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- Grönland geograpbifh und flatiftifch befchrieben.

Ans daniſchen Quellſchriften

Anton von Esel.

| Stnunttgart. J. ® Cotta'ſcher Verlag. 1860.

Lob. 2.60,

Buchdruckerel der 3. &. Cotta'ſchen Buchhantlung in Stuttgart und Augsburg.

U. SE

Seiner Majeftät

Frederik dem Sichbenten Könige von Dänemart

nd ..,

in tiefſter Ehrfurcht gewidmet von

Anton von Ebel,

.

vorwort.

Das an Naturwundern ſo reiche arctiſche Polar⸗Eisland des hohen Nordens, das unter dem Namen Grönland ſchon zu Ende des neunten Jahrhunderts geſehen ſeyn ſoll, hundert Jahre fpäter

von den isländiſchen Normannen entdeckt, bald darauf von Euro-

päern bevölkert und angebaut wurde, das aber in Ten erften Jah— ren des fünfzehnten Jahrhunderts, fammt feiner Bevölkerung, in der Periode ber Calmarifchen Union wieder aus der Gejchichte in völlige Vergeſſenheit verſank, und erit durch Hans Egede, den Apoftel. Grönlands, im Sahre 1721 zum zweitenmale wieder ent: deckt werden mußte, ift feitvem ein Gegenftand vieler Erforihuns gen geworben, die noch Feineswegs ihren völligen. Abſchluß gefun- den haben. | |

Wenn Schon, bald nach des frommen Egede’3 Tode (1735) und der ihm nachfolgenden drei dort angeliedelten mähriſchen Brüber: gemeinden, ber größte Theil der Weſtküſte (Westerbygde) des

vielfach in Gliederungen, Vorgebirge und Inſeln zerriffenen Küftens

[andes mit feiner neuen Bevölferung des Eskimoftammes, die zur Taufe übergegangen war, bis gegen den 721,0 N. Br. (Uperne- vik) einigermaßen befannt wurde; ‚jo blieb doch die Oſtküſte (Osterbygd), ungeachtet der ‘zahlreichen, alljährlich dahinwärts fegelnden Walfifchfänger, die nur ihrem Gewinn nachzogen, eine unbefannte Küfte, bis es dem Kapitän Scoresby, der im Sjahre 1820 zum dreißigjtenmale auf den Walfifchfang ausgezogen war, gelang, auch dieje Oftküfte unter 749 R. Br. wieder aufzufinden, die er ung von diefer hohen nördlichen Breite, ſüdwärts, bis zum 690 N. Br. meiterhin als ein Geſtadeland, voll Borgebirgen, tiefen Buchten und Meerespäffen, voll Inſeln, ohne: tiefer in ihr

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Inneres eindringen zu können, wo die Eisberge und Gletfchers maffen vorherrfchend blieben, cartographiſch nieberlegte, und da= " durch fat nad einem halben Jahrtauſend gänzlicher Vergefjenbeit, von biefer Seite, dem Forjchungsgeift neu entdedte. Eine von ber dänischen Negierung niedergejehte Kommiſſion feit dem Sabre 1827 folgte einer folden Auffindung und Kapitän Graah gelang es, vom Rap Farmwell an der Südfpite unter 59,9, auch die Nord- region der Oftfüfte bis zu Scoresbys Südpunkt (89° N. dr.) zu erreichen.

Auch ein ſehr erfahrener deutſcher Geognoſt, C. Gicſcke, durch⸗ wanderte wiederholt, nun auch zu Lande, für die Kopenhagener Muſeen in mineralogiſcher Hinſicht, die Küſten Grönlands, zumal die an 300 Meilen lange Weſtküſte von Süden bis zum äußerſten Norden (750 10 N. Br.), und kehrte wegen der zahlloſen tiefen Einſchnitte der Fjorde, welche die beiderſeitigen Küſten von D. nad W. (zwiſchen 30 bis 500 W. L. v. Gr.) bis in bedeutende Län- derſtrecken durchſetzen, mit der Ueberzeugung nach Dublin, wo er zeitig als Profeſſor der Geologie geſtorben iſt, zurück, daß Grön⸗ land eine Inſelgruppe ſey, und kein Continent der neuen Welt; das auch durch Parry's kurz vorher entdeckte Borrowſtraße beſtätigt war. Er drückte ſich ſo aus, daß die ganze Küſte von Grönland ehedem aus großen Inſeln beſtanden, die nur gegenwärtig durch ungeheure zwiſchengelagerte Eismaſſen zuſammengebacken ſeyen, und führte deßhalb mehrere der ſehr tief einſchneidenden, von ihm be: redeten, Fjorde auf, welche feitvem auch von vielen andern nad) gerviejen jind, wegen der jeewärts aus ihnen berausdringenden - binnenländiihen Gletfeherarme und Eisftränge, von denen die Ein- geborenen die Sage haben, daß fie einſt als Ballage von einer Küfte zur andern dienten, und nicht ohne Furcht blieben, daß fie dereinft, bei heftigen Norboftftürmen, auch einmal wieder losbrechen und die Weſtanwohner verderben könnten.

Durd) die jüngften beiden amerikaniſchen PBolarfahrten ſchien nun auch das Nordende der großen grönländiſchen Inſelgruppe bis zum 800 207 N. Br. nicht nur vom Südcontinent, durch Grinnel's Land, fondern auch von dem arctifchen- Eiscontinent

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durch Kane's eiöfreie Polarſee, ſich abzulöfen, und zu einem gan jelbftftändigen Archipel fih zu erheben, weßhalb eine dritte were Polarfahrt, unter Kapitän Hayes Leitung, für das Jahr 1860 von der nordamerifanifchen geographiſchen Gefellichaft in Ausficht fteht.

Indeſſen bat die ihrem: Gefammtumfange nah, was ihre ge nane Erforfhung betrifft, noch fo problematifch gebliebene Inſel⸗ gruppe, an ‚ihrem Weſtgeſtade, wo ſich der däniſche Kolonieftaat Seit Jahrhunderten fo ausfchließlih, feit und erfolgreich angeſiedelt bat, durch einen ihrer einfichtigften Oberbeamten, H. Rink, eine ‚in jeder Hinfiht fo ausgezeichnet wichtige, wiſſenſchaftliche Unter: fuchung gefunden, daß die erite darüber im Jahr 1852 veröffent- lite Arbeit „über die däniſchen Handelsdiſtrikte von Nordgrönland“ (de Danske Handelsdistrieter i Nordgrön- land), al3 eine ungemein wichtige und erfolgreiche Erweiterung der arctifchen Kenntniffe, von allen Seiten auf das Freudigite be: grüßt wurde. Sie war mährend vierjährigen Verweilens, auf Küſtenreiſen in Seebooten, und auf Landreiſen in Eisſchlitten, ge: wonnen, duch aſtronomiſche und naturhiftorifhe. Beobachtungen :aller Art, zur Gewinnung neuer Erwerbsquellen, unteritüßt, und von Specialfartenaufnahmen begleitet, die von der königlichen Ges jellichaft der Wiſſenſchaften in Kopenhagen herausgegeben werben. Nur einige aber höchſt intereffante Bruchitüde wurden aus dem dänischen Originalwerke durch Weberfegungen in verfchiedene Seit: fohriften: über Pflanzenreih, Baumwuchs, über Mineralreihthum, Klimatif, Eishildung, Bevölkerung u. |. w., aus dem eriten Bande, der nur das nördliche Anfpeftorat von Grönland betraf, ‚bes fannt, die zu den wichtigiten neueren Auffchlüffen über den pola⸗ riſchen Norden überhaupt ſchon Die Wege bahnten, zu denen jchon Profeſſor Dove über die phyſikaliſch-geographiſche Beſchreibung von Nordgrönland, überfeßt von A. v. Etzel (ſchon in ver Allg. Zeit- Schrift für Erdkunde 1854, ©. 177-139) fein gewichtvolles Ur⸗ theil abgab.

Als im Jahr 1857 aud der zweite fehr inhaltreihe Band über das ſüdliche Inſpektorat, die Südhälfte Grönlands (Grönland geographisk og statistik beskrevet af H. Rink,

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‚andet ‚Bind det sondrie .Inspectorat Kiöbenharn. 8.) ven bem- ſelben Verfaſſer erſchien, der in noch weiterem Umfange das Werf in jeder Hinſicht vervollſtändigte, und mit vielen pofitiven und ‚officielen, bisher völlig unbekannt gebliebenen, Thatfachen über die Kortichritte des höchſt intereffanten und eigenthümlichen Kultur⸗ Säates, feiner Natur: und Kulturverhältniſſe wie feiner Bevölke— rungszuſtände, des Medicinal- und Miſſionsweſens, in einer Spe- cialangabe feiner Raturprodufte in allen drei Reichen der Natur, mit Beihülfe wifjenjchaftlicher Fachmänner erſchienen war, wurde durch denſelben A. v. Ebel fein Inhalt, und ein Theil der phyſiſchen Beichaffenheit Südgrönlands, zumal feines Mineralreihthums in derjelben Zeitfchrift (Neue Folge 1857, ©. 82 —85; ©. 6— 32 und 281-295) beſprochen.

Dur diefe verdienftliche und wohlgelungene Arbeit erwachte ein zu großes Bedürfniß, den Inhalt dieſes klaſſiſchen Rink'ſchen Werkes auch dem größeren wiſſenſchaftlichen Publikum in deutſcher Sprache bekannter zu machen. Hierzu entſchloß ſich Herr A. v. Etzel, der ſich ſchon ſeit Jahren ſo ganz in ſeinen Autor hineingelebt, und auch durch die Bearbeitung des Kapitän E. U. Virgin Erdumfeg- lung auf der Fregatte Eugenie aus dem Schwediſchen 1856 vor⸗ theilhaft befannt gemacht hatte, daß die mit feinem Gegenftanve vertraute Weberfegung nur höchſt erwünſcht und allen willkommen ſeyn kann, denen die dänische, jo wenig verbreitete Sprache, wie das Werk, fremd geblieben find, deſſen Refultate in ihrem ganzen Umfange nicht mehr in der geographiſch-phyſikaliſchen Wiſſenſchaft von der Erde, ohne Nachtheil ihrer Gefammtentwidlung, unberüd- ſichtigt bleiben durften. Wir werden daher ver berühmten Verlags: handlung dankbar verpflichtet ſeyn, dieſes Iehrreihe Werk ihrer ſchon jo reichhaltigen Sammlung von Länder: und Reiſebeſchrei⸗ bungen angereibt zu fehen.

Berlin, im Februar 1859.

Karl Ritter.

Vorrede und Quellenangabe.

Wenn das hiermit dem Publikum übergebene Wert den Na: men des Unterzeichneten trägt, muß derjelbe gewiſſenhaft alles dar- aus erwachſende Verdienſt von fi ab, und auf den geiltigen Ur⸗ beber deſſelben, Dr. 5. Rink, hinlenfen. Sein Eigenthum ift es im Ganzen und Großen, fein Eigenthbum in allen Details. Eingedenk der deutichen Ehrenpflicht, die verjchiedenartigen Beobachtungen, die in dem weiten Kreife des Erdenrundes angeftelt werden, zu fammeln und zu einem wiſſenſchaftlichen Ganzen zu vereinen, blieb dem Herausgeber nur die Arbeit mit einigen Fleiße die einzelnen Erfahrungen, die H. Rink mit der Harften objektiven Auffaſſung in Dem unwirthbaren Polarlande machte, und als Bafis den man- nigfachen Hinweifen zur praftiichen Benutzung derfelben unterbreitete, geordnet aneinanderzureiben, und aus der weniger allgemein be⸗ tannten Schweſterſprache in's Deutiche zu übertragen.

‚Bei den größeren PBublifum in den jüngeren Generationen nicht viel: mehr Wiffen über Grönland vorfindend, als das, mas Goethe ſcherzhaft „das Allgemeinfte,” das beißt „Nichts“ nennt, während die älteren ihre Kenntniß auf die ihnen nabeliegende Periode des Egede'ſchen Wirkens und der Herrenhuter-Beftrebungen ausdehnten, erſchien es dem Herausgeber zweckentſprechend eine Geſchichte des alten, verlorenen und mühſam wiederaufgeſuchten däniſchen Nebenlantes, und bes Verlaufs feiner Kolonifation bei- zufügen, wozu die reichlich vorhandene Sagenztiteratur der König: lien Bibliothel, die Werke der Hans und Paul Egeve, Saabye’3, Lund's, Dalager’3, Kranz's, Janſen's und Gieſeke's hinreichende Mittel an die Hand geben. Dem dahin zielenden Vorſchlage gab H. Rink gleihfalls durch die That feine Zuftimmung, und namentlich der

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Darftellung der erften Entdeckung Grönlands und des eigenthümlich geftalteten Lebens der alten Koloniften jener fernen Gegend, melde auf das jo gelehrte und umfafjende Werk: „Grönlands historiske Mindesmärker; udgivne af det Kong. Nordiske Oldskriftssel- skab“ gegründet ift, einen erhöhten Werth durch den glüdlichen Umftand, daß der Etatsrath Rafn, dem die biftorifchen Unter: juhungen über die Lage der alten Bauten vorzugsmeife geſchuldet werden, aus perſönlicher Geneigtheit ſich einer Durchficht derfelben anterzog. In Betreff des eriten Kapitels, der Entdedungsgefchichte und älteren und neueren Anjchauung der Geograpben über das fo lange ein Rätbfel bietende Land gebührt dem Reifenden Kohl ein gleiher Dank, da er den Herausgeber mit Mittheilungen aus feis nem Manufcripte: „Entdedungsgejhichte von Amerika” unterftügte, ‚bie bei den namentlich für die Oftfüfte fo jpärlich fließenden Quel⸗ len (2övenörn’s, Egede's, Rothe's und Graah's Underſögelſes Rei- fer 2c. x., Scoresby’3 und Sabine's Entdedungen) ſehr willtommen genannt werden mußten.

Für die gefammte übrige Maſſe des ſchätzbaren Materials ift die Wifjenfchaft wieder nur H. Rink zu Dank verpflichtet; denn die ſchätzenswerthen Beiträge des Herrn Brüdermiſſionar Kleinſchmidt, dem bie ftatiftiichen Berechnungen angehören, wie des Herrn Semi- narvorfteher Jansſen zu Godthbaab und des Arztes Herrn Dr. Zindorff ebendafelbft und Dr. Rudolph zu Godhavn find von ihm veranlaßt und beigebracht, wie auch die Herren J. Reinhardt, % K. Shiödte, O. A. L. Mörch, Lütfen und J. Lange die um: faflenden Beilagen aus den Zweigen der Wifjenichaft, welche der Gegenftand ihrer fpeciellen Studien find, bereitwillig zur erfchöpfen- den Vervollftändigung diefes Werkes ihm zugeben ließen.

Was H. Rinks perſönliche Stellung zur Wiſſenſchaft und zu Grönland betrifft, erlaubt fi} der Herausgeber einige gewiß will: fommene Mittheilungen bier anzufnüpfen. Es bat verfelbe feine Studien auf dänifchen und deutſchen Univerfitäten vollendet und im Winter 1844 zu 45 namentlich den Vorlefungen des Profeſſor Dove ein reges Intereſſe geſchenkt. Im Frühjahre 1848 wurde er von der königlich dänifchen Regierung beauftragt, als Mineralog

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und Naturforfher das nordliche Grönland hauptſächlich in Bezug auf die dort ‚gebotenen produftiven Erwerbsquellen zu unterfuchen, das damals noch von keinem europäifchen Naturforfcher bereist und gründlich erforſcht war. Er hielt fih dafelbft drei und ein halbes Jahr auf, bereiste alle dort belegenen dänischen Kolonieen, und verweilte felbft einige Monate im höchſten Norden unter den noch heidniſchen Estimos. Das wiſſenſchaftliche Nefultat war eine geographiſche Abhandlung, welche die „Geſellſchaft der Wiſſenſchaf⸗ ten“ würdig fand in ihre Schriften aufgenommen zu werden, und bie zur Grundlage des 1852 bei Höſt in Kopenhagen veröffentlich⸗ ten Wertes: „de Danske Handelsdistrieter i Nordgrönland“* wurde. Es enthielt dafjelbe vorzugsweife die Schilderung der all- gemeinen natürlichen Beichaffenheit der Küfte und die natürlichen Bedingungen für deren Bewohnung; und ift ihm für diefe Arbeiten die königliche Anertennung durch Verleihung der großen filbernen Medaille geworden. Im Sabre 1851 kehrte .er nah Kopenhagen zurüd und wurde zur Mitgliedfchaft einer auf Tüniglichen Befehl niedergeſetzten Kommiſſion zur Ueberwachung der Angelegenheiten der grönländifchen Kolonie eingefeßt, wodurch ihm bie Bücher der Handelsgeſellſchaft eröffnet wurden, deren Material er zum Bor: theil des Werkes verwendete. Ein unter gleichem Titel im gleichen Berlage 1855 efjchienener zweiter Theil dieſes Werkes wurde in Julianehaab gefchrieben, wohin ihn im Frühjahr 1852 der Auf: trag Seiten? der Regierung, das füdlihe Inſpektorat gleichfalls und in demfelben Augenmerk wie früher das nördliche zu erforfchen, gerufen hatte. Die inzwiſchen über die dortigen Handelsverhälts niffe unter Theoretifern und am grünen Tifche entitandenen Streis tigfeiten ließen ihn das Nefultat feiner Unterfuhungen in dem 1853 veröffentlichten Schriftehen „Om Monopolhandelen i Grön- land“ niederlegen. Im Auguft 1855 erreichte ihn in Julianehaab die wohlverdiente Anerkennung der feiten Anftellung als Inſpektor ſämmtlicher Kolonieen in Südgrönland, die trog der feine Zeit gewaltig in Anſpruch nehmenden vielfeitigen Gefchäfte, nicht ver: mochte ihn zu verhindern in dem Winter 1855 zu 56 in Gobthaab die topographifche Schllvderung der von ihm nun fänmtlich befuchten

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Kolonien niederzufchreiben, und mit ftatiftiichen Aufflärungen aus dem in dem Archiv des Inſpektorats aufbewahrten Dokumen⸗ ten zu bereichern. Der folgende Sommer 1857 rief ihn nad Kopenhagen zurüd um dem königlichen Minifterium bes Innern bei der Ordnung der grönländiſchen Angelegenheiten beizuftehen. Hier gab er feiner Arbeit durch Veröffentlichung einer Darftellung bes ſüdlichen Inſpektorats (Höft 1857) den Abſchluß, und Tehrte nod im felben Sommer nad Grönland zurüd.

Ein zu verſchiedenen Zeiten und nicht in der. urfprünglichen Abfiht ein zufammenhängendes Ganze zu bilden gefchriebenes, darum vom Verfaſſer ſelbſt „etivas unnatürlich eingetheilt” genann- tes Wert, Tonnte dem nicht entgehen, Wiederholungen und geringe Abmweihungen zu enthalten; Beiden juchte der Herausgeber durch Zufammenfchmelzung zu entgehen, ohne darum weder die ſyſtema⸗ tiſche Form der Darftellung, noch die Eintheilung in Nord- und Südgrönland aufzugeben, welche entjchieden berechtigt ift durch Die eigenthümlichen phyſiſchen Verhältniffe, die Nordgrönland durch jeine Lage innerhalb des Polarfreijes, feine größeren Eisfjorde, feine geo- gnoſtiſche Beichaffenheit, das Zufrieren des Meeres und den dadurch bedingten Gebrauch des Hundefchlittens von Südgrönland fcheiden.

Die ſtyliſtiſche Eigenthümlichkeit wurde gleichfalls mit moolich— ſter Treue bewahrt.

Leider geſtatteten es die Verlagsverhältniſſe nicht, dem Werke eine treffliche Karte, die mit der größten Gewiſſenhaftigkeit durch vielfache Meſſungen auf Land- und Seereiſen und mit unermüd— licher Anſtrengung durch Rink entworfen und gezeichnet iſt, beizu: fügen. Sie umfaßt nur Nordgrönland und ergänzt die „Situa— tionsfarte des Kapitän Graah,” welche ein werthvolles und unent- behrliches Hilfsmittel zur Befeglung der einzelnen zerftreuten Han: delsetabliſſements ift, indem fie die großen dazwiſchen liegenden Streden, mit ihren inneren Fahrwaſſern und der Oberfläche ihres Küftenlandes in treuem und fauberem Bilde wiedergibt.

. Berlin, ben 20. Juli 1859. Anton von Etzel.

Inhaltsverzeichniß.

Vorwort von Karl Ritter. Eelte V. Vorreve und Quellenangabe vom Herausgeber. Seite IX.

Erfter Abſchnitt.

Die Geſchichte Grönland.

Erfies Kapitel. "Entvedung der Weſtküſte Groͤnlands. Anfchauung der Geographen des Mittelalters. Darftellung auf ven alten Karten. Erforſchung ber Oftfüfte Die Infularität Grönlands bewieſen. Eeite 1.

Zweites Kapitel. Kolontiation durch Erik vem Rothen. Belehrung der Groönlan⸗ der ducch Leif, Entdeckungsreiſen nad) Helleland, Markland und Biinland. Bilnlants reifen von Grönland aus. Thorgils Reife an die Oſtküſte Groͤnlands. Innere Zuftände ver Kolonie. Das Geſchlecht Grit des Rothen ftirbt aus, Die Waffendruverfage Die Sage vom Eänger Helge. Die kirchlichen Verhältniffe Grönlande. Kämpfe mit Normegern. Die Kolonie verliert Ihre Selbitftäntigfeit. Verbindung mit ben normegifchen Herrfchern. Verfall der Kolonie. Gnglifcher Ueberfall. Wiererentredung Grönlanps turh John Davis. Sage über ven Untergang ter Europäer turch die Esfimus. Schil« derung des alten Grönlands nach rem Königsfpiegel. ©. 11.

Drittes Kapitel. Walkenvorfs Plan zur Auffuchung ter alten Kolonie. Expedi⸗ tionen nacb Grönland. Die grönläntifche Kompagnie. Verkehr ver feefahrenden Nationen mit Grönland. Hans Egede und fein Wirken für die Wiederfinrung rer Kolonie. Er⸗ neuerung der Anftevlung. Gründung eines Forts. Beabfichtigte Anfledlung von Islän- dern. Herrenhutiſche Miffion. Verheerung durch die Podenepivenie. Bertreibung der Holländer von den Küften Grönlands. Heife Peder Difen Walldes zur Oſtküſte. Entwicklung ver Handelöverhältnifie Erperitionen nach ver Offüfe. Graad’s Ent. vedungsreife. Gegenwart und Zukunft des Handels. Seite 60.

Zweiter Abjchnitt.

Phyſikaliſche Beſchreibung Grönlands.

Viertes Kapitel. Geographiſche Eintheilung Grönlandse Ofigrönland. Weſt⸗ groͤnland. Die arktiſchen Hochlande. Das tänifche, nördliche Inſpektorat. Das vaniſche Südinſpektorat. Die Form des Landes im Weſten. Die Höhenzüge des Landes. Die Ausbreitung des Landeiſes. Der Urfprung der ſchwimmenden Eisfjelde. S. 85.

Bünftes Kapitel. Das Klima res Küftenlandes. Die Befchaffenheit ver Oberfläche in verſchiedener Höhe Aber dem Meere. Das Hochlandseis Die Landfeen. Das quels Iente und das rinnende Wafler. Seite 105.

Sechſstes Kapitel. Schilverung des Landes im Südinſpektorat. Das Außenland und die Fjorden Landſeen und Ströme. Das Klima. Die Phänomene ver Luft. Das Eis des Süpinfpektoratse. Seite 140.

Dritter Abſchnitt.

Die produktinen Crwerböquellen und Bedingungen für den Sehendunterhalt der Bewohner Grönlands.

Siebentes Kapitel. Das Meer, deſſen Eis und fein Reichtum an Thieren. Die Sandihiere und ihre Sagd. Die Zucht der eingeführten Thiere. Geite 170.

xiv

Achtes Kapitel. Das Pflanzenreich Morpgrönlantse. Küchengewächſe. Brenn- material. Beeren. Das Pflanzenreich Südgrönlands. Kulturpflanzen. Bild wach⸗ fende Rabrungspflanzen. Torf und Waldlaub als Brennmaterial. Treibholz in Rort- und in Sübgrönfand. Seite 272.

Neuntes Kapitel. Das Mineralreich Groönlands. Geognoftifche Bildung Nort- erönlande. Steinkohlen und ihre Fundorte. Blyant. Weichſtein. Baufteine. Kalkſteine. Alaun uns Vitriol. Granaten. Metalle. Geognoſtiſche Bildung Sür- grönlande. Erle Metalle. Kupfererz. Zinnerz. Zinkerz oder Zinkblende. Bleierz. Fiſenerz. Kryolith. MWeichftein. Blyant. Miineralifches Brennmaterial. Baumaterial Edelſteine. Seite 29.

Vierter Abſchnitt.

Die Bevölkerung Grönlands.

Zehntes Kapitel. Phoflognomie, Beichäftigung, Abbärtung, Kleidung, Nchrungs- weiſe, Sharaktereigenfchaften der Gingeborenen Nordgroönlands. Miſchrace. Einrich⸗ tungen der Handelsgeſellſchaft. Bauart ver Winterhauſer. Sommerſitze. Europätfche Einfuhr. Inländifche Speifen für Europäer. Befchäftigungen ver Eingeborenen. Winterleben. Einrichtung der Kolonien. Gehaltsverbältniffe ver Beamten Oberſte Aeminiftration. Hantelsgrundfäge und Geltmefen Einkauf und Berfauf Berbefferung ver Bauart und Heizung. Kleivungsftüde europätfcher Einfuhr. Nahrungsftoffe fremven Urfprungs. Gefunvheitszuftände. Mifftons- und Unterrichtömefen Literatur. Seite 325 Eilftes Kapitel. Die Bevölterung Suͤdgronlande. Volkszahl und Verbreitung ver Beoöllerung. Nahrungszweige und Befcyäftigungen Wohnftätten und Geräthe Klei⸗ dung und Nahrung. Brenumaterial und Licht. Bevölferungsverhältniffe. Geſunb⸗ beitszuftand. Miſſion und Unterrichtswefen. Sorialer Zuſtand ver Singeborenen. Befeglung Innere Kommunifation. Seite 365.

Fünfter Abſchnitt.

Topographiſch ftatiftifhe Beſchreibung Grönlands.

Zwölftes Kapitel. Difeift Godhavn. Difteift Egedesminde. Diſtrikt Chri⸗ ftianshaab. Oiſtrikt Jakobehavn Diftrikt Ritenbenk. Diſtrikt Omenak. Diſtrikt Upernivik. Seite 383 -

Dreizehntes Kapitel. Diſtrikt Holſteensborg. Diſtrikt Sukkertoppen. Diſtrikt Godthaab. Diſtrikt Fiskernafſet (Fiſchernaſe). Diſtrikt Fredriköhaab Difrikt Sultan haab. Seite 476.

Beilage. Allgemeine Ueberficht über vie natürlichen Grwerbsquellen und Iulunfte- ausfichten Groͤnlands. Seite 521.

Beilage 11. Ueberficht des Fangs, der Produktion und des Hanvels in Deinen: Suiyel. toraten Grõnlands. Seite 533..

Beilage III. Ueber vie Volksmenge Grönlands. Seite 543.

Beilage IV. Ueber ras Miſſionsweſen. Seite 545.

Beilage V. Das Mesichnalimefen Grönlands Seite 555.

Beilage VI. Die meteorologifhen Berhältniffe Groͤnlands. Geite 557.

Beilage VII. Ueber tie Ausbreitung des Landeiſes und den Urfprung ber ſchwimmen⸗ ven Eisberge. Seite 571.

- Beilage VII. Verzeichniß ver grönlänvifchen EAugethiere, Vögel und Sifche, Aarebſe, Annaliden und Eingeweidewürmer. Seite 574.

Beilage IX. Berzeichniß der grönlänpifchen Weichthiere. Seite 591.

Beilage X. Verzeichniß der grönlänvifchen Echinodermata. Eeite 60%.

Beilage XI. Ueberficht ver Land⸗, Süßmwafler- und Ufer-Artbropovden Grönlands. &. 604.

Beilage XII. Ueberficht ver grönlänpifchen Pflanzen. Seite 622.

Beilage XI. Einige Bemerkungen über vie geognoftifche und mineralogifche Veſchaffen⸗ beit Gronlands. Eeite 636.

Beilage NIV. Ueber die zunachſt nothwenpigen Berbefferungen in der lokalen Armint- ſtration Groͤnlands Seite 652.

Beilage XV. Seographifche Aufflärungen ber Alten Aber Grönland. Seite 862. - -

Grönland.

u.

Erſter Abſchnitt. Die Geſchichte Grönlands.

Erſtes Kapitel.

Entdeckung der Weſtküſte Grönlends. Anſchauung der Geographen des Mittel⸗ alters. Darſtellung auf den alten Karten. Erforſchung der Oſtküſte. Die Inſularität Grönlands bewieſen.

Groͤnland, jene auch auf den neueſten Karten noch unvoll⸗ ſtaͤndig dargeſtellte Landmaſſe, die in ihrem Hauptumriſſe dem Welt- theile Afrika und den indiſchen Halbinſeln gleicht, und wie ſie in einer Spitze nach Süden endet, ſcheint an feinem unerforſchten Nordende verwachten mit den unzugänglichen Eidmaffen des Rorb- pols. Fruͤheren Geographen galt e8 als Halbinfel von Aſien, ans deren als folche vom amerifanifchen Kontinent. Jetzt hält man es für eine Infel, welcher die Vermittlung zwiſchen der alten unb neuen Welt im Norden obliegt. Nur ihre füdlichfte Spige ragt in die bewohnbare Zone und jchiffbare Meere, Schon frühzeitig em- pfing e8 aus beiden Welten Bevölkerung, Thiere und Pflanzenge- fäme. Die geologiſche Konftruftion, orograpbifche Konfiguration und Küftengeftaltung Grönlande macht e8 auf der einen Seite den Po—⸗ larländern Rordamerifas und auf der andern dem europäifchen Sfandinavien ähnlich, mweßhalb es auch von einzelnen: Befchreibern „das Skandinavien Amerifas” genannt wurde. Man hat es oft zu Europa, oft zu Amerika gerechnet und es auch jelbftftändig betrachtet, ber Weite ber Meere nach, die es von Europa trennt, ift ed aber unbedingt viel nachbarlicher zu Amerika, wohin es auch bie gemein- fchaftliche Urbevölferung der arftifchen Gegend führt, und wohin

Etzel, Groͤnland. 1

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gleichfalls die Thier- und Pflanzenwelt deffelben neigen, und mit bem e8 burch eine gemeinfame Entdedungsgefchichte innig verwebt ift.

Es dehnt fich Grönland fo breit wie das Stüd bed europäl- chen Kontinents zwifchen der Weftgränze Portugal und dem Me: ridian von Wien in feiner Längenausdehnung ziemlich direkt von 590 45’, einem Breitegrad, unter dem in Europa ber füblichfte Theil von Norwegen und die Shetlandsinfeln liegen, nordwärtd aus. Island, das Thule der Römer, liegt mithin 5 Grad nördlicher als das Südende Grönlands. Die faum 80 Meilen breite Meerenge, die beide trennt, kann in fcharfen Wintern fich leicht mit Eis über- brüden. Die fünlichfte Spike, das heutige Kap Farvel oder Staa- tenhuf, die von Barry Hundert Meilen weit gefehen wurbe, theilt der Richtung ber Küften nach es in Oft: und Weftgrönland; von dem ber Weften bewohnter ald der Often, wie bieß überall im arf- tifchen Gebiete z. B. in Island, Spibbergen, Novaja Semlja und Kamſchatka der Fall iſt. Die Umriſſe der weſtlichen Küften find bis jenfeitS des 770 der nörblichen Breite daher ziemlich befannt, wohingegen die öftliche Küfte, wegen ber fie umgebenden Eismaffe, bie felten und ‚nur an einzelnen Punkten die Annäherung von Schiffen zugelaffen hat, noch nicht verfolgt werben fonnte und ba ber auf den meijten Karten willfürlich niedergelegt ift.

Die erfte Entdedung des Grönlands der normannifchen Schrift: fteller, dad mit reizenden Farben ausgeſchmückt war, im 14. Jahr⸗ hundert wieder verloren ging und nur in der Gefchichte wenige Spuren hinterließ, ift in das 10. Jahrhundert zu fegen und fpricht von einem bewohnten Dft- und Weitgrönland, doch leugnen jenes fchon Malte Brun und einige frühere Geographen. Die Karten bes 16. und 17. Jahrhunderts erwähnen, den Chronifen folgend, eines „Eſtbygd's“ (Dftbau’s) aber feiner bewohnten Oftfüfte Grönlands, Auf der Karte des Gudbrand Thorlacius (In Torfaei Grönl. 1606) iteht vielmehr über Die ganze Oſtküſte gefchrieben: „Latus orientalis. Grönl. inhabitatum“ unbemwohnte Oftfüfte Grönlande, und erft Cranz und feine Zeitgenoffen nahmen Eftbygd, ald Diftrikt, für „Oft füfte” an. Die Borftellung berfelben findet fich fchon in den frühe: ften Zeiten ber nordifchen Geographie in Hinficht der allgemeinen Richtung der durch fpätere Entdeckungen feftgeftellten Wahrheit an- nähernd. Sie jchwingt fich nad) Nordoft herum, Island in einem Viertelkreis umfaflend, woher ein Theil Direkt im Norden, der übrige

3 im Weiten und Südweſten biefer Infel liegt. Zwiſchen dem Citfap von Grönland und den Nordweſtkaps von Skandinavien find faum 200 Meilen Entfernung und nody näher aneinander treten Novaia Semlja und Grönland, und zwifchen beiden liegt noch Spitzbergen. Diefe Entfernung überbrüdt unter dem 80. Grabe immer, oft aber auch fehon unter dem 75. und 70. Breitegrabe eine Eismaſſe, unter ber jedoch die Bermuthung und Theorie der Entdecker, wie unter bem Feſtlande Grönland, Fels glaubt. Die alten Normänner dachten fih nun das füdlidhe Grönland als äußerſten, weftlichften Zipfel eines nördlichen Kontinents, den fie direft mit Biarmien (das heu- tige Perm), das norböfllichfte Land zu dem fie fchifften, und Aſien verbanden. So findet ſich auf der erwähnten Karte des Biſchofs Zorlacius vom Jahre 1606 eine Gebirgsfette vom Kap Herjulfenäs (Sarvel) rings um den Ocean, nordwärts um Island und Efan- dinavien herum, bid in Biarmien hinein. Auch auf amderen älteren Karten findet man dieſelbe Vorftelung; fo 3. B. auf der, weldje ber Ausgabe des Ptolemäus im Jahre 15143 beigegeben ift, und bie den Titel führt: „Orbis typus universalis juxta Hydrogra- phorum traditionem exactissime depicta.* (Darftellung bes ganzen Grbdfreifed nach den Traditionen .der Hydrographen auf Das alfergenauefte dargeftellt.) Sie zeigt fchon erfte Anfänge von Ame⸗ rifa, aber Grönland iſt zur alten Welt gezogen. Nahe bei Lapp⸗ land und Biarmien läuft der Norden in einer unendlich langen Landzunge aus, die fi) um den ganzen nördlichen atlantifchen Dcean berumfchlingt und weftmärts mit Grönland endet. Auf italie- nifchen Karten aus. der Mitte bes 16. Jahrhunderts 3. B. bed‘ Ge⸗ nuefer Baptijta Agneſa, ift diefelbe Darftellungsweife erhalten. Nach ber Entdedung und Benennung von Spigbergen am Schlufle bes 16. Jahrhunderts hielt man ed, ba man ed noch nicht ganz um- fahren fonnte, für einen Theil Grönlands, wie ed Sir Hugh Wil- loughby, der es fchon 1553 gefehen, für einen Theil des norbamer rikaniſchen Feſtlands genommen. Es wurde „Neu-®rönland” benannt, und von Holland fuhr eine Wallfifchfängergefellfchaft unter dem Namen „neugrönländifche Compagnie” nad) Spigbergen auf ben Bang. Auch Novaja Semlja hatte man bazu gerechnet und dieſen fabel- haften Kontinent „terra polaris“ genannt. ine Karte von Ger- hard Mercator von 1606 ftellt Grönland als einen Theil der terra polaris und die Waigapftraße als Meerenge zwifchen Aften und

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jener terra dar. Auch noch. al8 Spigbergen und Novaja Semlja umfegelt, gab man die terra polaris nicht auf, ſondern fihob fie nur mehr nach Norden hinaus und machte diefe Infeln zu Küjten- vorland. So finden fie fich noch 1767 in der „Mappe monde par Robert de Vaugondy“ gezeichnet; auf dieſer Karte führen bie Küften von Grönland rings um Island, Spisbergen und Novaja Semlja herum, und ihr Anſchluß an Alien liegt, da man ihn bei Lappland und Biarmien nicht gefunden hatte, nun jenfeitö bes obi- fchen Meerbufens, bei der langen Halbinfel, die von den Ruffen längft umfchifft, dem übrigen Europa noch unbelannt war. Baus gondy nennt Diefe von ihm als Brüde zur terra polaris gezeichnete Halbinfel: „un Isthme, qui pourrait donner. communication a l’Amerique par les Terres polaires.“ Die kleinen Infeln, bie man im Norden von Spigbergen gejehen Hatte (derre vue 1707), und bie Inſeln, welche die Rufen im Rorden des nördlichen Sibi- rien. fanden (terre vue par les Russes 1723), find ebenfo als Borgebirge mit jenem großen Kontinent verwebt, bis auch fie fpäter als Inſeln (lestere „Ney-Sibirien”) erfannnt wurden. Andre Geo» graphen ſetzten ftatt der terra polaris ein offened Meer um den Bol herum; fo auf einem Atlas von Blaeu 1622. Auch ift Grönland als Inſel dem Nordfontinent vorgelegt; fo 3. B. auf dem Welt: theater des Ortelius 1570; bei Gunde 1592. und bei Merfator. Alle dieſe Karten haben noch eine andere ähnliche Infel vor Grön⸗ land liegen, die ganz fabelhaft ift und von ihnen „Gro⸗-lant“ be- nannt wurde; das breite Nordende Grönlands ftedt aber ganz in dem großen Polarfontinent verborgen. Ald Quellen diefer alten Karten und geographifchen Borftellungen galten bie Entdeckungen Grönlands durch Die Normänner im 10. Jahrhundert und die Rei: jen der Benetianer Nifola Zeno und Antonio Zeno am Ende bes 14. und der Gebrüder Gasparo und Michele Eortareal in den er- ften Jahren des 16. Jahrhunderts. Der Admiral der Königin Eliſabeth Martin Frobisher erblidte unter dem 60. Breitengrabe bie Spike eines großen Landes, das er Friedland nannte, Die von ihm verfaßten Neifeberichte gab Hadluyt 1600 heraus, und die Aus- legungen ber damaligen Zeit glaubten in Frobishers Friedland auch das ber Zeni wiedergefunden und in der meta incognita Süb- grönland erfannt zu haben, und erft dem Scharffinn der neuften Forſchungen war es aufbehalten, dieß räthfelhafte Friesland von

5 Grönland zu trennen und als die Faroͤerinſeln erkennen zu laffen. Auf der am Schluß des 17. Jahrhunderts erfchienenen Karte Janfone ift Diefe auf Frobishers Reife begründete Annahme dargeſtellt und Dlaeu zeichnete ſchon 1622 auf der feinen die Reife Frobishers und zwar quer burch Grönland; in der von ihm benannten „Brobisher- Straii“, im ber er nach feiner Angabe unterm 62. Grabe ber Breite eingefegelt und links die Küfte vom amerifanifchen Feſtlande, rechte ein Nordland, daB ein Theil Aſiens geweien, gehabt babe. Hier ift, auch „Queen Elifabeth Foreland“ (22 Längengrade weitlicher) auf die Oftfüfte Groͤnlands geſetzt, und dieſe Irrthümer haben ſich bie um die Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten. Davis war nad) den alten Normannen 1585 der Erfte, der die Weftfüfte Grönland von ber Südſpitze bis zum 66. Grad der nördlichen Breite verfolgte und benannte. Der betrübende Eindrud, den fie in ihm hervorrief, ließ ihn den Namen „the land of desolation“ wählen. Er hatte auch zuerit wieder ben Berfehr mit &ingeborenen Grönlands angefnüpft und fegelte im folgenden Jahre 1586 in einen grönländifchen ford ein, und erreichte 1587 die Disfobucht und felbft den Darüber lies genden 72. Grad ber Breite. Es ift daher Davis das DVerbienft der Wiederentdefung Grönlands zuguerfennen, und feine Entdeckun⸗ gen zeichnete Molgäus, ber gefchictefte Kartenzeichner feiner Zeit, als erfte richtige Darſtellung eines Theild von Grönland. Kriege und bie alle Seefahrer des Nordens beherrfchende Idee ber Norb- weitpaffage richteten in den nächften Zeiten Alle Bahrten in bie Hudfonsbai, und erft fpäter wendete man ſich wieder auf dem von Davis angegebenen Wege nach Norden. Bylot und Baffins fuhren 1616 an der Weffüfte Grönlands hinauf und erreichten Im Rap „Hope Eanderfon* den Außerften Punkt, den Davis gefehen. Cie gingen im berfelben Richtung nad) Norden und fanden eine Snfelgruppe, auf. der fie eingeborene Frauen antrafen, und Die fie nach benfelben „Fraueninfeln“ benannten; noch weiter nordwärte trieb fie has Eis in den Fjord von Upernivik, und unterm 74. Grab tauften fie in Folge bed Verkehrs mit Eingeborenen, bie ihnen Narvalshörner brachten, einen Fjord „Hornfund,* und benannten Fiords und Vorgebirge bis zum 76. Grad ber Breite nach zufälligen Umftänden und den Beförderern ihrer Entbedungen und der Nord- weitpaffage. Erft John Roß war e8 1820 aufbehalten, bie Ent- defungen von Baffins in dieſem böchften Norden zu berichten und

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gelandet feyn follte, fand Scoresby eine hohe und Flippenreiche Küfte und hielt ſich längs derſelben nady Süden, fonnte aber des vorlie= genden Eifes halber nirgends landen, obfchon er viele Sunde und Kiorde entbedte, deren Umtiffe und -aftronomifche Rage er beftimmen fonnte. Er fand die ganze Küfte auf allen bisherigen Karten 6 bis 40 Grad zu weit öftlich gelegt. Sie verfolgend, taufte er die Kaps Humboldt, Parry u. A. und den Walter Scotts Sund, Maden- zies Inlet u. ſ. w., und behielt diefe Richtung bis zum 70. Grade hinunter, wo die Küfte plößlich die norbfüdliche in eine oftweftliche umfest. In der Nähe dieſes Punktes fand er Die eriten Spuren einer menfchlichen Niederlaffung, die ihm jedoch dem Anfcheine nach nur dem vorübergehenden Aufenthalt einer Eöfimofamilie und feiner bleibenden Anfiedlung zu verdanfen gewefen erfchienen, wenn gleich Klima und Natur des mit Gras und Wiefe bededten Küftenftriches viel milder gefunden wurde, als es ber hohe Breitegrad zu erwarten erlaubte, und alle anderen Gegenden in berfelben zeigten. Won einem bei feiner Landung, erftiegenen hohen Felde entdedte er einen weit in das Innere dringenden Meeredarm, deſſen Weftende er nicht fehen fonnte. Denfelben Fjord fombinirte er mit dem von Gieſeke -an der Oftfüfte bei ber Disfobucht entbedten tief in das Land dringenden und 150 englifche Meilen verfolgten, und Doch noch nicht in feinem Dftende abzufehenden Meereöbufen, und glaubte Grönland durch diefe beiden Einfahrten durchfchnitten, wodurch Die alte Meinung, die „Srobisherftraße” dort fuchen zu müffen, bewahr- heitet wäre. Ob die Straße fahrbares Waffer enthielt oder durch Eismaſſen verftopft fey, vermochte er nicht zu ergründen, da ex zum Walfifchfang zurüdfehren mußte. Er nannte fie „Scoresby-Sund“ und entdedte fernere Esktimowohnungen, die ihm als Winterfige eined Stammes galten, die der Sommer ind Innere geführt haben mochte. Das Nefultat diefer Reife waren 400 englifche Meilen einer genau bejtimmten Küjte. Im Darauf folgenden Jahre fügte der englifche Kapitän Clavering noch eine Zahl Meilen hinzu. Er hatte den berühmten Aſtronom und Phyſiker Kapitän Sabine auf verfchiedene Stationen des Nordens führen müflen, um Beobady- tungen über die Pendelfchwingungen zu machen. Er befuchte Ham- merfort, Spisbergen und die von Scoresby neuentdedte Küste von Oftgrönland, und landete zuerit auf Hamkes Land, dann weiter nach Norden fegelnd, wo er noch neue Sunde und Buchten entdeckte,

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beftimmte und benannte. Bis zum 76. Grabe fand er die Küſte direft nach Nord laufend. Er glaubte das nörblichite Kap Grönland erreicht zu haben und nannte e8 Shannen Island und die äußerfte Spite Kap Philip Broke. Clavering ſah auch die Bewohner, deren Spuren Scoresby gefunden hatte. Sie felbft, ihre Boote und Ge⸗ räthe glichen völlig denen ber Eslimos im arftifchen Welten, und ihr Benehmen beim Schießen zeigte, daß fie noch feine Kenntniß vom Pulver und feinen Wirfungen hatten. Es war mithin dad Refultat gewonnen, daß es ein theilweife bewohntes Oftgrönland gibt, aber nicht die gefuchte Bevölkerung ber Normannen wurbe erfannt, fon- dern baffelbe findtiche Volk, das mit fo mertmürbig gleichem Weſen, Sprache und Sitten, den ganzen meitfchichtigen Umfreis ded Nord» pold bewohnt. Und das Refultat war das von gelegentlichen Reifen, denn auch &lavering war durch die Eabine’fche Aufgabe verhindert, weiter nach Norden zu gehen, und mußte Die gute Jahreszeit ver- ſtreichen laffen, die zu Entdedungsreifen mit lediglich Erforſchungs⸗ sweden verwendet werben müßte. Einige neuere in Folge der Eco: reöby’fchen Entdedfungen in den Jahren 1828— 1831 unternommene Reifen des bänifchen Kapitän-Lieutenantd Graah hatte den feſtge⸗ ftellten Zwed, die Oftküfte bis zum 69. Grade zu erforfchen, und feinen Bootöfahrten dankt man die Beftimmung und Benennung ber. Sunde und Infeln, die genauere Kenntniß der Urbewohner des Oftend und die Gewißheit, daß hier nirgendd Spuren früherer europäifcher Bewohnung vorhanden find.

Neben der Erforfchung und Kolonifation des Innern, die ben Dänen zu verbanfen ift, und an der Weftfüfte am Ende des 17. Jahr: hunderts die Anſiedler über die Disfobucht hinaus nach Upernivif, jenfeits des 72. Grades, geführt hatte, brachte der alte Zweck ber Nordweſtdurchfahrt 1818 Kapitän Roß zu neuen Entdedungen. Er folgte faft ganz dem früheren Wege Baffind und fuhr über 100 Meilen nördlicher als die daͤniſchen Anfieblungen und Wallfiſchfaͤnger, die Lage der mehrere Grade zu weit nach Oſten gelegten Kuͤſte be- richtigend, und alle Punkte mit den heut geltenden Namen benen- nend. In der von ihm gefundenen Roßbucht, weitlich ded Smith: Cundes, dem nördlichſten Winfel der Baffinsbai glaubte er das äußerfte Ende der Weitfüfte Grönlands gefunden zu haben. Die Sunde diefer Gegend galten ihm, wie einft Baffin für geſchloſſene Buchten und fo verband fein Glaube Grönland wiederunf mit Amerifo. Den

norböftlichften Theil der Küfte durchforſchend entdeckte er Die „arkti- fhen Hochlande”, theild unzugängliche .MWüfteneien, theild von Dem Eskimoſtamme der „arftifchen Hochländer” bewohnt, von deren Eri- ftenz Niemand gewußt, die Eifen hatten und nugten, aber feine Schifffahrt fannten, durch welche aber bie Erzählung der Disfo- grönländer beitätigt fchien, Daß ihr Land bis zum 78. Grade be- völfert fey. Schon 1819 folgte Edward Parıy Kapitän Roß auf bem Buße. Er fegelte quer über die Baffinsbai und durch ben Lanfafter-Sund, den Roß's Bericht mit Gebirgen verfchloffen hatte, in die Barrowftraße und weiter nach Weſten rechts und links offenes Waſſer und Infeln findend. Er: hatte fomit Grönland wiederum von Amerifa getrennt und feine Infularität bewiefen, da man es öftlich längs der Küften von Aſien, um die Behringöftraße herum, und durch das Meer der nördlichen Durchfahrten von Welt aus erreichen famı.

Faßt man nun diefe Entdedungsgefchichte Groͤnlands zufam- men, ift das Nefultat furz: die Normannen entdedten ‚und bevöl- ferten es, ihre erften Kulturanfänge hierherverfegend. Ihre Spur verlor fich im Laufe der Jahrhunderte. Englaͤnder fanden Grön- land, deſſen Griftenz- vergefien, in Verfolg des leitenden Ge: banfens, Die norbweftliche Durchfahrt zu fuchen, wieder auf, und beftimmten Anfangs des 17. Jahrhunderts die Weftfüfte; nor- wegifche und deutſche Wallfifchfänger hielten fortan die Werbin- dung mit bdemfelben aufrecht; die Holländer fanden Punkte ber Oftfüfte, und die Dänen befiedelten Anfangs des 18. Jahrhunderts das Land von Neuem und erforfchten das Innere; beutfche Sef- tirer, Herrenhuter, führten es in die Wiffenfchaft ein. Die neueren Entdedungen des 19. Sahrhundertd aber dankt man ben Engländern und dem Zweck des MWallfifchfanges, der ben größten Theil des Nordens befannt machte und namentlid den Oſten erfchloß, wie Biber- und Otternjagd den Nordmeiten Amerikas allgemeinerer Kenntniß aufthat. Unermüdlicher Eifer von Pri- vaten, weife ftaatsmännifche Vorficht, Die Reifen im Innern mit beftimmtem Zweck im Auge unternehmen ließ und läßt, und ber Spefulationsgeift unferer Tage fügte weitere Detaild Hinzu, um den Nebel: zu lichten, der über dem bleichen LXeichentuche ſchwebt, mit dem fich größtentheils die Natur in biefem Sige des ewigen Minterd verhüllt; in welchem der Menjch ftetd und immerdar ein

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beftimmte und benannte. Bis zum 76. Grabe fand er die Küſte direft nad) Nord laufend. Er glaubte das nörblichite Kap Grönlande erreicht zu haben und nannte e8 Shannen Island und die Außerfte Spite Kap Philip Brofe. Clavering ſah auch die Bewohner, deren Spuren Scoreöby gefunden hatte. Sie felbft, ihre Boote und Ge⸗ väthe glichen völlig benen ber Eslimos im arktifchen Weften, und ihr Benehmen beim Schießen zeigte, daß fie noch feine Kenntniß vom Pulver und feinen Wirfungen hatten. Es war mithin das Nefultat gewonnen, bag es ein theilweife bewohntes Dftgrönland gibt, aber nicht die gefuchte Bevölferung ber Normannen wurde erfannt, fon: bern bafjelbe findliche Bolf, das mit fo merkmürbig gleichem Weſen, Sprache und Sitten, den ganzen meitfchichtigen Umkreis ded Nord- polS bewohnt. Und das Refultat war das von gelegentlichen Reifen, denn auch Clavering war durch die Eabine’fche Aufgabe verhindert, weiter nach Norden zu gehen, und mußte die gute Jahreszeit ver- itreichen laffen, die zu Entdedungsreifen mit lediglich Erforſchungs⸗ zwecken verwendet werben müßte. Einige neuere in Folge der co: resby’schen Entdedungen in den Jahren 1828—1831 unternommene Reifen bed bänifchen Kapitän-Lieutenants Graah hatte den feſtge⸗ tellten Zwed, bie Oftfüfte bis zum 69. Grade zu erforfchen, und feinen Bootsfahrten danft man die Beftimmung und Bertennung ber. Sunde und Infeln, die genauere Kenntniß ber Urbewohner des Oſtens und die Gewißheit, daß bier nirgends Spuren früherer europäifcher Bewohnung vorhanden find.

Neben der Erforfchung und Kolonifation bed Innern, die ben Dänen zu verdanken ift, und an der Weftfüfte am Ende des 17. Jahr: hunderts die Anſiedler über die Disfobucht hinaus nach Upernivif, jenfeitd des 72. Grades, geführt hatte, brachte ber alte Zweck ber Kordweitdurchfahrt 1818 Kapitän Roß zu neuen Entbedungen. Er folgte faft ganz Dem früheren Wege Baffind und fuhr über 100 Meilen nördlicher al8 die Dänifchen Anfiedlungen und Wallfifchfänger, die Lage der mehrere Grade zu weit nach Often gelegten Küſte be- richtigend, und alle Bunfte mit den heut geltenden Namen benen- nend. In der von ihm gefundenen Roßbucht, weftlich des Smith: Sundes, dem nördlichſten Winfel der Baffinsbai glaubte er Das äußerfte Ende der Weitfüfte Grönlands gefunden zu haben. Die Sunde diefer Gegend galten ihm, wie einft Baffin für gefchloffene Buchten und fo verband fein Glaube Grönland wiederunf mit Amerifa. Den

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Freunden, bie ihn bis über die Infel hinausbegleiteten, beim Abfchieb verfprechend, wenn er das Land gefunden habe, zurüdzufehren, und wenn es nöthig fey, ihre Hülfe zu beanfpruchen. Erik fegelte vom Schneefieldsjöful auf Island nach Welten, und hatte bald ein neues Land in Sicht; da ihn aber dem Anfchein nach das zufammengeballte Treibeid am Landen binderte, nahm er den Kurd nach Südweſten, um eine bewohnbare Küfte zu erreichen, dieß gelang ihm aber erft jenfeit des Vorgebirges Hvarf, worunter man Grund hat, das heutige Kap Barvel zu verftehen. Da „Hvarf“ aber einen Wende- plaß bedeutet, fcheint fchon hieraus Flar zu fenn, daß fich Erif nicht auf der Oftfüfte feftlegte., Er bewohnte den eriten Winter eine Infel, die nad) ihm den Namen „Erifei” empfing. Von ihr fegelte er, da fie gerade in der Mitte von dem Weſtbau lag, drei Jahre hindurch längs- der Küften hin und her, um dad Innere der Fjorde zu unterfuchen. Den nächiten Sommer 309 er in einen Ford, den er Erifsfiord nannte und in dem er nun feinen MWohnftg auffchlug. Es ift dem kühnen Entdeder die Abficht feiner leicht verzeihlichen Eitelkeit nicht geglüdt, feinen Namen für immer an biefe Gegenden zu nüpfen, die feinem fräftigen Geifte ihre erfte Bebauung durch Guropäer verdanfte; eine lange Reihe von Jahren hindurch follten ‚diefelben wieder wüft und öde liegen, ja ihre Lage felbft in Ber- gefienheit gerathen, bis es exit Der tiefeingreifenden Forſchung ber neuften Zeit glüdte, mit einem hohen Grade von Wahrfcheinlichfeit ben Fjord nachzumeifen, dem Erik zuerft feinen Namen gegeben. Dicht im Norden der Kolonie Julianehaab glaubt man die Stelle gefunden zu haben, bie fich noch heut vor unferen Bliden ungefähr in berfelben Geftalt ausbreitet, wie in den Tagen Erif Des Rothen. Selbſt dort in dem füdlichften Grönland zeigen ſich die Küften nur wenig einlabend; die in ber beften Sommerzeit beftändig mit Txeibeis umgebenen Inſeln weifen nur einen geringen Unterfchied von ben nördlichften Gegenden nach; eisfalte Nebel und Seewinde unterdrüden jede Vegetation, die dahin ftrebt, fich über Die niedrigen Friechenden Bufchgewächle oder über Die fchwarzen und grauen. Moosarten, welche den unfruchtbaren Selfengrund bededen, zu erheben, noch Ende Mai zeigt fich gewöhnlich Das ganze Land mit Schneemaflen bebedt, Die mit einer mehrere Elfen dicken Kante über dad Meer hinausragen und von Denen Refte bier und dort ben ganzen Sommer über liegen bleiben. Welch ein Unterfcbieb zwifchen dieſen wuͤſten Stätten unb

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dem Innern des Erifstiords! Die hoben und ſteilen mit Gletſchern bedeckten Fielde bed Feſtlandes begränzen bie Mündung deſſelben, und erft mehrere Meilen weiter nach innen fenfen ſich dieſe Gebirge zu beiden Seiten des Fiords in tiefe Ihäler und formen ſich zu fanft abgerundeten Bergen, und bier, wo ber Seewind und bie Nebel des Meereifes fchwieriger eindringen fönnen, und im Gegen theil die Sonnenftrahlen von den hohen Feldwänden zurüdgemorfen werden, fo, daß doch zu gewiffen Zeiten bes Sommers die Wärme drüdend werden :fanıı, hier fieht man ein faftiges Grün die rundum von fehneebededten Sjelden und Gletfchern umgebenen Bergabhänge und Thaler befleiden. Erſt hier erhebt fich das Geſtraͤuch der Weide und Birfe über Mannshöhe und verbirgt und bebedt die Felsblöcke; und bier und dort finden fich aud Stellen mit hohem Graſe und vielen bunten Blumen in ben feuchten Vertiefungen. Es ift dieſer Gegenſatz zu den traurigen Außenfüften fo groß, daß man fich nicht darüber wundern darf, daß die alten Seehelden nad) ihren langen und gefahrvollen Reifen bier ein ihrer Heimath auf Island ober in Norwegen entfprechendes Land zu finden glaubten; hier zeigten fich größere anfcheinend zur Viehzucht geeignete Küftenftriche, bie noch von Niemand in Beſitz genommen waren; bie mit Lachfen gefüllten Ströme und der mannigfache Reichthum. bed Meeres find gewiß ihren Bliden auch nicht entgangen. Yür Leute ihrer Lebensweiſe, ihrer Genügjamfeit und Abhärtung mußte fich daher die Ausficht auf ein gegen den Mangel und die Verfolgung von Feinden gefichers tes Dafeyn eröffnen. „Hier,“ heißt es in der Sage, „nahm Erif jeinen Wohnfig." Aber, wie er es verfprochen harte, wollte er zu feinen Freunden nach Island zurückkehren, um ihnen das Glüd feiner Entdeckungen mitzutheilen. Er febte fich deshalb auch nicht in dem Eriföfiord zur .Rube, von wo aus er überbieß wegen bes länger liegenden Eifes erſt fpäter in bem Sommer bes nächiten Sahres hätte zur See gelangen fünnen,: fendern wählte gewiß mit gutem Bedacht die Außeninfeln zu feinem Winterquartiere, da hier das Eis zeitiger im Frühjahre aufbricht; er verwendete den übrigen Theil bed Sommers noch. zu weiteren Entdedungsreifen in dem MWeftbau, wobei er vielen Orten Namen gab. Den darauf folgen- den Winter verbrachte er auf den „Eriksholmen“ in ber Nähe des Vorgebirged Hvarf, und unterfuchte im darauf folgenden Sommer andere Fiorde im Diftrift Julianehaab und namentlich „Rafnsfjord,

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bei bem jegigen Lichtenau, der, wie er wähnte, ſich noch tiefer in das Land erftredte, als ber Erifsfjord. Noch einen Winter brachte _ er darauf auf einer Infel vor der Mündung bes Erifsfiord zu, und begab fich endlich im Sommer 985 zurüd nach Bredefiord auf Is— land, wo feine Reife großes und gerechtes Auffehen erregte. Erif nannte Das neuentdedte Land „Grönland“, das ift „grünes Land ;“ „denn,“ fagte er, „ed wird Dazu beitragen, bie Leute dorthin zu ziehen, wenn das Land einen guten Namen hat." Da nun zu jener Zeit bereit die beften Streden auf Island in Beſitz genommen waren, fehlte e8 nicht an reichen und mächtigen Säuptlingen, Die in Bolge der Erzählungen Erifs von biefem Grönlande, feiner großen Ausdehnung und namentlich feiner lachenden Fiorde, Luft befamen, fich ihm auf feiner nächiten Reife anzufchließen. Aber trog des nun von Erif erworbenen großen Ruhmes vergaßen feine legten Feinde, um deren Willen er friedlos erklärt war, Die noch unempfangene Genug- thuung nicht. Im Früuͤhjahre 986 fchlug fi) Erif mit Thorgeſt, unterlag aber, worauf er einen Bergleich einging, und fich zu einer neuen Reife nach Grönland rüftete. Cine game Flotte von 25 Schiffen ! folgte ihm, um das Land zu bevölfern, aber nur 14 er: reichten ihre Beftimmung, Die übrigen gingen theils verloren, theils wurden fie an andere Küften verfchlagen.

Die in Eriks Gefolge angelangten Häuptlinge vertheilten fich nun in den von ihm entdedten Fijorden. In Julianehaab, oder ben Gränzen bed heutigen Diftriftes blieben außer Erif- Herjulf im Her: jülfsfiord, wo er bei Herjulfenäs wohnte, Ketil im Ketilsfjord, Rafn im Rafnsfjord, Sölve in Sölvedal, Helge Thorbrandfon im Alptefiord,, Thorbjörn Glora im Siglefjord, Einar im Einarsfiord, Hafgrim im Hafgrimsfjord und bei Vatnehverf, Arnlög im Arn- fögsfiord; ein anderer Theil aber 309 weiter nach Norden in ben Weſtbau, von dem man annimmt, daß e8 der jebige Diftrift von Godthaab iſt. Es ift höchſt merkwürdig zu jehen, wie bie über Hun- dert Meilen lange und gefährliche Küftenftrede, die ben Oft» und Meftbau, und die dazwifchen liegende unbebaute Strede enthielt, mit allen ihren unzähligen Infeln und Schären und vom. Meere aus nicht fichtbaren Fjorden und innern Fahrwaſſern fchon damals durch bie

' Nach der Eage waren e8 35 Schiffe. Förtällinger om Eric den Rode og Grönländerne. \

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Unterſuchungen Eriks ſo genau bekannt geweſen und von ihm ſeinen Reiſegefährten beſchrieben iſt, daß dieſe ſich gerade die beſten Stellen ausſuchen konnten, fo daß kaum ein einziger bedeutenderer der Vieh⸗ zucht in Verbindung mit dem Fiſchfang günſtiger Küſtenſtrich ihrer Aufmerkſamkeit entgangen iſt. Um fo merlwürdiger als zu erwaͤgen iſt, wie die Seefahrer jener Tage aller der heutigen ſinnreichen und unfehlbaren Hülfsmittel entblößt waren und nur die Himmeldförper als Kompaß hatten, ſchwierige Leiter überall, aber vorzugsweiſe in dieſen Gegenden, in denen dicke Eisnebel vorherrſchend find, fo Daß manche 24 Stunden vergehen, ohne daß man Sonne, Mond oder Sterne ſieht, um danach ſteuern zu können. Die erwähnten Fjorde, die nach ben Befchreibungen ald Die damals bebauten anzufehen

find, zeigen ſich auch noch heut nach unferer genaueren Befanntfchaft -

mit dem Lande als die ausgefuchteften Punkte, und von ben fpätes en Koloniften, Die hierher famen, find auch die weniger bedeutenden Buchten mit ebenen Streden und Graswuchs in Belig genommen. Menn man jest bie größeren Fiorde Südgrönlands befucht und innerhalb bderfelben in eine gewilfe Entfernung von ihren in ber Regel wenig einlabend erfcheinenden, von hohen unfruchtbaren und meift fteilen Seldwänden umgebenen Mündungen gefommen ift, Tann man faft immer ficher feyn, auf Ueberreſte alter ffandinavifcher Bes bauung zu ſtoßen. Dort, wo das größere Hinterland mit feinen bucch die hohen Berge befchügten Ihälern beginnt, aus denen fich Ströme in das Meer ergießen, und wo man, indem man dem Laufe ber.- Blüffe entgegengeht, wenig höher hinauf Binnenfeen findet, weiche von Wäldern von Laubgeſtrüpp und grünen Bergabhängen mit braufenden Gebirgöftrömen umgeben find, bie ber aufthauende Schnee und die Gletfcher des Hochlandes fpeifen, dort, an ben Mündungen der lachsreichen Slüffe fieht man wenige hundert Elfen vom Uferrande Refte von fteinernen Mauern, in ber Regel ganz zufammengeſtürzt und mit Bandweiden und Warhholdergeftripp be- wachſen; nur bei den wenigiten erfennt man noch den Eingang bes Haufes, mit einem großen, flachen und Iangen Stein bebedt, und Spuren von anderen Deffnungen und Vertiefungen in den Mauern. Der Boden um diefe alten Gebäude ift ungewöhnlich reich an Hus mus und trägt hohes Gras und faftige Kräuter, bis zu einer Höhe von drei Ellen; fehr haufig ift auch nur Diefe beflere Gartenerde und das höhere Gedeihen des Graswuchſes, Das einzige noch erhaltene

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Zeugniß der früheren Bewohner, während die Mauern felbft ganz eingeftürzt, ausgeebnet und überwachfen find.

Wie jene eriten isländifchen Koloniften fich die fehönften Gegen— den des Landes im Ganzen auszufuchen gewußt, fo hatte Erif ber Rothe wieder unter diefen den In jeder Hinficht vortheilhafteften Platz zu wählen verfianden. Noch heutigen Tages fteht man bie Ueber- refte eined Hauſes, welches aller Wahrfcheinlichfeit nach dasjenige ift, in dem Erif feinen Wohnfis in Brattelid am -Erifsfiord auf- ſchlug. Es ift dieß, foviel bisher befannt, die einzige grönländifche Ruine, in der eine fteile und gleichmäßige Felſenwand dazu benußt ift, eine Seitenmauer zu bilden, woher auch der Name Brattelid, db. h. „Vertrauen auf den Abhang,“ entnommen ifl. Die YFelfen- wand ift wohl 5 bis 6 Ellen hoch, die Mauern mehr als 2 Ellen die und aus rothem Sandftein errichtet, wahrfcheinlich urfprünglich mit Lehm verbunden, von dem die feineren Theile jebt ausgefpült find, fo daß nur grober Sand zurüdblieb. Bor nicht langen Jahren fanden . die Reifenden, welche dieſe merfwürdige Stätte befuchten, noch die Thüröffnung erhalten, 2%, Ellen hoch und reichlich 2 Ellen breit, jest ift fie aber faum fenntlich, da der große Stein, ber fie mwahrfcheinlicherweife: bebedte, in ben legten Jahren nieber- dergeftürzt it. Die Steine in diefer Mauer find von einer über- rafchenden Größe und fogar bis zu 2 und 3 Ellen Länge, Breite und Dicke, und es ift höchft räthielvoll; wie fie iransportirt, gehoben und fo ſchön aufeinandergepaßt und durch andere Fleinere Steinfeile geftügt und verbunden werden fonnten. Die eine Endmauer ift ganz eingeftürzt, und das Innere des Haufes, Das ungefähr 20 Ellen lang und 10 Ellen breit ift, zeigt fich, mit einem unorbentlichen Gehäufe großer Steinblöde angefült. Das Haus liegt gegen 200 Ellen vom Ufer entfernt, auf einem Heinen grünen Fleck, der ganz frei vom Geftrüpp, aber dagegen faft überall mit Gras bewachſen und eben wie ein Ader ift; auf folchen finden fich Die meiften und größten Ruinen Grönlands. Wandert man etwa eine Stunde längs bes Strandes von dieſem Fleck nach Norden, jo gelangt man an bie - Schwelle eined gewiß A bis 5000 Fuß hohen Berges, ber ſich als ganz unfruchtbar und durch parallele Rinnen, die mit Schnee aud- gefüllt find, regelmäßig gefurcht erweist, Wenn ber Gipfel dieſes Berges im Sommer nach einem Unwetter wieder far aus ben Wolken hervortritt, fieht man ihn häufig ganz weiß von neugefallenem

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Schnee; ein Heiner braufender Gebirgsſtrom führt das lehmige Waffer diefer thauenden Schneemaffen in einen ganz kleinen Landſee hinab, ber von ziemlich niedrigen und verfrüppelten Birkenbüfchen umgeben if, Gegen Welten erhebt fich die Heine Ebene zu niedri⸗ gen terraffenförmigen Hügeln, bie gleichfalls auf der Oberfläche ganz grün find und jaͤhe Abhänge von roͤthlichem Sandftein haben, über weiche ein völlig geebneter Weg auf faum eine halbe Meile Ränge zu dem eigentlichen Erifsfiorb führt, deſſen gegenüberliegende Küfte für die an Laubwald und Weideland reichite in Grönland angefehen wird, und auf wenige Meilen Entfernung eine Menge Ruinen von Gebäuden. und eine förmliche Anfammlung von Gehöften hat. Hier fonnte neben einer bebeutenden Lachöfifcherei Auch vorzüglicher See bundsfang von den Europäern betrieben werben, weil nämlich das Eis faft den ganzen Monat Mai in biefem Fjord Hegen bleibt, und die Seehunde im Frühling häufig auf daftelbe Frieden. Der Fiorb bei Brattelid felbft, fonft Einars⸗, jest Igallifo-Fiord, Hält fich Hin- gegen auch Ben größten Theil des Winters offen, wodurch bewieſen wird, worauf. die Sagen hinzudeuten fcheinen, daß bie Einfahrt nach Brattelid durch biefen Fiord geſchah. Auch ber innerfte Theil beffelben,, in ‚einem 3-—-Ameiligen Umfreife von dem Wohnſitze Trike, hatte im Alterthum mehrere bewohnte Stellen, obſchon er weniger reich an flachem Küftenlande ift, als ber Eriksfiord. Hier lag Barde, Das fpäter zum Bilchoföfle erhoben wurbe, zwei Meilen von Brattelid entfernt, in einem anmuthigen grasreichen Heinen Thale, umgeben von grünen Hügeln und an ber Mündung eined Heinen Stroms, ber ſich aus großen mit Laubwälbern umgebenen Lanbfeen ergießt. Kaum fönnte man noch in unferen Tagen eine beflere Wahl für einen folhen Wohnſitz treffen, als Brattelid, zwiſchen ben beiden beften Biorden gelegen, fo' daß Fifcherei und Seehunds⸗ fang, ſowie Einfamnilung von Heu und Brennmaterial auf beiden * Selten vorgenommen werden fann, und der Vortheil der lange lie genden und ficheren Eisdecke auf dem einen Fiord konnte mit dem⸗ ienigen vereinigt werden, ben das offene Fahrwaſſer des anderen ber Schifffahrt frah im Jahre und noch fpät im Herbſte darbot. Da nun diefe Stelle gleichfalls fo vorzüglich günftig für die Kommuni- fation mit den wichtigften übrigen Wohnjigen lag, blieb fie, unter ber republikaniſchen Verfaflung,, bie bier, wie auf. Island, eingeführt mwurbe, auch noch nach Erifs Tode. der vernehmfte Platz und Sig Etzel, Groͤnland. 2

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bed Amtmanned und war der Schatiplah‘ ber mwichtigften Begeben- heiten in dem fleinen Staate, und faum wird irgend ein Nord⸗ bewohner dieſe Gegenden befuchen fünnen, ohne von wehmüthigen Gefühlen ergriffen zu werden, bei dem lebendigen Gedanfen an das traurige Gefchid und das in väthlelhaftes Dunkel gehültte Ende der von ihrem Mutterlande abgefchnittenen Genoflenfchaft, welchen die Beichauung jener einfachen, aber ftarfen und noch halb aufrecht ftehenden Mauer erweckt.

Die Zeit der erften Beflgnahme Grönland fiel nody vor ber Einführung des Ehriftentkums in den Norden, ‘woher bie ſämmt⸗ fichen Koloniften Heiden waren. . Vierzehn Jahre nachdem Erif ber Rothe fich zuerft im Lande feftfeßte, 309 im Sommer 999 fein Sohn Leif nach Norwegen zu König Olof Tryggvafon, der ihn wohl aufnahm, in ber chriftlichen Religion unterrichten und taufen ließ, um ihn zum Werkzeug der Befehrung für bie neue Kolonie zu ge- brauchen. Den Winter blieb Leif in Norwegen und fehrte erſt im Jahre 1000 nad) Grönland zurüd, einen Priefter in feinem Gefolge mitnehmend. Dieſer, -wie Leif felbft, arbeiteten eifrig in ber Rich⸗ tung einer Verbreitung ihres Glaubens, und letzteres Mutter Thiod⸗ bilde Tieß fich fogleich taufen, worauf auch die übrigen Koleniften beren Beifpiel folgten. Sie erbaute eine Kirche in Brattelid, Exif der Rothe felbft wollte ſich aber auf feine Weile überreden laffen, feinen alten Glauben aufzugeben, und es iſt Die Frage, ob er als Chriſt ftarb, wie auch bei den übrigen Leuten in Grönland bie neue Lehre nur in Annahme der äußeren Formen Eingang gefunden hatte.

Nicht weniger berühmt als Erif des Rothen Beilgnahme Grön- lands maren bie..erften Thaten, welche furz darauf von feinen nädh- ften Verwandten ausgeführt wurden, und ber alten Kolonie einen gewiß welthiftorifchen Ruf verliehen, da von hier aus bie Entberfung bes nordamerifanifchen Feſtlandes vor fich ging.

Gleichzeitig mit Erif hatte fich, wie wir erwähnten, Herjulf in Orönland niebergelaffen und Herjulfsnäß, den füblichften Wohn- fig, erbaut. Noch heut ſtehen auf dieſem Punfte die Ruinen mehs rerer Häufer und einer Kirche. Die Stelle liegt gerade oberhalb bes Miſſionsplatzes Friedrichäthal, auf einer -Fleinen Ebene unter hohen und fteilen Abhängen, die fich dem Meere zuwenden, gegen welches Die Küfte nur durch einige ganz Feine Infeln und Schären‘ geſchützt iſt. Die See üuntergräbt den Rand und fpält jährlich ein

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Stüd von dem niedrigen ebenen Lande fort, und bat fich in biefer Weife ſchon halb den Weg In ben alten Kirchhof gebahnt; dadurch find eine Menge Leichen, ein bis zwei Ellen tief unter ber Erde liegend, an das Tageslicht gefommen. Die Särge find zum Theil noch fehr gut erhalten, ebenſo ‚die Leichenkleiber von Babmel, dem groben wollenen Kleiberftoffe des Nordens, bie zumellen unverfehrt waren und ganz herausgenommen werben fonhten. Auch fand man dort eine Anzahl Feiner hölzerner Kreuze, bie urfprünglich in ben Särgen zwiſchen ben gefaltenen Händen ber Tobten gelegen zu haben fhienen. Berner mar Diefe Stelle eine ber wenigen, an benen ſich Grabfteine mit Inschriften Darauf vorfanden.

Herjulf Hatte einen Sohn Bjarme zurüdgelaflen, ber von Nor⸗ wegen aus auf dem Meere berumfchwärmte. Als berfelbe nach Js⸗ land fam und bie Ueberfieblung feines Vaters nach Grönland erfuhr, beredete er fein Schiffevolf, mit ihm bieß Land aufzufuchen. Bon Wind und Wetter verfchlagen fam er, anfangs durch Norbwind getxieben, einem mit niedrigen bewaldeten Höhen durchzogenen Rande, dann nach zwei Tagereifen im Norden beffelben, einem flachen be- waldeten, und endlich nach drei Tagereifen mit Sübweftwind einem hohen mit Fjelden und Eisbergen bebedten Lande nahe, bevor er, nach wieder vier Tagereifen, im Oſten bas wirkliche Grönland fand, wo er fich, nachdem er feinen Water aufgefucht, bei demfelben nie derließ. Die Befchreibung der neuentdedten, wie es fchien Iodenden Sande, beren unterlaffene Erforfhung Biarme viel Hohn und Spott zuzog, wedte auch in Grönland großen Hang zu ihrer Beſitznahme. Der Erfte, der einen ernfthaften Plan zu einer Entdeckungsreiſe faßte, war Leif, der Sohn Erif des Rothen, ber unlängft als Chrift aus Norwegen zurüdgefehrt war. Er begab ſich zu Biarme Herjulf- fon, zog genauere Vorfchriften ein, kaufte ihm das Schiff ab und bemannfe es mit 35 Mann; bat darauf feinen Bater Erik mitzu- reifen und als ihr Führer die Erpedition zu leiten. Anfangs ent- fhuldigte fich derſelbe mit feinem zunehmenden Alter, das ihm feiner Meinung nach nicht mehr geftatten würde, die Befchwerlichfeiten ber Reife zu ertragen. Den inftändigen Bitten Leifs gab er aber ben- noch endlich Gehör, und entichloß fich die Reife mitzumachen, um ihr fein Glück zu leihen, aber auf dem furzen Wege von Brattelid zum Strande hinab ftrauchelte dad Pferd unter ihm und fiel. Dieß fah Erik für ein böfes Zeichen an und fagte: „Es ift mir nicht

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meßr beftimmt, andere Länber zu entbeden, als bie wir hier bewoh⸗ nen, und wir follen jet nicht mehr alle mit einander gehen." Dar- auf’mwenbete er um nad) Brattelid und Leif ging allein zur See. Er kam zuerſt zu dem von Bjarme zulegt gefehenen Lande, bad er, als er unter demfelben geanfert und niit dem Boote unterfucht, ohne alles Weideland, mit Gebirgen und Gletſchern und dazwiſchen mit fofen, unfruchtbaren Steinhaufen, die fich bi8 and Meer binabzogen, vbedeckt fand. Er fühlte fich nicht beivogen zu bleiben,. nannte aber das Land. nach feiner Befchaffenheit Helfeland (von Helle, Stein- fläche). In dem zweiten, demnächft aufgefundenen Lande zeigten fich fhöne, waldbeftandene Flächen, weßhalb Leif. e8 Markland (von Marf, Adler) nannte. Bon hier führte ihn Norboftwind ‘in zwei Tagen zu dem dritten Lande, wo er. bei einer im Norden bemfelben vorliegenden: Infel Anfer warf, bis er von dort aus in ber Küfte felbft eine Bucht entdeckte, die ihm fo einladend ſchien, daß er lieber das Schiff auf dem zur Ebbezeit feichten Grunde ftehen ließ, als durch Erwarten der Fluth die Landung vergögerte. in aus einem Landſee ftrömender Fluß erleichterte durch feine Münduug die Eins fahrt. Der Reiz, den das Land felbft bot, die ausgezeichneten Lachfe des erwähnten Fluffes, Die größer und befferer Art, ald bie Grön- lands waren, zur Viehzucht geeignetes Weibeland mit üppigenr Graſe, das in dem nicht fehr falten Winter noch hinreichendes Futter bot, dieß alles bewog Leif zu dem Entſchluß vorläufig hier zu bleiben. Er ließ fich erft Wohnflge bauen und dann von feinen in zwei Abthei⸗ lungen getheilten Leuten das Land unterfuchen. Gin Deuticher Namens Tyrfer, der nach nordifcher Sitte Leifs Kindheit geleitet hatte und nun in feinem Gefolge war, fam einft trunfen von ben Durchforfchungszügen bes Landes zurüd, und verkündete freudig fei- nen Genoſſen das Vorhandenfenn bes ihm aus feiner füdlichen Hei- math wohlbefannten Weinftodes, weßhalb Leif das Land, „Biinland taufte. Im Frühjahr 1002 kehrte die Erpedition mit reich belabe- nem Schiffe nach Grönland zurück, bei welcher Gelegenheit Leif vermöge feines fcharfen Geſichts auf einer Schäre Schiffbrüchige entdecte, deren Rettung ihm den Namen „Leif der Gluͤckliche“ ver- ſchaffte. Er langte reich. an Gütern und Anfehen bei feinem Vater Erif auf Brattelid an. Ueber bie Lage der drei von ihm benannten Länder ift man lange nicht einig gewefen, Doch läßt fich annehmen, daß es das heittige New⸗Foundland, Labrador und ein Thell ber

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vereinigten Staaten Rorbamerifas waren. Letzteres erhellt faft zur Unumftößlichfelt durch eine Stelle in dem alten islänbifchen Reiſe⸗ bericht: „daß in Viinland weit größere Gleichheit zwifchen ber Lange ded Tages und der Nacht -fey, als in Island und Grönland, benn die Sonne erreichte dort am Fürzeften Tage Eift und Dagmaal;" und da man nun weiß, daß Eift entfprechend 41, Uhr Nachmittags und Dagmaal 7Y, Uhr Bormittags ft, jo bleiben fir bie Länge bed Fürzeften Tages in Blinland 9 Stunden, wonach die Breite defielben auf dem 410 berechnet wurde. Nach der Wiederentdeckung von Nordamerika wurden auch in ber New⸗Yorker und. Boftoner Gegend und felbit nörblicher bis Kanada an verfchiedenen Stellen MWeinarten gefunden, bie ſich als ein Urgewäͤchs und von benen Europas verfchieden erwiefen.

Die nächftfolgenden Jahre in ber Gefchichte der grönlänbtichen Kolonie, bis 1013, im Laufe welcher Zeit Erik der Rothe mit Tode abgegangen und fein Beftstänm von feinem Sohne Leif geerbt war, drehen ſich fait ausſchließlich um fortgefegte Entdeckungsreiſen nad; Viinland, unternommen von ben Nachkommen Etiks. Zuerſt 308 fein zweiter Sohn Tihorvald dorthin; ee war ber .erfte, ber mit Den Eingeborenen zufammentraf, die Sage nennt fie Skrälinger, und es ift unentfchieben, ob -e& Indianer ober Eslimos waren. Sie faßen zu je dteien in Drei Booten mit Häuten überzogen. Die Rorman- nen griffen fie ah und töbteten acht, boch entkam ihnen der neunte. Aus tiefem Schlaf, in den fie verfunfen, wedte fie ein warnenber Ruf fchnell ar Bord des Schiffes zu eilen und das Land zu ver- lafien, um das Leben zu reiten, und wirklich drang eine unzäblige Menge Eingeborener aus dem Innern des Fjords in mit. Häuten überzogenen -Beoten hervor. Thorvald ließ Streitſchirme auf. Die Borden bes Schiffes ftellen und anempfahl tapfere Gegenwehr, verfuhr aber nur vertheidigungsmeife. Die Sfrälinger ſchoſſen Pfeile auf das Schiff ab und zogen fich darauf zuruͤck. Nach beendetem Kampfe gab Thorvald feinen Leuten zu erfennen, daß ihm .ein Pfeil zroifchen bem Schiffshbord und Echilde durch in bie Achſelhöhle feines Arms geflogen, und ex fühle, daß bie Wunde töbtlich -fey. Ex verlangte auf dem Borgebirge des Landes begraben zu werden, bas. er fuͤr das fchönfte von ihm gefehene hielt, und baß man auf feinem Grabe zwei Kreuze errichte: In der That farb Thorvald in. Bilnland, jeine Schiffemannfchaft verblieb: aber den Winter über noch dort,

und zog erſt im Fruͤhjahre mit ber Trauerbotfchaft zu Leif zurüd. Nun befam auch ber dritte Bruder, Thorftein, Luft nad Viin⸗ land zu fahren, um Thorvalds Leiche zu befuchen; er feste fein Schiff in Stand und warb 25 der größten und ftärfften Männer zur Be⸗ fagung beffelben. Auch fein Weib, Gubrid, aus einem ber vor- nehmften i8ländifchen Gefchlechter, und Wittwe bed tm Grönland geftorbenen Norweger Thorer, den Leif von der Schäre gerettet unb Obdach bei fich gegeben hatte, folgte ihm. Aber Diefe Reife hatte einen unglüdlicken und traurigen Ausgang; fle verloren das Land und trieben. ben ganzen Sommer auf der See umher. Spät Im Dftober famen fie nach Grönland zuruͤck und landeten im Lyſefiord, im Weftbau. Thorſtein füchte dort Unterfommen für feine Leute, blieb aber mit feinem Weibe bei dem Schiffe zurüd, weil das Chri⸗ ſtenthum damals noch nicht über ganz Grönland verbreitet. war, und er fo wenig Berührung als möglich mit den Helden dieſer Gegend haben wollte. Endlich fam aber ein Mann Namens Ihorftein Sparte an ihr Zelt und bot ihnen Herberge für ben Winter. Nach Berathung mit Gudrid nahm Thorftein das Angebot um fo mehr an, als Thorftein Syarte eingeftand, „daß, wenn er auch‘ einen anderen Glauben habe, er den .ihrigen für ben befferen hielte.“ Sie ſchickten fich beiderfeits gut in das Zufammenleben, und Alles ging herrlich bis eine ſchwere Seuche ausbrach, ber viele unter Thorftein Erikſons Leuten erlagen, deren Särge berfelbe an Bord feines Schif- fes bringen ließ, um fie im naͤchſten Sommer zu chriftlichen Begraͤb⸗ niß in den Erifsfiordb zu fchaffen. Bald erreichte die Krankheit auch Thorftein Svarted Haus, und die Frau beffetben Grimhild und dann auch Thorftein Eriffon wurden davon ergriffen. Jene ſtarb, trog ihrer: ungewöhnlichen Kraft und Stärfe zuerft, und während ihr Gatte die Leiche mühenol aus dem Haufe fchaffte, ſtarb auch Thorftein Eriffon. Nun berichtet die Sage, daß nach Thorftein Svartes Rüdkunft derfelbe Gudrid tröftend verfprochen habe, fie und ihres Mannes und der Seinen Leichen nach dem Erifsfjord zu ſchaffen, worauf fich der Tobte erhoben und Gudrid dreimal beim Namen gerufen, und Thorftein Sparte auf fein ragen, was er von ihr wolle, geantwortet habe, er wuͤnſchte berfelben ihr Schidfal zu offenbaren, baß fie fich befier in feinen Tod fände, denn er fen zu guter Ruheftätte gefommen. Und dann prophezeihte er: „fie würbe über Norwegen nach Island zurüdfehren, einen reichen Islaͤnder

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heirathen, zahlreiche und glänzende Nachkommenſchaft von ihm erhal- ten, eine Reife nad Rom unternehmen, zurüdfehrend in Island eine Kirche bauen unb bort, jur Nonne geweiht, fterben.“ Nach biefen Worten legte fich die Leiche zur legten, endlichen Ruhe unb ihre Prophezeihung ging vollflommen in Erfüllung. Im Frühjahre verfaufte Thorſtein fein ganzes Eigenthum und zog mit Gudrid an ben Eriksfiord, wo er fi) dann niederließ, während Gudrid nad Brattelid zurüdfehrte. Zur felben Zeit famen zwei große Schiffe jedes mit 40 Mann Befabung aus Island nach bem Erikäfiord, und auf einem berfelben befand fich ein reicher und mächtiger Mann Thorfinn Karlsefne, Die Bewohner Brattelids ritten an den Strand, trieben Handel mit der Schiffsbefagung und nahmen fie mit in ihre Heimath, wo fie ihr WBinterquartier gaben, und bie Schiffe felbft in großen Rebengebäuden bargen. Zur Weihnachtszeit bezeigte Erik ber Rothe, ber nach einigen ber alten Sagen jedoch zur Zeit bed Beſuchs Torfinns Karldefnes ſchon todt war, feine Betrübniß, daß er.ben Gäften ein fo Dürftiges Yet bereiten müfle, baß fie, wenn fie anderöwohin gefommen wären, erzählen würden, fie hätten nim- mer ein fo. trauriges Weihnachtsmahl genofien, als bei Erik dem Rothen auf Brattelid. Die alten Norbbewohner fcheinen demnach in Grönland ein fehr .vürftiges Leben geführt zu haben; fie entbehrten allerdings nicht der Art Nahrungsmittel, welche ihr eigenes Land bervorbrachte, aber Alles, was aus anderen Ländern herbeigeführt werden mußte und namentlich Korn und dergleichen, waren koſtbare und feltene Artikel, Für das in Rede ftehende Meihnachtöfeft half Karldefned Vorrath an Malz und Korn, den er in feinen Schiffen mitgeführt, und nun zur Beranftaltung eines fo prächtigen Gaft- mahles anbot, daß bie Theilnehmer bei ber Pracht deſſelben nicht an bie Armuth des Landes denken konnten. Kurz nad) Weihnachten freite Karlsefne um bie Wittwe Gubrid und hielt noch in demſelben Winter in Brattelid Lie Hochzeit. Wie während des ganzen Win- ‚teraufenthalt8 die Biinlandereifen der Stoff des Geſpraͤchs gemefen, bildeten fle auch den Inhalt der SHodhzeitöfeftgefänge, gaben ber Bhantafie.neue Nahrung und entflammten ‚die Begierde nach neuen Thaten. So machte fich denn auch Thorfinn Karlsefne bald bereit, mit feiner Frau Gubrid eine Reife dorthin zu unternehmen und das ‚andre aus Norwegen gefommene Schiff wurbe zu feiner Begleitung ausgerüfte. Beide gingen im Fruͤhjahre 1007 wohl verſehen und

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mit außergelvöhntich großer Befagung in die See; Ihre Reiſe währte vier Jahre und iſt die merfiwürbigfte derer, bie mit einigen Details in den Eagen aufbewahrt iſt. Karlsefne führte auch allerlei Vieh mit fich und ſcheint Dafür entfchieden gewefen zu ſeyn, einen bleiben- ben Wohnfitz in dem neuen Lande zu nehmen, welche Abficht jedoch hauptfächlich an dem Zufammenftoß mit dem vorgefundenen feindlichen Bewohnern fcheiterte. Jedoch war ed gerade auf diefer Reife zu einem friedlichen Verkehr und Taufchhanbel mit ſchönen Pelzwaaren gefommen, ber. aber einen häufigen Anlaß zum Streit gab, welcher jchließlich in Blutvergießen und offenen Krieg ausartete. Endlich fühlten die Normänner, daß fe in ihrer geringen Zahl doch nie In den neuen Lande eine ruhige Aufenthaltöftätte haben würden, und wendeten daher im Jahre 1011 wieder nach Grönland zurüd, von wo Thorfinn Karldefne und Gudrid fpäter nach Norwegen und Is⸗ land zogen, wo fich ihr Gefchlecht fo ausbreitete, daß ed noch heut in vielen mächtigen Zweigen blüht, und eine Anzahl Bifchöfe und höchfter Beamten daraus hervorging, und es einerfeits fich jest in ben bänifchen Grafen und Baronen Hoff-Rofenfrone und andererfeits in berühmten Gelehrten der Kopenhagener Hochichule, in- Finn

Magnufen und Bertel Thervaldfen, den Ruhm Daͤnemarks und bes Nordens gipfelt.

Außer den erwähnten Söhnen hatte Erif ber Rothe eine Toch⸗ ter Namens Freydis. Auch an fie knüpft fich-die Sage einer WViin- landsreife, aber ihr Name bewahrt gleichzeitig ein Beifpiel von tinweiblichfeit und blutiger Graufamfeit, doch fagt ſchon eine ber alten Sagen, daß ihr, als natürlichem Kinde, der üble Ruf vielleicht zu viel getban. Sie war mit einem Manne Namens Thorvard ‚vermählt, der ſchwach und untüchtig war und fie nur feines: Neich- thums halber erlangt hatte. Er beſaß ein But in Garde, und war wahrfcheinlicherweife einer der erften Bebauer diefer fchönen und durch den fpäter Dafelbft errichteten Bifchofsftg fo merkwürdig gewordenen Gegend. Schon an ber obenerwähnten Reife Thorfinn Karlsefnes hatte Freydis theilgenommen, und als fie bie Männer im Kampfe mit den Sfrälingern die Flucht ergreifen fah, biefelben durch den Zuruf aufgehalten: „Wie läuft ihr vafche Männer vor biefen Elenden, von denen ich glaubte, daß ihr fie wie das Vieh niedermeßeln würdet; wenn ich Waffen hätte, benfe ich, würde ich befier kämpfen als Einer von Euch." Darauf folgte ihnen Freydis,

aber langſam, ba fie gefegneten Leibes war; auf bem Wege fand fie eine Leiche, von deren Seite fie bag Schwert nahm, und. al® jih die Skraͤlinger ihr nahten, entblößte fie ihre Brüfte und ſchlug damit auf das bloße Schwert, werüber ſich bie Skrälinger entfebten und die Blucht ergriffen. In demfelben Jahre, in welchem Karl eine nach Grönland zurückkam, langten zwei Brüber, Helge unb Finboge, aus Norwegen mit einem Handelsſchiffe dort an, und überiwinterten daſelbſt. Freydis zog zu ihnen und fihloß eine Heber- einfunft, ‘Daß fie ihr auf ihrem Schiffe nach Viünland folgen und fpäter den Ertrag der Reife theilen follten. Beide Schiffe langten vor Leifs Haufe in Viinland an und blieben ben Winter über bort. Freydis brach batd Die getroffene Uebereinfunft, mie fie von Haufe aus durch heimliche Mitnahme einer größeren Mannfchaft ' die Brüder übervortheilt hatte, und trog ber. Nachgiebigkeit derſelben fam ed im Laufe des Winterd zu neuem Streit, ber zu folcher Spaltung führte, daß jede Partei fich in einem befonberen Haufe verfhloß. Durch Lüge und PVerleumdung und Aufreizung: ihres Mannes zur Nächung vorgeblich erlittener Mißhanblungen feitens der. Brüder, brachte fie ihren Gatten Thorvald enblih dahin, daß er mit feiner Mannfchaft Helge und Finboge und. ihre Leute im Schlaf überfiel und tödtete. Fünf Frauen, ‚bie zu jenen gehörten, und welehe fein Dann erichlagen wollte, mordete Freydis eigenhaͤndig mit einer Art. Im FBrühjahre darauf kehrte: fie mit reichbelabenem Schiffe nach dem Erifsfiord zurüd, den fie früh Im Sommer erreichte. Durch Drohungen und Verfprechungen hatte ſie allen ihren Geneffen Berfehmwiegenheit über das Vorgefallene auferlegt, doch Tamen @e- rüchte Darüber zu ihres Bruders Leif Ohren, und duch Martern erreichte er von drei Mann: der Schiffsbefagung Geſtaͤndniſſe, in Folge deren er die Schwefter zwar nicht. beftrafte, aber ihr. voraus⸗ fagte, daß ihre Nachfommenfchaft mit allgemeiner Verachtung behan- delt werben würde. Nach diefer Reife verlieren fich die Fahrten nach Viinland mehr ind Dunkle, doch fcheinen fie ſich noch lange erhalten zu .baben und glaubt man, daß noch im 14. Jahrhundert Dandelöreifen dahin unternommen jeyen.

Vor der weiteren Verfolgung des Schidfals der groͤnlaͤndiſchen Kolonie dürfte es paſſend ſeyn, einen Blick in der Zeit zurückzuwerfen und einem anderen. alten Seehelden auf feiner Reife länge. ber noch in unferen Tagen fo wenig befannten Oftfüfte Grönlands zu felgen.

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Seder, ber über Grönland mehr als das Aflgemeinfte gelefen Hat, wird wiflen, daß jener Theil der Küfte in der neueren Zelt vom Capitän Graah unterfucht wurde, der burch feine zweijährige gefahr⸗ volle Reife dafelb bewies, was man damals ſchon zu vermuthen begonnen hatte, nämlich daß die Oſtkuͤſte keineswegs der alte Oftbau geweſen ift, fondern im Gegentheil zu den wüſteſten und unfrucht- barften, faft beftändig mit Treibeis umgebenen Theilen des Landes gehört; felbft nur fparfam mit Urbewohnern bewöffert ift,. und nur aͤußerſt jelten, und meift nur aus Beranlaffung von Schiffbrüchen und Landesverweifung von ben alten ffandinavifchen Grönlänbern ‚befucht oder. bewohnt wurde. In den alten Sagen ift eine höchſt merkwürdige, einfache und ungefünftelte Befchreibung der unfäglichen ° Leiden enthalten, unter Denen ein Seefahrer fchon um das Jahr 4000 fein Schiff an dieſer ungaftlichen Küfte verlor, und fich mit feinen fparfamen Hülfsmitteln burchfämpfte, bis er -feine Landsleute erreichte, die im Oftbau jenfeits bes Kap Farvel anfäßig waren. Thorgils Orrabeinsfoftre hatte fich ſchon im jugendlichen Alter ale Seeheld ausgezeichnet und ein Bifingerfchiff gu Hakon Jarl nad) Norwegen geführt, bei dem er den jungen Erif den Rothen fennen lernte und ein näheres Freundfchaftsblindnig mit ihm einging. Später wohnte er ſelbſt wieder in Island, als ihn Erik nach Grön- land einlud und bie alte Luft zur See dadurch wieder -in ihm er- weckte. Thorgils überließ darauf feine Güter einem Anderen, über zebete fein Weib Thorey ihm zu folgen und warb außerdem mehrere Reifegefährten, bie ex feinen Knechten und feinem Gutsverwalter Thorarin zufügte,. da er Darauf bedacht war, fich einen Hof in Grön: land anzulegen. Der eben zum Chriftentfum befehrte Thorgils hatte vor feiner Abreife verfchiedene büftere Ahnungen über ben trüben Ausfall feiner Unternehmung; es träumte ihm Thor zu fehen, ber ihn überreden wollte, zum alten Glauben zurüdzufehren, indem er ihm mit großen Befchwerlichfeiten drohte, und dieſe Geſichte und Anfechtungen wiederholten fich mehrmals bei ben Wiberwärtigfeiten der Reife. Sobald fie das Land aus bem Gefichte verloren batten, erhob fich ftürmifcher Gegenwind und trieb fie den ganzen Sammer umher, bis fie im Monat Dftober bes Jahres 998 auf einem jan digen Meeresufer, wie es fcheint ganz hoch auf der Oftfüfte Groͤn⸗ lands, mitten unter Eisbergen landeten. Das Schiff wurde zerftört, aber das Schiffsboot wurde gerettet. Sie führten nun eine große

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Winterhuͤtte mit einem Zwiſchenraum von Brettern auf. Der größte Theil ihres Viehs war umgefommen, dagegen hatten fie noch genug Mehl und fonnten außerdem Hinrelchende Nahrung durch ben See⸗ hundsfang und durch Hinausrubern zum Fiſchfang erwerben; gegen ben Winter hin wurben aber die Nahrungsmittel fnapp. Da wurbe Thor ey von einem Knaben entbunden, ben zu ernähren ihr große Noth machte, Zur Weihnachtszeit begannen die Knechte ber anderen Reiſe⸗ gefährten, die noch Heiben.waren, ihre abergläubifchen Spiele, die zu dieſer Feſtzeit gebräuchlich, verfielen dabei in eine wilde Raferei, ber furze Zeit darauf der Ausbruch einer heftigen Krankheit folgte. Gleich zuerſt flarben fechs Mann, dann noch mehrere, bis endlich, anfangs März, alle Diejenigen, welche zum zweiten Gefolge gehörten, hinge⸗ riſſen waren. Bei biefen vielen Todesfällen in der Heinen in troſt⸗ loſe Wuͤſtenei verfchlagenen Gefellfchaft ergriff Die Ueberlebenden eine ‚gewifle Furcht. Sie glaubten überall Gefpenfter zu ſehen, beſonders in dem Theile der Hütte, in dem bie heibnifchen Knechte ihr Wefen getrieben hatten. Solche Gefichte plagten fortwährend Thorgils, bis er alle Leichen gefammelt und auf einem Scheiterhaufen verbrannt hatte. Darauf kam das Frühjahr, aber das überall an ber. Hüfte dicht zufammengepadte Treibeis machte e8 unmöglich, die Stelle zu verlaffen. Doch fammelten fie im Laufe des Sommers einen fo gto- gen Theil Lebensmittel, daß es ihnen möglich wurde, fich noch Den nächtten Winter durch zu erhalten. Der. Frühling kam wieder und noch lag das Eis fell. Da begannen neue fonderbare Beängftigungen ber Frau Thorgild; fie glaubte im Traume weitausgebehnte fchöne Ebenen voll Männer in glänzenden weißen Kleidern zu fehen, unb meinte darin eine Prophezeihung baldigen Todes und ber rafchen Bes freiung von aller ihrer Roth erfennen zu muͤſſen. Sie bat deßhalb auch Thorgils, dieſe Müfte ſobald als möglich zu verlaffen, doch mußte er darauf erwiedern, daß er feinen Ausweg dazu fehe. Eines Tages, ald das Wetter fchön war, entſchloß ſich Thorgils, auf einen, ber Gletſcher zu fteigen, um das Meer zu beobachten und zu fehen, ob ſich das Eis noch nicht zu löfen ‚angefangen habe. Digi feiner Begleiter folgten ihm,. während Die Knechte zum Fiſchen hin⸗ ausrudern und Thorarin, nachdem er geholfen, das Boot. ins Waffer zu bringen, bei der franfen Thorey bleiben ſollte. Am Nachmittage flieg Thorgils wieder von dem Gebirge herab; es war zwar ein ſchlimmes Schneetreiben geworben, boch ging er voran und fand

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ven Weg. Er erfchrerte, als er das Boot nicht wiederfand, und als er zum Haufe fam, waren ſowohl Kiften als Menfchen fort. „Hier iſt Böfes im Werk“ fagte er und’ trat tiefer in bie Sitte, in ber er bald einen‘ röchelnden Ton vernahm und dann Thorey todbt im Bett und das Kind bei ihrer Leiche Hegend fand. Bei näherer Unterfuchung zeigte e8 fich, baß fie von ben Sinechten und dem treulofen Thorarin erfiochen war, die darauf, das Boot und alle Lebensmittel mit fich nehmend, die Flucht ergriffen Hatten. Diefer Anblid verurfachte Thorgils die größte Herzensforge, bie er biöher esduldet hatte. Der Gedanke, wie er nun bes Kindes Leben erhalten folle, brachte ihn faft zur Verzweiflung Da griff er zu dem fonberbaren Mittel, fich feine Bruftwarzen aufzufchneiden und ben Knaben daran faugen zu laflen. Der Sage nach ließ er nicht ab, bis ſich das Blut in eine wäfferige Feuchtigkeit und endlich in Milch verwandelte, welche das Kind ernährte. Hierdurch faßten ex umd feine drei Begleiter wieder neuen Muth, betrieben den Fifchfang mit großem Eifer und bauten fich ein Boot aus Geäft und Stangen, die fie auswendig mit Fellen überzogen, fo wie fie heut noch unter ben Grönländern üblich find. Schon damals lebten bie urfprüng- lichen esfimoifchen Einwohner auf den Küften Grönlande. Bei der Niederlaffung in dem Oftbau trafen die alten Rorbbeivohner Spuren, daß Diefelben dagewefen waren, aber fie felbft werden zuerft in dieſer Reifebeichreibung erwähnt. Eines Morgens war Thorgils allein draußen auf dem Eife und fand in einer Wuhne ein großes See⸗ thier angeirieben und zwei zwergenhafte Weiber bei demſelben, bie große Bündel Fleisch zufammenbanden. Die Normänner betrachteten biefe Bolfsftämme mit einem gewiffen Aberglauben; Thorgils lief mit dem Schwerte in der Hand darauf zu, und hieb fo nach. ber einen, daß fie die Hand. verlor und das Bündel Fleiſch fallen ließ, worauf ſie fortlief.. Sie fammelten nun hinreichende Lebendmittel von Dem Cadaver und begaben fih, da fich endlich das Eis vom Lande löste, in ihrem gebrechlichen Bahrzeuge auf bie Reife, um biele ſchreckliche Aufenthaltsftätte zu verlaflen. Im Sommer erreichten fie eine Stelle, Seehundsohr genannt, wo fie ben folgenden, britten MWinter über blieben. Im nächften Sommer zogen fie ‚weiter und arbeiteten ſich unter fürchterlichem Hunger bei Gletſchern und fteilen Küſten vorüber. Zuletzt ereignete ed. ſich an einer Stelle, wo fie

thr Zelt aufgefchlagen Hatten, daß ihr Boot . plöglich- verſchwunden

29 war. In feiner Verzweiflung mar Thorgils nahe daran, feines un⸗ glüdlichen Kindes Leiden durch einen fehnellen Tod zu enden, aber feine treuen Begleiter bielten ihn davon ab, Er hatte num wieder Träume und Offenbarungen, bie fie fo beuteten, bag noch Alles ein gutes Ende nehmen würde. Kurze Zeit darauf wurbe ihnen ihr Boot, das, wie es fchien, von ben Sfrälingern geftohlen war, wie dergebracht, und Thorgils war fo glüstlich, einen Bären zu töbten, deſſen Sleiich in Kleine Portionen zerlegt wurde, um ſparſam damit umzugehen. Sie zogen nun weiter und famen bei vielen Buchten und Fiorden vorbei. Endlich fahen fie ein leinened Zelt auf bem Lande aufgefchlagen und trafen dort Thorarin, ben Gutsverwalter Thorgils, der mit ben Knechten entflohen war. &r wollte ſich ent⸗ jhuldigen und behauptete, von den Knechten gezwungen zu fern, bie ihm mit dem Tode gedroht hätten. Thorgils antwortete ihm aber: „Wohl weiß ich, was bu durch beine Aufführung verdient haft, was bu mir fagft, kommt mix Dagegen höchft unwahrſcheinlich por, unb bu follft nicht mehr lange leben." Sie töbteten ihn dar⸗ auf und begruben ihn an der Stelle, worauf fie weiter zogen. So hatten fie fih nur nach und nach gegen Süden vorgearbeitet, und ohne es nur ungefähr zu wiffen, wo file waren, näherten -fie fi dem Kap Farvel, jenfeits welches ihre Leiden, endlich ein Ende haben follten. Das dritte Jahr ihres Aufenthalts auf ber Oftküfte war bald vorbei und ber Herbit nahte ſich. Da trafen fie ganz unerwartet einen Schifföftend und einen bewohnten Platz. Ein landesverwieſener Mann aus dem Oftbau, Namens Rolf, war in diefe unberuohnte Gegend gezogen und hatte fich einen Fleinen Hof angelegt. Er nahm bie Unglüdlichen gut auf, und bat fie, den Winter bei ihm zu bleiben. Das Kind wurde der Obhut der Frauen übergeben. So geftärft reisten fie im Frühjahr mit einem Schiffe, welches ihnen Rolf überließ, weiter, und erreichten in bemjelben, den viesien. Sommer, Exit des Rothen Wohnſitz. Thorgils follte indefien hier nicht die Aufnahme finden, die er erwartet hatte. Erif zeigte fich fehr falt gegen ihn. Ob es baran lag, daß er jegt nicht fam, wie er erwartet wurde, mit großem Reichthum, um ben Glanz der jungen Kolonie zu erhöhen, oder daran, daß Erif in ihm einen Nebenbuhler an Ehre und Macht fühlte, ift unentfchieven. Thorgils verrichtete hier manche That und erwarb ſich einen neuen Namen, Im Oftbau erlegte er wieder einen großen Bären, was als ein

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ſeltenes Gluͤck angeſehen wurde und ihm das Recht gab, eine Steuer von dem ganzen Lande zu erheben. Nur Erik war mit dieſer That nicht recht zufrieden, ließ aber dennoch das Thier zubereiten; ſoll jedoch, wie Einige berichten, nach dem Brauch der Vorzeit demſelben eine Art Verehrung bezeigt haben. Darauf zog Thorgils nach dem Weftbau, wo er eine Bande Räuber, die ihren Aufenthalt auf ben Inſeln hatten, überwand und töbtete, und ſich dadurch allgemeine Gunſt wie Vermögen erwarb. Aber Erik wollte durchaus nichts mehr mit ihm zu thun haben. Nachdem er bem frieblofen Rolf Begnadigung ausgewirft und noch bie treulofen Knechte, Die Thorey ‚ermordet, aufgefucht und verfolgt hatte, verließ Thorgild Grönland und.fam zulegt nach Island zurüd, wo er feine früheren Bellpun gen wieder übernahm.

Um das Jahr 1021 ftarb Leif, der berühmte Sohn Eriks, unb ber Sohn beffelben, Thorfel, erbte die Häuptlingfchaft in Brattelid, und wie es fcheint auch die Würde bes Amtmanns, die er bis gu feinem Tode begleitete, worauf. Brattelld an ein anderes Gefchlecht überging. Die im Laufe dieſer Zeit fich ereignenden merkwuͤrdigen Begebenheiten find in ber „Waffenbrüberfage* und in dem alten Gedichte ven dem „Sänger Helge, Amtmann von Grönland," ent halten, unb es geben biefelben eine recht lebendige Schilderung von bem inneren Zuftand ber Kolonie, den häufigen gegenfeitigen Kaͤm⸗ pfen zwifchen einzelnen Perfonen ober entftandenen Parteien, und namentlich den faft unglaublich hartnädigen und anhaltenden Ber folgungen mittelſt ber Blutrache, wodurch ganze Gefchlechter aufge: rieben wurden, und Die den Fortgang ber Kolonie im hohen Grade aufgehalten haben muß, ja möglicherweife unter bie zu ihrem fyd- teren Verfall und Untergang mitwirkenden Urfachen zu zaͤhlen iſt⸗

Thorgrim Trolle, der Häuptling am inarfjord und naͤchſt Thorkel Leiffon der mächtigfte Mann in Grönland, unternahm im Jahre 1022 eine Hanbdelsreife nach Norwegen, Dänemarf und Eng fand, wo er große Reichthümer erwarb, Auf dem Nücdmwege lief er Island an, überfiel und erfchlug Thorgeir Havarfon, bemädhtigte fich des Schiffs deffelben und nahm es mit nach Grönland. Des Erfchlagenen Waffenbruder, Thormod Kolbrunnarfkjald, reiste bar- auf nach Norwegen zum König Dlaf, der fich für feinen Plan, nad Grönland zu gehen, um bie Ermordung Thorgeirs zu rächen, zu intereffiren fhien. ‚Ein Grönländer, Namens Skuf, lag gleichzeltig

31 mit feinem Schiffe dort, auf dieſem bedingte‘ er feine Ueberfahrt und erhielt von ihm zum Abſchiede ein Schwert und einen Gold» ring, fowie eine Empfehlung an Thorkel Lelfion. Die Retfe war von manchem Unglüd begleitet, und erft fpät im Herbſte erreichte er ben Erifsflord, wo ſich Thorkel Leiffon Alles auf das Angele⸗ gentlichfte feyn ließ, um bem ihm vom König empfohlenen Gaſte einen angenehmen Aufenthalt auf Brattelid zu fthaffen, wogegen Sfuf auf fein Gut jenſeits des Fiords, auf Stokkanäs zog. Als Weihnachten nahte, ließ Thorfel Bier brauen, benn er wollte ein Weihnachtsmahl veranftalten, um fich dadurch Ruhm zu erwerben, da Trinfgelage in Grönland nur felten gehalten wurden; er lud eine große Zahl feiner Freunde ein und das Gelage währte bie ganze Zeit des Weihnachtsfeftes mit großer Helterfeit und vieler Kurzweil. Aber am Schluffe ber Feftlichkeit brach ein Wortgezänt aus, zwifchen Thormod und Lobin, dem Biehlnechte auf Brattelid, der ſchon feit längerer Zeit aus Eiferſucht, Groll gegen jenen gehegt hatte; es endete damit, daß Thormod Lodin erfchlug. Thorkel wollte . ihm rächen, ließ ſich aber zulegt mit Geldbuße abfinden, worauf Thormod zu Sfuf nach Stoffanäs hinüberflüchtete, woſelbſt er ben Ban zu dem Vorhaben entwarf, deſſentwillen er eigentlich nach Grönland gefommen war, nämlich biutige Rache an Thorgrim Trolle und feinem Geſchlecht zu üben. Derfelbe wohnte in Löngunds im Einarfiord; er war ein anerfannt guter, großer und mächtiger Häuptling, der viele Leute in feinem Dienfte hatte, und fich durch ſtolzes Weſen auszeichnete. Als im darauf folgenden Sommer das Volk nach Garde zum Thing zog, folgte auch Thormod dorthin, tn der Abficht, feinen Feind dafelbft aufzufuchen. Beide Bersohner des Fijords Hatten bereitd ihre Zelte von einander getrennt., duf zwei durch einen Heinen Hügel gefchiedenen Pläpen aufgefchlagen, als man THorgrims Schiff anlangen fah. Alte eilten an den Strand hinab, um den Aufzug feined wohl auögefuchten und gut gerüfteten friegerifehen Gefolges anzufeben. Sein Uebermuth war fo groß, daß bad Volf ihn kaum anreden durfte. WBiel-fchöne Waffen ımb Rüftungen, ſowie Jagd⸗ und Yifchereigeräthe trug er bei diefer Ge⸗ fegenheit zur Schau. Darauf ließ er fich fein Thinghaus errichten, unten mit Erd⸗ und Steinmauen, und darüber ein Dach von Sparrwerf, außen mit weißem Wadmal und Linnen bekleidet; in- wendig waren bie Wänbe mit: Tapeten von 2einwanbftreifen bebesft,

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3 die mit Figuren und Inföhriften: von. verſchiedenen Farben benäht waren, und ber Fußboden war mit ähnlich gefertigten Teppichen in verfchiebene Räume äbgetheil. Hier trug Thorgrim mit lauter Stimme dem Volke feine und feiner Leute Heldenthaten vor. Eines Tages wurde Thormob berichtet, Daß er eben von. einem Jöbflichen' Kampfe mit Thergeit, in welchem biefer auf dem Platze geblieben fen, erzähle; da ergriff derfelbe eine Art, warf einen rauhen Pelz, ber. außen: ſchwarz und innen weiß war, um ſich, und eilte in bas Zelt Thorgrims, in dem eine große Menge Menfchen verfammelt waren. Es mar gerade. jehr Ächöner Sonnenfcbein geweſen, -fing

aber jetzt an fich zu verbunfeln und in ſtarken Güffen zu regnen;

als bie- Leute fich deßhalb trennten und jeder nach ‚feiner Wohn- ftätte eflte, drängte fich Thormod zu Thorgrim und fragte ihn, was für eine Sage er eben erzählt habe; worauf berfelbe antwortete: „Die Thaten der Helden können nicht mit wenigen Worten berichtet werben, aber, wie fft bei bein Name?” Er antwortete: „Ich Heiße Untreue” und ferner, auf die Frage, weſſen Sohn er wäre, daß fein Bater „das Mißtrauen“ geheißen babe. Run wollte fich Thor, geim von feinem Stuhle erheben, aber. in bemfelken Augenbiid ſchwang Thormod bie Axt und fpaltete Ihm das Haupt bis auf Die Schultern hinab. Dann verftedte er fchnell die Waffe unter feinem Belze, legte den Kopf auf feinen Schoß, rief Leute herbei und fagte ihnen, daß er bie That von Jemand habe ausüben fehen, ber aber entflohen fey, und bie entftandene allgemeine Verwirrung be- nuste es ‚gefchidt, um felbft zu entfommen. Als er bas Außerfte Vorgebirge erreicht hatte, machte er ſich dadurch unfenntlidy, daß er die weiße Geite des Pelzes nach außen wendete und fid)

einen andern Namen gab. Inzwiſchen wurde er von feinen Freun⸗

ben Skuf und Bjarne aufgefucht, Die ganz richtig vermutheten, Daß er ber Thäter geweſen ſey. Sie brachten ihn an Borb ihres Fahr⸗ zeuges und fuchten ihm Die große Gefahr vorzuftellen, in ber er fehwebte ; wenn er den Berfolgungen der Verwandten des mächtigen Haͤuptlings ausgefebt bliebe; er antwortete ihnen jedoch in einem Geſange, in dem er ihnen nicht allein feine Befriedigung über bie ausgeiibte Rache, ſondern gleichzeitig feine Luft, fie noch weiter auf die Freunde und Verwandte Thorgrims auszudehnen, bizeugte. Sie brachten ihn zuerſt in eine Höhle, Die in. einem ziemlich ftellen Theile der Küfte Ing, in der fie. ihn verbargen und mit ben nöthigen

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Lebensmitteln verfahen. Er warb aber bald dieſes Aufenthalts fatt, und als eined Tages fchönes Wetter war, roch er aus feinem Verſtecke hervor und Fletterte mit ber Art in ber Hand ben Felſen hinauf. Da begegnete er bald einem Manne, groß von Wuchs, aber von unangenehmem und wiberwärtigem Aeußern. Er trug einen aus Lumpen zufammengenähten Wamms und einen ähnlichen Hut voller Ungeziefer. Thormod ließ fich in ein Gefpräch mit ihm ein und erfuhr, daß ex eine Art Lanpdftreicher fen, der feine fefte Heimath auf einem Gute habe, aber voller luftiger Einfälle ſtecke und von den Gaben milder Leute lebe. „Man nennt mich Laͤuſe⸗Odde,“ fagte er, „aber, wie heißt bu?“ „Ich heiße Thorrand, bin Kaufmann, und wilft du, Odde, mit mir handeln? Ich will das Wamms faufen, welches bu trägft.“ Odde antwortete: „Du mußt feinen Spott mit mir treiben." Aber fchließlich wurden fle Doch Handels eins, fie taufchten bie Kleider und Odde mußte es gleich- zeitig übernehmen, ald Bote zu Sfuf und Bjarne nad) Stoffanäs zu gehen. In ber Verkleidung des Läufe-Odde begab fi Thormod auf den Weg und fam zu einer Sifcherhütte, die Thorgrims Schwe⸗ fer Thordis gehörte; dort blieb er, bis Deren drei Söhne am Abende in einem Boote vom Fifchfange zurüdfehrten. Er kroch aus ber Hütte hervor, brang fchnell auf fie ein und zerfpaltete Dem Exften, Thorkel, das Haupt. Dann warf er den Mantel ab und flüchtete von Thord und Falgeir verfolgt und fprang von einem fteilen Abs bang hinunter in den Eingang feiner Höhle; Thord fprang Ihm nach, fanf aber, als er auf den grünen Boden fam, in bie Kniee, worauf ihm Thormod gleichfalls das Haupt fpaltete, aber die Art nicht eher heraugziehen Fonnte, bevor Salgeir fchon neben ihm war. Sie begannen nun auf einander loszugehen, und Thormod, der ver: wunbet war, und merfte, baß feine Kräfte nachließen, wendete feine Gedanken auf den heiligen König Dlaf und bat um feinen Schuß, Darauf fiel die Art aus Falgeirs Hand, und bald darauf ftürzten beide von dem Abhang hinab in das. Meer, wo fie ſchwimmend ben Kampf fortfesten. Thormods Kräfte ſchwanden durch den Blut» verluft mehr und mehr; doch riffen Falgeirs Tragbänder in Stüde; fo daß ihm. Thormob feine Beinkleider herabreißen fonnte, wodurch er am Schwimmen gehindert wurbe, und bald ben Geiſt aufgeben mußte, In feiner großen Ermattung kroch Thormod auf eine Schäre, wo er fich niederlegte und ben Tod erwartete, lebech kamen Skuf Etzel, Groͤnland.

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und Bfarne, bie inzwiſchen durch den Laͤuſe-Odde auf Die Vermu- thung gebracht waren, baß fi Thormod auf eine neue That ein- gelaflen habe, in ihrem Boote von Stoffanäs herangerudert und retteten ihn. Sie glaubten ihn jegt nicht mehr ficher in der Höhle, und trugen befhalb ben hart vermundeten Mann gleichzeitig mit feinen Kleidern und feinen Vorraͤthen in dad Boot hinab und be- gaben fich heimlich mit ihm in einen abgelegenen Winfel des inner- ſten Theiles des Erifäfford, ganz oben unter ben Gletfchern. Dort wohnte ein Ehepaar mit Namen Gamle und Grima, dad arm war und fi von der Jagd ernährte. Seiner Obhut vertrauten Sfuf und Bjarne den Kranken, verfprachen ihm eine Belohnung und reidten nach Stoffanäs heim. Grima reinigte und verband Thor- mob Wunden, aber er mußte Dennoch zwölf ganze Monate hindurch das Bett hüten. Erft im nächften Sommer fonnte er die Stube verlafien und bis zum Nebenhaufe gehen. Inzwifchen hatte man ihn, al8 man Falgeirs Leiche gefunden, für ertrunfen gehalten, bis Thordis und ihr letter noch: lebender Sohn, Bödvar, Nachricht von feinem Zufluchtsort erhalten. Sie zogen nun zu Torfel nach Brat- telid, und dann mit ihm im Gefolge und wohl audgerüftet, nach bem Haufe Gamle’d und Grima's. Hier ereignete ſich ein merf- wuͤrdiger Auftritt, ber den Aberglauben jener Zeit und die Auf- rechterhaltung einzelner Zauberfünfte des Heidenthums neben bem neueingeführten Chriftentbume beutlich beweist. Grima befaß einen großen Stuhl, in beffen Rüdenlehne ein anfehnliches Bild Thors mit dem Hammer eingefchnitten war. Auf diefen bat fie Thormob niederzufigen, während bie Sremden nach ihm fuchten, und dann ließ fie Gamle einen Keffel mit Seehundsfped über das Feuer hängen und warf Kehricht in die Flamme, wodurch Das ganze Haus mit Rauch erfüllt wurde, während fie fich felbft auf die Schwelle fegte, Garn ſpann und. einen Geſang murmelte, von dem "die Anderen Nichts verftanden. Thorfel und Thordid kamen darauf mit ihrem Gefolge an, um dad Haus zu durchfuchen. Sie verfuchten erſt durch bie Thür zu gehen, und fpäter durch das Dachfenfter "hinein zu frlehen, aber, mag nun ber Rauch der Grund geweſen feyn, ober hatte Thormod ſtatt auf, unter dem Stuhle gefeffen, ober flößten ihnen das mächtige Gögenbild und die wilden Gefänge Grima's eine abergläubifche Burcht ein, genug, fle mußten unverrichteter Sache heimfehren. Inzwifchen famen Bjarne und Skuf wieder heimlich zu

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Gamle, belohnten ihn reichlich, und nahmen endlich Thormod, ale er völlig geheilt war, nach Stoffanäs zuruͤck, wo er in einem Neben- haufe gut verborgen ben dritten Winter zubrachte. In berfelben Zeit verfauften fie das Gut Stoffanäs und bereiteten ſich darauf vor, im Frühjahre Grönland zu verlafien. Aber Thormods Durft nach Rache war noch nicht erlofchen. Noch lebte Thorbis mit ihrem Sohne Boͤdvar auf dem Hofe Löngunds, und eine andere von Thor- grims Schweftern, Thorun, ebenfalls mit einem Sohne, Liot, auf bem Hofe Langanid. Der Gedanfe an biefe Ueberrefte von dem Geſchlechte des verhaßten Feindes peinigte ihm noch zu fehr, um ihn ohne den Verſuch auch ihnen den Untergang zu bereiten, zu König Dlaf zurüdziehen zu laffen. Als Sfuf und Biarne ſchon ihre Schiffe in die See gezogen hatten, gab Thormod vor, baß er noch ein Gefchäft im Norben bes Fiords zu verrichten habe, lich ein Boot und ließ fich einen einfältigen Snecht, ber „Dumm- Egil“ genannt wurde, folgen. Sie rubderten bei fchönem Sonnen- fein und ftillem Wetter nad Loͤngunaͤs. Da fing Thormod mit einemmale an, bad Boot fehwanfen zu machen, und fuhr damit fo lange fort, bi er. ed zum Kentern brachte. Dumm⸗Egil rettete fich jedoch, und drehte das Boot wieder um, worauf er zuruͤck ruberte, da er Thormod nicht mehr fah, der abwerhfelnd untertauchend an das Land gefchwommen war, feine Art mit fich führend. Dort wand berfelbe erft feine naſſen Kleider aus und begab fich darauf nach dem Hofe Hammer, befien Bewohner mit Liot und Thorun in Feindſchaft lebten. Mit einem berfelben ging er nach Langanaͤs, wo er. Liot herausrufen ließ. Derfelbe fam mit dem Spieß in ber Hand und ftieß nach Thormod, ſobald er ihn entbedte; Thormob parirte aber ben Stich mit feiner Art, fo daß der Speer nieberfanf, ihm jedoch eine fchwere Wunde in dem Fuße beibrachte, worauf er ſeinerſeits nach Liot hieb, der fich gebüdt hatte, um ihn niederzuftechen, und ihn gleichfalls ſchwer in den Rüden verwundete. Darauf Tiefen fie- von einander ab, Thormod verband feine Wunde und machte fi auf den Weg zu einer Sifcherhütte, die. Thorun befaß. Dort verbarg er fich in dem Tang am Ufer. Gegen Abend hörte er zwei von ben Hausleuten Thoruns, Die mit einem Boote zum Fiſchfang hinausgewefen waren, zurüdrubern und bad Fahrzeug am Lande fetbinben; während fte fich zum Schlafen niedergelegt hatten, ſuchte er mit dem Boote zu entlommen, aber Thordis zog, burch einen

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Traum beimogen, in berfelden Nacht aus, um ihn zu finden. Er mußte dad Boot defhalb wieder forttreiben laſſen, während er fi auf einer Heinen Infel in dem Tang verbarg. Dort würde er wie⸗ ber auf eine wunderbare Weife. gerettet, indem er in Außerfter Le⸗ benögefahr, da Thordis, um nach ihm zu fuchen, den Tang mit Speeren burchftechen ließ, König Dlaf um Belftand anrief. Als feine Seinde die kleine Infel verlafen hatten, fing er an, von Schaͤre zu Schäre zu ſchwimmen, konnte aber das Feftland nicht erreichen. Da ereignete ed fich, daß ein Bauer, Namens Grim, in berfelben Nacht König Dlaf im Traume fah und von ihm angewiefen wurbe, Thormod aufzufuchen und ihn zu Sfuf und Bjarne zu bringen. Während diefe nun ihre legten Worbereitungen zur Reife mad) ten, glüdte e8 noch Thormod, Liot aufzufuchen und zu tödten, und darauf zog er endlich nach befriedigter Rache mit ihnen nach Now wegen zu König Dlaf, der ihm große Ehre erwies. Später ‚folgte er bem Könige in die Verbannung und verließ ihn nicht mehr. Nachdem das berühmte Gefchlecht Erif des -Rothen mit bem Tode feines legten Sohnes Thorfel aufhörte, der Mittelpunft ber grönländifchen Kolonie zu feyn, knuͤpfte fich ein anderer merfwürbi- ger und berühmter, gleichfalls durch Die Sagen: aufberwahrter Name an ben alten Häuptlingsfig Brattelid. Ein hübſches Gebicht, eine gereimte Bearbeitung einer verlorenen Sage, von dem „Sänger Helge, Amtmann von Grönland“, erzählt von einem i8ländifchen Bauern- fohn Helge, ber mit poetifchem Gemüth und Begierde nach großen Thaten audgerüftet, ſich theilmeife aus unglüdlicher Liebe, einem umbherfchweifenden Leben ergab, friedlos erklaͤrt wurbe und fich end- fich auf einem Kauffahrer von Norwegen aus nad) Herjulfsnds in Grönland einfchiffte. Große Widerwärtigfeiten fließen dem Reifenden auf biefer Meberfahrt zu. Durch anhaltende Stürme, Gegenwind und Sturzfeen zur äußerſten Noth getrieben, berathfchlagten bie Schiffsleute, in denen das alte Heidenthum noch nicht ganz erlofchen war,. ob fie fich nicht lieber einander im Kampfe erlegen follten, um ber Herrlichfeiten des anbern Lebens gewiß zu feyn. Aber Helge rieth zu chriftlichem Gebet und Ergebung. Da Härte fich das Wetter auf und das „Land der Gletfcher“, die hohen ſchneebedeckten Fjelde bes füdlichen Grönlands traten aus dem Nebel hervor. In Her julfsnäs angefommen, ließ fich. Helge nach vielen innern Kämpfen bereben, bie reiche Wittwe Ihorun zu Heirathen, und begab ſich auf

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einen abenteuerlichen Zug nach „Greipar“, wo Die Frieblofen wohn: ten, bie Thorund Mann und Freunde erfchlagen hatten. Durch feine an biefen genommene Rache gewann Helge fo hohen Ruhm, baß er endlich zum Amtmann erwählt wurbe und feinen Wohnfg in bem alten Brattelid auffchlug Es fteht zu vermuthen, baß fich dieß ums Jahe 1028 oder am Schluffe der oben befchriebenen Ka⸗ taftrophe mit Thorgrim Trolles Gefchlecht ereignete. Run gibt das alte Gedicht eine tragifche Schilderung, wie Thorkatla, bie Jugend⸗ geliebte Helged, nachdem fie Nachricht von dem Aufenthaltsorte beffelben etlangt, Island verließ, um ihn in Brattelid aufzufuchen, wo fie ihn durch ein Ehebündniß gefeffelt wieberfand und, endlich von Thorun gezwungen wurde, ihn zu verlaffen und aufzugeben. Der Sänger Helge fcheint ein hochbegabter Mann geweſen zu feyn, und einen gewiffen ritterlichen Sinn gehegt zu haben; es wird auch erzählt, Daß er ein neues Geſetz für die grönlänbifche Republik ent- worfen habe. Die Islaͤnder, die Grönland auf ihren Handelsreifen befuchten, pflegten fich gern ben Winter über als Gäfte in feinem Haufe aufzuhalten, da er ihnen bie beften Nachweife über das Land zu geben im Stande war. In Brattelid, beißt es, kehrte zuerft wahrer Friede in die Bruft des Greiſes zurüd, er farb dort, wie man meint, um das Jahr 1070, geachtet und angefehen in hohem Alter, '

Nach der Zeit des Sängers Helge wurden die Sagen von ben Thaten der alten grönländifchen Koloniften immer ftiller. Das ur- fprünglich fräftige Heldenleben fcheint ſchon früh angefangen zu haben ſich zu verlieren, während jedoch auf der anderen Seite die Kolonie an Volksmenge und Wohlftand zunahm, und bie weitere Ausbreitung und Befeftigung des Chriftenthums die alten rohen Sitten milderte. Der Amtmannsfip Brattelid trat nun etwas mehr in ben Hinter- grund, und Garde, wo bald ein Dom erbaut wurde und die Bi- ichöfe ihre Reſidenz auffchlugen, wurde der Hauptfchauplak ber von nun an fo dunflen und fpärlich behandelten Gefchichte der Kolonie. Schon bald nach ber erften Bevölferung hatten die Päbfte dieſem fernen und ifolixten Theile der chriftlichen Welt ihre Aufmerffamfeit zugumenden begonnen. Im Jahre 1034 wurde Grönland dem Erz- bisthum Adalberts von Bremen unterwerfen. Im Jahre 1112 fol auch bereits ein Bifchof Erif, von Island aus, Grönland befucht haben, aber erft im Jahre 1423 berief Soffe, ein Enfel Leifs bed

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Glüuͤcklichen das Volk nach Brattelid, und ſtellte ihm vor,‘ wie es Ehre -und Religion erfordere, daß das Land einen eigenen Biſchof erhielte. Da der ganze verfammelte Thing Hierin einig war, wurde aus biefem Anlaß ein gelehrter Priefter Namens Arnold erwaͤhlt, und durch den Erzbifchof von Lund geweiht. Er reiste 1125 ab, mußte ‚aber in Island überwintern und nahm erft 1126 feinen Wohnſitz in Garde. Bon feinem Tode bis 1520, in welchem Jahre die Kolonie, nachdem fie lange Zeit hindurch befegelt war, ganz von dem Mütterlande aufgegeben wurde, werben 18 Bifchöfe genannt, von benen mehrere jedoch nur titulär waren und nie nach Grönland gefommen find; und auch von ‚denen, die wirflich dorthin Famen, reisten mehrere bald wieder zurüd, nachdem fie fich gut. mit welt- lichen Gütern bereichert hatten; nur wenige lebten und‘ ftarben in Garde.

Es iſt ſchon die Gegend angegeben worden, in der man noch heutigen Tages der Wahrſcheinlichkeit nach die Reſte dieſes merk würdigen Baues nachweiſen kann. Ungefähr 11, Meilen von Igal- liko, oder eine gewöhnliche Tagesreiſe von der Kolonie Sulianehaad, findet man, wenn man bie fübliche Seite bes Fjords verfolgt, Im innerften Theile deffelben eine fleine Bucht und eine breite Deffnung zwifchen ben Bergen. Zu Außerft an der Mündung ragt moch bie fehr deutliche Ruine eines Haufes von einem Fleinen Hügel in bie Höhe, von bein man eine Ausfchau über den Fjord gehalten und die anfommenden Fahrzeuge beobachtet zu haben fcheint. Der Ein: gang zu dem Haufe ift noch erhalten und die Thiröffnung mit einem fangen flachen Stein bebedt, wie man auch in der inneren Mauer mehrere Nifchen und Behältniffe findet. Unterhalb dieſes Haufed pflegt man zu landen, denn ber innerfte Theil der Bucht Hat einen fehr flachen Grund und liegt bei niedrigem Wafferftande teoden. Einige hundert Schritte davon, mitten im Thale, flößt man auf eine nicht unbebentende Gruppe Ruinen,‘ die durch ungewöhrtlic hohe Grasflede bezeichnet find, zwifchen denen’ hier und bort Mauern bervorragen, in benen fich wieber Vertiefungen von 2 bis 3 Ellen zeigen. Die Orasvegetation tft hier außerordentlich ſtark im Vergleich mit ber in ben übrigen altnordifchen Ruinen, Die Mauern find meiftentheils inmendig und auswendig ganz mit Strandhalm (Elymus arenaria') bedeckt, der durch feine Zähheit und dicht zufammenges filsten Wurzeln Nachgrabungen und Unterfuchungen ſchwierig macht.

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Inwendig in ben. alten Gebäuden finden ſich aber Vertiefungen, im benen man entbeden Tann, daß ber Boden biefer Grasſtuͤcke von Menſchenhaͤnden bearbeitet if. Den Mittelpunkt des ganzen Fleckes nimmt ein Gebäude ein, deſſen Mauern noch jebt drei Ellen hoch und nicht überwachen ‚find, und außerdem befindet fich dort ein mit einem -niebrigen: Erdwall eingehegteds Stüd Land, Der Umftanb, daß man an mehreren Stellen innerhalb dieſer Umzaͤunung in einer fehr geringen Tiefe unter der Erbe menfchliche Sfelette fand, wie auch die Form und Richtung her Gebäude ſelbſt, lafien feinen Zweifel übrig, daß bier eine Kirche geitanden. Dicht an die öftliche Seite der Kicchhofsmauer - lehnt fich ber Grund eines großen Gebäudes, das eine von ben anderen Gebäuden verſchiedene Form hatte,. indem ed ungewöhnlich breit und in mehre beutlich zu erfennende Abthei⸗ lungen getheilt war, unter benen fich durch fchmale und drei Ellen tiefe Löcher, zwifchen den Grasftüden eine Anzahl ganz fchmaler Zellen erfennen lafien. Leider fonnten bisher an biefer Stelle nur wenig Nachgrabungen ftattfinden; und außer ben Reften ber Gräber hat man in der Kirche und ihrer Umgegend nur eine Menge Bruch- füde von Töpfen aus Weichftein, ein kleines Stüdchen eines run- ben Granittopfes, ein kleines Stück bearbeitetes Blei, alte® Holz. mit ſtarken vom Roft verzehrten Nägeln, das drei Ellen weit in bie Kirche hinein entdedt wurde und ein Reft von dem eingeflgirzten Dache zu ſeyn fcheint, und außerdein eine Menge Zähne von Rin- ben und Pferden, ſo wie ein Stüd Glodenerz, einen Theil von einer Handmühle und andere unbedeutende Kleinigkeiten gefunden. Es fehlt alfo bisher noch ein vollfommen rvebender Beweis, daß gerade hier ber Bifchofsfis und das Mönchöflofter geftanden hat, als weiche man eine Infchrift, Die den Ramen eines der verftorbenen Biihöfe oder einer andern aus ben Sagen belannten Perſon ent» ‚bielte, zu betrachten hätte. Man darf wohl faum daran zweifeln, daß die Alten ihren Biſchoͤfen Leickenfteine mit ihren Namen gefeßt haben, ba man bei Herjulfenäs fowohl, ald auch bei Igallifo, der⸗ gleichen mit den Namen unbefannter Perfonen gefunden hat; und daß ſolche von den fpäteren Bewohnern Grönlande. fortgefchleppt ſeyn follten, iſt kaum benfbar.. Bis heut find an dieſem Punkte noch gar feine Infchriften gefunden, doch ift er noch fehr wenig burchfucht. Es fcheint feit der Zeit ber alten Norbbewohner hier Niemand gewohnt zu haben und iſt ber Platz ebenfo felten von ben

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Grönländern, wie von ben Europäern befucht. Gewiß würden plan- mäßig betriebene antiquarifche Unterfuchungen für Grönland hier Die ficherfte Ausbeute. liefern, wenn man nur die ganze Maſſe bes Schutt und Baufteln forträumen würbe, ben jeßt das zähe, und an Diefer Stelle fo. üppige Gras mit allem, was barünter liegt, bebedt. Scharffinnige Kritif der Alterthumsforfcher und Bergleichung ber überlieferten Sagen laffen überbieß faum die Verlegung Garde's nach einem anderen Punkt, als Kakfiarfuf im Igallifafiord zu. Zur Zeit des Bifchofd Arnold zogen mehrere angefehene Islän- ber und Norweger mit demfelben nach Grönland. Einer darunter, Asbiörn, wurde durch einen Sturm nach Hoidfärf verfchlagen und ftrandete dort, Die Mannfchaft fam um, und Niemand wußte um die Sache, bis ein Grönländer Namens Sigurd das geftranbete noch brauchbare Schiff mit den vielen Waaren und Leichen fand. Der Bifchof erklärte Schiff und Waare für fein oder des Domes Eigen: thum. As die Nachricht hiervon nach Norwegen, brang, zog ber Schwefterfohn Asbiörns, der Norweger Oesſur nach Grönland und forderte das Eigenthum feines Ohms, als fein Erbtheil. Der in Garde verfammelte Thing verfagte ihm Gerechtigkeit; er machte deß⸗ halb heimlich das Schiff unbrauchbar, und floh von dort nach einem anderen Plate, mo er zwei norwegifche Schiffe fand, deren Mann⸗ ſchaft er überredete, das ihm zugefügte Unrecht zu rächen. Als er aber mit feinen Genoffen nad) Garde fam, wurde er während einer Mefle von Einar Soffefon ermordet, weldhen der Bifchof zu einer Strafe verurtheilt hatte, weil er gegen feinen Eid das zum Kirchen gut erflärte Schiff Hatte befchädigen laſſen. Hieraus entfpannen ſich weitere Rechtöftreitigfetten und blutige Kämpfe, in denen einige von beiden Parteien erfchlagen wurden. Soffe, der Vater des gleichfalls von den Norwegern getöbteten Einar, wollte die Schiffe ber Letzte⸗ ren angreifen, ließ fih aber, da von Desfur’s Partei ein Mann mehr geblieben war, durch einen klugen Grönländer zu einem Ber: gleiche bewegen, der damit abgefchloffen war, daß er eine Straf fumme für den ungerächt Erfchlagenen zahlte, die Norweger aber fogleich Grönland verließen, um nie wieder dorthin zurüdzufehren. Dieß ereignete fi) 1132 und gibt -ein deutliches Bild des damaligen Rechtözuftandes der Kolonie, Im Jahre 1186 ftrandete ein Schiff an der Oftfüfte von Groͤn⸗ and, und vierzehn Jahre fpäter fand man bie Leichen der Schiff:

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brüchigen in einer Yelfenhöhle, darunter den Körper bed Priefter Ingemund von, ber Verweſung noch gar nicht berührt, was als ein Beweis der Heiligkeit bes Mannes angefehen wurde; zu feiner Seite lag eine Wachötafel, die in Runenfchrift einen Bericht aller Einzel- heiten ihres Enbes enthielt. Bon bier ab fehlen bie zuſammen⸗ haͤngenden Nachrichten über die Gefchichte der Kolonie, von der man jedoch weiß, baß fie nach islänbifchem Geſetze Recht ſprach, und feine Kriegsmacht befefien hat. Selbftftändigen Handel fcheint fie auch nur im Anfang ihres Aufblähens geführt zu haben; doch weiß man, daß im Jahre 1189 Asmund Kaftandrapi Island mit einem Schiffe befuchte, das größtentheils mit Hülfe von Hohnägeln und Riemen aus Thierfehnen, alfo in Grönland felbft, gebaut war. Es ging im folgenden Jahre verloren.

Sm Sabre 1202 reiste der grönländifche Biſchof Ion nad) Island, wo er bei dem dortigen Bifchof Paul eine ehrenvolle Auf- nahme fand, und zum Lohne dem Bolfe die Kunft lehrte, aus ber Raufchbeere (Empetrum nigrum), bie fich im ganzen Grönland in großer Menge findet, einen angenehmen Sruchtwein zu bereiten, Der die fremden, feltenen und koſtbaren Lurusgetränte erſetzte.

In- der Mitte des 13. Jahrhunderts ging eine wefentliche Ver⸗ änderung mit der grönlänbifchen Kolonie vor, indem fie, wie aud) zur felben Zeit Island, ihre Selbftftändigfeit verlor und den norbi- fihen Königen unterworfen wurde. Es gefchah unter Mitwirkung bed Bapftes und ber Geiftlichkeit, und wie es fiheint, ohne großen Widerſtand. In jener Zeit farb ein Biſchof Nikolaus in Garde; der zu feinem Nachfolger geweihte Bifchof Dlaf reiste in der Abficht nach Grönland, die dortigen Bewohner zu überreden, : bem Könige Haͤfan Häfanfon zu huldigen, was auch 1261 gefchah. Hiermit wurde auch die alte Geſetzgebung verändert, und die Einhinfte Grönlands dem Unterhalte ded Königs und ber Königin zuertheilt. Der Handel dorthin durfte nur noch auf Regierungsfchiffen getrieben werben. Diefer Umftand und die häufigeren Berlufte der Fahrzeuge durch bie: Zunahme bes. Meereifes an der Oftküfte find von Einzel: nen als Hauptgründe für den Verfall der Kolonie im Laufe der Jahr: hunderte und ihren fpäteren, totalen Untergang angejehen worden. Doch muß man bedenken, daß die Beſeglung bed Landes gewiß ſchon vor dieſer Zeit fehr fpärlich ftattgefunden. hatte, daß jerner die- Entdedlungsfucht und bie. Luft an dem wilden Wilingerleben

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aufgehört hatten, mitwirkende Beweggründe zu Reifen in jene ge⸗ fährliche Gegenden bed Meeres zu ſeyn, und nur noch bie ſichere Ausficht auf Gewinn die Seefahrenben zu bergleichen loden Tonnte. Wenn wir aud) feine Zahlenangaben über bie Vollömenge der Re- publif befiten, heißt ed doch in den alten Berichten, daß biefelbe einen Bifchofsftg nicht deßhalb erhielt, weil fie ihrer Größe nad) einem anderen Bisthume entfpräche, fondern nur wegen ihrer ifolix- ten Rage. Wenn nun biefe wenigen Bewohner, wie aus Allem hervorgeht, auch noch eine bürftige Lebensweife geführt haben und meitt auf ihre eigenen Landesprodukte befchränkt geweſen waren, fann man fich denfen, daß ihnen feine große Zufuhr vom Auslande gefommen feyn kann, und daß wenig Konkurrenz in der Fahrt nad ihrem Lande und ber Abholung ihrer Produkte beftanden haben mag.

Bon nun ab wird bie Gefchichte Grönlands immer: dunkler. Bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts befchränfen fidh bie Nach⸗ richten auf bie Ernennung von neuen Bifchöfen, auf bie glüdliche Ankunft der „Grönlands-Knarre“ in Norwegen, sder ben Verluk biefes Fahrzeugs und feiner Ladung. Im Jahre 1265 verſcholl ein Grönlandsfahrer mit 40 Mann. Im Jahre 1266 wurde von bem Oſtbau aus noch eine merfwürbige Entdedungsreife ganz hinauf in ben nörblichften Theil der Bafftnsbucht und den Lanfafterfund unter- nommen, befonders um die Aufenthaltsorte der Eskimos ober Sfrü- linger zu fuchen, Es hat den Anfchein, als ob die Koloniften ſchon Damals Furcht vor benfelben gehabt hätten, ober minbeftens .ein Borgefühl des fpäter für fie fo verberblichen Zufammenftoßes mit biefem Volksſtamme, ber ihnen das Recht auf ben Beſitz ber Küfte ftreitig zu machen fuchte. Im Jahre 1266 fcheiterte auch nod) ein Schiff mit einer dem Bifchof Olaf gehörenden zeichen Labung, an ben Hüften von Island, und will man dort noch im Jahre 1604 Walroßzaͤhne mit rothen Marken von biefem Wrack gefunden. Haben. In einem päpftlihen Erlaß aus Viterbo geftattet Johannes XI. dem Erzbifchof von Dronthiem ftatt Seiner zuverläffige Leute nach Garde zu fenden, um ben auf dem zweiten Concil zu Lyon 1274 feftgeftellten Zehnten ber geiftlichen Einfünfte zum Zug ins heilige Land zu erheben. Aus dem Jahre 1308 iſt vom 22. Juni ein merfwürbiger Brief des Bifchofs Arno von Bergen an ben Bifchof Thord von Grönland vorhanden, in welchem .jener dieſem ben im -Jahre 1299 eingetretenen Tod König Eriks meldet, woraus

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anzunehmen ift, daß man In Grönland felt ven legten neun Jahren ‚teine-fichere Nachrichten aus Europa gehabt hatte, Er fendete mit berfelben Gelegenheit bem Biſchofe eine Foftbare Kleidung and ein Faß mit Rofinen und mehrere andere Geichenfe an die groͤnlaͤndiſchen Klöfter, bie alle ein Kaufmann aus Bergen überbringen mußte. In dem Rechuungsbuche Bertrande von Ortolle findet ſich eine Auf zeichnung: „DaB er ben Zehnten bes geönlänbifchen. Bisthums zur Unterftügung des heiligen Landes in Bergen vom Erzbiſchof von Dronthiem Anno 1327 mit 127 norwegifchen Bfunden Walroßzaͤh⸗ nen, und von bemfelben Bisthum 3 Pfund Walroßzaͤhne für das Denarium St. Betri empfangen babe, Im Jahre 1346 brachte bie Groͤnlandsknarre noch einmal eine fo reiche Ladung nach Norwegen, daß aus diefem Anlafle König Magnus Crikfon das Verbot erneuerte, mit unberechtigten Schiffen feine Tributlande zu befegeln. Im bar auffolgenden Jahre 1347 fam auch wieder ein Schiff mit 18 Mann ven Groͤnland aus nach Norwegen, nachdem es in Marfland ger weſen war, und iſt dieß die legte Spur ber Befeglung bed amerifa- nifchen Feſtlandes durch Die alten Nordlaͤnder.

Die im Jahre 1349 Norwegen erreichenbe Belt. ließ. ſogar Island zwei volle Jahre hindurch nicht anfegeln, woher natürlich auch der Verkehr mit Grönland noch feltener wurde, als er früher geweſen. Im Jahre -1365 wurde Alf zum Bifchof von Grönland geweiht, fam aber erft 1368 borthin, wo feit neunzehn Jahren fein Bifchof gewefen war; er flarb 1378. Die ihn nach Grönland geführt habende Knarre feheiterte 1369 auf der Rüsfreife an der norwegi⸗ fchen Küſte. Kurz darauf trat der erfte befannte feindliche Zuſam⸗ menftoß mit ben Eslimos ein, indem biefelben 1377 den Weſtbau überfielen. Sie tödteten zuerft 18 Mann norwegifchen Stammes und führten zwei Knaben in bie Sinechtfchaft, woraus fich weitere Kämpfe entfpannen, ‚bie mit dem Untergange des Wehtbaus endeten. Noch jett Bat fi) unter ben lebenden Grönkändern eine dunkle Sage von einem großen Kampf erhalten, ber in bem Kforb. Pisfiffarfif. bei Godthaab ftattgefunden hatte, Als die Nachricht von bemfelben in dem Oſtbau anlangte, züflete ber dortige Amtmann ein Schiff aus und fenbete den Vorſtand bes Bifchofshofes in Garde, Ivar Barb- fon, auf demfelben ab, um ben bortigen Zuſtand zu unterfuchen, biefer fand aber feine Landsleute mehr. bort, und nur das Vieh lief halbyerwildert auf ben Bergen umher. Iegt waren die Standinavier

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auf ben ſuͤblichſten Theil bes Landes beſchraͤnkt, wo ihre Kräfte bucch die mangelnden Kommunifationen und Zufuhr der nothwendig⸗ ften Artifel-aus ber Heimath, und möglicherwelfe auch durch befon- bere Hinzufommende Unglüdsfälle, nach und nad: dahinjchwanden, während bie Eslimos durch ihre den Hülfsquellen des Landes an- gepaßte Lebensweife ſich mehr und mehr nach Süden ausbreiteten, fo daß ſich der Zufammenftoß mit den legten Reften ber Einwan- berer vorbereitete,

Im Jahre 1383 fam wieder ein Schiff von Groͤnland nach Norwegen und brachte die Nachricht von dem ſchon vor ſechs Jahren erfolgten Tode des Biſchofs Alf; zwei Jahre darauf wurden vier Islandsfahrer nach Grönland verſchlagen und blieben zwei Winter daſelbſt. Da fie bie Produkte von dort mitnahmen, wurde 1388 fein Schiff zu dieſem Zwecke ausgeräftet, vielmehr dem neu geweih—⸗ ten Biſchof Hendrif der Befehl ertheilt, die Föniglichen Schäbe an einem beftimmten Orte- zu bewahren, ba feine Schiffe. von bem Mutterlande regelmäßig abgefendet werden würben. Unter Königin Margarethe wurden noch 1389 einige Schiffer vor Gericht geftelt, weil fie Grönland angefegelt hatten, aber freigefprochen, da ſie be wiefen, daß es nur aus Noth gefchehen. Bon 1409 fand fich ein Ehekontrakt eines jungen Islaͤnders, ber ſich auf einer Reife nad Grönland verheirathete, als ficher in Garde ausgeftelltes Dokument. Es ift von einem Offizial oder Beamten des 1406 ernannten Bifchofd Endride Andreasfon unterzeichnet, der in Garde als Vikar refidirte, und es: ift wahrfcheinlich, daß Feiner ber fyäter ernannten Bifchöfe, deren lester, Vinzens, in Maribo ums Sahr 1540 ftarb, je bie Eisgebirge Grönlands gefehen. Um biefe Zeit machten auch. bie von Margarethe und König Erik, ebenfowohl für die eigenen Unter tbanen, als für die Fremden neu erlaffenen Verbote, Handel mit gronlänbifchen Produften zu treiben, und bie damals im Norden gefühtten großen Kriege, bie den Negenten bie Abfenbung eigener Schiffe verboten, daß bie Kolonie ganz vernadhläffigt und endlich gar ber Weg borthin vergeflen wurde.

Nur dürftige Notizen hat die Gefchichte noch aufbewahrt, abet hinreichend um eine Reihe von Leiden und &ntbehrungen zu ent hüllen. Die Kleine einft fo Fräftige und ihrer Zeit entfprechend ftaat- lich entwidelte Gefellfchaft ſah fich vom Mutterlande abgefchnitten und verlaffen, durch mangelnde Zufuhr allmäblig ber nothwendigſten

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Mittel zur Erbauung ber ihnen zum Fiſchfang unentbehrlichen Fahr⸗ zeuge beraubt, und ſchwand baburch zu Heinen ifolieten Bezirken zuſammen, welche in dieſen troftlofen Wuͤſten räuberifchen Ueberfällen preißgegeben, endlich untergehen mußte, und zwar. felbft ohne bie Hoffnung, daß ihre legten Schidfale jemald ihren Landöleuten in der civiliſtrten Welt befannt werben würben.

Auch 1406 wurden wieder drei Islaͤnder mit ihren Schiffen nach Grönland verfchlagen und blieben vier Jahre lang bort; ihrer Reife hat man jenes Ehebofument aus Garde und die Nachricht, baß ein gewiſſer Kolgrim 1407 in Grönland wegen Ehebruchs und ber Anfchuldigung der Hererei zum Tode auf dem Scheiterbaufen verurtbeilt wurde, zu verdanfen. 1418 foll der Oftbau von einem feindlichen Haufen überfallen, feine heiligen Gebäude und Kirchen zerftört und viele Einwohner in die Knechtſchaft geichleppt werben fen. Eine englifche Slotte hatte die Feinde herangeführt und deß⸗ halb wurde 1434 ein Traktat zwifchen König Erik und Heinrich VL. von England abgefchloffen, worin dieſes zum Schabenerfab für bie Berlufte verpflichtet wurde, die e8 in den lebten zwanzig Jahren den norwegischen Tributlanden, durch den in biefen Gegenden gemaltfam ausgeibten Menfchensaub zugefügt hatte. Dieſer von englifchen Frei⸗ beutern ausgeübte Meberfall, um den durch die Peft in ihrem Lande entftandenen Menfchenmangel auszugleichen, wurde lange den Eski⸗ mos zugeichrieben, bis ber erwähnte Traktat und die gleichzeitig wieberholten. Verbote, Grönland anzufegeln, mehr Klarheit in bie Sache brachten. Am 22. September 1433 ernannte Papſt Euge- nius IV. den Bruder bes Predigerordend Bartholomäus vom Klofter St. Hypolith zum Bifchof von Grönland. Ein isländifcher Häupts ling Bjoͤrn Thorleiffon und feine Frau firandeten 1445 an ber grönländifchen Küfte und brachten Nachrichten von Garde mit zurüd, Ungefähr ein Jahr fpäter ſendeten die Grönländer über Island, Norwegen und England Klagen an ben Papſt und verlangten von ihn bie Zufendung eines- neuen Bifchofs, ba num wieber viele unter ihnen aus ber Gefangenfchaft zurüdgelommen jeyen, ihre Wohnſitze ausgebefiert und ben alten Ermerb wieder angefangen hätten, aber wegen ber großen Entfernung ber wenigen Kirchen, die ber feind- lichen Zerflörung entgangen, nur jelten Gottes Haus befuchen könn⸗ ten. Der Papſt Nikolaus V. erließ unter dem 12. Oftober 1448 folgenden wichtigen Brief: „In Rüdficht auf meine geliebten Kinder,

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welche bie ganze Inſel Grönland, die an ber aͤußerſten Grenze des großen Deeans im Norden bes Königreichs Norwegen und bes Stifte Dronthjem liegen foll, bewohnen und dort eingeboren find, hat’ beren jammervolle Klage meine Ohren heftig gerührt unb mein Mitleid erwedt, weil bie Einwohner biefer Infel faft 600 Jahre hindurch bie chriftliche Treue bewahrt haben, welche durch bie Predigten ihres berühmten Lehrers, Königs Olai, unter ihnen errichtet war, und feft und unerfchütterlih umter dem römifchen Stuhl und ben Ge⸗ bräuchen bes apoftoliichen Siges geblieben find, und weil dort in ben folgenden Zeiten auf ber erwähnten Infel burch den beftänbigen und brennenden Eifer der Einwohner für die Religion manche heilige Ge⸗ bäude und eine befondere Domtirche auf Diefer Infel errichtet find, worin fleißig Gottesdienſt verrichtet wurde, bis vor dreißig Jahren heibnifche Ausländer von den Nachbarfüften mit einer Flotte zu berfelben kamen und mit Graufamfeit alle Leute, bie dort wohnten, anfielen, das Land verwüfteten und die heiligen Gebäude mit Feuer und Schwerbt vernichteten, ohne mehr auf der Infel Grönland zurüdzulaffen, als bie Meinen Gemeinden, von denen ed heißt, baß fie zu fern gelegen hätten, und zu benen fle wegen ber fteilen Gebirge nicht kommen fonnten, und bie beflagenswerthen Einwohner beider Gefchlechter, befonders bie, welche fte für das Joch der Knechtfchaft bequem und ftarf genug hielten, mit fich fortführten, als Diejenigen, Die ihrer Gewaltſamkeit am beflen entgegentreten könnten. Da aber jetzt, wie die lage weiter berichtet, viele aus der bemeldeten Cefangenfchaft zurüdgefommen find, und, nachdem fie hier und bort wieder bie. ver: wiüfteten Stellen aufgebaut haben, wünfchen ihren Gottesbienft wie der eingerichtet zu erhalten und auf den vorigen Fuß geſetzt zu fehen, und da fie mittelft vorhergegangenen brüdenden Elends, felbft bed Nothöürftigften entbehren, und bisher nicht Mittel hatten, ihre Geift- lichfeit und Vorflände zu erhalten, und deßhalb feit der ganzen Zeit von dreißig Jahren den Troft des Bifchofs und des Dienfles ber Prie fter entbehrt haben, ausgenommen, wenn Einer aus Sehnfucht nad bem Gotteöbienft fich weitläuftigen Reifen zu den Gemeinden unter jiehen wollte, bie von ber Gewaltfamfeit der Barbaren verfchent waren. Da wir nun fo vollfonımene Kenntniffe von alle dem haben, fo übertragen und befehlen wir euch Brüder, von denen und berichtet ift, daß ihr die nächften Bifchöfe bei der bemeldeten Infel ſeyd, daß ihr nach Vorfrage bei dem Bifchofe bes Hauptortes, wenn bie

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Entfernmg ber Stelle es erlaubt, ihnen "einen geeigneten und taug⸗ lichen Mann zum Bifchof ernennt und befchidet.”

Die Umftände fcheinen inzwifchen der Abhilfe ber grönländifchen Klagen nicht günftig gewwefen zu ſeyn, denn es gefchah nichts, um der Kolonie Erſatz zu bieten, im Gegentheil verlor man furze Zeit darauf die legte Spur berfelben. Obfchon Feinerlei Aufzeichnungen über die Befeglung Grönlands zwifchen 1400 und 1448 vorhanden find, glaubt man doch, daß eine folche, wenn auch unvollſtaͤndig, ftattgefunden habe, ba in jener Periode, in der ber Schwarze Tod verheerend aufgetreten, noch weit wichtigere Dinge in ben nörblichen Landen vorgegangen waren, ohne aufgezeichnet zu feyn. Won ber legten Hälfte deſſelben Jahrhunderts weiß man es aber gewiß, daß die Sommunifation ganz aufgehört hatte. In ben Jahren 1482 und 1483 fcheint fich eine Bande geächteter Seeräuber an einer Stelle ber grönlänbifchen Küfte feftgefebt zu haben; aber die Berichte über diefelben find ſehr dunkel und abenteuerlih, In Bergen follen fchlieglich im Jahre 1484 noch etwas über vierzig Männer gelebt haben, bie mit der Fahrt nach Grönland befannt waren und jährlich koſt⸗ bare Waaren abholten, Da fie im erwähnten Jahre von bort zurüdfehrten, verlangte bie deutfche Kaufmannfchaft, die fich zu jener Zeit in Bergen aufhielt, einige biefer Waaren: zum Kauf, worauf fich aber die Normänner nicht einlaffen wollten. Um fich zu rächen, luden bie Deutfchen fie darauf zu einer Mahlzeit, und überfielen unb mörbeten fie, fo daß bie Fahrt nach Grönland nun ganz aufs hören mußte, ba feine Seeleute mehr vorhanden waren, bie ben Weg dorthin Fannten.

Als nun hundert Jahre darauf Iohn Davis an ber Weſtkuͤſte Orönlands landete und bebeutende Streden berfelben unterfuchte, und bald darauf durch Die von Dänemarf ausgeſendeten Erpebitionen fi} eine genauere Kenntniß dieſer Küfte allmählig verbreitete, waren bie ffanbinanifchen Bewohner fpurlos verfchwunden, und man fann baher wohl, obichon die erften Kuropäer, Die dad Land aufs Reue entdeckten, nicht in die Fiorde des alten Oftbaus famen, annehmen; daß bie legten Koloniften fchon gefterben waren, oder fich theilweiſe mit den damaligen Urbewohnern Groͤnlands vermifcht und im Laufe bes 46. Jahrhunderts beren Lebensweife angenommen hatten. Um einer fo dunklen Begebenheit, ald der in Rede flehenden, nachzu⸗ fpüren, griff man felbftverftändig nach jevem, auch dem ſchwaͤchſten

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Winfe, ber bie geringfte Aufklärung zu geben verſprach. Was lag aber wohl näher, ald die jebt lebenden Grönländer auszuforichen, ob ihnen Feine Sage von ihren Borältern hinterlaſſen fey, bie Etwas von den alten Europäern entbielte. Sie wußten nur ſehr wenig von biftorifchen Weberlieferungen, doch fehlten fie keineswegs ganz, und eine Erinnerung an die alten Rorbländer lebt noch überall unter ben Bewohnern Südgrönlande. Sie nennen fie noch heut „bie Bärtigen,“ und verfnüpfen theilmeife übernatürliche Begriffe mit dem Gedanken an biefelben. Wir erwähnten ſchon einer dunklen Sage über einen Kampf in dem Fiorb Pisfiffarfif, von bem man annehmen Tann, baß er eine Kataſtrophe aus ben legten Tagen bed Weſtbaus gewefen if. Unter den Bewohnern bes Diftrifts von Sulianehaab lebt noch eine mweitläufigere Sage, welche ben Unter: gang eines ber legten Rormänner daſelbſt befchreibt; außer dieſen find aber auch alle Traditionen, die aufzutreiben bisher glüdte, frag. mentarifch. und von höchft geringer Bebeutung. Die Geſchichte von Ungartof, die mit einiger Wahrfcheinlichfeit in das 16. Jahrhundert zu verlegen ift, wird etwas verfchleben und mit mehr oder weniger abergläubifchen Zufäten erzählt, aber das Durchgehende in berfelben ift ungefähr Folgendes:

Als fi) die gegenwärtigen Grönländer über den füblichften Theil des Landes verbreiteten und den Diftrift von Jullanehaab befesten, wohnten bafelbft noch lange Zeit einzelne Familien ber alten Koloniften. Die Grönländer bielten fi) auf den Infeln oder den Außenfüften, die Europäer hier und dort im Innern und an ben Fjorden, und fie fcheinen, obfchon durch Sprache und Leben art ſtreng gefchieden doch in friedfertigem Verkehr mit einander ge- fanden zu haben. Mit der Zeit konnten Spaltungen natürlich nicht ausbleiben. Ein paar Meilen öftlih von Julianehaab liegt noch eine gut erhaltene Ruine einer Kirche, die unter allen Ruinen Grönlande am wenigſten zerftört und von auserlefenen Steinen er- baut ift, drei Eingänge hat, und, was das Merkwürbigfte bleibt, hoch oben in dem einen noch ſpitz gebliebenen Giebel eine noch volftändig gerwölbte Senfteröffnung von fehr regelmäßiger Form zeigt, objchon die dazu paffenden feilfürmigen Steine nicht behauen, fon bern aus den Iofen Bruchftücden der Umgegend nach ihrer zufälligen Form auserlefen zu feyn fcheinen. Um bie Kirche herum finden ſich noch mehrere Ruinen von Häufern ohne Einzäunungen, aber nur

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in einer berfelben bat ſtch noch eine Thüröffnung erhalten, die mit einem "Darüber liegenden ‘großen, flachen Stein bededt if. Die übrigen find ftarf mit MWachhöldergefträpp und anderen friechenden Gemächfen überwudhert. Die Stelle hat eine herrliche Lage, gerade in ber Entfernung vom Meere, in der die Fjordvegetation beginnt und Dad Feſtland ſich zu hohen, oben unfruchtbaren und ſchneebe⸗ besften Fielden erhebt. Länge bed Bergabhanges, unter bem bie Ruinen liegen, verftedden fich bie Felsblöde unter Weiden- und Bir tenbüfchen von mehr als Manneshöhe. Auch Bogelbeeren findet man unter biefem Geſtruͤpp. Diefe Stelle ift mit Igalliko durch feſtes Land verbunden, doch ift ber Weg dorthin lang und befchiwer- ih. Es it nicht unmwahrfcheinlich, daß biefer Ort einer derjenigen ift, von denen in jenen Klagen an ben PBapft bie Rebe ift, wo be ſonders bie beſchwerlichen Wanderungen hervorgehoben werden, Die zurüdgelegt werben müßten, um: zur nächften Kirche zu gelangen. Eine weis ausgedehnte: Infel,. beren Name Afyaitfiotf, d. h. „eine Stelle, don der man weglaufen muß,“ feinen Urfprung von ber hier - ermwährtten Sage bat, füllt das Fahrwaſſer zmwifchen der Kirchenruine and Der Kolonie Julianehaab. In diefem Diftrifte wohnte zu jener Zeit eine Gefellfchaft Norbländer unter einem Häuptling Namens Ungartof, während auch ein bewohntes grönländifches Haus bafelbft ftand, deſſen Refte auch ‚wirklich noch auf dem von den europäffchen Ruinen abgewendeten Ende von Afpaitfivif zu ſehen find. Beide Theile lebten Tange in’ Einigfeit,. Da geichah es eines Tages, daß ein junger. Grönländer bei den Häufern der Norbländer vorüber: ruderte, und. ſich in gewohnter’ Weiſe übte, den Bogelpfetl zu fchleu- bern. Ein Norbländer, der am Ufer ftand‘, begann ihn zu neden, und rief ihm zu, er möge breift. nach ihm’ felbft werfen, wenn er ihn nur treffen fönne. Auch noch andere Norbiänder beftärften ihn zu dem Verſuch. Der Grönländer warf nun feinen Pfeil, jedoch bloß in der Abſicht, den Herausfoxbernden zu ftreifen, war jeboch fo unglüdlich, ihm ‚eine‘ tödtliche Wunde beizubringen. Ungartof nabın Dieß jeboch nicht übel, fondern erklaͤrte, daß bie:&trafe ver- bient ſey. Nach einiger Zeit ruderte ein anderer Groͤnlaͤnder gleiche falls bei dieſer Stelle vorüber, und fah einen alten Mann am Ufer liegen und ſich fonnen; anfangs ohne etwas Boͤſes im Sinne zu haben; ruderie er auf ihn zu, aber ſchon als er ihm näher fam, entftand. in ihm der Gebanfe, ihn zu töbten und gewann ſchließlich Exel, Groͤnland. 4

eine folche Macht über ihn, daß er fchnell: zuruͤckruderte und feine Lanze nach ihm fchleuderte. Diefen Mord befchleffen men die Ueb- rigen auf das Blutigfte zu rächen. Als ber Winter gefommen war und den Fiorb zugelegt hatte, fehlichen fich bie Rorbländer in einer Nacht hinüber nach Afpaitfivif, gingen Über bie Gebirge und über- rumpelten.die Grönländer in ihren Käufern von ber Lanbfeite Her. Es wurden biefelben mit einer Art, einer nach bem anbern, wie fie aus der Thür herausfamen, niedergehauen. Zwei Brüdern allein, von benen ber ältefte Kaffabif hieß, glüdte ed, zu entfchlüpfen, und von, bem mit der Art bewaffneten Ungartof verfolgt,. das Eis zu erreichen. Sie fchlugen die Richtung nach einer außen liegenden Inſel, Sulianehaab gerade gegenüber, ein.. Der jüngere Bruber hatte aber zu feinem Unglüd neuverſohlte Fellſtiefeln an, mit denen es fich fehr ſchwer gehen ließ, da fie noch ganz glatt waren. Meh⸗ reremale war er nahe daran, von Ungartof eingeholt zu werben, erreichte aber endlich Die gegenüberliegende Küfte; da jedoch gerade niebriged Wafler war, hatte fich eine hohe und fteile Eisfante um bas Uſer gelegt. Kaſſabik ſprang glüdlih hinauf, ber Bruder glitt aber wieder hinab und fiel in die Hände von Ungartof, ber ihm: feinen einen Arm abhieb, und Kaſſabik herunterzulocken ſuchte, indem- er ihm ben Arm zeigte und. zurief: . „Sieb ber! Kannſt bu beined Bruders Arm vergefien, fo lange du lebſt?“ Kaffabik verſchob aber feine Rache und nahm feinen Weg quer über die Infel zu einem Hausplatz, der außen am Meere lag, und noch bis zu den legten Jahren bemohnt war. Dort quartierte er fich bei einem Verwandten ein, fchaffte fich einen Kajak umb ging fleißig auf den Seehundsfang. Bon allen Seehunben, bie er fing, ließ er bie Häute bleihen, und ihnen eine weiße Farbe geben, und baute fich dann ein Weiberbaot daraus, das Darauf beredinet war, in ber Entfernung einem Stüde Treibeis zu gleichen... Dann ſammelte et einen Theil feiner Landsleute um ſich und entwarf mit biefen ben Blan, einen Angriff auf Ungartofs Hof zu unternehmen. Im naͤch⸗ ften Sommer zogen fie in dem. erwähnten Boote und von vielen Kajaks begleitet nach Akpaitfivif, Dort warteten fie,. bi8 an einem warmen Sonnentage, gegen Mittag, wie es dort fait immer gefchleht, eine frifche. Brife von der See auflprang und in ben: Fjord hinein⸗ wehte. Sie Heßen mın das Weiberboot vor dem Winbe treiben, während. fi die Beſatzung unter. ben weißen Gäuten verfledte und

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bie. Kajcks demſelben mit- einem Umwege folgten. Als fie .fich näher: ten, ſahen fie ab und zu einen ber Norbländer herauskommen, ſich mit. der Hand gegen bie Sonne fchügen, um über das Waſſer zu fehen, und endlich fonnten fie diefelben fogar über ben fchwimmenden Gegenftand- reden und darüber verhandeln hören, ob ed Eis feyn fönne oder nicht. Darauf gingen Die Norbländer aber in das große kirchliche Gebäude und blieben bort. Inzwiſchen waren bie Grön- länder an das Land getrieben, während bie Kajafmänner gleichfalls landeten und fich van einer anderen Seite näherte Sie fchritten langfam und vorfihtig auf dad Haus zu, indem fle fich platt nie berivarfen, wenn fie etwas zu hören vermeinten. Endlich kam es zum Angriff, wobei, wie Einige berichten, die Grönländer ben Ein gang mit Holz verſetzt haben follen, das fie in Brand jtedten. Die Rorbländer wurden einer nad) dem andern mit Pfeilen oder Lanzen getödtet. Kaflabif hatte nur ben einen Bedanfen, feinen Bruder zu rächen. Mit gefpanntem Bogen ftand er da und erwartete Ungartof. Da hieß es plöglich, derſelbe ſey durch eine Seitenthuͤr entiprungen und mit feinem Sohne auf bem Arm gegen Often, dem Seftlanbe zu,.entflohen. Kaſſabik lief ihm nach. Auf der fehleunigen Flucht war Ungartof nicht mehr im Stande, feinen Sehn zu tragen, und warf ihn in einen Landfee, bamit er nicht in bie Hände des Skraͤ⸗ lingers fallen jollte, während er felbft der Einzige war, der bem allgemeinen Blutbade entging. Es ift bis noch vor wenigen

Sahren ein Schmähgebicht über ben fliehenben Ungartof unter ben Grönländern im.Umlauf gewefen, dad ganz in ber Form ber alten heibnifchen Schmähgebichte abgefaßt war; jegt ſcheint es faft überall vergeffen, oder wird es mindeftend auf alle Fälle fehr bald werden, obgleich e8 fehr zu beklagen ift, daß nicht gleich nach ber neuen Kos Ionifation bie .alten Trabitionen gefammelt wurden, ba fie -ficherlich nach Der zweiten Einführung bes Chriſtenthums bedeutend in ben Hintergrund getreten find, und ſich bie bürftigen Reſte derſelben ‚möglicherweife ganz aus dem Volksmunde verlieren werben. Kaffabik, der fich in feinen Erwartungen in Bezug auf Bolfendung ber. Blut- rache getäufcht fühlte, fann.nun ſtets auf neue Pläne, wie er Ungar⸗ toks habhaft werben. möchte; hieran knüpften bie Sagenerklaͤrer im Laufe ber Jeit einen Vorrath von verfchiedenen abergläubifchen, theil⸗ weiſe abgefchmadten widerwärtigen Mitteln einen verborgenen Feind zu entbeden. und: zu .töbten; dann Taffen fie Kaffabit audy nach

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Nordgrönland bis -in ben Fjord von Jakobshave ziehen, um fich einen GBehülfen zu ſuchen, ihn einen Pfeil aus dem Holz machen, das einem unfruchtbaren Weibe zum Geftell diente, auf bem bie Felle über den Lampen gefrodnet werden u. ſ. w. Inzwiſchen war Ungartof längs. bed Fußes ber hohen Gebirge „Kicchenfjelb* und „Großer Kamm“ nad) Igalliko oder Brattelid zu geflohen. Unterwegs kam ex ‚bei einem Gehöft vorüber, das jest „Sifarbluftof* genannt wird, wahrfcheinlich aber zur Zeit der Sfandinavier „Dalar” hieß. Hier folfen damald auch noch Nordländer gewohnt haben, und die Grön- länder fannen darauf, fie zu überfallen, um Ungartof zu. finden, gaben ed aber in Folge unheilvoller Ahnungen auf. In Igallifo wohnte: zu jenen Zeiten ein Häuptling, deſſen Namen und bie Sage als „Olaf“ bezeichnet, wie fie auch erwähnt, daß bie bort flehende Kirche eine Glode von ungeheurer Größe hätte. Bei dieſem Dlaf fuchte Ungartof nun Zuflucht, und als derjelbe die Furcht äußerte, daß be Skrälinger auch zu ihm kommen würden, beruhigte ihn Lesterer damit, daß fie gewiß nicht die Angreifenden feyn würden, werin man ihnen feine Gelegenheit zum Streite gäbe. Hier biieb Ungartof den Winter über, und erhielt im nächften Sommer ein Fahrzeug, mit dem er nach. dem *ichtenaufiord zog, von wo aus er aber, ba er fih auch bier noch nicht gegen feinen Feind ficher fühlte, nad) dem füblicheren Fiord Teffermiut überfiebelte. Dort baute er ſich an einer entlegenen Stelle, an der man noch -‚merfwürbige Ruinen findet, ein Haus, und lebte ftill, bis er endlich von Kaflabif auf- gefunden und mit dem verherten ‘Pfeil getöbtet: wurde. Nachdem: er ihn getroffen hatte, hieb Kaffabif dem Sterbenden noch ben Arm ab und wiederholte die Worte: „Sieh her! Kannft du beined Bru- ders Arm vergefien, fo lange bu lebſt?“

Diefe Sage deutet unzweifelhaft darauf hin, daß die festen Nordländer nicht auf einmal im allgemeinen Kampf mit den Eskimos antergegangen find, fondern daß fie ſich noch ange hier und bort in. Heinen Öenofjenfchaften erhalten hatten. Der Mangel an Bauholz und Materialien, um fich Boote zu bauen, und die dadurch gehemmte gegenfeitige Verbindung, fowie das Entbehren der Mittel zum Fiſch⸗ fang und der Befchaffung von Futter für ihr Vieh, ift ficherlich' am empfinblichften und verderblichſten für ſie geweſen. Die Erzaͤhlung von jenen Bewohnern des Flecks bei der Kirchenruine, bie ben Winter abwarteten, um über das Eis zu. ihren Feinden zu gelangen, ſcheint

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auch fchon auf dieſen Mangel binzudeuten. Eine andere Eage enthält ferner Spuren, daß nicht alle Skandinavier in Scharmüpeln mit ben Eskimos aufgerieben wurden, fondern daß ſich Einzelne mit biefen vermifcht haben, wie auch andererfeits eine alte, nicht ganz unzuverläffige Nachricht vorhanden ift, daß ein Theil ber chriftlichen Grönländer im Jahre 1342, als die Kolonie fowohl in geiftlicher als weltlicher Hinficht von dem Mutterlande verlaffen wurbe, von der chriſtlichen Religion abgefallen fey, fich mit ben Eslimos gemifcht und beren Wefen und Lebensart angenommen habe. Hierfür findet fich auch ein redender Beweis in der gegenwärtigen Phyſtognomie, bie fo viel Europäiſches hat, daß jene Vermifchung fogar nicht uns bebeutend gewefen zu ſeyn foheint, und genaue flatiftifche Nachfor⸗ ſchung, jebt veranftaltet, wo von der füngeren Vermiſchung noch fo wenig von europäifchem Blut vorhanden ift, zu einem intereffanten Refultate führen müßte.

Bevor wir nun zur Wiederentdeckung und ben fpäteren Kolo- nifationsverfiichen übergehen, müffen wir einen Bid rüdwärts wer fen, auf die Beichaffenheit des alten Grönlands und bie Lebens⸗ weife feiner Bewohner. Theils fann man aus den vorgefundenen Ruinen, theils aus den alten Befchreibungen darauf fchließen, und vorzugsweiſe ift ed ber Königsfpiegel, ber aller Wahrfcheinlichkeit nach um bie Mitte des 12. Jahrhunderts gefchrieben ift, dem eine Schilderung der grönländifchen Naturverhältniffe und Lebensiweife feiner Bewohner zu banfen if. Er enthält fie in ber Form eines belehrenden Geſpraͤchs zwifchen einem Vater und einem Sohn. Diefe verftändige Befchreibung fteht nicht allein im Widerfpruch mit der übertriebenen und theilweife abergläubifchen Anfchauung der Vorzeit, von Allem, was bie Naturverhältniffe betrifft, fondern fann auch noch in unferen Tagen ald eine der beutlichften und allgemein faß- lichten Schilderungen über ben Anblid und bie Phänomene ber Volargegenden betrachtet werben. |

Der Oftbau hatte 11 bis 12 Kirchen und 190 Bezirke oder größere Bauergehöfte. Im Diftrift Julianehaab hat man bis jegt mit ziemlicher Sicherheit 80 bis 90 Plaͤtze aufgefunden, auf denen die Nordländer anfäßig gewefen find, barumter einige mit ben Rui⸗ nen von mehreren Gehöften oder größeren Gebäuden, jo wie acht mit ziemlich unbeftreitbaren Kirchenruinen. Der Weftbau hatte da⸗ gegen nur 3. bis 4 Kirchen und 90. Bezirke; man bat Dort, ober

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vielmehr in dem Diſtrikt von Godthaab, ſoviel befannt ift, nur Die Ruinen von zwei Kirchen und außerbem ein ganzes Theil Ueberrefte bewohnter Pläbe gefunden. Alterthumsforſcher könnten . vielleicht hieraus durch Vergfeichung mit den Bewohnern der Gehöfte Islands einen ungefähren Ueberfchlag ber Größe ber Volksmenge in der ganzen alten Kolonie aufitellen. Wird bie Durchfchnittd;ahl der Be: wohner jedes einzelnen Gehöftd auf 40 veranfchlagt, hätte ber Weit: bau 3600 und ber Oftbau 7600 Individuen enthalten. Doch fcheint folche Zahl fowohl in Bezug auf die in ber Regel nur 6 bis 8 Ellen breite und 20 Ellen lange Grundmauer der alten Wohnungen, als auch in Hinficht auf den Urfprung ber Kolonie, durch Aus⸗ wanderung aus dem auch nicht ftärfer bevölferten Island eher zu hoch, als zu niedrig veranfchlagt zu feyn. Man erbält durch ben Blick auf die an Ruinen reichften Stellen, wie Igallito oder Brat- telid und Kaffiarfuf oder Garde, und bei Betrachtung ber Dazu ge hörenden Kirchen nur ben Eindruck von Anlagen, die von einigen hundert, aber feinesfall8 von einigen taufend Menfchen bewohnt gewefen feyn können, und boch waren bieß die in der alten Zeit volfreichften Punkte. Die aus einzelnen Gehoöften beftehenden Ber zirfe fonnen faum mehr als 20 bis 30 Bewohner gehabt Haben. Daher darf man alfo annehmen, daß die Kolonie überhaupt nur wenige Taufend Seelen zählte.

Nach einer Befchreibung der in ben nördlichen Meeren vor fommenden Walffifcharten, beren Beftalt, Lebensweiſe und Benutzung, und der Gefahren, denen die Seefahrer in biefen Meeren unter: worfen find, heißt e8 im Königsfpiegel von Grönland: „Alles, was von andern Ländern dorthin geführt wird, ift foftbar, ‚weil das Land fo fern von andern Ländern liegt, daß das: Volf nur felten dorthin fahren fann, und jede Sache, womit dem Lande geholfen werben fönnte, ‚muß von andern Ländern gefauft werben, fowohl Eifen, als auch dad Holz, aus dem bie Häufer gebaut werden müſſen. Von. dort führt man für jene Waaren folgende Güter aus: Pro? bufte von Schafen und Rindern, Seehundefele, und bie Reifen, die man aus ben Sifchen fdmeidet, die Walroß genannt werben, ſowie deren Zähne. In Betreff der Frage, ob man bort eine Ge treideart findet oder nicht, benfe ich, daß das Land nur wenig bar von hervorbringt. Doch find Männer dort, bie für die hervorra- genbften und mächtigften gelten, und um einer Probe willen zu fäen

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- mon.

verfuchen; bie größte Menge im Lande weiß jeboch nicht, was Brod ift, und bat noch nie Brod gefehen.“ Ferner heißt es: „Es find nur wenige Leute dort im Lande, denn nur wenig bavon fl jo frei vom Eiſe, daß es bewohnt werben fann, aber das Bolt ift doch chriftlich und hat fowohl Kirchen als Lehrer; wenn es aber in ber Nähe von anderen Ländern läge, würde man es faum ein Drittel eines Bisthums genannt haben, doch Haben fie jetzt einen Biſchof für fi felbft, denn anders geht ed nicht, um ber großen Entfew nung halber, in ber fie von andern Menfchen leben.” In Hin Kt der Frage, wovon bie Leute bort im Lande lebten, ba fie fets nen Kornbau hätten, heißt es weiter: „Der Menfch lebt nicht vom Brod allein; man erzählt, daß ed in Grönland gute Weiden gäbe, und baß gute und große Viehhöfe dort feyen, denn das Bolt Hat eine Menge von Hornvieh und Schafen, fo daß dort viel Butter und Käfe gemacht wird, bavon leben bie Menfchen zum großen heil, wie auch von Fleiſch und allen Arten Bang, wie von Ren⸗ thierfleiſch, Wale, Seehunde und Bären; hievon nähren fich bie Leute im Lande.”

Diefe ungefünftelte und in der Blüthezeit der Kolonie abgefaßte Befchreibung ift gewiß gemügend, um das Ungegründete der Ders muthung zu beweiſen, daß die Nordländer in Grönland ben Boden bebaut hätten, um Nahrungspflanzen .zu gewinnen, bie den Kor forten entfprächen, und daß alfo Fein Grund zur Annahme vorhan⸗ ben. ift, daß bie Ratur einer wefentlichen Veränderung unterlegen ſey, das Klima auch nicht durch Ueberhandnehmen bes Eiſes auf bem Lande, ober, welche Vermuthung man fonft barüber aufftellt, verfchlimmert fen. Die Alten lebten, wie auch noch heut die Islaͤn⸗ der, theild von den Probuften des Landes, mit Hülfe der Viehzucht und einiger Jagd, theild von Fifchen und anderen Seethieren: nur mit dem Unterſchiede, daß das Meer jedenfalls in Grönland einen verhaͤltnißmaͤßig größeren Beitrag, als in Island liefern mußte. Yür Leute, welche dieſe Hülfsmittel zu benußen verftanden und fich mit den daraus gewonnenen einfachen und einförmigen Lebensmitteln be gnügen konnten, iſt gewiß Fein Mangel an Nahrungsmitteln, fonbern eher ein größerer Reichthum, als in jebem anderen Lande vorhanden geweſen. Die Seehunde haben jedenfalls eine befonderd gute Ein- nahmequelle abgegeben, ba fte theild auf dem feften Eife in ben innern Fiorden, theild auf ihren Sommerreifen in bie nörblichen

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Gegenden Groͤnlands gefangen werden fonnten. Es ift ſehr bemer- fenswerth, daß die Lage der alten Bezirfe nicht allein nach ben beften flachen Streden mit Weiden- und ©eftrüppiwäldern, fondern gleichzeitig nad Beichaffenheit: der Fiorde, in Bezug auf ihre Be bedung mit Eis, gewählt zu ſeyn fchein Denn da die damaligen Grönländer nicht den SKajalfang ber jegigen fannten, ‚mußten bie Viordfeehunde, die im Fruͤhjahr auf das fefte Eis kriechen, von- ber größten Wichtigkeit für fie fepn. Möglicherweife haben fie Diefelben auch in Negen unter dem Eiſe gefangen. Faſt alle reicheren Hof befiger hatten Schiffe oder größere Fahrzeuge, mit denen fie im Som⸗ mer in das nördlichere Grönland zogen, wo fle hier und dort Buben, oder zeitweilige Aufenthaltsitellen hatten. Solche Züge wurben bejon- ders bes Seehundsfanges halber unternommen, ba berfelbe im Norden reicher ausfiel, im Uebrigen ift e8 aber fehr ungewiß, wenn und wo diefer Yang vorzugsweiſe betrieben wurde. Ein merkwürdig Fleiner NRunenftein, etwas nördlich von Upernivif gefunden, deutet darauf bin, daß fie felbft in Die nörblichiten jetzt befahrenen Theile ber Baffinsbucht fuhren. Die Infchrift auf diefem Stein lautet: „Erling Sigvatfon und Bjarne Thordarfon und Endride Odſon, errichteten diefen Denfftein und fchnitten ihn am 25. April 1135.* Sept ift ed befannt, daß bie befte Seehundsjagd, und namentlich Die, welche am leichteften. von ben Europäern betrieben werben fonnte, für Nord⸗ geönland auf die Monate April, Mai und Juni fällt, in’ denen bie Seehunde auf das Eis Friechen und fich fonnen. Es erhellt auch aus ben Sagen, baß die Nordländer in Grönland den Gebraud) der Harpunen oder der Wurffpieße zur Seehundsjagd in einer be fonderen, ben gleichzeitigen Isländern unbefannten Weile erlernt hätten; . In berfelben Art mögen fie eine nicht unbedeutende Wal- roßjagd betrieben haben, die jedoch noch räthfelvoller ift, da wir bie Stellen ber grönländifchen Küfte, an denen dieſe Thiere in größerer Menge vorfemmen, nicht kennen. Die Walroßzaͤhne fcheinen ber wichtigfte und Foftbarfte Ausfuhrartifel geweſen zu feyn, wie Die er- wähnte Quittung für den Kreuzzugszehnten ‚beweist. Die Seehunde- felle bildeten gleichfall8 einen Ausfuhrartifel, und aus dem Thran berfelben bereiteten fie, indem fie ihn im Winde dorren ließen, eine Art Theer, um ihre Fahrzeuge damit zu fchmieren, etmas, was in Island auch nicht Brauch geweſen ift. Fleiſch und Sped waren jedenfalls allgemeine Nahrungsmittel.

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Mufier den Seehunden waren auch verfchiedene Arten von Wal⸗ fiſchen bekannt und gefucht. Doch ſcheinen von wirklichen Fiſchen vor Allem Die Lachsforellen die wichtigften gewefen zu fern, wenig« ſtens nach ber Lage der alten Gehöfte an den Münbdungen ber Lachs⸗ bäche und ben gut erhaltenen Ruinen von Trodenhäufern auf den⸗ felben Stellen zu urtheilen.

Daß fie ferner Vieh, forwohl Rinder, Schafe, als auch, wie ed fcheint, Pferde gehalten haben, leuchtet nicht allein mus ben Sagen, fondern auch aus den’ vorgefundenen Knochenreſten hervor. Auffallend bleibt e8, wie das nothwendige Quantum Futter für bie Erhaltung des Viehs im Winter, befonders in den erften Jahren der Kolonifation, befchafft werden konnte. Da das Grad, was bicht genug fteht, um gefchnitten zu werben, hierzu zu fparfam gewejen it, muß man unbedingt annehmen, daß fie außer Gras und Heu auch andere Pflanzen, namentlich bie Raufchbeerbüfche, Weidenzweige, verfchiedene Kräuter, islaͤndiſches Moos und andere niebere Arten Gewächfe zum Butter verwendet haben. Manches biefer Art wird gern von dem Vieh gefrefien, und nur bei Verwendung beffelben durch die Einwohner wird bie Sache weniger ſchwer zu erklären. Daß fe irgend eine Bearbeitung des Bodens, zum Graswuchs, durch Forts raͤumung ber Steine und Erdhaufen, Bildung von Abzugsgräben für das Waſſer und Ausbreitung von Dung auf den gewiß dazu geeigneten fumpfigen Stellen ‚unternommen hätten, zeigt fich durch fein einigermaßen fichered Kennzeichen. Nur ein ganz fleiner Strich zunaͤchſt Igalliko hat das Anſehen einer theild durch Kunft hervor- gebrachten Grasflähe. Auch muß bemerkt werden, baß fi im Difrift von Julianehaab ein paar Varietäten einer fehr üppigen Wide mit hübfchen blauen Blüthen vorfinden, von denen eine ver- muthlich erft eingeführt ift. Sie feten übrigens, mindeſtens in ge⸗ wöhnlichen Jahren, feine reife Schoten an, fondern verpflanzen fich buch Wurzelſchoͤſſe. An vielen Stellen findet man in ber Nähe der Ruinen bedeutende Einhegungen mit Steingäunen, und ähnlüuhe Gränzfcheiden und find biefe gewiß auf das Halten von Vieh be- rechnet gewefen, theild um baffelbe gemeinfchaftlich bahineinzutreiben, tbeil8 um das darin befindliche Gras um. Trocknen und zur Auf—⸗ bewahrung ald Heu zu fchügen.

Die Kleidung beftand theild aus gewebten Wollenftoffen, die oft gefärbt waren, und anbderntheils, und gewiß nicht im geringen

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Grade, aus. Fellen. In den bei Herjulfsönaͤs ausgegrabenen Särgen hat man Refte von dem alten Wabmel in ben Leichenfleibern gefun- ben. Sie befigen noch einen gewiflen Grab von Stärke, find von vierfachem Gewebe, fehr dicht und grob und jekt braun, doch ver muthlich nur vom Alter, Die Näherei fcheint gleichfalls mit Wollen- garn unternommen zu feyn. In den Sagen findet fich übrigend bier und dort Erwähnung folcher Trachten. So wird die Kleidung einer Wahrfagerin in Herjulfsnaͤs gefchilbert, bie daſelbſt im Jahre 1000 vor verfammelter Befelfchaft aus Anlaß des damals im ganzen Grönland flattfindenden ‚großen Mißfangs ihre Kunft ausübte. Sie trug einen blauen mit Riemen zufammengefchnürten Oberrod, bet mit Steinen gerade hinunter bis zum Schooß befegt war; um ben Hals Hatte fie Glasperlen und auf dem Kopfe einen Hut von ſchwarzem Lämmerpel;, mit weißem Katzenfell beſetzt. Auf ben Füßen hatte fie Schuhe von zottigem Kalbefel und darin lange Riemen, auf deren Enden große zinnene Knöpfe faßen; auf ben Händen Handichuhe von weißem Kapenfell, die innen zettig waren. Der audgezeichneteren Kleidungen der Prieſter und namentlich ber Bifchöfe wird auch erwähnt, 3. B. in einem Briefe von einem Bifchofe von Bergen, aus dem Jahre 1308, wie auch König Mäg- nus und Königin Blanfa im Jahre 1307 hundert Marf in Geld zur Beichaffung von foftbaren Kleidungen und Schmudfachen der Domlirche zu Garde in Grönland hinterließen.

Die Häufer waren von kaum behauenen, jedoch forgfältig aus⸗ gefuchten, fo flachen und vieredigen Granitſteinen, als möglich, aufs geführt. Die Mauern unterfcheiden fich dadurch wefentlich von denen ber jebigen Grönlaͤnder, daß in ber alten Zeit nicht Erbe ober Torf, fondern Lehm und Sand zwifchen ben Steinen veriwenbet wurde. Dadurch wurden fie fo dauerhaft; von Kalk findet fich aber nicht die geringfte Spur. Die Steine find nur in einer gewiſſen Art aufeinanbergelegt, hebt man fie auf, findet man nur Grus zwi⸗ fchen ihnen, ohne Zweifel die Reſte des mit Sand gemifchten Lehm, . aus bem der Regen bie feineren Theile ausgefpült hat. Bon biefen Mauern verfchieben find die von einer höchſt merkwürdigen über fünf Ellen hohen Ruine, die im Innern der füblichften Feſtlands⸗ halbinfel an einem Lachsſtrom liegt; fie find nämlich von runden. Steinen aufgeftapelt,. bie durchaus nicht aufeinanderpaffen und babe: Zwifchenräume haben, durch welche der Wind ziehen. fann, was,

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neben dem ganzen uͤbrigen Ausſehen des Hauſes, darauf deutet, daß es ein Trockenhaus geweſen. Die noch gut erhaltenen Eingaͤnge zu den alten Wohnungen ſind auffallend ſchmal und kaum zwei Ellen hoch. Die langgeſtreckte und ſchmale Form verraͤth die Schwie⸗ rigkeit, hinreichend lange Hölzer zum Dachgebaͤlk zu bekommen, und es iſt anzunehmen, daß die Dächer im Allgemeinen ſpitz und mit Raſenſtuͤcken bedeckt geweſen find, wie noch heut bie ber Islaͤnder, ſo daß fie den Regen abhalten und möglicherweife gleichzeitig die Dede des MWohnraumes abgeben fonnten.

In Betreff des Hausgeraͤths und anderen beweglichen &igen- thums hat gewiß ebenfo große Dürftigfeit und Einfachheit geherricht, wie in der Rahrung und Kleidung. Daß man, Glockenerz aus⸗ genommen, nur fehr geringe Reſte von verarbeitetem Metall gefunden hat, mag zum Theil darin feinen Grund haben, baß bie fpäteren Bemohner des Landes gerabe nach biefen @egenftänden bie Ruinen mit Eifer burchfuchten. Auffallend aber bleibt es, daß man Feine Spuren von Topficherben aus gebranntem Thon findet, fondern nur Stüde von groben und klotzigen Welchfteingefchirren, eben folcher Art, wie die, auf welche die Eskimos bisher befchränft waren. Die Alles, verbunden mit der ‚großen Seltenheit der Steine mit Infchrif- ten oder mit Ornamenten irgend einer Art, befräftigt die Vermuthung von der ärmlichen und gewiß auch rohen Lebensweiſe biefed Volls. Aam von Bremen fagt in feiner Befchreibung ber nörblichen Lande und Infen, bie zunächit die Isländer jener Zeit, nächſtdem aber die mit ihnen verwandten Grönländer betrifft: „Das Volk ernäßrt fh von "Viehzucht und bedeckt fich mit Schaffellen. Es wädjst feine Frucht dort und fie haben nur wenig Holz, weßhalb die Ein- wohner in unterirbifchen Höhlen leben, und Dach, Nahrung und Lager mit ihrem Vieh thetlen muͤſſen. Ste führen alfo ein heiliges Leben in Einfalt, da fie nicht nach mehr fireben, ald die Natur ifnen gibt; ‚fie fönnen mit den Apofteln fagen: „Wenn wir Kleider und Nahrung haben, fo laßt und damit zufrieden fenn! denn ihre Berge dienen ihnen als Städte und die Quellen als Belufti- gungen. *

Drittes Kapitel.

Walkendorfs Plan zur Aufſuchung ber alten Kolonie. Erpeditionen nach Grön⸗ land. Die grönländiſche Kompagnie. Verkehr der ſeefahrenden Nationen mit Grönland. Hans Egede und fen Wirken für die Wiederfindung ber Kolonie. Erneuerung ber Anſiedlung. Gründung eines Forts. Beabſichtigte Anſied⸗ fung von Isländern. Herrenhutifche Miſſion. Verheerung durch bie Boden- epivemie. Bertreibung ber Holländer von den Küften Grönlande. Reife Peder Olfen Walldes zur Oſtküſte. Entwicklung der Handelsverhältniſſe. Erpebitionen nach ber Oſtküſte. Graahs Entdeckungsreiſe. Gegenwart und Zukunft des Handels,

So unglaublich es ericheint, bachte das Mutterland der von der civilifirten Welt abgefchnittenen, einer feindlichen Natur und einem feindlichen Volksſtamme preisgegebenen Kolonie ein ganzes Sahrhundert hindurch nicht daran, ihr nur die nöthigfte Hülfe an- gedeihen zu laffen. Es beweist bieß, daß fie im Verhaͤltniß zu anderen Nebenländern feine Bedeutung hatte, und materieller Vor: theil aus ber Verbindung mit berjelben faum zu erwarten war. Endlich erregte, nachdem lange Niemand an Grönland gedacht, das verfchollene Land die Aufmerkfamfeit des berühmten Erik Walkendorf, ber als Kanzler Chriftierns II. alle alten Nachrichten über daſſelbe jammelte, und endlich nach den von den älteften Seefahrern erforfchten Berichten über die Fahrt dorthin, Die aber, da Niemand mehr lebte, der felbft dageweien, nach Hörenfagen und nur fpärlich eingingen, eine Karte ald Wegweiſer für die dorthin Fahrenden- zeichnen ließ, und einen Vorſchlag zur Wiederentdedung und Befeglung des Landes einbrachte, wonach. er fich erbot, die Koften der Auffuchungserpebition zu tragen, wenn man ihn zehn Jahre hindurch den Vortheil dieſes Handels genießen laffen wollte. Der Aufnahme dieſes Planes trat 1524 bie Feindfchaft der allmächtigen Günftlingin bes Königs, Sig brit, entgegen, und ber zum Erzbiſchof von Drontbjem ernannte MWalfendorf fiel in Ungnade und ftarb in Rom. Auf feine Kompi- lationen gründete fich zum größten Theil die Meinung berer, bie nicht allein ben Oft fondern auch den Weſtbau auf die Oftfüfte von Grönland legten, eine Anftcht, der Walfendorf felbft war, und bie für ihn und feine Zeitgenoffen um fo natürlicher, ald man zu jener Zeit noch nicht die Davisftraße entdedt hatte, alfo Die Configuration

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bes Landes nicht‘ fannte, und hauptfächlich durch den Umſtand ge- führt wurde; daß bie erſten Entdeder von Island nach Weſten ſteuerten.

Chriſtian III. hob das Verbot der Fahrt nach Groͤnland auf, und ſendete ſelbſt Schiffe zu feiner Auffuchung ab, doch ohne, daß bie Reifen ein Refultat hatten. Im Jahre 1579 ging unter Friedrich IL eine Expedition. zur Wiederentdedung ber Kolonie nach Grönland. Ihr Führer Jakob Allday befam die Oftfüfte in Sicht, mußte aber, da .ihn das Eis überall am Landen verhinderte, unverrichteter Sache umfehten. Unter berfelben Regierung wurde 1581 Mogens Heine fon, ein „berühmter Seehahn,“ wie bie Chroniken fagen, zu gleichem Zwede auägefendet. Auch ihm führte die falfche, aber herrfchende Vorſtellung zur Oſtküſte; er fah fie, und fegelte lange mit günftigem Winde. darauf zu, ba er berjelben jedoch nicht näher fam und das Eis feine Durchfahrt geftattete, ergriff ihn eine-abergläubifche Furcht und er wendete im Herbfte zurück, ‘indem er angab, ein in ber Tiefe verborgener Magnet Habe fein Schiff- feftgehulten, was auf bie Ein- wirfung einer ftarien Strömung zu ſchieben fenn möchte. Bald Darauf gelang es der zur Aufſuchung der weltlichen Durchfahrt aue- gefendeten Erpedition, ben Weg in bie nach ihrem Führer benannte Davisftraße.zu finden, und es gluͤckte Demfelben 1585 in Berfolgung der Weftfüfte, in ber ungefähren Höhe von Godthaab, in einen Fiord zu dringen und mit- den vorgefundenen Eingeboreken Taufch- handel zu treiben. In bemfelben und zwei folgenden. Jahren fette er feine. Entdedungsreifen zu beiden Seiten der Straße fort bis hinauf: nach Upernivik. So hatte der Zufall das Land im Weften bes Kap Farvel wieber finden laſſen, bad, da bie Kenntniß der mehrere Jahrhundert alten Fahrt, durch Geringfchägung ganz ver- loren gegangen war, nur im Often beflelben gefucht wurde.

Nun wide in Dänemarf‘ und. Rorwegen das Intereffe für Groͤnland wieber mehr und mehr geweckt, und wie übertriebene Bei- feitefegung und Geringachtung die alte Kolonie in Bergeffenheit ge- bracht hatte, feheint man fich wieder nach Verlauf von fo manchen Jahren übertriebene Vorſtellungen von ihrer Bebentung und bem Reichthum und ben Herrlichkeiten des veriorenen ‚Landes gemacht. zu haben, und war wohl außerbem ber Meinung, baß bie :alten Kolo⸗ niſten noch am Leben feyen. Chriftian IV. vüftete im. Jahre 1605 drei Schiffe unter dem Kommando des daͤniſchen Ahmtrals. Godfte

Lindenow und zweier Engländer ans. James Hall, gleichfalls ein Engländer, wurde ald Lootſe mitgenommen, ba er vorgab, ben Weg zu fennen. Kurze Zeit, nachdem fie daß fübliche Grönland im Sicht befommen hatten, wurden Die Kommandirenden uneins und bie Schiffe trennten fih; Lindenow Fam zuerft durch das Treibeis und erreichte einen Hafen, der vermuthlich auf dem ſüdweſtlichſten Theile der Küfte im Difteift Sisfernäffet oder Frederikshaab gelegen hat. Dort fanden fte feine Spur der alten Norblänber, aber eine Menge Eingeborener, mit denen fie Taufchhanbel um Pelzwaaren und Nar⸗ walszähne trieben. Diefe Cingeborenen zeigten fich fehr diebiſch und nahmen alles, mas fte befommen konnten. Die Dänen ihrer ſeits bewieſen aber auch feine große Humanitaͤt, gaben einen Nagel für Waaren im Werth von zwei bis drei Reichöthaler, und nachbem fie fich hinreichend Damit verfehen hatten, lichtete Lindenow am dritten Tage feines. Aufenthalts an der Küfte die Anker, ohne ben Buß ans Land gefegt zu haben, und nahm zwei ber Eingeborenen in ihren Böten aus Seehunböfellen fort, warf fie ins Schiff, um fie nad Dänemark mitzunehmen und fie ald Trophäen neben ben. übrigen mitgebrachten gröntändiichen Raturproduften zu zeigen. “Die beiben Unglüdlichen geberbeten fich erft wie wilde Thiere, weßhalb bad Schiffsvolk fie an bie Maften zu binden genöthigt war, währen) ihre Landsleute, die dad Schiff mit Pfeilen und Steinen überfchür teten, durch über ihre Köpfe abgefeuerte Kanonenſchüſſe weggeſcheucht wurden. Die beiden anderen Bahrzeuge waren inzwifchen von James Hal, nach dem Cours in.die Davisſtraße geführt, wo fie erft in ber Gegend des jekigen Holfteinborg- und weiter nörblich landeten. & traf auch hier eine Menge Eingeburener und erhandelte von ihnen Pelze, Walfifchharten, Rarwaldhörner und Walroßzaͤhne. Gegen Ende des Handels entſtand Zwieſpalt unter ben Betheiligten, in Folge defien auch der Führer Diefer Schiffe der Berfuchung niet wiberftand, ein paar der Bewohner mit fich zu ‚nehmen, um durch Borzeigung bderfelben feinen Ruf in der Heimath zu vermehren. Nachdem er viele getöbtet hatte, glüͤckte es ihm mit großer Gefahr vier lebendig zu. fangen. Aber auch. biefe- ſtellten fich fo- verzweifelt und rafend darüber an, baf er den einen von ihnen erfchiegen laſſen mußte, um bie übrigen durch den Schred foweit zu kündigen, daß fie fih ohne Gegenwehr. an Bord bringen- Itefen. Ihre Genoſſen verfammelten fich -unterdefien um bag Schiff und verſuchten es am

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Auslaufen zu verhindern, da fie aber eine Kanonen⸗ und Musketen⸗ falve. bald zuruͤcktrieb, fegelte Hall ohne weiteres Hinderniß mit ben drei Oefangenen fort. Sie wurden auf ber ‚Reife ganz unter, und folgten den Weifungen, bie ihnen der Sapitän gab, und ließen fich fogar in. Ringfämpfe mit dem Schiffsvolk ein, wenn er durch Kopfniden feine Einwilligung bezeigte. Zwiſchen ihnen und ben beiden von Lindenow heimgebrachten Eskimos ſoll übrigend weder in Sitten, noch Tracht und Sprache eine Uebereinſtimmung geherricht haben. oo

Alle drei Schiffe kamen in bemfelben Jahre glüdlich nach Kopen- hagen zurüd. Ihre Entdeckungen machten Auffehen und die glüdlich gewonnene Beute an grönländifchen Probuften wurde als vielver- fprechenb angeſehen. Bor allem fcheint jeboch ber Umſtand, daß man in ben nörblichften Fjorden Silbererz entdeckt zu haben glaubte, die meifte Aufmerkjamfeit auf ſich gezogen zu haben, und man grüns bete fehr fanguinifche Hoffnungen darauf. Der König fchrieb eine befonbere Gronlandsſteuer über beide Reiche aus, und ließ im föl- genden Jahre fünf Schiffe unter Lindenow nach Grönland abgeben, um bie Wiederentbedung ber Kolonie zu betreiben, und befonbere um nach Sitbererz zu graben. Die drei von Hall aus. ber Davis firaße mitgenommenen Grönländer wurden mit diefen in ihre Heimath zurüdgefendet. Linbenow ging dieſesmal ſogleich nach ber Davis- firaße, ohne zu verfuchen, an bie Dftfüfte zu kommen, Er erxreichte mit vier Schiffen glüdlich bie Küfte, deren Einwohner bie frübere Behandlung nicht vergeflen Hatten und fich jet feindlich und miß⸗ teauifch zeigten, auch fo viel fie ed vermochten bie Landung zu’ ver- wehren fuchten, und einen Mann, ber zur Strafe für ein Bergehen zu dem Verſuch durch einen Theil kleiner Geſchenke fie für ſich zu gewinnen, ans Land gefebt war, mit ihren aus Rarwalshorn ge fertigten Meffern töbieten. An einer andern Stelle glüdte die Lan⸗ dung befler, und es wurbe die aufgeficchte Mine wirklich gefunben, eine beträchtliche Labung Erz eingenommen und lebhafter Tauſch⸗ handel wit ben Eingeborenen betrieben. Dann raubte man wieder fünf Menschen und erreichte mit ihnen im Dftober glüdlich Kopen⸗ hagen. Hier erwies ſich aber bie Ausbeute dieſer zweiten Expeditivn fehr geringe, Die erhandelten. Wagren waren unbedeutend, da vex⸗ muthlich die Grönländer im vorigen Jahre ihre beften Borräthe ew khäpft hatten; .und von ber Silbermine war. nicht mehr bie Rebe,

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ba ſich das heimgebrachte Mineral bei näherer Unterfuchung als von nicht metalliſcher Befchaffenheit erwtefen hatte. Die mitgenommenen Eskimos wurden zur Beluftigung ‚öffentlich gezeigt, gezeichnet, unter⸗ fucht und ihre Race Befchrieben. Bald ftarb einer an Heimweh, ein anderer fam um bei .einem wahnfinnigen Verfuche, in feinem Kajak nad; Grönland zu entfliehen, ein britter ftarb an Ueberan⸗ ftrengung, da man ihn Sommer und: Winter zum Fiſchen zwang, und bie legten erlagen dem Gram und ber Trauer, nachdem auch fie auf einem verzweifelten Bluchtverfuch ergriffen waren.

Das. betrübende, alle Erwartungen: vernichtende Reſultat, daß in dem wiedergefunbenen Lande nicht ohne Weiteres ein Sitberberg- werf angelegt werden konnte, baß «8 ferner nur kahle Zelfen mit Schneemaffen darauf, ftatt ber reichen Viehhöfe der alten-Norbländer bot, daß die aufgefundenen menfchlicken Wefen feine Nachkommen ber früheren Koloniften feyn fonnten, ja daß nicht einmal die Han delsreifen ‘zu dieſen armen Wilden fich bezahlt machen würden, führte zu ber Meinung, daß biefe Küfte nicht die des alten Oſt⸗ und Weftbaus ſeyn Tonne, jene follte vielmehr wieder öftlich vom Kap Farvel, Island gegenüber, gelegen haben. Dorthin ſendete Chriſtian IV., der den Gedanken an die Entdeckung und Neubelebung der alten Kolonie nicht aufgeben wollte, 1607 eine neue Erxpedition ab.. Unter Führung Karſten Nifarbfons kehrte diefelbe noch im Sommer nah Kopenhagen zurüd, da fich Dicht zuſammengepacktes Eis, was Die Landung an der Oftfüfte ſtets unmöglich macht, bis weit in die See erftredte, und alle gefahrvollen Berfuche e8 zu durch⸗ brechen nutzlos machte. Damit endeten bis auf Weiteres die Anter- nehmungen von Seiten ber Regierung Dänemarks, der verlorenen Kolonie. auf die Spur zu kommen. Inzwiſchen hatten. aber bie von ber früheren "Expedition zurückgekehrten Engländer auch in Londen Interreſſe für die grönlaͤndiſche Stibermine zu erwecken gewußt und 1612: fendete eine Brivatgefellfchaft zwei Schiffe unter James Hall, der ja das Land fchon fannte, dorthin. Sie fahben ben Punkt, an dem die Dänen nach. Silber. gegraben, ſcheinen fich aber nicht auf Forifegung der Arbeit eingelaſſen zu haben. Hal wurde aus Rache für die früher verübten Gewaltthaten von ben Gingeborenen ermordet, und bie Schiffe wendeten unvertichteter Sache nach Eng land zurück.

Die von Jens Munk unternommene Reife bes Jahres 1619

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hatte eigentlich die norbweftliche Durchfahrt zum Ziele, führte ihm aber zut Kommunifation mit Grönlänbeen. Der von ihm benannte. CHriftiansfund ift wahrſcheinlicherweiſe der Sund geweſen, ber bie geoße Infel Sermofof vom Feſtlande ‚trennte, Nach fürchterlichen Qualen und: Berluften während eines Winteraufenthalts in ber Hubfonsbucht, Fehrte Munf mit nur zwei Mann von vierunbfechzig zurück. ine beabfichtigte zweite Erpedition wurde nicht unternom- men, ba Munk bei ber Abſchiedsaudienz dem Könige auf Vorwürfe in Betreff ber erften Reife fo unbedacht antivortete, daß berfelbe ihn mit feinem Stode ſchlug, worüber er vor Gram und Aerger ftarb.

"Unter Leitung bes Kanzler Friis bildete fich 1636 in Dänemarf eine fogenannte grönländifche Kompagnie, befonderd zur Betreibung des Walfifchfanges, doch auch zu Handelsverfuchen nach Grönland. Noch im felben Jahre fendete fie zwei Schiffe mit Tauſchwaaren fir die Eingeborenen an die Weffüfte. Sie erreichten auch gluͤcklich bad Land; während fle dort lagen und Handel trieben, entdedte einer aus der Mannfchaft einen fchimmernden unb ſchweren Sanb am Ufer, ber fogleih für Goldſand erklärt wurde, worauf Handel und. Walfifchfang aufgegeben und volle Ladung von dem Sand ge- nommen wurbe. Wieber wurden dann ein paar Grönländer geraubt und in .@ile abgefegelt.: Die Unglüdlichen fprangen gebunden über Bord und ertranken, und ber Golbfand ergab ſich, als er in Kopen- hagen geprüft wurbe, als Schwefelfied und. ward über Bord gewor⸗ fen. Der Schiffer ärgerte fi) zu Tode, boch erzählt Die Sage, -erft nachdem aus einem fleinen Reft übrig gebliebenen Sanbes von einem geſchickten Goldſchmied wirklich Gold gefchmolzen war.

Die nächfte von Dänemarf nach Grönland gehende Expedition wurde gleichfalls aus Privatmitteln zum Zweck des Walfifchfanges, des Handels und nebenher der Entdedung ausgerüftet, ſie wurbe in induſtrieller und wiflenfchaftlicher Beziehung von Wichtigkeit. David Danell unternahm 165% bis 1654 brei Reifen unter Leitung und auf Koften des Rentmeiftere Möller, ber ein Privilegium erhielt, den Walfifchfang um Island zu betreiben, Grönland aufzufuchen -und dreißig Jahre freien Handel borthin treiben zu laffen. Die Ausbeute der drei erften Reifen war nicht im Stande die Koften zu decken, weßhalb er fchon nach drei Jahren Verlauf das Unternehmen und fein Privilegium fallen ließ. Auf der erften Reiſe 1652. ging Danell von Island aus norbwärts, und entbedte am 2. Juni einen

Epel, Grönland. 5

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Theil der Oftfüfte Orönlande, von dem er wähnte, daß er das in ben alten Neberlieferungen über den Oſtbau bezeichnete Herjulfsnaͤs wäre, und am Tage darauf fand er unter dem 649 50° Breite zwei Inſeln, die er Hvibfadlen (Weißſattel) und Maftelös Stib (malt: loſes Schiff) nannte. Bis zum 15. behielt ex beftändig die Oftfüfte auf zwei bis fünfzehn Meilen Entfernung in Sicht; ba er aber dee vorliegenden Eifes halber diefelbe nicht erreichen konnte, ging er nad) ber Daviöftraße, wo er an verfchiedenen Stellen in Verkehr mit den Eingeborenen trat und Tauſchhandel betrieb. Ein Vorgebirge unter dem 670 der Breite nannte er „Kap Königin Amalie,“ und eins auf der Oftfüfle unter dem 65'/,0 „Kap König Frederik.“ Auf dem Rückwege fuchte er wieder die Oftküfte zu erreichen und entdedte unterem 619 der Breite am 23. Juli einen offenen Fjord, wurde aber verhindert, bineinzufegeln. Er fam dem Lande bis auf eine Meile nahe, konnte e8 aber nicht betreten.

Im Sahre darauf ging Danell- bis zum 73° der Breite zur Betreibung des Walfifchfanges und fegelte dann weftlich von Island auf die grönländifche. Küfte zu, die er mehrmals fah, aber vor dem feftliegenden Eife nicht erreichen fonnte. Auf ber legten Reife 1654 ging er nur in bie Davisſtraße. Es fam bei dem Verlehr mit den Eskimos zum Blutvergießen, da auch Danell nach dem alten fürm- lich zur Mode gewordenen Brauch der Grönlandefahrer nicht unter ließ, drei eingeborene Frauen zu rauben, um bie unglüdliche, jebt ſchon hinreichend befannte Race in Dänemarf zu zeigen. Als ſich fiebenzig Jahre fpäter der erſte Miffionär mit den Eskimos in frieb- lichen Verfehr fegte, erinnerten fidy diefelben noch der unnuͤtzen grau⸗ ſamen That Danelle.

Auch unter Chriftian V. wurden ein paar. wenig wichtige Ent⸗ deckungsverſuche unternommen, und 1670 und 1671 zwei Expeditionen unter Führung Otto Arelfend ausgeſchicht; über den Ausfall ber eriteren weiß man nichts, und bie zweite fehrte nicht zurüd. Ber muthlich ift jene in ber Davisftraße geivefen, denn vier Jahre fräter wurde ein Schiff ausgeräftet, um dort Land in Befig zu mehmen und eine neue Kolonie zu gründen, welcher Plan jedoch fcheiterte, ba das Schiff von Kapern genommen wurbe; diefe aber ift muthe maßlich wieder nach ber Oftfüfte gerichtet gemefen und im Eiſe ver unglüdt. Damit fcheint bie legte Hoffnung, bie Herrlichfeiten des alten Oftbaus wieder zu finden, entfchlüpft zu ſeyn. In Diefem

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Zeitraume begannen bie Hanbelsfchiffe anderer Nationen bie Davis⸗ ftraße zu befahren. Die Kabliaufifcherei war feit lange ein wichtiger Gegenftand für bie Spehtlation und ben Wetteifer ber größeren ſeefahrenden Staaten, weßhalb es nicht überrafchen darf, daß man bald unterfuchte, eb der neurntdeckte Arm des atlantifchen Meeres nicht ähnliche Bänfe enthielte, wie das Meer um Newfundland, haben boch fowehl englifche als amerifanifche Schiffe biefe Nachforfgungen bie in bie jüngfte Zeit fortgefeht. Es hat fich jedoch biefer Erwerbs⸗ zweig in Hinficht ber größeren Gefahren und übrigen Widerwaͤrtig⸗ feiten, die Klima und Meer barbieten, ımter ben Küften Groͤnlands fehr unficher und wenig lohnenb gezeigt. Der Walfifchfang wurbe dagegen mit größerem Glück in dieſen Sahrmwaflern verfucht, und als in Folge: der ſtarken Nachftellungen bie Wale um Spitzbergen fih zu verlieren begannen, fuchte man in ber Davisſtraße Erſatz dafür, wohin fih dann fpäter ber größte Theil des Fanges zog. Engländer, Franzoſen und Holländer betrieben denfelben gleichzeitig, aber nur bie leßteren fcheinen neben ber Fifcherei noch von ben Bewohnern ded Landes an ber Davisftraße Rotiz genommen zu haben; fte fanden es wenigftend vortheilhaft, dann und wann bie Küfte anzulaufen, fich hier und dort in einen Hafen zu legen, an dem viele Grönländer wohnten ımb mit ihnen Handel zu treiben, Sie kauften auch Seehundsfped von benfelben, weiches Probuft fpäter das wichtigfte für Grönland wurde, um europälfche Artikel dafür einzutaufchen. Die Bezahlung ber Holländer beſtand ficherer Vermuthung zur Folge in verhältnigmäßig werthlofen, für bie gröns ländifche Bevötferung aber vielleicht fehr wichtigen Gegenftänben, wie feine Eifengeräthe, einfache Glasperlen u. |. w., von weldien man noch häufig Reſte in heibnifchen Gräbern auf ben verfchledenften Stellen des Landes findet. Es ift wohl feine Frage, bag auch biefer Handel zu vielfachen Streitigkeiten und Blutvergießen Veran⸗ laffung gegeben hat, worauf mehrere „Erzählungen, bie in Paul Egedes Tagebuch aufbewahrt find, hindeuten. Die Holländer müffen eine merkwürdige Kedheit und Ausdauer bei der Unterfuchung ber Käfe in ihrer ganzen Ausdehnung befeffen haben; von Upernivif bis nach Nennortalif im Süden von Julianehaab find fie gefommen, und bier fol noch innerhalb eines Menfchengebenfens ber Reft von dem Wrad eines .verfunfenen hollaͤndiſchen Schiffed zu fehen geweſen ſeyn. Faſt in jedem Difteifte findet man einen Holländerhafen,

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eine Hollaͤnderbucht, demohnerachtet - it aber, jo viel man weiß, hicht ein einziger Verſuch von ihrer Seite gemacht worden, ein Etabliffement zu gründen, ober einen Theil der Küfte in Beſitz zu nehmen, dazu hielten ſie den Handel mit den Eingeborenen für zu geringfügig, wie ihnen auch das Land felbft zu werthlos erſchien. Auch haben ihre Reifen nichts dazu beigetragen, über bie Befchaffen- heit des. Landes Aufflärungen zu verbreiten, und fo ift ihre ganze Fahrt und der Verkehr derfelben für die. Geftaltung bes weiteren Schickſals von Grönland völlig ohne Werth geblieben,

‚Eine Reihe von Jahren wurde nun Grenlands nicht weiter gedacht, da .erfaßte. Hans Egede, am 31. Januar 1686 in Norwegen geboren, und feit 1708 Prediger zu Baagen und Grimsöe in ben Nordlanden, ben Gedanken, der Apoftel des wieberzufindenden Groͤn⸗ lands zu werben. Raſtlos befchäftigte ihn der Vorſatz, ſelbſt nad) Grönland zu gehen, um die Spur der verlorenen Kolonien zu fuchen und den Kindern bes Landes das Licht der Religion anzuzünben. Was Columbus für Spanien und Weftindien war, wurbe dieſer feltene. Mann. für Dänemarf und Grönland, wie ſich überhaupt in beider Leben eine feltene Barallelität - offenbart. Wie jener achtete auch Egede Spott und üble Nachrede gering, und ging unermüdlich feinem Ziele entgegen. Nachdem jahrelanges Mühen, eifriger Brief wechfel und mannigfache Bittfchriften ihm feinen Erfolg verfhafft, legte er 1717, durch ein kleines Vermögen von breihundert Spezies unterftügt, fein Amt nieder und.ging nach dem bänifchen Süden, um die Schwierigfeiten, die jich feinem Entfchluffe entgegenftemmten, befier zu befeitigen. Stets Aubienzen begehrend, entmuthigte -ihn abfchlägiger Beſcheid nicht und jedes neue Hoffen ftärfte ihn in feinem Beginnen, ärntete er auch bisher nur den Schimpf eines Thoren, Phantaſten und. Grillenfängers. Wie der maurifche Krieg dem Genuefer eine faft unüberfteigliche Schranke aufftellte, way es hier ber nordifche Krieg, und wie dort der Fall Granadas, erwedte hier der Tod neue Ausfichten, indem er in Karl XI. das Hinderniß aus dem Wege räumte. Es wurde nun endlich eine Vereinigung der Seefahrer und Kaufherren im Rathshauſe zu Bergen zu Stande gebracht, um ben Plan in Erwägung. zu ziehen,. aber wie bei ber Berufung der Weifen zu Salamanfa, fiel auch jetzt ber Beſcheid verneinend aus. Da reiste Egebe 1718 nad) Kopenhagen und trug bie Sache Friedrich IV. vor, ber, ald eine Geſellſchaft zufammentrat

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und zur Beſtreitung der Koſten bie Summe von 10,000 Thlr. auf brachte, die Errichtung einer neuen Kolonie in Grönland befahl, und Egede als Prediger bei derfelben und als Miſſionaͤr mit einem Gehalte von 300 Thlr. anftellte:

Im Jahre 1721 wurbe ein Fleines Schiff gefauft, welches in Grönland überwintern follte, und zwei andere Schiffe, eines zum Walfiſchfang, das andere nur zur Reife nach Grönland befrachtet. &gede gründete alſo feine Hoffnung barauf, daß der Handel mit den Eingeborenen, ber fid) allerdings bei früheren Erpebitionen uns zulänglich gezeigt hatte, fobald bie Fahrzeuge nur die Küften anliefen, doch in dem Falle, daß die Hanbeltreibenden einen feften Aufenthalt im Lande ſelbſt nehmen, fo viel abiwerfen mwürbe, baß bie Miſſion und die Benoffenfchaft, durch welche bie Koften zufammengebracht, dadurch erhalten werben fönnten. Fleißige Handelsreifen längs aller Küften im Laufe bed ganzen Jahres follten Alles zufammenbringen, was bie ingeborenen von ihrem Fange überflüffig hätten. Die fpätere Zeit hat es bewielen, bis zu welchen bebeutenben Belauf biefe Produkte beigebracht werden fonnten, nachdem ber Handel feine Etabliffementd über die ganze Küfte ausgebreitet hat, wie fie auch ferner bewiefen bat, daß biefe Spehtlation bie einzige war, auf weiche eine Anfäßigmachung der Europäer im Lande begründet werben fonnte, wie alfo ber ganze grönlänbdifche Handel in einem und allem diefem unermüblichen Manne zu banfen ift.

Am 12. Mai 1721 fchiffte fi Egede mit feiner Frau, nwei Söhnen und ſechsundvierzig Perſonen in Bergen ein, und nach einer ſchwierigen Reiſe, auf welcher, wie einſt die durch bie Fukusbaͤnke und Oſtwinde erfchredten Genofien des Columbus biefen, auch feine Begleiter von den fchmimmenben Eiskoloſſen und harten Stürmen bedrängt, ihn nahe am Ziele zur Umfehr zwingen wollten, erreichte ex das erfehnte Land. Am 3. Juli 1721 betrat endlich fein Fuß gluͤcklich die Küfte, an der Außerften Inſel des Baalsrivier ober des Fiords von Godthaab. Hier wurde bie erfte Kolonie angelegt, und die neue Befledlung zeigt fich als eine faft ganz gleiche Wiederholung der Befleblung durch Erif dem Rothen; alfo in -bemfelben Lande zwei Epochen des Heidenthums und ber Barbarei, zwei Ausfaaten geiftigen Lichtes und ber erften Keime einer europälfchen Eivilifation. Mit gleicher Unermuͤdlichkeit, wie er fte bei dem Zuftandebringen feines Unternehmens -in der Heimath bewiefen Batte, arbeitete Egebe

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nm an der Befeftigung befielben in Grönland ſelbſt. Er fuchte ſich fogleich der Sprache der Eingeborenen zu bemächtigen und fie feinen Söhnen beizubringen, indem er fie mit ben Kindern der Esfimos fpielen, und fie die Fertigkeiten erlernen ließ, in welche dieſe ihren Stolz fegen. Dann unternahm ee perfönlich "weitläuftige, Reifen, um fich über bie Küſten zu unterrichten und die Eingeborenen zu belehren. Das leibliche Glück des erften Jahres fcheint auch in Dänemarf neue Hoffnungen erwedt zu haben, denn im Jahre 1723 erhielt Egede die Nachricht, daß. es ber Wille ded Königs fey, Alles Daran zu. wenden, von ber nenen Kolonie aus zur Oftfüfte vorzudrin- gen, um ben vermeintlich bort liegenden Oftbau zu juchen. Aus diefem Anlaß. begab er fih am 9. Auguft deffelben Jahres mit zwei Sche luppen auf bie Reife und erreichte Nennortalif, unfern ber füblich- iten Spige des Feſtlandes. Da er fich aber nicht Hinreichend mit Proviant verfehen hatte, nöthigte ihn die vorgerüdte Jahreszeit unter bem 641° 20° zur Umfehr, In dem jebigen Diftrift von Suliane: haab fand er auf ber Rüdreife Die früher erwähnte merkwuͤrdige Kirchenruine an ber Stelle Kakortof, und war daher der erfte Euro: päer, der dieſe wieder befuchte, wie er auch. durch dieſe Meife in verhältnigmäßig kurzer Zeit wichtige geographifche Aufflärungen ver ' fhaffte. Am 13. September erreichte er Godthaab. Noch in dem felben Herbit und Winter unternahm- er Außerft gefährliche und befehwerliche Züge auf Walfifchfängerfehaluppen mit ben nöthigen ©eräthichaften verfehen, um im höheren Norben den Bang zu ver ſuchen. Es glüdte ihm jedoch nicht, Repifene bei dem jetzigen Hol: fteindborg zu erreichen, wo nach den von ihm eingezogenen Berichten biefer Bang mit Glück betrieben werben konnte. Die von ihm gefammel: ten Aufflärungen wurden jeboch die Beranlaffung, daß im Jahre 1724 bafelbft eine Walfifchfängerloge errichtet wurde, welche aber im Jahre darauf verlaffen- und von ben ‚Holländern niebergehrannt iſt. In fpäterer Zeit wurde jedoch ber Fang lange mit großem Süd bei Holfteinsborg betrieben, und es tft bieß Die einsige Stelle in Grönland, auf der er fich noch bis zu unferer Zeit ergiebig bewies.

Indeſſen ‚hatte die Bergenfche Handelögefellfchaft doch mehrmald von ber Regierung unterftügt werden muͤſſen, um ſich nur erhalten zu fönnen. Wenn man auch annehmen baıf, daß Die Srönländer durch ihren damaligen Bang ein nicht viel geringeres: Quantum. Probufte erzielten, als jetzt, befonders wenn die Küſte, wie man. behauptet,

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früher eine viel dichtere Bevölkerung hatte, fo war Doch bie Ausbeute bed Handels zu gering, um dadurch das Etabliffement ber Miſſion und Die Befeglung beffelben beftxeiten zu können. Die Ausflchten erihienen deßhalb fo ſchwach und unbebeutend, daß, als im Jahre 1726 ein Schiff verloren ging und ein anderes in Grönland übers winterte, fich die @efellfchaft ohne Weiteres auflöste und. Das ganze Borhaben aufgab. Die Regierung wurde alſo dazu genöthigt, bie Befeglung bed Landes ‚und Erhaltung der Miffion felbft zu über nehmen, bie fie auch fieben Jahre lang aufrecht erhielt. Leider fing fie es auf eine unglüdliche, fehlerhafte Art an, indem fie eine Foft- fpielige Adminiftration und theuere und unnüge, nach europäifchen Berhältniften abgepaßte. Inſtitutionen einrichtete, ftatt die produkti⸗ ven Kräfte ber Kolonie ſelbſt in Thaͤtigkeit zu feben; ſie wurde Daher u einem‘ Haupte ohne Körper unb war nahe baran, ihre befte Stüge zu verlieren und. ganz zu Grunde zu gehen. Zuerft wurbe ein töniglicher Kommiflär. abgefendet, ber unterfuchen follte, wie der Handel am beſten einzurichten wäre, berfelbe war fchon im erften Jahre am Ziele feiner Unterfuchungen, und nun wurde eine Kom⸗ miſſion aus hochgeſtellten Beamten erwählt, nad) deren Borfchlag im Jahre 1728 ein ſehr großartiger Plan entworfen if. Es wurden noch in bemfelben Jahre zwei armirte Schiffe und zwei Transport fahrzeuge abgefendet, die alles nöthige Material zur Anlage eines Forts mit zwölf Kanonen zum. Schuß ber Kolonie mit fich führten. Zum Gouvernem von Grönland wurde ein Major Paard, zum Kommandanten bed Forts ein Hauptmann Landorf ernannt; ein Meutenant, die nöthigen Unteroffiziere, Konftabler, Feuerwerker und fünfundzwanzig Soldaten fchifften ſich mit ihnen ein. Zu gleicher Zeit wurden eilf Pferde mitgefendet, mit deren Hülfe der Gouver— neur und fein Gefolge verfuchen follten, quer durch das. Land zur Oftkifte zu reiten, um, wenn möglich, auf diefe Weife den feewärts unzugaͤnglichen Oftbau zu erreichen. Der beabfichtigte Ritt Eonnte gar nicht angetreten ‚werden, denn fchon auf ber Ueberfahrt farben fünf Pferde, und die anderen famen bald darauf in Grönland felbit vor Hunger und Elend um, ba bie Anftedler fogar Mühe hatten, das. eigene Leben zu feiften. Man hatte auch daran gedacht, ber neuen Kolonie fihnell eine ftärkere -europäifche Bevölkerung zu ver⸗ ſchaffen, und außer ben mitgenommenen Familien ber Soldaten wählte man zehn: Mann aus dem Gefängniß und zehn Mädchen

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aus dem Walferihaufe, vie nach dem Looſe mit einander verheirathet würden, und fdhidte fie nad) Grönland. Die Schiffe erreichten glädlich ihren Beftimmungsort, und- noch in demjelben Jahre ging man Daran, bie frühere Kolonie auf den Platz zu verfeßen, wo jett Godthaab fteht. Dort wurde man vom Winter überrajcht,' ale man erft mit den neuen Gebäuden halb fertig war, unb fchon durch bie ſchwere Arbeit bei Verfegung. der Kolonie hatten Die neuen Ankömmlinge hart gelitten. Nun brach unter diefen rohen und ver- brechertichen Menfchen, denen man nicht einmal Obdach zu verfchaffen im Stande war, nicht nur Krankheit, ſondern auch eine Unzufrie - benheit, bie an offenen Aufruhr grängte, aus. Ihr zügellofes und unfittliches Betragen war ein ſtarkes Aergerniß für Die groͤnlaͤndiſche Bevölferung, der ſich Egede mit fo großer Sorgfalt beſtrebt hatte, mildere Sitten und chriftliche Begriffe einzuflößen. Die Befehlenden follen, ‘wie erzählt wird, In Laufe ded Winterd gemöthigt geweſen feyn, fich in dem Gouvernementsgebäude einzufchließen, Die Fenſter mit Kanonen zu befegen und in ber Nacht wechlelmeife Wachen gegen ihre eigenen: Leute auszuftellen. Es erlagen vierzig der Neuange fommenen in biefem fchredlichen Winter der Krankheit und Noth. Sm folgenden Jahre fam ſchon früh ein Schiff aus dem Baterlande an, und auf ihm zog der Gouverneur mit den Reften ber Mann fchaft nach bem erwähnten Nepifene, wo die Walfifchfängerloge auf’ neue eingerichtet und wohin gleichzeitig bad Hort. verlegt wurde. &gede blieb in Godthaab, wo er jedoch jetzt aller Mittel in dem Grade entblößt war, baß feine eigenen Miflionsreifen auf das Noth⸗ wendigſte befchränft werben mußten. Trotz der unglüdlichen. Rad richten, bie in biefem Jahre in bie Heimath ‚gelangten, Hatte Die Regierung body eine neue Idee erfaßt, um Das Aufblühen ber Kolonie zu befördern; fie ſchickte nämlich einen. Vorrat, Zimmerhoh ab, ber im nächften Jahre in Grönland anfam, und aus bem Haͤuſer für ſechs isländifche Familien erbaut werben follten, welche man im Sinne hatte, im nächften Jahre überzuführen und dorthin zu fegen, wo fich Spuren ber verloren ‚gegangenen älteren isländifchen Bevoͤl⸗ ferung vorfanden,

Der Tod König Friedrich des Vierten. machte ‚allen dieſen Pl nen. ein raſches Ende. Im Jahre 1731 langte ein Schiff in-Repifene on und überbrachte den Befehl Chriſtian des Sechsten, beide Kolo⸗ nien fogleich nieberzufegen und alle Europäer einzufchiffen und nad

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Daͤnemark zuriczubringen. Nur Egedes eigener Wahl blieb es über- laſſen, ob er im Lande bleiben wolle ober nicht, und ſollte er im erften Falle fo viel Mannfchaft bei fich behalten, als er zur Ein- willigung überreden fönnte, und ebenfo Proviant für ein Jahr, ſpaͤter aber auf feine Unterftügung mehr rechnen. Die Regierung hatte ma ben feiten Befchluß gefaßt, ben außerorbentlichen Koften, welche biefe Kolonie‘ verurfachte, ein Ende zu machen. Es war bieß ein harter Schlag für Egebe nad) ben Benrähungen, Gefahren und Ent- behrungen fo vieler Jahre, ‚nachbem er ſich und feinen Kindern gleich ſam eine neue Heimath und einen bißher ungefannten. Wirkungskreio gekhaffen, unter dem findlichen Volke, defien Sprache und Sitten er nun erft zecht fennen gelernt hatte, und das gerade jetzt anfangen follte, die Früchte feines faueren Fleißes zu. genießen. Er fonnie natürlich in feinem Entjchluffe, in Bezug auf ben Nothanker, bem man ihm zu ergreifen gelaſſen Hatte, nicht wanken; acht bis zehn Mann ließen fich überreden bei ihm zu bleiben, wohingegen das ganze übrige Perſonal, darunter zwei Prediger, heimfehrten. Die. bei Hol- ſteensborg zurüdgelafienen Gebäude wurden, wie die früheren, von den Holländern niebergebrannt.

Auf Egebes inftändige Bitten fam doch im Iahre-barauf, 1732, ein Schiff mit Proviant und den Mitteln an, um den Aufenthalt in-Grönland noch eine weitere Zeit zu friſten; und ba Egebe jegt jo glüdlich geweien war, trog ber geringen Hälfe, bie er hatte, eine beveutenbere Ladung Probufte für das Fahrzeug zufammenzubringen, als in einem der früheren Jahre, fehrte 1733 das Schiff wieder, und brachte ihm ein fönigliches Schreiben mit, worin ihm 2000 Thlr. jährlich zum Unterhalt der Miffion bewilligt wurden, und zugleich da8 Berfprechen gegeben war, baß der Handel nun mit größere Kraft fortgefegt werben follte. Auf diefe günftige Wendung, nament- lich das Auswerfen einer beftimmten Summe für die Miflion, hatte vorzugsweiſe der. Einfluß bes Grafen Zinzendorf auf Chriftian beigetragen, und fenbete derfelbe auch‘ mit biefer &elegenheit Brei mäbrifche Bruder aus Deutfchland ab, um in Grönland an der Seite der dänischen Miſſion „Neu Herrenhut” zu gründen. Es Ing etwas durchaus planlofed in der Errichtung biefer neuen Miſſion in Grönland. Wenn man bebenft, daß beffen fparfame Bevölkerung in kleine Bereinigungen auf einer Strede von 300 Meiten über mehrere hundert Pläge ausgebreitet tft und. ausgebreitet fen. muß,

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fo ift e8 doch das Natürlichtte, daß die wenigen Europäer; bie.unter ihnen als Lehrer wirfen follen, fich gleichfalls foweit al& irgend mög lich ausbreiten. Die herrenhutiſchen Miffionäre follten dagegen nicht allein beifammen bleiben, fondern festen fich auch .auf bemielben Blede feft, wie Egede. Ja, im folgender Jahre famen fogar nod zwei, bie ftch gleichfalls dort niederließen. Daher fommt es, daß noch heutigen Tages fich neben der däniichen Miſſion in Godthaab vier deutſche Miffionäre auf einem Plage befinden, unb daß bie dortige Berölferung außer den eingehorenen Katecheten auf fechzig Individuen einen Prediger zählt, während .in biefer Beziehung für bie-ganze übrige Bevölkerung gerade fo ſparſam geſorgt ift, und biefer Mangel an europäifchen Lehrern ein Haupthinderniß für ihre geiftige Ausbildung ift. Ein. völliges Mißverftehen bes Erwerbs und ber darauf gegründeten Lebensweiſe der Grönländer, in Verbindung mit der Geneigtheit der herrenhutifchen Gemeinden zu fozialen Aenberungen, bem Drange der Miflionäre zu gefellfchaftlichem Umgang und gegen: fettiger Unterftügung, bat Diefed fonderbare und ungereimte Mißver⸗ haͤltniß hervorgerufen,

In bdemfelben Jahre, in welchem gebe fo frohe Nachrichten aus bet Heimath empfing, wurde bie Kolonie: von ‚einem nod größeren Unglüdf betroffen, an’ welches allerdings Niemand - hatte benfen fönnen, und das in noch höherem Grade, als die übrigen Ungfinföfälle, vderjelben mit dem Untergang drohte. Man hatte nämlich zwei Jahre vorher ſechs Brönländer mit nach Dänemarf genommen, wo vier berfelben an den Kinberblattern flarben. Ein Knabe und ein Mädchen, die noch am Leben waren, wurben 1733 nach ihrem Vaterlande zurüdgefendet. Das Mädchen ftarb auf ber See; der Knabe fam mit gefundem Ausfehen and Land, bald bra⸗ chen aber auch die Poren bei ihm aus und man hielt fie nur für einen gewöhnlichen Ausfchlag, bis er, nachdem er bereitd Viele an⸗ geftecft hatte, im September ftarb. Nach ihm war ein junger und fehr begabter Schüler Egedes das erfte Opfer bed Todes. Hierdurd waren die Augen über die Natur der Krankheit geöffnet, aber zu ſpaͤt, man ermahnte zwar die Gröntänder, ſich für fich zu halten und erzeugte eine große Furcht unter der Benölferung, doch war all genügende Abfonderung ber Kranfen von den Gefunden nicht mehr zu benfen. Zuerſt raste die Krankheit im Diftritt von Godthaab, wo fie im Laufe weniger Monate 500 Menfchen binmegraffte. Als

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die wenigen, die uͤbrig blieben, nach anderen Stellen fluͤchteten, pflanzten fie bie Krankheit ſowohl nach Norden, als nach Süden fort, doch laͤßt ſich nicht angeben, wieweit, da die Küſte damals noch ſo wenig bekannt war. Als im folgenden Jahre Egede und die Bruͤdermiſſionaͤre ihre Reifen unternahmen, fanden fle überall leere Haͤuſer und unbegrabene Leichen, und ſie veranſchlagten die Zahl ber Dahingerafften auf 2 bis 3000. In ber ganzen Umgegend von Godthaab ließ bie Kranfheit nur 8 Eingeborene übrig. Erft im Juni 1734 ſoll die Epidemie erloſchen ſeyn.

In dem legterwähnten Jahre wurde der Handel von ber Rer gierung einem Privatfaufmann als Monopol überlafeen. Er bieß Safob Severin ımb erhielt eine jährliche Unterfkügung von 5000 Reihöthaler, wogegen er bie Berpflichtung übernehmen mußte, bie Miſſion zu unterhalten. Ihm ſoll es geglüdt fern, die Gelchäfte zu feinem Vortheil zu betreiben, weßhalb fie auch bis 1750 in feinen Händen blieben. Im "Laufe dieſes Zeitraums wurben drei zmyue Kolonien angelegt, Chriftionshaab, Jakobſshavn und Frederikshaab. Ter alte Egede fehrte 1735 nach 14jährigem Aufenthalte in Groͤn⸗ land zurüf, fand aber einen würdigen Nachfolger in: feinem Sohne Paul Egebe, der mit gleich unermüblichem Eifer für die Aufflärung der Grönländer und das Wohl des Handels forgte. Aber ſchon 1740 wanbte ſich auch Diefer nach Dänemark heim und farb in hohem Alter, als Bifchof ber grönländifchen Miſſion. Im Laufe diefer Zeit ‚wurde auch dem Kandel ber Holländer mit Grönland ein Ende gemacht. Nachdem fie, wie erwähnt wurde, zweimal bie dänifchen Gebäude bei Holfteensborg niedergebrannt und überdieß Gewaltthätigfeiten gegen bie grönländifche Benölferung verübt hatten, und mehrfach in das Severin verlichene Monopol eingriffen, fendete bie Regierung bewaffnete Schiffe in die Davisftraße, we biefelben mehrere bolländifche Walfiſchfaͤnger, meift in ber Disfobucht, aufbrachten.

Im Jahre 1750 wurde ber gröntändifche Handel und bie da⸗ mit feſt verfnüpfte. Unterhaltung der Miſſion einer Privatgeſellſchaft übertragen, ber ſogenannten allgemeinen Handelskompagnie, bie fpä- ter ſogar noch vorthellhaftere Bebingungen als Severin erhielt. Unter biefer Leitung wurde ber Berfehr über einen großen Theil der Küfte erweitert und. fo gut wie ber ganze Reft aller jeßigen Kolonien zwi⸗ ſchen Upernivik ‘und Frederilshaab angelegt. Noch fehlte ber füb- lichſte Theil oder bie jegige Kolonie Julianehaab. Letztere mit ihren

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atten Erinnerungen, auch dadurch merlwürbig, daß fie ben verhält nigmäßig am dichteſt bevölferten Diftrift enthält, blieb in Folge ihrer iſolirten Lage und der Hinberniffe, welche das Treibeid der Oſtküſte isrer Beieglung in den Weg legt, ben Europäern am längften un befannt. Egede felbft war bisher ber Einzige geblieben, ber Nach; richt aus dieſer Gegend gebracht hatte. Das Direltorium ber Han delskompagnie hatte fie jedoch nicht ganz aus dem &efichte verloren. Schon’ im Jahre 1751 beauftragte ed einen Der Handelsbefliffenen, Peer Olfen Wallde, der ſchon viele Reifen in Grönland unternom- men Hatte, in einem Weiberboote eine Erpebition auszuführen, ſowohl nach dem füdmweftlichen Theil der Küfte, ald von dort um die Suübfpige herum zur Oftküfte, um wo mögluh die Spitren bed alten Oftbau zu finden. Auf diefer merfwürdigen Reife, die von 1751 bie 1753 währte, kam Wallöe wirklich bis jenfeits bes Kaps Survel und bie Dftfüfte bis fat zum 61. Grad nörblicher Breite hinauf, welchen Bunft zu überfchteiten es fpäter nur einem eimigen Reifenden geglüdt iſt. Nebenher unterfuchte er ben größten Theil vom Diftrift von Julianehaab und gab namentlich die. erften Nach— richten von der fchönen Natur der Horde und der Menge Spuren ber früheren europätfchen Bebauung; er war ber Erfte, ber den Eriföfjord wieder befuchte und die Ruinen in. ber Gegend non Brat- telid befchrieb, worunter er zwei Kirchen nachwies, wenn fchon ed erit den fpäterer Forſchern aufbehalten war, aus diefen Entdeckungen die Lage des Oſtbaus abzuleiten und bie- Diefelben betreffenden ein gewurzelten Vorurtheile zu berichtigen. Wallöe's Verbienfte wurden noch durch die Entbehrungen erhöht, die er auf biefer Reife aus: halten mußte, da er zwei Winter hindurch feinen Wohnftg in jenen fernen &egenden zu nehmen gezwungen war, und da die Proviſto⸗ nen, Die er in einem Weiberboote für Die Dauer von zwei Sahren mitführen fonnte, felbftverftändlich nur fehr ſparſam bemeflen ſeyn burften, und außerdem die Süblänber für fehr.to und wild galten und fogar von ben nörblicher wohnenden Grönländern. wie Mörder und Kannibalen gefürchtet wurden. Zum Schluß fam auch noch ber Umftand hinzu, daß Wallde unterwegs mit den Eingeborenen Handel trieb, und fo viel Fuchsbaͤlge mitbrachte, Daß fchon ber Erlös biefer allein im Stande war, die Reifefoften einigermaßen zu decken. Wenn man num die großen Ausgaben bebenft, welche Die Regierung früher allein darauf verwendet hatte, Die Oſtkuͤſte fowohl von ber See al6

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auch. von ber Landſeite ber zu unterfuchen, follte man billigerweife glauben, daB der Mann, dem es endlich geglückt war, dahin zu gelangen, und noch Dazu ohne Unkoften für die Regierung, für feine Berbienfte. hinreichend belohnt wäre. Dieß geſchah indeſſen feines: wege und lag es wohl zum Theil in ber anfpruchdiofen Weile, in der derfelbe auftrat, anderntheild aber auch in ben ungereimten Er» wartungen, die man fich von Haufe aud über bie Entdedungen von Reichthümern in biefem großen Lande und von ber Befchaffenheit der Gegenden, in welcher bie alten Nordländer und ihre Nachkom⸗ men gewohnt ober noch wohnten, gemadht hatte.. Wallde hatte feine Reife ohne große Aufſehen erregende Vorbereitungen, wie bemaffnete Fahrzeuge, Werde, um burd das Land zu reiten ıc. angetreten, und benugte das einfache landesübliche Weiberboot; auch brachte er feine Broben von Gold oder Silbererz oder Eremplare von Einge⸗ borenen von den Orten zurüd, an denen er geweſen, bafür jedoch außer erhandelten Waaren fein Tagebuch. Und dieſes Tagebuch, weiches die Beichreibung der Gegenden enthielt, die zu erreichen man jo lange vergeblich gefämpft. hatte, dürfte man boch wohl gleich vers öffentlicht und mit Begierde aufgenommen glauben. Aber nein! es wurde kaum gelefen. Exit 34 Jahre. fpäter zog ed ber befannte Fabricius aus feiner Verborgenheit, und erſt jetzt, nachdem es ge- drudt wurde, gedachte man auch des Mannes, der es gefchrieben hatte, und erfuhr nun, daß er fich in Kopenhagen aufhlelt und in großer Armuth lebe. in hochbetagter Greis wurde er nun dem Wohlwollen ber Regierung empfohlen, erreichte aber bennoch nicht; der Wiederentdeder des gefuchten und erfehnten Oftbaus mußte fich . glüdlich preifen, daß ihm Biſchof Paul Egede eine Heine Anſtellung verfehaffte, in der er 1793 im Alter von 77 Jahren ſtarb.

Die allgemeine Handelöfompagnie hatte, unerachtet fie von ber Regierung im hohen Grade unterftügt und ‚begünftigt wurde, nicht bad Glück, welches Jakob Severin gehabt Hatte. Es ging allmählig zurück, und im Jahre 1774 ſah ſich fogar die Regierung genöthigt, die Geſchäfte wieder für ihre eigene Rechnung zu übernehmen, und dabei ift ed denn bis heutigen Tages geblieben. Erſt um dieſe Zeit, im Sabre 1775 legte man bie jüngfte ber grönländifchen. Kolonien, Sulianebaab, an, und-z0g dadurch bie bedeutende von Walde untere füchte Küſtenſtrecke mit in das Gebiet der Handelsbewegungen. Nun wurden die Gefchäfte mit ben: Groͤnlaͤndern auch befier regulirt und

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im Jahre 1782 eine Inftruftion für bie Europder im Lande auf gefertigt ; zwei Inſpekteure, ber eine für Sübgrönland in Godthaab, und der andere für Nordgrönland in Godhavn eingefegt, deren Haupt: beichäftigung es feyn follte, über die Aufrechterhaltung der Inftrußtion zu wachen, bie Eingeborenen gegen Uebervortheilungen zu fhäten und in jeder Art das Wohl des Handels und beſonders das Be⸗ treiben des Walfifchfanges zu befördern. In den erften 30 Jahren war biefer Maffifchfang, der theild von mehreren Etabliſſements um bie Diskobucht herum, theild von Holfteensborg und Suffertop- pen in Südgrönland betrieben wurbe, und zu dem man bie Einge⸗ borenen benugte, eine ebenfo große, wenn nicht größere Einnahme: quelle, als der Handel mit ganz Grönland; fpäter hat er nach und nach verloren, wie ber Walfiſchfang der andern Nationen in ber Davisftraße, wogegen bie Ausbeute bes felbfiftändigen Erwerbes ber Eingeborenen und namentlich des Seehundsfanges in demſelben Maße zugenommen hat, aber nicht etwa, weil fich die Jagd felbft verbeſſert hätte, fondern weil die Grönländer mehr Geſchmack an Kaffee und Tabaf gewonnen haben, und hierdurch, jo wie durch Antegung mancher Filialhandelsplaͤtze verleitet find, fogleich und überall ben Speck und bie Häute ber gefangenen Seehunde in den Handel zu tieferen, ftatt fie ald die zu ihrer eigenen Oekonomie und ihrem Wohlergehen unentbehrlichen Produfte felbft zu bewahren. Unerachtet alfo der Handel in feinem legten Stadium ungefähr ben ganzen Küftenftrich einnabm, ben er jebt zu feiner Verfügung bat, und außerdem ein beträchtlicher Walfifchfang dabei betrieben wurde, ber zur Zeit fo gut wie ganz eingegangen ift, hat er doch bis 1830 folche Schwierigfeiten und Ungläd zu bekämpfen gehabt, daß man erft von dieſer Zeit ab fagen fann, er babe einen jährlichen, regelmäßigen Ueberfchuß gegeben und dem bänifchen Staate feine alten und großen Schulden abgetragen. Diefe Widerwärtigfeiten beftanden theifweife in Epidemien, bie einen großen Theil der fparfamen Bevöl⸗ ferung hinwegrafften, theils in nicht feltenen Schifföverluften, theils und vornehmlich in ber langen Kriegsperiode, in welcher ‚Die Schiffe mit ben Rüdfrachten von den Engländern aufgebracht wurden und die Befeglung mehrere Jahre hindurch gehemmt war, während bie Regierung doch zu berfetben Zeit Die Adminiftration des Landes und bie fefte Habe erhalten mußte, theils endlich in mangelhafter Befteu- rung eine Reihe von Jahren hindurch, wodurch ein ausgedehnter

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Schleichhandel feine Entitehung fand und einen großen Theil des Gewinnes fortnahm, mit dem bie Adminiſtration und bie Fahrten beftritten werben follten.

In den Jahren 1782 bis 1785 raste eine verberbliche, peitartige Epidemie in einem großen Theile von Sübgrönland; fie begann bei Gobthaab, wo fie wieder 363 Menfchen hinmwegraffte und ſich dann nach Süben verbreitete. Im Jahre 1800 wurben bie Kim berblattern von Egedesminde nach Holfteendborg gebracht und töbtes ten bort im Laufe bes Winterd 352 Einwohner ; pflanzten fich aber dann nicht weiter nach Süben fort. 1805 und 1806 herrichte bafelbft abermals eine Epibemie in Verbindung mit Mißfang und Hungersnot. Im Jahre 1807 nahmen bie Engländer bie rüdfeh- enden Schiffe und die regelmäßige Befeglung begann erft 1814 wieder. Im Laufe diefer Zeit hatte bie Regierung Mühe, theilweife durch fremde Schiffe die Europäer im Lande mit dem Nöthigften zu verfehen. Erſt 1817 glüdte es, bie feit vielen Jahren in Juliane: haab aufbewahrten Produkte einzufchiffen, und ale das Schiff bie Küfte verlafien hatte, ging es mit Ladung und Mannfchaft unter, und ebenfo ein zweites Schiff, welches gleichfalls in biefem Jahre mit einer vollen Ladung zurüdging. Erſt nach 1829 glüdte es dem Handel, fich nach fo ſchweren Berluften allmählig wieder in bie Höhe zu arbeiten, und feitbem bat er einen jährlichen und in ben lebten Jahren fogar bedeutenden Ueberfchuß abgeworfen. Nur noch ein paar Berlufte find fpäter eingetroffen, befonderd weil man bie durch das Treibeis fo ſchwierige Befeglung von Julianehaab befler fennen gelernt hat. Epidemien haben fi wohl noch unter ben Eingeborenen gezeigt, aber doch bei Weitem nicht fo töbtlich, als in den früheren Jahren. Endlich hat der Handel feine Tihätigfeit da⸗ durch in hohem Grade erweitert, daß auf allen Küften rundherum kleinere Hanbelöpläge errichtet find, und dadurch der Eonner mit ben Gingeborenen moͤglich gemacht ift, troß ihrer auf Grund des Ertrags der eigenthümlichen Jagd nothwendigen Ausbreitung. Diefe Hleineren Hanbelöpläge find im Suͤden nad) und nach auf be Zahl 27 geftiegen, ohne die urfprünglichen Kolonien mitzuzählen. Es hat fih dadurch gleichzeitig ergeben, daß der Erwerb ber Eingeborenen bie einzig hinreichende Stüge für bie europälfchen Ctabliffements im Lande ift, ımb namentlich der felbftftändige Erwerb berfelben, und ed iſt daher jest die. Hauptaufgabe der Handelöverwaltung, auf jede

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84 | . = babıch.. gefördert werben Tonnten, davon wußte man nichts; auch machte man ſich feine Vorſtellung davon, daß es die Natur felbit war, bie noch jegt, wie früher, die Abfperrung bewirkte, daß Groͤn⸗ land. nicht näher gefommen, feine Eisgebirge nicht geſchmolzen waren, baß der Monepolbandel nicht erzwungen war, um bag Land. abzus fperren, ſondern im Gegentheil um die Verbindung mit -Demfelben möglich zu machen, an dieß Alles dachte man nicht, wußte mit. einem Worte nur, daß ber Handel nun Gelb einbrädhte, Es if micht zu keugnen, daß etwas Künftliches in dieſer Inftitution liegt, aber. es muß fo bleiben, bie Regierung muß nach biefen Prinzipien ihre Sorgfalt darauf richten, wenn bie Kolonie erhalten werden, und nicht in ihr früheres Nichts zurückſinken fol. Anbererfeits ift fein Zweifel, daß die eingeborene Bevölkerung, auf die das Werf be gründet werben foll, den Grad ber Bildungsfähigfeit befigt, baß fie zu einer gewiſſen Selbftftändigfeit herangebilbet, und daß ein natür⸗ licher und fortfchreitender Zuftand hervorgerufen werben fann, in welcher Hinficht aber Reformen nöthig find. Daß es geichehe, it gewiß wänfchenswerth, nicht nur um bed Alters, Namens und ber berühmten Gefchichte bes Landes ‚halber, fondern auch, weil es für unfere Zeit das einzige Beifpiel ift, von einer Kolonifation auf fo geringe probuftive Kräfte, ‚in einem fo fernliegenden Lande - und unter. einem fo rauhen Himmelöftrich gegründet, unb weil man nicht wiflen fann, welche Wichtigleit dieſer Beſitz mit der Zeit gewin⸗

nen kann.

Zweiter Abfchnitt. | Phyfikalifche Befchreibung Grönlands.

Bierted Kapitel.

Geographiſche Eintheilung Grönlandse. Oftgrönland. Weftgrönland. Die

arktiſchen Hochlande. Das dänifche, nörbliche Inſpektorat. Das däniiche Süd⸗

Infpeltorat. Die Form bes Landes in Welten. Die Höhenzlige des Lan-

bes. Die Ausbreitung bes Landeiſes. Der Urfprung ber ſchwimmenden Eisfjelbe,

Wenn gleich Grönland (Auftralien als Kontinent betrachtet), und in feiner Außerften Graͤnze nur bis zum 80. Grade nörblicher Preite angenommen, die größefte Inſel der Welt if, trägt es doch im Allgemeinen in feinen fämmtlichen Thellen den gleichen Eharafter eines burch und durch arftifchen Landes. Es ift daher der Haupt: ſache nach mit der Eintheilung in Oft und Weftgrönland, bebingt durch bie Lage nach ber Weltrichtung von ben fühlichften Vorgebirge Kap Farvel gerechnet, genug gefchehen. Eine Reihe hoher Gebirge, die nur eine einzige Maſſe von Eisflächen und Gletſchern barftellen, trennen beide Küften im Innern bes Landes. Die durch tiefe Spal- ten unb Riſſe hervorgebrachte Unwegſamkeit dieſer das Rand be- defenden Eismaſſe macht jede Verbindung bes Oſtens mit dem Weſten landwärtd unmöglich, und bie jedem längeren Aufenthalt Trog bietende Debe, und das unbeſtegbar rauhe Klima ber Oftfüfte, der man felbft von der Seite bed Oceans, wegen ber fie umlagern- den furchtbaren Eismaſſen nur an wenigen Punkten und in Außerft ſeltenen Jahren zu nahen vermochte, erforderten bie größten Auf- opferungen fühner Reifehben, um von Süden herauf in grönlänbijchen

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MWeiberbooten von Bucht zu Bucht zu bringen, und die Umtrifie berfelben zu beftimmen und mit einiger Sicherheit niederzulegen. Sie ergab fi) bewohnt von wenigen nomadifirenden Esfimoftämmen, die durch Roth und Hunger faft aufgerieben, ſich allmählig beinahe alle dem Süden zuwenden, um jenſeits ded Kap Farvel in Weftgrönland eine mindeftens in Etwas mildere Heimath zu begründen.

Das weftliche Grönland theilt man in die bänifchen Rieder: laffungen und bie arftifchen Hochlande. Lebterer Theil füllt die Biegung des nördlichen Theils vom Baffinsmeer, und bildet vom Kap Melville bi8 zum Smithsfund reichend, ein auf beiden Seiten burch hohe Gebirge von. ber übrigen Erbe abgefchnittenes bergiges Land unregelmäßiger Form mit niedrigen Thälern. Roß fand baf- felbe auf feiner Oberfläche mit fehr dürftiger Vegetation von gelblich grüner Farbe und untermifcht mit brauner Heide bededt, auch nur ben untern Theil der Klippen ſpärlich bewachſen. Es find bie ar tifchen Hochlande von einem Eskimoſtamme bewohnt, der in Geitalt und Sitte, wie im Gebrauch der Hundefchlitten von den übrigen Eingeborenen bes weftlichen Grönlands nicht verfchieden ift, aber dennoch feiner Iſolirung halber feinen Verkehr mit benfelben auf recht erhält. Die dänifchen Niederlaffungen find urfprünglich ber Verwaltungs und Hanbdelsinterefien halber in ein nörbliches und ein ſüdliches Infpektorat zerlegt, und rechtfertigs auch theilß die geo- gnoftifche Beichaffenheit, theild bie auf Mitanwendung ber Hunde fchlitten bafirte Lebensweife der Norbgrönländer dieſe Eintheilung, wenn auch bie phyfifalifch- geographiſchen Grundzüge beider Theit dieſelben ſind. |

Das nördliche Inſpeltorat umfaßt alles Land zwiſchen dem Strom⸗ oder Neffotouffjord unterm 67° der Breite und dem Difteilt Upernivif, der nördlichſten europätfchen Kolonte in Grönland, unter dem 720 48‘ her Breite. Ex enthält die Diftrifte Godhavn, auf ber Diskoinfel, und von Süben nad) Norden gehend, bie Diftrifte von Egebesminde, Ehriftianshaab, Jalobohavn, Omenak und Uper⸗ nivik. Das füdliche Inſpektorat wird in die Diftrifte Holfteensborg, Suffertoppen, Godthaab, Fiöfernäffet, Frederikshaab und Julianehaab von Nord nah Süd gezählt, eingetheilt.

Die ganze Weftküfte von Grönland zeichnet fich durch zahlreiche und tiefe Einfchnitte bes Meeres in Form von Fiorden und Sun— den, welche letztere ben Innern Gürtel des Landes in Halbinfeln unt

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Inſeln zerlegen, aus. Diele inneren Fahrwaſſer reichen von ben Außer: ſten Landſpitzen unb Inſeln 10 bis 20 Meilen nad) Often, worauf das geſchloſſene Feſtland beginnt, defien Grenzen man erft ein paar hundert Meilen weiter öftlich in der unter biefen Breitegraben fo wenig bekannten „Oſtkuͤſte“ wieder begegnet. Diefer Gürtel ven Halbinfeln und Infeln, das „Außenland,“ ift vermittelft der Wege, welde das Meer durch benfelben gelegt bat, ber einzige. bebaute und zugängliche Theil; aber auch bad geichloffene Feſtland, bas „Innenland,“ ift wegen ber außerorbentlichen Eismaflen, bie es er⸗ zeugt und jaͤhrlich durch bie inneren Eisfjorde in das Meer hinaus: ſendet, obſchon an und für fi) unbefannt und unzugänglich, buch von ‚großer Bedeutung fowohl für bad PBolarmeer überhaupt, als insbeſondere für biefe Küfte und beren Bewohner. Wenn man bie tieferen Fjorbe, 3. B. die VBerzweigungen bed Omenaksfiord, fo weit man ed fan, nach Ofen zu verfolgt, findet man bie Thäler, bie gewifiermaßen die Fortſetzung bes Fjordes in öftlicher Richtung auf bem Lande felbft bilden, ſaͤmmtlich mit Eis angefüllt: Beſteigt man eine Höhe in der Nähe, bann flieht man ein foldhes Eisthal, wel- ches von dem Meere anhebt, in bem SHintergrunde in eine einför- mige Eisfläche, bie fich hinter dem Lande ausbreitet und das Thal einfchließt, übergehen. Steigt man darauf höher, fo daß man über dad dazwiſchenliegende Land hinausſehen kann, jo findet man, daß diefe Ebene diefelbe ift, mit ber, von weldyer das Eisthal, weiches . fich in den nädhften Fiordarm ſenkt, feinen Urfprung Hat, und je höher man fommt, deſto mehr wird man bie Eisebene fich über bie Berge des Außeniandes erheben und über ben öftlichen Theil des Horizontes, fo weit nur bad Auge reihen kann, einförmig und ohne Unterbredjung durch Land, ausbreiten fehen, und’ man wirb fich endlich überzeugen, baß es ein und biefelbe ift, van welcher alle Eisthaͤler ihren Urfprung nehmen.

Daſſelbe wiederholt ſich im Norden des Omenaksfiord und hinter der: Inſelgruppe, welche ben Upernivilsdiſtrikt bildet, ſowie gegen Süden in ben Fiorben, welche von der Diskobucht gegen Often auslaufen. Und geht man von bem Grunde ber weniger tiefen Fiorde, welche wicht mit einem folchen @iötkale enden, noch ein Stüf in öftlicher Richtung überland, dann ſtößt man früher oder fpäter auf ben. Außenrand einer folchen Eismaſſe, bie, wie man es ‚von ber nächfiliegenden Höhe. finden wird, ein und dieſelbe iſt mit

ber, von welcher jener Eiöthäler zu den Fiorden ausgingen. Kurz -gefagt, dieſelbe Linie, welche ben Grund der Fiorde berührt und ienen 10 bis 20 Meilen breiten Gürtel von Außenland gegen Often begrenzt, bezeichnet zugleich Die Grenze einer Eismaffe, die von hier und weiter, foweit nur das Auge von ben äußeren Höhen reicht das Innenland bedeckt und verbirgt.

Dieſe Eisbildung zeigt ſogleich eine weſentliche Verſchiedenheit von der, welche die hoben Berge des näaͤchſtliegenden Außenlandes und gewiſſe Berghöhen in allen Zonen der Erbe bededt, und mit ben Namen Jokul, Jisbraͤer, Gleticher u. ſ. w. bezeichnet zu wer ben pflegt. Letztere ift nämlich ftetS mach der Form der Oberfläche gebildet; fie wird durch bdiefelbe bedingt und beginnt in gewiffen Höhen über dem Meere, legt fich dort, wie eine Schale, über bie Oberfläche, neigt fich mit dieſer und gleitet auch an ihr hinab, fich in trichterförmigen Thätern anhäufend und ſich von dort weiter ober näher hinunter in ‘die wärmeren Regionen bed tiefer liegenden Landes verlängernd.

Im Gegenfage hierzu fönnte jenes Innenlandeis eher von bem tiefer liegenden Lande ausgegangen zu feyn fcheinen, einer flüffigen Mafle gleichend, die das Ganze bis zu einer gewiſſen Höhe über ſchwemmt hatte, über welche hinaus fie nicht fteigen fonnte, ſondern durch bie Thaͤler nach bem Meere oder dem Aupenlanbe abzufließen begann.

Es war an den meiſten Stellen gar nicht leicht, ja vielleicht auch ganz unthunlich, die Höhe dieſes allgemeinen Eisplateaus ober die Höhe, bis zu welcher dergeftalt dad Land mit Eis uͤberſchwemmt worden iſt, zu meflen; doch glüdte ed auf bem flachen Fjordeiſe und vor ben Eisthälern im Innerit⸗, Sermelils- und ‚Keriaffjord, Grundlinien zu vermefien und dadurch fefte Punkte in dem zerflüf- teten und zadigen Eife in ben Thälern zu beftimmen, und es zeigte ſich hierbei, daß baflelbe an der Stelle im Hintergrunde, wo es in das gleichmäßige Plateau übergeht, eine voͤhe von enwao uͤber 2000 Fuß hat.

In dieſem aͤußerſten Theile, zunaͤchſt dem Außenlande, fieht man noch auf einigen Stellen Gipfel von Land über bie. Eisebene hervorragen, gleichfam wie Infeln in einem Meere. Bon bort ab fleigt bie Eisebene an, aber gleichmäßig abfaliend und zulegt nur aͤußerſt ſchwach, fo daß man an Punkten von über 4000 Fuß Höhe

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fie wahrscheinlich bis zu einer außerorbentlichen Entfernung im Often uͤberſteht, wo ihre ebene Oberfläche faft mit ber Luft im Horizonte jufammenzufchmelzen fcheint, ohne baß bie geringfte Unterbrechung burch Unebenheiten. oder Land zu fehen if.

Obſchon es alfo nicht mehr möglich ift, fich einen Begriff von ber Sorm bes alten Innenlandes zu bilden, fo fcheint es boch, ale ob dieſer weftliche Theil im Ganzen niedriger geweien fey, als das Außenland, mo fo manche -bebeutende Stredten 2000 Fuß Höhe weit überfteigen, weit man fonft mehr Land aus der Eisebene hervorragen jehen müßte; und bieß ſtimmt auch damit, daß bie hohen Halbinfeln fih in der Regel nad Often und dem Innenlande fenfen und nie driger werden, überein.

Nicht weniger merfwürbig, ald biefe Form und’ die außeror- dentliche Ausdehnung des Innenlandeifes, ift ferner die eigenthüm⸗ lihe Bewegung, bie von befien Innern ausgeht und Anlaß zu ben großartigften Naturphänomenen gibt, welche die Bolarländer hervor- bringen. Es fann nämlidy als entſchieden angefehen werben, daß die ungeheure Eisbede überall die Tendenz hat, ihren Rand nad Weften über das Außenland oder dad Meer vorzufchieben. Man fann fich dieß am beften vorftellen durch bie Benußung des oben angeführten Gleichniſſes, daß es wie eine halbfluͤſſige Maſſe ift, wie ein Meer, welches das Land uͤberſchwemmt hat. Diefe Maffe erhält einen beftändigen Zuwachs aus dem Innern,‘ fleigt dabei an, und firebt nun in demfelben Verhaͤltniß überzufließen und biefen Ueber⸗ flug über das Außenland und dad Meer zu ergießen. Es wird nur durch - eine folche nach außen wachſende Bewegung erflärlich, auf weiche Art Landftreden unter Eis begraben werben fonnten, und es an einzelnen Stellen, bie fonft im Stanbe gewefen find, Die üppiäfte Polarvegetation zu tragen und Rennthierheerden zu ernähren, noch werden Fönnen.

Bon dem Grunde bes Patitfoffiord, im Norden von Jakobs⸗ havn, hat man es. vielleicht am nächiten zum Rande bes Innen- landeifes, wobei überbieß eine bequeme Gelegenheit gegeben ift, biefen großen Eontraft zwifchen. Außenland und Innenland zu: beobachten. Das kleine Thal, durch welches ein Strom fein lehmhaltiges Waffer von bem naheliegenden &ife zum Meere führt, zeichnet fich durch feine Vegetation und namentlich durch die Menge aus, in welcher die Blaubeeren hier gedeihen und ihre Reife vorzugsweife auf ben

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äußeren Küften erreihen. Hier muß alfo die Sonne ben Erd⸗ boden noch lange erwärmen, nachdem fie den Schnee und bad Eis bed Winters weggeführt hat; ja fie würbe vielleicht im Stande ſeyn, dad Doppelte oder Dreidoppelte beflelben aufzuthauen, ehe es ber nächte Winter vermehren oder Gelegenheit geben fönnte, es in un- aufthaubares Eis zu verwandeln, und doch bedeckt dieß den angren- zenden Landſtrich, als eine Schicht von mehreren hunderten, ja nicht weit davon von der Dide von einem paar. taufend Fuß. Die fteilen Eiswände hängen über das Thal und bie umliegenden Hügel hinaus und fcheinen langfam über daſſelbe vorzurüden; mächtige Eisblöde werden von Diefen Wänden losgerifien und liegen herabgerollt auf der mit DBegetation bedeckten Oberfläche.

Die nady außen wachſende Bewegung kann noch befier in ben Armen, welche das Innenlanbeis in das Meer hinausfendet, beob- achtet werden. Wenn bas Fiorbeis im Winter gleichmäßig und fell vor. demſelben liegt, dann ift jeder Drud, ben ed von ihm. empfängt, leicht Eenntlich; in geößerem oder geringerem Abflande von bem feften Landeiſe zeigt fich das Fiorbeis ein wenig auf Das Land hin aufgeichoben oder zu einer Barre zufammengefchraubt, die quer über ben Fluß geht. Im Sommer wird die Bewegung an ben Brudy- ftüden, welche das Landeis zum Meere abgiebt, gefplirt, während biefes ſelbſt feinen Platz behält oder in demfelben Verhaͤltniß dadurch erneut wird, daß e8 aus dem Innern hervorgefchoben wird. Hier zeigt fich num ber merfwürdige Umftand, baß bie Bewegung, obſchon überall vorhanden, in dem Grabe ungleich vertheilt und auf gewiſſe einzelne in bad Meer hinabgehende Arme conzentrirt ift, daß Die aller der Uebrigen für durchaus Nichts. zu rechnen ift. Dieß bleibt aus dem Grunde auffallend, weil die Oberfläche des Innenlandeiſes überall eine. einförmige Hoshebene bildet, in beren Form man feint Urfache dazu entbedt, daß die Eismaffen, ſchon weit aus dem Innern ber, vorzugsweife gegen gewiſſe Punkte bes Außenrandes und eher ald gegen anbere hin, gedrängt werben follten ;- die Urfache Davon mag in bem Innern des Eifes und wohl zunächft in ber Form bed Darunter begrabenen und nicht fichtbaren Landes verborgen liegen.. Es find Die Theile des Innenlandeiſes, ‚welche in biefer Art in einem itärferen Bewegungszuftande fiab, nicht umpaffend Eisftrome ge nannt und es wird fobann ber weientliche Unterfchied zwifchen dieſen und ben beweglichen Eisbildungen, welche man in anderen Ländern

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Gletſcher, Jisbräer, Sturzgletfher (Sfredjdfeler) nennt, darin heftehen, daß. das Vorwärtsfchieben ber Resten feine zu Tage liegende Urfache in ber Form ber Oberfläche und in ber Neigung bed Bodens, worauf fie gleiten, hat, und unter allen Umftänben zum großen Theile die Wirkung ber Schwere ift, wohingegen bie Strömungen in jenem Innenlanbeife innerhalb ber Grenzen einer anfcheinend einfürmigen Maſſe mit cbener Oberfläche vorgehen. Der größte Unterfchied möchte jeboch in ber Stärke der Bervegumg und ber Größe der Maflen beftehen, welche durch biejelbe unauf- börlich in das Meer hinausgebrängt werben. Bon biefen Eieftro- men nämlich, und, wie es fcheint, ausſchließlich von ihnen, ruͤh⸗ ven bie mächtigen Eiskoloſſe her, welche in ben Polarmeeren umberfchtwimmen und ben Namen von Eiöfielden tragen. Ihre außerorbentlichen Dimenfionen find burch alle Meifebefchreibungen, welche von biefen Gewäflern handeln, befannt, und haben mit Recht vor allem Anderen bie Aufmerffamkeit der Seefahrenden auf fich gezogen, man erinnere ſich nur, baß beren über dad Meer hervor: ragenber Theil fich zu einer Höhe von bis 200 Fuß und einem Umfang ‚von mehreren taufend Ellen erheben Tann. Macht man aber einen Ueberfchlag über den Theil, welcher unter ber Meeres⸗ fläche ſteckt, ſo kömmt man zu bem Refultate, baß fich die Mafle ber geößeren Eisfielde bis zu 20 bis 30 Millionen Kubifellen beläuft, und daß ſolche Stüde, wenn man fie fich auf bad Land gebracht benfen Fönnte, Berge von über 1000 Fuß Höhe bilden würden. Und doch find die hier erwähnten, bie ganz gewöhnlichen größeren Eisfielde, welche von Norbgrönland kommen, bei weitem nicht bie größeften. Es Tann angenommen werben, daß Eisfielde von 100 Millionen Kubikellen nicht einmal zu den Seltenheiten in dem Meere längs ber Küften von Grönland gehören. Bebenft man, baß dieſe Koloffe, deren mindefte Durchmeffer 800 bis 1000 Fuß ift, bloß Bruchftüde des feften Landeiſes find, dann wird es einleuchtend, von welcher außerordentlichen Mächtigkeit dieſes ſeyn muß, unb welche beivegende Kräfte erfordert werben, um fle auf einer ſchwach ge- neigten Oberfläche aus dem Innern bed Landes hinaus in das Meer zu fchieben. Gine folche Blatte von über 1000 Fuß Dide wird durch bie erwähnten Eisthäler auf ben Grund bes Fjords Hin: abgefchoben und Die Bewegung fest fich im Anfang unverändert über den Meeresgrund fort,. bis der Außenrand eine. Tiefe erreicht, in

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weicher dad Waſſer ihn zu heben beginnt; aber noch behält es feinen Zufammenhang bet und rüdt, vom Meere getragen, vor, bis irgend ein äußerer Umftand den Zuſammenhang aufhebt. Dann wird beffen innerfter Theil zerbrochen, und gibt dadurch Die frei fchmimmenden Eisfjelde ab. Diefe Wirkung, welche man bed „Eisfehimmers Kal- bung“ (Jisblinkens Kalvning) nennt, fegt, das Meer bis in einen Abftand von 4 Meilen und darüber in Bewegung. - Aus dem Eben: erwähnten bürfte es fchon einleuchtend feyn, daß man ſich die Eie- fielde nicht mit - einer Plötlichfeit von dem Abfall losbrechend und berabftürzend denfen muß; man fönnte eher jagen, baß fte ſich er- heben, benn in ber Regel wird man finden, daß bie Eisfielde, welche noch nahe vor dem feiten Landeiſe, von welchem fie herrühren, liegen, höher aus dem Meere emporragert, als ber Außerfte Rand beffelben, ber etwas durch ben hinterften noch auf dem Lande oder dem Mer reögrunde hinabgleitenden Theil niedergedräcdt zu werden fcheint, im Mebrigen aber durch das Meer getragen wirb ober halb in demſel⸗ ben fchwimmt; denn das Landeis, welches mit jähen Abfällen zum Meere hinaus endet, gibt ficher Feine Eisfjelde ab, fondern nur fleined Kalbeis (Kalvis). Es ift ungewiß, ob der äußere Rand von dem feften Eife gleichmäßig und beftändig ober periodiſch vor- fchreitet; aber felbft befien Entzweibrechen ober Kalbung fcheint un- abhängig davon auf äußeren Urfachen zu beruhen, fo daß der Stand- punkt von dem feften Außenrand unbeftimmt ift und mitunter viel weiter vorrüden fan, ald zu anberen Zeiten und ohne baß bie Maſſe entzweigebrochen wird; bazu ift es ganz unabhängig von ber Sahreszeit, und felbft in jedem ber Wintermonate kalben große Eis fielde hinaus in das Meer. Vom November bis Tpät im Juni find in der Regel die Eisfjorde oder die Innern Fahrwaſſer, welche hin auf zu ben Stellen führen, von denen dad große Kalbeis ausgeht, durch das Eis des Meeres geichloflen; in dieſer langen Zeit werben bie Eisfjelde in den innern Fiorden aufgehäuft. Im Juli, befon- ders aber im Auguft, werben fie barauf in Mafle vom Strome hinaus in. das offene Meer geführt, und biefes „Ausfchleßen ber Eisfiorde,“ wie es genannt wird, bleibt bis fpät -im Herbſt bei, wo die anhaltenden Oftftröme endlich bie Innern Fahrwaſſer ganz reinigen, mit Ausnahme. von gewiſſen Banken, an benen die Eid fielde faft immer lange Zeit auf dem Grunde ftehen können. Dadurch, daß man jebt die Dimenftonen ber Eisfjelbe kennt

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und ebenfalls dadurch, daß, man bie Innern Eisfahrwaſſer und Mün- dungen beobachtet, bürfte es möglich fern zu einem ungefähren Webers Ihlag der Menge von Kalbeis zu fommen, weiche& jährlich von bem Innenland hervorgebradyt und burch die Ei6ftrome hinab in bie Kiorde und durch fie hinaus in das Meer geführt wird. |

Bon 28 Eisthälern ſcheinen 5 faſt die fänmtlichen Cisfielbe abzugeben, welche von bDiefer Küfte ausgehen; 8 bis 10 tragen hierzu. in einem geringeren Grabe bei, wohingegen Alled, was von ben übrigen ausgeht, im Verhältnig hierzu ganz zu verfchmwinden ſcheint. Die 5 jene Hauptmafle von Kalbeis in das Meer füh— renden Eisftröme find:

1) der von Jakobshavn, ‚unter 699 10° u. Br., welcher ſich in ben Eisfjord von Jatobehann ergießt ;

2) ber von Toſſukatek, unser 69° 50°. n. Br., welcher füh in die Bucht Hinter dem Erbprinzen-Eiland ergießt;

3) ber von dem größeren Karlaf, unter 709 25° n. Br.; und

4) der von dem gwößern Kangerbturfoaf unter 719 25’ n. Br, welche fich beide in den Omenaföfiord ergießen;

5) der von Upernivif, unter 73% n. Br., welcher fich hinter ber

Infel Yufpadlartof im Upernivilsdiſtrikt ergießt.

Jeder biefer großen Eisftröme führt jährkich. über 1000 Millio⸗ nen Kubikellen in das Meer hinaus.

Diefed nur quantitative Verhältniß könnte theilweiſe zu Betrach⸗ tungen über die Natur ber großen Eisftröme und ihre Bedeutung für das unbefannte Innenland führen. Das Außenland ober Die Halb: infeln unb Inſeln haben, wie es wahrfcheinlich ift, ihre von bem Sunenlande ganz gefonderten Abflußſyſteme. Hier iſt es überall nahe zum Meere, und der größte Strom wird vielleicht nur von einem Terrain von 30 bis 40 Meilen genaͤhrt; deſſen ungeachtet findet fi) ein ſolcher, der fo breit unb tief iſt, daß bie Grönländer ihn mit einem Ruderboot befahren fönnen, foweit es bie Gewalt feiner ‚Strömung zuläßt. Zahlreiche Bergfiröme machen jeboch bie Wanderungen im Sommer überall beichwerlich.

Wenn man fi aber dem Hintergrunde der Fiorden, dem großen Innenlande, nähert, welches von hier bis zu ber entgegen⸗ gefegten, wenig befannten Oftfüfte gegen ‚ein -panr. hundert Meilen Ausdehnung hat, und Ylußmündungen zu fehen erwartet, Die gegen hundertmal ſo groß. fenn follten, als Die. größte auf: dem Außenlanbe,

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fo ſieht man bier im Gegentheile fühlechterbingd gar feine. Die alten Flüffe find verſchwunden, und bie Thäler, in denen fte floßen, find ausgeebnet mit den Gipfeln der Berge durch das ſtets zuneh- mende Eis, welches das Ganze bis zum Meere bedeckte, und fich fogar das alte Meeresgeftade verbergend in daſſelbe hinein fortfekte; und mit Recht muß man fragen, wo bleiben bie Waſſermaſſen, welche im Laufe des Jahres als Schnee oder Regen auf bie Oberfläche diefer weitausgebehnten Eiswüfte fallen? Gleichzeitig tft e8 als eine Thatfache anzufehen, daß bie ganze Waſſermenge, welche jährlich in der Form von Schnee und Regen auf das Außenland fäht, es wieder burch die Ströme in fließendem Zuftande verläßt, den Theil abge rechnet, welchen bie Berbünftung wieder hinwegnimmt, forwie, Daß ber Theil, welcher ald Eis in das Meer hinausfälltt, wenn bad Hochlandseis . ausfchießt und über dem Abhang zerbricht oder fi burch die Klüfte hinab in das Meer verzweigt, eine fo geringe Größe ift, daß ſie ganz aus der Berechnung gelaffen werben Tann. Dieß berveist, welch” ein geringer Theil der jährlichen Schneemenge es ifl, der unter biefen Breitengraben- im Stande ift, bem Aufthauen und dem Fortfließen in das Meer zu entgehen. Wenn man aber dann auf ber anderen Seite bie Orte betrachtet, wo jährlich über 1000 Miltionen Kubifellen Wafler von bem Lande in ber Form als Eis abfcheiden, und bedenkt, daß biefe Menge '/,, oder möglicherweife ein weit größerer Theil der durch bie Themfe jährlich gefammelten und dem Meere zugeführten Waffermenge ift, dann wird es einleuch⸗ tend, daß folche Eisfröme eines großen Minterlandes zu ihrer Ver⸗ forgung bebärfen, und bieß, in Verbindung niit ben mangelnden Fluͤſſen und ber Größe des Innenlandes und feiner Ausbehmung gegen Often, führt unwillkuͤrlich auf ben Gebanfen, daß die Eis⸗ ftröme bie verfchwundenen Ylußmündungen bed alten Innenlandes repräfentiren, daß das Eis, nachdem es das Land bis zu einer ge wifſen Höhe bebedit hat, ben Weg in das Meer, wie ehemals dad fließende Waſſer, zu fuchen beginnt, daß, gleichwie in anderen Kli⸗ maten das Waffer von den Fluͤſſen gefammelt: und fortgeführt wird, es ebenfo bier theilweife in feſtem Zuftande durch bie Eisſtroͤme ge: fammelt und weitergefchafft wird, endlich daß auf biefe Art der Aufthärmung und Ausbreitung beffelben über das Innere Gronlande eine Grenze geſetzt iſt.

‚Hiermit dürfte es ſodann wohl uͤbereinſtimmen, daß man von

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feinem andern Orte mit Sicherheit weiß, daß bort große Eis⸗ fjelbe producirt werden, als gerade an biefer ‘Küfte, welche ben größeften Theil abgefchloffenen Landes um ben Rorbpol herum be⸗ grenzt, und welche erft mit bem &isfiorb von Jakobshavn oder ohn⸗ gefähr. unter dem 69° n. Br., unter welchem Breitengrade Grön- land bedeutend ‚in der Ausdehnung von Weit nad) Oſt zunimmt, beginnt. Es feheint, ald ob die Größe dieſes Hinterlandes eine ebenfo wejentliche Bebingung für. die Bildung ber Eisfjelde tft, wie das firengere Klima, und baß aus biefem Grunde weder in bem füblihen Theile von Grönland, noch auf Spibbergen, etwas ben bier erwähnten großen Eisfiorden Gntfprechended gefunden wird. Die Eisfjelde, welche längs der Oftfüfte von Grönland herabfommen, duͤrften als von ben Eisfjorben auf biefer Oftfüfte herruͤhrend ange- nommen werden, und ebenfo unter einem nörblicheren: Breitegrad und: alſo .an ber. entgegengeſetzten Seite von bem gefihloffenen Innen- lande. von Grönland. Auf. eine foldhe Betrachtungsart Fönnte auch die nachgewieſene Veriheilung der Eisſtroͤme längs ber Küfte von Nord nach Sub und ihre Ausbreitung über biefelbe deuten; aber es it zugleich höchſt wahrfeheinlich, Daß ſich an denfelben Stellen außer: ordentliche Maſſen von Süßwafter aus Refervoiren in bem Innen⸗ tandeife und unter demſelben in das Meer ergießen.

Auf welche Art nun jeht die Bewegung bed Eifed von dem Innenlande und durch bie Eioſtröme zu den Fjorden vor fich geht, tt eine Frage, bern Auflöfung nur durch eine Unterfuchung bes Ralbeifeh, ber Bauart der Eisfielde, und durch Daraus: hergeleftete Schluͤſſe über bie Bilbungsart derfelben, erwartet werden Tann. Es muß in folder Sinficht beſonders hervorgehoben werben, daß das weißliche, von feinen, langgebehnten und parallelen Blaſenloͤchern durchzogene Eis, welches bie Hauptmaffe ber Eisfjelden ausmacht, von großen und fpaltenförmigen Gaͤngen eines faphirblauen burch- ſichtigen Eiſes begleitet ift, an welches fich die fremden Einmifchun- gen von Kies und Stein jeberzeit anſchließen und welches auf eine Ausfüllung der Spalten. im Eiſe mit Waller und einen durch das Erftarren deſſelben möglicherwelfe hervorgebrachten oder in allen Fällen vermehrten Drud nach der Richtung bes natürlichen Ablaufes hin⸗ deutet. Die äußerſt einföormige Vertheilung ber feinen linienförmigen parallelen Poren in dem fpröden Eife, dad bie Hauptmaffe aller großen Eisfielde ausmacht, fcheint von dem urfpränglichen Bildunge-

%

moment bed Eiſes hergeleitet werben zu müflen, wenn es burch Schnee oder wiederholter Auflöfung und Froſt entfteht; fie wird gar nicht, oder nur hoͤchſt unvolllommen und undeutlih in den Joökuln oder dem in die Thäler hinabfchießenden Hochlandseiſe wahrgenommen.

Bei dem Aufthbauen löst fich dieſes Eis nicht in regelmäßige, genau in einander paflende Körner auf, wie ed Befchreibungen zu Folge bei dem eigentlichen @letfchereis gefchehen ſoll; dagegen tft dieß mit dem blauen Eiſe der Sal, welches die fcharfen abgefonder- ten, fpaltenförmigen Gänge bildet, Dieß bürfte aber dennoch bie Erklärung ihres Urfprunges durch) Ausfüllung ber Spalten mit Waſſer nicht verhindern, denn biefes kann oder muß vielleicht mit Schnee vermifcht gewefen, und Daraus möchte die geförnte Struftur entftanden jeyn. Fremde Einmiſchungen, Stein und Kies, zeigen fich ſtets als fpaltenförmige Ausfüllungen oder geradezu In dem binuen burchfichtigen Eife eingelagert, aber niemals in jenem normalen Eife mit den parallelen Poren. Außerdem trifft man häufig conglomera- tifche Eisfielde, zuſammengeſetzt aus ‚unregelmäßigen an einander ge⸗ häuften Blöcken von verfchiedenem Eiſe, vermiſcht mit Stein und Kies, der befonders das Eis färbt, welches bad Bindemittel aus⸗ macht. Daß in dem Innern bes Eifes dann auch große Waſſer⸗ referpoire gefunden werben, iſt ſchon darum wahrfcheinlich, weil bie Mitteltemperatur, felbft wenn fie in dem Erdboden unter biefen Breitegraden unter feyn kann, boch in einer gewiſſen Tiefe, auf alle Fälle von 1000 Fuß, fleigen muß, und daß dies Verhaͤltniß beftehen bleibt, ſey es nun ber gefrorene Erdboden felbft ober eine auf: bem- jelben liegende Lage von Eis. . Der Patitfol-Fjorb überzeugt Davon, baß dieſes wirklich flattfindet, indem. ein Kleiner Strom, ber feinen Urfprung. am Rande des Innenlandeiſes hat und unflares, lehmiges Waſſer, wie bie Zökulftröme, führt, mit unveränderter Gewalt den ganzen Winter hindurch ftrömt. Die Grönländer erzählen von meh- teren folchen fehr großen Quellbornen des Innenlandeifes.

Die Kanäle, in welchen ‚in biefer Art das Waſſer geborgen wird und fi in bem Iunern bed Eiſes bewegt, müflen, ba bad Eis felbſt in Bewegung ift, häufigen Veränderungen unterworfen ſeyn; bald müflen fie geichloffen und gefperrt werden, bald muͤſſen fich neue bilden, und bad Waller fich ausbreiten und in bemfelben erftarren, -

Es wird aus dem Erwaͤhnten einfeuchtenb ſeyn, welcher

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Unterfchleb zwiſchen dem unvolffonnnen unter dem Eife vergrabenen unbevohnten:und unzugaͤnglichen Innenlande von Groͤnland und dem Außenlande gemacht werden muß. Es verſteht ſich von felbſt, daß in ben Nachſtehenden überhaupt nur von dem leßtgenannten die Rede ſeyn kann, welches durch bie zahlreichen Einfchnitte des Meeres, bie e& zugänglich und bewohnbar machen unb Ableitungsfandle für bie Eismaflen bilden, die von dem Innenlanbe erzeugt werden, und ohne jene fich auch über einen großen Theil des Außenlandes verbreiten wuͤrden, charaltexrifirt wird.

In runden Zahlen dürfte dieſes Außenland bes bänlichen Nord⸗ grönlands zwiſchen 670 40' und 73% n. B. auf ein Areal von 6 DMeilen angefchlagen und vertheilt werben auf:

2: Halbinfeln zu 120 . 2.2.20. .240 Eifel,

die Infel Die . » » 2 2... 410 .

2 Halbinfeln u 20.» 2 2 2200

12 Halbinfeln zu 6 bis 8:. . .

-Heinere SHalbinfeln und Landſtriche noch

unbebdedit von: dem Imenlandeiſe

2 Inſeln u 10......

10 Inſeln md... 2 2 0.

60 Inſeln u Y Bl... .

mehrere ‚hundert kleine Snfeen u und unn.

zaͤhlige Scheren ine . . 40 „. 610 Meilen.

Die Vertheilumg von Beer und Land fteht Hier in naher Ber- bindung mit der Höhe bes Landes, und biefe wieder mit ber geo- ghoftifchen Beſchaffenheit. Es ift nämlich hier ein Faltum, beffen Grund übrigens nicht ſchwer einzufehen iſt, daß, je niedriger das unebene hügelige Granitland ift, es fich auch befto mehr, fo zu fagen, mit dem Meere vermifcht, und daß die Küften um fo gemwunbener und ‚gefchlängelter laufen; wohingegen hohes Plateauland, welches befonderg für bie Trappbildung geeignet iſt,! mehr gleichlaufende

8888 zaß

iz. 3 *

In Dinficht auf die in dieſem Abſchnitte angewendeten geologiſchen Anedrudke wird bemerkt, daß darin umter Granit und Gneus bie: älteſten Vergmaſſen ober ſogenannten Urgebirge verſtanden werben, won denen angenontmen iſt, daß fie bie Grundlage allen Übrigen belannten Bergmaſſen bilden, und daß fie bie: urſprüng⸗ liche Bergrinde geweſen find, worauf bie anderen und jüngeren Bergarien ſich ſpäter abgelagert haben, Dagegen wird unter Trapp eine Bergart verſtanden/ bie im

Eyel, Srönlanr. 7

Hüften und: größere gefchloffene Theile Land Hat. Der erſterwaͤhnte Charakter ik dem fübkichiten Theile ber Feſtlandoküſte, mit ben zahl reichen Infeln,- welche fie umringen, eigen. '

Wenn man nun, um fich eine Vorſtellung von ben Berghöhen in den befannten ITheilen von Norbgrönland zu machen, eine Ber- gleichung zwiſchen biefen und den nächſt befannten Ländern anftelk, dann ergibt fich das Reſultat, daß ungefähr ein Achtel bes Aupen- landes eine unebene Oberfläche hat, deren Gipfel fich Bier. und dort zur doppelten Höhe ber höchften Berge in Dänemarf erheben, daß ein anderer Theil von. ähnlicher Ausdehnung und gleichfalls unebener Oberfläche. feine Gipfel bis zu Dem. drei⸗ und fümffachen ber höchſten Berge bafelbit thürmt, und in der Höhe umgefähr. mit ben Fardern verglichen werben fönnte, und endlich, daß der größte. Theil oder ungefähr %, des Areals fich durch Bergmaſſen mit Plateaus oder Hochebenen und dazwiſchenliegenden niedrigen und gleichfalls ebenen Thälern auszeichnet. Ein bedeutendes Areal biefer Hochebenen fteigt zu berfelben Höhe auf, wie bie. Iegterwähnten Berggipfel, aber in bem mittelften, oder dem zwiſchen 30% und .711,° n. Br. Tiegenden Theil des Gürtel des Auslanbes, erreichen. bie Hochebenen ungefähr das Doppelte 'der letzterwaͤhnten Höhe und nähern ſich oder fallen vielleicht. fogar mit bem höchften. Theile von Island, oder mit '/, von ben höchften Punkten auf der flanbinavifchen Halbinfel. zufemmen.

Diefe bedeutenden Hochebenen. werben nicht allein von den Trapp gebirgen gebildet, Sondern auch, wenn fchon in einer geringeren Aus- dehnung, von ben Urgebirgen, und. Dann werben fie in ber unmittel⸗ baren Nähe des Meeres gefunden, ja zum The erheben fie ih auch aus bemfelben mit lothrechten Klippenwänden; fie bilden ben mittelften. Theil von Nord⸗GOroͤnland und. hie in hohem Grade impo⸗ nirenden Umgebungen bes Omenaföfjord.

Weſentlichen denſelben Urſprung und zum Theil daſſelbe Ausſehen, wie die Lava bat, welche bie vulkaniſchen Berge bildet. Aber gleichwie die Lava nur an gewiſſen Bunkten durch die Erdrinde hervorbrechen und ifolirte, kegelförmige Berge bilden fan, jo muß bie geichmolgene, in fpäteren Erbperioden als Trapp hervorgebrochene Mofie Durch ſpaltenförmige Oeffnungen emporgeſtiegen ſeyn, von denen fie ſich dann ausgebreitet, hunderte von Ouabratmeilen bebedit und fi zu Bergen aufgethürmt dat, welche fich nicht allein durch Ihre Höhe, fonbern auch durch ihre: ebene Ober Rlüche oder bie großen Streden, worin fi biefe Höhe erhätt, und folglich durch ben großen kubiſchen Inhalt der Bergmaſſen ameidmen, wohingegen anbese Gebirge Sweden fi nur in der Fotm von @ipfeln ober Kämmen zu größener Höhe erheben.

en.

In dem befannten Theile bes Diſtrikltes Egedesminde uͤberſtelgen die Berge kaum die Hoͤhe von 1000 Fuß, und belaufen ſich in der Regel bis auf wenige hunderte, fo daß bie Inſel Riffol oder Omenaf (e. 67° 58° n. Br.), welche mit bem Barometer zu 829 Fuß ge- meflen ift, als ein in ber. Gerne Fenntlicher Punkt hervorragt. Das Feſtland bildet weit Kinausfpringende ſchmale und gewundene Halb- infeln, und: diefe werden von bem offenen Meere burch einen Gürtel von zahlreichen größeren und Fleineren Infeln geſchieden. Ganze Lanbfiriche bieten ein einfürmiges Ausſehen dar; überall erfcheinen sraufarbige, unebene Anhöhen, fo daß es auf Reifen nicht leicht ji, ch in-dem Labyrinth von Meer und Land zu orientiren. Im Norden dieſes Diſtrikts bildet das Meer mit der anfehnlichen Disfobucht einen tiefen und breiten Ginfchnitt gegen Often. Das Feſtland, weiches das. Innenlandeid von bem Meere. abfcheibet, wird hier weit ſchmaler, wenn ſchon ed. durch bie Difteifte Chriſtianshaab (Chris ſtianshoffnung) Jakobshavn und Rittenbent hindurch einen aͤhnlichen Charalter beibehält; aber die Berghöhen nehmen etwas zu. Zumächft Ehriftiandhaab wurde der Bergrüden Kaffarfoit (bei dem füblichen Bartthurm) mittelſt des Barometers zu 1222 Fuß gemeffen, und auf gleiche Weife naͤchſt Iafoböhaen der Kafkarfoeitfiaf Kangilia zu 1250 Fuß und endlich wurde auch der hoͤchſte, der Kolonie Ritten- benf gerade gegenüber gelegene Punkt auf Exrbprinzenelland, der Kan: gefögipfel, 2200 Fuß Hoch gefunden, Diefe Punkte ‚find die bebeu- tendften Höhen in ber ganzen Umgegend,. und man wirb daraus erfehen, daß das Land allmälig nad; Norden zu anftelgt. Die er- wähnten Diftrifte werben durch vier Halbinfeln und eine große Inſel, aber nicht durch fo zahlreiche Kleinere Infeln, als die vorigen gebildet.

Aber hier beginnen nım gegen Welten und Norden weit bebeu: tendere zuſammenhaͤngende Höhen, und das Land nimmt ein ganz anberes. Außfehen an. Die Inſel Disko tritt: zuerſt mit ben. ausge behnten Sochebenen hervor, die durch die Trappformation bebingt Ann; aus der Entfernung gefehen, zeigt fle faft eine zufammenhän- genbe ebene: Oberfläche; welche entmeber ganz jaͤh, ober ſchwach terraffenförmig - zu dem ‚Meere Hinabfällt; wenn min ’aber näher fonmmt, öffnen ſich befonberd in dem ſuͤdweſtlichſten und -zugleih am beften befannten Theile ziemlich breite Ihäler, wodurch die Bergmaffe in beſondere Syiteme abgefondert wird, jede mit ihrer eigenen ebener Oberfläche. . Es ſcheint, als ob dieſe Thaler theilweife ihren Grund

&

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in der urfprünglichen Bilbungsart der Inſel hatten, und baß ſie nicht. erſt fpäter durch. die ausfpülende Wirkung bes Waflers eftftan den find. Man könnte ſich nämlich. vorftellen, daß geſchmolzene Trappftrömumngen, welche durch große Spalten aus bem Innern ber Erde herporbrängten und fich horizontal übereinander bis zu elner Höhe von über 3000 Fuß aushreiteten, ſich erſt über größere Streden abgelagert hätten, darauf aber auf dieſen Stellen ſtill ftehen geblieben feyen, worauf dann bie getrennten. Bergpartieen durch bie fpäteren, aus ifolirten Deffnungen hervorgedrungenen Ströme gebildet wurden. Die füdlichfte diefer Partieen wird Gobhaun zunächft gefunden und fcheint eine Höhe von 2500 Fuß zu erreichen. Im Oſten von ber felben fteigt das Starvefield Imnerfoaf über 3000 Fuß Höhe auf.

Auf der Weftfeite der Diskoinfel fehneiden drei Fiorde ein, von denen ber nörblichite nur wenig befannt ift, aber der ſuͤdlichſte und größte, ber. Diefofjerd, ift jetzt beſtaͤndig bewohnt, wodurch ſich die Gelegenheit fand, ihm zu unterfuchen und feine Arme zu verfolgen Der .nordöftliche ber legten. erftredt fih bei DQuamerfoit gegen. ben Mittelpunft der Infel hin, wo ſich das niedrige Borland durch eine üppige Begetation von Angelifa und Weidengeſtrüpp auszeichnet und einen fchönen Gegenfag zu bem naͤchſt umgebenden Hochland mit ben fteifen Klippenmauern und dem beftändigen Eis und. Schnee auf den Gipfeln, von welchen zahlreiche Kleine Flüſſe und. Waſſerfaͤlle ſich in den Fjord hinabftürzen, bildet; auch hier herum erreicht das Hochland über 3000 Fuß Höhe (Akulliaroſerſoak).

Auf der Oftfeite der Iufel, welche fich gegen bie Waigatfrafe wendet, werben durchaus feine Fiorde gefunden, und, fo weit ed befannt ift, auch feine Thäler, mit Ausnahme von Koogengoak an der nördlichen Mündung des Sunded. Doch wird von Grönlaͤndern, welche ſich lange auf dieſer Küfte aufgehalten haben, behauptet, daß, indem. fie über das Hochland in ber Richtung von Kudliſaͤt nach. dem Disfofiord zugingen, fie in dem Innern der Inſeln Thäler mit Landſeen angetroffen hätten, und daß fie dort auch Renthieriagb trieben. Das Hochland feheint in dem öftlichen Theile zuſammen haͤngender zu ſeyn, und erreicht in bem Norden von Kubtifät die bedeutenbften Höhen, auf denen überall ewiger Schnee und Eis aus⸗ gebreitet gefunden wird. Aber bie Küftenftrede zeichnet fich hier durch einen breiteren Gürtel. von niedrigem Borland unterhalb der ftellen Zrappabhänge aus; ihre niedrigen Berge find. von Sandflein und

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Lehm mit Kohtenfchichten und anderen Reiten einer Vegetation ber Vorzeit gebildet. Es fcheint und ift für alle Bälle auf dem entgegen- gefegten Feſtlande deutlich zu fehen, daß fich bie Fohlenhultigen Schichten unter ben hohen Trappgebirgen hin erſtrecken und daß fle fo die Grundlage der legten, bie als gefchmolzene Strömungen ſich weit und breit ausgedehnt und darüber aufgethürmt haben, bilden. Das, was von Ihnen noch zu ſehen, iſt nur ihr Außerfter Rand, weldier von jener über 2000 Fuß mächtigen Dede entblößt if; aus dem häufigen Hervortreten dieſes Randes laͤngs der ausgeſtreckten "Küften ift auf das bedeutende Areal zu fchließen, daß bie Wegetation ber Borzeit und bie Lehm- und Sandſchicht, worin deren Refte eins gehüMt find, einft gehabt haben müſſen.

Auf der Feftlandsfeite erhebt fich das Land zu den bedeutendften, in Norbgrönland gefannten Höhen, nämlich auf ber großen Halbinfel, weiche den Omenalsfjord von ber Waigatftraße trennt, und welche Nourfoafshalbinfel nach dem auf deren Außerfien Spitze liegenden Handelsplap genannt iſt. Der weftliche und geößere Theil ftimmt in Hinficht auf die Beichaffenheit der Berge mit der Inſel Disfo über ein; auf wenigen Stellen fpringt ein Hleines Borland von primitiven Bebirgsarten vor; barüber lagern ſich bie erwähnten fohlenhaltigen Gebirgsarten, bie im Uebrigen zum größten Theile allein das Bor: fand bilden und unmittelbar bie Küfte einnehmen; über ihnen erheben ſich endlich überall In einem geringen Abftand, ',, bis Y, Meile von dem Meere, bie Trappgebirge, in ber Regel eine zufammenhängende Klippenmauer oder Abhänge von einigen taufenb Fuß bildend, worum: tee Bölchungen von den Ioßgefprengten und längs bes Fußes her jähen Abfchüffe angehänften Ktippenblöden liegen. Bekannt find drei, durch Thäler deutlich gefchiedene Bergfetten. Die äußerfte und nie- drigfte wird von ben andern durch das Atiflifsthal, Das von: der Mündung der Waigatftraße in ben Omenaföfiord himiberführt, ge- trennt. Zunächft dieſem Thale hat fie eine Höhe von ungefähr 2000 Fuß, fällt aber gegen Nordweſt am Ende ber Halbinfel fehr gleichmaͤßig ſteil ab. Von ben beiden andern läuft die eine länge bed Waigats⸗ bie andere länge bes Omenaksfjord; zwiſchen ihnen zieht, in gleicher Richtung mit ber Ausdehnung ber Halbinfel, ein großes Thal hin, welches man von ber See aus, ein wenig im Rordoften der Halbinfel, deutlich geöffnet fieht, unb das ben mittel- ten Theil biefer großen Halbinſel bilde. In den Thälern werben

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_ Banhfeen. gefunden, von denen es heißt, daß fie bie größten in Nord⸗ groͤnland feyen, und von welchen aus fich auch ber größte Strom gegen Norbweit in das Meer ergießt; biefe Gegend wird zugleich ber Renthierjagd halber Häufig von ben Grönländern durchftreift, und in ben Seen behaupten Diefelben Bifche von einer eigenen Art und von außerorbentlicher Größe gefehen zu haben.

: Der Bergrüden längs des Waigatfundes fcheint Höhen von gegen 5000 Buß zu enthalten, aber es fand fich feine Gelegenheit, bier Meffungen .anzuftellen; die Abhänge find von ber fteilften Art und zunaͤchſt bem Meere an ber nörblihen Mündung der Straße, wo bei Kordlutok fchöne fleine Waflerfälle lothrecht über die dunklen Klippenmauern berabftürzen, von einem paar taufend Fuß Höhe. Erſt mitten in der Straße ift die Bergmafle von einer Kluft durch⸗ fihnitten, woraus der Attanefluß hervorfömmt, und zunächft dem füb- litten Ende öffnet ſich ein breitere Thal durch diefelbe bei Manni, wo bie niedrigen und gleichmäßig abfallenden Berge mit zum Theil noch Fräftig grüner Vegetation gut bedeckt find; Die Renthiere Tom- men bier Bäufiger bis zum Strande herab, weßhalb diefe Stelle von den Grönländern als interimiſtiſcher Zeltplag für den Sommer fehr geliebt ift. | | Beflere Gelegenheit fand fich, die Bergkette zu unterfuchen, welche längs ber Südweſtſeite des Dmenaffiords läuft, Bon ihrem weftlichen Ende bei Stiflif ober der Holländerbucht erhebt fie fich faſt gleichmäßig auf einer Strede von 2 bis 3 Meiten zu einem Paten, welches eine ziemlich gleichfürmige Höhe in ben folgenden 4 bi6 5 " Meilen. beibebält; gegen Often bildet fie dann eine fehr fcharf her⸗ vorfpringende Ede, die fi) von unten als ein ſpitzer Gipfel zeigt und Kelertingoaf (Weiberhut) genannt wird. Der Gipfel mag uns gefäht 6000 Fuß Höhe über dem Meere haben. |

Die Oberfläche des immermwährenden Eifes, welches auf bem Platenu liegt und etwas höher, als bie -äußerften Hörner fteigt, kann zu einer Höhe von zwifchen 5500 und 6000 Buß, ber’ legten Zahl jedoch näher, veranfchlagt werden. Die oberfte Kante fällt gegen ben Fjord hinaus fchroff ab; aber nach unten. zu nimmt bas Eis ganz gleichmäßig an Stetlheit ab, fo daß es zulebt, zunächſt bem Uferrande, ganz ſchwach geböfcht ober flach ausläuft- Man hat daher ganz unten eine ziemlich große, vorzugsweiſe gleichmäßig mit Vegetation beflandene Landebene; die grünlich-braune Farbe, Die

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es dadurch erhält, nimmt ganz allmählig.ab, fo wie es auffteigt zb unfruchtbarer wird, bis es in bie fteile Klippenwand übergeht, über deren Rand das fchinmernde weiße, das Hochland bedeckende Eis fih jaͤh abgefümitten zeigt ober bier und dert fich in muldenfoͤrmige Ihäler lenft und ſich abwärts durch die Klüfte verlängert. Diefe Lofalitäten merben daher ficherlich zur Beobachtung ber Abnahme ber Temperatur und der Beränderungen bed Klimas nach der Höhe zu, günftig ſeyn. Aber auch in geologiſcher Hinſicht find die beiden er⸗ wähnten Bergſtrecken von großem Interefle; - Sandfteinbildungen mit Reften einer Begetation ber Vorzeit treten längs großer Streden ber Küfte mächtig ausgebildet hervor; an einer Stelle fcheinen noch auf: recht fiehende und unter Lehm und Sand in ihrer urfprünglichen Stellung begrabene Baumftämme beobachtet werden zu fönnen; zur gleich find die Kohlenſchichten zahlreich und von vorzüglicher Befchaffen- heit. Ueber biefelben haben fich fpätere Trappſtroͤmungen exgoffen und, fi zu jenen bedeutenden Höhen aufgethürmt; aber auch über biefen Bat in. Zwifchenräumen ber Ausbrüche eine neue Vegetation ftattgefunben, indem man bier und dort auf dem Hochlande Kohlen: bildungen antrifft, weiche auf alten Trappftrömungen ruhen und von jingerem Trapp bedeckt find. Das wachfende Eis, welches fich zu- lest auf den Gipfeln über Das Ganze gelegt hat, höhlt wieder Die Gebirge aus, führt jene Ueberrefte an dad Tageslicht und bringt Bruchftüde Toleffaler Baumltämme von unzugänglichen Höhen herab in das Meer. Auch die Einwirkung ber gefchmolzenen Strömungen auf Die organifchen Ueberrefte Hat intereflante Spuren hinterlaſſen. Die Koblenfchichten find nämlich an einigen Stellen in natürlidge Coaks verwandelt, an anderen in Anthracit und endlich an mehr als einer Stelle in Graphit.

Die große Nourſoalshalbinſel, die zunaͤchſt dem Innenlande ober ben Innenlandseiſe liegt, .beiteht aus Urgebirgen und beginnt gleich- As mit Höhen von über 5000 Fuß, zunächſt Kdlertingeaf; aber die Gebirge Fallen ‚gegen das Innenland zu ab und find mehr uw gleichmäßig gehügelt und von Thälern durchfchnitten. Ein Paß führt hier quer über bie Halbinfel und wird. zur Communikation durch Schlittenfahrten zwiſchen den Kolonien Omenak und Nittenbenf be nutzt. Der höchfte Punkt dieſes Weges iſt Majorfveisfiaf; ein großer Landfee, Teſſerſoak, erftredt fich von dem Fuße deſſelben nach dem Innenlandseife und dem Eifiord von Toſſukatek zu; auch um dieſen

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herum (eben viele Renthiese, unb es. wird theilweiſe Jagd auf dieſelben getrieben.

Die Nourſoakhalbinſel bildet bie fuͤdliche Grenze einer großen Bucht ‚welche gegen Norden von einer ähnlichen Halbinſel begrenzt und. von ben Eingeborenen im Allgemeinen mit Omenaffjord bezeich⸗ net, von ben englifchen Walfifchfängern aber Nordoftbucht genannt wird.. Diefer Fjord verzweigt fich. in einen füböftlichen und einen ‚norböftlichen Hauptarm und fieben kleinere Fiorde, wekhe alle bie zu dem Innehlandseife hinaufreichen. Hierdurch wirb eine entfprechende Anzahl Heiner Halbinfeln gebildet, während gleichzeitig einige größere Inſeln das Innere des Fjords ausfüllen. -

Alle diefe Gruppen Landes, mit Ausnahme. des Unbefanıten Eilandes“ und der gegen baflelbe gewendeten „Uperniviksnaſe“ ge- hören dem Ürgebirge an, und werben von gefchichteten gramitähnlichen Gebirgsarten gebildet. Die Bergmaflen zeigen hier eine auffallende Geneigtheit, imfelfürmige Bartieen mit einer ebenen, beſonders hohen ‚Oberfläche ober Heine Plateaus mit Rh abgeſchnittenen Seitenwän- ben, in welchen man horizontale ober wellenförmige Schichten fleht, zu bilden. Der Gipfel von Omenaf, die Hochebene auf der Diskoinfel und Akpät halten ſich wenig über und unter 1000 Fuß. Die größ- ten Höhen erreicht aber das Land auf der-Norbfeite‘ des Fiords; im Umkreiſe von Dfefitfaf, Kangerdluarſuk und- der Uperniviksinſel ragen überall ſteile Wände von gegen 5000 Fuß über das Meer empor; . die oberften Kanten biefer Klippenmauern find durch die Einwirkung ber Atmofphäre ſtark zerriffen, zerflüftet und zeigen fich unter ben llerphantaftifchften Kormen, wenn man fich nahe dabei. unter ben- felben befindet; das immerwährende Eis Hebt in dieſen Höhen überall auf den kleinſten Oberflächen und in den geringften Klüften und Spalten feft, von wo aus ed.dann oft über. den Rand hinausfchießt und unter einem tobenden Lärm Bruchftäde in den Abgrund hinun⸗ texfchleubert. Aber alles dieſes Land verliert gegen Often an Höhe, wo es fich fenft und unter ber großen Hochebene bes Innenlandeifee verſchwindet.

Die Küſte, welche am wenigſten bekannt und am wenigſten unter: fucht iſt, nämlich Die große Halbinfel, wodurch der Omenaksfjord ‚von dem nörblichften oder bem Uperniviks Handelsbiſtrikt gefchieben wird, hat ein ähnliches Areal, wie bie Nourfoafshalbinfel und bie Infel Disko, und wirb faft überall von ber Trappfarmation

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eingeftommen. . In dem ganzen füblichen helle erreicht ber Trapp feine bebeutendben Höhen und man fleht von ber "See auf, fat gar fein Eid auf dem Lande im Süden von Soartenhuk, einer fchmalen Halbinſel zwiſchen dem Diſtrikte von Kifertarfonf und dem Lachsfjord in Upernivik, und um biefelbe herum; die Berge fallen fleil und gleichmäßig ab, Platz für große Thäler lafiend, welche ſich in das Innere bed Larides binein. erfireden; erſt bei. der Schal: inſel and im Norden berfelben zeigen fich noch bedeutende Hochebenen mit immerwaͤhrendem Eiſe längs der Kuͤſte.

"Im Norden von dieſer Halbinſel macht das Meer wieder eine mit lauter größeren ober Heineren Infeln ausgefüllte Bucht, in beren nordöftlicher Ede das Innenlandeis fobann einen mächtigen Strom in bad Meer ausgießt. Diefer Archipelagns mit ben umgebenden Küften. bildet ben nördlichften dänifchen Handelsdiſtrikt, die Kolonie Üpernivif; von den Inſeln erheben ſich bie größeren Akulliarroſek, Nutarmiutsinfel und Kaforfoaf zu bebentenden Höhen; wie e& fcheint, werden nur auf ben beiden. leßteren, von welchen Kaforfoaf etwas über 3000 Fuß erreicht, Ainfammlungen ı von immerwaͤhrendem. Schnee und Eis gefunden. |

Im Norben von ihnen erfsheinen lauter Fleinere Inſeln, wozu auch die gehoͤrt, worauf die Kolonie Upernivik liegt; ſie zeichnen ſich faſt alle durch ein unfruchtbares und wuͤſtes Ausſehen aus. Ein breiter Sund, im Allgemeinen der Eisfiord genannt, weil bie Eis⸗ fielde vorzugsweiſe den Weg aus dem innern Eisfjord in. das Meer durch denfelben fuchen, ſcheidet Die Infeln von dem Feſtlande Kaëöt⸗ ſerſoakz aber. weiter nach Norden binan werben für ben Augenbiid feine Bewohner mehr gefunden, bie in irgend einer Verbindung mit den dänifchen Handelöttabliffements ftänden.

* Kapitel.

Das Klima des Küßtenlaudes. Die Beſchaffenheit der. Oberfläche in verfiiehener Höhe Über dem Meere. Das Hochlandseie. Die Landſeen. Das quellenhe und das rinnende Waſſer.

Der bisher abgehandelte Tihell von Grönland liegt ganz inner⸗ halb. des Polarkreiſes ober mit. anderen Worten in dem. Gürtel ber

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Erde, wo die Sonne zu einer gewiffen Zeit bes Jahres in Mitter- nacht nicht untergeht und gleichfalls eine gewiſſe Zeit fich nicht über dem Horizonte im Mitiage zeigt. Obſchon nun dadurch bewirkt wird, dag man mehrere Monate ded Jahres hier vollfommenen Tag hat, fo tft man doch aus leicht faßlichen Gründen weit von dem Kalle entfernt, daß man in derielben Art eine eben fo lange Zeit beſtaͤn⸗ dige Nachf hätte. Bei Gobhaun auf Diefo kann man 5. B. ſelbſt an dem buntelften Tage, um die Mittagözeit genügend fehen, um in einem einigermaßen lichten Zimmer lefen zır fönnen, bei Omena! mir zur Noth, befonders wenn der Verſuch mit gar zu trockener Luft zufammentrifft; aber unter offenem Himmel fann man fogar an dem nörblichften Punkte zu ber Zeit genug fehen, um bie feinfte Schrift zu lefen. Im Allgemeinen tft in Beziehung auf die dunkle Sahreszeit oder die Dauer der Winternächte eine große Verſchieden⸗ heit auf den nörblicheren oder füblicheren Punkten der Kuüfte herr fchend, und dieſer Unterfchieb wird überbieß durch die umgebenden Berghöhen, welche die Sonne noch für eine gewifle Zeit: verbergen fönnen, nachdem fle ſchon über den Horizont gefommen ift, und. ehe fie unter benfelben niedertaucht, modificirt. Unter ber Breite von Egedesminde verſchwindet alſo bie Sonne am 1. Decbr, umter ben Horizont und erfcheint erft wieder am 11. SIanuar, fo daß die bunfle Zeit 40 Tage währt; aber in ber Breite von Upernivik bauert die Winternacht vom 12. November bis zum 30. Januar, ober 79 Tage, wovon 9 Tage dunkler find,. ale bie dunkelſten bei Egedesminde. Bei Omenaf währt bie eigentlich dunkle Zeit 63 Tage, “aber .auf Grund des hohen Landes im Süden ber Kolonie wird bie Sonne ſchon 12. Tage vorher und nachher nicht gefehen, und fie if folglich 87 Tage hindurch verfchwunden. Obſchon fie‘ bereits am 22. Januar über dem Horizont fteht, fieht man doch erft am 2. Fe bruar einen fleinen Schimmer ihrer Scheibe in einer Kluft bed Feftlandes hervorfommen und nach Verlauf von einer Minute bereitd wieder verjchwinden. In ben legten Tagen des Januard hat man fodann ben prachtvollen Anblid, daß zur Mittagszeit die hohen, ben Fiord umgebenden Berggipfel ein purpurrother Dämmerfchein färbt, ‚welcher fich mit jedem Tage weiter über das fehneebededte Hochland ausbreitet und fich tiefer hinabſenkt, bis endlich die Strahlen über den Ford und deſſen eingefrerene Eisfielde geworfen werben. „Die finftere Zeit macht fih nur dann drüdend fuͤhlbar, wert

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ſie mit unrubigem und flürmifchen Wetter, mit dicker Luft ober Schneegeftöber verbunden if. Bei Harer Luft und gutem Wetter entbeiren bie Einwohner zu Teiner Zeit 2 bis 3 Stunden Tageslicht, um: in das Freie hinauszugiehen und ihren Erwerb auf bem Eiſe oder der See zu fuchen; und eine folche befländige Witterung tritt gewöhnlich nach der Sonnenwende zur Weihnachtszeit in Verbindung mit der firengen Kälte ein, indem dad Thermometer in ber Regel erft zu der Zeit unter 200 R. zu finten pflegt. An foldhen flaren Tagen wird in der Mittagszeit, ohne das Keuchten der Sonne im Süben, eine prachtvolle Färbung der Luft im Norden oder an der entgegengeſetzten Seite des Himmels gefehen, wo ſich dann ein mehr ober weniger intenſives rothes Licht in ber Form eines, bie Grenze zwiſchen dem niedrigften, bunfelblauen und von ber Erde vollfommen befchatteten und Dem noberften, von der Sonne erleuchtes ten Theile des Himmels bildenden Bogens zeigt, und in ben klaren Rächten gewährt das Norblicht einen nicht minder erhebenden und belebenden Anblid. Aber ed ift eine unrichtige Borftellung, daß das Rorblicht in diefem Theile der Bolargegenden fo Bäufig und fo inten- fiv feyn follte, daß es weientlich auf die Erleuchtung berfelben wirkte, wogegen allerdings der Mond in diefen falten und ftillen Närhten fo klar ift, daß man bie feinften Umriſſe der fchneebebedten Fjelde auf einige Meilen Abftand unterfcheiden kann. |

Ebenſo wie bie Sonne felbft in ber finftern Zelt vermittelft ihrer Nähe unter dem Horizonte immer noch etwas Tageslicht hervorbringt, hat man and) eine gewifle Zeit hindurch vor ober nach dem eigent- lichen immerwährenden Tage im Sommer feine wirkliche Nacht. Man fann bei Upernivif auf einen gegen 4 Monate währenden Tag rechnen, wofür Man zum Gegenſatze nicht einmal eine.3 Monate dauernde Nacht hat, und felbft in jeven 24 Stunden berfelben entbehrt man im Freien nicht einige Stunden Tageslicht. Sp bringt bie Sonne in den Po- tarländern eine weit größere jährliche Summe von heller Zeit her vor, ald in jenen Zonen, welche bem Aequator näher liegen, wie viel ſtaͤrker auch der Gontraft in Beziehung auf bie Temperatur in ber firengen Kälte, melde dadurch erzeugt wird, daß bie Oberfläche ber Erde eine gewifle Zeit bed Jahres Hindurch ganz ber erwaͤr⸗ menden Wirfung der Sonnenftrahlen - entzogen iſt, Dabei hervortritt.

Es ift befannt,: daß die jährliche Mitteltemperatur überall in Gronland mehrere Grade unter: dem Gefrierpunft ift. In runden

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Zahlen kann man bie Temperatur der Küfte unter bem 69° n. Br. auf 4 R. veranfchlagen, unter dem 719 auf 5, R. und auf bem.nörblichiten Punkte unterm 73% n. Br. auf 740 R.

Wenn man bie Temperatur in bem mittleren Theile Rorbgrön- lands mit ber von Dänemark vergleicht, fo zeigt es fich, baß hier bie: Fälteften Monate Januar und Februar dem Monat Mai in Omenak entfprechen, ferner baß der wärmfte Monat Juli in Omenaf zunächft dem dortigen April entfpricht, endlich daß bie Fültefte Hälfte des Jahres in Dänemark, vom November bis April, um wär: mer iſt, als die wärmfte Hälfte des Jahres, vom Mai bis October, in Omenaf. Zugleich ſieht man aber, daß ber Unterſchied zwifchen dem nörblichften und füblichiten. Punkte der hier abgebandelten Küfle fchon bedeutend ift, und daß die Temperatur gegen Norden zu in einem erhöhten Verhältniffe abnimmt, indem die beiden Breitengrade von Jakobshavn bis Omenak nur eine Abnahme ber Temperatur von 1°, und die barauf folgenden Breitengrabe von Omenak bie Upernivik von 29 hervorbringen.: Zwiſchen ber legten, ber noͤrdlich⸗ fien Kolonie in Grönland und ber fühlichften, Julianehaab (Iu- lianes Hoffnung), tft der Unterfchieb eben fo‘ groß, wie zwiſchen Julianehaab und Kopenhagen. Man wird bieraus auf den außer: ordentlichen Grad fchließen können, womit die Temperatur von Uper⸗ nivif an weiter nach Nordweſten zu, in welcher Richtung man bie Lage bes Kältepols annimmt, fich vermindert, und wie menig bie Strenge des Klimas in der von den Dänen befehten Küfte Grönlands gegen die zu bedeuten hat, bie in den Bahrwaflern innerhalb bes Lancafterfundes herrfcht. Man wirb ſich bavon auch bald und durch einen flüchtigen BHE in bie Reifeberichte von Parıy, Roß und Anderen, welche ben grimmen Wintern in biefen Gegenden getroßt haben, "überzeugen fönnen.

Das Klima von Nordgrönland iſt im Weſentlichen ein Küften- klima und fehr abhängig von den Winden in ber Davisfivaße und der Baffinsbucht und durch fie wieder von dem großen Treibeiſe, Das theils von Spigbergen längs der Dftfüfte ‚von Grönland, um bas Kap Farvel und bie Straße hinauf bis höchftens zum 64° n. Br. fömmt, theild aus bem Grunde der Baffinshucht und des Lancafter- fundes bis gegen Egedesminde und Riffol; das legte, ober das Well: eis, erreicht jedoch nur in Außerft feltenen Fällen die Küfte. Als eine Folge biervon, und. im Ganzen, auch wegen ber nörblicen

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Lage, iſt aber dieß Klima auch in hohem Grabe unbeitänbig: und weit größeren Zufällen unterworfen, ald in den temporirten Zonen. Hierzu kömmt noch ber große, im Winter flattfindende Contraſt zwifchen denjenigen Theilem der Oberfläche des Meeres, welche mit Eis belegt ſind, und. jenen, welche ich offen Balten, in. welcher Hmficht in Nordgrönland gleichfalld eine große - Variation in ben verschiedenen Wintern gefunden wird. Die Unbeftändigfeit des. Klimao zeigt fich am fchärfften in der Strenge ber verfchiedenen Winter ober in ben monatlichen für einzelne Jahre .berechneten Mitteltemperaturen. So zeigt eine Reihe von 12 Wintern in Omenaf einen December von 6,40 R. im Jahte 1831 und einen von 22,60 R. im Jahre 1832; einen Januar von 5,0° im Sabre 1830 und einen von 21,30 im Sabre 1835; einen März von 5,99 im Sabre 1840 und einen von 21,79 im Jahre 1832.

Diefe Contraſte find natürlicherweile noch weit größer, wenn man einzelne Tage in demfelben Monate des Jahres vergleicht,. und bebenft, daß die Temperatur in den ftrengften Wintern. zu Zeiten ptöglich mehrere Grabe über 0% fteigen Tann, und. daß man folglich in bemfelben Monat eine Temperaturverfchiedenheit von 20 bis 300 Kälte Haben fann. Es if befonber& dieſe Unbeſtaͤndigkeit umb nicht fo fehr die ftrenge Käfte, woraus. bad Unbehaglicdhe in dem grön⸗ länbifchen Klima entſteht. Eine Temperatur von 20. bis 309 mit klarem und ftillem Wetter wird faum irgend. Iemand, ber ſich ber eigenthuͤmlichen, zweckmaͤßigen und ſowohl von ben Grönländern, als auch. von Len Europdern benugten Kleidertracht bedient, bes ſchwerlich. Es braucht zum Beweiſe nur erwähnt zu werben, daß man in derſelben Kleidung fi in einem Zimmer von 15%. Wärme aufhalten, und aus demſelben Binausgehen und ſich in 250 Kälte. bewegen kann, ohne fich durch hiefen Wechfel von 40° ſonderlich befchwert zu fühlen, um daraus fchließen zu.fünnen, wie vorzuglich hier bie Kleidertracht dem Klima angepaßt iſt.

Wenn ſich aber mit: dieſer Kälte Wind. vereinigt, was an. eins zelnen Stellen nicht felten der Fall ift, dann ‚wird fie. auf einmal im höchſten Grade unerträglih und für .die entbloͤßten Theile des Geſichtes, welche. man vergebend auf irgend eine. Art .gegen.. ben Sroft zu fichern fucht, gefährlich, Denn der. Athem überzieht fogleich jede Bedeckung derſelben mit Reif und Eis, und macht. ſie dadurch ſchlimmer, .ald wenn. man gar feinen Schutz :häste. Man ſtiellt fish

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mitunter vor, daß bie firenge Kälte immer mit ſtillem und gutem Wetter verbunden tft; dieß gilt jedoch nur für bie öftlichen Gegenden, für dad innere ber Fjords und dann felbft num für die allerftrengite Zeit. An den äußeren Küften, und daher befonders bei Godhavn, fann fogar noch bei 28 bis 30° eine ganz frifche Kühlte von Dften her und zwar aus ganz ifolirten Thälern auf der Infel, un ter benen das Windthal, welches aus dieſem Grunde nicht mit Unrecht feinen Namen führt, wehen und beim Beginn des Winters, bevor ſich das Eis auf die Disfobucht gelegt hat, find harte und ftürmende Oftwinde bei 17 bis 180 R. ſowohl bei Golbhann, als in den öftlichen Theilen der Diskobucht, fehr häufig und lang

wierig. Diefe lofalen Winde oder Landwinde zeigen fi; mit gutem

Wetter. und klarer Luft verbunden ober bilden vielleidyt eine Folge davon; aber wenn in den fixengen Wintern unruhiges. Wetter ein: tritt,. bläst in ber Regel bei 10.618.140 R. von Süden he

ſtürmiſch und mit. Schnee verbunden, ja es: kann auch vorkommen, -

obfchon ‚gewiß felten genug, daß e8 bei 24 NR. hart und. mit Schneetreiben ſtuͤrmt. Im Sommer ift das undefländige Wetter eben fo unbehaglich,, als im Winter; man kann gewöhnlich darauf rechnen, daß ‚jeder. Wind, mit Ausnahme deſſen aus Süboft, zu. was fix einer Zeit e& auch immer fey, kalt und empfindlich ift, wenn man fich auf Sommerreifen im Boote befindet, und daß dieß befonderd dann eintritt, wenn der Wind mit Regen und Schnee verbunden ift, endlich daß man zu jeder Zeit bed Jahres, in ſchlechtem Wetter, genötbigt werben fann, fein Zimmer fünftlich zu erwärmen.

Die großen Beränderungen des Wetters ſcheinen meiſtens von bem warmen Winde, der genau von Often ober Süboften kommt und gerade über das eisbebedte Imstenlandb herweht, auszugehen und ſich um denfelben zu drehen. Diefer Wind, der in jebem Monate bed Jahres und auf ber ganzen Küſte eintreten fan, unb beftändig eine Erhöhung der Temperatur mit fich führt, bie ſich befenbers im Winter bemerfbar macht, wo fie das Thermometer plöglich zu einem Steigen von 200 R. bringen Tann, fcheint von bem atiantifchen Meere herzurühren und eine Ausgleichung zwijchen ber weit milberen Temperatur beffelben und ben falten &egenben im Welten Groͤn⸗ lands, unter denfelben Breitengraden zu bewirken. Ge. ift naͤmlich offenbar gar wicht zu erwarten, daß bie wärmftern Luftftrömungen von Süden. herkommen fünnen, wo bie Kuͤſten von Labrador und

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Rewfoundfand angetroffen werben, fondern daß der nächite wärmere Luftſtrich im Often ober Südoften liegt. Diefe einfache Betrachtungs- art, im DBereine mit verjchiebenen Phänomenen der Winbe felbit, fcheint am beiten den Uriprung des warmen, dem Anſcheine nach von der großen Eiswüſte herfommenden Luftfiroms zu ertläxen. ! Dad Herannahen bed warmen Südoſtwindes wirb im Durch⸗ jchnitt durch den niedrigften Stand verfündet, welchen das Barometer haben fann; es fällt nicht felten unter 27", erreicht ed aber 26“ 10° oder darunter, fo fann man orfanartige Windftüße erwarten. Zu bderfelben Zeit zeigt ſich der Himmel ſchwach überzogen, beſonders mit bläulichen, langen, ovalen Wolfen von einem fo eigenthümlichen Ausfehen, daß man faum fehlgreifen fann, wenn man biefelben. ald Vorboten des Sturmes annimmt; diefe Wollendecke fcheint außer: orbentlich hoch und erreicht nie die Berggipfel in ber Weife, wie das Gewelk, welches im Gefolge ber anderen Winde ift. Inzwiſchen iſt Meer: und Luft jeht ganz windſtille, und die Atmofphäre ſowohi im Sommer, wie im Winter durch die plögliche Temperaturerhöhung. drückend; aber die. Luft zeigt eine ſeltene Durchfichtigfeit und. fernes Land, weiches man ſonſt kaum ſchimmern jeher kann, wird: far und beutlich erlannt.. Dann trist der Sturm auf. einmal, aber erft auf ben: größeren Berghöhen: ein; man fieht ben Schnee. über dad Hech⸗ land binwitbeln,. und befindet man fich auf dem Fjordeiſe unter den großen fteilen Abhängen im Norden von Omenaf, fo fann max felbft den Sturm faufen und braufen hören, während es noch unten anf bem Eile ganz windſtill ift; er weht darauf 2 bis 3 Tage ober fänger, jedoch ſehr unbeftändig, bald fich fanft bis zur Stille ab- ſchwaͤchend, bald wieber mit plöglichen ‚Stößen hervorbrechend. Zur weiten, indeſſen ſelten, wird ber Eintritt bed Sübeftwindes von Schauer⸗ und Strichregen begleitet, felbit im Ianuar und Februar; «ber dann wird hellered Wetter und er weht die übrigen Tage bei klarer Luft, wobei bie außerordentliche Trodenheit des Windes hochſt

Herr Broſeſſer Peterſen hat darauf aufmerkſam gemacht, daß ber warnte

Wind möglicherweiſe von dem zurückkehrenden Paſſat herrühren dürſte, wofür auch unlängbar der Umſtand ſpricht, daß er zuerſt in ben höhern Regionen ber Luft. beginnt. Es muß indeß hinzugefügt werben, daß die Richtung bes Windes, welche im Ganzen öſtlich iſt, fih nad der Küftenlinie zu richten und immer gerade von dem Lande her zu wehen fcheint, jo daß er im Diſtrikt Julianehaab som genau in Rorboft übergeht.

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auffallend ift; das Thermometer, welches auf + 3 bis 40R. fteht, finft, wenn er befeuchtet wird, auf 08 und, ohne bag auch nur ein Tropfen rinnendes Waſſer zum Borfchein käme, fteht man ben Schnee dünner werben und vom Lande. verfchwinden. Im jährlichen Durchſchnitt wehten. die Winde aus. Of-Sub-Oft

3 Tage im Oktober bei -+ 11,0 ober 5% über ber Wirttempeat,

A u m November +2 „9 um n 3 „.„December 30° „100 „u Br 3 yon Januar 2 4 er 121,9 nn eg 2 nn Februar 20 150 m: I u. Mäy +:Y2°. 19° a " 3 April „+ 11° 9

"Hieraus erfieht man, wie bedeutend biefer Wind beitsagen muß, um bie jährliche Mitteltemperatur zu. erhöhen, und dieß iſt vorzugs⸗ weife auf dem innern Feſtlande, welches derſelbe überfchreiten muß, und von welchem er unmittelbar herföümmt, der Fall. Aber man muß keineswegs ‚glauben, baß bie hierdurch hervorgebrache .piötiliche Milde in. der Luft eine Behaglichkeit oder Erleichterung. der Strenge bed Klimas herbeifühtt; die plötzliche Temperaturerhöhung um 20° wirft, felbft. wenn dadurch O9 erreicht werben koͤnnte, eben fo ab⸗ ftumpfend und erfchlaffend, wie eine übertriebene Sommerwärme. Dazu kömmt, daß ber Wind buch feine ungeheure Gewalt. im Winter das Eis zum Treiben. in bie mehr ausgeſetzten Fahrwaſſer veranlaßt, daß er dadurch fogar zu jeder Zeit Hinderniſſe in ben Weg legt, um in bad Meer hinauszuziehen, und daß er enblich fo Berlufte und Stillftand in ben Erwerbszweigen ber Einwohner. mit fih führt, fomie auch das aufgehobene ‚Gleichgewicht in ber Atmo⸗ fphäre felten ohne Unwetter und Wind von andern Seiten ‚wieder bergeftelt wird.

Hat der Süpdoft auogeweht, ſo folgt in der Regel Wind genau vor Süden her und burch die Davisftraße kommend, Häufig ale Sturm, und unruhiged Wetter mit fich bringend, ober Schnee und

Regen führend, von deſſen jährlicher Menge der größte Theil in ber .

Regel dem Winde aus dieſer Richtung gefchulbet wird. Beim füds lichen Winde hängen die Wolfen über die Fjelden herab und hüllen das über die Höhe von 1000 Fuß liegende Land ein; das Ther⸗ mometer hält fih auf 10 bis 129 im Winter und + 4 bie im Sommer.

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Bei Nordwind ift aber bie Luft entmweber für, ober bie Wolfen hängen ganz niedrig und gehen in Nebel über, dad Thermometer finft iS mitten im Sommer auf 00 und + 19, und ber Nebel fept mitunter im Monat Juli Eilörper auf dem Thaumerf ber Schiffe ab. Im Winter fann es bei 240 R. aus Norden und mit Schnee vermifcht, hart wehen. |

Außer diefen mehr vocherrfchenden Winden von Norden, Often und Süden, gibt ed in der Davisftraße auch häufig mehr ober we⸗ niger landwaͤrts von Welten, Nord» oder Suͤdweſten wehende Winde. Dieß ift befonderd im Sommer und im Herbft der Fall und feheint wegen der mitfommenden Kälte und Rebel feine Urfache in dem Zreibeife Der nördlichen Theile der Baffinshucht und in dem Tem⸗ peraturunterfchiebe über bderfelben und über dem Lande zu haben. Endlid, wird bemerft, daß bei normalem Wetter die bekannten localen Lands und Seewinde an biefer Hüfte fehr beftimmt und mit großer Heftigfeit eintreten, und es ift hierbei dharafteriftifch, daß dieſe Winde nicht fowohl auf Die 24 Stunden des Tages, als vielmehr gleich- mäßig auf Tag und Nacht in ben verfchiebenen Jahreszeiten ver- theilt find. Ihre Stärke ift leicht aus ben großen Gontraften er⸗ Härlich, welche zwiſchen ber Temperatur und ber Oberfläche bed Meeres und den durch die Sonne ftarf erhisten eingefchloffenen Fiorden im Sommer ftattfinden -und endlich ebenfo zwiſchen dem Meere, wo es noch offen, und bem in ben fpäteren Herbftnächten - durch bie Ausſtrahlungen ſtark abgefühlten Lande.

Der große, zwifchen einander berührenden Luftſchichten ftatt- findende Wärmeunterfchieb äußert auch in optifcher Hinſicht feine Wirkung durch bie in diefen Gegenden außerordentlich häufigen und zu jeder Jahreszeit beobachteten Luftfpiegelungen; aber gewöhnlich erfcheinen diefe in der Art, daß ber unterite. Buß Des Landes ver: ſchwindet, Mb an feiner Stelle der zunächft angrenzende obere Theil ſich umgefehrt zeigt, wobei Kleine runde Infeln, welche fich ale Cir⸗ felfegmente barbieten, fo wiedergegeben werden, daß fie Fugelfürmigen ober eliptifchen auf ber Meeresfläche liegenden Gliedern gleichen, und ſcharf abfallende Punkte fcheinen fich unten nach innen zu neigen; feltener find bie Zuftipiegelungen, wodurch ber obere Theil ber Berg. gipfel verfchwindet, und ftatt deſſen der untere Theil fich umgefehrt abbildet, fo baß Fegelfürmige Gebirge umgeftälpte Kegel auf Ihren Gipfeln erhalten und rauchenden Bulfanen zu Bien ſcheinen,

Eyel, Groͤnland.

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wogegen fich das ganze Land platt und mit nach oben fpringenden Winkeln an den Seiten zeigt.

Der Seewind ift während der Sommermonate in ben Fiorden überall fo vorherrfchend, daß er ſich nur wenig legt oder ein paar Stunden in ber Nacht einem ſchwachen Oſtwinde Platz macht; eben fo leicht als es deßhalb iſt, in bie Fijorde hineinzukommen, eben fo ſchwierig wird es ebendeßhalb wieder aus ihnen herauszulommen, und an einzelnen Stellen, 3. B. im Diskofjord, macht dieſer Wind durch feine Sälte und Heftigfeit Die befte Zeit des Jahres und der 24 Stun ben fogar unleidlich. Noch anhaltender ift der Landwind, welcher vom Herbit bis zum Winter bläst. Er zeigt fich am heftigften, wo das große Innenlandeid dem Meere am nächften ift, folglich, wie man. leicht fehen wird, längs ber Diskobucht. Es gibt Jahre, in denen er bier im October, November und December faft unaufhorlic herxſcht; aber im Palitfoffiord weht er im September, felbft bei gutem Wetter, wie ein Sturm, ber fich nur nach der wärmften Zelt am Tage ein wenig befänftigt. Exft wenn das Eis fich im December oder Januar auf bie Disfobucht gelegt hat, beginnt der Oſt⸗ ober Lanbwind abzunehmen. Daher fommt e8, daß das Eis fich nicht yon dem Lande aus in bem öftlichen Theile ber Bucht zu bilden be ginnen fann, wo ber Wind diefe felbit noch in jehr ſtrenger Kälte offen hält, fondern daß es fich exft weiter hinaus als Treibeis zeigt, weiches dichter und Dichter zufammenbadt, ſich dann nach dem Lande zu ausbreitet und auf diefe Art endlich bie Bucht mit dem Oftwinde erreicht. Aber bei Godhavn beginnt der Oftwinb gerade erjt, wenn das Eis fich gelegt bat und firenge Kälte eingetreten iſt; dieß bürfle möglicherweife dadurch erklärt werden, daß dort noch oft große offene Wafler weiter nach Welten zu gefunden werben, und baß bie zuge frorene Disfobucht dann die Rolle des Landes fpielt. In ben tiefen Giorden des DiftriftS von Egedesminde follen nach den Auslagen ber Grönländer beide Winde im Sommer vereint feyn, indem dort eine Luftſtrömung fowohl vom Meere, als auch im Innerften ber Ziorbe oder von dem Innenlandeife aus ftattfindet, weßhalb bie Renthiere nach dem leuten hinaufziehen follen, um Schug gegen die Sonnenwärme und bie Müden zu fuchen.

. Beobachtungen über die Schnee- und Regenmenge, welche m Hinficht auf die für. dad Aufthauen des. immerwährenden Schneed und Gifes geltenden Geſetze Bebeptung haben, befonderd mas ba?

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Innenland und das von demfelben ausgehende, ſchwimmende Kalbeie: betrifft, werden noch fo gut, wie ganz entbehrt. Zehnjährige Be obachtungen für ben einzelnen Punft Jakobshavn ergaben ald Refuls tat für das ganze Jahr 25,5 Regentage, 58,4 Schneetage, 83,9 zu⸗ fammen.-

Hierbei muß bemerft werden, daß bie Monate April und Augufl, weiche Die weiten Regen» und Schneetage enthalten, zugleich bie find, in weichen auf jeden Tag die größte Menge von atmoſphaͤriſchem Baffer fällt. Im Ganzen kann man daher wohl behaupten, daß Rordgrönland eher ein trodenes, als ein feuchtes Klima hat. Dem⸗ nächft ift Die verſchiedene Vertheilung von Feuchtigfeit recht bemerf- bar; die Außerfte Küfte nimmt ficher mehr auf, als die öftlicheren Theile und leidet im Ganzen mehr durch Nebel und rauhfaltes Wetter; daraus bürfte es wohl erflärt werden, baß bie Beeren im⸗ mer in weit größerer Menge im Innern ber Fjorde und an ber Disfos Sucht, felbft dem Innenlandeife zunächft, al8 auf den äußeren und weftlichften Infeln ‚ihre Reife erreichen. Der Sübmwind, welcher bes fonders Schnee und Regen mitbringt, gibt auch, Indem er über bie Rourfoatshalbinfel ftreicht, eine weit größere Menge an dieſe Süb- wetfeite, als an bie fich gegen ben Omenaföfiord wendende Norb- oftfeite ab.

Die Dürre und Kälte der Luft zufammen bringen zumege, daB fich die Einwohner aus den vohften und einfachften überall vorhan⸗ denen Materialien Häufer erbauen, welche im Stande find biefem harten Klima zu trotzen. Es iſt befannt, daß bie Grönländer im Sommer in Zelten wohnen, und zum größten Theile ein herumftrei- fendes Sagdleben führen. Im Herbft gegen den Monat September, wenn fie von ber Nennthieriagb auf ihre Winterpläge zuruͤckkehren, müflen fie Darauf bedacht feyn, fich ihre Winterhäufer zu erbauen oder zu reſtauriren; fie fuchen dann ganz flache und vieredige Steine aus und ftapeln fie abmwechfelnd mit Rafenftüden auf, mit denen fie noch die Zwiſchenraͤume ausfuͤllen; wenn dieſe einfachen Deauern fertig find, wird darüber mit Hülfe von Ballen und Brettern oder Zweigen und Rafenftüden, ein flaches Dach gelegt, welches das Ganze bedeckt. In einem milden und feuchten Klima würden dieſe mit fo geringer Sorgfalt aufgeführten Erdhaͤuſer faum, als gegen bie Feuchtigkeit Schug gebenb angefehen werden Tonnen, aber bier, wo 7 Monate hindurch Dach und Wände beftänbig -gefroren: find,

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kann in der Regel von Feuchtigkeit von außen her nicht die Rede ſeyn, und das Haus bleibt zugleich dicht und warm. Man iſt auch geneigt ſich uͤbertriebene Vorſtellungen von der ſchlechten und verpeſte⸗ ten Luft in dieſen Häufern, worin fo viele Menſchen in einem engen Raume zufammengebrängt find, und alle mit dem Seehundsfange und der Zubereitung der Selle verbundenen unzeinlichen Verrichtungen vor- genommen werben, zu machen; bie Strenge bed Klimas Hilft nämlich felbft diefer Unannehmlichfeit ab. Man muß bedenlen, daß bie Luft: veränderung nicht fo fehr auf der: Größe ber Deffnungen, burch welde die Luft eindringen foll, als auf dem Unterfchied ber äußeren und ‚der inneren Temperatur, beruht. Es ift befannt, daß die Grönländer zum größten Theile ihre Häufer mit benfelben Lampen erwärmen, welche ihnen zur Beleuchtung dienen, und daß fie dadurch im Stande find, eine ftarfe Hite in ben Heinen Räumen zu erzeugen. Der Unterfchieb zwifchen der Temperatur außen und innen ift 30 bis 40° und auch noch darüber; dadurch wird aber die Geneigtheit ber äuße⸗ ven Luft durch alle erdenklichen Leffnungen einzubringen, in einem hohen Grade erhöht, und es it Thatfache, daß man fich in ben firengen Wintern von der Luft in den grönländiichen Häufern nicht fonderlich befchwert fühlt. Am wenigften ift dieß am Tage ber Fall, wenn die Häufer gut warm gehalten werden, und die Bewohner häufig aus⸗ und eingehen, indem die Thür geöffnet wird und man bie falte Luft in ber Form eines Nebels bis mitten in das Zimmer firömen fieht; eher fühlt man die Luft am Morgen brüdend, wenn man bie Nacht in einem folchen Haufe zugebracht hat, alle Bewohner in bemfelben Raume gefchlafen haben, die Thüre nicht geöffnet wert, und die Lampen halb ausgegangen find, indem biefe baburch zum Qualmen famen und ber Raum abgekühlt worben ift.

Ganz anders verhält es fich, wenn milbes Wetter eintritt, und baducch ein geringerer Unterfchieb zwiſchen ber äußeren und ber inneren Temperatur entfteht; dann ift die Luft immer in einem hohen Grade verborben. Es gibt aber auch ſolche Pläbe, wo bie Grön⸗ Jänber in ber Weile arm und gleichgültig find, daß fie nicht bie nöthigen Häute zu Zelten fammeln fönnen und beßhalb ben Sommer in ihren Winterhäufern zubringen, wo alsdann, wenn ber Schnee verſchwunden ift, Die um bie Häufer herumgeworfenen Unreinlichkeiten fihtbar werben, und das Saulen und die Verwefung bed Bluts und ber anberen Ueberrefte. von dem Schlachten der Seehunde in dem

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Innern diefer Höhlen beginnt, wahre Schredensbilder des menſch⸗ lichen Elendes fich bdarbieten und natürlich im höchiten Grabe dem Sefundheitözuftande der Bervohner gefährlich werben müffen. Auch entfteht haufig das Ungemach, daß im Herbfte, wenn bie Grönländer in die auf Froft berechneten Winterquartiere gezogen find, noch im Oftober und felbft im November Regen ober Thaufchnee mit Regen mehrere Tage hindurch eintreten kann, wodurch dann zulegt das Dach ducchweicht wird, und die Bewohner fehr darunter zu leiden haben. Aber das beruht auf der geringen Sorgfalt, welche bie Grönländer auf die Gonftruction biefer Häufer verwenden, indem es dort Häufer gibt, welche Erdmauern und Erbdächer haben, jedoch von bänifchen Leuten eingerichtet find und fowohl im Sommer ale im Winter bewohnt werben, ohne baß ber Negen durch da® Dach dringt, und bie daher als fehr zweckmäßig angefehen werden müſſen, befonder8 wenn man bie geringen, bei ihrer Aufführung zur Ber wendung kommenden Mittel in Betrachtung zieht. Die bänifchen Wohnhäufer in den Kolonien von Grönland find nämlich von über« einander gelegten Balfen aufgeführt, fogenannte Stodwerfähäufer ganz nach dem Mufter der norwegifchen Gebäude; fie find warm und bit, und müflen als die allein zweckmäßigen betrachtet werden, wenn man etwas anderes, ald bie grönländifchen Häufer haben will; wozu noch kommt, daß foldhe Holzhäufer, wenn fie erhalten werden, wegen ber geringen Neigung bed Holzes in dieſem Klima in Faͤulniß überzugehen, eine ſehr lange Zeit ftehen können. Die meiften ber jetzt vorhandenen Kaufmannswohnungen Rordgrönlande haben fich fo feit der erften Begründung der Kolonien, oder feit ungefähr hun- dert Jahren erhalten, und noch ift fein Berfallen berfelben zu ſehen. Recht auffallend, aber zu gleicher Zeit leicht erflärlich ift in biefen Häufern während des Winters bie außerordentliche Trodenheit, bie ich theils in dem ftarfen Staub, theils in der Echnelligfeit, womit Nahrungsmittel und andere ‚feuchte oder fließende Gegenftände, Die offen hingeſtellt werben, eintrodnen, äußert. : &8 if einleuchtend, daß dieß von dem ftarfen Luftwechſel und ber vermehrten Fähigfeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, welche bie eindringende Luft badurch erhält, daß fie 30 bis 409 wärmer wird, herrühtt, und es ift nur ein aus der Heimath mitgebrachtes Vorurtheil, daß man in biefen Häufern im firengen Winter nöthig haben follte, Thüren oder Penfter zu öffnen, um frifche Luft zu fchaffen.

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»Dieſelbe Strenge des Klimas, welche es bewirft, daß ſich bie Holsgebäube fo lange erhalten, gereicht auch in Bezug auf andere Dinge zu großem Nutzen, und namentlich ift dieß hinfichts der Auf bevahrung der Nahrungsmittel der Fall, gewiß ein jehr bedeutender Vortheil, der noch größer für ein Volk feyn könnte, welches von animalifcher Nahrung lebt, indem die Erwerbung berfelben von fo vielen Zufälligfeiten abhängt, baß fie zu gewiflen Zeiten fehr reich lich feyn, zu anderen aber ganz ausbleiben fann. Das Renthier- fleifch, welches im Monat Auguft erlangt wird, vermag, wenn es erſt im September gut in das Haus gebracht ift, fich bis zum Juni bed nächften Jahres zu erhalten, ohne daß es befonders eingerichteter Bor- rathskammern bedürfte. In Kellern ober Erdhäufern werden Fleiſch⸗ waren in gefrorenem Zuftande längere ober kürzere Zeit bis in ben Sommer conſervirt, je nachdem fie mehr oder weniger gegen bad Eindringen ber Wärme gefchügt find. Es ift nämlich befannt, daß bie Wirfung der Temperaturveränderungen in der Luft erſt jpäter unter ber Erbe, und eben fo in folchen abgefchloffenen Räumen ein tritt, fo daß fih die Wärme bes Sommers bafelbft erſt im Herbſte äußert, fo wie auch die Kälte des Winters erft im Fruͤhjahre. Aber je mehr der Ort von ber äußeren Luft abgefondert ift, defto mehr gleichen fich die Veränderungen aus; und wenn man bebenft, daß e8 dort nur d Monate gibt, in welchen die Mitteltemperatur uber ben Geftierpunft geht, weßhalb man bei dem ZTorfgraben auf ben fleinen .Torfinfeln fchon in 10 Zoll Tiefe auf immerwährenden Froft ſtößt, und daß man endlich felbft im Sommer fi mit Leichtigfeit an ben meiften Stellen frifched Eis aus dem Meere zu verfchaffen vermag, jo Dürfte es fich gar nicht als fchmwierige Aufgabe barftellen, Eisfeller in Grönland zu erbauen, oder Exrbhäufer, im welchen man zu jeder Zeit Lebensmittel niederlegen könnte, die fich darin fo large erhalten würden, als man es irgend wollte. Wahl eignet fh bad Klima auf der anderen Geite auch zur Aufbewahrung von Sleifchwaaren durch das Trodnen, welched die am meilten ge bräuchliche Methode der Grönländer ift, um ihre Borräthe für ben Winter zu conferviren, fo weit biefelben im: Ganzen einen Hang haben, Vorräthe zu fammeln und zu erhalten; aber biele Methode erfordert doch weit mehr Zeitverluft, hat Ungelegenheiten im Gefolge und ift fehr von der Witterung abhängig, wogegen die eben erwähnten Borrathöhäufer nur ihre eigene Ausbeflerung

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und ben Trandport Der rohen Nahrungsmittel an biefen Ort erfordern.

Um ein mehr anfchauliches Bild von dem grönländifchen Klima zu geben, folgen Bier einige Notizen über bie Witterung, fo weit bet Beobachter Rink felbft in ben drei Jahren feines dortigen Aufenthaltes @elegenheit hatte, fie fennen zu lernen. Der Sommer 1848 wat ungewöhnlich beftändig unb jchön; wenn biefes der Fall ift, find bie in einem Boote unternommenen Sommerreifen in Grönland, auf benen man aber fowohl Zelte, als alles übrige zu ben Lebenserfor⸗ derniffen gehörende mitnehmen muß, gerabe fo behaglich und ange nehm, als fie in den ungünftigen Sommern mühjfelig feyn fönnen; das fommeerliche Wetter mährte noch bis gegen die Mitte des Sep⸗ tember, worauf Froſt eintrat. Aber nun wurde ber Uebergang zur firengen Jahreszeit durch ein fehr ftürmifches und unruhiges Wetter bezeichnet. Nachdem die Landſeen fchon überall im DOftober mit Eis belegt geweſen waren, trat in ben erften Tagen bed Novembers wie derum Thauwetter mit vielem Regen und Schnee ein, welche Die Fußſtege bei Godhavn unwegſam machten, in die Häufer der Groͤn⸗ länder eindrangen, und deren ſchon durch das unruhige Wetter eins getreienen Mangel und fchlechte Verfaffung vermehrten. Erſt am 241. November fanf das Thermometer unter 100 R. und hielt ſich fo den Reft des Monates, wobei bie Sonne zugleih vom Horizonte verfchwand, nachdem man fie bie letzten Tage wegen übertrodener Luft durchaus nicht gefehen hatte und dann begann Thaumetter nicht mehr vor dem April. Im Laufe des Decembers blieb Die Temperatur, mit Ausnahme eines Zwifchenraumes von einigen Tagen, in benen das Thermometer wieber bis auf 31, ftieg, im Abnehmen, worauf unruhiges Wetter mit Schnee und Sturm von Euͤdweſten und Norden bei 12 bis 14%, und mehrere Tage Sturm aus Often bei 17° folgte. Enblih am 22. December ſetzte ſich dad Wetter mit. firenger Kälte, und das Thermometer ſank zum erſten⸗ male unter 20%. Nachdem das eingeichloflene Meer ſchon längere Zeit Hinburdh ‚belegt gewefen war, wurden jest zum exftenmale ſpie⸗ gelblanfe Stellen von bünnem Eife weit und breit auf bem offenem Meere ber Disfobucht gefehen, und bald lag das Eis feft, fo weit als das Auge reichen konnte. In den fehönen und Flaren Tagen,

' Hier, wie überaß im Folgenden, find Grade nach Reaumur gemeint.

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kurz nach Neujahr, konnte man jeht die Nähe der Sonne unter dem Horizonte durch das eintretende vollfommene Tageslicht bemerfen. Um 10 Uhr Vormittags herrfchte inbeffen noch halbe Dämmerung, und man fah einzelne Sterne an bem bunfelblauen Himmel im Nor- ben, erblickte die eißbebedte. Meeresfläche mit den eingefrorenen Eid- fielden, und das fchneebededte Hochland zeigte feine Umriffe und Unebenheiten durch die feinften Zeichnungen von ſchwachem Licht umd Schatten; die tiefe Stille, welche über biefer Landfchaft ruhte, wurde nur durch einen fonberbaren ftöhnenden oder fingenden Laut unter brochen, den das Eis erzeugte, welches fich bewegte und längs des Uferrandes durch: das Steigen und Fallen des Waflere oder mög: licherweife auf Grund einer Bewegung in dem offenen Meere ge: brochen wurde. Gegen 11 Uhr erſchien ber rothe Bogen am Himmel im Nordweften, an dem Uebergang zum Blau des Himmels in violett und gelb fpielend und. fih dann allmälig, wie bie Sonne ſich auf der entgegengefebten Seite näherte, zum Horizonte hinabfenfend. Um 11%, Uhr wurde der Bogen nur noch Dusch das Windthal zwiſchen ben hohen Bielden gefehen, worauf ſich die Nähe der Sonne’ burd) die ftarfe Erleuchtung ber Heinen Wolfen über dem Horizonte im Süden zu erfennen gab. Beſonders feierlich war e8 aber die Son⸗ nenfcheibe zu erbliden, welche 6 Wochen zuvor von bem finfteren und ftürmifchen Himmel im November verfchwunden war, als fie ſich an bem beftimmten Tage auf der ebenen und ruhigen, fchneeweißen Meeresfläche wieder zeigte, nachdem fie ſchon zwei Tage zuvor, In ber Mittagszeit einen purpurrothen Schimmer auf die hohen ftetlen Abhänge von Disko geworfen hatte.

Die firenge Kälte währte bis zum letzten Tage des März und erreichte Ihre Höhe in der erften Woche dieſes Monats, mo bad Thermometer in zwei Nächten auf 28 bis etwa 309 Kälte ſank. Die allgemeine Temperatur war in biefer ganzen Zeit 20 bis 24° Kälte, und am häufigften mit dem fchneidenden Oftwinbe verbunden, ber ab und zu fehr fireng wurde, jo daß bad Eis fih von Dem Lande zu Iöfen und Spalten zu befommen anfıng, woraus dann Dad Waſſer, . welches fo plöglich der Eisfälte ber. Atmofphäre ausgefeht wurde, wie aus einem Keflel dampfte und einen dunklen Rebel her vorftieß. Nur ein paarmal wurde bie Kälte durch den milden Sub- oftwind, ber Dazu beitrug, die Mitteltemperatur zu heben, unter brochen. Am heftigften trat ber Oftwind zuletzt im Januar ein;

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am Ziften des Morgens war es ganz ſtill, und eine ploͤtzliche Milde wurbe in der Luft verfpünt, indem das Thermometer bie auf 10° geftiegen war und das Barometer fchnell fanf, Um 10 Uhr Abend wer dad Thermometer wieder bis auf 49 geftiegen und das Barometer auf 27" geſunken; ba brach plöglich ein Sturm aus, bas Thermometer ftieg bis auf und ber Wind erichien, auf Grund bes großen Contraſtes mit ben vorhergegangenen Tagen, wie eine milde Sommerluft. Um 11%, Uhr war das Eis im Treiben, und das Fohlfchwarge Meer wurbe an eben berjelben Stelle gefehen, » wo man ben ganzen Tag über zu Buß gegangen und im Schlitten gefahren war. Am 1. Februar blieb es babei, zu flürmen, aber fehr unbeftändig, während das Thermometer in berfelben Weiſe uns beftändig zwiſchen O0 und einige Grabe darunter hin und her ſpielte. Haft alles Eis war verfchwurben, fo weit man bas Meer überfehen fonnte. Eben fo ſchnell aber, als die Temperaturerhöhung eingetreten war,’ fiel das Thermometer am folgenden Tage unter Wind und Schneegeftöber, bis ed am Abende bereits auf 22° Kälte bei fernen, klarem Himmel ftand.

In der dunklen Zeit zeigen die Thermometer-Beobachtungen am Mittage und den übrigen Tageszeiten faum einen conftanten Unter- ſchied; es fcheint, als ob die Sonne durchaus nichts bazu beiträgt, die Atmofphäre zu erwärmen, und als ob bie Exboberfläche einer vollſtaͤndigen und ununterbrochenen Abkühlung burch die Waͤrmeaus⸗ ſtrahlung überlaften fey. Aber felbft wenn fle im Januar Har fcheint, merft man: noch faum eine eriwärmenbe Wirfung von deren fteil herabfallenden Strahlen. Erft im Februar könnte man bas Antlig dadurch gegen die Angriffe des Froſtes fchüben, daß man es ber Eonne zumendet; aber das Thermometer zeigte doch im Schatten im Durchſchnitte kaum Y%, Grab Unterfchleb zwifchen Nacht und Mittag. Im März wird der Mittelunterfchied plößlich gegen 4°; dieß ruͤhrt beſonders von den falten und flilen Tagen her, und er zeigt fich an diefen am größten; fo fand das Thermometer in der Nacht vor und nach dem 19. März, einem klaren und ftillen Tage, auf 22 und 250 Kälte, aber- am Mittage ftand es im Schatten auf 12° Kälte; und in einer Kleidertracht, welche für Winterreifen eingerichtet it, fühlt man fich an folchen Tagen im Sonnenfchein fat durch bie Wärme befchwert.

Richtödeftoweniger iſt Die Sonne nicht im Stande die Mittel:

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temperatur dieſes Monatd um mehr als 2% über bie: bes 'Tälteften Monats zu erheben, und felbft der Kyulminationspunft ber Winter⸗ fälte oder die fälteften Tage treten oft erft in biefen Monaten ein. Die Nacht zwifchen ben 26. und 27. ſank das Thermometer zum legtenmale in diefem Jahre unter 20%. Gleich mit bem Anfange bes April gewann eine mildere Temperatur Oberhand; bie Mittel: temperatur dieſes Monats blieb 110 höher, als bie des vorigen und das Thermometer fiel gar nicht mehr unter 13%. In biefem Monate wurde ber größte Unterfchled zwifchen ber Temperatur in Sonne und Schatten bemerft, und am allerfchärfiten fand derſelbe zwiſchen dem Mittage und der Nacht ſtatt; zu berfelben Zeit, in ber es frifch mi 6 bis 89 Kälte wehte, fonnte man imi Sonnenſchein, mo das Ther- mometer im Schug vor dem Winde fiel, die Luft faft druͤckend warm nennen. Diefer Contraft ift ſehr fühldar, unbehaglich und für die Gefundheit nachtheilig. Die allgemeine Erfältungseptdemie im Fruͤh⸗ jahre in Grönland hat ſich ald in dieſem häufigen- und plöglichen MWechfel begründet erwieſen. Am 4. Aprü flieg das Thermometer zum erftenmale feit dem November über den Gefrierpunft, und dieſes wiederholte fih im Laufe des Monats eilfmal, aber immer nur zur Mittagszeit und fo, daß die Sonne noch faum erfenntlich auf den Schnee wirfen fonnte, ausgenommen dort, wo fie an einen fſchwarzen Gegenftand grenzte, und noch war feine Spur von rinnenden Wafler zu ſehen. Gleichzeitig zeichnete ſich dieſer Monat durch die größte Schneemenge und durch unruhiges Wetter aus; das Eis brach überall auf dem vffenen Meere, und am 10. fchon Halb innerhalb des Fjordes, worauf es noch auf der Disfobucht lag und hin⸗ und her trieb und bie Walfifchfängerfchiffe, die ſchon am 26. zwiſchen den felben und fich bem Lande nähernd gefehen wurden, hinderte. End- ih fam ber 1. Mal heran, an welchem man an Blumen und grüne Felder zu benfen pflegt, von’ denen hier aber ſchlechterdings nicht die Rede war, und man würde am Morgen auf der ganzen Inſel Godhavn vergeblich nur nach einem Löffel voll Waffer gefucht haben. In der Nacht hatte es 80 gefroren, die Tleinen Lanbfeen waren mit Eis bebedt; das wenige Waffer, welches ſich am Mittage in einem hohlen Steine gefammelt haben fonnte, war wieder um 8 Uhr Abends mit Eis bededt; eine ſteil und fcharf abgefchnittene Eismaſſe von 3 bis A Ellen Dicke flebte als ein Reft von bem Eiſe des Meeres noch rund umher an dem Uferrande, ber Schnee lag

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5 bis 6 Ellen tief in ben Klüften, und. nicht ein Korn von ben Eis⸗ und Schneemaffen, welche fich auf bem Lande aufgehäuft ober längs dem Strande exit feit dem November angeheftet hatten, war ſo aufgethaut, dab das Waſſer davon hätte in bad Meer fließen fönnen.

Erſt am 2. Mai begann ber Schnee, welcher bisher fo lofe und leicht gelegen hatte, baß jeder Windſtoß ihn in Bewegung ſetzte, unter Einwirkung eines milden Oſtwindes, ber bei klarer Luft unb einem paar Grad Wärme wehte, am folgenden Tage beiblieb, und am 4. Mai in Sturm mit 4 bie 69 Wärme überging, kenntlich zuſammen zu finfen. Dann begannen am Bormittage bie Steine und bie Gipfel der Berge aus dem Schnee hervorzuragen, und am Nachmittage wurbe in ben Vertigfungen und unter dem Schnee das erfte rinnende Waffer bemerft; noch ſchneller ſah man fobann bie dunflen Slippenwände auf dem Hochlande von Disfo hervortreten, unb zugleich führte ber Sturm alles Treibeid aus der Disfobucht hinaus, worauf ed nicht mehr gefehen wurbe. In dem übrigen Theile des Mai trat der Froft regelmäßig jede Nacht ein, aber am Mittage waren mindeftend 2 bis 49 Wärme, und mur an einzelnen Tagen 09 mit ‚nebeligem Wetter ; zuweilen fiel noch Schmee, welcher jedoch fogleich wieder verſchwand, Doch wurbe von Regen bis in diefen Monat nicht8 gefpürt. Der regelmäßige Rachtfroft machte ben Schnee fehon um 10 bis 11 Uhr des Abende hart, und ba es nach dem 10. Mai immerwährendes Tageslicht ift, war diefe Jahres⸗ seit vorzugämeile Dazu geeignet, während ber Nacht Reifen über Land zu unternehmen. Am Abende bes 10. fuhr ich nach Tunnur⸗ foaf, ein Thal, welches fih Hinter dem Sfarveffeld ausbehnt und halb mit immerwährendem, auf der ganzen Norbfeite dieſes hohen Berges niedergelegtem Eife angefüllt if. Der Strom, welcher aus dem Windthale hervorkömmt, hatte fich fchon ber Weg durch ein Bett von Eis und Schnee gebahnt, Doch ließ er fich noch paflicen; aber in dem oben erwähnten Thale, welches fehr eingefchloffen und von den Fjelden befchattet liegt, war noch faum ein Zeichen von dem beginnenden Verfchwinden des Schnees, ber Alles eben unb gleichmäßig feft bebedte, zu fehen. Am 13. Mai des Morgens um 2'/, Uhr begab ich mich auf den Weg zu dem Gipfel von Disfo zunaͤchſt Godhavn; der Schnee war wieder hart, wie Eis, und die Waflerpfügen Fonnten und tragen. Auf dem Gipfel war: zur

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Mittagszeit, obſchon die Sonne in dem ſtillen und Haren Wetter faſt brennend genannt werben fonnte, feine Spur vom Thauen des Schnees, welcher auf dem Hochlande und bem immerwährenden Eife Alles miteinander bededte, zu bemerken; auch nicht einen Tro- pfen Waffer fonnte man finden, um ben Durft zu löfchen. Aber beim SHerabfteigen farf man überall in ben Schnee ein, ber bie gegen Süden gewendeten Abhänge bededte, und in dem fogenannten Lyngmarkthale (Haldefrautthal) hörte man in ben kleinen Baͤchen, tief unter dem Schnee, Waſſer riefen und Steine rollen.

Am 3. Juni fiel zum erftenmale in biefem Jahre ein wenig Regen, ber jedoch bald wieder duch Schnee abgelöst wurbe, und am 5. Juni wurde Die erfte Blume, Saxifraga oppösitifolia, welche auf Disfo entſproſſen war, gefunken. Den 8. bis 10. trat Son nenfcheinwetter mit 10 bis 129 ftarf auf die Refte von Schnee wirfender Wärme ein; Cochlearien, Weiden, PVotentillen und meh- rere andere Pflanzen fingen an zu blühen. Aber dann folgte wieber unruhiges Wetter, darauf fühlicher Wind mit vielem Schnee, wel- der mehrere Tage liegen blieb. Bei der. Ankunft im Disfofjord, am 16. Juni, wurde Alles mit dem neuen Schnee bedeckt gefunden; bier fonnte man noch in ben innerften Theilen ber Fjorde auf bem Eife gehen. In dem übrigen Theile des Monats war es recht flare8 und ſchönes Wetter, faum hatte aber die Sonne am Bor mittage begonnen, diefen von hohem Lande eingefchloffenen Fjord zu erwärmen, als -fich auch ein eisfalter Seewind einftellte, ber hart nädig bis zum Abende anhielt; und es fehlte noch felten an Radht- fröften, welche befonbers zwifchen dem 27. und’ 28. fo ftrenge wa- ven, daß das Eis der Waflertümpel faft tragen fonnte.

In ber erften Woche des Juli, während einer Reife nad) Upernivif, kreuzten wir gegen einen harten Nordwind, ber Rebel oder ganz niedrige Wolfen über das Meer bintrieb. Hier auf ber See fam das Thermometer mehrere Tage nicht über 0°, und felbit zur Mittagszeit bildete der Nebel eine Blafur von Eis an bem Taumwerfe, von welchem bie Rinde jedesmal, wenn es gemenbel wurde, auf das Ded herabfiel. Während der Reife im Diftrikte von Upernivif hatten wir Darauf fehr viel unbeftändiges Wetter mit Regen, und in ber Nacht vor bem 15. Juli fogar Schnee; im_übrigen wurde aber in biefem Monate fein Froſt auf dem Lande bemerft. Im Anfang des Auguft gab es einzelne ſchöne und warme Tage

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bis zu 100; am 13. des Morgens wurde der erſte Reiffroſt auf ber Inſel Pröven geſehen, und man konnte damals faſt darüber in Zweifel ſeyn, ob und, in wie weit er dem naͤchſtfolgenden ober dem ſchon vorhergegangenen Winter angehöre, ob ber Sommer fchon vorüber oder noch zu erwarten ſey. Zuletzt im Auguft war ber Nachtfroft bei Dmenaf fo firenge, daß man am Morgen auf den Waflertümpeln gehen konnte. Darauf traten im September wieber- holte und zum Theil orfanartige Stürme von Süboft her, mitunter mit mildem Wetter ein, und in ber ganzen lebten Woche dieſes Monats wehte ed hart, aber gleichmäßig und beftänbig, bei klarer Luft und A bis 89 Wärme nach dem Fjord hinaus. Endlich am 3, October fanf das Thermometer unter den Gefrierpunft und fo endete dieſer fchlechte Sommer, ber leider nicht au ben feltenen Kordgrönlands gehörte.

Der Winter 1849 und 1850 zeichnete fich bei Omenaf vor dem oben erwähnten durch einen fpäteren Eintritt und eine längere Dauer ber firengen Kälte aus, da das Thermometer am 10. Ja⸗ nur zum erftenmale und zum lestenmale am 10. April unter 200 Kälte fanf. Im Laufe biefer Zeit traf mehreremale der milde Suͤdoſtſturm ein, wodurch die Temperatur plöglich über ben Ge- frierpunft ftieg; und im Januar zeigte fich die ganz ungewöhnliche Gricheinung, baß es einen Tag fchönes, Flares und ftilled Wetter mit 20 Wärme gab. Die Kälte erreichte ihre größte Höhe in ben 13 Tagen vom 17. Februar bis zum 2. März, während welcher die Mitteltemperatur 269 war, und das Thermometer zweimal am Morgen auf 30% fand, am Mittag aber nicht über 24% Kälte Rieg. Das Queckſilber fchien jedoch noch nicht gefroren, wogegen Rum, ber in einem Ankergefaͤß auf dem Boden des Proviantamtes gelegen hatte, bidflüffig wie Del und unflar geworben war. Bes fondere Norblichte wurden nicht in biefem Winter gefehen; aber ungewöhnlich Mare Monpdicheinnächte fielen in der bunflen Zeit auf. Am 10. März hatte die Sonne bei ihrem Aufgange eine Neben- fonne von fo ftarfem Schein, daß Mehrere fie in einem Augenblid für die wirkliche Sonne anfahen. Am 14. und 15. März trat wieder Süboftwind ein, und bas Thermometer ftieg fait bis auf ben Gefrierpunft; nichtöbeftomeniger fonnte in einem Erbhaufe,. wel- ches den Winter über leer geftanden hatte, und deſſen Wände von der legten firengen Kälte durchdrungen waren, bie Temperatur badurch,

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daß zwei grönlänbifche Rampen eine ganze Nacht hindurch bramten, nicht höher gebracht werden, ald daß ein warmes &etränf, welches in einem Topf auf die Erde geftellt wurde, erft in Zelt von einer Viertelftunde gefroren war. Am 22. April ftand das Thermometer noch bed Morgens auf 149 und des Mittags auf 89 Kälte. Nach einer Zwifchenzeit von mehreren Tagen, mit Südoſtſturm unb ftarfem Thaumetter,. hatten wir fodann am 8. Mai in ber Nacht mwieber 120 Kälte, und am. Mittage bei hartem. Norbwinde 80 Kätte. An diefem Tage war die Wirkung der Sonnenftrahten im Ge genfage zu ber Falten Luft befonderd merklich; trotz 80 Kaͤlte bei Dmenaf war e8 auf ber großen Infel, weiter hinauf in dem Fjord, wohin der falte Wind nicht kam, am Mittage fo warm, baß bie Erde weih wurde, bie Waflerläufe zu riefen begannen, und bie großen Eiszapfen überall raſſelnd herabfielen; die Heinen Landvoͤgel begammen zu zwitfchern, in einem Zelte von Segeltuch wurde es fo warm, wie in einem Treibhaufe, liegen und Spinnen famen aus bem Strafe hervor. Aber in ber Nacht erftarrte und verftummte bie ganze Natur wieder, Am 9. Mai fam ein Grönländer im Schlitten von dem „unbefannten Eilande” an, und brachte Briefe für den Kapitän Penny, welcher mit zwei Schiffen abgefenbet war, um Franklin aufzufuchen, aber mit dem Eife in bie Mündung des Omenakfjiords getrieben war, wo er noch am 4. Mai eingefroren lag. Diefem Falten Fruͤhjahre folgte fodann plöglich ein warmer und entfchiedener Sommer. Am 22. Mai wurden fchon überall in einem Thale des Beftlandes diefelben Blumen entfproßt gefunden, bie ich bei Godhavn am 5. Juni im Jahre zuvor gefehen hatte. Bereits vor Mitte Juni waren die meiften Pflanzen in Blüthe; es ſchien, ale ob Alles, was von ber Natur auf den Sommer angewiefen war, fich damit beeilen wolle, das Wenige davon vorhandene zu benugen; gleichfalls Tamen damald die Müden in unglaublicher Menge hervor und felbft die Nachtfröfte fingen an auszubleiben. In dieſer erften Hälfte des Juni ftand dad Thermometer auf 5 bis 90 Märme im Schatten und flieg fogar in der Sonne am Mittag bis 340; in ber Nacht fanf es gewöhnlich etwas unter ben Gefrier⸗ punft; aber nach der Mitte des Juni nicht mehr. Der Monat Juli war bis auf einige unruhige Tage fat beftändig warm. Am 28. ftand das Thermometer im Schatten in Chriftianshaab bei Suͤdoſtwind auf 14° Wärme, das höchfte, was ich in Nordgrönland gefehen habe.

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Schon am 2. Auguft wurbe in biefem Jahre bei Egedesminbe bie eefte Spur von Nachtfröften bemerft, die jeboch wieder ganz aufhörten, wogegen fich der legte Theil dieſes Monats durch viele Regentage auszeichnet. Der gute Sommer äußerte feine Wirkung in bem außerorbentlichen Reichtum an Beeren während der Monate Auguft und September in ber Gegend öftlich von der Disfobucht. Die Raufchbeerenbüfche, welche die aligemeinften find, waren an einzelnen Stellen fo voll von Fruͤchten, daß fie Weintrauben glichen, und der ganze Erbboden, welchen fie bebediten, war ſchwarz. Die Bidebeeren, welche etwas günftigerer Bedingungen bebürfen, um reif zu werben, wurden in biefem Jahre faft eben fo reichlich, als jene, gefunden und waren von ausgezeichneter Größe und Süße. Die in Rordgrönland theild nur auf einzelnen Punkten, theild nur in gewiffen Jahren zur Reife kommenden Breißelbeeren, wurden dießmal um die Sübofbucht herum In ziemlicher Menge gefammelt. Aber den ganzen September und October hindurch konnte man in den Diſtrikten von Chriftianshaab und Jakobshavn, wo man auch immer an's Land ging und fo lange fein Schnee lag, ſich fatt an Beeren effen, und fie an manchen Orten fogar tonnenwelfe fammeln.

Erſt nach der Mitte September trat Froft auch am Tage ein, und am 20. September fchneite es zum erftenmale auf dem flachen Lande; aber im October fiel noch 3 Tage hintereinander Regen, das . Thermometer ftieg am 10. auf 89 Wärme, unb aller Schnee war vom Lande verfchwunden. Der darauf folgende Winter, 1850 bis 1851, zeichnete ſich durch feine Unbeftändigfeit und Milde aus. Die Temperatur ſank bis auf 200 Kälte zum erftenmale am 4. Februar und zum lebtenmale am 20. März, und ihr niedrigfter Stand war am 8. und 9. Februar 25%. Der Januar war merfwürdig durch den häufigen Eintritt des warmen Windes. Der Barometer fanf am 3. auf 26 8,4, und das Thermometer ftieg bis zum Gefrier- punft, während es noch windſtill war; aber am Abende brach plöß- lich ein orfanartiger Sturm aus, bie Häufer wurden erfchüttert und fleine Steine gegen bie Benfter gepeitfcht. Am folgenden Tage ftand dad Thermometer auf 60 Wärme. Faft aller Schnee war vom Lande verſchwunden, aber vom Winde aufgetrodnet, fo daß ſich nirgendwo vinnenbes Wafler zeigte. Auf den milden Winter folgte ein Falter und unbeftändiger Sommer. Im Monat Mai gab es 3 Tage Schnee mit 2 bis 79 Kälte; am 20. flanb das Thermometer

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am Mittage auf 49 Kälte, und bie Fenſter waren in einer warmen Stube den ganzen Tag über gefroren. Eine. ftarfe Erkaͤl⸗ tungsepibemie verbreitete fich bald darauf unter ber ganzen Bevölfe- rung. Obſchon der Winter milde geweſen tft, ging ich doch noch am 15. Juni auf dem „Erbprinzeneiland“ quer. über einen Land⸗ fee; das Eis zeigt fih nun etwa 2 Ellen did, wovon bie oberfte Y, le durch das Aufthauen in lothrecht ftehende Raben. von ber- felben. Länge aufgelöst war; zahlreiche dunkle, auf der Oberfläche zerfireute Gegenſtaͤnde hatten bas Eis feiner völligen Dide nach burchgethaut und fcharf begrenzte Löcher gebildet. Der ganze. kurze Sommer ging hin unter abwechfelnd füdlichen Winden mit unruhi⸗ gem Wetter: und Regen und nördlichen Winden mit eiskaltem Nebel. Erft im Auguft gab es mehrere Tage ſchönes ſommerliches Wetter, Am 41. Auguft fchneite e8 zum erftenmale auf dem flachen Lande, und am 23. wurde ber erfte Nachtfroft bemerft. So enbete dieſer legte Sommer und bad Refultat war, daß von den vier Sommern, welche ich Hier erlebte,. jeder zweite beftändig und fchon, die anderen beiden aber rauh, kalt und unbeftändig waren.

Wofern man unter Schneelinie die Höhe über dem Meere, in welcher zu einer jeden Zeit des Jahres Schnee fallen fann, verfteht, fo ift Diefe in Nordgrönland in gleichem Niveau mit dem Meere gelegen. Es Fönnen fich dadurch felbft auf dem flachen Lande und in ber Nähe des Meeres Eisrinden bilden, welche ben Sommer über liegen bleiben und nur ausnahmsweiſe in gewiſſen Jahren auf thauen, „je. an manchen Stellen thun fie dieſes vielleicht nie, fo wie es auch Gegenden gibt, wo Schnee zu fallen pflegt und ſich in ſo großen Haufen zuſammenthürmt, daß er die kalten Sommer über liegen bleibt, bis der Schnee des naͤchſten Winters die Menge vers mehrt, und er nun unter allen Umftänden bis in den Monat Au- guft hinein verharrt, was dann natürlich Die Vegetation von folchen Stellen fern hält und fie wüft und unfruchtbar macht. Die Um- fände, unter denen diefe Iocalen Aufhäufungen von immerwährendem ober faft immmermwährendem Eis und Schnee flattfinden, dürften uns über die Gründe belehren, durch welche in dem großen Innen- lande ſowohl die Thäler, als die Hügel unter jener außerordentlichen Eistinde verfchwanden und zu einer einförmigen Eisebene auegegli- hen wurden, -

Aber auf dem Außenlande find biefe Eisbilbungen in den Aachen

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Streden ſeltene Ausnahmen; bie Empfänglichlelt bes Erdbodens zur Hervorbringung einer Vegetation und bad DBermögen, durch diefelbe Renthiere zu ernähren, fteht Hiermit in einem fchneidenden Widerfpruch und zeigt, wie lange Zeit bed Jahres Derfelbe vom Schnee entblößt und der Sonnenwärme ausgeſetzt ſeyn muß, welche dadurch hinreichend feyn würde, eine weit größere Menge, vielleicht die dreifache, vom legten Winterfchnee zu ſchmelzen, ehe der neue Winter anfangen fünnte, benfelben zu vermehren und daburch eine neue Bildung immerwährenden Eifes zu veranlaffen. Dagegen findet eine ſolche Anhäufung von unaufthaubarem Schnee fowohl hier, wie überall in einer gewiſſen Höhe über dem Meere ftatt: Iſt es biefe Höhe, welche man bie Schneelinie nennt, dann wird die Frage ſchon mehr complicitt, denn jene Anhäufung tft nicht allein von ber jährlichen Zemperatur und ber Wärme des Sommers, ſondern auch von der gefallenen Echneemafle und von den übrigen für das Auf thauen deſſelben mehr oder minder günftigen Bedingungen abhängig. Die Erfahrung zeigt, daß auf biefer Küftenftrede, mit geringen Ausnahmen, faſt immer eine Höhe von etwas über 2000, vielleicht von 2200 Fuß zur Bildung immermwährenden Eifes auf dem Lande nöthig ift; aber felbft in biefer Höhe ift das Eis weit davon ent- fernt, fortwährend gefunden zu werben. Es wird außerdem erfordert, daß die Oberfläche eine gewiffe Ausdehnung habe und Horizontal fey oder auch nach Norden zu abfalle, und endlich varlirt die Höhe fehr für die gegebenen Localitäten, nicht gerade im Verhältniß zu der niedrigeren Mitteltemperatur unter ben nördlichen Breitengraben, ſondern nach ber größeren Schneemenge, welche bie hertſchenden Winde über gewiſſe Striche bringen.

Forſcht man nad) dem Grunde, daß eine fo geringe Höhe über dem Meere im Stande ift, einen anfcheinend fo großen Eontraft, wie ex zwifchen immermwährendem Eife und einer Vegetation liegt, zu bedingen, dann fümmt dabei gewiß bie mit der Höhe abnehmende Temperatur, aber buch wohl noch mehr bie Schneemenge und die Bedingungen, denen biefelbe ausgefegt it, in Betracht. Denn «6 it befannt, baß dieſe auch nach der Höhe varliren, daß Schnee und Regenfshauer häufig die Gipfel der Berge einhüllen, daß es. oft in einer Höhe von 2000 Fuß fchneit, während es auf dem flachen Rande regnet u. f. w. Was bie abnehmende Temperatur betrifft, fo vermißt man natürlich hier die gleichzeitigen Beobachtungen auf

Gyel, Groͤnland.

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ben Berghöhen und dem Flachlande, welche nothwendig find, um das Geſetz aufzufinden, wonach Diefelbe abnimmt. Nach einigen direften Ihermometerbeobachtungen gelegenheitlich ber - Bermeffungen gewiſſer Berghöhen mit dem Barometer ergab fidy, daß eine Höhe von 400 Fuß ſtets einen niedrigeren Thermometerftand bebingt hat. Aber in welcher Art diefer im Allgemeinen ber Höhe nach abnimmt, dar⸗ über läßt ſich aus fo vereinzelt ftehenden Daten durchaus nicht abnehmen.

Der hohe Bergrüden längs der Sübweftfeite vom Omenals⸗ fiord, deſſen Plateau fich der Höhe von 6000 Fuß nähert, iſt in ‚Bezug auf die fucceffive Abnahme der Vegetation und bie im halben Verhältniffe nach der Höhe zunehmende immerwährende Schnee- und Eismaſſe ald befonders lehrreich zu erwähnen. Vom Karfolnas ab führt ein gleichmäßig fteigender Abhang, mit einem paar einzeln hervorfpringender Terrafien vom Strande bid zu dem eisbedeckten Plateau, d. h. auf einer Strede von 1%, Meile bis zu einer Höhe von 5000 Fuß hinauf. Die geringe Menge Schnee, welche auf biefer Küfte, vorzüglich auf ber ſüdweſtlichen Seite der Halbinfel, fällt, und die lange Zeit,. in welcher bie legte im Sommer von ihm entblößt ift, bewirkt, daß Die Vegetation hier höhere Grenzen ald an anderen Stellen erreicht, fo wie fie auch bier zu ihrer be beutendften Höhe in dem ganzen Lande gelangt. Wir wollen def balb Fürzlich erwähnen, wie diefer Weg am 30. Juli 1851 in einem fehr falten und unbeitändigen Sommer befchaffen war.

Das Außerfie Borland wird von nicht hohen Granitbergen gebil- det, bie mit ben gewöhnlichen niedrigen und Friechenden Bufchge- wächfen: Empetrum, Andromeda u. f. w. bewachſen find, und mit befonderd grünen, von Gräfern und Moofen bedediten, zum Theil aber auch fumpfigen und wiefenartigen Flächen (Immerikfof, d. h. „was reich an frifchem Süßwafler ift“) wechſeln. Ueber eite Fläche mit großen Geröllblöden, welche von dem Karfolftrome her abgefpült find, kömmt man zu einem fteileren, texraffenfürmigen, den niedrigften Fuß ber Trappfchichten, welche von hier ab ben ganzen oberen Theil der Gebirgsmaſſe einnehmen, bildenden Ab- hange, Mehr nach oben auf biefer Terraſſe befindet man fich in einer Höhe von über 1000 Fuß, und auf dem Auferften Theile ber Terraffe tritt dann ein in Graphit verwandeltes Kohlenlager hier und dort in ausgefchnittenen Klüften zu Tage. Sehr häufig erreicht

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bie Wolfendede gerade, genau ben Rand ber Terraffe und hüllt ihre Oberfläche in Nebel, und bieß ift faft immer im Auguft und Sep⸗ tember ber Fall, wenn es fi nach Regen oder auch nach Regen und Schnee aufflärt, fo daß man bie Oberfläche gerade unterhalb bis zu biefem Rande mit Schnee beftreut fieht, der mehrere Tage hindurch liegen bleiben Tann, während es auf bem flachen Lande nur geregnet hat, oder ber Schnee in demfelben Augenblid, in wels chem er gefallen, auch verfchwunden ift.

Nichtsdeſtoweniger ˖ zeigte Die Oberfläche von hier ab bie gu 2000 Fuß aufwärts feine fenntliche Veränderung. : Der Grund wird von einem Alluvium von Kied und Geröll, bedeckt mit einem bich- ten Ueberzug von Begetation, in welchem biefelben Bilanzen, wie auf bem flacheren Lande gefunden werben, gebildet, nur in einer einzeinen fleinen fchattigen Kluft läßt ſich eine iſolirte Eismaſſe wahrnehmen, bie aus Schnee zu beftehen und mehrere Jahre über gelegen zu haben feheint; aber von unten her ift biefelbe burchaus nicht fichtbar.. Erſt von 2000 bi8 3000 Fuß beginnt ber einfür- mige Teppich der Vegetation bünner zu werben; Graͤſer, Halbgräfer und LKichenen, welche die Grundmaſſe befielben bilden, werben von grünem Moofe abgelöst, das bei 3000 Fuß Höhe noch Feine ſum⸗ pfige Flecken mit fehr vielen blühenden Eremplaren von Ranuncu- lus nivalis zufammenhängend bebedt. Bei 3900 Fuß Höhe bildet. die Begetation feinen zufammenhängenden Teppich mehr, fonbern die Pflanzen ftehen nur vereinzelt in dem Kies, und bie fumpfigen Stellen find ganz unfruchtbar. Hier verfchwindet die Weide, Balix glauca, gänzlich; dagegen beginnen manche alte Schneehaufen ſich zu zeigen, welche auf ihrem Grunde aus hartem compaftem Eiſe beftehben. Spuren von Renthieren werden bier in bem Kies bes merkt, und es finden fich fehr alte abgeworfene Renthiergeweihe: Die Schneehaufen nehmen nun nad) ‘oben Hin zu, und bei ungefähr 4500 Fuß fängt. ber Rand von einer zufammenhängenden Schale von Eis und Schnee an, oberhalb welcher e8 nicht glüdte, auf erk> blößte Stellen zu kommen. Nahe dem Rande dieſes Hochlandseiſes und mitten zwifchen den zahlreichen‘ Haufen von altem Schnee wur⸗ den folgende Pflanzen geſammelt:

Papaver nudicaulis (am Häufigften). Potentille ven⸗ liana. Saxifraga tricuspidata (öhne Blume). Saxifraga oppositifolia. Saexifraga caespitosa. Alsine rubella.

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Silene acaulis.. Draba arctica. Festuca brevifofia.. Carex nardina.

Außerdem wenige und fchlechte Eremplare von eichenen, zu ben Gefchlechtern: Peltigera, Parmelie, Capitularia gehörend, aber- nicht -vollftändig genug, um beftimmt werben zu fünnen. Im Ganzen find bie Lichenen weit entfernt, hier die vorherrſchenden zu ſeyn.

Ganz ähnliche Berhältniffe traf ich am 17. Juli bei dem Be⸗ fteigen derſelben Bergfette weiter gegen Often zu, bis zu einem Icharfen Felſenkamm, ber von einem hervorragenden und weniger leicht verwitterlichen Trappgang gebildet wird, und vom Meere aus ge- fehen, fich wie ein fpiger. Kegel ausnimmt, weßhalb die Grönlänber ihn auch „Innofunofät,” oder „was da einem Wartthurme gleicht, * nennen. Diefer Punkt wurde 3700 bis 38300 Fuß über dem Meere gefunden, und hier zeigte fich, wie auf dem obenerwähnten 3900 Fuß hohen Punkte, der Gipfel von Omenak mit ber Oberfläche bes Innenlandeifes zufammenfallend, während bviefelbe noch etwas von ber trigonometrifch zu 4000 Fuß gemeſſenen „großen Inſel“ gededt wird, Bon ben auf diefer Wanderung gefammelten Pflanzen ftand bie legte Salix glauca in 2300 Fuß Höhe, und an dem Inno- funofät wurde außer ben obenerwähnten noch Draba alpina gefunden.

: Nach der Behauptung und dem verfuchten Beweis, daß im⸗ merwaͤhrendes Eis ſich nur-in einer gewiſſen Höhe bilden kann, dürfte im erften Augenblide bagegen ftreiten, daß auf ganz berfelben Küfte große Klüfte oder lange Thäler zu fehen find, die mit Eis, vielleicht in einer Dide von mehreren hundert Fuß, ausgefüllt, und an zwei Stellen bis völlig an das Meer hinabreichen, fo daß biefes bie ſteil abgefchnittenen Eiswände befpült. Aber wenn man biefe Eismaſſen näher betrachtet, wird man finden, daß fie .alle in Ber- bindung mit dem Hochlandeife ftehen und fo gleichfam Verzweigungen beffelben find; und eine Unterfuchung berfelben thut bar, daß fie keineswegs in ben Thaͤlern felbft entftanden, fondern wirkliche Theile des Hochlandeifes find, welches überall eine Geneigtheit beweist, ſich auszubreiten und dann feinen Rand nad unten hin in ber Richtung ded natürlichen Ablaufs des von ihm bebedten Terraind vorzuſchieben, alſo auch ein Streben, fich denfelben Weg in das. Meer hinab zu fuchen, den es nehmen müßte, wenn es thaute unb zu

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rinnendem Waſſer würde. Diefe Bewegung wird überall in dem Lanbeife verfpürt, wo es auf einer Oberfläche mit einem gewiſſen Abfalle ruht, fowie in den Spalten, welche ihren Urfprung aus ber Bewegung bes Eifed haben, bie nach einzelnen Richtungen flär- fer als nach anderen, iſt; aber fle concentrirt fidh befonders gegen die ftärferen Abläufe, welche Zufchüffe von einem größeren Terrain erapfangen, und verfolgt man biefe Klüfte niedermärts, -fo fümmt man zu einem Punkte, wo bas Eis nicht durch ben Schnee zu⸗ nimmt, der fich auf feiner Oberfläche anhäuft, fondern num durch bie von oben herabfchießenden Eismaſſen erhalten wird; bagegen beginnt es von hier ab und weiter hinab auf bem flacheren Lande durch die überwiegende Sommerwärme zu ſchmelzen. Bon einem gewiffen Punkte ab ift alfo folches Eis in ben Thälern nur eine ih bewegende, aber durchaus nicht in fich felbft anwachſende ober zunehmende Mafie, und es zeigt fich demnach Hier im Wefentlichen daſſelbe, was man in den Alpen Gletfcher, und in Island Schuß⸗ gleticher (Skredjöfeler) nennt. Auch in Grönland fpielen biefe Schuß- gletfcher die gar nicht ungewöhnliche Rolle, daß Schnee und Eis, welches auf dem hohen Lande ewig aufgethürmt wird, durch fie In die niedrigeren und wärmeren. Regionen binabgeführt und Durch Wegſchmelzung vernichtet wirb, ftatt daß beide im anderen Falle auf den Gipfeln ber Berge in fteter Zunahme bleiben müßten. Rur auf ganz einzelnen Stellen in Rorbgrönland ift der Zufchuß von Eis aus dem Hochlande zu einem einzelnen Thale fo groß, daß bie Aufthauung mit dem Zuwachs nicht Schritt Halten kann, woburd) das Eis dann bis zum Meere binabreicht, und fogar im Stande gewefen ift, einzelne Bruchftüde in daſſelbe abzugeben.

Dieß ift auf zwei Stellen der legterwähnten Bergfette, nämlich bei Sermiarfut und Umiartorfif der Fall, im Uebrigen aber auf ber ganzen bekannten Küfte von Rordgrönland äußerft felten; daß bie von dem Innenlande ausgehenden Eisthäler hiermit nicht verwechſelt werden bürfen, wurde fchon früher erinnert.

Auch in Beriehung auf die Art, in weldyer die Bewegung vor fich gebt, zeigen dieſe Schußgletfcher eine theilmeife Analogie mit den Gletfchern in den Alpen, nämlich darin, daß ihr Rand in gewiſſen Perioden ſich vorfchiebt, wogegen er in einer anderen Reihenfolge von Jahren ſich wieder zurüdzieht, indem bie Weg: ſchmelzung über den Zuwachs von oben die Oberhand gewonnen

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hat. Für den Augenblid werden auf ber erwähnten .Küfte bes Dmenafsfiord drei folder Schußgletfcher bemerkt, .die der Weg— ſchmelzung einer langen Reihe von Jahren hindurch ausgeſetzt ge⸗ wefen find, nämlich in ben Thälern bei Sokak, Tusparſolt um Sarfarfil. Die Wegſchmelzung gibt fich befonders durch bie Maflen son Stein und Kies zu erfennen, welche urjprünglich zwiſchen ben ‚Kisfchichten eingelagert gelegen haben, aber durch allmählige Ber- ‚minderung ber legten auf ber Oberfläche ber zurüdgebliebenen Maſſe :liegen gelaffen find, fo daß dieſe dadurch ſchwarz und. in einiger Entfernung unfenntlich wird; auf der Grundlage, welche das Eis in dem legterwähnten Thale bedeckt, hat noch eine fparfame Vege— tation Wurzel zu faffen begonnen. Wenn in fpäteren Berivben das Eis wieder vorrücdt, ſchiebt es die Maflen von Stein und Kied vor fich her und zu ‚beiden Seiten weg, man fteht baher biefelben vor und befonders zu beiden Seiten der Schußgleticher aufgethürmt ; fie enthalten -Belfenblöde von Erftaunen erregenden Dimenfionen, und bie Länge ‚und Höhe der. Aufthürmungen deutet auf mannig-

- fache vorausgegangene ‘Perioden von abwechlelndem VBorrüden und

Wegichmelzen. Endlich wird bemerkt, daß fich Die grönländifchen Gletſcher darin von den Gletfhern auf den Alpen unterjcheiden, daß diefe auf einem Erdboden von über 0% Temperatur hinabgleiten, weßhalb fie von unten ſchmelzen, und daß fie nicht unmittelbar auf dem

. Boden ruhen, fondern vielmehr auf Steinblörfen gleiten, welche den

Zwifchenraum ausfüllen, wogegen bie grönlänbifchen Dicht auffehliepent auf dem Boden ruhen und nur von oben fchmelgen.

Es ift in dem vorhergehenden Abſchnitte Die Ausbreitung ber vorzüglichtten Höhenftreden erwähnt, und angeführt, welche von ihnen, fo wie bie hier befchriebene, immermwährendes Eis und. Schnee tragen. Es ift nur noch hinzuzufügen, daß die Bedingungen für eine. folche Erfcheinung, mit Ausnahme der Höhe und Ausdehnung bes Pla- teau's, faft überall günftiger, als hier, find; die immerwährende

Eisdecke löst die Vegetation in Der Regel in einer geringeren Höhe

als 4500 Fuß ab,. aber, wie erwähnt, nur ausnahmsweiſe unter 2200 Fuß. Doch kann man wohl.überall fagen, daß das Zuwachſen bes Eiſes außerordentlich langſam gefchleht, daß der geringe Wärme zuwachs auf bem Flachlande im Stande ift, der Ausbreitung befiel- ben eine Grenze zu fegen, und daß nur einzelne von den allergrößten unter ihnen im Stande find, das Meer. zu erreichen. Wan fann

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daher mit Grund behaupten, daß Die ganze jährliche Menge von atmofphäriichen Wafler auf dem Lande das Meer im fliegenden Zuſtande erreicht, und daß die Behauptung, welche man häufig von Leuten, bie fi in Grönland aufgehalten haben, ausfprechen hört, daß das Land in Gefahr fen, unbewohnbar und unter Eis begraben zu werden, ganz ungegrünbet if. Nur auf dem Innenlande allein wird beftändig ein großer Ueberfluß an Eis gebildet; aber es find dort durch die Fjorde Ableitungsfanäle gebildet, die dazu bienen, diefen. Ueberfchuß in ferne und wärmere Gegenden bed Meeres zu führen; und fichere Bollwerfe find von ber Natur aufgeftellt, baß das zunehmende Innenlandeis ſich nicht weiter, als bis zu einem gewiffen Grade über bad Außenland ausbreiten fann.

Nun bleibt noch übrig die Art, in welcher das fließende Waffer dad Meer erreicht, nebft den Reſervoirs zu erwähnen, in_welchen es vorher und inzwifchen aufgenommen wird. Man kann wohl im Durchfchnitt behaupten, daß der Schnee, melcher vom 20. October und den Winter über auf das Land fällt, erft in ben legten Tagen des April aufzuthauen beginnt, daß die Dadurch ernährten Fluͤſſe in ben erften Tagen des Mai zu laufen anfangen, aber noch durch die Nachtfröfte feitgehalten werden, und daß fie bis nach‘ der Mitte des Mai fehr unbedeutend find, wo fie dann an manchen Stellen plöglich mit großer Gewalt hervorbrechen. Im Juni führen fie bie größte Menge Wafler ind Meer; und man fann dann bei ben flei- neren beutlich den Unterichied zwifchen dem fälteften und dem wärm- fien Zeitpunft ber 24 Stunden bemerfen; im Juni haben fie dann feine große Gewalt, die fie im Auguft, und zwar am häufigften durch ben in dieſem Monate vorherrfchenden Regen, wieder erreichen. Gegen ben Schluß ded September, wenn bie tägliche Temperatur unter 00 finft, nehmen fie endlich fehr ſtark ab; Die Fleinften ver- ſchwinden zuerft, dann nach und nach die größeren; aber fchließlich will man bemerfen, daß hier und da einzelnen Flüſſen, und nament- li den größeren eine gewiſſe Waflermenge und ein gewiffer Lauf bleibt, welchen fie fpäter nicht mehr verändern, fondern ben ganzen langen flrengen Winter über behalten. Dann fönnen zwei Faͤlle eintreten; e8 vermag fich nämlich an einzelnen Stellen eine ſchuͤtzende Rinde von Eis und Schnee über dem fließenden Waſſer zu- bilden, fo daß biefes das Meer erreichen fann, ohne der ſcharfen Kälte preiögegeben zu fern; aber auf anderen Stellen und beſonders ba,

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wo das Waſſer über mit Geroͤll bededte Strecken Hießt, wird ber Lauf deſſelben durch bie Eiskörper, welche e8 daran abfegt, gehentmt; e8- breitet fih darauf zu ben Seiten aus, fest neue Eiskörper ab unb bleibt wieder. fiehen, und fo for. Man fieht daher folche unebenen Gerölflächen im Laufe bes November und December fich in fpiegelglatte Eisflächen verwandeln; ein krachender Laut wird be- fländig in dem Eife gehört; er rührt von dem Wafler her, weiches in der falten Atmofphäre rauchend und dampfend in alle Riffe des Eifes, worin es erftarrt, eindringt, baffelbe fprengt und -zu Kleinen fegelförmigen Höben aufthürmt.

Es ift ein entichiedenes Factum, daß auf Stellen, wie Die letzterwaͤhnte, fich Eisförper von einer Die, wie fonft nirgends auf bem flacheren Außenlande bilden, und daß man, wenn Schnee und Eis im Sommer von bem Lande und ben Landfeen verfchwunden find, noch mächtige Eisförper am Steingeröll in den Münbungen ber großen Blüffe, und auf Stellen, wo im Winter fließendes Waſſer geweien ift, findet. Es ift aber auch nicht ſchwierig einzu- fehen, und fann faum ein Zweifel darüber vorhanden feyn, daß in einem Lande, in welchem die jährliche Mitteltemperatur 4 bis 79 unter dem Gefrierpunfte ift, nur bie hinreichende Menge Waffer fehlt, daß baflelbe, wenn ed auf die gebührende Art dem acht Monate währenden Froft ausgefegt wäre, die Oberfläche überall mit einer aufthaubaren und ftetS zunehmenden Eisrinde würde befleiden fonnen. Hält man dieß und zugleich das, was in biefem Abfchnitte über die Bedingungen für bie Bildung von immerwährendem Eife auf bem Lande gefagt ift, mit dem Umftande zufammen, baß ſich bas Innenland gerade vor dem Außenlande duch bie Größe des Ablaufs oder ber urfpränglichen Flußgebiete und durch bie Länge bed Weges auszeichnet, welchen dad Waſſer in ber kurzen Sommer: zeit bi8 zum Meere zurüdzulegen hat, ehe es der Winterfälte aus— geſetzt wird, fo tritt die Wahrfcheinlichfeit, daß das Innenland. ganz unter Eis begraben werden muß, fehr nahe.

Die Refernoire, welche das fließende Waſſer auf dem Lanbe aufnehmen, und bie im Stande find, auch im Winter die Flüffe Damit zu verfehen, werben fowohl über, als unter der-Oberfläche gefunden. Es find fehon die großen Landſeen berührt, welche man auf ber Rourfoafs-Halbinfel fennen gelernt hat; fie follen nach ber Aus- fage der &rönländer in einer eben ſolchen Größe nur auf dem anderen

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groͤßeren Theile des gefchloffenen Landes, der Syartenhuf:Halbinfel, vorfommen. Aber Heinere Landfeen von allen erdenklichen Dimen- fionen finden fich überall verbreitet; das Eis pflegt fich erſt Ende September, vollftändig jedoch erft im Laufe des Oftober auf biefelben zu legen, und es thaut erſt völlig im Ende bes Juni oder im Juli, ia wohl auch noch fpäter auf, je nachdem die Seen eine größere Ausdehnung und: Fleineren Küftenrand haben, was befonderd zur Erwärmung beiträgt. Doch erreicht das Eid wohl felten eine Dide von drei Ellen, und man fann beßhalb in jeder ber Eolonien fich den ganzen Winter über mit Wafler von einem ber nächiten Lands fen verfehen. Auf einem folchen Landfee bei Omenaf wurde am 10. Oftober die Temperatur unter dem Eife in einer Tiefe von 21 Ellen zu + 1%, bei Iafobshaun am 10. Mai, noch ehe das Eis an ben Uferrändern fichtbar zu thauen angefangen hatte, in - einer Tiefe von 5 Fußen zu + 2,9 gefunden. Man beobachtet richt felten, baß bie Flüſſe, welche durch folche Landſeen gegenfeitig mit einander in Verbindung ftehen oder mit dem Meere zufammen- bangen, den ganzen Winter hindurch unter einer Eisdecke ihren Lauf behalten, fo bei dem Hausplatze im Pakitſolk⸗Fjord zwiſchen bem Tefferfoaf- und Amelurtok⸗See auf ber Nourfsafe-Halbinfel. Es fann auch nicht fehlen, daß gewiffe Landfeen unterirbifche Adflüffe haben müffen, und daß die Refervoire, welche Die fptingenden Quellen mit Waſſer verfehen, zum Theil wieder Durch jene verforgt werden. Es ift befannt, daß Nord-Grönland meit hinein in jene Zone liegt, in ber man barauf rechnet, daß ber Erbboben in einer - gewiſſen Tiefe beftändig gefroren iſt. Auf einer der niedrigen Torf infeln bei Egedesminde wurden bemnacd am 10: Oftober die oberften drei Zoll des Torflagerd durch die Herbftfälte gefroren angetroffen, bie darauf folgenden ſechs bie fieben Zoll aufgethaut, und in einer Tiefe von in Allem zehn Zoll erfchlen der immerwährende Froft.

Achnlihe Erfahrungen, aber doch mit einem Unterfchiede in Bezug der Tiefe, erwarb man, indem man in Lehm- und Sandbergen nah Steinfohlenfchichten u. |. w. grub. Aber es ift auf der anderen Seite wieder ein Faktum, Daß auch auf zahlreichen Stellen, in größerer ober geringerer Tiefe unter ber Oberfläche Referoire von fließendem Waffer gefunden werben, welche in ber Regel gegen 20 Wärme haben, jedoch auch fehr oft weit darüber: Von den fpringenden Quellen, welche fie nähren, und die mit unver:

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änberter Waffermenge das ganze Iahr hindurch fliegen, find bie bebeutenbiten :

1) Die Quellen bei der Teffiurfal-Bucht auf ber Saffarbiek Snfel, eine Meile füdlich von Egedesminde. Es find drei ober vier nahe bei einander; bie größte entfpringt aus einer Spalte ber feften Oranitwand, hat eine Temperatur von + 4,9%; unb Fann ihrer Stärfe nach mit dem Karlöbader-Sprudel verglichen werben. Die anderen kommen aus dem Moosboden in der Nähe hervor, find jedoch faft von berielben Stärke. Auf dem Meeresgrunde nahe biefer Küfte, follen der Ausfage nach noch mehrere Strahlen von fügem Wafler bervorfommen, welche das Eis darüber ben ganzen Winter hindurch offen halten.

2) Die Quelle in der Lehm-Bucht bes Diſtrikts Chriftiand- baab dringt aus einer Eand- und Lehmfchicht zu Tage, welche eine große Fläche Land, kaum ein Baar hundert Fuß hoch über dem Meere bildet. Sie zeigte im September + Y,0, und es wird be bauptet, daß fie im Winter viel mehr Wafler habe.

3) Die Quellen bei Godhavn auf Disko find‘ ziemlich zahlreich und fommen unter ben Trappfchichten oder zwilchen diefen und bem Granite hervor. Die reichften find die im Meere von Lungmarlen und Engländerhafen. Sie haben + und fließen im Winter unter dem Schnee, in einer Höhlung, in welcher Pflanzen feimen, und Landſchnecken und Infeften fich in den ftrengiten Wintermonaten lebend erhalten.

4) Die ODunartof-Quelle im Disko⸗-Fjord, die wärmfte von alfen, entfpringt am Fuße eines etwas über 2000 Buß hohen Trapp gebirged auf einem mit gleichmäßiger Vegetation bedeckten Flachlande, 110 Schritt vom Strande. Cie zeigte im Juni 1849 faft + 10°; aber ihr zur Seite floffen mehrere Kleinere, welche 4 bis 50 zeigten, und viel Schneewafler von + 14%. Es ift daher wohl möglid, daß bie fleineren Läufe mit Schneewaffer, welches überall über dem Moosboden ftrömte, vermiſcht war, und daß felbft jene wärmite “nicht frei davon gewefen ift, und von Haufe aus eine höhere Tem: peratur, als + 10°, Hatte.

5) Bei Sermingoaf, 3 Meilen von Niafornaf: im Omenafd Fiord, tritt aus dem Trapptuff eine mächtige, fpringende Duelle zu Tage; fie hat eine fleine ifolixte, angeblich au immerwaͤhrendem Eiſe beftehende Maffe, die ganz nahe unten am Strande, mitten

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auf dem mit Begetation bededten Flachlande liegen und fo eins ber wenigen Beifpiele diefer Art abgeben foll, gebildet.

6) Im Innerit-Fjord, zwei Meilen von Ofefiffaf, in bemfelben Diſtrikte, wird eine ähnliche Eisbildung auf dem Flachlande unter fehr hohen Abhängen von Gneis, welcher mit großen Schichten von förnigem Kalfftein oder Dolomit abwechſelt, gefunden. Unter dieſem Eife kömmt dort gleichfalls im Winter Waſſer hervor, weßhalb ee angenommen werden muß, daß fie auch aus einer Springquelle entftanden ift.

Schließlich könnte es an diefer Stelle paflend feyn, ein Paar Demerfungen barüber hinzuzufügen, wie fidh bie Einwohner mit Trinkwaſſer verfehen. Im Sommer mangelt e8 wegen bed aufs thauenden Schneeds, wo man auch an's Land geht, in ben kleinen, Seen, Zümpeln ober Flüffen fat nirgends an Waſſer. Man bat faum über 100 Schritte zu gehen, um das Nothwendigfte zu finden. Doch kann es in bürren Sommern bahin kommen, daß es auf Heinen Infeln daran fehlt, fo daß es etwas weiter hinweg geholt werden muß, oder man muß Kalbeid von ben Eisfjelden In ber See nehmen. Aber im Winter und ben größeren Theil des Jahres hindurch bedienen fich die Grönländer des Eifes, welches fle theils von ben Landſeen nehmen, theils von den eingefrorenen Eisfjelben holen, in Stüde hauen und aufthauen. Ganz in ber Nähe ber Kolonien werden Seen von der Größe gefunden, daß fie nicht bie auf den Boden zufrieren. Man Hält dann den vollen Winter über Löcher auf und holt das MWafler auf Schlitten. Bei Godhavn be: dient man fi, wenn auf dem Meere gefahren werben fann, bes Wafferd aus den Duellm von Lyngmarken. Jedoch herrfcht in Grönland das Vorurtheil, das Waſſer, welches auf dem Lande tteht ober fließt, hart fei und mineralifche Beſtandtheile enthalte; dieſes ſtreitet ſchon gegen deſſen nächften unmittelbaren Uxfprung aus thauendem Schnee, aber außerdem findet man überall; daß ee leicht mit Seife fchäumt, und fowohl aus mehreren der benugten Kandfeen, fowie auch, was am wenigften zu erwarten war, aus ben erwähnten Quellen bei Godhavpn zeigte es fich bei einer chemifchen Probe faft fo rein als deſtillirtes Waſſer.

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Echötes Kapitel.

Schilderung bes Landes im Süd⸗Inſpektorat. Das Außenland und bie Fiorden. Landſeen und Ströme. Das Klima. Die Phänomene der Luft. Das Eis des Süd⸗Inſpektorats.

Die Gränze Südgrönlands pflegt man unter den 67. Grab der nördlichen Breite an den nörblichen Strom⸗Fiord oder Nekfotouf: Ford zu fegen. Bon dort aus zieht fich Die Weftfüfte anfangs nach Süden, dann allmählich füdöftlich zur Eüdfpige des Landes, bem Kap Barvel 59! 48' n. Br. Im OÖften beffelden leben nur wenige heibnifche Eingeborene, die feinen regelmäßigen Verkehr mit ben dänifchen Etabliffements unterhalten. Jene Küftenftrede beläuft fich längs ber äußeren Infeln auf ungefähr 140 Meilen. Unentfchieben bleibt wieber hierbei die Frage, wie weit Südgrönland von ber Küfte aus. landeinwärts reicht, wie weit daffelbe nach Often Hin, wenn auch nicht bewohnt, doch befannt und unterfucht if. Denn hierüber findet man felbft bei Berfonen, die ſich lange Zeit in Grön- land aufgehalten haben, nur ziemlich unflare Borftellungen. Die alten Sfandinavier, die ihre Wohnftge foweit landeinwärts ausge- dehnt hatten, als es irgend möglich war, die mehrere Jahrhunderte hindurch dort anfällig und gewiß nicht weniger keck und reifefertig zu Lande als zur See waren, haben ſich unftreitig Durch Entdeckungs⸗ reifen genauere Kenntniſſe darüber erworben, ald wir in unferen Zeiten. Es ift faum möglich, die Befchaffenheit des innern Grön- lands, wie e8 fich noch in unferen Tagen zeigt, Farer und fürzer zu fchlldern, als es in ben alten Nachrichten des fogehannten „Koͤnigsſpiegel“ gefchieht, der vermuthlich in den Tagen bes größten Wohlſtandes der Kolonie gefchrieben wurde. Es heißt in ihm: „Es it nur ein geringer Theil des Landes, ber frei vom Eife bleibt, alles Uebrige iſt mit demfelben bedeckt und die Leute wiſſen nicht, ob das Land groß oder Hein ift, weil alle Gebirgszuͤge und ebenfe alle Thäler dermaßen unter dem Eife verftedt find, baß man nir- gends eine offene Stelle findet. In ber Wirklichfeit gibt es aber Doch gewiß folche Deffnungen, entweder in ben Thälern, die zwifchen den Fielden liegen, oder den Strand entlang, durch welche Die Thiere kommen können; denn von anderen Ländern fünnen die Thiere nicht hierher herüberftreifen, noch weniger finden fie Oeffnungen

in dem Eiſe und dem Lande gerade vor ihnen. Die Leute haben ed oft verſucht oben im Lande auf die hoͤchſten Fjelde zu ſteigen, um ſich umzuſehen und zu pruͤfen, ob ſie nicht irgend einen Theil bes Landes fänden, der vom Eiſe frei und bewohnbar ſey, aber nirgends hat man dergleichen entdeden fönnen, außer den fchon iegt bewohnten Gegenden, bie fich in nur geringer Breite längs ber Küfte ausdehnen.“ Diefe Beichreibung fcheint zunächft dem Oftbau, als dem wide tigften und angebauteften Theile bed Landes gegolten zu haben. Da nun durch genaue Unterfuchungen das Refultat gewonnen ift, daß der Oſtbau ber Diftrift von Sulianehaab geweſen ift, dürfte es vielleicht auffallend ſeyn, baß biefe füblichfte und von ber Ratur begünftigtfte‘ Gegend in dem ‚Grade mit Eis bebedt geweſen ſeyn foll, daß nur geringe Streden länge ber Küfte davon frei geblieben, und daß man von dort aus feinen Eingang in das Innere hätte entdeden können, weil bie allgemeine Eisrinde dort von fo unge heurer Stärfe geweien, daß fie aus Bergen und Thälern eine eins förmige Ebene bildete und daß ihre Befchaffenheit es außerdem den Thieren unmöglich gemacht, über fie hin zu ziehen. Dieß wird um lo auffalfender, wenn man binzufügt, daß das Eis in den Bolar- ländern ftetS im Zunehmen begriffen ift, und wenn man aus bie ſem Grunde fchließt, daß das Klima fich feit der Zeit ber alten Sfandinavier verfchlechtert Haben müffe; nichtöbeftoweniger ſoll das Landeis fchon zu jener längftvergangenen Zeit eine ebenfo große Aus⸗ breitung gehabt haben. Die Sache verhält fich inbeflen wirflich fo, iene Befchreibung ift durchweg richtig, und jeder Reifende kann fich davon noch heutigen Tages mit größter Leichtigkeit überzeugen. Zur 3eit ber alten Nordbewohner fcheinen die Naturverhältniffe dieſelben gewefen zu feyn, wie man fie noch heute findet. Die Berändes tungen, bie mit dem Eife vorgegangen, find jedenfalls fo langfam erfolgt, daß fünf Jahrhunderte Fein fonderliched Refultat bewirkt haben, und es ift eben fo wenig Grund zu der Annahme vorhan⸗ ven, daß ſich das Klima verfchlechtert haben follte. Um e8 beut- licher zu machen, was dieſes Eis, durch welches das Oberland uns zugänglich gemacht wird, zu bebenten hat, wollen wir denfelben füb- lichſten Diftritt, ober ben „Oſtbau“ bes alten Grönlands etwas genauer. betrachten. Deſſen Küfte nimmt circa 35 Meilen ober ein Viertel bes

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ganzen Sübgrönkınd ein, während es etwa Y, ber Bevölkerung um- faßt. Der am weiteften in bie See hervorragende Theil des Landes ift fehr hoch und bildet Infeln oder Vorgebirge von 4 bis 5000 Fuß Höhe. Bon einem gewiffen Punfte des Meeres aus, etwa 12 Meilen vom Lande entfernt, fann man den ganzen Difteift von ber Gegend um bad Kap Farvel bis zur Infel Rumarfoit überfehen, doch nur fo, daß das niedere Land ſich unter den Horizent verliert und bie höheren Berge dadurch das Ausfehen von Anfeln erlangen. Aus demfelben Grunde zeigt fich das Land auch aus biefer Entfer- nung flarf mit Eis und Schnee bededt, weil man nämlich das Unterland nicht ſehen fann. Die fteilen bunflen Abhänge, welche fich gegen das Meer wenden, find mehr oder minder mit Schnee bedeckt, das flache Hochland darüber ift gewöhnlich ganz weiß, nur einzelne fpise fcharfe Kegel, welche fich über die Umgegend empor heben, haben ihrer Steilheit wegen nur ſporadiſche Schneeflede, während alle Klüfte oder Vertiefungen durch Gletſcher oder feſte Eismaflen ausgefüllt find. Aber biefe Eis- ober Schneemaflen, weiche in folcher Weife die hohen Berge bebeden, find etwas ganz anderes, als die Maſſe, melche über dem Innern des Landes liegt, Naͤhert man ſich mehr der Küfte, fo tritt das Unterland hervor, viele Infeln mit dazwiſchen liegenden Buchten und Sunden werben allmählich fichtbar, und dieſes Unterland ift, wenn auch ziemlich nadt und Tahl an ben Außenküften, Doch im Hochſommer fo gut wie fehneefrei. Kommt man endlich der Küſte auf !/, oder /, Meile nahe, fo wirb man hier und dort in den Eleineren Vertiefungen mancherlei Grün gewahr, und bie ebeneren Striche haben überall von ber fie bebedenden Vegetation eine bräunliche Färbung. Ver folgt man das Fahrwaſſer zwifchen den Infeln hindurch noch weiter, und bringt darauf in bie tiefften Sjorde ein, fo nimmt .bas. Grün auf dem Lande in überrafchendem Grade zu, ganz in dem Maaße, in bem man fich von bem offenen Meere entfernt, und biefes ift namentlich ungefähr zwei Meilen innerhalb der Muͤndung bes Yjorbe ber Fall. Hier fieht man auch lachende grime Klüfte oder Thaler, von denen aus ſich ber Pflanzenwuchs als eine gleichmäßige De deckung noch über taufend Fuß Höhe fortfegt, worauf er allmaͤhlich abnimmt und endlich an ben fteilen und unfruchtbaren, mit Schnee und mit @letfchereis bebedten Berggipfeln aufhört. Man glaubt ba erften Augenblid, daß dieſes Grün von Gras oder ähnlichen

143 niedrigen Kräutern herrühte, dies ift aber ein Irrthum, bet durch bie Entfernung und ben trügerifchen Maaßſtab verurfacht wird, welchen die Größe ber Fjelde und ber lofen Steinblöde barbietet. Es rührt diefe grüne Färbung von nichts Geringerem als ben Waͤl⸗ dern Srönlands Her, die man bier in ber Form namentlid) von Weidens, aber auch von Birfenbüfchen vor fi hat. Die Klüfte und Abhänge der Felde find gewöhnlich mit lofen Steinblöden be det, Die aber von einer fo bedeutenden Größe find, daß Büſche von mehr als zwei Ellen Höhe dazu gehören, um fie mit ihren Zmeigen fo zu verdeden, daß der ganze Landſtrich ein ununterbro- chenes grünes Kolorit erhalten fann. Man wird baher etwas über: tafcht, wenn man folche grüne Abhänge, die aus ber Ferne ganz eben ausfahen, befteigt und fie in der Wirflichkeit faft unwegſam findet. An dem innerften Ende der Fiorde finden ſich gewöhnlich die meiften folcher Thalftriche, und es fcheint faft, als ob Die Berg- maffen gegen das Meer hin am höchften und fteilften find und ſich von den Mündungen der Fjorde aus landeinwärts fenfen. Und hier im Hintergrunde der Fjorde war ed, wo das eigentliche Ober land oder große Feſtland beginnen follte; das, was ihm nad) außen vorgelagert ift, wird mehr oder weniger vom Meere umgeben und bildet entweder Infeln ober Halbinfeln, über welche man durch Thäler hier und dort von dem einen Bjord zum anderen gehen fann. Am innerften Ende der Fjorde, am Strande bed abhängigen Feft- landes finden fich auch die flachften, freundlichſten und an Pflanzen- wuchs reichften Streden, aber man ftößt nun auf ein ganz anderes Hinderniß, weiches plötzlich das übrige Land unzugänglicd macht und alle weitere Unterfuchung befielben hemmt. Hier, um bie alt- grönländifchen Stätten Garde und Brattelid herum, war es, wo die Leute, wie ed im Königefpiegel am angeführten Orte heißt, verfucht haben, bie hohen Fielde zu befteigen, um zu fehen, ob feine Deffnung in dem Eife zu entdeden wäre, welches das ganze innere Feſtland bedeckt. Aber vergeblich, fie konnten nichts ber Art entdeden. Dort fahen fich alfo Die alten Norbländer aufgehalten; nur an-ber Küfte hatten fle ihre Bauten, nur auf den Gebirgsfirichen, die zwifchen ben Fiorden lagen, weibeten ihre Heerden, und nur dort hatten fie Ver⸗ bindungen und Ueberlandiwege von der einen Küfte zur anderen. Tiefer in das Land einzubringen, als die Fiorde reichten, war ihnen nirgende geglädt, daher konnten fte auch nicht wiffen, wie groß das Land war.

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Alte, was fchon bei der Schilderung Nordgrönlande von ber Ausbreitung bes Eifes über das Land gefagt ift, gilt im Einzelnen und Ganzen auch für das fühliche Grönland, wo jedoch Die Breite des Außenlandes oder bed eisfreien Küftenfaumes auffallend gering ift. Die fogenannten Eisfiorde zeichnen fich dadurch aus, daß man im Sintergrunde berfelben auf eine Eismaſſe ftößt, Die in. einem Thale vom Lande herab fommt, und einem großen in mehr ober minder jähen Laufe plöglich gefrorenen und erftarrten Fluſſe nicht unähnlich ift; ferner, Daß man, von irgend einer Berghöhe an einem folchen Orte, das ganze Land, aus welchem dieſer Fluß her fommt, nach ‚innen zu gleichfam mit Eis überſchwemmt fieht, und zwar bie zu einer ſolchen Höhe, Daß nur ganz einzelne Berggipfel aus der flachen Eisebene hervorragen. Daffelbe ift auch in dem Diftrifte von Ju⸗ Ikanehaab der Kal. Selbſt der Fjord Tunnubdliorbif, von dem an zunehmen, daß er der einft fo berühmte G@rifd-Kjord, ift gewiſſer⸗ maßen ein jolcher Eisfiorb, indem ber eine Arm beflelben bis zu dem erwähnten feften Landeis hinaufreicht, welches von bort ab weiter nach innen hin das ganze Innere des Landes bebedt und verbirgt. In dieſen Fjordarm fol auch das Landeis einen Theil Eisbrocken oder kleine Eisfjelde Hinauswerfen, weßhalb er auch nur bis zu einem gewilfen Punkte für die Weiberboote zugänglich- If. Diefe Stelle ift vermuthlich auch ind Auge zu faflen, wenn man in der „Waffenbruder-Sage“ liest, daß Gamle und Grima „abfelts, im Innern des Erik⸗Fjords ganz oben unter ben Eisbergen wohn ten.” Geht man von dort hinüber zu dem daran floßenden Igallilo⸗ Fjord, fo trifft man allerdings nicht auf Landeis; man fann nam ih in feinen beiden innerften Armen längs bed Uferrandes rund herumrudern, ohne irgendwo zu finden, daß Eis das Land bebedt, oder vom Inneren herab bis an das Meer reicht. Diefer Ford

ſchneidet nämlich nicht ganz fo tief in das Land, wie Tunnubliorbif. -

An feinem innerften Arme liegt Kaffiarfuf ober das alte Garde; nicht weit von biefem ergießt fich ein großer Strom in ben Fiord, ber aus dem Innern bes Landes Iommt und ein auffallend Ichmige® und unflares Waſſer hat, welches auch die Farbe bes Forbes noch auf eine bedeutende Strecke verändert. Aber fobald man bie nächfien Hügel um Garde befleigt, fann man fich davon überzeugen, daß das große Feſtlandeis ganz nahe. ift, bag fich beffen Außerer Rand nit weit bavon in ein Thal fenkt und dort wahrfcheinlichermweile

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ienen großen. Fluß mit Waſſer verfieht, denn bie dunkle Kärbung defielben ſtimmt ganz mit der Befchaffenheit ber Ströme überein, bie von ben Gletſchern berabfommen. Diefe Stelle fcheint auch vorzugsweife zu ben Unterfuchungen über bie Bewohnbarkeit bes innern Landes, bie ber Königsfpiegel erwähnt, benupt zu feyn. Bes trachtet man in gleicher Weife die anderen Yiorde im Diſtrikt von Sulianebaab, fo findet man, baß man non dem füblichften bis zu dem nörblichfien, an 12 bis 16 verfchledenen Stellen zur See bis an den Rand bes Lanbeifes gelangen kann, das an einigen biefer Stellen fogar weithinaus in die Fiorde reicht, und jährlich Bruch ftüde in das Meer hbinabfendet, an einer Stelle fogar Fleine Eis⸗ fielde und eine große Menge Heineres Kalbeis, wenn fchon dieſe Maſſen im Vergleich mit denjenigen, welche aus den großen Eisfiorben in Norbgrönlandommen, als unbeträchtlich erfcheinen. Endlich fann man von manchen Punkten, auch von den Bergen auf ben Infeln, bie hohe in der Entfernung anfcheinend ganz ebene Eisfläche er⸗ blisfen, welche fi im Hintergrunde um alle Fjorde zieht, und man wird fich leicht Davon überzeugen, daß fie ein zufammenhängenbes Ganze bildet, und daß ſchon in Heringer Entfernung von ben Fiorden eisfreied Land nicht exiftirt, mit Ausnahme ber einzelnen Berggipfel, die aus demfelben wie aus einem überfchivemmten Lande hervorragen. .

Man kann fi nun bequem einen Begriff davon machen, wie breit der Küftenftrich oder das Außenland if. Es bildet biefe® den einzigen zugänglichen Theil Groͤnlands, und ba es größtentheild von Kiorden ducchfchnitten if, kann man fich auch leicht über feine Bes fhaffenheit unterrichten. Die inmeren Theile find allerdings nur durch die Berichte der Eingeborenen, die fie ber Renthieriagb wegen befucht haben, und aus ben fpärlicden Angaben europäifcher Rei⸗ fender befannt, aber man kann boch, einige größere oder kleinere Lücken abgerechnet, bad Landeis auf ber ganzen Strede bis Nord: geönland verfolgen. Es fcheint eine, ziemlich gebogene Linie zu bil ben, geht jedoch an einer Stelle völlig in bas offene Meer hinaus, fo daß fich weber Küftenland noch Außeninfeln davor befinden, und an anderen Stellen reicht es ebenfalls bis zu dem offenen Meere und hat nur wenige Feine Infeln vor fich liegen; wieder an an⸗ deren zieht es fich etwas zuräd und berührt nur bie innerften Fiord⸗ arme, und an einigen Punkten weicht ed auch von bem am Weiteſten

Epel, Groͤnland. 10

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etnfchneidenden : Fjorbarmen zurück; doch kann man aus einzelnen Reifeberichten "Tchließen, daß man auch hier weiter landeinwaͤrts endlich auf Landeis ftößt und fich durch bafjelbe von weiterem Vor⸗ dringen zurüdgehalten fieht. Im Ganzen fcheint es jedoch als ob das Außenland im füdlichften Theile am fchmalften ſey; hier ift das geringfte Areal vom Eife frei, ja man konnte auch wohl fagen, baß ber genannte Küjtenftrich in diefer Hinficht von ber Ratır weniger begünftigt ift, ald bie nörblichfte Gegend zwiſchen Upernivik und Omenak. Weiter im Norden zieht fich das Landeis mit einigen Unterbrechungen mehr in Das Land zurüd, auf ber Gränze von Rords grönland finden fich die tiefften Fiorde und. innerhalb berfelben bad größte eiöfreie Oberland. Dort, ober in. Mittelgrönland halten fid auch die Renthiere in größter Menge auf, fo. daß im Vergleich mit ber großen Anzahl von Thieren, die daſelbſt alljährlich geichoffen werben, bie Jagd in den füblichen Diftriften ald ganz unbedeutend ericheint. Ä

Die bisherigen Karten Sübgrönlands ! find noch zu unvoll- ftändig,. um darnach das Geſammtareal des Außenlandes ebenfo zu berechnen, wie ed. für Nordgrönland gefchehen iſt. Selbft die vielen großen und kleinen Fjorde diefer Küftenftredfe find bisher zu wenig befannt, und noch weniger die Grenze bes feſten Landeifes. Der Diftrift von Julianehaab ift am ©enaueften unterfucht; und dort beträgt in dem fübdlichften Theile, zunächt dem Gap Farvel, bie Entfernung von den Außeren .Infeln bis zu dem mit Eis bedeckten Inneren 8 bis 10 Meilen, während in dem nördlichen Theile bad Ausenland nur 4 bis 5 Meilen breit if. Darauf verfchiwinbet dad Lestere beinahe gänzlich; denn auf ber Gränze bed Diftriftö von Fredrikshaab, bei Kepifalfo, zwiſchen ben Infeln Nunnarfoit und Sennerut breitet fich das Eid. über das. ganze Land bis zu dem Meere hin aus. Diefe Gegend trägt ein ſehr wildes und öbdes Gepräge,: wie auch Die-Infeln, welche vor dem unter Eid begrabenen Lande liegen, ſehr hoch, fteil und unfruchtbar find und:größtentheild auch den Sommer hinducch überall mit Schnee bedeckt bleiben. Nicht ohne Grund nimmt man an, Daß das von Davis benannte Gap

Die Diſtrikte Südgrönlands find außer dem fünlichften, dem von Juliane⸗ baab, von ©. nah N. Fredrikshaab, Fislernäffet, Gobthaab, Suffertoppen und Holſteensborg. Die Hauptorte berjelben liegen beziehungsweife ungefähr unter 62°, 68° 6’, 84°..10’, 65° 28’ und 66° 565’ N. Br.

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Detolation hier liege. Auch auf ben naͤchſten 30 Meilen kann das Küftenland nicht fehr breit ſeyn, vielleicht nır 6 bis Meilen; benn die Fiorde fchneiden nicht tief ein, und mehrere von ihnen reichen dennoch bis an das fefte Eis hinauf; auch finden fich hier zwei nicht unbebeutende Eißfiorde, von benen ber eine im Sommer eine Maſſe Eisfielde ausfchidt, die fo dicht an einander gepadt vor ber Mündung defielben liegen, baß man noch über zwei Meilen weit in bie See hinausftechen muß, um dieſe gefährliche Stelle mit einem Boote pafliren zu fünnen. An ber Graͤnze des Diſtriktes Fisker⸗ näflet unter 62° 30° n. Br. tritt das Landeis wieder ganz an das Meer heran, und. wird von demſelben nur burch‘ einen‘ fumpfigen, flachen Strich getrennt, ber größtentheild bei Hochwafler über: fhwemmt und ohne Zweifel aus ben Lehmtheilen abgefegt ift, welche die Flüſſe aus dem Eife mit fich bringen. Hier liegen benn auch fo gut wie gar feine Infeln vor demfelben und es kann biefer Punkt von ber See aus beutlich in großer Entfernung gefehen werben, weßhalb er auch als eine gute Marke gilt und unter dem Kamen bes „Eisblinf von Fredrikshaab“ befannt if. In ben beiden fel- genden Diſtrikten Fisfernäffet und Godthaab, fcheint das Außenland eine fehr verfchiedene Breite zu haben, indem das Landeis auf: einer Stelle bis ganz an bie Außenküfte binausreicht, und ſich wieder an anderen, ganz nahe gelegenen, bis hinter bie tiefiten Fjorde zurüds zieht. Hier findet ſich auch ein Eisfford, welcher ganz feine Eis⸗ fielde in dad Meer hinausfchickt. Die beiden ‚nörblichften Diſtrikte Suftertoppen und Holfteensborg haben, foviel darüber mit Sicherheit befannt ift, nicht eine einzige Stelle, wo das große Landeis Bruch⸗ flüde ober Eisfjelde in das Meer ſendet, und man findet auch wohl faum einen einzigen ſolchen Bunft von Bedeutung, bevor man bie Disfo-Bucht mit dem großen Jakobshavn'er Eisfjord erreicht. Dem⸗ ungeachtet liegen ohne Zweifel in Diefem mittelften Theile von Groͤn⸗ fand gerabe die am tiefften einfchneidenden Fjorde, namentlich ber nörbliche und fühliche Stromfjord und der nörbliche Ifertoffiord. Diefe Fiorbe fcheinen ber Befchreibung zufolge über 20 Meilen weit in dad Land einzubringen und fich dort in viele. Arme zu verzweigen: Obſchon ihre Münbungen vielleicht ebenfalls über 20 Meilen von einander entfernt liegen, treten die innerften Arme fich doch ziemlich nahe, fo daß zwifchen denfelben nur ſchmale Landzungen liegen, auf denen fich bie Grönländer von Norden und Süden: her begegnen,

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wenn fie Renthiere jagen. Sie benugen auf biefen Reifen auch bie Binnenfeen und Ströme für ihre Weiberboote, die fie ab und zu über Land tragen. Hier liegt auch der einzige Theil Südgrönlande mit bedeutenderen eiöfreien Lanbftrichen, in welchem Reifen von einiger Ausdehnung landeinwärtd unternommen werden fönnen. Es ift Daher von großem Antereffe, baß gerade in’ biefer Gegend ein europälfcher Reifender mit Hülfe grönländifcher Hundefchlitten ver- ſucht hat, in öftlicher Richtung landeinwärts vorzubringen, um zu feben, wie weit das fefte Landeis entfernt und von welcher Be: fchaffenheit daffelbe if. Die Reife wurde im Jahre 1830 von bem damaligen Walfifchfangsafliftenten C. V. Kielfen von Holfteensborg unternommen. Diefe Kolonie liegt mitten unter jenen großen Fjor⸗ ben, zwifchen denen, wie erwähnt wurde, die Grönländer von Sü- ben und Norden auf ihren Sommerreifen zuſammentreffen. Ueber biefe Landzungen mußte auch Kielfen vorbringen. Er reiste am 1. März mit drei Schlitten ab, da fowohl die Fjoxde, wie bie Landſeen und Fluͤſſe mit feften Eife bebedt waren, und hatte ſich nur ‚für bie erfien paar Tage mit Hundefutter verfehen, ba er ztemlich ſicher Darauf rechnen konnte unterwegs Renthiere zu fchleßen. Am 3. März verließ er ben legten von den Grönländern bewohnten Platz und fuhr von dort aus in das Land hinein. Nachdem er in einer Selfenfluft übernachtet Hatte, feste er am folgenden Tage bie Reife fort. Das Land wurde hier im Ganzen niedriger und ebener, und ber Weg ging meiftentheil$ über Landſeen unb Ströme. Ebenſo wurde es mehr und mehr fchneefrei, wodurch die Fahrt fehr er fhwert wurbe. Er erlegte an dieſem Tage ein Renthier, mit dem bie Hunbe gefüttert wurden, Am Abende übernachtete er auf einem ziemlich fchneefreien led, ber mit Geftrüpp der Bandweide bewachfen war, das ihm reichliche® Brennmaterial lieferte Den 5. Mär wendete er zur Jagd auf Renthiere an; er war fo glüdlich zwei zu erlegen, bie ihm eine reiche Mahlzeit für.fich felbft und die Hunde lieferten. An bderfelben Stelle war ſchon von einem hohen Punkte aus ein Theil des Binmenlanbeifes zu überfehen. Am 6. Mär brach er früh am Morgen auf und gelangte am Bormittag zu einem geoßen ganz ebenen Landftrich; hier fenfte fich das Land nach Innen zu,. und die Reifenden fahen nun die unermeßliche Eismaffe ſich zu ihren Füßen ausbreiten. Sie.fuhren ſchnell hinab über Heine Hügel, Landſeen und Ströme, und famen endlich über einen ziemlich großen

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Landfee hinweg an ben Rand ber feiten Eismaſſe, welche das Ziel der Reife war. Hier verfuchte Kielſen auch das fefte Eis zu be Reigen, ba8 wie gewöhnlich tiefe aber Doch fchmale Rinnen hatte mb beffen Oberfläche ſich auch keineswegs fo eben zeigte, wie fie bei dem erſten Anblit aus der Ferne erfchienen war, fonbern viel eher ber Oberfläche eined von ftärfern oder geringern Wellen beivegten Meeres zu vergleichen war. Die NRüdreife war zuletzt fehr befchwerlich, ba das Fjordeis inzwifchen aufgebrochen war und bie Schlitten einen Ummeg über Land nehmen mußten; am 9. März erreichte er bie Eolonie wieder. Obgleich die Richtung und bie Umwege biefer Reife nicht ‚näher angegeben werben, darf man boch wohl annehmen, daß Kielfen von Holfteendborg 20 Meilen in geraber Linie in das Land gebrungen if. Es ift aber auch fehr leicht möglich, daß bie andern großen Fjorde im Norden und Süben beinahe ebenfomeit in das Land hineinreichen und baß ber größte Theil des Landftriches, über den die Reife ging, eine Halbinſel oder Landzunge zwiſchen den Fiorden geweſen ift, fo baß man auch hier eigentlich fchon in geringer Entfernung von ben Fiorden bald auf die angefammelte' Eismaſſe ftößt, bie das ganze Feftland bedeckt. Man fieht alſo, daß das Außenland- einen von Fjorden durchſchnittenen Lanbitreifen mit vorliegenden Inſeln bildet, daß es hoͤchſtens etwa 30. Meilen breit it, auf andern Stellen aber faft vollſtaͤndig verſchwindet; mit ans bern Worten, daß ed aus lauter Kalbinfeln und Infeln befteht. Für den Diftrift von Julianehaab erhält. man, auf einen Küften: frih von 35 Meilen, wenn man ben ungefähren Umfang aller vorhandenen Hatbinfeln und Infeln zufammen vechnet, ein Areal von etwas über 100 Duadratmeilen. Eine ähnliche Berechnung der übrigen, von einem Labyrinth von Fjorden und. Sunden durch⸗ ſchnittenen Küfte vorzunehmen, macht die Unvollſtaͤndigkeit der Karten unmöglich. Doch Tann man mit Grund bezweifeln, dag das Bes fammt= Areal ſich auf mehr ald 1000 Duadratmeilen beläuft. Die Küfte trägt überall’ das Gepräge eines fteilen, unfruchtbaren und öden Klippenlandes, und zwar um fo entfchiedener, ald ed vom Meere aus am höchften erfcheint, und. fich erft nach dem Innern der Fjorde und dem bahinter liegenden Seftlande zu fenft. Was die äußere Phyſiognomie der Küfte betrifft, fo ift auch nicht der ger ringſte Unterfchleb zwiſchen ber fühlichften Gegend und Nordgrönland m finden. Da im Gegentheil der Regel nach weiter im Süden

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auch mehr Schnee fällt, und da der Sommer, ber benfelben ver- zehren fol, gerade bie Jahreszeit ift, auf weldhe bie nörblichere ober füdlichere Lage ben geringften Unterfdied ausübt, ſieht man ſehr haufig im Monat Juni weit mehr Schnee bier auf dem Lande, als zu berfelben Zeit in Uperninif und Omenak. Im Uebrigen ift die. Höhe der Berge fehr verfchieden; die - bedeutendften liegen zwi⸗ fchen Gap Farvel und der Kolonie Julianehaab, in bem fühlichen Theile des Diftriftes von Fredrikshaab, um Godthaab herum, und endlich im Norden ganz nahe von Suffertoppen. Auf. allen biefen Strichen trifft man Felde von 45000 Fuß, jedoch Taum über 6000 Fuß Höhe an; aber die wenigen bis jetzt vorgenommenen Mefiungen erlauben noch nicht, dieſe Höhbenangaben für ganz ficher zu halten. Auch hier zeigen fich alfo ähnliche Berhältniffe wie in Nordgrönland, und man fann daher woht die Behauptung aufitellen, baß die größten Höhen ſich den höchtten Punkten auf Island nähern, ohne fie jedoch ganz zu erreichen, und daß fie noch nicht 3, ber hedeutendften Fielde auf der ffandinavifchen Halbinſel an Höhe gleich fommen. Daneben ift bad Land im höchſten Grade uneben; längs bes Uferrandes find flache Striche fo felten, daß ed immer auffal- lend ift, eine Ebene oder einen ‚flachen Thalftrih von nur einem oder einigen hundert Tonnen Land zu ſehen; und felbft noch Fleinere Flecke von folcher Beichaffenheit tragen in grönländifcher Sprache häufig den Namen „Narfaf,* die Ebene, oder „Narſarſoak,“ bie große Ebene. Weiter im Innern des Landes trifft man in ben Bertiefungen zwifchen den Bergen größtentheild Landfeen ftatt flacher Thalftriche. Selbft die Felde find wieder in einer gewiſſen Höhe entweder mit Schnee bebedt, ber nur ab und zu ganz verfchmwinbet und alljährlich mindeitend den größten Theil des Sommers liegen bleibt, ober es finden fich beftändige Eis- und Schneemaffen auf ihnen, bie nie ganz verfchwinden. Wo fich nämlich der Schnee in folcher Menge anhäuft, daß er in. Folge der rauheren und fälteren Luft der höheren Regionen im Laufe ded Sommers nicht .aufthauen farm, ‚und wo er folglich im. Laufe der Jahre allmählich vermehrt wird, verwandelt fich der alte Schnee nach und nad) in feftes koͤr⸗ niges Eid. Dieß ift meifteniheild auf den weniger fteilen Ober: flächen oder in Klüften und trichterförmigen Vertiefungen bes hohen Landes der Fall. Ganz in bem Maße wie der alte Schnee durch abwechfelndes Thauen und Frieren in Eis verwandelt wird, gleitet

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er zugleich auch langſam durch die Klüfte nieder, bis er endlich einer milderen Luft und einer ungehinberteren Einwirfung bes Thau⸗ wetters ausgelegt. wird. Dabei wirb er dann von unten ber in demfelben Berhältniß aufgezebrt, wie er von oben her neuen Zu⸗ wachs erlangt. Diefe Eis⸗ und Schneemafle ift ganz bdiefelbe, bie man auf Island mit dem Namen „Jokul“ belegt und. barf nicht mit dem ſchon erwähnten Inunentandeife verwechfelt werben, obgleich es an und fiir füch diefelbe Beſchaffenheit hat; denn die Joͤkuln hal⸗ ten fich größtentheild. nur auf ben hohen Yieldgipfeln und reichen felten biß ins Thal oder gar bis zum Uferrand hinunter, während das innere Feſtland gerade ganz mit Eis überfchwersmt ift, umd auch, wie ed im Koͤnigsſpiegel heißt „alle Thaͤler damit bebedt find.“ In Betreff Nordgröntands glaubt H. Rink zu dem Re⸗ fultate gelangt zu feyn, daß der Schnee erft in einer Höhe von ungefähr 2000 Fuß liegen bleiben und allmählich in beftändiges Eis verwandelt werben fann. In Südgrönland find in diefer Beziehung feine beftimmten Beobachtungen angeftellt. Tas Verhättniß ift, nach dem Augenfchein zu urtheilen, im Ganzen baffelbe; nur dirfte man vielleicht behaupten, daß bort die Gränze wifchen dem ewigen Schnee und demjenigen, ber fich nur gewifle Sommer hindurch erhält, we⸗ niger ſcharf ſey. Dieß rührt ohne Zweifel von der größeren Menge Schnee, die überhaupt hier fällt, und ferner von bem Unterſchiede ber, ber in Bezug auf Kälte und Schneefall zwilchen den einzelnen BWintern herrfchen fann.

Wenn man nun fieht, daß baß Aufenland an und für ſich nur ein geringes Areal im Verhältniß zur Länge feiner Kuͤſte hat; md daß wieder der größte Theil dieſes Areals aus hohen und: fellen mit Schnee und Eis bedeckten Fielden befteht, darf man ſich nit darüber wundern, daß bie alten Norbländer, die Grönland bevölferten, und bie zum größten Theil- von ber Viehzucht lebten, auch nur in hier und bort zerftreuten Anfleblungen wohnten, bie fie ftets da anlegten, wo fie flache Stellen, beſonders innerhalb ber Fiorde fanden; die jetzige Benölferung, bie ſich von der Jagd er- nähert, mag allerdings noch zerfireuter wohnen. Man. wirb fich deshalb gewiß von der Wahrheit nicht fehr entfernen, wenn man annimmt, baß jene 120 Duadratmeilen, welche das Areal des alten DOfibau’s (das Außenland von Julianehaab) bilden, nur ein paar, Quadratmeilen Flachland und ebenfalls nur ein paar Quadratmeilen

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niebered Bergland, auf dem man noch zur Viehzucht tauglichen Graswuchs finden kann, in fich Schließen.

Bon Landfeen und Strömen barf man in einem Lande, das durch Hiorde und Sunde fo durchſchnitten und in Feine Theile zer⸗ legt ift, auch nicht viel erwarten. Allerdings gibt es zahlreiche Randfeen, aber gewöhnlich find fle von ſehr geringer Größe, und diejenigen, deren Länge 1 oder 2 Meilen erreicht, rechnet man ſchon zu ben fehr großen. Die bedeutendſten duͤrften inbefien in bem obenerwähnten Striche von Mittelgrönland zu fuchen fenn, wo fich die größten zufammenhängenden Landftriche finden; fie find jeden⸗ falls dort bedeutender als Diejenigen der befuchteren Gegenden, aber fie find eben wenig befannt. An Strömen fehlt es gleichfalls nicht, aber natürlich find fie in einem Lande von folcher Beichaffenheit nur Fein. . Es ift hier nirgends Raum genug, baß ein Strom eine Strede von einigen Meilen zurüdlegen und baburch den Zufchuf vieler kleineren Waflerläufe aufnehmen und zu fo beträchtlicher Größe anwachfen könnte, bie ihn den Namen Strom ober Fluß verdienen ließe. Auf den Halbinfeln und Infeln ift das Meer natürlich überall nahe; das Wafler, das von dem aufthauenden Schnee und ben Gletſchern herrührt, fucht an unzähligen Stellen, in Form von brauſenden Gebirgsbächen durch die Ktüfte, oder als Waflerfälle über fteile Klippenwände zum Meere zu ‚gelangen. Wo fich Thal firiche mit Landfeen finden, werben bie Flüſſe allerdings etwas größer ; folche Stellen find beliebte Aufenthaktsorte für bie. Lachs⸗ forelen, die zu gewiſſen Jahreszeiten aus den Binnenfeen in dad Meer hinaus- und zu andern wieder zurüdtreten; aber bie Flüſſe ſelbſt find felten- fo tief und von fo gleichmäßigem Lauf, daß man fie au) nur auf einer kurzen Strede mit ben flachen leichten grön- tänbifchen Weiberbooten befahren könnte. Im Allgemeinen braufen auch fie mehr ober weniger wie Waflerfälle über Felsblöde dahin, ober ftärzen fich über kleine Bergabhänge hinab, und können leicht überfchritten werden, indem man von Stein zu Stein fpringt, wenn fie nicht durch länger anhaltenden Regen oder dad erfte Thauwetter bed Frühlings angefchwollen find. Die größeren Ströme müffen felbfiverftändlich im Hintergrunde ber Fjorde gefucht werben; benn man darf annehmen, daß das Wafler, welches auf das mehrere taufend Quadratmellen große Innenland von Grönland fällt, fi zum größten Theile in die Kiorde- ergießen muß; man ſieht auch an

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mehreren Stellen Steöme mit trübem ober lehmhaltigem Waſſer am Rande des großen Feſtlandeiſes entipringen, und fann mit Grund vermuthen, daß ſich die größten biefer Ströme durch tiefe -Rinnen und Kanäle unter dem Eife felbft ergießen, dort wo baffelbe in das Meer hinaustritt und feine Bruchftüde abwirft. In dieſem Yale - bleiben natürlich die größten Ströme unfichtbar, bie Grönländer wollen jedoch in ſolchen Eisfiorden beobachtet haben, daß große Maſſen füßen Waſſers fcheinbar vom Meereögrunde wie Quellen oder Springbrunnen auffprubeln.

Um eine Schilderung ber klimatiſchen Verhaͤltniſſe zu geben, dürfte e8 wohl am zweckmaͤßigſten ſeyn, bie WBetterverhältnifie des füdlichften Theils oder des Diftrifted von Sulianehaab zu befchreiben, da die folgenden Kolonien im Berhälniß zu ihrer Lage von Süd nah Rord Hinfichtlich der Temperaturabnahme einen Uebergang zu dem Klima von Norbgrönland bilden. Die Berhältniffe beider Ends punkte, des milbeften und Tälteften, vermögen daher eine Borftellung von dem Klima bes zwifchen beiden liegenden. Landſtrichs zu geben. Es follen in dieſer Beziehung bie einzelnen Monate ber beiden Jahre vom Sommer 1853 bis zum Sommer 1855 beiprochen werben, ba in ihnen die Witterung, der Thermometer- und Barometerftand bei Julianehaab täglich beobachtet wurden, und theilweife auch gleich zeitig an vier anderen Stellen deſſelben Diftriftes unb darunter auf dem alferfüblichften Punkt bes grönländifchen Feſtlandes genaue Ob⸗ jervationen angeftellt worben find.

Der Sommer 1853 galt im Ganzen für warm und ziemlich beftändig. Im Auguft, in welchem man bie Aufzeichnungen über die Wetterveränderungen begann, flieg das Thermometer einmal bie auf die gewiß feltene Höhe von über 16 Grad Wärme im Schai⸗ ten; ber niedrigfte Stand war Y, Grad Wärme und bie durch⸗ Khnittliche Temperatur + 8%,0, was ber Temperatur ber erften Hälfte des Mai in Kopenhagen entfpricht. -Die Witterung war zugleich ſehr regnerifch; denn es regnete im Durchfchnitt einen Tag um ben andern. Sowohl biefe ungewöhnlihe Wärme wie auch die Regenmenge fanden in Berbindung mit dem vorherrfchenben fegenannten warmen Südoftwind, ber .bei ben Witterungsverhält- nifien bes ganzen Grönlands, vorzugsweife aber in ber Nähe von

Hier wie Überall find Die Grabe nach Reaumur berechnet.

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Julianehaab eine wichtige Rolle fpielt. Er kommt eigentlich nicht aus Süͤd⸗Oſt, fondern eher aus Oſt⸗Nord⸗Oſt, ift alfo ein Landwind und bläst in die meiften der Fiorde gerade hinein. Alles, was in ber Befchreibung von Nord-Crönland über diefen Wind, feine Hef tigfeit und Unbeftändigfeit angeführt ift, gilt auch für Sub-Grön: land. In der Regel führt er viel Regen mit fich, beſonders wenn er nur von furzer Dauer iſt; weht er aber mehrere Tage hindurch mit voller- Stärke, fo pflegt er die Luft aufzuklären und ift dann fogar außerordentlich troden. Solche Tage find es, am welchen das Thermometer zu ber außerovdentlichen Höhe von 15 bis 16 Grad fteigen kann; aber diefes ift faum ein höherer Wärmegrad, als er auch in Rord-Grönland an ber Diskobucht beobachtet wurbe.

Im Monat September war der hoͤchſte Stand bed Thermome⸗ terd + 12°, der niedrigfte 41,0, ber Durchſchnitt + 39, was ein wenig Fäfter iit, ald ber Rovember in Kopenhagen. Gleich mit bem Beginn des Monats traten fcharfe Nachtfröfte ein, das Laub an. ben Gebüfchen welfte und es war für biefes Jahr mit der Be getation vorüber. Zur Zeit der Tag- und Rachtgleiche ftellten ſich auch heftige Stürme ein, und bad Land war längere Zeit ganz ‚mit Schnee bedeckt. Der Dftober war beftändiger und milder, bie Tem peratur wechfelte zwiſchen + 10% und 6%, Der November da⸗ gegen zeigte fich ungewöhnlich ftürmifch und falt; Heftige Winde aus Sud und Nord lösten fich unmittelbar ab, doch waren bie leßteren entfchieden die vorherrfchenden, auch flieg die Kälte bis 169 und ber Durchfchnitt war 6°, was fat um 50 Fälter ift, als ber fältefte Monat, der Sanuar, in Kopenhagen. Ungefähr in bet Mitte des November fror ber zunächft der Kolonie gelegene Binnenfee, ber über eine Meile lang ift, fo feft zu, daß man barüber gehen fonnte, und das Eis thaute bis zum letzten Juni bes folgenden Jahres nicht wieder auf. Der December begann etwas milder, im Durchfchnitt mit faum 49 die ftärffte Kälte betrug faum 16", und am Schluß des Jahres fand fich plöglich der warme Sud-Oft- kind ein und wehte mehrere Tage hindurch. Um die Weihnachts: zeit ftleg das Thermometer fogar bis auf faft + 8°, und die ftarfen Regenfchauer trugen dazu bei, in ein Paar Tagen das Land fall ganz vom Schnee zu entblößen. Auf diefe Milde folgten aber brei fo firenge und flürmifche Wintermonate, daß fe ſelhſt in biefem gewiß fehr wenig einnehmenden Klima ald außergewöhnliche angefehen

werben müflen. Im Januar betrug die ſtaͤrkſte Kälte allerdings nur 179; im Februar erreichte fie aber ſchon 19,0 und biefer Monat war überbieß auch fer ftürmiich, mit Ausnahme von. nur drei Tagen, an benen es einigermaßen fill war. Der milde füdfiche ober öftlihe Wind konnte ſich durchaus nicht behaupten, denn jedesmal, wenn er zu wehen begann, traten gewaltige Schnee: geftöber ein, ber Wind drehte fich regelmäßig nach Nordweſt und brachte dann eine fchneibende Kälte mit fih. Der Monat März war nicht viel beſſer; bie Kälte flieg noch bis auf 199; jeden dritten Tag im Durchfchnitt trat Sturm ein und nur fimf Tage im Monat war einigermaßen Windſtille. Im April wurbe das Wetter plößlich behaglicher, und an nicht weniger als funfzehn Tagen war ed ziemlich ſtill, doch fanf das Thermometer noch bie unter 140, und obfchon einzelne Tage mit Thauwetter eintraten und dik Wärme felbft über + ftieg, ‚begann doch der Monat Mai, ohne daß die fchweren Schneemaffen, die fi auf dem Lande aufgehäuft hatten, ein erfennbared Anzeichen ihres Verſchwindens gegeben hätten. Im Gegentheil fchneite e8 in den erften Tagen bes Mai unaufhörlich, und der Schnee lag in jener Zeit zwifchen ben Häufern der Kolonie zumeilen acht Ellen hoch, fo daß die niederen Hütten der Grönländber ganz unter demfelben begraben waren, und man über ihre Dächer binwegfchritt; man mußte Gänge zu ben Zhüren und enftern berfelben aufdecken, und auch zwifchen ben dänifchen Häufern wurde die Kommunifation nur muͤhſam mit Hülfe von fchmalen Hohlwegen zwifchen Schneewänden von brei bis fieben Ellen Höhe aufrecht erhalten. Am 5. Mai Härte fich bie Luft bei einem nördlichen Sturm und 50 Kälte auf.. Der neugefallene Schnee wirbelte über die Fjelde dahin und verhüllte Alles in einen dichten Nebel, und bie Hohliwege wurden fo vermweht, daß fie auf's Reue ausgegraben werden mußten. Noch am 6. Mai hatte man bes Morgens 6149 Kälte. Erſt nach biefem Tage nahm ber Schnee nicht mehr zu, und furze Zeit darauf trat ſtarkes Thauwetter mit Regenfchauern ein, wodurch bie Flüffe in Gang famen. So endete biefer langanhaltende Winter, der für bie grönländifche Bevölkerung dieſes Diftrifts viel Noth und Ungemach herbeiführte. Es ift dar— aus erfichtlich, daß fich die Strenge bed Klima’s nicht fowohl in beionderd hohen Kältegraden, ald in der langen Dauer berfelben und. ber Langſamkeit, mit ber bie barauf folgende nur geringe

156 Sommerwärme die Spuren des Winters zu vertilgen vermochte, aus ſprach. Was wir in biefer Hinficht hier hervorheben wollen, bürfte ‚vielleicht in Betracht der Lage des Ortes (nicht weit von bem Parallel Chriſtiania's) ald auffallend erfcheinen; aber H. Rinf hatte Gelegenheit, Die Thatfache mit eigenen Augen zu beobachten: noch am 18. Mai war der Garten des Miffionärs bei Lichtenau mit altem Schnee bebedt, welcher überbied gerade an biefem Sage gegen Abend unter dem Talten und fcharfen Nordwinde feft wie Eis gefeoren war; man hatte e8 vergeblich verfucht, ihn durch Aufhauen und Ausbreiten in der Sonnenwärme zu fchmelen. Zu derſelben Zeit hatten auch ganz Feine Schären, bie von der Meeresbrandung halb beſpuͤltt wurden, noch eine Eis- und Schneebede, die weder bie aushöhlende Brandung, noch Die von allen Seiten frei einwirkende Atmofphäre,. in Berbindung mit den Strahlen der Sonne im Stande gewefen waren, auf eine geringere Dide, als ein Baar Ellen zu reduchten. Noch am 25. Mai war bad Eis auf dem ganzen Land⸗ fee von Julianehaab feit und hart genug um darauf zu gehen; es wurde gemefien und noch‘ eine Elle und acht Zoll did: gefunden. Selbft am 8. Juni war derfelbe Landſee, nach einem ſtarken Nacht⸗ froft, in feiner ganzen Ausdehnung feft und hart genug gefroren, um begangen zu werden; nur längs bes Landes befand fich eine fchmale offene Rinne, bie mit Leichtigfett überfprungen werben konnte. Erft nach diefem Tage wurde: die Baffage über biefen See etwas ſchwieriger. Am Morgen des 15. Juni fland "das ‚Thermometer noch auf 19 und es fchneite bicht und ununterbrochen bis zum Nachmittage. Das ganze Land wurde dadurch wieber weiß, ber neu gefallene Schnee blieb den nädhiten Tag über nicht allein auf ben Fielden, fondern auch in ben Kleinen Gärten der Colonie und felbft auf den Dächern der Häufer liegen. Die Thiere mußten wieber in den Stall gebracht werben, mit einem Worte, e8 war wie milten im Winter in Dänemark. Aber noch viel übler: waren Die Wil⸗ terungsverhältniffe in dem nordweftlichen Theile dieſes Diftrifts, ber weiter in dad Meer hinausreicht, und in dem vielleicht überhaupt mehr Schnee fällt, und andererfeits die häufigeren von ber See fommenden Eisnebel den Sommer rauher und Ffälter machen und die Wirkung der Sannenftrahlen abſchwaͤchen. Was hier in ben Tagen vom 29. Juni bis zum 1. Zuli zu fehen war, lautet faſt fabelhaft. Beinahe alle kleineren Meereöbuckten und. viele Fahrwaffer

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zwiſchen ben Inſeln waren in biefer Zeit noch mit Eis vom vorigen Winter belegt, und an einzelnen Stellen hatte daſſelbe noch nicht einmal längs des Landes, wo ed boch fonft häufig von bem Steigen und Fallen des Waflerd gehoben und gebrochen wird, weg- zuthauen angefangen; dev Schnee, ber das ganze Uferland bebedte, debnte ſich auch über das Eis aus und verwilchte bie Gränge wilchen beiden Bon bem langen Sunde Torfufatet aus, ber fonft im Sommer von Schiffen zur Durchfahrt benugt wird, jetzt aber in feinem engften Theile kqum einen fchmalen Wafferftreifen längs des Landes, breit genug für ein Weiberboot, befaß, unternahm men den Berfuch auf der nördlichen Seite eine Tour von ungefähr einer Meile fandeinwärtd auszuführen. Sobald man das Land betreten hatte, fam man durch tiefen Schnee, darauf über ein paar Fleinere Hügel, von denen nur bie Gipfel jchneefrei waren, während fich die Abhänge und die dazwifchen liegenden Thalftriche in eine. bide Schneedecke gehüllt zeigten. Bon diefen Hügeln flieg man zu einem reichlich %, Meile langen Landfee hinab, der ein tiefes von ſehr ſteilen und düſteren Klippenwänden eingeichloffenes Thal ausfült. Auf diefem Landfee war, buchftäblich gefprochen, noch feine- Spur ' von irgend einem Thauwetter zu finden; in der Mitte deffelben war das Eis noch feft und hart, und längs ber Ufer lag Schnee, ber fih wie ein ebener Abhang über das umgebende Land aushreitete, fo daß man die Scheidung von dem See und dem Lande felbft nicht juverläffig .angeben koönnte. Von Diefem See aus fam man über eine Strecke Landes, die halb mit Schnee bededt, halb entblöft war, zu einem anderen größeren See, ber’ ganz in berfelben Weiſe mit feftem Eiſe gefchloffen war; nur an dem entgegengefesten Ende diefed legten See's, an welchem berfelbe einen Strom in’d Meer abfendet, war eine offene Stelle, fo dafi man nur auf einem: Um wege ungefährbet an biefem Punkte vorüberfommen fonnte. Der Fluß ſelbſt Hatte ſchon eine ziemlich ſtarke Strömung. Weiterhin waren bie höheren Bergabhänge, bie man pafliren mußte, um über die Halbinfel zu gelangen, fo mit Schnee bebedt, daß man ohne Schneefchuhe nicht gut vorwärts. kommen konnte. ‚Dies zeigte fich am 29. Juni und man barf daher vermuthen, daß bie hier erwähnten andfeen vor dem Ende bed Monat Auguft nicht völlig aufgethaut find.

Der Sommer, ober bie .Monate Juni, Juli und Auguſt des Jahres‘ 1854 hatten eine Mitteltemperatur von -— 71,0, das

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Marimum betief ſich auf + 169, das Minimum betrug 19; der Juli war fehr milde, da bie Temperatur nie umter + 50 fanf, was eine ungewöhnliche Erfcheinung if. Wohl bauptfächlich der großen Schneemaffe wegen, bie erſt fo fpät verſchwand, gedieh den- noch die Vegetation im Ganzen nur mäßig; die Beeren reiften nur im Innern der Fjorde. Während man in ben Diftriften Omenat und Jakobshavn in Rorbgrönkend im Allgemeinen reife Beeren in außerordentlicher Menge findet, konnte man in diefem Sommer zu⸗ nächft der Kolonie Julianehaab nur ganz vereinzelt dergleichen auf treiben, meiftentheild waren fle grün geblieben. und nicht einmal ausgewachlen.

Der darauf folgende Winter von 1854 1855, der weiter nach Rorken hinauf fehr ftrenge war, zeichnete ſich bei Julianehaab Durch feine Beftändigfeit und verhältnißmäßige Milde aus, Aller: Dings trat fchon im September Froftwetter ein, und bad Land wurde unter heftigen Nordftärmen fchon bald nach dem 20ſten mit Schnee bebedt; im Oftober Hatte man 79 Kälte und ziemlich viel Schnee, derfelbe ging im November unter vorherrfchenden Südofl- winden wieder ganz weg. Im December fanf dad Thermometer auf 47% und bezeichnete damit bie ftärfite Kälte, die fich während des ganzen Winters zeigte; in biefem Monat, wie auch im Januar fiel eine ungeheure Menge Schnee. Im Bebruar trat eine fehr merkwürdige Wetterveränderung ein; der Südoftwind fand fich plöß- lich ein und führte. einen warmen Luftſtrom mit fih; er flärte bie Luft ganz auf, wurde dann fchiwächer und wehte fortan ganz gleidz mäßig 8 bis 14 Tage hindurch, mir hin und wieder mit Wind- ſtille abwechſelnd. In ber ganzen Zeit war ber Himmel ununter brochen Mar, das Thermometer hielt fich ungefähr auf Dem Gefrier punkte, fo daß fich fein fließendes Waffer zeigte. Diefe Tage waren fchöner und anmıthiger, als es bie befte Sommerzeit zu feyn pflegt, Der Monat März hielt fich, ‚wie der Februar zwifchen 60 Wärme und 129 Kälte, war aber fehr ftärmifch und es fand fich namentlich um die Zeit Der Tags und Nachtgleiche der Südoftwind mit orkan⸗ artiger Gewalt ein. Im März und April fiel wieder eine außer ordentliche Menge Schnee, fo baß beim. Beginn des Sommers un gefähr ‚eine eben fo große Maffe beffelben vorhanden ‘war, als im vorhergegangenen Jahre. Er begann jedoch etwas zeitiger zu ver- fehwinden und ber Sommer felbft war ungewöhnlich beſtaͤndig und

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angenehm. Da es fich in den vorigen Jahren als unnäg erwieſen hatte, vor em Monat Mat ben Schnee aus den Gärten zu ſchaf⸗ fen, weil doch wiederholt neuer. Schneefall eintrat, ließ man ihn in diefem . Jahre bis zum 1. Mai liegen und zu diefer Zeit bedeckte er den ganzen Sarten noch 2 bis 3 Ellen hoch und war in ber unter- ften Region fett wie Eid. Auf den Landfeen war am 25. April das Eis 1 Elle und 8 Zoll bi, alfo nur einen Zoll dünner, afs im vorhergegangenen Jahre, Es zeigte fich alſo, daß die Strenge des Winters nicht immer nach der Menge Schnee und Eis, welche man im Frühjahr vorfindet, beurtheilt werden fan, wie auch an⸗ dererſeiis weniger ber SKältegrad, als das flürmifche und rauhe Wetter den Winter unbehaglih macht. Anfangs Juni fchneite es ununterbrochen einen Tag und zwei Nächte hindurch, fo daß ber Weg auch in ber allernächften Umgebimg der Haͤuſer faft unpaſſir⸗ bar war. Am 14. Juni lag noch fefted Eis auf einem großen Theile der Binnenfeen, die jedoch eine Woche früher, als. im ver gangenen Jahre aufthauten. Mit dem Monat Juni hörten bie ers wähnten bei Julianehaab veranftalteten Beobachtungen ber Witte: rungöverhältniffe auf, :

Es iſt möglich, daß die beiden hier befchriebenen Winter in Bezug auf ihre Schheemenge und lange Dauer etwas Außergewähns tiches waren, denn man hat aud Winter von auffallender Milde und mit früh eintretendem Thauwetter erlebt, aber im Allgemeinen md namentlich mit Rüdficht auf die Mitteltemberatur des ganzen Jahres dürfen dieſe Jahre gewiß als paffender Maaßſtab bienen. Man nahm‘ allgemein an, baß die Mitteltemperatir bed ganzen Jahres für Julianehaab etwas unter dem Gefrierpunft ſey; dieß fimmt aber nicht ganz mit den hiex- angeführten Beobachtungen; nach weichen fie fih auf + %,°, alfo etwa 19 höher, flelft. Diefes eitfpricht Der Temperatur in ben nörblicden Lappmarken und dem nörhlichfteri Theil von Island. Der rauhe Charakter des Klimas äußert ſich nicht fowohl in einer firengen Winterfälte, -ald in bem Mangel:an Sommerwärme. Ber Winter. ift nicht viel älter, als in Norivegen und Schweden unter benfelben Vreitegraden und bei weitem nicht fo. falt, als in viel fühlicher liegenden Gegenden Ruß lands ; aber. Die Sommerwärme, auf melcher die Begetation allein beruht, faͤllt ſo gut wie ganz fort.: Die -im Vorigen befchriebenen Sommer bei Julianehaab müffen auch für befonderd warm angeſehen

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werben; es eweichte im dem. Zeitraum: von vier volfen Jahren nur ein einziger: Tag eine Wärme von Häber 15 Gmb und nur vier Zage eine Wärme von über 12 Grab. Die rührt von ber Nad- barſchaft des Falten Meeres auf der einen und. bes feften Innen⸗ landseiſes auf der andern Seite ‚her. - Wenn man Die Tage, an benen der warme Lanbwind weht, ausnimmt, Tann bag waͤrmſte Sennenmetter, zu welcher Zeit es auch immer ſeyn möge, durch Serwind mit eiskalten Rebeln unterbrochen werben: nur in ber Mitte zwiſchen biefen beiden erwähnten falten Regigrien, nämlich im Innern des Fiorbe, wo die hohen Fielde Wetterfchup gewähren; iR man einigermaßen gegen. bie Eisnebel des Meeres gefchügt; aber auch bort. hat die Sonne faum im Laufe des Vormittags dad Land ein wenig erwärmt, fo findet fich auch ein regelmäßiger Falter Ser winb ein. Auf den der Hüfte vorgelagerten Inſeln Tann has Ther⸗ inometer zu jeder Zeit des Jahres auf + 40 hetabfinfen und nur in zwei Monaten Des Jahres ift man vor Nachtfröften einigermaßen ſicher. Es zeigt fich alfo: bei einem Vergleiche mit bem. übrigen Grönland; daß: bem großen Unterſchiede der geographifchen Breite Nord: und Südgrönlands der Unterfchled der Sommerwärme in den verfchiedenen Kolonien. nicht entfpricht, wogegen der Unterfchteb der Winterfälte deſto größer- iſt. Faßt man. bie drei Sommermonate Juni, Juli und Auguft und bie Drei Wintermonate December, Ir nuor und Februar ins Auge, fo geigt ſich, daß die noͤrdlichſte So lonie Grönlands, Upernipif; eine Sommermärme- von faft + Sulianehaah noch nicht + 79 ‚befigt, der Unterſchied alfo nur beträgt. : Dagegen hat Upernivik eine Wintertemperatug von. fal 170, Julianehaab aber kaum 51,9; in biefer Jahreszeit wächst alſo der Unterfchieb auf mehr als 11 Grad an. Die. Dir fesenz für. das ganze Jahr zwifchen beiben- Orten beträgt 9: Grab. Kür bie noördlichſte Kolonie in Südgrönland: kann bie Mitteltempe⸗ ratur bes ganzen Jahres auf 30 angenommen werben, woraus mon auf bad Klima bes übrigen Südgrönlands fchließen Famn. Von den Winden haben wir des warmen. Sübpft: erwähnt, ber mit bem Sirofto ober ähnlichen lokalen warmen Luftftrömen in an bern Laͤndern verglichen werben Tann. Die Meimung,. daß ex ein Zweig bes. zurüdfehrenden Baflatwindes, ober der Luft iſt, Die unter bem. Aequator auffteigt und in ben höheren Regionen ber Atmo⸗ fahre gegen bie Pole zurüdftrömt, fcheint nicht ungegruͤndet. Eine

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‘oder die andere Urſache muß es bewirfen, baß er mit großer Gewalt und Schnelligfeit herabfinft, fo daß er feine Zeit findet, fich auf ber großen Eisebene, von ber er zunächft zu fommen fcheint, abzufühlen. As Curioſum bürfte es erwähnt werben, daß man oft die Meinung auöfprechen hört, feine Wärme flamme von großen Vulkanen im Innern des Feſtlandes. Uebrigens ift biefer Wind nach ben 2ofa- ltäten. ſehr verfchieben; es gibt lange Küftenftriche, auf benen er als eine Seltenheit angefehen werden muß, und dieß ift namentlich in dem mittleren Grönland der Ball, während er in ben füblichften Theilen des Landes und an ber Diefobucht und bem Omenaksfjord ungefähr gleich häufig und mit gleicher Stärke auftritt. Auf ber übrigen Landftrede geht er leicht in einen mehr füblichen, fogenann- ten Südweſtwind über, ber eine fältere Luft und bie größte Menge Schnee und Regen mit fich führt. Auch dort, wo der Süboft weht, fieht man häufig Wolfen vor Sübmeft treiben, eine dicke Wolfen banf fleigt vom Meere aus in dieſer Richtung auf und wirb wieber jurüdgetxieben, fo daß offenbar- zwei Luftfirömungen gegeneinander anfämpfen. Nach Südoft folgt dann gewöhnlich nördlicher oder nordweftlicher Wind, der Kälte und Flare Luft mit fich führt. Außer diefen Winden, die über große Streden herrſchen, zeichnen fich bie meiften Fiorde Durch ziemlich heftige Winde aus, die an ihren Mün- dungen aud- und einwehen, und ihre Entitehung in dem großen Unterfchiede Haben, ber zwifchen ber Temperatur im Innern des Landes und auf dem Meere herifcht; dort nämlich wird bie Ober fläche im Sommer zur Mittagszeit ſtark erhigt und die Luft firdmt dann vom Meere zu, und anbererfeitd erhält fich auf dem letzteren im Herbft eine gewiffe Milde, wenn das Land fchon anfängt, ſich in jeder Nacht ftarf abzufühlen, und dadurch heftige Windftöße ver- anlaßt, bie am Morgen und Vormittag aus ben Fiorden heraud- wehen. Diefer lepterwähnte Wind oder Landwind zeichnet. gewiſſe Biorde in den nörblicheren Diftrikten aus und kann bei feiner Hef: tigleit die Fahrt in Booten gefährlich machen. Dagegen kann es ganz in ber Nähe anf beiden Seiten der Mündung windftill ſeyn, gerad als ob ber Fiord bie Pfeife eines Blafebalge wäre. Regen und Schnee fällt in Sübdgsönland in größerer Menge als in Rordgrönland, worüber man fich nicht wundern barf, da jened dem milden "atlantifchen Meere fo viel näher liegt, und ba ed gerade ber -Zufammenftoß. der milden und feuchten Luft mit der Etzel, Groͤnland. 11

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fülteren ift, der Niederfchläge veranlaßt. Nach der allerdings nur furzen Beobachtungszeit gibt es bei Julianehaab im ganzen Jahre 57 Tage, an benen nur Regen, und 75 Tage, an denen Schnee fällt, Doch fo, baß es an 13 ber letzterwähnten auch zu gleicher Zeit regnet. Bei Jakobshavn In Nordgrönlard gab es bagegen jährfih nur 26 Wegen: und 58 Schneetage. Regen und Schnee zufammen geben bei Julianehaab für ein Jahr ungefähr 36 Zoll Niederfchlag ab. Wenn man berechnet, daß bie Hälfte dieſer 36 Zoll vom Schnee herrührt, und daß biefer im loſen Zuftande gegen zehnmal ſo viel Raum ausfüllt, als in flüfliger Geſtalt, fo feht man, daß ber im Laufe bed Jahres fallende Schnee das ganze Land in eine gleichmäßige Dede von 7 bis 8 Ellen Tiefe einhüllen fann..

Nach dem Obigen wird man ungefähr das Klima von Süd- grönland beurtheilen koͤnnen. Wenn man fich in Dänemark die brei wärmften Monate des Jahres weggenommen, und an deren Stelle ben Winter um drei Monate vermehrt denft, bie noch bazu fälter als die fonft ftrengften Wintermonate find, fo erhält man ungefähr bas Klima von Julianehaab. Demohngeadhtet kann man nicht fagen, daß bie Kälte an und für fich großes Unbehagen bervorbringt; aber ber Mangel an eigentlichem Sommer hat zur Folge, daß nur wenige Kulturpflanzen gedeihen fönnen, daß der Schnee fo lange liegen bleibt, und daß das Land befhalb, troß feiner füdlichen Lage, ganz das Gepräge eines Polarlandes trägt. Dazu fommt bie Unbeflän- bigfeit des Wetters, die. hier noch größer ald in Rorbgrönland ift. Während bie ftrenge Kälte des beftändigen Winterd in ben noͤrd⸗ lichen Gegenden Eisdeden bildet, über welchen eine fehnelle und leichte Kommunifation zwifchen den Kolonien auf Hundefchlitten mög: ich ift, hat man in Sübdgrönland Stürme mit Schneetreiben und einem. aufgeregten Meere. Das innere Fahrwaſſer zwifchen ben Inſeln fann man hier zu Diefer Jahreszeit dennoch nicht in Booten pafliren, weil e8 auch dann und wann zufriert, und die Paſſage außerdem noch in Folge. ber kurzen Tage gefährlicher wird. Aus diefem Grunde befindet man fich in Sübgrönland mehrere Monate bes Winters hindurch in einer Art ®efangenfchaft, während im Nor: ben gerabe. dann bie befte Kommunikation ftattfindet., Das Klima if, kurz gefagt, ein Mittelbing zwiſchen dem temperirten unb dem falten, man hat zu gleicher Zeit das Ungemach und bie Unbequem:

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lichkeiten beider, bie Unbeſtaͤndigkeit bes erſten, bie Kälte bes letztern, ohne dafür auch ihre Vortheile zu genießen. Aber auch für bie eingeborene Bevölferung müflen die Verhältniffe Nordgrönlands zwei⸗ felsohne als günftigere angefehen werben, weil das fefte Eis für ben Seehundsfang und bie Fifcherel große Vorzüge barbietet; denn biefe Erwerbsziweige müflen, wenn fie ausfchließlich in ben kleinen und zerbrechlichen Kajaks betrieben werden follten, um fo unficherer werden, je mehr bie See aufgeregt if. Dazu fommt, baß bie noͤrd⸗ lichen Gegenden an Seethieren viel reicher find. Es fann uns alfo richt wundern, baß die alten Norbländer im Brühjahr mit ihren Fahrzeugen nad) dem fogenannten „Norbrefätur” zogen, weil fie wußten, daß der Seehundsfang dort ergiebiger als bei den Wohnſitzen ihrer Heimath war,

In Bezug auf bie Bhänomene, weiche die Luft in ben nörb- lihen Himmelsftrichen fo Häufig darbietet, nämlich Norblichter, Ringe um Sonne und Mond nebft Nebenfonnen, Luftfplegelungen berrfchen im. Ganzen biefelben Verhältniffe wie in Rorbgrönland, Doch darf man nicht unbemerft laffen, daß, fonderbar genug, in dem füblichften Thelle des Landes die Norblichter häufiger und ftärfer zu ſeyn fchel- nen, als in Rordgrönland. Nach den Wintern zu urthellen, welche dem Beobachter Gelegenheit gegeben haben, Bergleichungen anzuftellen, war dieß fo entfchleden ber Fall, daß man fagen fann, bei Julianes haab fey die Zeit der Nordlichter dreis und viermal länger als bei der Kolonie Omenak in Rorbgrönland. Schon im Monat September find fle bei Julianehaab fehr ftarf und tragen viel Dazu bei, bie Nächte zu erhellen. Schr treffend werden fie im oft erwähnten Königsfpiegel folgendermaßen gefchildert: „Sie fehen aus wie bie Gluth eines heftigen Feuers in weiter Ferne. Aus ihre fchießen ſcharfe Spigen auf, von ungleicher Höhe und fo abwechfelnd, Daß jegt die eine, jebt die andere höher wird, und dieſes Licht ſchwebt fo wie eine fladernde Flamme. So lange bie Strahlen am höchften und Flarften find, verbreiten fie ein fo ftarfes Licht, daß die Leute bie im Freien find, ihren Weg wohl babei finden und auch auf bie Jagd gehen: fönnen, wenn es noth thut. In den Häufern mit Fenſtern wird es fo Hell, dab man einander erfennen kann. Doch iſt das Licht veränderlich, denn zuweilen fcheint‘ e8 dunkler ald ob davor ein ſchwarzer Rauch oder eine dicke Finſterniß aufwallte, und es fieht dann aus, ala ob has Licht von bem Rauch erftidt werden

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follte, ald ob es nahe daran fey zu verlöfchen.” Es vergeht bei Julianehaab kaum eine einzige Nacht mit. einigermaßen Flaver Luft, in der man fein Norblicht bemerfte, und mehrmals in jedem Monat, ja zumeilen viele Nächte hintereinander fieht man daſſelbe, entweder über ben ganzen Himmel fi) ausdehnend, fo daß die obenerwähnten Strahlen von allen Seiten in der Richtung gegen den Zenith auf jchießen, oder in Form eines breiten Bogens, ber fich ungefähr wie die Milchftraße quer über den Himmel zieht. Unter der beichriebenen flammenden Bewegung geht das weiße Licht häufig in ein purpur⸗ rothes über, und bieß fpielt wieder in das grünliche ober in bie Regenbogenfarben.

Es dürfte ſchließlich angemeften ſeyn, in dieſem Abfchnitte noch des Meeres und namentlich der Menge des Treibeiſes um das fübliche Grönland herum zu gedenken. Da die Bewohner ſowohl ießt, wie in alter Zeit beftändig an ber Küfte gewohnt haben und nicht allein den größeren Theil ihrer Rahrungsmittel und übrigen Lebensbebürfnifie von der See geholt haben müffen, ſondern auch nur auf dem Seewege Verbindung mit einander unterhalten haben fönnen, darf man mit gutem Grunde fagen, DaB bas Wohnen In diefem Lande ftetd unmittelbar von dem Meere abhängig geweſen if. Es ift Daher von ber größten Wichtigleit, daß das Meer nad) allen Richtungen hin in das Land eindringt, und daß bie Küfle Fiorde und Sunde mit davor liegenden Inſeln bildet; denn durch bie legtern werben bie Gewäfler, in denen bie Sifcherei betrieben und die Reifen unternommen werben, gegen ben Geegang vom offenen Meere beichügt. Ein Gürtel von unzähligen Inſeln umd Scheeren findet fich ziemlich gleichmäßig längs ber ganzen Küfte ver theilt. Außerhalb ber Infeln fann man breift behaupten, friert bie See felbft in ben ftrengften Wintern und bei ftillem Wetter nie zu, auch nicht einmal für ein paar Tage, und felbft innerhalb ber Scheeren gefchieht ed in Folge des unruhigen Wetters und ber ſtarken Strömungen bei weitem nicht in dem Grabe, wie in Rorb- grönland. Nur tiefer in die Fiorde hinein lann man mit Beftimmt- beit auf eine einigermaßen dicke Eisdede für einige Monate des Jahres rechnen; weiter außen und zwiſchen ben Inſeln ift das Eis ſo unbeftändig und fo unterbrochen, baß fein Nugen von bemfelben gezogen werben kann, daß es vielmehr nur Dazu beiträgt, bie Kom⸗ munifation zu erſchweren oder gar zeitweilig ganz zu hemmen. Bei

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ben Kolonien von Süßgrönfand flieht man im Allgemeinen jogar weniger fefted Eis auf dem Meere, als dieß im Sund bei Kopen⸗ bagen ber Fall iſt. Ebenſo fennt man Hier auch nur wenig von dem Treibeife, welches von dem innern Lande fommt und aus ben fogenannten Eisfjorden Hinaustreibt, wie es in Rordgrönland in jo hohem Maße der Fall if. In Südgrönland gibt es nur vier folcher Eisfiorde, welche Eisfielde in das Meer hinausftoßen, unb fie ftehen fämmtlich binter den fünf großen Eisfjorden Nordgrön- lands zurüd und fünnen nur mit einigen von den acht Fleineren deffelben verglichen werben. Nichtöbeftoweniger hört man fo viel vom Treibeife an ber Küfte reden, und gerade die füdlichfte Kolonie wird aus biefem Grunde ald bie für Schiffe am ſchwerſten zugäng- liche betrachtet. Woher ftammt bier das Eis und wie iſt es bes ſchaffen?

In den meiſten Wintern ſieht man bis zum Februar an der Küfte von Julianehaab fein Eis, dad Meer iſt zu dieſer Zeit immer in Bewegung und erzeugt felbft bei flillem Wetter eine gewaltige Brandung an den äußern Spigen und Scheeren. Im Februar und zuweilen auch erft im Anfang März merft man dann zu einer ges wiffen Zeit, baß fich ber Seegang plöglich legt. Zu berfelben Zeit pflegt: man dann auch zu vernehmen, daß weiter nach Süden hin wnächft dem Kap Farvel Treibeis gefehen wurde, und wenige Tage darauf, befonders wenn fühlicher Wind eintritt, flieht man von ben. Bielden bei Julianehaab aus das Meer weiß bededt, fo weit das Auge reichen fann, und gleichzeitig beginnen auch einzelne abge> Iprengte Stüde von Treibeis zwifchen die Infeln und felbft bis in ben Hafen ber Kolonie hineinzufommen. Man erfennt ‚nun, daß das, was -aus einiger Entfernung gefehen, als ein zufammenhäns gendes flaches Eisfeld erfchien, aus lauter Iofen Bruchftüden befteht, die felten über 50, gewöhnlich aber nur 10 bis 20 Ellen im Durchmeffer haben. Wenn. biefe Stüde auf da8 Land treiben und bei niedrigem Waflerftande troden gelegt werben, fteht man, baß fie eine Diele von 6 Elfen und darüber haben und rund herum in der Höhelinie des Mafferftandes durch den Wellenfchlag ausgehöhlt find, fo daß fie immer aus einem ziemlich breiten Fuß beftehen, der oben eine dünne Platte, nämlich, den Theil des Stüdes trägt, weicher über dem Waſſer lag und deßhalb nicht fo fchnell verzehrt. werben konnte. Die Fleineren abgerundeten Stüde, die man fo auf

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dem Lande ftehen fieht, haben daher ihrer Form nach einige Ach lichfeit mit Tifchen,. die nur auf einem runden Bein mitten unter der Platte, ruhen. Gewöhnlich ereignet es ſich aber, daß eine Kante auf bie Seite, finft, die andere in Folge deſſen aus dem Wafler hervorragt. Dieß verurſacht ed, daß eine foldhe Sammlung ur: fprünglich flacher Eisftüde, die nur wenige Fuß über das Wafler herporragen, mit Bruchftüden gemifcht find, die mehrere Ellen über den anderen emporftehen, und da nun gleichzeitig immer eine Menge Kisfielde diefem flachen Eife folgen, zeigt ſich die ganze Oberfläche bes mit Treibeis bedeckten Meeres bei näherer Betrachtung im Höchften Grade uneben. Man pflegt dieſes Treibeis „Großeis“ zu nennen, und ed ift augenfcheinlich, Daß es troß feiner bedeutenden Dicke doch in Wirflichfeit gefrorened Salzwafler ift und aus :den Meereögegen- den herrührt, in denen fich daffelbe mehrere Jahre hindurch gefroren erhält. Denn ein einziger auch noch fo firenger Winter würde wohl faum Eis von fechs Ellen Dide bilden können. In der Rähe von Spitzbergen zeigt fich biefes Eis in Form großer Schollen von meilenlanger Ausdehnung; von dort aber braucht es ſicherlich lange Zeit, vieleicht auch mehre Jahre, um nach Julianehaab zu ge langen. Die Strömung führt einen Theil deſſelben beftändig längs ber DOftfüfte von Grönland herab, auf diefem Wege zerbricht ee, friert vielleicht ab und zu auf mehrere Winter wieder aneinander und zerbricht aufs Neue, und deßhalb beiteht derjenige Theil dei felben, welcher die Gegend um Kap Farvel erreicht und in Die Davies Straße treibt, gewöhnlih nur aus lauter kleineren Bruchftüden; Scollen von mehr. ald 1000 Ellen gehören hier jedenfalls zu ben Seltenheiten.

Das Treibeis Tann fich zu jeder beliebigen Jahreszeit vor ber Küfte von Yulianehaab einfinden. Am Häufigften und regelmäßigften erfcheint e8 jedoch nach Beginn des Februar, worauf es langſam nah Norben treibt, während neue und größere Maflen befonderd im April, Mai und Juni nachfolgen; in biefer Jahreszeit ift eb eine große Seltenheit, die vielleicht nicht einmal in zwanzig Jahren eintrifft, wenn ein Schiff direft aus ber See. in bie Kolonie ein- läuft. Im Juli und Auguft fcheint eine Art Stiliftand einzutreten; das legte Eis treibt vorüber, ohne daß neue Maſſen binzufommen; in ben letzten Tagen des Auguft pflegt das fünlichfte Ende bed Eifes dem offenen Meere und dem Seegang zu weichen, fo baß bie

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Schiffe gewöhnlich in ber erften Hälfte des September gleich in die offene See ftechen fünnen. Dann finden fich ſehr Häufig im Herbfte wieder neue Zreibeismaffen ein, jedoch ftetS in geringerer Menge, fo daß fie fich fehr bald wieder verlieren. Diefe Regeln gelten in⸗ beffen nur im Allgemeinen; bad Eis kann fich, wie erwähnt, zu jeder Zeit einftellen, fowohl im Sommer wie im Winter, und kann ebenfo zu jeder Jahreszeit ganz von ber Küfte verfchwinben. Man wird hierbei leicht auf bie Frage geführt, durch welche Veran⸗ laffung bad Treibeis an der Dftfüfte in Bewegung gefebt und we burch es in die David-Straße geführt wird, und weßhalb biefee vorzugsweiſe im Fruͤhjahre gefchieht? Wäre bie Strömung bie einzige Urfache, fo müßte fie zu ganz verfchiebenen Zeiten eine außergewöhnliche Stärfe haben; es werben alfo ohne Zweifel au noch andere Urfachen gleichzeitig mitwirken, und es wirb namentlich darauf ankommen, in welchem Zuftande fich das Eis an der Oftfüfte befindet, ob ed am Lande feit zufammengefroren liegt, ober ob es ſchon von bem Seegange zerbrochen if. Daß das Aufthauen in einer milderen Jahreszeit Einfluß darauf haben follte, fcheint weniger anzunehmen, benn bad Eis findet fich ja gerade am regelmäßigften furz nach der Fälteften Jahreszeit ein, wo man benfen follte, baß es am ftärkiten zufammengefroren ſeyn müfle. Biel wahrfcheins licher iſt es, daß hauptfächli das unruhige Wetter, welches biefe Jahreszeit vor den andern audzeichnet, die Maflen von einander trennt und ihr Treiben nach dem Kap Farvel vorbereitet. Man macht verfchiedene Bemerkungen hinſichtlich bes Wetters, welches der Anfunft des Eiſes voraudzugehen pflegt; inige behaupten, daß es nach ftarfen nördlichen, Andere aber, daß es nad ſtarken jüblihen Winden kaͤme. Diefe Bemerfungen beruhen mehr auf individuellen Borftellungen über die Urfachen der Erfcheinung, ale auf wirklichen und vieljährigen Beobachtungen. H. Rink glaubt erfahren zu haben, daß es vorzugsweiſe der warme Oftwind, oder ber fogenannte Süboft ift, ber das Treibeis um bad Kap Farvel führt; aber in Ermangelung zuverläfiger Beobachtungen muß ber Werth diefer Meinung dahin geftellt und die Frage unentichieben bleiben. Wie die Zeit ber Ankunft des Eifes feine beftimmte ift, fo iſt auch die jährliche Menge beffelben Außerft verfchieben. Wir müflen iedoch hier genau darauf achten, was unter der Menge bed Eiſes

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verftanden werben foll. Dan Hört jährlich zu gewiſſen ‚Zeiten jagen, daß fich jegt das Eis da und dort In großer Menge gezeigt bat, daß man von den Fielden aus fein offnes Wafler erbliden kann, wie man auch auf dem Meere zu fagen pflegt, daß viel Eis vor- handen ift, wenn es vom Top aus fo weit zu fehen iſt, ald das Auge reicht. Das will aber eben noch nichts Großes fagen, Denn bas Eis ragt nicht höher empor, als das Wafler, fo daß es von einem Schiffe aus nur auf drei oder vier Meilen Entfernung geſehen werben kann; bleibt doch das, was man von foldh einem einzelnen Punkte erblickt, immer nur ein geringer Theil der Ausdehnung bes Eiſes längs ber Küfte, felbft zu ganz gewöhnlichen Zeiten. Um fih einen Begriff von der Eismaſſe zu machen, muß man entweder in einem Schiffe den ganzen Außenrand derſelben umfahren, “oder gehört Haben, wie weit fie nad) Norden hinauf an der Küſte gefehen worben if. Man kann wohl fagen, daß es fich in den meiſten Jahren im Brühjahre längs der ganzen Küfte bis zur Kolonie Fredrikshaab feftlegt, aber abgefprengt wird und fich verliert, bevor es die Strömung weiter gegen Norben hinauf führen. fannz fehr häufig erreicht e8 jedoch auch die Kolonie Fisfernäffet, aber in wes nigen Jahren Godthaab, und nur fehr felten die Kolonie Suffer- toppen, und kaum jemals hat es Holfteensborg erreicht. Das Eis Dagegen, welches im Herbſte fommt, geht felten über den Diftrift von Julianehaab hinaus; doch ereignete fich im Jahre 1791 der feltene Ball, daß es fich in biefer Jahreszeit vor der ganzen Küfte bis hinauf zur Kolonie Suffertoppen feitlegte und den größten Theil bes Winters liegen blieb, zufammenfror und fowohl jede Kommunis fation, al8 auch den Kajaftfang der Grönländer hemmte. Ein Wei⸗ berboot war im Herbſte von Godthaab aus nach Suffertoppen ge- gangen und wurde auf dem Rückwege von biefem Eife feftgehalten. Die Befabung befchloß darauf den Verſuch zu wagen, den Diſtrikt von Godthaab über Land zu erreichen. - Sie begab ſich, 7 Köpfe an der Zahl, am 11. December auf den Weg; ımter vielen Leiden und Beſchwerden blieben nach und nach vier von biefen Leuten. unterwegs liegen und ftarben an Hunger und Kälte, und erft am 25. Des cember erreichten die übrigen drei einen bewohnten Platz am %Yiord von Godthaab. Das Jahr 1817 iſt als das größte Eisjahr In ber Davis-Straße befannt, über das beſtimmte Nachrichten eriftiren; zwei von den Schiffen der füniglichen. Hanbelögefellichaft gingen

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in biefen Gewaͤſſern verloren. In demfelben Jahre hatten bie Wäl- fichfänger dad Fahrwaſſer um Spisbergen ungewöhnlich frei vom Eife gefunden, was theilweife Anlaß zu den darauf folgenden eng» lifchen Entdefungsreifen gab. Im Jahre 1838 ereignete es fich au, daß das Eid im Herbfte bis Hinter die Kolonie Fisfernäffet reichte,

Wenn es nicht leicht ift, fich bie erfte Urfache von ber Bewe⸗ gung des Großeiſes zu erflären, dürfte es vielleicht noch fchwieriger ſeyn, nachzuweiſen wo es bleibt. Es legt fich nämlich als ein längerer oder Fürzerer Streifen längs der Küfte feft, Hält fich bier einige Monate, indem es bald von bem Lande zurüdweicht, bald auf daſſelbe Hinaufgepreßt wird, und verfchwindet Darauf. Zu gleicher Zeit ift es in einem beftändigen Treiben nach Norden bes griffen, aber die nördlichen Zipfel erreichen Doch immer nur eine gewiſſe Graͤnze, und verfchwinden bort. Daß es ganz nahe ber grönländifchen Küfte in noch fürzerer Zeit aufthauen ſollte, als das Eis auf den kleinen Landſeen und der Schnee auf dem Lande, und zwar, trotzdem es ſechs Ellen und darüber dick iſt, waͤhrend das Eis auf den Landſeen nur 1', Ellen ſtark iſt, davon kann gar nicht die Rede fern. Man flieht auch, daß einzelne Stüde, bie fich eins gellemmt haben, und die innern Strömungen und Fahrwaſſer ver⸗ Ropfen, ben größten Theil des Sommers über liegen bleiben, ohne eine fichtliche Veränderung zu erleiden. Es bleibt daher nur übrig anzunehmen, baß ber nörbliche Zipfel bed langen Streifens ſich von der Küfte wegwendet, nach Weiten hin in das Meer zerftreut wird und dort erft aufthaut. Dagegen fcheint allerdings der Um⸗ Rand zu fprechen, .daß die Schiffe auf ihrem Rüdwege von Nord⸗ grönland, ‚wenn fie in 10 bis 20 Meilen oder noch fürzerer Ent fernung längs des Landes fegeln, felten Eis treffen. Einzelne lofe Stüde fehlen jedoch. nicht ganz, und bedenft man, baß jener Strei- ſen, der fich längs. eines Theils ber Küfte feftlegt, gewöhnlich nur eine Breite von 5 bis 6 Meilen hat, und baß er weit bavon ent⸗ fernt ift, Fompaft zu feyn, wenn er dem Auge auch fo erfcheint,. fo wird man es immer für möglich halten, baß ber nörblichfte Zipfel. ſich almählig im Laufe des. Sommers in bem großen Meere zerftreut, ohne daß er die Aufmerkfamfeit ber Seefahrer in bejonberem Grade auf fich Beh

Dritter Abſchnitt.

Die produktiven Erwerbsquellen und Bedingungen für den Lebensunterhalt der Bewohner Grönlands.

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Siebentes Kapitel.

Das Meer, deſſen Eis und ſein Reichthum an Thieren. Die Landthiere und ihre Jagd. Tie Zucht der eingeführten Thiere.

Es iſt im Vorhergehenden bewieſen worden, daß Grönland nur fo weit zugänglich iſt, als Die Verzweigungen bed. Meeres ober bie Horde und Sunde reichen. Diefe fo vom Meer umgebenen ober durchſchnittenen Landftriche würden bann als eigentliched Küftenland zu betrachten feyn, und wir haben gezeigt, daß baffelbe in einer folhen Bedeutung eine Breite von 10 bis 20 Meilen hat. : Die hohen, das To beftimmte Küftenland bildenden Berge fallen nun in der Welle zufammen und decken, wenn man bie Küfte von ber See aus betrachtet, einander fo, daß man bie große dahinter verborgene Eiswüſte und die zahlreichen Wege, welche nach allen Richtungen mit Hülfe des Meeres burch dieſelbe “gelegt find, nicht entbedt. Dächte man fich die Außerften Mündungen dieſer Sunde und Fjorde gefchlöffen, fo ift es ungmeifelhaft, daß ber Ueberſchuß von Eis, welcher noch immer auf dem inneren Feſtlande erzeugt und. burdh.bie Eisfiorde herabgefchoflen wird, nach und nach ſich über einen großen Theil des Außenlandes ausbreiten und bieß gleichfalls bedecken würde.

. Aber das Meer hat nicht allein darin feine weſentliche Bebeutung für dieſe Lanbftriche, daß es in einer folchen Art die Ableitungsfanäle bildet, welche das Land davor ſchützen, unter dem Eife begraben zu werden, fondern es gibt außerdem die unmittelbaren Bebingungen für

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die Eriftenz ber wenigen und armen Bewohner ab. “Die Grönländer, wie überhaupt bie Esquimo, fehlagen ihre Wohnungen ausfchlieplich an dem Meere auf und holen aus demfelben mühevoll ihr tägliches Brod und ihre erften einfachen Lebensbedürfnifle. Die in den Tiefen des Mee⸗ ed dad ganze Jahr hindurch herrfchende einförmige Temperatur und der dadurch bedingte Reichthum an vegetabilifchen und thierifchen Leben macht die Erbe bis zu dem Außerften Norden bewohnbar, fo weit bie Verzweigungen derfelben nur reichen. Im Gegenfage hierzu iſt ber in einer Tiefe von wenigen Zollen gefrorene oder aus felfigem Grunde be- ftehende Erdboden nur im Stande, bis zu einem ganz geringen Grabe jur Ernährung und Kleidung ber Bewohner beizutragen. Und doch wird Jedermann, welcher in einem fchönen Sommer Norbgrönland zum erftenmale fieht, über die Alpenvegetation erftaunt ſeyn, bie ber beftän: dige Sonnenfchein und das Tageslicht mehrere Monate des Jahres hin, durch hervorzurufen im Stande ift und man kann wohl fagen, daß bie meiften flachen Partien der Klippen, fowie alle Rigen und Bertiefun- gen ihres Gefteins, mit einem mehr ober weniger dicken Polſter von niederen Buſchgewaͤchſen, Mooſen und Halbgräfern bedeckt find; da num aber die niedrigen Berge in der Regel uneben find, fo findet fich dieſer Begetationsteppich faft überall in Grönland ausgebreitet, und ganz uns fruchtbare Klippen, wie man fie 3. 3. um die Kolonie Upernivif herum Keht, gehören zu den faft feltenen Ausnahmen. Je nachden nun bie Bufchgewächfe in Verbindung mit ben Grasarten oder. bie Halbgräfer in Verbindung mit ben Lichenen bie am meiften vorherrſchenden Pflan⸗ zen find, gibt Die Vegetation folchen Bergen entweder eine ſchwache gränliche oder mehr graue und braune. Farbe; aber bie legte Art von Vegetation ift natürlicherweife Die außgebreitetfte, um fo mehr, ald man doh nur bie fteilen und unfruchtbaren Seiten ber Unebenheiten, nicht aber die zwifchenliegenden flachen und vertieften Stellen fehen fann; man wird Daher überrafcht, wenn. man bas Land felbit betritt und dad Grün und bie zahlreichen Blumen erblickt, welche fich überall zwiſchen ben hervorragenden Partien des Klippengrundes entfalten.

Unter den Bufchgewächfen find es namentlich ‚Raufchbeer- und Bibeerhüfche und die mit fchönen glodenförmigen Btüthen verfehene Andromeda, bie fich überwiegend zeigen; biefe, und befonders bie kesteriwähnte, ‚bilden überall dichte und zuſammenhaͤngende Polſter, welche man mit dem Namen Lyng (Haide) zu bezeichnen pflegt, und man fonnte dreiſt fagen, man entbehrt fie nirgends, ſelbſt nicht

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auf den allerunfruchtbarften Küften; ja Die Buͤſche find in dem Maße vorhanden, daß fie zum nöthigften Brennmateriale genügen, fall8 man auf dem Lande eine Reife unternehmen ‘ober einen Aufenthalt machen will. Hierzu treten ferner eine Weidenart und Zwergbirken als ſtark verbreitete Gewaͤchſe. Aber eine Eigenfchaft ift doch der gangen hie figen Begetation gemeinfchaftlich; alle Gewächle Grönlands halten fi nämlich völlig niedrig an der Erde, von dem langen Winter gleich⸗ fam im Zaume gehalten; nichts darf fich erheben und von den falten Winden bewegt werden; die Fleineren Pflanzen werben hier am Boden zu einer dichten Bedeckung, woraus in dem furzen Sommer ein blü- thentragender. Stengel fehnell emporfchießt. Die Weiden und Birken friechen gleichfam als Spaliere an den Klippen hin; erhebt man fie, fo zeigen fie fi) 4—5 Ellen lang, aber nur in einzelnen befchüsten Thaͤ⸗ lern vermögen fie fich um ihren Stamm: zu fammeln, ſich felbftftändig aufzurichten und einen Fleinen Bufch von 1—2 Ellen Höhe zu bilden.

Als eine Folge -Diefer allgemeinen Ausbreitung der DBegetation barf es nicht überrafchen, daß dad Renthier, weldyes von ben niedrigften und allgemeinften Pflanzen lebt, überall veichliches Futter findet, wenn nur bie fie im Winter bebedende Schneedede nicht. zu hart wird. Aber auch eben nur mittelbar durch die Jagd auf dieſe Thiere fann man fagen, daß ber Erbboben einen wefentlichen Bei- trag von vielleicht. einem achten oder gar nur zehnten Theil ber nöthigen Ernährung und Bekleidung der Bevölkerung kiefert.

Hat fchon die Bewohnung des füdlichften Punktes von Grönland burch eine Viehzucht treibende Berölferung ihre Schwierigkeiten, fo ift dieß hier, wo die Mitteltemperatur 4 bis 70 geringer ift, eine reine - Unmöglichkeit. Hierzu fommt noch, daß das Zufrieren des Meeres im Winter und die Dadurch bedingte Art des Seehundsfanges bie Be nugung der Hunde ald Zugthiere nöthig macht, wodurch das Halten von anderen Hausthieren ausgefchloffen wird, In einem fo ifolitten Lande, befien fparfame Bevölkerung ihren ganzen Fleiß darauf ver- werben muß, um durch Jagd und Fifcherei Die täglichen Nahrungs: mittel herbeizufchaffen, läßt fich ein eigentlicher Bergwerksbetrieb nur unter ganz eigenen und burch Zufälle befonders günftigen Umftänden als möglich denken, wogegen ber Vorrath von Brennmaterial, welcher ſich in den an fo vielen. Stelfen zu Tage tretenden Kohlenlagern fund gibt, in einer fpäteren Zeit ein nicht umweſentliches Mittel für Die Bewohner zur Verbeflerung ihrer Lebensart und häuslichen

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Eincichtungen abgeben bürfte, wenn nur erft ber Sinn. für eine folche Berbefierung bei ihnen allgemein geworben feyn wird.

Es liegt weder im Zwede, noch in dem Plane biefer Arbeit, eine Schilderung des in ben nörblichen Meeren berrfchenden Reichs thums an thierifchem Leben zu liefern. Daß biefer, wenn auch nicht gerade in Beziehung auf die Mannichfaltigfeit der Arten, fo doch in Hinficht auf die Zahl und Größe der Individuen die ber wärmeren Meere übertrifft, fcheint ſchon aus dem Maßſtabe hervor⸗ zugehen, nach welchem bie Fiſchereien in jenen Diefen gegenüber ber trieben werben; ja die allergroßartigfie Unternehmung in biefer Richtung, der Walfifchfang, wurde in einer früheren Periode nur in den äußerften Theilen des nörblichften Eismeeres betrieben.

Sobald man fi} dem Striche. nähert, worin großes Treibeis vors fommen kann, fieht man bad Meer, oft in einer Strede von: vielen Meilen, eine fchmusige grüne Farbe annehmen; bei näherer Beleuch- tung zeigt es fich unklar und von feinen, glänzenden nabelförmigen Körpern wimmelnd, über deren Natur man noch nicht durch genügende Borfchungen auf's Reine gefommen iſt, nur. it e8 offenbar, daß fie entweder felbft organiiche Weſen oder doch in allen Faͤllen wefentliche Theile von folchen find. Es ift auch nicht gewiß, bis zu welcher Tiefe dieſe Färbung des Waſſers geht; Scoresby jedoch nimmt an, baß über eintaufend Duadratmeilen bes nörblichen Eismeeres im buch- fäblichen Berftande bes Wortes von organifchen Körpern wimmeln.

Einen nicht weniger überraichenden Anbli bietet das ‚Meer an den Stellen dar, wo e8 fich unmittelbar längs. der. Küfte von Orönland ganz Mar zeigt. Sein Grund ift nämlich hier mit einem Walde von rieſenhaften, Blätter von ſechs bis acht Ellen Länge und '/, Elfe Breite befigenden Tangarten, welche in Verbindung mit der fich zwiſchendurch bewegenden Thierwelt an die Korallenriffe in den tropifchen Meeren erinnern, bebedt. Außerdem befleidven forallige Rinden überall die auf dem Meereshoben liegenden Steine und die Vertiefungen und Höhlungen berfelben, fowie den Thon und Lehm, den man aus ber Tiefe heraufholt. Alles wimmelt von lebenden Gefchöpfen. Wo auch immer tobte Thiere in das Meer hinabgefenft werden, wirh man im Berlaufe von kurzer Zeit fie zu Sfeletten . verwandelt und ihre weichen Theile durch Treböartige, überall in einer ungeheuern - Menge vorhandene ‚Befchöpfe, welche in dieſer Weiſe die Rolle ber Ameiſen in ben tropifihen Ländern Tibernehmen, verzehrt. finden.

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- Eine befondere Fuͤrſorge der Natur hat es zugleich möglich gemacht, daß die hiefigen Hauptfäugethiere, die Seehunde und Wale, ein reich⸗

liches Material zu dem nothwendigen Schugmittel gegen bie Kälte des

Waſſers erhalten. Es ift nämtich befannt, daß der Körper diefer Thiere von einer unmittelbar unter ber Haut liegenden und bei ben größeren Walen eine Dide von gegen Y, Ellen erreichenden Fettſchicht umgeben tft. Diele Fettſchicht erfüllt, als fchlechter Wärmeleiter, biefelbe Be ftimmung, wie die Sell- und Haarbededung bei.ben warmblütigen Thie: ren auf dem feften Erdboden, und bie Bildung berfelber wird hier in einem hohen ®rade dadurch befördert, daß gerade die ganze niebere Thierwelt, Die entweder Direft oder wieder Durch andere Thiere Den Sees bunden und Walen zur Nahrung bient, fich Durch einen großen Reid; thum an ölartigen oder fogenannten feiten Stoffen auszeichnet; man bemerft dieß nicht allein an ben Körpern ber Yifche, fondern auch in außerorbentlicher Menge an ben Kleinen Frebsartigen ©efchöpfen und an einzelnen Gattungen ber die nördlichen Meere bervohnenden Weichthiere.

Das Fett, oder, wie es genannt wird, ber Speck, der ben Ser hunden, fo wie auch den Walen zur Bedeckung dient, ift aber nicht allein eins der weſentlichſten Stüde unter allen Xebensbebürfniflen ber Grönländer, fondern es ift auch bei weitem die wichtigfte Quelle fir ben Reichthum dieſer Gegenden geweſen und lodte ſchon fruͤhzeitig bie europälfchen Seefahrer zu dem gefährlichften und verwegenſten aller Borhaben auf dem Meere, dem Watfifchfang. Aus der Klaffe der Wale haben für ben Augenblid nur zwei geringere Arten, Die Beluga ober ber Weipfifch und der Narwal, in Beziehung auf den Lebensunterhalt und den Erwerb der Einwohner Bedeutung für Grönland; fie finden fih zweimal im Jahre in großer Menge an der Küfte ein und liefern dann eine reiche Einnahmequelle. Aber die Seehunde find demunge⸗ achtet immer noch von weit größerer Bedeutung, und zwar nicht allein wegen ihrer weiteren Ausbreitung und ihres Borfommens zu jeber Zeit bes. Jahres, fondern auch weil fie außer der täglichen Nahrung ben Einwohnern das wefentlichfte Mittel zur Verfertigung ihrer Kleidung, ihrer Boote, ihrer Sommerwohnungen und anderer am meiften unent- behrlichen Bebürfniffe gewähren. Dieß gilt vorzugsweife von einer Art berfelben,, dem fogenannten ftinfenden oder gemeinen Seehunbe (Schön-

ſeite), welche vor der zweiten Art (Schwarzfeite), badurch ben Vorzug

erhält, baß fie überall, und zwar bie längfte Zeit des-Sahres, unbes ſchadet der allergrößten Kälte, gefangen wird. Diefer Seehund verläßt

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die inneren Fahrwaſſer nämlich nicht, wenn ſich dad Eis im Winter über biefelben legt, fondern bleibt in bem Innern der Fjorde, indem er, um Athem holen zu können, kleine Deffnungen in dem Eife aufs fücht oder auch felbft bildet und offen erhält, woburd; dann den Grön⸗ ländern Mittel in die Hände gegeben werden, ihm auf die Spur zu fommen und ihn zu fangen. Es ift Daher leicht einzufehen, von welcher außerorbentlichen MWichtigfeit der Fang dieſes Thieres für ein Bett ift, welches Borräthe fammelt und alten Einfläffen bes langwierigen und firengen Winters Preis gegeben ift; und daß dieſes Thler In Rorbgröns land eine befonders große Ausbreitung gefunden hat, fcheint vornehms lih in dem Umſtande zu beruhen, daß es feinen vorzüglichften Aufent- haltsort in ben großen Eiöfiorden nimmt, welche hier und vornehmlich an dem füdlichften Theile der Küfte gefunden werden. In ben inneren und am meiften zugänglichen Theilen der Bahrmafler, wo bas Landeis von dem Innenlande feine ungeheuern Bruchftücde unter ben gewaltfam- ten Bewegungen in das Meer hinauswirft, und gerade vor dem Rande jotches feften Landeiſes verfammeln fich die ftinfenden Seehunde in grö- efter Menge, haufenweife gefchaart, und hier fcheint ihre Fortpflanzung beſonders vor fich zu gehen. Dieß erinnert uns unwillfürli an ein ähnliches Verhaͤltniß, welches im Großen in dem Meere herrfcht, ins dem dieß ſtets am thierreichften in der Rähe folcher Gegenden Ift, wo es mit immerwährendem Eiſe bebedt bleibt, fo daß einer ber unbebingt am meiften Lohn eintragenden Erwerbszweige auf dem Ocean gerabe in deſſen alleräußerften und unzugänglichiten Theilen getrieben wird.

Ein alleinftehendes und faft unerflärliches Beiſpiel, welches dazu dient, jene, übrigens burch die Erfahrung hinzeichend begründete Be- hauptung zu beglaubigen, fann in bem großen Eisfjorde bei Jakobshavn beobachtet werden. Es iſt bereits die Hauptfacke über ben Urfprung der Eisfijelde und die Befchaffenheit der Eisfiorde mitgetheilt; wir ers innern hier nun Daran, baß von der einförmigen, über das Innenland im Often ausgebreiteten Eishochebene ein Arm ausgeht, der durch das Thal, das die Fortfegung des Fjords bilden würde, fich mit einem ftei- len Abfall Hinab zum Meere fenkt und weit hinaus über die urfprüng- liche Uferbreite tritt, zuletzt nur von der Oberfläche des Waſſers getra- gen, und der alfo auf diefe Art den innerften Theil des urſpruͤnglichen Biords bis zu dem Punkte, wo fein Rand abbricht, ausfült und Die ſchwimmenden Eisfielde verurfacht. Durch biefe Ausfühung wird ein Heiner Waſſerarm (Tirſarikſok) von dem urfpränglichen Fiord gang

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abgefchloffen und von dem feſten Landeiſe geſperrt. Die Mindumg, wodurch dieſe Fleine Bucht ehedem in Verbindung. mit dem Fjord ftand, liegt wohl über eine Biertelmeile innerhalb bed Randes dieſes feften Lanbeifes, welches fich als eine unüberfteigliche Barre Davorgelegt hat; und ungeachtet man annehmen kann, daß das Eis hier 800 Fuß tief im Waſſer ftedt, wenn es nicht gar auf dem Grunde fteht, iſt doch eine Kommunifation zwifchen dem innern Fjorde und ber Kleinen Bucht un- ter bem Eiſe beftändig offen, was man mit Sicherheit Daraus Schließen kann, daß das Waffer in diefer Bucht ebbt und fluthet. Es ift indeſſen wahrfcheinlich, daß das feſte Eis auf Dem Grunde in der Muͤndung der Tiſarikſok⸗Bucht fteht, und baß das Waller nur durch Die zahlreichen Spalten eindringen fann; ſey es aber fo oder nicht,- unter allen Um⸗ ftänben fann bie Deffnung bier nur von fehr geringer Breite feyn, und eine Baffage unter dem 800 Zuß tief liegenden Eife hindurch in ben Fiord hinein ift faum für die Seehunde möglich. Nichtsdeftoweniger werben biefe Thiere in dem abgefchloffenen, faum eine Biertelmeile lans gen und ganz fchmalen Arm des Meeres in großer Menge gefunden. H. Rinf erreichte im Mai 1851 diefen intereffanten Punkt, indem er im Süben bes Eisfjorded einen Weg über Land zu dem feften Landeis fuchte. Das Wintereid lag noch ganz ficher auf dem Fleinen Fjord und erfchien fchon in einigem Abftande von der Küfte mit ſchwarzen Flecken bedeckt. Bald ließ es sich entjcheiden, daß die Punkte Seehunde waren, bie fich jehr fett und groß zeigten und eine ungemwöhnlide Trägheit und einen Mangel an Furcht ermwiefen. So wurde «6 möglich, ſich ihnen bis auf 10 Schritte zu nähern, ehe fie unter das Eis gingen, wonach fie auch fogleich wieder herauffamen, um fih von Neuem ftill hinzulegen und zu fonnen. Das eine Thier, welche getöbtet wurde, hatte Durchaus nichts im Magen, war aber bennoch fehr groß und fett und hatte gräuliches, ungewöhnlich grobes Haar. Es dürfte ald wahrſcheinlich anzunehmen feyn, daß biele thierifchen Bewohner bes Fiords eine befondere Gefellfchaft bilden, die fih hier fortpflangte und in einer außerordentlich langen Reihe von Jahren von dem Meere abgefihnitten worben tft. rüber wurde fhon erwähnt, daß der Stand des Außenrandes bes Landeiſes ver- änberhich ift, fo daß er bisweilen weit hinauswachſen fann, ohne zu zerbrechen und ſchwimmende Eisfjelde zu erzeugen, wohingegen er fich dann zu anderen Zeiten in Folge biefer Zerbrechung weit zurückzuziehen im Stande if. Run wird allerdings für ben Yugenblid

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behauptet, daß er in ben legten Jahren fich ſiark zuruͤckgezogen habe, .aber es ift auch möglich, daß er vorher in einer länger ver: floffenen und. und dadurch unbefannten Zeit noch weiter zurüd ge⸗ weien ift, fo daß die Mündung der Heinen Bucht damals frei war, was fie unzweifelhaft unter allen Umftänden einft gänzlich gewefen if. In jener Zeit fonnten dann bie Seehunde durch ihr Aus- und Eingehen leicht abgefchnitten werden; für alle Fälle beweist aber bad Ganze, daß ber innerfte Theil des Eisfjordo, zunächft dem Rande des feften Lanbeifes, ein biefer Art Seehunde günftiger Auf: enthaltsort if. Die Urfache hierzu Tann faum in einem vorzuge- weiien Reichtum an Butter in dieſen Fahrwaſſern gefucht werben ; von Fiſchen kennt man trog fchärffter Beobachtung nämlich nur ben Schell- oder Graufiſch als in außerordentliher Menge in dem Eis- fiorde von Jakobshavn, aber nidyt in den anderen Eisfjorden vor» fommend,, und der Kalleraglif oder Heiligbutt ift zwar für die Eis⸗ Horde charafteriftifch, wird aber nicht von jenen Seehunden verzehrt. Im Gegentheil ift befannt, daß die legten, außer von kleineren Fiſchen, ſich vorzugsweiſe von frebeartigen Thieren ernähren, und dieß kann wohl bie größere Ausbreitumg berfelden und ihre geringere Abhängigkeit von ber Jahreszeit gegenüber ben anderen Seehunden, die fich insbefondere von Fiſchen nähren und biefen nachziehen, er⸗ Hären ; aber man weiß es anbererfeits boch nicht, daß folche krebo⸗ artige Thiere in größerer Menge in dem Waffer der Eisfjorde, als irgend an anderen Orten vorfommen follten. Es dürften daher eher die offenen Rinnen in bem durch die Kalbungen den ganzen Winter hindurch gebildeten Fjordeiſe fen, welche biefe abgelegenen und unzugänglichen Winfel des Meeres zu günftigen Zufluchtsftelfen und Zuchtplägen für bie Seehunde machen. Zugleich ift es eigens thümlich, daß ſich beſonders die alten und größeren Seehunde hier zur Ruhe fegen und ihren beftändigen Aufenthalt nehmen; in ben zahlreich angefammelten Schneeanhäufungen zwiichen den eingefto« renen Eidfjelden und den Wällen von abgejegtem Stüdeneis bilden fie Höhlen mit einem Zugange von unten durch ein Lach im. Eife, und bier Fönnen fie in der größeften Sicherheit ihre Iamgen im März, April und Mai. aufziehen. Es ift nämlich eine alte und den Grönländern wohlbefannte Erfahrung, daß nicht allein ber Fang an diefen- Orten fait niemals fehlfchlägt, fondern daß bie Seehunde an Größe zunehmen, ſchon wenn man fich ben inneren Eisfiorden nur Eyel, Groͤnland. 12

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nähert, fo baß biejenigen, weiche. hier gefangen werden, im Durch⸗ fchnitt. Drei ober gar. viernial fo ‚viel Sped ober Fleifch, als die an den. Außenfüften gefangenen, geben.

Tritt: im Laufe des. Winters Mißfang ein, wenn das Meer überall: gefchtoffen 'ift, und bie Grönländer feinen anderen Weg fehen, die ihnen nothwendigen Nahrungsmittel‘ und den Sped für ihre Lampen herzufchaffen, fo dienen auch bie Eisfiorde den in ber Nähe wohnenden ald eine Zuflucht in der Noth. Sie pflegen in ſolchen Fällen nämlich fo weit hinauf unter das Feſteis zu fahren, bis fte die offenen. Rinnen treffen, an denen fie Dann mit ihren Büchlen auf ben emportauchenden Seehund, wie die Jäger auf bem Anftande, warten... Aber folhe Reifen find mit vielen Gefahren verbunden. . Man denke ſich erftens Den ganzen inneren Eisfiord mit eingefrornen &isfjelden angefüllt, Die .theild von dem feiten Landeiſe im Laufe bed Winters ausgehen, theild vermittelft ihrer außerorbentlichen Größe auf dem Grunde geftanden haben, und in einer Reihe von Jahren nicht in ben Fjord hinaustreiben konnten; man hbedenfe, daß diefe ſchwimmenden, aber jegt eingefrorenen Bruch⸗ ftüde bis 1 oder 200 Fuß über das Meer emporragen, daß ber über ber Waflerfläche liegende. Theil fich nur. mit. den größeften Ge bäuden und den höchiten Ihürmen, die menfchfihe Kühnhelt und Kunjt errichtet, _meflen kann, wohingegen, um der Wahrheit des Verhältniffes einigermaßen nahe zu fommen, das ganze &isfjeld in Bezug auf feine Größe mit einem Gebirge verglichen werden muß. Die Eisfjelden find nun aber häufigen Veränderungen unterworfen; bucch unbefannte oder unberechenbare Urfachen wird der Zuſammen⸗ hang in dem Innern ihrer Maſſe aufgehoben; die bis bahin ale feit ericheinenden Eiswände beginnen plöglich zu erbeben und mit gewaltigem Knall fpringen größere oder Fleinere Stüde von ihnen ab. Hierdurch wird zugleich das Gleichgewicht 'in der Stellung ber Eisfjelde im“ Waſſer aufgehoben, der ungeheuere Koloß beginnt ſich zu wälzen und bin und her zu wenden, wodurch Häufig ein erneuted Zerbreihen oder eine Kalbung ftattfindet; ja in einzelnen, aber aller- dings feltenen Fällen fann ein ganzes Eisfjeld auf dieſe Art fid mit rafender Schnelle fpalten und fogar in zahlzeiche Bruchitüde jerfplittert werben. Man benft fi) num bie Hieraus entſtehende Wirking auf das Fiordeis am beften, wenn man fich vorftellt, daß ber Hergang fo ift, als ob Thürme umftürzten oder ganze: Gebirge

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in Stüden gefprengt würden. Es ift offenbar, daß das Eis in bem Siorde bis in .eine gewilfe Entfernung rund umher zerbrechen muß, und, wenn bie Kalbung ploͤtzlich, ober nur nach einer ein Paar Sefunben vorhergehenden Warnung burch ein beginnenbes Knaden gefchieht, fo ift leicht einzufehen, wie gefährlich es if, ſich längere Zeit hindurch an Stellen auf dem Eife aufzuhalten, wo man von allen Seiten von dieſen Maſſen umgeben iſt. Baffelbe it im Sommer ber Ball, wenn bie Eisfielde in dem offenen Waſſer ſchwimmen und in ber milderen Luft der Kalbung mehr ausgeſetzt find; auch dann ift ed noch immer gefährlich in einem Boote, felbft auf hundert Ellen Entfernung von ihnen, längere Zeit zu verweilen. Bei Omenak kann plöglich in ganz winbftillem Wetter das Meer in hohen Wellen gehen, wenn aud das Eisfjeld, welches gefalbt hat, fo weit entfernt ift, daß man es burchaus nicht zu bemerfen im Stande gewefen ift, und nicht mit Beftimmtheit angeben fann, wo der Seegang herfommt. Es ift aber immer noch ein Geringes gegen die Zerftörungen, welche angerichtet werben, wenn das fefte Landeis Falbt, und die Eiöfjelde felbft hinaus in das Meer ziehen, en Phänomen, das gleichfalls zu jeber Zeit bed Jahres vor fich geht. In bein großen Karlals-Eisfjorb fommt das Meer daburch in folche Bewegung, daß Das Eis in einer Entfernung von 4 Meilen gefnict wird; mit Diefer Meeresbewegung wird aber allen ben in dem Innern Eisfjorde aufgehäuft liegenden Eisflelden die Bewegung ſelbſt mitgetheilt, wodurch möglicherweife wieder Kalbungen von biefen veranlaßt werden, unb fo bie neue Wirkung immer wieder Ur- ſache zur Fortpflanzung ber Erfcheinung abgibt. Geſchieht folches, während der Grönländer auf ben Eife reist, dann kann er Ielcht verunglüden, und er muß fehr häufig fich felbft Ianbeinwärts zu retten fuchen, die Hunde und ben Schlitten natürlich in biefem Falle im Stiche laffen, und fo ftatt bes gehofften Gewinnes ſchwe⸗ ven Berluft erleiden. Ale biefe gewaltfamen, von den Kalbungen im Laufe des Winters in ben inneren Eisfiorden angerichteten Zer⸗ Rörungen geben benfelben ein Anfehen, wovon man ſich ſchwerlich ein. Bild entwerfen kann, ohne es gefehen zu haben; erſt ftellen fh dem Blicke fehauererregend die thurmhohen Eisffelde bar, welche die Ausficht nach allen Seiten verfperren; zwiſchen biefen das Siordeis bis zu zwei Ellen Dicke, zerſchlagen und gewaltſam auf einander gefchoben bis. zu einer. Höhe von 20 bi6 30 Ellen, Eisftüde

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non .einer Länge von 10 Ellen, abgebrochen und. auf bie Hohe Kante geftellt- oder auf dad alte Eis hinausgeworfen, dazwiſchen offene Rinnen, und furz gefagt, Eis von allen Arten und Größen duscheinandergeworfen, und in wilbefter chaotiſcher Verwirrung zu⸗ ſammengethuͤrmt.

Solcher beſchriebenen unzugaͤnglichen Eisfahrwaſer gibt es übri- gens im Berhältniß zu der Ausdehnung ber Küfte und der übrigen inneren Fahrwaſſer nur wenige; wir erinnern Daran, baß auf der ausdehnten Strede berfelben im Ganzen nur 5 große Eisfiorbe ge- finden werden, und die inneren Theile derfelben vollig abſeits und hinter Infeln und Halbinfeln vollfommen verborgen liegen, fo daß viele. Europäer, welche fid) in Grönland aufhielten, Feine Gelegen- heit gehabt haben, fie oder das feite, ‚Das Innere bes Landes be dedende Eis zu ſehen. Iſt aber im Monat Jum das Wintereis non <den äußern Fjorden weggegangen, fo beginnen bie in ben inne ren Fiorden angehäuften Eisfjelbe fich in Bewegung zu fegen, um mit Strom und Wind auf den auf foldhe Art eröffneten Wegen in's Meer hinausgeführt zu werden. Man nennt biefes den Aus— ſchuß ber Fiorde, und dieſe Eigenthümlichfeit veranlaft, Daß gewiſſe innere Fahrwaſſer, gerade zur beiten Sommergzeit, vor allen übrigen durch das Eis zur befchwerlichften Fahrt gemacht werben. Können nun auch manche Sunde -oder Fiorde, befonders diejenigen, die zunächſt bei dem feiten Landeife liegen, wovon die Eigfjelden berühren, burch dieſe Nähe fchon einem Boote, gefchweige denn Schiffen, zu einer gefährlichen Paſſage werden, fo muß man doch nicht‘ glauben, Daß die Hinderniffe, weldye Dadurch in den Weg ge legt werden, auf irgend eine Art mit denen zu vergleichen find, bie das flache, länge der Oftfüfte von Grönland und außerhalb vor ben ſüdlichſten Kolonien Julianehaab und Frederikshaab feftliegende Treibeis veranlaßt.

In Nordgroͤnland ift es nur das vom Lande kommende Eis, welches die Beſeglung der Fahrwaſſer ſchwierig macht, und dieß haͤuft ſich nur vorzugsweiſe in einzelnen derſelben auf. Von dem übrigen Theile des Meeres könnte man behaupten, daß er einen eben fo ſtarken Gegenſatz zu den Eisfjorden, wie das mit einer Be getation bededte Küftenland zu dem unter Eis begrabenen bildet, man barf fich aber nicht vorftellen, daß das Meer an ber Küfle Grönlands unter ähnlichen Bedingungen zufriert, wie ed im. Winter

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mit füblicheren.Baffern geichieht. Trotz feines falten Klima's fcheint das Meer in der Breite von Disko mitten in ber Straße, felbft in dem allerftrengften Winter offen zu ſeyn, fo daß das Eis in ber Disfebucht, zu welcher Zeit es auch immer fey, im Unwetter bres den und plöglich verfchwinden Tann, und baß ed. mehr von dem beftändigen Wetter, ald von der Kälte herrührt, wenn bas Eis in den größeren und offenen Buchten liegen bleibt. Die Theile bed Meeres, welche faft immamwährend Eis bedt, nämlich ſolches, wel⸗ ches Tiegen bleibt und mehrere Winter hindurch wächst, find. weit nördlicher gelegen; bie Maſſen von flachem Treibeife, welche fich periodifch von bemfelben losreißen ober ſuͤdwaͤrts treiben, werben fogar felten oder nie an ber Küfte von Nordgrönland gefehen; in dem fühlichen Theile ‚der Straße. fommen fie, wie befannt, aus bem Meere von Spigbergen, ziehen ſich dicht längs der Oſtküſte von Srönland Hin, um bad Kap Farvel und in die Davis-Etraße hinein, jedoch ohne den 64° n. B. zu erreichen. Das dagegen aus dem nördlichen Theile der Baffind-Bucht fommende und Weſteis genannte Eis fcheint fich mehr nach Weften zu. halten, oder in ber Breite von Egedesminde und Riffol der Küfte von Grönland am nächften zu treten; aber nur in einzelnen Sahren fommt es ganz an bie Küfte oder in Die Diskobucht hinein.

Da das Eis auch auf den Landſeen, ſogar im kaͤlteſten Winten nicht liegen bleiben kann, darf es uns nicht wundern, daß ſelbſt die am meiſten geſchuützten Winkel des Meeres oder Inneren Fahr⸗ waſſers einen Theil des Jahres hindurch von dem Eiſe des Winters befreit find. Eine einzige, aber auch nur ſcheinbare Ausnahme hiervon ift befannt. Es ift bereits ber Heine Arm von dem Eis— fiord von Jakobshavn erwähnt, ber ganz gefchloffen und von dem übrigen Fiord durch das fefte Landeis abgefchnitten ift, auf ber entgegengefeßten oder nördlichen Seite geht nun ein anderer und ieh großer Arm ab, welcher halb durch das fefte Qandeis abgefperrt wird, deſſen Außenrand ungefähr bis zur Mitte feiner Mündung in den Hauptfiorb vorgerüdt iſt; jenſeits biegt derſelbe ſich nad Rordoften und erreicht, ebenfo wie der Hauptfiord und Teſſiurſak, einen ziveiten Arm des feften Landeiſes. Es weiß niemand, daß diefer Fjord offen geweſen ſey, und da Bas ihn bevedende Eis auf beiden Seiten bis zu dem Landeife binaufgrängt, fönnte man geneigt ſeyn, es für eine Fortſetzung beffelben zu halten, wenn nicht feine

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Horizontalität und fein Steigen und Fallen’ bei hohem und niederem Waſſerſtande ed fcharf von dem feiten Landeiſe unterfchieben, und die Grönländer e8 in ihrer bezeichnenden Weife für „Meereis,“ „gleich bem Spibbergeneife” ausgäben, was die Bedeutung hat, es fen ein Eis, das nicht in einem einzigen Winter entſtanden, fondern mehrere Sommer hindurch gelegen habe.

Das immerwährende Eis auf diefem Fiord bilbet ſich dadurch, daß derſelbe urſprünglich mit. Eisfjelden und Kalbeis aus dem großen Eisfiord zugeſtopft iſt, dieſe Maſſen haben umhertreiben können, durch Kalbung find die größeren Stüde zerbrochen, und haben den Fiorb noch mehr ausgefüllt, bis endlich das Ganze aus⸗ geebnet, zufammengeichmolgen, und zu einer mehr einförmigen Eis⸗ beste von außerorbentlicher Dide zufammengeftoren ift, welche jedoch in Folge ihrer Ratur, als in beftändiger Abnahme begriffen, ange nommen werden muß. Inzwiſchen ift Diefes Fjordeis nur in foweit ausgeebnet, daß es fich zwifchen ben umgebenden Höhen, wie ein ſchwach gewölbtes, wellenfürmiges Meer ausnimmt, und nicht in dem Wortverftande, daß man leicht auf demfelben gehen ober fahren fönnen würde; benn wenn man fich darauf befinbet,. zeigt es ſich voller Bertiefungen und gähnender Spalten, worin man bis zur Tiefe von mehreren Ellen auch nicht eine Spur von. Salzwaffer findet, und ed würde vielleicht fehr fchwierig ſeyn, über daſſelbe zu dem gerabe über liegenden Seftlande, Nunataf, zu fommen, auf dem früher ein günftiger Zeltplat gewefen feyn -foll, und das bie um wohnenden Grönländer zur Jagd ber jetzt aus dem Diftrift von Jakobshavn ganz verfchwundnen Renthiere befuchten.

Die Meereötemperatur an der Küfte Grönlande zeigte fich in Folge von Meffungen im Monat Juli, 4 Meilen weſtlich von Disko, auf dem Grunde in ber Tiefe von 70 Baden, nahe an 00 R., während fie an der Oberfläche + 11,9 war. Näher an dem Lande iſt die Temperatur der Oberfläche höher aber zugleich fehr veränder- lich: Mitten im Omenals⸗Fjord war fie im Auguft + und kurz darauf, bei Nourſoak, fowohl an der Oberfläche wie auf bem Grunde in ber Tiefe von 3 Faden + 2°. Südlicher in der Straße unter bem 61° n. Br., wurde bie Temperatur in einer Tiefe von 169 Faden auf + 4,29 ftehenn befunden, während fie auf ber Oberfläche nur + 2,89 war. Wie weit diefe höhere Temperatur in bie Etraße hinaufgeht, und wie weit jene niedrigere Temperatur

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in ber Tiefe außerhalb Tiöfo, noch für größere Tiefen gilt, ift uns entfchieden. Im Winter gehört dahn immer ein gewiſſer bebeus tenber. Kältegrad von oben- Dazu, wenn das Wafler nicht von unten herauf dad Eis .aufthauen foll, ein Kältegrad, welcher um fo viel größer ſeyn muß, je dicker das Eis und je ftärfer die Strö- mung ift.

Es ſcheint, als ob längs der Küfte vor Grönland außer dem mit dem Steigen und Fallen des Waſſers wechjelnden Steomingen noch ein .vorherrfchender Strom von Eben nach Norden befteht, welcher zugleich, allmälig wie er weiter nach Norben hinaufkommt, nach Weften überfegt und auf der anderen Seite ber Etraße längs der Küfte, von Rorden nach Süden zurüdgeht. Außer durch bie Beobachtungen der Seefahrenden gebt bad Borhandenjenn biefer Strömung aus ber Ausbreitung des Treibholzes und ber beitändigen Erneuerung befjelben hervor, ſowie auch aus dem merfmürdigen Umftande, daß bie im Winter aus den Eisfjorden von Nordgroͤn⸗ fand fommenden Eisfjelde im Herbfte verichwinden und ohne Zweifel nach Weiten überfegen, wo die heimfehrenden Schiffe während ihrer Ausfeglung aus der Davis-Straße felten etwas von ihnen fehen. Es dürfte atfo mohl angenommen werben, daß eine Strömung aus dem atlantifchen Ocean cireulirt, und die Temperatur in der Davis⸗ Straße mildert. Doch zeichnen fich die Eisfiordbe vor dem übrigen Meere durch die Kälte ded Waflerd und durch die Leichtigkeit, womit fie zufrieren, aus; es. ijt leicht begreiflih, baß in biefem Waſſer, welches den ganzen Sommer hindurch mit tiefgehenden und bier und dort felbft auf dem Grunde bis zu einer Tiefe von über 100 Faden reichenden Eidmaffen gefüllt ift, und wo fich alfo zahl⸗ reiche Berührungspunfte zwiſchen dem Eife und dem Salzwaſſer finden, im Ganzen fogar eine Temperatur von ein wenig unter 00 R. Herrfchen muß. Hieraus erklärt fich die fonderbare Erſchei⸗ nung, daß in den inneren Eisfiorben in ftillen und klaren Nächten im Monat Juli, ohne daß die Luft unter 00 finft, fich duͤnnes Eis auf dem Waffer bilden Farin; biefe oberfte Schicht bed Waſſers mitten unter fo vielen thauenden Gismaflen, iſt nämlich fo gut wie Süßwaſſer, dad Salzwaſſer zeigt unter 09 Temperatur und bie Luft. darf fi darum nur nähern, während vielleicht gleichzeitig bie Waͤrmeausſtrahlung wirkt, um es zuzulaſſen, daß fich dünnes Eis bildet, das im Grunde denfelben Urfprung, wie fünftliches,

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durch die Mifchung mit Salz erhaltenes Eis Hat. Bei UÜpernivif hatte in ber Nacht zwifchen bein 23. und 24. Juli derartiges Eis eine Diele erlangt, daß es erft aufgebrochen werden mußte, um mit einem Boote durch daffelbe rudern zu können. In anderen Buchten und Fiorden beginnt das Eis erft in ber lebten Zeit des September in klaren und ftilen Nächten ſich zu bilden, und in fehr eingefihlof- jenen Fahrwaſſern findet man in ber Mitte des Oftober eine trag: bare Dede. Hierauf tritt erit nach und nach im Laufe bed Winters bie Eisfhicht auf den andern Fahrwaſſern ein, je nachdem fie mehr oder minder gefchügt find, und in derfelben Weife, aber in umge: fehrter Ordnung verläßt das Eis, halb aufgethaut, halb zerbrochen, bie Fiorde im Frühjahr. Es laſſen fich trog der hohen, in ber Witterung der verfchiedenen Winter begründeten Beränberlichkeit bie Fahrwaſſer der Zeit nach, in welcher fie im Durchſchnitt mit feftem Eife belegt find, in drei Klaffen theilen.

1) Die, welche im Oftober und November mit Eis belegt wer den, und bis in die legten Tage des Suni ober bis in den Juli hinein feftftehen bleiben. Hierzu gehören faft alle Buchten und Wiord- arme, Die nur duch fchmale Mündungen mit dem Meer in Ber: bindung ftehen, weßhalb Das Eis am Orte thauen muß, um ver ſchwinden zu fönnen.

2) Die, welhe im November und December mit Eis belegt werden, aber um Neujahr wieder aufbrechen, und erft unter fefter Dede von Mitte Januar bis Juni bleiben.

3) Solche, die nur im Januar, Februar und März, und felbft in dieſen Monaten unficher mit Eis bededt find, zu benen die Disfo- bucht gehört.

4) Stromfchnellen, die ſich entweder nie, ader nur in gewiflen furzen Zeiträumen der ftrengften Wintermonate mit Eis belegen.

Der Grad, unter welchem das Zufrieren -eintritt, und ob Die Sicherheit der Eisdede groß genug it, um Reifen Darauf zu unter nehmen, bieß find Berhältnifie von der größten Wichtigfeit für ein Bolt, das fait alle feine Lebensbebürfniffe in dem Meere fuchen muß, indem fie mit allen den Arten und Weifen, wodurch die Lan- desbewohner ihren Erwerb aufluchen, im engften Zufammenhange ftehen, fowie fie auch durch fich felbit verfchiedene mehr oder weniger günftige Bedingungen zur Erträglichfeit eined Fanges erzeugen. Vermag doch im Norden der Erdboden nur mittelbar durch Die Jagd

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auf Bären, Füchſe, Haſen, Hühner, und namentlich auf bie von der Alpenvegetation ber flachen Partien, der Klippen, Rigen, Klüfte und Vorſprünge des Gefteind genügend ernährten Renthiere einfluß- reich auf die Erwerböquellen zu werden. Ueberall tritt dad Meer an feine Stelle und erfüllt die Bedingungen für ben Lebensunterhalt der Bewohner.

Der Reichthum an thierlfchem Leben in den nörblichen Meeren it allgemein befannt. Daß berfelbe, wenn auch nicht an Arten, jo doch in Hinficht -auf Zahl und Größe ber Individuen bie ber wirmeren Meere übertrifft, fcheint fchon aus dem Maßſtabe hervor: geben, nach welchem die Kifchereien in jenen, biefen gegenüber, betrieben werden; ja die allergroßartigfte Unternehmung in biefer "Richtung, der Walfifchjang, wurde in einer früheren Periode nur in den äußerjten Theilen bes nördlichen Eismeeres betrieben.

Aus der Klaffe der Wale haben für den Augenblid nur zwei geringere Arten in Beziehung auf ben Lebendunterhalt und ben Erwerb ber Einwohner Bedeutung für Nordgrönland; indem. fle fich zweimal im Jahre in großer Menge an ber Küfte einfinden unb dann eine reiche Einnahmequelle liefern, da das Fleiſch berjelben der eingeborenen Bevoͤlkerung ald Nahrung bient, der Sped, mit dad weientlichfte Stüd unter allen Xebensbebürfniffen der Grönländer, in ben Lampen Licht und Wärme fpendet und' ald Handelswaare den Reichthum dieſer Gegend bildet, die Berbindung mit ber fernen fühlichen Melt vermittelt und außerdem ihre Haut einen fehr ge- ſchaͤttten und gleichzeitig antifforbutifchen Lederbiffen abgibt.

Der eigentliche Walfifch oder ber Bartenwalflfch wurde in ehe: maliger Zeit auch von ben Nord-Grönländern mit Harpunen und Blaſen von den weit in bie See hinausfchiffenden Weiberbooten aus gefangen, aber Diefe merkwürdige Fangart ift in Nordgrönland jetzt ſo gut als gar nicht mehr befanrit und ganz in Bergeflenheit ge- tathen. Der bänifche Walfifchfang, welcher zu feiner Zeit, und be: ſonders von 1790 bis 1810, von großer Bedeutung für bie Ko- lonien war, aber fpäter allmälig in demſelben Berhältniß abgenom- men hat, wie der Seehundfang zunahm, ift jeßt gleichfalls erlofchen, obſchon im Jahre 1854 wieder ein Walfifch bei Godhavn gefangen wurde,

In Sübdgrönland beſucht der eigentliche Wal faſt nur die Kolonie Holſteensborg, wo ſchon Egede ein Etabliſſement zum Fang derſelben

186 veranlaßte und wo ihm bie Holländer noch jegt nachftellen. Bor 1800 wog baffelbe an Wichtigkeit für ben bänifchen Handel ben Seehbundsfang an den übrigen Nieberlafiungen auf. Bon 1783 bie 1792 fing man dort und bei Suffertoppen im Durchſchnitt jährlich 10 Wale, umd felbit noch in dieſem Jahrhundert betrieb: man die Jagd mit Gluͤck, und fing namentlich 1826 zwölf Bartenwale. Bon jener Zeit ab vertor jedoch die Stele an Bedeutung, und wie bie thö- richten Nachftelungen auch ben englifchen Fang in dieſen Meeren bis auf ein Zehntel feines früheren Ertrages minderten, fann man jagen, daß, foweit er auf Rechnung der Handelögefellfchaft betrieben wird, ber Walfifchfang bei Holfteensborg feinem Ende nahe if. Bon 1849—51 wurden nur 6 Wale erdegt, dann bis 1854 Teiner, und in ben Sahren 1855 und 1856 nur zwei. Trot biefes un fichern Ergebniffes muß baffelbe Eoftfpielige Inventar, und was mehr ift, dieſelbe große Arbeitsfraft an biefer Stelle erhalten wer- ben, wie früher. Erſteres befteht in 10 bis 12 Schaluppen, außer dem Leinen, Harpunen ıc., und beläuft fich der Werth beffelben auf 4 bis 5000 Thle. und erfordert feftangeftellte Handwerker zu feiner Inftandhaltun. Zum Bang felbft bedient man fich gemietheter Grönländer und braucht zur Befakung der Schafuppen 100 Männer und Frauen und 30 Köpfe zur Reſerve, wozu eine auf 3 nahelie genden Plaͤtzen verfheilte Bevölferung von. 400 Menfchen erforderlich ift, deren Unterhalt theils mit auf diefe ungewiffe Beute begründet werden muß. Die Bezahlung für die gemietheten Grönlaͤnder iſt geringe, und das Lodendfte bleibt für fie, neben dem für bie foge nannte Brandwache ausgetheilten Proviant, bie ungeheure Mafle von Nahrung, die für fie abfällt, wenn auch nur ein einziger Wal gefangen wird, und welche für die Europäer faft ohne jeden Werth ift und meift dem Meere zurüdgegeben wird. Die feit 1849 ge fangenen Thiere waren faft alle fehr groß und gaben 180 Tonnen Speck, der jedoch nicht fo werthvoll ift, wie der der Seehunde; Du er beim Ausfchmelzen nur 70 Procent gibt, während dieſer 80 Pre: cent liefert, und da überdieß ber Walfifchthran auch etwas niebriger im Preiſe flieht. Außer dem Fleifch, Bas die Grönländer fpeifen, ift Die flarfe, einen Zoll dicke Haut, die Das ganze Thier umgibt, Mattaf genannt, eine Delifateffe, Die fie meift im rohen Zuftand verzehren. Man hat berechnet, daß der größte hier gefangene Wal an Gewicht 300 fetten Ochfen gleich kam; welchen Theil davon bad

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en een

Fleiſch und die genießbare Haut ausmachen, fit nicht imterfucht, doch muß außer dem Sped und ben @ingeweiden wohl auch .bie ungeheure Snorpelmaffe abgerechnet werben, wie gewiß auch im #leifche felbft noch ungenießbare Theile gefunden werden, wogegen nicht wie bei anderem Fleiſche Knochen mitgerechnet werden fünnen. Dagegen bleibt auch ficher ein nicht geringer Theil Sped fowohl in der Haut als in bem Fleiſch ſitzen ber in biefer Weiſe mitverzehrt wird. Es ift daher ohne Mebertreibung anzunehmen, daß die ges niegbaren Theile fi) auf mehr als die Hälfte des Speds belaufen und 25 bi8 30,000 Pfund bei’ jedem der erwähnten Wale betrugen.

Bon ben andern größern Arten der Wale werben in Nordgrön« land ebenfalld feine lebenden Individuen gefangen, und namentlich nicht der Kepokak genannte Finwal; doch gefchieht ed wohl ab und zu, daB von ihnen todte Thiere zufällig angetrieben werden, was bann immer für eine einzelne Küftenftrede eine reiche Einnahmequelle abgibt. Für Südgrönland find aber gerade fie von der größten Wichtigkeit, nicht allein weil ſie häufiger find, als der eigentliche Wal, fondern auch weil man fie mit einfacheren ©eräthfchaften fängt, fo daß es zuweilen fogar die Grönländer auf ihre eigene Hand unternehmen. Die europäifchen Watfifchfänger ſtellen dem Finwal befanntlich nicht nach, ba er verwundet fich ur gefährtichen Gegenwehr wendet, ober in feinem ungemein fchnellen Schwimmen: auf ber Oberfläche des Waſſers Rettung fucht und die Harpunenleine mit fich fortnimmt. Ueberdieß hat er viel weniger Thran, als ber getroffen, langfam auf den Grund gehende gewöhnliche Wal. Die Grönländer fehleus dern, wenn fie ihn fchlafend finden, eine Lanze nad ihm, und wenn et von der Wunde ermattet ift, fanıı man ihn auch leichter barpuniren. In allen füdlichen Diftriften wird biefer Bang betrte- ben, am meiften bei Frederikshaab und Suffertoppen, am mwenigften bei Julianehaab. Die Menge des Speds in einem einzelnen In- dividuum ift, obfchon ed die Größe des eigentlichen Wals beinahe erreicht, nicht halb fo bedeutend, als bei biefem, und überdieß von geringerer :Dualität, da fie nur 60 Procent Thran gibt, ber nur durchſchnittlich ein Drittel Werth des Seehundsthrang hat. Da- gegen werden Das Kleifch und die efbare Haut von den Brönlän- bern befonders Hoch gefchägt, und müflen in jedem Thiere auf 20,000 Pfund veranfchlagt werden. Wie viele davon jährlich ge— fangen werden, läßt fich nicht gut fagen, da der daraus gewonnene

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Speck mit dem aus ben angetriebenen Aafen gezogenen zufamnie- gervorfen wird, und man nicht weiß, wie viel die Grönländer da⸗ von verbrauchen. Wiele getroffene Thiere entkommen auch ſchwer verwundet ben Berfolgern und finfen dann endlich ermattet auf ben Grund des Meeres und gehen verloren. Bisher war Das glüd- lichſte Jahr 1844, ba bei Freberifshaab mit den Schaluppen und Geräthen der Handelögefellfchaft allein 13 Stüd gefangen wurden; im Durchfchnitt darf jedoch ihre Zahl nur auf 2 oder 3- jährlich veranfchlagt werden, aber fehr felten treten Jahre ein, wo an allen Orten feiner gefangen würde. Im lebten Jahre, 1856, ift es allerdings eingetroffen, doch befonderd weil aller Zufammenhalt und das nationale Leben fich im Allgemeinen bei ben -@ingeborenen zu verlieren ſcheint.

. Die dem Norden Grönlands wichtigeren Arten gehören zu ber weit Heineren aber ebenfo nüslichen Familie der Delphine, und zwar find e8 der Weißfifch und der Narwal. Der Weipfifch, welcher 6 bis 8 Ellen lang ift und im Durchfchnitt gegen 11, Tonnen Sped gibt, findet fich, furz nachdem das Wintereid weggegangen und kurz “bevor es fich wieder feft legt, an ber Küfte ein; im Sommer fcheint er das offene Meer zu fuchen und im Winter ſich dem Nande bed Eiſes zunächft zu halten, da er fich oft zeigt, wenn das Eis plötzlich bricht und forttreibt. Auch gefchieht ed zumellen, daß Haufen von feiner Art durch das Feftlegen des Eifes in ber Nähe bed Landes überrafcht, eingefperrt und vom Meere abgefchnitten werden; dann tritt die Erfcheinung ein, welche die Grönländer „Soarbfät“ nennen, (was „eine Deffnung im Eife, zu welcher die Weißfifche in Menge ftrömen, um an bie Luft zu fommen und Athem zu holen“ bedeutet), wodurch dann Veranlaffung zu einem reichen Fange gegeben ift, fo bag mehrere Hunderte von ihnen im Taufe von einigen Tagen ge töbtet werben können, und zwar meift mehr, ald es ben Norb- grönländern möglich. ift, vechtzeitig in die nächfte, von ben handel⸗ treibenden Europäern bewohnte. Kolonte zu bringen. Regelmäßig wird jedoch der Weißfifch am zahlreichften in ben Monaten April und Mai in der Disko-Bucht bei Jakobshavn, Chriftianehaab, Rit- tenbenf und in der Mündung des Omenak-Fiords gefangen. In einer reicheren Menge auch im Herbſt an benfelben. Stellen und innerhalb des Dmenaf-Fiords felbft, wo er fich aͤußerſt regelmäßig im Oktober einfindet.

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Im Süden ift ber Weißfifch feltener, und findet‘ ſich in be- trächtlicheren Haufen und regelmäßig nur bei den beiden nörblichften Kolonierr und in einzelnen Jahren auch bei der britten, fonft überall nur felten und vereinzelt. Die Grönländer fangen ihn theils auf eigene Hand, befonders bei Godthaab, meilt aber bei Suffertoppen vom Januar oder Februar ab bis zum Frühjahr im Neb auf Rech⸗ nung der Handelsgeſellſchaft. Hier geben ſie dann in gewifien Iah- ren einen reichen Vorrath an Speck und Lebensmitteln, demunge⸗ achtet kann dieſer Erwerbszweig doch für den Süden nicht fo all- gemeine Bedeutung befommen, wie für den Norden, ba bie Thiere feinen regelmäßigen Zug längs ber Küfte nehmen und bie Fänger daher nicht recht. auf dieſe Jagd eingeübt find, Die einen ziemlichen Aufwand von Gefchidtichfeit erfordert. Die ganze Zahl des jähr- lihen Fanges ift auf 120 Stüd zu veranfchlagen, ber Gewinn be- wrägt 240 Tonnen Sped, wovon ein Zwölftel von den Grönlänbern felbft verbraucht und der Reſt in den Handel gebracht wird. An Güte fommt der Spe dem der Seehunde gleih. An Fleiſch und esbarer Haut ift der mindefte Gewinn 60,000 Pfund.

Der Narval, deſſen Zahn den werthuollen Einhornsfnochen gibr, iſt im ganzen Grönland fehr felten und wird nur im Omenaks⸗ Siord gefangen, wo er fich regelmäßig im November einfindet, bem Weißfiſche nachfolgend; im Uebrigen ift aber feine Verwendung und Fangart ganz biefelbe, wie bie des Lepteren. Es ift nicht leicht anzugeben, wie viele Weißfifche und Narwale im Durchfchnitte in jedem ber legteren Jahre in Nordgrönland getöbtet wurben. Doch fann man annehmen, daß allein bei Jakobshavn im April und Mai im Durchfchnitt 100 Weißfifche gefangen wurden, daß ferner bei dem im Jahre 1840 bei Claushavn und im Jahre 1850 bei Nour⸗ ff eingetretenen Soarbſät über 400 an jeder Stelle getödtet wur⸗ den, und daß im Ganzen bie Ausbeute in Norbgrönland jährlich mehrere Hunderte, jedoch immer unter 1000 Weißfifche und Nar⸗ wale zufammen, erreichte. Bon biefem GErgebniß repräfentirt ber nad ber Befriedigung ber eigenen Bebürfniffe in ben Handel ge brachte Sped noch einen Werth. von 9000 Reichsbanfthalern.

Bon den übrigen in den arftifchen Gewäſſern fo reichen Arten der Walfifche finden fich befonders hier und dort im Süden jährlich todte Thiere angetrieben, deren Fleiſch und Haut die Grönländer je nach dem - Grade ber Berwefung benugen. Weift find es

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Finwale, oft aber auch Aafe von den ungemein großen jogenannten Tunnulifs, feltener von Schwertfiſchen, Nifer, Grinder, Kachelo- ten und andern pflanzenfrefienden Walen. Hierher muß auch. das fogenannte „Flußfett,“ eine thranige Subftanz, gerechnet werben, bie feit einigen Jahren in den Fiords von Holfteensborg, und im Yahre 1854 bis zum Belauf von 95 Tonnen, aufgefifcht wurde, und jedenfalls von Walen herrührt. Im Ganzen find im Süden in ben lesten zehn Sahren in Südgrönland burchfchnittlich 500 Ton: nen Sped in den Handel gebracht, etwa ein Zehntel, welches die Srönlänber felbft verbrauchen, abgerechnet, und die gleichzeitig ge wonnenen: Lebensmittel betragen 100,000 Pfund; Doch ift die Bros duftion fehr ungleich vertheilt und namentlich gering für den Diftrikt von Julianehaab.

Die Seehunde find von noch weit größerer Bedeutung, wie bie Wale. und zwar nicht allein wegen ihrer größeren Ausbreitung und ihres Vorkommens zu jeber Zeit, fondern auch weil fie außer der täglishen Nahrung den Einwohnern durch ihre Häute dag weient- lichfte Mittel zur Berfertigung ihrer Kleidung, ihrer Boote, -ihrer Sommerwohnungen und anderer unentbehrlicher Bebürfniffe gemäh- ren. Dieß gilt vorzugsweife von einer Art derfelben, bem foge nannten ftinfenden oder gemeinen Seehunde (Schönfeite), welche vor ber zweiten Art (Schwarzfeite), dadurch den Vorzug erhält, daß fie. überall und zwar die längfte Zeit des Jahres, und unbefchadet der größten Kälte gefangen wird. Dieſer Seehund verläßt nämlich) bie inneren Sahrwaffer nicht, wenn ſich das Eis im Winter über diefelben legt, fondern bleibt im Innern der Fjorde, indem er, um Athem Holen zu fönnen, Keine Deffnungen in dem Eife auffucht oder auch felbft bildet und offen erhält, wodurch denn den Grön⸗ ländern Mittel in die Hände gegeben werben, ibm auf bie Spur zu fommen und ihn zu fangen. Es ift daher leicht einzufehen, von welcher außerorbentlichen Wichtigkeit der Bang dieſes Thieres für ein Bolf ift, das Vorräthe fammelt und allen Einflüffen eines lang wierigen und ftrengen Winterd Preis gegeben ift; und daß dieſes Thier in Nordgrönland eine fo große Ausbreitung gefunden hat, fcheint vornehmlich in dem Umftande zu beruhen, daß es feinen vorzüglichften Aufenthaltsort in den großen Eisfiorden nimmt, welde bier unb befonders an bem füdlichften Theile der Küfte gefunden werben. In den inneren und am: meiften zugänglichen Theilen ber

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Sahımafler, wo. das Landeid von dem Innenlande feine ungeheuren Bruchitüde unter den gewaltfamften Bewegungen in das Meer hin: auswirft, und gerabe vor dem Rande folchen feften Landeiſes ver- fommeln fich die ftinfenden Seehunde in größefter Menge, haufens weile geſchaart, und hier fcheint ihre Fortpflanzung bejonders vor ih zu gehen. Ä

Wie viele von biefen Seehundsarten im Durdhichnitte jährlich gefangen werben, ift fchwierig im Weberfchlag anzugeben, da ber größte Theil der Häute bderfelben im Lande felbft verbraucht wird. Nah dem Durchfchnitt der Jahre 1845 bis 1849 famen jährlich 35,900 Seehundshäute in ben Handel, darunter Schwarzfeiten und andere Arten 3 Procent, alfo 34,400 Schönfeiten. Man muß nun annehmen, daß niedrig veranfhlagt im Lande felbft von jedem In⸗ divtduum 4 Häute verbraucht werden, ſo beträgt diefer Verbrauch 13,200, und es find alfo jährlich 47,600 oder in runder Summe 0,000 Schönfeiten getödtet. Bon allem in Grönland verfauften Sped rühren etwa vier Fünftel von biefen Thieren ber, und bie Durchiehnittsfumme der Thran- und Hautpreife ber lebten Jahre zu Grunde gelegt, kann man ben Totalwerth bed Verbrauchs dieſer Waaren im Rande felbft auf 94,000 Rthlr. veranfchlagen und rechnen, daß die Handelögefellfchaft von dem Seehundsfang in dem nördlichen Snfpeftorat einen Vortheil von 74,000 Rbthlr. jährlich hatte, und daß die Producenten in Grönland 20,000 Rbthlr. davon erhalten haben, wobei ungefähr 60 Rbihlr. auf jedes Individuum fommen. Außer diefem Geldwerth zur Befchaffung von Handelswaaren liefert der Seehund dem Grönländer dad Hauptmaterial zu feiner Klei⸗ dung, Brennmaterial für die Lampen, und das Wleifch deſſelben bildet ihre wefentlichfte und tägliche Nahrung. Berner bietet auch der geiprenfelte Seehund, Kasſigiak in allem dieſelben Vortheile, aber fine Haut wird befonders zur Kleidung verwendet und fommt fo gut als gar nicht in den Handel; er wird übrigens in fo geringer Menge gefangen, daß er in Betracht jener Zahlen nicht erwaͤhnens⸗ werth if. Die Schwarzfeite, Attaf, und bie Bartrobbe, Urffuf find wegen ihrer Größe, welche die bes gemeinen Seehundes um dad Doppelte übertrifft, dem Grönländer fehr wichtig und zur An⸗ jertigung ber Kajaks, Weiberboote und Zelte unentbehrlich; bie legtere, deren Haut am höchften gefchägt wird, da fie vorzugsweiſe ur Anfertigung ber Weiberboote und der zu den Fanggeräthichaften

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und Schlitten nöthigen Rieme verwendet wird, fommt nur im offenen Meere an einigen Stellen ber Außerften Küften und in fehr geringer Zahl vor. Die Schwarzfeite wird übrigens nicht, wie bie Schön feite zu jeder Zeit gefangen, fondern nur im Sommer und befonberd im Herbft, da fie Die Hüften verläßt, wenn das Eis fich feſtlegt, und im Winter fann man fie nur ausnahmeweife und an ben äu- Beriten Küften, wo fich das Wafler am längften offen hält, befom- men. Wie viele Diefer größeren Arten jährlich im Sommer gefangen werben, ift ſchwer zu veranfchlagen, da bie größte Zahl immer fo- gleich verbraucht wird; man fann aber rechnen, baß eine Familie von 16 Perſonen jährlich 8 folder Häute bedarf, was mit ben in den Handel fommenden 3800 Schwarzfeiten jährlich beträgt, und ein Zehntel des verfauften Speds fällt auf fie, fo daß ber Total: werth der Produkte dieſes Fanges, ber nicht im Lande verbraudt wird, 10,300 Rbthlr. beträgt, wovon 1700 Rbthlr. ben Producenten und 8600 der Handelsgeſellſchaft zufallen.

Das Angeführte beweist, daß jährlich in Nordgrönland etwas über 50,000 Seehunde und mehrere Hundert Welßfifche und Kar wals gefangen werden, und baß bie Bevölferung, nachdem fie fih Davon mit ben wichtigften Nahrungsmitteln, Beleuchtung und Zutter für das unentbehrliche Hausthier, ben Hund, auf neun Monate be Jahres, fowie auch mit Material zu Bahrzeugen, Banggeräthichaften

und Sommerwohnungen verfehen hat, noch im Stande tft, aus ber

felben Erwerbsquelle Probufte in den Handel zu liefern, bie zu einem Werth von ungefähr 113,300 Rbthlr., wovon etwa 177 Rbihlr. auf jeden Producenten oder Sänger fallen. Jedoch muß hierzu be merft werden, daß bie eine ber Waaren, der Sped, nicht in bem verarbeiteten Zuftande geliefert wird, worin er unter den veran- ſchlagten Werth weiter in ben Handel .geht, gleichwie in dem Gan- zen die Verhältniffe, unter welchen ber Handel bie. Probufte ein fammeln und heimbringen fol, hier weit ungünftiger find und große, ja viel größere Unfoften mit fich führen, als ähnliche Handelsunter⸗ nehmungen in civilifirteren und weniger entfernt gelegenen Landen, weßhalb dann ber Einfaufspreis verhältnißmäßig auch nur ein ge ringer werden fann.

Auch für das Südinſpektorat bleibt nach gänzlichem Aufhören des Walfifchfanges die Seehundsjagd von größter Wichtigkeit, und man fann fagen, daß dieſes Thier der Lebensquell ganz Grönlande

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it, usb das Land baid leer und öde ſtehen wuͤrde, wenn es bie Süften befielben verließe. Gewiß haben auch bie alten Rordlänber, zu deren Zeit die Anfeglung noch ſchwieriger war als jetzt, obfchen fie bei ihrer genügjamen Lebensweife mehr von bem Erbboden zu siehen wußten, bed Seehundes nicht entbehren fünnen. Die Arten, welche jebt im Süden gefangen werben, find mannigfacher ald im Norden. Die Klappmüpe, grönländifch Neitferfonf genannt, und an ber fonderbaren ſackartigen Haut auf dem Kopfe der erwachſenen Männchen, die durch zwei Deffnungen mit ber inneren Rafenhöhle in Berbindung fteht, fo Daß fie zu einem großen Sade aufgeblafen ‚werden kann, leicht kenntlich, hat nur ein beichränftes Vorkommen, Sie hält ſich meiſt auf dem Großeiſe auf und fommt nur zu ges wiſſen Zeiten zum Sang. ‚Etwa acht Fuß lang, ift fie die größte Art ber grönländifchen Seehunde Nur: im Diftrikt von Iulianehaab fann von einem eigentlichen Klappmügenfang Die Rede feyn, und bier wieder nur vom füblichiten Theile, wo auf brei ber aͤußerſten Snfelgruppen, vom 20. Mai bis legten Juni ber Bang betrieben wird, und als wichtige Eriverböquelle angefehen werben muß, ba er in dieſer kurzen Zeit etwa Y, ber jährlichen Probuftion ber Kor lonie abwirft. Anfangs Juni verfchwinben bie. Klappmäsen, kom⸗ men aber. im. Auguft fehr mager und verändert zurüd, wo Dann ber weite ober fogenannte „magere Klappmützenfang“ Drei bis vier Wochen lang betrieben ‚wird. Zu anderen Zeiten und an. anderen Orten findet man felten: Slappmüsen vereinzelt, für biefe.haben die Grön⸗ länder einen befondern Namen, nämlich „Reriniartout,” d. 5. „die dem Futter Nachgehenden,“ und biefe fuchen fie in ben Sjorben auf. Der regelmäßige Zug. geht bis zu einigen Heinen Inſeln, Sitifut, im. Norden. don Julianehaab, wo auch ein, guter Yang betrieben werben könnte, aber jegt.noch nicht benußt wird. Weiter im Nors ben verlieren fich diefe Thiere allmaͤhlig und werben faum einzeln gefunden. Ihr Fang erfordert tüchtige und eingeübte Leute, ba fie nicht nur die größten, fonbern auch bie kampfmuthigſten Seehunde find, bie Grönländer der innern. Fiorde und bie Fiſcher auf ben Schären ‚dürfen: daher nicht mit ihnen anbinden, und. gehen bed Bortheile, den ihnen dieß Thier zur ‚richtigen Jahreszeit bieten fonnte, verluſtig. Eine verwundete Slappmübe fucht nicht jellen ihren Feind auf, beißt um ſich und macht gewaltige. Bewegungen im Waſſer, fo baß fie den in. dem fleinen Boot ſitzenden Mann Etzel, Groͤnland. | 13

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auf das Xeichtefte zum Kentern bringt, Bei den Kämpfen, bie fd bie in Polygamie lebenden Männdyen zur Begattungszeit auf dem &ife fiefern, Tann man ihr Gebrüll über 1, Meile weit hören. Ihre Häute find auch‘ meift. voller Rarben von Bißwunden. Seit langer Zeit ift jedoch Feine Tödtung eined Grönländerd burch 'eine Klappmütze feftgeftelt, aber. -Geräthe, Harpunenftöde, Ruder‘ und bergleichen find häufig zerbifien. Die Anwendung ber Büchfen hat biefen Bang weniger gefährlich gemacht, ba Die meiſten jegt von Eis⸗ fchollen aus gefchoffen werben, auf denen fich die Jäger in einen Verſteck gelegt haben, worauf fie dann im Kajaf rudern zu dem vers wundeten Thier und es vollends tödten. Da fich der ganze Klapp⸗ mügenfang in eine fo kurze Zeit zufammendrängt, ift Die Maffe des babei gewonnenen Fleiſches zu groß, um gleich verzehrt werben zu fönnen, wephalb es gedörrt und ald Wintervorrath bewahrt wird. Auch pflegen die hieſigen Grönländer fich ihre Hautfäde erſt mit Speck zu füllen, ehe fle etwas Nennenswerthes in. ben Handel bringen. Eine Slappmüte gibt durchſchnittlich 1% Tonne Sped; das .gebörrte Fleiſch eines einzelnen Thiers beläuft fich in dem Zu⸗ ftand, wie ed aufbewahrt wird, auf 24 Pfund, boch ift dieß bei weitem nicht das ganze Thier, deſſen frifches Fleiſch man nach bem Srößenverhältniß zu andern Seehunden auf 200 Pfund im Durch ſchnitt veranfchlagen kann.

Die Schwarzſeite, oder der gronlaändiſche Seehund, Altarſoah, iſt fuͤr den Süden bie verbreitetſte und wichtigſte Phoke, ba fie. faft ben ganzen Handel und die Exiſienz ber Grönländer erhaͤlt. Iſt baher im Sübinfpeftorat ſchlechtweg vom Seehund und guten ober fchlechten Bang die Rebe, fo .ift ſtets biefer. gemeint, der ganz bie Scönfeite des Nordens vertritt. Der. gefprenfelte Seehund, ber eigentlich Grönland ganz befonders angehört, und feine Zuflucht in ben Eisfjorden fucht, und bie Küften felten verläßt, iſt nicht fo wichtig als die Schwarzfeite, bie ein entſchiedenes Zugthier ift und zu gewiſſen Zeiten an diefen. Küften ganz verſchwindet. Es ift ber Bang daher im Süben weit größeren Zufälligfeiten unterworfen und ungleicher in ben ‚Jahreszeiten. verteilt, als. im Rorden.. Es findet fich. Die Schwarzſeite regelmäßig im: September ein, in Haufen zwi fhen ben Inſeln von Suͤd nach Nord ziehend, dabei mehr oder we niger Abftecher in die Fjorde machend, und fich dort gewiſſe Zeit aufhaltend. In dieſer Zeit ift\fie auch fett, was während. ber

195 . Dauer bes Winters noch zunimmi. Im Oftober und Ronember ift ber Bang am yeichften, nimmt dann im Dezember ab, tft im Januar nur gering und im Februar verfchtwindet dieſer Seehund ganz. Ebenfo regelmäßig findet er fich wieder Ende Mai an ben fühlicheren Punkten und weiter nörblider Anfangs Juni, dann if er fehr mager, hält fich meift in den Fiorden auf und verfchwindet zum zweitenmale im Juli, bis er dann im September feinen regelmäßigen Zug von Neuem beginnt, Dan weiß,‘ daß jedesmal bei dem zweis maligen Verſchwinden die Schwarzfeite fi} zuerfi im Suüden, dann im Rorben zeigt, und man weiß ferner, baf fie von Süd nach Norb zieht, aber man weiß weder, woher fie fommt noch wohin ſie geht, oder wo fie ſich aufhält, Dahingegen ift ed befannt, daß fie in biefer Zeit ihre Zungen wirft, und zwar in bedeutender Entfernung vom Lande auf dem großen Treibeife. Im April treiben bie Robben- fänger um Spisbergen ihre befte Jagd, ba ſich die Schwarzfelten dann in großen Haufen mit ihren Jungen vereint, auf bem flachen Eife aufhalten und fo wenig fcheu find, daß fie ohne Mühe in großer Menge getöbtet werben, doch tft es nicht glaublich, daß bieß die grönländifchen Schwarzfeiten find, da die Entfernung der Weft- füfte von Spigbergen zu groß ift, und da das Thier im Winter gerade ben entgegengefegten Weg einjchlägt, und in ber Davis⸗Straße verfehmwindet. Aehnliche Eismaffen treiben aus dem Hintergrunde ber Baffinsbucht jährlich längs der Weftfeite der Dapis-Straße nach Rewfoundland, wo im Frühjahre auf dem Eife ein entſprechender Robbenfang getrieben wird. Es fcheint fi) Daher biefer grönländifche Seehund, wenn er in feinem winterlichen Zuge einen gewiffen Norden erreicht hat, quer über die David - Straße auf das jenfeitige Treibeid zu begeben, und dort feine Jungen zu gebären, und erſt gegenüber dem fübdlichften Theile Gronlands ſich zurüd zu wenden. Hiermit ſtimmt es auch überein, daß ber eigentliche Seehundszug bei Ju⸗ lianehagb am mwenigften regelmäßig, bei den ‚mittleren Kolonien am meiften, und bann bei den nörblichen wieder weniger iſt. Kaͤmen die Schwarzfeiten aber wirflich aus dem nördlichen Eismeer, müßte unbebingt beim Kap Farvel der meifte Verfehr feyn. Im übrigen Theil des Jahres iſt ohne Zweifel die Nahrung der Wegweifer; im mi mälten fie fich mit Fiſchen in, den Fiorden,. wohin fie aber im Juli ziehen, und wo fie fih im Auguft aufhalten, ift noch unbefannt, Doch weiß man, daß ſie fett zurüd kehren. Als

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Ausnahme Bleiben jedoch einzelne Thiere ſtets zurüd, wenn audy bie übrige Maſſe fortzieht. Man behauptet, daß bie Schwarzfeiten in früheren Zeiten bedeutend zahlreicher nach Grönland gefommen fenen, und fest dieß in Verbindung mit dem Fang bei Newfoundbland, der fo das Grundgemwölbe der Eriftenz der Südgrönländer erfchüttert; aber, auch bort foll der Bang bereits durch die unfluge Ausrottung der Thiere im Abnehmen feyn. Es haben die Grönlaͤnder für dieſes wichtige Gefchöpf vier bis fünf verfchlederie Namen, je nach dem Alter deffelben. Im täglichen Leben macht man jeboch nur einen Unterfegled zwifchen bem ausgewachtenen und dem halberwachſenen oder drei Jahre alten, den bie Dänen Blauſeite und die Grönländer „Aglektof“ nennen. Der ausgewachſene ift leicht Tenntlich an zwei großen, halbmondförmigen und kohlſchwarzen Flecken oben auf bem Rüden, bie fih erft im 5. Jahre recht entwideln. in vollfommen ausgewachſenes Thier mittlerer Größe wiegt 14 Liespfund 6 Pfund, wovon allein 6 Liespfund 10 Pfund auf die Haut und Specſſchicht, und 5 2iespfund 13 Pfund auf das Fleiſch, der Reſt aber auf Kopf, Blut und Eingeweide fommen, von benen auch der größte Theit verzehrt wird. Man kann daher den genießbaren Theil breift auf 100 Pfund veranfchlagen, wenn man, wie überall gefchieht, die zugehörigen Knochen mit zum Fleiſch rechnet; ber Sped belief ſich auf ungefähr /, Tonne im Herbft und Winter, aber im Sommer, wenn dad Thier, nachdem es geworfen hat, zurüdfehrt, auf faum ein Viertel, |

Die Bartrobbe, grönländifch Ukſuk oder Tafamugaf, nächft dem Walroß der größte Stehund, gewöhnlich fünf Ellen Länge meffend, iſt von ungemeiner Wichtigkeit für ganz Grönland, da feine bide Haut in Streifen gefcehnitten und zu Bangriemen, ben unenfbehr lichen Requifiten jedes Kajak, verwendet wird, wozu fie eigentlich bie allein brauchbare if. Der Fangriem -ift nämlich der Riem, ber bie Harpume mit der Blaſe verbindet; ſitzt erftere feſt und ber öetroffene Seehund taucht unter und fucht mit feiner ganzen Kraft zu entfommen, gilt es fehnell den Riem und die Blafe ins Wafler zu werfen, damit biefe das Thier oben erhält und vergebliche An firengungen machen läßt, fie unter Wafler zu ziehen. Diefe Ope ration ift die gefährlichfte beim ganzen Kajaffang, denn wenn ber Riem nicht klar ift, fentert in der Regel das Bahrzeug, und der- Fänger wirb ſchwer wieder frei werden, ba ohne äußere Hülfe

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wenige Minuten den fihern Tod bringen. Deßhalb müffen biefe Sangrieme troß einer großen Biegfamfeit eine gewiſſe Steifheit haben, um fchnell. und leicht von dem Geſtell abrollen zu können, was. vor dem Fänger am Kajak angebracht if. Es ift daher ein Nachtheil, daß die Bartrobbe fich nur im Diftrift Julianehaab, fangen läßt, wo fie fih am zahlreichften kurz vor ber Anfunft der Klapp⸗ mügen einſtellt. In Mittelgrönland if fte fchon fehr felten, und die Bewohner müflen ſich daher diefen nöthigen Artikel einhandeln. Aus jeder Haut werben vier bis fünf foldher Rieme gewonnen, und zwar in ber Weiſe ausgefchnitten, daß die Haut noch auf bem Thiere in cylindrifche Ringe getheilt wird, von benen dann jeder wieder fpiralförmig zerfchnitten wird. Bann werben die Rieme abgefchnitten, gereinigt und zum Trocknen aufgefrannt. Ihre vor zügliche Stärfe macht fie zu allerlei grönländifchen Reifegeräthen vor- zugweiſe brauchbar. Sonſt verwendet man das Thier wie alle See: hunde, Doch fol fein Sped zum Speifen befonders zart fenn.

Die Heineren Seehunde, der gefprenfelte und der Fjordſeehund ober die Schönfeite, fommen in Südgrönland zwar auch überall vor, und bleiben das ganze Jahr an ber Küſte, find aber weniger ge- fchägt ald die Schwarzſeiten, ihren liebiten Aufenthalt haben ſie auch bier unter den Eisfiorden. In einem der füdlichften berfelben lebt eine Anzahl Grönländer an einer ziemlich entlegenen Stelle, beren woichtigiter Erwerb der Yang dieſer kleineren Seehunde iſt, fonft werben fie nur gelegentlich bier. und da getödtet, um ihre Haut zu Kleidern zu verwenden, und um in ber. fnappften Sahred- zeit Fleiſch und Sped zu liefern, doch nicht um In ben Handel ge- bracht: zu werden.

Das Walroß fommt nur höchft felten in den bewohnten Ge⸗ genden Groͤnlands vor, und bie Jagd, Die für ebenfo gefährlich ge- halten wird, wie bie Bärenjagd, iſt auch eine ebenfo große ‚Selten: beit wie dieſe. Die oft zwei Ellen langen Stoßzähne bes über acht Ellen langen Thiered find eine gefuchte Handelöwaare, kommen jährlich aber nur in wenigen Eremplaren zum Berfauf. Die Haut war früher. auch ein beliebter Artifel und fand Verwendung an Bord der Schiffe, feit längerer Zeit aber bringen fie die Groͤnlaͤnder nicht mehr in den Handel, fondern verzehren fie gern, ba fie fett, Inor- pelig und fingerdick ik. Das Thier zeigt fich nur vereinzelt, und e8 bleibt. unerflärlich, mie Die alten Norbbewohner Groͤnlands bie

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Walroßjagd in folcher Ausdehnung betreiben konnten, baß bie Zähne einen ber bebeutenbften Husfuhrartifel bildeten. Augenblidlich finden fie fihh nur auf der langen unbewohnten Strecke zwiſchen dem Nords und Süpdinfpeltorat, und Frieden an einer gewiſſen Stelle fo Häufig aufs Land, bag bie Kajak⸗Ruderer aus Furcht vor ihnen weite Umwege machen. Da bieß ber Punkt ift, dem ftch das foge- nannte Weſteis, oder dad Großeis aus der Baffinsbucht am meiſten nähert, iſt es nicht unmöglich, daß ſich das Walroß hauptſächlich auf dieſem Eiſe aufhält, und daß die alten Skandinavier, die im Sommer dieſe Gewaͤſſer weit umher zu bereiſen pflegten, ſie hier aufzuſuchen wußten. Die Angabe Kane's, daß die Bewohner der nördlichſten Gegend der Baffinsbucht hauptſächlich von der Walroß— jagd leben, und dieſe am Rande des faſt beſtändig gefrornen Meeres betreiben, und feine Anſicht, daß der äußerſte, zerbrochene und mehr oder weniger im Treiben begriffene Theil. diefes Eifes bie Heimath der Walroſſe fey, befräftigt diefen Glauben. Eine wirklich ökono— mifche Bedeutung hat der Walroßfang bisher nicht für Groͤnland.

Bon diefen ftatijtifchen Verhältniffen wollen wir uns zu der Betrachtung der Art und Weile. wenden, in ber die Gebrauchsar⸗ tifel und Handelswaaren in Grönland herbeigefchafft werben. Das Auge gleitet leicht über diefe Zahlengrößen hin, ohne baß man bie Borftellung von den Mühfeligfeiten und Gefahren damit verbindet, unter weldyen eine Anzahl von gegen 600 Menfchen im Laufe bed Sahres und in Fleinen Theilen dieſe werthvollen Produkte aus bem Meere zieht. Der Kajaf und die dahin. gehörenden, urfprünglic grönländifchen oder esfimo’fchen Banggeräthichaften find wohl ziemlich allgemein befannt und ebenfo merkwürdig in Beziehung auf ihre praftifche Konftruftion, wenn fchon dieſe fie bei ihrer Anwendung aud noch Gefahren genug barbieten läßt, als auch in Hinficht auf bie Geringfügigfeit ihrer Hülfsmittel und bie Bedeutſamkeit der buch biejelben erreichten Erfolge. Der Kajak ift in. Südgrönland bad einzige Mittel für den Eingeborenen, um die Seehunde zu fangen, woher bie Sertigfeit in der Anwendung befielben bier auch am meiften ausgebildet ift; aber längs bes nörblichen Theils ber Küſte ift das Verhältniß ein ganz anbered, da das Meer hier einen großen heil, man könnte jagen, die Hälfte bes Jahres, gefchloffen und mit Eis ſeſt bededt ift, und der Drang, fich die täglichen Lebend- hebürfniffe zu verfchaffen, deßhalb dem Nordgrönländer ganz andere

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Wege den Seehund zu erlangen lehren mußte, und ba fein Erwerb e8 unter foldhen Umfländen vor Allem erfordert, ba er leicht und ſchnell über große Streden hinreifen fann, hat bieß hier Anlaß ges geben zur Ausbildung der Schlittenfahrten und zur Anwendung bes grönländifchen Hundes als eines Zugthiers.

Der Hundeſchlitten ift einer der unentbehrlichften Gegenftände in ber grönlänbifchen Defonomie an ſolchen Stellen, wo bad Meer mit feſtem Eife belegt ift und wo fich fein offenes Maffer in ber Nähe befindet. Auch zeichnet er ſich durch Die Unbebeutenbheit Der Mittel aus, die zu feiner Konftruftion und Anwendung erfordert werden. Mit Hülfe von einen Paar Brettern und krummen Wurzelftüden von Treibhölgern, welche mit Riemen von Seehunds: baut zufammengefchnürt werden, und unter bem Beiſtande eines Thieres, welches von dem Abfalle oder dem Ueberfchuffe ber Aus⸗ beute bes Fanges lebt, ohne Obdach oder irgend eine andere Pflege, welcher Art fie auch immer ſey, zu bebürfen, ift der Norbgrönländer im Stande, auf dem Eife und in dem unmwegfamen Lande Streden von großer Ausdehnung mit einer Schnelligfeit und Leichtigfeit zu⸗ rückzulegen, bie fich mit Denen in kultivirten Ländern und auf ge- bahnten Wegen meſſen fünnen, wenn fie diefelben nicht noch über- treffen. Der Schlitten ift aus zwei Brettern von gegen brei Ellen Länge zuſammengeſetzt, welche bie Läufe bilden und vom mit Kno⸗ chen ‘oder Eifen befchlagen find, beide werben durch fchmale Quer⸗ bretter von zwei Ellen Länge verbunden, und weiter hinten werben bie Aufftänder oder zwei natürlich gebogene Holzftüde daran gefügt, biefe bilden die NRüdenlehne und gleichzeitig bad Mittel, um den Schlitten zu halten, wenn man in nöthigen Fällen hinter demfelben berläuft, um ihn zu lenken und über aufeinandergefchobenes Eis und unwegſame Stellen auf dem Lande megzuhelfen.

Das Ganze ift, fo wie auch die Weiberboote, ber Gelenfigfeit halber durch Aneinanberfchnüren mit zwar bünnen aber dAußerft ftarfen Koppelriemen zufammengefügt. Ebenſolche Riemen mit Ringen und Knöpfen von Knochen bilden allein Das Gefchirr für die Hunde, weiche 4—5 Ellen vor dem Schlitten frei einherlaufen, nur mit ber Peitfche gelenkt und in einer. Anzahl von 4—12 verwendet werben, Wenn ein folches Fahrzeug in gutem Zuftande ift, fann man auf ebenem Eife gegen vier Meilen in der Stunde zurüdlegen, aber folche Gelegenheit wird nur felten und auf furze Streden gefunden; zieht

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man ben Weg über Land und über aufeinandergefihobenend Eis mit in Betracht, dann wird 1 oder 1, Meile in ber Stunde bie Schnelligfeit, auf welche man im Durchfchnitt ſich Rechnung machen fann, und man nimmt an, daß 30 Liespfund eine paſſende Fuhre fuͤr einen Schlitten mit acht Hunden davor ifl. Auf rund der außer ordentlichen Wichtigfeit, weiche die Schlittenfahrt überall, mit allei- niger Ausnahme der wenigen Plaͤtze, deren Bewohner vorzugsweiſe Das ganze Jahr hindurch auf den Gang im offenen Wafler ange wiefen find, für Norbgrönland hat, ift der gute Stand ber Hunde und der Fahrzeuge ein Ziel für den Wohlftand und bie Betriebfamtelt ber Eingeborenen. Man ftelle ſich aber nicht vor, daß dieß, ſelbſt bei den beiten, große Sorgfalt und Borficht erfordert. Das Ma terial zu einem guten Schlitten fann in Grönland zu einem Werth von 4 Rbthlr. veranfchlagt werden. Trotz der Strenge bed Klima's erfordert der grönländifche Hund fo gut wie durchaus gar feine Pflege; im Sommer ebenfowohl, al8 in der haͤrteſten Winterzeit fann er unter freiem Himmel fchlafer., obfchon die Beſitzer ihn auch nach altem Gebrauhe Schug in dem Hausgange fuchen laffen, befonders wenn Die Ihiere Junge haben. Die Gabe, Hunger zu erbulden und dann fich auf einmal mit Nahrung mehr als zu fättigen und es fo lange Zeit hindurch auszuhalten, befigen biefe Hunde in hohem Grade und find dadurch befonders gefchict, von einem Er- werbözweige abhängig zu feyn, ber fo großen Zufällen, wie Die grönländifche Seehundsjagd, unterworfen tft; Hierzu kommt die große Fruchtbarkeit, welche die Zucht und die Erhaltung derfelben erleichtert, indem fie zweimal im Jahre unge werfen fbnnen, und zwar in ihrem beſten Lebensalter 6—8 mit jedem Wurfe.

Wenn man bedenft, daß der Grönländer in der Regel zu ge: wiffen Zeiten in jedem Jahre felbft Hunger leidet, und. baß ber Hund zu allen Zeiten nur von dem Abfall oder dem Meberflufle lebt, während doc immer, wenn bie Gelegenheit dazu gegeben ift, ftrenge Arbeit von ihm gefordert wird, dann ift e8 einleuchtend, wie elend biefes Thier fein Leben verbringen muß. Es darf uns baher aud nicht wundern, baß Der Wechfel zwifchen gewaltigem Hunger und plöglicher Ueberfättigung an rohem Fleiſch, Blut und Eingeweiden eine Falſchheit und räuberifche Ratur in ihm entwidelt, Die dem Menſchen gefährlich werben fann. Leider gibt es mehrere Beifpiele, daß Kinder von den Hunden zerriffen und ‚aufgegehrt worden find;

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dab Erwachſene in ber geößeften Gefahr fchwebten, ja daß fle nur durch Schnelle Hilfe, welche felten fern ift, gerettet werben fonnten. Aber ed fann auch nicht auffallend feyn, daß, wo ber Hunger zu gewiffen Zeiten des Jahres fire die Bewohner zur Tagesorbnung gehört, auch, und noch viel häufiger, an verſchiedenen Stellen ein Fall befonderer Hungersnorh unter ben Hunden eintreten muß, wobei ber größte Theil von ihnen ausftirbt, oder für ben Gebrauch wenig- ſtens volllommen untüchtig wird. Dieß bringt dann wieber ben Er⸗ werb ind Stoden, wenn günftigere Zeiten eintreten, und wirft das durch zum großen Schaden. So ftarben im Winter 1843 zu 1844 fämmtliche Hunde auf dem Pronprinzen-Eilande aus, und baß ein». zelne in dem einen oder dem andern Diftrift, wenn ber Mißfang nur ein Paar Monate hindurch gewährt hat, vor Hunger fterben, geſchieht jährlih. Die Grönländer fangen dann bamit an, einige zu fhlachten, um die andern durch fie zu füttern; auch fpeifen fie jelbft gern Hundefleifch, wenn bie Thiere nur noch nicht gar zu fehr von dem Hunger ausgeborrt geweſen find. Die Felle find auch zu Steidern vorzüglich brauchbar, indem fie auf biefelbe Art wie bie Renthierhäute verwendet werden, mit ber rauhen Seite nach außen, find aber ftärfer und wärmer und haben in ben letzteren Jahren bereitö einen Handelsartikel abgegeben. Aber es ift deßhalb von Wichtigkeit und ratbfam, daß man barauf finne, wie zu gewiſſen Zeiten große Maflen von Nahrungsmitteln für die Hunde herbeigu: ichaffen feyn möchten und wie Diefe zu jeber Zeit aufbewahrt werben fönnten. "

Die größte Anwendung finden die Schlittenfahrten bei bem Seehundsnepfang, wenn die Netze längs der Küfte bis auf mehrere Meilen Entfernung von ber Wohnftelle ausgefept unb täglich ges Wartet und gepflegt werden; fo iſt e8 3. B. ganz gewöhnlich, daß die⸗ jienigen, welche fich der Kangftellen im Omenaks⸗Fijord bedienen, täg- lich zu ihren 3—4 Meilen weit entfernt ftehenden Negen und wieber zurüf in den kutzen Tagen ded Monats Februar fahren. Ebenſo wichtig ift ber Hundefchlitten für den Bang ber litofe oder See hunde, welche auffriechen und fi auf dem Eife Tonnen, wenn. im April und Mai die Wärme fühlbar zu werden beginnt; dann gilt es namentlich, recht weite Streden fahren zu fünnen, und ber Grön- länder legt bei ſolchem Utoffang nicht feltn in den 24 Stunden 20 Meilen zurüd. Aber auch um bie Kajafe in das offene Wafler

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hinauszubringen, und in manchen anderen Yällen, um von einem Orte zum andern zu fommen, ift die Schlittenfahrt von Wichtigkeit, und macht ed fo leicht, dieſe großen ımbewohnten Küften zur Winterszeit zu bereifen. Obfchon Die Fahrt in ber Regel auf dem Meereife geſchieht, ift es Doch nicht felten, befonders wenn dasſelbe an einzelnen Stellen unficher ift, daß man ben Weg über Land nehmen “muß; aber wo es über große Halbinfeln und Infeln dieſes unmeg- famen SKlippenlabyrinthes gefchehen fol, da muß man hinreichend mit bem Lande befannt feyn; es gibt daher. beftimmte Wege, um über die Rourfoafd-Halbinfel zu fahren, ebenfo über das Erbprinzen- ‚Eiland u. a. m. Die Nordgrönländer beweifen in ber Regel eine große Sertigfeit im Lenfen der Hunde und im SHinabführen bes Schlittend über gefährliche und fteile Berge, fo wie auch von bem Eile hinauf auf dad Land und umgekehrt, was zu Zeiten fehr fchwierig ift, da e8 längs der Küfte Durch das Wachſen und Fallen bes Meeres zerbrochen if. Jedoch erfordert dieſe Sertigfeit feine fo große Vebung, als der Gebrauch des Kajals und der dahin gehörenden ‚Banggeräthfchaften, woher die Europäer in der Negel bald mit ben Hunden und Schlitten eben fo gut umzugehen lernen, als bie ein gebornen Grönlaͤnder. Wenn man an gefährlichen und fteilen Ber: gen hinunter will, dann werden Steopper oder Kränze von bidem Tauwerk vor bie Läufe des Schlittend gelegt, um bie Fahrt zu hemmen ; die Hunde werden, wenn es nöthig ift, hinter dem Schlitten gehalten, oder das eine Borderbein wird ihnen in die Höhe gebun- ben und der Kutfcher läuft Hinten nach, fi) an den Auffländern haltend. Man würde über die Wege überrafcht werden, auf denen ber Grönländer durch die Anwendung bald bes einen, bald des ar bern dieſer Mittel, je nach ben Umftänden,. ſich in Stand gefebt fieht, Schlitten und Laften zu befördern, während biefelben für einen Andern ſchon zu Fuß zu paffiren gefährlich feyn fönnten. Wenn er dann erfennt, daß das Schwierigfte des Berges überftanden iſt, und das Uebrige mit Schnee gleichmäßig belegt exfcheint, Dann läßt er die Hunde fo fehnell laufen, ald fie e8 nur zu leiften im Stande find; fie gehen dann in einem Laufe, der es einer guten Eiſenbahn— fahrt gleich thut, obſchon Dabei in der Regel abwechfeind angehalten werden muß, weil fich einzelne von den Thieren mit dem Geſchirr verwidelt haben und ftatt zu ziehen, hinten nachfchleppen, worauf Dad Gange zulegt in dem tiefen Schnee am Buße bes Berge

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eingebohrt wird. Faſt noch merfwürbiger erfcheint die Wertigfeit, mit welcher ber Grönländer den Schlitten über offene Rinnen in dem Eife zu lenken verfteht, wenn fle nur nicht breiter find, als ber Schlitten von einem Rande zum andern erreichen fann, er läßt dann die Hunde mit fchlaffen Riemen hinüberfpringen und fchnell anziehen, während ex felbft auf einmal nachſchießt und überfpringt ; und eben fo gefährlich fieht ed auch aus, wenn man von einer ziemlich fteilen Küfte über eine fchroff abgefchnittene Eisfante hinunter auf Das Eis foll, das zunächft dem Lande gefprungen und zerbrochen it. In diefen und vielen andern Yällen bei ber Fahrt und bem Sang auf dem Eife ift ein Geräth, welches Tof genannt wird und aus einem größeren oder Fleineren Meifel beftehbt, der am Ende eined langen Stodes, wie ein Spaten auf feinem Schafte ſitzt, ganz unentbehrlich, Wo eine Rinne in dem Eife zu breit ift, um bin- überfegen zu fönnen, kann ber Grönländer auch in dieſem Geräthe Rath und Hülfe finden: er haut nämlich eine große Eisſcholle auß, und auf Diefer flößt er fich felbft und fein Fahrzeug über bas offene Waſſer.

Dafjelbe was dem Grönländer der Hundeſchlitten auf dem Eiſe, it der Kajaf, wenn das Meer offen iſt. Ebenfogut wie das Fleine Fahrzeug fpeziel für den Seehund⸗ und Weißfifchfang eingerichtet it, iſt es auch ein unentbehrliches Mittel, laͤngs ber Küfte von einem Orte zum andern zu fommen. Hieraus folgt dann, baß je weiter man nach Süben kommt, befto mehr der Kajak benugt wird, und je weiter nach Norden, befto mehr der Hunbefchlitten. Hoͤl⸗ tteenborg ift bie füdlichfte Kolonie, wo Hundeſchlitten gehalten wer: den, und felbft dort nur ziemlich wenig, Südgrönland aber ift gänz- lich auf ben Bang im offenen Waffer und bie Anwendung bed Kajals angemwiefen. Daher fommt ed auch, daß die Sübgrönländer bei weiten mehr in bem Gebrauche beffelben geübt find, als bie Rordgrönländer, und die Fertigkeit, „rundgehen” zu fönnen, d. h. zu „Eentern“, ben Boden emporzubringen und fi) auf der anderen Seite wieder zu erheben, bie unter. den Grönländern des Diftrifte Sulianehaab ganz allgemein ſeyn fol, erreichen nur wenige ber Ein- wohner des Nordens.

Der Kajaf ift gewöhnlich 8 bis 9 Ellen lang und %, bis 1 Elle breit, und wiegt ungefähr 50 Pfund, fo daß ihn ein Mann ziem- lich leicht auf ben Arm und mit fich über Land nehmen fann. Zu

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feiner Erbauung bedarf man nur eines einfach auseinandergefchnit- tenen Brettes, einiger dicker Stüde Holz zu den Enden und bieg- famer Zweige von Wachholder oder Tonnenreifen zu ben Querribben und dreier gewöhnlicher Seehundshäute zum äußern Bezug. Nichts⸗ deſtoweniger kann er dennoch außer mit dem Wanne, der darin fibt, mit ungefaͤhr 200 Pfund belaftet werden. Um ihn ordentlich zu bauen, braucht ein Grönländer, wenn er Bretter bazu verwendet, brei bis vier Tage, will er aber bie andernfalls nöthigen vielen klei⸗ nen Ribben aus Holz fchneiden, in der Regel mehr als eine Woche. Das Zufammennähen des Bezuged und die Verdichtung mit altem Thran und Sped nimmt dagegen nur geringe Zeit fort. Zu den Rudern, die einen Handgriff in der Mitte und Blätter an beiden Enden Haben, nimmt man am liebften von bem feften xöthlichen Treibholz, denn dad Ruder ift nicht allein von MWichtigfeit für die Fortbewegung, fondern auch für das Wiederauffommen im all der Kenterung, weßhalb es forgfältig gearbeitet und von einer gewiſſen beftimmten Form feyn muß. Da bie Kleidung fich wanddicht an ben Kajak fchließt, ſchadet es dem geübten Bänger durchaus nicht, wenn er auch den Kopf nach unten und den Boden ded Fahrzeugs nach oben fommen ſieht; er weiß fi) dann auf verichiedene Arten wieder empor zu bringen, je nachdem er einfach durch hohen See gang oder bucch Feftfigen des Bangriemens gefentert ift, in beiden Fällen, namentlich den lesteren, fchwierigiten, kommt es bejonderd Darauf an, daß nicht beim Umfchlagen das Ruder den Haͤnden ent⸗ fchlüpft iſt, denn geſchah diefes, bedarf es der ſchwierigſten Kunſt⸗ griffe, um wieder in die Höhe zu kommen.

Das Hauptgeräth zum Seehundsfang, eine Sarpune, iſt ebenfo wie alles andere zum Kajak gehörende noch jetzt unverändert, was e8 in früheren Zeiten, ehe die Grönländer in Verbindung mit ben Europäern. traten, gewefen ift, bis auf den Unterſchied, daß Das Eifen ganz den Stein als Harpunfpige, ald Pfeilfpige und bei an bern fchneidenden Geräthen verdrängt hat.

Zu dem Holzwerk bedient man fich am liebften noch Des Treit⸗ holzes, da darunter Arten find, welche alle eingeführten Hölzer an Reichtigfeit übertreffen, und die Befchläge, mit Ausnahme der ſchnei⸗ enden Spigen, ‚werden audfchließlich aus Knochen ‚oder Renthierhorn gefertigt, da Metall zu ſchwer ift und roftet. Zu verbeffern find weder diefe Geräthe, noch ift bie Fangart, namentlich im Süden, in dem bie

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gebotenen Verhaͤltniſſe weit fchwieriger find al& im Norden, wo das feftliegende Eis fie mehr zu einer Art Landjagd mit Abfuchen und Anftand ſtempelt, zu verändern. An den Sübdfüften ift der Groͤn⸗ länder auf fein Heines Boot befchränft, entbehrt des Hundeſchlittens und ber Bedingungen zu feiner Anwendung, und wo er an Ges ſchicklichkeit im Gebrauch des Kajals zurüdgeht, finft er auf einen fehr elenden Standpuntt. Eine feltene Ausnahme ift ed, mit einer Buͤchſe vom Kajak zu fchießen, da eine außerordentliche Sicherheit und Fertigfeit dazu gehört, in dem fleinen, leichten, engen unb ber weglichen Fahrzeug zu zielen. Bedenkt man bie Unabhängigfeit bes wichtigen Erwerbzweiges, des Seehundsfanges, von fremder Zufuhr, die ihm die Harpune und ber Kajaf verleihen, muß man beide hoch in Ehren halten. Die geäußerte Meinung, baß ber Kajakfang durch feine großen Gefahren mit ber Zeit bie Volksmenge verringern wide, ift durch die Erfahrung widerlegt, daß der Grönländer Jahr: hunderte lang feine andere Fangart gefannt hat. Im Gegentheil it der Kafjaffang für Südgrönland eine Nothwenbdigfeit, da hier bee Seehund im offenen Wafler aufgefucht werden muß, und Miß: fang weit häufiger ald im Norden ift, woher bie Bewohner auch viel genügfamer und vorfichtiger im Verbrauch) von Sped und Fleiſch ſeyn müflen ald im Norden, wenn fchon fie durch die helleren und nicht ganz fo Falten Wintertage weniger von jenem für bie Lampen, und da feine Hunde zu füttern find, auch weniger von biefem gebrauchen.

Die Harpune ift mit dem fchon erwähnten Sangriem, ber auf ein Geftell gewunben ift und an einer luftgefüllten Blaſe endet, verbunden. Die Spige fist auf einem drei Ellen langen Schaft, doch fo, daß fie durch einen befondern Mechanidmus abfpringt, wenn die Harpunfpige in dem Thiere feftftet und mit ihr und ber Blafe fortſchwimmt, es iſt biefe Vorrichtung nöthig, ba bie heftigen Bes wegungen des verwunbeten Thieres jonft ben leicht wieber aufzu⸗ fichenden Schaft zerbrechen würden. Die Harpune wirb mit Hülfe eines Wurfbrettes gefchleudert, das ber Sänger in ber Hand behält, und zwar in ber Regel 10 bis 12 Ellen vom Thiere entfernt.

Außer diefet Harpune braucht man noch zu dem Seehundsfang vom Kajaf aus die große Lange, Die nach bem mit ber Harpune wieder auftauchenden Seehund geworfen wird, um ihn fchwerer zu vermun- den. Much ihre Spige hat ben Mechanismus, daß fie vom Schaft

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abſpringt, um dieſen nicht zu zerbrechen, da ſie aber feinen Miberhafen hat, gleitet fle auch aus der Wunde und ſchwimmt am Schaft auf dem Waſſer. Mit Diefer Lanze wird das Thier. fo oft verwundet, baß ed end- lich bi bahin ermattet, daß der Jäger hinanrudert und es mit einem feft im Schaft figenden Meffer, das nicht geworfen, fondern mit ber Hand geführt wird, tödtet. Bei einer Art Treibjagd auf Haufen Seehunde, denen von den vereinten Jaͤgern ber Rüdweg aus den Fiorden und Engpäffen ins offene Meer abgefchnitten. wird, gebrauchen diefelben den Blafenpfeil, ber viel Fleiner als die beſchrie⸗ benen Wurfgeräthe ift, und daher gewöhnlich im Thier figen bleibt. Zwei Drittel aller Seehunde werden im Laufe des ganzen Jahred zwifchen ben Schären und in dem offenen Meere in Südgronland von dem Kajak aus mit diefen.einfachen. Geräthen erlegt. Oft wagen jich die gebrechlichen Fahrzeuge, Die urfprünglich vaterländifche Er- findung,. die von ber Berührung wit der Givilifation feine Ber- befferung zu erlangen vermochte, Unabhängigfeit von fremder Zufuhr und bie Möglichkeit eines fteten Erwerbs der Lebensbedäürfniſſe zu fichern meilenmweit in die See, und nur der große Klappmübenfang im Mat und Juni feflelt fie zwifchen den füblichften Inſelgruppen.

Die alte Fangart mit der Harpune vom Kajak iſt audy in Nord- grönland. noch für einige Zeit von Wichtigfeit, nämlich vom Mai bis zum November, was übrigens fehr nach den verfchiebenen Lofa- litäten varlirt, und wobei zugleich erinnert werben muß, baß bie Einwohner den größten Theil biefer Zeit auf der Renthierjagb zus bringen. Es dürfte auch vielleicht nicht einmal übertrieben fern, wenn man annimmt. daß die Hälfte der Probufte durch dieſe Art bes Fanges erworben wird; beſonders gilt dieß von den. Schwarz feiten und den Weißfifchen im Frühjahr und dem Herbft, die Jagd auf beide ift mit Gefahren verbunden, aber befonderd die auf den Weiß fifch und den Narwal, wenn man bie Größe biefer Thiere, bie Gebrechlichkeit der Fahrzeuge und die Leichtigfeit, mit welcher fie aus dem. Gleichgewicht gebracht werben, bedenkt; deßhalb führen auch bie Grönfänder biefen Fang felten einzeln aus, fonbern es pflegen fich in ſolchen Zeiten gern mehrere in der Nähe unweit yon einander zu halten, und wenn einer feine Harpune zum %eftligen gebracht hat, eilen ihm bie Andern zu Hülfe, um das Thier zu töbten; dabei haben fie gewiffe althergebrachte Regeln und Gebraͤuche, nach "welchen die Theilnehmer ihren Antheil an ber Ausbeute

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erhalten. Aber die Befchwerlichfeiten und die Gefahren werben erhößt, wenn im Herbſte das Meer angefangen hat, fich zuzulegen, fowie bet dem Narwalfange im Monat November in bem Omenaks-Fjord. Hier und dort fann das Eis fo feyn, daß man darauf gehen, an anderen Stellen aber fo, daß man weder darauf ,gehen, noch baß man durch daſſelbe rudern fann; dann erfordert es eine große Gefchidlichfeit, den Kajak vom Lande hinaus in die offenen Stellen zu führen, wo. die Rarwald „blaſen,“ in ben Kajaf hinein» umb aus bemfelben herauszufommen, um ihn felbft über das bünne und glatte Eis zu ziehen, und zulebt, vielleicht über eine Meile von ber Stelle entfernt, dieſen gefährlichen Bang auf einem Meere zu bes treiben, welches ebem erit im Begriff fteht, fich mit dünnem Gife zu belegen, und alle8 dieß in den furzen und unruhigen Tagen bes Kovember. Es ift natürlich, daß die Grönländer an den Stellen, wo meiſtens offened Wafler gefunden wird, auch am meiften in dem Kajakfang geübt find, wie 3. B. auf dem Kronprinzen-Eiland uud bei Klofferhuf und Nourſak, wo ftarfe Strömungen fo gut wie immerwährend Deffnungen im Eife erhalten, und wo die Bewohner baher nur wenige Schlitten und Kunde befiten.

Deer Fang im offenen Waffer mit Schießgewehren. Wenn das Meer im Winter durch Eis geichloflen ift, dann fucht der Grönländer zuerft wo möglich offene Stellen zu finden. Es wurde fchon im Vorhergehenden berührt, wo dieſe befonders gefucht werben müflen und was dort gewiffe Stellen des Meeres verhindert, zuzufrieren, nämlidy die Strömung, welche durch Ebbe und Fluth hervorgebracht, und in den Sunden zwilchen ben Inſeln und durch die Einläufe in bie Fiorde zufammengedrängt wird, Solcher Stroms» ftellen gibt ed nun verfchiedene, je nachdem der Strom ftärfer ober jchwächer ift (die Sunde, durch welche fie gehen, werben befhalb häufig „Sarfarfoal, Sarfargoaf” genannt), und. ed gibt unter ihnen einzene, welche felbft in ben. ftrengften Wintern nicht zufrieren und ftet8 den ingeborenen Zugang zu ihrer wichtigften Ermwerböquelle, dem Meere, verichaffen. Man trifft Stromftellen ſowohl zwiſchen ben äußeren Sinfeln, als in dem Innern ber Fiorbe, befondere wo bie Küften berfelben fehr buchtenreich find und fich bald erweitern, bald wieder dichter zufammentreten, und wo das Fahrwaſſer in vers tifaler Richtung eingeengt wird, oder wo ber Strom einen flachen Grund paſſiren muß; in dem Omenaks⸗Fiord werben fie jeboch fo

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gut wie gar nicht gefunden. Demnächft wurde auch die Wichtigfeit ber innern Eisfjorde berührt, wo die Bewegung bed Landeiſes bas Fiordeis zerbricht und offene Rinnen bildet, daſſelbe finbet ftatt, wo nur die Eisfjelde auf den Grund treiben und in. bedeutender Menge angehäuft werben, fowie befonders in ber Mündung des Eisfiords von Jakobshavn, in defien Mitte eine große Banf gefunden wird, die immer mit ben größten Eisfjelden befeßt ift; hier wirken bie Kalbungen und Bewegungen der Eisfjelde und die Strömungen im Verein, offenes Waſſer zu bilden, und in ben ftrengen Wintertagen fann man von weitem ſchon die Mündungen der Eisfjorde an dem dunklen Nebel erkennen, welcher von ihnen emporftelgt und bie Eisfjelde einhült. Um in den Deffnungen des Eifed zu. fangen, bebient fich der Grönländer der Büchfe, mit welcher er am Rande beffelben Wache hält, bis er den Seehund, ber fich gern an folchen Stellen aufhält, auftauchen flieht, um Athem zu holen; er bat bann immer den Kajak an feiner Seite, um im nöthigen Fall dad gefchoffene Thier zu holen. Diefe Fangart, welche viel Geduld er fordert, und das in falten Tagen und beißendem Winde, Tann fo wohl in Bezug auf Die Jahreszeit, als die Art, in welcher fie be trieben wird, als ein Uebergang von dem Kajaffang zu dem Yang auf dem Eife in dem eigentlichen Winter angefehen werden. Hierzu gehören auch Die im Borübergehen berührten Soarbſaͤt's oder ber Fang von eingefperrten Haufen von Weißfifchen, welche zu einer Deffnung des Eifed ſtrömen. Ein folcher trat bei Claushavn im Winter 1849 ein und fol in 5 Tagen 400 Fiſche gegeben haben, und an ber Norbfeite von Disko, zunächſt Rourſak, im Jahre 1850. Auch in folchen Fällen bedient man ſich ber Büchfe an bem Rande ber Oeffnung. Die Größe der Ausbeute beruht ‚dann beſonders auf der größeren oder geringeren Nähe von einem bewohnten Orte, in welcher folch eine Wuhne fich vorfindet, weil ed nur Darauf an fommt, fo viel Produfte als moͤglich and Land zu fchaffen, ehe das Eis bricht ober vom Lande abgejchnitten wird.

Für Südgrönland ift die Anmendung ber Schußmaffe von größter Wichtigfeit, der Jäger hält auf ben Gisfchollen, feinen Kajak zur Seite, meift an ben Ausmündungen der Ffordengen Wacht, ober auch vom Lande aus, bei ganz engen Sunden, burch welde bie Seehunde im Herbfte regelmäßig ziehen. Jene Urt findet befonders im Diftrift Iulianehaab ftatt, wo dann erſt zu bem

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angefchoflenen: Thiek gerudert werden muß. Faſt alle Slappmügen werden. im Difrift Julianehaab gefchoffen. Es find bajelb gegen 350 gezogene Büchfen- zu biefem Zwecke in Anwendung, und werben jährlich 500 Pfund Pulver und 1900 Pfund Biel zur Sechundsr jagb verbraucht, während das Übrige Südgrönland bie Schußrequl⸗ fiten haupiſaͤchlich zur Renthierjagd verwendet.

Der Fang auf dem Glatteiſe. Das Eis hat ſelten Ge⸗ legenheit, ſich ſo auf dem Mexre feſtzulegen, daß es vollkommen glatt wird. Bildet es ſich im Herbſte bei 10 bis 120 R. Kälte, dann fehlt es ſelten an Schnee währen ober furz nach ber Bildung bes Eiſes; friert. jedoch das Meer plöglich bei 20° Hätte ober mehr, fo Bringen die lebten - Dämpfe des Waſſers während ber Erftarrung befielben einen ftärferen ober fchmächeren Reiffeoft auf ber Oberfläche des glatten Eiſes hervor; berfelbe Reiffroſt zeigt fich befonbers fchon, wenn in fehr firenger Kälte. Riten in dem Eiſe gebildet werben, weiche dann plöglich in einer einzigen Nacht fo zufrieren, daß man über fie fahren kann; bie Oberfläche ift dann mit binnen, mehrere Zoll langen, aus regelmäßigen Kryftallen zufammengefegten Blättern überfäet,. Die .in ben Sonnenftrahlen prachtvoll glänzen und das Eis fo bicht mie: Schnee bedecken fönnen. Indeſſen Tann es gefchehen, und dies befonderd in dem Omenafe-Fjorb, daß bad Meer bei ganz ſtillem Wetter und gleichmäßiger Kälte zufriert, fo daß das Eis fpiegelglatt wird und, fo weit man. fehen fann, einer ruhigen Meeresflaͤche gleiht. Wenn dieß nun gefchehen ift, muß ber See hund‘, welcher auf einmal von her Ruft. abgefchnitten ift, kleine Deff⸗ nungen in bem. @ife. zu erhalten fuchen, durch weiche er Athem boten fan; dieſe Löcher felbft find xunb und wohl kaum einen Zoll im Durchmeffet, aber. das Eis bildet einen konveren Buckel an ber- felben Stelle und. wird durch die 'gleichmäßige Abnutzung um bas Loch herum ganz dünn erbalten. Der Athemzug bes Seehundes iſt langfam und tief, und wird auf mehrere hundert. Ellen Enekernung gebört,. wenn er auf diefe Art durch eine Oeffnung ſich Luft fuchen muß; ein gelibted Ohr kann dann zugleich die Richtung beurtheilen, aus. welcher. :er fommt; aber; unter allgemeinen : Umftänden, ‚wenn das Eis rauh oder mit Schnee bededt ift, kann jebe Bervegung auf demſelben von. dem Seehunde gehört werben, weicher bann fogleich flüchtet, -fobald fich Iemand dem Blaſeloche nähert. Ift aber nun das Eis im Gegenteil, wie erwähnt, ganz glatt, und "find bie

Etzel, Groͤnland. 14

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Sohlen: unter. ben Stiefeln: der Grönländer zugleich mit Fell ver» feben, beflen : haniige ‘Seite .nach ‚augen geiwenbet iſt, fo. kann er hirgulaufen: und die Sarpune in den Seehund ftoßen, "ehe er Untath merkte" Zu Diefem Fang wird ein geübtes Ohr "erfordert; um die Richtung: beurtheilen zu loͤrinen, aus welcher der Laut herkommt, und gleichzeitig eine große Feriigkeit, um ſchnell das Blaſenloch ind Auge faſſen zu können. Das zu gutem Erfolge nöthige Glatteis kommt aber nur im Innern des Omenak⸗Fjords wor und auch nicht in: fedent Jahwe, und pflegt nur von der Diner wetiiger Tage zu feun: Am :chefien gefchieht ed, wenn. ber Rowember und December ſtilles und gutes Wetter bei 10-129 Kälte haben; nu if es nothwendig, Daß: der ganze innere Theil bE8:.Winxd6 belegt feyn muß; ba die. Seehunde erſt die. offenen Stellen ſuchen, wenn folche in Der Nähe gefunden werben. Seltener‘geichieht e8 in dem firen- geren Theile: des Wintens, wenn Thauwetter einteiit, wodurch fich Waſſer auf dem Eife fammelt, welches darauf plötzlich friert, wie es im März 1851 der Fall ‚war: :.:&in Grönländer kann in glüds lichen Fällen in einem Tage: 6. bis 8 Seehunde,: ja man erwähnt noch einer. weit größeren Zahl, durch einen ſolchen Fang erlangen.

.. Der. Glatteisfang kommt in Südgrönland niemals vor, und das Schießen “in. Blaſenlocher ober andern: Oeffnungen im Eiſe iſt eine große Seltenheit. Be

Maupok⸗ und Ziſuarpolfang. Wem ‚un die harte —** gekommen iſt, in welcher dann im einem: Umkreiſe von mehteren: Meilen fein offenes. Waſſer zu finden, und das Eis, welches das! Meer überall verfchließt, rauh und mit Schnee bedeckt ift, bann werden bie Auswege, um fich Seehunde zu verfchaffen, immer wes niger :und ſchwieriger für bie Gmönländer.. Der von den Dänen eingeführte Netzfang, der in biefer Jahreszeit ein fo vorzügliches Mittek:ift,. um die Schwierigfeiten zu überwinden, welche bie Strenge des Klimas in den Weg legt, wird bisher nur fparfam von ben eigentlichen: Grönländern andgeübt, Da. er ein Tleines Betriebsfapital und; deßhalb Wirihlichkeit zur rechten Zeit erfördert, etwas, was: durchaus nicht: mit dem Charakter derſelben ald einem Jagdvolle, und mit den Gewohnheiten eines. ſolchen, den Erwerb auf Gluͤck und Zufall beruhen zu laffen, übereinftimmt. Sie haben warn in folhen Zeiten. nur zwei Ausiwege, ‚von denen jedoch ber eine jest nie woch fehr wenig gelannt. und angewendet if. Da her x Seehund

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beſtaͤndig Athenholen muß, behält: er bie: erwähnten Blaſenlöche im. Eiſe .bei, wenn dieſed noch ſo dick wird; und 26. if leicht: ein⸗ wwichen, daß dieß: seinem warmbluͤtigen Thiere bon feiner: Grüße nicht befonders jeher fallen Tann, bg es unter ber Schigenben Wis⸗ unse mus times. geringen ı Gegengewichts vom, Wärme bedarf, um biefe gu verhinhenm: unmittelbar um bas kleine Blaſenloch felbft zu⸗ zunehmen, und ba. dieſes Gegengewicht. ‚leicht: durch bie gleichmäßige Bennhung zu dem Athemholen ‚hervorgehradht wird, fo daß fich bie Eisrinde über die Waflerrinde erhebt, und fich fo ein Heiner offenen Raum zwifchen. beiden und dem umgebenben dicken Eiſe bilbet, welcher Raum duvrch das Blaſenloch in Verbindung mit: der. äußeren Luft ſteht. Über jebt Farin der Sechund jeden Scheitt, ber auf..dem Eife.- gethan wird, bemerken, ber Groͤnlaͤpder iſt alſo gemöthigt, ſich binzuftellen und unmittelbar über. dem Blaſenloche, entweder zeit der Harpune oder ber. Buͤchſe zu warten, deren Münbung er gleich gegen das Blaſenloch hält; aber ſelbſt in dieſer Stellung muß er ſich vor: jeder: Bewegung hüten, ba ber. geringfte: Deud auf. ben Schnee hinzeichend if, das Thier fortzuichraden;. er pflegt. deßhalb auch: in dieſer Abficht zotlige Sohlen non Hundefell water. feine Sties feln zu: legen. Die Kälte. iſt, wie, befannt, in einem fehr.. hohen Grade vorhanden und je. fühlbarer, je. weniger Bewegung man ſich machen kann; wenn. mam fich nun zugleich daran erinnert, daß biefe Gangart "gerade in: bem Herzen bes Winters. betriebeß wird, daß ber Groͤnlaͤnder vidlleicht über eine Scunde fiehen maß; sahne nur ein lied zu rühren, und bei zwanzig und mehr Braden Kälte bem Winde. ausgelegt ift, dann kann man ſich denken, welche Abhärtung dazu exforbexlich Aft,. um. jo mehr, als der Wartende ftetd genöthigt ift, fein. Gefichs gegen. ben Wind zu wenden, bamit ber Seehund ihn nicht riechen kann, und. daß felbft ber Ton ber fteifgefrorenen Spigen des Pelzes, wenn er fein Geſicht wendet, fo wie ber von bemfelben herabfallende. Reiffroft schon den Seehund erſchrecken fan. Aber bie Arbeit wird um ſo beſchwerlicher, ala fie oft mißglüdkt und der Fünger:nadh :einem ſolchen harten Sage fahrileicht mit leeren Händen nach feinem Haufe zurüdfehren. kann. Doch Hilft es, viel, wenn fie von Mehveren: im Bereinn: getriebe: wird, wie es 3. B. in ben Omenals ⸗Fjord geſchichtʒ fie beſetzen, dann In. einer gewiſſen Ausbehnung:: mehrete Blaſenloͤcher, und koͤnnen ſo ſicher ſeyn, daß ber Seehund, : wenn en auch won dem, einen weggeſchreckt werben

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ſollte, boch weiter gehen’ und ein anderes fuchen wird. Diefe Adhte geönlähbifche Fangart, welche ben. nörblichiten Gegenden befonders eigen ift,. wird., Maupok“ genannt (es bedeutet: „er wartet“); fie wurde unbebingt: in früherer Zeit, alb die Groͤnlaͤnder die Huͤlfs⸗ mittel, weiche ihnen bie Berührung: mit'den Daͤnen verſchafft, roch nicht: hatten, Mehr als. jept angewendet; doch wird ‚Re noch jährlich bei Dmenaf und, fo weit. es befannt ift, bei Upernivik betrieben; aber in den übrigen Diſtritten nur auonahmsweiſe, in Suͤdgronland af’ gar nid

Noch feltener iſt Die Fangart, welche „Itſuarpok“ (bas beißt: „er fteht durch eine Oeffnung“) genanht wird; fle. wird non awel Brönländern im Berein getrieben; mit Hülfe einer langen, ‘dam Ende mit einer Harpunenfpige verſehenen Stange und durch zwei Deff- nungen im Eife. Der eine Orönländer. legt ſich auf ben Bauch und ſieht durch ‚die eine Oeffnung binunter, während ex bie Spitze der "Stange burch bie andere Deffnung umter bem Waſſer hält und kenft; man ‚behauptet, daß er:dann gleichzeitig durch einen eigen- thuͤmlichen Laut und eine Bewegung der Stange: den Seehund an Bas Loch locken kann, und wenn er die Spitze der: Stange gerabe vor demfelben hat, gibt er bem Helfer, welcher hinter ihm fteht und fie an bem andern Enbe hält‘, ein Zeichen zuzuſtoßen. “Diefe Kunft ift fo gut wie ganz in Bergefien geratgen; nur wenige Grön⸗ fünber bei Omenaf und vielleicht noch einige mehr bei. Üperninif tollen ſich noch darauf verfiebenz in Sübgrönland kannte man fie: nie.

Der Utok⸗Fang. Wenn bie Luft milderer wird und beſonders wenn die Sonne warın fcheint, hält.der Sechund große Stuͤcke darauf, auf das Eis zu. Frieden und dort ftill zu: liegen; dieß fann ausnahms⸗ weife im Monat März flattfinden, begiunt aber erft fo recht nach ber Mitte April, und felbft dann ift bie Luft, befonbers wenn det Winb geht, noch oft gu ſcharf, ſo daß ſich die Seehunde entweder nur fyar- ſam auf: dem Eife zeigen, oder unmbig und nur kurze Zeit hindurch Kegen und überbieß ‚fehr wachfem find. "Der Mai ib Dagegen ber Monat, in welchem fie in größter Menge :binauffriechen, fich ſonnen und auf dem Eife fchlafen; fie bilden dann ſchwaͤge unb geneigte Gänge von pafiender Größe, um hinaufzufommen und von dem Eiſe Mnunter zu huſchen, wozu fie waheſcheinlicher Weiſe bie. Blafen- fücher vom ‚Winter "ber :benugen, welche ſie durch ihren Athen ' und Kratzen mit ben Pfoten: erweitern; da es anders "für. Heine

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Seehunde zu ſchwierig erſcheinen önnte, fich durch Gis von gegen zwei Ellen Dide zu: graben. Ein paar Ellen von dem Loche ‚entfernt legen fie ſich nieder; es iſt: Dann ergoͤtzlich, ihre Bewegungen zu beobachten, wenn fie ſich bald auf die Seite legen und mit dem Kopfe auf dem Eife ſchlafen, bald ich auf den Rüden wenden und ben runden Körper. mit ben kurzen Vorderpfoten zu pußen fireben; ſich wie ein Menſch fixeden, ſich aufrichten, aufmerffam um ſich Fehen und. dann. fich wieder Binlegen, um mit Wohlbehagen ben Sonnenfchein zu genießen. Wenn bie. Seehunde fo auf bem Eiſe tiegen, neunen fie bie Grönländer Utok, und um dann zu benfelben su kommen, haben fie. eine ganz. eigene Bangart ausgebildet. . In früheren Zeiten pflegten fie fich ben Utofen mit Harpune und-Fang- riem zu nahen, indem fie fich nieberlegten unb ben’ Seehundspelz über das Geftcht gezogen, und dem Thiere In allen’ feinen einzelnen Dewegungen nachahmend, auf. dem Eife krochen. Die Kunft, ſte auf dieſe Art zu ber . Annahme zu. bewegen, daß fe ihreögleichert feyen, follen die Groͤnlaͤnder noch zum. Theil befigen, aber bie Har⸗ pune zum Utoffang zu benuden, was noch vdr nicht. gar zu- langer Zeit bei Upernivik befannt geweſen ſeyn ſoll, iſt vom in Vergeſſen gerathen. Jetzt bietet die Bůch⸗e ein weit beſſeres Mitter für bieſe Fang⸗ art dar, welche auch ausſchließlich mit ihr betrieben wird, und ſo zu einer der einträglichſten Im Laufe des ganzen Jahres gewotden iſt. Aber man muß jedoch keineswegs glauben, daß es eine leichte Sache iſt, einen Utok zu ſchießen, oder:es mit dem Robbenfang vergleichen, welcher von den Grönlandsfahrern auf dem großen Treibeiſo in dem Meere um Spitzbergen getrieben wird; im Gegentheil iſt es eine Seltenheit, wenn ſich ein Däne einigermaßen eine Fertigfeit in biefer Jagd angeeignet hat. Theile tft. der. Seehund fehr wachſam -und liegt immer nahe an feinem Schlüyflodh, fo daß er, ‚wenn: er Un⸗ rath. .merft, ‚in einem .paar Sekunden unter dem Eiſe ſeyn kan theils iſt es nothwendig, ihm :fogleich in den Kopf oder quer burd) ben: Hals zu: treffen, da er nach einer weniger gefährlichen Wunde fetne legte Kraft. benupt, ‚um feine glatten Glieder zu dem Loche hinzumwälßgen, und dann. in ber Regel verloren geht, ſelbſt wenn er furz Darauf flirbt. . Man bedient fich zu dieſer Unotjagd mit ber. Buchſe. "eines unter ben Laͤufen mit zottigem Hundefell befchlagenen ganz Heinen Schlittend,

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ber ein. ‚Segel: waͤgt, hinter dem fick. ber: Dügen !'berbirgt, und das ihm aka Anlage fuͤr bie: Büchfe bieitb, Deren. Muͤndung er dutch das Sagel fetbft . ftedt. Mit einem. weiten Umweg. näßert er ſich hem Thiere von hinten, 28 ‚unverwendet im Auge behaltend, und jedesmal, wenn 08 bad Haus erhebt; um fich umzuſehen, nicht ſich ber Jäger und ‚Hält das Segek: vous endlich auf 200. Ellen Entfarnungelegt er fich platt auf das Eis und Fried, das Schatz ſegel vor ſich hexſchiebend auf dem Bauche bis in. bie. Schußweite, 100 Ellen und darüber vor. Ummitlelbarx nach dem Knall: ſtürzen Die: breffirten Hunde, bie: fi. bis, dahin ganz ſtill verhielten, ‚in größter Geſchwindigkeit, angefpornt durch das: warme: Bhıt, habe und herhindern. Dad. Thier die Flucht zu ergreifen: . ; Da der Utoffang: darauf beruht, Daß: dad. Eis noch— fe: lagen wuß, waͤhrend is, der Luft ſchon einige Melde herrſcht, umd da er immer beſſer wird, je weiter. hinaus er ind Trühlahr geht, weil der Seehund träge und weniger. wachſam iſt, je wärmer es wird, fo: folgt daraus, Daß. er ſich meiſt in den. inneren Theilen der Fiorde heimathlich aufhält, beſonders in dem Omennksfjord; aber nur felten trifft: er an den inneren Küften, 3. B. in der Diskobucht außerhalh Godhavn ein. Darum werden auch bei Omenak die meiften und beten Hunde gehalten, Da ea fich: darum handelt, große Streden bei dieſer Gelegenheit ‚zu fahren; am’ beften iſt es, wenn gleichzeitig ebenmäßiger Schnee fällt, indem ber. Schlitten dann nicht gehört wer⸗ ben Tau. Bei einem. allgemein. guten. Utoffang: fann ein: Cru: länder in. einem Tage 4: bis 6 Serhunde erhalten, in gluͤcklichen Fallen 10 5i8:12,. ja unter. beſonders gänftigen Umſtaͤnden auch gegen 20,. aber dann. bat er es nicht. leicht, feine Beute heimzu⸗ bringen. Die größte. Beſchwerde bei dieſer Arheit verunfarht: die biendende Wirkung der. Sonnenftraßlen, welche yon ben Schnee re fleftirt werben und: mehr ober "weniger Augenentzündungen hervor⸗ bringen, bie zu einar vollfommenen, temporären Blindheit, ber. biefen Polarlaͤndern eigenthuͤmlichen Schneebtinbheit,. führen fünnen.: In Südgröntand ‚hat. Diefe Sangart in Ermanglung der Hundeſchlitten wenig Wichtigfeit, und wird nur.;in ben ſüdlichſten Fjorden betrie⸗ ben: Es heißen ‚hier die Utoks übrigens Kaffimafut.. Der Nepfang. Schon jeit den erften Zeiten der nordgrön⸗ laͤndiſchen Koipnien haben bie. im Lande ſich aufhaltenden Dänen Seehunde in Netzen, ebenſo wie man Fiſche faͤngt, za: fangen

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geſucht, und um zu dieſer -wünfichen. und eültraͤglichen Deſchaͤfttgung zu ermuntern, hat bie koönigliche Handelsbehorde Die, auf⸗ dieſe Art gewonnenen Produlte mit Höheren Preifen bezahlt, ats. die auf bie bisher ‚erwähnten Weiſen von ben. Graoͤnlaͤndern erworbenen Diefe Fangart beiiht. ganz . einfach darauf;: daB der Seehund mit: bem Kopf im. eine: Maſche bed hevabhaͤngenden Nehes . läuft; und wenn er nun bieß merkt amb:.eime zappelnde Bervegung macht, um: wieber freizukonnnen, wicht er den unterſten Theil des Netzes, ‚welcher. alt Steinen beſchwert iſt, über ſich und verwickelt ſich zulegt gang wobei er ſich gewoͤhnlicherweiſe erwürgt, bevor er aufgenommen wird. Etwas ſpaͤter erprobte man auch, dieſe Fangart auf bie. großen Weißfiſche und Narwale anzuwenden, indem man die Netze nur größer und ſtaͤrker machte,und dieſer Netzfang wird au mehreren Stellen. noch mit Gluͤck getrieben. Ungeachtet die Liſten uͤbet die durch; ben. Retzfaug eingelommenen Produlte nie zuverlaͤſſigſeyn fönnen, fann man: doch annehmen, daß über 10 Brocent: aller Pro⸗ dukte der Kolonien dem :eigenen Evrerbe der ſich in Grönland auf haltenden Dänen: geſchuldet werden. Die. Weißfifchnege können ſelbſt⸗ redend nur fo: lange angewendet werben, als offenes: Waffen vorhanden iſt, und nur. zu ganz beftimmten Zeiten bes Jahres, bes fonders .im Oltober, ‚wenn bie Weißfifche längs: der Küſte zirhen; feltener wird. e8 im Fruͤhjahre verſucht. Die Nepe werden gleich an der Küfte: ausgeſtellt, :indem beren eines Ende in. einem: Ringe auf bem Lande befefligt: iſt, das andere ‘aber ‚in einer gewiſſen Gutfex: nung davon durch eine:Bofe und einen - Drejanfer. erhalten wich am liebſten wird es auch in fehmale Fahrwaſſer, zwiſchen einer Landſpitze und kiner davor liegenden Schere ausgeſetzt, ſo daß beide Enden auf dem Lande befeſtigt werben koͤnnen; Steine ;uwelche laͤngs dem niedrigſten Rand befeſtigt ſind, machen, Daß. das Netz ‚Iothredit ind: Waſſer hinabhaͤngt. Das Material zu einen ſolchen Rabe, weiches eine Laͤnge von 15bis 50 Faden haben kann, muß nad dieſer vorſchiedenen Größe, zu einem Worthe von 25 bis 80 Rad: veranfchlagt. werden, und es wird angenommen, daß es drei bis viet Jahre gebraucht werden kaun; aber bamı muß bemerkt werden, bad ed‘ Häufig verloten. geht, theibs durch das Gis, welches durch ſoiche Bunde: zicht, thrils durch große Weißfifche, welche ed. mit ſich neh⸗ mer. foynen ;...meam es nämlich. geichieht „. Daß. ein ganzer Haufen auf einmalina:Nep: geräth. Mechnet man .nun. außerdem bie Arbeit

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bei der; Flechtung des Reben und. beſonders bei der Abwartung bei felben,. wenn es in ber See ſtehr, dann wird .fich :diefer. Yang nur für Denjenigen, welcher eine grönlänbifhe Familie zu ernähren hat und dadurch ‚zugleich die. geoße Maſſe von Fleiſch und Mattak ver werthen. Tann (nicht. zu xeden von den Sehnen, imeiche. ale Nab- material und Fäden. verwendet und an Ort und Stelle. von einem Fifche. einen Rbd. gelten, ‚und. endlich: den ‚Knochen ſowehl ald:: den Zähnen, bie gleichfalls ihre Anwendung in. ber grönlänbifchen Deko⸗ nomie finden, und Dem Hundefutter, wozu fo gut. wie der..gange Me des Thiered verwendet wird). bezahlt machen, da der Spped im Durchſchnitt, nach den niedrigen Preiſen, ‚bie in Groͤuland hern fhen,.nur 3 bis 4 Rod. gilt. .

Die Weißfiſche lönnen im Netze nur auf. einigen gan beſtimm⸗ ten Punkten der Küſte gefangen werben, weiche man. allmälig durch die "Erfahrung fennen gelernt hat, und bie regelmäßig von biefem Thiere jedes Jahr befucht werden; es beißt, daß. fie. zu biefer Zeit, befonderd im SHerbite, von dem Schwertfifche, Ardluk (gleichfalls aus der Orbnung der Walen), gejagt .merben, und daß fie unter dem Lande Schug fuchen, Die Küfte mit allen ihren: Krümmungen verfolgend, und ſich Dann vorzugsweiſe nor gewiſſen hervorfpringenden Landfpipen, vor weichen es feine Strömung gibt, verſammein. Solche Kepftellen finden fich ganz. befonders im Upernivißs-Diftrift,, fo wie auch bei. Niafornaf. in der Mündung des Waigatts. Am letztge⸗ nannten Punkte hat ein an dieſer Stelle. anfäfliger. Däne viele Jahre hindurch beftändig zwei oher drei Netze gehalten ;. Die, glinflichften Fälle, welche er erfahren hat, waren das Bangen vom 14 MWeißfifchen. in einer Racht in awei Negen; zu aabern Zeiten bat er aber nur drei bie vier Stüd im ganzen Herbfie erhalten. Auf biefelbe Art, wie‘ bie Meißfiiche, werben Seehunde, beſonders die größeren, in Neben gefangen, Die im Herbfte in das offene Waſſer hinausgefteßt wer⸗ den; dieß findet jedoch am. eine ziemlich befchränfte Anwendung. Weit mehr Verbreitung hat De Fangart erhalten, welche. mit fleinen Regen getrieben wird, die unter dem Eiſe aufgeftelt: werben. Der Eisnetzfang .ift befonderd dadurch yon Wichtigkeit, daß er ben iu Srönland anfäfligen und in der Regel grönländifch. verheiratheten Dänen .vom Handwerks⸗ und Arbeiterftande Gelegenheit zum Erwerb gibt, und dadurch, daß. er in ber fälteften Zeit des Jahres ‚getrieben wird, wenn bie Hülfsmittel zum Unterhalt der Bevöllerung "im

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Ganzen ſehr ſparſam⸗ find. .. Die: alliemeinen Eiönepe find 12: Ellen lang, 6, bis 8. Ellen breit und werden wie. die Weißſiſchnetze gleich von ber Lüfte aus: aufgeftellt, durch brei Bänder, welche durch drei Löcher im Sife aufwaͤrts führen, gebunden und um Eistfüge auf ber Oberfläche. deſſelben feftgelegt:

Dras Material zu einem. folchen Nehe foftet im Durchſchnitt ein. Neichobankthaler, und man rechnet, daß ed mit ben. Handels⸗ wanren. bezahlt i#&, welche für zwei Seehumbe eingetaufcht werben. 'Die Wege müfen nach Umſtaͤnden täglich. oder einen Tag um den andern nechgeiehen werben:,. weil bie ‚gefangenen Seehunde fehr Khngll: von Kruſtenthieren und theilweiſe auch von Haifiſchen angegriffen werden; aber einen Seehund herauszmehmen und: dad. verwickelte naſſe Rep mit bloßen Händen bei 20. und einigen Grad Kälte, zu welchen noch oft Ichneidender Wind weht, ‚aufeinander zu irren und zu ordnen, das iſt leichter gefagt, als: gethan; man muß fidh-barüber wundern, daß fich die bäniichen Leute faft ohne Ausnahme. ſehr date daran gerwwühnen, -

Es gibt nur wenig bewohnte Plate jaͤngs der Kuͤſte, wo nic in der Nähe eine Gelegenheit wäre, Eiönege audzuftellen; am. beften find in dieſer Hinſicht die Fahrwaſſer, wo das Eis am’ -fichenften und längfien liegt, und wo es dem Umſtande nicht : audgefegt iſt, plöglich zu. zerbrechen und ind. Treiben. zu gerathen, was dann na⸗ tuͤrlich den Verluſt bed: Netzes herbeiführt. In den innern Fahr⸗ waſſern des Diſtrifts von Egedesminde, in ber Südoſtbucht bei Chriſtianshaab, aber befonders in dem Omenalsfiorb, wird ber wichtigſte Retzfang betrieben. Es iſt ſchon die vorzugsweiſe Größe und Das reichlichere Vorkommen der, Seehunde im den. Giösfiorden erwähnt; iheils Aus dieſem Grunde und theils wegen ber. Sicherheit und längeren Dauer. ber: Eisdece werden die inneren Theile. des Omenalfjards als gut und ſchicklich fin ‚biefe Grwerbsquelle ange fehen. : Wenn dieſer Fijord im Rovember befegt ikt, kann er moch haufig. im: Laufe. des. Decembers aufbrechen und offenes Waſſer bis vor: ber. Omtnaleinfel!daben ;' aber noch ein - paar’ Meilen öſtlichor faun man annehmen, bag das. Eis in jedem Wintor von November bis zum letzten Mint vollkommen ficher liegt; zugleich nimmt die Anzahl der: Nehſtellen ober der Küſtenpunkte, welche ſich dazu eignen, Netze darauf auszuſtellen, zu, je nachdem man weiter hinauf unter bie große Bank von Eisfielden kommt, die Dort: in dem innerſten

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Theile bes: Fjords, va das Meer . Ben ‚getwaltfenwu: Bewegungen welche, die Kalbungen, des feſten Eifes vun dem Fnnenlande: verur⸗ fachen, ausgeſetzt iſt, aufgehaͤuft ſtehen. Mitten in dieſem fſuͤboͤſt⸗ lichen Theile des Dmenaffiords, bei Ilareſak, auf der’ Jujel Ome⸗ neitſiak, wohnt ein Mann, welcher es verſtanden Bat, dieſe guͤnfti⸗ gen Lokelikäten zu. beurtheilen und Vortheil daraus zu ziehen, und ſich fo als Der. thätigfte Retzanwender in Rordgrönlarnd:. Auszeichnet, naͤmlich Der. Unteraſſiſtent Grundeitz; er um. als Walfiſchfaͤngerma⸗ teofe. wor 40. Jahren nach Grönland und wirrde ;vor. 80: Jahren alb ſogenannter Auslieger auf dieſe Stelle geſetzt, um. der Einhandlung von Produkten: bei ben rund umher. wohnenden Groͤnlaͤndern vorzu⸗ ſtehen und den Netzfang auf eigene Hand und Rechnung -zu: betrels hen. Mit Nichts. beginnend, hat er..filh. nach und nach ein Heites Detrieböfnpital: gebildet, . welches . et, beftänbig auf. Vermehrung -ber Netze und. Banggeräthfchaften und Verbeſſerung felner:. häuslichen Einrichtung verwendet hat. Durch ben Rebfang hat vri It: Durch⸗ fchnitt jährlich gegen 1000 Seehunde herbeigeichafit: und ya dieſem Zwecke 150 bis 200 Nepe ausgeftellt. gehabt... - J

In einer ganz aͤhnlichenLofalitaͤt, in. der Mündung: bes Toe⸗ ſulatelsCiehorv treibt ein anderer Daͤne, mit Mamen Billumſen, welcher Zimmermann im Dienfte der⸗Handelsgeſellſchaft war, gleich⸗ falls: einen ziemlich ausgedehnten: Nepfang. :Aber durch alls Kolonien, wo nur immer eine Gelegenheit vorhanden if; find Die daͤniſchen Arbeits: leate in. diefer Hinficht thättger : als. bie. Eingeborenen ; es tft ſchon in früheren: Zeiten Gebrauch geweſen, fie ‚im Winter; wenn dann In ben Kolonien weniger Arbeit it, zu paſſenden Netzſiellen Hinausziehen zu (offen, und ber Handel fehuldet : auf: diefe Art. dem. eigenhänbigen Seehundsfang der. : Dänen. einen. nicht geringen: Theil feines. Ein: nahme. Auch bie. Grönlänber. haben. bier: mb bort, ſelbſt im Di firift Upernivif, begonnen, ſich Netze anzuſchaffen, jeboch "nur dit detriebfameren unter. ihnen; und auf Grimb.. der: ‚geringen Geneigt⸗ beit, ‚welche fie“ überhaupt dafir haben, ſich Figenthum zutterhalten und ſich Vorrath zu. ſammeln, beſchraͤnken ſich ſelbſt diefe- nur: dar⸗ auf; ſich ganz wenige Netze zu halten, Dagegen find die Otön⸗ länder ben Dänen eine große. Hülfo bei der Abwartung' der Hehe befonders. denen, welche eine große Anzahl auf einer Singen Gerade der Küſte ‚haben, da fie: in: folchen Fällen nicht.bun einem "einzelnen Manne.mit nur: einem Schlitten übernommen’ werben. fönnen... @9

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bet fich Dabei gezeigt, daß Die Eingeborenen, wenn ſie auf eine wer ftändige Art behandelt werden, nicht ungeneigt Rab, eine Art dauern⸗ den Verhaͤltniſſes einzugeben.” Obenerwähnter Umnterhfiient Grund⸗ eig hat fie..in ber Art: gebraucht, daß er fie unter ber: Bebingung in feinen Dienft nahm, ſich jeder Arbeit zu unterziehen, bie zu dem Fange gehörte,. wohingegen ex witberum fiir ihren Unteshalt forkte und ſie mit den nothwendigen Fanggeraͤthen verfab, welche nad einer gewiſſen Reihe von Jahren ihr Eigenthum wurden. Sänmnis liche übrigen Beſthaͤftigungen, durch welche bie Grönlaͤnder ihren Lebensunterhalt. ſuchen, gehören wicht oder minder ber Jagd an. und müflen fihon aus biefem: Grunde allein fie auf ‚einer niedrigen. Kuls tueftufe erhalten; der Netzfang macht hierin eine Ausnahme und büxfte das Einzige ſeyn, was. fie. zum Exwerb eines Eigenthums und zu einer Annäherung an fefte. Wohnplaͤtze veranlaſſen foͤnnte ben Grundbebingungen für alle Biviltfation. '

In Südgrönlend wird der Nebfang etwas. anders beirieben. Man ſpannt große Netze aus, mindeſtens zwei, gewöhnlich aber vier, und zwar quer.über die engen .Sunbe, ſo daß dieſe dadurch ganz ‚perfnerrt werden. Das von der Eingangoſeite ber aus offenem Meere kommenden Seehundehaufen am: entfernteften ſtehende Mey bleibt ſtets ausgeſpannt, wohingegen das, ober bie, durch welche die Thiere zuenft fommen,. gefenft und auf dem Boben liegend. ers hatten werden, fo daß biefelden leicht darüber. Himveg und in die gebifbeten Zwifcheruäume konmen koͤnnen. Kat nun: ber Aufpafler bemerkt, daß ein Haufen Seechunde eingedrungen. iſt, werben die porberen Retze raſch nufgezogen, und die Thleve laufen ſich innden Maſchen feſt oder werden, auftauchend, geſchoſſen. Dieſe Fangarit iſt durch die Handelsgeſellſchaft eingeführt. und wird durch ihre An⸗ geſtellten auf eigene Rechnung betrieben, doch betheiligen ſich auch Andere, ſieuern gleichmäßig: zu ben Kofien bei und erhalten. danach ken Antheil am Gewinn. Im Jahre 1784 wurden die erſten Ber: ſuche von einem Kaufmann Nave bei Fiskernaͤſſet angeſtellt. Spät wurden. fie erweitert und immer mehr: Repftellen: angelegt „ı befonberd in ben wittleven Diftriften, . wo fich bie. meiflen bazu: geeigneten feinen: Infeln und die, Stromläufe. befinden, die Seohunbszuͤge regel: mäßig und das Großeis, bad dem Mepfang unbefiegbare Hinderniffe in den Weg: ftellt, felten einfindet,. Bei. Julianehaab, Frederilshaab und Hulſteensborg iſt dieſer Betrieb -.immer geringe. geblieben. In

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ben Jahren 1888 bie 1842. war der Fang am. flärkfien und wurden in. den damals erhaltenen. .20. Nepftelten jährlich: 4000 Seehunde gefangen, bie 13 .biB 1400 Tome Sped gaben, ohne bie Häute zu rechnen; nur :1839, wo das Großeiß die Küfte bis Gobhann bebedite, und den Netzfang auf :diefer. gingen Strede bis zum. Of: tober hemmte.,: zeigte ſich ein: Ausfall. Später : verlor: fich dieſer Sang allmählich, ‚und man fah .fich genöthigt .eine Stelle nach der andern aufzugeben, da fte. bie Koften nicht: aufbrachten und. in den legten Iahren find .nur 40 ‚Stellen beibehalten. die ungefaͤhr 1000 Seehunde jährlich einbrachten. Da fich. bie Abnahme gradweiſe und überall zeigte, Tann feine Stage ‚darüber‘. bleiben, .baß die Haupt: urfach des Verfalls dieſer Fangart, eine wirkliche Abnahme ber Thiere. in dieſen Waſſern iftz und es ſcheinen die klugen Seehunde nah und. nad. durch, die Erfahrung erſchreckt, ſich andere Wege gewählt zu haben. Aehnliches zeigte fich bei dem Mobbenfang In ber: Sübfee, umd ed:.fcheint daher, daß bie Fangart der Grönlaͤnder, bie fich. gleiehmäßiger über: ale Küften erſtreckt, ben: natürlichen Ber: haͤliniſſen und Bedüriniffen der .fparfamen Bevölkerung entfprechender ik, ale der im größeren: Maßſtab betriebetie ‚Jährliche Song an ber ſtimmten Stellen berfelben engen Straßen.

Die direkten Koſten ber Erhaltung einer Nebftelle ſind giemtid bedeutend, erſcheinen aber noch. bedeutender, wenh man in Betracht nimmt, baß die damit .befchäftigten .Srönländer von ihrem ſelbſt⸗ ftändigen Erwerb abgezogen werben. und: Daß der ökonomiſche Zuftand der ganzen Bevöllerung dadurch an ſolchen Stellen ‚einen ſchwer gut zu machenden..Riß erhält. Die:Repe:. und übrigen Geräthfchaften haben an jeder Sangftelle einen ungefähren Werth: von 400 Reichs⸗ thalern, und da die Nebe zwiſchen drei und fünfshalb Jahren er neut werben müflen, beläuft ſich der Preis der jährlichen Repara- turen auf 100 Rthlr. .ohme zufällige Verlufte:.. Dazu bedarf jede Negftelle 4 Monte bed Jahres. hindurch. eine Beblenung von-4 Männern und. 2 Frauen. Die. dazu gemietheten Bingeborenen er⸗ halten. bafür jeher., einen Lohn van 1 bis 2. Rbih. monatlich, doch betrachten fie das Sechundsfleiſch, welches: fie. während der ganzen Zeit. nach Behagen .benugen. fünnen, und? auch zu einer wahre Srefferei ‚benugen, als. eigentliähe Bezahlung: Dazu kommt fetnet, baß bie die befferen Retzſtellen ummohnenden Hänger: beitändig an ben Bange theilnehmen, inbem fle..pie eingefperrten Sechunde vom

, a1.

Lande aus: erfchießen und dafuͤr das Fleſſch berfelben erhalten. Die ſcheinbar geringen Miethöfoften der Gingebotenen ſind Daher für die Direltion der Handelogeſellſchaft völlig illuſoriſch, wenn fle nid auch Die ganze indirelt dazu verwendete Bevölkerung, bie ich fon durch felbfiftänbigen Erwerb erhalten haben würde, in. Betracht zieht: Aber auch abgeſehen davon bat es fich gezeigt, Daß der Netzfang trotz der enorm billigen Arbeitskraft nicht Mehr den Koſten entſprach. Ihn durch europälfche ‚Arbeiter betreiben. zu laſſen ik alfo undenf« bar, da dieſe nicht mit Seehundsfleiſch genährt und in dem übrigen Theil des Jahres der eigenen Sorge für den Lebensunterhalt über laffen werben fonnen, fondern durch Gelb angelodt und in. ihren Bedürfnifien durch Zufirhr aus ber Heimath verfehen werben müſſen. Da überdieß alle Nebfiellen von den Bronländern ausgefucht find, und fie, bis auf Herftelung der Retze alle Arbeiten verrichten, Tann man diefen Yang faum einen europäifchen Erwerbszweig nennen.

Die Ausbeute des füdgrönländifchen Fanges iſt nur durch Ads dirung ber in ben Handel gebrachten Geehundshäute zu der Summe der. in ber. eigenen Defonomie verwendeten zu exkennen. Zur Ber zichung eined Kajak werben drei Schwarzfeitenhuite gebraucht uud jeder Kajak bedarf jährlich. eineß neuen Ueberzuges, häufig erhalten fie fogar zwei in einen Jahre, und fehr felten. bleibt einer zwei Jahre brauchbar. Zu einem. Weiberboote, das. gleichfalls: in der Regel einmal jährlich neu bezogen wird, braucht man ferner zwischen 12 und 24. Klappmuͤtzenhaͤute in den füdlichen, und zwiſchen 16 bis 25 Schwarzieitenhäute in den nürblichen Diſtrüten, je, nach ber Große des Bootes, body -find-. die, welche mehr als 20 Hänte er⸗ fordern, ſelten und meift im Beſitz von. Europaͤern. Im ganzen ‚Süden gebt man aber: dafür denſelben jährlich zivei neue. Berge; im Norden meift nur in: jedem zweiten Jahre. Außerdem ‚nehmen die tüchtigen Faͤnger unmittelbar: zu Fangkleidern, Kajakpelzen mit. Aermeln und Fauſthandſchuhen zwei ‘größere und brei kleinere Haute jäßrlich in Anſpruch; bie weniger guten Sänger und Fiſcher brauchen nur die Haͤlfte für fich, jeder Fänger ‘aber außerdem noch eine Haut von einent kleineren Seebund. zur Kajaböblafe, und zu: Yangriemen werben jährlich etwa 150 -Ulfufßhäute gerfehmitten. Für ben Kleider verbrauch iſt es ſchwierig einen Maßſtab aufzuftellen, denn die: meis. ſten Belze werden aus Renthierfellen ober Bogelbälgen genäht, Doch werden zu dem Fußzeug ber Mäntter und auch faft :iminer zu :den

Bänktetvern der Weiber Geehmbähäute: gertummen, und offendar muß uch der Aermſte in Folge det ſtarken unb vielen Bewegung im Freien und des großentheils unordentlichen Umgehens mit ben Kleidımgsfiäden, jährlich eine neue Bekleidung erhalten. Durch⸗ ſchnittlich ift Daher auf eine Familie von fünf Berfonen zu rechnen: zwei Schwarz: und. zwei Blauſeiten zum Fußzeng, und zwei. Blau: ſeiten ober vier kleinere Seehunde zu anderen Kleidern. Außerdem bebarf :man im füblichften Theile nach. angeftellter Zählung ehma 200 fogenannte „Poreſelke,“ großer Side ans einer ganzen’ Klapp⸗ müsenhaut, zur Aufbewahrung bes Specko, bie auch jährlich erneut werben. miffen. Endlich werden in ber Regel jeder erſte Seehund, den ein Faͤnger im Frühling erlegt, ferner bie magern Klappınüken und noch andere nach gewiſſen Gewohnheiten mit Haut und Haar verzehrt. Ferner werden nach viele Hänte zu..anbern Zwecken, wie z. 3. Zelten, Deden, auf die Britfihen ıc. verwendet, und wieder ein Theil an die Bewohner der Oftfüfte und im Dienſt der Handels⸗ oearpagnie beſchaͤftigten; Eingebovenen. abgelaſſen. Bringt nian bieß Alles. mit in Arifchlag, ergibt ſich der nach fünfjährigem Durch⸗ ſchnitt berechnete Verbrauch. von 31,240 Häuten, ‚während 14,170 in ben: Handel gebracht werben. Mishin..ift. die ‚ganze‘ Ausbeute auf über. 42,000: Seehumde anzufegen,; wovon 18,000 ben größeren, 24,000 ben fleinexen angehören. Diefe Thiere geben etwa. 3',, Mil kkonen Pfund. Yleifch zur Nahrung‘ umd 7600 Tonnen Sped, von welchen 4600 in ben Handel fommen.und als Thran verſendet, die übrigen 3000. Tonnen aber von ben Groͤnlaͤndern felbſt nerbraudt werben, theils als Speiſe⸗, theils als Heiz⸗ und Leuchtmaterial. Alte Zahlen in dieſer Berechnung ſind auf das niedrigſte Maß an geſetzt und gewiß beläuft ſich die wirkliche Zahl. dev erlegten Thiere auf. über 50,000, wenn ſchon nicht auf 60 000, und das im Lande conſumirte Fleiſch wuͤrde dann 4 bis 5 Rillionen Pfund und der Speck 4-- 5000 Tonnen betragen.

Das Jahr läßt ſich im Suͤden in. Bezug auf den Fang in drei Theile zerlegen. Vom Januar bis April hertſcht ‚bie knappe Zeit, in der nur 6 —8000 meiſt Kleinere Arten gefangen: werden; vom Mai: bis Auguſt faͤngt man 14 18,000, abernbis auf Die Klapp⸗ mügen find: ſte meiſt mager, und som. September bis December. it guter Sung, der 20 24,000 Thiere einbringt „welche, ben groͤßten Theil :der Handelöprobufte: abwerfen. "nn

Ne natuͤrlich auch hier eintreffenden ſchlechten Jahre Haben für die: Jagd ſelbſt nicht ſehr viel zu bebeuten, doch mehr für den Han- bei, : der nur den Ueberſchuß über: den: Verbrauch : dev Devoͤllerung empfänge: Es varlirt: daher die Pevduftion des Kopteren um ein Bierkel: über. und unter. dem Gewöhnlichen, der Berbmuch im Lande aber- im Allgemeinen viel weniger; wein ſchon in einzelnen Diſtrik⸗ ten der Mißfang eine bis zur Hälfte reithende Verſchiebenheit im Verbrauch hervorruft. Ueberdieß iſt Mißfang meiſt nur über kurze Küſtenſtrecken verbreitet und iſt wirkliche Noth vorhanden, muß ein ſehr ſtrenger Winter mit dem geringeren Seehuͤndsfang auch dem Fiſchſang Hinderniffe in den Weg gelegt- haben, Die Urfachen zu Mißfang können Unwetter, Dichtgepadtes Treibeis in ber beften Sangzeit und Krankheit unter ben. Bewohnern. jeyn. Solche: allge⸗ meine Mißfangiahre während bed Beftehens ber. jepigen Handels⸗ geſellſchaft wanen 1782 zu 83 durch Kranfdeit.. im Lande hervorge⸗ rufen, 1786 31u 87: durch allgemeinen Mangel an Seethleren, 1802 m 1803 durch einen: fehr firengen Winter, ber beſonbers viele Sturmtage zäßlte, 1813 zu 14 und 1831 zu. 82, und 1853—54 durch benfelben Grund, fowie durch Mangel an Seethiexen. Eine Regel nady ber Wahrſcheinlichkeitsrechmung uͤber ben Ertrag aufzu⸗ ftellen,, ift nicht möglich, da.oft Schlechte Jahre auf einander folgten, oft mit fehr guten abwechſelten. ; . Die Rentbierjagd. Im Gegenſatze zu dem. Meere gibt ber Erdboden nur eine geringe. Duelle für bie Ernährung und, Eine nahme..der Bevölkerung ab, und zwar wieder allein durch die Jagb. Der. Gegenftand derſelben ift das. Renthier, welches jährlich ben Gränländer aus verſchiedenen Diſtrikten auf gewiſſe entfernt: gelegens Gegenden lockt und ihn veranlaßt, in ben wenigen Sommermonaten. ein: herumziehendes Leben zu führen. Die Renihiere find nämlich nieht gleichmäßig über. Dad Außenland verbreitet, Tondern fcheinen fih an bie größeren geſchtoſſenen Partieen des Landes zu halten, bie auf bet emen Seite durch das Meer in Form großer Eisfiorhe, auf. der andern. Seite. aber durch das Wis, welches das Inland -be- beit: und, eine Kommunikation zwiſchen ben Halbinfeln hinter: den Ziorben weg unmöglich macht, von einander gefchleben find, wohin⸗ gegen die Biorbe und. Sunde, welche nicht. zu. deni.großen Giöfforben gehöre und: auch nicht: gar gu: breit: find, ben Wanderungen ber Rentbiere. im.: Winter, feine Hinderniſſe inı.ben: Weg liegen. Auf‘

224 dieſen Landſttichen Kalten fle ſich wieder vorzugsweiſe im Innern, einzelne ſtreifen aber auch länge ber Kuͤſte und von dort hinüber nach. ben nächften Inſeln; aber zwifchen den verſchiedenen Renthier- biftriften liegen bebeutende Landfiriche und innere Fahrwaſſer, wo man fie nie gefehen Hat, fo daß dort feine Kommunikation unter ihnen ſtattzufinden fcheint: Der füblichfte und reichte Diſtrikt wird von den Halbinſeln gebildet, welche den Nekſotouk⸗ und Anleitſivik⸗ Fiord umgeben. und ſteht ohne Zweifel in genauer Verbindung mit dem gleichfalls an Renthieren reichen Diſtrikt von Holſteenborg in Suͤdgrönland, ba Her feine Eisfjorde find, und außerdem das Innen⸗ tandeis fich nicht in bie Fjorde hinabfenft, und ‚die Halbinſeln vie in Nordgrönland von einander fcheidet. Bon jenen Halbinfeln im Diſtrikt von Egebedminde ftreifen Renthiere hinüber nach ben nächften größeren: Infeln Tuttulit und Simioak, und hinter der Süboftbuct herum nach Teſſiurſak hinauf, zu bem üblichen Arm des Korte von Jakobshavn; aber dieſes große Eisfiorb häft:fle Hier auf, man

. exinnert ſich nicht, daß fie je auf der Nordſeite beffetben gefehen

wären, ebfchen der Name „Retloarſuk“ fo viel als „Schwimmitelle“ bebentet, und. unter den Grbnlänbern die Sage geht, daß fie in feüheren : Jeiten auf der erwähnten, von bem Innenlandeiſe unt dem immerwaͤhrend gefrorenen Fjord umgebenen, und jegt gänzlich unzugänglichen Halbinfel Nunataf, Renthierfagb getrieben haben. Alles Land zwiſchen dem Eisfiord von Jakobshavn und dem folgen den großen Eisfiord binter Erbprinzen Eiland, iſt ganz von Ren⸗ tBieren ‚entblößt. Dagegen trifft man bald wieber Spuren von ihnen, wenn man im Winter von dem Tosſukateks⸗Giofjord nad Teflerfoak,. einem Landſee auf ber Nourſoaks⸗Halbinſel Kinauffährt, und von bier ab find fie nun wieder über biefe. ganze Partie ded Feſtlandes bis zum Omenaks⸗Fjord ausgebreitet. Dieſer zweite Renthierdifteift Hat jedoch weit weniger Bedeutung als ber erfe, wird meift nur von den an berfelben Küfte anfäßigen Groͤnlaͤndern beſucht und gibt nur eine unbedeutende jährliche Ausbeute. Im Norden deſſelben bildet der Omenaks⸗Fiord wieder einen weiten Scheiberaum in, dem .feften Lande. Es iftnicht befannt, daß Nenthiere quer Über dieſe große Bucht gewandert ſeyen; auch nicht daß ſte auf ben Inſeln oder Halbinſeln im Innern des Fjords zwiſchen ben Kangerbiuar juf- und den Kariako⸗Eisfjorden vorfommen, obfekon beſtaͤndig Spuren von: ihnen: unmittelbar am Strande gefehen: werben, faft längs: ber

225 ganzen Feſtlandslüſte und nur mit Ausnahme ber fteilften Stellen, und obichon ein Theil der Infel Afpät den Namen bes Renthier thals trägt. '

Der folgende Renthierbiftrift wird erft von der großen Sparten- hufs-Halbinfel gebildet, welche den Einlauf in ben Fijorb auf der Korbfeite begrenzt; von dieſen Landftrichen ftreifen: fie hinüber nach ben nächften Infeln in den Omenaks⸗Fiord, aber beſonders gegen Norden zu ben Infeln, welche den Diftrift von Upernivif bilden, ia auch. zu ben Infeln, welche in dem großen Eisfjord liegen, wie 3. B. nach Kifertarfoafz auf ber Nordſeite des Eisfjords follen fie wieder in großer Menge getroffen werden, fo wie auch weit hinauf in die nörblichften Gegenden der Baffinsbuicht, und ſelbſt außerhalb ber dänischen Handelsdiſtrikte. Einen vierten Diftrift bildet endlich Disko, da man weiß, baß die Renthierjagd früher bafelbft getrieben it, und laum ein Zweifel daran feyn fann, daß fich die Thiere noch bort aufhalten; aber die Jagd hat fchon feit mehreren Jahren aufgehört, denn nur der füdweftliche Theil mit bem Disko⸗Fiord ift für den Augenblid noch bewohnt und benugt, und es wird bie ganze übrige Küfte und das Innere biefer großen Infel nie mehr bereist und befucht, und die Grönländer. fcheinen fogar eine Art übertrie- bener Furcht vor gewiffen Gegenden berfelben, beſonders ben nord⸗ weftlichen Siorden zu begen. Wenn wir in diefer Art die Renthiere gefondert und auf gewiffe Diftrifte vertheilt, angenemmen haben, fo ift Damit nur gemeint, daß man es nicht mit Sicherheit weiß, ' daß irgendwo eine Wanderung von Thieren aus dem einen zum andern vorgefommen fey, und daß es Streden zwifchen benfelben gibt, wo fie gar nicht gefunden werden, und baß fie fich beſonders im Innern ber erwähnten Seftlandspartien balten. Dagegen fcheint es beftimmt, ald ob fie wieder, innerhalb der Grenzen diefer Diftrifte, große Wanderungen vornähmen; dieß gilt befonderd von ben füb- lichten, welche vielleicht mit den Renthiergegenden Sübgrönlands zufammenhängen. Vor 1820 war Renthierfleifch eine große Koftbar- feit in ber Disfobucht, und erft nach biefer Zeit wurben Renthier⸗ häute bei Egedesminde eingehandelt. Die Jäger mußten weiter hinab nach Süden ziehen, um Thiere in Menge zu treffen; fpäter aber hat ihre Anzahl bedeutend um die Fjorde im Diftrift von Ege- desminde zugenommen, wohingegen fie in Sübgrönland abgenommen bat, und fie ftreifen, wie erwähnt, ganz hinauf nach dem Eisfiorb

Epel, Groͤnland. 15

226 von Jakobshavn, wo bis jetzt ihre Wanderung nad bem Norden noch ſtehen geblieben iſt.

Im Mai oder Juni verlaſſen die meiſten Eingebotenen ihre Wohnungen, taufchen fie mit Zelten -um, und führen nun im Laufe des "Sommers ein mehr ober weniger herumzichenbed ‚Leben. Dieß beginnen ſie gern damit, daß fie ihre Zelte in ber Nähe des Win derplaßes ‘auffchlagen, wenn bas Ei& noch auf der See liegt, wo fie dann ben Frühjahrsfang, befonders der Weißfifche und der See hunde betreiben; berfelbe pflegt fehr einträglich zu ſeyn, und beſon⸗ ders bergen und MPodnen ſie in diefer Zeit den ganzen Borrath von Fleiſch, welchen fie überhaupt im Laufe des Jahres einfam- meln. Weiter in den Sommer hinein verbergen ſie dasſelbe in Gruben oder Steinhaufen, laffen die Hunde an dem Orte bleiben, oder fegen fie auf Fleinen Inſeln aus, wo ſie fich felbft Nahrung Schaffen müffen, jedoch mit Ausnahme der tragenden Hündinnen, welche fie bei fich behalten, um ficher zu ſeyn, daß Die Race nicht ausſterbe, und darauf begeben fie fich auf weitere Reifen. Sie leiden dann unterwegs feinen Mangel an Nahrung, bie Seevögel legen ihre Eier auf den fleinen Infeln, das Meer ift an mehreren Stellen reih an Pifchen und entbehrt der Seehunde nicht. Einzelne 8% milien begeben ftch auch insbefondere an gewiſſe Pläge, um Lachfe zu fangen, aber dieſe geringeren Erwerbsquellen, welche wir im Solgenden noch näher erwähnen werden, find in ber Regel nur eine’ Nebenfache; bie Renthierjagd ift das Hauptaugenzief biefer Reifen, gibt Die liebte Befchäftigung der Grönländer im Laufe bed Jahres ab, und dient bazu, fie nach dem langwierigen Aufenthalt in den engen und fehlechten Winterhäufern, und nach dem Hunger und der Roth fo vieler Tage im Laufe ber Talten Jahreszeit, zu ftärfen und zu erfrifchen. Wie ber Kajak das nothwendigſte Mittel zum Fangen des Seehundes im Allgemeinen ift, und ber Hunde fchlitten das unentbehrlichite Hausgeräth für die Zeit, in welcher das Meer zugefroren bleibt, fo bilden bie Zelte und das Weiberboot bie unentbebrlichiten Requifiten zur NRenthierfagb und das Leben im Sommer überhaupt.

Die Weiberboste find in Rordgrönland nicht fo häufig und auch nicht fo groß und wohlgebaut als in Sübgrönland. Es fl befannt, daß fie aus Latten und Krummhölzern mit einem Ueber⸗ zuge von Bell zufammengefegt find, wozu meiftentheild das bes

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Urkfufd angewendet wird, aber auf Grund ber Seltenheit brfielben werben oft auch Die Häute der Schwarzfelten in ber Zahl von 20 benubt. Das Boot hat die Form eined Trogs, kann nur bei ge indem Wetter angewendet werden, unb buldet nicht fehr hohe See. Die Reifen werben deßhalb fo viel al8 möglich unmittelbar ber Küfte entlang vorgenommen, fo daß man bei eintretendem Un wetter bald Land fuchen kann; muß man aber über einen Fjord ober bie offene See ſetzen, oder eine fteile Kuͤſtenſtrecke paſſiren, dann fieht man erft den Steuerer gehörig dad Ausſehen ber Luft aus- ſpaͤhen, und. es ift die Sicherheit zu bewundern „„mit welcher dieſes, mit aller Arten Gefahren auf dem Meere fo vertraute Bolt das Wetter beurtheilen fann. So .umternimmt ein bei Nourſak anfäßiger bänifcher Bootsmann mit feinen Grönländern ein paarmal jährlich die gewagte Reife nach der Hafeninfel und zurüd, und zwar in einem Weiberboote, voll beladen mit Steinfohlen, bie er bort felbft ausgräbt und looſe in dad Boot padt. Uebrigens befißen Diefe Fahrzeuge Vorzüge ver jedem anderen Rubderfahrzeug; ein Weiber boot von gewöhnlicher Größe Tann wohl dad Doppelte der Laft auf: nebmen, welche ‚eine Walfifchfängerfchaluppe führen kann, und babei dennoch mit ungefähr der halben Kraft gerudert werden; babei fann es über weit flacheren Grund gehen, und wird mit einer verhäft- nißmäßig noch geringeren Kraft auf das Land gezogen, und enblich umgefehrt und ale Zelt benugt, wo dieſes fehlt. Dieſe Eigenfchaften machen ed im bohen Grabe dazu gefchidt, als Beförderungsmittel für eine oder mehrere Familien zu dienen, die fo zu fagen mit ihrem ganzen Eigenthum reifen, die Frauenzimmer und die Halberwachienen müffen babei die Ruder bedienen; befonders wird es aber Durch feine Leichtigkeit zu foldhen Reifen brauchbar, welche gewöhnlich über eine Strecke Land zwifchen Fiorden ober Landfeen und großen Strömen hingehen. Wenn auch abwechfelnd gezwungen Das Weibers boot zu tragen, und wieber biefe Wege zu benugen, find Die Ren⸗ tbierjäger doch im Stande, dieſe Reifen ziemlich weit in das. Land hinein vorzunehmen. in Weiberboot fann an, Ort und Stelle zu einem Werth von 20 Rbd. veranfchlagt. werden,. und zu biefem niedrigen Preis fomimt, daß das wichtigfte Material und namentlich das, welches am meiften eine Reparatur erforbert, im Lande ſelbſt producirt und eben auf diefen Reifen erworben. wird.

Der füdlichite von ben erwähnten Renthierdiſtrikten wird von

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alfen dort herumwohnenden Grönländern biö incluſive Kronprinzen- Eiland und Jakobshavn befucht. Zu den mittelften ober ber Nour- foafs-Halbinfel werben faum regelmäßige Reifen vom Lande aus unterhommen, aber bie längs der Küfte wohnenden Grönlänber be- geben fich Häufig auf lange Wanderungen in das Innere; fie nehmen dann in der Regel nur wenig Mundvorrath für einen einzigen Tag mit, und fchlafen erſt entweder unter offenem Himmel oder unter einem Dache von grünem Laub, Haben fie aber erſt Rentbiere er- halten, dann fehlt ihnen weder Nahrung noch Zelt. Die nörblichften . Diftrifte werben endlich theild von ben Upernivifd-Grönlänbern, theild von ber anderen Seite von einem Paar Familien vom Ome nals-Fjord aus benubt; beide Partien befuchen und begegnen einander auf ihren Wanderungen über bie erwähnten wenig befann- ten Landftriche.

Wir haben bisher der Renthierjagb als einer Befchäftigung erwähnt, welche im Sommer und- von den Grönländern im Allge ‚meinen getrieben wird. Doch darf es nicht vergeflen werben, daß fie nicht felten auch im Winter vorfommt. So find z. B. im Di fteift von Upernivif in gewiſſen Wintern eben fo: viele Renthiere gefchoffen, ald im Sommer. Sehr oft fommen biefelben nämlich im Minter den Häufern ganz nahe, auf Die bewohnten Pläbe an bad Meeresufer, und dann gibt e8 einzelne eingeborene Familien, welche ihre Winterpläge in den beften Renthiergegenden haben, und folde Jagd das ganze Jahr hindurch dreiben, fo baß fle vorzugsweiſe vom Renthier, und alfo: Dadurch in gewiſſer Art von bem Erdboden leben. Dieß gilt befonderd von bem abſeits gelegenen Winter: platz Narfarfuf, deffen Bewohner felten Noth leiden, im Gegentheile su jeder Jahreszeit Ueberfluß an Renthierfleifch haben follen, nicht ber anderen Landthiere, Hafen und Schneehühner und Füchfe zu gedenfen, deren Belle ihnen ald Hanbeldwaare bienen. Nur wenn fie Sped für ihre Rampen brauchen, fuchen fie Seehunde in Strom ftellen ..oder unter dem feften Lanbeife, welches in bie füplichften Berzweigungen biefes Fiords hinabfchießen fol, zu erlangen. Die Familien; welche biefe entlegene Gegend bewohnen und vorzugsielle von ber Renthierjagd leben, gehören zu ben am meiften iſolirten ini den bänifchen Handelsdiſtrikten; die Frauenzimmer und bie Juͤn⸗ geren find faum jemals in den Kolonien gewefen ober Haben einen Europäer gefehen. Daffelbe gilt zu einem Theile für die Familien,

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welche auf der Upernivife:Nafe und dem „unbelannten Eiland“ im Dmenafs-Fford wohnen, und welche fih im Sommer auf lange Reifen in ben nörblichen Fjordarm und über die Spartenhufd-Halb- infel‘ begeben, aber auch im Winter häufig Renthiere jagen. Die ftete Beichäftigung mit Diefer Jagd vermag bie Sinne derfelben in fo hohem Grade zu fchärfen, daß fie im Iofen Schnee auf etwa eine halbe Meile Entfernung Spuren von Renthieren zu fehen im Stande find.

Nach einem Durchichnitt aus ben vier Jahren 1845 big 1849 find jährlich in Nordgrönland 4380 Renthierfele in ben Handel geliefert, Doch fo, daß auf jedes von den beiden erften Sahren nur %,, von ben lebten bagegen 5, ber ganzen: Summe gehen. Nach den Durchfchnittöpreifen wird der Werth dieſer jähr- lien Ausfuhr 6890 Rbd. ausmachen, und die Probucenten in Grönland Haben dafür ungefähr 1400 Rbd. erhalten. Aber der Berbrauch diefer Art Felle ift felbft in Grönland ziemlidy bedeu- tend; zunächft nach den Häuten des gemeinen Seehundes find fie bie wichtigften. für die Berfertigung der Kleider, und namentlich wärmer und weicher als jene; nächitbem werden fie verwendet, um auf die Pritſche oder bie breite Bank in ben Häufern, welche zum Kachtlager. dient, gelegt. zu werben, und ebenfo um auf den Schlitten zu liegen, Noch größer ift der Verbrauch, wenn .die Grönländer eine doppelte Bekleidung für ihre Zelte haben, und bie Nenthier- felle, mit der Haarfeite nach innen gewendet, zu der unterften be- nußt werben; felbft zu einer folchen inneren Belleibung ber Winter: häufer, einer Art Panellirung, werben fie an einzelnen Stelten be- nugt, obfchon fie in dieſer Hinficht zum größten Theile durch Die Bretterbefleidung verdrängt find. Wenn baher die nad) Jakobshavn gehörenden Weiberboote von der Renthierjagb zurüdfehren, und nur eine Anzahl von 400 Fellen mitbringen, fommen faum einzelne in den. Handel, fondern werden alle zur Berfehung bes Drts felbft, welcher 262 Einwohner hat, verwendet; nicht davon zu reden, daß die Grönländer, welche nach Haufe zurüdfehren, fich felbft auf den Reifen ſchon mit den ihnen nöthigen verfehen haben, In den Di- firiften, wo Die Renthierjagd fparfamer betrieben wird, wie in Dmenaf und Nittenbenf zufammengenommen, fommt faum über ein Procent von der obengenannten Summe in den Handel, wohin- gegen der ganze Reft zur eigenen Berforgung der Einwohner verbraucht

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wird. In Betracht deflen dürfte es kaum zu hoch ſeyn, den Verbrauch von Renthierfellen auf eines bis zwei für jebes Indivi⸗ duum zu veranichlagen, wodurch in allem 8—900 Renthiere heraus- fommen, die jährlih in Nordgrönland getöbtet. werben. Bon biefer Anzahl Tann man annehmen, daß 75 Procent in ben füdlichtten, 20 Procent in den nörblichiten, aber faum 5 Procent in ben mitt: leren ber erwähnten Renthierdiſtrikte vorfommen.

Außer der Handele-Einnahme und dem eigenen’ Verbrauch der Häute, Tiefert endlich das Fleisch ein wichtiges und fehr gefchägtes Nahrungsmittel. Es ernährt nämlich die Grönländer, welche auf bie Renthierjagd ziehen, ausfchließlich ein Paar Monate des Jahre hindurch; fie verzehren es zu Zeiten ganz rod, ja auch fogar während bad Thier noch warm ift, meiftentheild jedoch gekocht; es Tann in jeder Beziehung mit dem Fleiſche Des Hirfches oder Rehes ver- glichen und ihm gleichgeftellt werden. Zur Aufbewahrung nehmen fie e8 theils frifch mit und genießen es dann gern fpäter in ge frorenem Zuftande, oder anderntheild gebörrt, in welchem Fall es ebenfalls ohne weitere Zubereitung genoflen wird. Die Grönländer, welche ihre Heimath an ber Disko⸗Bucht, bei Chriftianshaab und Jakobshavn haben, bringen gern ſo viel Davon mit, daß es für einen bie zwei Monat dauern fann. Das frifche Fleiſch wird von ben Dänen für 3 Sh. das Pfund -gefauftl. Der Inhalt des Wieder kaͤumagens, welcher das zum erftenmale gefaute Futter aufnimmt, wird von ben Eingeborenen für eine. Delifateffe gehalten, hat aber einen Geruch und Geſchmack, welcher bei jevem andern Ekel erregt; und der Genuß tefjelben, ebenfo wie bes rohen Fleiſches, muß ald ein barbarifcher Gebraudy betrachtet werben. Das Fett oder Talg Dagegen, welchea gleichfalls als eine Rarität gilt, und zum Kaffee, ftatt der Sahne benutzt wird, hat einen befonbers reinen und guten Geſchmack. Endlich werden auch gewiffe Sehnen auf biefelbe Art wie bie Sehnen bes Weipfifches zum Nähgeräth verbraucht, und find neben dieſen bie einzige Art Baden, welche zum Nähen ber Kleidungsftüde aus Fellen verwendet werben. Die Geweihe werben zu verfchiedenen Geräthſchaften verarbeitet.

In Südgrönland fcheinen in älteren Zeiten die Nenthiere eine größere Ausbreitung gehabt zu haben, als jest, wie auch namentlich in den letten Jahren ihre Menge bedeutenden Beränderungen unter: worfen war. Die alten Sagen erwähnen ber Jagen im Oftbau

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befonbers auf einer Infel, auf ber fie nur zu gewiſſen Zeiten -und mit bifchöflicher Erlaubniß unternommen werben durften. Vor 100 Jahren betrieben ‚noch bie Groͤnlaͤnder eine bedeutende Iagb bafelbft; jept fcheinen bie Thiere aber ganz aus dem Diftrit Ju⸗ lianehaab verfchwunden, da es Schon über 40 Jahre Her ift, daß ein Einzelnes daſelbſt geſchoſſen wurde, boch follen in ben lehten Jahren wieder Spuren gejeben worden ſeyn. Glaublich iit es aber, baß fich bie Renthiere auch in den Alteflen Zeiten mehr in ben nörblicheren Gegenden gehalten haben, wo breiteres Außenland zu finden if; im Diſtrikt Gobthaab, am höchiten hinauf auf dem Feſtlande find noch ungmweideutige Reſte ber Jaͤgerei bes alten Meft- baus zu finden. In ber Zeit der jegigen koͤniglichen Handelögefellichaft fcheint die Jagd bis 1840. oder 1845 zugenommen zu haben, dann fing fie aber an ſtark abzunehmen, was namentlich in ben bpis den lebten Jahren auffallend war. Die Zunahme mag wohl ber Einführung der Büchfe zuzuſchreiben geweſen feyn, ob aber bie Abnahme nur ber größeren Verfolgung anzurechnen ift, bleibt zwei⸗ felhaft. Auf ältere Zeiten zurüdgugehen, fehlen fichre Rarhrichten, ba bie Selle damals Feine allgemeine Handelswaare gewefen find, doch jollen der Sage nach auch früher Zu: und Abnahmes Perioden geweien ſeyn. Auch zur beften Zeit der Jagd hielt fie fich auf bem erwähnten Theil der Küfte, wo das Außenland, am breiteften, naͤm⸗ lich in Holfteendborg, Suffertoppen und Gobthaab; hoch war fie auch noch bei Fiskernaͤſſet reichlich. Jetzt tft fie bei letzterem Orte fo gering, daß son dort fein Fell mehr in den Handel fommt; Godthaab gibt nur wenige, doch war das Thier für Suffertoppen und Holſteensborg eine reiche Einnahmequelle. Dort wird bie Iagb an ben großen Fiorden betrieben, bei denen ſich das Landeis weit zurüdzieht und bem Thier eiöfreie Flächen zur Orafung und big Möglichkeit, den Verfolgungen zu entgehen, barbietet. Die Aus⸗ breitung von jenen Hauptdiſtrikten nach Süben bis an die Grenze von Jullanehaab ift fehr ſchwach, Doch werden in der Nähe von Frederikshaab jährlich noch einzelne geichoffen.

Die Renthierjagd iſt in ihren Diftriften die liebite Befchäfti- gung der Srönländer, felbft dort wo fie mehr Zerftreuung als Er werbszweig bleibt. In früheren Jahren. unternahm man zu ihrer Detreibung weite Reifen, fogar ven Julianehaab aus, was jedoch mit dem umherſtreifenden Leben abgenommen bat, fo daß fie jegt

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in der Regel in den Grenzen bes Diftrift& "bleibt. In den beiden nörblichften Diftrifien zieht der größte Theil der Bewohner. nodh regelmäßig mehrere. Monate in den Weiberbooten auf biefe Jagd, und kehrt erft im September zuräd, wenn es hohe Zeit ift, bie Winterhäufer gu errichten und den Seehundefang zu beginnen. Außer diefer Sommerjagd werben aber auch im Winter einzelne Renthiere gefchoffen, und in ben befjern Zeiten war es nicht Telten, daß. bie felben bis an die Häufer, fpgar in der Nähe der Kolonien kamen.

Reben dem Fleifh, was auch Bier in berfelben Weiſe, wie im Norden genofien wird, jedoch mit Ausnahme der Bruft, mager it, benugt man bas Talg, deffen Menge gering im Vergleich mit bem zahmen Wiederfäuer‘, und ſpeist vorzugeweife gern den Magen mit feinem efelhaften Moosinhalt. Die Felle find wärmer und leichter, jedoch locker und ſchneller aushaarend, als Seehundshäute, werden aber dennoch zu den meiften Kleidungsftüden vorgezogen. Die Sehnen bilden ald Nähfäden einen gefuchten Handelsartifel im innern Lande, für bie Gegenden, - welche der Thiere entbehren. Die Geweihe, die Iofe auf dem Lande umherliegend gefammelt wer: ben, find zur Anfertigung der Banggeräthe unentbehrliche Artikel; fie fommen auch in ben Handel, doch verfieht berfelbe nur bie füb- lichen Gegenden damit, da fie in Europa faum fo viel Abjag fan den, bie Fracht zu bezahlen.

In dem Zeitraum von 1840 bis 45 hat bie Bevölkerung von 2500 Menſchen, ber Bedarf einer Bamilie von fünf PBerfonen als Rechnungsbafis angenommen, im Durchichnitt jährlich zwei große Pelze, jeder von zwei Fellen, verbraucht, ferner drei Fleinere von ie einem Fell, zwei Srauenbeinfleiber von je einem halben Sell, und ein Fell für die Pritfche, im Ganzen alfo neun Belle. Dieß macht in Allem 4500, und kommt hierzu das in ben europäifchen Hanbel ge brachte Quantum von 11,500 Yellen, muß man annehmen, daß etwa 16,000 Thiere gefchoffen find. Das ift ein Minimum und find bie Belle, welche zu der inneren Befleidung ber Zelte, der zweiten Gar: nitur Pelze in einem Jahre, und zur Wandbekleidung der Häufer und zum Sutter für andere Kleidungsftüde von wohlhabenden Jägern verwendet werben, babei nicht gerechnet. In den fpäteren Jahren ift Die in den Handel gefommene Zahl nach und nach auf bie Hälfte gefchmolgen und ber eigene Verbrauch Groͤnlands -etwa im felben Berhältniß, fo daß von 185155 jährlich gegen 8500 Thiere ale

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geichoffen anzunehmen find. Bei bem fehr verichiedenen Gewicht der Thiere iſt die non ihnen repräfentirte Fleiſchmaſſe fchmerer zu berechnen, boch iſt jedes Thier, ba bie @ingeweibe ‚mit verzehrt werben, auf mindeftens 5 Liespfund anzunehmen, was in ber erften Beriode 1,280,000 Pfund und in ber lebten 680,000 Pfund bes tragen würde. Es wirb aber die größte Zahl der Thiere weit oben im Lande gefchoffen, fo baß ed den Jaͤgern nicht möglich iſt, das Fleiſch zu ben Zelten zu fchaffen, obfchon fie fehr geübt barin find, und mit Hülfe von Riemen, bie fie gegen ‚die Stirn ftemmen, ganze Thiere auf dem Rüden fortichleppen. Die Fleiſchmaſſe, welche den Raubthieren zur Nahrung legen bleibt, betrug früher gewiß bie Hälfte, jebt ein Viertel des Fleiſches, das den Probucenten zu Gute fam. Talg ift auch ſchon felten und findet ſich nur in großen Thieren zu höchftene 8 bis 12 Pfund. Die Zungen werden meiſt zum Ber: fauf nach ben Kolonien gebracht. Der Verbrauch ber Geweihe be- läuft jih in Suͤd⸗Groͤnland auf 3—4000 Pfund jährlih und gegen 100,000 Pfund liegen bei Holfteensborg in Vorrath.

Der Seehund- und Weißfiſchfanz in Verbindung mit der Nen- thierjagb find, wie im Obigen nachgewiefen, bie Hauptbeſchaͤfti⸗ gungen ber ®rönländer, um biefe dreht fich ihre ganze Lebensart, und um ihretwillen fegen fie alles Andere an bie Seite. Aber das Meer enthält und ernährt. noch einen größeren Reichthum an Thie- ren, welche mehr oder weniger benfelben Bebürfniffen wie jene ab» helfen, und Mittel fowohl zur Nahrung als Kleidung und Handels⸗ waaren abgeben fönnen. Einzelne benugen fie im Worbeigehen und ihren Gang als eine Art Zerftreuung, andere bienen ihnen als Zu: flucht in der Roth, aber feine dieſer Erwerbsquellen wird nur im geringften Maße planmäßig oder in der Art betrieben, zu welcher die reichen Gaben auffordern fönnten, welche die Borfehung einem im Uebrigen fo armen Lande, in dem Hunger und Kälte den größe- ften Theil bed Jahres vor der Thuͤre flehen, in ihren barbietet. Hierzu gehören zuerit die Fifche, welche allerdings an Arten nicht fehr reich find, aber bafür um fo mehr an Zahl ber Individuen, und dieß beſonders in einzelnen Streichen und zu gewiffen Zeiten ded Jahres, wodurch fie Gelegenheit zur Einſammlung von großen Maflen von Nahrungsftoff geben, und nächfibem bie Seevögel, welche überdieß ein Material zur Kleidung und einen werthoollen Handelsartikel liefern fönnen,

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Der Froſchfiſch oder Seeteufel, Ulk, iſt Die evſte Zuflucht bes Nordgrönländerd in der Noth, wenn der übrige Fang fehtichlägt und Die Speifefammer leer ift. Er ift längs der Küſte außerorbent lich verbreitet vom nörblichften bis zum fühlichkten Punkte, auf dem Grunde und in wenigen Baden Tiefe. So gut wie an jeber Stelle ber Küfte kann er geangelt werben, und zwar mit einem gemohn: chen Hafen zu allen. Zeiten ‚des Jahres, in offenem Waſſer, fowie auch durch Löcher im Eiſe. In glüdlichen Faͤllen können in einer Zeit von einer Stunde mit einer Angel 20 bis 30 Stüuck erlangt werden, und felten mißglüdt ed ganz; nur wenn an einer Stelle offene See und anhaltend unruhiges Wetter ift, fann auch dieſer Ausweg, Nahrung zu erhalten, bafelbit vernichtet werben ; dann finden fich aber doch meift in der Nähe an jebem dewohnten Bunfte gefchügte fleine Buchten, wohin bie Eingeborenen ihre Kajaks über Land tra⸗ gen können. Die Leichtigleit, mit ber biefer Fiſch gefangen werben fann, felsft von Kindern und Frauen, und bie allgemeine Auss breitung besfelben macht ihn, fo gut wie überall, eine gewiſſe Zeit ded Jahres hindurch zum täglichen. Brod der Bevoͤlkerung; er hilft in diefer Art: gewöhnlich gegen Hungersnoth fchügen, und dat fie früher an einzelnen Orten gewiß auch fern gehalten. Aus die ſem Grunde bat diefe ärmliche Zifcherei eine nicht geringe Wichtig: feit für die Grönländer. Sie erhalten auch bei berfelben Gelegen⸗ heit Heinere Dorfche (Quak), die man auch in Neben unter bem Eife zu fangen verfucht Hat; Hauptfächlich gegen Ende bes Maͤrz; boch find fie nur von einer geringen Bebeutung. Auch in Siüb- Grönland findet man beide vereint, bald den einen bald ben andern vorherrfchend, und im Ganzen dieſelben Sangverhältniffe, und kom men bier beide Ende März aus ber Tiefe von 30 und 40 Haben höher herauf und ganz nahe an bie Lüfte, um zu faichen. In Julianehaab ift der Quak und in Gobthaab der Ulf der wichtigere. Lepterer ift ber beffere von beiden, hat ein feſtes Fleiſch und gibt eine wohlfehmedende und flarfe Suppe. Die Qualen iwiegen durch⸗ ſchnittlich 1'/, Pfund; von jedem Kajak werben unter gewöhnlichen Umftänden 10 bis 20 Stüd am Tage heimgebracht; die Ulfen wie gen faum bie Hälfte, doch bringt ein Kajak 50 bis 100 täglich nach Haufe. Beide Arten werden an fo viel verfchiedenen Punkten gefangen, baß bie Fiſcher fie in Bezug auf Eis und Wetter nad)

Bequemlichkeit ausfuchen, aber es können Doch durch dicht gepacktes

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Treibeis und andere Umftände Hinderniffe eintreten, fo daß auch fie in den Zeiten der vorhandenen Noth feine Hilfe mehr bieten, um fo mehr, als man fie nicht aufbewahrt und nur immer ben täglichen Bedarf fifcht.

Der große nordifche Hai hat eine fehr weite Berbreitung, und förmte wegen ber Leichtigfeit, mit welcher er im Winter auf dem Gife erhalten werden fann, durch den Werth feiner Leber zum Thranerzeugen und feiner ungeheuren Fleiſchmaſſe ald Hundefutter wenn auch nicht als Rahrungsmittel für die Bewohner, die wid) tigfte Fifcherei für Nordgrönland abgeben. Diefes große Thier ift baffelbe, welches in Island unter dem Namen „Havkal“ gefangen wird, in der Baffinsbucht ift es jedoch im Durdhfchnitt ein ganzes Theil Tleiner, es hat im Allgemeinen eine Länge von 4 bis 6, fels tener von 9 Ellen, und Y, bis '/,, feltener: 1, Tonne Leber. Eo it nicht befannt, daß es den Menfchen ober Thieren gefährlich ge- weien fen; um beito mehr zieht es aber dem Aafe nach, und findet fich fat überall ein, wo dergleichen in dag Meer gelegt wird, was im Berein mit feiner bedeutenden Gierigkeit und Trägheit den Fang deſſelben leicht und einfach macht.

Es werden in biefer Beziehung die unglaublichften Dinge er⸗ zählt, fowie, daß bie Haie, welche fich beim Ausſchneiden des Speds aus den Walen einfinden, fich ohne weiteres fangen laffen, und kaum durch irgend eine Mißhandlung veriagt werben fünnen, fo daß man verfucht hat, einem Hai bie Leber auszuſchneiden, und ihn wieder gehen zu laſſen, worauf er fogleich abermald an ben Hafen gebilfen hat, aber ſchon die Art, in welcher fie im Allges meinen gefangen werben, zeigt hinreichend ihre gefräßige und unver- fichtige Natur. Die Haififcherei wirb bier ausichließlich auf bem Eife betrieben, und hat gewiß, in Hinficht auf Leichtigfeit, ben Borzug vor derjenigen, welche in Suͤd⸗Mroͤnland und unter ben Küften von Island im offenen Waffer gebräuchlich if. Wenn man erfennt, daß das Eis liegen bleibt, bildet man Deffnungen, in welchen bie Eingeweide von Seehunden und dergleichen angebracht werben, was die Haie an biefe Stelle lockt; fpäter, wenn erft bie Fifcherel im Gange ift, bedarf es deffen nicht mehr. Wan wendet barauf bie verichiedenen Methoden an; bie einfachfte befteht darin, baß- man in ber Nacht mit einer Fadel den Hai an bie Oberfläche des Waſ⸗ ſers lodt, worauf man einfach einen furzen Irummgebogenen eifernen

Hafen in denſelben fchlägt, und ihn auf dad Eis zieht, wozu die Kraft von zwei Männern erfordert wird, wenn e8 einer von den größeren Fifchen if. Es gefchieht auch bei der SHaififäherei, daß das Thier ganz von felbft an die Oberfläche fommt, worauf man ohne weiteres Handhafen in baffelbe ſchlagen fann, am leichteften in Die Augen. Die zweite Methode befteht darin, den Hafen-mit einer Atzung, mit Hülfe einer Eifenkette 2 bis 3 Ellen tief in das Waſſer zu hängen; es if dann gerabe nicht nothwendig, Daß un- unterbrochen auf den Hafen aufgepaßt wird, weil der Hal, ber an- gebiffen hat, nicht abgehen und die Kette mit fich fchleppen kann, nur ift man dem ausgelegt, daß er bald angegriffen und von ben übrigen Haien verzehrt wird, welches dann bamit endet, daß nur der Kopf am Hafen bleibt, oder, daß ein ‚neuer Hai hinzufömmt und fi an biefen anbeißt. Der Hafen muß auch fo eingerichtet feyn, daß er wie ein Zapfen an dem Ende der Kette rundherum gehen kann, da er ſich fonft abdrehen würde. ine britte Methode wird im Omenafs-Sjord angewendet, und befteht in dem Gebrauche von langen Schnüren, von bünnen Bindfaden und gewöhnlichen großen Fifcherhafen, die ganz auf den Grund hinunter gehen; bie Trägheit oder Dummheit des Hals macht es nämlich, daß ſich biefes große Thier mit einer Schnur von der Stärfe wie ein dickes Segelgarn heraufziehen läßt, fo daß es nicht felten mit benfelben Schnüren gefangen wird, mit welchen man die Heiligbutten filcht. Diefe Methode erfordert ein beftändiges Aufpaflen und Wachehalten an ben Schnüren, welches jedoch dadurch erleichtert ‘wird, daß fie . an aufrechtitehenden, biegfamen Stangen, an denen man .fehen fann, ob die Thiere anbeißen, befeftigt werben, wodurch ed dann ermöglicht ift, daß ein Mann auf mehrere zugleich aufpaflen kann.

Die Leber eines Haies gibt bei ber Ausbrennung faum 50 Pro⸗ cent Thran, wird aber den Producenten in Nordgrönland doch mit bemfelben Breife, wie ber Sped, bezahlt. In den Jahren 1845 bis 1849 wurden im Durchfchnitt dort jährlich 360 . Tonnen Leber producirt, Die zu einem Werth von gegen 4000 Rbd. veranfchlagt wer: den fönnen, und zu deren Aufbringung man annehmen fann, daß 2000 Haie gefangen ſeyn müffen. Diefe Fifcherei wurde bisher vorzugsweiſe von bänifchen Leuten und von denjenigen Eingeborenen und Miſch⸗ lingen,, welche in Dienften der Handlung ftehen, und befonders bei Chriſtianshaab und im Omenafe-Fjord betrieben, am wenigften aber

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bei. Rittenbenf und Upernivif. Es gibt Plaͤtze, welche fich beſtaͤndig ducch eine fehr glüdliche Halfifcherei ausgezeichnet haben, wie z. B. Riakornak im Omenals⸗Fjord; jedoch bürfte der Zug der Haie nad einer folchen Stelle eher durch die thätige Fiſcherei ſelbſt hervorge⸗ rufen feyn, als durch die eigene Beichaffenheit dee Fahrwaſſer, doch möchte vielleicht eine gewiſſe Strömung ein wenig mit dazu beitragen, die Haie von weither an dieſe Stellen zu loden, wo fie Aas und thierifche Weberrefte finden. Es fcheint nämlich, als ob fie wie bie Bären beftändig weite Streifzüge machen, und ſich durch den Geruch leiten laffen. Es gibt faum eine Stelle, wo bie Fifcherei ganz miß- glüdte, obſchon die Thiere jehr oft lange auöbleiben, und zu Zeiten am andere Stellen binziehen; fo wurde bei Godhavn im Winter 1849 bemerft, daß fie plöplich verfehmanden, nachdem bereits ein Baar Wochen hindurch dort ein recht glüdlicher Fang getrieben war; aber zur felben Zeit traf auch bei Klaushaun ein Weißfifch-Soarbfät ein, und hierdurch fonnten die Haie in unglaublicher Menge gefangen werden. Es find bei biefer Gelegenheit mit nur 2 Hafen 10 Ton- nen Leber eingebracht, und ein einziger Mann fonnte mit Fadel und Handhafen bis zu 10 Thiere in einer Nacht erlangen.

Bon den Haien wurde bisher fat nur Die Leber benutzt, fie it bie Handelswaare; das Fleifch, welches auf Island zur Rahrung dient, nachdem ed einer Art Gährungsproceß unterworfen ift, wozu ed in die Erde eingegraben werben muß, wird von den Grönlänbern nur fehr felten und ausnahmeweife verzehrt. Die Hunde frefien es recht ‚gern, können ed aber gewöhnlicherweife nur erhalten, fo lange das Eis liegt, und fie fuchen es fich felbft aus ben Haufen hervor, da man fich nur felten die Mühe gibt, ed aufs Land zu bringen und aufzubewahren. Man bat bemerft, daß das Fleiſch im gefror- nen Zuftande, worin e8 ftch immer befindet, während es zur Zeit der Fiſcherei in Haufen da liegt, eine Wirkung eigenthümlicher Art auf die Hunde hervorbringt, beſonders fo lange fie nicht daran ge- wöhnt find. Sie werden träge und von Schwindel überfallen; wenn man ein wenig mit ihnen gefahren ift, fangen fie an bie Ohren hängen zu laflen, taumeln von ber einen Seite zur andern, und fallen zufegt unter Krämpfen und Zudungen nieder, worauf man fie nicht mehr von ber Stelle bringen fann. Dieß fol inbeflen nur feinen Grund in der Mafle von falzhaltiger Keuchtigfeit haben, welche das Fleiſch enthält, und welche ganz und gar mit. hinunter-

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gefchlinft wird, wenn es fo im gefrorenen Zußanbe genofien wird. Laßt man es aufthauen, fo fließt biefe Feuchtigkeit zum größten Theile weg, und. das Fleiſch jchmindet zur Hälfte zufammen; bei einiger Preſſung würde fie noch vollfkändiger zu entfernen feyn. Daffelde kann durch ein Abkochen gefchehen, welches am liebſten mehrmals zu wieberholen ift; aber ber Froſt allein bewirkt ſicherlich zu einem Thelte bafielbe, da er das Zellengewebe oder bie feinen Gefäße, In denen das Wafler vertheilt ift, fprengt, und bieß fo von der Fleifchmafle trennt. Nach einer fo einfachen Zubereitung fol das Fleiſch ein fehr gutes Hundefutter feyn, infoweit wie der Fiſch im Allgemeinen das Geehundgfleifeh, was immer das befte bleibt, erfegen fann. Das Haifleifch ift auch ungemein fett, welches man leicht beobachten fann, wenn man es trocknet, indem es babei Del ausſchwitzt. Bebauernswerth ift es deßhalb, daß fo große Maflen von Haifleiih an Orten unbenupt gelaffen werben, wo man bie Hunde, welche von einer fo großen Wichtigfeit in der übrigen Dekonomie find, gemöhnlich den Hungertod erleiden, und jährlid zu gewiſſen Zeiten und an einzelnen Stellen den fürchterlichkten Qualen ausgefegt fieht. Wo der Haififchfang ‚mit einigem Gluͤck ge trieben vwird, fieht man mehrere Hunderte; ja an einzelnen Stellen Tauſende der folofjalen Aeſer, aus denen mur die Leber audge fehnitten ift, das Eis bedecken, ohne nur ganz einfach auf das Land gefchleppt zu werben; biefe großen Haufen treiben, nachbem fie bie Naben und Hunde des Ortes eine kurze Zeit hindurch erfreut haben, regelmäßig wieder mit dem Eife feewärts, und werden fo dem Meere zurüdgegeben.

In Südgrönland gehört ber Haifang nicht allein zu dem wid: tigften Erwerb für die Einwohner, bie zu alt ober zu jung find, um als Kajafruderer fich durch ben Seehundöfang zu ernähren, fondern er fönnte auch für die Kolonien. größere Bedeutung gewin⸗ nen, und bie Betreibung mit europälfcher Arbeitskraft Iohnen, weh ed die ungünftigen Naturverhältniffe in ber David-Straße nicht bis ſoweit geftatteten, bort eine beitändige europäifche Fiſchfangs⸗ ſtation zu etabliren.. Es ftreifen die Haie unabläffig in dieſen Bahr: waſſern umber, und ſtrömen von allen Seiten, durch ben Gerud) geleitet, dort zufammen, wo ein Aas treibt oder Seehunde gefangen werben. Die Jahreszeit hat jedoch auch Einfluß auf ihre. Menge, und namentlich find die Monate von Februar bis Mai die wenigf

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günftigen, der Herbft dagegen bie glüdlichfte Zeit für die Fiſcherei. Außerdem find unftreitig gewiſſe Fiſchbaͤnke und beren nächte Um- gebungen bie glädlichften Lofalitäten dafür. Der Hal ift in feiner Größe ziemlich verfchleden, von drei bie ſieben Ellen Länge und auch darüber; die gefangenen find durchſchnittlich 4, Ellen lang. Die Leber, der eigentliche Gegenftand bes Fanges, gibt ausge⸗ ſchmolzen etwa 53 Procent Thran, und beläuft fich bei ben Fleineren Thleren auf bei ben größeren auf eine und zwei Tonnen. Ein etwa vier Ellen langer Hai wiegt gegen 220 Pfund und nach Abzug ver Leber und Gebärme 173 Pfund. Darunter find 80 Pfund reines Fleiſch, das Uebrige, namentlidh der große Kopf, meilt Knochen, die knorpelig find und mit jedem Meffer gefchnitten werben finnen, Haut, bie einen halben Zul did iſt, Kiemen und übrige Weichtheile des Kopfes. Sämmtliche Knochen verzehren die Süd- länder gern, beſonders wenn ſich ſchon eine Zeitlang gelegen haben, doch enthalten fie, wie Die Haut und Weichtheile, durchaus fein Bett oder Thran, wohingegen ein bedeutendes Duantum deſſelben aus dem Fleiſche, das Hier auch zuweilen gegefien wird, gewonnen werben koͤnnte. Friſch gefocht genießt ed faft niemand, fondern meiſt in Streifen gefchnitten und gedörrt, weil man ed in anderer Weile, doch völlig ohne Grund, für ſchaͤdlich Hält; es ſchmeckt frifch ähnlich wie bie Heiligbutten, und fieht ſchoͤn weiß, aber etwas grob und zähe aus. Während bed Dörrens ſchwitzt es eine bedeutende Menge Thran, und es träuft derfelbe als waſſerklares Del heraus, wodurch ed bis auf , bes urfprünglichen Gewichts ſchwindet. Das Sleifch ift außerdem- fehr waflerhaltig, doch läuft der größte Theil diefes falzigen Fleiſchwaſſers von felbft ab, wenn man ben Hai frieren und wieder aufthauen läßt; und läßt man ed nur wenige Tage unter einer leichten Preſſe liegen, fo ſchwindet das Fleiſch Schnell iu feiner Hälfte zufammen. In dieſer Weife gepreßtes Fleifch ver- wandelt fich im Kochen wieder in einen bünnen Brei, und wenn man biefen abermals preßt und vollftändig über dem Teuer eins trocknen läßt, gewinnt-man ein gewiſſes Quantum Thran, während fh der übrig bleibende Fleifchfuchen gut ißt, und unter Anwendung gewiſſer Vorfichtsmaßregeln leicht: in gebörrtem Zuftand aufbewahren läßt, Ein kleineres Thier gibt durch Auskochung des durch einfaches Prefien von ber Waflerhätfte befreiten Fleiſches 20 Procent Thran und 24 Brocent Fleiſchkuchen. Bon drei Tonnen ausgewaͤſſertem

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Fleiſch erhielt man 54 Pottmaß oder 15 Procent Thran, bei gan ſchlechter Preſfſung. Das urſprüngliche noch waſſerhaltige Fleiſch enthält alfo gewiß 8 bis 10 Procent Thran, aber über 75 Proceni Waſſer. Die nordgrönländifche Art den Hal durch Wuhnen im Eife zu fangen, ift auch in Südgrönland verfucht, und hat auch immer zum Erfolg geführt, da aber das Eid nur kurze Zeit und an wenigen Stellen feftliegt, wurde es nichts Bebeutendes. Dagegen ift für Rechnung ber Handelsgeſellſchaft, theild auch von der Mann- fchaft mit Leihung ihrer Geräthfchaften, der Haifang fowohl in ben Fjorden, wie außen zwifchen den Infeln getrieben. An den erwähn ten günftigen Fifchbänfen fing man von einem größeren Boot in einer einzigen Nacht 70 bi8 80 Haie; zu andern Zeiten fann man aber lange filchen, ohne irgend etwas zu erhalten, und ba foftbate Bertauungen für bie in tiefem Waſſer (oft bis zu 60 Faden) lie genden Boote angewendet werden müflen, führt plöglich entftehendes Unwetter häufige Verluſte der dahin gehörenden Geräthfchaften herbei, und da überdieß der Bang nur von feegewohnten Leuten ausgeübt werben kann, fteht er weit hinter der Haififcherei in Norbgrönland zurüd. Die Eingeborenen fangen ben Hai nur gelegentlich, wenn er von dem Seehundsfang gelodt ift, hoch oben am Lande, theil weife aber auch bei gewiffen Fifcherelen im tiefen Wafler, wo jle häufig an ganz Feine Hafen beißen, an ben bünnen Schnüren auf gezogen, und vom Kajaf aus mit einem einfachen Meflerfchnitt ger tödtet werden, Beim Klappmüsenfang umfchwärmen fie das Großeis maffenhaft, und die Grönländer, die fie fonderbarerweife für ſchlaue Thiere halten, behaupten, daß fie unter die Eisfchollen ſchwimmen, auf denen ber Jäger fteht, um abzumarten, bis er ben Seehund gefchuffen hat. Gefährlich ift diefer Hai nicht, und nur bie fehr großen Thiere find von den Gingeborenen gefürchtet, weil fie durch ihre Bewegung und ihre fehr fcharfe Haut Löcher in ben Kajaf reißen fönnen.

. Im Ganzen ift der Halfang in unferer Zeit im Zunehmen ge weſen. Nach einem Durchfchnitt der legten, fünf Jahre famen un gefäht 500 Tonnen Leber jährlich in den Handel, von benen jedoch etwa ein Fünftel dem Dorſch zufält; fo dag nur ‚etwa 3000 Haie als jährlicher Fang blieben, ungerechnet bie, von denen bie Leber nicht in den Handel fommt. Die efbaren Theile, Fleiſch und Knorpel diefer Thiere, dürften fich auf 400,000 Pfund belaufen,

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von denen nur ein geringer Theil wirklich verzehrt, das andere aber meggeivorfen wird, In der fnappen Winterzeit greifen jedoch bie hungernden Bewohner fehr gern zu ben tobten Haiförpern, bie fie finden.

Der größere Dorſch oder Kabliau, kommt allerdings nur auf einer Strecke der Kuͤſte von Nordgrönland und zu einer gewiſſen Zeit des Jahres, und auch nicht einmal in jedem Jahre vor, aber wo es gefhieht, gibt:er auch eine um fo reichere Ausbeute, und es fehlt nicht an einer Gelegenheit, ihn in einen Zuſtand zu vers jegen, in dem er aufbewahrt werben Tann. Es dehnt fich eine ſehr reiche Dorſchbank laͤngs eines großen Theils der Küfte von Südgrönland;, beſonders außerhalb der Kolonie von Holſteensborg. Als eine Fortſetzung, ober ald ein Ausläufer. derfelben, muͤſſen bie Haufen betrachtet werden, welche im Juli, ober meiftens doch gegen had Ende des Sommers, im Auguft, fich zwifchen den Infeln im Difrift von Egedesminde einfinden, Die Küfte um bie Disko⸗-Bucht herum ‚verfolgen, bis hinein in ben Eisfjord von Jakobshavn,: wo fe gewöhnlich ftehen bleiben, und auf der andern Seite ‚hinüber nach Kronprinzen⸗Eiland ftreifen, aber fo viel es befannt if, faum noch im Norden bed 70, Breitegraded gefangen werben. Erſt vor eiwa acht bis neun Jahren begann man,. ihnen bier nachzuftellen ; nachdem fie darauf in ben Jahren 1845 bis 1849 eine gute Hülfe für. die Bevölferung um bie Dieko-Bucht herum gewefen waren, nahmen fie plöglich flarf ab, und blieben 1850. bis 1851 faft ganz aus. Es iſt indeſſen kaum glaublich, daß hiermit dieſe außerorbentliche Huͤlfsquelle für die Zukunft geſchloſſen ſeyn ſollte; cher ſcheint ber Zug der Fiſche periodiſch und auf gewiſſe Reihenfolgen von Jahren beſchraͤnkt. Er ſoll auch in fruͤheren Zeiten und namentlich vor 1820 in Menge vorgekommen ſeyn, aber man war damals nicht fo aufmerkſam auf ihn als jetzt, ſeitdem die Leber auch als Han⸗ delsartilel angenommen wird. Jedoch iſt dieſelbe nur von gerin⸗ gem Werthe im Verhaͤltniß zu dem Vorxath von Nahrungsmitteln, welcher eingeſammelt werden kann, indem man dieſen Stich: fängt und trodnet. In einem: Paar der erwaͤhnten Jahre wurden. ungefaͤhr 65 Tonnen Leber jährlich bei Chriſtianshaab und Egedesminde ein⸗ gehandelt ; dieſes ſetzt voraus, daß dort über 40,000 Fiſche gefangen ſeyn müffen, welche dadurch, daß. fie getrocknet und aufbewahrt werben, einen nicht geringen Beitrag zum Wintervorrath für: eine

Etzel, Groͤnlaub. 16

von bin Srönlänbern allein. Oft lieferten dieſe auch den frifihen Fiſch zum Verkauf, der dann von ber Handelsgefellſchaft gebötrt - ‚unbizibereitet: wurde, üm zur: Zeit‘ der Roth im Lande felbft wieder verfauft zu werben; Ein geringer Theil wurde auch als Klippfiſch nach Europa verſandt. Bei ben: Bänfen findet. fich ber Fiſch nicht vor dem 20; Juni ein, in ben Schären,. bei Fiskernaͤſſet wenigftens, fommt er aber zeitweiſe ſchon im Fruhjahre, namentlich im April vor’, geht: Danır “aber. wieder fort. Ganz früh im Sommer findet man oft in: großer Menge junge Kabliau's, Die nicht viel größer als ein Häring.“ ‚Die eigentliche Fangzeit, in der man bie großen Fiſche erwartet, iſt Inlir und Yuguft, wo fie an ben Baͤnken an fangen, und kun bis in den Herbit hinein bleiben, wo dann die Seehunde kommen; aber: felbft in biefer Zeit ift der: Bang nady den Lokalitaͤten ſehr verſchieden. Zumeilen flieht ber Kabliau in unge eurer. Mertge längere Zeit hindurch an einer Stelle, unb ver ſchwindet Darauf plöglich; meift zieht er in Haufen, welche bie Fiſcher zu verfolgen: bedacht. find, es fcheint ihr Verfchwinden mit dem "Kommen der. Seehunde. zufammenzubängen, bie fie verjagen. Auf dauernde Fifcherei an. beftimmten Banken kann "man fich baher hier Feine Rechnung machen, da fich Der Fiſch bald bei ber einen, bald bei Det andern Stelle von Julianehaab bis nach Holſteensborg einfindet, und’. es gibt ſowohl zwiſchen den Inſeln, als in ben Fjorden einzelne Punkte, an denen: ex felten oder nie ganz ver: fchwindet, Dazu ‚gehört vor allen. Fiskernaͤſſet. Der größte Theil wird non.ben Kajals gefangen, ‚ber ‚geringere von ben Booten ber Handelögefelfchaft ober. den Weiberbonten. Oft find die Haufen fo. dicht, daß man fo lange fifchen fann, als: man Zeit hat, und ein größeres Boot in einem halben: Tage belaftet. Bei Zisfernäflet, wo der Bang. am regelmäßigften. und am wenigften vom Wetter und Treibeis gehindert getrieben wird, . erhielten bie für bie Handelsge⸗ ſellſchaft befchäftigten.Leute in einem Jahre durchſchnittlich 10 Stüd, im: anderen 20 und 24 Stüd täglich, im Juli und Auguft. Bir bie -Kajaffänger herrſchen biefelben Verhältniffe, und der Erfolg zeigt bie ‚größte Verſchiedenheit, von gaͤnzlichem Mißlingen bid zu ber Möglichkeit, die: Thiere mit Händen zu greifen. In früheren Zeiten fiſchten bie Grönländer felten ,. jetzt häufiger, theild allerdings aus Ar muth und unter Verſaͤumung des Seehundsfanges, theils um Winter: vorrath dadurch zu erhalten, Die in den Handel gebrachte und von ben

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Eingeborenen felbft verzehrte Leber läßt bie Zahl: ber in ben letzten fünf Sahren gefangenen Fiſche auf 200,000 veranfchlagen. Davor find 20— 30,000 von ber Hanbelögefellichaft ſelbſt gefifcht ober ge börrt, der Reſt aber im Lande verzehrt. Die Größe ber. Kabliau's iſt ſehr verfchieben, von zwei bis über 20 Pfund. Im Durchfchwitt darf man die gebörrten, deren Köpfe abgefchnitten find, auf vier Fünftel Pfund veranfihlagen, den ganzen Fiſch friſch auf vier Pfunts Die Reber. gibt 35-40 Procent Thran ımb 12--1600 füllen eine Tonne. Der übrige Theil bes Fiſches ſcheint kaum sine Spur vor Fett zu enthalten, iſt aber ein treffliches Nahrungsmittel. Wo biefe großen Haufen Kabliau . herfommen, ift - Bisher noch ein Raͤthſel, and trog ber größten Mühe hat. man nur ſehr felten und ganz ausnahmsweiſe Weibchen mit Eiern gefangen... Das Zurüdbleiben Einzelner, nach dem Fortziehen ber Saufen, für die ganze: Zeit bed Jahres und in ben verfchledenften . Fjorden, wie die Ankunft bet ganz jungen Kabliau's im Frühjahre bei Julianehaab, deutet ent- ſchieden darauf daß fie Kr Salchpläpe unweit - Sübgrönland Haben müflen. '

Die Sahöforelle hat eine große. Verbreitam in Rordgron⸗ land, und kommt bis ganz oben in dem Diſtrikt von Upernivik vor, wenn ſchon ſparſamer, je weiter nach Rorden hinauf. Der Bang derſelben macht. eine ber Sommerbefchäftigungen , oder richtiger Bes lufigungen ber Grönländer aus. Sie geht im Sommer ober Herbſt hinauf in die Landſeen, und bringt den Winter zum . Theil bavin zu. Man bat auch an einzelnen Stellen, 4. B. bei. Rittenbenk, fie in den Landſeen unter. bem Eiſe in Netzen gefangen. Am :ineiften werben fie. jeboch im Sommer in Netzen gefifcht, welche ebenſo wie..bie, Seehundsnetze an ber: Küfte ausgefept werben, und zwar ganz an der Mündung ber Ströme, oder . auch - in.Reufen in’ den Strömen ſelbſt. Die wicßtigften Stellen, - an denen: ſich bie Nord⸗ grönländer im Sommer. aufhalten. um ‚Lacheöfang.- zu. treiben find: Elallugarſoit, Ineluk, das Innere ‚von. Neffotouf- und: Anleitſtvik⸗ Biord., Tesfiurfarfuf und Tesfiurfat bei: Chriftianshanb. » Jeboch wird nur ſehr wenig von ber Beute zum Wintervorrath gefammell,

. In Eibgrönianb tritt: dieſelbe zu gewiſſen Zelten des. Jahres in ‚bie ‚Ströme, und zieht bis: zu ben: Landſeen hinauf; ehrt ‚Dahn um. und in das Meer mid. :.Sie wird. :baber theils im. ben Strömen ſelbſt, theils im: Salzwaſſer vor deren Muͤndungen ‚gefangen;

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Für. die alten Rorbländer war ohne Zweifel diefer Fiſchfang von ber größten Wichtigfeit, denn ihre Bauten. finden fish hier ‚alle in unmittelbarer Nähe folder Ströme angelegt, jetzt aber. iſt er von weniger Bedeutung: Die Hanbelsgefellichaft hat: ab und zu Nepe quer durch die Ströme ziehen laffen und bie Beute geſalzen zum Berfauf nach Europa gefihidt. Die Srönländer fangen aber ben größten Theil feldft, und zwar auf die unbequenafte Weiſe, indem fie biefelben, wie euwpaͤiſche Fiſcher die Yale, von Steinen in dem Stromlauf aus, ftechen. Der beſte Hang iſt hier im Juli und Auguft, doch frheint der Zug ber Lachsforelle fehr .unbeftändig, am bedentendften nad) ſtarken Regenfchauern. In glüdlichen Yällen fünnen mit ‚einem: Netze täglich. mebrere Tonnen gefangen werden, aft müſſen fie aber an benfelben Stellen lange liegen, ehe. man über: haupt etwas erhält. Da nun bie wmeiften Lachsſtroͤme fich ziemlich ab- ſeits und tiefer in .bie Fiorde hinein befinden, und ber Sommer für Jedermann in Grönland, genug zu thun gibt, bat man felten Gelegen⸗ heit an folchen Stellen, aufzupaffen, fo daß diefe Fiſcherei wohl mie von großer Bedeutung, weder für die Konfumtion im Lande noch für bie Ausfahre werben wird, wenigſtens nicht. im Vergleich zur übrl- gen: Fiſcherei. Die Suͤdgroͤnlaͤnder betreiben fie fee unvegelmaͤßig wenn fie ihre umberftreifenbe. Lebensart an die Ströme ‚führt, und baburch ihre Luft erregt wird, Seltener ‚gehen Meiberbonte nur zu biefern Zweck in bie Fiorbe. hinaus, einzelne Kajaks liegen. aber mit unter längere Zeit zum Fiſchen in den Strömen, und werben von Knaben. bedient. Be Gobthaab_fängt ein Knabe im Sommer zwi⸗ feben ::200.und 300 Stüd. Die Lachsforellen‘ find von fehr ver fchiebener Größe und Fettheit, wiegen jeboch burchfehnittlich mur ein Baar Pfund. Sie werben getrocknet und eine Zeit lang bewahrt, ba. fie aber eine Lederei find, Halten fie nur felten den Winter ans, übrigens wird der: Fang in jedem Diftrift. betrieben.

Die bisher: aufgezaͤhlten drei Kifchforten haben ſchon früh zu großen Berfuchen ihres Betriebs Anlaß gegeben. Zur Zeit Egede's haben amerifanifche Schiffe den Dorfih auf den Bänfen in ber Davis-Straße zu. fifchen verſucht, Boch weiß man. nicht, ob.fie Trocken⸗ pläge ‘oder. Stationen auf der Kuſte gehabt. haben. Später findet ſich nichts mehr von. dieſen Verſuchen, und . zeigten fich erſt dann wieder: Spuren, als der groönlaͤndiſche Handel beſtaͤndig einen Ueber ſchuß abwarf. In ‘diefer Zeit ſcheinen ſie aber mehr: Vorwand

Zar

gersefen zu ſeyn, um in Berührung: mit ben Eingaborenen. zu. Hans delszwecken zu. kommen, ober ihre Arbeitokraft zu benutzen. Im Jahre 1833 beantragte Das Handelſshaus von der Pablen und Kal eine Kuͤſtenſtrecke überwielen zu befommen, um Walſiſch⸗ Seehunbe- und Fiſchfang darauf zu betreiben. Der erfte Antrag ging alleitı auf die. Bewilligung aus, bie großen unb wichtigen -Naturfchäge Groͤnlands ausbeuten zu dürfen, ind war nur auf bie Unterftügung der europaͤiſchen Arbeitäfräfte durch Eingeboxene bingebeutet. Im Sabre 1834 wurde ein Etabliffement angelegt, welches bie 1841 Beftand Hatte; ‚bie Geſchichte deſſelben bewies, da die Arbeitöfraft der. Eingeborenen .bem Unternehmen bie Hauptſache war. Das Haus erhielt tbeild durch neue Anträge, theils durch Umgehung ber Beſtimmungen, .eine Anzahl Groͤnlaͤnber in feinen Dienft, brauchte ven Walfifehfang nicht mehr zu betreiben, himmerte ſich um ıbem Dorſchfeng wenig, fonbem legte fih nur auf den Haifiſch⸗und Seehundsnetzfang. SEelbſtverſtaͤndlich lohnte bie Unternehmung euro paͤrſche Arbeitskraft nicht, und Alles ging darauf, aus, die Grön⸗ laͤnder zu benutzen, doch geigte es ſich, daß. dieſe, durch die Höhere Bezahlung in ber Fifchfangegeit von ihrem felbftftändigen. Seehunds⸗ fang, weggelockt und zufammengehäufts möcht beſtehen Eonnten.: Das großartig begonnene Unternehmen endete. .balb:. mit. Hunger ob Banguerott. J hr. tb, Daneben wurden in den Dahren 1897-445, ein Theil Bnfase ben: Sei: und Dorſchfang zu: ‚betreiben, für verſchiedene Rechnund unternvmmest, und zwar mit fo: abwechſelndem Bilüde, daß 28 balb von dem seinen, bald pon bem andern hieß, .er ſey von der größten MWichtigfeit, oder er mache. ſich Taum: bezahlt. Stets war die Kraft der Eingeborenen dabei heanſptucht, die dent: rohen Dorſch. ba Stud für. 1 Schill. lieferten, oder ſich für 24 Schill. Taglohn vermietheten, dabei aber den übrigen Theil des Jahres für fich ſelbſt forgen mußten. . Außerdem wurbe: ben Kolenialbeamten, melde in biefer Weife ben. Fang betrieben, &rleichterung. in. ber Fracht: be willigt, ‚und. die. Haileber von der Handelögefellfchaft ebenſo hoch, ber zahlt, wie dem Gröniländer der Speck, obfchun .biefer doppelt: fo.nid Thran gibt: Die gewonnenen wechfelnden Refultate führten..aber zu dem Schluß, baß hie Fifcherei überhaupt. weit. unter ‚dem. Seer hundsfang ‚bleibt, und. daß es gefährlich if, ‚ven Grünlänber von der ſelbſtſtaͤndigen Betreibung deſſelben „abzuziehen ,. und. zu. jenem: gm

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verrdenben, wozu er lſeider durch augenblicklichen und leichten Ver⸗ dienſt verlockt wird. In ben Jahren 1847 —51 wurde der Fiſchfang auf Rechnung der Hanbelsgefellfchaft und unter ber Leitung des islänbifchen. Kaufmanns Ihomfen betrieben... Das ſo gewonnene Reſultat muß als das entfcheidenbfte betrachtet werden, theils weil ed mit großer Sachkenntniß und Ihätigfeit geleitet wurde, und ihm alle fonft entgegenſtehenden Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt wären, und anderntheils well gleichzeitig Die Engländer und Ame⸗ rikaner mit demfelben Refultat fiſchten. Thomſen unterfuchte 1847 ben Fisfernäffet-Sjord und prüfte dann die Fifcherei bei Holfteene: borg mit ‚einer Yacht, theils auf den Bählen und. theils und meif in ben Fiorden, unter. Anwendung eines großen Netzes, mit dein die nah vereinten Dorichhaufen abgefperst wurden, Der Ausfall war im Ganzen in. biefem Jahre fehr glücklich. Am: Winter und Frühjahr wurden die Verfuche eifrig fortgefegt, ‚doch vor dem 22. Juni fein. einziger Kabliau gefangen, da fte erſt mit dieſem Tage eintrafen. Eine von Kopenhagen gefommene Yacht fiſchte nun bis zum 2, Juli 2300 Stüd, und. bann..in den Fjiorden bis zum 2. : September 30,106 Stüd, außerdem fingen. die neun Mann. Befagung: ber Ko lonie-Yacht 9268.Stüd vom 20. Juli ab, alſo im gluͤcklichſten Jahre 44,553 Stuck. : Im Jahre 1849 wurde ber. Fang. ſchon am 4; Juni begonnen, blieb aber ohne Refultat bis zum 1. Juli, wo ber Kabliau fich zeigte. aber: der Fang ‚buch ſtuͤrmiſches Wetier bis zum 10. ‚verhindert wurde. ‚In 30 Farigtagen bis. zum 20. September Fichte. Die Yacht 14,000 Stüd Kabllau. . Dann verſchwanden bie felben,. doch wurden im .Dftober 131 Haie: gefiſcht, bis die eintre⸗ tende Kälte fie: vertrieb, und’ den Fang aus ıoffnen: Booten unmög- ich machte. Den Winter hindurch erlaubte die Witterung feinen Berfuch. Als im. Frühjahr. das Eis fortgind, ging die Yacht nad) Fiskernaͤſſet, fand aber wenig Fiſche und wurde nom Großeis ein⸗ geichloffen, bis..zum. 22. Mai, bann unterfuchte fie. Die Bank vor Godthaab, fing aber. nur einen Kabliauſ und keinen Hai; darauf unterfuchte . fie auf Rath der ‚Grönländer einen” Fiorb,. und ing darin’ 80 Kabliau's. Am 10. Juni: kehrte fie. nach Holſteensborg zurück, wo inzwiſchen zwei englifche Fiſcherſchiffe eins 24 und eind nur. einen Fifch gefangen hatten. . Ende Juni fanden fich die Züge auf ben Bänfen ein, doch wurde. überall. mit ‚geringem Glied: ge fifcht, ‚und im Auguft waren bie Florbs faſt ganz - verlaffen, und

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Ihomfen, der dem Gerüchte, daß ſich die Dorſche bet Suflertöppen in Menge einfanden, nachging, ſiſchte mit beiden Dachten auch dort mit nur mäßigem Erfolg, während ein paar englifche Schiife ſchon früh im Sommer. die Straße wegen bes gänzlichen Mangels an Fiſchen verließen. Die ganze Ausbeute biefes ungluͤcklichen Jahres belief fich auf 14,550 Städ, worunter 2100 von den Grönlänbern ſelbſtſtaͤndig gefangene waren. Im Jahre 1851. wurde bie Fifcherel noch ſchlechter und lieferte ſo gut wie gar feinen Ertrag. Thomſen verfüchte wie gewöhnlich fein Gluück ſowohl auf den Bänten, als auch in ben Fjorden umd zwar mit beiden Yachten. Bald hieß es, daß fich jeßt ein großer Haufen auf der einen, bald auf ber andern Stelle gezeigt habe; aber nur eine kurze Zeit bes Juli hindurch war man fo glüdlich eine einigermaßen gleichmäßige Fifcherei in den Fiorden zu finden, fo baß in bem Laufe des ganzen Sommers doch nur ein paar taufend Stüd von beiden Fahrzeugen erlangt wurben: In demfelben Jahre kehrte Thomſen nach Kopenhagen zurüd und die‘ Kifchereiverfuche wurden bis auf ben gelegentlichen ang ber Koloniften und Bingeborenen bei :Zisfernäflet aufgegeben.

In benfelben Jahren hatten die zu gleichem Endzweck fortgeſetz⸗ ten englifchen Erpebitionen folgenben Berlauf. Zuerſt farben fich im Jahre 1845 die Brigg „Banchory ," Kapitän Mourd, und der Schoner „Ienny Hag,” Kapitän Peterfen, in Grönland ein. Jener beabfichtigte im Hafen liegen zu bleiden und im Fiorb zu fiſchen, welches ihm jeboch von dem Infpefteur verweigerf wurbe,: IpAter fonnte er ſich auf ‘der Banf nicht recht halten und kehrte, fo: viel befannt geworden iſt, mit einer nicht zur Bezahlung der Reifeloften binreichenben Laft von 15,000 ‚Städ nad Europa zurüd, während es dazu: 20 30,000 Stuͤck erfordert: hätte. ‘Der Schoner erreichte dieſen Zweck, indem er .30,000 Stüd :auf ber. Bank fiſchte. In den folgenden Jahren, namentlich 1848 und 1849, langten viel mehr fremde Schiffe in Grönkand an, boch Faum-über zehn in jebem Jahre, bie meften.von ben Shetlande-Infeln, bie übrigen aus Schottland und Hall. Im; Jahre: 1848 war. bie: Fifcherel am glücklichſten, ‚der größte Fang ſoll 24,000 Fiſche durch 26: Mann Beſatzung .in ber Zeit vom Juni bis Anfang September gewefen fenn; "in dieſem Jahre hatten uͤbrigens alle: Fahrzeuge 20 30,000 Stuͤck gefangen, niit Ausnahme zweier Schiffe aus Hull, die nur 15,000 Fiſche: auf⸗ gebracht hatten. Das: Verbot, .innerhalb.. der Schaͤren zu fiſchen,

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wurde nicht aufrecht erhalten, man -benußte. Die Gelegenheit, wo- fie ſich am vortheilhafteſten zeigte; fo. ol unter anderem ein Schiff bei ber. Ausenftele Kangamiut 30,000 Fiſche in brei:#i6: vier Wochen erhalten haben. Biber fchon 1849 nahm biefer Erfolg bedeutend ab, und 4850 und 1851 wurden bie Stiche auf ben. Banken fo. fparfam, daß fich das Unternehmen durchaus ‚nicht mehr: bezahlen wollte. In jenem Jahre fanden: ſich nur fech&:bis. fliehen, in biefem fogar mur brei Fiſcherfahrzeuge ein, von weichen legteren eins aus Berwid war, 21 Mann Befabung hatte und Angelfchnüre für 3— 4000 Hafen führte, aber nur 4036 Dorfche erlangte; bie andern beiben waren von Berwick, hatten in bemfelben Jahre zuerft unter Island und ben Faͤröer⸗Inſein gefifcht, befamen aber in ber Davisfiraße jede nosh nicht vol 10,000 Dorſche. Mit dieſen Berfuchen wurbe, je weit es .‚hefannt. geworben iſt, bieß.Borhaben ven. fremden Nationen aufgegeben.

Im Jahre 1852 erhielt der Konſul Nommefeh auf Eh bie Bewilligung zur Anlage einer Fiſcherſtation in Grönland und ſendett im felben Jahr ein Schiff mit Materialien zum Hausbau und zur Fifchzubereitung dorthin, aber: der Mangel an Fiſchen Heß bad erfte Jahr feinen Erfolg zu, das Schiff erlitt. Havarie und mußte überwintern, und im folgenden Sabre machte: Nommeſens Tb: dem Unternehmen ein Ende. .

Die Angmalfätten baben eine ahnliche Verbreitung; wie der Dorſch, und ſtreifen hinauf bis zu einer gewiffen Breite. Es iſt nicht bekannt, daß fie im Norden des, Dieko⸗Fjardo und in der Mitte des Waigat-Sundes. gefangen werben. Dieſer Fleine. if, ber nicht Halb fo. groß wie. ein. Häring iſt, findet ſich mr zu einer beftimmten: Zeit des Jahres an ber Küfte .ein, nämlich- ein Paar Wochen bed Juni oder Juli, und regelmäßig. nur ‚an gewiſſen Stellen, aber dann auch in eine Menge, bie. an das Fabelhafte grenzt. Man fann ihn im Disko⸗Fiord in Wahtheit mit der Hand greifen. "Bewöhnlich brauchen die Grönländer ein kleines Neg am Ende einer Stange zu biefem Fang, und haben es vor deyr Zeit ber Dänen aus Sehnen geflochten; fe breiten Darauf: ben. Fiſch auf einer Klippe oder grünem Gezweige aud, und: laflen:.ign trocknen. Obſchon dieſe Bifcherei bei den Grönländern. ſehr, beliebt ‚ift,. wird fie doch auf den meiften Stellen nur im Vorübergehen betrieben, beſonders von denen, welche auf die Reuthierjagd ziehen; .fie werfen

dann bie Fiſche auf das Sand und nehmen fie auf dem Kuͤckwege mit fih, ſoweit die Raben und Küchfe fie verfchont haben. Es gibt nur wenige Stellen, wo fich bie Groͤnlaͤnder fpeziell in der Abficht aufpalten, tum Angmalfättenfang zu betreiben, und Vorrath für den Winter einzufammeln, wie z. B. im Disko-Fford, Nivak, Sar piurſak, Anleitſivik. Die Befchäftigung damit ift mehr national und von alter Zeit her befannt, aber bet weitem nicht von ber Wichtigkeit, welche andere Fiſcherei erreichen fann.

In Südgrönland, wo bie Angmalfätten : pn Robben heißen, haben fie ſchon von Alters her, in anfehnlicher Menge zur Aufbe wahrung praͤparirt, ein wefentliches Subfiftenzmittel für ben Winter gebildet; und find auf längere ober kuͤrzere Zeit tägliches Brod ge wefen. Sie werden wier Wochen lang im Mai und Juni gefiſcht, wo fie in fabelhafter Menge von ben Küften in bie Fjorde ziehen, um zu laichen, und mit Eleinen Ketſchern von ‚ben Weiberbooten oder vom: Lande aus gefchöpft und auf ben Felfen zum Trocknen ausgebreitet werben. Trotz ihrer umgeheuren Verbreitung haben fle doch noch bevorzugte Stellen, zu denen ſich bie Weiberboote ‚jedes Diftriits begeben, und wo. Alt und Jung an dem Tuftigen Yang theilnimmt, md fo. lange es dauert, im Meberfluß lebt. Man nennt bie Angmakfätte hier fälfchlih Häring, obſchon fie ein norbifcher Salm ift, ber nicht völlig. fechs Zoll lang wirb und. ſehr ſchmal bleibt; friſch gekocht ſchmecken Re ungemein: zart, und haben fo feine Gräthen und Flofien, Daß ınan fie ganz verzehren Iann. Sie eignen. fü) auch fehr gut zum Räuchern, und können gefalgen und wie Anchvvio eingelegt werben. Beim Dörren fondert . fich auch ein Del ober dett in beſtimmten Streifen längs des Rückens ab, was ſie ohne - Zweifel zu einer nährenberen und pafienberen Speife wie den Kabliau macht... Getrocknet ‘gehen 80-90 Stüd auf ein Pfund, und friſch wiegt eine 11, bis 2 Loth. Im Lichtenau-fjord wurde an einer Bangftelle, die faft ben halben Diftvift ‘von Julianehaab verforgt, mit 36 Weiberbooten. geffcht, von Denen jedes in einem Jahre un: gefähr 2000 Bund gebörtten Fifches heimbrachte, da aber einige zweimal kamen, .belief fich die ganze Maffe minvefiens auf. 80,000 Pfund. Im Jahre 1854 erhöhte ſich der ganze Winternorrath auf 14-1500 Säde,.zu vier bis fechs Bund getrockneter Angmalfätten, alfo im Ganzen ‚etwa 120,000 Pfund, was’ im friſchen Zuſtand⸗ etwa 500,000 Pfund: gleich Iommt MDie unglaubliche Maſſe, wöolche

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die Groͤnlaͤnder während bed Fanges frifch verzehren, iſt hierin nicht mitgerechnet,. und Die ganze in Südgrönland gefangene und aufbe wahrte Menge .entfpricht einer bis 1, Milton Bund.

Der Lump oder Steenbideren kommt im Fruͤhjahr In fo großer Menge, und an einzelnen Stellen fo nahe ber Küfte, namentlich dei Chriſtianshaab und auf der Sübfeite der Disfo-Bucht vor, daß er ein ‚Nahrungsmittel für die Bevoͤlkerung abgibt, fa auch zeitweiſe in dem Grabe, daß er zum Hundefutter verwendet wird; auch wird er zuweilen im Vorrath getrodnet, und zeichnet fich durch eine be beutende Settigfeit. aus. Er kommt fogar ganz an das Ufer heran und fol in Netzen ſehr leicht. gefangen, oder auch. mit Harpımen gervorfen werden. Yür die übrige. Zeit bes Jahres verſchwindet er. Selbft im Disko⸗Fjord wird er gefangen, im Ganzen hat er aber noch eine ziemlich befchränfte Verbreitung. -

In Südgrönland ift ber Lump, der .hier Repifätte genannt wird, noch fetter als im Norden, und von befonbers Furzer und dicker Geftalt, und findet fi im April und Mai kurz vor ber Ang maffätte zum Laichen ein. Man :fticht ihn mit Gabeln von ber Kuͤſte aus, und fammelt ben ſehr großförzigen, grünlichen Rogen als befondere Delifateffe. Man bdörrt ihn auch, Doch kommt er in zu geringer Menge vor und ift ein zu lederer Biſſen, um. als Vorrath ben Wintereanfang zu überfichen, Ex zeigt fich vom -füblichften bls zum nörblichften Küftenpunft in allen Fiorden, und wird. auch zwi- fchen ben Inſeln im Außenmeere gefangen, einige Stellen find vor⸗ zugsweiſe ergiebig, und andere meidet er ganz, doch find deren ſehr wenige und von ‚unbebeutendem Umfang. Bei Godthaab gibt. ber vorziigliche Fang einem Sunde den Namen, und ewnährt faft. bie ganze Bevölkerung brei Wochen lang. Die Bewohner Neuberrenhuts fangen dort täglich ein paar. Hundert, jeden: von mehreren Pfunden Gewicht.

Der Schellfifch .auch. Graufiſch und ‚Heiner Dorſch genannl, etwas kleiner als ber. Häring, fiheint die am weiteften nach Norden verbreitete aller Fifcharten zu ſeyn, und foll in einer ungeheuren Menge im Grunde der Baffinsbucht vorfommen, vielleicht: iſt er es auch, welcher ben Seehunden, Weißfiſchen und: anderen Meeres⸗ thieren. am häufigten zur Ernährung: bient. An der Küfte Rorbgrön- lands foll. er..fich unter .bem..Eife zu gewiſſen „Zeiten ‚in großen Kaufen einfindeu, vielleicht nur um zu laichen, oder weil ex, : wie

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man auch behauptet, von den Weißfifchen, bie fich Draußen in bem offenen Waſſer befinden, gejagt wird; fo ift ed bei Egedesminde, in dem. Omenals⸗Fjiord und an verfchiebenen Stellen vorgekommen. In gewiſſen andern. Fahrwaſſern zeigt er fich aber regelmäßig unter dem Cife in ben Wintermonaten, 3. B. bei Üpernivif, und beſon⸗ ders in dem Eisfiord von Jakobshavn, wo er jährlich vom. Monat Rovember ab, in ziemlicher Menge erhalten. werben kann. Er wird mit Kleinen Hafen geangelt, am liebften. einem Baar vierfacher an ein und berfelben Schnur, vier bis fünf Ellen unter der Wafler- sberfläche., in. den Rinnen, welche fich fo häufig in dem Eife dieſes Biords bilden. Man kann auf biefe Art mehrere Fiſche mit einem male fangen, und ein Mann fann wohl, felbft in den Paar Stun- ven bed Tageslicht in ber finftern Zeit 100 Stüd und darüber erhalten, Diefe Kifcherei fann von jedem Kinde betrieben werben, und iſt befonderd aus dem) Grunde für die Bevölkerung . diefer Stellen wichtig, ‘weil fie gerade in der.dunflen Zeit eintritt, wenn die andern Hülfsmittel fparfam find. Aber nichlsdeſtoweniger flieht man. verhungerte und geichlachtete Hunde, in berfelben Zeit, in ber Ach die Schellfiſche in größefter Menge vorfinden.

‚In Säbgrönland fcheibet man ihn gleichfalls in mehrere. cken, bie auch verſchieden benannt werben; fie ‚zeigen fich gern gemeinfam, bald die eine, bald bie andere Art vorherrſchend, als verbreiteiſte aller Fiſchſorten und wichtigfte Nahrungsquelle in der Inappen Zeit. Sie werben den ganzen Winter gefilcht, halten fich jeboch bis im Min in 30-40, Faden: tiefem Wafler, und fommen erft. fpäter md zum Laichen: höher herauf, und oft bis bicht an das Ufer. Yılr bie. Kolonie Julianehaab bietet die größere Art, Quak, und für Godthaab die Kleinere, Ulk, die wichtigfte Winterfifcherei. Die Fang⸗ ſtellen fonnen nach ber. Eidlage und dem Wetter gewählt werben, doch gibt es bewohnte Plaͤtze, wo dichtes Treibeis und zuſammen⸗ treffende Wetterhinderniffe auch biefe Hülfäquelle verfiegen machen Innen. Die Heine ift bie befte Art .diefer Fiſche, und ihr feſtes Fleiſch gibt: eine Fräftige, vüchlfchmestende Suppe. Die Quafen wiegen im Durchſchnitt 1%, Pfund das Stud, und von einem Kajak werden bei Julianehaah 10-20 Stück in einem Tage gefangen, Die Ulfen wiegen faum die Hälfte, doch fängt ein- Kajak bei Godthaab 0 bis 100 Stük in einem Tage Meift. beien aber die hiſcher von. beiden. nur ben täglichen Bedarf.

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:" Die Heiligbutte, Netarnak, welche ‚drei Ellen lang werben und gegen: 100 Pfund wiegen fann, wird meiſt nur In Dem füh- lichen. Theile. von Rorbgrönland gefangen, befonbers auf‘ gewiſſen Banken zwiſchen den Infeln im Diftrifte von Egedesminde, ſowie um ben Ausbau Aito, unter.den Inſein Rifkol, Komatut, Ikareſak, ehva® ‚weniger bet der Kolonie ſelbſt, an der Kuͤſte von Disko: bei Fortunebay. ‚Sie wird in einer Tiefe von: 20—30 Faden gefifcht, und nur im Sommer ıamb im Herbſt, zu welcher Zeit die Grönländer am häufigften an:ben erwähnten Orten Aufenthalt nehmen, um biefer Beichäftigung obzuliegen. Seltner werben fie. gelegenheitsweiſe mit der folgenden Art in einer größeren Tiefe erhalten, ſowie auch u riten in. den Omenaks⸗Fjord.

In Südgrönland ;ift . bie Heiligbutte ungemein groß und ft, und wiegt von 20 bis 100: Pfund und oft noch darüber. Man fängt. fie im. Juli und Auguft längs der Außenküften und zwiſchen den Inſeln in. einer. Tiefe von 30 bis 50 Faden. Im Winter ſucht fie noch größere. Tiefen, und wird nur ausnahmöwelfe gefehen; am häufigften. an ben Kabliaubänfen außerhalb Holfteendborg, und auch an andern Küftenpuntten, ſowie ‚in ben fühlicheren: Sunben, doch ſehr felten im Diftrift von Iullanehaab. In den Kriegsfahren, In weichen fich bie Europäer in Grönland. felb mit Proviant verforgen mußten, fifchten fie im Sommer 4809. zwifchen -ben Inſeln außer halb, Gobthaab 2000 Stil, fo daß zwei. Boote über: 100 Fiſche in: einem halber Tag. erhielten. Jetzt holt man fle mit dem Kajak bort, wo ber Kabliau auch am. häuftgften iſt, fo ausgebreitet wie biefer ift fle zwar nicht, aber beftändiger und an beftimmten. Grin ben fefthaltend, fo daB man auf fichern Bang rechnen. kann. Auf geriffen und gebörtt wird ihr Fleiſch fehr mürbe und erhält durch bas Wett einen äußerſt angenehmen Geſchmach, fo daß -fie roh ver zehrt werben. So. fett wie die Hate find fie nicht In ihrer 'gamgen Fleiſchmaſſe, aber das Fett ift um Die Rüdgräthe und. Floßen fon eentrirt. Die Grönländer bewahren einen Theil, jedoch bei weitem nicht hinreichend zum Wintervovrath, fuchen auch bie vortheilhafteften Stellen nicht ‚befonders und hoͤchſtens einzeln am ſajuk af.

Die Hundszunge oder Heine Heiligbutte, Kalleraglik, zeichnet ſich durch ihr Vorkommen in größeren Tiefen aus ,. und wird fo gul als. ausſchließlich nur in ben Eisfiorden und zwifchen großen. Eisfjelden gefangen, und auch da nur in ben .fälteften Monaten des Jahres.

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Man hat fie auch an anderen Stellen einzeln und von Weiß⸗ fifchen und Schwarsfeiten: gejagt geſehen, wirklich gefangen werben fie. :aber nur auf beftimmten -Banfen Im Omenaf&Fiord, und vor der Muͤndung bes Jakobshavner Eisfjotos, der ſtets mit den aller größeften Eisfjelden bepackt iſt. Im Sanuar fchlägt man an bes ſtinimten ‚Stellen Löcher in das Wis, und angelt fie In 350 und 380 Faden Tiefe. Zu ben Schnüren nimmt man binnen Binb- faben ober noch lieber Fiſchbein, Das den Rud, welchen ber an- beißenbe Fifch gibt, beſſer merken. läßt. Die wefentlichften Zufälle, denen Diefer Bang unterworfen iſt, rühren von dem verichledenen Siandpunkt her, dem bie Eisfjelde einnehmen, bevor fie einfrieren und ben’ Fiord zulegen. Haben ſich große Felde auf bie Bank ges khoben, ober fie rund umgeben:, wird ber’ ang oft unmöglich ober mindeftens in Mädficht auf die Kalbungen und der langen Zeitbauer, bie er. erforbert, ſehe gefuͤhrlich. Die Otöntänder befahren den Fjord, der: an ber Mündung dem Innern der Abrigen @isfiorbe gleicht, mit großer Kuͤhnheit, ſobald die Weißſiſche ben Eingang befielben verlaflen haben, da ber Yang vorher mißgluͤckt, weil biefe die Hundszungen verjagen. Unter glüdlichen Umftänden fann ein Mann im Durch⸗ ſchaitt LO amd fogar- bi t8 täglich befemmmen, und bie Yangzeit If vom Januar bi8 Mitte März, doch mitunter nur einige Wochen eryiehig, im Durchſchnitt aber einen Monat; in ungluͤcklichen Sahren ft nur :auf zwei bis vier Fifche an ‚jeder Schnur zu rechnen. Art der andern Seite des Eisfioxrbs, bei Klaushavn, find 20 Schnire im Gange. Die Sundszungen wiegen burchlihnüitlich 10 bis 12, fetten über 20 Pfund, ſie find fehr “fett und: werben gern von ber ®röntänbern verzehrt, laſſen fich auch gut in Streifen ſchneiden und dörren, was jeboch nur bie Dänen unternehmen. Ihr Bett Füßt auch einen ſehr feinen Thran ausfochen, woher diefer Fiſch in knap⸗ pen Zeiten außer. zur Nahrung noch zur Erwärmung und Erleuch⸗ tung beißeueen lann. Im Omenalö-Bistd hat jeder bewohnte Fleck in. eineehalben Melle Entfernung einen ober mehrere Hunbszungen⸗ bänle, und nur bei Niakornak find ſie felten. Im Ganzen find bie Asche in dieſem Fjord Meiner :und weniger veichlich, ats in-bem as kobohavner Ciofjord, fliehen aber nicht: fo Hei und ber Bang iſt rel lener und weniger vom Eiſe bedroht.

In Sübgrönlund kommt der Kalleraglik meiſt im Verein mit einem Seebarſch, dem Rothfiſch vor. Häufiger als dieſer, erreicht:

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er doch nicht die Zahl, wie in ben norhgrönlänbifchen: Eisſſorden, und fteht an beſtimmten Banken 120 bis 180 Faden tief. Mehrere folcher Banken, bexen es gewiß bei ihrer Tiefe und Schwierigkeit ber Auffindung noch viele unentbedte. gibt, bilden eine reiche Wohl- ſtandsquelle. Faſt alle find neu entdeckt, und noch. mehrere ver- rathen ihr Daſeyn durch Aufſteigen todter Fifche oder durch. Auf tauchen von Seehunden, mit Sifchen im Maule. "Die Hunde zunge. wird nur im Diſtrift von Jukanehaab regelmäßig gefickt, der Rothfiſch gleichfalls dort, aber auch auf andern Punfien bis nach Holfteensborg hinauf. Auch diefer ift ein fetter Fiſch und von. großem Nugen, da man Thran aus. ihm kochen Tann, doch Haben nicht viele bewohnte Stellen. ihn als feſtſtehende Hülfe- quelle in ber Nähe, bei Lichtenau aber. unb um die Eisfjorde im Julignehaabspifteift finden fie und. Die Hundszungen fich in folcher Menge, daß bie Bewohner ſchwerlich ist größe Roth kommen können. Der Hang erfordert ruhiges Wetter für bie Kajaks, weil die Schnuͤre fo lang find, daß das Aufholen Des Fiſches Zeit und. Muhe bean- ſprucht. Ein einzefner Mann. kann faum mehr ald zehn bis. zwölf Stud von ein bis vier Pfund. täglich erlangen... An Stellen, wo feine Banfen, find, kann man. fie erf im April ober im Sommwer fiſchen.

Schließlich muß hier auch ‚noch, als. eine Zugabe: ber. Prodetie bed Meecres hinzugefügt werben, daß die gemeine Mießmuſchel laͤngs ber Küfte ziemlich verbreitet ift, und bei niedrigem Waſſer⸗ ſtande faſt überall gefammelt werben kann. Sie if jeboch vie: leicht ald Nahrungsmittel fuͤr den Menfchen weniger. wichtig, wie als. Butter. für. Die Hunde, welehe, einen großen Theil des Sommerd hindurch auf das angewieſen find, . was ſie ſich ſelbſt verſchaffen können.

In Südgrönland ſammeln bei niedrigem Bafferfande befon: ders in ‚der Springzelt Frauen und Finder dieſe Mufcheln, denen bie Europäer ald Nahrungsmittel ven . angenehmen Gefchmad ben Vorzug vor faſt allen Mesreöprobuften zu geben pflegen. Sie find in -folher Menge vorhanden, daß ein Kinb in einer Ebbezeit ein ganzes Faßvoll beibringen kann; nur plöblich ſich feſtlegendes Eis kann dieſe Huͤlfsquelle verſchließen.

. Auch. Krabben und. Krebſe werben an vielen Stellen gefunden und mit Leichtigfeit gefangen, bach werben, ſaweit es befannt iſt

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nur bie größeren Arten von ben Grönländern gebraucht. Sie finden ſich vorzugsweiſe bei Niakornak und Kifertaf. Eine fehließliche Betrachtung über die Wichtigkeit des Fiſchfangs zeigt den. beſonders hohen Werth derjenigen Arten, welche auch im Winter zu erlangen find, benn troß ber ungebeuren Mafle von Rahrungsmitteln, die, wie im Borhergehenden gezeigt, Groͤnland jähr- lich zu produciten im Stande ift, fallen boch in jedem Jahre einige Monate, über welche fle fich nicht außbehnen, und in denen ſich die unvorfichtige- Bevölkerung an vielen Stellen die ihre wichtigften Lebensbebürfniffe aus ber großen Vorrathskammer der Natur felbft herbeiſchaffen muß. Es bleibt dann im Allgemeinen immer noch Etwas übrig, zu dem man feine Zuflucht nehmen kann, und find als befonderes Huͤlfomittel die beiden Klaſſen von WBinterfifchen zu erwähnen, welche, fo verfchieden fie auch in naturhiftorifcher Bezie⸗ hung von einander find, auf Grund ber Bedeutung, die fie für bie Menſchen haben, zufammengeftellt werben mäffen. Die. erfte Klaſſe, die der Schellfifche oder kleinen Dorſche if faſt überall an den Küften als legte Zuflucht der Bewohner ausgebreitet und wird im Verhaͤlt⸗ niß mit bem größeren ober geringeren Nothſtand geffcht, fie füllt die tiefften und legten Löcher in ber jährlichen Defonomie ber gröns lindifehen Haushaltungen aus, und wenn fie verfiegen follte, wuͤr⸗ den ohne Zweifel alle im Borhergehenben erwähnten großen Mittel nicht hinveichen, um mit Gewißheit jährlich ben Hungertob fen halten zu Eonnen. Die andere Klaffe, die ber Butten ober Sees barſche kommt nar an gewiſſen Lofalitäten und in ehr tiefem Wafler vor, und baher nicht ber ganzen Benölferung zu Gute; auf ber andern Seite iſt e8 aber gerabe biefe Kiaffe, die durch bie: Größe ihrer Individuen und beren- fettes, wohlſchmeckendes Fleiſch bie Ber vöferung zum Fiſchen reizt, wenn auch nicht ein unmittelbarer Drang dazu vorhanden if. Die Fangart ift aber fo befehwerlich, daß es noch vollig ungewiß ift, ob nicht auch dieſe Schatzlammern ber Natur in größeren- Menge ben. bewohnten Plaͤtzen fo nahe angelegt find, daß fie erhöhte Wichtigkeit gewinnen. Die große Tiefe, welde un« gemein lange Angelfchnüre und, um: ben gefangenen Fiſch aufzuholen,; ruhiges Wetter für den Kajak verlangt, macht im Süden das Aufs ſuchen der Bänfe- eben fo fehmierig, wie im Norben ber Aufenthalt des Fiſches in ben Eisfiorden, ober nur ſolchen Fahrwaſſern, in denen beſtaͤndig große Eiofjelde treiben und auf dem Grunde Thel, Groͤnland. 17

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feftftehen., den Faug beichwerlich macht. So gibt es Dänfe, wie die dicht vor der Mündung: des Jakobshavner Eisfiordes, ‚bie felteri be nugt werben. können, da bie riefigen Eiöfielde, bie ſich zu: Dichten Wänden aneinanderichieben und aufthuͤrmen, ihnen. ben Charafter ber innerften Theile dev großen Eisfisrde geben, und die von dem feften Landeiſe drohenden Gefahren hieher verfepen. Es war das Jahr 1854 befonders unguͤnſtig für die Buttenfiſcherei, da die Bänfe Halb von Waſſer, halb von Eisfjelden umgeben. waren und ber Fang vor Schoften betrieben: werben mußte, bie zu Yuß zu erreichen faft eine phyſeſche Unmöglichkeit exfchien, und Die Halb vom Strome zerſchnit⸗ ten,. halb von SKalbungen . zerfchlagen waren, welche ben oft feine Zeit mit unnützem Heraufholen ber leeren Schnüre vergeudenden Fiſcher in jebem Augenblid bedrohten. Daß übrigens: Fifche genug vorhanden‘ waren, bewieſen Die hier: geiöbteten See hunde, in deren Maͤgen fie in Menge gefunden wurden.

Rach dem. Angegebonen erhellt, daß allein von Rabiiau und Angmaffätten jährlich im feifchen Zuftande der Belauf von mehr ale zwei. Millionen Bund: zur Verwerthung kommt. Was demnächſt an Fettfiſchen, wie Nepifätten , Lachöforellen, Seillgbutten, Hundszungen und Rothfifchen gemonnen wird, läßt: fick für die einzelnen Sorten aus Mangel an ficheren Maßſtaͤben ſchwer beftimmen, unb in Betreff der Schellfifche. richtet fich die Fiſcherei lediglich nach- Dem Verhaͤltniß bed vorherrſchenden Bebürfnifies. Die-fchwächeren Kajat- ruberer fifchen ſtets darnach, bie beſſeren Faͤnger bringt aber nur momerttane: Berlegenheit dazu, bie jedoch für bie meiften in -jedem Winter auf einige: Monate eintritt. Da nun etwa 300 Kajafruberer fich vorzugsweiſe am Fiſchfang halten und von den übrigen 1000 Kajaf- ruderern ter größte Theil mehrere Wochen darauf verwendet, laßt ſich wenigſtens ‚annähernd ‚eine Jahlengröße für die Ausbeute ge- winnen, und ift für. alle Bälle mit Sicherheit anzunehmen, daß fe in. ben .verfchiebenen Jahren, je nachdem ber Seehundefang beffer ober nur mittelmäßig war, zwiſchen einer und zwei Millionen Pfund variirt, zu welchen. Refultat auch die Berechuung führt, wenn man von der Anzahl Meunſchen ausgeht, die eine gewiſſe Zeit davon ſub⸗ Kititen fol. Bei großem Mikfang an. Seehunden tft bie Quantität jeboch jedenfalls noch größer, man braucht in dieſer Hinficht- nur. zu bebenfen, daß, . wenn 800 vorzuͤgliche Kafakruberer, : Ratt den See honden nachzugehen, zur Fiſcherei greifen, dasjenige Quantum, was

ſie an einem einzigen Tage zu Wege bringen fönnen, nur für einen jeden auf ein Liespfund veranſchlagt, ſchon 12,800 Pfund Fiſche betraͤgt.

Die Seevögel. "Unter den vielen Arten von Vögeln, weiche in fo außerordentlicher Menge fich im Sommer .auf dem Polarmeere einfinden, zeichnen fich bie Eidervögel durch ihre MWichtigfeit für bie Bevölferung aus. Sie ‚gehören, wie .befannt zu denjenigen unter ben Seevögeln, welche ihre Nefter dadurch zu fchügen fuchen, daß fe fie auf den Heinen Infeln. erbayen, wohingegen andere in Diefer Abflcht bie fteilen Klippenwände wählen. Nur ber ſüdlichſte und nörblichfte Theil ber Küfte iſt von einer großen Zahl folder Heinen Inſeln umgeben.. Auf. der ganzen bazmifchenliegenden Strede, von Chri⸗ ſtianshaab hinauf his in ben Diftrift von Upernivik, fehlten fie das gegen; nur hier und dort; z. B. auf bem Heinen Infeln im Eis; fiorde hinter dem Erbprinzen⸗Eiland, auf den Saitokinſeln in dem Omenalsfjord baut ein Theil Eiderwögel, und hier und dort teifft man auch .ein einzelnes Weit auf ber Fefllandsfüftes aber doch iſt Alles, was .von hier fümmt, für. nichts zu. rechnen... Man fann annehmen, daß im Durchſchnitt jährlich 2000" Pfund . Angereimigter Eiderdaunen ausgeführt werben, und daß davon ein Zehntel auf den nörblichiten. und neun Zehntel auf den füblichkten. Diftrift fallen. Dieſer letzterwaͤhnte Unterfchted rührt theil® ‚von der gräßeren Benblferung, theild von ben günftigeren Lolatitäten und zahlveicheren Eleinen. Ins kin her. Es :ift nämlich belannt, daß die Eiderbuumen bebeutend vermehrt werben fönnen,. wenn ber Bogel auf eine. paffende ‚Art gehegt wird z. dieß gefchieht. aber durch fich felbft, wenn die Inſeln fo zahlreich And, daß fie unmöglich alle. Jahre. beſucht werben fön- nen. ‚So .follen die Bidervögel in einem ungeheuren Grade auf ben Infeln ‚zunehmen, weiche etwas noͤrdlich von Upemivif: und gerade außerhalb des Diſtrikts liegen, der regelmäßig. sun ben: Orönländern der nörblichfterr bewohnten. Bläße beſucht wird. 2 .. ı

Bor anderen Bögeln: dürfte zunäͤchſt derjenigen, -melche In Ge felfchaft auf fteilen Fielden bauen ‚avogen der außerordenilichen Menge Bier, bie! ann einzelnen: Stellen gefammelt. ſind, und der darin gebotenen Möglichkeit einer größeren Einnahmequelle, als fees für den jegigen Augenblut- iſt, gebatht werben fünnen. Solche MWogelfielde find. überall Beiondes: zahlreich und fehlen in keinem einzigen Diftrffte. gap: ; “Die rößten -bärften wohl bie bei Kaforfoaf in der Naͤhe von UÜpernivik,

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befonder® auf. der weftlichften Randzunge , dent fogenanntem Alfefjelde, ſeyn. Die Vögel bauen, wie. befannt, in einer: gewifien Ordnung auf ben hervorfpringenden Belfen ber Klippenwände, von unten

nach oben, ſo daß die Alten die unterften und die Möven die. ober:

ften.find;. aus .diefen Grunde find die Alten bie am meiften heim⸗ gefuchten, jedoch hauptfächlidh nur um. der Eier halber: Aber bie Befteigung der Vogelfielden und. die Einfammlung der Alke⸗Cier iſt nichtsdeſtoweniger gefährlich. Ein ähnliches großes Bogelfielb, welches meiſt von Tateraten bewohnt wird, liegt naͤchſt ber Kolonie Ritten- benf, wo. man ehedem verfucht hat, benjenigen, welcher bie Eier fuchen. follte, in der Art wie es auf ben Faͤroͤr gebraͤuchlich iſt, von oben nach unten herabzulafien. Im Uebrigen finden fich außer ben bier erwähnten, noch Fielde, auf denen nur ein Paar Vogelarten, ober auch mir eine einzelne baut; es wuͤrde zu weitläuftig feyn, bie unzähligen Vogelfjelde aufzuzählen,. welche ſich auf diefe Art in dem Dittrift von. Upernivif, in dem Omenaksfjord, wo bie felteneren und. befchwerlicher ‚zu erfteigenden Mallemuk⸗Fjelde vorkommen, um ben Eisfiord von Tosſukatek, wo befonders bie Tateraten bauen, in dem. Pakitſok⸗ und Tesfiurfaffiord umhergeftreut finden,

. Die Einnahmequellen, welche die Borfehung in .diefem. Reid thunie an- Vögeln darbietet, werden nur aͤußerſt ſparſam benutt. Außer den Eiderdaunen ind jegt auch gewöhnliche Vogelfedern zu einem: Hanbelsartifel gemacht, unb werben außerdem ganz. allgemein zu Bettkiffen benutzt; ferner fünnen die Vogelbälge ungefähr in ber jelben Weiſe wie. die Renthierhäute zu. Kleidungen verarbeitet werben, und find biefelben. gleichzeitig ungewöhnlich leicht, warm und weich. Hierzu kommt die Maffe von Nahrungsftoff, welchen man durch bie Voͤgel ſelbft haben könnte, und der zum Theil ſchon durch bie Eier gegeben wirb., deren gegen 100,000 jährlich. gefammtelt werben. Jedoch iſt dieſer Artikel ziemlich ungleich vertheilt, und auf ein⸗ zelne Diftrifte, wie auf die von Omenaf: und Gobhaun, fällt fo gut als nichts. Bei. den. großen Mogelfielben. fünnte ein einziger Manıt in einem Tage mehrere Hundert fchleßen; bie Grönlaͤnder befigen: aber ſelten Wogelflinten, und am wenigſten bei Uperninlf; es iſt fchen ein wichtiger Moment in. ihrem: Leben, wenn fie. fih eine Büchfe anſchaffen fünnen, als erften Artifel bes Beduͤrfniſſes an: fremben Waaren. Deßhalb kann man auch im Sommer im Upernivilo diſtrikt reifen. und. jenen. faft. fabelhaften Reichthum an

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Bögen fehen, ohne daß man einen Biffen frifches Fleiſch "erhalten fann,.e6 fey denn, daß man es fich felbft verfchaffe Weiter nach Süben find bie Grönländer in biefer Hinſicht thätiger; die größte Menge Seevögel an einer einzelnen Stelle werben gewiß in bem Eisfjord von Jalobshavn, um die großen Eisfielbbänfe herum, ge- fangen, in bemfelben Meereöftrich, ber ebenfo merfwürbig durch feine außerordentliche Eismaſſen, al8 durch feinen’ Reichthum an Seehunden, Heiligbutten und Schelfifchen ift, und als eine wahre Speifefammer für die Benölferung betrachtet werben muß. Die Vögel, befonbers die Tateraten und Mömen, welche auf bem großen Bogelfielbe bei Rittenbenf ihre Heimat haben, aber täglich biefe Stelle befuchen, um fich zu fättigen, werben hier auf eine fchlaue und wenig koſtbare Art gefangen, befonderd im Herbſt, und fo lange in ben Winter hinein, als fich offenes Waſſer vorfindet. Die Grönländer rubern im Kajak hinaus und ftellen ſchwimmende Fals fen, mit irgend etwas Blanfem oder etwas, mas einem Fiſche gleicht, als Lockſpeiſe aus. Dann entfernen fie ſich eine kurze Zeit, worauf ber Vogel in die Ballen fliegt.

Wenn im firengen Winter das Meer an ben norbgrönländt: ſchen Küften aufriert, zieht die Mafle ber Seevögel nad) Süden und Hält fich in dichten Schaaren an vielen Stellen auf. : Hier werben fie dann von großer Wichtigkeit, ba fie zur Kleidung ‚und Nahrung zu verwenden find, Die leichten und boch warmen Bälge werden immer mehr gefchäßt und die durch ihre Karben ausgezeich- neten haben den Preis von feinem Pelzwerk; bie Grönländerinnen verftehen fie recht gut zuzubereiten und flellen aus ben Halsfebern ſchönen Damenputz und warme Bettteppiche her. Die gerupften Sebern werben in ben Hanbel gebracht und iſt die Einnahme dafür auch gering, wird fie doch dadurch wichtig, baß fie mitten in ben Winter fällt, in dem alle andern Quellen ftoden. Der Eidervogel liefert auch im Sommer in feinen Daunen ein gefchäßtes Probuft und bie Eier werden eifrig ald Nahrungsmittel gefucht. .Er und die Alfen finden ſich in reichfler Menge, und von ‚den andern Arten iſt weder die Fleiſch⸗ noch Federmafle dagegen in Anfchlag zu bringen. Ihre Verbreitung iſt ſtrichweiſe und bald Eider, bald Alke vorherr⸗ ſchend. Bon dem erfieren werben erſt bie Federn aus dem Balg gezogen, gegen 34 Loth per Vogel, wogegen bie Daunen zuruͤck⸗ bleiben und eine aͤußerſt weiche und wärmenbe Bedeckung abgeben.

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12 bis 20 fotcher Bälge gehoͤren zu einem. Bel: für ‚einen erwach⸗ fenen Menſchen und 50 bis 80 zu einer: ſchönen "Beitbede; "bie Hälfe der Männchen eignen fi durch ihre fehöne Farbe und feine Beichnung vorzugsweiſe zu allerlei Pelzwerf. Die Alfen geben un⸗ gefähr zwei Loth Federn, die aber nicht gut auszuziehen find, wenn bie Bälge noch gebraucht werden follen; -zu einem: Pelz für einen Erwachſenen gehören ungefähr 20 bis 30 Bögel. Unter den übrigen Seevoͤgeln fommt ber Teift am bäufigften vor, und tft vielleicht ber gewoͤhnlichſte aller, aber ba er fehr furchtſam ift und gleich unter taucht und auch wenig Bleifch hat, wird et nur felten gefangen. Scharben werben an einzelnen Stellen In folcher Menge eingebradit, daß die Bälge zu Kleidern verwendet werden. Wilde Enten liefern prächtige grüne Hälfe als feines Pelzwerk und Die Lommen und Demmerten find in biefer Beziehung noch gefchäßter. Letztere finden ich nur im Sommer ein und bauen Auf den feinen Infeln ber Landſeen. Andere Seerögel, wie Möwen und Seefchwalben find in öfonomifcher Beziehung mir. von untergeorbneter Wichtigfeit.

Der Fang der Seevögel. gefchieht meift in fehr Wlliger Belle, nämlich. mit dem Bogelpfeil, deſſen Gebrauch das erfte Spiel ber Jugend ift und ben die Kajafrıderer auf ihren Reifen fletd zum Bergnügen und zum Beweife ihrer Uebung werfen. Rur bei den Kolonien und meift von Europäern werden Bögel mit ber Flinte gefchoffen. Es gibt Stellen im Diffrift von Julianehaab, wo große Haufen von Alfen in die Buchten gejagt und in: Mafle- getöbtet werden, indem man fie auf das Land treibt und die Frauen und Kinder fie mit den Händen greifen; die Scharhen fängt man mit auf Stangen fitenden Hafen, wenn fie fchlafen. Auf folche graus fame Art holt man auch die Jungen aus den Neftern unter ben Steinen hervor; und im Sommer fängt man auf den Infeln ebenjo die noch halbnadten Jungen, Die kaum laufen fönnen und ſchleypt ſie in mehr oder weniger lebendem Zuſtande fort.

Im Jahre 1855 famen 6600 Pfund Federn von Südgroͤnland aus in den Handel, und in ben letzten fünf Sahren im “Durd- ſchnitt jährlich 3700 Pfund; außerbem verbraucht jede Familie jaͤhr⸗ ich 1 Pfund, alfo im Ganzen die Eingeborenen etwa 1200 Pfund. Die Bogelpelze werden meift von ben Kajalrudevern benutzt, und trägt wohl die Hälfte berfelben ſolche aus Wfebälgen, bie nicht ge rupft find, und wieder. die Hälfte dieſer bedarf jährlich zwei folder,

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die: übrigen nur einen, was 550 Pelx u 25 Wälgen macht. Wie viel darunter Eider und wie viel Alfenbälge, iſt ſchwer zu entichel: den. Bei Iulianehaab und Godhavn, von wo Die größte enge Federn fommt, find im Winter zur ftärfiten Fangzeit hier die Eider⸗ vögel, dert bie Alten vorherrichend, woher man bie Federn beider zu ziemlich gleichen Theilen annehmen Tann. Es ergeben bie leuten fünf Jahre daher im Durchſchnitt: Ä |

Zu ausgerupften Sebern, 16,650 &ider- . und andere größere Vögel und 29,600 Alten und Fleinere Vögel, und von biefen noch 13,750 Bälge zu Pelzen, im Ganzen alio 60,000 Vögel. Im Jahre 1855 wurden allein 29,700 Eidervögel und 68,550. Affen und Fleinere Bögel erlegt. Das Fleifch und genießbare Innere bes Eidervogels lann auf 2), Pfund und das der Alte auf ein Pfund veran⸗ klagt werden, fo daß die im Durchfchnitt für Die legten fünf Jahre gewonnene Wleifchmafle 76,650 Pfund und im legten Jahre allein 127,950 Pfund betrug. Doch iſt dieß ein Minimum unb 'bas wirklich gewonnene Fleiſch läßt fich gewiß auf 100,000 Pfund ver: anſchlagen, befonderd da die geringere Federproduktion der früheren Jahre nur von geringerer Sorgfalt bafür herrührte. Die Eier- und Daunen» Einfammlung ift nicht fo gleichmäßig, wie die Vogel⸗ jagd felbft über ‚die ganze Küfte vertheil. Im Fruͤhjahr ziehe. der Eidervogel nach Norden und fucht Die an fleinen Inſeln reichen Gegenden auf, um dort zu legen und zu brüten, woher bie beiden füblichften Diftrifte beinahe gar feine. Eiderdaunen produciren, ber Ertrag ebenmäßig nach Norden wächst und im Diftrift Holſteenborg am beträchtlichften ik. Das ganze jährliche Quantum ungereinigter Daunen war in ben lesten fünf Jahren burdhfchnittlich 3000 Pfund jaͤhrlich. Die Eier, die .mit den Reftern mweggenoummen werben, iind viel größer ald Hühnereier und wiegen faft ein Bierfelpfund; find frifh dem Geſchmack nach faum von jemen zu unterfcheiden, werden aber ipäter etwas thranig, doch Tann man fie dadurch Fon- ſerviren, dag man fie in Kalfwaffer taucht und. trodnen fäßt,. in weldher Weiſe man fie über. zwei Jahre eshält, ohne daß fle_einen Abſchmack annehmen. Da ber.Bogel immer wieder auf berielben Stelle legt, werben. Die Eier mehrmals ausgenommen und ber Groͤn⸗ länder läßt. faum ein Ei liegen, wenn. er: auch im Voraus willen lann, daß es einen faſt ausgewachſenen jungen Vogel enthält; kleinere Voͤgel machen fie nach feinem Geſchmack nicht unbrauchbar. Da die

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Eingeborenen aber ben ganzen Vorrath Bintereinander verzehren und nur ben Europäern ausnahmswelfe verfaufen, kann man flch benten, wie viel Nupen die Verfolgung bes Vogels in Hinficht auf die Er: nährung fchafft. Die Eiermenge nach der der Daunen zu fehäßen iſt fehwer, da fowohl jene als biefe in ben Neftern in ſehr verfchiedener Menge gefunden werden. Bleibt der Vogel ungeftört, legt er fieben bis acht Eier, fpäter vielleicht nur zwei, bann finden ſich aber auch nur wenig Daunen und zulett wohl noch ein Ei ohne Daunen. Ein Neft, welches vier bis fünf Loth Daunen gibt, gilt fehon als ein gutes. Mit ben Eiern der andern Seevögel beträgt bie ganze Maſe gewiß 200,000 Stüd jährlich.

Fuüchſe, Hafen, Schneehühner In dem eigentlichen Winter, wenn bas Eis faſt überall längs der Küften feſt liegt, ha ben die Seevögel Rorbgrönland fo gut als ganz rerlaffen. An ben äußern Küften, wo noch ein wenig offenes Waſſer zu finden iſt, kann man noch einen einzelnen Teift- oder Eidervogel ſchießen, aber innerhalb ber Fjorden felbft wird Fein einziger mehr zu fehen fen, Alles ift gleichfam ausgeftorben und verftummt. Die einzigen: leben ben Wefen, weldye dann noch bleibend der Falten Jahreszeit trotzen, find die, welche mehr oder weniger von oder auf ber Erbe leben. Dazu gehören unter. den Vögeln die Schneehähner, Die Raben und bie Eule, und bie Fleinen fperlingsartigen Vögel, welche allerbinge in ben falten Tagen nicht. gefehen werben, aber bei ylöglich ein- tretender Milderung, jelbft im Monat Januar, hervortreten; von Säugethieren ziehen enblih, außer dem Nenthiere nur noch ziel, nämlich der Buchs und der Hafe, über Diefe großen mit Schnee und Eis bedeckten Landftriche hin. Das Renthier ift fchon in dem Bor- hergehenden erwähnt; außer bemfelben haben nur noch ber Yuche, ber Hafe und das Schneehuhn eine, wenn auch fehr untergeordnete Bebeutung in öfonomifcher Hinficht. Von dem Fuchs, der in zwei Varietäten gefunden wirb, al8 weißer und blauer, wird nur bet Balg als ein werthvoller Handelsartikel benugt. Der Hafe und das Schneehuhn dienen ald Nahrungsmittel, aber in fo geringer Menge, daß fte nur ben In Grönland ſich aufbaktenden Dünen zu Gute kommen. Ihr Fell und Febern find für ben Hambel ohne Werth. Der feltenere. ſchneeweiße Hafe ift weit weniger furchtſam, als ber europälfche; wenn man längere Zeit hindurch In ber Nähe folcher auf einem Flede ſtill figt, fommen fie ſehr Häufig auf nur

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10 Schritt Entfernung nahe, erheben fich auf die Hinterlaͤufe und be- trachten fich die Gegend; Groͤnlaͤnder, welche der Schußwaffen ent: behren, "werfen fie mit Steinen, worauf fie nur etwa zwanzig Schritte fortlaufen und ſich erft Durch wiederholte Würfe auf Die Flucht treiben laſſen. Fuͤr 4—500 Fuchsbaͤlge, meift blaue, nimmt Norbgrönland jährlich reichlich 2000 Rbthlr. ein, zwei Drittel davon ber Diſtrikt Egedesminde. Fuͤr Südgrönland haben die Füchfe faft gar feinen Werth, da ihr Bleifch nur im Höchften Rothfall verzehrt wirb und bie Baͤlge nur von Europäern benutzt werden. Außer dem Unterſchied zwiſchen blauen unb weißen $ellen fortirt man jene für ben Handel In drei Nummern, nach ber Dimfelheit der Farbe und Länge ber Haare; bie beften galten: auf europäifchem Marfte 16 und 17 Rbthir. und 1856 kamen fie in ber Auftion fogar auf 27 Rbthlr., doch find die Preife fehr von Umftänden abhängend. Die Yüchfe halten fih auch bier meiſt auf dem Seftlande auf, großentheils aber am Ufer, da fie bei der Ehbezeit ihre Nahrung fifchen, unb im Som- mer geben fie auch oft auf die Infeln. Die Jungen werfen und erziehen fie faft Immer unmittelbar an den Stellen, bie im Winter von ben Grönländern bewohnt waren, da ber hier zurüdgebliebene Unrath ihnen Nahrung und Wärme gibt. Man fängt bie "halb erwachſenen Füchſe oft, bie fich dann leicht zähmen lafien und wie Hunde benehmen. Solche, deren Bälge in ben Handel fommen follen, fönnen nur vom November bi6 März erlegt werben, bemn zu andern Zeiten ift das Fell furzhaarig und von ſchmutzig grauer darbe. Sie werben faft nur von ben Grönländern gefangen, bie auf dem Feſtlande und in ben Fiorden reifen, bei ben Außeninfeln find fie wenig - zahlreich und. von geringerer Güte. Man fängt fie in jehr. einfach konſtruirten Ballen, in benen ein großer Stein ober ein mit .Steinen befchwertes Brett auf fie ſtuͤrzt, oder ben Eingang verfperrt, wenn fle es mit ber Lockſpeiſe berühren; ber geößte Theil wird jedoch gefchoffen. In ftrengen Wintern, wenn kein anberer Erwerb ift, gehen bie Grönländer planmäßig auf diefe Jagd, indem fie in bie Fiorde rudern und fi am Ufer auf. die Lauer legen, bis der Fuchs bei eintretenber Ebbe kommt und feine Nahrung fucht. Der Ertrag ber Jagd ift von ber Strenge des Winters und bet Schneemenge abhängig, welche die Thiere zwingt an bie Küfte zu gehen, um. Sutter zu finden. Seit 1830 wurden jährlid in Süd⸗ grönland gegen 1200 blaue und 600 weiße üchfe gefangen ; etwu

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bie Hälfte im Diftelft Julianehaab. Das beſte Yuchsiahr, ber Winter 1831 —32 lieferte 2300 Bälge allein im Diftrift Juliane⸗ haab, und 1853 54 wurden bafelbft wieder 1500 Stück in ben Handel ‚gebracht, in ber Zwifchenzeit jährlich nur 2— 400 Städ: Die Schwierige Ernährung zerftreut bie Füchſe fehr weit und Die großen Nachftellungen vermindern fie in der Zahl, fo- daß auch bei verbeffer- tee Fangart und größerer Betreibung der Jagd diefelbe Boch für die grönländifche Bewölferung nicht zu höherer Wichtigkeit. gelangen fan.

Die übrige Jagd auf dem Lande hat noch weniger öfonomifche Bedeutung in Sübgrönland und dient meift nur Dazu. den Eure pdern Wild zu verfchaffen. Schneehühner kommen nicht hänfiger vor, al& in Nordgrönland, die Eingeborenen fpeifen fie beinahe nie und bringen fie alle zum Verkauf in die Kolonien. Nur an ein zeinen Stellen fangen fie biefelben in Schlingen aus Sehnen, welde mitten an einem langen Riem figen, beflen beide Enden von zwei Männern gehalten und welcher fo über den Bogel weggeführt wird, der im Allgemeinen fehr furchtfam ift. Außerdem fchießt man ihn mit ber Flinte, wozu die Dänen bie Eingeborenen mit den Requi⸗ fiten leihweife verfehen. Gewöhnlich erhält ein Schneehuhnjaͤger in einem Tage zehn Stüd, kann ed aber auf zwanzig und mehr bringen. Außer dem Jagdglück find auch die Jahre und Stellen fehr ver fchieden für den Schneehuhnfang, die meiften finden fich im Difteift Godhavn, wo in einzelnen Wintern 3000 Stüd verzehrt find. In ganz Sübgrönland kann dieſe Produktion auf 10,000 Stüd im Durchſchnitt jährlich veranfchlagt werden.

Auch die Hafen find in Südgrönland Seltener ald in Nord⸗ grönland, und werden jährlich nur zu einigen Hunderten gefchoflen: ed ift unerflärlich, weßhalb bie glänzendweißen, langhaarigen und feinen Felle feine fonderlihe Anwendung finden, Früher waren fie Handelswaare, . machten fich aber nicht besahlt, obſchon die Haare fh recht gut zum Spinnen eignen. |

Raben find ftehenbe Bäfte bei. jeder Kolonie, im Winter, went das Land mit Schnee bedeckt iſt und fle feine Beeren finden, bie ihre vorzüglichtte Nahrung find, werden fie ganz zahm, huͤpfen um die Häufer umher und verfolgen die Träger von Sped ober Ser hundsfleiſch. Sie werden oft gefchoffen, aber nur von Einzelnen wird ihre Fleiſch genoflen. Raubvoͤgel, Adler, Eulen und Fallken werben felten gefehen.

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Der weiße Bär, deſſen Pelz eine Handelöwaare iſt, und befien Sleifch ein gutes Nahrungsmittel abgibt, wird auch jährlich in Rordgrönland gefangen. Dieß Thier lebt, wie befannt, ſowohl Soinmer ald Winter ganz auf dem Eife und ernährt ftch von dem Meere, dort’ wo es fait beftändig mit Eis beberft it; aber es unters nimmt von bier aus weite Streifzüge, theild auf dem Eife, welches ich im Winter über die füblicheren Theile bed Meeres legt, theils dem Treibeife folgend, welches fich im Sommer von jenen nördlichften Zheilen der Eisdede in der Baffinsbucht losreißt. Die Bärenjagd wird bei Upernivik und zwar im Winter betrieben, wobei die Hunde Dienfte leiten müffen, um bie Bären zum Stehen zu bringen; bie legteren flüch- ten dann gern hinauf auf das Eisfjeld, oder ſetzen fi) auf die Hinter: beine und vertheidigen fich mit den Tagen, wobei gewöhnlich einer oder mehrere der Hunde getödtet oder gelähmt werben. Es gefchieht jegt nur ganz gelegentlih, wenn fi) Spuren in ber Nähe ber Häufer gezeigt haben, während der Bär fo häufig ſeyn foll, daß es ich auch Iohnen fönnte, ihn aufzufuchen. 30 Stüd find die durch⸗ khnitttiche Iahresbeute. Die Grönlänber, welche im Winter eine Poft jwilchen Omenak und UÜpernivif befördern, machen felten biefe lange Reife über das Eis, ohne 1—2 Bären zu fchießen. An den übrigen Küften zeigen fte fich fporabifch, fcdheinen aber entweder beftändig lange Streifzüge vorzunehmen, oder bem Geruch in eine fehr weite Entfernung zu folgen, da fie fi faft überall ſehr fchnell . fehen laflen, wo Bas anzutreffen if. .

Mitunter finden fie fih auch im Sommer ein; fo wurbe 1849 einer im SHintergrunbe des Larefioxrd gefchofien, wo er fich plöglich bei einem Zelte zeigte, welches eine dort fifchende Familie bewohnte. So lange ber Walfifchfang in ber Diskobucht im Gange war, ftellte ih der Bär auch Häufig dort ein; ebenfalls bei dem Weißfiſch⸗ Soarbfüt 1850, wo bei Rourfaf einer erlegt wurde. Bei: Nialor⸗ naf im Omenalsfjord wurbe 1851 einer mitten im Juni geſchoſſen, ber von Grömländern im Kajaf und mit Harpunen verfolgt im offenen Wafler ſchwamm. Gin paar Tage davauf fand ſichs, daß ex ein treibendes Walſiſchaas verfolgt. hatte. Auch bei Klaushavn im Iafoböhauner Eisfior® wurde ein Bar erlegt und Spuren an⸗ derer dort geſehen.

In Südgrönland hat ſowohl für Die alten Norbländer, ale auch fpäter für Die Eingeborenen Die Jagd auf ben weißen Bären

a

zu den Lieblingsbefchäftigungen und "wegen ber’ damit verbundenen Gefahren auch zu ben Beftrebungen bes Ehrgeizes gehört. In ber Sage Erif bed Rothen ift fein Neid auf bie Bärenjagd feines Freundes erwähnt, und gleichzeitig iſt dadurch Die heidniſche Ber- ebrung dieſes Thieres befannt geworden. Im Jahre 1060 tauſchte ein Islaͤnder Audun einen weißen Büren für fein gefammtes grön- ländifches Eigenthum von einem Jäger ein, und führte ihn lebend nach Norwegen und Dänemarf zu König Svenb, ber einen großen Preis für dieſe Seltenheit zahlte. Nach Sübgrönland kommt ber weiße Bär auf dem Treibeife von Spigbergen, mit dem er fich erſt an der Oftfüfte Grönlands aufhält und dann um das Kap Farvel fhwimmt und den Diftrift Sulianehaab erreicht; wo er mitunter bad Land betritt und, befonder8 in den bortigen @isfiorden ein Jahr lang bleibt, fo daß er zu jeder Jahreszeit gefchoflen werben fann. Der ©eruch fcheint ihn an bie bewohnten Stellen zu loden und fo ift er häufig ‚bei ben Häufern von Nennortalik und. dem Miſſionsplatz Frederiksthal gefchoflen worden, fa ein paarmal ift er in biefem Difteift, ‚dich den Thrangeruch angezogen, feldft bi8 in die Häufer gedrungen. Einmal in ber Nacht erfchten ein Bär

in einem Haufe, befien Bewohner fihliefen und erft von bem mit.

in der Stube liegenden Hunde durch Geheul und Gebell erwedt wurden. Sie fahen im Mondſchein ven. Vorberförper des Bären in dem Hauseingang fteden, da ihm berfelbe aber zu eng war, 309 er fich zurüd, fchlich fih um das Hans, unterfuchte eine Vorrathe fammer und fehrte dann zum ingang wieder, wo er mit ber in zwiſchen geladenen Büchfe hart verwundet wurbe, worauf er an bad Ufer zurüdflüchtete und. dort ftarb. Ein andresmal fam ein Bär am Tage an ein Haus, in dem nur eine Frau mit Kindern anweſend war. Sie fah ihn vor der Thür von dem dort liegenden Sped und den Häuten frefien, und in ber Borausficht feines näheren Beſuchs zünbete fie vor dem mit einer Blaſe verklebten Fenſter eine Lampe ‘an und hielt trockenes Stroh in Bereitfchaft. Nach nicht langer Zeit ſteckte das Thier den Kopf durch das Fenſter, worauf bie Frau dad Stroh aufflammen ließ, fo baß es fich verbrannte

und ‚brummend zurüdzog. Es fing: darauf an, an. einer andern

Stelle fi ein Loch unter der Hausmauer zu fragen und würde nicht lange gebraucht haben, um hineinzufommen, hätten “nicht einige zufällig herbeilommende Männer ihn erlegt. Ein einzelner Grbnlänber

weicht dem Bären gern aus, wenn er ed. irgend fann, unb ſelbſt wenn fie mehrere beifammen find, treiben fie ihn wo möglich in das Wafler, da ihm ſchwimmend leichter beizukommen ift.

Die Zahl ber jährlich bei. Julianehaab in den Handel gefom- menen Kelle belief ſich auf burchfchnittlich fechzehn in letzter Zeit. Die Hälfte berfelben bringen jedoch die heidnifchen Oſtlaͤnder, welche jährlich einmal zu Handelszwecken das ſuͤdlichſte Etabliffement bes ſuchen. Sie werden zu Sigen in ben Kajals verarbeitet und find dad wichtigfte Requiſit für alle in Grönland reifenden Europäer, da die fogenannten Schlaffäde aus ihnen gefertigt werden. Das Hleifch wird als größte Delifateffe gefpeist und gibt Beranlaflung zu Gaſtmaͤhlern, zu welchen die Freunde von mweither eingeladen werben.

Außer bdiefen Beiträgen bed Thierreichd zu dem Lebendunter- halt der Bewohner Grönlands hat Die Kultur noch einige hinzuzu⸗ fügen verfucht. Allerdings tft es außer ben in Dienften ber Handels⸗ geſellſchaft fiehenden Europaͤern nur ein einziger Eingeborener, ber ich mir Viehzucht: beichäftigt, und überbteß beichränft fich biefer ganze Erwerbszweig nur darauf, den wenigen im Lande anweſenden Europäern einen .Eleinen Beitrag ..zu den "gewohnten Bebürfnifien ihrer Haushaltungen zu liefern. Es wirb deßhalb die Viehzucht Agentlich nur in dem Diſtrikt Sulianehaab betrieben, in bem fowohl Kühe als Schafe und Ziegen gehalten werben, wogegen fich bie nördlicheren Kolonien auf Ziegen allein befchränfen.

Schon .furz nad) Anlegung der. Kolonie Julianehaab wurden von der Heimath aus einige Stüde Hornvieh dorthin geſendet. Man war bamals mit der. natürlichen Beichaffenheit. des Landes noch ganz unbefannt, und fchien große Wichtigkeit Darauf zu. fegen, zu erfahren, welche Erwerbsquellen dieſe füblichften ‚Begenben neben: der grön«. ländifchen Seehundsjagd noch zu bieten im Stande wären. Im Jahre 1782 murben zwei Kalben und: 1784. noch zwei Kühe und ein, Stier ber Miſſion zugeſchickt. Gleichzeitig ſetzte fich ber .erfte Kaufmann der Handelsgeſellſchaft Anders Olſen bei Julianehaab zur Ruhe und machte ben Verſuch ſich durch Viehzucht zu ernähren; fpäter zog er nach Igalliko und fchlug: feine Wohnung mitten in den Ruinen von Brattelid auf. Sein. Enfel left noch jetzt als Altexer Mann dort und hält einige Kühe und Schafe, ernährt fich aber im Ucbrigen auf grömländifihe. Weife durch Fifchfang und ben Kaiak⸗ fang feiner Söhne. Die Iſolirtheit des Ortes lief feinen oͤkonomiſchen

270 Zuftand ſehr finfen und den Verſuch als nicht vortheilhaft er: kennen. Auch die für Rechnung der Handelsgeſellſchaft begonnene Viehzucht hörte bald auf, fpäter aber durch die Beamten und. Mil: fionäre new. aufgenommen, Heß fe in den letzten Jahren dieſelbe fo anwachſen, daß in ganz Sübgrönland 30 40 Stüd . Hornwvieh, 20 Schafe und 100 Ziegen uͤberwintert werben. Die Schafwolle wurde früher in den Handel gebracht und nad) Europa gefendet; da aber das Pfund nichtmehr als 12 Sch. einbrachte, indem bas Klima fie fehr grob machte, hörte fie auf Waare zu fern und wird nun an Ort und ‚Stelle conſumirt. - Im Sommer unb fo lange das Land noch fchneefrei iſt, fann fich das Vieh fein Futter felbft fuchen, und ba nie mehr als zehn Stüf beifammen find, iſt auch von Yuttermangel feine Rebe, Die Thiere laufen frei auf den Selfen umher und frefien außer Gras viele andere Kräuter und das Laub ber Buſchgewächſe. Zum Melfen treibt fie ein Knecht zufammen und daher iſt ihre Wartung ſehr einfach. Die Schwierigleit liegt nur in der Stallfütterung während bes ‚langen Winters. Hutter findet ſich trotz bes Ueberfluffes, wenn das Vieh es fich felbft fuchen darf, buch nur an wenigen Stellen in folcher Menge, daß man es fchneiben. und zu Heu trodnen fann. Bon felbft wird das. Gras nicht hoch genug, Doch erreicht man durch eine ganz geringe Düngung. bie. nothwendige Fruchtbarkeit, bie ſich auch befonders um bie Ruinen ber alten Zelt vorfindet. Sept fan melt man nur bei den Haus⸗ und Zeltplägen Heu, Seit dem Jahre 1806 befteht ein zum Geſetz erhobener Kontrakt zwifchen der Handeis⸗ gefellfehaft und Miflion, buch welchen fle.bie Heupläge in bem ganzen Diftrift ‚unter fich thellten, um ihr Vieh beſſer erhalten. zu fönnen. - Die Nothwendigkeit ‚hierzu liegt aber weniger im dem ges

ringen Vorrath von Heu, als. in der großen ‚Entfernung biefer

Platze, bie. oft eine und mehrere. Diellen von . bewohnten ‚Steflen aufgefucht werben müflen, fo daß nur ber leichte Transport mit ben Weiberbooten und die 'erreichte Mebung ber Grönländer biefe :Pläge aufzufinden: und das Seu zu Schlagen und. trednen, fowie beionberd bie. billige Arbeitskraft es ermöglichen bie Viehzucht ofme große Koften beizubehalten. Die Viehbeſitzer wiffen kaum, wo ihre Weiden Hegen, und von Theilung IR nicht die Rede; alles ‚beforgen Groͤn⸗ laͤnder, die fich Die übrige Zeit des Jahres ſelbſi ernähren. ‚Die Heuernbte beginnt im Juli, iR aber erft im Auguſt gut Um else

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Bootslaſt Gras zu hoten und fie zur Vrornung auf ben Selten auszubreiten, braucht man vier Ruberinnen und einen Mann, nach den -Umftänden auf 2— 6 Tage. Bei ber Kolonie Julianehaab hat ſolche Bootslaft einen Werth von reichlich 3 Reichsthaler und kann auf 80 Liespfund Heu veranfchlagt werben. Der große Play im Lichtenau Fiord,- auf dem die Zelte während bes Fiſchfangs errichtet werben, it auf zwölf Bootdlaften Hen zu ſchaͤtzen, unb bie gewöhnlichen Plaätze, wo zwei bis drei Häufer ftehen, geben nur ein paar. Boot6- laften Heu, und obfchon auf den älteften Stellen Gras grünt, beachtet man im Allgemeinen doch nur bie in den legten Jahren bewohnten, die gewiflermaßen friſch gebüngt find. Das Gras beſteht meiſt aus fehr feinen und weichen Arten, die zu dem Gejchlechte Zoa ober Rapgräfern gehören. Bei Igallifo ift e8 außerdem mit Widen gemifcht, die üppig grünen und prächtige violette Blüthen tragen, aber felten oder nie zur Reife fommen. Weniger oft nimmt man feine Zus flucht zum Strandgrad (Elymus arenaria), mas namentlich auf alten Hausplägen und mehr fandigen Stellen gedeiht und im jungen Alter ein recht gute Futterfraut feyn fol. Kühe und Ziegen frefien übrigens ‘mit großer Gier gedörrten Bifch, namentlich Angmakſaͤtten.

Da der Wintervorrath bed Viehs aus lauter gutem Heu ber fteht, das in ber Zeit geichlagen wird, wo ed am faftigften ift, ge- beihen. die Thiere im Allgemeinen ſehr gut. Gute Kühe geben bei Lichtenau im Sommer nidit felsen täglich ein Pfund Butter, unb eine einzelne. gab fogar in einem Jahre 11 Liespfund, Gewoöhn⸗ lich geben fie in ber beiten Zeit 10 bis 12 Maag Milk, nehmen im Winter ziemlich fchnell ab, und ftehen 2 bis 3 Monate troden. Im Herb eignen fie’ ſich gut zum Schlachten und fünnen ausge⸗ zeichnet fettes Fleiich geben. Die Ziegen ‚werden burch. ihre Milk beſonders für die Stellen. werthvoll, wo man fonft gar feine hätte. Um fünf Zlegen im Diſtrikt Sulianehaab zu ernähren, bedarf man füe ben Winter. zwei Bootslabangen Heu, je weiter nad) Norden, je. mehr; fe. freffen brei bis vier Pfund täglih. Schafe. wuͤrden ſich am beften für dieſes Klima eignen, doch werden fie durch das freie Klettern auf den. Kelten ſehr wild, und ba. man feine paffende Hunde. hat, wird ihre Huͤtung ſehr ſchwer. Die Wolfe bleibt ‚grob und ſchlecht.

Die in Nordgrenland übliche Verwendung ber Hunde zur Schlittenfahrt findet in Sudgroͤnland nur bei ber noͤrdlichſten Kolonie.

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N

flatt, wo vier bie ſechs Geſpanne gehalten werben, ſonſt hat man ſie nur zum Vergnuͤgen und zur Verwenbung des Fells. Feder⸗ vieh, namentlich Hühner, wird von ben Europäern gezogen, aber fehr foftbar, wenn man ed nicht mit Fiſch füttern will, was es zwar gern frißt, wovon aber Fleiſch und Eier einen Abfchmad an nehmen. Die Grönländer von Julianehaab. halten gleichfalls ab und zu ein Paar Hühner, die in den niedrigen Hausgängen Schub fuchen und von dem Abfall leben, aber num noch fir Hühner u erlennen ſind.

Achtes Kapitel.

Das Pflanzenreich Nordgrönlands. Küchengewächſe. Brennmaterial.

Beeren, Das Pflanzenreich Südgrönlands. Kulturpflanzen. Wild wad-

fenbe Nahrungepflanzen. Torf und Waldlaub als Brennmaterial. Treibholz in Nord⸗ und in Südgrönland.

Der dem Anſcheine nach mit dem höheren Breitegrade zuneh⸗ menbe Reichtum bes thierifchen Lebende muß als. Entfchäbigung für die Armuth des Pflangenreichd an Arten, und für bie Dürftig feit in.Entwidlung der Individuen gelten. Auf. einem fo mageren Boden und unter fo Faltem Himmel fann die Flora natürlich nur ärmlich ausfallen, und an einheimiſchen Gattungen ſind die Krypto⸗ gamen und nächſt ihnen Die Flechten die zahlreichſten, die antiſlor⸗ butiſchen die wohlthaͤtigſten.

In der Erwaͤhnung einer ſtets unter 09 Wärme bleibenden Mitteltemperatur und dem Monate langen Berfchwinden der Sonne ift bereitö ber. entfeheidende Grund der Unmöglichfeit:erwähnt, Vieh⸗ zucht in Rordgrönland zu treiben. Noch. weniger kann der Ge danke feftgehalten werden, Daß irgend welche Kulturpflange in ber MWeife angebaut werben könnte, daß fie ald Nahrungsmittel für die Bevölferung dienen möchte. - Die dänifchen Beamten in biefen. Di⸗ fteiften haben an den meiſten Stellen rinen ‚Kleinen Garten vor ihrem Haufe angelegt und in bemfelben werfucht, inwieweit bie ein- zelnen Gartengewächfe gebaut werden fönnten, wenn man alten Fleiß darauf verwendete, um bie furze Sommerzeit fo gut wie es mögli wäre, zu benuhen. Bei Jakobshavn und Godhaon Hal

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man auf’ diefe Weiſe ausgezeichnet: gute weiße Rüben und Rabifer erhalten, eben fo wuchten Grünfohl, Spinat, Salat, Kerbel fehr ſchnell und üppig -beran, aber fowohl ber Kohl, als befonders ber Kerbel, entbehrten des würzigen Geſchmacks fo gut als gänzlich. Mohrrüben: hat man faum zu einer. Größe bringen können, daß fle als ſolche Tenntlih waren, und: Kartoffeln konnten nicht einmal fo groß werben, wie fie ohne Erde aus:ben alten Kartoffeln, welche in ben Schiffen zu der Rüdreife bewahrt werden, auswachfen. Bel Omenaf fann man mitten im Auguft auch Salat, Grünfohl und

Radifer haben, Mohrrüben aber faum von einer annehmbaren Größe. u Dieß waren Kuͤchengewaͤchſe, von denen nur bie Wurzeln und

Blätter benust werben; an folche, welche Frucht ober Samenförner geben follten, ift bier nmatürlicherweife gar nicht zu benfen. Und dennoch erfordert die ganze Gartenfultur. die größte Sorgfalt; man muß um bie grönländifchen Häufer Erbe zufammenfchärren, in weicher büngenbe Subftanzen fchon längere Zeit hindurch gelegen haben, da fle mehrerer Jahre bebürfen, um in biefem falten Klima in Die nothwendige Gaͤhrung überzugehen; und enblich muß man um Theil im voraus fäen und die Stubenwärime benußen, um bie nöthigen Pflanzen zu echalten, welche ausgeſetzt werben Fönnen, fobald der gefrorene Erdboden auf ein paar Zoll Tiefe aufgethaut fl. Die Gartenkultur Tann daher nie zu etwas anderem merben, ald zu einer angenehmen Zerftreuung und zur Erinnerung an bie Genüffe der Heimath. In öfonomifcher Hinficht kann nur von ges willen wildwachſenden Pflanzen Die Rede ſeyn, welche theilweiſe als Brennmaterial, theilweife ald Rahrungss oder Arzneimittel‘ bienen: - AB Brennmäterial werben vorzugämeile bie Weiden und Zwergbirken verwenbet, aber man bennpt auch die ganz niedrigen Bufchgewächfe, Empetrum, Vaceinium, Ledum.Groenlandicum, Andromeda tetragona, weiche letztere fehr reich ar Harz zu ſeyn Kbeint, ba fle fchnell aufflammt. Die Birke und Weide, welches die größten und wichtigften Pflanzen find, fehlen nirgends, doch iR in ben verfchiedenen Gegenden bald die eine, bald. bie andere vorherrfchend. Gewoͤhnlicherweiſe fiben fie .mit den Wurzeln in’ ben Felſenriſſen feftgeheftet und Friechen dicht am Boden zu einer: Lärige von drei bis vier Elfen hin, gerade an ber Wurzel fönnen: fle zwei bis drei Zoll dick ſeyn, im Uebrigen erreichen fie nicht einmal :.einen Zoll im Durchmeffer und find. fehr höderig und krumm :gebogen; Epel, Brönlanr. 18

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Nur an einzelnen Stellen fieht man eine große Menge’ biefer Vuͤſche an einem Flecke gefammelt, wo ſte ſich bann einander fo unter ftüben, daß fie fich höchftens anderthalb Ellen in bie Luft erheben und Etwas bilden, was ‚mit einem Gebüſch verglidgen werden fönnte. Solcher Weidengebüfche .iwverden bei Godhavn mehrere gefunden, aber die größten jedenfalls im Disko⸗Fjord, befonders an deſſen norbweitlichiten und.. nerböftlichften Verzweigungen: Koswſal und Quannerſoit; fie bedecken jeboch hier noch vereinzelte Streden von einigen Hundert Ellen Länge, deren Grund. aus Geröll beſteht; abet der ‚größte Theil des niedrigen Vorlandes ift fehr ſchwammig, feucht und mit Heinen Haufen von Halbgräfern und Lichenen bebedt. Auf ber Oſtſeite der Disfo-Bucht fcheinen die Birken mehr vorherrichend zu feyn, aber man fieht felten Flecke, wo fie gefammelt fiehen; bie Greönländer nehmen von ihnen, was auf ben Ffelden zerſtreut wächat, beſonders im Winter, wenn bie Zweige fpröbe “und zer⸗ brechfich find; fie..fönnen felbft.. bei Jakobshavn, wo fie jetzt doch ſchon ſeit mehreren Jahren mit Kachelöfen verfehen ſind, fich in ein: paar ‚Stunden eine gute Tracht oder eine Schlimenlaft berfelben von :.ben naͤchſten Bergen bofen. Bun ber Suboftducht ‚geht bort gegen Oſten ein Heiner ſchmaler Arm aus, ber den Namen Orpik⸗ foit: das ift: „ber. große Wald, * führt, und im Uperniviks⸗Diſtrikt wird viel von einem folden Walde, Orpif, gefprochen, ber im Stunde bes Lar⸗Fiords gefunden wird, und in welchem ſich ein Renthier vor feinen Berfolgern verborgen haben fol; e8 wird in befien fehr bezweifelt,. daß Irgenb einer biefer Wälder viel mehr ald eine Elle Huch ift, ‚oder daß man fonderlich viel yon denſelben merfen fantı, wenn man fie. unter fich hat, ſobald man an biefen Stellen. im Winter über den Schnee fährt. Auf den äußeren und niederen Infeln find: bie: Bufchgewächfe, fo wie die Beeren, fpar- ſamer, als auf. den öftlichen Landſtrichen um das Innere ber. Yrorben herum; aber im Ganzen fann biefe Art VBrennmaterlal nur ald eined von weientlichem Nugen bei dem umherziehenden Qeben, wel⸗ ches bie Bewohner im Sommer führen, und als eine Tleine Hilfe für: ven Winter, leſondere in. den milberen Monaten beffelben, an⸗ geſehen werden.

Bon größerer Wichtigleit!.iſ "Me Rinde von Pflanzenreſten, die allgemein theils den bloßen Felſengrund, theils bie mit Kies aus⸗ geebnoten Heinen Vertiefungen zwiſchen den Bergen bedeckt, und bie

man in Groͤnland Torf nennt, obſchon fie doch von dem wirklichen

Torfe ein ganzes Theil: verſchieden iſt und namentlich ber jehigen Begetation, welche fte bebedt, näher fteht. Das kalte Klima, wel ches nur eine fehr langſame Verweſung ober Verwandelung zu ſchwarzer, fruchtbarer Exde zuläßt, ift gewiß ein Grund zur Erhal⸗ tung und Anhaͤufung ber Refe einer abgeftorbenen Pflanzen⸗Gene⸗ ration unter ber gegenwärtigen. Selbſt an ben nad) wachſenden Pflanzenftengeln, 3. B. beſonders der Andromeba, bleiben bie abge ftorbenen Blätter mehrere Jahre hindurch fiben, und die erwähnten Bufchgewächle, welche dicke Kiffen auf dem Klippen- oder Kiesgrunde bilden, wachſen unmittelbar nicht fo ſehr in ber eigentlichen. Erbe, als in einem Dichten Gewebe von. abgeftorbenen Pflanzen, welche allerdings zu einem großen Theile in Exde verwandelt und unfennt lich gemacht find, aber boch weit davon entfernt blieben, bem Grabe ber Verwandelung unterworfen zu fenn, wie die Pflanzen in unferen Torfimporen. Man trifft dieſe Art Torfbildung jeboch weniger an ſumpfigen und. feuchten Stellen, als auf ben niederen Bergen, ber ſonders je Rächer fie find; Die größeren Streden von Flachland, welche in ben Bertiefungen in Sümpfe ober Landfeen übergeben, find in. ber. Regel mehr unfruchtbar und nur mit Lichenen und. Halb» grafern überwachen, bie Fleine Haufen mit dazwiſchenliegenden feuch⸗ ten Wertiefungen bilben. Solche niebere. Berge werben beſonders in dem füplichften Theil, auf ben Außenküften und ben Infeln gang oben um die Disko⸗Bucht herum gefunden, bid hinauf nach Diele und der Mündung. des. MWaigat-Sundes; Bier- wird die Torfbildung ſparſamer, aber. zur ſelben Zeit beginnt dad Vorkommen eines neuen Brennmateriald In ben Kohlen, melde von hier ab längs ber Küfte nach Norden zu zerſtreut gefunden werben; bach fehlt der Torf nir gends ganz, und felbft in dem nörblichiten Theile kann man ficher feon, Ruben aus bemfelben zu stehen Es gibt zwei Baristäten, weiche jeboch keineswegs ſehr -fcharf. gefchieben find: bie eine beſteht zum größten Thelle-aus Moos, und ift meist auf ben niehrigen Außen- Inſeln zu-finden, fie ift fehr leicht und soluminös, weahal® fie einen geringeren. Brennwerth hat, aber fie bildet im Allgemeinen bie dickſte Lage. Auf der Fleimen Torf-Infel. bei Egebesminde wurde fie in dritthalb Fuß Diele auf dem Klippengrunde ruhend gefunden; ‚von ba ab war Alles, mas: in ber Tiefe. von, über einen Bu. 0 van dem immerwährenken. Froſte durchdrungen.

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Diefe ftarfe Aufhaͤufung von Pflanzenſtoffen auf- kleinen Felſen⸗ Inſeln kann faum von etwas Anderem her rühren, als der Düngung durch das Miften der Vögel, welche fie zu ihren YBrüteplägen be nugen; man ſieht baher häufig auf den Außen-Infeln ganz iſolirte grasreiche Stellen auf Gipfeln von Bergen, fcharf von bem übrigen Erdreich gefchieden und durch uͤppige Vegetation abftechend, und auf ben Vogelfielden find: die ausgezeichnet faftigen grünen Gräfer umd Sauerampfer, welche in ben Belsriffen unter ben Bruͤteplaͤtzen Wurzel gefaßt Haben, in. weiter Entfernung erfennbar. Beſſer if bie andere Varietaͤt von Torf, welche manche Zweige und Wurzeln ber. niedrigen Bufchgewächfe, beſonders von Empetrum, in: ihte Maſſe eingemengt enthält, und welche vorzugsweiſe aus felchen, mehr baumartigen Weberreften befteht. Sie wird meift längs der Oftfüfte. ber Diskobucht in dem Diftrift von Jakobshavn und Chris ftianshaab gefunden. Bon ber vorzüglichften Oualität iſt er auf ben Infeln bei ber Kolonie Chriftianshaab, wo er am meiften kom⸗ yaft und man wohl annehmen. fann, daß er dem von unferen Haidemooren oder Hochmooren ziemlich nahe ſteht. Im Ganzen ge nommen ift Diefer grönländifche Torf allerdings leichter, poroͤſer und von minberem Brennwerth, im Berhältniß zn feinem Umfange, ale ber Torf von ‘den eigentlichen Mooren in gemäßigteren Klimaten, aber man fann doch annehmen, daß er zu jeder Art von Kücen gebrauch einigermaßen genügend if. Um bamit einen gewöhnlichen Kachelofen zu erwärmen, fann er ebenfalls hinreichend feyn, aus genommen in ben vier Fälteflen Monaten, in benen er aber ficher lich ‚noch als Beitrag zur Steinfohle oder Brennholz dienen -fann,

- jedoch kaum noch allein genügen möchte, um ein Haus zu wärmen,

es ſey denn, daß der Kachelofen hierauf eingerichtet und ſehr ge⸗ raum ey

Die geringe Waͤrmekraft des Torfes wird. jedoch auf ber ande: ren Seite durch feine große Ausbreitung uub Menge und burch bie Reichtigfeit, mit welcher er geivonnen werben kam, wieder erfebt. Er wird in ziemlich große Stüde gefchnitten, von Y, ober Y, Ku⸗ bikfuß, ungefähr vier Zoll tief und mit dem grünen Raube zufammen; bei Klaushavn ‚und Jakobshavn hat man fich in biefer Art: mit Brennmaterial über fünfzig Jahre hindurch verfehen, theils unmitiels bar um bie Häufer herum, theild in einer Entfernung von weniger ale 100 Ellen und wohl nicht zu hoch angenommen mit jährlid

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20— 30,000 Etid, aber jetzt gewiß noch weit. mehr, da dort auch in mehrere grönlänbifche Häufer Kachelöfen gefommen find. Nichtdr beftoweniger ift er noch fern davon, aufgebraucht zu feyn, und man muß fich daran erinnern, daß biefe Pläge nicht etwa auf Grund bed Vorkommens biefes Brennmateriald zur Bebauung erwählt find, fondern daß es ſich auf biefelbe Weife länge der ganzen Küfte ver: breitet findet, fo daß man rechnen fann, baß ber. Vorrath uner⸗ ſchöpflich iſt, ſobald man fi nicht auf die nächte Umgegend ber Häufer beichränft, fondern den Torfichnitt nach Umftänden bis af eine und zwei Meilen Entfernung ſucht. Von Torf, wie dem ers wähnten, pflegen bei Klaushavn in einem Tage von einem bazu gemietheten Grönländer fünfhundert Stüd ausgegraben zu werben; bie audgeftochenen Tafeln brauchen dann nur umgewendet, ger trodnet, und in Schober ober am beiten in das Haus gefept zu werben. Das Trodnen macht in ben meiften Jahren feine Schwie⸗ rigfeit. Für bie grönländifchen und fugenannten bänifchen Häufer, weiche von ben verheiratheten Handwerkern ober Dienftleuten ber Handlung bewohnt werben, pflegt die Hanbdlungsdireftion fchon feit langer Zeit Kachelöfen von einer pafjenden Konftruftion, und gleich zeitig mit einer Einrichtung zum Kochen verfehen, zu einem ſehr ge ringen Preiſe auszufenden. Man fann rechnen, baß für einen fols chen Kachelofen oder für ben Bebrauch einer Familie 810,000 Stüde Torf daraufgehen, und baß, wenn damit zugleich eine gran. ländifche Steinlampe benupt wird, welche faum entbehrt werben kann, dieſes Brennmaterial zur Noth, felbft ohne jeglichen. Zuſchuß von Kohle oder Brennholz, hinreichend feyn wiirde. . Im Hinficht ber Anwendung bed Torfs, fo wie ber Zweige oder ber Halbe fräuter, fommt es, wie erwähnt, ſehr viel auf die Geräumigfeit ber Kachelöfen an.. Wenn man Defen von einer gewiſſen Größe hätte, würde man annehmen können, baß biefe Arten von Brennmaterial in ben grönländifchen Häufern für das ganze Jahr ausreichen fünn- ten, Es ift auch in biefer Besiehung ber Berfuch gemacht und find Kachelöfen ausgeſendet, welche für diefen Gebrauch befonders kon⸗ firuirt find, | Br

Beeren find Die einzige vegetabilifche Nahrung, weiche bie Groͤn⸗ länder. einfammeln und in bedeutender Menge genießen, aber Nas mentlich wenden fie oft bie eine ber vorfommenden Arten, Die Rauſch⸗ beere. (Empetrum- nigrum) an. In Hinfiht der Aufbewahrung

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diefer Fruͤchte im Laufe: bed Jahres kömmt die Natur ihnen auf eine für dieſes Falte Klima eigenthümliche Weife zu Huͤlfe. Es ift nämlich leicht einzufehen, baß hier nicht viel von ber Sommerwärme übrig ſeyn kann, welche Brüchte entwideln fol, bie naͤhrende Sub: fangen, fomohl Säuren als Zuckerſtoff, enthalten, und daß alſo feine lange Zeit: zwiſchen ber Reife berfelben und dem Frofte bes barauf folgenden Winters liegen kann. Als eine ganz feltene Aus⸗ nahme kann es erwähnt werben, daß in dem wärmen Sommer von 1850 initten im Juli reife Raufchbeeren am Waigat⸗Sunde gefun⸗ den worden. find.: In Menge reifen. fie. erft im Anfang. Auguft, aber fihon nach dem 20; Auguft. treten im Durchfehnitt die Nacht fröfle ein, welche jebed weitere Reifen zum Stillſtand bringen und zu gleicher Zeit. jede Gaͤhrung oder Verweſung verhindern; im fol genden Monate legt ſich zunaͤchſt auch bie ſchuͤtzende Schneeberde uͤber dieſelben und verhindert ihre Verdortung, und ſie koͤnnen ſich nun unverändert erhalten, bis bie Waͤrme des folgenden Sommers im Monat Mai wieder ben Schnee fortſchmilzt. Wenn nun daher in gewiſſen Wintern eine geringe Menge Schnee fällt, - tönen die @ingeborenen in folchen Gegenden, welche reich an Beeren find, fich den gamzen Winter hindurch bamit verſehen; fo gehen bei Ja—⸗ kobshavn Weiber und Kinder ſelbſt im December imb Januar ges woͤhnlich auf die Beerenfammiang aus, und fehren mit Säden und Körben:voll heim; fie Haben hier ein eigenthümliches Gerät Dazu, um gleichgeliig den Schnee wegzukratzen und bie Beeren von bem Schnee. zu. trennen. Am meiften werben fle jeboch Im Herbſt und im Monat. Mai eingefammelt; von ber außeroibentlichen Menge, in welcher. fie uͤberall auf den mehr öftlich gelegenen Küften gefunden werben, ift ſchon bie Rebe gewefen, aber bie Wärme oder Beftän bigfelt des Sommers hat nicht einen fo großen: Ginflus "auf biefe Art Beere, wie auf die andeten, und es gibt faum ein Jahr, in welchem fie nicht in reichlicher Menge eingeſammelt werben Fünnten. Man.kann fagen, daß bie Raufchbeerbäfche die am melften ausge: breiteten aller Pflanzen in Norbgrönland. find, und baß fie bie größte Mafle in dem grünen Begetationsteppich ausmachen. Aber in Hin- flht auf die Menge ber reifen Brüchte, welche fie tragen, herrſcht, wie ermähnt,. ein großer Unterfchled zwiſchen dem öftlichen und weft: lichen. :Thelle des Guͤrtels vom Küftenlanb, zwiſchen den Gründen ber. Fjorde und ben äußeren Infeln ober Küften. Am. reichlichften

ſollen fie vorfommen. in dem Innern von den Relfotouf-, Auleit⸗ fivif- und Atanarme⸗Fjord; bie Oſtküſte der Dioko⸗Bucht It bereits in Diefer Beziehung erwähnt; im Omenaks⸗Fjorb fehlen fie auch nicht, werden aber befonders in großer Menge auf dem dftlichen Theile vor der großen Infel gefunden, welche ben Namen „Baureät“ von ifmen hat; in dem nörblichften Diftrift heißt es, daß fie ſpar⸗ ſamer jenen, Doch müſſen fie allerdings ‚auch dort in ben ſuͤdoͤſtlichſten Begenden, welche von den Orönlänbern weniger bereist werben, gefucht werden. Die Raufchbeeren fünnen in Beziehung auf Süßig: feit ober Geſchmack mit feiner von unferen Gartenfruͤchten in Ber- gleich geftellt werben; aber ihre Menge und. bie lange Zeit bes Jahres, in welcher fie eingefammelt werden fönnen, machen’fie doch zu einem wohlthätigen Beitrag zu der ausfchließlich anmaliſchen Nahrung, von welcher die Bevölkerung im Uebrigen lebt, und man Tann Diefe Gabe ber Natur auf einem in. allem Anderen fo bürftig ausgeftatteten Erbboden nicht gemügend bewundern. Die Grönländer effen fie auch regelmäßig im Herbſte, als eine Art zweites Gericht oder Defiert nach der eigentlihen Mahlzeit, dem Seehundöfleifch ; fie werben dann, wie biefes, in einem großen Faſſe mitten auf bie Erde geſetzt und mit kleinen Stüden Speck gemengt. Sie brauchen natürlicherweife auch nicht eingemacht zu werben, um ſich ben Winter über aufbewahren zu laffen, ba fie in. dem gefrornen Zuftanbe feine Veränderung, erleiden können und man fie nur in einem Erbſchauer oder in einet Kalten Stube hinzuſetzen braucht.

Die Bidebeeren, Vaccinium uliginosum, kommen etwao weniger reichlich vor, ald bie vorigen, und tragen nur in ben öfts lichen Gegenden reife Stüchte in Menge und ſelbſt dort mit Unter ſchied je nach ber Beichaffenheit der Sommer. Auch fie. werben recht gut unter bem Schnee bis zum. Frühlahr aufbewahrt; ſo daß fie im Monat Mai in Menge fehr füß und wohlfchmedend im Grunde des Eisfiorde von Jakobshavn gefunden werben, wenn. fie nach der Wegfchmelzung bes Schnees buch die Sonnenwaͤrni her- vorfommen; nachdem fie aber fo entblößt find, verlieren ſie ſich allerdings in wenigen Tagen.. Die gröntändifchen Bidebeeren find etwa: Fleiner, aber feiner und füßer als Diejenigen, welche in eure päifchen Wäldern wachſen, und dennoch werben fie von ben Einge⸗ bornen gar nicht gefammelt, ba fie ein. Vorurtheil gegen biefelben haben und fie für fchädlich halten. '

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Endlich gibt e8 noch eine dritte Art, die Poeißelbeeren, Vacci- nium vitis idaea; biefe wachfen nur In dem füblichften Theile, auf ganz beftimmten Streichen, beſonders um die Südorbucht herum, und reifen nur in gewiffen Sommern. Weiter. hinauf nad Norben fol ſich ber Buſch vorfinden, aber nie reife Früchte tragen, Die Beeren werden von ben Eingebornen durchaus nicht genoflen und können, wie befannt, mur zur Einmachung mit Zuder angervenbet: werden.

Zulegt werden bier nicht wenig Pflanzen gefunden, von denen die Bluͤthen oder die Blüthenfnofpen, Blätter’ oder Wurzeln in cohem oder gefochtem Zuſtande . verfpeist werben, fo wie z. B. Sedum rodiole, die nur im Süden von Egebesminde und auf ber Infel Toſak in der. Süboftbucht vorfümmt; Pedicularis hirsuta, welche fehr verbreitet ift, und deren Blüthenfnofpen als eine Art: Kohl ge focht werden; Epilobium , von welchem gleichfalls bie Blüthenknofpen gegeffen werden, Eine Sauerampferart ift fehr verbreitet und bürfte mit dem artenfauerampfer gleichgeftellt werben. Am üppigften grünt fie ringe um. bie alten Hauspläge, auf ben Bogelfielden und auf denfelben Sandfteinbergen, welche Steinfohlenfchichten enthalten; fie kann ‚hier dicke Büfche von einem bis zwei. Buß Höhe bilden; bie Cochlearen find gleichfalls auf den Stellen am üppigften grim, wo früher Häufer geftanden haben, und naͤchſtdem auf ben niedrigen Außen-Infeln, welche von ben Vögeln gebüngt werben; aber biefe beiden Pflanzen werden, gleichfall8 aus alten Vorurtheilen, von den Eingebornen nicht genoflen. Dagegen.'benügen fie die Angelica ar- changelica fehr viel, von welcher der Stengel roh verzehrt wird; aber diefe Pflanze findet nur eine fehr befchränkte Verbreitung, außer in ben füblichften Fiorden koͤmmt fie. nämlich nur auf ber Inſel Disko vor, was man mit ber bei den Brönländern herrfchenden Sage, daß Disko von einem füblicheren Lande Iosgeriffen und durch einen Zauberer auf ihren jetzigen Dia gebracht worden iſt, zu verbin⸗ den ſucht.

Islaͤndiſches Moos ſcheint überall zu. gebeihen, in ber größten Menge jedoch auf den Außen-Infeln des fühlichen. Diſtrikts, welcher ſich im Ganzen burch. die vorherrſchenden Moofe und. Lichenen auszeichnet, vermuthlich auf Grund ber größeren Feuchtigkeit und häufigeren Nebel, denen ex ausgeſetzt iſt. Es foll biefes Moos in Grönland von einer geringeren Qualität als das in Island wachſende feyn, obfchon es ganz biefelbe Pflanze ift.

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Wie überall, muß andy. bier noch zulegt das Meer ſeine hel⸗ fende Beifteuer entrichten; von ben Tangarten, welche in fo größen Maffen längs aller Küften wachſen, werden brei bis vier von ben Grönländern gegefien. Don ihnen fann man e8 vielleicht fagen, daß fie die Pflanzennahrung bilden, .zu welcher fie in ber. Roth zunächft ihre Zuflucht nehmen, was ganz befonderd von ber Art gilt, welche Aufpablartof, ober bie rothe, genannt wird.

Der geringe Unterſchied, der zwifchen ber Sommerwaͤrme ia dem nördlichen und füblichen Theile Grönlands fattfindet, läßt na⸗ türlich auch nur einen geringen Unterfchieb in den Exzeugniffen bes Pflanzenreiches und dem Ausfehen, welches dieſe dem Lande geben, bervortreten. Auf den flachen Außeninſeln ift faft gar kein Unter ſchied zwiſchen Süd und Nord, man findet dort an ‚feuchten Stellen die niedrigen Arten, Mooſe und Halbgräfer und. auf trockenem Ge- töllgrund einen Teppich von Raufchbeerbüfchen, die jedoch ‚auch. hier in den wenigften Jahren reife Früchte tragen, dazwiſchen aber Moos und andere niedrige Gewaͤchſe. Weiden fommen ebenfalls vor, aber io kriechend und unbedeutend, daß fie kaum zu erkennen find und überhaupt iſt die ganze Vegetation von dem Falten Winde, dem Nebel und dem Treibeife fo. niedergebrüdt, daß ſie ſich faum ein par Zoll von. der Erbe erhebt. Wo ben Felſen die Geröllichicht und darauf die Dede Kleiner Pflanzen fehlt, ift die Oberfläche bes Steind bach immer mit einem fchwärzlichen Moos bicht .bebeift, welches ihm das eigenthümliche ‚graue Kolorit verleiht. Rur auf ben Außerften Punkten, wo eine ftete flarfe Brandung tast und ben Stein mit Salzwaffer netzt, find die Felſen völlig.nadt und um huchtbar, Erſt ein. paar Meilen innerhalb der Infeln werben -bie Buſchgewaͤchſe, und namentlich: die Weiden fo groß, daß .fle ‚dem mit Pflanzenwuchs bebeften Boden eine grüne Sarbe. verleihen fönnen, und wieber etwas flefer in bie Wiorde, hinein merkt man erft einen Unterſchied mit Rorbgrönland, indem mehrexe bort ganz unbefannte Bufchgemächle wie Wachholder, Erle, Bogelbeere und jogar Weißbirke hervortreten und bie Begetation. im. Allgemeinen dichter, höher und freubiger auftritt. Bon dieſem Verhaͤltniß gibt ed aber auch Ausnahmen. indem man auch weiter. in dad Meer hinaus grüne Abhaͤnge mit huͤbſchem Weidengeftrüpp findet, fo daß ich fcharfe und genaue Graͤnzen für bie. Biordvegeiatiun nicht an: geben laſſen.

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Bon geregeltem Aderbau fann bei dem ungünftigen Klima Groͤnlands überhaupt feine Rebe feyn, doch bietet es hinreichendes Intereſſe dar, zu ſehen, wie weit bie befannten Kulturpflanzen ge beihen unb Ruten bringen fönnen, wie auch, ‚welchen. Nugen die voltbwachfenden Pflanzen bieten, mit denen bie Ratur biefe Gegen ben ausgeſtattet.

Die zuerft von Egebe und vor wenigen“ Jahren wiederhoit ge⸗ machten Verſuche, im Diſtrikt von Godhaab Korn auszuſaäͤen, find bort, und felbft bei Julianehaab gefcheitert. Gerſte, Die in Ruß fand unter weit nördlicher Breite gedeiht und auf dem dortigen Felt- fande nur 89 Sonnenwaͤrme zur Reife bedarf, währenb bie Infeln und Küften viel mehr davon verlangen, kommt ſelbſt "bei Julianehaab nicht zur. Reife. In den Gärten wirb fie aber oft gezogen, ſeht jeboch kaum lehren an und entwicdelt noch viel weniger den Mehl ſtoff. Saum ‘gedeihen Kulturpflanzen, beren Frucht man, wie bie ber Erbſen unreif genießt, und nur Wurzeln ımd Blätter kommen hier in Betracht. Bei Iulianehaab kann man gemeiniglich erft. im April oder Mai den Schnee aus ben Bärten fchaffen und. ihn mit ſchwarzer Erde bedecken, die fein Aufthauen in der Sonne beförbert. Gegen das Ende des Mai Ift dann bie Erde etwa einen Spaten ftich tief aufgethaut, doch hat man feinen Vortheil vor Anfang Juni zu ſaͤen, ba das früher aufichteßende Grün durch Nachtfröfte zuruͤc⸗ gehalten wird, ſo daß es doch nicht ſchneller, als das einige Wochen Tpäter geſaͤte gedeiht. Befonders wichtig iſt es bie Beete hoch und troden zu legen, da Beuchtigfeit bier leichter ald andereiwo die Erde fauer macht. Man: pflanzt Kartoffeln als feinften Lurusartifel, da nür bie forgfältigfte Pflege eßbare Eremplare erzeugt. : Zur Bluͤthe Sommt die Pflanze nie und ſchon bie Knofpen find eine große Sel⸗ tenheit. Man überwintert bie im Herb geemteten Kartoffelit und verpflangt ‚fie von Jahr zu Jahr, um fie, wie es in Island geſchah, zu verbeflern und dem Klima anzupaſſen. Sie grünen bis zum Anfang, feltener. bis zur Mitte September, Die größte unter feht günftigen Umftänden 1855 gewonnene ‚Kartoffel wog 7%, Loth; fönft rflegen Die: größten nur 4--5 Roth zu wiegen. aber felten hat eine Pflanze beren mehr als 2-3; bie übrigen find klein und meiſtens nur: fo groß wie Nuͤfſſe. Man :erhäft baher kaum viel mehr, ald das. Drei» bis vierfache ber Ausſaat und ber Ertrag des ganzen Kartoffelbaus beläuft fih nur auf ein paar Scheffet jährlich.

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Die Frucht iſt, da die Pflanze nicht blüht, ſehr wäflrig, bewahrt man fie bis in ben Winter, werden fie feiter und von befferem Geſchmack. Knollen, die in der gefrorenen Erde ben ganzen Winter hindurch unter bem Schnee blieben, treiben im nächften Srühfahre friſche Sproſſen.

Gelbe Ruͤben werden ſo groß, wie die juͤngſten Ruͤben, die in Daͤnemark zum Verkauf kommen. Die beſten wiegen etwa ein paar Loth, Weiße Rüben gedeihen vollfommen fo gut, wie in Dänemarf und fönnen den meiften Nugen bringen. Sie erreichen ein Gewicht von ein Halbpfund und in ben gewöhnlich nur 2O—40 Ellen breis ten und langen Gärten, in benen man audy noch andere Küchen: fahen zieht, erntet man Doch. mehrere Tonnen. Gegen Mitte Juli And fie groß genug zum Berzehren, im September werben fie her- angenommen und am beften halbgetrocknet aufbewahrt, in welchem Zuftand fie fih den ganzen Winter halten. Im gefrorenen Boben gelaffen, treiben auch fie im Frühjahr von Neuem. Auch bie Bots feldfchen Rüben ‚gedeihen wie jene und. erhalten win Gewicht von 22%, Loth. Radtfer werben ebenfalls ganz fo gut, wie in Däne- marf und in glüdlichen Jahren Tann man. fie fchon im Suni und in bemfelben Sommer zum zweitenmale ernten. Gruͤnkohl wird fehr gut und wohlfchmedend, bfeibt aber Hein und jung, ohne Stöcke m bilden, kann aud) ben Winter nicht aushalten, da das abmech- jelnde Thauen und Zrieren im Herbft ibn welfen und vergehen machen. Salat, Spinat und Sauerrampfer merben vortrefflih und gelangen zu außerovdentlicher Ueppigkeit; ebenfo Rhabarber; Serbel grünt ziemlich frifh, aber Meterfilie weniger gut. feine Gröfen werben höchftend zur Blüthe gebracht.

In. Treibbeeten, bie jedoch nur von ber .Sonne erwärmt wer⸗ den, kann man hier mehr erreichen als in andern Klimaten, ba bie Sonne fo hoch im Verhaͤltniß zu ber rauhfalten Luft: fteht, und da es beſonders der Seewind und die Rebel. find, welche das vegetabile Leben zurüdhalten. Erdbeeren und Gurken gebeihen ganz vorzüglich unter einem einfachen Fenſter und erreichen biefelbe Vollkommenheit, wie Im Dänemark im Freien. Tiefer in den Fforden, wie 3.3. bei Igalliko, wo die Verhaͤltniſſe nicht weniger guͤnſtig ſeyn würden, nur daß bie Nächte im Auguft fälter und. die Nachtfroͤſte fruͤhzeitiger auftreten, und auch ber trodne Süboft, ber: einen beſonders ſchäd⸗ lichen Einfluß auf den Pflanzenwuchs aͤußert und namentlich bie

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Kartoffeln znrüdhält, häufiger und heftiger iſt, find noch feine der fuche mit der Gartenfultur angeftellt. .

Unter ben wilden NRahrungspflanzen Suͤbgronlands gibt E einzelne, die neben den animaliſchen Stoffe n jährlich in großen Maffen verzehrt werben, andere, zu denen man in’ ber Küngerzeit greift, und folche, die zwar von ben Eingeborenen nicht genoffen, aber an andern Stellen gefchägt werben und durch die Häufigkeit ihres Vorkommens doch noch Grönland zu Rugen fommen fönnen.

. Die Angelica archangelica iſt in Sübgrönland fehr. ausge: breitet, fowohl auf den Außen-Infeln, als auch .befonbers in ben Siorden und vorzugsweife. unter Bergabhängen und in Klüften, in benen Waffer rinnt; da fie ſtets feuchten Boden bedarf. Sie fchießt in ber. furgen Sommerzeit oft Stengel, die faft Mannshöhe.erreichen, wie man fie vorzugsweiſe bei ben. alten norbifchen Ruinen flieht. Die Grönländer verzehren mitunter bie Wurzeln, die befanntlich in der Medicin gebraucht werden und fehr aromatisch ſchmecken, meiſt aber begnügen fte fich mit dem Stengel, der mit Gier gefucht und genoffen wird. Er ift nur bis zur vollen Entfaltung der Bluͤthen, am beiten im Anfang Juli genießbar, wo er loder tft und einen recht angenehmen und reinen: fügen Geſchmack hat. Suͤdlich von Julianehaab legen bie Grönländer auch bie Pflanze mit Seehunds⸗ ſpeck ein, und bewahren fie in.Beuteln aus Seehundsfell für: den Winter, was im Norden nicht gebräuchlich if.

Die Raufchbeerpflanze ift zweifelsohne im "ganzen Lande von Nord bis Sid, auf dem Feftlande fowohl als auf den Inſeln, bad vorberrfchendfte Gewächs. Kein Grastorf ift zu finden, der fie nicht enthält, aber fie gibt keineswegs allerortd reife Beeren. An ben Aufßenküften ‚werben fie im Durchſchnitt jeded andere Jahr reif, aber ein paar Meilen weiter im Innern jährlich. Ste erreichen eine nicht geringe Größe, etwa wie die fchwarze Iohannisbeere Europas, der fe. auch an Farbe gleichen. Sie haben feinen. ftarfen, aber doch unverkennbar fauerfüßen Geſchmack. Eine Tonne Beeren gibt ge preßt einen Anker Saft, der zur Gährung 14 Tage lang auf einen warmen. lab. gefteßt wird und einen recht behaglichen und. flärf mouſſirenden Fruchtwein liefert, befonderd wenn man vor ber ®Ah- ung ein paar Pfund Zuder zuſetzt. Die Orönlänber verzehren fie meift an beimfelben Tage, an dem fie fie. pflüden, ..anberntheile aber bewahren fie fie auch in Säden ohne weiteren Zuſatz ober

Gimmachung, doch vorzugsweife in Iullanehaab, wo fle auch bie zu ben Belauf bes Inhalts einer Tonne zu den fogenannten Porufeften verwendet werben. Mit Speck vermifcht man fle hier erft, wenn man fie fpeifen will. Vom Auguft bis zum Schneefall verzehren bie Südgrönländer, wo fie fich auch befinden, fo viel Raufchbeeren, als fie pflüden fonnen. Da nun gerade in dieſer Zeit der Mangel an Seehunden .bei den Außen-Infeln die Bewohner zu größeren Reifen zwingt, bleiben fie jährlich etwa einen Monat an den Stellen, wo ein Ueberfluß an Beeren ift und genießen ficher eine halbe Kanne per Individuum täglich, und im Herbſt und Winter fammeln fie ab and zu an dem fchneefreien Tagen Vorrath, fo daß die ganze Mafle ich gewiß jährlich auf taufend Tonnen beläuft. So nüplich ber Einfluß dieſes Nahrungsmitteld auf bie Konftitution biefer Leute, bie ſonſt faſt ausfchließlich von fehlen animalifchen Stoffen leben, ſeyn könnte, läßt bie unmäßige Benutzung zu gewiffen Zeiten, und auch ‚ber Genuß der unreifen Beeren ftatt Nutzen zu bringen, häufig Krankheit: in dieſer Jahreszeit entſtehen. Bel paflender Benüsung und üfomomifchem Gebrauch würde fich hingegen leicht jede Familie Borrath zu geregelter Bertheilung für den Winter verfchaffen können,

Blaubeeren find etwas feltenen, Doch. auch überall, und fie rei fen in ben Fjorden jährlich. Die Grönländer ſpeiſen fle auch bier felten, ‘obgleich. fie mehr Zuder und Rahrungsftoff enthalten. Preißel⸗ beexen find auf gewiſſe Zofalitäten befchränft, in Julianehaab find fie jelten, um ben Gobhaabfjord allgemeiner. Die ingeborenen be nugen fie wicht. Wachholberbeeren gibt e8 in den fühlichen Diftrik- ten in ziemlicher Menge unb von ſtark füßlichem Geſchmack, merben aber gleichfalls felten .benubt. .

Bon andern Nahırungspflangen gewahren vielleicht gewiſſe Tang- ten ben größeften Nutzen. Der fogenannte Sutluttfof, der ziems lich allgemein iſt, wird am häufigften gefpeist; der Stengel ift weich und hat die Dide eines Spargels. und an feinem Ende ein breites Blatt; beides wirb genoſſen, erflerer von ben Grönlänbern roh ver- sehrt, „gewinnt fehr durch's Kochen und eine Bermifchung mit Sped. Diefer. Tang ift überall verbreitet und wächst fehr fchnell: dei einer Heinen Schäre im Hafen von Jullanehaab fifcht man ihn. im Wins ter durch Löcher .im Eife, und biefer eine nur Hundert Ellen von ben Häufern entfernte. Punkt verfieht über ‚hundert Menfchen - einen großen Theil des Jahres mit dem wichtigen vwegetabilifchen Nahrungs⸗

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mittel: Eine andere Art, ber fogenannte rothe Tang, iſt Heiner und nicht fo allgemein;, ex kommt meift in ben Strömungen vor und wirb ‚noch lieber als der vorige verzehrt. ine dritte fehr verbreis tete Art, die faſt alle Ufer bedeckt, wirb gleichfalls genofjen, doch vorzugsweiſe nur zur Hungerzeit.

Jolaͤndiſches Moos findet fih in ganz Sübgeönland in außer orbentlicher Menge, beſonders aber auf den Außen-Infeln, wo et in zufammengeswachienen . Kiffen feuchte Vertiefungen zwifchen bem Geſtein völlig ausfüllt; hier bleibt e8 auch am Hleinften, hat feine, fnferige Blätter und bunfelbraune Farbe. Auf einigen Stellen und namentlich auf dem Feſtlande wächst es auch mit anderem Moos ober Gras gemifcht, und. ehenfo an feuchten und flachen Strichen, ober in Klüften an der Seite von Waflerläufen; dort hat ed viel breitere, Eräftigere Blätter und eine hellere, unten faft weiße Farbe mit einzelnen rothen Aleden. Die dunkleren und lichteren Pflanzen gehen in einander ber und es herrfcht durch Verſchiedenheit ber Farbe im Gefchmad Fein Unterfihied. Die Grönländer willen dad islänbifche Moos weder nach feinen medieinifchen Eigenfchaften, noch als Nahrungsmittel zu fchägen, "da Pflanzenftoffe überhaupt wenig Werth für fie haben, und befonders da e6 ber Zubereitung bedarf. Aber gerade bei den im Lande häufig herrichenden Krankheiten ber Schwindſucht und Abzehrung und dem Mangel an mehlftoffhaltigen Nahrungsmitteln Fönnte dieß Moos zu großer Wichtigkeit Tommen; ftatt wie in Island mit Milch, . müßte es nur hier mit Fiſchſuppe ober Seehundsſpeck und Fleiſch gefocht. werben. ‚Auch zu Brob läßt fich Das daraus zu .bereitende Mehl verbaden. Es muß bazu erfl von Erde und fremden Pflanzenftoffen gefäubert werben, worauf «6 auf. einem Badofen feharf gebörrt wird, bis es fo. muͤrbe ift, daß man es auf einer Handmühle mahlen Tann, wodurch es bie Fein heit von Roggenmehl erhält. Das. Moosmehl allein ift weit Waſſet nicht zu kneten, fondern muß. um zufammengubängen. mit anderem Mehl vermifcht werden, zum Heben. fommt der Teig in gewöhnlicher Weiſe und ‚ebenfo ‚wird er gebacken. Dan focht auch das Moos mehl mit Fiſchbrühe und gehadtem Fiſch zu einem Teig, ben man als Kuchen formt und badt. Beide Arten haben nur. wenig von der Bitterfeit, die dad Moos zu Gallert gekocht enthält, “Das Sammeln bed Mooſes bietet feine Schwierigkeit und kann gelegent lich und überall geichehen;. bach ift es ſehr voluminös und ſchwindei

nach der Reinigung und "dem Dörten To, daß eine feſtgeſtopfte Tonne nur. fünf bis feche Pfund Mehl gibt; dat Reinigen wäre eine Arbeit für Frauen und Kinder, und kann eine Perſon mehrere Tonnen ober Side ben Tag über fertig befommen.

Außer dem islänblichen Moos findet fi) auch das wirkliche Renthiermoos fehr verbreitet, und Tann, wie endlich auch bas auf alten Steinen fiende ſchwarze Moos ein. ähnliches nährendes Mehl liefern, Das noch ben Bortheil hat, den bittern Geſchmack jenes zu entbehren.

Eine gutichmedende wilde Säure ift nicht felten, fleht aber im der Menge doch gegen Nordgrönland zurüd. Die antifeorbutifche Cochleare gebeiht überall üppig, am beiten auf gebüngten Stellen in der Nähe der. Häufer. Bon. manchen Pflanzen, 3. 3. Sedum: radiola effen die Grönländer aus Lederei bie Wurzeln und Blätter, und ber wilde Thymian gibt ihnen einen guten The.

. Die Boennmaterialfrage iR für Sübgrönland eben fo wichtig als für Rordgroönland; das von der.‘ eigenen Begetation gelieferte Huͤlfamaterial iR von. nicht befomderer. Qualitaͤt, aber um.fo gleich. mäßiger. verbreitet. Faſt überall, wo der Boden mit Raufchbeeren, Halbgräfern und Moofen bebedt ift, befteht feine. oberfte Rinde mis Torferde. Diefelbe unterscheidet fich jedoch. von dem eigentlichen Moustorf dadurch, daß bie Pflanzenreſte, aus denen fie entftand, noch‘ nicht völlig aufgelöst unb verändert find. Gie gleicht daher dem Sumpftorf, und ift e8 dem falten Klima zugufchreiben, baß bie Planzentheile nicht in demſelben Maaße verroden, wie fie nach machten. Die Die biefer Torfichicht beiträgt nur bis zu Y, Fuß. einſchließlich ber -oberften Lage, die .ein Gewebe von Moos, Wurzeln und. Raufchheergefträpp if. Wan fchneibet daher ftetd nur bie Die eines Stücks von dieſem Torf aus, iſt aber. hinreichend durch bie unerhörte Menge feines Vorkommens eniſchaͤdigt; er findet fich Dicht um alle Häufer,. und 1, bis), Meile vor den Küſten und ben naͤchſten Inſeln hat man die beften Dunlitäten zur Auswahl, Wo; die neblige und cauhe kalte Luft am vorherrichendften. ift, gedeiht ex am. beften. und reichlichſten, im Innern ber Fjorde iſt er nicht. fen- beriich, doch ftehen Hier auch .nur wenig Häufer, und. Buſchwerk teitt deßhalb als. Brennmäaterlal as: feine Stelle. Bon biefen Sumpfe torf verſchieden iſt eine andere Torfart, ‚weiche an. Stellen gedeiht, die einen Theil bed Jahres mit ſtehendem Waſſer bedeckt find; fle

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fiagt dicker und kann oft zwei Stüde tief gefchnitten werben, if aber non ‚geringerer Qualitaͤt, da ihre Hauptbeſtandtheile Mood und Gras find und fie leichter umd ſchwammiger machen, woher fie länger trodnen muß. Im Diſtrikt Julianehaab gibt ed auch reine Torfmaflen von 11, bis 2 Fuß Tiefe, im Durchſchnitt von. 1 Fuß findet man aber ſchon Stein und Grus eingemifcht. Auf den Spigen einzelner Infeln find. die fogenammten Mövenhügel wichtig, ba ſich aus dem Wachsthum der von den Vögeln: gebüngten Stellen ein jehr lofer und fchwammiger Torf bildet. Alle diefe Arten find fehr leicht und .entwideln im Verhaͤltniß zu ihrem Umfang geringe Wärme, boh kann man ohne Holz dabei kochen und namentlich gut babel baden, ba das Feuer gleichmäßig fortbrennt und nicht gewartet zu werben. braucht. In geräumigen Defen kann .man in gewöhnlicher Winterfälte auch die Zimmer .bamit Heizen.

Die Eingeborenen- graben nie für fi, fondern nur. für bie mit Defen verjehenen Europäer Torf. Die Induftrie ift nicht alt und ſchwer abzufchägen; bei Hoffteensborg und Godtkapn :wird fie am meiften betrieben... 1855 . wurden. an lebterem. Orte 8000 Stüde gefihnitten,. von. der Groͤße von 8 Stüd. auf den Kubilfuß, 3 bis 400 Stud von einer Perſon in. einem Tage. Im.: gewöhnlichen lufttrodnen Zuftande, von Grus und fremden Stoffen: befreit, wiegt der .Kubiffuß 22 Pfund, nach ſtarkem Trocknen an warmer Stelle nur 16 Pfund; woher er dreimal fo großen: Umfang als bafielbe Quantum Holz hat; die Afchenmenge ift verfdhieben und. bie reinfe Sorte liefert 5 Procent Aſche. 20 Kubilfuß 160 Tafeln Torf brin- gen eine Maffe von drei Tonnen gehackten Fifchen . in. einem Keflel in zwei Stunden zum. Kochen und ‚erhalten ohne Holz bas Kochen eine Stunde lang. Geſchnitten muß ber Torf im Sommer werden, denn wenn erſt ber Nachtfroft eintritt‘, trodnet .er nicht mehr.

Haide und Buſchwerk fiehen in Hinficht ihrer Ausbreitung im entgegengeſetzten Verhaͤltniß zu dem vorigen Brennmaterial. und fin- ben. fich vorzugsweiſe auf dem Feſtlande und um bie Fiorden. Man kann in. öfonomifcher Hinſicht zwei Arten, namlich Halbe oder Reifig, das nur aus bümmen Zweigen befteht, und Waldholz unterfcheiben, von welchem letzteren man nur Stämme von zwei ober mehreren Zollen Durchmefler mit daran figenden bideren Zweigen benupt. Unter Haide verfteht man alle kleineren Buſchgewaͤchſe, die man abreißt, um ſie ganz zu verbrennen; widkiche Hnibekräuter. Tommen

felten in Grönland vor. Beſonders Weiden, nächftdem aber auch Zwergbirfen werben fo benupt; und fehlen folche Meine Büfche nur auf den äußerſten Inſeln. Ueberall findet ſich das Brennmaterial, wo ber Groͤnlaͤnder im Sommer landet, und daher benutzt er es auch vorzugsweife zum Kochen. Auch bei ben Häufern bietet es ſich hinreichend bis der Schnee fällt, und wird er weggefegt oder thaut er fort, fönnen auch dort bie Frauen und Kinder ohne Mühe an- fehnliche Mengen Herbeifchaffen. Der Borrath fcheint unerfchöpftich, und felbft an ben älteft bewohnten Plägen, wo gegen zweihunbert Menfchen beifammen wohnen, merkt man feine Abnahme, fo aus« gebreitet findet fich die Brennmaterial auf allen Felfen, thetls in Bertiefungen, wo es Schup Bat und ein paar Fuß Höhe erreicht, theils als eine Art Spalier an den Steinmwänden, in deren Spalten 8 Wurzel fchlug, hinkriechend. Für den Gebrauch der Europäer, namentlich zum Thranbrennen und Brauen, wird ed nur in nächfter Nähe gefammelt, fo daß es ein Boot in einem Tage holen fann. Für planmäßige Verwendung und Vorrathsanlegung macht es fein ungeheurer Umfang unbrauchbar, doch Bat es für die Beoölferung ie größte Wichtigkeit.

Waldholz, nach ber einheimiſchen Bezeichnung, iſt auf den ſuͤd⸗ licheren Theil bes Landes an ben Fjorden und ben durch hohe Ge— birge gefchügten Stellen befchränft, woher es nur durch lange Reifen hinreichend zu fammeln iſt. Die es liefernden Bäume find: bie Birle (Betula fruticosa), bie allerdings bie grönländifche Zwerg⸗ birfe nicht an Größe übertrifft, aber auch nicht mit ber Weißbirke berivechjelt werden muß; eine eigene Art Erle und eine Friechende Abart bes Wachholders. Die Birfe geht nicht höher als bis zum. 620 n. B. oder Fredrikshaab, bie Erle fehlt im fühlichften Theil des Landes, herrfcht aber beſonders um die Fjorde ber beiden- mit- telftien Kolonien vor; ber Wachholder ift aber über -ben- größten Theil bes Landes. verbreitet, jedoch nach Norden zu abnehmen. Die ſchoͤnſten Thäler mit Birfengebüftben finden fih um bie ſuͤblich⸗ ken Fiorde bei Nennertalif und Lichtenau, allerdings nur auf ver: hältnigmäfrig Fleinen Flaͤchen. Mitten auf der füblichften Halbinfel des grönländifchen Beftlandes iſt das Heine Thal Kingoa, in welchem, geſchutzt von ben ed auf allen Seiten dicht umfchließenden hohen: delfenwänden, fich die grönfändifche Baumvegetation in höchſter Volle: kommenheit, bie. das rauhe Klima geftattet,. findet. Man erreicht:

Esel, Groͤnland. 19

2m

es durch. den Fiord Teffermiut, von dem aus es eine Meile land- einwärts, jenfeitö eines Landfees- liegt. Zunaͤchſt um ben See fin den fich meift Weiden und Wachholder, aber etwas weiter ins Thal hinauf werben die Birfenbüfche. häufiger und nehmen auch an Größe zu. Im Allgemeinen liegen bie dideren Stämme glatt an. ber Erde, halb in Moos begraben, ‚und. von.ihnen ſchießen Zweige yon 2—3 Zoll Dide 4—5 Ellen hoch in die Luft, Die ftärfften Diefer liegenden Stämme hahen 8 Zoll Durchmefler, Die größten und höchften Büuſche dieſes Thals, und unftreitig des ganzen Groͤnlands, ftehen zwiſchen zwei hohen Felsbläden und find fo hoch, daß ein Mann. 21, Ellen etwa auf den Stamm hinauffteigen und doch Die Zweige noch eine bis zwei Elfen über fich haben kann. Es läßt: fich aber erfennen, daß nur ber Schub ber Felſen ihnen das Gedeihen lieh, Denn Die Zweig ſpitzen, bie darüber. ragen, find verborrt und verwelft. Ein ähnlich üppiges Thal. findet fih im innerften Theil des Lichtenau = Fiorbd, wo Birfengeftrüpp einen feinen Landſee umgibt, in welchen fich ein prächtiger Heiner Wafferfall ergießt, der größte ber bisher in Groͤn⸗ (and gefannten, und wo die Büſche gleichfalls eine Höhe von über 6 Ellen erreichen. Näher an den Mündungen der Fiorde wird die Birke fparfamer und kleiner, theilweife auch ganz kriechend und bei einem - flüchtigen Blick kaum von ber Zwergbirfe zu unterjcheiben; 4— 6 Meilen einwärts von ben Inſeln find bie erften Stellen, wo man Birfenholz Holen fann; von der Kolonie Julianehaab ‚hat man zehn Meilen bis zu dem großen Birfenholz.am Fiord Tunnudliorbif, doch ift in den legten Jahren auch recht gutes Brennholz von ben nächften nur zwei Meilen entfernten Biorden geholt worden. Bon ben andern Wohnftätten hat man 5— 10 Meilen zu ben nädhften Waldholzplägen. ‚Auch findet ſich das Bixkenholz, wo es immer vorkommt, ſtets weiter vom. Uferrande entfernt, als. gewöhnliche Brennmaterial, woher. das Heranfchaffen, da Alles auf dem Rüden getragen ‚werden muß, fehr. beſchwerlich iſt. Der Wachholder geht Dagegen weiter. hinaus auf die Infeln und kann im Allgemeinen 1-2 Meilen Entfernung von. den meilten Plägen geſammelt werben. Er wächst faſt immer friechend und fann Stämme von 5— 6 Zoll haben, . gewöhnlich erreicht er aber nur 2—3 Zoll Dide, if fun, knorrig und in verſchiedene Formen gebreht. Er flammt fchnell anl, hat, ober nicht bie Waͤrmekraft der Birke, Trotz entgegenſtehender älterer. Berichte ift eine Abnahme an Holz noch nicht zu ſpuͤren,

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nur muͤſſen ‚bie groͤßeren Buͤſche etwas weiter her geholt werben, Eine Weiberbootslaft Holz zu fällen und nad) ben Kolonien zu Ihaffen, braucht man in ben Monaten Auguft und September zwi⸗ fchen drei und acht Tagen und die Arbeitöfraft eined Mannes und von vier Rubderfrauen, umd eine ſolche Bootslaft von Wachholder oder. Birkenholz beläuft ſich auf Y, Baden, entfpricht aber- nicht ber Brennkraft von Faden harten Holzes. Die Benugung des Walb- holzes befchränkt fi) mit Ausnahme weniger Grönländer in Juliane- haab, die im Herbſt MWachholder für ihre Defen fammeln, auf bie Europäer. Bei Fisfernäffet wird auch theild Wachholder, theils Erlenholz gefammelt, bei Godthaab ſchon weniger und weiter norb- wärtd gar, nichte. Der ganze Verbrauch Südgrönlands beläuft fich jähtlih auf 120 130 Weiberbogtlaften.

Wie in jeder Hinficht das Meer ben Küftenbewohner Grönlande mit dem Noͤthigen für ihren Lebensunterhalt verfieht, erftattet es auch für den Mangel ber Wälder eine Art Erfag, indem es ihm aus fernen Gegenden große Hößer zuführt, die befondere Wichtigkeit als Nutzholz erlangen, bie mit ber fleigenben Verbefferung. der Wohn- häufer der Grönländer felbft wächst. Die größten Stämme ber ew wähnten Birkenhölger eignen ſich weder zum Dachgebälf noch zu Sparten, und faum zu dünnen Brettern, ba fte auch dazu noch zu kurz, Frumm und knorrig find; nur zu ber flachen Bedeckung ber eigen. grönländifchen Häufer find fie al8 Unterlage zu verwenden. Zufuhr von. Bauholz aus Europa macht: die Theuerfeit des Schiffs- raums und die Länge der Reife faft unmöglich, fo daß das Treib⸗ holz bie einzige Quelle if. Derfelbe Strom, der das Treibeid an die Oftfüfte führt, bringt auch das Treibholz mit, nur daß er- bieß höher nach Norden ſchafft. Wo Die urfprünglihe Helmath und det Wachsort dieſes Holzes ift, bleibt noch unentfchleden, da die Meis nungen fich für bie Ufer ber. fibirifchen, fowie auch ber nordameri- fanifchen Flüfle . ausſprechen; in letzterem Falle köunten nur große Umwege fie in die Strömung an ber Oſtkuͤſte Grönlands führen. Meiſt befteht es aus langen, gleichmäßigen und regelmäßig runden. Stämmen eines Radelholzes, oft find aber auch Laubhölger dazwiſchen. Die meiftgn, Stämme haben noch große Stüde, ihrer Wurzeln; auch Rinden, ‚wie bie,. aus. denen. bie: Indianer ihre , Kanoes . fertigen, theils mit Näperei - van Haaren daran, wurden mit bem Treib- holz zufammen. gefunden, . und baben bie Groͤnlaͤnder ihre eigene.

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Benennung bafür, wie auch eine Tradition von alter Berührung mit den nördlichen Urbewohnern Amerifa’s, als frühere Stammgenoffen, daran gefnüpft ift. Im Herbft 1855 wurde bei Gobhann ein Stüd Treibholz von zwei Ellen Länge. gefunden, an beffen einem Ende ein Menfchenfopf roher Arbeit mit der Art ausgehauen war, und bei Lichtenau fand fich ein zerbrochenes Kajakruder der Art, wie fie auf der Küfte von Labrador gebräuchlich find, mit bemfelben ange- trieben.

Das Treibholz wird im größefter Menge auf den Küften von Sübdgrönland ausgeworfen und in abrehmendem Maaße bis nad Üpernivif, wo ed nur noch ganz fparfam vorfommt, während es im Hintergrunde ber Baffinsbucht gar nicht befannt if. Um auf das Land geworfen zu werben, iſt es wichtig, bag fich fo viele Be rührungspunfte ald nur möglich gwifchen Meer und Land finden, daher ift das Labyrinth von Infeln vor ber Süpdfüfte Nordgrönlands, welches ben Strom gleichfam fiebt, vorzugswelfe geeignet, ben Vor⸗ rath aufzunehmen. Es geht das Holz von dort nach ber Südoſt⸗ bucht und dem grünen Eiland, fehlt aber dann auf ber Oftfeite ber Diskobucht bis zur Weigatſtraße. Eine geringe Menge findet fid auf der Sübfeite von Disko ein, doch ift der Küftenftrich ber Infel an ber Weigatftraße felbft ziemlich reich daran; von hier ab Tiegt «6 auch wieder auf dem Feftlande, beſonders an ber nördlichen: Mün bung des Sundes, und eine große Menge wirb auf ber Hafeninfel ausgeworfen; im Dmenaföfiord fommt es nicht vor und wenig er- reicht Upernivif, Gefammelt und als Brennmaterial benüßt wird es im Diftrift von Egedeöminde, bei dem KHandelsplap Aito. Auf den äußerſten Inſeln Simiutalif und Simiutarfoaf findet man es in allen Dimenfiimen ; die größefte Länge beträgt etwa zwanzig Een. Bei ber Befigergreifung ber angetriebenen Holsfhäge tft es eine her gebrachte Sitte, daß es deſſen Eigenthum fit, der es zuerft aus bem Waſſerbereich auf die Hochfüfte zieht, von ber er ed, nachdem bad- felbe mit feinem Zeichen verfehen wurde, gelegentlich heimholt. Die Maffe des in dem erwähnten norbgrönländifchen Diftrift ausgewor- fenen Holged beträgt wohl faun über zwanzig Klafter; der größere Vorrath an den Weigatfüften rührt hauptfächlich von ber geringe ren Benugung her, und bleiben Disfo und die Hafeninfel bie wid tigften Fundorte; bei der Anlage Pröven im füblichen Theil von Upernivik beträgt die angetriebene Mafle gegen eine Klafter.

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Im Süden finden fich die größten Stüde Treibholz im Diftrift Yultanehaab, die größte Zahl der Stüde aber im Diftrift Gobthaab, übrigens fteht auch Hier die Zahl der antreibenden Stüde im Ber- hältniß zu der Zahl der Fleinen und flachauslaufenden Infeln, bie fih vor der Küfte finden, da deren Eden die dagegen anſchwimmen⸗ den Hölzer aufhalten und fammeln. Jedes ungewöhnlich hohe Waffer wirft hier dergleichen aufs Land, die fehr felten ein folgendes Hoch» waſſer im Rüdlauf wieder mitnehmen fann, woher bei ber Anlage der Kolonien ber angehäufte Vorrath befonbers groß war. Jetzt gleicht der jährliche Antrieb fich faft überall mit dem jährlichen Ber: brauch aus. Im Diftrift Julianehaab trieb ein Stüd von dreißig Ellen Länge an, das alle Holzwerk zu zwei Weiberbooten lieferte, ein anderes Etüd bei Lichtenfels gab zerhauen und zerfägt brei bie vier Faden Brennholz. Im Süden wird übrigens das Treibholz meit von den Srönländern fchon im Meere felbit aufgefiicht; im Rorden aber die Gaummlung für Rechnung der Handelsgeſellſchaft und Miffionäre betrieben, befonderd bei Gobthaab, Fisfernäffet und Suffertoppen. Stüde von 12 16 Ellen find hier nicht felten und von 5—6 Ellen gemöhnlih. Die Grönländer verwenden zwar aud) von dem von ihnen felbitftändig gefundenen ald Nutzholz und zu Geräthen, verbrennen aber dennoch den größten Theil; an einzelnen Orten liegt es regelmäßig ein Jahr als Dachbedeckung des Haufes, und wird im Fruͤhjahr fo viel davon weggefchnitten, ald es möglich it, um bem Einſturz zu entgehen, wobei fie ſich aber oft verrechnen, Nach einem. fpecificirten ungefähren Ueberfchlag bed von ben Einzel nen im Diftrift Godthaab gefammelten, darf e8 in gewöhnlichen Sahren, Hein gemacht, nicht unter 50—60 Klafter veranfchlagt werden. Da nun bie Grönländer mehr oder meniger an allen Außenfüften Floßholz fammeln, beläuft es fich für ganz Südgrön- land auf etwa 200 Klafter und Tann man jährlich faft eine Schiffe- ladung Bauholz folcher Größe ausfuchen, wie man für bie Fleinen grönlänbifchen Häufer bedarf. u

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Nenntes Kapitel.

Das Mineralveih Grönlands. Geognoftiiche Bildung Nordgrönlands. Stein-

kohlen und ihre Fundorte. Blyant. Weichftein. Baufteine. Kalffteine.

Alaun und Bitriol. Granaten. Metalle. Geognoſtiſche Bildung Sud⸗

grönlande. Edle Metalle. Kupferez. Zinnerz. Zinkerz ober Zinl⸗

Blende. Bleierz. Eiſenerz. Kryolith. Mineralifhes Brennmaterial. Baumaterial. Edelfteine,

In dem Küftenlande von Rordgrönland finden fich zwei. gan verfchiedene geognoftifche Gebilde, nämlich Trappmaflen, die wohl zwei Drittel des Areald bedecken, und ältere kryſtalliniſche Geſteine, welche ben übrigen Theil des Landes einnehmen und wahrfcheinlid auch‘ die Grundlage ber erfteren bilden. Die Eruftallinifchen Gefteine find wohl nur eine Fortfegung derjenigen Maffen, die Südgrönland erfüllen, ohne daß fie jedoch im Norden fo reich an feltenen Mine ralien, befonders Metallen, wie im Süden wären; wenigftens haben fih bisher nur bier und dort Spuren davon gezeigt. Der Trapp hingegen und die mit ihm in Verbindung hervortretenden Kohlen: bildungen find dem nördlichen Theile des Küftenlandes eigenthümlich und fommen in Südgrönland nicht vor. In beiden Gefteinmaffen findet ſich Blyant oder Graphit, aber unter fo ganz verfchiedenen Verhältniffen und in fo ganz verfchiedenen Varietäten, daß das Vorkommen in Nordgrönland nur als zufällig betrachtet werben kann. Diefes Mineral, deſſen technifche Benutzung ſchon an zwei Stellen verfucht worden ift, und die Steinfohlen, welche in früheren Jahren ein nicht geringeds Quantum Brennmaterial für die Kolonien ab- gaben und noch jegt an benachbarten beivohnten Pläben in beſchraͤnk⸗ tem Umfange benugt werden, verdienen eine nähere Erwähnung.

Die Steinkohle. Der Trapp Nordgrönlande, ber an vielen Stellen eine große Aehnlichkeit mit Bafalt zeigt, bedeckt mehrere hundert von Quabdratmeilen und feine Maffe hat fich mehrere tau- fend Fuß hoch über einanber aufgethürmt. Derfelbe verbirgt wahr fcheinlich in feinem Innern zahlreiche Ablagerungen von Reften einer vorweltlichen Vegetation, welche einft von gefchmolgenem Geftein überfluthet und durch langwährenden Drud in Steinfohlen vermwan: belt wurde. In den Kohlenfchichten felbft, fowie in den fie um gebenden und einjchließenden Gefteinen findet man unzweideutige

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Reſte vorweltlicher Pflanzen, 3. B. Abbrüde von Blättern, aber befonderd eine mehr ober weniger deutlich ausgeprägte Holzſtruktur in geroiffen Kohlen. Am: merkwuͤrdigſten find in biefer Hinficht bie baumartigen Kohlen, weiche Das von dem Gipfel des Landes bei Afafaf in den Omenaböfiord -herabichteßende Eis gleich unter feiner Oberfläche birgt, Gier werben nämlich flache und bide, planken⸗ förmige. Stücke gefunden, welche fehr mächtigen Stämmen angehört haben müflen, fewie auch fnorrige Wurzelftöde oder Xefte, zum Theil noch non ber Farbe des Holzes und faum dunkler als Lichen- he. Es ift zu vermuthen, daß bad Gleiſchereis Diefe Kohlen im mehr als einer Meile Abftand vom Meere und faſt in 3000 Fuß Höhe loobricht und mit fich fortnimmt. Es ift höchft wahrfcheinlich, daß die Bäume, benen fie angehört haben, auf biefer Stelle ſelbſt gewachſen find und hier einen. Wald gebildet haben. Die glühenden Trappftröme ergofien fich über fie, bededten und verbargen fie; fpä- ter wurden fie beim Abfühlen feft, worauf der immerwährende Schnee md das Eis fich ‚darüber lagerte, bie Trappmaſſe wieder aushöhlte und endlidy jene merkwürdigen Reſte an das Vageslicht brachte, Nach einer mifroffopifchen, von dem Candidaten Vaupell angeftell- ten Unterfuchung dieſer baumartigen Kohlen rühren biefelben von Radelhölgern vom Geſchlechte Pinites ber. Dieß ſtimmt auch mit der Menge Bernftein oder fofjllem Harz überein, welches die Kohlen⸗ fhichten an andern Stellen einfließen, 3. B. auf ber Hafeninfel und dann auf dem Feſtlande bei Ataneferbluf. An dem lepterwähn- ten Orte fiheint ed auch, als ob man Refte von Bäumen in ihrer urfprünglichen. Stellung wahrnehmen fünne. Im Allgemeinen find jedoch die Formen der Bäume unfenntlich geworben, indem biefe in die Maſſe gewöhnlicher Kohlen übergingen, und in den regelmäßigen Koblenfchichten kann man nicht einmal unterfcheiben, aus welchen: Arten vegetabilifcher Stoffe die Kohlen zufammengefest find.

Es ift anzunehmen, daß bie Steinfohlen "weit und breit im Innern der Trappgebirge verborgen liegen. Hier kann inbeffen nur von denjenigen. Orten bie Rebe feyn, wo bas Mineral am Außeren Rande der Gebirge fo hervortritt,; daß es zugänglich- ift und benutzt werben kann, und von denjenigen, die unmittelbar am Strande lies gen’ und einen bequemen Transport des ausgegrabenen Produkts an. die bewohnten Pläpe geftatten. Die hohen, von Trapp gebildeten. Plateau's fallen gewöhnlich ungemein ſcharf und fteil gegen das

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Meer ab, und zeigen ganz oben fehr ſteile Klippenwände, aber uh- ten laufen ſite häufig in einen mehr ober weniger flachen Fuß von niedrigeren Bergen aus, und bilden auf dieſe Art ein Feines Bor fand von einer Viertel= bis zu einer ganzen Meile Breite. Dieſes tegte, welches bie fteilen Klippenmauern ber Trappgebirge. von ber See fcheidet, befteht theild aus. Granit, theils aus Trapp, theild aber auch aus bem die Kohlenfchichten einfchließenden Sandftein. Aber obfchon die Kohlen ziemlich allgemein in den. Sandfleinmaffen verbreitet find, fo ift Damit doch nicht gejagt, Daß fie immer in ben Außerftien Theilen berfelben gefunden werden; fie fünnen auch von ben Kiesmaſſen verborgen werben, welche die Oberfläche ber Berge bedecken, fo baß fie dann nicht unmittelbar zu Tage: treten, und auch nicht mit Leichtigfeit benußt werben fünmen. Man fteht fie im Allgemeinen nur an den Außerften, mehr oder weniger fteilen Ab- hängen ber Berge, welche theild durch die untergrabende Wirfung ber See, theild dadurch entftanden find, daß Ströme bas Terrain ausgehöhlt Haben. In biefen Abhängen zeigen fich die Kohlen jäh abgefchnitten, wie Die übrigen Schichten, welche Die Berge bilden; und die dadurch entftandenen Streifen laufen nun in ber Regel ziemlich Horizontal auf Fürzere ober weitere. Diftanz, bis fie ent weder unter einer Bedeckung von Kies und Geröll verfchwinden, oder fehmaler werden und aufhören. Wollte man eine folche Kohlen fehicht ausgraben, fo würde man fi) von dem Abhange. aus mehr oder weniger horizontal unter der Oberfläche bed Berges fortarbeiten müffen, während man an anderen Orten, wo Kohlenbergbau betrie ben wird, das Terrain aber nicht in dieſer Art entblößt und abge fehnitten und in Abhänge und Klüfte zerfallen ift, gewöhnlich einen "Schacht vorn der Oberfläche des Berges lothrecht in die Erde hinab- fenfen muß, bis man bie Kohlenfchicht erreicht, um dieſe bann nad) ben Seiten hin mehr ober weniger. Horizontal zu verfolgen. Die erfte Art des Abbaues. einer Kohlenfchicht, wobei man in das Field ſelbſt hineingeht, erfordert ein mehr bergmanndmäßiges Vorrüden, befonders - da man bie barüberliegende Gebirgsmafle nach und nad ftüten muß; ein folcher Verfuch ift in Grönland nur ein einziges Mal gemacht worden. Obſchon das Verfahren dabei ziemlich ein- fach tft und auch auf den Barder gebraͤuchlich feyn fol hat man in Groͤnland es Doch bisher bei ben Kohlengrabungen leichter gefimden, Alles abzutragen, was über der Schicht Legt. Diele

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Methode kann natuͤrlicherweiſe oft nur auf ber Außerften Kante dev Schicht angewendet werben, wird aber weiterhin unpraltiſch, ba bie Oberfläche anfteigt und folglich die über ber Kohlenfchicht befinblichen Lagen faft mit jedem Buß an Dice zunehmen, ſowie man ſich vpn der Außerften Kante entfernt. Bei einer felchen Methode ift bie Möglichkeit, die einzelnen Kohlenſchichten auszubeuten, natürlich jehr verfchieden; an manchen Stellen treten bie Kohlen an einer fteilen Klippenwand hervor, fo daß man von benfelben faum einen Fuß breit abbauen fann, ohne den Einfturz eines bedeutenden Theiles dex überhängenden Felsmaſſe zu verurfachen ; die Arbeit ift in dieſem Salle mit großer Gefahr verbunden und kann nie fonderlich weit fortgefegt werben, ober eine irgendwie anfehnliche Ausbeute gewähren, Solche gefährliche Arbeiten der Grönländer werden befonderd am Omenaföfiorb betrieben, fie begeben ſich gewöhnlich im Winter dort- bin, wenn bie bequemer gelegenen Stellen mit Schuee bebedt find; ber Froft trägt dann etwas bazu bei, daß die verwitterte Klippen⸗ mafte nächt fo ſchnell zufammenftürgt. Aber um bie Kohlen in einer etwas anſehnlichen Duantität bei einer ſolchen offenen ®rubenarbeit u erlangen, ift es nothwendig, daß der Abhang nicht zu fteil ift; je fanfter er fich neigt, befto vortheilhafter wirb der Betrieb; doch it es noch an feinem Punkte geglüdt, eine Schicht von mehr als einigen Elfen zu entblößen, ehe die barauf liegende Gebirgsmaſſe eine foldhe Dicke erlangte, daß es nicht lohnte, fie weiter abzugraben: Man pflegt bei der Kohlengrabung in Groͤnland bie äußerfie Kante einer ſolchen Koblenfchicht, welche durch die Fortraͤumung bes Dar⸗ uͤberliegenden entblößt war, eine Bank zu nennen.

Nächſtdem iſt ed für dieſe Arbeit von Wichtigkeit, daß die be⸗ deckende Gebirgsart locker genug tft, um für die Bearbeitung. mit Hade und Spaten geeignet zu ſeyn; bieß ift im Allgemeinen auch ber Fall, weil der Sandflein und. der Scyiefer, welche über ben: Kohlenfchichten Liegen, in bergleichen Außeren Abhängen fehr ſtark verwittert und in Kies und Sand verwandelt zu ſeyn pflegen; im entgegengefegten Falle muß man die Sprengung anwenden, welche: auch ihrer Zeit im Diftrift von Omenaf gebräuchlich gewefen feyn ſoll. Da nun in anderen Ländern Kohlengruben gemeinhin an Stellen angelegt find, wo die Kohlenfchichten nur gefpürt oder an ber Oberfläche vermuthet wurden und wo man erft tief in bie Erde eindringen mußte, um zu ihnen zu gelangen, fo ift es Teicht begreiflich,

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bag ed, wenn man bei einet- folchen offenen Grubenarbeit, wie fe in Nordgrönland üblich iſt, anfehnliche Duantitäten zu Tage fördern will fehr günftige Lokalitaͤten und einen großen Reid; thum an Kohlenfchichten: erfordert, und daß das "Terrain ſehr zer⸗ fhnitten und an zahlreichen Abbängen, an welchen die Kanten ber Kohlenfchichten hervortreten, entblößt feyn muß. Diefes ift in Nord: grönland wohl auch der Ball, aber man darf nicht vorausfegen, daß die Schichten eine erhebliche Dicke haben, oder daß bie Kohlen eine fo intenfive Hige geben, wie bie englifchen oder bie. aus ber. eigent- lichen älteren fogenannten Steinfohlenformation. Man pflegt anzu: nehmen, daß die grönlänbdiichen Steinfohlen halb fo viel wärmende Kraft-haben, ald bie englifchen ; aber diefer Anfchlag ift ohne Zweifel zu niedrig; fie brennen fehr leicht und‘ ebenmäßig und find für ben häuslichen Gebrauch, von dem hier allein bie Rebe feyn kann, fehr geeignet. - Immerhin ift ed von Wichtigkeit, daß die Kohlen fehr weit über Die Küfte zerftreut find und daß es hier und dort Stellen gibt, wo Die geringen Quantitäten, welche die fparfame Bevölkerung nöthig hat, lediglich durch. Die erwähnte Ausgrabung von ber- Außen⸗ fante erhalten werden fünnen.

Die Steinfohlenbildungen waren im Jahre 1838 ber Gegen fand einer von dem Herrn Candidaten Schythe vorgenommenen Hinterfuchungßreife; er bat in Bezug bierauf der Rentenkammer einen Bericht eingereicht, worin vorzugsweiſe «Diejenigen, welche auf ber Küfte von Disfo und auf der Halbinfel gefunden werben, ausführ- lich befchrieben find. H. Rinf hat fich beftrebt, theils durch eigene Unterfuchungen, theild dadurch, daß er aus früheren Unterfuchun gen von Reifenden und von Leuten aus bem Lande felbft fich Auf Härungen holte, zur Kenntniß der Küftenftreden zu gelangen, wo die Kohlenfhichten nahe dem Uferrande zu Tage treten, und wo fie in ber erwähnten Art benust werden fönnen. Wenn die Rede von einer eigentlichen bergwerksmäßigen Benugung wäre, fo würde eine einzige dieſer Lofalitäten hinreichend feyn, Grönland für viele hundert Jahre zu verforgenz aber in Anbetracht bes befchränften Bebürfniffes und der SKoftfpieligfeit eines folchen Unternehmens. würde ed für Die. jegige Zeit noch .nicht ‘im Entfern- teften rvathfam ſeyn, fich darauf einzulaffen. ‚Sehr nüglich ift es aber, daß hier und dort Stellen gefunden werben, wo bie zer⸗ freute Bevölferung fich mit eigenen Händen ihren Bedarf an dieſem

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ausgezeichneten Brennmaterial verſchaffen kann. Und dieſes iſt noch bis auf den heutigen Tag an verſchiedenen Punkten der Fall. Im Omenaksfjord allein werben in jedem Winter ficherlich über ein paar hundert Tonnen ausgegraben.

Jene fteinfohlenreichen Gegenden find:

1) Ataneferbluf (70% n. Br., 52° w. L. von Gr.). Auf der Küfte des Feſtlandes, bei der Einmündung des Waigatjundes ; zunächft dieſes bewohnten Platzes treten in einem tief eingefchhittenen Strombette mehrere Kohlenfchichten zu Tage. Die Hauptfchichten, vier an der Zahl, finden ſich 1000 Ellen vom Ufer entfernt und find, durch Lehm und Sandſtein von einander gefchieden, ohne bie Zwifchenmittel 1 Elle, mit ihnen 12 Ellen dick. Die Aupenfante tritt auf einer Strede von 300— 400 Ellen hervor, und Fönnte wohl zu einer Breite von 2 3 Ellen abgegraben werben. ‘Der Weg durch das Strombett hinab bis an ben Strand iſt im Minter gleichmäßig mit Schnee belegt und zur Schlittenfahrt bequem. Bel dem Hausplage felbft befindet fich ein geräumiger, wohl gefchügter Hafen, der größtentheild ziemlich tief und Schiffen zugänglich if. Etwas höher hinauf auf dem Lande, 800 Fuß über bem Deere, werben merhvürdige Partien von Kohlen gefunden, welche Baum- fämmen ähnlich fehen, die noch in ihrer urfprünglichen aufrechten Stellung unter Sand und Lehm begraben find; fle- enthalten fehr viel Bernftein oder foſſiles Harz, haben zum Theil einen ausgezeich⸗ neten Glanz und brennen mit großer LXeichtigfeit, laſſen fih aber wegen ber Höhe und Steilheit bed Berges kaum nutzbar machen. Die Kohlenfchichten können weiter längs ber ganzen Küfte geſpürt werben; zuerft tritt bei dem Hausplatze Karbluf, Y%, Meilen weiter nach Norden, eine größere Kohlenfchicht zu Tage, von einer Elle Dicke, unmittelbar am Strande, an einem niedrigen Abhange, über welchem flaches Land liegt. Die Gebirgsmaffe ift fehr loder und verwwittert und kann leicht abgegraben werden, aber bie Kohlen fheinen von einer weniger guten Qualität zu feyn. |

2) Batoot. So werden die Sandfteinberge gegen bie Mitte bed Waigatfundes genannt, welche von fünf regelmäßigen Klüften mit Strömen burchfchnitten und von dem Hferrande durch ein fehr gleichmäßiged und mit grünem Laub bedecktes Vorland von 1000 bis 2000 Ellen Breite getrennt find. Diefe Berge find befonders teih an entblößten Kohfenfchichten; in ber zweiten Kluft von Süden

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aus ſieht man gegen zehn Kohlenſchichten übereinander, aber ziem⸗ ich weit vom Ufer entfernt; in ber vierten gleich bei ihrem Ein- gange zur Mechten eine Schicht befonders guter Kohlen, von zwei Ellen Dide, fehr leicht zugänglich, und zur Linfen zwei bis drei etwas geringere Schichten; in ber fünften. Kluft, ebenfalls gleich beim Gingange, zwei Schichten von ,—Y, Ellen Dide, Endlich wurden weit nördlicher in einer Fleineren Kluft, 200 Ellen.von dem Strande, drei Schichten von Y—%, Ellen Dide gefunden; kurz Die ganze Küfte zeigt, auf die Ausbehnung von einer bis zwei Mei, len, entblößte Kohlenfchichten in jedem Strombette, welches noch bisher unterfucht wurde; aber fie find faft Y/, Meile vom Strande entfernt und treten ihm erft an dem Atane-Strome, in ber Mitte bed Waigatfunded, näher. Doch zeichnet ſich das Borland durch eine gleichmäßige Böfchung aus, fo baß ed an mehreren Stellen Doch möglich Teyn würde, im Sommer mit.Schlitten auf ber bloßen grünen Pflanzgendede zum Strande hinabzufahren.

3) Atane. Auf der Rordfeite des Stromes findet ſich gleich an dem Eingange zu der großen Kluft, eine Kohlenſchicht von zwei Ellen Dicke an einem ſteilen Abhange entbtößt, reichlich 1000 Ellen vom Strande.

4) Kordlutok. Dieß ift der Name von einigen fleinen Waſſer⸗ fällen, welche aus ein paar tauſend Fuß Höhe über bie jaͤhen Felſen⸗ wände, bie ſich hier mehr dem Meere nähern, herabftürzen. In ber Rähe berfelben, ungefähr drei Meilen von der Niederlaffung Nour⸗ ſoak und der nörblichen Mündung des Waigatfundes, findet fi unmittelbar am Meereöftrande ein niedriger Sandfteinabhang, in welchem drei Kohlenfchichten entblößt wurden; bie oberfte und ber Oberfläche nächte hatte eine Elle Mächtigfeit.

5) Nulluf, eine Kleine Landipige, 11, Meilen im Süben von Nourſoak, in beren Nähe ſich ein Zeltplag befindet, ber im Sommer bewohnt wird, Sowohl bei dem Zeltplage, wie etwas höher hinauf in dem Abhange eines Strombettes, findet fich eine Kohle von guter Qualität und ausgezeichnet fchönem Glanz, fte ift aber, wie man fagt, nicht leicht zugänglich.

6) Efforgvät. Bon dem lebterwähnten Orte ab ift Feine Kohle mehr in der Nähe des Meeresftrandes gefunden worden, bie man eine Strede in den Omenaföfiord hineingefahren if, vier Meir len von Niafornaf, wo eine Schicht zu Tage tritt, Y, Elle mächtig

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und unmittelbar an dem Auslauf eines kleinen Stromes in das Meer.

7) Das Séleiffteinfleld. In dem ſteilen Abhange, mit weichem fich dieſes Feld in das Meer binauswendet, kann man mehrere Kohlenfchichten faſt ununterbrochen verfolgen, von welchen man hier und dort einen Theil ausbauen, aber kaum das Darüber- liegende abgraben Tonnte.

8, Pattorfil. Nicht weit von dem Steome biefes Namens wird eine Kohlenfchicht gleichfale an einem fteilen Abhange und halb vom Meere beſpuͤlt geſehen.

9) Sarfarlik. In dem kleinen Strome, welcher bei biefem Hausplage in das Meer fließt, wird eine Kohlenfchicht gefehen, welche auf eine ziemlich. weite Strede länge bes Abhanges im Strombette verfolgt werben fann. Ihr Außerfter Rand ift mit (oderen Maflen bedeckt, welche weggegraben werben fünnen, aber die Schicht feheint nur von geringer Mächtigfeit zu fen,

10) Rome. Mitten zwifchen ber legten Stelle und der großen Kluft Tusparfoit, an deren Mündung ber Hausplag Kome liegt, geht ‚eine breite und offene Kluft in das Land hinauf, aus weldyer ein Meiner Strom (Koof, woher der Name bed Platzes) in. das Meer fließt. Im Grunde: biefer Kluft tritt eine Kohlenſchicht von einer bis zwei Ellen Dide auf einer langen Strede zu Tage, Diefe Schicht iſt eine Reihe von Jahren hindurch für Rechnung der Hand- Iungsgefellfehaft benugt worden. Soweit e8 befannt ift, wurde hier fowohl wie auf den beiden legterwähnten Orten, fchon vor fünfzig Jahren nach Kohlen für die Kolonien gegraben; man entblößte eine Banf von drei bi vier Ellen dadurch, Daß man dad Darüiberliegende forträumte, was zum Theil aus fo feſtem Sandflein beſtand, daß man zuweilen Sprengung anwenden mußte: Zur Kohlengrabung wurben fuͤnf bis ſechs Mann vier bis fünf Wochen von Mitte April ab verwen⸗ det. Die ausgegrabenen Kohlen mußten erſt einen fleilen und 50 Buß hohen Abhang in ben Strom hinunter transportirt werben, von wo fie dann auf Schlitten zum Meeresſtrande gefahren wurben. Die Kolos nien verfahen ſich in biefer Weile bis 1832 mit Bremnmaterial-, wo man bann. aber fand,. daß die Schmierigfeiten.bei ber Bearbeitung ber Schicht in dem Grade zunahmen, daß es vorgezogen wurbe, Brenn material von Europa borthin zu fenden. Noch auf’ ein'paar anderen Stellen in ber Nähe dieſer luft. hat: man Kohlenfchichten gefunden.

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11) Uperniviks-Näds auf ber Nordſeite des Omenak⸗Fjorde. Der ſuͤdweſtliche Theil dieſer Inſel wird von einem ſehr hoben Sandſteingebirge gebildet, welches von Strömen ausgehöhlt iſt, in deren ziemlich ſteilen Klüften mehrere Kohlenſchichten zu Tage treten.

12) Der Innerit-Fjord im Difkeift von Upernivik. Es ift fein Zweifel baran, daß bort Steinfohlenfchichten an mehreren Stellen länge der Küfte ber großen Spartenhufs- Halbinfel vor kommen. Aber biefer Landfirich if, ſelbſt in gengraphifcher Hinficht, noch zu wenig befannt. In dem nörblichften Theile deſſelben, wo man wieder Bewohner antrifft, find an einigen Stellen Kohlen ges funden worden. Auf. ber Süpfeite bed Innerit-Fiords - fieht man fo brei Schichten, theild unmittelbar am Meeresftrande, theild in dem Abhange eined Heinen Strombettes,. aber von weniger als einer Elle Maͤchtigkeit.

13) Die Hafeninfel. Hier ſollen auf. einigen Stellen an ber Küfte Kohlen vorkommen. Die bebeutendiien Schichten werben auf ber Süboftfeite gefunden, wo zwei yon ihnen unmittelbar an dem Meere zu Tage treten, beide mit der Mächtigleit von ein bis zwei Elfen. Sie zeichnen ſich durch einen großen Reichthum an Bernftein aus und find. von. einer vorzüglichen Güte; aber bie Schichten follm ſehr bedeckt und ſchwierig zu bearbeiten. ſeyn.

. 44) Der Kohlenbruch von Rittenbenk auf Disko. Ungefähr den fohlenreichen Bergen, Patoot, bem Feſtlande gegen über, finden ſich an verichiebenen Stellen auf einer brei bis vier Meilen kangen Küftenftrede mehrere KSohlenfchichten von bedeutender Maͤchtigkeit. Die nörblichiten ſollen die beiten, reichften und am feichteften zugänglichen.in ganz Grönland ſeyn. Der Abhang wenbet fich gleich in dad. Meer hinaus; die Schichten liegen übereinander, fo daß dort mehrere auf einmal audgegraben. werben, fönnen, und es ift Hier. verhältnißmäßig nur wenig Darüberliegenbes fortzuräumen; aber der Anferplag fol fehlecht fen. Die fühlichfien- werben auf beiden Seiten be& Stromes bei Kudliſaät, einem Hausplatze, ge funden, welcher bis nor zwölf. Jahren von einer heibnifchen grön- ländifchen Familie. bewohnt war. Die Kolonie Rittenbenf erhielt von hier jährlich gegen 200 Tonnen, Die von der Mannfchaft. ber Kolonie gegraben und in einer Jacht geholt wurden. Auch für die Kolonie Egedesminde wurden; von hier Sohlen in einer. Jacht gehalt, Die an ber Küfte Hegen:biieb, waͤhrend bie Kohlen gegraben

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wurden, und bie Reife mit voller Laft in fünf bis ſechs Wochen vollendete; ebenfo ging von Jakobshavn jährlich ein großes Boot ab, ‘welches zwei folcher Fahrten in fünf bis ſechs Wochen zu Stande brachte.

15) Die Schanze, auf ber Süpoffeite von Diefo, gegen schn Meilen von ber Kolonie Godhavn. Man benennt mit biefem Kamen eine. Strede ber Küfte von faft einer halben Meile Länge, welche ‚mehrere Kiohlenfchichten enthält, die am meilten von allen und auch. noch bie vor Kurzem benutzt worden find. Die Schichten follen freilich nicht die Dicke von dreiviertel Ellen überfteigen, aber ed finden fich Deren mehrere über einander, fie find auf weite Streden entbiößt und das Darüberliegende foll nicht ſehr ſchwer fortzuräumen ſeyn. Etwas höher, eine Biertelmeile vom Meeresftrande, follen fie 2— 21, Ellen Mächtigfeit haben. Schon vor 1800 wurden von hier mehrere Ladungen in einer Jacht nad) Godhavn und dem Kronprinzen⸗ eiland geholt, und damals lag eine ftehende Befagung auf dieſer Stelle, um die Kohlen zu brechen. Später wurden biefe Züge mit einer Jacht oder Galeaſſe, theils auch mit offenen Sahrzeugen unternommen, verurſachten aber dadurch mehrere Einbußen, ja ſogar den Verluſt von Menſchenleben. Nach dem letzten Untergange eines Deckbootes im Jahre 1844 iſt die Kohlengrabung auch hier eingeſtellt und der Ort wird gar nicht mehr bewohnt.

16) Makkak, ſechs Meilen von Godhavn. Die Schichten find geringer und fchiwieriger zu bearbeiten. Doch wurden bier Kohlen auf Rechnung ber Handlungsgeſellſchaft gegraben, und zwar noch im Jahre 1837, und es wurden damals im Sommer auf jeden Arbeite- mann täglich awei Tonnen gerechnet.

17) Iglytiak. Gegen vier Meilen von Godhavn wurde noch vor wenigen Jahren eine ſehr reiche Kohlenſchicht in einem Strom⸗ bette aufgenommen, deren Probuft bie Grönlänber in Schlitten ab- holten.

Blyant oder: Onaphit, ber i in mineralogifcher und chemifcher Hin- ſicht der ‘Steinkohle nahe fteht, weil er aus mehr ober weniger reinem Kohlenftoffe befleht, kommt in zwei verfchiedenen Varietäten vor. Meiftentheils wird er in den Urgebirgen über ganz Grönland ehr verbreitet gefunden; ex bilbet ‚bie feinen Blätter oder Plaͤttchen, weiche bei einem flüchtigen Anblid mit Glimmer verwechfelt werben koͤnnen, ber fie auch begleitet und ben Bebirgäarten ganz auf dieſelhe

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Weife eingemengt if. Man erfennt bie Stellen ber Klippen, we Graphit fo eingefprengt gefunden wird, fehr leicht: durch die. Harfe Verwitterung und Die roftbraune Farbe, welche das Mineral be gleitet. Auf einzelnen Stellen finden fich diefe Blätter- in bedruten- derer Menge und zu ganzen Schichten ‚oder Adern angeſammelt, und nur an foldhen Stellen fann von einer Benugung biefes. Minerals die Rebe ſeyn. Diefer geblätterte Blyant zeichnet fich durch Weich heit und fchönen Glanz aus, hat aber für bie Benutzung ben Mangel, daß er wegen feiner Zähigfeit ımb ber Biegſamkeit ber Blaͤtter fich nicht gut in dem Grabe pulveriſtren läßt, wie ed zur Herftellung ber feineren Bleiſtiftmaſſe nothwendig if. Man kann ihn noch jo lange reiben, es werben doch immer feine ‚glänzende Blaͤttchen zurüdbleiben. Berfchieden von biefem iſt ber. fogenannte dichte Blyant, der fich durch feine Zerbrechlichkeit,,. feinen ſchwarzen, faft glanzlofen Bruch auszeichnet und ſich mit Leichtigkeit. pulserifiren läßt. Er wird beßhalb zu den feineren Bleiftiften verwendet und fteht in weit höherem reife, als jener, befonberd wenn er in fo großen Stücken gefunden wird, daß man aus dem rohen Mate- rial Bleifedern fchneiden fan, fo wie es mit dem von Borrowdale in Schottland der Fall ift, wo bie Grube aber. der Exrfchöpfung nahe ſeym fol. |

Der geblätterte Graphit kommt, wie es ſcheint, im bebeutender Menge vor bei Efalugarfoit und im Nekſotouk⸗-Fjord im ſuͤdlichſten Theile vom Diftrift von Egebesminde; in geringerer Menge auf ber Landfpige Nook bei Chriftianshaab, und auf ber großen Infel im Diftrift von Omenak. Über am ausgezeichnetften wird .er auf bet langen Infel, eine halbe Meile von der Kolonie Upernivik gefunden. Der Graphit bildet hier gleichſam Adern ober Gänge, bie fich bald verzimeigen ober zerftreuen, unb ſich bald wieder fammeln und dann an ben ftärkften Stellen eine Dicke von einer. Ele erreichen koͤnnen. Eine folche Ader bildet einen Streifen auf der Oberfläche, 700 bis 800 Ellen vom Landungsplahe bei Nourſoeitſiak auf der Weftfeite der Inſel, ungefähr 300 Fuß über dem Meere. Er kann dort auf einer Strede von einigen humbert Ellen, auf welcher fünf Gruben durch Bohrung oder Sprengung ber feften Klippenmaſſe geöffnet find, gefpürt werben. Bas Vorkommen bed Minerald an biefer Stelle Scheint ſchon feit mehreren Jahren den Grönländern bekannt geweier zu fenn, ba fie Proben deſſelben engliſchen Walſiſchfaͤngern vorzeigten,

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worauf zuerſt im Jahre 1845 zwei Briggs und zwei: Schener bie Inſel befuchten, biefelbe aber, nachdem fie eine geringe Quantität Vlyant mitgenommen hatten, bald wieber verließen. Darauf fam im bemfelben Sommer ein gewiffer Daviſon mit zwei Schonern borthin, lag längere Zeit hindurch an ber Stelle, und ließ erſt auf ber for genannten füdlichen Nafe oder bem weſtlichſten Punkte ber Inſel eine große ODeffnung in ben Felſengrund fprengen, und nächfidem auch anf der oben erwähnten Stelle, wo bie größte Ausbeute, nach ber Ausfage noch über 100 Tonnen, im Laufe von wenigen Monaten erhalten wırde. Die vorhandenen Gruben find zehn bis zwanzig Ellen fang, drei bis vier Ellen breit und bis zu ſechs Elfen tief; eine Hauptader ſcheint fich durch biefelben erftredtt zu haben, aber boch fehr unregelmäßig unb in ber Selfenmafle verzweigt, welche in großen Blöden ausgefprengt if, die darauf zerſchlagen werben mußten, um bas reine Mineral auszufonbern.

Der bichte Graphit bat ein befchränkteres Vorkommen, wird aber doch auf einzelnen Stellen in größerer Menge und von ber Selfenmafle reimer abgefondert gefunden. Die Steinfohlenfcbichten haben auf verfihiebenen Punkten merkliche Veränderungen: durch die Einwirfung ber glühenden Trappftröme erlitten, weiche fie burdh- drungen ober ſich über fie ausgegoſſen haben. So fann man hier Kohlenſchichten fehen, bie in natürliche Coals verwandelt find oder zu halbmetalliſchem, glänzendem Anthracit, das heißt Kohlen, aus welchen alle flüchtigen Beftandtheile burch die Hide aubgetrieben find, und welche ohne Slamme ober Rauch brennen. Aber merk« würdiger ift die Verwandlung, wodurch eine ganze Steinfohlenfchicht nahezu Blyant geworben if. Man Tann diefe Verwandlung durch Kunft bewirken, oder erlangt fie, ‚richtiger gefagt, zufällig durch Aus- ſchmelzung von Eifen in ber außerordentlichen Hige, welche in ben Eiſenhochofen herrfcht, indem Feine Bartifeln von ben zur Ausfchmel- Wing angewendeten Kohlen von bem gefchmolzenen Eifen aufgenommen werden und fich auf ber Oberfläche beffelben, wenn es abgekuͤhlt wird, als Graphit auskryſtalliſtren. Schwieriger iſt e8 zu erflären, wodurch ein ganzes Kohlenlager durch bie bloße Erhitzung biefer Verwandlung hat entgegengehen: können; aber fowohl das Ausfehen des Blyanis, wie auch bie Befchaffenheit ber Gebirgsart, worin er vorkommt, deuten auf dieſen Urfprung.

Eine ſolche Steinfohlenfchicht wird bei Karſok im Dmenals⸗

Epel, Groͤnland. 20

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Bird gefehen, gegen. eine. halbe Melle hinauf ins Land, und in einer Höfe von 10 12,000 Fuß über dem Meeresfpiegel, in einem weißen, gleichfalls durch bie Hitze ſtark gehaͤrteten und halb zuſam⸗ mengeſchmolzenen Sandſteine. Ueber die Art und Weiſe, in welcher er-in bie Gebirgsmaſſe eingelagert gefunden wird, und wie man im Stande ft, ihn auszugraben, gilt durchweg baffelbe, was über bie Kohlenfchichten gejagt iſt. Der Außenrand heffelben kann Hier: und bort quf einer Sttede von faſt einer Viertelmeile gefpürt: werden Die Oberfläche. des Landes bildet dort eine ziemlich ebene Gegend und das Aeußerſte ber Blyantſchicht if mit: Iotferem Kies ober mit Steinmaffen bededt; aber. nur in den Klüften fommt er reiner von und er ſcheint bort eine Dicke von faſt' ſechs ZoM zu erreichen. Diefer Blyant zeichnet fich durch feine Sprödigfelt.:und-Feinheit aus, fo wie durch feinen Mangel an eingemengten härteren Mineralien; man fann auch Bleifebern "aus dem rohen Mineral ſchneiden, melde ſich ſehr fein zufpigen laſſen, aber doch für das Zeichnen ziemlich hart find.” Nach ben legten VBerfuchen, "welche damit in England vorgenommen, find, ſoll es unter den bisher erprobten Blyantforten diejenige feyn; welche ber von Borowdale in Schottland zunaͤchſt fommt, und eine geringe Parihie von derfelben iſt zu einem ſehr hohen Breife verfauft morden, um zu feinen Bleiftiften verwendet zu werben. Auch biefer Blyant war fchon vor feht langer Zeit von ben Gröntänbern gefannt, weiche Bruchflüde beffelben auf ber Ober- fläche und durch die Ströme herabgefpält fanden. Ein paar Monate hindurch iſt bei Omenak von der ganzen: Mannfchaft- eines Schiffed eine Ausgrabung von Blyant vorgenommen worben.. Sie führte dieß auf biefelde Welfe aus, die bei dem Kohlenbrechen gefchlibert ift, indem fie nämlich bie lockeren Maſſen, welche: über ber oberſten Kante der Schicht liegen, forträumte;.und auf diefe Art wurde an einer Stelle das Mineral auf. eine Strede von mehr als--20 Eiken und. in eirier Breite von drei Elfen, entblößt. . Sie erhielt im Ganzen ungefähre 0,000 Pfund und fand die "größten. Schwierigfeiten im Trofte, der ein: tiefered Eindringen verhinderte, und in dem beſchwer⸗ lien Transport, ba das Mineral in Säden zum Meeresufer hinab⸗ getragen. werden müßte. Im Winter wird der Transport auf Schlitten. weit:bequemer bewerfftelligt, da der Weg bis auf eine ehr. zige fteilere Terrafle einen ziemlich gleichmäßigen Abhang hinabführt. Es mus Kbrigens bemerft:werden, daß jene Äntechehmung eben nur

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eine Unterſuchung bezweckte und nicht dazu beſtimmt war, eine reiche Ausbeute zu machen. Im Kalle einer ordentlichen Benugung muͤßte das Probuft dann, wenn das Schiff anfommt, fchen zu Tage ger fördert feun. -

In Hinſicht auf andere Minerafprobufte, welche zum Gebrauche dienen ober Bienen könnten, tft zu bemerken, daß der „Werchſtein“ oder. die befannte weiche Gebirgsmaſſe, welche von den Brönländern dazu benutzt wird, Kochgeſchirre und Rampen daraus zu formen, und die. namentlich zu ben letzterwähnten unentbehrlich iſt, beſonbders an iwei Stellen gefunden wird: im Palitfofsfiorb, wo er eine Schicht . in der felten KAppenwand zumichit dem beivohnten Plaätzen bildet, und im bene Eeineren Stıriafä-Atorb in. dem Diſtrikte von: Omenaf, Außerdem werden mehrere andere Fundorte angegeben, :.auıf welche ach der Name „Okeſikſak“, welches bie grönländifche Benennung biefes Minerals if, deutet; aber im Ganzen ift ber Weichftein hier ſparamer als: in Südgroͤnland, und die daraus verfertigten und in. den grönlaͤndiſchen Haushaltungen fo nothwendigen Lampenn wer⸗ den darum als eine Rarilät angefehen. .

An guten Baufteinen if fein Mangel, ba bie Siefigen gra⸗ nitartigen Gebirgsmaſſen ſehr geeignet find, in flache Stüde zer⸗ ſchlagen zu werben. . Auch bürfte der an mehreren Orten vorkom⸗ mende und in außerordentlich regelmäßige Säulen zerflüftete Dafal m Bauten verwendbar feyn.

Von Kalkſteinen lommt ber fogenannte Dolomit aber geföunte Kalt fehr Häufig vor. Er hat am häufigften ein fehr Ichönes weißes marmorartiges Ausſehen und. fünnte fich vieleicht auch zu Bildhauer⸗ arbeiten eignen. Wie weit er tauglich ii, gebrannt zu werden, if jweifelhaft, da er neben der Kalferbe auch noch Magnefla. enthält; es ift: auch. Fein. ſonderlicher Gebrauch von gebranntem galt bei den Gehäuben in hiefigem: ‚Lande zu machen. |

Blaun.und Vitriol fommen in. jiemlicher Menge im Difktifte von Omenak ver. Dex: lehtere findet. fich auch theilweiſe in ‚Den Steinfehlen,, und es fol. audh.. frühes der Verſuch gemacht worden ſeyn, ihn in Verbindung mit:bem Kohlenbrechen :zu benupen. Der eitere kommtin ibebeutender Menge auf bem fübdoöſtlichen Theile der großen: Inſel vor, bie ſich durch. bie. Harfe Verwitierung Ihrer Me⸗ Reinmaften auszeichnet; heils fibt :er : in. xeinem Zuflande wie eine Rinde .auf ben. Klippenwaäͤnden, wo dieſe: etwas gegen bie Feuchtigkeit

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geſchuͤtzt find; theils iſt er in die oberfte Rinde ber Lehm⸗ und Kick haufen, welche durch das Zerbrödeln und Verwittern der Felſen⸗ maffen entſtanden find, eingemengt.

In dieſen verwitterten Gebirgsarten ſelbſt, ſo wie auch in Be⸗ gleitung des Blyants bei Upernivik, wird eine bedentende Menge edler Granaten getroffen. Die, welche auf ber Oberfläche ger funden werben, find im Allgemeinen nur Hein und von Riffen durch⸗ drungen ; Doch haben andere, die von Grönländern geſammelt werben und -von denen Proben in bie Heimath gejenbet find, fich als werth⸗ volle Handelsartikel erwieſen.

An Metallen ſcheint Grönland arm zu ſeyn. Doch kann aus den wenigen Unterſuchungsreiſen, bie biäher in dieſen weitlaͤuftigen Landſtrichen unternommen werben. find, noch fein ſicherer Schiuß gezogen werben. Hier unb bort findet man Spuren von Kupfer. Es dürfte zugleich als eine Kuriofität erwähnt werben, daß Yon ben Eingeborenen bei Niakornak im Diftrift von Jakobshavn ein Stüd metallifches Eifen von einem Gewichte von 21 Pfund nach ihrer Ausfage in ber Nähe bes Ortes auf ber Oberfläche gefunden worben if. Es war mit einer biden Rinde von Roft und Schmug über zogen und daher unfenntlich, aber durch fein bebeutenbes Gewicht auffallend. Erſt durch eine nähere Unterfuchung ift es feſtgeſtellt, daß es wirklich metalliiches Eifen ift, und da weber bie Korm, noch die übrige Befchaffenheit beffelben, oder ber entlegene Fundort zu ber Annahme berechtigen, daß es durch Menfchen hierher gefchleppt fey, und ba es auf ber andern Seite befamt ift, bag Eifen, auf genommen ald Meteoreifen, kaum in gebiegenem Zuflande vorkommt, fo dürfte man biefes Stüd mit Wahrfcheinlichkeit für einen Asre⸗ itthen annehmen fönnen, und zwar für einen ber felteneren, welche mr metalliſche Beſtandtheile enthalten. Dieß erinnert uns an das be fannte Faktum, daß Roß auf feiner erſten Nordpol⸗Expedition bie Esfimo im Grunde der Baffinsbucht, welche nie mit Europäern fommunicirt hatten, mit Eifengeräthen verfehen fand.

Auch Südgrönlands Mineralfchäge fpielten unter ben Gründen, weiche bie erften Reifen zur Wiederentdeckung ber verlorenen Provinz veranlaßten, eine große Rolle. Zu Egedes Zeit (1733) wurde von Mathis Jochumſen eine genaue Unterſuchung Grönlands in minera Sogifcher Hinficht "unternommen; in ben Jahren 1783 und 1784 mußte ein deutfcher Bergfteiger, Pfaff, im Auftrag ber bäntfchen

509 . Regierung nach Eteinfohlen fuchen; ex erlag in Godihaab dem Scor⸗ but, ehe er den Zweck feiner Reife erfüllt hatte. Der preußifche Bergrath Giefefe ging unter den günftigften Bebingungen im Jahre 1806 zu einer Durchforfehung des ganz unbefannten Gebirgslandes nach Grönland und behnte feinen Aufenthalt bis zum Jahre 1813 aus; aber die erfte Frucht feiner Reiſe wurde mit bem Die Samms Inngen heimführenden Schiffe eine Beute Englands, und Gieſeke verbanft biefem Umſtande feine fpätere Berufung zu einer Profeflur in Dublin. Seine Sammlungen, gefchriebenen Mittheilungen und fein auf ber Kopenhagener Bibliothek vorhandenes, leider ungebrudt gebliebenes Tagebuch beiweifen, daß nahezu alle biöher in mineralo- sifcher Beziehung merfwürbig geworbenen Punkte Grönlande bereite feine Aufmerffamfeit auf fich gelenkt hatten und baß er fie theils ſelbſt in Augenfchein genommen, theild die non. ben Eingeborenen ihm gegebenen Andeutungen mit Geſchick benutzt hatte, fo daß ber nach ihm entbediten Mineralien oder neuen Bunborte nur wenige find. In ben lebten Jahren find bie Mineralien Grönlands der Gegenftanb eines Privatunternehmens geworben, wozu im Sahre 1850 der Commerzienrath J. Lundt die Bewilligung erhielt. Diefe Expe⸗ dition war urfprünglich auf bänifche Privatrechnung von Kopenhagen aus unternommen; aber bald betheiligten fich auch einige Engländer mit ihren Kapitalien dabei. Sechs Schiffe wurden zur Fahrt nad Grönland audgerüftet; zwei davon gingen verloren. An brei ver- ſchiedenen Stellen wurden Minen angelegt, aber überall nach weni⸗ gen Monaten ald zu arm aufgegeben. Freilich ergab fich fpäter, daß die Drte, bei benen die Expedition ihre Bergwerfdanlagen vers fucht Hatte, zu der Hoffnung auf große Ausbeute nie Anlaß gegeben hatten, Außer dieſer Aktiengefellfchaft Hat noch eine andere im Sahre 1856 in Folge einer ben Herren Thomfen und Howig ers teilten Bewilligung begonnen Kryolith aus Grönland auszuführen.

Im Allgemeinen find bie. Gebirge Sübgrönlande benen gleich, weiche bie ffanbinavifche Halbinfel zum größten Theile ausfüllen ; fie bilden eine einfache Sortfeßung ber norbgrönlänbifchen Gebirge, nur die fogenannten Trapp⸗ ober Bafaltgebirge, welche die Infel Disfo und einen großen Theil bed Feſtlandes von Rorbgrönland: bilden, und aus denen auch größtentheils Island. und bie Faröer beſtehen, fehlen hier ganz. Man fieht biefe Bergart bier nur in Form von Gängen, oder beſſer gefagt, ſehr kenntlichen, dunklen

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Bändern oder Streifen‘, die an manchen Stellen über die Oberflaͤche ber Felſen hinlaufen, aber durchaus feine befondern Gebirgömaſſen bilden. Nur an einer einzigen Stelle in dem Diftrift von "Juliane baab, in der Gegend von’ Igallifo, ‚gibt es ein Gebirge aus einem beſonderen rothen Sanbftein, das ſich jeboch nur über ein jehr ges ringes Terrain erſtreckt und ganz ifoljet fteht. Im Uehrigen beſteht ganz Südgrönland aus fogernanntem Urgebirge ober Granit, ber groͤßtentheils die Form von Schichten angenommen hat. Man fieht bie Gebirgsmaffen bald ziemlich gleichartig, bald in parallelen Schichten von mehr ober weniger ungleichartiger Befchwrffenheit. Wo man fieht, daß bie Belfenmafle ihre einförmige graue Farbe verlint und abwechfelnd dunkle oder hellere, zum Theil eifenhaltige, roſt⸗ farbige Schichten, von weißen Adern burchfchnitten;, zeigt, da kann man auch im Allgemeinen erwarten, einige Abwechslung in ben Gefteinen zu. finden. Unter foldyen Gegenden: zeichnen_.fich befonders ans: ein Theil des Diftrifts von Gobthaad‘, die. Umgegend von Fisfernäflet, Die Umgegend‘ von Arfut. bei. Greberifähurab und endlich bad Innere von em paar Fiorden im Difſtrikt von Julianehaab. Auf jeder diefer beiden letzterwaͤhnten Stellen, hat man eime gan befondere Anhäufung von Mineralien gefunden, und darunter nameni⸗ lich zwei, die in großer Menge vorkommen und in ihrer chemiichen Zufammenfegung »höchft merkwürdig find, auch mit Ausnahme einer. Stelle in dem Uralgebirge, wo das eine in neuerer Zeit entdeit feyn fol, fonft nirgends gefunden werben. Sie galten eine Zeit lang als große Seltenheiten und wurden als Probeftüde für Minerälien⸗ ſammlungen fehr hoch bezahlt; da fie aber in fo großen Maſſen der finden wurden, daß man ganze Schiffsladungen davon. einnehmen fonnte, waren die Sammlungen bald damit verfehen und bie Mines ralien felbft fo gut als völlig werthlos. Wir wollen nun bie Spuren der bisher gefundenen Metalle und Mineralien, die praß tifche ‚Anwendung finden fonnten und fonft Intereſſe gewähren, näher angeben.

Bon edlen: Metallen hat man mit Sicherheit bisher nut auf einer Stelle. eine Spur gefunden, nämlich gebiegenes Silber an der Spipe einer Heinen Inſel, eine Meile füdkich von Juliane⸗ haab. Es wurde im Winter von 1849. zu 1850 von ben ber wohnenden Grönländern entdeckt, indem fle einige Heine Stüde von wirklich. gebiegenem Silber Iofe in den Kiffen: Des Geſteins vor einem

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Haufe fanden, welches fo Picht am Siraside lag, daß bie See bei Hochwaſſer über jene Riffe hinweg bis an ben Buß bes Haufes fpülte; Es war beutlich zu erfennen, daß der Felfengrund, im deffen Spalten fie. gefunden wurden, früher mit Vegetation und Reflen ven einem aͤlteren Haufe, aus deſſen Ruinen das feige erbaut zu fenn fcheint, bededt gemejen iR. Auch noch fpäter find mehrere biefer Silber ſtuͤke dort gefunden: werben, im Ganzen jedoch nur einige wenige Loth, aber, ſo viel befannt ift, auch: nicht ein ‚einziges außer halb derfelben Felöfpalten neben jenem Haufe, in benen bie erften Stüde- aufgefunden waren. Die Stüde lagen auch ganz: lofe, und es war Fein baran hängendes Geftein zu entbeden,; woraus man hätte fchließen konnen, in welcher Gebirgsmafſe fie urfprünglich ge feffen haben; auch zeigten bie umherliegenben Felſen nicht bie ges ingfte Spur von Silber oder überhaupt von Metallen oder Mine ralien, welche Metalle begleiten, außer benen, Die ‚gewöhnlich in allen Helfen Grönlands gefunden werden. Man darf daher als wahrfcheinlich annehmen, daß dieſe Heinen Stüde fich in dem Schutt oder den Meberreften eines älteren Haufes, welches einft an Ihrem Fundorte ftand, befunden haben, und daß die See nach und nad den lofen und leichten Schutt weggefpült hat, wodurch. Die ſchwere⸗ ren Metallſtuͤckchen in die Felsritzen fielen und ſich dort feftfegtens Die Frage, wie und woher fie einſt in bie alte Schutterbe gefommen: ſeyn mögen, läßt fich mit Wahrfcheinlichkeit durch ywei Vermuthun⸗ gen beantworten. Entweder haben fie in dem Grastorf, aus dem- die älteren Häufer erbaut waren, gefeffen, ober ſie waren von den ®rörländern, die früher dieſe Stelle bewohnt hatten, gefammelt worden. Im erflen Falle müßten fie von der nächiten Gegend um: biefen Sausplag herruͤhren, und man würde dann erwarten müffen, daß dieſes Mineral: auch in ben benachbarten Felfen enthalten ſey. Der andere Fall ift, wenn gleich auffallend, doch - fehlechterdings: nicht unmöglich, da bie Grönländer nicht‘ felten: folche Kleinigfeiten- fammeln, wenn -fle ihnen auf ihren Reifen irgendwo in bie Augen- fallen, und befohder® auf Alles zu achten pflegen, was ihnen metal: liſch zu ſeyn ſcheint. Bruchfküde von den Sirchengloden ber alten’ NRordbewohner finden fi} an. verſchiedenen Stellen über bie gange: Küfte und find an allen Oxten, wo Grönländer wohnen oder ges wohnt haben, weit verbreitet; --e8 -muß uͤberdieß bemerkt werben,- daß ſich die erwähnten Silberſtuͤckchen mit Meinen Stüdchen flach‘

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gehämmerten Kupfers, Glasperlen u. bergl. m; -zufammen fanden, bie ohne ‘allen Zweifel den früheren Bewohnern diefer Stelle gehört batten. Hat aber diefe..zweite Annahme ihre Richtigfeit, dann ift felbftverftändlicherweife feine Vermuthung .barüber feſtzuſtellen, wo das Silber urfprünglich gefunden ſeyn mag, und man weiß dann nur fo viel, daß irgendwo in Sübgrönland wirklich gebiegenes Silber gefunden worden ifl. Außerdem iſt e8 auch gar nicht unge reimt, anzunehmen, baß Silber Bier und dort in den Felſen einge fprengt gefunden werden mag und alfo auch auf ber hier in Rebe ſtehenden Infel vorfommen kann, um jo mehr, als eben daſelbſt Rellenweife viel filberhaltiges Kupfererz gefunden wurde; ba aber feinerlei Anzeichen von dem Beorhandenfeyn ber Minerale bemerkt find, die fonft das Silber, wo ed in regelmäßigen Gängen ober Adern vorfommt, zu begleiten pflegen, namentlih Kalkſpath, wie bei Kongsberg in Norwegen, fo if auch Feine Wahrfcheinlichfeit vorhanden, daß das Silber hier anders als in Heinen Partien und im Verhältniß zum Kupfererz nur in fleinen Körnern vorkommt, fo baß doch feine Bergwerföunternehmungen darauf gegründet werben fonnen. Doch, wie gefagt, ed find auch nicht bie geringften Spuren folder Körner in ben Selfen bigfer Infel feftigend entdeckt worden. Da ſich die oben erwähnte Expedition des Herrn Lundt gerade ein ganzes Jahr auf berfelben Stelle, auf der dad Silber gefunden war, aufgehalten hat und ganz in ihrer Nähe mir Hülfe von zehn Berg leuten Minen⸗ und Sprengarbeiten vornehmen ließ, um Kupferen zu gewinnen, muß man wohl annehmen, daß Alles gefchehen if, was zur Entdedung von Silber hätte führen können. Sie fanden aber nur einige wenige Stüde ‚mehr, genau an bemfelben Orte, an bem bie Grönländer bie erften gefunden halten. Im Jahre 1853 befuchte ein Engländer, Herr Robinfon, mit mehreren Mineralogen und praftifchen Bergleuten benfelben Oxt, ohne Etwas zu finden, und endlich wurden im Jahre 1854 zwei norwegifche Arbeiter von berfelben Privatgefelichaft in einem dazu aus England herbeigefchafl- ten Eleinen Haufe mit eifernem Dache, dad auf ber angegebenen Stelle aufgefchlagen wurbe, zurüdgelaffen. Sie blieben beibe bis zum nächften Jahre dort, fanden aber, foweit e8 befannt geworben . iR, nur noch ein Kleines Stüd von berfelben Befchaffenheit, wie bie oben befprochenen, und in benfelben Spalten, bie baher nun wohl als ganz erfchöpft angefehen werben müflen. Bon anderen Stellen

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im Diſtrilt von Julianehaab, an benen Silber gefunden wäre, hat ver Verfaffer nie ‚reden hören, eine einzige ausgenommen, über welche bie Nachrichten jeboch zu apokryphiſch lauten, um bier er wähnt zu werben. Endlich foll einer der früheren Miflionäre, Na⸗ mend Ginge, von Godthaab einmal ein Stüd gebiegenes Silber heimgefenbet haben. Lange für verloren angefehen, bat es fich in ven mineralogiſchen Muſeum der Univerfität wiedergefunden, da es indeffien nur mit dem weitumfafienden Yunbort „Grönland“ bezeich⸗ net und vielleicht auch nicht einmal authentifch if, kann man in Desug auf dad Borfommen bed Silberd weber Schlüffe daraus zie⸗ ben, noch weitere Rachforfchungen auf Grund beffen anftellen.

Ben Kupfererz ſind theilweiſe ganz kleine Partien oder Spu⸗ ren gefunden worden, die fehr gewöhnlich find, anderntheild aber auch an einzelnen Stellen fo große Ausfcheibungen, baß bebeutende und vorzüglich fchöne, fchiverwiegende Stüde abgefprengt werben fonnten; im legten Falle find fle aber von folcher Art und Weife gewefen, Daß man nur erwarten fonnte, fle einige Ellen weit aus⸗ gebehnt zu finden, fo daß durchaus Feine Bergwerksarbeiten barauf gegründet werben konnten.

Das SKupfererz, welches in größeren Partien gefunden wurde, it das fogenannte bunte Kupfererz, welches fich durch feinen Glanz und fein ſchoͤnes Farbenſpiel auszeichnet, und im Verein mit: bems felben der fogenannte Kupferglanz, ber naͤchſt dem gebiegenen Kupfer ſelbſt das reichſte Kupfererz if. Auf der erwähnten Inſel bei Sulianehaab, wo das Silber gefunden wurbe, hatte fchon vor bem Jahre 1800 ein Grönländer Stüde, vorzugsweife von bem letzteren Metalle getroffen; es wurden damals Proben befielben nach Däner marf gefendet und erregten ziemlich viel Aufſehen, fo daß ed aud) ben Anfchein hat, als ob vorzugsweiſe hierdurch Die Reife des Mineras logen Gieſeke veranlaßt oder menigftens eifriger betrieben wurde. Er unterfuschte auch bie erwähnte Infel nochmals, kam aber zu Dem Refultate, daß an Bergwerksarbeiten auf derſelben durchaus nicht zu benfen fey, da das Mineral nur in geringer Maſſe und fehr vereinzelt vorlommt. Wie erwähnt bearbeitete in ben Jahren 1851 und 1852 eine Erpedition dieſes Erz an einer Stelle, wo ein ziem- li großer Flect gefunden war, und bie baher ben Namen „Fried⸗ richs VII. Kupfermine“ erhielt; die exften Stüde, Die. ausgehauen. wurden, mußten allerdings als fehr reichhaltig und vielverfpreihend

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betrachtet werben, aber fehon nach Verlauf von einem paar Mona ten war bie Mine. ganz und gar erfehbpft und nicht die geringfte Spur Yon. Kupfererz weiter zu finden. Ungefähr zu berfelben Zeit fanden Grönländer an einer Stelle des nördlichften Theils vom Diſtrikt von Julianehaab eine ähnliche Partie vor dem fogenannten bunten SKupfererz, die noch größer und fchon mehr einer furtlaus fenden Aber zu vergleichen war. H. Rinf, ‘dem die: Gelegenbeil geboten war, biefen Punkt zu unterfuchen, bat fie. befchrieben und ihr nach dem Grönländer, ber ben erften Bund einfendete, ben Na men „Joswas Kupfermine” gegeben, jedoch In einem Bericht an das Minifterium des Innern nachgewiefen, baß fein Bergwerk darauf gegründet werden fann. Im Iahre 1853 befuchte die erwähnte Erpebition.. unter. Robinfon diefe Stelle, nahm fo viel Erz mit, ald fie gleich abfprengen fonnte, und ließ alle mitgenommenen Bergleute und Arbeiter zurüd, nachdem fie eine Hütte für dieſelben errichtet und- ber Stelle den Namen „Weal-Fulia-Mine” gegeben Hatte, Aber ed war ſchon Damals das befte Erz weggenommen, und nad) Ber auf von einem paar Monaten war auch biefer Fundort ganz er- fchöpft, jo daß im Frühjahr feine Spur mehr davon zu ſehen war, Das Schiff, welches den Proviant und ein beſſeres Haus biefer Anlage zuführen follte, ging im Sommer verloren. Nichtsdeftoweniger wurden im nächften Winter wieber zwei Arbeiter hingefebt; aber ein anderes Schiff, welches das gewonnene Kupfererz holen follte, ging gleichfalls nicht weit von dieſer Stelle zu Grunde.

Dieſe erwaͤhnten beiden Arten von Kupfererz find auch hier und dort an anderen Stellen in ganz kleinen Partien gefunden, und das Vorkommen berfelden muß im: Ganzen mit der Art: ver glichen werben, in welcher fie in Norwegen zu finden find, wo fie fich gleichfalls in Folge ihrer Aermlichfeit bei verfchiedenen Bergbau verfuchen als unzulänglich für. die Benugung erwieſen haben. In Bezug auf Kupfer darf. man ſich wohl überhaipt kaum Rechnung auf Vortheil machen, wo nicht das gewöhnlichfte, wenn auch minder reichhaltige. Supfererz, der fogenannte Kupferkies, vorkommt. Dieſes Mineral tft .aber bisher. nur fehr fparfam in: ®rönland- gefehen worden. Es zeigt. fich hier und dort, wie in vielen anderen Ländern, in ganz feinen Streifen oder Körnern; die Außenfeite der Felſen hat

an folchen Stellen eine grüne Oberfläche durch die Verwitterung

des Minerats, doch wirb diefe grüne Oberfläche auch: ſchon an

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ſolchen Bunften bemerkbar, wo das Mineral in ganz kleinen, faum bemerfbaren Körnern vorhanden if. Die Grönländer bringen oft folche Stuͤcke Feld herbei, burch bie auffallende Faͤrbung aufmerffam gemacht; biefe. rührt aber nur von einem ganz feinen Häutchen Grünfpan her, das auch durch eine ganz geringe Quantität Kupfer in dem Steine erzeugt werben kann. Die größten Körner von Kupfer fies find bisher im Arfut⸗Fjiord getroffen, und zwar in einer merk⸗ wärbigen Miſchung von Mineralien, bie noch weiter unten erwähnt werben fol. Aber auch dort ift dieſes font fo gewöhnliche Mineral - fo ſparſam vorhanden, daß von einem Bergwerföbetriebe durchaus nicht die Rede ſeyn Tann:

Vor Zinnerz oder Zinnfein wilf @iefefe in ber Nähe der Kolonie Fredrikohaab in einer fehr verwitterten und zu Staub vers fallenen Bergmaffe, die unter dem Namen „das verborbene Feld“ befannt fft, Spuren gefunden Haben. Uber in ben Stüden, bie Gie- fefe bort .gefammelt Hat und felbft als zinnhaltig bezeichnete, iſt ber Zinnftein kaum fichtbar; er bat benfelben mwahrfcheinlich nur in fehr feinen Körnern gefehen oder in Spuren über-bie Bergmafle zerfireuf getroffen, wie er denn auch felbft auf biefen Fund kein Gewicht ges legt zu haben fchefnt. Dagegen findet fich Zinnftein in etwas größeven Kbmern an der Seite des fchon erwähnten Kryolith gleichfale im Arſut⸗Fiord; man fieht ihn dort auch in ganz dünnen Adern, mei⸗ ftend aber in Form von Körnern und zwar vorzugsweiſe als Kry⸗ falle, die fo zerftreut und vereinzelt figen, daß große Maflen von Felſen abgefprengt und zerfchlagen werben müflen, um nur wenige Pfund davon zu erhalten. Die Adern oder Gänge duͤrften fich mög- licherweife an einzelnen Stellen zu einer. Dide von einem Zoll erweis tern, aber auch dort find fie fo zerfiteut, abgebrochen und außer aller regelmäßigen Sortfegung, daß kein Vortheil von ihrem Abbau erwartet werden darf.

Zinkerz oder Zinkblende iſt in ganz geringer Menge auf demſelben merkwürdigen Flede bei Arſut und im Gefolge: ber- ers wähnten Metalle gefunden, jeboch in: einem noch untergeorbneteren Verhaͤltniſſe. Auch im Igalliko⸗Fiord bei Jullanehaab hat 9 Rinf felbft ganz geringe Spuren davon. entdedt.

Bon ber Benubung des Bleterzes fönnte für Grönland wohl faum die Rede feyn,-felbft wenn es in noch fo großer Menge vor⸗ füme, wegen ber Billigleit ded Moetalles ſelbſt, gefchweige des: rohen

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Erzes, ed fen denn, daß fid) das Erz zu gleicher Zeit fo fllberhaltig bewiefe, um burch ben Gewinn dieſes NRebenprobufts die großen Koften des Erzbrechens in Grönland und des Transports nach Europa zu been. in ziemlich filberhaltiger Bleiglanz iſt ebenfalls an ber ‚Seite bed Kryoliths im Arfut- Fjord gefunden und iſt ohne Zweifel unter den bort entbedten metallifchen Mineralien basjenige, welches in: größerer Menge vorfommt, wenn auch noch immer nicht in fo großer, um einen Bergbau barauf zu gründen. Der Bleiglanz bei Arſut ift fchon feit langer Zeit befannt geweſen, da das Ausfehen des Erzes jo auffallend metallifch ift, Daß es fofort. die Aufmerkfamfeit ber Eingeborenen auf fich ziehen mußte. Die erwähnte Privatgefell ſchaft befuchte ſchon in dem erften Jahre ihres Beftehens, 1850, biefe Stelle; aber erft nachdem bie befprochenen beiden Punkte, an benen ſich Kupfererz gefunden hatte, gänzlich erfchöpft waren, wurbe auch bei Arfut ein Etabliffement unter Leitung eines englifchen Mi- neralogen, Herrn Taylor, angelegt, um ben Bleiglanz zu bearbeiten, An dieſer Stelle wurde eine ordentliche Kleine Grube eingerichtet, bie in horizontaler oder ſchwach gefenkter Richtung unter dem Felſen einlief. Aber auch hier war: der Metallreichthum nach. Berlauf von ein Paar Monaten vollftänbig erfchöpft und die Mine mußte auf gegeben werben. An anderen Stellen hat man bier und dort gan geringe Diüantitäten Bleierz in bie Felſen eingefprengt gefehen, in ähnlicher Weife, wie den SKupferfies, aber doch feltener. Gieſele erwähnt folcher Stellen faft in jedem Diftrifte; bad größte Quan⸗ tum, welches bem Berfafler felbft außerhalb bed Arſut⸗Fiords zu Augen gefommen ift, findet fich in Verbindung mit ber erwähnten Zinkblende im Igallifo- Ford. Doch war es nicht mehr, ala daß man eben einige wenige Stüde von genau ber Größe gewöhnlicher Probeftüde in. den Sammlungen ausbauen fonnte, In denen auch nur fo viel von dem Mineral enthalten ift, daß man ed mit Deut lichkeit zu bezeichnen vermochte. Wenn bie ©elegenheit vorhanden geweien wäre, wuͤrde er jedoch gern weitere Unterfuchungen in ber Umgegend veranftaltet haben, ba fich bie Schicht, in ber biefe Mines ralien gefunden wurden, weiter fortzufegen ſchien. Im Diftrift von Gobdthavn geht die Sage, baß in einem „Sfinderhvalen“ genannten Bergebirge Blei gefunden feyn folle, aus bem bie Grönlänber auf einmal im Notbfalle Kugeln gegofien hätten. Aber Niemand hat «6 teipft gefehen ober nur mit Jemand gefprochen, ber ed felbft gefehen

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hätte, und bie Sage iſt wohl in die Kiaffe derer zu ſehen, bie fo häufig in Berggegenden umlaufen, baß man ba ober bort einen Schatz gefunden habe, ber Binder aber fein Geheimniß nicht verrathen wolle, ober in: bemfelben Angenblide geftorben fen, als er bie Stelle zeigen wollte.

Eifenerz würde, felbft wenn es gamge Berge beffelben, von den veichhaltigften Arten und ganz nahe am Meere gäbe, boch nie in Grönland benust werben können. Wir fügen befhalb nur ber Vollſtaͤndigkeit wegen bier hinzu; daß auch diefes gewöhnliche Metall biöher nur in aͤußerſt kleinen Ouantitäten in Grönland gefunden wurde. Die gewöhnlichiten Mineralien, aus denen man in anberen Ländern Eifen gewinnt, wie ber rothe Eifenftein und ber Eifenglanz, fommen aͤußerſt fparfam vor und faft nur ald Veberzug ober Auss fuͤllung fchmaler Spalten oder Riffe in ben Selfen. Der fogenannte Eiſenſpath erfiheint bie und ba in ähnlichen geringen DQuantitäten, unb nur an ber erwähnten Stelle im Arſut⸗Fjiotd in Begleitung bed Lryoliths und Bleiglanzes in größeren Snoten und zum Theil in auögezeichnet beutlichen, großen Kryſtallen. Am weiteften ver breitet kommt ber fogenannte Magneteifenftein vor, ex findet fich In feinen Körnern faft überall in dem Granit. Nur an fehr wenigen Stellen hat man Magneteifen in felbfiftändigen Schichten, auch mr von einem Zoll Dide, auögefchleben geſehen, und felbft biefe find unterbrochen und nicht auogedehnt. Schichten won folder Bebeu- tung, baß man fie ie anberen Laͤndern benugen würde, hat man noch nirgends in Grönland entheckt. Auf dem fogenannten Arfute- Großeiland follen nach der Annahme Gieſeke's, die er auf bie Leber einftimmung . bed. äußeren Außsfehens ber Kelfenmaflen .und ber Bes fehnffenheit ber Iofen Steine gründete, große Eiſenſchichten verborgen liegen; ex felbft hat fie indeſſen nicht entdecken können und es fcheint hoͤchſt zweifelhaft, ob ſeine Meinung wirklich begründet iſt.

Fragt man endlich danach, ob es wahrſcheinlich ſey, daß noch

in. Groͤnland andere Stellen entdeckt werden, an denen Bergwerk: arbeiten nit Vortheil zu unternehmen wären, fo läßt fich allerbinge hierüber nur ſehr wenig fagen. Obfchon bie metallifchen Mineralien auch beinahe aBein in ben Felsmaſſen vorlommen können, pflegen fie Doch gern von. gewifien Mineralien . begleitet zu. werden, den foges nannten Gangmaſſen, welche ben größten Thell der Gänge bilden, in denen bie Metalle. gefunden: werben. . So findet ſich das gebiegene

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Silber bei Kongsberg in großem: Gängen von Kalkſpath, welche die Felſenmaſſe in verfchiedenen Richtungen bischtreagen. An anderen Stellen bilden Schwerſpath, Flußſpath und andere ‚ziemlich gewöhn⸗ liche Mineralten die Gangmaſſen für das Metal: Aber von allen biefen Mineralien muß man fagen, baß fie in Grönland ziemlich felten find. SKalfiyath wird allerdings Bier und bort geſehen, aber obſchon er von ben ‚Grönländern ziemlich gefucht ift, da fie ihn za pulverifiren und unter ihren Schnupftabak zu mifchen pflegen, hat man ihn doch bisher nur fparfam In Südgrönlanb gefunden, wäh- rend er in Nordgrönland an mehreren Stellen ziemlich .bebeutende Schichten bildet, jedoch ohne Anzeichen von Metallen zu verrathen. Schwerſpath, ber’ in andern Ländern ein gemöhnliches Mineral it, war bisher in Grönland noch gar nicht bekannt; erft vor Km zem hat H. Rinf eins kleines Stüd bavon aus ber Gegend: von Igalliko erhalten. Flußſpath if Hier und dort im Diſteikt von Ju⸗ lianehaab gefehen, unter Anderem in Verbindung mit Kupfererz in ber fogenannten Joswas⸗Kupfermine, aber überall nur in ganz Heinen Duantitäten. Als einen ganz befonderen und mur Grönland eigen: tsümlichen Begleiter von Metallen müflen wir endlich ben fchen er wähnten Kryolith im Arfut- Fjord nennen; berfelbe zeigt ſich hier unzweideuntig ald eine aͤchte Gangmaſſe für Metalle und wirb.an ber eisen Stelle in jehr großer Quantität gefunden. Er wuͤrde ficher ich .ald ein Kennzeichen bafür,. daß Erze vorhanden ſeyn fönnten, betrachtet werden müflen, wenn er noch irgendwo anders in Groͤn⸗ land gefunden würde. Es iſt inbefien bisher noch nicht gegluͤckt, bie geringfte Spur beffelben an .einer andern Stelle zu. entbedien, ımer achtet er ficher zu den Steinarten gehört, von denen bie Grönlänber Proben mitnehmen würden, wenn fie biefelben anträfen Ban hat alfo bisher beinahe noch wenigere Spuren von ſolchen Mineralien, welche die Metalle zu begleiten pflegen, ‘gefunten, als dieſe ſelbſt. Diefe Thatſache iſt jedoch :immer noch‘ nicht entfcheibend, da jene PMineratien keineswegs nothwendige Bedingungen für dad Vorkommen von Metallen find. Außerdem darf man vielleicht auch ſagen, baf bas Land noch zu. wenig bebaut, daß fein Schooß noch. zu wenig durchforſcht ift, und daß biäher nur. der Zufall geleitet hat; Im dieſer Beziehung muß man. aber bavan erinnern, daß die Entheckun⸗ ger, zu benen in andern. Laͤndern die Dichtigfeit.. der Bevölkerung führt, in Gronland durch die fleten Reifen und das herumſtreifende

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Jagdleben ber Bewohner hätten gemacht werben fünnen, und daß bie. Durchwuhlung ded Erdbodens, wie fie an anderen Orten. durch ben Feldbau, durch Baus und Wegenrbeiten hervorgerufen wird, in Srönland von der: Natur felbit bewirkt. wird. Hier hat man feine Mälder, feine tiefe Exbfehicht mit einer darauf ruhenden Vegetation, weiche bie Oberfläche. ber Helfen auf weite Streden verbirgt; im Gegentheil böhlen Die zahlreichen Ströme und Waſſerlaͤufe überall das fteile Terrain aus und führen Bruchſtücke ber Felsmaſſen nit ſich in die Thäler, fo daß man in ihren Betten ganze Sammlungen ber Mineralien aus weiter Umgegend findet. Ueberdieß muß man daran, erinnern, daß die Grönländer auf ihren Wanderungen auf merffame Beobachter find; man muß ſich fehr oft darüber wunbern, daß fie feltene Mineralien bringen, bie in ihrem Aeußeren nur fehr wenig von ben ganz gewöhnlichen abweichen und bie anderen, nicht mineralsgifchen Reifenden fchwerlich aufgefallen feyn würden. Nichts beftoweniger ift es beachtenswerth, Daß mehrere der bie -jegt ber fannten mineralogifch merkwürdigen Bunfte gerade mit grönländifchen Wohnfigen bebaut find, und man -fönnte meinen, daß fie eben ba bucch entdedt.wurben. Dieß gilt namentlich vom Arfut- Siord. Der Kryolitb mit ben: übrigen merkwürdigen Mineralien ift an feiner anderen Stelle. in biefem großen Lande gefunden, als gerade Hier, wo bie Grönlänber feit uralter Zeit jährlich ihre Zelte aufgefchlagen baben, ficherlich nicht um Mineralien zu fammeln, fondern um bie Fifche zu fangen, bie fich hier in. großer Menge. einfinden; aus ben erwähnten Mineralien. jelbft haben fie bie Mauern um ihre: Zelte erbaut. Das gediegene „Silber. ift gleichfalls nur au einer Stelle gefunden worben, wo ein Groͤnlaͤnder fein Haus erbaut hat. . Sind Diefe Thatfachen gang zufällig? oder fol man meinen, daß eine aus⸗ gebehntere- Anfiebelung. auch an anderen Stellen zu ähnlichen Ent deckungen geführt Haben. wirbe? Wir muſſen dieſe, Frage auf fh beruhen laſſen und. es der Zufunft anheim ftelen, ob ſie in Grin land Mineralſchaͤtze an das Tageslicht. ziehen wird,

„Bon nichtmetalliſchen Mineralien, die allgemeineres Sutereffe ober, praftifche „Anwendung finden. fönnten, wollen wir fotgende her⸗ sorheben: ; - u

.Der Kryolith if ein ſehr weiches, theilß weißes, cheiis mehr oder: weniger dunkelgraues Mineral und, durch feine chemiſche Zuſammenſetzung merfmürdig; im Uebrigen.: erfcheint er gewiſſen

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gewöhnlichen Sorten Kallſpath nicht unaͤhnlich. Er fommt auf dem Zeltplap Ivikaͤt im Arfut- Ford vor, unmittelbar am Uferrande, wo er einen ziemlich flachen Felsgrund auf einer Strede von gegen 150 Ellen Länge und Böchitens 30 Ellen Breite bildet, fich aber theils weife unter dem Meere verliert. Der Kryolith if nur auf einigen hundert Quadratellen rein, auf ber übrigen Strede aber mehr ober minder mit ben ſchon erwähnten Metallen und vorzugsweiſe mit Eifenfpath. vermifcht; auf ber Innern Seite, größtentheils nur 10 bis 30 Ellen vom Fjorde entfernt, verfchwinbet er und fcheint fchräg unter dem umgebenden Gneis einzulaufen, und bier, längs biefer Kante, mitten zwiſchen beiden Bergarten, hatte Herr Taylor eine Grube ausfprengen laffen, um das Bleierz zu verfolgen, das fidh, wie auch bie übrigen Metalle, meift rund um ben Ranb bes Kryo- lith findet. Das eindringende Seewaffer hinderte die Arbeiter, weiter als 5—6 Ellen in bie Tiefe einzubringen, weßhalb bie Grube zu beiden Seiten fortgefegt wurde, fo daß man in berfelben Kryolith unter fich und Granit als Dede über fi) hat. Dieſer unterirbifche Gang hatte eine Länge von ungefähr 80 90 Ellen, mit brei hin abführenden fchrägen Gängen, in benen man Licht ober. Fackeln ger brauchte und ganz ben Eindrud eines Heinen Bergwerks erhielt. Die Ausbeute an Bleierz war jedoch nur gering, ed ging zum größten Theile mit bem Schiffe felbft verloren und die Grube wird jegt für erfchöpft angefehen. Selbft der Kryolith, auf ben von den bisher erwähnten Arbeitern feine Rüdficht genommen iſt, war zu feiner Zeit eine fo geoße mineralegifche Seltenheit, daß er für Sammlungen zuweilen mit 50 Thalern bezahlt wurde. In biefer Hinficht iſt er Beute ganz werthlos; Dagegen hat ber polytechnifche Kandidat Thomfen bucch eine Reihe von Verfuchen erfannt, baß er fich in technifcher Hinficht verwerthen läßt. Die Babrifation, auf welche er ein Pa⸗ tent erhalten hat, geht darauf aus, theils Soba zu gewinnen, theils eine in Färbereien fehr brauchbare Lehmerbe aus dem Kryolith zu erzeugen. Man kann annehmen, baß 1 Pfund Kryolith ungefähr 1%, Pfund Soda und Y, Pfund Lehmerde gibt. Nach den gang- baren Preiſen Tönnte daher aus einem Gentner Kryolith Soda im Werthe von 4 Thalern gewonnen werben; der Werth ber Lehmerbe bagegen, bie durch benfelben Proceß gewonnen wird, läßt fich noch nicht berechnen, ba fie bisher in ber Praris noch nicht im Großen angewenbet ift, und fie iſt es hauptfächlich, die das Unternehmen

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bezahlen müßte, da es Höchkt zweifelhaft iR, ob ber Kryelith von Grönland aus für '31/, Thaler pro Centner befchafft und. in Soda verwandelt werben kann. Nach Thomfens Berfachen fann der Kryo⸗ lith auch direkt von den Seifen ſtedern jur Lauge benudt ‘werben, wenn er mit Kalt gekocht wird, aber dann beſitzt er auch nur ben Werth von 31, Ihalern pro Eentner, ba. die Lehmerde mit in bie Seife geht und unbenust bleibt. Durch eine andere Behandlungs⸗ weiſe fann man aus bem Kryolith Glauberfalz, Alaun und Flußs ſpath gewinnen, aber biefe Babrifation wird faum Bedeutung - ers langen, ba tiefe Stoffe fehr billig. find und nicht in ausgebehnter Weife Anwendung finden. Endlich hat ber Kryolith in ber aller- neueften Zeit eine Art Berühmtheit erlangt durch feine Verwendbar⸗ felt zu dem fogenannten Aluminium Metal. Aber abgefehen davon, ob dieſes Metall, das fich burch feine außerordentliche Reichtigfeit andzeichnet, jemals eine vbefentliche Bebeutung in ber Induſtrie ers langen wird, muß man daran erinnern, baß es durchaus nicht aus⸗ ſchließlich dem Kryolith eigenthümlich tft, ſondern einen Beſtandtheil jedes Lehms und der meiſten Vergarten, welche bie Maſſe ber Erbe ausmachen, bildet. Sicher iſt es allerdings, daß das Aluminium leichter aus dem Kryolith, als aus anderen Mineralien gewonnen werden kann, aber der Proceß iſt noch immer ſo koſtſpielig, daß dieſet Vorzug des Kryoliths nur ſehr wenig in Betracht kommt. Zur Gewinnung des Alumins wird ein anderes Metall gebraucht, das Natrium, das noch vor kurzer Zeit 150. Thaler pro Pfund koſtete. Die Hauptfache bleibt alfo, diefes Metall billiger herzu⸗ fellen, dann erſt wurde auch ber Kryolith für biefe Fabrikation Be- deutung befommen. Es find an Kryolith in- den-lepten Jahren auf ben Schiffen der Handelögefellfchaft circa 200 Eentner und von Pri⸗ vatintereſſenten im Jahre 1856 circa 2500 Centner fortgefendet wor: den. Die Ausbehnung bes reinen Kryolith und die Tiefe, bis zu - weicher er gegraben. werben fann, bevor. Das Seewafler eindringt,- if jeboch fo gering, daß bie Grube nur auf eine Reihe von Jahren einer ein» zigen Fabrik Material liefern könnte. Einen beftimmten Heberfchlag über ben Vorrat zu machen, giebt es noch nicht hinreichende Daten, Weichftein, oder. die geſchmeidige Steinart, aus ber fomohl die alten Nordländer, wie bie jetzt lebenden Grönländer ihre Koch⸗ geſchirre verfertigt Saben, fiat eine ziemlich‘ geoße Ausbreitung in Suͤdgroͤnlund; er’ iſt eigentlich eine Zufammenfepung von mehreren Etzel, Groͤnland. 21

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Mineralien und. in Folge deſſen auch ſehr verſchieden. Die groͤberen Varſetaͤten find von grauer Farbe und haben verſchiedene Ein mifchungen, wogegen es feinere Sorten von ganz gleichartiger Zus ſammenſeßzung, grüner oder weißer Farbe und halb bucchfichtig. gibt. Seitdem bie Groͤnlander angefangen haben, durch ben Handel eiferne Töpfe zu. befvmmen; find. die aus Weichſtein gefertigten nach: und nach mehr außer Brauch gekommen und man trifft fie. jeßt bei wel tem .nicht mehr in allen Hänfern. Dagegen find bie Lampen ber Groͤnlaͤnder ausfhließlich aus Weichſtein gefertigt; jebe Familie befigt eine ober mehrere berfelben, und obfchon fie an und für. fich fehr bauerhaft find, und. als Erbſtück von Geſchlecht zu Geſchlecht gehen, darf man boch wohl. laum annehmen, baf He ins Durchſchnitt laͤnger als 20--30 Jahre. Halten, und menn fich daher 2000 ſolcher Lam⸗ pen. und. anderer Weichfteintspfe in Sübgrönisud vorfinden, würde fh bie: jährliche Fabrikation. auf 70 100 Stück belaufen. Der Meichflein findet fich nicht uͤberall; im. Diſtrikte von Julianchaab HH er kaum an einer einzigen Stelle fp befaunt, daß er benügt wiirde; ber-näshfte Punkt, von dem er geholt wirh, iſt die Inſel Sermoſpl in der Nähe von Arfut. Man unternimmt zeitweife, doch durchaus nicht vegelmäßig in -jedem Sabre, aus ben. fühlicheren. Gegenden Ex⸗ pebitionen. in Weiberbooten borthin, um Weichſtein zu holen, Ju größter Menge findet man ihn im Difteift son. Gobthaab an meh reren. Stellen. und über ganze Gebixgsſtrecken verbreitet ; dort kommen auch vorzugsweiſe bie feineren Varietaͤten ver. Uebrigens bilden bie Lampen einen eigenthuͤmlichen Handelsartikel unter ben eingeborenen Grönlänbern, namentlich nach ben Gegenden, ‚in denen fein Weich⸗ Bein ‚gefunden wird, Die Kpchtöpfe aus Weichſtein find in gewiſſer Hinſicht fehr zwedmaͤßig, namentlich deßhalb, weil die Erwärmung derfelben. jehr gleichmäßig geſchieht; auch laſſen fie fich ben verſchie⸗ benften Hitzegraden ohne Uebergang ausfegen, ba.fie nicht zerfpringen. Die alten Nordländer In Grönland fcheinen fich vorzugsweiſe folder Meichiteintöpfe bebient zu haben, ‚denn Topficherben. von gebranntem Lehm find kaum irgendwo In ben. Ruinen gefunden. In einem alten Berichte heißt es, fie hätten Töpfe von folcher Groͤße gehabt, . daß 10—12 Laes hineingegangen feyen, ein Maß, welches jedoch ſehr unſicher iſt; im Diftrilt von Godthaab bat man, in einen ber Brüche einen noch. ungollenbeten Topf biefer Art gefunden... Gewiß laſſen ich aus den feineren grünen, vothen, weißen und felbft marmoririen

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Sorten Weichſtein imit großer ‚Beidhtigfeit ſeht huͤbſche Gegenſtaͤnde bereiten, da fich. die Maſſe mit einem ganz gewöhnlichen Meſſer bei handeln läßt; bie Groͤnlaͤnder liefern auch ein und bas andere Fabrikat für ben Verlauf au bie Dänen, boch iſt es mei ſehr rohe Arbeit, We in aller: Eile. atgefertigt wurde, wenn ſie Se brauchten. \

Blyant findet fh an nieheeren Stellen, aber ubetau nur von grober Qualitaͤt, ſowohl im Diſtrikt von Julianehaab an zwei Punkten, als auch bei Arſut, wo er ein auffallend feine® Ausſehen hat und in Maſſe vorkommt, ſich aber bei näherer Beſichtigung ſtark wit Lehm untermifcht zeigt und deßhalb fehr ‚hatt und kaum? brauch⸗

bar iR. Es fan wohl kaum bie Rede bavon ſeyn, dieſes Mineral an einem ber biöher bekannten Fundorte gu benupen, beſonders da es fo ausgezeichnet in Nordgronland vorkommt.

Brennmnterial aus dem Mineralreiche dietet Eudgrdaland ger nicht. dar. Steinkohlen hat man zu verſchiebenen Zeiten geſucht und es gibt ein paar Gegenden, wo man beſtimmt geglaubt hat, fe finden zu muͤſſen, ohne jedoch bie getingſſe Spur von ihnen zu ent⸗ decken, und man weiß auch nicht, was ben Anlaß zu ſolcher Mei⸗ nung ‚gegeben bat, dba bie Gebirgsbildungen, bie in Nerbgrönlanb Steinfohlen. führen, in. Sübgrönland noch nicht Hefehen ſind. Der Torf iR von folder Beſchaffenheit, daß er ſich eher dazu eignet, dem‘ Pllamerzeiche zugezaͤhlt zu werben.

Grobes Baumaterial bat man überall it Des Naͤhe, ib: genommen Salf, ber fo gut wie ganz fehlt. Flache und regelmäßige Baufteine findet man häufig, theilweiſe ganj lofe, theitweife kann man fie mit großer Leichtigkeit mit Brechflangen aus ben Felſen brechen, wo dieſelben in ihren Außenfanten etwas verwittert find und: fich-in flachen: Stüden. nach ber Lage der Schicht abfonbern.-laffen, was fehr oft der Kalt: ift. Lehm, der man in ben legten Jahren mit Gluͤck dazu verwendete, Steinmauern für bie daͤniſchen Häufer' du erbauen, um theilweife den Eoftfpieligen Kalf zu erfegen, findet fidh zwar nicht gerade überall, doch nirgends weiter ald 1—2 Meilen von jedem bewohnten Plage. Seltener jedoch iſt er von ber Ber fchaffenheit, daß er ſich zum Brennen eignet.

Bon Epdelfteinen ober Steinen, die ſich zur Schleifung und Verarbeitung ald Lurusgegenftände eignen, bat man in Sübdgrön- land nur fehr wenige gefunden. Auf einer Stelle im Diftrift von

Julianehaab fommt :ein. grüner. Zelbfpath. oder Amazonenſtein, bed nicht. von’ befonderer Büte, vor In der Umgegend von Godthaab wird eine Art dunfelfarbiger Bergkryſtall, Rauchtopas, gefunden, den man zu.fchleifen verfucht: hat. Granaten find, ſo viel man weiß, überall ‘von der gewöhnlichſten Art, und: fo eble Sorten, wie bei Omenaf unb Upernivif, find hier nicht befannt. Dagegen. gibt. an mehreren, Stellen recht. merfwürdige Mineralien, bie Werth für wifienfchaftliche Sammlungen haben: und ein weites Feld ‚ir reiſende Mineralogen. bilden

Schließlich müflen. wir noch einmal auf die vielen ungewoͤhn⸗ lichen Schwierigfeiten aufmerkſam machen, bie jebes Bergbauunter⸗ nehmen in diefem Lande: barbieten wuͤrde. Es gibt hier Feine Trank portmittel über ‚Land, und Alles, was. mit Bortheil. benutzt werden fol, muß dicht am Meere liegen.: GEs gibt. hier fein Brennmaterial zum Schuelzen und bie. toben Erze müßten als ſolche nach Europa transportirt werben, während in anderen Ländern_bie Schmelzhütten bicht dei ben Bergwerfen. liegen und von Wäldern ober Steinfohlen- gruben umgeben find. Hier ift die Benölferung bünner und. zer⸗ ſtreuter, als in jebem ſonſt bewohnten Lande, und .biefe "wenigen Bewohner. haben gemligenb bamit zu thım, ihre.eigenen unmittelbaren Rebenshehürfuiffe Herbeizufihaffen. Daher müßte alle Arbeit durch europaͤiſche Arbeiter ausgeführt werden, benen fämmtliche 2ebend- bedürfniffe aus Europa zugeführt werben mußten und denen .ber Bersicht auf bie. Behaglichfeiten. ber Heimath busch höhere. Lohnſaͤtze aufgewogen werden müßte. : Die Schiffe enblich,: welche. Die. Brobulte holen: follen, . haben hier feine andere Fracht ober. Ausficht auf Ber dienſt. Alle. diefe Schwierigkeiten beweiſen, daß felbft ſolche Minen: arbeiten, bie ſich in anderen Ländern gut bezahlt machen ‚hier viel⸗ leicht nicht rathſam find, und daß die. Mineralien in außerocbentlicher Maſſe und unter vorzüglich günftigen Umsfähben- votlommen müßten wenn. ihre Bearbeitung ‚bier open. ſollie.

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Vierter Abſchuitt Die Benölkerung Grönlands.

Behntes Kapitel, ,

Phyſiognamie, Beſchaftigung, Wehärtung, aleidung. Nahrungtweiſe, Charalter- eigenſchaften ber Eingeborenen Nordgrönlands. Miſchrace. Einrichtungen ber Handelsgeſellſchaft. Bauart ber Winterhäuſer. Sommerſitze. Europäifche Einfuhr. Inlandiſche Speifen für Europäer. Beichäfiigungen ber Eingeb- renen. Winterleben. Einrichtung der Kolonien. Gehaltsverhältniffe der Beamten. Oberſte Anminifttion. Sanbelsgrumbfäte unb Geldweſen. Einfauf und Verlauf. Berbefferung ber Bauart und Heizung. Kieibunge ſtücke europãiſcher Einfuhr. Nahrungsftoffe fremden Urſprungs. Geſundheits guftänbe. Miffions- und Unterrichtsweſen. Siteratur,

"Mordgrönland ift nie don einer andern Voilerſhaft e den Eskimos bewohnt geweſen, und bie alten Nordbewohner find nur, wie bie Walfifehfänger ber - Jeptzeit Auf einzelnen Zügen in’ dieſe Gegenden gekommen, haben ſich aber nicht darin feſtgeſetzt, da jede Exiſtenz hier auf bie Seehundsjagd, wie ſie Die Eslkimos betreiben; begrünbet werden muß. Aus Diefem- Grunde ift auch jede Bevölke⸗ rung hier vereinzelter geblieben, als in allen andern Laͤndern, und muß’ es ewig fo bleiben. Halbe, ganze und mehrere Tage Tann man bie Lüfte Nordgroͤnlands bersifen, ‚ohne. Menſchen zu ſehen, und ſtößt man enbdlich auf einen bewohnten Platz, beſteht er aus zwei’ ober Drei Haͤuſern oder Zelten, oft auch nur aus einem, und

mit Ausnahme der Kolonien, bie über--100 Seelen ‚zählen, bewols -

nen ihn hoͤchſtens 20 50 Menſchen. Die- Wohnungen. Tidgenftets am Deere, nur 50 100 Ellen vom Ufer, bamit e8 leicht iſt die Boote ind Wäffer und die gefangenen Seehunde ans Land zu bringen.

\ 326 Das Land felbft ift übrigens ganz unbebaut, und mit Ausnahme der Renthierjäger im Sommer, und einzelner Schlitten, bie auf ges wiſſen Streden hier und dort im Winter über bie großen Halbinfeln und Infeln fahren, ziehen nur Fuͤchſe, Hafen und Renthiere über biefe Gebirgsftriche wie durch ihre Thäler.

Im Jahre 1850 zählte Rordgrönland 3400 Seelen, darunter reichlich 100 Dänen. Diefe Bevölferung war über fünf Breitegrade, (vom 68° bis 73° n. B.) etwa fo vertheilt, daß auf dem füblichften, vom 68° bis 699 1/, der Gimme, "ober reichlich über 1000 Menfchen wohnten, auf dem nächften wieder etwa 1, ober 1000 Menfchen, auf dem dritten 800 Menſchen, auf: .bem vierteir zwifchen 71° und 720 durchaus feine Seele, und endlich auf bem legten, bem 72° bid 730 400 Einwohner fommen. Sie find ferner fo vertheilt, daß auf etwa ſechs Plägen Die Zahl über 100: Reigt, fonft aber gegen 40 auf jeber Stelle beiſammen wohnen.

Obſchon faft Jeder, ber nach Groͤnland kommt, fich über bie Menge der blonden und Acht europälfchen Phyſiognomien wundert, die man unter den Groͤnlaͤndern trifft, und bie im ſonderbaren Kontraft mit ihrer eigenen völlig eöfimoifchen Lebensweife ftehen, iR doch Die Achte Race, oder mindeflens bie, in ber bie - befonberen Mertzeichen unverkennbar find, noch bie weit überiuiegendere. Die meiften find Fein an Wuchs und zeichnen fich vorzugsweiſe durch unglaublich kleine Hände und Füße aus; ihre Gefichtsfarbe ift fehr braun, felbft wenn ihre Unreinlichfeit außer Betracht bleibt, bie ſo groß iſt, daß fie fich felten und mindeſtens nie mit Wafler wahhen; bie Gefichter find flach und breit, bie Augen find etwas ſchief, wie bei der mongolifchen Race. Die Haare find mbenfchwarz, ſehr grob und firuppig; bei den Mänrern iſt der Hagzwuchs fehr üppig un trägt viel dazu bei, ihr Ausfehen- zu veriihöneen, ba fte bie langen ſchwarzen Haare über die Schultern und ben Nacken berabhängen laſſen und nur zuweilen in gerader Linie mitten auf der Stirn ab ſchneiden; bie. Frauenzimmer Binden fte. Dagegen In eigenthuͤmlicher Weiſe in einen Wulſt nach aufwaͤrts, in befien Groͤße fie einen be ſonderen Stolz fegen, ber über durch das beſtaͤndige Anſtrammen und Beanbeiten der einzeinen Haare, dieſe leicht zum. Ausfallen bringt, beſonders an ben. Seiten, was ihr: Ausfehen in hohem Grabe entfeltt, - Im Ganzen find bie Männer huͤbſcher als bie "yon, namentlich. im reiferen Alter, was zum Theil in ber

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Lebensart begründet iſt, denn ‚während ‚bie Männer durch ihre Bes ſchaͤftigung ftet® Bewegung in friſcher Luft haben, figen Die Frauen faft Immer in ben engen Winserhäufern. Schon nach’ bem zwanzig⸗ ten Jahre verlieren ſie die Jugendfriſche; umd find ſie erft vermählt, fünmern fie ſich auch wenig mehr um ihr Ausſehen und ihre Klei⸗ bung, ergeben ſich unmäßigem Kaffeerinfen, großer Faulheit und geängzenlofer Unreinlichfeit, und Frauen über fünfzig Jaht find fat immer wiberlich häßlich. Die‘ Frumme Stellung, in ber fie auf ber Britfche fiten, macht ihren Gang fchleppenb und watſchelnd; bie frühere Bettheit Hat nur noch unzählige Runzeln im Geſicht zuruͤck⸗ gelofien, und fieht man fie fo aus dem engen Hausgang fäbelbeinig und gefrummt herauslommen, halb Fahllöpfig und die wenigen übrig gebliebenen Haare von’ den Seiten abftehend, von oben bis unten mit Lampenruß und Schmut bebedt, dann benft man unwillkuͤrlich an unterirbifche Weſen oder Zauberer unb wundert fich nicht mehr, baß bie Rorbbewohner Die „Skraͤlinger“ für foldje hielten.

Der allgemeine Anblick der Grönlänber, namentlich ber jungen; läßt bie Berichte über den häufigen Hunger, ben fie zu erbulden haben, für Ironie halten, denn feine andere Nation Hat fo viele wohlbeleibte und gutgenaͤhrte Gefichter aufzuweiſen. Dieß kommt fowohl von dem Leben in friſcher Luft und unter freiem Simmel, als auch von ber ausichkieplich animaliſchen Nahrung, dem fehr naͤhrenden Fleiſch, Speck und Fiſch. “Die Geſichter ber Heinen Kin⸗ der ſtrotzen in dem Grade von Fett, daß die Augen faſt darin ver⸗ ſchwinden, und die Naſe vertieft, ſtatt erhaben erſcheint. Im Alter von fuͤnf bis ſechs Jahr haben ſte in ber Regel auch eine friſche Roͤthe auf den Wangen und find wahre Bilder von Gefundheit und Wohlleben; eine Folge ber unabläfligen Bewegung im Freien, bein fobald fie ‚gehen können tummeln fie fi im Sommer und Winter vom Morgen und Abend auf dem Gebirge und bem Eife umher. Selb nach Iangwährendem Mangel im harten Winter pflegen die Geftchter auf alles Andere ald Roth und Hunger zu beuten, und bie Er- ſchlaffung; weiche dadurch hervorgerufen ift, bleibt, wie ber Mangel felb, nur temporär; und wenn bie Gsönlänber einen folchen ſtren⸗ gen Winter mit allen feinen Leiden überftanden haben und fich auf den Sommerreifen, namentlich. der Remhierjagd, durch ben Aufent⸗ halt in. der. freundlichen Natur und ber frifchen Gebirgsluft erquicken, fe. ift es ein wahres Vergmigen, fie im Herbit zurüdfehren zu ſehen.

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Handgeſchicklichkeit verſteht. Das kann man namentlich auf Reifen bei manchen unbebeutenden Gelegenheiten hemerfen,. wie. beim-Zeuer; anmachen, Kochen, Erbauen eines Hauſes oder Zeltes 20.5 wenn fie auch nicht das Geringfte von dem Material.und Werkzeug befiben, was man in civilifirten Ländern für durchaus zu biefen Zwerken nothwendig hält. Außerdem zeichnen fich Einzelne als: Taufend- fünftler. aus, und zu ihnen muß man: bei dem Mangel. an Hand: werfern und Der geringen Auswahl von Induftrieerzeugniflen. in diefem Rande oft feine Zuflucht nehmen. So arbeiten Diele ſehr ſchoͤne Schnigereien aus. Knochen und Walroßzähnen, Andere tiſch⸗ lern vortrefflih, und ein junger Mann hat ſich ein Stüd Treibholz ausgehöhlt und eine Violine daraus gefertigt, auf der er mehrere Stüde fpielte. Noch merfwürbiger ift ihre Art, ſich in Krankheits⸗ fällen und bei Gliederverluſten zu helfen; fe fchneiden fich Finger,

Zehen und felbft Die Füße aus und ab, wenn fie erfroren oder vom falten Brand ergriffen find.

So .abgehärtet fie allgemein gegen Kälte und Unwetter ſind, ſo empfindlich zeigen ſie ſich gegen Regen im Sommer; doch ſind die Regentage unter dieſen Breiten auch gegen Schneetage ſehr felten. Die Kleidung iſt dem Klima trefflich angepaßt, und beſteht hauptſaͤchlich und ſeit undentlicher Zeit aus Fellen von Seehund und Renthier, und in geringerem Maße aus Hundefellen und Vogelbaͤlgen. Eiropäifche Kleider würden wenig nupen, benn außer.ihrem geringen Schuß gegen bie fchneidende, mit Wind verbundene Kälte, in ber man oft genöthigt ift unter offenem Himmel Im Schnee auf dem Lande oder dem Eife zu übernachten, würben fle auch zu unbequem und um⸗ ſtaͤndlich ſeyn, wo es nebenher .auf Leichtigfeit ‚der. Bewegung ı ans fommi. Diep Alles hat der Eskimo in. einem Kleibungöftüd erreicht, deſſen Konftruftion im runde bie einfachft denkbare ift, da ed aus einem ‚gewöhnlichen, aber doppelten Belz befteht, deſſen Haarſeiten unten nach innen und oben nach außen gewendet find; oft wird er - aber auch einfach, balb ber oberfie, bald ber unterſte getragen, im tebteren Falle fügt man: ihm noch einen Zeugübergug zu, ber eben falls mitunter allein getragen wird und Anerak heißt. Des Preh wird über ben Kopf gezogen, da er vorn und Hinten ganz gefchlofien web an ihm durchaus nichts zu knoͤpfen oder zuſammenzubinden iR. Vom Halfe ab verlängert er fich zu einer Kappe, bie über ben Kopf gezogen wird und ihn bedeckt, fo daß nur das Antliztz ſelbſt frei bleibt

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und Ohr und Hals ‘ganz mit Pelz verhuͤllt find. Nach uriten bedi ber Belz’ den Körper bie unter ben Magen; doch tragen bie Ein⸗ geborenen des Höheren Norden, namentlich bei Omenaf ihn länger und zwar bis fat zu ben Knieen. Um bie Stirn auch zu ſchuͤtzen, trägt man jept mitunter Müben von Pelz, bie über die Kappe ge ſtuͤpt werden und biefe fefter und mehr nach unten andrüden. Ein ſolcher Pelz ift, :feibft wenn er doppelt, unten von Hundefell, oben von Seehundsfell getragen wirb, keineswegs unbequem und für die Bewegung befchwerlich, da er ganz ber Körperform angepaßt, nichte über die Beine herabhängt, und bie Kappe fo gefchnitten iſt, daß man ben Kopf ziemlich frei beiwegen fann, was jeder andere Schus durch Tücher und Binden verhindern wuͤrde. Die Beinfleider beſtehen fterd aus Seehundsfell, die Haare nach außen gefehrt, und reichen mur bis zu bem Stiefelrande, um ben fie bicht zuſam mengefchnürt werben, bamit weber Schnee noch Waſſer eindringen und fie inmen feucht machen fann. Die Stiefeln find doppelt, bie unteren, welche bie Stelle ber Strümpfe vertreten, haben die Haare nach innen; die oberen find waflerbicht, bas heißt ganz abgefchorene Gelle, die eine befondere Bearbeitung erhalten haben, um ber Feuch⸗ tigfeit zu widerfiehen. Sie find fehr leicht und warm, und. ba bie Sohlen biegfam, eignen fie ſich ganz vorzüglich, um damit in Ge⸗ birgen zu geben. Da ber Felsgrund faft überall mit fehwarzem umb Rarrem Moos bededt ift, bas ihn fehr rauh macht, kann man wit ſolchen Sohlen auf fehr fteilen Abhängen Fuß: faffen, shne zu glei⸗ ten, und wenn man erft daran gewöhnt iſt, finbet man jebes andere Schuhwerk fehr unbequem. . Der Nichtgrönländer kann jedoch im frengen Winter nicht gut nur mit folcher Tracht verfehen Reifen unternehmen, befonders wenn ex nicht felbft ben Schlitten führt und Ach dadurch in Bewegung halten fann. Am fchwierigften ift es, bao Geſicht gegen ben ſchneidenden Wind zu fehügen. Bel ganz ſtillem Wetter kann man gut bis 30% Kälte ertragen, bei windigem nur 200, und befonder& bei 24°, welche fehr Häufig eintreten, fchlägt'der Froſt in Die hetrvortretenden Geftchistheile, bie weiß, hart und leb⸗ loo werben,. fo baß Die Sonne noch nicht einmal im Februar: im Stande ift, ſie aufzuthauen, wenn man fich auch ihr zumenbet. Man muß’ fie bahn fogleich mit der Hand wärmen, boch bebürfen auch bie Hände aller Wärme, bie fie haben und man fewimt in bie pein- lihfte Verlegenheit, wenn man- fein Obbach ober keinen Grönländer

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findet‘, ber hoch etwas Wärme zu entbehren hat. Man ſucht ver⸗ gebens fich. Durch eine Art Maske zu ſchuͤtzen, denn: der Athein be- fleibet alled in der Nähe des. Mundes mit einem’ augenblicklich ſich bildenden Reif, ber fich bald in eine’ dicke Eisfchicht: verwandelt, bie ber Abſicht gerade, entgegengefebt wirft. "Das Einzige, was man thun fann,. tft, die Enden des Pelzes fo weit als möglich über das Beficht zu zieben, um es auf allen Seiten ‚gegen ben Wind zu fhüßen, oder Die. Müge mit größen Klappen zu verfeben, . bie her⸗ untergefchlagen und unter - dem Kinn zufammengebunden werben, und ein guted Stüd zu beiden Seiten bes Geſichts hervorragen. Befonderd muß man fich auf. der Reife von einem fchnellen Ueber: sang aus frenger Kälte in ein warmes Haus hüten, da dieß bie erfrornen Theile nicht vertragen und man mitunter das Eintreten bes Froſtes nicht gleich merkt, wenn jchon er meift: mit ftechendem Schmerz nuftritt.. Auf großen Reifen trägt man auch oft nach ein Paar Ueberbeinkleider, die bis! zur Bruft hinaufreichen und. über Dem Metz getragen werben, und esnverhindern, baß die falte Luft von unten in benfelben eindringt. Das nothiwendigfte Requifit für den in Grönland befindlichen Europäer iſt unbedingt der. Schlaffad, ber in vielen Fällen ſowohl als Haus, ald auch als Bett dient; am beiten iſt er aus Bärenfell und außen waſſerdicht überzogen‘, und’ fo groß, daß man ganz in ihn hineinfriechen und die Klappe über ben Kopf fchlagen Tann, fo daß nur gerade Luft genug zum Athmen eindringt. Er ift ebenfo unentbehrlich im Sommer, wenn man in bem rauhen kalten Wetter unter ben Zelten zubringen muß, als. im Winter, indem .man in ihm ganz warm und ficher im bloßen Schnee und unter ‚freiem Himmel zu fchlafen im Stande: if. Der Grön- länder erfennt diefe praftifche und unentbehrlichfte Erfindung, fo wie die DVerbefferungen ber: Kleidung nicht an, fondern -Iegt ſich, wenn und wo ed auch fen, in feiner gewöhnlidyen Tracht zum Schlafen nieder, und jucht fich hoͤchſtens Dadurch. Wärme zu verfihaffen, daß er feine Hunde um fich herum Tiegen läßt, und ab und zu aufiteht, um fich zu ‚bewegen. Im fchneibendften Wind, bei 24 300 Kälte, bedeckt ex fein Geficht..nicht, obſchon Meif die feinften Haare beffelben befletdet. Treten Broftbeulen im Geſicht auf; uber brechen biefe in offene Wunden aus, reibt er fich höchſtens mit etwas frifchem Sped ein, fest fich. aber demohnerachtet der Kälte aus, und überläßt alles Uebrige der geſunden Natur, die ihm auch felten Hülfe verfägt.

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..GEs iſt auch leicht einzuſehen, daß Leute, die in einem ſo rauhen Ktima von der Jagd allein leben und ſich ſelbſt mit allen unmittel⸗ baren Lebensbeduͤrfniffen verfehen ſollen, abgehaͤrtet ſeyn und ihre Beduͤrfniſſe auf beſondere Art einſchraͤnken muͤſſen. Auß dieſer Kuͤſte, wo bie busch:einen Zufall dahin geworfenen Europäer, von frember Hülfe abgefchnitten, überall in Fürzefter :Zeit.vor Hunger und Kälte umlommen würben, können fie fich beinahe‘ allerort nieberlaffen und unmittelbar alles finden, was ſie zu ihrem Lebensunterhalt bebürfen ; aus Stein.und Grastorf führen fie ihre dichten und warmen Winter bäufer auf; Seehunbafleifch Tiefert ihnen :gefunde und . Außerft. naͤh⸗ rende Speife; durch Verbrennung des Specks in den aus "einer weis chen Steinart gefertigten Lampen erzeugen fie ‚gleichzeitig . bie: nöthige Beleuchtumg ‚und. Wärme für ihre Häufer, unb aus den Bellen be reiten: ſie ſich nicht nur ihre Boote, ſondern auch bie wichtigften Gewaihe für. den Seehundsfang ſelbſi; und endlich liefert ihnrn daſ⸗ ſelbe Thier das Futter für ihr Hausthier, ben. Hund, ber ebenſo wichtig für ‚fie iſt, und außer. der Nahrung. feiner weiteren Sorg⸗ fat bedarf. Dieſe Bebürfnißlofigfelt: in der Lebenoweiſe, bie..für- ihre Eriſtenz eine Nothwendigkeit iſt, erzeugt aber auf ber anderen Seite ein Uebel, welches das wichtigſte Hindemiß : für ben Fortſchriut In der Kultur iſt, naͤmlich Indolenz und Mangel an. Erwerbsetrieb. Es äußert ſich dieß ſogar in einer Gleichguͤltigkeit, ſich In ben Zeiten des Ueberfluſſes mit. den wichtigſten Bebürfniffen zu verfehen, woher bei: Mißfang im Winter häufig. Mangel eintritt. '

Dei ben ‚reichen Maſſen Nahrungsſtoffen, welche Ahrlich. vor ihnen ſelbſt producirt werden, bedürfte es :wenig Vorſicht, jeben Mangel fern zu halten, und etwas mehr Fleiß in Benutung der reichen Hülfömittel. der Natur und des Meeres, fo. wie Oelonomiie in dem, was ungenutzt verworfen wird, könnte ihre einfache Lobeno⸗ weiſe teicht. verbefiern. Nur die beſte Fangzeit, Mai bis Juni, wir zur Vorraihsſammlung benutzt. Die Groͤnlaͤnder verlaſſen dann ihre Winterhaͤuſer und’ ſchlagen jedoch meiſt in deren Nähe, bald hiet, bald dort. Zelte auf. Daher haben. viele Punkte den Namen „Uper⸗ nivik“ d. h. ein Ort; wo. man ſich im Fruͤhjahre aufhält und Fruͤh⸗ jahrsfang ireibt. Dieſes: dauert bis zum Beginn der laͤngern Som: merreiſen, beſonders der Renthierjaghen. Bon vielen Orten wird wegen des. noch: liegenden:. Eiſes die Fruͤhjahrsreiſe zu Schlitten. an⸗ getreten, und ‚oft: it. es noch ſehr Talt in dieſer Zeit und immer gibr

es ſcharſe Nachtfröfte, dech geht Die Sense nicht mehr unter den Horizont und wirkt des Mittags ſtark waͤrmend. Wenn. dann die großen. Züge Seehunde und Weißfiſche längs ber. Küfte ziehen, herifsht: allgemnaner Wohlſtand und gute und reiche Wahrung ift in hohen. Haufen im bie Zeitpläge aufgeftapelt, und :felbft «die Hunde find ſo wohlgenährt, ‚daß: fie feinen Schaben verurfachen. Fleiſch und bie eßbare Haut: werben in Bunden gefammelt, aber. allee. eil⸗ - fertig, „beionbers. wenn es zum: Sommer geht. unb. man ſich nach ber Abreiſe ſehnt. Dieß getrocknete Fleiſch wird. ſiets roh) und..ohne jede Bereitung genoſſen, und wäre daher beſonders zur Bewahrung ge eignet... Man bringt aber die Worräthe keineswegs orbentlich in Häufern oder Scheuern unter, fondern verftedt fie nur unter Steinen, in Selfenfpalten und Löchern unter größeren Felsblöcken, die fo gut als möglich verftopft werden, womit genug ‚für ben Winter geforgt: fcheint. Im Lauf bed Sommers kommen jedoch noch einige: Angmaſetten⸗ hangfel dazu, und auch etwas Menthlerfleifch, das in. Streifen: gefchnitten und während ber Jagd bei ben Zeltplägen getrocknet, oder frifch im Herbft mitgenommen wird, wo es dann bald friert und fich gut hältı Von dem. fich im Herbſt in großer Menge einfindenden Kabliau iſt in den letzteren Jahren :um bie Disfobucht herum auch ein größerer Vorrath geinmmelt. Dieß alles beträgt abev faum die Hälfte bes Er⸗ werbs in guter Zeit, und eben jo viel. bleibt im augenblidlichen Ueber fluß aus Scheu vor der Arbeit des Trocknens ungenützt liegen, oder wird wegen ber fchlechten Aufbewahrung. von. Hunden und Raub tbieren ‚gefrefien, fo daß e8 in langen Wintern nicht ausreicht. _ : ‚Dexfelbe Leichtfinn, der in ber Bergeubung und Nichtverwer⸗ thung der ungeheuren Fleiſchmaſſen bei dem Seehundsfang bewieſen wind, herrſcht bei dem fonft mit großer Ausbauer ‚und Thätigfeit betriebenen ang felbft, denn häufig find die Eingeborenen, wenn fih die. befte Gelegenheit zum Fange bietet, nicht mit ben nothwen⸗ bigen.: Kleibern und Geräthichaften verfehen, ohne: die fich nichts ausrichten läßt... So verlaufen fie 3. DB. oft ihre. Kajafpelge im Frühling an die Matrofen der. Walffchfänger, die Bier und bort. an bie. Küften Eommen, und müflen bann im Herbſt bei unruhigem Meete frieren, bis fie durch. Zufall fich meue: Käute zu folchen ver⸗ ſchaffen fonnten. Selbft bei. Upernivik fleht man: mitunter Eingebe rene, die ihre Kleidung gegen englifche- Waaren vertaufchen, in. wel lenen Hemden und. Tuchhofen gehen, da fie noch: feine ‚Felle wieber

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befeiumen fonnten. . Richt weniger leichtſinnig find fle in Beſchaffung der fir ihren Unterhalt wichtigſten Städte, ber Bichfe, ber Hunde un bes Schlittens, und forgen nicht einmal, dieſe unbebingt nöshigften Geräthe mindeftend in Stand zu halten. Der Mangel daran erzeugt dann wieber bei erwachſenen Träftigen Männern Muͤßiggang. Die Frauen und Kinder, bie fo vielfach bei bem Fiſchſang, dem Ein⸗ fammeln des: Bxennmateriald und anderer Borräthe, fo wie ber Ar beiten zer Bewahrung und Zubereinmg der Lebensmittel helfen fönnen, ‚zeichnen fich befosdere durch Traͤgheit und GEleichguͤltigken ms, und häufig kiflen fie, wenn fie nur für ben Augenblick hin⸗ reichend: namentlich mit "Kaffee verfehen find, bie gefangenen: Ste hunde und Fiſche ganz unbenugt liegen, weil fie die nothwendige Arbeit ſcheuen. Die Kinder verbringen ihre gamıe Zeit mit Spielen und genießen der ungebumbenften Freiheit, mit Ausnahme des natür: lich nur an wenigen Stellen regelmäßigen Schulunterrichts, und ver inſtinktmaͤßigen Einuͤbung im Gebrauch bes. Kajals, bie natürlich zuerſt dem Vater obliegt. In Bezug auf Erziehung ber Kinder ſtehen bie‘. Groͤnlaänder überhaupt auf dem niedrigfſen Standpunkt und uͤberlaſſen faft alles dem Inſtinkt, beſchraͤnken im Allgemeinen bie Belehrung auf bie Fertigkeiten zum Erwerb des Lebensunterhalts den Gebrauch des. Kajako, das Fahren mit dem. Schlitten ıc., und jelbft diefes nur unter ber Form von Spielen und: Beluſtigungen; such in anderer Beziehung ‚geht ihre Sorgfalt nur bis dahin, alles unmittelbare Boſe von ihnen abzuwenden, und nicht zu dulden, daß fie Jemand hart anfäßt. ober. firaft, Lernen die Kinder auf dieſe Welle manches Gute nicht kennen, fo ‚entgehen fie auch auf: ber andern Seite manchem Uebel. der Eivilifation. Sie benehmen ſich meiſt ordentlich und find beſcheiben und ruhig, beſonders wenn Fremde zugegen ſind; wenn. aber: nichtsdeſtoweniger zuweilen der natürliche Trieb ihre Leldenfchaften in Bewegung ſetzt, oder wenn ſte bie betreffenden Organe ben wollen, :überlaffen ſie ſich einem Geheul und Geſchrei, nicht über Pruͤgel und Strafreden, ſondern weil ihre Peitſche nicht ſo gut knallt, wie bie eines Anderen, und: bie Eltern finb dann nahe daran, auch zu weinen, fie zu boklagen, verhaͤtſcheln und iröften fie, wenn fie groß‘ ſeyn wuͤrden, würbe auch ihre: Peitſche fanlien x. So ternen fie von Kindheit an nur Ihrer Laune und ihrem Wullen felgen, und: naͤchſt dei Befriedigung ber unmitteſbaren Vedirfiifle:.breht: ſich ihr Leben nur um Spiel ib ben Genuß ber

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ungebunbenften Freiheit. Korperliches Leiden ertragen ſie kaltbluͤtig; und auf der anderen Seite gehört unglaublich. wenig dazu, fie in frohe. Stimmung zu verfepen und das Nichtöfagerihte Tann ihr- Lachen erregen. In biefer. Schlaffheit und Indolenz wachſen bie Kinder auf, ohne daß. der Ernft in ihnen gewedt und ihnen ein Ziel gegelgt wird, nad) dem fie fireben ſollen. Daher ſuchen fle auch jebem Bande. zu entgehen, wad ſie auf längere Zeit feffelt fönnte, löſen die Dienſtverhältniſſe und Kontralte eigenmädhtig, wenn fie ihnen beichwerlich. werben, und fühlen: fich,. fobald fie Seehunde zu fangen verfiehen, als die unabbängigften Menfchen der Erde; fie haben dann auch wirklich Alles, was fie für ſich und ihre DVerivanbtfchaft beans ſpruchen. Diefe Gleichgültigfeit gegen Bermögenderiverb und Ver⸗ befferung ber eigenen Lage läßt fie. ach gern jeden Bang. mit ihren Naͤckſten theilen, und fo herrſcht in Bezug auf Lebensmittel eine Art Gemmunismus, ber rüdwirkend. durch das Bewußtfeyn der gleichen Huͤlfe die Indolenz und ben Leichſinn ſteigert. Bei feinem andern Volke wird fo viel geliehen und geborgt; als bei den.Grönländern, da fie nır an ben: Genuß bed Augenblide benfen; und: firh feine Sorge über bie Zufunft und bie. Ruͤckzahlung machen, Roch im Gebirge umherfliegende Hühner und im Deere ſchwimmende Fiſche zu verfaufen, iſt ziemlich allgemeiner Braud. An Europäer: menden fich indeſſen nur Einzelne; und nur in ber Zeit ber Noth, wenn ber Sped für die Lampen und ber. Borrath in, ven Speifelammern erfchöpft ift mb die firenge Winterfälte ben Erwerb verhindert, fällt bie ganze Benäflerurig. ben am Orte woh—⸗ nenden Dänen zur Laſt. Wirkliche Hungersnoth, die ohne das Da ſeyn europaͤiſcher Etablifſements gewiſſe Plaͤtze ganz ausſterben laſſen wuͤrde, wie es früher. geſchah und noch: hier und dort auf ber Oſt⸗ kuͤſte vorlommt, da die Eslimos ſich bafelbft viel iſolirter Halten, iR jet eine Spitenheit. Der. Reichthum bes Meeres, die Babe bes Volles, ſich ſelbſt zu helfen und bie von ber Neth doch in einem Heinen Grade gelehrte. Vorſſicht ſchuͤzen dagegen, wie auch bisher dieſe Eigenfrhaften das gänzliche Ausfterben einer fo .fparfamen Be völferung- verhinderte, Iſt aber ſchon der geringe. Drang zur. Thaͤ⸗ tigfeit und Bürforge als Uebel ſowohl in Hinficht. auf den Befund: heitsauftand ber: Bewehner, als auch auf Erbaltung der Hunde. zu beftagen ,.. ſo iſt ber gaͤnzliche Wanget barhn: auf. Dielen Orten ber jammecnsrwerthr An Stellen, wo -viele Bamilien: um die Handels⸗

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. .etabiifiement® herum feſte Sttze haben, If ſchon ein ſchwacher &irak der Bedraͤngniß, der beider nicht felten eintritt, ein großes Unglück Es frägt ſich dann, wie zu heifen ſey? Jede Kolonie hat beflänbig für .ein paut Jahre Proviant, es wurden alſo oft zur Stillung des augenblidlichen Hunger. die Padhäufer geöffnet und bie Nahrunges mittel ald Darlehen auf befiere Zeiten, ober alo Eeſchenk vertheilt. In .ben Rechenfchaftöberichten ber Hanbelögefellfchaft ift eine eigene Aubrif dafür angeſetzt. Die Erfahrung hat aber gegeigt, daß biefes Mittel die Eingeborenen noch fchlaffer, unmuͤndiger und aͤrmer machte, und daß ber ganze Handel mit ihnen zu einem Leih⸗ und Armenweſen ausartete, meßhalb bad Berfahren auf ben aͤußerſten Fall ber Noth beichränft. werben muß. Ein Beweis bafür liegt darin, baß bie von Örönländern bewohnten Stellen, die zu fern und tfolixt,. um. zu ben Provianthaͤuſern ber Kolonien Zuflucht zu neh⸗ men, nur felten Roth leiden, und die Bevölferung in ber Nähe ber Hanbeldetablifjements die fehlechteften. Känger und elendeſten Ge⸗ raͤthe aufweist. : Die Betrachtung: ber Veſchaffenheit der bdurch Pro⸗ viant⸗Darlehen ‚geleifteten Hülfe zeigt ‚noch mehr die Unzweckmaͤßigkeit biefes Mittel. Nur angenommen), baß jedes Individuum täglich ein Pfund Schiffobrod empfinge, beliefe fich dieß auf: 300,000 Pfunb „ober gegen. das Doppelte ber. ganzen Sendung jebiger Zeit, einer Sendung, bie ben. Schifföranm wefentlich veriheuert, da es dafuͤr feine Ruͤckfracht gibt. Was hätte. aber eine ſolche Speiſung fir Mägen zu bedeuten, bie ausſchließlich an animalifche Rahrungsmittel gewöhnt find und jaͤhrlich Millionen Pfunde bavon verzehren. . Und boch wuͤrde jene ſchlechte Speiſung, bie faum bie Hälfte ber im Lande felbft unnüp verberbenden, nährenden, ber Konftitution und dem Geſchmack der Darbenden entfprechenderen Lebensmittel gleich- fommt, wenn fie diefelbe bezahlen follten, ein Biertel bis ein Drittel ber ganzen Summe in Anſpruch nehmen, die fie auf Beſchaffung fremder. Handelöiwaaren ‚verwenden feunen, und. müßten größere Schiffsraͤume bafür berechnet'werben, wuͤrde fle fuͤr dieſen Preis gar nicht aufgebracht werden fünnen. Eo verkaufen die Eingeborenen, wenn fie genug’ haben, die ganzen Seehumdsförper,: alfo etwa vier Liespfund Fleiſch für benfelben Preis, zu welchem fie in der Zeit ber Roth höchſtens zwei Pfund trockenes Brod erhalten fönnen: Außerdem zwingt nur ber Hunger zur Annahme von bänifchem Pro⸗ viank und namentlich Brod, das thatfächlich weder bem Geſchmack Etzel, Groͤnland. 22

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och der aurch die Lebensweiſe beeinflußten, Konſtitution bes. Groͤn⸗ Andbexo entipricht., Ca ii daher jedenfalls richtiger, die im Lande penbatinten, und. bereiteten, Nahrungẽmittel, z. B. getrocknete Fiſche, für die Zeit der: Roth zu Darlehen und Geſchenken an bie Bewohner zu bewahren. Doch: auch dieß muß nur als, ein ran ‚gemiffe Orte und: Stellen geknüpfres nothmendiges Kebel betrachtet iverben und nicht, unbefchränft, und regebnaͤßig ſtattfinden, denn ſonſt wuͤrde es hei dem Charalter dieſes Volkes daſs Enigegengefetzte bewirken und außer, Varringerung der Arbeitsluſt und ber, Sorge für: Vorraͤthe würde die jaͤhrlich zu bezahlende Schuld ihnen. auch“ in der guten Belt nichts zum Verkauf übrig laſſen, fo daß das Ganze mit völliger Berarmung und dem möglichen: Ruin. der GHandelögefellfchaft- enben müßte, : Kurz. Darlehen und Gaben: heifen in Grönland dem Pau perismus ebenfowenig ab, als in. andern Rändern, fonbern.vermeären ihn. In eivilifisten ‚Ländern befchränft er ſich auf. gewiſſe fell: ichoftäflaffen, in Grönland. auf. gewiſſe Zeiten: im Jahre: : Unter: fügung ‚fan nur einem - augenblidlichen. Mängel zabhelfen. und muß daher auch nur bei wirllichem Mißfang in ungewoͤhnlich : fchlechten Jahren angewendet und darauf gedacht werben‘; ſie nur mit im Lande ſelbſt producirten Mitteln zu leiſten, da dieſe boſſer und naͤh⸗ vender find, auch für ein Zehntel des Koſtenpreiſes daniſchen Pros viants von ihnen, ſelhſt eingefauft werben: koönnen. Brod, in Daͤne⸗ mark gebacken, iſt ſchon in. ‚ein. Aurusarlifel und: wäre bier Hungerggeit als Regelmäfigteit erlitt nur m einzelnen” Stellen, und „ficher. durch : die: Unterflägung., ber - Dänen hervorgerufen; bem ſchon vorhandenen Uebel wird ſchwer abzuhelfen ſeyn, um fo mehr muß ihm aber an andern Orten vorgebeugt werben. -

Es lebt ungefähr ein halbes: Hundert Dänen vom Handwe⸗ler⸗ Sermanns; und Arbeiterfiande in Nerbgrättlarnid ,..kas- fch. mit, Ein- gehozenen verheirarhet und Häufer nach -grönländifcher Weiſe, wenn ſchon mit großen Berbeflerungen gebaut hat, un& ſich vum. Seehund& fang. mit Eisnetzen, Fiſchfang und. anderen Erwerbözweigen. naͤhrt, und die alſo, wenn ‚fen. fie‘ in Dienſten ber Handelsgeſellſchaft ſtehen und. Daher. ihren Hauptunterhalt beziehen, als eine Art Kolo⸗ niſten, in dieſem ſonſ für Euxopaͤer wenig einladenden Lande betrach⸗ tet werden köͤnnen. Sie haben in der Regel seinen. gewiſſen Grab won Eaubexleit und. Ordnung in, der Haushaltung einzufuͤhren

gerdußt, beſttzen Flinte: Kinder, die fte zu groͤnlaͤndiſchem Erwerb er» ziehen, und die meiſten ımter ihnen fühlen ſich zufrieden und. ver miffen die. Heimath nicht. Durch ſolche Ehen Bat ſich im Laufe bes Jahrhunderts, in dem bie Kolonien erifticen, eine Miſchrace von nicht geringer Zahl und in fo vielen :verfchlebenen Graden gebildet, baß es ſchwer iſt eine Grenze zwiſchen ihr und: ber: Achten zu ziehen. Die. Miſchlinge haben in ber. Regel volllemmen ı eusopälfche , aber ſehr verſchiedenartige Phyſtognomien. Die meiſten gleichen Sub⸗ europaͤern buch dunkles Haar und Gefichtäferbe, manche haben auch ganz bloicdes Haar und hellen Teint, fo daß ſie ſchwet von aͤchten Rorbkändern zit unterſcheiden ſind. Unter den Maͤnnern findet maß viele ſehr huͤbſche Geſichter. Ju geiſtiger Hinſicht ſchlaͤgt aber Die Miſchrace viel weniger nach den. Vätern. und gleicht ben. Eingebore⸗ nen im Allgemeinen, wozu Die Umgebungen, in berien .fle aufwachſen, Bieles beitragen. Die Groͤnlaͤnderinnen fernen, felbft wenn fie mit Dänen verheirathet. find; fa nie bie bänifche Sprache, und: bie Kinber,. die wieift ihrer Sergfalt. ‚anvertraut: fink und ‚unter: ben übrigen Jugend aufwachſen, kernen ſie noch‘ weniger. Doch findet man an. ben Kindern. bänticher Vaͤter einen ‚großen Unterfchleb 'gegen bie übrigen, da fie mehr an Ordnung und Reinlichkeit zu halten pflegen thätiger find, dem Eltern mehr Gehorſam beweiſen und fich ben Dänen zugeneigter fühle, während fie. Body vollig fo große Fertigkeit in grönlänbifchen Erwerhöpmeigen erlangen wie bie Kinder der unvermifchten Race. Diefe Einmiſchung europälfcher: Kräfte iſt aber natürlid zu ſchwach, um fich länger. als im erſten Gliede zu halten, die fpitere Generation fihmilzt,ganz mit der übrigen Bes völferung .ziifammen ; in der fich aber altmählig Doch mandherlet nuͤtz⸗ kiche Folgen des Damit gemifchten fremden Blutes zeigen dürften. . In ihrem Verhaͤltniß zu dem Europdern im Lande entſprechen die Eingeborenen allen Forderungen, die man nach der Stufe. ihre® Bildungszuſtandes an ſie zu fielen :berechtigt ſeyn dürfte.. Man hört zuweilen bie Beſchuldignug gegen ſie erheben, daß ſie dem Eigenthumsrecht beine Achtung beweiſen, aber dennoch iſt Diebſtahl mier ihnen beinahe unbekannt, und die Moͤglichkeit, is einem Lande, wo kaum Etwas eriſtirt, was: Der: Namen :Bolizei oder Geſetz ver⸗ dient, umb; wo die: Verfuchung durch Umftaͤndr mitunter ſehr groß ſeyn kann, mehrere Jahre unit‘ offenen Kuffern zu reiſen, dhnendas Mindeſte zu vermiſſen, feine Wohnung und Vorrathskammern

348 unverſchlvfſen zu halten, ohne bad Geringſte zu’ entdeden, was bem Berbacht an. Diebftahl erregen könnte, läßt foldde ſchmaͤhliche Be⸗ ſchuldigungen als grobes Unrecht und einfeitige. Anfchauung erfcheinen. Dagegen: mögen Gläubiger, weiche bie Bedeutung ber Geneigtheit der: Groͤnlaͤnder, ‚Anleihen zu machen, nicht recht erfannt haben, wohl oft In Erwartung richtiger und puͤnktlicher :Rüdzahlung ges täufcht ſeyn, da dieſe ihr Leichtſinn häufig außer. Acht läßt; wenn ſchon gewiß eben fo viele die Verpflichtung der Nüderflattung. einer Schuld vollkommen fühlen und’ anerkennen. Nächfiben hört man oft: über Undankbarkeit Hagen, und allerbings ift die Eigenſchaft ber Dankbarkeit nicht beſonderd herborttetend bei einer Menfchenrace zu fürden, : die nur dem Genuffe bed Augenblicko lebt. Andrerſeits ſteht man. ſich aber durch bie vielen“ kleinen Dienſte und Freuden, bie man whne: alle. Opfer einem armen Volke bereiten kann, dem auch bie: allergewöhnlichſten europaͤiſchen Waaren ſchon als Luxusgegen⸗ ſtaͤnde gelten muͤſſen, gern als größeren Wohlthäter an, als man in der That iſt und macht ſich daher auch größere Erwartungen auf Anerkennung, als man ſie zu verlangen. berechtigt: iſt. Auch bie Bes ſchuldigung bed :Eigennuges, Geizes und der Ungefälligfeit ift gegen bie Groͤnlaͤnder lächerlichermweife erhoben. “Die erfte . widerlegt. ber gerechte Vorwurf der Gteichgültigfeit ‚gegen Erwerb und. die Bereit: willigkeit, mit. bem Nächften. zu .theilen, bie zur That wirb, fo lange man ſelbſt noch hat. Daß fle von den Europäern, beren Reichthum in ihren: Augen außexordentlich iſt, eine Entfrhädigung für Dienft- feiftungen verlangen und in ber Regel nicht lange Credit geben, fonbern ſich als Boften vor .die Thür deſſen fielen, von dem fie Zahlung .zu erwarten haben, liegt in ber Natur ider Sache. Im GBegentheit beweiſen ſie in Bezug auf augenblicdtiche Dienftleiftung ober Huͤlfe große Beneigtheit, denn man fann in Grönland bem Erſten Beften auftragen, Etwas zu holen, zu beflellen ober zu thun, und braucht ed nicht immer zu bezahlen. Bitte man Jemand, ber Führer: auf einer‘ langen Tour üben Land zu ſeyn, iſt er mit gerin- gem: Lohn : befriedigt. und verfieht ben. Dienft freudig. und ‚munter. Andy. zeigen fe faft Alle große Sorgfalt für Europäer, namentlich nettangefommene, in Bezug auf Gefahren, in bie fie bei dem Reifen auf dem Eife, beim Gehen an ſieilen Abhaͤngen, bei.ftrengem Froſt ıc. kommen können; ſie betrachten hierin die Fremden wie ihre eigenen noch :unerfahrenen Kinder, find -ängflich fie mitzunehmen, in bet

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Furcht, fie möchten: es :nicht aushalten‘, wud paflen, audy wenn jene es oft faum merken, fcharf auf, baß Re fich nicht in chaen unbe⸗ fannte Gefahren begeben.

Zumeiſt beanfprucht man. ihre Häülfe bei‘ Reifen, Asfendung von Botfchaften an ferne Plaͤtze ıc., wobei ihre Gewohnheit .imihens zuziehen, ihre leichten Beförberungemittel,; ihre Landes⸗ und Witte rungskenntniß ganz unentbehrlich find. Im Sommer: reist man ii übrigen Grönland meiſt in Weiberbooten. In Rorbgrönland werben diefe aber weniger benugt, und Hundeſchlitten ober bänifche. Fahr⸗ jeuge vertreten beren Stelle. .Zur Bedienung biefer vermiethen fich die Eingeborenen nicht gern, da: fie‘ biefefben nicht fo gut kennen, wie ihre eigenen; doch iſt es auf ben befahrenften Stellen nicht ſchwer Beblenung. zu befommen, unb wenn man ſie nur auf bie rechte Art zu behandeln verſteht, ſich etwas in ihre Sitten fügt, ſich davor Hütet, durch Zwang oder harte Zurede Ewas durchſetzen zu wollen, dann wird man felten in .Berlegenheit Tommen undin ber Regel in ihnen muntere und genügfame Reifegefährten: finden; in Lagen, wo bie. Europäer ſchon wähnen viel Uebles zu erdulden, fühlen fte fich ſo wohl, daß fie noch lange an folche: vergnügte Towren .zurüddenten. Sie pflegen auf Reifen als Zahlung 24:Sh. und ein Pfund Brod, etwas Kaffee und :nacı Umſtaͤnden andee Bf täglich zu erhalten. : .

Briefbeförderungen finden mit Kajats vegelmäßig Könige der ANne von Grönland. ſtatt, wenn es das Wetter nur irgend zuläßtz bie unbewohnte Strede zwiſchen Upernivit und Omenak ift allein davon ausgenommen, und fann nur .mit Schlitten ‚befahren: werben, bie jäheli einmal im Februar eine Poſt hin und. zuruͤck befördern. Die Kajakpoſten geben mur ganz fkurze-Streden . allein, fonſt ſteto zu zweien, um in betreffenden: Faͤllen einander beifen zu Tönnen; mit ihrer Hälfe ann man zu allen Zeiten, wenn nur offnes Waſſey gefunden wird, Boten: von einer Stelle zur andern fenden, ba fie bei jeder Kolonie durch neue abgelöst werben..: Sie. erhäften.:bie Bezahlung nach ber Länge: bes Weges. und :bem. Wetter berechnet, in ber Regel 24 Sh. per Meile im. Sommer und im Winter: das Doppelte, doch bemägt man bann in: Rorbgrönlan lieber ‚ben Schlitten. °'

Die: Orhnländer zeigen rn gehenſeitig, wie. in ihrem Vehan⸗ niß zu Fremden, gummüthig. und: frieblich, In allen Yüllen. ſtubd

offenbare. Aeußerungen von Uneinigkeit in Wort und Handlung fo felten,. daß man fait nie Gelegenheit hat, deſſen Zeuge zu ſeyn. Ihr Phlegma mag wohl die Haupturfach dazu. ſeyn, doch iſt es auch unverkennbar, daß. fie viel Takt für Anftand. und Kraft, ihre Gefühle zu beherrfchen oben zu verbergen, beflgen, benn ihre Leidenſchaften find: ficher dieſelben und nicht minder heftig, als bie: andrer Voͤller. Mhne dieſe Friedlichkeit und Verträglichkeit müßte ihr Leben in ben engen und elenden Häufern, in denen fie Die Hälfte bed Jahres verbringen, und bie häufigen Bälle, wo fie ber gegenseitigen ‚Hälfe bebürfen, und endlich dem. Mangel an. jeder Obrigfeit,:oder Regie ung mit wirklich ausübender Gewalt entfeglich werben. Ein patri archalitches Wexhältniß, ‚wie. man es bei. einer. zerſtreuten und iſo⸗ lexten Bevölkerumg, die feine Geſetze Tenst, zu erwarten geneigt feyn muß, bemerkt man wenig, Eo gibt allerdinge Einen, ber. Haus eigenthuͤmer genannt wird und darüber herrſcht amd. vorfchlägt, wo: hin gereist. und wie andre gemeinſame Vorhaben ausgeführt werden follen ;: aber: Dad Wort „Ralegak” nder Herr, was fie auf Europaͤer anwenden, brauchen fie felten untereinander. Familienvater it. haupt fächlich ber, welcher Nahrung für hie Anderen ſchafft; darein feht er feisen Stolz, beſchraͤnkt aber auch in ber Hauptſache feine Wirkſam keit, damit, wo hingegen ihm die, Gabe, ober wenn man fo fagen bar, der moralifche Muth fehlt, die Kräfte der Anderen’ zw benugen, und hierin Hogt. der Hauptgrumd ihrer Armuth und niebrigen Qulturftufe. Es find, die einzelnen tüchtigen und mit guten Geraͤthſchaften ver⸗ ſehenen Hänger, weiche bie: übrige Berölferung ernähren. müffen, und zwar nicht . allein ‚die Frauen und Kinder, . fondeen: auch bie, welche Sräfte: zur Arbeit. hätten‘, diefe, aber aus Gleichguͤltigkeit nd Traͤgheit vernachlaͤſſigen. Wenn eh. Obrigfeiten gäbe, bie es ver finden, biefe Kräfte in Thatigkrit zu ſetzen, wuͤrden ſie bald ihre Haͤufer und Lebensweiſe verheffern, regelmäßigen Vorrath ſammeln und feinen Mangel mehr kennen. Es fehlt: auch nicht am aufmun⸗ ternden Beiſpielen in. diefer Richtung, und ift. mehr und mehr Nach⸗ ahmung zu hoffen. Muf ber: anderen. Seite :zeigt ſich eine; große Reigung,. in sin Dienſtnerhaͤliniß zu den Europuͤerm gu treten, weil ed etwas.’ jeher: Anziehendes ‚für ſie hat, genaͤhrt und. geftelbet zu werden und aller Sorgen frei zu feyn in Bezug auf bie Befchaffung biefer Bedürfniffe,. ein: übrigend merkwuͤrdiger Zug in Hinſicht ihrer Vorliebe für ein freies und ungebundenes Sehen. Es, würde nicht

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ſchwer fallen, bie guten Faͤnger zum Dimen zu bringen, beſonders wenn man ihnen die Geraͤthe, gegen Ablieferung ber Produlte ihrer Arbeit,. zur Benutzung hielte und in Allen für fie ſorgte. Kaͤme es dazu, die Kolonien an Breivathäufer zu verpachten, würde od‘ audh dahin Tommen, und der ganze Bortheil ber. Brobuftion ſich Für. bie Kolonie concentriren, allerdings aber die Vevolkerung jede Selbfi⸗ Rändigleit verlieren und in noch. größere Armuth verfinken, Dag- fee Uebel, welches ſich in bet Concentration des Vermögens und ber Berarmung der Mafien äußert, würde hier in unverminbertem Mapftabe auftreten, ohne daß etwas Anderes ald ber pefmiäre Bortheil des Entrepreneurs erzielt wuͤrde. Es hat ſich dieß ſchon dort gezeigt, wo bie Grönlaͤnder zum Walfiſchfang und ber Fiſcherei benugt. werden, Unternehmungen, bie eben fo wehig als eiwas Anderes, ausgenommen bev Seehundsfang, "fo wie ihn Me Groͤn⸗ länder ſelbſt betreiben, tm Stande find, ſelbſtſtaͤndigen Erwerb und Lebensunterhalt in biefem Lande zu Sichern.

Der Hmbel, der monopoliſtrt iſt, und auf tonigliche Rechnung geführt wird, entſtand als Geſellſchaft im vorigen Jahrhundert gleich⸗ zeitig mit der Miffien ; der beabſichtigte Zwec war anufangs, ben Unterhalt ber leßtoren und zugleich ber Einwohnern die regelmaͤßige Zufuhr ber ihten Bebürfniffen entſprechendſten Artikelzu ſichern. Die erſte Kolonie wurde 1721 In Sübhrönland: durch bie Bemuͤhun⸗ gen Egedes gegruͤndet, aber ſchn 1734, als der Handelsgeſellſchaft die kurzweg ben :Ramen „der. groͤnlaͤndiſche Handel“ führte, der Kaufmann Jakob Severin oftroyirt wurdr, legte man. Ehriſtianshaab, bie erſte Kolonie in ber Diskobucht, an. Mit den nordgrönländifchen Kolönien wurde am Schluſſe bed Jahrhunderts ein nicht unbedeu⸗ tenber WBalfifchfang vereinigt, der von verfchiebenen Punkten bev Disfobucht aus theild mit ‚Europäern, theiis mit Grönländern, ‚bie gegen eine Tantidıne der Ausbeute gemiethet waren, betrieben wurde. Wie ſich der ganze nordiſche Walfifchfang auf 1/,, verminderte, that es auch. der. Hänifihe und ‚hörte Schließlich ganz: auf. Im ſelben Verhaͤltniß mit dieſer Abnahme nahm aber ber eigene Erwerb dev Groͤnlaͤnber durch Seehundsfang und ber Werth der in den Handel kommenden Produlte zu, zum großen Nutzen ber Bevölberung, die ber Walſiſchfang zu ſehr auf einzelne Platze haͤufto und zu. unregel muͤßig naͤhrte, da die. Unſtcherheit der Ausbeute: Ihnen: zeitwenfſe Ueberfluß gab. und fie zelimeife Noth leiden ließ: Der Sechundofang

344 fichert dagegen gleichmäßigen und felbfiitändigen Unterhalt auf ver⸗ ſchiedenen Plaͤtzen und. liefert: die nüslichften und unentbehrlichkken Gebrauchsartikel. Die Zahl der Kolonien ift baburch auf: fieben und eine Menge Heinere Hanbelöpläge, bie unter ihnen ſtehen, bei benen aber die Brönländer ‚gleichfalls ihre Produfie gegen europuiſche Ar tilet austaufchen fönnen, gefligen.

. Die Häufer der dänifchen Beamten und Dienftleitte ber: Kolonie find ganz nach dem Mufter ber. nordiſchen erbaut, nämlich die Seiten: mauern durch Balken auf Balken und das Dach von.Brettern. Sie find faſt ohne Ausnahme nur eine Etage hoch, und.ift bieß, da fle allein und jedes für ſich auf bloßen Felſen bem Wind und Wetter ausgeſetzt ftehen, dad Zweckmaͤßigſte. Es find meift- bei. jeder: Kolos nie. mir eines bis zwei. Wohnhäufer für den Kolonievermwalter, ben Affiftenten, und zugleich darin eine Mannfchaftäftube für. die unver heiratheten dänischen Handwerker und. Matzofen, und nach Umflän- den ein Laden und Waarenlager. Diefe Bauart iſt ohne Zweifel für. Rordgrönland die allein eritiprechende. Die meiſten der. jepigen Häufer ſtehen ſchon hundert Iahre und dariiber und find noch völlig bienlich ; gewiß in feuchterem und. milderen Klima etwas ſehr Außer gewoͤhnliches, aber Hier, : wo die. Verweſung und Auflöfung übechaupt fehr langſam vorgeht, ſehr erklaͤrlich. Durch Berwendung bed Holzed ftatt: der Steine: hat man auch ben Vortheil, bei Wänden von 8 Zoll Dicke in: einem fo falten Klima warme Stuben: zu: haben. : Wo fid Zug bemeifbar- macht, rührt er meift von ſchlechter Unterlage ber, Die erſt aus Stein:gebilbet werben muß, ba der Feld ſelten fo völlig eben ift; audy zeigt ſich in der Regel zuerſt ber untere Theil des Stodwerts angegriffen, wenn bie Gebäude mit ber ‚Zeit unbrauchbar werben. Es dürfte gewiß nicht umangebracht feyn, ben Fuß folcher Häufer, die nicht frei von Zug find, mit einem. breiten Schneewal zu.umgeben, Der fie mehr ala die Hälfte. des Jahres gegen 'Talte Winde ſchuͤtzen wuͤrde. Außer den Wohnhaͤuſern find Gebäude fir bie: Waaren und. ben. Preoviant, ITihranbrennereien, . Werfftätten ıc., im Ganzen fünf bis ſechs Holzhaͤuſer bei: jeder Kolonie vorhanden. Eine Flaggenftange, auf. der des Gonntags während. bes Gottes⸗ dienſtes und bei anberen feierlichen Gelegenheiten bie Koͤnigsſtagge aufgehißt wirb, fleht vor den Häufern ober auf einem naheliegenden Berge, und daneben einige Meine Kanonen, ‚mit: denen bie Schiffe und. Die Oberbeamten bei ber Anfunft und Abteiſe jatwirt werben.

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In ihrem Aeußern haben biefe Kolonten für bie fremb ‚An; fommenben wenig Einladendes. Die hölzernen Häufer, bie in ber Regel recht fauber gehalten werben, roth angeftrichene Dächer haben, und. fonft ſchwarz oder braun mit weißen Fenſterrahmen find, wuͤr⸗ ben fich recht ‚gut ausnehmen, wenn fie auf einer grünen Ebene lägen oder von Gärten mit Bäumen und Bebüfchen wngeben wären, aber auf biefen fahlen Klippen, auf denen in ihrer nächiten Nähe nicht einmal Moos und Gras zu fehen ift, weil es immer. wieder abgetreten wird, machen fie einen trüben Eindruck.

Die niedrigen Erbhütten ober Sommerzelte ber Grönländer ki von großen Haufen Knochen und ‚den efelbafteften Unreinlichfeiten umgeben, bie nur vor die Thür geworfen, aber nie weiter fortges ihafft werben; bie.Steine am Ufer And wit. Blut oder Ihran der gefangenen Sesthiere, befubelt; hier und dort fieht man mitten im Sommer Haufen ſchmutzigen Schnee, und die Heinen Einzaͤunungen, in denen man mit Mühe in duch Kunſt gebüngtem Boben einige Rüben und Kohl baut, erinnern mur.an die Rauheit bed Klima's, und bie Unmöglichkeit, baß biefer Boben je Menfchen. ernähren kann. Innen find die Däntichen Häufer im Geſchmack ber Heimath einge richtet, Mein, aber behaglich und bequem, und man vergißt in: ihnen ganz, unter welchem Himmelsſtrich man füch ‚befindet... Obſchon man kaum wärmere Häufer, als biefe haben Tann, bewirkt boch ber ſtarke Froſt verfchiebene® Ungemach, was man in ber Heimath nicht kennt. Die Fenfter, die nicht Doppelt find, bedecken fich inwendig mit einer diden Eisſchicht, die auch ben Rahmen überzieht und ſich noch weiter verbreitet: Nägel und andere an den Wänden ſitzende Metalſſtuͤcke überziehen fich auf der dem warmen Zimmer zugewendeten Seite mit Reif; das Gebälk Inglit wie. Piſtolenſchuͤſſe, beſonders bed Nachts; wenn bie Sonne ben Tag etwas milder machte. : Doppelfenfter, mit Bapier verbichtet, halten fich ziemlich eisfrei. Lebensmittel, bie feinen Froſt vertragen, find fehr fchwer aufgubermahren, benn ſelbft in bie in warmen Stuben. an ben Wänden ſtehenden Scheänfe bringt. ber feibe ein, ala ſeyen Zimmer für fi. Bein und Bier fünnen sur an. Orten bewahrt werben, die beftändig bis zu einem gewiſſen Grade ermärmt bleiben. Mehrere Hänfer haben Seller, ‚welche den Vortheil hieten, daß bie Kälte in ihmen nie fo ſtark und flets fpäter auftritt, weil bie Temperatur Zeit braucht, in die Erde einzubringen. Fleiſch una Fisch kann man. dafür in freier Luft ober in kalten

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Zimmern über ein halbes Jahr aufhaͤngen, ohne daß es verbicht; Renthierfteiſch, das man Im Allgemeinen Im September erhält, Yann man. bis im Frühfahr bewahren, doch wird es trocken, wenn man es nicht mit Schnee bedeckt. Mit einigem Fleiße koͤnnte man übel: gens hier Erdhaͤuſer einrichten, in denen man: Fleiſch ai jeber Zeit und fo fange man. will bewahten koͤnnte.

Zur Erwärmung eines Zimmers bebatf man in Grörtland Im Laufe des Jahres ein Quantum Brennmaterial, das etwa 12: die 16 Tonnen Steinkohlen und einem Klafter Holz entfpricht, es gibt feine Zeit im Sommer, in ber man nicht gejwungen ſeyn? kann, etwas in ben Ofen: zu legen, 68 ſey Denn ausnahmsweiſe arhalten- bes ftilles Wetter mit Sonnenſchein im. Juli und Auguſt, vber dauernd wehender Suͤdoſt. Im ftrengem Wintern fünnen ur Kublen hinreichende. Wärme geben; doch find die im Lande felbſt gebrochenen Kohlen: gewiß den englifchen vorzuziehen, wenn: ſchon fle nicht fo ſtarke Hitze wie: biefe entwicheln, denn fie brennen beſondersgleich⸗ maͤßig und man kann am Abend ben ganzen Ofen mit ihnen an⸗ füllen und: fie bis zum Morgen; gtühen kafen, ohne m ara, vo fte.: Schaden verurfachen.

Die Kylonien: werden jahrlich von der Heimath aus mit den’ wie tigſten europaͤiſchen Lebensmitteln, wie Schiffsbrob; Butter; Schweine⸗ ſpeck, Gries, Erbſen ꝛc. verſehen, fo daß in der Regel ein Ber rath für zwei Jahte vorhanden ift. Außerdem: Hat die Zahl der Waaren, bie. für den Handel börthin geſendet werben, in lehter Zeit ſehr zugenommen, namentlich finbet ſich immer ein Vorrath -ber wichtigſten Kolonialwaaren, Kaffee, Ther, Zuder, Tabak ꝛc. in fo größer Auswahl, als man. fie in Hinſicht der Meinen Zahl Europaͤer und bes: Beduͤrſniffes der Grönlaͤnder mit Vernunft: verkängen: kann, ja in. größerer, al& man erwarten wirt; In Bezug - auf "bie? taͤglich gebrauchten Axtifel: einer Hauohaltung, die ſich üborhaupt zu einer Aufbewahrungnund Berfendeing eignen, kommt man dvacher ſelten in Grönland in Verlegenheit, da man Re :bei der Hanbelsgefetſchaft kaufen kann; aber alles, was darüber hilnaus geht, muß man ſich ein Jahr im Voraus aus der Heimath verſchreiben. Bei jeder Kolonte gibt es Anſialten zum Backen ‘ober Brauen, worin die Beute wohl: geübt find, und man Hat. in ber. Regel eben fa; gutes Bier und friſched Roggenbreb alb im der Hrinmathe. Wiek ‚gute Lebens⸗ mittel, ja man faun fagen Delibateffenhefert: das Larid ſelbſt. Das

HT.

taͤgliche Brod der. Eingebornen, dad Seehundsfleiſch, wird auch für Die Europaͤer, wenn ſie ſich ‚ex daran gewähnt haben, ein nicht unangenehmes Gericht, und Biele lernen ſehr hoch ſchaͤtzen; bie Brühe deſſelben iſt eine Suppe ohne jeden Abſchmack und wird von Jedermann ber Rinberbrühe gleich geftellt; das Fleiſch nimmt aber durch feinen Blutreichthum beim Kochen eine fehr dunkle Farbe an, und ift felten ganz. frei von dem Thrangeſchmack, den auch Geevögel haben. Selbft der Eped kann fo gut wie ohne jeden Abſchmack fon, und gewiß macht ihm in Europa’ nur ber Zuſtand von Ver dorbenheit widerlich. Abgeſehen vom jeder Geſchmacksverſchiedenheit hat aber das Seehuudofleiſch etwas füßliches und weichliches, ſo daß bie Fleiſchbeute der Jagd vorzuziehen iſt. Schneehühner und Hafen fchägen bie Groͤnlaͤnder gar nicht und bringen. fie. Immer. den Dänen, woher fich dieſe, namentlich um. die Diskobucht herum veich damit. verſehen; Höhner: koſten 4-6, eim Haſe .27 Schllls. Raͤchſ bam hat man :Renthierfleifch., was getradwet volflommen: dem Reh an die Seite zu ftellen if. In der Disfobucht wird eb Sen. von bex Jagd zurückkehrenden ‚Grönlänbern mit 3:Schhll. das Pfund bezahlt. In dem Difrift Upernivik und hier und dert am andern Stelle erhält man es auch im Winter frifch. Seevögel gibt 68 an Welen Orten und in. Menge und darunter. find. beſonders Eidervogel und Bänfe epbar; Wo viele Infeln find, ſammelt man bie Seevögeleier im. Frühling zu Tauſenden, bie ber Eibervögel:finb die ‚geflchteftent une. werben:germ. dad Stück mit. einem Schilling bezahlt; mit einiger Gorgfalt ‚Inum man fie ben’ Sommer durch, ‚bewahren, und wenn fie erſt gefroren ſiad, Zaun man fie ‚auch: bis zum nächten Fruͤhjahr erhalten.‘ Sie können ‚wohl fuͤr das Doppelte eines Hühneveies gelten ;. ſind aber, nux ganz friſch frei vom Fiſchgeſchmack. Fiſcho bat mm ‚In weit größerer Menge als Wild, und geben ſte, da Nie auch gelegentlich verfendet: werden, frifeh ‚und: getrocknet eine‘ anges nehme Abwechslung in. ben. Speifen Namentlich find bie kleineren Heiligbutten Durch ihr Fett ſehr wohlſchmeckend, man ſammelt fid im Winter und. verwahrt He bis zum Frühiahr, wo bei eintreieudem milderem Weiter biefelhen. in ſchmale Streifen gefchnitten und zum̃ Trocknen im Zuge aufgehaͤngt merden. Sie erhalten. ſich ganz weiß und ohne daß das reichliche Fett Thrangeſchmack annimmt; ba ‚fir reh gegeſſen werden, nimmt man fie viel auf Reifen mit. Gercau chert existent ber Fiſch an Rache, : eb; werben nantentlich bie. Floßen,

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ber fettefte Theil, in biefer Weiſe und: ſtark geſalzen gegeflen. ‚Die Lieblingsfpeife der Eingebornen, . Mataf, die Haut aller Walthiere, bürgerte fich auch in den Geſchmack aller hier wohnenden Europäer ein. ' Vielen und allen Grönfändern fchmedt fie am beften roh, ge wöhnlich. wird fie aber gelocht, wodurch fie ımürbe wirb und ein ®elee gibt, was felbft die Walfifchfänger, bie. Tonft ein Vorurtheil gegen Alles haben, was von dieſem Thiere lommt, nicht zu genießen verſchmaͤhen.

Aus der Pflanzenwelt hat die einheimiſche Meerfäure, als Kehl geföcht, und ber Tang, eingemacht und gefocht,. Eingang in 'bie bänifche. Küche gefunden, und den Beeren, einfchließlich der. überall vorkommenden gemeinften Art, ber Raufchbeere, gebührt ein Hoher Preis. Mit allen fonftigen Vegetabilien muß man ſich aber von Europa aus verſehen, natürlich‘ in: eingemachtem , getrocknetem ober gefalgenem Zuſtande. Kartoffeln find eine große Seltenheit und kom: men exit ein Jahr alt an, werben abet borh noch bis zur Weit⸗ nachtszeit aufbewahrt.

Mit Ausnahme der beiden norblichfien Relonien Omenat und liperroif iſt man nirgenda in Verlegenheit Groͤnlaͤnder zur feinem Dienft zu befommen, und obfchen fie ihre :&igenheiten haben und eine andere Behandlung als europätfche Dienflleute erfordern, kann man fie nicht entbehren und fie. find nüslich und brauchbar zu aller Art Arbeit. Befonders find die Weiber umerfeglich burch ihre Fer⸗ tigfeit zu nähen und die Kleider aus Thiechäuten, bie bier zu Lande nothwendig find, anzufertigen; das Fußzeug muß jedesmal, wenn es ‚gebraucht ift, getrodnet und. gerieben werben, um nicht fteif zu werden und zuſammenzukriechen. Auch bieß if ein Hauptgeſchaͤft der Srauen, und wenn man auf ber Reife als. Gaft zu den Ein- geborenen kommt, laſſen fie.es ihre erfle Sorge ſeyn, trockenes Fuß: jeug--zu ſchaffen. Da bie Stoffe im Lande producirt werben und bie. Grönländerinnen-. die Näharbeit verrichten, fann man ſich auch billig lleiden und 30 Rbthle. jährlich: bärfen als hinreichend ange nommen werden. Es wäre ber Verfuch gewiß ber Mühe werth, bie Frauen Kürfchnerarbeit für den europälichen Markt verfertigen zu laſſen, da dadurch die Brobufte im. Lande felbft. verebeit werben würben und ſich eine nüsliche Befchäftigung für die: langen Winter⸗ nächte fände. Sie verfiehen fchon jegt burch. eigene Kunſt bie See bunbehäute verfchleben zu faͤrben und ſchneeweiß zur; bleichen, und

Remthierfelle ‚bearbeiten fie fo weich, wie das feinkte Handſchuhleder. Die Männer. dienen der Handelögefellfchaft ale Matrofen auf. den fleinen im Lande fintionitten Fahrzeugen, als Küche, Arbeiter, Böts ticher, Zimmerleute; zur Erlernung dieſer Handwerfe find Einige . nach Dänemark 'gefchidt und Andere. wurden bei ben Kolonien au gebildet:

Europäaer, die längere Zeit in Grönland lebten, verlaflen es ungern, und :felbft Handwerker und Arbeiter, deren Lage feine. güns ſtige it, bleiben gern bort. und. erreichen meiſt ein. hohes Witer; ja, viele fchrten fogar, wenn fie wieder nach Europa gegangen waren, derihin zurüd, um ihre Tage bafelbft zu beſchließen. Das ruhige, meift über Nahrungsforge erhabene Leben, ber friedliche Charakter der Eingeborenen und das patriarchalifche Berhäftuig zwiſchen biefen und. ben Europaäern, welche fich für fie interefiicen, und die leicht . zu erringenbe beſſere Lebensſtellung und durch bie veränderten Une fänbe erreichte. Seelenzube und Zufriebenheit erflären dieß hinreichend; Auch Hat bie grönlaͤndiſche Natur trog ihrer Rauhelt ımb bittern Kälte durch Die beiebenben und. die Geſundheit Eräftigenden Beſchaͤf⸗ tigungen mit Jagd, Fiſchfang und beftändigen Reifen: viel Angiehen- des für. Jedermann, der ndd) Som fär die vielen fich darbietenden Raturſchönheiten hat.

Im September oder ſpateſtens Anfangs Oftober verlaſſen die fegten Schiffe Grönland und damit hoört bis zum naͤchſten Sommer die Moͤglichkeit jeder Kommunikation mit der Heimath ober überhaupt der civiliſtrten Weit auf. Zur ſelben Zeit frieren bie Binnenſeen und das Land bedeckt ſich mit Schnee, der bis zum Mai liegen bleibt, und die lange Winternacht, in ber die Sonne ſich mehrere Wochen nicht über dem Horizonte zeigt, naht heran. Aber dieſe Jahreszeit, Die man fich ale bie fchwarzefte Seite im grönlänbifchen Leben denft, ſchwindet munderbar fihnell dahin. Schon den Novem⸗ ber fann man mit zu der finftern Jahreszeit rechnen, da ber büflere Himmel die wenigen Stanben Tageslicht ſchwinden macht; das un- ruhige Wetter Diefer Jahreszeit Halt das Meer an den offenen Küften in faft ‚befländiger Bewegung, fübliche Stürme. und. Schweetreiben wechſeln mit nörblicher und firenger Sälte. Im den Sioxben frient bad Meer bereits .zu, und die Schlittenfahrten beginnen, :die Diskd⸗ bucht belegt. ſich aber erſt um Weihnachten ; dann hören: auch die gewaltſamen Brandungen auf, und- ftatt des, rabenſchwarzen, beſtandig

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aufgeregten Meeres fieht man; fo weit dad Nuge: reicht, eine weiße bene, deren einförmige Oberfläche mur von. ben hier und. bort ein- gefrornen Bisfielden unterbrochen wird... Die Kälte überfleigt nun in: der Negel 2OU:R., Alles. erfiaret und verſtummt und es tritt eine wunderbare Todtenftille ein, bis zu ber Zeit, in welcher. bie Sonne wieder ihre feuerrotben Strahlen auf das hohe Land zu werfen be ginnt, worauf fe ſich nad) wenigen Tagen über dent Horizont zu zeigen. anfängt: Ende Januat und Anfangs Februar tritt. dann ach mei die ftärkfte Kälte ein, doch: nehmen: bie. Tage merklich ſchnell zus im Laufe von ein paur Döonaten::geht ed won beftänbiger Racht. zu beftändigem Tage über; won nun ab bis zum. April ober Min. kann man: fange des: größten: Theile ber Kuͤſte im Schlitten “reiten und es heriſcht beftändige Kommuntkation zwiſchen ben: Role: tien, da man nad Umſtaͤnden bald über das Meer, balb’ über bas: Land .und bie‘ Bliunenſeen fährt. Man legt Befuche ab: und beseist: das Land: ie allen Winfeln. Im Mai find Schlittenfahrten über die Baubſern und. eingefäloffenen Fjorde beſonders angenehm, ba dann nech beftänbiger. Tag hHerrfcht, Mittags bie Sonne: Gel femunmertich ſcheint, der Schnee ſchwindet unb die Beeren bes. vorigen Ichres völlig frifch Hervortreten laͤßt, die Nacht aber, wenn gleich die Sonne faum untergeht, doch fo viel Froſt zuruͤckbtingt, um ben Schnee im Eis: zu verwandeln, Das fett und hart genug iſt, darauf zu fahten. Man kann bann die inneren Landestheile, die man fon sicht zu erreichen vermag, namentlich bie: merkwuͤrdigen Bunfte, an denen bie Eisfſelde ihre Entſtehung haben, befuchen.. Aber an man chen. Stellen bricht das. Eis früher, und endlich wird es durch Thauen, in ber. Sonnenwärme und. burdy. Strömungen fo unflcer, ba: es wicht gut zu befahren ift, und wenn dann zugleich Treibeis und vie am: Uferrande hängende Eidfante die Kommunikation in. ben Booten erſchwert ober . verhindert, tritt. eine Zeit ein, bie. ſaſt noch undehaglicher als. die ſinſtere iſt.

Die Entbehrung der Mittkeitung aus Güropa wird nur in dem Maße gefuͤhlt, als man. eine ſolche echuffen durfte. Im Herbſte, wenn dub Schiff den Hafen verlaſſen hat, "weiß man ein fuͤr alle⸗ mal, daß es in dem erſten halben: Jahre nicht wieder zu erwarten iſt, man reſignirt alſo unb ſucht fich. in den Umgebungen, an bit man unaufltöslich gebunden iſt, zufriedenzuſtellen; were aber im Fruͤhjahte bie Schiffe erharrt werben, Das Geruͤcht ſie als in Sicht

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bezeichnet, ſich dieſalhen aber in ferne Eioſſelde verwanbeln, biz durch Luftſpiegelung ihre taͤuſchende Geftalt erhielten, dann macht ſich bie Sehnſucht um fo fühlbarer, als die Zerſtreunngen durch Reifen zu Schlitten aufhörten. Um dieſelbe Zeit pflegt überbieß eine dem Klima eigenthümliche Erkaͤlc ungsepidemie Eingeberne und Guropäer heim: zuſuchen, und zwar Kinder und Erwachſene. Ste aͤußert ſich in Schnupfen, Huften, Stechen, ſieberartigen Zuſtand und. ſtarker Ent: kräftung, und ruͤckt zeitweiſe haͤngs ‚großer Kuͤſtenſtrecken ven. einem Orte zum andern, faſt fein Individuum verſchonend. Die geaͤnderten Weiterverhaͤltniſſe, namentlich ber große Unterſchied zwiſchen ber Nacht: fälte und Sonnenwaͤrme am Tage ſind wohl die Urfachen ber Krankheit. Ende Mai fangen bie, Flüſſe an in Gang: iu fommen und. mit großer Gewalt aufzubrechen, und Anfange Juni erhält endlich bie Sonne ſolche Macht, daß bie Ulumen zu: fpeoffen: beginnen und ber friſch fallenbe Schnee felten mehrere Tage liegen bleibt... Die engl hen Walfifchfänger bringen vegelmäßig ‚bie erſten Rachrichten aus Europa; die Grönländer befuchen fie in See, fobalt ſie ſie mit dem Rajak erreichen fünnen, und wenn fe einander. auch kaum verſtehen und die Walfifchfänger ‚wenig non Politik begreifen, hört man borh gern auf .Diefe Nachrichten... Die Schiffe laufen. mei Godhann, Rourfoat ynd UÜpernivif -an,. um Briefe ..und Zeitungen abyugeben und felbft Rachrichten über. Die Eisverhälmmifle: des ‚Winters, : bie geiehenen Wale und hergleichen mehr zu hören, Exit im Mat und Juni fommen die daäniſchen Schiffe nach Godhayn. Jeder ber fieben Kolgnien flieht ‚ein Solonienenwalter-vor, neben ihm ein Affiftent und die ſogenannten Unterheamen, Handwerker, Bootgführer und Matrofen, vder Arbeitsleute. Da «& der Haupt med ber Verwaltung ift, den Grünländern anf bie: zweckmaͤßigſte Weiſe die. Möglichkeit des Austauſchs ihrer Waare zu verſchaffen, der große Abftand zwifchen den Kolonien hieß aber fuͤr Die fehr zerfireute Bevölferung ſchwierig macht, hat man es für zweckmaͤßig erachten bier und dort kleinere Handelöpläge. oder Außenſtellen zu exxichten, die von ihren Mutterfolpnien, mit Handelsqrtifeln verfehen: werdet und ihre Waaren dahin abführen. Dieß Syſtem hat firh trefflich bewährt und mit der Vermehrung bex Außenſtellen hat Die Steiger. tung . der Produktion Schritt gehalten, da fowohl die zexſtreuten Wohnſitze, als die Lieferung fremder Artifel durch Ganbejopiär Lehensbehingungen der Bevölferung ndd.. aum

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Die Außenftellen . werben in ber Regel von fogenannten Aus tiegern verwaltet, die aus ben Bootäfährern, Bötchern ober Arbeitern gewählt werben, wenn fie fich als dazu tuͤchtig gezeigt ‘haben. Die Koften für diefelben find Daher nicht ſehr ſchwer zu beftreiten; dem der Lohn eines Ausliegers beträgt außer: einem feften Deputat an wichtigeren Lebensmitteln, Brod, Butter, Fleiſch ꝛc., was faum höher als bie Koft eines Mannes zu rechnen if, zwiſchen AO und 70 Rbd⸗ jährlich und 4 Procent von den angefauften grönländi: ſchen Waaren nach ben Preiſen des Landes. Da fie im Allgemeinen immer verheirathet find, müflen fie andere Eriwerböquellen, nament: lich Seehundsfang. mit Bisnegen und Haififcheret betreiben, wodurch fie gleichzeitig bie Produktion der Handelögefellfchaft und ihte eigenen Einnahmen vermehren. Mehrere biefer Fleinen Handelsplaͤtze find durch Fleiß und Thätigkeit zur Bluͤthe gebracht. Die Mehrzahl der Auslieger‘ mußten fich felbf ihre Wohnungen erbauen; es find grön ländifche Erdhaͤuſer mit panelixten Wänden, Kachelöfen und einfachen Möbeln, ordentlich und fauber, befonders wenn fie ein Zimmer für ſich Haben, und ein anderes für ihre grönlänbifche Familie und bit zu ihrem Beiftand bei ben: Brivatgefchäften herbeigegogenen Eingebe⸗ renen. Diefe Anlagen in den entlegenften Winkeln mit ficherem Schub und ber Behaglichkeit, die in den daͤniſchen Häufern ber Kolonie herrſcht, beweiſen, baß bie hiefigen Erwerbszweige nicht bie Unrein⸗ lichfeit ind Unorbnung in ber Haushaltung bedingen, fonbern fi ein geroiffer Wohlſtand ganz gut damit vereinigen läßt.

.. Die Oberbeamten find gut bezahlt, wie es bie lange Zeit, die ſie in biefem ifofirten Rande verbringeh müflen, und bie geringen Ausfichten für eine Rückkehr in ihr Vaterland "verlangen. Außer freier Wohnung, Brennmaterlal und dem Deputat an wichtigeren Lebensmitteln, boch biefes faum für eine größere Samilie hinreichend, erhalten fie an feftem Gehalt nur 1--200 Rbd., aber bie Haupt⸗ einnahme beiteht in Procenten der eingehandelten Waaren, nänlid einestheils bem fogenannten Uebermaß, bad bei jeber angefauften Komme Sped mit 64 Sh. berechnet wird, und anderntheils aus 2—8 Brocent ber Summe, für welche bie eingehandelten Waaren In ber Heimath verfauft werben. Nach einem Burchfchnitt der Jahre 1845 bis 1849 fanden 1850 die in Rordgrönland fungirenden Beamten außer frtier Wohnung, Brennmaterial und-Rahrungsbeputat fich fol genbermaßen: ber Kolonieverwalter bei Omenat 1840 Rbb.; bei

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Egedesminde 1782 Rbd.; bei Upernivik 1673 Rbb.; bei Chriſtians⸗ haab 1469 Rbd.; bei Rittenbenk 1115 Rbd.; bei Jakobshavn 1039 Rbd.; bei Godhavn 612 Rbd. Außerdem hatten fünf Aſſi⸗ ſtenten zwiſchen 373 und 703 Rbd. und zwei Volonteure jeder 50 Rbd. Es kann alſo jeder Beamter, der erſt bie Hälfte feiner Zeit in Grönland verbracht hat, einen Gehalt von 700 Rbd. zu er⸗ halten erwarten. Mehrere diefer Poſten find jedoch in neuefter Zeit in ihrem Procentſatz bedeutend verringert. Wenn nur davon Die Rede ift, eine Familie in Grönland zu erhalten, find Diele Ein- nahmen reichlich, aber man fann faum erwarten tüchtige Beamte zu finden, Die ihre Forderungen darauf befchränfen. Die Erziehung der Kinder ift ber erfte Stein des Anftoßes, denn wenn man fich auch jelbft in Grönland zufrieden fühlt, bleibt doch der Wunfch rege, Die Kinder in gewiffem Alter die Bildung erlangen zu fehen, Die nur der Aufenthalt in der ciollifirten Welt verleihen fan. Sie müſſen alfo fortgefchiedt werden, wodurch große Koften entftehen. Ebenſo durch Befuchsreifen, die während des 20 3Ojährigen Aufenthalte gewiffermaßen nothwendig find, um fich geiftig frifch zu erhalten. Der Mangel an binreichender Penſion, um dad Dafenn zu friften, zwingt zur Erfparniß für den Fall der Nüdfehr aus Grönland, da eine fo lange Abgefchiedenheit Konnerionen, Muth und Gefchid zu neuer Sarriere zu rauben pflegt, und daher müffen Die Befoldingen, um durch den Ueberfchuß ein anftändiges Ausfommen für die Zufunft u fihern, nach ganz anderem Mafftabe als bei andern öffentlichen Anftellungen berechnet werben.

Die Zahl der Unterbeamten beläuft fich bei allen ſieben Kolo- nien auf mehr als 120. Es find theils Auslieger, deren einige den Titel Unteraffiftenten führen, theils Böttcher, Zimmerleute, Boote: führer, Matrofen, Arbeitsleute und Köche. Ihr Sold, einfchließlich des Werths der Beföftigung, kann durchfchnittlich auf etwas über 200 Rbd. veranfchlagt werben.

Die oberfte Berwaltung und Controle über fümmtliche Beamten it feit 1782 einem Infpektor anvertraut, ber feine Wohnung bei Godhayn, dem Plage, der am leichteften von den erften Schiffen anzufegeln ift, hat. Er ift als die Obrigkeit zu betrachten, und hat deßhalb auch, aus Mangel an anderen Autoritäten, die Surisbiftion. Aber ed muß daran gedacht werben, daß faft alle Europäer im Dienſt der Handelsgeſellſchaft ftehen, und für bie Grönländer von Etzel, Groͤnland. 23

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feinem eigentlichen Geſetz die Rebe feyn kann, woher die für bie Beamten beftehende Inftruftion von 1782 als Landesgeſetz anzufehen iſt. Urfprünglich beabfichtigte man bei Einfegung des Inſpektors die Bedürfniffe der Eingeborenen erfennen zu lernen und ihre Beein⸗ trächtigung zu verhindern. Die fürzlich zur Ueberwachung der grön- ländifchen Angelegenheiten niebergefegte Kommiffion gewann inbeffen bie Anficht, daß eine foldhe Kontrole im Lande felbit, theild in Be tracht des großen Abftandes der Kolonien unter einander nur ſehr unvollftändig feyn fonne, theild in der jetzigen Zeit als weniger noth- wendig angefehen werben müffe, wohingegen vorgefchlagen wurde, daß ftatt der beiden nfpefteure im Lande felbft, ein Beamter an geftellt werden möge, der von der Heimath aus die Kolonien jährlid bereifen und infpiziren ſolle. Die Kolonieverwalter oder Kaufleute haben jährlich über den Beitand an Waaren und Inventar bei ben Kolonien und den davon abhängigen Anlagen und Außenftellen Rechnung abzulegen, und jede Diefer legteren wieder ihre befondere, die dann in einen Sauptrechenfchaftsbericht gefammelt, jährlich ber Direktion eingefendet werden.

Da der Handel monopolifirt ift, fteht es nicht allein in ber Macht der Regierung, die Preiſe für die Waaren feftzufegen, fon- bern auch, welche Waaren überhaupt zum Austaufch gegen PBrodufte nach Grönland gefendet werben follen. Man befolgte bisher dad Brinzip, die Handelsartifel zu wählen, Die am beiten für bie Leben: art der Bewohner paßten, und ben Preis im Verhältniß zu ber Wichtigkeit für diefelben zu beftimmen, Lurusartifel hoch anzufegen und für wirfliche Bedürfniffe zur Verbeflerung des Seehundsfanges und der Häufer nur einen geringen oder fait gar feinen Vortheil zu nehmen. Wie der Preis für grönländifche Produfte im Laufe ber Jahre ums Bierfache erhöht ift, wurde auch bie Tare für bie zur Berhandlung fommenden Waaren allmählig herabgefegt und ihre An zahl vermehrt, und die Befchränfungen, die für Einzelne beftanben, wie 3. B. daß Kaffee und Brod nur für 1, Werth bes eingefauften Speds abgelaffen werben dürften, find nach und nad) gehoben. Der Umfag gefchieht mit Hülfe von Kreditzetteln oder Papiergeld zu 1 Rbd., 24 Sh., 12 Sh. und 6 Sh. Werth, welche die Direktion ausftellt, Die aber gern gleich gegen Waaren umgetaufcht werden.

Die Tare von 1853 1854 enthält 800 Namen von Han bel8artifeln, bie bei jeder Kolonie in ber Regel zu haben find, wenn

auch zeitweife die geringeren Quantitäten ausverkauft ſeyn fonnen. Es find an Provifionen, wobei die. für den Unterhalt der im Lande lebenden Europäer obenan ftehen, 23 Sorten, burumter Butter a 42 Ch. per Pfund, Erbfen & 11 Rbd. die Tonne, Gried 13 Rd. per Tonne, ordinäred Schiffsbrod 71, Sh. per Pfund, Rog— genmehl 6 Ch. und Weizenmehl 81, Eh. per Pfund. An Schuß— requifiten 25 Sorten, darunter Slinten von 13 Rbd. 43 Ch. und 22 Rbd., Pulver zu 34 Ch. und Blei zu 11 Ch. per Pfund. An Materialwaaren 107 Sorten, darunter Tihee, Kaffee, Melie, Kan- dis, Feigen, verfchiedene Seifen und Sarbeftoffe, Spezereien für bie Guropäer. An Krammaaren 97 Sorten, barunter weißen Ehirting die Elle zu 15 Sh. An Eifenzeug, Werkzeuge und feinem Kram 293 Sorten, 27 Sorten Tabake, 73 Sorten Porzellan, Stein: und Glasgefchirre, 32 Sorten Holzwaaren, 39 Sorten Seilerarbeit, 3 Sorten Kupfertheekeſſel, das übrige Zinngießer-, Klempner: und andere Artifel, darunter Bücher und Schreibmaterialien in 25 Sor⸗ ten, von denen grönländifch gebrudte Bücher durch die Miflion un: entgeldlicy vertheilt werden. Auch englifche Steinfohlen, bie auf 3 Rbd. 48 Sh. per Tonne veranfchlagt werden müſſen, überläßt man ben Grönländern für 1 Rod. 48 Sh., um die Anwendung ber Kachelöfen zu erleichtern.

Die verfchiedenen Dijtrifte Rordgronlande zeigen cinen nicht geringen Unterfchied in ihrer Probuftivität bezüglich der fie bewoh⸗ nenden Volksmenge, was zum Theil auf zufälligen Umftänden be ruht. In der Hauptfache fann man annehmen, daß der Seehunde; fang je reicher wird, je weiter man nadı Norden fommt und er be: ftimmt der Hauptſache nach die Einnahmen des Handel. Der Durchſchnitt des Waarenwerthes, den ein Probucent ober jebes fünfte Individuum der Bevölferung abliefert, ift in UÜpernivif und Omenak 290 Rbd. circa, für Die Gegend um die Disfobucht 180 Rbd., für Zmwifchengrönland etwa 120 Rbd. und endlich für den füblichften Diftrift Iulianehaab nur 75 Abd. Der geringe Preis für die gelieferte Waare darf nicht mit den Preifen anderer Länder verglichen werben, ba der ganze Handel ſich nicht vergleichen läßt. Der Grönländer hat weder Steuern noch Abgaben für die Admini- ration bes Landes zu zahlen, erhält von ber Miffion Unterricht; ärztliche Hülfe und Medifamente unentgeldlich, außerdem werben bei den eingeführten Waaren, namentlich den vwoirflich nüglichen, weder

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die Unfoften der langen Fahrt noch des Zufammenbringend der Waare auf ihren Preis gefchlagen, fo daß diefe Ausgaben und ein entfpre- chender Erfag für Steuern und Abgaben ganz auf die Ausfuhr- produfte fallen müffen.

Das Hauptproduft, Seehunds- und Weißfiſchſpeck, wird nach Kübeln berechnet, die in Nordgronland 11/, und in Südgrönland nur 11), Tonne enthalten und ift foldyer dem Grönländer urfprünglic mit 1 Rbd. bezahlt, jebt aber, feit 1841 auf 4 Rbd. per Kübel geftiegen. Die Eingeborenen bringen ihn in lofen Stüden, meift bald nachdem fie ihn erworben; um ihn zu fammeln und zu bewahren wird Daher viel Tonnengeräth gebraucht. Von Zeit zu Zeit wird er von den Außenftellen in die Kolonien geholt, zu Thran gebrannt und verfendet. Der Preis der Seehundgfelle ift allmählig von 6 auf 30 Sh. geftiegen. NRenthierhäute werben mit 24 und 48 Sh., blaue Fuchshäute mit 24 Sh. bis 1 Rbd. bezahlt, unreine Eider⸗ bunen mit 24 Sh. per Pfund. Zu Einſammlung des ganzen Quantums Produfte müffen 30 Handelöpläge und 20 Transport: fahrzeuge mit ihrer Beſatzung erhalten werden, um in ben furzen Eommern die Waare rechtzeitig an ben Einfchiffungsort zu bringen. Hierin liegt Die Nothiwendigfeit, den Handel zum Monopol zu machen, wenn er fich überhanpt erhalten und das Land regelrecht verfehen fol. Auch hat die Regierung den Producenten höhere Vortheile ge: fichert, wie ed jede andere Gefellfchaft fan, bie auf eigenen Gewinn bedacht feyn muß; und der unregelmäßige Taufchhandel, den ganz freie Küftenfahrt erzeugen würde, lieferte den Grönländern gewiß noch geringere Gelegenheit, fremde Handelsartifel zu erlangen. Ben der oben erwähnten Kommiffion ift für Beibehalt der jebigen Form und Preife des Handels geftimmt, da bie Eingeborenen fo am beften im Stande feyen, fich mit fremdländifchen Waaren zu verfehen, um ihren häuslichen Zuftand und mit Befchwerden reichlich verbundened Leben zu verbeflern.

Bei biefer Verbeſſerung ber Lebensart der Eingeborenen muß zuerft an bie fchlechten Winterhäufer gedacht werben, in denen fie die Hälfte ded Jahres verbringen. Feſte Wohnungen find gewiß nicht ohne Grund als Hauptbedingung für die Eivilifation angefehen ; wo fein Gedanke an eine zu verbeflernde und auszufchmüdende Hei: math ift, findet ſich auch faum ein Einn für Eigenthumserwerb, nur ber Trieb des Inſtinkts und fein höheres Streben, als nad

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täglicher Nahrung und Schuß gegen bie Kälte. Allerdings ift es theilweife unumgänglich, daß bie Grönländer umbherftreifen, auch kann man ihnen feine nach europäiſchem Maß geräumige und bes queme Winterhäufer verfchaffen, aber doch jedenfalls eine Heimath, die felbft ein Europäer nicht unerträglich finden würde, und darauf verwendet bie Hanbelöverwaltung nicht wenig Mühe, auch haben viele gute Beifpiele fchon ihre Früchte getragen. Auf Borfchlag bee durch feine Unterfuchungsreifen in Grönland um daſſelbe höchver⸗ diente Kapitän Graah, wurden in Dänemarf Häufer gebaut, bie in Grönland ben Eingeborenen für 50 Rbd. in mehrjährigen Ter- minen zahlbar überlaffen wurden, und nur noch mit einer Mauer von Stein oder Grastorf zu umgeben waren. Sie beftanden aus Balfen und Brettern mit fchrägem fo weit vorfpringendem Dache, daß vor der dünnen Bretteriwand noch hinreichend Plag für eine Erdmauer von einer Elle Dide und mehr vorhanden war. Es iſt dadurch ein Bodenraum zur Benugung als Vorrathskammer geivon- nen, und durch einen vor der Thür angebrachten Anbau von Erb: mauern, ber, wie ber fehmale Eingang zu den Erbdhäufern, die Kälte abhalten fol, fann man bequem eine euerftelle anbringen. Außer- dem haben die Häufer orbentliche Fenſter und find wie die urfprüng- lihen einbeimifchen mit einer Pritſche ober einer niedrigen und breiten Banf verfehen, die Nachts zur Lagerftätte und Tags ale Sitz für Die mit Nähcarbeit befchäftigten Frauen dient. Kerner waren befondere Kachelöfen eingerichtet, Pie eben durch eine mit Ringen für verfchiedene Kochtöpfe ausgeitattete Platte zu fchließen waren, Mit diefen Defen beabfichtigte man den wefentlichen Ruben der Erzielung einer beſſern Luft und Bentilation im Innern der Häufer und ferner die Erfparung von Eped durch Vermeidung der Erheizung mit Lampen, wodurch alfo die Einnahmequelle der Bevölferung ge- fteigert wäre. Gleichen Schritt mit der Einführung dieſer Oefen follte das Brechen ber einheimifchen Steinfohle auf Rechnung ber Handelögefellfchaft gehen, und dieſelbe für einen ebenfo ermäßigten. Preis verfauft werden, wie bie englifche. Die Defen wurden aber außerdem fo geräumig gemacht, daß fie auch zur Anwendung des umfangreicheren Brennmateriald, dad Orönland überall in feinen Heibe: fräutern und Torf beſitzt, dienen fonnten. Es find ſchon jegt eine nicht geringe Anzahl folcher Häufer und Defen in Grönland zu fin- den, wenn auch vorzugsweife bei Den Beamten ber Hanbelögefell-

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die Unkoſten ber fangen dahrt noch des Zufanmine Sn ent ſpre⸗ auf ihren Preis geſchlagen, ſo daß dieſe Ausgaben un chender Etſatz für Steuern und Abgaben ganz a produfte fallen müffen. wird nad

Das Hauptprobuft, Seehunds- und SE anane wur Kübeln berechnet, die in Norbgrönland 17, UN in 1%, Tonne enthalten und ift ſolcher dem . . mit 1 Rbd. bezahlt, jept aber, feit 1844 auf Südens meift geftiegen. Die Gingeborenen bringen ihn in {ofen nd m bewahren bald nachdem fie ihn erworben; um ihn zu ſammeln u Zeit wirt wird daher viel Tonnengeraͤth gebraucht. on * var gebrann!

ee von den Außenftellen in die Kolonien —F tig von auf und verfendet. Der Preis der Seehundsfelle ne —* 8 a 30 Sh. geftiegen. Renthierhäute werben mi unxein ei

reine Staue Buchepkute mit 24 ©, die 4 mod. PR). des sum dunen mit 24 Sh. per Pfund. Zu ee") Zranepor Quantums Produfte müflen 30 —— um in ben tun fahrzeuge mit ihrer Befagung erhalten fi et Sommern die Waare rechtzeitig am ben run ovol zu ‚Hierin liegt bie Nothwendigteit den Handel nd zegelueht

wenn er fid) überhanpt erhalten und das ögere 4 Fall Ach Rat hie Moniorunn Ton Mropucenten DON PN,

vehm an

‚n Kälte Bretter⸗

daß ein Dünften Wänden

2, beffen

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öten Theil

d Sorgfalt

den Regen

ſie gut bie Neinlichfeit

die Seehunde aähme; benn ven ſtets mit Theile liegen daß ihre Gähr ‚ute und gefunde

ait Kleidern ihrer

2, Renthier, Hund,

., und Pelzwerf ber Yande bleibt. Nichts: Waaren, jedoch haupt⸗ r wuͤnſchen gern Hem⸗ iben, ja ſie verſchmaͤhen Uniformen, gebrauchen nten Anorak, ber völlig als Ueberzug für diefen [che Iaden daraus, die ig zu warm ober unbe:

ı anliegenbe Beinkleider en ober weiß gebeizten erlich und abftoßend er- us zweckmaͤßige Tracht.

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fchaft, die grönländifche Yamilien und Sänger im Haufe haben und fich den mit dem Seehundsfang und andern heimifchen Erwerb ver- bundenen Befchäftigungen hingeben müffen. Bei Anwendung einigen Fleißes zu ihrer Erhaltung und paflenden Benusung find die Häufer zwedmäßig, haben aber in der Praris den Mangel, daß die Ver Ichiedenheit des Materials der urfprünglichen Bretter- und der Aupern Erdwand feinen hinreichenden Schuß gegen die falten Winde liefert, wenn fie nicht unaufhörlich nachgefehen und ausgebeffert werben. Die aus Grastorf und Steinen beftehende Mauer finft nämlich in unglaublichem Grabe durch das Gewicht der letzteren zufammen und fo entiteht fortwährend eine neue Deffnung zwifchen Dach und Mauer, die Zug und Kälte im Haufe verurfacht, da bie duͤnne Bretterwand die eisfalte Luftftrömung nicht abzuhalten vermag.. Bei ben Erdhäufern ijt dieß nicht der Fall, da das Dach auf der Erd— mauer ruht und mit ihr zufammenfinft, und fich fo gefchloffen und Dicht erhält; da aber das Einfen nicht auf allen Seiten der Mauer gleichmäßig gefchieht, wird das Ganze krumm und fchief, die aus Stein und Torf beftehenden Wände und der Boden find ftets un rein und das Haus gleicht einer unterirdifchen Höhle, Die mit dem Schluß ded Winters verlaffen und im Herbſt mit einer neuen ver taucht wird. Die innere Bretterbefleidung ift eine durchaus nöthige Bedingung, um einigermaßen menfchliche Wohnungen zu erzeugen. Diefe Gebäude haben übrigens in den @ingeborenen den Nach— ahmungstiieb bereit8 erweckt, und da ihre Erfindungsgabe mit ihrer Handgefchieflichfeit gleichen Schritt Hält, und ihnen das rohe Baur material zu billigem Preis überlaffen wird, findet man ſchon viele Häufer, denen zwar ber Boden und das Bretterdach fehlen, fo daß fie von außen ganz ben gewöhnlichen Erdhäufern gleichen, aber innen mit Bretterwänden oder Panelen und Fußböden und mit Defen ver fehen find. In der Regel fehmüden fie diefelben mit Papier und bunten Bildern und bringen Kiften und Reale an, auf denen jie ihr Geſchirr, Hausgeräth und ihre Bücher aufftellen. Derfelben Schwierigkeit des Einſinkens der Erdmauer und des Daches fuchte man badurch zu begegnen, daß man @infchnitte in die Panelirung anbracdhte, in denen die Bodenbalfen ftehben und finfen koͤnnen.

In Südgrönland hat man angefangen, bei den für die Handels⸗ gefelfchaft errichteten Gebäuden Mauern von Stein unb Lehm zu verwenden, und zivar mit vielem Glüde, da fie Dauerhaft find und

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das Material im Lande ſelbſt erzeugt wird, und nur der Lehm an einigen Stellen nicht gefunden wird. Bei der ſtrengeren Kaͤlte Nordgroͤnlands möchten aber die Steinmauern mit innerer Bretter⸗ bekleidung nicht anzurathen feyn, da die Erfahrung zeigte, daß ein tolched für einen Auslieger errichteted Haus den warmen Dünften nicht geftattete auszudringen, Die ſich nun zwifchen beiden Wänden abfegten und den Zwifchenraum zu einem Eisfeller machten, beffen Maffen durch das Aufthauen oft den Fußboden mit Waller über- riefelten. Ueberbieß gibt hier bie Kälte den Erbhäufern den Bor: theil, Daß der Froſt die Wände und das Dach den größten Theil bed Jahres dicht erhält; find die Dächer mit Fleiß und Sorgfalt gearbeitet, halten fie übrigens auch jelbft im Sommer den Regen ab; und wenn man fie etwas wölben würbe, fönnten fie gut bie Bretterbächer erfegen. ine große Wichtigkeit für bie Reinlichfeit in ben Häufern würde ein Anbau feyn, in dem man bie Seehunbe ausichnitte und alle fonftigen Verrichtungen damit vornähme; benn fo lange dieß im Haufe felbft gefchieht, ift der Fußboden ſtets mit Blut und Schmutz bededt, und Fleiſch und andere Theile liegen unter der Pritſche und in den Winfeln vergefien, jo Daß ihre Gaͤh— rung und Verweſung weder an Keinlichfeit noch gute und gefunde Luft benfen läßt.

Die Gronländer können fich Hinreichend mit Kleidern ihrer eigenen PBroduftion verfehen, da fie durch Seehund, Renthier, Hund, Vogelbälge u. dergl. m. das Material erhalten, und Pelzwerf ber Hauptfache nad) das einzig Brauchbare im Lande bleibt. Nichts: deftoweniger ftreben fie jehr nach europäifchen Waaren, jedoch haupt⸗ ühlih um Damit zu prangen. Die Männer wünfchen gern Hem⸗ ben, Jacken, Hüte und Tuchbeinfleider zu haben, ja fie verfehmähen nicht einmal fteife Halsbinden oder abgelegte Uniformen, gebrauchen jedoch am meiften bunte Zeuge zu dem fogenannten Anoraf, ber völlig nach der Form des Pelzes genäht ift und als Ueberzug für biefen verwendet wird, auch fertigen fie gern färölfche Jacken daraus, Die fie im Sommer tragen, wenn die Pelzkleidung zu warm ober unbe- quem wird.

Die Frauen tragen kurze und ftramm anliegende Beinkleider aus Fellen und lange Stiefel aus gefärbten oder weiß gebeizten Häuten, eine durch die Ungewohnheit lächerlich und abftoßend er- Iheinende, aber für ihre Lebensart durchaus zwedmäßige Tracht.

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- Siefünmen fich daher auch nicht mit der europäifchen befreunden, die neben der Fremdartigfeit ihnen weder auf der Reife brauchbar wäre, noch Bewegung in den engen Käufern geftatten würde. Sie haben aber die ihrige damit geſchmückt und fie noch gefchmadiofer und unpaffender gemacht, als fie urfprünglich war. rüber gingen nämlich ihre Pelze weiter hinab, als die der Männer, und waren unten mit Berlen verziert, jest find aber Die Anoraks fo Furz, daß fie einen offenen Raum zwiſchen der unterften Kante und ben Bein: fleidern zeigen, ber abfichtlich fo eingerichtet ift, um das ihn aus: füllende Hemd fehen zu laffen. Zu Beſätzen und dem Kopfſchmuck nehmen fte bunte Bänder, mit Gold» und Silberfähen darin. Bein: fleider und Stiefel beftehen aus einfachem, felten geftidtem Belzwerf. Auch in der ärgften Kälte bleibt der Zwifchenraum zwifchen Beinkleid und Pelz nur mit dem Hemde bedeckt, und ein ähnlicher zwifchen Beinkleid und Stiefel ganz nadt, wie fie quch ſtets baarhaupt gehen, da das mit einem Bande auf dem Kopfe zufammengewirbelte Haar ihnen nicht geftattet, ben Pelz über den Kopf zu ziehen. Unter ben von Europa eingeführten Schnittwaaren, die meift zum Schmud dienen, iſt Die nüglichite und fait unentbehrliche ein Unterzeug, weil ed die Reinlichfeit befördert, indem es bie Pelze verhindert unmit: telbar auf dem Körper zu liegen, wodurch viele Hautfranfheiten hervorgerufen werden, ba derſelbe ohnehin nie gemafchen wird. Tas dünnfte und billigſte Baummollenzeug ift genügend und werden jühr- (ich große Quantitäten verfauft.

Für paffende Nahrungsmittel hat die Natur hinreichend geforgt und wirfliche Bebürfnißartifel brauchen nicht eingeführt zu werden. Das Quantum Nahrungsmittel, welches allein die Seehunbe und MWeipfifche liefern, wozu denn noch Renthiere, Fifche und Wögel fommen, würde faum durch europäifche Lebensmittel für den Werth von einer halben Million, oder dem vierfachen Werth der nad &uropa aufgeführten Produkte, etwa das Zwanzigfache Der Summe, welches Grönland zum Einfauf fremder Waare beftgt, erfegt werden. Um der ftarfen animalifchen Nahrung einen vegetabilifchen Zuſatz zu geben, müßte man, ftatt in Europa gebadenes, theuren Schiffsraum einnehmendes Brod, das billigfte Mehl, Grüge, Erbfen ıc. einführen, um es mit dem Seehundsfleifch zu kochen. Uebrigens hat die Er- fahrung gezeigt, daß die Eingeborenen, die nur von animalifcher Rahrung leben, fi vollfommen fo wohl befinden, als die, welde

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daͤniſche Koft Dazu fegen; außerdem wären die dem Lande eigenthüm⸗ lichen Begetabilien noch viel beffer zu verwerthen, als es gefchieht. Möge fich der Handel geftalten, wie er wolle, nie würde die Be: völferung hinreichende Mittel erlangen, zur täglichen Nahrung nur y, oder Y, Pfund europälfchen Proviants für jedes Individuum zu Ihaffen. Als Ermunterung und erfrifchende Belohnung würden ver- ichiedene Artikel gut feyn. Grobes Schiffsbrod und Roggenbrei wird zu billigem Preiſe gern gefauft und vertritt die Stelle des Kuchens. In Hungerzeit leihen bie Eingeborenen es vorzugsweiſe gern, ba fie ee ohne Zubereitung verzehren fonnen. Den im Tagelohn arbeiten- den Leuten gibt man auch Butter zur Koft, doch Faufen fe dieſelbe nicht, was auch ein verberblicher Lurus feyn würde, ba fte dad Vierzigfache bed Specks koſtet, ber dieſelben Dienfte leiftet, fie eflen fie übrigens gern, und genießen fte, wenn fie fie erhalten, in Stü- den, wie Fleiſch und Speck, und ohne Brod dazu. Den Kaffee lieben alle Grönländer ungemein, und wenn fein übertriebener Ge- nuß auch fehadet, bleibt er doch in fo rauhem Klima und bei fo anitrengendem Leben bie befte Erfrifchung. Thee fängt auch an ge- bräuchlich zu werden; Spirituofen bürfen aber nur dem Oberbeamten im Lande zugefendet und nach beftimmten Gefegen an die europäifche Mannfchaft und die Eingeborenen nad) gethaner Arbeit verfchenft werden, und unterliegt ed feinem Zweifel, daß deren freie Einfuhr den höchften Grab von Demoralifation und Elend herbeiführen würbe, jo daß der Aufenthalt in dem Lande entfeglich werben müßte, wenn auch vielleicht die Bevölferung nicht, wie man behauptet, ausfterben würde. Das geringe Quantum, was jeßt eingeführt wird, fönnte auch abgeichafft werden, denn wirflich nothwendig ift der Brannt- wein felbft zu ben härteften Arbeiten feineswegs; Dagegen könnte man zeitweife im Lande gebrauted Bier verfaufen, Denn wenn fi) auch Viele darin beraufchen würden, wäre ed auch noch fo dünn, kann es doc feinen nachwirfenden Schaden verurfachen. Kaffee bewährt fich aber immer ald das beite Mittel fich zu erwärmen oder erfrifchen, wenn man in biefem rauben Klima auf bloßer Erde lie- gen muß, oder von weiten Touren heimfehrt; der Keffel und Die Zaffen find daher in jeder Haushaltung unentbehrlich, und bie drauen find in Verwendung ber Bohnen wohl bewandert, wenn fie biefelben auch zuweilen in einem Handſchuh klein Elopfen, ben Keſſel⸗ bedel als Taffe gebrauchen und eine an einem Stock befeftigte

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Mufchel den Löffel erfegt. Tabak ift auch fehr beliebt und wird gefaut, geraucht und gefchnupft, und wenn überall in Nordgrönlgnd ber Verbrauch bedeutend tft, wirb er bei Omenaf und Upernivik über trieben, da hier beftändig Alle, auch die Weiber, rauchen, und zwar aus PWorzelainföpfen, die fie ohne Rohr in den Mund nehmen; ja Kinder von 8— 9 Jahren halten es für durchaus gehörig, daß fie beftändig ihre TIhonpfeife im Gange haben.

Mit 48 Rbd. kann fich eine Familie von 5— 6 Perfonen mit europäifchen Waaren jährlich verfehen, und hat diefelbe auch Diele Summe dazu zu verwenden. Sie erhält bafür eine Flinte, bie Ges räthe und Materialien zum Hausbau und einen Ofen auf Abſchlags⸗ zahlungen in Terminen von 8— 10 Jahren, Nepe und Garne zum Fiſchfang, Bulver und Blei, Bfeileifen, Mefler, Kleidungsſtücke und Stoffe, Hausgeräthe und europälfche Kebensmittel nach Verhältniß der Nothwenbigfeit und des Nutzens. Der Hang der Individuen läßt fie aber meift die doppelten Summen des berechneten Budgets für Kaffee, Zuder und Tabak verwenden. Demunerachtet fann eine nur einigermaßen beffere Defonomie und etwas größerer Fleiß, bei dem Reichthum an allen wirklich nöthigen Produften leicht beflere Häuſer, größere Cinnahmequellen und einen gewiflen Grad von Wohlftand erzeugen.

Angeftellt ift für ganz Nordgrönland nur ein Arzt, deſſen ver fönliche Thätigkeit fich bei den großen Entfernungen eigentlich auf die Diftrifte um die Disfobucht befchränft; Omenak fann er nicht jedes Jahr und Upernivif fo gut als gar nicht befuchen. Mit Medifamenten wird aber jede Kolonie hinreichend verfehen, und find auch ein ganzes Theil Hebeammen unterrichtet und angeftellt. Alle Ärztliche Hülfe erhalten die Eingeborenen unentgelblich, und das Mebdicinalwefen foftet ausfchließlich der in Die einzelnen Kol nien gefendeten Medicinen jährlich gegen 5000 Rbd.

Bon den epidemifchen Krankheiten haben ſich befonders bie Kinderpoden der dünnen Bevölferung gefährlich und verheerend ge zeigt. Seit dem Jahre 1808, wo fie befonders verderblich wütheten, wurden alle möglichen Vorſichtsmaßregeln Dagegen getroffen, doch wurden 1852 wieder einige Grönländer an Bord eines englifehen Malfifchfängers angeftedt und. brachten bie Krankheit in den Diftrift von Egedesminde, wo fie fünfzig Menfchen fortriß. ine andere, wie ed fchien, peitartige Krankheit fuchte einmal den Diftrift von

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Dmenaf heim und nahm ein paar hundert Menfchen fort, bei Nour⸗ foaf beginnend und rund um ben Fjord gehend. Auch hat ber Kenchhuften mehrmald unter den Eingeborenen graffirt, Doch weni» ger gefährlich als jene Epidenien. Das unbeftändige Klima und die unvorfichtige und unregelmäßige Lebensart rufen auch häufige Grlältungsepidemien hervor, bie fih in Schnupfen, Huften, Kopf ſchmerz, Fieber und Entfräftigung Außern. Hierhin gehört auch ein bei den Männern häufiges Stechen in ben Seiten und mit Blut: fpeien verbundener Huften. Ein großes Glück für das Land iſt es, daß man durchaus feine Syphilis, und nur unter den Europaͤern und der gemifchten Race etwas Scropheln fennt. Echarbod ift auch unter den Grönländern jelbft nicht Häufig. Dagegen gibt cd eine Menge Kranfheitserfcheinungen, Die von ber verabfüumten Haut: fultur und Den fetten Speifen abzuleiten find; hierzu gehören nament- lich Ausfchläge und Furunkeln. Non ben erfteren iſt fein Alter ausgenommen, Die lesteren fommen dagegen meilt bei ben Kajak⸗ ruderern, felten bei Frauen und Kindern vor, was von Dem ber ftändigen Druck herzurühren fcheint, dem gewiſſe Körpertheile bei dem im Kafaffigen ausgeſetzt find. Ausfagähnliche Krankheiten fennt man bier faum, aber ein fehr ausgebreitetes und für Biele fehr empfindliche® Uebel ijt eine Entzündung der Augenlider, die, Berluit der Wimpern und beftändigen Thränenfluß herbeiführt. Dem Haupt: grund dieſes Uebels ift nicht zu entgehen, fo lange die Gronländer ihred Broderwerbs halber ganze Tage lang theild im Schlitten auf der Eisfläche, theild im Kajaf zwifchen Eisfielden umherziehen und beftändig über Die Echnee- und Eismaſſen hinmegftieren und bie Augen anftrengen müflen, um die Seehunde zu entbeden. Da bie Sonne und der Wind noch hinzufommen, entzünden ſich die Theile, welche den Augapfel umgeben, und führen oft zu Wunden und Flecken auf der klaren Hornhaut, die nicht felten Blindheit im Ge⸗ folge haben. Gemüthsfranfheiten find eine nicht häufige Erfcheinung.

Die Miffion ift, wie erwähnt wurde, mit ber Handelsgeſell⸗ fhaft verbunden. Der Zweck war hierbei anfangs, durch dieſe jene zu erhalten, und muß es auch ferner fo bleiben. Dänifche Miſſio⸗ näre oder Prediger find in Upernivik, Omenaf und Egedesminde angeitellt; und bei Jakobshavn ift in ben letzteren Jahren ein Seminar errichtet, bei dem zwei-Miffionäre, ein Vorſteher und ein Seminarlehrer angeftellt find, um ingeborene zu Katecheten ober

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Schullehrer für ihre Landsleute auszubilden. Die große Entfernung zroifchen den bewohnten Plägen und das Hinderniß, welches die⸗ felbe dem gemeinfchaftlichen Schulbefuch und Unterricht in den Weg fegt, hemmt naͤmlich Die perfünliche Wirkfamfeit der dänifchen Mil: fionäre und macht e8 nothwendig, einen Theil Eingeborener als Lehrer verfchiedener Grade anzuftellen. Einige find bei den Kolonien oder bewohnteren Plaͤtzen anfäßig und haben befondere Schulhäufer; fic erhalten 60— 80 Thlr. Gehalt, andere dagegen nur ein Douceur von wenigen Thalern, um mit ben Kindern zu lefen, wo fie nur ein paar Häufer finden; es gibt auch weibliche Statecheten, die für ihre ganze pädagogifche Wirffamfeit nur einen Thaler jährlich er- halten, es ift dieß nämlich an folchen Stellen ber Fall, wo nur ein Haus fteht, oder wo in einer einzelnen Familie Die Mutter allein mit ihren eigenen Kindern liest. in zweites Hinderniß für ben Unterricht liegt in ber Schwierigfeit, welche die genügende Exlernung der. von allen europälfchen fo grundverfchiedenen Sprache darbietet, um darin unterrichten zu fönnen. Außerdem ift es eine Eigenthüm- lichfeit der Grönländer, anderen wenig kultivirten Völfern gegenüber fich fchwer zum Gebrauch einer fremden Sprache bewegen zu laffen; es gibt Viele, die ganz gut bänifch fprechen fünnen und es völlig verftehen, Die fich aber nur durch bie Außerfte Verlegenheit bewegen laffen, ein Wort bänifch zu reden. Cine nationale und felbftftänbige Kultur ift bei einem fo ifolirten und fehwachen Volke nicht zu er: warten, und daher muß dieſe Unluft zur Annäherung an andere civiliſtrte Völfer entſchieden befämpft und gleichzeitig deſſen eigene Sprache möglichft rein und unvermifcht erhalten werden. Auch if die einmal erweckte Intelligenz nur durch ftete unmittelbare Beruͤh⸗ rung mit Europäern aufrecht zu halten.

Mit Rüdficht auf dieſe großen Hinderniffe jind von der Miffion feine befondere Refultate zu fordern. Es iſt fchon ein bedeutendes Ergebnis ihrer Thätigfeit, daß der größte Theil ber lebenden Gene: ration unter breißig Jahr lefen und nicht Wenige davon. fchreiben fonnen. Vor menigen Jahren gab es noch vier bie fünf, jetzt wahr: . fcheinlich fein einzige ungetauftes Individuum. Der alte Aber: glaube, der früher Morde und andere barbarifche Handlungen ber: vorrief, ift allmählig erlofchen, und foldhe faum noch im Gedächtniß der im Lande augenblicklich lebenden Dünen haftende Thaten ſcheint bie Zufunft nicht mehr zeigen zu wollen. Trotz ber Liebe zur

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ungebundenften Freiheit neigen ftch Die Grönländer fo fehr zum Unter: . richt, daß ein regelmäßiger Schulbefuch bei den Kolonien eingerichtet werben fonnte, wie auch außer dem funntäglichen Gottesbtenft in der Regel alle Abende Betflunden von den SKatecheten abgehalten werden.

Es find außer vier verfchiedenen Grammatifen, einem Wörter- und einem Abc-Buche im Lande vierzig grönländifch gedruckte Bücher verbreitet, won welchen zwei Rechenbücher, zwei mebdicinifchen, eines öfonomifchen Inhalts über verbefierten Hausbau, find, Drei geogra⸗ phiiche und die übrigen zweiunddreißig religiöfe Stoffe behandeln, die zum Theil auf Veranlaffung ber mährifchen Brüder heraus- gegeben wurden.

Eilftes Kapitel.

Die Bevölkerung Südgrönlands. Vollszahl und Verbreitung der Bevölkerung.

Nahrungszweige und Beichäftigungen. Wohmftätten und Geräthe. Kleidnug

und Nahrung. Brennmaterial und Licht. Bevöllerungsverhältniſſe. Ge⸗

ſundheitszuſtand. Miſſion und Unterrichtsweſen. Socialer Zuſtand der Ein- geborenen. Beſeglung. Innere Kommunilation.

Die Bevoͤlkerung des Süb-Infpeftorats belief ſich nach ber Zählung am 1. Oftober 1855 auf 6128 Eingeborene und 120 Eu: ropäer. Diefe Zahl war auf einen Küftenftrich von 140 Meilen Länge und an einzelnen Stellen 6—8 Meilen Breite, d. h. Ent- fernung zwiſchen bewohnten PBlägen der Außenfüfte und bem Innern der Fiorde, vertheilt. An einem Punkte liegen 15 Meilen, an einem anderen 10 Meilen zwifchen ben beiden nädhften bewohnten Plägen, im Allgemeinen liegen dieſe aber näher und hoͤchſtens 6 bie 8 Meilen weit von einander. Diefe große Zerftreutheit ber Bevöl⸗ ferung bedingt auch hier ber Erwerbszweig der Jagd und Fifcherei 5 ed beftehen daher 130 bewohnte Pläge, wobei die fehr nahe bei- ſammen liegenden für einen gerechnet find. Die nächite Entfernung zwifchen folchen beträgt faum Y, Meile, die durchſchnittliche aber mehr als eine Meile. Die Einwohnerzahl der einzelnen Pläbe ift Daher geringe.

&in Platz bat etwas über 300 Einwohner, drei zwifchen 2

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-und 300, 11 zwifchen 101 und 200, 19 zwiſchen 51 und 100, 36 zwifchen 26 und 50, 60 unter 25; alfo im Durchfchnitt jeder 48 Einwohner.

Die Mifchrace, Nachfommen der Europäer und Grönländerin: nen, find den @ingeborenen zugezählt. Die Zahl derfelben, ihre nachfolgenden Generationen einfchließlich, beträgt etwa 14 Procent ber Eingeborenen; und unter den Uebrigen zeigt fich bei etwa ', ber erwachfenen männlichen Bevölferung noch in ber Phyfivgnomie und Körpergröße die Einmifchung europäifchen Blutes aus der Zeit ber alten Nordländer. Bei den Frauen ift es weniger fichtbar.

Wie überall ift auch in dem füdlichen Theile Grönlands See: hundsfang, Nenthierjagd und Fifchfang der einzige Nahrungsweg, und Jedermann ift im Stande, fich die nöthigen Bebürfniffe für fein Leben und feinen Erwerb felbit zu befchaffen. Nur bier und Dort bauen ältere und fchwächliche Perſonen handiwerfsmäßig und für Andere Kajafd und Käufer, ober bereiten die Häute zu Klei- dungen, was fonft Sache der Frauen jeder einzelnen Familie ift. Seehundsfang und Fifcherei find Hier jedoch theilweife gefchieden, und es gibt eine Klafje älterer, fchwächerer oder durch andere Um: itände untüchtigerer Kajafruderer, die fich nur mit-Fifcherei abgeben, wozu auch noch die Knaben und Halberwachſenen zu rechnen find, die noch nicht den erften Seehund erlegt haben; und in den nörd- fichften Diftriften haben fich einige Individuen vorzugsweiſe ber Renthierjagd ergeben. Ein ganz allein daftehendes Beifpiel ift fer- ner eine einzelne Familie, am Igallifo-Fjord, die neben ber Fifcherei noch Viehzucht betreibt. Die als wirkliche Handwerker und mit dem Unterricht beichäftigten Eingeborenen ftehen fämmtlich in Dienften der Europäer. Es find der Zahl nach wenige, und verichieben be- Ichäftigt; die meiften Durch die Miffion, die der großen Entfernung uber ber Thätigfeit eingeborner Katecheten nicht entbehren fann, ber größte Theil derſelben befommt aber ein fo geringes Gehalt, daß ihre Stellung ald foldye nicht als Nahrungsiweg zu betrachten it, und fie fich, wie Die Hebrigen, Durch Seehunds- und Fifchfang er: nähren müflen. Die @uropäer find ausſchließlich im Dienſt der Handelsgeſellſchaft oder der Miſſion.

Die Faͤnger ſind wegen der Wichtigkeit ihres Erwerbszweiges in drei Klaſſen zu theilen, von denen die der erſten in weniger guten Jahren zwiſchen 40 und 80, und in beſſeren zwiſchen 50 und

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100 Seehunbe erhalten. Sie find es vorzugsweiſe, Die Etwas über den eigenen Gebrauch haben und auf welchen befonders ber Handel beruht. Die zweite Klaffe bringt es im erften Falle auf 16 bis 40, im zweiten auf 20 bis 50 Seehunde jührlih für den einzelnen Fänger, und Die Dritte unter gleichen Verhaͤltniſſen auf 8 bis 16, und 10 bis 20 Seehunde.

Zu ben Fiſchern find die jungen Leute zu rechnen, Die zwar ſchon Kajals befiten, aber noch nicht verftehen Sechunde mit ber Harpune zu erlegen. Sie find in der Regel zwifchen 15 und 19 Jah⸗ ren und bringen die vorzüglichte Ausbeute in ihrem interimijtifchen Erwerbözweig. Es find über 200 Individuen dieſer Beichäftigung ergeben, wenig über 100 in Dienften ber Handeldgefellichaft, Mif- fion und von Privaten, fo daß über 1000 Männer dem Seehunds- fange bleiben, die bireft und indirekt Die ganze eingeborene Bevölfes rung erhalten müflen, da ohne fie auch die Fiſcher nicht beſtehen fonnen. Die Zahlverhältniffe ergeben, daß zwiſchen 100 und 200 Männer der beften Jahre mehr zu ben Sängern gehören müßten; ed find bieß folche Individuen, welche, durch die Berührung mit Europäern bewogen, fich in der Nähe der Kolonien aufhalten und für Tagelohn arbeiten, wodurch fie fich dem beichwerlichen Fange entziehen und fich Verdienſt verfchaffen, für den fie fich leicht mit den nöthigen Produkten verfehen können, um fo mehr, als Das wenig ausgebildete Eigenthumsrecht den Producenten nicht allein die Frucht feines Fleißes genießen läßt. Die Hanbelögefellfchaft gibt bireft für Produfte des Seehundsfanges 17,500 Thlr. aus, für andere Pio- dufte 5500 Thlr. ; doch fann man nad) dem Verbrauch der Handele- waaren berechnen, Daß etwa 14,000 Thlr. für Arbeit und Gebrauche- artifel, die den Europäern im Lande ald Unterftügung geliefert wer- den, darunter find, fo daß doch die größere Summe durch andere Arbeit, al8 ben Seehundsfang eingebracht wird.

Die von der Hanbelögefellfchaft in Dienft genommenen Cinge- borenen, die als Handwerker befchäftigt werden, find gewiß ehr tüchtig und arbeitfam und in öfonomifcher Hinficht Die ordentlichkten unter ihren Landsleuten. Sie fönnen an Ort und Stelle zu Zim⸗ merleuten, Böttchern und Schmieden- ausgebilder werben, die alle nöthigen Arbeiten gut verrichten; auch hat man Eingeborene, Die nur ‘den gewöhnlichen Landesunterricht erhalten hatten, zur Verwal tung kleinerer Sanbelspläge verwendet, und fie fonnten. bad .ifmaee

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Anvertraute vollfommen beforgen und Rede und Antwort darüber itehen. . Es iſt dieß ein großer Kortfchritt für die Entwicklung der Gefellfchaftsverhältniffe und für bie Handelögefellfchaft, da die Ein- geborenen weit weniger Bebürfniffe Haben, als die von ihnen ver- tretenen Europäer, bie viel größere Forderungen ftellen. Doch kann diefer Nahrungsweg nur einzelnen Individuen zu Gute fommen, und fie müffen, da ihr Gehalt nur ſechs⸗ bis achtmal ſoviel beträgt, ald ein guter Sänger für ben Verfauf feiner Produfte einnimmt, eine Zahl ſolcher bei der Hand haben, um die nothwendigen Lebensmittel für ihre Familien zu erlarigen, für welche europäifche Koſt zu theuer und zu mager feyn würde. Es werden Daher auch diefe Individuen burch den Seehundsfang getragen.

Die ganze Induftrie der Grönländer befchränft ſich auf den Hausfleiß jeder einzelnen Familie in Beichaffung ber eigenen Kiei- dung und Geräthe; nur bie. fogenannten Waflerfellfleiver werden fertig genäht in den Handel gebracht. Bei einer verbefferten gefell- fchaftlichen Ordnung würden viele müßige und namentlich Yrauen: haͤnde im Winter vortheilhaft mit Gerberei und Kürfchnerarbeit zu befchäftigen feyn. Das jegige Gerben befteht einfach darin, daß in bem Urinfübel die Felle vom Fett befreit werben, worauf meijt nur durch mechanifche Deittel die Abhaarung und Erweichung gefchieht. Die zu-Booten zu verbrauchenden läßt man ganz vom Thran durch⸗ dringen und bie Haare fich Durch ruhiges Liegenlaffen felbit ablöjen. Da dieſe Arbeiten mit vieler Fertigkeit und dem inländifchen Bebürf- niffe entiprechend ausgeführt werden, würde es leicht feyn, buch Belehrung die Verfertigung von einfchlagenden Gegenftänden für ben europäischen Marft zu erzielen.

‘“ Die erwähnten bewohnten Plaͤtze .fünnen nur fo welt biefen Namen tragen, als die Bevölkerung fich regelmäßig Dort über bie Hälfte des Jahres aufhält. Im April, zuweilen auch fchon im März, ziehen die Grönländer aus und begeben ſich auf Reifen, in Berfolg ihrer verfchiedenen dieß bedingenden Exwerböquellen. Wo bieß nicht gefchteht, ift die Bevölferung in ölonomifcher Hinficht zu: rüdgegangen und entbehrt der nöthigen Weiberboote und Zelte. Ein nicht geringer Theil tft in Diefer Beziehung ſchon von der Benugung ber Hülfsquellen des Sommers abgeſchnitten; einige derſelben folgen anderen, die noch im Beſitz der nöthigen Reifeapparate find, andere müffen ganz zu Haufe bleiben, wohnen in den verpefteten Winter:

häufern und befchränfen fi auf das, was an Ort und Stelle ober durch Kajaffahrten in der nächften Umgegend zu gewinnen if. Dieb findet im Berhättniß dev Abnahme ber guten Känger ſtatt.

In Hinfiht der Wohnungen und Boote zeigt fich wenig Unter- ſchied mit Norbgrönland, nur daß bie eriteren, je mehr nach Süden; je großer und für mehr Bamilien beftimmt werben, gleichmäßig wer⸗ ven kleine Borrathehäufer, beſonders für getrodneten Fiſch, neben ben Wohnhäufern häufiger, und Die Weiberboste zahlreicher und geräumiger.

Die Winterhäufer find biefelben kleinen Erdhuͤtten von Stein und Grastorf, mit einem flachen Dach von Treibholg und Grastorf. Innen find fie 6 Ellen breit, 3—4 Ellen hoch und, je nachdem fie für eine ober mehrere Familien beflimmt find, 6— 18 Ellen lg. Die Gänge, bie zu dem Eingang führen, find fo fchmal, daß man durchkriechen muß. Zur Erfparung der urfprünglich bie Wände und das Dach bededenden Häute und Berbeflerung ber Luft in ben Häufern, ſowie bee Reinlichfeit, find auf koͤniglichen Befchluß Ihon feit 1841 jährlich 2000 Thaler Unterftügung gegeben. Es find anfangs die ganzen Holzhäufer, dann dad Material zu billigen. Preifen in vier jährlichen Abfchlagszahlungen, ebenfo wie in Norb- grönland, überlaffen worden. Troß urfprünglich entgegenftehenber Vorurtheile fanden PBanelirungen, Fußböden und namentlich Fenfter- ſcheiben ftatt ber Därme, ſowie Kachelöfen faft allgemeinen Eingang bei den in bänifchen Dienften ftehenden Eingeborenen. Bon ben daͤniſchen Häufern mit ſpitzem Dache findet man 64, Doch zu brei Bierteln den Beamten ber Handelsgeſellſchaft und ben Katecheten gehörig, und nur 50 Häufer find nach europälfchen Begriffen fauber und ordentlich erßalten, Darunter aber einige in ganz entlegenen Winkeln, Eingeborenen gehörend, bie in wenig Berührung mit ber Handelsgefelfchaft. ftehen, Die übrigen find unordentlich, verfallen, müflen jährlich getheert und Reparaturen unterworfen werden, wozu freilich Die Gronländer nicht immer Gelegenheit haben und find deß⸗ halb undicht und feucht. In den Käufern mit flachen Erbdächern find ungefähr noch 124 Kachelöfen zu finden und fie faft alle mehr oder weniger vollftänbig panelixt und gedielt; %, Davon aber nur leid» li reinlich und ordentlich, der Reft eben fo fehlecht und fchlechter, ale bie. urfprünglichen grönländifchen Häuſer. Don ben Defen gehören nur 90 den von ber Handelsgefellichaft unabbängigen, Eingeborenen,

Esel, Grönlant. 24

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Endlich gibt es noch 342 Häufer ohne Defen, die außerbeim felten mit Brettern, ſey es an ben Wänden oder auf dem Fuß- boden, verfehen find; einzelne darunter, Doch faum %/,,, find rein und hell und in ihnen erfegen weiße Häute oft bie fehlenden Bretter. Die Mehrzahl ift aber in einem foldyen Zuftande, baß .man faum hoffen darf, eine Verbefferung in ber Lebensweile ihrer Bewohner auffommen zu fehen, und 50 zeigen ben niebrigften Zuftand, ben mertfchliche Wohnungen haben fönnen.

Es fommen auf die 530 Häufer duschfchnittlich zwei Familien oder zwölf Berfonen, ein Verhältniß, was fich Durch Verminderung und Theilung ber größeren Genoffenfchaften noch mehr befeftigt. Zu biefer Sonderung der Familien führt die größere Zahl von Be: dürfniffen, welche der Handel mit den Dänen hervorrief. Die feb- lende gefellfchaftliche Ordnung felbft innerhalb der Familie hemmt die Erwerbsluſt und den Sinn für gemüthliche Häuslichfeit, und baher find die Häufer dort am fchlechteften, wo fich die meiften Familien um eine Kolonie oder ein Miflionsetabliffement fchaaren. Die nicht im Dienft ftehenden Eingeborenen laſſen, gewöhnlich durch die Frauen, nur in der Eile Mauern zum unmittelbaren Schuß gegen bie Kälte errichten; Niemand: thut mehr ald er Luft hat und für fich felbft thun muß, Denn er findet weder Danf noch Lohn, oder Macht über feine Hausgenoſſen. Es erftirbt daher auch überall bie Luft zur Arbeit, und allgemeine Schlaffheit, die kaum zur Abwehr des Hungers fchreitet, tritt bald ein. Neben den hübfchen und ordentlichen Häufern der Handelsbedienten ftehen dann biefe elende> ften Hütten, und der Leichtfinn und die Sfleichgültigfeit geht ſoweit, daß die Bewohner in dem fpäteren Winter die Sparren und Höfzer bed Daches und der Pritfche, auf der fie figen und liegen müffen, al8 Brennmaterial verbrauchen. Vertheilung von Materialien nügt bei den fo tief Stehenden nichts, denn bie fihönften Treibhölzer liegen um viele foldhe Stellen dicht -geichaart.

Bei Julianehaab hat man mit Glück die dänifchen Holzhäufer zu verbeffern gefucht, indem man die fpiten Dächer ſtatt mit Hol, mit Grastorf deckte. So wurden biefe fehr dicht, erhalten fich felbft und fönnen von faft überall zu habenden Materialien erbaut werben. Die Eingeborenen zeigen großentheild Geſchick für Zimmermanns⸗ arbeit und laffen fich leicht dazu ausbilden; Das Treibholz reicht für zwanzig Häufer jährlich zum Gebälf und Sparren, fo daß zu einer

beimifchen Bauart, die ſich gewiß nach unb nach vervollfonumnen und dem Bebürfnig entfprechender werden würbe, nur Bretter und Yenfter- fheiben aus Europa zu fenden wären, ein jedenfalld großer Vor⸗ theil, da die hergeſendeten bänifchen Käufer mit Bretterdadh ben Eingeborenen- für 56 Thaler verfauft werden, der Handelögefellfchaft aber das Vierdoppelte Eoften..

An europäifchen Gebäuden gibt e8 im Ganzen in Sübgrönland 4 Kirchen, von bemen bie größte bei Godthaab aus Mauerfteinen erbaut und 30 Ellen lang, 17 Ellen breit und bis zur Thurmſpitze 30 Ellen Hoch if; die übrigen find aus Holz errichtet; 16 große Wohnhäufer für Beamte, einige darunter mit Läden, Waarenlager ıc. verfehen; 24 Heinere Wohnhäufer auf den Fleineren Handelsplaͤtzen, theilweife auch mit Waarenlagern; 28 große Gebäude zur Aufbe⸗ wahrung von Sped und Thran und zum Thranbrennen ; 23 Eleinere Gebäude zu Werkitätten, Bädereien, Stuben für die Leute; 14 größere Badhäufer, befonderd zu Proviant, und gegen 50 fleinere Erdhaͤufer. Endlich noch A größere Wohngebäude mit dazu gehörenden Kirchen und Ausbauten, theild im Zufammenbang angelegt und der heren- butifchen Miſſion gehörend, Die europäifchen Gebäude haben theils Mauern aus Feldflein, theild aus Balfen, wie die norbifchen Häu⸗ fer, und Dächer von Brettern, und feit neuerer Zeit aus Schiefer. Der Ausdrud „groß“ ift für .eine Länge von 20— 30, und eine Dreite von 15 16 Ellen gebraucht; einzelne Gebäude haben auch wei „Etagen. |

Die Reife: oder fogenannten Weiberboote der Eingeborenen fin 24— 36 Fuß lang, 5 Fuß breit und 2%, Fuß tief und mit ganz. flachem Boden verfehen. Die größten können 11, Gommercelaften oder 6000 Pfund tragen, Die Fleineren nur die Hälfte Da nur- die Ribben- und Ruderbänfe von Holz find, alles Uebrige aber aus Fell befteht, find fie fo leicht, dag 8— 10 Mann fie bequem auf ihrem Rüden über Land tragen. Dieß macht fie befonders brauch- bar, da: fih die Eingeborenen vorzüglicy darauf veritehen, jeden durch das Eis Leicht entftehenden Led fogleich wieder. auszubeflern. Außer dem Holzwerf, welches dad Treibholz hinreichend liefert, braucht -man zu einem foldhen Boote 12 20 Seehundshäute, Die waſſerdicht zufammengenäht und im feuchten Zuftand fehr ſtramm darüber gefpannt werden. Den Ueberzug muß man jährlich er⸗ neuen,. doch gibt ber alte ein vorzügliches Zelt ab, oder wird aur.

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Dachbedeckung, Anfertigung von Vorrathöfädfen ıc. vermertbet. Ab- gefehen von ber ſchwer zu berechnenden Arbeit veranfchlagt man feld ein Boot auf 20 Thaler Werth; das Holzwerf wird allmählig im Winter zugefchnitten, Die außerordentliche MWichtigfeit dieſer Boote it einleuchtend, da fie allein die Sommerreifen. ermöglichen, - und die fehlenden Zelte und Vorrathsfäde erſetzen, und fehlt es an Be zügen, fo daß ‘dad Boot ruhen muß, ober wirb das Holzwerk ver- brannt,; ift bee Wohlftand der Familien vollig ruiniet. Außer den ben Europaͤern gehörigen, beſttzt Süpgrönland 277 Weiberboote, fo baß durchichnittlich erft eined auf 22 Perfonen kommt, ein Miß- verhäftniß, mas dadurch entiteht, daß verfchiedene Plaͤtze ungemein fchlecht verfehen find, wie e8 z. B. einen Bla mit 160 Individuen gibt, der nicht ein einziges Boot befigt. Bei ben in MWohlftand lebenden Familien fommen hHöchftens 12 —16 Berfonen auf ein Boot, ein durchaus paſſendes Verhaͤliniß, ſowohl in Bezug auf das Bebürfntg von 2—3 Familien, ald auch auf die Belegung bed Boots, die aus den Weibern befteht, während die Männer im Kajak folgen, und nur ein älterer fteuert. Es fann einer ſolchen Zahl Eingeborenen nicht ſchwer ſeyn, dieſe Boote zu befchaffen, ba im .Durchfehnitt gute Faͤnger darunter ſeyn müſſen, die jährlich un⸗ gefähr 100 Seehunde erhalten.

Kajaks finden fich,; außer den in Beſitz der in Dieniten ftehen- ben Eingeborenen, etwa 1375 in Sübgrönland, was jedenfalls auch ein Mißverhältnig xepräfentirt, ba jeder Burfch über zehn Jahren einen Kajak befigen müßte, wie auch einzelne Väter fie für ihre feches bis achtjährige Söhne bauen, und biefe mit in die See hinaud- nehmen; an ben meiften Stellen müffen fich aber die Knaben, bis fie erwachfen find, dergleichen leihen. Diefe Gleichgüftigfeit ‚bei ber Wichtigkeit des Kajaks einerfeits und feiner Billigfeit andererſeits (er erfordert nur drei Häute und Holzwerf ven fehr geringem Werthe jährlich), -ift fehr zu beflagen. Es find 1860 ‚lebende Wänner über vierzehn Jahre, ohne die im Dienft ftehenden Gingeborenen, in Suͤd⸗ grönland, und gehen auch eine Anzahl reife davon ab, hat doch auch eine Zahl Knaben Kajaks, fo baß immer noch 3 400 Indi⸗ viduen berfelben entbehren, von denen bie Hälfte erwachlen genug zum Fiſchfang und Broderwerb, aber ber Mittel: entblößt if, ſich auf der Ser zu tummeln und Die nöthigen Kunftgriffe zu lernen. Fehlt der Jugend auch niemals die Luft Hierzu, ift ben fa Herab⸗

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gekommenen doch nicht zu beifen, denn wer nicht einmal einen Ka⸗ jak anfchaffen kann, pflegt ihn auch nicht im Etande zu halten, wenn er ihn geichenft befommt, und reißt ber Weberzug erft, wird auch bald Das Holzgerüft als Brennmaterlal verbraucht.

Die Europäer im Lande halten 29 Weiberboote, und die fönig- liche Handelsgeſellſchaft fperiell einen Heinen Schoner, eine Yacht, 16 kleine Transportfahrzeuge und 65 Schaluppen: und Sollen.

Die Sommerzelte werden fat immer aus den Bootöbezügen gefertigt, ‚und in ben befonderd guten findet fich innen ein zweiter Bezug von Häuten, mit der Haarſeite einwärts gefehrt; es gibt aber auch ‚welche aus Lappen und Beben zufammengeflit. Die Zahl ber beffern Zelte fteht im Nerhäftniß zur Zahl der Weiberbonte, doch überfteigt fie Diefelbe natürlich, es find vieleicht 400 Stud vorhans den, die nicht für die ganze Bevölferung reichen, woher an manchen Stellen die Winterhäufer auch im Sommer bewohnt find.

Die Kleidertracdht Südgrönlands unterfcheibet ſich wenig von der Norbgrönlande, nur daß die Bogelbälge hier mehr Anwendung finden, und bie eigentlichen Seehundsfelle, mit ber Haarfeite nach außen, fat ganz außer Brauch gefommen find. Zeuge, namentlich billige baummollene Stoffe, als Pelzüberzüge ſowohl, wie als Wäfche find jest hier ganz allgemein. Der jährliche Verbrauch beläuft fich auf 40,000 Ellen oder 6— 7 Ellen per Individuum.

An Nahrungsmitteln probucirt Südgröuland einen Ueberfluß, wie wenige andere Laͤnder, fo daß fie, fett und kraͤftig, doch einen ungemein geringen Preis haben. Es Eonfumirt etwa 41/, Millionen Pfund Fleiſch und Fett, 4 Millionen Pfund Fiſch und- 200,000 größere Seevögeleier, 1000 Tonnen Beeren, ein großed Quantum Tang und andere Begetabilien, Mufcheln und Kruftenthiere ungen rechnet, im jährlichen Durchſchnitt. Die durch den europäiſchen Handel eingeführten Proviantſorten kommen dabei gar nicht in Be⸗ tracht, denn nach Abzug des Gebrauchs der Europaͤer und ihnen dienenden Eingeborenen, die auch meiſt von Fleiſch und Fiſch leben, bleiben etwa nur noch 100,000 Pfund Brod und Mehl und 100 Tonnen Geige und Erbſen für bie übrige Bevölkerung, und werben von den auf. Verdienſt bei den Kolonien arbeitenden Bingeborenen verbraucht, während Die entfernter wohnende beflere und eigentlich peoduftive Klaſſe wenig Davon erhält; dieſe Fauft nur in ber guten Sangzeit davon und höchſtens 10 Pfund per Individuum im Jahre,

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Von dem gefangenen und getrockneten Kabliau wird gleichfalls von der Hanbelögefelffchaft etwa im Lande ſelbſt verkauft und als Unterſtützung in ſchlechter Zeit verſchenkt; aber auch hieran nehmen nur die ärmeren in Beziehung zu den Europäern ſtehenden Einge⸗ borenen Antheil.

Saͤmmtliche Eingeborene, im Dienft ober nicht, in Berechnung gezogen, verbraucht jedes Individuum, außer den Eiern, Mufcheln und Vegetabilien, jährlich durchſchnittlich 645 Pfund Fifch und 748 Pfund Fleifh und’ Speck, alfo täglich gegen 4 Pfund von beiden, was noch eine entfchlebene Minimum» Annahme ift. Die wechjelnde Produktionszeit und geringe Sorge für bie kommenden Tage macht aber die Conſumtion fehr ungleich. Auch in den fchled- teften Jahren ift vor bem Mai nirgends ein Mangel, vielmehr nad europälfchen Begriffen Verſchwendung und Unordnung mit den Rab: rungsmitteln herrſchend; und wenn auch jegt ſchon mehr und mehr gedörrtes Fleiſch, Sped und Fiſch, und auch frifches Fleiſch unter bem Schnee verwahrt wird, namentlich im Diftrift Julianehaab, reicht dieß Doch felten weiter, al8 Ende November. Bom December bi8 April, in welche Zeit auch der Vogelfang fällt, wird etwa 1), Million Pfund oder über Y, Pfund täglich per Individuum pro- bucirt, und ftetd und allegeit zu fangende Fifche halten wirkliche Roth fern. Wohl nirgends fieht man baher fo fette und wohlge nährte Phyſiognomien, als in Eüdgrönland, namentlich bei Frauen und Kindern, Was fie aber auch bei befonderen feftlichen Gelegen⸗ heiten und guten Fängen verzehren fönnen, grenzt and Unglaubliche. Junge und fräftige Männer im Dienft der Handelögefelffchaft ver tilgten mehrere Monate hintereinander täglich 8— 10 Pfund Fleiſch, außer dem, einen großen Theil ihres Lohnes bildenden Schiffsbrod. Hierdurch wird die ftete Rede von fnapper Koft und Hungerszeit im Winter, namentlich im Februar und März verſtaͤndlich; es befchränft fich ber Mangel meift nur auf fettes Fleifch, fo daß ausſchließlich zur Fiſch- und Vegetabiliennahrung gegriffen werden muß, fehlimmer wird ed, wenn hierzu ber wuͤrzende Sped und Brennmaterial zum Kochen fehlt. In höchft feltenen Faͤllen befchränft fich die Nahrung für wenige Tage allein auf Mufcheln und Tang, wirfliches Bors kommen des Hungertodes iſt jedenfalls eine höchſt feltene Ausnahme, bie nur an einzelnen Stellen und unter Zufammentreffen mehrerer befonders ungünftiger Umftände fich ereignen kann. Befondere Hunger

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jahre fennt man auch nicht, vielmehr hat jedes feine Zeit des Ueber- fluſſes und der Knappheit, und letztere nennen bie Grönlänber „ajorsadlune,* was bie Dänen faljch „Noth>" oder „Hungerszeit“ überfesten, da ed nur „Mangel fühlen“ ausbrüdt, oder: „nicht alle feine Wünfche befriedigen koͤnnen.“ Der Unterfchied ber Jahres» produftion ift nur für die Handelsgeſellſchaft fühlbar, da fie auf den Ueberfchuß der guten Iahresgeit angewiefen il. Ohne bie grenzenlofefte Nachläffigfeit könnte auch in ben fchlechteften Jahren von feinem Mangel die Rebe ſeyn, aber in guten Zeiten verfaufen die Reichtfinnigen Fiſch und Fleiſch zu ungefähr Y, oder 1. Shik. per Pfund, wenn fie auch wiſſen, daß fie in wenigen Monaten gern das Zehnfache dafür geben mwürben. Arme Wittwen, denen man für ihre Arbeit die Wahl des Lohns läßt, nehmen lieben 18 Shill. zu Kaffee und Brod, als ſo große Stüde Seehundsfleifh, daß fie hin⸗ reichende Rahrung für den ganzen Winter hätten. Die gänzliche Verachtung bes Fleiſchvorraths im Herbft beruht auf ber fcheinbaren und früher. wirklichen Werthlofigfeit befjelben zu jener Zeit. Die urfprüngliche Rebensiveife producirte Nahrungsmittel in folcher Menge, daß. fich in diefer Beziehung fein ſcharfes Eigenthumsrecht entwideln fonnte, und die Verſchwendung durch ben Ueberfluß erzeugt wurde. Als die Europäer und ber Handel hinzutraten, befamen bie Pro: dufte, namentlich ber Sped, einen anderen Werth, die Konjumenten nahmen zu, und die Producenten burch Gelegenheit zu anderem Verdienſt ab. Die nationale Oekonomie fam dadurch aus dem Gleichgewicht und die von beftändigem und zunehmendem Mangel unter den Eingeborenen hörende Handelövermaltung griff nad) ver⸗ ſchiedenen unglüdlicyen und unpraftifchen Hülfen und Unterftügungen, fatt ein feiteres unb den geänderten Berhältniffen angepaßtes Eigen» thumsrecht auszubilden. Dieß, und eine Entwidlung bed Geſell⸗ ſchaftsverhaͤltniſſes und der bürgerlichen Drbnung, ein Eigenthums⸗ gefeg, und ein folches in Bezug auf die Stellung der Einzelnen gegenüber. der Obrigkeit, ift Die exrfte Bedingung, um es zu verbin- bern, Daß durch den Genuß bes Augenblids der Mangel der vor⸗ nehmſten Bebiürfniffe erzeugt wird.

So billig die im Lande producitten Nahrungsmittel find, fo theuer wird ber Unterhalt der in Grönland lebenden. Europäer, durch Transport und die Nothwendigkeit, ſtets Borrath auf. ein Jahr an Mehl, Brod u. ſ. w., und auf ein Halbjahr an ˖ Fettwaaren

376 zu haben, da erſt in dieſen Zeiträumen bie Schiffe genügend herbei⸗ fchaffen fünnen.

In Bezug auf Brennmaterlal haben die Kachelöfen ſchon nicht zu verfennenden Nuten gefchaffen, doch ift die Steinlampe ein fo beliebtes nationales Mittel, daß ſte Daneben zur. Beleuchtung und "Erwärmung dient, und gewiß nie ganz abgefchafft werben. wird, Jedes Haus verbraucht etwa vier Tonnen Sped. auf dieſe Weile, was im Ganzen gegen 2000 Tonnen ausmacht und eher zu wenig, als zu viel geredmet ift, ba auch hierin feine Oekonomie herifcht. Außer Torf, Wald» und Treibholz werden auch noch jährlich in ben Defen 8— 900 Tonnen GSteinfohlen. verbraucht, doch kommt bavon wenig auf. bie Käufer der Eingeborenen.

Das Berhältniß der Bevölferung Südgroͤnlands ift ſchwer ge- sau feitzuftellen, da ein Theil der Sinber ‚durch das Nomadiliren ungetauft bleibt, und bie Bewohner der Oftfüfte herüber und hin überziehen; eine Zunahme fcheint bis auf Die allerneuefte Zeit ſicher gewefen zu ſeyn, wenn auch in geringerem Maaße, wie in Nord: grönland. Nach den ſummariſchen Jahresliften ift die Bevölkerung von 1830 ‚bis 1849 um 25,4 Procent gewachfen oder von 4735 auf 5938 geftiegen, wovon 3,6 Proc. der Einwanderung zuzuſchrei⸗ ben find, alfo nur 1,1 Proc. naturgemäßer Zuwachs jährlich bleibt, während diefer in Nordgrönland 2,3 Proc. beirug. Bon 1852 —55 war in Sübgrönland die Sterblichkeit überwiegend, und bie Bevöl⸗ ferung: ſchwand von 6255. big‘ 61283 Individuen, ohne Daß Epibe mien, freilich aber Mipfang und Roth herrfehten. . Die beutfchen Semeinden nahmen von 1830 —50.um 11,6. Broc. und bie bäni- ſchen um 35,6 Proc. zu. Die legte Der. von fünf zu fünf Jahren vorgenommenen genaueren Bolldzählungen hat für 1855 das Refultat ergeben: 9644 Eingeborene und 248 Europäer ; Darunter 1327 Maͤn⸗ ner und 1371 Srauen verheirathet, 3081 Männer und 3166 Frauen unverheirathet, 183 Wittwer und 516 Wittwer. ine auffallend größere Zahl der jüngeren Klaffen zeigt einen nicht guten Gefund- heitszuſtand. Die Zahl der von der Oftfüfte eingewanderten Indi⸗ vibuen beträgt etwa 200. Nach einem Durchichnitt von 14 Jahren, m denen feine Epidemien herrſchten, betrugen bie jährlichen Geburten 3,7 Proc. und die Tobesfälle 2,8 Proc. ber Volfszahl, Die fhäd- lichen Einflüffe der Lebensart machen fich bei den Tobesfälleri wenig bemerfbar., da. ber Sommeraufenthatt in den Zelten und bie Winter:

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beſchaͤftigung im Freien den Mangel geſunder Luft in den Winter haͤuſern erſetzen. Nur bie Pehzkleidung und die Unreinlichkeit verur⸗ ſachen viele Hautlkrankheiten, Geſchwuͤre von ungeheurer Größe, bie oft Wunden von fechd Zoll Durchmeſſer hinterlaſſen, ſind bei den meiſten Männern nichts Seltened, Die Kräpe macht fait bie Hälfte der Hautkrankheiten aus, Die aber durch Bernachläfligung und Hin⸗ zutritt anderer Krankheitsfarmen Häufig zu einer Art entfchiebenen Ausfapes wird, Der Wechfel zwifchen dem Halbdunkel bes Haufes und der biendenden Weiße bed Schnees, fowie bie Anfizengungen auf der Jagd erzeugen auch zahlreiche Augenfranfheiten.

Die Befchaffenheit der Nahrung, das Ungeregelte in ihrem Benuffe und ber Witterungseinfluß ber verfchiedenen Wohnarten. ıc. erzeugen ebenfalls verfchiebene Krankfheitöformen. In ber fnappen ‚Winterzeit, wo Fiſch die Hauptfpeife bildet, zeigen fle fich haupt⸗ ſachlich als Diarrhoe und epidemifch -katerchalifche Zufälle, Stechen und Bruftichmerzen weniger gefährlicher Art. Die Todesfälle find in den verfchiedenen Jahreszeiten, durch die in der Lebensweiſe bes dingten Umftänbe auch ſehr verfihieden; im Januar, Februar, März, wo ber Fiſch den Seehund erfegen muß, Mangel herricht und ber Aufenthalt am beftänbigften in ber Winterwohnung ift, 3,5 Proc. ; im April und Mai, wo. die Stiche fetter und der Seehund nicht zu häufig und nicht gerade felten ift, und im oft noch raufem Wetter bie Häufer mit den Zelten vertaufcht werben, höchſtens 3 Proc.; im Juni und Juli und namentlih im Auguft von 4 bis nahezu 7 Proc. durch das umherſtreifende Leben und die burch Ueberfluß an Nahrungsmitteln berbeigeführte Unmäßigkeit; im September, Oftober und November werhtelt fie zwilchen 6,5 und 7,5, ba bie Nachwirkungen ber früheren Monate fi in vernachläfligten Ver⸗ kopfungen, Influenza und gefährlichen. Brußentzundungen Außern; im December aber, wo die Seehunde abnehmen und dadurch wieder größere Maͤßigkeit eintritt, finft fie auf gegen 4 Proc.

‚8 -Eribemie wurden 1734 durch ein Schiff. Die Borken nach Süuͤdgroͤnland gebracht. und. riffen 2 3000 Menſchen fort, zum zweitenmal kamen fie von Rordgrönland., erreichten aber nur den Dätrift Holfteensborg, wo fie jedech 350. Menfchen hinrafften, 17 waren geheilt und mur 23: ganz. verfchent ‚geblieben. Wine andere unentzifferte Epidemie tüdteie in. ben ‚Jahren 1785 ‚von Iulianehaab bi8 Godthaak 363 und in Fisfernäffet 85 Menfihen. Unter ber

großen Zahl Todesfälle tft auch ein bedeutender Theil auf Rechnung ber fchlechten Pflege dee Kinder bei dem. fteten Wanberleben zu feßen. Eine ganz eigene Rubrif der Todesurfachen fir Südgrönland bilden bie. Berunglüdungen im Kajak. Sie. betrugen in einer Reihe von 70 Jahren 8,7 Broc., alfo nach der gegenwärtigen Volkszahl jähr- lich 14. Seit 1815 zeigt fich hierin eine Abnahme bis auf 7,4 Proc. ober jährlih I0O— 11 Mann; durch diefe Rubrif erklärt fich auch die Zahl .der Wittwen, welche bie ber Wittwer um bas vierfache überfteigt. Ä

Ein großer Unterfchied, deſſen Urfachen noch unaufgeflärt find, zeigt‘ .fich übrigens in Bezug ber Sterblichfeit im Diftrift Juliane: Saab und. dem übrigen Südgrönland; dad nach einer fehr langen Sahresreihe berechnete Verhältniß der Geftorbenen zu ben Geborenen ift dort 1000 : 1130 und bier 1000 : 1509.

In kirchlicher Hinficht it Die Bevölferung Südgrönlands in vier dänifche und vier herrnhütifche Gemeinden, erftere mit Doppelt fo vielen Seelen -eingetheilt. Jene verfehen drei Miffionäre, außer einem Seminarvorftand und einem Seminarlehrer, die zugleich als Miffionäre für Godthaab und Fisfernäffet fungiren. Unter ihnen find dreizehn Katecheten und Oberfatecheten mit einem Gehalt von über 100Rbd. jährlich, und drei mit über 50 Rbd., fünf mit 10 bis 50 Rbd. und fünfzig mit 10 Rbd. Gehalt jährlich. angeftellt. Die Eingeborenen zeigen auch hier ein im höchften Grade aufmun- terndes Interefie und Empfänglichfeit für den Unterricht, fo daß verhältnigmäßig Großes ausgerichtet ift, troß des Haupthinderniflee, ber. Schwierigfeit, die die Grönländer dem Erlernen der dänifchen Sprache entgegenfeßen. Die vorzugswelfe Richtung bed Unterrichts geht auf das Erlernen des Lefens und Berftändniß der allgemeinen reli- giöfen Anfchauungen, fowie Kenntniß der bibfifchen Geſchichte hinaus.

. Die Herrenhuter Gemeinden zählen dreizehn Miffionäre und eine größere Zahl eingeborener, aber noch fahlechter bezahlter Katecheten. Diefe Lehrer wohnen trog der ungemein zerftreuten Bevölferung zu brei und vier an einem Plage, fo daß fich ihre Hauptthätigfeit auf ben Winter. befchränft, ausgenommen "den Unterricht des Theile Eingeborener, die fie im Sommer ald ihre eigenen Wrbeiter be fchäftigen. Anfangs war die Abficht der Anlage dieſer feſten Meif- ſionoplaͤtze darauf gerichtet, foviel Eingeborene als möglich zur Feſt⸗ fegung bei denfelben zu bewegen und die civiliſtrende Thätigfelt auf

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da6 Aufgeben des Nomadenlebens zu befchränfen. Später aber ers kannte man bie Schädlichkeit diefed Zuſammenhaͤufungsſyſtems und die Hanbelögefelfchaft fuchte ihm mit theilweifem Erfolg entgegen⸗ zuarbeiten, um fo mehr, als gerade die Eingeborenen, bie ed nicht gelang vwieber zum Umherziehen in den Diftrikten zu bringen, bie niebrigfte Stufe einnehmen, Bei Neuberrenhut ift von einem Mile fionär Kleinfchmibt eine befondere Schule für angehende Katecheten errichtet. Es koſtet biefe ganze Miſſion, welche nicht der bänifche Staat, fonbern bie Brüdergemeinde aus ihrer Miſſionskaffe erhält, 4— 5000 Rob. jährlich, während bie Miffionäre mit Waaren in Natura durch die Schiffe der Hanbelögefellfchaft verjehen werden. Zur Erleichterung ihres Unterhalts erhalten die verfchiebenen Miſſions⸗ pläbe zehn Grönländerinnen als Bootsbejegung, die in einem’ abge: fonderten Schwefterhaufe wohnen, und unter fpezieller Auflicht des Miſſionaͤrs ftehend, an Reinlichfeit und Ordnung gewöhnt werben, jo daß biefe Dienftzeit zugleich als Erziehung zu betrachten ift.

In Bezug auf Beftreitung bed Handels in Südgrönland gilt dafielbe, mas von Nordgrönland gejagt ift, in Bezug auf die Aus⸗ beute herrſcht aber ein bedeutender Unterſchied. Die viel umfang⸗ reichere Produftivität des Nordens läßt im Berhältnig zur Volls⸗ zahl Hier nur die Hälfte der Quantität in den Handel gelangen. Beſſeres Zufammendringen der Waare und Errichtung von mehr Außenftellen ließen aber bis zum Jahre 1852 eine Steigerung der für den Handel erzielten Probuftion bemerken, die ſeitdem jedoch wieder zurüdzugehen beginnt.

Zur Beibringung aller Produkte, die meift im Laufe des gan⸗ en Jahres in Heinen Portionen eingehen, müflen 6 große und 27 Heinere Etabliffements erhalten werben, und außerdem ein Schoner, eine Yacht und 16 kleinere Iransportfahrzeuge, um die Waaren an den Stellen zu häufen, auf welchen die Schiffe, in der Regel jährlich vier, fie zur Ueberführung nach Europa einladen.

Nach fünfiährigem Durchſchnitt Hatten die 1850 fungirenden ſechs Kolonieverwalter eine jährliche Einnahme von refpeftive 2834, 1700, 1521, 1331, 1132 und 799 Rbp., ihr Deputat, Wohnung und Brennihaterial nicht gerechnet; die Affiſtenten in gleicher Weiſe zwiſchen 809 und 225 Rbd., und ein Bolontene 50 Rbd. ‚Der Lohn der Unterbeaniten ift etwas ‚geringer, wie in Rorbgrönland, da mehr Eingeborene. darunter, deren Deputat geringer ft.

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Der Verbrauch jeder nicht in eimopälfchen Dienft ftehenven grönländifchen Familie von fünf Perſonen beläuft ſich in Südgrön: land auf 33 Rbd. und im Ganzen die Einnahme der Handelögefelt- haft auf 37,000 Rbb., woron 23,000 Rbd. von den Producenten für gelieferte Waare und 14,000: Rbd. fir Die von ben in Dienft ftehenden Eingeborenen gefaufte. Verbrauchsartifel eingenommen find. Auch Hier zeigt es fich, daß wie in Nordgrönland das meifte Gelb für Lurusartifel, namentlich Brod ausgegeben wird, während bie wirklich nüslichen, Baumaterial und.Defen, Bintenangefegt werben. Es ift dieſer Durchgehende Zug in dem Eharafter aller Grönländer begründet, und wird durch die Umftände und die mangelhaften öffentlichen Einrichtungen begünftigt. -

Der fociale Zuftand der Südgrönländer ift derſelbe, wie ber ber Nordgrönländerz es fehlt den Famillenvätern ober . Verforgern an Macht und darauf gegründetem planmäßigen ‚Wirken, um einen verhältnißmäßigen Wohlftand und eine bürgerliche Ordnung herbeis zuführen, wozu die materiellen Bedingungen vorhanden find. Ein paar Begebenheiten. zeigen übrigens, daß der Hang zu einem iſolir⸗ ten Leben nicht fo vorherrfchend ift, Daß ber gegenwärtige Zuftand, ber gänzlihe Mangel an Neigung zu einer Gefelligfeit, und bie Begriffe von Eigenthum und Rechten, fowohl den Europäern als fich unter einander gegenüber, als natürlich und ‚dauernd anzufehen wäre. In den Jahren 1790, 1803 und 4852 und 1853 fanden Zufammentottungen und Gefellungen der &ingeborenen ftatt, bie allerdings in ihrem Aeußeren einen religiöfen. Eharafter trugen, in dem fich aber bei allen. weniger tiviliſtrten Völkern das erſte öffent- liche Leben zu offenbaren pflegt: Es Hatten ſich Eeften gebildet, bie jeboch. unter ber Geſtalt ihres Aberglaubens gewiß ald Phänomene von auch: noch anderer. als religiöfer Bedeutung aufzufaffen waren. In Betreff des moraliſchen Zuftande herrichen die gleichen Verhältniffe, wie in Nordgrönland. Schon die Beftimmungen ber zu leiftenden vollig unbefchrärnften Hülfe feitend der Beamten bewei⸗ jen e8, daß der Hang zu Diebftahl und Eigenthumsverletzung nicht als allgemein unter den Grönkaͤnbern herrſchend zu betrachten if, und. daß. fie ihre Leidenfchaft, ſoweit es. zur Aufrechterhaltung von Frieden und Ordnung nöthig, zu. zügeln: wiſſen. Idylliſch iſt ber Zuftand aber. keineswegs, und wie er fich in ber Zukunft geftalten wird, ift fchwer zu ſagen, ba fich die Bedürfniſſe erft ieht mehren,

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die Noth und Armuth größer und die geſellſchaftlichen Verhältniſſe durch Berührung mit den Europäern fomplicirter werben. Gine Berbrechenftatiftif laßt fich natürlich dort nicht geben, wo fein Geſetz it, und wo bie Lofalbeamten nur in den gravirendſten Fällen nach Gutduͤnken beftrafen dürfen. Aus Aberglauben verübter Mord, äbn: lich den Herenproceffen anderer Lande, und Tödtung alter, ſchwach⸗ finniger Individuen, bie ſich und Andern zur Laft fallen, find vor einigen Jahren im Diftrift Iulianehaab von ungetauften Cingebore- nen vorgefommen. Werner lebt in der Nähe einer Kolonie ein von den anderen gemiebener und verachteter @ingeborener, ber fein Weib ermordet haben fol, ohne daß Die näheren Umftände befannt find. Auch fol Eiternmorb vorgefommen, und Kindermord, befonderd an- Mädchen, die weniger ald Knaben willfommen find, ausgeübt fen. Diebſtahl zeigt fich in der Inappen Zeit bed Winters weit öfter ald in Rordgrönland, und felbit mit Einbruch in die Häufer ber Euro⸗ päer, doch -ftetsS nur an unbebeutenden Dingen zu augenblidlichem Genuß und veranlaßt durch wirklichen Mangel. In Hinficht der öffentlichen Sittlichfeit ſteht Südgrönland fehr gegen Nordgrönland zurück und namentlih fam bis vor ganz Kurzem eine großartige und fchmachvolle Broftitution an Bord ber im Sommer in ben Häfen liegenden Schiffe vor.

Die Befeglung Grönlands gefchieht jegt auf eigenen Schiffen der Handelögefellfchaft mit feftangeftellten Schiffern und Steuerleuten und nur in Nothfällen werben PBrivatfchiffe erheuert. Nach dem fünfjährigen Durchfchnitt erfordert das Bebürfniß der Kolonien jährs lih 989 Commercelaften und die Handelögefellfchaft erhielt fünf Briggs und zwei Barkichiffe. Die Rüdfracht war fein entfprechendes Quantum. Die Dauer der Reife war nach einem zwölfiährigen Durchſchnitt folgende: nach Südgrönland hin beſſere Segler 31 und fchlechtere 41 Tage; nach der Disfobucht hin jene 40, biefe 46 Tage; von Südgrönland zurüd erftere 29, legtere 34 Tage, und von der Diefo- bucht jene 31, dieſe 29 Tage. Der Unterfchied liegt meift zwifchen 35 und 49 Tagen auf ber Hinteife und zwifchen 21 und 42 Tagen auf der NRüdreife. Die ſchnellſten Rüdreifen waren in 12 (von einem PBrivatfchoner) und in 14 und 16 Tagen auf Schiffen ber Handelögefellfchaft zurüdgelegt. Je fpäter im Sommer, je länger dauern die Reifen, und namentlich nach Beginn bes Juni, vermöge der herrfchenden Weftwinde.

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Bon 1781 ab find bis 1856 im Ganzen: 564 Erpebitionen nach Grönland gefendet, unter denen 11 Bahrzeuge waren, bie da ſelbſt ftationirt blieben, eines das umkehren mußte, ohne es zu er reihen, und 15 bie größtentheils mit ber ganzen Befabung verloren gingen. - oo

Die Zufammenbringung der Probufte erfordert ein bedeutendes inneres Transportweſen im Lande felbit. Durch Kajakpoften ift eine beftändige Kommunifation zwifchen ben nächflliegenden Kolonien er: halten, und zwei= bis dreimal’ jährlich zwiſchen beiden Infpeftoraten. Hiervon ift jedoch die nördlichfte Kolonie Upernivik ausgenommen, mit der im Sommer nur durch ein Schiff und im Winter burd eine von dort im Februar ausgehende Schlittenpoft Kommunifation erhalten wird. Zwifchen Omenaf und Julianehaab fann man ben sanzen Sommer Berbindung durch Expreſſe herſtellen, da auf jeder Station neue Kajakruderer zu Dienſt ftehen, bie meift zu Zweien abgehen. Unter den günftigften Umftänden erfordert die ganze Route fünf Wochen Zeit, und ein folcher Erpreffer Foftet 130 Rbd. Meiſt werben die Privatbriefe mit den Amtderprefien gefendet und müffen biefe dieſelben unentgelblich mitnehmen, was jeboch zwiſchen ben Endpunften nur einmaligen Brieſwechſel im Jahre erlaubt. Die Ausgaben für das Poſtweſen belaufen fich für Das ganze Jahr auf ungefähr 1155 Rbd. in grönländifchen Crebditfcheinen, 920 Bfund Schiffsbrod, 94 Pfund Butter und 31 Kannen Branntwein.

Fünfter Abfchnitt. Copographifch-Ratififche Beſchreibung Grönlands.

Zwölftes Kapitel.

Diſtrikt Godhavn. Diſtrikt Egebesminde. Diftrilt Chriftianshaab, Diftrikt Jakobshavn. Diftrift Ritenbenk. Diſtrikt Omenak. Diftrift Upernivif.

Man tft nur zu fehr geneigt, ‚Grönland als einen Verbannungs⸗ ert zu betrachten, zu dem nur mit dem Leben Unzufriebene oder von widrigen Umftänden gezwungene ihre Zuflucht nehmen; fchon der Name allein verbindet fich mit den Gedanfen an Eis und Schnee, Kälte, Finſterniß und Langeweile. Aber die Erfahrung ehrt das Gegentheil; nur wenige Dänen fehrten von dort zurüd, ohne mit Wohlbehagen an die dafelbft verlebten Tage zu denken; fa. felbft Handwerfer und Arbeiter, die auch dort nur in geringen Verhaͤlt⸗ niffen dienen, fühlen fich befriedigt und erreichen in ber Regel ein hohes Alter, und manche die verfuchdweife in die Heimath zurüds gefehrt waren, wenbeten wieder um und haben ihre Tage in Grön- land beendet. Zum Theil liegt der Grund hierzu gewiß in dem ruhigen und gewöhnlich von Nahrungsforgen ungeftörten Leben, in dem friedlichen Charakter der Eingeborenen und dem unter ben Euro- päern leicht entſtehenden patriarchaliſchen Verhaͤltniß, das ſich, ſobald ſich dieſelben fuͤr die Landeskinder intereſſiren, auch leicht auf dieſe übertragen läßt, ferner aber auch darin, daß viele hier eine ver befierte Lebensftellung erreichten, und wohl auch manche durch bie ganz veränderten und friedlicheren Umftände fich felbft verändert und Gemuͤthsruhe und Beftändigfeit erlangt haben. Es darf aber. auch nicht vergeffen werben, daß die grönländifche Natur bei aller ihrer

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Rauheit und ber bittern Kälte auch ihr Ansiehendes Kat, ſowohl durch bie belebenden und bie Gefundheit Fräftigenben Befchäftigungen, die fie denen bietet, bie fich gern mit Jagd, Fiſchfang, Landreiſen im Hundeſchlitten, ober zur See im Weiberboote beichäftigen, ale auch durch die vielen großartigen und herrlichen Anblide, bie fich für den Sinn für Naturfchönheiten vielfach eröffnen. Wer follte nicht überrafcht ſeyn, wenn er nach langwieriger Seereife die Gipfel ber Infel Disko hoch oben in der Luft fchimmern fieht, wenn ſich der Nebel getheilt und niedrig ziehende Wolfen gebildet hat; und wenn fich nach furzer Zeit auch dieſe auflöfen und Die ganze mäd)- tige Gebirgsmaſſe mit ber glänzend weißen Wölbung -von Immer: währendem Eis und Echnee auf ihrer Spige, und den finfteren von wilden Klüften zerfchnittenen Abhängen, die bis ans Meer hinunter: ziehen, fich vor dem Blicke entfaltet. Der traurige Einbrud, den die armfeligen Wohnungen der Eingeborenen mit ihren fchmußigen Umgebungen äuf die Anfommenden machen, verfchwindet, fo wie man nur ein wenig weiter landeinwärts fommt, und bie eigenthuͤm⸗ liche Gebirgsnatur, die mächtigen Felswände betrachtet, zu deren Füßen. ale die Blöcke aufgehäuft liegen, die fich im Laufe der Jahr⸗ taufende von ben Höhen losrifien und herabſtürzten; die fleinen Thäler, im denen: die Bäche zwifchen Weidengeftrüpp und zahlreichen Blumen riefeln, ober die finftern Bergfläfte, durch welche fich braus fende Ströme ftürgen und Waflerfälte zwifchen Selsblöden und über feile Abhänge bilden. Man ftaunt unwillfürlich über die ungeheure Leerheit in dieſen weiten Lanbdftrichen, über bie tiefe Stille, Die nur burch das Braufen bed Waſſers und den Donner bes brechenden Eifes. unterbrochen wird, Das auf bem ganzen Hochlande ruht und ab und zu riefenbafte Bruchſtücke über. Die Abhänge Hinausfchleudert. Auch ift dad Meer, das man ſtets nahe hat, nirgends fo. reich au Abmechölungen als hier, Durch die Formen der Eiäfielde und das Getümmel ber, Walen, der ziefigen Fifche, der Phoken und unzäh- ligen Seevögel, bie e8 im Sommer beleben. Diefer Gefammtcharafter bed Landes erleidet mannigfache Variationen in Den einzelnen. Di- fteiften, im Denen das Land getheilt ift, und von welchen wir erft bie des Außenlandes ‚betrachten umb fie dann von Süd nadı Worb verfolgen wollen.

Der Diftrift Godhavn. Dexfelbe umfaßt-feinen Theil des Feſtlandes, und die Kolonie Godhavn liegt auf dem füdlichften Punkte

385 - der Infel Diöfo, auf einer fleinen Halbinfel, die vom Fuße des hohen Landes ausläuft und einen herrlichen Hafen umfchließt, der feiner be- quemen Lage und des offnen Meeres halber meift zuerft von ben fom- menden Echiffen angelaufen wird, weßhalb auch der Infpeftor ſtets feinen Wohnſitz in ihr gehabt hat. Die Koloniegebäude liegen am Hafen felbft, der fie von den fteilen Abhängen der Hauptinfel trennt, wogegen fich bie fogenannten Walfifchfängeranlagen mehr ats eine Viertelmeile davon entfernt auf dem aͤußerſten Punkt ber Halbinfel " befinden. Leptere beftehen nur aus einer Wohnung für den Wal: fichfangsaffiftenten und einer Mannfchaftewohnung für die dort flä- tionirten Matrofen. Etwas feitwärts berfelben fleht auf einem fid) % Fuß über die Meeresfläche erhebenden Felfen, auf Dem Außerften Punkte der Infel, eine aus vier Kinnbaden von Walfifchen erbaute Warte, von der man die Walen beobachtet. Die ganze Stätte fieht furchtbar wild und öde aus; dad offne Meer branbet fait immer gegen bie nadten Klippen und befonderd im November rafet hier eine gewaltige Brandung, bie fi) auch an der Landzunge gerabe gegenüber bricht und fie in Rebel und Schaum verſteckt, und auch oft Ströme von Meerwaffer bis an ben Fuß ber Häufer fenbet. Die Wirbel diefer Brandung erheben ſich bis zur doppelten Höhe der naheliegenden Yuchsinfeln, und werfen ihren Schaum bis mitten auf diefelben. Ron ber Kolonie aus hat man dagegen nur Die Ausficht über den ruhigen, umfchloffenen Hafen hinweg auf das hohe Land von Disfo, Das durch feine imponirende Maffe ganz nahe ſcheint, obſchon man die Gipfel deffelben faum unter ein paar Stun: den erreichen Tann. Jenſeits des Hafens liegt ein ſchönes Fleines hal „Lyngmarken“ (Haidegegend) am Fuße fteiler Abhänge. Es it faft überall mit Weidengeftrüpp von ein Paar Ellen Höhe be wachlen; mehrere kleine Bäche riefeln durch Dafjelbe, der eine aus einer Springquelle in dem Thale felbft entftehend und. von faftigem grünen Moofe umgeben, die übrigen aus dem aufthauenden Schnee bed hohen Landes fich bildend, über fteile Abhänge ftürgend, bald unter Schneehaufen verſchwindend, bald wieder hervorfommend und ſich zwifchen Weidenbüfchen und zahlreichen bunten Alpenblumen windend. Das Thal führt wie ein ebener Abhang unter den fchwarzen Felswaͤnden aufwärts; fchon 1000 bis 2000 Schritt vom Strande verliert. ſich Die DBegetation, und man fieht nur noch die. Spuren der. Zerflörungen, welche das Herabftürzen der Felsmaſſen von dem Etzel, Grönland. 25

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Hochlande, und die zeitweife fo reißenden Waſſerſtroͤme angerichtet haben. Felsbloͤcke der verfchiebenften Sormen ımd Größen liegen hier in wilder Verwirrung Durch einander geworfen; Gebirgsftröme haben fich tiefe Köcher darin ausgehöhlt und fie auf beiden Seiten bis über 10 Ellen Höhe aufgethürmt. Tie Wirfungen, welche bieje Maſſen im Laufe der Jahrtaufende zu häufen vermochten, fann man noch ebenfo thätig bei Godhavn beobachten, indem oft in der Zeit eines Sommers riefige Stüde von den Höhen loßgeriffen werben, und in eine Staubwolfe gehülltt mit donnerndem Gepolter in die Tiefe ftürzen, um ben Abgrund audzufüllen. Mit geringer Mühe fann man bier, fich ſtets links haltend, auf eine ebene Terraffe gelangen, bie über bem fogenannten Engländerhafen liegt und eine Höhe von 600 Fuß über dem Meere hat. Schon hier überfieht man die ganze Halbinfel Godhavn, die ſich zu Füßen ber Terrafle ausbreitet, und doch hat man mit berfelben erft ein Viertel der Höhe diefer Seite von Disko erreicht. Länge des Randes einer tiefen und bdunflen Kluft, auf beren Sohle ein braufender Strom fließt, kann man von hier aus bie höchften Punkte der Inſel erreichen. Es bilden bdiefelben eine ziemlich ebene Fläche, über 2000 Fuß hoch; die Vegetation ift faſt verfchiwunden, doch findet man hier und dort zwifchen Steinen binfriechend eine halbverwelfte Weide, und einzelftehende kleine gelbe Mohnpflänzchen (Papaver nudicaulis). Viele Schneehaufen liegen herum, und find felbft im Sommer hier und dort auf den Abhängen zu fehen, und ber feuchte Lehmboden, fowie das unfruchtbare Geröft, und auch die Felsblöcke, die Den übrigen Theil der Oberfläche bedecken, tragen beutlid) das Gepräge, daß fie nur eine geringe Zeit bes Sahres von Schnee und Eis entkleidet find. Geht man auf ber Hochebene nur wenige Schritte weiter landeinwärts, fo trifft man eine Rinde von beftändigem Eife, die fie ganz bebedt, und eine glänzend weiße, nur ſchwach gewölbte Oberfläche bildet, außen aus geförntem Schnee, in der Tiefe aber aus feftem Eife beftehend. Bon hier hat man eine weite Ausficht landeinwärts über das übrige Hochland von Disko, die Gebirge des Disfofiords, das Windihal und dad majeftätifche Sfarvefjeld, und nach außen über die Halb- infel Godhavn, Die ſich wie auf einer Karte ausbreitet, auf bie mit abgefprengten Eidfjelden bedeckte Meeresoberfläche, über bie Gruppen ber Kronprinzeninfeln und bed Hundeeilandes, fowie die ganze Küfte der Disfobucht, bis zu ber Mündung des Jakobéhavner

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Eisfjords, welche durch eine mit Eisfijelden ausgefüllte Deffnung bezeichnet wird.

Man fommi ech auf das Hochland, wenn man ſich von Lyng⸗ marlen ſtets zur Rechten haͤlt; es breitet ſich hier ein großes Thal aus und trennt: bad Hechland von Gedhauu vom Slarvefjeid, ein in der firengen Kälte bet Winters - fait beftänkig aus bemfelben herausmehender Landwind hat ihm ben Namen bes Windthales vers ſchafft. Der große Fluß, der ſich durch dieſes Windthal ergießt, entfteht aus mehreren Gebirgsſtrömen von ben umgebenden Höhen, von benen ber, welcher von dem erwähnten Eife auf dem Lyng⸗ marfenfjeld herfommt, der nächfte und auch durch Die ungeheure Tiefe der Kluft, durch welche er fich den Weg bahnt, ber merfwürdigfte if. Er ift nur wenige Ellen breit und gewiß an einigen Stellen über ein paar hundert Fuß tief; im Sommer fann man längs biefes entfeplichen Abgrundes gehen und das Waller in ber Tiefe braufen hören, ohne es zu fehen; aber nur im Winter, wenn ed hart gefroren hat, vermag man auf dem Grunde der Kluft felbit zu gehen, deren Waͤnde überall fteil und düfter fich an manchen Stellen einander fo nähern, baß von oben herabgeftürzte Felöblöde fich in der Mitte feftflemmten, und nun über dem Abgrund ſchweben. Der oberſte Punlt diefer Kluft, wo diefelbe ihren Urfprung aus dem Eiſe des Hochlandes nimmt, iſt gewiß faum zu erreichen; aber fchon von ferne gefehen bietet dieſer Punkt einen feltfamen Anblid dar, als ob fich die Kluft unter dem Eife forifeße und dieſes ein mäch- tiges Gewölbe oder eine Brüde von ber einen Seite zur anderen bilde; hier reißen ſich auch oft große Eisblöcke los und ſtuͤrzen in die Tiefe, wo fie liegen bleiben. Auf der Ebene an der Mündung des Windthales bildet das bafaltartige Geftein, aus dem ber Fuß der Gebirge befteht, manche wunderbare Formen, indem es in Heine und regelmäßige Säulen zerflüftet ift, die jich in dem Bilde von Ruinen, alten Wauerreften und Gewölben erheben.

Auf ber Weſtſeite von Lyngmarken, bei dem fogenannten „Eng- länderhafen“ zeigt fich gleichfalls eine ſchoͤne grüne, aber ganz kleine Vertiefung mit zwei Gebirgeftrömen, deren einer aus einer Spring- quelle entfteht und zwifchen hellem grünen Moofe bahinriefelt, ber andere aber aus bem Eife bes Hochlandes fommt und durch eine wilde von vielerlei Felsblöcken erfüllte Kluft ftürzt. Unter ben Pflanzen, die ſowohl an biefer Stelle als in Lyngmarken vorkommen

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find befonders Hervorzuheben: Salix glauca oder der gewöhnlichite Weidenbuſch; Betula nana oder die Zwergbirfe, Die aber felten über einen Buß Höhe erreicht; bie Fleineren Bufchgewächfe Rhodo- dendron lapponicum oder die Alpenrofe ber Polarländer, eine Blumen tragende Andromeda tetragpna, die den Lilien nicht un- ähnlich ift; Erica coerulea, eine Achte Haideart mit prächtigen blauen Blüthen, Empetrum .nigrum oder bie Raufchbeere, Die ihr in dem Bufch faft ganz gleich iſt; ein Heiner friechender Bujch mit herrlich hochrothen Blumen Azalea procumbens; und von anderen Gewächfen mit mehr oder weniger lebhaft gefärbten Blumen: Saxi- fraga tricuspidata, aizoon, caespitose und rivularis, Gnapha- lium norvegicum, Veronica alpina, Arnica alpina, Bartschis alpina, Campanula uniflora, Epilobium latifolium, Dryas in- tegrifolia, Papaver nudicaulis, Pedicularis flammea, Silene acaulis, Armeria maritima, Alchemilla vulgaris; am auf fallendſten find jedoch Die vielen und großen Moofe und Blechten, welche theild die. trodnen Felſen bededen, theild Die vielen feuchten Vertiefungen ausfüllen, wie Lichen islandicum, Cetraria nivalis, Cladonia gracolis, Peltigera aphtosa, Polytrichum juniferum, Racomitrium canescens, Sphaerophorum coralloides, Bartra- mia fontana. Nur eine Plage macht die Sommerausflüchte au biefen herrlich Iohnenden Stellen befchwerlich, nämlich die Mücden, bie fih meift in den eingefchloflenen, feuchten und mit DBegetation verfehenen Thälern aufhalten; fie find hier in den Bolargegenden in dem furzen Sommer weit häufiger und einpfindlicher, als unter den Tropen.

Im Winter ſtellt ſich dieſe Gegend in ganz veraͤnderter Geſtalt dar, iſt aber nicht weniger reich an Naturfshönheiten und über- rafchenden Anbliden. In der finfteren Zeit, wenn die Sonne feche Wochen nicht über den Horizont fommt, fieht man täglich. zur Mit- tageftunde eine prächtige Faͤrbung bes nördlichen Himmels, - indem fih über dem hohen. Lande ein dunkelrother Lichtbogen wölbt, ber nad) abwärts in ein dunkles Blau übergeht, nad) oben aber in eine bellere Dämmerung verſchwimmt, welche Die Sonne über ben übri- gen Theil des Himmels aushreitet. Am 11. Januar werden endlich die befchneiten Bergfpisen plöglich von ber Sonne gefärbt, und ſchon am nächften Tage fcheint fie eine halbe Stunde in ihrer ganzen Pracht. Wenn man nun die Schluchten und Thaͤler befucht, bie

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im Eommer durch die braufenden Gebirgaftröme belebt werben, findet man alles erftarrt und verftummt, aber Das fließende Waſſer hat nach und nach, wie es zum Stehen gefommen, Eismaſſen von den fonderbarften Formen hervorgebracht. In ber erwähnten fchmalen und finftern Schlucht, welche zu der Eisbrüde anf dem Lyngmark⸗ fielde führt, hängen Eiszapfen von gegen 50 Ellen Länge von ben Seitenwänden herab, und wo das Waſſer über Abhänge geriefelt, find diefe mit Eisrinden befleidet, die Durch wieberhoftes Ueberrieſeln zu einer ſolchen Dide angefchwollen find, daß fie Waflerfüllen glei- hen, die plöglich in ihrem Laufe gehemmt und zu einer feiten Mafle erftarrt find. Nur wo fich größere Springquellen vorfinden, wie in Lyngmarken, hört man das Wafler noch unter dem tiefen Schnee murmeln; gräbt man biefen ab, fo ftößt man auf einen gewoölbten Kanal, in dem es noch unverändert zwifchen Mooſen und anderen grünen Pflanzen binrinnt, auf denen man fleine lebende Schneden und Infeften findet. Auch Grad zeigt fich noch und hat lange hell: gelbe Schöffe gebildet, nachdem fich Die waͤrmende aber gleichzeitig verfinfternde Dede darüber gewolbt hat.

Deftlich von Gobhavn bildet Das hohe Sfarvefielb oder Innars joaf eine zmei Meilen lange Küftenftrede, die durch ihre Steilheit und die Brandung des offnen Meeres ſehr gefürchtet und im Som: mer mit Booten gefährlich zu yaffiren iſt; aber im Winter, wenn das Eis auf Dem Meere feftliegt, kann man mit Bequemlichkeit biefe ſchauervollen Felswände betrachten. Die Brandung hat eine Menge Höhlen in ihnen gebildet, merkwürdig ſowohl durch Die eigenen For⸗ men des Bafalts, ſowie durch Die von dem fließenden Waller, das durch die Felsſpalten herabfidert, im Laufe des Winters gebildeten Eismaſſen. Hier finden fih auch Eiszapfen in ungeheuerfter Größe und phantaftifch gruppirt, ganz ähnlich wie die Tropfiteingebilde in Höhlen, -und nebenher in ben verfchiedenften Abfchattirungen von Blau, Grün und Gelb fehimmernd, wodurch ein merfwürbiger Effeft jiwifchen den glänzenden weißen Schneemaflen und den dunflen Waͤn⸗ den im Innern ber Felshöhlen hervorgebracht wird.

Reist man von Godhavn gegen Weften oder Norden die Küfte entlang, trifft man zuerſt auf Die „Sertunebayinfeln,” von denen die nächfte „Nulluf” eine Meile von ber Kolonie entfernt liegt, und die fich ungefähr eine halbe Meile längs ber Küjte bis zu der flachen „Kangarfulslandfpige”" ausdehnen. Man fann von Gobhann aus

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zu Lande dorthin gehen, ausgenommen im Srühjahre und nach lang währendem Regen, ba ber große Fluß in der Schlucht Tuaparfoit zu reißend wird, um überfchristen werden zu fünnen. Die Inſeln umfchließen mehrere Buchten, die zu Häfen für Schiffe dienen fönnten; Kangerdluarſuk, welche geräumig und fehr geſchützt if, aber mehrere Schären im Eingang hat, und ben eigentlichen Fortune: bayhafen, zunächft Kangarfuf, der ziemlich offen und ber See auf gefegt ift, fo daß das Eis ſchon früh im Frühling aufbricht. An bem legteren ftand die urfprüngliche Walfifchfängeranlage, die jedoch fchun im vorigen Jahrhunderte auf die Landzunge von Gobhann verfegt. wurde. Man erfennt noch ben Grund, auf dem bie Käufer geftanden haben und in der Nähe berjelben follen einige Gräber von dänischen Walfifchfängern feyn. Außerdem finden fih an ben Fahr: waffern und Buchten etwa 20 Ruinen mehr oder weniger alter grönländifcher Häuſer. Nachdem dieſer Lanbdftrich längere Zeit hin: durch unbewohnt war, ift in ben legten Jahren von Godhavn auß eine Familie dorthin gezogen. Auch fcheint fich daſelbſt manche Ge⸗ legenheit zu bieten, Seehundsnege auszuftellen. Bon Kangarfuf aus bat man auf. eine Strede von etwa fünf Meilen bis zur Mündung des Disfofjords eine offne Küfte ohne vorliegende Infeln. Zuerſt fommt man über eine Bucht, die Lachsbucht, wo das Land fich öffnet und ein breites Ihal bildet mit Landſeen und ein paar größeren Flüffen, Die im Frühjahre nicht zu paffiren find, über die aber im Winter ein guter Weg für Schlitten nach dem Disfofiorb führt. Dann erhebt fich wieder eine zufammenhängende Felswand bie zu etwa 2000 Fuß Höhe und auf eine Strede von 21/, Meilen; ee ift das fogenannte „Blaue Field.” Unter den Abhängen, an denen theild Möven, theild andere Seevögel nijten, und hier und ba ſich fleine Wafferfäle und einzelne grüne Böfchungen zeigen, zieht fi jedoch den ganzen Weg entlang ein fehmales Unterland, welches zwar Darauf zu gehen geftattet, an dem der Seegang aber felten zu landen erlaubt. Nur an einer einzelnen Stelle, ungefähr eine Meile von dem Lachöbuchtftrom, fällt es fteil ins Meer hinab. Hier firandete. Der jegt verftorbene Infpeltor Müller vor einigen Jahren mit einem Boote im fpäten Herbſt, und fah fich genöthigt über Yand nad Godhavn zu gehen. Er mußte bie unterfte Stufe bed Abhangs auf einer mit Geröll bebedten fteilen Böfchung, bie von der See aus Niemand ohne Schaudern betrachten wird, erflettern

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und darauf entlang geben. In bergleichen geübt und durch dicke trübe Luft, welche ihm die Gefahren verhüllte, unterftügt, fo daß er nicht wußte, wo er war, hatte er nur die Wahl zwiſchen biefem Weg und dem Verhungern oder Erfrieren, da ein zweiter Weg, um bie Disfobucht herum und durch das Thal zum Lacheitrom, viel länger ift, und entfchieb fich zu feinem Heile für ben erfteren.

Bon dem Ende des Blauen Fieldes läuft eine flache, aber doch von der See aus fteile und unzugängliche Landzunge aus, unb bildet die Mündung bed Disfofjorde. Mit Ausnahme ber Bucht Angofiviarfuf kann man bei entftehendem Unwetter nicht eher landen, bis man um biefen Punkt gefommen iſt. Hier geht bie See auch ſtets fchnell und heftig und erzeugt gefährliche Brandung auf dem flachen Grunde, und ber Sund zwiſchen ber Landzunge und der Inſel „Saitok“ ift jedenfalls mit größeren Fahrzeugen gefährlich zu paſſiren. Unmittelbar auf der Landzunge finden fich Refte von acht uralten grönländifchen Häufern; vor einigen Jahren lebte hier eine Samilie, die aus Mangel und Noth in dem ftrengen Winter beinahe umgelommen wäre, wenn man fie nicht zufällig entbedt hätte. Hat man erft diefe Stelle erreicht, dann ift nichts mehr von dem Sees gange zu befürchten. Hier öffnet fich ber große und fchöne Fijord, der mit feinen verfchiedenen Berzweigungen wie ein gebahnter Weg in das Innere von Disko führt. Etwa zwei Meilen von Malligiaf entfernt erreicht man die merkwürdige warme Quelle, welche das ganze Jahr hindurch eine Temperatur von + 109 R. oder 15° “über die jährliche Mitteltemperatur dieſer Stelle behält. Sie ent⸗ fpringt auf einem flachen Borlande unter einem 2200 Fuß hohen Gebirge, deſſen fteile Klüfte mit Gletſchern ausgefüllt find, bie fehr oft falben, ober große Eismaſſen unter bonnerndem Getöfe, Bas über ben ganzen Fjiordweg zu vernehmen ijt, über die Abhänge hinab⸗ werfen. Wieder 1%, Meile weiter nach innen liegt der Hausplatz „Kivitut,“ der in ben letzteren Jahren von einem bänifchen Aus⸗ lieger und einer grönländifchen Familie bewohnt wurde, Die aber eine Zeit bes Winters nach Malligiaf zogen, um dem offnen Waſſer näher zu feyn. Hier theilt fich der Fjord in zwei Arme, bie Das über 3000 Fuß hohe Gebirge „Akulliaroſerſoak“ umſchließen. Der eine Arm, Kangikitlek, geht ſogleich nach Oſten und iſt zwei Meilen lang, doch liegt das innerſte Viertel bei niedrigem Waſſerſtande trocken. Ein Strom ergießt ſich dort in denſelben und durch zwei

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Thaͤler, das Windthal und das breite Thal kann man von jenem Punkte über Land zur Diskobucht kommen. Der andere Arm erſtreckt fich. vier Meilen weit In norböftlicher Richtung bis zur Mitte der Infel nach „Guannerſoit.“ Diefe Stelle tft unzweifelhaft die. fchönfte des ganzen Fiords; fie iſt von hohen Felswänden mit Gletfchern und lärmenden Waflerfällen umfchloffen, unter denen fich fchöne grüne Abhänge mit ber höchften Vegetation, bie Grönland hervor⸗ zubringen im ‘Stande ift, ausbreiten. Pflanzen, bie ſich nur auf den Inſeln hier und dort finden, grünen’ hier in großer Menge, befonder8 um bie Wafferadern zwifchen den Felöblöden, und außer: bem noch Weidenbüfche, Die vier Ellen Hoch find; wenn man fie aufrichtet und zahlreiche Blumen, namentlich Rhododendron lappuni- cum, die große rothe Pedieularis, Ledum groenlandicum u. a. m. Hier tritt auch ein ziemlich großer Fluß aus dem unbefannten Innern ber Infel hervor, und es zeigt fich ein breiter, lehmiger Grund, der bei niedrigem Wafferftande troden liegt. Bon einem Seitenarm von.Guannerfoit, Efalluit genannt, kann man bei einem paar Rand: feen vorüber. zu. einem anderen Arm bes Fjords Kangerdiuarfuf über Land gelangen; die Flüſſe, welche aus Diefen Seen austreten, find beſonders reich an Lachöforellen. Auch fol man von Ekalluit aus zu dem festen oder nördlichen Arm des Disfofiorde, „Koevfaf“ gehen fünnen, von denen wieder andere Thäler nach dem Zwiſchen⸗ fiorde, oder wie einige behaupten, nach dem Nordfjorde führen. Die Küften des Diskofjords find in älteren Zeiten ſehr bebaut geweſen, man trifft gegen 50 Hausruinen, befonderd auf der Rorb: feite bei Raöngtıfät, Upyernivif und Koëvſangoak und beinahe jeder Pla hat feinen eigenen Namen. Nur in dem ftrengften Winter bietet fi hier weniger gute Gelegenheit zum Seehundsfang, mit Ausnahme des durch die Dänen eingeführten Eisnetzfanges, weil fih dann nur in den Mündungen des Fiords Deffnungen im Eife erhalten, aber im-Sommer wird der ganze Bord durch eine Fülle von Fischen, Vögeln und Seehunden beliebt. Noch Ende Juni liegt das Eis auf den innerften Fiordarmen feit, und von Mai ab friechen die Seehunde häufig auf und können leicht gefchoffen werden. Mitten im Juni finden ſich die Angmaffätten in ungeheuren Mengen ein und gehen fo nahe an die Küfte, daß manche bei niedrigem Wafler: ftande ftranden und auf dem trodıren Grunde liegen bleiben, fo daß man am Ufer jtehend fie mit den Händen greifen kann. Es foftet

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dann nur geringe Mühe fie zu fangen und fie auf den Felſen zu dörren und zur Winternahrung aufzubewahren, doch gilt es bie Zeit gut zu nützen, da fich Der Fiſch Hier nur ein paar Wochen aufhält. Diefen Fifchen folgen dann Haufen großer Seehunde, der Schwarz: feiten, bie man häufig Die neugierigen Häupter über das Wafler heben flieht, und eine unglaublihe Menge Seenögel, beſonders Maltemuffen, Tateraten und Eidervögel. Die Kolonie Godhavn bat durch den zu feiner Zeit betriebenen Walfifchfang alle Grönländer . angelodt, und bat es noch nicht recht glüden wellen, fie zu ver theilen und einige an ben Diefofjorb zu bringen. Rur im Sommer legen einzelne Familien borthin zu überfiedeln und Nutzen aus bem reichen Unterhalt, den er Darbieter, zu ziehen. Sie fahren gern aber Land durch das Windthal im Monat Mai dorthin und nehmen ihre Zelte zu Schlitten mit und ziehen im Laufe bed Sommers an verfchiebenen Stellen bes Fiords umher. Es ift feine Frage, daß Leute, bie einigermaßen vorfichtig find, am Disfofierd feinen Mangel leiden können, obſchon nicht zu überfehen ift, daß in ber Winterzeit der Seehundfang und bie Fifcherei hier nur fehr knapp find, und felbft der Nepfang nur zu Anfang ber ftrengeren Kälte mit Glüd betrieben werben fann, woher fich der Biord in Hinficht auf feinen Werth für die Bevölferung nicht mit den Eisfiorden des Feſtlandes meſſen fann. |

Es ijt bisher nur der führmeftlichfte Theil der Infel Disko, der von bem Diefofjord zerfchnitten wird, mit genügender Genauigfeit befannt. Die beiden anderen Fjorde ber Weftfüfte, der Zwiſchen⸗ fiord und der. Norbfiord find fchon feit längerer Zeit weder von den Grönländern noch den Europäern befucht worden. Die Landesbe⸗ fehaffenheit des übrigen Theils der Infel iſt mehr ober weniger eine Wiederholung des eben Befchriebenen. Obſchon es fchwierig if, etwas Beſtimmtes von dem Innern der Inſel zu fagen, bürfte es boch möglicherweife eine einigermaßen- richtige Vorftellung von ihrer Beichaffenheit geben, wenn man fie in ihrem ganzen Umfange auf 120. Quadratmeilen ſchätzt, und drei Biertel derfelben, oder -90- deutfche Meilen auf eine Hochebene rechnet, die 2 bis 3000 Fuß über Die Meeresfläche fteigt unb größtentheild mit ewigem Eis und Schnee bededt if, und- auf das übrige Viertel Abhänge annimmt, , bie fich dem Meere zuſenken, oder mehr oder minder flache. Thal⸗ fttiche mit theilweifer Vegetation bilden. Oeſtlich von Godhavn ift

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die Küfte offen und bis nach dem Waigatfunde bin ohne Hafen

an einer Strede von 12 bis 16 Meilen fann man- der. Brandung wegen nur bei gutem Wetter landen, An der Mündung bes Wind- thale8 liegt das Kleine Vorgebirge „Guannit,“ wo von vielen Pflan⸗ zen umgeben mehrere Quellen entipringen. Hier beginnen die mäch— tigen Bafaltgebilde und die fteile Felslüſte bes Sfarvefjeldes, bie fich /, Meilen weit bis Majvriaf fortfegt, wo man zur Noth landen und die Felfen erfteigen kann. Jenſeits des einzelftehenden Felſens „Der Dams Schiff* öffnet fih das „Breite-Thal.“ Vor demſelben gibt ed einen Nothhafen für Boote, und von dort aus kann man zu Schlitten fowohl den Diskofjord erreichen, als durch bad Thal Tunnurſoak hinter dem Sfarvefield nah Godhavn fahren. Der legte. Weg ift mehere Male von Leuten. benugt worben, bie auf Reifen zu dem Kohlenbruch „die Schanze“ durch Unwetter oder Ber- fuft ihrer Boote von der Kolonie abgefchnitten waren. Doch ill vor wenigen Jahren bei ſolcher Gelegenheit eine ganze Bootsbefagung der Kälte und Ermattung auf ber Reife erlegen, Ein mächtiger Gleiſcher, der die Nordſeite ded Feldes bededet, geht ganz hinab und füllt einen Theil des Thales Tunnurfoaf aus. Jenſeits bed breiten Thales tritt das Hochland ziemlich zurüd und fällt vom Gipfel bis gerade hinunter auf die Meereshöhe ſteil ab. Hier be ginnen fich die Steinfohlenfchichten im Unterlande zu zeigen. Verſchie⸗ bene Ueberreſte grönländifcher Häufer find ‘auch längs der Küfte zu finden; die zulegt bewohnte Stelle, die Schanze, wo von 1848 bie 1849 noch ein bänifcher Auslieger, der zugleich aus dem Brechen der Steinfohlen ein Gewerbe machte, wohnte, iſt jebt auch wieder aufgegeben und verlaffen. Viele Bahrzeuge find im Laufe der Jahre ſchon an diefer offnen Küfte geftrandet. Exit innerhalb ber Mün- dung der Waigatftraße verliert fich der fchmere Seegang, Doch finden fich auch hier feine eigentlichen Häfen. Bei Kublifät wohnte vor noch nicht langen Sahren eine Familie ber legten heidniſchen Nord: grönländer; fie ift nun hinüber gezogen nach dem Diftrikt Ritenbenf und fo ift die ganze Küfte von Diefo, mit Ausnahme von Godhavn und dem Diefofiord, unbewohnt.

Die Kolonie Godhavn war, wie erwähnt, anfangs eine Wal: fifchfängeranlage, die bei Fortunebay ſtand. Es ift ungemwiß, ob ihre Verlegung erft 1782, als für die nörblichen Kolonien ein In fpeftor angeftellt wurbe, ber dort feinen Sitz nahm, ober früher

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geihah. Außer diefer gab es noch Walfifchfängeranlagen auf bem KronprinzgensEiland, Weiter Eiland, bei Klaushavn, Jakobshavn, Klofferhud und Ritenbenk. Der Fang wurde dort theild mit euro: päifher Mannfchaft, theils und zulegt allein mit Grönländern bes trieben, bie ein wenig Proviant erhielten, um an ben fogenannten Brandwachten Theil zu nehmen, d. h. mit anderen Worten um bie Schaluppen, die zum Erfpähen der Wale ausdgefendet wurben, zu rudern. In den Kriegszeiten gerieth biefer Erwerbszweig allmählig in Berfall, und nach und nach wurden alle die anderen Anlagen aufgehoben, fo daß zulegt im Jahre 1837 nur noch die bei Gods havn erhalten werden follte, die aber in ben legten Jahren auch) einging. Durch den Walfifchfang lernten die Eingeborenen den für fie weit wichtigeren Seehundsfang verfäumen, ber einen viel gleich mäßigeren und felbftftändigeren Erwerb bietet, indem jener durch die größere, aber mehr vom Zufall abhängige Beute, die er zu ein: zelnen Zeiten gibt, und durch die Bertheilung von bänifchem Proviant und Branntwein, zu viele Menfchen auf eine Stelle lodt und bie ganze Bevölferung zu Dienenden und Armen macht. Altmählig, wie der Walfifchfang abgenommen hat, hat der Seehundsfang auch wieder zugenommen, daher zulegt bei Godhavn, welches auch für lange Zeit unter allen Kolonien diejenige war, die am wenigften einbrachte, oder richtiger gefagt von ben andern erhalten werden mußte. Zur Zeit der guten Walfifchperiode, fur; vor und nad 1800 brachte die Kolonie fehr viel ein. Im Jahre 1789 wurden 1031 Tonnen Walflfchfpef und 10585 Barten, aber nur eine halbe Tonne Seehundsfped in die Heimath gefendet, und von Kronprinzgen- Eiland, das Damit vereint ift, 285 Tonnen Walfifchfpek und 4039 Barten. Im Jahre 1798 wurden allein bei Godhavn 20, und 1799 13 Wale. dajelbit gefangen, von denen jeder als Repräfentant eines Werth von 2 bi8 3000 Rbd. zu betrachten ift; während Die Srönländer an dieſer Stelle gleichzeitig etwa 1000 Seehunde jährlich töbteten. In Derfelben Zeit flationirten im Sommer bort feite Ars beiter dei dem Kohlenbruche „die Schanze,” und eine Yacht holte jährlich 6 bie 8 Laften von dort nach Godhavn und Kronprinzen- Eiland. In den 5 Jahren von 1805 bis 1809 wurden an beiden Stellen über 50. Walen gefangen, aber im Laufe der Kriegsjahre beftand fo gut wie feine Kommunikation mit Europa, fo daß nur zur Roth Die wefentlichften Lebensbedürfniſſe für die Beamten von

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dort herangefkhafft werden konnten, und Die wenigen von den Grön- ländern für die vorhandenen Handelswaaren eingetaufchten Probufte mußten mit dem Gewinn. bes Walfifchfanges von einem Jahr zum anderen aufbewahrt werben, ohne weggefchüft werben zu Fonnen. Aber felbft nach diefer Zeit blieb Godhavn noch immer die fchlechtefte Kolonie. Wale wurden nur ab und zu einzelne, oft einige Jahre hinter einander nicht ein einziger gefangen, und der von den Ein- geborenen erhanbelte Seehundsſpeck belief fich in biefer ganzen Zeit faum auf 50 Tonnen. Nichts defto weniger wurden noch bie in die legten Jahre aus ber früheren befferen Zeit eine ziemlich große Mannfchaft, ein foftbares Inventar und zwei Oberbeamte erhalten. Vieleicht hat auch der Umftand, daß der Infpeftor feinen Sit hier hatte, dazu beigetragen, Das Anfehen dieſer Stelle zu erhöhen, und ijt dieß der Kal, fo hat dieſes Amt der Handeldgefellichaft außer ordentliche Summen gefoftet. Bei einer unftändlichen Berechnung, die in Anlaß der Frage einer Verpachtung der Kolonien an Privat: bäufer und der reinen Ueberſchuß- und Unterbalancefummen für bie Staatsfaffe veranſtaltet wurbe, ergab fich, für: jede Kolonie ein Durchſchnitt der Sahre 1830—34 inclufive angenommen, nad Er mittlung und Bertheilung fämmtlicher Verwaltungs⸗ und Befeglungd- foften, Daß. Godhavn einen jährlichen Verluft von 4828 Rbd. her- beigeführt hatte. In derfelben Zeit beliefen fich bie jährlichen Ber foldungen auf 4200 Rbd., während fie bei jeder der übrigen Kolonien durchſchnittlich nur 3966 Rbd. betrugen und mit Ausnahme von Jakobshavn, was auch einen Verluft non 1241 Rbd. ergab, erzielten die übrigen Kolonien einen Gefammtüberfchuß von 13,000. Rbd. Der Hauptverluft, ben ber beibehattene Walfifchfang verurfachte, war aber wie erwähnt nicht burch Die Koftfpieligfeit der Befoldungen und des Inventars herbeigeführt, die bei der ſich ſtets vermindernden Beute diefelbe blieb, fondern burch Vernadhläffigung des erft. in leßterer Zeit wieder zunehmenden Seehundsfanges. Nachdem 1847 noch zwei und 1851 wieder ein Walfifch gefangen wurben, ift Diele Beichäftignng auf Rechnung der Handelögefelfchaft ganz aufgehoben und dadurch verminderten fich auch die VBerwaltungsfoften bedeutend. Nach einem Durchfchnitt der Jahre 1846—49 inclufive hat bie Kolonie Waaren in dem Werth von gegen 6000 Rbd. jährlich ver fendet, wovon auf jeden Producenten 120 Rbd. fommen, was nur 3/, Procent einer gleichen Berechnung für jeden Producenten in Nord:

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grönland gibt. Es ift deßhalb vorgefchlagen, die befondere Ober: verwaltung ber Kolonie aufzuheben und fie als Außenftelle einer anderen Kolonie beizuordnen. Wenn aber gleichzeitig die Inſpektor⸗ ftelle eingehen foll, muß unter allen Umftänden wegen. ber Größe und ber. ifohirten Lage des Ortes ein zuverläffiger Mann demfelben vorgefegt werben.

Bei Godhavn felbft wohnen 123 Grönländer und 12 16 Dänen. In ben. legten Jahren ift dort eine neue Wohnung für den Inſpektor erbaut worden, bie das fchönfte und befteingerichtete aller europäifchen Wohnhäufer in Grönland feyn fol. Außer der Wohnung tes früheren Walfifchfang -Affittenten an der Ausluge- Landzunge befindet fi} dort noch eine. Bermwalterwohnung aus dem Jahre 1845, von 20 Ellen Länge, 15 Ellen Breite und 12 Ellen Höhe. Sie ift wie gewöhnlich von Stodwerf, Balfen auf Balfen erbaut, hat drei Zimmer, einen Laden und eine Küche, Außerbem befindet fich daſelbſt ein Spedhaus und zwei ältere Gebäude zu Pro: viant, Werkitätten, Bäderei und Mannfchaftsftuben x. Ein fleines Schulhaus dient gleichzeitig ald Kirche; doch iſt diefe Stelle nur felten von Miffionären beſucht. in grönländifcher Katechet, augen- blidlich ein Krüppel, der beide Füße durch Froft verloren hat, aber nichtödeftoweniger einer ber flinfften Kajafruderer ift, verfieht ben Unterricht. Zwiſchen der Kolonie und ber Anlage liegen bie Erd⸗ haͤuſer ber Eingeborenen; bier befindet fih auch ein Landfee, aus dem das Trinfwafjer geholt wird, der aber im Winter faft ganz zufriert, fo daß dann dad Wafler auf Schlitten übers Meer aus der Lungmarfendquelle herbeigeichafft werben muß; bieß gilt für Hart und mineralhaltig, ift aber in Wahrheit faft rein wie beftillixtes Waſſer.

Durch ſeine iſolirte Lage wird Godhavn ein trauriger Aufent⸗ ‚halt fire Europäer. Die Schlittenfahrt über die Diskobucht iſt ſehr anficher, da bad Eis zu jeder Zeit, felbft mitten im Winter, bre- chen und feewärts abtreiben fann, wodurch man leicht -von dem Reifen nach anderen Kolonien abgefchnitten wird, To daß Die Kom⸗ munifation ſehr fpärlich und mitunter gar nicht zu erhalten ift.- Im Februar ereignet es fich auch fehr oft, daß man Ausfluchten im Schlitten unternimmt, und wenn man bes Abends zurückkommt, ‚fiebt mau ‚alles Eis, über welches man ‚gefahren, verſchwunden und ftatt deſſen das bunfle offene Meer. Es. treibt- allerdings

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meift wieber ein und friert zufammen, aber auf bie weile Entfernung bis nach Egedesminde kann es außer gefährlichen Schraubeneiß noch leicht offene Rinden geben; man muß benn einen Weg weiter nach Often fuchen, und wenn es nöthig if, Iünge- bei Landes oder durch Tumurſoak über bie Schanze nach Ritenbenf gehen. Aber diefe Reifen im der firengen Kälte unb den kurzen Tagen, mit allen Satalitäten, denen man auöpefegt ift, wenn man abgefchnitten wird und unter freiem Himmel übernachten muß, ober wenn man fi) im Rebel und Schneetreiben verirrt, find folcher Natur, daß ſich Europäer denfelben nicht gern ausfegen. Dagegen hat man bei Godhavn ben Vortheil, daß ſowohl bie englifchen Walfikb- fänger, als auch bie bänifchen Schiffe im Allgemeinen zuerft hier anfommen, und man alfo auch am früheſten bie erfehnten Nach—⸗ siebten and der Heimath erhält. Aber auch im Sommer find bie Reiſen in den Walfifchfang-Schaluppen nach der nächften Kolonie Egebesminde, bie von Anfang Mai bis Ende Dftober unternommen werben, ziemlich unficher, weil das zu paffirende offene Meer, be fonders bie vier Meilen zwifchen Godhavn und Kronprinzen-Eilant, manche Gefahr bietet, wenn fchon bie Gingeborenen fo geübt in Beurtheilung von Wind und Wetter find, daß nichts zu fürchten if, wenn man bie Gelegenheit abwarten fann.

An Wild, Hafen und Schneehühnern ift die Umgegend au gerade nicht reich, und noch weniger an Pogeleiern, die, wie auch das NRenthierfleifch, aus Egedesminde geholt werben. Fiſche find dagegen ziemlich gleichmäßig das ganze Jahr hindurch zu befommen, befonders Fleinere Dorfche, fo wie im Herbfte Kabliau; Heitigbutten fommen von Kangarfuf, wo fich die Eingeborenen im Sommer oft ihrethalben aufhalten, und Lachs aus dem Disfo- Fjord. Das Klima iſt auch nicht-je behaglich, wie das ber öftticher liegenden. Kolonien. Me faͤhtliche Mitteltemperatut fann etwa ber bei Jakobshavn gleich an- genommen ‚werben, beinahe R. Aber hier herrfcht viel: mehr Megen, Schnee und Wind; bei Jakobshavn fann man viele Tage hinter einander fchönes, flared Wetter haben, während man Disko in Schneegewölf gehuͤllt fieht, und im Winter weht bei Godhavn in der Regel an jedem Tage bei gutem Wetter ein frifcher Oſtwind, ber bei 20 300 Kälte höchſt unleiblich iſt. Bei der Inſpektor⸗ wohnung befindet fich ein Heiner Garten, worin, wie bei den andern Kolonien, weiße Rüben, Kohl, Salat x. gebaut werden, aber Ziegen

399. und Hühner müffen beftändig eingefchloffen bleiben, im Sommer ber Hunde halber und im Winter in warmen Häufern.

Für den Seehundsfang ift Godhavn nur ein mittelmäßiger Ort, die Zahl der anmefenden Groͤnlaͤnder ift im Verhältniß dazu zu groß und überdieß find fie noch aus der Zeit bes Walfifchfangs verdorben und daran gewöhnt, Hülfe oder Dienfte bei den Europäern zu fuchen, fo daß verhältnißmäßig nur wenige gute und ordentlich aus: gerüftete Sänger darunter find. Die Stelle hat indeſſen ben Bor- theil, im firengen Winter oft Gelegenheit zu bieten, das offene Waſſer zu erreichen, wie ſich auch zu beiden Seiten paflende Punkte finden, um Eisnetze aufzuftellen, bie allerdings größtentheild nur von Dänen oder den im Dienft ber Handelögefellfchaft ftehenden Ein- geborenen benugt werben, jedoch den leßteren mit zu Gute fommen, ba fie einen Antheil an dem Bang für Beauffichtigung ber Retze erhalten. Die an anderen Gtelien fo viel einbringende Utof-Fang genannte Jagd auf Seehunde, bie im Mai das Eis befleigen, um fih zu fonnen, ift hier felten, da das Eid um biefe Zeit meift fchon aufgebrochen if. Im Eommer ziehen faft alle Seehunde fort, be- ſonders nach dem Didfo-Fjord, und auch im Herbfl macht das auf- geregte Meer den Fang bei Godhavn fehr unſicher. In den beiden intern 1847 1849 find bei der Kolonie im Durchfchnitt jähr- lich: 33 Seehunde im November, 74 im December, 185 im Januar, 134 im Februar, 144 im Män, und im April im erften Sahre 228 und im ziveiten 93, und vom 1., bis 20. Mai im erften Jahre 464, im zweiten 105 gefangen, worauf die Sänger meift abreisten und Die Beichäftigung fire bem übrigen Theil bes Semmers fo gut wie ganz aufhörte. Dam gibt es aber im Disko Fjord‘ treffliche Gelegenheit, trockenes Seehundsfleiſch und teodene Angmalfätten zum Wintervorraih zu fammeln, ohne daß befhalb ber -reichliche Unterhalt für ben Lauf des ganzen Sommers gefchmälert werben brauchte. Endlich kann man hier faft das ganze Jahr hindurch Ulle ober Dorſche fifchen, bei Godhapn fogar vom Eife aus in bem Hafen ſelbſt, wenn das untuhige Wetter nicht hinauszugehen erlaubt. Mit biefen Huͤlfsquellen bürften bie &ingeborenen daher auch an biefer Stelle feinen Nahrungsmangel leiden; dem ohnerachtet hört man aber jährlich Klagen über Hunger, Bettelel und Anlehen bei ben Dänen, und daher von Vertheilung der fogenannten Hungerkoft: ſogar ſchon im Herbfte, wenn nur eine einzige Woche weniger: Seefunde

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die an einer auf ihr errichteten Warte fehr gut zu erkennen iſt, und „Publeet,“ von welcher aus in früherer Zeit Walfiſchfang betrieben wurde; man findet noch die Ruinen eined großen Erbhaufed auf berfeiben, und bie ganze Feine und flache Infel ift ftarf mit Coch⸗ learen bewachſen. : Hier bricht fich Die offene See und man fann nur Bei gutem Wetter mit mäßigem Wind in biefelbe gehen. Einen ſehr intereffanten Punkt, der gleichfalls mit Leichtigfeit von. ber Kolonie aus zu befuchen ift, bilbet bie Felspartie, der die warmen Quellen entfpringen, bie fich auf ber 6), Meilen langen und 1 bie 1%, Meilen breiten Infel Saffaxblef, weiche die Nordſeite bee Niwakſundes ‚begrenzt, finden. Sie liegt am Ende der Bucht Tel fiurfaf, ungefähr zwei Meilen von Egebesminde und nahe bei einem Heinen Fluſſe, ber über einen flachen Abhang mit mancherlei Rei fteinblödten laͤuft. Die eine der Quellen ſpringt wie ein bider Strahl aus der feften Granitwand heraus, gerade als ſey diefe. ein durch Kunſt gebildetes Beden. Unterhalb berfelben ift ein flacher Grund, aus dem die übrigen 2—3 Quellen, zwifchen Steinen und Moos, fat in gleicher Stärke vorfprubeln. Die Temperatur ift +41 R. oder 90 höher ald die Mitteltemperatur des Orts, woher anzu nehmen ift, daß fie aus warmen Reſervoirs im Innern der Erde fommen, mas auf. Diefer Infel allerdings merkwürdig ift, da auf ihr feineöwegs, wie auf Disfo, Anzeichen ähnlicher älterer vulfanifcher Ausbrüche vorhanden fcheinen ; die Gebirge derſelben Haben nur einige hundert Fuß Höhe, im Uebrigen aber gleiche Befchaffenheit mit bem ganzen Lande von hier aus ſüdwärts. Es ift eine Wiederholung defielben Phänomens, welches fich in einem andern, weit merhmir- bigeren Grab auf der Inſel „Ounartok“ bei Lichtenau im füblichkten Brönland zeigt. Das Waffer foll im Winter reichlicher und wärmer firömen, was jeboch mwahrfcheinlich nicht der Fall ik, da die Jahre: zeiten in ber Erbtiefe, aus welcher das Wafler kommt, feinen Ein- fiuß baben fönnen. Ein fleines 100 Ellen langes Beden, welches die Quellen büben, friert nie zu, und felbft aus dem Grunde bed Meeres follen Wafferftrahlen hervorbrechen, bie bas Eis verhindern, fih darüber. zu legen. Das gewöhnliche grüne Moos, Bertramia fontana, bildet Dicke Kiffen neben und über den Quellen und wird durch dieſelben beftändig in fchaufelnder Bewegung erhalten.

Der ganze Difirift Egedesminde ift im Sommer In einer Segel: jolle oder in einem Weiberboote leicht und angenehm zu bereifen.

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——

Man hat hier nichts vom Seegange zu befürchten, da das Meer überall gewiffermaßen Kahrftraßen bildet, fowohl in der Form un: zähliger Sunde zwifchen ben Infeln gegen Often und Süden, außer halb des Feſtlandes, ald auch von ben Sunden aus wieder in Korm großer Fjorde, die tief in das Land hinein und bis an bag große Feſtlandseis führen. Kleine Häfen für Boote, in benen man bei entftehendem Unwetter and Land gehen und feine Zelte auffchlagen fann, finden fich beinahe überall. Außerdem bericht hier in biefer Jahreszeit ein ganz ungewöhnliches Leben von Fischen und See vögeln, und man ift im Stande, ſich im Nothfalle felbft mit Lebens⸗ mitteln zu verfehen. Gier von Seevögeln, Eibergänfen vorzugsweife, fönnen im Juni überall auf ben Inſeln gefammelt werben, und im fpäteren Sommer gibt e8 wieder Reihthum an Kabliau, Heilig butten und Lachfen. Im Hintergrunde ber Sjorde wird dann auch eine einträgliche Renthierjagd betrieben, derenthalben die Eingeborenen von den Gegenden ber Disfobucht, Jafobehann und bis zum Kron- prinzen- Eiland jährliche Reifen hierher unternehmen. Bon Egedes⸗ minde bat man eine Strede von gegen 16 Meilen in fübweitlicher und füblicher Richtung nach der füblichften Außenftelle „Alto. Man raflirt auf dieſem Wege bas Weftende der langen Inſel „Sakkard⸗ lek,“ deren Nordweitfpige „Kangarfuf“ fich in das offene Meer hin- auswendet; bort findet fich eine Höhle, vor welcher bie Grönländer in früheren Zeiten, wenn fie auf ihren Sommerreifen vorüberfamen, Rahrungsmittel und verfchiedene andere Begenftände als Opfer für einen ihrem Glauben nad) biefelbe bemohnenden Geiſt auswarfen, wodurch fie fih einen glüdlichen Bang zu verichaffen hofften. Bor ber Sübdweſtſpitze biefer Inſel ſtreckt ſich eine lange Reihe Fleiner Snfelchen aus bis zu den Außerften Infeln „Akudlek“ und dem „Wefteiland,* von wo aus ehemals Walfifchfang betrieben wurde, und die nody bewohnt if; und dann fommt man wieder durch eine ganze Reihe. von Außeninfeln, zuerft durch die. Mündung bes breiten Nivak-Sundes, ber aus der Süpdoftbucht nach der eriten Landzunge bes Feſtlandes führt, auf der acht Meilen von Egedesminde entfernt die Außenftele „Kangeitflaf” liegt; bemnächft durch die drei Meilen breite Muͤndung bes „Auleitſivik-Fijords, ber 16— 20 Meilen in das Land einbringt und zwei Hauptverzweigungen hat, bie beide bis zum Innenlandseife hinaufreichen follen. In bem äußeren und breis teren Theil diefes Fjords gibt es mehrere bewohnte Pläge, aber von

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dort führt nur ein fehmaler Sund in ben inner und wenig be- fannten Theil. befielben. Sowohl das Wintereid, mie dad vom Feſi⸗ land fommenbe Kalbeis, haͤuft fich in Form von Bruchſtücken im Sommer innerhalb dieſes fehmalen Eundes, da es: das offene Meer faum anders ald im aufgethauten Zuftande erreichen ‚Tann... Aus biefem Grunde, wie auch der hier hHerrichenden. Strömungen halber fol dieſer Sund gefährlich zu pafliren feyn, und daher rührt es wahrfcheinlich, daß der Anleitfivif- Fjord von Renthierjägern weniger beugt erſcheint, als die fülichen Fiorde. Der über Land von Chriſtianshaab über die Südoftbucht leicht erreichbare norböftliche Arm Teſſiurſarſoak zeigt ein theild von einem großen Alachlande, theild von hohen und fteilen. Fielden umgebened. Fahrwaſſer. Die Rentbiere befuchen dieſe Gegend häufig und im Hintergrunde ift ein Arm des großen Feftlanbseifes fichtbar, von dem die bier und dort eingefroren liegenden Stüde Kalbeis herrühren. uropäer haben biefe innerften Landftriche noch nie befucht. ‚Ein bewohnter Plag findet fich ‚dort bei Narfarfaf in der füböftlichen Verzweigung; die dortigen Eingeborenen gehören vielleicht zu den ifolirteften und kom⸗ men. felten oder nie nach ber Kolonie oder in Berührung mit Eure; päern. Sie wohnen hier ganz wie mitten im Lande und leben meift von. ber NRenthierjagd, Die fie mit Fleiſch in folchem Ueberfluß ver- forgt, daß fie nie Mangel daran leiden. Auch entbehrt der Fjord ber Seehunde nicht,. und werben fie. im Winter überall gefangen, wo fich, theils Durch die Ströme, theils durch die Kalbungen des Feſtlandseiſes gebildet, offene Stellen finden, doch fuchen fie die Ein- geborenen nur auf, um Sped zum eigenen Gebrauch zu befommen, indem fie fich die Handelsartifel für Renthierfelle und Fuchsbälge verfchaffen, bie fie zur nächften Außenftele bringen. Große Ströme ergießen fich hier aus dem innerften Beftlande, oder zunächft aus ben Eismaflen, die daſſelbe bebeden. Bon den fühlicheren Fjorden Atanarme und Neffotouf ift dieſer füböftliche Theil durch fchmale Landzungen gefchieden, über welche die Grönländer im ‚Sommer reifen. Sie benugen dann auch die Landfeen, indem fie ihre Weiber: boote und Bagage von: dem einen zum andern tragen, und fchlagen die Zelte wohl auch zeitweife im Lande jelbft, am Ufer diefer Seen auf... Es. bietet fich in dieſer Gegend ein intereſſantes und weites Feld für Unterſuchungen.

Die Inſel Aito, wie die unlezenden Inſeln tagen den ben

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Charalter der Außenfüften in noch höherem Grade als Egedesminde

ſelbſt, obſchon fie eine füblichere Lage haben. Die Vegetation ift noch fparfamer, und fie bieten meift nur unfruchtbare und fahle Zelfen bar, theilweiſe von roftbrauner Farbe und zu Schutt verwit⸗ tert. Doch trifft man hier bie efbare Pflanze Sedum rodiola, bie mit Ausnahme vereinzelter Eremplare an der Südoftbucht nicht weiter gen Norden gebeiht; außerdem tft Taraxacum officinale hier un- gewöhnlich Häufig, und auf den Gipfeln der unfruchtbaren kleinen Inſeln findet man viele fogenannte Mövenhaufen, oder ifolirte Torf- maflen von mehreren Fuß Dide, doch nur wenigen Ellen Umfang, mit Grad bewachſen und von dem Dung herrührend, ben die Möven, weiche biefen Gipfel häufig befuchen, in Menge zurüdlafien. "Außerhalb Yito liegen die Infeln „Riffol oder Omenak“ und „Numarſoak“, die fi ind offene Meer hinauswenden und burdh ihre Höhe vor der ganzen Reihe der Außeninfeln auszeichnen. Rifkol dient durch Diefe Höhe und ſcharf gegipfelte Form ald wichtige Sees marfe für Schiffe, Die nach der Diskebucht beftimmt find, Man tieht von dem Gipfel derfelben gleichzeitig Disko und die Fjelden in ber Nähe von Holfteensborg. Tas Wrack der Föniglichen Hanbele- brigg, Prinz Chriſtian, welches in dem von Welten fommenden Groß: eife, ungezähr 20 Meilen vom Rande, verloren ging, trieb an biefer Stelle an, wo fih Daun, auf das Gerücht Davon, viele Eingeborenen fammelten und von dem zum Theil noch brauchbaren Proviant ben Sommer hindurch gut lebten. Die Beſatzung des Schiffes entkam in zwei Booten und erreichte Die nördlicher liegende Inſel Simiutarfonf, von wo aus ſie ihren Weg fühwärtd nach SHolfteensborg wählte, dabei Riffol paflirend, ohne zu wiſſen, Daß es eine Handeloſtelle

war, an ber fie Unterftäßung befommen fonnten. Südlich vor Aito

ift ber tiefe Neffotouf=- Ford, wo jegt die wichtigfte Renthierjagd ftattfindet; er reicht nicht ganz bis zum Innenlandeife hinein, von dem ein großer Strom, der zum Theil mit Weiberbooten befahren werden kann, fein lehmiges Waffer in ihn ergießt. Oeſtlich von Aito geht ein Sund hinter den größeren Infeln Simivaf und Tut: tulik zur Außenſtelle Eginiarbik; auf diefem Wege bemerft man fchon mehr Grün auf ben Fielden, wie ſich auch bier, wie um bie flei- neren Fiorde Kangerdluarſuk und Atanarme oder Atanef Renthiere finden.

Im Difteift Egedesminde mit Den dazu gehörenden Infeln,

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Hunde -Kiland und Weit: Eiland, wurde fein fo bedeutender Wal⸗ fiichfang wie bei Godhavn betrieben. Die Kolonie ift 1759 zur Zeit der allgemeinen Handelsgefellfehaft angelegt. Im Beginn dieſes Jahrhunderts producirte fie jährlih 2— 400 Tonnen Sped, ohne Häute und Eiderdbunen. Zur Kriegszeit ftorfte auch hier ber Ein- fauf, fo daß 1812 1815 fo gut wie gar feine Probufte erhalten wurden. Nach diefer Zeit bis 1830 betrug die Produktion ebenfalte jährlich nur 2— 400 Tonnen Seehundsſpeck und 4— 6000 See⸗ hundshänite, außer Eiderdunen. Um biefe Zeit begann die Renthier⸗ jagd fo zuzunehmen, daß bie Felle in den. Handel geliefert wurben, und gleichzeitig hat bie übrige Produftion fich derart gefteigert, daß fich ihr Gefammtwerth in den legten Jahren auf das Dreifache bed früheren belief. In den Jahren 1845— 1849 wurden jährlich im Durchfcehnitt über 800 Tonnen Seehundsſpeck, 3360 Renthierfelle, 8000 Seehundshäute, 1300 Pfund Eiderdunen eingefauft, was mit den Buchsbälgen, Hunbdefellen und Walroßzähnen zufammengeichlagen einen Werth von gegen 30,000 Rbd. repräfentirte. Nach. ber er⸗ wähnten Berechnung fällt aber dennoch auf jeden Producenten Y/%, weniger, ald nach dem Burchichnitt für ganz Nordgrönland. In ben legten Jahren ift ber Einfauf ftets fteigend, und noch viel be⸗ deutender geweſen.

Die Kolonie zählt außer den Häuſern ber Mannſchaft und der Grönländer, von denen mehrere mit Bretterdaͤchern und verbefferter Einrichtung verfehen find, zehn größere und Fleinere der Handels⸗ gefelfchaft gehörende Gebäude. Es ift ein Haus mit Wohnungen für den Kolonieverwalter und Afliftenten und ein kleineres Wohns haus für den Miflionär darunter. Außerdem befindet fich noch. ein ältered Gebäude dafelbit, welches wahrfcheinlich aus ber früheren Kolonie Sübbay hierher verſetzt ift, jeßt aber zu gleicher Zeit Kirche, Mannichaftsftube und Bäckerei enthält; und endlich ein Material: waarenhaus mit Laden, ein Provianthaus, ein Spedhaus, ein, Brauhaus, eine Schmiede und Böttcherwerfftatt. Die Lage wurde bereits gefchildert ; die finftere Zeit dauert hier etwa acht Tage kür⸗ „zer, ald bei Godhavn, und der Aufenthalt ift im Ganzen angeneh- mer, ſowohl ber leichteren Kommunifation mit den nächften Kolonien halber, theils auch, weil die Grönländer thätiger und weniger zum Borgen und Betteln geneigt find. Außer den beiden Oberbeam⸗ ten und dem Miffionäe werden 12 Handwerker und Arbeitsleute

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gehalten, die zum Theil Dänen find. Auch iſt hier eine Yacht itatie- nirt, mit der Beftimmung, die Waaren und Probufte zwifchen ben Kolonien und den Außenftellen zu transportiren, fie wird: von Groͤn⸗ ländern geführt. Die Fahrwaſſer zwifchen ben Infeln frieren regel mäßig im Winter in ber Art zu, baß man zu Schlitten nach Often bis Chriſtianshaab und weiter fahren fann; im April bilden fich durch Die Strömungen an mehreren Stellen Oeffnungen, doch fann man, wenn man theilweife auf dem Lande bleibt und ſich längs ber innerften Küfte der Südoftbucht hält, in ber Regel biefe Reife noch im Monat Mai unternehmen. Dagegen liegt das Eis zwifchen ben Inſeln nach Süben zu weit unficherer, theild wegen der ftarfen Strömungen, theitd wegen der Nähe bed offenen Meeres.

Bei Egedesminde ift fein Mangel an verfchiebenen Lebens⸗ mitteln, wie Wild und Fiſch, und haben fowohl Dänen als Ein- geborene manche Gelegenheit zu einträglichem Nebenerwerb. Die Ka- bliaufifcherei ift in den verfchiedenen Jahren fehr verfebieden; bie Fiſche halten fich an einer Banf unterhalb ber Infel Daneefuf auf; man fann von ber Kolonie aus die Seevögel, beionderd die Möven über biefer Stelle fchwärmen ſehen. In glüdlichen Jahren fifcht man leicht in einem Tage ein paar Sollen voll; Feine Infeln, auf denen man bie Beute trodnen könnte, wenn Leute zum Zubereiten und Aufpafien vorhanden wären, gibt es unmittelbar daneben, und bad Fahrwaſſer ift fo eingefchleffen und geichügt, wie ein Zandfee. Um Seehundsnege unter dem Eis zu ftellen, gibt es auch an den Küflen vieler Infeln paſſende Gelegenheit. Der Torf, der theild auf dem kleinen eigentlichen Torfinfeln, wo er leicht und ſchwammig ift, ger graben wird, theild auf Den größeren Infeln, wo er mehr von baumartigen Wurzeln burchdrungen, gibt gerade fein fräftiges Brenn- material, lann aber mit Leichtigfeit unb im Ueberfluß gemonnen werben. Gbenfo laͤßt fih in der Nähe ein ganz Theil Treibholz fammeln, mad mit dem Suchen von Eiderdbunen und Eiern zu ver binden ift.

Zunächſt der Kolonie liegen die dahin gehörenden bewohnten Pläge Akunaf, Manermiut, Kangarfutiaf und Weſt-Eiland. Außer bem liegen folgende 5 Außenftellen oder kleineren Hanbelspläge im Diftrift umher:

1) Das Hunde-Eiland mit 76 Bewohnern, drei Meilen von ber Kolonie entfernt. Hier befand ſich früher eine Walfifchfänger-

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“Anlage, bie zu dem Kronprinzen-Eiland gehörte; doch beſteht jest nur :noch ein bänifch-grönländifches Haus, in dem ber Auslieger wohnt, der jährlich gegen 100 Tonnen Sped und 500. Sechuuds⸗ häute einhandelt, Es findet ſich ausgezeichneter Torf auf ber Juſel. 29 Kangeitflaf, das mit ben nächften Plägen Kifertarfocktfiaf und Kegingefof 110 Einwohner zählt. Der Auslieger, der ein Ein- geborener iſt, hanbelte 1850 im Ganzen 159 Tonnen Sped, 704 Seehunbohäute und 347 Renthierfelle ein.

3) Eginiarfik, das mit ben umliegenden Plägen am. Auleit- ſivit⸗ und Atanarme- Fjord 315 Einwohner zählt. Hier wohnt ein bänifcher Unteraffiftent, der jährlich etwa 250 Tonnen Sped, über 2000 Seehundshäute und 1500 Nenihierfelle und nebenher Fuchs: bälge und Eiderdunen einhandelt. Es ereignet fich zuweilen, daß die Renthiere im Winter bis dicht an die Häufer fommen. -

. 4) to, das mit den nächftbewohnten Plätzen 165 Bewohner zählt und jährlich ungefähr 160 Tonnen Speck, gegen 2000 Eee- hundshaͤute und 1000 Renthierfelle außer Fuchsbaͤlgen, Eiderbunen und Walroßzähnen producirt. Einige Meilen füdlich von diefem Orte liegt eine Infel, auf ber die Walroffe häufig ans Land gehen; bie wichtigfte Stelle für den Bang ber Lachöforellen ift vier Meilen ent: fernt bei &fallugarfoit, wo fich die Grönländer im Sommer. deßhalb aufhalten. Unmittelbar um Aito herum ift gleichfalls nortreffliche Fifcherei auf Kabliau und Heiligbutten. Auch wird hier das meifte Treibholz gefammelt und es fann in feuchten Vertiefungen. eine Art Torf gegraben werden, der mehr das Ausfehen von. Torfmoofen bat. Wegen ber ftarfen Etrömungen liegt das Eis zwifchen ben Infeln ſehr unficher und verfchwindet früh im Fruͤhjahre in ber Mündung von Kangarbluarfuf. Daher ift auch weniger Gelegenheit zur Benugung der Hunbefchlitten und zur Betreibung bed Seehunde; fange auf dem Eife; dieſe Stelle bildet Hierdurch einen Uebergang zu Sübdgrönland, bei deffen nörblichfter Kolonie Holfteensborg noch Hunbdefclitten zur Verwendung kommen, die weiter nach Süden ganz verfchwinden. Aito wird von einem bänifchen Unterafliftenten ver- waltet, außer befien Wohnung gibt es ein paar Häufer für Waaren und Produfte, und wie auch Eginiarfif, hat biefer Play ein befon- ders hübfches und ordentliches Ausfehen.

5) Rivak, am entgegengefeßten oder öftlichen Ende des Rivak⸗ jundes liegend. Mit dem nächftbervohnten Platz „Stivdlermiut* hat

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ed 44 Einwohner und producirt etwa 50 Tonnen Speck und 300 bis 400 Seehundshaͤute, fo daß es bie wenigft bedeutende Außen» ſtelle if. Man kann entweber von Welt oder von Oſt dahin kom⸗ men, um Salkardlek herum oder um bie Stivdtermiutsinfel; jener Weg ift 9%,, dieſer 8 Meilen lang; im Winter Tann man außer: dem einen Richtweg quer über die Infel fahren. Rivak felbft liegt an einem ganz fchmalen Sunbe, der bei niedrigem Waflerftanbe beinahe troden ift und worin bei Ebbe. und Fluth eine gewaltige Strömung hin. und ber geht, fo daß er im Winter nicht im Stande ift, zus zufrieren. in ganz ähnlicher Sund ſoll Rivaf von Stivdlermiut trennen, und biefer, fo wie ein britter „Amitoarfuf“, der auf 11% Meilen Länge nur wenige Ellen breit ift und an einer Stelle bei niedrigem Waffer gleichfalls troden liegt, verbinden die Südoftbucht mit der Davisftraße, weßhalb man mit Booten biefen Weg nur bei Hochwaſſer pafliren lann, obfchon ihn die Eingeberenen gewöhnlich auf den Reifen in bie Renthierjagdgebiete von Chriftianshaab und Jakobshavn aus benutzen. Die .Außenftelle wird von einem Ein- geborenen verwaltet, der erft ganz neuerdings. fein Erdhaus mit einem fehr guten hölzernen Haufe vertaufchte und eine Scheuer für bie Produfte und Waaren hat. Im Sommer ift es gewöhnlich unbe: wohnt. Angmaffätten werben hier in großer Menge gefifcht. In ber kleinen Bucht, welche von der Südoftbucht hereinführt, finden fi} ungemein viele Wale, fowohl ber größeren Arten, Kepolalfen und Zunnuliten, bie fich meift paarweis zeigen und alle Yugenblide auftauchen und ihre Dampffäulen auswirbeln, oft dicht bei ben Booten der Reiſenden, ald auch bie fleineren Weißfiſche. Diefer Reichthum an größeren Seethieren ift jedenfalld ber ungeheuren Menge Nahrungsftoff zugufchreiben, den die ftarfe Strömung dieſen zuführt. Diftrift Chriſtianshaab. Nordiwärts von Egedesminde tritt an der Disfobucht das Feftland weit zurüd und hat außerdem eine Menge fleiner Infeln vor fih, fo Daß von hier ab 20 Meilen weit nach Nord nur ein 6— 8 Meilen breiter Gürtel zwiſchen bem Snnenlanddeife und der äußern Küfte liegt, natürlich die Inſel Disko außer Betracht gelaffen. Diefer ſchmale Landgürtel ift außerdem von dem Jakobshavner Eisfjord und feinen Verzweigungen durchſchnitten, und man kann Daher theild über diefe, theils über Land an meb- reren Stellen mit LZeichtigfeit an den Rand der großen Eiswüſte dee

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Innenlandes und namentlich an die merkwürdigen Stellen gelangen, wo bie fchwimmenden &isberge von demfelben ind Meer hinausge⸗ fchleudert werden. Ferner erhält dad Land. hier mehr das Anfehen von den Fiordufern, indem die Sommer hier befier find und mehr Sonnenfchein haben und weniger Nebel und Wind, als auf ben Außeninfeln berrfcht, woher bie Vegetation auch üppiger ift. Die größere Nähe des Innenlandeiſes und des großen Eisfjord thun in biefer Hinficht nichts zur Sache. Außerdem erheben fich die Ge⸗ birge zur Höhe von 12— 1400 Fuß, mährend die ber Außen füften nur 3— 400 Fuß erreichen, und zwifchen ben Gebirgen gibt ed größere Thäler mit Landſeen und Strömen, wodurch bad Land im Ganzen mehr Abwechslung und ein freundlichered Ausfehen erhält.

Die Kolonie liegt auf dem fübfichften Theile dieſes Feſtlandes an einem geräumigen, von einer Reihe Heinen Infeln befchügten Hafen, hinter einem Hügel, fo daß Die Häufer von der Eee aus nicht ger ſehen werden fönnen. Senfeits bed Hafens befindet fih am Buße eines Gebirgsrückens Kakfarfoaf, den man am nächften von ber Kor lonie aus, aber beffer und bequemer von feinem füblichften Ende an der Bucht Kangerdluluk befteigen fann, ein 1000 Ellen breites und zum Theil mit Gras bewachſenes Thal. Auf dem Gipfel des ſuͤd⸗ lichften Gebirgszweiges fteht eine Warte 1222 Fuß über dem Meere, von welcher man eine fchöne Ausficht über das Thal und ben darin liegenden Landſee, bie Lachsbucht, Claushavn und die Mündung be großen Eisfiords hat. Gegen Oſten ift aber die Ausficht auf ben Ford Teffiurfaf und das Innenlandeis burdy Gebirge, die noch etwas höher fcheinen, ganz verfperrt. Auf feinem diefer Gebirge liegt aber ewiger Schnee oder Eis, vielmehr wachſen und reifen bafelbft Rauſch⸗ beeren und Blaubeeren bie fogar auf den oberften Gipfel, obſchon die Begetation felbftverftändlich ſparſamer und ber Schneefall häufiger ik, als im Thale.

Da die äußerften beivohnten Bläge nur 6— 7 Meilen ſüd⸗ und nordwärtd ber Kolonie liegen, ift dieſer Diftrift leicht zu bereilen. Gegen Süden hat man 1?, Mellen bis zur Landzunge Noof, bie in die Südoſtbucht hinausragt und auf der ähnliche Mineralien ge funden werben, wie auf Maneetfof bei Egedesminde. Hier find aud einige heidnifche Gräber und Reſte einer früheren Bewohnung vor- handen; feitwärts liegt ein guter fleiner Hafen für Boote. Gegen

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Often Tanı man von dort durch bie Fleinere Bucht Kangerfunnef und weiter über Land, im Ganzen auf einem Wege von 6 Meilen Afflamiut bei Teffiurfat, einen Arm bes Jakobshavner Kisfiorbe, von Dem noch fpäter bie Rebe fern wird, erreichen. ine andere öftliche Verzweigung ber Süboftbucht, der Feine Fiord Orpiffoit, führt hinauf zu einem großen Landſee, hinter welchem man bas Landeis in ziemlicher Nähe fehen kann, fo daß es im Ganzen wohl höchftens 7 Meilen von Roof entfernt fen kann. Um biefen Eee herum breitet fich ein großes Flachland aus und die Menge dort befinb- lichen, Weidengeftrüppe gab ber Stelle ihren Namen. Dan kanu auch von bier aus über Land nad dem Auleitſtvik⸗Fjord fahren; die Renthiere ftreifen am häufigiten auf Diefem Wege nach bem Jakobshavner Eisfiord. Bis zur Süpfüfte der Suͤdoſtbucht hat man von Nook ungefähr 3 Meilen. Dort ift Das Land ganz flach, ber fondere im Weften der Außenftele Sarpiufaf bei Maffait, wo ber Erdboden aus großen Eand- und Lehmfchichten, in denen man viele Reſte von Mufchelfchaten und Fifchen, und wie gefagt wird, aud) Walfifchknochen im verhärteten Lehm eingefchloffen findet. Bon hier aus hat man nur 11), Meilen über Land nad) Teffiurfarfoaf ober dem Auleitfivtt Fjord; der Weg führt über drei Fleine Landſeen fort und ift fo glatt wie eine gebahnte Fahrſtraße. Die Eingeborenen follen auch zuweilen ihre Weiberboote über benfelben tragen, um fo in Die Renthiergegenden zu fommen, boch ift er wohl eigentlich Dazu zu bang. Nach Norden zu bat man etwa 5 Meilen längs der Küfte bis zu dem Hanbelsplag Claushavn und Die dahin gehörigen bes wohnten Pläße an der Mündung des Jakobshavner Eisfiords. An zwei Etellen biefer Küfte fann man über Land nach ber Bucht Teſ—⸗ fiurfaf fahren, die in den innern Eisfiord ausmündet, und dadurch ift man im Stande, biefe merfwürdige, aber von dem Eisfiord felbft unzugängliche Gegend zur bereifen. Der eine Weg führt von ber Lachsbucht durch ein 3 Meilen langes Thal, längs des Lachsſtroms und über einige langgeftredte Landſeen; der andere geht von Elaus- havn felbft über zwei Landfeen und ift nur eine Meile lang. Beide Wege können nody bis auf bie legte Hälfte des Mai mir Schlitten bereist werben, da man im Nothfalle damit auf dem Lande ſelbſt Dann fahren fann, wenn es fchneefrei ift, indem es fich mit einem weichen Kiffen von Moo8 und Heide bededt-zeigt, und ba bie Land⸗ feen,, wie auch beinahe ganz Teſſiurſak bis auf einige Stromftel‘

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noch um dieſe Zeit mit ganz Zefteni und ſicherem Eiſe bedeckt zu feyn pflegen. "Bei fehönem Wetter ift dann diefe Tour, wenn Die Sonne zur Mitternachtszeit fcheint, befonders angenehm. - Kommt man von Godhavn und fährt quer über Tefliurfaf, fo hat man ed auf ber "entgegengefegten Seite über Land ganz nahe zu dem feſten Eiſe, das in den Eisfjord hinabſchießt.

Am merkwürdigſten iſt jedoch die kleine Bucht Tivſarilſok, Die durch das feite Eis, welches den innerften Theil des urfpräntglichen Eisfjords ganz ausfüllt und ein unüberfteigliches Wehr vor: ihrer Mündung. bildet, von dem Meere völlig abgefperrt ift, in der aber nichtsdeftoweniger Seehunde vorfommen. Bon Tefliurfaf, auf der das Winterei® immer gleichmäßig und feit liegt, ba fie wie ein Landſee .eingefchloffen ift, führt man '/,, Meile Wegs über ein ganz flaches Thal mit einem Paar Fleiner :Seen und gewinnt eine Aus- fiht über Zivfariffof und den” ungebeuren vor derfelben Tiegenden Eiswall. Bon hier aus hat man nur Y, Meile zu dem feften. Eife, das ein Baar hundert Een von Hauptfiord in die Mündung ber Heinen Bucht vorgefchoffen ift. Diefer Theil des Lanbeifes ift ber allgemeinen Bewegung, durch welche das übrige von dem Innenlande unaufhoͤrlich in den Fiord hinausgefchoffen wird, entzogen, und hat auch‘ eine ‚weniger unebene Oberfläche ald jenes, fo daß man ihn auch befteigen und eine Strede darüber hingehen fann, Die unge: beuren Spalten, welche fonft die Oberfläche des Landeiſes, wo bafjelbe in Bewegung ift, auszeichnen, find hier durch Ausfüllung mit Schnee und durch Abfchmelzung ber fcharfen Kanten ausgeebnet; jo Daß Die Oberfläche nur hier und dort Fleine Hügel mit dazwiſchen liegenden Bertiefungen bildet. Außerdem ift das Eis: durch das abwechjelnde Thauen und Frieren rauh und ficher genug geworben, um feften Fuß darauf zu faflen. Doch -ift ber Außenrand- gegen Tivſarikſok zu meift.fteil, wie auch Feine Eisfjelde davon abgefalbt find und in der Bucht umherſchwimmen, aber dem Lande zunächſt kann man ed befteigen und bi zu dem Sauptfiorb ‚gehen ;- Bier nimmt bie Unebenheit dee Oberfläche zu, tiefe Spalten öffnen ſich, und ein ungeheurer Wal von Eishlöden, auf. phantaftifche Weiſe aufeinandergethüürmt, fperrt endlich den ganzen Weg. Diefer Wall rührt von dem mittelften beweglichen Theile bed Landeiſes her, Das in ben Eisfiord hinausſchießt und fich Hier gegen bie fefte Seiten- wand reibt; es fönnte paffend mit der unebenen Oberfläche eines

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Lavaſtroms verglichen werden, befjen..obere Rinde erftarrt, wieder serbrochen und von bem darunter liegenden noch "flüffigen Theil zu- fammengedrüdt ift. Die beftändige Spannung, worin bie über 1000 . Fuß dicke Eisplatte ſich während ber Bewegung befindet, Außert fich in einem tiefen ®etöfe, wie von einem fernen Donner berrührend, das fich oft hören läßt, wenn man fich an diefer Stelle aufhält. Ueberall riefeln in den Spalten des Eiſes eine Menge fleiner Ströme, und bie Vertiefungen befielben find mit fleinen Seen ausgefüllt. Die Küfte ift hier ziemlich fteil und hoch, und eine Menge Möven bauen an den Feldwänden, von denen zahlreiche große und Kleine Blöcke auf bas Eis herabgefallen find. Schon von einer geringen Höhe fann man bier den ganzen innern Eisfjord zugleich mit dem Rande, von dem bie Gisfielde ind Meer ftürzen, überfchauen. Es ift bieß die nächfte und bequemfte Stelle, um von den bänifchen Nieberlaf- fungen aus fi) eine Worftellung von dieſen merfwürdigen Natur: phänomen zu verfchaffen, die fowohl aus Grund ihrer Eigenthüm— lichfeit, ald wegen ber Größe ber in Rebe ftehenden Maflen, fo fchwer durch Beichreibung wiederzugeben find. Bei einem frühzei- tigen Aufbruche aus Blaushaun erreicht man gegen Mittag das Eis und kann über die Lachsbucht, felbit wenn die Strömungen bei Teſſiurſak und die zeitweife reißenden Flüſſe Umwege bedingen, Ehri- ftianshaab früh am felgenden Morgen erreichen. Gegen Süboft itredt ſich Teffiurfaf mit zwei Armen gleichfalls zum Innenlandseiſe aus. Am- Ende des füdlichen Armes liegen Ruinen des früheren MWohnfiges und der Außenſtelle Jisland, etwa acht Meilm von Claushavn entfernt. Dom Hausplage aus hat man faum ‘eine PViertelmeile bis an den Rand des Eifes; doch herrſcht bier Feine befondere Bewegung und wirft es feine Gisfielde, fondern nur Heine Bruchftücke ab, Im Winter ift es jedoch zu erfennen, daß Das Fjordeis durch den Druck des Landeiſes zufammengefchraubt iſt. Teſſiurſak ift von ziemlich bedeutenden Höhen und: ſteilen Abhangen umgeben. E Die Kolonie wurde im Jahre 1734 und das ſpaͤter damit ver bundene Claushavn 1752 angelegt. Won letzterwähntem Orte aus wurde einſt Walfifchfang betrieben und anfangs dieſes Jahrhunderts jährlich einer bis zwei Walfifche gefangen; und. bis zu ben. Kriege- zeiten verfendeten beide Stellen zufammen jährlih 3 600 Tonnen Sped und 1000 Seehundshäute. Nach dem Kriege betrug. bie

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jährliche Berfendung nur 3—400 Tonnen Sped und 200 Seehunds häute, und außerdem etwas Eiberdunen und Fuchsbälge, und fpäter bat die Produktion allmählig zugenommen, fo daß in den Jahren 41845 1849 ducchfchnittlich jährlich 87O Tonnen Sped und Hal- iebern, 3800 Seehundhäute und 300 Renthierfele verfendet wur: ben. Der Werth) diefer Waaren iſt 18,000 Rbd. gleich zu ftellen, fo daß 200 Rbd. auf jeden Broducenten fommen, alfo. etwas meh, als die Durchſchnittsſumme für ganz Nordgrönland. Bon den 497 Einwohnern find 272 an der Mündung des Eisfjords anfäflig, defien Reichthum an Seehunden bereits erwähnt it. Die übrigen wohnen bei ber Kolonie und an der Süboftbucht, auf ber das Eis im Winter ziemlich beftändig liegt und viel Nebfang wie aud Hal fifcherei betrieben wird. - Früher war auch ber Fijord Teffiurfaf mit der Außenftele Jisland ein wichtiger Fangort, Doch haben fich bie Seehunde in letzter Zeit bafelbft ganz verloren; bie legte dort woh: nende Familie fam auf dem Wege nad) Claushavn um. Sie hatten die Kajals aneinandergebunden, um über einen Landfee zu fehen, aber die Verfchnärung ging auf, fo daß fie alle ertranfen. Später it der Fiord nicht bewohnt geweien; im Sommer halten ſich jedoch die Grönländer zumeilen dort auf, um Lachsforellen zu fifchen, wie fie auch im Winter Nee bafelbit ausftelen und im Srühjahre Utok⸗ fang betreiben.

Bei Chriftianshaab felbft fteht ein fehr altes Wohnhaus, wahr fcheinlicherweife noch das urfpeüngliche aus Paul Egedes Zeit und in folchem Falle ift es über 100 Jahre alt. Es iſt in gewöhnlicher Weiſe von Balfen oder Stodiwerf gebaut, 20 Ellen lang und ebenſo breit, vecht bequem eingerichtet und hat. vier Zimmer zur Wohnung des Kolonieverwalters, eine Mannfchaftsftube und einen Laden auf bem Boden. Außer diefem Haufe findet man die gewöhnlichen Ge baͤude dort, Hoch liegen die Häufer der Eingeborenen etwas abfeite, und ta die Stelle nur 63 Einwohner hat, ift e8 ein fehr ſtiller und einfamer Aufenthaltsort, und. würde ed noch mehr feyn, wenn er nicht auf dem Wege zu den andern Kolonien läge, und wenn nicht die Kommunifation fowohl mit Egebesminde, als mit Claus havn das ganze Jahr bindurdy leicht und ficher wäre. . Die Leute an biefem Orte find fleißig in Ueberwachung ber Seehundenepe, bie an manchen Stellen, beſonders aber außerhalb Nook nach der Sub: oftburcht zu, in dieſer ausgeftellt werben. Bon dem Eife aus

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Meile von der Kolonie entfernt, laſſen ſich die Hate gut fiſchen: doch kann allerdings ein aufipringender Süͤdoſtſturm das Eis ploͤtz⸗ Hich brechen unb in Treiben verfepen, wodurch natürlich die Angels hafen und Netze verloren gehen. Im Kebruar 1851 wurden zwei Dänen, die mit ihren Hunbefchlitten zum Halfifchen binaudgefahren waren, und täglich zehn Fiſche eihbrachten, vom Süboftwind über- rafcht, der das Eis hob, fchaufelte und zerbrach. Die Leute retteten fh, indem fie eiligft von ben ſchon treibenden Schollen auf die übri- gen ‚fprangen und das naͤchſtliegende Land erreichten; Schlitten und Hunde trieben in die See, doch fprang ber Wind fonderbarer Weife nad Suͤdweſt um, und trieb fie wieber hinein, bis fie fünf Meilen entferht gerade vor den Häufern bei Elaushayn fich feitfeßten, mo bie Hunde frifch und munter and Land fprangen, und fpäter auch bie Trümmer der Schlitten aufgefammelt wurden. In ber Umgegend der Kolonie ift recht gute Jagd auf Hafen und Schneehühner, unb find auch einzelne Renthiere etwas weiter landeinwaͤrts bei ber Bucht Kangerfunnef gefangen. Im Brühiahre gibt es hier eine Menge fogenannter Repifäten und Steinbutten, bie leicht vom Lande aus zu fifchen find; Lachfe liefert der Fluß, ber fich von dem Landſee aus in die Lachsbucht ergießt, um ihn zu erreichen, muß man %, Meile über Land gehen. Dort gebeihen auch die in NRordgröntand ziemlich - feltenen Preißelbeeren, allerdings nur fpärlich, wohingegen bie an- deren Beeren in biefer Gegend in ungeheurer Menge reifen. Auf den Infeln wird guter Torf gegraben, ber befte auf Savig, Y, Meilen von der Kolonie.

Zu ben Diftriften gehören folgende Außenſtellen und bewohnte Plaͤtze:

1) Claushavn mit 141 Einwohnern, 1, Meile von der Muͤn⸗ dung bes Eisfjords, mit den Wohnfigen Erke, Narfamiut, Karſo⸗ miut und Iglomiut, bie zufammen die Rorbhäufer genannt werben und 131 Einwohner zählen. Man kann von Chriftianshann. fo gut wie ben ganzen Weg borthin zu Lande zurüdiegen, da längs ber Küfte faft Tauter Flachland iſt, und erft, wenn ber Strom in ber Lehmbucht aufbricht, was Ente Mai gefchieht, muß man ben See- weg einfchlagen. Claushavn ift fowohl Durch Paul Egebe, als auch durch ben Miflionär Saaby befannt, ber ein Tagebuch über feinen Aufenthalt dafelbft im vorigen Jahrhundert herausgegeben hat. Das alte Wohnhaus fleht noch und wird von einem Affiftenten bewohnt,

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der den Handel verwaltet. Die große Zahl Einwohner macht den Platz tebendiger, als die Kolonie, auch ſtehen die Häuſer auf! einer recht. hübſchen Ebene, die ſich am Fuße bes Gebirges Illulia Mi: narſoak hinzieht, Das bis auf taufend Fuß Höhe veranfchlagt werden fann und ſich bi8 zum Eisfiord Hin auöbreitet. Sie umſchließt ein Paar Eteine Landſeen, über bie der Schlittenweg nach Teſſiurſak und Chriſtianshaab führt und um welche herum :fich gute Torfftiche be- finden. Hier werben im Frühjahre und Herbſt viele Weißſiſche und größere Seehunde gefangen, da fie regelmäßig ‚in diefen Zeiten in ftarfen Haufen bie Küfte entlang ziehen," und im Winter. it bie Mindung des. Eisfjords ſtets ein guter und ficherer Fangort; eben- dafelbft werben auch die Fleineren Seiligbutten ober Kaleragliks ge fangen. In guten Jahren zeigten fich auch Kabliaus in ungeheurer Menge vor Claushaun, aber nicht weiter nach Norden.

2) Ikamiut an der Süpdoftbucht, fünf Meilen von der Kolonie; es hat 78 Einwohner und liegt auf einer Landzunge der, durch bie früher erwähnten fchmalen Wafferarme von bem Feſtlande und Rivaf geſchiedenen, ziemlich großen Inſel. Der größte Theil dieſer Iufel ift ungewöhnlich flach und niedrig umd hat fehr gute Torfftiche. Hier und auf der Infel Tofak find die einzigen Stellen, mo Preißel⸗ beeren in bebeutenderer Menge wachſen. Auf der Norbfeite findet fich eine eingefchloffene Bucht, Teffiurfarfut, die einem Darin mün- denden Strome, ber zwei Meilen von Ifamiut eine -gute Lachs⸗ fifcherei bietet, ganz ſchmal entgegen läuft. Den’ Handel verwaltet ein bdänifcher Auslieger, der ein verbeflertes grönlänbifche& Haus bewohnt, das befonders. ordentlich gehalten tft, wie .auch hier Die Häufer der Eingeborenen größtentheils Kachelöfen haben und ber ganze Play ein Gepraͤge von Tihätigfeit und Ordnung trägt. Es wohnen bier zwei alte Eingeborene:, die in Dienften ber Handels⸗ geſellſchaft flanden und von Denen der eine, Lars Munk, fchon 1788 nah Kopenhagen gefchidt wurde, um bie Böttcherei- zu erlernen. Später hat er lange Zeit dem Einkauf bei Ifamiut vorgeftanden und iſt felbftftändig im Seehundsnetzfang fehr thätig gemefen. In den ſchmalen Waſſerarmen und ben vorliegenden Schären hat ex im Herbite Nee im offenen Waſſer gehalten, befonders um die größeren Kings der Küfte ziehenden Seehunde abzufangen, wenn fie um biefe Zandipige biegen. Solche Nege wurden früher auch an verfchtebenen anderen Stellen bes Diftriktes, befonders hinter ber Infel Akudlet

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in der Südoſtbucht gehalten, jebt aber braucht man nur die fleinen Eisnege, die biliger und mit Hülfe der Hundefchlitten den ganzen Winter hindurch anzuwenden find, während man zu ben anderen ber Boote bedarf. Lars Munf hat fich durch feinen Yang eine Summe von mehreren hundert Thalern erworben, bie er bei dem Handel zu gut bat. Ex bewohnt ein granlänbifches Haus und hat eine zahlreiche Bamilie von Kindern und Kindesklindern um fidy; trog feined hohen Alterd iſt er noch ungerwöhnlich lebendig und wieberholt jedem Neifenden feine Erzählungen aus Kopenhagen. wie feine fpäteren Verdienſte um Grönland, Sept fällt es ihm aber bes ſchwerlich die Netze auszuftellen, und feine vier Schwiegerfühne zeigen fich nicht fehr geneigt, ihm darin Hülfe zu leiſten, eine Folge ber allgemeinen Härte gegen Alte und Hülflofe, die leider eine Schatten- feite in dem Charakter der Kingeborenen if. Außer den Negen im offenen Waller der fchmalen Arme vor den Häufern bietet fich auch eine Gelegenheit dar Eiönege zu ftellen, ba das Eis in ber Regel in dem füblichften, mit vielen Heinen Infeln ausgefüllten Theil der Suüdoſtbucht, Die im April und Mai außerdem einen guten Sees bundsfang auf dem Eife felbft bieten, bis Ipät im Brühjahr feft und ficher liegt. Kabliau fommen in glüdlichen Fiſchjahren in ungeheuter Menge vor. und zwar unmittelbar vor den Häufern von Ikamiut. In ben legten Jahren fehlten fie aber auch hier, wie überall. ,,

3) Sarpiufaf, gleichfalls an der Südoftbucht, hat nur ein ein⸗ ziged grönländifched Haus, das einem der Leute der Handelsgeſell⸗ fchaft gehört. und von 14 Berfonen bewohnt iſt. Es bietet gute Stellen für die Eiönege dar, und im Srühlahre eine ergiebige Utok⸗ iagb , foreohl auf ber Bucht, ald dem. naheliegenden ‚Teffiurfarfoak. Im Sommer laſſen fi) viele Angmaffätten, aber, feine Kabliau fan» gen; Nenthiere fireifen aber bis Dicht an die Häufer.

Außer diefen Außenftellen follen jüngft auch die „grünen Ei⸗ lande ,“ die vor der Mündung liegen, beivohnt und mit einem daͤni— ſchen Auslieger befegt ſeyn. Diefe Infeln liegen ziemlich entlegen im offenen Meere, fo daß einft eine dort im Herbſte geſtrandete Bootsinannfchaft, von aller Hülfe abgefchnitten, vor Hunger umfam: Man fand Die Leichen unten am Sttande ber Infel, mo fie wahr: ſcheinlich nach Mufcheln und Tang gefucht hatten. Der Kaufmann aus Chriſtianshaab befand ſich darunter. Es iſt übrigens wunder⸗ bar, daß dergleichen Unglücksfälle ſich in einem ſe großen ‚und: fo

Ctzel, Groͤnland. 27

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wenig bebauten ande nicht viel: öfter ereignen. Auf den Inſeln findet man eine Menge Treibholz.

Der Diftrift von Jakobshapvn. Dieſer Diſtrikt iſt faf von- derfelben Beichaffenheit, wie der von Chriftianshaab, er bildet einen neun Meilen langen Strich der Feftlanbsfüfte, ift zwiſchen dem SInnenlandeife und der Außenfüfte faum 3%, Meilen breit und ebenfalls. von Berzweigungen bes Eisfjordes und außerdem von ein paar Heineren Fiorden zerfchnitten. Mir Ausnahme des Erbprinzen- Eilandes, das zum folgenden Diftrift gerechnet werden muß, Hegen auch nur wenig Infeln vor ber Küfte Die Kolonie ift faum eine Biertelmeife von der Mündung bes Eisfiorbs entfernt, ber dur feinen Reichthum an Seethieren ſeit der älteften Zeit eine fichere Sreifefammer für eine verbältnißmäßig große Anzahl Einmohner gewefen ift. Die Gebäube der Handelögefellfchaft liegen an bem Heinen und engen Hafen, auf einer fehr eingefchloffenen Stelle, we: gegen man von der Wohnung des Arztes, der Kirche und bem Se: minargebäude die Ausficht über bie Diskobucht hat. Eine Ebene breitet fi) von biefen gegen Nordoft etwa eine halbe Meile am Fuß der Gebirge aus, und enthält ein paar Landſeen und einen fleinen Strom oder Bergfluß, der fich in den Hafen ergießt. Diele Ebene ift mit Moofen und Halbgräfern bemachfen, aber größten theild ziemlich fumpfig; ihr Untergrund befteht aus Lehm und Sand, worin fich Refte von Meerfonchilien und Mufchelfchaaten vorfinden, und erhebt fich ungefähr 90 Fuß über die Meeresfläche. Einzelne Granitberge fteigen aus ihr empor und find zweifelsohne früher Inſeln geweien, ‚während die Ebene Meereögrund war. Die nächfte und größte berfelben hat eine fcharf eingefchnittene, fchmale Kluft, Kororfoaf, deren Wände eine merkwürdige Glätte in Verbindung mit horizontal. laufenden Furchen zeigen, Die ausfehen, als ob fie durch Abfchleifen und Poliren gebildet feyen, übrigens in Grönland nichts Seltenes find und fich beſonders in folchen fchmalen Berg päffen oder Schluchten zeigen, die Sunde gebildet haben müffen, ale das Land noch tiefer-unter dem Meere verborgen lag. Durch Koror- feaf fomımt man auf eine Höhe von 500 Fuß und hat ein Fleinee fchönes keſſelförmiges Thal mit einem Landfee, Kellafitfof, neben fh. ‚Ein fchmales und tiefes Thal, Amitoarfuf, das. mit zahl reichen Felsbloͤcken, zwifchen benen fich eine recht lebendige Vegeta⸗ tion, befonderd von Zwergbirfen und Blaubeeren, zeigt, fcheibet

419 dieſes Field von dem Gebirgsrücken Kaffarfoeitfiaf, der fich von hier als ein fparfam mit Bergen beſetztes Hochland über ben übrigen Theil der Halbinfel fortfegt. Der höchſte Punkt von Kaffarfoeitfial ift nach Barometermeflungen 1236 Fuß über dem Meere; von. Fa: kobshavn ift er durch mehrſtündige Wanderung zu erreichen und man hat von bort eine fchöne Ausficht über die Ebene, ben Eis— fiord und das Meer, ben inneren Eisfiorb felbft, in dem die Eis; fielde ihren Urfprung haben, ‚ann man aber von hier nicht fehen. Der anziehendfte Punkt bei Jalobshavn iſt indefien bie Mündung bes Eisfiords, deſſen Außerfter Punkt, Kingitok faum eine Viertel⸗ meile entfernt liegt. Ebendaſelbſt liegen auch ein paar Groͤnlaͤnder⸗ bäufer der Bank von großen Eisfjelden gegenüber, die eine Dicht gefchloffene Reihe der allergrößten Eisfoloffe zeigt, deren glatte und glänzende Wände fich wie eine Mauer in der Entfernung von wer nigen hundert Ellen von den Häufern aus dem Meere erheben. Das dazwiſchen liegende offene Wafler befahren bie Eingeborenen mit ihren Kajals und gleichen Fleinen Seenögeln zur Seite ber Ko⸗ loſſe. Ganz nahe bei Kingitof läuft ein unbebeutendes Thal in Den Eisfiord aus, in welchem man an dem äußerjten Abhange, ber - aus Geroͤll und Stein bejteht, und nach und nach von der Sce untergraben ift, zahlreiche Haußrefte fieht; Dad Erdreich ift dadurch entblößt und zeigt bis zu einer Tiefe von I—5 Ellen Torferde und ſchwarze Gartenerde, mit zahlreichen Reſten grönlänbifcher Geraͤthe untermifcht, lauter Material, dad von Menfchenhänben gefertigt und zufammengefchleppt ijt, Da gewiß im Laufe der Jahrhunderte hier ſtets Eingeborene gervohnt und ihre Häufer auf den älteren Ruinen erbaut haben, bis der Grund bderfelben allmählig jo erhöht wurde; die Spuren von Feuerſtellen in verſchiedenen Tiefen bezeichnen. auf das beutlichkte das Borhandenfeyn verfchiedener Generationen. An diefen Orten findet man auch Die merfwürdigen Steingeräthe, deren fich die Gröntänder bedienten, bevor fie Durch die Berührung mit den Europäern Eifen erhielten und baher einer Kunft entfagen fonnten, die jedenfalld das ſchwierigſte Produkt ihrer Erfindungsgabe geweien iſt. Es laͤßt fich nicht leicht erklären, wie fie ben harten Quarz fo zugefpigt haben, um Pfeilfpigen und Meſſer daraus zu formen. Die Stüde, unter denen viele unvollendet find, fehen aus, ald ob mit einen Meifel dünne Sließen oder Spähne nach beftimmt berechneter Richtung ausgehauen wären. Berner trifft man unter

420 biefen Reften Geräthe, an benen das Gifen mit großer Oekonomie angebracht ift, die aus der Zeit flammen, in ber bie Eingeborenen nur wenig Berührung und Taufchhandel: mit. den holändifchen Wal: fiichfängern hatten. Unzählige Knochen, fowie Refte von Walfiſch⸗ barten, Häute und ſogar noch erfennbarer Speck und. Thran zeigen fich in. biefen Erdſchichten. Auf den Bergen, welche. Diefe Stelle umgeben und die Sermermiut genannt werben, finden fi. viele &räber- aus der heibnifchen Zeit, einige in Höhlen zwiſchen großen Feleblöcden unter einem nahe. liegenden Abhange. . In ihnen fand man alte Bogen und Pfeile aufbewahrt. Mehrere. Sagen fnüpfen fich auch an Diefe Gegend und ben Bisfiord. Bon Sermermiut iſt eö..noch reichlich. eine halbe Meile in ben Fjord. hinein, bis zu ber Bambzunge Emmelif, bei der ber Ford am fchmalften und faun

4 Metie breit ift; weiter. vermag man aber nicht. gut. langs des te dringen.

. Wenn man fi ein Jahr fang bet Jalobshavn aufhalt und regelmäßig ben Eisfiord beſucht, wird man durch die Maſſen über: raſcht ſeyn, die im Laufe dieſer Zeit aus dem innern Fjord kommen und durch dieſen ſchmalen Sund bei Emmelik paſſiren, um zerſprengt und ins Meer geführt zu werden. Oft kann man das ganze Fahr⸗ wafler ‚bei Emmelik völlig offen fehen, und am folgenden Tage it es Schon eine Strede von einer halben Meile fo .mit Eisfielden und Eisbrocken von den -verfchlebenften -Dimenfionen bepadt, daß faum eine offene Rinne zu erbliden ifl. Bon. Zeit zu Zeit befommen biefe Maffen Luft, werben von dem Strom ins Meer hinausgeführt und verſchwinden, worauf. wieder neue an ihre Stelle treten; und fo fest: es fich das ganze Jahr hindurch fort, denn das Innere bed Fiords gibt: fletS neuen Vorrath. Im-Laufe des Sommers ſchießt in ber Regel bie größte. Menge aus; im Winter, wenn die Diöfe- bucht zugefroren it, fann die Mündung für einige Zeit verftopft werben, boch liegt das Meereis-felten recht lange vor biefer Muͤn⸗ bung ficher, die größeren Eisfielde zerschlagen es durch ihre Kalbung und bahnen fl von Strömungen fortgerifien und in einen biden Dampf gehüllt, der von dem fle umgebenden, einer fälteren Atmo⸗ fphäre auögefegten, offnem Waſſer herrühtt, ihren Weg.

- Man Tann annehmen; daß bie. größten biefer ſchwimmenden Eisfielde 6-—800, ja- zuweilen auch 1000 Fuß tief unter bie Mee⸗ resoberfläche reichen, wenn baher die Fjorde, aus benen fle kommen,

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nicht eine ſolche Tiefe hätten, würden fie auf ben Grund ftoßen und die Straßen bald ganz ausgefüllt werben. Auch ber’ jchmale Bisfiord hei. Jakobshavn hat eine folche Tiefe bis hinaus zu feiner Mündung, aber gerade in ber Deffnung berfelben befindet fich. eine Untiefe von etwa 1 Meile Länge und !/, Meile Breite, über welche die größten Eisfjelde nur bei hohem Waflerftande paſſiren koͤnnen. Jedesmal wenn ber Ford ausfchießt, wie dieß Phänomen genannt wird, pflegen: Die Heineren Fielde bald und ungehindert ins Meer zu kommen, namentlich Durch die Rinnen längs bes Landes auf jeber Seite der großen Banf, die größeren Eismaſſen fegen ſich aber meiit eine Zeit lang auf bexfelben feftz jede Springfluth und unge möhnlich hoher Woſſerſtand hebt fie dann und ſchiebt fie auf der Banf ein Stuͤck weiter vorwärts, von beren Außenrand ab unb zu einige loßgerifien werben und ind Treiben gerathen, während von innen ber neue fie erfegen. Die Bank felbft bleibt aber beftänbig mit einer Auswahl der größten ſchwimmenden Eismaſſen bedeckt; man fteht fie bis zu einer Höhe..von gewiß ‚mehr als 200 Fuß emporragen, was jeboch nur ein unbedeutender Gipfel des wirklich im Waffer ſchwimmenden Koloſſes ift; wenn nun die Banf zu ihrer Zeit mit mehreren Hundert, ja vielleicht Taufenden großer Gisberge von ben verfchiedenften Formen bebeckt ift, gewährt fle den imponi- tendften Anblid von allen Höhen um Jakobshavn herum. Man wird Durch denſelben unmwillfürlich auf Die Frage geleitet, .von wo diefe Bruchflüde herftammen, wie fie Toögeriffen ‚und ind Meer geworfen werden mögen? In ben Fiord felbit darf man fich. faum zu irgend einer Zeit hineinwagen, boch wurde erwähnt, wie man an feiner Süpfeite über. Land bis ganz an das feſte Landeis gelangen fann ; bier auf ber-Nordfeite des Fjords läßt fich in berfelben Weife defien äußerſter Rand bis auf Y, und 1/, Meile Entfernung erreichen, eine Tour, bie gleichfalls am beiten im Monat April oder Mai im Schlitten zu unternehmen if. Man fährt über Die große Ebene und ein ziemlich bedeutendes Flußbett nördlich von Kaffarfoeitfiaf aufwärts, nächfidem auf einem ziemlich flachen Wege und: über ein paar Heine Seen bis in die. Höhe von 800 Fuß, in der. man etwa in zwei Meilen Entfernung von Jakobshavn plöglich die Ausſicht über die große Eiswüfte gewinnt, die ih im Often, ſoweit das Auge reicht, ausbreitet. Sowohl gegen Süben als gegen Rorden hebt fih bie blendend weiße- Ebene hinter. ben . Bergen. empor; "bie

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Oberfläche derfelben fcheint vollkommen flach, höchſtens ſchwach ger wolht, und nur gegen ben Eisfjord zu fenkt fie fich von allen Seiten in eine Vertiefung mit einer fehr ausgezadten und unebenen Oberfläche, die ein Blick durchs. Fernrohr von unzähligen Spalten zerfchnitten ausweist, beſonders in der Duerrichtung über den Fiordweg, doch behält fie ihren Zufammenhang bei, indem fie fchräg gegen das Nivean des Meeres abfällt und ſchließlich mit einer ſcharf markizten Kante endet, die in diefer Entfernung nur ſchwach über die Ober fläche des Waſſers hervorzuragen feheint. Diefer Rand ift ed, ber ab. und zu zerbricht und befien Bruchflüde bie Eisfjelde abgeben. Es zeigt ſich hier ganz beutlich, daß man biefe Bildung nicht als durch ein vom. Lande aus vorgehendes Nachftürzen verurfacht, be trachten muß; im Gegenthell erheben fie ſich Dabei etwas, und bie neu eniftandenen Eiöfjelde, die dicht vor: dem feften. Rande liegen, von dem fie fich loslösten, ragen 3—4 mal fo hoch über Die Meereds oberfläche, als er es ſelbſt thut. Die urfprünglich innerfte Kuͤſte des Fjiords liegt weit zurück und unter dem feften Eife verborgen, das. hoch "Darüber - hinaus und fo ſtark ind Meer. vorgefchoffen if, daß die 1000 Fuß dicke Platte anfing von demfelben getragen oder gehoben zu werden. Es ift daher wahrfcheinlich, daß ungewöhnliche Hochwaſſer der nächte Anlaß zu den Kalbungen oder zur Bildung ber fchwimmenden Eisfielde zu ſeyn pflegt, indem ber Außerfte Rand berfelben ftärfer gehoben wird, als der Zuſammenhang mit der übrl: gen Maſſe ed ertragen Tann. Bon der Stelle, an der man jzuerft diefe Ausficht genießt, Tann man zu einem Heinen Fiorbarm, Net loarſuk, hinab und quer über biefen zur nächften Landzunge fahren, von biefer aber nicht weiter fommen, berin der nächfte Fjordarm, eins der beftändig gefrornen Fahrwaſſer, ift fchwer oder gar nicht zu pafliren. Man möchte geneigt feyn zu glauben, daß das Land in biefen eiövollen Umgebungen fehr öde und unfruchtbar feyn müßte; bieß iſt aber feineswegs der Ball, im Gegentheil ift Die Wegetation um ben Heinen Retloarfuffiord, befonders an defien nörblichem Ente, wo ſich ein paar Landfeen befinden, fo üppig, wie man +8 unter biefen Breitegraden überhaupt nur erwarten fann, und eine unge wöhnliche Menge Hafen und Hühner halten fich in biefen Gegenden auf. Die Außenfante des feiten Landeiſes kann man auf drei Meilen Entfernung von ber Mündung des Eisfiords bei Kingitok annehmen und folglich ift. auch der Hauptfiord nur gerabe fo lang.

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Bon Jakobshavn aus läuft die. Küfte in norböftlicher Richtung ungefähr neun Meilen lang hinter dem Erbpringen - Eiland bie zu dem Vorgebirge Naviengoit, bei dem fich eine große und breite Bucht, der Tosfufateld- Eiafjord öffnet; in ihm fendet das Innenlanbeis wieder vier Berzweigungen, von denen zwei eine große Menge Eid: fielde abgeben. Auf dem Wege hierher hat man zwei kleinere Fjorde, Batirfof und Kangerdiuarfurfoaf zu pafliren, die zwar nicht unntit: telbar, aber doch ziemlich nahe an dad Innenlandeis reichen. Der Bafitfoffiord bildet eine Meite innerhalb feiner Mündung eine Enge, Sarfak, nur wenig Ellen breit, und aud biefem Grunde und wegen des niedrigen Waflerftandes herricht eine fo gewaltige Strömung in dieſer Straße, daß fie mit Weiberbooten nur in der furzen Zeit gu pafliren if, in welcher die der Ebbe und Fluth folgende Strös mung mit dem Aus⸗ und Eingehen wechielt. Im Winter friert diefe Straße nicht zu. Innerhalb Sarfaf bildet der Fjord gewiſſer⸗ maßen einen Landſee, Illurtlek, da er bier fo viel Zufluß aus Strömen erhält, daß bad Wafler nur brad iſt; bem ohnerachtet gehen viele Seehunde durch den Strom in benfelben. Aus bem nord» öftlichften Winkel kann man zu dem nädhften Fjord „Kangerdluarſur⸗ foaf“ kommen, ber füböftlich zwifchen fteilen Felsküſten ganz ſchmal zuläuft, und als eine dunkle Schlucht in ein völlig eingefchloffenes Thal führt, das gleichfalls an das Innenlanbeis leitet. Cine Ber: zweigung deſſelben hängt über bie eine Seitenwand des Ihald hinab und zwar mit fünf Ausläufen oder Zipfeln von ſtark zerflüfteten und zerrifienem bläulichem Eife, dem eingemifchte Steine und Geröll eine fchmusige Farbe geben. Sie gleichen phantaſtiſchen Thierge⸗ ftalten, die ihre Klauen feit in bie fieile Band gefchlagen haben, um fich ſchwebend über dem Thale zu halten, als ob fle im Laufe ber Zeit wachſen, über bafielbe hinwegragen: und es in bie große Eiswüfte des Innenlanbeifes einfchließen wollten. ine Merkwür⸗ bigfeit an biefer Stelle ift der Strom, ber ſich auf der Rorbfeite Des Thales ergießt und einen "lehmigen Sumpf bildet; er hat uns flares Wafler mit vielen 2ehmtheilen, wie alle Fluͤſſe, die von Gtetfchern fommen. Bon den naheliegenden Höhen kann man ſehen, daß biefer Fluß aus dem Innenlandeife heraus und durch einen an daſſelbe gränzenden Landſee fließt; er ſtrömt den ganzen Winter hin« durch mit faft unveränderter Gewalt und gibt daher einen Beweis, daß im Innern bes Eifes, wo baflelbe das ganze Land bedeckt, ſich

ABA

MWaflerbehälter befinden, auf die ber Winterfroft ebenfo wenig ein- wirft, als auf die im Innern ber Erde, von denen .bie Quellen geſpeist werden: Diefe Handle Haben gewiß fait alle ifren Ablauf in. bie großen Eisfjorde und können daher ald mitwirlende Urſache für das Ausfchießen des Eifes felbft angefehen werben. Der Pas fitfoffiord ift im Herbit ziemlich gefährlich zu bexeifen, wegen an haltenden ftürmifchen Oſtwindes und fteiler Küften. Im Winter if in der Regel fichere Schlittenfahrt von Jakobshavn nach. Norden, und wenn das Eis bricht, bleibt noch ein guter ebener Weg über ben. größten Theil bed Landes und die Heinen Buchten; nur das Vorgebirge Kangarfuf bietet eine. ziemlich ſteile und beſchwerliche Paflage, wenn das Eis um den Außerften Punkt deſſelben gebrochen it. Auf dem Sund Starefaf liegt es im Allgemeinen. bis zum legten April feſt. - Die Kolonie ift 1741 angelegt, während der Kaufmann Jalob Severin das Monopol auf den grönländifchen Handel hatte. Es iſt nur geringer Walfiſchfang daſelbſt betrieben. Nach einem Durch⸗ ſchnitt der Jahre 1845—49 wurden hier jährlich .etwa. 570 Tonnen Speck und 1800 Seehundshäute eingekauft, was. einen Werth von reichlich 11,000 Rbd. repräfentirt, was ‚ungefähre 180. Rbb: für jeden Produzenten oder. 1/,, weniger ald der. halben Berechnung nad) fiir. ganz Nordgrönland bildet. Dieb kommt ohne Zweifel daher, daß faſt Die ganze. Bevölferung, nämlich von 314 Einwohnern: 262, ihren. Aufenthalt in der Kolonie felbit hat. Allerdings. ift.es einer ber: beiten Fangorte in ganz Grönland, aber der Meeresftrich, auf dem ber Wang betrieben werben. foll,. ift im Berhältniß zur Zahl ber ‚Einwohner doch zu Hein, befonderd wenn man bebenft, daß das. nörblichfte Ende des Diftrifts an ein Fahrwaſſer gränzt, mas faum weniger reich an Seethieren ift, nämlich den Eisfiord Tosfufatel, ber längere Zeit hindurch gar nicht. benußt, ober .beivohnt wurde. Die Lage der Kolonie iſt ſchon erwähnt. Die dortige Ber: walterwohnung, ift jedenfall8 noch bie urfprüngliche aus der Anlage: geit, alfo über. hundert Jahre: alt; etwas weftlich von berfelben liegt das Seminar,.das 1847 errichtet ift, ein Gebäude mit zwei Etagen, und. zunächft der äußeren SHafenmündung die Kirche, welche bie größte in Rordgrönland ift-und die Wohnung bes Arztes... Dazwiſchen ſtehen auch 'ein paar Käufer von @ingeborenen, doch wohnte bie Mehrzaht derfelben nach dem Eisfjord zu,.auf den Plaͤtzen Petofel,

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Iglomiut und Kingitof. Jakobshavn kann alo der angenehmite

Aufenthaltsort in Nordgrönland angefehen werben, theils feiner Lage

und merkwürdigen Umgegend halber, theils, weil es gleichlam an

ver Landſtraße zwiſchen ben andern Kofonien liegt, mit denen bie

Kommunifation felten unterbrochen Ift und endlich vorzugsweiſe, weil

hier mehrere daͤniſche Familien verfammelt find. Außer dem Arzte,

tem Kolonievermalter und Affiftenten find bei dem Seminar zwei

Miffionäre angeftellt, von denen ber eine fich einige Jahre im Lande aufgehalten und dadurch Höhere Kenntniß der Sprache erreicht Kat und nun Vorſteher der Anftalt iftz der andere ift gleichfalld aus ben Riffionären des Landes genommen, bleibt aber in der Regel nur ein bis zwei Jahre in feiner Stelle und hat .bafür die Verpflichtung, ein eigenes Miflionariat zu übernehmen. Das Seminar iſt zur Bil: bung ber eingeborenen Katecheten beftimmt, wozu in ben verſchie⸗ denen Diftriften die Knaben, welche bie meifte Luft und Anlage bazu haben, erwählt werben. Diefe Idee, unter ben Grönländern Auf Härung. zu. verbreiten, mit Hülfe von Leuten, die aus ihrer eigenen Mitte ausgefucht find, wobei man vielleicht auch daran dachte, fich mit der Zeit Prediger aus ihnen zu bilden, ift gewiß fchön, fofern aber in dem Reglement bed Seminars. nicht eine Benuffichtigung der Schüler auch außerhalb ber Unterrichtöitunden aufgenommen iſt, dürfte es noch weientlicher ‚Berbefferungen bebürfen. . Bisher em- pfangen fie eine jährliche Unterftügung von 25 Rbd. und erhalten Obdach und Koft bei. den Eingeborenen bed Orts. Eine Folge davon ift es, daß fie leicht an. berfelben unregelmäßigen Lebenoweiſe wie ihre Landsleute Theil ‚nehmen und eben fo oft mit ihnen Mangel leiden. So ift e& fchmwierig fie auf einen höheren Standpunkt ber Bildung zu heben, wenn fi) die Miffionäre nicht befonders ihrer annehmen; ift dieß möglich, wird es von unberechenbarem Vortheil feyn, Katecheten mit der ganzen Ausbildung, . der die Eingeborenen fähig find, in Hinſicht auf Lebenswelfe und Beduͤrfniſſen dieſen aber nahe ftehend, zu befigen. Das Inftitut ift noch zu jung ‚und hat in ben. wenigen Jahren feines Beſtehens zu viele Mängel erleiden müflen,, um beurtheilen zu fönnen, wie meit ber Umftand, baß bie Schüler außerhalb der Unterrichtäjtunden in. Umgebungen leben, die einer. die Ausbildung .fortfegenden Givitifation entbehren, der Wirkſamkeit -Deffetben hinderlich if. Außer ben .beiben bänifchen Miſſionaͤren iſt noch ein gröntändifcher Lehrer angeftellt, zur. Zeit ein

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gewiſſer Bittus Steenholdt,. ein ehrenvolles Beiſpiel, wohin es ein ingeborener bringen kann, ohne je bie civllifiete Welt befucht zu haben. Er hat fich neben anderen Kenntniflen bie bänifche Sprache faft bis zur Bollfommenheit angeeignet und befigt namentlich Ein- ficht in feine eigene Sprache und beren Grammatif.

Das neue Seminargebäude enthält nur die Wohnung für Die beiden Miffionäre und Die Schulftuben; es ift für Grönland gut eingerichtet, doch bleibt ed unpraktiſch hier-fchmale und zwei Etagen hohe Häufer zu bauen, da fie nicht in einer Straße zu ſtehen kom⸗ men, wo fie Schub durch anbere Gebäude Hätten, fonbern auf fahlem Felſen dem rauhen Wetter und namentlich wie. das in Rede fiehende, ben gewaltigen Süboftftürmen auögefest find. . WVon den Haͤuſern ber -Eingeborenen find einzelne Teiblich gut gehalten, haben Bretterwände, Kachelöfen und Fenſter mit Glas: fcheiben; die meiften find aber nur mäßig und viele fogar Tehr fchlecht. Die Groͤnländer find auch Hier, wie überall jämmerliche Haushälter, trog der-ausgezeichneten Hilföquellen, ſowohl durch ben reichen Weiß⸗ fiſchfang im. Srühjahre, wie durch eben folchen Seehundsfang ben ganzen Winter hindurch und gutem Fiſchfang zu allen Zeiten, find fie doch Häufig in Noth und fallen der Handelsgeſellſchaft durch Anleihen in theurem daͤniſchem Proviant zur Laſt, deren Rüdgahlung fie felbft in Nachtheil verſetzt, während fie gleichzeitig Die gute Er⸗ haltung ihrer Geräthe und namentlich ihrer Hunde, die oft geſchlachtet werben müffen oder aus Hunger umfommen, verſäumen. Schon im Oktober legt ſich der Eisfiord ‚innerhalb der Banf zu und bie Eisdecke bricht nur in einzelnen Zwiſchenzeiten wieder auf, beſonders zu den Springzeiten, wenn der Fiord unruhig wird. und Eisfjelde ind Meer Hinausfchleudert. Er friert dann jedesmal bald wieder zu und in den Oeffnungen, Die durch Die Bewegung ber Eisfielde gebildet werden, find beftändig Seehunde zu finden; die Eingeborenen ftellen fich, am Rande der Oeffnung auf, ſchießen fle und holen fie mit dem Kajak. Sp lange offenes Wafler außen vor bem Fiorde ift, wird. auch dort der Yang mit dem. Kajaf und Weipfifchfang be trieben, Doch kommen biefe erft in befonderer -Menge im Brühiahre und bann gibt ed Gelegenheit, einen großen Vorrath gebörrten Flei⸗ fhes für den folgenden Winter. zu fammeln. Außer hiefen Haupt probuften fließen auch noch Das ganze übrige Jahr hindurch reich liche. Hülfsquellen. Im Herbite wimmelt die Fiordmundung von

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Seevögeln; vom Oftober bis gegen Weihnachten kann man bie fo genannten Graufifche, die etwas größer als ein Häring find, mit dem Pfeil in ben Rinnen des Eiſes auf dem Fiorde felbft ftedhen und auch in einer Stunde mit einer Angelfchnur gegen 50 Stüd erhalten; nach Neujahr, in ber firengften Kälte, gibt es ausge zeichnet fette Heiligbutten oder Kaleraglifs und Ulfe ober Feine Dorfche fehlen auch an der Küfte nicht. Kurz gefagt, es werben hier ſchon jetzt ſolche Maffen von Fleiſch und Fiſch probueirt und könnten noch mehr probucirt werden, baß- für Die allerings zahlreiche Berölferung feine Rede von Mangel fen bürfte, wenn es auch wünfchenswerth wäre, einen Theil der Eingeborenen in den nörblicheren Theil des Diſtrifts zu verfepen. Wenn man bebenft, daß ein Winter, in dem wöchentlich faum jemals unter 10 und meift 20 bis 40 See hunde und burchfchnittlih 1 ober 2 Weißfifche gefangen werben, für fnapp angefehen werben kann und außerdem noch ein trodener Sleifchvorrath vom vergangenen Frühjahr und frifches Renthierfleifch vorhanden ift und Die ganze Zeit Gelegenheit zum Fiſchfang ſich bietet, bei dem Kinder im Stande find täglich Liespfundweife Fiſche zu erhalten, dann muß es einleuchten, Daß das bischen magerer und foftbarer dänifcher Proviant, das ben Eingeborenen verfauft oder geliehen werben fann, als fein wefentlicher ober nöthiger Bei- trag zur Ernährung ber Bewohner biefer Stelle zu betrachten. ift. Schon das Fleifch eines einzigen größeren Seehundes würde, wenn es mit den einfachften europälfchen Nahrungsmitteln verglichen werben follte, auf einen Werth von 8—10 Rbd. veranfchlagt werben müffen, während es in Grönland für 12 zu 24 Sh. verfauft wirb und eine Heiligbutte, die bier 6 Sh. gilt, würde mindeftend dem Werth von 48 Sh. entfprechen. Weißfifche find 6—7 Ellen lang und 3—5 Ellen im Umfang; allein der Mattaf mit dem daran figenden Speck, fo wie ‘er genoffen wird, muß auf mehrere Liespfund berechnet werben, außerdem verzehrt man aber faft das ganze Thier, fomohl bie große Fleiſchmaſſe, wie auch den größten Theil der Eingeweide. Sollte europaͤiſcher Proviant die fette und nährende Speife eines folchen Thiers erſetzen, dürfte faum ein geringerer Werth ald 50 bis 100 Rbd. dafür ausgeworfen werden. Solcher Thiere werben jur guten Frühjahrsfanggeit 100 bis 150 Stüde um Jalobshavn herum erlegt und fünnten ganz allein das Leihen ober Schenken bänifchen. Proviants entbehrlich machen.

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Der wichtigſte Erwerb für die Eingeborenen bleibt: .aber auch bier dad Schießen der Seehunde in ben offenen Rinnen bes Fiord⸗ eifes und erft Danach‘ ber Weißfiſchfang im Herbſt und befonderd im Frühjahr. Eisnetze zu ftellen findet fich Feine Gelegenheit, mit Aus- nahme von Emmelik und eine Weile nördlich der Kolonie, an ber „breiten Bucht oder Kangerdluarſuk“. Auch die Haififcherei ift hier ziemlich unficher und gewagt... Ebenfo kann der fogenannte Utok⸗ fang in. den. meiften Jahren nur in dem erwähnten Retloarfuffiorb betrieben werben, und -befuchen ihr die Eingeborenen aus dieſem Grunde regelmäßig im April und Mai und ziehen dann auch weiter nach Norden zu Berfuchen. An Brennmäterial gibt e8 fehr guten Torf bei dem fogenannten Rordvorgebirge am der entgegengefegteh Seite des Hafens, doch fammeln die Kingeborenen außerdem nicht wenig Birfengefträpp (betula nana), dad namentlich die Frauen im Laufe des Winters gleichzeitig mit den Beeren, Die fie unter dem Schnee hervorfuchen, von den Gebirgen holen.

Seit 1852 ift ein dänifcher Auslieger an dem nördlichen. ‚Ende bes Diftrifts, an dem Eisfjord von Tosſukatek, angeftellt, um bie @ingeborenen: zu beivegen, auch dorthin zu ziehen," was jedenfalls fehr zweckmaͤßig waͤre. Es hat dieſe Bucht eine Gruppe. von brei größeren und mehreren fleinen Infeln, zwifchen denen ftarfe Strö- mungen ‚geben, die das Waſſer im Winter offen Halten; ferner halten ſich alle Eisfjelde, die vom Feſtlande ausgefchöflen werben, nördlich von dieſen Inſeln und geben durch den Tosfufatelfund hinaus, wodurch der-fübliche Theil des Fiords, wie auch der breite Sund,. der von Jakobshavn dorthin führt, fich ziemlich rein halten und fowohl im Sommer als. im Winter leicht zugänglich. find. “Der Fjord iſt :außerorbentlich reich an Seehunden, befonderd an alten Der größten Art. Im Winter hat man es von bier aus nahe zum offrien Waſſer und im Frühjahr muß eine reiche Utokjagd zu betreiben feyn. Auf den Infeln, namentlich Iglohtarfoit und den Eleineren Dazwifchen liegenden,. wo fich auch Eidervögel finden und auf ber Küfte des Erbprinzen-Eiland follen verſchiedene Reſte früherer Be⸗ mwohnung- vorhanden feyn, wie auch ſchon früher einmal eine Außen⸗ ſtelle hier angelegt war.

Bis 1851 gab es außerdem keine weiteren Handelöpläge: in dieſem Difteift und nur folgende bewohnte Stellen: Sauernef, 11, Meilen und ‚die rothe Bat, 2/, Meilen von der

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Kolonie entfernt. Beide Bläge werben nur im Winter von jwwei in Dienften der Hanbelsgefellfchaft ftehenden Dänen mit ihren Fa⸗ milien bewohnt; fie erhalten bie Erlaubniß dorthin zu ziehen inner im Herbſte, wenn bei der Kolonie feine Arbeit mehr für fie if. Sie betreiben bann an biefen Orten mit vielem Gluͤcke Rehfang und Haifiſcherei.

Pakitſok am gleichnamigen Fjord, 5%, Meilen von ber Kolonie, nahe ber Stromftelle, bie nach Illurtlek bineinführt. Hier fteht ein grönländifches Haus mit 14 Einwohnern. Die Seehunbe ziehen häufig daran vorüber in eine fleine Bucht und fönmen. meift Dicht bei dem Haufe vom Lande aus gefchoflen. werben. In bie Yucht ergießt fich ein Fluß aus einem nahen Landſee, er führt. Lachfe und behält ben ganzen Winter hinbucch Tließendes Waſſer. An feinen Ufern findet ſich Weichſtein. An der Küfte fann man hier auch Angmalſätten fangen.

Niakonak, an der Muͤndung bes Pakitſok, 4 Meilen von der Kolonie. Sier ftehen zwei: Häufer mit 29 Bewohnern. Die Grön⸗ länder. biefer beiden legten. Pläge find nicht. fo verwöhnt durch Darlehen. und fremde Hilfe, mie die bei der. Kofonie., fie forgen für ſich ſelbſt und ſtehen ſich gut dabei, während. die ‚bei Jakobséhavn oft Ihre Hunde fchlachten müffen:

Der Dikrift Ritenbent.: Die Kolonie Ritenbenf liegt auf einer Heinen Inſel, einem Paar unbebeutenden Buchten des Erb: prinzen= &ilandes gegenüber. Zmifchen den Küften beiber und. der „Sübinfel* breitet ſich der Schifföhafen aus.. Hier flieht man wieder Gebirge, bie in bie Höhe. des ewigen. Schnees und Eifes ragen, was länge ber. Hüften der brei. legtbeichriebenen Diftrifte nicht ber Fall war. Senfeits des Hafens erhebt. ich ein ſolches Gebirge mit zwei Gipfeln, ber eine .zu 2000,. der andere .zu 2500. Fuß -über bie Meereshöhe.. Sie fheinen eben ihrer Höhe wegen ganz nahe. zu tiegen, während fie in. Wahrheit in gerader. Linie über eine halbe Meile von der Kolonie..entfernt find. Das Gebirge pflegt. Rangel genannt zu werden, welches jedoch. eigentlich. ber Name be& Borges birges ift, in welches gegen .Weften auslaͤuft. Bon jener- Seite her ift. es auch leicht zu. befteigen;. in der Höhe von. 1500 Fuß nimmi bie Vegetation: fichtlich ab und. der Schnee liegt in Haufen bis weitin den Sommer hinein. Die Oberfläche tft. mit fehr „großen unb fcharffantigen. Felshlöxten bebedt, fie fcheinen an Ort und Stelle

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ſelbſt entftanben zu ſeyn, inbem fich ber Felsgrund auflöst und ver wittert. Auf dem 2000 Fuß hohen Gipfel it eine hohe Warte errichtet, doch wurde die Stenge immer von den Sübmeltftürmen geknickt, bie mit außerorbdentlicher Gewalt über biefe Höhe wegzu⸗ brauſen und In den Hafen zu wehen pflegen, woher fie auch häufig für bie hier vor Anker liegenden Schiffe gefährlich werden. Zwiſchen biefem und bem anderen: höheren Gipfel liegt ein Meiner Theil immermwährenben Eiſes und Schnees. ine ziemlich geräumige Bucht dehnt fich unter ber fteilen Norbfeite dieſes Gebirges aus, es ergieht fich ein aus ein paar nahen Landfeen fommender, an Lachfen ſehr reicher Fluß darin. Bon Ritenbenk hat man bis zu der ſuͤdlichſten Außenftelle Klofferhuf, auf dem Erbprinzen⸗Eiland reichlich 3 Meilen; biefer Küftenftrich ift ganz offen und dem Sergang ausgeſetzt und hat wegen feiner Steilheit feinen Landungsplag, ja faum einen Bootshafen. Im Winter liegt auch dad Eis wegen der ftarfen Strö⸗ mungen hier fehr unficher, man ift im Allgemeinen genöthigt über Land zu fahren und kann zwei Wege Dazu wählen, entweber innen über das mittelfte Hochland bes Erbprinzen-@iland, reichlich vier Meilen, oder längs des Strandes, was etwas näher aber viel befihwerlicher if. Der erfte Weg geht den Strom hinauf in bie erwähnte Lachöbucht durch eine lange undiſſchmale Kluft, Kororſoak, erfteigt langfam Das hohe Land und läuft von dort ein paar Meilen ziemlich flach über einige Landfeen. und Heine Berge Hin. Bon biefem Hochlande. hat man faſt überall eine gute Ausficht über das Innenlandeis nach Dften, eine ungeheuere Ebene, die fich hinter dem ganzen Lande fehr langiam auffteigend erhebt und gleichfam in einem fernen Abftande mit dem Horizonte zufammenfchmilzt. Der Anblid von dieſem Bunfte, fowie von einigen hohen Punkten im Diftrift Omenaf und: UÜpernivif läßt feinen Zweifel übrig, daß das Innere Gronlands völlig unter Eis begraben ift, und auch nament- ich darüber, daß fich das Eis nicht wie eine Schale über die ebene Oberfläche eines. Hochlandes gelegt hat, fondern baß es, wie eine flüffige Maffe, Allee bis über die Gipfel der. höchften Berge über ſchwemmend und dann erft erftarrend, Berge und Thäler audebnete. In Entfernung von %, Meilen von Kiokfechuf fährt man in einem Steombette wieder bergab. Der Weg von Ktofferhuf länge des Stran⸗ bes nach Ritenbenf bietet gewiß die allerbeſchwerlichſte Schlittentour über Land im ganzen Rorbgrönland ; denn Die Kufte geht ſteil in

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dad Meer Binab, und man iſt gemötbigt gegen taufend Fuß aufwärts zu flimmen, ehe ber Abhang fo wird, das man auf ihm fahren fann; und außerdem unterbrechen ihn an ein paar Stellen tiefe Thäler, in bie man erft hinunter und dann wieber aufwärts fleigen muß. Wenn man von Klofterhuf aus eine Meile zurüdgelegt hat, kommt man an bie fchlimmfte Stelle, das Thal Iterfarfoal. Hier muß man über einem mehrere hundert Fuß hohen Abhang, der fo fteil ift, Daß man von oben fein unterfted Stüd nicht fehen fann. Es ſcheint dem Ungewöhnten unmöglich, in einem mit zwölf wüthen- den Hunden befpannten Schlitten den Abhang hinab zu fahren, ohne in bie Tiefe zu flürzen, aber die Brönlänber der Umgegend verftehen fie mit ber größten Sicherheit zu leiten und man fann ihnen ruhig fein Schickſal anvertrauen. Erft tritt ber Kutſcher vor ober unter die Hunde, und orbnet fie mit der Peitſche. Wenn ed dann ein Stuͤck abwärts gegangen, fpringt er auf und hängt fich Hinten feſt an ben Schlitten, um ihn zu beſchweren, berabzudrüden und in feinem Lauf zu hemmen, bann läßt er bie Hunde laufen wie fie fönnen, und ed geht plößlich bergab, fo gut es gehen will: Am Buße des Berges muß Dann Halt gemacht werben, da bie Hunde und. dad Zuggeug fich meift verwidelt haben und hinter dem Schlitz ten berfchleppen. Dann geht ed wieder hoch aufwärts und Y, Mei⸗ len weit. längs bes Abhangs vom Hochlande, wo ber Weg fehr von Schnee entblößt .und mit großen Yelsftüden überfät ift, und dann . fommt wieder ein tiefes Thal, Tunnungaſok. Die Hinabfahrt in dafjelbe ift fo eben und gleichmäßig, daß man den Schlitten geradezu ganz hinunter laufen laften kann, -aber er erhält dann eine fo ge- maltige Schnelligkeit, daß ihm bie Hunde faum folgen können und meift einige flürzen und mit ber Kafe im Schnee nachgeichleppt werben. Darauf gebt ed in dem niebrigen Theile des Gehirges Kangef aufwärts, und endlich über einen fehr gefährlichen Abhang hinunter aufs Meereis, das von Hier aus bis zu ber Kolonie feht zu liegen pflegt, der legte Theil von ber Küfte geht aber beinahe lothrecht, fo daß mar die Hunde von dem Schlitten abfpannen. und jeden für fich aufs Eis Hinabtransportiren muß. - Ein dritter Schlitten: weg über das Erbpringen-Eiland geht in öftlicher Richtung quer über Die Snfel. Wan fährt von Ritenbenf aus ebenmäßig bergauf, ab- wechfelnd über einige Kleine Landfeen. und. Durch Strombetten, und enblicy in einem folchen, das ziemlich fteil und fehr glatt ik, wieder

436 und. ſich ein. Hafen findet, den eine Feine Infel und ein Vorgebirge ſchuͤzen, außerhalb welches gefährliche. Strömungen gehen. Jetzt wohnt, jedoch nur im Winter, ein. bänifcher Auslieger hier, der ein leidtich gut eingerichtetes grönländifches Haus beſitzt und lebhaften Repfang betreibt: Im Sommer ift dieſe ganze Küſte ftarf mit Kalb: eis beftreut. Jenſeits Saffaf öffnet fich ein großes und breites Thal mit einen bebeutenden Strom, der in Verbindung mit dem Thale und den Landſeen fteht, die fich durch das ganze Innere ber Halb- infel ziehen. Weftlich der Bucht, in- welche fick ber Strom ergießt, fommt man .bei der fteilen „Küfte „Innarfungsal” und drei fleinen Inſeln vorüber. nach „Atanekerdluk,“ einem bewohnten Platz 1%, Meis ten son Saffal. Auf diefem Striche beginnen von neuem Die Ge⸗ birgsbilbungen von Godhavn und Disko; in ben fteilen Abhängen gegen das Meer und auf den Infeln -tritt wieder der dunkle Bafalt in. regelmäßigen Säulen. zu Tage, und im Hintexgrunde hebt fich das Land terrafienförmig zu bedeutender Höhe; auch zeigen fich merk würdige Steinfohlenfchichten gleich am Anfange biefer Berge. Bei Araneferdluf wohnt nur ein daäniſcher Koloniſt den. Winter uber, am Wepfang zu betreiben und Steinfohlen. zu brechen: Er beivohnt ebenfalls ein recht ordentliches Haus, die Orönländer leben aber in’ dem ‚daran ftoßenden Verſchlage, einer elenden, finftern und ver: peiteten Höhle, die faum den Namen. einer Wohnung verdient. Doch leiden fie. hier ſelten Mangel, da das ganze Jahr hindurch guter Seehundsfang. .ift, der wahrfcheinlich der Lage des Ortd_an bem Wendepunkt der Kuͤſte und dem Einlauf in den Waigat, den ftarfen Strömungen und dem Kalbeiſe von Toffufntef, das bei demfelben yorübergeht, ‚gemeinfchaftlich zu verbanfen if. Das Haus liegt auf einem: Bafaltfelfen, der durch eine flache Lanbzunge mit fanbigem Grunde mit. dem Feftlande verbunden iſt und mit einer andern Ahn- lichen Landzunge eine Bucht ‚umfchliegt, in beren füblichem Theile fih bei 12— 14 Faden Tiefe ein guter Anfergrund findet. Die Ritenbenter Yacht hat auf ihrer Reife durch die Waigatfiraße Hier ein paarmal gelegen, ba fich in derfelben font nur wenig offene Stellen finden. Das Land fteigt. terrafienförmig auf, jedoch fo fleil, daß man kaum mit einem Schlitten hinauf und herunter fahren fann; bie Oberfläche iſt fehr unfruchtbar und mit Geröll bebedt, auf‘ dem hier und dort welfe und verdorrte Weidenbuͤſche ftehen. In her Entfernung von 1000. Ellen vom Strande und 800 Fuß über

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bem Meere finden fich zumeilen Kohlenſtriche, aus dem Schutt her vortretend; fie beitehen aus ſtark glängender Kohle, fat wie Pech ausfehend, doch zeigen fich Jahresringe ober Adern darin, bie ihre Entftehung aus Holz beweifen, welche auch noch durch eine große Menge fchönen, gelben, durchlichtigen Harzes befräftigt wirb, ‚ber in ben Aushöhlungen der Kohlen figt und fat dem Bernftein gleicht, nur daß er etwas weicher unb-fpröder if. Diefe Kohlenſtriche gehen tothrecht in die Erde, ald ob es Bäume geweſen feyen, bie in.ihrer urfprünglichen Stellung unter Lehm und Sand begraben und Darauf in Kohlen verwandelt find. Sie brennen ausgezeichnet, find aber befonbers 'merfmürbig durch ihre Form und ihr Vorkommen; zur Benugung find ſie zu fehr zerftreut und zu fparfam und außerbem der Berg zu fleil, um mit Schlitten befafren zu werben. Der dänifche Koloniſt Jens Nielfen, der an biefer Stelle wohnt und fich ſehr viel Ungemach nicht verbrießen Heß, um Kohlen In ber Um: gegend aufzufuchen, hat mehrere Tonnen gegraben und in Säden an ben Strand Hinuntergefchafft, um fie als Brennmateriat : zu prüfen. Es fit auch hier’ ein tiefed Etrombett, in welchem mehrere Kohlenichichten tiefer unten und dem Strande näher vorfommen, Der Strom Hat den ganzen Berg ausgehößft und dadurch feinen Inhalt an das Tageslicht gefchafft; diefe Schichten liegen weite Streden entlang nahe unter der Bergesoberfläche, Doch bemerkt man fie nicht, da fie unter Schutt und Fel&blöden verborgen find. In einem To großen und fo wenig -befannten Berglande hat man auch feine. gute Gelegenheit, Bohrverfuche oder Minirungen anzuftellen, um zu ent been, was unter ber Oberfläche liegt, hier muß "man: zuerft unb befonder® Die Minenarbeiten benuten, welche die Natur in einem großen Maßſtab ausgeführt Hat; der Froſt Bat die Felſen gefprengt und reißende -Gebirgeftröme haben Rinnen bis zur Tiefe son meh—⸗ reren hundert Ellen eingegraben. Mit Hülfe deſſen, was bie. Waſſer⸗ ftröme von den Gipfenn ber Gebirge Herabgeführt haben, und im Verfolgung der dadurch angedeuteten Spuren von beren Muͤndungen aus, kann man bie Stellen finden, von denen die verfchiedenen Bruchitüde herrühren und wo fie noch feft in ben Seitenwaͤnden ber Klüfte eingebettet liegen. Die 13 Meilen fange und ‚ganz unbe wohnte -Waigatfüfte if vorzüglich zu Sommerreifen mit dem -Meiber: boote geeignet, da fait ven. ganzen Weg der :Strand:'in ein. flaches Ufer ausläuft, auf dem man im Rothfall das Boot aufs? Land zu

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bringen vermag, und. da: die Küfte' fo gleichmäßig ftreicht, daB man auf einer Strede von mehreren Meilen längs bed Strandes gehen und das Boot ziehen Tann, was anderwärts die wilden Felsküſten Groͤnlands verbieten. Dagegen gibt ed feine Stelle, wo ein Fahr: zeug bei entftehendem Umwetter völlig ſicher liegt, am beften noch bei Atane, etwa die Mitte Des Weges, wo eine flache Landzunge vor ber Mündung eines gröfieren Stromes ausläuft. Eine Felswand von mehreren taufend Fuß Höhe zieht ben ganzen Weg parallel, mit nur geringen. Unterbrechungen. Unter derſelben findet fich ein recht freundtiches Unterland, aus Sandfteinbergen und ebenen Plägen be- ftehend. . So gehört ber hier befindliche Zeltplag Wannik, 21/, Meilen von Atanelerbiyf, zu ben fehönften Gegenden Norbgrönlands. - Auf biefem halten fich Die Eingeborenen im Sommer auf, um Renthier- jagd zu treiben und Angmaffätten. zu fangen. Diefe Heinen Fiſche, bie in fo ungeheurer Menge in Sübgrönland vorkommen, fcheinen nicht nördlicher zu geben, als bis an dieſe Stelle. Unmittelbar auf bemfelben led, wo bie Zelte zu ftehen pflegen, ift das Gras befon- ders Hoch und faftig, Darüber erheben fich Sandſteinberge mit gleich- mäßigen und- weichen Contouren; der grüne Teppich von niedrigem Weidenkraut und Rauſchbeeren ift mit den, hochrotben Aehren giei- chenden. Blüthen des Pedicularis gefhmüdt, und dazwiſchen erhebt ſich Löwenzahn, hohe Buͤſche von Säuren und Cochlearen. Einzelne Blumen, die fonft in Grönland felten find, zeigen’ fish auch hier längs der Waigatküſte, fo eine Art Primel und Artemifia. In Diefer Weife fteigen bie Berge terraffenaxtig bis zur Höhe von 2000 Fuß auf; im Hintergrunde halbfreisförmig umgeben von fcharfen und fins ſtern Bergzinnen, die fchwach mit frifchem Schnee beftreut find und bie in bie Kluͤfte binabreichende Gletfcher zeigen. Gegen das Nort- ende bed Waigat zu verliert ſich das Unterland und bie büfteren Abhänge von mehreren taufend Fuß Höhe treten dem Strande näher, und ab und zu ftürgen Feine Waflerfälle faft lothrecht vom Gipfel über dieſe fteilen Wände herab. -

5). Nourſak an ber ‚nördlichen Waigatmuͤndung hat 89 Ein⸗ wohner. Das kleine Thal um die Haͤuſer iſt recht freundlich gruͤn, aber die Umgegend ſehr wild und öde. Eine ſchmale Kluft Tun⸗ nutlerſoak“ führt nach Süden zu der Bucht Igiarſuk, um bie herum niedrige Berge von aufgeſchwemmtem Sand und Schutt und vers Khiebenartigen Rollſteinbloͤcken liegen.” Hier flieht man auch nicht bie

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geringfte Spur .von Vegetation; große Schneehaufen erhalten ſich noch mitten im Sommer, ober haben nur gerade fo viel Zeit, um aufguthauen und unfruchtbare Sümpfe mit lehmigem Grunde zuruͤck⸗ zulaſſen; felbft Die Pflanzen, bie Bier und dort Wurzel faflen konnten, iind mit Schmutz von ber Schneebede, bie fie exft ſpaͤt erſcheinen täßt, bedeckt. Viele dieſer Schneehaufen bleiben auch wohl mitunter den ganzen Sommer über liegen und verwandeln baburch ihren. un« terften Lern in feſtes Eis. Ein Strom, ber vinen recht hübſchen kleinen Waſſerfall bildet, durchläuft biefe traurige Gegenb und er gießt fih in bie Bucht. In der Tumnutlerfoafliuft findet man auch auch eine merfhwürbige Bolirung und Steeifung ber Seitenwände, wie auch biefelbe mit Felsblöcken amgefüllt if, bie von auderswo herrühten . müffen, was alles darauf Hinbeutet, daß biefer Strich früher vom ‚Deere bedeckt geweien iſt, ein Phänomen, das ſich mi manchen andern Stellen bed Randed mehr ober weniger . Deutlich wie- derholt. Noͤrdlich von Nourfaf ergießt fih der größte Strom, ‚ben das Außenland beftgt,. ind Meer, deſſen Waſſer dadurch bis auf weit von jene Mimdung unflar wird. Ganz außen liegt ein großes Stüd niedriges und fumpfiges Land, aus Sand» und Lehmpartifeln, die er mit fich führt und abſetzt, entftanden. Er fommt aus bem großen. Thal mit Landfeen, das wir fchon früher berührt haben, und man kann alſo durch ihn leicht in das. Innere der Halbinfel kommen; die Eingebozenen unternehmen: auf berjelben auch weite Wanderungen im Berfolg unb Auffuchung ber- Renthiere. Die Außenftelle wird von einem alten Bootsführer Andere Peterfen ver: waltet, ber ein ziemlich großes und leiblich gutes grönlaͤndiſches Haus bemohnt, in welchem er. ein befondered Zimmer für ſich und eins für feine grömlänbifche Familie bat. Er ift fehr thätig ‚im Weißfiſchfang mit Neben, die er in ben Waflerläufen zwifchen ber vorfpringenden Landzunge und den nächktliegenden Scheeren nuöftellt. Der Bang iſt großen Jahresverfchiebenheiten ausgeſetzt, jedoch im gluͤcklichen Zeiten fehr einträglich, aber. die Nege, die gegen 60 Rhb. das Stüd Foften, dienen faum länger ald zwei Jahre, da fie bad durch die Strömungen in biefe Wafferläufe geführte Kalbeis oft be- ſchädigt oder. mit fort nimmt. Die Nege werden im Herbft ausge: ſtellt, wenn Die Weißfische längs dieſer Küfte. in den Omenafs:Fjorb ziehen, doch bietet - ſich auch einiger Bang im Frühjahre. Im Winter verbietet aber bie. Unficherbeit des Eiſes längs ber Kitfte Die

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Ausfesumg beincche ganz. Die ſchweren Strömungen halten fait be> ftänbig. :offenes Waffen, woher die Bewohner diefer Gegend auch fehr tüchtige Kajakruderer find, aber feine Hundeſchlitten beſitzen. Ob⸗ ſchon Nourſak ein guter Fangort, ſtnd die Eingebornen dennoch fehr arm, was ihrer Berührung mit den englifchen Walſiſchfängern, Pie fich hier oft der Küfte nähern, zugufchveiben tft. Sie verfaufen ihnen alles‘; was fie befiten, und namentlich die. Kajakpeize, Die gerade bier fo unentbehrlich find, ba das Meer ſtets unruhig ift, im Herbft verbietet der. Mangel der nöthigften Kleidung dann oft jeden Fang. Doch ift dieſer Schleichhandel keineswegs ‚bedeutend ‘genug, der fünig- lichen. Handelsgeſellſchaft direften Schaden zusufügen, denn das, was die Grönländer behalten, um es auf diefe Schiffe zu bringen, iſt an und: für fich ſo gut wie nichts, wie auch die Walfifchfänger unmög⸗ lich eine andere Spekulation damit verbinden fünnen, als ihre rigene Mannfchaft mit diefen: Kleidern zu verſehen. Geradeüber von Nourſat liegt das nördlichſte Vorgebirge auf Disko, ein. hoher und „mit vielem Schnee und Eis bedeckter Gipfel „Igainek“, der. nach Wellen zu ttwag fchräg gegen ben Einlauf bes Norbfiorb abfällt und ein theil- weife ganz flaches Land bildet. Der Name Iglorzaitrührt von ben Reſten zahfreicher uralter geönländifcher Häufer her. Seht. wird Diele ſtüſte nur ab und zu von Nourfat ans beſucht. Nördlich von Disko liegt die’ Hafeninfel , die ebenfalls ganz unbewohnt iſt, fie iſt zwar faum mehr als halb fo hoch, wie ber höchſte Gipfel Disko's, hat aber doch immerwährendes Eis und Schnee auf ihrer gemölbten Oberfläche und birgt merkwürdige Steinfohlen, von denen Andere Beterfen in feinem Weiberboote- in jedem Sommer mehrere-Labungen holt; Die große Menge Bernftein, oder mindeſtens Harz, bie fie ent- Halten, läßt fie leicht anzuͤnden, ohne daB man «Holz dazu: braudıt. Treibhoͤlzer fammeln fih auf der Hafeninfel, auf Diefo und dem Feftlande an. Auch an dem nächiten Punkt ber Waigatküſte, bei Kordlutof, fann man Steintohlen holen, da fle reichlich vorhanden, ihnen: leicht beizufommen und- der längs bei ‚Käfte. gehende Weg wenig gefaͤhrlich iſt.

6) Nourſoak, 4 Meilen von Nourſak und 23 Meilen von Ritenbent, hat 64 Einwohner. Es liegt auf dem Außerften Ende ber barnach genannten Salbinfel; aber Nourſoak ſelbſt, daͤniſch „den ‚store Odde* (die ‘große Tandzunge) genannt, venspfing feinen Namen ‚von der flachen. Landzunge, Die von ber aͤußerſten Kuͤfte der ebenfalls

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Hachen Halbinfel ausläuft. Dad Land. fällt bier nämlich ziemlich Ichräg oder terraflenförmig ab, und Die niedrigften Terraffen ober flachen Streden fegen ſich noch im Meere in Borm einiger niedriger Landzungen mit vorliegenden Inſeln fort. Wahrfcheinlicherweife ik jedoch nicht die Landzunge, auf ber bie Häufer liegen, ſondern eher eine ähnliche und etwas größere, etwa eine Meile füblicher die eigent- liche Nourſoak. Die Engländer ‘nennen ed Four islands. point; fowohl vor, als zwiſchen biefen beiden Landzungen liegt eine ganze Reihe Fleiner Inſein und Echären. Auf den Landzungen felbit wächst iehr faftiged und üppiges Gras und die gleichmäßig auffteigenden Abhaͤnge find mit einer ziemlich einförmigen Vegetation bedeckt, weiche ihren welchen. Umxiffen ein grünlich braunes Kolorit gibt, das in Grönland nicht allgemein ift.. Demngeachtet faͤllt mgewoͤhnlich viel Schnee auf diefer weitwärtd unb dem offenen Meere -zugemenbeten Küfte, und es liegen bier noch viele unaufgethaute, zufammengetrig- bene Schheemaflen, wenn das Land im Innern des Omenakls⸗Fiord ſchon lange davon befreit iſt. Südlich des. eigentlichen Nourſoak ift die Kuſte fteller, doch find bie nächken Gebirge immer. noch nicht hoch und enden auf dem halben Wege nadı-Nourfvaf bei. einem großen Thale „Itiflik“, das quer über Die Halbinfel zu dem Omenals⸗Fjord führt... Ein ziemlich reißender Fluß ergießt fich von dort ins Meer. Dann: fommt wieber eur bedeutendes Flachland, Maklak, welches nad) dem Meexe zu einer ziemlich. langen fteilen Strede, an ber man nicht landen kann, endet. Bei Maffaf finden fich in großer Menge merl⸗ wärdige Mineralien. Das Flachland behnt fich bis. zu dem danach benannten großen .Steome aus, In: Rourfoaf wohnt auch ein bänijcher Auslieger ; gegenwärtig -ein junger, mit. einer Eingeborenen verheiratheter Manz, der fich..eine ſehr Hübfche, von. Ordnung und Tchätigkeit zeigende Wohnung eingerichtet hat. Doch ſteht das Haus an einer fehr unglidlichen Stelle, ‚in einer Vertiefung, bie lich wegen: der großen Menge Schnee, :melche fich unser bem nahen Abbang zuſammenhaͤuft und thauend bis ſpaͤt im Sommer liegen bleibt, ſtets ſumpfig hält. Im Ganzen find dieſe beiden Außenſtellen fehr ſchlecht mit ben nothwendigen Gebaͤuden verſehen; die Speck⸗ tonnen haben oft volle Jahre ‚unter freiem Himmel. liegen muͤſſen, und. waren fo. den Hunden und der fchäblichen Einwirkung von.-ab- wechſelnder Feuchtigkeit, Froſt und Sonnenwaͤrme ausgeſetzt. Wegen der weiten Entfernung von der Kolonie wurde früher hier eine Yacht

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gehalten, die. gleichzeitig ımb zwiſchendurch Steinfohlen von Disfo holte. Die legte ſtrandete in ber: Waigatitraße bei Atane, wo ihre Trümmer noch am Ufer liegen; jest werben biefe Reifen rum im großen Boote ausgeführt, und bie Produfte im Algemeinen. bei Nourſoak felbft eingefhifft und bireft von Hier verfendet. Früher biſdete Reourfoaf eine befondere Kolonie, die dann in das Innere bed Omenakfjords verlegt wurde, worauf es als Ausliegerfielle un- ter Ritenbenk kam, mit bem e6 aber nichts weiter zu thun hat, als baß der dortige Kaufmann Rechenfchaft darüber ablegen muß, wo; durch er dann ſeine Brocente bezieht. "Auf ber nächiten Landzunge im Norden Nourſoals finden: fich merfiwürbige und in. Rortgrönland einzige‘ Refte. eines. Gebäudes, das von Europäern aufgeführt fenn muß, deſſen Urſprung aber völlig unbefannt iſt. Es it 5—6 Ellen lang und innen 3— 4 Ellen breit geweſen, und hatte fehr Dide und aus flachen-Steinen, beren fich noch in Menge am Orte: finden, aufgefuͤhrte Mauern. Diefe Steine ſtnd von auffallender Größe und mit vieler Sorgfalt zufammengefügt, fo baß dort, wo fie nicht: ge nau aufeinander paßten, Selle eingefegt And. Bin breiter Eingang ift an dem einen. Enbe angebracht; jest find viele Steine in den innern Raum geftürgt, wo fle ſchon feit langer: Zeit mit Moos be- deckt liegen. Dieſe Ruine ift unter dem Ramen „Bärenfalle” be: fonnt, da man Die Bermuthung hegt, daß’ das Gebäude zu biefem Gebrauch errichtet fen. In Betracht ber Dide biefer Mauern bei fo geringem innern Raum if es allerdings. kaum glaublich, daß daſſelbe zu einer menfchlichen Wohnung‘ beftimmt- geweien fey. Auf ber anderen Seite ift es aber auffallend, es ganz alleinftehend und ohne die geringite Spur einer europätfehen Bewohnung der Umgegend zu finden, und :e8 entfteht unwillkuͤrlich die Frage, wo fich die Leute aufgehalten haben mögen, bie biefe Falle benugten, wenn es. wirk⸗ lich eine folche war. Die alten Standinasier befuchten dieſe nörb- lichen Fahrwaſſer nur im Sommer auf ihren Fiſchzugs⸗ und Ent: deckungsreiſen, eine Bäxenfalle ‚Tann .aber jedenfalls nın im Wirtter angewendet werden... Sollte das Ganze nur ein Zeitvertreib einer hier überwintert habenden Walfifchfänger-Wannfchaft ſeyn, fo wäre es merkwuͤrdig, daß bie Erinnerung daran ſchon ganz verſchwunden if. Auch Nourſoak wird regelmäßig von den Walfiſchfaͤngern angelaufen, und man findet längs.ber Küfte nach Rorden zu an mehreren Stel- len: &räber europäifcher und namentlich engliſcher Seeleute. Die

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Nefigen Eingeborenen finh nicht ganz fo arm, wie bie bei Rourſoak; im Sommer pflegen fle fübwärtd nach Makkak zu ziehen, von wo aus ſie auf Die Renthieriagb gehen. Das Eis liegt hier etwas fefter und beftänbiger ats bei Nourſoak, und der Auslieger hält barum Seehunbenepe ; auf den feinen Infeln baut ein ganzes Theil Seevögel.

Der Diftritt Omenak. Bon Nourfoaf ab zieht fich bie Küfte gleichmäßig nach. Rorboft, did man an zwei flache Landzungen fommt, die ganz daſſelbe Ausfehen haben, wie jene worauf-Rourfoat ſelbſt liegt, mit ſaftigem Gras ‚und Eochlearen bewachſen find und einige kleine Schären zwifchen ſich haben. Die. öftliche heißt Kanni⸗ fuk; auf ihr finden: ſich Hauspläge und uralte Gräber. Bei Kanniſuf feßt man ben Anfang ber großen Bucht, in beren Mitte die Inſel und die Kolonie Dmenaf liegt, und bie mit zahlreichen Verzweigun⸗ gen tief in das Feſtland einfchneidet. Die Mündung iſt hier. fieben bis acht Meilen breit, doch liegt in ihrer Mitte das „unbefannte Eiland,“ bis zu Dem es nur vier Meilen find, und das bie Bucht in ben norböftlichen wenig befaunten Theil und ‚den füböftlichen oder eigentlich fogenannten Omenalsfjord theilt. Bon Kanniſuk find -es 12 Meilen His zur Solonie Omenaf, 25 Metten bis zu bem inner ften fuͤdoͤſtlichen Ende bes Fiorbs bei Kariaf, wo das Feſtlandseis ungeheure Maffen ind Meer ausſchießt, und wohl gegen. 30 Meilen bis zu dem Ende des norböftlichen Arms, von wo die Eingeborenen uber Land in ben Diftrift Upernivif gehen. .

Omenak iſt die probuftivfte Kolonie in gang Grönland, was theils der mörblichen Lage, theils der Größe bes Fiorbs, der an⸗ haltenden und ficheren Eisdecke beifelben, ben zahlreichen Eisfiorben, in die er ſich verzweigt, und bie dem Anſchein nach. beftänbige Zur Huchtsorte der Seehunde find, zugufchreiben iſt. Aber auch in an derer Hinficht ift Diefer Difirift von beſonderem Intereſſe, und Altes mas bie grönländifhe Ratur Merkwürbiges und Eigenthimliches befigt, findet fich hier im größten. Maaße und fo beifammen, daß e8 auf bie leichtefte Art befeben und unterfucht werben kann. Hierzu gehören zuerft und zuförberft "die Eisfjorbe mit dem Innenlandeiſe, bie im Winter und Frühjahr. zu Schlitten .bereist merben fönnen ; nüchtibem das Land felbft, das ſich rund herum zu mehreren tau- ſend Fuß Höhe erhebt, und -bald ſo ſteile Ahhänge hat, daß man faum anderswo ‚dergleichen ſicht, balb- fich. gleichmäßig und ſanft

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ſenkt und ſtufenweis abnehmende Vegetation zeigt, aber faft überall auf den Gipfeln mit beſtaͤndigem Eis und Schnee gekroͤnt iſt und mächtige Gletſcher ausſendet, welche von dort ausgehend ſich durch die Schluchten und Thaͤler bis in gleiches Niveau mit dem Fiord ziehen. Diefe Gebirge enthalten eine Menge Steinfohlenfchichten, an deren Seite man faft überall Refte von Pflanzenformen, theils von großen Bäumen, unverfennbare Zeichen einer Zeit ganz anderer Himatifcher Berhäftniffe findet, aber bie Hauptmaſſe ber Gebirge befteht. aus Bergarten, die ebenfo unverfennbar Bas Gepräge eines früheren gfühenden und flüffigen Zuftandes tragen, was am Deuts lichften Dort zu fehen ift, wo fie mit -fohlenhaltigen "Schichten in Derüßrung getreten ſind. Diefe beiden jegt gang verſchwundenen Thätigfeiten, bie räftige Baumvegetation und die glühenden Lava⸗ ittöme, ftehen in fonderbarem SKontraft zu ben ewigen Scmee- und Eismaſſen, welche dieſe Gebirgsftreden bedecken.

Die Inſel Omenak iſt kaum eine Meile lang und befteht haupt: fächlich aus einen 3800 Fuß hohen Felde, das einen fcharfen Kamm bildet, der fich von feinem Ende aus als ſpitzer Kegel- zeigt und durch mehrere, aber namentlich eine größere, in ihrer Stellheit völlig unzugängliche, Schluchten zerfchnitten iſt. Gegen Often find die Abhaͤnge deſſelben nur durch Maflen der im Laufe ber Zeit herab: geftürzten und angehäuften Felsblöcke von der See 'gefchleden, und die fcharfen Zacken ſchweben über den Köpfen der am bdiefer wilden Küfte Dahinrudernden. Gegen Norden, Welten und Süden laufen Dagegen Drei: fladhere Randzungen von dem Fuße bes Fielded aus, anf ber füdlichkten Tiegt bie Kolonie Omenak an einem burch eine kleine Bucht und zwei kleine Inſeln gebildeten Hafen, der ſich gegen Often wendet, und wenn man von der See aus in ben Fjord fegelt, nicht eher zu fehen ift, bis man bicht vor ben Häufern liegt. Diefe find 4000 Ellen vom Fuße des hohen- Omenafsfield -entfern und burch ziemlich unfruchtbare Berge von demſelben gefchieden, doch liegen zwiſchen biefen ‚Vertiefungen mit ungewöhnlich vielen und fchönen Blumen, wie -Rhododendron lapponieuın, Primula, Erica coerulea, verfchiedene Potentillen und Sarifragen u. ſ. w., beſon⸗ ders um einen Fleinen Landſee, mit mehreren Infelchen darin, und von einer’ Tiefe von: 22 Ruß, aus dem fich bie Kolonie im Winter mit Wafler verfieht. Südlich dieſes Sees erhebt fich ein Berg bie auf etwas über 300 Fuß Höhe, auf dem eine Warte. errichtet if,

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445 um der Kolonie die Ausficht ‘auf Pie See zu: bieten. , Rörblich dieſes Sees erreicht ein Berg 600 Fuß Höhe und iſt mit einer Menge verfchiebenartiger Felsblöcke überftreut, die ihrer Beichaffenheit nach von anderswo hergeführt ſeyn müflen. Nächitdem kommt wieder ein ganz Heiner Eee, ber unmittelbar am Fuße des hohen Omenak liegt; hier fängt eine fich weit ausdehnende Anhaͤufung fcharffantiger Fele⸗ blöde an, die von ber Höhe herabgeftürzt find. Auch hört man beftändig, befonders aber im Fruͤhjahr, wenn Thauwetter eintritt, einen raſſelnden Zaut von Steinen, die ledgerifien werben, und von Abſatz zu Abſatz hüpfend hinabſtürzen und biefe Anhäufung vermehren, bie den Jahrtaufenden ihren Urfprung verdanft; felbft ‚die Form des mächtigen Kegeld mit feinen fcharfen Jaden und nadten, wie mit bem Meißel behauenen Seitenwänben, trägt Bas Gepräge ber lang: famen, aber befländig verwüftenden Thätigfeit, und namentlich bei Kraft des Froſtes, die Felfen durch Wafler zu fprengen, Das fich in bie Rijfe drängt. und dort erflarrt und fich ausbreitet, jedoch bie Maſſen noch fo lange zufammenhält, bis Thauwetter eintritt. Am Fuße des Steinwalls kann man bid zu der fogenannten Helländers warte gehen, bie 1200 Fuß über dem Meere liegt; höher kann man jeboch nicht fomimen, obſchon e8 nur 1, der ganzen Höhe der Infel if: Man trifft auf diefem Wege, etwa in ber Mitte des Stein- walls, einen Blod von -enormer Größe, 30 Ellen lang, 20 Ellen breit und 20 Ellen hoch, gerade vor einer großen Schlucht liegend, aus ber er ohne Zweifel bervorgerollt if. Von der Kolonie aus bat man über den Hafen weg die Ausficht auf eine ſteile Felswand von gegen einer Meile Länge und 3 4000 Fuß Höhe, fie fcheint nur zehn Minuten entfernt zu Hegen, ift es aber in Wirklichkeit, genau gemeflen, eine Meile. Diefe Gebirgsmaſſe iſt Das Weſtende der „Großen Inſel“, Die fich drei Meilen weiter gegen Often aus⸗ behnt; die naͤchſte Gebirgsnaſe hat etwas Unterland und darauf eine Haudruine an einer Heinen Bucht; die zum Bootshafen dienen fann, von dort ab ift aber. bie: Sübküfte auf: zwei Meilen- Ausbehnung ganz fteil, ober in den beiten Faͤllen haben fich nur große Haufen von Felsblöden am Fuße der Abhänge fammeln fönnen. Hier kann man trefflich beobachten, welche Maſſen Stein im Laufe der Jahre son den- Felſen loögefprengt werden und berabftürgen, denn ber Darunter liegende Fiord ift leben. Donate des Jahres gefroren, fo Daß. Alles, was in dieſer Zeit herabfällt, liegen bleibt und fich auf

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dem Eiſe anſammelt. Dan muß ſich wundern, Felsftücke von einer Elle Durchmeſſer 2— 300 Ellen weit über das Meeresufer hinmeg- geſchleudert und in das dicke Eis halb eingebohrt zu ſehen, ohne daß ſie doch die Kraft hatten, daſſelbe zu zerſchlagen. Da dieſe Blöcke jo weit hinausgeſchleudert werden, muß man annehmen, daß fie von ben oberften Kanten. der Abhänge kommen, bie A000 Fuß hoch find, und durch das Anftogen an den Unebenheiten ber Felswaͤnde bie Richtung nach Außen bekommen. Viele büftre Schluchten find. von dem Gipfel aus dur Die Wirfung des Froſts und bed rinnenden Waſſers fcharf ausgefchnitfen; ihre Wände geben einen: fonderbaren Widerhall vom Gefchrei ber-Seevögel, die biefe Höhen umfchwärmen und zum Theil: ihre. Reftey darauf bauen. Ber Aberglaube ber Grönländer verfegt übernatürliche Thiere, große Hunde ober Wölfe an dieſe unzugäünglichen Stellen. Erft drei Meilen von Omenaf fällt die Anfel bei Paurnät fanft ab, fo daß man landen und quer über Diefelbe nach dem entgegengefegten Ufer gehen fans, wie man auch von bier aus auf. den höheren Theil, beffer"&ihfel ziemlich flach und bier und dort mit ewigem Eis ih Schnee bebedt if, gelangen Tann. PBaurnät (Beeren) bat fehlen Namen von der be deutenden Menge Blaubeeren und Raufchbeeren bekommen, bie bort herum zu finden ift, und derenthalben Die Eingeborenen biefe: Stelle auffuchen. Von Hier ab bie zur öftlichen Landzunge Alfa, auf ber ſich Hausruinen und Zeltpiäge finden, haben die Gebirge Durch ftarfe Perwitterung ein ganz eigenthümliches Ausſehen erhalten; Altes if ‚mehr: oder. weniger roflbraun ober ofergelb und aufgelöät, fe daß die urfprüngliche Farbe ber Gebirgsatt unfenntlich iſt, und bie’ Fels⸗ maffen an einzeinen Stellen fo. lofe zufammerhängen, daß fie herab- zuftürgen drohen, und wieber an anderem find fie ganz zerflört und in kleine Erhöhungen won ofergelbem Lehm verwandelt, in benen augenfcheinlich eine ſtarke Gährung- oder: Entwidlung von Dämpfen uns Gaſen ftattgefunden hat. In dieſem Lehm und Schutt finden WE hier. und dort viele. Stuͤcke edler Granaten, welche die Einge: borenen fammeln und nad) der Kolonie bringen. Proben berfeiben wurden früher nach Dänemark- gefendet und hatten manche Stüde hinreichende Größe und Reinheit, um ald Ebelfteine verwendet zu werben, im Allgemeinen haben fie aber wenig Werth, ba fle zu flein und von- Riffen durchbrungen find. * Ohne Zweifel gaben nur diefe- Branditen Anlaß zu dem Glauben, daß die Großinfel reiche

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Mineralſchaͤtze beſttzen ſolle, doch ift noch nichts Anderes von Werth dafelbft gefunden. Die ſtarkle Vermitterung ber Gebirgsmaſſe rührt nur von einer ſehr bedeutenden Einmiſchung von Schwefeleifen, theils dem fogenannten Schwefelfied, theils Magnetlied her, die beſonders auf der Nordoftfeite bei Itivinga fichtlich ift, wo man Blöde von gewiß 100 Eentner Gewicht findet. Beide Minerale verwandeln ſich, der Luft ausgeſeht, gern in Eifenvitriol, und bad wirkt wieder auflöfenb auf die ganze Gebirgsart und bildet Maun, den man in ben Belöfpalten ſammeln fann, und von dem bie Lehmhügel ganz purchdeimgen find, fo daß ihre oberfte Rinde dadurch feſt und zu⸗ tammenhängend if. Außerdem findet ſich Hier und dort Blyant und manches andere Mineral.

Die nächſte Feſtlandokuͤſte in ber Umgegend der Kolonie bat oberhalb‘ Karſok ein merhvürbiged Blyantlager. Auf. diefem acht Meilen. langen ‚Küftenfteich liegen bie bebeutenbften Berghöhen Grön- lands und erreichen 6000 Fuß, find aber weniger. ftell als andere. Zunaͤchſt am Strande zeigen fich theilmeis ſchoͤn grüne. Striche, über benen bie ‚Oberfläche grabweife .unfruchtbarer wird, während -ganz oben überall ewiges Eis und Schnee thront. Unerachtet alfo ber Schnee erſt in.ber Höhe von mehreren taufend Fuß beftändig liegen bleibt und fich in eine Rinde ewigen Eifes verwandelt, fieht man biefelbe Doch fich durch gewiſſe Schluchten “ober Thäler mehr ober weniger ‚nahe an-bie See abwärts ziehen. Aus einiger Entfernung fieht e8 fo aus, ale, ob biefe Schluchten ‚durch gefrorne Ströme aus- gefällt feven; oder als ob das Eis. auf dem Gipfel des Landes in einen halbflüſſigen Zuftand gerathen, und fo bis zu einem. gewiſſen Bunft herabgefloſſen und dort erflart joy. In Wahrheit gleitet oder fchießt auch das auf dem Gipfel bed Landes ſtets zunehmende Eis in biefelben Schluchten hinab, durch welche das: Waſſer beffelben Hochlandes, nachdem es fish gefammelt, in ber Form braufender Gebirgsftröme den Weg zum Meere ſucht. Die Art, in ber das fefte und gerbrechliche Eis über. unebenen Felsboden, durch 1. bis 2 Meilen lange Schluchten binabfchießen kann, befteht wohl ber Haupt: fache nach darin, daß abmerhfelndes Thauen und Frieren die Riſſe und Deffnungen mit Waſſer füllt, dad im Froſt erftarrt, fich erwei- tert und auf die umgebende Mafle drüdt. Diefes Eis bilbet bie früher erwähnten Schußglericher und Gletſcher. Nirgends in Grön- land fieht mm biefe Gletfcherbildung in fo großem. Maaßſtabe und

448 fo Deutlich, als bei Omenak;. es liegen. allein. acht auf dieſem Kü— ſtenſtrich. Alle find Verzweigungen beffeiben Eiſes, dad das Hodı fand bebedt; zwei reichen bis ganz. in das Meer hinab, drei haben offenbar ſchon feit vielen Jahren geabweife abgenommen, indem ihre aͤußerſte Kante nicht mehr vorgefchoffen iſt, ſondern fich zurüͤckge⸗ zogen hat und langfam abſchmolz. Won ber Kolonie aus hat man nur zwei Meilen bi8 zu dem bewohnten Platz Sermiarſut, der an ber Mündung zweier großer mit Gletfchern aqusgefüllter Schluchten liegt. Wenige Schritte von den Häufern beginnen bie großen Stein- haufen, Moränen genannt, bie wie Wälle vor und zur Seite ber aͤußerſten Kanten ber Gletfcher liegen. : Aus ber Ferne nehmen -fich biefe Moränen wie unbebeutende Schutthaufen aus; wie auch bie Gletſcher felbft nur ‘wie gefrome Steöme.-oder Schnee in Klüften erfcheinen; aber die Steinhaufen find ungefähr 200 Fuß hoch und auf ihren Gipfeln findet man Blöcke von zwanzig und breißig ‚Ellen Umfang, woraus man auch auf die Kraft fchließen fann, mit ber das Eis wächst und dieſe Steinmaſſen vor ſich her ſchiebt. Der nächfte diefer beiben Gletſcher iſt einer der ind Meer reichenden und bietet eine ſteile Eiswand von 60 bis 80 Fuß Höhe bar, bie. der Mellenfchlag aushöhlt und Bruchftüde von Ihe abreißt. Bon ben Seiten kann man über bie Steinhaufen auf Die Oberfläche biefes Gletſchers kommen, doch ift fie fo. uneben und von tiefen: Spalten zerriſſen, daß man nicht darauf zu gehen vermag. Mit dem näd- ften, „wenige hundert Elfen entlegenen Aflafafgletfcher iſt dieß nicht der Fall. Er bleibt 400 Ehen von ber’ Ser entfernt, hat eine ſchwach abgerundete Außere Kante und gleichfalls an beiden "Seiten große Steinwälle neben fi), und da diefe bis anf die Oberfläche bee Gletſchers reichen, kann man durch fie biefelben leicht befleigen. Sie ift ganz eben, und das oberfte Eis gleicht ‚altem Schnee, ber ab» wechſelnd dem Thauen und Frieren ausgefegt war, und baburd) rauh genug wurde, um darauf zu gehen. Nur einzelne Spalten durchfchneiden es, in der Richtung quer über bie Schlucht; eine Der größeren iſt 34 Ellen tief, woher dad Eis mindeftend fo did und dicker ſeyn muß, aber biefe Spalten find faum eine: Elle breit, und daher nur gefährlich, wenn fie im Winter mit Schnee verhuͤllt find. Will man daher den Glerfcher im Frühjahr. befteigen, erfordert es große Worficht, im Sommer fann man aber mit Leichtigkeit vom Strande aus über eine Meile darauf gehen; denn Die Etsfläche bildet

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-im Uebrigen einen ganz gleichmäßigen fanft auffteigenden Abhang ohne weitere Unterbrechungen. Das Merkwuͤrdigſte bei biefem Blet- fcher: ift Die Befchaffenheit ber. Belsblöde, bie er.vor ſich berfchiebt, und die auf feiner Oberfläche gerftreut, wie in feiner Maſſe zwiſchen ben Schichten eingelägert liegen; benn fie find von einer ganz ans beren Beichaffenheit, als die Felſen zu beiden Seiten der Schlucht, und "müffen ihren Urfprung weiter hinten im Lande haben, woher fie den fchlagendften Beweis liefern, daß ſich das Eis nicht an Dieter Stelle, fondern auf dem hohen Lande gebildet bat, non wo es wit biefen Felsbruchſtücken belaftet, herabſchoß. Wafferläufe gibt es auf ber Oberflaͤche des Gleiſchers micht, die fie Hätten ‚herunter fpulen konnen; die Waflerftröme laufen auf beiden Seiten oder verlieren ſich in ben. Rinnen, wo man fie-in ber Tiefe riefeln hört. Gany unten bilden biefe lofen Steine, mit Schutt gemifcht, einen langen Strich, der in gleicher Verbindung mit den Haufen außerhalb. des Gletſcherrandes fteht.; 1/4, Meile. aufmärts liegen fie gerftreut und bes ftehen befonberd aus regelmäßigen Bafaltfäulen, ‚meift fünffantig und bis 9 Fuß lang und 3 Fuß did. Darunter findet fich. auch eine große Menge baumartiger Kohlen, eingelne wie. große Aeſte, theil- weis noch hellbraun und ber natürlichen Farbe gewiſſer Holzſorten gleichend, andere flach, wie auögefchnittene Bretter aus fehr biden und gleichmäßigen Stämmen. Der Ort, alt dem dieſe Stüde los⸗ gebrochen find, und an dem wahrſcheinlich einer ber früheren Wälder bes Omenakfiords geftanden hat, ber aber jept unter ewigem Eis und erftareten Schichten.einft glühenber Lava begraben liegt, iſt noch nicht unterſucht, wöglichexweife, aber nicht ſchwierig zu erreichen, denn der Gletſcher ift bis über Y, Meile Entfernung von unten ber noch feft und .eben. gefunden, ja je ebene, je höher man. auf ihn hinauffam. Die acht hier befindlichen Gleiſcher find entſchieden in einer

gewiſſen Periode abwechſeind vorgeſchoſſen, ſtehen geblieben, uni durch Abſchmelzung zurüdgegangen und vermindert, fo daß einige zunahmen, "während bie andern abnahmen. Für alle gilt es, daß bie. Bewegung. fehr langſam geht und im einzelnen Jahr faum Tennts lich if. In dem fünfzig Jahre alten Tagebuch Gieſekes ſind ſie in flüchtigen. Rotizen ungefähr wie jetzt geſchildert. |

1) Sotak, der öflichfte dieſer acht Gletſcher, befindet ſich— in ſtarkem Abſchmelzungszuſtand; bie äußerſte Kante ni ganz unter

Etzel, Groͤnland.

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Geroͤll und Steinen verſchwunden, bie fonit im Eiſe eingefchloflen - waren und liegen blieben als es wegſchmolz. Erſt mehrere hundert Ellen vom Ufer, wo ein Hausplag ift, ſchimmert Das fefte Eis unter biefer Dede hervor. Die Grönländer erzählen, daß es früher bis and Meer gereicht, und durch fein Kalben im Winter Riffe in deſſen Eis gefchlagen hat.

2) und 3) Der Hausplag Umiartorfif liegt zwiichen zwei Glet⸗ ſchern, deren kleinſter der oöſtliche iſt. Seine Außerfte Kante liegt etwa 6 800 Ellen vom Strande, durch mehrere Heine Steinhaufen von demfelben gefchieden; er befteht aus einem merfwürbig durch⸗ fidytigen, biäulichem Eife mit großen Blafen und Löchern. Unter ihm fommt im Winter fließenbed Waller hervor. Der andere ers. reicht mit einer halbfreisförmigen, etwa 2000 Elfen langen, 100 bis 160 Fuß hohen Kante die See. Diefe ſteile Eiswand ift ſtark zerklüftet und zerrifien, fo daß häufig Bruchflüde berfelben ins Meer ftürgen, bie jeboch feineöwegs ben nur aus dem Innenlande Toms menden Eisfjelden gleichen. Es ragen biefe Bruchftüde des Umiar- torfifer Gletſchers, obfchen er der größte bad Meer erreichende ift, faum ein Baar Ellen über das Wafler hervor, und außerdem fcheint ein fo niedriger Grund vor. dem - Rande bes Gletfcherd, daß größere Bruchftüde, ſelbſt wenn fie fich bildeten, nicht mwegfließen würden.

4) und 5) Die Gtetfcher bei Aflefod und Sermiarfüt, deren erfierer 400 Ellen von der See entfernt bleibt, während der andere fie erreicht, find die oben beichtiebenen.

6) Bei Kellafitfof ift ein Fleines und fteiles Flußbett, in dem ein Gleiſcher niederſchießt, der noch hoch uͤber dem Meere bleibt und

nicht unterſucht iſt.

7) In der großen Schlucht Tuaparſoit ſtößt man, etwa 1/, Meile vom Strande auf das Außerfte Ende eines Gletfcherd, der trot feiner bedeutenden Größe von ber See aus unfidytbar bleibt, ba er von dem barauf Ilegenden Stein und Geroͤll, das dad Eis gänzlich verbirgt, ganz ſchwarz if. Dieß fowohl, wie bie langen- Stein haufen, bie fich auf feinen beiden Seiten bis weit vor ihn aus: behnen, beutet darauf, daß er früher mehr hinaus gereicht Hat und jetzt ſchmilzt und fich zuruͤckzieht.

8) In der darauf folgenden großen Schlucht bei Safarſik findet man %, Weile vom Stranbe ebenfalld einen Gletjcher, ber noch ftärfer abſchmilzt. Sein Außerfter Rand fällt fanft ab umb verbirgt

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fich unter Geröll und Stein, fo daB man nur in den Spalten ſehen fann, daß Eis bie Unterlage bildet. Man fieht hier fogar mitten auf: dem Gletfcher etwas Gras wachſen. Auf jeder Seite deffelben fließt ein Strom, ber faſt fohlichwarzes, lehmiges Wafler bat, und Maſſen von Schlamm. und große. Steine in feinem Bette fortwälgt. Ueber dem Rande biefer Schlucht erhebt fich ber hohe und fcharfe Zaden von Kelertingoaf, unb ebene, mit Begetation be bedte Flaͤchen breiten fich von hier gegen dad ‚Vorgebirge SKarfof hin, laͤngs des Meered aus. Bon Karfof aus fann man auf einem ganz ebenen. Abhang das Hochland befteigen, auf dem ſich das Eis bildet und bie Gletſcher entitehen. In ber Höhe, von 4800 Fuß beginnt Hier in Form zerftreuter Haufen das ewige Eis und Schnee; bie einzelnen Saufen find verfchiedenen Alters und mehr ober we⸗ niger in feſtes Eis verwandelt. ‚Auf einem vorfpringenden Berge ift eine Warte errichtet und mit Stangen bezeichnet, wie weit das Eis ſich bis zum Jahre 1851 ausgebreitet hatte.

Die urfprüngliche Kolonie ſtand dort, wo jetzt Nourſoak ſteht, wurde aber ſchon früh auf die Inſel Omenak verſetzt, ohne Zweifel der vortheilhafteſte Punkt, der unter den umherliegenden bewohnten Stellen gewählt werben konnte, ba er mitten in dem an Seethieren jo reichen und für den Erwerb der Bewohner in jeder Hinficht fo vortheilhaften Fiord liege, Der Diftrift ift in den legten Jahren fietd der probuftiofte in ganz Grönland geweien. Nach einem Durch» fhnitt der Periode 1845 49 wurden jährlich 1223 Tonnen Sped und Leber, 10,700 Seehunbshäute, gegen 100 NRenthierfelle und 1— 200 Bund Narwalzähne eingekauft, in Allem Waaren im. Werth von reichlich 28,000 Rbd., wodurch 235 Rbd. auf jeden Probucenten fommen, alfo mehr ats dad Dreifache der entfprechenden Berechnung für die ſüblichſte Kolonie Grönlands, Julianehaah. Man Tann darauf rechnen, daß jährlich über 14 15,000 Seehunde getüdtet werden, bie ihren Aufentkalt in dieſem Yjorb fuchen, außerdem aber ein großer Theil Narwals.und Weißfiſche. Da das Fahrwaſſer in ber. Regel "mehr als hie. Hälfte. des Jahres gefroren ift, .muß bie größte Zahl ber Seethiere vom Eife aus gefangen werben, deß⸗ halb ift hier Die Schlittenfahrt mit Hunden am gebräuchlichiten, und wird theils bei Beauffichtigung ber Repe, die im Anfang bed Win- ters ausgeſegt werben, theils bazu benugt, auf ben Eisfiord ober anberswohin, wo ſich offned Wafler Hält, zu gelangen, bejonders

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aber bei dem Utoffang im April und Mai. Bom Elfe fann auch bei faſt jeder bewohnten Stelle nad) Halten und SHeiligbutten ben ganzen Winter hindurch gefticht‘ werden. ‚Den Sommer über und befonder8 im Herbft werben fie gewöhnlich Im Kajak aufgefucht; wie auch letztere Jahreszeit fehr reich an Weißfiſchen und Narwals ik. Der ganze Diſtrikt zählt 603 Einwohner, die auf zehn bewohnte Stellen verfheilt find, von denen: außer ber Kolonie: noch drei gleich⸗ zeitig Handelsplaͤtze ſind.

Die Lage der Kolonie IR ſchon erwähnt. Obſchon bie Inſel Dmenaf gewiß fehr zweckmäßig dazu gewählt if, wäre es ohne Zweifel beſſer geweſen, die Häufer auf der Weftfeite aufzuführen, am beften bei der „bunten Bucht“; denn biefe bildet einen recht guten‘ Hafen, ber den großen Vortheil hat, daß das "Schiff mit bemfelben Winde, der e8 von der See berführt, einlaufen fann, und was wichtiger ift, auch von dem Wind Hinausgeführt wird, den es zum Berlaffen des Fjords braucht; auch findet fich daſelbſt ein guter Bauplag an einem fließenden Waffer, das aus einem nahegelegenen Fleinen Landſee kommt. Ferner ‘wird biefer Hafen im Sommer nicht fo arg mit Kalbeis beworfen, wie der jegige, auf dem es zuweilen fo bicht gepadt liegt, bag man von dem Schiffe aus auf Scholfen ans Land gehen Tann, wodurch Bergung und Berladung gehemmt wird. Dies Kalbeis macht: die Fahrt nach Dmenaf fo gefährlich und ſchwierig, ba es fich gerabe- in ber beften Sommerzeit einfindet. Meift bleibt ber Fiord bis im Juni feſt zu gefroren; man fährt noch auf ihm Schlitten, wenn ber Schnee längft vom Lande verſchwunden tft und bie Vegetation An Flor ſteht, bis endlich die Sonnenftrahlen und Strömungen vor den Landzungen fo Hark auflöfenn wirken, daß ber eintretende Wind das Eis in einem bis zwei Tagen fortführt. Er nimmt dann meift bie Eisberge, bie hier und dort in der Dede eingefroren liegen, mit fich im bie See, fo daß ber Dmenaföfford mit einemmale ganz frei if. Dann hat man bie beſte Gelegenheit, bie Kolonie mit dem Schiffe anzu laufen, ſowie Bootöreifen zu unternehmen, doch Halt fich biefelbe nicht lange. Wenn das Fahrwaſſer ein paar Wochen rein gewefen ift, fieht man plöglich -thurmhohe Eismaflen fi aus dem Innern des Fiords von Ikareſak her nähern;- und es kommt Alles, was vom Landeife Iosfalbte und ſich in den Eisfiorden Kariak, Sermelil und Itibliarfuf im Laufe des Winters und Frühlinge anhäufte, ind

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Treiben unb ſucht ben Weg. ins offene Meer. Es geſchieht meiſt ſtoßweiße im Lauf des Juli und Auguſt, wahrſcheinlich durch Spring» - fluthen und Hochwafler verurfacht, ba. nur fo bie großen Eisfjelde im Innern der Fjorde vom Grunde abgehoben werden fönnen. Diele großen Fielde nehmen bie Heineren Maflen aller möglichen Dimen- fionen mit fich, und jebesmal wenn bieß gefchieht, wird bie Inſel Omenak eine Zeit lang in dem Grabe blofixt, daß jede Kommuni⸗ fation „gehemmt ift, indem meift nicht einmal bie Kajaks hinaus: fommen fönnen. Genaue Mefiungen einzelner zurüdgebliebener und im Winter an der Juſel eingefroren liegender Eisfjelde ergaben ſie burchichnittlich 150 Fuß hoch, und zeichen biefelben oft 200 Fuß über bie Meeresoberfläche, und im Sommer 1851 lag ein Eisfield vor . ber Infel, das minbeftens 300 Fuß Höhe maß. Diefe aus dem Wafler ragenden Spigen find aber nur 1/, biß 1. ber. wirklichen Maſſe, fo daß ein ſolches Stüd. Eis, auf das Lanb gebracht, der Höhe ber Infel Disko entfpräche. Ein Unterfchieb herrfcht zwifchen diefen Eis⸗ ftelden und denen im Jakobshavner Eisfjerd nicht. Da. von fo. vies len Hunderten bald das eine, bald das andere falbt, ertönt. es in diefer Zeit bei Omenaf Tag und Nacht wie eine unaufhörliche Kanonade. Im Laufe bed September und Dftober pflegen ftete fleinere Eisfjelde ausgefchoflen zu werben und ber Fiord ſich all- mählich zu reinigen, befonderd wenn im Herbſt der Oftwind vor berrfchender wird. Zugleich fängt aber auch ber Winter an, und bie Zeit, in ber ſich das Fahrwaſſer feit legt, nähert fich mit ſtarken Schritten. Ende September frieren fchon bie Landſeen und im Laufe des Dftober bildet fich Häufig bünnes Eis auf dem Fjord, und im Novemper kann man ſchon anfangen, darauf zu fahren, was dann mit, nur einzelnen. Unterbrechungen bis zum Sun! bed nächften Jahres mährt.

Bei Omenak fteht eine Kirche, eine Brebigerivohmung, ein Schulgaus und vier bis. fünf dem Handel gehörige Gebäube., Wenn man buch den eiögefüllten Fjord .einfegelte und um bie Sübdipipe der Inſel bog, gewährt die Kolonie einen vecht wohlthuenden Ein⸗ druck;; man erftaunt plößlich Zeichen Des menfchlichen Fleißes „und Anbaus in biefer Wüfte zu erbiiden. Die nösplichere Lage bedingt allerdings ſchon eine fichtliche Werfchiedenheit von der Disfobucht ; in den Gaärten des Predigerd und Kolonieverwalters gebeihen bie weißen. Rüben faum in jedem Jahre, höchftens Kohl und Rabdifer,

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bie aber erſt im Auguft, ein paar Wochen vor dem Eintritt der "nächften Winterfälte, bie jede Begetation hemmt, genießbar werben. Diefe große Strenge des Klimas iſt aber nicht erwaͤhnenswerth gegen den größeren Vortheil, ben man dadurch hat, daß das Meer bie Hälfte des Jahres in ein flaches Feld zwifchen den hohen Berg- ſtrichen verwandelt ift, die‘ dann Infeln und Halbinſeln bilden, fo baß ber 'gerabefte und ebenfte Weg in allen Richtungen zu den ver« fchiebenen bewohnten Blägen bes Fjords führt, und daß man auf ihm die Reichthümer des Meeres, ohne Boote oder Bahrzeuge, und ofme in hohem Grade von Wind und Wetter, das übrigens hier beftänbiger als irgend wo anders in Grönland iſt, abhängig zu ſeyn, gewinnen fann. Ueberhaupt ifl der Bertheil, den Bas füdliche Grön- fand durch‘ feinen Sommer und fein Erdreich bieten fann, gering gegen ben, welchen bier die ftrenge Kälte dadurch ſchafft, daß fie eine fichere Brüde über bag Meer baut, während in ben unbeftän- digen Wintermonaten Sübgrönlande Kommunifation und Erwerb ber Bewohner gehemmt find, weil das Meer halb offen und Halb mit Eis bededt ift und der häufige Sturm und Schnee weit mehr Un- gemach verurfachen, als firenge Kälte und gutes Wetter. Anm 7. November fcheint bei ‘der Kolonie Omenaf die Sonne zum letztenmale, wirft aber noch fernere zwölf Tage täglich zur Mittagszeit ihre feuerrothen Strahlen wie zum Abſchiede auf bas hohe Zand; dann verfchwindet fie ganz und die lange Winternacht tritt an ihre Stelle. Um’ diefe Zeit finden fich die erfien Rarwale in dem Fjiorde ein, und werben fchon gefangen, wenn fidh das Waſſer auch noch offen erhält; dieſes feltfame Thier, deffen Zahn das werth⸗ volle Einhorn des Handels liefert, wird jegt an wenigen anderen Stellen ber Erbe, als in Grönland und namentlich nirgend fo häufig als bei Dmenaf gefangen. Der Körper it 6—7 Ellen lang und von ber Zorm ber Wale, aus bem Ende: des mafliven Hauptes ragt der 3— 4 Elfen lange fpiralförmig gewundene Zahn ganz ge- rade Heraus; es werben mitunter auch Eremplare mit zwei Zähnen nebeneinander gefangen, ımb wo fich nur ein Zahn findet, zeigt ſich immer die Spur eines zweiten neben feiner Wurzel. Fruͤher fanden biefe Zähne einen Hauptabfag nach Oftindien, we fte ber Aberglaube u Tempelzierrathen verlangte, jeßt aber ift ihr Preis gefallen und fle haben nur noch gleichen Werth mit Walroßzähnen. Den höchften Nutzen fchaffen ſie übrigens ben Grönländern bireft durch Verwendung

255 an ben Harpunen, bie zugleich flarf mid leicht ſeyn muͤſſen, und baher fo wenig Metal baben dürfen als möglid. Die größte Zahl der in einem Jahre hier gefangenen Rarwale belief fich auf einige 30, und im ganzen Difteift auf 70 Thiere. An Größe und Beichaffenheit entfprechen fie ben Weißflihen. Ihre Inorpelige, ſchwarze Haut wird auch unter dem Ramen Mattak genofien und ift eine geichäßte und geſunde Nahrung, bie felbft Die Europäer ſo⸗ wohl roh, als :gefocht nicht verſchmaͤhen. Darunter fipt eine bide Schicht Sped, die auf vier und mindeſtens zwei Tonnen zu veran- fihlagen, dann fommt Fleiſch, Das mit den übrigen genießbaren Theilen .ein paar Tonnen füllt. Es ift gefahrvoll, in ben elenden Kajals ein fo großes Thier zu jagen, felbft wenn mehrere Jäger beifammen find, wie es meift gefchieht, damit fie ſich Hülfe leiften fönnen, wenn bie Harpune im Narwal feftfigt. IR dieß geſchehen, wird auf den Sielden, wo in ben Tagen des Rarwalfanges immer: währende Ausfchau gehalten wird, ein lauter Ruf angeftimmt, und wenn das Thier nach Verlauf einiger Stunden getöbtet, einburirt und and Land gezogen ift, fchneiden. ſich die Faͤnger gewiſſe bevor- zugte Smüde, .bie ihnen zukommen, aus, um fie in Sicherheit zu bringen, und dann entwidelt fich eine efelhafte Scene blutiger Gier bei ben raſch verfammelten Eingeborenen. Sie vergeffen fich ganz über dieſe Menge lederer Nahrung, und es wird feine bebeutenbe Rüdficht auf Das Eigentfumsrecht genommen, Groß und Klein, fo Viele nur Platz finden fonnen, drängen fi um die Beute; es er: fcheint wunderbar, daß Niemand von den vielen Meflern, die fich in blurigem Wirerwarr in. Fleiſch und Eingeweide kreuzen, verwundet wird; im Verlauf einer halben Stunde iſt nur noch ein blutiger Fleck auf dem Felſen übrig. Die Hunde bilden einen Kreis um dieſe Scene und werben nur. unter Schlägen und Heulen zurück⸗ getrieben, bis fie fich nach -einer furchtbaren Schlacht unter einander bes Blutes bemächtigen, um es aufzuleden. Dieſer Narmalfang Dauert, bie fich ber Korb ganz mit Eis belegt bat. Geſchieht dieß bei: rubigem Weiter, ehne Wind und Schner, ‚pflegt das neue Eis ‚auf eine Strede von mehreren Meilen fptegelblauf zu ‚bleiben, und dann tritt der fogenannte Glatteisfang ein. Die Seebunde, bie ſich plöplih ven. der Luft abgefperrt ſehen, ſuchen fie Durch kleine Löcher im Eife zu ſchoͤpfen, bie fie mei den ganzen Winter hindurch dazu offen. halten... Werden Weißfiſche und Narwale plöglich abgeſperrt

und können das ofine Meer nicht mehr. emreichen, dann tritt ber „Scarbfät” ein, Indem die Thiere in großer Zahl einer einzigen Deffnung zufteömen, um bort Luft zu holen, und fo-Teicht in Menge zu tödten find’; es ereignet ſich dieß aber nicht häufig. Der Glatt⸗ eisfang wird zu Fuß betrieben, indem die Bänger mit ihren Har- punen ſchnell auf-die Löcher zulaufen, an benen fie bio Athemgüge vernehmen. Er bringt viel ein, läßt fich aber nicht in jedem Herbft bewerfftelligen, und dauert: felten länger als einige Tage, weil dann Schneewetter dad Eis rauh macht. Mitunter kömmt er dann im Februar und Merz nad) dem nicht felten durch Südoſtſtuͤrme . herbei- geführten Thauwetter zum zweitenmale vor. Wenn das Eis bie nöthige ‚Sicherheit erreicht hat, fängt das Ausfepen der. Netze an, theils bei ber Inſel Omenaf .felbft, wo 20 30 Nepftellen, beſon⸗ berd an ben voripringenden Landzungen, find, theils bei den ent- gegenftehenden Küften. von Atyät, ber großen Inſel und dem Feſt⸗ lande, wo ſich bie beften ‚Stellen‘ vor den. Steommünbungen finden. Die. entfernteften Negflelen, bie von ber Kolonie aus täglich ober einen Tag um ben andern befucht werden, find 3— 4 Meilen welt. Hierbei treten bie Hunde, die im Sommer über ruhten, "wieder in Thätigfeit und werben bis Ende Mai nicht -gefehont. Bel Omenaf werben 10— 12 Geſpann ober im Ganzen ..etwa 100 Hunde ge= halten; "fie find meiſt in gutem Zuftande, groß und flarf, daher aber auch böfe und beſonders Fremden gefährlich, ſo daß. man fi hüten muß, ihre Aufmerffamfeit zu erregen, was durch auffallende Kleidung, ſchnelles Laufen und lautes Schreien gefchehen kann; haben ſich diefe Thiere erſt um Jemand gefammelt und gibt eins das Signal zum Angriff, ſtuͤrzen fie alle über Einen her; es finb meift Menfchen zur Hülfe in ber Nähe, und ein unerwarteter Stein- wurf oder Beitfchenfchlag iſt wieder im. Stande; ſie ſaͤmmtlich in bie Flucht zu jagen, fo daß ernften derartigen Unglüdsfüllen, die fonk nicht felten feyn würden, dadurch vorgebeugt iſt. Harte Behandlung, abwechfelnder Hunger und plögliche. Heberfättigung in Mafen rohen Fleiſchs und Blutes machen allein dieſe Hunderace fo böfe, Doch nur in großer Zahl werden ſie wirflidy gefährlich; Die Benupung zum Ziehen iſt weniger geeignet, fie biffig zu machen, ul8 bie Erziehung zum Wachen. - Die grönfändifchen Hunde fönnen nur ſchwer bellen, ihre Stimme wird immer: zu einem Geheul, das. ab unb zu kurz abgebrochen wird, wodurch es dem Bellen "ähnlich Flingt; ihren

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Hersen find fie fehr ‚ergeben, und unter fich üben fie. eine Art Juſtiz, denn in jedem Geſpann tft einer, dem bie Abrigen gehorchen und folgen. Ein Einzelner kann durch feine Größe und Stärke viele Andere in Furcht halten, und die Schwachen werben von dem ganz zen Schwarm verfolgt; ift einer von mehreren angegriffen, ftsirgen bie übrigen .dem Angreifer zu Hülfe und. gerreißen häufig den Ueber wältigten. Strapatzen, Kälte und Hunger fünnen fie bis zu uns glaublichem Grade ertragen; fie liegen, obfchon. viele Darunter dünn⸗ und furzbaarig find, ftetd Draußen und Tug und Nacht unter freiem Himmel. Ift die Kälte nicht über 20 Grad oder mit Wind ver- bunden, friechen fie nicht einmal zum Liegen und Schlafen in ich zuſammen, ſondern Reden die Beine mit dem größten Wohlbehagen von ih. In dem harten Hunger verfchluden fie Melzftüde mit Haar oder Feder, und ebenfo altes Tauwerk, und menfchliche Ex⸗ fremente find eine wahre Delifateffe für fie und geben Anlap zu heftigen und biutigen Kämpfen.

Die meilten Rebe werden von den Dünen, bie zur Kolonie gehören, gehalten; die Eingeborenen, die . feine zu beauflichtigen haben, fuchen andere. Wege, um zu Seehunben zu gelangen. Im Dezember pflegen fi} in bem Eife, weiter hinaus, der Fjorbmündung zu, noch Oeffnungen zu balten, dorthin fahren fie. mit Kajaf und Schlitten und fchießen fie von dem Rande des Eiſes aus. Wenn ſich auch Diefe Oeffnungen fohließen, müflen fie die Eisfiorde auf fuchen, wo fich ftets offne Stellen erhalten, oder ihre Zuflucht zum Maupodfang nehmen, ber fie zwingt, an den Löchern im Eife un: beweglich Schildwacht zu flehen, um die zum Athemholen fommenden Seehunde zu fcbießen oder: zu harpuniren. Dieß gefchieht 1/, Meile außerhalb Omenak, indem ſich 5-6 vereinigen und bie entiprechende Zahl Löcher ‘auf einer gewiſſen Strede befegen, fo daß bie vom bein Einen verfcheuchten Thiere zu dem Andern fommen müflen. Im berfelben Zeit fängt man auch an die exrften Kaleraglifen oder Heilig» butten zu fiſchen; Diele ‚fetten und wohlfchmedenden Gefchöpfe, bie den ganzen übrigen ftrengen Winter hindurch zu erhalten find, bils den eine koſtbare Naturgabe für bie Bewohner der Umgegend aller Eisfiorbe. Es find bei der Kolonie vier Stellen ober Bänfe, mo fie gefangen werben fönmen; bie nächte uub beſte liegt ‚ein paar taufenb Elfen genau im Süben derfelben. Wan bebarf nichts An⸗ beres Dazu al8 Schnüre von einigen hundert Faden Länge, und ein

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Kind kann fte: beauffichtigen und täglich den Bedarf einer Familie zufammenbringen. Die Eingebotenen :ftehen bei 20 Grad Kälte den Tag über an den Fiſchlöchern und errichten nur zum Schuß gegen ben Wind eine Mauer aus Eisklötzen, hinter ber fie wartend auf einem Stüde Eis ohne alles Ungemach fiten. Noch wichtiger iſt bie Haifiſcherei, die gleichfalls an den: verfchiedenften Punkten bes Fiord und bei jebem: bewohnten Plag vom Eiſe aus betrieben wer- den kann; ſie verfchafft gleichzeitig ein Handelsprodukt uud Hunde⸗ futter. Die Haie treffen aber meift erft. nach Neujahr ein.

In ber Zeit, in welcher bie Sonne nicht aufgeht, leuchtet nur ber Mond mit feiner klaren gelben Scheibe in der Mittagsftunbe, und man muß den größten Theil der Zeit im Haufe bei dem Schein ber Ihranlampe verbringen, während der Wind den Schnee an bie Senfter peitfcht und die Hunde als einzige Unterbrechung ber falten fangen Winternacht ab und zu ihr melancholffches Geheul anftimmen. Drei bis vier Stunden fann man aber Doch täglich im Freien Etwas unternehmen, und nur in den finfierften Tagen, befonderd wenn dicke Luft oder Schneetreiben eintritt, Tann man auch Wittage nicht in den Zimmern lefen. Man löfcht daher die Lampen nur eine Weile aus, um fie zu reinigen und das Auge zu ruhen, unb braucht thatfächlich vier bis ſechs Wochen fünftliche Beleuchtung.

Bei Dmenaf tritt firenge Kälte, d. h. über 20 Grab R., einige Wochen eher als bei Godhavn ein. Nichtöbeftoweniger geichieht es oft, daß das Eis im Monat December noch bis zur Omenafsinfel ober Großinſel aufbrechen fann, befonders in dem unruhlgen Wetter, das die Winterfonnenwende zu begleiten pflegt; nad; Neujahr fommt ed aber felten vor. In folchem. ſtürmiſchen Wetter, das von dider Luft und Schneetreiben begleitet zu feyn pflegt, ift Weihnachten bei Dmenaf ein trauriges Feſt. Die lange. Finfterniß an einer fo ein- famen Stelle muß zulegt niederdrückend und erſchlaffend wirken; . der Drang der menfchlichen Natur nach dem Licht des Tages macht ſich erſt durch die Entbehrung beffelben merfbar und mit entzüden- dem Gefühl fieht man es fich wieder. einfinden. Ya der Mitte des Januar iſt fchon zu bemerken, wie die Dämmerung, die bet Ome⸗ naf Tag genannt wird, länger und heller wird. Am Mittag bes 18. Januar fann man ſchon den @ipfel des höckften Gebirges, Kelertingoaf, von Sontenftradten beleuchtet fehen, und der Gegen- fas der Dämmerung, die noch auf dem. Fiorde ruht und Die das

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Auge fich ſchon gewößnt hat, ald Tag zu betrachten, verurfacht es, daß der Schnee, der jene Bergzacke bebedt, feuerroth zu ſeyn fcheint. Diefer neu’ belebende Anblick wiederholt ſich ‚nun täglich beutlicher auf allen hohen Gebirgen, bie den Fiord umgeben, und je mehr er fh tiefer auf das Land fenft, je Heller wird bie Luft, und ber Kontraft, ber den feuerrothen Schein erzeugte, verliert fi, Endlich icheint am 2. Februar die Sonne zum erftienmale auf bie Häufer bei Dmenaf; aber die Regel: „ie länger bie Tage, je ftrenger ber Winter,“ bewährt fich auch bier. Die lange Zeit, in der die Ober: fläche der Erde, unberührt von den Sonnenftrablen, ununterbroches ner Abkühlung ausgefegt war, zeigt num erſt recht ihre Wirkung: Die allgemeine Temperatur im Februar ift 20 bis 24 Grab Kälte, und Ende bes Monats pflegt fie 30 Grad gu erreichen, feige aber felten noch höher. Nun erlangt das Eis auf dem Fjord mehr als eine Ede Dide; länge des Uferrandes, wo es durch das Steigen und Ballen des Waflers bricht, bildet es Bruchſtücke von fo bebeus tender Dide, daß fie bei niedrigem Wafler auf dem Grunde liegen, und das Wafler, das noch beftänbig durch ben Druck dieſer ſchwer beweglichen Maflen aus ben Riten hervordringt, ftößt in ber eis⸗ kalten Luft einen Nebel aus und ſetzt fortwährend Rinden an bas jerbrechene Eis an, fo daß bie Stüde fich endlich durch ihre ver- mehrte Größe gegen einander erheben und hohe Kämme bilden. Aber der Fleine und biegfame grönlänbifche Schlitten fährt mit Leich- tigfeit über dieſe unebenen Kanten, De man pafliren muß, wenn man von dem Lande auf das Eis fahren will, hinweg. In biefem Monat laͤßt fich noch guter Neg- und Maupodfang betreiben, wenn don die Ausbeute allerdings geringer if, weil das Eis eine zu große Dide bekam. - Auch erlauben die Tage, jetzt ſchon längere Reifen zu unternehmen, und Ende biefes Monats pflegen bie Schlit- ten aus Upernivik anzufommen. Es machen biefe einen Weg von fünfgig . Meilen, und die Damit anlangenden Gingeborenen pflegen auf dem Eife zu: übernachten und fehleßen nicht felten auf biefer Zeur Bären. Es ift dieß das einzigemal, daß dieſe nörblichfte Kolonie Kommunikation mit dem übrigen Grönland hat, bie An- ſeglung berfelben durch das Schiff der Handelögefelfchaft im Som: mer ausgenommen. -Die Bolt geht von hier zu Schlitten weiter nach Ritenbenf und den: übrigen Kolonien, zwiſchen denen auf dem⸗ felben Wege im Winter noch einigemate Kommunikation erhalten wirb.

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Gewöhnlich fahren im Februar und März die Eingeborenen ‚auf dem Feſtlande nach Steinfohlen. Sie hauen fie bald hier, bald bort, wo fie am -beften vor Eis und Schnee bazu kommen formen, aus den Abhängen aus. Bei gang mäßiger und unpraftifcher-Arbeit pflegen ſie doch jedesmal mit einer Laſt von 1Y, Tonnen vom Kohlen brechen zurüdzufommen, und noch ift fein Mangel an den zugäng- lichen Stellen zu fpüren, troß bes. ſchlechten Verfahrens, welches die ergiebigen Abhänge fo gefährlich unterhöhlt, Daß oft nur ber Hroft: die Felsmaſſen zufammenhält und verhindert berabzuftürzen und die Arbeiter zu begraben. Rimmt ber Verbrauch zu, wird er zue Anwendung eines mehr bergwerksmaͤßigen Verfahrens zwingen.

Auch im April Hat man bei Omenak zuweilen über 20 Grad Kälte, doch erlangt die Sonne ‚dann ſchon Kraft, und Ende des Monats gibt es fo gut wie feine Nacht mehr. Dann friechen die Seehunde an ftillen Tagen auf das Eis, um ſich zu fonnen, und es beginnt bie ergibigfte Utokjagd, bie fo lange dauert, als das Eie liegt, und je befier wird, je mehr Märme bad Frühjahr entwidelt. Es ift wunderbar, wie die Seehunde fo große. Löcher In das eine bis zwei Elfen dicke Eis machen können, daß fie durch diefelben zu Frie- chen vermögen, Daß es nur durch Krapen mit den funzen Krallen gefchieht, iſt kaum glaublich, und wahrfcheinlicher die Benügung ber Heinen. Deffnungen, Die fie fih im Winter zum: Athmen frei hielten. Diefe Operation erhält das Eis um das Loch ‚herum bünn, und burch fortgefegted Saugen und Nachheifen mit den Krallen Tann es in der Zeit, in welcher die Sonnenftrahlen von oben wirken, leicht erweitert: werben. Die Thiere legen ſich nur wenige Schritte davon bin, um fich mit größter Leichtigkeit an bafjelbe wälzen oder kriechen und unter dad Eis fihlüpfen zu können. Diefer Umſtand ımbd. ihre große Warhfamfeit machen: den Unterfchieb zwiſchen dieſer Iagb und ber ber NRobbenfänger, bie. ih auf das Treibeiß begeben und Die Ihiere. ſchaarenweiſe mit Knütteln erſchlagen. Zum Utokfang gehört viel Geſchicklichkeit und Uebung, einmal: um fich-unbemerft dem Thiere zu nähern, und dann um es an der. rechten Stelfe zu treffen, damit ed gleich getödtet wird, da es fonft feine letzte Kraft an bie Flucht jest. Je wärmer es wid, je febläfriger ift ber Seehund und je leichter ihm beizufommen; ſo lange im April Nordwind weht, ift ed nicht keicht, Doch fann es ſich bei ftillem. und. klarem Sonnenfchein exeignen, daß das -Loch zufriert, während. ber Seehunb oben, legt

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und fchläft, fo daß er abgefchnitten ift und von den Hunden gefan-

gen:wird. Am. beiten ift es, wenn ein paar Zoll Schnee gefallen,

fo daß der Schlitten leicht darüber hingleitet, ohne gehört zu werden.

Es fann ein einzelner Hänger 20 Seehunde an einem Tage: durch

folchen Zufall erlangen, wodurch er, außer ber großen Menge Fleiſch,

bis zu 12 Rbd. Handelsprodufte gewinnt. Aber dieſe Jagd ift fehr

anftrengend ;- die noch falte Luft neben den faft brennenden Sonnen

ftrahlen wirft fehr ſtark auf die Gefichtshaut und vor Allem auf bie Augen, die überbieß angeftrengt werden müflen, um ben Seehund

in bee Serne zu entdeden. Es iſt buchftäblich wahr, daß man bei

ſolchen Schlittenreifen im Monat Aprit in ein paar Tagen mehr durch die Sonne eindbrennen fann, ald ben ganzen Sommer hindurch in Dänemark, und babei 'ift bie Luft noch fo kalt, daß jeher Wind» ftoß zu Eis erftarrt, befonberd des Abends, während man in ber dicken Winteslleidung des Mittags tranfpirirte. Um die Augen zu ſchützen, tragen bie Eingeborenen Brillen, entweder. aus farbigem Glaſe, die der Handel billig einführte, oder in ihrer urfprünglichen Form, aus einem Stüde Holz beftehend, in das bünne Riſſe ge macht find, Die nur gerade das Durchiehen geftatten. Die Hunde feiben bei.diefem Fange ftarf an ben Füßen, ba fie ftetö fehr weite Streden zurüdlegen müflen; die Seehunde find auf eine Entfernung von 1%, Meiten als ſchwarzer Fleck auf dem Eife zu entdeden, und babin geht es in eiliger Fahrt bald in einer,- bald in ber andern Richtung ben ganzen Tag hindurch; zumellen wird Die Jagd auf 10 12 Meilen weit in andere Theile ded Fiords verlegt; wobei die Jäger die Nacht über auf dem Eiſe bleiben und nur.ein Stück gefrornes Fleiſch für fich und die Hunde mitnehmen. So müſſen diefe armen Thiere oft 20 Meilen in 24 Stunden zurüdlegen, und Das Eis ift in biefer Zeit durch die abwechlelnde Sonnenwärme und Rachtfröfte fo ſcharf und rauh, daß es bie Füße zexſchneidet. Dies wird täglich fihlimmer, und man muß ihnen dann eine Art Stiefel oder nur Belzftüde unter ihrem Geheul und Gewinfel um Die weis chen, oft blutigen Pfoten binden umd fie unter Peitfchenhieben an den Schlitten ‚bringen und vorſpannen. Erft Mitte Mai fängt das Eis. an vor einzelnen Landzungen und eingefrornen Eidfielden dünn und gefährlich zu werben, oder durch die Doppelwirkung ber ‚Strö- mung von. unten und der Sonnenftrahlen von oben Deffnungen zu bilden. Im dieſer Zeit finden fi) dann bie. Seewögel ein, um in

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diefen Deffnungen zu fifchen; fie ſchweben um uud" barüber und erfüllen die Luft mit ihrem das Komme bes: Sommers verfünben- den Geſchrei. Auf den fteilen: Abhängen der großen Inſel, ber Kolonie gegenüber, bauen die Maflemuffen zmerft ihre Nefter und legen ihre Eier; nur ein paar Eingeborene verftehen es, und nicht ohne Lebensgefahr, diefe Stelle zu befteigen. Das Eis wird nun täglich ſchwerer zu befahren, und es gehört viel Uebung und Ked: beit Dazu, über bie breiten Rinnen, die ber Schlitten faum noch überfpannen kann, zu feben. Erſt läßt man bie Hunde hinüber: hüpfen, bei welcher Gelegenheit meiſt mehrere ind Waſſer fallen, bann läßt fie ber Kutſcher rafch anziehen, gibt dem Schlitten ſelbſt einen Stoß und fpringt dann hinten nad). Zuletzt ift das Eis, wenn 'es auch im Ganzen noch fehr Did ift, doch fo zerbrochen und dem Sande zunächft fo aufgelöst, Daß man nicht mehr hinauf fom- men fann. Dann liegen die Seehunde unangefochten in ber Sonne, wie der Grönlänber felbit auf den Felsplatten bei ber Kolonie. Für die Zeit von einigen Wochen, bid das Eis ſeewaͤrts abtreibt, tft man abgefchnitten und jeder Erwerb gehemmt.

Im Sommer unternehmen Die Eingeborenen bei Omenak nicht ſo viele Reiſen als anderswo. Es gibt nur ein Weiberboot am Orte; aber es bietet derſelbe auch dann noch hinreichenden See⸗ hundsfang; die meiſten jungen Männer find gute Faͤnger, und es ift ein huͤbſcher Anblid, fie in ben Kajals hinausrudern zu fehen, die- fie faft immes am Borbertheile mit einem weißen Segel ver- fehen, hinter dem fie ſich verbergen, ba bie Seehunde ed für ein Stüd Treibeis halten. .

Bei Omenaf ift ein Kolonieverwalter und ein Miflionär ange: ftellt; außerdem wohnen noch ein paar verheirathete Dänen bort, deren einer die daſelbſt ftationirte Yacht führt. Berner baute fidy ber 1851 verabfchiedete Kolonteverwalter Fleiſcher, der vierzig Jahre in Grönland und die längfte Zeit in Omenaf zubracdhte, ein Haus, das er jebt als Brivatmann bewohnt. Die Dänen find im Netz⸗ fang und Haifiſcherei fehr thätig. Den Schulunterricht verfieht ein eingeborener Katechet, der einen fo geringen Lohn erhält, daß er ihn nkht ernähren fünnte, wenn er nicht ein guter Sänger und überhaupt thätiger Mann wäre. Wenn er ben ganzen Tag über im Schlitten fuhr, um die Nebe zu. beauflichtigen, Utoks zu fchießen ober Stein⸗ fohlen zu holen, macht er fich. den Abend daran, mit ben Kindern zu

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leſen und das tägliche Gebet und den Abendgefang mit den Eingeborenen u halten, und nur fehr felten wirb ed verfäumt. Die Grönländer bes wohnen ſechs bis jieben Häufer und der ganze Blag zählt 127 Menfchen. Der nächfte bewohnte led auf dem Feſtlande „Sermiarfut,“ gehört zur Kolonie; er liegt an dem großen bis ins Meer reichen- ven Gleifcher und hat 84 Einwohner. Hier lebt der thätigfte Ein- geborene ganz Nordgrönlands, Thue mit Namen, der auch durch feine eigne Tüchtigfeit in jeder Art Yang und im Fahren mit Kajaf und Hunbdefchlitten es zu einigem Anfehen und Macht an feinem Orte gebracht hat. Wenn man bei Dmenaf in Berlegenheit um eine Bootsbeſatzung oder andere Neifehülfe ift, braucht man ſich nur an Thue zu wenden, - ber gegen gute Bezahlung felbft mit der nöthigen Zahl Kajafruberer kommt; auch it er ein auögezeichneter Wegweiſer und mit dem ganzen Lande genau befannt, bis hinauf nach Üpernivif, da er es überall auf der Renthierjagb und Schlitten» fahrten durchſtreifte. Er bat ed von den Dänen gelernt, Diener zu halten, Die bei ihm wohnen und gegen Ablieferung ihres Fanges mit Allem verſehen werben. Daher ift er für die Kolonie ein wich⸗ tiger Handeldmann und fährt meift mit zwölf Hunden vergefpannt. Wenn er auf ben Utoffang fährt, nimmt er auch einen Jungen mit jich, der ihm die Schießgeräthe reichen und wieder abnehmen muß, wenn er fie gebraucht bat. Im Frühjahr zieht er weiter hinaus an den Fiord nach Karfof, wo er nicht feiten bicht bei den Zelten Renthiere ſchießt. Auch gräbt er im Sommer Steinfohlen zum Wintervorrath; meift bleibt er boch bei Sermiarfut, wo er nad gröntändifchem Maßſtabe ein fehr gutes ordentliches Haus hat. Es führt wie gewöhnlich ein langer bunflee Gang, ben man auf Händen und Füßen durchkriechen muß, zu einer fleinen Lucke, von der ein paar Stufen in bie Wohnung führen; Fußboden und Wände derfelben find mit Brettern befleidet, die viele bunte Bilder ſchmücken; sang». und Hausgeräthe find in Orbnung gehalten, im Ofen, ber mitten im Zimmer fieht, brennt ſtets ein gutes Kohlenfeuer, jo daß ein frifcher Luftzug Herrfcht und die Atmofphäre trotz der vielen Menfchen , die bier fchlafen und ihren beftändigen Aufenthalt Haben, ganz leiblich ift. Sermiarfut leidet wohl faum jemals Mangel, benn außer ben großen Maflen Seehundsfleifch, bie producirt werben, bietet es treffliche Gelegenheit, Butten und Haie von dem. Eife aus, in geringer Entfernung von ben Häufern, zu fangen.

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Ikareſak liegt auf dem öftlichen Ende ber Inſel Omeneitfiaf, pie ihren Namen nach der Hehntichkeit mit Omenaf führt, da auch fte aus einem fcharfen und fehmalen Gebirgskamm befteht, ber ſich an feinem Ende al® ein fpiter Kegel von 2500 Buß Höhe barftellt, der vom MWeftende aus zu befleigen tft, aber gegen Ikareſak ftell abfaͤllt. Diefe Stelle liegt ſechs Meilen tiefer in ben Omenaffjort hinein, wenn 8 fich ereignet, daß das Wintereis im November oder December bei der Kolonie bricht, bleibt e8 daher hier ruhig liegen und man fährt meift ein paar Wochen früher Schlitten ale dort, andererfeitd nähert man ſich aber Hier fchon dem Theile bes Fiords, in welchem das Meer durch die Kalbungen bed Landeiſes im großen Kariak-Eisfjord in Bewegung geſetzt wird, Schon bei Ikareſak laͤßt fich die. Bewegung im Meere fpüren, wenn große Eis—⸗ fielde abbrechen, aber erft Drei bis vier Meilen weiter nach innen, wo ber Fiorb einen Arm, ben Heinen Kariaf- Eisfiord, abgibt, iſt diefe Bewegung fo deutlich, daß fie an dem zufammengefchraubten ober aufs Land getriebenen feften Landeis zu bemerfen ift. Beſon⸗ vers im Winter iſt es recht deutlich zu erfennen. Dort beginnt auch die große Eidfieldbanf, die fich vor dem Rande durch bad falbende Landeis angehäuft hat, und es Aft nicht leicht weiter zu fommen, Cine Stredfe von mehreren Quadratmeilen ift mit thurm⸗ hohen Eisfjelden bedeckt, zwifchen denen Fleineres Kalbeis und das durch Die gewaltigen Bewegungen zufammengefchraubte Fjordeis bie Paſſage in dem Grade ſchwierig machen, daß man ohne Gefahr und Befchwerde ſich den Weg nach feiner Richtung Y, Melle weit bahnen fann, indem man über 20— 30 Fuß hohe Wälle von auf einandergeſchraubtem Eife zu Hlettern gezwungen ift, wobei man ab und zu in bie mit Ioderem Schnee angefüllten tiefen Rinnen finft, ober darüber hinwegſpringen muß, bis man den Weg endlich gan gefperrt fieht. In der Regel finden fich aber Fleinere Eisfjelde mit einem flach auslaufenden Gipfel, den man befteigen und von bem man ben Rand des feften Eifes fehen fann, das die rings herum ſichtbare Zerſtörung bewirkte.

Im Sommer iſt das Fahrwaſſer um Jiareſat weit mehr mit Eisfjelden beſtreut, als das bei Omenak, und es iſt dann eben fo fchwer, die Umgegend im Boot zu befahren, wie es die andern acht Monate des Jahres leicht iſt, fie im Schlitten zu bereifen. Schon die Kolonie iſt entlegen, Ilareſak Tiegt aber erſt vecht in

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einem Winkel Groͤnlands, ber Heimath der Eisfjelde. Um fo an⸗ genehmer und überrafchender iſt es, hier ein freundliches und heiteres Obdach zu finden, das von Fleiß, Ordnung und vieljährigem Stre⸗ ben zeigt: Diefe Außenftelle wird von einem Unteraſſiſtenten Grundeitz verwaltet, ber auch ſchon 40 Jahre in Grönland dient und 1822 als Kolonift und Yuskeger mit dem Verfprechen, nicht verfegt zu werden, an diefe Stelle geſezt wurde, Er begann mit Rebfang, ber hier ſehr einträglich ift, da das Eis. die längfte Zeit des Jahree feſt liegt, ohne Gefahr zu bieten; bie Netze durch Unmelter zu ver Neren, und der Korb, wenn auch in den Jahren verfchieden, doch immer ‚reich an Seehunden if. Als er altmählig feine Thaͤtigkeit erweiterte und nicht mehr allein im Stande war, bie Rebe zu be auffichtigen, Heß er es durch &ingeborene bewerfftelligen, Denen er einen Theil dee Bente :gab, ober er nahm fie in feinen Dienft und verfah fie .mit den nötfigen Geräthen, auch auf andere Weife See hunde zu fangen, wofür er fie ernährte. So Hat er biele bis Bahin unbenutzte Kräfte in Thatigkeit gefegt unb ſowohl den Grönländern wie der Sanbelögefelffehaft genupf. Nach dem Durchſchnitt ber Jahre 1837 49: erhielt er jährlich. nicht weniger ald-12 1300 Sec: hunde wit Hülfe von’ 150 200 Netzen, bie er laͤngs Der Küite in :verfehledenen Richtungen auf 3 —4 Meilen ausfetzte. Sein Haupterwerb wurden fo die von ihm ſelbſt eingelieferten Probufte, die. er mit ben für Nepfängern feitgefegten Preiſen bezahlt erhielt, nebenher handelte er aber als Austieger bie Waaren ber Eingebo- renen ein. Sein Haus hat er mit eigenen Haͤnden, nach’ eigertet Erfindung und aus eigenen Mitteln erbaut. Als Refultat vieljaͤh⸗ tiger Erfahrung, Fleiß und‘ Arheitfamfeit: fanıı es ald Mufter ber lokalen Bauart dienen. Auf finnreiche Weife iſt die Dichte Erdmauer mit Der Breiterwand verbunden, indem -ein Zwiſchenraum zwiſchen beiden: gelaffen ik, "über ben das Erddach hinmweggelegt wurde, und zwar fo, daß von ber Bretterwand auf die Erdwand- hinuͤber eine Unterlage gemacht iſt, die. ſich mit biefer biegen und fenten Tann. Das Ännere, ganz aus; Brettern erbaute Haus,- fieht daher gleich⸗ fam .ganz für fich felbft in einer dichten und warmer Hüffe, und kann felbfiftänbig ftehen bleiben, wenn auch Im Sommer die äußere Erbmatier nledergeriffen und erneut werben fol. Die größte Unbe⸗ guemnlichteit -verurfachten bie Fenſter, weil die Rahmen, die fehr tief bleiben, ſich ebenfalls mit der- Erdmauer biegen foten, während Eetzel, Groͤnland. 30

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fie anf der anderen Seite in ber feſtſtehenden Bretterwand figen. Außen an biefem Gebäude felbft, das etwas über 20 Ellen lang und 10 Ellen breit ift, find mehrere Vorrathskammern angebracht, worin fich eine Niederlage aller Arten. Requifiten zu Fang und Fifch: zug, von allerlei Kleidungsftüden, Fellen und Pelzwerk, unb hin- veichenden Lebensmitteln auf die Inappfte Zeit. vorfindet. Fiſch und Ceehundafleifch theilt Grundeitz je nach den Umftänden feinen Leu⸗ ten und ſeiner Familie mit, fo daß auch bei dem: größten Mißfang kein wirklicher Mangel eintritt. Zunaͤchſt dem Haufe ſteht eine Erd⸗ hätte für das Hundefutter, ein bedeckter Hundeſtall, ein Futterhof für bie Hunde, ein bejonberer Hof für bie Hündinnen mit. Jungen, und endlich eine Umgäunung, um allerlei Geraͤthe aufzuftellen und von den Hunden ungefört arbeiten zu fönnen. Innen. ift das Haus in drei Zimmer getheilt, auf der einen Seite eind in gewöhnlicher geönländifcher Weiſe eingerichtet, für die Kinder und Dienftieute, auf ber andern ein größeres Zimmer, das auch als Laden bient, und einen Borflur bat, der für die handelnden Grönlänber zur Küche und zum Gaftzimmer beſtimmt ift, und in der Witte liegt fein eigenes, Heines, aber fehr. behagliched Zimmer, in dem ber Reifende, ber im Winter den Weg von Omenak nach Nitenbenf zu Zuße zurüdiegt, ſtets ein freunpliches Obdach findet, und der alte Mann, ber.nun nicht mehr perfönlich feinem Erwerbe ‚nachgehen fann, feine legten Tage in Rube. verbringt.

Ikareſak zählt 65. Bewohner und Alulliaroſek, weiter in -ben Fjord hinein 17, Alte Bauspläge finden fich noch tiefer im Fiorde und dem feiten Eife noch näher, bei. Kariavia, fowie auch auf ber füblichen Feſtlandsküſte, wo der Schliftemweg nach Ritenbenf abgeht. Bei. Haroſuk liegt. eine Felshähle, ‚Die vor nicht langer -Zeit ale Winterhaus benugt iſt, wovon fich noch deutliche Spuren zeigen. Außerdem gehört zu Ilareſak des bewohnte Platz Umeneitfiaf, wo früßer ein Hanbdelsetabliffement wor, und "ber 26: Bewohner zählt; ferner bie Saitofinfeln mit. ihren 48 Einwohnern, ba: fich diefelben, obfchon fie Omenaf näher find, abwachſeind bier unb bei Afubiel aufhalten. Jede dieſer Stellen hietet außer dem Seehundsfang ‚im Winter Gelegenheit Heiligbutien und Hate zu. ſiſchen, und zwar unweit ber Häufer, woher. fein Grund iſt, wirklichen Mangel ober Hungersnoth zu fürchten, wenn auch bie Bewohner noch fo unver fichtig find. ‚Auf dem fühlichen Feſtlande werden auch Renthiere

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geſchoſſen, bach if dieſe Jagd mehr Zerſtreuung ale Erwerbsozweig. Nördlich von Ifarefak ſchneidet eine Fleine Bucht ins Land, deren Rame „Sermetlet“ bie Bedeutung Bat, „was außerhalb des Land⸗ eiſes liegt,“ und jo beweist, wie qußergemöhnlich es ift, baß eine Verzweigung bed Omenalfjords nicht bi zum Landeiſe veicht. Berner findet ſich noch eine Kleine und fchmale Bucht, Amitoarfuf, die einen kleinen Fluß aufnimmt, ber aus einem Lanbfee fommt, in bem Lachſe gefifcht werben, bie im Omenaksfjord ſehr ſelten find. Nördlich von Sermetlet liegen bie Eisfiorbe Sermelif und Stibliarfuf. Der leptere gibt die größte Menge Eisfielde ab; um ihn finden fich an mehreren Stellen Hauspläbe, unter anderen auf ber Infel Toogd⸗ litalif, wo ein bänifcher Kolonid Namens Hammon wohnte und Weißfiſchfang beirieb. Er hatte vom Nebe aus eine Schnur in feine Wohnung geführt, wo ihm Dadurch eine Code das Zeichen gab, daß ſich ein Weißfifch gefangen. Jetzt benugen bie Guönländer der Saitofinfeln diefe Gegend, und ed tft zweckentſprechend, baf bier eine Außenftelle angelegt iſt, da ber Itibliarſukfiord ſowohl vor Dmenaf ats von Ikareſak ziemlich weit entfernt iſt; von ber Budht Amitoeitſial kann man fehr leicht über Land in denſelben lommen, ohne daß man. durch feine Muͤndung zu gehen braucht. | Dfefiffat Hegt an ber Muͤndung bed Ingneritfierds, 7 Meilen von Dmenaf, von ben höchſten und fteilften Felswaͤnden Groͤnlande umgeben. ‚Hier fieht man ewige® Eis in ben. Heinften Bertiefungen und auf den geringften, felbft nach Süden gewendeten Abhängen. diefer außexorbentlichen Berghöhen, deren fcharfe und phantaftifch: geformte Zaden fait über dad Dieer Binaushängen. Bon. Ofefitfaf. aus hat man 6 Meilen bis zum Inneriten des Ingnerlifiorbs, wo das Land⸗ eis fich in zwei Arme nieberfenkt, doch nur wenige und fleine Eis⸗ fielde. abgibt, obſchon die Bewegungen: feiner ganzen Mafle das Eis bes Fjords zerknichen und offne. Stelen erhalten. Dem Handel von Okefikſak fteht ein daͤniſcher Bootsmann vor, der jebody im Sommer auf Reiten. if, Hier iſt biefelbe Gelegenheit zum Seehunds⸗ und Fiſchfang wie uͤberall im Omenalsfjord; wenige hundert Schritte von den Haͤuſern iſt der Hal in. Menge in den Löchern bes feſten und fichern Eiſes zu bekommen, und Heiligbuttenbaͤnle ſinden ſich im. der Naͤhe an mehreren Stellen. Reichlich fünf Meilen von :DOfefif- faf kommt man am. ben äußerften bewohnten Platz des Diſtriktes, bie fogenannte.UÜpernivifönafe. Der Weg dorthin führt am ungeheuer

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wilden und fteiten Felswaͤnden vorüber; an ber Mündung bes Kongerdluarfuffiords fteigen ‚fie unmittelbar aus bem Meere bis zu einer Höhe von 5000 Fuß auf. Es gibt feinen Gegenftand von befannter Größe, ber durch Vergleichung einen Begriff. dieſer Maflen geben fönnte, wenn man bie täufchende Entfernung berfelden, bie man ſtets für kuͤrzer hält, als. fie wirktich ift, in Anfchlag bringt, und ‚verfucht einen Theil bes Unterlands zu hefteigen. Gebirge von gegen 1000 Buß erfcheinen darunter ald unbedeutende Berge. Aber ſelbſt die Infel, auf der der bewohnte Pla liegt, übertrifft noch dad ganze übrige grönlänbische Felſenland an Steilheit und phantaftifchen Formen; feine vorfpringenden Zaden find burch bie verwitternde Kraft der Atmofphäre in fcharf ausgeprägte Zinnen zerfchnitten, bie faft wie Mefferichneiden und Rabelfpigen erfcheinen, wenn ſchon fie auf gegen 100 Fuß Höhe veranfchlagt werben müffen. Diefe Anfel, bie auf der Norbfeite ber Omenakfjords-Mündung ift, ift außerbem mit mehr Schnee ald das ganze übrige Land bebedt, und bie fünf Schluchten; die auf ihrer Süd⸗ und Weftfeite eingegraben find, füllen bis faft ganz and Meer binunter Gletfcher aus. Jenſeits ber Intel bildet der Omenaföfiord feinen. nexdöftlichen Arm, in den der große Kongerblurfoaf: Eisfjord feine zahlreichen Eisfjelde ausfendet, und ber nach Weften von ber Schwarzen Winfel (Svartenhuk) Halbiniel begrenzt wird, die einen merkwürdigen Kontraft mit ben letzterwaͤhn⸗ ten Gebirgsſtrichen bildet, indem das Land .im Ganzen niedriger ift, und Gebiẽge mit flachen Gipfeln und fanften Abhängen hat, zwiſchen benen fich große Ihäler und Flachland ausbreiten. Weiter nach Norden wohnen feine Menfchen, bis man in den Diſtrikt Uper⸗ nivif kommt, beffen nächfter bewohnter Platz 30 Meiten .von ber ÜpernivifssNafe im Omenaksfiord Liegt. Der Weg dorthin führt entiveber außerhalb der großen Halbinfel ‚oder innerhalb und theil⸗ weife über Land, fann aber, nur von der Poſt benutzt werben, bie jänrlich einmal im Schlitten zwiſchen beiden Kolonien. fährt. Die Bewohner der Upernivif&Nafe, zu denen man auch Die des unbe fannten Eilands rechnen fann, erreichen bie Zahl .72, führen ein ſehr ifolirtes Leben und befchäftigen fich viel mit Renthierjagd auf ber großen Halbinfel und ben nächften Inſeln. Im Sommer be reifen fie ben ‚norböftlichen Fforb bis. Okeſikſak, von mo fie über Land in den entgegengefepten Fjord gehen und mit den Bewehnern von Upernivif zufammentreffen. Bor wenigen Jahren lebten nob

einige Heiden unter ihnen, und fie feierten bis in tegterer Zeit bie fogenannten BalearsFefte, bei denen Alt und Jung mehrere Tage und Nächte in einem- überfpannten Zuftand unter aufregenden Spie- fen und wilder Ausgelaſſenheit verbringt. Jetzt find Alle getauft; in den beften-Häufern fieht e8 recht ordentlich und fogar wohlhabend aus. Sie fommen nicht oft zur Kolonie, verftehen ſich aber befto beffer zu verfehen und fich gegen Mangel zu fichern. In ber Nähe der Häufer ift eine beſonders gute Kohlenſchicht, aus ber fich der Aus⸗ lieger von Okeſikſak zuweilen Vorrath holt. Auch bietet die Gegend guten Seehundéfang auf dem Eife vor der Kongerblurfoafmändung, befonder® im Fruͤhjahre, weßhalb auch eine Außenftelle auf der Inſel Kaffat oder Kifertarfoaf angelegt werben fol; ba dadurch ein großes und wenig befanntes Fahrwaſſer zur Benupung fommen wirt; bie dortigen Grönländer ihre Produkte leichter abfegen und zu größerer Thätigkeit ermuntert werben fönnen, und ſich wahrfcheinlich auch die Bewohner anderer Stellen dieſes Fjords dorthin ziehen werben, Es werben ferner badurch die beiden nörblichften Diftrifte einanber mehr genähert werden und bie zunehmende Vollksmenge fich gleich- mäßiger über die Küſte vertheilen laſſen.

4) Niakornak ift eine Handeldanlage, die von einem Affiftenten verwaltet wird und mit dem bewohnten Platz Sermefof 122 Ein- wohner zählt. Es liegt drei Meilen in den Fjord hinein, auf ber Sübfeite deffelben; die Häufer find zwiſchen ziemlich fteilen Fels⸗ wänden erbaut, am Buße eines hohen und gegipfelten Berges, der das Borgebirge „Niafornaf” (das Haupt) bildet. Dem ohnerachtet ift die Lage ſehr fchon, die Felſen beftehen aus einer bunflen Gebirgs⸗ art älteren vulfanifchen Urfprungs, die fich auch bei Gobhaven auf Disko findet und viele größere oder Fleinere fugelförmige Bafaltmaffen zeigt, die in einer dichten und aus Feineren Bruchftüden zufammen- gefesten Maffe eingelagert find; fie haben eine matte und dunkle Farbe und weiche Umrifie, und find unten fchön mit Grün und mancherlei Blumen bewachfen, befonderd an bem kleinen Lanbfee, der fich in ber Nähe ber Häufer befindet. Jenſeits der nächften Berge liegt ein Thal mit einem Strom, Koffinnef, an’ deſſen Aus⸗ lauf Die Zelte ber Eingeborenen im Sommer ftehen, und das reiche Vegetation befitt. Es finden ſich unter andern hier einzelne in &rönland feltene Pflanzen, 3. B. ein kleines Taraxacum, Erigeron ereocephalum und Platypetalum purpurescens; die gewöhnlichen

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niedrigen Bufchgewächte bilden einen bichten grünen Teppich, ber durchweg mit ben großen rotben lehren bed Pediculeris befät ift; mehrere Arten von Potentillen und Papever rudicaulis findet fi in Menge auf den Bergen. Das Gebirge Iglorfoufaf erhebt fi bis zu 2000 Buß Höhe über dieſes Thal, über baffelbe- gelangt man zu bem Thale Tunnurſoak, in welches Gletſcher von der höhe ven Gebirgskette niederſchießen. Es finden fich zumellen Renthiere bafelbit und dad Thal mündet in das größere Thal Itiblik, dad vor der Holländerbucht quer über die Halßinfel führt. - Ungefähr zwei Meilen vom Strande und in ber Höhe von 2000 Fuß über bem Meere ftößt man an ber MWeftfeite bes Itiblikſtroms auf eine merfwürbige Schicht baumartiger Kohlen, die aber zu weit vom Ufer find, um gut benutzt werden zu. können; es find leicht befiere vier Meilen von Riafornaf bei der Efforgoät-Rafe zu holen. Bei biefer An lage wird auch Seehundsfang betrieben; der Fjord ift zwar hier früher auf ale bei der Kolonie, doch hält der hieſige Affiftent Cortſen viele Eisnege und fängt auch im offenen Wafler vor einer Landzunge Weißfiſche. Bor Allem ift aber bie Haiftfcherei vom Eife gut, denn wenn auch biefe Lofalität nicht beffer ericheint als andere, haben die Haie ihren Zug nach ſolchen Stellen, wo ber Fifchfang ſtets im Gange erhalten wird. Heiligbutten gibt ed nur in geringer Zahl, ba fie fih mehr auf den Bänfen bed innern Fiords halten; eine befondere Art Kleiner Flundern und fehr große Taſchenkrebſe bieten Erſatz für fie.

Der Diftrift Upernivik. Upernivik unter dem 720 48' n. B. ift die nörblichite Kolonie Grönlands. Sie liegt auf einer Heinen Inſel, die fich nach Weften dem offenen Meere zumenbet und den, felbft in der beften-Sommerzeit eisfalten Winden ausgeſezzt if. Als Folge davon zeigt fich die Küfte überall nadt und öde; die Kelfen find ftarf verwittert und aufgelöst, gelblich und roftbraun; an Gewächfen fießt man mur wenig, mit Ausnahme eines grünen Flecks vor. den Häufern, ber den hüngenden Subftanzen zu danken iſt. Noch im Juli, wenn das Schiff kommt, liegen große Schnee haufen, befonders an ben Schifföhafen, fo daß man meiſt beim Landen noch über Schnee wegfchreiten muß. Die Häufer find ziem⸗ lich unglücklich an die offne Kuͤſte geftellt, vom Schiffshafen aus etwa Y, Meile feewärts, fo daß Lölchung und Labung nur langſam und bei gutem Wetter gefcbehen kann. Es ſteht außer ber jeht

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fieinen Wohnung für den Miffionär hier mich eine nur 12 Ellen lange und 8 Ellen breite Kirche. Auch bie Handeldbauten find ein, obfchon der Diftrift gewiß fehr probuftiv ift, aber bie Hälfte ber Probufte muͤſſen bei der Anlage „die Probe* eingefchlift werben, wohin das Schiff geht, wenn es ſchon bei der Kolonie war. Das Ganze hat ein fehr trauriges Anfehen, im Sommer bricht fi) das Meer bei unruhigem Wetter in ftarfer Brandung gegen bie nadten Klippen und fehlägt quer über bie Heine, fogenannte SchmiebesÄnfel”, die vor ben Häufern liegt; zu jeder Zeit bes Jahres kann es ſchneien, und felbft im Juli das Thermometer auf ben Gefrierpunft finfen. Der Monat Mai it im Durchichnitt 11,9 Fälter ald der Januar in Dänemarf. Unleugbar ift es in der Tag und Nacht fcheinenden Sonne, bei Harem Wetter fehr fchön, bie hohen Fielde von Kaſar⸗ foaf und das weite Meer mit den barauf zerftreuten Eisfjelben glän- zend beleuchtet zu fehen. Aber diefe fchönen Tage find nicht Häufig und Der nicht endende Tag ift mit einer Nacht von 79mal 24 Stun» ben erfauft, von denen 39 dunkler ald bie dunfelften Stunden in ber Disfobucht find, Auch ift die Kälte Hier fühlbarer ald bei Dmenaf, dort finft die Temperatur nur im Februar auf 30 R., bet Upernivik aber im Sanuar, Februar, März, und im Februar häufig noch tiefer; im April dat man gewöhnlich noch über 20° Kälte.

Sämmtlicye Infeln in der Nähe der Kolonie haben baflelbe öde Ausfehen, beſonders die „lange Infel“, ungefähr eine Meile weftlicher, die Blyantbruͤche beſitzt. Auf ihr und der nahen „Sau⸗ Inſel“ find fehöne Mineralien gefunden, u. a. eble Granaten von gleicher Güte und Größe mit denen ber „Großen Infel“ bei Ome⸗ naf. Auf legterer Inſel, oͤſtlich von Upernivif gibt es eine geräus mige Bucht, Die früher als Schiffshafen diente, und von vecht ſchoͤnem grünem Unterlande umgeben ift, und wo die Kolonie beffer liegen würde. Auf der Süboftfeite Uperniviks ift ein ähnlicher Hafen, wie dergleichen überhaupt zwifchen biefen vielen Infeln und ausgebuchte- ten Kuͤſten nirgend fehlen und meift auch Baupläge bieten. Die große Infel Kafarfoaf erhebt ſich weit über bie niedrige Umgebung, ihr Gipfel it 3300 Fuß Hoch unb ber noͤrdliche Abhang beffelben mit einer Rinde ewigen Eiſes bededt, bad ab und zu Bruchftüde kalbt, die mit einem donnernden G©etöfe über die fteilen Felswaͤnde ne Meer ftürzen, Daß fie. jedoch erft beinahe zu Staub verwandelt

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erreichen. Der Suͤdweſtwind, der meiſt dieſem Gipfel einen Wolfen: hut aufflülpt, wirft fich mit vieler Gewalt von ihm herab, weh halb man beim Einfegeln fehr vorfichtig fen muß. Am Weftende diefer Infel, etwa zwei. Meilen von ber Kolonie, findet man bad größte Wogelfield Nordgrönlands; bie Seevögel bauen. hier in fait tabelhafter Menge, und die vorfpringenben Kanten, auf benen bie Eier gelegt werden, find fo breit, Daß man, wenn auch nicht gam ohne Gefahr, doch leicht zu ihnen kommen ‚kann, woher jährlich eine große Menge Eier gefammelt werben. Auch im Sühoft der Kolonie, etwa ebenfoweit ‚entfernt, findet fi) auf berfelben Inſel noch ein kleineres Bogelfield. Außer dieſen fich auf den fteilen Helden baltenden Seevögeln gibt e8 auch eine Menge Eibervögel, bie auf den zahlreichen Heinen Juſeln dieſes Diſtrikts bauen; woher auch ein ganzes Theil Eiderdunen producirt wird und im Sommer un geheurer Ueberfluß an Eiern herrſcht; die Eingebornen pflegen fie unter dem Schnee auf ben Inſeln felbit zu vergraben, wo fie ſich dann bis in den Winter hinein halten.

Die Kolonie wurde im Jahre 1771 angelegt, boch war fie eine Zeit lang nur eine verfuchsweife gemachte Anlage, bie nur von Godhaven befegelt wurde. In den legteren Jahren wurden durchſchnitt— li 868 Tonnen Sped, 4840 Seehundshäute, 942 Renthierfelle, 23 Bärenhäute, 100200 Bid. Eiderbunen, im Ganzen Waaren im Werth von 20,000 Rbd. eingehandelt, was 222 Rbd. für jeden Producenten gibt. Es ift der Diftrift fchon jegt faft ebenfo produftiv wie Omenaf und wird mit der Zeit vielleicht der einträglichfte ganı Groͤnlands feyn, wenigftend im Berhältniß zu feiner Volksmenge und als eines ber jüngften Etabliſſements foftete e8 der Handels gefellfchaft bisher am wenigften. Da weder Kachelöfen noch anderes Brennmaterial ald Sped hier befannt ift, ift ber Verbrauch bieled Produkts durch die Eingebornen der größte, woraus zu fchließen, daß der Seehunbefang, bie Reichthumsquelle des Landes, je weiter nach Rorden, je beffer it. Außer Seevögeln und Renthieren geben auch die Seehunde, Weißfifche und Narwale die einzigen Erwerbs⸗ zweige, benn Fifche, anderwärts Die Zuflucht in der Noth, find Hier fehr ſparſam. Es find 450 Bewohner im Diftrift, auf zmölf bewohnte Plaͤtze vertheilt, von Denen Drei außer ber Kolonie auch Handeld pläge find. Den größten Theil bed Diftriftd bildet eine mit größeren und kleineren Infeln ausgefüllte Bucht des Feftlandes, deren nörblichtten

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und innerften Theil der Aufpabtartois s Eisfiorb einnimmt. In ihm ſenkt ſich das Feſtlandoeis mit fünf Armen ins Meer, von denen beſonders der eine in ſtarker Bewegung iſt und eine große Menge Eisfjelde abwirft, welche hauptſaͤchlich durch eine weite Stroͤ⸗ mung zwiſchen den Inſeln im Rorden Uperniviks den Weg in die offne See ſuchen. Um dieſe Strömung herum liegen die meiſten bewohnten Plaͤtze und es ſcheinen hier, wie anderswo, der Eisfjord und die ECisfjelde die Seehunde und großen Seethiere anzuziehen.

Upernivik felbft hat 83 Bewohner. Es wohnt darin ein Ko⸗ Ionieverwalter und ein Miffionär. Alle bei der Kolonie angeftellten Leute find Dänen, und es ift-die einzige, bei ber fein Eingeborner im Dienft ift. Diefe ftehen im Ganzen hier noch auf dem urfprüng- lichen Stanbpunft und zeigen wenig Annäherung an die Dänen, hängen vielmehr noch ganz an dem ungebundenen freien Sagbleben. Man Hat Mühe fie zu Reifen in ben Booten zu miethen, und muß ih ganz in ihre Launen fügen, ba fonft zu fürchten, baß fie das⸗ jelbe verlafien ohne ein Wort zu fagen oder unter Entfchuldigungen, wie bie, ihre-Stiefel feyen zerrifien ıc. Hier findet man auch noch bie meiften echt eöfimolfchen Phnfiognomien; unb bis 1848 lebten noch einige Heiden im Diftrift und die Getauften treiben ab und zu noch ihre abergläubifchen Geremonien und Befchwörungen, wie auch noh vor wenigen Jahren Ermordungsfälle. aus Aberglauben vors famen. Die Kolonie wird regelmäßig von englifchen Walfifihfängern befucht, bie fie anlaufen, wenn fie bei Disko Walfifche gefucht haben oder die nad) dem Berluft ihrer Schiffe im nörblichen Theile ber BYaffinsbucht geswungen hierherfommen, was noch 1843 mit zwei verfchiebenen Beſatzungen fich ereignete. Es ift eine große Hülfe für bie "Engländer, die jedenfall hier eine befondere Station: haben würden, wenn feine bäniichen Kolonien in Nordgrönland wären. Die bäntfchen Schiffe langen in der Regel nach der Mitte Juli an; die Schiffsführer erhalten eine befondere Geldanerkennung für: die Be- feglung der nörblichften Kolonie, die übrigens viel weniger ſchwierig ift, als die von Omenak; man kann. von Gobhaven in zweimal 24 Stunden herfommen und die Einfahrt von ber offnen See in ben Hafen zwiſchen den vielen Infeln hindurch ift leicht, da die Kolonie ziemlich außen liegt und Das Fahrwaſſer nicht ſehr mit Eisfjelden angefüllt iſt.

Kingitof, mit 36 Einwohnern wird mit Kamnenek mit 23 und

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Innoſuk mit. 26 Einwohnern von einem bänifchen Auslieger verwal: tet. Ale drei Pläge Legen auf ben Heinen Infeln im Norden Uper niviks an dem breiten Strom, durch den bie Eisfjelbe ind Meer ziehen. Es find die nörblichftien Hanbelspunfte.

Aufpadlartof auf der gleichnamigen Infel vor dem großen Eis: fiord bat 45 Einwohner und wird gleichfalls von einem bänifhen Auslieger verwaltet. Jenſeits des Eisfiords liegt Arpif mit 14 Be wohnern. Bon ben Höhen um Aufpablartof hat man eine herrliche Ausficht über den innern Eisfjord, der das Fahrwaſſer hinter oder öftlich der Inſel bildet; will man aber ben Rand des Feſtlands⸗ eifes, von dem die Eisfjelde Herrühren, fehen, muß man ein paar Meilen öftlicher nach Kirfertarfoak gehen. Bon Hier überfchaut man eine. große Strede des Innenlandeifes, und es bat ganz baffelbe Ausſehen wie von ben Höhen der andern Diltrifte, eine gleichmäßige, ununterbrochene, höchftens fchwachgewölbte Fläche, breitet es fich nad) Dften aus, foweit das Auge reiht. In dem vorberften Theil unter: ſcheidet man noch einzelne infelförmige Partien Landes, offenbar bie Gipfel der unter dem Eis begrabenen Gebirge. Merkwuͤrdig ift es aber, daß man. jenfeits Diefer Gebirgägipfel die hohe Eisebene mi Maflen von Steinen und Geröll bedeckt fieht, die ſchwarze Streifen in ber Richtung, in. welcher das Eis ſich bewegt und die Eisffelbe abbrechen, bilden. Denn hinter dieſen Streifen fieht man fein Land mehr, von dem die Felsbruchitüde herrühren Fönnten; es ift daher wahrſcheinlich, daß noch weiter landeinwaͤrts hohe Bebirgsfetten aus dem Eife hervorragen. In dem inneren Eisſsfjorde liegen mehrere Heine Infeln, auf denen Eidervögel bauen; auch kommen Renthiere auf dem Lande vor, bas weit mehr Vegetation hat als bie äußere Küfte bei ber Kolonie. Hierher gehören auch noch die Pläge Sauer nef: mit 19 und Angmaufaf mit 11 Einwohnern.

Die Probe, ein Handeldetabliffement, von einem Affiftenten serwaltet, liegt acht Meiten füdlich .ver Kolonie. Zwiſchen beiden befindet fich eine Gruppe hoher und fteiler Infeln, bie ſehr Tennt- liche und gute Wegweifer für die Seefahrenben find. Die Außerfle ift Kafarfoaf, weiter nach innen die größere Nutarmiuts⸗Inſel und ganz nach innen eine Reihe von vier bie fünf gleichfalls Hohen und ftellen Eilanden. Die innerften Strömungen zwiſchen biefen Infeln verbinden ben Eisfiord mit dem Lachsfiord, werden aber felten und nur von den auf bie Renthierjagb ziehenden Gingeborenen und bem

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Austieger, wenn er zum Fiſchfang in den Lachsfiord geht, befahren. Hier begegnen fich bie Grönländer vom Diftrift Upernivif und Ome⸗ naf auf dem Landwege. Im Innern des Fiords wurde vor einigen Jahren mitten im Sommer ein weißer Bär gefchoffen. Das Land um biefe Strömungen hat nicht das unfruchtbare Ausfehen ber äußern Infeln, man findet vielmehr recht fchöne grüne Thaͤler zwi⸗ fchen ben hohen, mit Gletſchern bebedten Bielden, fowie bei bem früher bewohnten Plage Rutarmiut, an dem fich die Eingebornen im Winter oft wegen ber Renthieriagb aufhalten; jebt gedeihen hohes Gras, Säuren und Eochlearien, fowie viele Blumen ‘auf ben verlaffenen Hauspläpen. Die Anlage Probe zählt 82 Bewohner und es gehören bie Bläge: Sandinfel, nur durch einen fchmalen Waffer- om, ber theilweiſe als Hafen bient, von ihr getrennt, mit 43, ferner Kivfaf mit 32 und Ikareſak mit 26 Einwohnern dazu. Die Probe ift ein recht freundlicher, Kleiner Play, bei dem jährlich faſt ebenfoviel eingefauft wird, wie bei ber Kolonie und den übrigen Außenftellen, Auf der nächfigelegenen Halbinfel Kangef und noch mehr auf ber Feſtlandskuͤſte vor der Infel Kifartarfuf oder Suüb- Upernivik zeigen fich viele Renthiere. Die urfprüngliche Kolonie hat etwas weiter auf dem Feſtlande gelegen, an einem großen breiten Sunde, bei ber jest Efalluit genannten Lachsfangsſtelle; das fpäte Aufbrechen des Eifes auf dem Sunde veranlaßte ihre Verfegung. Diefe Küfte hat ein ſchönes grünes Unterland, auf dem im Som⸗ mer Die Renthierjäger ihre Zelte aufichlagen; zwei kleine Fiorde führen etwas tiefer ins Land, gegen Norden Amitoarfuf, an befien Ende ein großes Thal mit beinahe üppig grünem Wiefengrund, von hoben Gebirgen mit ©letfchern umgeben und von einem Strome Durchbraust, liegt; gegen Süden Ingnerit mit Steinfohlenlager am Strande.

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Dreizehntes Kapitel. Südgrönland.

Diſtrikt Holſteensborg. Diſtrilt Sulkertoppen. Diſtrikt Godthaab. Diſtrikt Fislernäſſet (Fiſchernaſe). Diftrikt Fredrilshaab. Diſtrikt Julianehaab.

Diſtrikt Holſteensborg. In Hinſicht der Adminiſtration iſt das Suͤdinſpektorat in ſechs Diſtrikte getheilt, von denen ber ſuͤdlichfte Julianehaab /, der ganzen Bewohnerzahl enthält und ſich auch in Betreff der Naturverhältniffe ziemlich verſchieden von ben übrigen Diftriften zeigt, wie auch feine Lage mehr abgeſondert ft. Es fcheinen fogar bie Eingeborenen einigen Werth auf Diefe Eintheilung zu legen, indem bie zu letzterer Kolonie gehörenden fich geriffermaßen zufammenhalten und felten aus dem Diftrift wegziehen. Die fünf nörblichften dieſer ſechs Diftrifte find der in geographifcher Hinficht noch der wenigſt unterfuchte Theil der Küfte; die Eingebore- nen müflen bier in Rüdficht auf ihre Winterquartiere ald feſt an⸗ faßig betrachtet werben, und nur im füblichften Theile um den Miſſionsplatz Frebriksdal iſt das alte Nomabdenleben ziemlich vor herrichend.

Der Diftrift Holfteensborg fängt bei dem nörblichen Steomfiord, ber Grenze zwifchen beiden Infpeftoraten, an, und umfaßt eine Küftenftrede von 23 Meilen in gerader Linie von Nord nah Süd. Seine Breite gwifchen ben Außeninfeln und bem Innenlandseiſe be- trägt etwa eben fo viele Meilen und legen in ihr bie größten Halb⸗ inſeln oder eisfreien Landſtriche des füdlichen Inſpektorats, umfchloffen von den großen Fjorden, dem nördlichen Ifortof und dem füblichen Strömfjord, und den dazwiſchen liegenden Heineren Sjorden Amertlof, Ikertlok und Itiblik, Hinter denen bedeutende Landſeen liegen, welche bie Sommunifation zwiſchen den Renthierjägern an den beiden großen Fjords im Sommer vermitteln. Das Innere des Landes und ber Fiorbe ift fehr wenig unterfucht und beinahe nie von Europäern be» treten. Man fteht niedrigeres Land und mehr Vegetation ald an den Außenfüften, was mit ber Befchaffenheit ber Fijorde überein- ftimmt, und woher die Menge der Renthiere diefed Diftrifts rührt. Das Außere Beftland feheint feine Höchften Bunfte in dem nörblidh- ften Theile zu erheben, ift aber im Ganzen genommen weniger hoch

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und ſteil, als ber folgende Diſtrikt, woher ſich beide. von der See betrachtet ziemlich deutlich von einander unterfcheiben.

Die Kolonie wurde urſpruͤnglich des Walfifchfangs halber an⸗ gelegt und war noch anfangs biefed Jahrhunderts in folcher Bes xehung die wichtigfte bes Inſpektorats. Als biefer Erwerb zurüds ging erfehte ihn bie Renthierjagb theilweiſe, Doch hat auch fie in ben legten Jahren abgenommen und ber Seehundsfang iſt ſtets ger ring. gewefen. Nach dem Durchfchnitt der Jahre 1845—49 wurden jährlich. in dem Diftrikt 340 Tonnen Seehunds⸗ und Weißfiſchſpeck, 139 Tonnen Walfiſchſpeck, 8 Tonnen Sped von tebten Thieren, 7 Zonnen aufgefifchtes fließendes Bett, 99 Tonnen Hai⸗ und Dorſch⸗ lebern, 169 blaue und 133 weiße Fuchsbaͤlge, 1094 Seehundehäutr, 1037 Pb. rohe Eiderbunen, 5455 Renthierfelle, 257 volftändige, wafjerbichte Pelzkleidungen probucirt, mas ben Werth von 23,062 Rbd. oder 150 Rbd. pr. Producenten gibt. Nach dem Durchfchnitt der Jahre 185157 fanf bie Zahl der Renthierfelle auf die Hälfte, während bie übrigen Produkte ſich auf gleicher Menge hielten.

Am 1. Oftober 1855 zählte der Diftrift 847 Einwohner, . unter benen 10 Europäer waren; ein -fleiner Theil lebte nur von bem Fiſch⸗ fang, bie übrigen von ben andern Erwerbszweigen und. find ausge zeichnete Seehunböfänger unter ihnen; fie befaßen, Die Europäer aus dem Spiel gelafien, 162 Kajats, 152 Büchfen, 42 Weiberboote und 5 Hundeſchlitten. Ein guter Fanger erlegt in einem Jahre hier 40 bis 60, hoͤchſtens 80, ber mittelmäßige 20 40 und ber fohlechte immer noch 10-20 Seehunde. Ein Theil der Fänger Dient auch als Harpunirer bei dem Walfifchfange und die meiften find. gleichzeitig Renthierjäger, von denen bie beften 80-100 Thiere in jedem Som⸗ mer erlegen. Im Dienft ber Handelsgeſellſchaft fliehen 13 Einge⸗ borene und 12 andere verjehen neben ihrem Erwerbszweig bie Stellung: von SKatecheten und 56 jogen lediglich auf. bem Lande den Ken thieren nach.

Die Sanbesetblifenene und Dazu gehörigen bewohnten Hlöge find:

Die ablenie Holſteensborg mit 221 (Einwohnern. Sie liegt auf. Dem äußerſten Theil des Feſtlandes, das ſich hier zur Höfe von ein paar tauſend Fuß erhebt, aber theitweife :einen Streifen flachen Unterlandes und fchöne Thäler hat. Sie iſt gerade an der Mündung -eined ſolchen größeren. Thales erbaut, doch fo, daß. bie

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Häufer vom Ufer aus höher liegen, als irgendwo anders in Grön⸗ land. Diefelben beftehen aus Kirche und Prebigermohnung, die beide fehr alt find, einer: neuen zwei Etagen hohen Verwalterwohnung, einem älteren Wohnhaus, avei PBrovianthäufern u. d. m.; alle find wohl erhalten wie. auch die noch hinzukommenden Häufer ber Einges borenen, bie faſt fämmtlich Bretterbächer haben, woher bie Kolonie mit das freunblichite Ausiehen in Grönland hat. Das Thal führt mehrere Meilen in bad Land hinein und ift von fchönen ‚Gebirge: gipfeln umgeben, unter denen ber fogenannte „Weiberhut“ auf fallt, und hat. mehrere von fumpfigem, mit Eleinen Granithöhen abwechſelndem, Flachlande umfchloffene Landſeen. Hier wird viel Torf gegraben, befonderd von den Leuten der Sanbelsgefellfchaft für ihre Defen, und Die vielen aufgeftapelten Torfhaufen tragen gerabe viel dazu bei, biefer Stelle das fonft To felten anheimelnde Ausfehen zu geben. Der Hafen, ber von niedrigen Inſein und Schären beſchuͤßt wird, ift geräumig und ficher, woher er fait jährlih von fremden Walfifchfängern, Fiſcherfahrzeugen oder Entdeckungsſchiffen befucht wird und von ben Englänbern genau vermeſſen und hefchrieben if. Hier herrfcht auch ber größte Unterſchied zwiſchen Ebbe und Fluth, und es findet fich ein fanbiger Uferrand, auf dem fich die Schiffe, bie etwa in der Davis⸗Straße Haparie litten, am beften kielholen and ausbeſſern laffen können. Auf ber nörblichen.Seite dieſes Ha⸗ fens, am: Fuße ber. höheren Gebirge. des Feſtlandes, fieht man noch bie Spuren ber urjpränglichen Kolonie, die. 1759 angelegt tft, von ber man aber nicht weiß, wenn fle auf ihren jetzigen Platz verfeht wurde, Um bie Ruinen herum find bas. niedrige Land und bie gleichmäßig und fanft anfleigenden Abhaͤnge mit recht uͤppigem Wei⸗ bengeftrüpp bemachien, wovon man jährlich in einem großen Book 2--300 Trachten Brennmaterial holt. Diele Vegetation, bie in Bes tracht der Lage gegen das offne Meer für vecht üppig angefehen werben muß, ift ohne Zweifel der Höhe des Feſtlandes zu banfen, bie Schug gegen den Nordwind bietet ımb..die Sonnenſtrahlen ſam⸗ melt und zuruͤckwirft. Auf ber Sübfelte des Hafens liegen, ein gutes Stüd Weges von ber Kokönie entfernt, an einem jchmalen Wafferarm, Pararſuk, der bequemften Stelle, die gefangenen Wal⸗ fifche einzudugfiren, die Spedhäufer und bie Thranbrennerei. Der feine Bauplatz, auf dem biefe Käufer flehen, wird aber auf bie Länge ber Zeit, trug vorgenonmener Ginbämmungsarbeiten, bet

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untergrabenben- Wirkung des Wogenfchlags nicht widerſtehen fünnen. Neben demfelben fteht auch auf einer hervorragenden Höhe bie Flag genftenge, bei der Ausfchau gehalten wird. Noch weiter hinaus liegt in der Mündung ded Hafens eine Schäre, auf beren Gipfel man por einigen Jahren nach einem Sturme einen frembartigen Belöblod von bedeutender Größe fand, der nur von ben Wellen an⸗ geſpuͤtt ſeyn kann und. noch dort liegt.

Bei.diefer Kolonie dreht ſich bis jetzt Alles mehr oder (weniger um den Walfifchfang. Im Monat November wirb das fogenannte Leinfchießen vorgenommen, wobei bie Schaluppen mit den nothwen⸗ digen Geraͤthen verliehen unb einige derfelben an ben beiden nächft- Itegenden Anlagen vertheilt werden. Im December pflegen fich die Wale an dem Fjord zu zeigen, worauf die fogenannten Brandwachen ans fangen oder die Schaluppen täglich hinausrubern, um auf bie Wale zu warten ober ihnen nachzugehen. Das Ganze wirb von ben Ein- geborenen und beinahe ber geſammten Bevälferung meögeführt, fogar die Weiber find mit in ber Befchäftigung eingefchloffen. Sie er halten etwas Proviant dafür und bei gelungenem Fang einen Ans theil an der Beute Die Leute der Handelsgeſellſchaft find auch größtentheild Eingeborene, darunter ein ſehr tüchtiger Schmied. Es gibt im Ganzen auf dieſem Plage 19 Grönländer Häufer, vor denen 14 Breiterbächer haben, unter ihnen find zwei, die einem Paar Brüder Bertelfen gehören, welche nicht im Dienfte ftehem, fich ‚aber durch eine feltene Orbnung, ſowohl in Betreff Ihrer Häufer; als. ihrer ganzen Oekonomie vor allen Eingeborenen auszeichnen. Auch die Häufer der in Dienften ftehenden find größtentheils behag- _ lich, bie übrige Bevölferung blieb aber in Ruͤckſicht auf ihre Oeko⸗ nomie auf jehr nieberer Stufe, wie auch im Winter viel Bettelet herrſcht, wenn nicht ein Wal zufällig auf einmal viele taufend Pfund Fleiſch und Fett herbeiſchaffte. Diefe Nahrungsmittel wer⸗ ben dann wie gewöhnlich für vollig werthlos betrachtet; Dienfchen, Hunde, Füͤchſe und Naben zehren..gemeinfchaftiich: Davon und jeder fo »iel er irgenb vermag und wenn er will, bis der Cadaver ver ſchwunden; dann fteigen bie Lebendmittel, da man zu europätfchen feine Zuflucht nehmen muß, von geradezu Nidns auf einen fehr hohen Preis. MRenthierjagd wird auch den ganzen Winter hin⸗ Durch gleichmäßig betrieben, und theilweife ganz nahe bei der Kolo- nie feldfl. Im .Sommer gibt dad Dunen- und Eierfammeln eine

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gute Ginnahmequelle ab, ed werden jährlich fünf bis ſechs Fahrten mit den Schaluppen unternommen und. von jeber etwa 5 Liespfund Dunen und 5000 Eier mitgebracht.

Da bie Stelle nur fehr wenig noͤrdlicher als der Polarkreis liegt, hat man in einer ganz kurzen Zeit die Sonne Nachts über bem ‚Horizonte. Die jährliche Mitteltemperatur muß auf 39 Kälte veranfchlagt werden. Schon durch Gieſeke's Beobachtungen ift biele Gegend. wegen ihrer Erderfchütterungen befannt; 1845 wurde eine ſolche fühlbar, bie fih auch in Norbgrönland fpüren ließ und ſeit⸗ bem ſind bier öfter leife Erfchütterungen erkannt, das letztemal am 9. Januar 1856, Abende 9%, Uhr, in zwei deutlich zu bemerfenden ſchwaͤcheren und einem ftärferen Stoß, letzterer von einem poltern⸗ ben Getöfe begleitet, dad einige Sefunden währte.

Dicht im Norden der Kolonie dehnt fich eine Reihe Feiner Inſeln und gefährlicher Schären vier Meilen weit ins Meer aus; dann kommt das Borgebirge Kangarſuk, wo früher Nepfang betrie⸗ ben wurde. Dan glaubte Hier, in Folge. bes Ausfehens bes Landes, Steinfohlen: zu finden, Doch exflärte Gieſeke es für ungegründet; weiter nach Norden gelangt man, nachdem brei Tleinere Fjorde paflirt find, an den nördlichen Ifortofftord, ber fich tief ins Land Breit. und deſſen fübliche Verzweigung nur durch die Ufer. eined Landfeed von dem füblichen Stromfjord gefchieben feyn fol. Dad innere dieſes Fjords ift von Europäern noch nicht unterfucht. Seine nörbliche Seite ift etwa eine Tagreiſe von ber hentigen Kolonie end fernt; dort liegt bie Sübbai mit ben Ruinen einer 1756 angelegten, . aber fpäter mit Holfteensborg vereinten Kolonie. .Diefe Stelle war

ihrer. Zeit dem Konjul Kal zur Anlage eines Privaterabliffements für den Fiſchfang überlaffen, weil fie zu ſolchem Vorhaben gut ge legen und Dabei ifolirt und von ben Diftriften der königlichen Han belögefellfchaft entfernt iſt, Aus biefen Gründen benutzte fie ber (intreprereur auch ‚nicht und machte fich gegen bie Erlaubniß' jüb- licher bei Dem gut bevölferten. Plate Rapparfof unterhalb des Zucker⸗ us anfäßig, wo er.aber keineswegs felbft auf Bang ober Fiſchzug ausging, fondern nur bie. Bingeberenen und den: Bortheil, den er von ihrem Yang und ihrer billigen Arbeitskraft haben konnte, be migte. Ven bier ift für ein Weiberboot wieder eine Tagereife. nad bem nörbliden Stromfjord,. auch Nelfutof ober der Poltertopf ge nahnt; biefer ift durch feine gefährlichen Wirbel befanut und. bildet

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"die Grenze zwiſchen ben Infpeftoraten. Ungefähr in ber Mitte feiner Mündung liegen bie fteilen Infeln Simiutät, auf denen viele Eibernögel zu finden ſind. Auch das Feſtland der befchriebenen Strede zeichnet fi durch Höhe und Steilheit aus.

Im Süben von Holfteensborg auf ber entgegengefehten Seite bed Amertloffiords liegt die Anlage DOmenarfuf auf einer Fleinen Sinfel mit 118 Einwohnern, reichlich eine Meile von ber Kolonie. Hier wird nur im Winter und im Berein mit dem Walfifchfang Handel getrieben. Ein Eingeborener, ber Kolonievorfteher ift, ver⸗ fieht diefen Ort, in bem bie Hanbelögefellichaft ein Stockwerkhaus und ein paar Erbhäufer hat; bie Häufer und ökonomiſchen Verhaͤlt⸗ niffe ber Gingeborenen find fehr mäßig, obſchon biefelden als gute Kajafruberer in offener See befannt ſind. Ungefähr. 11, Meile fuͤdöſtlich dieſer Anlage liegt auf einer anderen Infel das burch Egede's Geſchichte befannte Nepifene mit Ruinen ber früher eben⸗ falls zu Holfteensborg gehörenden Walfifchfängeranlage und Y, Meile bavon befindet fich wieder eine Ruine mit fehr dicken Steinmauern und zwei Eingängen, die von Einzelnen noch ben alten Nordländern zugefchrieben wird, aber eher ein Werk holländifcher Walfifchfänger feyn möchte. |

Die Walfifchfängerloge Kärrortofuf liegt, wenn man bie Norb- feite des Amertloffiord verfolgt, etwa 11, Meilen von ber Kolonie und iſt mit ihr durch ſeſtes Land verbunden. Sie zählt 97 Ein- wohner, die im Banzen recht gute Käufer haben und fich durch Ordnung und Thätigfeit auszeichnen. In der Regel verwaltet ein Affiftent dieſe Stelle, der fich jedoch nur im Winter Hier aufhält und ben Handel im Berein mit dem Walfifchfang betreibt. Aus alter Zeit fteht noch ein großed Stocdwerfhaus und außerdem ein Erbhaus für die Mannfchaft. Im Herbft, ehe der Walfifchfang beginnt, werben von ben Schaluppen Hale gefiſcht. Es wurden vom 18. bis 28. September 1855 in diefer Weile 30 Kübeln Leber eingebracht; fpäter wollte aber der Fang nicht mehr glüden.

Die Außenftelle Sarfangoaf 1845 an einer ſchmalen Strö- mung, die Amertlof und ben Sfertoffiord verbindet, etwa fünf Mei- len von ber Kolonie angelegt, wirb von einem alten bänifchen Aus⸗ tieger verwaltet. und zählt nur 33 Einwohner. Es ift ein ausge- neter Fiſchort, da man von hier in beide Fiorde fommen kann, Die

viele Kabliau haben, wie man auch in legter Zeit in beiben Rothfifche Esel, Groͤnland. 31

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entbedte, bie man ferner in diefer Gegend vom feften Eife zu fangen mannigfache Gelegenheit hat. Wie fonderbarerweife überall wo ber Grönländer weit von ber offenen See wohnt und gute Fiichfang ftellen findet, von denen er leicht handeln fönnte, ift er auch hier arın und elend, und es kommen jährlich von dieſem Plage aus die meiften Klagen. über Roth und Hunger im Winter; auch ift nicht ein ordentlicher Sänger bier zu finden. Zu dieſer Außenflell rechnet man auch die bewohnten Plaͤtze im Innern beider iorde, nämlich nach Norden: Utofait mit 25 und Iglorſoeitſiak mit 27 Be: wohnern; und gegen Süd Alublef mit 54 Eingeborenen, bie zu ben tüchtigften des ganzen Diftriftd gehören und Anadlek mit. 24, Ikare⸗ farfuf. mit 54 und Sterblef mit 45 Einwohnern. - :

Die Außenſtelle Itiblik, auf einer Infel des gleichnamigen. Fiords etwa: acht: Meilen von ber Kolonie, ift 1847 angelegt und wird von einem bänifchen Auslieger verwaltet, ber jedoch nur circa 40 Ton nen Seehundsſpeck, -einige Renthierfelle, aber gegen BOO Pfd. Eiver- dunen jährlich einbandelt. Er tft Seemann geweſen und fifchte daher mit einer Fleinen Jolle auf eigne Hand viele Dorſche und Heilig butten, Die er dörrte und den @ingeborenen verfaufte, wenn fie im Winter in DVerlegenheit famen. Auch grub er ausgezeichnet feften Moortorf zu eignem Bedarf auf ben Infeln rundumher. An dem Drte felbft wohnen 58 und in ben näcften Blägen: Karfif 19, Ekallugarſoit 13 und Salkak 72 Eingeborene. Nur der letzte Plat iſt leidlich gut in Bezug auf bie. Häufer und bie öfonomijchen Ver⸗ bältniffe, die Bewohner der übrigen find größtentheild arm.

Auf der Sübfeite des Itiblikfjord hebt fich Das Feſtland zu ſehr hohen und fteilen Gipfeln, bie jedoch der See zu ziemlich fchräg ab- fallen und ein bedeutenderes flaches Unterland haben, bas fich in ben nächften Diftrift hinein fortſetzt. Vor biefem Flachlande Hegt eine nicht weniger merfmäirdige Infelgruppe, die gegen Süben in ein, ganzes Schärenlabyrintb übergeht, das durch Sunde von tin ander getrennt wird, welche bei niedrigem Waflerftande trocken lie gen und daher „die Gründe“ genannt ‚werben, Zunächſt Itiblik lag früher eine NRebftelle „Anders-Dlfen-Sund” ‚genannt, und ‚Daneben auf dem Gipfel einer hohen Infel eine. Warte, bie durch die Höhe ihrer Lage und ihrer eigenen ‚Größe weit in bie. See hinein zu fehen im Stande geweſen -feyn ſoll und von dem tüchtigen und thätigen Han beiöbeamten Anders Difen errichtet war. . Durch biefen Sund fann

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man mit feinen Fahrzeugen und wenn. man gut befannt ift in Die runde hinein geben, doch find alle biefe Waſſerſtraßen bis fpät im Fruͤhjahr gefroren.

Der Diſtrikt Suftertoppen ft ein Küftenfrig von Ome nal: ober ben Gründen bis zur Mitte zwiſchen ben Außenſtellen Rapparfof und Atamif, eine 20° Meilen in gerader Linie, Hier erheben fich die Gebirge aus ber See ganz plößlich zu bedeutender Höhe und Steileit. Die Infeln und das Feſtland zeigen bie zer⸗ tiftenften und wildeſten Formen, eine Reihe fegelfönmiger, uns zugänglicher Gipfel, unterbrochen durch fcharf ausgefchnittene. mit ervigem Schnee und Gletichern erfüllte Klüfte. Zwei tiefe, aber ebenfalls jo gut als noch gar nicht unterfuchte Siorde,. ber ſüdliche Strömftord und. der fülhliche Ifertof fchneiben weit .in. das Land ein und eröffnen dem. Renthieriägern Wege, Wie weit es von ber Küſte zum Imenlandseiſe tft, it ganz unbefannt, doch ift bas Außenlanb dem Augenichein nach ſchmaler als im vorigen Diſtrikt; auch läßt fi nach ungefährer Schaͤtzung annehmen, daß die höheren Bebirgögipfel zunächft der. Außenfüfle 4000 Buß und Darüber erreichen.

. Suffertoppen war urſpruͤnglich auch auf den Walfifchfang . ber rechnet, berfelbe hatte aber geringere Bedeutung und früher aufge, hört. Sonft ift ber Diftrift im Verhältniß zur Volfömenge der pro⸗ duftivfte des Süb-Infpeftoratd. In den Jahren 184549 wurden durchſchnittlich probucirt 689 Tonnen Seehunds⸗ und Weißfiſchſpech, 167 Tomnen Kepolakſpeck, 165 Tonnen Leber, 84 blaue und 58 weiße Fuchsbaͤlge, 2049 Serhundshäute, 630 Pfd. ungereinigte Eiders dunen, 3649 Rentbierfelle und 66 waferbichte Pelzkleidungen, einen Sefammiverth von 24,483 Rbd. repräfentirend, -worpn 188 Rbp, auf jeden Brotucenten fommen. Rad) dem Durchſchnitt von 1851—55 ift die Produktion noch ein ganzes Theil geftiegen, was namentlich bem auf Rechmung der Handelsgeſellſchaft betriebenen fortgeſetzt glück⸗ lichen Weißfiſchfaug mit Dem Nebe zugufchreiben iſt, wohingegen ber gleichartige Seehundsfang und ber SKepofaffang ber Eingeburenen ftarf abgenommen bat. Auch viele Haie wurden in ben, Ishten Fahren von ben Leuten der :Sanbelögefallichaft und. ben von ihnen mit Geräthen leihweiſe verſehenen Eingeborenen gefangen.

Nach der Bolförählung vom 1. Oktober 1855 lebten in dem Diſtrikie 768 Wingeborene und.. 16. Europäer. Die Mehrzahl ift thätig.im Exwerb und es befinden fid viele gute Sänger barunter;

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159 Kajaks, 137 Buͤchſen und 31 .Weiberboote beweifen den Wohl ftand des Diſtrikts; 16 Eingeborene ftehen in -bänifchen Dienften und 9 verfehen Katechetenämter neben ihrem anderen Erwerbszweig. Den augenblidlich unleugbar größten Vortheil für die Handelsge⸗ felfchaft bietet in ganz Südgrönland diefe Kolonie durch ihre natür- lichen Berhältniffe, fowie bie Negelmäßigfeit ber Seehunds⸗ unb Weipfifchzlge, mie auch durch Reichthum an Kabliau, Haien und Heiligbutten; es ift aber zu befürchten, daß die unverhältnigmäßig große Anzahl junger Leute, bie nicht im Gebrauch des Kajaks aut gebildet werden, der guten Produktion für die Zufunft fehaden wird. Die Handelöpläte und bazu gehörenden bewohnten Winterſtellen waren 1855:

Die Kolonie Suffertoppen ſelbſt mit 276 Eimvohnern. Ste liegt auf einer ziemlich großen Inſel mit mehreren: Fegelfürmigen Gipfeln und von einem unebenen Ausfehen; die Häufer- find auf einer. Heinen Landzunge oder Halbinfel errichtet, die den Hafen um: faßt, aber bei ftarfem Hochwaffer In drei Theile zerfchnitten wird, fo daß zwifchen dieſen zuweilen: nur mit Hülfe von Booten Kommu⸗ nifation zu erhalten if. Das unebene Terrain läßt mer ſehr wenig Baugrund übrig, die Häufer find zwifchen duͤſtern Felswaͤnden ein geflemmt und durch den Flaggenftengenberg vom Meere aus verftedt. Der erfte Anblid des Platzes ift daher von ber Hafenmünbung aus ziemlich traurig und finfter, befonders da bie Gebäude auch ſelbſt fchmusig und verfallen, die Felswände Fahl find, und das Meer fich meift am Eingang ber Heinen Bucht in heftiger Brandung bridt. Ein Stockwerkhaus von zwei Etagen enthält die Wohnungen für ben Kolonieverwalter und Afliftenten. Daneben liegt bie alte Ber walterwohnung, die noch das Zeichen zweier durch Unvorfichtigfeit veranlaßten Bulvererplofionen trägty eine ereignete: ſich 1794 und wurden mehrere Menfchen durch biefelbe getöbtet und verwundet, die andere warf vor wenigen Jahren dad Dach ab und bie Aus befierungen laffen das Haus eben als aus verfchiedenen Stuͤcken zufammengeflict erfcheinen. Auch bie gewöhnlichen nothwendigen Ge bäude find theils fchlecht, theils verfallen und liegen auf ſehr un- glüdlichem Grunde. Die Thranbrennerei auf dem Außerften Punkte tft in ftarfem Sturmwetter von Brandung umgeben und unzugäng- ih, Ein Miſſionaͤr wohnt nicht bier, da ber Diftrift in geiflicher Beziehung unter Holfteensborg fteht, von wo aus.er im Yrübjahr

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und Herbit verfehen wird. Gin eingeborener Katechet, ber recht tüchtig ift, in Dänemark unterrichtet wurde und urfprünglich im Dienft der Handelsgeſellſchaft ftand, fteht dem Unterrichts- und An- dachtsweſen vor. Die Kolonie hat in Allem 25 Häufer, darunter einzelne, befonders der paar dänifchen Leute bes Hanbels recht hübfch und trefflich gehalten, die übrigen aber von der elendeiten Art. Das Haus des Katecheten bewohnen 26 Berfonen, alle in einen fehr feuchten, finftern, fchmusigen Raum zufammengefperrt, fo baß er die größte Mühe Hat die Ordnung aufrecht zu erhalten. Für ſich feibt bat er im innerften Theil nur ein paar Quadratellen, auf denen fein Schreibtifch ftand. Die Häufer der in Dienft ftehenden Leute haben hohe Bretterbächer, find innen panellirt, haben große helle Fenſter, Kachelöfen und find mit Bildern, einer Stubenuhr, Realen mit Haudgeräth ꝛc. gefchmüdt. Eins der Häufer ber felbft- fländigen Eingeborenen ift, eine Ausnahme in Grönland, inwendig ganz gemalt und mit Schränfen, einer Uhr, Spiegel und Schilde reien verfehen, und in bemfelben das Hausgeräth allgemein fichtlich und mit gefchmadvoller Ordnung aufgeſtellt; daneben ſteht auch ein eigenes Gebäude für Die größeren Geräthe und als Vorrathskammer für getrodneten Fiſch. Der Beſitzer war aus urfprünglich daͤniſchem Blute, verdanfte feinen Wohlftand aber weniger Unterftüßungen, als ber klugen Weife, in ber er fich dem verberblichen grönländifchen Kommunismus entzog. In den übrigen elenden Hütten herrſchte fteted Halbbunfel, da die den Namen Fenſter nicht mehr verbienen- ben Löcher Fein Licht eindringen laffen, durch die Dächer bahnt fich bagegen ber Regen ftetd den Weg und macht den Yußboden zu fchmierigen Pfügen, bie fi) Ablauf in den ſchmalen Hausgang fuchen.

Die Kolonie wurde 1755 angelegt, aber erft 1782 von einem anderen Platze hierher verfegt. Die jährliche Mitteltemperatur ers reicht reichlich 20 Kälte, |

Im Weften ber Infeln liegen-erft die niedrigen Infeln Sais toaitfialt, auf denen auch auf Rechnung der Hanbelögefellfchaft Weiß⸗ fifchfang in Regen getrieben wird; berfelbe währt von Januar bis März und erhielt man feit 1850 in biefer Zeit ſtets gegen 100 Fiſche. Die Nepftelle liegt faum 11, Meile von ber Kolonie und man fann einen Theil bes Wegs dorthin zu Lande zurücklegen. Wenn ein Haufe Weißfifche eingefperrt iſt, wird es fehnell ber Kolonie fignalifiet, und Die ganze Bevölferung, Die theils beim

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Schlachten, theild beim Genuß ber vielen. taufend Pfund Fleiſch und Fett, welche dadurch gefchafft werden, Hülfe keiftet, eilt fchnell zufammen.. Selbſt von ben umhertiegenden Plägen fommen die Ka⸗ jafö herbei, um ſich ganze Labungen Fleiſch und Mataf zu Holen, und fo wiederholt fich auch hier das Werhältniß, daß heut die Nah: zung mager Und faum für Geld zu befchaffen und morgen von befter Art und fo gut wie umfonjt zu haben ift, fo daß bie Gier ber Haie und Füchſe fich in ben Eingeborenen abfpiegelt. Trot biefes in die knappe Zeit fallenden trefflichen Fanges, fehlt aber auch von Guffertoppen die regelmäßige Klage über Hungerzeit feineswegs. Im Norden diefer Infeln, etwa eine Meile von ber Kolonie erhebt fich Der ſpitze kegelförmige Rin of Sal oder Omenaf, ber ein herrliches Seezeichen ift; nur ein ganz fehmaler Wafferftreif ſcheidet ihn von der Suffertoppen-Infel. Dann kommt Die große Inſel Sermofof oder Hamburger⸗-Land, ebenfalld durch ihre Höhe von der See aus fenntlich, und außerbem durch Steilheit und bie große Menge Eis, die ihren Gipfel bededt, und die Kluͤfte, befon- ders der Norbfeite, ausfällt, ausgezeichnet; aber trog diefes furcht⸗ bar fterilen Gepräges, das fie zur Schau trägt, hat fie boch ſchöne Thäler mit einer Vegetation, und felbit auf der äußeren, dem offnen Meere zugewendeten Seite, bei der Nepftelle Ifarefarfuf, die einen guten Hafen bietet, findet man Feine ‚grüne Flede mit Quanen und MWeidenbüfche, unterhalb der unfeuchtbaren Abhänge Von dieſer Seite fieht auch der Gipfel: leicht befteigbar au. Auf ber Nord: und ‚Süboftfeite findet man gute Lachsſtröme.

Die Anlage Kangamiut oder Alt-Suffertoppen auf einer Infel im Rorden der Kolonie fol der Platz feyn, wo. die urfprüngliche Kolonie geftanden hat und der Name (Zuderhut) von einer anderen Infel in gegipfelter Form (das grönländifche Dmenaf) herrühren, die ein Stüdchen entfernter, dem Strömfjerd näher liegt, aber feineöwegs zu ben von ber See aus Fenntlichiten Gipfeln gehört. Kangamiut iſt jebt eine ziemlich einträgliche Außenftelle, der ein bänifcher Auslieger vorfteht, und die 1/, der Produktion bed Diftrifte abwirft. Es ift von einer Menge Infeln umgeben, die ſich vom Hamburger⸗Land bis zum Strömfjord erftreden, und zwilchen denen ſich ein paar Heinere Fiorde, namentlich ber Ewigkeitsfjord ober Kangerblurfoeitfiak befindet, der aus ber Zeit" bes. grönlänbifchen Propheten und Seftenftifters Habafuf, deſſen Nachfommen noch in

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dieſer Gegend leben, berühmt iſt. Das ganze Fahrwaſſer rings herum ift reich an Fiſchen, namentlich Kabliau, SHeiligbutten und Haien. An diefer Stelle halten ſich eigenthümlicherweife auch. Die Schwarzfeiten am längiten in ben Winter hinein, wie auch im Ja—⸗ nuar und Februar, wo fih ber Seehund fonft in ben füdlichen Diftriften fo ftarf verliert, bier auch oft der befte Bang eintritt, Es ift anzunehmen, daß der Stromfjord der Wendepunkt für biefe Ihiere, die auf ihrem Zuge von Süb nach Nord im Frühling, zur Wurfjeit, nach Weiten gehen und folglich hier zuletzt erfcheinen, wofür auch der im Norben dieſes Punktes gegen den im Süden fchwächere Schwarzfeitenfang fpricht. Kangamiut ift ferner ein Aus- gangspunft für die Renthierjagd, die im Innern des Strömfiorbe betrieben wird. Uebrigens find dieſe Gegenden, fogar die Außen füfte eingefchloffen, noch fehr wenig unterſucht. Die lange unbes wohnte Strede won hier bid nach Itiflik in Holſteensborg wird von ben Europäern, wegen ber gefährlichen Mündung Des Stromfjords gewöhnlich nur in größeren Booten bereiöt. Im Herbſt ftürmt es faft beftändig aus dieſem Fiord heraus, auch während es auf feinen Seiten ftill feyn fann. Der ſtarke Strom bei fteigendem und fallen: dem Wafler deutet darauf, daß das Innere deſſelben große Ber- zweigungen und Beden haben muß, in denen ſich ohne Zweifel be- deutenbe Ströme ergießen. In der Mündung liegt Simiutaf, ein Inſel⸗Compler, defien außerfted Vorgebirge Kingarfoaf heißt, und Dad man außerhalb und innerhatb umfahren kann. Bei Kanga- miut felbft wohnen 109 und an den umliegenden Stellen Maneet- fof 49, Narfamiut 42 und am Ewigfeitöfjord 14 Eingeborene. Die Außenftelle jelbft zählt 12 ſehr fchlechte und unreinliche Häufer, Das Des Katecheten ausgenommen, bie ber übrigen PBläge find alle beſſer erhalten, fogar eins bei Narfamiut, das 32 Perfonen bewohnen. Maneetfof ift in den legten Sahren Handelöplag geweien, aber jept wieber als folcher aufgegeben.

Die Außenftelle Ifamiut im Hamburger-Rande liegend und von ben bohen Gebirgen diefes und des Feſtlandes umgeben. Sie wird von ‚einem Eingeborenen verwaltet und warf 1855 gegen 80 Tonnen Sped,. 240 Seehunddhäute und 52 NRenthierfelle ab. Am Orte jelbft wohnen 42 und in dem dazu gehörigen Plage Kangerbluarfuf 35 Eingeborene. Auf dem Hamburger-Lande,. Ikamiut gegenüber, fam fürzlich. der feltene Ball vor, daß fich eine Eingeborene mit ihrem

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Kinde auf dem Rüden von dem Gebirge herabftürzte, um durch Selbfimord den Mishandlungen ihres Mannes zu entgehen.

. DOmenaf mit 133 und Napparfof mit 75 Einwohnern bilden, da erftere Stelle in dem legten Winter unbewohnt blieb, eine einzige Außenftelle. Das am erfteren led ftehende Ausliegerhaus wird nach Napparfof- verfegt, da fich hierher auch bie Bewohner bed nahen Platzes Iglufät halten. Bon der Kolonie ſcheiden es ber Puſtefjord, ber Ifortoffiord, der’ feiner Strömung und bes heftigen Oftwindes halber ebenfo verrufen ift, wie der Strömfiord und ber, von fehr hohen mit Eis bedeckten Bebirgen umgebene, Buchsfiorb. Bon bier ab beginnt das Feftland bis nach Godthaab hin niedriger zu werden und nur einzelne ifolirtere und hervorragendere Berge, unter denen fich namentlich der Sullufotut und Tikarnak auszeichnen, zu tragen. Die Außenftelle, die auf einer Infel liegt und von mehre- ren anderen Inſeln umgeben ift, wird von einem Eingeborenen - ver waltet, der anfangs auch, da er nicht im Dienft fland, gegen eine Heine Vergütung den Einfauf übernahm. Die Produftion ift übrigens im Verhältnig zur Volfszahl fehr gering und Die Bevölferung Höchft elend; die Häufer gleichen Höhlen in einen großen Schmughaufen gegraben und theilweiſe in Gras verftedt und damit überwachen, fo daß man buchftäblich über die Dächer hinwegfchreiten kann, ohne zu wiffen, daß Wohnungen und Menfchen darunter find. Am Süd⸗ punft dieſer Infel ftand das Kall'ſche Privatetablifiement, von wo aus Fifcherei mit Hülfe einer gewiffen Zahl arbeitsfräftiger Einges borener, deren Benutzung dem Entrepreneur überlaflen- war, betrie- ben wurde.

Der Diftrift Godthaab reicht von der Grenze bes vorigen bis zum 63° 30° n. 3. eine Strede von etwa 22 Meilen in ges rader Linie. Don ben Außeninfeln bis zum Innenlandöeife find 15—20 Meilen ebenfalls in gerader Linie. Es ift eine ber merf- würdigften Gegenden Grönlands, theild wegen der Meberbleibfel ffan- dinavifchen Anbaus, theild weil bier Egede landete und die jebige europätfche Kolonifation begründete, Das Feſtland wird von vier großen Fjorden durchfchnitten, deren tieffter, dee Godthaab Fjord, drei Inſeln umfchließt und an ein- paar Stellen das Innenlanbeis erreicht, das durch denfelben jährlich einen Theil Fleineren Kalbeifes ausſchießt. Das Land im Norden diefes Fiords ift auffallend niedrig, wohingegen es fich auf der Süpfeite zu Gebirgsgipfeln von gemiß

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über 4000 Fuß Höhe erhebt, und auf den Infeln im Fjord ſelbſt und auf ber Halbinfel zwifchen diefem und bem Amaragliffiord den⸗ felben Eharafter Bat. Um biefe beiden Fjorde liegen auch die Ruinen, bie man aller Wahrfcheinlichfeit zur Folge für den Weſtbau der Alten anzunehmen hat. Sämmtliche Baurefte zeigen ſich merkwuͤrdig tief in bie Fjorde hinein, in ber Regel dort, wo fich diefelben im Win» tec mit bleibenden Eiſe bedecken, fo daß ohne Zmeifel die Wahl biefer Stellen bed Seehundefanges halber gefchah, und das Gegen- teil bes jetzigen Verfahrens tft, we bie bewohnten Plaͤtze mehr auf ben Kajalfang im offenen Meere berechnet find, und deßhalb an ber Außenfüfte und nur einzelne fo weit einwärts liegen, daß fie fidh ben Außerften Bauten ber alten Sfanbinavier nähern. Ferner fiheint bier ein größerer Begetationsunterfchleb zwifchen der Außenfüfte und ben Fiorden zu bereichen als im Difteift Julianehaab. Das Land um Godthaab ift ‚auch gar nicht verfchieben von den Gegenden um die Disfobucht; in den Gärten gedeihen die Kuͤchengewaͤchſe kaum befier al8 um Jakobshavn; dagegen gibt e8 im Innern an ben Fiorden Wachholderflämme von berfelben Diele wie bei Sulianehaab, und namentlich foll der Amaragliffiord verfchiebene Plaͤtze mit üppiger Vegetation haben.

Bon 1845—49 war die Handeldausbeute dieſes Diſtrikts durch⸗ ſchnittlich jährlih: 857 Tonnen Seehunds⸗ und Weißfiſchſpeck, 12° Tonnen Leber, 155 blaue und 126 weiße Fuchsbälge, 1525 See- hundshäute, 279 Pfd. ungereinigte Eiderbunen, 1079 Renthierfelle, 104 wafjerdichte Beljfleider, im Ganzen ein Werth von 20,050 Rbd., wovon 127 Rod. auf jeden Probucenten tommen. In ben lebten Fahren Hat biefe Probuftion, namentlih an Sped und Renthier- fellen abgenommen und auch ber von ber Handelsgeſellſchaft ber triebene Netzfang gibt geringe Ausbeute.

Die Volkszaͤhlung vom 1. Oftober 1855. ergab in bem Difrift 33 Europäer und. 836 Eingeborene, die 193 Kajat, 104 Büchſen und 25 WBeiberboote befagen, größtentheild vom Seehundsfang leben und durch gute Faͤnger ausgezeichnet find. Im Dienft ber Europäer ftehen 15 Eingeborene unb 6 verfehen neben ihrem Gewerbe das Katechetenamt bei der dänifchen, 6 anbere bei ber beutfchen Bruͤder⸗ gemeihde.

Im Winter 1855 zu 1856 waren bewohnt: Die Kolonie Godt- haab mit dem Miſſionsplatz Neu-Hertnhut. Beide liegen auf ber

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Außenfeite der Landzunge Noof, die den Hafen bildet, und faum mehr als !/, Meile von einander entfernt. Da man- fie daher als ein Ganzes anfehen fann, ift es bie bevölfertfte Drtichaft in gan Grönland und zählt 31 Europäer und 296 Eingeborene, von benen 176 fih zu der Miffion Neusgerrnhut rechnen. Hier wohnen ber Snfpeftor, der Arzt der fünf noͤrdlichen Difteifte, der Koloniever- walter und fein Afliftent, ber. Seminarvorfteher- und der jüngere Miffionär oder Seminarlehrer und in Neu⸗Herrnhut drei verheirathete und ein unverheiratheter Mifionär, mithin die größte Zahl europäl- jcher Familien im ganzen Lande. Die Fleine Halbinfel, auf ber bie Häufer ftehen, bilden ‚niedrige Hügel und dazwiſchen liegende flache, fumpfige Striche, deren Vegetation größtentheild aus Mooſen und Halbgräfern beftehtz; das Ganze fieht daher ziemlich nadt und wis fruchtbar aus; doch heben die umbherliegenden bedeutenden Gebirge höhen den Anblick," namentlich ber Sattel, eine etwas meiter in ben Ford Hineinliegende Infel, bie ſehr fteil aus dem Meere auffteigt und auf ihrem Gipfel eine Art Baſſin ober Landſee hatz die Nord: jeite dieſer Infel ift troß ihrer. Steitheit mit einer Rinde ewigen Eifes bededt, die jedoch von Godthaab aus nicht-fichtbar iſt. Bor ber Kolonie felbit ift guter Anfergrund und nur felten bei Rords ftürmen befonderer Seegang; gewöhnlich legen ſich die Schiffe in "den Schiffshafen, der leider etwa Y, Meile entfernt ift, und an bem bie Kolonie eigentlich liegen folte Es gefchieht dieß aus Furcht vor der ftarfen Strömung im Fjord. und dem ſich zuweilen einfin- benden Treibeife und theils des von. Süden . fommenden Großeiſes halber, was jedoch keineswegs jährlich Godthaab erreicht; theild aber auch wegen ded Kalbeifes im Innern bes Fjords, das jedoch meiſt erft im Herbſte fommt. Der Fiord felbft legt fi im ‚Winter beinahe jährlidy) mit feftem Eiſe zu, ausgenommen in ben innerflen Buchten mehrere Meilen von der Kolonie entfernt. Nur wenn fid dad Großeis fehr früh im Winter einfindet, kann es zwifchen ben Bruchftüden deſſelben frieren und dadurch der Kainfögebrauch gehin dert .werden, das vermag jedoch nur wenige Tage zu bauen, Da bie ftarfe- Strömung bald das Fahrwaſſer reinigt. Die jährliche PMitteltemperasur ift 44,0 Fälte.-- Die urfprüngliche 1721 von Egede angelegte Kolonie lag auf einer fleinen Infel außerhalb der. Mündung bed Fiords, nun we fie 1728 durch den Gouverneur Paare auf. den jetzigen Platz verlegt

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wurde, Die heutige Verwalterwohnung fleht auf- bemfelben tleife, auf dem bie alte Wohnung fand, in der das ben Befehl führende Perfonal ſich wie in einer Feſtung vertheidigen mußte, als ber größte Theil ber Mannfchaft vom Tode Hinmweggerafft war umb bie Leber lebenden mit Meuterei und Mord drohten. Das Haus iſt aus ben alten Steinen erbaut und hat ſehr dide Mauern. Ein Heiner Strom, ber dicht neben bemjelben münbet, erhält fich bie meiften Winter fließend; aber Schnee und Eis, welches fich um benfelben unter ben Abhängen dicht hinter dem Haufe fammelt, bleibt .oft den Some mer über liegen. Neben ben gewöhnlichen Bayten hat diefe Kolonie noch eine Infpeftorwehnung mit neun Zimmern und Sammern, und baneben einen Eleinen Ziegenftall und einen ®arten, in dem jebach die Küchengewächfe fchlecht gedeihen; in eingeinen Sommern fann man nicht einmal bie gewöhnlichen Mairüben zur Reife bringen. In einem kleinen Treibhaufe des Infpeftors gebeihen bei Anwendung ziniger Torfheigung im Monat April alle bänifchen Gartenpflanzen. Hüiter der Infpeltorwohnung liegt die Kirche, bie fich gut aus⸗ nimmt und die größte des ganzen Infpeltoratd ift; bad Material ift Fachwerk, das mit Mauerftein ausgefept und außen mit Gementr putz beworfen if. Zunächit derfelben ſteht das Seminar, das zwei Etagen hat, bie obere zur Wohnung für die Vorfteher, die untere für den jüngeren Miffionär und dad Schullofal. Die grönländifchen Häufer gebören faft alle ben Leuten der Handelögefehfchaft und ben Katecheten und find fowohl von außen wie ven innen recht gut gehalten. Die eigentliche felbtjtindige eingeborene Bevölkerung wohnt bei ReusHerenhut, wo 18 Häufer ftehen, die aber mit ein paar Ausnahmen nur in mäßiger Berfaffung find. Die. dortigen Brüder: miflionäre bewohnen ein größeres. Haus von zwei Etagen, Bag Kirche, Schule und Wohnfätten, | wie alle dazu gehörenden Bequem: lichkeiten enthält.

Godthaab ift unbedingt. ald- gute Fangitelle gu betrachten, ebens fowohl wegen bed Zuges ber Seehunbe im Fjord, ald auch wegen des faft beftändig offenen Waſſers, ohne Seegang in demfelben und weil auch dad im Herbſt ausfchießende Kalbeis dem Ertrag bes Fangs eher nüglich als ſchaͤdlich iſt. Wenn berfelbe im Winter durch das Wegziehen ber Tihiere abnimmt, bietet fich gute Ulf» und Dorfch- fifeherei und beionders ausgezeichneter Bogelfang; um im April taffen ſich die fetten Nepifätten in einem Sunde auf der entgegen⸗

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geſetzten Seite des Fijords fangen. In derſelben Gegend bietet ſich zuweilen, wenn auch nicht jaͤhrlich eine ſehr reiche Ausbeute an Weißfiſchen, die ſich beim Ausziehen aus dem Ford auf der Nord: feite beffelben in einen fehmalen Sund verlaufen, wo ſie eingefperrt werden unb theilweiſe firanden. Im Jahre 1854 Batte ſich ein Haufen Heinerer Wale, die fonft felten in Grönland gefangen wer: ben, in eine Bucht im Süden von Godthaab verkrrt und war bort geftrandet; der daraus gezogene Gewinn überftieg 50 Tonnen Sped. Auch im Sommer ift der Fang meift gleichmäßig in dem Fjorde; doch ift es bebauerlich, daß die Neuherrnhuter wegen ber mangelnden Meiberboote am Orte bleiben. Sie benugen nur vier derfelben und auch diefe find nicht einmal alfe im brauchbaren Zuftande, während vor 30 Jahren 20 bier am Plage lagen. Sind auch manche Ein geborene von hier meggegogen, iſt doch ein Sinfen ber Zurückge⸗ bliebenen in- Wohlftand und Thaͤtigkeit nicht zu verkennen, obfchon ber Platz unbedingt eine weit größere Anzahl ernähren könnte. Hier hat fich die fchädliche Wirkung des Handels und der Berührung mit den Europäern, ohne dad Wegengewicht einer. leitenden und orbnenden Macht am ftärfften geäußert, weil neben dem eigentlichen Handel noch ein beftändiger Trafif mit Lebensmitteln, Fleiſch und Fiſch betrieben wird. Während die Bewohner des ganzen Diftrifts nur 3—4000 Rbd. für eingelieferte Produfte erhalten, nimmt bad bei Reu-Herrnhut wohnende Viertel jährlich mindeftend 1000 Rbb. für andere Gegenftände ein, biefe Gelegenheit zum Verbienft gründet aber feinen Wohlftand, fondern führt oft auch für gute Faͤnger Mangel an ben nöthigften Geräthen herbei und verleitet zu dem Berfauf der eigenen Lebensbedürfnifie, die nicht zur Befriedigung augenblidlichen Genuſſes bienen, was dann im’ Verein mit ben Gaben und Darlehen zu allgemeinem Bettelmefen führt.

Wenig einwärtdE von Godthaab wird ber Fiord, der außen nur 1, Meile breit ift, welter und umfchließt drei große Inſeln; etwa 4 Meilen weiter nach innen’ liegen zwei zur Kolonie gehörende Winterplaͤtze.

Sardlok mit 70 Einwohnern, bie zur bänifchen Gemeinde ge hören, liegt auf der Norbfeite des Fjords und man fann, wenn im Winter Die Landſeen gefroren find, von dert an ben Atamiffiorb und weiter nordwaͤrts nach Rapparfof gehen, ba bie hier liegenden Buchten häufig mit feftem Eife belegt find, 1791 erfror freilich fat

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die ganze Beſatzung eines Weiberboots auf einer ſolchen Wanderung; nur drei Perſonen erreichten den Fijord von Godthaab weiter oben bei Nougarſuk. Diefer Landſtrich zeichnete fich ſtets durch eine gute Renthieriagb aus,

Karofuf mit 21 Eingeborenen ber beutichen Gemeinde, liegt auf einer der großen Inſeln und treibt bedeutende Fiſcherei, nament⸗ lich. mit Rothfiſchen und Haien.

Die Außenſtelle Kornuf mit 49 Bewohnern Dänifcher und 70 beutfcher Gemeinde, ohne ben bänifchen Austieger, ber bem Einkauf vorfteht, welcher /,—1/, ber ganzen Produktion des Diftrifts Liefert. Sie liegt im Innern bes Fjords, fieben Meilen von ber Kolonie entfernt. Die Eingeborenen zeichnen fich als befonders gute Hänger aus, find aber in hohem Grabe unvorfichtig und elend in oͤkonomi⸗ ſcher Hinſicht. Nicht ein leibliches Haus iſt Hier zu finden und bie meiften fliehen auf ber niedrigften Stufe, wie 3. DB. ein Haus ber vier beiten Faͤnger nicht einmal eine Pritfche bat, fo baf bie Ber wohner auf den mit etwas Moos ober Heu beftreuten Steinen lie gen müflen und nur ein kleines Brett ala Kopffiffen haben; alles übrige Holz ift gebanfenlos verbrannt. Selbſt bad Haus bes Kate cheten ift ſehr mäßig und auch er befist Fein brauchbares Weiber⸗ boot. Zu dieſer Außenftelle gehört Omenaf, auf einer kleinen Infel noch tiefer in den Fiord hinein, etwa neun Meilen von der Kolonie und an der Mündung, bed Fjiordarm Kappiſilik. Es leben daſelbſt 59 Eingeborene der beutichen Gemeinde, von ber übrigen Bes völferung abgefondert und in dem Ruf befonderer Tüchtigfeit und Borficht ftehend. .

Bon Kappifilit aus fann. man über Land an ben innern Eis⸗ fiord gelangen und ein etwa drei Meilen langes Thal, mit drei Seen darin, führt von bier aus zu dem inneren Amaraglikfiord. In biefem Thale und überhaupt rund um biefe innern Fjiordarme liegen die ffandinavifchen Ruinen. Nahe Omenaf, bei Piſikſarfik if bie Stelle, wo der Sage nach ein Gefecht zwifchen, ben Norblänbern und ben Skrällngern flattfand; bie beiden Gebirge, auf benen bie Parteien geftanben und fich mit Bogen befchoflen haben follen, find fo hoch und liegen fo entfernt von einander, daß dieſer Theil ber Sage offenbar fpäter erbichtet if. Sonft fpricht die ganze Gegend dafür, fie zum Schauplatz eines Kampfes gemacht zu haben. In dem nörb- kichen Arme Uisraffoit, etwa 44—16 Meilen yon ber-Kolonie, Hegt

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eine- Kirchenrtiine, außen 10 Ellen im Quatrat, die Mauern 1899 theilweiſe noch 4 Ellen hoch und der Eingang 1%, Ellen breit; neben derfelben fanden ſich noch Reſte anderer Bauten, Einzäemungen ımb Gräber. Ein Lachsſtrom ergießt fich hier durch ein hübſches Thal, das befonders reich an Gras und Geftrüpp tft," in den Fjord.

Der ganze Theil des Landes um ben Godthaab⸗ and Amaray- Iiffiord als Eins betrachtet bildet einen Strich ven etwa 16 Meilen von N.W. nah SD. und 10 Melten von RD. nach S. W., auf dem 20-30 Pläge mit Reften von Gehöften ober Gütern, theils auf den Inſeln, theils auf den Halbinſeln und dem Feſtlande um⸗ herliegen, und zwiſchen denen vielfache Kommunikationswege, theils ſeewaͤrts, theils über ſchmale Landzungen führend, beſtehen. An den Amaraglik, in- deſſen innerſtem Theile auch eine Kirchenruine gefun— den iſt, führen ferner drei Bergpäſſe, von denen zwei ſehr kurz find. Uebrigens wechſeln die bewohnbaren Thalſtriche mit ſteilen Gebirgen, unter deren: höchſten Gipfeln ſich auf den Inſeln Kingok und Mara⸗ ſisſok und auf dem Feſtlaude Sulmmfugut und Piſekſarfiuta auszeich⸗ nem Bon den Außenfüften liegt diefer früher bersohnte Strich etwa 8 Meilen entfernt und auf ber Innern Seite ift er überall von ber Etswüfte des Inlandes umgeben. Wie - die -Wegetatlon -andeutet herrfcht ohne Zweifel ein -nicht ‚geringer Mimatifcher Unterfehied zwi⸗ fehen det hier befchriebenen Gegend und der Kolotie, indem ber Sommer wärmer und der Winter: fälter, aber die jährliche Mittel⸗ temperatur kaum verfchieden iſt. Der Auslieger bei Kornuf hat einen: fleinen - Gatten, in dem Rüben und Kohl mit großer Ueppig⸗ feit und felbft in folchen Sommern, in benen bie Gärten der Kolonie nichts abwerfen, gebeihen. Die Nachtfröfle: bes Frühlings und Herbſtes ſetzen jebech ber Jahreszeit, in der überhaupt hier Etwas wachſen kann, eben ſo enge ober vielleicht noch engere Grenzen. : Es find. Anzeichen vorhanden, daß die Alten neben-ber- Viehzucht hier bedeutende Nenthierjagd- betrieben haben, bie fich auch noch bis jetzt an dieſen Stellen erhalten 'hat. In den Inneren Fjordarmen, bie regelmäßig bis im Mai zugefroren bleiben, treiben. Die Eingeborehen auch noch wie in Nordgrönland Jagd auf Fforbfeehunde, Die auf das Eis ſteigen; und Tönhten, oͤhne die große Entfernung biefer Stelle von den jeßigen Wohnungen, gewiß auch Haifang vom @ife aus betreiben. Bei Kornuf und Omenak, wo fich der Ford länger offen haft, iſt ein eben fo- ausgezeichneter Zug von Schwarzſeiten

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und Weipfifchen wie an der Außenſeite. Wie überall im Fjord if ach hier Reichthum an Rotbfifchen, Nepifätten und Angmaffätten, wozu an ben Strömen ferner Lachsfang und Enbe des Winters und im Fruͤhjahre im Fjord ſelbſt eine beſondere Menge von Taſchen⸗ krebſen kommi.

Kangek auf einer Inſel in der Mündung bed Gobthaabfjords, zwei Meilen von ber Kolonie, hat 76 Einwohner ber deutſchen Ge⸗ meinde und ift im Winter von dem ben - Handel betreibenten bäni- ſchen Auslieger und feiner Familie bewohnt. Die Häufer find bis auf Das des Katecheten ber Brübergemeinde, ber tüchtig unb thätig it, fehr schlecht. Letzteres hat ein hohes Bretterdach und IR auch inwendig mit Brettern befleidet; an den anderen fieht man bie Dä- cher theitweife eingeflürzt, ba bie tragenden Balken mitunter ale Dreanmaterial . verrvendet murden. Der. game Pas, ber auf an⸗ fcheinend ehr altem Baugrund fteht, hat ein unbehagliches Aus⸗ fehen; an. manchen Steffen, wo das Meer ihn unterfpüft hat, fieht man eine große Schicht zufammengehäufter alter Wohnſitz-Ueberreſte, son mehreren Ellen Die, in bem .namentfich ein großer Ueberfluß ftarfen Holzes -fihtbar wird. Bor Kangel wird ber Bang meift in offener See betrieben, wuzu gute Kajakruderer erforderlich find. . Bon hier ab nordwaͤrts Legt ein Labyrinth unzaͤhliger flacher Infeln; zwiſchen denen gute Strömungen für den Netzfang find und reiche Einfammlung von Treibholz ſtattfindet. Im Sommer . liegt bier einer von den Leuten: ber Handelsgeſellſchaft mit einem Boote eiwa einen Monat lang und fammelt auf beftimmten Plätzen ‚alles angetriebene Holy, dad dann die. Yadıt der Kolonie fpäter abholt. Auch. wird bei Kangek an zwei Stellen auf. Rechnung der Handels⸗ gefellfchaft Mepfang betrieben. Dicht vor ber. Außenfielle Tiegt auch bie feine. Infel ist der Gruppe Immerikfut, auf der Egebe zuerſt sandete, und bie Stelle. an der die: erfte Kobonie ftand. Am Meere find noch die Löcher zu den Ringbolzen zu ſehen, in denen bad Schiff sertaut. Ing. Südlich von Kangek gevade vor ber. Fiorbmündung liegt eine Gruppe feiner Infeln und Schären; Kitiſut oder Kool: Inſeln. Die. Schilke halten fh bei der Binfahrt gern nordwaͤrts berjelben und ganz nahe an Bangef; ‚ber: täblüchere Siam. i faͤhrlicher, wird aber:;auich benutzt.

Atamik, 10--12 Meilen: von. Godthaab, an A der Mun— duug eines größeren. Fjordo uſcheinbar von ſehr niedrigem Lande

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umgeben, hat 76 Einwohner ber bäntfchen Gemeinde und wird von einem eingeborenen Auslteger verwaltet, der aber erft in ben letzten Jahren ein vrbentliched Haus erhielt, wie audy Die Außenftelle erft kuͤrzlich errichtet it und nur eine geringe Ausbeute gibt,

Rarſak auf dem Feftlande, drei Meilen füdlich ber Kolonie an der Mündung des Amaraglif. zahlt 76 Einwohner; fie. find faft ohne Ausnahme tüchtige und vorfichtige Leute mit recht ordentlichen Haͤu⸗ fern un® befennen ſich ‚zur bänifchen Gemeinde, doch gehört dazu Utofarmiut mit 20 Einwohnern ber deutfchen Gemeinde, bie aus ber Gegend des Jammerfjords Hierherzogen, nachdem fie Die harte Hungersnoth von 1853 zu 54 uͤberſtanden hatten. Hier leben ſie in gleichmaͤßigem Wohlſtand.

Das Feſtland bildet auf dieſer Strecke eine größere. Bucht, die nach Süden zu in dem Vorgebirge Walfiſchshaut (Skinderhvalen) endet, von welchem aus der Burefiord (Hoſenfjord) in das Land ſchneidet. Bor diefer Bucht liegt eine Gruppe größerer und :fleinerer Inſeln Der Diſtrikt Fistkernaͤſſet GFiſchernafe) wird von der Grenze des vorigen, ber Inſel „drei Brüder* bis zu der kleinen Inſel Zulluartelif, vor dem fogenannten Eisblink, eine Strede von 17 Meilen in gerader Linie gerechnet. Wie weit es ‚hier von ber Außenfüfte bis zum Innenlandeiſe ift, läßt fich noch ſchwieriger be ſtimmen, als beim vorigen Diftrift, doch ift die Breite des eisfreien Landes verfchteben und jedenfalld geringer, weil das Eis, wie im füdlichften Theile im Eisblinf das offene Meer ganz erreicht, theils, wie bei Sermuſik nahe an daſſelbe herantritt, während jedoch bicht bei diefer Stelle ein ziemlich tiefer ford in baffelbe eindringt. - &8 finden fich im Ganzen drei größere Fjorde Agdlomerfät, ber Fiſch⸗ fiord und der Iammerfjord. Das Feſtland zeichnet. fich durch eine höchft eigenthümliche unebene Oberflädge aus; bie Gebirge find im Banzen nicht Hoch und nur. wenige der äußeren fcheinen 2000 Fuß und darüber zu erreichen, aber ein abgerundeter Gipfel ſteht neben bem anderen, Diefe unebene Form fcheint fich außen unter bem Meere fortzufegen, indem faft ‚bie ganze Kuͤſte mit einem Inſelguͤrtel von ähnlichen Formen umgeben tft, zwifchen denen fich .ein Labyrinth fchmaler und ausgebuchteter Waflerftraßen hinzieht.

Der Diftrikt. gehört zu den wenigſt .einträglichen; bie Jahre 1845—49 brachten burchfchniitlich” jährlich 483 Tonnen Seehunds⸗

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und Weißſiſchſpeck, 8 Tonnen Sped aus angetriebenen Kadavern, 23 Tonnen Lebern, 48 blaue unb 47 weiße Buchsbälge, 1744 Sees hundshäute, 30 Bid. Eiderdunen, 18 Renthierfele, 14 waflerbichte

Pelzanzüge und 7500 Stüd Kabliau ein, in Allem ein Werth von

11,292 Rod, oder 119 Rbd. auf jeden Probucenten. In ben legten Jahren fanf aber dieſe Produktion auf die Hälfte, und auch vor 1845 war fie höher, fo daß feit 1841 eine. beftänbige Abnahme erfenn- bar; in den legten Jahren drohte es ſogar ſich ganz auf das geringe Duantum Sped und Leber, melches Die Handelögefellichaft durch eige- nen Netzfang und Haififcherei herbeifchafft und Kabliau zu rebittiren.

Die Bolfszählung vom 1. Oftober 1855 ergab 15 Europäer und 418 Eingeborene in dem Diftrifte, von benen 330 zur Brüder: gemeinde Lichtenfeld, bie übrigen zur bänifchen Gemeinde gehören. Die Mehrzahl find gute Sänger und im Bells von 87 Kajals, 28 Buͤchſen und 6 Weiberbooten; 11 Mann ftehen im Dienften ber Hanbeldgefellfchaft und 5 verfehen neben ihren Erwerbszweigen Ka⸗ techetendienſte.

Die geringe Produktivitaͤt ließ auch in ökonomiſcher Hinſicht dieſen Diſtrift auf die niedrigkte Stufe ſinken, bie erreicht werben fann, ohne daß die Benölferung ganz zu Grunde geht. Es ift dieß in 50 Jahren gefchehen, objchon fie auch fchon vörher wenig wohl⸗ habend war. ine wichtige Urfach dieſes Zurüdgehens liegt haupt- fähhlih in der ftarfen Betreibung des Nebfanges und der Pifcherei durch Die Handelsgeſellſchaft mit Hülfe der gemietheten Grönländer, die befonderd mit dem gewonnenen Seehundsfleiich bezahlt wurden. Als diefer Fang zurüdgugehen begann, trat bie Kabliaufifcherei in den Vordergrund, um Klippfifch verfenden und gebörrt, zur Unter:

flügung der anderen Kolonien in ber Hungerzeit, bewahren zu kön⸗

nen; und brachte 20— 80,000 Kabliau jährlich ein. Den größten Theil fiichen die Eingeborenen vom Kajak. oder aus gemierheten Boo⸗ ten und verlaufen ihn. Es ift das fchlagendfte Beifpiel.der fchnellen

Verarmung der Grönländer durch folche Unternehmungen; der See⸗

hundsfang ift fo vernachläßigt, daß der Spedverfauf auf Nichte ges ſchwunden ift; die Fiſcherei trug die nothwendigſte Nahrung, Kaffee, Tabaf, Brod und etwas dünnes Baumwollenzeug ein, aber in Bes zug .auf Kleidung und Häufer nahm ber Wohlftand jährlih um 8 Procent ab und- bei der Stufe, auf die er ſchon gefunfen iſh, läßt ſich nur das Schlimmfte befürchten.

Etzel. Gronland. 32

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Die Handeldetabliffements und dazu gehörenden feiten Plaͤtze waren im Winter 1855 zu 56: Fisfernäffet mit 90 Eingeborenen bänifcher, unter dem Miffionär von: Godthaab ftehender, und 13 beutfcher Gemeinde. Die Kolonie liegt auf einer Der drei größeren Snfeln, die die Mündung des Fiords ausfüllen und gerade fo. weit vom offenen Meere, daß fie ziemlich gegen den Rebel geſchuͤtzt ift, woher ed auch ſchön grün um diefelbe herum ausfieht. Der Kolonie: Verwalter und Aſſiſtent bewohnen ein Haus von zwei Etagen, neben dem ein Laden und eine ältere Verwwalterwohnung ftchen, in ber iest ein Kleines Lofal zum Gottesdienſt eingerichtet it. Außerdem find noch fünf bi ſechs Gebäude zu Handelszwecken vorhanden, und die Käufer der Eingeborenen, die beinahe alle im Dienft find, wer⸗ den gut erhalten, und hierdurch, wie durch die Geftelle, auf denen die zum Trocknen beſtimmten Sifche gehängt werden, und die Boote im fleinen Hafen, erhält der Drt ein recht lebendiges Anjehen, was jedoch einen um jo traurigern Kontraft mit dem großen Elend bildet, in dem Die eigentliche, bei dem nahen Lichtenfel® wohnende, Be völferung fteht. Die Kolonie wurde 1754 angelegt. Die jährliche Mitteltemperatur ift auf 19 Kälte zu veranfchlagen.

Ein paar Meilen aufwärts in dem durch Verengerungen mit reißenden Strömungen verfehenen Fiord finden fich befonderd grüne mit dichtem Geftrüpp bewachlene Thäler und Bergabhänge. Die Gebüfche find Weiden, bie für die Kelonie und Lichtenfels gutes Brennmaterial liefern. In einem fokchen Thale findet fich, etwas höher vom Strande entfernt ald bie grönländifhen Häufer zu liegen pflegen, eine. Ruine ber alten Zeit. Sie ift etwa 20 Ellen lany und fcheint inwendig ein größeres und zwei kleinere Zimmer ent- halten zu haben, die Mauern find fehr niedrig und theils mit Ger büfch überwachfen, dicht Daneben find auch noch Refte eines Hleineren Ausbaues zu fehen. Um diefe Ruine herum liegt eine ziemlich ebene Släche, welche bis zu einem Landfee reicht und theilweife mit einem bien Teppich von Blaubeeren, Raufchbeeren, Wachbolber und Ledum grönlandicum, theild mit drei Elfen hohem Weidengebüfch bedeckt ift, zwiſchen denen heilere und dickſtaͤmmigere Erlen, das beſte Brenn- material, ſowie Quanen und. ziemlich hohe hellgrüne Barnfräuter eine hübfche Abwechslung bieten. In einer: Heinen Bucht des Fiords ift treffliche Lachsfifcherei, und viele Seenögel, die auf einer fie be⸗ grenzenden, hohen und fleilen Kippe bauen, ſchweben gern über

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ihrem Waſſer. Der Xiord reicht ven bier ab noch ein langes Stüd in öftlicher Richtung weiter.

Lichtenfeld gehört, wie erwähnt, zur Kolonie; es zählt 149 Eingeborene und liegt auf derfelben Inſel, der Fiorbmündung etwas näher, woher es dem Seewinde und Nebel mehr ausgefegt ift. Hier wohnen zwei verheiratbete und ein unverheiratheter Miflionär ber PBrüdergemeinde. Die häusliche Einrichtung iſt ganz wic bei Neu Herrnhut; doch fieht Hier Alles düſtrer und unbehaglicher aus und die Eingeborenen find bie jämmerlichften in ganz Grönland. Sie haben fein einziges Weiberbont mehr und daher auch, mit Ausnahme einer Samilie, feine Zelte und ba fie alfo im Sommer ben Platz nicht verlaffen können, haben fie, um ben verpefteten Winterhäufern, deren Pritfchen und Dachjtügen größtentbeils verbrannt find, zu ent: gehen, fich ganz niedrige Höhlen ausgegraben ober kleine Hütten gebaut, moju fie lebendes Holz und Felllappen zum Schuß gegen den Regen verwenden. Dieſer Sommerhütten, die fonft in ®rön- land nicht gefannt find und bie eine Erfindung ber Armuth zu feyn jcheinen, gab es 1855 in Allem 20. Die größeren waren inwendig fünf Ellen lang und drei und vier Ellen breit und mohnten in jeder burchfchnittlich fünf bis ſechs Perſonen. In mehreren lagen die Bewohner auf den mit etwas Moos bebedten Steinen und bie ganze Erleuchtung fam durch ein mit einem Stüd Darm von feche Duadratzoll überzogenes Loch. Mehrere ‚Liefer Hütten, Die aus dem Nothbedarf auch zur Mode geworben, zeigten fich fauber, reinlic und beH, innen mit guten Fellen befleidet, auf welche Bilder ge— flebt waren und bildeten fo ein leßtes Zeichen von Lebensfraft und Ehrgefühl der armen Leute. Im Winter ziehen bie fleineren Fami⸗ lien zufammen in größere, aber ebenfo abſchreckende Erbhäufer, deren 15—16 vorhanden find. Einen fonderbaren Kontraft bildet das ge: rade hier aufgeftapelte und in loſen Stüden herumliegende fchönfte Treibholz, daß auf.den nahen Küften als Brenmmaterial gefammelt wird. Es find ganz gerade Stämme von 16 Ellen Länge darunter. Unter der ganzen’ Berölferung find nur noch 19" Männer; die See hunde zu fangen verftehen, bie Uebrigen fifchen nur. Natürlich ift auch die Sterblichkeit und Wittwerzahl in biejer Bevölferung am größten. Vom Oftober 1854 zum Oftober 1855 famen 17 Todes⸗ fälle auf 5 Geburten. "

Außerhalb Lichtenfeld beginnen bie vielen Injeln und Waſſer⸗

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itraßen, welche die, jetzt jedoch bis auf ein paar eingegangenen Netz⸗ ftellen bieten. Auf einer Landzunge des %eftlandes liegt Kangarjuf mit 35 Bewohnern.

Tekliſok, auf einer Infel, gegen ſechs Meilen füblich ber Kolo- nie, ift eine exft kürzlich eingerichtete Außenftelle, um Lichtenfelö Ge⸗ legenheit zu geben, feine Uebervölferung zu ‚vertheilen. Sie zählt nur 14 Bewohner und wird von einem bänifchen Außlieger verwaltet. Es gehört dazu „Bärenfund* mit 39 Bewohnern, an der Mündung bes Fiord Agdlomerfät, an: bem altnorbifche Ruinen zu finden find, wahrfcheinlich die ſuͤdlichſten des Weſtbau.

Jammerfjiord auf dem Feſtlande, an der Mündung des tiefen Fiords, ſechs Meilen nördlich der Kolonie liegend, hat 50 Bewoh— ner, und wird von einem eingeborenen Auslieger verwaltet. Gier verhungerten. vor wenigen Jahren 10 Menfchen, ein feltener Gall, den die Abgefchiedenheit des Platzes herbeiführte. Die Stellen Tor: nait mit 18 und Sermilik mit 13 Bewohnern gehören zu Sammer: fiord. Letztere liegt unweit der Mündung eines. großen Eisthals, bad eine Verzweigung ded Innern Feſtlandseiſes zu feyn feheint; bie wenigen Bewohner diefer ifolirten Stelle find die wohlhabendften bes ganzen Diftrifis.

Meberall zwifchen ben Infeln längs der Küfte iſt gute Kabliau⸗ und Heiligbuttenfiſcherei.

Der Diſtrikt Fredrikshaab reicht von der Grenze des vorigen bis zur Inſel Sennerut, einſchließlich derſelben eine Strecke von 30 Meilen in gerader Linie. Iſt das Innere der Fjorde auch nicht beſonders bekannt, muß man doch annehmen, daß das eisfreie Außenland bier noch ſchmaler wird, In dem ſogenannten Eisblinf von Fredrilshaab erreicht das Feſtlandsſeis fogar dad Meer felbit; es ift dieſe in die Augen fpringende Stelle ein gutes Seegeichen; auf eine Strede von‘ ein paar Meilen zeigt fich dann mur ein fla- cher, lehmiger und fanbiger beim Hochwafler meiſt überfpüller Strich Landes. vor dem Eife, ber ganz baffelbe Aeußere wie das Innere ber Eisfjorde hat. Man hat biöher geglaubt, daß ſich bas Eis, deffen äußerer Rand, wenn auch nicht fteil, Doch ſcharf abgefchnitten ift, unter dem vorliegenden flachen Strich von Lehm und Schlamm, bis ganz auf den Meereögrund hinab fortiegen möge; boch fcheint dieß nicht wahrfcheinlich und die fonderbare Färbung des Meeres hat ohne Zweifel ihren Grund in dem mit Lehmpartikeln gemifchten

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füßen Wafler, das von bem Rande beflelben abfließt. Zwiſchen dem Eisblink und der Kolonie liegen bie drei Fjorde Tiningnertof, Kag⸗ jät und Nerutusfofz fie ſcheinen jedoch nicht zu den größeren Fjorden ju gehören und es iſt ungewiß, ob das Feſtlandseis ihren Enbpunft berührt. Südlich der Kolonte finden ſich wieder, außer fleineren Buchten, vier Fiorbe: der Quane⸗, Narkſaliks⸗, Sermeliarfuls- und Arfutfjord. Sie erreichen alle das Innenlandeis und Die beiden mittleren find nicht unbedeutende Eisfiorde. Namentlich fchießt ber Narffalitsfiorb jährlich eine Menge Kalbeid aus, das zu gewiffen Zeiten ein paar Meilen weit in bie See hinaus dicht gepadt liegt, fo baß man bei Bootöreifen oft an biefer Stelle ein paar Wochen warten muß, bis das Eis ſich zerfireut Hat. Die größten Eisfielbe, welche aus dieſen Fjorden fommen, fcheinen doch eine Höhe von 60 Fuß über dem Meere oder bie Mafle von einer Million Kubif- elfen nicht zu überfteigen und koͤnnen fich daher nicht mit ben norb- grönländifchen mefien. Sie fcheinen außerdem fat alle aus bem grobförnigen blauen Eife zu beſtehen, bem häufig Stein und Geroͤll eingemifcht if, Vor der Küfte dieſes Diftrifts liegen im Ganzen weniger Infeln, aber mehrere in das Meer vorfpringenbe Vorgebirge mit fteilen Küften, die das Reiſen erfchweren. Das Land nimmt von Rorden nad Süden wieber an Höhe zu und ers reicht zulegt am manchen Stellen gewiß über 4000 Fuß, fowohl auf dem Feſtlande als den größeren Infeln des füblichen Theiles. Die Kolonie hat im Berhältniß zur Volksmenge ſich für ben Handel nie recht probuftio gezeigt, iſt vielmehr ſchon feit 1840 im Rüdgang. Die Jahre 1845—49 brachten burchfchnittlich 566 Ton: nen Eeehunde- und Weißfifchipek, 83 Tonnen Kerofaf und Sped aus angetriebenen Kadavern, 15 Tonnen Leber, 61 blaue und -45 weiße Fuchsbälge, 1744 Seehundshäute, 68 vollftändige waſſerdichte Pelze, Alles zu einem Werth von 13,993 Rbd., wovon 100 auf jeden PBroducenten fommen. ine Abnahme war in ben legten Jah: ren nicht bemerkbar; Renthiere und Eiderdaunen find hier eine Sel- tenheit; der Kabliau findet fich auch weniger regelmäßig ein; bar gegen hatte der Kepofaffang In biefem Diftrift eben fo guten Erfolg ats in Suffertoppen, ift aber in ben letzten Jahren gar nicht bes trieben. Die Volkszählung am 1. Oftober 1855 ergab im ganzen Diftrift 8 Europäer und 708 Eingeborene, ber Mehrzahl nach Faͤnger und

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11 davon im Dienft der Handelögefellfchaft und 15 nebenher ale Ka- techeten .befchäftigt. Sie befaßen 31 Weiberboote, 113 Büchfen und 191 Kajaks. Die Menge der legteren hob den Wohlſtand auf: eine höhere Stufe als in andern Tijtriften, kommt aber dem Handel weniger zu. gute... Die Bewohner find auch ziemlich vertheilt und nehmen auf bem langen Küftenftrich 15 Pläge ein, woher fie auch nur unbebeutenden Yang auf Rechnung ber Handelögefellfchaft be: treiben. J

Die Handelsetabliſſements und Dazu gehörenden bewohnten Plaͤtze waren im Winter 1854 zu 55: Die Kolonie Fredrikshaab mit 124 Eingeborenen, -auf einem ziemlich hervorragenden Punkt des Feſt⸗ landes liegend und von feinen Infeln umgeben, zwiſchen beiten zwei Ginfahrten zu dem -Hafen führen, bie.eine von ber nörblichen, bie andere von ber füdweftlichen Seite. Sie hat ein größeres und zu fammengefegteres Gebäude mit Wohnungen für den Kolonieverwalter, feinen Afliftenten und den Miffionär, außerdem aber eine Kirche und ein Schulhaus. «Zu Handelszweden find auch noch fieben größere oder Kleinere Häufer vorhanden und ift fürzlich ein Trodenhaus für die Gingeborenen errichtet, die fich Wintervorrath fammeln wollen; ba aber die Neigung Hierzu bei der Kolonie am ſchwächſten iſt, jtiftet ed nicht viel .Nugen, Beuchtigfeit und ein namentlich lange anhaltender Nebel Fennzeichnen den Sommer biefer fo weit nad Außen liegenden Kolonie, worüber beſonders die @uropäer ſehr klagen. Die Dienftleute bewohnen einige beffere grönländifche Häufer, außer denen es noch fieben weniger gute gibt. Die Umgegend ber Kolonie iſt fehr traurig und unfruchtbar; ziemlich niedrige Berge wechfeln mit ſumpfigen Slächen, die mit Moos und Halbgräfern bewachfen find und auf denen weit in den Sommer hinein Schnee haufen liegen. . Auf der nächftgelegenen Ebene iſt eine Springquelle, bie fich den ganzen Winter offen. hält.

&8 gehören zur Kolonie-die „große Infel“ mit 67, die Quanen⸗ Inſel mit 67 und Kifertaf mit 12 Bewohnern. Beide legteren Plaͤtze liegen in der Mündung des Duanefjord. Im Süden derſelben liegt die ziemlich hohe Infel Igauſak, Deren Gipfel zu einer feffelförmigen Vertiefung ausgehöhlt ift und auf deren innerer Seite ſich norbifche Ruinen befinden. ine Ffleine flache Strede zeigt Ueberrefte großer Baupläge, Doch find fie ftarf mit hohem Gras überwachfen und daher ziemlich undeutlich. Nur von dem einen Gebäube find nod

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die Außenmauern und eine es in zwei Zimmer trennende Scheide: ‘wand, fowie zwei Eingänge deutlich zu erfennen. Am Ufer, we das um bie. Ruinen angehäufte Erdreich vom Waſſer ausgeſpuͤlt iſt, entdeckte man viele Knochen, Kohlen und fchladenartig zufammenge- fhmolzene Maſſen. Da diefe Ruinen ziemlich ifolirt und ohne Ge: legenheit zur Viehzucht liegen, mag bier eine Fifcherftation gewefen feyn.

Avigeit mit 80 Bewohnern und von einem eingeborenen Auslieger verwaltet, legt dem Eisblinf zunächit vor der Mündung bes Fiords Zinningnertof. Die Bevölferung ift fehr thätig; befist 6 Weiber⸗ boote und bewohnt 10 Häufer, von denen jedoch nur dad des Sa techeten einen Kachelofen und bie übrigen Derbefferungen. hat. An bem naheliegenden Fiord holt der Auslieger guted Brennmatertat; weiter nordwärts, vor dem Eisblink felbft, finden fich auf den klei⸗ nen Inſeln viele Refte älterer Grönländerhäufer, und ift wegen ber Beichaffenheit des Waſſers hier auegezeichneter Eeehundsfang. Wie auch ar vielen anderen Etellen Südgrönlande fieht man an dieſen fleinen Inſeln deutliche Anzeichen. einer Eenfung der Küfte, indem die älteren Haus- und Zeltmauern jegt vom Meere überfpült werben.

Karkfalif vor der Mündung bes Eisfijords, gegen 8 Meilen füdlich der Kolonie, hat 29 Einwohner und wird von einem bäni- fhen Auslieger verwaltet. Hier findet man zuerft die in_den füd- lichen Gegenden noch gebräuchlichen Haͤringshütten ober ordentliche - Heine Borrathshäufer neben den Wohnungen. In den Sjorden fol ähnliches Birkenholz wie bei Julianehaab vorfommen. Tas um bie Inſel herumführende Kahrwaffer iſt im Sommer befonders ftarf mit Kalbeis beftreut. Hierzu gehören die Plaätze Kifertaf mit 26, Illuilarſuk, wo ber befannte Fabrizius wohnte, mit 27, Ufalerfalif mit 37 und Nerria mit 34 Einwohnern. Alle diefe Wehnfige haben zufammen außer bed Ausliegers Haus fieben fehr mäßige, Drei leid- lich gute und vier fehr ordentliche grönländifche Häufer und eins mit hohem Bretterdache, das aber fchlecht erhalten iſt.

Kangarfuf, auf dem Feftlande, etwa 5 Meilen im Süden Rar- falifs, wohin der Weg mitunter gefährlich, mitunter ganz abgefperrt ift, da er vor der Mündung bes Eisfjords vorüberführt. Die Außen: fteHle liegt in einer die Mündung bed Sermeliarfuffjords bildenden Bucht, am Fuße ber fehr hohen Gebirge,. die hier ihren Anfang in der Schläfe oder Kingitof, einem mächtigen fteil dem Meere zu-- gewendeten Abhang haben. Zunaͤchſt Kangarſuk fieht man nichriges

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Land mit einem Binnenfee, der, obfchon er ganz füge Wafler hat, Kabliau führen fol; da auch Tang um ihn herumaliegt, ift zu vers muthen, daß das Meerwaffer bei ungewöhnlich hohen Fluthen herein ftrömt; um benfelben herrſcht eine ſchöne Vegetation und man kann von biefer Seite aus bie Höhen befteigen. Die Außenftelle zählt 42 Bewohner und ein dänifcher Auslieger verwaltet fie.

Arfut liegt etwa 6 Meilen von Kangarfuf, auf dem Feftlande, am Fuße des gegen 4400 Fuß hohen Kunnaf-Gebirges, wehin der Weg theils bei einer .fteilen und offenen Küfte vorüber führt, theils inner- halb der großen. Infel Sermefot durch die Tongarfulsftraße, neben der fich das Land auf allen Seiten mit außerordentlich fteilen Ab⸗ hängen erhebt. Auch ſüdwärts der Außenftelle, der Grenze bes Diftrifts Julianehaab zu, fieht man überall fteile und hohe Infeln, wie Omenaf, bie große Infel, Arfut-Infel, Tatlotit und Sennerut. Das Feftland hinter diefen unfruchtbaren und überall mit ſchweren Eis- und Schneemaflen bededten Felsmauern bildet einen fchönen Kontraft durch feine lieblich grünen Bölchungen, namentlich im In⸗ nern des Arfutfiords, wo der Zeltplag Spifät, durch feine Minera- lien befannt, 21, Meilen von der Außenftelle lieg. Das Thal im Hintergrunde des früher erwähnten Kryolithbruches Hat recht üppiges Meidengeftrüpp, unter welchen Eberefchenbüfche und Duanen jtehen, zwiſchen denen der Schnee der es umgebenden Berge riefelnde Bäche bildet. Die Innenfeite von Kunmaf bietet eimen beſonders ſchönen Uebergang von dem grünen Thal zu den ‚glatten Felsmauern und den mehrere taufend Fuß hohen Gletfchein, von denen fleine Waller: fälle über die Abhänge ftürzen. Die Außenitelle liegt dem “Meere ziemlich offen, doch gibt es beffere Häfen in der Nähe, unter denen gewöhnlich der Kajarteliks-Hafen benutzt wird, den ein paar kleine Inſeln bilden und der fehr eng und nicht ganz ficher gegen ben Seegang ift, welcher 1854 ben Berluft eines Brivat-Schooner herbei⸗ führte. Arfut wird von einem bänifchen Auslieger verwaltet und zählt 7O Einwohner, Deren Käufer. nur mäßig find. In der Um- gegend tiegt Ifarefaf mit 37 und Iſſua mit 41 Bewohnern. Auf der Stelle des jeigen Arfut finden ſich Reſte altffandinavifcher Gebaͤude und es erhielt ſich unter- den Bewohnern die Sage von dem Untergang der Norbländer und ber. Vermifchung ber legten Ueberlebenden mit den Eskimos.

Eennerut mit. 29 Einwohnern ift erit 1855 zum Handelsplatz

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gemacht. Es liegt Fehr abfeits, gegen 6 Meilen von Arſut, auf der Sübfeite der großen Infel, die die Waſſerſtraße Kepiſakko vom Feftlande trennt. Im Herbſt friert dieſe Straße zu und dann iR ber Weg außerhalb der offenen Landzunge von Sennerut gewagt. Nahe bei Kepifalfo erreicht das Innenlandeis an mehreren Punkten das Meer, es ergießen fich von ihm Etröme, deren fchwärzliches Waffer die inneren Buchten mit lehmigem Grund anfüllte, ber bei niebrigem Waſſerſtande troden liegt, woher Boote dieſe Straße nur bei Hochwaſſer einfchlagen fonnen. Es ift dieß Die Grenze bes Diirifts Julianehaab, einer der unfruchtbarften und öbeften Striche bes ganzen Grönlands, auf der einen Seite unter Eis. begrabenes Feftland, auf der anderen Sennerut und dad Untiefentonnenland oder Kap Defolation, deſſen geringes Unterland nur eine fehr fpär- liche Vegetation trägt, aber bafür hier und Dort mitten in ber beften Sommerzeit mit Schneehaufen bebedt ift, wie auch die Bucht zwifchen "beiden fich bei nördlichem : Winde meift ftarf mit Großeis belegt erweist,

Der Diftrift Julianehaab reicht von der Grenze bed vorigen bis zur Südfpige des Landes, dem Gap Farvel, in deſſen Nähe noch vor wenigen Jahren ein bewohnter Bla lag, im Ganzen eine Strede von 38 Meilen in: gerader Linie. Alles was weiter .öftlich liegt it von Heiden.bewohnt, die zwar auch Handelöreifen nach der füdlichiten Außenftelle unternehmen, aber Doch weder in einem fo regelmäßigen. Verbande mit ber Handelsgeſellſchaft, noch in irgend einer Beziehung zur Million ftehen, daß man die von ihnen bewohnte Kuͤſte mit zu dem Difteift rechnen fünnte, wenn ſchon Graah fie für König Friedrich den Secheten in Beſitz nahm. Trotz der füdlichen Lage hat der Diftrift ein fchmaleres eisfreies Außenland al& die meiften übrigen. In dem füdlichften und mittel: ten Theile ift von den Außerften Inſeln bis zu dem innerften Grunde der Fjorde eine Entfernung von 8—10 Meilen, in dem nörblichiten aber nur 4—5 Meilen, und in der erwähnten Gegend von Kepiſakko fchwindet das Außenland faft. zu einem Nichtd zu: fammen. €&8 zertheilt fich daſſelbe in 6 größere Halbinfeln zwifchen 10 und 18 Duadratmeilen, von den 7 größeren Fiorden gefchieden, zufammen 70 Quadratmeilen; Dann 8—10 fleinere Halbinfeln, weiche die nörblichften Tleineren Buchten fcheiden, zufammen 20 Quadrat⸗ meilen; 3 Infeln von 3-4 Meilen, zufammen 10 Quadratmeilen;

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Kühen und Zügen dem Platz ein einigermaßen europälfches und traulicheß Aeußere verleihen. Im Hafen ift ein Eleiner Schooner ftationirt, Der vorzugsweife Dazu benugt wird bie füblichere Handels⸗ anlage Nennortalif und die übrigen Außenftellen zum Austaufch ber Waaren und Produfte zu befegeln. Die Lage bed Ortes, wenn ſchon fie nicht im Innern des Fiords gewählt ift, geftattet etwas Gartenfultur und Viehzucht, da fie eine Bucht vor fich hat, welche fo ziemlich gegen den falten Seewind und namentlih den Nebel, ben man häufig fi) auf den Gebirgen weiter im Norbweften lagern fieht, - ficher ftellt. Die Beobachtungen eines Jahres ergaben, daß ber Sommer 1—2° wärmer und der Winter 1—2° Fälter war als an den anderen jüblicher liegenden und daher dem Treibeife mehr ausgeſetzten Plätzen Nennortalif und Frederiksdal. Die nächiten niedrigeren Abhänge haben ein ziemlich grünes Kolorit, obgleich auch hier die Weidenbüfche noch fehr Flein find, der Wacholder ſich ſehr ſparſam und die größere Birfe gar nicht findet, bis man ein paar Meilen weiter in den Fjord hineingefommen if. Unter den nächjten und. mit Steinmarfen befegten Höhen zeichnet fich bes jonders Saffarfueitfiaf zunächft oberhatb der Häufer auf der oftlichen Seite aus und ift über 500 Fuß hoch. Bon hier aus hat man eine herrliche Ausficht theild über dad Meer, theil® in den Fjord hinein, mo man zunächſt die aus der legten Zeit der Norbbewohnet jo merkwürdige Gegend um Akpattfivif erblidt, und im Hintergrunde die -fcharfen Gipfel des weiten Kamm⸗ und des Bruft-Gebirges, fo- wie andere mit Schnee bebedte Höhen des Feſtlandes fteht, bie namentlich einen prachtvollen Anblid gewähren, wenn fie fur; nad Sonnenuntergang noch von einem purpurrothen- Schimmer ftrahlen, während fich über die übrige große Landſchaft fchon Dunfelheit ges lagert bat. Auf der Nordfeite der Kolonie gelangt man an einen nahen Landſee, längs beffen öftlicher Seite eine Art: Fußſteig zu feinem anderen, gegen eine Meile von der Kolonie entfernten Ende führt und von hier aus fann man über einige niedrige Gebirge zu dem Fiord Kangerbluarfuf gelangen. Im Winter, wenn ber See zugefroren, ift der Weg leicht und angenehm.

Ganz nahe den Häufern, aber etmas höher liegend, findet man ſchwer Fenntliche Ruinen "eines Fleinen Bauwerks aus alter Zeit. Hier überwinterte Peter Olſen Wallde zuerft; bie Ruine feines Hauſes ift- eine Zeit lang erhalten, aber jegt nicht mehr zu

309 ſehen. Es war bie Veranlaſſung, daß man 1775 biefen Play zur Anlage der Kolonie wählte.

Für die Eingeborenen gehört Julianehanb gerade nicht zu ben einträglichften Stellen, die Seehunde müfjen meift weiter außen ges fucht werden, und im Winter erlaubt die Schwäche bes Eiſes es oft ſchwer die Kolonie zu verlaffen, und fo gut wie niemals findet man früher, als In einer Entfernung von mehreren hundert Ellen Eis, das feft genug wäre, um barauf. zu gehen; von biefem iſt dann guter Dorfchfang zu betreiben. Rothfiſche müflen etwa eine Meite weiter bei den Pardleet⸗Inſeln gefucht werden. Der Strom führt Lachfe, Doch nur in geringer Zahl. Seevögel, namentlich Alten, kommen auch im Winter vor, aber bei. weitem nicht fo viele ald auf den nahen Außenplägen. Auch an Hafen und Hühnern tft bie Gegend um ben Landſee nicht reich, und bie Eingeborenen nebs men ihre Kajafd mit auf dieſe Jagd, um leichter andere Stellen zu erreichen. Fuͤr die-Europäer hat Julianehaab trog aller feiner Innern Behaglichfeiten das große Ungemach, obfchon e8 der Heimath am nächften ift, doch die iſolirteſte aller Kolonien zu feyn. in einziges Mal ift das zu feiner Anfeglung beftimmte Schiff‘ direkt aus der See hereingefommen, ſonſt mußte es ſtets außerhalb des Treibeifeg, in der Regel bei Fredrilshaab Schu fuchen und die Gelegenheit abwarten, zwifchen Die Schären zu gelangen ober fich zwiſchen Eis und Land nach Sulianehaab durchzuwinden. Diefe Pafſage ift natür⸗ ich fo vielen Zufälligfeiten unterworfen, baß die Erreichung bes Ziels zwifchen 14. Tagen ımd 3 Monaten nach der Anfunft in Grönland ſchwankt. Im September pflegt. fih das Eis zu öffnen ober ganz fortzutreiben, fo daß das Schiff hinausſchlüpfen kann. Seit dem Jahre 1800, wo man biefe Fahrt befier fennen lernte, ft es nur zweimal, 1819 :und 1839, möthig gewefen zu ühers wintern, und 1804 und 1817 famen bei der Rüdreife Schiffövers Iufte vor. Das Treibeid macht auch bie Bereifung der vielen Außen- ftellen im Difteifte ſelbſt befihwerlih. “Der Schooner, der 1844 hierher gelegt wurbe, macht felten mehr als zwei Reifen jährlich nad) Rennortalit, 15 Meilen von ber Kolonie, und vielleicht noch einige unbedeutende Ausflüge, ein paarmal mußte er überwintern und war über %, Jahr fort.

Wenn man von Julianehaab weiter fjordeinwaͤrts geht, liegt zuerft zur Linfen eine größere Bucht, in der die merkwürdige Kafortofs

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Kicchenruine fich befindet. Diefe Gegend wirb für den Walfeefiord gehalten, den erſt Thorfel Farſerk bebaute, der auch den größten Strih zwifchen dem Einars- und Eriksfjord in Beſitz nahm und Die Lage der Ruinen fpricht auch für diefe Annahme. Diefer Mann, ein Vetter Erif des Rothen, war fo ftarf, daß er einft bei einem von Resterem erhaltenen Befuch mit einem ausgewachſenen Hammel auf dem Rüden über eine halbe Meile weit ſchwamm. Er it hier auf feinem Grund und Boden begraben und foll der Sage nad oft als Geift in diefer Gegend erfchienen ſeyn. Zu innerft ver zweigt fi ber SKafortoffiord in zwei Fleinere Buchten Teſſiurſak und Tartof, von denen man nach dem Sangardluarfuffiord, wie auch über Land zur Kolonie geben Fann. In dieſer innern Bucht liegt das Eis im Winter ficher, weßhalb in Dartof eine Hütte errichtet Hit, um Haifang vom Eife aus zu,.betreiben, wozu Sübds grönland font geringe Gelegenheit bietet. Im Sommer werden Kepifätten und Angmaffütten hier gefifcht und aus der Umgegend recht gutes Birfenbrennmaterial geholt.

Läßt man die Bucht links kommt man in den Igallifofjord, in deſſen norböftlichem Arm, ganz innen, 6%, Meilen von der Kolonie, Igalliko mit 19 Bewohnern liegt; diefe find ſämmtlich direkte Nad) fommen Anders Olſens, der fich bier feitfegte, um Viehzucht zu treiben. Iſt diefer Erwerbözweig in den fpäteren Generationen und namentlich unter dem jetigen Beltger Paul Egede auch unleugbar zurüdgegangen, hat biejer Doch, wenn er auch wie Die übrigen Grönländer vorzugsweiſe von. Fifch- und Seehundsfang lebt, ſowohl Kühe als Schafe beibehalten. Noth herrſcht Hier nie, mit Auf nahme von Buchsbälgen wird aber auch nicht Viel in den Hankel gebracht. Die Gebäude, die in und aus ben Mauern bed alten Brattelid aufgeführt find, zeugen von vielem Fleiß und Sorgfalt ber früheren Bewohner. Es .beitehen diefeiben aus einem großen MWohnhaufe mit zwei Abtheitungen, einem. Stall und einigen kleine⸗ ren Bauten, darunter ein Vorrathshaus, das aus dem Eingang eined der alten Ruinen errichtet ift, fo daß ber ihm deckende feht große Stein, noch heut dad Dad bildet. Die Viehzucht wird jept ſehr unordentlich betrieben, benn bie für ihren eigenen Bedarf ſchon fo unbeforgten Grönländer fehen es für viel zu fern liegend an, Unterhalt für den Winter für andre MWefen zu fammeln, Daher iſt der Viehbeitanb bald größer bald geringer, je nachdem fie im Winter

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mehr oder weniger fchlachten müffen. Mehreremale war bie’ Race nahe am Ausfterben, boch ließ fie fich noch immer burchfchleppen und der tüchtige und thätige Charakter ber jegt hier lebenden Jugend giht Hoffnung auf bie Erhaltung der Wirtbfchaft und ber Kolonie. Unterhaltsmittel fließen -ihr reichlich zu, der Handel hat aber nicht ſehr werthvolle Produkte zu erwarten, Doch möchte von hier aus in dem nahen Fierd Tunnudliorbik Halfang vom Eife aus zu betreiben feyn. Seehunde, für bie fi) dort auch Netze unter dem Eife an- bringen ließen, fommen nur in geringer Zahl vor, auch fehlen für Erfolge in diefem Erwerbszweige die Hundefchlitten Nordgröntande. Außer jenen Ruinen, in die man Erik des Rothen Wohnung ver- fest, und denen ber Kirche, finden fich noch die von 20 anderen Bauwerken auf Diefem kleinen led. Das Stüd einer Kirchenglode, bas man hier fand, ließ das Gewicht der ganzen auf 3—4 Schiffe: pfund berechnen, wornach fie an Größe denen jesiger Landkirchen geglichen haben muß..

Der Weg von der Kolonie nach Igalliko längs der Nordweſt⸗ feite des Fiords iſt etwas gefährlich wegen einer langen fteilen Küften- firedfe,, die nirgends Landung erlaubt. Wo dieſe Steilheit aufhört, öffnet fich ein Thal, welches jedoch auch durch eine ziemlich hohe Küfte, Sifardtuftof, von dem Fiorde getrennt und, von einem tiefen Flußbett durchſchnitten, ziemlich eingefchloffen iſt. Hier liegen mehrere Ruinen, theil8 mit noch gut erhaltenen Thüröffnungen; auch fann man noch eine Heine Brüde erfennen, und ein Fußiteg fäßt fih von derfelben zu einem Heineren Gebäude verfolgen, dad auf einer Höhe liegt, die jich dem Meere zumwendet. Diefe Ruinen follen die Reſte der „Thalhöfe“ feyn, die dem Dom von Garde ge hörten. Auf der entgegengefegten Seite des Fjiords dehnt ſich von ber innerften Bucht bei Garde bis Kfalluit eine Reihe von Land» feen aus, die ein niedriger Gebirgsrüden von dem Fiord ſcheidet, und die an verfchiebenen Stellen von Ruinen umgeben find.

Auf der entgegengefegten äußeren Seite von Julianehaab liegen, bem offenen Meere theild eben fo nahe, theitd noch näher:

Upernivik mit 22, und SItibliarfuf mit 8 Bewohnern ziemlich dicht beifammen und etwa 21, Meilen von ber Kolonie, dad legtere auf einer fchmalen Landzunge des Feſtlandes; beides. fehr traurige Orte, beren Bewohner fich nur vom Fifchfang nähren.

Stibliviif- mit 19, Bardleet mit 14 und Sgloernerit mit 19

512 Bewohnern, 1°), und 2, Meilen weftlich der Kolonie auf der Pard⸗ leetsInfelgruppe, die einen guten Hafen hat, den bie Schiffe ſowohl bei der Ein- als Ausfahrt zu benügen pflegen. .

Sfarefarfuf mit 31, Iglofasfif mit.20 und Rougeitfiaf mit 19 Bewohnern auf: Infeln 3%, und 3%), Meilen tim Norbweit.

Die Außenftelle. Narſak oder die Nordprobe; 6 Meiten im Nor- ben ber Kolonie, liegt wie dieſe felbit auf der Außenfeite einer Halb- infel, bie zwei größere Sforde Tunnudliorbif und Sermilif von ein- ander trennt. Dieſe Halbinfel befteht aus Außerft hohem und eis: bedecktem Land, das fich jedoch bem Inneren’ zu in. niedrigere und gleichmäßigere‘ Gebirge verwandelt, welche bie fchönften und frucht- barften Gegenden von einiger Ausdehnung in ganz Grönland ent⸗ halten. Die Außenftelle liegt noch ein ganzes Stüd weiter vom offenen Meere, als Julianehaab und hat daher mehr Fiorbvegetation, und das Fahrwaſſer belegt fich deßhalb auch leichter mit feitem Eife. Ein dänifcher Auslieger, der auch etwas Viehzucht. treibt, verwaltet fie, doch bringt fie der Handelsgefellfchaft nicht viel ein, ba bie umwohnenden Eingeborenen fchlechte Sänger find, meift nur Yifcherei treiben und. auf niederer Stufe in öfonomtfcher. Hinſicht ftehen. Bei Narfak .felbft wohnen 18 und ‘auf drei ziemlich nahen Stellen berjelben Küfte im Ganzen 73 Einwohner; außerdem gehören Sifarb- Iutof auf der gegemüberliegenden Infel Tuftotorf mit 21, und- auf der Nordfelte von Sermilif mit im Ganzen 67 Bewohnern, bie Stellen Nettoralif, Dfevifofaf, Toogdleronant und Iglo hierzu. Diefer Fjord fehießt eine ‚nicht .geringe Menge Kalbeid aus, uud ift Darum ein ächter Eisfjord, wie auch das Innenlandeis an mehreren Stellen in den Buchten längs der Norbfeite herabichleft und auf berfetben beinahe überall das niedere Land überragt und zu bedecken droht. In diefen Buchten und allerort um Narſak herum ift reicher Fang an Rothfifchen, Kaleragtit und Haien und im Ganzen gute Gelegenheit von dem feiten Wintereife aus zu filchen, woher es für die Bewohner fchwer ift in Außerfte Roth zu, gerathen. Andererſeits fcheint fich aber ber Seehundäfang, der meift auf Schönheiten aus⸗ geht, die fich- im Eisfjord Halten, nur gering zu feyn, woher Sifcherei der Haupterwerbszweig und auch hier, ald Folge davon ein elenber Standpuntt ber Defonomie herrfcht. Nur in Iglo, dem am weite ſten in ben Eisfjord hineinliegenden Platz, wohnt noch) ein tüchtiger und wohlhabender Sänger mit. feiner Bamilie, bie übrigen Stellen

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weißen nur elende Häufer, Weiberboote, bie ihrer Auflöfung nahe find, und in Lumpen gehüllte Leute auf. Das größte Elend herrſchte 1855 in Romiut, eine Meile von Karfaf. Das. Haus war eine Höhle, in die man hineinfriethen mußte, unb in ber man vor Dun- felheit Nichts fehen fonnte. Gin Weib und mehrere Kinder bewohnten ed und ſchaͤmten fich es zu verlaſſen, da fie faſt nadt waren und feine Kleider befaßen. . Der Mann hatte noch feinen Kajak mit dem er Kifchfang betrieb und fo fein und ber Familie Leben elend friftete. Narſak brachte in den lebten Jahren 40— 100 Tonnen Sped und Leber, gegen 200 Seehunbsfelle und 200 Yuchebälge ein. “Der Auslieger pflegte 3 Kühe, 3 Kälber, 1 Stier, 12 Schafe und Zimmer zu halten. Um den Platz herum, wo fich auch mehrere nordifche Ruinen finden, ift im Eommer gute Weide, aber das Winterheu, 16 bis 48 Bootslaften, muß in der Umgegend auf ben alten Hausplägen gefammelt werden; jebe diefer Fahrten, Die meh. rere. Tage dauert, nimmt fünf bis ſechs Ruderinnen und einen Steuermann in Anfpruch, die je 24 bis 30 Sh. und ein Paar Stüde Schiffäbrod für bie ganze Tour erhalten. Da nun bie Aut: beute nichts Anderes ift, als daß der Auslieger etwas Fleiſch, Milch und Butter für fein eigenes Haus, und zwifchenburch einmal zum Berfauf für die Kolonie etwas Fleiſch hat, kann Viehzucht nur ba betrieben werden, wo eine allerdings in Grönland felten fehlende inbolente Bevölferung ihre Zeit und Arbeit für foldhe Bezahlung zu dergleichen Gefchäften hingibt; in ber Regel betrachten fie aber bie Sahrten zur Heuernte als Beluftigung, und find deßhalb ſtets willig dazu. Dicht bei Narfak beginnt der Tunnudliorlik, nad) ber Annahme der Erifsfiord der Borzeit. Die erfte zwei bis drei Meilen lange Sirede ift-anf beiden Seiten fehr fteil und unfruchtbar und erlaubt faum eine Landung. Bei Nunafarnaf, zwei Meilen .von der Außen- ftelle iſt ein finfteres - und eingefchloffenes Thal, in bem ein guter Lachsſtrom fließt und fich nordifche Ruinen finden follen; erft 21, Meilen von Narfaf wird das Land zur linfen Seite etwas flacher, und man ftößt balb bei Epiutaf auf bie Refte eines Haufed mit mehreren Ausbauten, das Weidengeftzipp von etwa vier Ellen Höhe umgibt. Dann fommt wieder eine fteile Küfte mit einem Bogelfield, und hier befindet man fich ber ſchmalen Landzunge bei Igalliko gegenüber, und erft mit ihr. beginnt auf ber Nordweitfeite Der durch Etzel, Groͤnland. 33

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feine vielen Ruinen bekannte Strich. Etwa acht Baubiftrifte hat man von hier am Ufer entlang bie zum Ende bes Fjords bei Kin- goa nachgewiefen. Der merkwürbigfte Darunter ift Kakſiarſuk, mit einer Kirchenruine, von wo aus ber befte Uebergang zu den Ruinen bei Ifarof im Sermiliksfiord ift; biefer Weg iſt gegen zwei: Meilen lang und führt größtentheild Durch einen Wald von Weidengeftrüpp. Selbft die Gebirge find theilweife damit überwachfen, und wechfeln mit üppigen Ihälern und Fleinen Seen. Bei Kakſiarſuk find meh⸗ rere Ruinen von Gehöften, die man auch eine Viertelmeile weiter landeinwärts gefunden hat. Mit Igalliko ift eine nahe Kommuni⸗ fation durch dieſen inneren Theil des Fjords zu erhalten. Die Lanb- unge ift wohl gegen eine DViertelmeile breit und ber Weg darüber ungewöhnlich eben, jo daß man das Weiberboot fehr gut über bie- felbe tragen fann. Es läßt fich daher leicht erklären, daß der Haupt- fit des Eriffiordb8 unmittelbar an ber Küfte eines anderen nahen Fjords gelegen. hat. Es bietet auch außer dem bedeutenderen Sees bundefang in feinem inneren Theile verfchiedene Hülfsquelten bar, namentlich, Fiſcherei vom feften Eife, im Sommer Lachſe und Ang mafjätten und alle hieſigen Erzeugnifle der Erbe im reichften Maaße. Em öftliher Arm deſſelben, Poruk, reicht zum Feftlandseife Hinauf, bad ein Theil Kalbeis Durch benfelben ausfchießt, woher fein Inneres nicht zugänglich. In biefen Winfel ift der Hof Gamle's und Grima’s aus ber Waffendrüderfage zu verlegen. Yür die jetzige Bevölferung, bie ihren Wohlftand um die Infeln im Außenmeer firchen muß, hat die ganze Gegend durch ihre Entlegenheit untergesrinete Bebeutung.

Kaffimiut, eine Handeldanlage auf einer der Außeninfeln 41 Meilen weftlich ber Kolonie, ift in den lebten Sahren von einem Affiftenten verwaltet, der gleichzeitig Die nädhfte Außenftelle beauf- fichtigt. Ein großes Boot ift hier ftationirt und hat ein Baar Leute in feftem Dienft. Der Afliftent befigt ein recht gutes Feines Wohn⸗ haus und ein Paar fleinere weniger: gute Ausbaue. “Die Inſel bietet das nadte und öde Anfehen der ganzen Außenfüfte. Sie gehört zu einer ziemlich ununterbrochenen Reihe Infeln, die fih vom Iferfoaf oder dem breiten Sunde, durch den der Sermilif fein Kalbeis in das Meer abgibt, bis zu der großen Infel Runarfsit erftreden; innerhalb dieſer Infeln greift eine breite Bucht in das Feſtland, fidh gegen Norden in kleinere Zweige theilend, die theilmeife bis zum Rande des Landeiſes reichen. Die Anlage hat in ben lebten

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Jahren durchſchnittlich 180 Tonnen Speck, 220 Seehundshaͤute und 120 Fuchsbaͤlge eingetragen. Bei Kakſimiut felbft wohnen 77 Ein- geborene. Es gehören dazu:

Sakkak auf einer Landzunge des Feſtlandes, drei Meilen gegen Nordweſt mit 11 und Kifertarfoaraf auf einer Inſel eine Meile ‚gegen Oſten mit 28 Einwohnern.

Akunnek auf dem Feftlande bei Ikerſoak, 2%, Meilen gegen Nordoft mit 42 Einwohnern, zeichnet ſich durch vorzügliche Fifcherei aus, befonders an Rothfiſchen, es hat die reinlichften Häufer und it die Ordnung bem eingeborenen SKatecheten zu danken, ber für ben geringen Xohn von 6 Rbd. jährlich aus eigenem Antriebe im Kajak die nächſten Pläge auffucht, um bie Kinder zu unterrichten.

Auartamiut 31/, Meilen nach Süboft mit 55 Einwohnern; «8 ift von guten Rothfifchbanfen umgeben und ein leiblicher Bangort. Auf den nahen Außeninfeln Iglorfonitfiait verfammeln ſich oft im Auguft die Eingeborenen der näherliegenden Pläge zum ſogenannten zweiten oder mageren Klappmuͤtzenfang.

Kaffaligeitfiaf ift eine erft Fürzlich errichtete Außenftelle, 15 Meilen von der Kolonie und wird von einem dänifchen Auslieger verwaltet, ber im Durchfchnitt 110 Tonnen Sped, 130 Serhundshäute und 70 Fuchsbälge jährlich einhandeltee Am Orte felbft wohnen 35 und auf ber Sübdfeite der Inſel Nunarfoit 414 Einwohner. An letz⸗ terer Stelle ift dad Fahrwaſſer offen und gefährlich und nur wirklich auögezeichnete Bänger fünnen es benügen, Die aber mitunter fchon mit zwölf Jahren ausgebildet find. Hier führt auch ein merkwürdig ſchmaler Wafferlauf in eine Bucht von Nunarfoit, er heißt bie Stromfchnelle, und im Herbft fieht man oft große Haufen Seehunde fih gegen ven ftarfen Strom aufarbeiten; zur -Springzeit, wo er am heftigften ift, fammeln fich die Kajakls, nähern fich der Stelle an ber ſich die den Strom nicht überwinden fonnenden Seehunde - häufen und greifen fie an. Der Bang ift zwar den Jahren nach verſchiedon, doch ſtets ſehr eintraͤglich, aber gefährlich.

- Bom November bid in den Juni. hinein darf man nicht darauf rechnen weiter nach Norden zu kommen, als in den Diftrift Fred⸗ rifshaab, wenn man nicht außerhalb Runarfoit geht, was beim See- gang eine ziemlich gewagte Reife für fleinere Boote und wenn Groß- eid vorhanden ift, auch für größere iſt. Erft im Juni felbft thaut bie Fahrſtraße Torſukatek auf und die Bucht, die von ihr nach

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Norden bis. SItibliaitfiaf ‚geht, öffnet fich noch fpäter; Itibliaitſtak ift eine ganz fchmale Landzunge, über die man ein Boot mit keichtigten ſchieben kann.

Sartlok auf einer Inſel fünf Meilen ſüdlich der Kolonie, von einem bänifchen Auslieger verwaltet, der im Durchfchnitt - jährlich 160 Zonnen Sped, 330 Seehundshäute und 40 Fuchsbälge ein» handelt. Hier und auf den umliegenden Infeln fängt ber eigentliche Klappmügenfang an, weßhalb die Eingeborenen im Frühling von ber Kolonie. hierherziehen. Am Plate felbft wohnen 17 Eingeborene; in ber Umgegend %/, bis 21/, Meifen entfernt liegen nach Süden Akinermiut mit 30 und Karfof mit 39 zu ber Lichtenauer Gemeinde gehörenden Einwohnern; nah Norden: Kajubif mit 19; Upernivik, ein elenber Fled mit 64 und Kangermiutiaf auf Alkia mit 22 Ein- wohnern. Letztere litten 1853 54 im Winter Hungerönoth, ba fie nur zwei Kajakruderer unter ſich zählten, deren einer frank war, während ber andere im Yebruar im Kajaf verunglüdte, wozu es noch fam, Daß dad Großeis ſich an ber Küfte ftopfte und bie Kommunifation abſchnitt. Die Ueberlebenden zogen darum fpäter von dieſem Platz fort, Hier findet man bie größte Felſenhoͤhle Grönland,

Die Südprobe, acht Meilen von ber Kolonie auf dem: Felt lande, am Eingange bed Lichtenaufjorde.. Der hierzu gehörende Diftrift enthält die größeren Fiorde von Serilif und Lichtenau, außerhalb welcher das Meer. eine große Bucht mit mehreren Infeln bildet. Sehr hohe und fteile Gebirge trägt das Feſtland um biefe Fiorde, die daher im Ganzen nicht viel Slachland haben, woher aber auch bie von jenen Gebirgen gefchügten fchmalen Thäler im Innern befto fchöner find. Der Lichtenaufiord wird durch das Aku⸗ liaroſerſoak⸗Gebirge in zwei Arme getheilt, deren nörblichfter Amis toarfuf in einem Thale endet, in dem ein kleiner von bichtem Birfengefträpp umgebener Landſee liegt. Im Hintergrunde ift ein Waflerfall zu fehen, der eine Höhe von etwa 300 und eine Breite von 50—60 Fuß hat, und gerade in dad Thal hinabftürzt; oberhalb beflelben koinmt man an einen größeren Landfee, und von ihm aus ift e8 nicht mehr weit nach Kaffiarfuf oder Garbe, wohin ber befte Weg jedoch durch das Thal Kaglumiut führt. Ein breites und ebenes Thal zieht ſich von dieſem Fiordarm nad) Sioralif, wo fich merhvürbige Steineinhegungen und eine Kirchenruine finden, wie fich

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überhaupt an mehreren Stellen dieſes Diſtrikts fowohl innen, ale außen Ruinen zeigen.

Auf der Infel Ounartok, anderthalb Meilen öſtlich ber Süb- probe fommen in ber Mündung eines fleineren Fiords warme Quellen vor, bie durch ihre Ifolirtheit merfwürbig find, denn mit Ausnahme der im Diskofjord und bei Teffiurfaf in Egededminde find in ganz Grönland feine ähnlichen befannt, und die fonft noch al8 warme Quellen erwähnt werdenden Haben höchitend 1 bis Temperatur. Die Infel Ounartof ift faum eine halbe Meile lang ; zum {Theil ſehr jchmal und im Uebrigen von ganz gewöhnlicher . geologifcher Beichaffenheit; das Weftende Ift das breitefte und wohl gegen 500 Fuß hoch, wo hingegen das Oftende flaches und niebri- ges, angeſchwemmtes Land iſt. Auf diefem Slachland gibt es zwei Baflins von ſechs bis zehn Ellen Durchmefler und faum eine Elle Tiefe, das eine enthält 32% warmes, das andere 331/,9 warmes Wafler. Der Grund berfelben ift Sand, durch den das Wafler in mebreren Quellen auffprubelt. In dem einen Baflin ift baflelbe ganz mit einer fchleimigen Pflanze bebedt, die eine dicke zuſammen⸗ hängende Platte auf ber Oberfläche bildet. Im den Fleinen Bächen, welche das warme Wafler in das Meer führen, leben auch Krebfe. Hier fol eine norbifche Ruine gelegen haben, welche das Meer mit dem jährlich fich vermindernden Ufer abgefpült hat; an den Duellen felbft zeigen fich noch Nefte grönländifcher Zeltmauern.

Die Anlage Sübprobe zählt mit dem nahe Legenden Davibe- fund 88 Bewohner. Ste hat ein dänifches Wohns und zwei gute Rebenhäufer und handelt jährlich im Durchfchnitt 260 Tonnen Speck, 400 Seehundshänte und 150 Fuchsbälge ein. Eine faft eben fo große Bevölferung wie Die eines nördlichen Diftrifts, Der größte Theil der Gemeinde Lichtenau, iſt auf bie Entfernung von ein bie zwei Meilen, nur eih einziger Punkt fünf Meilen, vertheilt umd handelt mit der Sübprobe. Sie bewohnt die folgenden Platze:

Die Miffionsftation Lichtenau %, Meilen von der Südprobe mit 241 Bewohnern, worunter 7 Europäer find. Die Miſſionaͤre nehmen ein geräumiges Gebäude von zwei Etagen ein, die obere mit Wohnräumen für drei Familien, die untere mit Schulftuben wc. Die Kirche ift in einem befonderen Bebäude und fehr baufällig.- Sie liegen ein Feines Stuͤckk in die Mimdung des Fiords hinein neben ziemlich" hohen Gebirgen, die gleichmäßig mit Grün bebedt find ;- ein

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Fußfteig führt von hier über Land nach der Südprobe, im Winter ift er aber an ein paar Stellen gefährlich zu pafliren, da er fehr fteil und viel Schnee auf ihm zu liegen pflegt; man muß dann höher hinauf, den Gebirgsrüden entlang gehen. Die Miffionäre haben einen guten Garten, halten etwas Vieh und holen fich Birken zum Brennen von Amitoarfuf. Bor der Station felbft - find ergiebige Rorhfifchbänfe und ein Stud weiter in den Fjord hinein liegt ber befte Platz für Angmakfättenfifcherei. Die Eingeborenen bewohnen neben der Million 23 Häufer, früher waren noch mehrere bier, aber bie tüchtigften Sänger find an andere Stellen gezogen, bennoch fönnen bie Zurüdgebliebenen an Armuth denen bei Lichtenfeld und Neu⸗Herrenhut nicht gleich geftellt werben.

Kenalif mit 21 Bewohnern liegt auf dem Feftlande am Tor- fufateffjord, an deſſen Buchten ſich nordiſche Ruinen finden, und durch den ein näherer Weg zur Kolonie führt; die Infel Kifertar- ſoak liegt in bemfelben Fjord und hat 26 Einwohner; Akulliaroſek liegt auf einer Zandzunge Lichtenau gegenüber und hat 27 Einwoh- ner; die Infel Dunartof hat vier Wohnfige mit im Ganzen 92 Bewohnern; fie Hegen alle nahe den warmen Quellen und bicht beifammen. Auf der Inſel Tuktotoarſuk find ebenfalls vier nahe bei einander liegende Wohnſitze mit 95 Bewohnern; Kifertarfoeitfiaf mit 15, Saniormiut mit 24 Einwohnern und Sermilif mit 23 Ein- wohnern liegen etwas in ben Sermililfiord hinein.

Sebleet auf einem ber Heinen und niedrigen Eilande, bie eine Gruppe in dem offenen Meere vor der Inſel Sermefof bilden, Hat mit der ganz nahe liegenden Infel Nunaitliaf 128 Einwohner. Die Lage ift die Ifolirtefte und traurigfte aller Wohnſitze in Grönland, auf der einen Seite das wilde Meer, das fich im Herbft audy quer über die Infel bricht und fie ganz mit Salzwaſſer überzieht; auf der andern Sermofof mit feinen nadten Felswänden von mehreren 1000 Fuß Höhe und feinen mit ewigem Schnee und Eid erfüllten Klüften. Im Sommer fint diefe Infeln meift dicht mit Treibeis umgeben, deren Nebel im Berein mit dem überfließenden Salzwafler alle Vegetation erftidt. Auch im Winter ift die Fifcherei hier fchlecht, fo daß Alles auf den Seehundsfang berechnet werden muß, ber dafür ausgezeichnet if. Namentlich Klappmützenfang wird ftarf be- trieben, weßhalb auch die guten Faͤnger aus Lichtenau und andern Plägen den Sommer bier zubringen. Es find in der legten Zeit

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im Durchſchnitt jährlich eingehandelt 180 Tonnen Sped, 180 See hundshäute und 8 Fuchsbaͤlge. Der Auslieger bewohnt ein huͤbſchet bänifches Haus. Die Sänger von Nunaitfiaf find befonders tüchtig.

Die Anlage Rennortalif liegt 15 Meilen von ber Kolonie auf einer mittelgroßen Infel, die auf ber einen Seite fehr Hoch und fleil ift, auf der andern gang flach ausläuft. Die dazu gehörenden Wohnſttze gruppiren fi) um die Mündung bed Teffermiutfiordes. Das Land ift bier überall theild hoch und fteil, theild fehr nadt und öde und. behält dieß Gepräge ein weites Stück in ben Fjord hinein, befien Norbfeite bes Unterlandes faft ganz zu ermangeln fcheint. Auf der Sübfeite, die von dem füdlichften Theile bed grön- laͤndiſchen Feſtlandes gebildet wird, nämlich einer Halbintel, die auf der andern Seite der Fjord Illoa begrenzt, öffnen fich an einigen Punkten Thalftriche, die theild ganz burchichnitten find, und andern: theils fich im Innern der Halbinfel verzweigen. Hier fcheinen alle Bedingungen vereint, um die größte Vegetation, ber Grönland fähig ift, zu erzeugen, theils durch die fühlichfte Lage, theils durch Die Einfchließung durch hohe Gebirge von allen Seiten. Die erwähnten Thäler finden ſich zu Außerft bei Tefliurfaf, etwa halbwegs bei Kookſoak, und zu innert in dem Bord nahe dem Feftlandseife bei Teffermiutfial. In der Regel werben bie Reifen zur Einholung bes Brennmateriald zur legtgenannten Stelle unternommen, da das Birkengeftrüpp hier dem Ufer am nädhften tritt. An allen drei Punften finden ſich norbifche Ruinen Bei Kookſoak fünf Meilen von Rennortalif ergießt fich ein Feiner und ziemlich reißender Strom in ben Siord; er fließt über einen Streifen niedriges Land, das mit Schönen Bartieen von Wacholder und Weiden, aber wenig mit Birken bewachſen ift. Hinter biefem Flachlande liegt ein Landſee, in den man bie Weiberboote fchaffen fann, indem man fie theils den Fluß hinaufzieht, theils, wo die Strömumg zu reißend ift, über Land trägt. Das Schauerlihe und Großartige feiner Umgebung läßt diefen See Feiner erfcheinen, als er ift; in Wirklichfeit ift von einem Ende zum andern eine halbe Meile Entfernung. Je mehr man in ibn bineinfommt, je mehr Ktüfte öffnen fich im Hochlande, bie alle mit Gletſchern ausgefüllt find, die mit ihrem Rande faft über den See hinaushängen. Der untere Fuß der Gebirge ift lieblich grün von Weidengeftrüpp. . Ungefähr halbwegs liegen in dem See ein paar Feine Inſeln mit unbebeutenden Spuren . einer

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alten Bauftelle, ‚die mit hohem Graſe und viel wilder Säure über: wachen ift. Hierher verlegt man ben Schauplatz der legten Begeben- heiten. in ber Gefchichte Ungartofs. Am Ende bes Sees öffnet fi auf der einen Seite ein Thal, welches in ben Fjord Illoa Binüber- führt, auf der andern das Thal Kingoa,. das 1—2000 Ellen breit, gegen eine halbe Meile lang und in der Mitte von einem Fluß durchſtroͤmt ift, den Die auf beiden Seiten von ben Bletfchern herab- ſtürzenden Bäche ernähren, und. der fich reich an Lachfen zeigt. Richt weit von dem. See, durch einen feinen Hügel verftedt, fteht eine merfmwürbige Ruine mit noch fünf Ellen hohen Mauern von eigen- thümlicher Konftruftion. Einige fehr große unförmliche Felsblöde find in der Stellung, in welche fie urfprünglich von ber Natur hin⸗ geworfen find, Dazu benugt worden, und bie Darüber -aufgeflapelten Mauern beftehen aus runden und keineswegs ausgefuchten ober zu einander abgepaßten. Steinen, fo daß fie überall offene Zwifchenräume haben, die vermuthen lafien, daß das Gebäude nur ein Vorraths⸗ oder Trodenhaus war. Der Eingang ift noch gut erhalten unb mit einem flachen Stein gebedt. Auch im Haufe felbft fieht man große Felshlöde, die faum von Menfchenhänden bewegt feyn Fönnen. Nahe bei diefer Ruine ftürzt fich ein Fleiner Waflerfall, der unter dem Rande eined Gleiſchers entfpringt, über einen bedeutenden Abhang. Auf ber entgegengefegten Seite bed Stromes fieht man Ruinen von Gebäuden, in denen man ben eigentlichen Viehhof ver- muthet, und will man auch noch die Spuren einer fleinernen Brüde über den Strom erfennen. Weiterhin wird das Thal enger umd unwegfamer; dad Waldgeftrüpp, das bie Kleinen aber tief ausge fpülten. Strombetten überhängt, macht das Gehen befonders ſchwie⸗ tig; endlich verliert es fich, und ganz innen, wo ſich das Ihal ſchließt, ſenkt fi das Hochlandseis bis hinab in Die Mitte deſſelben.

Ein Affiftent verwaltet die Anlage, ‚beauffichtigt gleichzeitig bie nächtten Außenftelen-und fammelt ihre Produkte und verfieht fie mit Waaren. Der gemeinfrhaftliche Ertrag gleicht dem einer befieren Kolonie. Sie hat gute und geräumige Gebäude, namentlich das Wohnhaus, eine Mannfchaftswohnung, Werfftätte mit Laden, Pro⸗ vianıhaus, Spedhaud und Thranbrennerei. Die Gegend zunächft Den Häufern ift mit zahlreichen großen Felsbloͤcken betreut und Hat nur fpärliche Vegetation, aber gute Torfſtiche. Das Fahrwafler zu dem Hafen ift unrein und voller Schären. Der Afliftent hält etwas

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Vieh, das in fehr gutem Stande ift, und vor bem Haufe liegt ein Heiner Garten, in dem er nur durch Glasfenfter über Treibbeete Erbbeeren und Gurken reif erhielt. Die Anlage hat 145 Einwohner, von denen mehrere im Dienft des Handels ftehen, und ergab ber Durchfchnitt jährlich 260 Tonnen Speck, 170 See hundohaute unb 80 Fuchsbaͤlge. Es gehören hierher:

Kardlullak mit 15 und Sifariffof, wo bie Anlage früher fland, mit 34 Einwohnern, beide ganz in ber Nähe; Nunarfoaf oder Zunublef mit 29 Einmohnern auf einer der Außeninfeln; wo im Fruͤhiahr ſtarker Klappmützenfang betrieben wird, unb felbft in fchlechten Jahren, auch im Winter gleich viel Seehunde find. Es if ein einziges, großes, 18 Ellen langes, 7 bis 8 Ellen breites und 4 Ellen hohes Haus, dad von Allen gemeinfam bewohnt wird; bie tüchtigften und ausgezeichnetften Sänger gehören hierher.

Tuapoit an ber Mündung bes Teffermiut mit 52 Einwohnern, bat ein felten gutes grönländifches Haus mit Bretterdach, innen panelirt und reinlich. Der Befiger fchließt e8 zu, wenn er Sommer. reifen ımternimmt. Auf der andern Seite des Fiorbs liegen: Avi⸗ giak mit 9, Itiblik mit 20, Babefattuf: mit 9 und Ippimiut mit 8 Bewohnern. Auch die Sübfpite von Sermeſok, Kangek ober Kap Egede genannt, die nach Einigen Kap Farvel, wahrfcheinlicher aber das Borgedirge Hvarf ber Alten ift, war in ben lebten Jahren bewohnt. As ein Aeußerſtes der ſteilen Natur biefer Infel zeigt. ſich ein mit Felsblöcken angefülltes Thal nicht weit von dieſem Bor gebirge, ber Strom, ber ans ihm kommt, verliert fich. ganz unter dem ©erölle, was der Rame Koofaffif bedeutet.

Die Oſtprobe, 20 Meilen von ber Kolonie, iſt durch die Rui« nen von Herjulfsnaͤs befannt. Ihr Handelsbezirt umfaßt befonders die Kuͤſte von der füblichften Halbinfel des Feſtlandes, das zwei feine Fiorde hat und theils von Inſeln befchügt, theild wegen des Seegangs ſchwer zu paffiren if. In prößerer Entfernung vom Zande bilden bie Kitifutinfen eine langgeftredte Gruppe, auf ber Slappmügenfang betrieben wird; fo lange berfelbe währt, halten fich bie Auslieger diefer und der nächſten Stelle auf ben Infeln auf, um Sped einzufaufen. Die Anlage zählt 37 Bewohner und brachte durchfchnittlich jährlich 230 Tonnen Sped, 390 Seehunbshäute und 50 Fuchsbaͤlge ein.

Der Miſſionsplatz Yrebrifsdal mit 222 Eingeborenen und fechs

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Europäern Hegt an ber Mündung eines fleinen Fjords, ber Außen: ftelle gegenüber. Die Miffionäre bewohnen ein großes und bequemes Gebäude, -dbag in Verbindung mit Kirche und Schule ſteht. Das Feſtland ift fehr Hoch, fällt aber der See zu eben ab, und man fann von dem Miffionsplag ſehr leicht über Land zum Südſpitze bes Feſtlandes, die etwa %/, Meilen entfernt ift, gehen. Ein nad Kegenfchauern ziemlich reißender Strom, über ben eine Brüde führt, läuft nahe den Häufern aus; Landfeen in einem Thal des höheren Landes fpeifen ihn. Die Gebäude fanden erft vor der Mündumg biefed Thales, aber der orfanartige Sübeftwind, dee aus demfelben weht, zwang zu ihrer Berfegung; bie 22 grönlänbifchen Käufer find mittelmäßig gehalten.

Außerdem gehören zur Außenftelle, nach Norbweit: Iglofaffit mit 27 und nad Süboft und Of Numarfoaf, die hohe Infel vor ber Sübfpige des Feſtlandes, mit 25, Koaraf mit 9 und Igluſak mit 12 Einwohnern.

Pamiädluf oder Illoa auf einer Infel vor ber Mündung bes Illoafjord ift die ſüdlichſte Außenftele, Sie wurde vorzugsweiſe ber beidnifchen Oftlänber halber errichtet, die jährlich Hierherfommen, um zu handeln, fich aber, aus Furcht vom Eife abgefchnitten zu werben, nie. lange aufhalten. Die Umgegend, namentlich der Jlloafioxrd, bieten ausgezeichnete Yangpläbe dar, weßhalb bie Außenftelle einen Theil Einwohner von dem übervölferten Miffionsplag borthin ge⸗ zogen hat.

Der Auslieger iſt ein in Daͤnemark unterrichteter Eingeborener und gleichzeitig Katechet für die paar Grönlaͤnder daͤniſcher Gemeinde und eine Art Miffionär, um recht viele Oftländer zu gewinnen zur bänifchen Gemeinde überzugehen. Es pflegen ſich jährlich die Bes fagungen von zwei bie drei Weiberbooten einzufinden, und fie brachten 1848 54 im Durchſchnitt 4 Tonnen Sped, 6 Bärenfele, 12 Fuchsbaͤlge und 200 Seehundshäute, wofür fie befonderd Schnupfs tabaf und Eifenwaaren, aber feinen Kaffee kauften. In ben legten Jahren nahmen fie aud) ein paar Büchfen, Pulver und Blei, Ihr nächfter Wohnfit war Kangerdlurſoeitſtak, etwa zwei Tagreifen von ber Inſel Alluk entfernt, die gegen 15 Meilen von Bamiädluf liegt, und wohin die Weftgrönländer zuweilen im Sommer ziehen, theils bed Fanges wegen, theild um Oftländer zu fprechen und Taufch- handel mit ihnen zu treiben. Die Außenftelle erhandelte durchſchnittlich

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jährlich 270 Tonnen Sped, 700 Seehundsfelle und 45 Fuchsbaͤlge. Der Bezirk zählt im Ganzen ſehr tüchtige Faͤnger, thätige und vor- fichtige Leute und mehrere gute grönländifche Häuferr. Am Orte felbft wohnen 82, und etwas nörblicher in den Olloafjord hinein bei Offät 20, Utofarmiut 18, Komiut 12, Aufgablartof 10, Anard- Iuitfof 5, Iofortofuf 18, Nigertof 48 Eingeborene. Endlich lebte bei Stiblit, einem fehr ifolirten Blake nahe dem Kap Farvel eine Familie von 10 Perfonen und ein paar Familien von der Oftfüfte bicht dabei, weil eine fehr gute Fangftelle daſelbſt if. Am Fjord Illoa findet man auch bie legten Reſte altifandindvlfcher Bebauung, bie alfo gleichweit nach Süden reichten mit ben jegigen bänifchen Hanbelsdiftriften. Das Feſtland fowohl als die größeren Injeln um das Rap Farvel bieten Höhen bar, bie zu ben bebeutendften bes ganzen Grönlands zu’ gehören fcheinen, und das Land Hat überall ein ſehr wildes und fteiles Ausfehen.

Beilage I.

Agenein Hebeefcht über die natürlichen Ererhsquellen und Bukunftsansfishten Gränlands.

Bon 9. Rink.

Es iſt eine befannte Thatfache, daß bie Bewohner bes ganzen: gröͤnlindiſchen Küſtenſtrichs vor wenig mehr als hundert Jahren, ehe bie däniſchen Handelsetab⸗ liſſements errichtet waren, in keiner regelmäßigen Berührung mit ben Europäern ftanden, daß die Walfifchfänger namentlich die Holländer allerdings ab und zu Taufhhandel mit ihnen trieben, fie aber doch in allem Wefentlichen fich felbft mit ihren Lebensbebirfniffen verfahen. Der fpäter aufrecht erhaltene Handel mit ben Dianen bat feine jo große Veränderung in ihrer materiellen Berfaffung bewirkt, wie man e8 wohl erwarten follte, ihre tägliche Nahrung ift noch immer Fleifch, und ihre Kleider find Felle, und fo muß. e8 ftetS bleiben. Die größere -Leichtigfeit fih mit Holzartikeln zu verfehen, welche der Handel für fie herbeigeführt hat, ver- mochte wohl bier und da ihre Wohnungen zu verbeffern, bat aber nicht Das Ge- ringfte in ihrer Conſtruktion verändert; ebenfo verhält es fi) mit den Eifenwaaren in Betreff ihrer nothwendigſten Geräthe. Nur ein einziger Artikel, nämlich bie Büchſe, kann Anſpruch darauf machen, won wefentlihem Einfluß auf ihre Jagd, und dadurch auch auf ihre Delonomie geweſen zu fen. In Hinficht der Kleidung ift allerdings auch der Gebrauch wollener und baumwollener Waaren unter ben Gröftländern fehr allgemein geworben; auch wird ein Theil europäiſcher Nahrunge- mittel, zu tenen Mehl, Grüße und Brod gehören, an fie verkauft, nicht_ von eigentlichen Luxusartikeln, wie Kaffee, Zuder und Tabak zu reden, bie allgemeine und faft tägliche Genüffe geworben find. Bon feinem berjelben ift aber zu jagen, daß er in Wahrheit ein nothwendiger Artikel für fie geworben ift; es ift fein Zweifel daran, daß, felbft wenn die Zufuhr diefer Waaren ganz abgefchnitten würde, fie doch ihre Lebensart ziemlich unverändert fortjegen Könnten; ja es ift ſogar nicht ganz unmöglich, daß die ihnen eigenthümliche Erfindungsgabe ihnen bald Erfag für die europäifchen Schußwaffen fefaffen wilrbe, wenn auch dieſe, die jet einmal eine große Bedeutung für fie haben, ausbleiben follten. Werm man den Nebfang und gewiffe Arten von Fijcherei ausnimmt, ift auch noch feine Erwerbsquelle nach⸗ gewieſen, welche ihnen die Sagb erfeen Könnte, bie fie mit allen ihren Bebürfniffen verfieht, und bie daher ihre wichtigfte, wenn nicht einzige Induſtrie ift, unb eben o wenig ein anberes Jagtgeräth als Diejenigen, die fie ihrer eigenen Erfindungsgabe

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ſchulden, und zu tenen das Material von ihnen felbft probueirt wirb, wieber nur bie Büchſe und das geringe Quantum Eifen zu ben Pfeilfpiken ausgenommen.

Uneradtet alfo von der Ratur felbft .eine enge Grenze geſteckt ift, über welche hinaus die Grönländer ihre Beichäftigung und baranf begründete Lebensart nie werben verändern konnen, läßt fich doch innerhalb biefer Grenze eine Verbeſſerung in ihrem materiellen Wohlſeyn benfen, zu welcher jedoch Gegenflände erforberlich find, die ihr eignes Land ihnen nicht zu verfchaffen im Stande iſt? und bie man auch als wirlklich nothwendige Artilel betrachten muß, foweit eine ſolche Verbeſſe⸗ rung ihrer materiellen Berfaffung eine unentbehrliche Grundlage alter geifttgen Kultur if. Hierzu ift befonbers die Veränderung ihrer elenben Winterhäufer zu rechnen, wozu bie Holzwaaren und Kachelöfen nothwendig find, und ber Netzfang, bie Jagd mit der Schußwaffe, Fifcherei, wozu gleichfalls fremdes Material erforderlich iſt. Es blrfte daher von Intereſſe feyn zu fehen, welche Mittel die Bevölkerung befikt, um ſich ſolche Einfuhrartikel zu verfchaffen, wie fle im Vorhergehenden durchgegangen find. Es dürfte hierbei auffallen, welch großer Unterſchied zwiſchen dem Werthe der Produkte auf dem europäifchen Markte und ber Einnahme herrſcht, bie ben Probucenten in Grönland zu Gute kommt. Die niebrigen Breife an Ort und Stelle werden aber theils burch bie eigenthlimliche Art beroorgerufen, in welcher der königlich daniſche Handel, als Monopolhandel organifirt ſeyn muß, bie auch feinen direlten Vergleich mit ben Preiſen in’ anderen Ländern, in denen ber Handel der freien Konkurrenz eröffnet if, zuläßt. Es muß nämlich in Betracht gezogen werben, tbeils bas Alles, was zu Abgaben gerechnet werben muß, unb zunächſt die Summen, weldhe durch Beftreitung ber Abminiftrations-, Miffions- und Me dicinal · Verwaltungskoſten erfordert werben, ſich hier unter der Form ber Waaren- preife, welche der Staat beftimmen Tann, barftellen; anderntheils auch, daß bie Einnahmen des Handels überhaupt nicht fo jehr auf den Gewinnft berechnet find, ben die nach Grönland eingeführten Waaren abwerfen, da dieß nur Retonrwaaren find, ſondern auf die grönländiſchen Probufte, bie mithin fo gut wie ganz bie Bürde der Ausgaben tragen müffen, welche fowohl durch ben Handel ſelbſt, als auch duch die Inflitutionen, die der Staat zjum Velten ber Bevöllerung erhält, erwachlen.

Es werden auf dem europuiſchen Markte die Produkte Grönfands etwa mit

dem ſechsfachen Preiſe bezahlt, den bie Producenten dafür einnehmen, doch genilgt die dadurch auf Das Individuum fallende Einnahme hinreichend, um bei einiger- maßen vernünftiger Delonomie, wie im Berlaufe erfichtlich werben wird, ſich mit den nothwendigen Einfuhrartileln und Luruswaaren zu verſehen, ba ben weſentlichen Lebensseblirfniffen vor Wölteferung ber Ausfuhrartilel ſchon Genüge gefhan.

In nächſter Verbindung mit dem Werthe der Ausfuhrprobufte fteht der Werth der Artilel, welche direkt zum Unterhalte der Bevölkerung bienen. Bon jebem elle und jeber Portion Sped, welches ver Grönlänber dem Handel liefert, hat er eine entfpredhenbe Bortion Fleiſch, das fein tägliches Brod abgibt. Mit alleiniger Aus, nahme von Fiſch und Vögeln, die Immer nur eme Hilfe zu dem Seehundöfleiſch feyn werben, kann er den Drang nach täglicher Nahrung nicht befriedigen, ohne zugleich die Waaren herbeizufchaffen, auf welche ver ganze Handel bafırt if. Man hört nirgenb wo anders fo häufig von Hunger veben, als in Grönland; es gibt bier eigentlich mur zwei Grabationen in dem Zuftande ber Bewöllerung: nämlich

Zeit des guten Fanges, wodurch fie hinveichenb Fleiſch und nebenher Wärme im Haufe, Kaffee, Tabal ꝛc. Bat, und bes Hungers, das will fagen, wenn fie ihre Zuflucht zum Fiſch, und namentlich zum Frofchfiich nehmen muß. Zwiſchen diefen Zuſtänden ift ein beflänbiger Wechſel in jebem Jahre; ber Vorrath von ge> dörrtem Fleiſche, welcher im Frühjahre und Sommer eingefammelt wirb, if weit entfernt davon, zur Genlige ben Mangel zu beden, ber zu gewiflen Zeiten im Laufe befielben Jahres eintritt. Sobald fi) dann wieber ein gfüdficher Yang ergibt, lebt nıan im Wehlftand, fo fange er- Dauert, aber damit iſt es auch vorbei, und ein paar Tage nachher ftehen wieder Kälte, Sauger und Krofchfiichfängerei vor der Thüre. Diefe Miflichleit hat natlirlicherweife denſelben Grund zunächſt in dem Charakter ber Benöllerung, wie ber angel derfelben an Eigenthum und an eigent- lichen feften Wohnungen überhaupt. Wieweit in biefer Hinficht eine Verbeſſerung zu erhoffen ſeyn möchte, muß vorläufig unbeantwortet bleiben, aber es könnte boch zugleich danach geforfcht werben, ob noch ein anderer und wichtigerer Grund Dazu vorhanden ift, oder ob diefe Küfte mit ihren Fahrwaſſern wirfiid im Stande if, Das Hinreichende zur Ernährung der Einwohner zu Kiefern, voransgefettt, baß bie zu verfchiebenen Jahreszeiten erworbenen Produkte Über das ganze Jahr hindurch gleihmäßig vertheilt wären, ober ob die natürlichen Verhältniffe an und file fich jährlich zu gewiſſen Zeiten einen Mangel bebingen. Wir kamen in dem BVorbergehenden zu dem Reſultat, daß jährlich über 100,000 Seehunde und mehrere hundert Weißfiſche und Narwale gefangen werben; nach Abzug von Eped und Haut, welche als Hanbelswaare dienen ober im Lande jelbft zu andern Zwecken als zur Nahrung, verbraucht werben, kann das Quantum son efbaren oder zu Hundefutter vegwenbbaren Theilen, welches von jenen Thieren erzielt wird, faum auf weniger als zehn Millionen Pfund veranfchlagt werben. Nimmt man nächſtdem an, daß der Sommererwerb, durch die Rentbiere, gewiffe Fiſche, Eier und Vögel ein Quantum Nahrungsmittel liefert, das äquivalent mit dem, welches den Bedarf für den Unterhalt der Bevölkerung auf drei Monate des Jahres if, und daß bie Hälfte von Allem, was durch ben Seehunds⸗ und Weikfiichfang auf gebracht wird, als Hundefutter abgeht, fo bieibt doch noch immer fo viel, daß es einer Maffe von 3 Pfund pro Individuum für jeden Tag bes übrigen Theile Des Jahres entipricht. Dieß kann wohl als hinreichend angeſehen werden, wenn fchon allerdings auch nicht als überflüſſig, aber hierzu kommen mın noch alle die übrigen Nahrungsmittel, welche bie geringeren Erwerbsquellen liefern; von dieſen werben an jevem Orte entweber die einen ober bie andern gefunden, wie ber Dorfchfang um Herbft in den füblichften Diftrilten, der ungefähr einem Drittel ber Bevöllerung zu Gute kommen Tönnte, die Heiligbutten« und Hundszungen⸗Fiſcherei im Eisfjord von Jakobshaven und im Omenals- Fjord, die ungefähr einem Viertel der Bevöl⸗ ferumg. in ber fälteften Winterzeit zur. beliebigen Berfügung ſteht sc. Wenn biefe Kahrungsmittel gleihmäfig als Zugabe zum Seehunpsfleifche vertbeilt wärben, dann Könnte kaum ein Zweifel darüber ſeyn, daß auch die weniger günftigen Jahre eine binveichende Menge Nabrungsftoff fiir Den Unterhalt ber Bevölkerung produ⸗ <iven, felbft wenn bie verichiedenen Erwerbsquellen nicht auf eine andere Weiſe, als es im gegenwärtigen Augenblide geſchieht, benutzt werben

Es ift bei der Edhilderung der klimatiſchen Verhältniſſe Grönlands darauf aufmerlſam gemacht, daß biefe bejonders günftig für die Aufbewahrung von

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animafifhen Rahrungsmitteln find. Die Eingeborenen wenden im Allgemeinen bie Dörrung an, wodurch das Fleiſch zugleich in einen Zuſtand gebracht wirb, worin es bequem transportirt und auf Reifen mitgenommen werben kann. Es fönnte inbeifen, wie e8 auch an bemjelben Orte berührt worden ift, eine noch einfachere Weiſe ge dacht werben, nämlich durch bie Einrichtung von Eisfellern ober Erbhäufern, worin Alles Das ganze Jahr hindurch in gefrornem Zuſtande erhalten würde. Die Ver⸗ hältniffe find bier jo außerordentlich günftig dazu, daß nicht baran gezweifelt werben fann, daß bie Möglichkeit vorhanden ift, ſolche Vorrathskammern auf eine fehr wenig Toftfpielige Weiſe einzurichten. Man hat an mehreren Orten in ben Kolonien Erbhänfer, welche ganz nahe baran find, biefer Abficht zu entipredhen, ohne ſpeciell Dazu eingerichtet zu ſeyn; es ift nur erforberlich, baf bie äußere Luft noch etwas mehr ausgeſchloſſen wird, damit bie Sommerwärme feinesfalls die Gelegenheit be- füme, ben Froft zu verbrängen.. Man kann auf dieſe Art in den Kellern von Erbhäufern, wie ſie jet eingerichtet find, Hundefutter das ganze Jahr hindurch, und gefrornes Fleiſch bis zum Juli bergen; und. die Spedfälfer find fehr häufig noch im Auguft an den Boden feitgefroren.

Wie weit aber ſolche Eiskeller Für die gegenwärtige Zeit wirklich anwendbar feyn würden, darüber wird erft in dem Folgenden zu reden Gelegenheit feyn.

Was demmächſt bie Übrigen Lebensbeplrfniffe betrifft, welche aus ben eignen Produkten des Landes befchafft werben müſſen, namientlich bie Kleidung und das Brennmaterial, fo ift es wohl leider nicht abzuläugnen, daß jetst fo viele Hänte zur Ausfuhr abgegeben werben, baß bie Übrigen nicht mehr zu dem Verbrauch von Kleidern u. a. hinreichend find. Man kann wohl im Durchichnitt jagen, daß bie Bevölkerung, aus Hang nad Luxruswaaren: Kaffee und Tabea, in dieſer Beziehung Mangel leivet, und baß eine geringere Anzahl Häute zur Ausfuhr übrig bleiben würben, wenn bie Grönländer orbentlich mit bem ausgefteuert werben follten, was fie felbft zu Kleidern, Zelten, Booten und Geräthen bebürfen, Der dadurch ver- ringerte Werth der Ausfuhrartifel würde aber boch wieder erſetzt werben können, wenn bie Einwohner lernten, ihn durch einen Theil des andern Hauptprobuftes, des Sped®, zu erftatten, welcher jeßt bei Erwärmung des Haufes ducch Lampen aufgeht, und wovon zwei Drittel gefpart werben könnten, wenn ber Sped mur als Beleuchtungsmittel dienen müßte. Aber bie grönlänbifche Steinlampe ift ein fo geſchätztes und altes Hausgeräthe unb ber Gebrauch derfelben fo in ber Haus⸗ haltung ber Eingeborenen eingewurzelt, daß fürs Erfte noch nicht an die Abichaffung derfelben zu denken if. Man kann es fehen, daß in einem mit einem Kachelofen verfehenen Haufe ungeachtet milden Wetters, in bemfelben gefeuert wird und alle Lampen, bie vorräthig find, brennen, weil gerade ein Ueberfluß an Sped vor- handen ift. Diefe Vergeudungswuth ift alfo in dem Mangel an Oekonomie, welchen fie überhaupt beweifen, begründet, und ift ein Fehler, von bem fie nicht leicht zu retten find. Fragt man aber danach, ob fie in ben möthigen Fällen natürliche Hilfsguellen finden, um anderes Brenmmaterial zır erhalten, und dadurch den Ver⸗ brauch jener koftbaren Ausfuhrartifel zu erjegen, dann ift an das mehrfarh über die Verbreitung von Torf, Geſträuch und Haidekraut, Treibhölzer und Steinkohle Geſagte zu erinnern. Ueberall gibt es Gefegenheit, ein folches Quantum theils von Torf, theils von Gezweig und Treibhölzern einzufammeln, daß es in bazu paſſenden Defen die nöthige Wärme in ben grönländifihen Hänfjern den

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ganzen Nundlauf des Jahres hindurch erzeugen könnke. Man barf reift behaupten, daß es hinveichend wäre, wenn bie Bewohner eines jeben Haufes mur- acht Tage des Sommers barauf verwendeten, Torf zu graben. Die Eingeborenen nehmen allerdings dag Treibholz, wo fie e8 fehen, und ſammeln bies Gezweig in ber Nähe ihrer Häufer an ven Tagen, mo fie es gebrauchen; aber ben Xorf, ber mehrer: Monate ehe er gebraucht werden foll, geſammelt werben muß, werben’ nur fehr wenige von. den eigentlichen Grönländern an, welche nicht in bem Dienfle ber Handlungsgeſellſchaft ftehen oder bei Dänen im Haufe find. Sie nehmen ihn dann in ber Hegel feucht.oder gefroren, im Nothfall auch aus ihren eignen Hausmauern, und vermifchen ‚ihn mit Speck, um ihn in biefem Zuſtande bald zum Brennen zu befommen. Tod -ift der Gebrauch von Kachelöfen noch nicht alt bei ihnen, und mit der Zeit werben fie fich vielleicht beffer verfeben lernen. Für die Dänen im Sommer Torf zu graben, find fie durchaus wicht 'ungeneigt, wenn fie bald Bezahlung dafür erlangen können.

Bon Rittenbenk ab, längs des Woigat-Sundes und bes Omenals · Fiord bis zu dem nördlichſten bewohnten Platze deſſelben, werben nächſtdem die Steinkohlen⸗ ſchichten an der ganzen Küfte zerſtreut gefunden, doch ohne daß deßhalb bie obenerwähnten Arten von Brennmaterial gänzlich fehlten. Man bat bort im AH gemeinen weniger als vier, feltener ſechs bis acht Meiten zum nächſten Orte, wo Kohlen ausgegraben werben können. Die däniſchen Unterbeamte und Arbeitslente, welche fich felbft mit Brermmaterial verfehen müſſen, zeigen auch fehr viel Trieb, ſich Steinfohlen zu holen, wie auch in ven obenerwähnten Diftriften Torf zu graben, wenn ihnen ber Dienft Zeit dazu läßt; aber nur ein einziger Grönländer forgt dafür, fein eignes Haus mit Steinkohlen zu verfehen. In dem nörblichften Diftrikt, welcher von einem Achtel ber Bevölkerung bewohnt wird; ift das Brennmaterial om fparfamften von der Natur gegeben, bie -nächfte Stelle, wo Steinkohlen ge funden find, liegt über jechs Meilen füdlich des ſüdlichſten Platzes; in weichem Grade der Torf hier anwendbar iſt, iſt noch nicht bekannt.

Bir haben nunmehr fünmtliche Erwerbquellen durchgenommen und zu be weifen gefucht, daß fie, felkft nach bem Mafftabe, worin fie jetzt faktiſch benutzt werben, das Nöthige liefern könnten, um bie Bevölkerung mit den unentbebriichften fremden Artikeln fowohl zu ihrer Ernährung als auch zu ihrer nothdürftigſten Be⸗ kleidung und Berfehung mit ihren übrigen Leibesbebilrfniffen auszuftatten, fofern fie über das ganze Jahr hindurch gleihmäßig vertheilt wären. Ber dem Durchgehen der einzelnen Ermwerbsquellen ift auch fchon darauf binge- deutet, welche von beufelben von Seiten ber Bevölkernug von Eingebo- renen noch zu einer wirkameren Benutzung gebracht werben Tünnten, nämlich beionders: ber Seehundsfang mit Eisnetzen, bie Haififcherei, der Dorſchfiſchfang in ben dazu glnftigen Jahren, die Erzeugung von Brennmaterial werfähiebener Arten, wie fie das Land im Torf und Steinkohle hervorbringt u. ſ. w. Dazu könnte noch hinzugefügt werben, daß vielleicht bie Vereblung des einen Hauptprobulkes, die Häute, ſich als ein paflender Juduſtriezweig denken ließe, ber dadurch eine größere Einnahmequelle abgäbe, als es bisher der Fall geweien. Aber die Frage bierliber fteht in nächfter Berbinbung mit der über bie wirkenden Krüfte, welche es in der Bevölkerung gibt, über die Empfänglichleit berfelben für eine größere Kuftur und über die Art und Weiſe der Sinn berjefben für den Ermerb eines Eigenthume

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und eine mehr geregelte Lebensart zu erweden. (ins kann aber doch ange- führt werden, als für die Bermigung fämmtlicher Hülfequellen geltend: bie Natur bat die Bollsfämme, welche in biefen äufßerfien Gegenden ber bewohnten Erbe leben, darauf angewiefen, ſich über große Streden anszubehnen; bie erfordert bie Hauptbeichäftigung berfelben, bie Jagd, und es zeigt ſich nicht allein in dem Großen, in ber Ausbreitung dieſes Stammes längs ber weit verzweigten Fahrwaſſer in dem Innern von Norbamerila, längs ber ganzen Baffinsbucht und der Davisftraße und über bie ganze Oftlüfe von Grönland, wo Scoresby noch Bewohner im Norben des Polarkreifes getroffen hat; ſondern felbft innerhalb der Grenzen ber dänischen Haubelsbiftrilte hat man bie Erfahrung gemacht, daß das Wohlfeyn ber Bevöllerung und ber Schutz gegen Mangel, und bie Benutzung ber natürlichen Hülfsquellen vorzugsweife durch die größtmöglichſte Vertheilung und Ausbreitung in Heine Gejellihaften ober Familien, gefichert wird.

Endlie könnte man geneigt feyn, einen Blick in bie Zukunft zu werfen unb zu forfchen, ob denn, felbft von dem Zweifel abgefehen, welchen man iiber bie Empfänglichleit der Bevölkerung für Kultur und einem Auflommen in materieller und geiftiger Hinficht aufgeworfen bat, ein Grund zu der Annahme vorhanden feyn fönnte, daß bie natärlihen Berbältniffe fih zum Schledhtern verändern follten, daß die Hülfsquellen vermindert werben würden, oder daß die Schwierige feiten, welche bas harte und rauhe Klima in dieſen Gegenden bein Menſchenleben und Menſchenfleiß in ben Weg legt, in einer Zunahme begriffen wären. Dan bört nicht felten Aeußerumgen über eine Furcht in biefer Hinficht ansprechen, wie auch, baß bie ſparſame Benöllerung in Gefahr ftände, anszufterben, daß ber Eee- hund verjagt werben und fich aus dieſen Gewäſſern entfernen könnte, daß das Eis in einer befländigen Ueberhandnahme wäre, und das Land ganz zu bebeden und bie Fahrwaſſer unzugäanglich zu machen drohe.

Was den erften biefer Punlbte betrifft, fo zeigt die Erfahrung im Laufe ber Zeit, in welder man Vollszählungen veranftaltet hat, das Entgegengefette. Für ganz Grönland war die Vollsmenge im Jahre 1806: 6046 Seelen, nahm darauf durch die Podenepidemie im Jahre 1808 ab, war aber von dam ab fpäter im beftändigen SZunehmen, jo daß fie 1860 die Zahl won 9185, und 1865 fogar fchon von 9644 Seelen erreichte.

1 In einer fehr gut geichriebenen, kleinen Schrift „über den grönlänpifchen Handel, in Verbindung geiegt mir der Kolonifation von Grönland,“ hat der fchon erwähnte Koleniever- walter 3. Matbiefen ſich in einer entgegengefegten Richtung geäußert, und angenommen, daß die Sterblichteit Aberwiegend fey. Diefe kleine Schrift enthalt vortreffliche Winke über ge- wife nech unbenutzte Hülfsquellen In vem fürlichften Theile von Grönland, und eine dadurch möglich gemachte Anſaͤßigmachung von europätfchen Koloniſten. Ich kann aber in der oben- erwähnten Behaurtung mit tem Verfaſſer nicht einig feyn Nicht von Tem linfichern in ven Angaben zu reren, welche benugt find um ven Abgang in dem großen Zeitraume nachzumelfen, fallt Hier die abnorme Urfache für ven Zuwachs in einem geringeren Zeitraume fort, weldye ver Verfaſſer von einer Einwanderung von der DOfifüfte herholt. Diefe bat nämlich nur Sür⸗ gröntand zu ante kommen können; von Norven ber können Feine Einwanderungen gefchehen ſeyn, bier if Immer ein großer und fcharf begrenzter Zwiſchenraum zwifchen ven Groͤnlandern im Diftrift von Upernivit und ven Eſkimos in ver Mieloitlebucht geweien. Bin ähnlicher Zwi⸗ ſchenraum findet fich zwiſchen Nord- und Süpgrönland ; doch foll dort von der Sünfeite her in dieſem Sahrhunvert eine Einwanderung gefchehen ſeyn, worüber mir nichts Näheres befannt ift, die fich aber roch kaum auf ein paar hundert Menſchen belaufen haben ann.

Anmerkung von H. Rink.

Epel, Groͤnland. 34

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Was den zweiten Punkt betrifft, fo hört man auch wohl Vergleiche anftelfen zwifchen ber Seehundsiagb und dem Robben- und Walfiſchfange auf dem Welt⸗ meere. Es ift befannt, daß der Walfiichfang nach) und nad, feinen Platz gewechſelt bat, in demſelben Berhältniffe, wie die Walfiiche fortgebrängt worden find, Daß er in dem fiebzehnten Jahrhundert in einem großartigen Maßftabe im Meere um Spitbergen berum betrieben worben ift, bis bie Walen dort nach und nad) ſpar⸗ famer wurden, baf fie fi darauf nach ber Davisftraße und der Baffinsbucht hin⸗ aufflüchteten,, aber auch dort allmählich abnahmen, worauf er nım fo gut wie aus⸗ ſchließlich in dem ftillen Meer und im Süden des Aequators im Atlantiſchen Meere betrieben wird. Ebenſo hat der Robbenfang ber Amerikaner und Engländer in ben füblichen Meeren feit 1733 nach und nach die Seehunde von verfchiedenen Küften vertrieben, wie 3.8. von Süd⸗Georgien, Kerguelensland, Feuerland, Neu- Süpfhetland, und auf diefelbe Art feinen Schauplat gemedhfeft und Anlaß zur Entdedung neuer Lande in bem fühlichen Polarmeere gegeben. Es iſt mir nicht binreichend befannt, auf welche Art diefer Seehundsfang im Großen auf ben Küften bes fliplichen Meeres getrieben wird. Aber e8 ift offenbar, daß dort der Sammel- ploß für Schwärme diefer Thiere ſeyn muß, wo fie auf eine einfache Art gefunden und in Maſſe getöbtet werben können. Abgefehen von den innern Eisfjorden, gibt es in Grönland kaum ein Beifpiel davon, daß Seehunde ſich in biefer Weife in Maſſe auf einzelnen Stellen anhäufen; und mit Ausnahme vielleicht des Fanges, welcher in Süpdgrönland vermittelft fogenannter Stangennege getrieben wird, wobei ganze Haufen von Eeehunden in ten Sunden oder Buchten emgefperrt werben, gibt es in Grönland nichts, was mit jenen großen Parforcejagden verglichen wer⸗ ben könnte. Die Seehunde find bier gleichmäßig längs der ganzen Küfte ausge- Vreitet, werben fo zu fagen einzeln gefangen, hier und dort, und im ganzen Jahre hindurch ebenmäßig vertheilt. Ich bin geneigt zu glauben, daß em europäffcher Nobbenfänger an den Küften von Nortgrönland nicht im Stande feyn würde, nur einen einzigen Seehund zu erlangen. Der Eeehundsfang der Grönländer iR mehr naturgemäß, mehr mit ber Abficht übereinftimmend, in welcher die Natur biefe Fahrwaſſer mit den nothwendigen Mitteln auegerüftet hat, eine Bevölkerung auf dieſen öden Küften zu unterhalten. Es ift nicht befannt, daß man hier irgend ein Beifpiel hätte, daß die Eeehunde verjagt wären, oder daß fih ihre Zahl an irgenb einem Theile der Küfte von Grönland verminvert hätte.

Wohl hörte ich äußern, daß die Geehunte durch den Geruch die Nähe von Hänfern wittern könnten, und von gewiffen Buchten mwegzogen, fobalb fie merften, daß fie zur Bewohnung gewählt würden. Aber die Erfahrung ſcheint mir das Gegentheil zu beweifen; obſchon Lie Grönländer ein umherziehendes Leben führen, werben Doch gern biefelben alten Hauspläte im Winter zur Bewohnung angewendet, und befonders jeßt, wo die Handelsverwaltung nicht wenige feite Anner- Hanbels- pläte hat einrichten laſſen, welche in den Diſtrikten zerjtreut liegen, findet aud) fein bedeutender Wechfel in Hinficht auf bie Vertheilung ber bewohnten Win- terpläge ſtatt. Bon biefen einzelnen Blüten holt die Bevölkerung ihre täglichen Lebensbebürfniffe aus den umgebenden Fahrwaſſern, bis zu einem Abftand von '/, bis 1, feltener 2 bis 3 Meilen, und auf vielen diefer Stellen hat fie dieß vielleicht fchon hundert Jahre gethan. Ein merkwürdiges Beifpiel bietet auch in diefer Beziehung der bereits oft berührte Eisfjord von Jakobshaven dar; auf beiben

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Seiten von deſſen, eine halbe Meite breiter Mundung “wohnen zufammen ber 500 Menſchen, welche ihre Jagd um bie großen Eisfieldbänfe herum betreiben, und von einem Areal des Meeres ernährt werben, das faum eine Meile "breit unb zwei Meilen lang if. An demfelben Fjord, zumächſt Jakobshaven, finden fich be- ſonders viele Reſte einer früheren Bewohnung. Aber namentlich ift es ein Haus- platz, welcher auf einer Grundlage von zufammengefchlepptem Material won Torferde aus alten Hausmauern ruht, bie zahlreiche Eteingeräthe, Knochen, Reſte von Sped, Spuren von alten Feuerftellen in verfchiebener Tiefe enthält, der aufs Be⸗ fiinmtefte Darauf hindeutet, daß die Mündung biefes Fiords ſchon zu ben älteften Zeiten der Bendtterung, ala eine Speifelammer gebient bat. Und deſſenungeachtet finden fi) Seehunde und Weißfiſche noch unverändert‘ bier auf berfelben Stelle, vor ben Häufern an der Küfte ein.

Und was ift nun fchließlich ſelbſt biefer und alle bie librigen von den Ein- wohnern benutzte Strich bes Meeres gegen die ausgebehnten Fahrwaſſer, welche entweber niemals, ober nur im Sommer von einzelnen Grönländern befucht wer- ben, deren Küften aber im Uebrigen öde und leer ftehen; wie viele Zufluchteftätten wärben nicht Hier für bie Bevöllerung felbſt gedacht werben können, wenn der Seehund von den alten Fangorten verſchreckt und weggeſcheucht werben follte?

Nun aber das Eis, welches ſich auf dem Lande aufthürmt, und welches ge wiſſe Kiorde und. Sunde auefüllt, und- fie in ber beiten Sommerszeit fo gut wie unzugänglicd macht, gibt dieſes feinen Grund zur Befürchtung, daß die Schwie⸗ rigkeiten, weldje es den Bewohnern in ben Weg legt, zunehmen? ch habe oft die Aeußerung ausipvechen hören, daß bas Eis, welches ſich einmal im Lande auf zutbürmen begonnen babe, auch in einer befländigen Zunahme verbfeiben mäffe, ba dieſelben Urfachen zu wirken fortführen, fefern das Klima nicht ein mülderes würde, welches zu hoffen doch fein Grund vorhanden zu feyn ſcheint. Diefer Schluß öunte wahrſcheinlich genug erſcheinen, leidet aber Doch an einen: weſentlichen Mangel, indem er nämlich nichr Bezug auf bie Mittel ninmt, deren fi Die Natur bedient, um Das Eis. fortzufchaffen, welches im dieſer Weife nicht an derſelben Stelle, wo es ſich bildet, aufthauen kann. Es würbe zu weitlänfig ſeyn, hier näher zu unter fuchen, was jchon über biefen Gegenfland andern Orts erläuternb- angeführt iſt; nur wollen wir bie Diftinktiomen zwiſchen ben verichiebenen Eisbildungen in das Gedächtniß zurückrufen. Es ergab fich zuerft und zufſörderſt das Reſultat, daß es keinen Theil des Meeres gibt, welcher allein durch die Kälte des Winters mit einer Eisrinde bedeckt wird, die auch nur einen Sommer hindurch darauf liegen bleiben könnte. Demnächſt wurde mit Beziehung anf das Eis auf dem Lande, der große Unterfchied zu beweiſen verfucht, dev zwiſchen dem Außenlande oder dem von dem Meere durchfchnittenen, in Infeln und Halbinfeln zertheilten Küſtenlande, und dem abgeſchloſſenen Feſtlande oder Innenland herrſcht. Wir wurden dabei aus der Er⸗ fahrung belehrt, daß ſich auf dem Küſtenlande immerwährendes Eis nur in einer gewiſſen Höhe über dem Meeresſpiegel bildet, fo wie es ber Fall überall auf ber Erde iſt, daß aber dieſes Eis die Eigenſchaft hat, ſich herabzubewegen oder in das Flachland niederzuſchießen, wo die mildere Luft in den meiſten Fällen im Stande iſt es aufzuthauen, ſo daß es nur auf ganz einzelnen Stellen das Meer erreichen kann. Es iſt folglich kein Grund vorhanden, um zu glauben, daß ſich das Eis von dieſen Berghöhen aus ſonderlich weiter über das mit Vegetation bedeckte

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Flachland verbreiten follte, auf welchen noch jetzt jährlich gegen 20,000 Renthiere getöbtet werben, und unter allen Umſtänden ift e8 einleuchtend, Daß es fich zuletzt doch in gewiſſen Grenzen halten wird, indem es feinen regelmäßigen Gang ver- folgt, nämlich won oben zuzunehmen und in demſelben Berhältnifie herabzuſchießen und von unten abzufchmelzen fortfährt. Dagegen ift e8 eine entſchiedene Sache, daß das Eis, welches das geſchloſſene Feſtland oder Innenland ' verbivgt, jährlich zemimmt und einen großen Ueberſchuß erzeugt, welcher nicht vernichtet zu werben um Stanbe feyn würbe, wenn bie Natur nicht dafür geforgt hätte, ihn zu zerftreuen und weit fort in ferne und wärmere Zonen zu führen. Wir Türmen uns die deutliche Bor- ſtellung von ber Ausbreitung dieſes Eifes bilben,. wenn wir uns baffelbe als eine Ueberſchwemmung burch eine fließende Maſſe denken, welche das ganze niebrigere Land bebedt bat, fo daß nur tie Berggipfel ‘von einer gewiſſen Höhe über bie Oberfläche berfelben hervorragen. Diefe Maffe nimmt zu unb fteigt, und ſucht nun in bemfelben Verhältniß gegen Welten abzufließen; bier ftößt fie zum Theil auf bie Fjorde, ſchießt hinab in dieſelben, bricht ab und fließt fort, theils ftößt es auf die gebirgigen Halbinfeln des Außenlandes. Wo diefe Berge nun eine gewiſſe Höhe haben, da bilden fie bie ſichern Bollwerle, welche das wachſende Eis nicht überfteigen Tann, wo aber dann noch niebriges Laud vor ihrem Rande liegt, ba ift es allerdings nicht unmöglich, daß dieß nah und nach bededt wird, Aber dieſem hilft gerade wieder eine Eigenthümlichkeit der wachienden Bewegung bes Eifes ab, nämlich die, daß fich diefelbe an gewiſſen Punkten, an den großen Eis⸗ fiorden concentrirt, und daß fie nach anderen Richtungen bin außerordentlich Tangfam ift, und unter allen Umftänden wird auch bier eine Grenze feyn, welche nicht über- Schritten werben kann.

Größer könnte die Gefahr fcheinen, welche drohte, wenn bie Dünbungen ge wiffer Yiords, die jet Ableitungslanäle für ungeheure Maffen von Eis, bie fie jährlich in das Meer hinausſenden, bilden, zugeftopft werben follten, indem ihr Grund fs flach würde, daß die Eisfjelde nicht über benfelben fließen könnten; es ift dann wahrjcheinlih, daf Kalbeis nach und nach den ganzen Fjiord ausfüllen, darauf zu feftem Eife zuſammenwachſen, fteigen und fich über das Land innerhalb der Fjordsmündung ausbreiten würde, bis es zuletzt wieder das tiefe Meer erreichte. Hierbei ift zunächſt an den Fjord von Jalobshaven gebacht; aber biefe Betrachtungen find bloße Gebanlenerperimente, und bewegen fich innerhalb fo weiter Grenzen in Beziehung auf die Zeit, und fo beſchränkte in Hinficht auf den Raum, daß fie nit von Bedeutung feyn Können in Bezug auf die fparfame Bewohnung und menſchliche Benugung biefer ausgedehnten Küftenftrede.

ı Die Srönlänver nennen die Eismaſſe auf dem Innenlande: Sermersoak (das große Zanteis) wohingegen das immerwährenve Eis auf ven Gipfeln der Berge tes Küftenlanres gewöhnlich nur Sermek (Lanteis) genannt wird. Im Omenaksfjord wo viefe Eisbilrungen fich in einem großartigen Maßftabe gefammelt haben, habe ich Groͤnlander eine fehr auſchau⸗ liche Beſchreibung über das periopifche Bormärtsfchreiten und Abfchmelzen ver Schußglerfcher, und die dadurch veranlaßte Aufhäufung von Geröll oder Dioräften vor ihrem Rande, und dem im Gegenfag hierzu beſtaͤndigen Sortfchreiten des Ciſes vom Innenlande gegen ven Grund der Fjorde, geben hören. Anmerkung von H. Rink.

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Beilage LI.

Heberfiht des Fangs, der Produktion und des Handels in beiden Infpektoraten Grönlands.

Um einen Weberblid über die Bedeutung des Fangs ber Probultion und bes Handels im ganzen Grönland zu erleichtern, ſollen bier folgend ein Baar Tabellen mitgetheilt werben, welche bie Refultate für bie vier Sabre von 1853—56 ent- halten, von denen das erfte für Norbgrönlend nur mittelmäßig, aber für Süd⸗ grönland gut zu nennen war, das zweite bagegen bort gut, aber bier fchlecht, das dritte Dort ſogar fehr gut, und bier ziemlich gut, das vierte enblich auf beiben Stelien.nur mäßig. Die bier zuerft mitgetheilte Tabelle enthält den Bruttobelauf beffen, was ber Handel in Grönland gewonnen bat, wovon jedoch etwas von ben Kolonien felbft verbraucht wurde, theils von ber Delonomie ber Hanbelsgefellichaft, theils von bem befolbeten Perſonal, das Pelzwaaren und andere Artilel anf Rech⸗ nung der Hanbelsgefellichaft empfängt, theils aber auch von ben Probucenten ſelbſt, bie haufig im Winter dasjenige als Darlehen entnehmen ober zurüdtaufen müſſen, was fie im Eommer in ben Handel lieferten. Diefer ganze Verbrauch ift aller bings nicht ſehr bedeutend, er trägt aber doch dazu bei, bie Differenz aufzuklären, bie zwifchen dieſer Tabelle und den weiter unten mitgetbeilten Berechnungen beffen beftebt, was in benfelben Jahren bei ber Behandlung und dem Verlauf ber Pro⸗ bufte in Kopenhagen berausgelommen ift.

Ein für Nerdgrönland aufgeftellter Ueberichlag ergab ald das Minimum ber im Durchſchnitt jährlich gefangenen Seehunde, in Folge des Verbrauchs von Häuten im Lande ſelbſt die Zahl von 35,500 Stüd. Für das ſüdliche Inſpektorat ſtimmt biefer Ueberfchlag ungefähr, und ift nur die Zahl der größeren Arten möglicheriveife zu niedrig angefetst, obſchon fich verhältnißmäßig hier viel weniger und fchlechtere Weiberboote finden, als im nörblichen und ebenfowenig, als die Kajaks jährlich überzogen werben, wogegen dort bie Bewohner, wenn fie auch noch jo fchlecht mit Kleidern verjehen find, dennoch, befonders an Ueberpeigen, mehr verbrauchen als im Süden. Wird dieß und anberes in Betracht gezogen, Tann Die Ausbeute ber wichtigften Jagd und Fiſcherei der Grönläuber nad dem Durchſchnitt der legten Sabre veranfchlagt werben auf:

2—3000 Klappmüßen

4—6000. Uffults 16—20,000 Schwarzſeiten im Ganzen 90 bis 100,000 Seehunde. 14 - 16,000 Blauſeiten 50 - 70, 000 Fjordſeehunde

4-500 Weißfiſche und Narwale ale Minimum, 2—3 Wale oder Kepolals.

10—20,000 Renthiere.

1—3000 Füchie, 80—60 Bären. 19—30,000 Haie.

Zu biefem kommen noch bie übrigen Jagd⸗ und Fiſchereiprodukte, die größten⸗ theilg nur Nahrungsmittel und Gebrauchseriitel für das Land felbft abgeben.

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Im Jahre 1846 auf die Summe von 274508 Rbb. ı. 1847 nm. m 1) " 279989 , n 1848 " " " 2929 92 " 1849 "- 33 1318

| Dagegen beſta ub die jährliche Berfendung von Waaren nad) Grönland, nad dem zweijährigen Durchſchnitt von 1855 —1856. in

Berfenpung.

Fleiih und Speck (Liespfund) . . "Butter (Liespfund)d. Gedörrter Fisch (Liespfund) . .. .

Erbien und verſchiedene Gemüſe (Tonnen) Orbinäres Schiffebrod (Pfund) .

Noggenbrod (Pfd.). ...

Keks (Pfd.)... nn Roggenmehl (Giespfund).

Malz (Tonnen).

Branntwein (Pott). en

Sal (Tommn) . - 2 2 2 en Büchfen (Stüd).

Bulver (Pfd.) . een

‚Blei und Hagel BD.) . Reisgries (Bid). - . > > 2 2 2a Kandis (Bfo.) . rn Melis ($fp.) nn.

Streuzuder (Pfb.) .

Syrup (Pfb.)

Kaffee (Pfb.). .

Kongethee (Bfb.) . » . .. re Pflaumen, Rofinen, eigen 2 Pa Grüne Seife (Achtel) . . .* Shirting (Ellen) . E oe.

Stout (Ellen) . . . .. 0. Kopenhagener Beumooleyn Go)

Sirts (Ellen) . . .. Verſchiedene Tücher . ..8* Verſchiedene Garne (Pfo.) Br

Wollene Inden (Stild) .

Nach Rort- | Na Eür-

Berfendung. grönland. | grönland.

Wollene Strümpfe (Bar) - » » 2 2 nn. 483 _

Bfeileifen (Süd) - - > > 2 nn 914 1298 Nãhnadeln (SÜM . : >22 22 nee. 285900 87000 Nägel (Stil) ; . : een... t 66950 | 165300 Holländifcher Tabak 0 nen 8130 8550 Kantabat (Pfd)... 2487 4050 Bishofstabat (BED) - . > > 222 len. 182 637 Breiter (Tut, 2 SuM . . 2: 2 nn 249 186 Latten (SM) . >> 2 2 233 116 : Een (Stüch.. 5.....1 90 4 Tannenſtangen (Stück.... . 11837 42 Ruderhölzer (Sl) - - » .. 21189 180 Bindfaden (PB) - > >: SH nee 5054 2850 Leinen (Städ) - » > 2 rennen.) 42 256 Brennholz (Faden). . . > 2 2 2 u 20 Steinkohlen (Tonnen). - > 2 220 1459 | 1108 Theer (Tome) > > 2 ne 82 26 Werg (LiespfädJ.] ao 26 Mauerſtein (Städe) a 1600 2. Kalt (Zomen) . . ren 20 58 Bugfeile im Jahre 1856 Eiespſd.) ne 80 | 69 Gröntändifche Kachelöfen 1856 (Stiel) ln. d ‚12 45 Fiſchhalen 1856 (Städ) . - ! 2 2 20a 274 1200 Meffer und Ulomils 1856 (Städ) . . . . .| 13831 1694 Eiferne Töpfe und Pfannen 1856 (sr ren 81 92 Spiegel 1856 (StÄl) . . . . en 258 372 Pfeifen 1856 (Stil). . . ..... . 838 | 376 Schroteiſen, Haumeiſel ꝛc. on. .....36 72 JHFeilen (Süd) . . . . ...... 396 |" 525 Bohrer (Stüd) . ... E Der | 26

Sägeblätter ( Stůch en 87 |. 67

Hierzu kommt nech die jährliche Verſendung von Faßwerk zur Rückſchickung dev 8—10,000 Tonnen Thran und Sped und verfdhiebene BVerfendungsartifel die zu dem Hanbelsinventarium und Bauweſen gehoren und beſondere Güter ‚für bie Europker im Lande.

Es wurde in Grönland verfauft 1 Bi. Butter à 42 Sh., eine "Tonne Erbſen & 11 Rbd., eine Tonne Grüße à 13 Rbd., 1 Pfb. orbinires Schiffskrop 7/, Sh., 1 Bid. Roggenmehl & 6 Sh., 1 Pf. Beigenniehf & 8/, Sh., eine Bäche à 13 Rbd. 43 Sh. bis 22 Rbo., ein Pfund Pulver à 34 Sh., 1 Pfund Blei a 11 Sh., 1 Pfund Kaffee & 28 Eh. 1 Bund Zucker und Kandis A 20 Sh., 1 Pfund Kongothee A 1 Rbd., 1 Pfund Feigen à 10 Sh., 1 Elle weißen Shirting

540

& 15 Sh., 1 Elle ungebleidhter Stout & 12 Sh., Bretter zu 27 bis 48 Sh., Ruderhölzer und Meinere Ballen & 54 bis 90 Sh., engliſche Steinfohlen, bie eigentlich 3 Abb. 48 Sh. koften, & 1 Rbb. 48 Sh. per Tonne, um zur Anwen- dung ber Kachelöfen zu ermuntern ıc.

Wenn man rinen Blid auf die worftehende Lifte wirft, wirb man barin bie Bekräftigung alles defien finden, wos über bie fchlechte Gefbwirthichaft der Grön⸗ Kinder gefagt iſt. Es wirb nämlich bemerkt werben, baf das Worbinfpeltorat, welches im Verhältniß zur Vollkszahl eine bebeutend flärfere Produltion ale das füdliche hat, und. baher größere Mittel auf ben Anlauf fremder Artilel verwenben kann, verhältnißenäßig ein weit größeres Quantum Brod, Kaffee und Zuder ver- braucht, als biefes, fo daß bie ganze Summe, welde bie Bewohner mehr für Einkäufe befiimmen können, als ausichlieflich anf dieſe Gegenftände aufgehend an- genonımen werben Tann, und namentlich fpielt das Brod babei bie Hauptrolle, beffen Unzweckmäßigkeit für die Eingeborenen fchon an mehreren Stellen beſprochen wurde. Wenn ber Grönländer wählen fol, was er Taufen will, ift es erft Tabak, zunächſt Kaffee und Zucker und endlih Brod. Der Drang nad dem erften Artikel lkann am leichteften befriedigt werben, ba e8 auch in Bezug auf dieſen nur gilt füch für ein Paar Tage zu verſehen. Will er aber mit feiner Familie von Brob leben, das in Kopenhagen gebaden ift, dann Tanıı dies natürlicherweile alle Einnahmen Binwegraffen, bie er auf irgend eine Weile zufamumenfchaben Tonnte, und es wird fchreierig ſeyn, noch etwas für nltlichere Gegenftände übrig zu behalten. Hieraus fcheint alfo hervorzugehen, daß eine erhöhte Bezahlung der grönländiſchen Probulte, jelbft wenn fie Das Doppelte und darüber erreichen wilrbe, unter be gegenwärtigen Umftänden auch nur einen höchſt geringen Nuten- ftiften würde. Wir fagen inbeflen ausdrücklich: umter ben gegenwärtigen Umftänben, und werben weiter unten zu entwideln fuchen, daß folche Mißlichleit nicht nothwendig allein im Charakter der Eingeborenen begründet ift.

Es bat ſich aus den angeftellten Berechnungen ergeben, daß in Nordgrönland eine Familie von 5 bis 6 Perfonen jährlich bei einigermaßen vichtiger Oekonomie 48 Rbd. auf Einkäufe fremder Artikel verwenden kann, nachftehende Lifte zeigt es, welche Gegenftände dafür zum Nuten und für die Annehmlichleit des Lebens zu erlangen find.

Ein Riffel für 13 Rbd. 43 er. im Schulbabtras u 8—10 Sahne” “en vertheilt . . 1 48 Bulver nd Sl . . 2 2 2 2 ee 22 nn 188 . 8 Pfeileifen .. . . 2. 48 Binbfaden zu 1—2 Serhundonetzen und Fiſchleinen rn. 2

80 Std Wradbretter zum Hausbau und Gerüthfchaften im 12 Stüd burchichnittene Bretter Schulbabtrag auf 8 Jahre ft 3 8

10 Stüd Ruberhößer verthei

Ein Kachelofen im Schuldabtrag auf 10 Jahre vertbit . . .. 1 Zeug zu Hemden, 2 Stüd für jedes Iudividuum. 222.2. Eine faröriſche Jade . . . . Ep 3 | Anaraeug flir 4 Perſonen.. 5 Tranepert 20° 90

541

Ein Ulomik und 2—3 verſchiedene Meſſe.7—7 14 Eine Biete - re ee 14 Pfund verſchiedene Tabake ... ... .. 3 28 2 Baar Kaffeetaſſen . - Dr rn. 2 Shonkhäfleln - - > 2 een. 30 1 Blechkeffel . rem 24 Pfund Kafffe.... 7 16 Pfund Zucklkerr.83 2 Maaß Erbſen. 2272 2 Maaß Gries (Grutzeyxx).. —83 30 Pfund Chiffobrob . » © = 2 >20 rennen Verſchiedene Ausgehen . > 2: 2 0 rennen. 2 - Ar Allen 48 In Südgronland bat eine jede Familie von 5 Perfonen bei richtiger Oekonomie nur 383 Rbd. für fremde Handelswaaren zu verwenden, bie ſich wie folgt ver⸗ tbeilen:

11 Bott Erbſen und Sue - . : . 2 2 2 rn nen

90 Bund Brod, meiſt AB O4... nn

16 Pfund Zucker...

21 Pfund Kafffe. nn

7 Pfund Tore . .- N 2 nn.

8 Stüd Cigarren .

82 Ellen Zeuge, 1 Haletuch, etwas Boten , Band und > Rüheu

Stein⸗ und Thongekhire . . 0.0.

Eiſen⸗ und Blechgeräth (felten Kupfer) 0.0.

Meſſer, Feilen und andere Geräthe ..

1'/, Pfund Pulver re.

4 Pfund Bei .... ..

Schuldabtrag für einen Kiffel, höchſtens

Pfeileiſen, Angelſchnüre und Haken ..

Abbezahlung für Kachelöfen und Materialien ur Onueserkeferung .

Verſchiedene Raw . . » 0. 0... 1

Sn Allem 3

Die vorſtehende Berfenbung in die Kolonien bat nad) dem Durchfchnitt ber legten 5 Jahre 1851—55 fih auf einen Werth won 164,215 Rbd. jährlich belau⸗ fen, und enthält nicht allem das, was den Grönländern für ihre Waare gegeben wurde, ſondern auch das, was auf Rechnung an bie befoldeten Beamten und Be- bienten (das Miſſionsweſen darunter eingefchloffen) abgelaffen wurde, was zur Be⸗ ftreitung ber Delonomie der Kolonien und zur Unterftütung ber Eingeborenen ꝛc. verwenbet wurde. Zur näheren Aufllärung folge anbei eine Ueberficht der Aus- gaben und Einnahmen des Handels, nach dem Durchicdmitte ber Jahre 1846-50 inclusive.

* 5

lıllleleowel

SERRREBEEKHERRI ES

|

542

=

a. Einnahme: Sendungen aus den Kolonien an Produkten, Faß⸗ werten d ẽcc. 30606, 333 Rbd. 88 Sh. Miethe an Packhäuſern und Reppſchlaͤgerbahnen . . 2456 48 Renten an ausftehenden Forderungen - . 0.128 6 Refuſton für Auslieferungen in Grönland c. . . 706 1

817,175 Rbp. 19 Sh. b. Ausgabe:

Berfendung nach den Kolonien . . . 168,571 Rbd. 25 Sb. "Ausgaben bei Behandlung ber HRetourwaaren, Miethe ber Plaͤtze und Packhäuſer . . 10,070 " In

Auszahlung der Guthaben der Beamten i in Grönland, - für Baffagiere und Koftgeld - » 2 2 2 2.222068 0

ber Kolonien.. "52,861 -62

Sammtliche Adminiftrationskoften außerhalb Groöniand 15,070 9, Ausgaben in Kopenhagen, bie Benbelelekung micht be⸗

treffend . . .. .. ... 238738 BB

273,215 Rbb. 34 ©h.

Ueberſchuß 43,959 Rbd. 81 Sh. Bei dieſem Ueberſchuß muß jedoch bemerkt werben, daß er fich ergiebt, nach⸗ dem auch ſämmtliche Ausgaben außer denen des eigentlichen Handels, wie bes Miſſions⸗ und Medicinalweſens ſchon beftritten find. Bon 1829, wo erſt ber Handel anfing einen Weberichuß abzumwerfen, und bis 1850 in einem Zeitraum von 22 Jahren, erweist fich Die geſammte Ausbente alſo in runden Zahlen: Einbezahlte Rente des normirten Betriebskapitals, velchee der Staat im Handel zu ſtehen bat -. . on 233,000 Rbb. ‚Einbezablter reiner Ueberſchuß in die Stantstaffe . 0 .."...38,000 Eingefammelte feparate Fonds (Geenefiherung %) . . 21,000 Ausgaben für das Miffionswein . . en 20. 248,000 - 1,139,000 Rbb. Das Betriebslapital, welches vwerzinst werben follte, wurde 1829 auf 250,000 Rbd. angefet und fpäter auf '396;000 Rbd. erhöht. Aber es hätte gewiß größer feyn müſſen, wenn es das hätte repräfentiren follen, was Grönland früher gefoftet hat. Setst ift es im gewiſſer Weife in Wirklichkeit größer auf Grund des vermehrten feften Eigenthums und der Inventarien, welche ja auch aus bem Handel felbft gewonnen unb nicht mit in bie obenangegebene Ausbeute einge- rechnet find. Im den Jahren 1851—1855 hat fi ber Bruttoilberfhuß des Handels auf 682,908 Abd. Sh. belaufen. Hiervon ift jedoch für das Miſſions⸗, Medicinal und Penſionsweſen ꝛc. zurückgehalten die Summe von . . « . . 138, 940 Rbd. 38 Sh. und wenn gleichzeitig bie Rente des Betriebslapitals mit 80,000 Rd. oder

in Allem abgezogen wird, die Summe von 463,967 RED. 58 Sh. bleibt ber reine Ueberſchuß von 463,967 Rbb. 58 Ch.

Beilage IL

Meber die Yolksmenge Grönlands.

Das letzte Refultat der vollſtändigen Volkszählung, bie in Grönland in jebem fünften Jahre unternommen wird, war 1855 folgenbes:

Benölterungdtabelle beider Juſpeltorate mit Bezug auf Alter und Gtelung. Am 1. Oftober 1855.

Gingeborene _

Männer. Meiber.

Berbei-| Yinver- Verhei⸗ Unver |MWitt- rathet. beir tret. rathet |beiratbet.| wen.

Bon 1 bis 5 Jahren 728 696 6— 10 719 "695 1-15 625 | 615 „IG - 20 499 21 25 303 26 30 113 - 31 35 j 36 40 41 45 46 50 51 5 56 60 61 65 66 70 71—7 76 80 81 85 " 86 90 n Unbelanntes Alter

Mit Bezug auf bie Vertheilung in den Altersklaſſen ift durch Herrn Profeffor Kaiſer darauf aufmerkſam gemacht wie bedeutend höher die Individuenzahl in ben jüngeren Klaſſen ift, als in Dänemark und deutet nach ihm dieſes Verhältniß auf einen weniger guten Geſundheitszuſtand.

Nach den Refultaten der früheren Bollszählungen ftellte ſich die Zunahme ber Population wie folgt heraus:

544

—2

1820 wurden 6286 Eingeborene gezählt,

14 SB » 18300 699% nn 1835 17356 n " 140° 1787 " n 1845 n 8501 n n 1850 ..„ 9185 n " 1855 9644

" wehei jedoch ‚an bie Einwauberumgen von ber: Dflüfte nach Säögrönlend, Die in ben Jahren von 1830-49 ſtattgefunden haben, erumert werben muß, boch können fie fih zufammen höchftens auf 200 Individuen belaufen. Im Bezug auf die Vertheilung nach den Erwerbszweigen ftellte es ſich nad ben eingelieferten Liften im Sabre 1855 fo heraus, daß im ſüdlichen Inſpeltorate 428 ausgezeichnete Kajalsfänger, d. h. folche, Die in weniger guten Jahren zwiſchen 40 und 80, in befferen zwifchen 50 und 100 Seehunde fangen und vorzugsweiſe über ihren eignen Verbrauch haben und folglich ben Handel ftilten; 302 recht gute und gewöhnliche, die in fchlechten Jahren 16 bis 40, in guten 20 bie 50 See hunde aufbringen, und 331 mittelmäßige und erft ſich ausbildende Seehunbsfänger, bie in fchlechten Jahren 8 bis 16 und in befiern zwifchen 10 und 20 Seehunde fangen und 304 Fifcher Iebten. Im Norbinfpeltorate ergaben bie Liſten für daſſelbe Jahr 639 Seehundsfänger, 18 Netzfiſcher und 43 Netzaufſeher. Auf biefelbe An- nahmen ruhende Schätzungen laſſen die Beichäftigungen in beiden SInfpeltoraten vertbeilen, wie folgt: A, Eingeb orene. 1) Erwerbtreibenbe (worunter zugleich eirea 84 gering befolbet Katecheten) find: Eeebundsfängr . . . . .. 1700 Fiſcher, Netzaufſeher, Jager .. 400 2) Handelsbeamte. Oberbeamte . . ren 1 Auslieger, Vorſteher, Bootsleute .... N Bötticher, Zimmerleute, Schmiede - . . 22 Arbeiter, Matrofen, wöhe ren 87 - Penfionäre . . . 0.2.2.0. 0.%1 3) Im Dienft der Miffion. Beſſer bezahlte Katecheten oder Oberkatedketen . 20

B. Europäer.

Däniſche Miffionäte -. -. - 2.2... u Deutſche Miffionäte . . - 2 2 22.2. 3 Oberbamte . 2 2 2 2 222. il Are . .. Er Auskteger und Unteraffiftenten ee. 86 Borfteher und Fahrzeugsfürr . . . . 7 Böttiher, Zimmerleute, Schmie . . . . 28 Arbeiter, Matrofen, Röhre 22.2... 19

Benflonare . . . .. .

-- - -

545

Beilage IV. Ueber das Miſſionsweſen.

Beifolgende Ueberficht weist bie fimmtlichen Ausgaben der Miffion nad, fie find Übrigens größtentheil® ſchon unter ben im ber Weberficht der Einmahmen und Ausgaben des Handels aufgeführten Boten, „Verſendung in bie Kolonien“ und „Xusgaben in Kopenhagen, die ben Handel nicht betreffen,“ enthalten.

Die Einnahmen des Miffionsmwefens wurden durch königliche Reſolution vom 27. December 1844 auf 16,360 Rbb., wozu ber Handel 14,650 Rbd. Teiftet, unb wozu bie Mittel der oftinbifchen Miſſion fommen, bie ſich bisher auf jährlich gegen 2000 Rbd. belaufen haben, aber bald um einen gleichen Belauf vermehrt zu er- warten find. Durch die erwähnte konigliche Refofution wurden die Ausgaben wie folgt normirt:

Für die Miſſionäre . . nen. 6,960 Rbd. Zulage für die Seminarverftände rn 500

Gehalt der Seminarlehrer. 220. 500

Unterhalt der Semimarfhülr . . . 2. 600 „,

Lohn und Benfion der Katehetn . . 2.2000

Bon der oſtindiſchen Miſſion für dieſen En .. 2,000,

Wartegeld für Miffionäre . . . . .. 300

Seren, Lektor und Ref . . 2 2.2500

KRequifiten Gucher * fir Scnend . . » ..°. 0

Reiſen. .... 1,500, Gebinde . . . nern... 1800

Ertra ordinäre Angaben een... 1,500

Summa 18,360 Rob.

Sn Birkticheit beliefen fich die Ausgaben nach bem Durchſchnitt 1848—50 auf 17,676 Abd. 64 Eh. und waren etwas anders vertheilt.

In Bezug auf das Unterrichtemwefen folgt bier ein von dem iegigen Seminar- vorſteher Herrn Jansſen, der eine Reihe von Jahren als Miſſionär in Holſteeneborg, Julianehaab und Godthaab, alſo bis auf Frederilshaab im ganzen Südinſpeltorat gewirkt hat, zu dem Zweck der Mittheilung angefertigte ueberſicht. Sie lautet:

„Es wird einleuchtend ſeyn, daß der Schulunterricht bei einem nomadiſirenden Jagdvollke ſtets mit größeren und kleineren Schwierigkeiten zu kampfen haben wird, die ihm nicht entgegentreten, wo er mit Nationen zu thun bat, bie auf einer höheren Entwidlungsftufe ftehen. Die eingeborene Bevölferung Grönlands verläßt in der Regel mit Beginn des Frühjahrs ihre feften Wintermohnungen und befindet ſich bie Hälfte des Jahres weit und breit zerftreut, mobei jeber beftändige Unter» richt unterbrochen und bie Oberaufficht fiber bie Entwicklung ber Kinder im ‚hoben Grabe ſchwierig gemacht wird. Aber auch die feften BWinterwohnungen biefes Volkes haben eine außerordentlich zerſtreute Lage. Dieß iſt die nothwendigſte Bedingung für die Subſiſtenz eines Jagdvolks und erhellt am deutlichſten aus der Mittheilung,

Esel, Grönland. 35

536

betreiben iR, bier aber Dicht wor ben Häufern vom fichern Eife und mit gan dünnen. Kilchleinen und Angelhalen unternommen werben kamm. Nur eine Schwie rigkeit ftellt fich Dem entgegen, nämlich bie ganz unleugbare Wahrnehmung, daß die Grönländer, wo fie ihren felbftfländigen Seehunbsfang aufgeben, jedenfalls bei dem jeßt berrichenden ſocialen Zuſtande zurückgehen. Es foll fidh fogar ſchon in diefer kutzen Zeit bargethan haben, - daß Die Einwohner bei Jalobshavn anfingen ihre Weiberboote und Kajaks, zu vernachläffigen, jo daß wohl bie Ausficht vorhau⸗ ben ift, daß fie im Winter Kaffee und Brob kaufen Binnen, aber dafür im Sommer ohne Erwerb bleiben und: das Leben durch Darlehen friftien müfſen, und daß ihnen faum Selbſtſtändigkeit gemug bleiben wird, fih mit 3 oder 4 Angelichnüren, von denen das Stück 1 Rbd. koſtet, zu erhalten, fo daß fie für bie Dänen gegen einen geroiffen Lohn ober Procentantheil von dem Ertrage fiichen müffen, und fidh aljo feinen anderen Bortheil dadurch erwerben, als in ber Fifchfangzeit fo viel effen und trinten zu können, als fie mögen. Diefe Jümmerlichkeit nimmt fich gegenüber einer fo außerordentlich reichen und leicht zugänglicden Einnahmequelle allerbings wunderbar gemug aus, um fo mehr, als die Benutzung berfelben fich in Betreff ber Zeit und anderer Umſtände ſehr gut mit dem Seehundsfang vereinen läßt. Hier zeigt fich die gefährliche Netgung, bei dem Genuß des Angenblids fteben zu bleiben, im höchften Grabe. Weun fich folde Folgen fchon jettt offenbaren, was ſoll dem in ber Zukunft daraus werben, befonbers wenn bie Fifcherei einmal für einige Sabre fehlichlägt ?

Nach Betrachtung der Produktion Grönlanes wollen wir min ben Ertrag mittbeilen, ben bie Berwertbung der Ausbeute nach der Ueberſendung und Behand- lung. in der Heimath ergab. In der bier in Rebe ftebenden Jahresreihe 1853—55 find die Preife der grönländiichen Produtte einer merhwärbigen Veränderung unter- worfen geweien. So ift 3. B. der hellbraune Seehundsthran von 26 Rbd. 93 Sh. auf 40 Rbd. 28 Sh. geftiegen, ber Preis des Henthierfells von 2 Rbd. 91 Sh. auf 5 Abd. 17 Sh. gegangen und hat dieß Anlaß zu einem bedeutenden, aber auch nur zufälligen Ueberſchuß für den Handel, deffen Ausgaben ungefähr biefeiben geblieben find, gegeben. In der nachfolgenden Zabelle find die Ouantitäten jedes Groduftes und bie dafür eingegangenen Summen nur mit ganzen Zahlen augeführt, indem, bie Brüche ſowohl als die Echillinge, je nach ber Annäherung, und bem Ueberfteigen oder Nichterreichen von ’/, zu Ganzen ober Abb. gemacht wurben.

537

Tabelle des Verlaufs bei den Handelsauftionen in Kopenhagen.

1683. 1854. 1885.

DQuan- | Belauf | Qusn !} Belauf | Quan- | Belauf titat. in Rbv.| titat. Jin Rbo.| titat. [in br.

Hellireuner Thran (Tonnen) | 1442| 38889] 1274| 1551| 1965| 79173 Brauner Thran (Tomnen) . . | 7098 |188103| 5983 |191822| 7841 1259220

Kepolal> " . 78| 1579 892] 7O1 15) 275 Zunmtiil- " .. 5 844 42| 748 Flußfett⸗ 171 28 5650| 861 10| 178 Heller Walfiſchthran " Comnen) 196 | 959% Seehunds ſpeckthran 2 47 Seehunbshänte (Stüd) . . | 37871| 33269] 43568 | 33584| 47809 | 34288 Renthierfelle . .11287 33273| 7866 | 25818} 6346| 32854 Fuchsbälge on ... | 2126| 13863| 8233 | 18296] 1714| 10164 Bärenfelle " .. 3839| 697 73| 1486| 31 730 Hundefelle " .. 445 255| 801 188| 194 265 Haſenfelle n .. 29 81

Waſſerkleider (Tracht). . . | 8238| 7673| 437) 40741 694 6607 Waſſerpelze (Stül) . . . 5600| 2501| 81 133| _

Hoſen (Baar) . . » I 26 93 Waſſerdichte Häute (Std) I 10 10

Eiderdaunen (Piimd) . . . | 8608| 11299] 2960| 40081 4487| 8226 Federn (Pſod.) .. 8299} 1823| 4865 | 2230| 5206| 2776 Klippfiſch (Sciffepfe.) . .. 901 1977) 31 648 24] 899 Narwalshorn (Pf) . . » 6535| 4%0| 8327 2455| 4389| 866 Walrsfähne .. 68 721 9 9 51 51 Renthiergeweihe Bi) . + 180214] %06| 6908| 224 1049 3 Barten (Ph) . ». ». ..1 | 8586| 4314 Bat ....]| 426 40) 116 10} 2350| 210

Kryelith (Tome) . ..:1 56 196 8 10

Die Ballin Sped, in Norbgrönland 1",, in Siüdgrönlend 1'/, Tonnen Bal- tend, koſtete urfpriinglih an Ort und Stelle 1 Rbb., 1804 fchon 1 Rbd. 24 Sh., 1818 aber 2 Rb., 1886 galt fie 3 Rbd., 1840 fogar 3'/, Rbd. und feit 1844 wird fie mit 4 Rbd. bezahlt. Ein Seehundsfell ftand urfprünglihd 6—12 Sb, im Preife, ftieg auf 22—30 Sh.; ein Renthierfell von 24 auf 48 Sh.; ein blauer Fuchsbalg wird mit 24 Sh. bis zu einem Xbd. bezahlt, unb unreine Eiderdaunen gelten jet 24 Sh. das Pfund,

Der Totalwerth deſſen, was in ben leiten 10 Jahren von Grönland heim» gefendet wurbe, mit Einſchluß eines Theis Emballage, Fäller, Tonnen ꝛc. zum Belauf von 20 bis 24,000 Abb. jährlich, ſtellte fich wie folgt heraus:

548

.

vernimmt, Daß die Evangelien Geſchichte find, und Daß auch ein großer Theil bes alter Teftamentes Geſchichte ift, zu. welchen bie Kinder durch ben obenerwähnten tãglichen Gebrauch der Echrift fteten Zugang haben; es finden Die nationalen Lehrer es deßhalb ohne Zweifel überflüſſig, die heilige Gefchichte zu zerſtückeln und zum Gegenſtand eines bejonberen Unterrichts zu machen. Während alfo die Schulkinder in Europa auf einem Umwege unb nur auszugsweiſe in bie Kenntniß ber heiligen Geſchichte eingeweiht werben, ſchöpfen Die grönländiichen Kinder aus der Hauptquelle ſelbſt. Jener vermeintfihe Mangel bürfte fi, Defhalb möglicherweiſe als ein Vortheil berausftellen. Ta aber doch nicht alle Kinder im Stande ſind, fich des ganzen hiſtoriſchen Stoffs in der Echrift feihft zu bemächtigen,. ihn zu überſchauen unb zu orbnen, erhält bie Miffion. ihre Beſtrebungen für einen befonberen Unterricht darin aufrecht, und bat zu biefem Endzweck in der legten Zeit ſowohl Birchs, als. auch gleichzeitig Balslevs biblifche Gefchiehten in die Sprache der Eingeborenen überjeken und drucken laſſen.

Ein beftimmterer, nachweisbarerer Mangel für ben Schulunterricht und ber daraus hervorgehenden Ballsaufllärung ift ws, daß Die europäifche Rechenknuſt -fo wenig gepflegt unb zu eigen gemacht ift; dem größten Theile der Nation ift fie faft noch unbefannt, unerachtet manche Europäer fchon feit einer langen Reihe vom Zabren ihre eifrigften Beftrebungen hierauf richteten; ımerachtet ber Herausgabe von Hechenbüchern, und ber Verjehung mit eigenen Apparaten, worunter auch bie chi⸗ nefiiche Rechenmafchine befindlich iſt; bisher ift bieß leider Alles faft ganz vergeblich geweſen. Die Nation ift auf das Beflimmtefte aufgewedt, lernwillig und wißbe⸗ gierig; weßhalb will fie denn nicht die Rechenkunft aufnehmen? Ohne Zweifel muß ein vernünftiger Grunb dazu vorhanden feyn, und ficherlich ift es ber, daß fie findet, wie fie auch gar fein Bedürfniß für dieſe Kunft hat und alfo nothwen⸗ bigerweife bie auf Erlernung biefer frembartigen Laute unb Zeichen verwendete Zeit und ihren Fleiß verlieren würde. Unb man muß ihnen Recht barin geben, daß bei einem Volle, in welchem das eirkulirende Gelblapital kaum 10 Abb. pro Kopf ausmacht, keine Gelegenheit zur Verwendung großer Nechenkünfte if; und um Seehunksfleifeh und gebörrten Fiſch in binreichenber Menge aufzubewahren, ift gewiß chriſtliche Borfiht und eine damit in Verbindung ſtehende geiftlihe Entwwicklung, ein weit probateres Mittel als Arithmetik. Die fanguinifche Hoffuung eines Theils ber Europäer, daß Hunger und Noth vermindert und der Mangel an Borficht überwunden werben wlrben, wenn bie Nation nur mit europäifchen Zablen richtig rechnen, die Reguladetri und Brüche begreifen lernte, finbet ihre Wiberlegung in ben fchon Geſagten. Was ferner und mit gutem Grunde ber Berbreitung ber europäifchen Rechenkunſt binberlich im Wege ftand, ift der Umftand, daß bie Nation Kon frilher ihre eigene eigenthümliche Rechenkunſt hatte und biefelbe wahrfcheinlich mit ihrem eigenthilmlichen Fünfzahlfyſtem noch jetzt anwendet und ift baffelbe auch wirklich ſehr brauchbar und für das Bedürfniß bes. Volles ausreichenn, wenngleich es allerdings für die höhere Arithmetil und Buchführung ziemlich unbequem ſeyn möchte. Da jeboch bie Miffion es fehr wohl weiß, daß bie europäiſche Rechenkunſi ein ſehr gutes Mittel für die Ausbildung und Schärfung des Verſtandes (nicht ber Bernmft) ift, jo behält fie ruhig ihre begonnenen Beftrebungen aud in biefer Hinſicht bei; welche Früchte und Bolgen biefelben baben werben, beruht lediglich baranf, inwieweit es glücken wird, fie in Einflang mit ben or Benrfeifen des Borls und dem praftiichen Gebrauch zu bringen.

Nah Nord⸗ Nach Süd⸗

Verſenduns. grönland. | groͤnland. Bollene Strümpfe (Baar) - 2 nenn 483 Pfeileiſen (Stüchh.. rn 314 1498 Nähnadeln (Stuch... 112859000 87000 Nägel (Stil) ; . : nenn... rt 66950 | 165300 Hollandiſcher Tabal- BD) nen 8139 3550 Kautabak (Pb) 2 2487 4050 Biſchofstabak (Bf) - . > 2 len .t 18 637 ‚Bretter (Tult, 12 SÜM : 2 2 ren 249 186 Latten (SÄM . >> 2 2339 116 - Erlen (Stüch..... .. . .7 90 44 Tannenſtangen (Stüch..137 42 Ruderhölzer (Stückhk... 159 180 Bindfaden (Bi) >: 2 Tr ne 6054 2850 ° Leinen (Stuch.. .1524123832 256 Brennholz (Baden). . . » 2 22) 2 Steintohlen (Tonnen) - 2 2 2 0 2 nen 1459 1108 Theer (Tonnennnn. 132 26 Werg (MH) > > 2 . .120 2% Mauerſtein GStücke) nn 1600 2 Kalt (Tomen) . . nen 20 58 Zugfeile im Iahre 1856 Eiespfb.) nn 80 | 69 Gröntändifche Kacheldfen 1856 nd ‚13 45 Fiſchhaken 1856 (Städ) . . ned 274 1200 Meſſer und Ulomiks 1856 (Stuch een.) 1331 1694 Eiſerne Töpfe und Pfannen 1856 (er ren 81 92 Spiegel 1856 (SH) . . . en 258 372 Pfeifen 1856 (Stil). . . ren 3888 |' 376 Schroteiſen, Haumeiſel 2c. (on). .... 383B86 72 Feilen (Std) . . . . ren 396 |: 525 Bohrer (Stüd) .- een ee. le 46 26

Sägeblätter (Stüd) en 87 . ©

Hierzu kommt nech die jährliche Verſendung von Faßwerk zur Rüchſchickung bev 8— 10,000 Tonnen Thran und Sped und verſchiedene Verjendungsartifel die zu dem Handelginventarium und Bauweſen gehbten und befonbere Güter ‚für bie Europker im Lande.

Es wurde in Grönland verkauft 1 ES Butter & 42 Sh., eine "Tonne Erbſen & 11 Rbd., eine Tonne Grüte à 13 Rbd., 1 Pfo. ordinäres Schiffsbrod 77, Sh., 1 Pfd. Roggenmehl à 6 Sh., 1 Pf. Weizenmehl & 8/, Sh. ,. eine Bücfe & 13 Rbd. 43 Sh. bis 22 Rbd., ein Pfund Pulver & 34 Sh., 1 Pfund Blei a 11 Sh., 1 Pfund Kaffee & 28 Eh. 1 Pfund Zucker und Kandis à 20 Sh., 1 Pfund Kongothee A 1 Rbd., 1 Pfund Feigen à 10 Sh., 1 Elle weißen Shirting

390

an mehreren Stellen findet fi” auch eine ober bie anbere Fromme, ältere Frau als Lehrerin für die Meinen Schulkinder angefett. Diefes fo zu fagen rein natlirliche Lehrerperfonal, felbft in fo geringem Grabe ausgerüftet, mußte fich natürlicherweiſe aus Mangel an befferer Einfiht und Wiffen in ben meiften Källen beim Unterricht der Kinder anf eine mechanifche Anwendung der überlieferten Lehrblicher beſchränken, und ber Gaben zu emem tieferen und klareren Verſtändniß und Auslegung ber Schrift entbehren. Diefelbe Methode des Herbetens und Ableierns, unter ber bie Volksſchule in fo vielen anderen Ländern geſeufzt hat, ift deßhalb auch größten⸗ theils bisher in dem grönländiſchen Schulweſen vorherrfchend geweſen, wie auch vieler aus dem Heidenthume mitgebradgter Mberglaube noch bei Weitern nicht über⸗ wunden if. Im Bewußtfeyn alſo der ſchon gewonnenen guten Refultate und im Erfenntnif bes bisher benutten, nützlichen, wern gleich noch mangelhaften Wirken der nationalen Kräfte, müßte die Miffion, wenn fie den Schulunterricht und bie daraus hervorgehende Bolksaufflärung weiter umd zu einer höheren Entwicklung führen will, vor Allen darauf bedacht fen, dem Vollke Lehrer mit größeren und anderen Kenntniffen, als bie bisher benutzten und im allgemeinen Beſitze - bes Bolfes ſeyenden zu verfchaffen. Sollte die Erreichung eines glücklichen Aefultats derartiger Beftrebungen erwartet werben können, dann gelte-e8 gewiß biefelbe rein nationale Eigentbimlichleit, bie bisher im Vereine mit der erziehenden Macht des Chriſtenthums gearbeitet hat, auf Das Kräftigfte feftzubalten, und nach benjelben Principien auf demſelben Grundgewölbe fortzubauen, und bie Bedingungen und Be- bürfniffe für bie Eriftenz eines nomadifirenden Jagdvolkes, das auf dem niebrigften Standpunkt der Nationen fteht, wohl zu bedenken, und vor Allem kein künftliches, foembartiges, europäifirtes, geiftiges Gebäude aufzuführen, von dem nur Lehrer ausgehen würden, die ihre nationale Eigenthümlichkeit verloren hätten, verfeinert und, verwöhnt, und zu Fremden unter ihren .eigenen LTandsleuten geworben jeyn würden, und eben darum unter biefen nichts würden ausrichten können. -

Mit diefem Ziel auf das Beftimmtefte vor den Augen, beftrebt ſich das nun feit etwa acht Jahren beftehende Schullehrerfeminer zu Godthaab, ſich unter voll> fommener Bewahrung der nationalen Eigenthümlichkeit feiner Eleven, ihnen jo viele und jo nützliche Kenntniffe als möglich beizubringen, angepaßt dem Stand» punkt, dem Berhältnig, den Zuftänden und Bebürfniffen ber Nation. Bei einem noch fo jungen chriftlichen Volke und bei einem Inftitute, deſſen Vorhaben es ifl, Lehrer auszufenden, welche nicht nur die Schulfinder unterrichten, ſondern gleich⸗ zeitig Gottes Wort in den vielen werbreiteter Gemeinden auslegen jollen, tft es eine Selbſtfolge, daß der Unterricht in der chriftlichen Glaubenslehre und m Allem, was dazu dienen kann, Licht über dieſelbe zu verbreiten, ben erften Plat einnehmen muß und foll, und die Verwendung ber meiften Zeit und ber beften Kräfte erfor- dert. Diefes findet auch in dem Semirar, fo ‘wie ber Unterricht in demſelben betrieben wird, ftatt, was am beften aus dem hier folgenden Verzeichniß ſämmt⸗ licher Unterrichtsgegenftände zu erjehen ſeyn wird:

Die Erläuterung der heiligen Schrift, hauptſächlich des neuen Teſtaments, jedoch auch ausgewählte Theile des alten Teſtaments;

Entwicklung der chriſtlichen Hauptlehren, um ben unendlichen Inhalt der Schrift zu ordnen und zu ſammeln, theilweiſe als weitere Ausführung bes veligiöfen Lehrbuche, welches fpäter die Grundlage für die Thätigkeit der Eleven als Vollsſchullehrer bildet;

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——

Bibliſche Geſchichte in Uebereinſtimmung mit dem, was oben über bien Un⸗ terrichtszweig geſagt iſt;

Beſchreibung des heiligen Laudes, eine Wanderung mit dem Erlöſer auf alle in der Schrift erwähnten heiligen Etätten, mit allen beigefügten hiſtoriſchen und geographiſchen Aufllärungen, bie zu dem vechten Berftänbniß ber Echrift noth⸗ wendig, und ber Unkenntniß ber Grönlänber in Bezug auf anderer Länder Ber fchaffenheit und Berbältniffe angepaßt find;

Auswendiglernen aus bes heiligen Schrift; naämlich bejonders zu dem Zwecke ansgewählte Abfchnitte, daß Die Eleven namentlich als Hinftige Prädilanten ſtets einen gehörigen Fond von Gottes Wort zur Hand haben;

Schriftliche Ausarbeitungen, meift veligiöfen Inhalts, ven den älteren Eleven häufig in Form von Previgten, zuweilen aber auch aligemeineren Inhalts, bie eigenen Angelegenheiten bes Volles ober europäiſche Zuſtände, ſoweit biefe ben Eleven befannt feyn Können, betveffend;

Lefen mit Verſtandesübung, eine Benugung der wenigen in der Sprache der Eingeborenen vorhandenen Schriften von nicht ausſchließend religiöſem Inhalt, nebft Erklärung und Geſpräch barüber;

Geſchichte; ein erſt in ben beiden letzten Jahren angeftellter Verſuch, die Eleven bis zu-einem gewiſſen Grabe über bie fortichreitende Entwicklung der Bollsftänme aufzuflären, und ben jungen Grönfändern auf religiöſer Grundlage begreiflich zu machen, wie bie Borfehung im Alterthume die Gefchide der Nationen lenlte, wie fie das Boll Israels ſo wunderbar führte, und bie Herunnvohnenden (Chaldäer und Aegypter, Babplonier und Afiyrier, Perſer , ‚Griechen, Römer) zur Erziehung und Züchtigung Israels benutzte, Alles zu dem großen Ywede der Erſcheinung tes Erlöſers;

Geographie; in Folge des Standpunktes der Nation muß auch der Un⸗ terricht hierin ein ganz eigenthümliches Gepräge haben und mehr bei der phyſiſchen Beſchaffenheit der Länder und bei erllärenden ethnographiſchen Schilderungen ver⸗ weilen, als bei ben politiſchen Verſchiedenheiten und Verhälmiſſen, welche jedoch auch fo viel als möglich beigebracht werben und. es mit ber Zeit gewiß noch mehr werben lönnen, wenn fi ber Geſichtskreis der Eleven erſt durch sähe Keunt- niſſe erweitert haben wird;

Naturgefchiehte, eine allgemeine naturbiftoriiche Einleitung und eine volkftänt- digere Bejchreibung ber zwölf Hauptabſchuitte dev Säugethiere ;

Rechnen, ſowohl auf der Tafel, als im Kopfe in Uebereinftinmung mit dem, was fchon oben über dieſen Unterrichtsgegenftand gejagt ift;

Schönjchreiben, Orgelipiel und Gefang; dieß wirb mit beſonderem Glücke betrieben, da bie Nation fomohl fingerfertig als im hoben Grabe muſikaliſch ift, auch haben es alle Eleven ohne Ausnahme mit Leichtigkeit dahin gebracht, die Orgel fpielen zu Türmen, und Gehör und ſchöne Singſtimmen ſind ganz allgemeine Begabung;

Daniſche Sprachlehre; dieſer Unterricht bat jedoch bisher noch zu feinen Re⸗ fultate geführt, da das Seminar auf Grund näher liegender Bedürfniſſe demſelben auch nur geringe Zeit und Kräfte opfern Konnte;

Katechetifche und homiletiſche Uebungen; bie erfteren werben eigentlich von den Eleven des Seminars mit den vorhandenen Schulkindern abgehalten, bie letzteren

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beftehen darin, daß bie älteren Eleven abwechſelnd in ben im Seminar felbft ein- geführten täglichen Betftunben den freien Bortrag halten müfſen.

Es finden ſich zur jeßigen Zeit in dem Seminare junge Eingeborene ans ben werfchiebenften Gegenden bes Landes beifammen, und dieſes Beiſammenleben ift bei einem fo zerftreut wohnenden Bolle von nicht geringer geiffiger Bedeutung für Die Zukunft, die erft fihtbar werden wird, wenn bie Eleven zur ſelbſtſtandigen Wirk⸗ ſamkeit in das Leben hinaustreten.

Da das Seminar ſchon ſieben Eleven hervorgehen kieß, bie ui Katecheten in verſchiedenen Gegenden bes Landes angeftellt find, iſt das gute Werk nicht allein begonnen, ſondern bat jchon Früchte getragen’ und troß aller Hinderniſſe, Wider- ftand und Schwierigkeiten fortgefettt weiterer Saamen ausgeftreut, ba es auf ber eigenthilmlichen ‚Rationalität bes Volkes ruht und vermöge der eigenen erziehenden Macht‘ des Chriſtenthums einer gefunden und natürlichen Entwicklung entgegengeht; biefen Troft haben wir im Gefühle deſſen, daß wir hierin nicht im eignen, ſondern in dem Namen eines Höheren handelt, der Derjenige ift, welcher bie Kraft zum. Wirken, zum Borwärtöftveben, zur Beharrung, Fortfekung und zu neuem Beginnen gibt, und gewißlich Alles zu einem guten Ende führen wird.

Seminar zu Godthaab in Güb- Grönland, Februar 1856.

- Verzeihniß der in grönländiſcher Sprache gedrudten Bücher, der darin nbgefaßten Wörterbücher und Grammatiten.

1) ABD over das grömlänbifche Abc.

2) Okalluktualiät, nuktersimarsut, R. J. Brandt-mit, Kärsome niu- vertuksaugalloamit, ark’ iksorsimarsut titärnekartisimarsudio P. Kragh- mit Lintrapimint Hjertingimiud!o Pellesiaennit, das tft: Gefchichten, überſetzt von R. 3. Brandt, früher Affiftent-bet Godhavn, geordnet und durchgeſehen von P. Krach, Prediger in Lintrup und Hering. Kopenhagen 1839. Dieje Geſchichten find Fabeln und Heine Erzählungen, die dem Standpunkte der Grönländer angepaßt find.

3) Okalluktuautit sajmaubingmik annekbingmiglo Jesuse Kristusikut makpersäkkänuit Kablunait adlädlo okauzeenne agleksimarsunnit katter- sorsimarsut, Kaladlidio okauzeennut nuktersimarsut, 'Pellesemit Peter Kragh-mit, das ift: Erzählungen über die Gnade und die Erlöfung durch Jeſus Chriftus, geſammelt aus Büchern in dänischer und anderen Sprachen, und ine Grönlänbifche überfett vom Prediger Peter Kragh. Kopenhagen 1830. Diefe Erzählungen find nicht direkt religiöfen Inhalts, fondern gleichzeitig unterhaltend und nur von guten und erhabenen Thaten handelnd.

4) Kaladlit Pelleserkängoäts Hans Egedib Okalloutei Unnukorsiutit ajoksersukkaminut, agleksimagalloät Johan Christian Morch-mit, Kakor- tormiut niuvertorigalloännit mänalo titärnekartisimarsut Peter Kragh-mit, Gjerlevimiut Pellesiännit, das ift: Des erften Predigers der Grönländer Hand Egedes Abendgefpräcdhe mit feinen Schülern, verfaßt von Johann Chriſtian Mörd, früherer Kaufmann in Julianehaab und herausgegeben von Peter Kragh, Prediger in Gjerlev. Kopenhagen 1837. Dieſe Gefpräche find nah Campe's gebildet und können als das Befte angefehen werden, was für Die Grönlänber gefchrieben, ohne direkten religiöfen Inhalts zu ſeyn.

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5) Kattängutigeek, K. Kjer-ib nuktigei, ober eine Erzählung von zwei Brübern, überfeßt von K. Kier. Kopenhagen 1888.

6) lillerkorsutit makko..niuvertut nalegejss akkillermäne kattersorej nakrittägangortidlugidlo K. Kjer-ib, Amertlormiut Maneetsormiudlo Pel- lesigigalloäta, ober: Diefe Weifen bat K. Kier, ehemaliger Prediger bei Hol- fteenborg unb Sullertoppen gefammelt und auf Koften ber Hanbelsbireition bruden Yaffen. Aarhuus 1882. Die WVeifen enthalten Worte zu verſchiedenen belannten Melodien, 3. B. God save the king; Es war ein König in Thule, ꝛc. Die meiften find jeboch leider den Begriffen ımb ber Lage ber Grönlänber weniger gut angepaßt und klingen noch fomifcher, wenn fie ins Dänifche überſetzt werben.

T Das ältere grönlänbifche Rechenbuch von Holböll.

8) Neuere Ausgabe oder Bearbeitung befjelben von. Wanball, Prediger in Tolſtrup. Aalborg 1845.

9) Anſicht über das Weltgebäude von ©. F. Urfin, überfegt von P. Kragh, Prediger in Linſtrup. Kopenhagen 1839.

10) Auszug aus der Erbbeichreibung von Blatou, überjeht ins Gronlandiſche von E. A. Wandall, Prediger in Tolſtrup. Aalborg 1848.

11) Aglekkät. nüksintät Kalädlimit tamannut auangnarmiunnutsor- suksuksät nalegännit (Majorimit) Ludvig Fasting-mit Kongib Nalegangor- titanit, nuktersimarsut N. G. Wolfi-mit. das heißt: Senbbrief an alle Grön⸗ länder, die im Norben wohnen, von dem Herrn (Major) der Soldaten Ludwig Faſting, föniglichem Injpeltor, überfett von NR. ©. Wolf. Kopenhagen 1888.

12) Okauzerpengoät igluksänning ejanginerrursunnik assiginnägek- saungiteut Kaladlingeännut assarsigirseisa illännit illungersortomit, das heißt: Ein Meines Wort ilber tie verbeflerten Häufer, welches Die lieben Grön⸗ länder nicht übel aufnehmen mögen, von einem aufeichtigen Freunde berfelben. Kopenhagen 1836. Von bemjelben Berfaffer.

13) Bier aus Grönland- von Rudolph. Kopenhagen 1852.

14) Unterricht für Hebeammen in Grönfand,-in däniſcher Eprache gefchrieben vom Chirurg Lerh, ins Grönländifhe überfeßt vom Prediger Kragh· Kopen⸗ hagen 1829.

15) Ueber die Pflege neugeborener Kinder von Rudolph. Kopenhagen 1852.

16) Die erfte grönländiſche Grammatik von Paul Egede. 1760.

17) Verſuch einer verbefſerten grönländiichen Grammatif von Otto Fabricius, Gemeinbeprebiger bei der Kirche unferes Eriöfers zu Chriftianshaun. Zweite Auf- lage. Kopenhagen 1801.

18) Grönländifche Grammatik. 1. Beugung der Hauptworte im Hinficht auf Numeros und Suffiga. 2. Bengung ber Verben -mit und ohne Suffiga von 8. 3. ©. Steenberg, Miſſionär und Seminarvorſteher. Kopenhagen’ 1849.

19) Granımatif ber grönländiihen Sprade mit theilweiſem Lurſchluß des Labrador⸗Dialekts von S. Kleinſchmidt. Berlin 1851.

20) Das erfte grönlänbifche Wörterbuch von Paul Egede.

21) Das grönländifche Wörterbuch verbeffert und vermehrt herausgegeben von Otto Fabricins, Gemeindeprebiger bei der Kirche unjeres Erlöſers zu Chriſtians⸗ havn. Kopenhagen 1804.

22) Ein Auszug aus der Bibel fir Kinder, oder auserwähltes Wort Gottes

mit beigefügten kurzen Srmunterungen für fromme Kinder zuerft bänifch ge fchrieben, dann ins Grönländifche überfegt vom Biſchof Otto Fabricius. Kopen- hagen 1822. Aufs Neue mit einigen Beränderungen beransgegeben in Kopen- bagen. 1849..

23) Slaubwürbige Erzählungen aus ber Bibel, jowohl aus bem alten als bem neuen Teftamente, bie Biſchof Otto Fabricius zum Gebrauch für die getauften Grönlänber ausermählt bat. Kopenhagen 1820.

24) Luthers Katechismus ober bie erfte Kenniniß.von Gott unb feinen Ge boten , denen die Menfchen gehorchen follen, -bamit fie im Leben und nad dem Tode glüdlich werben. Kopenhagen 1837. Später nen herausgegeben. Kopen- bagen 1849,

25) Lehrbuch über Gott und feine Gebote für die Menſchen, Lehre und Richtſchnur zur Eeligfeit für die Getauften und Katechumenen. Kopenhagen 1818. Später berausgegeben in Kopenhagen 1833 und 1849, Dieß ift eine Erklärung von Luthers Heinem Katechismus.

26) Das ältere Pſalmbuch von Otto Fabricius.

27) „Bon dem Gelreuzigten.” Neue Pſalmen und einige wenige ‘alte und veränderte als Probe für Die grönläudiche Gemeinde Durch K. Hier. Obenfe 1834.

28) Pialmen ‚iiber den Gekrenzigten und feine Lehre, einige alte, einige von Kier, mit Anhang. Kopenhagen -1838.

29) Alte Pſalmen über ven Gekreuzigten verändert von K. Kier. Aarhuus 1853.

30) Das neue Teftament ins Grönländifche überfeßt uud mit Kleinen An- merkungen verjehen. Kopenhagen 1827. Leberfeguugen aus dem neuen Teftamente ven Paul Egede herrührend; fie find von Otto Fabricius -uıngearbeitet und das leßtemal von NR. G. Wolf herausgegeben.

31) Der erfte Band des alten Teftamentes, enthaltend das zweite und fünfte Buch Mofis, Hiob, Eira, Nehemia, Buch Efter uud Bund Ruth, ins Grönlän- diſche überſetzt und durch kleine Anmerkungen erläutert von Peter Kragh, Prediger m Gjerley und Ersfev, zum Gebrauch für die grönlänbifche Gemeinde Kopen⸗ bagen 1832,

82) Zweiter Band des alten Teftamentes, enthaltend die Bücher Joſuä ınıb ber Richter, das erfte und zweite Buch Samuelis, Das erfte und zweite Buch ber - Könige ins Grönländiſche überfet und mit Heinen Anmerkungen verſehen von Peter Kragh, Prediger in Gjerleo mid Erlen. Kopenhagen 1836.

33) Dritter Band bes alten Teftamentes, enthaltend: Die Pialmen Davids, ins Grönländifche überfetst won Prediger Nils Wolf zum Gebrauch für bie tänifche Gemeinde. Kopenhagen 1825.

Der Brophet Jeſaias, überfetst ins Grönländifche vom Prediger N. ©. Wolf, zum Gebrauch für bie däniſche Gemeinde. Kopenhagen 1825.

Die Heinen Propheten und Schriften Daniels ins Grönlänbiiche überſetzt und mit Heinen Anmerkungen verfeben vom Prebiger P. Kragh. Kopenhagen 1829.

Die Sprüche Salomonis vom Prediger N. ©. Wolf zum Gebrauch für bie dänische Gemeinde. Kopenhagen 1828.

34) Bredigten, beftimmt zum Vorleſen; Entwicklungen aus den Evangelien, tie von Oftern bis zum erften Sonntage nad) Trinitatis verleſen werben, geſam⸗ melt und ins Grönländifche Überfeßt vom Prediger Peter Kragh. Kopenhagen

1848. Diefes und das folgende Buch enthalten Predigten für jeben Sonntag im Kirchenjahre und find zunächſt für bie Kutecheien an den Stellen Beflimmt, an denen fein Prediger iſt.

35) Predigten, welche zuweilen an ben Sonntagen gebraucht werten follen ; Entwicklungen aus ben Evangelien, die im Winter. vorgelefen werben follen, geſam⸗ melt und ins Grönlantifche überfeht vom Prediger Peter Kragh. Kopenhagen 1833.

36) Nitual der Kirchenverrichtungen der bämfchen Miffion in Oröuland, um- gearbeitet und vermehrt durch Otto Fabricius, und zum zweiterimale gebrudt in ber Königlihen Waifenhausbuchbruderei in Kopenhagen 1819.

37) Bon der Nachfolge Chrifti von Thomas a Kempis ins Grönlänbifche über- fett von Paul Egede, burcdhgefehen don F. Rönne und. zum Druck befördert von der däniſchen Miffionsgefellihaft. Kopenhagen 1824.

38) Anbachtsbuch für den gemeinen Mann, gefarnmelt won -bem nertoegifchen Prediger W. U. Werels, und jett überfet von Peter Kragh. Kopenhagen 1850.

39) Das Selbſtdenlen ber Menſchen und bie Offenbarung Gottes, ins Grön⸗ länbifche überfett von Wittus Frederik Steenholdt, Kateihet bei Egedesminde. Kopenhagen 1851. Diefes Bnch ift bisher das einzige, welches von einem einge⸗ bornen Grönlaänder überſetzt oder geſchrieben iſt.

Folgende Bücher ſind vennuthlich auf Veranſtaltung der mehriſchen Brüder herausgegeben:

40) Jeſu Ehrifti wichtigfte ehren, aus Gottes geſchriebenem Worte zum Ge⸗

brauch ‚und Unterricht für Die grönländiſche Gemeinde geſammelt. Bautzen 1833.

41) „Das Licht, welches die Heiden erleuchten foll.“ Eine kleine Piece, einige Schriftſtellen mit Holzſchnitten enthaltend.

. 42) Daſſelbe Schriftſtück im Labrador⸗Dialekt.

43) „Senfkornisutepok“ was wahrſcheinlich zu überſetzen iſt: „Es iſt ein Eeufforn darin.“ Kin ähnliches Stück.

44) Die Pſalmen Davids.

45) The proverbs of Salomon and the prophecies of Jeremiah., Ezechiae, Daniel, and the twelve minor prophets, translated into the’ Esguimaux Language by the Missionaries of the Unitas fratrum or united brethren.

Printed for the use of the mission in Labrador by the British and foreign Bible-Socieiy. London 1849.

46) Das neue Zeſtament, in derſelben Weiſe von derſelben Geſellſchaft heraus⸗ gegeben.

Beilage V.

Das Medicinalweſen Grönlands.

Das Medicinalweſen wird ſeit dem Jahre 1851 von drei, bis dahin wurde es von zwei angeftellten Werzten verwaltet. Es find diefelben in Godthavn, Godthaab und in Sulianehaab-anfäßig und ihr Gehalt beläuft fi im Ganzen auf 4850 Rbd. jährlich. Hierzu kommen dann noch die Koften fiir die an bie Kolonieverwalter

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gejendeten Medikamente und andere Ausgaben Fr Krankenpflege, die fich ſchwierig berech⸗ nen laften. Alles dahin Einſchlagende wird der Bevöllerung unentgeltfich verabreicht.

Tabelle der Anzahl von Xobesfällen in jebem Monat, ans ben Kirchenbüchern für die Gemeinden von Godthaab, Frederikshaab und Julianehaab und einem

Zeitraum von 20 Jahren (bis 1858). In einer Bevölkerung von 2504 Seelen: Zur Zeit ber Seehunbsabnahme, des Erſatzes der Fleiſchſpeiſen durch Fiſch, des theilweilen Man⸗ gels, Aufenthalts in ben Winterwohnungen und

herrſchender Diarrhöe „NMärz Zur Zeit ſelteneren Mangels, theilweiſe guter

Sarg der Seehunde und fetter Fiſche, Vertauſchs, April

ber Häufer mit ben Zelten in theila noq ſehr vau-( Mai .

bem Wetter.

Zur Beit zumehmenden Sechundofanges, feiner- ) ni . ‚lei Mangels, an Nahrungsmitteln, des heruniftrei- > Juli . fenden Lebens und Aufenthalts in ben Zelten. „Auguſt

In der guten Fangzeit, der großen Unmäßig⸗

feit am fetten Fleiſchſpeiſen und Beeren, des Um-f September zuge aus den Zelten in die Häufer, theilweife zu> Ofltober . fpät, nach dem Wetter berrichender Influenza, Bruft-\ November

ſtiche, Bruftentziindungen und VBerftopfung.

Zur Zeit ber Wiederabnahme der Seehunde December

im Januar . n Februar .

3,5 Tobesfälle

32 u er 27 3 m 41 u 43 m 68 6 7,6 m 5 m 4,3

Tabelle der Todesurfahen in Grönland nach einer Neihe von Beröfferungs- fiften, die jährlich am 31. December mit genauer Angabe ber Geburten und Todes⸗

fälle aufgeftellt werben. Bon 4770 Todesfällen waren die begränbenden Urfadhen:

Todesurfade. Anzahl. Im Kajak Umgelonmene . . 2 2 2415 Auf andere Weile Ertruntene -. . 2 2 2220.59 Erfrorene . - ; nn 8 Bon ben - Fielden geftürzt re. 2... Bon Eisfjelden im Weiberboot verimetem 00. 8 Eidhlgıe . .. een 2 Folgen von Mifhandlungen rn. 2 Andere unglüdlihe Zuflle . . 2 > 20 37 Bergiftimg (duch Waltofflih) . » > 2 36 Verſchwundene . . ren 5 Kleine Kinder im Schlaf erdrüctt . 16 Kleine Kinder auf andere Weife umgelommen . . . . 222 Allgemeine Kinderfranfheitn . . . 2 2 0 20002407 Altersſchwäͤche. 34 Halokrankheitfen.. 221 Bruſtkrankheiten... 1339 Seiten⸗ und Bruſtſtechen . . . a \ 5 |

Katarrhaliſche Fieber, Juflnenza, Echmipſen ee. 622

Prorente. 8,7 0,2 0,2 0,4 0,2 0,04 0,04 0,8 0,7 0,1 0,3 4,6 8,5 8,95 0,4 2,9

10,9 13,5

397

Unzadl. Procente.

Entzündungsfiber . . . (';) 2,0 Saulfieber, Nervenfieber, Topfus een 16 0,3 Keuchhuſten.. 968 2,0 Hirnentzündungg. 117 0,4 Abzehrungg. 2830 4,8 Waſſerſuch........ 30 0,6 Gicht und Rheumatismus ...83 0,06 Skorbut ... re, 0,06 Kolit, Magentrampf and andere * Wagen en. 18 1,5 Unterleibstrantheiten . . . ... 8 0,2 Erehen . 2 2 nennen. 5 07 Diarrhie . 5 | 0,2 Diarrhde und Erbrechen ne... 6 0,1. Verſtopfung ... 18 0,4 Brühe . ren. 1 0,02 San 2: on 2 0,04 Im Kindbett - - 2 2 2 nenn... 116 2,42 Ks . .. .. 6 01 Ausfchlag . 76 1,6 Rfe . 2 0,04 Gechmwüre . . 2.2... . 50 1,08 Kalter Brand . . . 2... 2 0,04 Kontufionen En 4 0,08 Blutſpeien.. 4 1,7 Andere Blutungen en. 48 1,0 Plötzliche To... 2 2 Tonne 12 0,25 Krämpfe, Epilepfie nn 86 1,8 Knocheneiterungen . > 0,04 Gfhrilfe . . . een... 108 2,2 Sinnesſchwäche und Bf En 3 0,06 Selbſtmord . . a 0,06 Berſchiedene Rrantbeiten ... 93 1,9 Epidemien (die großen Epidemien vom Jahre 1782 und 1800 find nicht in der Üfe) . . . . 98 2,05 Zobtgeborene (bie jedoch oft nicht angegeben werden) . . 16 0,3 Unangegebene Urſachen ... en. 449 94 . gm Ganzen A770 10

Beilage VI. Die meteorologifchen Verhältnife Grönlands.

Auf Beranlaffung bes Brofeffor Peterſen find an verſchiedenen Punkten Norb- grönlands fortgefeßte werthvolle Beobachtungen angeftellt und durch hinzugefügte

308

ähnliche Beobachtungen Th. Rinks felbft führten fie nach der Bearbeitung zu nad) folgend mitgetheilten Refultaten.

Die Beobachtungspuntte und Beobachter waren: Upernivik, Jakobshavn, Godi⸗ haab und Julianehaab. An erſterer Stelle beobachteten die Miſſionäre Oſtergaard vom Auguſt 1832 bis Juli 1888, Moffin vom Oktober 1846 bis Juli 1850, Kragh vom Auguft 1850 bis Juli 1854, alfo im Ganzen 14 Yahre bindurd, Bei Jakobshavn beobachtete Rudolph vom Januar 1840 bis zum Juni 1850; bei Godthaab Bloch vom September 1841 bis Juni 1846.

Unter biefen Beobachtungen nehmen bie, welche bei Jakobehavn angeftellt find, den erften Pla ein, theils weil fie den Tängfien Zeitraum ber Beobachtungen bef- ſelben Mannes umfaffen und anderntheils andy, weil fie mit ter größten Genauig- feit und Vollſtändigkeit ausgeführt wurden. Das letzte gilt auch von Denen bei Godthaab, aber weniger von benen bei Upernivik, bie namentlidy in ber Zeit anzu. ftellen vergeffen wurden, in denen die Echiffe der Hantelsgefellichaft anweſend waren, nämlich im Juli und Auguft, auch ift es von ben beiben letzten Beobach⸗ tern unterlafien,, das Barometer zu benußen.

Wärmeverhältniß.

Nachdem erſt die Mitteltemperatur für jede 24 Stunden im Jahre ausgerech⸗ net, ſämmtliche nothwendige Berichtigungen vorgenommen, und namentlich Die ſeh⸗ {enden Beobachtungen für gewiffe Monate, fo viel als möglich Durch Interpolationen erjetst waren, find folgende Mitteltemperaturen für die Monate, Jahreszeiten und das ganze Jahr nach Graben Reaumür berausgelommen.

Upernivik. Satobshavn. Godthaab.

Zahl ter Zahl ver Mittel- Be oba Mittel- Beobach⸗

tenperatur. tungstage. temperatur. tungsta ge. temperatur.

Sanuar . . | 17,40 279 |— 13,14 332 Februar. . 19,40 | 232 14,10 | 309 März . . 16,20 274 10,61 340 Arl . . 11,29 251 5,86 318 Mai... 3,12 303 | + 0,2 337 Sum. . -|) + 217 256 4,21 327 ul... 3,54 15 .| 5,9 | .336 Auguf . . 2,63 69 4,62 338 September . 0,01 250 1,15 330 Dftoberr . . | 4,43 307 | 8,04 346 November . 9,36 283 8,64 327 December . 14,69 263 10,90 341 Winter . . 17,10 774 12,71. 982 Frühling . 10,06 828 5,42 995 Somma .| + 2,65 470 | + 4,%.| 1000 Salt . . I 4,77 840 | 3,51 997

Ganze Jahr , 2912 4,18

Daß die Mitteltemperatur für das ganze Jahr nicht ganz mit ber überein⸗ ftimmt, die für bie einzelnen Monate, itamentlich bei Upernivik berechnet ift, rührt von ben Berichtigungen ber, bie mit Hinficht auf die möglichen Fehler und Mängel bei den Beobachtungen vorgenommen werben mußten. Es wurde zunächſt gefunden burch den Bergleich der Mittelteniperatur ber beiden Stellen in Nordgrönland mit der von Gothhaab, daß die niebrigfte Mitteltenmperafir in Norbgrönland in bie erfte Dekade des Februar, und bie böchfte in bie zweite Delade bes Juli fällt, wohingegen in Südgrönland bie niebrigfte in bie britte Delabe des Januar und bie böchfte in bie erfte Delade des Zuli fallt.

Zur näheren Erflävung mag hier noch eine für die beiden Beobachtungsftellen ausgearbeitete Tabelle folgen, die mit Hinweglaffung bev Hunberttheile ber Grabe a) die Mittelzahf der höchften und niebrigften Mitteltemperaturen (ber 24 Etundben) jebes Monats, und b) bie Mittelzahl der höchſten und niebrigften einzelnen Thermometerftänbe gleichfalls fir jeben Monat im Laufe der beobaditeten Jahres⸗

reihe zeigt.

Mittelzapl.

A. Der Mitteltemperatur der.

44 Etunden. B. Des Thermometerflandes. Upernivil, Godthaab. Upernivik. Godthaab.

beane. in She. | zone odee. anne obehne. aan

Sanuar . .I—711>-24,3) + 0,3 |--13,7) 4,3 |--25,8| + 1,4 | 14,3 Februar . . 83| 262] 0,9) 144| 54) 274) 19| 15,5 May... 3,8 2461 2,3 108 18) 263 451 123,3 April. . .! 1210| 114 238) 1021+18| 213) 5383| 10, Mi ...1+29 91 46 27 43) 11,1) 71 6,0 Sum...) 651 11 85)+10 72| 23] 109| 0,86 Juli.. z8i+ 12 1001 311 86|+ 02 1238| +12 Auuft . .! 581 14) 85| 311 7%) 01 110) 16 Eeptember .| 45|--42) 731-099 63|-- 47 1011-16 Oftober . . 0,7 98 37 4,9 2,3 10,2] : 7,4 5,5 November‘ .|—-16| 157 1,11 10,611) 170) 18] 113 Deeembr .| 51| 21,6 -—14| 138 411-925 08| 141

Schließlich bleibt es noch übrig den abjolut höchften und niedrigften Stand anzugeben, ben das Thermometer in jetem ber Monate gehabt hat, theils als Mitteltemperatur für 24 Stunden, theils bei einer einzelnen Beobachtung; doch muß es bier bemerkt werben, daß fein Inderthermometer angewendet wurde, wie auch, daß bie Eftreme fir Godthaab weniger verſchieden find, weil dort eine kür⸗ zeve Reihe Jahre beobachtet wurde,

360

|

*r812 Frl | 88 GHBL |. 12 cHBT | 08 arer | 8 el | He al! F mei | 6 FI) FI | 01 oHBL | 8 Fre | 8 "ıgug runiv

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9881 88 98T | 6 881 LI e98T | 86 8981 I 0587 | 2 srer | 83 881 65 -068T | 9 eI8T | 86 WET | & 2581 OT sgug | ung),

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"INDEM 293g Amaıyla) 219 230 239990%

962

Es wird vermuthlich einfenchtenb geworden feyn, daß die voranſtehenden Ta⸗ bellen A und B ilber bie Ertreme fi von ben‘ nächfteorhergehenden mit der Ueber⸗ ſchrift Mittelzahl dadurch unterſcheiden, daß ſie die Extreme der Größen darſtellen, von denen die Mittelzahlen, welche in den entſprechenden Rubrilen der vorigen zu finden find, auszerechnet wurden. So hat man z. B. in jedem ber 14 Jahre, die in Upernivik beobachtet ſind, den höchſten Thermometerſtand im Januar aus⸗ geſucht, aus den dadurch gewonnenen 14 Thermoineterſtänden iſt der Durchſchnitt in der erſten Tabelle mit 4,3 und ber höchſte dagegen mit + 4,4 in ber vor⸗ ftebenden Tabelle B aufgeführt.

Der Luftdruck.

Aus den ſehr winftändlichen Tabellen Peterfens über den Barometerftandb in Folge der erwähnten Obfervationen möge bier felzender Auszug mitgetheilt

werden.

Mittelſtaud des Barometers in Pariſer Linien, corrigirt und vebucirt auf 0°.

Upernivff. Jatobehavn. Godthaab.

=,

Beotag. Beobad)- Beobach 9 Barometer, tungstage. Barometer. tungstage. Barometer. tungstage.

Winter. . . | 833,39 | 217 334,96 192 | 8334,55 451

Srühling . . | 335,96 200 1 337,45 817 336,61 460 Sommer . .| 385,04 | :173 336,79 816 336,39 332 Hehft . . . | 333,20 243 336, 16 801 336,07 442

Ganges Jahr . | 334,85 | 833 1685

Nachſtehende Tabelle zeigt den Spielraum fe die Bervegungen bes Barome⸗ ters in jedem einzelnen Monat nach den Beobachtungen bei Jakobshavn allein. Die beiden erften Kolonnen find in ber Weife ausgerechnet, daß ınan ten höchſten und niebrigften Stand für einen einzelnen Monat in jedem‘ der 10 Jahre ausgefucht und daraus bie Mittelzahlen gezogen bat. In ber vierten und fünften Kolonne find denmächſt tie Extreme von je zehn ſolchen Obfervationen von ben höchften Standpunkten in jedem Monat angeführt, und -baffelbe ift mit dem niebrigften Standpuntten in ber fechsten und fiebenten Kolonne gefchehen. Man wird alfo vie endlichen abjoluten Extreme des Barometerftandes in ber vierten und fiebenten Kelonne finden.

363

Tach vem Tuckhichnitt | Extreme der einzelnen beobachteten

der verfchievenen Sabre. Barometerflände. SHöchfter und niedrigſter

Stand in ten Monaten

Hoͤchſter. Pr Höchfter. ofen j Sanuar . . 2. 342,03132651 15,52.1344,65 329,81 1322,08 Febmar . . . - | 43,47| 26,17| 17,30 | 48,59 18,78 Min... - . | 4634| 27,42] 18,92 |.50,10 21,91 April 2. 20. | 42,94 | 80,47| 12,40 | 47,27 27,66 Maäi. .-- . .43,711 32,60| 11,11 | 49,38 28,81 Smi : . .....541,98| 31,64| 10,34 | 43,42 26,83 li. - .....2..1441,08| 30,97] 10,06 | 43,38 28,52 Anguft . . «. . . |] 41,28| 30,98 | 10,30 | 45,84 29,02 Sertember . . . . | 42,00| 29,511 12,49 | 43,70 27,28 Oktober. . . . . 5 43,14| 27,97) 15,17 | 44,48 24,32 November . . . . | 48,47) 29,49| 13,98 | 44,76 22,15 December . . . . | 44,09 26,73 | 17,36 | 49,50 24,12

Die Windperhältuifie.

Diefe find, beſonders was bie Stärke der Winde betrifft, an allen brei Beob- achtungepunkten weniger regelmäßig aufgezeichnet. Nachdem inbeflen alles in Be⸗ tracht gezogen wurde, was irgend einen Einfluß auf die Hauptreſultate haben konnte, ift Peterfen zu ten Größen gelommen, tie fih in folgenten Tabellen bargefteflt finden: |

a) Tobelle Über tie Richtung ker Wirte in ben verfihiebenen Jahreszeiten, indem bie relative Zeit, in welcher jeber Wind gebauert hat, als Theile von 1,000 Dargeftellt ift, wobei jebod bemerkt werben muß, baf bie Richtungen wahrſchein⸗ licherweife, wie es in Grönland gebräudlih, nach dem Compaß bezeichnet find, und Daher um 4 bis 6 Etrih Abweichung berichtigt werben müffen, wenn man bie richtige Himmelsgegend haben will. En find namentlich tie häufigen Winde, welde NO. und EW. bezeichnet werben, fireng genommen genau NR. und SED., nämlid) nad der Richtung der Davisſtraße; unter Of wird ganz ficher eigentlicher Landwind, und unter Südweſt warmer Lanbwind verftanden, etwas verſchieden, je nach der Richtung der Fiorde.

964

Tabelle über die Richtung der Winde.

Beobachtungs⸗ Wind⸗ flelle. richtung. Winter | Brübling. | Sommer. | Herb.

N. 187 NO,

Upernivik.

Summe

N. NO.

Jalkobshavn.

Godthaab. Stille Summe

b) Tabelle über die Stärke des Windes in ben verſchiedenen Jahreszeiten, indem bie relative Zeit, welche tie Winde jedes Jahres gebauert haben, ale Theile won 1,000 bargeftellt find, und bie verſchiedenen Grabe der Stärke folgendermaßen bezeichnet wurden: 0 = Windftille, 1 = Meine Brife, 2 = laue Bramſegellühlte, 3 = Bramfegellühlte, 4 = Marsfegelfühlte, 5 = gereffte Margſegelkühlte und darüber.

BB

Tabelle über die Windſtärke.

Srähling. | Sommer.

| ——— —— | te

Upernivil.

Jakobshavn.

Summe

Godthaab.

Niederſchlag.

Da ſich unter den hier aufgeführten Beobachtungen feine direlten Meſſungen ber Größe des Niederſchlags finden, müſſen wir uns bier auf die folgende Tabelle iiber die Häufigkeit deffelben ober bie Mittelanzahl ver Tage, an welchen jebe Art von Nieberjchlag eintrat, beſchränken:

. gen Upernivit. | Nebet.. | Regen | Echnee. Starker

Echnee. Regen.

Winter..1,72028 8,66 021! | | [10,86 Frühling 248 lan ioea| —- | sa Sommer .|1057| 771 | 8144| 0858| 007| | 1229,34 Seht . .| 050 | 100 l12,57 | 0588 | 0,14 | | I,

Yahr. . -. 1521 |18,29 33,48 | 3,06 | 021) ; 164%

966

Regen | X Echnee Segel Regen. | und und Regen n E l.

Schnee Nebe Schuze.

Winter . . 0,5 Frühling . 1,5 Sommer .. 21,9 Seht . - 5,9 Jahr. . 29,8

Godthaab . | Regen.

Winter . Frühling Sommer Seht . . 10,0 | 15,8 Jahr. . . | 30,82 | 41,68 | 83,4

Was die einzelnen Momate betrifft, fo hat es fich gezeigt, daß bei Godt⸗ haab mur ein einziger, ber Juli, bei Upernivik bagegen fein einziger ganz ohne Schnee war.

Zuſtand der Luft.

Tabelle über die relative Zeit, in ber bie Luft im Durchſchnitt folgendes Ausſehen hatte:

Upernivik. klar. gemiſcht. wolkig

Winter.. 0,077 0,025 Frühling . 0,095 0,048 Sommer . 0;103 0,047 Sf . . 0,089 0,064 Ihr... 0,091 0,046

Both. . überzogen.

Winter . Frühling Sommer Herbſt Jahr.

Ginige Wetterbeobachtungen aus dem ſfüdlichſten Theile von Grönland.

Die nachſtehenden Tabellen enthalten hauptſächlich Auszüge eines Wetterjonr nals, das bei der Kolonie Inlianehaab vom Wuguft 1853 bis April 1865 incl.

367

geführt wurbe, fo daß die Refultate für die Monate Mei bis Juli nach den Beob- achtungen eines Jahres, für bie übrigen Dagegen nach den Beobachtungen zweier Jahre niedergelegt find. Die Ditteltemperatur ift größtentheils nach einem Inder⸗ thermometer ausgerechnet, unb ba derſelbe beſchädigt wurde, nach ben Obfervationen bes Morgens und Mittags mit ber nothwendigen Berichtigung. Der Baroıneter- fand ift nicht anf rebucirt, aber die Mitteltemperatur bes Barometers, bie nicht ſehr variirte, if beigefligt.

Mitteltemperatur von Inlianehnab. 18531855.

Extreme des Mittel- Thermometerftantes.

9 Dionate. temperatur.

Hoͤchtne. | Nievrigfie

Sanur . . .. | = + 44 | «= 170 Sebruan . . . . 6,2 19,4 Min... 72 1. 19,0 Art. . ... 9,4 14,2

Mi... 10,5 6,4 Sum . 2200. 14,4 1,0 N) 16,1 + 5,0 Auguſt. 16,8 —- 0,6 Soptember . . . 12,0 4,6 Oltoberr . . . » 10,0 6,2 November . . .| - 85 16,0: December . . . TI I. 170 Sahr . 2.20... 16,8 19,4

In einem Theile bes bier erwähnten Zeitraums wurde gleichzeitig auf fünf verfchiebenen Punkten im Diftrilte mit folgenden Refultaten beobachtet:

Drt. Winter. Frühling. | Sommer. Herbſt. Jahr.

Pamiädluk von J.

Lund.. . —- 3839 | 0,54 | + 5,58 | + 0,36 | + 0,50 Frederilsdal von

Schneider. . . 3,50 0,37 6,07 ‚0,52 | 0,58 Nennortalot von 9.

Lytzen .... 4,00 0,661 5,15 | 0,01 0,13 Yufianehaab von S. | .

Rink ... 6,29 0,20 7,32 0,06 0,44 Kalſimiut von p.

Motzfeldt ..

368 Es folge ein Auszug einer früßeren und längeren Zahresreihe von Temperatur⸗ beobarhtungen bei Lichtenau von tem Miffionär Kleinſchmidt angeftellt.

Tabelle der Mitteltemperatur nach der Morgen⸗, Mittags⸗ und Abend⸗ beobachtung.

Lichtenau. 1811. 1812. 1813, 1844. 1618. 1846. | 5 Jahre.

Sanuar . .- : 125 | 4,7 I 84 | 4,3 Februar. . | 0,4 3,3 März . . 0,6 2,5 Arıl . . 29 0,2 Mai.

Juni

ul.

Auguſt . -

September .

Öftober .

November . | - 24

December . 4,0

Ganze Jahr +03 |+1, 2

In den mit * bezeichneten Monaten ift einige Tage nicht beobachtet worben, da der Miffionär Kleinſchmidt abweſend mar. Als gleichfalls in. jenen Jahren beobachtete Ertreme wurden gefunden;

Die wärmfien Tage: Die Fälteften Tage. 1842. Der 16. Juli + 12,8 1843. Der 14. SJanuar —- 14,0 2 + 13,0 25. December 13,1 1844. Der 3. Juni + 15,2 „28. n 15,3 n 4. Juli + 12,6 u 2. 15,0

1845. Der 12. Auguft + 18,6 1844. Der 28. Januar -—- 12,9 29. " —- 14,4 6. Sebmar 15,0

Un 15,5 6. December 13,0 “u . 8. " 13, 5

Barometerftand in Inlianehaab.

Man kann bei Weiten nicht in Grönland, ſowie im Allgemeinen in ber tem- rerirten Zone ans dem höheren ober niedrigeren Stand des Barometer8 auf beflän- biges ober unbeftänbiges Wetter fchließen. Demungeadhtet fcheinen die Bewegungen des Baroıneters in cinem gewiſſen ziemlich beſtimmten Verhältniß zum Wetter zu ftehen und namentlih zu dem Winde und ber durch die verfchiebenen Winde bedingten Temperatur. Dieß gilt jedoch befonders für den Winter, und es Scheint dabei in gewiffer Hinficht ein Unterſchied zwifchen dem ſüdlichen und nördlichen

369

Grönland zu bereichen. Bei Sulianehaab bat Rint mit wenigen Ausnahmen in biefer Hinficht folgenden regelmäßigen Gang beobaditet: Wenn das Barometer im inter fteigt, und beſonders wenn e8 über 28” kommt, kann man mit ziemlicher Sicherheit auf Mildernng rechnen, und mit terfelben fintet fich gleichzeitig der warnıe Landwind mehr ober weniger heftig ein. Wenn dieſer Wind zu wehen begonnen bat, und das Barometer nicht fällt, fonbern fogar noch etwas fteigt und ſich dann jo erhält, banın pflegt der warme Wind fih mehrere Tage, ja auch Moden bins durch zu halten, und ſtarkes Thauwetter einzutreten. Fällt Dagegen der Barometer, dann wird in kurzer Zeit eine Veränderung cintreten; fobald er feinen niebrigften Standpunkt etwa gegen 27” erreicht bat, ftirbt der Wind anch ab, und ach einer ſtillen Zwiſchenzeit fpringt er um, felten nah Südſüdoſt, ober wie man c8 an Ort nnd Stelle feltft nennt, Südweſten, am allgemeinften bagegen nad Nord⸗ weften ober Norden. Eobald einer biefer Winde zu wehen begonnen bat, ſteigt das Barometer gewöhnlich wieder und bleibt im Steigen, bie der Wind abermals nad Oſmordoſt umfchlägt. Geſchieht dieß Eteigen langfam, dann fann man auf langwierigen Norbwind und Kälte rechnen. Man wirb alfo Temerken,. daß in wilden Wintermonaten der Mittelſtand des Barometers in ber Regel hoch, in falten dagegen niebrig if. In Hinficht anf bie Heftigleit bes Windes kann man jeboch nur ſehr ſchwer etwas Eicheres aus tem Baronıcterftand fchließen. Iſt er ſehr hoch, dann tritt allerdings der warme Landwind zuweilen ſtürmiſch und plötz⸗ lich auf, aber im Allgemeinen zeichnet er ſich in ſolchem Falle mehr durch ſeine Wärme, als durch feine Heftigfeit aus. Die meiſten orkanartigen Stürme an jener Ede treten jedoch bei einem Barometerftande von ur 27” 6’ auf, und wäh⸗ rend fie wehen finft er bis unter 27”, Im Rovember 1853 ſank das Barometer bei folder Gelegenheit auch bis auf 26” 3,2”, worauf es windftill wurde und furz darauf fchiwerer Norbfturm - mit lang anhaltenter Kälte eintrat. Erreicht das Barometer dagegen mehr als 28” 6”, dann befommt man in ber Kegel einen finger anhaltenden gleichmäßigen Landwind nit klarer Luft und fchönem milden Better, feld im Sanuar unb Februar. Im Sormmer find die Berhältniffe etwas verichieben, das Barometer zeigt nicht jo große Veränderungen, und felbft wenn es etwas unter 238” füllt, kann flarter und langwieriger Norbwind eintreten. Es iſt eine ſehr verbreitete Meinung befonders unter den Eeelenten, daß die Mondwechſel ben entſcheidendſten Einfluß anf bie Wetterveränderumgen baben; wirkliche Aufzäh⸗ lungen von ſolchen Veränderungen ſcheinen tiefe Meinung nicht zu befräftigen.

Vebrigen® zeigte ber Mittelſtand bes Barometers in ben erwãhnten Jahren 1853 55 bei Julianehaab ſich folgendermaßen:

Mittelland | Meitteltemperatur 12 Uhr Mittags. | res Quedfilbere.

Bunter... 334,0 +7

Frühling. . . . 334,0 7 Sommer. . . . 335,9 10 Sf... 333,3 7. Jahr.... 334,3

370

Endlich war die Mittelzahl vorn den 24 Stunden, an welchen bie verfchiebenen Arten von Wind und Niederfchlag vorherrſchend waren, ober eintraten, folgende:

MWinter. | Brühling. | Sommer.

En O.N.O 29 11", Fe S. S.O

352 SB». v,

®.

8 & X N W.

28 Stürmenb. 38 Gewöhnlich. 38 Meiſt ſtill.

Regen. = Regen und Schnee, 23 7 Schnee. =. F Waſſer⸗

menge. - 7 1,4” gr 71” 14’ 5,4” 5 1,1” 36’ 0,4’

In Bezug auf das Nordlicht find auch einige Aufzeichnungen gemacht, welche e8 befräftigen, daß dieſe am häufigften find, je weiter man nad) Süden fonımt, um zu einem bebeutenberen Reſultate zu führen, find die Beobachtungen leider nicht genam genug.

Ueber die Abweidhung des Kompaſſes.

Die wichtigften und umpfafjendften, Unterſuchungen über bie Wbmweichung bes Kompafjes wurden in ben Jahren 1821 und 1823—31 von Graah angeftellt. Wie befammt bat e8 fich ergeben, daß für ven Augenblid die Abweichung um dem wörblichen Theil des atlantifchen Meeres in der Abnahme begriffen befunten ift, und daß fie fich auch für Island auf für zwölf Jahre belief. Es iR Daher jehr zu beflagen, daß wir feine hinreichende Beobachtungen befiten, um Die gegen- wärtige Abweichung für Die verichievenen Kolonieen in Grönland zu beftimmen. Bon dahin zielenben fpäteren Beobachtungen wollen wir tie von Lieutenant Ulrich aus bem Jahre 1846 und die des Kapitän Inglefield von 1850 und 1854 hervorheben, man kann aber dennoch aus allen diefen keinen beftimmten Schluß in Bezug auf ten Grad jener Beränderumgen in Grönland ziehen. Da e8 indefjen von praftifcher Wichtigkeit ift, bie Abweichung zu kennen, und fich bisher Teine Gelegenheit fand, fie früher zu erwähnen, fo möge bier folgen, wie fle nach allen jenen Beobachtun- gen jet am annäherndſten dürfte veranfchlagt werden.

Bei Yulianehaab . . 52° Nordweſt Bei Suffertoppen . 60° Norbmeit „Frederikshaab „An ber Diefobudht,. 70° Zisternäflt . . 56° n Am Omenaklsfjord . 72° 5 GSodthaah . . 57° Bei Upernvit . . 75" n

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Beilage VI.

Ueber die Ausbreitung des Kandeifes und den Yrfprung der ſchwimmenden Eisberge.

-Bon H. Rink.

Es iſt an mehreren Stellen der hiermit abgeſchloſſenen Schrift über Grönlaud von ven Verhältniſſen geſprochen, unter denen ſich immerwährendes Eis und Schnee auf dem Lande aufhäufen, die Ausbreitung gezeigt, die es bie jetzt erreicht hat, und endlich nachgewieſen, wie der beſtändige Zuwachs bes Eiſes oder deſſen jähr⸗ licher Ueberſchuß als ſchwimmende Eisberge in das Meer hinausgeworfen und fo fortgeführt wird.

Es iR dabei erklaͤrt, baf man in Sinſi icht auf die Eisbildung das Land in Außenland und Innenland theilen kann. Jeues ft ber Äußere Gürtel, fo breit ungefähr, wie das Land von dem Meere in ber Form von Fjorden und Suuden durchſchnitten wird, dieſes ift dagegen das gefchloffene Feftland. Auf dem Außen» lande zeigt die Bildung von beſtändigem Schnee und Eis die volllommenfte Analo- gie mit demjelden Phänomen in andern Gebixgsianden, nur daß fie in einer gerin⸗ geren Höhe über tem Meere beginnen. Die allgemeine Höhe, in welcher fid) ber Schnee anzubhäufen und in immerwährendes Eis zu verwandeln beginnt, iſt 2 bie 3000 Fuß ohne ſonderlichen Unterſchied zwilchen Nord und Süd, wahrjcheinlicher: weife weil die milbere Temperatug im üblichen Theile durch die dort fallende grö⸗ here ES chneemenge aufgewogen wird. Aber dieſe Höhe ift keineswegs bie einzige Bedingmg; es ift zu gleicher Zeit erforderlich, daß. die Oberfläche eine gewiſſe Aus- rehnuung, Wölbung u. ſ. w. babe, und an manchen Punkten reicht die Begetation weit über biefen Orenzpunft hinaus. Das in biefer Weiſe angehäufte Eis fett ſich nad unten Durch bie Klüfte oder Thäler fort und nähert fich fo mehr oder- weniger dem Niveau des Meeres. Wir haben an feinem Orte gleichzeitig. nachzuweifen - gefucht, wie bieß durch eine Art gleitender Bewegung gefchieht, ganz in Analogie mit den Sletfchern in ben. Alpen und den Echußgletichern in- Ieland. Im Alige- meinen ift Daher Das Eis, welches unter 2000 Fuß Höhe gefunden wird, nicht an ber Stelle gebilbet, jendern vom Hochlande ans herabgeführt. Dahingegen ift der niebrigfte Theil der Gteticher dem Abjchmeßen und einer Verminderung ausgejekt, und diefe Abfchmelzung hält in ben meiſten Fällen gleichen. Schritt mit dem Zu- machen vom Hochlante aus, fo daß die-Gletfeher nur an einzelnen Stellen gauz bis zum Meere hinausveichen, und in noch felteneren, Fällen Bruchftüde in daſſelbe hinausſchleudern; man kann daher ohne fichtlichen Irrthum fagen, daß alles atıno- ſphäriſche Waſſer, welches entweder in der Form von Regen ober Schnee auf dem Aufßenlande fällt, das Meer wieder im fließenden Zuftande erreicht. Waäͤhrend aljo auf den Außenlande alle Eisbildung von den Berghöhen aus- geht, zeigt das Innenland .ein völlig anderes Verhältniß, indem fich nämlich das Eis dort, iiber, das ganze Land ausgebreitet und es bis zu einer gewiffen Höhe bebedt bat, jo daß alfes niebere Land ganz verſchwunden ift und nur einzelne Berg⸗ gipfel, wie Inſeln ans einem Meere hervorragen. Dieſe Eisbildung bat baher

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mehr Aehnlichkeit mit einer Ueberſchwemmung, als ob bie Maffe im fließenden Zuftend geweien ſey und ſich zuerft fo über bie Thaler ausgebreitet und zuletzt das Ganze bis zu einer gewiſſen Höhe ausgeebnet habe. Ohne Zweifel iſt dieſe Be- bedung mit Eis auch in einer ähnlichen Weife, wie eine Ueberſchwemmung vor fi gegangen. Daß die Gleiſcher, welche von den hoben Bergen auf das Außenland hinab⸗ gleiten, nicht im Stande find die Thäler auszufüllen, bat feinen Grund darin, daß das Hochland überall eine zu geringe Ausdehnung hat, um bie nöthige Menge Eis zu erzeugen, die Gletſcher zu nähren, und daß ferner das fließende Waffer zu nahe am Meere if. Es ift ebenfalls bei ber Echilderung von Nordgrönland erwähnt, daß fih auch auf dem niederen‘ Lande im Winter Eis ‘von einer folchen Dide bilden‘ Tann, daß ber baranf folgente Sommer nur zur Roth und an einzelnen Stellen vielleicht gar nicht im Stande iſt e8 aufzuthauen; dieß iſt Dort der Fall, wo im Winter fließentes Waffer gefunden wird, deſſen Lauf fich fo verſtopft, daß es überſchwemmt, friert und fi alſo beftändig nette Echichten von Eis über ein- ander bilden, ganz verfehieben von ber Weife, in welcher ftillftehendes Waſſer friert, indem nämlich in biefem Falle das zuerft gebildete Eis das Waſſer gegen bie Kälte ſchützt, und das Anwachſen des Eiſes je ſchwieriger if, je Ticker es wird. Solche Etellen mit auch im Winter fließenden Waffer find theilweife Quellen, theilweiſe die Min dungen großer Flüffe Man fieht daher ſolche Plußmilndungen noch weit in ven Sommer hinein init dicken Eisichichten bebedt.

Aug den fo entwidelren Gründen ift c8 augenfchenilich, daß ein Band. von ber Lage Grönlands nur einer gewiſſen angejammelten Austehnung, einer gewiffen Größe des hohen Landes, auf welchem der Schnee liegen bleiben kann, und einer gewiſſen Größe der Flußgebiete bedarf, nn ganz unter Eis begraben zu werben. Die Gletſcher würden die Thäler ausfüllen, die Flußlaäufe dadurch verflopft werben, üiberfließen und im Winter Eisrinden anſetzen, welche die Sommer nicht mehr anfthauen können. in folches Land mit zu gleicher Zeit langen und großen Fluß⸗ gebieten beginnt im Hintergrambe der Fiorde. Beim Durchgehen der ganzen“ Küfte von Norden nach Süden zeigte es ſich, wie man and). überall, we man bisher verfucht hat von den Fiorden aus teiter in das Land hineinzudringen, auf bieſelbe Altes bedeckende und werbergende Eisrinde ſtößt, wie die erhaltenen Schriften es anch beweifen, daß bie alten Skandinavier in Grönfand zu ganz berfelben An- fchanung über bie Beichaffenbeit des Landes gelommen waren. Es ift ebenfalls bemerkt, daß dieſes Innenlandeis überall daſſelbe Ausfehen Parbietet, mag man es entweder von dem Außenlande bei Upernivik oder bei Julianehaab betrachten; überall verliert es ſich als eine einförmige, zunächft dem Außenlande ungefähr 2000 Fuß hohe und von bort ſchwach anfteigende Hochebene in das Inmere des Landes hinein. Dabingegen zeigt e8 einen wefentlichen Unterſchied Darin, daß Das Eis an einzelnen Stellen wächst oder fehr ſtark nad) Auen ſchießt, an anderen Stellen aber weniger, und an ber größeften Strede feiner Ausdehnung in einem kaum erlennbaren Grabe. Zene Punkte, anf welchen das Eis im diefer Weife ausſchießt, find die umter ber Bezeichnung Eisfjorde bekannten Bufen, welche bie ungeheuren Bruchſtücke ober Eisberge aufnehmen, welche fich beflärbig von dem Rande des Eijes losreißen und ins Meer hinaustreiben. Es ergab ſich das Reſultat, daß in Nordgrönland fünf folcher Eisfjorde gefunden werben, bie em jeder jährlich Aber 1000 Milſionen Kubikellen Eis won dem Innenlande empfangen. Dieſes deutete darauf, daß ſolche

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Fiorde um von einem großen Areal des Innern mit is verfehen werben können, woraus dann gefchloffen werben Ian, daß tiefe Bunkte, zu welchen das Eis in ſolcher Weife binfchießt (bie Eisftröme) bie uriprünglichen , jetzt verſchwundenen Fluß⸗ miludungen des Lturbes bezeichnen. I Wirklichkeit lenut wuan feine Flüſſe mehr, von denen man denken Täinte, daß fie ben Ablauf file den größeren Theil bee immeren Feſtlandes Kilbeten, und muß man aus tiefer Urſache vermutben, daß bas Mafler an ihrer Stelle, theile durch Kanäle ober Epalten in und unter dem Eiſe abläuft, theils auf eben dieſen Punkten in feftem Zuftande in das Meer binaus- geihoffen wird. Wie groß dieſe FSlüffe geweſen ſeyn mögen, kann man jebt alfo nur nach der Menge bes Eiſes bemeſſen, welches jährlich in das Meer hinaus: geichoffen wird, jedoch in ber Weife, daß biefe Menge deſto mehr zu beßeuten bat, je füblicher die Lage ift, weil man anzunehmen gezwungen ift, daß fich ein größerer Theil des Waſſers bafelbft in fließendem Zuftande ergieht.

An der Weſiküſte ift durch die Ausbreitung bes feften Lanbeifes, und des das Meer bedeckenden ſchwimmenden Lanbeifes die Produktivität der Eisfjorde leicht zu be⸗ fimmen, und hätte man ähnliche Aufllärungen über Die Verhältniſſe auf der Oftfüfte, müßte man ſich ein ungefähres Bild über bie Flußgebiete des ganzen befaunten Innenlandes, und über die Lage ber gewiß noch eisfreien Gebirgsletten, welche biefefben als Wafferfcheiden trennen, bilten. Es ift befannt, daß tie Ofttüfte auch febr große Eisberge probucirt, doch jcheint es nicht, als ob fonterlich viele berfelben um das Kap Farvel pafliren, wohin fie doch tie Strömung führen müßte, Deß—⸗ hub, und da die Oftfüfte im Norden von 70° Breite mehrere fehr tiefe Einfchnitte haben ſoll, feheint fie weniger Kalbeis, als die Weftküfte zu erzeugen. Deßgleichen findet fich auf ter Weſtküſte, zwifchen dem 63° und 69° nördlicher Breite ein merkwürdig großer Zwiſchenraum ohne fonderlich bemerkenswerte Eisfjorde Im Sanzen wird man fehen, daß bie Eisfierde auf der Weftfifte, wenn die vorher entwidelte Hypotheſe richtig it, fünf große, zwei mittelgroße und ſechs bis fieben Heinere Alußmänbungen andeuten, Im Norden der bänifchen Diftrikte geht bas Innenlandeis an manchen Stellen auch bis au das Meer hinaus; aber die etwaigen Beobachtungen in Bezug auf die Bervegungen befielben in feinen Verziveigungen und die Produktion der ſchwimmenden Eiskerge, welches Die wejentlichen Momente babei find, gelangten noch nicht zur Kenntniß. Der nörblichfte ift ver von Kane entdechte Humboldt⸗Gletſcher, ter ſich durch feine Breite auszeichnet, Die jedoch eine mehr zufällige, und auf die Form bes Außenlandes Taufente Eigenfchaft iſt, und ſich ebenſogut bei den ſüdlicheren Verzweigungen vorfinden könnte.

Ein flüchtiger Blick auf die Karte Grönlands genügt, un es dem vergleichen:

"den Auge zu beweilen, daß feines ber Übrigen um ben Norbpof herumfiegenden

Lande in entfprechender Weiſe die Bedingungen für bie Bildung ſchwimmender Eisherge, nämlich eine gewiffe Größe ber Flußgebiete, im Berein mit einer gewiffen nörblihen Lage, in dem Grade wie Grönland barbietet; ja, es ift andy noch zu bezweifeln, daß eines derſelben in der That eigentliche, oder wenigftens größere ſchwimmende Eisberge abgiebt.

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Beilage VII.

verzeichniß der grönlündiſchen Züngethiere, . Dögel und - Aſche, Krebſe, Annaliden und Eingeweidewürnier.

Von Profeſſor J. Reinhardt

Die Eigenthümlichkeit des Klimas und der Bodenbeſchaffenheit Grönlands ſpricht ſich ſelbſtverſtändlich auch in der lebenden Schöpfung daſelbſt aus, imd es dürfte Daher nachfolgendes Verzeichniß der Säugethiere, Bügel und Fiſche von großem In- terefje feyn.

An Säugekhieren finden fih 17 Nummern vor.

1) Ursus maritimus. Lin. Grönländiſch Nennok, fommt, wenn ſchon nicht in großer Menge, längs der ganzen Küfte, Doch häufiger in Norb- als in Süp- Grönland vor, zeigt fih am feltenften auf dem mittelften Theile bes Feſtlandes und wirb jährlich bis zur Zahl zwifchen 30 und 60 Stück getödtet.

2) Gulo borealis. Retz. Grönländifh Kappik. Nach ber Angabe Fabricius fommt ber Bielfraß in den gebirgigen Theilen Sübgrönlanbs vor, muß jedoch fehr jelten oder jedenfalls ſchwierig zu erlangen feyn, ba feit Fabricius Zeit es nicht geglüct ift, ein weiteres Eremplar zu bejchaffen. Unter dem Namen Ursus luscus hat berjelbe nach Berichten der Eingeborenen, ein von ihnen Amarok genanntes ehr jeltenes und problematiſches Raubthier in fein Verzeichnif aufgenommen, vor welchem die Grönlänber eine außerordentliche Furcht hegten. Der ſyſtematiſche Name, unter dem er es aufzaͤhlt, iſt nur eine andere Benennung für baffelbe Thier, das er anberwärts unter dem Namen mustela gulo aufführt, und in ben wenigen Zügen feiner Lebensweiſe, die er nach den Erzählungen der Grönländer mittheilt, finden ſich auch einige, die man am leichteſten auf den Vielfraß deuten kann, ſo daß es zu der Vermuthung führt, daß es ein und daſſelbe Thier ſey, welches den Erzählungen der Grönländer ſowohl vom „Kappik“ als „Amorok“ zu Grunde liegt. Der Umſtand, daß die Grönländer in der Regel ſcharf und ſicher zwiſchen ben ver- ſchiedenen Thieren des Landes unterſcheidend, einen beſonderen Namen für dieß ſo gefürchtete Raubthier beſitzen, ſcheint es jedoch wahrſcheinlicher zu machen, daß das Amarok wirklich ein vom Vielfraß verſchiedenes Thier iſt; in dieſem Falle kann es kaum irgend etwas Anderes, als der norbamerifanifche Wolf ſeyn, Canis lupus. Lin. Var. oecidentalis (Lupus griseus. Richards.), ber in ben Ländern weſtlich von ber Baffinsbucht bis ganz hinauf zur Melville-Infel geht, und. auch wohl zuweilen nad) Grönland hinüberftreifen oder ben Renthierzügen folgen könnte.

3) Canis familiaris. Lin. Grönlänbiih Kemmek, ober Kremmek. Die bei allen Eskimovölkern vorfommende Hunberace, Var. borealis, ift anch über ganz Grönland ausgebreitet, jeboch befonders zahlreih in dem nörblichen Theile veffelben. Die Grönländer gebrauchen ben Hund als Zugthier und in feltenen Fällen auch zur Bärenjagd, auch verwerthen fie fein Fell und zumeilen fein Fleiſch. Neben biefer dem Lande angehörenden Race findet man auch eine geringe Zahl Hunde europätfcher Racen, welche die Dänen einführten und bie Eingeborenen zum Unterfchiede von ihrem eigenen Hunde Meke nennen.

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4) Canis lagopus. Lin. Gröylänbitth Terienniak und -Kakaka. Der &e- birgsfuchs iſt in Sid» und Mittelgrönland fehr zahlreih, wird aber feltener, je weiter man.nac Norden tommt; er. tritt in zwei Varietäten quf, eine blauſchwarze, grönlänbifch Kernektak’, unb eine weiße, Kakkortak, beren Farbe auf feine Weiſe von der Jahreszeit abhumgt, und von ber bie leßtere zahlreicher, als bie erſtere iſt. Beide Arten paaren ſich ‚gegenfeitig, und oft fallen meiße Junge von einer blauen Mutter und umgelehrt. Die Bälge, befonbers die bauen, find eine äußert wichtige. Handelswaare; ber Preis ber erfteren Art ift 6 bis Tmal fo hoch, als der für weiße, unb in den letzten Jahren bis auf einige 20 Rbb. fr das Stück geftiegen. Es werben jährlich 1 bis 5000 Stüd geiammelt, doch ift bie Zahl nach der Güte ber Jahre fehr verfchieben. Etwa zwei Drittel der Summe pflegen blaue, ein Drittel aber weiße zu ſeyn.

5) Tricheehus. rosmerus. Lin. Grönfänbifh Aurek. Das Wolroh tomımt befonders im nörblichen Theile des Landes vor, doch ſehr fparfam und wirb nur

ganz vereinzelt gefangen. 6) Cystophora cristate. Fabr. Grönfändifh Neitsersoak, und das zwei⸗ jährige Junge Kakortak. Die Klappmütze kommt längs ber ganzen Küſte vor, doch. im ſüdlichen Theile .in größter Menge; fie zeigt ſich jedoch nur in ben Früh⸗ lingsmonaten vom April bis Juni, und tritt mir dann in bie Fjerte, woher fie nur in diefen Monaten gefangen werben kann. Der jahrliche Fang beläuft ſich auf 2. bis 3000 Etüd.

7) Phoca barbata. Fabr. Grönld. ‚Urkenk, Takkamugak. Diefer See⸗ hund iſt der größte aller grönländiſchen Arten und kommt am zahlreichſten Tängs des füdlichſten Theils der Küſte vor, doch bei weitem ſparſamer, als die übrigen Arten; er hält ſich namentlich auf dem Treibeiſe und ſucht nur zu gewiſſen Zeiten, befonders im Frühjahre, bie Küften auf. Er ift von befonberer Wichtigkeit für bie Grönländer, bie ihre Harpunenleinen, Fiſchſchnüre und andere Riemen aus ber bien und zäben Haut dieſes Seehunbs ſchneiden. Der jährliche Bang ift auf 4 bis 600 Stüd zu veranfchlagen.

8) Phoca vitulina. Lin. Grönld. Kassigiak, wenn er jung ft, unb in ben verfchiebenen Altersbezeichnungen nächſtdem Kassigiarak, Kassiginak, und im dritten Sabre Kassiarsoak. Gr hält ſich das Jahr hindurch rund um die ganze Küfte auf, tritt in alle Fijorden und wirb faft überall gefangen, doch meit ſpar⸗ famer, alg die beiden nächften Arten. Ein Ueberſchlag Über die Ausbeute ift fehwer und nur im Berein mit bem über ben Yang ber Phoca bispida zu geben.

9) Phoca. groenlandica. Müll. Grönld. Atak, und in ben ferneren Alters ftufen Atarak, Aglektok und Atarsoak. Diefe: At, bie Schwarzſeite, ift nicht wie Die vorhergehende ftationär, ſondern verfehmwinbet regelmäßig zweimal im Jahre auf einige Zeit, und namentlich zieht fie jedenfalls in Südgrönland um die Mitte des März fort und. zeigt fich erſt Ende Mai wieder, worauf fie bie Kilfte und Siorde abermals am Ende Juli verläßt, um erft im Eepteniber zurüdzufehren. Sie fommt längs der Küfte vor, aber weit weniger haufig in Nord⸗ als-in Süd⸗ grönland, fiir melches fie den wichtigften Fang abgibt. Die jührlich gefangene Zahl ift auf 80 bis 36,000 zu veranfchlagen,

10) Phoca hispida. Erxl. (Phoca foetida.) Grönld. Neitsek,, und ganz jung Neitsiak. Sie fommt das ganze Jahr hindurch in allen Fjorden Srönkands,

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doch vorzugsweiſe in ben Eisfforden ver; für Nordgrönland gibefle ben wichtigſten Yang ab, kommt aber auch für Süpgrönland zu fahr hoher Bebektimg. Der jährliche Ertrag ift, ber der Phoca vitulina eingerechnet, auf 50 bis 70,000 Stüd zu weranfchlagen.

Es findet ſich auch noch in dem die grönländifchen Küften- umfpillenden Meere ein Thier, welches bie Eingeborenen Auvekaejak, das if: „Etwas, was einem Walroffe gleicht" und auch Auvikaejak, das ift: „Etwas, was leicht zu zerſchlagen ift,“ nennen, über welches aber ihre Berichte theils fo unbeftimmt, theils fo fabelhaft lauten, daß es ſchwer, um nicht zu jagen unmöglich ift, das Wahre darin vom Falſchen zu unterfcheiden. Diefe Erzählungen der Grönländer und ein Bruchſtück des Hirnſchädels eines folchen Auvekäjak, das Fabrieins während feines Aufenthalts in Grönland, in dem SHäringsfjord im Nerben ver Kolonie Friedrichshaab in einer Bergkiuft fand, gaben demfelben Anlaß, in femer Fauna groenlandica gwei Thiere, „Trichechus mäanatus“ ımb „Phoca ursina“ auf- zunehmen, indem ev nämlich das gefundene Eranium als dem erfieren angehörig betrachtete, und Dagegen die Erzählung der Grönländer auf das letztere zurück⸗ führte. Hierin ift er jedenfalls zu weit gegangen, und dürſte namentlich durch Das Erfennen der Schwierigfeit bie fabelhaften Berichte der Grönlänber auf bie Steller'ſche Seekuh zurückzuführen, zu dieſem Refultate gelommen ſeyn, und in dem Schädel, den er gefunden hatte, glaubte er dieſe nun einmal unbedingt wieder erlannt zu haben. Zu ber Annahme, daß bie Grönländer mehr als ein Thier mit dem Namen Auvekäjak bezeichnen, ift fein Grund vorhanden, und daß Fabricius auf alle Fälle felbft nicht recht ſicher geweſen ift, auf welches Thier er bie ganzen und halben Fabeln der Grönlänter anwenden follte, ſcheint Der Umftand zu bes weifen, Daß er in feinen hinterlaffenen Manuſcripten unter ber Weberfchrift „Trichechus manatus“ alle biefe Berichte gefammelt hatte, die er in ben Schriften der naturhiſtoriſchen Gefellichaft auf Veranlaſſung der „Phaca ursina“ anführt. Heutzutage kann es jedoch kaum noch zweifelhaft ſeyn, Daß weder bie Rytina noch der Seebär an ten Küſten Grönlands gefunden werden, noch jemalg gefunden find, und es gilt alſo nun, es herauszufinden, welches Thier e8 ift, das ımter dem Namen Auvekäjak zu verftehen ift.

Da nun die veriworrenen und abenteuerlichen Erzählungen der Grönländer der Kritik Teinen feften Anhaltspunkt zu bieten ſcheinen; da, ſoweit e8 bekannt if, nie ein anderer faktijcher Beweis für bas Vorhandenſeyn des Auvekajak beizubringen gemwefen ift, als eben jene® von Fabricius gefundene Cranium, und da dieß endlich nicht einmal von dem Finder aufbewahrt wurde, kann man bei ber Auffuchung einer Erffärung fich beinahe nur auf dasjenige ftüßen, was Yabricius über feinen Fund mitgetheilt hat. Dieß ift allerdings nicht viel, und namentlich geben bie Worte in ber Fauna groenlandica feine ſonderliche Auftlärımg; in feinen binter- laſſenen zoologifhen Manuferipten, betitelt: „Zoologifche Sammlungen,“ die in den Zeitraum von 1808—1814 in Kopenhagen niebergefchrieben und in ber großen Böniglichen Bibliothek verwahrt find, hat er- indeſſen, wie erwähnt, aberınals von Auvekäjak geiprodden und (2. Bd. S. 298 Nro. 286) folgende in Grönland ſelbſt niebergefchriebene Schilderung des gefundenen Cranium gegeben: „Der Hirnſchädel, ben ic) fand, war fehr burchlächert und glich dem des Walroſſes (Nro. 82) fehr, ausgenommen in ben Zähnen, bie zahlreich, lang und ſchmal waren, und außen in einem Haufen auf jeber Seite jagen.” Iſt es nım allerdings auch ſchwierig

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genug, aus biefen wenigen Worten herauszufinden, was für einem Thiere ber Schäbel zugehörte, fo ift man doch minbeflens zu dem Schluffe berechtigt, daß es fein Säugethier geweſen ift; benn bei einem folchen konnten bie Zähne unmöglich eine besartige „Stellung gehabt haben. Es blieb aljo kein anderer Ausweg, als bie Annahme einer weſentlichen Unrichtigleit obiger Beſchreibung; hierzu ift man aber gewiß nicht berechtigt, wenn man: bie große Genauigkeit und Klarheit erwägt, mit der Fabricius' Beichreibung überhaupt entworfen ift, und fich erinnert, daß fie jedenfalls mit dem Gegenftanbe felbft vor Augen, ober minbeftens zur Zeit nieber- gefchrieben wurbe, in ber die Borſtellung noch friſch und lebendig war. Dagegen erhält bie weniger glüdlicde Anflhrung bes Auveläjakſchädels, als ben ber Seekuh, wohin Fabrieius mehrere Jahre fpäter bei Ausarbeitung ber Fauna groenlandica feine älteren Aufzeichmmgen bentet, um fo geringeren Werth, als es klar ift, daß er keine deutliche Borftellung von ben Hornplatten dieſes Tchieres gehabt hat, ba er fonft unmöglih eine Aebnlichleit zwiſchen diefen und des Auvekäjaks „vielen langen, fchmalen Zähnen“ gefunden haben Lönnte, worauf er in der Fauna, groen- landica hindeutet. (S. 6. dentes spurios tales confertem congestos, quales Steller.) „Trichechus manatus“ und „Phoca ursina“ müffen aljo nicht allein aus ber grönländifhen Fauna geftrichen werben, ſondern ihre Plätze lönnen auch nicht einmal einem andern Säugethier überwieſen werben.

Brofeffor Steentrup ift zu ber Annahme geneigt, dafs der von Fabricius ge- funbene Schädel ein Bruchſtück des Eranium vom großen Seewolfe (Anarchichus) ſey, und daß fowehl bie Stellung der Zähne „in Haufen,“ als ihre Form, und endlich der auf bie cellutofe Beſchaffenheit des Schädels dieſes Thiers, recht Hut paſſende Ausdruck „durchlöchert“ eine ſolche Bermuthung zu unterftügen fcheinen.

11) Hypudaeus groenlandicus. Tr. Diejer Nager ift von Scoresby von ber Oftküfte von Grönland mitgebracht; auf ber Weſtlüſte tft er bisher noch nicht gefunden. .

12) Lepus glacialis. Leach. Grönld. Ukalek. Der Schmeehafe ift überall im Lande häufig.

13) Cervus tarandus. Lin. Grönld. Tukto, Pangnek und Kollauak. Das Renthier kommt im ganzen Lanbe wor, nimmt ber Zahl nach aber immter mehr ab. Das Fell gibt einen wichtigen Handelsartilel und wurbe in ben leßten Jahren in Kopenhagen zum Breife von 8—7 Nbb. für das Stüd, je nad) feiner Guͤte, verlauft. Die gefammte Produltion konnte in Der letzten Zeit auf jährlich 10 bis 20,000 Stüd veranfchlagt werben, ift aber nun ftark in. ber Abnahme.

14) Balaenoptera musculus. F. Cuv. Grönld. Tunnolik. Ein Skelett dieſer Art wurbe der zootomiſch phufiologifchen Sammlung ber Kopenhagener Univerfität von Grönland aus zugefendet und damit das Vorksmmen derfelben in der Davis- ftraße und Baffinsbucht bewiefen.

15) Balaenopters gigas. Eschr. Grönländifch ebenfalls unter. dem Namen Tunnolik gehend. Diefe Art befucht das grönlänbifche Deeer nur in ben Früh. jabr8- und Sommermonaten zwiſchen März und November, unb ift eben fo wenig wie die vorige Art ein Gegenftand des Fanges.

16) Balaenopies rostrata. Fabr. Grönld. Tikagulik. Sie ſcheint eben- falls nur ein Sommergaft in der Baffinsbucht und ift jedenfalls im Winter felten. .

Etzel, Groͤnland. 37

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11) Balaenoptra boops. Grönld. Keporkak. Ebenfalls. ein Sommergaft in den Meeren an der grönläinbifchen Küfte, wo er eine lange Neihe von Jahren beſonders bei der Kolonie Frederilshaab gefangen wurde und zu regelrechten Betrieb Anlaß gab. Was flir ein Wal von den Grönlänbern Keporkanak. genannt wird, ift noch ungewiß.

18) Balaena mysticetus. Fin. Grönld. Arbek, Arbavik, Sokalik. Dieſer Groͤnlandswal ift ein Zugthier, das ſich nur im Winter an ben Küften zeigt und nur bis zum 65! N. Br. ftreift, und wenigftens nur ganz ausnahmsweife und in fehr vereingelten Fällen gefehen wurde. Durch die Berfolgungen der Walfifchfänger ift e8 der Ausrottung fo nahe gebracht, daß ber ehebem fo wichtige Fang jetzt fo gut wie ganz aufbörte. -

19) Physeter maerocephalus. Lin. &rönfv. Kigutilik, ſcheint ſich felten in der Baffinebucht zu zeigen.

20) Chaenocetus rostratus. Müll. Grönld. Anarnak. Zeigt ſich ſehr felten in dem Meeresftrih an den Küften.

21) Monodon monoeeros. Lin. Grönfd. Tugalik. Der Narwal ift ein ganz arktifches Geſchöpf, zeigt fih mur im Winter an ber Füße von Grönland und gebt nicht flidlicher als 65 N. Br.

22) Delphinapterus leucas, Pall. Grönid..Kelelluak. Der Weißfiſch ift ohne jeden Bergleih der am häufigften vorkommende Delphin im geönländifchen Meere; auch er zeigt fich wie der vorige nım im Winter länge ber Küfte Süd⸗ grönlands, geht aber im Allgemeinen etwas weiter nach Süden als der Narwal, nämlih bis .etwa zum 63 N. Br. Bon ihm und der vorigen Art zufammen werben reihich 500 Stüd jährlich gefangen, doch find nur wenige Procente dar- unter -auf den Narwal zu rechnen.

23) Delphinus globiceps. Cuv. Grönid. Nesarnak ober Nisarnak. Der- jelbe kommt zwar nicht regelmäßig in ber Baffinsbucht vor, zeigt fich jedoch in den Sommermonaten haufenweiſe.

24) Delphinus phocaena. Lin. G&rönld. Nisa. Er findet fih-im Yrübjabre in der Baffinsbucht ein und Bleibt bis in November, feheint aber nicht höher in Die Bucht hinauf zu gehen, als bis zur Breite ber Kolonie Gobhaun oder dem 69°. Einzeln wird er bier und dort gefangen.

25) Delphinus orce. Lin. Grönld. Ardluk und Ardlurksoak. Er fol gleichfalls num im Sommer die Baffinsbucht befuchen, zeigt fi aber dann längs der ganzen Ausdehnung der grönländiſchen Küfte,

26) Delphinus albirostris. Gray.

27) Delphinus Holboellii. Eschr. .

Ueber die bei den Srönländern unter den Namen Pernak (Physeter cato- don), Ardluarsuk (Delphinus delphis), Sigukitsok und Nesarpek belannten Wale läßt fich bisher nichts Sicheres fagen; nach Eſchricht foll Pernak eine dem Delphinus orea verwandte Form feyn, und Ardluarsuk fünnte vielleicht Del- -phinus Holboellii oder eine biefer nahe ſtehende Art ſeyn, aber Teinesfalls die- jenige, auf welche fie in ber Fauna groenlandica zurädgefährt ift.

Sn der Fauns groenlandica--ift au ber Bos grunniens «aufgenommen, weil während Fabricius Aufenthalt in Grönland auf einem Stüde Treibeis Reſte, uud darunter ber größte Theil des Schäbels eines ochjenartigen Thieres gefunden

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wurde, das er auf biefe Art zurückführen zu können meinte, welche aber in Wirklichkeit dem in Polaramerifa heimiſchen Ovibos moschatus angehörten, wie es das von Yabricins ſelbſt abgebilbete Echäbelfragment genügend beweist, und was er auch fpäter ſelbſt anerkannte. Fabrieius wußte indeſſen fehr wohl, bafı ſolches Thier in Grönland nicht vorlommt, und daß bie gefunbenen Reſſe von weither mit dem Xreibeife gekommen waren, unb ber Mofchusochfe werbient daher feinen Bla unter den Säugethieren Grönlands.

Durch bie europüifchen Einwanderer eingeführt unb gewiſſermaßen im Sande heimiſch gemacht, finb:

1) Felis domestica. Briss. Grönlo. Kitsungosk. Sie wird feit einiger Zeit im Diſtrikt Julianehaab abfichtlich gehalten, ba die Mäuſe bort-fehr überhand genommen haben.

2) Mus decumanus. Pall. Grönfb. Teriak. Die Ratte ift eigentlich kaum beimifch zu nennen, denn unabfichtlich mitunter durch die Schiffe eingeführt, können fie zwar in ben Häufern fchäblich genug werben, fterben aber ftetS in dem erften Winter aus, da fie Die ſtrenge Kälte nicht ertragen können.

3) Mus musculus. Lın. Grönld. Teriangvak. Bon ihr gilt baffelbe, wie von ber Ratte, nur vermochte fte fich in ber füblichften Kolonie auch den Winter "über zu erhalten und fich fogar ftark zu vermehren.

4) Sus scrofa. Lin. Grid. Polike. Es wirb nur bei einzelnen Kolonien gehalten.

5) Capra hirens. Lin. Grönld. Banaraus. Schon zu Fabricius Zeiten war die Ziege nach Frederilshaab hinülbergebracht, wo fie auch ganz gut gedieh. Jetzt wird fie bei ben meiften Kolonien gehalten, und gibt es im Ganzen etwas über 100 Stüd im Lande,

6) Ovis aries. Lin. Gröuld. Saua. Nur im Diſtrikt Julianehaab hält man augenblickllich Schanfe und zwar im Ganzen etwa 20 Stüd.

7) Bos taurus. Lin. ®rönid. Umimak. Rindyieh wird zum Weberwintern auch mar im Diftrift Julianehaab gehalten, und zwar in ber Zahl von 20 bie 30 Stücken.

Die Vögel.

Der Reichthum an Bögeln ift ebenfomohl an Arten wie an Individuen unver bältnigmäßig größer als ber an Säugethieren. Es muß barunter ein Unterſchied gemacht werben, zwiſchen benen, die mır felten, zufällig unb ganz vereinzelt in Grönland getroffen werben, denen, die im Lande bauend und brütend zu finden, und denen, bie von ben Europäern eingeführt und beimifch gemacht wurden.

Im Lande bauend finden fich:

1) Haliaetus albicilla. Lin. Grönld, Nektoralik, Tertarsoak.

2) Falco gyrfalco. Lin. @rönld. Kirksoviarsuk -kakortuinak und als junges Thier Kirksoviaruk - kernektok.

8) Falco peregrinus. Lin. &rönld. Kirksoviarsuk- millekulartok.

4) Nyctea nives. Thunb: Grbuld. Opik, Opirksoak.

5) Otus brachyotus. Gmel. Gröonld. Siutikak.,

6) Saxicola oenanthe. Lin. Grönld. Kyssektak.

7) Anthus ludovicianus. Gmel.

580

8) Corvus corax. Lin. Grönld. Tullugrk.

9) Acanthis linaria. Lin. @rönld, Orpingmiutak, Anarak.

10) Acanthis canescens. Gould. .

11) Zonotrichis leucophris. Gmel.

12) Plectrophanes lapponicus. Lin. Grönld. Narksarmiutak.

13) Plectrophanes nivalis. Lin. ®rönld. Kopanauarsuk.

14) Tetrao Reinhardi. Brehm. Grönlb. Akeiksek, Kanio.

15) Charadrius pluvialis. Lin. ®rönld. Kajorrovek, Kajordlek.

16) Charadrius hiaticula. Lin. Grönld. Tukagvajok.

17) Cinclus interpres. Lin. Gränld, Telligvak.

18) Numenius phaeopus. Lin.

19) Numenius hudsonicus. Lath.

20) Limosa aegocephala. Lin. @rönld. Sargvarsurksoek.

21) Tringe canutus. Lin. 2

22) Tringa maritima. Brünn. G&rönl. Sarbarsuk. .

23) Trings cinclus. Lin. ®rönld. Tojuk. .

24) Tringa Bonapartii. Schl.

25) Calidris arenaria.. Lin.

26) Phalaropus fulicarius. Lin. Grönld. Kajok.

27) Phalaropus hyperboreus. Lin. Grönld. Nelloumirsortok.

28) Anser erythropus. Lin. Grönld. Nerdlernak.,

29) Anser hyperboreus. Lin.

80) Anser brenta. Pall. Grönld. Nerdlek.

31) Anser leucopsis. Bechst.

32) Cygnus ferus. Ray. Grönld. Kuksuk. Obſchon ver Schwan jet kaum noch irgendwo in Grönland baut, feheint ex es boch früher gethan zu haben, bis er durch die Verfolgungen der Grönlänber in ber Mauferzeit ausgerottet wurde. An den letzten Jahren bat er fi wieder in’ dem füblichften Theile bes Lanbes gezeigt, und wenn bie wenigen Individuen nicht weggeichoffen werben, dürfte es nicht unwahrſcheinlich ſeyn, den Vogel binnen Kurzem wieber unter den in Grön- land bauenden Vögeln aufzählen zu können.

33) Anas boschas. Lin. Grönl. Kartlutok, wird i in einer Barietät auch bier und bort als Hausthier gehalten,

34) Anas aeuta. Lin.

85) Anas creeca. Lin. oo

36) Clangula islandica. Omel. Gröniv. Kaertlutorpiarsak.

37) Clangula histrionica. Lin. @rönlb, Tornauiarsuk.

38) Harelda glacialis. Lin. Grönld. Aglek.

39) Oidemia perspieillata. Lin.

40) Somateria mollissima. Lin. @rönld. Amaulik unb Arnauiak.

41) Somateria spectabilis. Lin. Grönlid. Siorakitsok, Kingalik und Kajortok.

42) Mergus serrator. Lin. Grönlt. Pajk, Nyaliksak.

43) Colymbus glacialis. Lin. Gröônld. Tudlik. -

44) Colymbus septemtrionalis. Lin. &rönld. Karksauk.

45) Podiceps Holboellii. Rhdt.

\

581

46) Podiceps cornutus. Gmel. :47) Alca torda. Lin. G®rönfd. Akparnak, Akpartluk.

48) Fratercula arctica. Lin. &rönld. Killangak.

49) Uria grylle. Lin.

50) Uria troile. Lin.

51) Uris Brünnichii. Sab. Grönld. Akpa.

52) Uria ringvia. Brünn.

53) Arctica alle. Lin. Grönlb. Akpalliarsak, Kaerrak.

54) Puffinus major. Faber. Grönfd. Kakordlungnak.

56) Thalassidroma Leachii. Temm.

56) Procellaria glacialis. Lin. Grönld. Kakordluk, Kakordluvek. 57) Procellaria minor. Kjärb.

58) Stercorarius cntarrhactes. Lin.

59) Stercorarius pomarinus. Temm.

60) Stercorarius parasiticus. Brünn. Gröonld. Isingak ,„ Meriarsairsok. 61) Stercorarius cephus. Brünn. 62) Larus marinus. Lin. Grönld. Nayardluk, Nayardlursoak. 63) Larus glaucus. Lin. G&eönld. Naya, Nayavek, Nayainak. 64) Larus leucopterus. Faber. Grönld. Narangoak.

65) Rissa tridactyla. Lin. @rönld. Teattarak.

66) Xema Sabini. J. Sab.

67) Pagophila eburnee. Gmel. Grönl. Nayauarsuk.

68) Pagophila brachytarsa. Holb.

69) Sterne maccoura. Naum. Grönib. Imerkoteilak. 6 70) Sula bassana. Lin. Grömb. Kuksuk.

71) Graculus carbo. Lin. Grönid. Okaitsok. In einzelnen Eremplaren und nur zuweilen in Gröntand angetroffen, kamen vor: 1) Hirundo rufa. Vieill.

2) Troglodytes arundinaceus. Vieill. 8) Sylvicola virens. Gmel.

4) Sylvicola striata. Gmel.

5) Sylvicola coronata. Lin.

6) Sylvicola parus. Wils.

7) Trichar philadelphia. Wils. 8) Vermivora rubicaprilla. Wils, 9) Motecilla alba. Lin.

10) Anthus pratensis. Lin.

11) Turdus iliacus. Lin.

12) Turdus minor. Gmel. 13) Tyrannula pusilla. Swains. 14) Tyrannus Cooperi. Nutt.

15) Vireosylvia olivacea. ‘Lin. 16) Sturnus vulgaris. Lin.

17) Agelaius perspieillatus. Licht. 18) Loxis leucoptera. Gmel.

19) Alauda alpestris. Lin.

982

20) Picus varius. Lin.

21) Picus aurstus. Lin.

22) Squatarola helvetica. Lin.

23) Vanellus cristatus. Mey.

24) Haematopus ostralegus. Lin.

25) Ardea cinerea. Lin. ft in einem jungen Grempia tobt bei Nennor⸗ talik in Süpdgrönland gefunden.

26) Tringa pectoralis. Bon. 3

27) Totanus flevipes. Lath..

28) Macrorhamphus griseus. Gmel.

29) Gallinsgo media. Steph.

30) Ortygrometra crex. Lin.

31) Ortygrometra porzana. Lin.

32) Ortygrometra carolina. Lin.

33) Anas penelope. Lin.

34) Anas carolinensis. Gmel.

35) Clangula albeola. Lin.

36) Alca impennis. Lin. &rönld. Iserokitsok.

37) Fratercula cirrata. Pall.

38) Puffinus anylorum. Ray:

39) Larus argentatus. Brünn.

40) Larus affinis. Rhdt.

Durch die im Lande anſäßig gemachten Europäer wurden eingeführt:

1% Columba domestica. Grönld. Duingoak, bie bleibend nur bei Godthaab gehalten wird.

2) Gallus gallorum. Grönld. Tingmiengoak und Tukingarsolik, bie auf mehreren Stellen gezogen werben.

3) Anser cinereus domesticus. &rönld. Nerdlernak, bie fehr ‘vereinzelt gehalten werben.

Bom Froſchgeſchlechte hat Fabricius in feiner Fauna groenlandica die Rana temporaria, doch nur nach Berichten der Eingeborenen aufgenommen, die ihm ein Thier unter dem Namen „Piglertok* erwähnten, das auf graßbewachfenen Plätzen in dem ſüdlichſten Theil des Landes gefunden werten foll, und in bem er ben erwähnten Froſch zu erkennen glaubte. Ein faktiiher Beweis für das Vorlommen beffelben war bisher in Grönland noch nicht aufzubringen, und ſcheint es auch nicht glaublih, daß fich ein folcher bier finden läßt.

Die Fiſche.

Sie find, wenn auch nicht an Arten doch an Individuenzahl am zahlreichften vertreten und von höchſter Wichtigkeit fir Grönland.

1) Cottus groenlandicus. Cuv. Grönld. Kaniok. Diefer Fiſch fpielt als Nahrungsmittel für Grönlarid eine wichtige Rolle.

2) Cottus scorpioides. Fabr. Grönld. Pokudlek, Igarsok.

3) Phobetor trieuspis. Rhdt. sen. Grönld. Itekivdlek, Kanikitsok.

583

4) Icelus bicornis. Rhdt. sen. 5) Icelus uncinatus. Rhdt. sen. 6) Triglops- Pingelii. Rhdt. sen. 7) Aspidophorus decagonus. &rönld. Kaniordluk, Kaniornak. 8) Aspidophorus spinosissimus. Kr. 9) Aspidophoroides monopterygius. BI. 10) Sebastes norvegicus. Asc. Grönld. Sullupaugak. In Südgrönland ein nicht unmwichtiges Nahrungsmittel. 11) Gasterosteus aculentus,. Lin. Var. trachurus. Grönld. Kakilisak. 12) Ammodytes dubius. Rhdt. sen. ®rönld. Putsrotok. 13) Notacantus Fabricii. Rhdt. sen. 14) Stichaeus praecisus. Kr. 15) Stichaeus punciatus. Fabr. Grönld. Akulliekitsok. 16) Lumpenus Fabricii. Rhdt. sen. Grönlv. Tejarnak. 17) Lumpenus medins. Rhdt. sen. 18) Lumpenus aculestus. Rhdt. sen. 19) Lumpenus gracilia. Rhdt. sen. 20) Gunellua fasciatus. Grönid. Kurksaurak. 21) Gunellus afinis. Rhdt. sen. 22) Lycodes Vahlii. Rhdt. sen. Grönld. Misarkornak. -23) Lycodea reticulatus. Rhdt. sen. Grönlv. Akulliekitsok. 24) Lycodes seminudus. Rhdt. sen. 25) Lyeodes perepicillum. Kr... 26) Lycodes nebulosus. Kr. 27) Anarrchichas lupus. Lin. Grönld, Kigutilik. 28) Anarrchichas denticulatus. Kr. 29) Anarrchichas minor (?). Grönld. Kärrak. Es lommt im grönländi- fchen Meere ein von ben beiden vorhergehenden Arten gewiß verjchiedener Seewolf, ber wahrfcheinlichermweife der von dem Biffionär Glahn erwähnte An. minor ift; nad) einer Mittheilung bes Brofeffor Steenftrup ift dieſe Art Glahns Dennoch verfchieven von der ächten von €. Olafſen beichriebenen isländiſchen minor, bie aljo eine vierte gute Art Bilde. - . | 30) Cyclopterus lumpus, Lin. Gröntb. Nepisa, Angusedlok und Ar- nardlok. Er wird. in großer Menge gefangen und won ben Grönlänbern verzehrt. 81) Cyclopterus spinosus. Fbr. Grönld. Nepisardluk, 32) Liparis Fabrieii. Kr. Grönfd. Abapokitsok, Amersulak. 33) Liparis- gelatinosus. Pal). / 34) Ceratias Holböllii. Kr. 35) Himantolophus groenlandieus. Rhdt. sen. 36) Hippoglossus maximus. Mind. Grönld. Netarnak, ein ſehr wich , tiges Nahrungsmittel. 37) Hippoglossus pinguis. Fabr. Grönld. Kalleraglek, Netarnarak. 38) Citharus platessoides. Fabr. Grönld. Okotak, Kollevsak. 39) Gadus agilis. Rhdt. sen. Grönld. Misarkornak. Er wird an ein- zeinen Stellen in großer Menge gefangen. 40) Gadus morchua. Lin. Grönld. Saraudlik, Saraudlirksoak.

——

41) Gadus Ovak. Rhdt. sen. Grönld. Ovak ober Ogak. Er wird in großer Menge gefangen und geſpeist.

42) Merlangus carbonarius. Lin. Grönlb. Ordlit.

43) Merluceins vulgaris. Cuv. Grönld, Akulliekitsok.

. 44) Lota molva. Cuv. Grönld. Ivirksoak.

45) Motella Reinhardii. Kr.

46) Motella ensis. Rhdt. sen.

47) Motella argentata. Rhdt. sen.

48) Brosmius vulgaris. Cuv. Grönld. Nejorpallugak.

49) Bythites fuscus. Rhdt. sen. Grönld. Amersulak.

50) Macrourus Stroemii. Rhdt. sen.

51) Macrourus Fabrieii. Sundev. Grönld. Ingmingoak.

52) Gymnelis viridis. Fbr. G©röuld. Unernak.

53) Anguilla? Kabricius erwähnte Das Vorkommen der Muraena anguilla unter tem grönländiichen Namen Nimeriak , doch iſt es noch unentſchieden welche Aalart es eigentlich ſey.

54) Clupea harengus. Lin. Gröènld. Kapiselik, : Obſchon der Häring an ben grönlänbifchen Küften gerade nicht felten ift, kommt er. Doch in einer viel zu geringen Menge vor, um ber Gegenftand eines regelmäßigen Fanges zu werben.

55) Salmo? Die Zahl und - das Berhältmiß. ber grönländiſchen Lachsarten gegenüber benen Europa’s und Nordamerila's ift noch nicht mit Sicherheit feftgeftellt, doch ift die von Fabricius Salmo salar genannte, auf grönländifch Kapisalirksoak heißende und übrigens nur ſparſam vorkommende Art anf keinen Fall ber euro» päilche Salmo salar.

56) Salmo carpio. Lin. Grönld. Ekallukt wird in Menge gefangen unb genoffen.

57) Salmo alpinus. Lin. Grönfd. gleichfalls Ekelluk.

58) Salmo stagnalis Fabr. Grönid. Ekallukak.

59) Salmo rivalis. Fabr. Grönld. Aunardlek.

60) Mallotus articus. Fabr. Gronld. Angmaksak. in vorzugeweife wichtiges Nahrungsmittel für die Grönlänber. -

61) Paralepis borealis. Rhdt. sen. Grönld. Saviliursak.

62) Microstomus groenlandicus. Rhdt. sen.

65) Scopelus glacialis. Rhdt. sen. ®rönld, Keblernak.

64) Stomins ferox. Rhdt. sen. "

65) Selache maxima.. Gann. Grönfd. Kaksib Kannioa,

66) Centroscyllium Fabrieii. Rhdt. sen. Grönfd. Kukilik.

67) Scymnus microcephalus. Bl. Grönld. Ekallurksoak. Der jähr- lihe Fang belief fich in letzterer Zeit auf 10—30,000 Stild.

'68) Raja radiata. Don. Grönld. Taralikisak.

69) Myxine glutinosa, Lin. Grönld. Ivik.

Verzeichniß ber Rruftenthiere.

1) Chionoecetes opilio. Fabr. ®rönld. Arksegiarksak. 2) Hyas aranea. Lin. ©rönld. Arksegiak, 3) Hyas ovarctata. Leach.

385

4) Pagurus pubescens. Kr. o 5) Crangon Boreas. Phipps. Grönld. Umiktak.' 6) Sabinea septemcarinata. Sab. 7) Argis lar. Owen. 8) Hippolyte Fabricii. Kr. 9) Hippolyte Gaimardii M. Edw. 10) Hippolyte Gibbe. Kr. 11) Hippolyte Sowerbei. Leaeh. 12) Hippolyte macilents. Kr. 13) Hippolyte turgida. Kr. 14) Hippolyte Phippsii. Kr. - 15) Hippolyte polaris. Sab, 16) Hippolyte borealis. Owen. 17) Hippolyte aculeata. Fabr. @rönld. Naularnak. 18) Hippolyte microceros. j 19) Pandalus borealis. Kr, 20) Paudalus annuliooruis. Leach. 21) Pasiphae tarda, Kr. 22) Sergestes arclicus. Kr. 23) Sergestes Rinckii. Kr. 24) Thysanipoda inermis. Kr. 25) Thysanipoda longicaudata. Kr. 26) Mysis ocalata. Fabr. Grönld. Irsitugak. 27) Cuma Edvardsii. Kr. 28) Cuma Rathkii. Kr. 29) Cuma angulata. Kr. 80) Cuma resima. Kr. 31) Cuma brevirostis. Kr. 32) Leucon nasica. Kr. . 83) Leucon deformis. Kr. 34) Orchestia? Grönlv. Kingupek. 85) Anonyx gulosus. Kr. ©rönfd. Kingungvak aukpilartok. 86) Anonyx Holboellii. Kr. 87) Anonyx plautus. Kr. 38) Anonyx Edwardeli Kr. 89) Anonyx minutus. Kr. 40) Anonyx ampulla. Phipps. 41) Anonyx Vahlii. Rhdt. sen. 42) Opis typica. Kr. 43) Stegocephalus inflatus. Kr. 44) Phoxus Holboellii. Kr. 45) Phoxus plumosus. Kr. 46) Pontopareia femorata. Kr. 47) Pardalisca cuspidata. Kr. 48) Portomedeia fasciata. Kr. 49) Ampelisca Eschrichtii. Kr.

586

50) Photis Reinhardi. Kr,

51) Acanthonotus inflatus. Kr.

52) Acanthonotus serratus, Fabr. ®rönfb. Kingungoak-Kappinartalik.

58) Acanthonotus tricuspis. Kr.

54) Acanthonotus cristatus. Owen. -

55) Amphithoe laeviuscula. Kr.

56) Amphithoe crenulata. Kr.

57) Amphithoe bicuspis. Rhdt. sen.

58) Amphithoe hystrix. Owen.

59) Amphithoe panopla. Kr.

60) Amphithoe carinata. Rhdt. sen.

61) Amphithoe Edwardsii. Sab.

62) Oediceros saginatus. Kr.

63) Gammarus Sabini, Leach.

64) Gammarus loricatus. Sab.

65) Gammarus pinguis. Kr.

66) Gammarus dentatus. Kr.

67) Gammarus mutatus. Litjeb. ®rönld. Kingak.

68) Gammarus? i

69) Ischyrocerus anguipes. Kr. \

70) Ischyrocerus latipes. Kr.

71) Leucothoe clypeata. Kr.

712) Eusirus cuspidatug, Kr.

73) Siphonocoetes typicus. Kr.

74) Glauconome leucopis. Kr.

75) Dulichis spinosissima. Kr.

76) Metoecus Medusarum. Fabr. Grönld. Urksursak.

77) Temisto crassicornis. Kr. \

78) Lestrigonus exulans. Kr.

79) Hyperia? Cyaneae. Sab,

80) Hyperia oblivia. Kr.

81) Cercops Holboellii. Kr.-

82) Aegina longicornis. Kr.

83) Capella septentrionalis. Kr. Grönld. Napparsariak, .

84) Cyamus Ceti. Lin. Grönfd. Arberub-koma. Es verdient uoch nähere Unterfuchung 06 diefe von Fabricius und Prof. Kroyer befihriebene, auf dem Ke- porkak (Balsenoptera boops) lebende Cyamus-Art, wirklich der Achte Cyamus Ceti. Lin, ift. -

85) Arcturus Baffini. Sab.

86) Idothea nodulesa. Kr.

87) Idothea Sabini. Kr.

88) Idothea robustra. Kr. i

89) Asellus groenlandicus. Grönld. Teitsib-Terkeinga.

90) Munna Fabricii. Kr.

91) Henopomus tricornus. Kr.

92) Jaera nivalis. Kr. Grönld. Sirksab-kome.

387.

nn

93) Praniza Reinhardi. Kr.

94) Anceus elongatus. Kr.

95) Aega psora. Lin. ®rönld. Saranlib-koma.

96) Aega?

97) Bopyrus Hyppolytes. Kr.

98) Bopyrus abdominalis,.

99) Dajus ‘Mysidis. Kr.

100) Apus glacialis. Kr.

101) Nebalia bipes. Fabr.

102) Branchipus paludosus. Müll. @rönld. Taitsim-illaerkei. 103) Daphnia rectispina. Kr. @rönid. Taitsim-illaerangoe. 104) Lynceus lamellatus. Müll.

105) Pottia Pattersonii. Templ.

106) Calanus hyperboreus. Kr.

107) Calanus quinqueannulatus. Kr.

108) Calanus spitzbergeneis. Kr.

109) Calanus caudatus. Kr.

110) Cyclops brevicornis. Strm.? &rönib. Ingnerolanek.

111) Caligus hippoglossi. Kr. Grönfd. Netarnab-koma.

112) Dinematura ferox, Kr.

113) Chondracantus radiatus. Müll. @rönid. Ingmingursab-massimioa. 114) Chondracantus nodosus. Müll. Grönld. Sullupaukak-massimioe. 115) Chondracantus gobinus. Müll.

116) Chondracantus cornutus. Müll.

117) Lernaeopoda elongata. Grant.

118) Lernaeopoda carpionis. Kr. Grönld. Ekallub-massimioa. 119) Brachiella rostrata. Kr.

120) Anchorella uncinata. Müll. ®rönid, Saraulib-massimioe. 121) Lernaea branchialis. &rönld. Okab-massimioa,

122) Lernaes cyclopterina. Müll. Grönlib. Nepisardlab-massimioa. 123) Lernaea? sp.? 124) Peltogaster Paguri. Rithk.

125) Balanus porcatus (d. Costa). @rönib. Katungiak,

126) Balanus balanoides, Lin. Gröônld. Katungiak.

127) Balanus crenatus. Brug. ' 128) Coronula diadema. Lin. @rönfd. Keporkab- Katungiarsoa, 129) Conchoderma aurita. Lin.

130) Nymphon grossipes. Fabr. ®rönlb. Nintok.

131) Nymphon longitarse. Kr.

132) Nymphon hirtum. C. Fabr.

133) Nymphon brevitarse. Kr.

134) Zetes hispidus. Kr.

135) Pallene spinipes. Fabr.

136) Pallene intermedia. Kr.

137) Pallene discoidea. Kr.

138) Phoxichilidiam femoratam. Rithk.

588

Verzeichniß der Anneliden. \

1) Lepidonote Scabra. Fabr,

2) Lepidonote cirrata. Fabr. .

3) Lepidonote punctata. Fabr. j 4) Polynoe longa. Müll.

5) Pholoe? minuta. Fabr.

6) Euphrosine borealis. Oerd.

7) Onuphis conchilega. Sares.

8) Nereis pelagica. Lin, Grönld. Sengisrsoak.

9) Nereis diversicolor. Müll.-Grönld. Sengiak.

10) Nereis? aphroditoides. Fabr. Grönld. Sengiarak. 11) Heteronereis paradoxa. Oerd.

12) Heteronereis arctica. Oerd.

13) Heteronereis assimilis. Oerd. -

14) Lycastis? incisa. Fabr. Grönld. Sengiak.

15) Nephtis coeca. Fabr. Grönld. Sengiarsoak. 16) Nephtis longisetora. Oerd.

17) Phyliodoce maculatae. Fabr.

18) Phyllodoce groenlandica. Oerd.

19) Phyliodoce incisa. Oerd.

20) Phyllodoee? ?®rönld. Sengiarak.

21) Eulalia viridis. Müll. Gronlid. Sengiarak.

22) Eleone longa. Fabr. Grönld. Sengiak.

23) Eleone flava. Fabr. Grönld. Sengiarsk.

24) Eleone cylindrica. Oerd.

25) Castalia rosea. Fabr. Grönld. Sengiarak.

26) Glycera alba. Müll. Grönld. Pullateriek.

27) Glycera setosa. Oerd. .

28) Syllis armillaris. Müll. Grönib. Sengiarak. "29) Joida?

30) Polybostrychus longisetosus. Oerd.

31) Polybostrychus? @röntb. Ingnerolak. :

32) Amytis prismatica. Müll. ‘©rönlb. Sengiarak. 83) Polynice bifrons. Müll. Grönid. Iglolualik. 34) Spio filieornis. Müll. @rönfd. Iglolualik.

35) Cirratulus borealis. Lam. Grönfb. Nyaurselik. 36) Scoloplos armiger. Müll. Grönlb. Pullateriak. 37) Travisia oestroides. Rathke.

38) Ophelia?

39) Ophelina acuminats. Oerd.

40) Siphonostomum plumosum,. Müll. @rönto. Merkolualik. 41) Scalibregma groenlandicum. Sares.

42) Arenicola piscatorum. Lmk. Grönld. Inellualerak. 48) Clymene lambricalis. Fabr.

44) Terrabella cincinnata, Fabr. Grönib. Iglulualik,

589

45) Terrabella cirrata. Müll, Grönfb. Iglulualik.

46) Pectinaria Eschrichtii. Rathke. @&rönlb. Imab-Polia. 47) Sabella analis. Kr.

48) Sabella rigida. Kr.

49) Sabella tuberculosa. Kr.

50) Sabella aspersa. Kr.

51) Sabella Fabricii. Kr.

52) Sabella infarcta. Kr.

53) Sabella? Grönid. Iglualik. -

54) Chone infundibuliformis, Kr.

55) Serpula contortuplicata. Lin.

56) Serpüla triquetra. Lin.

57) Serpula spirorbis. Lin,

58) Serpula spirilium. Lin. Grönld. Katungiak.

59) Serpula granulata. Müll.

60) Serpula cancellata. Fabr.

61) Serpula porrecta. Müll.

62) Serpula vitrea, Fabr.

63) Serpula?

64) Berpula?

65)*Fabricia stellaris. Müll.

66) Tomopteris' septentrionalis. Stp.

67) Lumbricus? Grönid. Pullateriak.

68) Enchytraeus vermicularis. Müll. Grönid. Kumangosk. 69) Saenuris lineata. Müll. Grönld. Kumak.

70) Clitellio arenarius. Müll. Grönld. Pullateriak.

71) Clitellio minutus. Müll. Grönld. Sirksab-kumangioa. 12) Capitella Febricii. Blain. Grönlb. Pullateriek.

13) Nais? maxima. Febr. Grönld. Kumak,

74) Echiurus foreipatus, Fabr. Grönld. Illulualik.

75) Priapulus caudatus. Lmk. ©rönfd, Tarkiksunak. 76) Ichthyobdella versipellis. Dies. Grönld. Kaneisab-kuma. 77, Phylline Hippoglossii. Fabr. Grönid. Netarnab-kuma. 78) Monocelis subulata. Fabr. G©rönld. Kekkursab-kuma. 79) Planaria lactea, Müll. Grönld. Kumak.

80) Amphiporus groenlandicus. Oerd.

81) Omatoplea rubre. Müli. Grönlb. Kekkursab-kuma. - 82) Tetrastemma groenlandicum. Dies,

83) Notospermum viride. Müll. Grönid. Kekkursab-kuma. 84) Meckelia fusca. Fabr. Grönld. Pullateriak.

85) Meckelia angulata. Müll. Grönlb. Pullateriak.

Verzeichniß der Cingeweidewärmer.

1) Liorhynchus gracilescens. Rud. @rönld. Urksub-kuma. Im Magen der Phoca barbata.

390

2) Ophiostomum dispar. Rud. Grönid. Atab-kuma, Neitsib kuma. Im Darmlanal der Phoca groenlandica unb hispida. .

3) Ascaris vermicularis. Lin. Grönld. Koartak. Bei ben Eingebornen.

4) Ascaris lumbricoides. Lin. Grönld. Kumarksok. Bei den Eingeborenen.

5) Ascaris osculate. Rud. Bei der Phoca groenlandica.

6) * Ascaris Gasterostei. Rud. ®rönld. Kakillisab-kuma. In den Ge- darmen von Gasterosteus aculeatus.

7) * Ascaris Rajae. Fabr. Grönld. Taralikkisab-kuma. Im Magen der Raja radiata.

8) * Agamonema commune, Deslong. Grönlt. Kumak, Sn der Leber mehrerer Filche.

9) * Nematoideum Alcae picae. Rud. Grönid. Akpab-kuma. In ben Därmen von Uria Brunnichii.

10) * Dubium Gasterostei aculeati. Rud. In den Außenwänben des Magens, gewöhnlich in einer Kapſel eingejchloffen, möglicherweiſe find jebach die freien Formen nicht dafjelbe Thier mit dem eingefchloffenen.

11) *Distonum seriale. Rud. Grönld, Ivisarkub-kuma. In ben Nie: ren bes Salmo alpinus Das Borlommen biefes Eingeweidewurms ift nicht ganz fiher, Fabricius hat ihn in ber Fauna groenlandica nad Eremplaren befchrieben, bie er in Norwegen unterfucht hat, und nimmt ihn nur auf, weil er glaubt eben- folche in Grönland gefehen zu haben.

12) Distomum hepaticum. Lin. Grönid. Sauab-kuma. Er findet ſich zuweilen bei ben Schafen und ift vermuthlich mit dieſen eingejchleppt.

13) *Echinorhynchus pleuronectis platessoides. ‚Rud, Grönld. Okotab- kuma. Im Magen von Pleurodectis platessoides. ' .

14) Echinorhynchus acus. Rud. Grönld. Okab-kuma. Im Magen und den Därmen von Gadus ovak.

15) * Taenia armillaris. Rud. Grönld. Apkab-kume. Im Darımnlanal der Uria Brunnichii.

16) *Taenia Alcae, Fabr. Gröntb. Akab- kuma. Ebenſo wie Die vorige Art.

17) * Tetrabotiorhynchus migratorius. Dies, Grönld. Amikorsub-kuma. Bei Onychotheuthis; vielleicht nur Die Spermatophoren befjelben.

18) Schistocephalus dimorphus. Crpl. Grönld. Kakillisab-kuma, Bei Gasterosteus aculeatus.

19) Tetrabothrium anthocephalum. Rud. Grönld. Urksub-kuma. In ben Därmen ber Phoca barbata.

20) Octobothrium rostellatum. Dies. Grönld. Sullukpaukab-kuma, In ben Därmen von Sebastes norvegicus.

21) *Botriocephalus? Gadi barbati. Rud. ®rönld. Kaneisub-kuma. In den Gebärmen von Gadus ovak.

22) Botriocephalus? Salmonis carpionie. Rud. Bei Salmo carpio.

In obigen Berzeichniffen ber Kruftenthiere, Anneliven und Eingeweidewürmern find hoffentlich alle befchriebenen und angebeuteten Arten aufgenommen, doch find in Wahrheit diefe Liſten von einer erjchöpfenden Weberficht - Diefes Theils ber grön⸗ känbifchen Fauna weit entfernt; Die mit dem Stern verjehenen Eingeweidewürmer find nur unzureichend befannt und ihr Play im Syſtem ift daher unficher.

591

Beilage IX. | Verzeichniß der arönländifchen Weichthiere. Von O. A. L. Mord.

Mollusca Grönlandica.

Ord. I. Geophila.

Gen. 1. Limax. L.

1. L. agrestis. L. (in Folge Wormſliold's, doch nicht ganz ficher). Gen. 2. Vitrina. Drp.

2. V. angelicae. Bk. et Moell. Pfr. Gen. 3. Conulus. Fitz.

3. C. Fabricii (Helix). Bk. et Moell. Pfr. Gen, 4. Helicella. Lam.

4. H, Steenstrupii n. sp. Nicht ganz ficher. Gen. 5. Helicogena Risso.

5. H. (Tachea) hortensis. Müll, Igalliko. Wormskiold. Gen. 6. Pupa. Drp.

5. P. (Vertigo) Hoppii. Moell. Pfr. Gen. 7. Succinea. Drp. (Neritostoma. Kl.)

7. 8. groenlandica. Bk. Moell, Pfr. Kuksuk.

Ord. IL. Hygrophyla.

Gen, 8. Planorbis. Guettard. 8. P. (Nautilina) arcticus, Bk. et Moell. Dkr, Gen. 9, Limnaea. Lam. Sbg. Lymnophysa. Fitz. 9. L. Vahlii. Bk, et Moell. 10. var. «. nitens L. Pingelli. Bk. et Moell. In einem Teih am Napiſetſund. II. var. 3. leucostoma. L. Moelleri Bk. 1847. L. groenlandica. Jay. Cat. Bk. olim. 12. var. ». malleata, 13. var. ö. parva, peristomate saepe soluta, linea elevata pardebati. 14. L. Wormekioldii. Bk. 1847, Species intermedia. T. umbilicata, solidissima; spira elongata, acuminata; sutura profunda; apertura semi- lunari, interdum soluta. 15. L. Holboelli. Bk. et Moell.’ Gen. 10. Monotigma Gray. Sow. Man. 1839. 16. M. (Menestho) albula (Turbo). Fabr. Moell. Stimps. Gen. 11. Scalaria. Lam, (Scala, Kl.) 17. 8. groenlandica. Perry. Conch. 1811.-: Shg. Acirsa n. 18. 8. borealis. Bk. Geol. Proc. 1841. Bronn. Index. Pal.

394

66. R. eburnea (Rissoa). Stimpson. Bost. Journ. Proc, IV. 14. Gen. 34. Skenea. Flemg, 67. S. planorbis (Turbo). Fabr, Moell. .Loven. Gen. 35. Cyclostrema Marryat. 68. N. costulata (Margarita). Moell. Forbes et Hanl. Gobthaab 60 Faden. Holb. Gen. 36. Turritella. Lam. 69. T. erosa Couthoy, -Bost. Journ. Sbg. Mesalia Gray. ı 70. T. reticulata Michel et Adams. .Bost. Jaum. :, Gen. 87. Cerithium Adanson. - Sbg. Bittium Leach. . . 711. C. areticum nob, (Sukkerioppen. 65 Yaben. Holb.) Gen..88. Trichotrupis. Brod. et Sow. - 72. T. borealis. Brod. et Sow. 73. T. coniea, Moell, Bei ben Flachinfeln 80 Faden ; Südftränfjorb 60 Gaben. Gen. 39. Aporrhais. Aldrovand. 74. A. oceidentalis. Bk. (Ein ‚Bruchftüd von Dr. BohL.) _ Gen. 40. Cancellaria. Lam. - 8bg. Admete Kröyer. 75. C. viridula (Tritoniaum). Fabr. Adams. Gem; t, 9, f. 5.

Ord. II. Tozoglossata.- Trosch.

Gen. 41. Pleurotoma. Lam. \ Spg. Ischnula. Clark (Pleurotomina. Bk.) 76. P. turricula. Mont. var, Subsp. 1. Murex angulatus, Don, 77. Subsp. 2. Defrancia scalaris. Moell. 78. Subsp. 3. Defrancia exarata. Moell. 79. P. Woodiana. Moell, 80. P. elegans. Moell. non Scachi. | « Sg. Oenopota. Moerch. P. pyramidalis. Stroem. Subsp. 1. Fusus pleurotomarius._ Couth. P. cancellata (Fusus). Michel et R dams. 1841. .var, purpurea D. Pingelii. Bk. Moell. P. violacea. Mich. et Adams, var, spira brevior. Pl. livida. Reeve. f. 316 non Moell. var. ventricose. Defrancia Beckii. Moell. P. borealis, Reeve. f. 277. (Err ata.) var. ventricoss, pallida, Ord. III. Ancistroglossata. Gen. 42, Tritonium. Müll, 89. T. glaciale. L. Ch. Lam, \ 9. T.Hancockii nob. B. groenlandicum, ‚Hanc. Reeve n non Ch. Unficher. 91. T. scalariforme, Bk. et Moell.

2 ui

EIRERER

595

T. undatum. L. Midd. Veiträge p. 482. 4. f. 3. (Hold. Olrik.) T. Donovani „Gray“. Reeve, £f. 2. (Olrik.) T. groenlandicum. Ch. x. p. 177. var. a. B. hydrophanum. Hancock.

36. var. 3. B. tenebrosum. Hancoek. An. val. 18. t. V. f. 12.

97. var. y. B. Humphreysianum. Moell. non Bennet.

98. T. undulatum. Moell.

99. T. Humphreysianum. Bennet?

100. T. ciliatum. Fabr. Moell.

101. var. laevior. ' Gen. 43. Fusus. Klein.

Sbg. 1. Neptunea Bolten. 102. F. despectus. L. Fabr. 103. var. Tritonium fornicatum. Fabr. Voy. de la Recherche tab. 32 spm. orig. Fabrieli. 104. var. Fusus carinatus Pennant. Lam. 105. F, tornatus. Gould. var. (leg. Holb. spm. 1.) Sbg. 2. Tritonofusus (Bk.) n, Kroyeri. Moell. (Arsut, L. Barret et Holb.) . latericeus. Moell. Sbg. 3. Sipho. Klein.

Ps. F. islandicus. Ch. 4 f. 1312. 13. (Dr. Pingel.) _

109. F. Holboellii. Moell.

110. F. propinguus. Alder.

Sbg. 4. Volutopsius n.

111. F. norvegicus. Ch. var. (Past. Joergensen leg.)

Gen. 44. Murex. Leg.

ESS

106. 107.

7

Sbg. Trophon. Mtf. 112. T. clathratus. L. 113. var. T. Bemffii. Don. 114. T. Gunneri. Lov£n. Trophon Bamffii. Moell. pp. 115. T. craticulatus (Tritonium). Fabr. Gen. 45. Purpura aldrov. 116. P. lapillus L. Fabr. Neritiffoffjorb. Gen. 46. Columbella. Lam. Sbg. Astyrie. H. et A. Adems. 117. C. Holboellii (Mangelia). Bk. Moell. Gen. 47. Mitra.. Lam. . Sbg. Nebularia. Bwa. (Volutomitra. Gray.) 118. M. groenlandica. Bk. .Moell. - .

Ord. IV. Thecosomata. Bl.

Gen. 48. Limacina. Cuvier. | n 119. L. helieine. Phips. (Grönib. Tullukanısak.) Gen. 49, Heterofusus. Flemming.

396

——

120. H. bales (Limaeina). Meell. Gen. 50. Clio Browne. L. (Cleodera. Per. et Less.) 121. C. pyramidata L. Mündung ber Davieſtraße. (Holb. Rink.)

Ord. I, Rhipidoglossata. Troschel.

Gen. 51. Trochus Lister. (Zizyphinus. Leach.) 122. T. oceidentalis. Michel et Adams. Stimpson. Gen. 52. Margarita. Leach. 123. M. groenlandica. Ch. v. f. 1781, p. 108. Gm. Wood. 124. var. a. M. sulcata. Sow. Midd. t. 8, 45. 46, 125. var. 9. M. costellata. Sow. et Brod. 126. var. „. M. undulate. Sow. et Brod. 127. M. cinerea. Couthoy. Bost. Journ. 128. var. grandis, M. strieta. Brod. et Sow. (cl. Olrik.) 129. M. helicina, Phips. Fabr. 130. M. argentata. Gould. Middend. 131. M. Vahlii. Moell. Gen. 53. Bcissurella. d’Orb. 132. 8. crispata. Fleming. var. Moell. append. Nro. 3.

Ord. II. Orthodenta n.

Gen. 54. Pilidium. Forb. et Hanl. Midd. « 133. P. rubellum (Patella). Fabr. Gm. Moeil. Loven. Sars. Gen. 55. Lepeta. Gray. (Crypiobranchia. Midd.) 134. L. caeca (Patella). Müll. Love£n. Gen. 56. Tectura. And, et M. Edw. (Lotlia Gray.) 135. T. testudinalis (Patelle). Müll. Loven. Gen. 57. Cemoria. Leach. 136. C. noachina (Patella). L. Mantis, plant. 137. C. n. sp.? C. apertura. Mont. C. Montagnana. Leach. t. x. f. 6. similima. (60 Faden Godthaab. Holb.) Gen. 58. Chiton. L. Sbg. 1. Tonicia. Gray. 138. C. marmoreus. Fabr. Sbg. 2. Leptochiton. Gray. 189. C. albus. L. Fabr. Moell. Loven.

'Cephalopoda.

Gen. 59, Octopus. Cuv. (Gr. Gmal. puirsa). 140. O. groenlandicus (Sepis), Dewhurst. 1834. Gen. 60. Cirroteuthis. Eschr. (Bostrichoteut. Ag.) 141. C. Mülleri. Eschr. Sciadephorus. Reinh. et Prosch. Jacobsh. Gen. 61. Rossia. Owen, - 142. R. palpebrosa. Owen. 143. R. Moelleri. Stp. 1856. Act. Hafn. Gen. 62. Leachis. Lesueur. (Loligopsis. Fer. d’Orb.) 144. L. hyperborea. Stp. |. c.

597

Gen. 63. Gonathus, Gray. 145. G. Fabricii (Onychoteuthis),, Lichtenstein, Grönld. Amikok. 146. jun. teste Stp. Onychoteuthis? amaena. Moell. (Amikungoak.) Gen. 68. Sepiola. Leach. 147. S. atlantica. d’Orb.? teste. Stp. (Holb.)

Dithyra (Acephalae). Gen. 64. Teredo. L. 147. T. denticulata. Gray. An, et Mag. 1850. val. 8, Gen. 65. Mya. L. 148. M. truncata. L. Fabr. Moell. 149. M. arenaria. L. Moell. Fabr. mess. Gen. 66. Cyrtodaria. Daudin. 150. C: siliqua. Spgl. (fossil. Dr. Rink). Gen. 67. Laxicava. Fl. de Bellevu. 151. 8. aretica (Mya). L. Fabr. (Grönfd. Immenek). 152. 8. norvegica (Mya). Spgl. Woodwrd. (fossi}. Dr. Rink). Gen. 68. Lyonsia. Turt. (Magdala. Leach.) 153. L. arenosa (Pandorina). Moell. Gen. 69. Thracia. Leach. 154. T. myopsis. Bk. Moell. 155. T. truncata. Michel et Adams. Bost. Journ. 1842. t. 4. f. 1 (sed margo dorsalis magis declivis). Gen. 70. Tellina. L. Sbg. Macoma. Leach. 156. T. sabulosa. Spgl. 157. var. an. sp. n.? (Arsut L. Barret.) 158. T. tenera. Leach. Rozet Journ. 1818. Gen. 71. Venus. Lam. 159. V. fluctuose. Gould. p. 57, f. 50. (Narsslik. Holb.) Gen. 72. Pisidium. C. Pfr. 160. P. Steenbuchii (Cyclus). Moell. (Su einem Teich am Boatsfiuß.) Gen. 73. Thyasira. Leach. (Cryptodon. Turt.) 161. T. Gouldii. Phil. M. Z. 1845. p. 74. 162. T. n. sp.? Gen. 74. Montacuta. Turt. 163.. M, elevata. Stimpson. Sbg. Clausina. Jeffr. 164 M. ferruginosa. Mont. var. groenlandica. Gen.. 75. Kellia. Tart. 165. K. planulata. Stimpson. Gen. 76. Turtonie. Hanley. 16 166. T. minuta (Venus). Fabr. &rönfld. Ipiksaunatak. Gen: 77. Astarte. Sow. 167. A. compressa (Venus). L. Mantis plantarum non Mg. 168. A. crebricostata. M. Andrew et Forbes.

398

Sbg. 1. Tridonta. Schum. 169. A. semisulcata. Leach. Ross. Voy. App. 175 non Moell. Sbg. 2. Nicania. Leach. 170. A. strista. Leach. Ross. Voy. App- 170. (1819.) 171. var. A. globosa. Moell. 172, A. Banksii. Leach. Moell. Bechy. Voy. t. 44. f. 10. 173. A. pulchella. Jonas. Phill. Abb. t. f. 12, (Nicht ficher.) Gen. 78. Coerbula. Brug. 174, C.ovata. Forbes. Mal. Monensis „Groenland Fabricius“ Just. Grove. Gen. 79. Cyprina. Lam. 175. C. islandica (Venus). L. non \ Fabr. (Dr. Rudolph.) Gen. 80. Cardita. Brugh. teste Dh. 176. C. vestita. Desh. Proc. Zool. Soc. 1852. pl. XXVII. £. 10. Grönld. Cuming. Gen. 81. Cardium. L. 177. C. ciliatum. Fabr.. / 178. C. elegantulum. Beck. Moell. Sars. Sbg. Serripes. Bk. (Aphrodita. Lea.) 179. C. groenlandicum. Ch. Gröonld. Ipiksaunak. Gen. 82. Nucula. Lam. 180. N. inflata. Hancock. An. et Mag. _ 181. N. nitida. Sow. Illustr. Hanl. Thorpe Brit. Mar. Conch. 182. N. delphinodonta. Mich. et Adams. Bost. Journ. Goud. Gen. 83. Nuculana Link. Leda Schum. 183. N. buccata. Stp. et Moell. Sares. 184. N. pernula. Müll. 185._ N. minuta (Arca). Müll. Fabr. Ch. Moell. Gröonld. Imenningkosk. 186. var. grandis. Leda comıplanata. Moell. Sbg. Portlandia aut.? 187. N. glacialis (Arca). Gray. Parry. Voy. Wood. Supp. t. 6. Gen. 84. Yoldie. Moell. (Lembulus. Leach. Bk. 188. Y. arctica (Nucule). Gray. Parry. Voy. 1824 p. 241. 189. Y.thraciaeformis. Storer. (Fislernäffet und Suffertoppeit 60--70 Faden.) 1%. Y. pygmaea. Münster. Lovèn. Forbes et Hanl. Gen. 85. Modiolaria. Bk. 191. M. nigra. Gray. Parry. Voy. 1824. Wood. Ch. f. 767. 192. M. larvigata. Gray. Parry. Voy. Wood. @rönfb. Bibibiarsuk. 193. M. corrugata. Stimpson. Conch. of N. Engl. 1851. (Godthaab 50—60 Faden. Holb.) 194. M. vitrea. Holb. et Moell. (Sukkertoppen 100. $aten. Holb.) Gen. 86. Crenella. Brown. 195. C. decussata. Mont. var. Gen. 87. Mytilne. L. ' 196. M. edulis. L. Fabr. var. Grönld. Nilock. Gen. 88, Limatula. 8. Wood. 197. L. sulceulus. Leach. Loven.

39

Gen. 89, Pecten. Lister. 198. P. islandicus. Müll. Oh. Gröntb. Kirksoaureak. 199. var. costis elevatis latis, Sbg. Pseudamussium, Ki. 200. P. groenlandicus. Sow. Thes. Loven.

Discophorae.

Ord. I. Steganopthalmata. Forbes.

Gen, 90. Aurelia. Peron et Lessueur. 201. A. flavidula. Peron et Less. 202. A. sp. ovariis 6. (Icones Moelleri.) Gen, 91. Cyanen. Per. et Less, 203. C. arctica. Peron et Less. Grönlb. Nuertlessoak. Gen. 92. Chrysaora. Peron et Lese. 204. C. heptanema, Peron et Less. Grönſd. Imab. Imata? Sbg. Dodecabostricha. Brandt. 205. D. Umataursak groenlandorum n. sp. Icones, Moell.

N Ord. DO. Gymnopthalmata. Forbes.

Gen. 98. Turris, Lesson. (Circe. Brandt). 206. T. digitalis (Medusa). Müll, prod. 2824. Fabr. n. 361. Gen. 94. Campanella. Lesson. (Feveolia:” Per. et Less.) 207. C. campanula. (Medusa. Fabr. n. 360.) = Gen. 95. Oceania. Per. Esch. Lesson. (Conis. Brt.?) 208. O. bimorpha. Müll. p. 2813. Fabr, 359. Gen. 96. Sarsia. Lesson. :209. 8. glacialis (Dianaen. Sabine‘ Parry. Voy. fg. Gen. 97. Thaumantia. Escholte. 210. T. diaphana, Agassiz 1. c. p. 300? (Nidht ficher.) Gen, 98. Tiaropsis. Ag. | 211. T. diademata. Agassiz Am. Acad. of Seienoes 1850 c. fig. Gen. 9. are Stp. 1850. 212. M. superciliaris (Hippocrene). Agassiz. Am. Acad. Gen. 100, „Aequorea“. Per. et Less: (Mesonema. Esch.) *‘ 213. Acg. globularis (Medusa). Modeer. -

Proles polypoideae.

Gen. 100. Cliava Gm. non Martyn. 214. C. squamats (Hydre). Müll. Febr. n. 347. Gen. 102. Corymorpha. Sars.? 215. C. phrygia (Lucernaria). Fabr. n. 333? Gen. 103. Coryae. Gärtn, 216. C., pusilla. Gärtn, 217. C. muscoides (Tubularie). L. .- Gen, 104. Eudendrium, Ehrbg. 218. E. ramosum (Tubularia), L. Ellis. Corall. t. xvL f, a.

600

Gen, 105. Tubularia. L, Aut. 219. T. indivisa, L. Ellis. t. XVI. f. C.

Sertularinae.

Gen. 106. Halecium. Oken. (Thoa. Lamrx. p. „P) 220. H. halecinum. L. Ellis, t. 10. Gen. 107. Sertularia. L. 221. 8. polyzonias,. L. Ellis, ı t. 2. f. 3 A.b. 222. 8. rugosa. L. Ellis. t. 15. f. A. Fabr. n. 454. 228. S. pumila. L. Ellis. t. 5. f. 8. Fabr. Act. Hafn, ° 224. 8. argentes, L. Ellis. t. 2. £. C. Fabr. Act. Hafn. Gen. 108. Campanularia. Lam. 225. C. volubilis (Sertularia),. L. Ellis. t. 14. f, a A. Sbg. Clytia, (Lamrx.) n. 226. C. olivacea (Clytie.) Lamrx. p. 13. t. 67. £. 1. 2. Godthaab.

'- Ctenophorae,. - Esch.

Diefe Thiere, die mit den Mebufen kaum etwas Anderes, als die allgemeinen Eigenschaften der oceaniihen Thiere, Gelatinofität und Symmetrie gemein haben, bürften fich zu ben Brachiopoden in gleicher Weiſe verhalten, wie bie Discopforden zu den Acepbalen. .

Gen. 1. Cydippe. Esch, Gronld. Ipikarsursak.) _ 227. C. pileus (Beroe). Müll, prod. 2817. Febr. n, 354. ZZ Sbg. Mertensia, Lesson. . 228. C. ovum (Beroe). Fabr. n. 355. Gen, 2. Pleurobrachia. Flemg. Agassiz, 229. P,? Scoresbyiü Less., An. Si. V. p. 275. Scorby k 16. f. 5. Unfidher. Gen. 3. Beroe Browne (ldya Freminv.), 230. B. marsupialis (Medusa), Dewhurst. Cetacea. 1834. p. 976. | Sbg. Beroe, Esch, Less. 231. B. cucumis, Fabr. n. 353. Modeer. Lesson, non Sars. 232. B. infundibulum. Müll. prod.. n. 2818. Fabr. 352. . Gen. 4. Medea „Escholtz“ Lesson. | | 233. M. utriculus (Medusa), Dewhyurst. Cetacea. p, 276. 234. M. ovoidalis (Medusa). Dewhurst. Cetaces p. 275.

Brachiopoda.

Gen. 5. Rhynchonella. Fischer.

235. R. psittacea. Ch. Gm, (Terebratula). Moell.

Es kommen alfo in Grönland etwa 158 Arten Weichthiere vor, zu benen 48 Abarten fommen, bie von manchen BVerfaffern als eigene Arten angefehen werben.

Bon Alalephen, bie verhältnißmäßig nur wenig unterfucht find‘, find 34 Arten aufgezeichnet; theils nach Beſchreibungen in: Fabrieii Fauns Groenlandica , theild nach verfchiebenen von H. P. ©. Moeller nachgelaſſene Zeichnungen. -

601

Grönländifhe Namen der Weichthiere.

Ajuaursak, von Ajuck, ein Eifenftüd, Cemoria, Tectura etc,

Akoperursek, von Akopiut, ein Thier, das auf feinem Hintertheil fügt, Velutina.

Amikok, von Amek, eine Haut, Gonathus. Fabricii. Lichtenft.

Amikorsoak , baffelbe.

Amikoungoak. Gonathus amaena Moell.

Ataursak. Clio borealis,

Augursak. Clio borealis. Ein Wibber.

Bibibiarsuk. Moddiolaria laevigata.

Daitsimetit, fiehe Tessermetut,

Imab-imata, d. h. Meeresherz. Chrysaora pontocardia.

Imab-puirsa, d. h. Eines, was aus dem Waſſer auffchießt. Octopus groenlandicus.

Imeningoak. Saxicava rugosa L. ung.

Imennek,, weil e8 fo viel Waffer ſpritzt. (Imek.) Tellina tenera Leach. Saxicava rugosa.

Imeningoak, ber Heine. Imenek, weil fie Saxicava rugosa gleicht. Nuou- lana minuta,

Ipiksaunak. Cardium groenlandicum.

Ipiksaunstek. Turtonia minute,

Ipiarsursak, was einem Zeltjad gleicht. Die Beroiben.

Kallaliassut, weil es gleihfam im Waffer ſpringt. Eine Art fepienartiger Mollusten, die ſich nach Mom. Lytzen, Möll. in Norbgrönland finden. Ein un befannter Dintenfiih. Mon. Leachia hyperborea. Stp.?

Kemiarsursak. Aeolidia, Tritonia.

Kerksuk-kumä, b. 5. Holzwurm. Teredo dentieulate.

Killiortout, von Killiorpok , Echabegeräth. Mytilus edulie L.

Kirksoaursak , weil e8 aus dem Kefjel ſpringt, iu dem man es kochen will, (Kirkseopok, herabfpringen), ober: Etwas Kirksoak ähnliches. Pecten islan- dicus,

Korsoak, ſiehe Amikorsoek.

Nakkasursak (Blaſe). Boltenia, Bolteni. L.

Nuertlek, von Nuak, dicker Speichel, ober vielleicht von Nuersok, bie Some. Mebufen.

Nuertleksoak. Medusa capillate.

Nyaursaet, Saarähnliches. Sertularia.

Puirsarsoaskasik, das große Schlimme, was aufſchießt. undelannter Octo- pus. Moell.

Sarpangsursaet. Sertularia.

Siuterursak. Vitrina angelicae, Margarita helicina. Menestho, Skenea, Littorina groenlandica etc.

Siuterok, von Siut, ein Ohr. Jede Schnede. Margarita, Littorina etc.

Siuterungoak, bie Heine Schere. Lacuna, Trophon etc.

Siuterursoak , die große Schnecke. Tritonium. Fusus,

602

Terkungoak, gemeinfam mit Onisaus. Ein fteil abfallender Abhang an einer

Klippe. Chiton,

Tessermötut, d. h. (Deitsimetik), bie, die in. Süßwaflerfeen wohnen.

(Tessek) Limnaesa, °

Tullukaursak, von Tulluk, der Seerabe. Rabenähnlich. Limacins arctica, Uilok, von Uivok? Etwas zunäben, vielleicht auch von Viunge: ‚ymphee

muliebres. Mytilus edulis. L.

Umataursak. Chrysaora pontocardia. Julianehaab. Usursek, von Usuk (Penis), Mya truncata,

Beilage X. Derzeichniß der grönländifchen Echinodermate.

. Bon Herrn cand.

Cucumaria frondosa. Gunn. Irksolik.

mag. Docent Lütlen. Grönld. Innelluslik, möglicderweife auch

Cucumaria Koreni. Ltk. n. sp. Cucumaria minute. Fabr. &rönld. Kavmarsungoek.

Orcula Barthii. Troschel. Psolus Phantapus. Strussenf.

Psolus Fabrieii, Düben und Koren. Chiridota laeve, Fabr, Grönid. Kaumarsorsoak.

Myriotrochus Rinkii. Stp.

Eupyrgus scaber. Ltk, n. g. et n. sp.

Echinus droebachitensis, Müll.

Grbuld. Ekkursak.

Asteracanthion polaris. Müll. Troschel. Grönl, Nerpirksoak, Nerpirksout,

Asteracanthion problema. Stp. Cribrella sanguinolenta, Müll.

Solaster papposus. Lin. Grönld. Nerpiksout, Solaster endica. Lin. (Mant. plant.)

Pteraster militaris. Müll. Cienodiscus crispatur. Retz. Opbiura Sarsii. Ltk. Ophiura squamosa. Lik. Ophiura nodosa. Litk. Ophiura Stuwitzii n. sp. Ophiocten Kroeyeri. Ltk.

Ophiopholis aculeata. Lin. Müll. @rönib. Nerpiksoursak,

Amphiurs Holboalli. Ltk., Ophiorcolex sp.?

Ophiacanta spinnlose. Müll. Tresch,

Asterophyton eucnemis,. Müll.

Trosch.

Alecto Eschrichtii. Müll. Trosch.

603

Die Seebentel (Tunicata) Grönlaubs.

Obſchon die grönländifchen Thiere dieſer Klaffe einer fo burchgeflihrten Unter⸗ ſuchung nicht unterworfen waren, daß alle davon befchriebenen Arten ficher auf bie jet angenommenen Untergefchlecdhter geführt werben konnten, namentlich weil bie Beftimmung nur durch ben innern Charakter gejchehen kann und eine fehr große Zahl Individuen erfordert, um einigermaßen ficher zu gehen, ba bie Abweichung ber Individuen weit größer ift, als man anzunehmen geneigt gewefen ift, wirb boch die folgende Zufammenftellung einen einigermaßen richtigen Ueberblick über das Auftreten diefer Klaffe an ben Küften Grönlands geben. |

1) Boltenia Bolteni. (Lin.)

2) Cynthia chrystallina. (Moell.)

3) Cynthia rustica. (Lin.)?

4) Cynthia pyriformis. (Bathke.)

5) Cynthia echinata. (Lin.)

6) Cynthia conchilega. (Müll.)

7) Cynthia glutinans. (Meell.)

8) Synoicum turgens. Phipps.

9) Phallusia lurida. (Moell.)

10) Chelioeoma Mac-Lesyanum. Sow. et Brod.

Außerdem kommen noch zwei oder drei Arten von Phakluflen vor, unter benen vielleicht Fabrieii A. compressa zu fuchen tft, und gegen zehn Ascididae com- positae,, unter benen vermuthlich Fabricii Alcyonium digitatum und A. rubrum fn. gr. No. 461 und 462 zu fuchen feyn würden.

Die grönlänbifgen Korallenthiere. (Anthoaoa.)

Außer den vier bei Kabricius in der Fauna groenlandica aufgenommenen Arten von Actinie:

1) Actisia crassicornis, Fabr, No, 3840. Kettuperak.

2): Actinie nodosa. Fabr. No. 341. Aitsib-pa.

3) Aetinia intestinalis. Fabr. No. 342. Kettuperangoak, und

4) Actinis spectabilis. Fabr. No. 342. Kettuperarsoak , (e8 fcheint nur eine einzelne Form bes Geſchlechts eingefenbet zu feun).

5) Edwardsia sp. —; bisher haben bie Mufeen noch keine kalkabſondernde Anthozoe von ben Küften Grönlands empfangen; bagegen befinben fih in Grön⸗ land zwei Arten von adhtarmigen Korallenthieren.

6) Alcyonium sp. —; nur in einem einzigen Eremplar eingeſendet.

D Nephthya sp. —; ber N. florida (Rathke), ſehr nahe ſtehend und ſehr häufig.

Die bei Fabricius angeführten Arten von Alcyonium feinen theils Kolonie- jeebeutel (No. 564, 472), theils Seefchwimme (Mo. 463, 464) zu ſeyn. Zu Moosthieren ober Bryozoa gehören dagegen alle Arten, bie in der fn. gr. unter ben Geſchlechtsnamen Isis; Tubipora, Madrepora und Millepora aufgeführt find, doch it No. 348 M. polymorphe eine Nullipora, und Ne. 434 M. parasitica gewiß nur eine Wurzelausbreitung einer Corrallina officinelis, und außerdem ift wohl eine und die andere der übrigen Arten wielleicht won etwas zweifelhafter Movsthiernatur.

604

Beilage X.

Meberficht der Land-, Zügwafler--und Ufer-Arthropoden Grönlands. Bon J. C. Shiöbdte.

Grönland, das zum größten Theile innerhalb des Polarkreiſes Liegt und nach Dften zu den äußerften Pla in biefem rauhen Erbftrich einnimmt, mit feiner einen Küfte dem Eismeere offen liegt, nach Weiten und Süden von dem amerilanifchen Feitlande durch einen breiten Zwiſchenraum gefchieben ift, den ein mit Eis erfülltes Meer einnimmt, und welches nad Norden zu mit ben Eismaffen des Meeres zufammenjchmilzt, ift in Bezug auf bie Entwidelung ber Lanbarthropoden nicht allein ungünftiger geftellt al® jeder andere eben fo große Theil des ausgedehnten Gürtels, der zwifchen dem 7Often und 6Often Grad nörbl. Br. einen fo gewaltigen Abfchnitt des Feitlandes von Amerika, Afien und Europa umfaßt, fondern un⸗ günftiger als jebes andere befannte Land ber Erbe von ähnlicher Ausdehnung. Im Folge feiner Lage in einem geographifchen Gürtel, wo bie Arten bie weitefte Aus- breitung von Oft nach Weft haben, und wo bie Gattungen nur bie bilrftigfte Auswahl deſſelben Heeres von Formen find, beffen Aufgabe es ift, die Länder, des ganzen Erdballs in der Runde auf eine fat 400 Meilen weiter nah Süden veihende Strede zu beleben, ift e8 faum zu erwarten, baf es eine einzige eigen- thümliche Urt, und noch viel weniger eine einzige eigenthlimliche Gattung befitt. Es kann ferner, in Folge feines Plates an der äußerſten öftlichen Gränze biefes Gürtels, dem ungeſchwächten Einfluß von ungeheuer großen, effenen, öden und falten Lanbftrichen gegen Weften ausgefetst,. nur eine fehr beſchränkte Anzahl Arten befigen. Denn obſchon der Küftenftrih, auf welchen aus genügend belaunten Sründen die Betrachtung der Tandfauna Grönlands befchränkt bleiben muß, fi gegen eine bebeutende weftliche Mleeresfläche binauswenbet, und durch feine zer- flüfteten Umriſſe hier und bort gegen die Kälte gefchligte Kiorbthäler mit üppigem Pflanzenwuchs darbietet, fo find biefe Vortheile Doch nicht größer, als fie noth⸗ wendig feyn müſſen, um überhanpt eine auf nicht gang einzelne Arten beichräntte Fauna zu bedingen; fie find in jedem Kalle nur eine ſchwächere Entwidelung des⸗ jelben Verhältniffes, welches weiter nach Weſten, in ven ruſſiſchen Befigungen auf ber Weftlüfte Norbamerifa, in Finnland und auf ber flandinavifchen Halbinjel einen beftändig wachtenden Reichtum an Formen und Arten bedingt, je nachdem der Einfluß des weftlichen eingefroren Landes beſchränkt wird, und enblich fi mit fo gänftigen Bedingungen vertaufcht, wie fie ein großes weftliches Meer, von warmen Strömungen durchkreuzt, und eine glücklichere Landgriugze nah Süben bin bietet. Das Etreben endlich, welches alle Länder ver Erbe beiten, fich nad Süden zu lichten und zuzuſpitzen, wofür auf ber füblichen Halbkugel jelbft das Feſtland des Welttheils einen Beweis liefert, während es auf ber nörblichen bie Kiften in eine größere Anzahl von Heineren nach Süden gewenbeten Zaden aus

"in Umftand, dev in fo hohem Grabe in ben einzelnen Tannen das Zu⸗ "ngen der Formen nad Süden zu begünftigt, kann auch nicht ‚einmal ju gute kommen, obſchon dieſes ſelbſt einen fo anfehnlichen Platz unter

605 biefen nach Süben ftrebenden Halbinfeln einnimmt; benn während alle Übrigen in ihrem Norden eine Landmaſſe haben, bie in fauniftifcher Hinficht minbeftens ebenfo glücklich geſtellt tft, wie bie Sübmeftküfte Grönlands, bat Grönland in feinem Norden nichts Anderes, ale das Eis bes Polarmeers.

Ganz anders verhält es ſich mit der Artbropodenfauma in dem tieferen Meere vor den Küften Grönlands. So gut wie keins ber oben beroorgehobenen Diomente lann hierbei in Betracht fommen, unb mehrere berfelben erlangen bier gerade bie ' entgegengejete Bedeutung. Es muß, abgejehen auch won andern Umftänben, ein- leuchtend feyn, daß Grönland, das mit einer jo bebeutenden Landmaſſe fo tief und fo tfolirt in das nörbliche atlantiſche Meer bineintritt, ſchon dadurch glückliche Bedingungen für die Zufammenhäufung folder norbatlantifcher Kruftenthiere bieten muß, die Waſſer von einer gewiſſen Tiefe und die Nähe einer offenen Küfte ver- langen. Daß ſolche namentlich aus ber Ordnung der Amphipoden auch in reicher Fülle in dem grönlänbifchen Küftenmeere vorkommen, ift burch Kröyers berühmte Krbeiten genugfam bekannt geworben. Eine andere Frage ift hingegen bie, wie weit die Menge ausgezeichneter Kruftenthiere, die man jett nur aus bem grün. ländifchen Meere Tennt, demſelben eigenthümlich find. Aber zur Beantwortmg derſelben entbehrt man noch der nothmenbigften Bedingung, nämlich einer eben fo gründlichen Durchforſchung der Übrigen norbifchen Meere, wie bie bes grönländi- ſchen durch Holböll ift.

Was über die von Weſten kommende Einwirkung auf die grönländiſche Fauna bemerkt wurde, ift weit entfernt, nur für dieſen zwiſchen 70 und 60 Grab nördl. Br. liegenden Strich zu gelten. Dieſelbe Folge von Urſache und Wirkung wieder⸗ holt fi nur, je nachdem man weiter nach Süden vordringt, mit geringerem Gegenſatz zwiſchen Oſt und Weſt in der Zahl der Arten, in Amerika bis hinab zur Breite von New⸗York, in Aſien hinab zum mittleren Hochland, bis dort, wo diefes gegen Weften vom kaſpiſchen Meere und dem Beden bes mittellänbifchen Meeres mit deſſen öftlichen Einfchnitten abgelöst wird, und ſich der ganz plötzlich eintretende und burchgreifendfte Wechfel in fauniftifcher Beziehung auf ber gangen Erde findet. Es ift alfo für die ganze bier erwähnte Maſſe von Feſtland eine durchgehende Eigenthümlichkeit, daß die Landarthropoden won der äußerſten nord⸗ öftlichften Ede, die von Grönland eingenommen wird, gegen Weit und Südweſt beflänbig an Zahl und Verſchiedenheit wachen, ohne jedoch einen weſentlich neuen Charakter anzunehmen, bis das Mittelmeer einfchneidet und eine vollffändige Um- wandlung bewirkt. So ftellt ſich mindeſtens das Verhältniß dar, wenn die Sache im Großen genommen und aljo von ben Mopdifilationen im Einzelnen abgefehen wird, bie von einer Menge lofaler Urfachen, wie bie Höhe bes Landes über ber Meeresfläche,, die mineralogifhe Zufammenfegung des Erdbodens, tie Waffer- menge, bie Richtung der Flüſſe, die Höhe und das Streichen der Gebirge, bie Ausdehnung der Wälder und vieler anderer Umftände bewirkt werben können. Und überdieß: „eut on tous les talens de M. de Humboldt, il serait im- possible de faire sur la geograplıie des insectes ce quw’il vient d’executer relativement & celle des vegetaux“, ' iſt ein Satz, der durch ſein Alter nicht an Wahrheit verloren hat.

!Latreille, M&m. de divers sujets de l’hist. natur. des Insectes p. 170, not.

606

nn

Es wird alfo nur zu einer einfachen Aeußerung eines bei weiten mehr um⸗ faffenden Naturverhältniffes, daß man nicht weiß, Daß Grönland von Lanbarthre- poben auch nur eine eigenthümliche Gattung befigt, und daß die Arten fo ausge breitet find, daß einige nach Südweſt und Weft über das amerifanifche Feſtland bis ungefähr zum 5öften Grade, einige weiter hinaus über den norböftlicden Winfel Aftens, tie Behrings⸗Inſeln, Kamtichatla und die Kurilen bis tief hinein in bie * Gegenden Sibiriens, weſtlich des Bailalfees und an den Fuß bes Altaigebirges; baß andere gerade nach Welten durch das nörbliche Eibirien zum Norblap gehen, und theil® mehr oder weniger tief nach Lappland oder Island hineinreichen, und auch wieber andere tiefer nad Europa: bineinziehen, wo fie theils auf ben bänifchen und norddeutſchen Snfeln vorlommen, theile vom mittleren Sfanbinavien aus einen Sprung über daffelbe hinweg machen und fih auf ben Alpen in einer Höhe von 2500 bis 7000 Fuß wieber zeigen; und baß einige nicht allen bis in bie ſüd⸗ eucopäifchen Halbinfeln eindringen, ſondern auch über das Beden des Mittelmeeres fort auf die Küfte Afrilas ſetzen. Ein Theil bleibt dann noch übrig, deſſen Aus breitung nicht näher beftimmt ift und bie zur Zeit aljo allein aus Grönland ber Sefannt find; wie weit eine berfelben auf Grönland allein, ober nur auf bas arkliſche Amerila beſchränkt ſeyn mag, darüber läßt ſich bisher noch keine begründete Meinung aufftellen.

Ich will nun in ſyſtematiſcher Folge den Inhalt der Fauna nach der Kenntniß bie ich zur Zeit won derſelben beſitze, durchgehen, und hier und dort einige Be⸗ merkungen über die Ausbreitung und Synonymie der Arten hinzufügen; im Hin- blid auf Vorkommen und Lebensweife werbe ich jo gut wie ausſchließlich auf bie Beobachtungen bejchräntt ſeyn, welche Otto Fabricius in feinem vortrefflichen Werte niedergelegt hat,

Eleutherata.

Carabi. Bier Arten, nämlich:

Nebria nivalis (Payk. Mon. Car. 52. XXXI.), ein einzelnes Eremplar mit rothen Beinen von Holböll gefunden. Ausgebreitet, nur bier und bort in einer oder ber andern der zahlreichen Varietäten in Bezug auf Farbe, Größe und Form, wie N. Gyllenhallii ' (Schönh. Syn. I. 196. 163. v.), N. hyperborea (Gyll. Ins. Sv. IV. App. 415) und N. arctica (Sahlb. Ins. Fenn. 206. 1.) fiber den größten Theil Lapplands, auf dem Alpenfchnee laufend, bis Ins mittlere Schweben hinein, wo fte felten wird, und auf Island, die Form N. Gyllenhallii kommt äußerſt allgeinein, N. nivalis feltener auf ben Bündner, Urfeler und Walliſer Alpen von 7000 bis zu 3500 Fuß, felten bis 2500 Fuß Höhe hinab vor.

Patrobus hyperboreus (Dej. Sp. Col. III. 30. 3). Ich nehme an, baf O. Fabricii Tenebrio fossor (Faun. groen]. 1%0. 139) auf biefe zurlidgeführt werben muß. Nach Fabricius geht das Inſekt im Winter in bie grönländiſchen Häufer. Sein Zuſatz: „Dieunt Groenlandi, illum aures hominum ingredi, periculosum satis, unde ejus nomen groenlandicum (Siutisortok) quod significat aures frequentantem; expellitur autem oleo phocaram“ ift fo weit

1 Meiner Anficht, daß N. nivalis. Payk. eine von ver Gylienhellüi. Schh. verſchiedene Art fen (vgl. Stett. Ent. Zeit. 1854 ©. 329) hat fich Prof. Schaum angeſchloſſen (vgl. Natur⸗ geſchichte rer Inf. Deutſchl. J. S. 99). ®. Kraap.

607

von Intereſſe, als er möglicherweife entſcheiden kann, wie weit meine gewiß etwas dreiſte Konjunktur Stich halt. Die Art ift fehr gemein unter Moos und Steinen mb bis Island verbreitet.

-Bradycellus cognatus (Gyll. IV. App. 455, Harpelue cogn. Seahlb, Ins, Fenn, 261. 81, Harpalus Deutschii), Gebr weit verbreitet bis Dänemarf, wo er ab und zu in ziemlicher Anzahl vorlommt, namentlih kei Kopenhagen (bei Källeboftrand unter bem Tang, im Thiergarten unter großen Moofen) und in Wald⸗ mooſen im Mittel-Zütland.

Benıbidium Grapei (Gyli. IV. App. 403), Gemein; an allen Flußufern in ben Sappmarfen Tornea's und Umea's und in Jemteland.

Nur drei Gruppen ber Familie find alfo in Grönland repräfentirt, und von ihnen enthält eine, die Trechini, bie fi) überall buch Reichthum von alpinen Arten auszeichnet, bie Hälfte der Arten.

Dytisci. Nur zwei Arten, von denen bie eine ein

Hydroporus, von Zetterftebt (Ins. Lapp. 138. 17) als H. nigrita F. be- fimmt, von dem er ganz verſchieden iſt, und wie mir befaunt am Nordkap, aber nicht in Dänemark vorkommt.

Colymbetes dolabratus (Payk. Fn. J. 204. 13: Dytiscus dolabr:s Fabr. Fn. gr. 189. 138: Dytiscus marginalis) ift bis nach Tappland und auf bem Dovre verbreitet. Sie ift in Grönland fehr gemein. Otto Fabrieius hat verſchie⸗ bene intereflante Bemerkungen darüber, wie 3. B. daß eine mira antipathie zwifchen ihr umb feinem Oniscus pulex (der nach Kröger Groenl. Amphip. p. 27 ber Gammarus loeusta Mont. ift) beftebt, und daß fich bie Grönlänber dieſe Antipatbie zu ‚Rute machen, um ihr Trinkwaſſer zu reinigen, wenn es der Auf⸗ enthalt ber Waflerfälber geworben, indem fie Taugläufer bineinfegen, worauf ein Bernichtungstrieg beginnt. Es ift ferner aus feinem Bericht zu erſehen, daß bie Grönfänder benjelben Glauben über fie haben, wie die Benälferung mancher Stellen Europas über bie. größern europäifchen Arten diefer Familie, von denen mancherfei bei Aldowvand, Mouffet und andern alten Autoren; während man fich aber in Europa, fo weit mir befanut ift, darauf beſchränkt hat, fie für Pferde und Vieh als gefährlich anzufehen, haben bie Grönlänber, denen biefe nützlichen Thiere ver- . fagt find, die Echäblichkeit der Wafferlälber auf ihre eigene Perfon hinführen müffen. Sie nehmen, wie Kabricius berichtet, an, daß fie mit dem Trinkwaſſer verſchluckt werden können, und dann durch Zerbeißung der Eingeweide ben Tod herbeiflihren Können; um fi von benfelben zu befreien, verichluden fie eine übermäßig große (permultum) Menge Thran.

Gyrini. Der im Süßwaffer Grönlands vorkommende Gyrjnus if mwahr- ſcheinlich mit den Iapplänbifchen Eremplaren von G. opacus (Sahlb, Ins. Fenn. 47. 3, G. marinus Var. b, Zett. Ins. Lapp. 126. 2) identiſch.

Staphylini. Sieben Arten, und alfo die größte der in Grönland vor- kommenden Arten irgend einer Eleutheratenfamilie; nämlich:

Quedius fulgidus (Fabr. Mant. Ins. I, 220. 14; Staphylinus groen- landicus Zett, Ins. Lapp. 61. 13); ſehr gemein, doch ift mix nur bie ſchwarze Barietät vor Augen gelommen. Er kommt unter Steinen, in hohlen Bäumen, Kellern, Ruinen, Nöchern vor (ich habe ihn feibft in Deenge in Rom, in mehreren frainifchen ‚Höhlen und in ben Grotten um Syrakus, über ganz Europa und in

608

Nordafrika gefunden). In den amertlanifchen Freiſtaaten kommt ev auch vor, mo jeboch im Gegenfag mit Grönland die VBarietät mit rothen Deckflügeln überwiegend zu ſeyn ſcheint ober vielleicht die einzig vorlommende if. (Conf. Erichson Gen. et Sp. Staphyl. p. 527.)

Ein Heiner Quedius von Zetterftebt (Ins. Lapp. 61. 16) ale Staph. praecox GyII. (II. 810. 16) beftimmt, fallt mit Staph. maurorufus Grav, (Mon. Miceropt. 56. 20, Qued. maur. Er. Staph, 542, 28) zufammen. '

Micralymma brevilingue Schiödte (Naturbist. Tidskr. N. R, I, 377. 2. Tab. 1V. Fig. 2) wird in großer Zahl bei Fiskernäffet auf der Inſel Kilertar- foeitfiaf unter dem Moos auf grönländiichen Gräbern gefunden. Die Art if nahe verwandt mit der auf den Küften von Norwegen, Schweden und Echottland vor- tommenben M. brevipenne Gyll. (II. 284. 31, Schiödte 1, e. Fig. L).

Anthobium Sorbi Gyll. (II. 206. 8). Ein einziges Eremplar wurde von Holböll gefunden, und konnte ich baffelbe in keiner Weife von bänifchen Eremplaren derſelben Art unterſcheiden.

Die übrigen drei Arten werden von O. Fabricius angeführt:

Staphylinus maxillosus L, (St. balteatus Fn. groenl. 140), ber angeblich dann und wann unter Steinen vorlommt, ben ich aber nie von Grönland ſah, und zivei Meine Arten, St. fuscipes (I. c. 141) und St, lignorum (I. c. 142), die ich auch nicht kenne, und aus beren Befchreibinig nicht entfchieben werben Tann, zu welcher Gattung oder Gruppe fie gehören könnten, während indeſſen fein Grund vorhanden, zu bezweifeln, daß es Staphylinen find; überdieß ift deren Eingeboren⸗ recht vielleicht nicht völlig ficher, ba fie Yabrieius nur in ben Hütten ber Grön⸗ fänder getroffen bat, die erſte Art ſogar nur einmal, wohingegen es von den andern beißt, daß fie in morſchen Deckenballen allgemeiner feyen, eine Angabe, bie wohl Dazıı führen könnte, fie wiederzufinden.

Byrrhi. Der grönländiſche Byrrhus (Cistela stoica. Fn. groenl, 131) wirb von Zetterftebt (Ins. Lapp. 92. 3) auf Var. d von B. fascietus F. hin⸗ geführt, welche Barietät als dem hohen Norden eigentbilmlich angegeben wird. D. Fabricius hat fie nicht im Freien, fondern nur in Häufern gefunden und ver- muthet, daß fie mit Torf eingebracht ift. .

Simplocaria metellica (Sturm Dentfchl. Inf. UI. 111. 18. Taf. 34. Sig. B.; Byrrhus picipes Gyil. I. 200. 8). Scheint in Grönland jelten zu ſeyn. Iſt in Lappland verbreitet und fommt außerdem noch in Steyermarf ver.

Cureuliones. Bier Arten.

Rhytidosomus orobinus: Nigro-piceus unicolor, antennis pedibusque rufis, elytris callo humerali protuberante,. interstitiis suleorum dorsalium angustis, acute elevatis, imbricato-dentatis, lateralium latis, convexius- culis, sublaevibus, singulis serie punetorum simplici impressis, Long. 3/, Jin,

Diefe merkwürdige Art, bie Ih mm aus einem einzigen von HolbBll gefundenen Eremplare kenne (jett in ber Sammlung bes königl. naturhiſtoriſchen Muſeume), fteht fehr nahe bei Rh. globulus Herbst, von weldem fie jedoch Teiche durch

Daß ſelbſt von Erichſon unter Q. maurorufus verſchiedene Arten vereinigt wurden. ift von mir bereits in ver Naturg. d. Inf. Deutfcht. 11. &. 513 bemerft.

®. Rraap.

609

geringere Größe und ben übrigen in ber Diagnofe angegebenen Kennzeichen zu unter» ſcheiden it. Man kennt übrigens von bem Gejchlechte nur bie erwähnte, über einen großen Theil von Europa ausgebreitete Art, bie auch in Dänemark, wenn gleich nur ſelten, vorkommt.

Ein Phytonomus, von Zetterſtedt als Ph. elongatus (Gyll. IH. 99. 31; Careulio elongatus Payk. Monc. Ourc. 48. 45) beflüunmt, ber nicht als eine hochnordiſche Art bekannt ift, und nicht einmal in Lappland vorlommt; ich muß mich jeboch in fo weit biefer Beſtimmung anſchließen, als ich in Gyllenhalls Be⸗ Khreibung keinen Punkt ausfindig machen fan, ber nicht volllommen auf die grön- landiſchen Eremplare paßt.

Zwei Otiorhynchus- Arten, bie beide in Menge vorlommen, nämlich:

O. maurus Gyll, (IH. 293. 24; Curculio nodasus Fabr. Fn. groenl, 136; hab.- in plantis montanis et in gramine, aber nicft Curc. nod. Müll. Fn. Friedr.), der in Kurland, Lappland, tief in Echweben binab, und in Island heimiſch if; und

O. areticus O. Fabr. (Fn. gr. 137; 0. laevigatus Gyll. 292. 23; 0. monticola Schönh. Curc. II. 603. 91); ber eine ähnliche Verbreitung bat und gleichzeitig in den Pyrenäen vorlommt.

Coscinellae, Die gewöhnliche grönländiiche Coceinella (O. trifasciata Fa..groen]. 133) ift C. transverso -guttata Faldermean. (Illustrationes In- sector. eb. ill. Bungio in China boreali, Mongolia et Mont. alteicis colleetor in ben M&m. de l’Acad. Imper. des’ Sc. d. St. Petersb. Sav. etrangers T. II. 454. 97; Cocc. b-notata Kirby Fauna boreali-amer. 230. 313. ©. 5; Coce. ephippista Zett. Ins. Lapp. 235. 9). Sie ift verbreitet bis nach Canada hinab, und in Aften iiber die Kurifen und durch Sibirien bis Irkutsk, man weiß aber nicht, daß fie in Europa vorkommt.

Zu dieſen 21 Arten, von denen mir nur 18 durch Autopſie bekannt ſind (nämlich mit Weglaſſung der drei nach der Fn. groenl. angeführten Staphylinen), kommt noch eine, die wahrſcheinlich wirklich in Grönland heimiſch iſt, da fie an⸗ geblich im Freien vorkommt (vielleicht jedoch nur in ber Rähe der Häuſer?), nämlich Silpha pedicularia (En. groenl. 122), bie ſich jedoch nad Fabricius Beſchrei⸗ bımg nicht heransfinden ober auch nur mit Wabrfcheinlichkeit vermutben laßt, Endlich führt Fabricius zwei, zur Zeit unbeftimmbare, Halticae (Fn. groenl. 134 und 135) auf, von benen bie eine angeblich an ben Wänden einer grönlänbiichen Hätte, die andere auf Kohl in ſeinem Garten bei Frederilshaab gefunden feyn foll; beide dürften leicht. von Dänemark eingeführt jeyn, minbeftens die letzte. Endlich wurben einige Arten nach Dänemark eingefenbet, bie theils mit Wahrfcheinlichfeit, theils mit Sicherheit als eingeführt angefehen werben können, namlich Lathridius minutus L., bie leicht won Dänemark hinaufgebracht ſeyn kann, und Tomicus chalco- grephus L., die, wie auch Callidium fuscum F. jebenfalls mit angetriebenem Nadelholz, wenn auch kaum von Dänemark eingeführt ſeyn milffen.

Ulonate.

Aus der Ordnung der Ulonaten führt Fabricius zwei Arten auf, von been die eine, fein Termes divinatorium (Fn. groenl. 181), wie er auch vermuthet, ohne Zweifel von Dänemark eingebracht iſt. Bei der andern, Libellula virgo

Etzel, Grönland. 39

610

(l. e. 152), von ber er angibt, daß er fie eim einzigesmal gefehen habe, alfo, ba er nicht erwähnt, fie gefangen zu haben, wohl nur fliegenb und in einiger Ent- fernung, ift alle Wahrjcheinlichkeit vorhanden, daß er fich auf eine oder bie andere Weiſe getäufcht habe. Daß er einen befondern grönländiichen Namen für dieſelbe anführt, könnte auf den erſten Augenblick für feine Angabe zur fprechen fcheinen, verliert aber jede Bedeutung, wenn man bemerkt, daß baffelbe grönlaändiſche Wort (Tuktursak) fpäter (p. 200) als ber Name einer Tipula wmitgetheilt wird. Es ft, von andern Gründen gegen das Vorkommen eines Obonats, wenn auch nur eines Agrions, ‘in Grönland nicht zu reden, nur geringe Wahrſcheinlichkeit vor⸗ banden, daß ein fo in die Augen fallendes Infekt fpäter beſtändig überſehen ſeyn ioffte, und mehrere Sammer, namentlih Vahl und Holböll, die beide Die hervor- ragenderen grönländiichen Inſekten von Anfehen kannten, haben verficyert, baß fie nie irgend eine Libelle in Orönland geſehen haben. Die einzige ſichere grönlandiſche Ulonatenart bleibt alſo:

Ephemera culiciformis Lin. (Fn. $v. 1475), bie verbreitet genug zu ſeyn Scheint, wenn fie auch nicht von O. Fabricius aufgeführt wird.

Synistata.

Eine kleine Hemerobius-Art, nämlich H. obscurus Zett. (Ins. Lapp. 1049. 7), Scheint nicht felten zu ſeyn; daſſelbe gilt von zwei Phryganeen, namlich:

Phryganea grisea Lin. (Fn. Sv. 1484), die auch in Lappland und aufer- dem über einen großen Theil Europas verbreitet ift, mobingegen die andere Art

Phryganea interrogationis Zett. (Ins. Lapp. 1063. 12) wie ber oben erwähnte Hemerobius nır von Grönland aus befannt if. _

Ob die von Fabricius angeführte Phryganea rhombica (153) mit einer diejer Arten zufammenfält, oder ob fie wirklich Die ächte Linné'ſche Art verbirgt, Die unter Anderm auch in Lappland ſehr gemein ift, läßt ſich aus ſeinen Angaben kanm beſtimmen.

Er erwähnt ebenfalls einer Phryganeenlarve, die er unter dem Eife über wintert fand, und über deren Entwidelung er einige Berimithungen aufftellt. Nach⸗ dem er angegeben bat, baß die Phryganeenlarve im Sommer ihre Röhre verläßt und fi in einer ganz neuen Geftalt entwidelt,. unter welcher fie ein lebhafte, böſes und ſchnell ſchwimmendes Thier wird, kommt er in feinen Kurz nachher (S. 197) geäußerten Zweifel anf die richtige Spur, ob das Geſchöpf, Pamiortok . ber Grönländer, das er vor Augen bat, nicht eher eine Art „pupa semicom- pleta“ al8 ein’ ganz anderes Thier, wobei er zunädft an eine Ephemera benlt, feyn könne; es ift nämlich, wie das aus feiner vorhergehenden ehr guten Beſchrei⸗ bung hervorgeht, nichts Anderes, als die Larve zu feinem Minguk oder Colym- betes dolobratus. Bei biefer Gelegenheit erhält man übrigens noch die Aufklä⸗ rung, daß Phryganea- und Colymbetes-Larven die Hauptnahrung ber Bachforelle (?Salmo rivalis Fn. groenl. 127) ausmachen, p. 177 wird auch gefagt, daß er in dem Magen dieſes Fiſches nie eine andere Nahrung, als Inſekten gefunden habe, ein Umftand, der unzweifelhaft mit dem, was er fonft ale Eigenthümlichkeit über die Lebensweiſe beffelben anführt, bei der Beſtimmung dieſer Lachsart helfen fönnen muß.

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Piezata.

Mit Ausnahme einer Heinen, auch norbeuropäiichen Art aus der Familie ber Tenthreder:

Nematus ventralis Dahlb. (Consp. Tenthr. 9. 91) und zweier anſehn⸗ fihen, weit verbreiteten arktiſchen Hummeln:

Bombus hyperboreus Schönh. (Vetensk. Akad. Handl. 1809. I. 57. Tab. 8. Fig. 2. (Fem.); Apis elpina Fabr. Fn. groeul. 155; Bomb. arcticus Kirby Suppl. to the App. of Capt. Parry's Voy. CCXVI. (Fem.) und Bombus batteatus Dahlb. (Bombi Scand. 36. 8. (Fem.); Bomb. Kirbiellus Curt. App. to the Narr. of a sec. Voy. etc. by Sir John Ross LXII. (Mas: an etiam Fem.?); Bomb. arcticus Kirby 1. c. (Mas) beftehei bie grönländi⸗ ſchen Piezaten, die mir vor Augen gelommen find, uur aus Parafiten, in Bezug auf welche es, im Betracht des untergeorbneten kritiſchen Standpunftes, den bie Bearbeitung ber zahlloſen parafitiichen Piezaten im Ganzen genommen noch in ber Wiſſenſchaft einnimmt, eine jehr fchwierige Aufgabe feyn wird, zu beftimmen, wie weit fie mit europäifchen Arten zufamanenfallen oder nicht. Auf Grund der äußerſt fnappen Zeit, die mir für biefen Artikel eingeräumt ift, muß ich mich beſchränken, diefe Thiere ſummariſch aufzuzählen, doch mit genauer Angabe der Gefchlechter.

Die Sendungen, bie ich ſah, enthielten von der Familie Chalcidier einen Ptero- malus; von Brakonen einen Aphidius, einen Rogas, eine Alysia, einen Peri- litus und zwei Microgaster-Arten; von Ichneumonen einen Bassus, eine Pimpla (die.in hohem Grabe P. examinator Gav. gleicht, doch von ihr verſchieden ift), einen -Banchus, einen Stilpnus, einen Hemiteles, zwei Phygadeuon-Arten, zwei Ichneumonarten, bie eine I. Lariae Curtis (App. to the sec. Voy. ete. by John Roes p. LXI. 2 Pl. A. Fig. 1.), die von der rothen Farbe, in ber fie darge⸗ ftellt ıft, bis. zu beinahe ganz ſchwarz variirt, und zwei anfehnliche Cryptius-Wrten, bie ſich dadurch auszeichnen, daß fie ähnlichen europäiſchen Arten im weiblichen Geſchlecht ſehr nahe ftehen, wogegen ihre Männchen ſich in weſentlicher Hinficht von den Männchen der entiprechenden europäifchen Arten entfernen. Ich theile hier bie Beſchreibung diefer beiden Crypten mit, die ich viele Jahre unter andern Aufzeich- nungen zu der grönländifchen Sauna liegen hatte,

Cryptus aretieus: Niger, femoribus, tibiis tarsisque rufis; alis ni- gricantibus, abdomine rufo, petiolo uigro, abdomine maris lineari convexa.

Das Weibchen gleicht ſowohl in Größe, Form als Zeichnung bem des Cryptus obseurus Grav. (Ichn. II. 548. 91), wogegen fi das Männchen jehr von dem Männchen ber erwähnten Art entfernt, die nicht bie von Gravenhorſt befchriebene, jondern. Cryptus albatorius Vill. (Grav..Ichn. II. 536, 82) if. Unter dem Namen von Cr. obscarus find inbeffen bei. Grav. mehrere Arten zufammenge- worfen; eine hat als Männchen Cr. leucogtictus Grav. (Ichn, 538. 83),

Fem. Long. 3'/,—6 lin. Caput transversum facie triangulari, dense nigro-pubescens, erebro minuteque punctatum. Vertex brevis, longitudine plus duplo latior, utrinque aequaliter valde declivis. Frons profunde excavata, striga media longitudinali subtili impressa. Genae latitudine oculorum, verticem. versus paullo angustiores, transversim modice con- vexae, postice parum convergentes. Hypostoma altitudine frontis, subcon-

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vexum, parte media ad longitudinem subelevata, striga parum distincta utrinque inclusa. Clypeus convexus, longitudine duplo latior, truncatus: anguli subrotundati; margo omnis depressus, laevis.

Antennae paullo supra angulum inferiorem oculorum insertse, tho- racem abdomenque longitudine aequantes, setacese, gracillimae, brevissime pubescentes, 40-articulatae. Scapus ovatus, apicem versus sensim an- gustior, oblique truncatus. Articulus flagelli basalis triplo longior scapo eoque triplo gracilior, cylindrieus; reliqui articuli longitudine sensim des- . erescunt.

Thorax capite multo latior, ereberrime punctatus, pube nigra erecta densa obsitus, Scutum mesothoracis convexum, latitudine longius, distinete trilobum; apex modice declivis, subacute rotundatus; fovea antescutellaris profunda. Scutellum triangulare,, elevatum, apice rotundatum. BEpimera metathoracica a segmento mediali distineta.

Segmentum mediale alarum anticarum insertioni nonnihil humilius, quadratum, posterius paullo angustius, quadripartitum. Pars antica su- perior, horizontalis, transversim convexa, clathrosa, areis sex: area prima anterior, transverso-Hnearis, secunda posterior, media, longitudine triplo latior, subarenata, ceterae quatuor minores, trapezoideae, ad latera areae secundae utrinque sitae. Partes laterales perpendiculares, inter partem et epimera sitae, his dimidio angustiores, biareolatae: area. anterior minor, subquadrata, area posterior major, rectangula. Pars posterior maxima, subconeava, valde declivis, quinque-angularis, areis nullis: margo ejus enterior superior rectus; margines laterales anteriores paullo introrsum arcuati, marginem anteriorem longitudine aequantes; margines laterales posteriores recti, margine anteriori dimidio longiores, insertionem abdo- minis versus paullo convergentes, angulum acutum, tuberculi-formem cum märginibus lateralibus anterioribus efformantes.

Spiracula gastro-thoracica sat magna, ovalia, subperpendicularia, apice inferiori posterius paullo vergentia; in area antica partie lateralis segmenti medialis sita; peritrema angustum, laeve.

Alae sat amplae, nigricanti-fuscescentes, squamulis nigris, stigmate venisque omnibus fasco-nigris; areola cubitalis intermedia quinque-angn- laris; satis parva, vena anteriori brevissima. Vena infero-exterior areolae ceubitalis interioris subangulata, rami dividentis vestigio.

Pedes elongati, graciles, rufo-fulvi, coxis, trochanteribus condylisque nigris, his apice badiis. Condyli breves, annuliformes, sutura recta, treansversa, a trochanteribus separati. Femora postica intermediis tertis parte longiora, cylindrica. Tibiae parce subtiliter spinulosae.

Abdomen petiolo haud computato, capitis thoracisque longitudine, scutum mesotharicum aequans latitudine, elliptiicum, dorso valde con- vexum, subtilissime reticulosum, totum saturate fulvumrufum, rarius subcastaneum , petiolo tantum nigro. Segmentum primum longitudine segmenti medialis; petiolus femoribus posticis nonnihil latior, planus, spicem versus dilatatus, subrecte adscendens; pars antica (Grav.) trian- gularis aut subquadrata, latitudine segmenti medislis, petiolo duplo

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letior, carinis duabus dorsalibus obsoletis: tubercula laterelia spiraculi- fera, angulum anticum partis anticae efformautis, anguliformia aut obso- leta, spiraculo parvo, rotundato. Segmentum secundum omnium maximum, segmento tertio quartam partem longius; segmenta aequentia sensim mag- nitudine descrescentia, sextum, septimum et octavum in ventrem conni- ventia. Venter abdominis eoncavus, segmentis 1— 6 medio carinatis. -

Terebra thorace paullo longior, eompressa, rufa; apex & latere visus lanceolatus; vaginae angustee, nigrae.

Mas. Long. 3',,—5"), lin. Antennae capitis thoracisque longitudine, crassae, setacese, rectae, 8capo breviore et multo crassiore quam in femina; articulus primus flagelli vix dimidio longior scepo; ‚articuli tres sequentes inter se aequales, ceteri sensim magnitudine decrescentes.

Abdomen petiolo haud computato, capite thoraceque paullo longius, lineare, convexum, segmento mediali nonnihil angustius. Petiolus linearis, posterius vix dilatatus; pars antica petiolo vix dimidio lator, oblongo- quadrata, tuberenlis Interelibus acute prominentibus. Segmentum secun- dum longitudine segmenti primi ejusque parte antica fere dimidio latius, oblongo-quadratum, lateribus obsolete rotundatum, &apicem versus sensim paullo latius; segmentum tertium quartumque aquilata, nonnihil angu- stiora segmento secundo, oblongo-quadrata, lateribus rectis; segmenta reliqua magnitudine sensim decrescentia. Venter eoncavus, segmentis 1—6 medio carinatis. Color pedum et abdominis dilutior magisque fulvescens,

Cryptus Fabricii, Niger abdomine coeruleo, femoribus, tibiis tareisque rufis, alis fumato-hyalinis; mas mandibularum macula orbitisque oeulorum fecialibus flavis, abdomine lineari, convexo.

. Ichneumon moderator Fabr. Fn. groenl. 198, 154.

Das Weibchen gleicht täufchenb Cr. tarsoleucus Grav. .(Ichu. I. 447. 19), wogegen fich das Männchen durch feine dickeren und kürzeren Antennen, feinen dien Thorar umd feinen langen, filrzeren und breiteren,. nach vorn nicht jchmaler ewerbenden BHinterlörper vom Männchen beffelben entfernt.

Structura partium speciei antecedenti affinis, sed abdomen in utroque sexn longius.

Fem. Long. 6—7 lin. Caput et antennae ut in Cr. arctico confor- mata, pubescentia tamen brevior, grisescens, hypostoma magis elevatum, infre antennas subtubereulatum, et anguli clypei recti..

Thorax capite parum latior, crebro punctatus; pubescentia paresa, grisegcens. Scutum mesothoracicum modice convexum, latitudine parum longius, distincte trilobum, anterius valde declive: apex fere perpendicu- laris, acute rotundatus, transversim obsolete impressus; foves antescu- tellari minus profunda quam in Cr. arctico. Epimera metathoracica distincte,

Segmentum mediarum alarum anticarum insertioni minime humilius, quadratum, lateribus posterius nonnihil convergentibus quadripartitum. Pars antica superior, subhorizontalis postice nonnihil declivis, transversim parum eonvexa, clathrosa, areis quatuor: prima anterior, media, trans-

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verso-linearis, latitudine triplo brevior; secunda media, posterior, sexan- gularis, transverse, longitudine duplo latior; tertia quartaque maximae, trapezoideae, latera arearum duarum mediarum oceupanteg, posterius acuminatae, spina acuta trigona terminatae. Partes laterales ut in Cr. arctico conformatae, area anterior tamen major magisque quadrata. Pars posterior maxima, subconcava, valde declivis; quinqueangularis, areis nullis: margo anterior rectus aut arcuatus; margines laterales anteriores introrsum subarcuati, posieriores ejusdem longitudinis, insertionem abdo- minis versus valde convergentes, tuberculum acutum, spiniforme, trigo- num cum marginibus lateralibus anterioribus apiceque areolarum latera- lium partis anticae efformantes.

Spiracula gastro-thoracica sat magna, oblongo-ovalia, subperpendicu- laria, in area antica partis laterelis segmenti medialis oblique sita; peri- trema latum, planiusculum, laeve.

Alae sat amplae fusco-hyalinae, iridese, sqamulis nigris, stigmate venisque omnibus fusco-nigris; areola cubitalis intermedia' quingueangu- laris regularis magnitudine media. Vena infero-exterior areolae cubitalis interioris arcuata, vestigio rami dividentis.

Pedes quoad structuram omnino ut in Cr. aretico descripti, saturate rufi, coxis et trochanteribus nigris, condylis castaneis.

Abdomen thorace fere duplo longius, elongato-ellipsoideum latitudine mesothoracis, dorso valde convexum, subtiliter reticulosum , glaberrimum, totum obscure cyaneum, nitidum. Segmentum primum nonnihil longius segmento mediali; petiolus linearis, femoribus posticis angustior, & latere visus parım arcuatus; pars antica triangularis, segmento mediali tertia parte angustior, longitudine petioli sed triplo latior illo, carinis duabus dorsalibus obsoletis: tubercula lateralia spiraculifera, angulos anteriores partis anticae efformantia, anguliformia, obtusa, spiraculo minuto, rotun- dato. peritremate angusto, elevato. Segmentum secundum tertiumgue aequilata, sextum septimum et octavum ventre eonniventis. Venter con- cavus, segmentis 1—5 medio carinatis. *

Terebra segmenta abdominis ?— 8 longitädine aegquans, compressa, rufa; apex 4 latere visus lanceolatus, margine inferiori subtiliter serrato; vaginae latiusculae, nigrae.

Mas. Long. 6—7 lin. Caput macula media mandibularum, orbitis facialibus totis et punctis duobus ad marginem oculorum interiorem flavis. Antennae ut in mare speciei antecedentis conformatae,

Areae lateralis partis anticae segmenti medialis lines transversa elevata divisae; tubercula breviora.

Pedes femoribus, tibiis tarsisque rufo-fulvis.

Abdomen lineare, convexum segmento mediali tertiam partem angu- ‚stius. Pars antica segmenti primi, segmento mediali triplo angustior petiolo paullo brevior et vix dimidio angustior. Segmentum secundum tertium quartumgue ejusdem latitudinis secundum quarte parte longius primo,

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Glossata.

Bon den zahlreichen hochnordiſchen Sommervögeln befitt Grönland nicht werige, und Darunter mehrere, die noch nicht weiter nach Weften beobachtet find. Die grönländifchen Arten find theils von Otto Fabricius in ber Fauna groenlan- diea, theils von Prof. Zetterftebt in feinen Insecta lapponica, theils von Lefebre in einer Abhandlung in ben Annal. de la Soc. Entomol. de France (Tome V. 1836 p. 389: Deseription de quelques L&pidopteres nocturnes hyperboreens), theil8 von Curtis in ber Beilage zu Roſts zweiter Reife beichrieben; einige ber unten aufgeführten Arten find von Dr. Staubinger, einem fenntnißreichen beutjchen Lepitopteriften, der eine Ercurfion nad Island machte, und dem es auf feinen Wunſch Übertragen wurbe, bie in ber Kopenhagener Sammlung enthaltenen neuen grönländifchen Arten zu beichreiben, bebufs einer Arbeit, bie er über bie hochnordi⸗ chen Gloffaten herauszugeben beabfichtigt, benannt worben.

Aus der Familie der Bapilionen vier Arten, namlich:

Argynnis Chariclea Herbst (Pap. 10. 125. 47. Taf. 272. Fig. 6. 6; Papilio Tullia Fabr. Faun. groen]l. 143.; Arg. arctica Zett. Ins. Lapp. 899. 18). Nah Fabricius ſelten; im Sintergrunbe ber Fiorbstbäler am Rande von Bachen. m Lappland fehr jelten.

Chionobas Balder Boisd. (Icon. Lep. 19. 188. 4. Tab. 39. Fig. 2, 3);

Chinobas Bore Hübn. (Pap. Tab. 29. Fig. 134 - 136); beide durch Sibirien nad Lappland und dem Norbfap verbreitet, und nach Boisduvals An- gabe bie erftere auch bis Island,

Colias Boothii Curtis (App. p. LXV. 10. Pl. A. Fig. 3, 4, 5. un beren Barietät LXVI. 11. Pl. A. Fig. 6. wie C. Chione, C. Hecla Lefeb. Ann, Soc. Ent. Fr. V. 384. pl. IX. Fig. 3. 4, wo fie unrichtig als von Is- land berftammend angegeben wird. Nach James C. Roß befonders auf Blumen von Oxytropis campestris und O. arctica gefunden, Obfchon- fie in Grönland nach den vielen eingejendeten Eremplaren nicht jelten ſeyn kann unb durch ihre Größe und fchöne fchmefelgelte Farbe eine der am meiften in- die Augen jpringen- den Echöpfungen der grönländifchen Inſeltenwelt ſeyn muß, ift fie Doch nicht von Fabricius aufgeführt.

Die Familie der Nocrtuen iſt reichlich vepräfentict, theils in recht anfehn- fihen Arten. Wie meit die Larve, won ber Fabricius S. 193 erzählt, und bie im Jahre .1770 alles Gras bei Angmalfivil verzehrte, wie er vermuthet Characas graminis Lin. angehört, oder einer der unten angeführten Arten, laßt fich wohl, außer in Grönland, nicht leicht enticheiben.

Agrotis quadrangula Zett. (Ins. lapp. 935. 4); A. rara H. Schäff., Staudinger; A, islandica Staudinger und A. Drewsenii Siandinger.

Noctua Westermanni Stdgr.

Hadena exulis Lefeb. (l. c. 392. Pl. XI. Fig. 2, Labrador und beffen Weibchen: H. gelata Lef. 1. c. 398, Fig. 3; H. marmorata Zett. Ins. Lapp. 987, 2. Lappl.); H. Sommeri Lef. (l. ec. 391. Fig. 1); H. groenlandica Zett. (Ins. Lapp. 939. 9) und H. picticellis Zeit. (l. c. 939. 8).

Aplecte oeulta Rossi Var. implicata (Hadena) Lefeb, (l. c. 394. Pl. X. Fig. 5).

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Plusia gamma L. (Fn. Sv. 1171), Pl. interrogationis L. (Fn. BSv. 1172); Pl. parilis Hübn. (Noct. Tab. 90. Fig. 422) und Pl. diesema Dalm. (Boisd, Ind. 93; Zett. 1. c. 948. 6); bie beiden erjten Arten ſehr gewöhnlich, bie beiden letzten fehr jelten.

Anarta algida Lef. (l. c. 395. Fig. 5), wahrſcheinlich Fabricius Phalaena Myrtilli (Fon. groenl. 147) und eine der in größter Menge vorlommenden Arten; A. amissa Lef. (1. c. 397. Fig. 6 u. 7) ebenfalls ſehr allgemein; A. leucp- cyola Stdgr. und Aridua Hübn. der Japponica Thunb. u Ins. Sv. 2. 42).

Aus der Familie der Bhalanen:

Phaesyle polaria Boisd. Duponch. Var. Brullei Lef. (l. ce. 399, Fig. 8); Cidaria brumata Lin. (Fn. Sv. 1298).

An Pyralibden:

Botis hybridalis Hübn. (Pyrel. Tab. 17. Fig. 114. Zett. 1. c. 971. 2).

Von Tortrices: Teras indecorana Zett. (l. c. 989. 3).

®on Tineernes: Eudorea centuriella Schifferm. Syst. Verz. (E. boresalis Lef. 1. c. 400. Fig. 9).

Pempelia carbonariella Fischer von Röslerst. (Abb. 30) und Plutella senilella Zett. (l. c. 1001. 2).

Ob einige ber in der Fauna groenl. unter Ar. 145—151- aufgeführten und wahrfcheinlicherweife ſämmtlich unrichtig beſtimmten Phalänen mit Hilfe ber An- gaben Yabricit mit einiger Sicherheit auf eine der oben erwähnten Arten binzu- führen feyn würde, foeint mir ſehr zweifelhaft, num von feiner Ph. myriilli nehme ich es fiir ſehr mwahrfcheinlich an, daß meine Deutung derſelben als Anarta algida Lefeb. feſtzuhalten ſeyn möchte.

Antliata.

Die in Grönland gefunbenen Antliaten find wie die Sufelten ber meiften an⸗ deren Ordnungen ihrer Zeit dem Prof. Zetterfteot mitgetheilt und in ben Ins. Lapp. aufgenommen. Ein noch vollftändigeres und bimfichtlich ber Behandlung woch grünbficheres Berzeichniß ift vom Etatsrath Stäger in der zweiten Folge ber natur biftorischen Zeitichrift Bd. I. S. 346 69 mitgetheilt. Keiner biefer VBerfaffer hat Bezug auf die Fauna groenl. genommen, in ber 19 Antliaten aufgeführt und mebrere neue Arten aufgeftellt find, noch auf Curtis Beichreibungen und wortveffliche Abbildungen in Roß' zweiter Reife; das ımten mitgetheilte Verzeichniß ift nach Stäger’s Abhandlung entworfen nur mit ein Paar Aenderungen in ber Nomen⸗ Hatur; durch eine eingehendere Unterfuchung würden gewiß noch einige andere von Fabricius’ Benennungen geltend gemacht werben Tonnen.

Die grönländiſche Mücke, Fabricii Cnlex pipiens (171), wird, vielleicht zunächſt auf Grunb der Bemerkung Fabricii.p. 210, von Curtis (App. ete. w the sec, V. ete. LXXVI, 26) auf Culex caspius Pallas (Reife durch verſchie⸗ bene Provinzen des ruſſiſchen Reiches I. 475. 78. d, wo fie zur Vornahme eines Bergleiches zu unvollſtändig dargeftellt wird), hingeführt, und von Zetterftebt (Ina. Lapp. 807. 6) auf C, nigripes. Was Fabricius von ihrem maſſenhaften Bor- fommen und fchmerzuollen Stichen erzählt, ftimmt überein "mit dem, was in fo . mantigfachen Neifeberichten von ber den hochnordiſchen Gegenben eigenthümlichen Miücdenplage berichtet wird. Mein verftorbener Kollege, Dr. Bingel, hat mir erzäglt,

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——

daß er auf feinen Touren in Groͤnland die Ruderinnen feines Boots oft während bes Ruderns fo zugerichtet fab, daß ihre Gefichter Überall mit Blutftreifen bedeckt waren. In ben Beilagen zu Roß' zweiter Reife theilt James C. Roß mit, daß am 22. Zuli m dem warmen Sommer die Miden am Borb feines Echiffes fo beſchwerlich wurden, daß fie bie Leute bei ber Arbeit binberten (to extremely troublesome, as io prevent the necessary duties of the ship). Er. figt hinzu, daß fie ſich in förmlichen Wollen zeigten (in perfeot clouds over the marshes), und baf ihre Larven, was auch Fabricius früher angeführt hat, bie Hauptnahrung für bie Forelle bilden (? the trout that inhabit the lakes).

Chironomus polaris Kirby (Suppl. tho the App. of Capt. Parry s Voy. CCXVIII.; Curtis App. etc. LXXVU. 27. Pl. A. Fig. 14 und wohl aud Ch, borealis 1. c. 28; Ch. hyperboreus Stäg. I. c. 349. 2); Ch. turpie Zett. (l. ce. 811. 8°; Stäg. 1. c. 3850. 3); Ch. frigidus Zett. (812. 14; Stäg. 341. 4); Ch. variebilis Stäg. (l. c. D. 571. 44 und 1, c, 351. 5); Ch, basalis Stäg. (351. 6); Ch. byseinus Meig. (I. c. 46. 56; Stäg. 352. 7); Ch. aterrimus Meig. (I. 47. 59; Stäg. 353. 8); Ch. picipes Meig. (1. 52. 14; Stäg. 853. 9).

Diamesa Waltlii Meig. (Stäg. 353. 10).

Tanypus crassinervia Zeti. (817. 1; Stäg. 254. 11); T. pictipennis Zett. (818. 5; Stäger 354. 12); T. tibialis Stäger (854. 13).

Ceratopogon sordidellus Zett. (820. 6; Stäger 355. 14; Culex pulicans (Drudfebler ftatt pulicaris) Fabr. Fn. groenl. 211. 173). Nach Fabrieius Bericht ebenfo beichtwerlich wie bie grönländiſche Simulia.

Tipula arctiea Curtis (l. c. LXXVIII. 29. Pl, A. Fig. 15; T. rivosa Fabr. Fn. groenl. 156; T. nodulicornis Zeit, 1. c. 841. 8; Stäg. l. c. 355. 15).

Fabricius fagt, daß fie im Sommer haufig am Ufer von Bächen if; James C. Roß erzählt Dagegen in der Neifebeichreibung (1, c.), baß fie fih in eben fo großer Menge, als die Mücke zeige, und daß ihre Larve einen wefentlichen Theil der Nahrung verſchiedener Vögel ausmache. In feinem Berzeichniß der auf ber Neife gefammelten Bögel werden (p. XXX.) als ſolche angeführt: Charadrius semipalmatus (hiaticula) und pluvialis; auch eine Möve (Gulli. p. LXXVIII.), bie geöffnet wurde, nachdem man fie im Sumpfe freflen fah, hatte eine Menge Larven im Magen.

Erioptera fascipennis Zett. (831. 9; Stäg. 355. 16).

Trichocero maculipennis (Meig. I. 214. 4?, Zett, 853. 4, Stäg. 356. 17; Tipula regelationis Fabr. Fn. groenl. 202. 157).

Boletina groenlandica Stäg. (856. 18).

Sciarra iridipennis Zett. (827. 9, Stäg. 357. 19), Se. flavipes Panz. (Fn. Germ. CIIL 1b, Meig. I. 283. 17, Stäg.. 357. 20).

Simulia vittata Zett. (803. 3, Stäg. 357. 21; Culex reptans Fabr, Fn. groenl. 210. 172). Nah Fabricius Angabe zeigt fie fih im Auguft zuſammen mit. ben grönländiſchen Culex, und ift des Abends äußerſt befchwerlich (maxime infestans). - |

Rhamphomyia nigrita Zett. (Ins. Lapp. 567. Obs. Dipt. Scand. I. 414. Obs, I., Stäg. 357. 22; Empis borealis Fabr. Fn. groenl. 211. 174).

618:

Dolichopus groenlandicus Zett. (Dipt. Scand. II. 528, Stäg. 358, 33; Dolichopus tibialis Var, b. Zett. Ins. Lapp. 711).

Helophilus groenlandicus Fabr. (Tabenus Fn. groenl. 208. 170, Helo- philus bilineatus Curt. 1, c. LXXVIII. 30, Helophilus arcticus Zett. Ins. Lapp. 295. 2. Dipt. Seand. II. 678. 2, Stäg. 359. 24); H. borealis Stäg. (359. 25).

Syrphus topiarius -Meig. III. 305. 47, Stäg. 360. 26. (Scaeva topiaria Zett. Ins. Lapp. 599. 4. Dipt. Scand. II. 723. 26); 8. tarsatus Zett. (Scaeva lanulata Ins. Lapp. 600. 7. Obs., Scaeva tarsata Dipt. Scand. II. 730. 33, Syrphus tarsatus Stäg. 360. 27); $. lapponicus (Scaeva lapponica Zett. Ins. Lapp. 598. 2? Dipt. Scand. II. 701. 3? Syrphus lapp. Stäg. 360. 28); 8. ambiguus (Scaeva Zett. Ins. Lapp. 608. 38?, Dipt. Scand. 11. 757. 60?, Syrphas ambiguus Zett. var.? Sitäg. 361. 29); 8. hyperboreug Stäg. (363. 20).

Sphaerophoria strigata Stäg. (362. 31).

Sarcophage mortuorum Lin. (Fn. Sv. 1830, Volncells mort. Fabr. Fn. groenl. 206. 166, Stäg. 363. 32). Nach Fabricins haufenweiſe gleichzeitig mit ber folgenden Art auf dem von den Grönländern zum Trodnen auf ben Felfen ausgebreiteten Seehundsfleiſch, und dadurch ziemlich ſchädlich.

Musca erythrocephala Meig. (V. 62. 22, Stäg. 363. 33, Volucella vomitoria Fabr. Fn. groenl. 207. 167°); M. groenlandica Zett. (Ins. Lapp. 657. 16, Stäg. 363. 384, Volucella caesar. Fabr. Fn. groenl. 207. 168?).

Anthomyia dentipes F. (Syst. Anliat. 803. 95, Meig. V. 144. 106, Stäg. 363. 35); A. irritans Fall. (Musc, 62. 58; Meig. V. 134. 91, Stäg. 363. 36); A. frontata Zett. (Ins. Lapp. 669. 35, Stäg. 363. 37); A. tri- gonifera Zett. Ins. Lapp. 669. 35, Stäg. 364. 38); A. arctica Zett. (Ins. Lapp. 669. 34, Stäg. 364. 39); A. triangulifera Zett. (l. c. 680. 83, Stäg. 364. 40.); A. scatophagina (Zett. 1. c. 677. 69°, Stäg. 365. 41); A. strio- lata Fall. (Musc. 71. 77, Meig. V. 173. 156, Zett. Ins. Lapp. 684. 103, Stäg. 865. 42); A. ruficeps Meig. (V. 177. 62?, Stäg. 366. 43); A. ciliata F. (Ent, Syst. IV. 338. 87, Meig. V. 159. 134, Musca spinipes Fall. Muse, 61. 55, Stäg. 366. 44).

Scatophaga squalida Meig. (V. 252. 10, Stäg. 366. 45); S. litorea Fall. (Scatom. 4. 4, Meig. V. 254. 15, Stäg. 366. 46); S. fucorum Fall. (Scatom. 5. 5, Meig. V. 253. 14, Stäg. 866. 47).

Wie fih die in der Fn. groen. 161 —163 aufgeführten Arten zu dieſen ver- halten, wird näher zu beſtimmen feyn; follte Die als neu beichriebene Musea cloa- caris auf eine derſelben zurücgebeutet werben können (vielleicht auf S. litorea?), fo würde Fabricius Benennung aufzunehmen ſeyn. Ferner würde A. apicalis Curt. J. e. LXXX. zu vergleichen ſeyn.

Condylura haemorrhoidalis Meig. (V. 237. 17; Zett. Ins. Lapp. 731. 27; Stäg. 366. 48).

Helomyza tibialis Zett. (Ins. Lapp. 767. 12, Stäg. 366. 49); H. geni- culata Zett. (l. c. 767. 13, Stäg. 366. 50).

Piophila casei Lin. (Fn. 8v. 1850, Meig. V. 395. L, ‚Brig. 868. 51); P. pilosa Stäg. (l. c. 368. 52).

619

Ephydra stagnalis Fall. (Hydronyz. 5. 5, Meig. VI. 118. 12, Siäg, 369. 53).

Nötiphila vittipennis (Zett. Ins. Lapp. 718. 6? Stäg. 369. 54).

Phytomyza obscurella Fall. (Phytomyz. 4. 8, Meig. VI, 191. 6, Stäg. 369. 55).

Suctoria.

Eine auf den grönlänbifchen Hafen in Dienge vorkommende Art führt Fabri- cius in der Fauna groenlandica al® Pulex irritans auf (221. 193).

Rhynchota.

Bier Arten, die alle Fabricius entgangen find:

Heterogaster groenlandicus Zett. (Ins. Lapp. 262. 3), etwas größer und ftärfer als unfere auf Haidegrund fo gemeine Art, H. Thymi Wolff.

Eine Heine ſchmutziggelbe Tettigonia von einem eigentblimlichen Bau: Cicada lividella, Zett. (1. c. 290. 5).

Eine Blattlaus, Aphis punctipennis Zett. (l. c. 311. 7), die ihre Heimath vornehmlich anf ber Birke zu haben fcheint und bis weit nach Schweden hinab vor- lommt; und

Dorthesis Chiton Zett. (l. c. 314. I) in Grönland allgemein unter Moos und Eteinen; ich babe nur das durch feine regelmäßige Belegung mit ſchneeweißen Wecheſcheiden —9 merkwürdige Weibchen geſehen, und nie das Männchen.

Siphunculata.

Der Pediculus der Grönländer Fn. groenl. (215 182), über den Fabri⸗ cius einige Nachrichten mittheilt, gehört wahrſcheinlich wie ber der Negerrace einer ſelbſtſtändigen Art an.

Mallophage.

In ber Fauna groenl. wird eine Art auf dem grönländifchen Hunde P. cania 215. 183) angeführt, ber zunächft mit Trichodectes canis De Geer Mem. III. Tab. IV. Fig. 16 zufammenzubalten ſeyn wird; und von ben feberfreffenden Arten auf den Vögeln erwähnt fie bie auf Corvus corax, Anas plangula, Uria grylie, Pelecanus Bassanus, Larus glaucus, Tringa striata, Charadrius hiaticula ımb Tetrao Lagopus, und mehrere von ihnen find als neu aufgeftellt. Was in Reuerer Zeit von diefer Ordnung gefammelt und heimgeſchickt ift, ift fehr wenig; es ift aller Grund zur Annahme vorhanden, daß die Zahl der Arten in Grönland zienlich hoch feyn muß.

Thysanura.

Ich batte nicht Gelegenheit ein von dieſer Ordnung in Grönland gefundenes Thier zu ſehen, die wahrſcheinlicherweiſe zunächſt auf Grund von Schwierigkeiten bei der Einſammlung und Aufbewahrung von den neueren Sammlern ganz ver⸗ ſaumt zu ſeyn ſcheint; die Zahl der Arten iſt wohl kaum fo unbedeutend. Fabri⸗ cins führt ſechs ale Podura-Arten auf (Fn. groenl. No. 175180), von denen die beiten Ietsten P. maritima und befonber8 P. humicola, die er fpäter in feiner Abhandlung In ber neuen Sammlung ber Kong. D. Vidensk Selsk. Skr. II. p. 297. Fig. 1 genauer bargeftellt hat, genügend wieberzuertennen feyn würden.

620

P. maritima gibt er als am Meere gemöhnli an, wo fie zur Ebbezeit anf ben Waflertiimpeln, bie in ben Bertiefungen ber Klippen zurildigeblieben find, umher⸗ fpringt, bis fie das zurücktretende Meer höher. auf die Küſte hinaufiagt. Araneae. j Außer der gewöhnlichen grönländiichen Lycosa, von Yabricius unrichtig als A. saccata beftimmt, und bie das einzige Thier dieſer Ordnung ift, fehe ich von

Grönland einen Attus und brei Heine Arten angeführt, bie ſchwierig wiederzu⸗ erkennen find; in Fn. groenl. 204—208.

Opiliones, Ein mir unbefanntes Phalangium (?) als Ph. opilio in Fn. gr. 225. 203.

Acari.

Was ich von biefer Ordnung aus Grönland fah, beſchränkt ſich auf eine an- fehnliche Bdella, die im Magazin des königl. naturhiſtoriſchen Muſeums vorgefun ben, und vor langen Sahren. von Kielfen eingejendet wurbe. In Faun. groenl. wurben unter Nro. 194— 202 neun Arten aufgeführt, Bon vielem Intereſſe if die S. 221 mitgetheilte Nachricht, daß die Grönländer bie Krägmilben zu finden und auszuziehen verftänden.

Pyenogona.

Im DVerbältniß, was man von biefer ebenſo vernachläßigten als intereffanten Ordnung aus andern Gegenden fennt, muß Grönland für veich angejehen werben, ba durch Kröyers wichtige Abhandlung minbeftens acht fichere Arten als Bewohner ber grönländiſchen Ufer bekannt geworben find; namlich:

Nymphon grossipes Kr. (®röyer im Naturh. Tidskr. 2. R. I. 108. 1; Pycnogonum grossipes Fabr. Fn. gr. 210); N. longitarse Kr. (l. c. 112.9); N. brevitarse Kr. (l. c. 115. 6);

Eurycyde hispida Kr. (Zetes hispidus Kr. I, c. 117. 7); Pallene spi- nipes (I. c. 118. 8, Pycnogonum spinipes Fabr. Fn. gr. 211);

Phoxichilidium femoratum Ratlıke (Naturh. Selsk. Skr. VI. 201 (Nym- phon); Kr. l. c. 122. 11; Pycnogonum grossipes Var. Fabr. Fn. groenl. p. 231); und vielleicht j

Pycnogonum litorale Ström. (Söndm. Beskr. 1. 209, Taf. I. Fig. 17, Fabr. Fn. groenl. 212, Kr. I. c. 126. 15), das Fabricius gefehen zu haben meint, fpäter aber in yeinen Sammlungen nicht wieder fand. Endlich weist Kröyer (l.c. p. 91**) auf die von Sabine unter dem Namen Phoxichilus proboscideus befchriebene viefenhafte (2'/, Zoll lange) Art hin, die er bei ber Inſel Norb-Geor- gia gefunden bat, in fo weit, als Wahrfcheinlichkeit vorhanden ift, daß fie auch an ber grönländifchen Küfte vorkommen wird.

Isopoda. .

Oniscus sp. (O. asellus En. groenl. 228) nach Fabricius nur einmal unter verwittertem Holze gefunden und nach feiner Beſchreibung verſchieden von ber Linne- chen Art.

Asellus aquaticus L. (Fn. groenl. 227, A. groenlandicus? Kr. Amphib. 90. 86) in friſchem Waſſer.

621

ÖOniscus marinus Fabr. (Fn. groenl. 229, Jaera nivalis Kr. Amphib. 75. 90. 379), nah Fabricins in zabllofer Menge am Strande unter Tang und Steinen unb bie wichtigfte Nahrung fir Anas Boschas,

, Amphipoda.

Der gemöhnlichite grönländifche Tangläufer ift, wie auch auf unjern Küften, Gammarus locusta Mont. (Oniscus pulex Fn. groenl. 231). Als eine Art, bie ebenfalls zuweilen in ben Yang binauffteigt und gleichfalls aaefreſſend ift, nennt Fabricius einen Oniscus ceicada n, 233), ber von Kröyer für einen Anonyx und zunächſt für Anonyx gulosus Kr. (Naturh. Tidskr. N. R. 1. 611) gehalten wird, weil er fi beim Blute eines geichlachteten Seehundes einfand, und vou feinem Kriegsverhältniß zu Gammarus locusta wird ©, 256 und 259 erzählt. Als am Strande vorlommend erwähnt Yabricius noch zwei andere, nicht näher befannte Amphipoden, Oniscus arenarius n. 234 und O. stroemianus n. 235.

Entomostraca.

Bon Ufer- unb Süßwaſſer⸗Arten find beichrieben:

Nebalia bipes Fabr. (Kröyer Amphib. 91. 10, Naturh. Tidskr. 2. R. II. 436, Cancer bipes Fn. groen]. 223), auf fandigem Ufer befonders an’ ben Flußmündungen.

Branchipus paludosus Müll. (Zool. Dan. Tab. 48, Kr. Amphib. 91, 41, Cancer stagnalis Fabr. Fn, groenl. 224), auf den Gebirgen in ftehenden Baffer.

Daphnia rectispina Kr. (Amphib. 91. 43, Daphne pulex Fabr. Fn. groen]. 238), in ftehenbem Waſſer fehr gewöhnlich.

Lynceus lamellatus (Müll. Entomostr. 73. Tab. IX. Fig. 4—6 (9), Kr. Amphib. 92. 44).

‚Apus glacialis Kr. (Naturh. Tidskr. 2. R. II. 431), aud auf Island vorkommend. |

Faßt man nun zuſammen, was in biefem Verzeichniß von der Kaffe ber Inſekten und Arachniden aufgezählt ift, wirb fi) die Zahl nicht auf voll 80 Arten belaufen. Wenn man in Betracht der Unvollftändigkeit, mit ber befonvers ein Theil dev niebern Formen und namentlich der Mallophagen vorausfichtlich in ber Lifte repräfentirt ſeyn konnte, die Zahl akrundet, indem man fie auf 200 fekt, fo bfeibt fie Doch 50 mal Meiner, als die Fauna Dänemarks, wenn die Sufeln und Eiderhalbinfel zuſammengerechnet werden. Als einer ber charakteriftiichften Züge ber grönländifchen Fauna muß die überwiegende Anzahl und das gleichzeitig maſſen⸗ bafte Auftreten folcher Infeltenarten, bie ihr Larvenieben in Süßwaſſer und Mo- räften zubringen, und die dadurch, Daß fie die mefentliche Nahrung fir Fiſche uno Vögel bilden, zu nicht geringer Bedeutung für die Erxiftenz des Menfchen kommen, hervorgehoben werben.

622

Beilage XI.

Heberficht der grönländifchen Pflanzen.

Bon F. Lange. Bibliothekar und Affiftent des hotaniichen Gartens

Das Berzeichniß der grönfändifchen Pflanzen, das nachfolgend mitgetheikt wird, habe ich mit Hflfe des reichen Materials arktifcher Pflanzen ausgearbeitet, in beren Beſitz unſer botanifcher Garten ift. Schon feit alten Zeiten ift in ven Eamm- Iumgen bes Gartens, befonders den Herbarien M. Vahls und Hornemanns, eine zientlich beventende Zahl grönländiſcher Pflanzen aufbewahrt geweſen, bie von P. Egede, Giefele, Wormsliold, Raben u. a. gefammelt ift; biefe haben jedoch nur eine untergeorbnete Bebeutung in Bezug auf bie Pflanzengeographie Grönlande, weil fie in ber Regel von feiner anderen Lokalitätsbeſtimmung begleitet find, als baß fie in Grönland gefammelt find. Bon weit größerer Wichtigfeit find dagegen bie reichen Sammlungen Dr. 3. Vahls. Diefer unermübliche und ſorgſame Sammler bielt fih, wie befannt, wit Löniglicher Unterftüßung gegen neun Jahre in Grönland auf; er bat in biefem Zeitraume beſtändige Reiſen zwilchen der Süpfpige und dem 73 N. Br. unternommen, und wmit feinem ſcharfen Blicke hat er das Land in Botanischer Hinficht fo genau unterſucht, daß es kaum zu erwarten ift, von borther viele neue floriftiiche Beiträge in der Zukunft zu erhalten. ' Es ift zu beffagen, daß er mit Tode abging, ehe er die vollftändige grönländiſche Flora hatte durchführen können, wozu er gute Vorarbeiten unternommen hatte; doch wird es kaum jchwierig feyn, mit Benubung feiner binterlaffenen Manuferipte und Sammlungen, bie er dem botanifchen Garten durch Teftament vermachte, eine vollſtändige Bearbeitung biefer Flora zu unternehmen. Möglicheriveife werde ich ſpäter Gelegenheit: finden, eine folche Arbeit zu verſuchen; bei vorliegenden Anlaſſe mußte ich theils auf Grund der beſtimmten Aufgabe, die mir geftellt war, theils aus Mangel der nothwendigen Zeit, mid auf ein ſyſtematiſch geordnetes Namensverzeichniß der

s Außer ven Arten, die im nachfolgenden Verzeichniß aufgeführt find, warten von Hor- nemann (Dec. PL.) noch verfchiecene angegeben, da fich aber in Hornemanns Herbarium fein Exemplar finvet, und eben fo wenig in antern Herbarien unferer Sammlungen, ſich in Her nemanns Pflanzenlehre außerdem nicht angegeben fintet, auf mweflen Autorität fie aufge nonmen, und da endlich 3. Vahl fie nicht angeführt hat, durfte auch ich fie nicht in mein Verzeichniß aufnehmen, und es bleibt deßhalh ten Botanikern, welche In ver Zukunft Grön- land befuchen werten, überlaffen, fie dort aufzufuchen. Sie werben hier ald zweifelhafte Ein wohner Groͤnlands aufgeführt; mehrere verfelben find vielleicht auf Grund einer Verwechtlung mit antern Arten aufgenommen:

Asplenium Trichomanes. L. ‘7 Salix myrtilloides, L. septentrionale. Sw. Galium boreale. L. Allosorus crispus. Sw. uliginosum. L. Lastraea Thelypteris. Presl. Vaccinium myrtillus. L.

Polypodium vulgare. L. Pyrola uniflora. L.

Agropyrum caninum. L. Andromeda polifolis. L. Poa trivialis. L. Cerastium vulgatum. L. Eriophorum alpinum. L. Ranunculus glacialis. L.

Juncus obtusiflorus. Ehrh.

625

P. Phegopteris L. Un ten Kjorden Sudgrönlande zwiſchen 60% 640 10° Agluitfol, Teffermiut, Baal Revier) V., (Jul.) R.

* P. alpestre Hopp. An ber Fjorden Südgrönlande (Ujaraſukſoit) 8.

* Aspidium Lonchitis Sw, 60°—69° 14 (Jul., Amaratil) 8.

A. fragrans Willd.. Au den Fiorden zwiſchen 66° 50’ o 41’ (Serie Holſtb., Pakitſok, Inl., Ritt., Om.) 2.

Lastraea Filix mas. Presl. An den Fjorden Sübgrönlands Wwiſchen 600 600 48 (Illoa, Igallito) 8.

L. dilatata Presi. 60° 64° 10’ (Ujarafurffoit, Baals Nevter) B., (Jul.) R.

Cystopteris fragilis Bernh. 600— 72° 48’ V.

Woodsia hyperborea R. Br. An den Fiorden Nordgrönlands zwiſchen 66° 50° 72° 48’ (Iſortot, Holfb., Ehr., Omen., Upern.) 8.

W. ilvensis R. Br. 60°— 72° 48 8,

Botrychium Lunaris Sw. 60° 72° 48°, | 4. rutaceum Fr. (B. matrieariseſolium A. Br.) Igalliko 60° 42' B. Isoöteae (1 sp.).

Isoötes lacustris L. 60° 60° 43’ (Teffermiut) ©.

Lycopodiaceae (6 sp.). »

Selaginella spinulosa A. Br. In Südgrönland 61° (EKalſiarſuk, Igalliko Fiord) 3.

Lycopodium Selago L. 60°— 72° 48’ 8.

* L. alpinum L. 600 64° 10’ (Tunnudliorbit, Amaralil) V.

L. Chamaecyparissus A. Br. (Korſoak im Fjord Teſſermiut 60° 6) 8. (unter L. alpinum).

L. annotinum 4, alpestre Hn. 60°— 72° 48' V.

L. elavatum L. (Korſoak, im Fjord Teffermiut 60° 6) V.

U. Monocotylodoneae. Gramineae (35 sp.). Alopecurus alpinus Sm. (A. ovatus Horn. Fl. dan. 1565) 60° 50’ 72° 48' (Holftb., Jak., Ritt, Om.) ®., (Nourſoak, Niakonal) R. A. geniculatus L. 60° 66° 50’ Briedrigengat, Teſſermiut, Kukſuk im Baals Revier, Iſortok) V. * Phleum alpinum L. 600 - 69° 14’ (Amaralik, Holſtb., Dislo-Infel, Kon⸗ gerdlulut) V Anthoxanthum odoratum L. Un ben fübgrönländifchen Fiorben wiſchen 60° und 61° 2’ (Hl) R. (Igalliko) 8. * Hierochlos alpina R. et S. 60° 72? 4” V., R. * Agrostis rubra L. Die grönländifchen Fjorde zwiſchen 6102’ TOP’ V. R. A. canina L. 60°— 61° 2’ (Teffermint, Igallilo, Narkſak) 2. £, mutica. Hn, (Teffermiut 60°) ®. A. alba L. (Dunartaf, Igallito Fjord 60° 28’) V. Calamagrostis Halleriana D. ©. 60°—69° 32° ®, pupurascens R. Br. (F. D. 2523) 64° 10’ 70° 41’ (Holfib., Chr., Ritt. Om.) 3. oo Epel, Grönland. 40

626

neglecta Ehrh. 60° 70° 41’ (Igallilo, Gdth., Jkertok, Batitjof) V. (Die Inſel Omenak) R.

Dupontia psilosantha Rup. (F. D. 2621) Omenat᷑ 70° 41’ V.

* Aira alpina L. 60°— 66° 50 (riebrichsthal, Holſib. Igalliko) B.

Aire flexuosa 1.”60° 8’ 64° 10° (Prinz Chriftians Sund, Teffermint, Jul.,

Baals Revier) V.

Vahlodea atropurpurea Fr. 64° 10 (ohne Angabe ber Wachoſtelle) 8.

Trisetum subspicatum Beauv. 60° 72.48’ (V. R.).

* Catabrosa algida Fr. (Phippsia Sol.) 60° 72° 48’ 8,

C. latifolia Fr. (Colpodium R. Br. F. D. 2341) 700 72° 48’ (itt., Uper⸗ nivit) V

Giyceria festucaeformis Heynh. (Fr., G. .maritimaea, palustris And.) 60°— 72° 48’ (B. NR.)

G. conferta Fr. (Pr. Chr. Sund, Teffermiut, Omen.) V.

G. pendulina Leestad..(Poa pend. J. Vahl, F. D. 2348) 64° 10 65° 20' (Gdth.) V.

* Poa alpina L. c. var. vivipara, 600- 700 V. R.

* Poa pratensis L. c. var. 60° 72° 48 3. R.

P. cenisia All. (Chr., Jak., Ritt.) V. (Egebesminde, Omenal-Infel) R

P. Vahliana Liebm. (F D. 2401) 70° 47’ (Omenaf) 8.

P. nemoralis var. glauca. 60°— 61° 2’ (Kalortol, Igalliko) 2.

P. caesia Sm. (Prinz Chriftians Sund) 8.

* P. aspera Gaud. 60° - 72° 48’ V.

P. annua L. 60° 43’. Ohne Angabe der Wachsftelle, V.

* Festuca ovina L. c. var. vivipara. 600— 72° 48’ 8,

F. brevifolia R. Br. Auf den höchſten Fielden (Baald Revier, Om., Upern.) V. (Karſuk 4500° über dem Meere) R.

F. arenaria Osb. (F. sabulicola L. Duf.) 68° 49’ 70° (Amaralif, Ritt.) ®.

Agropyrum violaceum (Horn) 60° 30° 66° 50’ (Zul., Igallito, Teſſer⸗ miut, Ikertok) 2.

* Elymus arenatius L. 600— 729 48’ V. 8.

Nardus strieta L. 60°— 60° 28’ (Teffermint, Rennortalit) 8.

Cyperacese (46 sp.).

Carex gynocrates Wormskj (Kobresia sceirpina F. D. 1529) (Sgallito 60° 31) 2.

*C. Wormskjoldii Hornem. (F. D. 1528) 600 - 72° 48’ 8.

Carex rupestris All. 68° 50’ 72° 48 (Stortot, Holftb., Godh., Batirfol, Jak., Ritt., On.) V.

C. microglochia Wahlenb. 61° 2’ 70° 41’ (Prʒ. Chrſt. Sund, Igalliko, Om.) 8.

*C, capitata L. 60° 70° (Igalliko, Vaals Revier, Palitſok, Om) B.

C. nardina Fr. (F. D. 2865) 60° 50° 72° 48. anf ben SFiefden bie 4500 9.) V. R.

C. ursina Dewey. (F. D. 2429) 70° 47’ (Omenal) 2. -

C. incurva Lighitf. 60°— 72° 48’ V.

627

C. durissrula C. A. Mey. 64° 10’ 65° 20’ (Suffertoppen, Baals Revier) B.

* C, festiva Dewey 60° 69° 14’ (Zeffermiut, Agluitfot, Igalliko, Baals Re- vier, Ritt.) V. =

©: pratensis Drej.. (rev. crit, Car. bor. n. 16; (Fr. D. 2368) (Amaralit, Baals Revier 64° 10) V.

* C. gleucosa Wahlenb. 600 - 72° 48’ 8.

*C. lagopina 8, plejostachya Drej. ]. c. n. 18, 60°—72° 48.

C. canescens 8, robustior Biytt. (An ben Fjiorden zwifchen 60° —66° 50’) (Jul., Gobthaab, Baale Revier, Holftb.) 2.

*C. rufina Drej. l. c. n. 21 (F. D. 2481) 60°— 64° 10’ (Baals Revier) ©.

C. bicolor All. An ven Fjorden Sübgrönlande von 60° 507 64° 10 (Igalliko, Kukſuk im Baals Revier).

C. holostoma Drej. l. c. n. 28. 690 32’ 700 41’ (Patitſok, Ial., Om.) V.

C. Vehlii Schk. 600 72° 48' 8.

C. atrata L. Au den Fjorben Sübgrönlands von 60° 10° 61° 21’ (Zuf., Ujaraſukſoit) V.

* C. nigritella Drej. l. c. n. 26 (F. D. 2369) 60°—60° 8 Griedrichsthal, Kilertarfoeitfial, Zul.) V.

* C. fulginosa Stbg. et Hpp. 66° 50’ 72° 48’ (Siortof, Dielo-Infel, Kitt,, Dm., Upern.) ©.

“C, subspathacea Wormskj. (F. D. 1530) 60°— 62°, Teffermiut, Igalliko, Amaralit (Godth.). Kukſuk (in Baals Revier, Ikertok (Holſtb.) 2.

C. reducta Drej. l. c. n. 29. 60° 61° (Teffermiut) 8.

C. vulgaris Fr. 60° 61° 2% (Igallilo, Jul.) V.

C. stans Drej. 1. c. n. 32 (F. D. 2477) 61° 70° 41’ (Egebesminbe, Chr., Dislo-Infel, Ritt., Om.) 3.

* C. rigida Good. c. var. (F. D. 2479, 2480) 60° 72° 48’ 8. R.

C. haematolepis Drej. 1. c. n. 35. (F. D. 2482) 60°— 60° 43’ (Friedrichs⸗ thal, Jul., Kakortot) V.

C. filipendula y, concolor Drej. (F. D. 2372) ballito) V.

* C. rariflora Sm. 600— 720 48 V.

C. vaginata Tausch. 60° 28° 60° 31’ (Ounartof ober Agluitfot Jul.)) 2.

C. capillaris L. 61°— 72" 489 8.

C. supina Wahlenb. 60° 31’ 72° 48 8,

*C. pilulifera 8, deflexa Drej. An den $jorben Südgrönlands von 6098’ 64° 10° (Teffermiut, Baals Revier) V.

€. pedata Wahlenb. 64° 10° 72° 48° (Baals Nevier, Ifortok, Jak., Ritt., Upern.) 2.

C. Oederi Ehrh. 61° 2 (Igallito) V.

C. saxatilis L. (CO. pulla Good.) 600— 729 48° (Ohne Angabe bes Fundorts) B.

C. ampullacea Good. (Igallito, Teffermiut) V.

_ 6 borealis (C. hymenocarpa Drej.) (Igalliko, Teſſermiut 61° 9) V.

C. vesicaria L. 61° 2 (Igalliko) V.

* Eriophorum Schleuchzeri Hpp. 60°— 72° 48’.

* E. angustifolimm Roth. 60°— 72° 48’ 8,

Elyna spicata Schrad. 600 - 720 48’ ®,

628 .

Kobresia caricina Willd. 640 10’— 72° 48’ (Baals Revier, Holſtib., Ial., Ritt. Om.) 2.

Eleocharis palustris R. Br. 61° 2’ (Igallifo) ©.

* Scirpus caespitosus L. 60 0— 69° 14’ (Igallito, Baals Den., Dielo · Hufe) V.

Juncagineae (1 sp.) Triglochin palustr. L. (Teffermiut, Igallito, Gdth., Iſortok [Holftb.], Chr.) V. Juncacesae (13 sp.).

* Luzula spicata D. C. 60°— 70° 8.

* L, arcnata Wahlenb. 60°-—-72!%.

$, hyperbores (L. hyperborea R. Br.) (Allgemein wie das vorige) V. R.

y, subspicata Lge. mser. (Auf ten Fielden, Nourjat) R. (Om., Upern.) T.

L. multiflora Lej. 60°— 70°,

* 8, congesta Koch. (Amaralit [Godtk.], Chr., Disko, Ritt.) B.

L. parviflora Desv. 60°— 69° 14°,

a, sparsiflora Lge. mser. (Igallifo, Iſortok [Holftb.], Disko⸗Inſ.) 8.

* 8, densiflora Lge. mser. (Baals Revier, Ujaraſukſoit) V. (Godh., Disko) R.

Juncus arcticus Willd. 60°-— 70° 41’ 8.

J. filiformis L. An ben Fiorben Sütgrönlants zwifchen 60° 4’ und 60° 43’ (Tefferiniut, Amilſuarſuk, Jul.) 2.

* J. squarosus L. 60— 60° (Friedrihsthal, Neunortalit) V.

J. alpinus Vill. (Igalliko 61° 2) 2.

J. bufonius L. (forma pygmaea). (Xgallito 61° 2) 2.

J. triidus L. 600—64° 10’ (Zeffermiut, Jul., Godth.) V.

J. castaneus Sm. 63° 4’— 70° 41’ (Kulſuk im Baals Revier, Disko-Iniel, Ritt. Om.) V.

J. triglumis L. 600 - 700 ®.

J. biglumis L. 60°— 72° 48 V.

Colchicacese (1 sp.). * Tofjeldia borealis Wahlenb. 60° 72° 48’ 8, Smilaceae (1 sp.). Streptopus amplexifolius D.C. (An ben Fiorven Südgrönfands, Jul.) V. R. (Holftb.) Giefe. . | Orchideae (4 sp... . ' Corallorhiza innaia RB. Br. 64° 10’ 66° 50’ Baals Revier, Amaralik (Gdth.) Iſortok (Holftb.) V. Habenaria albida R. Br. 60°—64° 14’ V. (Jul.) R. * Platanthera Koenigii Lindl. 60°— 69° 14’ (Prʒ. Chr. Sund, Friedrichsthal, Teſſermiut, Neartunolik, Baals Revier) V. * Listera cordata R. Br. 600 - 640 10’ (Amaralik, Ujarraſuſulſoit) V. Najadeae (4 sp.). Zostera marina L. (Im Meere beim Baals Revier, Godthaab) 8 Potamogeton marinus L. (In ven Silfwafferfeen Süögröntande, Igalliko, Tunnudliorlit, Baals Revier, Holſtb., Chr.) V.

629

P. heterophyllus Schreb. 61° 2’ (Igallito) 8. P. rufescens Schrad. In den Fiorden Südgrönlands 61° 2’ (Tunmubliorlit,

Kulſul) 2. Typhaceae (1 sp.).

Sparganium minimum (Fr. [?] 8. natans 4, tenuifoliam Horn.) 60° 64° 10’ (Zgallito, Baals Revier) B.

III, Dicotyledonene, Callitrichineae (2 sp.) Callitriche verna a, caespitosa Kütz. 60° 60° 4’ (Jul.) V. ß, latifolia Kütz. 60° 64° 10’ (Jul., Gdth.) V. C. hamulata Kütz. 60° 4' 64° 10’ (Jul., Gdth.) 2. Coniferae (1 sp.).. Juniperus nana Willd. 60° 66° 50’ (Zul) V. R. Betulineae (3 sp.) Alnus repens Wormskj. (An ben Fiorden Südgrönlands 61° 10’ 64° 10°) (Kukſuk) V. Wormstz. ®* Betula nana L. 60°— 720 48’ V. R. var.? (B. fruticosa Horn. {non Pall.]), B. pumila? Vanl. herb.) (Teſſermiut, Alia⸗Inſel) V. B. alpestris Fr. (B. humilis Hn.) An den Fiorden Südgrönlande 60° 62° (Igalliko, Tunnubliorlit.) 8. Salicineae (7 sp.) * Salix herbaceae L. 60°— 7294’ V. R. S. reticulatse L. Ganz Grönland, Hornem. S. Myrsinites L. 600 64° 10’ Gaals Revier, Amaralit, Jak., Kit) 2 V. 8. arbuscula L. (Baals Revier, Amaralik, Jak., Ritt) V. S. arctica Pall. (F..D. 2488) 600-724! B. R. * 5, glauca L. 60° 72° 48 (V. R.) 4, appendiculata Wahlenb. (Teffiufaf) V. S. lanata L. Grönland. Hornem. (Jul.?) 3. Chenopodiacene (1 sp.), Blitum glaucum Koch. (Selten., Jul.) V. Polygoneae (7 sp.) Koenigia islandica L. 600— 72° 48 9. Oxyria digyna Campd. 60°-— 72° 48’ 8. R. Rumex Acetosella L. 600 - 72° 48 V. Holb. R. Acetosa L. 60°— 60° 48’ (Zul., Lichtenau) B. Rab. Wormstkj. R. domesticus Hn. 60° 4’— 60° 43’ (Igalliko, Kafortof) V. Polygonum aviculare L. 60° 43’— 12° 48’ 2. *P. viviparum L. 4, alpinum Hn. 60°— 72° 48 V. Plantagineae (1 sp.) Plantago maritima L. c. var. 60°—69° 32’ V.

Plumbagineae (1 sp.).. Armeria labradorica Walls. 60°— 729 48’ V. R.

630

Compositae. a. Asteroideae (12 sp.).

Erigeron compositus Pursh. (F. D. 1999) 60° 70° 47’ ( Inl., Gott, Helftb., Om.) V. (Waigatt) BR,

* E. alpinus Lin. (60°— 66° 50’ bis 1500’ über dem Meere, Jul., Gbth,, Disko, Holftb.) 2.

E. wniflorus L. 70° 47° (Yat., Ritt.) V.

* 8, pulchellus Hn. 60° 507° 720 48' V. R.

Achillea Millefolium L. 60°— 64° 10’ (ul) V.

Arnica alpina Muss, (A. angustifolia Fl. Dan. 1524) 64° 10° 72° 48 bis 1000’ über dem Meere, V. R.

Matricaria inodora 8, phaeocephala Rupr. (Igallito) u. anderen Orts, Holb., Wormskj.

Artemisia borealis P. (A. groenlandica Wormskj. F. D. 1585) 61° 18 72° 48’ bis 2500’ ü. d. M. (Gdth., Holſtb., Jak.) B. (Omenak⸗Inſel) R.

* Gnaphalium norvegieum Gunn. 600 - 64° 10’ bis 1000’ über bem Meere (Zul., Shth.) 2.

G. uliginosum E. (Julianehaab 61° 2) 8.

*G. supinum L. a, subacaule (Wahlenb.) 60° 69 ® 14* big 1000’ ü.d. M. (Jul., Edth., Holftb., Godh.) 2.

ß, fuscum 60°— 61° (Jul) V.

* Antennaria dioeca R. Br. #, hyperborea (Don) 600 - 66° 50’ (Jul., GEdth. Holftb.) V. (Zisfernäffet) Rab.

* A. alpina R. Br. 60° 43’— 72° 48’ (bis 2000’ ü. d. M.) 2.

4, glabrata J. Vahl meer. 69°— 71° (Holftb., Die) V.

b. Cichoraceae (8 sp.).

Leontodon autumnalis L. An den Fiorden Südgrönl. 60° 50’— 61° 2’ gut) V.

* Taraxacum palustre Sm. 60°-72°48' (B. R.).

T. phymatocarpum J. Vahl (F. D. 2298) 70° 47’ (Ntafonat Bei Omenaf) ®.

Hieracium alpinum L. 60°— 60° 49’ (Zul). B. R. (Battorbit) R.

*H. murorum L. 60° 864° 10’ (Iul., GEdth.) V.

H. atratum Fr. (Südgrönland) Holb.

H. vulgatum Fr. (Jul) ®%. ,

H. erocatum Fr. (H. prenanthoides F. D. 2425 non Vill.). —— von 61° 2’—62° und 200 ü. d. M. (Jul.) V.

Campanulaceae (2 sp.).

Campanüla uniflora L. 61° 72° 48’ und 1000’ ü. d. M. 8.

* C. linifolia 5, Langsdorffiana Alph. D. C. (C. rotundifolia var. Horn. 68°— 70° und 2000 ü. d. M) B. R.

Rubiaceae (2 5P.)..

Galium triflorum Mich. An den Fiorden Südgrönlands 61° 2’ 64° 10 (Igalliko) 2.

G. palustre L. 8, minor. ‘An den Fiorden Südgrönlands 61° 2°— 64° 10 (Sul., Gdth.) V.

631

Gentianeas (5 sp.). * Gentiana nivalis L. (60°— 72° 48’ ımb bis 1000’ uü. d. M.) V. G. serrata Gunn. (Igallito 61° 2) ® Gentiana involucrata Rottb. An ben Siorden Sübgrönfande 60° 50.61 ° og (Kalertol, Igalliko) V. Pleurogyne rotata Griseb. 64° 680 49 (Jul., Gdth., Holſtb.). B. (Sukker⸗ toppen) Holb., ( Chr.) R. | | Menyanthes trifoliata L. 60°— 65° 50’ (Goth.). 8. Borragineae (1 sp.). Stenhammari maritima Schb. 69° 14’ 70° 27’ GGodh.) R., (Disko. Inſ., Kitt., Om.) 2. Labiatae (1 sp.). * Thymus Serpyllum L. 60°—66° 50’ (Zul., Kakortok, Baals Revier) V. (Holftb.) Gief. | Scrophulariaceae (12 sp.). Limosella aquatica L. (Zummliorbit 61° 2°) 3. Veronica alpina L. 60° 72° 48° (®B. R.). ß, villosa (V. Wormskjoldii Schult. Amitſuarſuk, Kakortok, Baals Revier) B. Wormskj. (Jul.) R.

#= saxatilis L. 600 - 690 14’ (Friedrichethal, Ujaraſukſoit, Disko⸗Inſ.) V. Pedicularis hirsuta L. 64° 10’— 72° 48° (Baals Revier) V. (Holſtb.) Holb. (Kannifut) R. >

P. Langsdorfii Fisch. (P. lanate Th. Dan. 1821) 70°—72° 48' (Disfo) Hol. (Omenaf) 2. P. groenlandica Retz. (Fl. Dan. 1166) Grönland (Thorhallesen). P. euphrasioides Willd. (P. ramosa Wormskj. F. D. 1758) 62° —68° 48’ (Baals Revier, Holftb., Chr.) V. P. lapponica L. 62°— 69° 41’ (Kukjul im Baale-Revier, Ritt.) V. (Weigatt) R. P. flammea L. 60°— 72° 48°. V. Rhinanthus minor Ehrh. 60% 64° 10’ (ohne Angabe des Fundorts) 8. * Euphrasia officinalis L. 600 - 69° 14’ Gaals Revier, Ikertok, Holſtb., Chr. Ritt.) V. * Bartsia alpina L. 60°— 69° 14. V., (Waigatt) R. Lentibularieae (1 sp.). Pinguicula vulgaris L. 60°—68° 49’ (Iſortok in Holftb., Chr.) V. Primulaceae (2 sp.). Primula stricta Hornem. 64° 10’— 70° 41’ (utſuk in Baals Rev.) V., (Wai- gatt., Om.) R. P. sibirica 6, minor. Hock. (P. igallicensis Wormskj. F. D. 1511) 61° 2 (Igalliko) Wormskj., V. Diapensiaceae (1 sp.). * Diapensia lapponica L. 60°— 72° 48’ und bis 2500’ ü. a. M. 3. Erieineae (t1 sp.). * Loiseleuria procumbens Desv. 60°— 72° 48’ und 2000’ ü. d. M. V.

632

Rhododendron lapponicum Wahlenb. 60% 220 48 und bis 1000’ über dem Meere. V. R.

Ledum groenlandicum Oeder. F. D. 567 (L. latifolium Act).60°-—68° 50' (Zul, Sorh., Holfib,) V. (Dislo-Fjord) A. . .

Ledum palustre 4, decumbens Act. 64° 10’— 70° und 1500’ il. b. M. (Jul.) R. (Odth., Holftb., Om.) 2.

* Phyliodoce coerules Gren. et Godr. 60°—72°.48'. bie zu 400 ü. d. M

Cassiope tetragona Don. 64° 10° WE B. . R.

* C. hypnoides Don. 60°— 72° 48’ und big 2500 il. D M.

Arctostaphylos Uvs ursi Spr. 66° 48’ (Itertot in Holſtb.) V.

Oxycoccos palustris Pers. 60°—64° 10’ (Zul., Gdth.) ®. N.

Vaceinium Vitis idaea 4, pumilum Hornem. 64° 10’—69° 18’ und bis 2000° it. d. M. (Gdth., Holftb.) V. (Chr.) R.

* V. uliginosum L. var. (V. pubescens Wormskj.; F. D. 1516) 60°— 72° 48’ (bis zu 1000’ ü. d. M.).

Umbelliferae (2 sp.).

Archangelicä officinalis Hoffm. (Grönland bie nach Disko) V. N. Haloscias scoticum Fr. 60 0—64° (Gdth., Jul.) 3.

Corneae (1 sp.). * Cornus sueeica L. 60°—65° 38’ (Zul., GEdth.) V.

Crassulaceae (3 sp.). * Sedum Rhodiola D. C. 60°— 67° (Gdth.) V. (Inl., Aito) R. *5S,. anuuum L. 60° 8’—64° 10’ und bis zu 600’ ü. d. M. (Jul., Odth.) 2. Sedum villosum L. 60° 72° 48’ 3

Saxifragaeeae (9 sp.).

* Saxifraga stellaris L. 60°— 64° 10’ (Jul., Shih.) M.

Saxifrags stellaris #, commosa J. Vahl. 64° 10 72° 48’ (Gbtb., Holftb., Jak., Disko⸗Inſel, Upern.) 2.

S. nivalis L. 60° 72° 48’ und zu 2500’ uü. d. M. 8.

8, tennior Wahlenb. (Gbth., Disfo-Inf., Ritt.) 8.

* 6. rivularis L. 60° 72° 48’ und bis zu 2500 ü. d. M. 2.

*S,. cernua L. 600 - 72° 48' bis zu 2500’ il. d. M. 8.

* S. caespitosa L. c. var. ($. groenlaudica L. 600 72° 48’ und bie 4500’ ü. d. M.) V. R.

S. Aizoon Jacq. 60°— 72° 48’ (und bis 2500’ ü. d. M.) 8. N.

S. tricuspidata Rottb. 64° 10’— 72° 48’ (und bis 2500 ü. d. M.) BR.

* 8. flagellaris Willd. (F. D. 2358). Im Oftbau 72° 76%). Sabine nah Hod.

S. aizoides L. 600- 70° 41’ (und bis zu 100’ 4.0. M.) V. R.

S. oppositifolia L. 600 72° 48’ (und bis zu 4500’ ü. d. M) B. R.

Ranunculaceae (11 sp.).

* Thalictrum alpinum L. 60°—69° 14’ (Jul., Gdih., Holftb., Disko) V.

Anemone Richardsonii Hock. (A. Vahlii Hornem. F. D. 2176) 66° 507’—69° 14’ (das Präftefjelo bei Holftb.) 2.

633

Batrachium confervoides Fr. 61° 2’ —69° 18’ (Jul., Gbth., Holſtb. Chr, Zal) 3.

* Ranunculus .pigmaeus Wahlenb. 60° 43’ 72° 48’ (6i8 100’ über bem Meere) B. R.

* R. hyperboreus Ritb. 60° 43°— 72° 48’ (B. R. ).

R. nivalis L. 69° 10’— 72° 48’ (Dislo- Infel, Om., Upern.) B. (Inſel⸗ Probe) R.

R. lapponicus L. 64° 10’— 72° 48’ (Amaralit, ®bth.) Iſortok (Holſtb.) (Chr., Ritt.) V.

R. Cymbalaria Pursh. (F. D. 2293). Am Amaralikfjord bei der Col. Odth. V.

R. reptans L. An ben Fiorden Sibgrönlands 60° 50’ (Jul) 2.

R. acris L. 60° 43’—64° 10’ (Zul., Gdth.) V. N.

* Coptis trifolia Salisb. 600 - 640 10’ (Jul., Gdth.) V. R.

Papaveracenae (1 ap.). Papaver nudicaule L. (60° 72° 48) V., R., Holb. " Cruciferae (25 sp.).

Vesiceria arctica R. Br. (Alyssum arcticum Wormakj. F. D. 1520) 69° 40’— 70° 41’ (Nialonak, Pattorbit) R. (Om., Upern.) 2.

Cochlearia officinalis L. ver. (C. arctica D. C.) 60°— 70° 8. R.

C, fenestrata R. Br. 66° 50’— 69° 13’ (3tertot, Holftb., Jak.) 3.

* Draba corymbosa R. Br. (F. D. 2418) 60°—60° 43’ (Zul. Oftbau) V.

D. arctica J. Vahl (F. D. 2294) 66° 50’ 72° 48’ (Mannil, Battorbif) R. Golſtb., Ritt., Riakonak) 2.

D. crassifolia Grah. (F. D. 2419.) 64° 10 - 690 47’ und 1050’ ü. d. M. aals Revier, Ikertok, Holfib., Dislo⸗Inſ., Ritt.) V.

D. lapponica. D. C. 60°— 72° 48’ B.

D. lactea Adams (D. Wahlenbergii Hn.; F. D. 2420) 60° - 60° 43’ (ohne Fuudort) 2,

y, laerigata Fr. 64° 10’— 70° 41’ (Holftb., Ritt) 8.

* D. nivalis Liljebl. (F. D. 2417); D. muricella Wahlenb. 60° 72° 48’ 8.

D. rupestris R. .Br. c. var. (F. D. 2421) 64° 10’— 69° 41’ (unb bie 2000° ü. d. M. Baals Revier, Holftb., Waigatt) 8.

D. hirta L. c, var. 62°— 72° 48’ V.

D. alpine L. 70° 47’ (Om.) ®.

D. aurea M. Vahl. 60°— 70° 3.

D. incana L. 600 - 64° 10’ (Teſſermiut, Jul., Gdth., Baals Revier, Holftb.) V.

Lepidium groenlandicum Hornem. (?) (L. alpinum F. D. 469). Ganz Grön- land (Braſen).

Capsella bursa pastoris Moench. 60° 43’ 64° 10’ (Yul., Amaralif, ©bth.) V.

Eutrema Edwardsii R. Br. (F. D. 2242) 70° 41’ (Om.) V.

Platypetalum purpurascens R. Br. (F. D. 2295) 70°— 70° 47’ (Om.) ®.

Nasturtium palustre R. Br. Un ben Fiorden Südgrönlende 60° 50’ (Zuns nubliorbit bei Zul.) 2.

Sisymbrium humifusum J. Vahl (F. D. 2927) 61° 2’ 69° 32’ (Ygallito,

Palitſol, Waigatt) 8.

634

Cardamine bellidifolia L. (600 72°? 48°) ®,

C. pratensis L. 600 - 690 14’ (Yul., Gdth., Holftb.) 3.

* Arabis alpina L. 600 72° 48’ (bis. über 150 4.6. M.) B.

A! Holboellii Horn. (F. D. 1879). A. retrofracta Grah. 64° 70° (Ama- ralik, Holftb.) V. (Gdth.) R.

Turritis mollis Hock. (fl. bor. Am.1 p. 40; F. D. 2996) 64 70° (Ama- ralik, Stertot, Holftb., Om.) 2.

Violarilae (3 sp.).

Viola palustris L. 61° 2’ (Igallilo) 2.

V. Mühlenbergii 8, minor Hock. 64° 10’ (Gpth.) V.

V. canina L. 600 (Teſſermiut) V.

Droseraceae (I 8p.)- Parnassia Kotzebuei Schlecht J. et Cham. (F. D. 2286) Kalſiarfut im Igal⸗ likofiord) V. Pyrolacese (2 8p.). Pyrola granditlora Rad. (P. groenlandica Hornem. F. D. 1817) 61°2’— 72° 48’ und bis zu 2000' ü. d. M.) V. R. 3 *P. minor L. 60° 49' 64° 10’ (Jul., ®bth.) v. Empetreae (1 sp.). Empetrum nigrum L. (60°— 72° 487) ®. Portulacaceae (1 sp.). * Nontia rivularis Gmel. 600 - 72° 48’ (bis zu 1000 ü. d. M.). Alsinaceae (20 8p.). . : * Arenaria groenlandica E, Mey (Stellaria M. Vahl; F. D. 1210) 60° 64° 10’ und 200’ ii. d. M. (Jul., Gdth.) 2. A. ciliata 9, humifusa Hn. 69° 14’ 72° 48’ (Disto-Inf., Sm.) B. Halianthus peploides Fr. 600 69° 14’ (Jul., Gdth., Holſtb., Chr., Kitt) V (Pattorbik, Om.) R. * Alsine rubella 8, (hirta Wahlenb.) 600 - 720 48° BV. y, Giesekii (A. Giesekii Horn. F. D. 1518). (Suffertoppen) Giej. A. stricta Wahlenb. 70° 41’ (Om) 2. * A, biflora Wahlenb. (A. scandinavica Spr.) 60° 72°. 48° (und zu 2050’ ü. d. M.) V. * Stellaria media With. (600 72° 48’) V * 6, humifusa Rottb. (F. D. 978) 600 - 72° 48’ 8. *S, cerastoides L. 60°— 72° (und bis zu 2000‘ ü. d. M.) V. * 8. borealis Big. 600 - 64° 10’ (Zul., GEdth.) 2. 8. glauca With, G. palustris Reiz.). In ganz Grönland (Wormeti. in Horn. Herbarium). S. Edwardsii R. Br. (60°— 72° 48) V. . * Cerastium alpinum L. 60°— 72. 48’ (bis zu 1000’ 1.8. M.) B. R. C. triviale Lk. 60° 28° 60° 43’ (Jul.) 2. C, semidecandram L. (Upernivif) Gief. in Hornem. Herb. Sagina nodosa Fzl, An ven Fiorden Südgrönlands 61° 21’ (Opal) B.

635

v

* 8. saxatilis Wimm. 600 - 660 50’ (Jul., &btb.) V

* 8. procumbens L. 60° 43’ (Jul.) V.

S. caespitoss J. Vahl (Arenaria caespitora F. D. 2289) 64° 10’— 72° 48,

(Baals Revier, Pakitſok (Jak., Upern.) V.

Sileneae (5 sp.).

* Silene acaulis L. (60°— 72° 48) V., R.

* Viscaria alpina Fr. 60° 72° 48’ (bis zu 2000’ ü. d. M.) V. R.

Wahlbergella apetala Fr. 70° 47’ (Nialonaf) R. (Om.) ®,

W. affinis Fr. (Melandrium affine J. Wahl; Lychnis triflora' F. D. 2173) 65? 38’ 72° 48’ (dis zu 500’ ü. d, M. Holſtb., Jak., Ritt. Om., Upern.) 2.

W. triflora (Melandrium trifl. J. Vahl. F. D. 2356).

Onagrarieae (6 sp.) * Epilobium alpinum L, (600— 72° 48’) 2. * E, origanifolium Lam. 600 - 690 (Jul., GEdth., Disko) 2. Epilobium palustre L. (An den Fjorden Südgrönlands. Igallifo 610 2). 3. E. lineari Mühlenb. 60° 64° 10’ (Zul, GEdth.) B. * E. latifolium L. (600-729 489) V. R. * Chamaenerium angustifolium Spach. 60 ° 66° 50’ (Sul., Gdth., Holſtb. IB, Hippurideae (1 sp.). ij Hippuris vulgaris #, maritima Hn. (60° 70° 41-8. Halorrhageae (1 sp.). Myriophyllum alterniflorum D. C. 60° 49 (Jul.) 3. Pernacese (1 sp.). Pyrus americana D. O. 60°-- 62° 4’ (Yul.) ®. Rosaceae (14 sp.). * Rubus saxatilis L. 60° 8’ (Teffermiut) ®. R. Chamaemorus L. 64° 10’ (Amarafil) 8. ° Dryas integrifolia M. Vahl 60° 72° 48’ (und big 1500’ 1.5.9.) Egebe. V. R. * Sibbaldia procumbens L. 60°—69° 41’ und bis 2000’ ü. d. M. (Jul., Gboth., Holſtb., Chr., Godh., Jak.) V. Comarum palustre L. 600 - 640 10’ (Jul., Gdth.) V. Potentilla anserina L. (600 - 720 48) V. 8, groenlandica D. C. (P. Egedii Wormskj.) 600 72° 48°..®. P. pulchella R. Br. (F. D 2234) 700 - 70° 41’ (Waigatt, Om.) 8. P: Vahlians Lehm. (F. D. 1390) 69° 14’ 709 41! (Godh.) R. ffitt., Waigatt, Om.) V. P: nivea L. 640-720 48° (und bis zu 4400’ 4.0. M.) V. N. * P, emarginata Pursh. (F. D. 2291) 66° 50° 72° 48’ (Holftb., Ritt., Om., UÜpern.) 2. P. maculata Pourr. (60°-69% 3. R. P. tridentata Pursh. 60° 69° 32° (Zul., Gdth., Chr., JA) V. R. Alchemilla vulgaris L. 60°— 66° 50’ (Zul., Dislo:Inf.) V. R. * A, alpina L. 60°—.65° 38’ (und bis zu 1060’ ü. d. M. Jul., Gdth.) V. R.

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Papilionaceae (2 sp.).

* Lathyr us maritimus Fr. (Pisum maritimum L.) (Igalliko 610 2) V Vicia Cracca L. 600— 61° 2’ (ul) V. 8.

Beilage XI.

Einige Bemerkungen über die geognofifche und mineralogifche Kefchaffenheit Grönlands.

Bou H. Kint,

Es ift nicht Die Abficht des Berfaffers, bier eine wiſſenſchaftlich mineralogifche Abhandlung niederzulegen, ſondern nur fo wiel al8 möglich ein Intereſſe für dieſe Klaffe der Naturprodukte, namentlich bei denen zu erregen, bie felbft im Lande reifen oder auf irgend eine andere Art Gelegenheit finden, die Kenntniß berjelben zu vermehren. Die Botanit Grönlands kann wohl als nahezıt abgeichleffen be- trachtet werben; die Thierwelt, namentlich biejenige, weldhe fih im Meere auf- hält, mag eher noch ein weites Selb für Unterfuchungen darbieten, aber auch fie fteht in dieſer Hinficht jedenfalls noch weiter zurüd, als das Minerafreih. Denn die Mineralien find durchaus nicht an Klima und Vreitegrade gebunden, und man kann aus ber Lage bes Landes keineswegs barauf jchließen, mas Alles in demſelben vorlommen kann. Bon Mineralien, die in öfonomifcher Beziehung von Wichtigkeit werben konnten, ift allerdings bisher nur fehr wenig in Grönland gefunden worden, um befto mehr aber von ſolchen, bie von ben Mineralienlabinetten geſucht worden ſind und es auch noch werden.

Im Ganzen gibt es in Grönland vier Gebisgebilbungen:

1) die primitiven Gebirge;

2) die Sandfteinbildung bei Igalliko; 3) Trapp mit Steinfohlenbildung ; 4) Züngeres Alluvium.

1) Die primitiven Gebirgsarten find ohne Vergleich die am weiteften verbreiteten. Die Trappformation nimmt das größte Areal, namentlih in Nord⸗ grönland ein, und alle Übrigen find ſehr untergeordnet, und folglich füllen bie Urgebirge das gefammmte Übrige Areal und beſonders das ſüdliche Inſpeltorat.

In Rordgrönlagd tritt diefe Formation faft Überall als fchichtenförmig hervor, was in ben vielen bebeutenben Abhängen von nahezu 4000 Fuß Höhe, in denen man überall mehr ober weniger deutlihe Schichten und Streifen von hellerer und dunklerer Färbung und meift wellenförmiger Richtung fieht, wahrgenommen werben kann. Die Schichten laufen theilweife im fich jelbft zurüd, indem fie ſich concentriich formen und fchalenförmig um einen gemeinfchaftlichen Knoten im Hauptgebirge legen. Die Beftandtheile find außer Ouarz, Feldfpath. und Glimmer faft überall Horn» blende; mehr untergeordnet, aber doch zugleich fehr allgemein: Granaten- und Magneteifen. "Die allgemeine Gebirgsart ift daher hornblendeartiger Gneis, aber im Uebrigen bezeichnen die werfchiebenen Schichten Miſchungen derſelben Mineralien

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in verſchiedenen Verhältnifien, und namentlich beſtehen die helleren meiſt aus Feld⸗ ſpath und Quarz, die dunklen und geſchieferten meiſt aus Glimmer und Horn⸗ blende. An der Seite ber Schichten treten gleichzeitig Gänge hervor, bie dieſelben durchſchneiden und theil® aus benfelben Mineralien mit vorherrſchendem Feldſpath befteben, und darum für gleichzeitig mit jenen angefeben werben müflen, anbern- theils aber Trapp find, und ſich in biefem Galle icharf von jenen unterjcheiden und von neuerem Urfprung find.

Die eigenthümlichen Mineralien in biefen Gebirgen fchließen ſich beſonders an bie Partbien, die am meiſten in Schichten und Gänge gefondert find, wozu ge- wife Mineralien kommen, bie fich ‘über ausgebehntere Streden mehr eingemifcht zeigen, aber doch auch vorzugẽeweiſe in gewiſſe Schichten und Gänge ausgeichteben find. Obſchon nun aljo diefeibe Gneisbildung unendlich viele Mobififationen nach den Miſchungsverhältnifſen der Mineralien zeigt, kann man doch unter benfelben gewiſſe Partbien abfondern, welche ſich vorzugsweiſe durch biefe darin wortretenben Deineralien auszeichnen. Als folche können erwähnt werben:

a. Schichtenförmige Ausfcheidungen.

Hornblendejchiefer mit Granaten bildet die allergemöhnlichfter Schichten, die bejonders deutlich in den großen Abhängen heroortreten, welche in ben Diftriften von Upernivit und Omenak zu finden find, In dem hohen Bergfegel z. B., au deſſen Fuß die Kolonie Omenak liegt, zeigt fih an dem fteil abgefchnittenen oberften Theile, der in der Höhe von 1000 Fuß beginnt, die Hornblente in bandförmig gebildeten Streifen, die um den ganzen Kegel Taufen und außerdem nod in ifolirten nierenförmigen Partbien.

Außer den faft ganz allgemeinen Granaten enthalten die Hornblendeichichten an anderen Stellen vwerjchiedene Arten von Strahlenftein, Asbeſt, ESchwefelfies .1f. w. In ben Diftrikter Omenaf, Chriſtianshaab und Egedesminde Kiltet auch Dolomit mit Tremolit und verfchiedenen andern Mineralien bebeutende Schichten. Bei Upernivit bildet Anthophyllit mit Strahlenftein eine bejonders merkwürdige Edit. Ebendaſelbſt zeichnen fih auch feldipathreihe Schichten mit Duarz, Dichroit und Granaten aus.

b. Sangförmige Ausfheidungen.

Diefe beftehen zum größten Theile aus groblörnigein, an Feldſpath fehr reichen Granit, und find keineswegs ſcharf von den Schichten gejchieven, fondern gehen auch geradezu im folche über, welche vorzugsweiſe dieſelben Beftandiheile haben und als gleichzeitig mit ihnen gebildet angefehen werden müſſen. Cie beftehen theil- weife aus rothem Feldipath -und enthalten dann insbefondere Magneteifen und Agatit, und nebft Allanit, Zirkon und ES chwefelfies, theils aus weißen Feldſpath und enthalten dann gewöhnlicherweife Turmalin.

e. Zerftreute Einmifhungen.

An gewifien Stellen ift der Gneis auf weite Striche rotbgefärbt ; die Beſtand⸗ tbeife deſſelben haben offenbar eine fremtartige Einwirkung erlitten, namentlich ift der Slimmer bald verfchwunden, bald in eine tafgartige ober hloritartige Maſſe verwanbelt, unb an Stelle beffelben zeigt fich überall Epidot, zum Theil als ſchmale Gänge und in Klüften ausgefchieden, nebft Eifenglanz und Kallſpath. Unter folchen

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% m

Verhälmiſſen kommt auch ein Weichfteinfager vor, und ſcheint daſſelbe aus Glimmer oder Hornblende, die in gleicher Weiſe verändert iſt, entſtanden zu ſeyn.

Auf anderen ebenfalls bedentenden Strecken zeichnet ſich der Gneis durch feinen eingemiſchten Schwefelkies und Magnetlies aus, wobei auch häufig Graphit zu ſeyn pflegt, wie 3.9. auf der Langeninfel bei Upernivik und ber Großinſel bei Omenak.

Geht man demnächft in das fübliche Infpeltorat über, fo zeigen bie Urgebirge im Großen bdafelbft die gleichfalls Schichten bildende Bejchaffenbeit, und ebenfo überall eine Einmiſchung von SHornblende, und an gewiffen Etellen bebeutenve Hornblendeſchichten. Das Thal Kookasſik auf Sermefot zeigt ausgezeichnete natlir- liche Durchiehnitte von Gebirgen von mehreren Taufend Fuß Höhe, in benen bie belleren Parthien vworherrichend Feldfpath, die dunkleren Dagegen Hornklende und Glimmer enthalten. Doc ettbedt man auf ber anbern Seite, mehr als in dem nördlichen Theile, mafjive oder nicht jchichtenfürmig gebildete Gebirgsarten, bie ſich nicht auf Gänge beſchränken, fondern jelbftfländige Bergmaſſen zu bilden fcheinen. Diefe Gebirgsarten gleichen zum größten Theile dem Syenit, wie das jogenannte veriwitterte Field bei Fredrifshab und auf Nennarjoit, aber an andern Stellen wieder mehr dem Grünftein, oder reinem Granit, oder Norit, letzterem namentlich im ſüdlichſten Theife: Webrigens find bie Trappgänge bier faft noch häufiger, als in Nordgrönland in der Nähe der Trappformation felbft, wie auch verfchiedene por- phyrartige Gänge nicht felten find, namentlih im Diftrift Julianehaab, wo man auch poröfe, fchladenartige Maſſen mit Blafenlöcbern darin gefunden bat. Jene mafjiven Gebirgsarten zeigen auch auf der anderen Seite einen gleichmäßigen Mebergang in die fchichtenförmigen, und würde es daher gewiß jchwierig ſeyn, Das relative Alter und die übrigen gegenfeitigen Verhältniſſe aller hier erwähnten Ge⸗ birgsarten,, zu denen noch Diabas, Schriftgranit, Granulit und Schiefer, ber zum Theil ſehr graphitbaltig ift, hinzugefügt werben könnte, zu beftimmen.

Was nun die Beichaffenheit der Gneisfcjichten felbft betrifft, ergaben bie nad folgenden Berzeichniffe hinreichende Aufffarung über bie darin vorkommenden Mime- ralien. In Bezug auf Die größeren Ausfcheidungen wird bier unter Anderem be- merkt, Daß die großen Echichten von Dolomit mit Tremolyt u. a. m Südgrön⸗ land nur wenig bemerkt find, wogegen bier Weichfteinfchichten, theilweiſe ‚auch mit Tremolyt eine ähnliche Rolle zu Spielen jcheinen und namentlich im Diftrift Gobt- haab häufig find. Außerdem trifft man in Sübgrönland gewiffe ganz eigenthilm- liche Schichten, wie vor Allem ben Kryolith mit feinen metallifchen Begleitern und nächſtdem Eudialyt mit Sodalit und Arfoebfonit. Der Kryolith ift gleichfalls als eine beſtimmte Schiht im Gneis eingelagert, der in der gangen Gegend einer Auf (öfung oder Veränderung unterlegen zu feyn ſcheint; auf der Arjuts-Infel und ber Groß⸗Inſel geht er auch in ganz fchieferartige Schichten mit Schwefellies, Graphit und Epidot über. Eudialit ift in eine ganz befondere Gebirgsart über eine große Strede eingemifcht, und von maffiven Gebirgsarten unter gewiß ſehr complicirten Verhältniſſen umgeben.

2) Der rothe Sanbftein, der das Innere des Igallilo- und des Tunnud⸗ liorbik · Fiords (der 1828 von Pingel unterfucht wurde) umgibt, ſcheint älter als die Trappformation zu jeyn, jedoch bat man bisher noch gar feine organiſche Ueberreſte in demfelken vorgefunden. Er ift von. jehr fefter und harter Beichaffenbeit, aus gleichſam zuſammengeſchmolzenen Quarzkörnern beftehenb und von Porphyrgängen

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durchbrochen. Diefe ganze Formation fcheint ein fehr befchränktes Areal einzumeh⸗ men, wenn fie fich nicht etwa unter bem Eife des Innenlandes fortfegen follte.

8) Die Trappformation mit lohlenführenden Schichten. Ihre Ausdehnung ift bebeutend, denn fie umfaßt die Spartenhufshalbinjel, das unbekannte Eiland, die Upernivilsnaje, die Nourſoalshalbinſel, bie Hafeninfel und Dislo. Der Trapp bildet mächtige Gebirgsmaſſen mit flacher Oberfläche und fteil abfallenden Seiten; Sanbftein mit Kohlenfchichten geben ben nieberer vorfpringenden Fuß unter dieſen Abhängen ab, und fcheinen fich übrigens auch nad innen unter den Lrappichichten fortzufegen,, indem fie bie Unterlage berjelben bilden und fie von dem Gneis ab- ſcheiden. Es kommen auch ferner kohlenführende Schichten hoch oben vor, bie ſowohl auf dem Trapp ruhen, als auch won ihm bevedt find, mas barauf beutet, daß fie im den Zwiſchenräumen zwiſchen verſchiedenen Trappausbrüchen abgelagert wurben, und im Ganzen wirklich gleichzeitig mit ber Trappbilbung find. Doch gibt es auch große Stredeen von Trappgebirgen, auf denen die Koblenbilbung mangelt. Außer- halb des regelmäßigen großen Trappterrains, aber doch in der Nähe beijelben,, trifft man mitten im Gneis einzelne ifolirte Trappausbrüche, von benen ber merkwür⸗ digfte auf dem Feſtlande in der Nähe won Pröven (die Probe), nicht weit von der Stelle, wo früher eine Kolonie an ber Bucht Elalluit geftanden haben foll, ent- dedt wurde. Sie ericheint bier als ein Traterförniges Thal, welches der Form nach mit Monte Somma verglichen werben Tönnte, aber faum '/, Meile im Um- freis bat und ungefähr '/, Meile vom nächſten Trappgebirge liegt.

In Hinſicht auf die mineralogifche Befchaffenbeit des Trapps ınuß zwifchen ben nieberften Schichten, die in ber Regel tbeils tuffartig und anderntheils auffallend m Säulen von ber Form des Bafalts und mit dichten Brüchen zerflüftet find, und den oberen uormalen Trappichichten unterſchieden werben, welche letztere bie Haupt- mafle der Gebirge ausmachen und won einem mehr kriſtalliniſchen Bruch find.

Bon ‚organifchen Reften bat man als Begleiter der Koblenjchichten zahlreiche .

verlohlte Holzſtücke gefunden, von welchen einige durch Vaupelt unterfucht und als Nadelhößer (Pinites Rinkienue) beftimmt find, außerdem Abprüde von Farrn⸗ träutern,, deren einige erſt kürzlich von Inſpeltor Olrik eingefendet wurben; höchſt merkwürdige Abbrüde von Blättern (mie es fcheint von Laubholz) im Sanditein, einige von Gieſele gefundene und einen vom Baftor Haafe aus Quienak eingeſen⸗ beten ſehr merkwürbigen Ammonit, von weldem e8 aber auch ſchon ältere Exem⸗ place geben fol. Doch drängen alle dieſe Mefte noch auf nähere Beſtimmung, um das Alter der Formation daraus abzuleiten.

4) Alluvium von Sand und Lehm. Diefe Bildung findet ſich eben- ſowohl in Südgröuland, als in Norbgrönland, aber Doch am jchönften ausgebildet und am veichften an eingefchloffenen Weichthierkriftallen und Fiſchabdrücken im letz⸗ teren. Im einer folchen mit Lehm untermifchten Sandſchicht bei Pattorſik im Omenalsfjorb finb dreizehn Arten von Schalthieren gefammelt, die von Herrn D. Mor beſtimmt wurben, ber darunter zwei, nämlich Glycimeris siligua und Panopaea norvegica fand, bie an dieſer Küfte nicht mehr lebend, wohl aber bei Island und Newfoundland angetroffen werden.

Die bier folgende Schilderung gibt Die nöthigften Aufflärungen über bie verfchiebenen Mineralien und über die Lofalitäten und Verhältniſſe ihres Vor⸗ lommens:

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I. | Nordgrönland.

1) Diſtrikt Godhavn. Die Inſel Disko beſteht der Hauptſache nach aus ſogenannten Trappgebirgen. Trapp iſt eine ältere vulkaniſche Gebirgsart, die an vielen Stellen noch große Aehnlichkeit mit dem Ausſehen der Lava zeigt, ſchlackig und mit Blaſen und Löchern erfüllt ift. Beſonders in dieſen Blaſen und Lüchern zeigen fich merfwilrbige, größtentheils Triftallifirte Mineralien, fogenannte Zeolithe. Der Trapp bildet große horizontale Schichten was man deutlich un den Abhängen ober ben ſcharf abgejchnittenen Seitenwänden erfennt; es jcheint jebe derſelben aus einem Strome entftanden, ber ſich Über bie darunterliegende ausgebrendt hat, und zufammen erreichen fie eine Dicke von 2 bis 3000 Fuß, jebe einzelne mißt 60 bis 100 Fuß. An vielen Stellen ımb befonders bei Gobhaun ift es deutlich zu fehen, daß dieſe Trappmaſſe auf einer Grundlage der älteren Gebirgsarten, die über ben größten Theil von Grönland ausgebreitet find, nämlich Granit und Gneis, ruht; denn biefelben kommen bier und Dort unter dem Fuße der Trappgebirge vor und bilden Das niedere Borland, wie 3. B. bie Halbinfel, morauf die Kolonie God⸗ havn liegt. Diefe Gneisichichten oder der Schichten bildende Granit ber Halb- infel Godhaon gleichen den gemöhnlichften Gebirgsarten, aus benen ber größelte Theil der grönländiichen Felſen befteht. Der Gneis befteht aus Quarz, Feldſpath, Glimmer und Hornblende, welche Mineralien in ben verſchiedenen Schichten in verfchiebenartigem Mengeverhältniß gemifcht find, fo daß bald das eine, bald das andere Das worherrichende ift, oder daß auch einzelne Schichten fo gut wie ganz aus einem einzigen biefer Minerale beftehen, wie beſonders bie glimmerreiche Schicht oder der Glimmerſchiefer, die hornblendereiche oder der Hornblendefchiefer, die Quarzſchichten u. ſ. w. Gänge oder Adern, die meift aus Feldſpath beftehen, durchkrenzen die Schichten in verfchiebenen Richtungen. In der Gegend von Lyngmarken, wo die Quellen entfpringen, findet man Zrapptuff mit eingefchloffenen Bruchſtücken von Gneis: dort ruht der Trapp auf einer Gneisunterlage. Die Ger birgsart tft fchladig und ähnlich einem Lavaſtrome, der theilweife erflartt ift, wäh⸗ vend er tbeilmeife noch fließend und in Bewegung war. Die erftarrte Maſſe ift zerbrochen, bie Bruchſtücke mit Bruchftüden der Unterlage gemifcht, und fpäter wieder zufammengefittet. Die poröfe Beſchaffenheit dieſer Gebirgsart ift ohne Zweifel der Grund, daß fie Waffer enthält und ven Quellen Nahrung gibt. In den Hauptichichten zeigt fich der Trapp wie gewöhnlich; doch auch in kleinere Säulen zerffüftet als Bafalt; bei Tunno im Dislofjord gefchiefert und gangförmig, als dichter Trapp mit Olivin, mit Schwefelfies und rothbraun burch Verwitterung oder Auflöſung der Gebirgsart. Chabaſit, zu gewöhnlichen Rhomboöbern kriſtalliſirt, ift bei Lyngmarten häufig, Er finder fi auch häufig mit einem heil- rothen, weichen, taltartigen Mineral verbunden, das zeripringt, wenn man es ine Waſſer fegt, und Übrigens noch nicht näher umterfucht if. Auch anders geformte Heine Kriftalle von Chabafit findet ih am Diskofjord. Levyn, dieſes bisher nnr von den Fardern befannte Mmeral, if in Nordgrönland ziemlich häufig und findet fi” namentlich bei Lyngmarken, theils jelbfiftindig, theils mit eimem halb⸗ burchfichtigen dichten Zeolitb und mit Chabafit verbunden. Stilbit kommt am Diekofjord vor; aber fo haufig ſich dieß Mineral auf den Yardern findet und fo ſchöne Kriftalle e& dort bildet, bleibt e8 in Grönland doch Iparfam; bei Lyngmarlen

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verbindet es ſich mit Levyn. Meſotyp findet ſich auch in Lyngmarken und am Diskofjord; bier in. ziemlich großen Stücken, beſonders auf ber Nordſeite ber Bucht Ekalluit, welche Gegenb überhaupt fehr reich an Zeolithen zu fegn jcheint, aber noch nicht unterfucht if. Analcim fand fi am Englänberhafen: einige unbeftimmte Zeolithe, barımter ein Fugelförmiger bichter im Windthal (Blöfedal), andere im Dielofjord; Oke nit oder Dysklaſit von fehwach ſtrahligem Bruch, ſchwach burchicheinend; Kalkſpath in Rhombosdern mit abgeſtumpften Eden findet fih in den Höhlen unter bem Skarvefjeld und bei Fortunebai; haar⸗ fürmiger Mefotyp auf Chabafit bei Karufoit und anderen Punkten im Disko⸗ fiord; gediegenes Kupfer, als fehr Heine Körner im Meſotyp; Bergkriftali und Quarz mit unbelannten Kriftallen befüet; glafiger Quarz mit Blafen und Löcheen; Jaſpis, fowie grüner Jaſpis (Nephrit ) und gelber werhärteter Thon, ebenfalls im Diskofjord, vorzugsmeife an ber Bucht von Ekalluit und bei Malligial.

2) Egedesmindes Diſtrikt. Hier hat man bisher nur die ſogenannten Urgebirge gefunden, aber ſie ſind an vielen Stellen ſehr geſchiefert und in Schichten von verſchiedenartigem Ausſehen geſondert, die wieder in verſchiedenen Richtungen von Adern und Gängen durchkrenzt find, Die ſchwarzen, ſehr geſchieferten Schichten befteben im Allgemeinen aus Hornblende, und. die weißen oder röthlichen Adern aus Granit im eigentlichen Berftande, d. b. aus Feldſpath, Quarz und Glimmer, welche Mineralien meift jehr großkörnig darin auftreten, Der Glimmer bildet ſehr haufig große Blatten, die jedoch ohne Sprengung ober Minenarbeit ſchwer heraus⸗ zubelommen find. Wo ſich die Felfen in dieſer Weiſe ans verſchiedenen Schichten: zufannnengefetst zeigen, pflegt man auch fehr häufig einzelne weniger allgemein vorkommende Mineralien zu finden, und fo wenig biefev Diſtrikt, beionders im Snnern der großen Fjorde, bereist ift, bat mar. boch ſchon höchſt intereſſante Funde gethan.

Auf der Inſel Aito (67° 55° N. Br) und in. deren Umgegend zeigte ſich ſchwarze und braune Hornblende theils ſelbſtſtändig, theils mit grünem Diallag und mit Granaten vermiſcht; ferner grüner Diallag allein; ein unbekanntes durch⸗ ſichtiges, gelbliches und hartes Mineral, in der ſchwarzen Hornblende ſitzend; auf der Südſeite der Inſel ſehr oft in ben Hornblendeſchichten Granaten, doch ohne hohen Werth; blättriger Graphit, beſonders auf ber Inſel Rifkol, weſtlich von Aito, und in. großer Menge an der Bucht Ekallugarſoit, ſowie auch im Innern des Nelſotouhſjords.

Am Vorgebirge Nounggeitſiak bei Eginiarfik (680 10 N. Br.) bidet das ziemlich ſeltene Mineral Allanit flache, ſchwarze und glänzende Körner in den röth⸗ lichen Granitgängen, namentlich in Menge auf ber Heinen Felsnaſe, bie unmittelbar in die Eee fpringt; es ift jedoch ſchwer herauszuſchlagen. In feiner. Begleitung, _ bier ſowohl als an mehreren anderen Fundorten, obfehen es in Grönland ummer felten bleibt, zeigt ſich Zirkon in fehr Heinen, aber beutlichen Kriſtallen. Auf der Inſel Innuſulik fond man Allanit in Feldſpath und als loſe Stücke, von weißem Feldſpath und Schriftgranit begleitet.

Auf der Inſel Sungaurſak zeigt ſich Apatit, theils allein, theils im Granit und als mehr oder weniger bejchädigte Kriftalle. Obſchon dieſes Minerat. in Norb- grönland überhaupt nicht. felten ift, fand ‚man, Doch- Koch - nirgends Priftalle von

Ctzel, Groͤnland. 41

—8

. 642

fo außerordentlicher Größe als an dieſem Orte; ta ihre Maffe aber jehr weich ift; iſt es auferortentlich ſchwer, fie aus ber Karten Gebirgsart anders als in Bruch⸗ ftüden herauszubekommen; doch enthält biefelbe dem Anfcheine nach Kriſtalle von 6 bis 8 Zoll Diameter. Ferner fintet man bier fehr große Kriftalle von Schwe⸗ feifies und dunkelgrünem halbdurchſichtigen Feldfrath. Alle drei Mineralien finben fi neben einander ‘an einer Felswand, deren gefbliche ober roſtbraune Färbung ber Inſel ihren grönfänbifehen Namen verlieh. Auch die naheliegende Infel Akudlek bietet verfchiebenartige intereflante Mineralien bar.

Die Infel Maneetfot enthält große und mächtige Schichten von glimmerbal- tigem Dolomit mit Tremelit. Berner glas» und asbeftartigen Tremolit, theilmeife in großen fternförmigen Gruppen; eine mit Dolomit abwechſelnde, Schichten bil- dende, fehr quarzbaltige Gebirgsart, zum Theil auch mit Titanit ımb grünem Strahlſtein verbunden; fehr großkörnigen, gran:grünen Ealit; grasgriinen Salit; grünen Strahlſtein; Salit mit Kalkſpath und Strahlftein, in verſchiedene, theil⸗ weife deutlich ausgebildete Formen Triftallifirt; in Kallſpath kriſtalliſtrten Strahl⸗ ſtein; Molybdänglanz, in Salit fein eingefprengt; Titantt mit Sfrahlftein in ber erwäßnten jehr quarzseichen Gebirgsart; Idokras, dem in Böhmen vorlommenten Sgeran nicht unähnlich; baffelbe mit einem befonberen weißen Feldſpath vermifcht und theifweife außerordentlich dentlich Friftaflifirt, auch mit Katkipath verbunden: ein unbekanntes braungelbes Mineral in bichtem Quarz; Tabraborartigen, oder in Farben spielenden Feldſpath; Staurolith in Talffchiefer; gelben Glimmer, wie es Scheint im abgefihliffenen Kriftellen in Quarz. Der Fundort aller biejer erwähnten Mineralien ift der Bftlichfte- Bunt der Inſel, wo ſich der bewohnte Platz befindet: und fie neben einander zu treffen find. In der Mitte der Südſeite der Inſel zeigt fich rother Feldſpath in undeutlichen Kriftallen, mit Heimen Kri⸗ fallen eines unbelannten Minerals überzogen, und mit Bergkriftall und Eifen- glanz; auch eine unbelannte poröſe Maffe in denſelben eingelagert.

An der Bucht: Teffiurfat zeigt fih Glimmer in Platten von etwa einer Hand Größe, die jehr regelmäßig, Mar und burchfichtig, und von ziemlicher Dide find; fie liegen in einem zufällig febr loſen vermitterten Theile der Gebirgeart.

Die Inſel Pudleet bietet Gramaten dar, nnd ber’ Diftrift an einem noch un- bekannt gebliebenen Fundorte, den ein Grömänder auf der Renthierjagd pafſirte. ſchwarzen Spinell in einem ziemlich großen Kriſtall.

8) Diftrift .von Chriſtianshaab. Ueber die Befdhaffenheit der Ge- birgsart gilt daſſelbe, was darüber in Hinficht des vorigen Diftrifts gejagt If, doch ift die Anſammlung hier geringer. Um die Süpoftbiiht herum dürfte viel: licht noch manches Inteteffante gefunden werben, wie auch an ber Bucht Orpiffeit Allanit geſehen iſt; ba ber Verfafler bie Gegend bereiste, als fie mit Echnee be- deckt war, ift fie eigentlich noch undurchforſcht.

Die Gegend bei Ekamiut bietet Turmalin, als großes abgebrochenes Prisma in weißem Feldſpath ‚mit gelbem Glimmer, Quarz und Granaten; ferner Titan- eiſen in demſelben Feldſpath mit grünem Strahlſtein, ſchwarzer Hornblende und einem röthlichen dichten, und einem braunen kriſtalliniſchen unbekannten Mineral.

- Die Imfel Alubdlek zeigte: Dichten Epidot und ein augitartiges Mineral als Heine Kriſtalle in röthlichent Feldſpath. Auf der Landipige Nook fand man gewöhnlichen Dolomit-in eben fo großen

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Schichten, wie auf Maneelfof; ferner glimmerhaltigen Dolomit; ein eigenthümliches weiches, grüntiches Mineral in bemfelben, welches fi ‚bei chemifcher Unterfuchung als Magnefiafitifat ergab; dann Tremolit in .Demferdens ein--derbes weißes, falit- artiges Mineral; berben grünen. Ealit mit kriſtalliſtrtem Strahlftein; in Quarz kriſtalliſirten Salit; ſtark voftfarbigen Etrahlftein, Asbert und Amiant, als Be gleiter einer unbebeutenten Graphitſchicht; branne asbeftartige Hornblende; weißen Glimmerſchiefer; greünlichen labradorartigen Feldſpath in Quarz Mriftallifirt; in Quarz kriſtalliſtrten Turmalin mit Granaten und einem Albitkriſtall (9), endlich ebenfalls im Quarz ein unbelanntes Mineral (Polymignit mit nee Slimmer.

Die Bucht Kangerdluluk bet graulichen Dolomit, allen und mit einem talk⸗ artigen Mineral; grünen und braunen Strahlftein (Anthophylit?); weißen Feld ˖ ipatb oder Albit, mit Glimmer und Apatit.

Auf der Inſel Suilaurſak zeigt ſich ſchwarze Hornblenbe; gewöhnliche heil grüne Hornblende; grüner Strahlſtein, mit Kallſpath kriſtalliſirt; gelber Epidot, in hellgrüne Hormblende kriſtalliſirt; ſchwarze Homblente ‚mit Granaten; befonderer weißer Felbipath mit Granaten; rotder Schriftgranit; Magneteifen, in großkörnigem Granit kriſtalliſirt. Diefes letztere Mineral kommt jo gut mie überall in größeren ober Heineren Körner in ben Gefteinen eingefprengt vor, befonbers aber in ben röthlichen Granitabern gleichgeitig mit grünem Apatit; an einzelnen Stellen find die Kriſtalle von ungewöhnlicher Größe.

Auf dem Gebirgsrücken Kalkarſoakl fand man ‚weißen Feldſpath theilmeife in undeutlichen Kriſtallen; chloritartigen Schiefer; Kupfergrün als Geſteinsüberzug und ein umbelanutes hellrothes Mineral, mit hellgrüner Hornblende und Quarz vermiſcht.

Bon der Sübſeite der Bucht Elallnit erhielt man braunen Strahlſtein mit Gransten, und eine Menge loſer Granaten ohne Werth; Albit mit Apatit und Sfimmer; kriſtallifirten Albit, deſſen Kriftalle ebenſo wie die des gewöhnlichen Felbſpaths in Nordgrönland fehr felten find.

Die Umgegend von Claushavn bet vunde Quarxrollſteine, aus der Lehm⸗

bucht; ein augitartiges Mimeral, als lange wierfeitige Prismen in -granen Kalkſtein triftallifiet; gelben und bunlien Quarz in Glimmer, bei Pingoarſuk; Buntkupfererz mit Kupferlies in Quarzſchichten im ber Nähe der Häufer bei Claushavn, wenn auch ſparſam eingefptengt gefimden, wo. fi. auch Sparen von Zinnftein gezeigt haben jollen; und enblich dunklen Schiefer mit. Eifenfpath und Schmefelfies. . HM Diftrilt von Jakobshavn. Die Gebirge find won berfelben Ber ſchaffenheit wie bie im vorhergehenden Diftrifte, bisher aber nur wenige befondere Mineralien gefuriben, wie: dichter Epidot auf röthlichem Gneis an einer natikelich geſchliffenen und gefurchten Felswand im Kororjoalthale; ein hellgelbes nnbelanntes Minerat mit Granaten in Feldſpath, an dem nörblidgen Borgebirge; röthlichen Gueis an einer ebenfalls natürlich gefchliffenen und gefurchten Felswand am Pa- titſolfiord; Epidot in röthlichen Gneis eingejprengt an dem Gipfel des Landes am Palitſolfjord; Topfftein ebendort; ein ſchmaler Bafaltgang bei Sauernek; lofe Trapp⸗ blöcke mit Adern eines hornblendeartigen Minerals in Menge auf dem Lande um ben Palitfoffiord,; Strahlftein mit Ealit und Etaurolith in Tallſchiefer.

5) Diftrift.von Ritenbent. Diefer Diftrilt umfaßt den langen Strich ber Feſtlandsküſte länge bes Waigattſundes bis zum- Omenaksfjord, der ſich durch

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ſeine zahlreichen Steinlohlenbildungen unser ben hohen Trappgebirgen auszeichnet. In der Umgegend von Ritenbenk ſelbſt, auf Erbprinzeneiland, iſt noch nichts bes ſonders Merkwürdiges gefunden. Es bot dar: ſtark glänzende, faſt pechartige Steinkohle in den ſtammförmigen Theilen bei Atanekerdluk, und in loſen Stücken darauf ſitzenden Bernſtein; bei Mannik, ungefähr eine Viertelmeile oberhalb des Zeltplatzes, im Abhange des Strombettes Anthracit. Dieſes Mineral, welches den Uebergang von Steinkohle zu Graphit bildet, iſt auch in der Graphitſchicht bei Karſok gefunden. Bei Mannik bildet es eine ganze Schicht, wie Steinkohle, und zeigt ſich deutlich als aus einer Kohlenſchicht, die mit. glühendem Baſalt bedeckt wurde, entſtanden. Ferner Steinkohle in einer Schicht von zwei Ellen Dicke, am Seeſtrande bei Enalioſivik (Patoot) und in einer gleichen Schicht bei Atane; mit Bernſtein bedeckte Steinkohle auf der Haſeninſel, wo ſie ſich auch in Form eines flachgedrückten Zweiges zeigt; ſchieferigen Sandſtein, in den Schichten, welche die Kohlenſchichten am Waigattfund einſchließen, ebendort rothen, gehärteten Schiefer und rothen Sandſtein; normalen Trapp im Vorgebirge bei Atanekerdluk und bei Nourſoak; ſchlackigen Trapp bei Enalioſivik; Chabaſit, Hyalith, Opal und verſchie⸗ dene Zeoliihe, an ber Küſte des Waigattſundes geſammelt; Kallſpath odet islän⸗ diſcher Doppelſpath bei Tunnudlerſoak und Nourſoal. Die Gegend bei Makkak, wo die Trappgebirge in hohem Grade aufgelöst und von zahlreichen Gängen durch⸗ ichnitten find, bie verſchiedene Zeolithe und andere Mineralien enthalten, bietet an einem in ber dortigen Bucht ausmündenden Fluffe, deſſen Bett mit zahlreichen loſen Blöden erfüllt iſt, dar: bichten und kriſtalliſirten Natrolith; Kalkipath in großen Kriftallen und Natrolith; Analcim, in Heine Würfel Eriftallifirt; Olenit oder Dysklaſit in zwei Bartetäten, Die eine mit einem flrahligen Bruch, die andere asbeftartig, fo daß fie in lange und dünne Nateln ober Fäden zerlegt werben kann. Diefes fonft ziemlich ungewöhnliche Mineral wird an diefer Stelle in aufer- ordentlicher Menge gefunden ‚und bildet Gänge, welche die Gebirgsmaſſe in allen Richtungen durchkreuzen und pflegt in Form von fcharfen Kämmen hervorzuſtehen, da die Maſſe deſſelben nicht jo leicht fich zerjeßt, wie Die der Felſen ſelbſt. Uebri- gene ift das Mineral durch feine weiße Farbe und feine merkwürdige Form leicht erkennbar. Es kann in großen Platten, Die auffallende Aehnlichkeit mit verftei- nertem Holze haben, gebrochen werben; die feinen Naben, worin es fich fenbern laßt, find fehr ſcharf und ftehend, wobei fich die dieſem Mineral eigenthümliche große Zähigleit zu erfennen gibt, Außerbem- findet fich bort ein theils grünliches, theils gelbliches, jehr weiches Diineral, welches das vorhergehenbe in großer Menge begleitet, aber noch nicht unterfucht ift; und weiter Arragonit mit Mefotyp und Kallſpath bei dem Worgebirge Nulluk; Moosagat und Bergkriſtall auf Trapp bei Igiarſuk und fchwarzer bituminöfer Arragonit bei Neurfal.

Die Umgegend. von Nourſal zeigt auch noch befonders Kalkſpath in merkwür⸗ digen, kugelförmigen Theilen, und verjchiedenen anderen Formen unb Varietäten; Arragonit in großen, fternförmig gruppirten und in Kallſpath eingelagerten Kri- ftallen, in welder Form dieß Mineral bier jpaltenförmige Gänge von 8 bis 10 Zoll Dide ausfällt; ferner fadenförmigen Arragonit; Chalcebon in verfchiedenen Farben; ein braunes opalartiges Deineral und Hyalith.

6). Diftrift von Omenak. Die Gebirgsbeſchaffenheit ift wie Die erwähnte und bat ſich an jeltenen Mineralien bisher nicht ſehr reich gezeigt.

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Die Umgegend von Niakornat bietet verſchiedene Zeolithe, theils kriſtalliſirt, theils dicht oder von verſchiedener kriſtalliniſcher Structur, fih im Ausfehen ben Okenit, Mefotyp, Prehnit, Comptenit und anderen näbernd, aber noch nicht unter- fucht und beftimmt. Sie find alle ziemlich große, maflive Etüde ohne daran bängendes Geftein; Tosliegend am Strande, theild in ben Flußbetten gefunden. Ein ſehr gewöhnlicher dichter Zeolith darunter zeigt fich im Bruche dem Porceflan oder Bisfrit nicht unähnlich. Außerdem findet man bort Ofenit; beſonderen kri⸗ Rallinifchen Trapp mit einem dunkelbraunen, hafbmetalliicgen, glänzenden Mineral, und andere eigenthlimliche kugelrunde Trappmaſſen unbelannten Uriprungs, loſe auf der Oberfläche vorfommend; dann Ehalcebon, theifweife mit Kallſpath, befon- ders in ber Gegend von Sermefol häufig; Kalkſpath und Bergkriſtall, beide in verfehiedenen Formen und Varietäten, ven zuletzt erwähnten namentlich in amt gezeichnet Maren und an beiden Enden entwidelten Kriftallen. Ferner Trapp mit Olivin; Dolomit mit einem unbetannten Mineral, auf Kangek vorkommend; und endlich baumartige Kohlen und eine fie begleitende faſerige, baſtartige Maſſe, von Lehm umgeben, in der Kohlenſchicht oberhalb Hiflils Thal, zwei Meilen vom Strante der Hollänberbudit.

An verjchiedenen Punkten der ſüdlichen Feſtlandsküſte fand man Dolomit mit einem unbekannten Mineral, und mit Tremolit und einem anderen weicheren Mi- neral; dann grünlichen Feldſpath allein, und mit Titanit verbunden, Alles beſon⸗ ders am Iskul bei Sarfarfil; ferner ſchwarze und graue Hornblende bei Kellakitſok; Gneis mit Echwefelfies am Jökul bei Sermiarfut; weißes asbeftartiger Mineral mit Glimmer am Jðkul bei Affalaf; und enbfich kriſtalliniſchen Trapp und Trapp mit Olivin bei Sarfoaet.

Die Gegend bei Karſok liefert weißen Sandftein, in dem Graphitichichten vor⸗ fommen, dunklen Eandftein mit eingemifchtem Graphit, reinen und’ fehieferigen Graphit; befonders eigenthüimlichen Trapp, ber bie Gebirgsart unter ber Graphit- ſchicht bildet, Quarz mit fchwarzer Hornblende in langen bünnen Prismen, ber die Gänge in berfelben Gebirgsart bildet: und verſchiedene losliegende Zeolithe auf der Oberfläche in einer Höhe von 3 bis 4000 Fuß fiber dem Meere.

Ferner Tommen bier ımb bort auf der füblichen Feſtlandslüſte vor: Kalkſpath, Quarz und Chalcebon; verſchiedene Zeolithe, darunter ein glimmerartiger bei Ujaratorfoit; bei Kome Dolomit al8 Iofe Blöde, und ſchwarzer Arragonit; ver- ſchiedene, theils nicht beftimmte Zeolithe am Jökul von Tuagarſoit; ebendort Trapptuff und Trapp als die Kohlenlage bededender Gang; durch dieſe Berührung im Sandftein verhärtete Kohle; gewöhnlicher Sandftein aus den Koblenfchichten; verjelbe mit einem eingemijchten eigenthümlichen, grünlichen, jehr weichen Mineral ; Steinkohle aus gewöhnlichen Schichten; Eiſenvitriol aus ben Kohlenfchichtenz eine eigene Barietät deſſelben (?/, ſchwefelſanres Eiſenoryd); Rinden von ſchwefelſauren Salzen (Aaun?) als Ueberzug der Felswände; Echiefer mit Neften und Abdrücken von verfchterenen foffilen Pflanzen, befonders Farrnkräutern.

Der Aſſakak⸗Jökul lieferte foffile® Holz von hellbrauner Farbe, Stüde von einem Knorren und große flache Stüde, theils auch in Koble mit Pechglanz ver wandelt, worin bie Fibern des Holzes verſchwunden find.

Auf dem Borgebirge von Upernivik findet man Steinlohlen mit ausgezeichnetem Pechglanz; bei Omeneitfiaf einen eigenthümlichen weißen ober bläulichen Feldſpath,

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theils mit Farbenſpiel in..Heinen loſen Stüdchen ; Strahlftein mit. Glimmer und Bronzit (?); Epibot mit rothem Feldſpath und Hornblende und auch auf Dunn kriſtalliſirt; Magnetkies.

Die Inſel Omenak bietet gewöhnliche ſchwarze Hornblende; braune großlörnige

Hornblende, won Glimmerblättchen durchdrungen: asbeſtartigen Strahlſtein; grofß- körnigen Feldſpath, beſonders am grünen Vorgebirge; rothen Feldſpath mit ſchwar⸗ zer Hornblende; Feldſpath in undeutlichen Kriſtallen mit Kallſpath; dichten Epidot mit Quarz; Bronzit; Anthophyllit in einer lörnigen, quarzartigen Maſſe als loſen Block; und eine feinkörnige braune anthophyllitiſche Gebirgsmaſſe. » Auf,der Großen Inſel (Storden) findet man: beim Vorgebirge röthlichen Feldſpath; eimen befonberg Dichten grünlichen Feldſpath und ein feinkörniges epibot- reiches Gemenge; ferner andererorts röthlichen Kallſtein mit einem augitartigen Mineral; Kallkſpath mit einem zeolithartigen Mineral; gewöhnlichen Gneis; Horn⸗ blende in ſehr großen Schichten; ein grünes, ſalitartiges Mineral; großkörnigen Alhit; Turmalin, zum Theil als Bruchſtücke ſehr großer Kriſtalle, die in Albit eingelagert, aber leider ſo feſt ſitzen, daß ſie nicht in ganzem Zuſtande zu erhalten ſind; ſchwarzen Glimmer, undeutlich in Quarz kriſtalliſirt; albitartigen Feldſpath mit einem dem Ntteotantal ähnlichen unbekannten Mineral; Titaneiſen wit Gra⸗ naten in Hornblende; verwitterte granatartige Gebirgsart mit Granit, edle Gra- naten in Asbeſt und Gneis; Schwefelfies in Heinen loſen Stüden, Bruchftäde von Würfelkriſtallen; Graphit in loſen Stüden; ein hellblaues unbelauntes Mineral in jehr verwitterter Gebirgsart, und ebenbafelbft ein anderes unbekanntes Mineral, als Heine gelbe Prismen; bei Itivinge große Blöcke Magnetkies; Kallſpath; Alaun in feinen weißen Kriftallen, als Ninde der Felswände, dann als feite fabenartige Maife, und eine auf gleiche Weile vorkommende grünliche Rinde, und endlich ver- ſchiedene nicht beftimmte Mineralien..

Gewöhnlichen Topfftein bietet der Karial-Eisfiord; an der Bucht von Auer— ritok findet ſich jehr großförniger, blättriger, grüner Strahlſtein; anthophyllitiſcher Strahlſtein; grüner, blättriger Talk, theilweiſe undeutlich kriſtalliſirt mit Kallſpath; weißer Feldſpath in undeutlichen Kriſtallen; gewöhnlicher Feldſpath oder Orthollas, in Talk kriſtalliſirt. Hier fand man bisher Die einzigen guten und deutlichen Kri⸗ ftalle biefes in Nordgrönland gemöhnlichen Minerals. In derſelben Gegend zeigt ſich aud eine fehr ausgebreitete braune anthophyllitartige Bergart.

Strahlftein mit Anthophyllit lieferte Itifliarſuk; grobförniger Trapp findet ſich bei Okaitſol als breiter Gang ; gewöhnlicher Dolomit und- desgleichen mit Glimmer und Tremolit und einem unbelannten Mineral bei Okeſikſak; Trappgänge im In⸗ nern ber Eisfiorde bei Innerit, ımd an micht genau feftgeftellten Orten Bergkriſtall.

7) Diftrift von Upernivik. Wenn man den Graphit auf Langd und gewifle Mineralien, die ihn begleiten, ausnimmt, gibt e8 auch in biefem Diftift nichts befonbers Merkwürdiges; doch haben die Gebirgsarten auf ben nörblichiten Snfeln eine ſehr eigenthümliche Zufammenfegung und ein veränderliches Ausfehen.

Die Trapp und Koblenbildung in dem ſüdlichen Theile Bietet bar: gewöhn⸗ lichen Trapp bei Immerit; fänlenförmigen Baſalt bei Sufaufät; Sandſtein und Schiefer, worin die Kohlenlager gefunden werden, und Kalfipath bet Innerit; Analeim und Chabaſit bei Sulaufät; Leoyn, und verſchiedene Zeolithe anf ber Inſel Kioſak und dem Feitlande; baumartige Kohlen am Fjord Amitoarſul.

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Die Bergart der Urgebirge liefert auf ber Inſel PBröven: ‚Granit und eine eigenthilmliche Gangmaſſe; bei Ikareſak weißen Feldſpath mit Granaten; auf Langö verſchiedene Pergarten; auf der Upemivils-Infel Onarz und Feldſpath mit regel⸗ mãßig eingelagerten, kugelförmigen Granaten; auf Griſeö fehr verfchieben zuſam⸗ mengeſetzte Bergarten mit befonderem Reichthum an Granaten; bei Kaforfoal Gneis; bei Sauernel Hornblente, Granit, und bei Nutarmiut und auf Grifed Zrappgänge.

Ferner fand man noch an beſonderen Mineralien auf ber Inſel Upernieif: Anthophyllit, nelfenbraun und halbbucchfichtig und zum Theil verbunden mit einem fehönen, grünen Smaragdit; auch theilweije in Feldſpath Friftallifirt, und in einer hellbraunen undurchſichtigen Barietät, ferner weißen Feldſpath mit Magneteifen und mit grünem Strahlftein kriftellifirt.

Langö bietet noch: Dichroit in großer Verbreitung in ben Gebirgsarien der ganzen Inſel und überall durch ſein blaues Farbenſpiel beſonders erlennbar, weiter nach Norden in höchſt merkwürdigen großen Kriſtallen; ein weiches, grünes, unbe kanntes Mineral in weißem Feldſpath; ein anderes unbefanntes grünes, Lichtes Mineral; Graphit mit Dichroit; daſſelbe mit durchſichtigem Feldſpath oder Adular und mit edlen Granaten; beide mit Dichroit; blättrigen Graphit; ausgezeichneten fabenartigen oder faferigen Graphit; edle Granaten; oderartige Rinde der Fels- wände bei den Graphitſchichten.

Bei Kikertarſoak fand fich dichter Epidot und an verichiebenen nicht zu beftim- menden Orten: Echwefellies in zufanımengruppirten Würfeln, in Octadbern kri⸗ ftallifirt; Tremolit in, einer grünen Maſſe; Nephrit (bei Godhavn); grüner Idokras; kugelförmig zujammengehäufter Glimmer; Bergkriftall; Chalcedon; theilweife grün; Rauchtopas; und verſchiedene merkwürdige Rollſteine, die auf den ſchwimmenden Eisfjelden liegen, und ebendort auch Lehmmaſſen.

Die Inſel Sauig bei Chriſtianshaab liefert ausgezeichnet feſten und guten Torf; die kleineren Inſeln bei Egedesminde eine loſere moosartigere Torfmaſſe.

Die gehobenen Lehmſchichten an der Südoſtbucht und bei Pattorfik im Ome— nafsfjorb liefern wie die Darüber liegende mit Lehm gemifchte Sandſchicht eine Menge Eonchylien, unter Denen Herr Mörch 13 Arten feftftellte, von denen zwei bisher nicht lebend an ter grönländiſchen Küfte, wohl aber bei Island uud Neu— fundland vorfommen. Hierzu kommt endlich noch eine Sammlung Mufchelfchalen, die über tem Niveau des Mleeres auf Erbpringen-Eiland gefunden find, und eine Anzahl aus verfchiedenen Arten von Quarz gefertigter Pfeilfpigen und em Stück gebiegenes Eifen von 21- Pfund.

I. Sädgrönland.

Duarz. Von dieſem den Hauptbeftanbtbeil aller Gebirge bildenden Mineral kommen nur wenige Varietäten, bie ſich durch ihre Kriſtalliſation oder audere Eigenſchaften auszeichnen, in Südgrönland vor. Die gewöhnliche Art wird hier und dort in bedeutende ſelbſtſtändige Schichten ausgeſchieden gefunden, wie z. B. um Arſut uud Sennerut im Diſtrikt Fredrikshaab. Neben dem Kryolith zeigen ſich ſehr große, ‚aber nicht deutlich entwidelte Kriftalle, in einzelnen größeren Streden .ves Suftertoppen - Diftrifts zeichnet fih der. Ouarz durch eine blänliche Tarbe aus.

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Kiefelfinter wirb von ben warmen Quellen auf nnartot im Diſtrikt Inlianehaab abgeſetzt.

Gewöhnlicher Bergkriſtall findet ſich hier und dert, aber nicht von bedeutender Größe, ausgenommen am Fijord Tunnubliorbit und bei Igalliko im Diſtrikt Zulianehaad. Der größefte Kriftall war 6 Zoll lang und 4 Zoll im Durchmeſſer. Grünliche Kryſtalle, Asbeft oder Strahlftein enthaltend, find in bem- jelben Diſtrikt bei Nunarjoit gefunden.

Rother und grüner Jaſpis und verfhiedenfarbiger Hornftein tommen um Igalliko und an mehreren anderen Orten vor, aber nicht in großer Menge, Karneol ebenfalls bei Zgallilo; Olivin an verichiedenen Stellen im Trapp.

Teldfpath. Bon biefem Mineral zeigett ſich verſchiedene Arten in ben ver ſchiedenen Varietäten Des Granits, Ein großer Theil derjelben dürfte Albi ſeyn; er ift aber noch nicht chemiſch oder kriftallographifch unterfucht. Adular ober ein durchſichtiger Feldſpath ift als Beftandtheil‘ des maffiven Granit ober Syenit vorherrfchend, aber nur felten in großen-Körnern ansgejchieden. Opalifiren- der Adular findet fi im Diftrift Godthaab. Ein labradorartiger Feld— {path tritt als weiter Kamm an mehreren Stellen in Iulianehaab auf. Ge wöhnliher Feldſpath, meift weiß ober graufich gelb, theilweife mit Quarz gemifcht, als Schriftgranit, findet fih an mehreren Stellen in ganzen Schichten, jo Daß man größere reine Stüde deffelben erhalten kann.

Amazonenftein bildet ten Beftandtheil eines Ganges im Granit oder Syenit auf NRunarjoit an der Mündung von Torſukatek im Diſtrikt Julianehaab. Der Fundort ift nahe am Meere, aber, wie es beißt, ſaſ erſchöpft, ſo daß ſchöne Stücke jetzt ſchwer zu erhalten ſind.

Bimsftein findet ſich hier und dort am Strande in abgerundeten kleinen Stüden und ohne Zweifel vom Meere angefpült und von Island oder Jean Mayen kommend.

Dichter Skapolith kommt in Schichten oder Gängen und am mehreren Stellen als Kamm im Diftrift Julianehaab vor; mit Grangten, Cifengfanz und mehreren unbekannten Mineralien verbunden an der Südbai im Diftrift Holfteens- Borg, mit Turmalin aber im Diftritt Godthaab.

Gieſekit fit in loſen Stüden Porphyr auf der Haldinfel Alulliaroſek bei Igalliko; Nephrit findet fich hier und dort im Diftrift Godthaab; Sopalith zeigt fih in großer Menge als mefentlicher Veftandtheil einer Gebirgsart zwiſchen ben Fiorden Kangerbluarfuf und Tunnudliorbik im Diſtrikt Julianehaab, wo er theilweiſe auch deutlich Friftallifirt ift; Eudialyt begleitet gleichfalls im großer Menge und in Kriftallen von 3 bis 4 Zoll Durchmeffer das vorige Mineral.

Zeolithe find nur fehr fperfam und unbeutliche gefunden. Ein firabliger Zeolith im Bafalt und Analeim und Brebnit in Grünfteinporphyr im Tiſtrilt Julianehaab. Ein Heines Stück Stilbit wurde hier im Großeife gefunden und wahrſcheinlich durch daſſelbe aus den Gegenden bes nördlichen Eismeeres herbei · geführt; daſſelbe begleitet aber auch das Kupfererz in der Josvasmine.

Glimmer. Dieſer dritte Hauptbeſtandtheil der Gebirge kommt nicht häufig in größeren regelmäßigen Platten vor, zeigt ſich als ein ſchwarzer Glimmer am füdlichen Strömfjord, als weißer und grüner Glimmer, theils Amiant einfchließend,

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in der Gegend um Amaraglit im Diftrift Sobtbaab. Bei dem Kryolitb bat Taylor eine merkwürdige krummſchieferige VBarietkt in Meinen regelmäßigen, halbkugelförmi- gen Maſſen gefunden. Kriftallifirter Glimmer begleitet den Amazonenftein.

Chlorit ift möglicherweife in einzelnen weichen Schiefern von dunkelgrüner Farbe als Hauptbeſtandtheil enthalten, bie ſich dem Topffteine nähern und in ber %08008-Mine vorlommen. Smaragbgrüner Ebloritſchiefer kommt am Arfut- Fjord vor.

Talk brachten Grönländer in ausgezeichneter griünlich weiher und blättriger Maſſe ven Füblichen Strömfjord mit; außerdem findet ſich dieſes Mineral als Hauptbeſtandtheil im Topfſtein, und zeigt ſich dieſer im Diſtrikt Godthaab in gan⸗ zen Schichten beſonders tallartig. Verhärteten, fadenartigen und asbeftartigen grlinen und weißen Talk findet man im demſelben Diſtrikt bei Kariaͤt. Tallfchiefer in Schichten auf Mathiefens-Larıd (Allia) im Diſtrikt Julianehaab und erbartigen Tall im Diftrift Holfteensborg.

Edler Serpentin findet fib in Kugelform in ben Topfſteinſchichten an verfchietenen Stellen des Diſtrikts Godthaab. Einige Varietäten des Topffteins ſelbſt, befonders die grüne und etwas härtere, müſſen möglicherweife zu biefem Mineral gerechnet werben; e8 kommt befonders auf einer Landſpitze bei Illuilarſuk vor.

Hornblende kann als ber vierte Hauptbeftandtheil aller Gebirgsmaffen an- gejehen werben; nur felten findet man Gneis oder Granit, worin er fehlt. Da- gegen findet man häufig ganze Schichten von Hornblende in verſchiedenen Barie- täten, namentlih im Diftrift Fiskernäſſet; ebenfo auch friftallinifche Gebirgsarten, in denen bie Hornblende einen Hauptbeftandtheil Bilbet und den Glimmer ganz verbrängt, was befonders in dem merkwürdigen Geſtein ftattfindet, an welches ſich Eubialyt und Sodalith fchließen. Doc kann man wohl im Ganzer fagen, Daß biefes Mineral bier nicht jo häufig und fo verfehiedenartig vorlonmt, als in Nordgrönland.

Gewöhnliche ſchwarze Hornblende zeigt fi in großen Kriftellen und jehr großen friftallinifchen Platten, mit regelmäßigen Bruchflächen von mehreren Zollen Durchmeſſer, tbeils im Verein mit Eudialyt, tbeils in der Nähe deffelben. An benjelden Stellen -wirdb auch das Grönland eigenthümliche Arfvedſonit gefunden, da es aber im Ausſehen ter gewöhnlichen Hornblende gleicht, ift es ungewiß, in welcher Menge e8 vorkommt.

Grüner ımd brauner Strahlftein zeigt fich asbeftartig bei Tunmmblior- bit, und glasartig an verfchiedenen Stellen im Diſtrikt Godthaab; Smaragbit bei Suffertoppen.

Bon dem in Nordgrönland fo häufigen Dolomit mit Tremolit ift nur ein großer Lofer Block im Diftrilt Julianehaab gefehen. Asbeftartiger und glasartiger Tremolit findet ſich tdeils in Talffchichten, theils fo bei Kariät, bei Hiortetalten und an mebreren anderen Stellen im Diftrifte Godthaab.

Gewöhnlicher Augit macht vermuthlich einen Beſtandtheil des Trapp aus, ift aber noch nicht gefunden. Salit zeigte fich hier und ba, bei Tornar- ſulil in SHolfteensborg und an mehreren anderen Stellen im Diſtrilt Gobthaab, jedoch nicht kriſtalliſirt.

Asbeſt und Amiant findet ſich hier und dort in geringer Menge, meiſt im Diſtrikt Godthaab, bei Narſak, Karoſuk und Kariät, aber auch im Diſtrikt Fieter. näſſet und in der Josvas⸗Mine.

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Krokydo lith brachten Grönlänber von unbeftinmten Fundorten mit.

Lehm wird nicht unter merkolirbigen Formen gefunden, fordern wie gewöhn⸗ lich faft immer fehr fanbuntermifchter Lehm mit Sandſchichten wechſelnd, überall wo Flachland nahe am leere liegt.

Thonſchiefer zeigt fich bier und dert im Diſtrikt Gobtbaab und bei Arfut.

Speckſtein findet fih nur als weiße, durchſcheinende Topfftein-Barietät.

Granaten, in feinen Körnern eingefprengt, zeigen fich bier und bort ale wefentliche Beftanbtbeile ganzer Gebirgaftredden, namentlich in Dem Diftrikt Sulfer- toppen unb dem füdlichen Theil von Aulianehaad. Gewöhnliche Granaten find ſehr verbreitet, theils kriſtalliſirt, theils Dicht, im Verein mit Schwefellies namentlich um Amaraglik und auf Ikartok im füblichften Theile des Diſtrikts Fis⸗⸗ kernäſſet, wo bie größeften Kriftalle vorlommen. Edle Granaten finden fih am meiften um Amaraglif, am füblichen Strömfjord und an der Südbai, aber nur von geringer Größe und Qualität. Gelbe Granaten in fchönen feinen Kri⸗ ftallen begleiten das Kupfererz in ter Josvas⸗Mine.

Kriftallifirter Dihroit kommt bei Kaffigiengoit im Diftrift Godthaab vor.

Epidot if in Dichten griinen Maſſen ziemlich verbreitet, kriſtalliſirt jeltener, am häufigsten auf der Aufel Arfut, an verfchiebenen Stellen im Diſtrikt Gobthaab und in der Josvas Mine,

Zirkon zeigt fi ſchön violett, im langgezogenen Kriftallen, als Begleiter des. Allanit, überall wo fich dieſer findet, im-Diftrilt Godthaab und bei Aovigeit im Diſtrikt Fiskernäſſet. Außerdem in Heinen gelben Kriftallen im Syenit auf Nunarfoit und in einem feldfpathartigen Gange bei Kaffiarful am Igallikofjord.

Schmirgel fol auf Arfuts Großinfel gefunden feyn; Beryll bei Kangerd⸗ luarſuk im Diftrift Julianehaab. Turmalin von gewöhnlicher ſchwarzer Art ift nicht felten in weißem Feldſpath bei Nennortalif im Diſtrikt Iulianehaab; am aus⸗ gezeichnetften jedoch in großen Ariftallen, die im Olimmerfchiefer am Amaraglil- Fiord gefunten werben. Sapbirin findet fih im Glimmerfciefer, ganz nahe bei der Kolonie Fiskernäftet ſelbſt. Allanit it nicht felten, in größefter Menge und in großen Kriftallen bei Avigeit im Diftrift Fredrilshaab. Gadolinit iſt auf Sermoſok und an anderen Orten gefunden, F ergufonit bei Sermofot und bei Sardlok im Diftrift Julianehaab.

Kalkfpath kommt fehr fparfam vor, gewöhnlich nur in ganz dünnen Schichten und Gängen; am meiften in ben Diftrilten.Gobthaab und Frebrifshaab, auf der Arfutinfel und in Yulianehaab bei Nunarfoit, mit Eifenglanz kriſtalliſirt in Tunnudliorbik, am Cermelilefiord und endlich auf ber Inſel Sermeſok; als Kalkſinter in einzelnen Löchern.

Dolomit fand fi, fo gemöhnlih er in Norbgrönland ift, wur in einem lojen Blode auf Tuktotoarſuk im Diftrilt Julianehaab.

Flußſpath ift ebenfalls nur fparfam gefunden als Begleiter des Kryoliths bei Ar⸗ ſut und Des Kupfererzes in der Yosvas-Mine, an den Fiorden Kangerdluarſuk und Tun⸗ nudliorbil, und endlich hier und dort als Ueberzug auf zerflüfteten Flächen des Granits.

Kryolith war bisher mur als weißes ober durch beigemiſchtes Eifen etiwas zöthlichen Mineral befannt; durch Herrn Taylors Arbeiten erwies e8 fi aber, daß dieß nur Die Außerfte der Luft ausgeſetzte Echale ift, wogegen ev in „größerer Tiefe eine blänlich graue Farbe annimmt.

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Schwerſpath iſt nur in einem einzelnen Meinen Stlde von einem Grön- länber aus der Gegend von Igalliko eingebracht.

Eifenfpath begleitet in großen Kriftallen den Kryolith, zeigt fich aber ſonſt nur in geringer Menge bier und bort auf der Juſel Arfut und ber nabeliegenden Groß⸗Inſel.

Knpferlafırr findet ſich ſparſam in ber Jotvas⸗Mine.

Apatit kommt zwar fparfamer als in Norbgrönland vor, aber in Kriſtallen bei Srebrilshaab und auf Omenak.

Magneteifen findet fich ſehr häufig ale Sand umb feine Körner in meh⸗ veren Gebirgsarten, feltener ale Schicht von ein paar Zollen Dice, wie am fild- lichen Strömfjord, anf Eimintät im Diſtrikt Godthaab, bei Nımarfoit und am reichlichften bei Tunnubliorbik.

Sifenglanz zeigt fih mur in Form feiner Echeiben ımb als Ueberzug in Klüften, von Kallſpath und Bergkriſtall begleitet. Am fchönften findet er ſich am Fiord Tunnudliorbik.

Brauner Eifenftein findet fih auf ber Groß-Imfel bei Arfut; gelber oderartiger Eifenftein bier und bort, als Rinde oder Tropffiein; Titan eifen bei Narfal, bei Fisfernäffet und im Driſtrikt Fredrikshaab wie Magneteifen.

Zinnftein mit Kryolitb bei Arfut und im Syenit bei Fredrikshaab.

Wolfram im Syenit bei Fredrikshaab, und ein Kriftall beffelben bei Tun⸗ nubliorbit, doch ift es unficher, ob es dieß Mineral ift.

Gediegenes Silber ift in Iofen’ Stüden auf ber Groß-Infel bei Juliane⸗ haab gefunden.

Gediegenes Eiſen, das ſich nach der Unterſuchung des Profeſſors Forch⸗ hammer als Meteoreiſen ergab, fand ſich in ber Nähe von Fisternäffet.

Schwefelkies zeigt fich ziemlich häufig, obſchon felten in großen Kriflallen, am fchönften bei Amaraglik.

Arſenikkies ift in großen Körnern in ben Granit bei Rennortalil einge- fprengt und zeigt fich in größerer Menge als Begleiter des Kryolith.

Buntlupfererz fand fih hier und dort im Diſtrikt Julianehaab, beſonders auf Der Groß-Infel und in der Josvas-Mine. Kupferties hier und bort, aber fehr fparfam und in binnen Streifen ober Körnern, amı reichlichften im Kryolich.

Bleiglanz begleitet den Kryolith und findet filh außerdem am Igalliko⸗Fjord und anderen Stellen.

Kupferglanz begleitet das bunte Kupfererz.

Molybdänglanz iſt ziemlich allgemein bei Narſak, Kangarſuk unb in Begleitung des Kryolith.

Zinkblende findet fih wie das vorige Mineral und am Igallikofjord.

Graphit bei Nennortalit und Kangerdluarſuk, anf ber Arfjutinjel und an anderen Orten.

Enblih muß noch bemerkt werben, daß ein Theil ſchon gefundener Mineralien, namentlich der Begleiter des merkwürdigen Kryolith und Eudialyt, noch nicht unter» fucht iſt, und ohne Zweifel nee Minerale enthält. Ein Vergleich mit den nord» grönländiichen Produkten zeigt als nur in biefem Landſtrich vorkommende Minerale folgende: Chalceden, Moosachat, Hyalitb, Opal, dunkelgrüner durchſcheinender Feldſpath, Idokras, Stilbit, Chabafit, Leuyn, Meſotyp, Natrolith, Analcim,

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Okenit in brei Barietäten, einen glimmerartigen Zeolith, Chlorophäit und mehrere noch nicht beftimmte Zeolithe in ben Löchern des Trapp, Anthophyllit, Bronzit, grünen Diallag, Diopfid, Titanit, ſchwarzen Spinel, Alaun, Cifenvitriol, fchwe- felfaures Eifen, Arragonit, Magnetlies, gebiegenes Kupfer als Spur, foffilen Harpir (?), Steinkohle verſchiedener Varietät, Antbracit, und dichten, aus Kohle verwanbelten Blyonit.

Alte Quellen nennen noch In verſchiedenen Sammlımgen ale in Grönland vorgefunden, wenn auch nicht mit Sicherheit nachgetwiefen: Bergfriftall in fehr merkwürdigen flachgedrückten Formen ans der Gegend von Godthaab; Apophyllit ebendorther; Bitterfpath; phosphorfaures Eifen im Asbeft bei Arfut; Lievrit; Was vellit mit Kalkipath am Omenalsfjord und Echmwefel, als Bindemittel eines Kon: glomerats.

Ein Seitenſtück, des Meteoreifens von Niakornaf ift fpäter zufällig won einer Macht bei Fortunebai als Ballaft mit eingeladen und beim Auswerfen beffelben erſt erfannt worden.

Beilage XIV.

Ueber die zunächſt nothwendigen Verbefferungen in der lokalen Adminiftration Grönlands.

Von $. Rink.

Es iſt ſchon in der hiſtoriſchen Einleitung dieſes Werkes gezeigt, daß der Monopolhandel in Grönland nicht eingeführt wurde, um dem Staate eine Ein⸗ nahmequelle ober eine Art Domäne zu verfchaffen, fonbern als eine Nothwendig feit, falls Diefes Nebenland und das von Egede begonnene Miſſionswerk nicht ganz aufgegeben werben follte. Es wurde gezeigt, wie man meit Davon entfernt war etwas Aehnliches hereorrufen zu Können, wie bie afte ſtandinaviſche Koloniſation von Grönland, ja, daß man fogar Hunderte von Jahren gebrauchte, nm zu ber Ueberzeugung zu gelangen, daß diefes öde Land wirkfich Die alte Kolonie war, bie man wiedergefunden hatte. Nicht einmal die Nationen, welche einen bebeitenden Walfiichfang in der Davisftraße ausübten, und darunter die Holländer, bie mit ben Eingeborenen von Alters ber Handel: trieben, hatten‘ es verſucht, fefle Eta- bliffements auf dev Küfte anzulegen. Es ift ferner gezeigt worben, daß ſich foldhe nur auf den Erwerb ber jetigen Eingeborenen begründen liefen, unb zwar nad der don Egede erfaßten Idee, durch einen unter ihnen anfgefchlagenen feften Wohn- fit fih in den Stand zu ſetzen, Alles zufammenzubringen, was fie von ihrem Fange über dem eigenen Bebarf übrig hätten, und dadurch bie nothwendigen Mittel für tie Befeglung und Erhaltung der Miffion zu gewinnen. Der ganze Fortjchritt bes Handels hat Daher auch nur in einem mehr ober weniger vollſtän⸗ bigeren Ginfammeln dieſer Produkte beftanden, und es ift Dasjenige, was biele Produktion ſelbſt duch bie Einführung enropäiſcher Fanggerätbfchaften gewonnen at, gewiß kaum hinreichend, bie Uebelſtände und Verluſte aufzuwiegen, welche ber

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urjprüngliche Yang in anderer Beziehung durch tie Berährung mit den Europäern erlitten bat. Das ganze Werk ift deßhalb auf ven felbftftänbigen Erwerb ber Eimgeborenen begründet. Erſt ſpäter, als ter Handel einen beſtändigen Ueberſchuß abzugeben begann, fing man an, wieber von ben vielen Reichthümern zu veben, weile Grönland befähe, und wor Allen, mas daſelbſt betrieben werten könne, wenn ber freie Ermerbsfleiß zu dem Lande Zugang fünde Es ift in dem vor- liegenden Werke, nad dem beften zur Benutzung möglichen Etoff ter Verſuch gemacht, alle biefe einzelnen Erwerbsquellen in ihrem Detail burchzunehmen, und es ift gleichfalls dafſelbe Refultat berausgelommen, nämlich, Daß noch ‚viele berrlide Gaben ber Natur bort unbenügt liegen. Diefe Eigenfchaft theilt aber Grönland mohl mit jedem anbern Lande, dem wohl Überall wird in ber Natur mehr zu finden ſeyn, als gerabe fir bie Eriftenz der Bewohner deſſelben notbwenbig ſeyn mag, befonbers aber, wo ber Erwerb auf Jagd und Fiſcherei begränbet iſt. Es ift daher bie Frage, theils ob eine Möglichkeit vorhanden ift, daß Leute anderer Lande zu unſeren Zeiten ihre Mittel umb Kräfte dafür aufwen⸗ ben fih in Grönland ale wirkliche Producenten feflzufegen, theils ob die grönlän⸗ diſche Benällerung im Wefentlichen ihre Lebensart verändern und ihre Eriftenz auf etwas Anderes als jett, nämlich auf die eigentliche Sechundejagd, gründen Könnte ?

Die erfte dieſer Fragen muß gewiß entjchieben verneint werben. Und auch bie zweite kann man wohl gleichfalls ziemlich ficher mit einem Nein beantworten, wenigftens ift e8 ein für alle fälle zu beachtendes Kennzeichen, daß Alles, was man bisher werfucht bat mit Hülfe ber Grönländer zu betreiben, wie Sifcherei, Netzfang u. ſ. w., auf eine faft wunderbar ſchnelle Weife die Berarmung berfelben herbeigeführt hat. Es hat fich das unzweideutig berausgeftellt, ebenfowohl bei dent Walfiſchfang, als bei dem Eeehundsneßfang, und der im großartigen Maaßſtabe betriebenen Dorichfifcheret in Sudgroͤnland.

Wenn Thon bie wenigen Erperimente, welche die Königliche Handelsgeſellſchaft in dieſer Richtung angeſtellt hat, im Stande waren, einen ſo ſichtlichen Einfluß auf ben ölonomiſchen Zuſtand ber Bevöllerung zu äußern, was wiärten dann fir Kolgen entftehen, wenn das ganze Unternehmen nur ein Gegenftand ber privaten Sanbeilstpefulation wäre? Was fich nicht bezahlt machen kann, wenn es mit. euro- pülfhen Seeleuten betrieben wird, bon dem ift mit ziemlicher Sicherheit anzuneb: men, daß es nur eine dürftige Anwendung ber greönländifchen Arbeitskraft geftatten würde. Gewiß würde e8 unter ben jeßt noch vorwaltenden Umſtänden eine leichte Sache jeyn, ſich die fo unfelbfiftändige, forglofe und jedes Bewußiſeyns eines gefell- ſchaftlichen Zuſammenhanges entblößte Bevölkerung zu Dienern zu maden; und Derjenige, der nur feinen Handelsvortheil wahrzunehmen hätte, würde olme Zweifel dahin geführt werben, zu verfuchen, die Bevölkerung auf gewifle Plätze zu janı- mein, beftändig ihre augenblidliche Bedürfniſſe befriedigen uud. dafür die Probufte ihrer Arbeit für fich zu nehmen und. fie zu dem Zweck zu benugen, ben bie Fiſcherei oder ber andere Erwerb gelegentlich in den Vordergrund ftelt. Aber die Urſache zu ber Erſcheinung, daß man in folder Weiſe in Grönland eine billige Arbeits- kraft haben. kann, liegt eben darin, daß der felbfiftändige Seehundsfang noch bie Bevöllerung trägt, und ba dieſer Fang bei eimer jolchen Vorgaugsart fchnell zn Grunde gehen müßte, würde man auch bald nur einen Haufen: Bettler und Elender

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haben, die etwa noch ein Boot rudern, aber höchſtens bei gutem Weiter vom Kajak fiſchen könnten. Wer follte jedoch dann ben gefährlichen Seehundsfang vom Kajak aus betreiben, ber durchaus hie wichtigſten Lebensbebürfniffe berbeifchaffen muß, und fowohl direkt als indirelt alles -Uebrige tehgt, wie bieß unnmfiößlich feftfteht und zur Genüge bewiefen ift? Dann erſt würde es fich zeigen, daß es im Grunde auch eine fehr koſtbare Arbeitäkraft war, bie man verwendete, wenn man fie auch augenblicklich für eiwas Brod, Tabak und Kaffee erhielt. Doch fo weit voraus geht die allgemeine Hanbelsfpelnlation nicht in ihrer Berechnung. Die Gefahr einer Zerftörung ber geſellſchaftlichen Orbnung, welche durch die Concen tration. Des Eigenthums und Die Verarmung ber Maſſen entftehen faun, und ber man in civilifirten Staaten durch bejonbere Geſetze vorbeugen muß, ift alfo, wie man es fi auch leicht denen Tann, in Grönland weit größer, weil bort ein um fo viel größerer Abftand zwiſchen dem Kapitaliften unb dem Arbeiter ift, und weil aufßerbem der Erftere fich nicht einmal dafelbft aufhält und die Frucht feines Wohl- ftandes unter den Arbeitenten felbft genießt. Im Allgemeinen Tann man alle auch annehmen, daß Alles mas Über bie Unternehmungen großer Fifchereien, bie in Grönland betrieben werten follen, wenn ber Betreffende nicht felbft mit eigenen Händen fiſchen will, ſondern ih nur auf Benutzung der Grönländer zu feinem Zwecke ſtützt, nichts Anderes ift, als das, was bie ngländer 1 mit dem Worte „Humbug“ bezeichnen,

Es ift alfo ſchlechterdings fein Zweifel daran, daß, wenn man nicht allein tie größtmöglichite Produktion auf die Länge aufrecht erhalten will, fondern aud den Wohlftand der Bevölkerung zu erhöhen tradhtet, Dieß nur durch Beibehaltung bes derſelben eigenthümlichen GSeehundefanges mit ber bamit verbundenen Selbſt⸗ ftändigfeit, Kraft und Abhärtung frommen wird. Im Wejentlichen find wir daher nieht im Stande ben Grönländer in Bezug auf feinen Erwerb etwas Beſſeres zu fehren, und der Handel, ber darauf in Grönland felbft gegründet werben muß, ift fo einfach, daß er ebenfogut von Beamten wie von Kaufleuten oder Anderen betrieben werben kann, wenn es nur rechtichaffene und nrheitäfame Leute find. Die Erweiterung, welche ber Handel nach und nach bekommen hat, ift auch, wie wir dieß ſchon bemerkt haben, fein Beweis fir einen vermehrten Fang. ober größere Thätigleit der Grönlänber, und fie wird bald ihre Begrenzung finden, Da es jetzt faum. noch. viele Plätze gibt, an denen fich eine günſtige Gelegenheit bietet, Außen⸗ ftellen zu gründen, und da bie Grönländer ſchon jetzt fo niel won ihren Produkten abgeben, als ihre eigene Delonomie in irgend einer Weiſe dulden Tann, ja in dieſer Beziehung vielleicht ſchon hier und bort mehr, als ihnen wahrhaft dienlich feyn lann.

Wir haben gleichfalls zu erhellen gefucht, daß unter den jetzt herrſchenden Berhältniffen, namentlich foweit biefelben das Eigent humsrecht berühren, eine erhöhte Bezahlung fir die grönländiſchen Produkte faum einen vermehrten Seehundsfang hervorrufen würde, ebenfowenig wie berjelbe bisher dadurch vermehrt worden ift, fontern- daß ſich Die ganze Wirkung baranf beichränfen würde, bei Verbrauch an Kaffee, Zuder und, Brod zu erhöhen, ohne daß jeboch das Verlan⸗ gen nad) biefen Artikeln befriedigt werben könnte, jelbft wenn man ben Probucenten das Bierfache des. Preifes für ihre Wanren zahlte, ben fie jet zu erhalten pflegen. Mithin ift alfo von der Seite Des Handels auch micht viel mehr auszurichten, nie was bisher geichehen if.

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Auf der anderen Seite ift ſchon an mehreren Stellen nachgewieſen, wie bie Groͤnlaͤnder in dkonomiſcher Sinfit im Rückgang zu ſeyn fcheinen, wie bie Zahl ter guten Erwerber abgenommten zu haben ſcheint, und bie wenigen Gegenftände, an denen man Fleiß und Thätigfeit erkennen Tann, nämlich bie Weiberboote und die Kajaks ebenfo einer Vermindung unterliegen. Auch baben wir wiederholt auf die fchlechte Ceelonomie aufmerffam gemacht, die von ben Eingeborenen mit ihren Landesprodukten, fowie den Nahrungsmitteln und Baumaterialien betrieben wird; eine Gleichgültigkeit berrfcht darin, bie wahrhaft an Das Unglaubliche grenzt und der Sorge zu fpotten fcheint, bie man burch verſchiedene Beranftaltungen bewies, ihnen von Eeiten der Regierung zu Hilfe zu kommen. Ja wir haben auch foeben erſt den auſcheinenden Widerſpruch gefehen, daß ein vortbeilhafterer Handel und beffere Bezahlung für die Produkte nicht allem teinen erhöhten Wohlſtand, ſondern möglichermweife fogar das Gegentheil bewirken würde. Unſerer Meinung nach liegt der Grund zu dieſem ſtagnirenden Verhältniß in dem ebenfo ungewöhnlichen Um⸗ flande, Daß wir bier eine menfchliche Gefellichaft haben, Die von allem dem ent- blößt ift, was eben bie Menfchen zu einer Gefellichaft macht, nämlich Geſetze und bürgerliche Einrichtungen. Es wird gewiß ebenfo auffallend ericheinen, wenn wir bier anführen, baf alles Geſetz und jebe Regierung, der bie Eingehorenen unter: worfen find, fich lebiglich auf die Beſtimmung, daß die Inſpeltoren fie nah Maß⸗ gabe ihres Betragens beftrafen können, wenn fie fich wirklich vergehen ſollten, fie im Mebrigen aber nicht unter dem däaniſchen Strafgeſetz ftehen, und ferner auf einige Beſtimmungen in Bezug auf Hülfe und Unterftügungen befchränten, bie alle mehr oder minder darauf auegehen, daß die lokalen Autoritäten dafür forgen ſollen, daß fie nicht in wirkliche Noth gerathen. Wir wollen bier im Borbeigehen nicht unerwähnt laffen, daß man noch fo gut wie gar feine Berechnung angeftellt bat, was Alles zu einer folchen Unterftiigung nothwendig ift, und daß man noch am heutigen Tage eigentlich nur die Lebensmittel nach Grönland ſendet, bie für bie wenigen Europäer und bie Eingeborenen, die in Dienften ſtehen, Bebürfniß find, und nur noch für den nothwendigſten Handel ausreihen. Wir wollen mır auf bie moralifche Seite ber Sache aufmerkjan machen. Es ift ba fehr Teicht einzufehen, baß dieſe Geſetzgebung einen Zuſtand vworausfegt, in dem fo gut wie kein Bor- wärtaftreben in materieller Hinfiht durch Erwerb eines Eigenthums ftatifindet, und folglie& Die allgemeinen Grundſätze zur Förderung der Induſtrie nicht zur Anwendung kommen können, und daß man nur ben Wutoritäten die obenerwähn⸗ ten Bollmachten in ber Furcht gegeben hat eine Verantwortung auf fich zu laden, indem man entweber in ber einen ober der andern Richtung irgend etwas Be⸗ fimmtes vorſchreibt. Jene Beftimmungen find alfo ftreng genommen keine Beſtim⸗ mungen, und eher nur eine Erklärung von Eeiten der Regierung, daß fie fich nicht im Stande fieht, eine irgendwie hierherpaffende Gejetesbeftimmung zu erlaffen.

Man hat jedenfalls einen gar zu geringen Werth und zu wenig Gewicht auf bie Eitten und Gebräuche gelegt, bie fich unter ven Grönländern aus älterer Zeit und bevor fich die Handels» und Miffionsgefellfchafteh im Lande feſtſetzten, vorfan⸗ ben. So kann man in dem von fo vielen intereffanten Zügen ftroßenden Tage- bnche Egede's Iefen, daß fie einen beftimmten Rechtsgang hatten, bei welchem der Anlläger feinen Gegner herausforderte, ihm in öffentlicher VBerfammlung entgegen: zutreten, wobei e8 dann galt ſich gut zu vertheibigen ober in der öffentlichen Meinung

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beſchämt dazuſtehen; feruer Mancherlei iiber die vielfachen Gebräuche in Hinſicht anf Yamifienverhältniffe, bei Todesfällen, Geburten u. ſ. w. Es ift gleich. falts offenbar, daß die fogenannten Angelo’ ober Geiſterbeſchwörer Berfonen waren, bie eine große Macht über bie Uebrigen auslibten, wie endlich auch bie beftimmit exiſtirende Todesſtrafe. So war, wie öfters bei unciviliſirten Vollsſtäm⸗ men, das weltliche Leben in das veligiöfe eingemifcht, und es ging daher baffelbe auch mit ber Einfährung des Chriftentbums zu Grunde, und wurde von jener Zeit ab nur als ein Reſt des alten Aberglaubens behandelt. Aber es ift nur allzu offenbar, daß, fo roh und abergläubiſch ums auch jene alte Sitten vorkommen müffen, und fo wenig fle unter ihrer aften Form auf die gegenwärtigen Verhält⸗ niffe pafien können, ſie doch auch eine weientliche Bedentung gehabt haben, indem gerabe fie e8 waren, bie die Gefellichaftsverhältniffe oxbneten und dem Eingeliten bie nothwendigen Regeln zu feinem Verhalten ih bem Ganzen gaben, Jetzt find dahingegen die Verhäftniffe viel complicirter, indem die Produkte dadurch, Daß fie im Handel abgefettt werben können, einen ganz anderen Werth bekommen haben, und indem die Berührung mit den Europäern eine Gelegenheit zu anderem Ber- dienfte erichaffen hat, als Durch den Eeehundsfang, der in älteren Zeiten der ein» zige Stolz des Mannes war; auf der anderen Eeite ift man aber fo meit davon entfernt, ber baburch hervorgerufenen gewaltigen Etörung abzuhelfen, daß man im Gegentheil auch dasjenige, was früher noch an Geſetzlichkeit und Rechtszuſtand übrig geblieben war, völlig zu Grunde gehen ließ. Außer allgemeinen Verbrechen, bie bier ebenjowenig, wie in irgend einem anderen Lande ganz fehlen, muß bier bemerkt werden, daß die Eigenthbumsverbältniffe bei einem Bolle von ber Lebens- weife ber Grönläuder eine völlig andere Bedeutung bekommen.

Man wird fi nämlich nie eine fo ſcharfe Eonderung des Eigenthbums unter ben Bewohnern eines ijolirten grönländiſchen Winterplaßes denken können, baß ber Eine im Ueberfluß lebt, während der Nachbar vor Hunger umlommt; ber Tüch⸗ tigere und BVorfichtigere wird Daher früher oder fpäter bamit befaftet werben, ben Faulen und Gleichgültigen zu verforgen, und folglich ift Trägheit, - Verſchwendung und Unvorfichtigfeit eine, Art Verbrechen gegen das Eigenthumsrecht ober auf affe Fülle gegen. die übrige Gefellichaft. Es ift Daher bier nicht zu umgehen, baf eine gewiſſe patriarchalifche Aufficht zum Theil Die ſcharfen Gefetse anderer Pänder in Hinſicht anf Das Eigenthumsrecht erjegen muß, und es bat dieſe Betrachtung eine noch größere Bebeutung gewonnen, feitben Die Prohufte, namentlich der Speck, in den Handel. gebracht werben fünnen. ‚Wenn man bedenkt, daß in älterer Zeit ohne Zweifel dafelbft per Individuum ebenfoviel. produciri ift, Daß aber die Ein- gebovenen Alles jelbit verbrauchten, und daß ber Sped als Nahrungsmittel und Brennmaterial fogar bie ärgſte Noth des Winters abzuwehren vermag, dann kann man es ſich auch leicht genug vorftellen, daß bie Abgabe von zwei Drittel deſſelben in den Handel eine bedeutende Störung in ber uriprünglichen Haushaltungsweiſe hervorgerufen haben kann, und daß das Produft dadurch einen ganz andern Werth befonimen muß; daran haben aber felbjtwerftänblich die alten Gebräuche, in denen in Bezug auf die Nahrungsmittel ein gewilfer Kommunismus. geherrfcht zu haben jcheint, nicht angeraßt werben können. Es war nun mehr: oder weriger Verfüh— rung vorhanden den Spred zu verlaufen, und fih auf fein Glück, oder im ſchlimm tten Halle auf Diejenigen zu verlaffen, mit Denen mar im Winter zufannnenwohnt ;

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und ba cs um bei diefen Tolle überbaupt nur einen kleinen Eprung vom Wohl⸗ ftand zur Armuth gibt, konnte es auch gar nicht ausbleiben, daß fich die ſchädlichen Folgen ſehr bald im materiellen Zuftand zeigen mußten. Die weitzerftreute Be⸗ wohnung und ber Reſpelt vor deu Curopäern, ſowie Der augeborene friebliche Cha, valter der Eingeborenen, haben allerdings gewaltſame Auftritte, benen bei anderen Genoſſenſchaften in einem völlig gejeßlofen Zuſtande nicht zu entgehen ſeyn würbe, bisher ftets ferngehalten, aber das Uebel hat fi mehr und mehr in einem lang- famen Hinſiechen und wachſender Berarmung geäußert. Da nun allınählig immer bäufiger und häufiger von Roth und Elend unter ten Grönländern die Rebe war, griff man in feiner Rathloſigkeit zu ben bereits erwähnten Beſtimmungen üler Hülfe und Unterftügung, bie in jeber Beziehung unprakifch find und zu nichts Anderem, als einer privaten Almojenvertheilung an den Etellen, wo Die Europäer wohnen, werben können. Go ift alſo jetzt jährlich eine beftimmte Zeit ber Noth vorhanden, und es werben won einer jeben Kolonie periodiſch reglementsmäßige fogenannte Hungerfoftliften über Alles eingefendet, was bie Kolonieverwalter au Diejenigen vertheilen, welche fie mit Betteleien beläftigen.

Es hieß dieß Daher dem Werle die Krone auflegen, und ben legten Schritt thun, um das Ehrgefühl, die Selbſtſtändigkeit und. bie wichtigften Triebfedern zur Thätigkeit zu ertöbten, unb auf ber anberen Seite bie Faulheit unb alle bie Eigen- haften zu ermuntern, bie im Dienfte ber Bettelei ftehen

Die Mängel ter grönläntifchen Terwaltung liegen aljo nicht fomohl in bem Hantel feibft unb ter ihm under der Form eines königlichen Monopols anhaften- ben Unvolllominenbeit, als darin, daß man ihm einen allzu einfeitigen Handel jeyn ließ, und feine Rückſicht auf das Gefellichaftsverhä tniß der Eingeborenen nahm. Es iſt dadurch mehr und mehr zu einer Auflöfung aller ter Bande gelonumen, welche die Gejellichaft Dem Einzeinen auferlegt, und bie bei dieſem Volksſtamme ſchon an und für ſich ſelbſt nur ſchwach feyn konnten; jeder denkt daher jet nur an ſich ſelbſt und nicht weiter, als für ben heutigen Tag; ſtatt der urſprünglichen Kraft und Tüchiigleit bei bey gefahrwoflen. und befehwerlichen Seehunbsjagb. wurzelt fi) mehr und mehr eine Eehnfucht danach ein in bireltere Beziehung zu den Eure päern zu treten und auf Koften Anderer zu leben; und- ba der Erwerber nicht duxch das nothwendige Eigenthumsrecht unterftügt wird, fo entbehrt er auch ber nöthigen Macht über feine Umgebungen, und ba alles. Borwärtsitreben, melches über Die Jagd des einzelnen Mannes hinausgeht, mehr oder weniger auf ein Zu- ſammenwirken Mehrerer, wenn auch nur der gemeinſchaftlichen Bewohner ein und deſſelben Hauſes beruht, fo iſt es offenbar, daß es au dieſen ſchlechten Gefellichafts- verhältauifien ftranden muß. Auf ber andern Seite darf e8 uns aber nicht ent- muthigen, denn wenn auch bisher in biejer Beziehung neh Nichts gewonnen war, ift es damit noch nicht gejagt, daß von der Zukunft Nichts für die Grönländer zu hoffen ſey. Im Gegentheil kann dieß gewiß als ein ganz natürlicher Ueber⸗ gangezuſtand augeſehen werden, indem durch den Handel neue Bedürfniſſe und Drang nach Dingen hervorgerufen werten mußten, welche tie Eingeborenen bieher noch nicht gekaunt hatten. Aber es iſt nun auch ebenſo natürlich, als mit dem⸗ jenigen übereinſtuumend, was unter größeren menſchlichen Verhältniſſen geſchieht, daß dieſer Draug dazu benutzt wird, um einen vernünftigen Zwang aufzulegen, ber ben gnten Elementen in der Geſellſchaft Das ihnen gebührende Recht verſchafft.

Etzel, Groͤnland. 42

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Dazu fommt der Einfinf. ben die Miffion ımlergbar gebabt bat, indem fie bie Eitten milderte und ten Eingeborenen eine ziemlich allgemeine Sertigfeit im Leſen und Schreiber beibrachte. Da man mm gleichzeitig daran erinnern muß, daß ber erwähnte Zutückgang ir dem eigentlichen nationafen Erwerbe keineswegs fo beden⸗ tend ift, feiner Hoffnung Raum zu geben, daß ja der größte Theil ber Vevölke⸗ rung neh jene urfprängfihe Kraft nnd Tüchtigleit fich erhalten hat, fo ſcheinen noch Elemente genng vorhanden zu feyn, um den Grund zu einem, mern auch nur einfachen, doch gefetzlichen und georbneteren Zuftand zu legen. Als eine Folge hiervon tft andy bereits jeßt "won mehreren in Grönland Ichenden Beamten ein unterthäniger Vorſchlag in biefer Richtung der Regierung übergeben, und haben fo gut wie ſämmtliche gegenwärtig in Dienften dee Handelsgeſellſchaft und der Miffion unter den Grönländern wirkende Beamten ſich zu Gunſten deſſelben erklärt. Dieſer Vorſchlag tft zu finden in ber jetzt ‚gebrndten: „Sanımlung von Bedenken und Vorſchlägen, in Betreff des Königlichen grönländiſchen Hanbels,“ die von H. Rink auf Koften tes königlichen Miniſteriums des Innern herausgegeben if, und in ber Hauptfahe da binausgeht:

1. Bon der jetzigen Hantelsverwaltung Alles zu trennen, was die Serge für die Eingeborenen betrifft, und was fih nur auf eine höchſt unnatürliche Weiſe mit dem Handel vereinen und auf collegiale Art mit einer Autorität behandeln Tüßt, bie fechs bis achthundert Meiten entfernt mohnt, nie nach Grönland femmt, md nicht anders, als regelmäßig einmal im Jahre damit korreſpondiren kann. Die auf dieſe Weife vermenbeten Mittel, wozu auch Alles gehört, was barauf gerichtet wurde, Die Preife flir Die vermeintlich nütfichen ober nöthigen Handelswaaren zu verringern, Unterſtützungen zur Zeit ber Notb zu Tiefern, vwerfehiebene Arten von Hilfe, Prämien oter Belohnungen zu gewähren, und wozu noch bie Unfoften für freie ärztliche Behandlung und Mebdicin, mit Ausnahme bes Gebalts der Aerzte ſelbſt gefügt werben könnten, jo mie auch endlich die des ganzen Unterrichtsweſens und der Herausgabe won grönfäntifchen Büchern u. |. w.; alle biefe Mittel follten aus einem einzigen Fond beftritten werten, verwaltet von einer tommunalen Auto⸗ rität füt jeden Diſtrikt in Grönland.

Es find dieſe Drittel ſehr ſchwer zu berechnen, da fie nur auf eine äuferf fünf- fiche Weile in den Recimungsablegungen ber Handelsgeſellſchaft herauszufinden fine. Bofgenbes mag einen Begriff davon geben:

- 7) I den Rechnungen der Miſſion: Katechetenkohn normtirt (außer 2000 Rbd., bie aus der eigenen Kaffe ber fen zuge⸗ ſchoſſen).. 2,000 Röd.

2) Mebicamente .. Fe -...1,000 Wr.

3) Nahrungsmittel, zur Zeit ber Reit gratis vertbeift; beliefen ſich in dem guten Jahre 1854—55 auf 757 Rbd., anßer 810 Rbd. für verſchiedene Mittelloſe, und dem, was verliehen wurde. Die Unterſtützungen ſind ganz regellos, und wenn die Beſtimmungen ſtreng nach dem Wortlaut genommen würden, ſo konnten dieſelben eine und mehrere Schiffslaſten Jährlich erhöhte Ausſendung erfordern, was wieder die Aufführung vieler neuet Packhäuſer, die Anſtellung mehrerer Cherbeamten ı. |. m. Bebingen würde, es ift Daher fehnierig etwas Veftimmtes für dieſen Poſten anzugeben nnd auszurechnen, was

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für Summen jaͤhrlich durch Berbargung von Nahrungemittem verloren wurben, fo daß ſich die Handelsverwaltung für ſehr glücklich ſchätzen muß, von dieſer Laſt befreit zu werden durch die zu dem Zwecke

normirte jährliche Ausgabe vnn..— 4,000 Robdb. 4) Zur Verbeſſerung der gröntänbifchen Häufer, bohſchon ii ausreichend normirt, jährlich .- . . . 2,000 Rbv.

5) Sogenaunkes Traltament an Erbſen, Grube und Brod zum Weihnachtöfeft und zur Feier des königlichen Geburtstage . . . 1,400 Wbd.

6) Fin Reifen und Untereicht junger Srönläntr . . . 600 Rbd.

7) Zur Dedung ar Berinften bei ausgejendeten Kae, vn ten Grönländern deren Mufcheffung zu erleichtern, 800 Rbod, was jedoch jo weit davon entfernt ift ausreichend zu feyn, daß bie Han⸗ teisgefellichaft,, jo weit. es beimmmt gemorden ift, in ben leisten Jah⸗ ren noch einen‘ Berluft von 10,000 Rob. allein an Breviantforten gehabt hat. Sollten dieſe Waaren ſtreng nach dem berechnet werben, was fie ber Handelsgeſellſchaft foften, müßte ben r eäufern ein Erſatz gegeben werben von minteftend . . . . . 4,000 Rbr.

Eumme 15,000 Rod.

Wir wiederholen es aber noch einmal, daß bie Berechnung ſehr ſchwierig auch nur einigermaßen genan anguftellen.ift, bei ber gegenwärtigen fonderbaren Vers miſchung von Hantelegegenflänben mit Negierungs-, Unterrichte- und Baresforgen. Da gerade jet auch eime erhöhte Bezahlung ber grönländiſchen Produkte vorge: ichlagen ift, würde dieſe möglicherweiſe ebenfalls einen Einfluß darauf haben.

2. Die kommunalen Autoritäten oder Borfteberichaften müßten aus. einer Anzahl der tächtigften und felbitfiänkigften Eingebovenen in jetem Diſtrilte im Ver⸗ ein mit den dortigen europäifchen Beamten befteben, und .miüßten bie in folcher Weile Daran theilnehmenden Eingeborenen einem Wechſel untertuorfen ſeyn. Keiner der übrigen Eingeborenen dürfte fid an bie Oberverwaltung aubers, als durch diefe Vorſteher jebes einzelnen Fleineren Diftriktes wenden.

3. Die Borfteberfchaften müßten außer folcher Verwaltung ter Mittel and eine urtbeitenbe Gewalt befiken unb müßten fie an jeber Stelle ein Protokoll über die eimgelnen Bemohner, ihre. Tüchtigkeit und ökonomiſche Berjaflung führen. Aus- züge aus biefen Protokollen müßten jährlich veröffentlicht werben, und würde man auf biefe Axt, durch Lie grofe Wirkung, welche üffentliche Erwähnung tes Namens und öffentliche Kontrole der einzelnen Perfänlichkeiten in Diefer Kleinen und ifolirten Gefellichuft heben, in ben meiften Fällen fräftigeren Strafmitteln entgehen. Nach ter Erfahrung einiger Jahre würde man alfo foweit fommen, daß ein, wenn auch nur einfaches Seje für die eingeborene Bevöllerung abgefaht werben könnte.

4. Die Mittel, über welche zu gebieten feyn würde, müßten foweit.als mög: iich im Bechältniß gu ber Produktion jebes Diſtrikts vertheilt werden, fo daß Lie Eingeborenen jelbft ſäͤhen, daß fie e8 waren, bie fie zu Wege brachten, und müßten vie Borfteherfchaften Erſparungen dabei machen lönnen, und zm Uebrigen in Be» treff der Verwendung eine fo freie Berfligung Darüber haben, ala nur irgend ındg- ih. ‘So würden 5. B. jate 15,000 Rbd. in ker Form von. einem Reichsthaler per Tonne Speck und '/, Reichsthaler per Indivibunm vertheilt ‚werben können, das letztere um den jehr wenig produltiven Diſtrikten aufzuhelfen. Man müßte

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fo viel als möglich ‚die Unterfiiitung mit Nahrungsmitteln jährlich zu vermindern fuchen, auf der andern Seite aber danach trachten, gemeinſchaftliche Unternehmungen bervorzurufen, die jetzt auf Grund ber Zerfplitterung ber Kräfte ‚nieht und mehr unansfährbar werben, wenn fie nicht mit dem baaren Gelbe der Hanbeisgefellichaft ober ber Miffion bezahlt werben, daͤrunter möglicherweije and gewiſſe Arten von Yang ober Inbuftrie, die nur mit vereinten Kräften getrieben. werden können, fo» wie es auch bereits ber Inſpektor Olrit mit dem Walfüchfang m Nordgrönland verſucht hat.

. 5. Bie Infpekteure müßten ihrerſeits jährlich wieder Ueberſichten über die Thätigleit der verichiebenen Vorſieherſchaften fanimeht und mittheilen, und die nächfte Autorität abgeben, an welche ſich dieſe in zweifelhaften aller zu wenden hätten. oo.

Daß etwas Aehnliches, wie tie bier worgeichlagene Anftitution zu einer Rothe wenbigfeit werben niuß, wenn man nicht vorausſetzt, daß Das grönkinbiiche Weſen mit der Zeit zurückgehen ober zu einer Beute für. Spekulanten werben joll, ſcheint einleuchtend, wenn man betenft, daß eine volltemmene Geſetz⸗ und Rechtsloſigleit nicht an bei Seite bes Hantels befteben kann, und daß ſich bie Regierung .in fei- ner andern Weiſe ber Bürbe zu entledigen vermag, die fie mit dem gegenwärtig herrſchenden Unterſtützungsweſen auf ſich geladen hat, und hie, wenn fie jetzt auch noch unbedeutend ift, Doch durch einen geringen Sprung jo. anwachfen kann, daß fie fowohl den Ruin bes Handels, als eine gämzliche Begriffsverwirrung in Bezug auf das Eigenthumsrecht bei ven Eingeborenen herbeiführen muß. &8' hat fich bise ber hauptfächlich darauf befchräntt, daß bie Oberbeamten been, bie fi in ber: Nähe ihres Wohnfiges aufhielten, und fie mit Bettelei beläftigten, ‚Almofen. aus⸗ theilten.. Um die, welde an entlegeneren Etellen wohnten, bat man fich nie eher bekümmert, al® wenn man zufällig einmal von wirklichen Unglücksfällen hörte. Gleichfalls hat Die Oberveriwaltung in Kopenhagen fih darauf befehräntt, Ermah⸗ nungen zu geben, wenn es ruchbar wurde, daß große Noth geherricht habe, und e8 Darf wohl nicht geleugnet werden, daß folhe Ermahmmmngen meift durch bie einfache Furcht vor Berantwortlichleit hervorgerufen find. Erſt in ben. letten Jah⸗ ven haben auch die Auslieger ben Auftrag und ‘die Ermahnung befommen, bie Eingeborenen zu unterſtützen: „wenn fie wirkich in Noth gerathen,“ ober: „außer halbı.der guten Fangzeit.“ Die Grönländer haben auch eine Art Borftellung davon belomnien, baß fie ihre VBeblrfniffe im Sommer bezahlen, aber im Winter unent- gelblich bekommen follen, und kurz gejagt, man wird bald die Augen geöffnet jeben, was man in biefer Weife, ohne Nachdenken unb Beredmung und nur von’ Furcht, Verlegenheit und fubjeltivem Eindruck geleitet, ſich auferlegt hat, und wie weit man ſich verwidelte. Weſen mit nur phyſiſchen Bebürfniffen Könnte mau mit ſolchen Beftimmungen abgefertigt haben, bei Menſchen, wie elend biefelben auch ſeyn möchten, entſteht vaburd ber Gebanfe an Rechte. Irgend ein Rechtszuſtand muß alfo vorhanden fegn, und ba biefer niemals durch europäiſche Geſetze und Rechtsbeflifſene als zu Stande gebracht gedacht werben fan, bieibt es nur übrig, tie Eingeborenen ſelbſt und bie ganze Macht, welche die gegenwärtigen Inftintionen in biefee Richtung gewähren, dazu zu verwenden. Cs ift daher in Hinficht auf bie Zukunft Grönlanbs in hohem Grade ermmmternd, baf ber Reichstag bei feinen legten. Verhandlungen ſich vorzugsweiſe zu Guuften biefes Planes ausgeiprochen hat.

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Einwendungen, welche Dagegen erhoben werten können, verlieren ſich wohl auch in alien Fällen durch tie Betrachtung, daß der Zuftand nicht fchlimmer werden kann, als er es jetzt if, und daß es fich nicht darıım handel‘, etwas Großes hervorzu⸗ rufen, fonbern nur barım ein broberines Uebel abzuwenden. Der gegenmärtige Schutz, welchen tie Cherverwaltimg in dem Unterſtützungsweſen zu finben glaubt, it, wie“ um es gezeigt haben, ſehr ſchlecht begründet. Wo vie lolalen Beamten Nahrungsmittel hernehmen follen, wie fie dieſelben vertheilen, und wie fie ſich in der ſchwierigen Stellung verhalten follen, in welche fle dadurch zu einer Bevöl⸗ ferung geratben, bie eine Neigung Bag hat, mir Daran zu benfen, ven Magen filt den heutigen. Tag zu füllen, alles‘ dieß iſt niemals ber Gegenftand ernfier Erwä⸗ gung gemein. Man kann gereiß mit :vollen: Grunde jagen, daß wenn bie Han⸗ delabeamten nicht Einficht genug haben jellten, um im Verein mit den Miffiond- ven die Kommunciverwaltung zu leiten, fie noch weniger .die Gaben beſitzen wer⸗ den, um ein fo außerordentliches Geichäft wahrzunehmen, wie bat, mas ihnen darm anvertraut iR, bafür zu forgen, daß feine wirkliche ober Beſorgniß erregende Roth emtritt, und zehn Menſchen vernünftig mit einem Pfund Brod zu füttigen. Daß die Grönlänber felbft am foldher -Berwaltung Theil nehmen können, daflır kürgt ja ſchon ber Umftand, daß man ihre Dienfte mit Süd als Verwalter ber Außenftellen und wor Allem als Katecheten benutzt bat,

Bir wollen johließtich in Gedanken noch etwas weiter geben-in Betrachtung ber vorgefchlagenen Inſtitution. Man wird hierdurch mBglichermeife auch den Grimd: zu einer Scheidung ‚der Adımmifiration vom Handel legen Mnnen, fo wie es z. B. der Fall auf ben Kardern gemweien, wo doch auch ftets ein Tönigfiches Handelsmonopol geherrkht bat. Unter den jetzigen Verhältniſſen würde ohne Zwei⸗ fel eine Weggebung des Handels auch ein aus der Hand laſſen der Regierung und ein Uebergang der großen Armenanſtalt in Privathände ſeyn. Hätte man dagegen erſt eine foldde Inftitution um barauf zu bauen, die ferner bahin ausginge, bie Intereſſen der Eimgeborenen wahrzunehmen, und bie von ben Eingeborenen ſelbſt geſtützt würde, dann könute man eher baran venfen, ben bloßen Sandel ober rich tiger gejagt Die Befegelung und Berfehung des Landes mit fremben Waaren zum Gegenſtand ber Privatunternehmming zu machen. Doch. meinen wir, daß auch in biefem Falle, Konkurrenz in diefem Handel, ber durch Zerftüdelung zu feinem früheren Nichts zurückſinken würbe, nicht wie in anbeven Ländern eine Triebfeder für ten Ermerbfleiß ſeyn, ſondern das Gegentheil herworrufen möchte Man ficht auch, Faß in anderen Etaaten, wie ben Befigungen ber Hubfonsbai» Compagnie und der rufſiſch amerilanifchen Compagnie, weit bebeutentere und reichere Territe- vin, als ein eimziges Monopol überlaffen ſund; Grönland burd Verpachtung ber einzelne Kolomieen zu theilen, wovon man auch gefprocden bet, Könnte dieſe nur in bie Hände von Projektenmachern bringen, die mwetteifern würden, den unſelbſt⸗ ftändigen Zuſtand der Bevölkerung und bie ſchwierige Kontrole Seitens ber Regie rung zu ihrem Vortheil zu benutzen.

Beilage XV.

Geographiſche Aufklärungen der Alten über Grönland.

Aus ſämmtlichen geographifchen Mittheilungen, welche in ben Cchriften ter Alten vorhanden find, und durch Bergleihung mit den Unterſuchungen ber neuer Zeit bat Rafn eine ſyſtematiſche Arbeit zufammengeſtellt, Die in den „biftoriichen Erinnerungen Grönlands“ unter bem Titel: „Die alte Geographie der art: tifhen Lande Amerika's“ enthalten if. Der vwoichtigfte der altem Berichte, anf welchen fih die Arbeit grünbet, ift zweifelsohne: „Befhreibung von Grönland von Ivar Baardſön,“ der Annahme nah im 14ten Jahrhundert verfaßt. Ivar Baardſön ober Bardſen, foll Vorfteher des Bifchofshofes in Garbe geweien jeyn, lange Jahre dort gewohnt und eine Reife nach dem Weftbau unter- nommen haben, al® derfelbe von den Strälingern zerftört worden. Die Beichrei- bung jelbit ift nicht im feinem eigenen Namen, doch mit Berufung auf feine münd⸗ lien Mittheilungen abgefaßt, woraus unzweifelhaft einzelne Ungenanigfeten in Bezug auf die phufiiche Beſchaffenheit Grönlands, wie 3. 8. daß dort Weizen und andere Früchte gebiehen, abzuleiten und auf eine Berwechslung des Niederſchreibers des Berichts mit Biinland zurildzufähren find. Obfchon mm Ivar Baarbföne Bericht nicht alle Namen der Heineren Fijorde und Diftrikte enthält, hat er doch einen großen Werth Dadurch, daß ex in Form einer foftematifchen Topographie abgefaßt ift, welde von Süd nach Nord bie ganze Küſte durchgeht, woher eine pafjende Keine UWeberficht über Die gengraphiiche Befchaffenheit der alten Kolonie durch Mittheilung bes wichtigften Theile dieſer Beſchreibung im ber Erläuterung, bie ihr die umfafienden Studien Rafns ertheilten, bier gegeben werben mag.

Nah einer kurzen Schilderumg des Kurfes von Island und Norwegen nad) Grönland heißt es:

„Der öſtlichſte Diftrift, der in Grönland ift, liegt gerade öftlich von Herjulf® näs und heißt Stagefiord, es ift ein großer Diftrikt.“

„tem weiter nach Often von Slagefjord liegt ein Fiord, ber nicht bewohnt ift und Berrefjorb heißt, und vorn in dem Korb liegt, ein langes Riff quer vor dem Eingang, fo daß feine großen Schiffe hineinlommen, außer wenn große Strömung ift; und da laufen, wenn ein großer Strom ift, unzählige Walfiſche ein; in demſelben Berrefiorb fehlt es nie an Fifhen; in biefem Fiord ift auch gewöhnlich Walfiſchfang, jedoch mit Erlaubniß des Biſchofs, denn der Fiord gehört ber Domkirche. Und in dem Fjiord gibt es eine große Tiefe, die Walfiſchtiefe beißt, und wenn der Strom nach aufen läuft, gehen alle Walfiſche in dieſe Tiefe.”

„tem weiter nad Oft von Berrefjord liegt ein Fiord, der Cellumtängri heißt; er ift nach aufen ſchmal und nad innen viel kreiter; er ift fo lang, daß Keiner das Ente von ihm weiß und ev hat keinen Strem in fi; er ift voll won Heinen In fein; dort find genug Vögel und Gier; es sh ebenes Land zu beiden Seiten mit grünem Gras bemadhfen.“

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„Ste weiter nach Diten gegen bie Eisberge zu liegt ein Hafen, der Finns⸗ buder beißt, jo genannt, weil in Et. Olafs Zeiten dert ein Schiff ftrantete, von dem ncch heut zu Tage bas allgemeine Gerücht in Grönland geht, daß auf ibm König Dlafs Heiner Knabe geweſen und mit ben Andern ertrunken fey, und bie, melde ihn überfebten, begruben die Todten und errichteten große Steinfreuze anf der Tobten Gräber, bie noch ben heutigen Tag fteben *

„tem weiter nach Oſten gegen die Eisberge zu eine große Anfel, tie Kreuz- Spiel heißt. Da iſt allgemeinigli Jagd anf weiße Wären, Bi dann mit bes Biſchofs Erlaubniß, denn Die Infel gehört der Domkirche. Da ift dann Nichts weiter nach Often, was man fehen kann, ale Eis und Echnee, ſowebl auf dem Lande, als auf dem Waſſer.“

Es iſt ſchon erwähnt, daß Herjulfsnäs Igikeit“ ober tie „Oſtprobe“ iſt, Mitch der man nur Ruinen von einzelnen Häufern, aber keiner Kirchen gefunden bat. Uebrigens gehören bie hier benannten Fjorde ımb Infeln, weldhe bei dem durch Eis ganz unzugänglichen Theil ber Oftküfte enden, zu ben Lolalitäten, bie man auch in unferen Zeiten noch am wenigſten kennt, und barum um fo weniger im Stande ift, fie nach der alten Beichreibung und fo wenigen Angaben wiederzu⸗ ertennen. Daß bie Alten übrigens Jagd und Fiſcherei auch außerhalb ber bewohn⸗ ten Küfte nah Oſten zu getrieben haben, wie wir es ja arch vom Norben willen, Mt ganz in ber Ordnung, und namentlich was die Jagd auf weiße Bären betrifft vellig Hbercinftimmend mit ber vwermutbetn tage ten Heriulfenäs. Weiter beift es:

„em um zu dem Etoff zu kommen, ber früher erwähnt ift, daß Skage⸗ fjord ter Öftichfte Diſtrilt in Grönland ift, Bitlih von Herjnlfsnäͤs. Item weſtlich von Herjulfanäs liegt Ketilefjord;, er ift völlig bebaut; und zur rechten Sand, wenn man m ben Fiord einfegelt, ift Da cine große Mündung, in bie große Ylüffe ein⸗ lanifen. Dabei fteht eine Kirche, tie Haros-Kirche beißt und dem heiligen Kreuze geweiht ift; ihr gehört Alles bis Heriulfenäs, Infeln, Eilande und Alles bis Petersvig. Item bei Petersvig liegt ein großes Gebänbe, das Batasbal beißt. Bei dem Gebäude ift eim großer Landfee.... voller Fiſche. Die Kirche von Be- tersvig beit den ganzen Diftrilt Vatasdal. Weiter liegt in dieſem Tiftrifte ein großes Kloſter mit Canonici regulares, die dem St. Olaf und dem St. Augu⸗ finus geweiht find, Dem Klofter gehört Alles im Lande und Alles auf der an⸗ dern Seite.“

Dieſer Ketilofiord muß Teſſermint geweſen ſeyn, Aaros girche am Fluß Koalſoak, der von Kingoa kommt, gelegen haben, und Vatasdal mit Petersvig weiter in ben Fjord hinauf, bei Teſſermiutſiak, wo man die wahrſcheinlichen Kir⸗ chenruinen noch erkennt.

„Item zunächſt hinter Ketilsfjord liegt Rafnefjorb, und weit hinein in den⸗ jelben ein Echwefterntlofter der Regel Et. Benekilti; das Klofter Tiegt ganz im Hintergrunde und aufen davor Vaage⸗Kirche, die Dem heiligen König Dlaf gemeibt iſt. Vaage⸗Kirche gehört alles Rand außerhalb des Fiords. Innen im Fjord find viele Inſeln, das Kiofter befigt fie alle balb mit der Domlirche; auf diefen Inſeln ift viel warmes Wafler, das im Winter fo heiß ift, daß Keiner ihm naben kann, aber im Sommer ift es mäßig heiß, fo daß man darin baden Tann, und Biele belommen ta ihre Geſundheit nach Krankheiten wieder. Item zunächft liegt ber

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Einarsfjord, und zwiſchen ihm und dem erſterwähnten Hafnsfjorb liegt. ein großes Hofgut, welches Lem Könige gehört und Koff heißt; und ba fteht eine koſthare Kirche, St. Nikolaus geweiht, bie ber König zu verleihen bat; unb ba in ber Nähe liegt ein großer Fiihfee und wenn ta viel Regen fällt, und bas Waller wieder fällt und fich vermindert, bleiben unzählig viele Fiſche auf tem Lande liegen.”

Der hierin befchriebene Rafnsfjord paßt auf bie große Bucht zroiichen Nennor⸗ tafit umb bie Eübprobe, mit vielen größern und Heinern Inſeln und barınter die Infel Omartok mit den warmen Ouellen. Daß viefe im Winter wärmer als im Sommer jeyn follten , beruht ohne Zweifel nur auf einer Verwechslung mit dem Eindrud, ben das Waffer auf das Gefühl machte; ganz daſſelbe wird noch heute von den Quellen auf Disko gejagt. An acht bis zehn verfchtenenen Punkten, um biefe große Bucht herum, bat man Ruinen gefunden. Das Schwefterntiofter muß wohl in dem kleinen Fjord bei Onmartof gelegen haben, und Vaage⸗Kirche unter ben Auinen bei Kannifitfot in der Mundung von Sermilik. Das Hofgut Foſſ dürfte an dem Wafferfall in Amitoarfuf, und bie Kirche bei Sioralik gelegen haben, wo man Nefte eines ſolchen Gebändes mit dem Kirchhof gefunden hat. Das In⸗ nere Sioralils bat flachen Sandgrund, ber bei niebrigem Waſſer troden liegt und ohne Zweifel Gelegenheit zum Lachsfang gibt.

„Item wenn man im ben Einarsfiord einfegelt, Tiegt zu linker Sand eine Bucht, die Thorwaldsvig beißt, und noch weiter binein liegt auf berfelben Seite eine Nafe, bie Klining beißt, und weiter in ben Fjord hinein eine Bucht, bie Grauevig beißt, und von Grauevig noch weiter liegt ein guofles Gut, bas Daler Heißt und ber Domkirche gehört. Und zu rechter Sand, wenn man in ben Fiord Nein zur Domkirche fegelt, die im Hintergrunde beffelben ſteht, Tiegt ein großer Wald, der der Domlivche gehört; in demſeiben Walte hat bie Domkirche all ihr Vieh, ſowohl großes ala Feines; die Domlirche befitt den ganzen Einarsfjorb und ebenfalls die große Infel, die außerhalb bes Einarsfjord liegt und Hende genannt wird, weil dort im Herbſt zahlloſe Renthiere gefunden werben; es iſt da allge meine Jagd, doch nicht ohne des Biſchofs Erlanbniß. Und auf der Inſel ſind die beſten Weichſteine, die in Grönland zu finden find‘, fo natürlich gut, daß fie Grapen und Kannen Daraus machen, und es ift ein ſo dauerhafter Stein, daß ibm das Feuer nicht verzehren kann, und werben fo große Töpfe aus einem Stein gemacht, daß fte 10 bis 12 Tonnen bergen. Und dort noch weiter nad Welten vom Lande liegt eine Inſel, die Langinfel heißt, und auf ihr acht große Bauern alter. Die Domklirche befitt Die ganze Inſel, außer dem Zehnten, der ber Walſöe⸗ Kicche gehört." N

Es ift ſchon öfter des Igallitofjords als bes alten Einarfisrbs erwähnt, in em man bei der Einfeglung erft linker Hand einige Meinere, umbebeutentere Muinen hat, wie fi auch Lehmabhänge bort finden, bie zu ber Benennung „Kli⸗ ping” (Kieben, BVerkleiſtern) paſſen können, worauf eine fteile Küſte dis Sifär- tiuktok folgt, wo mehrere Ruinen in einem recht merkwürdig eingefchloffenen Thal gefunden werben, und endlich zu rechter Sand bie mit Waldgeſtrüpp umgebenen Landſeen, tie fi von Ekalluit bis zu dem im Hintergrumde des Fiords liegenden Kakfiarfuf erftreden. Schwieriger ift es Rende nachzumeifen. Die grönläntifcen Namen von einem Paar ber Infein im Diftrift Julianehaab deuten indeſſen darauf,

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daß auch auf den Inſeln Renthieriagb gemefen ift; und der Umftand, daß man für den Augenblick in biefen Gegenden fein bebeutennes Weichſteinlager kennt, beweist keineswegs, daß es bort nicht zu finden fey.

„em zunächſt dem Einarsfjord liegt ver Hoalfdefiort; da Tiegt eine Kirche, die Hpalförfjorbefirche heißt; fie befitt den ganzen Fiorb und den ganzen Ranob⸗ ſtadefjord, welcher zunächſt babei liegt. Im dieſem Ford ift ein großes Hofgut, welches dem Könige gehört und Thirbhildeftab heißt. Item banächft kommt ber Eriksfjord, und zuvorderſt in dem Fjord liegt eine Inſel, die Eriksinſel heißt; fie gehört halb der Domkirche und halb der Dyrnäskirche; die Dyrnäskirche bat das größte Kirchfpiel, das in Grönland zu finden ift, und liegt dieſelbe Kirche zu lin- fer Hand, wenn man in den Erilsfjorb einfegelt. Dyrnäskirche befittt Alles was im Midtfjord liegt, der vom Erilsfiord gerade im Nordweſten ausſchießt, und weiter hinein in den Erifsfiord liegt Solefjeldskirche, der der ganze Midtfjord gehört. Noch weiter hinein in den Fjord liegt Leyderlirche, der Alles bis zum Hintergrunde und auf der andern Eeite hinaus bis Burfjeld gehört; und Alles was über Bur- field binausliegt, gehört der Domkirche zu. Dort liegt ein großes Gut, Das Brattelid heißt, und worauf der Amtmann zu wohnen pflegt.“

In diefer BVejchreibung find der Hoalfde und der Rambſtadefjord als bie Fiorde bei der Kirchenruine Kakortok und ber Kangerdluarſukfjord zu erkennen, auf deffen Norbfeite eine deutlich fichtbare Ruine als der Reſt von Thiodhildeſtad zu ertennen ſeyn dürfte, zunächſt Dyrnäs in der Gegend von Narſak, die beiden nächſten Ruinen im Innern von Tunnudliorbik, von denen man, wenn man rund um den Fjord geht, nach Igalliko oder Brattelid kommt.

Nah dem Erifsfjord werben noch viele Infeln und Heinere Fiorde benannt, bis die Küfte unbewohnt wird und endlich ein längerer unbebauter Strich Landes zum Weftbau hinüberführt, deſſen Anfang man bei Amaraglit annimmt. Diefe Einzelnheiten burchzugehen würde bier zu weit führen, es bleibt nur noch zu be⸗ merken, Daß unter dieſen Heinen Fjorden, theils in Ivar Baarbfüns, tbeils in anderen Bejchreibungen zwei „Eisfjorde” genannt werben, won denen ber erftere dem „Sermilif“, ber andere der Bucht bei „Sennerut“ entfpricht; und von letz⸗ terem wird behauptet, daß er emen Arnı Namens „Utblilsfjord“ hat. Diejer merkwürdige Namen entjpricht der Heinen Bucht, die nach Stiblieitfiat (die Stätte ber Langmuth) binabgeht, und die das einzige Beifpiel ift, daß bie alten Stanbi- navier ſchon Verkehr mit den Eskimos hatten, Erinnerungen daran befteten und ihre Ortsnanıen aufrecht erhielten.

Etzel, Srönlann. 43

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