterkunft fanden. Es bedeutet dies eine Zunahme von 1711, bezw. 300 Kranken im Vergleich mit dem Voijahr. Die Sterbeziffer war um 26 Prozent geringer als die ent- sprechende der vorhergehenden zwölf Monate, was ohne Zweifel von der erfolgreichen Antitoxinbehandlung der Diphtherie herrührte. Weniger wirksam erwies sich die Behandlung des Scharlachfiebers mit Dr. Mabmobegks Antistreptokokkenserum, indem 25 Prozent der Fälle tödlich verliefen. Die einzelnen Abteilungen des Krankenhauses litten an solcher Überfüllung, dafs die Errichtung eines neuen Pavillons nötig ist. Die Gesamteinnahmen während des abgelaufenen Jahres betrugen 158492 Mark, die Ausgaben 158149 Mark.

Bin Schnlbad in Mailand wurde kürzlich in Gegenwart des städtischen Gesundheitsinspektors Dr. Uffreduzzi, des klinischen Direktors des „Ospedale Maggiore" Dr. Sagchi, sowie einer Anzahl von Vertretern der Stadt eröfl&iet. Vierzig Kommunalschüler, welche in einem mit Bänken versehenen Auskleideraume untergebracht waren, begaben sich, nur bedeckt mit ihren grofsen Badetüchern, zu je 5 in eine groise Halle mit Duschen. Hier seiften sie sich von Kopf bis zu Füfsen ab, liefsen sich vom Wasser rein spülen, trockneten sich nebenan und kleideten sich dann selbständig an. Der Mechanismus der Duschen ist einfach. Fünf kleine, an der Seite mit zwei Ketten versehene Wasserbehälter sind in passender Höhe in einer Beihe aufgehängt. Zieht der Knabe die rechte Kette, so ergiefst sich ein dichter Wasserstrahl über ihn, zieht er die linke, so wird er von einem feinen Regen getroffen. Die Baderäume besitzen eine ähnliche Einrichtung, wie die Bäder in Baracken und können im Winter ge- heizt werden.

Gedeckte Spielplätze. Die „Schwz, Blatt f. Osdhtspflg^ schreiben: Schon im Mittelalter hatte man sogenannte Ballhäuser, d. h. gedeckte Räume für die Ausübung von Ballspielen, die jung und alt beschäftigten. Eine Nachahmung hiervon ist die moderne

M Ten = 4,186 Hark. D. Red.

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Einrichtung gedeckter Spielhallen, wie sie z. B. die Stadt Würzbarg nenerdings aufweist. Hier ist für Lawn Tennis eine solche Anlage geschaffen worden, welche durch ihren Schutz vor Regen und Schnee es gestattet, jene Spielunterhaltung selbst während des Winters und an den Abenden bei künstlicher Beleuchtung zu treiben* Es ge- schieht dies auch eifrig. Die geräumige Halle ist ein verlassener alter Bahnhof, auf dessen Boden weifse Linien mit Ölfarbe gestrichen sind behufs Ermöglichung des erwähnten Spiels. Selbstverständlich kann die Lokalität auch für andere Spielarten verwendet werden. Auf den Perrons üben sich Radfahrer. Der Boden besteht ans hart- gestampftem Lehm, welcher von Zeit zu Zeit gefegt und, um Staub- entwickelung zu verhüten, begossen wird.

Das neue Gebäude der Realschule zu Blankeuese in Schleswig-Holstein erhebt sich, wie wir einer Beschreibung des Direktors Dr. Waltheb Eibschten in dem ersten Jahres- berichte der Anstalt entnehmen, auf einem an drei Seiten von Grundstücken, an der vierten von der Lindenstrafse begrenzten Platze von 73 m Länge und 59 m Tiefe, also von etwa 4310 qm Flächen- inhalt. Die Baustelle, das nördlich anliegende Stück Land und ein grofser Teil des jenseits der Lindenstrafse befindlichen Geländes sind Eigentum der Gemeinde. Die Bauanlage umfalst zwei gesonderte Bauten, das Elassengebände und die Turnhalle mit den Nebenränmen und Bedürfnisanstalten. Das sich von Süden nach Norden er- streckende Elassengebände bedeckt, bei einer Länge von 54 m und einer Tiefe von 16 m im Centrum und 10,5 m auf den Seiten, eine Grundfläche von ungefähr 700 qm. Es besteht aus zwei zweistöckigen Seitenflügeln und einem dreistöckigen Mittelbau und gewährt Raum für mindestens 260 Schüler. Der durch eine Eingangshalle gekenn- zeichnete Haupteingang zum Elassengebände befindet sich in der Mitte der Hauptfront. Zwei weitere Eingänge liegen auf der Hof- oder Ostseite des Hauses. Im Erdgeschofs des Mittelbaues befinden sich der Eingangsthür gegenüber zwei Elassen, rechts und links von diesen die in das Obergeschofs und in den Hof fahrenden Treppen, südlich von der Eingangshalle das naturwissenschaftliche Eabinett und nördlich davon das Lehrer- und das Amtszimmer des Direktors. Die Seitenflügel im Erdgeschofs enthalten zusammen vier Lehrsäle und zwei kleinere Räume. Der nördliche von diesen Räumen wird gegen- wärtig als Bibliothek, der südliche als Geräteraum gebraucht. Das erste Stockwerk der beiden Flügelbauten hat aufser zwei Reserve- klassen zwei 9,5 m lange und 7,5 m breite, vierfenstrige Säle, von denen der nördliche als Zeichen-, der südliche als Physiksaal ein- gerichtet ist. Das erste Obergeschofs des Mittelbaues enthält auf der Ostseite zwei Elassenzimmer. rechts und links davon die nach dem

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zweiten Obergeschofs und den Dachrämnen führenden Treppen, auf der Westseite, d. h. nach der Strafse zu, die Anla, an deren Querseiten sich zwei kleinere Zimmer anreihen. Die Aula ist 13,25 m lang, 8,25 m breit nnd 8,5 m hoch. Drei grofse, mit Glasgemälden aus- gefällte Bogenfenster erhellen den Saal, dessen Decke und Wände mit Stuckverziernngen geschmückt sind. Das zweite Obergeschoß des Mittelbaus schliefst aufser zwei nach der Strafse zu liegenden kleineren Räumen den Über 8,5 m langen und 6,5 m breiten Sing- saal in sich, an dessen Nordwand sich die Bibliothek anschlieüst. Das Keilergeschofs enthält unter dem nördlichen Flügel die aus Küche und drei Zimmern bestehende Schnldienerwohnung und unter dem Mittel- bau die fQr die Heizanlagen erforderlichen Bä,umlichkeiten nebst Yorrats-, Holz- und Eohlenkeller. Die künstliche Erwärmung erfolgt durch eine von der Firma F. A. Herberts in Köln angelegte Nieder- druckdampfheizung mit einem Kessel. Die für die Ventilation der Bäume notwendigen Kanäle liegen in den Innenmauem. Alle Räumlichkeiten mit Ausnahme des Utensilienzimmers sind durch die Centralanlage heizbar. Im Amtszimmer des Direktors und in der Küche des Haus- dieners ist auiserdem Ofenheizung vorgesehen. Die Fufsböden be- stehen aus amerikanischen Pitchpinedielen. Die gewölbten, 3 m breiten Flure des Erdgeschosses und der Stockwerke, die Eingangs- halle und die Treppenpodeste haben Mettlacher Fliesenbelag, der Keller, mit Ausnahme der Hausdienerwohnung, welche gewöhnliche Dielung besitzt, Cementfnfsboden. Die Stufen der Eingangsthüren und der nach dem Obergeschoüs führenden Treppen sind aus Granit hergestellt. Nach dem zweiten Stockwerk des Mittelbaues und den Dachräumen führen Treppen aus Holz, nach dem Keller und in den Hof Treppen aus Kunststeinstufen mit Yorderprofil. Die innere Ausstattung der Räume und Flure ist, abgesehen von der Aula, ein- fach. Auch die Aufsenseiten des Gebäudes sind in schlichter Weise ausgeführt. Als Material wurden rote schlesische Yerblender, für die Fenster- und Thüreinfassungen, Sockel und Gesimse dagegen Form- Bteine von derselben Farbe verwandt. Die Dachflächen sind mit blauem englischen Schiefer eingedeckt. Für Zuführung und Ab- führung von Wasser ist im Keller-, Erd- und Obergeschofs Sorge getragen. Der Hofraum wird im Westen vom Hauptgebäude und im Osten von der Turnhalle begrenzt. Das Südende soll mit einer Baumanlage, das Nordende mit einem Schulgarten, die äufsere Hälfte des vor der Hauptfiront liegenden Platzes endlich mit Anlagen ver- sehen werden. Ein am nordwestlichen Teile der Baustelle befind- liches Eingangsthor ermöglicht die Einfahrt in den Hofraum. Die Turnhalle ist im Lichten 20 m lang, 1 0 m breit und 6,5 m hoch. Ihre Dielung ist dieselbe, wie im Hauptgebäude. Die Geräte lieferte

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aie Firma Heinr. Meyer in Hagen. Die Gesamtbankosten, einschlieCslich Mobiliar und Turngeräte, belaufen sich auf etwa 145000 Mark.

Umtlxdft tlerfttitttigen.

Knndmachimg des niederSsterreicUsclieii LandesansscknaMS bezflglich der Aufnahme von Kindern in die Landesbessenu^- anstalten zn Eggenbnrg nnd Komenbnrg. Z. 43350/96.

In die vom niederösterreichiscben Landtage errichteten Landes* besserungsanstalten zu Eggenburg für Kinder beiderlei Geschlechts vom 6. bis 14. Lebensjahre und zu Komeuburg für Knaben im Alter vom 14. bis zum 18. Lebensjahre werden 1. solche jugendliche Personen abgegeben, welche sich einer in den §§ 1 bis 6 des Gesetzes vom 24. Mai 1885, B,-Q,'Bl. No. 89, bezeichneten Übertretung schuldig gemacht haben, und bezüglich welcher sonach im Sinne des § 7 des Gesetzes vom 24. Mai 1885, E.-G,-Bl No. 89, und des § 13 des Gesetzes vom 24. Mai 1885, B.-Q.-Bl No. 90, seitens des k. k. Strafgerichtes die Zulässigkeit der Abgabe in eine Landesbessemngs- anstalt ausgesprochen wurde; 2. nach § 8 des Gesetzes vom 24. Mai 1885, B.'Q-.-BL No. 89, solche unmündige Kinder, welche sich einer Handlung schuldig gemacht haben, die nach den Be- stimmungen des Strafgesetzes nur wegen Unmündigkeit des Th&ters nicht als Verbrechen, sondern als Übertretung bestraft wird 2 lit. 237 und 269 bis 272 des Strafgesetzes), und endlich 3. jene Kinder, die eine strafbare Handlung begangen haben, bezüglich welcher nach § 273 des Strafgesetzes der Sicherheitsbehörde die Ahndung und Vorkehrung überlassen ist, wenn diese Kinder gänzlich verwahrlost sind und ein anderes Mittel zur Erzielung einer ordentlichen Erziehung und Beaufsichtigung derselben nicht aasfindig zu machen ist.

Aufser diesen gesetzlichen Fällen können verwahrloste jng^d- liche Personen auch auf Antrag der gesetzlichen Vertreter (Elten und Vormünder) und mit Zustimmung der Pflegschaftsbehörde (d. L des k. k. Bezirksgerichtes) in Besserungsanstalten abgegeben werden.

Wenn es sonach in der Absicht der Eltern oder des Vomumdes eines sittlich herabgekommenen Kindes liegt, dasselbe einer Bessenmg»- anstalt zu überantworten, so haben die Betreffenden bei dem sa*

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Btfladigen k. k. Polizeikommissariate oder aber direkt bei dem nieder- österreichischen Landesansschnsse, Wien, I, Herrengasse 13, ein Gesuch einzubringen, in welchem die Art und der Grad der Verwahrlosung des Kindes detailliert darzustellen ist, und welchem auch nachstehende Dokumente anzuschlielsen sind:

1. der Tauf- oder Geburtsschein;

2. der Heimatsschein;

3. ein ärztliches Zeugnis über die Eignung des Kindes zur Abgabe in eine solche Anstalt;

4. die Schulnachrichten;

5. ein Yermögensnachweis des betreffenden Kindes und der zur Sorge desselben gesetzlich Verpflichteten (Eltern, GroiJseltem).

Für nach Niederösterreich zuständige Korrigenden, welche kein Vermögen besitzen, und deren Angehörige gleichfalls unbemittelt sind, trägt der niederösterreichische Landesfond die Verpflegskosten ; filr niederösterreichische bemittelte oder solche Korrigenden, deren Angehörige zahlungsfähig sind, ist eine Verpflegsgebühr täglicher 50 kr. zu zahlen, während für solche jugendliche in Landesbesserungs- anstalten untergebrachte Personen, welche nicht nach Niederösterreich zuständig sind, eine Verpflegungsgebühr von täglich 1 fl. zu ent- richten ist.

Die Gesuche um Aufnahme rerwahrloster, in einem anderen Eronlande Österreichs heimatberechtigter Kinder, deren Angehörige zahlungsunföhig sind, werden von hier aus an den Landesausschuls des betreffenden Kronlandes geleitet.

Wien, am 15. September 1896.

Der niederösterreichische Landesausschufs.

BatseUftge der Sanitätsdirektion des Kantons Schaffhansen

Aber das Verhalten bei Diphtherie.

Erkrankt ein Familienmitglied an Diphtherie, so ist dasselbe, wenn immer möglich, in ein isoliertes, geräumiges, helles und leicht zu lüftendes Zimmer zu bringen; Alkoven sind ganz zu verwerfen.

In diesem Räume soll sich au&er der zur Pflege nötigen Person sonst niemand aufhalten. Ebenso soll die Pflegerin nicht mit den anderen FamilienmitgUedem verkehren.

Das Krankenzimmer soll enthalten: ein Bett für den Kranken, ein Bett für die Wärterin, einen Tisch und zwei Stühle, sowie die zum Essen und Reinigen nötigen Utensilien. Alle anderen nicht durchaus notwendigen Gegenstände, wie Kleidungsstücke, Teppiche, Bettvorlagen u. s. w., sind aus demselben zu entfernen.

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*

Einem kranken Kinde darf nur solches Spielzeug gegeben werden, welches nachher eine nasse Desinfektion ertragt oder so wertlos ist, dal^ es ohne Bedenken verbrannt werden kann.

Alle Mappen von Lesezirkeln sind sofort ans dem Hanse zu entfernen nnd dürfen dem Kranken niemals znr Einsicht gegeben werden.

Der Boden des Zimmers ist täglich zweimal mit einem feuchten Tnche aufzunehmen.

Da frische Luft, auch wenn sie kalt, durchaus unschädlich ist, soll das Krankenzimmer täglich mehrmals durch Öffnen der Fenster gelüftet werden. Das Lüften gegen den Korridor ist verwerflich, da dadurch allzuleicht die Infektionsstoffe in andere Räumlichkeiten verschleppt werden.

Sowohl die Wärterin, als auch die Familienangehörigen von Diphtberiekindern sollen von allen öffentlichen und privaten Ver- sammlungen fem bleiben. Dieselben dürfen namentlich nicht Kirchen, Kaufläden, Konzerte und Gesellschaften besuchen. Wenn das bei schweren Krankheitsfällen wohl als selbstverständlich gilt, so mnfs es nicht weniger streng auch bei leichten Fällen beobachtet werden, da deijenige, welcher auf diesem Wege angesteckt wird, nicht immer gleichfalls leicht, sondern, je nach seiner persönlichen Disposition, auch schwer erkranken kann.

Stirbt ein Kind an Diphtherie, so soll sein Leichnam nach stattgehabter Totenschau möglichst bald in den Sarg eingeschlossen und, wenn es angeht, aus der Wohnung entfernt werden. Ist letzteres unthunlich, so darf die Leiche unter keinen Umständen zur Schau aufgebahrt werden.

öffentliche Leichenbegängnisse, Kondolenzbesuche und dergleichen Gebräuche sind strengstens zu vermeiden. Es sollen überhaupt keine fremden Leute in eine solche Wohnung eingelassen werden^ da erfahrungsgemäfs auf diese Weise Infektionskrankheiten am häufigsten verschleppt werden.

Handelt man nach diesen Ratschlägen, wie es im gegebenen Falle die Verhältnisse erlauben, so wird man oft sich selbst und andere vor Unglück und schweren Sorgen bewahren.

Während man nun auf der einen Seite nicht genug Sorgüalt und Vorsicht predigen kann, ist doch auch andererseits vor über- mäfsiger Ängstlichkeit zu warnen.

Man mufs stets ins Auge fassen, dals gerade bei der Diphtherie die im Patienten erzeugten Ansteckungskeime in flüssiger Form, meist im Speichel- und Nasenschleime, ausgeschieden werden, l^ur wenn Hände, Kleider, Bettstücke, Fuisböden, Efswaren und dergleichen damit beschmutzt und nicht feucht gereinigt werden, kann der

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Infektionsstof daran trocknen, abfallen und daraaf staubförmig weiter getragen werden.

Niemals ist dieses Gift aber ein Geruch, ein Gas oder ein Ungewisses Etwas, das sich an alle Rockschölse des Vorübergehenden anhängt und gespensterhaft nach seinen Opfern hascht.

Bei Zeiten einem drohenden Unglflcke mit Ruhe und Vernunft und nach Kräften zu begegnen, ist gewöhnlich mehr wert, als in sinnloser Panik davon zu laufen.

Anweisungen des Bezirksschulrates der k, Reiehshaupt- und

Residenzstadt Wien

für die Benutzung der Temperaturtabellen in den Schulen

während der Heizperiode 1896 bis 97.

An sämtliche Schulleitungen.

Mit Hinweis auf die Verfügungen des Bezirksschulrates vom 21. Dezember 1894, Z. 8449, werden den Schulleitungen Exemplare des Blankettes „Temperaturtabelle*' zum Gebrauche während der Heizperiode 1896 bis 97 mit nachfolgenden Weisungen abermittelt:

1. Die Lehrkräfte haben mit Rttcksicht auf das leibliche Wohl der Schulkinder wie bisher vor und während des Unterrichtes die Regelung der Zimmertemperatur im Auge zu behalten.

2. Für die gewissenhafte Eintragung der Wärmemessungen zu den festgesetzten Zeiten durch die Lehrpersonen ist der Schulleiter mit verantwortlich.

3. Die Ablesungen der Temperatur haben in Hinkunft, statt um 8, 10 und 2 Uhr, um 87*, 10 und 27* Uhr zu erfolgen.

4. Das Thermometer ist nach § 21 des Ministerialerlasses vom 9. Juni 1873, Z. 4816, nach Möglichkeit 1,2 bis 1,5 m Qber dem Boden aufzuhängen, und zwar an einer Stelle, deren Temperatur als die mittlere des Zimmers anzunehmen ist.

5. In der Tabelle sollen in Hinkunft nur melir die Abweichungen von der Normaltemperatur (16® bis 19® Celsius oder 12,8® bis 15,2® R^aumur), also die zu hohen und die zu geringen Temperaturen in ganzen Zahlen eingetragen werden.

Vom Bezirksschulrate der Stadt Wien, am 15. September 1896.

Der Vorsitzende - Stellvertreter :

(Gez.) GuGLBR.

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679 Das neue amerikanische Oesetz ftber Kinderarbeit.

New York, im April 1896.

1. Kinder unter 18 and weibliche Personen nnter 21 Jahren dürfen in Verkanfsgeschäften nicht länger als bis 9 ühr abends und überhaupt nicht über 60 Stunden wöchentlich beschäftigt werden.

2. Es soll kein Kind, das noch nicht 14 Jahre alt ist, in Läden thätig sein. Jedes eugagierte Kind unter 16 Jahren mufs in ein Register eingetragen und mit einem Geburtsschein, einem Zeugnis der Gesundheitsbehörde über seine körperliche Tauglichkeit und einer eidlichen Versicherung der Eltern, dals es regelmälsig die Schule besucht hat, versehen sein.

3. Kinder unter 16 Jahren, welche nicht Englisch lesen und schreiben können, dürfen nur während der Ferien in Geschäften arbeiten.

4. Die Geschäftsräume müssen mit gesunden und reinlichen, für die Geschlechter getrennten Klosetts versehen sein.

5. Frauen und Kinder dürfen nicht in ungesunden Kellerräumen beschäftigt werden.

6. Die Ladeninhaber haben Stühle für die weiblichen An- gestellten zu beschaffen und ihren vernünftigen Gebrauch zu ge- statten.

7. Über die Befolgung dieses Gesetzes wachen die Gesundheits- behörden, speciell die Gesundheitsinspektoren; Übertretungen desselben werden bestraft.

Der Gouverneur.

Ans der BnndyerfBgnng des KSniglichen Regierungspräsidenten

£n Kttslin, betreffend Mafsregeln znr Bekämpfung ansteckender

Krankheiten.

Köslin, den 3. Dezember 1896.

Wo Schulschliefsungen wegen Herrschens ansteckender Krank- heiten stattgefunden haben, ist Bedacht darauf zu nehmen, dais einerseits keine zu frühe Wiedereröffnung des Schulunterrichts statt- findet, andererseits aber auch die Wiedereröffnung nicht über Gebühr Terzögert wird.

Wenn in zweifelhaften Fällen durch Benehmen mit den Orts- polizeibehörden und Lehrern eine ausreichende Information nicht zu erreichen ist, so stehen der nochmaligen Entsendung des Kreis- pbysikus keine Bedenken entgegen. In der Begel ist jedoch von der wiederholten Entsendung Umgang zu nehmen.

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Mit Strenge wollen Ew. pp. darauf halten, daCs, wo der Schnl- nnterricht wegen Herrschens von ansteckenden Krankheiten geschlossen ist, auch der Eonfirmandenanterricht ausgesetzt wird. An sämtliche Herren Landräte des Bezirks.

Der Regierungspräsident.

))erfottalien.

Geheimrat Professor Dr. VON Pkttenkofbr in München wurde auf weitere drei Jahre zum Präsidenten der Akademie der Wissen- schaften gewählt und ihm gleichzeitig durch Handschreiben des Prinzregenten Ton Bayern das Prädikat Excellenz verliehen.

Es haben erhalten den Charakter: als Geheimer Baurat and vortragender Rat im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten Regierungs- und Baurat Spitta in Berlin; als Geheimer Medizinalrat Medizinalrat Dr. Eünaü in Posen, Mitglied des Medizinalkollegiums der Provinz Posen; als Regierungsrat der um die Schulbankfrage verdiente Professor der Chirurgie Dr. Adolf LoBENZ in Wien; als Kaiserlicher Rat Bezirksarzt Dr. Moritz Friemel in Freiwaldau; als Sanitätsrat Kreisphysikus Dr. Marx in Mülheim a. d. Ruhr; als Professor der Direktor der höheren Mädchenschule Dr. Wyghgram in Leipzig, Redakteur der „Deutschen Zeitschrift für ausländisches Unterrichtswesen,^

Die Gesellschaft der Ärzte in Kursk hat unseren verehrten Mitarbeiter, Herrn Professor der Hygiene Dr» Erismann, einstimmig zum Ehrenmitgliede gewählt. Die Zahl der Adressen, welche seitens russischer ärztlicher Gesellschaften und Kongresse nach Zflrich an ihn gelangt sind und den Ausdruck unbedingter Anerkennung seiner fruchtbringenden Wirksamkeit in Rufsland als Universitätslehrer und Hygieniker enthalten, ist bereits sehr grofs, nimmt aber noch immer zu.

Die folgenden Orden wurden verliehen: das Kommandenrkreoz der französischen Ehrenlegion dem Geheimen Medizinalrat, Professor Dr. Rudolf Virchow in Berlin; der Orden der eisernen Krone U. Klasse dem aufserordentlichen Mitgliede des Obersten Sanitäts- rates, Sektionschef Dr. Karl Theodor von Jnama - Stbrnbgo in Wien; der russische St. Annenorden II. ELlasse den Direktoren des

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Pastenrinstitntes Duolaüx und Dr. RoüX in Paris; der rote Adler- orden ni. Klasse mit der Schleife den emeritierten Gymnasial- direktoren Dr. Grobch in Kordbansen, Dr. HOOHB in Hildesheim und Hansbl in Leobschfltz, sowie dem Ereissclmlinspektor, Super- intendenten Warnitz in Obomik; der rote Adlerorden IV. Klasse dem Provinzialschulrat Lic. Dr. Leimbaoh in Breslau, den Re- giemngs- und Schulräten Thaiss in Breslau und Altbnburo in Liegnitz, dem Gymnasialdirektor Professor Dr. Hbynachbr in Aurich, dem Studiendirektor des Kadettencorps Professor Dr. Götze in Dresden, dem bisherigen Direktor der höheren Mädchenschule bei den Franckeschen Stiftungen Dammann in Halle a. S., den Kreis- schnlinspektoren, Schulrat Haubr in Ratibor und Superintendenten Böttcher in Neutomischel; der Adler der Ritter des Königlichen Hausordens von HohenzoUem dem Gymnasialdirektor Dr. Steine in Wesel ; der Kronenorden II. Klasse dem Regierungs- und Geheimen Medizinalrat a. D. Dr. Schwartz in Trier; derselbe Orden IV. Klasse dem Rektor Lbhmann in Posen.

Auf der Innsbrucker internationalen Ausstellung für körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport haben in der Gruppe I: „Ernährung, Pflege und körperliche Erziehung der Kinder" nach- stehende Aussteller Auszeichnungen erhalten : das Ehrendiplom, dazu die Medaille mit Goldkrone Braun & Schneider in München, die Centraldirektion des k. k. Scbulbücherverlags in Wien, der erste Wiener Ferien-, Spar- und Unterstützungsverein für Kinder, die Bau- deputation der Stadt Frankfurt a. M., der Direktor des Sl0jdseminars AXBL MiKKBLSEN in Kopenhagen, die Stadt Wien, das Ministerium des Innern in Paris, L'oeuyre des enfants tuberculeux in Paris, L'oeuvre maternelle des couveuses d'enfants in Paris, L. E. Paten in Paris, Plön E. Noürrit & Cie. in Paris, die Stadt Paris, L. Le VasseüR & Cie. in Paris, die yereinigte französische Rettunjsrs- gesellschaft für Kinder in Paris, die ständige Lehrmittelausstellung in Innsbruck. Von sonstigen Prämiierten nennen wir noch unseren geschätzten Mitarbeiter, Herrn Dr. med. SCHMID - MoNNARD in Halle a. S. und die Hohenloher Schulbankfabrik J. Kottmann in Oehringen, welche Diplome der Medaille mit Silberkrone erhielten.

Es sind ernannt worden: Oberkonsistorialrat BiNZ beim evan- gelischen Konsistorium in Stuttgart zum ordentlichen Mitgliede der Königlich württembergischen Kultusministerialabteilung für Gelehrten- nnd Realschulen; Primarius Dr. VON Weiss zum Vorsitzenden und Primarius Dr. Glück zum stellvertretenden Vorsitzenden im Landes- sanitätsrat von Bosnien zu Serajevo ; unser verehrter Mitarbeiter, Herr Landessanitätsinspektor Dr. ViNCBNZ Brechler Ritter von Tros- KOWTTZ, zum Regierungskommissar beim pharmaceutischen Rigorosum

8ohulgMnndheltspfl«ge IX. 45

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an der deatschen Universität in Prag, sowie zum stellvertretenden Re- giemngskommissar bei den medizinischen Rigorosen daselbst fOr die Jahre 1896 97 ; der Dorpater Professor der Hygiene Dr. S. Bubnow, früher Assistent des nach Zürich übergesiedelten Professor Dr. Eris- MANN, zum Nachfolger desselben in Moskau ; Professor Dr. Ostertag zum ordentlichen Professor des nenen Lehrstahls der Gesnndheits- lehre an der tierärztlichen Hochschule in Berlin; Privatdocent Dr. R. H. Saltet an Stelle von M. J. Forster zum Professor der Hygiene in Amsterdam; Sanitätsinspektor Dr. H. Bitter in Alex- andrien, früher Privatdocent der Hygiene in Breslau, zum Leiter des an ersterem Orte neu zu errichtenden hygienischen Instituts; Gymnasialprofessor Dr. HOLLEGE zu Beuthen in Oberschlesien zum Direktor des Gymnasiums in Leobschütz; Professor Dr. Davib C08TE vom Prinz Heinrichgymnasium in Schöneberg zum Direktor der zu einem Gymnasium ansteigenden Lehranstalt in Deutsch -Wilmersdorf bei Berlin; Oberlehrer Werra in Warendorf zum Direktor des Gymnasiums in Yechta; Professor am Falkrealgymnasium Schell- bach in Berlin zum Direktor dieser Anstalt; Gymnasiallehrer Dr. Schotten in Kassel zum Direktor der Oberrealschule in Halle a. S.; unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Realschuldirektor Professor Raydt in Hannover, zum Direktor der öffentlichen Handelslehranstalt in Leipzig; der interimistische Direktor der Realschule in Peine Hogrebe zum Direktor derselben; Realschulprofessor Rebarz in Stanislau zum Reaischuldirektor in Tarnopol; Oberlehrer Dr. RSESB am Gymnasium in Bielefeld zum Direktor der Realschule daselbst; Dr. L. Baur vom Gymnasium in Darmstadt zum Direktor der Real- schule in Heppenheim; Dr. Ph. Jacobi vom Realgymnasium in Mainz zum Direktor der Realschule in Alsfeld; ordentlicher Lehrer Wilhelm Geiger am Realgymnasium in Giessen zum Direktor des Seminars in Bensheim; praktischer Arzt Dr. Peren in St. Yitli zum Ereisphysikus des Kreises Montjoie; Dr. Franzos in Albrechts- dorf, Dr. NOHBJL in Wosseletz, Dr. Elimpl in Kupferberg, Dr. Heinrich Stanger in Kuschwarda, Dr. HRDLIÖKA in Riöan, Dr. Janeau in Bistrau, Dr. Dohnalee in Serowitz, Dr. Kreibich in Wartenberg, Dr. Kubie in Proseö, Dr. von Lemmen in Grafen- stein, Dr. Kralinger in Grades und Dr. Stanislaus Z0Ö£K in Hofepnik zu k. k. Distriktsärzten; Sekundärarzt Dr. Hbrmank Erlacher in Salzburg zum Sanitätskoncipisten in Tamsweg; die praktischen Ärzte Dr. Anton Stermich Ritter von Valcrociata und Dr. Felix Karner zu Sanitätsassistenten bei den k. k. Statt- haltereien in Zara, bezw. Graz.

An dem zuletzt genannten Orte habilitierte sich Dr. Haks Hammerl als Privatdocent für Hygiene.

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In gleicher Eigenschaft sind versetzt worden: Regiemngs- nnd Geheimer Medizinalrat Dr. Nath zu Königsberg i. Pr. an die Königliche Regiemng in Stettin; Begierangs- nnd Medizinahrat Dr. Katerbau in Stettin an die Königliche Regierung in Königs- berg; Seminardirektor Dr. Hbilmann von Usingen nach Ratzebnrg; Seminardirektor Stolzbnburg von Sagan nach Bromberg; Bezirks- arzt I. Klasse Dr. Ignaz Aüeb von Sonthofen nach Freising; Bezirksarzt Dr. Franz Müller von Waldmttochen nach Schongan; Kreisphysikus Dr. Sonntag ans dem Kreis Isenhagen in den Kreis Greifenhagen; der Professor der Gymnastik EüiLLADB am Lycenm in Montpellier an das Lycenm in Gonstantine.

Geheimrat Professor Dr. Rudolf Yirghow beging am 13. Ok- tober seinen fOnfundsiebenzigsten Geburtstag; den ihm zugedachten Ovationen entzog er sich durch eine Reise.

Am 1. Oktober ist unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Direktor des Falkrealgymnasiums Dr. Th. Bach zu Berlin, in den Ruhestand getreten. Aus diesem Anlasse wurde ihm der rote Adlerorden ni. Klasse mit der Schleife verliehen; auch soll seine Marmorbüste in der Aula der Anstalt aufgestellt werden.

Es sind gestorben : Dr. Langdon Down, Consulting Physician des Londoner Hospitals, eine Autorität auf dem Gebiete der Irren- heilkunde, sowie der Behandlung idiotischer und Schwachbegabter Kinder; Geheimer Regieruugsrat Professor Dr. Eugen Sell zu Berlin, ältestes Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, in welchem er der chemischen Abteilung vorstand ; Kreisphysikus Geheimer Sanitätsrat Dr. Alschbr in Leobschütz; k. k. Regierungsrat a. D. Professor Dr. Wbnzel Güntner, gewesener Landessanitätsreferent in Salzburg; die k. k. Bezirksärzte Dr. ADOLF Kaba in Klattau nnd Dr. Max Pichleb zu Schärding in Oberösterreich; Dr. William Rehsbn Taylor, Gesundheitsbeamter von Long Island City; Ständerat Dr. Fritz GOttishbim, einer der Mitbegründer der y^Deuisdien Yierteljahrsschrifi ßlr öffentliche Qestmdheitspflege^^ früher Docent der Hygiene an der Universität Basel; Gymnasialdirektor a. D. Grossmann in Bayreuth; Realgymnasialdirektor Professor Dr. Karl BRUNNBMANN in Dürkheim a. H. ; Realprogymnasialdirektor Haas iu Limburg a. L.; Dr. Hallbr, Direktor der Realschule in Alsfeld; Schulrat Dr. Eichler, emeritierter Direktor der Taubstummenanstalt in Leipzig; der um das Schulturnwesen verdiente Professor Gustav MObius, langjähriger Landestumlehrer in Wiener Neustadt.

Am 26. Juli d. J. wurde von den beiden Turnvereinen zu Niemes in Österreich dem daselbst vor 100 Jahren geborenen Re- giemngs- und Geheimen Medizinalrat Dr. K. J. Lorinsbr eine Gedenktafel errichtet; seiner Verdienste um die Schulhygiene und

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die Anfhebnng der Tomsperre in Preussen ist noch in der vorigen Nommer dieser Zeitschrift anläfslich einer Besprechung gedacht worden.

£ttteratttr-

Besprechungen.

William S. Monroe, Stanford University, Cal. Edneation of feeble- minded children in California. Repnnted from Pacific Edti-

cationalJourncU, April, 1894. (8 S. S^.)

Über die Fürsorge fttr geistesschwache Kinder im Staate Kalifornien bringt William S. Monroe, Docent der Pädagogik an der dortigen Stanforduniversität, einen interessanten Bericht.^

Mögen die amerikanischen Universitäten in vieler Beziehung hinter den deutschen weit zurückstehen, einen Vorzug haben sie entschieden vor den unsrigen, den der Jugendfrische und des be- sonderen Interesses für die Erziehung der Jugend.

In Deutschland gibt es eine einzige Hochschule mit einem selbständigen Lehrstuhl für die Lehre von der Erziehung des nach- wachsenden Geschlechtes; zugleich ist eine Übungsschule damit ver- bunden, welche für die Erziehungskunst dieselbe Bedeutung besitzt, wie die Klinik für die Heilkunst. Diese rühmliche Ausnahme macht Jena, die Universität der armen Thüringischen Staaten.

Wie anders in Nordamerika! Dort besitzen verschiedene Uni- versitäten sogar pädagogische Fakultäten, gleich den theologischen und medizinischen. Die sie beherrschenden Theorien, wie ihr Vorbild aber haben sie merkwürdigerweise sich zumeist erst im letzten Jahrzehnt aus Deutschland geholt. Die Lehrstühle werden nämlich zum grofsen Teile von Männern eingenommen, welche ihre päda- gogischen Studien in Jena bei Professor Kein gemacht haben. Sie helfen erziehliche Reformideen, denen bei uns die schwerfiLllig« Schulbureaukratie sich hemmend in den Weg stellt, jenseits des Oceans mit Erfolg verwirklichen.

^ Eine ausführliche Mitteilung von Professor Monbob über die Fürsorge für die abnormen (taubstammen, blinden, epileptisohen, schwach- sinnigen und verwahrlosten) Kinder in sämtlichen Vereinigten Staaten ist in No. 1 der „Sjeitschrift für Kinder fehler" ^ Langensalza, Herrn. Beyer k Söhne, erschienen.

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Aach Monroe war längere Zeit in Jena and Berlin, teils am Torlesnngen za hören, teils nm alle möglichen Scholgattnngen zn studieren. Die Anstalten fttr abnorme Kinder fanden sein besonderes Interesse. Denn ein Professor der Pädagogik, so erzählte er mir, habe drüben nicht blols über die Erziehung der normalen Kinder, sondern auch Ober diejenige der anormalen zu lesen, mit deren Zustand an deutschen Umyersitäten sich im gtlnstigen Falle nur der Psychiater beschäftigt.

In der oben genannten Abhandlung zeigt uns nun der Verfasser» wie im Staate Kalifornien die Erziehung schwachsinniger Kinder praktisch gebandhabt wird. Wir erfahren aus derselben vor allem, welch weitgehendes Interesse der Ausbildung der Armen am Geist dort entgegengebracht wird. Bei uns in Deutschland sind es fast überall nur die in letzter Zeit so viel geschmähten Geistlichen und ihr christlich-kirchlicher Anhang gewesen, welche durch Sammlungen es ermöglicht haben, dafs die Idioten und Epileptischen wenigstens von der Landstrafse aufgelesen und damit dem Gespött und den Mifs- handlungen roher Menschen entzogen wurden. Erst nach und nach fanden sie Unterstützung aus Staats- und Provinzialkassen, und noch heute liegen die Verhältnisse fast ebenso.^ Die Vereinigten Staaten folgten zwar deutschen Beispielen Kalifornien erst seit 1883 , allein das Interesse hat daselbst von vorneherein weitere Kreise erfafst, und jetzt überflügeln uns die Amerikaner bereits erheblich in der Fürsorge für die anormalen Kinder. Seit 1887 ist dort, wie Monroe anführt, auch der Staat für sie eingetreten, und die Vertreter von Kalifornien haben in den letzten Jahren alljährlich 100000 Dollar und mehr für jenen Zweck bewilligt.

Auch was der Verfasser über Pflege und Behandlung der geistig abnormen Jugend, sowie die dabei erzielten Erfolge berichtet, verdient unsere vergleichende Beachtung. Amerika scheint uns darin gleich- falls überholt zu haben.

Die Arbeit Monroes bietet auch sonst vielfache Anregung und Belehrung.

Direktor Trüper in Jena.

^ Vergl. Sbngelhann, Die Idiotenanstalten Deatschlands und der Schweiz im Jahre 1895. Norden, 1895, Dietrich Soltan.

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RiEMANN, P., Lehrer der Provinzialtaubstommenanstalt zu Weiisen«

fels. ' Lehrgang fBr das Enabentornen in einfiichen Sclinl-

yerlüUtnissen. Unter Zugrundelegung des „Leitfadens f&r den Turnunterricht in den preufsischen Volksschulen, 1895*^ und mit besonderer Berücksichtigung des Turnunterrichtes in den Taubstummenanstalten. Mit 65 Figuren. Leipzig, 1895. Eail Merseburger. (128 S. Kl. 6^. M, 1.)

Die gesundheitlichen Wirkungen des Turnens, wie nicht minder der durch dasselbe erzielte Erwerb an Kraft und Gewandtheit und gleichlaufend damit an Geistesgegenwart, Selbstbeherrschung, Mut und Ausdauer, namentlich aber der Nutzen, welchen dasselbe fBr den Sprachunterricht der Taubstummen gewährt, haben diesem Zweige der Erziehung auch in den Taubstummenanstalten einen Platz gesichert. Denn das Turnen der taubstunmien Kinder ist nach zwei Richtungen hin sehr notwendig, einmal, wie schon angedeutet, Lum Zwecke der Leibesentwickelung und allgemeinen Kräftigung und sodann als Heilgymnastik, um das bei Taubstummen häufig vor- handene Zurückgebliebensein der Brustorgane auszugleichen und auf diese Weise dauerndem Schaden vorzubeugen.

Während es nun an Behelfen für den Turnunterricht der Jagend, da das Turnen in den meisten niederen und höheren Schulen des In- und Auslandes schon seit einem Menschenalter obligatorischer Lehrgegenstand ist, im allgemeinen nicht fehlt, ist die Litteratur des Unterrichtes, welcher sich speciell mit der körperlichen Ausbildung der Taubstummen befafst, noch recht wenig ausgebaut. Und doch er- fordert; die Körpererziehung gerade dieser nur Yiersinnigen eine ganz besondere Aufmerksamkeit xmd verständnisvolle Behandlung.

Es mufs darum das Erscheinen eines Lehrganges, welcher den Turnunterricht der Taubstunmien zum Gegenstande hat, schon von vornherein mit Anerkennung begrüfst werden, zumal in unserer Zeit die Taubstunmiheit leider nicht zu den Seltenheiten gehört ^ und viele Taubstumme auch aufserhalb besonderer Anstalten unterrichtet werden, wo ihnen natnrgemäfs keine so sachkundige Pflege zu teil werden kann, wie in den mit allen Errungenschaften der modernen Erziehungswissenschaft ausgestatteten speciellen Instituten für sie.

* Man schätzt die Zahl der Taubstummen in Europa auf 300000. Davon stehen ungefähr 60000 im schulpflichtigen Alter. Nur gesren 20000 von diesen geniefsen regelrechte Erziehung und Pflege. Ohne Anstaltsausbildung bleiben in Deutschland 18 Vo, in Frankreich 40 V«, in Österreich ungefähr 70%, in Rufsland und den meisten anderen Lindeni über 90 Vo.

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Der yorUegende Lehrgang gliedert sich zunächst in die Ühungen einer unter-, einer Mittel- nnd einer Oberstufe nnd innerhalb einer jeden dieser Stufen in „Ordnungs- und Freiübungen^, sowie „Gerätttbungen.'' Am Schlüsse der drei Hauptabteilungen sind jedesmal die der Stufe zugedachten „Spiele" aufgefOhrt, welche an den entsprechenden Stellen auch schon im Lehrgange der betreffenden Stufe selbst Erwähnung finden. Von Geräten entfallen auf die Unter- stufe: 1. Das lange Schwungseil, 2. Freispringel, 3. Schwebestangen, 4. schräge, senkrechte und wagerechte Leiter, 5. Kletterstangen und Klettertaue, 6. Reck, 7. Barren, 8. Sturmspringel. Für die Mittel- stufe kommen dazu noch 9. Rundlauf, 10. Schaukelringe, 11. Bock und für die Oberstufe 12. Tiefspringel; fär letztere hat der Verfasser auch „Stab- und Hantelübungen'' vorgesehen.

Der erfahrene Lehrer zeigt sich in den trefflichen methodischen Bemerkungen, welche an yerschiedenen Stellen des Lehrganges ein- gefügt sind, und die kundige Hand vor allem in der Auswahl der litterarischen Behelfe, Ton denen der Autor den „Leitfaden für den Turnunterricht in den preufsischen Volksschulen, 1895*^, femer BOttchbr, „Lehrgang für das Endbenturnen in Volksschulen"' und GüTZMANH, „Anleitung für den Turnunterricht hei Taubstummen in den ersten Schü^ahren"^ seinem Lehrgange zu Grunde gelegt hat. Wenn die Turnsprache in einzelnen Fällen (Wendung, Aufgriff, Untergriff, Elimmzug) nicht mit der nach dem heutigen Stande unserer Wissenschaft gebräuchlicheren übereinstimmt, so hat dies offenbar seinen Grund in der vom Standpunkte des Verfassers aus gerechtfertigten Rücksichtnahme auf den erwähnten amtlichen Leitfaden.

Im besonderen möchten wir noch folgendes erwähnen: Seite 14 sollten die Befehle (nicht Kommandos) ^ Links uml^ und ^Rechts um!^ in den Zeilen 10, bezw. 16 von unten mit Rücksicht auf die Figur 3 derselben Seite und in Anlehnung und Beachtung der Figur 11 auf Seite 29 und der Figur 20 auf Seite 58 mit einander yertauscht werden. Die Seite 15 gleich im Gehen geforderten Armthätigkeiten würden wir yorher in Grundstellung Oben lassen. Auf Seite 89, Zeile 12 yon unten soll es richtig ^Links einrücken marsch!*' statt ^Rechts einrücken marsch 1^ heifsen. Figur 23 stellt nicht die Seite 72 beschriebene Auslagestellung links dar. Aufserdem muTs der zugehörige Befehl „Auslagestellung links übt!*', wiewohl wir die in der Einleitung fQr die Befehlgebung aufgestellten Grundsätze des Verfassers hinsichtlich des Turnunterrichtes bei Taubstummen yoU- ständig billigen, noch einen die Richtung bezeichnenden Zusatz erhalten. Ähnliches gilt auch yon dem Befehle zu der in Figur 43 dargestellten Übung.

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Druckfehler sind dem Referenten an keiner SteUe anfgestofsen. Das Büchlein zeichnet sich überhaupt durch eine recht sorg- fältige Ausführung im Innern und Äufsem aus.

Professor Franz Wilhelm in Pilsen.

John Esseb, Lehrer der Heilgymnastik. KontroUetafel ffir Elten

zur Überwachung des Wachstums und der ESrperyerhUtnisse

der Kinder. Mit 2 Qlustrationen. Frankfurt a. M., 1895. Ge- brüder Knauer. (28 S. 8^ JH. 0,50.)

Es läfst sich wohl nicht bezweifeln, dafs regelmäfsige Messungen und Wägungen (der Verfasser schreibt stets Wiegungen, Wiegen) der Kinder den Eltern Anregung zu sorgfältiger Beobachtung der körperlichen Entwickelung derselben geben können, und es ist daher gewifs ein richtiger Gedanke des Autors, durch Darbietung einer Tafel, wie der vorliegenden, die Sitte des Messens und Wagens verbreiten und fördern zu helfen. Doch bedarf nach meiner Ansicht sowohl die Tafel selbst, wie das Begleitwort noch einiger Ver- besserungen, damit sie ihren Zweck erfüllen.

Der Verfasser will messen lassen : 1 . die Grölse, d. h. die Körper- länge, 2. die „Armspannung", d. i. die Klafterweite, 3. den ^^Brast- umfangt, 4. den Brustumfang bei tiefem Einatmen. Die Subtraktion der dritten Zahl von der vierten soll dann die „Lungenausdehnungs- fähigkeit ^ ergeben. Hier bleibt in der Hauptsache, der Brustmessong, eine Unklarheit, denn es ist weder in der Spaltenüberschrift, noch in dem Begleitwort gesagt, dafs der „Brustumfang^ (Spalte d) nach tiefister Ausatmung gefunden werden soll. Die Eltern werden dies kaum ohne weiteres wissen oder aus dem Gegensatz zur Spalte e („Brustumfang bei tiefem Einatmen^) schliefsen. Auch steht in dem Bttchlein nirgends, dafs die Brustmessungen bei entblöfstem Oberkörper vor^ genommen werden müssen, und in welcher Weise das Mafsband anzu- legen ist. Die „Armspannung^, könnte vielleicht als minder wichtig fehlen. Dafür wäre dann das Körpergewicht, welches in der Schrift ein besonderes Schema erhalten hat, in dasjenige für die Messungen mitaufzunehmen; letzteres beabsichtigt Esseb in einer zweiten Aus- gabe seiner Veröffentlichung zu thun.

Der Verfasser meint, dafs seine Tafel den Eltern Veranlassung geben wird, bei ihren Kindern etwaige „Ungleichheiten^, d. h. Abweichungen vom normalen Wuchs, namentlich „Rückgratsver- krünmiungen, schiefe Schulter, ungleiche Hüften," sofort im Anüange zu entdecken. Das wird höchstens geschehen können, wenn er durch eine knappe und klare Anweisung ihnen den Blick dafür zu schärfen versteht, sonst schwerlich. Die dringende Mahnnng, sofort den Anl,

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am besten einen Specialisten für Orthopädie, hinzuzuziehen, wird dadurch natürlich nicht überflüssig.

Sollte es zu einer zweiten Auflage, welche der Autor vor- bereitet, kommen, so ist ihm zu raten, da(s er das Manuskript yor dem Drucke einem sprachkundigen Manne zur Durchsicht in Bezug auf Grammatik, Ausdruck und Stil übergebe.

Rektor G. Tönsfeldt in Altena.

E. VON SCHENCKBNDOEFF in Görlitz und Dr. med. F. A. Schmidt in Bonn a. Rh., Vorsitzende des Centralausschusses für Volks- und Jugendspiele in Deutschland. Ratgeber zuv Einf&hrang der Volks- und Jngendspiele. Kleine Schriften des Central- ausschusses für Volks- und Jugendspiele in Deutschland. 2. Auflage der „Allgemein unterrichtenden Mitteilungen."* Leipzig, 1896. R. Voigüänder. (68 S. Kl. 8^ M. 0,50.)

Die beiden verdienstvollen Verfasser besitzen längst angesehene Namen auf dem Gebiete einer gesunden, zeitgemäfsen Jugend- erziehung, insbesondere des Jugendspieles. Auch diese Schrift gibt erneutes Zeugnis von dem überaus praktischen Sinne und der grofsen Erfahrung derselben. Sie gipfelt in dem Wunsche, dafs das ganze deutsche Volk, jung und alt, Bewegungsspiele in freier Luft zur Kräftigung und Erfrischung an Leib und Geist betreiben möge.

Die übersichtliche Anleitung zur Ausführung solcher Spiele gibt ein sehr eingehend behandelter praktischer Teil, dem ein kurzer allgemeiner und ein ausführlicherer geschichtlicher Teil vorangeht.

In dem Abschnitt „Bedeutung der Volks- und Jugendspiele für die Gesundheit^ ist unter anderem gesagt, dals keine Bewegungsform so vielseitig übend wirkt, keine auch an allen Orten und zu jeder Jahreszeit so leicht betrieben werden kann, wie das Bewegungs- spiel. Damit wird sich gewifs jeder einverstanden erklären bis auf das Spielen zu jeder Jahreszeit in freier Luft. Dr. F. A. Schmidt hat diese Frage „In welchen Jahreszeiten und bei welcher Witterung können im Freien noch Spiele betrieben werden?" schon früher be- handelt. Die Ansichten hierüber gehen sehr auseinander. Der um die Tumsache hochverdiente J. C. Lion sagt: „Der Winter ist keine Spielzeit". Dieser Satz scheint mir auch für die Schüler luserer Lehranstalten in seinem ganzen Umfange zu gelten. Wenn uns unser deutsches Klima vom März bis Oktober im Freien zu spielen erlaubt, so müssen wir damit zufrieden sein.

Abgesehen von dem geschichtlichen Teil, zu dessen Studium die von dem Centralausschusse herausgegebenen „Jahrbücher {für Yolks- und Jugendspiele^ reichen Stoff bieten, verdient der praktische Teil besondere Beachtung.

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Unter den vielen wohlbewährten Spielen, die auf allen deutschen Schul- and Yereinstomplätzen schon seit Jahren eine Heimst&tte ge- funden haben, sind die Lauf- and Ballspiele mit Recht besonders berücksichtigt. Bei den Spielen fttr Knaben wäre das beliebte and schöne Wettlaafspiel Diebschlagen ^ nnr fär die oberen Klassen der Volksschalen and die mittleren der höheren Schalen za em- pfehlen. Dasselbe erscheint für die unteren Klassen deshalb nicht angemessen, weil es bei einer Bahnlänge von nur 60 Schritten (25 : 35) schon Anforderungen stellt, welchen die jttngeren Knaben nicht gewachsen sind. Dagegen dürfte Tamburinschlagen sich bereits für die mittleren Klassen eignen, denn ein sicheres Schlagen er- fordert viele Übung ; für die Gymnasien in Bayern ist dasselbe für die 4. Klasse mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren vor- geschrieben. Femer sollten in einer neuen Auflage des y,Bat- gebers^ die anregenden Kampfspiele für die oberen Klassen der Volksschule und die mittleren Klassen höherer Schulen Berück- sichtigung finden. Diese Übungen sind volkstümlich und erfreuen sich ganz besonderer Gunst bei der Jugend. In dem vorliegenden Werke ist nur der Hinkkampf genannt, während die vielen anderen Kampfspiele ohne und mit Geräten fehlen, wie Schwebe-, Zieh- und Schiebekämpfe, Seilziehen, Massenzieh- und Hölzerkampf.

Für die Mädchen finden die Ballspiele mit Recht besondere Berücksichtigung. Aber auch eine grofse Zahl geeigneter Laafepiele sind genannt. Ob sich der ^Barlauf^ als Mädchenspiel bewähren wird, mufs erst die Erfahrung lehren.

Möge sich das, was über die Spiele der Erwachsenen gesagt ist, bald erfüllen. Das Spiel hat in den Turnvereinen freudige Auf- nahme und rege Pflege gefunden. Auch die Männerriegen einzelner Vereine haben die schönen Tumabende ausschliefslich zur Erlernung und Übung unserer deutschen BaU- und Laufspiele benutzt. Es waren dies besonders Faust- und Schleuderball, sowie Dreischlag, Diebschlagen und Barlauf. Auffallend ist, dafs das in ganz Sfid- deutschland weitaus beliebteste Ballspiel für Erwachsene, „Faustball^, von den Verfassern gar nicht erwähnt ist. Dieses Spiel wird seine Zugkraft nie verfehlen.

Ein weites Feld harrt noch der Bearbeitung durch erfahrene Männer, um die deutsche Jugend, das deutsche Volk nach griechischem Vorbilde in ein deutsches Olympia zu führen. Aber dem Fleilse, der Umsicht und hohen Begeisterung aller derjenigen, die vaiesr- müdlich für eine harmonische Erziehung unserer Jugend arbeiten, wird es sicher gelingen, die entgegenstehenden Vorurteile zu beseitigen und den Blick der Besten unseres Volkes auf dieses ideale Ziel zu lenken. Gymnasialtumlehrer Philipp Geioeb in Regensborg.

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Sachregister.

Aborte der Yolkssohulen dea Bo- girkgamtea und der Stadt Güiiz- bm^ ft. D. 368.

in Sohnlen 494—495.

Gefahren mangelhafter 607—608.

s^lbstthätirar ThüiBobliesser für dieselben 102.

Putz ihrer Wände 142.

YgL Abtritte.

vgl. Klosetts.

vgl. Pissoirs.

Aboiigebäude des neuen Realgym- nasiums in Gera 423.

Abortgruben für Sohulen, Erlals der Begierung in liarienwerder bezüglich der Anlage derselben 112—113.

Abteilung für Schulgesundheitapfleff e im Leipziger Lehrer verein, Bericht über die 7.— 10. Sitzung derselben

Abtritte für Schulen 426—428. -^ vgl. Aborte.

Ägyptische Augenenteündung in der Bugbyschule 409.

in Kölner Volksschulen 829—330.

in Schulen 96—97.

Mittel zur Bekämpfung derselben 329-380.

Alkohol, EinfluTs desselben auf die leibliche und geistige Entwicke- lung der Kinder 392—393.

Alkoholiker in höheren Schulen 449—451.

Alkohol Ismus bei Kindern 116 bis 119.

und Schule 278—279.

SebalgMondheitcpfiege IX.

Alkoholkrankheiten der Kinder 117 bis 118.

Alkoholmifsbrauchy Kampf der Schulen ffegen denselben 665.

Alkohol, V». trunksüchtige Eltern.

Alter der Eltern, Einflufs desselben auf die psycho^hysische B(s sohaffenheit der KLnder 538.

Analphabeten unter dem preufsi- schen Müitär 1894—95 106-107.

Ansteckende Krankheiten, Anwei- sung der Begierung zu Sigma- ringen zur Verhütung ihrer Übertragung durch die Volks- schulen 615—619.

Bundverfügung des Begierungs-

Sräsidenten zu Köslin, betreffend [afsregeln zur Bekämpfung der- selben 679—680.

vgl. Infektionskrankheiten.

von Schulkindern, Polizeiverord- nung des Begierungspräsidenten zu Sigmaringen betrefiu derselben 430—431.

Anthropologie, Anwendung der kri- minellen auf die Pädagogik 97.

Armbrustschielsen der Sekundar- schüler, Verfügung des Schul- Vorstandes in Zürich bezüglicli desselben 353—354.

vgl. Schiefswettkampf.

Arsen Vergiftung durch farbige Zei- chenkreide 158 159.

„Artrafarbe*' von Campe furSchul-

.. zimmerwände 459.

Ärztlicher Bericht über die Schulen Lausannes 298—300.

46

698

Ärztlicher Generalschalinspektor in Paris 645—646.

vgl. Oberschalarzt.

Schalaafsicht, s. Sohalaafsicht.

Schalinspektion in Frankreich 106.

vgl. Schalarzt.

Atmang der Schüler, Beeinflassang derselben durch Gehimarbeit 539 bis 540.

Aaerlicht, hygienische Zulassigkeit desselben für Schalen 347.

für Schalen 209—210. Aafmerksamkeit der Schüler 560

bis 561. Aafregangen, Einflafs psychischer aaf den Körper der Schalkinder 181—132.

psychische der Schalkinder 131. Anstehen, Zeit desselben bei ameri- kanischen Schülerinnen 536.

Aagen , Beeinflassang derselben durch angenügende Beleuchtung 664.

der Londoner Schulkinder 609.

Entfernung derselben von dem Hefte bei Steil- and Schrägschrift 437.

Augenentzündung nach Radfahren

156-157. Augenkrankheiten im Kindesalter

444. Augenverletzung ein^ Realschülers

durch eine Stahlfeder 404. Augen von 1997 Yolksschalkindem

in Zürich 601-602. Ausrenkungen, erste Behandlung

derselben in der Schule 338. Ausstellung der Londoner Board

Schools 43.

für körperliche Erziehung, Ge- sundheitspflege und Sport in Inns- bruck 103.

in Innsbruck für körperliche Er- ziehung, Gesundheitspflege und Sport, Rundschreiben des öster- reichischen Ministeriums des Innern, betrefiend dieselbe 49.

sohnlhygienische Abteilung der ersten russischen für Gesundheits- pflege in St. Petersburg 340—341.

von Erzeugnissen für Pflege, Ernährung und Erziehung der Kinder zu Dresden 39—40.

Baden 442-443.

vgl. Bäder.

vgl. Schwimmbad.

vgl. Schwimmen. Bäder, kohlensaure 442.

vgl. Baden.

vgl. Brausebäder.

vgl. Fufsbad.

vgl. Schalbäder.

Baderaum des Brausebades in der 168. and 182. Gemeindeschale zu Berlin 18—19.

Badezimmer sollen nicht als Kinder- schlafräume benatzt werden 35 bis 36.

Bataillone, s. Schülerbataillone.

Bau ländlicher Volksschalen, Rund- erlafs des preafsisohenünterrichts- ministers, betreffend denselben 221—226; 282-285; 347—350; 423—428.

Baustelle für ländliche Yolkssoholen 223—224.

Banten, s. Scholbaaten.

Beleachtung der skandinavisohen Schulen 508.

Elnflufs ungenügender aaf die Aagen 664.

künstliche der Klassen 590—691.

der Schulen 35.

der Waisenhaasschale in Dront- heim 142.

des neuen Realgymnasiums in Gera 420—421.

in englischen Schalen 199 20O.

natürliche der englischen Schalen 198—199.

der Schalen 34—35.

der Schulzimmer 380 381.

der Volksschulen des Bezirks- amtes und der Stadt Günzburg a. D. 358.

vgl. Glühlampen.

vgl. Lamellenreflektorlamx>en.

vgl. Seiten lichtreflektor. Berufswahl der Londoner Volks- schüler 208.

Beschäftigungen amerikanischer Schülerinnen 535—636.

Besserungsanstalten, s. Landesbesse- rungsanstalten.

Bezirksarzt als Oberschalarzt 257.

Bicycle, s. Fahrrad.

699

BindehautentKÜndonff der Augen, durch Pneumokouea henrorge- rafene Sohulepidemie von solcher 201—202.

Blattern in der Rugbyschule 409.

vgl. Pookentodesfalle. Blindenerziehnng in Ungarn 279. Blinden- und Taubstummenanstalten

in Japan 669—671. Brausebad, das erste in Berliner Gemeindeschulen 18 24.

der 168. und 182. Gemeinde- schule in Berlin, Benutzung des- selben durch die Schulkinder 20 bis 22.

des Vereins „Knabenhort*' in München, Vorschriften für die Benutzung desselben 171 172.

Brausebäder für Schulen, Einwände gegen dieselben 22 2^,

in den Berliner Gemeindeschulen, Frequenz derselben 611—618.

in Schulen, Zweck derselben 22.

vgl. Baden.

vgl. Schulbäder. Briefträger übertragen bisweilen In- fektionskrankheiten 113 114.

Brunnen f&r Schulen 176--177; 426.

Erlals der Eegierung in Marien- werder bezüglich des Baues der- selben 110—112.

vgl. Schulbrunnen.

vgl. Wasser.

vgl, Wasserversorgung. Brustumfang von Schülerinnen ver- schiedener Nationalität 538.

Bücher, s. Schulbücher.

Büchertragen der Kinder auf dem Schulwege 404.

Buckel, Sitzen der Kinder mit sol- chem 10—12; 16.

Buckliges Sitzen der Kinder, Nach- teile desselben 12.

Cad6ofen 455.

vgl. Ofen.

Campes Anschauungen über die körperliche Erziehung 474 475.

Caries der Zähne, s. ZahnfraTs.

Oercle nantique scolaire in Frank- reich 46.

ygl. Budem der Schüler.

Cigarettenrauchen der Schüler, Liga gegen dasselbe 487—488.

vgl. Tabakrauchen.

Conjunctivitis, s. Bindehantentzün- dung.

Dächer der Schulhäuser 285.

englischer Schulen als Spielplätze benutzt 91—92.

vgl. Strohdächer. Dampfheizung für einen Zeichen- saal 469-460.

vgl. Heizung.

Dauer, allzulange der Unterricht»- lektionen 154.

Decke des Schulzimmers 425.

Deckenkonstruktion des Schul- zimmers der Oberstufe auf der Berliner Gewerbeausstellung 461.

Desinfektion der Schulen 80—31.

DesinfektioDsanweisung der Stadt Lipnspringe 228—230.

Desinfektion von Schulbüchern 210.

Dienstordnung, Entwurf einer sol- chen für die Schulärzte Nümbergi 286—289.

für dieSchulärzte der städtischen Volksschulen in Dresden 51 58.

für die Schulärzte in Nürnberg 259.

Diphtherie, Bekämpfung derselben 683-534.

Entstehung derselben 534.

in einem englischen Waisenhaase, begünstigt durch schadhafteDrains des Spielplatzes 487.

Batschläge der Sanitatsdirektion des Kantons Schafihausen über das Verhalten bei derselben 675 bis 677.

Bunderlafs des badischen Mi- nisters des Innern, betreffend Mafsregeln gegen dieselbe 168 bis 169.

unter den Besuchern eines Kindergartens 369—370.

unter den Besuchern eines Kinder- gartens, Ursache derselben 369.

Verbreitung derselben nach Altersstufen 208—209.

-^ Verbreitung derselben von einem Kindergarten aus 870.

46*

700

Diphtherie, YorbeugungB- und Ver- haltangsmaTsregeln bei derselben 609.

Wiederzulassung daran erkrankt gewesener Kinder zum Schul- besuch 330—331.

Drainierung ungesunder Schulen in Portsmouth 46—47.

DuBchebäder, s. Brausebad.

Dynamometer von Krtloft 591.

Emailiefarbe für Sohulwfinde 455

bis 456. Emotionen, s. Aufreg^gen. Entartung, angebliche der heutigen

Generation 658—659. .Entwickelunff, krankhafte des Kor-

pers der heutigen Gymnasiasten

137. IBntwickelungsperioden des kind*

liehen Organismus 135 136. Epidemien in russischen Schulen

206. Epileptischer Anfall, erste Behand- lung desselben in der Schule 338.

Kinder in Österreich, Aufruf zur Errichtung einer Heilanstalt für solche 44.

Schulkinder, Zahl derselben im Königreich Sachsen 212 214.

Erholnngsraum in englischenSchulen 92.

^Erkrankungen der Schulkinder in Jalta in Beziehung zu ihrer kör- j^erlichen Bntwickelung 274 275.

Tgl. Krankheiten.

von Kindern in den Londoner Armenschulen 544 545.

Ermüdung durch denSchulunterricht 119—124; 293—298; 478—480.

physiologische Versuche über dieselbe nach Kraefblin 393.

Ermüdungsmessungen an Schülern

326. Ernährung der Schulkinder 403 bis

404.

in England 262—264.

gesundheitsgemäfse der Schul- jugend 253—254.

vgl. Speisung. Erste Hilfe, s. Unfälle.

Erziehung, gemeinsame der Ge- schlechter 628—629.

Exerzierschulen für Knaben, ürtefl über dieselben 106—109.

Fachlehrersystem in Ungarn 84—85.

Siachtumlehrer, Anstellung der- selben an Leipziger Schulen 395 bis 396.

Fahrpreisermäfsigungen für Schul- fahrten in Bayern 606.

Fahrrad, Benutzung desselben durch Berliner Gymnasiasten beim Be- such der Schule 415.

vgl. fiadfahren. Federhalter dürfen nicht zu dünn

oder zu glatt sein 32.

Feilbieten von Gegenständen durch Kinder, Verbot desselben in Wien 289.

Fenster der Schulzimmer 425; 426.

FensterÖfi&ier von Regner & Für- stenberg 454 455.

Ferienhaus der Schule desPaulsen- Stifts in Hamburg 846.

Ferienkolonien, dauernde Erfolge derselben 100—101.

die deutschen während der Jahre 1885—1894 44-45.

für Zürcher Schüler 490.

Kölner 218.

Nürnbergs und Danzigs 668.

zur Förderung derselben in Nor- wegen 281.

Ferienkolonisten, Gewichtszunahme derselben gegenüber den Nicht- kolonisten 321.

Ferienordnung 529.

in den Landschulen, Erlafs des bayrischen KultusministeHums be- treffs derselben 495—497.

Ferien, verschiedene Lage derselben für Wiener Mittelschulen 236.

Verwendung derselben durch amerikanische Schülerinnen 537.

Feuchtigkeitsgrad der Luft in den

Schulen 664. Flure ländlicher Volksschulen, Rond-

erlafs despreufsischen Unterrichts-

ministers bezüglich derselben 347

bis 348. Freiübungen englischer Schulkinder

in den Schulstunden 827—338.

701

Freiubani^en, y^I. Turnen. Frühstück engluoher Schulkinder,

Mifsbräuche bei demselben 99 bis

100.

vgl. Schulfrühstück.

Fufsbad in Seewasser, Gefahren des- selben 409—410.

vgl. Baden. FnlsballBpiel 87-39.

erzengt bisweilen nässenden Grind 663.

Gesundheitsvorsohriften für das- selbe 606—607.

Fulsboden des Erdgeschosses von Sohulhäusern 283—284.

des Schulzimmers 425.

des Schulzimmers der Oberstufe auf der Berliner Gewerbeaus- stellung 461—462.

des Schulzimmers der Unterstufe auf der Berliner Gewerbeausstel- lung 454.

von Xylolith in einer Physik- klasse 465.

Fufsschellen als Strafmittel in einer amerikanischen Anstalt für ver- wahrloste Kinder 415.

Garderoben in Schulen 485.

vgl. Kleiderablagen. Gartenbau, Unterweisung russischer

Schüler in demselben 206—207. Garten, s. Schulgarten. Gasheizung in Schulen 614—615. Gasofen, vgl. Ofen.

von Titel k Wolde für Schulen 465-466.

Gebäude der Realschule zu Blan- kenese 672- 674.

für die Gruppe „Unterricht und Erziehung*' auf der Berliner Ge- werbeausstellung 1896 453.

vffl. Sohulgebäude. Gefährlichkeit der körperlichen

Übungen. Fragebogen über die- selbe 667.

Gehimarbeit, Einflufs derselben auf die Atmung der Schüler 539 540.

Geimpfte Schulkinder, vgl. Impfung.

Vorsicht gegenüber denselben 166.

Geimpfte und ungeimpfte Schul- kinder, Verhalten derselben bei einer Blatternepidemie im russi- schen Bezirke Mologa 480.

Geisteskrankheiten sind bei Juden häufiger als bei Christen 658.

bei Kindern 600—601. Geistige Entwickelung der Kinder,

Einflufs der Hörschärfe auf die- selbe 152.

der Schulkinder, Untersuchungen über dieselbe 538—539.

Geistige Thätigkeit, s. Gehimar])r*it.

Gemeinsame Erziehung der Ge- schlechter 628—629.

Generalschulinspektor, ärztlicher in Paris 645—646.

vgl. Oberschularzt. Geräteturnen, sind die Angriffe

gegen das deutsche berechtigt? 648-663.

vgl. Turnen. Gesang, s. Singstimme. Gesellschaft, englische zur Verhütung

von Grausamkeit gegenKinder610.

Gesellschaftliche Pflichten ameri- kanischer Schülerinnen 536.

Gesellschaft, Pariser gegen den Miis- brauch des Tabaks, besonders bei Schülern 343.

Gesetz, das neue amerikanische über Kinderarbeit 679.

Gesundheit der Lehrer Leipzigs 394 bis 895.

der Mädchen, Einflufs des aka- demischen Studiums auf dieselbe 153—154.

körperliche und geistige christ- licher und jüdischer Schüler 656 bis 668.

Gesundheitsbüchlein desKaiserlichen Gesundheitsamtes 439 441.

Gesundheitslehre im Lehrplan der Volksschulen 323-325.

in den Volksschulen der Ver- einigten Staaten 825.

in derselben sollen die Schulärzte unterrichten 390.

Unterweisung der Schu^'ugend in derselben 57 58.

Gesundheitslehre, vgl. Hygieneunter- richt.

Gesundheitslisten, Anlegung der* selben für SchiUer 325.

702

GesundheitsmäTsige Regelang der Schulverhältnisse 660—562.

Gesundheitspflege der Schüler im Eltemhause 403—404.

in den Schulen, Hauptaufgabe derselben 473—474.

Gesundheitsvorschriften für das Fufs- ballspiel 606-607.

Gesundheitszeugnisse für Lehrer- innen 608.

Gesundheitszustand in den bemi- schen Lehrerinnenseminaren 40 bis 41.

Gewerbeausstellung, Schulhygiene auf der Berliner 1896 452—469.

Gewerbehygiene, Vorträge über die- selbe in der Industrieschule zu Tokio 164.

Gewerbliche Arbeiten, gegen die übermäfsige Benutzung der Schul- kinder zu denselben 487.

Gewicht der Schulbücher 157 bis 158.

Gewichtsabnahme bei Kindern durch den Stuhlgang 319.

GewichtsbestimmuDgen, vgl. Körper- gewicht.

vgl. Wägungen.

von Kindern, Regeln .für die- selben 320.

Gewichtsschwankungen bei Knaben von einem Tage zum andern 319 bis 320.

bei Mädchen von einem Tage zum andern 320.

der Kinder innerhalb von 24 Stunden 319.

Gewichtszunahme bei Kindern 317 bis 323.

durch das Mittagsessen 319.

bei Knahen 318.

bei Mädchen 318.

bei Mädchen, Einflufs der Schule auf dieselbe 319.

der Ferienkolonisten gegenüber den Nichtkolonisten 321.

Gla^jalousie für Schulfenster von Meyer & Co. 460.

Glühlampen, Lebensdauer elektri- scher 482—483.

vgl. Beleuchtung. Goniometer von Kryloff zur Messung

der Kopf- und Schulterhaltung der Schüler 591.

Granulöse Augenentzündung, 8. agyp tische Angenentsfindung.

(Grausamkeit gegen Kinder, engli- sche Gesellschaft zur Verhütung derselben 610.

Gummigürtel von Schülerinnen, Ge- fährlichkeit derselben 210—212.

Gymnastik, Einflufs derselben auf die Ermüdung der Schüler 122 bis 124.

englischer Schüler 327.

häusliche der Schulkinder 404.

vgl. Turnen.

Gymnastische Pädagogik, Wirksam- keit der italienischen Humanisten für die Wiederbelebung derselben 178-181.

Unterricht in den niederen Se- kundärschulen Japans 209.

Ealbzeitschulen, Einflufs der engli- schen auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten 156.

Halskrankheiten der Schüler in Eugby School während der letzten 25 Jahre 267-270.

Hamburger Schulsynode, Antrag derselben, eine schulhygienische Kommission einzusetzen 544.

Handarbeiten der Mädchen vom hygienischen Standpunkte 481 bis 482.

Handeln, s. Feilbieten.

Handfertigkeit, Luthers Stellung zu derselben 101.

Handfertigkeitsunterricht an rassi- schen Lehrerbildung8an8talten279 bis 280.

Einführung desselben in die Lehrerseminare 413.

EinführungdesselbenindieVolke- schulen 413 415.

in Dänemark 506—508.

in England 59—60.

in Osnabrück 346—347.

Neubelebung des schleswig-hol- steinischen Hausfleifses durch den- selben 412—413.

Unhygienisohes bei demselben 542.

Urteile von Lehrerkollegien höherer Schulen über denselben 668—669.

703

Handfertigkeitsantenioht, vgLHaus- fleifs.

vgl. Knabenhandarbeit.

vgl. Slöjdanterricht.

Hausarbeiten, s. Hausaufgaben.

Hausaufgaben an höheren Lehran- stalten, Verfügung des württem- bergischen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffs derselben 428-429.

tägliches Zeiterfordernis für die- selben bei amerikanischen Schüler- innen 535.

Ygl. häusliche Arbeit.

Ygl. häusliches Arbeitsmafs.

ygl. häusliche Schularbeiten.

HausfleiTs, Neubelebung des schles- wig-holsteinischen durch denHand- fertigkeitsunterricht 412 413.

Ygl. Handfertigkeitsunterricht. Haushaltungslehre für Schülerinnen

in Kohl 416—417.

ygl. hauswiitsohaftlicher Unter- richt

ygl. Kochunterricht. Häusliche Arbeit der Schüler 561

bis 562.

ygl. Hausaufgaben. Häusliches Arbeitsmafs der Schüler

604—606.

vgl. Hausaufgaben. Häusliche Schularbeiten 554.

vgl. Hausau^aben. Hauspulte, Anforderungen an die- selben 524—525.

ygl. Kinderpult HauBschwamm in Schulen 273—274. Haussubsellium, vgl. Subsellien.

You Kryloff 590. Hauswirtschaftlicher Unterricht 564.

ygl. Haushaltungslehre.

Yff}. Kochunterricht Hautkrankheit unter LondonerSchul-

kindem 545. Heilstätten für Kinder in Osterreich 663-664.

für lungenkranke Lehrer und Gelehrte 165—166.

Heizung der Dresdener Volksschulen

219—220. ^ der Wiener Schulen 697—599.

des Brausewassers in der 168. und 182. Gemeindeschule zu Berlin 19—20.

Heizung des neuen Realgymnasiums in Gera 421—422.

in den Leipziger Schulen 393.

in einer Schule der Vereinigten Staaten 410—411.

Heizungsanlagen in englischen Schulen 89.

Heizungs- und Lüftungsbetrieb der Schulen, Bestimmung des Wiener Bezirksschulrates Aber die Be- seitigung von Störungen in dem- selben ^6.

Heizung, vgl. Dampfheizung.

vgl. Niederdruckdampflufthei- zung.

vgl. Niederdruckwarmwasserhei- zung.

vgl. Schulheizung.

vgl. Temperaturtabellen.

ygl. Warmwasserheizung. Heliolith für Schulzimmerwände 459. Herbergen, s. Schülerherbergen. Herpes tonsurans, zur Verhütung

desselben in Schulen 215.

Herzfehler, Häufigkeit derselben im Kindesalter 32—33.

Herz- und Getälskrankheiten, erzeugt durch Sport 400—401.

Hilfe bei plötzlichen Unglücksfallen, Vorträge über dieselbe in der Industrieschule zu Tokio 164.

Hitzeferien 554.

Hitzschlag, erste Behandlung des- selben in der Schule 338 bis 339.

Hörschärfe und geistige Entwicke- lung bei Kindern 152.

Hörübungen bei psychischer Taub- heit eines sechsjährigen Knaben 472—473.

Humanisten, Wirksamkeit der ita- lienischen für die Wiederbe« lebung gymnastischer Pädagogik 178-181.

Hygiene der Volksschulen des Be- zirksamtes und der Stadt Günz- burg a. D. 357—359.

des Unterrichts 381—388.

ygl. Gesundheitslehre. Hygienische Bedeutung der Schul- gärten 606.

Fragen an Schülerinnen einer amerikanischen High School 536 bis 538.

704

Hygieneunterrioht in den öfiFent- lichen Volksschulen Belgiens 56; 106.

vgl. Qesundheitslehre. Hygienische Anforderungen an länd- liche Schulen 175—177.

Revision der österreichischen Mittelschule]! 235—236.

Unterricht in den niederen Se- kundärschulen Japans 209.

Vorträge im Volksschnlverein zu £rakau 545.

Hypnotismns als pädagogisches Hilft- mittel 533.

Jahrbuch für Jugend- und Volks- spiele 1895 362—365.

Jahresversammlung des Nordalbin- gischen Tumlehrervereins 1896 593-594.

Jalousie, s. Glasjalousie.

Idiotische Kinder, Behandlung und Erziehung derselben 564—565.

vgl. Schwachbegabte Kinder. Imitationskrankheiten der Kinder,

besonders in Internaten 207. Impetigo contagiosa bei Schul- kindern 107—108.

im Lehrerseminar zu Pirna 276. Impfungen, Benutzung der Schul-

Zimmer für die öffentlichen 177.

der Sohutzpooken, Verhältnis Plbtts zu derselben 98.

Tgl. geimpfte Schulkinder.

vgl. Kuhpockenimpfung.

^ Verordnung des österreichischen Ministeriums des Innern bezüglich der Kontrolle über die öffent- lichen 360.

zur Ausfuhrung derselben 415.

Imp&eugniste, Forderung von sol- chen in den Schulen Philadelphias 665.

Individuelle Methode zur Bestim- mung der Körperlänge bei Kin- dern 571—572.

Infektionskranke, Verbot des Schul- besuches für Kinder, welche in demselben Hause mit solchen wohnen 114.

Infektionskrankheiten in den Schulen Bostons 532.

Infektionskrankheiten in der Rugby- schule innerhalb der letzten 25 Jahre 406-409.

in Schulen, Ratschläge des Ge- sundheitsrates von New York zur Verhütung derselben 290.

Thesen, bezüglich derVerbreitung derselben durch die Schule, an^ gestellt in der Deutschen Gesell- schaft für öffentliche Gesundheits- pflege 208.

Übertragung derselben durch Briefträger 113—114.

Übertragung derselben in eng- lischen Schulen 145—146.

Verbot des Schulbesuches fSr damit behaftete Kinder in Wien 289.

Verbreitung derselben durch die englischen Halbzeitschulen 156.

vgl. ansteckende Krankheiten.

Verhütung derselben in eng- lischen Schulen 200.

von SchuUdndem, Überwachung der akuten durch die Schulärzte 389-390.

Überwachung derselben in Boston 531.

Influenza in den ErziehungsinstitiiteD der Schweiz 164—165.

in der Rugbyschule 408. Instruktion, betreffend die Kom*

munalschulbauten in Paris 549. Internationaler Kongreüs för das

Wohl der Jugend zu Florenz

543-544. Jubiläum, hundertjähriges der

Jennerschen Kuhpockenimpfosg

Jugendspiele, Beschlüsse des west-

{>reursischen Städtetages bezfig- ich derselben 151 162.

Fortschritte der deutschen 1894 862—363.

in Deutschland, Statistik det- selben 364.

in England 328.

in ihrer physiologischen Be- deutung 362.

in Zürich 265.

Kurse zur Ausbildung von Lehiem und Lehrerinnen in denselben 217—218.

vgl. Schulspiele.

706

Jngendspiele, vgl. Spiele.

vgl. Spielkane. *— vgl. Spielplätze.

vgl. Turnepiele.

vgl. Volks- und Jagendspiele.

vgl. Wettkämpfe.

sweiter Eongrefs für dieselben in München 547 548.

Jugend- und Volksspiele, Jahrbuch för dieselben 1895 362—365.

vgl. Kurse.

Kaiser^ und Kaiserin Friedrich-

Kinderkranhenhaus in Berlin 671 Kälte, Befreiung russischer Schüler

vom Schulbesuch wegen starker 97 Kehlkopferkrankungen bei Lehrern

148—150.

Behandlung derselben 149—150.

Verhütung derselben 149.

Kellerräume von Schulhausem 284.

Keuchhusten, Verfügung des ba- dischen Ministeriums des Innern, betreffend Maüsregeln gegen den- selben 49—51.

Kinderarbeit, das neue amerikanische Gesetz über dieselbe 679.

Kindergartenzimmer auf der Ber- linerOewerbeausstellung 467—469.

Kinderheilstätten in Österreich 663 bis 664.

vgl. Seehospize. Sänderhorte in Österreich 79—82.

Thesen betreffs derselben 82—84.

vgl. Knabenhorte.

Kinderpult, fünffache Verwendbar- keit des orthopädischen von Wurm 623—528.

orthopädisches von Wurm 523 bis 528.

Vgl. Hauspulte. Kinderschutz, öffentlicher 501— 604. Klassen für schwachsinnige Kinder

in London 107.

höchste Zahl der Schüler in denselben 629—530.

^ in denselben sollen keine Kleider abgelegt werden 633—634.

^ Luftuntersnchungen in denselben durch Ignatieff 592.

Mafse derselben in Wien 695.

Schränke derselben, welche in die Wand eingelassen sind 456.

Klassen, vgl. Schulzimmer. Klassenzimmer, Modell eines solchen

nach Erismann 590. Kleiderablagen, besondere für jedes

Schulzimmer 638—640.

gemeinsame für die ganze Schule oder die einzelnen Stockwerke 637—638.

im Korridor der Schulen 634—637.

in englischen Schulen 147.

innere Einrichtung derselben 642.

in Schränken des Lehrzimmers 640—641.

in Schalen 683—643.

Kosten derselben 643.

vgl. Garderoben.

Kleider sollen nicht in den Klassen

abgelegt werden 644—634. Kleidung der Schulkinder 404. Klosetts in englischen Schalen 198.

vgl. Aborte. Knabenhandarbeit, Centralkursus für

Lehrer derselben in Leipzig 412.

Xni. Deutscher Kongrefs für erziehliche in Kiel 411 415.

Normal lehrgänge für dieselbe 412.

Programm der Leipziger Lehrer- bildungsanstalt für den Unterricht in derselben pro 1896 161—163.

vgl. Handfertigkeit.

vgl. Handfertigkeitsunterricht. Knab«nhorte, vgl. Kinderhorte.

IV zu München-Giesing, Körper- pflege in demselben 344 345.

Knochenbrüche, erste Behandlung derselben in der Schule 338.

Kochunterricht für Schülerinnen in England 263.

vgl. Haushaltungslehre.

Vffl. hauswirtschaftlicher Unter* rieht.

Kollegium für Schulhygiene, Erlafs des japanischen Unterrichts- ministers wegen Errichtung eines solchen 550.

Kollektivmethode zur Bestimmung der Köperlänge bei Kindern 571.

Kommission für Schulgesundheits- pflege in Nürnberg, Sitzungen derselben 194—197; 257—261.

Kongreis, ärztlich-hygienischer in Budapest 160.

Xin. Deutscher für erziehliche Knabenhandarbeit in Kiel 41 1*41&.

706

Kongrefs, internationaler für das Wohl der Jugend zu Florenz 64S bis 544.

II. für Volks- und Jugendspiele in München 647 548.

XII. internationaler medizinischer in Moskau 102—103.

Kopfhaltung bei Steil- und Schräg- schrift 437. Kopfläuse 186—187.

vgl. Läusesucht. Körperbewegungen amerikanischer

Schülerinnen 536..,

vgl. körperliche Übungen. Körpergewicht der Kinder, Ursache

für die Schwankungen desselben ist die Witterung 322—323.

vgl. Gewicbtsbestimmangen.

vgl. Wägungen. Körperhaltung bei Steil- und Schräg- schrift 437.

der Schüler, richtige 553.

Körperlänge der Kinder, Beein- flussung derselben durch den Monat der Geburt 584—589.

Jahresschwankungen derselben 321.

individuelle Methode zur Be- stimmung derselben 571 572.

Kollektivmethode zur Bestim- mung derselben 571.

Methode von Louis Roux zur Bestimmung derselben 572 574.

der Schulkinder in den ver- schiedenen Ländern 587-^589.

der Volksscbülerinnen zu Lau- sannein den einzelnenMonaten576.

der Volksschüler zu Lausanne in den einzelnen Monaten 575.

derVolkssohulkinder in Lausanne 569-589.

jährlicher Durchschnitt derselben 579-580.

Setzen der Schulkinder nach derselben 646—648.

vgl. Längenmessungen.

vgl. Wachstum.

von Schülerinnen verschiedener Nationalität 538.

Körperliche Anforderungen an die Aspiranten der Königlichen Forst- lehranstalt Aschaffenburg 551 -552.

Ausbildung der Schüler 307—308.

derSchuljugendinZtirich 150-151.

Körperliche Entwiokelnng der Gym- nasiasten Moskaua 691.

des Kindes ist unabhängig vofl der hygienisch einwandfreien Schule 322.

EinfluTs derselben auf die £^ krankungen der Schulkinder in Jalta 274—275.

Erziehung der Jugend, PestalozziB Stellung zu derselben 402— 403.

Erlafs des japanischen Unte^ richtsministers bezüglich derselben 226—228.

J. H. Campes Anschauungen über dieselbe 474 475.

schwacher Kinder 443.

vgl. physische Erziehung.

Übungen der Schüler, Einflois der<<elben auf den Organismas 133—135.

der Schulkinder 250—251.

Fragebogen über die Gefährlich- keit derselben 667.

in den Schulen 132—139.

vgl. Körperbewegungen.

vgl. Muskelübungen.

vgl. Wettkämpfe.

Züchtigung s. Züchtigung. Körperflege im Knabenhort IV zu

München- Giesing 344 ^345.

in der Schule, amerikanische Gesellschaft zur Förderung der- selben 215.

Körperverhältnisse der Kinder, Kon- trolltafeln für Eltern zur Ober- wachung derselben 688 689.

Korsetttragen amerikanischer Schü- lerinnen 538.

Krankheiten der Schüler in Lau- sanne während des Schuljahres 1894-1895 298—299.

in den Schulen Bostons 532.

vgl. Erkrankungen. Kränklichkeitsperioden der Schul- kinder 582—584.

Kreide, Arsenvergiftung durch far- bige 158—159.

Kriminelle Anthropologie in ihrer Anwendung auf die Pädagogik 97

Kuhpockenimpfung, hundertjuiriges * Jubiläum der Jennerschen 341.

vgl. Impfung.

Kurse in den Jugend- und Volki* spielen an den Univetntaten,

707

Bundschreiben des prenftisohen Ünterrichtsministers betreffs der- selben 429—430.

Kurie, Tgl. Unterrichtskurs.

Kurzsichtige Schulkinder, ärztliche Batschläge für dieselben 192 193.

Sehleistun^ derselben 31—32. Kurzsichtigkeit Schulkinder in

Glauchau 97—98.

englischer Schulkinder 200.

in Schulen, Verhütung derselben 300.

Küssen der Hände ihrer Lehrer ist den Prager Schülern verboten 278. Kyphose, s. Buckel.

Lamellenreflektorlampen, vgl. Be- leuchtung.

von Elster 464.

Lampen, s. Lamellenreflektorlampen.

Landesbesserungsanstalten zuEggen- bürg und Korneuburg, Kund- machung des niederösterreichi- schen Landesausschusses bezüglich der Auftiahme von Kindern in dieselben 674—675.

Landschulen, hygienische Anforde- rungen au dieselben 175—177.

Längenmessungen norwegischer Schülerinnen 625.

vgl. Körperlänge. Längenzunahme beiKindem 317-329. Läusesucht, Art ihrer Verbreitung

188-189.

Behandlung derselben 187—188.

die Lehrer und Lehrerinnen sollen über dieselbe auf den Seminaren unterrichtet werden 376.

die Schule, die hauptsächlichste Vermittlerin derselben 190; 375—376.

häufiger bei Mädchen als bei Knaben 190.

Häufigkeit ihres Vorkommens 189—190.

in den Volksschulen 185 191; 371-878.

- in den Volksschulen sollte durch die obersten Schulbehörden be- kämpft werden 377—378.

Länsesuoht, Statistik ihres Vor- kommens in einer Kasseler Volks- schule für Mädchen 373—374.

Symptome derselben 185—186. -^ vgl. Kopfläuse.

Vorbeugung derselben 190—191. Lehne der Schulbank 65—67 ; 73—75. Lehrerbildung8anstalten,Einfcihrung

des Handfertigkeitsunterrichts in dieselben 413.

Programm der Leipziger für Knabenhandarbeit pro 1^96 161 bis 163-

vgl. Seminar.

Lehrer für Mittelschulen, Heran- bildung derselben in Ungarn 85-87.

Lehrerinnen, Gesundheitszeugnisse für dieselben 606.

Lehrerinnenseminare, Gesundheits- zeugnisse in den berniBchen40 41 .

Lehrer Leipzigs, Gesundheit der^ selben 394—395.

Pflichtstundenzahl derselben 529—530.

Uberbürdung derselben an den würtiembergischen Lateinschulen 603—604.

Lehrerwohnungen in ländlichen Volksschulen, Bunderlafs des preufsischen Unterrichtsministers bezüglich derselben 349—350.

Lehrgang für das Knabentumen in einfachen Schulverhältnissen 686 bis 688.

Lektionen, s. Unterrichtslektionen.

Lektionsplan, s. Stundenplan.

Lektüre der Schulkinder 404.

Lesen, Sitzhaltung der Kinder bei demselben 237—238.

Liniierte Tischplatten in Kinder- gärten, Gutachten des Obersten Sanitätsrates in Wien über die Benutzung derselben 281 282.

Linoleum als Fufsbodenbelag für Schulzimmer 461—462.

Lorinsers Leben und seine Ver- dienste um das Turnen 627 628«

Luftfilter in einer Schule Dront- heims 142—148.

Luft im Freien, Genufs derselben seitens englischer Schüler 92 98.

Luft in Schulen, Feuchtigkeits- grad derselben 664.

708

Luftraum der City of London School 27—28.

der englisohen Volkssohulen 28.

der Schalzimmer 485—486. Lüftung der Dresdener Volkssohulen

219-- 220.

der Schnlklassen während des Sommers 271—272.

der Volks- und Bürgerschulen Wiens 362—353.

der Wiener Schulen 597-599.

des neuen Realgymnasiums in Gera 422.

einer Schule der Vereinigten Staaten 410-411.

vgl. Ventilation.

von Schulen 483—485,

Vorrichtungen für dieselbe in englischen Schulen 88—90.

während der Schulpausen 99.

zwangsweise in Schulen 594 599- Luftuntersuchungen in den städti.

sehen Schulen zuQörlitz 483 486, Lungenkranke Lehrer und Gelehrte.

Heilstätte für dieselben 165—166. Luther und die Handfertigkeit 101.

Mädohenerziehungy englische wäh- rend der Pubertätsperiode 214-215.

Ifädchenhorte, s. Kinderhorte.

Masern, Verfügung des badischen Ministeriums des Innern, betref- fend Malsregeln gegen dieselben 49-51.

zurVerhütungder8elben207— 208.

Maximalzahl der Schüler in einer Klasse 529—530.

Menstruation, Veränderungen der- selben bei amerikanischen Schü- lerinnen während ihres Hoohschul- besuches 537.

vgl. Pubertätsperiode.

Verhalten amerikanischer Schü- lerinnen während derselben 537.

Zeit des Eintritts derselben bei Schülerinnen verschiedener Natio- nalitäten 535.

Meesungen des Brust-, Leibes- und Hüftenumfangs bei norwegischen Schülerinnen 625—626.

Methode von Louis Boux zur Be- stimmung der Körperlänge bei Kindern 572-674.

Milchkuren für Zürcher Sohuler 490-

Mittagsessen der Schüler und Schul- zeit 341—842.

Mumj^s in der Bugbyschule 409.

Muskelübungen der Mädchen, Selten- heit ders^ben 515—516.

vgl. körperliche Übungen.

Myopie, b. kurzsichtigkeit.

Nachsitzen der Schulkinder 554. Nachtarbeit englischer Kinder 44. Nägelkauen der Schulkinder, Frage* bogen bezüglich desselben 385-336.

Bekämpfung desselben 335.

ein pathologisches Zeichen 331 bis 336.

Gefährlichkeit desselben 332.

Häufigkeit desselben 333-335.

mitEntartungserscheinungen ver- bunden 332—333.

Ursachen desselben 332. Napoleon I. über physische Er- ziehung 36—37.

Nasenbluten, erste Behandlung des- selben in der Schule 339.

Nervenkrankheiten, oft fölschlick auf Schulüberbürdung zurückgeführt 661.

Nervöse Kinder, Behandlung und Erziekung derselben 266—267.

Symptome bei amerikanischen Schülerinnen während ihres Hoch* Schulbesuches 537.

vgl. Nervosität.

Nervosität der Schuljugend, ihre Besprechung in der Belletristik 164—165.

vgl. nervöse Svmptome. Niederdruckdampilunheizung in

Schulen 255—256.

vgl. Heizung.

Vorzüge derselben 255—256. Niederdruckwarmwasserheizung for

Schulen 464.

vgl. Heizung. Nordalbingischer Tumlehrerverein,

Jahresversammlung desselbenlSSG 593-^94.

Normallehrgänge für Knabenband- arbeit 412.

Notapparat für plötzliche UnfiLUe in Schulen 220—221.

709

l^otapparat, vgl. Sanitättkfistohen.

vgl. Unfölle.

vgl. Verbandkasten.

^bersolmlarzt, Aii%aben desselben 880—384.

muÜB ein beamteter ArEt sein 384—886.

vgl. ärsÜicher Qeneralsohul- inspektor.

vgl. Sohnlaret.

Ofen des- Sohulsimmers 424; 426.

vgl. Badeofen.

vgL Gasofen.

von Keidel fOr Schnlrimmer 467— 46a

(Hinmaokt, erste Behandlnng der> selben in der Schule 888.

Ohren, üntersachung derselben bei 1997 yolksBohulkindem in Zürich 602—603.

von Schtilkindom, Leits&tze be- züglich derselben 608.

Onychophagie, s. Nägelkanen. Orthopädisches Kinderpult von Wurm 623—528.

fünffache Verwendbarkeit des- selben 526-628.

Ozon, Herstellung desselben in Schulen 388.

Pädagogische Pathologie, Wichtig- keit derselben für die Jugend- hygiene und Schulpraxis 663 665.

Parotitis, s. Mumps.

Pathologie, s. pädagogische Patho- logie.

Paulsenstift in Hamburg, Ferien- haus desselben 346.

Pausen beim Unterricht 628 629.

in den Schulen 99.

Periode, s. Menstruation.

Pestalozzis Stellung zur körperlichen Erziehung der Jugend 402 403.

Petition gegen die Überbürdung der Volksschulen in Ungarn 342.

Pflichten, gesellschaftliche ameri- kanischer Schülerinnen 636.

Physikklasse auf der Berliner Ge- Werbeausstellung 1896 465 466.

Physische Entwicklung der Schul- kinder 129—132.

Physische Erziehung der Jugend in Frankreich 659—661.

Napoleon I. über dieselbe 36^-37.

vgl. körperliche Erziehung« Pissoirs für Schulknaben 427.

geruchlose für Schulen 169—160.

vgl. Aborte.

Plätze der Schulkinder, Mafte für dieselben 424.

Plett und die Schutzpockenhnplunff 98.

PlötzUche Unfälle, s. Unfälle.

Pocken, s. Blattern.

PockentodesfäUe im deutschen Reich und im Auslande 666- 667.

Preis, rassischer für den besten Leitfieiden der Schulhygiene 666.

Prüfungen« s. Wiederholungsprü- funffen.

Psychische Vorgänge, Beeinflussung derselben durch körperliche ujid geistige Thätigkeit 661—662.

Psychopathisoh minderwertige Schü- ler 94—96.

Psychophysische Beschaffenheit der Kinder, Einflufs des Alters der Eltern auf dieselbe 533.

Pubertätsperiode, englische Mäd- chenerziehung während derselben 214-215.

vgl. Menstruation.

Pult der Schulbank 75—77.

vgl. Einderpult.

vgl. Subsellien.

Putz der Wände in Aborten 142.

Radfahren, Augenentzündung nach demselben 156—157.

hygienische Vorschriften für das- selbe 87 ; 542.

vffl. Fahrrad.

Bauchen, s. Cigarettenrauchen.

s. Tabakrauohen.

vgl. Tabak.

Bealschule zu Blankenese, Gebäude derselben 672—674.

Begatta der englischen Universitäten, Mannschaften derselben 109 110.

Beinhaltung des Körpers im Mittel- alter 144.

in England 144.

Beinigung der Schulzimmer bei an- steckenden Krankheiten 616.

710

Beinignng der Volks- und Bürger- lohulen Wiens 361—853.

Beinlichkeit der Schulen, Eingabe der Lehrer in Manchen an den dortigen Magistrat behufs Herbei- führung einer besseren 264 265.

der endlichen Schulen 146 147.

der Schulen 494.

englischer Schulkinder 143 146. Beklinationssitz und seine Bedeutung

für die Schulbankfrage 1—17: 65—78. Bekonvalescentenhaus für bedürftige Kinder zu Weidlingau in Nieder- österreich 613—614.

für Kinder des Mittelstandes in England 281.

Bekreationsraum, s. Erholungsraum. Bespirien, s. Pausen. Bettigsche Schulbank 859—362. Bettun^kasten, s. Notapparat. Bevaocination, s. Wiederimpfung. Botein, epidemische in der Bugby-

sohule 408—409. Budem der Schüler, gegen den

sportmä&igen Betrieb desselben

611.

Tgl. Cercle nautique soolaire.

vgl. Wettrudem. Budervereine, akademische 488-489.

Sanitatskästchen für Schulen 337 bis 338.

vgl. Notapparat.

vgl. Verbandkasten. Scharlach, Bunderlafs des badischen

Ministers des Innern, betreffend Malsregeln gegen denselben 168 bis 169.

Übertragung desselben durch Briefe 33.

Schauvorstellungen, Verfügung des Wiener Bezirksschulrates bezüg- lich der Verwendung schulpflich- tiger Kinder bei denselben 169 bis 171.

Schiefertafeln, s. Schreibtafeln.

Schiefsen, s. Armbrustschiefsen.

Schiefswettkampf französischer Volksschüler 668.

Schlaf der Schulkinder 404.

Schlafräume iür Kinder, als solch* sollen keine Badezimmer benutzt werden 35 36.

Schlieüsung von Schulen bei Epi- demien 616—618.

Sohneesohnhlaufen der Gemeiiide- Schüler zu Braunlage im Harx 167.

Schrägschrift in Schulen Lausanne» 299.

Schreiben, Sitzhaltung der Kinder bei demselben 237-238.

zur Hygiene desselben 32.

Schreibhaltung, Anleitung der Kin- der zu einer richtigen durch die Lehrer 248—249.

Schreibhefte, Verbot mit Draht ge- hefteter in den Siegener Schulen 491.

Schreibtafeln, Beinigung derselben 554.

Verordnung des Landesschulmtea in Salzburg wegen Verwendung der in der Fabrik Bürmoos her- gestellten gläsernen 231.

von Köstner 458.

weifse von Campe 458—459- Schreibunterricht, hygienische An- forderungen an denselben 653.

Schularzt 257—261.

Beurteilung der Leitsätze des Wiener Kongresses über denselben 308-310.

Bezirksarzt als solcher 257.

darf kein Befehlsreoht in der Schule haben 307.

Schulärzte 385-290.

Aufgaben derselben 386 bis 890.

der städtischen Volksschulen in Dresden, Dienstordnung für die- selben 51 53.

Dienstordnung für die Nürn- berger 259; 286—289.

Gründung eines Fachkomitee» der ungarischen 41.

in Drontheim 139—143.

müssen das Becht haben, die Klasse während des Unterrichtes zu betreten 387.

sollen den Unterricht in der Gesundheitslehre erteilen 390.

sollen kranke Schulkinder nicht behandeln 390.

711

Schnläntei Sorge derselben ftir das persönliche Wohlbefinden der Schüler 387—388.

specialistisch gebildete 390 bis 391.

Überwachnng der ahnten In- fektionskrankheiten in der Schule durch dieselben 388—389.

wieyiel Kinder sollen dem ein- zelnen sngewiesen werden? 386.

Schularztfrage 305— 317; 379—391.

geschichtliche Entwickelung der« selben 806—307; 808—312.

Gutachten der Wissenschaftlichen Denutation für das Medizinal wesen in rreufsen über dieselbe 310 311.

Tom administratiTen Standpunkte 196—197.

Tom ärztlichen Standpunkte 194 bis 196.

Yom pädagogischen Standpunkte 196.

Schularzt im Königreich Sachsen 316-317.

in Baden 316.

in Bayern 317.

in Belgien 814.

in Branschweig 315.

in D&nemark 312.

in der Schweiz 313.

in England 200—201; 312.

in Frankreich 313—314.

in Holland 314.

in Italien 313.

in Norwegen 312.

in Österreich 313.

in PreuXsen 314—315.

in Ruisland 204—206; 312—313.

in Schweden 312.

in Ungarn 313.

in Württemberg 316—316.

Oberleitung desselben durch den Amtsarzt 310.

Überwachung des Turnens durch denselben 628.

vgl. ärztliche Schulinspektion.

vgl. Oberschularzt.

vgl. Schulaufsicht.

vgl. Schultnspektion.

vgl. Schuloberarzt. Schulaufsicht, ärztliche, erstreckt

sich in Frankreich über alle öfifentlichen Schulen 644.

vgl. Schalarzt.

Sohulanfsieht, Neuregelung der- selben in Frankreich 643—646.

vgl. ärztliche Schulinspektion. Schulbäder auf der Berliner Qe Werbe- ausstellung 1896 466—467.

in England 144.

in Frankreich 110.

in Lausanne 300.

in Mailand 671.

vgl. Brausebäder. Schulbänke 523—524.

Anforderungen an dieselben 553.

Einflufs unhygienischer auf die Entstehung von Skoliosen 247.

Schulbank „Simplex'' von Dr. Schenk 2—5; 248; 457.

vgl. Lehne.

vgl. Pult.

vgl. Beklinationssitz.

vgl. Sitzbrett.

von Dr. Schwarz 248.

von Lickroth 456.

von Rettig 869—362; 462—464.

von Schuster 466. Schulbauten für Epsom College 167.

in Paris, Instniktion für die Er- richtung, derselben 649.

vgl. Bau.

vgl. Schulgebäude.

vgl. Volksschulbauten. Schulbesuch, Verbot desselben für

Kinder, welche in demselben Hause mit ansteckenden Kranken wohnen 114, Schulbrunnen, Verfügung des Be- gierungspräsidenten in Minden bezüglich der Untersuchung der- selben 498.

vgl. Braunen.

zur Anlegung derselben 272 273. Schulbücher, Beschaffenheit der un- garischen 24—25.

Desinfektion derselben 210.

gesundheitsschädliche Ausstat- tung solcher in England 664 665.

Gewicht derselben 167 158.

Verbot mit Draht gehefteter in Siegen 491.

vgl. Btichertragen.

Schuldieoer, Instruktion für die- jenigen der öffentlichen Volks- und Bürgerschulen Wiens 361 353.

Schulen Lausannes, ärztlicher Be- richt über dieselben 298—300.

712

Sohülerbataillone in den Vereinigten

Staaten 280—381. Scbülerherbergen in den Alpen 548

bis 549. Sohülermaximum der Sohulklassen

in Ungarn 25—26.

Reduktion desselben in Däne- mark 42—48.

Schülerverbindung, Auf bebang einer solchen in Bamberg 164.

Schülerwandemngen in Dentsoh* land, geplante Statistik derselben 667—668.

vgl. Schulftihrten. Sohnl&hrten in Bayern, Fabr-

preisermälsigangen fär dieselben 606. Sobulfrübstück für arme Kinder in Quedlinburg 614.

vgl. Frühstück.

vgl. Speisung.

Schulgarten auf der Gartenbau- ausstellung in Dresden 489 490.

•^ hygienische Bedeutung desselben 606.

vgl. Gartenbau.

zu Dörnick in Schleswig-Holstein 345.

zu Pöüsneok in Thüringen 416. Schulgebäade, Anordnung ländlicher

auf der Baustelle 224—226.

das neue des Realgymnasiums in Gera 417—423.

in Rufsland, hygienische Be- schafienheit derselben 206.

vgl. Gebäude.

vgl. Sohulbauten.

vgl. Sehulhaus.

Schulgesundheitspflegef Anweisun- gen der Regierung zu Sigmaringen bezüglich der Handhabung der- selben seitens der Lehrpersonen und Sohulvorstände 491—495; 568—556; 616—619.

auf dem III. Kongresse zur För- derung des technischen Unter- terriohts in Bordeaux 44.

Grundrils derselben 233—235.

Sitzungen der Nürnberger Kom- mission für dieselbe 194—197; 257—261.

vgl. Schulhygiene. Sehulhaus, An- oder Aufbau bei

demselben 283.

Sohulhaus, äufsere Ertdheinimg des- selben 285.

- Brweiterungsfahigkeit desselben 288.

Trennung der Klassen von der Lehrerwehnung in demselben 282.

vgl. Schulgebäude.

vgl.. Heizung.

Yorzage der neuen Wiener 256 bis 256.

Schnlhöfe in England 90—99.

Schulhygiene auf der Berliner Ge- werbeausetellung 1896 452—469.

Förderung derselMn durch die Ber- liner ärztliche Schulreformkom- mission 103.

in Belgien und Holland 66—57.

in England 27—28; 88—98; 14^-147; 198-201; 262-264; 826-828; 396—399.

in Österreich 108—104.

in RuTsland 203—207.

vgl. Sohulgesundheitspflege.

Schulhygienische Abteilung der Aus- stellung auf dem zweiten russischen Kongrefs für technische und pro- fessionelle Ausbildung in Moskau 590^692.

der ersten russischen Ausstellung far Gesundheitspflege in St. Peters- burg 340—341.

Einrichtungen Lübecks 336—837.

Kommission, beantragt von der Hamburger Schulsynode 544.

Leitfaden, russischer Preis für den besten 665.

Schulhygienisches aus den Verhand- lungen des preuüsischen Abgeord- netenhauses über das höhere Unterrichts wesen 528—531.

Kollegium, Eslafs des japanischen Unterrichtsministers wegen Er- richtung eines solchen 650.

von der Deutschen Lehrerver- sammlung in Hamburg 1896 653 bis 666.

Untersuchungen in Japan 342. Vorlesungen in England 276—277.

Vorträge auf dem pädagogischen Kongresse in Santa-Fe 43.

im katholischen Lehrerverein in Hessen-Nassau 609.

Schulinspektion, ärztliche in Boston 531—532.

713

Scfaulinspektioii, Kosten der ärzt- lichen in Boston 532.

vffl. Scbularzt. SchDilaft, s. Luft in Schulen. Schaloberarzt 195.

vgl. Schularzt. Schulpflichtige Kinder,* Verfügung

des Wiener Bezirksschulrates be- trefis der Verwendung derselben bei Schauvorstellun^en 169 171. Schulreisen der Zürcher Schüler im Jahre 1895 216.

Tgl. Schülerwanderungen.

vgl. Schulfahrten. Schulschiurs, s. Schlielsung von

Schulen. Schulspiele in Schleswig Holstein

vgl. Jugendspiele. SchuTstrafen 564. Schultafel, s. Wandtafel. Schulterhaltung bei Steil- und

Schrägsohrifb 437.

Schul Verhältnisse, gesundheits- mä£Bige Begelungderselben 560 bis 562.

Schulzeit und Mittagsessen der Schüler 341—842.

Schulzimmer, Abmessungen der- selben 423—425.

Benutzung derselben für öffent- liche Impfungen 177.

der Oberstufe auf der Berliner Ge- werbeausstellung 1896 461-:-465.

der Unterstufe auf der Berliner Gewerbeausstellung 454 459.

vgl. Klassen. Schwachbegabte Kinder, Erziehung

derselben 181. Erziehung derselben in Galifomien 684-686.

Fürsorge für dieselben in Paris 470-472.

ständige Vereinigung der Lehrer für solche 656 656.

vgl. idiotische Kinder.

vgl. schwachsinnige Kinder.

Schwachsinnige Kinder, Aufforde- rung des Bezirksschulrates von Wien an die Lehrpersonen, sich zum Unterrichte derselben zu melden 431—482.

in London, besondere Klassen für dieselben 107.

SehalgerandhelUpflefftt IX.

SchwachsinnigeKinder, Vgl. schwach- begabte Kinder. Schwimmbad 442.

vgl. Baden.

Schwimmen in der Schule 476 477.

vgl. Baden.

vgl. Wettschwimmen. Schwimmunterricht für Schüler in

Birmingham 345. Schwindel bei jungen Tabakrauchern

94. Schwindsucht, s. Tuberkulose. „Scrumpox*^ bei fuiJBballspielenden

Schülern in England 663. Seehospiz in Triest für skrofulöse

und rhachitische Kinder 490—491.

in Triest und Grado, Aufenthalt armer Wiener Kinder in den- selben 108.

vgl. Kinderheilstätten. Sehleistung kurzsichtiger Schüler

81—32. Seitenlichtreflektor,vgLBeleuohtung.

von Hrabowsky 460. Selbstmorde unter den andern in

England 600.

von Schülern, zur Verhütung derselben 29.

Seminar für Lehrer der Knaben- handarbeit zu Leipzig, Central- kursus in demselben 412.

vgl. Lehrerbildungsanstalten. Setzen der Schulkinder nach der

Körperlänge 646—648.

Sexuelle Physiologie in der Mädchen- hochschule zu Philadelphia 546.

Simulation von Krankheit bei eng- lischen Schulkindern 165.

Singstimme der Kinder 270.

Sitzbrett der Schulbank 67—78.

Sitzen, Mechanismus desselben 5 9.

Sitzbaltung der Kinder beim Schrei- ben und Lesen 237—238.

straffe der Kinder 12 16. Skoliosen, Entstehung derselben

241—242.

Folge der schiefen Schreibhaltung 245-246.

Folge des langen Schulsitzens 245.

Gefährlichkeit derselben 242.

geringe Beachtung der beginnen- den 242—243.

habituelle 242.

und deren Verhütung 241 254.

47

714

8l0jdlehrer8chale zu Askov in Däne- mark 507.

Sl0jdanterricht in Norwegen und Dänemark 509.

Sl0jd, vgl. Handfertigkeit.

Sommerschulen in Amerika 345 bis 346.

Sonntamchüler in Bayern, Verbot des WirtshausbeBuches für die- selben 342—343.

Speinäpfe, s. Spucknäpfe.

Speisung armer Schulkinder in Eng- land 263-264.

in Volksküchen, Verordnung des Wiener Bezirksschulrates bezüg- lich derselben 172— -173.

englischer Lehrer in der Schule 264.

Tgl. Ernährung.

--^ vgl. Schulfrühstück.

Spiele für die Volksschule 562—563.

in England 363.

vgl. Jugendspiele. Spielkurse an deutschen Universi- täten 109.

vgl. Jugendspiele. Spielplätze, gedeckte 671—672. Sport, Bedeutung desselben für die

Entstehung von Herz- und Qefäfs- krankheiten 400—401.

Beurteilung des englischen 651 bis 662.

Sportmäisiger Betrieb des Schüler- rudems, gegen denselbeo 611.

Sprache der Kinder, Einflufs organi- scher Veränderungen des Rachens und der Nase auf dieselbe 30.

Sprachgebrechliche Kinder in den Hamburger Volksschulen 546 bis 647.

Sprachstörungen der Schulkinder, Abhängigkeit derselben von dem Zustand des Qesamtorganismus 505-506.

unter der Schuljugend yon Boston 505.

vgl. Stottern.

vgl. stotternde Volksschnler. Sprechgebrechen, die häufigsten des

Kindesalters 629—680.

vffl. Stottern. Spucknäpfe 620.

för Schulen 457.

hygienische 411.

Stadtärzte eignen sich nicht zu

Schulärzten 139-143. Ställe für Landschulen 428. Stehen, Mechanismus desselben 5 9. Steilschrift, Bedeutung derselben für

eine richtige Schreibhaltung 249

bis 250.

im Auslände 277—278.

in Amerika 486—487.

in Schulen Lausannes 299 bis 300.

neuere Urteile über dieselbe 215. Steil- und Schrägschrift, Diagramme

derselben 691.

Untersuchungen über dieselbe in der Ekaterinburgschen Bealschule 436—439.

Sterblichkeit christlicher und jü- discher Kinder 656—668.

der Jugend in verschiedenen Staaten 98—99.

Stotternde Volksschüler in Hamburg, Verein zur Heilung derselben 1^ bis 167.

Stottern, vgl. Sprachstörungen.

vgl. Sprechgebrechen.

von Schulkindern, durch An- steckung erzeugt 480—481.

Strafarbeiten 429. Strafmittel, s. Fufsschellen. Strohdächer, vgl. Dächer.

von Schulen, Beseitigung ihrer Feuersgefahr 176.

Studium, Einfluls des akademischen auf die Gesundheit der Mädchen 153—154.

Stundenpläne 479.

der Stadtschulen in Montevideo, Grundsätze für dieselben 604.

hygienisch unrichtige 276 bis 276.

der Untertertia eines Berliner Bealgymnasiums 539.

fehlerhafter einer Berliner Gymnasialuntertertia 104 106.

für Gymnasien 293. Stundenzahl der Lehrer 530 bis

631.

einer Quarta in Berlin 43. Subsellien für das Haus 253.

vgL Haussubsellium.

vgl. Hauspnlte.

vgl. Schulbänke. Suggestion, s. Hypnotismus.

715

Tabak, Pariser Qesellschaft gegen den Mifsbraach desselben, ins- besondere bei Schülern 343.

Tabakrauchen der Schüler, Verbot desselben in Wien 289.

EinfluTs desselben aaf die geistige Leistungs&higkeit der Schüler 662—663.

erzeug Schwindel bei jugend- lichen Personen 94.

vgl. Ciffarettenrauchen. Taillenmau Yon Schülerinnen ver- schiedener Nationalität 538.

Taubheit eines sechsjährigen Ena- ben, geheilt durch Hörübungen 472-473.

Taubstumme, Lehrgang für das Turnen derselben 686—688.

Taubstummenanstalt in New York 33-34.

Taubstummen- und Blindenanstalten in Japan 669-671.

Temperaturtabellen für Schulen, An- weisungen des Wiener Bezirks- Bchulrates für die Benutzung der- selben 677—678.

7gl. Heizung. Thermometer des Schulzimmers zur

Ablesung der Temperatur von auTsen her 455. Thür des Schulzimmers 424.

in ländlichen Volksschulen, Rund- erlafsdespreufsischen Unterrichts- ministers bezüglich derselben 3^ bis 349.

Thürschliefser, selbstthätiger für Schulaborte 102.

Tintenbehälter für Schulen 456 bis 467.

Tischplatten, liniierte 281—282.

Todesfalle unter den Zöglingen der Bugbyschule innerhalb der letzten 25 Jahre 481.

Trachom, s. ägyptische Augenent- zündung.

Treppen in ländlichen Volksschulen, Bunderlafsdespreufsischen Unter- richtsministers bezüglich der- selben 348—349.

Treppensteigen amerikanisoherSchü- lerinnen in der Schale 536—537.

Trinkwasser, s. Brunnen.

s. Wasser.

Trunksüchtige Eltern, Einflufs der- selben auf die Gesundkeit der Kinder 339—340.

vgl. Alkohol. Trunksucht, s. Alkobolismus. Tuberkulose der Kinder 503.

Batsohläge des Hamburgisohen Medizinalkollegiums znr Ver-

. hütung derselben 619—621. Übertragung derselben 619—620.

Verhütung ihrer Verbreitung in der Schule 555.

Turnen, Bedeutung derWetÜLämpfe für dasselbe 58—59.

Beurteilung des schwedischen 651.

der Knaben, Lehrgang für das- selbe in einfachen Sohulverhält- nissen 686-688.

der Mädchen, AussohluXs von demselben 517—518.

erzeugt Anmut ihrer Bewegungen 517.

soll durch Lehrerinnen gelehrt werden 519—521.

worin es zn bestehen hat 518 519.

zur Reform desselben 399 400-

der Sohnlljugend 251.

der Schulkinder in Lausanne 299.

der Taubstummen, Lehrgang für dasselbe 686—688.

deutsches, verglichen mit dem englischen Sport 651—652.

in der Mädchenschule 513—523.

Zweck desselben 514 515.

Lorinsers Verdienste um das- selbe 627—628.

Überwachung desselben durch den Schularzt 523.

vgl. Freiübungen.

vgl. Geräteturnen.

vgl. Gymnastik. Tumfahrten, s. Schülerwanderungen.

8. Schulfahrten.

s. Schulreisen.

Turnhalle des neuen Realgymna- siums in Gera 422 423.

Tuminspektoren 522—523.

Tumlehrerbildungsanstalt in Berlin, Verfügung des Provinzialschul- koUegiums von Schleswig-Holstein bezüglich des Besuches derselben durch Kandidaten des höheren Schulamts, jüngere Hil&- und Oberlehrer 497—498.

47*

716

Tamlehrenrerein in HannoTer, Jah- resbericht desselben för 1895 469—470.

Turnlehrer, vgl. Fachtnmlehrer.

Tumlehrerinnen, Ausbildung der- selben 521—522.

Turnschuhe fdr Schüler 39.

Tumspiele 562—563.

vgl. Jugendspiele.

Tum- und Spielplatz für Schulen 496 Turnunterricht, Bestimmungen des Wiener Bezirksschulrates über das Verhalten der Lehrpersonen bei Unglücksfällen in ("omselben 621 bis 622. ■^- Eifullung der gesundheitlichen Vorschriften bei demselben 270 bis 271.

Erlafs des preufsischen ünter- richtsministers wegen Befreiung von demselben auf Grund ärzt- licher Zeugnisse 47—48.

obligatorischer am Staatsober- obergymnasium inCzemowitz 108.

Uberbürdung, begünstigende Ur- sachen derselben 540.

Behandlung derselben 541.

der jungen Mädchen in England 540.

der Kinder im Eltemhause 252. der Kinder in der Schule 251 252.

der Lehrer an den württembergi- schen Lateinschulen 603—604.

der Schüler 275-276.

der Schuljugend, zur Frage der- selben 477—480.

der Volksschüler in England 396-397.

der Volksschüler in Ungarn, Petition gegen dieselbe 342.

der Volksschulkinder, Erlafs des japanischen Unterrichtsministers bezüglich derselben 226—228.

erzeugt nur selten Nervenkrank- heiten bei Scüleni 661.

Fragebogen bezüglich derselben in Budapest 163 164.

Frage derselben im ungarischen ' Landesunterrichtsrate 24—26;

84-88.

in den höheren Schulen Eng- lands 397—395.

Uberbürdung in englischen Schulen 540—541.

Symptome derselben 540—541.

Verhütung derselben 541. Umwehungen vonSchulgehoften428. Unfälle, die häufigsten in der Schule

und ihre Behandlung bis zur An- kunft des Arztes 337—339.

in Schulen, Notapparat für die- selben 220—221.

vgl. Unglücksfalle. Unglücksfalle beim Turnunterricht)

Bestimmungen des Wiener Be- zirksschulrates über das Verhalten der Lehrpersonen bei solchen 621 bis 622.

vgl. Unfälle.

Unterricht der Schüler in der Ge- sundheitslehre 57 58.

Unterrichtskurs über Kinderer- ziehung für Frauen und Mädchen in Wien 160—161.

vgl. Kurse. Unterrichtslektionen, allzulange

Dauer derselben 154. Unterrichtszeit, geteilte oder unge- teilte? 26.

in den höheren Schulen Eng- lands 398.

Velociped, s. Fahrrad.

vgl. Radfahren.

Ventilation der Klassenzimmer 102 ; 426.

in der Decke des Schulzimmen der Unterstufe auf der Berliner Gewerbeausstellung 454.

vgl. Lüftung. Verbandkasten für Schulen 468.

vgl. Notapparat.

vgl. Sanitätskästchen. Verbindung, s. Schülerverbindung. Verbrecher, jugendliche 217. Vereinigung für Schulgesundheits-

pflege des Berliner Lehrervereins 1595 323—326. Verein, Versammlung des Deutschen för öffentliche Gesundheitspflege in Kiel 160.

zur Heilung stotternder Volks- schüler in Hamburg 166 bis 167.

717

Yer^nügungen, üntersagong ge- wisser für die Scbnikinder Wiens 289.

Verkehrsräame ländlicher Volks- schulen, Hunderlafs des preulsi- Bchen Unterrichtsministers, be« treffend dieselben 347—349.

Verkrümmungen der Wirbelsäule, s. Buckel.

s. Skoliosen.

Versammlung, 68. deutscher Natur- forscher und Ärzte in Frankfurt a. M. 542-543.

Verstauchungen, erste Behandlung

derselben in der Schule 338. Verwahrloste Kinder 503—504. Volkssohulbauten in Norwegen 125.

vgl. Schulbaaten.

vgl. Volksschulhäuser. Volksschulen, Einführung des Hand-

fertigkeitsunterrichts in dieselben 413-416.

die des Bezirksamtes und der Stadt Günzburg a. D. in hygieni- scher Beziehung 357—359.

VolksBohulhäuser in Schweden, Nor- wegen, Dänemark und Finnland 508-509.

vgl. Volkssohulbauten.

Volks- und Jugendspiele, Ratgeber zur Einführung derselben 689 bis 690.

vgl. Jugendspiele.

Wachstum der Kinder, Kontroll- tafel für Eltern zur Überwachung desselben 688—689.

der Schulkinder in den ver- schiedenen Ländern 587 589.

der Volksschulkinder in Lau- sanna 569—589.

zwei Perioden desselben 580 bis 581.

vgl. Körperlänge. Waffenübungen der Zürcher Sekun-

darschüler 45—46. Wägungen norwegischer Schüler- innen 625.

vgl. Gewichtsbestimmungen.

vgl. Körpergewicht. Wände der Schulhäuser 284.

des Schulzimmers 425.

Wandtafel, Anforderungen an die- selbe 554.

von Binsky 456. Warmwasserheizung für einen

Zeichensaal 459—460.

vgl. Heizung.

Waschräume in englischen Schulen

144—145. Wasser in Schulen 495.

vgl. Brunnen.

Wasserversorgung des neuen Real- gymnasiums in Gera 421.

Weibliche Studierende, Zulassung derselben zur Universität 41 42.

Wettkämpfe des Altonaer Real- gymnasiums 610 611.

vgl. Jugend spiele.,

vgl. körperliche Übungen.

vgl. Wettübungen.

zwischen amerikanischen und englischen Studenten 218.

Wettrudern der Universitäten Deutschlands 1896, Rundschreiben des preufsischen Unterrichts- ministers bezüglich desselben 351.

vgl. Rudern. Wettschwimmen, vgl. Schwimmen.

von Pariser Schülern 415 416. Wettübungen, turnerische 58 59.

vgl. Wettkämpfe.

Wiederholungsprüfungen der öster- reichischen Mittelschüler 235 bis 236.

Wiederimpfung der Schüler, Vor- schläge des niederösterreichisohen Landessanitätsrates zur Erzielung besserer Ergebnisse derselben 93 bis 94.

Wirtschaftsanlagen für Landschulen 428.

Wirtshausbesuch, Verbot desselben für die Sonntagsschüler in Bayern 342-343.

Wunden, ersteBehandlung derselben in der Schule 388.

Xylolith als FufsbodenmateriaL für Schulen 465.J

Zähne der Schulkinder und ihie

Pflege 326.

von Elberfelder Schulkindern, Untersuchung derselben 343.

718

Zahnfrafs bei den Eindem der St.

Petersburger Stadtschulen 663. Zahnbygiene in der Schule 656.

vgl. Zahnpflege.

Zahnpflege der belgischen Schul- kinder 487.

in englischen Schulen 146.

vgl. Zahnhygiene. Zäune, s. ümwehrungen. Zeichensaal auf der Berliner Ge- werbeausstellung 459—461.

Zeugnisse, Erlafs des bayrischen Staatsministeriums des Innern,

betreffend die Ausstellung amts- ärztlicher für die Aufnahme von Studierenden an der Forstlehr- anstalt Aschaffenburg 551—552.

Zu Bett gehen, Zeit desselben bei amerikanischen Schülerinnen 536.

Züchtigung, Entscheidung d. preufsi- schen Oberverwaltungsgerichtes über körperliche in Schulen 621.

körperliche von Mädchen 629.

zur Verminderung der körper- lichen in Schulen 667.

Namenregister.

Abba 239. Abbott 499. Abel 127.

Abelmann, M. 233. Abraham, A. 509. 611. Adams, H. B. 239. Addison, W. H. 239. Adler 434. Ahrens 414. 511. Aichbergen, v. 623. Akinfiew, J. 97, 125. Albers 115. Albu, A. 694. Albutt, Ch. 401. Alderton, H. A. 565. Alexander, B. 24 ff. 85. Alexander (Breslau) 115. Alexander-Ratz, B. 483. Alscher 683. Alt, F. 472. Altenburg 681. Amberg, E. 509. Ammon 659. Angell, F. 124. Angerstem, £. 559. Anrep 499. Axuohutz 300. Appelius 300. Arlt 173. Arndt (Eschwege) 115.

173. Arndt (Sagan) 55. Arnold, S. 346. Atkinson, F. P. 183. Aner 209 £ Aner, J. 688.

Aufreiter, E. 79. Aujeszky, A. 41. Atttenrieth, G. 194.196.

257 f. Avellis, G. 444; Axenfeld 201.

Baar, L. 509.

Babillot 115.

Bach 176. 505. 627. 683.

Bache, N. 55.

Baelz, R 558.

Bär 355.

Bärwald 232.

Baginski, A. 631.

Banlsen 54.

Bahr 60.

Baier (Frankfurt a. M.)

623. Baier (Krotoschin) 292. Baier (Metz) 499. Banz 436. Barnes 694. Barrow, E. 281. Bartels 291. Barth, P. 399 f. Barthelt, F. A. 435. Bartholomäus 691. Barsycki, J. 433« Basedow 402. 474. Bateman, F. 601. Baumann, £. 609. Banmgarten 414% Baumüller 194. 258. 260 Baur, L. 435. 682.

Bayr, E. 102. 255. 557.

691. Beaconsfield 27. Beck, W. 627 f. Becker, H. 303. Becker, Th. 55. Beetz 159. Beetz, E. 0. 60. Begemann 509. Behnke 125. 635. Behring 173. 232 355 f.

432. 534. Beke, E. 85 f. Bekmann 393. Bell, V. C. 631. Bellermann 232. Bender, E. 623. Bender ((71m) 291. 624. Beneke 135. Bennewitz 232. Benser 557. Beute, H. 469 f. Beraneck, H. 255. 594. Berg, W. 567. Berger, H. 367. Berger, L. 433. Bergmann, A. 127. Bergmann (Magdeburg)

657. Börillon, E. 832 ff. 348. Beringer, J. A. 444. BerlinBembold^e. 438. Bernhard, 0. 611. Bernstein, A. 28a Berten 127. Berthelot 660.

720

BertiUon 662. Bertram 315. 500. Berzeviczy, A. v. 126. Besant 263. Bettmann, G. 661. Beyer, 0. W. 125. 667. Bezold, F. 238. 509. Biedenweg 290. Biel 65T. Bier, W. 694. Biggs 290. Billhardt 394. BUlings 499. Bindseil 355. Binet 444. 446. 539. Binsky 456. Binz 681. Bissinger, E. 54. Bitter, H. 682. Bitzos, G. 183. Blana, J. 54. Blaschko, A. 301. Blaschko, H. 116. Blasius, B. 235. Blayac 645. Bleich 183. Bleisch 357. Blimber 540. Blooh 442. Blümmel 624. Book 630. Bode, W. 119. Bodo (Frankfurt a. M.)

291. Bode (Kassel) 290. Boeokel 339. Böhm 354. Böhme 436. Börling 291. Boetel 567. Boethke 151. Böttcher 444. 470. 687. Böttcher (Neutomischel)

681. Bogoslowsky, A. J. 238.

274 f. Bohannon, E. W. 691. Boito 635. Boivin 291. BoUinger 353. BoUinger-Auer, J. 301. Bolton, T. li. 365. Bongionnini 640. Bonnet 44.

Bordes, J.-J. 625. Bordoni-Uf&eduzzi, G.

183. Borscht, V. 547. Bosse 41. 48. 114. 341.

351. 428. 430. Bourgeois 434. Bourienne 174. Bourneville 301. 444.

470. 564 f. Bowditch 571. 587 f. Bowles, M. E. 365. Brandenburger 559. Brandi 411. Brandl, J. 433. 559. Brandlmayr 174. Brassac 557. Bratanich, A. 433. Braun, E. 174. Braun, J. 102. Braun & Schneider 681. Braune (Görlitz) 291. Braune (Plauen) 433. Brause, v. 432. Brechler v. Troskowitz

681. Breiting 161. Brendicke, H. 181. Brenner, A. 174. Bresgen, M. 694. Brettauer, J. 347. Breuer, J. 44. Britzelmaier 547. Brochin 434. Brock 623. Broman, A. 60. Bronner, A. 565. Brooks, W. A. 694. Browne, J. C. 640. Browne, W. 800. 443.

565. Brubaker, A. P. 434. Brudenell-Carter»609. Brüokmann 414. 565. Brückner, N. 125. Bruel 54. Brüll 623. Brug, K. 559. Brunet, P. 302. Brunnemann, K. 683. Brunzlow 18. Bubnow, S. 682. Buch 40. 126. Buchner 547. 691.

Bueck 567. Büttner (Dresden) 40. Buettner (Posen) 292. Buisson 278. Bnjwid, 0. 545. Buley, W. 665. Burdach 657. Burg 301. Burgdorf 357. Bnrgerstein, L. 27. 57.

119. 124. 298. 322.

363. 382. 393. 434.

478. 508. 646. Busch, H. 126.

Gabot, E. A. 608. Campbell 92. Campbell, Ch. 60. Campe, J. H. 474 f. Cantzler, H. 357. Cardanus, Hieronymns

180. Carpenter, J. 28. Carpentier- M^ricoort

434. Carter 609. Caspar 207 f. 565. Casper 649. Castella, F. 511. Castro Legua, V. 238.

277 f. Catrin 210. 511. Cauer 434. Cavins 278. Cazal, du 210. 511. Championniere, L. 446. Chenren, F. 25. 87. Chrisman, 0. 446. Claiborne, J. H. 239. Claussen 656. Cloutier, J. B. 238. Cochran, J. 559. Coen, R. 444. Cohn, H. 34 f. 126. 237.

306. 381. Collier, W. 400 f. Combe, A. 116 ff. 298 £

659. 669. 587 f. Combis, C. 624. Comenius 127. Conrad 127. Conrads, H. 511. Cook, J. W. 127.

721

Cook (Bombay) d39. Corby 609. Gorreas, H. 301. Corvarius, G. 178. Goste, D. 682. Goubertin, P. de 660 f. Gouetouz 901. Gramer, E. 558. 694. Granz 55. Gremer 292. 434. Gsengeri, J. 24. 87. Güsters 606. GynthiuB 436. Gzemy, A. 367.

Daimer, J. 694. Dammann 681. Dangers 500. Daniels 5 10. Dannehl 54. Danysz 116. Danziger, E. 694. Darpe 499. Davies 263. Dedolph 543. Degener, P. 691. Delavan, D. B. 238. Delvaille, G. 55 f. 181. Demeczky, M. 25. Demeny 661. 694. Demme 116. Denk, K. 174. Destraye 215. Devaux, A. 499. Diakonow. P. J. 103. Dickens 540. Diendorfer 174. Dietrich, F. 240. Diggle 27. Dihle 282. Dittes, F. 435. Dittmer 291. 559. Dittrich 530. Dobbertin B55. Döring 659. Dognel, J. 694. Dohnalek 682. Dolega 623. Dollmann 232. Donaldson, H. H. 60. Dom, V. 176. 356. Domblüth, Fr. 68. 365. 513.

Donglas 557. Dovertie, G. H. 694. Down, L. 683. Dräer, A. 447. Dräsche, A. 623. Dreyer 447. Droysen 355. Drygalski, v. 232. Du Bois-Reymond 134.

649 f. 663. Dübray, ▼. 623. Dubrow, J. 694. Du Cazal 210. 611. Dnclaux 64. 681. Dünnbier 54. Dürr 233. Dukes, Gl. 201. 267 f.

406. 408. 481. Du Mesnil, 0. 691. Dunker 58 f. 63. 127.

217. 445. 594. Durgin, S. H. 126. 531. Duval 645.

Ebeling 64. 116. Eberhardt 622. Ebersbach, E. 499. Eckardt 600. Eckart 558.

Eckert A. 60. 664. 694. Eckert, J. 303. Edel, A. 238. 510. Eger 432. Eggis, A. 511. Ehren, A. 393. Ehrhardt (Karlsruhe)

500. Ehrhardt (Stuttgart)

434. Eichenberg 40. Eichler (Ghemnitz) 55. Eichler (Leipzig) 683. Eichner 623. Eidam, E. 565. Eins 302. Eiseisberg, v. 354. Eitner 217. 364. Ellinger 306. Elüott, G. N. 166. Eloy, Gh. 301. 365. Eisner 470. Engler, O. 623.

Eötvos 291. Erb 630. Erdner 557. Erismann 103.312.340.

436. 571. 590. 624.

665. 680. 682. Erlacher, H. 682. Ernst, A. 126. 181. Ernst (Grevenbroich)

434. Erödi, B. 26. 86. Escalier 292. Esser, J. 612. 688. Euillade 683. Eulenberg 176. 505. Eulenburg, A. 43. 104.

126. 157. 181. 639.

645. Euler 366. 402. 627. Ewer, L. 238. 301.

Fackenthai, K. 367.

Falb 339.

Feher, H. 26.

Fehrle, K. Fr. 623.

Feilitzsch, v. 562.

Feld 232.

Feltre, Victorinus von 178.

Ferdinand Karl, Erz- herzog 49.

Ferenczy, J. 26.

Femald, W. E. 61. 63.

Fern, L. 510.

Fetzer 691.

F6vrier, L. 691.

Fichard, v. 694.

Fickert, H. L. 435.

Fickert, H. B. 434.

Fiedler, A. 63.

Figueira, J. H. 445.

Filatow, N. F. 103.

Finkeinburg 366. 435.

Finsbury 89.

Fircks 657.

Firth, R. H. 512.

Fischer, F. H. G. (Leip- zig) 53.

Fischer, H. 512.

Fischer, H. (Naumburg) 64.

Fischer (Dresden) 292.

722

Fischer (Strafsburg) 64.

Flachs 40. 445.

Flatau, Th. S 182.

FJechsig, P. 542.

Fleck, H. 357.

Fleming, G. 401.

Flemming 485.

Flesch 35 f.

Fodor, V. 160. 164.

Förster 192.

Förster (Berlin) 232.

Förster (Breslau) 329.

Foller, V. 567.

Fonssagrives 335. 661.

Forbach 291.

Forel 460.

Forster (Amsterdam) 291. 558. 682.

Forster, J. (Konstanz) 623.

Forster (Nürnberg) 258.

Foucault 420.

Fougeray, H. du 301.

Fraenkel 202. 534.

Fraguas, J. E G. 630.

Frank, P. 306.

Franke, A. 604. 680.

Franke (Osterburg) 568.

Franken, W. 409.

Franzos 682.

Fratnich, E. 434.

Free, H. 510.

Frenkel, F. 512.

Frerichs 649.

Fressel 127.

Freund 61. 63.

Frey 232.

Freytag, G. 443.

Frick 117.

Fricke 445. 469.

Friedländer (Hamburg) 601.

Friedländer (Lublinitz) 623

Friedrich, J. 367.

Friedrich (Dresden) 568.

Friedrich August, Prin- zessin 39.

Friemel, M. 680.

Fries (Halle) 433.

Fries (Nauen) 600.

Friese 291.

Frisch. F. 126.

Fritzsche, R. 302.

Fritzsche (Borna) 432. Frobenitts 453. Fröbel 40. 92. 346. Frohberg, W. 63. Frühe, Fr. H. 173. Fuchs, A. 565. 695. Führer 557. Fürstenau 622. Fufs 413.

Gärtig 163. 414. Gärtner, A, 63. Gärtner (Nordhausen)

292. Gaffky 158. Gasparini 201. Gause 470. Gautsch, V. 622. Gebser, K. 128. Geiger, Ph. 301. 690. Geiger, W. 682. Gelineau 343. Gendron. F. 302. Gerhardt 341. Gerlöczy, S. v. 41. 63. Gemer 569. Gesehen 365. Getzlinger, L. 433. Giesecking, E. 631. Gilbert, J. A. 365. 538. Gillert, E. 303. Girandeau 600. Girard, K. 300. Glaser, £. 445. Glattfelter 629. Glauning 196. 257 ff. Gleichmann 55. Gleitsmann 176. 567. Glinzer, J. 652. Glück 681. Godinat, E. 557. Goepel 100. 624. 695. Göttisheim, F. 683. Goetz, F; 175. 627. Götze, W. 63. 161. 163.

182. 301. 365. 411 f.

565. 667. Götze (Demmin) 654. Götze (Dresden) 681. Gomme, A. B. 367. Gonzaga 179. Gonzenbach, E.O. v. 486.

Gosio, B. 624. Goto, S. 558. Gottstein, A. 367. 631. Gougeon 558. Gourriohon 434. Graber 557. Grabow, A. 610. Graebner 61. Grancher 55. Grassei 33. Gregorovius 434. Griesbach 43. 61. 124.

298. 662. Grill, J. 433. Grillitsch, F. 433. Gropp 500. Groppler 128. Grosch 681. Gross 306. 510. Grossmann (Bayreuth)

683. Grossmann (Rastenbarg)

567. Grousset, P. 659. Grubel 622. Gruber, J. 472 f. Gruber, M. 282. 499. Gruby 343. Grützner, P. 801. 365.

667. Grumme, A. 173. Grundler, J. B. 435. Grunsky 64. Gsch wandner, S. 559. GuelUot 500. Güntner, W. 683. Güterbock, P. 622. Guettke 115. Gugler 677. Guillaume 29. Guillet 174. Gusse, 0. J. 61. Guth 433. Guts-Muths 402 f. Guttmann 612. Guttmann, M. 18S. Gutzmann, A. 63. Gutzmann, H. 30. 901.

366. 606. 510. 687.

Haacke 622.

Haas 688. Haase, F. H. 612.

723

Haberler, F. v. 433. Härtel, L. 434. HäuBsner, J. 623. Hagentorn, W. 233. Haggenmüller, H. 691. Hahn 695. H&konson-HaDsen, M. E.

139. 281. 695. Hall, G. St. 119. Hall, W. 8. 366. Haller 683.

Hallervorden 631. 695. Hamilton 401. Hammerl, H. 682. Hammond, G. M. 695. Hammond, W. A. 239. Hancke 655. Hankel 97. Hanschmann, E. 61. Hansel 681. Hansen, A. 625. Hanssen, K. 625 f. Harms 345. Harre 55. Harster 558. Hart, £!. 63. Hartel, W. v. 281. Hartmann, E. 367. Härtung, E. 447. Hartwell, E. W. 504 ff. Hasegawa, T. 558. Haselberg, v. 559. Haselhuhn, A. 691. Hasse 356. Hauch 557. Haueis, E. 116. Hauer 681. Haug, F. 623. Hang, B. 63. Haupt 436. Hauser 183. Hauser, E. 651. Hänsmann, J. 695. Hau8mann(Dresden)4d3. Hawtrey, M. 628 f. Hecht 257 f. Heidrich (Eoschmin)116. Heidrich (Nakel) 282. Heidrich, J. (Santiago)

486. Heilermann 54. Heilmann 683. Heim, J. 567. Heinrich, G. 24. 86.

Heinrich, W. 631. Heinze 161. Heise 435. Heitmann, A. 126. Hellwig, B. 367. Helly, E. v. 623. Helm 893 f. Helmholtz 238. Henderson, J. B. 33. Henius 153. Henne 355. Hennig 292. Henri, V. 444. Henrich, E. 63. 126. Henschel, M. 566. Hensgen 557. Herbart 128. 500. Herbe, G. 183. Herbert, A. 64. Hergel, G. 181. 301. Hermann 217. 234. 238.

301. 362. 548. Heron, G. A. 566. Herschel, G. 695. Herstatt, W. 564. Hertel, A. 571. 581. 583.

587 f. 627. Hertel (Berlin) 323 f.

326. 459. Herter 275. 695. Hervieux 63. 691. Heusner 557. Hewitt, G. C. 61. Heynacher 500. 681. Hildebrand 232. Hilfer 559.

Hinckeldeyn 356. 624. Hinterwaldner, J. M. 79. Hinträger, E. 61. 125.

508. 549. 633. 639. Hin träger, M. 61. Hintz 324. Hippauf 337. Hirota, T. 558. Hirth, G. 302. Hirzel 510. Hobreoht, J. 233. Hochapfel, G. 175. Hoche 681. Hochsinger, E. 61. Höhler 623 f. Höhn 61. 161. Hoelemann, E. 63. Hoene, J. 404.

Hoff 435. Hoffa, A. 566. Hoffacker 453. Hoffmann, J. 128. Hoffmann, J. G. 656. Hoffmann (Brandis) 54. Hoffmann (Breslau) 292. Hoffmann (Eönigshütte)

54. Hof mann (Niirnberg)2o9. Hofmann (Plauen) 432. Hogrebe 682. Holfeld 174. 291. Holleck 682. Holmes, M. E. 119 ff. Holst 115. Holt, G. L. E. 512. Holtz, V. 510. Holtzheuer 239. Holzmüller 291. Homburg 557. Homer 658. Hom 649. 691. Homung, Th. 624. Homischek, H. 85. Housselle 649. Hrdliöka 682. Hubert, W. 434. Huberti, F. 691. Hubrich 560. Hueppe (Prag) 98. 548. Hüppe (Ratibor) 559. Hüttemann 232. Huguenin 434. Husserl, H. 433. Hütten, U. v. 399.

Jacobi, Ph. 435. 682.

Jacobs, E. 278.

Jacobsohn, P. 367.

Jänioke 291. 558.

Jahn 403.

Jahn (Eappeln) 558.

Jakob, F. A. L. 128.

Jankau 682.

Janke, 0. 57. 323 f. 326.

441. 631. Janssen 314. Januschke, H. 560. 562. Jasiewicz 434. Jenner 98. 341. Jesty 98. Igl, J. 208.

724

Iffnatieff 592. dtgen 115. Inama-Sternegg, K. Th.

V. 680. Ingermann, L. 181. Inonye Kowashi 228. Johnson, G. E. 631. Jong, A. de 533. Jordan, W. 175. Ireland,W.W.600. 631. Isler, 0. 128. Ispert 355. Israel 355. Jüngken 649. Jungfer 337. Junghenn 356. Jungmann 623.

Kaba, A. 683. Kafemann, E. 630. Kalb (Gera) 162. Ealb, G. 61. Kammer 594. Kammerer 108. 174.367. Kamp, 0. 564. Kanzow 291. 558. Kapff 291. Kaphahn 232. Karajan, v. 55. Karg, K. 355. Karinger, J. 625. Kärm&n, M. 24 f. 84 f. Kamer, F. 682. ' Kamstädt 292. Katerbau 683. Katz 664. Kaye, J. R. 182. Keller, E. 623. Keller, K. 128. Kemsies 326. 477 f. 510. Kennedy, H. P. ölO. 535. Kerker 291. Kern, 0. 302. Kerschensteiner 548. Kerschensteiner, y. 559. Kesseler 500. Kessler 217. Key, A. 322. 571. 578 flf.

587 f. Kiehl 232. 558. Kielland 154 f. Kiessler, B. 417.

Kind 161. Kirschten, W. 672. Kiiflling, A. v. 174. Kitasato 355. Kittel 292. Kitti, A. 432. Klamarik, J. 24 ff. 85.87. Klamroth 233. Klausing 499. Klein 302. Klein, Ch. 303. 442. Klein, J. F. (Moskau) 102. Klein (München) 174. Kleine 681. Kleinsasser, E. 433. Klimpl 682. Klindworth, L. 510. Klinghardt, fl. 691. Klipstein 499. Klock, G. 126. Klose 499. Klofs 217. 627. Klotzsch 292. Knapp (Friedrichshafen)

291. Knapp, Ph. C. 661. 691. Knörcke 529. Knoke 54. Kob 53.

Kobilinski, G. v. 445. Koch, J. L. A. 239. Koch, K. 37. 184. 363.

606. 628. Koch, P. 61. Koch, R. 355 f. Kocher 4. 232. Köchy 232. Köger 292. Köhler, W. 63. Köhler (Berlin) 173. Kölle, F. 368. Kölle, K. 692. Koenen 461. 463. König (Berlin) 174. König (DaUdorf) 499. Koerber, v. 231. Körösi, J. 164. Koetschau 293. Koganei', Y. 558. Kohl rausch 548. Kohn, E. 61. Kohn, S. 220 f. Kohos 94. Kojewnikow, A. J. 102.

Koike, M. 558. Koldewey 217. Kolesch 293. Kopff 182. 366. Kopplstätter, y. 552. Korsakow, S. S. 103. Kotelmann, L. 27. 88.

143. 198. 262. 326.

396. 569. 571. 587 f.

643. Kottmann, J. 128. 681. Koyäcs, A. y. 41. Kowashi 228. Krabler 432. Kraepelin, E. 43. 95.

293. 393. Krafft-Ebing 41 f. 266. Kraft 53. Kräh 560. Kralinger 682. Kramer 557. Krampe 64. 178. 217. Krause (Oldenburg)

174. Kreibich 682. Kreifsmann, R. 435. Krell 692. Kretschel 116. Kretschmar 76. Kreusler 499. Krieger 173. KroUick, H. 184. Kronfeld, A. 154. Krug, W. 359. Kryloff 590 f. Kubiczek, F. W. 368. Kubik 682. Kudrin 354. Kühler 239. Küchenmeister 186. Kuegler 232. Kühne 292. Kühner 182. 394. 510. Kuhlgatz 217. 413. Kühne 366. Kuhnow, A. 512. Kuhse 631. Kummer, K. F. 365. Kunath 40. 126. 447. Kunau, 680. Kuntze 498. Kuntze, P. 566. Kunzendorf, P. 240. 510. Kupfer 291.

725

Kmf von Ddbray 623. Eutner, C. 366. Eat8cheray. Aichbergen 623.

LaobowioE, E. 500. Lachowicz, Z. 433. Lagarde, Ch. 567. Lagneaa 559. 695. Lagrange 445. 447. 652.

661. Lahmeyer 64. Lampe 459. Lanunann, B. v. 54. Landsberg 558. Lang, E. 631. Lange, G. 510. Lange (Segeberg) 625. Langer, J. 433. Langlet 434. Langlois 803. Laptschinski 623. Laquer, L. 447. Laser 478. Lassar 115. Lastens, M. de 61. Lathay, H. 292. Laubi 602 f. Läufer, E. 116. Lavigerie, de 156. Lawrentiew, A. 631. Lay, W. 695. Leohler, R. 61. Lechner 692. Legrain 278. Legua, V. C. 238. 277 f. Lebfeld, A. 184. Lebmann (Posen) 681. Lebmann (Scbönfeld)

50]. Lebnert 649. Leimbacb 681. Leisner 696. Lemmen, v. 682. Leiarge 659. Lentz, H. 61. Leövey, A. v. 26. 85 f. Leppmann 557. Le Roy de M^ricourt 94. Lescbik 622. Lenbuscber 504. Le Vassenr & Gie. 681.

Levi, A. S. 543. Levraud 645. Leyden 166. Lbermitte 695. Lichtenberg, W. 696. Liohtheim 290. Lickfelt, Tb. J. 434. Lickroth 234. Liebmann, A. 366. 368. Liersemann 357. Liesen 291. Libarzik 672. Lindemann, F. 163. Ling 506. Lingen, E. ▼. 292. Linbari, H. 857. Link 101. Linnig 232.

Lion, J. 0. 53. 366. 689. Litterski 622. Loeffler 232. 330 f. 634. Löffler (Schabin) 657. Lohlein, Tb. 623. Loma, E. de la 240. 510. Lombroso 97. Lorenz, A. 1. 4 f. 14.

243 f. 680. Lorenz (Quedlinburg)

231. Lorinser 175. 306. 627 f.

683. Love, J. E. 239. Lubowski 566. Luckey, G. W. A. 447. Lübbert 231. Lüddecke, G. 695. Lüdeke 355. Lukas, G. 695. Luke 623. Luks, E. 666. Lunge 484. Lust 623. Luther 101. Luthmer 55. Luton, E. 434. Lydtin 63. Lyman, G. S. 632.

Haas 184. Macdonald, A. 539. Mach, y. 434. Mack 664. Macke, £. R. 434.

Maclaren 607 f. Maffre de Laslens 61. Mahrenholtz, R. 366. MaUey, A. 445. 695. Malling-Hansen 586. 625. Mangenot 643t 646. Mangoldt, v. 40. 126. Mantegazza 155. Marchetti, D. 511. Marczali, H. 87. Mar6 132. Marey 659. Marmoreck 671. Marro 533. Marsch, Ad. 182. Marsh 158 f. Märten 470. Martin 645. 649. 662. Martin(Gnesen)115. 623. Marx, A. 368. Marx (Mülheim) 680. Massini 399. Massen 278. Masucci 182. Mathes, H. 365. Mattei, E. di 174. Mattersdorf 560. Matthäi 412. Matweewa, W. 239. 663.

695. Maul, A. 39. Mauriac 657. Mauroviob, J. 292. Mauthner, J. 174. May 645. Mayer, W. 173. Mayr 658.

Mehlhorn, E. F. 368. Meidinger 614. Meinert, E. 632. Meinert (Dresden) 399. Meinhof 557. Meisner 256. Meissner (Pillau) 499. Meissner (Weiden) 173. Meldgaard, S. L. 507. Mendelsohn, M. 368. Menger 173. Mercier 368. Mercurialis, Hieronymus

179. Merian-Genast 293. Mdricourt, Le Roi de 94. I M^rillon 668.

726

Merkel 257 ff. M6ry 330. 447. Meeche, A. 366. MefB 410. Methner 511. Metz, F. W. 469 f. Meyer, E. 162. Meyer, H. v. 3. 5. 68. Meyer, M. 544. Meyer, Th. 182. Meyer, W. 483. 692. Meyer (Heilsberj?) 557. Meyer-Markau, W. 510.

566. 693. Meyhöfer 558. Meyrich 35. 393 f. Mi'ake, H. 558. Miofaelsen 622. MicUe 600. Mies 368.

Mikkel8en,A.506ff.681. Müler 558. Milligan, W. 148. MilowBoroff, A. 486. 488f. Miahima, M. 164. 558. Mitchell, W. 541. Mitscha, A. 369. Mittenzwey, L. 566. Möbios, Q. 683. Mohaupt, F. 182. Monroe, W. 8.868. 684 f. Monteg 623. Montanus 184. Monteils 292. Moon, S. B. 368. Moore, J. M. 632. Moore Jessop, Ch. 447. Morarcsik, £. 217. Morax 201. Moreau 239. Morgagni 401. MoBher, E. M. 281. MoBlehner 558. MoBBo, A. 183. 232. 326.

363. 866. 445. 447.

478. 567. 652. 693. Mäoke 558. Müller, F. C. 36a Müller, G. 239. MüUer, K. 163. Müller, R. 511. Müller (Bautsen) 432. Müller, K. F.W. (Breslan)

231.

Müller, A. (Flensburg)

356. Müller (Leipzig) 161. Müller Neustadt a. H.)

174. Müller (Schleswig) 411. Müller, F. (Schongaa)

683. MüUer-Cramer, J. 353. Münz, B. 656. Muff 54. Müllen, J. A. 486.

Nagel 232.

Napias, H. 126. 232.

Napoleon L 36.

Nath 683.

Natier 115.

Naumann 232.

NebUng 292.

Neidel 434.

Nesteroff, W. 126. 129.

292. Netolitzky, A. 434. Netsch 40. 126. 239. Neuburger 54. Neuer, E. 623. NeufviUe, W. C. 667. Neumann, A. 566. Nenmann, H. 185. 371.

374 ff. 501. 543. Neupert 654. Neyding, J. J. 108. Nicklas 499. Nieberding 433. Niemöller 116. Niessen, J. 692. Nitooh 291. Nitzelnadel 855. Nitzsche 163. Noeggerath 163. Noethlichs 499. Nohejl 682. Noir, J. 696. Nothnagel 44. Notter, J. L. 512. Nowack 40.

Nufsbaum, H. Chr. 509. Nulshag, Fr. 856.

öhrvall, H. 303. Offenberg 623.

Ogata, M. 558. Oldendorff, A. 500. O'Neü, W. 447. Onimus 339. Oser, L. 174. Oster, E. 622. Oster, B. 624. Ostermann, W. 182. Ostertag 682. Ostroglasoff 590. Ostrooumow^ A. A. 103. Otto (EiBcnacb) 135.

Fach 232. Paeplow, E. 289. Pagliani 558. 571. 587£ Palmberg 303. 368. 696. Parinaud 201. PasBauer 173. Pasteur 175. 625. Patin 510. Paul, G. 54. Paul, H. 692. Paulsen (Hambui^) 544. Paulsen, E. 182. 270. PauBchinger 261. Payen, L. E. 681. Peacock 401. Pecile, G. L. 866. Pedley, R. D. 184. Pedregal Prida, F. 182. Pelizaeus 511. Pelman 94. 173. Pelz 174. Penkert 54. Pensky 292. Peren 6ö2. Permewan, W. 152. Perraohon 434. Perrier 184. Pessl, y. 175. PesUlozzi 175. 804. 378.

402 f. Peters, H. F. 544. Petersen, P. 182. Petersen, F. 368. Pettenkofer, v. 3551

432. 483. 658. 680. Petzel, R. 183. Pfeifer 499. Pfeiffer 341. Pfleger 44. Philelphus, F. 179.

727

Piccolomini, A. S. 179. Piohler, M. 683. Picker, A. 445. Pietrzikowski, £. 240. Pilger 232.

Pilkinton, E. M. S. 511. Pimmer, Y. 511. 659. Piper, H. 182. 239. Piakaftek, L. 174. Pistor, M. 290. Pitser 173. Pias n. (Aeneas Sylvias)

178. Plange 557. Plaien 414. Plato 450. Playfair 214. 366. Pless 98. Plett 98. Plön £. Noarrit & Gie.

681. Plt&k, F. 483. Poda, £. 483. Pötzsoh, P. 182. Poincaret 659. Pokrowricy 130. 182. Polack 413. Politzer 473. Poppelreuter 115. Porter, W. T. 368. 445. Pott 82

Predöhl, A. 184. Prentioe, Gh. 184. Preston 401. Preass 231. Priester 557. Pröbsting 329. Proskaaer. B. 53. Proost, A. 803. Pudor, H. 184. 303. 366. Pulwer, 0. 692. Puteren, yan 417.

Qaetelet 158. 571. 587 f. Qaietmeyer 470.

Baab, L. 173.

Baabe, A. 128. Badeok 357. Rambaad, A. 354. Bänke 362. Bapmund 174.

Eapp 291. Bappold. J. 235 f. Rastelli 239. Rath 445.

Räumer, E. v. 403. Raydt 362 f. 443. 512.

548. 682. Raymond 434. Rebarz 682. Rechholtz 434. Reck, F. 38. Reoknagel, G. 182. Redard, G. 240. Reddersen, H. 0. 366. Reddner 624. Reese, 682. Rehlen 258. 260. Reichardt 614. Reichert 658. Reimann 177. Rein 684. Reinhardt, 0. (Berlin)

563. Reinhardt (Neubranden-

burg) 217. Reinhold, R. 696. Reip 559. Reisoh 171. 173. 432.

556. 622. Reitz, W. 232. Renisch 557. Renk, F. 356. Renvers 232. Rettig 359ff. 461 ff. Reass, A. v. 356. Reuter 174. Rheiner. G. 184. Ribot, Th. 368. Riccardi, P. 445. Richard, P. 434. Richards, £. U. 696. Richards, E. L. 182. Richardson, B W. 184. Richter 139. 662. Richter, A. 182. Richter, G. 511. Richter, G 182. 293.

297 f. 562. Richter, 0. 184. Richter (Dresden) 40. Richter (Marienbarg)96. Ricks, G. 59 f. Rieck 696. Riedl, F. 25. 87.

Riemann, P. 183. 686. Riemenschneider 628. Riemer 434. Rigg 366. Risel 499. Bissmann, R. 696. Ritz 55. Robeis 173. Roberts, Ch. 446. Roboz, J. 279. Robusch 291. Rocca 624. Rochard 240. 803. 366.

624. Rocheblave 37. 542. Rode 368. Röder, J. 366. Röitger 357. Rolfs 548. Roller 473. Ronke 232. Ronvaux 106. Roper, A. Gh. 447. Rosenkranz, G. 366. 371. Rosenthal 292. Bossmann 855. Bother 622. Bothstein 649. Boubinowitch 278f. Bousseau 652. Boussel, Th. 544. 559. Boux,L. (LauBanne)572f. Bouz (Paris) 54. 681. Bowald 183. 240. 367. Bözsahegyi, A. v. 288. Bubio, B. 446. Bubner 291. Budtorffer, v. 174. Bückert 378. Bühl 623. Bahlmann 433. Bumelin 413. Buete 434. Buffer, A. 291. Bumpf 435. Bupprecht von Bayern

548. Busseil, E. H. 447. Bussow, A. 116. 231.

Sabo 622. Sacchi 671. Sachse 355.

728

Sack 137. 489. 590. 632. Sadoletus, J. 176. Sailer, J. M. 128. Saint-Clair 661. SaVonji Eimmochi 550. Sakobielski 624. SallwOrk, £. ▼. 562. Salomon 446. Salomon, M. 183. Salomon (Darkehmen)

623. Salomon (Näas) 507. Saltet 558. 682. Salzer, R. 501. Sambuc, G. A. A. 696. S&nohez, J. B. 303. Sann6 33. Sansom 401. Sargent 327. Sa88 291. Savage 600. SavilT, Th. D. 545. Savory, H. 692. SchaarBchmidt 53. Schade, J. 173. Schaefer, F. 692. 696. Schäfer (Frankfurt-

Lebus) 624. Schäfer (Hannover) 623. Schallau 231. Schanz 40. 237. 444. Schaper 625. Scharf (Danzig) 291. Scharf, 0. (Krefeld) 217. Scharfe 560. Schärpe 485. Schau mann, J. 692. Schauta, F. 174. Schede, M. 161. Scheer 654 ff. Scheffers, 0. 183. Scheindler, A. 512. Schell 115. Schellbach 682. Schenckendorff, E. ▼.

218. 303. 362. 411.

413. 432. 547 f. 689. Schenk, A. 367. Schenk. F. 2 ff. 67. 70.

74. 76. 78. 248. 457.

466. 624f. 647. Scherbel, S. 632. Scherer, H. 303. Schereschewsky, M. 632.

Scherk, £. 303. 367. Schettler, 0. 692. Scheuffele, E. 512. Scheurlen 55. Schiller 517. Schindler 3. Schink 622. Schiaper 292. Schlesinger, H. 303. Schmaliz, B. 40. Schmelew, M. 624. Schmidt F. 164. 512. Schmid, H. 632. Schmid, M. 867. Schmid - Monnard 317.

568. 681. 696. Schmidt, E. 693. Schmidt, F. A. 217 f.

362 f. 477. 547. 689.

693. Schmidt, Fr. 470. Schmidt, J. 542. Schmidt, K. 240. 303. Schmidt, 0. 693. Schmidt (Trier) 624. Schmidt-Rimpler 292. Schmitt, E. 303. Schneider, Chr. 240. Schneider (Altenbnrg)

355. Schneider (Berlin) 232.

435. 499. Schneider (Schle8wig)55. Schnell 184. 367. 447.

548. 568. 610. 693. Schofer, J. 174. Schön Wälder 291. Schönwaldt, P. 693. Schulderer 233.433.559. Scholz, F. 367. Schorstein 623. Schotten 682. Schreyer 557. Schröder (Witkowo) 500. Schroeer (Posen) 115 Schröer, H. (Berlin) 304.

548. 562. 566. 568. Schröter, K. 568. 632. Schrötter v. Eristelli, L.

557. Schroller 558. Schubert, P. 194. 257 ff.

306. 379. 444. 447.

643.

Schubert, W. 392. Sehurmayer, B. 568. Schümler 566. Schuh, y. 194. 257 f.

260f. Schulthess, H. 696. Schulthess, W. 1. 5. 65.

361. Schultz (Bartenstein)

175. Schnitze (Stettin) 115. Schulz 240. Schulze 393. Schubse, B. (Stettin) 115. Schulze & Co., C. F. 102. SchuBchny. H. 24. 26.

41. 43. 84. 164. Schwalbe, J. 568. Schwalm 693. Schwartz 681. Schwartzer, 0. t. 342. Schwarz, K. M. 241. Schwarze 161. Schwarzer, 0. 160. Schwede 115. Schweinfiirth 636. Schwendt 629. Scovil, E. B. 568. Scripture, £. W. 53a

568. 632. 693. Seeliger 395. Seehaus, 0. 566. Seifert, P. 126. 447. Seiffert 356. Seitz 543. Seil, E. 683. Sengelmann 685. Sepp, P. B. 236. Sergi 447. Sergius Alexandro witsch

102. Servi 658. Seta, D. A. 61. Severin 499. Sevestre 380. 447. 632. Seydel 240. Shelly, Ch. 276. Shuttleworth, G. E. 62.

181. 302. 540. 564.

600. 632. Sickenberger 174. Sickioger, A. 54. Siemens, F. 448. Sieyers. J. 544.

729

Sikorsky 477 f. Silex, P. 62. Simetin, M. 624. Simon (WitÜioh) 291. Simon, J. (Paris) 600. Simon, W. 692. Simony, L. 568. Simtscbenko, D. 568. Sioli 543. Sitzler, J. 623. Skladny 623. Skneoska 356. Slavik, V. 433. Smallwood 339. Smith, G. 443. Smith, W. M. (Cork) 482. Smith, W. (London) 201.

568. 629. 632. Snell, S. 300. 302. Söder 166. Sokrates 450. Solbrig 175f. 240. Soler, E. 632. Solheim, H. 509. Soltmann 115. Sommerlad, F. W. 233. Sonderegger, L. 500. Sonnenberger, 117. Sonntag 683. Sotine 480. Späth, J. 356. Spanuth 484. Spencer 136. 262. Spengler 40. 632. Speyr, v. 29. Spiecker 176. Spiegel, E. 625. Spiegelthal 557. SpiesB, A. 408. Spindler, H. 500. Spitta 680. Spitzer, S. 433. Spitzner, A. 62. 240. Sprengel 40. Spühler, J. 240. Sr6tvizer 342. Stadthagen 815. Staffel 5.

Stangenberg, E. 302. Stangenberger, J. 662. Stanger, H. 682. Starek 116. Stauder 629 f. Steefan, Ph. 448.

Steglich 668. Steiger 601. Steinhausen 622. Steinhäuser, J. 302. Steinmann, y. 411. Stensloff 283. Stelz 542. Stermich v. Valcrooiata

682. Stiefelhagen 232. Stielau fö7. Stooker, A. 624. Stockhammer, E. 174. Stöbe, P. 448. Stötzner 40. 566. StoUers 544. Stolzenburg 688. Stordeur 559. Strehlke 233. Streich 115. Stritter 448. StrÖhmberg, C. 115. Strübing. P. 354. Strämpell, L. 500. Struntz 557. Stöbel 58. Stuwe 217. Stumpf, L. 432. Sturm 161. 163. Stutzer 174. Su&rez, P. B. 62. Suck, H. 323. 326. 452.

566. Süfsmann 277. Sussann, H. 64. Suur 54. Svanuth 291. Szl»z, E. 85. Szegö, K. 207.

Taaffe 116. Tarony 559. Taube, H. 566. TauBcher 569. Taylor, W. R. 688. Tellke 567. Tendering 355. Teuscher 40. Tews, J. 448. Thaa, v. 103. Thaer 558. ThaisB 681.

8ehn]genmclh«lt0pfl«ffe IX.

Thalfeld, E. 448. Thanhoffer, B. v. 164. Theissen, K. 216. Theyer, L. 667. Thiel 292. Thiele 609. Thiele, C. 62. 448. Thieme 40. Thomas, J. B. 302. 448.

567. Thomas, S. 40. Thominet 434. Thomson 292. Thorbecke, A. 628. Tietze 659.

Tikhomirow,W.A. 103. Tissiö, Ph. 660. Tobias 499. Tobin 89.

Tönsfeldt, G. 593. 689. Toischer 569. Tolmatschew 856. Tommaseo, N.v. 173. 356. Torger, 0. 40. 127. Toyozumi, H. 658. Tribukait 217. 548. Triepel, H. 31. Trompetter 192. Troskowitz, V. B. v. 433.

681. Trüper 503. 685. 693. Tuppert, A. 436. Tuppert, F. 173. Tumbull, G. B. 127.

Ufer, Chr. 667. 664. Ufer (Czamikau) 174. Ufireduzzi, G. B. 512.

671. Uhlenbluth 115. Uhlhom 38. UhUg 115. 127. 622. Ulbing, J. 433. UUmann, A. 174. üllmann (Kassel) 357. Ulbrich 258. 260. Ubich 559. Underborg 568. ünger, E. 693. ürbanowicz, P. 434. Urbantschitsch 184.

473.

48

730

Vftillant 645. ValorooiAta, A. St t. 682. Vanghan, J. 59. Vegias, M. 179. Verchöre 64. Veredy, K. 215. Yerga 658. VeigeriDs, P. P. 178. Vetter, R. H. 127. Victorin, J. G. 127. Villaret 184. Virchow 3. 5. 173. 341.

622. 649. 671. 680.

683. Vogl, A. 114. Vofft, K. 566. Vo^rt 698. Voigt, Ch. A. 184. Voigt (Berlin) 116. Voirin 231. Voiflin, J. 304. 332. Voit 64. 174. 638. 696. Volkmann, ▼. 527. ToUert, B. 449. Voltaire 117. Vorkattner 64. ^rbka 64.

UTaag. A. 624. Wacker 115. Wadseck, F. 181. Waetsoldt 57 f. 629. Wager, H. 64. Wagner, P. 127. 304.

567. Wagner, Pr. EL 629. Wahl 586. Wähle 291. Wahnschaffe, M. 304. Waibel, K. 857 £ Waldeyer 41. Waligorski, A. 357. Walker, E. A. 304. Walker, J. 64. Walker. S. T. 696. Wallraff 624. Walter, G. 64. Walther, E. 304. 567.

568. Wanner 76. WarUoh, H. 304. Wamits 681.

Waaserfahr 693. Wassüljewsky, N. 302. Wasamannsdorf; K, 433.

559. WaterhonM 302. Weber 184. 530. Weber, H. 693. Weber, K. 696. Weber, L. 35. 340. Weber, B. (Leipaig) 161. Weber, G.H. (München)

59. 183. 217. 233. 648.

567. Weber (Nomberg) 260. Webeter Fox, L. 64. Weck 183. 567. Wedig 558. Wegner 217. Wehmer 233. 394. 499.

623. Weioker 483. Weidenbach 568. WeidenboBch 217. Weiland, Th. 623. Weise (Coslin) 435. Weise, 0. (Elstra) 292. Weift, V. 681. Weisweiler 115. Welshofer 54. Wendorff, P. 184. Wendt, G. 623. Wemcke 233. Wemeke 433. 559. Werner 433. 625. Wemich 435. 499. Wemicke(l[arbnrg)355. Wemicke (Neunki»3hen)

355. Wemicke (NeosUdt)

657. Werra 682. Wesche, A. 446. Weskamp 436. West, G. M. 62. 446.

668. Westergaard 657. Wetekamp 628 ff. Wex 600. Weydenmeyer 115. Weyl, Th. 601. Weyrauch, v. 622. Whitaker, H. 500. White Wallis, J. 64. Whittier, P. P. 64.

Wickenhagen, H. 304. Wiemann 560. Wielsner, E. 567. Wieüng, H. D. 448. Wüberta 291. Wüdenow S56. 559. Wühehn, Pr. 667.

688. Wilk 304.

Wilke 203. 312. 446. Wilke, E. 304. Willdenow 355. 569. Willenberg 291. Wilsdorf 188. 667. Wilaon, W. 304. Winckler, £. 128. 446.

448. 480. Windrath 567. Winkelmann, K. 64. Winkler, J. 344. Winslow, F. 698. Wirenins 64. 131. 804.

340 f. 448. Witladil 44 174. Witte, E. 696. Witte (Braonsohweig)

648. Wittneben 115. Wlassics 342, Wodrig 231. Wöbeken, K. 292. Wohlrab 432. Woikowsky-Biedaut t.

364. Woltow, A. J. 116- Woitylak 173. Wolff, C. 64. Wolff, J. 696. Wolff (Erfturt) 667. Wolff, H. (Leipzig)

292 Wolff' (Soest) 231. Wolffberg 668. Wolloer 600. Wolpert, H. 303. Woodhoose 804. Wortmann, H. 304. Wray, Ch. 64. Wretlin 686. Wüst 448. Wulffius, F. 367. Wurm 304. 623. 693. Wychgram 680. WyUie,. J. 128.