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GRÜNDßISS

DER

VERGLEICHENDEN GRAMMATIK

DER

INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.

KURZGEFASSTE DARSTELLUNG

DER GESCHICHTE DBS Altindischbn, Altiranischbn (AvBSTiscHBN u. Altpbrsischbn),

ALTARMBNI8CHBN, AlTGRIBCHISCHEN, AlBANBSISCHBN, LATEINISCHEN,

Oskisch-Umbrischbn, Altirischen, Gotischen, Althochdeutschen, Litauischen und Altkirchbnslavischen

von KARL BBUOMANN und BEBTHOLD DELBBÜCK

ORD. PROFESSOR DER INDOGERMANISCHEN ORD. PROFESSOR DES SANSKRIT UND DER

SPRACHWISSENSCHAFT IN LEIPZIG. VERGLEICHENDEN SPRACHKUNDE IN JENA.

ZWEITER BAND: LEHRE VON DEN WORTPORMEN UND IHREM GEBRAUCH

' ERSTER TEIL:

ALLGEMEINES. ZUSAMMENSETZUNG (KOMPOSITA). NOMINALSTÄMME.

ZWEITE BEARBEITUNG.

STRASSBÜR6.

KARL J. TRÜB NKR.

1906.

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VERGLEICHENDE

LAUT-, 8TAMMBILDUNG8- UND FLEXIONSLEHRE

NEBST LEHRE VOM GEBRAUCH DER WORTFORMEN

DER

INDOGERMANISCHEN SPRACHEN

VON

KARL BRUGMANN.

ZWEITE BEARBEITUNG.

ZWEITER BAND: XJEHEE VON DEN WORTFORMEN UND IHREM GEBRAUCH.

ERSTER TEIL:

ALLGEMEINES. ZUSAMMENSETZUNG (KOMPOSITA). NOMINALSTÄMME.

STRASSBÜRG.

KARL J. TRÜBNER.

1906.

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Da miiss sich manches Rätsel lösen. Doch manches Rätsel knüpft sich auch» Goethe Fauet, ertUr Teil.

Alle Rechte^ insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.

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JUSTUS HERMANN LIPSIUS

ZUM GOLDENEN DOKTORJUBILÄUM AM 18. APRIL 1906

IN DANKBARER ERINNERUNG

AN DREISSIGJÄHRIGE AMTSGENOSSENSCHAFT

GEWIDMET.

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Vorwort.

Die Vergrösserung des Umfange, die der zweite Band in der Neubearbeitung erfährt, bat eine Änderung in der Ein- teilung dieses Bandes wünschenswert erscheinen lassen : er wird in der neuen Auflage in drei Teile zerfallen, von denen jeder seine eigne Paragraphierung und Paginierung hat. Um dem Begriff Band nicht Gewalt anzutun, wäre es an und für sich das natürliche gewesen, diese drei Teile nun- mehr als Band II, III und IV zu betiteln. Dies ging aber deshalb nicht an, weil der erste und der zweite Band von DelbrOck's Vergleichender Syntax im Titel als dritter und vierter Band des ganzen Grundrisswerks bezeichnet sind und somit unliebsame Verwechslungen mit Sicherheit vorauszusehen wären.

Bezüglich der Grundsätze, die mich bei der Darstellung der nominalen Stammbildnng in dem vorliegenden 1. Teile des 2. Bandes geleitet haben, sei hier Folgendes bemerkt. In der Benennung und Gruppierung der nominalen Formantien und in der Behandlung der einschlägigen Einzelerscheinungen bin ich, wie in der ersten Auflage, im allgemeinen nicht über den durch Vergleichung der verschiedenen idg. Sprachen zunächst erreichbaren Zustand der sogenannten idg. Urzeit zurück- gegangen, habe somit das Formgeschichtliche im allgemeinen nicht nach den Ablautbasen orientiert, wie sie für die gewissermassen voruridg. Zeit vor der Entstehung der Ablaut- verschiedenheiten zu erschliessen sind. Die Darstellung der Sprachgeschichte in der Zeit von Beginn der Wirksamkeit der ablautschaffenden Faktoren bis zur sogenannten Auflösung der idg. Urgemeinschaft ist eine für sich abtrennbare Aufgabe und eine Aufgabe, die gerade für das Gebiet der Nominalforman-

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VIII Vorwort.

tien von so vielen Schwierigkeiten umlagert ist, dass man sich ihr in diesem Kapitel, in dem schon die nächstliegende Aufgabe des Erschliessens der uridg. Formen dem Darsteller genug des Problematischen entgegenbringt, nur ungerne nähert. Nicht im Ablautsystem an sich, nicht darin, dass dieses noch nicht nach allen Richtungen hin mit Sicherheit ausgebaut ist, liegt die Hauptschwierigkeit, sondern in der Anwendung auf den ge- gebenen Sprachstoff im einzelnen. So ist eine der schwierigsten entwicklungsgeschichtlichen Fragen der nominalen Stammbil- dung, zugleich diejenige, von der der Ansatz letzterreichbarer Grundformen am häufigsten abhängt, die Frage, wie weit das Formans -o- nur das Aussehen eines sekundär hinzugekommenen Bildungselements hat, und wie weit es tatsächlich auf dem Wege analogischer Neuschöpfung nach bereit liegenden Mustern neu hinzugetreten ist. Niemand vermag heute z. B. zu ent- scheiden, ob zwischen Formen wie uridg. *teq^ö' = ai. takvä-s got. piuft und solchen wie uridg. *t^qu' = ai. tdku-i 124 S. 200) dasselbe geschichtliche Verhältnis bestand wie zwischen ai. sväpa-ti und suptd-s, d. h. ob hier und in ähnlichen Bil- dungen das Formans -w- aus -jfo- lautgesetzlich hervorgegangen war, oder ob der tt-Stamm frtiher auf dem Plan war als der jito-Stamm. Denn dass man nach jenen voruridg. Lautgesetzen *^^g'M- auf Hequö' zurückführen kann, ist durchaus kein Be- weis dafür, dass jene Form auch wirklich auf diese Weise aus dieser entstanden ist. Es fehlt, was öfters übersehen wird, für jene voruridg. Zeiten ganz an solchen chronologischen Anhaltspunkten, wie sie uns für die jüngeren Perioden die Überlieferung an die Hand gibt, und man kann auf Schritt und Tritt in denselben Fehler verfallen, wie wenn man z. B. das neugriech. Präsens T^vo|iai, das nach Formen wie \iiv\y} für TiTvoiLiai eingetreten ist (vgl. Aor. fy^iva : fjueiva), mit dem ai. jdna-ti zusammen die lautgesetzliche Fortsetzung von uridg. *§^ne-ti sein lassen wollte. Habe ich so in diesem Teile der Wortbildungslehre den Ablautbasen eine dominierende Stellung nicht eingeräumt, so bin ich ihnen doch auch keineswegs überall aus dem Wege gegangen. Öfters habe ich ausdrücklich mit ihnen gerechnet, und wo ich, um auf einigermassen sicherem

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Vorwort. IX

Boden zu bleiben, über die nächst erreichbare uridg. Form nicht hinausgegangen bin, habe ich mich wenigstens bemüht, diese Foimen jedesmal so zu charakterisieren, dass über ihre Vorgeschichte nichts unrichtiges präjudiziert sein kann. Man vergleiche in dieser Hinsicht z. B. die Eingangsworte von § 93 und die Fassung von § 337 und wolle sich stets gegenwärtig halten, in welchem Sinn ich den Ausdruck Formans gebrauche (§4 S. 5 ff.). Auf dem Gebiete der verbalen Stammbildung, um dies noch hinzuzufügen, liegen die Verhältnisse anders; hier lassen sich die Resultate der Ablautforschung auch heute schon in weiterem Umfang mit entschiedenem Vorteil für die Disposition und Benennung des Formenbestands verwerten, wie ich hiemach denn auch bereits in meiner Kurzen vergleichenden Grammatik (S. 494 ff.) verfahren bin.

Einige Zusätze, die während des Druckes gemacht worden sind, sind in eckige Klammern [ ] gesetzt.

Ein Verzeichnis der neu hinzugekommenen Abkürzungen in den Literaturverweisungen (vgl. 1 p. XXVII XXXVII) wird dem 3. Teile des zweiten Bandes beigegeben werden.

Leipzig, Mai 1906.

Karl Brugmann.

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Inhalt des ersten Teiles des zweiten Bandes.

Allgemeines. Seite

I. Satz und Wort 1—2) 1

IL Struktur und Benennung der idg. Wortformen und ihrer Bildungselemente.

Simplex und Kompositum (§3) 4

Wurzel und Affix oder Infix (Formans) 4) . . . 5

Wurzel und Basis (§5) 9

Wurzel determinativ und Formans (§6) 10

Formans und Rompositionsglied (§7) 12

Rückblick (§8) 14

III. Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge.

Allgemeines (§9) 15

Analogiewirkung) Neuschöpfung und Umbildung 10) IG Vorwärts schreitende und rückwärts schreitende Ab- leitung (§11) 18

Verschiebung in der Gruppierung etymologisch zu- sammengehöriger Formen (§12) 20

Oliederungsverschiebung innerhalb der Grenzen einer

Verbindung von Satzbestandteilen (§13) 20

Änderungen in der Wertung der Satzbestandteile als

Wort, Kompositionsglied und Formans 14) . . . 25 Sitz des Wortaccents als Kennzeichen einer Bedeutungs- kategorie (§15) 27

Ablaut als formales Charakteristikum (§16) .... 31

Hypostasierung (§17) 3a

Zusammensetzungen (Komposita) (§18) 35

Lautentziehung (Ellipse) (§19) 40

Gefühlslautungen (§20) 4a

Doppelung (Reduplikation) ((;' 2 ) 4ft

Suppletivismus (§22) 47

Zusammensetzung (Komposita).

I. Vorbemerkungen (§23) 4^

IL Übersicht über die zweigliedrigen Komposita nach dem

grammatischen Charakter der Glieder (§24) 52

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XII Inhalt des ersten Teiles des zweiten Bandes.

Seite

III. Übersicht über die klassenweise auftretenden Komposita nach der syntaktischen Beziehung der Glieder zueinander und dem Bedeutungsverhältnis im Satz.

1. Iterativkoraposita (§25) 56

2. Kopulativkomposita (§26) 58

3. Verbale Rektionskomposita 27—29) 61

4. Verbale Komposita mit Adverbium (Präposition, Par- tikel) als Vorderglied (§30) 67

5. Präpositionale Rektionskomposita (§31) 68

6. Determinative Nominalkomposita (§32) 68

7. Esozentrische und exozentrische Nominalkomposita (§33-34) 71

IV. Zur Geschichte der Nominalkomposita.

1. Volkstümliche und künstliche Bildungen. Übersetzte Komposita (§35) 76

2. Stammkomposita 36—46) 78

3. Kasuskomposita (§47—51) 94

4. Vermischung der Stamm- und der Kasuskomposita (§52-56) . 98

5. ümdeutung verbaler und nominaler Kompositions- glieder (§57) 104

6. Negationspartikel im Vorderglied (§58) 105

7. Formantische Gestaltung des Schlussglieds der Dekli- nabilia 59-61) 106

8. Betonung 62-63) 114

9. Nominalkomposita als Personennamen (,§ 64) . . . 117

Nominalstämme.

I. Vorbemerkungen 65—68) 120

II. Bildung der Nominalstämme (Formgruppen).

1. Reduplizierte Nomina 69-76) 126

2. Nomina ohne stammbildende Formantien (Wurzel- nomina) (§ 77—86) 130

3. Nomina mit stammbildenden Endformantien.

A. Vorbemerkungen 87—88) 147

B. Vokalische Formantia.

Formans -o-, (§89-95) 148

Formans -i- 96—102) 166

Formans -u- 103—108) 176

Formantia -jo-, -iä- und -(»)io-, -(i)iä- 109—121) 182

Formans -cjfo-, -Ci'd- 122) 198

Formantia -^o- -yö-, -u^o- -wi^ä- und -e^^o- -e^ä-

123—128) . 199

Formantia -f- -ii- und -ü- -wy- 129—133) . '. . 208

Formans -{i)iä- : -i- 134—143; 211

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Inhalt des ersten Teiles des zweiten Bandes XIII

Seite

Formantia i- und -(i)%^' 144—147) 220

Formans -jfu- 148—151) 228

C. m- und n-Formantia.

Formantia -tjitwo- -mmä-f -mo- -mä- und 'trnmo' 'tip,mä'j 'SriimO' -srnmä-j -isTp^mo- -i^md- in superlativischen Formen 152—159) .... 225 Formantia -meno' -menä- und -mo- -mä- in parti-

zipialen Formen 160—163) 230

Formantia 'fnen- und -smen- -tmen- 164—172) 232 Formantia -mo- -mä' und 'Smo- 'Smä-, -tmo- -tmä-f

-dhmo' -dhmä' 173—176) 246

Formans -mi- 177) 263

Formantia -no -nä- -^no- -^nä- und -sno- -snä-, -eno' -enä' -ono- -onä-f -tno- -tnä- -t^no- -t^nä- 'teno- 'tenä-y -ino- -inä-^ -Ino- -Iwö- -eino- -eind- 'Oino' 'Oinä-y -uno- -und- -üno- -und- -ö[ü]nO' 'ö[u]nd-f -dno- -dnd-^ -mo- -md- (-pio- -fnö-), -esno' -esnd- -osno- -osnd- -dsno- -dsnd- {-usno-

'Usnd') 178—195) 264

Formans ai. -tvand- und gr. -ouvo- -auvä- 196) . 283 Formans -tno- -tnd-, -ti^no- •t'^nd- hinter tempo- ralen Adverbien 197) 284

Formantia -n«- und -«ni-, -eni- -oni-, -seni- 198

—202) 286

Formantia -nu- und 'Snu- 203—207) .... 290 Formantia -en- und -den-, -^en-, ten- 208—222) 292 Formantia -(i)jfew- und -<(i)ien- 223-231) ... 312 Formans -{^ew- 282—235) .320

D. r- und 2-Formantia.

Formantia -ero- -erd- -ro- -rd- und -tero- -terd- 'tro- 'trd' nebst -isterch -isterd- (Komparative)

(§236-242) 328

Formantia -er- und -ter- -tel- (geschlecht ige

Nomina) (S 243-249) 331

Formantia -tro- -trä- -tlo- -Od- und -^ro- 260—255) 339 Formantia -ro- -rd- und -ero- -erd-f -uro- -urd-

u. dgl. 256-259) 847

Formantia -lo- -Id- und elo- -cM-, -uto- 'tUd-, •ilo- -ild-, '(Üo- 'dld-f •&<>• 'Ud-, 'ölO' -öld; -llO' -ttä-,

-tUo- -tUd-, '8l0' sld' 260-266) 860

Formantia 'dhro- -ährd-, -dMo- -dhlä- 267—273) 377

Formantia -ri- und -ii- (§274-281) 381

Formantia -ru- und -lu- 282) 384

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XIV Inhalt des ersten Teiles des zweiten Bandes.

Seite

E. Formans mit labialem Verschlusslaut.

Formans -bho- -bhä- 283—285) 386

F. Formantia mit dentalem Verschlusslaut. Formantia -to- -tä- und -isto- -istä- in super- lativischen Formen 286-290) 390

Formantia -to- -tä- und -m^o-j -eto- -etä- -oto- 'Otä-, 'ätO' 'äbä' Ito- -Uä- -Ito- -Itä- -üto- -ütä- -ötO' ötä' in nicht-superlativischen Formen

(§291-311) 394

Formans -t- 312-317) 422

Formantia -ti- und -öti- -Ui- -öti- -Ui- 'iUi-, -eti-

'Oti-, 'Sti-, -esti- -osti- 318-327) 428

Formantia -tu- und ätu- -Hu- -ötu- -Ww-, -etu-,

-«^- -Cf^u- (§828-336) 440

Formantia -tyo- -t^ä- {-tuy^o- -tutiä') und -teuo-

'teuä- 337-339) !" . 447

Formantia 'tat- -täti- und -tut- tüti- 340—343) 450

Formans nt- (-ji^-, ent-) 344-350) 454

Formans -uent- 351—356) 461

Formans ment- 357) 465

Formantia -rf-, -do-, -den- usw. 358—364) ... 466 Formantia mit -dh- 365) 472

G. Formantia mit gutturalem Verschlusslaut. Formantia -ko- -kä- {-fco- -fcä-, -qo- -qä-)^ -k- (-k-,

-q) und 'SkO' -skä-^ -iko- -ikä- -ik-f -uko- ukä- •uk; -Vco- '%kä' -ffc-, 'ükO' -ükä- -ük-, -äkO' 'dkä' 'ök-, 'ik(h '&cä' -«fc-, -öko- -ökä- -öfe-,

'iskO' 'iskä- 866-385) 473

Formantia -go- -gä- {-§0- -gä-, -go- -gä-), -g- (-§-, -g-)

(§386-393) 506

Formantia mit gh (^Ä, gh) 394-395) .... 513 H. «-Formantia.

Formantia -s- und -es- -os-, -9»-, -w-, -us- 896

-409) 514

Formantia -so- und -eso-, -dso-^ -iso-, -uso- 410

-422) . . - 538

Formantia -iea- -ios-, -lies- -lios-, ison- in kom- parativischen Formen (§423—441) 547

Formans -y^es- -yos- (Part. Perf. Akt.) 442—461) 563 J. Uridg. Suppletion von Stammformantien inner- halb desselben Rasussystems 452—460) ... 574 III. Bedeutung der Nominalstämme (Bedeutungsgruppen).

1. Vorbemerkungen (§461— 470) 582

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Inhalt des ersten Teiles des zweiten Bandes. XV

Seite

2. Qegenstandbezeichnende Substantiva (Konkreta).

a. Lebewesennamen 471) 598

b. Bezeichnung der beiden animalischen Geschlechter (§472-473) 599

c. Verwandtschaftsnamen, Patronymika u.dgl. (§474) 602

d. Bewohnernamen 475) 605

e. Tiernamen 476—477) 606

f. Körperteilnamen 478—479) 606

g. Gewächsnamen 480) 608

h. Nomina agentis 481—484) 608

i. Sachuamen, insbesondere Namen von Werkzeugen,

Geräten, Vorrichtungen u. dgl. 485—490) . . 617

k. Örtlichkeitsnamen 491—493) 621

1. Namen von Zeitabschnitten 494) 625

3. Vorgang- und eigenschaftbezeichnende Substantiva (Abstrakta).

a. Vorbemerkungen 495) 626

b. Verbalabstrakta (Nomina actionis) 496—501) . 626

c. Verbalabstraktum und Infinitiv (Supinum) 502 —504) 638

d. Eigenschaftabstrakta 505—508) 641

4. KoUektiva 509-515) 644

5. Adjektiva.

a. Adjektivische Verbalnomina (Partizipia und Ver- baladjektiva) 516—520) 649

b. Komparationsformen (Komparativ und Superlativ) (§521—528) 654

c. Räumlichkeitsadjektiva 529—530) 661

d. Zeitadjektiva 531) 661

e. Totalitätsadjektiva 532) 661

f. Farbadjektiva 533) 661

g. Adjektiva mit dem Sinn 'krumm' u. ähnl. 534) 663 h. Adjektiva des Versehenseins und Besitzes, des

Bestehens aus einem Stoff, der Abstammung und

Herkunft, des Geartetseins 535—539) .... 663 i. Adjektiva mit demSinn eines bestimmten seelischen

Verhaltens 540) 668

6. Deminutiva (nebst Hypokoristika), Amplifikativa, Deteriorativa.

a. Deminutiva nebst Hypokoristika 541—546) . . 668

b. Amplifikativa 547—549) 679

c. Deteriorativa 550—553) 681

Nachträge und Verbesserungen 686

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WORTLEHRE

(LEHRE VON DEN WORTFORMEN UND

IHREM GEBRAUCH). ERSTER TEIL.

Allgemeines. I. Satz und Wort.

1. Die Zerlegung eines Satzes in bedeutungsvolle Laut- Verbindungen; die, wie in diesem Satze, so auch in andern Sätzen; meist in wechselnder Anordnung und in wechselnder Bedeutungsbeziehung uuter eiuander, möglich sind; und die man 'Wörter' zu nennen pflegt; gelingt immer nur unvollkommen und ist; wie sie in der schriftlichen Darstellung der Sprache und in der Grammatik vorgenommen zu werden pflegt; von WillkOrlichkeiten nie ganz frei. Das Sprechen der Menschen hat nicht mit Wörtern; sondern mit 'Sätzen' oder besser 'Äusserungen einer Gesamtvorstellung' ^) begonnen (mit Wörtern nur insofern; als solche Gebilde der uns historisch zugänglichen Sprache; die wir Wörter nennen; zumteil im Anfang als Satz fungiert haben); und noch heute ist für das normale Sprechen in der Regel nur da ein wirklicher Ein- und Abschnitt; wo eine Äusserung zu Ende kommt.

Dass die Worttrennung, die wir beim Schreiben vor- nehmen; und durch die wir einen Satz in so und so viele Lautungsgruppen zerlegen; konventionell ist; zeigt die vielfach bestehende Unsicherheit: z. B. zerlegt Tcommtszuatandef der eine in zwei Bestandteile (kommts zustande?), ein zweiter in

1) Vgl. Verf. K. vergl. Gr. S. 623 f. und die dort zitierte Literatur, ausserdem jetzt v. Rozwadowski Wortbildung und Wortbedeutung-, Heidelb. 1904, S. 57 ff.

Brugmann, Orundriss. II, 1. 1

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2 Satz und Wort. 1.

drei {kommt 's zustande?), ein dritter in vier (kommt 's zu standet). Die naiven Sprecher selbst setzen sieh mit ihren Neuerungen denn auch oft damit, wie der Grammatiker die Gesamtvorstellung des Satzes zerlegt, in Widerspruch. So ist einerseits oft etwas, was dem Grammatiker nur ein Wortstück ist, von den Sprechenden doch wie solches behandelt worden, was jenem ein volles Wort ist, z. B. italien. quanto stete accio! 'wie seid ihr unangenehm' nach vecchiaccio, grandaccio usw., engl, the teens ('die Jahre zwischen 12 und 20') nach thirteen usw., lat. spiciOf plicOy clüdo (für specio, *plecoy claudo) nach conspicio inspicio, implicOy conclüdo usw. (1, S. 223. 229). Ander- seits ist z. B. franz. 7ie pas in jenedonnepas, nhd. wenn gleich in wennichgleichleide seinem Bedeutungsgehalt nach, trotz der lautlichen Diskontinuität, nichts anderes als was dem Grammatiker sonst ein Kompositum und als solches ein Wort ist. Man vergleiche auch die Neuerungen wie att. firia 'quae* dam' für na in T^Ttapa iv auTOi(; ärra auf grund der als ÖTTOi' fitta, ajLxiKp* ärra vorgestellten ÖTroTd na, ajLxiKpA na in Bd. 1, S. 882 (K. vcrgl. Gr. 261 f.).

Anm. Die Ausdrücke Satz und Wort haben durch die schematisierende Grammatik eine Bedeutung bekommen, die für die Erfassung der realen Vorgänge des Sprachlebens vielfach hindernd ist Äusserung und Äusserungsbestandteil wären unschäd- licher. Aber diese Benennungen haben wieder andere Nachteile.

Daher ist denn die sogen. Wortbildungslehre gegen die Lehre vom Wortgefüge und Satz nicht überall fest abzugrenzen, man mag die eine und die andere definieren wie man wolle.

Wie inbezug auf seine Formation, verträgt das Wort auch bezüglich seines Bedeutungsinhalts vielfach nicht die schematische Isolierung aus dem Satze, die ihm in der tradi- tionellen Grammatik zuteil zu werden pflegt. Zwar können viele Begriffe, die an den Wörtern haften, Begriffe von Gegen- ständen, Eigenschaften, Zuständen, infolge der besonderen Geschichte der betreffenden Objekte und infolge der vielfach wechselnden Stellung, die der Mensch zu ihnen einnimmt, sich verschieben, ohne dass die Satzgebilde als solche und ihre geschichtlichen Veränderungen mitbestimmend sind, z. B. Schiff, Hut, schlecht, kochen. Es sind das diejenigen Bedeutungen,

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§ 2.] Satz und Wort.

deren Geschichte man gewöhnlich einem besonderen, 'Sema- siologie' genannten, Abschnitt der Gesamtbetrachtung der Sprache zuweist. Viele andere aber weisen durch sich selbst schon auf anderes hin, das mit ihnen zusammen Bestandteil «iner komplizierteren Vorstellung ist, wie sie im Satz zum Aus- druck kommt. Es sind dies diejenigen Bedeutungen; die teils an einer bestimmten Formation eines in verachiedenen Zusammen- hängen in verschiedener Form auftretenden Wortes haften, z. B. an den lat. Wörtern patrisy faciam, teils an Wörtern, die in allen Zusammenhängen nur 6ine Gestalt haben, z. B. lat. etf autf gr. fiv. Wer z. B. patris in domus patris prostat als Genitivus possessivus oder fadam in quid ego nunc faciam? als Konjunktivus dubitativus bezeichnet, hat zu bedenken, dass der Genitiv und der Konjunktiv allein diese Funktion nicht üben, sondern dass diese nur insofern vorhanden ist, als die Formell Bestandteile grade dieser oder ihnen ähnlicher Sätze sind, dass also dazu eine ganze Wortgruppe nötig ist. Die Bedentcingsbeziehungen zwischen den Satzbestandteilen als solchen hat man von jeher als Gegenstand der Syntax bezeichnet. Syntaktische Bedeutsamkeit steht jedoch oft auch wieder in Wechselwirkung mit den Schicksalen, die die Bedeutung der Wörter auf grund nicht rein sprachlicher Geschehnisse erfährt.

2. Die Zerlegung des Satzes in Worte hat ihre innere Berechtigung und ist notwendig für die geschichtliche Betrach- tung derjenigen an die Lautungen gebundenen Begriffe, die ohne syntaktische Bedeutsamkeit sind, also für die sogen. Semasiologie. In allem Übrigen hat eine streng wissenschaft- liche d. h. auf die Natur des Objektes selbst gegründete Dar- stellung nicht vom Wort, sondern vom Satz auszugehen.

Dies ist bisher in der wissenschaftlichen Grammatik nicht die Praxis gewesen, sondern Wort und Einzelform beherrschen immer noch die Darstellung, und die grossen Vorteile, welche fttr die Übersichtlichkeit und leichte Orientierung durch das Ausgehen vom Wort entspringen, wird man vermutlich nicht gerne preisgeben wollen. Jedenfalls kann aber der Anfang mit der wissenschaftlicheren Darstellungsform, die die Satz- bildung als solche in den Vordergrund rückt, nur bei den

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4 Die idg. Wortformen und ihre Bildungseleroente. 3.

einzelsprachlichen Grammatiken gemacht werden, nicht bei einer vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen. Denn diese hat immer das ins Auge zn fassen, was yerschiedenen Sprachzweigen gemeinsam ist and was schon in der Zeit der idg. Urgemeinschaft gegolten hat, nichts aber ist für dies& ferne Vergangenheit so schwer zu rekonstruieren als gerade die Satzformen.

Bei dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft erscheint für unsere Darstellung am angemessensten eine Einteilung der Grammatik in: 1) Lautlehre, 2) Lehre von den Wort- formen und ihrem Gebrauch, wobei in der hergebrachten Weise die verschiedenen Wort- und Formklassen ^ den Ein- teilungsgrund abgeben, 3) Lehre vom Satzgebilde. Nur dieser letzte Hauptabschnitt geht vom Satz und den Gruppen im Satz aus, und er gibt Gelegenheit, alles 'Syntaktische', was^ im zweiten Abschnitt noch nicht abgehandelt ist, darzustellen (vgl. Delbrück Grundr. Bd. 5 und Verf. K. vergl. Gr. S. 623 ff.).

Der zweite Abschnitt behandelt in gleicher Weise Form und Bedeutung, die Bedeutung allerdings hauptsächlich nur nach der Richtung hin, dass die Bedeutungsbeziehung zwischen den Satzbestandteilen als solchen ins Auge gefasst wird*). Dabei sind aber diese 'syntaktischen' Erscheinungen nicht in der ttblichen Weise zu einem Kapitel vereinigt. Form und Gebrauch hängen ja immer innigst zusammen, und so ist e& das natürliche, sie auch in der Darstellung nicht mehr von einander zu trennen, als es die Rücksicht auf Übersichtlichkeit erheischt.

II. Struktur und Benennung der idg. Wortformen und ihrer Bildungselemente.

3. Simplex und Kompositum. Viele Wortformen bilden ein Satzstück, das in sich selbst wieder in zwei oder

1) Die Semasiologie im gewöhnlichen Sinne des Wortes (§1 S. 2 f.) ist ein bis jetzt viel zu wenig bebautes Gebiet, als dass ich ihm im Rahmen dieses Buches die Behandlung könnte zuteil werden lassen, die ihm in der Oesamtbetrachtung der Sprach- geschichte zukommt. Vgl. hierzu v. Rozwadowski Wortbild. u. Wortbed. S. 100.

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§ 4.] Die idg. Wortformen und ihre Bildungselemente. 5

mehr Wörter zerlegbar erscheint, weil die betreffenden Teile -auch ihrerseits in derselben Weise, wie das Ganze, als bedeutungs- Yolle Lautverbindungen in wechselnder Anordnung im Satz vorkommen, z, B. gottesgäbe^ haustier, eisenbcihnfahrt, auf- treten. Solehe Wörter heissen Komposita. Öfters ist es <lasselbe Wort, das, wiederholt gesprochen, in derselben Weise eine Worteinheit darstellt, wie wenn die Bestandteile verschiedene Wörter sind, z. B. ai. dämßdams 'in jedem Haus', gr. TrainTTav 'ganz und gar', lat. quisquis, ahd. selbselbo 'idem ipse'. Sie werden Iterativkomposita genannt 25).

Alles, was nicht in dieser Weise zerlegbar ist, heisst einfaches Wort, Simplex. Diese Wörter sind zumteil inso- fern etwas Einfaches im Satz, als bei ihnen nur verschiedene Artikulationsbewegungen nacheinander unterscheidbar sind und zugleich ihr Bedeutungsinhalt als eingliedrige Teil Vorstellung innerhalb der vom Satz getragenen Gesamtvorstellung apper- zipiert wird, z. B. haus, baar, ich, auf. Meistens aber kann man an ihnen, da sie mit andern, ebenfalls in der Satzbildung erscheinenden Wortformen partiell, sowohl bezüglich der Lautung als auch in der Bedeutung, ein und dasselbe sind, etwas ab- sondern: einesteils gewisse Lautelemente gleichsam als Grund- Elemente oder Grundbestandteil, als das, was innerhalb einer bestimmten Gruppe von Formen für ihren konstant bleibenden <Jrundbegriff charakteristisch ist, anderseits gewisse Laut- elemente als dasjenige, was den Grundbegriff bei ihnen selbst wie bei andern Wortformen irgendwie modifiziert oder ergänzt, und zwar teils ohne Beziehung auf das Wort als Satzglied, z. B. männchen neben mann, fischer neben fisch, teils so, dass eine Satzbeziehung ausgedrückt ist, z. B. mannes, müsstesi.

4. Wurzel und Affix oder Infix (Formans). Zur £rgänzung und in etwas zugleich zur Berichtigung des hierüber 1 , S. 32 ff. Gesagten sei Folgendes bemerkt.

1) Das soeben als Grundelemente bezeichnete Wortstück heisst herkömmlicherweise Wurzel (W.), z. B. lieb- in lieben, liebster, geliebt, die liebe. Die Wurzel, die man in der Regel in uridg. Lautung anführt, wie z. B. leubh- für lieben usw., stellt nichts anderes dar als unsere Ansicht darüber, welches Stück

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6 Die idg. Wortformen und ihre Bildungseiemente.

einer Wortform, die wir der zunächst erreichbaren idg. Ur- sprache zuzuschreiben haben, die Sprechenden gleichsam als Bedentungszentrum empfunden haben, und ihre Aufstellung hat nur den Wert, dass sie als Marke für eine Anzahl von 'ety- mologisch' zusammengehörigen Formen dienen kann. Darüber, wie eine Form, aus der man die Wurzel aushebt, zustande gekommen ist, besagt die ausgehobene Wurzel ganz und gar nichts.

Zum guten Teil mögen Wortformen, an denen man Wurzel und Beziehungsölemente unterscheidet, durch Komposition diesen Charakter bekommen haben, also durch denselben Vorgang, durch den z. B. die Formen heeresmacht, dahin, anfangen entstanden sind. Und in einzelnen Fällen mag das, was der Grammatiker als Wurzel ausscheidet, wirklich auch das gewesen sein, was man, vom Standpunkt einer fernen Vergangenheit aus, in derselben Art als Wort oder Form zu bezeichnen berechtigt wäre, wie wir vom Standpunkt der Gegenwart aua etwa das Wortstück heeres in heeresmacht ein Wort oder eine Form nennen. Aber da uns jede nähere Kontrolle hierüber versagt ist, ist es prinzipiell unzulässig, Wurzeln irgendwo als etwas anderes zu betrachten und zu bewerten denn als Abstraktionen aus Wortformen, die man im Interesse bequemer Benennung etymologisch, nach Form und Bedeutung, zusammengehöriger Satzbestandteile vollzieht. Eine 'Wurzelperiode' hat es im Ur- indogermanischen nie gegeben. Denn von jeher hat man nur Wörter, Formen gebildet.

2) Diejenigen Lautelemente, die eine Wortform neben dem wurzelhaften Wortstück enthält, kommen, meistens mit gleicher oder ähnlicher die Bedeutung des Wurzelstücks modi- fizierender Wirkung, oft jedoch auch mit starker Sinnes- verschiedenheit, auch noch in andern Wörtern vor, häufig in sehr vielen zugleich, z. B. lieb-en geb-en usw., ge-liebt ge-geben usw., gr. f-(p€pov f-XeiTTOV usw. Die Grammatik bezeichnet sie als Affixe (Suffixe und Präfixe). Dazu kommt als Infix das Element uridg. -ne- -w- z. B. in ai. yundk-ti 'iungit' t/unj- dnti 'iungunt' (neben yngd-m 'iugnm') u. dgl. Bei den Suffixen unterscheidet man zwischen Stammsuffixen und Flexions- ßuf fixen oder Flexionsendungen (Kasus-, Pereonal-

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§ 4.) Die idg. Wortformen und ihre Bildungselemente. 7

enduDgeD). Z. B. in *ma'tere8 'Mütter' ai. mä-tdr-as gr. |Lir|-T€p-€^ ist 'ter- Nominalstammsuffix, -es Kasusendung, in *glMnsJcete 'geht!* ai. gä-ccha-ta gr. ßd-aKC-ie ist -sJce- Präsensstammsuffix, 'te PersonalenduDg.

Bei diesen Benennungen ging man, als sie aufkamen, von der Voraussetzung aus, die betreffenden Wortstücke hätten einmal nach Art der Glieder von Komposita wie heeres-machtf heut'ZU'tage, lat. huius-ce eine gewisse Selbständigkeit gehabt, seien einmal wie diese Kompositionsglieder als Wörter in wechselnden Verbindungen im Satz vorgekommen.

Diese Voraossetzung trifft für die Präfixe im Ganzen zu, wohl auch für die schon urindogermanischeu, wie *e- in ?-<p€pov 7).

Bei fast allen uridg. Suffixen aber haben wir keinerlei Recht, die bei der Analyse der Wortform sich ergebenden Grenzen als Znsammensetzungsfugen, also als ursprüngliche Wortgrenzen zu deuten. Von den uridg. Suffixen sind nur wenige ihrer Entstehungsweise nach nicht hoffnungslos unklar, und wir befinden uns den meisten uridg. Suffixen gegenüber in derselben Lage wie gegenüber den Wortstücken, die Wurzel beissen : sie sind auch für den die Entwicklungsgeschichte der Sprache Erforschenden nichts weiter als ein Element der gegebenen Wortvorstellung, und zwar ein Wortstück, dessen Bedeutung zu ihrer realen Vergegenwärtigung im Bewusstsein stets der Verbindung mit den Grundelementen bedarf.

Völlig unklar ist auch der Ursprung der sogen. Nasal- infixe, über die auf Windisch KZ. 21, 406 ff., de Saussure M6m. syst. prim. 239 ff., Persson Stud. 152 f., Johansson PBÖ. Beitr. 14, 316. 338, Pedereen IF. 2, 285 ff ., Hirt IF. 8, 277, J. Schmidt Kritik 41 f., Verf. Lit. Centr.-Bl. 1895 Sp. 1726, ühlenbeck IF. 12, 171, Reichelt KZ. 39, 75 ff., Keller KZ. 39, 162 ff. zu verweisen ist.

Anm. Indem man sich von dem Namen Infigierung leiten Hess, hat man behauptet, die Formen mit Nasaiin fixen seien durch einen Wortbildungsvorgang entstanden, der von allen andern Wort- bildungsvorgängen der idg. Sprachen abweiche. Aber mit demselben Recht, mit dem man das n von \Rt. jüngere ein Infix nennt, wären auch folgende Bildungselemente als Infixe zu bezeichnen: s in

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8 Die idg. Wortformen und ihre Bildungselemente. 4.

nhd. liebesJiandel für älteres liebehandel^ ka in mittelind, ahakam (ASöka hakam usw.) für älteres aham 'ich', uXX in gr. dKavOuXXtc; neben dKav6i<; 'Distelfink', \h und 09 in gr. 6iip{2>iov und Oiipdq>tov 'Tierchen' neben Orjptov, ut€ in gr. (ion.) iveeOrev für ^vOev, das zweite in lEcxXiiaiaJIov für /jKKXiiaiaJIov (von ^KicXnaiä), Mou in ngr. bö(j|uouT€ 'gebt mir', u (Fragepartikel) in got. gatüauheisf 'glaubst du T und noch vieles dgl. Gleichwie nun hier diese Benennung eine rein äusserliche wäre und bei dem Bildungsprozess selbst keine andern Faktoren gewirkt haben als die, welche wir auch sonst überall bei sprachlichen Neuerungen unter den Indogermanen wirken sehen, so würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch die *Nasal- infigierung', wenn wir ihrem Ursprung noch nachkommen könnten, als kein irgend absonderlicher Bildungsvorgang enthüllen.

Nur um zu zeigen, dass man nicht durchaus genötigt ist für die Nasalinfigierung einen singulären Vorgang anzuerkennen, sei auf folgende zwei Entstehungsmöglichkeiten hingewiesen. 1) ne war ein Satzelement (etwa eine Partikel oder eine Art Hilfsverbum), das für sich ebenso durch ä oder eu oder ein konsonantisches Element erweitert werden konnte wie eine sogen. Wurzel, und nun wurde z. B. mit *gy'eie- *gUei' {ü.jayati) teils *gV'eiä {htjyä-), teils ^gV'einä (ai. jinä') gebildet, mit '^stere- ^ster- (ai. stara-ti) teils "^stereu (got. straujan), teils *stemeu (ai. stjrnö')^ mit ^ie^e- ^ieu- (ai. yuvd-ti yäu-ti) teils *ieueg (ai. yöj- yuj-)^ teils ^jeuneg (ai. yunaj-), 2) ne bildete mit dem vorausgehenden Wort in gewissen Fällen eine Einheit, und darauf erfuhren sowohl diese Verbindung als auch das voraus- gehende Wort für sich allein Erweiterung durch ä usw.

Unter allen Umständen war ne in gewissen Formen zuerst ein Bestandteil, der Träger eines gewissen Teiles des Begriffsinhalts war. Mit dieser Funktion wurde es dann ein produktives Bildungselement. Vgl. etwa die gr. Adverbia ^vOaOra, ivecOrcv, Tr||uoOTo<;, die neben ^v6a, €vO€v, Tf^|uo<; getreten sind so, wie TaOra neben Td, oötuü<; neben di<; (üjO usw. standen (Wackernagel IF. 14, 370 f., Verf. Demonstr. 104) oder mittelind, ahakam für aham nach astaka-m : asta-m usw.

3) Durch die Namen Wurzel und Affix (Präfix, Suffix), Infix werden vielfach falsche Vorstellungen von der Entstehung der idg. Wortfoimen wach gehalten, und es wäre kein geringer Vorteil, gelänge es, sie ganz zu beseitigen. Ein passender Ersatz für Wurzel ist noch zu finden. Für Affix usw. habe ich 1, S. 39 f. Formativ vorgeschlagen^) und IF. 14, 1, K. vergl. Gr. 285 Formans (das Formans, elementum for-

1) Diesen Terminus hat jetzt Wackernagel angenommen (Alt- ind. Gr. 2, 10).

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§ 5.] Die idg. Wortformen und ihre Bildungselemente. 9

inans). Das letztere Wort hat vor dem ersteren den Vorzug der Kürze, und ich werde mich seiner, wie schon in der Kurzen vergl. Grammatik, im Folgenden bedienen.

5. Wurzel und Basis. Der Name Basis, der neuer- dings in der Indogermanistik neben den Namen Wurzel und Affix usw. gebraucht wird, bezeichnet, nicht anders wie diese, nur eine grammatische Abstraktion aus einem ganzen Wort, ein Wortstück, von dem man nicht berechtigt ist anzunehmen, es habe einstens im Satz in wechselnden Verbindungen eine Selbständigkeit gehabt.

Ich wende den Terminus Basis auf solche Wortstücke an, die bezüglich der Ablautverhältnisse als eine laut- liche Einheit gegeben oder zu rekonstruieren sind. Ist die Basis das Wortstück, das die Wurzel enthält, so haben wir es mit einer Wurzelbasis zu tun, z. B. §en^' ('gignere'), wozu 2l\, jani'tram jOrtd- lat. geni-tor gnä-tus usw., bhe^a- ('werden*), wozu ai. bhävi-tum bhü-tär lit. bü-ti usw. Dagegen stellt z. B. 'tere 4ero als mutmassliche Grundform für -tro-j •ter 't&r in ai. janftra-m, Y€V€-Tr|p lat. geni-tor usw. eine Formansbasis dar. Vgl. 1, S. 494 ff., K. vergl. Gr. 138 ff.

Wie die Wurzel, so kann man auch die Wurzelbasis als Etikette für etymologisch zusammengehörige Wortformen be- nutzen. In vielen Fällen wählt man mit Vorteil die Basis, weil nur durch sie alles, was etymologisch zusammengehört, unter einer einzigen Marke zu vereinigen ist. Z. B. umschliesst die eben genannte Basis genB- sowohl W. gen- in ai. janitra-m jänas' gr. TCveTrjp t^vo^ usw. als auch W. gne- gnö- in gr. KacJi- TVHTO^ Tvurrö^ got. knöps^ oder die Basis peretc- 'precari, pos- cere* sowohl W. prek- in ai. präifum lat. precBs got. fraihnan usw. als auch W. perk- in umbr. persclo ahd. fergön lit. perszü.

Wurzel und Basis sind also in gleicher Weise gramma- tische Abstraktionen, nur dass der Ausdruck Basis im beson- deren auf Ablautverhältnisse hinweist. Auf die einsilbigen 'Wurzeln' zu gunsten der irgend wievielsilbigen 'Basen' ganz zu verzichten, ist nicht nötig und ist zugleich nicht möglich, wenigstens nicht bei dem heutigen Stande der Wissenschaft Denn die Zurückführung der zunächst erreichbaren uridg. Wort-

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10 Die idg. Wortformen und ihre Bildungselemente. 6.

formen auf die Gestalt, die sie vor der Wirksamkeit der abiaut- schaffenden Kräfte hatten (vorausgesetzt, dass die betreffenden Gebilde überhaupt damals schon bestanden und in der Zwischen- zeit nur Veränderungen durch internen Lautwandel erfahren haben), ist heute für zahllose Fälle noch viel zu unsicher oder auch überhaupt nicht tunlich ^).

Der Vokal der zweiten Silbe eines Wortstücks, das auf eine mehrsilbige Basis zurückführbar ist, hat gewöhnlich den Charakter eines Formans, indem er in gleicher Weise in einer Reihe von Formen, die eine grammatische Kategorie bilden, erscheint und mit dazu dient, diese Kategorie als solche zu charakterisieren, z. B. -i- in ai. Präs. dni-ti vämi-tL

6. Wurzeldeterminativ und Formans. Wie die Namen Wurzel, Basis, Suffix, Infix auf uridg. Wortbildungs- elemente angewendet werden, deren Entstehungsart im Dunkeln liegt, so gilt dies auch von dem Namen Wurzeldeterminativ. Man versteht darunter Laute, Konsonanten oder Sonanten, die in einem Teil von etymologisch zusammengehörigen Wörtern hinter demjenigen Wortstück, das den nicht weiter im Ver- gleich mit andern Wörtern analysierbaren Grundteil darstellt, auftreten und eine Bedeutsamkeit nach Art solcher Bedeutungen, wie sie an den hinter der Wurzel stehenden Formantien gewöhn- lich zu beobachten sind, nicht erkennen lassen. Eben wegen dieses Mangels pflegt man sie mit zur Wurzel zu rechnen. Z. B. -«-, -m-y -p- in trese- 'zittern' (ai. trdsa-ti g\\ Tp^ei), treme- ""zittern' (gr. Tpejuei lat. tremit\ trepe- 'zittern* (lat. trepiduSf aksl. trepet^), die sämtlich zu ai. tarald-s 'zitternd' gehören; -m-y -^-, -a- in dreme- 'laufen' (ai. drama-ti gr. bpö- jLio^), dret^e- 'laufen' (ai. dräva-ti), drä- 'laufen' (ai. drä-ti

1) Das Bestreben einiger Forscher, den Namen Wurzel zu gunsten des Namens Basis zu verdrängen, lässt sich nicht etwa so rechtfertigen, als sei dadurch eine bessere Einsicht in die Entstehung der Struktur komplizierterer uridg. Wortformen gewährleistet. In dieser Beziehung sind wir durch die Fortschritte der Ablautforschung nicht weiter gekommen als immer schon diejenigen waren, welche den Ausdrücken Wurzel, Stamm, Suffix usw. nur einen 'deskrip- tiven' Wert oder eine 'psychologische* Geltung zugestanden. Vgl. IF. 18, 50 f.

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§ 6.] Die idg. Wortformen und ihre Bildungselemente. 11

gr. -^bpäv); -eiiy (-f-), -ä- in meneii)- 'denken' (got. munaip = *mnnsie'ti aksl. mbne-ti gr. ^judviiv, ai. manhSd), menä- 'denken* (dor. lu^jnvä-Tai ai. mrwl-^a-*), die za mene- in gr. |i^vo^ usw. gehören.

Determinativ und Formaus können jedoch nicht genauer auseinandergehalten werden. Erstlich nicht, wo die etymo- logische Zusammengehörigkeit von Wortbildungselementen in Frage kommt. Z. B. das -s- einerseits von ^hleus- ""hören* (W. Jdeu') in ai. iröSamäna-s aksl. sluchh usw., von *ten8' 'dehnen' (W. ten-) in ai. tqsa-ti got. at-pinsan usw., von *a^eq8' 'augere* (W. aueg-) in gr. deSuj auSuü ai. ükSa-ti usw., von Heuqs- Heuehten' (W. letiq-) in ai. rukSd-s ags. lixan av. raoxSna- usw. und das -s- anderseits in den Neutra ai. srdvas- gr. kX^o^, ai. tdnas'j öjas-^ röcas- rociä- sind höchst wahrscheinlich das- selbe ßildungseleraent: dort erscheint dieses Element als 'Deter- minativ', hier, wo es eine bestimmte nominale Formenkategorie charakterisiert, als 'Formans'. Oder: was in einem Teil der Wortformen als Determinativ erscheint, bildet anderwärts mit einem forroantischen Element verschmolzen ein einheitliches Formans. Z. B. enthält das nominalstammbildende Formans 'dhro- {'dhlo ) das Determinativ -dh- (ai. rddhorti zu lat. rß-rt), worüber § 267, das Präsensformans -neu- (ai. strnö-ti) das in *8tereu' (got. straujan) als Detenninativ erscheinende w-Element 4 Anm. S. 8). Sodann aber bleibt nberhaupt vom sprach- genetischen Standpunkt aus die Benennung der Schlussteile von mehrsilbigen Basen darum stets unsicher, weil uns die Basen in eine Zeit der uridg. Sprachgeschichte zurückweisen^ für die wir den funktionellen Wert der Wortbildungselemente abzuschätzen ausser stände sind.

um die Darstellung nicht zu sehr zu komplizieren und völlig Unsicheres möglichst beiseite zu lassen, ist in der Behand- lung der Nomina mit stammbildenden Endformantien § 87—460 auf die 'Wurzeldeterminativa' nur selten Rücksicht genommen. Man mag unsere Darstellung der Nominalformantien jedesmal mit der Behandlung der gleichlautenden Determinativa bei Persson Stud. zur Lehre von der Wurzelerweiterung (Upsala 1891) vergleichen.

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12 Die Idg. Wortformen und ihre Bildnngselemente. 7.

7. Formans und Eompositionsglied. Aach der Gebrauch dieser beiden Benennungen schwankt, was daher kommt, dass Eompositionsglieder oft im Übergang zu For- mantien sind.

Hat das eine von zwei Zusammensetzungsgliedern eine gewisse allgemeine oder abstraktere Bedeutung und wird es mit dieser Bedeutung in mehreren Komposita zugleich gebraucht, so steht es dadurch den Wortbildungselementen, die wir For- mantien nennen, nahe. Vgl. z. B. kriegsmann : krieger. Es wird nun häufig nach Art der Formantien in grösserem Um- fang produktiv und nimmt deren Natur um so leichter an, je mehr die besondere begriffliche Beziehung zu dem andern Glied der Zusammensetzung zurücktritt gegen die Beziehung, die es zu den andern Zusammensetzungen hat, in denen es enthalten ist. Bei dieser letzteren Beziehung dominieren all- gemeinere Begriffselemente, und eben diese begründen die Verwandtschaft mit den Formantien. So bedeutete z. B. ahd. 'llh in wiblih (nhd. weiblich) usw. von Haus aus Xeib, Körper, Gestalt, Äusseres* (Subst. llh), in der Komposition also 'die Gestalt habend, die der erste Bestandteil näher bezeichnet*. Es kam aber auf gleiche Linie mit den adjektivbildenden Formantien wie -Igf, -isc usw. In gleicher Weise wurde -heit {ahd. heit 'Stand, Art, Charakter*) in ahd. kindheit (nhd. Mnd- heit) usw. Konkurrent der Abstraktformantien -i {chindisci 'Kindheit*), -ida usw. Unser -wärts in heimwärts^ talwärts usw. nähert sich dem Charakter eines Adverbialformans. Im Lateinischen stand -igare {-egare) in rBmigare (von remex)^ navigäre, litigäre, variegare usw., das aus *-agare entstanden und von ♦-agr- 'agens* gebildet war, auf einer Linie mit den formantischen Verbalausgängen -^re, -Ire u. dgl. Im Ai. hatte 'dS' z. B. in datäsmi 'ich werde geben* (aus data asmi 'dator fium*) die Natur eines temporalen Formans wie -sya- in da- sydmi 'ich werde geben' angenommen^). Beispiele für den gleichen Vorgang bei vorderen Kompositionsgliedern sind nhd. mis' (ursprünglich 'verschieden, uneins*) in misklang, misbrauch

1) Andere derartige Beispiele aus verschiedenen Sprachen «. bei Niedermann IF. 10, 223 f.

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§ 7.] Die idg. Wortfonnen und ihre Bildungselemente. 15

USW., stock' in stockdürr, stockdumm usw., gr. dt«- Cgross,^ sehr*) in dto-KXeiTÖ^ 'sehr berühmt' usw. Am wenigsten ist eine Grenze zwischen Kompositionsglied und Formans bei pro- nominalen Wörtern zu ziehen, vgl. z. B. lat. hi-c iUi-c mit dem- selben Adverbium ce, das in ce-do 'gib her' vorliegt.

Oft stimmen mehrere Sprachzweige so überein, dass man an uridg. Alter des Vorgangs zu denken hat, und in einem Teil dieser Fälle ist dieses Alter evident. Z. B. ai. -maya-y ursprünglich 'Stoff, Material', in rnrn-mäya-s 'aus Erde be- stehend' ayas-rndya-s 'eisern', gr. dvbpö-jLieo^ 'menschlich'» *-oq}h 'aussehend' (gr. öniojiai, lat. oculus) in ai. ghrtdci F. •fettig' Svitlci F. 'glänzend' (vgl. K. vergl. Gr. 145 Anm. 4), gr. aTöoni \xf\\o\^ (vgl. § 370 Anm.). Ai. -aüC' 'wohin gerichtet* in id-aüC' 'aufwärts gerichtet', lat. propinque u. a. Ai. ku- Ausdruck des Mangelhaften, wie in ku-müra-s 'schlechter Freund', boeot. TTU- (ttou-) in ttu-XTjlio^ 'Heisshunger', zum Fragepronomen *qUU' (Schulze KZ. 33, 243 f., Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 82 f.). *dus- 'übel, mis-' (ai. düäyati 'er verdirbt') in ai. dur-manas' 'Übelwollen', gr. bu(y-|i€vfi(; 'übelgesinnt', ir. do- chruth 'misgestaltig' u. a. *töd Adv. 'von da an, dann' in den Imperativen wie ai. vaha-tad lat. vehi-tö, gr. cpep^-riu {2\ S. 1323 ff. 4, 359 ff.). Das Augment e in ai. d-bharam gr. ^-qpepov war vermutlich ursprünglich ein temporales Adver- bium, identisch mit dem e von lat. e-quidem, osk. e-tanto 'tanta^ russ. e-tot 'der hier, dieser', ai. a-säü 'jener' usw.

Es ist demnach oft nur ein zeitlich verschiedener Stand- punkt der Betrachtung, ob wir von Kompositionsglied oder von Formans sprechen. Häufig aber ist die Wahl der Benennung wirklich schwer, wenn der betreffende Wortteil gerade für die Zeit der Sprachentwicklung benannt werden soll, wo er mitten in dem Übergang von einem noch als Wort empfundenen Rede- bestandteil zum blossen Formans begriffen war.

Anm. Das Umgekehrte, dass ein altes for man tisches Element den Charakter eines Kompositionsglieds annimmt, ereignet sich manchmal dadurch, dass bei lautlicher Ähnlichkeit und bei einem durch den begrifflichen Inhalt gegebenen Anknüpfungspunkt ein anderes Wort Einfluss gewinnt. Dieser Vorgang kann zu formalen Neubildungen Anlass geben. Nhd. leu-mund (zu mund) = ai. h'Ö-

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14 Die idg. Wortformen und ihre Bildlingselemente. 8.

mata- 300). Nhd. ein-öde (zu öde) = ahd. einöti, wie ebanöti 'Ebene' heimöti 'Heimat' u. dgl. Nhd. zier-rat (zu rat), älter Zierat = mhd. zieröt Mhd. heve-amme nhd. hebamme für ahd. hevianna = "^hafian- [d\iö 'die Hebende'. Nhd. wahn-sinn wahn-witz (zu tca/in) aus wan- 'un-', vgl. ahd. wana-heil 'ungesund'. In lat. *gävideö gaudeo war Video gesehen worden, wie die Neubildung gävisus zeigt, in lat. Nomina mit dem Deminutivformans -colO' zumteil eine Form von coler€y wie z. B. umbräticolus und servilicolus bei Plautus zeigen (Skutsch Jbb. f. class. Ph. Suppl. 27, 102 f.), in &Ljaläyukä- jalükä- 'Bluteger das Wort jala- 'Wasser' in Verbindung mit etwas zu ücyati 'er ist gewohnt' Ökas- ' Wohnstätte' Gehöriges, wie die Umbildung zu jaläukas- ('Wasserbewohner') dartut, in ai. patqgd-s pataga-s ^Vogel' und andern Nomina mit dem Formans -ga-, die etwas sich Bewegendes bezeichnen, das Verbum gam- gä-, wie der Ersatz von -ga- durch 'gama- beweist (Richter IF. 9, 16. 197 ff.). S. ferner § 149 über ai. duvö-yü- ahq-yü- u. dgl. und noch anderes der Art aus <lem Ai. bei Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 37. Auf diesem Weg worden besonders oft Lehnwörter zu Komposita, z. B. nhd. ratten- kahl = radikal, alat. tensaurus ('qui extensum aurum habet') = Oiiaau- pöqi). Für nicht mehr lebende Sprache gibt in der Regel nur die Folgeerscheinung der Neubildung Kunde davon, dass das Formans umgewertet worden ist.

Diese Umwertung eines formantischen Elementes zum Kompo- sitionsglied gleicht, bezüglich des Anlasses zur Veränderung^ solcher Umwertung eines Kompositionsglieds zum Formans, wie sie z. B. vor- liegt bei ai. arya-män- av. a^rya-man- 'Gefährte, Freund': dies Wort bedeutete ursprüngüch'treu denkend, treu gesinnt' ( W. men- 'denken'), ist aber, wie die ai. und av. Bildung des Nom. Sg. auf -mä zeigt, schon in urar. Zeit als ein Stamm mit dem Formans -men- 164 ff.) angeschaut worden.

8. Rückblick. Die besprochenen Benennungen, die in der Darstellung der Wortbildung verwendet zu werden pflegen, sind gewählt mit Rücksicht auf Ansichten über die Ent- stehung der betreffenden Wortgebilde, Wurzel, Basis, Deter- minativ, Suffix, Präfix, Infix, Kompositum und Kompositions- glied. Wie wir gesehen haben, erwecken diese Namen in den meisten Fällen leicht Vorstellungen, die über das, was wir wissen

1) Ob Griaaupöc; selbst ursprünglich ein Kompositum gewesen ist, darauf kommt es hier nicht an. Für die Griechen der geschicht- lichen Zeit selbst war es ein Simplex. Die Herkunft des Wortes ist unaufgeklärt.

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§ 9.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgän^e. 15

können, hinausgehen oder auch nachweislich falsch sind. Irre- führend sind namentlich die Namen Suffix und Infix.

Den genannten Bezeichnungen kommt demnach zunächst immer nur der Wert zu, dass sie bei der Beschreibung eines tatsächlichen Zustands, insbesondere bei der Zusammenstellung gleichartiger Wortbildungsverhältnisse in derselben Sprache oder in mehreren Sprachen zugleich, verwendbar sind. Bei der Darstellung von Wortbildungsvorgängen aber können sie alle regelmässig nur da gefahrlos gebraucht werden, wo es sich darum handelt, dass nach dem Muster eines gegebenen Wort- gebildes ein anderes geschaffen worden ist, wie wenn im Italischen durch Übertragung des Pronominalformans des Gen. PL *'8öm -rum von istarum auf die Nomina die Formen wie dedrum entstanden sind.

Die am bedenklichsten erscheinenden Benennungen Suffix und Infix glaubten wir fallen lassen zu sollen.

ni. Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge.

9. Allgemeines.

Gegenüber der unendlichen Mannigfaltigkeit der Erschei- nungen, die zusammen die Geschichte der idg. Wortbildung ausmachen, darf eine wissenschaftliche Grammatik sich nicht darauf beschränken, diese Erscheinungen nach dem üblichen, im wesentlichen auf der Unterscheidung der Redeteile und auf der Betrachtung der Struktur der Wortgebilde beruhenden Schema in Gruppen zusammenzufassen und sie nach den durch diese Anordnung gebotenen Gesichtspunkten abzuhandeln. Sie hat überall die Anlässe und Motive der Neu- und Umbildungen, so weit es noch möglich ist, zu berücksichtigen. Erst hierdurch bekommt die Darstellung einen im höheren Sinne des Wortes wissenschaftlichen Charakter.

Die Motive der Wortbildungsvorgänge sind von jeher sehr mannigfaltig gewesen. Klarer zu erfassen sind sie nur bei Vorgängen, die den geschichtlichen Perioden der Sprachent- wicklung angehören, und hier um so klarer, je reicher die Überlieferung einer Sprache ist und je sicherer man an das anknüpfen kann, was wir heute selbst sprachlich erleben und

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16 Motive und Arton der Wortbildungsvorgänge. 10.

schaffen. Die Entstehung der uridg. Formen liegt grössten- teils in völligem Dunkel. Aber wo wir noch nachkommen können^ z. B. bei den sogen. Reduplikationen^ sind die Antriebe augenscheinlich keine andern gewesen^ als in neuerer Zeit. Überhaupt gehen wir kaum fehl, wenn wir annehmen, dass die ganze uridg. Wortbildung durch keine andern Kräfte zustande gekommen ist als durch solche^ die wir auch in jüngerer Zeit und noch heute tiberall im Sprachleben wirksam sehen.

Wir betrachten nun die wichtigsten Arten der Wort- bild angsvorgänge, die sich enthtlllen, nach ihren verschiedenen Motiven und Ergebnissen. Es soll das, um mit der üblichen Einteilang der Wortbildungskategorien im Zusammenhang bleiben zu können, ohne strengere Systematik geschehen.

10. Analogiewirkung, Neuschöpfung und Um- bildung.

Nur kurz sei im voraus der sogen. Analogiewirkung im allgemeinen gedacht, wie sie im Bereich der Wortbildungs- prozesse entgegentritt. Sie zeigt sich so, dass die in der Sprache bereit liegenden Lautungen im Zusammenhang mit irgend- welchen Ausdrucks- und Mitteilungsbedürfnissen neue Verbin- dungen entweder unter sich eingehen oder mit solchem, was in die betreffende Sprache aas einer andern Sprache neu ein- geführt wird.

Man kann unterscheiden zwischen Neuschöpfung und Umbildung.

Neuschöpfungen sind solche Erscheinungen wie die Bildung von schmälern aus schmäler nach hessern (ahd. feejjfröw) nsw., spätgr. dtaGuürepo^ aus dtoOd^ nach crocpiÖTCpo^ usw. (hierher fallen alle Ableitungen, Weiterbildungen), die Einführung von fremden Wörteni mit einem der eigenen Sprache entnommenen, durch den Satzzusammenhang erforderten forman- tischen Element (Flexionsendung u. dgl.), wie lat. philosophiam nach Art von scientiam usw., die Einstellung von interjek- tionalen oder lautnachahmenden (onomatopoetischen) Lautungen in Satzzusammenhänge mit Benutzung der bereit liegenden Flexionsendungen u. dgl., wie er aut und ächzt; die uhr tickt; das einerlei des ticktacks der uhr.

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§ 10.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 17

ümbildang besteht darin, dass eine Form auf eine andere so einwirkt, dass diese ihr ähnlicher wird. Die Aus- gleichung geschieht teils auf grund eines vorhandenen gramma- tischen Znsammenhangs, teils auf grund einer Verwandtschaft der Wortbedeutung, a) Im ersteren Fall erfolgt die Neuerung teils auf grund des Zusammenhangs einer Form mit einer andern Form oder andern Formen desselben Formensystems (PauFs 'stoffliche Ausgleichung'), z. B. gr. i\biax für ♦fibu-ai nach i\hie<; usw., att. ia^iiv fflr eiiii^v nach dcTri, nhd. sangen sänget fOr sungen sunget nach sang sangst, ahd. bim bin fflr *im (got. im) nach bis bist, teils auf grund des Zusammen- hangs satzfunktionell gleicher Formen verschiedener Formen- systeme (Paul's 'formale Ausgleichung'), z. B. mhd. Gen. vater(e)s fflr vater nach nagel(e)s usw., muoste fflr muose nach koufte usw. Sehr oft jedoch auch auf grund beider Beziehungen zugleich: am deutlichsten in Fällen wie nhd. wurde fflr ward nach wurden wurdet und nach schwachen Präterita wie hatte usw., nordwestgr. irdvroi^ fflr iräcri nach irävTC^ usw. und nach äXXot^ usw., aber auch z. B. bei att. fJTC, das fflr f^aie einerseits nach fi^€v, anderseits nach lavfyre (neben fatiniiev) usw. entsprang (ygl. umgekehrt ia^ikv nach dcTT^). b) Neuerungen auf grund von Verwandtschaft der Wortbedeutung sind z. B. ai. pdtyur 'des Gatten' fflr pdt^i nach pitür 'des Vaters' usw., roman. refu- sare (franz. refuser) fflr refutare nach recusare'^ als eine Abart hiervon erscheinen die Neuerungen bei Bedeutungskontrasten, wie lat sen- 'Greis' Gen. Sg. senis usw. statt *senO' (ai. sdna-s usw.) nach juven-, spätlat. senexter fflr sinister nach dexter, gr. dv^ (el^ d^) fflr iv nach Ö. Neben der Bedeutungsähnlich- keit wirkte öfters eine schon vorhandene grössere lautliche Ähnlichkeit mit, vgl. z. B. gr. cpdpuYE 'Schlund' fflr cpdpuE nach Xäpirr^ 'Kehlkopf, mittelind, palibodha- 'Hemmnis' fflr id. paribadha- nach pari-rödha- 'Hemmung', ^p&ÜSit frigidus (Italien, freddo) fflr frlgidus nach rlgidus, franz. dial. fame fflr femme nach dame.

Anm. Neubildung (Ableitung) und Umbilduug sind natur- gemäss oft nicht genau auseinander zu halten. Z. B.: war lat. merl- diöndlis Umbildung von meridiänus nach septentriönälis oder eine Braffmaon, Gnmdriss. II, i. 2

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18 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 11.

nach septentriönälis vollzogene Ableitung* aus meridiSs? Um dem Schöpfungsakt selbst nachzukommen, haben wir heute keinen Anhalts- punkt mehr.

11. Vorwärts schreitende und rückwärts schreitende Ableitung.

Formantische Neuschöpfungen geschehen meistens in der Weise: es wird nach dem Master einer Zweiheit von Foimen, von denen die eine auf grund der andern, der primären Form, gebildet worden ist, oder nach dem Muster einer Zweiheit in diesem selben Verhältnis zu einander stehender Formkategorien zn einer gleichartigen primären Bildung die entsprechende sekundäre geschaffen, z. B. das Verbum schmalem zu schmäler nach bessern : besser. S. § 10 S. 16.

Nicht selten tritt aber auch in umgekehrter Richtung, wenn zunächst nur eine Bildung sekundären Aussehens vor- handen ist, zu dieser nach Analogie eine Bildung primären Aussehens hinzu. Der psychologische Vorgang ist dabei der- selbe. Hierfür einige Beispiele.

1) Nominalfoim aus Verbalform. Die letztere hat das Aussehen eines Denominativums oder ist auch in Wahrheit eines, und es wird zu ihr ein Substantivum oder ein Adjektivum primären Gepräges gebildet. Nhd. Subst. handel aus handeln nach wandet : wandeln usw., geiz aus geizen; Adj. wach aus wachen nach siech : siechen usw. Subst. franz. ligue italien. liga aus ligare, franz. appel aus appeler, renvi aus renvier. Ai. puM'i 'einen Sohn wünschend* aus putrtyd-ti 'er wünscht einen Sohn*, bhlSa 'Einschüchterung' aus bhlidya-ti 'er schüchtert ein*. Gr. eux^xriq 'Beter* aus €ux€Tdo)Liai, biarroq 'Sieb' aus biarrauj, fJTta 'Niederlage' aus f]TTdo|Liai, Tuiöq 'gliederlahm' aus Twiöuü 'ich lähme an den Gliedern', dTreXeuGepo^ 'frei- gelassener Sklave* aus djreXeuGepöuj 'ich lasse (einen Sklaven) frei'; ngr. crtdXa 'Tropfen* aus crraXdZIuü. Lat. Subst. adulter aus adulterare {ad alteram se convertere), pugna aus pugnäre (von pugnus), Adj. pürus aus pürare (zu umbr. purom-e 'in ignem', gr. iröp), digener aus d^generarcj accommodus aus accommodare.

2) Verbalform aus Nominalform (Verbalnomen). Franz.

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§ 11.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 19

horripäer aus horripüation. Engl, to housekeep aus house- Jceeper. Lit. dirbu 'ich arbeite* ans ddrbas 'Arbeit', gerbiü *ich ehre' aus garba 'Ehre' 284, e). Gr. jimjOöuj 'ich vermiete' aus lixaBiVTÖq (2* S. 1120). Lat tripertlrey quadripartlre aus tripertituSy quadripartUtcs. Hier sind auch gewagtere Augen- blicksbildungen wie äTiei im Gegensatz zu riei bei Theogn. 621, non indecent in Parallelismus mit conveniunt bei Plin. ep. 3, 1, 2 zu nennen, die durch Stito^ und indecens ermöglicht wurden (vgl. Verf. Gr. Gr.« 529, Pokrowskij Rh. M. 52, 427 ff., Delbrück Grandr. 4, 529).

3) Nominalform aus Nominalform. Nhd. frauenkranke PI. 'an einer Frauenkrankheit Leidende' aus frauenkrankheit, aussatz aus aussätzig, alimacht aus allmächtig, ausländ aus ausländer. Dan. feir 'schön' aus feirest (Superl. von fager). Lat. marcus aus marculus 'kleiner Hammer' (urspünglich nur *Hammer', Grundf. ♦maZ-rto-)*).

4) Singularform aus Plural- (oder Dual)form. a) Ai. ^rnü ^höre' aus irnutä\ als ursprüngliche Form wäre *irwö zu er- warten (vgl. 2*, S. 1316). b) Nhd. der Siebenschläfer aus die sieben schläfer, mhd. der zwelfbote 'Apostel' aus die zvoelf boten, Oberd. die keste 'Kastanie' aus PI. kesten (nach kirsche : Mrschen), engl, pea aus ags. pise (lat. pisum), franz. le gen- darme aus les gens d'arme. Ai. visvidBva-s 'einer von den viiv^d^vas* (vi^B dSväs), Lat. nöngentus, decemvir, sex- prlmus aus nöngentl usw. Aksl. bratuc^d^ aus bratu-öqda ''Kinder zweier Brüder'. f

5) Masknlinform aus Femininform. Ai. pi^cala-s 'Hurer' aus pt{8-cali pu^icalüS 'Hure' ('Männern nachlaufend'), dgru-$

1) Andere, von Niedermann IF. 15, 104 ff. iiiermit zusammen- gestellte Neuerungen wie Italien, vinco 'Weidenband' aus vincvlum^ femer lit. geg^ gega aus geguzS *Kukuk* (Meillet M6m. 12, 213) gehören nicht eigentlich hierher. Denn die formale Neuerung scheint mit keiner Bedeutungsänderung verbunden gewesen zu sein. Vgl. hierzu Meyer- Lübke Roman. Gramm. 2, 401. Ohne Bedeutungsänderung stellte man im Ved. neben pfthu-^ivka- 'breitzöpfig' (zu stukä- 'Zopf*) ein pfthU'ft^' auf grnnd des Wechsels der Bahuvrihi mit und ohne Formans -fca- 385, a).

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20 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 12—13.

'der Unverheiratete, Ledige* aus a-griüri (av. a-yrü-) 'Jungfrau* ('nicht schwanger*). Gr. jiTiTpuiö^ 'Stiefvater* aus jinTpuiä, TTÖpvoq 'Hurer* aus iTÖpvTi ('die Käufliche'), ^raipo^ 'Genosse*^ aus dTaipä fttr ^raipa 141). Slov. moiäk aus aksl. mo^dky 'virago*. Vgl. mhd. mtwcere 'Witwer* nach tmiwe 'Witwe*.

Vgl. u. a. Lenö Les substantifs postverbaux dans la 1. fran^aise, Upsala 1899, Br6al M6in. 4, 82 f., Osthoff Mü. 4, 224, Wackemagel KZ. 30, 300 f. 314, Hatzidakis Einleit. 94 f. 366. 432, G. Meyer Alb. St 3, 41, Jespersen Festskr. til V. Thomsen 1 ff., Zubaty Ber. d. böhm. G. d. W. 1897, XIX, S. 8, Arch. f. sl. Ph. 25, 358 f., Verf. Gr. Gr. 8 302, Skutsch HB. 21, 88 ff., 0. Richter IF. 9, 54, Stolz Wien. Stud. 25, 253 ff.. Niedermann IF. 15, 104 ff., Danielsson Comm. phil. in honorem Joh. Paulson S. 170, Prellwitz Rpac S. 74.

Anm. Den retrograden formalen Neuerungen entsprechen retrograde semantische Neuerungen. So hat gr. <ppdTr)p q>päTf|p,. (ppdriup zunächst, wie lat. fräter usw., 'Bruder* bedeutet, bekam aber durch die von ihm abgeleiteten q>paTpä, q>päTp{ä den Sinn 'Mitglied einer Phratrie' 245).

12. Verschiebung in der Gruppierung etymolo- gisch zusammengehöriger Formen lässt neue For- manstypen entstehen, die vorbildlich werden. Ahd. redin-ari 'Redner* zu redina 'Rede' redinön 'reden* u. dgl.: da nun (mhd.) redencere auf reden *reden' bezogen wurde, entstanden scJiaffencere 'Schaffner' zu schaffen, bildencere 'Bildner' zu bilden usw. Franz. chevalerie zu Chevalier: dann aber rief das Verhältnis von chevalerie zu cheval die Wörter diablerie zu diable, ju^verie zu ju^f usw. hervor. Denominativa des Typus lat. off^nsare von off^nsa 'das Anstossen', got. ga-tüundön von wunda 'Wunde' wurden auf die Adjektiva offinsu^, tounds bezogen, daher z. B. lat. firmare aus firmusy got. galeikön aus galeiks 'gleich' (2*, S. 11 07 ff.). Solches wird uns in allen Teilen der Wortbildungslehre begegnen, und es hat gewiss auch schon in uridg. Zeit stattgefunden.

13. Mannigfach sind die Um- und Neubildungen, denen Gliederungsverschiebung inner halb der Grenzen ein er Verbindung von Satzbestandteilen zu gründe liegt. Wir betrachten die Vorgänge auf grund der Einteilung der Satzbestandteile in Wortgruppen, Komposita und einfache Wort-

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§ 13.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 21

formen, ohne jedoch jedesmal die Assoziationsvorgänge im Einzelnen näher zn erläutern.

1) Verdunklung der Wortgrenze. Franz. mie statt amiej indem man m'amie nach ma mdre usw. als ma mie fasste, ndl. aak statt naak 'Nachen*, indem man in w- den unbestimmten Artikel sah. Att. ärra ''qnaedam' (r^Ttapa ^v auroTq ätra Plato) für Txa auf grund der als öttoi' firta, (JjiiKp' ärra vorgestellten öiTOid rra, (JjiiiKpd tra usw., ksl. russ. nedro 'Schooss' für idro (jadro) nach mn-Mre Mm Schooss*, PI. v^n'edrech^, die als vi-n^dr- verstanden wurden (IS. 256. 942).

2) Verdunklung der Kompositionsfuge.

a) Das zweite Glied eines Kompositums in seiner Verbin- dung mit der Schlusslautung des ersten Gliedes wirkt vor- bildlich. Ai. samydnc' 'auf iinen Punkt gerichtet' (zu sdm)^ firydnc- 'in die Quere gerichtet* (zu tirds) nach praty-dnc- u.dgl. agndvi^nü ""Agni und Viönu' (für agnt-, Du. zu agniS) nach indra-viinü u. dgl. 26, b). ikadasa '11* (zu ika-s T) nach dvd'da^a '12*. datddvasu ä 'hundert Güter habend* (zu iatd-m) durch Einfluss von Kompp. mit viSat- tr\iat' usw. Sa^arcd-m 'die Zahl von sechs Versen* für äad-rcd-m nach paüca-rcd-m, sapta-rcd-m usw. Gr. iraTpoqpövo^ 'Vatermörder*, TTaiboq)övo^ 'Kindesmörder* (zu naTfip, naiq) nach auTO-qpövo^ usw. 45, 1, a). TTüpTiqpöpo^ 'Waizen tragend*, ßaXavriqpöpo^ 'Datteln tragend' (zu TTöpö^, ßdXavo^) nach Tputri-^pöpog usw. Att. ArmäT^VTi^, TToXejLiöY^VTi^ (zu bfiiio^, TröXejioq) nach 'AcTiä-T^vn?, Geä-T^vri^ usw. 45, 1, b). TTevTdtTTOuq, dEdirou^ (zu fr^vte, Ö) nach tetpd- TTou^, ^TTTd-TTOug. dKaTovTaeTrjq 'hundertjährig' ^KaTOVTaKdpTivo^ 'hundertköpfig* (zu ^Katöv) nach TpiaKovra-etfi^ usw. dvbpdTToba 'Kriegsgefangene, Sklaven* nach TCTpa-iroba; den letzteren als Beutegegeuständen waren die ersteren als der 'mit menschlichen Füssen versehene' Teil der Beute gleichgestellt. GeöcTboTO^ (bei Hesiod) 'gottgeschenkt*, böot. thess. 0eö2IoToq, zu Geö-^ nach bi6(T-boTO^. Lat. quadriangulus muUiangulus u. a. für quadr-angulus usw. nach tri-angulus. rectägönum nach hexä- gönum heptä-gönum. Aus dem Litauischen gehören vasar^- metiff 'Sommerzeit' {vasarä 'Sommer'), darb^metis 'Arbeitszeit' (ddrbas 'Arbeit') hierher: sie sind Neubildungen nach solchen

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22 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 13.

wie karsztpnetis ''heisse Zeit* aus karaztgn + mStas^ eigentlich ''Zeit ins Heisse' (mitas karsztgn ein 'die Jahreszeit wird heisser'). Noch anderes derselben Art s. § 45, 2.

Öfters hat in den Mnsterbildungen Kontraktion von Vokalea stattgefunden, von denen der erste zum ersten Glied, der zweite zum zweiten Glied gehörte. Ai. pratlc- 'entgegen- gerichtet', nlC' 'nach unten gerichtet' (Instr. Sg.praticd, med usw.) mit uridg. z aus ^proti-oqU- *ni'OqU, zu oq^ 'blicken' (Kretschmer KZ. 31, 385. 387 f., Verf. K. vergl. Gr. 145): hiernach üdic- 'nach oben (üd) gerichtet', samtc- 'nach einem Punkt {sdm) gerichtet' (Instr. Sg. üd^ca, samlcd usw.), vgl. o. S. 21 samydnc- nach pratt/'düc: Gr. alYÄvuH 'ziegenklauig', ttoXuijüvuxo^ 'viel- klauig' (zu aiE, iroXiiq) u. a. für ♦alY-ovuE usw. nach solchen wie KpaT€püJvuE 'starkklauig' d. i. *KpaT€po + ovuE, mit schon uridg. ö aus oo (1 S. 840); ebenso kuvötö^ 'Hundeführer, Jäger' (zu Kiiuiv) u. a. für ♦kuv-öyo? usw. nach solchen wie xop^TÖ^ 'Chorführer' d. i. *xopo + aYoq, ^irripeTiLio^ 'beruderf, €Ör|p€T|LiO(; 'mit guten Rudern' (^tt', eu) u. a. für *^tt-€P€T|l10^ usw. nach solchen wie boXixi^p€T|Liog 'langruderig' d. i. *boXixo + epeTjio^ (Wackernagel Dehnungsges. 21 ff.), vgl. o. S. 21 Trmbo-qpövoq nach auTO-qpövo^. TroXioöxoq 'die Stadt inne habend' (zu n6\i<;) für TToXioxo^ nach solchen wie ßaßboöxo^ 'stab tragend' aus *ßaßbo-[(j]oxoq. TravoöpYO(; 'zu jedem Geschäft geschickt* (zu TTä(;, Trav-) nach KaKOÖpYO^ 'übeltaend' aus *KaKÖ-[F]€pYoq. Lat. quadrtmus nach btmus trlmus aus *6i- Hri-himos (1 S. 679).

Man vergleiche, dass im Franz. nach s'en retourneir eigentl. 'sich von dort zurückwenden* solche Ausdrücke wie s'en aller, s'en venir entstanden sind.

b) Das erste Glied in seiner Verbindung mit dem Anlaut des zweiten Gliedes wirkt vorbildlich. Gr. ^TrrjßoXo^ 'wem etwas zugefallen ist, teilhaft' kret. ^TiaßoXd, Eur. KatrißoXri nach solchen wie dir-riYOp^u) Kar-riYOpo^ (Verf. Ber. d. sächs. G. d. Wiss. 1901 S. 103 f.). dva- für d- 'un-' in dvd-TrveucJToq 'atemlos' dvd-YvuiCTToq 'unbekannt' nach solchen wie dv-debvoq 'ohne Freiersgabe' dv-deXTirog 'unverhofft' (Solmsen ünt. 264 ff.).

Gr. ion. crriiLiepov 'heute' = *Kiä|Liepov zu *kio- 'dieser' und fljLi^pö: hiernach *KiäFeT€^ 'heuer' ion. crfiTe^. vdiroivoq vrJTroivo^

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§ 13.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 23

'straflos' (zu iroivri), vriKepbri^ 'ohne Gewinn' (zu K^pbo^) nach solchen wie vrjveiiio^ d. i. ♦v€ + av€|iioq, vnXeriq d. i. *v€ + €X€»i^ 58).

3) Verdunklung der Grenze zwischen Bildungselementen des einfachen Wortes. Die hierher gehörigen Erscheinungen sind von der mannigfaltigsten Art, und es muss genttgen, einige Gruppen herauszuheben, wieder ohne Erläuterung der Assoziationsvorgänge im Einzelnen.

a) Ai.Jfrd^tt-i 'Leben' zu ßva-ti nach *jya'tt4rS {sLV.jyatu-). Pftli Kausat. kärapeti 'er lässt machen' muücapeti 'er lässt befreien* usw. nach fha-peti (ai. stha-paya-ti) 'er lässt steUen*. Att. Inschr. TrecJuiiua 'Sturz' zu irecreTv nach imö-iiia. Lat. suprSmuSj extremtis, postr^mus nach ds-mus {d^-^mum).

Anm. Ebenso erklärt man quadrinl (neben quatemi) als Neuerung nach &{ni, und septini, nov^nl als Neuerungen nach s&il. Doch mag, als die Analogiewirkung eintrat, noch ^hisnoi und Hecs- not gesprochen worden sein. Dann lassen sich septinl^ novinl als ^septensnaiy ^novensnoi {octönl als *octö8noi) auffassen. So begreift sich d&tl statt des zu erwartenden *dec€nl leichter, nämlich als *decsnoij direkt nach *sec8noi,

b) Ai. iayaya-üy hvayaya-ti Kausat. zu sa- 'wetzen', hva- 'rufen' nach pay-dya-ti (zu päy- 'trinken') u. dgl. Gr. ^u0|ii6^ 'taktmässige Bewegung', dpiOiuöq 'Zahl', kiiXtiO|li6^ 'Bezauberung' usw. nach(JTae-|ii6^ 'Standort* ((TraOepö^, ÖKJTaOri^) u.dgl. 176,c). Italien, detti (für diedi) nach stetti = *iftetui aus lat. 8te-[8]tfy weiter vendetti usw. (Meyer-Lübke Roman. Gramm. 2, 298. 304. 343 f.). Serb. dial. 3. PI. znadu {znam 'ich weiss'), padadu ipadam 'ich falle*), misUdu {misUm 'ich denke*) usw. nach dad'U {dam 'ich gebe', aksl. danih aus *dadmh, 3. PI. dadqth), s. Jagi<S Das Leben der W. de in den slav. Spr. S. 69 f. Gr. i(pr\aBa 'du sagtest', fieioBa 'du gingst' u. a. nach f\a-Ba 'du warst' (neben fjiuev). 3. PI. Med.-Pass. Perf. ^ppdbatai (ilkiivui 'ich besprenge'), KCKpiöaxai (Kpfvu) *ich urteile*) u. a. nach ipilpiö-arai (dpeibu) 'ich sttltze'), ^(JKeudb-aTai (cTKeudCu) 'ich bereite*) u. a. (Verf. Gr. Gr.» 358).

c) Franz. cafetier zu cafe nach cabaret-ier {cabaret), huffet'ier (buffet), clouetier cloutier {clouet) u. a. finable {finir\ mettable (mettre), croyable (croire) u. a. nach aima-ble, rat-

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24 Motive und Arten der Wortbildungs Vorgänge. 13.

8onna-ble usw. Ai. putrlyd-ti 'er wünscht einen Sohn' {putrd-s 'Sohn'), mC^iydrti 'er verlangt nach Fleisch' {mqsd-m 'Fleisch') nach jani-yd'fi 'er verlangt ein Weib' (Jdni'S 'Weib') ; mana- vasydti 'er handelt menschlich' {mänavd-s 'menschlich') nach nrmanas-yd't^ 'handelt männerfreundlich' {urrndnas-), svap- aayd-U 'handelt schön' (sv-apas- 'schön handelnd'). Gr. drljudCuj *ich misachte' (fixljLioi;), boKifLAdCui 'ich erprobe' (öökiilao^) usw. nach juiTaCiü 'ich vermische' aus *)LiiTab-tUJ (mT«? -abo^) usw. XuKttiva 'Wölfin' (XuKoq) u. a. nach ttiTaiva 'Nachbarin' aus *T€iTav-ia(TeiTiJüv), Xteiva 'Löwin' aus *X€Fav-ia(X^iJüv) u.a. 136). viqpöeiq 'schneereich' (Akk. ög. viqp-a), lxOuÖ€i<; 'fischreich' (Ixöö^) usw. nach dfuiTTeXö-eiq 'reich an Weinstöcken' (fijUTreXoq) u. a. 354), womit man viqpößoXoq TraTpoqpövo^ usw. 13, 2 S. 21) vergleiche. Lat. urbanus [urbs), fontanus (föns) usw. nach silva-nus (silva), insidä-nus (insula) usw. 192). Got. reikinön 'Herrscher sein' (reiks), skalkinön 'Diener sein' (skalks) u. a. nach fraujin-ön 'Herr sein' {frauja -ins), gudjin-ön 'Priester sein' igudja -ins) u. a. Ahd. hoveling 'Höfling' (hof), kamarling 'Kämmerling' {camara), iungiUng 'Jüngling' (iung) usw. nach ddil-ing 'Ansiedler' (sedal 'Wohnsitz', Zawf.vide7o 'Landbewohner"), edil-ing 'Edler' (ediWedeV) u. a. 374). Aksl. dnizhba 'Genossen- schaft' (drwgr^ 'Genosse'), 8^hba 'Gesandtschaft' (.9^Z& 'Gesandter') u. H. nach gosth-ba 'gastliche Bewirtung' {gosth 'Gast'), tath-ba 'Dieberei' (tath 'Dieb') u. a. 284, b). Schon in uridg. Zeit ist so das Superlativformans -mmo' -mo- (in *medhmmO' 'mittelst' av. maddtna- ags. medumaj gr. irpöiuioq 'Vorderster' umbr. promom 'primum' got. fram 'vorwärts', gr. TTpdfLAO^ 'Vorderster' got. f)'unia 'erster', *up{m}mo- 'oberst' ai. upamd-s lat. summus ags. yfem-est usw.) von *dekmm-o- 'zehnter' (ai. dasamd-s lat. decimus)y *8ept{m)m-o- 'siebenter' (ai. saptamds lat. septimuSy gr. ^ßbofioq = ♦dßbfüio^ aksl. sedmyjh) ausgegangen, nach denen auch innerhalb der Ordinalia selbst ai. a^famd-s aksl. osmyjh 'achter' u. a. entsprangen 93, e, ß. 152).

d) Ai. Nom.-Akk. PI. z. B. yugäni 'iuga' (Sg. yugd-ni) für yugd nach nämäni 'nomina' (neben ndmd) usw. Nordwestgr. z. B. TTdvTOiq (TTäq 'jeder') für iräai, dTtüvoii; (dtiuv 'WettkampF; für dTUJai usw. nach Xukoi^ (XuKoq) usw. Slav. Gen. PL z. B.

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§ 14.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgäng'e. 25

vhkom für vhkh (vhki ^olF) nach 8ynoV'^ {sym 'Sohn', Nom. PI. synov-e) usw.

e) Italien, quidemo (zu quinto) nach quademo (zu quattro, quarto). Wie hier quademo neben quarto eine Scheidung qua-demo ermöglichte, so im Griech. -ko(Tt6<; neben -Kovxa eine Scheidung -ko-cttö^ : daher dKaxocTTÖ^ 'der hundertste' (^Kaxöv), biäKOCTiocTTÖi; 'der zweihundertste' (biäKÖcTioi), x^^io^tö<; 'der tausendste' (xtXioi), ttoXXocttö^ 'multesimus' (ttoXXoi) u. a. nach TpiäKOCTTÖ^ usw. Entsprechend lat. centBsimus, mülesimus u. a. nach vtcBf^imus vig^simus neben vlgintt usw.; ebenso viciesy indes usw.

14. Änderungen in der Wertung der Satzbestand- teile als Wort, Kompositionsglied und Formans.

Diese drei Satzbestandteile bilden in dieser Ordnung eine absteigende Reihe inbezug auf ihre relative Selbständigkeit, auf die Möglichkeit, sie als Lautungen mit einem bestimmten Begriffsinhalt aus dem Zusammenhang der Rede auszuheben. In dieser Wertung treten oft Veränderungen ein, und da diese grossenteils die Wortbildung berühren, sind sie hier zu besprechen.

1) Änderung der Wertung in absteigender Linie. Äusser- lich zeigt sich der Übergang des Wortes zum Kompositionsglied u. a. in dem Festwerden seiner Stellung in der Wortgruppe, z. B. lat. aquae-ductus, nhd. mutter-gottes'^ darin, dass das Wort von satzphonetischen Neuerungen, die es ausserhalb dieser Verbindung erfährt, nicht betroffen wird, z. B. klass. ai. dva- dada 'zwölf, während sonst in dieser Sprachperiode im Dual der Ausgang -au vor Konsonanten eingedrungen ist (1 § 1007, 4) ; darin, dass das Wort von einer formalen Umbildung, die es anderwärts erfährt, frei bleibt, z. ß. nhd. hahnen-fuss (ahd. hanin-fnos) mit dem alten Gen. Sing, im ersten Glied, für den sonst hdhns eingetreten ist, klass. lat. pater-familias mit der alten Genitivendung -as^ die sonst später durch -ae ersetzt war. Wie im Übrigen aus Kompositionsgliedern Formantien werden, ist § 7 gezeigt. Ein Wort kann aber auch, ohne in feste Kontaktstellung zu einem andern Wort zu kommen, Kom-

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26 Motive und Arten der Wortbüdun^rsvorg^änge. 14.

Positionsglied werden, indem es mit diesem wenigstens begriff- lich ein Kompositum ausmacht, z. B. franz. ne pas 18).

2) Assoziative Vorgänge können auch umgekehrt, wenn der Bestandteil irgend einen Grad der Unselbständigkeit und Verundeutlichung im Satzganzen erreicht hat, in entgegen- gesetzter Richtung einwirken. Hierher gehören folgende Klassen von Erscheinungen, a) Kompositionsglieder, die durch laut- gesetzliche Änderung eine Verundeutlichung gegenüber daneben stehenden Simplicia erfahren haben, bekommen die Lautung des Simplex. Der Vokalismus des Hinterglieds richtet sich nach dem Simplex: lat. dBtractare für dätrectäre, conclausus für conclüms (1 S. 222. 228), nhd. dntteü für driUel u. dgl. Oder der Anlaut des zweiten Gliedes richtet sich nach dem Simplex: ai. anusthita-s für anuifhita-s, sisicur für siMcuVy gr. 6X6ppiCo<;, ?ppUJTa, ahd. me^^isaJis für me^giralis (1 S. 730. 880, K. vergl. Gr. 261 f.). Das erste Glied zeigt die Anlehnung: gr. dvpdTTTUJ für ^ppdiiTU), ^yXeiiriJü für ^Weiiroj, iravcTubiri für iracraubiri (Gr. Gr.* 143), lat. inrumpo für irrumpo, tränsdüco für tradüco (Stolz Hist. Gr. 1, 329 ff.), sii. puräkprasravana-s^ 'hervorströmend' für purds-pr. nach purdh, antahpiya-m 'das Einschlürfen' für antar-p. nach antäh (1 S. 889. 890). Man bezeichnet solche Erscheinungen zumteil als Rekomposition. Verwandt mit ihnen sind Neuerungen in einfachen Formen mit formantischen Endungen wie lat. sextics für *sesto8 (vgl. Sestius) nach sex (1 S. 673), ai. mandhsu Lok. PI. zu manak (1 S. 735). b) Formantische Elemente werden durch assoziative Einwirkungen zu Kompositionsgliedern. Hierfür sind in § 7 Anm. S. 13 f. Beispiele gegeben, wie nhd. einöde. c) Ein Satz- element, das nur mit einem andern univerbiert, also nur als Wortteil vorkommt, macht sich von dieser Verbindung frei. Lat. clüdo (statt daudo) aus condüdo indüdo u. a. nach Fällen wie gero neben congero ingero (l S. 229), ebenso spicio (statt specio) aus conspicio u. a. Aksl. hdh 'gegangen' (statt *sbdi) aus jpri-^bd» u. a. (1 S. 782). Ai. äthtva-ti 'er spuckt' vermutlich statt *8thtva'ti aus ni-äfh-y ebenso av. xSta-t 'er stand' statt *stat u. a. (1 S. 730, Bartholomae IF. 9, 274). Vgl. hierzu av. nürdmia yavaeöa täHe 'jetzt und allezeit', wo '6a in das

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15.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgrän^e. 27

mit dem Formans -tat- gebildete Substantiv t/avastat- 'ewige Dauer' 342) hineingestellt erscheint (vgl. Fussn. 1 zu § 18). Verwandt ist die Erscheinung, dass von einem Simplex, das infoige von Assoziation mit einem unverwandten Wort oder mit unverwandten Wörtern als Kompositum angeschaut wird, ein Stück als selbständiges Wort mit einer anderen Bedeutung abgetrennt wird, z. B. ai. sita-s 'weiss' nach daita-s 'schwarz', dessen a- man als a privativum dentete, dhavä-s 'Gatte' nach vidhdva 'Witwe', das als vi-dhävä 'des Mannes beraubt' erschien. Echt volkstümlicher Sprache gehört übrigens diese Art von Neuerung vielleicht nirgends an.

15. Ein bestimmter Sitz des Wortaccents ist öfters Kennzeichen einer Bedeutungskategorie geworden.

I) Seit uridg. Zeit war Barytonese Kennzeichen sub- stantivischer, Oxytonese Kennzeichen adjektivischer Geltung. Verbunden mit Ablautverschiedenheit tritt der Unterschied öfters bei den <o-Stämmen auf. So ai. märta-s 'sterbliches Wesen, Sterblicher, Mensch' (ursprünglich Mas Sterben, Sterblichkeit'): mrtd'8 'mortuus'; gr. qpöpTO^ 'Last' : ai. bhrtd-s 'getragen'; gr. ttXoötoi; ('Überfluss') 'Reichtum' : ai. plutd-s 'überschwemmt, erfüllt von'; av. sraotd-m 'das Anhören' got. ÄZiwJ^'das Zuhören' : ai. 4rutd'S 'gehört'; got. söpa- (N. oder M.) lit. sotas 'Sättigung' : got. saps (sada-) urgerm. *8addz 'satt' 305, a). Bei andern O'Stämmen ti-itt dieses Verhältnis seltener und nur einzel- sprachlich auf, z. B. ai. söka-s 'Licht' : mcd-s 'hell, rein' (neben Sökd'S 'leuchtend'), vdrdhas 'das Fördern' : vrdhd-s 'fördernd'. Die Regel ist hier vielmehr Übereinstimmung im Ablaut. So bei dem Gegensatz der Nomina actionis und Nomina agentis mit 0- Abtönung in der Wurzelsilbe, wie gr. qpop6<; 'tragend' (ai. 'bhard'8) : qpöpo^ 'Beitrag' (ai. hhdra-s)^ s. § 90. Nach diesem altererbten Betonungsprinzip sind adjektivische Oxytona oft durch Tonwechsel als Substantiva charakterisiert worden. Schon in uridg. Zeit wurde *mrtöm (ai. mrtd-m), das zugleich neu- trales Adjektiv und Abstraktum ('Tod') war, in letzterer Be- deutung zu *mfiO'm: ai. in a-rnfta- 'ohne Tod' ahd. mord. Entsprechend : ai. dnnam 'Speise' ('Gegessenes') zu *annd- = *adnd' (vgl. bhinnd- u. a. § 180), rüdhira-m 'Blut' zu rudhird-s

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28 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 15.

'rot', gr. TTÖTOi; 'Trinken, Trunk' ttotö^ 'getrunken', böXixo^ 'Rennbahn' zu boXixöq 'lang'. Wie die ureprünglichen bary- tonierten Maskulina rait Abstiaktbedeutung auch für Lebewesen gebraucht wurden (z. B. ai. märta-s s. o., gr. tövo^ 'Kind' &i.jäna-8 'Geschöpf'), so wurden durch unsere jüngere Sub- stantivierung mit Accentwechsel daneben auch Wörter für Lebe- wesen gebildet, z. B. ai. Jcfäna-s 'schwarze Antilope' zu krind-s 'schwarz', gr. XeuKO^ 'Weissfisch' zu XeuKÖ^ 'weiss', dazu Männer- namen wie ai. Kfina-s, gr. AeÖKoq, fXauKOi; zu yXauKÖq 'hell', Oaibpo^ zu qpaibpöi; 'glänzend', ZimiKpoq zu ajniKpöq 'klein'. Vgl. auch das N. Mov 'Lebewesen' zu l^jjöq 'lebendig'. Im Griech. ging diese Betonungsart auch auf die substantivierten Feminina über, wie O^pfuiTi 'Wärme' zu Gepjüiöq 'warm', köIkti 'Schlechtigkeit' zu KttKÖq 'schlecht', TaXrjvTi 'Windstille' zu TaXTiv6(; 'heiter, wind- still', (TeXriVTi 'Mond' zu *a€Xr|vö^ 'glänzend' (von a^Xaq), aTiXßr) 'Leuchte' zu cTTiXßöi; 'leuchtend', Xcukti 'weisser Aussatz •, Weiss- pappe.r zu XeuKÖq, dazu Frauennamen wie fXauKTi, Oaibpct. Nur sporadisch scheint umgekehrt zu einem barytonierten Substantiv ein oxytoniertes Adjektiv hinzugebildet worden zu sein: gr. daqpö- beXoq eine Pflanze : daqpobeXö^ 'mit A. bestanden' (dcTqpobeXöq Xeiiauüv). Vgl. Osthoff BB. 24, 156 f. 193 ff. Et. Par. 1, 107 ff., Vendryes M^m. 13, 131 ff. Vielleicht hat in einer frühen Periode des Uridg. im Paradigma von o-Stämmen wie ai. märfa-s der Accent und demgemäss auch die Silbenvokalisation (Ablaut- stufe) gewechselt, etwa Nom. ^mörto-s = ai. mdrta-s (gr. )üiopTÖ<;, s. § 305, a). Gen. *mrti sio = ai. mrtdsya, Nora. *1cUuto-m = got. hliup av. sraotd-TUy Gen. *fcluU-sio = ai. Srutä-sya, Dann entsprangen, noch in uridg. Zeit, durch Ausgleichung nach zwei Seiten hin zwei Paradigmata nebeneinander: ai. mdrtas mdrtasya usw., mrtds mrtdsya usw. Freilich bleibt dann noch zu erklären, wieso sich die Substantivbedeutung gerade mit den barytonierenden Formen assoziiert hat (vgl. Osthoff Et. Par. 1, 110). Zu beachten ist dabei, dass das Fem., substantivisch gebraucht, von uridg. Zeit her im Accent mit dem Adjektivum ging: gr. Tovri slI jand 'Geburt' gegen TÖvoq, jdna-Sy gr. (>or\ lit. sravä 'das Fliessen, Fluss' gegen {>6oq usw.

Ahnlich ist der Accentwechsel bei den ^«-Stämmen, z. B.

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§ 15.] Motive und Arten der Wortbildungs Vorgänge. 29

ai. täras- N. "das Vordringen' : taräs- 'vordringend', gr. ipeubo^ Trag' : i|i€ubri^ 'trügerisch'. Auch hier kann von Einern Para- digma mit wechselndem Accent ausgegangen werden. Vgl. § 397.

Ob der wechselnde Accent noch bei andern Stamm- bildungen seit uridg. Zeit diese Bedeutsamkeit hatte, bleibt zweifelhaft. Er mag aber in einzelsprachlicher Zeit von jenen er- erbten Fällen auf die Betonung andersgearteter Stämme herüber- gewirkt haben, z. B. ai. sddhu 'Heil, Segen' : sadhü-i 'richtig, heilvoir.

2) In gewissen obliquen Kasus der mehrsilbigen o-Stämme hatte in uridg. Zeit, als sie zu Adverbien wurden, die Endung den Wortton. Diese Formen behielten diese Betonung auch bei, als im lebendigen Paradigma Barytonese durch Uniformierung durchdrang. So wurde Oxytonierung ein formales Kennzeichen adverbialen Sinnes. Am häufigsten erscheint sie als solches noch im Ai. ursprünglich war diese Betonung bei den loka- tivischen Adverbia auf -ci, den ablativischen auf -gd, den instru- mentalischen auf -B. Lok. : ai. däkäini 'zur Rechten' (däkiina-s), upakS 'in nächster Nähe' für *upaci (üpaka-s), gr. äcnroubet 'ohne Mühe' (äcTirouboO, äOeei 'ohne Gott' (äeeoi;)^). Abi.: sa.paScdd 'von hinten' (c nach 1 § 640 S. 577), uttardd 'yon links' (üttara-^^), sandd 'von alters her' (sdna-s). Instr. : ai. pa^cd 'hinten', däkHnd 'rechts' {ddkiina-s), uttard 'links' (üttara-s)] gr. ä^-apTri 'gleichzeitig' (Wackernagel Nachr. d. gött. Ges. d. Wiss. 1902 S. 742) mit -/j für -f^ wie dcTTTOubei für ei (s. o.). Im Griech. auch auGri^epöv 'am selben Tage' (auOri^epoi;) wie auGri- ^€p€i; so vielleicht ferner ^7riZaq)€Xuj^ 'heftig' neben ^mCdqp€Xo(;. Unsicher bleibt, ob klruss. krasnö Adv. 'schön' neben Adj. krdanij, garjaiö und gorja6i Adv. 'heiss' neben Adj. gorjdöij u. dgl. hierher gehört. Vgl. J. Schmidt Festgruss an Böhtl. 100 ff., Zubat^ IF. 7, 182 ff., Hirt D. idg. Acc. 259 f., Verf. Gr. Gr.» 227, Delbrück Gr. 3, 541 ff.

1) •€( für -et (vgl. ix^i) hängt mit der Komposition als solchei- und zwar mit dem enklitischen Anschluss an das höher betonte Anfangsglied zusammen, dairoubei also = M-cnroubct. Entsprechend ^-irob<iiv zu tio6<I)v, oöb-c{<; zu et^ Ebenso ist ^Moi, aoi gegenüber ot aus enklitischem Anschluss zu erklären. S. Gr. Gr.» 227 f.

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30 Motive und Arten der Wortbildnngsvorgänge. 15.

Andrer Art sind folgende Erscheinungen. Im Griechischen Würden uipoö *oben' (tö öipo^), ttiXoO 'fem' (iflXe), iravTaxoö *aberair nach ttgO auroO u. a. gebildet, dvrauOoi 'hierher, hier' (ivTaöOa), iravraxoi 'überallhin', KiKuvvoi (KiKuvva) nach ttgT u. a. (ohne Abhängigkeit von der pronominalen Masterform waren z. B. oTkoi, TT^boi), dor. tout€i 'hier', ttiv€i 'dort, dorthin' nach 7r€i auT€i u. a. Im Litauischen entstanden ebenso die Abverbia auf -ai wie gerai 'gut' (giras), bäUal 'weiss' (bältas) nach tai (tatai)'^ darnach auch dovanai 'unentgeltlich' durch Betonungs- änderung aus Dat dövanai 'zum Geschenk'.

3) Die Verschiedenheit des Tonsitzes hängt öfters mit dem Genus zusammen. In folgenden Fällen hat das N. Barytonese, das M. oder F. Oxytonese. Formans -mc»-: ai. dhäman- N. 'Satzung, Sitz' gr. dvd-GiijLia 'Aufstellung' : gr. Oimiüv M. 'Haufe'; ai. Mman 'Winters' gr. xeiiia 'Winter, Sturm' : gr. x€iMwv M. 'stürmisches Wetter'; ai. däman- N. 'das Geben, Gabe' : darndn- M. 'Gabe' und 'Geber'; vdriman- N. 'Weite' : varimdn- M. 'Weite'; prathimdn- M. 'Breite' gr. TTXaxajLiuiv M. 'flacher, platter Körper' 164 ff.). Formans -es-: ai. döhas- N. : döhds- F. 'Melkung'; Hdvas' N. 'Stärke' in tdvas-vant- : tavds- F. 'Stärke'; ion. Ibo^ N. 'Scbweiss' : Ibpiix; M. 'Schweiss' für "Ibux; (zu lat. südor M., s. § 403); ai. dyu^- N. 'Leben, Lebensdauer' : gr. Akk. alai M. dasselbe 403 ff.). Anderes der Art tritt nur vereinzelt auf, z. B. ai. pdht 'Vieh' got. faihu 'Vermögen, Geld' : SLupaM-i M. 'Vieh'.

4) Uridg. war ferner die Betonungsversehiedenheit zwischen esozentrischen und exozentrischen Nominalkomposita, wie ai. räja-putrd'S 'Königssohn' : räja-putra-s 'einen König zum Sohn habend', gr. Onpo-Tpöcpoi; aus *-Tpo<pö^ 'ein wildes Tier ernährend, Ernährer eines wilden Tieres' : 6iip6-Tpoqpo<; 'wer Ernährung durch ein wildes Tier hat' 34).

5) Beim Verbum war mit den beiden nach Ton und Vokalisation verschiedenen Stammtypen ^hMudho- und *hhudM- (ai. bödha-ti gr. TT€u9o)üiai : budhd-nta gr. ^-TruGexo) insofern ein Bedeutungsunterscbied verknüpft, als der letztere Typus vorzugs- weise 'aoristische' Aktionsart hatte. Im Griech. wurde diese ererbte Oxytonese des Aoriststamms als formales Charak-

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§ 16.] Motive und Arten der Wortbild ungs Vorgänge. 31

1

teristikam ohne Ansehung der Ablantverhältnisse produktiv, z. B. fevioBai Aor. Verden, entstehen' für ♦T^vecrGai {sLi.jdna-ti), weil dT^V€TO, neben ixiTVCTO, aoristisch geworden war, ebenso d^^T-l(Jx^(TGal (vgl. t(TX€(T6ai) Aor. zu d^TT-icTxvoOfiai 'ich habe um' (K. vergl. Gr. S. 497 f. 507 f.). .

6) Vieles Hergehörige wird uns noch als einzelsprachliche Neuerung begegnen. Hiervon seien zwei Fälle als lehrreiche Beispiele gleich hier noch herausgehoben, a) Im Griech. wurde die ererbte Oxytonierung männlicher Verwandtschaftswörter wie iraxiip, T€V€Trip für Substantiva gleicher Bedeutung vorbildlich, z. B. dbeXqpö^ für ♦ä-beXqpo^ 'couterinus' (ai. aa-garbhya's)^ vgl. fi-Xoxoq *consors tori', nur Vok. ä-beXqpe hielt sich nach irdrcp usw. ; ebenso dbeXqpeöi; = *d-b€X(p€[(j]o-<; 418); kupöi; 'socer' für *fKupo<;, vgl. ai. ivdSura-8\ dveipiö^ 'Geschwistersohn' für *dv^- ipio^ = av. napt-ya- 'Abkömmling'. S. IF. 13, 150, Vendryes M^m. 13, 137 ff. Mit dem f. Geschlecht muss es wohl zusammen- hängen, dass, im Gegensatz zu iraTrjp, Barytona sind iir\Tr\p, OirrdTTip (^vdTTip), vgl. ai. mätd, duhitd. b) Ai. diyduS (geschrieben dyäüä) 'o Himmel' war Nominativform (vgl. diydüS dydüf). Durch die AccentÄnderung war es aber als Vok. gekennzeichnet, vgl. 1 S. 953. 957.

16. Ablaut als formales Charakteristikum.

Der aus uridg. Zeit stammende und in einer frühen Periode der uridg. Zeit durch Accentwirkungen ins Leben gerufene Ablaut (1 S. 482 ff., K. vergl. Gr. 138 ff.) wurde ein wichtiges formales Charakteristikum und als solches ein produktives Wort- bildungsmittel.

Hierher z. B. die ar. Adjektiva mit Vfddhi in der ersten Silbe, wie ai. manasd-s 'auf den Geist {mdnas-) bezüglich', saümya-s 'auf den Soma (söma-s) bezüglich', die auf uridg. dehnstufigen Formen fussen (vgl. Bück A. J. of Ph. 17, 470 f. und die bei Thumb Hdb. des Skr. 1, 87 zitierte Literatur). In mehreren Fällen war hier die Ablautvokalisation das einzige Kennzeichen der Adjektivbedeutung, z. B. daivd-s 'göttlich' neben d^d'8 'Gott', pautrd'8 ('vom Sohn abstammend') 'Enkel' neben putrd'8 'Sohn'. So ist dadurch, dass lautungs- und bedeutungs- verschiedene Formen bis auf die Ablautdifferenz gleich wurden,

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32 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 16.

diese aach sonst nicht selten das einzige unterscheidende Merk- mal geworden, z. B. nbd. wir gehen : wir gaben, iat. vänü : v^nit^ gr. ?X€i7T0v : fXiTTOV, X€(TTu)^ev : Xiirwimev, got. hanins Gen. Sg. : hanans Nom. Akk. PI.

Von besonderer Wichtigkeit war seit uridg. Zeit die anf Ablaut beruhende sogen. Stammabstufung oder der Dekli- nations- und Eonjugationsablaut. Man unterscheidet im Paradigma starke und schwache Formen: jene hatten Vollstnfen- bezieh. Dehnstufen-, diese Schwundstufen- bezieh. Reduktionsstufenvokalismus. In den meisten Nominalkiassen galt von uridg. Urzeit her starke Stammform im Nom. (Dehn- stufe), Akk.; Vok., Lok. des Sing., im Nom.-Akk. des Du. und im Nom. des Plur. (ai. pitd gr. Traxfip, pitdr-am irar^p-a, pitar 7r<iT€p, pitär-i Trax^p-i; pitär-äu irax^p-e; pitär-as Trax^p-e^), schwache Stammform im Gen.-Abl., Dat., Instr. des Sing., im Gen. usw. des Du. und im Gen., Lok., Dat-Abl., Instr. des Plur. (iraxp-ö^, pür-i, pitr-d; pitr-6Sy pitf'bhyäm; iraxp-tjöv, pitf'Su iraxpd-ai, pitf-bhyaSf pitf-bhii). Der Akk. PI. hatte im Uridg. regelmässig wohl schwache Stammform: so n. a. noch ai. catür-as hom. iriaup-a^ lit. Jcitur-iSy ai. dur-äs dür-as arm. durs gr. OüpoZe (Gupa^-be) ags. dur-u lit. dur-is, ai. iün-as arm. Suns gr. Kuv-a^ lit. szun-is (Osthoff v. Patrubäny's Spr. Abh. 2, 117 f.). Eine andre Verteilung hatten z. B. die u-Stämme, wie *gfifrrü' 'schwer', z. B. erscheint Nom. PI. SLuguräv-as gr. ßap^[F]-€^ mit starker, Nom. Sg. gurü-ä ßapu-^ mit schwacher Stamm- form. Im Verbum eignete in den sogen. Tempora und Modi den drei Singnlarpersonen des Aktivs starke, dem Plural und dem Dual des Aktivs und dem Medium im grossen Ganzen (über gewisse Ausnahmen später) schwache Form, z. B. ai. Akt. dädha-mi -si -Uy PI, dadh-mäs usw., Med. dadh-i usw., gr. xiGn-Mi -^ -(Ji, PI. xi0e-)üiev osw., Med. xiGe-fuiai usw.

Anm. Seltner haben andere interne Laut Veränderungen neben denen, durch die die uridg. Vokalaltemationen entstanden sind, eine besondere morphologische Bedeutsamkeit bekommen und sind als Bildungsmittel benutzt worden. Ich erwähne beispielsweise die nhd. Plurale wie sarge, nägel, väter (zu sarg usw.) nach Formen wie kräfte (ahd. krefii), lämmer (ahd. lembir), wo ä durch .«-Umlaut entsprungen war (1* S. 837).

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§ 17.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 33

17. Hjpostasiernng.

Ein ein- oder mehrgliedriger Bestandteil der Rede geht, wenn er, bei einer gewissen Erstarrung, mit einer Form anderen grammatischen Charakters auf gleiche Linie gestellt ist, eine dieser Änderung des grammatischen Wertes entsprechende neue Verbindung im Satz ein. Dabei ist ein Doppeltes möglich. Die Hinüberleitung kann erstlich so vor sich gehen, dass nur eine neue syntaktische Verbindungsweise entsteht. So z. B. lat. frügl 'tüchtig', das der Dat. von früx Trucht, Ertrag* ist, wie er in der Wendung frugi est gebraucht war. Die Form wurde von hier in attributive Verwendung übergeführt, und man bildete z. B. aervoa frugi 'ein tüchtiger Sklave'. Ähnlich bewertete man adverbiale Ausdrücke als kasuelle Nomina, z. B. nhd. das hier, das dort, die dame in schwarz, lat. appetit meridie 'Mittag naht', ad meridie, rem contuUt in ante diem V Kalendas Novembres, gr. ol vOv (dazu ol vOv fivGpujTtoi), xd vöv, Infinitive als Substantiva, wie gr. rd <i7TO0aveTv, Anfänge von Sätzen, Kapiteln u. dgl. als Substantiva, z. B. Vater unser, Te deum, Vokative als Nominative, z. B. lat. Jü-piter ait (Delbrück Gr. 3, 398), kollektive Singulare als Plurale, wie got pai fadrein 'die Eltern' (fadrein 'Elternschaft') u. dgl. mehr. Zweitens wird zugleich für das Formale des Wortes die Konsequenz gezogen: das Wort erhält eine der neuen Ver- wendung im Satz entsprechende neue Flexionsendung. Dabei bleibt die zu gründe liegende Formation entweder unverändert in ihrem Ausgang, die neue Flexionsendung tritt an diesen an, z. B. ein zufriedener mensch auf grund von er ist zu frieden, wie ein bescheidener mensch neben er ist bescheiden, oder es wird ein 'Stamm' abstrahiert, der die Grundlage der neuen Flexion bildet, z. B. lat. postprincipia -örum auf grund von *post principiö, eigentlich 'nach anfangs' (vgl. post-modo 'nach soeben, in Bälde'), Herodot 9, 33 töv . . . ^TTOirjcTavTO Xeujaqp^xepov 'den machten sie zu einem Volksihrigen^ auf grund von Xeüj aq>€T^pou 'des eignen Volkes', ai. juhötayas (PL), die Opfer- handlungen, die im Ritual mit dem Verbum juhöti 'er giesst ins Feuer' bezeichnet werden. Wird das Wort als Adjektivum benutzt, so tritt oft eine dieser Funktion dienende Ableitungs-

Brugmann, Grnndriss. II, 1. 3

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34 Motive und Arten der Wortbildungs Vorgänge. 17.

endung an, z. B. lit. tometüJcas ""eiuer von jenem Jahre* auf grund von Gen. mito.

Es folgen noch einige Beispiele für fonnantische Neu- bildung, geordnet nach dem Redeteilcharakter der Neubildung.

1) Es entsteht ein System von Kasus.

Nhd. ein behender mensch auf grund von er ist behende (ahd. bi henti)^ ein zues fenster von 2w, in auswärtser richtung von auswärts. Schwaben -enSj Benennung des Landes, vom Dat. PI. Schwaben (mhd. zen Swdben). der Springinsfeld, des 'felds von spring ins feld. Lat. Aborlgines von ab orlgine (z. B. Lata ab origine incolae). mertdiis von mert-dis. Spät- lat. Vincemalus von Vince malös, Gr. Tqpio <; 'gewaltig' von t -qpi 'mit Gewalt'. AuawTrjpia von Ali Zuitfipi. Ai. paratra-m 'das Jenseits' von paratra 'in jener Welt', idänlni und etärhini, Bezeichnung minimaler Zeitabschnitte, von iddnlm, etdrhi 'jetzt', ti^i-^ 'darüber hinaus gehend' von d<i 'drüber hinaus', j'flfAi stamba-s 'der beständig an den Pfosten schlägt' von jahi stambam 'schlag an den Pfosten', kandis- 'flüchtig' von Jcc^ disam 'nach welcher Richtung [soll ich mich wenden]?', yadbhaviSya-s 'Fatalist', eigentlich 'wer sagt: es wird kommen, was kommt (yad bhaviSyati)\ yadrccha F. 'Zufall' von yad rcchati. Russ. sudibogi 'Klagen, in denen oft sudi bog gesagt wird'.

Adjektivische Ableitungen mit einem adjektivbildenden Formans: nhd. desfallsi^ von des- falls, lat. meridiantis von meri-diBy Foröjüliensis von Forö Jfiliö (vgl. Plaut. Periphanes Rhode), ai. sraväyya-s 'celebrandus' vom Infin. auf -äi, ästikd-s 'gläubig' von dsti 'es ist', fcfyt^-f' was begehrend' von kirn 'was?', lit. müsüjis 'unsrig' von Gen. müsü 'unser', dangujejis 'himm- lisch' von Lok. danguj^ 'im Himmel'. Hierher allgemeinidg. Adjektivfornien mit -i|o- wie gr. ^|Li|Lir|vio^ 'monatlich', neben l)xixr\vo<;, auf grund von dv [xr\vx (§61,a).

In uridg. Zeit und später wurde durch Einstellung in die o Deklination adjektiviert. Auf grund z. B. von *d^k7ri '10' entstand das Ordinale *dekmmö s decimus, auf grund des Adv. *uper (gr. öirep) das Adj. *uperos (ai. üpara-s lat. superus) u. dgl. S. § 93, e, ß. T.

Engl, gallows 'Galgen', ein Plural, wurde zum Singular

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^ 18.] Motdve und Arten der Wortbildunorsvorgänge. 35

und zog einen PI. gallowses nach sieh. Umgekehrt wurde daß aslav. kollektive Fem. brathja 'fratres' (=gr. qppäxpia) im Russ. der Plur. zu brat 'f rater', woher die Neubildungen Gen. brcUjev Dat. hrdtjam usw., ebenso wurde hier der aslav. Sing. gospoda Mie Herrschaft, die Herren* pluraliseh gestaltet: Gen. gospöd Dat. gospoddm usw. Entsprechend schon uridg. Fem. Sg. *iuga {lai.jugd) 'das Gejöche' als Neutr. PI., wozu dann Oen. *jugOm usw. 95. 453. 467). Im Ai. scheint so auch ami Mlli*, wozu Instr. amibhii usw., von Haus ans kollektives Fem. Sg. gewesen zu sein.

2) Es entsteht eine Adverbialbildung. Lat. *quot annl {sunt) bekam den Sinn 'in allen Jahren* (cf. gr. b(5iv(\), und 80 wurde von ihm aus quotannis gebildet. Ebenso lit. kasmitq ^alljährlich* {-q wie in 8z\ mitq 'dieses Jahr*) auf grund von käs mits 'welches Jahr es auch sei*.

3) Es entsteht eine Form des Yerbum finitum. Gr. (Sophron) Ti\-T€ Plur. zur Partikel i?\ 'da! nimm!*, aksl. ebenso norte zu na 'da! nimm!*. Ngr. ixi^fuiou-Te Plnr. zu bö^fuiou 'gib mir*. Lit. düki'te Plur. zu düki 'gib* (-ki Partikel). Lat. Uöte 2. Plur. zu Uöd, gr. 3. Plur. Ttujv und truicTav zu T-tu) (2^ S. 1323 ff.).

Anm. Der Ausdruck Hypostase wird in der Grammatik bald weiter bald enger gefasst, und es ist zweifelhaft, wie sein Gebrauch zu begrenzen sei. Hypostasierung findet im letzten Grunde bei jeder formalen Neuschöpfung statt» die durch sogen, proportionale Analogie zustande kommt. Es scheint mir jedoch augemessen, den Gebrauch des Wortes auf den Fall zu beschränken, dass die beiden Formationen, die, parallel gesetzt, die Richtung für die Neubildung bestimmen, einen von Haus aus verschiedenen grammatischen Charakter haben.

18. Zusammensetzungen oder Komposita^) sind als Einheit apperzipierte Wortgruppen. Die Benennung wird auf zweierlei angewendet, was ieh als Worteinung und als üniverbierung unterscheide.

Der Anfang und das Wesen der Worteinung besteht darin, dass die Bedeutung von Wörtern^ die im Satz einen engeren syntaktischen Verband bilden, in der Art modifiziert

1) Vgl. die zu Anfang des § 23 angeführten Schriften über Zusammensetzung im allgemeinen.

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36 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 18.

wird, dass dieser Verband konventioneller Ausdruck für eine irgendwie einheitliche Gesamtvorstellung wird. Diese Vor- stellung deckt sieh nicht mehr genau mit dem Sinne, der sich aus der Zusammenfügung der durch die einzelnen Worte bezeichneten Vorstellungen ergibt, es ist eine Bereicherung de» Sinnes eingetreten, der eine Verengerung des Bedeutungsum- fangs entspricht, oder die Verwendung ist eine metaphorische geworden. So treten im Nhd. z. B. weisskohl weisser kohl, weisserühe (md. wüsserühe), landesverratj schucarzer adler als 'Komposita' auf, weil sie Namen für bestimmte Gewächse, für ein bestimmtes Delikt, für bestimmte Wirtshäuser geworden sind, im Ai. z. B. vacas^ patih 'Herr der Reden' (auch vaca- sqpatih univerbiert), weil es Name des Planeten Jupiter geworden ist. Zwei Wörter, die sich im Satz begrifflich einen, brauchen aber nicht in Kontaktstellung zu sein, sie können durch andere Satzbestandteile getrennt sein. So nhd. er hält mit wenig haus neben wer mit wenig haushält, ai. ydtak sürya udety dstq ydtra ca gäcchati 'wo die Sonne aufgeht und wo sie untergeht' vgl. astqydnt- 'untergehend'. Nhd. er legt den streit bei neben wenn er den streit beilegt, got. ga-uha-s^hi 'ob er etwas sähe' neben gasaihan, ai. pdräivd {pdra ivd) babhüvuh 'sie gingen gleichfalls zu Grunde', hom. ^K hi o\ fivioxo(; TrXrjtn q>P^va(; 'der Wagenlenker erschrak*^ = att. ÖeirXdYTij sAtitobvos sacro = klass. obsecro vos, super unurS eram = supereram unus, lit. pa-mums-dek 'hilf uns' = pad^Tc mums, pa-misak^Jc 'sag mir'. Nhd. wenn ich gleich schreie = tvenngleich ich schreie, was ist das für ein weiter = was für ein weiter ist das, franz. je ne donne pas neben ne pas donner, lat. quo ea me cunque duxit = quocunque, hom. Kai Kpaiepöq irep ivjv = Kalirep. Lat. qui ius igitur iurandum violat 'den Eid', ai. (RV. 5, 2, 7) SünaS de chipam = MnahMpq dt, ein Eigenname, 'des Hundes Schwanz' bedeutend. Man kann hiernach zwischen Kontakt- und Distanzkomposita unterscheiden. Die letztere Stellung ist gewöhnlich mit der Zeit aufgegeben worden^).

1) Nicht alle überlieferten Tinesen stellen für den betreffenden Fall eine aus älterer Zeit überkommene Stellungsgewohnheit dar. Bei

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18.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 37

Von der Worteinung ist zu trennen dieUniverbierung. Oft haben zwei Wörter im Satz gewohnheitsmässig Eontakt- stellung erhalten, ohne dass, wie bei der Worteinung, damit eine besondere Bedeutungsvereinheitlichung durch Bedeutungs- modifikation verbunden wäre. Aus das nennt man Zusammen- setzung. So nhd. dar-auj da-voriy da-bei. Lat. pater mater- quej ai. d4v(i4 ca 'equosque'. Hom. oTköv be av. vdSsmdn-da *nach Hause". Lat. ne-scio ne-fäs (ne fos est) ne-uter, ahd. nist lit. nesti aksl. nesti 'nicht ist'. Lat. nu-diüs tertius 'jetzt ist der dritte Tag'. Nhd. sorgen-frei, königs-treu, üridg. wurde die Partikel e ('damals' oder ähnl.) als 'Augment' mit dem Verbum univerbiert: ai. d-bharam gr. f-qpepov. So waren auch die uridg. Stammkomposita wie ai. deva-rathd- 'Götter wagen', die in einer Zeit aufkamen, als der sogen. Stamm noch eine Form mit Kasusbedeutung war, zunächst nur univerbierte syn- taktische Verbindungen.

Aber zn der üniverbierung ist oft noch Bedeutungs- modifikation hinzugekommen. So nhd. nicht s-würdig, also, lat. ne-cessus ne-cesse 'Notwendigkeit, notwendig', ursprünglich ne cessus est 'nicht ist Ausweichen', potis-sum (possum) 'ich vermag, kann', ursprünglich 'ich bin Herr, mächtig^. Ebenso sind die Stammkomposita wie das genannte deva-rathd- wahr- scheinlich schon in uridg. Zeit zu Worteinungen dadurch geworden, dass der Wortkomplex aus der Sphäre der indivi- duellen Bedeutung in die der generellen übertrat und hierfür konventionell wurde. Daher ist im Ved. dsvarathd- nur 'Götter- wagen', nicht zugleich 'Wagen des (genannten) Gottes' (vgl. Delbrück Gr. 5, 204 ff. 217 ff.) und sind im Nhd. die fluss- schiffte und die schiffte des (genannten) flusses verschieden^).

Dichtern finden sich Freiheiten, die man als fehlerhafte Archaismen bezeichnen darf, wie seque gregari für segreg arique bei Lucrez, und wie vielleicht das oben angeführte ved. Sünas cic chepam (vgl. Richter IF. 9, 224) und das § 55 zu nennende ved. tadid-artha-s *g^rade das zum Zweck habend'. Man vergleiche hiermit die eben- falls künstlichen Tmesen wie das Ennianische cere comminuit brum und av. yavaida täite für yavaUäHa^ca (S. 26 f.), wo Formantia wie Wörter verselbständigt erscheinen.

1) Im klass. Sanskrit erscheinen diese Komposita ganz gewöhn-

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38 Motive und Arten der Wortbildungs Vorgänge. 18.

Dieses Hinzukommen der Bedeutungsmodifikation unterstützt hier die Vereinheitlichung ebenso, wie anderseits bei den Worteinnngen, die in Distanzsteiinng aufgekommen sind, hinterher durchgeführte Kontaktsteilung den kompositionellen Charakter befestigt (im Nhd. jetzt nur noch obgleich^ obwohl, früher auch ob er gleich krank ist).

Bei den Worteinungen tritt dieser Erfolg auch ein, wenn die Stellung der Teile zu einander fest wird. Lat. zunächst marlnu» rös und rös martnuSj ductus aequae und aquae ductus^ zuletzt aber nur noch rösmarlnus (Gen. rösmannl)^ aquaeductus. Nhd. jetzt nur noch lob singen {er lobsingt).

Im Übrigen kann kompositionelle Einheitlichkeit, mag sie auf Worteinung oder auf üniverbierung beruhen, noch durch mancherlei umstände gefördert werden. 1) Durch Stellung^ der Bestandteile des Wortkomplexes unter einen gemeinsamen Hauptaccent. Nhd. wHsse-rübe (md.), nichts-tcürdig, Idndes- verratj göttes-haus, konigstreuy mutter-götteSf ahd. täges-sterra Tagesstern* (wie tdgo-sterro). Lat. primö-g^nitus, Gr. iräcyi- qpiXoq 'allen lieb', Teacrap€^-Kai-b€Ka '14'. So sind auch die uridg. Stammkomposita wie ai. dBva-rathd- damals schon unter einen Wortaccent gekommen^); ebenso die wahrscheinlich das Adv. *t6d 'von da an, dann, darauf enthaltenden uridg. Imperativformen wie ^bh^re-töd (ai. bhdra-tad gr. cpep^TUj). 2) Dadurch, dass innerhalb des Komplexes eine Lautungs- veränderung eintritt, die einen Gegensatz schafft gegen die als Simplex übliche Form. Mhd. gruom{m)at nhd. grummet aus *gruon-mat 'grüne Mahd', nhd. hoffart aus mhd. höch-vart. Lat. d^nuo aus di notöj sädecim aus ^segz-decem, llicö aus *f« slocö vgl. in locö. Gr. TTeXoTTÖvviicToi; aus TT^Xotto^ vf\(To<;^ ^AOnväCe aus **Aeävavz-b€ vgl. 'Mdi\va<i. Solche Verundeutlichung durch Lautwandel auch schon in uridg. Zeit. Ai. prdtika-m 'Anblick, Antlitz' ivitid F. 'glänzend', ghrtdcl F. 'fettig' mit uridg. Vokallängen, die durch Kontraktion des auslautenden

lieh auch bei konkreter Individualisierung. Dies war aber eine Neuerung dieser Sprache.

1) Ai. mitrd-vdrunä war Änderung von älterem miträ-vdrunä^ S. § 26, b.

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§ 18.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 39

Vokals des ersten Gliedes mit dem Vokal einer Form der W. oq}^' 'sehen' (ötti^) entstanden sind, ebenso Präterita wie ai. äja-m gr. ätov (fJTOv) aus *ea§om (1 S. 840, K. vergl. Gr. 145). 3) Dadurch, dass der eine Bestandteil der Verbin- dung ausserhalb dieser eine interne oder von aussen abhängige Lautnngsverändernng erfährt. In nhd. dar-an dar auf ist das zur zweiten Silbe gezogene r von ahd. dar 'da' erhalten, während im selbständigen Gebrauch die satzphonetische Neben- form da verallgemeinert ist; ah-handen mit Dat. PL, sonst händen. Lat. pröd-eo, sonst prö\ pater famüiOis mit Gen. Sg., sonst familiae. Gr. 7räv-f^|iap 'den ganzen Tag', sonst Tiäv nach irä^ TräcTa; hom. dv-Aira 'ins Angesicht', ^v mit Akk., während im hom. Dialekt sonst ei^ iq verallgemeinert war. 4) Dadurch, dass der eine Bestandteil ausserhalb des Wortkomplexes seine Bedeutung verändert. Nhd. erst-geboren, wo erst noch 'zuerst, früher als das andere' bedeutet, neben erst 'vorher, zuvor'; mitgiß ursprünglich 'Mitgabe', neben gifty das die Bedeutung 'Dosis', weiter 'venenum' bekommen hat; unsere fr au {unsere liehe frau), Benennung der Jungfrau Maria, wo frau nocli 'Herrin' ist. Lat. oh-mam mit der alten lokalen Bedeutung von o6, während diese sonst in der klassischen Zeit geschwunden ist. Gr. 4K-X^twi 'eligo, lese aus', sonst X^t^ in dem abgeleiteten Sinn 'spreche'. 5) Dadurch, dass der eine Bestandteil ander- wärts ausser Gebranch kommt. Nhd. wahr-nehmen ahd. wara neman mit wara 'das Beobachten, Bemerken', bräutigam ahd. brüti gomo mit gomo 'Mann'. Lat. pessum pessundö und pessum eo mit Snpin. pessum 'zum Hinfallen' = ai. Inf. pattumj potissum possum mit *potis 'Herr, mächtig', nu-diüs tertius mit *nu 'nun' und *diüs 'Tag'. Gr. i^fe 'oder' aus *i^-F€ mit *F€ = lat. -ve. Lat. insequin, gr. fcmeTe aus *^v-(yTT€T€, ivi-cTTroi mit dem in diesen Gebieten verschollenen Simplex *seqUö 'sage' (zu as. seggian usw.). 6) Durch Assoziation des einen Bestandteils mit formantischen Elementen. Lat. amb-ire 'herumgehen' nach der sogen. 4. Konjugation, ambio statt ^amb-eö usw. (weil *ambi im Absterben war). Gr. KaO-iCu) zu W. sed' 'sitzen', wie vo^iZiu, daher Fut. KaOiuJ. 7) Dadurch, dass man anfängt das syntaktische Verhältnis, in dem die

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40 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 19.

Bestandteile zu einander stehen, mit andern Sprachmittelu aus- zudrücken und sich so der Kreis der betreffenden Verbindungen mehr und mehr verengt. Nhd. z. B. königs-treu, aber nicht Herrschers treu, sondern dem herrscher treu, sorgen-frei, aber nicht feinde-frei, sondern von feinden frei. Lat. nesciö, nölo, aber nicht necupio, sondeni nön cupio, Gr. biöcT-boTO^ 'von Zeus geschenkt', Aiöaboro^, noch mit altem Gen. beim passiven Partizip zur Bezeichnung des Subjekts der Handlung, wie ai. pdtyuh Jcritd- Vom Gatten gekauft' usw. (Gr. 3, 348).

Gewöhnlich wirken bei einem Kompositum mehrere von diesen Vorgängen neben oder nach einander, so dass sie sich wechselseitig unterstützen. So beruht die stärkere Vereinheit- lichung z. B. bei TTeXoTTÖvviiao^ nicht nur auf der Accenteinheit, sondern auch auf der Assimilation des -<; an v-, bei lat. aperio operio aus *ap'Vertö *opveriö (1*, S. 264. 323) zugleich auf dem Wandel von -pv- in -p- und auf dem Verlust des Simplex *veriö.

Von dem Übergang eines Konipositionsglieds in ein Formans ist § 7 S. 12 f. gehandelt.

19. Lautentziehung (Ellipse)*).

Oft werden irgendwelche Bestandteile der usuellen Aus- drucksweise, die zur Mitteilung des augenblicklichen Vor- stellungsinhalts mehr oder weniger entbehrlich sind, vom Redenden unter diesem oder jenem Antrieb unausgesprochen gelassen. Die bestimmte Situation, in der die Äusserung geschieht, ermöglicht es dem Hörenden, das unausgesprochene ohne weiteres zu ergänzen. Was als Ausdrucksform so zunächst in dieser Situation übrig bleibt, wird dann oft allgemeiner und usuell in der Sprachgenossenschaft.

So können ganze Haupt- oder Nebensätze subtrahiert werden (K. vergl. Gr. S. 694 ff. Demonstr. 134 ff.). Ferner mehrere Glieder eines Satzes, was dann das Verbliebene, wenn es mehrwortig ist, als eine Art von Kompositum erscheinen

1) Vgl. Jesperaen Om subtraktionsdannelser, saerligt p& dansk og engelsk, Festskrift til V. Thomsen, S. 1 ff., Verf. Ber. d. Sachs. G. d. W. 1899 S. 193 f. (wo ältere Literatur verzeichnet ist), 1900 S. 395 ff., Behaghel D. Spr.^ 119 f., Meillet M6m. 13, 26 ff.

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§ 19.] Motive und Arten der Wortbildun^svorgrängre 41

lässig wie mhd. sammir! = sam mir got hdfe! 'so möge mir Gott helfen!', lat. mehercülea = ita me Hercules amet (iuvet). Oder einzelne Worte des Satzes, wie nhd. die rechte, seil, hand, er (fuhr) auf und davon (Delbrück Gr. 5, 112 ff.); das Wort ist meist Glied einer Gmppe und übernimmt die Funktion der Gruppe, vgl. noch champagner für Champagner wein, malzeit! für gesegnete malzeit!, franz. pas, jamais für ne pas, ne jamais.

Aber auch am Einzelwort an univerbierten Komposita und seltner an Simplicia wird subtrahiert, und so greift die Ellipse auch in die Wortbildung ein^). Man nennt die auf diese Weise entstandenen Formen oft Kurzformen.

Die Lauteinbusse kann den Ausgang der Form betreffen, z.B. nhd. bock = bockbier, velo = velociped, Frieda = Friderike, den Anfang, z. B. bahn = eisenbahn, Rike = Friderike, oder die Mitte, z. B. Lore = Leonore, franz. sieur = seigneur {mon- üieur [msiö] = mon seigneur), spätgr. rpidvia = xpidKOvra, ngr. bidXe = bidßoXe, lit. tamista tarhsta in der Anrede = tävo-mylista ('deine Gnade').

Sie geschieht stets zunächst in bestimmten besonderen Situationen unter diesem oder jenem Antrieb, und es bleibt dann gewöhnlich die ungeschmälerte Form daneben im Gebrauch, z. B. im Nhd. ober = Oberkellner, oberschaffner, oberregieningsrat u. dgl., die gross (Mittelrhein) = grossmutter, ein umMeige = nmsteigebUlet (auf der Strassenbahn), wehr = feueritehr, bahn = eisenbahfiy ntag oder tag = guten tag, engl, pops (London) = populär concerts, bus (ebenda) = omnibus, rail = railroad, franz. un ultra = ultraliberal u. dgl., vÜo = v^locip^de, wie auch nhd. velo, gr. Kdai^ = KaaiTvriTO^ 'Bruder', arravö^ 'mit spär- lichem Bartwuchs' = (TTravo-TTiüTiwv, ai. ürva- 'Höllenfeuer' = ürvagni-, päsu 'Tieropfer' = pasu-karman-, -kriya, paivijya. Gewisse Kürzungen bleiben auf die bestimmte Situation, in der sie aufgekommen sind, beschränkt, z. B. Kürzungen in (thiss-, Beteuerungs-, Fluchformeln, wie nhd. ntag, tag (dagegen

1) Zu trennen hiervon sind natürlich die Fälle, wo die Aus- hebung eines Teiles des Wortes geschieht, um auch nur einen Teil des Begriffsinhalts zu bezeichnen, M'ie engl, the teena aus thirteen usw. (S. 2).

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42 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 19.

er hat heute keinen guten tag), lat. pol 'beim Pollux!'. In jeder Sprachgenossenschaft liefert die Alltagssprache hunderte solcher Kurzformen, die kein Wörterbuch verzeichnet. Oft aber ist die Kurzform auch weitergegangen und hat die ganze Sprache durchdrungen, z. B. nhd. wegen Präpos. mit Gen. = vomcegen, ags. fadu Tante' für ^fapor-swesö 'Vatersschwester', ahd. gotto Täte' für ^got-fater = ags. god-fceder, gr. mixx; 'Fichte' für eine dem ai. Kompositum pUudaru- 'Fichte', ursprünglich 'Saftbaum, Harzbaum', entsprechende Vollform, ngr. TpidvTa, aapdvT« = TpidKOVTtt, TeaaapdKOvra. Franz. monsieur = msiö ist in der Anrede entstanden, ist dann aber auch sonst, als Nom. (le monsieur y un monsieur) usw., gebraucht worden; in der Bedeutung ist seigneur geschieden.

Es ist natürlich, dass im allgemeinen die längsten Formen am leichtesten der Kürzung verfallen; mit daher ist die Kürzung bei den Komposita am häufigsten. Anderseits ist auch natürlich, dass bei der Lautentziehung am meisten die schwächsthetonten Silben der Auslassung ausgesetzt sind. Hier ist eine deutliche Grenze gegen den sogen, lautgesetzlichen Schwund nicht zu ziehen. Ich verweise z. B. auf den Wegfall von proklitischen Silben in den Adverbien (Präpositionen) nhd. tregf = mhd. en-wec ahd. intceg 'auf den Weg' (nhd. rheinfränk. noch 9w4ch)y ahd. nhd. neben = in-eben, uhd.Jcraft = in-kraft, statt = anstatt, laut = nach'lautj bair. zelten = beizeiten u. dgl., der sicher nicht überall nur nach einem Gesichtspunkt zu beurteilen ist. Bei Aus- und Zurufen, Beteuerungen, Grüssen u. dgl., die aus nur einem Wort oder aus einer Zusammensetzung bestehen, ist zu beachten, dass sich die Exspiration mehr als sonst auf die eine Haupt- tonsilbe konzentriert und die dieser zuteil werdende Verstärkung nach bekanntem Gesetz eine Schwächung der Nachbarsilben hervorruft und ihre gänzliche Absorption begünstigt. Bei den im Affekt üblichen Kurzformen, wie dnaus! nnaus! naus! = hinaus!, franz. ^pa vrq! = sne pa vr^ f {ce n'estpas vraH), gr. (TKÖpaKa^ 'zum Geier' = i<; KÖpaKa^, ngr. bidXe! ist die Lautentziehung besonders deutlich nicht lediglich Ellipse, sondern zugleich Ergebnis der besonderen Affektbetonung. Zweierlei Faktoren, zugleich Ellipse und ein sogen, lautgesetzlicher Faktor, kommen

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§ 20.] Motive und Arten der Wortbilduugsvorßränge. 4.^

auch in Betracht, wo von zwei Silben mit gleichem oder ähn- lichem Anlaut die eine ausgelassen ist, wie gr. KUüiitubibdcTKaXo^ = Kuiiitübo-bibdcTKaXo^, 'ATToXXu)(pavr|<; = 'ATroXXuüVo-qxivii^, dor. afKTauTOÖ = auTOCTauTOu, ngr. bdcXKaXo^ = bibdcTKaXo^, ai. Jcdni- Jcrad = Jcänikradad (ar^ati) (1 S. 857 ff.).

Dass bei der Herstellung von appellativen Kurzformen, aus Komposita durch Auslassung des Anfangs- oder des Schluss- teils meistens die Kompositionsfuge eingehalten wird, erklärt sich daraus, dass die Bestandteile der Zusammensetzung oder wenigstens der eine von ihnen gewöhnlich auch für sich lebendig^ sind, z. B. ober = Oberkellner , kilo = kilogramm. Das Nicht- einhalten z. B. in heT^jef = herr-jesusy sehwed. gubbe "Greis* gumma "Greisin' = gtid- fader gud-mödery nhd. velo = veloci-pedy ngr. hiv "nicht' = oub-^v rührt von der Unklarheit der Sprechendea bezüglich der Konstitution der Form her (vgl. hiermit die von Wackernagel KZ. 33, 16 besprochenen Erscheinungen). Am häufigsten findet es sich bei den Eigennamen, weil derei^ Appellatiybedeutung in der Regel nicht bewusst gemacht wird,, wie gr. le^veXo^ = leev^-Xäo^, ö^oXXo^ = 0€6-Xäo^, ITdpiii^ = TTap-|i^viJüV, N\K0|id^ = NlKOjiribii^, 'A|iq)ÖTT€i böot. (F. 'AjiqpOTTU)) = *A|i<poT€p lüvuiLio^, rOüviTTiro^ = 'Atiüv-itttto^ (vgl. Lene = Helene^ Lisbet = Elisabet).

Kurzformen können ihrerseits wieder zur Gnmdlage von Ableitungen und Zusammensetzungen gemacht werden. Gr. TTiTuivo^ "fichten' von ttitu-<;, OKOpaKiCu) "ich jage zum Geier (zum Henker)' von (TKÖpaKa^; oft begegnet Erweiterung durch deminutive u. ähnl. Formantien, wie nhd. grosschen von gross = grossmutter, ahd. Wolfilo (got. Wulfila) von Wolfo -= Wolf-brandy gr. ZeiiEibö^ von ZeOEi^ = ZeuE-iTriro^, ITapiiicyKO^ zu ITap-^^viJüv, NiKoiiä^ zu NlK0-|ir|bii^, uipd^ "der Grosssprecher' zu un^aTÖpä^, ai. Devika s Divila-s von Deva-s = Döva-datta-s. Gr. (Tuy- KacTi^ "Schwester' mit Kdm^ (vgl. 0uv-o|ia(mwv u. dgl.), ttitu- Kd^Tmi? "Fichtenbeuger' mit ttitui;, 'EKUTÖ-buipo^ nach Fick- Uechtel mit *'EKaT0<;, einer Kurzform zu dKaxrißöXo^ "nach Belieben treffend'.

20. Gefühlslautungen in der Sprache sind zunächst die primären Interjektionen, wie au, ach, und die sekundären^.

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44 Motive und Arten der Wortbildungsvor^änge. 20.

d. h. die sprachlichen Äquivalente für reine Interjektionen, wie donnerwetter!

Weiter können aber auch Wörter mit bestimmten gramma- tischen Funktionen beim Vorhandensein einer das Gefühl stärker erregenden Vorstellung eine von der gewöhnlichen Aussprache abweichende Aussprache, eine 'Affektbetonung', bekommen, namentlich oft gewisse Partikeln, z. B. nhd. so, ja, Pronomina, z. B. du, die Vokative und die Imperative. Z. B. so und du mit langgezogenem Vokal in Fragen der Verwunderung: so lohnst du mir?, du hast es getan? Und bei Wortfonnen, die derartiger Affektaussprache besonders oft ausgesetzt waren, ist es wahrscheinlich nicht ganz selten vorgekommen, dass gewisse Elemente dieser Aussprache, namentlich die Quantitäts- modifikation eines Lautes, in den sonstigen Gebrauch des Wortes übergingen.

In den älteren Sprachen, die uns nur durch die unzu- längliche Schrift zugänglich sind, ist naturgemäss nur weniges von der hierauf beruhenden Lautungsschwankung und Lautungs- änderung der Wörter konstatierbar.

Hierher gehört zunächst die ins üridg. hinaufreichende Konsonantengemination in der Kurzform, bezieh, der Koseform der Personennamen, z. B. gr. OiXXioq (qpiXoq), 'AraOOui (dTaOöq), KXeojUjLiiq (KX€0-jLX^vr|<;), ©eoKKU) (0€O-KXfiq), ir. MlVucc {MiUchu, merWild', 'Hund') (Zimmer KZ. 32, 191 ff.), akelt. Eppius, Bottus, Maccus, Bur)'us, lat. Rubbius, Decciu^, Cuppius, ahd. Sicco {sigo "Sieg'), Itta (Ita-berga), ai. Cakkas (zu cakita-s 'zitternd'). An diese schlicssen sich Formen namenähnlicher Personenbenennungen an wie gr. TiiGr) 'Amme' (zu Ti9r|VTi), (delpb.) X€Kxu) = Xexu) 'Kindbetterin', -f^vviq 'weibischer Mensch' (zuTuvrj), lat, ct/^^e« 'Leckermaul' (zu cw^io), üorr«« 'gef rassiger Mensch' (zu voro), wahrscheinlich auch die Verwandtschafts- bezeichnungen wie gr. ÖTia lat. atta got. atta, gr. TCTta (ai. tatd s), TTaTTTia, gr. |ud|U|ia lat. mamma, gr. dvviq 'Grossmutter' (lat. anus, ahd. ano ana). Die Gemination kam wohl beim Gebrauch solcher Wörter in gefühlvoller Anrede auf. So gestaltete Vokativformen wurden dann auch als Satzsubjekt usw. gebraucht (so hatten die böot. Vok. wie M^vvei, OiXXei, die

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§ 20.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 45

ZU Stämmen auf -ht- gehörten, tatsächlich zugleich Nominativ- funktion), und nachdem die Gemination sich dem ganzen Paradigma mitgeteilt hatte, ging sie weiter auch noch in Ableitungen über, z. B. lat. Attua Attius AttianuSy cuppes cuppsdo. S. 1 S. 818, Gr. Gr.» 131, Fick-Bechtel Person.« 30, Soknsen Rh. Mus. 56, 501 ff., IF. Anz. 11, 77, Sadee Dial. Boeot. 106 ff., Sommer Lat. L. u. Fl. 290 f., Schulze Lat. Eigenn. 422 ff. 518 ff.

Affektaussprache scheint ferner beteiligt zu sein bei dem ans uridg. Zeit stammenden Schwanken der Quantität, das der Vokal des Pronomens du zeigt: gr. tövti neben t6 (Tö, mhd. nhd. du neben du usw. (Osthoff Mü. 4, 268 ff.). Auch darf man hier uridg. Partikeln mit verschiedener Vokalqnantität wie *ni : ♦n^ *nicht' (lat. W6-, nö- nS usw.) *nü : *nü 'nun' (lat. nu- nü- usw.) nennen. Freilich wird nie mehr genauer abgeschätzt werden können, wie viel bei derartigen alttiberkommenen Doppel- quantitäten auf Rechnung der nur das Einzelwort angehenden vokalsteigemden Gefühlslautung, und wie viel auf Rechnung der bei den Schwankungen der Satzbetonung unter bestimmten Ver- bältnissen hervorgerufenen Vokalreduktion (Ablaut) zu setzen ist.

Sicher hierher gehört die sogen. Plutierung im Vokativ bei den Indern, z. B. D^vadattaS (Nom. Dsv€uiatta'8)y ägnddi 'o Feuer' (Nom. agni-i)j s. Wackernagel Ai. Gr. 1, 297 ff. Da auch in den europäischen Sprachen Ähnliches vorkommt, z. B. bei uns OttOy Emma mit stark gedehntem Schlussvokal, wenn man der Person ans der Ferne zuruft, so ist es auch hier un- bedenklich, ins üridg. zurückzugehen.

Interjektionalen Ursprungs mag endlich diese oder jene von den Erweiterungen gewesen sein, die Vokativ- und Imperativ- formen in verschiedenen Sprachen aufweisen, wie ai. oA?^ (jiiva 'equa'), lit. Uvai {Uva-s ''Vater') und dor. ät^i 'wohlan!' att. iriei Hrink', urbalt. *t^edei 'führe' (lit. vedi lett. weddi)y falls die adhortative Funktion dieser Form auf -ei die ursprüngliche gewesen ist (IF. 17, 180). Das 4 erinnert an *nei (lit. nei got. nl usw.), das zu *ne 'nicht' gehört und verstärktes *nicht' war (Gr. 4, 524 ff., K. vergl. Gr. 612ff.). Vgl. mhd. bliuwa herre bliu 'schlag zu', neinä nein 'nein' (Weinhold Mhd. Gr.* 345).

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46 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. [§21.

21. Doppelung oder Reduplikation als Wort- bildungsmitteP).

Bei der Doppelung treten besonders drei Motive hervor. Erstl ich werden Sehalleindrticke sprachlich wiederholt, die sich normalerweise selbst zu wiederholen pflegen, z. B. gr. ttittttICuj ^ch pipe', lat. pip{i)are plpiläre, lit. pypiü, ai. pippika-s Vogelname; gr. kökkuH 'Kukuk' kokkuCu), lat. cucülus, ir. cuach, lit. kuJcuju aksl.kuJcavicay si. kökila-s'^ gr. öXoXiiCu) 'wehklage', lat. ululare, lit. ulülöju 'ich rufe hailoh', ai. ulüli-S 'ululatus'. Zweitens iteriert man, wenn man bei einem bestimmten Vorgang, der nicht schon ohne Weiteres seiner Natur nach als etwas sich Wiederholendes gedacht wird, eine Wiederholung, ein 'Jedes' oder ein 'Immer' ausdrücken will, z. B. ai. pacati- pacati 'er kocht beständig', dämedam£ 'Haus für Haus, in jedem Haus', ydd-yad 'was jedesmal', lat. quis-quis 'jedesmal wer', ai. prd-pra gr. TTpo-npö 'fort und fort, immer vorwärts', Ai. bhüyö'bhüyas gr. |uäXXov jiäXXov lat. magis magis 'mehr und mehr', ai. uttaröttaram 'immer höher'. Vgl. die Verbin- -dungen mit 'und', wie \9,t magis magisque. Drittens, wenn gehobenes Gefühl des Sprechenden einem Begriff eine besonders grosse Bedeutung beilegt, wie ai. a'tagad-afagdt sambhavasi 'aas meinem Leib, gewiss aus meinem Leib stammst du', naSfä-

1) A. F. Pott Doppelung (Reduplieation, Gemination) als eines der wichtigsten Bildungsmittel der Sprachen, beleuchtet aus Sprachen aller Welttheile, Lemgo u. Detmold 1862. G. Gerland Intensiva und Iterativa und ihr Verhältnis zu einander, Leipz. 1869. K. Brug- mann Über die sogen, gebrochene Reduplieation in den idg. Sprachen, €urtiu8* Stud. 7, 185 ff. 273 ff. H. Osthoff Zur Reduplicationslehre, PBS. Beitr. 8, 540 ff. A. Bezzenberger Zur Beurteilung der att. Redupi., BB, 3, 309 ff. H. Collitz Über eine besondere Art ved. €ompp. [Iterativa], Verhandl. d. 5. Or.-Congr., Berl. 1882, S. 287 ff. A. Mein et Sur le timbre de la voyelle du redoublement en indo- ^.ur., Mem. 12, 215 ff. Leo Meyer Vergl. Gramm. 1093 ff. Haine- bach De Graecae linguae reduplicatione praeter perfectum, Giessen 1847. R. Fritzsche Quaest. de reduplic. Graeca, Curtius' Stud. 6, ^77ff. C.JacobyDieReduplicationimLat.,Danz.l878. E.Wölfflin Die Gemination im Lat., Ber. d. Bayer. Ak. 1882 S. 422 ff. A. Bezzen- berger Zur Lehre von der Redupi. im Lit., BB. 1, 252 f. Speziell -auf die nominale und die verbale Reduplikation Bezügliches s. unten.

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§ 22.] Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 47

naifd-s etwa 'leider untergegangen' (Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 14y), Italien, subito subito, nhd. armes armes kind, lat. me 'gerade mich*, ahd. selbselbo Hdem ipse', nbd. ja-jd. Die Grenzen zwischen diesen Gruppen sind natürlich fliessend. Vgl. § 25.

Auf Doppelungen dieser Art, die in der Zeit vor Aus- bildung der Verbal- und der Nominalflexion geschahen, beruht die uridg. Klasse der sogen. Verba intensiva und der zugehörigen Nomina, wie gr. tap-Yaipu) 'ich wimmle' tap-Topa 'Gewimmel'.

Schon in uridg. Zeit waren aber auch die nur andeutenden Reduplikationsweisen neben die volle Wortverdoppelung getreten, z. B. *de-dor1ce 'er wirft Blicke auf etwas' ai. daddrSa gr. bdbopK€. Besonders diese Doppelungsarten, deren Entwick- lung nicht mehr genauer zu kontrollieren ist^), haben der Reduplikation das Gepräge eines blossen Formans gegeben. Sie dienten beim Verbnm dazu, bestimmte typische Aktions- arten (Iterierung usw.) auszudrücken und wurden weiter auch zu einem Mittel der Zeitenunterscheidung (lat. caedo cecidl, got. haita haihait).

Gebrochene Reduplikation nennt man die ünvollständig- keit, die die Wurzel an zweiter Stelle hat, in Formen wie ai. dardü-S 'Aussatz' neben dar-dara-s 'geborsten' da-drü-ä 'Aussatz', gr. |iop-|iui 'Sehreckgespenst' neben |iöp-|uopo^ 'Furcht', lat. balrbus neben ai. bal-bala-karoti 'er spricht stammelnd aus', lit. mürmiu 'ich murre, brumme' neben aksl. mr^'m^rjq 'ich murmele' (andere Beispiele s. § 67). Dieser Typus ist teils durch dissimilatorische Lautprozesse, teils durch retrograde Ableitungen (vgl. § 11) aufgekommen.

22. Ferner ist hier der sogen. Suppletivismus zu erwähnen.

Unter einem Wort (Verbum, Substantivum usw.) versteht man nicht nur eine bestimmte einzelne Form eines hestimmten Satzes, sondern auch die Formgruppen, deren Glieder durch gleiche Wurzel- und Stammbedeutung zusammengehalten werden, und seit uridg. Zeit gab es nicht nur etymologisch homogene

1) Unklar ist insbesondere der Ursprung der Vokalverschieden- heiten in der Reduplikationssilbe, wie gr. T^-Tvo|iai t^-Tova. Vgl. 2S S. 852 f., Meillet M6m. 12, 215 f.

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48 Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge. 22.

Systeme, wie lat. ago agis, egl egwti usw., soodero auch wurzelverschiedene Formen schlössen sieh in derselben Weise zu formalen Gruppen zusammen wie wurzelgleiehe. So beim Verbum: lat. sum fuly ai. dsmi babhäva, lit. esmi buvaü wie lat. ago igl, ai. bhdrami babhära^ lit. sukit sulcaü\ vgl. got. im was 'bin war\ Lat. fero tuli laturriy gr. q)^puj oiaui fjveTKOv; ai. päsya-ti 'sieht' daddrsa, ir. ad-ciu 'ich sehe' ad-condairc. Femininbildung: nhd.hirschhindin wie wolf Wölfin, Komparation der Adjektiva: got. göps batiza batists 'gut, besser, best', lat. bonus melior optimuSy gr. dfaGö^ dfieiviuv fipicTto^, ai. praiä- 8ya-8 hiyan sr^Stha-s, russ. chorösij lücsij wie scliön schöner schönst, Zahlwort : got. ains fruma 'ein' 'erster', lat. üntis prlmus, ir. oen cetne, gr. el^ TTpuiTO^, ai. iJca-s prathamä-Sy lit. venas pirmas wie zwei zweiter, Pronomina: got. ik meina mis 'ich meiner mir' lat. ego mel mihi usw. wie du deiner dir. Seltner und nur einzelsprachlich sind andere Gruppierungen, wie z. B. lat. volo vis (letzteres zu in-vitus eA.vi-ti) wie ago agisj att. T^9r|Ka K€T|uai wie b^bujKa b^bojiai. Systematische Ergänzungen dieser Art geschahen auf grund davon, dass es so zahlreiche etymolo- gisch homogene Formgrappen gab, und die völlige Paralleli- sierung mit diesen letzteren konnte erst eintreten, nachdem die gröberen oder feineren spezifischen Bedeutungsunterschiede, die bei den wurzelverschiedenen Formen über die formantische Gestaltung hinaus anfänglieh vorhanden waren, wenigstens für einen Teil des Gebrauchs aufgehoben waren. Vgl. Tobler KZ. 9, 241 ff., G. V. d. Gabelentz Die Sprachwissenschaft 334. 379 ff.. Osthoff Vom Suppletiv wesen der idg. Sprachen, Heidelb. 1899, Wundt IF. Anz. 11,1 ff., Verf. Z. f. d. Gymn. 54, 458 ff., Streitberg Hoop^s Engl. Stud. 29, 73 ff., Schuchardt Z. f. roman. Ph. 24, 440 ff., Wackemagel Altiud. Gr. 2, 1, 15 ff.

Wie in den genannten Fällen der Suppletivismus auf Ver- schiedenheit des wurzelhaften Wortstücks beruht, so kann man auch von einem formantischenSuppletivismus sprechen, da nämlich, wo sich Formen gleicher Wurzel, aber mit verschieden- artigem Formans in derselben Weise zu einem Paradigma (Easussystem usw.) zusammengefunden haben, wie sonst, von älterer Zeit her, Formen gleicher Wurzel und gleichartiger

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§ 23.] Komposita. Vorbemerkungen. 49

formantischen Gestaltung. Dahin gehören Erscheinungen wie ai. üdhar üdhn-ds usw. (gr. oöOap oöGa-TO^) 'Euter', wo das r-Formans fnnktionell gleich steht z. B. dem n-Formans im Nom.-Akk. Sg. von ai. ndma lat. nömen (uridg. *-ww) neben Gen. ndmn-as nömin-is usw. Die Kollektivbildung uridg. *iugd 'das Gejöche' (lat. juga) ist der Nom.-Akk. PI. zu *iugö-m 'das Joch' geworden, indem sie funktionell adaptiert wurde älteren Pl.-Formen, die, ohne stammformantisch sich von den andern Kasus zu unterscheiden, Nom.-Akk. waren. Auch bei den formantischen Elementen geschah die Snppletion oft erst einzelsprachlich, z. B. lat. senex Gen. senis usw., lit. mänü 'Mond' Gen. m^n^^o usw., russ. brat 'Bruder', PI. ftra^'Ja (=aslav. Sg. brathja F. 'Brüderschaft'). Über derartige Erscheinungen in der nominalen Stammbildung s. § 452ff. Für das Gebiet des Yerbums sei auf lat. 2. PI. sequimini, ursprünglich eine Form des Verbum infinitum 161 und 2^ S. 1332), neben sequimur usw., und auf jungatt. tcTpaMM^voi elaiv neben T€TP<4MM€9a usw. (2*, S. 1265) sowie auf die mannigfachen Suppletionen in den Imperativparadigmata (2^, S. 131 5 ff.) verwiesen.

Zusammensetzung (Komposita) I. Vorbemerkungen.

23. Über das Wesen der Zusammensetzung und über den Unterschied, den man zwischen Worteinung und Uni- verbierung zu machen hat, ist § 18 S. 35 ff. gehandelt worden. Wir sahen, dass seit uridg. Zeit aus jeder beliebigen

1) F. Bopp Vergleich. Gramm. § 962ff. F. Jußti Über die Zusammensetzung der Nomina in den idg. Sprachen, Gott. 1861. Lu Tob 1er Über die Wortzusammensetzung nebst einem Anhang über die verstärkenden Zusammensetzungen, Berl. 1868. F. Meunier Les compos^ syntactiques en Grec, en Latin, en Fran^ais etc., Par. 1872. G. Meyer Die Dvandva-Zusammensetzung im Griech. und Latein., KZ. 22, 1 ff. L. Schroeder Über die formelle Unterscheidung der Bedetheile im Griech. und Latein.^ mit besonderer Berück- sichtigung der Nominalcomposita, Leipz. 1874; Die Accentgesetze der homer. Nominalcomposita, dargestellt und mit denen des Veda Terglichen, KZ. 24, 101 ff. H. Ost h off Das Verbum in der Nominal- Brngmann, Omndriss. II, i. 4 .

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f)0 KompoRita. Vorbemerkung^en. 23.

Wortgruppe, die einen engeren syntaktischen Verband aus- machte, unter umständen ein Kompositum werden konnte, ohne dass Kontaktstellung zur Worteinung erforderlieh war (Xsitjtisque jurandum), dass aber auch solche Wörter sich zu unlöslichen

composition im Deutsch., Griech., Slav. und Roman., Jena 1878. H. C. Muller Beiträge zur Lehre der Wortzusammensetzung im Griech., mit Excursen über Wortzus. im Idg. und in verschiedenen andern Sprachfamilien, Leiden 1896. H. Jacobi Compositum und Nebensatz, Studien über die idg. Sprachentwicklung, Bonn 1897. G. N. Hatzidakis TTcpl toö ToviaiioO tuiv ouve^rurv, 'Axaö. dvarv. 2, 1 f f . E. L e u m a n n Einiges über Komposita, IF. 8, 297 f f . 0. D i 1 1 r i c h Über Wortzusammensetzung, auf Grund der neufranz. Schriftsprache, Z. f. roman. Ph. 22, 305 ff. 441 ff. 23, 288 ff. 24, 465 ff. 29, 129 ff. K. Brugmann Über das Wesen der sogen. Wortzusammensetzung, Ber. d. sächs. G. d. W. 1900 S. 359 ff. (vgl. K. vergl. Gr. 287 ff. 297 ff.), Zur Wortzusammensetzung in den idg. Sprachen, IF. 18, 59 ff. Der Kompositionstypus ^v-e€o<; IF. 18, 127 ff.. Verdunkelte Nominaikompo- sita des Griech. u. des Lat., IF. 17, 351 ff H. Paul Das Wesen der Wortzusammensetzung IF. 14, 251 ff. [G. Neckel Exozentrische Komposition, IF. 20.] Arisch: W.D.Whitney Indische Gramm. § 1246 ff. A. Thumb Hdb. d. Skr. 440ff. J. Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 24 ff. J. S. Speyer Sanskrit Synt. 145 ff , Ved. u. Skr.-Syut. 32 ff., B. Delbrück Altind. Synt. 55 ff. R. Garbe Das Accentuations- system des aind. Nomiualcompositums, KZ. 23, 470 ff. H. Collitz Über eine besondere Art ved. Composita [Iterativa], Verhandl. d. 5. Or.-Congr., Berl. 1882, S. 287 ff. F. Knauer Über die Betonung der Compp. mit a priv. im Sanskrit, KZ. 27, 1 ff . J. N. Reuter Die ai. Nominalcomposita, ihrer Betonung nach untersucht, KZ. 31, 157 ff. 485 ff. F. Spiegel Gramm, der altbaktr. Sprache S. 102ff. W. Jack- son Av. Gramm. 1, 237 ff., Chr. Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 148 ff. 0. Richter Die unechten Nominalkomposita des Altind. und Altiran. IF. 9, 1 ff . 183 ff. Griechisch: R.Kühner Ausf. griech. Gr.8 1, 2, 311 ff. K. Brugmann Gr. Gr.» 163 ff. R. Roediger De priorum membrorum in nominibus Graecis compositis conformatione, Leipz. 1866. W. Clemm De compositis Graecis quae a verbis inci- piunt, Giessen 1867, Die neuesten Forschungen auf dem Gebiete der griech. Compp., Curtius' Stud. 7, 1 f f. F. Heerdegen De nominum compositorum Graecorum inprimis Homericorum generibus, Berl. 1868. G. Meyer De nominibus Graecis compositis, Bresl. 1871, Zur griech. Nominalcomposition, Curtius' Stud. 6, 247 ff . K. Zacher De prioris nominum compositorum Graecorum partis formatione, Halle 181% Zur griech. Nominalcomposition, Bresl. philol. Abhandl. 1,

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§ 23.] Komposita. Vorbemerkungen. &1

Komplexen verbanden, die im Satz keinen spezielleren syntak- tischen Zusammenhang gegenüber den andern Wörtern des Satzes oder Satzglieds hatten (nu-diüs tertius).

Wir betrachten im Folgenden die Komposita, soweit

Bresl. 1886. F. Fügner De nominibus Graecis cum praepositione <;opulati8, Leipz. 1878. 0. Neckel De nominibus Graecis compositis quorura prior pars casuum formas continet, Leipz. 1882. R. Schroeter Quas formas noroinum themata sigmatica in vocabulis compositis Graecis induant, Köthen 1883. W. Christ Die verbalen Abhängig- keitskomposita des Griech., Ber. d. Bayer. Ak. 1890 S. 143 ff. Ch. Renel Oompositorum Graecorum quorum in II prior pars exit de origine et UBU, Lugd 1896. Turiello Sui composti sintattici nelle lingue classiche e spczialmente del bahuvrihi, Rivista di filol. 21, Iff. M. Glaser Die zusammenges. Nomina bei Pindar, Erlangen 1898. Bielecki Les mots compos^s dans Eschyle et dans Aristophane, Luxemb. 1899. A. H. Hamilton The negative Compounds in Greek, Baltim. 1899. G. NHatzidakis Zur Betonung der griech. Compp., deren zweiter Theil ein Verbaladjectiv trochäischer Messung ist, Ber. d. Berl. Ak. 1900 S. 418 ff., TTcpl tovikujv dvuiiiaXuIiv ^v rot^ auv- G^TOK, rXiwaa. M€X. 1, 591 ff., TTcpl toO toviojioO tuiv auvOdTiuv cU -o<; 6vo|ii<iTuiv, ib. 697 ff. M. Heine Substantiva mit a priv., Münch. 1902. G. N. Tserepis TA aOveera Ti\<; i\\r]v\Kf\<; -fAuiaan^» ^v 'Ae. 1902. F.Stolz Beiträge zur griech., insbes homer. Wortzusammensetzung und Wortbildung, Wien. Stud. 25, 221 ff. Italisch. R. Kühner Ausf. lat. Gr. 1, 693 ff. F. Stolz Hist. Gr. 1, 366 ff. Stolz-Schmalz Lat. Gr.» 149ff. Lindsay-Nohl D. lat. Spr. 411 ff. F. Stolz Die lat. Nominalcomposition in formaler Hinsicht, Innsbr. 1877. F.Ulrich Die Composita bei Plautus, Halle 1884. F. Skutsch De nominum Latinorum compositione quaest. sei., Neisse 1888, Zur Wortzusammen- setzung im Lat., Jbb. f. class. Ph. Suppl. 27, 82 ff. v. Planta Osk.- umbr. Gr. 2, 74 ff. Die auf das Romanische bezügliche Literatur s. bei 0. Dittrich Z. f. roman. Ph. 22, 305 f. 24, 465. 29, 129. Keltisch: J. C. Zeuss Gramm. Celt.^ 853 ff . Germanisch: J. Grimm D. Gr.« 2, 383 ff. F. Kluge Gr. d. germ. Ph. 1«, 473 ff . W. Wilmanns D. Gr. 2, 508 ff. F. Kluge Verbalpartikeln in der Zusammensetzung, KZ. 26, 68 ff. 328, Lautverschiebung in zusammen- gesetzten Worten, ebend. 82ff. J. Krem er Behandlung der ersten Compositionsglieder im german. Nominalcompositum, PBS. Beitr. 8, 371ff., Th.Storch Ags.Nominalcomposita,Stra8sb. 1886. K.F.Johans- son Nominalsammansättningar 1 gotiskan, Nord. Stud. 455 ff. Baltisch-Slavisch: J. Kremer Behandlung der Suffixe in der Fuge nominaler Zusammensetzungen im Lit., BB. 7, 8 ff. A. Alek- sandrow Lit. Stud. I.: Nominalzusammensetzungen, Dorpat 1888.

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52 Komposita. Grammatischer Charakter der Glieder. 24.

entweder üniverbierung allein oder üniverbiernng in Verbindung mit Worteinung vorliegt. Distanzkomposita (Trennung der Glieder durch andere Wörter) gehen uns nur insoweit an, als sie Vorstufe eines Kontaktkompositums gewesen sind. Eine weitere Beschränkung besteht darin, dass wir diejenigen kompo- sitionellen Gebilde, die, aus früheren Perioden der idg. Urzeit herübergekommen, ihrer Entstehung nach nicht mehr hinlänglich kontrollierbar sind, wie z. B. 3. Sg. *y>idi't *bh4re-ti (ai. vidä-t bhära-ti), beiseite lassen.

Eine Anordnung der hiemach zu behandelnden uridg. und eiuzelsprachlichen Komposita, bei der Form- und Bedeutungs- geschichte seit der Entstehung der Komposition genügend berücksichtigt wird, hat grosse Schwierigkeiten ^). Wir geben zunächst eine Übersicht der zweigliedrigen Komposita auf grund des grammatischen Charakters (Redeteilcharakters) der verbundenen Teile, dann eine Übereicht der klassenweise auf- tretenden Komposita nach der syntaktischen Beziehung der Glieder zueinander und dem Bedeutungsverhältnis im Satze. Hierauf folgen Bemerkungen über Einzelheiten in der Geschichte der Nominalkomposita der verschiedenen Sprachen.

n. Übersicht tkber die zweigliedrigen Komposita nach dem grammatischen Charakter der Glieder.

24. Die Übersicht lässt solche Fälle unberücksichtigt^ in denen sich zwei Glieder univerbiert haben, die gegenüber

C. Pauli Die Composition [im Preuss.], Kuhn-Schi eicher*s Beitr. 1, 209 ff. F. Miklo8ich Vergl. Gramm. 2, 347 ff., Die nominale Zu- sammensetzung im Serb., Denkschr. d. Wien. Ak. 13, 1 ff . Bau- douin de Courtenay Wortformen und selbst Sätze, welche in der poln. Sprache zu Stämmen herabgesunken sind, Kuhn-Schleicher's Beitr. 6, 204 ff. V. Jagid Die slav. Kompp. in ihrem geschichtlichen Auftreten, Arch. f. sL Ph. 20, 519 ff. 21, 28 ff.

1) Eine Klassifikation aller idg. Komposita nach dem von Dittrich Ztschr. f. rom. Phil. 22, 305 ff. entwickelten Prinzip, bei dem es auf den Schöpfungsakt selbst ankommt, ist zwar auch in der vergleichenden Grammatik anzustreben, sie setzt aber eine weit vollständigere Kenntnis der uridg. Bildungsprozesse voraus als wir zur Zeit besitzen und je besitzen werden.

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f 2i.] Komposita. Grammatischer Charakter der Glieder. 53

den andern Satzgliedern in keiner engeren syntaktischen. Be- ziehung zu einander stehen. Den Ausdruck Adverbium ge- brauchen wir in seinem weitesten Sinne.

1) Ist das Schlussglied ein Verbum, so kann das Vorder- glied sein:

a) ein Verbum. Ai. pfba-piha 'trink immer wieder'.

b) ein Adverbium, üridg. *4'bh€rom 'ich trug' {e ur- sprünglich etwa 'damals') ai. d-bharam gr. ^q)€pov. Ai. prd bharati pra-bhärati gr. Tipo-qp^pei 'er bringt vor, bringt dar', lat. pröfert, got. fra-bairip 'verträgt', aksl. pro-beretb sq 'in- greditur'. Gr. q)imi'nego'. Lat. c6-do 'gib her', osk. ce-bnust 'wird hergekommen sein', lat. ne-sciOj benevoUns (vgl. bene- rolentiä). Ahd. ni-wari mhd. ne-wcere nhd. nur, uraprünglich *es wäre nicht', 'wenn es nicht wäre'. Lit. tenesz^ 'er möge tragen'.

c) ein Kasus. Ai. häd dha- lat. credo (aus *crezdOy älter *crtfd*-dö, 1 S.670, Walde KZ, 34, 494), \r,cretim(\ S.691) 'Glauben schenken', ursprünglich etwa 'sein Herz auf etwas setzen'. Ai. näman kar- 'huldigen' {namaskftya), dstq gam- 'untergehen', von der Sonne, mit dstam 'Heimat'. Av. yaoi- dadaHi 'er läutert, entsühnt'. Hom. dtaXd q)pov^iJüv 'heiter seiend' (vgl. dTaXd-<ppuüv). Lat. anim(um) advertOy venum eo reneo, Got. faihu-geigan 'geldgierig sein', ahd. wara neman 'wahrnehmen', mhd. hönlachen, nhd. lobsingen. Ai. datäsmi {data asmi) 'dator sum, dabo'; lat. potis sum possum.

d) ein Nominalstamm (durch Abänderung von c nach <ler Art von älteren Komposita mit einem Nominalstamm). Gr. lixrxQiiX) 'ich fange lebendig' (für Cijüöv dLfQiw), x^pviipaaGai 'Handwaschung vornehmen' (für X€ipa<; vCipaaGai), vgl. Hatzi- dakis Einleit. 227, Stolz Wien. Stud. 25, 221 ff.

2) Ist das Schlussglied ein Kasus (Nomen, Pronomen), «o kann das Vorderglied sein:

a) ein N 0 m i n a 1 s t a m m. Ai. aSva-yu]- 'Rosse anschirrend', gr. MthtöCuto^. Apers. hama-pitar- gr. 6|io-7rdTUip aisl. sam-fedr 'von gleichem Vater'. Gall. Dumno-rix ('Welt-König'). Got. guda- faürhts 'gottesfürchtig'. Lit. darbä-väte 'Arbeitsstätte', aksl. bogo'Todica 'Muttergottes'.

b) ein Kasus. Ai. dyaü-ä pitd gr. Zeu^ TraTrjp, lat. (Vok.)

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54 Komposita. Grammatischer Charakter der Glieder. 24.

Ju-piter, Ai. mitra-väruna 'M. und V.', vihe devds 'die Gesamt- götter' (vgl. viscedeva-s § 11,4, b S. 19); av. awrö ma^nyus 'der böse Geist' (vgl. Adj. ai9röma*nyava'). Griecb. Neä iröXi^ NedTToXi^, TiävfiiLiap 'den ganzen Tag', ö^ xi^ 'quicunque'. Lat. rös marlnus (vgl. Gen. rösmartnt), jus jürandum, älter-uter, quis- quis. Got.preiS'tigjus ''dreiss\g% nhd. weisse rübe jeder-manny ahd. sunu'fatar 'Sohn und Vater' (wovon sunufatarungo, vgl. ags. jisunfader). Lit. dü-szimtu '200', szi-met 'heuer' {sz\ mitq)y poln. wielka-noc ('grosse Nacht') 'Ostern', russ. bojarin knjaz 'Bojar-Fürst'. Ai. västöS-pdtiS 'Genius der Hofstätte', dhanq- jayd'S 'Beute gewinnend', av. vlran-jan- (neben vira-jan-) 'niann- tötend', ai. düre-drs- 'fern sichtbar' av. düraß-dar^s- 'fern sehend'. Arm. haur-elbair 'Vatersbruder'. Gr. Aiöcr-Koupoi ('Söhne dea Zeus'), vouv-€xri? 'Verstand habend', TTuXoiTCvriq 'in P. geboren'. Lat. aquaeductus, jüre-cönsultus, Got. baürgs-waddjus 'Stadt- mauer', ahd. windisbrüt 'Windsbraut'. Lit. szunsüdigius ('Hunds-schwänzer') 'Schmeichler', aksl. domM-^afconbniÄ^ 'Haus- verwalter', Bogu-mih ('Gott lieb'). Ai. anyö'nya- paras-para- spätlat. alisalio' (z. B. ad alisalium) ahd. mhd. ein-ander lit. Jcits Iclta- 'einander'. Lat. pater familiäs. Nhd. mutter-gottesj poln. sztuJca-miqsa 'Fleisch'.

Anm. Als ZusammensetzungeD, in denen das zweite Glied oder auch zugleich das Vorderglied ein Indeklinabile war, welches wie ein Kasus im Satz behandelt wurde, gehören hierher Zahlwort- komposita wie gr. bdj-beKa lat. duo-decim ai. dvä-daSa 'W {*d%Lö' war Nom.-Akk. Du.), lat. quindecim aus *quinque-decem got. fimf- taihun '15*.

c) ein Adverbiuni. üridg. ^n-gnöto-s 'unbekannt': ai. djnata- gr. Ä-Tvojxoq lat. ignötus ir. in-gnad got. un-kunps; arm. anJcin 'ohne Weib, Witwer' gr. fi-^uvo^ ; lit. ne-läbas 'nugnt, böse', Sik^L ne-öisth 'umeiu\ Mit uridg. *dus' 'übel, mis-': ai. duS'para-s gr. bucr-Tiopoq 'schlecht passierbar', arm. t-g^t 'un- wissend', ir. do-chruth 'misgestaltet, hässlich', ahd. zur wärt 'suspiciosus, suspectus', üridg. *ni'Zdo- 'Niederlassung' (W. sed- 'sitzen'): ai. ni^d-s 'Ruheplatz, Lager, Nest', arm. nist 'Lage, Sitz, Besitz', lat. nidus ir. net ahd. nest 'Nest'. Gr. djucpi-TroXo^ lat. anculus aus *amb[i]-quolos 'Diener', vgl. ai. abhi-cara-H 'Begleiter, Diener'. Mit uridg. *j9ro 'vor': ai. jpra-^aww-^ 'sehr

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§ 24 ] Komposita. Grammatischer Charakter der Glieder. 65

fein', gr. irpö-KaXo^ 'sehr i«cliön', ir. ro-mör 'sehr gross', Ht. pro- jüdis 'schvvärzlieir russ. pro-sin' 'bläulich'. Gr. dv-uüTra 'ins Gesicht', lat. de-nuöj ahd. ze wäre 'in Wahrheit', aksl. o-Jcolo 'herum'. Ai. yidJciä ^niemsiud, nicht' av. nae-öis 'nemo', gr. ou-ti^ 'niemand', lit. n^-kas aksl. ni-Jchto 'keiner', lat. n'tdlus nemo {*ne-hemö)j ahd. ni zeiht 'nihil, res nihili'. Ai. eäd [e-td-) arm. aid osk. ei'ZO' 'da der, der da'.

d) Eine Verbal form erscheint in exozentriseheu Kom- posita wie ai. pacalavana F. 'beständiges Kochen von Salz' auf grund von paca lacanam 'koch das Salz', jahiatambas wer beständig an den Pfosten schlägt', spätlat. Tenegaudia (Ortsnamen), franz. Bois-cervoise ('Trinkebier'j, nhd. Fürchte' gott, ^ech. Vladivoj ('beherrsche das Heer'). Von derselben Art sind die, wie es scheint, aus uridg. Zeit stammenden wie gr. dpx€KaKoq 'Unheil stiftend', IXti-ttöXcilio^, apers. Ksayar^san- (I. i. ^Ksaya-armn- 'Männer beherrschend', av. nida-sna'&ii- 'die Waffen niederlegend'. Vgl. § 29.

3) Ist das Schlussglied ein Adverbium, so kann das Vorderglied sein:

a) ein Nominalstamm (der nicht selbst adverbial ist). Hierher gehören Adverbia, die von 2, a ans gebildet sind, wie lat. misericorditer von misericors,

b) ein Kasus. Av. va^^/waw-da 'nach dem Hause', gr. oTköv b€ oka-be 'nach Hause'. Av. x^afnad-a 'ex somno' (ai. sväpnad ä), Ai. kdJ ca lat. quisque got. hazuh (zu -uh s. Verf. Demonstr. 04 ff.) 'wer auch immer'. Av. hau apers. hauv (ai. a-säü) 'jener' I *50, *Ä(Z + Partikel u). Gr. ö-öe 'dieser'. Lat. i^ fe 'da der, der da' (Übertragung der Kasusflexion auf das Ende), hie. Got. mi-k 'mich' = gr. i\xi'i^. Aksl. ki-to ch-to 'wer? was?', poln. ten-to (Fem. tato) 'dieser'.

c) ein Adverbium. k\. prdpra 'immer vorwärts', hom. TTpoTipo KuXivböjLievo^. Alat. ne c 'oub^' osk. nei-p 'non' got. 7ii-h 'nicht'. Ai. nahi 'gewiss nicht*, gr. ou-xi 'nicht'. Gr. r\k 'oder' aus *fi-F€, \'M, iü'Ve. Gr. vüv-t 'jetzt'. Lat. ww/i c. Got, i-bai i-ba Fragepartikel, ni-bai ni-ba 'weim nicht', aksl. u bo 'also, nun' i'bo 'denn'. Gr. ütt-^E 'unten heraus', lat. endo in-super^ ahd. bü^an [bi'ü^an) 'ausser'.

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56 Romposita. Die Kompositionsklassen. 25.

d) ein Verbum. üridg. ^bh&re-töd Imper. 'trag dann": ai. bhära-tad usw. (§18 S. 38). Auch sonst öfters in adhor- tativen Ausdrücken, z. B. gthav. 2 Sg. bara-na ai. 2 PI. bhä- ratama (K. vergl. Gr. 618), mhd. bHuw-ä 'schlag' 20 S. 45), lit. dü'k{i) 'gib'.

in. Obersicht über die klassenweise auftretenden Komposita

nach der syntaktischen Beziehung der Glieder zueincuider

und dem Bedeutungsverhältnis im Satz.

35. 1) Iterativkomposita.

Zwei gleiche Formen werden zur Einheit verbunden auf grund der in § 21 besprochenen Doppelungen. Von den dort aufgestellten drei Klassen kommen hier die zweite und die dritte in Betracht. Man kann die hergehörigen Komposita etwa folgendermassen ordnen, wobei die Grenzen zwischen den einzelnen Klassen fliessend sind.

a) Die Bedeutung ist die der Jedheit (distributiver Sinn). Ai. ika-ekas arm. mi mi 'jedesmal einer, jeder einzelne'. Ai. yäd- yad 'was jedesmal' iMha 'jedesmal hier', lat. quis-quis ut-ut. Ai. dame-dame av. nmane-nmäne 'in jedem Haus, Haus für Haus', av. visi'Visi 'in jedem Gau' (ai. visS-vi^ä, worin, wie in dive- dive, die Endung -e von den o-Stämmen wie dämS-damB über tragen war). Ai. ndvö-navas 'jedesmal neu'. Dieser Sinn häufig im Vedischen.

b) Kontinuation und Häufung ohne feste Begrenzung. k\. prd-pra gr. irpo-irpö 'immer vorwärts'^). Ai. uttaröttara-m 'immer höher und höher'. Ai. bhüyöbhüyas gr. ttX^ov ttX^ov jnäXXov ^dXXov lat. magis magw kymr. mwyvwy 'mehr und mehr'. Ai. piba-piba 'trink wieder und wieder', bei Aeschylus ipeaa' ipeaae^ ßoqi ßoql. Vermutlich hierher (nicht zu d) ir. alaHe und araHe kymr. ar-all 'alius' (1 S. 445): ursprünglich nur Plur. 'andere und wieder andere', dann, nach Verblassen des Sinnes der Kontinuation, auch der Sing.

c) Mannigfaltigkeit, Verschiedenheit. Ai. idäm-idam 'hier und da, an verschiedenen Orten', näna 'auf verschiedene Weise

1) Hierzu ir ro-r? S. Stokes Z. f. celt. Ph. 3, 471 f., KZ. 38, 470 f.

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^ 25.] Komposita. Die Kompositionsklassen. 57

(so und so)', klass. sa sa Mieser und jener, verschieden, mannig- fach' {tais täis tarn upacardir upäcarat 'er Hess ihr verschiedene Höflichkeitsbezeigungen zuteil werden'). Serb. ovda ovda V.u verschiedenen Zeitpunkten (jetzt und jetzt)', russ. gdi-gdS *hier und da'. Vgl. §26 unter c) und Verf. Demonstr. 130 f.

d) Eindringlichkeit, Begriffsbetonuug. Ai. sd-sa 'gerade der, eben dieser', ihiha 'gerade hier', updry-upari 'gerade über', dhiyädhiya 'mit Eifer' fmit wiederholtem Sinnen'). Nachved. alpalpa-8 'sehr klein', dlna-dlvM-s 'tief unglücklich', suTcha- sukMna 'ganz gerne', wobei zu beachten ist, dass ved. maha- mahd'8 'grossmächtig', ^aiSi- F. 'sehr eilig' nicht die Betonung der Ämredita {ndvö-navas) haben (Wackernagel Altind. Gr. 2, 1 , 147 f.) 0. Arm. mec-a-mec 'sehr gross'. Gr. 6(Tov 8(Tov (TtiXti 'gerade nur so viel als ein Tropfen, ein klein wenig' (Aristoph.), Trd^-Tiav 'ganz und gar', aöx-auTO^ 'idem ipse'. Aeschyl. alviöq aivuj^, öpüü öpu). Alat. em-em 'eundem', ips-ipse, lat. me-rne te-te se-si (der ursprüngliche Sinn ist meist verwischt), jam-jam, circumcirca auf grund eines *circum'circum (nahe mit c ver- wandt)*); italien. subito subito ^ tututto=tutto tutto, franz. bon- bon. Kymr. mivi aus *mi-mi verstärktes mi 'ich', ti-di aus *ti-ti verstärktes ti 'du'; neuir. mor-mhOr 'great, cbief, principal', bret. uhel'uhel 'sehr hoch' brao-brao 'sehr schön'. Got. nu-nu 'nun, also' (der Sinn der Iteration scheint verwischt gewesen zu sein), ahd. sö-so verstärktes so 'so', selb-selbo 'idem ipse', nhd. ja-jäj gut-gütj Tcomm-kömm, nhd. dial. weh-weh (rhein- fränk. wS-w^y westfäl. w^-we) N. 'Wunde'. lAi.jljl jö-jo Ver- stärkung von j\ 'cum' 'eius'.

Was die Begriffseinung der Iterativa betrifft, so ist diese in den meisten Fällen auch durch den Umstand gekennzeichnet,

1) Dass ai. Gen. mdma Iteriertes *ma gewesen sei, vergleich- bar den noch zu nennenden lat. m^-me, kymr. mi-vi (Hopkins A. J. of Ph. 14, 28), ist möglich. Aber es kann auch Vermischung von *ama = arm. im und *mana = av. mana gewesen sein, und dies ist wahrscheinlicher.

2) Lat. feriferas *furens* (GIoss.), das nach Niedermann Notes d'^tymol. lat. (Macon 1902) S. 16, Stolz Wien. Stud. 22, 312, Wacker- nagel Altind. Gr. 2, 1, 148 hierher gehören würde als Parallele zu ai. cdpälpa-8 usw., ist fem zu halten. Sieh C. Gloss. L. VI 444.

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58 KonipoBita. Die Kompositionsklassen. 26.

dass das Wort nur dinmal wiederholt wird, obschon ein Öfteres oder gar Vielfaches vorgestellt ist. Fälle wie RV. 1, 181, 4 ihiha jätd sdm avävaiitäm 'die beiden, hier und hier (der eine hier, der andre hier) zur Erscheinung gekommen, haben zusammen gesungen', 6, 59, 2 iMha-miltara (indragnl) 'von deren Müttern die eine hier, die andere hier ist', wo die Doppelsetzung genau eine Zweiheit, nicht mehr, meint, dürften selten sein.

Die beiden Bestandteile können, wie die der Kopulativa 26), auch eine Verbindungspartikel bekommen. So z. B. gr.^äXXov Kai jiiäXXov, lat. magis magisque, nhd. mehr und mehr; nhd. er lief und lief.

26. 2) Kopulativkomposita {slu dvandva Taar').

Die beiden Begriffe haben die gleiche syntaktische Be- ziehung im Satz und können durch 'und' verbunden gedacht werden; über die asyndetischen Verbindungen, auf denen diese Komposita beruhen, s. Delbrück Gr. 5, 154 ff. 181 ff. 223 f. 228. Die idg. Urzeit hatte wohl erst wenige Komposita dieser Art mit starrem Vorderglied, worauf namentlich das Ai. hinweist, in dessen frühester Überlieferung diese Klasse noch in ihren ersten Entwicklungsstadien befindlich erscheint.

a) Zahlwörter, kx.dvä-dasa gr. büü-beKa XzX, duo-decim 'ir, ai. trdyö'dasa lat. tredecim (aus *trez'decemy 1 S. 768) mhd. drl-zehan '13', ai. pdfica da4a lat. quindecim aus *quinque- decem ^ot, fimftaihun *15'. Diese Kategorie erreichte wohl am frühsten die völlige kompositioneile Vereinheitlichung der Glieder.

b) Substantiv a. Von den asyndetischen Verbindungen, deren beide Glieder noch selbständig flektiert und selbständig betont erscheinen, mögen genannt sein: ri, pitd mdtd russ. otec- ma{ 'Vater und Mutter', ai. dvipdc cdtu$pad umbr. Dat. PI. dupursus peturpursus 'Zwei- u. Viertüssler', ai. gdür dsvas 'Rind u. Ross', hom. TaXrjvii vtiv€|liiii 'Meeresruhe u. Windstille'^ lat. usus früdus, loca lautia, ir. brat-ga^sced 'Mantel u. Waffen', russ. i*u6M'nozen'M 'Hände u. Füsse', chUb-soV 'Brot u. Salz, Gastfreundschaft', rod-plemja 'Familie u. Geschlecht, die Ver- wandtschaft'; bei lit. köjos-rank^les 'Füsse u. Hände' zemä-

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§ 26.] Komposita. Die Kompositionsklassen. 5^

vasarile 'Winter u. Sommer' u. dgrl. ist die Deminuieriing nur des zweiten Teils zu beachten. Ai. sq-yöS N. 'Heil u. Segen' (indeklinabel); mit Beschränkung des Accents auf das zweite Glied pitäputräs Tater u. Söhne', uktha-sastrdni 'ü. u. S.' (mit Bewahrung der älteren Endung des Noni.Akk. PI. N. im ersten Glied); adverbial divd näktam (und diva-naktam) 'bei Tag u. bei Nacht'. Aksl. brath-sestra 'Bruder u. Schwester' mit Erstarrung des Vorderglieds (S. 60). Nach der Art der Stamm- komposita (§ 52,2): ai. ajävdyas {^aja-atäyas) 'Ziegen u. Schaf e', dBta manuäyäs 'Götter u. Menschen', priyapnydni 'Liebes u. unliebes'; gr. (spät) dpxö-Kpeaq 'Brot u. Fleisch', vuxOnjLiepov Tag u. Nacht', Xourpa dvbpÖTUva 'Bäder für Männer u. Frauen'; häufiger im Neugr., z. B. T^vaiKÖ-Tiaiba 'Frauen u. Kinder', Maxaipo-TT^pova 'Messer u. Gabeln', lit. plaucz-kepeniai PI. Xunge u. Leber'. Vgl. noch lat. strufertilrius 'der Opfergebäck ßtruis) u. Opferkuchen (fertum) darbringt', ahd. sunufatarungo 'des Sohnes u. des Vaters Leute', lit. vyrmoterinis 'Mann u. Frau (die Eheleute) betreffend', russ. chlebosoVnyj 'gastfrei'.

Eine nur im Arischen geläufige Klasse sind die wahr- scheinlich auf dem elliptischen Dual beruhenden Kopulativ- komposita (sog. Götterdvandva). Zu dem elliptischen Dual wie ai. mitrd 'Mitra u. Varuna', mätdrä 'Mutter u. Vater, Eltern' wurde der Deutlichkeit wegen das Wort für den ergänzten Begriff hinzugefügt: miträ vatnina, mdtdril pitdra\ entsprechend av. ahura midra 'Ahura u. Mithra', ae&rya aeO-rapaUi 'Schüler u. Lehrer'. Beide Duale wurden selbständig flektiert, z. B. ai* mitrdbhy^ vdrutiäbhyamy av. ahura&hya mi&raefbya^ Im ku dann vitiiQx mitrdrdrunäbhyam. Darauf einerseits mifrrt-rrfrMnö miträ vdrunahhyäm, anderseits nach dem Typus der Stamm- komposita mitrd-väruml mitrdvdrundbhydnif schliesslich rni- ttavdrund. Weiterbildung von solchen Dvandva: ai. mitrd' väruna-cant' 'von M. und V. begleitet', av. aspa-vlra-jan- 'Ross und Mann tötend' (mit Du. im ersten Glied). Vgl. Delbrück Gr. 3, 138 f. 5, 191 f., Richter IF. 9, 23 ff.

Den ai. M.om^o^\ih pitdputrdü 'Vater u. Sohn', ne^fdpötdrdu 'der N. u. der P.' (zwei Priestergehilfen) und ähnlichen waren die Verbindungen pitd putrdsy neifd pötd vorausgegangen, die

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60 Komposita. Die Rompositionsklassen. 26.

«rat als kompoBitionelle Gebilde dnalische Endflexion annahoien. Der Nom. Sg. auf -a im Vorderglied, der ao das dualische a von mitrd in miträ-vdrunau usw. erinnerte, begünstigte die Über- führung der Verbindung in die dualisehe Flexion. Ähnlich wurde das S. 59 genannte aksl. hratb-sestra in der Flexion als Nom. Du. eines o-Stamms behandelt: brahsestroma.

Die dualischen Dvandva des Ar. waren vielleicht schon in uridg. Zeit entwickelt. Man fasst so hom. *Akt€piu)V€ MoXiovc A 750 auf und betrachtet lat. Veneres Cupidinesque (Catull) und ags. bearnum and brödrum 'filio et fratri' (Beow.) als in den Plural umgesetzte Dualverbindungen. S. Schwyzer IF. 14, 28 ff., Möller Ztschr. f. deutsche WoiiJ. 4, 97 ff.

c) Adjektiva, Adverbia, Pronominales. Asynde- tische Verbindung zweier selbständig flektierter und selbständig betonter Adjektiva: Isii. pürusputtiSf rn^s. sutul-gorbat 'bucklig und höckerig'. Nach der Art der Stammkomposita: ai. dakÜTia- savyd'8 'der rechte u. der linke' {padbhy4 ddkHnasavydbhyam 'mit den beiden Füssen'), pürvapara- 'der östliche u. der west- liche' {pürvaparäu töyanidhl 'das ö. u. das w. Meer') ; zwei Eigen- schaften 6ines Substantivums bezeichnend ai. uparadhard-s 'drüber u. drunter befindlich', rikid-guruS 'zugleich nichtig u. gewichtig', nila-löhitd-s 'schwarzblau u. rot', uttaräpara-s 'nördlich u. westlich' d. i. 'nordwestlich', vrita-pina-s 'rund u. dick', gr. TWjLivo-ppuTrapoq 'nackt u. zerlumpt', XeuKO-^^Xä^ 'weiss u. schwarz', tXuku-ttikpo^ 'zugleich süss u. bitter', lat. dulca- märus, ir. gorm-gel 'blau u. weiss', poln. bialo-smukly 'weiss u. schlank', russ. tonko-belyj 'dünn u. weiss', belo-rumjanyj 'weiss u. rot'. Die Adjektiva der letzteren Art können oft ebenso gut als Determinativa angeschaut werden 32, c. 52, 2), vgl. Delbrück Gr. 5, 224 f.

Bei Raumbegriffen entsteht der Sinn einer Mehrheit und Mannigfaltigkeit, die beliebig über die durch die beiden Glieder bezeichnete Zweiheit hinausgeht. Gr. (Eur.) xqib' iKeiae lat. hüc illüc *hier- u. dorthin, bald hier- bald dorthin'. Gr. ävu) k&tw 'auf u. ab, hin u. her, drunter u. drüber'. Ai. dca-paraca-s 'hin u. her gehend', lat. reciprocus ursprünglich 'rück- u. vorwärts gehend', dann allgemeiner 'wechselseitig, abwechselnd', im

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§ 27—28] Komposita. Die Kompositionsklassen. 61

zweiten Glied mit ai. niSca-praca- übereinstimmend 370). Vgl. § 25, c.

Aksl. om-sh omsijb und weitergebildet omsica '6 beiva, quidam', wie auch gr. öbeiva 'der u. der, ein gewisser' auf *T(ib€ fva 'dies (u.) jenes' zu beruhen scheint. S. Verf. Demonstr. 132 ff.

d) Verba. Hom. ßdcTK* lOi 'mach dich auf, Lat. volojubeo^ reddo restituOy lit. tvlaka hllzga 'es funkelt u. blitzt', russ. chodif- guljat' 'spazieren gehen' ül-hyl beliebter Märchenanfang 'e& war einmal' ('es lebte, war').

Die beiden Glieder der Eopulativa können, wie die der Iterativa 25), auch eine Verbindungspartikel erhalten, wa& die Worteinung und die üniverbierung nicht hindert. Gr. KaXd^ KataOö^'honnet, anständig, gebildet', wovon KaXoKaTaOicl, vriXmo- KaißXeiT^Xaio^ 'barfuss und sich nach Salböl umsehend' (komische Bildung) = VTiXiiTOu^ Kai ßXetr^Xaio^. Lat. hüc et illüc wie hüc illüc, entsprechend nhd. hier und da^ hin und heVy serb. tarn a «ciw'hier- u. dorthin'. Nhd. der und jener Bezeichnung für den Teufel, lit. sziöka ir töks etwa 'ein Nichtswürdiger', wie aksl. om-sb. Gr. buo-Kai-b€Ka '12' Tp€icr-Kai-b€Ka '13'. Arm. air-ev-ji 'Mann u. Ross, Ritter', wozu der Gen. teils arn-ev-jioy^ teils mit unverändertem Anfangsglied air-ev-jioy, entsprechend nhd. mein grund und boden, Gen. meines grund und bodens.

Naturgemäss stand nichts im Wege, auch drei und mehr Wörter zu verknüpfen. Die Art, wie das klassische Sanskrit beliebig viele Nomina zu formaler Einheit verband, war un- ursprünglich und nichts Volkstümliches, z. B. rnukhabahüru- podatm (rnukha-bahu-üru-padatas) 'vom Gesicht, den Armen^ den Schenkeln und den Füssen ans' (vgl. § 35). Aus dem Lat. sei suovitaurtlia sc. sacra genannt.

27. 3) Verbale Rektionskomposita.

Ein Nomen ist 'regiert' von einem Verbum oder einer Satzaussage oder von einem verbalen Nomen. Hier lassen sich zwei Hauptabteilungen machen darnach, ob das regierende Glied nachfolgt oder vorausgeht.

38. a) Verbale Rektionskomposita mit regieren- dem Schlussglied.

a) Das Schlussglied ist ein Verbum. Beispiele wie

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^2 Komposita. Die Konipositionsk lassen. 28.

ai. srdd dha-y ndmas Jcar- 8. § 24, 1, c S. 53. Übergang in die Art der Stammkomposita: gr. Iwfpiix) für Cuiöv diTP^u), xepvlvpacrOai für x^ipaq vivi^aaGai, s. § 24, 1, d S. 53. So wurde auch lat. anim- adverto (aus animum adverto) und werden nhd. wahr-nehmen (ahd. wara neman), lob-singen nicht mehr als Kasuskomposita empfunden.

Im letzten Grunde mögen hierher auch gehören die peri- phrastischen Verbalbildungen wie ai. Jcrüri Jcar- 'wund machen* svt lar- 'sich aneignen , lat. caU-bo caleham^ cubä-bo cuba-bam, got. salbö-da 'ich salbte*. Das zu gründe liegende Nomen war wohl, ähnlich wie der sogen. Stamm in dTpo-vöjLio^, eine Form mit mehrfacher Verwendung nach Art der Kasus, ein 'Kasus indefinitus* (Hirt IF. 17, 45); er konnte das Objekt bezeichnen, aber auch als Prädikatsnomen bei 'sein, werden' u. dgl. dienen (ai. ttvrt bhü' 'heftiger werden' u. dgl.).

ß) Das Schlussglied ist ein verbales Nomen. Ai. aja gar ds 'Ziegen verschlingend' av. aspö-gar9-m Akk.SgM, 'Rosse verschlingend', hom. binnio-ßöpoq 'Volksgut verschlingend' (Gr. j^r.^ 65), lat. carnivorus. Ai. dhanqjayd-8 'Beute ersiegend, Reichtum gewinnend' {dhdnq ji-), astq-ydnt- 'untergebend' (dstam i-), av. dhäm-mdr^ni' (oder ahünidr^nö-) 'das Leben gefährdend'; ai. vrtra-hdn- 'den V. schlagend', radhra-cödd-s 'Gehorsame fördernd', av. amvajan- 'einen Gläubigen tötend', vardhaz'dä 'das Bessere (Glück) verleihend', apers. xm^^a-pavan- 'das Land schützend, Landpflegcr'. Arm. melsa-ser 'Sünden liebend' (§52,6); msa-ker 'fleischfressend', age-vor 'schwanz- tragend'. Gr. biKa(T-7r6Xo^ 'Rechtspfleger' (1 S. 359); dTP0-vö|Li0(; 'landbewohnend', uj|Lir|aTr|(; 'Rohes essend' (ai. öm4d-), vi^eucri-cTTuS 'Lüge hassend'. Lat. agri cola, silvi-colenSy armi-gery rem-eXy judex {*jouZ'diC'), Got. arbinumja 'Erbempfänger, Erbe', ahd. heri zogo aisl. her toge 'Heerführer, Herzog', mhd. alt-büe^er 'Altes bessernd, Flickschuster'. Lit. zmog-edgs 'Menschenfresser' aksl. medv-edh ('Honigesser') 'Bär', lit maiszädaris 'Heunetz- macher', fi5-5raZ(Ä 'alles könnend', aksl. voje-voda 'Heerführer'. Ai. raf A^-^/Act- 'Wagenkämpfer' av. ra&ae-sta- "Wagenk^Lmptev, Krieger', eigentl. 'auf dem Wagen stehend', ai. suU-karas *beim Soma tätig', manasikara-s 'Beherzigung' {mdnasi kar-

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§ 29.] Komposita. Die Kompositioiisklassen. 63

^beherzigen'), apsu-jd- Mm Wasser geboren', apers AiaT-Hi^ Eigenn. (*im Himmel wohnend'); ai. griva-baddhä-s 'am Hals gebunden', av. ga^ri'sac' *in den Bergen befindlieh'. Gr. dapi bpcTiTO^ Mm Frühling gepflückt'; bai-KTd|Lievo^ Mm Kampf getötet'. Lat. monti- vagus. Lit. zemgulgs 'am Boden liegend'. Ai. gira-vfdh' 'durch das Lied gedeihend', av. xsapa-yaona- 'in der Nacht sich heimisch fühlend, mit der Nacht vertraut'; ai. yajnavfdh- 'durch Opfer gedeihend', av. tanu-kdrHa- 'selbsterzeugt'. Arm. jerb-a- Jcal '(mit der Hand) gefangen' 52, 6). Gr. boupi-KTTiroq 'durch Kampf erbeutet'; aijuaTOcpöpuKTO^ 'mit Blut besudelt'. Lat. corni- cen. Ahd. hant-haft 'mit der Hand genommen'. Ai. aryarndn- av. ahya man- ('treu gesinnt') 'Gefährte, Freund', auch Gottes- name, vielleicht identisch mit ir. Aireniy Gen. Areman Eremon, einer der sagenhnftenVorväter des irischen Volkes, vgl. al.ärya-s 'Arier'.

Anm. Die Grenze zwischen diesen Komposita mit verbalem Nomen und den Determinativa (6, b) ist naturgemäss fiiessend. Besonders oft kann man ein Kompositum nach Belieben hierher oder zu denjenigen Determinativa stellen, deren erstes Glied als Genitiv fungiert, z. B. agri-cola, je nachdem man es zu agrumcolens oder zu agri cultor in Analogie setzt. Die passivischen wie ai. d^vd- ÄTffa- 'gottgemacht' av. Vardhu-däta- 'von den guten (Göttern) gegeben' oder 'geschaffen', gr. Öeö-öiniiTO^ 'gottgebaut* usw., die wohl einen schon uridg. Typus darstellen, sind, vom Standpunkt der Verbindung der passivischen Partizipien mit dem Gen. des Urhebers (a\. pätyuli kritä 'vom Gatten gekauft* usw., s. Gr. 3, 348) betrachtet, Deter- minativa. Wo diese Partizipia aber diese Konstruktion verlassen haben, z. B. im Nhd., können sie nur als verbale Rektionskomposita angesehen werden.

29. b) Verbale Rektionskomposita mit regieren- dem Anfangsglied.

Hierher stellen sich zunächst die § 24, 2, d, S. 55 genannten einzelsprachlich entstandenen Imperativkomposita wie ai.jahi- «tamba-8, öech. Vladi voj.

Dazu kommen drei Typen, von denen die zwei ersten ans uridg. Zeit, der dritte vielleicht erst aus urar. Zeit stammte, a) D er dpX^KaKO^- Typus. Ai. Trasädasyn-S ('die Feinde zittern machend'), rada-vasu S 'Güter eröffnend' {a aus a durch rhyth- mische Dehnung), av. Fradada ßu- N., Name eines Erdteils ('Vieh

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64 Komposita. Die Kompositionsklassen. 29.

spendend') apers. Xsayarsan- (Männer beherrschend'), vgl. ai. kSayddvira- 'Männer beherrschend' nach t, gr. dpx^-KaKO^ 'Un- heil stiftend', cpcp^-oiKO^ 'haustragend', baK^-Go^o^ 'herzfressend, -kränkend'; ai. sraddhä-deva-s 'gottvertranend', vielleicht auch sthäraSman' 'feststehend mit den Ztlgeln'; av. mdä'anafßis' 'die Waffen niederlegend', frasfa-yaüx^bra- 'den Angriff besei- tigend', frazä'haodah' 'das Wahrnehmungsvermögen wegneh- mend', gr. xaXauplvo^ Hom. 'schildtragend' aus *TaXa-Fplvo(;, TaXa-TT€v9ri^ 'Leiden ertragend', TXri-TröXeiLio^, ^XeXiM-xöuiv 'die Erde erschütternd'. Aus dem Lat. lässt sich exerci p^s 'den Fuss übend' vergleichen, ß) Der iXKecriTreirXo^-Typus. Ai. ddtivära-s 'Schätze gebend' (vgl. Aujcrl-cppuiv), Pü^-gu-ä ('Kühe aufziehend'), viU-hötra-s 'das Opfer geniessend', rtty-äp- 'Wasser strömen lassend', Rantidivas ('die Götter erfreuend'), gr. 4XK€cr(-7r€7rXo^ 'Gewand schleppend' (vgl. iXKe-xiTuiv), bajuaai- ^ßpoTO^ 'Menschen überwältigend', Tavu(Ti-7rT€po^ 'Flügel aus- spannend*, Tepvpi-jLißpoTO^ 'Menschen ergötzend', 'AK^cr-avbpo^,ipucr- dpjLiaTe^ 'Wagen ziehende', KTrjcr-avbpoi;. t) Der vidädvasu- Typus. Ai. viddd-vasu'i 'Güter gewinnend', JcSayäd-vlra-s 'Männer beherrschend', sprhayäd'varna-s 'Glanz erstrebend', Sra- vaydt'patii 'seinen Herrn berühmt machend', sädäd-yöni-S 'im Schosse sitzend', av. vanatpdsana- 'die Schlacht gewinnend', Darayat-ra&a- 'den Streitwagen anhaltend'.

In a) und ß) war das Vorderglied eine Form mit impera- tivischer Funktion, so däss im Prinzip z. ß. iXKexiTUJV auf ?Xk€ (töv) xtTuJva 'schleppe den Chiton', ^XKCcriTreTrXo^; auf *^XK€cri (töv) tt^ttXov 'schleppe den Peplos' beruhte.

Der Typus a) zeigt bei den Verbalstämmen ohne thema- tischen Vokal noch die Imperativform ohne die Partikel -dhi (t-ei), nach Art von gr. ?£-€i, X<7vt\, lat. f, ce-do (2\ S. 1316 f.).

Der Typus ß) zeigt Infinitivformen auf -ti mit impera- tivischer Bedeutung (Gr. 4, 453ff.). Ob -ti die unflektierte Form der mit ti- gebildeten Nomina actionis war (vgl. als Infinitive ai. pltdyB aksl. piti 'zu trinken' usw., § 319) oder der Lokativ der daneben stehenden Stammform auf -t (vgl. ai. sttit- neben stutiS, § 314), ist nicht zu entscheiden. Im Griechischen stand -cTi- ursprünglich auch vor vokalisch anlautendem Schluss-

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§ 29.J Komposita. Die Kompositionsklassen. 65

glied, z. B. ♦dpucTi-dp^ax- (neben dpucri-xOiwv) wie ai. nty-äp- d. i. riU-ap-, Als nnn durch Übertragung der Anslautelision kurzer Vokale in die Kompositionsfuge z. B. cp^p-acTTit^ neben <p€p^-TTOvo^ zu sieben kam (1 S. 901), entsprangen auch ipxya- dp^aT€<;, KTri(T-avbpo^ usw. (Dagegen blieb -i bei rein nominaler Natur des Vorderglieds bewahrt, z. B. aiaaiap\o<; ^Anführer des Aufruhrs', iroXi-apxo^ 'Stadtbeherrscher', Kübi-dveipa 'sich aus- zeichnende Männer habend'.) Der verbale Charakter des Vorder- glieds rief Assoziation mit den cr-Tempora hervor, wodurch z. B. q)0€icri-^ßpOTo^ (nach cpGeicrai, vgl. cpGicTK;), Teicn-cpövii (nach Tcicrai, vgl. Tiaiq, aber auch ark. ?cr-T€icri(;), Z-niai-xopo^ (nach OTfiaai, vgl. (TT(i(Ti(;), ferner böot. 'ATa(T(Ti-bäno^ T€X€(T(Ti-(TT[p0T0^] (nach i,^6La(5a(5^(x\y lO^iaam) entstanden.

Der t?idddra«w-Typus kann im Wesentlichen eine Umbil- dung des Typus a) sein, der im Ar. als ein absterbender erscheint. Der Anfangsteil in Trasä-dasyn- u. dgl., der als ein Part. Präs. Akt. empfunden wurde (die Komposita hatten das Aussehen von Bahuvrihi), wäre auf gleiche Linie gestellt worden mit den wie Präsenspartizipia fungierenden o-Stämmcn z. B. ai. vi-nayd- 'trennend' jpramrwrf- 'zerstörend' av. pdr^sa- 'fragend'. Da nun z. B. pramrnänt' gleichbedeutend neben prarnrnä- stand, so konnten nf-Partizipia an die Stelle der alten Imperative auf -a treten, ai. vidädvasu- also statt *vidä'va8U' usw. Dabei wirkte Dmdeutung von Bahuvrihi's mit einem w^Partizip als Vorderglied mit: z. B. dravdc-eakra-s 'eilende Räder habend' (vom Wagen) wurde als 'eilend mit den Rädern*, rapiddüdhan- 'strotzenden Euter habend' als 'strotzend mit dem Euter' empfunden. So wurden im Ai. fast alle Formen wie ^vidä-vasu- mit der Zeit in a^ Formen abgeändert. Nur Formen ohne -a-, wie dtdy-a^i., entgingen dieser Neuerung. Indessen ist diese Annahme der Umbildung aus Typus a) nicht nötig, wenn Ludwig mit Recht dem Ved. Infinitive auf -at zuspricht, wofür jetzt auch F. Wolff KZ. 40, 106 ff. eintritt, z.B. juSdt 'zu geniessen'. Dann hätten wirhier vielmehr eine Nebenform zu a^i-Infinitiven(nach ß). Einen derartigen Inf. enthielte dann auch av. vikdr^t-uitäna- 'das Leben zerstörend'. Auch dieser Typus könnte sehr wohl uridg. gewesen sein. Denn das -^ vor konsonantischem Beginn des Hinterglieds

Bragmaon, Grandriss. II, 1. 5

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Ol) Komposita Die Kompositionsklnssen. 29.

konnte im Griech. durch inneren Sandhi schwinden (vgl. 'EKa- ^l!ibn = *F€KaT M., IF. 17, 7).

Im Griechischen blieb der dpx^KaKO^-Typus nicht unver- ändert. Für drang o ein, zuerst, bei Homer, in den Aorist- stämmen: cpuTO-TTTÖXejLio^; 'den Kampf scheuend', i^Xitö-^tivo^; 'den Monat verfehlend, zu früh geboren', nach Homer auch ^GeXö-Trovoq, q)aivo|Liiipi<S usw. Hiernach weiter auch Xeivpö-9pi5, cTTpevpö-biKO^ (cTTpevi^obiKüü) mit o für i. Diese und noch andere Neuerungen, die wir hier übergehen, wurden dadurch angeregt oder gefördert, dass zwei Kategorien von exozentrischenDeterminativamit adjek- tivischem Vorderglied dem dpx^KaK0(;-Typu8 entsprechend um- empfunden wurden: cpiXö-Eevo^ '^lieben Gastfreund habend' (oder 'einen Gastfreund lieb [als lieben] habend') als 'einen Gastfreund liebend, liebreich aufnehmend', cpiXo-Kttevoq liebe Besitztümer habend' als 'Besitztümer liebend' und Xa9i-KribTi<s 'verborgene Sorgen habend' (s. § 37) als 'die Sorgen vergessen lassend, wobei man die Sorgen vergisst'. Durch cpiXo-TTTÖXeino^ kam man zu cpuTO-TTTÖXeiLioq für *<puT€-7rT6X€|Lioq (beachte die Gegensätzlich- keit der Bedeutung) usw.

In naher Beziehung zu den Komposita mit verbalem Vorder- glied stehen solche Exozentrika, in denen der erste Teil ein adverbiales Wort ist, welches, in dem Zusammenhang mit dem folgenden Nomen, als Vertreter einer aus ihm und einem Verbum bestehenden Verbindung erscheint, so dass man für die ältesten als Muster dienenden Bildungen Ellipse eines Verbums zu statuieren hat (vgl. Gr. 5, 122 ff), z. B. ai. ihd-citta-s 'hierher gerichtet habend den Sinn', avö deva-s 'herunter holend die Götter', ni- manyu-S 'nieder gelegt (unterdrückt) habend seinen Zorn', gr. fv- 6€0^ 'innen, in sich Gott habend, gottbegeistert', djucpi-GdXaaaoq 'beiderseits Meer habend, meerumgeben', diri-xpöcroq 'darauf Gold habend, übergoldet', lat. praeceps 'den Kopf voran habend', de-plümis 'weg die Federn habend, ohne Federn', excornis 'heraus die Hörner habend, hornlos', ir. di anim kymr. dianaf 'von wem Fehler (ir. anim) weg sind, makellos', ir. essamin kymr. eh-ofyn (gall. Ex-obnus Ex-omnus) 'furchtlos' (ir. omun), aksl. sqlogh 'mit das Lager habend, consors tori'. Da ein Haupt- sitz der Verbalellipse Imperativische Ausdrücke sind (vgl. nhd.

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^ 30.] Komposita. Die Kompositionsklassen. 67

hand weg! weg die hand! hut ab!, ved. ni hLjmam indav ^^4 püruhüta jänänq, usw. '[wirf] nieder die Kraft desjenigen unter den Menschen^ der' usw.), so liegt die Vermutung nahe, besonders in Anbetracht der ai. Komposita, dass auch hier die ältesten Musterbeispiele sich auf adhortative Wendungen gegrün- det haben (IF. 18, 128).

Vgl. Osthoff Das Verbum in der Nominalcomposition, Jena 1878, Jacobi Compositum u. Nebensatz, Bonn 1897, Verf. Gr. Gr.3 168 f., Ber. d. sächs. G. d. W. 1899 S. 195 ff., IF. 18, 68 ff. 127 ff., Delbrück Gr. 5, 174, Foy KZ. 37, 544f., Stolz Wien. Stud. 26, 169 ff., Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 315 ff.

30. 4) Verbale Komposita mit Adverbium (Prä- position, Partikel) als Vorderglied.

a) Das Schlussglied ist ein Verbum. üridg. *pr6 hher- 'proferre' u. a. Beispiele s. § 24, 1, b.

b) Das Schlussglied ist ein verbales Nomen. Ai. üpa-hita-s gr. uttö-Octo^ lat. suh-dituSj ai. üpahitiS gr. uttö- e€(Ti^ lat. sub-ditio zu *üpo dhe- 'unterlegen' ai. üpa dha- usw. Ir. es-arte 'caesus, expalmatus' zu es-arcon 'excisio'. Got. frä- Jcunpft ags. fra-cod 'verachtet', got. dfstass 'Abstand, Abfall' (dirö-aTacTiq). Lit. p^r-pintas ^querübergeflochten' aksl. pre- pqH 'hinübergezogen, ausgebreitet', üridg. ^n-gnöto-s 'unbe- kannt': ai. d'jndta 8 gr. ä-tvojto^ lat. ignötus ir. in-gnad got. un- kunps. Lat. ne-sciBns ne-scius wie nesciö. Av. dürae-srüta- 'weitbekannt' (ai. Eigenn. Dür6sruta-\ ai. düre-dfs- 'weithin sichtbar' av. düraädar^s- 'weitsehend'. Gr. TraXai-cpato^ 'vor Alters verkündet', hat male volensmale-volus, Ahd. nah volgan 'Nachfolger' näh-wist 'Gegenwart', nhd. wohhachmeclcend, dat< wohl-leben, erat-geboren, Lit. presz-bylis 'Gegner' ('Wider- sprecher').

Anm. 1. Wie die Grenze zwischen 3, a, ß und 6, b fliessend ist 28 Anm. S. 63), so auch die zwischen 4, b und 6, c. Aber 4, b ist auch mit 3, a, ß im Übergang, erstens insofern, als zwischen den- jenigen Adverbia, die auf einem Kasus beruhen (z. B. ai. düri 'in der Feme' Lokativ), und dem lebendigen Kasus oft nicht zu scheiden ist, zweitens insofern, als oft auch Stammkomposita begegnen, deren Vorderglied adverbialen Sinn hat, wie ai.ipa^ya-ydj-' wahrhaft opfernd*, lit. aszirä-regis 'der Scharfsehende'.

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68 Komposita. Die Kompositionsklassen. 31—32.

Anm. 2. Man hat zuweilen, wo das Schlussglied ein verbales^ Nomen ist, gefragt, ob man es mit einer Zusammensetzung zu tun habe oder mit einer Ableitung von einem Verbum compositum, z. B. bei gr. ßoxo<; 'herausragend, hervorragend* neben iUxw, got. aflits 'Erlass, Vergebung' neben afl&an^ lit. pagdlba 'Hilfe' neben pag^iH. Die Behauptung, dass dies nicht Komposita, vielmehr Tseudokomposita* seien (s. Zacher Zur gr. Nominalcomp. 8, J. Grimm D. Gr. 2 2, 694, Schleicher Lit. Gr. 133), ist richtig und unrichtig- zugleich. Eine Ableitung liegt jedesmal vor, wo die Nominalbildung im Anschluss an das schon vorhandene entsprechende Verbunt geschehen ist. Aber solche Bildungen sind zugleich Komposita inso- fern, als durch die Schöpfung solcher Wörter zugleich neue Beispiele^ zu bereits aus uridg. Zeit überkommenen und lebendig gebliebenei> nominalen Kompositionstypen hinzugebracht wurden und man auch die Nachbildungen von Komposita Komposita zu nennen berechtigt ist.

31. 5) Präpositionale Rektionskomposita: ein- Kasus oder ein Adverbium ist vou einer Präposition regiert. a) Gr. ^v-unra Mns Angesicht', dK-TTobüüv *aus den Füssen, aus dem Wege' (zum Aecent vgl. S. 29 Fussn. 1), Tipo-ToO 'vordem*. Lat. ad-modum, d^nuö, Ahd. mit allu mhd. mefalle 'prorsns', ahd. zt irist ^zuerst', mhd. bl zlten ^beizeiten'. Lit. pomaäm ^gänzlich', aksl. O'Tcolo 'herum' (kolo 'Kreis'), vh-inq 'in einem fort, immer'. Hierzu als Exozentrika : ai. dnurvrata-s 'nach Anordnung {dnu vratdm) handelnd', av. a-xinu- 'bis zum Knie reichend', gr. ?v- uTTvo^ 'im Traum (dv uttviu) erscheinend', lat. af-ßnia. b) Gr. elcT- OTiiau) 'künftighin' ^5-OTTiau) 'rückwärts'. Lat. per-egre, post- modo, dS fords. Ahd. ^ tages 'vor Tage', mhd. äne koufea 'umsonst*. Lit. iki töl iktöl 'bis dann', aksl. do-koU 'bis wann', na-op^th 'rückwärts'.

32. 6) DeterminativeNominalkomposita: daseine- Glied wird durch das andere näher bestimmt. Gewöhnlich das^ zweite durch das erste, regelmässig so bei den alten Stamm- komposita (über Komposita wie iTTTro-irÖTaiLio^; 'Flusspferd'^ 8. § 52, 5). Wir führen hier wieder zugleich exozentrische Komposita auf.

a) Attributive Bestimmtheit.

a) Adjektiv (Zahlwort) + Substantivum. kx.adha- ra-hanü-ä 'unterer Kinnbacken', sapta-ridy-as PI. 'die siebe» Weisen' (der grosse Bär), trirpdd- 'tripes', hiranya-kiSa-»

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32.] Komposita. Die Kompositionsklassen. 6^

*goldhaarig^, madhy^-dinam N. 'Mittag', av. asava-frazanti- ^fromme Nachkommenschaft*, frao^at-aspa- 'mit schnaubenden Rossen', öadwar^-zangra- 'vierfüssig'. Arm. KaJ-air 'tapferer Mann', mecatun 'ein grosses Haus habend, reich', hing-am 'fünf Jahre, quinquennium'. Gr. dKpö-iroXiq 'die obere Stadt', Uiä TTÖXiq ('Neustadt'), xpi-irou^ 'Dreifuss', XeuK-uiXevoq 'weiss- armig', irav-f^iiap 'den ganzen Tag'. Lat. angi-portus 'enge Passage, Nebengässchen' 104), perenni-servos, tri-peSy dür- acinusy pUni-Iüniumj postrl-dißf umbr. petur-pursus 'quadri- pedibus'. Ir. find-airgit 'weisses Silber', trechoste 'Dreifuss', nocht chenn 'barhaupt', gall. Novio-dünum ('Neustadt'), tri- garanua 'mit drei Kranichen'. Got. midjungards aus *midjum[a]' garda-z 'Erdkreis' ('der mittelste Bezirk'), ala-mans PI. 'alle Menschen', hrainja-hairts 'reines Herzens', ahd. juncfrouwa ^junge Herrin', zici-houbit 'zweiköpfig'. L\t. jud-varnis 'schwarzer Rabe', rudkäklis 'roten Hals habend', trir^zis 'dreizinkig', szeü-dän 'diesen Tag, heute'; aksl. dobro-godh 'gelegene Zeit', Jcrivonosh 'krummnasig', trh-zqbh 'mit drei Zähnen'.

ß) Substantiv + Substantiv. Ai. rdja-rii-^ 'ein Weiser, -der König ist, königlicher Weiser'. Gr. läTpö-iiavTK; 'ein Wahr- sager, der Arzt ist'. Lat. angui-pes 'mit Füssen, die Schlangen sind'. Ir. rlg-faith 'ein königlicher Prophet', ban-chu 'ein Hund, der ein Weibchen ist, Hündin'. Qot. piu-magus 'ein Knabe, der Knecht ist', mari-saiics 'Xifiriv' ('Meersee'), nhd. königin-witwe. Lit. b&rn'palaikis 'schlechter Knecht' ('Knecht-Nichtsnutz'), aksl. konjeClovekh 'ein Mensch, der Pferd ist, Centaur', russ. bojarin- Tcnjaz' 'Bojar-Fürst'.

b) Kasuelle Bestimmtheit. Ist das determinierende Olied eine Kasusbildung (am häufigsten der Genitiv), so ist das Kasusverhältnis durch die Form gegeben. Bei dem Typus der ^tammkomposita dagegen ist das Kasusverhältnis nur nach der Analogie der Komposita mit Kasusform zu bestimmen. Doch ist fliese Bestimmung oft nur mit einer gewissen Willkür zu treffen. Denn ob z. B. ein ins üridg. übertragenes hausherr (ai. grhd- pati-i), als es entsprang, als Herr des Hauses (Gen.) oder Herr im Hause (Lok.) gedacht war, lässt sich nicht wissen. Ja zu- ^ireilen ist überhaupt keine einfache Kasusbeziehung vorhanden,

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70 Romposita. Die Kompositionsklassen. 32»

z. B. in lat. nau-stibulum ^schiffähnliches Behältnis', ai. ardha- slrin- 'ein Pflüger, der die Hälfte des Ertrags bekommt', so dass man nur sagen kann, das Anfangsglied biete in nominaler Form etwas für den Begriff des Scblussglieds Charakteristisebes, ibn üntersebeidendes. Oft ist aber bei den Stammkomposita auch unklar, ob zur Zeit ihrer Schöpfung das Schlussglied als verbales Nomen und demgemäss der vorausgehende Stamm, wenn das entsprechende Verbum einen Objektakkusativ zu sich nahm, im akkusalivischen Verhältnis gedacht war, z. B. bei ai. nr-pätär- 'Menschenschützer' (vgl. § 28 Anra.). Ax.gnäspdtiS^GtmdA eines göttlichen Weibes', räyaspöSa- 'Wachstum des Besitzes', apäm- paus 'Herr der Gewässer', svapne-duhsvapnyäm 'schlechtes Träumen im Schlaf, böses Traumgesicht', nidde-raghu-S 'im Rausche flink', yudhi-^thira-s 'im Kampfe staudhaft', av. zamas- äi^ra- 'den Samen der Erde enthaltend'; ai. brahma-puträs 'Priesterssohn', |)rfaw^-Aaüa-« 'Geschrei im Kampf, mätr-sadria-s 'der Mutter ähnlich', av. gao-maeza- 'ßindsurin'. Arm. haur- elbair 'Vatersbruder' (haur Gen. von hair), arn-akin 'des Mannes Frau' (am Gen. von air); sJcesrair 'der Schwiegermutter Mann, Schwiegervater', dra-Jcic 'Türgeuosse, Nachbar'. Gr. Aiöcr-Koupoi ('Söhne des Zeus'), bii-cpiXoq 'dem Zeus lieb'; juriTpo-irdTUJp 'Vater der Mutter', Geo-eiKcXoq 'gottähnlich'. Lat. plebis scltum, pater familids; müs-cerdaj sacci-perium, nuci prünum, risi-loquium. Ir. talam-chumscugud 'Erdbeben', däl-suide 'forum' (' Versamm- lungssitz'), ca^A-cAarpa^Kampf wagen', ca^A&«^adacA 'im Kampfe siegreich', athr-amil 'dem Vater ähnlich'. Got. baürgs-waddjus 'Stadtmauer', aisl. nöa-tün mit Gen. PI. ('Schiffsburg') 'domicilium Njördi', mhd. mannes toi 'mannstoU', nhd. mutier gottes; got. pmdan-gardi 'Königshaus', wigadeinö 'Wegdistel', gastigödfi 'gut gegen Gäste'. Lit. szunsüd^gius 'Schmeichler' ('Hunds- schwänzer'), leitfemes-mate'Erdgöttiu'] lit. brola-vail^is' Bruders- söhn', szön-Jcaulis 'Rippe' ('Seitenknochen'), jautvedi 'Leitseil für Ochsen', püs-mlgis 'zur Hälfte nackt'. Aksl. domu-zaTconh- nikb 'Hausverwalter', Bogu-mih ('Gott lieb') ; bratocqda'' Bruders- tochter', vodo-tolch 'Kanal' ('Lauf für Wasser').

c) Adverbiale Bestimmtheit. Vgl. § 30 Anm. Ai. af2- düra-8 'sehr weit', gr. api-irpeirriq 'sehr stattlich', lat. per-

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§ 33.] Komposita. Die Kompositionsklassen. 71

magnus, ir. ro-mör 'sehr gross* (ro- = gr. irpo ). Ai. ä-pnyas av. a-frya- *^anlieb, nicht genehm', arm. an-zauv 'unmächtig, schwach', gr. fi-KaKO^ 'nicht schlecht', lat. inHilnuSj ir. an-se 'schwer' [asse 'leicht'), got. un-hrains 'unrein'; ai. na-dram 'nicht lange, kurz', lit. ne-daüg 'nicht viel, wenig' 58); ai. ä'Tcumära-8 'der nicht (mehr) Knabe ist', a-brähmana-a 'der kein rechter Brahniane ist', gr. <i-vu|Li(pri 'die nicht Braut ist', ahd. unchraft 'Unkraft, Schwäche', un erbo 'der nicht (von Natur) Erbe ist'; ai. a-puträ-s 'sohnlos', arm. an-kin 'wer keine Frau hat, Witwer', gr. & iraK; 'kinderlos', lat. im-berbis, kymr. an niwedd 'endlos, unendlich' (nikymr. diiced 'Ende';. W\t*dufi' 'übel, nüss-' : ai. dufpclra-s gr. b\jcr-iTopO(; 'schwer passierbar', av. dusmanah- 'schlecht denkend' gr. bu(y-|ievriq 'übel gesinnt', arm. iget 'unwissend', ir. doch'uth 'missgestaltet, hässlich' {ch für c nach dem Oppositum so chvuth 'scliöngestaltet'), ahd. zur- wün 'suspiciosus, suspectus' (vgl. got. tuzwerjan 'schwergläubig sein'). Mit *8U' 'wohl' (im Ved. auch noch ausser Kompo- sition): ai. sü'bhrta-s av. hubdrHa- 'wohl getragen, wohl ge- pflegt', arm. hzaur 'gut bei Macht' (Ä- entlehnt?), gr. u-Tin? ('wohl lebend') 'gesund' (1 S. 596), ir. so-nirt 'gut bei Kraft, stark'. Gr. fi|Lii-ßio^ lat. semivivos ahd. sdmi-quek 'halb lebendig'. Ai. purudasmä'8 'sehr wunderkräftig', av. po^rußra- 'sehr verständigt, gr. ttoXu-ttoikiXo^ 'sehr bunt', as. filu-berht 'sehr glänzend'. Gr. dei-xXwpoq lit. vls-zalhi 'immergrün', lat. semper- ricos, Ai. tamradhümni-H 'dunkeMoh farbig', gr. iwxpö-EavOoq 'blassgclb', mhd. bleich grüene 'blassgrün', lit. raudonberis 'rot- braun', russ. HcetlO'Zelenyj 'hellgrün' (vgl. Gr. 5, 225); Adjcktiva dieser letzten Art können oft ebenso gut als Kopulativa 20, c) angesehen werden.

33. Esozentrische und Exozentrisclie Nominal- komposita.

a) In den meisten Fällen, wo es zu einem Kompositum gekommen ist, blieb die syntaktische Funktion der Wortgruppe, die Bedeutungsbeziehung, die zwischen ihr als Satzglied und andern Satzgliedern bestand, unverändert dieselbe. Die Kom- positionsbildung an sich hat daher in diesen Fällen nie zu syntaktisch-fomiantischcn Neuerungen an dem den gramma-

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72 Komposita. Die Kompositionsklassen. 33.

tischen Charakter des Komplexes bestimmeDden Kompositions- glied Anlass gegeben. Diese Zusammensetzungen kann man als esozentrisch bezeichnen. Hierhingehören verbale Kom- posita wie lat. prö'ferOj ne-scio, v^num eo veneo 24, 1. 28, a); von den nominalen und den Partikelkomposita solche wie lat. quisquis, ai. dämedami, prdpra, iddra-idam 2b) \ lat. duo-decim^ russ. otec-mat'y ai. dakHna-savyä-s 26) ; ai. cMtq' yänt-, gnvabaddhä-Sf gr. boupi-KTriToq 28, ß); ai. üpa-hita-Sy gr. iTaXal-cpaToq (§30, b); lat. admodum, post-modo (§31); ai. adharahanü'i, rdja rH-Sy nr-patär-, ati-düra-s 32). Allerdings hat der Kompositionsvorgang in solchen Fällen mit- unter Änderungen in der Flexion im Gefolge gehabt, z. B. ist öfters Endflexion für Binnenflexion eingetreten, wie bei poln. sztuJcami^sa 'ein Stück Flei8ch(es)' (Gen. sztukami^sy) und lat. ipse = Hs'pse (Akk. ipsum für eum-pse). Aber solche Neuerungen Hessen die syntaktische Geltung des Kompositions- gebildes unberührt.

b) Anderseits haben viele Nominalkomposita einen exo- zentrischen Charakter. Bei ihnen ist zu den Vorstellungen, die durch die isolierten Kompositionsbestandteile ausgedrückt sind, und eventuell überdies zu der Bedeutungsmodifikation, durch die der Wortkomplex konventioneller Ausdruck für eine irgendwie einheitliche Gesaratvorstellung wurde, jedesmal das Bedeutungselement hinzugekommen, dass der Begriffsinhalt der Zusammensetzung einem ausserhalb stehenden Substantivbegriff als Eigenschaft beigelegt ist. Hierdurch erscheint das Subjekt nicht in dem Kompositum, sondern ausser ihm liegend, z. B. ai. räja-putras 'einen König zum Sohn habend' {raja-putrd-s 'Königssohn*).

Fasst man die Entstehung der exozentrischen Komposita ins Auge, so erscheinen sie als Ergebnis eines Hypostasierungs- vorgangs, das Wort Hypostasierung in dem § 17 Anm. ihm zugewiesenen Sinne verstanden. Sie sind demnach dadurch entsprungen, dass Worte, die eine engere apperzeptive Einheit bildeten und in einer gewissen kompositioneilen Beziehung zu einander standen, aber nicht den grammatischen Charakter eines eigenschaftsbegrifflichen einfachen Nomens hatten, in die

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§ 33.] Komposita. Die Rompositionsklassen. 73

Position eines soleben Nomens einrückend als Ausdrnck für ein Wesen oder adjektivisch gebraucht wurden. Die Berechtigung dieser Bestimmung wird nicht dadurch in Frage gestellt, dass wir den Ursprung dieser Komposita in eine Periode des ürindo- germanischen hinaufzurücken haben, in der die Kasnsflexion noch nicht ausgebildet war. Denn der grammatische Charakter eines Nomens im Satz war von jeher nicht bloss durch seine Flexion bestimmt, sondern auch durch Accent, Stellung, Pause u. dgl. Schon in uridg. Zeit waren z. B. ai. räja-putra-s und raja-putrd'8 accentuell geschieden 34), und es ist möglich, dass diese Betonungsart die exozentrischen Komposita von jeher charakterisiert hatte.

Die syntaktische Beziehung der Glieder zu einander und das Verhältnis dieser zu der zu gründe liegenden Gesamt- vorstellung sind bei den exozentrischen Nominalkomposita sehr mannigfaltig.

Bei der Beziehung der Glieder zu einander kommen grösstenteils dieselben Verhältnisse vor wie bei den esozen- trischen Nominalkomposita. Auf Iteration beruht z. B. ai. kulq- Jcula-s Von Haus zu Haus (Jculq-Iculam) gehend' 25). Kopu- latives Verhältnis z. B. dvbpöxuvoq ^für Männer und Frauen dienend' 26). Verbale Rektion z. B. ai. tv4'käma'8 'Ver- langen nach dir habend' vgl. tv4 JcdmSna 'aus Verlangen nach dir'; dann alle Formen mit imperativischem Anfangsglied wie 4XK€-xiTa)v auf grund von ?XKe xiTUJva 28). Verbum mit Adverbium: nhd. der kehraus (ein Tanz), reiss-aus u. a. mit Imperativ (§30). Präpositionale Rektion: ai. updri-budhnas 'über den Boden ragend', gr. dirifaioq 'auf der Erde befindlich' 31). Zu den Dcterminativa stellen sich die in § 32 genannten wie ai. hiranya-ksSas 'goldhaarig' tri-pdd- 'tripes' a-pulrd-s 'sohnlos', arm. mecatun 'ein grosses Haus habend, reich' an-kin 'Witwer', gr. XeuK-tüXevoq 'weissarmig' fi-iraiq 'kinderlos' usw. Aber das Verhältnis ist darum ein weit mannigfaltigeres als bei den esozentrischen Komposita, weil weit öfter als bei diesen ^^anze 'Redensarten' in eins zusamraengefasst worden sind. Einen grossen Teil von diesen exozentrischen Komposita machen Eigennamen (Spitznamen u. dgl.) und eigennamenähnliche

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74 Komposita. Die Kompositiünsklassen. 33.

Wörter aus. Unter den Begriff Redensart kann man schon bringen die genannten Imperativkonjposita wie ^Xxe-xittüv mit ihren in den modernen Sprachen vorliegenden Ebenbildern wie mhd. vellewalt ^Waldverderber*, Riesenname, nhd. Trau-gott, Hebenstreit (heb den-streit), spring-ins feldj vergiss-mein-nicht nebst Tcehr aus, sauf aus usw. Überdies seien folgende genannt. Ai. avödeva- (vdcas) Mierunter die Götter holend, lockend', gr. ?v-0eo^ 'in sich Gott habend', lat. prae-ceps 'den Kopf voran habend' usw., worüber S. 66 f. Ai. aham-pürvä- 'begierig der erste zu sein', kän-dis- 'flüchtig' auf grund von 'nach welcher Richtung (fc^ disam) soll ich mich wenden?', Tci-rajan- 'wer ein schlechter König ist' von 'was für ein König ist das?' (über anscheinend Analoges im Griech. s. Schulze KZ. 33, 243 f.), yathatathd- 'wie es wirklich ist', yadbhavUya- 'Fatalist', eigent- lich 'wer sagt: es kommt, was da kommt {yad bhaviäyati)\ astikälra F. 'Milch habend', eigentlich 'eine, von der man sagt: es ist Milch da {asti Jciiram)% vgl. Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 321 ff., Richter IF. 9, 243. Av. kamnamaeza- 'die Worte kqm ndmöi zqm enthaltend, damit beginnend'. Gr. x^ipo- biKTi? 'wer mit den Händen sein Recht geltend macht', 'Ajua- bpuabeq, Baumnymphen, von &|Lia xaiq bpual Y^vecrOai t€ Kai djro- Gaveiv, 'ATa0r|-TUXoq von dYaOrj xiixrj, KeiT0\JK€iT0<; Spitzname eines Grammatikers, der zu fragen pflegte Keirai f\ ou Keirai; ('ist es belegt oder nicht?'). Lat. adulter von ad alteram se convertere, vir-ops 'quae iam virum (viro) opus habet' mit Anschluss an in-ops. Nhd. je-lätigerje-lieber Pflanzenname, der gott-sei-bei-uns {Glimm D. Gr.- 2, 936 ff.) ^). Diese und ähnliche Beispiele zeigen, dass man bei komplizierterer Vorstellung, auf grund deren der Eigenschaftsbegriff gebildet wird, oft nur mehr oder weniger andeutungsweise verfährt, indem nur wesentlichere Elemente der Gesamtvorstellung, gewöhnlich nominale, einen besonderen Ausdruck erhalten. Zu dieser elliptischen Weise der Kompositionsbildung vgl. § 19.

Adjektivischer Charakter wurde den exozentrischen Nomi- nalkomposita öfters noch durch ein besonderes adjektivisches

1) Vgl. bei Goethe er hat das Änsehn eines vornehmen Rühr* mich nicht an.

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§ 34.] Komposita. Die KompositionsklASseu. 7f>

Formans aufgeprägt, wie ai. api-kakiyä-s ''in der Gegend der Achselgrube befindlicb'. S. hierüber §61.

34. Die Hauptmasse der exozentrisehen Komposita bilden die sogen. Bahuvrihi oder Mutata. So nennt man solche cxozentrische Komposita, deren Glieder dieselben Wortklassen sind, die als Kompositionsbestandteile in esozentrisehen auf- treten. Zumteil sind es dieselben Wörter. Im Indischen ist die Betonung verschieden, z. B. räja-putra-s 'einen König zum Sohn habend' : raja-putrd-s 'Königssohn', yajnd Mmas 'zum Opfern Lust habend' : y^Jwa-fcdmd-.? 'Opferlust'. Entsprechend gr. Gripö- Tpo<po^ 'wer Ernährung durch ein wildes Tier hat' : Gtipo-xpöcpo^ 'Ernährer eines wilden Tieres, ein w. T. ernährend', x«^k6-itou^ 'erzfüssig'; hier aber auch, ohne Accentvcrschiedenheit, z. B. KaXXi-iTai(; 'schöne Kinder habend' und 'schönes Kind', und ttoXu- TToXi^ 'mit vielen Städten' nicht anders als dKpö-TToXiq 'obere Stadt'. Dass die Betonung des Vorderglieds in ai. räjaputra- usw. uridg. war, wird weiter durch ags. fyder-fete 'vierfüssig' urgerm. ^fipur- (1 S. 696 f.), das dem ai. cätuä-pad- entspricht, bestätigt.

Die exozentrisehen Komposita sind nicht aus den esozen- trisehen entstanden, sondern ebenso alt, weshalb die Benennung Mutata unrichtig ist. Allerdings Hess das Plus des Eigenschafts- be^riffs später die Bahuvrihi teilweise als auf esozentrisehen Komposita beruhend erscheinen, daher denn z. B. ai. ratri- divam, substantiviertes Neutrum, 'Zeitraum von Tag und Nacht', auf grund von rätri-dha divam 'bei Tag und bei Nacht' (anderes dieser Art bei Richter IF. 9, 240), kulq-kula-s 'von Haus zu Haus gehend' auf grund von kulq-kulam gebildet wurde. Vgl. hierzu die sekundäre Entstehung von Komparationsformeu vom Positiv aus, wie lat. svavior 427).

Mit der sekundären Verbindung mit Komposita esozen- trisehen Charakters hat der mangelhafte Geschlechtsausdruck im Griech., z. B. ^obobdtKXuXo- 'rosenfingrig', trotz -o- auch für das F., xpvaoKoixx]' 'goldhaarig', trotz -ti- auch für das M., nichts zu tun. Er beruht allerdings auf dem substantivischen Ursprung dieser Komposita. Aber es hat keine Umwandlung eines Deter- niinativums in ein Bahuvrihi stattgefunden, sondern ^obobdKTuXo^

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76 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 35.

bedeutete von vorn herein substantivisch ein Wesen, dessen Eigenschaft es ist, dass es rosige Finger hat, xpöcToKÖfiri- ein Wesen mit goldigem Haar, gleichwie nhd. das Jcrumnibein ein Wesen mit krummem Bein, der dreifuss ein Wesen mit drei Ffissen, ai. mahäbahu-i ein Wesen mit langem Arm, gr. jiiaKpö- Xeip ein Wesen mit langer Hand. Vgl. § 60, 2.

IV. Zur Geschichte der NominaJkomposita. 1. Yolkstttmlictae und kanstlictae Bildungen. Übersetzte Komposita.

36. Die gehobene Sprache der Dichtung weicht in der Satzbildung von den Gepflogenheiten und Normen der Alltags- sprache in der mannigfaltigsten Weise ab, während sie bezüg- lich der Formen des Einzelworts im allgemeinen fest an die- selben gebunden ist. Eine Mittelstellung nehmen hier die kompositioneilen Wortgruppen ein, und beträchtliche Unter- schiede zwischen Poesie und Alltagsprosa zeigen besonders die Nominalkomposita. Der Umstand, dass diese Bedeutungs- beziehungen zwischen den Bestandteilen dieser Komposita sehr verschieden sein können und dies eine grosse Bewegungsfreiheit ermöglicht, in Verbindung damit, dass diese Komposita oft die in der Poesie wenig beliebten relativischen und sonstigen Neben- sätze zu ersetzen geeignet sind, hat von jeher die Dichter gerne mit der Form der Nominalkomposition wirtschaften lassen. Insbesondere haben sie der Sprache beschreibende und aus- schmückende Beiwörter in der Form von Komposita zugeführt. In dem Gebrauch dieser Zusammensetzungen besteht demnach bei vielen Völkern ein Hauptunterschied zwischen der poetischen Sprache und der gewöhnlichen Prosasprache. Beispielsweise nenne ich das homer. fieXicppujv, ein Beiwort von oTvoq u. a., das im Anschluss an ineXiTibn^ Mie Lieblichkeit des Honigs habend' und an ducppiwv 'sinnerheiternd' gebildet ist (vgl. Stolz Wien. Stud. 25, 246 f.), und das äschyl. (ip€i-0ucravo(;, etwa 'Haudegen', bei dessen Schöpfung bezüglich des ersten Gliedes dpei-qpaToq *^im Kriege getötet' vorschwebte: beide Wörter waren sicher nicht im Alltags- gespräch geprägt worden.

Eine eigentümliche Rolle spielt die Nominalkomposition, speziell die Stammkomposition, in der Kunstsprache des

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§ 35.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 77

klassischen Sauskrit. AnknOpfend an den häufigen Gebraueb in der Poesie verwertete man auch in der Kunstprosa die Zusammensetzung als ein stilistisches Mittel. Man verband in freister Weise ein zweigliedriges Kompositum mit einem andern Wort zu neuer kompositioneller Einheit, diese wieder mit einem andern Wort usw.; so dass Komposita von beliebig vielen Gliedern entstanden, z. B. sdkala'nUi'iastratattva-jna' 'die Wesenheit (tattvor) aller (sakala-) Lehrbücher {Sastra-) des Anstands {niti-) kennend ('jna-)\ Solche Komposition vertrat das meiste von dem, was die andern idg. Sprachen durch Neben- sätze gaben. Der verbale Ausdruck ging gegen den nominalen stark zurück. Vgl. Jaeobi IF. 6, 153, Compos. u. Nebens. 90 ff.,. Richter IF. 9, 2, Speyer Ved. u. Sanskr.-Synt. 32 ff., Wacker- nagel Altind. Gr. 2, 1,25 f.

Für die richtige Beurteilung des aus dem Lateinischen,. Germanischen und Slavischen überlieferten Bestandes an Nominal- komposita ist wichtig, dass hier vieles auf Nachahmung fremd- sprachlicher Muster beruht. Die römische Poesie bildete, über das Einheimische hinausgehend, viele Komposita nach der Art des Griechischen (ein Beispiel für diese Abhängigkeit sind die Komposita mit -o-, wie Üno-mammia bei Plautus, s. § 38 Anm. 1),. ähnlich wie sie manches Syntaktische, das im Lateinischen von Haus aus nur in Ansätzen vorhanden, im Griechischen aber weit verbreitet war, nach der griechischen Weise weiterent- wickelte und verallgemeinerte (sogen, syntaktische Gräzismen). Diese Schöpfungen sind teils Übersetzungen teils freiere Nach- bildungen. Übersetzungskomposita zeigt auch die römische Prosa in Menge, wie z. B. r^ctiangulus = 6pG6Tu>voq. Von letzterer Art vieles ferner in den von den Griechen und Römern abhängigen jüngeren Literaturen, z. B. in der kirchlichen Über- setznngsliteratur der Slaven. Und auch neuere Sprachen haben so eine die andere nachgeahmt, z. B. russ. paro-chöd paro-vöz nach nhd. dampfschiff -wagen (Jagiö Arch. f. sl. Ph. 20, 519 ff.). Doch sind durch solche fremde Einflüsse wohl nirgends diesen Sprachen völlig neue, d. h. in keiner Beziehung an einheimische Weise anknüpfende Kompositionstypen zugeführt worden.

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78 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 36—38.

2. Stammkompogita«

36. Stammkoraposition, die ans der Zeit vor der Aus- bildung der Kasnsflexion herrührt, war von Haus aus sicher bei den Determinativa and den ihnen entsprechenden Bahn- vrlhi 32. 34) vorhanden (vgl. § 47). Von hier aus breitete sie sich auf andere Kompositionsklassen aus, in denen das Vorderglied eine Kasusform war, wie auch umgekehrt auf Stammkomposita Kasusformen übertragen worden sind (§52 ff.). Mit den Stammkomposita stehen auf gleicher Linie die Kompo- sita mit indcklinabilen Zahladjektiva, z. B. gr. irevTe-xdXavTO^ lat. quinque-folium, wie Tpi-xäXavToq tri-folium,

37. Gegen die allgemeine Regel, dass das erste Glied ■des Stammkompositums mit der Stammform des betreffenden Simplex sich deckt, zeigen als erstes Glied den Ausgang -i Adjektiva, die sonst andre Ausgänge, besonders -ro-j haben: -ai. Rji'Svan- : rjrd- Beiwort von Pferden, zu rj- 'sich strecken*, womit wahrscheinlich ai. 2'ß'Py^' 'geradehin sich bewegend' (Beiwort von fi-y^nd-s 'Adler, Falke') av. di'^zi-fya- arm. arcvi {=*ard'vi) 'Adler' (IF. 17, 361 ff.), vielleicht auch dpTi-K^pauvoq, dpYi-Trou<; zu verbinden sind; ai. gabhi-Sdk 'tief unten' SLY.jahci- vafra- 'mit tiefem Schnee' : ai. gabhlrd-s SLy.jafra- 'tief; av. ddr^zi-ra&a- 'festen Wagen habend' : ddt-^zra-; tizi-dara- 'mit scharfer Schneide' : Uyra- : gr. Kübidveipa 'mit sich aus- zeichnenden Männern' : Kübpö^; batq)ptüv (aus *bacri-) 'klugen Sinn habend' : ai. da8rd'8\ Xa9i-Kr|biiq 'mit verborgenen Sorgen': XdGpri; av. bei'^zi-da.Tra- 'mit hohen Rädern' : hdr^zant-. Wahr- scheinlich gehören zusammen ai. tuvi-vaja-H 'nahrungsreich' tuvi-jiUd s 'mächtig geartet' u. dgl. und tüvUS-mant- 'kraftvoll' Superl. ttivi-^fama-Sj gr. ^^'^^MO? aus *^äi-0ü|Lioq 'leichtherzig' und ^iii-Tep0(;, ^rjtiwv ^(jTujv, KaXXi 2Iujvo^ 'mit schönem Gürtel' und KaXXi-T€po(; (el.), KaXXi wv, KaXXi-)Lio-q u. dgl. Vgl. unten § 102,2. 240, ß. 426, b und Wackernagel Verm. Beitr. 8 ff., Altind. Gr. 2, 1, 59 ff., Bartholomae IF. 11 , 136 f., Woch. f. klass. Phil. 1902 Sp. 628, Hübschmann IF. Anz. 1 1 ,49 f., Hirt IF. 12,200.

Im Übrigen ist Folgendes für die einzelnen Stammklassen zu bemerken.

38. Die 0 -Stämme hatten -o : gr. öiuo-TrdTujp apers.

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^ 38.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 79

hamapltar- 'den gleichen Vater Labend', lat. centipes ai. ^atd- j^ad-'handertfüssi^', gM, DSvognataidevo-^GotV), ir. doborchü ('Wasserhund'j 'Otter, Biber' ans *dobro-, got. guda-faürkts 'gottesfürchtig', ahd. tago sterno iaga-stern 'Tagesstern', preuss. lauca-gertö Teldliubn', lit. gera-dSjis aksl. dobro dejh 'Woltäter'.

Mit vokalischem Anlaut des Schlussglieds war -o nach 1 S. 840 kontrahiert (für die Qualität der monophthongischen Kontraktionsprodukte war die Qualität des zweiten Vokals massgebend): *OmSd' = *ömo + Sd- gr. übjLiiicTTriq ai. amäd- 'Rohes essend'; ^ghsrid- =*ghero + Sd- 'Erbempfänger' lat.Ä^röd- neben *§h€rod'=*§h€i'0 + öd' gr. x^P^wcTtri?, vgl. ai. dayadä-8 'Erbteil empfangend' d. i. *d(lya + adas (zu xnp^^^^riq vgl. § 293); dor. CjßaTäföq 'Heerführer' = *strto + a§-, ai. aJvdjam 'Peitsche' ('Rosse antreibend') = *^^tto+a^-; gr. ttoTo^ 'qualis' got Jvaiwa ' wie' wahrscheinlich aus *g«öij!to-(l §929,1. 932, \)=*qUO'Oiuo' 'von welcher Art', zu ai. dureva- 'übel geartet, bösartig'^). Vgl. TTeiLiTTtüßoXov 'fünfzackige Gabel' = ^peraqUe + ogUelo- und ion. vrjKecTToq (urgr. ♦vök) 'unheilbar' = ve + dK- 58).

Von den zahlreichen Änderungen, die dieser ursprüngliche Stand erfuhr, sind folgende hervorzuheben, die in mehreren Sprachen zugleich erscheinen: 1) Nach dem Muster der Kompo- sita mit konsonantisch beginnendem Schlussglied wurden Formen mit -0 gebildet, z. B. ved. ynktä-anva- (nur durch das Metrum erwiesen) neben ynktäsva- und AY.yuxtaaspa- neben Eigenn. Yüxta^pa' 'dessen Rosse angesehirrt sind', got. gaUuga-apati- xtaültui 'falscher Apostel', preuss. dago-augis 'Sommerlatte' (vgl. Herneker Preuss. Spr. 270 1, aksl. crbno-ol^i 'schwarzäugig'*). 2) Durch Übertragung der Elision des Wortauslauts wurde -o aufgegeben nach 1 §1001,5, a. 1016,1. 1018,1. 1021,1. 1027, 1, a. 1029, 1. 1032, 1: arm. mif-aur 'Mittag', gr. Itttt axtüTÖq 'Pferde führend', lat. dür-acinuSy umbr. sev-akne

1) Wie iu irotoq wird auch in q)iXoiKTiöTO<;, q)iAdvepu)iTO(;, xoKk- €TX»1C, 6ü.uaXTi'i<; u. a. eine Vokalkürzung stattgefunden haben. Vgl. Wackernagel Dehnungsges. 23 ff., Verf. Gr. Gr. ^ 164 f.

2) Lat. multi-angulus für viult-angulus gehört nicht hierher, weil es nicht nach multi-forits u. dgl., sondern nach tri-angulu^ «gebildet ist 13, 2, a S. 21).

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80 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 38.

'sollemne' (^föwo-m "totuni'j, gsAl. Ar t-albinnum ('Apro-ßpiTa, ir. art 'Stein'), ir. findairgit 'weisses Silber' (vgl. gall. Vindo-magus), got. halS'agga'HBlskrümmnng, Nacken', ahd. toer-alt aisl. ver-qld 'Menschenalter, Welt', lit. v^n-äkis 'Einäugiger'. 3) -o ging durch Synkope und Samprasärana verloren. Lat. prlnceps aus *priin(hcap8j vestibulum aus *ver[o]8tablO'm {*vero' 'Tür' : umbr. ueris co 'apud portam'), sacerdös aus *8acr0'dö8 {*8acri'?\ officiperda aus ^offacio-p- (1 S. 215. 218). Ir. echrad F. rKollekt.) 'die Pferde' : gall. Eporedia; ir. Doman-gart kymr. Dofn-garth : gall. Dubno-rlx Dumno-rix, zu ir. domtin 'Welt' Stamm domno- (1 S. 236 f.). Got. ain- f alps 'eiufä,ltig% niuklahs "neugeboren, unmündig' aus *niwa'knaha'2 (l durch Dissimi- lation) : gr. veo-TVÖq; andilau8 'endlos' aus *andja'l', ahd. win- reba 'Weinrebe' himihzungal 'Himmelsgestirn' eban-llh 'aequalis' : got. ibna-leiks (1 S. 250 ff.). Im Germanischen ist auf solche Vokalverluste zumteil wohl die Vokalsynkopierung in den Aus- lautsilben der Simplicia z. B. got. ain8 ain (1 S. 925 ff.) von Einfluss gewesen. Im Lit. ist -a seit Beginn der Literatur mehr und mehr abhanden gekommen, z. B. alt veida'maini8, jetzt veid-maing8 ('das Gesicht wechselnd') 'Heuchler', alt auk8a'Tca8i8y jetzt dMA:«-Ä:a«i> 'Goldgräber', «^or-2)ifow 'Dickbauch', vgl. 1 S.937 : die Beurteilung dieses Vokalschwunds ist schwierig, besonders weil er auch bei den i- und u-Stämmen auftritt 40) und es an einer Untersuchung darüber mangelt, welche Komposita wirklich volkstümlich und wo sie entstanden sind.

Im Ai. erscheint für -a- auch -a- auf grund der 1 §544,2 besprochenen Auslautdehnung, z. B. ai. ratha-säh- (Nom. Du. -säha) 'den Wagen bewältigend' (neben ratha-tür, räthakiaya-8), av. vdr^^a-Jan- (Nom. PI. -janö) 'wehrhaft' (neben Nom. Sg. vdr^^a- /4, Gen. Sg. vdr^iha-ynö). Dasselbe bei den i- und w-Stämmen, wie ai. Ahl'iuva-8 ('von Schlangen schwellend'), um-na8ä-s 'breitnasig'. S. Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 130 ff. Den andeni Sprachzweigen ist diese Quantitätsdoppelheit der Stammkompo Sita fremd. Ob die Länge im Ar. altererbt war, so dass sie in den andern Sprachen zugunsten der Kürze wäre aufgegeben worden, oder ob sie aus den Komposita mit adverbialem Anfangs- glied, wo sie sicher uridg. war (gr. irpuj-iT^puai wie ai.prä-sdh-),

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§ 39.] Komposita. Zur Geschichte der Noroinalkompp. 81

in urar. Zeit auf unsere Komposita verpflanzt worden ist, bleibt zweifelhaft.

Anm. 1. Lat. albogal^rus^ Üno-mammia, sescefUo-plägtts usw. (Stolz Hist. Gramm. 1, 382 f.) sind nach der Analogie von griech. mono-tropus usw. gebildet (beachte die hybriden Cadmo-gena usw,).' £iniluss vonseiten des Osk.-Umbr. (Stolz a. a. 0.) ist unwahrscheinlich, weil -0- in diesem Dialektgebiet durch Synkope (1 S 216) fast durch- weg rouss beseitigt gewesen sein.

Anm 2. Im Urslav. e aus o z. B. in vojevoda nach 1 S. 146. Für dieses « trat dann vielfach, z. B. durchgehends im Poln., ana- logisch wieder o ein, s. Jagid Arch. f. sl. Ph. 20, 532 f.

39. Dieö-Stämme zeigen häufig -a im Ar. und Griech. : ai.Jyd-üö/o-* 'Schnelle der Bogensehne habend' wrrar<z-J^f- 'Acker- land gewinnend', av. Daendvazah- ('Förderer des Glaubens'), gr. ßouXri-(pöpo<; 'ratgebend' ion. inoipri-Tevriq 'zum Glück geboren' pamph. *A0ävd-ba)pu(;. Dies scheint die älteste Bildungsweise in diesen Sprachen zu sein. Sehr zweifelhaft ist, ob auf sie zurückgehen lat. fähaginus oleägineus n. dgl. (Stolz Hist. Gramm. l,379f.) und lit.Äzifc«zwö-5|)arwi«'(Lederf lügler) Fledermaus' u. a. (Kremer BB. 7, 42, Aleksandrow Lit. Stud. 1, 76 f.).

Daneben kommen überall auch Formen mit kurzem Vokal vor (im Griech. und Kelt. -o-, das sicher der Auslaut der o- Stämme war) : ai. ürna-mradas- 'wollenweich' {ürna-) uJcha-chid- 'den Topf (uJchd-) zerbrechend' amwa-hän- 'Leiden [dmiva-) tilgend', av. gada-vara- 'die Keule {gada- = ai. gada-) tragend' (vgl. av. daenö'dis- § 45, 3), gr. uXo-TÖ|Lioq 'Holz (üXri) fällend' NlKÖ-jiaxoq (vIkii 'Sieg') dor. dcTTio-Trdiiiwv 'Hausbesitzer' (dcXTiö) und 'AXK&-9ooq (dXKri 'Stärke'), Tl|Liujp6q aus *Tl|Liä-Fopoq 'die Ehre (Tl|iri) wahrend, schützeud, helfend', htali-pes (ala), aqui-ductus (aqua)j gall. Teuto-bödiacl Touto-bociö zu ir. tuath F. 'Volk' aus ^teutdf got. airpaJcunds 'irdischer Abkunft' (airpa 'Erde';, heüa-hairbs 'der Zeit (heila) sich fügend, irpöaKaipo^', ahd. heto- man 'Beter' beta-hüs 'Bethaus' {beta 'Bitte'), lit. galvä-raisztis 'Kopfbinde' (galvä) vasarä-szütis 'Sommerwärme' {vasarä), aksl. glavo'bolije 'Kopfweh' (glava), vodchnos^ 'Wasserkrug' (poda). Entsprechend den in § 38 S. 79 f. genannten drei Arten von Neuerungen: 1) Mhd. rede-ambet 'Redeamt, Amt des Stadt- redners' {rede ahd. redia reda), preuss. deina-algenika- 'Tag-

Brngmaan, Grondriss. II, i. 6

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82 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 40—41.

löhner' (deina), aksl. rqko-ohyihm 'an die Hand (rqkä) gewöhnt, zahm'. 2) Gr. NiKiiriroq (vIkti), lat. lan-oculus {läna), ir. lani' idan 'pure-handed* (lam F. 'Hand'), ahd. erdaphil CErdapfeP) 'Gurke, Melone' {erda)y lit. balrüpe 'Moorfluss' (bald). 3) gl^ri- ficus {glöria)j ir. Tuathchar (vgl. oben gall. Teutohödiäcl) dal- tech 'Versammlungshaus, curia' {dal F.) briathar-cath 'Wort- kampF (briathar F.), got. püsundi-fapa 'Anführer von tausend' (püsundi F.) ahd. erd-rihhi 'Reich der Erde' aA«a/-2>em 'Schulter- knochen' (ahslä) ; dazu lit. galva-zudgs und galv-zudps 'Mörder' {galvä 'Kopf), nugafJcaulis'RückgTSiV {nugarä 'Rücken') u. dgl. wie veida-inainis und veid-maings usw.

Hiernach die uridg. Behandlung der <i-Stämme zu rekon- struieren scheint nicht möglich, zumal da im Ai., wie es aussieht, die Doppelquantität im Auslaut der o-Stämme, -«- und •<! , auf die Behandlung der tZ-Stämme von Einfluss gewesen ist (vgl. Wackernagel Altind. Gr 2, 1,49. 134 f.). Nur soviel scheint sich zu ergeben, dass die attributiven Adjektiva als Vorderglied in uridg. Zeit die o-Formen hatten: ai. priya-bharya 'liebe Gattin' Jcumära-sramana 'junge Nonne', gr. dKpö-iToXi(; 'Hoch- stadt', ir. sen-mathir lit. sen-mote 'Altmutter, Grossmutter', lit. jaunä-marte 'junge Frau', aksl. phno-luna 'Vollmond'. Vielleicht darf dies als ein Beweis des späten Auftretens der Motion der Adjektiva in der uridg. Zeit angesehen werden.

40. Die e- ii- und ft- ujjt- Stämme hatten vor Konsonanten 'if -ü, vor Sonanten -ii, -ue^, oder auch 4, w, bezieh. -|, -j* (vgl. 1 S. 500 f., K. vergl. Gr. S. 143 f.).^ Ai. dhl-jdvana-s 'Andacht erregend', Saci-vasuä 'kvfiHreich\ Sriy-adüya'S (Sri- ^Schmuck, Glück'), bhrüJcufi'^ und bkru-Jcufi-S 'das Verziehen der Brauen' (vgl. Wackernagel Altind. Gr. 1, 33 f. 2, 1, 55), tanü-tyäj- 'Ldb und Leben hingebend', av. tanu-kdr^ta- 'selbstgezeugt' (zu u vgl. 1 § 64, 1). Reste dieser Art können auch gr. u-cpopß6(; (Tu-ßi)üTTi(; 'Sauhirt' lat. su-bulcus sucerda^) und gr. (Tu-aTXO? 'Schweine würgend' (yc, (yö<;, süs)^ lit. zuv-edra 'Fischfresserin' Name von Tieren {zuv-i-s, Gen. PI. zuvü, § 80, a) sein.

41. Die abstufenden Stämme auf -t -u, -m -«, -r

1) Zum ü vgl. umbr. sorser 'suilli' (dazu sorscdem) von *«ö-(f(o)- 359).

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41.] Komposita. Zur Geschichte der NoroiDalkompp. 83

hatten im allgemeinen vor Konsonanten -i -Uj -rj} -w, -r, vor Sonanten -i -^ (-ij -u^), -m -w, -r.

1) f-, w- Stämme. Ai. tri-päd- gr. rpi-TTOu^ lat. tripSs ags. dri'ßte 'dreifüssig', gall. tri-garanus 'mit drei Kranichen', lit. tri'köjis 'Dreiftlssler' aksl. trh-zqbh 'Dreizack'; ai. agni- dhdnam Teuerbehälter' lat. igni-fer, Ai. ahi-hän- 'Schlangen tötend', av. aü-öWra- 'vom Drachen abstammend, gr. jLiavTi-TTÖXoq 'mit Weissagen beschäftigt', lat. angui-comis, gall. Mori-dünum ir. rnuir-bran 'mergus', eigen tl. 'Meerrabe' (1 § 254, 8), zu ir. muir N. 'Meer' aus *moriy got. gasti-göps 'gastfrei' ahd. steti-got 'loci genius' ^a^f-ÄÄ« 'Gasthaus' (1 S.252), lit. wafr^^fcowt« 'nacht- schwärmend' avi-kdilis 'Schaffell' (gewöhnlich fehlt im Lit. -i-, z. B. änt'Tciauszis 'Entenei', vgl. § 38 S. 80). Zu dem i-Stamm in ahd. awi-zoraht 'augenscheinlich' (1 S. 589. 613) neben auga 8. § 101. Ai. pasu-pd 8 'Viehhüter' av. pasu-vastra-m 'Viehstall' got. faihufriks 'habsüchtig' {faihu 'Habe'); Eigennamen mit *^e8U' 'gut' wie ai. Ydsu-röciä' av. Vohu-raoöah- gall. Visu-rix ahd. Wisu-rlch; ni. aSu-pdtvan- gr. ibKU-ir^TTi^ 'schnell fliegend'; ai. svadu-rati-S 'liebliche Gaben zuteilend' gr. fibu[F]€iTriq 'lieb- liche Worte redend'; ai. purü-naman- 'vielnamig' av. ^o"rw wor- treich an Männern* gr. iToXu-2[uYoq 'vielsitzig' got. filu-faihi 'sehr mannigfaltig' ahd. filu-sprähhi 'vielsprechend'. Lat. acu- pedius manu'festuüy gall. Catu-slögus ir. cath-lach 'Kriegsschaar' (1 S. 254, 8) zu cath 'Kampf, wozu auch ahd. Hadu-mär = kymr. Cat-mör, ahd. witu-hoffa wito-hoffa ('Holzhüpfer') 'Wiede- hopf, töd'lih 'mortalis' zu ^öd=got. daupus, hunger-tag'Exiuger- tag' hns *hungru' (1 S.252), lit. virszü-galvis 'oberer Teil des Kopfes, Scheiter a/Ä dam 'Bierbrauer' pelü-de 'Spreubehälter' (oft fehlt im Lit. -w-, z. B. zmog zudffs 'Menschenmörder', vgl. § 38 S. 80). Mit i -f^: ved. ahy äriu i 'auf Schlangen sich stürzend' pulv-aghä-s 'viel schädigend', av. urv-äp- 'mit weiter Wasserfläche', aksl. medvidh ('Honigesser') 'Bär' (med^ = lit. medü'S). -«, -u (-i|, -u^) vor Sonanten waren teils lautgesetzlich nach 1 S.264f. 296. 884 f., teils aus der Stellang vor Konso- nanten übertragen (im klassischen Sanskr. sind diese -iy -uv zu -y -t? geworden). Ved. triy-anlkäs (geschr. tryaniMs) 'drei Ant- litze habend', av. 'M-ayard-m 'Zeit von drei Tagen', arm. ere-am

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84 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 41.

'dreijährig', gr. Tpi-oZoiS 'dreizweigig*, lat. tri-ennium, gall. Tri- obrisj ahd. dri-orter 'triangulus', ved. ärttv-anna-s (geschr. drvännas) 'Holz zur Speise habend', gr. Apuoip. Ved. Jcrifiyöjas' (geschr. krity-) 'die Völker überwältigend', hdrly-dSva-s (geschr. hdry-) 'goldgelbe Rosse habend', aSüv-aSva-s (geschr. aSväSvas) av. Osu-aspa- 'rasche Rosse habend', ved. pumv-anikas (geschr. purv') 'viele Erscheinungen habend', av. pdj^'&ua^nika' (und pdr^^-a^nika-) 'mit breiter Front', gr. ßujTi-dveipa F. 'menschen- eruährend' 7roXu-av8r|^ 'mit vielen Blüten', lat. füni-amhulus^ ahd. sigO'Bra 'Ehrenerweisung für einen Sieg' {sign sigo).

Über die ai. Formen mit Auslautdehnung des Vorderglieds wie Ahl-hiva-s, urü-nasd-s s. S. 80.

2) m-, n- Stämme. Zu *Ä*em- 'eins': *;?7p- in ai. sakft gr. ä-TtaE 'einmal', gr. d-TtXö^ 'einfach' lat. sim-pltis sim-pleXy *8m- in gr. jii-iavuE 'einhufig' mit uj für o 45, 4). Gr. bd-Ttebov ('Hausfussboden') 'Boden' urgerm. Humfetiz schwed. tomt aisL topt 'Platz für Gebäude', uridg. ^dm-pedo-, zu *dim' *döm- 'Haus* 79). Ai. kSd'pavant' kia-pävant- 'Erdbeschützer' zu kiam- 'Erde' 79). "

Als Formen mit altem -w darf man betrachten ai. slria- bandhand 'Kopfbinde' vfian-vasu-i 'grossen Besitz habend' (vgl. vHan-vant' 1 S. 401. 2 §353), kv . asava-jan- 'den Gerechten tötend', gr. Kuvdjiiuia 'Hundsfliege' für *Kua- = *Äwj^w- (vgl. ai. suvd hhi$ Instr. PI.) durch Einfügung des v von Kuv-öq usw. (während die Hergehörigkeit von övojLici-KXuTO^ 'namenberühmt'^ unsicherer \9,i\\2X,nömenclator, Sigerm, Hennun-duri, aiid.öheim 'Oheim' aus *a[y]urd xa^ima-Zy mit lat. avun-culus zu aisl. dc'ür- grossvater' = got. *awa -ins (Osthoff PBS. Beitr. 13, 447 ff., dessen Deutung dieses Kompositums wenigstens bezüglich de& Anfangsteils unantastbar ist). Dagegen waren ved. vrian-ahd- 'Hengste als Zugpferde habend', nSman-ii- 'der Führung folgend'^ gr. Kuv-uüTTi^ 'hundsäugig', lit. szün-obulei ('Hundsäpfel') 'Hage- dorn' u. dgl. kaum die unmittelbare Fortsetzung der uridg. ante- sonantischen Gestaltung des Vorderglieds. Öfters erscheinen in den europ. Sprachen Formen auf o für die w-Stämme im ersten Glied: gr. dKjiiö-GeTOv 'Ambosstock' (äKjiiujv), 'AttoXXö buipog (*A7TÖXXu)v), a^^o-ßa(pri? 'in Blut getaucht* (aT|ia), lat. homi-dda

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§ 41.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 85

(homin-em) sangui-süga {sanguin-em), ir. talam-chumscugud *Erd- beben' {talam, Gen. talman), got. guma-kunds 'mäDiilichen Ge- schlechts* ahd. gomo-heit goma-heit 'persona' (got. guma -ins), gotauga'daürö{'AngenioryFen&tef{augö -ins)] entsprechend ai. z. B. ukSänna-s 'Stiere verzehrend* d. i. *ttfc^a + anna- (ukSdn-), hrähm^ddha- 'unter Andacht entzündet* d. i. *brahma + iddha- {brdhman')y av. nqma-azbaHi-s 'Namensanrufung* (nqman-).

Von diesen Bildungstypen ist der mit -w im Schluss sicher ursprünglich. Die Entwicklung der andern Formen aber ist recht unklar nach Art und Zeit. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, dass nicht zu entscheiden ist, ob und inwieweit die o- Form schon in uridg. Zeit für die w-Form eingetreten ist. Im Ar. kann sich die o-Form (ai. ukMnna-s) in urar. Zeit dadurch eingestellt haben, dass ^ und o in a zusammenfielen. Und das Vorderglied in Formen wie dhama-dhä-, vräa-Mprd- mit den entsprechenden Formen der o-Stämme auf gleiche Linie zu stellen und demgemäss Formen wie ükSänna-s zu schaffen lag um so näher, als die n-Stämme schon von uridg. Zeit her als Hinterglied durch o-Stämme vertreten waren, z. B.priyd'dhama-s 60, 1). Im Griech. und im Germ, fragt sich, ob sich die Formen wie dKnö-0€TOV und guma-kunds erst im Anschluss an die selbst schon sekundäre Gestaltung des Stammes in den Kasus äKjiio-cTi und guma-m 164.2*, S. 705 f. 719) eingestellt haben, und sowohl für diese Sprachzweige als für alle übrigen kommt auch wieder die altererbte Gestaltung des w-Stamms im Schlussglied, z. B. gr. äv-ai|Lio^ (vgl. al|Lio-ßaq)r|^), lat. suh-limusj in Betracht, die auf die Gestaltung des betreffenden Nomens im Anfangs- glied von Einfluss gewesen sein kann. Schliesslich ist aber, bei der so weit in den idg. Sprachen verbreiteten Erscheinung, dass konsonantische Stämme im Vorderglied durch o erweitert sind und dass -mnO' zu -mo' geworden ist 172), auch damit zu rechnen, dass Komposita wie ai. ä^ma-cakra- gr. diKiiiö-GeTOv schon in uridg. Zeit *af:m[n](h als Vorderglied gehabt haben.

3) r-Stämme. Ai. pitr-irdvana-s 'dem Vater Ruhm ver- schaffend*, hötr-Mdana-m 'Sitz des Opferers*, pitr-artham 'des Vaters wegen* hötr-artham 'des Opferers wegen*; nr-hahü-S ^Mannesarm* av. wer^-ftar^z- 'Manneshöhe*; av..vfaAr-2)a^«aA-'stern-

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86 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 42—43,

geschmückt', atdr^-data- 'von Ätar gegeben'. Gr. Teipd-fuiois 'vier Morgen gross' = uridg. *qUetiir-f wo sich der alte antekonso- nantische Typus unter dem Schutz der Komposita mit ^Ttta- ivvea- usw. behauptet hat (dagegen war dvbpd-TTOba Neubildung nach TeTpd-TToba, s. § 13, 2, a S. 21). Oaipoi ('Türgänger') 'die drehbaren Türpfosten' aus *dh\ir'i6- zu i- 'gehen' (IF. 17, 356 ff.). Altertümliche Bildungen waren auch dvbp-dTpia 'Waffenbeute'^ 7raTp-ujvu|Liio^ 'Vatersnamen führend' (uj für o § 45, 4). Vielleicht war überdies noch got. bröprulubö 'Bruderliebe' alt. Zu uridg. *dhur' 'Tür': arm. dr-and (aus *dur') 'Türpfosten, -schwelle* (vgl. dur-K Plur.) und gr. 9up-auX€uj 'habe meinen Aufenthalt an (vor) der Tür' (vgl. ark. 0upba).

42. EinsilbigeStämme auf y. Ai. d/t? i^^i-^ ('Himmels- bitte') 'Gebet', dyn-gät- 'zum Himmel gehend'. Ai. gö-hdn- av. gao-jan- 'Rinder tötend', ai. gö-jit- 'Rinder gewinnend', av. gao-maBza- 'Rindsurin', ai. gav-^sana-s 'Rinder begehrend' gdv- yüti i gö-yüti'ä av. gaoyaoHi- 'Viehtrift' (I 8. 297), gr. ßou-vö)LiO(; Hinder weidend' ßo[F]-ia7ri^ 'grossäugig', lat. bü-caeda bü-sequa (bös Lehnwort aus dem Osk.-Ümbr., s. 1 S. 599) ^). Ai. näu-cara-s 'zu Schiffe gehend', gr. vau-TtiiTÖ^ 'Schiffsbauer', lat. nau-fragus (oder aus navi-fragtis ?) navigäre von *näv-ägO' 'schiff treibend' (dagegen ai. nävajd- = *näva + ajä-, gr. [Euphorion] vauäTÖ^ nach vau-TTTiTÖ^ und überdies mit ä für ä nach § 45, 4), aisl. naU'St N. 'Schuppen für Schiffe*.

43. Stämme auf Verschlusslaute.

1) Ai. ab-jit- 'Wasser erbeutend' (op-). Av. xraf-stra- 'Raubtier' = 'Fleischfresser' {xrap- zu Jcdr^p- Xeib, Leichnam' ahd. {h)ref'Leih% -stra- zu ai. attrd-)?

2) Ai. vU'pdti-S av. vls-paHi-s 'Gemeinde-, Stammherr', lit. visz-pats 'souveräner Herr'. Ai. väk-päti-i 'Herr der Rede', vanik-putra-s 'Kaufmannssohn'. Gr. TtuT-lndxo^ 'Faustkämpfer', al-TTÖXo^ 'Ziegenhirt' = *aiT-7roXo(S (IF. 17, 7).

3) Ai. pad-ghöSd' 'Geräusch der Fusstritte', gr. TT^XXüTpov 'um den Fuss gewickelter Riemen' aus *7r€b-[F]XüTpov, Isitpellu'

1) bü-bulcu8 (über den Schlussteil Lagercrantz KZ. 37, 177 ff.) hat entweder die uridg. Stufe V-^m- (vgl. ai. Sata-gu- gr. ^KaTÖiu-ßn 1 S. 313), oder bü- für bü- nach sü-bulcus 40).

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§ 44.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 87

viae aus *ped'luviae\ gr. ttcZö^ Tussgänger' aus *ped'iö'8, lat. ped-it-, zu e- 'gehen' (IF. 17, 355). AI. hüt-karna-s av. HTut-gaosa- 'hörende (ai. ii^ut-) Ohren habend', ai. cit-päti-ä 'Herr des Denkens' (d^), marüt-stötra-a *die Marut preisend', hrd-rögä-s 'Herzkrankheit' hrd-gata-s 'im Herzen befindlich' {hfd')f samiddhards 'Brennholz {sam-idh-) herbeischaffend'. Gr. vuKT-ai€TO^ 'Nachtadler' ^), TTob-dpKTi^ 'f ussschnell', öpviG-apxoq 'Vogelftirst'; dKpdxoXo^ 'heftig zürnend' = *dKpäT-xo\o^, zu *dKpd^ -äio^ = fi-KpöTO-^ (IF. 17, 8). Hierher vermutlich aus dem Germ, ahd. militou = *milit'tou 'Mehltau' ags. meled^aw, zu got. milip gr. jLidXi -iToq 'Honig'.

Die abstufenden wf-Stämme hatten -nt: ai. hrhät-Tcetu-S 'hohes (brhdnt-) Banner habend' rapsdd-üdhan- 'strotzenden Euter habend', av. frao&airaspa- 'mit schnaubenden Rossen'; ai. bhagavad-gita-m 'die von Bh. (KrSna) gesungenen Worte', av. raevasii&ra- 'von vornehmer Abstammung' (-«(?- aus -tö-, 1 S. 644); ai. klyad-düra-m 'welche Entfernung?', apers. 6iya^- kara- 'wie viel, wie gross?'. Vgl. IF. 17, 1 ff. über hom. dKd- €pYO^ böot. Fh€Kd-bä|Lio^ u. dgl. (zu ^ku)v 'freiwillig').

44. Stämme auf -«. Gr. pücr-qpovoq 'Mäuse tötend', lat. müS'Cerda. Ai. adaghnd-s aus *äZ'd- 'bis an den Mund {äs-) reichend' (l S. 735) 2), m^-pdcana-s 'zum Kochen von Fleisch dienend', av. maz-drajahya- N. 'eines Monats (märdh-) Dauer'. Lat. nas'turtium.

Ai. rajas-tür- 'den Luftraum durchdringend', av. vaöas- tasti' 'Redegebilde, Strophe', gr. craKea -qpöpoq 'Schildträger', got sigis'laun 'Siegeslohn' {sigis N., § 399), ahd. e^e«-/?Ä 'schreck- lich'^ (got. agis N., s. a. a. 0.); auch kann lat. joudex judex auf *jovezdiC' (1 S. 768) zurückgeftthrt werden, da alat. (Forum- inschrift) iovestod vermutlich ^jüstö ist. Nicht völlig aufgeklärt ist das Verhältnis dieser Formationen zu denen mit -o- in den

1) Ai. näk$atra-m (*über die Nacht herrschend') 'Gestirn' letztlich wohl nicht aus *nakk$atra-m (zu 2), sondern aus ^nakt-kfatra-m, zu Nom. Sg. näk aus *nakt8f Akk. Adv. ndktam 314).

2) Lat. oscen wohl nicht = *öS'Cen (Stolz Hist. Gr. 1, 386), sondern aus *obS'Cen (IS. 674).

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88 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 45.

europäischen Sprachen: z. B. hom. €ipo-KÖ)Lioq Vollspinnend' (eTpo^), lat. foedi'fragus {foedus), ir. teg-lach kymr. teulu ^Haus- genossenschaft, familia' (ir. tech = gr. (TreTO^), nord. run. Hlewa- ^astia vermutlich zu gr. KXefFjoq N. (vgl. KX€Ö-2€voq), agerm. (Blatz- heimer Votivaltar) Eequa-livahanus zu got. riqis 'Finsternis' (vgl. Kauffmann PDS. Beitr. 18, 190 ff., v. Grienberger ibid. 19, 527 ff.), aksl. cudo-tochm 'Wunder ausgehen lassend'. Überall konnte hier das Verhältnis des Ausgangs des Nom.-Akk. -os zu dem Nominativausgang -o-s den Eintritt von -o- veranlassen (vgl. den Übertritt in die o-Deklination beim Simplex, wie gol. lamb Gen. lambis aksl. slovo Gen. slova § 399), doch haben zuniteil wohl auch noch andre Verhältnisse mitgewirkt. Durch ihren Formansablaut sind bemerkenswert av. awzdata- 'ins Wasser gelegt' zu avdh- (urar. ^äbhas-) 'Wasser', gr. öcTqppaivoiiai 'ich wittere, rieche' aus *ÖTcr- = *odes' 'odor' (Wackernagel KZ. 33, 43, Verf. Griech. Graram.^ 258, Wiedemann BB. 27, 242 f.) u.a., die sich zu ai. rajastür- usw. verhalten wie z. B. lat. aestäs = ^aidhs-tat- (gr. aT9oO 3cu hones-tOs 396).

Ai. 8öcU-Msa-8 'flammen haarig' {iöcü-), mänur-hita- 'von Manus (judnus') eingesetzt' av. Manui-öidra- ('von Manus ab- stammend'). Gr. creXacr-qpöpo^ 'Licht (a^Xa^) bringend', Gejuia- Kp^uüv 'gesetzlich herrschend' (vgl. 8€|ii(T-T6-^ und Gejui^ § 407), ^uua-cpöpoq 'das Frühlicht (?uj(;, f\{i)<; = "^dusos-y § 404) bringend'. Lat. cini'flo -önisy zu cinis -eHs (St. cinis-), wie foedi-fragus zu foedus -erus (s. o.).

45. Es folgen einzelsprachliche lautliche Neuerungen in der Kompositionsfuge, die mehrere von den im Vorausgehenden aufgeführten Stammklassen zugleich erfahren haben. Doch ist dabei noch abgesehen von der Vermischung mit den Kasus- komposita (s. § 52 ff.).

1) Stämme, die nicht auf -o-, -^-, -(«)iß- : -t-, -e- ausgingen, wurden vor konsonantisch anlautendem Hinterglied oft durch einen Vokal erweitert, den man den Kompositionsvokal zu nennen pflegt. Sichtlich wurde die Ausbreitung dieses Vokals vielfach dadurch begünstigt, dass er den Stammauslaut des ersten Gliedes rein zu erhalten ermöglichte (vgl. z. B. gr. aiT- o-irpöauüTTO^ gegen ai-iröXo^ § 43, 2).

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§ 45.) Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 89

a) In mehreren Sprachen verbreitete sieh der Ausgang der o-Stämme. Selten im Arischen, z. B. ai. dur-a-däbTind-s Türen täuschend', asvin-a-Jcrta-s 'von den A. gemacht' (Wacker- nagel Altind. Gr. 2, 1, 62f.). Griechisch, z. B. (Tu-o-ktövo^ 'Schweine tötend', ixOu-o-(pdTO(; Tische essend', qpum-o-XÖTO^ 'Naturforscher', ßo-ö-KXeip 'Rinderdieb', Klov-6-Kpävov 'Säulen- kopF, qppev-o-jLiavri^ 'wahnsinnig', 7raTp-o-qpövo(; 'Vatermörder', daiep-oeibri^'sternartig', XajLiTTTTip-o-qpöpo^ 'Leuchter tragend', viqp- ö-ßo\o^ 'mit Schnee beworfen', bpaKOVTO-jnaXXo^. 'mit Drachen- zotteln', dcTTTib-ö-bouTTO^ 'schildtoscud', K€pa-o-Eöoq 'Hornbear- beiter' (vgl. K€pacr-q)öpO(;). Keltisch, z. B. gall. Cinget-o-rix {Cinges -etisy ir. cing Akk. cingid 'Held'), ir. caratrad 'Freund- schaft' (cara Gen. carat), gall. Brig-o-hanne, *Brig-o-gilum jetzt Brigueilj Brieulles-sur-Bar (ir. bri Gen. breg 'Anhöhe'), ir. rig-thech 'Königshaus' {rl Gen. rig)^ athar-gein 'väterliche Zeugung' mathar-marbthach 'Muttennörder' wohl mit -dar- aus *tr-0' (vgl. gr. |LiTiTp-o-KTÖvoO. Germanisch, z. B. got. bröpr-a-lubö 'Bruderliebe' (neben bröpru-lubö § 41, 3), von welcher Art wohl auch ahd, pruadar-Uh 'brüderlich', got. aiz- a-smipa ahd. ir-smid 'Erzschmid'ahd. Lembir-bah (vgl. Kelbhns- back mit Gen. Sg.), ahd. friunt-llh 'freundlich'. Slavisch, z. B. aksl. kr%v-o-proUfije 'Blutvergiessen', kamen-o-vidbrn 'das Aussehen eines Steines habend' imen-o-noshm 'einen Namen tragend', öudes-o-toihm 'Wunder ausgehen lassend' (neben öudo- tochm § 44). Für diese Neuerungen gab es mehrere Ausgangs- punkte und mehrere Anlässe zu ihrem Umsichgreifen. Zunächst war 0- Erweiterung des betreffenden Stamms im Hinterglied von Einfluss: z. B. dur-adabhnds : Satd-dur-a-Sy div-a-sprs- 'den Himmel berührend' : bThäddiv-a-s (über andere, besondere Ein- flüsse daneben s. Wackernagel a. a. 0.), gr. dvbp-o-qpdToq : jiiupi- avbp-o-q (dvrip),xolVlK-o-^dTpr|q : Tpi-xoiviK-o-(; (xoTviE),vr|-o -qpöpoq : 'Ex^VTi-o-^ (vaO^). Vgl. §60, 1. Ferner bildete das Simplex selbst seine Kasus teilweise oder ganz nach der o- Deklination. So z. B. ahd. friunt'llh zu friunt -es 349), got. aiza-smipa zu ais aizis 399); hier ist nun freilich keineswegs ausgemacht, dass der o-Stamm erst durch das Simplex ins Kompositum gekommen ist, wohl aber darf man annehmen, dass die o-Deklination des

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90 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 45.

Simplex das Umsichgreifen des o in den Komposita gefördert hat. (Gr. |Li€Xavö-xpoo(; [Hom.] neben jiieXdTXPOo^j zu ix4\ä<; -avo^, hat die ursprüngliche Stammbildung dieses Adjektivs fest- gehalten, s. § 179.) Schliesslich hat, wo ein Nomen als Schluss- glied beliebt war und öfters o-Stämme als sein Vorderglied fungierten, dieses nach § 13, 2, a zur Ausbreitung des -o- bei- getragen, z. B. iraip-o-qpövo^, 7raib-o-q)övo(; usw. nach auTO-qpövo^ usw., daiep-oeibri^ usw. nach 0€o-€ibri<; usw. (vgl. unten 2).

b) Im Griechischen ging auch -a- 39) über seine ursprüngliche Sphäre hinaus, z. B. 0avaTTi-q)6pO(; für Gavaio- qpöpo^ 'Tod bringend', veü-Tevri^ verj-T^vri^ für veo-Tevrj^ 'neu erzeugt', ferner d(T7Tib-Ti -qpöpo^ 'schildtragend' neben dcTTTib-ö- bouTToq u. dgl. (s. oben unter a). Diese Neuerung, die namentlich in der Dichtersprache aus Gründen der metrischen Bequemlich- keit beliebt wurde, rührte wohl hauptsächlich daher, dass man Ausgänge wie (popO(; -ä-T€VTi(; usw. als Einheit empfand 13, 2, a). Mitwirkend war aber, dass auch hier (wie bei a) einige Simplicia o- und ^Flexion nebeneinander hatten, z. B. KdXa- )ioq KaXd)Lir|; OdXajuo^ 0aXd)Lir|, bp^iravov bpeirdvii ; so erleichterte z. B. KaXa|Lir|-9Öp0(; neben KdXajLio^ die Schöpfung von KaXaGri- (pöpoq (zu KdXa9o^). Vgl. Solmsen ünt. 22 ff.

e) Im Armenischen erscheint in der Regel -a- vor kon- sonantisch beginnendem Schlussglied, z. B. hn-a-goin 'weisslich' (zu lusn 'X€UKUj)Lia' PI. lusun-lc), dra-Jcic 'Türgenosse, Nachbar', hair-a-span 'Vatermörder'; dieses a- ging auch auf die Kasus- komposita über, wie am a-Tcin 'des Mannes Frau' {arn Gen. von air) u. a. 52, 6), vgl. gr. Trav-ö-(TK0T0^ 'ganz dunkel', dessen erstes Glied der Akk. Neutr. ttöv (als Adverb) ist. Auch die ursprünglichen o-Stämme zeigen in der Komposition regel- mässig dieses -a-, wie lusa-vor 'hell' (zu lois 'Licht' Gen. lusoy), msa-Tcer 'fleischfressend' (zu mis Gen. msoy), der Vokal kann aber nicht die lautgesetzliche Fortsetzung von -o- sein.

Anm. 1. Dass -a-, wie Meiliet Gramm, de l'arm. 71 annimmt, der verallgemeinerte Auslaut der <S-Stämme sei (vgl. oben gr. Oavarn- <p6po(; döiTi6ii-<pöpo(;), ist ebenso möglich wie meine frühere Vermutung, dass es von den zahlreichen persischen Lehnwörtern (z. B. darapan 'Türhüter' = airan. *dvara-päna- npers. darhän, daneben arm. drn- a-pan 'Türhüter' mit echtarm. durn) ausgegangen sei (vgl. lat. albo-

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§ 46.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 91

galirus) u. dgl. mit gräzisierendem -o- § 38 Anm. 1). Vielleicht hat heides zasammen gewirkt.

d) Im Lateinischen erscheint in der Regel -«-: nävi- fraguSy carn-i-feXy germin-i-seca, aquilön-i-gena, patr-i-clda^ sorör-iddaj päc-i-ficus, mendäc-i-loquos^ reg-i-fugiurriy denti- frangibulunif serpent-i-gena^ frond-i-fer^ pecüd-i-fer, aer-ppes^ jür-idicus, foeder-i'fraguSf labör-i-fer; lautgesetzliche Varianten von -i- waren -e- in Ug-e-rupa (1 S. 223) und -u- in pont-u-fex (1 S. 224). Dieses -i- war wahrscheinlich ein Mischprodukt, teils von den o-Stämraen herstammend (wie gr. Kiov-6-Kpävov usw., s. oben a), teils durch den Übergang konsonantischer Stämme in die i-Deklination (vgl. hierzu § 102) hervorgerufen. Für frondifer pecüdifer odörifer lücifer u. a. neben signifer (Signum) igni-fer {ignis) u. a. gilt zugleich das 1, a S. 90 über gr. -o-€ibri^ u. dgl. Gesagte, und so noch in ähnlichen Fällen.

Eine Folge des Zusammenfallens von ursprünglichem -o- und -i- waren die Bildungen wie fün-amhulus für füni-rnnbuluH ifünis)y nach der Weise der o-Stämme.

2) Gemäss dem im Vorausgehenden 39. 41, 2. 44. 45, 1) dargelegten Umsichgreifen des -o- und der sonstigen 'Kompo- sitionsvokale' finden sich diese Vokale auch noch an andern Stellen in unursprünglicher Weise. In mehreren Fällen handelt es sich um die § 13, 2, a besprochene Gliederungsverschiebung. So lat. comiger {cornu), fluctiger (fluctus) nach armiger car- niger u. dgl, lit. ugnävete Teuerstätte' (ugnis) und turgäväte 'Marktplatz' {tufgus) nach darbävete 'Arbeitsstätte' tesavete 'Gerichtsstätte' u. dgl , bluznäzoU 'Milzkraut' (bluznts 'Milz') nach vünazole 'Filzkraut' bambazole 'Leinkraut' u. dgl. Ebenso vielleicht aksl. zverovidhm 'das Aussehen eines wilden Tieres (zverh) habend' unter dem Einfluss von Jcamenovidhm u. dgl., vgl. auch zviroobrazhm zviroimenithm und gostoljubiv^ zu gosthy 8^mrhtono8iv^ zu 8^mrr>th u. dgl.. Ferner war, wie es scheint, das durchgehende -o- der slav. w-Stämme, z. ß. aksl. synotvorjenije 'uloOecxia' (sym), domodrbiica 'Hausvorsteher* {dorm\ medotoöhm 'süssigkeitströmend' {med^)y älter als das Überschwanken dieser Stämme als Simplicia in die o-Dekli- nation 107) und hat diese Neuerung der Simplicia vermut-

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92 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 46.

lieb gefördert (nur das in Erstarrung geratene medvidh blieb, 8. §41, 1).

Anm. 2. Ob im Ahd. die t- und w-Stämme auch nach der Weise der o-Stämme behandelt worden sind, ist mir zweifelhaft. frido-machlg, frido-sam z. B. (neben fridu-sam) können ihr o von frido = fridu haben, scrita-mäl aber neben scriti-mäl mag a durch Vokalassimilation (IS. 838) bekommen haben, wie umgekehrt wegi- rih durch solche Assimilation aus wega-rih entstanden sein wird.

Im Lit. sind die Stämme auf -jo, -ia, -ie jetzt meist nacb Art der o-Stämme behandelt, z. B. greblä-kotis 'Harkenstiel' igreblgs), v^z-lige *^Krebskrankbeit' (vezys), jaut-vedi 'Leitseil für Ochsen' jdut-akis 'Ochsenauge', eine Pflanze {jdufis -czo), gir-parszis *"Waldferkei' (giria glre), mart-merge 'Brautjungfer' {marti -czös), Jcregzda-zole 'Schwalbenkraut' {Jcregzdi). Alter- tümlich noch z. B. verszia-dantis 'wer die Zähne wie beim Kalb hat', wie preuss. carya-icoytis 'Heerschau'.

3) Im Avestischen bewirkte der bei den urar. ab- stammen nach J § 1005, 5. 1012, 8 entstandene Wechsel zwischen '08' (z. B. Raocas-caesman) und -ö- (z. B. x^ai^^nö-dä- neben x^'ar^naZ'da- 'Majestät verleihend'), dass z, B. für ^da^va-data- 'von den Dämonen geschaffen', woneben der Nom. Sg. da^vö und daevas['ca], die Form da^vödata- aufkam. Dieses -ö- drang auch ein für das -a- der ä-Stämme 39), z. B. daßnö- dis- 'den Glauben (daena-) auslegend', und für -a- = -n- 41, 2), z. B. spö'jata- 'von Hunden {span-} getötet'. Vgl. Richter IF. 9, 55 ff.

4) Im Griechischen wurde die nach § 38 S. 79 in <TTpaTäT6(;, KpaiepuivuS, \hiir\aTr\<;y qpiXripeijLio^ usw. aus uridg. Zeit mitgebrachte Kontraktionslängenach § 13, 2, a S. 21 f. ana- logisch übertragen, z. B. kuv-ötö^, alT-uivuE, ßo-nXadiri. Ent- sprechend im Altindischen z. B. visaujas- 'volkswaltend' aus vis- und öjas' nach satyäüjas- 'wahrhaft mächtig' = ^miya-öjas-j s. Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 62 f.

46. Mit den Stammkomposita stehen auf gleicher Linie die Komposita mit einem seit uridg. Zeit indeklinabeln Grundzahlwort. Denn man darf annehmen, dass diese Zahl- wörter ursprünglich in derselben Weise zu Zusammensetzungen benutzt wurden wie die Stämme der deklinabeln Zahlwörter,

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§ 46.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 9i^

z. B. *tri' 'drei*. Ich gebe Beispiele für 5, 6 und 10. üridg. *pewque: ai. pafica-yöjand'm 'Entfernung von fünf Yöjana* SiY. panöa-mahya' 'fünfmonatlich', gr. 7T€VT^-Tpa|Li|Lio^ 'mit fünf Strichen*, lat. quinqui-plex (quinquefolius mit e nach quinque), gall. 7T€|LnT^-bouXa 'quinquefolium* (vgl. das Kopulativum arm. hnge-tasan 'fünfzehn*); ed. pdficaiaguri-i 'fünf fingerig' (awgüri-)^ gr. 7T€|Li7TU)ßoXo-v 'füuf Obolcn' (ößoXög). Ai. Mf-pad- 'sechs- füssig' av. xivaS-gäya- N. 'Ausdehnung von sechs Schritten*, gr. ?K-7T€bo^ 'sechsfüssig*, lat. sämästris aus Hex-m- (vgl. das Kopulativum arm. vei-tasan 'sechzehn*); ai. id^-aha- 'mit sechs Rossen' av. xsvas-ash 'sechsäugig', gr. Ö-itttto^ 'mit sechs Pferden' lat. sex-ennis, mhd. sehs-ecJcot 'sechseckig*, üridg. *dehp : ai. ddia-hhuji-S 'zehnfachen Umfang habend' av. dasa- gdya- N. 'Ausdehnung von zehn Schritten', gr. b€Kd-7Tou^ 'zehn- füssig*, lat. decem-peda; vgl. ahd. sibun-falt 'siebenfach*.

Von den zahlreichen einzelsprachlichen Neuerungen gleicht ein Teil den bei den Stammkomposita geschehenen. Ich hebe Folgendes aus. Arm. hing-am 'quinquennium', gr. b€K-^TTi<S *zehn- jährig', lat. quinqu-ennis wie § 38, 2 S. 79 f. Ir. cöic-rind 'fünf- spitzig', ahd. finf-falt 'fünffach*, lit. penkTcaiapis 'Fünfeck* (vgl. die Kopulativa lat. quindedm aus *quinqu[e]-decem, got. fimf-taihun) nach § 38, 3 S. 80. Ai. ddiaritra-s 'zehn Ruder {aritra-) habend' wie ukidnna-s § 41, 2 S. 85. Sa4arcdm 'die Zahl von sechs Versen' für iad-rcd-m nach paüca^cd-m usw. wie vUaujaS' vgl. § 13, 2, a. 45, 4. Av. haptö-karivan- PI. 'die sieben Erdteile* wie daSvö-data- § 45, 3. Gr. b€KU)ßoXov nach TrejLiTTifißoXov (s. o.), vgl. § 13, 2, a. 38. 45, 4; zu beK^jiißoXo^ 'mit zehn Schiffsschnäbeln* vgl. S. 79 f. Fussn. 1. ircvTd-TTiixw^ 'von fünf Ellen' Öd-iroXig 'mit sechs Städten* (wie dKT<i-7T0U(; u. a.) nach den Komposita mit iirra-, ^vvea- dva-, bcKa- (lexpa-). Lat. septi-fluus Septi-montium nach quinquiplex, üni-versu» usw. § 45, 1, d {septe-rlesmom] Col. Rostr. mit e wie Uge-rupä). dec-ennis dec-unx, sept-ennis sept-unx nach quinqu-ennis usw. quincu-plus sepiu-plus decu-plus nach quadruplus, dagegen septu-ennis wahrscheinlich nach septuaginta.

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•94 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 47—48.

8. Kasaskomposita.

47. Stammkomposition nnd Easaskomposition geben im Oebiet der nominalen Zusammensetzungen seit idg. Urzeit neben- -einander ber. Nur Kasuskomposition berrscbte von Haus aus bei den Iterativa, z. B. ai. ndvö-tiava-s § 25, den Kopulativa, z. B. ai. trdyö'daSa § 26, und den verbalen Rektionskomposita, z. B. ai. dhanq-jayd'S § 28, a, ß (vgl. § 53), während sie bei den Determinativa § 32 von Anfang an mit der Stammzusammen- setzung konkurriert hat. Beide Bildungsarten gehören den exozentrischen wie den esozentrischen Komposita an, doch über- wog von jeher die Stammkomposition ganz bedeutend bei den exozentrischen, vgl. TpiTtou^ 'Dreifuss' neben tpeiq Ttöbe^.

Die kompositioneile Vereinheitlichung der Komplexe mit Kasusform als Anfangsglied lässt die Bedeutsamkeit der Kasus- form als solcher allmählich zurücktreten. Dies hat zu zahlreichen Neuerungen geführt, besonders zu solchen, durch welche eine von Haus aus durch den verschiedenen Satzzusammenhang bedingte Kasusverschiedenheit im ersten Glied beseitigt wurde. Diese letztere Änderung bestebt teils in Festlegung einer Kasus- form, die dann für die andern Kasusverhältnisse mit gilt, teils in Übergang in die Bildungsart der Stammkomposita.

48. Anfängliche Flexion der beiden Kompositionsglieder reduziert sich oft auf Flexion des Schlussglieds. Ist das zweite Olied ein indeklinables Zahlwort, so wird das ganze Kompositum ein Indeklinabile.

1) Kopulatives Verhältnis zwischen den beiden Gliedern. Oft bei Zahlwörtern, z. B. ai. dvd-dasa 'zwölf trdyö'dasa 'drei- zehn', ann. erektasan 'dreizehn', gr. bu)-b€Ka Tp€i(T-Kai-b€Ka, lat. duo'decim tre[z]-decim, ahd. dri-zehan; die Erstarrung des ersten Gliedes wurde hier begünstigt durch die Komposita mit von uridg. Zeit her indeklinablem Anfangsteil, wie fünfzehn^ ai. pdncadaia usw. Ferner bei den sogen. Götterdvandva, z. B. ai. miträ'Vdrunahhyäm und mitra'Vdrunahhydm für miträbhy^ vdrunahhyam 26, b S. 59). Von arm. air-ev-ji der Gen. air-ev'jioy, von nhd. der grund und boden der Gen. des gründ- undbödens und grundundbödens 26, d, S. 61).

2) Attributives Verhältnis. Ahd. drh^ug 'dreissig' Nom.

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§ 48.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 95

u. Gen., gegen got. preis tigjusj Geu, priß-tigive, woneben zwein- zug as. twSn-tig 'zwanzig' mit erstarrter Dativform; lit. tris- deszimt '30' Mtures-deszimt '40' (Akk.). Arm. ereJt-hariur '300' ^oreJchariur '400' (Nom.). Ai. viSve-divOs ('alle Götter'), Bezeichnung einer Götterklasse, Gen. viSv^d^vdnam (vgl. Richter IF. 9, 53 f.). pitamahä-8 'Grossvater väterlicherseits' vermut- lich auf grund von *pitd mahd-s 'der ehrwürdige Vater' (Richter S. 51 f.). Gr. Ned-iroXK; (Nea ttöXi^), lepd-TtoXK;, Gen. NeöTTÖXeuj^. Lat. Gen. holusatrl neben holeris atrl {holus atrum)f rösmarlnl neben röris manni (rös marlnus)] vgl. die spätlat. Erstarrung im Schlussglied in in Eplrö-vetus für in Epirö vetere (Wölfflin's Arch. 10, 532). Ahd. be-de bei-de 'beide' = got. bai pai 'die beiden' (vgl. ags. b^-jen jene beiden'), Gen.bedero beidero, Nhd.Jeder-maww, Gen. jedermanns^ hohe- priesteVf lange-tceile. Serb. blagdan ('guter Tag') 'hoher Feier- tag', Gen. blagdana usw. für blaga dne usw., poln. wielka-noc ('grosse Nacht') 'Ostern', Gen. Dat. wielkanocy, Bei den Verbindungen ir. fir-threbaire 'wahre Klugheit' dag-gntm 'gutes Werk' find'folt 'weisses Haar' ßndairgit 'weisses Silber' usw. und nhd. jung-geselle neujahr ober-rocJc (mhd. junc geselle, niuwejar, ober roc) u. dgl. sind Kasuskomposition und Stamm- komposition in der lautgeschichtlichen Entwicklung zusammen- getroffen.

3) 'Ein-ander' u. ähnl. Ved. nachved. anyö'nya- 'einander' nsieh^eA. paraspara- 'gegenseitig' mit Erstarrung des Nom. Sing, (beim ersteren zunächst Betonung beider Glieder, z. B. AV. sdm agndyö vidur anyd anydm 'die Feuer kennen einander', dann nur noch des ersten Gliedes), z. B. anyönyäm 'altera alteram' für anyd anyäm (Näheres bei Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 322 f.). Entsprechend mhd. nhd. ein-ander, das auch die Schlussflexion einbttsste, und lit. kits Jcitq (im Alit. auch noch moteriszkes gedöja präsz kitä kltq 'die Weiber sangen gegen einander'). Griech. dial. auiocT-auTOÖ 'ipse sui': dazu z. B. delph. Kupieuoucra amaoamaq, Kupieüovre^ auToaauTuiv, berakl. )li€t' auTocTauToiv. Ebenso aucxauTOÖ, das aus aurocrauTÖ- durch Haplologie (vgl. 'AiroXXujqpdvri^ aus 'ATroXXujvo-qpdvri^ K. vergl. Gr. 245) entsprungen ist. Auch gr. dXXrjXou^ 'ein-

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96 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 49—50.

ander' entstand auf grand von *(iXXo(T-aXXoy usw. : durch Vokal- kontraktion entsprang ♦dXXäXX- in *(iXXä-aXXäv (Fem.), *dXXa- aXXa (Neutr. PL), *dXXäXX- (woraus dXXöX-) aber empfahl sich zur Verallgemeinerung, weil es das Aussehen eines Stamm- korapositums (vgl. aipaTäTÖq qpiXdviwp usw.) hatte. Ebenso fusst das neben jenem auToaauxö- stehende auiäuTÖ- auf *auTä-auTäv, *auTa-auTa (Wackernagel KZ. 33, 9 ff.). Vgl. Verf. Griech. Gramm.» 172.

49. Adverbialbildungen, Ableitungs- und Zusammen- setzungsformen zu den in § 48 besprochenen Komposita mit Kasuserstarrung.

1) Ai. dvädaJd'S 'der zwölfte* trayödaid-s 'der dreizehnte', gr. buib^KOTO^ TpeKTKaib^KttTO^, lat. duodecimus, ahd. driz^ndo. Ai. miträvdruna-vant' 'von M. und V. begleitet'.

2) Ahd. dn^ugösto 'dreissigster' zweinzugösto 'zwanzigster', entsprechend lit. trisdeszimtas Jcituresdeszimtas und aksl. ddva- des^thm tridesqthm öetyridesqthm (zu d^va desqtiy tri öetyri desqti), vgl. auch aksl. p^th-na-des^thm 'fünfzehnter' zu pqth na desqte, Gr NeäTToXtTTi^, 'lepäTToXtTTi^, TpixTunöpio^ 'den dritten Teil ausmachend' (rpiTn jiiöpä). Lat. SacravißnsSs {sacra via), Aquaeflavi^mis {Aquae Fläciae), quartadecimanl {quarta decimä), Nhd. hohepriester-lich, armesünderglöckchen.

Man vergleiche die Bildungen, wo der Kasus des zu gründe liegenden Wortverbands von vorn herein in allen Stellungen des Komplexes im Satz derselbe war, wie gr. AlTOCTTrotaiLifTTi^ von AiTÖg TTOTajLioi, 0€Oi(T6x6piä 'das den Göttern Verhasstsein' von 9eoig ^X^pö^.

3) Ai. anyö'nyam Adv., anyö'nyökti-S 'Unterredung', gr. dXXr|Xo-(poviä. Adverbialen Charakter haben angenommen hd. ein- ander (im Ahd. noch de sind ein anderen ungelih 'sie sind einander ungleich') und spätl. alis-aliö (Thielmann Wölfflin's Arch. 7, 373).

50. Die Erstarrung des Kasus im ersten Glied bekundet sich oft in der nach dem Vorbild des betreffenden Kompositums vollzogenen Bildung oder Umbildung eines anderen Kompositums oder anderer Komposita. Beispiele:

1) Das zweite Glied in seiner Verbindung mit der Aus-

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§ 50.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 97

lantnng des ersten ist vorbildlich. In § 13, 2, a sind hierfür schon genannt ai. agnäviSnü nach indra-tHinü, ikddaSa nach dvd'daia, gr. 0€Ö(TboTO^ nach bi6(T-boTO(S. Weitere Beispiele: Ai. tatamahä'8 'Grossvater', zu tatä-s 'Vater*, nach pita-mahd-a 'Grossvater', vast^dhara-s 'Schätze tragend', zu vdau N., nach dhurq-dhara-s 'Joch tragend' u. a. (später sogar astt^Tcära-s 'Bejahung' für *a8tU'kara'8), paths-sthä- 'am Wege stehend' hhüman^'Sfhd' statt pathi- hhümani- nach aTagi-ifhä- 'in einem Gliede befindlich' u. a., räthaspdti-i 'Herr des Streitwagens' vrajaspati-S 'Herr der Hürden', zu rdtha-s vrajds, nach bfhas- pati'S 'Herr des Gebetes' u. a. (vgl. Richter IF. 9, 17." 216. 220 ff., Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 246 f.). Gr. AuKÖcToupa Stadtname ('Wolfsschwanz'), zu Xuko-^ nach Kuvöcr-oupa, Boöa- oupa (Thumb KZ. 32, 133 ff.), bei Oppian Troedixpöqpo^ 'gräser- ernährend', zu TTÖä iToiTi, nach öpecri-ipoqpo^ 'bergernährt', vgl. auch GaXaacriTOvog 'meergeboren' bei Nonnus nach Öpeaai-Tovo^ 'berggeboren'. Sicher ist auch die Ausbreitung des genitivischen s in der Kompositionsfuge, die bei uns seit mhd. Zeit statt- gefunden hat {diebsgesindel, aufsichtsrat, hüfstruppen usw.), auf diesem Wege entweder begonnen oder doch in ihrem Ver- lauf mächtig gefördert worden : Httersmann Jägersmann nach bauers-manny hüfstruppen nach kriegs-truppen u. dgl.

2) Das erste Glied geht, unverändert in der Form, neue Verbindungen ein. Ai. palitqbhavtika-s 'grau werdend', pa- manqbMvuka-s 'krätzig werdend' u. a. nach palifq-karanas 'grau machend' usw., ebenso dheni^-bhdvya 'die nahe daran ist, eine Mutterkuh zu werden' u. a. Gr. dpeiGucxavoq 'Kriegstroddel, Haudegen' nach dpei-qpato^ 'im Krieg getötet' u. a., spätgr. öbomoi^uj 'Weg machen' (für öboTioi^uj) nach öboi-Ttöpo^ 'weg- wandernd' öbomop^u)^). Öech. Bohusud (vgl. aksl. bogo-sqdhnd Adv.'dei iudicio') nach Bohu-mil ('Gott lieb'). Erleichtert wurden solche Neuerungen, wenn der Kasusausgang mit einem in der Komposition gebräuchlichen Stammausgang (-t^, -t) gleichlautend

1) Zu dem spät auftretenden T€ix€öi'FrXnKTTi^ 'die Mauern er- schütternd* und einigen ähnlichen späten Schöpfungen hat wohl hauptsächlich die falsche Auffassung des homer. Tcixcai-irXi^Tii^ als tA Tctxn irXdZiwv Anlass gegeben.

Brogmaoo, Orundrlss. 11, i. 7

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98 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 51^52.

war. So ai. apsu-jit- (für abjit-) 'die Wasser ereiegend' apsu- yögd-8 'Wasserverbindung' nach apm ksif- 'in den Wassern {äp- ap') wohnend' u. a., vgl. apsu-mant- und apsavya-s (letzteres wie madhavya-s von mädhu) sowie den durch prisutür- 'in Kämpfen {pft-) siegreich' veranlassten Lok. PL prtm-^u (Richter IF. 9, 20 ff.), gr. iTupi-ifiKri^ 'mit feuriger Spitze' TTupi-irvoo^ 'feuerschnaubend' TTupi-Ttaiq 'Feuersohn' nach Ttupi-KaucTTO^ 'mit Feuer (Ttöp) gebraunt' u. a. Vgl. ai. t/udh('gama-s 'in den Kampf ziehend', das so entstand, dass man aus yuähi-itkiras 'im Kampfe iyüdh) standhaft' einen Stamm yudhi- entnahm: hierzu yudhfgamas nach samUfgama-s 'in die Versammlung {sdmiti-i) gehend'.

51. Wo das erste Glied Deklination hatte, das zweite aber keine, wurde die Deklination öfters an den Schluss des Kompositums verlegt. Lat. cavaedium -f aus cavom aedium 'Hohlraum des Hauses', wie ämm[um]adverto 1 S. 917 (vgl. § 52, 5). Nhd. laib'brötf Gen. laibbrötes für laibes brot. Poln. Hztuka-mi^sa 'Stück Fleisch' {-miqsa Gen. von mi^8o\ Gen. sztulcamiqsy. Vgl. die analoge Erscheinung bei Zahlwörtern, wie z. B. ai. Satq hdribhiä 'mit hundert Ftichsen (Pferden)' für saUna hdrinäm, nhd. mit einpaar pferden. Lat. ipse ipsum, F. ipsa, für ipse (aus ^ü-pse) eurn-pse, ea-pse, ahd. dese 'dieser' Gen. desses Dat. desemo usw. dA^X.pesse Gen. pessa Dat. pessom usw. gegenüber nord. run. sa-si Akk, pan-si usw.; Anderes derart s. Verf. Demonstrativpr. 81. 96.

4. Tenuischaiiir der Stamm- und der Kasuskomposita.

53. Die Stammkomposition war in uridg. Zeit, nachdem die Stammformen ausserhalb der Komposition auf wenige be- stimmte kasuelle Funktionen beschränkt worden waren (z. B. *medku als Nom.-Akk. Sing.), ein Merkmal der kompositionellen Einheitlichkeit und somit ein Bildungsmittel für Komposita als solche geworden, besonders durch den reichlichen Gebrauch in den eine Art von Ableitung darstellenden exozentrischen Kom- posita. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn man nunmehr von der lockereren Verbindungsweise der Kasuskomposita einzel- sprachlich öfters zu Stammkomposition überging.

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% 52.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 99

1) Bei den Iterativa herrschte zunächst nur Kasuskompo- sition. Übergang zur Stammkomposition im Ai. in jüngerer Zeit, z. B. Bkaika-s für ika-^Tca-a ^jedesmal einer', uttaröttara-s ^stets zunehmend', alpdlpa-s 'sehr klein'; dazu Ableitungen wie uttaröttarin- (4). Arm. mec-a-mec 'sehr gross', dar-a-far 'sehr über. Ir. dl' alle ar-aile (kymr. ar-all) 'alius'. Ahd. selb-sdbo *idem ipse\ Vgl. § 25.

2) Ebenso ursprünglich nur Kasus im Vorderglied bei den Kopulativa. Folgende Stammkomposita sind schon § 26 genannt. Ai. ajavdycis 'Ziegen und Schafe', mürd-vdruiui mitra-väruna *M. und V.', gr. dpiö-Kpea^ 'Brot und Fleisch', lit. plaücz-Tcepe- niai PI. 'Lunge (plaüczai) und Leber (kipenosf (der Ausgang 'iai nach §61, 2). Ai. ddkHna-savyd'S 'der rechte und der linke', uparadhard-s 'drüber und drunter befindlich', gr. XeuKO- ^^Xä^ 'weiss und schwarz', lat. reci-procus, russ. Mlorumjanyj 'weiss und rot\ Bei vielen Adjektiva war der Übertritt in diese Bildungsweise wahrscheinlich durch die nahe Berührung mit den Determinativa gefördert, z. B. XeuKOjn^Xä^ wie XeuKÖ-iruppo^ 'hellrot' (von Haaren), vgl. § 26, e. 32, c.

3) Bei determinativem Verhältnis ist der Übergang selten, z. B. ai. vi4v^ devds 48, 2) wurde zu vi^vddevOs, lat. midtis modiSj Omnibus modls zu multlmodls, omnimodls; lit. vaik- palaikis 'schlechter Junge' kdrvpalaike 'schlechte Kuh' {pdlal- kis 'Nichtsnutz').

4) Beliebter als bei den bisher genannten Komposita selbst war der Übergang bei den Ableitungen und Weiterbildungen aus ihnen und den Exozentrika. Gr. KaXoKoiTaGiä 'Wohlanständig- keit' zu KttXö^ KoiTaGö^, aaXTTiTro-XoTX-^Tnivdbai ( Aristoph.) 'Leute mit Trompeten, Lanzen und Barten', voujLHiviä 'Neumond' zu v^o^ jLiriv, jLi€<TovuKTio^ 'mittcmächtig' zu \xi(5a\ vükt€^, dvbpa- taeiä 'Rechtschaffenheit' zu dvfjp dyaeö^, NeoTroXiTTi? (neben NeäTToXiTTi^) zu N^ä ttöXi^, NeoTeixeii^ zu N^ov leTxo^, 'Ittttokuj- fifjrai zu ^'Ittttou Kiijuri, ZajLioGpijKio^ zu ZdjLio^ ©piJKiii; exozen- trisch dvbpÖTuva (XouTpd) 'für Männer und Frauen' zu dvbpe^ (xai) TwvaiK€^, vuxOrijLiepov 'Nacht und Tag', substantiviertes N. von ♦vuxOrjjLiepo^ zu viiE (kqI) f^^pä^). Lat. suovetaurtlia zu

1) Bei Xcujccp^Tcpo; Herod. 9, 83 xöv ^TroiifiaavTo Xeiuacp^repov 'sie

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100 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 52.

8Ü8 Ovis tauruSy strufertdrius zu struis ferturriy Äquifldminsis (neben Aquaeflaviinsis) zu Äquae Fldviaey aquiductium zu aquae ductus. Abd. sunufatarungo 'des Sohnes und des Vaters Leute' (Kasuskompositum?), nbd. langweilig zu lange-toeil^. Lit. vyrmoterinis 'Mann (v^ras) und Frau {möte) betreffend^ russ. cJiUhosoVnyj 'gastfrei' zu cMih-soV 'Brot und Salz, Gast- freundschaft'; exozentriseh aksl. mq^e-zem Übersetzung von dvbpÖTuvo^.

Hiernach ist zu vermuten, dass auch im Ai. das Umsich- greifen der Stammkomposition bei den Eopulativa und den Itera- tiva zunächst vorzugsweise bei den 'Ableitungen' (Adverbium, Bahuvrihi, formantische Weiterbildung, Gebrauch als Vorder- glied eines Kompositums) stattgefunden hat. Y^X.purüräTUik&Y. 'weit und breit', ahöräträ-m Tag und Nacht', ukta-pratyuktd-m 'Rede und Gegenrede' (vgl. iSfa-pürtäm 'Geopfertes und Ge- schenktes' auf grund von HSfäpürtd N. PL), uttaröttaram Adv., uttaröftarin-y svasvandma-katha 'Nennung des eigenen Namens eines jeden' = svasya-svasya nämnah Jcatha, Auch mag, um es mit einem beliebigen Beispiel auszudi-ücken,^Ärra;awma-fer^a- 'in einer früheren Geburt getan' sich früher eingestellt haben als pürvajanma fWr pürvq janma (vgl. R V. dddbdhavrata'pramati-^ 'für die unverletzte Ordnung sorgend' neben ddabdhäni vratdni).

b) Folgte auf ein dekliniertes Nomen eine nähere nominale Bestimmung desselben, so konnte das vorausgehende Nomen die Stammform annehmen und das Kompositum erhielt nur Schlussflexion. Gr. Ytttto^ TTOid^io^ 'Flusspferd' wurde Itttto- TTÖTtt^o^, wobei, unter Anleitung der Bildungsweise vieler exo- zentrischer Komposita, die adjektivische Gestaltung des letzten Gliedes (-10-) aufgegeben worden ist. TTOi^dvwp 'Völkerhirt' aus TTOi^fiv dvbpujv (vgl. hora. iroi^fiv XäiJüv); zu ttoijli- vgl. dK^ö-0€TOV § 41, 2, zur Form des Hinterglieds cpiXdvujp u. dgl. Exozentriseh ßujTidveipa F. 'menschenernährend' von *ßijüTi^ dvbpoiv 'Nährerin der Menschen' (oder dvbpdm). ttpujtöttoXk; 'der Erste in der

machten ihn zu einem Volksihrigen', für Xeib acpcT^pou (rivd), bleibt ' zweifelhaft, ob es hierher zu stellen ist (vgl. Xeui-cpöpoO» oder ob in X€iü- der Gen. Sg. der zu gründe liegenden Verbindung her über- genommen ist.

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% 53.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 101

Stadt' aus TTpoiio^ (rfi^) iröXem^. KapiToßdXaajLiov 'Balsamfruchf aus KapTTÖ^ paXadimou. TraTTTreTriTrainro^ 'ürgrossvater' aus Ti&imoq in\ n&nnn). K^vavbpo^ 'männerleer' aus Kevöq dvbpÄv. laöGeo^ *gottgleich' aus lao^ 0€iu ^). Lat. prlmi-scnnius 'prinius scrini- orum', domni'praedius 'dominus praedii', domin-aedius domn- aedius 'doiniuus aedium', domni-funda "domina fundf. Bei dominaedius könnte die Neuerung an den Akk. 8g. domin[um] aedium angeknüpft haben, wie bei cavaedium § 51^). Lit. rgszgalvis CKopfbinde') ^Brautschleier' aus ryszps galvös oder gaivai, ebenso med-vynis 'Weinstock', szlüt-gifne ('Handmühlen- besen') 'Flederwisch' u. a. mit den den Komposita als solchen zukommenden Ausgängen -w^ -e 61, 2).

6) Im Arm., wo der Kompositionsvokal -a- vor konsonan- tisch anfangendem Schlussglied fast vollständig durchgeführt wurde, kam dieser Vokal auch hinter Kasusformen zu stehen, z. B. arn-a-kin 'des Mannes Frau' {arn Gen. von air), jerb- a-Tcal '(mit der Hand) gefangen' {jerb- alter Instr. Sg. zu jern PI. jer'lt)^ mels-a-ser 'Sünden liebend' {meh Akk. PI. zu mel). Vgl. § 45, 1, c.

In allen diesen Kategorien von Komposita kam die Stammkomposition nirgends zu allgemeiner und völliger Durch- führung, weil die betreffenden Arten der syntaktischen Wort- verbindung, worauf das Kompositum beruhte, lebendig blieben und daraus immer neue Komposita ohne Stammform als Vorder- glied erwachsen konnten. Vgl. z. B. russ. otec-maf 'Vater u. Mutter' (zu 2), nhd. lange-weile (zu 3).

53. Bei den verbalen Rektionskomposita mit regierendem Schlussglied erscheint die Bildung mit Stamm überall schon bei Beginn der Überlieferung neben der Bildung mit Kasnsform und zwar in solcher Ausdehnung, dass man anzunehmen hat, sie habe sich schon in uridg. Zeit neben sie gestellt; dies ist

1) Noch andre Beispiele s. bei G. Meyer Curtius' Stud. 5, 13 ff., Schroeder Bedeth. 215 ff., Wackernagel KZ. 33, 43 ff., Stolz Wien. Stud. 26, 175 ff.

2) equi-fer 'wildes Pferd' u. dgl. sind wohl unter der Ein- wirkung griechischer Vorbilder wie aO-a^poc; geschaffen worden (vgl. Stolz Eist. Gramm. 1, 408).

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102 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 54.

hauptsächlich infolge der nahen Berührung mit den Deter- minativa (s. §28 Anm) geschehen^). In jeder Sprache nun blieb hier die Stammkomposition ein lebendiges Bildungsprinzip. Aber auf grund der Verbindung der Verba mit einem von ihnen regierten Kasus erwuchsen oft auch wieder neue Kasus- komposita, wie ai. dhanq-jayd-s 'Reichtum gewinnend' aus dhdnqjayati, tvä-nid- 'dich hassend* aus k( tvd nindati u. dgl., yudha-jit' 'durch Kampf siegend' ans yudhd jayati, manasi- Ärrtra-« 'Beherzigung' aus manasi haröti, gr. biKaa-iröXo^ Hechts- pfleger' aus *biKav^ ireXeiv^), öpei-ßdiri^ öpeaCcyji-ßd-ni? 'Berg- beschreiter' aus öpei, dp€(y((y)i ßaiveiv, dinirupißi^iTfi^ 'ins Feuer schreitend, im Feuer befindlich' aus iv irupl ßaiveiv, lat. plus- 8ciu8 aus plus sclre, Läris-colus (Beiname) aus Larls (Laras) colere, domu[m\itio aus domum Ire, dulciörelocus {dulcöre- locus) aus dulcl öre loquly manümissio aus manu mittere, got. wein-drugkja 'Weintrinker' vielleicht mit Akkus., aus wein drigJcan (1 S. 251).

54. Da die exozentrischen Komposita selten ein verbales Nomen als Schlussglied hatten, so sind selten Kasuskomposita wie ai. tv(\-Tcama-8 'auf dich gerichtetes Verlangen habend, dich begehrend' (vgl. m(\ Mmßna AV. 'aus Liebe zu mir'), divam- üU'^ 'rosswünschend' {Ufi- 'Wunsch'). Aber auch bei nicht verbalem Schlussglied konnten sich Exozentrika auf Wendungen mit Kasus als erstem Bestandteil aufbauen. Dahin gehören z. B. ai. divi-yöni-i 'im Himmel seinen Ursprung habend', Osänn- iiU'i 'im Munde Pfeile habend', Tcrdtva-magha-s 'einen durch Einsicht erlangten Lohn bildend', vidmandpas- 'mit Geschick zu Werke gehend', gr. dTaXd-qppiuv 'harmlosen Sinn habend', vouv-exn? 'Verstand habend, verständig', bu-TT€Tr|? 'auf Zeus' Befehl fallend', Gepei-Tcvri^ 'im Sommer erzeugt', TTuXoi-T€vr|^ Kpi(yaai-T€v/|q (vgl. p 523 Kprinj vaieidujv, 601 Miviuo^ t^vo^ dariv). Diese Bildungen sind vorzugsweise dadurch hervorge-

1) Dass die Eektionskomposita von vorn herein Rasuskompo- Sita gewesen waren, ist daraus zu schliesseu, dass sich Nominalstämmo von uridg. Zeit her mit Verba nicht kompositionell verbinden.

2) irobdviiTTpov Tusswasser* wohl nicht aus ii6ba vCJciv, sondern haploiogisch aus *iro6-a[7ro]viTrTpov.

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§ 55—56.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 103

rufen worden, dass das Schlussglied auch schon in exo/entiischen Stammkomposita gebraucht war und hier sich oft der Natur eines verbalen Adjektivs näherte. Das letztere gilt besonders von den e«-Stämmen, z. B. ai. vidmanäpas- wie aSv-äpas- 'schnell zu. Werke gehend*, gr. 0€p€i-T€vr|^ wie al9pn-T€vr|^ 'im Äther erzeugt'. Anderseits kann die Kasusform des Vorderglieds durch andersgeartete kompositioneile Verbindungen mit der- selben K.asusform veranlasst sein, z. B. divi-yöni-S nach divijd-s 'im Himmel geboren*, gr. djaXd-qppujv nach draXd qppov^ujv, vouvexri^ nach voOv ?x^v (vgl. vouv-exövrujq).

55. Zwischen den geschlechtigen Pronomina und den Nomina war inbezug auf Stamm- und Easuskomposition von uridg. Zeit 'her schwerlich ein Unterschied. Alte Stamm- zusammensetzungen scheinen z. B. gr. ttoTo^ got. haiwa 38 S. 79), gr. arj^epov 'heute' zu ♦^jo- 'dieser hier', wie^Teprj^epoq jLi€crr|)i€po^, gewesen zu sein. Die Gewohnheit der Inder, die Neutralform als erstes Glied zu setzen, z. B. tad-, yad-, anyad-, kirn-, idam-j scheint ausgegangen zu sein einerseits von verbalen Rektionskomposita wie etad-dä- 'dies gebend', tadvid- 'das wissend', tad-vaiä- 'das verlangend', yat-karin- 'was vornehmend', anderseits von Exozentrika wie tdt-sinas 'das als Besitz habend' (vgl. tad-id-artha-s 'gerade das zum Zweck habend'). Dass die Kasusform ihren Kasuswert verlor (z. B. tad-bhava-s 'daraus entstanden'), hat seine Parallele an den § 50, 2 erwähnten Erscheinungen und war zugleich durch die Assoziation mit den aus älterer Zeit stammenden Kompositionsformen der Personal- pronomina mad' asmad' usw. bewirkt. Aus dieser Assoziation entsprangen auch die Ableitungen tadiya-s usw. Vgl. Richter IF. 9, 231 ff.

66. Eine eigenartige Veimischung von Stamm und Kasus fand im Avestischen statt. Da die nach § 45, 3 entsprungenen Formen wie daivö-data- im ersten Glied einen Nom. Sing. (da^vO) zu enthalten schienen, drang einpaarmal die wirkliche Form des Nom. Sing, bei andern Stammklassen ein, z. B. bäzuä- aojah' 'armstark' (bazu-)^ druxs-manah' 'der die Druj im Sinne hat, falschgesinnt'.

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104 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 57.

5. Umdentniigr Terbaler und nominaler KompositionsgrHeder. 67. 1) Die Imperative in den verbalen Rektionskom- posita mit regierendem Anfangsglied wie ^Xk^ttctiXo^ wurden als Partizipia (Nomina agentis) empfunden. S. § 29. Zeichen der Verdunklung des ursprünglichen Sinnes und einer Umdeutung sind: im Av. der nach § 45, 3 erfolgte Übergang von ^bara- zao^a- 'Opfergaben darbringend', ^vaza-vq^wya- 'was zur Herde gehört wegführend' zu barözao^ra-y vazövq&wya-^); im Griech. der im Anschluss an qpiXo-TrröXe^o^ usw. erfolgte Über- gang von *q)UT€-TrTÖX€jLio^ zu q)UTO-7rröX€jLioq usw. In derselben Weise wie im Griech. ist durch die Herübernahme des Kom- positionsvokals -0- im Slav. die Imperativform im Vorderglied verdunkelt worden und ist -o- nun Kennzeichen einer umdeutung: klruss. kruto-holov poln. Jcr^to-glow 'Wendehals' für (aksl.) *krqti'glav^y zu krqtiti 'wenden, drehen', russ. skalo-züb ('Zähne- fletscher*) 'Spötter' zu skdlit' 'fletschen' u. a.

2) Im Griech. wurde adjektivisches Vorderglied in Exo- zentrika nach Massgabe der ^Xrcxitojv- Formen als Partizip genommen, z. B. qpiXöHevoq 'lieben Gastfreund habend' oder 'einen Gastfreund lieb (als lieben) habend' als qpiXOöv Eevov 'den Gastfreund liebend', qpiXoKrtovoq 'lieben Besitz habend' als 'den Besitz liebend'. Ähnlich vermutlich im Ai. z. B. dhrSan-manas- (aus *dhr$ad'manas-) 'sich erkühnenden Sinn habend' als 'sich erkühnend in seinem Sinne', draväc-cäkra-s 'eilende Räder habend' (vom Wagen gesagt) als 'eilend mit den Rädern'. S. § 29.

3) Im German. sind substantivische Vorderglieder verbal geworden. Im Ahd. ist z. B. spuri-huntj eigentlich 'Spur-hund', auf spurien 'spüren' bezogen worden (nhd. spürhund), deckt- lachan 'Laken, der als Decke dient' auf decchen 'decken' (nhd. decklaken)j was dann hengilachan 'Hängelaken, Gardine', wezzi- stein 'Wetzstein', brenn-lsarn 'Brenneisen' u. a. hervorrief; stnt- muot 'Lust zum Streit' bezog man auf strltan 'streiten' usw. Analoges in den andern westgerm. und in den nord. Sprachen. Im Got. ist so vielleicht z. B. naudi-bandi 'Zwangsfessel' {naups

1) Eventuell vazövä^a- zu lesen, zu väi^a- N. 'Besitz, Schatz* (Bavtholomae Altiran. Wtb. 1390).

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§ 58.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 105

'Zwang') als 'Zwingfessel' (naupjan) empfunden und danach tf'«w/>i-«fcatird ^ Worfelschaufel, Wurf schauf er zu -Mjiw/ya» 'worfeln' gebildet worden^ S. Osthoff Verb. i. d. Nominale. 10 ff. Ähn- liches im Hd. bei den Adjektiva auf -bar, -lichj -haftj -sam: z. B. mhd. dancbcere (ahd. danc-bari) war 'gratias (re)feren8' (danc 'Dank') ; auf danken bezogen, erzeugte es die Bildungen wie lachebcere 'zum Lachen geeignet', nhd. trinkbar, anwend- bar usw. S. Osthoff S. 112 ff.

6. Ne^ationspartikel im Yordergrlied.

58. 1) Seit uridg. Zeit war *ne = ai- nd usw. Satz- negation, das aus *ne nach 1 § 547, 3 entstandene *n *nn = ai. a- an- gr. d- dv- lat. in- usw. (l § 431, 2. 432, 2) Wort- negation.

2) Nun ist die Form *ne einzelsprachlich auf zwei Wegen dazu gekommen, auch Wortnegation zu werden:

a) Nach üniverbierung von *ne mit einem einzelnen Satz- bestandteil kam Worteinung in der Weise hinzu, dass die Nega- tion nicht mehr über den Begriff des mit ihm zunächst ver- bundenen Wortes hinaus reichte. Hierfür sind oben § 18 S. 37 schon angeführt lat. ne-fas und ne-cessus. Ebenso ai. na-ciram Adv. 'nicht-lange, kurz' (neben a-cira- 'unlange') auf grund von Sätzen wie na cirq vasati 'nicht verweilt er lange' (vgl. in Verboten ma-ciram). Lat. neuter, nSmo {^ne-hemö) u. a.

b) Die Negation der Partizipia war in uridg. Zeit ent- weder stets oder meist *w-, wie noch im Ai. z. B. prchdmi tvdm dvidvän 'ich, der es nicht weiss, frage dich nun'. In den ausserar. Sprachen verband sich nun, je stärker das Partizip als Aequivalent eines Nebensatzes dem Verbum finitum an- genähert wurde, um so öfter mit ihm *ne, beziehungsweise dessen einzelsprachlicher Ersatz (gr. ou, lat, nön, nhd. nicht usw.), und *n- zog sieh auf den Gebrauch des Partizfps als rein nominales Wort zurück, wie gr. d-[F]^KUJV 'unfreiwillig', lat. in-sci^ns, got. un-witands 'unwissend'. Aber auch in diese Komposita drang *ne ein, und dieses kam durch Vermittlung der Partizipia dann auch zu wirklichen Adjektiva: lat. ne-scius nach ne-sci^tis (zu ne-scio).

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106 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 59.

So versteht man die Formen der Nominalkomposita mit Negationspartikel im Baltisch-Slavischen und im Griechischen :

Im Balt.-81av. ist *w- von *ne ganz verdrängt worden, z. B. 11 1. ne läbas 'ungut, böse*, aksl. ne-ci8t^ 'unrein'; nur in aksl. ne-j^veiTb 'ungläubig', nejqsyth ('unersättlich') 'Pelikan' hat sich n- als j^- behauptet, aber durch Kontamination ist ne- noch vorgeschoben worden (Meillet Etudes 168 f.). Die Ver- drängung des *9- erfolgte wahrscheinlich auf beiden Wegen: an die Partizipia schlössen sich zunächst Verbaladjektiva, wie lit. negälimas 'unmöglich' aksl. negasirm 'unauslöschlich', anderseits lässt sich zugleich z. B. lit. mdn ne-g^r 'mir ist nicht wohl' als Vorstufe ansehen.

Im Griech. war *ne von den Partizipien zu Verbaladjek- tiva und andern Adjektiven gekommen und behauptete sich, als ou für *ne beim echten Partizip wie sonst beim Verbum eindrang, nur in verbalen und rein nominalen Adjektiva, aber bloss bei solchen Formen, die mit d, i, 6 anlauteten, wo das e von *ne mit diesen Anlauten nach § 38 kontrahiert war: vriKeaioq 'unheilbar' (dK^ojLiai), vriTP^TO^ 'unerwecklich' (dfeipuj), vrjvejLioq 'windstill* (äv€^o^), vriXcriq 'unbarmherzig' (fXeo^), viüvujLivoq 'namenlos' (övojLia). Über die analogische Ausdehnung des Anlauts vn- in vr|TTOivo<; usw. s. § 13, 2, b. S. Verf. Ber. d. Sachs. G. d. Wiss. 1901 S. 99 ff.

3) Nur ganz ausnahmsweise ist umgekehrt *w- zum Verbum finitum gekommen. Über ein an ä-TiToq angeschlossenes d-riei und über ai. apacasi 'du miskochst' s. Gr. 4, 529 (Griech. Gramm.^ 529). Im Ai. konnte ein Part, dadurch negiert werden, dass a(w)- einem dazu gehörigen Nomen oder Adverb beigefügt wurde, z. B. a-iäbdq kurvan 'ohne einen Laut von sich zu geben': das Nomen und das Partizipium zusammen waren hier als 6in Begriff gedacht (vgl. a-lavana-bhößn- 'kein Salz essend'). Hieran anschliessend sagte man nun auch z. B. an-adhö ni dadhyat 'man lege nicht unten nieder'.

7. Pormantische Oestaltangr des Schlnssglieds der Deklinabilia. 59. Die Herstellung eines Nominalkompositums bedeutet für seinen Gebrauch im Zusammenhang des Satzes in der Regel

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§ 60.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 107

80 viel wie die Herstellung eines einfachen Nomens. Einfache Nomina, so weit sie Deklinabilia sind, haben Kasnsabwandlung naturgemäss am Ende und nur am Ende. Fliermit waren von vorn herein im Einklang esozentrische Komposita wie gr. dKpö- TToXiq, gleichwie ttöXi^, AiöaKOupoi, gleichwie KoOpoi, und exo- zentrische wie ipi-irou^, gleichwie irouq, äv-nriro^, gleichwie iTTTToq. In andern Fällen aber wurde dieser Flexionseharakter erst hergestellt: 1) Nicht nur das Schlussglied hatte Deklination, sondern auch das Vorderglied, es wurde demnach die Dekli- nation des letzteren beseitigt. Z. B. ai. miträvdrunabhyäm nhd. des grundundbodens 48, 1), ai. insv^d^vänam lat. rösmarlni 48, 2), ai. ikaika-s ahd. selbselbo (§52, 1), ai. miträväruna lat. reciprocus 52, 2), ai. viSvddivas lit. vatkpalaikis 52, 3). In ai. Gö-ayüSl N. 'Gö und ÄyuS' {gö- F. 'Rind', dyuä- N. 'Leben') u. dgl., nhd. das habundgut auf grund von {die) habe und (das) gut u. dgl. ist auch das Genus des Schlussglieds ftlr das Kom- positum massgebend geworden. (Über ai. Kopulativa, bei denen umgekehrt das Genus des Vorderglieds gesiegt hat, s. Wacker- nagel Altind. Gr. 2, 1, 38 f.) 2) Das Kompositum wurde im Schluss (iberhaupt erat deklinabel gemacht: a) Das Vorderglied hatte von Haus aus Deklination, die, welche durch die jeweilige Stellung der ganzen Wortverbindung im Satz bedingt war; diese Deklination wurde auf das Schlussglied verlegt, z. B. lat. cavaediu-m -f, ipse -lus (§51), gr. irpujTÖTroXi^ \hX, pnmucnnius 52, 5). b) Das Kompositum beruhte als Exozentrikum auf einem in keinem seiner Teile deklinabeln Wortkomplex; eret die hypostatische Umwertung zu einem Nomen rief Deklinabilität hervor, z. B. gr. ^Xrcxitojv, dTTiTaioq 33, b).

60. Das Kompositionsgebilde bekommt nun, wo eine End- deklination herzustellen ist, soweit nicht besondere, die Bedeu- tung näher spezialisierende Formantien, wie z. B. das adjek- tivische -(«)io- 61), zu Hilfe genommen werden, die nächst- liegende Endung, d. h. es fügt sich in das Deklinationsschema, mit dem die formale Beschaffenheit des Schlussglieds der Wort- verbindung es sich am nächsten assoziieren lässt. Vgl. fürs allgemeine z. B. ai. a-kicanas 'arm', eigentl. Mer nicht irgend etwas (ki canä) hat*. Dabei ist Folgendes hervorzuheben:

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108 Komposita. Zur Geschiebte der Nominalkompp. § 60.

1) Wenn auch im Schlussglied im allgemeinen konsonan- tisch schliessende Stämme ebenso gut möglich sind, wie diese als Simplicia auftreten, z. B. ai. tri-päd- gr. Tpi-irob- lat. tri-ped- wie ai. päd- usw., so erscheinen sie doch im Kompositum oft in die o-Deklination übergeführt. Ai. ddSa-gva-s gr. ^KaTÖjLi-ßn uridg. *g^U0' -a- und ai. su-gäva-s 'schöne Rinder besitzend', zu ai. gdü'i gav- gr. ßoö^ § 79. Ai. su-JcSmäs 'aus guter Erde bestehend*, gr. v€0-x)L4Öq 'neu, unerhört', ursprünglich 'neu in dem Lande (für das Land) seiend' (vgl. TraXai-xOuüv), zu ai. JcSdm- gr. xöiuv x^M-cti § 79. Ai. hrhäd-divas hrhad-divä-s 'den hohen Himmel inne habend' su-divds 'einen guten Tag habend' su-divd-m 'schöner Tag', gr. €Ö-bi[F]o-<; 'heiter' (vom Wetter), lat. trhduom aus *'di^O'm, zu ai. dyäü-S div-, gr. Zevx; ^\[F]-6<; § 79. 6r. ^eXaT-X^l^ct N. PI. 'schwarze Flecken im Schnee', lat. blmus aus ^hi-himo-s, zu gr. xiiiv lat. hiems § 79. Ai. Satd'dura-s 'hunderttürig', gr. bi-0upo^ 'zweitürig' dvrl- Oupoq 'der Tür gegenüber befindlich', lat. multi-forus^ zu ai. dvär- dur- § 78. Ai. ardha-ndvä-m 'halbes Schiff, gr. EövTi[F]oq Eöveiü^, *Ex^-viio^, zu ai. naü-i gr. vaö^ § 80. Ai. pTd-pada-m 'Vorderteil des Fusses'^) a^dhas-padd-s 'unter den Füssen befindlich', lat. centi-peda milipeda 'Tausendfüssler'*), zu ai. päd' päd' lat. ped- § 78. Ai. pratipä-s SLV.paHipa- 'gegen die Strömung gerichtet' ai. lüpä-s 'tief liegend' und ai. nir-apas 'wasserlos' hahv-apa-s 'wasserreich' sad-äpa-s 'mit gutem Wasser' zu dp- ap- § 8L Ai. urü-nasd-s 'breit- nasig' dru-nasd'S 'klotznasig' zu nas- § 78. bahv-rcd-s 'vers- reich' zu fC' 'Vers'. Gr. xopT-u^^ö-q neben TOPT-^M/ 'wilden Blick habend'. Lat. in-örus zu ös, si-gregus zu grex, Ai. sahnd'S (sa-ahnä-s) ^eintägig* aty-ahnas 'über einen Tag während' zu dhan- Tag', caturüdhna-s 'viereuterig' zu üdhan- 'Euter'; gr. viivujLivoq 'namenlos' zu övojiia 'Namen'. Ai. an-udrä-s gr. äv- ubpoq 'wasserlos' zu gr. öbwp umbr. utur N. 'Wasser'. Ai. visvd-

1) Av. /ra öe^a- 'Vorderfuss* ist unsicher, da nur frabdö-dräjah- N. 'Länge des Vorderfusses* vorkommt und hier fra-hdö- Gen. Sg. sein könnte.

2) Griech. ^KOTÖiLi-Trcboc; *100 Fuss betragend' ai. fdt-pada-8 'sechsschrittig* zu ai. paddm.

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§ 60.] KompoBita. Zur Geschichte der NomiDalkompp. 109

nara-s 'auf alle Männer sich beziehend', gr. iroXu-avbpoq 'mit vielen Männern' zu ai. ndr- gr. dvrip 'Mann'; ai. agni-nitra-s 'den Agni zum Führer habend' zu nitär- 'Führer'; gr. fnuti-cTTd- TTipov 'halber Stater' zu (TTaTrip; Ö-Traxpo^ 'denselben Vater habend'. Ai. sa-rajasa-s 'staubig' zu räjas- 'Staub', su-varcasas neben su-värcas- 'glanzvoll' zu vdrcas- 'Glanz', sarva-v^dasd-s 'wobei die ganze Habe verschenkt wird' zu vidas- 'Habe'; gr. d-b€X<p€Ö^ 'Bruder', ursprünglich 'couterinus', aus *d-b^X(p€[<T]o-<; (§418); lat. tri-laterus zu latus -eris, in-jürus zu jus -ris, üni-colöru8 zu color. Hierher gehören auch die Komposita wie ai. priydrdhama-s zu dhäman-y gr. äv-ai)iO^ zu atjua, lat. sub-llmus zu Urnen mit uridg. 'mo- aus -mno-y s. § 172. Nach der Analogie dieser zu men-Stämmen gehörigen Formen sind später gleichartige Formen zu ^en- und «w-Stämmen gebildet worden: ai. vi-parva- 'gelenklos' neben vi-parvan-y samadhva- 'denselben Weg habend' zu ddhvan- 'Weg', da^a-vrid- 'zehn Stiere besitzend' zu vräan-, dvy-ahd- 'zweitägig' neben -ahn-a- (s. o.), gr. fi-TT€ipo^ 'grenzenlos' neben d-Treipoiv (nach äv-aijLio<; : dv-ai|Liujv u. dgl.). Job. Schmidt Kritik 93 ff., Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 115 ff. Im Ai. wurde die Übertragung von den -m^Ti-Stämmen auf die «n-Stämme dadurch erleichtert, dass in einigen Fällen 'Wurzelnomen' und Erweiterung desselben mittels -en- von alters her gleichwertig neben einander standen. Wenn demgemäss z. B. an-asth-d-s und an-asthän- 'knochenlos' (ersteres zu av. ast-, letzteres zu ai. asthdn-) bestanden, so konnte auch hiernach vi-parva- neben vi-parvan- gestellt werden*).

Dieselbe o-Ei-weiterung weisen die konsonantischen Stämme als Anfangsglieder auf, z. B. ai. sata-dura-s : dura-däbUnds, gr. TToXu-avbpo^ : dvbpo-qpdto^. S. § 45, 1, a S. 89. Es scheint aber, dass sie im ganzen in den Hintergliedern ursprünglicher gewesen ist Hier ist sie aber im letzten Grunde auch nicht erst durch die Komposition hervorgerufen, sondern sie ist aus- gegangen von Fällen, wo schon im Simplex konsonantischer

1) Eine weitere Folge war, dass man zu Komposita mit altem -a- im Hinterglied Formen mit -an- schuf, wie su-jamhhan- für älteres st^-jämbTtas 'mit gutem Gebiss', zu jämöha- 'Gebiss', däkfin&rman' •auf der rechten Seite eine Wunde habend*, zu Irma- 'Wunde'.

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110 EompoBita. Zur Geschichte der NomiDalkompp. 60.

Stamm und o-Stamm nebeneiDander standen. Die o-Flexion hatte im Simplex öfters eine besondere Bedeutsamkeit gegenüber der konsonantischen Flexion. Sie erscheint besonders bei hyposta- sierender Nominalbildung, wie ^dekrpmO'Sf *uper0'8 1 7 S. 34, § 93, e, ß. t)) lind aIs ZngehOrigkeitsbezeichnnng, z. B. ai. himä-s 'Winterkälte' himd-m 'Schnee, Eis' zu av. zyd TVinter', *udr0'8 (ai. udrds gr. libpoq) 'Wassertier' zu gr. öbwp 'Wasser', tamasd-s 'dunkel' zu idmaa- 'Dunkel' 93, b). Da nun so oft Komposita mit substantivischem Schlussglied gebildet wurden, die adjek- tivisch gewendete Bedeutung hatten (adjektivisch im weitesten Sinne genommen), so ist es begreiflich, dass, wenn ein Substan- tivum, das konsonantischer Stamm war, eine o Form mit adjek- tivischer Bedeutung neben sich hatte, diese zur Herstellung eines solchen Kompositums gewählt wurde. So ist also z. B. der zweite Teil von lat. *bi'himo8 bimus mit ai. himd- identisch, da dieses zunächst nur 'Winterliches' war. Von solchen Fällen ist demnach die o-Erweiterung der Komposita ausgegangen. Ihre Ausbreitung aber wurde dadurch gefördert, dass sie öfters eine bequemere Flexion, namentlich mit Rücksicht auf die verschiedenen Genera, ermöglichte.

Hand in Hand mit dem Wechsel zwischen o- Flexion und konsonantischer Flexion bei konsonantisch schliessenden Hinter- gliedern gehen die Überführung von Verbalnomina auf -a, -ö, zur o-Deklination, z. B. ai. prihivi-äfhä- und 'ifhd' 'auf dem Boden stehend', und die Bildung von Hintergliedem wie -i-ö- 'gehend' in gr. nelöq 'Fussgänger'. Hierüber s. § 85, 1.

2) Stämme mit dem fem. Formans -a- bekamen bei Her- stellung von Maskulina und Neutra seit uridg. Zeit o-Flexion, z. B. ai. vigrlva-s 'dem der Hals ab ist* (grlvd)^ gr. ä-TljLio-^ *ohne Ehre' (rl^ri), lat. in-vius (viä)j got. samasaiwaU 'einmütig* {8aiwala)y aksl. 6rhno-glav^ 'schwarzköpfig* {glava). Wo man, wie im Griech., mask. ö-Substantiva hatte, konnte -a- bleiben, daher die substantivischen Beiwörter dK€p<T€KÖ)LHi^ 'Mann mit ungeschorenem Haupt' xpöcTOKÖ^n? 'Mann mit goldigem Haar' (kö^ti), xpxjaoTpiawa Vok. 'Mann mit goldnem Dreizack* (xpi- <xiva) u. a.

Anm. Umgekehrt wurde gr. (^oöoödKxuXoc; 'Wesen mit rosigen

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§ 60.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 111

Fingern' (bdKTuXoO unmoviert auch mit F. (i^iii<;) verbunden (vgl. franz. une femme atäeur, une femme peintre). Vgl. § 34. Im Ai. niusste in diesem Fall der o-Stamm f. Form bekommen, z. B. cittä- garbhä 'wahrnehmbare Leibesfrucht (gdrbha-s) habend'.

3) Bildung von m. und f. Komposita auf grund von Neutra. Neben den ohne Weiteres verständlichen Formen wie ai. suhrt (aus *'hrt8) ^Freund' {hfd- N. 'Herz*) lat. con-cors (cor) sind hervorzuheben als Vertreter alter Typen: ai. dur-vuinäs 'mis- mutig' gr. bu(T-^€VT)q 'übel gesinnt* zu ai. mdnas gr. jli^vo^ usw. und 2l\. prthü pragäma 'weithin die Sehritte nehmend* gr. Itttto- ßdjLWjüv Tferdesehritt habend, wie ein Pferd schreitend' zu *pra- gdma ßnina, ai. saptd-näma 'siebeunamig' zu ndrnay ailrSd 'kopflos* zu Hras ärM-m Gen. hrin-ds, gr. dv aijuaiv 'blutlos* zu al^a.

4) Die Verschiedenheit zwischen der formantischen Ge- staltung eines Nomens als Simplex und als Hinterglied im Kom- positum hing zumteil ab von den ins Gebiet des Ablauts fal- lenden lautlichen Schwächungen, die 1 § 547, 9. 1040 behandelt sind (vgl. K. vergl. Gr. S. 143 f.). So ai. su-gü- 'schöne Rinder habend* apers. Sata gu- ('hundert Rinder habend*), Name eines Landes, neben ai. gaüL Ai.w-6M- 'ausgezeichnet, hervorragend' pra-bhü- 'hervorragend an Macht oder Fülle* neben jüngerem purö-bhü' 'voran seiend, überragend*, subhru- 'mit schönen Augenbrauen* {Mrah subhru) gr. Ku<iv-oq)pu^ 'mit schwarzen Augenbrauen' zu bhrü-S 6<ppöq, gatdrSri- 'auf der Höhe des Glücks stehend' neben jüngerem gatdin- zu «ri-f; dnibkrifa- taviii' 'von nicht erlahmender Kraft* zu taviSl-^ av. Dawrä- maisi' ('fette Schafmütter besitzend*) zu maeii- 'Schafmutter'.

Dazu kommen Abtönungsverschiedenheiten nach 1 § 548, wie eu-Trdiwp -Topa : Trari^p -x^pa, ai. tvät-pitäras : püdras (vgl. zu den ai. Beispielen Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 100 f.).

5) Flexivische Verschiedenheit kann darauf beruhen, dass zur Bildung des Kompositums eine Nominalbildung gewählt worden ist, die bezüglich des Redeteil Charakters von Haus aus verschieden war vom Simplex. Z. B. erscheint neben ai. svadü-S gr. f|bü-^ 'süss, angenehm' ai. prä-svädas- 'sehr angenehm* gr. McXinbri^ 'honigsüss', im Ai. neben mrdü-i 'weich' ürna-mradas-

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112 Komposita. Zur Geschichte der Nomiualkompp. 61.

*wollenweich', im Griech. neben ujku<; 'schneir TTob-uiKTiq 'fuss- schneir, neben ßapu^ 'schwer' oivo-ßapri^ 'weinschwer' usw.: die Komposita waren exozentrisch und enthielten n. Substan- tiva auf -es-.

61. 1) Als Exponent adjektivischer Bedeutung exozen- trischer Komposita kommen in allen Sprachen /-Formantia vor, die in engerem Zusammenhang untereinander stehen. Man kann folgende drei Gruppen ansetzen: a) '{i)%o-\ ai. daSapadya-s 'zehn Padas umfassend', lat. bi-pedius (neben bi-päs) acu-pedius, ags. dn-ßte 'einftissig'; ai. däia-mäsya-s 'zehnmonatlich' av. ^ri- mdhya- 'dreimonatlich*, gr. d)i-)ir|vio^ (neben f^-|uiTivoq) 'in einem Monat verlaufend'; gr. ÖMO-Trärpio^ aisl. sam-fedr (neben öjlio- TTCiTuip apers. hama-pitar) 'den gleichen Vater habend'; ai. ädhi- gartya-s 'auf dem Wagensitz befindlich', api-TcäkSyä-s 'in der Gegend der Achselgrube befindlich' (daneben upa-kaMä-s 'bis zur Achselgrube reichend'), su-hästya-s (neben su-hästas) 'schön- händig', mädhu'hastya-s 'Süssigkeit in der Hand haltend'; arm. aü-azgi (Gen. -azgvoy) Von anderem Volk, Fremder'; gr. utt- oupdvio<; 'unter dem Himmel befindlich', öjLio-Td(TTpio<; 'demselben Mutterleib entstammend'; lat. i-gregius', got. uf -aipeis 'unter einem Eide stehend'; lit. pabulys substantiviert 'Windel' (zu bulis 'Hinterbacke'), b) -i-: ai. dhümd-gandhi-^ 'nach Rauch riechend' (gandhä-s) neben pünya-gandha-s 'schönen Geruch habend, schön riechend', präty-ardhiS 'dem die Hälfte gehört' {drdha-s), av. avi-midri-i 'gegen Mithra sich wendend, Mithra- feind', arm. an-gorc -ic 'untätig* srb azan ic 'von reiner Art, heilig', gr. Äv-aXKi<; 'ohne Kraft (dXKri), schwach', lat. communis zu lit. malnas 'Tausch' aksl. mena 'Wechsel* (vgl. got. ga-mains unter c), in-ermis im-berbis bi-jugis (neben in-ermus im-berbus bi'jugus\ ir. ^-nirt 'kraftlos' (zu nert), s-aidbir 'reich' (zu adbar adbur), ess-amin 'furchtlos' (zu o^nun) neben gall. Ex-omnus. Aus dem Slav. hierher die kompositioneilen Formen auf h (Nom.- Akk. Sg. N.), die teils indeklinabel als Adjektiva, teils als Ad- verbia gebraucht sind, z. B. isphnh 'voll', preprosth 'einfach', vhsesrhdh ('von ganzem Herzen') 'sincere', udobh 'leichtlich', toJcrath ('das Mal') 'soeben'; hierzu stimmen die Adverbia wie ai. nikucyaJcarni 'mit herabhängenden Ohren', zu kdrnas 'Ohr'

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§ 61.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 118

(Wackeraagel Altind. Gr. 2, 1, 106) und gr. d-^iaGi *ohne Lohn\ zu ä-^i<T8o^, so dass es sich am eine nridg. Adverbialkategorie zu handeln scheint. Im Slav. ist dieses -h anch in Simplicia Torhanden, z. B. pravh 'recte, wahrlich', qtrh 'drinnen', vgl. lat. similis sirnüe gegen gr. öjiiaXö^ ^). c) Wechsel zwischen -i- und '{%)%(>•• im Paradigma: gotga-mains D2^L -mainjamma 'gemein' vgl. lat. com-münia (b), lit. {-zaMis -io fin die Ecke laufend, diagonaF) 'schräg, schief, tri-reßis -io 'dreizinkig' und so vielleicht auch aksl. hez-othöh 'vaterlos'. Gen. -othda, bez-umljh 'ohne Sinn, unverständig' (für -umh mit Einführung von | aus dem Gen. usw. in den Nom.). Vgl. § 85, 3. 100, b. 117. 121.

2) Im Lit.-Lett. sind solche Adjektiva oft substantiviert worden: ausser dem genannten pa-hulgs vgl. noch fwagrw' Waffe' (nOgas 'Fingernagel'), afit-cücei PI. 'Gegend über dem Auge', pä- Jcrantis 'Dfergegend' (Leskien Bild. d. Nom. 304 ff.). Das i-For- mans wurde im Lit.-Lett. auf die meisten andern Komposita übertragen, z. B. plaüczkepeniai § 26, b, zmog-edps § 28, ß, präsz-bylis §30, szönkaulis §32.

Bei den dem Typus ai. vrtraJidn- entsprechenden lit.- lett. Komposita scheint die Zwischenstufe einer durchgehenden f- Deklination anzunehmen wegen des den Formen zmog-edps 'Menschenfesser' mesidis 'Fleischfresser' gegenüberstehenden aksl. medvedh ('Honigfresser') 'Bär' (vgl. ai. madhv-dd' 'Süssig- keit essend'). Von derselben Art z. B. noch zemkiflt-i-s 'was den Winter über dauert', vaid-vilki-s 'Ränkestifter', kumeU lup-g-a 'Stutenschinder' (Jacobi Comp. u. Neb. 13ff.). Denselben Flexionswechsel, bei anderer Grundlage der Kompositionsbildung, zeigen z. B. melyn-äkis -io 'Blauauge' und jüd-akys 'Schwarz- auge' (akis) neben pry-szirdls -Sa 'Brustkasten' (azirdis).

3) In zwei Sprachzweigen, im Ar. und im Germ., erscheint femer -go- als Ausdruck der adjektivischen Natur der Zu- sammensetzung, z. B. ai. vi-manyu'ka-a 'frei von Groll' {man- yü'i) neben m-manyu-äy a-karnä-ka-a 'ohne Ohren' {kdrna-a^ aaptd-citi'ka-a 'sieben Citis habend', apers. a-näma-kor 'der Na- menlose', Bez. des höchsten Gottes, ahd. aibun-iarig 'sieben-

1) Anders über die slav. Formen auf -b, aber mich nicht über- zeugend, Meillet l^tudes 266.

Brugmann, Orandriss. II, i. - 8

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114 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkompp. 62—63.

jährig'; fora-tagig 'antelncanus*. Im Ai. ist -ka- hier stets tonlos» entspreehend dem nicht kompositioneilen Adjektivtypns rApa- ka-s 'eine Gestalt {rüpörTn) annehmend'. S. § 380, a. Da diese -2;a- Erweiterung der Komposita im RV. nur erst in zwei Be- legen auftritt (Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 102), ist es sehr fraglich, ob wir es hier, wie bei den i-, (t)|o- Erweiterungen, mit einer uridg. EIrscheinung zu tun haben.

4) Über eine ähnliche Funktion des Formans -^o-, in ai. dn-ap-ta- u. a., s. § 299.

8. Betonung.

62. Die kompositioneile Vereinigung erfolgte bei den esozentrischen Komposita zunächst so, dass die Betonung, die die Glieder als Satzbestandteile hatten, davon nicht berührt wurde, z. B. zeigen ai. gnds^ätii, lat. j4s jürdndum (vgl. gut iu8 igitur iurandum violat) und gr. irpo-ToO, nhd. zu-frieden, lat. n^'sdo dieselbe Accentuierung, die schon vor der Einung bestanden hatte. Vielfach kam aber, wo sie nicht von vorn- herein vorbanden war, Stellung unter einen gemeinsamen Haupt- ton hinzu und verstärkte die Einheitlichkeit des Wortverbands, z. B. hi.müra'Vdrwna aus miträ'i)druna (§26,b), nhd. md. wdiase- ruhe aus wHsse räbe, vgl. § 18 S. 38 und 1 S. 952 f.

In allen Stammkomposita, esozentrischen und exozentri- scben, war seit uridg. Zeit das eine Glied angelehnt, z. B, ai. rajaputrdrs und rdja-putra-s 34). In den seltenen Fällen wie ai. mitrd-vdruna 26, b) hat die Analogie doppeltoniger Kasuskomposita gewirkt.

63. Auf grund derjenigen Sprachen, die ftlr die Ermitt- lung des uridg. Worttons in Betracht kommen, lassen sich fflr das üridg. folgende Bestimmungen im Einzelnen geben:

1) Iterativa 26) mögen, wie im Ai. (^ia-öfca-«), den Ton in der Regel auf dem ersten Glied gehabt haben (vgl. gr. rrdiii* Trav). Vgl. Grundr. 5, 153.

2) Von den Kopulativa 26) hatten die Zahlwörter zwölf usw. den Ton auf dem ersten Glied: ai. dvä-daia gr. 6i(>-&6Ka usw. Das erste Glied wurde hier als eine nähere Bestimmung des zweiten angeschaut, s. 1 § 1043 S.952f.

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§ 63.] Komposita. Zur Geschichte der Nominaikompp. 115

3) Von den verbalen Rektionskomposita hatten diejenigen mit Nomen agentis als Scblussglied 28, ß) den Ton im all- gemeinen aaf diesem Glied: ai. dhanq-jayd'S 'Reichtnm ge- winnend' radhracödd'S 'Gehorsame fördernd', gr. biKacT-rröXo^ 'Rechtspfleger' i|iöxo-Tro|Litrö^ *Seelengeleiter' (zum Tonweehsel zwischen letzter und vorletzter Silbe s. 1 S. 963), ai. vUvorjH* *alles durch Sieg erlangend' vajrabhft- 'den Donnerkeil tra- gend', gr. d)|Lio-ßpi(i^, Gen. -ßpd»T-o^, ^rohes Fleisch verzehrend'. Alt war auch der Ton von ai. vrtra-hdn- 'den V. schlagend' puru-drüh' Viele schädigend' madhv-dd- 'Süssigkeit essend' (vgl. BlsLY.medvedh §61,2), gr. ßou-TrXriE 'Rinderstachel', Kuaimo- TptliE 'Bohnenesser', iLioXußbo-xriE 'Bleigiesser'; über gr. nieuol- <TTuE u.dgl. s. Anm. 1.

4) Verbale Nomina hinter einem Präverbium waren im allgemeinen ebenso enklitisch wie das Verbum finitum. Z. B. ai. üpa-hita-s üpa-hiti-i gr. öirö-OeTO^ uit6-6€<Ti^ wie üpa dadha-H. Hiernach war auch altererbt die Betonung von ir. tüus 'Führer- schaft' aus "^tö-vessusy ahd. frd-tat 'Verbrechen', lit. ät-laikas Überbleibsel', ags. frd cod (got. fra-Jcunps) 'verachtet'. S. § 30, b und 1 S. 963.

An ID. 1. Die gegen dieses Prinzip endbetonten ai. ahhi-drüh- * beleidigend', pra-yüäh- 'vorkämpfend', upa-spfS 'berührend' usw. und gr. diio-pp<()£ 'abgerissen', irapa-irXfiE 'seitwärts geschlagen' usw. sind wohl der Analogie von purtA-drüh- ßou-iTXV|H usw. (3) gefolgt, wie im Griech. auch z. B. irpo-iTo^ir6<; ''Geleiter' der Analogie von itiOxo-iroMiT6<; und umgekehrt die ebenfalls unregelmässig betonten \4i€u<Ji-<JTuE 'Lüge hassend', olv6-<pXu£ 'weintrunken', x^p-viv C4ie Hände waschend') 'Handwaschwasser* u. dgl. der Analogie von irp6a-<puE irpö-<puS 'Flüchtling*, a<)'lvl 'zusammengejocht' usw. Im Griechischen muss dabei zugleich die Quantität des Vokals des Schlussglieds eine Rolle gespielt haben, wie namentlich der Gegensatz KaTdi-ßXcMi 'nieder- schauend' : iTapa-ßXU)\|i 'seitlich schauend, schielend' zeigt (Kretschmer KZ. 81, 356).

5) Exozentrische Komposita hatten im allgemeinen den Ton auf dem ersten Glied. Bei den Imperativischen Komposita wie gr. dpx^-KaKO^ ^Xk€0(-it€itXo^ ^) ai. däti-vära-s und den mit diesen zu verbindenden wie aL ihd-dttchs ni-manyu-i gr. £v-6€0^

1) ToXa-iTCvei^^ ist nach itoXu-ireveri<; u. dgl., xaXa-cpTÖ^ (gleich- wie d-€pt6<, s. 6) nach KaKo-€pTÖ^ €Ck€ptö<; u. dgl. betont.

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116 Romposita. Zur Geschichte der Noniinalkoinpp. ßS^

29) mag dies der Betonang der zu gründe liegeDden Verbin- dungen unmittelbar entsprechen. Dasselbe gilt von den prä- positipnalen Exozentrika wie ai. dnu-vrcUa-s 'nach Anordnung^ {dnu vratdm) handelnd", gr. ^v-imvo^ Hm Traum (dv öiTvqj) er- scheinend'; lit. ap^-nosis 'um die Nase herum {apl nösO be- findlich', da die Betonung von lat. di-nuö russ. ö-kolo u. dgl. altttberkommen zu sein scheint (1 S. 953). Wie aber die gleiche Betonung in ai. sahdsra-pad- 'tausendf ttssig' ant/d-rüpa-s 'andere Gestalt habend' räja-putra-s 'einen König zum Sohn habend', gr. kXutö-ttujXo^ 'herrliche Rose habend' 0Tip6-Tpoq)o^ 'der seine Ernäh- rung (Tp09r|) durch ein wildes Tier hat' TroX^)ui-apxo^ 'die An- führung (dpxn) Krieg habend' (zu den gr. Formen vgl. Hatzi- dakis Ber. d. Berl. Ak. 1900 S.422f.), ags. /yrfer/^^e 'vierfüssig'^ 34) zu beurteilen ist, ist unklar (vgl. Hirt D. idg. Acc. 319)^

Anm. 2. Schwer ist zu bestimmen, welches die uridg*. Be- tonung der Determinativa mit substantivischem Hinterglied war. Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 263 vermutet Anfangsgliedbetonung auf grund erstens der ai. Komposita mit -pati- 'Herr' wie pür-pati-^ 'Herr der Burg*, gand-pati-^ 'Herr der Schaar', iatd-pati-ä 'Herr über hundert', deren Tonsitz durch das dem letztgenannten entsprechende gol. hunda-fadi' 'Herr (Anführer) über hundert' = urgerm. *x^^dd' fadi- (1 S. 697) als uridg. erwiesen wird, ferner der Komposita mit attributiv stehendem *pro wie ai. prd-pad- prd-pada- N. 'Vorfuss' d. i. 'vorderer Teil des Fusses' gr. iTpö-6ojio<; 'Vorhaus', ai. pranapät- 'Urenkel', gr. iTp6-iTainro<; 'Urgross vater', endlich der ai. candrä-mäs- '(glänzender) Mond' pürnd-mäs^ay 'Vollmond' und der gr. Komposita mit -it€6ov 'Boden' öd-iT€6ov otKÖ-ircöov aTpaTÖ-ireöov. Innerhalb de» Ai. sei dann aber Hintergliedton allmählich entstanden, diese Ver- schiebung scheine hauptsächlich auf Nachahmung der Komposita mit Verbale als Hinterglied zu beruhen.

6) *w- 'un-' war in uridg. Zeit wahrscheinlich in beiden Klassen, der der esozentrischen und der der exozentrischen Kom- posita, im allgemeinen haupttonig (der Übergang von *ne- zu *«- muss freilich vordem in unbetonter Stellung geschehen sein). Esozentrisch: ai. d-käita-s gr. Ä-cpGiTO^ 'unvergänglich % ai. d-dtrgha-8 'nicht lang' gr. Ä-Kaxo^ 'nicht schlimm', ai. äku- mära-s 'Nichtknabe, Jüngling' d-vaSa 'Nichtkuh, schlechte Kuh' gr. fi-vä€^ 'Schiffe, die keine Schiffe (mehr) sind, zerstörte Schiffe'. Exozentrisch : ai. d-^abda-s 'lautlos', d-jlvana-s 'ohne

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^ 64.] Komposita. Zur Geschichte der NominHlkompp. 117

Lebensmitter, d-gu- 'ohne 'Kühe', gr. fi-Oeo^ 'gottlos', fi-irai^ TLinderlos*.

Anm. 3. Im Ai. betonten die Exozentrika mit *{»- meistens die Schlusssilbe, ohne Rücksicht auf die ursprüngliche Accentuation •des Endglieds, z. B. an-ar^gd-s 'gliederlos* {äfdga-m)^ an-ästhänä-s 'keinen Standpunkt gewährend' (ästhäna-m), an-afdguri-f 'fingerlos' (ai9güri'f), a-kratü-f 'unmächtig^ (krätu-f), a-tomci«- 'ohne Finsternis (tämas-). Zu a-tamds- stimmt der gr. Typus d-öeif|<; 'furchtlos' (6^o<;), dv-ai6i)(; 'schamlos' (aiöUfO* Es mag also die Schlusssilbenbetonung bei den Exozentrika zumteil schon in uridg. Zeit vorhanden gewesen sein und sich im Ai. weiter ausgebreitet haben. In dieser Sprache erscheint sie auch bei gewissen Esozentrika, ohne dass die Ratio klar ist, namentlich bei verbalem Wurzelnomen als Hinterglied, wie ^-Jiir- 'nicht alternd', und beim Gerundivformans -föya-, wie a-yädhyd-s *Dicht zu bezwingen' {yädhya-s). Vgl. dieselbe Betonung der Schluss- silbe im Ai. bei den Determinatlva, wie adhara-hanü-^ 'unterer Kinn- backen* {hdnu-$), ajüätayakfmd-s 'nuhek&nnte Krankheit' (ydkfina'8\ d^a-s&nd 'Götterschar' (sind), indra-dhanüf- 'Indra's Bogen' (dhdnuf-).

Verschiedene andere Abweichungen im Ai. s. bei Knauer KZ. ^, 1 ff., besonders S. 61, Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 80. 215 ff. 289. 261. 293 ff.: z. B. a-mfta-s = av. a-maia- 'unsterblich' (1 § 469, 3), wahr- ficheinlich mit Beibehaltung des Accents des Simplex mfta-m 'Tod' {Osthoff BB. 24, 194).

Gr. d-€pT<i<; nach €0-€pT<i<; usw. (S. 115 Fussn. 1).

Nomiualkomposita als Personennamen^). 64. Eine grosse Rolle spielten die Nominalkomposita seit uridg. Zeit als Personennamen. Es wurden zweistämmige Kom- posita gewählt, durch die irgend eine Eigenschaft des zu Be- nennenden, eine günstige Beziehung desselben zur Gottheit n. dgl. ausgedrückt wurde, und man kam so zu einem Aus- schuss von Wörtern, die man zur Prägung von kompositionellen Namen besonders gerne verwendete (sogen. Namenwörter). Diese Namengebung war noch in historischer Zeit mehr oder minder lange in Übung bei Ariern, Thrakern, Griechen, Kelten, Ger- mauen, Balten, Slayen.

1) S. besonders A. Fick Die griech. Personennamen nach ihrer Bildung erklärt, mit den Namensystemen verwandter Sprachen ver- glichen und systematisch geordnet, Gott. 1874 (die 2. Aufl. dieses Buches (1894) von Bechtel und Fick befasst sich nur mit dem Griech.).

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118 Komposita. Zur Geschichte der Nominalkorapp. 64.

Beispiele: ki. Svrsrdvas- av. Hu-sravah- (meist Hao-sra- vdh-) gr. Eu-kXtj^, ai. Upa-diSas gr. Titö-öiko^, ai. Pari-Sruta-s gr. TTepi-KXuTO^, kymr. Cat-mor abd. Hadu-mär. Ai. Ahami- tra-s apers. 'Acnra imirpTi^, ai. Kriaha-s av. Kdr^sOspory gr. "Ittit- apxo^ "'Apx-iTTTTO^, ir. Each-cenn gall. Epo-sognatus. Ai. Ärt^^rf- kaJcia-s D^va-Sruta-s, gr. KXuto-<tG^vii^ 0€Ö-kXuto^, kymr. Clot-ri {*ClutO'rlx)y ahd. Hlod-hari. Ai. Bhaga-datta-s apers. Baga- buxsa-, serb. Bogo-boj. Ai. Su-Tciatra-s, gall. Su-carios, Ai. Upari'Cara-s, gr. Tir^p-ßoXo^, gall. Ver-cobius. Ai. ^-Ärröra-«, gr. "A-biiTiTo^j ahd. Un-forht, Vgl. noch tbrak. ^f^Zt«-2«ww« i>m- 2ent«« A€6-ßi2Io^, got. Austro-valdus, lit. Vaisz-nors Nor-butas But'VilaSy serb. FwÄro-wir Ljubomir.

Man nahm in den Kindesnamen gerne eines der Kompo- sitionsglieder hertlber, das im Namen des Vaters oder der Mntter oder sonstiger naber Verwandten enthalten war, z. B. av. Vaidhu-data- Sohn des X^a-data-y gr. Alvo-KpdTTi^ S. de» Alvo-KXfi^, Eu-KpdTTi^ S. des Eupu-Kpäni^, 'Avbpö-vlKO^ S. des NlKO-KXfj^, ahd. WaU-bert S. des Wald-ram, Wald-bert und Wolf-bert Söhne des Hram-bert, Wine-gatidus S. der Wine- burgis. Geschwistern gab man Namen, die ein Element gemein- sam hatten : z. B. die Namen der sieben Söhne des ostiranisehen Fürsten VUtospa- begannen mit Ätdr^-, ans dem Germ, sind eben Wald-bert und Wolf-bert als Brüder genannt worden. So kamen oft Kompositionsglieder zusammen, die nicht einen klaren Sinn ergaben, wie ihn die ältesten Muster und wie ihn die Appellativa hatten, sondern nur unklare Anklänge an bekannte sinnvolle Namen enthielten, z. B. gr. Aö<T(-KpiT0^, Töb-imro^, abd. Wolf'dag, Fridu-gundisy ai. Jala-vlrya-Sj Dharma-sika-s.

Diese zweistämmigen Namen, die sogen. Vollnamen, wurden bei allen Völkern oft unter dem § 19 besprochenen An- trieb gekürzt, wodurch die sogen. Kurznamen (Kosenamen) entstanden, z. B. ai. Bhlmas = Bhlma-s^na-Sy Bhdma = Satya- bhamäy av. Spiti- = *Spity-aspa'j Faemtah- vermutlich = Us- paiiata-, gr. TnXu^ = TiiXu-KpdTTi^, At|LiuJv = Eö-ai|Liu)v, gall. Tou- ttis = ToutO'bocio u. a., ahd. Wolfo = Wolf -br and u. a., Jörn. c.bA Vulfu8=Hun'ulfu8f prexxQQ. Bute = Buti-labes n.h.y serb. Vuk = VuJco-voj u. a. Kürzungen, bei denen nicht die Kom-

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§ 64.] Komposita. Zur Geschichte der Nominalkoinpp. 119

poBitionsfuge für den Abschnitt massgebend war (s. § 19 8.43)^ geschahen am häufigsten in der Art, dass man hinter der Fuge einschnitt. Viele Beispiele dafür im Griech., Genn., Slav., wie KdXXiTO<j KaXXiTUJv = KaXXi-Tl)uio^, TTdpiuii^ = TTap-|Li^vu)V, Eupu- (T0€Ü^ = Eupu-0edvTi^, Eöxpi^ = Eö-xpTi<yTO^j ahd. Adaibo =Adel' bero Adel^boldus, Sibo = Sibold Sigi-bald, Ratpo = Rat-poto, agerm. Segestes = *Sege8-thancus^ russ. Boris = Borislav, Ra- um =Rati mir; so (nach Justi Iran.Namenb. 309) auch av./Spi- täma- (iTTiTaiLiä^) = Z^TlTa-^dv1^<^ u. a. (vgl. Fick BB. 24, 309, Hü- sing KZ. 36, 567). Die Kurznamen treten teils unerweitert auf, z. B. ai. Bhima-gy gr. AKilwjüv, teils haben sie wieder besondere stammbildende Formantien angenommen. Diese gehören meist dem Gebiet der deminutiven Formantien an, wie die h und die ^-Erweiterungen in ai. Bhanula-s gr. epaöiiXo^ ir. Tuathal got. Wulfila prenss. Butil serb. Vukel, ai. Devaka-s gall. Z)/??ic(> ai. Sunäka-8 gr. Küva£.

Zuweilen sind Voll- und Kurznamen für dieselbe Person überliefert: z. B. ZeuEiTTTroij und Z^vliq für den berühmten Maler; Darius II Nothos {Daraj/a^-vahu-i) hiess als Prinz auch ^Qxo^ d. i. * Vahuka- oder Vahuxa-,

Über die bereits nridg. Konsonantengemination der Kurz- und Kosenamen, wie gr. OiXXio^, s. § 20.

Anm. 1. Bei den Armeniern und den Italikern war im Beginn der Überlieferung die von ihnen aus uridg. Zeit ererbte Namen- gebung nur noch in dürftigen Resten vorhanden. S. Hübschmann Die aitarmen. Personennamen, Festgruss an Roth S. 99 ff., Zimmer- mann Zur Entstehung bezw. Entwickelnng der altröm. Personen- namen, Gymn.-Progr. Breslau 1901—2, Schulze Zur Gesch. lat. Eigenn., Berl. 1904.

Anm. 2. Die hier kurz geschilderte uridg. Namengebung war bei den Völkern, bei denen wir sie finden, nicht in dem Sinne etwas Obligatorisches, dass alle und jede bleibende Personenbenennung notwendig auf diesen Vorrat der altererbten Namenwörter angewiesen gewesen wäre. Wohl überall wurden haftende Namen nebenher auch auf anderer Grundlage geschaffen, indem einer Person ent- weder gleich nach der Geburt ein sie individuell irgendwie charak- terisierender, z. B. eine körperliche Besonderheit hervorhebender Name beigelegt wurde, der blieb, oder später ein Spitzname oder sonstiger Beiname gegeben wurde, der den vorher nach dem alten Schema beigelegten Namen verdrängte. Solche Namen waren natur-

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120 Nominalstämme. Vorbemerkungen. 65.

gemäss grossenteils von Haus aus einstämmig. Z. B. gr. Kcqx&Xtuv wie lat. CapUo, 'Pivujv wie lat. Näso; ai. Ukfan- av. Uxian- (ai. vk- fdfi' av. uxäan- 'Stier*) gr. TaOpoc TaupiaKo^ (xaOpo^ 'Stier") Bot<yKO<; Bot6(ujv (ßoO<; 'Rind") wie arm. Eenik (ezn 'männliches Rind"), ai. VarO- hd'8 av. Varäza- (varähä-s varöza- 'Eber*) gr. Kdirpo^ (Kdirpo? 'Eber*) gr. Xolpoi; (xotpo? 'Ferkel') wie arm. Xo6korik (xodkor 'Ferkel'), gr. A^ujv (X^ujv 'Löwe*) wie arm, ÄHuc (ariuc 'Löwe'), ai. Kfkana-s (kxkana-s eine Art Rebhuhn) av. Kahrkana- (kahrka- 'Hahn") gr. TTep- ^(kkö^ Makedone (irdp6iH 'Rebhuhn*) wie arm. Havtik (hav 'Hahn, Henne*), gr. MOp^iiE (inOpiLiiiE 'Ameise*) wie arm. Mrjmnik {mrjimn 'Ameise*); gr. 'Aaxfip (*Stern'), *EaiT€po<; ('Abendstem*) wie arm. AstUk (asti 'Stern'), Aruseak {aruseak 'Morgenstern*); Namen, die eine Farbe bezeichnen, aus Beinamen erwachsen (vgl. TTOppo^ = NcotrröXc^o«; ö iTuppöO, z. B. ai Syäma-s Syämaka-s (Syämd-s 'schwarz* Syämaka-s 'dunkel*), gr. M^Xä^ McXdvric; (M^Xä<; 'schwarz") wie arm. Sevuk (sevuk 'dunkel*); an Lallnamen für Vater, Mutter und andre Verwandte anknüpfend gr. TaTÖ<; 'AttÖ^ got. Tata Ättila wie lat. Tatiits, ahd. Mammo wie lat. Mammtts u. a. Die einstämmigen Namen dieser Gattungen zeigen teilweise dieselben erweiternden Formantien wie die uridg. Kurznamen. Sie haben wohl zumteil diese Formantien erst von diesen überkommen. Und es hat auch Anlehnung in um- gekehrter Richtung stattgefunden: so stammt das -u)v- der Kurz- namen wie 'Avöpiüv ('Avöpo-^^vii(;), KX^wv (KXeo-n^vriO von K€<pdXujv, 'Pfviuv, 0ÖE1ÜV, Irpdßiüv usw. Die Konsonantengemination in Formen wie böot. KeqpdXXcK (z^ KcqpdXiwv) und wie TTCtöiuv (neben TT(0ujv, zu ir(eriKo<; 'Affe*) stammt teils aus den Kurznamen teils aus den Ver- wandtschaftsnamen wie *ATTa<; 20).

Nominalstämme^).

I. Vorbemerkungen.

65. Die einfachen Nominalstämme (Simplicia), die für die

vom Boden der einzelnen idg. Sprachen aus nächsterreichbare

Zeit der idg. Urgemeinschaft zu erschliessen sind, erscheinen,

untereinander verglichen, teils als eingliedrige Gebilde, d. h.

1) Ausser auf Bopp's Vergleich. Gramm. 3, Schleicher *s Compend. und die einzelsprachlichen Grammatiken, besonders die von Whitney (Ind. Gr.), Thumb (Hdb. d. Skr.), Spiegel Abaktr. Gr. und Apers. Keilinschr.), Jackson (Av. Gramm.), Bartholomae (im Gr. d. Iran. Ph.), Meillet (Gramm, de Tarm.), Leo Meyer (Vergl. Gramm, der gr. und lat. Spr. 2), Henry (Pröcis^), Kühner (Ausf. Gramm, d. gr. Spr. 1* und Ausf. Gramm, d. lat. Spr. 1^), Pezzi (La lingua greca antica), G. Meyer (Griech. Gramm.'), Brugmann

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$ 65.] Nominalstämme. Vorbemerkungen. 121

als solche; an denen kein stammformantisehes Element zu beob- achten ist, z. B. *pld- 'Fnss'y teils als Gebilde mit einem oder mehreren fonnantischen Elementen, z. B. ^dhü-nuh 'Wallung, Rauch', ^kleu-mn-tO' 'Ruf, Berühmtheit*. Die erste Klasse be-

(Griech. Gramm«), Hirt (Gr. L. u. FL), Stolz (Hist. Gramm, l und Lat. Gramm. *), L i n d s a y - N o h 1 (D. lat. Spr.), Sommer (Lat. L. u. FL), V.Planta (Osk.-umbr. Gramm.), Bück (Gramm.), Zeuss-Ebel (Gr. Oelt.), Grimm (D. Gr. 2. 3), den Verfassern der altgerm. Gramma- tiken im Gr. d. german. Ph. 1', Wilmanns (D. Gr. 2^, Streitberg (Urgerm. Gramm.), Dieter (Laut- u. Formen!.), Schleicher (Lit. Gr.), Kurschat (Gr. d. litt. Spr.), Wiedemann (Handb.), Miklo sich (Vergl. Gr. 2), ist hier auf folgende Arbeiten zu verweisen:

G. Meyer Zur Geschichte der idg. Stammbildung u. Decli- nation, Leipz. 1875. Brugmann Zur Geschichte der Nominalsuffixe •OS-, 'JOS' und -vas-, KZ. 24, 1 ff . Weih rieh De gradibus compara- tionis linguarum Sanscr. Graec. Lat. Goth., Giss. 1869. Collitz Die Flexion der Nomina mit dreifacher Stammabstufung im Ai. u. im Gr., BB. 10, 1 f f . J. Schmidt Die Pluralbild. d. idg. Neutra, 1889. Torp Vokal- og konsonantstammer, Akadem. afhandl. til S. Bugge (Christ. 1889) S. 81ff. Bezzenberger Über das lange i einiger Ableitungselemente, f^pa? 153 ff. G. Meyer Beitr. zur Stammbildungsl. des Griech. u. Lat.. Curtius* Stud. 5, 1 ff. 333 ff. Ebel Starke u. schwache Formen griech. u. lat. Nomina, KZ. 1, 289 ff. Leo Meyer Die einsilbigen Nomina im Griech. u. Lat., KZ. 5, 366 ff. E. Förstemann De comparativis et superlativis L Graecae et La- tinae, Nordh. 1844. Gönnet Degr6s de signification en grec et en latin, Par. 1876. L. Schwabe De deminutivis Graec. et Lat., Giss. 1859. Leskien Die Declin. im Slav.-Lit. u. Germ., Leipz. 1876. Lindner Altind. Nominalbildung, Jena 1878. Bartholomae Zur ar. Flexion der Stämme auf r, -n, -m, -j, -v, Ar. Forsch. 1, 25 ff. G. C u r t i u s De nominum Graecorum f ormatione, BeroL 1842. L o b e c k Paralipomena gramm. Graecae, 2 Bde., Lips. 1837, Pathologiae ser- monis Graeci prolegomena, Lips. 1843. Stolz Beitr. zur Declin. der griech. Nomina, Innsbr. 1880. Torp Den gr»ske Nominalflexion sammenlignende fremstillet i sine Hovedtraek, Christ. 1890. Kretsch- mar Bildung der Comparationsformen der griech. Sprache, Bromb. 1842. Göttling De gradibus comparationis Gr. linguae, Jen. 1852. La Roche Die Comparation in der gr. Spr., Linz 1884. Janson De Graeci sermonis nominum deminutione et amplificatione, Leipz. 1869. Düntzer Die Lehre von der lat. Wortb. u. Composition, Köln 1836. Neue-Wagener FormenL der lat. Spr., 3 Bde., BerL 1892 1902. Oleott Studies in the Word Formation of the Lat Inscr., Kom 1898. G. Müller De linguae Lat. deminutivis, Lips. 1865.

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122 Nominalstämme. Vorbemerkungen. 6<^1.

zeichnet man als Warzelnomina. Dass für dieBe Nomina diese Benennung nur vom Standpunkt dieser spät-nridg. Zeit aus- statthaft ist, folgt aus dem, was § 4 tlber den Begriff Wurzel gesagt ist. In einer vorausliegenden Zeit mögen sie teilweise oder alle formantische Elemente gehabt haben, wie man in der Tat mehrere von ihnen mit einiger Wahrscheinlichkeit als ur- sprüngliche zweisilbige Stämme auf -e : -o oder -a u. dgl. be- trachtet (1 §544 Anm. 1). Vgl. Hirt Ablaut 196 ff. Gebilde mit dem Aussehen eines Wurzelnomens sind auch noch in einzel- sprachlicher Zeit vielfach dadurch entstanden, dass forman- tische Wortelemente als solche sich verdunkelten oder verloren gingen, z. B. gr. irai^ iraibö^ aus iraFib- 364), lat. aes aeris aus *aieS', rüs rüris aus *roy,es 398), nhd. tag, wolf, ohr^ Man pflegt aber in der vergleichenden Grammatik diese nicht als Wurzelnomina zu bezeichnen, weil man eben jenen spät- uridg. Stand zum Massstab der Benennung nimmt.

66. Der Ursprung der aus uridg. Zeit überkommenen^ stammbildenden Formantien ist nur in soweit klar, als noch

Kessler Die lat. Deminutiva, Uildburgh. 1869. Ry hin er De demin. Plautinis Tereiitianitque, Basel 1894. Corssen Über die Steigerungs- u. Vergleichungsendungen im Lat. u. in den ital. Dial., KZ. 3, 241 ff. Sommer Die Komparationssuffixe im Lat., IF. 11, l ff . 205 ff. Stokes Bemerk, über die ir. Declinationen, Kuhn-Schleicher's Beitr. 1, 333 ff. 448 ff., Celtic Declension, Transaet. of the Philol. Soc. 1885- und BB. 11, 64 ff. Th. Jacobi Unt. über die Bildung der Nomina in den germ. Sprachen, Bresl. 1847. Kluge Nominale StanmibildungsL der altgerm. Dialekte ^ Halle 1899, Deutsche Suffixstudien, Festschr. f. K. Weinhold (Strassb. 1896) S. 21 ff Burghauser German. Nomi- nalflexion, Wien 1888. v. Bah der Die Verbalabstracta in den germ. Spr., Halle 1880. Sütterlin Gesch. der uomina agentis im Germ.,- Strassb. 1887. Karsten Studier öfver de nord. spr&k. prim. nomi- nalbild., Helsingf. 1895—1902. Polzin Studien zur Geschichte de» Deminutivums im Deutschen, Strassb. 1901. Leskien Spuren der stammabstuf. Declin. im Slav, u. Lit., Arch. f. slav. Ph. 3, 108 ff.. Die Bildung der Nomina im Lit., Leipz. 1891. Pauli Preuss. Form- lehre, Kuhn-Schleicher's Beitr. 7, 155 ff. Meillet Formation des noms, in : Etudes sur r^tymologie et le vocab. du vieux-slave, S. 195 ff. Beli<S Zur Entwicklungsgeschichte der slav. Deminutiv- und Amplifikativ- Suffixe, Leipz. 1901 (Arch. f. slav. Ph. 23, 134 ff.).

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§ 66. J NomiDalstämme. VorhemerkuDgen. 128

erkennbar ist, dass die meisten von den nicht lautgesetzlicben Vorgängen, die sieh in den einzelnen idg. Sprachen inbezug aof die stammformantischen Bestandteile der Wörter abgespielt haben, in gleicher Art ond Weise auch schon in nridg. Zeit vorgekommen sind. Die wichtigsten von diesen Vorgängen sind die folgenden.

1) Nomina mit stammbildendem Endformans gibt man ein weiteres Formans dieser Art, um einer neuen Vorstellung Ausdruck zu geben, z. B. nhd. väter-lich, sommer-lichy einheit' lieh zu vater usw., um eine adjektivische Beziehung auszu- drücken. Ebenso z. B. urid. *pdtr'iio-8 'patrius' als Adjektiv zu *pdter- 'pater'.

2) Durch Anlehnung eines stammformantischen Nomens an andere Nomina desselben Redeteileharakters, die ein anderes, aber bedeutungsverwandtes Stammformans haben, kommt ein Endformans zu dem schon vorhandenen hinzu; Bedeutung und Redeteilcharakter bleiben dabei im wesentlichen unverändert. Z. B. mhd. vridesam-lich 'friedlich', kostbcBV-lich 'kostbar', 6r- boer-Iich 'der Ehre gemäss' zu vridesam usw. nach fndelich^ kostelichj irlich, schimpßich usw. ; mhd. nhd. rüter aus ahd ritta 'Reiter' {*ridjo) durch Übergang in die Klasse der Nomina agentis auf -er; lat. aSneuSy pöpulneus zu ainuSf pöpulnus nach aereus, pöptdeus, aureus usw. 122)*); ai. puruiatvd-ta- 'Menschheit, Menschenweise' zu purufdtva- nach puruMta-, devdta- usw. Ebenso scheint z. B. uridg. -tatii)-, z. B. ai. sar- vätatii)', auf Kontamination von -td- mit -t{iy zu beruhen (§340 f.).

3) Nachdem ein formantischer Stamm mittels eines andern stammhaften Formans erweitert ist, kntlpft sich an diesen Formans- komplex eine einheitliche Bedeutung, und die so entstandene formantische Einheit wird zu Neubildungen benutzt, z. B. franz. fin-able (finir) usw. nach aimchble raisonna-ble u. a., gr. Xük- aiva 'Wölfin' (Xüko^) usw. nach \iaiva 'Löwin' = *X€Fav-ia (X^ujv)u.a. So uridg. *ttp-ipmo-^summus'ai.ttpawd-Ä(*upo,ai.ttjpa)

1) Über die scheinbar gleichartige Formation gr. KcpaucoO^ neben Ktpä\i€(\)o<; und K€pa)ioOq s. Zacher De nomin. in -atoc; 46 ff.^ Ktthner-Blass Ausf. griech. Gramm. ^ 1, 1, 408.

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124 Nominalstämme. Vorbemerkungen. 67.

nach *de&riim'0- ai. dei^amd-s (*dcfep, ai. ddia), *8eptfpm'0- ai. saptamä-s {*8ept7py ai. saptd). S. § 13, 3, c S. 23 f.

4) Eigenartige Formanskomplexe entstehen durch Um- gestaltung eines indeklinablen Satzglieds zu einem deklinablen Nomen, z. B. nhd. dial. einwärtse Stellung {der füsse) von ein- toärts, lit. dangujejis "himmlisch' vom Lok. dangujL Ebenso nridg. Adj. *uper0'8 (ai. üpara-s), *entero-8 (ai. dntara-s) von •den Adverbia ^uper, *enter, adjektivbildendes -ino- von Ad- verbia auf -i, wie gr. irepumvö^ ^luGivö^ von Tr^pum hom. i^diöi. S. § 1 7, 1 S. 34. Zur weiteren Übertragung des so entstandenen Stammausgangs -ino- (z. B. b€iX-iv6^) vgl. nhd. hie-sig, da-sig (Äfe, da) nach desfalh-igy einwärts-ig (ftlr eintoärtig).

Einiges Andere, was hierher gehört, wird in dem Ab- schnitt über die Bedeutung der Nominalformantien § 461 ff. 2ur Sprache kommen.

67. Das dem Stammformans vorausgehende Wortstück ich nenne es, um Weitläufigkeiten im Ausdruck zu entgehen, das Vorstück ist entweder eine sogen. Wurzel, z. B. gr. ÖTTVo-^ 'Schlaf, bu)-TU)p 'Geber', oder ein charakterisierter ver- baler Stamm, z.B. sd.bödhayi-tdr- 'Erwecker' (3.Sg. bödhdyati), got pahains 'das Schweigen' aus *paheii-ni-z (S.Sg.pahai-p), oder ein charakterisierter nominaler Stamm, z. B. gr. Trarp-io-^ 'patrius' (Traxi^p), oder eine Kasus-, bzw. eine Adverbialform, z. B. gr. dapi-v6-^ 'vernus' (fapi Lok. Sg.), ai. pura-nd-s 'vor- malig' {purd Adv.). Nach dem Vorgwig der Inder scheidet man nun zwischen primären und sekundären Formantien: jene werden zu Ableitungen aus Wurzeln oder Verbalstämmen, diese 2U Ableitungen aus nominalen Gebilden benutzt. Somit fun- gierten -wo-, 'tor-y -ni- in öttvo^, buüTiüp hhödhayitdr-y pahains als Primär-, -iio-, -no- in irdipio^, dapivö^ purand-s als Sekundär- formans.

Für unsere entwicklungsgeschichtliche Darstellung kann aber dieser Unterschied nur in beschränktem Masse ein brauch- bares Einteilungsprinzip abgeben. Denn erstlich ist von vielen uridg. Formantien, die sich in beiden Funktionen finden, unklar, welches ihr ältester Gebrauch gewesen ist. Sodann sehen wir nicht selten ein Formans seine Funktion wechseln, z. B. ist das

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§ 68.] Nominalstämme. Vorbemerkungen. 12&

Koniparativische -ies- aus einem primären Formans ein sekun- däres geworden 427). Besonders aber ist zu betonen, dass^ man nicht wissen kann, in wie vielen Fällen, wo man ein Formans primär nennt, weil es unmittelbar hinter der Wurzel- silbe oder hinter einer zweisilbigen Basis erscheint, der zu gründe liegende Wortteil nominal vorgestellt war. Wenn z.B. sä.dru-md'S 'Baum' gr. bpu ^d PL 'Gehölzf bpü-|Li6^ 'Waldung' (dazu vielleicht ags. trum 'fest, stark', älter ♦'baumstark') auf *drü' ai. dru- gr. bpu- 'Holz' gr. bpO^ 'Eiche', ai. dyn-md-s 'leuchtend* auf dyu' div' 'Helle, Tag', av. xm-ma- 'grausig' auf xtü- 'blutiges^ Fleisch, Graus', gr. ßdcTi-imo-^ 'gangbar' auf ßdci-^ 'Gang' be- zogen werden muss, so darf man sekundäres -mo- auch sehen: z. B. in ai. yudhmd-s 'Kämpfer; Schlacht* gr. ü<T|Liivr| 'Schlacht*^ (Umbildung eines *uG|lio): ai. yüdh- 'Kampf; ai. djma-s gr.ÖTMO^ 'Bahn' : ai. dj- 'das Treiben' (Inf.); ai. hhlmds 'furchtbar' (vgl. lit. hdime 'Furcht') : ai. hhi- 'Furcht'; ai. ruTcmds 'glänzend, Gold' : rüc- 'Glanz'; idkmd-s 'Brennholz' : idh- 'das Anzünden*^ (Inf.); hhäma-s 'Schein, Licht' :feAd- 'Schein'; yäma-s 'Gang': yd' 'das Gehen' (Inf.); gr. <pXoT|üiö^ 'Brand' : <pXö£ 'Flamme'; mrf\xf\ 'Faust, Faustkampf' : ttut- 'Faust'. Wenn dieses -wo- alsa zunächst Sekundärformans war und darauf (schon seit uridg. Zeit) derartige mo-Nomina auch von Verba aus gebildet wurden^ etwa ai. stöma-s 'Lob* zu stdva-te usw., so wäre dies derselbe Vorgang, wie wenn im Hochd. z. B. dank-har 'gratias (re)ferenö*^ auf danken bezogen, die Bildungen trinkbar, anwendbar usw. hervorrief 57, 3), oder im Lat. -ivos in ßstlvos usw., das zu ai. ^t?a-« 'Gang, Weise* gehört, in cadivos, seclvos u.a. zum Primär- formans geworden ist (IF. 17,373). In derselben Weise könne» noch manche andere Formantien, die als Primärformantien gelten, in Wahrheit Erweiterungen von Wurzelnomina gewesen sein, s. MeilletM^m. 1 1 , 297 ff. und unten unter den einzelnen Formantien.

68. Im Folgenden sind die Nominalstämme nach dem dop- pelten Gesichtspunkt der Form und der Bedeutung zu behandeln.

Betrachtet man sie der Form nach, so ergibt sich die Einteilung von folgenden Gesichtspunkten aus. Hat das Nomen ein stammbildendes Formans oder nicht? Gegensatz von for- mantischen Nomina und sog. Wurzelnomina: z. B. ai. bhimä-

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126 Reduplizierte Nomina. 69.

^rchtbar' und bht* Tnrcht*. Hat das Nomen Reduplikation oder nieht? Gegensatz z. B. von ai. jar-jara- 'hinfällig; morsch' und jära- 'Aufreibung*. Wie weit ist der Accent als Mittel der Sinnesanterscheidung beteiligt? Gegensatz z.B. von ^X.TcrinA- 'schwarz' und IcHna- 'schwarze Antilope*. Wie weit ebenso der Ablaut? Gegensatz z.B. von ai. d^vd- 'Gott' und daivd- 'göttlich'.

Anderseits fragt man: welches war von nridg. Zeit an die Geschichte der nominalen Begriffe, die durch die Nominal- stämme ihren Ausdruck hatten?

Unsere Darstellung beginnt mit dem Formalen, berück- sichtigt dabei aber oft auch schon das Semantische, teils um die formalen Einzelheiten übersichtlich gruppieren zu können, teils um die Betrachtung des Formantischen und die des Inhalt- lichen nicht mehr voneinander zu trennen, als das Interesse der Übersichtlichkeit gebieterisch verlangt.

n. Bildung der Nominalstämme (Formgruppen). 1. Bednplizierte Nomina i).

69. Von der Reduplikation im allgemeinen ist § 21, von den auf Doppelung beruhenden Iterativkomposita § 25 gehandelt.

Die Produktivität der Reduplikationsbildungen war beim Nomen eine geringere als beim Verbum, wo sie in den Dienst der Tempusbildung gestellt war. Viele reduplizierte Nomina hielten sich nur dadurch, dass sie an gleichartig reduplizierten Verbalformen eine Stütze hatten, und viele wurden erst im An- schluss an reduplizierte Verbalformen geschaffen.

Wir teilen ein teils nach der lautlichen Konstitution der 'Wurzel', teils nach der besonderen Beschaffenheit der Redu- plikationssilbe. Zu den verschiedenen Reduplikationstypen ver- gleiche man die beim Verbum vorfindlichen Rednplikationsarten 2 IS. 845 ff.

Anm. Die a. a. 0. § 474 als IV. Typus belegte Reduplikations-

1) Ausser der S. 46 Fussn. 1 verzeichneten Literatur b.: £. W. Hopkins Vedic Reduplication of Nouns and Adjectives, A. J. of Ph. 14, Iff., K. Brugmann Griech. Gramm.« 176, F.Stolz ffist. Gr. 1, 439 ff.

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4 70—71.] Beduplizierte Nomina. 127

^eise (ai. arpipa-t) scheint beim Nomen nicht vorsukommen. Ai. lö- päpaka-s (F. löpäpikä) neben löpäka-s^ eine Art Schakal, dürfte aus *löpäkaka-8 (zu § 878) entstanden sein.

70. Typus xri-Gii. Gr. xrieTi 'Grossmutter' ttiOk 'Tante', lit. dedi 'Oheim' aksl. did^ 'Grossvater'. Gr. |Lld|Ll^a |Lid|iiiii alb. mame lat. mamma ir. coru. mam 'Mutter', ahd. muoma 'Mutter- Schwester', lit momä bulg. mama 'Mutter'. Ai. tatä-s tata-s jgt. laia liiia alb. täte lat. tata com. tat lit. t^tis russ. poln. iaia 'Vater, Väterchen', lit. tetä aksl. teta 'Tante'. Ai. nanä npers. nana 'Mutter', gr. v^vva vdvvri 'Tante' v^vvo^ vdwo^ ^Onkel', alb. naiu 'Mutter, Amme', lat. nonna nonnus, kymr. nain 'Grossmutter', serb. nana nena 'Mutter' sorb. nan 'Vater'. •Gr. TTdinra 'Papa' rrdinro^ 'Grossvater', lat. papa. Über die £onsonantengemination in ^&^\ia usw. s. § 20, über die Ver- ibreitung solcher 'Lallnamen' Kretschmer Einl. 334 ff. 353 ff.

71. Typus ßdp-ßapo^. Ai. balbala-Jcarö-ti 'er spricht stammelnd aus', gr. ßdpßapo^ 'unverständlich sprechend', lat. ialbulus\ mit gebrochener Reduplikation (§21) ai. Balbüthä-s {'Stammler'), lat. balbus. Ai. dardurd-s 'Frosch, Flöte' ; mit gebr. Red. gr. bdpba' ^^Xl(7(7a (Hes.), ir. dord 'Surren, Brummen' (vgl. derdrethar 'es tönt'). Zu W, guer- gUel- (1 S. 425. 453) ai. gdr- gara-s 'Strudel, gurges', lat. gurgulio, ahd. qtierechela 'Gurgel'; mit gebr. Red. lat. gurges^ ahd. querca 'Gurgel' aisl. Jcuerk ''Kropr ; mit auffallendem t gr. T^ptcpo^ 'Schlund, Kehle', viel- leicht im Anschluss an Formen mit *fVQ- (anders Zupitza Germ. <jutt. 86). Ai. marmara-s 'rauchend' murmuri' F., Name eines Flusses, lat. murmury vgl. gr. |LlOp^öpul usw. (1 S. 453). Gr. tdp- Topa 'Gewimmel, Haufe' (tapTaipw)), T^pT€pa* TroXXd (Hes.), lit. ^rgulga 'Wirrwarr von Fäden, dichter Schwann* (IS. 453); jnit gebr. Red. lat. grex greg-. Ai.jarjara-s 'morsch' (Jära-ti); dardara-s 'geborsten' und mit gebr. Red. dardü- 'Aussatz' (un- belegt), zu de^drü- § 75; gharghara-s ghurghura-s 'Gerassel, Gesurre', ghurghuri- F. "Grille*; ririhd-s 'leckend'; v^ijd-s '^eilend'; pra-f^m-i 'wer stark fördert*. Av. rq-rdma- 'beruhi- ^nd', vgl. ai. rq-rami-ti. Gr. ^öpjLiopo^ 'Furcht', mit gebr. Red. fiopiLiid 'Schreckgespenst'. Lat. querquertu 'frigidus cum tre* jmore', tur-tuTy fur-fur. Aksl. glagoh 'Schall, Wort* aus *gol

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128 Reduplizierte Nomina. 72—74,.

gohj vgl. gr. TCipTapi^' Göpußo^; kläkoh 'Glocke, Schelle*, dazit lit kankal(is (§72); aksl. j?rapor» *Schelle'; rnes. pelepelka pe- repel 'Wachtel*, dazu preuss. penpalo § 72, lett. paipäla § 73. Anm. Gleichartige Formen von Wurzeln aufVok. + Geräusch- laut Bind wohl erst einzelsprachlich hinzugekommen: ai. gadgada-s 'stammelnd* (gäda-ti), arm. kskic 'puntura' aus '^kic-kic (1 S. 565).

72. Typus T0v-6pü^: der Nasal wahrscheinlich dissimi- latorisch aus Liquida entstanden (1 S. 425 f.). Ai. caücäla-s ^beweglich, unstät' zu calcall-ti, vgl. cancürya-U. Gr. xovGpu^ 'Gemurmer zu repGpeiä leeres Geschwätz' Gp^o|Liai lasse ertönen, schreie', vgl. TovGopuIui. xevGprjvii revGpTibiwv eine Art Biene oder Wespe, vgl. Gpu)va£ * KTi<pr|v. A(iKUJV€^ (Hes.). TOTPiXo^ *rundV vgl. TctwXö^ 'Eimer, Krug*. Lit. kankalas 'Glocke, Schelle' (aksL kläkoh § 71), wozu vielleicht auch aksl. kqßcoh 'Rade' (Solm- sen PBS. Beitr. 27, 365). Preuss. ^cnpaZo 'Wachtel' (russ.^eZe- pelka § 71).

73. Typus Trai-TrdXii, wie gr. irai-qxiiTiTuj usw. Gr. alu)pä 'Schwebe' (*Fai-Fiüpä), lit. vaiveri vai-veris uslov. vSverica 'Eichhorn', dazu npers. var-varah bulg. ver-verica (ngr. ßepße- pixCa) nach § 71, preuss. we-ware ßech. ve-verka nach § 75 und lit. vo'veri lett. wd-weris 'Eichhorn'. Av. böiwra- M. 'Kampr urar. *hhaihhra-y zu ai. bhdra-s 'Kampf; von derselben Art da^öasta- ('weissschimmemd') Name eines Sees, zu ai. cani- Scada-ty candrd-s. Gr. irai-TraXii 'Staubmehl', zu TrdXii 'Staub, Staubmehr, vgl. aksl. pe-peh 'Asche' 75). bai-baXov 'Kunst- werk', zu lat. dola-re. Lit. pe-pala lett. pai-pala 'Wachtel', zu russ. pelepelka §71. Lit. gai-galas 'Enterich' lett. gai-galis 'Tau- cher', zu preuss. ge-galis § 75.

74. Typus öX-oXu^. Ai. ululi-S 'ululatus', gr. öXoXu^ 'Heuler, weibischer Mensch', lat. ulula. Gr. firoip dira^ö^ lat. ttpw;?« 'Wiedehopf . Ai. arari-i arara-« 'Türflügel', vgl. gr.dpa- piaKU) 'ich füge an'. Gr. dXdXaTH* f\ TrXdvri Hes., zu dXdo^ai 'ich schweife umher'. dTctf^pTTiv dTupriiv Hes., vgl. Trav-i^T^pi^ 'allgemeine Versammlung'. dKuJKrj 'Spitze, Schneide', vgl. dKax- liiyo<; 'zugespitzt'. dTU)TÖ^ 'Führer' dTU)Tn 'Führung', vgl. dr«- TcTv 'führen', dbribiuv cpaT^baiva Hes., i.h\jjbr\ 'Speise', vgl. Part. Perf. dbribu)^. öirwirri 'Anblick', vgl. Perf. Ö7ru)Tra.

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§ 75—76.] Reduplizierte Nomina. 129

75. Typus T^-Tavo^. Ai. häbhrü-i 'braun', Sabst. eine grosse Ichneumonart, av. batora- batori- ags. bebr as. bever- ahd.bibur bibar urgerm. ^bebru- (1 S. 129) lit. bibrus (bibrus) aksl. bebrh *Biber'; mit i (sekundär für e?) lat. fiber gall. Bi- brax. *qUe'qUlO' Had, Kreis' (zu aksl. kolo *Rad', W. qUd- 'drehen') : ai. cakrd^s cdkrä-m av. öaxTa-m, ags. htoM hweowol aisl. hiöl (1 S. 613); gr. kukXo^ s. 1 S. 596; dazu wohl auch lit. kaklas 'Hals' (Lid^n Balt.-Slav. Anlautg. 8). Ai. dadrü-i ags. teter ahd. zittaroh urgerm. Hetru- (1 S. 129) lit. dedermni 'Ausschlag, Aussatz', vgl. ai. dar-dü- § 71. Gr. KOOKuXjLidTta 'Lederschnitzer aus *K€-(yK-, lat. quisquüiae aus ^que-squ- (IS. 835 f.). Ai. pdpuri'4 'reichlich spendend'; ay. zazaran- 'zornig'. Gr. x^ravo^ 'Gliederspannung'; cT^cTucpo^* iravoOpTO^ (Hes.); tt^itXo^ 'Oberkleid, Decke' zu irAXa 'Haut* oder zu bi- iraXTO^ -TrXdcTio^ got. -falps. Lat. memor memoria neben fi^p- ficpo^ 'denkwürdig* § 71 (eine andre, sehr fragwürdige Deu- tung von memor s. §449Anm.); febris, vielleicht zu ai. bhu- rd'ti 'ist unruhig' (vgl. § 278, Walde Lat. et. Wtb. 213). Öech. veverka prenss. weware 'Eichhorn' neben lit. vaiveri usw. § 73; aksl. pepeh 'Asche' (auch popeh mit unklarem o, vgl. Meillet M6m. 12,216) neben gr. iramdXTi § 73; prenss. gegalü 'kleiner Taucher' (dazu russ. gogoV 'Ente' mit unklarem o), neben lett. gaigalis § 73.

öfters solche Nomina im Ai. und Griech. in engem An- schluss an Tempnsstämme mit e-Reduplikation. Z.B. aucäkrii 'wirkend', Jdgrmi-i 'gehend', c/ddAi-^ 'verleihend', dadi-i 'gebend', urar. Hawi-i 'hüllend, Hüller' (ai. vavri-i 'Hülle, Gewand', av. 'Vaohi' 'Rahm auf der Milch' in hqm-vao^ri- 'mit dem Rahm, nicht entrahmt*), ai. vavrd-s 'sich vei*steckend. Höhle', sasri-S sasrdra laufend', s^dii 'Entkräftung', nemfi 'Radfelge' zu den Perf. cakrüry jagmür^ dadhür, dadür^ vavrür, sasrij sedür, nimür (2^ S. 1222), vgl. dddhrüi 'kühn' zu dadhriur, sasahi-i 'siegreich' zu sOsahand-s; gr. KCKpätinö^ 'Geschrei' zu K^Kpäta, KCKpuqxxXo^ 'Kopfnetz, Haube' zu K^Kpucpa, (Tuv-eoxjnö^ 'Fuge' zu ?Xui (Solmsen ünt. 256), TTeiTOiOricTi? 'Vertrauen* zu Tr^iroiOa.

76. Typus Ti-envn. Ai. siMra-s 'Kälte, Frost; kalt', aisl. Mla 'Reif urgerm. *;^<;c/<)n-: av. safta- lit. szalta-a 'kalt'.

Brasmanii, Orundriu. II, i. 9

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130 Wurzelnomina. 77.

Minder sicher ist, dass av. hiSku- Brocken' gr. Icrxvö^ 'trocken, mager' ir. sesc 'unfruchtbar* kymr. hysp 'trocken, dürr* redupli- ziert sind; man verbindet sie mit ai. a-sa^cdt- gr. £-(Tit€to^ ^nicht versiegend' (vgl. Bartholomae IF. 7, 90); icTxvö^ aus "Ictku-^ umgebildet? Ai. ^tö«-^ 'Junges, Kind' : aisl. Mnn 'Junges, Kind', gr. Kiio^ 'fetus', zu dessen Wurzel auch kiku-^ 'Stärke' gehört. siinu' 'schenkend, spendend', wie sä-sni-i 'spendend' von san-; ebenso Pipru-i, Name eines Dämons, neben pd-pri-i von par-. Gr. TiOrjvTi titOti 'Amme' mOo^ 'Mutterbrust' : OriXii 'Mutterbrust', iaxn (*FiFaxä) 'Geschrei' zu Idxu). bibaxn 'Lehre' zu bibäcTKui. TiTopTOv' Weinbeerkern' : lat. granum. IXXd^ 'Strick', IXXö^ 'schie- lend' theb. FiXXuüv Eigenn., zu TXXu) = *Fi-FXiu. Lat. cicendula cicindda : candeo candela (Sommer Lat. L. u. Fl. 125). Ahd. wi- ioint 'Wirbelwind' (vgl. Liden Stud. 26 f.).

An das genannte kT-ku^ mit l erinnert ahd. fl-faltra ags. fifealde aisl. fifrilde (aus *fifildre) 'Schmetterling', vielleicht zu l&t. pa-pilio. Zu deren i vgl. ai. di-di- 'scheinend' in didy- agni-S 'scheinende Feuer habend', womit zu verbinden scheint lit. dldis (Stamm *didiO') nebst didelis = *di'diel'io' 'gross', ursprünglich 'in die Augen fallend, ansehnlich' (vgl. gr. beeXö^, Af)\-lr\\oq § 264, b, a), zu ai. di-detl gr. b^a-xai 'scheint'.

2. Nomina ohne stammbildende Formantien (Wurzelnomlna).

77. Über den Begriff des Wurzelnomens s. § 65. Das meiste hierher Gehörige findet sich im Arischen und in den klassischen Sprachen. Schon in der spät-uridg. Zeit war, wie Avir annehmen dürfen, diese Klasse von Nomina im Zurück- "weichen. In weiterem Umfang produktiv blieb sie einzelsprach- lich nur zur Bildung von Infinitiven, z. B. ai. drse 'zu sehen', imd als zweites Glied solcher Komposita, die als Nomina agentis fungierten, z.B. ri. puini-drüh- 'viele schädigend'.

Der fast gänzliche Mangel an Wuraelnomina im Arm., Oerm., Balt.-Slav. ist weit weniger dadurch entstanden, dass <lie betreffenden Wörter durch andere, zu anderer Wurzel ge- hörende Wörter ersetzt wurden (z. B. Ht. köja aksl. noga für *pcd- 'Fuss'), als dadurch, dass sie in eine der vokalischeu Dekli- nationen übergingen oder dass eine andere formantischeWeiter-

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^ 78.] Wurzelnomina. 181

bildang von ihnen an ihre Stelle trat: vgl. z.B. arm. aic ^Ziege' Gen. aid (i-Stamm) : gr. alE; arm. mukn 'Maus' 372): gr. fiO^; got. fötU'S Tuss* : ai. pdt ; aksl. br^vh 'Augenbraue* : ai. bhrü-i; aksl. zemlja 'Erde* : ai. kidm-. Es sind das Erweiterungen, wie sie vielfach auch Nomina erfahren haben, die selbst schon von Haus aus mit Formans gebildet waren.

Als Simplicia sind die Wurzelnomina meist Substantiva. Unter diesen wiegen Nomina actionis (gen. fem.) und Nomina agentis vor.

78. I) Wurzelnomina ausserhalb der Romposition.

A) Beispiele, die in mehreren Sprachen zugleich erscheinen.

1) Mit Wurzelablaut im Deklinationsparadigma. Der ursprüngliche Ablaut ist einzelsprachlich durch Ausgleichun- gen mehr oder weniger verwischt, und die Ausgleichung hat zumteil wohl schon in urig. Zeit begonnen.

a) *pid' *p6d- M. Tuss': Sg. Nom. *pit8 *pdt8 Gen. *pc- d^8*pod^s Akk. *p8d^ *podm'^ die o- Abtönung nach 1 §548 (K. vergl. Gr. S. 146); Stufe *'pd- in M.upabdd- 'Getrampel*. Ai.pdt päd-am pad'dSy dLV.päd-dm patbyas['6a]. Arm. PI. o^ft (Sg. otn Gen. otin § 81. 211); Stufe *ped- in dem zur Präpo- sition gewordenen yet 'nach, hinter, mit\ Gr. irotiq irob-öi;, Nom. Sg. auch iröq, dor. ttu)^^); ireb- in dem zur Präposition gewordenen lesb. usw. irebä 'nach, mit' und in ireZiöq (§85, 1). hdii. p^ ped'isj pedi-sequos (vgl. irebä), nmhr. pers-i 'pede', wo- neben du'pursus 'bipedibus' vermutlich mit der Stufe *pöd', Got. Akk.föt'U 'Wns, wonach Nom. Hg.fötus (vgl. tunpus §350. 465 Ende). Nom. PI. ags. /T^^ mbI fetr nrgerm. *föt'izy Lok. Sg. ags. ßt urgerm. *föt4.

ürar. *vdk' *vak- F. 'Stimme, Wort': av. vaxs Akk. Sg. voi'im Nom. PI. va6'öy Gen. Sg. vac-ö PI. vad-qm; ai. vdk Gen. näC'ds usw. ohne Ablaut. Gr. öqi F. 'Stimme'. Lat. vöx F.

ürar. *n<fe- *na8- 'Nase': ai. Du. nä8-a Instr. Sg. nas-d, •apers. Akk. nah-am. Lat. när-eniy in die «-Deklination über-

1) Das auffallende itou<; ist bis jetzt noch nicht sicher gedeutet. Zuletzt darüber Sommer Gr. Lautst. 16 f., dessen Aouahme, dass die Form nach ou(; zu ihrem ou gekommen sei, nicht einleuchtet.

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132 Wurzelnomina. 78*

geführt (Gen. PI. närium). Ags. nos-u nas-u ahd. nas-a F. 'NaseV ursprüngl. Du. ('die beiden Nasenlöcher') wie ai. nds-a. Vgl. Pe- dersen IF. 5, 45 f.

ürar. ♦awi- *w*- 'Ohr': av. us-i Neutr. Du. 'die beiden Ohren' uridg. *us'iy npers. höS ans *auS-\ ebenso aksl. Neutr. Du. uS-i (zum Sg. ucho) und lit. aus-l, das aber F. gewordea ist, Gen. PL aus-ü; lat. aus-cuUare. Dor. ion. li^ = uridg. *ö[tt]«, 8. Sommer Gr. Lautst. 16. Durch Übergang in die t-Dekl. iit. au- 8is lat. auris. Entsprechend ai. aki-i av. ai-i N. 'die beiden Augen' und aksl. o6-i N. (zum Sg. oko) lit. aJc-i F. (wozu Sg. akis) 'die beiden Augen'; auf uridg. ♦ogV-J beruht auch gr. 6(y(T€=*ÖKi€, femer der arm. PI. af-Jc. Die Dualformen auf -i der beiden Wörter werden vielleicht richtiger ebenfalls der i-Erweiterung zugezählt. S. § 101.

Av. bar^Z' hdr^z- 'hoch ; Höhe'. Ir. 6rl, Gen. ftrey, kymr.. hre 'Anhöhe' (1 S. 467 f.). Dazu vermutlich got. baürg-, Gen. haürgsy 'Burg, Stadt'. War av. har^z- mit Vollstufe altüber- kommen, so kann es uridg. *bhergh' (vgl. arm. erkn-a-berj 'himmelhoch', ahd. berg 'Berg') oder *bhor§h' gewesen sein; doch kann es sein a auch erst auf iranischem Boden voa. bar^zah' 'Höhe'=*6A€r^A6«- bezogen haben.

Gr. Knp N. 'Herz' aus *Knpb (l S. 496. 904) i), neben Kapbiä. Lat. cor cord-is. Mit Übergang in die i- Deklination lit. szirdis,. dessen alter Gen. PI, szirdü (jetzt szirdzü) ein Rest der alten, konsonantischen Flexion (lat. cord-um) sein wird. Vgl. das zu einer andern Wurzel gehörige ar. *£hard' *ihrd' 'Herz': ai. Ärd-,. Gen. hrd-ds, N. 'Herz', su-härd- 'gutherzig, befreundet', gthav^ lüBtr. zdr^d-a. Die beiden Wörter waren Reimwörter; der Ver- such von Siebs (KZ. 37, 300), sie etymologisch zu identifizieren, überzeugt nicht.

*sem', *8m- *8iji' 'eins'. Gr. e\<; kret. ?Vff, Gen. iv6g(l S.358)^ lAt aem-per wahrscheinlich mit Akk. Sg. Neutr. = gr. ?v. *sfp^ in gr. Adv. &|Li-a 'simul*, ai. sa-kft gr. ä-iraH 'einmal' u. a., ♦*!»- in gr. fidjvuH 'einhufig' 41, 2 S. 84), F. fila = *(y)Li-ia, lat. mtlle aus *8mi' 134. 140).

"'^dh^ir- *dh^dr' *dhur- *dh^r' 'Türe', ursprünglich Plu-

1) Über die Form xdap s. IF. 5, 341.

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§ 79.] Wurzelnomina. ISa

rale und Duale tantum. Ai. Nom. PI. dvdr-as Akk. PI. dur-ds ^ür-as (d- statt dh- vermutlich aus den feÄ-Kasus, s. 1 § 713,ß*)), av. Akk. Sg. dvar-dtn Lok, Sg. dvar^. Arm. PL dur-ß, Akk. Z'durs. Gr. ark. Oupba* ^u); auch ist 8upa2[€ d.i. 8upa^-b€ 'hin- aus; draussen' (vgl. arm. i-durs 'hinaus; draussen', lat. forde) vielleicht nicht auf 8up-ä zu beziehen (*8upav^-b€), sondern mit ai. dur-ds arm. durs zu identifizieren. Lat. for-^s; even- tuell ist der Sg. foris die alte Form des Nom. PI. *dh^or'e8 gewesen. Sicherer ist ahd. turi 'Türe' anfränk. duri als alter Nom. PI. *dhur'e8 und ags. dum als alter Akk. PI. ^dhur-ns urgerm. ^dur-um (wozu ahd. Dat. PI. turun turon) anzusprechen. Lit. Akk. PI. dur-is Gen. PI. dürü^ woran sich die t- Flexion PI. dürys Gen. düriü angeschlossen hat. Auch das aksl. Plur. tantum dvhri ist vom Akk. dvhr-i mit 4 = *-^ ausgegangen, zeigt aber in dvhr- die Stammform *dhur', die ursprünglich <len schwachen Kasus mit konsonantisch anlautender Endung eigen war (nrslav. Lok. *drt»r-cÄ» Instr. -mi), und die auch im gr.8aipoi 'Türpfosten' =*8Fap-iö- (§85,1) erhalten ist. S. Ost- hoff V. Patmbdny's Sprachwiss. Abhandl. 2, 115 ff.

79. b) Folgenden Substantiva ist gemein, dass ihr aus- lautender Konsonant vor dem -m des Akk. Sg. geschwunden ist (1 S. 203. 259. 347).

*d|%- ♦dt|%- (1 S. 265. 501), *diu' *diu' M. 'Himmel, lichter Tag'; Akk. *di^[y]m, Ai. dyäü-i {diyati'§)^ dydm*), dydV'i div'if div-i, dyü-bhif Gr. Zeti^ aus *Aitiu-^, ZeO, Zfiv (Grundlage für Zf^va Zrivöq Zrivi), AiF-6^, AiF-i. Zu *df|%- : lat. diü8 in nu-diüs tertius (1 S. 210. 800), diem aus *di6m (wonach diSs usw.), alat. Diov-ei Diove osk. Diüv-el 'lovi'; zu *dieu' der Vok. Jupiter Juppüer = ZeO irdrep (1 S. 801. 2 S.33), Jov-i osk. luv -ei umbr. luv-e 'Jovi'. Auch der germ. Gottes- name ahd. Zio Zio ags. Tij Gen. Tiwes aisl. Tjr, den man teils auf uridg. *di^u-8 teils, neuerdings, auf uridg. *dei^0'8 =

1) Bei der alten Flexion als Plurale und Duale tantum ist nicht auffallend, dass die &/i-Kasus mit ihrem Anlaut d- so über die andern das Übergewicht erlangten.

2) Zweisilbiges dydm im RV. scheint nicht diyäm, sondern -dyaam zu sein (1 S. 948).

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1S4 Wurzelnomina. 79.

lit. dlvas lat. dtvos usw. bezieht, kann zu ersterem gehören^ wenn man nur die westgerm. Formen mit i auf *diiej^- be- zieht (vgl. lat. Df'or-w neben JoV'is)^ vgl. Streitberg IF. 1,514, Bremer IF. 4, 301 f., A. Kock IF. 5, 167, Kögel Gott. g. A. 1897 S. 655.

*gU&V' *gUourM. F. 'Rind, Ochse, Kuh'; Akk. *gUö[^]m. Ai. gäü-f, gärrij gdv-as (Nom. PL), gäv-i^ gdv-ö, gd-bhii; Akk. F\, gds wie gäm\ sly. gäu-S, gqniy gav-a (Nom. Du.), gav-ö (Nom. PL), gav-e^ gav-qm, gao-hls. Gr. ßoO^ aus *ßiwu^, Akk. dor. hom. att. ßdiv, Gen. ßo[F]-ö^; att. ßoOv nach ßoO^, dor. ßd»^ nach ßüuv; Akk. PL dor. ßüu^ wie ßOüv, att. ßoO^ wie ßoöv, hom. ßöa^. ümbr. bum 'bovem'=*gl^öm, wonach *&ö- = bu- auch in den andern Kasus: buf 'boves', fewe'bove', fewo^bourn'; lat. 6ö« hothis aus einem osk.-umbr. Dialekt (1 S. 599f.). Ir. *Kuh', Gen. Sg. hou aus *bo^'08, Gen. PL bo n- aus *bo^'On (1 S.327). Ahd. chuo as. Jcö 'Kuh' beruht vermutlich auf dem Akk. *kön = *gUöm (ahd. chua Vaccas' vielleicht wie ai. gds dor. ßui^), während ags. aisl. Jc^r = *küz auf *gUöu-8 zurückführbar sind (Michels Z. f. d. Ph. 34, 122); bei der Deklination sind diese langvokalischen Stämme, wie im Dmbr., für die Bildung der an- dern Kasus benutzt worden (ahd. PL chöi Jcuoi nach der i- Dekli- nation). Die Stufe ^gUu- (man könnte z. B. Dat. *gUu^-ai er- warten) ist vielleicht schon in uridg. Zeit aus dem Paradigma verschwunden^); erhalten hat sie sich in ai. «a^a-gfM- '100 Kühe besitzend' und mit o-Erweiterung näva-gva- ddia-gva- (vgl. Bloomfield A. J. of Ph. 17, 422ff.), gr. ^KaxÖM-ßn (1 S. 313. 595); über lat. bü-bulcus s. S. 86 Fussn. 1.

♦r^i- 'Gut, Schatz, Besitz'; Akk. *rö[i]w. Ai. rd-8{U.F.\. rdm, rdy-as (Nom. PL), ray-i, ra-bhii; av. räy-ö (Gen. Sg. M.). Die Stufe urar. *ray' (vgl. ai. ray-i-i 'Gut, Schatz') vermutlich noch in ai. Dat. brhdd-ray^ 'grossen Reichtum habend' Gen. ftdhdd-rayas ^Reichtum mehrend'), vielleicht auch in av. Instr.. Sg. raya Gen. PL rayqm (s. Bartholomae Altiran, Wtb. 1512); wie diese av. Formen auf rayi- beziehbar sind, ist ai. ri-vdnt- av. ra^'vant' 'reich' aus ^rayi-vant- deutbar (1 S. 268). Lat.

1) Böa-iropo<; (1 S. 313) darf für Gen. ^gU^-os nicht verwertet werden.

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§ 79.] Wurzelnomina. ISO»

T68y rem] aus Gen. *reos=*r^'08 scheint reus *ani Proze&s be- teiligt' entstanden zu sein (Thurneysen IF. 14, 131). Zum Nom. Sg. ai. rds lat. r^s s. 1 S. 204.

(zum Anlaut 1 S. 792, Meillet M6m. 9, 372 ff., Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, lOOf., Osthoff Et. Par. 1, 221). Ai. Tcids av. (1 S. 347), ai. Tcidm av. 2^m, ai. kidm-ij kSamä, kim-äs jm-äSj av. Z9m'iy zam-ö. Gr. xöu>v aus *XÖui)li, x^ovö? usw. mit -v- nach dem Nom. Sg.; Adv. xoM-ai (Dat. Sg., ursprünglich nur 'zur Erde hin', bei x^w> ßdXXu) u. dgl.), dazu adjektivische Ab- leitung xOafiaXöq ^humilis'. Lat. hum-u-s ans ^homo-s ist wahr- scheinlich von hum-t (Dat. Sg.) aus zu seiner o- Deklination ge- kommen (vgl. die Ableitung umbr. hon-dra 'infra* §240,a)'). Vgl. noch die Ableitungen *§[d]hriim'en- *§[d]hm'en- 'Mensch' Cder Irdische') § 209, gr. veo-xMÖ^ 60, 1) und Mt.zem-e aksl. zemlja 'Erde' 146). Durch dieses balt.-slav. Wort wird das Vorkommen der Stufe *§dhem' im ursprünglichen Paradigma bestätigt; jedenfalls ai. kidm-i = *§dh4m'i,

"^^hidni'^ghiidm'y *§him- *^Ai^- *3hiim', 'Winter, Schnee'; Akk. *ßid[m]m. Av. zyd M. 'Winter' (1 S.347), zyqm, Gen. zim-ö {zdm'ö). Arm. jiun 'Schnee' aus *§hiiöm, Instr. jeamb aus *§hiim'bhi, durch Neubildung Gen. Jean nach jferman ijer- mamb u. a. Gr. xitwv F. 'Schnee' aus *xiu))i, xi^v-oq usw. mit -V- nach dem Nom. Sg. ; x<M- in rd fieXdTXiM-o '<Jiß schwai-zen Flecken im Schnee'. Lat. hiem-s hiem-is aus ^hiom- (oder war e ursprünglich?); him- in bimus aus *6£-Äm-o-Ä. Kymr. gaem, ir. gam 'Winter'; letzteres wohl unter dem Einfluss von sam 'Sommer'. Für die Stammform *§him- vgl. noch ai. him-ä- him-a § 93, b. c. Das Wort mag hier genannt sein, weil es wahrscheinlich in uridg. Zeit m für n angenommen hat nach dem den Sommer bezeichnenden Wurzelnomen av. harn- (Instr. ham-a Gen. ham-ö). Dieses n war ein formantisches Element wie das von kuwv u. dgl. und hat sich erhalten in av. zayan- zain- 'Winter' zayana- 'winterlich' ai. hayand- (mit Vfddhi) 'jährlich'*).

1) Über angebliches lat. *Äöm = ai. k$dm in hüm-änu-s s. IF. 17, 166 ff.

2) Nur *Sh(%)%on- ^ghin- hat n für m angenommen nach *«cm-

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136 Wurzelnomina. 80.

Hierher vermutlich auch *dim- *döm'y *dm- ^dm- M. 'Haus'^). Av. Lok. dqm; Nom. -dd=urar. *-das in uSi-dd Csein Haus bei der Morgenröte habend') Name eines Gebirgs; ai. däm- pati'i 'Gebieter' vielleicht mit Lok, *daw, ursprünglich 'Herr im Hans'. Gr. äv-bov (Lok.) ursprgl. 'innen im Haus' (vgl. Gr. Gr.* 256). Gen. *dem8 wahrscheinlich in ai. päti-r ddn av. dmg paHi'i 'Gebieter*, ursprgl. 'Herr des Hauses', während zweifel- haft ist, ob gr. becTTTÖTTi^ ebenfalls dieses ^dems enthielt (1 S.359) oder mit aksl. gospodh 'Herr' zu verbinden ist. Arm. tun Nom. Akk.'Haus' wahrscheinlich = Akk. *dö[m]-m, vielleicht zugleich alter Nom.; Instr. ^aw6 aus *df[i'bhiy wonach Gen. Dat. tan. Gr. biwjLia (buüjLiaToq) N. mag der Akk. M. ^döm-m, die ante- koDSonan tische Nebenform von *dö[m]m, gewesen sein, die, mit (TTpüüjLia u. dgl. gleichgestellt, zum N. wurde. Hom. bdi in f||Li^T€pov biw scheint eher das Ortsadverbium *dö 'zu' (lat. en-do^ as. tö) als eine Form unseres Subst. gewesen zu sein. Vgl. noch gthav. ha-d^möi Lok. ^im selben Haus' (Stamm urar. ^sa-dm-a- N.?), gr. Ajuiä Mviö AajLiiä ('Hausherrin') (Danielsson Eran. 1, 79 f.), vielleicht auch bdinapT- 'Ehefrau', femer bd-Ttebov ('Hausfussboden') 'Boden' urgerm. Hum-fetiz = ^ckvftA. tomt aisl. fop^ 'Platz für Gebäude' sowie lit. dim-sti-s 'Hof, Gut; Hof- raum an den Gebäuden', das wohl ursprüngliches *dm-8to- 'Hausstelle' 61, 2) gewesen ist (Mikkola BB. 25, 75, Bezzen- berger BB. 26, 167).

80. 2) Ohne Wurzelablaut im Deklinations- paradigma.

*8om'f nicht aber *§heien- ^gheion-. Diese Verschiedenheit war durch die Verschiedenheit der Silbenzahl veranlasst. Dass av. Instr. zain-a aus '^gheimn- entstanden (vgl. § 164. 168. 172 ff.) und dass auf grund von urar. *ihain- dann analogisch av. zayana-^ ai. häyanä- hin- zugekommen seien, ist höchst unwahrscheinlich. Das m von *§h{i)iom' hat mit dem m von ai. himan gr. xeX^a xctMUüv nichts zu tun, letztere sind als uridg. ^gheimen- anzusehen, nach § 165. Unrichtig Hirt Ablaut S. 122.

1) Vgl. Bartholomae Ar. Forsch. 2, 169 f., Stud. 2, 36, IF. 1, 310 ff. 3, 100 ff. 8, 229 ff., Gr. d. iran. Ph. 1, 100. 124, J. Schmidt Plur. 221 ff., Meringer Z. f. öst. G. 1888 S. 152, Wackernagel Verm. Beitr. 40f., Osthoff V. Patrubäny's Sprachw. Abh. 2, 83, Richter KZ. 36, 111 ff.

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§ 80.] Wurzelnomina. 187

a) Formen mit Schwundstufenvokalismus. Ob und wie weit in uridg. Zeit Ablaut vorhanden war^ ist nicht mehr za bestimmen; weil sieh nicht wissen lässt, welche Nomina schon vor der Wirksamkeit der ablaatscbaffenden Faktoren vorhan- den waren, und welche erst später gebildet worden sind.

Ai. dirf- F. 'Richtung', lat. Gen. dicis in dicis causa. Ai. viS' F. 'Niederlassung, Haus, Gemeinde, Stamm', av. vis- F. 'Herrenburg, Dorfschaft, Gemeinde' apers. vi^- F. 'Residenz, königliche Familie', aksl. mit Übergang in die t- Deklination vhS'h 'Dorf'*). Gr. vicp-a Akk. ^Schnee', lat. nix mVw, Gf. *8niguh',

*bhrü- (antekonsonantisch) *bhru^ (antesonan tisch) F. 'Au- genbraue' (Vollstufe *bhr€^- in gall. briva 'Brücke' ahd. brawa 'Braue') : ai. bkrü-i Lok. PL bhriirSü, Akk. Sg. bhrüvam Dat. Sg. bhruv'i, gr. öcppO^ öq)puv 6q)puo^ (öcppucTi für *ö(ppö(Ti), ags. brü, aksl. nach der i-Dekl. br^v-h, Av. axrü' Akk. xrüm (wahrscheinlich = xruvdm) 'blutiges Fleisch', apoln. kry nslov. Jcri 'Blut' (aksl. krhv-h)y Gen. aksl. kr^v-e^ vgl. § 355 über lat. cruentus. Gr. i<; 'Sau' öv üö^ (öcri für *u(Ti), lat. süs sübus suem suis urobr. sim aus *süm (1 S. 113), ahd. aisl. s^r. Gr. Ixeöq 'Fisch' Ixööv Ixöwog (IxOucyi für ♦IxööcTi), lit. Gen. PI. zuv-ü (sonst i-Deklin. äuvi-s usw.). Gr. T-^ F. 'Kraft, Gewalt' Instr. T-q)i, lat. vis vim. Vgl. § 129.

*müS' 'Maus'. Ai. rnüi-, PI. rnüi-as. Gr. fiO^, |liö€^ fiöcri, woneben fiöv jliuö^ usw. nach öv öö^ usw. (Griech. Gramm.^ 178). Alb. m/ aus *inüs (1 S. 111. 113). hsit müs mür-is. Ahd. mß^, Nom. PI. ags. mys aisl. myss = *fnüS'iz] daneben Kasusformen nach den vokalischen Deklinationen. Aksl. myih nach der i-De- klination.

b) *nau' F. 'Schiff. Ai. naü-i naubhii naväm nav-i ^). Gr. vaö^ vaucTi aus ♦vöuq *vöu(yi (ion. vriO^ viiucyi mit x\ ans

1) Gr. otxabc *nach Hause' scheint ein Neutr. PL *olKa (zum Sg. oIko^), nicht einen geschlechtigen Akk. Sg. ♦oIk-q, zu enthalten.

2) Das Neutrum ati-nu (Joh. Schmidt KZ. 25, 55, Kretschmer KZ. 31, 856) ist schwerlich eine Altertümlichkeit (vgl. auch Wacker- nagel Altind. Gr. 2, 1, 100). Denn für altüberkommenen Ablaut fehlt es sonst bei *näU' an Belegen.

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138 Wurzelnomina. 81.

andern Kasus), vfi[F]-a (att. vaOv nach vaO^), vn[F]-€^, vnfFj-öi;. Lat. näv-em, Gen. nav'is\ nach der i-Deklin. Nom. navis u.a. Ir. nau (Gen. nöe). Aisl. nöa-tün 'Schiffsburg' 32, b S. 70), worin nöa = ai. näv-äm gr. vndiv.

♦ö[m>- (1 S. 204) N. 'Mund': ai. äs- Gen. as-äs, av. aA- Gen. ärah-öy lat. ö« ör-w, vgl. lat. ör-a § 93, c.

*§her' 'Hand*: arm. Nom. PI. jef-lt Instr. Sg. jer-6 in ;er6-a-fcfltZ'mancipatu8'(§52,6), gr. xep-cTi, X€p-l, x^P-vtv'VVasch- wasser für die Hände*. Die n-Kasns des Arm., Gen.Jmwusw., entstanden dadurch, dass die Akkusativform jefn = *gher-m Übertritt in die »Dekl. veranlasste 211). Im Griech. gab es neben x^p- einst einen, ursprünglich wohl neutralen, Stamm X€pi- (vgl. die Körperteilnamen wie *au8(iy 'Ohr* *oqU{iy 'Auge' § 101, a. 454). Hierzu x€tp€ = *X€pl€ vgl. öcTCTe, und daher kam die Stammform att. x€ip- dor. x^lp- mit dem Nom. Sg, att. x^lp. Dies scheint mir die einfachste Deutung des schwierigen gr. Wortes (vgl. 1 S. 745).

Gr. akq a\-6q M.'Salz', lat. sal- M.N., Gen. salis (der Nom. säl beruht vielleicht auf einer alten Neutralform *8ald, vgl. sallo 1 S. 533. 538), umbr. salu 'salem*. Nach der i-Deklin. arm. al aksl. soh 'Salz* 100, a,a), doch der unerweiterte Stamm *8al' noch in aksl. slam 195, b).

AI jyd' gr. ßiä F. 'Gewalt', zur Ablautbasis *gUeia'{l S.499, K. vergl. Gr. 142. 149).

c) Folgende Substantiva zeigen Dehnstufenvokal (IS. 496). *r€g' 'Herrscher', zu W. reg- 'regere': ai. räj-, lat. rix rig-is, ir. rl rlg (gall. Catu-nges ['Kampfherrscher']). Gr. q)U)p cpwp-ö^ lat. für füris 'Dieb', zu W. bher- 'tragen'. Gr. erjp Onp-ö? 'Tier', mit Übertritt in die i-Deklin. lit. zver-i-s aksl. zvir-h 'wildes Tier', Gf, ^gh^er-, zu lat. ßrus. Zu dieser Klasse vermutlich auch gr. xnp xnpö? 'ig^l* lat. ir ir-is (hir).

d) Als Wurzelnomina lassen sich auch bezeichnen die Reduplikationsbildungen wie gr. jmdjLijLia fid-MfiTi* S. § 70.

81. B) Einzelsprachliche Beispiele. Die meisten werden vom Arischen, Griechischen und Italischen geboten.

Arisch. Ai. av. ap- op- F. 'Wasser': Nom. Sg, ai. dp av. äfS Akk. äp-am äp-am Dat. ap-i ap-e. Ai. dd- 'Geber, Gabe' :

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§ 81. J Wurzelnomina. 13^

Nom. Sg. dd'8 Dat. d-^; stM- 'stehend'; av. Dat. Inf. pöi ^zvt schützen' d. i. nrar. *p-ai. Ai. Akk. kM-m F. 'Quelle', av. xd F. 'Quelle' Nom. Akk. PL xd Gen. PL xqm (Wurzel unbekannt)^ Ai. drüh- av. dräj- F. 'Schädigung, Trug*. Ai. kSüdh- F. av.. sud- M. 'Hunger'. Ai. yüj' 'zusammengejocht, Genosse*. Av. 8usi Du. F. 'die Lungen'. Av. stij- F. 'Kampf. Ai. kfp- F. av.kdhrp- kdr^f' F. 'sichtbare Gestalt, Körper" (:lat. corpus). Ai. vfdh' F. 'Förderung, Gedeihen', Adj. 'fördernd, stärkend^ av. vdr^d' F. 'Stärke'. Ai. dfS- F. 'Sehen, Erkennen, Auge', Adj.. 'sehend'. Ai. rufd- F. 'Erde, Lehm, Thon\ Av, ddr^z- F. 'Bande, Fesser (vgl. gr. bpciH unten). Av. vis- N. 'Gift*. Ai. in- iriy- F. 'Schönheit' iri-S in-hhii SHy-am Myd, av. m- F. 'Schön- heit' Instr. sraya d. i. sriy-a. Ai. bhü-i F. 'Weltraum', Akk.. bküv-am, Av. sü-S F. 'Nutzen', Gen. svö d. i. suv-ö. Ginindf, *9f" *9P'- F- 'Preis, Lob': ai. gir gtr-bhii giram gir-d^ av. Gen. gar-ö •= ai. gir-äs. Grundf . *p/- *p/Z- : ai. pur F. 'Burg' pür-iü pür-am pur-d. Av. «ar- F. 'Vereinigung, Verbindung', sar-dm sar-ö sahH, mit ai. a-Mr- 'Zumischung (von Milch)' ans *kp^^ nebst Part. ai. d-Sirta-s (^fcf-) zu gr. Kepdofiai 'mische', ki.jd-s F. 'Geschöpf, Kind', Lok. PL jd-su, aus *§n'\ Akk. jdm fttr ^jdn-am {*§nn'). Ai. kSd-s 'Wohnstatt, Sitz' Akk. kidm Lok. PL kidsu^ zu kii'ti 'er weilt, wohnt', daher wie rärs S. 134. Ai. spds- av.^ «pflw- 'Späher, Aufseher', vgl. lat. auspex. Ai. mdh- av. wa2- 'gross*. Av. mas- 'gross, weif : gr. fiaK-pö-^. Av. sar^d^ apers. ^ard' F. 'Art, Gattung'. Ai. psa- F. 'Essen, Speise', vrd 'Weib,, weibliches Tier' (vgl. § 511).

Das Armenische weist die alte Deklination der Wurzel- nomina nur noch in einzelnen Kasus auf, wie ot-Jc 'Füsse', wozu der Sg. otn. Die singularische n-Deklination ist so entstanden^ dass der Akk. otn = gr. iröb-a, aus "^pod-rii, im Anschluss an Körper- teilnamen mit alter n-Deklination (wie akn) als n-Stamm anf- gefasst, die Formen Gen.-Dat. otin Instr. otamb hervorrief. So erklären sich auch Sg. jerriy Gen. jerin, 'Hand' neben PL jer-Jt (Instr. Sg.jerb in jerb-a-kal § 52, 6. 80, b) und durn, Gen. dran, 'Tür' neben PL dur-k 78 S. 133). Vgl. § 211.

Griechisch, avii (Ttut-ö<; F. 'Hass, Scheu'. bp<iH bpaK-öq (für *bpax-) 'Hand', zu bpdcrcTojLiai (vgl. av. d9r9Z' oben). aOXaE

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340 WurzelnomiDa. 81.

F. 'Furche' aus *d-FXaK-, zu W. f^elq- *ziehen'; die Nebenform liXE aus *ä-oXE scheint ein abstufendes *FoXk- *FXaK- zu verbürgen (Solmsen ünt. 168. 258ff.). OplE Tpix-6? F. 'Haar'. kT^ ki-o<; M. 'Komwurm'. cpXöE -T-öq F. Tlamme' (cpX^Tw). Akk. xpÖK-a F. 'Einschlagfaden' (kp^ku)). böpE -k-ö^ F. 'Gazelle' (WpKOinai), vgl. ai. dH' S. 139 und av. Inf. dar^s-öi 'zu sehen'. ^wE -t-6? F. 'Riss, Ritze' (^nTvOini). kqH -k-ö^ ein Vogel (KpcKiu). rpiuE -T-öq M. 'Nager, Wurm' (TpwTiw). tttiLH -k-ö^ 'schüchtern' (tttüüctctiu). (TKvii|; -TT-öq M. F. eine Ameisenart ((TKvfTTTU)). cppiE -k-ö^ F. 'das Auf- schauern' (q)pi(y(TU)). KXwqi -TT-öq 'Dieb' (kX^tttuü). (Tku)1|; -tt-ö^ 'Eule' (cTK^TTTOiLiai). Qdx; -u)6q 'Schakal' (8^[F]u)). xpn 'Notwendig- keit' (vgl. 6|Lio-KXri 'gemeinsamer Ruf, fiecTö-biiiTi 'Zwischenbau, Querbalken ), wie ßia 80, b).

Anm. Gr. vuxci' vOktuip, vukt( (Hes.) und aöro-vux( (vOx»o^, irdwuxoi; u. a.) sind erst auf grund von vOH vuH( (Stamm vuk-t-, § 314) gebildet worden nach 6vux- : övuE. S. Bartholomae BB. 15, 21, J. Schmidt Plur. 256 f. Auch das Vorderglied von ai. näk^atra-m gehört zum <-Stamm, ai. nakt-, s. S. 87 Fussn. 1.

Italisch. Lat. vic- Gen. vic-is F. 'Wechsel', pix -eis F. 'Pech', strix -g-is F. 'Ohreule', stips -pis F. 'Geldbeitrag, Ertrag', dux -c-is M. 'Führer', nux -eis F. 'Nuss'. ümbr. uef Akk. 'partes, portiones' = *vif-f (oder = *veif'f?), zu lat. di- vido ai. vindhd'U. Lat. ops -p-is F. 'Macht, Kraft', zu ai. dpnas- 'Ertrag', verwandt mit ai. äpas- 'Opferhandlung' ahd. uöbo 'Land- bauer', nex 'C-is F. 'Tod', vgl. av. na^u Lok. PI. zu St. nas- F. 'Not, Unglück', prex -c-is F. 'Bitte', pax -eis F. 'Friede', umbr. pase 'pace'. Lat. lux -c-is F. 'Licht' aus "^leuq- (oder *louq-?). arx 'C'is F. 'Burg', daps pis F. 'Schmaus', vas vadis M. 'Bürge' (: got. wadi N. 'Pfand'), früx -g-is F. 'Frucht', umbr. frif 'f ruges' (j aus ü). ürit. *Ug- (zu lego) : lat. Ux -g-is F. 'Gesetz', marr. lix 'lex' oder 'leges', osk. ligud 'lege' ligis 'legibus', ürital. Hrib- (W. treb) wahi-scheinlich in osk. trllb-üm F. 'domum' trlbud 'domo' (vgl. § 92, a). Lat. rös rör-is M. 'Thau, Nass', zu ai. ras-d 'Feuchtigkeit' aksl. ro^a'Thau', daher wohl ursprünglich abstuf end (wie vöx §78, l,a S. 131), vgl. §93, c. mäs mar-is 'männlich', Lat Lar-is] wenn die Nominative richtig mit a angesetzt sind, ver- gleichen sieh pB8 ped'is, pubes -er-is u. dgl. spe-s F.'Hoffnung' Akk. spem; da neben W. spB- spa- {spatium pro-sper 1 S. 171)

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§ 82.J Wurzelnomina. 141

spei' spi' lag (ai. sphaya-U sphiti-i usw.), so wird spBs mit re-s 79 S. 134) gleichartig gewesen sein. Vgl. § 145. quü-s in re-quies, s. § 145. man- in malluviae ans ^man-l-y man-cepsy umbr. manf Akk. PI. 'manus', vgl. § 106. 217, a. 455.

Keltisch. Ausser den genannten ir. 6rf hreg (S. 132), (S. 134), nau (S. 138), n rig (S. 138) dürfte das Keltische nur noch ganz wenige Wnrzelnomina aufweisen. Das sicherste ist ^mrog- 'Bezirk, Gegend, Land' kymr. com. hro, im Gall. in AUo-brox, neben ^mrogi- ir. mruig bruig, zu lat. margo, got. wiarfca 'Grenze, Gebiet*. Nächstdem vielleicht ir. bi 'pix*, cri. Gen. cWad, 'Lehm, Erde', kymr. gi 'nervus' (Osthoff IF. 4, 288).

Germanisch. Die schon genannten Nomina ags. fit S. 131, ags. nosu, got. baürgs S. 132, ahd. turi S. 133, ahd. chuo S. 134, ags. brü, ahd. S. 137 sowie auch alle übrigen gehören nur mit einem Teil ihrer Kasos hierher. So z. B. got. baürgs nur mit dem Gen. Sg. baürgs^ Dat. (Lok.) Sg. baürg und Nom. PI. baürgs. Diesen Flexionstypns vertreten noch z. B. Gen. Sg. got. alJis (Nom. aZA« 'Tempel') ags. b4c (ferfc'Buctf) aisl. merkr {mqrk 'Wald', vgl. oben kelt. *mrogr-); Dat (Lok.) Sg. ags. bic ahd.^i- wöj (gi-nös 'Genosse'), Nom. PI. ags. bic ahd. ginös aisl. merkr. So bestanden seit urgerm. Zeit mehrere Paradigmata mit Formen teils konsonantischer teils vokalischer Deklination, und in deren Weise worden nunmehr auch Stämme hineingezogen, die von früher her ganz vokalisch deklinierten, z. B. aisl. Nom. PI. fingr 'Finger* negl 'Nägel', wie fetr 'Füsse*. Vgl. die analogen Neu- schOpfungen lat. Gen. Sg. ovis hostis Akk. ov-em host-em zu ovi- hosti'f lit Gen. PI. kulnü zu kulni- 'Ferse', nach der Weise der Wnrzelnomina 100, a, ß).

Baltisch-Slavisch. Die meisten Wurzelnomina sind als solche ganz ausgestorben durch Obergang in die t-Deklination, z. B. lit. zver-is und aksl. zv^h = gr. Orip S. 138, lit. nös-i-s S. 1 3 1 f., aksl. brhv-h S. 1 37 . Vereinzelte Reste der alten Deklination sind die lit. Gen. PI. szird-ü S. 132, dürü S. 133, zuv-ü S. 137 neben sonstiger i-Flexion (vgl. dant-ü : datit-i-Sf debes-ü : debes-i-s 2^ S. 697. 698 f.) und apoln. kry S. 137 nebst den aksl. Dualen ui'i oi-i S. 132. Vgl. § 100, a.

82. Die Nomina actionis waren als Infinitive pro-

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142 Wurzelnomina. 83.

-duktiv im Arischen^ vielleicht auch im Griechischen und im Lateinischen.

Im Ar. als Dat. z. B. ai. dr^i av. dar^söi 'zn sehend ai. bhuv'i av.buye d.i. fcwre 'zu werden', av.p-öf 'zq schützen', ai. öi'^ av. asS'& 'zu suchen', als Lok. z. B. ai. drS-i, av. fra-xSni 'kennen zu lernen', als Gen.-Abl. z. B. ai. ahhi-SriS-aa 'fest anzuschliessen', und als Akk. z. B. av. dqm 'zu setzen, zu bestimmen' ai. prdti- dham, ai. änäm-am 'herbeizuneigen'. Im Ai. hatte in den drei ersten Kasus die Wurzelsilbe den Ton, wenn das Verbum ein Präfix hatte, z. B. nir-djB 'herauszutreiben', sqdNiy ahhi-Mias.

Mit den ar. dat. Infinitiven, die -«- zwischen Wurzel und Kasusendung hatten, wie SLlß-i-e 'zu siegen' -präJc-S-e 'zu füllen, 2U sättigen', av. raos-e 'zu wachsen' (W. raod-)^ waren identisch ^iegi-iech. Infinitive wieTpdMiai'schreiben',b€iEarzeigen', Formen, 4ie auch als 2. Sg. Imper. fungierten und in dieser Funktion infolge der Assoziation mit den Medialendungen auf -ai selbst medial geworden sind. Ob demgemäss auch die Infin. Aor. wie 4v€iKai 'bringen', etuax 'sagen', x^oi 'giessen, schütten' mit jenen asigmatischen Infin. ai. dri-iusw. direkten Zusammenhang hatten, -oder ob sie erst nach der Analogie der Infin. auf -crai gebildet worden sind, bleibt unklar. Vgl. § 400. 409.

Die lat. Inf. Pass. wie agl werden teils hierher gestellt und für Dat. gehalten, ag-i = ai. nir-äj-ey teils wird, mit Rücksicht auf agier, ihr -l aus *-ü gedeutet. *agie soll eine Form wie die 4ii. Gerundia auf -ya sein, was wegen der von der Infinitivfunktion ^tark abweichenden Funktion dieser Gerundia wenig einleuchtet. Vgl. Sommer Lat. L. u. Fl. 631 ff.

83. II) Adjektivische Wurzelnomina als hintere Kompositionsglieder. Überall, wo Wurzelnomina als Sim- plicia auftreten, erscheinen solche Nomina auch als hintere Kom- positionsglieder. Als Kompositionsglieder geben sie hier zu keinen Bemerkungen Anlass, soweit sie substanzbezeichnende Substantiva sind, wie z. B. ai. naü-i 'Schiff, oder Noraina actionis, wie z. B. -ai. dfs- 'das Sehen'. Dagegen ist hier hervorzuheben, dass sie seit uridg. Zeit in der Komposition eine grosse Rolle als verbale Ad- jektiva oder Nomina agentis im weiteren Sinne dieses Wortes gespielt haben. Es war dies offenbar schon in uridg. Zeit eine sehr

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§ 84.] Wurzelnomina. 148

produktive Bildungskategorie, und einzelspracblich erscheinen viele Wurzelnomina dieser Bedeutung nur in solcher Zusammen- setzung. Ich gebe zunächst eine Anzahl von Beispielen.

84. In mehreren Sprachzweigen zugleich auf- tretend. Über die Betonung s. § 63 Anm. 1 S. 115. In der fol- genden Aufzählung werden schon gewisse Weiterbildungen mit er- wähnt, die die Wurzelnomina erfahren haben ; in § 85 werden dann diese Erweiterungen gesondert besprochen. Ai. vlita-vid- 'alles kennend', gr. vfi-i^ -ibo^ 'unwissend', urkelt. *drw-j^MJ- 'hochweise' = gall. Druides 1 08), got. unwita ahd. un-wi^go 'unwissender' ahd. fora-wi^^o 'praescius'. Lat. re-dux 'zurückführend, zurück- kommend'* prö'dux 'Senker' (vgl. producere arhorem, folia)^ mhd. nach'zoge 'Nachfolger' as. heri-togo 'Herzog'. Ai. tri-bhüj- 'drei- fältig' av. c^ö-büj' 'aus Bedrängniss errettend', gr. irpöcT-cpuH irpö- cpuE 'Flüchtling', ki^pra-hüdh- 'aufmerkend' uiar-büdh- 'früh auf- wachend', ahd. forahoto 'Vorausverkünder, Vorbote'. Zu dem passivischen ai.yiy-'zusammengejocht, Genosse': ai.«^-ywj- 'durch Freundschaft oder Verwandtschaft verbunden', gr. cTu-ZuE 6|liö-2[uE 'verbunden', besondere 'ehelich verbunden', lat. con-jux, got. ga- juka 'Genosse'; daneben aktiv ai. a^va-yüj- 'Rosse anschirrend'. Ai. ahar-dfs- 'den Tag schauend', gr. unö-bpa aus *-bpaK N. (Adv.) 'von unten aufblickend' (vgl. ^A^upa-dfi- F. 'Anblick'); doch ist uTTÖ-bpa auch auf *-bpaKT zurückführbar 313, a, a). Ai. pari- bhü' 'rings sich erstreckend' purö-bM- 'voran seiend, tiberragend' pro-ftAw-f 'hervorragend an Macht oder Fülle' i;i-6M^ 'ausgezeich- net, hervorragend' {-bhu-, F. 'bhv-i-^ nach § 60, 4), lat. pro-bus urabr. prüf e 'probe' urital. *pro'fo-, lat. »uper-bu-s (vgl. gr. uirep- q)[F]-iaXo-?), -/b- aus *'fu'0-^). Ai. muhur-gir- (Nom. Sg. -gir) 'auf einmal verschlingend', gr. ib|ao-ßpu)g, Gen. -uiT-oq, 'roh verschlin- gend' (uridg. *-gUf'' -gUrr-). Ai. pari-Md- 'umsitzend, umlagernd' upastha-säd- 'im Schosse sitzend' av. ma^dyöisad' 'in der Mitte sitzend', \2ki, prae-sen d^-ses-), ahd. aw« «^jjo'assessor' mhd. erb-

1) probua war ursprünglich 'hervorragend', dann 'tüchtig, rechtschaffen', vgl. aksl. pro-stb cech. prosty 'rechtschaffen, einfach, schlicht'. Was Prellwitz BB. 22, 111 ff. bringt, halte ich für verfehlt.

2) praeaes : prae-sidium -silium = cün-sul (älter cön-sol) : cön- sidium 'SÜium. cön-sul mit / aus den andern Kasus und zugleich.

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144 Wurzeln omina. 85.

se^^e 'Erbsitzer'. Ai. madhv-äd' 'Süssigkeit essend*, ahd. man-eg^o 'Menschenfresser' ahd. /?Ztt-/r65jo 'Vielesser, Schlemmer', lit. m^s- idis 'Fleischfresser* aksl. medv Mh ('Honigfresser') 'Bär*. Ai. prtanäj' d. i. ^prtanördj- 'zum Kampf getrieben', lat. rem-eXf aure-ax (1 S. 226). Lat. au-ceps man-ceps, mhd. hüs-habe 'Haus- besitzer' himel'habe 'Himmelträger'.

Einzelsprachliches. Ai. vrtra-hdn- (Instr. ghn-d -hd- bhii) av. vdr^'^a-jan-' 'den V. schlagend', ai. grama-nt-i 'die Ge- meinde leitend', av.ar»;^-/!- 'recht lebend', eA. divi-y äj''im}iimmel verehrend' dSva-i/dj- 'die Götter verehrend' av. da^va-yaz- 'die Dä- monen anbetend', ai. pari-ifhä- 'umstehend, hemmend' av. antar»- itOr 'dazwischen befindlich'. Hierzu aus dem Arischen die mit 'OqU' 'sehend' gebildeten, mit den Formen auf nrar. -atak- -ak- 'wohin gewendet' verschmolzenen Komposita, z. B. ai. Instr. pra- tfC'd ay. paHiS-a neben ai.j^ro^y-d^- H,y. paHy-anC' 'entgegen gewendet', ai. anüc-d neben anv-düc- 'der Richtung eines andern folgend' (über urar. uridg. i, ü, die durch Kontraktion entstanden waren, s. 1 S. 495, K. vergl. Gr. 1 S. 145) i). Gr. hi€u(Ti-(TtuH 'Lüge hassend', olvö-cpXuE 'weintrunken', x^P-viv Cdie Hände waschend') 'Handwaschwasser', KaTui-ßXeni 'niederschauend', ßoö-xXcMi 'Rinder- dieb', 7rapa-ßXu)ni 'schielend', diro-ppuiH 'abgerissen', Trapa-TiXri? 'seitwärts gesehlagen' ßou-7rXr|E 'Rinderatachel', iLioXußbo-TyjE 'Blei- giesser' (zur Betonung § 63 Anm. l). ^7ra(T(Tu-T€po^ 'über einander herstürzend, rasch auf einander' vom Adverbium Hn-av-ov, zu aevwy TTpö-xvu Adv. 'völlig zerreibend', zu xvauu) (ai. kinu- 'reiben, wetzen'), vgl. jedoch auch § 313, a,a. Lat. in-dex, judex ('Rechtweiser') aus ^jonz-dic-, osk. med-diss med-dis 'iudex' (: nmbr. mef s 'ius, fas' 1 S. 366. 534). Lat. in-cüs -cüd-isj libri- pens 'pend'is, ob-jex -ic-is, tubi-cen -cin-is.

86. Die wichtigsten von den mit keiner Bedentungsmodi-

anch bezüglich der Qualität des dem l vorausgehenden Vokals, durch Anlehnung an cön-stdo aus "^-selö (wie molo aus *melöy 1 S. 121), älter *'8edöt vgl. ai. dsada-t säda-thas (Grundr. 4, 95 f.). cönstdere war ursprünglich 'sich (zur Beratung) zusammensetzen'.

1) Ob auch afak' -ak- selbst zu den hier in Rede stehenden Verbaladjektiven gehört, ist sehr fraglich. Die Etymologie ist nicht klar, und der Accent von ai. üd-anc- üd-ac-, äpäüc- äpäc- spricht für alte ezozentrische Komposition.

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§ 85.] Wurzelnomina. 145

fikation verbundenen Erweiterungen dieser Komposita waren die folgenden.

1) Die §60, 1 erwähnte Überführung in die o-Deklination, die besonders dnreh das Bestreben, die Oenera deutlicher zu scheiden, gefördert wurde, erscheint allgemeinindogennaniseh bei Basen auf -a -s -ö, wenn diese als Verbalnomen fungierten, wie *'8t0' 'stehend' zu W. sta-y ai. prihwirifhä- und -ifhd- *auf dem Boden stehend, fest auftretend'. Ai. gö-ifhä-s 'Kuhstair, ahd. ewi-stTA. 'Schaf stair aisl. nau-gt 'Schiff haus' (zu der Bedeutung, die *'8t0' hier hat, vgl. Ständer 'Stellfass, Holzgestell' u. ähnl.); ai. düh-Htha-s gr. bu(TT0? 'mit dem es schlecht steht, elend' (vgl. gr. bucTTiivo^ eigentlich 'schlechten Stand habend'); ai. tri-ifhd-s 'auf drei (Unterlagen) stehend', osk. trstus 'testes', lat. testis (aus *tersti'y älter *tri'8ti') durch Übertritt zur t-Deklination, ursprüng- lich 'zu dritt, als dritter stehend', ir. tress- 'dritter' (Solmsen KZ. 37, 18 ff.); lat. caelestis, ebenfalls mit Übertritt zur t-Deklination, ursprünglich 'in caelo stans'; aksl. pro-«f5 'rechtschaffen, gerade, schlicht' (zur Bedeutung vgl. unten lat. probtis). Ai. ratna-dhd-s 'Schätze verleihend' zu W. dhi-, rSya-dd- 'Fanggrube für Anti- lopen' zu W. d^- 'binden'. Zu zweisilbigen Basen auf lange Vokale : ai. kama-prä-s 'Wünsche erfüllend', lat. mani-pulus, eigentlich 'die Hände füllend', aus ^manu-plo-Sy Basis *peU-\ gr. v€o-tv6^ got. niu'klahs (durch Dissimilation aus *niu-knaJia', Erweiterung von *niu'kna') 'neugeboren', Basis *^e«^- ; ai. tuvi-grä-s 'viel ver- schlingend', Basis ♦gt^crö-: *-6äVo- in \sLt probus umbr. prüfe, lat. super-husy gr. ÖTiep-cpiaXo? (aus ♦-cpF-iaXo-^), Basis *bhef^- *bhei^' 84 S. 143). Einzelsprachliches ähnlicher Art noch viel- fach, wie gr. *-io-^ 'gehend' (zu el-iiii) in nelöq 'zu Fuss gehend* aus *7r€b-io-^ vgl. lat. ped-it-y koivö^ 'gemeinsam' aus ♦ko^-io-^, ursprünglich 'gemeinsam, in einer Gemeinschaft sich bewegend', 9aipo( ('Türgänger') 'die drehbaren Türpfosten* aus *8Fap-iö- §41,3 neben ai. tura-yd- 'eilig gehend*; *-kio-^ 'liegend* (zu K€i-^ai) in Ttepi-CTCTÖ-? ('drüber hinaus liegend') 'überragend, über^ gross*, v€0-(Taö? ('Neueinlieger, Neusasse im Nest oder Lager') 'junger, unflügger Vogel*, überhaupt 'Junges' neben ai. madhya- ma-ä' 'in der Mitte sich lagernd, liegend* (IF. 17, 351 ff.).

2) Mit -^. Ai. arthit' {artha-i-t) 'emsig, eifrig' lat. eom-i-i-^

Bmffmann, Orandriss. II, i. 10

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146 Worzelnomina. 86.

lat. anti-sH-t', locupU-t-, gr. di)Lio-ßpd&-T- 84 S. 143). Im Ai. war diese Flexionsweise Regel bei den Wurzeln auf -i, -«, -r, vgl. z. B. noch hiranya-ji-t' 'Gold erbeutend', upa-prü-t- 'heran- wallend', sama-bhM' 'Gesang bringend'. Vgl. § 313.

3) Die in andern Sprachzweigen nur vereinzelt auftretende i-Flexion (z. B. ai. prianaji- AV. = priandj- RV.), die im Slav. durch medv'4dh vertreten ist, scheint die Vorstufe gewesen zu sein für die im Lit. regelmässige |o-Flexion, z. B. vaid-vilk-i-s 'io 'Ränkestifter' (-t?iZfc- = gr. aöXag § 81 S. 139 f.). S. § 61 S. 112 f., § 100, b. 121.

4) Im German. ist auf grund von Doppelheiten wie etwa ahd. cjjo 'Esser' (lat. edo) : fnan-e^^o (filu-fre^go) die Erweite- rung mit dem w-Formans Regel geworden. Ausser den in § 84 erwähnten Beispielen vgl. noch ahd. munt-boro 'Beschützer' (W. bher-), mlUcomo 'wer geni gesehen kommt' aßer-chomo 'Nach- komme', arpinomo 'Erbempfänger, Erbe', scef-procho 'Schiff- brüchiger', fora-lido 'Vorgänger' (Sütterlin Nom. ag. im Germ. 42 ff., Jacobi Comp. u. Neb. 12 f.). Vgl. § 215.

86. III) Wurzelnomina mit Nasalinfix. Das Binnen- formans, das diese zeigen, benimmt ihnen insofern nicht den Charakter von Wurzelnomina, als sie den Nasal erst nach der Analogie von wurzelgleichen verbalen oder nominalen Formen erhalten haben, ohne dass dadurch die Stammbedeutung ver- ändert worden ist. Beispiele: Ai. yüfij- = yüj- 'zusammenge- jocht, Gefährte' nach yuHj-mäs 'iungimus' usw.; diese Neubil- dung nur in den starken Kasus, Nom. yüra Akk. yünj-am (neben yüj'am), wofür säntam : sat-ds u. dgl. vorbildlich war. Ent- sprechend lat. conjunx neben con-jux n^ch jungo junctus usw. Av. Gen. dhü-mdr^nöö neben Nom. ahu-mdr^xs 'das Leben zer- störend', zu mdt^ndaHe 'er zerstört'. Gr. XutH Xutt-ö? 'der Schlucken' (vgl. XuYbnv), zu XuTTavoiiiai. Gr. CTpiYH (TTpiYT-6^ F. 'Strich, Zeile, Schwad' neben lat. strix^ strigay stringo.

Anm. Der Nasal von ai. sa-dftd 'gleiches Aussehen habend* := *-dp9k-^ (zu sa-dfi') beruht auf Angleichung an praty-ärd u. dgl. (8. J. Schmidt Plur. 393).

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^ 87.] Nominalfltaminformantien. Vorbemerkungen. 147

8. Nomina mit stammbildenden Endformantien. A. Vorbemerkungen.

87. Wenn auch die Einteilung in diesem Abschnitt von <ier Form, nicht von der Bedeutung ausgeht, so ist auf diese doch bei der Gliederung des Stoffes im Einzelnen häufig Rück- sicht genommen aus den § 68 angegebenen Gründen.

Was ein uridg. nominales Stammformans (Suffix) heisst und in einer Anzahl von Wörtern in gleich massiger Lautung wieder- kehrt, ist vermutlich öfters verschiedenen Ursprungs und nur 4urch zufälliges Zusammentreffen in d^r Art 6in Formans ge- worden, wie z. B. unser nhd. substantivbildendes -er: neben den zahlreichen Nomina agentis auf -er wie lehrer^ fischer = ahd. Urari, fiscari liegen die nur scheinbar gleichartig gebildeten Verwandtschaftswörter wie schtvager, vater und die Wörter ^uw- ker (mhd. junc-herre), messer (ahd. megsi-rähs)^ acker (got. akr8\ finget (got. figgrs), adler (mhd. adelar). Auch wenn wir die Vorgeschichte der nhd. Maskulina auf -er nicht kennten, würde doch der Umstand, dass sich ein Teil von ihnen als zu Verba gehörige Nomina agentis, ein andrer Teil als Verwandt- schaftsbenennnngen darstellt, dazu auffordern, hiernach anzu- ordnen. Und für die Darstellung der uridg. Stammbildungsver- hältnisse ist dieser für die Gruppierung der Einzelheiten sich bietende Anhaltspunkt um so mehr zu benutzen, als die weiter zurück liegende Geschichte der uridg. Formantien allermeistens ganz im Dunkeln liegt (vgl. § 66). Das genannte nhd. Formans mahnt zugleich, dass, wenn z. B. von den uridg. Formantia -(o-, -jfo-, -mo- usw. gesprochen wird, damit nicht gesagt sein darf, alle auf diese Lautungen ausgehenden und morphologisch als gleichartig erscheinenden Stämme seien von Anfang an forman- tisch dasselbe gewesen. Nur wo die an dem Formans haftende Bedeutung durchgehends so einheitlich ist, wie z. B. bei -tati- 'tat- 340 ff.), ist, so dürfen wir annehmen, auch der Ursprung einheitlich gewesen. Aber selbst hier ist man dem Irrtum aus- gesetzt, wie u. a. unsere Wörter messery hammer (ahd. hamar AS. hamur) neben mörser (ahd. morsäri) usw. lehren können. Ist hiemach in diesem Abschnitt die Bedeutung ein Mittel,

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148 Nominalstammfonnantien. Vokalische Formantien. 88—90..

um innerhalb des lautlich Gleichen eine rationelle nähere Ein- teilung Yomehmen za können, so hat sie dagegen in dem Ab- schnitt § 461 ff. die Grundlage der ganzen Betrachtung ab- zugeben.

88. Der Ablaut der Formantien kommt in diesem Teile in soweit in Betracht, als er bei der Bestimmung der stamm- formantischen Zusammengehörigkeit von Nomina eine Rolle spielt. Von dieser Art ist z. B. der ablautliche Wechsel -ter- : 'tr- : -tr- in dem Paradigma von *pdUr- Tater' (Tiar^p-a : Tiarp-ö^ : 7raTpa-(Ti).

Formantien, deren Vokalismus sich seit uridg. Zeit in der e : o-Reihe bewegt hat, sollten folgerichtig alle in der e-Fonn genannt werden, z. B. -e- (YÖvo-q), '{i)ie- (TrdTpio-q), -tei- (ßdci-^), 'ter- (biuTujp boTfip), -es- (t^vo^), -^es- (elbu)^). Das gewöhnliche Verfahren aber ist ungleichmässig, indem man z. B. zwar von Formans -es-, aber nicht von Formans -e-, -(/)ie-, -te- usw., son- dern -0-, •{i)io- usw. und nicht von Fonnans -tei-, -teu-, sondern 'ti-, 'tu- spricht. Da diese Inkonsequenz zu keinen erheblichen Missverständnissen führen kann, verbleibe ich bei diesem ein- gebürgerten Gebrauch und begnüge mich damit, hier auf die Tatsache der Inkonsequenz ausdrücklich hingewiesen zu haben-

B. Vokalische Formantia. Formans -o-, -ä-^),

89. Hier herrscht eine Mannigfaltigkeit der äusseren Ge- staltung nach Ablaut und Betonung und zugleich der Bedeutung^ die es schwer macht, die Formen zu ordnen und uridg. Ver- hältnisse genauer zu bestimmen.

Einige (Z-Stämme kann man als identisch mit einer ur- sprünglich zweisilbigen Ablautbasis auf -a betrachten, wie SLi.jy{t gr. ßiö 80, b S. 138).

Es lassen sich etwa folgende Gruppen als uridg. ansetzen.

90. 1) Verbalabstrakta wie T6}ioq und T0)Lir| 'Schnei- den, Schnitt', Nomina agen ti s (A dj ek ti va) w i e to^ö^ ^schnei-

1) H. Zimmer Die Nominalsuffixe a und ä in den gerro. Sprachen, Strassb. 1876. F. Mikiosich Das Suffix * im Altsloven.,. Kuhn-Schleicher*8 Beitr. 1, 222 ff. 273 ff.

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^ 90.] Nominalstammformantien. Vokalisehe Formantien. 149

dend'; die letzteren oft als hintere Kompositionsglieder. Der ursprüngliche Sinn als Verbalabstraktum oder als Nomen agentis ist öfters verändert, Gr. tövo^ 'Geburt, Kind', ai. jdna-s 'Ge- schöpf apers. vispazana- 'alle Menschenrassen enthaltend', ai. Jäna-m 'Geburt' i); gr. Tovn a,i.jand 'Geburt'; gr. -Tovöq 'erzeu- gend' in T€Kvo-YÖvo^. Gr. cpöpo^ 'Beitrag, Steuer', aksl. 8^'bor^ Vuv^bpiov, (TuXXoTO?' (serb. z-bör zbörä), ai. hhära-s 'das Tragen, Bürde; Gewinn, Preis'; gr. cpopd 'das Tragen', arm. -a-vor Instr. -a-vora-Vy z. B. tagavor CKronträger') 'König' (vgl. aksl. voje- coda lat. agricola), lett. atbara 'Zugabe'; gr. cpopö-^ 'tragend', ai. -hharä-8 'tragend, bringend' in vajq-hhards 'den Preis davon- tragend' bharäs 'Bürde, Last'. Gr. b6)Lio-<; lat. domu-s aksl. dorm (serb. dorn döma)^l rfdma-«'Bau, Haus'*); gr.bo)Lir|'Bau'(He8ych); -bo)Li6^ in olKO-b6)Lio? 'hausbauend'. Gr. cpOöpo^ 'Verderben' ai. Jcialas 'das Waschen' nirjhara-s 'Wasserfall' (sanskritisiert aus prakr. nijjhara')\ gr. cpGopd 'Verderben'; -cpGopö^ 'vernichtend' in dvbpo-(p0öpo^, ai. Tciara-s 'zerrinnend, vergänglich'. Gr. (pövo^ Mas Erschlagen, Mord', russ. gon (Gen. göna) öech. hon 'Jagd'; gr. cpovai PI. 'Mordanschläge'; gr. -cpovö? 'mordend' in Traxpo- <pövo^, ai. ghanä'S 'erschlagend; Keule'. Aksl. raz-dorb ('Zer- reissung') 'Zwist' (russ. raz-dör) lit. nu-daras 'Abfall von Bast'; gr. bopd 'abgezogenes Fell', poln. dziora 'Loch' (für *dora nach dzieraö 'reissen'); gr. bopö^ 'Lederschlauch'; war ai. dara-s 'Loch, Höhle' ddra-s oder dard-s? Ai. vära-s 'Wahl, Wunsch' vdras 'Schatz', aisl. vcd N. 'Wahl'; ahd. wala 'Wahl'; ai. vard-s 'wählend, Freier'. Gr. xöo^ xoö? 'Schutt', ai. hava-s 'Opfer'; gr. Xof\ 'Guss'; 'Xo6^ 'giessend' in ubpo-xöo^, ai. a-havd-a 'Eimer, Trog'. Aksl. voz^ (serb. vöz vöza) 'Wagen' lit. üz-vazas 'Auffahrt', ai. väha-s 'das Ziehen, Fahren väha-s 'Schulterstück des Joche«'; ahd. fjDoga 'Bewegung', lit. uz-vaza 'Auffahrt'; Sii.vahd'S 'fahrend, ziehend, Zugtier'. Gr. ötko? *Bug, Haken'; ÖTKrj YU)via Hesych.

1) Bei der Unsicherheit, die bezüglich der Vertretung von uridg. o in offner Silbe im Arischen besteht (1 S. 139, K. vergi. Gr. 74 f.), nenne ich hier und im Folgenden aus diesem Sprachzweig sowohl Formen mit a als auch Formen mit ä. Zu den letzteren ^gl. § 92, a.

2) Zur uFlexion von lat. domus aksl. dorm s. § 106.

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150 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 90.

(Cod. ÖTKTi); ai. atakd-s ("sich Biegendes, Gebogenes') 'Haken\ lat. uneu'8 "gekrümmt; Haken'; unklar ist die ursprüngliche Be- tonung von lit. anszaa v^szas *Haken'. Gr. tövo? 'Spannung, gespannter Strick, Ton', ai. tana-a Taden, musikalischer Ton' ; gr. Tovii 'Spannung'. Gr. ^60^ 'das Fliessen', ai. arava-s Tluss, Ausfluss'; gr. ^orj 'Fluss', lit. sravä 'das Fliessen', ai. girisrava 'Bergstrom'; vgl. auch aksl. o-strom 'Insel'. Gr. atoTxo^ 'Reihe', ahd. steig 'semita'; got. staiga ahd. steiga 'Steg, Weg'. Ahd. rög ai. röda-s 'das Weinen, Klagen'; lit. raudä 'Wehklage'. Got. dags 'Tag', lit. dägas fheisse Zeit, Erntezeit') 'Ernte', ai. däha-s 'das Verbrennen, Brand'; lit. dagä 'Ernte'. Got. gaggs ahd. gang 'Gang'; Wi.pra-zanga 'Übertretung'. Lit. f ^Aro« 'Fusssteig* aksl. tolcb 'Lauf, Fluss', av. takö 'das Laufen, Lauf; lit. isztdka 'Ablass, Mündung', aruss.pa-foÄra 'Flüssigkeit'. Gr. ßopd 'Frass, Speise'; gr. ßopö^ 'gefrässig', ai. ajagards 'Ziegen verschlin- gend', lat. cami'vorus. Ahd. wara 'Obhut'; got. toara- 'behut- sam' ahd. gi'tcar aisl. varr 'aufmerksam', gr. olKOupö^ 'Haus- hüter' aus *FoiKO-Fop6^ (Solmsen ünt. 80). Ahd. bouga 'Riog'; ahd. houg aisl. haugr 'Ring'; ai. hhögd-s 'Windung, Ring (der Schlange)'. Lit. hangä 'Welle'; ai. bhardga-s 'Bruch, Welle'. Gr. Xp6)iio^ 'Gebrumm*, aksl. grorm 'Donner'; ahd. gram aisl. gramr 'zornig, feindselig'. Ai. tdras 'das Übersetzen über etw.'; gr. Topö^ ai. fard-« 'durchdringend, laut', av. ^fta^iö-fara- 'die An- feindungen überwindend'. Gr. iröpo^ 'das Durchdringen, Durch- gang, Gang', ai. pära-s 'das Überschiffen'; gr. -Tiopö^ 'durch- dringend' in öboi-TTÖpo^ 'Wanderer', SLlpärd-s 'übersetzend'. Aksl. tvor^ 'Gestaltung, Form' lit. aptvaras 'Gehege'; gr. aopo^ ('in sich fassend, hegend') 'Urne für Totengebeine'. Gr. ttXöo^ ttXoO^ 'Schifffahrt', aruss. pZor 'das Schwimmen ; Bot'; gr. -ttXoö^ 'auf dem Wasser fahrend' in ttpujto-ttXöo^, ai. plavd-s 'schwimmend, Bot'. Gr. (Töo^ aovq 'heftige Bewegung'; -ccoö^ 'in Bewegung bringend' in Xöo-aaöo^, ai. bhuvanacyavd-s 'weit erschütternd'. Ai. atirika-s 'Überbleibsel, Überschuss', aksl. othlekb lit. äU laikas -lekas 'Überbleibsel, Rest'; gr. Xomö^ 'übrig' (lit. Ukas 'übrig' war vielleicht im Lit. aus dem Substantiv entstanden, vgl. IF. 18, 435). Gr. oTko^ 'Wohnung, Haus', lat. vicus (K. vergl. Gr. 214, unrichtig oben 1 S. 186), ai. t^sa-s 'Haus'; ai. v^id-s^

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§ 90.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 151

"HiDtersasse, Nachbar' av. va^sö ^Knecht im Herrenhof. Av, ""rvassö 'Wendung, Wendepunkt' Gf. *uroikO'S (1 S. 298); gr. ^oiKÖ^ Verbogen, krumm', mndl. tcreeg ('verbogen') 'starr, steif, lit. rdiszas 'lahm'. Gr. TÖficpo^ 'Pflock, Nagel', ahd. camh 'ge- zahntes Werkzeug, Kamm', aksl. zqb^ 'Zahn', ai,jdmhha'8 'Zahn' uridg. *§ömbho-8 'Zermalmung, der Zermalmung dienendes Ding, Zahn'; sli. jambhd'S 'Zermalmer, Verschlinger (von Unholden)'. Gr. Xöxo? 'Lagerung, Hinterhalt', serb. log löga 'das Liegen' aksl. pT%'log% 'Zulage' (vgl. gr. ä-Xoxo? aksl. sq-logh 'consors tori'); gr. Xoxöq 'Kindbetterin'. Gr. al6o^ 'Feuer, Brand', ir. aed 'Feuer', ahd. ^ff 'Scheiterhaufen', ai. ^dÄa-« 'Brennholz'; gr. al6ö? 'bren- nend, funkelnd', ai. agny-^dhd-s 'Feueranleger'. Gr. atövo^ •Seufzen', russ. ston 'Seufzer'. Gr. KÖpo^ 'Sättigung', lit. pä-sza- ras 'Futter'. Russ. zov 'Einladung', ai. hdva-s 'Ruf. Gr. toixo^ ('Aufwurf, Formung') 'Wand', arm. dez 'Haufe', got. daigs ahd. teig 'Teig', ai. deha-s 'Körper' av. uz-daezö 'Aufschüttung, Damm'. Aisl. draugr 'Gespenst', ai. drögha-s 'arglistige Schädigung' av. draoyö apers. drauga- 'Lug, Lüge'. Gr. 6öXo^ 'Kuppelbau, Kuppeldach', got. dal ahd. tal N. 'Tal*, aksl. doh serb. dbla 'Tal', ai. dhara-s 'Tiefe'.

Es folgen noch einige Beispiele aus den Sprachzweigen, in denen diese Typen alle oder zumteil in weiterem Umfang produktiv geblieben sind. Arisch. Ai. «'dA;a-« 'Glut, Flamme' av. atrd'Saokö 'Feuerbrand'; ai. ^ökä-s 'glühend*. Ai. sdsa-s 'Gebot'; sasd-s 'Gebieter*. Ai. rökas 'Glanz, Lichterscheinung'; rökd'8 ('was leuchtet') 'Licht, Helle'. Ai. ghöia-s 'Getöse, Lärm'; av. gaoiö apere, gausa- 'Ohr* (zu av. gnäa-hvä 'höre, vernimm*). Ai. Wrfya-Ä 'Herrschaft; Herrscher', av. xiayö 'Herrscher*. Ai. iäas 'das Suchen, Begehren', av. aiiö 'das Suchen'. Ai. viga-s 'Ruck, heftige Bewegung', av. vaeyö 'Schlag, Streich*. Ai. röha-s 'das Aufsteigen, Erhebung', av. raoda- PL 'äusseres Ansehen'. Ai.jöia-s av. zaoiö 'Gefallen, Belieben*. Ai. i4^a-« 'Rezitation, Lob, Preis', gthav. 89nghö jgav. saiahö 'Lehre, Spruch*. Ai. vdr- dha-s av. var^dö 'das Mehren, Grossmachen'. Ai. bandhd-s av. bandö 'Band, Fessel'. Griechisch. ßöXo^'Wurf; ßoXrj'Wurf ; iirea- ßöXoq 'Worte um sich werfend, lästernd'. TpÖTio^ 'Wendung'; xpoTni 'Wende'; ipOTiö^ 'Dreher, Riemen, mittels dessen das Ruder beim

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152 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 90.

Rudern sich dreht'. Tpöxo^ 'Lauf; xpoxi^ 'Lauf; Tpoxö^ 'Rad\ aipöcpoq 'gedrehter Strick'; (TTpocpri 'das Drehen'; ßou-<yTpöq)0^ Tünder lenkend', vö^oq 'Brauch'; voiiirj 'Verteilung'; vo)liö^ ('was zugeteilt wird') 'Weideplatz'. ttXöko? 'Hargeflechf; TiXoKri 'das Flechten'; boXo-irXÖKO^ 'ränkespinnend'. <JTTÖpo^ 'Säen, Same'; (TTTopd 'Abstammung', doibifj 'Gesang'; doibö^ 'Sänger', tto^ttti 'Qeleite'; TioiiiTrö^ 'Geleiter', bpö^o^ 'Lauf; ßori-bpöiiio^ 'zu Hilfe laufend'. Germanisch. Maskulina : got. ti?aip» 'Kranz' ahd. weif 'Binde' aisl. veipr 'Kopfbinde', got. hlauta ahd. AZöj (auch N.) 'Loos', ahd.rottÄ'Rauch', roufr 'Raub', ^Atijawgf 'Beengung, Zwang', fcramjp/"Krampf, swanc 'das Schwingen, Schwung', «car 'Pflug- schar', ur-aas 'deditio'; viele derartige Substantiva sind in den agerm. Sprachen Neutrum. Feminina sind seltner: ich nenne noch got. wräka ags. tvracu 'Verfolgung', ahd. darra 'Darre', Ura 'Lehre', «fangra 'Stange', trata 'Tritt, Spur', ti?a6a'Wabe', stala 'Diebstahl'. Nach dem Verner'schen Gesetz (1 S.697. 777) sich ergebende urgerm. Betonungen können noch den uridg. Accent- unterschied repräsentieren, z. B. ahd. darra =urgerm. *darz6, saga (neben segä) 'Säge' = urgerm. *«ajd (zu lat. secäre) wie gr. T0|LAri, ahd. trör ags. dr4or 'triefende Feuchtigkeit' urgerm. *drauzd'Z (zu got. driusan 'fallen', zunächst also 'Tropf er'?) wie gr. to^ö^, doch kann in allen derartigen Fällen die Qualität des Konso- nanten auch durch andere Wörter der Wortsippe bestimmt wor- den sein^). Auch nach der Bedeutung sind die Typen TÖ|io^ und T0|LAÖq nicht sicher auseinander zu halten: got. wraJcs 'Verfolger' z. B. (neben wraka F.) kann einst 'Verfolgung' bedeutet haben (§481,3, a). Baltisch-Slavisch. LH, smardas s^ksl, smrad^ 'Gestank'. Lit. üz-vcdkas 'Betttiberzug', aksl. ohldkb 'Wolke' aus *ob'vläkh serb. vldk 'Fischemetz'. Lit. l^aflkas 'Bügel, Reifen', ät'lankas'RfXckhieguüg*, akBhlqk^ 'Bogeii\ hit märas aksl. mor» 'Tod, Pest' : ai. mara-s 'Tod' märas 'Tod, Seuche'. Lit. brädas 'Watnetz', aksl. brodh 'Furt' (bredq'ioh wate'). Lett. graw^'Hirf, russ. gon, Gen. göna, 'das Treiben, Jagd'. Lii-pä-tiadas 'Führer',

1) Ahd. l^a = *laiz6 ist sicher eine junge Bildung. Es gehört zu UreUf dem Rausati vum zu got. lais 'ich weiss', von W. leis- 'nach- spüren'. Mit ursprünglicherer Bedeutung ahd. wagan-leisa 'Wagen- spur' (vgl. aksl. licha *Beet', lat. Plra), das auf urgerm. *laisö weist.

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•§ 91—92.] Nominalstammfonnantien. Vokalische FormaDtien. 153

sksl. pro'vodh "Geleit, Geleiter'. Vielleicht ißt der Typus to|üiö^ mit diesem Tonsitz im Slav. noch durch einige Substantiva fort- gesetzt, z. B. durch serb. grob gröha 'Grube, Grab* ('Gegrabenes'), niss. Icöl hold Tfahl' (mit aksl. ras-koh 'Spaltung' lit. päkalas 'Sensenkeir zu koljq klati), s. Meillet Etudes 225 f. Im übrigen spricht öfters die Bedeutung für Typus TO^iöq, Doch ist diese, wie im Germ., nicht ausschlaggebend, da Nomina actionis oft zu Konkreta geworden sind. Feminina: Lit, flanka 'Beuge', lankä *Tar, aksl. Z((fca 'Betrug; Tal, Wiese' russ. lukd 'Beugung, Krüm- mung'. Lit. rankä aksl. rqka russ. inikd 'Hand' (zu lit. renkü 'ich sammle'). Lit. talkä 'zusammengebetene Arbeiterschaft', russ. tolokd 'Arbeitsdienst'. Lit. kanka 'Qual', kartä 'Schicht', mäldä 'Gebet', skälä 'Span', nasza 'Ertrag', sagä 'Schleife zum Anheften'. Aksl. pa-vlaka 'Dach' (vgl. ohlakb S. 152j, opona ^KaTttTT^Taa^a' ras-pona 'Kreuz', pochoda 'Ausgang, Spazier- gang' neben chodh 'Gang* (gr. öbö^ 'Weg', vgl. § 481, 3, b).

91. Verbalabstrakta mit Reduplikation (nach §71), z.B. ai. gdrgara-8 'Strudel', gharghara-s 'Gerassel', aksl. glagoh 'Schall, Wort', klakoh (lit. kafikalas § 72) 'Glocke, Schelle', pra- porh 'Schelle', i>QQ\i, pidpol 'Flamme'.

92. In den § 90 behandelten Klassen darf der in gr. TÖ|io^ TO^rj T0)Liö^ (T€|i-), dpwfri dpuJTÖ^ (dpriT-) gebotene Wurzelvokalis- mus als der von uridg. Zeit her normale bezeichnet werden. Es begegnen aber schon in alter Zeit auch andere Ablautstufen.

a) Dehnstufe, besonders im Germ, und Balt. Slav. Gr. XwTTTi 'Hülle' (X^TTUJ XoTTÖ^); XiöfiT (TuvaTiuT^ (TItou (Hesych) und dor. XuJTdu) 'ich sammle' (Schulze Quaest. ep. 507); uipä (♦Fu)pä) 'Beachtung, Sorge' TiuXa-ujpö^ zu -[FJopö^ öpdu) (S. 150); (Tinpö^ ^angehäufter Vorrat' (aiiipaKO^ 'Behälter, Korb') zu (Topö? (S. 150). Vgl. dazu die Verba (TTpujqHiuj (cTTp^cpuj), KXu)TTdo)Liai (kX^tttuj) u. a. Lat. col-Uga (lego) und cilare (ir. celim 'celo'), sedare (sedeo). Osk. triibüm F. 'domum' aus *trebom (W. frefe-)? könnte auch Akk. eines Stammes Hr^b- sein (S. 140). Ahd. -gäga mhd. «aje 'Wohnsitz' ags.,»cBf 'Hinterhalt', lit.|>a-«^da«'das Zusammensitzen' nu-sidas 'Bodensatz' aksl. sq-sedh 'Nachbar' lit. at-sodä 'Absatz am Gebäude'. Got. toegs 'Woge' (auch i-St., § 97, c), lit. vezas" Ah- Yfeg' praveääpra-vozä 'Fahrgeleise' {lit.vezü). Ahd. gt^Za 'Qual',

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154 NomiDalBtammformantien. Vokalische Formantien. 92.

lit. gelä 'stecbender Schmerz' (lit. geliü). Got. anda-n^m N. 'An- nahme' aisl. ndm N. 'geistiger Erwerb', ahd. näma 'Wegnahme* (ahd. neman). Got. us-mita- M. oder N. 'Aufenthalt', ahd. ma^a 'Mass, Art und Weise' (ahd. me^^an). Ahd. bara 'Bahre', frdga 'Frage', laga 'Lage', mhd. gäbe 'Gabe'. Got. gröba ahd. gruoba aisl.grrd/"6rube', ahd. fuora 'Fahrt'. Lit. begas aksl. beg^ 'Flucht', lit. pr^'bega 'Zuflucht' (gi*. q)^ßo|iai), aksl. po-ia)% 'Brand' aus *'ierb (aksl. goreti 'brennen'). Lett. wdrs lit. isz-vora 'Suppe', aksl. üar5 'Hitze' wruss. var 'kochendes Wasser' {lit v^du, varus). Lit. «Wgra« 'Dach', ^ro6d 'Gebäude' (vgl. oben osk. trllbüm), at- monä 'Andenken', tvorä 'Zaun' (vgl. oben gr. (Tujpö^). Aksl. alava 'Ruhm' (vgl. \\X.8zlovi), para 'Dampf, russ. e^-grrfsfa 'Sodbrennen' (1 S. 542).

Bei der Entwicklung der Klasse dieser und ähnlicher Bil- dungen (Bück A. J. of Ph. 17, 459 ff.) war vermutlich zweierlei wirksam. Einerseits sind wohl Wurzelnomina von der Art von lat. rix Ux gr. cpiiip kXiwvji 80, c. 81) zu o- und zu ^-Stämmen ge- worden (vgl. § 93), wozu die Betonung von Xiuini, Xtb-pi» ^pö stimmt. Vgl. KXuj7rdo|iai : KXiwvp, uipä : ü&peq ' Trupxoi ibxupwjn^voi. KTibeinöve^ (Hes.), lat. collega : lex. Andereeits wurden so, wie z. B. tövo^ •fovri -Tovö^ zu Y^TOva in Beziehung stand, von dehnstufen voka- lischen Perfekt- und Präsensformen aus derartige Nomina mit -o- und -ä' gebildet, vgl. z. B. ahd. -sa^a usw. : got. PI. s€tum, lit. Part. Perf . sSdqs Präs. sSdu 8ädzu usw. Zu Formen mit ^ konnten leicht solche mit ö hinzugebildet werden nach dem Verhältnis ö : ö bei Wurzeln der ^-Reihe und e : o bei Wuraeln der e-Reihe. Wie diese verschiedenen Momente im Einzelnen zum Zustandekommen der in der geschichtlichen Zeit vorliegenden Verhältnisse zu- sammengewirkt habeU; ist nicht mehr zu ersehen. Betont werden muss aber noch, dass sich hier die Ftiglichkeit ergibt, die in § 90 aufgeführten arischen Formen von e-Wurzeln wie ai. jäna-m bharä'8 (vgl. S. 149 Fussn. 1) alle als dehnstufig anzusehen. Es würde sich dann z. B. das Verhältnis ergeben : sahd-s -säha-s : -sah' : sahd'S -edha-s = säha-ti 'er bewältigt' : säk-iva sah-vds- (ßosdha) : sdha-U.

b) Schwundstufe mit Formans -ö-, z. B. ai. diM 'Rich- tung'gr. biKTi 'Weisung, Recht', ai. bhuja'Windnng' gr. cpuTn 'Flucht'

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§ 92.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 155

lat. fugüj ai. nidd nida 'Schmähnngy Tadel', got. ustoaürpa Ter- werfnng, Auswurf, wulwa''Ra,\xh% ahd.cAZagra'Klage* (: gr. ßXnxnJr lit. at'Zvüga 'RUckhlick, Rücksicht' ^a-gfiwd 'das Aufhören, Ende', fiksl. drhta 6r^ta russ. (fcrWStrich', fbma 'Finsternis'. Seituridg. Zeit sind Wurzelnomina des Typus ai. dis- F. 80, a) in die a- Deklination ttbergeftthrt worden 93, c); so konnten nun solche Verbalabstrakta auch im Anschluss an Verba mit Schwundstufen- Tokalismus entstehen, ohne dass sie zuerst die Form eines Wurzel- nomens gehabt hatten. Dieser Anschluss zeigt sich z. B. klar im Ai. bei nidd (zu nid- F.), wofür auch nindd nach ninda-ti 'er schmäht'. Vgl. noch z. B. lit. pä-minos 'Flachsabgänge' lett.mina 'Tritt' zu minü 'ich trete'. Wie viel in dieser Art Nachbildung direkt zum Verbum war, ist nicht mehr abzugrenzen.

So war der Boden dafür bereitet, dass Verbalabstrakta auf •0- und 'd' und Nomin aagentisauf-o- zu Verba mit beliebiger Wurzelgestaltung geschaffen wurden. Z.B. gr. Tdq)0^ 'Be- stattung, Grab' (neben racpri) zu Gdirru), ^Itttj 'Wurf' zu ^tTtruj, laxrj 'Geschrei' (neben i^x'l) ^su Idxu) (*Fi-Faxu)). Got. wigs ahd. weg aisl. vegr 'Weg' zu gorwigan, got. ga-faUa- (vermutlich M.) ahd. fang 'Fang* zu got. fdhan ahd. fahan as. fangan, got. biups ahd. biot aisl. biödr 'Tisch (worauf vorgelegt wird)' zu got. -bindariy urgerm. *beudd- (vgl. gotpiuba- ahd. diofr'Dieb' aus vorgerm. *ieupö-, zu lit. tupM 'hocken, kauern'), got. giba ahd. geba SLi&hgiQf 'Gabe' zu got. giban, got. ga-binda ahd. binta 'Binde' zu got. 6m- dan, got. M/inwa 'Leiden' ahd. winna 'Streit' zu toinnan, Lit. ap- metai PI. 'Aufzuggarn' aksl. pod^^met^ 'Saum* zu metü metq\ lit. r^'do« 'Antlitz' aksl. vidh 'Ansehen, Form', lit. äp-veizdas 'Vor- sehung' üz-veizdas 'Aufseher' (neben vaidas 'Erscheinung' vaizdai 'Brautschau' apy-vaizda 'Vorsehung') zu lit. vüzdzu aksl. vi£d({\ lit. bizdas 'crepitus ventris' zu bezdü, gr\8za8 'Rundung, Kreis* (neben at-grqzas 'Wiederholung', su-grqza 'Rückzug') zu grisztüf i'timpas 'Ansatz zum Sprung' zu timpstü, at-gimas 'Wiedergeburt' gema 'Frühgeburt' zu gemü giifiti, nü-rega 'sagacitas' zu regiü, isz-verza 'Raub' zu verziüj pa-gelba 'Hilfe' zu g^lbu\ aksl.^o-Äf^ 'Ehre, Ehrung' zu Ä^, s^n'^m^ 'Versammlung' zu imq sin-hinq, «W5 'Mutterbrust' ('woran gesogen wird') zu s^8q, dira 'Spalt, Loch' zu 'dirati (Iterat. zu derq). Hierher wohl auch gr. ?pT0v as. tcerk

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156 Nominalstammformantien. VokaliBche Formantien. 98.

aisl. verk N. 'Werk' (neben arm. gorc 'Werk'), zu gr. ?pbuü aus ♦Fepzbuj *F€pTluj, ahd. iDirk{i)u (av. var^za- M. 'das Wirken' kann "^Uorffo und kann *^er§0' gewesen sein).

93. 2) -0- und -a- erscheinen oft mit dem Aussehen eines sekundären Bildungselements. Wir konstatieren hier nur diese Tatsache, ohne zu fragen, wie diese Formantien in jedem einzelnen Fall zu dieser Rolle gekommen sind. Ins- besondere soll nicht behauptet sein, dass grade die ältesten Muster formen jedesmal durch eine Erweiterung mittels -o- oder 'ä' zustande gekommen seien.

Diese sekundären Bildungselemente erscheinen hinter den verschiedensten Stammbildungeo der idg. Sprachen, und die fol- genden Znsammenstellungen sollen zunächst nur im allgemeinen ein Bild davon geben, in welcher Art sich diese Stammerweiterung äussert. Zu den einzelnen Abschnitten, in die wir das Ganze zer- legen, kommen aus andern Teilen unserer Darstellung der nomi- nalen Stammbildung zahlreiche gleichartige Belege hinzu.

a) -0- häufig, wie wir § 6U, 1. 85, 1 sahen, im Ausgang von Komposita und besonders oft bei exozentrischen Komposita, z. B. ai. bahvrc-ä-8 Versreich'; für -a- erscheint -o- bei solchen, deren Schlussglied ein a-Stamm war, wie ai. vi-griva-s 'dem der Hals igrivd) ab ist' 60, 2).

b) -o-m (N.), znr Herstellung von Kollektiva und Abstrakta, von Namen für solches, was die Wesenheit von etwas ist, im Bereich von etwas ist, zu ihm gehört u. dgl. Ai. bkraträ-m 'Bruder- schaft' zu bhrdtar- (vgl. gr. cppdipä c), neäfrä-m^Amt des niäfar-^ pöträ-m *Amt des pötar-^ wie n€träm 'Leitung' zu nUdr- "Leiter'; gr. löTpö? neben ion. Intrip lässt ein *läTpöv N. 'ärztliches Tun, Arzthandwerk' erschliessen; s. hierüber §254. 6r. äaipo-v 'Gestirn' zu Aairip 'Stern'. Zu *dÄj^er- 78 S. 132 f.) : arm. durn 'Tür, Tor, Hof (mit Übergang in die n-Deklination, s. S. 139) got. daür ahd, ior 'Tor' aus *dhuro-m, ai. dvdra-m 'Tor', lat. forum umbr. furo 'forum' (u aus o, s. 1 § 145 S. 144), mit anderm Genus aksl. df>ork 'Haus' (lit. dväras 'Hof), vgl. gr. Oupä usw. (c). Zu *ped- 'Fuss' 78 S. 131): dA.paddm av. padd-m 'Standort, Fussstapfe, Spur, Tritt, Schritt', gr. Ti^bov 'Grund, Boden', umbr. pel^um perso 'so- lum' (lat. op'pidum), aisl. fet 'Fussstapfe, Schritt' (arm. het 'Fuss-

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{ 93.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 157

spar'), mit anderm Genas Siksl. pod^ *Boden' (lii. pOdas 'Sohle') ^ vgl. Isit peda asw. (e). Za ai. m^^- Tieisch' in nu^s-pdcana- (vgl. mds 1 S. 347) : ai. m^tsd-m got. mimz aksl. m^so Tleisch*. Za ai. ddru dru' 'Holz* 108): got. triu (St. tritoa-yHohy Baana', aksl. drivo rass. direvo *Baam' aksl. drbva PI. 'Holz' (vermatlich aach gr. b^vbpcov 'Baam', mit anklarem Anfangsteil bev-), aas ^dre^o- *der^O' *dru^^y vgl. lit dervä (e). Ai. himd-m 'Schnee, Eis' (da- neben himd'8 'Winter, Kälte') za av. zyd 'Winter' 79 S. 135), vgl. hima (e). tänorpi 'Nachkommenschaft' za tdn- 'Erstreckang, Fortpflanzang', vgl. tdna (c). yuia-m (auch yftia-«) 'Brühe' za yüi- 'Brtlhe'. örniVa-w 'rohes Fleisch' zarfwii- 'rohes Fleisch', tamasdm 'Dunkelheit' zu idmas- 'DnnkeV, aro^d-n» 'Labung' zu dvas- 'La- bung', atakasd'm'Seitey Weiche* zu diakas- 'Biegung, Krümmung'» hfdaya-m av. zdr^daem^erz^ zn ai.Ärfrde'Herz, Bauch* 101, a), vgl. § 122. Jtf^pa^yd-m 'Hausvaterschaft' zuJd^^att-^'Hausvater'. Av. a^a**run9-w 'Priesterdienst' zu a^a^^rvan- a^a'*rttn- 'Priester^. Arm. amarn 'Sommer' jmeHi 'Winter* (wie durn^ s. o.) Gf. *sip7nrrO'm *§himerO'm^ zu aisL^umarN. ahd.^t^mar M.'Sommer* und zu gr. xei^^p-io-^ 'winterlich' hom. bu(T-x€(^€po^. Gr. veöpov 'Sehne, Kraft* aus*(Tviiupo-v zu eiY.snavar^ 'Sehne*, vgl. veupd (c). ?iTpov 'Bauch' zu fJTop 'Herz', vgl. ahd. adara(e). öcrrtov 'Gebein' ('Beinernes') aus *daT€iov zu ai. dsthi 'Knochen* 101, a). öpv€ov 'Vogel* möpvxq 'Vogel*. Zu den beiden letzten vgl. § 122. t^ukköv tXuku d. i. 'Süssigkeit* (Hesych) aus ♦tXukuö-v, zu t^uku^ 'süss'^ vgl. xXuKKa* i\ tXukutti^ (c). tt^Xckkov 'Beilstiel* aus *Tr€X€Kuov, zu TT^XcKu^ 'Beil' (vgl. ai. paraha-dha-s 'Beil* neben paraiüri). X^Xuov 'Schildplatt* zu x^Xö^ 'Schildkröte*. Delph. fiimcTaov (f^ia- aöv?) 'Hälfte* aus *fmKruov zu f^^l(Tu? 'halb' (vgl. Ber. d. Sachs. d. W. 1901 S. 90 f.). Lat. creperum 'Dunkelheit' zu dem aus cre- puüculum zu ersch liessenden N. *crepu8 (vgl. oben ai. tamasd-m). fluentum 'Strömung' zu fluens. Qotßr ahd. iar 'Jahr* Gf . ^i^o-m zu av. yar- 'Jahr', vgl. ßech. jar 'Frühjahr* und aksl. jara (c)» Got. Tcniu ißiMnivoa-) ahd.X:niu fcn^o 'Knie' zu 9L\,jdnujfiU'{% 108). Ahd. öri mhd. <Bre cer 'ohrartige Öffnung, Öhr' zu lit. ausi-s 'Ohr*^ 101, a), vgl. mhd. esse F. (c). Aksl. morje 'Meer* zu lat. mare ahd. meri N. 'Meer'.

Mit diesem -(hin vergl. man Komposita wie ai. tri-divd-m

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158 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 93.

'was drei Himmel hoch ist, der dritte (höchste) Himmelsraum', lat. trl'duom aus *divom^ av. nava-xsapard-m 'Zeitraum von nenn Nächten' zu xäapar- 'Nacht', gr. f^iLn-crrd-nipov 'ein halber Stater' zu araTfip 514).

Auch entsprangen solche Neutra im Anschluss an dehn- stufige Wurzelnomina des Typus cpuip 80, c S. 138). Lat. övo-m gr. i}iöv 'Ei' zu lat. avi-s 99); ahd. huon nhd. huhn («Flexion unursprünglich, s. § 399) ursprünglich 'Hähne und Hennen zu- sammen', zu hano henna, mhd. buost 'zusammengedrehte Bast- streifen, Baststrick' zu bcist, eine Klasse, die besonders im Ar. produktiv war, z. B. ai. parivd-m 'Rippengegend' zu pdriu-i, yäuvand-m 'Jugend' zu yüvan-y säptd m säpta-m 'sieben in eins zusammengefasst, Siebenzahl' zu saptd, säumanasd-m 'Gewogen- heit' zu su-radnas , käpöta-m 'Taubcnschwarm' zu kapdta-s, av. ar^zva- N. 'richtiges Tun' zu dv^zu-S. Beachte das Fehlen des Formans -i- des zu gründe liegenden Nomens bei lat. övo-m, zu avi-s, wie bei ai. dasdiaguld-m 'Länge von zehn Fingern', zu awgüli-i, und ähnl. Kompp. (Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 118 f.), ia^fd-s 'der sechzigste' zu ^aSfii 'sechzig' (e, ß).

Neben den subst. Neutra auf -om stehen zuweilen gleich- artige subst. Maskulina. Zu den schon erwähnten gr. iärpö^ bai- Tp6^, ai. himd'8 yüia-s, aksl. dvoT^ pod^ nenne ich noch fol- gende. Mit lat. fluentum zu vergleichen ist M. ventus got. winds kymr. gwynt 'Wind' ans *t^nt-ö-8 'der Wehende' (diese Betonung ist aus dem german. Wort zu erschliessen); das Ge- schlecht dieses Wortes kann durch eine dem ai. väta-s (vgl. gr. driTTi^) oder eine dem lit. vSjcts entsprechende Form be- stimmt worden sein, vgl. aber auch ai. pdnta-s IVank' zu pdnt- 'trinkend'. Aus einem *ni-zd- F. 'das Niedersitzen', Adj. 'niedersitzend' ist wohl gebildet *nizd6-8 ai. ni(]id-8 'Ruhe- platz, Lager, Nest' arm. nist 'Lage, Sitz', lat. nidus, ir. iMt 'Nest', woneben als N. ai. ni^d-m ahd. nest^ welches Genus auch das (vermutlich nach gnetiti 'anfachen' nslov. netiti 'fo- vere' umgestaltete) aksl. gnezdo aufweist; vgl. ai. gö-iff^d-s, später göitha-m, 'Kuhstall'. Gr. 6 \6 <; 'Pfeil' aus *iaFo-^, PI. loi und id, zu ai. iiu-i 'Pfeil'. Lat. terminus zu termen.

Neben diesen substantivischen Neutra und Maskulina er-

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§ 98.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 159

scheinen aber auch nicht selten, wie wir unter e) sehen werden, gleichgebildete Adjektivs, z. B. tamasd-s MunkeP : tamasd-m ^Danker, und es ist nicht mehr möglich, das genetische Ver- hältnis dieser drei Klassen zu einander für jeden einzelnen Fall zu fixieren. Die subst. Neutra lassen sich öfters bequem als Substantivierung des Neutrums des Adjektivs betrachten; aber es ist zugleich möglich, dass solche o-Adjektiva erst aus dem Neutrum erwuchsen. Und die substantivierten Maskulina sind vermutlich zumteil aus dem N. hervorgegangen, indem der Abstraktbegriff konkretisiert und verpersönlicht wurde, z. B. baiTpög 'Zuteiler' aus baiTpöv 'Zuteilung' 254); aber manche von diesen Maskulina können auch substantivierte Adjektiva sein. In diesen Beziehungen wird erst genauere Einzelforschung mehr Licht bringen können.

c) -a-, öfters, wie -o-m (b), zur Hereteliung von Kollektiva usw., oft aber auch nur als Erweiterung ohne merkliche Be- deutungsmodifikation erscheinend. Hier sind nochmals die auf Wurzelnomina beruhenden Substantiva zu besprechen, die in §92,2 S. 154 f. erwähnt sind; doch nennen wir nur solche For- men, neben denen Wurzelnomina wirklich noch belegt sind. Ai. tdna 'Nachkommenschaft', ahd. dona 'Zweig, Ranke', zu ai. tdn- 'Erstreckung', vgl. tdna-m (b). Lat. öra 'Rand, Kttste', ai. asayd Adv. (Instr.) 'vor jemandes Angesicht', zu ai. ds- lat. öS § 80, b. Ai. rasd 'Feuchtigkeit', lit. rasa aksl. rosa 'Thau', zu lat. rös § 81 S. 140. Gr. Oupä 'Tür', lat. forcls Adv. (*dhuora'\ kymr.abret. dor F. 'Tor' com. dor 'valva' {*dhura oder *dh^ora), alb. dere 'Tür', zu ♦dÄjf^r- § 78 S. 132 f., vgl. arm. durn usw. (b). Lat. peda lit pedä 'Fussstapfe', zu *pM- 'Fuss', vgl. SLupadd-m usw. (b). Aksl. jara 'Frühling', wozu wahrscheinlich auch gr. fipä "" Jahreszeit, Zeit' (1 S. 282), zu av. yär- 'Jahr', daneben got. jsr N. und dech. jar 'Frühjahr' gr. lipo^ 'Jahr' (b). Ai. sdma 'Halbjahr, Jahreszeit, Jahr', arm. am 'Jahr' Instr. ama-Vj zu av. Aawi- 'Sommer', vgl. ai. him-a (s.u.). ki.idisä 'Richtung' (vgl. avantara-disd' neben avantara-dis- 'Zwischengegend') gr. biKTi 'Weisung, Recht', zu ai. dis- F., lat. die- § 80a. Ai. ürjd 'Kraftfülle' gr. 6pv\ 'Leidenschaft, Zorn' Gf. *ufgä (1 S. 474), zu ai. ürj' 'Kraftfülle'. Ahd. stega 'Treppe', lett. stiga aksl.

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160 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 98.

sthdza sthza '¥fRd% zu gr. OtÜ 'x6<; 'Reihe*, vgl. (TT(xo-g 'Reihe*. Ai. usrd lit. auszrä 'Morgenröte', zu ai. uiar- usr- 'Morgenröte*. Weiter gehören aber hierher auch solche Fälle, in denen das Wurzelnoraen nur als verbales Adjektiv oder Nomen agentis in Komposition auftritt 83 f.): ai. kfta- 'Spalt, Schlucht', aksl. ÖThta 6irbta russ. iertd 'Strich*, zu ai. iäu-kft- 'wie ein Pfeil schneidend, verwundend*; ai. hhuja 'Windung', gr. q)uini lat. fuga 'Flucht*, zu gr. rrpöcT-cpuE 'Flüchtling*, ai. tri-bhüj- 'drei- fältig*; shd.sega 'Säge* (daneben seh N. Tflugmesser' zu b), zu lat. re-sex 'beschnittene junge Rebe* ßni-sex (und -seca) 'Heu- mäher' {secula 'Sichel* schwerlich Demin. von *8€ca). Ai. tard 'Sternbild* zu tdr-as (av. starö) 'Sterne*, vgl. gr. ficnpov (b). hitna 'Winter* neben himd-m (b), vgl. sdma zu av. hamr (s. o.). Tciapd av. xäapa- und kMp- xiap- 'Nacht*. kSipä und kiip- 'Finger* {kHpd-ti 'er wirft, schleudert*). druM und dniÄ- 'Schä- digung*. n{da nidd und nid- 'Schmähung*, muda und müd- 'Freude*, kiudha und kiüdh- 'Hunger*. Av. ddr^za- und d9r^Z' 'Band*. Ai. sirä 'Rinnsal' und sird 'Strom* setzen ein F. *str, Gen. *8irä8, 'Strömung, Strom' (vgl. gtr S. 139) voraus. Gr. ötttj 'Öff- nung, Loch' (über lit. äkas 'Loch im Eise, Wuhne' s. § 398 am Ende), zu *oqU' 'Auge' aksl. o6-i usw. § 78 S. 132. Trruxn und TmiE 'Falte*. dXicri und Dat. dXK-i 'Kraft, Stärke*. ßuiTrj und pibl 'Riss, Ritze* ^). ipixn und ipiS 'Krümchen*. KpÖK^ und Akk. KpÖK-a (PI. KpÖKcq) 'Einschlagfaden*. cpptKTi 'Schauder' zu q)pt€ 'Auf schauern der Wasserfläche*, cppdipö 'Brüderschaft' zu q)pd- TTip, vgl. ai. bhratrd-m (b). Ion. TrdTpn 'Vaterschaft, Geburtsort' zu Traxyip. Ion. aTOpT] ^Heiterkeit des Himmels' zu alOrjp. aöpä 'Hauch* zu drjp 'Luft*, veupd 'Sehne' zu av. snUvar^, vgl. veO- pov (b). T^UKKöl* i\ TXuKUTTig (Hesych) aus *T^uKuä, vgl. t^uk- KÖv (b). fiM^pä zu fjiLiap Tag'. Kapbid 'Herz' zu lit. szirdi-s. Lat. striga 'Strich, Reihe' zu «^Wa? 'Riefe' (§86). oper^ 'Bemühung, Arbeit* zu opus. Ahd. adara 'Ader' Plur. 'Eingeweide' zu gr. fJTOp 'Herz*, vgl. fjxpov (b). Mhd. case 'Öse, Henkel* zu lit. ausi-Sy vgl. ahd. öri N.(b). Litvasar-ä 'Sommer' (aus ^veserä, 1 S.838) aksl. vesn-a 'Frühling* auf grund von *^e8er Gen. ^^esn-es

1) Nach solchen Doppelformen scheint Apoll. Rhod. oik-c^ zu hom. atK/| 'Andrang, Anprall* und KopuO-aiE (-äiKo^) gebildet zu haben.

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§ 93.] NominalstammformantieD. Vokalische Formantien. 161

455). Lit. jeknos PL 'Leber* zu ai. yahn-ds Gen. Xeber'. dervä dart?a 'Kienholz' lett. darwa 'Teer' zu ai. ddru dru- 'Holz', vgl. aksl. drSvo usw. (b S. 157); alb. dru F. 'Holz, Pfahl, Brenn- holz' = *drui^ vielleicht ans dem aksl. drhva PI. N. 'Holz'. Aksl. sr^da russ. seredd ('Herzgegend') 'Mitte' zu gr. Kfip[b] lat. cor usw. § 78 S. 132. nogra 'Fuss' zu gr. övuE -x-og 'Klaue', jtccha 'Brühe, Suppe' vermutlich auf grund eines St. *iöfiS', vgl. ai. yüi- lat. jü8 'Brühe' und gr. C6)Lin 'Sauerteig' Cu))Liög 'Brühe'.

d) -a- zur Bezeichnung des natürlichen weiblichen Ge- schlechts. Ai. dSva av. aspa-, gr. Ittttti in MirrrTi-iLioXTOi, lat. equa, lit. öwzrd 'Stute' zu M. ai. dJva-s usw. Arm. skesur, Instr. skesra-v, gr. ^Kupd alb. vßhefe lat. socera socra got. swaihrö 'Schwieger- mutter' zu M. gr. ^Kupöq alb. vjehef lat. socer got. swaihra (über das ältere F. ai. ^aSrü- usw. s. § 130). Gr. dveiiiid got. nipjö 'Base' zu M. gr. dveipiöq got. nipjis. Ai. vidhdva av. möavOr lat. vidua ir. fedh got. widuwO ahd. witutoa preuss. widdewü aksl. vhdova 'die Verwitwete, Witwe' (die ar. Wörter oft attri- butiv mit Wörtern für Frau verbunden), zu gr. i^iOeo^ 'ledig, un- verheiratet' lat. viduos (vgl. ai. vidhü-i 'vereinsamt') *). Ai. ajd 'Ziege' zu M. ajd-s. Gr. Ged 'Göttin' zu M. Oeög, GepdTTVTi 'Dienerin' zu M. Ocpdirujv. Lat. porca umbr. porca 'porcas' zu M. Isit porcus, lat. dea zu M. deus, clienta zu M. clißns, Alemöna zu alimo (vgl. alimönium). Ir. cumal 'Sklavin' (vgl. lat. camilla) zu M. Cumal gall. Camulos. Got. datira«?ardaTürhüterin' zu M. daüra- voards. Meist im Germ, in die schwache Deklination übergegangen, wie got. daürawardö (neben -toarda), nipjö, ahd. friedila 'Ge- liebte' zu M. friedüy winia 'Freundin' zu M. wini (§215, a). Lit. siuvejä russ. Svejd (aksl. *hvija) 'Näherin' zu M. lit. siu- vijas aruss. svejh, aksl. räba 'Sklavin' zu M. rah^, sqseda 'Nach- barin' zu sc^sed^. Solche eZ-Feminina gab es von idg. Urzeit an auch ohne entsprechende Maskulina, wie ai. gnd- gthav. gdHä- arm. hin (Instr. knorv) att. T^vrj böot. ßavd ir. ben (Gen. mnd) got. qinö aisl. kona preuss. genna aksl. Sena 'Weib', ai. va4d 'vacca', gr, v\)^q>r\ 'Braut, Mädchen'. Öfters wurden Wörter für weibliche Wesen einzelsprachlich ohne Sinnesänderung in die a-

1) Ai. dhavd'S 'Mann, Gatte/ war Neubildung zu vidhäi'äy das man als vi-dhdvä auffasste.

Brugmann, Orundriss. II, 1. 11

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162 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 93.

Deklination binübergeführt, wie ahd. tohtera Töchter* für tohtery lit. dükrä Tocbter' ans *dukträ für duktS -efs, prenss. swestra aksl. sestra 'Scbwester' zu lit. sesu -efs. Vgl. § 467.

e) Adjektiva auf -(hs. Die unter b) aufgeführten Neutra und die unter e) und d) aufgeführten Feminina dürfen zumteil als substantivierte Adjektiva gelten und gehören so zugleich hierher.

a) Bildungen zu deklinabeln Nomina.

Ai. tamasd'g av. ^awawÄa-Munkerzu tämas- famaÄ- 'Dunkel' (tamasd-m Subst. S. 157), ai. rajasd-s *trtib* zu rdjas- 'Dunstkreis', paruid-s^noiig^ zn pdruS- 'Knoten'. Lat. crepero- 'dunkel' (Nom. Sg. M. creper unbelegt) zum Dem. crepusculum (S. 157). Aksl. peles^ 'grau', russ. MUsyj 'weisslich' (s. Solmsen KZ. 38, 441 f.). Anderes dieser Art s. § 41 Off.

*udrö' ('im Wasser befindlich') 'Wassertier' ai. udra-sgr. iibQoq ahd. ottar zu öbu)p 'Wasser', ai. usrd-s 'morgendlich, röt- lich glänzend' zu uüar- usr- 'Morgenrot', ai. süra-s ('glänzend') 'Sonne' zu svär- sür- 'Glanz' lat. söl, wozu auch got. sauila- N. 'Sonne'. Anderes dieser Art s. § 256.

An die Verbalabstrakta auf -tu- -te^- und zwar der Funktion nach speziell an die infinitivischen Formen auf ai. -tum tavi preuss. -tun -tvei usw. schlössen sich Gerundiva an wie ai. kdrtva-s 'faciendus' (vgl. dazu kartavyä-s 'faciendus'), gr. tpa- 7rT^[F]o^ 'scribendus' (vgl. § 338, a). Dazu die Substantiva wie lit. autavas autuvas 'Schuhwerk' piautüvas lett. pVautawa 'Sichel', eigentlich 'Ding zum Anziehen, zum Schneiden'; lit. -tava^s lett. -tawa aus ^-te^o-s *'te^a. Über diese und die zugehörigen Sub- stantiva auf *'ty,ofn *'t^a s. § 337 ff. Mit *-^e|f-o- vgl. av. ma^nya- va- 'geistig', zu mafnyu-Sy ai. manavd-s 'menschlich', zu mdnuri 124).

Ebenso haben sich an die Verbalabstrakta auf 4 wie ai. drÜ'S 'das Sehen' die Verbaladjektiva auf '{i)%0' wie ai. drsya-s 'conspiciendus' angeschlossen, worüber § 112.

Ai. arafvd-s 'aus dem Holz des arafu- (calosanthes indicus) gemacht', kakubhd-s 'ragend' zu kakübh- 'Gipfel'; phalgvä-s 'winzig' zu phälgü-S 'winzig', hdrita-s av. zofrüa- 'gelblich' zu harü' 'gelblich'. Av. x^aepa^&ya- 'eigen' zu x^a^paHi- 'er selbst'.

Gr. fdK4,r\ YaXfi ('die mäu8eartige')'Wie6el, Marder' aus *TaX€iä,

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§ 93.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 163

ZU ai. giri'ä 'Mans' (Osthoff Et. Par. 1, 184f.). Vgl. § 122, wo auch die Adjektiva auf -eio- als hierher fallend erklärt werden.

Ai. dvayd-8 ^zweifach' (dvayä-m "doppeltes Wesen, Falsch- heit'), frayrf« 'dreifach', catvard-m 'viereckiger Platz'. Lit. dveß *zwei' bei Pluralia tantum, ebenso treji 'drei', ketveri Vier', aksl. d^vojh 'zweierlei', 'zwei' bei Pluralia tantum, ebenso trojh^ Setverh ietvorb. Zu gründe lagen die Stämme *dy,i' ^d^ei- *d^oi' (vgl. die Dualformen ai. dvät/oi aksl. d^voju d^vSma gr. buoiv, die Gen. PI. got. ttoaddje ahd. zweiio lit. dvijü und gr. boioi u. anderes bei Solmsen PBS. Beitr. 27, 354 ff.), *tri' *trei' (ai. träy-as) und *qUetifer' ^qVet^or-.

Aus dem Ar. stellen sich ferner hierher Ff ddAi-Ableitungen, wie ai. manasd-s 'geistig' zu mänas-, ayasd-s 'ehern' zu dyas-, vapuid-s 'wunderbar' zu väpuS-, väsard-s 'früh erscheinend, morgendlich' zu vasar'{hdn'\ artavd-s 'der Jahreszeit entspre- chend' zu rtü'S, Saradd'8 'herbstlich' zu iardd-, av. ar^zva- N. 'richtiges Tun* zu dr^zu-Sy apers. 3fßrgfat?a-'Margianer' zu Margu-i. Vgl. die Substantiva gr. ujpd § 92, a S. 154, lat. övom § 93, b S. 158 und das Adjektivum aksl. sarm § 93, e, t S. 165.

ß) Ordinalzahlbildungen.

*8eptriimö'8 *8ep1mö'8 'der siebente' ai. 8aptamd-8 lat. septir mu8 aksl. 8edfm zu *8eptm ai. saptdusw.] man kann sich die ur- sprüngliche Funktion z. B. von die8 8eptimu8 verdeutlichen durch 'der Tag Numero sieben'. *ne^nnö-8 'der neunte' lat. nönus (ai. navamä'8 ir. nöm-ad für *navand-8 *nönad nach daiamd-s deck- mad) zu *n4^n ai. ndva usw. *dekrfim6'8 'der zehnte' ai. daSa- md-8 lat. decimus ir. dechmad zu *d^kni ai. dä^a usw. In der- selben Weise gr. ÖTbo[F]oq für ♦öktujFo-^, mit -töo- nach ?ßbo)Lioq, und lat. octavo8y wohl diseimilatorisch aus *octövo8 (vgl. favissa aus *fovi88a K. vergl. Gr. S. 255), ai. ekadaM-s (av. a^vandasa-) 'der elfte' zu tkadaSa 'elf [trisds 'der dreissigste' zu triidt 'dreissig' nach -daid-s : da4dt)j äaSfds 'der sechzigste' zu SaStH 'sechzig' (vgl. ndirrtd-8 'zu nirrti-ä gehörig' u. dgl. S. 158). *dehrpi0'8 'der zehnte' gr. b^Kaxog got. taihunda lit. de8zirhta8 aksl. de8^tb zu *d€kf[it' 'decas' ai. dasdt gr. beKdg aksl. des^t-, woran sich gr. fvaxog got. niunda lit. devifitas 'der neunte' und andre Ordinalia auf -10-8 anschlössen. Auf diesen Ordinal-

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164 Nominalstamroformantien. Vokalische Formantien. 93.

Zahlbildungen beruhen die superlativischen -^wo- -mo- und -^o-. S. §152ff. 286ff.

T) Bildungen zu Kasusfornien und Adverbien.

Lat. mens aus *mei0'8, aksl. mojh 'mein* zum possessiven Lok. *mei *moi (ai. me usw.).

*antii0'8 'gegenüber befindlieh' gr. dviio-q, lat. antiaey ahd. andi endi N. 'Stirn' zu ai. änti gr. dvri 'angesichts, gegen- über'. *medhio-8 'medius' ai. mddhya-ft 'medius', arm. rn^j 'medium'^), gr. fn^croq lat. medm/? gall. medio got. mirf; w 'medius* aksl.iwßida 'Grenze' zu ^me-dhi, vgl. gr. jue-id und ai. d-dhi gr. 7rö-9i u. dgl. *alio-8 'alius' gr. äXXo^ lat. alius ir. alle got. alji8 zu *aZi in lat. ali-ter, wie wohl auch ai. anyd'8 'alius' aus einem Adv. *ani erwachsen ist. Gr. irpuüioq ahd. fruoi mhd. vrüeje 'früh' zu gr. Trpujt ahd. fruo Gf. *pröui. Wie *ney,0'» 'neu' ai. näva-8 gr. v^o^ lat. novos aksl. wot?» aus einem *neu neben *ww 'jetzt, nun' ai. gr. vu usw. gebildet scheint, so *nei^i0'8 'neu' ai. ndvya 8 gall. novio- ir. nöe got. nityi« lit. naüja» aus *ne||ti. *8e^ios 'links' ai. 8avyd-8 av. haoya- aksl. ityt» zu ai. .»w 'wohl, gut' wie *neui0'8 zu *ww *). Gr. äpxio^ 'gerade, an- gemessen* zu äpxi 'gerade, eben', i^^pioq 'früh' zu *i^€pi fjpi 'in der Frühe', (q)io^ 'kräftig' zu T-q)i 'mit Kraft' (von derselben Art böot. dirnraTpöqpiov 'Vatersname' von *d7ri Trarpöqpi), beEiö^ 'rechts' zu *defc8i in beHi-xepö^ ai. däkit-na-s (oder aus ♦beHi-Fo-^ zu gall. Dex8iva dea, vgl. § 127); auf ein ♦irepio-, zu ir^pi, weist hom. TrepiuxTio^ 'übermässig, sehr gross' hin (vgl. diuxTiog : drö^). Lat. pretium, ursprünglich 'das einer Sache gegenüberstehende Äqui- valent' zu ai. präti gr. irpoTi Trpöq äol. Trp^^ lett. preft\ vgl. ai. prdti 08' 'gleichkommen' u. dgl. (IF. 13, 87 f. 153). Ebenso viel- leicht 80citi8, ags. secj 'Mann' (1 S. 614), gr. *öcycyo^ in docy(yr|Trip 'Helfer' = *8oqUio-8 s,ns einem dem ai. 8dci 'zugleich, zusammen' (neben 8dca 'zugleich, zusammen') entsprechenden *8oqyi, vgl. ai» 8aci-va'8 'Begleiter' wie gall. Deam-va.

1) mej für *mej nach fcgs 'halb*?

2) Zur Bedeutung vgl. ai. väma-s 'links' zu vämd-s 'gut', ir. tuath 'links' zu got. piup 'das Gute', gr. eötüvuiuoc; 'links', av. va^r- yastära- 'links' zu ai. väriyas- 'erwünschter, besser' u. a. dgl. Verf. Rh. Mus. 43, 399 ff., Strachan IF. 2, 370, Bloomfield A. J. of Ph. 12, 16.

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i 94.] NominalstammformaDtieD. Vokalische Kormantien. 165

*uper(h ai. üparorg- Mer untere' lat. s-upertis usw. zu gr. 5tt€P lat. s-uper usw. *enterO' ^entro- ai. äntara-s *der innere* lat. intrö intra inter-ioTy substantiviert ai. antrd-m arm. PI. dnderU ^Eingeweide' usw., zu ai. antdr lat. inter. Wir stehen hier am Ausgangspunkt der komparativischen Formantien ero-y -tero-, S. § 236 ff.

Ai. samd-s av. apers. hama- 'gleich, derselbe', gr. Ö)liö^ 'gleich, gemeinsam', ir. som 'selbst', got. sama (Überführung in 4ie n-Deklination) 'derselbe' zu ai. sdm lit. sq- aksl. sq- 'mit'. Daneben dehnstufig aksl. sarm 'selbst' (av. hama- 'gleich, der- selbe'); substantiviert ir. adm ('Gleiehmässigkeit') 'Ruhe' und mit anderm Formans säim 'ruhig, mild' (aus *s0mi-8), as. sömi ^ziemlich'.

Schliesslich mögen Doch genannt sein : gr. iraXaiö^ 'alt' zu TrdXai, wonach pipaiö^ für *TTipaTo^ (zu Tnpa?)> ^^^ Kpaxaiö^ 'kräftig' zu *KpaTai in Kparai-TTOu^ u. a., lit. paskujas 'letzt' zu paskui 'nachher' (Leskien Bild. d. Nom. 340).

94. 3) Sonstige Bildungen. Eine grosse Anzahl von o- und ö-Formen lassen sich nicht mit Sicherheit in eine von den obigen Klassen einstellen. Wir geben hier nur solche Beispiele, die in mehreren Sprachen zugleich auftreten.

Substantiva. Ai. vfkors av. vdhrka- gr. Xuko^ (1 S. 260) got. toulfs ahd. wolf lit. vilkas aksl. vhhb 'Wolf. Ai. määd-s 'Schafbock', aksl. mech^'Ftll, Schlauch, Sack' lit. mdiszas 'Heu- netz' preuss. moasis {-is aus -as) 'Blasebalg'. Gr. öttö^ 'Saft, Harz', lit. PI. sakat 'Harz' aksl. sokh 'Saft' (vgl. Solmsen ünt. 207 f.). Arm. ost gr. 6lo<; got. asts ahd. ast 'Zweig, Ast' (^o-zdo- 'An-satz'?). Arm. or6 'Waise', gr. öpcpo- 'Waise' in öpcpo-ßörriq, lat. orbtis. Gr. qpnTÖq 'Speiseeiche', lat. fagu-s 'Buche'; über germ. *bök' und *böka- s. Sievers Gr. d. germ. Ph. 1* S. 252. Lat. aqua kelt. -apa got. aha ahd. aha 'Wasser'. Ai. kakäa und kdkSa-s av. ka^ö 'Achselhöhle', lat. coxa 'Hüfte', ir. coss F. 'Fuss', ahd. hahsa 'Kniekehle'. *iugö'in 'Joch' ai. yngd-m ann. lue (Z- durch Anlehnung an lucanem 'ich löse auf, binde los'?) gr. Cujöv lat. jugum got. juk ahd. ioh aksl. igro; daneben gr. Cujö^ 'Wage, Rotte', lat, jugus 'zusammenfügend, zusammengefügt' und Kom- posita wie gr. (TuCuTO^ (auIuE), gall. ver-ingo- in Veriugö-dum-

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166 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 95—96.

no8y BigO'veriugO'8. Ahd. mo«N. aksl. m^cAi^ *Moo8', lit.müsas 'Schimmel auf Nassem'; lat. mus-cu-s mag auf ein Wurzelnomen *m.u8' deuten 372).

Adjektiva. Ai. säna-s av. hana- arm. hin gr. ?vo^ ir. sen lit. «^noÄ 'alt'; lat. sen- {sen-is sen-um usw.) war Umbildung von *8en0' nach dem Oppositum juven- jün-, und zwar in Anschluss an die alte Übereinstimmung der Kasusausgänge im Gen. PI. senum : juvenum (älter *jünöm), s. Wölfflin's Arch. 15, 1 ff. Got. liufs ahd. Hob aksl. Ijub^ Hieb*. Ai. dlrghä-s av. dar^ya- apers. darga- gr. boXixög (i unerklärt) aksl. dhg^ 'lang*. Lat. longus got. laggs ahd. Zangr 'lang'. Ahd. bar 'nackt, bloss', lit. bäsas aksl. bo8h 'barfüssig', ümbr. rofu 'rufos', ir. ruad got. raups ahd. rot lit. raüdas 'rot', Gf. *roudho8 (zu gr. dpeiiGu)), vgl: lit. rat/dd 'Röte' aksl. ruda 'Metall'. Apers. naiba- 'schön, gut', ir. noeb 'heilig' (vgl. ühlenbeck PBS. Beitr. 27, 120). Gr. auo(; ags. säar lit. saüsas aksl. ^mcA» 'trocken', ai. iöSa-s 'trocken machend, ausdörrend', subst. 'das Austrocknen'. Ai. dmä-s arm. hum gr. u))Li6-q ir. om 'roh'.

95. Von den Genusverhältnissen der o- und der <!- Stämme wird § 472 die Rede sein. Hier sei nur schon darauf hingewiesen, dass eine engere Beziehung zwischen den Neutra und den Femi- nina sich darin bekundet, dass letztere den Nom.-Akk. PI. zu ersteren geliefert haben, z. B. war *iugä = ai. yugd l&tjuga ursprünglich etwa 'das Gejöche' 453).

Formans -i-^).

96. Eine Klassifikation der mit -i- ( : -ei- : -oi-) gebildeten Stämme stösst auf ähnliche Schwierigkeiten wie die Einteilung der 0- und ö-Stämme 89 ff.).

In einigen Fällen lässt sich der Stammauslaut -i- mit einem in Verbalformen hinter der Wurzel erscheinenden «-Element zu- sammenbringen,, z, B. ai. Mci'ä mit Sucyati 4öciti d-Söci und iöcd- ya-ti (vgl. Hirt IF. 10, 32 f., Ablaut 108 ff.). Doch kann diese lautliche Übereinstimmung überall zufällig sein, da ein näherer Zusammenhang der Bedeutungen nicht vorliegt. Am ehesten

1) H. K e i c h e 1 1 Die abgeleiteten %• und j^-Stämme, BB. 25, 238 ff. (wo anderweite Literatur zusammengestellt ist).

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§ 97.] Nominalstammformantieo. Vokalische Formantien. 167

ficheint mir berechtigt^ das nominale -i- mit dem -^ie-ti der Kan- sativa nnd Iterativa, zu denen das genannte iöcdya-ti gehört (2^ S. 1141 ff.), zu verbinden 97, b). Bezüglich des Ablauts steht das adjektivbildende -eio- 122) dem -^ie-ti am nächsten.

Die Flexion der mask. und der fem. substantivischen i- Stämme war in uridg. Zeit noch dieselbe.

97. 1) G esc hl echtigeVerbalabstrakta und Nomina agentis (Adjekti va). Eine Scheidung nach dem Tonsitz wie bei den o-Stämmen ist hier nicht durchzuführen. Wir teilen ein nach der Vokalisation der Wurzel.

a) M i t Schwundstufe. Ai. prati-ifhi-i F. ^Widerstand', av. par-sti-s F. (Du.) *Rücken' (vgl. H^v.par-ita' M., M.pr-ithd-m ^Rücken'), lat. postis aus ^por-sü-s (^Hervorstehendes'), ahd. first M., ags. fierst F. Tirst' urgerm. ^fir-stiz (vgl. mnd. vorst F. Tirst' urgerm. ^for-stö-)'^ entsprechend ai. ni-dhi-i M. 'Aufbewahrung, Schatz' adhi-S M. Depositum; Pfand', a-dii M. 'Anfang'. Von gleicher Art aksl. jadt» s^n-idh F. 'Speise, Frass' (lit edis M.'Frass' Gen. ^dioj, wenn die Zurückführung von ^d- 'essen' auf *e dö- 'zu sich nehmen' (Album Kern 31) richtig ist*). Ai. rftict-/ 'leuch- tend', womit vermutlich got. hugs ahd. as. hugi M. 'Sinn, Geist' zu verbinden ist (urgerm. *Awji-)*). Ahd. lug ags. Zyje M. 'Lug' urgerm. ♦Zwje-, aksl. h^h F. 'Lug'. Ai. dHii F. 'das Sehen', krSi-i F. 'das Pflügen, Saat', nr^i-i F. 'Tanz, Spiel', 6Ätyi-^ F. 'Erfreuung; Erfreuer', dhvani-iM. 'Ton, Schall', vavriiU. 'Hülle, Versteck' av. usvao^ri' 'ohne Rahm, entrahmt'. Dazu ai. Infinitive wie drSdy^ 'zu sehen' yudhdy^ 'zu kämpfen'. Ahd. vmrt aisl. Urdr F. 'Schicksal', urgerm. *^urdf (W. ^ert')^ ahd. ckuri F. TVahr, got. qums ahd. chumi M. 'das Kommen', got. muns aisl. munr M. 'Absicht', got. plaüJis M. 'Flucht', ahd. big as. biti M. 'Biss',

1) Ob ai. ädyüna-8 *gefrä88ig*, mit dem man lat. jejünus ver- bindet, ein ädy-üna-s 'der Speise ermangelnd, speiseleer* gewesen ist (Thurneysen KZ. 32, 567), ist sehr unsicher. Im P.W. wird pari- dyüna- verglichen, so dass '(^on Hunger) gepeinigt' die Grundbe- deutung gewesen wäre. Man hat überdies an Ableitung aus einem *ädyU'f, zu id' 'essen* lf>0), zu denken, vgl. dämünas- 'Haus- genosse* zu lat. domus aksl. dorm 106. 186, b).

2) Minder wahrscheinlich ist Zusammenhang von hugs mit gr* KVKdw 'ich rühre ein' (Uhlenbeck PBS. Beitr. 22, 541 f., Got. Wtb.« 83).

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168 Nomin alstammformantien. Vokalische Formantien. 97.

got. baür ags. byre M. 'Sohn' (ursprünglich ^Geburt'). Lit. krüis F. 'Fall', pagrindls F. *Dielnng', prUtkis F. 'Zufall, Geschick', pa-vidis F. 'Neid'; aksl. bl^h F. 'Irrtum', p^h F. 'Spanne'.

b) Mit 0- Stufe. Gr. Tpöxi? 'Lauf er', <TTpÖ9i^ 'gewandter, schlauer Mensch', iröpig ^junges Rind' (zu lit. periü 'ich brüte' lat pario), Tpöq)i^ 'dick, feist', vgl. auch iröXi^ 'Stadt' gegenüber eA.pÜr lit. pilis 100, a) und öpxi? 'Hode' gegenüber av. dr^zi-S 99). Lat. torris M. 'Brand, brennendes Stück Holz' (falls nicht aus *trsi'), scobis F. 'Abfall, Feilstaub' ( : scabo = ocris : ÄKpog, s. 1 S. 486, K. vergl. Gr. 146). Got. balgs ahd. balg aisl. belgr M. 'Schlauch, Balg' zu ahd. belgan 'schwellen', vgl. ir. bolg M 'Sack* {i- oder o-Stamm?), ai. barhif (§407). Lit. grandis F. 'Armband', trandis F. 'Holzwurm, Motte' ; aksl. kom F. 'Anfang* (in is-konVvon Anfang an', po-konh 'Anfang'), molh 'ariTÖßpuiTov* (zu meljq 'mahle', vgl. got. malö F. 'Motte'), vodo-nosh F. 'Gefäss zum Wasser tragen', vodo-todh F. (auch -teöh) 'Wasserlauf, Kanal', vedh F. 'Wissen'. Aus dem Ar. scheinen hierher zu fallen i-Stämme wie ai. r^Ai-^ F. 'Eile', bödhi-i F. 'vollkommene Erkenntnis' av. bao*di-8 F. 'Wohlgeruch', ai. röpiS F. 'Reissen, reisseuder Schmerz', granthi-^ M, 'Knoten', arci-S M. 'Stral'.

Zu dieser Klasse stellen sich die Kausati va und Iterativa auf '^ie-ti (vgl. § 96), z. B. gr. (Tipöqpiq : cTTpoqpdu), ai. bödhi-s : bö- dhdya-ti (2* S. 1141ff.)^); zum Formalen vgl. gr. öctt^ov aus *ÄcTT6jio-v : ai. dsthi, ai. hrdaya-m : hdrdi, lit. treji ai. trayä- : tri' u. dgl. 122).

c) Mit Dehnstufe. Gr. bnpi(; F. 'Kampf, Wettstreit' zu bdpuü, vgl. ai. 'ddri'S 'zerspaltend'. Got. icens F. 'Hoffnung' zu winnarij W. y^en- 'zu erlangen suchen', vgl. lat. vendn, wegs (auch o-Stamm, § 92, a) ags. wcej M. 'Woge' zu got. ga-wlgan, ahd. scdr F. 'Scheere' (auch scdra) zu sceran, Lit. isz-monis M. 'Verstand' zu menü (at-mond § 92, a); aksl. reöh F. 'Rede' zu rekq, £ah 'Schmerz, Leid' (aus *gelh) zu lit. geliü 'ich steche' gelä 'Schmerz', tvarh F. 'Schöpfung, Geschöpf zu lit. tveriü 'fasse' {tvorä gr. cTuipöq, § 92, a S. 154). Aus dem Ar. scheinen hierher zu gehören Substantiva wie grdhi-S F. ('Ergreifung')

1) Vgl. ai. nl4dya-ti *er vereinigt' (RV. 6, 35, 2) zu nldi-^ 'Genosse' (von nldd-s).

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i 98—99.] NomiDalstammformaDtien. Vokalische Formantien. 169

^Betäabung*, Name einer ünholdin, näbhi-i F. M. 'Nabe, Nabel' zu näbha-te 'er birst' (vgl. ndbhya-m 'Nabe*), ghOsi-S M. 'Futter, Speise* zu ghäsa-ti. Vgl, auch ai. -jani-i § 99.

Sekundär wurden auch i-Nomina mit anderer Wurzelstufe geschaffen, sei es im Anschluss an Nomina mit solcher Wur/el- stufe oder von bestimmten Tempusstämmen aus, z. B. ahd. u)ini "Freund* neben ai. vani-i F. 'Begehren*, das wohl *^i}ni-8 war; aksl. U'Hdh 'Flüchtling', wie das gleichbedeutende u-iid^ zu ihd^ (vgl. dira § 92 S. 155); ai. sOsahii 'siegreich', vgl. Part. sOsahvdS'. Formen wie aksl. o-steäb 'Kleidung* können hierher oder zu a) gestellt werden.

. 98. Speziell alsAdjektiva kommen die zu §97 gehö- rigen Bildungen in einigen Sprachzweigen etwas häufiger vor. Z. B. im Ai. nach der Art von Mci-i (S. 167): gfbhi-i 'in sich fassend', dMwi-^ 'rauschend' (dAöön-), 6a-6Äri-/ 'tragend', da-di-i ^gebend', yü-yudhi-i 'streitbar', sä-sni-i 'erbeutend', in Kompo- sition sahcLsra-ghni'i 'tausend schlagend', tuvi-gri-i 'viel ver- schlingend'. Lat. rudis, dulcis, turpis u. a. Ir. tin 'zart' (gall. Teni-genonia), foiflr 'angenehm' (gall. Toginx), ^ai^ 'weich, sanft' (gall. Taximagulus), airdirc 'berühmt' vgl. ai. drM-^ 'das Sehen'.

Mit den ai. säci-^ 'begleitend', sädi-^ ('sitzend') 'Reiter', cämaradhari'S 'Fliegenwedel haltend' zu vergleichen sind die germ. Adjektiva wie got. andasits 'entsetzlich', zu and-sitarij anda-nema 'angenehm', zu and-niman, welche io-Flexion be- kommen haben 121;.

99. 2) -t- in gesehlechtigen Nomina ohne deut- liche Etymologie. *oj*i 'Schaf ai. dvi-^ M.F. (Gen. dvyas), gr. öig ot^ M. F., lat. ovü M. F., ir. öi öe, ahd. ou F. (vgl. got. awi-str 'Schafstall'), lit. avis F., aksl. ovh-ca 376). Ai. ähi-i av. aii'i M. 'Schlange, Drache', arm. ü, Gen. iH, 'Viper* (aus *eg^hi 8), gr. öcpig M. 'Schlange*; lat. anguis M. F., ir. esc-ung ('Sumpf-schlange*) 'Aal*, lit. angis F. 'Natter* (russ. 'Schlange' = aksl. *qäh hat die alte «Flexion verlassen, Gen. u£ä). Aisl. elgr urgerm. *alji'Z russ. los' ursl. *oZ^ 'Elentier', vgl. ai. Hya-s 'Antilopenbock*. Ai. jäni-^ av. ja^ni-s F. 'Weib' neben dehn- stnfigem hu-jani-i^) SLV.jqni'i got qens as. jttöw'Weib'(§97,c),

1) Da jäni' im Ai. aaf zweite Kompositionsglieder beschränkt

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170 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 100.

vgl. ai. gna- § 93, d S. 161. Lat. axis M. lit. aszis aksl, osh F. 'Achse', vgl. ai. äIcSa-s gr. Siwv 'Achse*. Gr. fipbig F. Tfeil- spitze, Stacher, ir. aird 'Eckpunkt, Endpunkt'. Av. er^zis M. 'Hodensack', gr. öpxi? M. 'Hode', vgl. arm. orjiK PI. 'Hoden'^ alb. herde 'Hode'. Ai. asi-ä M. lat. ßnsis M. 'Schwert', Gf. ^nsi-s. Ai. giri-S 'Maus', Gf. *fif/M-, woher auch gr. taX^n ToiXf\ 'Wiesel, Marder' 93 S. 162 f.).' Ai. viä viS av. m- M. 'Vogel', lat. avü F. urabr. a vif Akk. 'aves' ^). Ai. kapi-S M. 'Affe', giri-i M. av. ga*ri-i M. 'Berg' (vgl. lit. giria 'Wald' aksl. gora 'Berg'). Gr. ?pi-g F. 'Streit'. L^i. apis. Ir. aigr F. 'Eis'. Aksl. |)r***|)rb^ PI. 'Brust* (vgl av. pdr^su-8 'Rippe, Rippengegend').

100. 3) -i- als sekundäres Bildungselement in ge- scblechtigeu Nomina.

a) Bei den auf Substantiva beruhenden Substantiva ist nirgends eine durch die e-Erweiterung bewirkte Bedeutungsmodi- fikation zu spttren.

a) Von Klasse §97, a können z. B.. hierher gestellt werden ai. drH'S : dH- 'das Sehen', nrtiS : nrt- 'Geberde', Süci-S : mc- 'Licht', ahd.tuwH : ai. a vH- 'das Sichherwenden'. Dann ist wohl die ganze Klasse § 97, c (gr. bfjpiq usw.) hierher zu rechnen^ entsprechend den dehnstufigen o- und dE-Stämmen § 92, a.

Ferner ist sekundärer Charakter unseres Formans bei fol- genden Substantiva annehmbar. Lat. pönsy Gen. PI. pontium^ 'Brücke', ak^l.pqth M. 'Weg'preuss.pinfw'Weg' (oder= *pinta8'^\ zu ai. Stamm path- 'Pfad' z. B. in Gen. Sg. path-äs, arm. hun 'Furt' aus *hont, gr. iiäj-o-q 'Pfad, Tritt'; auch ai. mit -i- pathi- in einigen Kasus, wie pathi-hhiSy und in Kompp., wie pathirkft- 'Pfad bereitend*, wozu vielleicht auch apers. Akk. pa^i-m 'Weg* 454). Lit pilis 'Burg' wie nachved. purii 'Burg', zu ai. pär^ Akk. püram, 'Burg' 81 S. 139). Arm. al, Gen. ali, 'Salz', gr. dXi- in dXi-7röpq)upog 'meerpurpum' u. a,, aksl. solh F. 'Salz*

ist, fasst Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 100 f. sein ä als uridg. o (vgl. tvdUpitäras § 60, 4). Dies«r Auffassung ist weder av. jqni , als Sim- plex, günstig noch der Anlaut j.

1) Das Wort wird auch als Wurzelnomen angesehen (s. Persson Stud. 233, J. Schmidt KZ. 32, 330). Wahrscheinlich gehört zu ihm lat. övo-m 98, b S. 158).

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§ 100.] NominalBtammformantien. Vokalische FormantieD. 171

(vgl. auch alat. aale N.), zu gr. fiX(; U8w. 80, b S. 138). Ai. ati'i F., ein Wasservogel, aus ^nti-Sj lit. dnti-s 'Ente', zu lat. anas 'it-is (1 S. 178. 418. 419); in andrer Weise erweitert ist aksl. qty 130). Ann. aic, Instr. aici-v, 'Ziege', zu gr. aiE und alTi-ßorog; otK PI., Instr. oti-vit, 'Füsse', zu gr. iröb-eq. Nachved. sunii 'Hund' für Svä, preuss. sunis lett. suns 'Hund' neben lit. szüy Gen. szufis, Gr. öpvig 'Vogel', ahd. am, PI. erwi, 'Adler* neben got. arüy Gen. arinsy ahd. aro 'Adler'.

Schon in uridg. Zeit erscheint -t- als Erweiterung von selbst schon formantischen Substantiva, ohne dass eine Bedeutungsver- schiedenheit zu merken ist, z. B. *noqt' : *noqti- 'Nacht', *de&riit' : *dekriiti- 'Dekade', *ne^otat' : *ne^otati- 'novitas', wie ai. dfS- : drii, S. § 312. 314. 315. 340f.

Ein sekundäres i- wohl auch in Hri- 'drei' ai. trdyas usw. neben tr-ttya s. S. 2^ S. 470 *).

ß) Die meisten Beispiele fQr unsern Deklinationsweehsel liefern in einzelsprachlichen Zeiten das Lateinische und das Bal- tisch-Slavische. Ich gebe noch Beispiele aus diesen Sprachen. Lat. narem = apers. näh-am 78, 1, a), daneben ndres narium ; nav-emGen. ndv is=n,\. ndv-am nav-ds (§80, b 8. 137 f.), daneben ^om.navis; m^nsem Geii. mens-is = gr. }if]V'a }ir\V'6qy daneben Nom. minsi8\ juven-em Gen. juven-is vgl. ai. yüvan-y daneben Nom. juvenis. caro carn-iSy daneben Nom. carnis. Diese Neue- rungen bilden einen Teil der weitgreifenden Vermischung der konsonantischen und der i-Deklination im Lat. Von dem weit vollständigeren Übertritt in die i-Deklination im Balt.-Slav. war schon §81 S. 141 dieRede. Lit. zveris aksl. ec^n» :gr.6i^p (S. 138). Lit. dürys aksl. dvhri PI. : ai. dur- (S. 132 f.). Lit. nösis wie lat. ndrüSy s. 0., tuvls : gr. Ixöö^ (S. 137). Aksl. vh8h : ai. vÜ-y brhvh : ai. bhrü'iy myih : lat. müs (S. 137). Entsprechend lit. zqfiis aksl. gi\8h F.'Gans':gr. xnv, lit. Gen. PI. noch io^ (§401,a) ; lit. dantis F. 'Zahn' : ai. ddnt-, Gen. PI. noch dantüy vgl. das ebenfalls sekun-

1) Ob das neben si. dväü usw. stehende *d^i- 'zwei' (neben *di' *zwei*) hierher gehört, ist mir trotz Solmsen Stud,211 ff. unsicher. •diii' kann nach *vi- Czwei') gebildet sein (vgl. 2^ S. 468. 802 f., Demonstr. S. 31).

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172 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 100.

4äre lat. dentium zu d^ns ^) ; aksl. dhuh M. Tag', j«Ze?»b M/Hirsch' neben Gen, dhu-e^jelen-e; srhSem M/ Hornisse' neben \it. szirszüy Oen. szirszefis. Gefördert wurde der Übertritt im Balt.-Slav. dadurch, dass im Akk. Sg. PI. die ursprünglichen Ausgänge ♦-im *-ins und *'7[i ^-^ lautgesetzlicb zusammengefallen sind : so kön- nen z. B. aksl. vhshy vhsi noch = ai. vÜ-am, vÜ-aa gesetzt werden.

b) In Schlussgliedem von Komposita trafen wir -«- in ai. praH-ifhi-Sy tum-gri-S u. dgl. § 97, a. 98. In mehreren Sprach- zweigen wurde dieses -f- Exponent adjektivischer Bedeutung des Kompositums und damit in dieser Richtung produktives Formans, wie z. B. arm. an-gorCj lat. in-ermis, ir. ä-nirt. S. hierüber § 61 S. 112 f., §85,3 S. 146, §121.

Hier schliessen sich noch die ar. dehnstufigen Sekundär- bildungen an, wie ai. sdrathi-i 'Wagenlenker* (sa-rdtha-s 'auf demselben Wagen fsAiTend^), Paürukutsi- fl^e^ehkomme de&Puru- küt8a'8% av.md2daya«wi-^'denMazdayasnern zugehörig', ahu^ri-s 'von Ahura herrührend, göttlich'.

Durch Übergang in die o- Deklination z. B. av. Gen.ahüfryehe neben ahuröis, und ebenso durchgängig im Litauischen, z. ß. valdvükis Gen. -io (S. 112 f. 146).

c) Im Slav. erscheint 4- als sekundäres Formans in fem. Abstrakta und KoUektiva, wie zhh 'Bosheit' zu z^l^ 'böse', zelenb Viriditas' zu zelem 'viridis', toplh 'Wärme' zu toph 'warm', zestoöh 'Härte' zu iestohb 'hart', tvrbdh 'Feste' zu tvi^dh 'fest', ö^dh 'Leute' zu c^do 'Kind'. Diesen entsprechen im Lit. Maskulina auf -is -iOj wie ilgis 'Länge' zu ilgas 'lang', nügis 'Nacktheit' zu nügaa 'nackt', geltönis 'gelbe Farbe' zu geltönm 'gelb', zumteil dehnstufig, wie löhis 'Gut' zu lähas 'gut', plötis 'Breite' zu platüs 'breit'. Daneben aber auch einpaar Feminina auf -is -^s, wie drüüs 'Stärke' (neben drutis^^) 'Festigkeit' zu dni^a« 'fest' (Leskien Bild. d.Nom. 301).

1) Dass im Lit , wo gerade der Gen. PL noch öfters die alte konsonantische Stammform festgehalten hat, zu alten i-Stämmen Formen dieses Kasus ohne -i- gebildet worden sind, z. B. ktdnü zu kulnis Terse', krütü zu krüHs 'Brust', ist damit zu vergleichen, dass im Lat. z. B. Gen. ov-is Akk. ov-em zu ovi-s nach der Weise von ped-is ped-em geschaffen worden ist. Vgl. ferner die aisl. Nom. PI. fingr negl §81 S. Ul.

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§ 101.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 17^

Vgl. lit. idis M.=ak8l. jadh F. (S. 167). Diese Formen auf -b, -i-» Bind anzuknüpfen an die primären Abstrakta wie aksl. blqdh Irr- tum' lit. pa-vidis 'Neid*. Den Charakter als sekundäres Formans und seine Produktivität bekam -t- durch das ältere Nebeneinander von 'tO' : 'ti'y -no- : -ni-^ wie lit. at-min-tls F. 'Gedächtnis' aksl. pa-mq-th F. 'Andenken' : Part. lit. -min-tas aksl. -m^tby lit. sö-tis F. aksl. sy-th F. 'Sattheit' : sy-th (lit. sotüs) 'satt', lit. hal-tis M. 'Weisse' : häl-tas 'weiss' (fiqjiü), szal-tis M. 'Kälte' : szdlrtas 'kalt' {szqlü), szü'tis M. 'Wärme' : szil-tas 'warm' (szylü), aksl. pqth F. 'Fünfheit' : pqt^ (lit. peflktas) 'fünfter', da m F. 'Gabe : dam 'gepreben'. Im Lit. wurden die mask. i-Stämme überhaupt zur o- Deklination herübergezogen, z. B. kirmis -io 'Wurm' = ai. kfmi-i M. 177). In unscrm Fall aber wurden in dieser Sprache der Übergang zum M. und die Bildung der meisten Kasus nach der o-Deklination wohl weniger durch andere Klassen von mask. Abstrakta, wie z. B.?na7*«2a« 'das Vergessen', diaßgr* wo« 'Freude', herbeigeführt als dadurch, dass die alten neutralen Abstrakta auf *'{i)iorn = aksl. -hje in diesen Maskulina auf -in -io aufgingen. Vgl. §1211).

Ähnlich wurde im Griech. zu Xdrpov 'Dienstlohn' und Xaxpö^ 'Lohnarbeiter' die Form Xdrpi^ 'Lohnarbeiter, Diener' gebildet nach Tpöxi? 'Läufer, Diener', axpöcpiq 97, b S. 168).

101. 4) Neutrale Substantiva. Hier sind zunächst

a) einige Stämme zu erwähnen, die aus Wurzelnomina er- weitert waren, das -i- aber in uridg. Zeit nur erst in einigen Kasus hatten 454) und als t-Stämme ausseihalb des Arischen meistens geschlechtig geworden sind.

Zu *aus- *us' 'Ohr' 78, 1, a S. 132) : av. Instr.Du. usi-bya (Nom.-Akk. Du.uii), tm-dar^t>r^-f» 'das Auffassen mit (den Ohren) dem Verstand', lat. auris F., ir. auib 'auribus' (Nom. Sg. au ö ist mehrdeutig), lit. ausis F. (Gen. PI. noch au8'ü)\ hierzu als o-Er- weiterung ahd. Ori 'Öhr' (S. 157), als ^-Erweiterung mhd. cßse (S. 160). Zu *oqU' 'Auge' (S. 132): gr. Du. öcrae, lit. akis F., ahd.

1) Anders, aber mich nicht überzeugend, Meillet ^tudes 265 f. Die ehemalige Zugehörigkeit zur t-Deklination im Baltischen wird auch verbürgt durch die Ableitungen auf -i-mcut, wie preuss ügimai zu lit. Xlgis^ lit. jüdimas zu jüdis^ s. § 175.

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174 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 102.

avoi'Zoräht 'augenscheinlich' augitois 'publice* got. and-augi-ba 'ins Angesicht, öffentlich' (1 S. 613f.). Von andrer Wurzel oder durch Anlehnung an eine andre Wurzel (zu böot.ÖKxaXXo^, 1 S.790) ai. dkii 'Auge'^ i Stamm im Ved. nur im Nom.-Akk. Sg. und in Komposition (akii-pät 'ein klein wenig', eig. 'was ins Auge fliegt*), nachved. auch in den &A Kasus und im Lok. PI., akH-hliyam aJcii'bhyas usw., av. Instr. Du. asi-hya zu Nom.-Akk. Du. aM = ai. dkH\ Nom.-Akk. Du. akSyaü (AV.) wie gr. Kapblä (s. u.). Man hat die ganze i-Deklination dieser Wörter vom Du. Neutr. auf -f (vgl. auch aksl. us-i o6-i) herleiten wollen. Dies ist nicht glaub- lich wegen der gleichartigen Neutra ai. dsthij hdrdi (s. u.), deren f-Flexion nicht wohl aus dem Dual stammen kann. Vielleicht ist es daher richtiger, auch die Formen akH o6i usw. dem f-8tamm zuzurechnen. Av. asi-bhya uH-bya können übrigens auch dem ved. dkSi-bhyam gleichgestellt werden (vgl. 1 §64, 1).

Zu *kerd' 'Hera' (S. 182): arm. Instr. sirti-v, ahd. herzisuht 'cardia', lit. szirdis F. (Gen. PI. noch szird-ü); hieran gr. Kapbiä (S. 160), aksl. sThdh'Ce N. 'Herz', vhse-srhdh (S. 112). Ai. hdrdi 'Herz', dazu hfdayam 'Herz' (S. 157).

Zu av. ast- 'Knochen' (Gen. Sg. ast-O): ai. dsthi Dat. PI. asthi-bhyas AV., sonst wie äkäi (s. o), av. asti-aofah' 'Knochen- stärke, Körperkraft'; hierzu gr. öctt^ov aus *6(Tt€iov (S. 157); vielleicht war auch die aksl. Parallelbildnng Jcosth ursprünglich Neutrum. Ai. sdJcthi 'Schenkel' wie dkäiy av. Du. haxti; hierau Du. sakthyä (RV.) wie akiyäü (s. o.). Ai. dddhi TMlolken' (viel- leicht Reduplikationsbildnng zu dhäya-ti 'er saugt') wie äkit^ dadhi'krd' ('Milchflocken ausstreuend') Eigenn.

b) Andre «Neutra sind selten. Lat. mare ir. muir (gall. Mori'tasgus) ahd. weri (got. maW-«mtr«) 'Meer'; also-Erweiterung aksl. mor/e 'Meer' ^). Alat. «oZe 'Salz', vgl. arm. al usw. S. 170 f. Lat. prae-saepe (neben prae-saepis), conclave. Ir. gein 'Geburt', guin 'Wunde', buaid 'Sieg'. Ags. spere 'Sper', sife 'Sieb'.

102. Zu -i- als sekundärem Formans.

1) Im Ai. scheint das Wort in maryädä F. 'Meeresküste, Grenze, Schranke' enthalten (Schiussteil zu ädi f 'Anfang*?). Doch bleibt unklar, ob mari- oder marya- der erste Teil des Wortes ge- wesen ist.

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^ 102.] NominalstammformantieD. Vokalische Formantien. 175

1) Dies erscheint, wie wir § 100, a, a sahen, bei ai. path-i- in den mittleren Kasus {pathibhyam usw.) und in Komposita ipathi'kft'). Dem entspricht, dass ai. äkiiy ästhi, sdkthi, dddhi ausser im Nom.-Akk. Sg. auch nur in diesen Kasus (ved. ist allerdings nur asthi-bhyas belegt) und in Komposita erscheint. Vergleicht man hiermit lat. pont-irbus : pöns, pedibus : pesy rigibu8 : rex, näribus : nar-enty dentibus : densy osk. ligis 'legi- bus* aus *lig'i'f[o]8 ^), lat. cordibtcs : cor, auribus : aur-em {aus- cultare)^ Komposita wie ponti-fex (pontufex), regi-fugium, denti- frangibulum (§45, 1, d S. 91), femer arm. Instr. PI. oti-Ji : otÜ *pedes', Instr. Sg. aici-v : aic 'aß*, gr. dXi- (in Kompp.): &X^ u. dgl., so wird man zu der Vermutung gedrängt, dass deren -i- mit dem 4- jener ai. Formationen genetisch zusammengehört. Fflr solches -i- kommen auch die § 100, a genannten uridg. Stämme ^noqt'i- : *noqt- usw. (lat. nocti-bus : nox, dvitati-bus : civitas usw.) in Betracht.

Man versteht dann um so leichter die Ausdehnung, die -s- im Lateinischen und im Baltisch-Slavischen in der in Rede stehenden Richtung gewonnen hat. Im Lat. nach Art von cordibtis pedibus noctibus auch hominibus generibus patribus usw., nach Art von ponti-fex auch germini-seca foederi-fragus laböri-fer usw. Im Balt.-Slav. nach Art von lit. zver-i-mi zver-i-mls usw. aksl. zver-h-mh zver-h-mi usw. (: gr. Grjp), lit. szird-i-mi szird-i-mls (vgl. lat. cordri-bus) auch lit. akmenimi 4mis debesiml -imls aksl. kamenhtnh -hmi sloveshmt» usw. (2* S. 638. 703).

2) Das Verhältnis des ved. Nom.-Akk. Sg. (PI.) N. mdhi ^magnum* zu mdh- 'magnus* (J. Schmidt Plur. 238. 247) und zu mahdnt- 'gross* und das Auftreten von mahi- in Komposita, z. B. mdhi kiatra-s 'grosse Herrschaft besitzend*, zeigen, dass die § 37 genannten vorderen Kompositionsglieder mit -ir unser sekundäres Formans -i- enthalten. Freilich betrachten Andere mdhi mahi- als uridg. *megh9, s. zuletzt Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 58^).

1) Das umbr. -us = *-u-/'[o]« der konsoDantischen Stämme, z. B. du-pursus *bipedibus' war eine umbr. Neuerung für *-i'f[o]s (vgl. 21 S. 711, V. Planta Osk.-umbr. Gr. 2, 185 f.).

2) Album Kern S. 150, worauf Wackemagel verweist, ist mir nicht zugänglich.

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I7f> NomiDalstammformaDtien. Vokalische Formantien. [§103—104.

Formans -w-').

103. Die mit -u- (ew-, -cm-) gebildeten Nomina waren von uridg. Zeit her vorzugsweise Adjektiva. Ihr -u- ist in einigen Fällen identisch mit dem Ausgang von Präsensstämmen mit nasalem Binnenformans 4, 2 S. 7 f.): z. B. gr. Opacruq : ai. dhrinö'ti, ai. tanü-i gr. Tavu-TXuxJCTo^ d. i. *tnn'U- : ai. tanu-tS gr. Tdvu-xai d. i. Hn-nu-.

Die Flexion der mask. und der fem. substantivischen u-Stämme war in uridg. Zeit noch dieselbe.

104. 1) Die uridg. Adjektiva liegen zumteil nur noch in Weiterbildungen vor, namentlich im Italischen und im Germani- schen in Weiterbildungen mit i Formantien, im Slav. in WeiterbiK düngen mit-go-. Die Wurzelsilbe ist von alter Zeit hermeistschwund- stufig. Ai. ripti-i'betrügerisch' (Wjp-'schmieren, kleben, betrügen')^ li t. Upüs'klehngy haftend'. Ir. Uug^ Gen. tigj Mick' ; SLislpykkry Akk. pykkuariy ahd. dicchi 'dick'. Ai. trSüi lechzend', gotpaürsus- 'dürr, trocken' (für *paürzu8) ; ahd. durri 'dürr'. Ai. prthü-i av* pdr^ihi' ai. prathü-i (vgl. präthUfha-s) gr. tiXaru^ gall. litU' in Litu-gena lit. platüs 'breit'. Ai. mrdü-S 'weich, zart', lit. mildus^ 'fromm'; lat. woZZw aus *moZd^i- (1 S. 322. 528)*), arm. meift 'weich* lieh, schlaff aus *meld^i' (zu 1 §331, 2S. 305); gr. ÖMaXbövui'ichi erweiche, schwäche, zerstöre'. Ai. mrdvri gr. ßpabu^ 'langsam'. Gr. Kpaxuq 'stark, gewaltig', got. hardus 'hart, fest, stark' (ur- germ. *;|jar(fu-); ahd. herti. Gr. Opaaii^'kühn'; mhd. türre 'kühn'. Ai. kafü-i kdfu-ka-s 'scharf, beissend' (vgl. 1 S. 430. 459), lit. kartüs *bitter' aksl. kraHkb 'kurz', ursprtlnglich 'abgeschnitten,, beschnitten' (vgl. lat. curttts), zu W. qert- 'schneiden'. Gr. ßpaxu^ 'kui-z' entweder zu lat. brevis aus "^bregvi- oder zu ags. myrje 'kurzweilig' (got. ga-maürgjan 'abkürzen'), vgl. 1 S. 369. Ai. ba-

1) 0. Weise De linguarum Indogerm. suffixis primariis, I De adjectivis suffixo -w formatis, Gottiug. 1873. A. Bezzenberger Eine idg. Accentregel, HB. 2, 123 ff. W. C. Gunnerson History of w-stems in Greek, Chicago 1905. R Thurneysen Weibliche m- Stämme im Irischen, KZ. 28, 147 ff. Wh. St ok es Irish feminine stema in Uy KZ. 28, 291 f. J. Schmidt Über das lit. Nominalsuffix -m^ Kuhn-Schleicher*s Beitr. 4, 257 ff . H. Reichelt Die abgeleiteten j* und ^Stämme, BB. 25, 238 ff. (wo noch anderweite Literatnrnach weise).

2) *moldU' noch in moüuscus?

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§ 104.] Nominalstammforniantien. Vokalische Formantien. 177

hü'i 'dicht, reichlich, viel' (Eompar. 64*^ya«-), gr. iraxu^ 'dick* (IF. 9, 346 ff.). Ai. qhü- 'enge'; got. aggwus (1 S.928), ahd. engt 'enge'; arm. anju-Jc ancurk aksl. qzh'Jc^ 'enge'; lat. *angu- 'eng* in angi-portus 'enge Passage, Nebengässchen'. Ai. gurü-ä av. go^ru' gr. ßapu^ got. kaürus 'schwer', daneben ai. gru- in gru-mti^ti'S 'schwere Handvoll' (1 S.501, K. vergl. Gr. 144); über lat. gravis s. § 135. Ai. purü-i av. po^ru- apers. paru- 'viel* (1 S. 460), gr. TToXu-^ 'viel'; auch Mt.püus, 'voll, reichlich', scheint vorzukommen (Leskien Bild. d. Nom. 248); Fem. ai. pürvi 6f. *p/jf- (1 S. 475); ir. il and got. filu setzen ein altes neutr. Sahst. *p4lu fort, and auch das griecb. Paradigma scheint ein tiridg. neatr. Sahst. (ttoXu für ♦ttöXu, wie yövu böpu?) zu bergen, das sich mit dem adjektivischen iroXXö- =*ttoX[F]-i6- vermischte (vgl. 1 S.2720 und unten §115,b. 117); nach Bugge wäre das Wort im Arm. durch yolov (Gen. PI. yolovi^) 'viel, zahlreich' vertreten (1 S. 272. 510, vgl. Hübschmann IF. Anz. 10, 48). Ai. uruä (aus *Vuru'8, 1 S. 301 f.) av. vo^ru- 'breit, weif aus *up*U' (Eompar. ai. värtyas'), Kompositionsform av.MrM-=*j^ru- (vgl. oben ai. gru- neben gurü-), gr. eupuq 'breit'; Wurzel vielleicht *et^er- (eöpu^ : ai. vdnyas' = got. iusiza : ai. väslyas-, S. 178); der Diphthong von €upu^ stammte dann vermutlich (vgl. unten über f|bu^) aus dem N. cOpo^ (: ai. vdras-)^). Ai. ^awu-i 'dünn', gr. Tavu-irXui<j<Joq 'mit gestreckter, langer Zunge'; lat. tenuis, ahd. dunni 'dünn' (IS. 335. 414); aksl. ^bn^-Ä^ t^n7^Jc^ 'dünn' (IS. 838); gr. ra- va[F]ö^ ir. tana com. tanow (urkelt. Hanavo-) 'dünn' wie ai. prthivi : prthü-. Ai. su-äfhü-S 'in gutem Zustand befindlich', lit. at'Stüs 'entfernt' (W. ata-). Ai. raghü-S laghü-S 'rasch, leicht, gering', gr. iXaxu? 'gering', ir. lau 'klein, schlecht'; lat. leois aus Hegvis'j aksl. Ihg^Tcb 'leicht'; bezüglich des Vokalismus der Wurzelsilbe bestehen noch ungelöste Schwierigkeiten (vgl. Meillet fetude8l64ff.).

Ai. oM'S av. asU'S gr. ibKii^ 'schnell'. Ai, svädü-ä gr. f^bu^

1) Das hier zitierte ags. fealu 'viel* hat nach Sievers' Ver- mutung Ags. Qramm.^ S. 51 sein a durch Anlehnung an ßawa 'wenige' bekommen und ist = feLa (feola),

2) Hierher T^a {'?^ir\ T^n) als Erdgöttin (aus *ure^-)? Vgl. ai. pfthi^ 'Erde' zu pfthü- (S. 176).

Brogmann, Orundriss. i. 12

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178 NominalstammformantieB. Vokalische Formantien. 105.

gall. svadu' (a?) in Svadu-rix; lat. svdvis aus *8vadvis, ags. stowte ahd. «woji 'süss, lieblich'. Der Wurzelvokalismus dieser Formen war abhängig von den Komparationsformen ai. äiiyas- svddiyas' gr. ubKiuiv f|biu)v usw. und den ««-Bildungen gr. trob- iIiKii^ imeXi-iibri^ ed. prä-svädas-. Die zu erwartende schwache Wurzelstufe zeigen lat. acu-pedius und got. süts. Vgl. oben über €Öpu^ : eöpo^.

Bei sA.väsU'i av. vatahu- vohur apers. va'^w- 'gut', ir.fiu kymr. gtciic 'schicklich, würdig' (gall. Bello-vesus Vesuavus) weisen Accent (ai. vdsu-) und Ablaut (aus got. iusiza 'besser' ist Basis ^e^esu- zu erschliessen) auf Entstehung dieses Adjektivs aus dem Substantiv ai. vdsu 'Gut' hin. Vgl. die analogen Ad- jektivierungen Gr. 3^8.418 f. und sii.mddhu'i 'süss' in § 105.

Über die Nomina wie ai. cayü-i, zu cdya-ti, s. § 148 ff.

105. Einzelsprachliches.

Arisch. Ai. rjü-ä av. dr^zu-S 'gerade* (vgl. IF. 17, 361 f.). Ai. gfhü'$ 'Bettler' (zu grbhnä-ti grhndti 'er ergreift'), vgl. litgrabüs 'fingerfertig' (zu gröbti 'raffen'); rbhü-§ 'geschickt, kunstreich', sayü-S 'liegend^ därti-^ 'zerbrechend', Jßyt^-i 'sieg- reich'; ci'kitü'i ''kündigt ji-gyü-ä 'siegreich'; viele partizipiale Adjektiva von Desiderativstämmen, wie didrJciü-S 'sehen wol- lend', dkitsü'S 'klug, listig', ditsü-i 'zu geben bereit'. Av. dri- yU'S 'arm'. Ai. mdähu-S 'süss' aus mddhu N. 'Süssigkeit', wie vdsU'S § 104; von derselben Art täpu-S 'heiss' (vgl. tdpuä- N. ^Hitze' § 408), tdJcu-ä 'eilend' u. a.

Im Armenischen sind die t^-Adjektiva in einer Misch- deklination aufgegangen: -u- noch im Sg. (z.B. Instr. -u aus *-U'v) ausser dem Nom.-Akk., der auf -r aus *-wr ausgeht, und den Pluralkasus, die eine w-Flexion haben, z. B. Nom. PI. -unJc. Beispiele: manr 'klein, fein', vgl. gr,\xavv-la' iiiovoKdqpaXov ctkö- pobov (Hesych) und ixäv6<; 'dünn, spärlich' aus ♦|iavF6-q, ir. menb '"kleiu' aus *menvo8 124)-^ barjr 'hoch' Gf. *bhrghu''^ fanjr 'dicht', vielleicht zu lit. tdnJcus 'dicht'; canr 'schwer'. Diese Deklination beruht also auf einer Vermischung von -u- mit w- und r-Erweiterungen dieses Formans (vgl. gr. Triujv map irteipa und ai. drjunas gr. fipYupo^), und da sie auch bei den neutr. Sub- stantiva auf u erscheint 108), werden die Ajektiva zumteil

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^ 106.] NominalBtammformantieii. Vokalische Formantien. 179

wenigstens aus solchen Neutra hervorgegangen zu sein, ähnlich wie ai. 7W(WÄtt^ 'süss' ans mddhu (s.o.). Vgl. Osthoff v. Patru- biny's Sprachw. Abh. 2, 92 f., Meillet Z. f. armen. Ph. 1, 144, Oramm. de Tarm. 57.

Griechisch: Xipi? *hell tönend', t^uku^ 'süss', Tapq)u^ 'dicht', ßaGu^ 'tief, Tpöxuq 'rauh, uneben'.

Italisch. Hier sind die w-Adjektiva zu fStänimen ge- worden, wobei die alte Femininbildung (ai. tanvi) im Spiele ge- wesen sein mag. Genannt sind § 104 mollis, brevis, gravis, tenuis, svavis. Über das gewöhnlich hierher gestellte pinguis s. IF. 9, 352.

Irisch. Wie das § 104 genannte tiug auch: dub 'schwarz' aus dubu-s', fliuch 'nass' aus *vliJcii'8 neben akymr. gulip nkymr. gtclyb liquidus' (aus *vlikvo8).

Germanisch. Vgl. zu den § 104 genannten Formen noch got. tulgus 'fest', qairrus 'sanft' (mhd. kürre 'zahm'). Durch Sub- stantivierung ist das Mask. auch im Westgerm, unerweitert be- hauptet: ags. spitu ahd. spig 'Bratspiess' (got. *8pitu8) neben ahd. 8pizzi 'spitz'. Über den Wegfall des u in den i-Kasus, z. B. Nom.Pl.M. got. kaürjai aus *kur^'iai zu kaüru8 s. 1 S.337.

Baltisch-Slavisch. Sehr produktiv wurden die Ad- jektiva auf -üs im Lit., vgl. noch z.B. 8lidÜ8 'glitschig*, rupüi< rauh, grob', gfiZÄ^'tief, d%w« 'stechend, brennend*, Ziwfcw« 'bieg- sam', 8magü8 'geschmeidig', 8aldü8 'süss' (: ak&L 8lad^'k^)f glo- düs 'glatt anliegend' (: aksl.flfZadvfc»). Das Nebeneinander von tylüs 'schweigsam' : tylä 'das Schweigen' u. dgl. Hess -ä« auch denominativ werden, z. B. tam8Ü8 'finster' zu tamsä 'Finsternis'. Im Slav. liegen unsere Adjektiva nur noch in der A:o-Erweite- rung vor, wofür oben Beispiele gegeben sind (vgl. § 377).

106. 2) Geschlechtige Substantiva. Ai. Mnu-ä F. 'Kinnbacke*, gr. fiynx; F. 'Kinn, Kinnbacke', ir. giun kymr. genau com. genau 'Mund', got. kinnu8 F. 'Wange, Backen' für *kinu8 (.nn- = -n^' aus andern Kasus, 1 S. 335); zum Anlaut ai. h- : gr. T- s. 1 S. 634; im Lat. der t^-Stamm nur in denU8 genuim ^Backenzähne'; gena für *genu8 nach mala. Ai.januä F. 'Ge- burt' (nnbelegt), sa-janü-ä 'zugleich entstanden', im Lat. in genu- inu8 'echt' und in-genuos. Ai. bahü-i av. bazu-S M. 'Arm*, gr.

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180 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 107.

Tiäxuq ion. rn\x\)<; M. 'Unterarm, Bug' (zum Tonsitz von m\x\)<^ stimmt ai. .sifi-ferfÄu-^ 'weissarmig'), aisl. bögr ahd. buog M. 'Bug'. Ai. kHü-i M. 'Lichterscheinung, Bild, Gestalt', got. haidus M. 'Art, Weise' ahd. heit M. F. 'persona, sexus, Rang, Stand* aisl. heidr M. 'Ehre, Würde'. Ai. q^ü-^ av. qm-^ M. 'Faser, Schoss, Zweig (der Somapflanze'),aksl. q8^ 'Flaum, Schnurrbart* (o-Stamm geworden). Ai. Sdru-S M. F. 'Geschoss, Speer, Pfeil*, got. hairus aisl. hiqrr M. 'Schwert*, ags. heoru- 'Schwert* in Kompp. Lat. laais M. ags. laju M. 'See*; ir. loch N. 'See*; vergl. gr. X^kko^ 'Grube, Wasserbehälter' aus ♦Xaxuo-^. Ir. mug 'Sklave, Diener* aus *mogU'8, got. magus 'Knabe, Knecht* as. magu 'Jüngling, Knecht*. Ahd. witu aisl. vidr 'Holz*, ir. fid 'Holz, Baum, Wald' kymr. guidgwydd'WRld^gall. Vidu-casses. Ai.paraiü'i pdrSu-i M. gl-. uiXeKxx; M. 'Beil*.

Lat. domus F., Gen. domüSy aksl. dorm^ Gen. domu, 'Haus'; ai. ddmünas' 'Hausgenosse' dürfte auf einem adverbialen Lokativ *damü 'zu Hause' beruhen^) (vgl. gr. ?v-bov usw. § 79 S. 13& und gr. bö^oq usw. § 90 S. 149).

Ai. m(fnw-i 'Mensch, Mann', lat. manus 'Hand, Mannschaft', got. manums 'hereW (vgl. aggtous § 104 S. 177) und lat. nmbr. man- 'Hand' 81 S. 141, § 217 a. 455), got. manna 'Mann', aksl. mq-zb 'Mann' (§387) scheinen zusammenzugehören. Mit Hempl ist wohl von 'Hand' als der Urbedeutung auszugehen (A. J. of Ph. 22, 426 ff.).

M, (F.) und N. war seit uridg. Zeit *peku- 'Vieh': sd.pasü-i av. pasu-8 M., lat. pecus F., wozu Gen. -udis 359)^); eA.pdiu, lat. pecu urabr. pequo 'pecua', got. faihu 'Vermögen, Geld' ahd. fihu fehu 'Vieh'; über arm. asr 'Vliess' § 108 ; *'pi:U' in av. Jia^rva- fäu- 'dessen Haustiere unversehrt sind' (vgl. § 209, a über ai. hdn-). Über lit. pekus preuss. pecku 'Vieh* s. 1 S. 546.

107. In keinem Sprachgebiet war -u- in weitem umfang produktiv zur Bildung von geschlechtigen Substantiva. Ai. iiu'4

1) Vermutlich wurde zunächst mittels des Formans -no- *damü- na- gebildet, dieses wurde dann als .9-Stamm dekliniert (vgl. § 186, b).

2) Lat. pectts -oris N. ist das gr. ir^Ko<; N. 'Vliess' (vgl. Osthoff Et. Par. 1, 215 f.) und gehört deshalb seinem Formans nach nicht hierher, sondern zu § 398.

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^ 108.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 181

M. F. av. isu'ii M. Tfeil', woneben av. lira- in Uva-vasman- Tfeilflug', gr. 1ö-^ Tfeir aus *1(TFo-^. Ai. dsu-i M. 'Lebensgeist, Leben', av. ahu-S M. 'Dasein, Leben'. Ai. sindhu-S M. F, 'Strom, Indus, Indusgebiet', av. hindu-s apers. hi^du-i M. 'Indien'. Ai. pdrSu-i F. av. par^su- M. 'Rippe'. Ai. hdridhu-S M. 'Verwandt- schaft, Verwandter'. Ai. cikitü-i F. 'Einsicht, Verstand'. Av. s^ghu'i M. 'Lehre'. Gr. (TtAxu^ äcjraxu^ M. 'Ähre'. T^pu^ M. 'Stimme'. äpKu^ F. 'Jägernetz*. lj2Li.%m'petus}\,,algu8^,^gradu8 M., acu8 F., eolus M. F. ; specus M. F. neben specu N. Ir. deug deoch F. Trank' aus *degU'8, mucc F. 'Schwein' aus *mukku'8. 6ot. handu8 ahd. hant F. 'Hand', vermutlich zu got. -hinpan 'fangen, fassen'. Lit. virszüs 'Oberes, Spitze', aksl. vrhchh in der adverbialen Form vrhchu 'oben'. Lit. dangü8 M. preuss. dangu8 'Himmel, Gaumen*. Lit. vidü8 M. 'Inneres'. Aksl. voh 'Ochse', poh 'Seite'; im Slav. wurden alle w-Stämme mit den o-Stämmen vermischt (Meillet Etudes 241 ff.), wozu §45,2 zu vergleichen ist.

108. 3) Neutrale Substantiva. Erledigt sind schon *peku § 106, ai. vdsu § 104. Ai. mädhu 'Süssigkeit, Honig, Met' fvgl. juddhU'S § 105 S. 178) av. madu 'Beerenwein', gr. |ii^6u 'berauschendes Getränk', ir. mid'Met' (N. oder F. ?), preuss. meddo 'Honig'; mit Genuswechsel ahd. meto aisl. miqdr M. 'Met' lit. medü8 aksl. med^ M. 'Honig'. Lat. veru umbr. berva 'verua', ir. ftir 'Stachel, Spiess'. Ags. ealu aisl. ^Z'Bier', preuss. alu 'Met'; mit Genuswechsel lit. alü8 aksl. oh M. 'Bier'.

Ai.jdnu 'Knie' jau-hädJi- 'die Kniee beugend', av. i/itt-, Dat.-Abl. PI. znubyöy 'Knie', gr. yövu 'Knie', tvu-tt€T€Tv 'in die Kniee sinken, ohnmächtig werden', Tw^viä 'Ecke' aus ♦ruJvF-iä, lat. genuj germ. Jcnu- in mhd. knocke 'Astknorren, Knochen' ober- schles. knutzen 'auf den Knien hocken'^); vgl. gotkniu, Stamm knitoa- 93 S. 157) und arm. cunr (s. u.). Ai. ddru dru- (Gen. drö^) av. da'^ru dru- (Gen. draos) 'Holz' (ai. dru- N. M. 'Holz, Holzgeräte', M. 'Baum, Ast'), gr. böpu 'Holz, Speer', bpu-TÖ|iio^ 'Holz fällend', kelt. dru- als verstärkendes Präfix (vgl. ai. dru- iwida-s'klotzftissig' u.dgl.) in gall. Drw-^aZo« ('grossstirnig'), Dru- ide8 (ir. drwrDruide') aus ^dru-y^id- 'hochweise'; dazu ir. dauTy

1) Zu *kiiutjan 'knien* war ein *knussu8 'das Knien* gebildet <vgl. § 332), wovon got. knussjan 'auf die Kniee fallen'.

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182 Nominalstammformantieu. Vokalische Formantien. 109.

Gen. daro dara, *Eiche', auf *drru- weisend; vgl. die o- und ^-Formen got. triwa- lit. dervä usw. § 93 b S. 157, c S. 161; eine ausführliche Behandlung sämtlicher zu ai. ddru gehörigen idg. Wörter bei Osthoff Et. Par. 1, 98 ff. Ai. sdnu (und sänuä M.) 'Rücken, Höhe', woneben snü- Gen. 8n6S\ aksl. sam^ Lok. sanuj 'Würde, Ehre' ist M. geworden.

Ai. trdpu^TAxiVLj tdlu 'Gaumen'. Gr. xXdqpu 'Grotte'; ur- sprünglich ein Subst. war xdpu ddOev^^, XeiiTÖv Hesych, wozu T^pue^ ttriroi 'abgetriebene Pferde' bei demselben (repuaKOiuiai : T^pu = luteOudKUJ : lui^Gu). Lat. gelu, specu (vgl. specus § 107).

Alte tt-Neutra im Arm. waren: cunr 'Knie' oben schon genannt (Plur. cunk-lty § 391); asr 'Vliess', Gen. asu (vgl. cisv-i 'wollen'), vermutlich zu ai. päJu usw. § 106 S. 180 (Osthoff a. a. 0. 217); melr 'Honig', Gen. melu (zu gr. |ii^Xi § 317, ver- mutlich nach *fnedhu zum u-Stamm geworden). Die r-Erweite- rung im Nom.-Akk. wie bei den w-Adjektiva, s. § 105 S. 178.

Im Balt.-Slav. ist das neutr. Genus nur im Preuss. bewahrt: meddOy alu, s. o.

Formantia -jfo-, -jfä- und -ijo-, -iiä'^). 109. Die Formantien -io- und -ijo- dienten seit uridg. Zeit in weitem Umfang zur Bildung von Adjektiva auf grund von nominalen oder pronominalen Wörtern. Diese Adjektiva er- scheinen oft substantiviert.

1) H. Kern Le suffixe ya du sanskrit classique, ia de rarien, M6m. 2, 321 ff. F. G. Bensei er De nominibus propriis et Latinis in is pro iu8 et Graecis k; iv pro lo^ lov terminatis, Curtius' Stud. S, 147 ff. G. F. Aly De nominibus lo suffixi ope formatis, Berol. 1873. J. Akens Über die Adjektiva auf aio^, €io<;, iiioq, oio<;, w'ioc^, Emmerich 1873. G. Meyer Das Nominalsuffix lo im Griech., KZ. 22, 481 ff. A. Fick Zum sogenannten jfa-Suffix im Griech., BB. 1, 120 ff. K. Zacher De nominibus Graecis in -aio<; -am -aiov, Halle 1877. A. F ritsch Zum Vokalismus des Herod. Dialektes [über -iiio-, -€io- in Ableitungssilben], Hamb. 1888. Th. Aufrecht Über die lat. Suf- fixe tia, tio, KZ. 6, 177 ff. Meyer-Lübke [Lat.] -itia, ia, Wölfflin's Archiv 8, 334 ff . W. PrellwitzLat.-<SWtt»,BB.24, 94ff. E.H.Sturte- vant Contraction in the case forms of the lat. iq- and la-stems and of deus, is and idem, Chicago 1902. W, Schlüter Die mit dem Suffixe jf'a gebildeten deutschen Nomina, Gott. 1875. W. Streitberg Die Abstufung der Nominalsuffixe -io- und -ien- im Germ, und ihr

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§110—111.] Nominalstammformantien. Vokalische FormaDtien. 183

Zumteil stellen sich diese Formantien als Erweiterung von Formen auf -i dar und lautete der Nom. Sg. auf -is aus, ohne dass wir berechtigt sind, diesen Ausgang aus *-io8 entstanden sein zu lassen (nach Art von ai. iitä-s : ydja-ti, nävif^a-s : ndv- yas' u. dgl., s. 1 S. 498). Vgl. § 121.

Wichtig ist, dass Stämme, deren Auslaut im Kasussystem zwischen jf, r, n und u, r, 9 wechselt, z. B. *diy,' : *diu' 'lichter Himmer, ^peky,- : *peku' 'Vieh', ^dhur- : *dÄ^r*Tür', *pdtr' : ^pdtr- *Vater*, *kun- : *^9- *Hund', ^udn- : ^udn- 'Wasser*, von uridg. Zeit her vor dem Ableitungselement -io- niemals den sonantischen Stammschluss aufweisen, z. B. nicht *diU'io- 'himmlisch', sondern *dit^'iO' (ai. divyd'S). Ebenso ist zu ai. pur- pur- (♦p/- *p/^) pürya- 'zur Burg gehörig' gebildet. Dies deutet auf Entstehung von '%0' aus -«io-, das selbst = -eio- war 122). Hierin erweist sich dieses Formans als verschieden von dem präsensbildenden -|0- (21 S. 1054 ff. 1105 ff.), vgl. z. B. ai. vHnya-s 'männlich, stark' gegen vTianyd-ti = ^^rs^^-ie-ti, ion. ^rjtbio^ 'leicht' gegen ^ntJuj = *^ii*^-iuj, als verschieden auch von -10- 'gehend', wie gr. Oaipoi = *dhy,r-i6' zeigt (S. 145).

110. 1) Adjektiva zu Easusformen und Adverbia auf -i. Ein Teil der (i)|o-Stämme ist dadurch erwachsen, dass Easusformen und Adverbia auf 4 zum Zweck der Adjektivierung in die o-Deklination eingestellt worden sind. Es sind die §93,e,T S. 164 genannten *antii0'8, ^medhio-s, ^alio-s (ai. anyd-s), *prö^ii0'8y *ne^iO'S, *8e^i0'8, lat. pretium gr. i^^pio^ 1910^ u. a.

111. 2) Verbaladjektiva von Wurzelnomina aus, meistens mit passivischer Bedeutung und zwar gewöhnlich mit dem Begriff des zu Tuenden. Diese Klasse war am produktivsten im Arischen und Germanischen, namentlich in der letzteren Be- griffswendung. Ai. ydjya-s -iya-s gr. &t*o^ 'venerandus'. Ahd.

Verhältnis zu der des Idg., PBS. Beitr. 14, 165 ff., Weiteres zur Gesch. der to-Stämme, ebend. 15, 489 ff. M. H. Jeilinek Das Suffix -io-, ebend. 15, 287 ff. 16, 318 ff. W. van Helten Zur Gesch. der jo- und -i{>-Stämme im Germ., ebend. 16, 272 ff.. Noch einmal zur Gesch. der 'jo und -io-Stämme im Germ., ebend. 21, 471 ff. E. Sievers Ober germ. Nominaibildungen auf -aja-, -^*a-. Her. d. sächs. G. d. Wiss. 1894 S. 129 ff.

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184 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 111.

luggi ItiJcki aksl. Zsib 'lügnerisch'. Ai. vidya-s -iya-s ^zu erkennen, kundbar', aksi. vezdh "wissend, kundig'. Ai. bharyä-s 'zu tragen, zu unterhalten', aisl. bcerr 'fähig, berechtigt' ahd. -6öW-bar\ Ai. sädya-s 'zum Draufsitzen, Reiten tauglich', got. anda-säts 'ent- setzlich'. Ai. adyä-8 aisl.flfe^r'essbar'. Ai.drsya's'siahthhfddrsya'S 'sehenswert' SLY.-dar^sya- 'sichtbar', ai. varya-s värya-s B,v,va*rya- 'zu wählen, zu wünschen', ai. ddbhya-s av. -daeya- 'zu täuschen', ai. esyä-s 'aufzusuchen' av. isya- 'begehrenswert, erwünscht', ai. sdcya-s 'dem mau beispringen muss, den man wert halten muss', ^uÄ^a-5 'verborgen, zu verbergen', ^tyya-«'verbunden'. Gr.crxuTio^ 'hassenswert', TTdTio<s 'befestigt, fest, dauerhaft'. Lat. ex-imius 'ausgenommen, ausgezeichnet, eximendus', inferius 'dargebracht, geopfert'. Got. braks ahd. prUchi 'brauchbar, nützlich', got. un- nuts 'unnütz' ahd. nuzzi 'nützlich' ags. ^ad-fynde aisl. aud-fyndr 'leicht zu finden' {*-fundid-, zu got finpan), ahd. gengi aisl. gengr 'gangbar', got. anda-nems 'angenehm', un-qeps 'unaussprechlich', ahd. biquämi 'passend, bequem' (zu got. qiman 'kommen'), spdM 'einsichtig, klug', gi-sprähhi 'beredt', got. ga-döfs ags. je-d4fe 'schicklich, passend' zu got. gfa-drtfcaw 'passen', ahd. gi-fuori 'pass- lich, nützlich' zu faran, as. tin-födi 'unersättlich', ahd. chuoni 'kühn' aisl. kcemi 'weise' zu got. Jcanii 'ich kenne, weiss'.

Im Ai. wurden nach Verhältnissen wie ydjya-s : ydjatej ä'Jcayyä-s 'begehrenswert' : Käyamana-s neu gebildet^aw^ya-^ (-yiya-s) 'bewundernswert' zu panayaUy sravdyya-s 'löblich' u. dgl. (Jensen KZ. 39, 586 ff.). Vgl. § 1 19 über stußyya-s.

Zahlreich sind die hierzu gehörigen Adjekti vabstrakta, Neutra auf -(i)|o-??i und Feminina auf '{i)id, a) Neutra: ki.gühya-m 'Geheimnis', vidya-m 'das Finden', väcya m 'das Reden, Wort'; av. x^'a-bahya- N. 'das gute Empfangen' (zu lat. tn-ferius, s. o.). Gr. crqpdYiov 'das Opfern, Opfertier', dpeima 'Trümmer'. Lat./Va- giurriy s-tudümiy taedium, diffugium, df-luvhiin, im-pendiumy osk. küm-bennieis 'conventus' Gen. Sg.. vgl. ai.grawya-/? 'wohin man zu gehen hat' (uridg. *gUmmiio-). Ir. suide 'Sitz' W. sed- 'sedere', frecre 'das Antworten, Antwort' aus ^frith-gaire. Got. kuni ahd. cunni 'Geschlecht', got. tauiy Gen. töjis, 'Werk', ahd. gi-fuori 'Passlichkeit, Nützlichkeit', ga-sprahhi 'Besprechung', got. hairi, Gen. haujis, ahd. hewi 'Gras, Heu' ('das Hauen, Ge-

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§ 112.] Nominalstamraformantien. Vokalische Formantien. 185

haueues'). b) Feminina: Ai. vidyä 'Wissenschaft', av. nraosya- ^Strafe' (sraoSya- *zu strafen'). Gr. luiaviä 'Raserei', Tteviä 'Armut'. Lat. di-vidia, exuviae, red-imiae, in-feriae Totenopfer', ex-se- quiaey in-edia {e? vgl. akil.jaäda 'Essen, Speise'). Ir. in-sce 'Rede' (W. seq'^-). Ags. nyt(t) aisl. nyt 'Nutzen' (zu got. un-nutsjy got. hrdkja 'Kampf (zu brikan 'brechen, kämpfen'), wrdkja 'Ver- folgung', ahd. 8ecch{i)a 'Streit' (got. sdkjö schw. F.), ags. sprdc 'Sprache' (aus *8prikiö). Lit. edza 'Fresser' (ursprünglich 'Frass'), PI. edzos 'Raufe', aksl. Jaida 'Essen, Speise'. Lit. glria 'Trank', ziniä 'Kunde', ät-kriczos PI. 'Rückfälle', su-mania 'consilium' lett. at-mana 'Besinnung', lit. kanczä 'Schmerz', pra-dzä 'An- fang' {pra-d^ti 'anfangen'). Aksl. h<ia 'Lüge' : ahd. lugl 'Lüge', aksl. da^da 'Schenkung' {da-d- 'geben', redupl.).

112. Diese Adjektiva mit den zugehörigen Sübstantiva sind engstens mit den als Abstrakta und als Nomina agentis fungierenden Wurzelnomina § 78 ff. und den zu diesen gehören- den gleichbedeutenden i-Nomina § 97 ff. verbunden. Das Ver- hältnis z. B. von ai. dfsya-s zu drH-ä 'das Sehen', krsya-s 'zu pflügen' zu Ä:rii-i'das Pflügen', ahd. luggi aksl. h£h zu ags. ly^e aksl. hzh 'Lug', lit. ätkriczos zu lit. kritls 'Fall', ai. vHya-s aksl. ve£dh zu aksl. vedh 'Wissen', ai. ädyäs aisl. cetr zu aksl. jadh 'Essen, Speise', ai. grahyä-s 'zu ergreifen' zu grähi-S 'das Ergreifen', lit pradzä zu ai.^ra-dÄf-5^ 'Radkranz' m-dÄi-^ 'Auf- bewahrung' ist dasselbe gewesen, wie das z. B. von ai. kdrtuva-s fcdr^ürt« 'faciendus' zu fedrfw- 'das Machen', fii. tamasä- s'dunkeV zu tdmas' 'Dunkel', ai. kakubhd-s 'ragend' zu kakübh- 'Gipfel', gr. rnapö^ 'fett' zu map 'Fett' usw., s. §93, e, a S. 162f. Wir haben es also auch hier mit Adjektivierung von Sübstantiva mittels -o- -a- zu tun, und auch hier hat -o- -ä- zunächst den Charakter eines sekundären Formans gehabt. Da nun der Ausgang '{i)io-s früh- zeitig als eine formantisehe Einheit empfunden wurde und jene i-Abstrakta mit den entsprechenden gleichbedeutenden W^urzel- nomina engstens assoziiert waren, so wurde z. B. dfsya-s auch auf dfS' 'das Sehen' bezogen und konnten demnach •(i)jo-Adjek- tiva auch von Wurzelnomina und überhaupt von den 'Wurzeln' aus gebildet werden, vgl. etwa bhidya- : bhid-^ y^jyo»- yw/-, väcya- : rrfc-, gr. (Jtutio^ : axüE.

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186 NominalBtammformantien. Vokalische Formantien. 113.

Was die Funktion als Adjektiva der Tunlichkeit betrifft, so steht z. B. ai. dfSiya-s dfSya-s neben drMy^ 'zu sehn' (Dat. zu drii'S) ebenso wie Jcärtuva-s kärtva-s neben Jcdrtave (S. 162).

113. 3) Verbaladjektiva von formantischen Sub- stantiven aus und zugehörige Adjekti vabstrakta.

a) Neben den als Abstrakta und als Nomina agentis fun- gierenden Nomina, die Wurzelnomina sind oder aus Wurzel 4* Formans -i- bestehen, erscheinen in gleicher Funktion Nomina mit t' und -ti-. Solche mit -t- im Ar. besonders bei den Wurzeln auf -i, u, r, wie ai. stü-t- stuti-^ av. stüt- F. Treis' ai. dSva- 8tüt' 'die Götter preisend' 85, 2 S. 145 f., § 312 ff.). Zu diesen gehören nun Adjektiva mit -{ijio- in derselben Weise wie z. B. 9,\.dfiya'8 zu drS- drii-S (§111 f.)« Im Ai. erscheinen sie lebendig als Verbaladjektiva, in den. andern Sprachen liegen deutlich zu- gehörige Adjektivabstrakta vor, die das hohe Alter der Kategorie verbürgen. Ai. stutya-s 'zu preisen, lobenswert': stüt- stuti-i -stüt'. srütyas 'zu hören' : d^va-Srüt- 'von den Göttern gehört', Srüti'i 'das Hören' ^ Subst. irutya-m 'rtthmliche Tat', kftya-s 'zu tun' : purulft- 'viel tuend'^ krtyam 'Geschäft', hrtyä 'das Antun, Behexung'. Ai. itya-s 'adeundus' (unbelegt) : sam-it- 'feindliches Zusammentreffen' säm-iti-S 'Zusammenkunft' lat. com-es -itis; ai. ityd 'Gang', lat. com-itium exitium in-itium. Ai. jitya-s 'zu gewinnen' (unbelegt): hiranya-jit- 'Gold erbeutend' jiti-ä 'Sieg*; ai. aji-jityä 'Sieg im Wettlauf', lat. Vitium 'Vergewaltigung, Schändung, Fehlgriff, Fehler' (vgl. gr. ßiveuj, läex' ßivei). Ai. suinahdtya'm 'Kampf mit dem mäna-^ muifi'hatyä 'Faust- kampf', as. yüdea 'Kampf (1 S. 416) lit. ginczä und giflczas (ursprüngl. N.) 'Streit'; hierzu gr. bi-qxidioq 'doppelt* xpi-qpacrio^ neben bi-qparoq Tpi-qpaioq. Ai. rdntya-s 'behaglich* zu rdnti-i 'das Gern- Verweilen'. Hora. uTrepßaairi 'Übertretung', la,t.nüntium 'Nachricht, Bote' (hieraus M. nüntius alat. noventius), aus *novi- ventio-m 'neu Kommendes, neu Gekommenes, news*, vgl. nava- gdtA\J)y adhva'gätwndGerund.-gdtya. Gr. Ouaiä 'Opfer' (öutti?), hom.cruv-GecriTi 'Übereinkunft', dvbpo-KTacriTi 'Menschenmord'; (Ju|i-

1) Ahd. uiu-chomo 'neophytus, novicius' ist Fortsetzung dieses uridg. Kompositums nach § 85, 4 S. 146.

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§ 114.] NominalstammfonnaDtien. Vokalische Formantien. 187

irömov Trinkgelage' (duim-TTÖTri^). Lat. anti-stitium söl-stitium : anti'Stes -stitis'^ spatium (W. sp^-). Parallelbildungen zu ai. stutya-s u. dgl. sind ausser dem genannten gr. bi-qpddioq wahr- scheinlich u7röi|iio^ Von unten angesehen' neben ÖTTOTTToq, 8au- lidcrio^ 'wunderbar' neben Gauinaxö^, fVT\axo^ Vollbtirtig, echt' (vgl. ßpoTT^mo^, ixrimo^, dToxTio^), dcTTidaio^ 'willkommen, froh', got. alpeü *alt', ahd. drati 'schnell' (vgl. Kluge Nom. Stammb.- 109 f.).

b) Andere Verbaladjektiva dieser Art sind speziell arisch. Ai. Tcartavyä'8 'was zu tun ist', zum Nomen actionis kärtu-y u. dgL 115, b). Über die im Anschluss an Infinitivformen auf -^ ge- bildeten Verbaladjektiva wie diyors, stuSiyya-s s. § 119.

114. 4) Sonstige Adjektive zu nominalen Stäm- men und zughörige Adjektivabstrakta. Von dem unter 2) und 3) besprochenen -(i)io- ist dasjenige -(«)io-, mittels dessen seit uridg. Zeit Adjektiva zu beliebigen Substantiva geschaffen worden sind, z. B. *pdtrii0'8 ""patrius', der Entstehungsart nach wohl nicht zu trennen. Zunächst also wäre, gleichwie an das Abstraktum drSi- sich dfSya- als Adjektivum angeschlossen hat 112), -0- zum Zweck der Adjektivbildung an beliebige andere Substantiva, welche Dingbenennung waren, angetreten : vgl. z. B. ai. dvya-s 'ovinus' zu ävi-S ""ovis', gr. SXioq 'marinus' zu dXi- 100 S. 170), lat. apium N. zu api-s. In diesem Verhältnis stand auch das uridg. Relativpronomen *io-s = ai. yd 8 gr. ö^ zu lat. got. is 122 Anra., § 143). Zumteil mag diese Adjekti- vierung auch auf dem Lok. Sg. auf -i beruhen, z. B. ai. usriya-s 'rötlich' (F. usriya ''Licht, Stral') gr. aöpiov 'morgen' aus ♦au- (Jpio-v zu ai. Lok. usr-i, ai. divyd-s gr. bioq (*biFio-^) 'himmlisch' zu ai. Lok. div4 (vgl. § 93, e, t). War nun in solchen Fällen '(ijio- einheitliches Formans geworden, so ging es danach auf Nicht-i-stämme über, wobei zu beachten ist, dass zuweilen i- stämmiges und nicht- /-stämmiges Substantiv aus derselben Wurzel gleichbedeutend nebeneinander standen, so dass es schon da- durch nahe gelegt war, die (i)io-Bildung von der ausschliess- lichen Beziehung auf den /-Stamm loszumachen. Man halte zu dieser Entwicklung das Formans -/go-, das, in uridg. Zeit gleich- falls an «-Stämmen entsprungen, im Ar., Griech., Ital., Germ, auf beliebige andere Stämme Verpflanzt worden ist, z. B. gr.

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188 Nominalstammt'orinantien. Vokalische Formantien. 115.

iTTTTiKÖq ZU Vtttto^ wic |LiavTi-KÖ-^ (|Li(ivTi^), 8. § 376. Volle Gewiss- heit über die Entwicklung des denominativen -{i)iO' wird sich freilich nie erreichen lassen, weil diese in der Zeit der idg. Urgemeinschaft bereits abgeschlossen gewesen sein muss.

Wir ordnen die nunmehr zu gebenden Beispiele nach dem Stammauslaut der zu gründe liegenden Nomina.

116. a) Zu 0- und ^-Stämmen. Ai. rf^^ya-*' gr. ittttio^ 'equinus', zu dsvas itttto^. Ai. ajryä-s '"in der Ebne befindlich*, gr. ÄTpio^ 'wild', zu äjra-s 'Ebne, Flur' gr. dTpöq 'ager'. Ai. mdrtya-s apors. martiya- av. masya- 'sterblich, Sterblicher', zu ai. mdrta-s 'Sterblicher' 305, a), vgl. gr. d-fiißpöaio^ 'unsterb- lich'. Ai. sahasrlya-s 'tausendfach', zu sa-Tidsram 'Tausend', gr. XelXioi (xiXioi) lesb. x^^^ioi 'tausend', zu *x€(JXo-v in hom. b€Kd- XeiXoi (falls nicht beKaxeiXioi zu lesen ist). Gr. aö(Jio<s ''^ei"; ^'tel, vergeblich', got. aupeis ahd. ödi 'öde', zu gr. amujq [FJfTÖ^ [FJeTiJücrio^ 'vergeblich'. Substantivierungen; Ir. cuire M. oder N. 'Schaar, Menge' (gall. Tricoril), got. harjis aisl. herr M. ahd. heri N. M. 'Heer, Menge', preuss. karja- M.'Heer' (karia-woytis 'Heerschau'), lit. karias 'Heer' Plur. 'Krieger', lett. karsch 'Krieg', zu lit. käras 'Krieg' (vgl. apers. kara- M. 'Heer, Volk', aksl. kara 'Streit'); über gr. Koipavo(; 'Heerführer, Herrscher', das von *KoTpa ausgegangen ist, s. § 141. 180. Ai. jdmbhya-s gr. TÖ|iq)io^ und YOMqpio^ (zum Ton vgl. vu)Liq)io^ okiov u. dgl.) 'Backenzahn', vax jdmbha-s ^6\x(^oc, (§90 S. 151). Ir. aue öa 'Enkel' urkelt. ^avio-Sj aksl. ujh preuss. awis 'Onkel', lat. avia 'Grossmutter' (hierzu hom. ala 'Erde'?, s. IF. 15, 93 ff.), zu lat. avO'S 'Grossvater, Ahn'. Ai. svdpnyo-m lat. somniu-m aksl. s^nhje 'ije 'Traum', zu svdpnas somnus shm 'Schlaf, vgl. gr. 4vuTTViov 'Traum' 61, 1, a). Ir. orbe orpe N. 'das Erbe', got. arbi ahd. erbt N. 'das Erb^', zu lat. orbu-s orbu-m.

Ai. käatriya-s av. xsa^rya- 'herrschend, Herrscher', ai. käatriya-m 'Herrschaftsbesitz, Herrschermacht', zu ksatrd-m xSa- &rd'7n 'Herrschaft'; ai. sinya-s av. haenya- 'zum Heer gehörig', zu sind haenä' 'Heer'; ai. grämyd-s 'dörflich', zu gräma-s 'Dorf, sünyd'8 'öde, unbewohnt', zu Mna-m 'Leere', dütyä-m dütya 'Botschaft', zudft^d-^'Bote'. Arm. kalni, Instr. fca/wea-r, 'Eiche', ZM kaiin, Gen. kalnoy, 'P^ichel'. Gr. O^io^ OeTo^ 'göttlich', zu

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§ 115.] Nominalstammformantien. Vokalißche Formantien. 189-

0€6^ *Gott', E^vioq 'gastfreundlich', Eeviä 'Gastlichkeit', zu E^vo<; 'Gastfreund', xtiLiioq 'in Ehren stehend', zu Ti|uir| 'Ehre', okiov okiä 'Häuslichkeit, Behausung, Haus', zu oTko^ 'Haus'. Lat. lucrius zu lucrum^ lüdius zu lüdusy noxius 'schuldig, schuldbar' noocia 'Schuldbarkeit' zu noxa^ familia umbr. fameJias PL 'familiae' zu lat. famulusy lat. jejünium zu jejünus, viduvium zu vidua. Ir. cenüe N. 'genus', zu cenil 'genus' (vgl. o. oikiov : oTko^), lane F. 'plenitndo', zu lan 'plenus', gcdarche N. 'aegritudo', zu galrack 'aeger'. Got. tcilpeis ahd. wildi aisl. vülr 'wild', zu ahd. wild N. 'Wild'; got. aläweis 'olearius', zu alew N. 'Öl'; got. gupblöstreitr 'Gott Opfernder', zu ahd. bluostar N. 'Opfer'; got. hairdeis ahd. hirti 'Hirf, zu hairda herta 'Herde'; ahd. auwia ouwa aisl. ejf 'Wasserland, Aue', (lat.) Scadin-avia, urgerm. *a[j]|^ id-, zu got. aha ahd. aha 'aqua'; aisl. Icelda 'Quelle' aus ^Tcaldiö-, finn. Lehnw. kaJtio, zu aisl. kaldr got. halds 'kalt'; got. gariudi N. 'Scham', zu ga-riups 'schamhaft'; got. piubi N. 'Diebstahl', zu got. piufs 'Dieb', got. andbahti N. 'Dienst', zu andbdhts 'Diener', hauhisti N. 'die höchste Ehre', zu hauhists 'höchst' (vgl. ai. jy<zfrf^Äya-m 'oberste Gewalt', mjyiäfha-s 'gewaltigst'). LitMrJclgs 'Pferd' ('zum Pflug gehörig'), zu ärMa^ 'Pflug'. Aksl. 6lovi£t> 'menschlich', zu ilovfkb 'Mensch', boh>jh {-ijh) 'göttlich', zu bog^ 'Gott', ovhöb und ovhCbjh 'ovinus', zu ovhca 'ovis', d^vhjh 'jung- fräulich', zu dSva 'Jungfrau'; ostrhje 'Schärfe', zu ostrt 'scharf, pohzije 'Nützlichkeit, Nutzen', zu pohza 'Nutzen', drq^je 'Ge- bälk', zu drqgt 'Balken'; susa 'Trocknis', zu 8uch^ 'trocken', qroida 'Torheit', zu qrodi^ 'töricht'.

b) Zu ti-Stämmen. Der gewöhnliche uridg. Ausgang scheint -6t^i)|o- gewesen zu sein. Ai. hanavyä-s 'zur Kinnbacke gehörig', gr. t^veiov 'Kinn, Bart', zu ai. hänu-i gr. t^vuq 106); T^veiov wie x^^^iov 'Schildkrötenschale' zu xi\v(; 'Schildkröte' ;, vgl. lat. genuinus aus ^genovino-s {-ov- aus -e^-), das für *geno' vio'8 ßtehn kann. Ai. Uavyä-s 'pfeilkundig', zu iSu-S 'Pfeil', sara- vyä-m 'Pfeilziel'rfaracy^'Pfeilschuss', zu *drw-^ 'Pf eil', pa^avyä-s 'pecuarius' |)aAiryd-m 'Herde, Viehstand', znpaM-i pdM 'Vieh'; vgl. av. hvawhaoya- N. 'gutes Leben' zu hv-ahu- 'der ein gutes Leben hat'. Hierher auch die Verbaladjektiva wie kartavyärSy s. § 113, b. Gr. doreio^ 'städtisch', zu äcttu 'Stadt', woneben kret.

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190 Nominalstammformaiitien. Vokalische Formantien. 115.

FdcTTio^, vermutlich aus *Fa(TTFio^ 336). Aksl. synovljh 'des Sohnes', zu sym 'Sohn'. ^

Daneben ai. r^ülya-« 'rechtzeitig, regelrecht' ff t?iya-« ftvi/a-s ^menstruierend', zu rtü-S 'rechte Zeit, Regel', doch vgl. Hva-m 'der zeitige Same' und Jcftvya-s 'tätig, tüchtig' : hrtvan- 'tätig'.

c) Zu j^-Stämmen. Ai. divyärs gr. bxoq 'himmlisch', zu ai. div- 'Himmel' gr. AiF- (vgl. § 1 14). Ai. gdvya-s gavyd-s av. gaoya- 'bovinus', zu grat?- 'Rind', arm. kogi (Gen. Tcogvoy) 'Butter' (Von der Kuh Stammendes*) zu kov 'Rind' (u-Stamm geworden); vgl. gr. ^vved-ßoio^ 'neun Rinder wert'. Ai. navlya-s ndvyä-8 'schiffbar' (F. und N. 'schiffbarer Fluss'), gr. vr|[F]ioq 'zum Schiff gehörig', zu ndüä vaöq; lat. ndvia F. 'Einbaum'. Lat. Jovius, osk. lüviia 'loviam' umbr. louiu Abi. 'lovio', zu lat. Gen. Jov-is, Hom. xaXKr|[F]io^ 'den Schmied angehend', zu xa^Kcü^ 'Schmied'.

Über Sil. pitrvyas gr. irarpuiöq u. dgl. s. § 126.

d) Zu Nasal- und Liquidastämmen. Im Kreis der Nomina, wo die Vokalisation des Stammformans in der Kasus- reihe zwischen Null- und 6-(o-)Stufe wechselte, war sicher wenigstens die erstere Stammstufe vor -(i)|o- aus uridg. Zeit überkommen.

Ai. vfSniya-8 vfSnya-8 'männlich, stark', zu vfSan- 'Mann', av. asnya- 'auf den Tag bezüglich', zu azan- 'Tag', vgl. ai. tirdah- nya-s 'vorgestrig', SLY.xmfnya- N.'Nachtmal', zu a^iopaw-'Nacht' ai. udaniya-s 'aus Wasser bestehend', zu udän- 'Wasser', dhan- vaniya-s 'auf trocknem Lande befindlich', zu dhdnvan- 'trocknes Land', karmaniya-s 'im Werke geschickt', zu kdrman- 'Werk*, av. bar^smanya- 'zum bar^sman- gehörig'. Arm. matani, Instr.mafa- 7>€at?,' Fingerring', zu ma^w'Finger'(vgl.gr.baKTuXio^, hhd.fingiri 'Ring'). Gr.7TOi|iviov*Herde*, zu 7Toijir|v'Hirt',dpvlov 'kleiner Wid- der', zu dprjv 'Widder', Xijiviov 'kleiner Hafen', zu Xi|ir|v 'Hafen*. Ar. an- und arm. -an- war *-9n- und war seit uridg. Zeit lautrecht in den Formen, wo Doppelkonsonanz oder langer Vokal + Kon- sonant vorausging, also von derselben Art, wie das -nn- in ai. kdrman-as arm. /erman lett. akmins (lit. akminio), s. § 164 und vgl. die Feminina wie gr. TeKxaiva got. lauhmuni 134, 1). Griech. Ttoiin^vioq 'zum Hirten gehörig', Xijiievioq 'zum Hafen ge- hörig', aux^vio^ 'zum Nacken gehörig' zu auxnv 'Nacken'. Lat.

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§ 115.] Nominalstammformantien. Vokaliscbe Formantien. 191

flaminitcs zu flamen. Aksl. znamentje ^Bezeichnung, Zeichen', zu znam^ ^Zeichen', kamemje "Gestein, Steine', zu fcamy 'Stein'. Gr. baijiövio^ 'wunderlich', zu baijiiuiv, icricpriviov 'kleine Drohne', zu KTicpi^iv 'Drohne', dtujvio^ 'zum Wettkampf gehörig', zu äjibv 'Wettkampf', AeXcptvio^ zu beXcpf^ -Tvo^ 'Delphin', Lat. UnOnivs zu Z^no, alimönia und alimönium zu älimo (vgl. Alemöna), S^mönia zu S^mo (vgl. § 168. 169). Ai. kSämya-s gr. xOövio^ 'irdisch', zu kSäa yfiiiiv 79 S. 135).

Ai.pitriya-8 pitryas gr. irdipio^ lat. pafWtt« 'väterlich', zu pitär- ttot/ip pater; ion. Traxpifi 'Abstammung, Geschlecht' (zum Tonsitz vgl. T€V€ri), lat. patria, Ai. hhratrya-m 'ßraderschaft*, gr. cppöTpiä 'Brüderschaft, Phratrie' ^), lat. fratria 'Frau des Bru- ders'. Ai. usriya-s 'rötlich', F. usriyd 'Licht, Stral', gr. aöpiov 'morgen' aus *au(Tpio-v neben ai. uiar- usr- 'Morgenröte, Tages- helle' (vgl. § 114). Ai. ndriya-s närya-s 'männlich, mannhaft', zu ndr- 'Mann'; auf ital. ^nerio- beruhen sabin. Neria Martis coniux, neriösus '{oTtiQ, werio 'fortitudo'; gr. dvbpia 'Mannhaftig- keit', dvbpiov 'Männlein'. Gr. dcTT^pioq 'mit Sternen versehen', zu dcTTtip 'Stern', alG^pio^ 'luftig', zu alOnp 'Luft'; x^iM^pio? 'winter- lich' wie i^^pio^ S. 164. Aksl. materjh 'mütterlich'. Gr. dvaK- TÖpio^ 'herrschaftlich' dvaKTopiä 'Herrscherwürde', zu dvdKTUip 'Herrscher', (Tu)Tripi0(; 'rettend, heilbringend' aujnipiä 'Rettung', zu (JuJTtip 'Retter', cpiupio^ 'gestohlen', zu cpubp 'Dieb'. Lat. uxörius zu tixor, d^versörius, Subst. deversöriuntj zu dSversor, victöria zu Victor.

Zu ai. süvar- sür- N. 'Glanz' lat. söl (ai. süra-s got. sauil S. 162): ai. süryas gr. i^eXio^ f^Xio^ 'Sonne'.

e) Zu VerschluBslautstämmen. Ai.satyd-seLY.ha^i^ya- apers. Aa^iya- 'wirklich, wahr', ai. «a^yrf-w' Wahrheit', got sunjis 'wahr' (1 S. 707), mnja 'Wahrheit', zu ai. sdt N. 'das Seiende, Wesen'*). Av. wap^ya- 'Abkömmling', gr. dvei^iöq 'Geschwister- sohn' (zum Tonsitz § 15, 6 S. 31), got. nipjis 'Verwandter, Vetter' hg&.nidd€ts PI. 'Männer' aisl. nidr (PI. m(f;ar)'Abkömmling, Ver-

1) q)paTpio<; 'zur Phratrie gehörig* ist natürlich auf (pparpö (S. 160) zu beziehen.

2) Beachte ai. Vok. santya zu satyä-s, wie Vok. sahantya 'be- wältigend, siegreich' zu Part, sdhant-.

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192 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 116.

wandter' (1 S. 637), aksl. nethjh -ijh 'Geschwistersohn' (a.a.O.), zu ai. ndpat 'nepos', uridg. *nepöt- *nept-, Ai. pddya-s 'denFuss betreffend', pddyä Tusstritt' AV.pa^dya- Tuss', zu ahpdd- päd- Tuss', vgl. lat. acu-pediu8] ai. dpya-s 'im Wasser befindlieh*, zu dp- ap' 'Wasser*. Gr. f\\xdi\oq 'den Tag betreffend, bei Tage*, zu fjjiap -aToq 'Tag*, (piXotricTioq 'zur Liebe gehörig', zu (piXöni^ 'Liebe', Tepoucrio^ 'die Geronten betreffend* Tepoucriä 'Geronten- versammlung', zu T^puiv, Xritbio^ 'kriegsgefangen', zu Xiit^ 'Beute* (vgl. XriiCojLiai), TtiKpibio^ 'bitterlich', zu iriKpiq 'Bitterkraut' (vgl. TTiKpiZu)), xepiLidbiov 'Schleuderstein', zu xepixa^ aboq 'Stein', aak- TTiTTiov 'kleine Trompete', zu a&\nx^l 'Trompete'. Lat. nütricius zu nütrtXj sacrificium zu sacrifex^ her^dium zu hSrßs, custodia zu custöSy mllitia zu miles] osk. medicim N. 'magistratus' med- dikkiai 'in magistratu', zu meddik- 'meddix'.

f) Zu «-Stämmen. Ai. irSyd 'Neid, Eifersucht' (*f«-) hom. äpeirj 'Schmähwort' {^rres-), got. airzeis 'irre, verführt' as irri 'zornig' ahd. irri 'irre' (*er«-), von einem abstufenden Subst ^eres' in iras-yd-ti 'er zürnt' u. a. 404). Ai. mdtsya-s av. ma sya- 'Fisch', wahrscheinlich zu ai. mddds- (ühlenbeck Ai.Wtb, 212). Lat. alsius aus ^alxius, zu älgor. Ai. uäasyä-s 'der Mor- genröte geweiht', gr. i^oTo^; 'früh, östlich', zu uSds- t^iu^; 'Morgen röte'. ALSravoMya-s 'rühmlich^ zu hdvas- 'Ruhm', av. raoiahya- licht', zu raoSah- 'Leuchte', ai. harMHya-s 'zur Opf erstren gehörig', zu barhiS' 'Opferstreu', vapw^iya-« 'wundervoll', zu rrfpw^- 'wunder- bares Aussehen'. Gr. dpKcTo^ 'zur Umhegung gehörig', zu ?pK0^ llmhegung', freio^ 'jährlich', zu hoq 'Jahr', Kvecpaio^; finster', zu KV^cpa^ 'Finsternis', alboioq 'ehrwürdig', zu a\bujq 'sittliche Scheu', TeXoio^ hom. teXöioq (Solmsen Unt. 14. 100 f.) 'lächerlich', zu t^- Xui^ 'Lachen'. Lat. Venerius zu VenuSj nefarius zu nefäs.

116. Die Bedeutungsbeziehung zwischen der (t)io-Form und dem zu gründe liegenden Substantivum kann, wie die ge- nannten Beispiele zeigen, sehr verechieden sein. Hier mögen zwei Gebrauchsweisen hervorgehoben sein: 1) Der, wie bei eini- gen Verwandtschaftsnomina, so namentlich bei Personennamen hervortretende Gebrauch zur Bezeichnung der Abstammung von jemandem, wie z. B. apers. Haxamanisiya- 'Nachkomme desHaxä' maniS'\ S.§474,3. 2) Die Verwendung des Neutrums auf -(i)|o-m

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i 117.] Nominalstammforniantien. Vokalische Formantien. 193

in deminiiierendem Sinne, wie gr. öpvtGiov 'Vöglein', dvbpiov 'Männlein', iraibiov 'Kindlein', aisl./y? Tüllen' {znfoleU. 'Foh- len'), preuss. maldian 'Füllen' wosistian 'Zicklein' 541 ff.).

117. Oft erscheint das (i)io-Ädjektivan] nicht als von einem Substantivurn abgeleitet und dessen Sinn modifizierend, sondern als rein formale Erweiterung eines Adjektivs, z.B. ai. satyä'S : sdnt- 'wirklich, wahr', usriya-s : tisrä-s 'rötlich*, vapu- Hya-s : väpuSa-s und vdpuS- 'wunderbar', gr. jiieiXlxio^ : jiieiXixo^ 'sanft', böxMio^ : boxMÖ^ 'schräg', ficruxio^ : ^(Tuxo^ 'iiihig', ^kou- <Jto^ : iKdiv 'freiwillig', jiaKdpio^ : jidKäp 'glückselig', Isit. lixivius : lixivos 'ausgelaugt', faednius : faecinus 'Hefe absetzend', fwwZ- taticius : multaticus 'zur Strafe gehörig'. Hierher gehören auch die §61, 1, a genannten adjektivischen Komposita insofern, als sie auch schon ohne '{ijio- den adjektivischen Sinn hatten, z. B. ai. 8uhdst{i)ya-8 : suhdsta-s, gr. öfioirdtpio^ : ö|iOTrdTU)p, lat. bi- pedius acupedius : hip^s.

Hier sind^ was die Entstehung dieses Verhältnisses betrifft, zwei Fälle zu unterscheiden. Einigemale war das Grundnomen ursprünglich Substantiv und bekam selbst sekundär, unerweitert, adjektivische Funktion. So war ai. väpui- von Haus nur 'wunder- bares Aussehen' als N., gr. jidKäp 'glückselig' nur 'Glückseligkeit' als N. (jidKöp, wozu bei adjektivischer Verwendung alsM. ^dKäp), hom. oöXo^ 'verderblich, schädlich' (woneben oöXio^) nur 'Ver- derben' als M. (IF. 11, 266 ff.). In andern Fällen lag dem (i)i(h Adjektivum wirklich ein Adjektivum zu gründe, dieses war aber bei der Bildung des abgeleiteten Wortes in der Abstraktbedeu- tung vorgestellt, die das N. (znmteil auch das F.) als Substan- tivum hatte, z.B. MciXixov 'die Milde' (Theognis 365) bei der Bildung von ^eiXixio^. Die Ableitung mittels '(i)iO' hob so zu- nächst das Bedeutungselement der Wesenheit hervor (vgl. Ittttti- XacTiTi bb6<; 'ein Weg, der so geartet ist, dass er befahren werden kann' zu ImrriXaTO^ 'befahren'). Mit der Zeit trat aber diese Be- deutungsschattierung oft zurück, und so wurde das abgeleitete Adjektiv mit dem zu gründe liegenden Adjektivum gleichbedeu- tend. Dieses Verhältnis war wohl auch bei den Komposita wie ai. suhdfft(i)ya'S : suhdMa-s anfänglich vorhanden (z. B. dvuTrvio^ zu fv-u7Tvov), war hier aber schon seit uridg. Zeit verdunkelt.

Brugmann, Orandriss. II, 1. 13

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194 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 118.

118. EonglutiDate mit -(t)|V gibt es ausserhalb des Arischen in grosser Anzahl. Beispiele:

Armenisch, -a^i aus ^'Osktio- (mit dem Gen. PL auf -(j verwandt, vgl. § 384 Anm.) zur Bezeichnung des Bewohners einer Örtlichkeit, z. B. giulagi 'Dorfbewohner' zu giul T)orf .

Griechisch, -nipio- in <JuüTr|p-io^ 115, d): danach z.B.

biiKTi^pio^ 'beissend', barripioi; 'verteilend*. n[F]io- in xciXKrj-io^

ßa(TiXr|-io^ 115, c): danach z. B. TroXeiinio^ 'Krieg betreffend', Subst KTipöKTiiov 'Heroldstab', inschr. KäpöKrjFio^ Beiwort des Her- mes. — aio- aus ♦-a0io- in KvecpaTo^, T6P«i6^ Tnpa^<i<5 *alf (zu T^pa^ Tfipa^ mit Ton Verschiebung nach iraXaiö^, § 115, f): danach z.B. dvaYKaio^ 'notwendig' (dvdTKii), dtopmo^ 'zum Markt gehörig' (ÄTOpd), b(Kaio^ 'gerecht' (biioi). Ähnlich dürfte das -€io^ von Xpö<J€io^ 'golden' (xpöcTö^), iTnreio^ 'zum Pferd gehörig' (Itttto^), ßÖ€io^ 'vom Rind stammend' (ßoö^) von den zu 0-Stämmen ge- hörigen 6p€to^ usw. übertragen sein. biov in xXdv-biov 'leichtes Sommergewand', IxOu-biov 'Fischlein', häufiger -ibiov nach dcrm- biov 'kleiner Schild' zu d^Tti^ 364). So, deminnierend, auch -dp-iov 259, a), -üXX-iov und -übp-iov 364, c), -dcp-io-v 284, a), -icTK-io-v 384).

Italisch, 'törio' in lat. quaestör-ius gladiatör-ius 1 1 5, d) : danach z. B. Ugätörius zu Ugdtus, candidätörius zu candidatus. 'fnönUh in alimön-ia aHmön-ium 1 15, d) : danach z. B. aegri- mönia und 4um, querimönia, gaudimönium (vgl. § 169, Stolz Hißt. Gr. 1, 497 f., Zimmermann KZ. 39, 262 ff.). Als Fort- setzung der uridg. Abstrakta auf *-e-^Ä- ♦o-fö- wie ai. devdta (gr. \Tm6vr\q), ai. pürnata ahd. fullida aksl. phnota 309) erscheinen im Italischen die Substantiva auf ^-etia- (lat. umbr.) und * e^'o-w (lat.), wie Isd. pueritia, Idnitia, ambr. uhtretie'in ♦auctura' (Stamm uhtretiä-, zu uhtur 'auctor'), lat. dwWiiö, saevitia und servitium, famulitiunif equitiunij Idnitium, Ver- mutlich ist zunächst *'eta zu '^-etia erweitert worden nach den Abstrakta wie mllitia (miles), dlvitiae {dlves), inertia (iners) vgl. serb. Sistoöa für 6istota 'puritas', gluho6a für gluhota 'sur- ditas' u. a. , und dann wurden, wie sonst Abstrakta auf -iom und 'ia nebeneinander lagen, auch Formen auf -etio-m hinzu-

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% 118.] NominalstaxnmformantieD. Vokalische FormaDtien. 195

gebildet, vgl. sateUitium (sateUes), convivium (cönvivä). ikio- in tat. novicitis u. a.; 8. § 379.

Anm. Noch nicht mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit ist bis jetzt das urital. ^-äsio- (lat. -ärio-^ osk. -assio-) entwicklungs- geschichtlich eingeordnet. Die Anknüpfung z. B. von lat. aquärius an Gen. Sg. ^aquäs oder an Lok. PI. ^aquäsi nach Art der in § 119 zu behandelnden Bildungen ist wenig befriedigend (vgl. zuletzt hierüber Stolz IF. 18, 443). Ich vermute, dass z. B. sacrärius osk. sakrasias zu sacräre, adversärius zu adversäri, armärium zu armäre usw. sich so verhält, wie nefärius zu färl (fOs). Wie die Infinitive auf -^6 zu den Neutra auf *'08 gehören 400), so die Infinitire auf -dre, und zwar zunächst solche wie ntäre, fläre, zu den Neutra des Typus fds 409, 1). In urital. Zeit, als diese «-Nomina noch nicht ganz als Inf. ans Verbum angeschlossen waren, sondern noch eine gewisse nominale Selbständigkeit hatten als Abstrakta, stellten sich mehrsilbige Stämme wie ♦«ofcrö«- (jsacräre) neben *fäs- (fds, fär\\ *fläS' (fläre) in derselben Weise wie z. B. certdmen forämen u. dgl. neben effdmen stämen 165) oder scUvätor dictätor u. dgl. neben Stator flätar lätor 248), und damals kamen auch schon Adjektiva auf *'äsio8 auf. In jener Zeit wurden zu jenen «-Stämmen wohl auch die Substantiva auf -äster gebildet, wie paträster, zu *paträre* sich als Vater beweisen, den Vater vorstellen*, formästery zu formäre^ Amä- ster Ämästra, zu amäre (vgl. § 255). Indem weiterhin -ärius direkt auf das der d«-Bildung zu gründe liegende Nomen bezogen wurde, entstanden Nomina wie cellärius^ zu cella, vlnäriuSy zu vinum, ähn- lich wie z. B. an alimönia (zu alere), querimönia (zu quert), aeari- fnönia (zu aegrire) sich äcrimönia^ trlatimönia, castimönia u a. angereiht haben, indem z. B. aegrimönia zugleich auf aeger bezogen wurde 169).

Im Irischen erscheint ^-tiio' als denominatives Adjektiv- formans, z. B. dälte 'f orensis* zu dal 'forum*, daurde *quemus* zu daur 'quercus*, graid^ 'pilatns' zu gae (gall. gaiso-) 'Speer'. Dieses Formans ist identisch mit dem -te -the des Part. Prät. Pass., wie brühe brethe 'gebracht' 306, a), und diese Verwendung als Primärformans war die ursprünglichere.

Germanisch. Ahd. sogen. Gerundium auf -anne« (Gen.), -anne (Dat.) aus ^-on-io-y zum Infinitiv auf -an = ^-ono- 184,a), z. B. zi gebanne 'zu geben*; ähnlich ai. karaniya-s 'faciendus* zu kdrana-m. Hierher kann auch das mit -ni- wechselnde nia- in germ. Adjektiva gerechnet werden, die eine Tunlichkeit oder Notwendigkeit bezeichnen, wie got. skauns ahd. scöni 'schön*,

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196 Nominalstammforiuautien. Vokaliscbe FormaDtien. 119.

nrsprünglich 'anschaubar^ got. ana-siuns ^sichtbar', s. § 199, b und Kluge Genn. Stammb.* 108. Ahd. Kollektiva auf -ahi, ß. § 378.

Baltisch-Slavisch. Aus diesem Spraebzweig, wo solche Konglutinate besonders häufig sind, mag genannt sein lit. -töjü aksl. 'iajb (zu -ta- § 308), z. B. artöjis aksl. ratajh Tflüger, Landmann', lit. atpirktöjis 'Erlöser', linksmintojis 'Tröster', aksl. povodatajb 'Führer', pozoratajh 'Beschauer, Späher' (Leskien Bild. d. Nora. 328 ff., Meillet Etudes 295. 390 f.).

119. 5) Adjektiva auf grund von Kasusformea und Adverbien.

Lit. danguje-jis 'himmlisch' zu Lok. danguj^ 'im Himmel',. name-jis 'der immer zu Hause Sitzende' zu Lok. nami 'zu Hause*, müsürjis 'der unsrige' jüsü-jis 'der eurige' zu Gen. PI. müsujüsu, Prüsaiczü'jis 'der der Familie der Prüsaiczei Angehörige'. Eben- so sind vermutlich auf grund von Kasusformen entstanden die Ausgänge ital. -l (o-s in Gentilicia wie osk. Dat. luvkifüf Gen. Kastrikilels (il = i), ^ei-io- und ♦-af-|o- in osk. vereiiaf 'der Landwehr' zu uero- 'Tür, Mauer', kersnai[i]ä- 'cenaria' zu ke rsnä- 'cena', Maraiief s 'Mareii', IsLtMarijtiSy AfrSjtLs u.dgl.,, sowie -ijtis in lat. pleh^ju8 (1 S. 228 f.). femer die aisl. Namen- formen wie Glaser^ Guser ^ die auf älteres -dia-z weisen (Sievers Ber. d. sächs. G. d. W. 1894 S. 129 ff., Walde Ausl. 141 f.). Auch lat. quoiU'S cuiu-s d. i. quoi-io-s fällt hierher. Zum Bildungs- prinzip vgl. die ar. Feminina wie ai. Manäv-t § 142.

Im Ai. entstanden solche Adjektiva, mit Gerundivbedeu- tuug, von Infinitivformen aus. diya-s 'dandus' zum Inf. di 'zu geben' u. dgl. Eine Art Mischbildung, im formalen Anschluss an den Tyi^u% pandyya-s -yiya-s (§111 S. 184), war stusiyyas -yiya-s 'celebrandus', zu stuSi 'zu preisen'.

Got. framapeis ahd. framadi 'fremd' von Adv. ^framap 'nach vorn bin' wie äljap 'anderswohin' = gr. SXXocre (K. vergl. Gr. 455) ; got. ufjö 'TT€pi(y06v' F. oder Adv. zu ^ufjiSj ahd. uppi 'malef icus' {üppig 'überflüssig, leichtfertig, übermütig') zu got. w/V wozu auch ufta 'oft' 304),

Anm. Bei einigen von den genannten Ableitungen, denen Formen auf i -l oder auf einen i-Diphthong zu gründe liegen^

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^ 120—121.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 197

könnte man zweifeln, ob nie nicht vielmehr zu § 93, e, t* § 110 zu ziehen sind, weil einfach Übergang in die o-Deklination zum Zweck der Adjektivierung annehmbar wäre, wie umgekehrt auch von den a. a. 0. aufgeführten Formen solche wie gr. iq>io^, dmTraTpöqpiov hier- her gestellt werden könnten, da z. B. {(pio^ als *1q>i-io-(; gedacht sein mag. Zu bedenken ist jedoch, dass in der Zeit, wo die fraglichen Bildungen zustande kamen, die beiden Kategorien schon ineinander aufgegangen waren, so dass der theoretische Zweifel praktisch be- deutungslos ist.

120. Auch KoDglntinate mit '(i)iO' (vgl. § 118) er- ficheiDen hinter Ka8as- und Adverbialformen. Ai. '^•n{i)ya' ent- stand durch Erweiterung von Infin. auf -^ mittels -»(i)ya-, z. B. ikSenya-s 'sehenswert' (vgl. diya-s § 119). -t{%)ya- erscheint hinter Partikeln, wie ai. aviity^^-s 'offenkundig' (dagegen av. avlsya- 'offenkundig'), nii'tya-s 'auswärtig, fremd', dpa-iya-m 'Nachkommenschaft': vgl. -fo- hinter Adverbien § 304. Gr. -bio- hinter Partikeln, z. B. Fl-bio^ !-bio^ 'eigen' zu ai. vi 'weg von etwas', vo(y<pi-bio^ 'entfernt' zu vö0(pi, Mivuv0ä-bio^ 'kurz dauernd' zu fiivuvOa (IF. 16, 494).

121. 6) Mischung zwischen -i- und -{i)iO' im Kasus- system findet sich in mehreren Sprachzweigen in der Weise, dass der Nom. (und Akk.) Sg. -i-, die andern Kasus '{i)iO' hatten. Dass es sich hier um alten Ablaut d. h. um Entstehung von -i- aus -(t)io- handle (vgl. § 109), ist höchst unwahrscheinlich.

Av. dhuhi'i Gen. ahü*ryehe, s. § 100,b S. 172.

Lit. \-zamhis (wie lat. in-ermis) Gen. i-iambiOj s. § 61 S. 1 13, § 85, 3 S. 146, § 100, b S. 172. Lit. ilgis -io M. 'Länge', szakis 'czo M. 'Kälte' u. dgl. haben im Nom. Akk. Sg. die Form der fem. t-Abstrakta beibehalten, von denen sie ausgegangen sind. Sie vermischten sich mit den neutr. -(i)io-Ab8trakta (slav. -je und 'hje 4je), worauf ihr mask. Genus beruht. S. § 100, c S. 172 f. Der Nominativausgang -ys, z. B. in arklgs (S. 189), kann nur aus "^'iio-s hervorgegangen sein (vgl. die finnischen Lehnwörter wie tagijcLs = daggs, Walde Ausl. 136); es wurde also der Wechsel 'is : -ys in dieser Sprache durchaus nach dem Sitz des Worttons geregelt. Der Wechsel Nom. -is : Gen. -io des Lit. wird auch im Slav. bestanden haben, s. § 61, 1 S. 113 über bez-umljh.

Hiemach scheint mir sicher, dass auch die got. Formen

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198 NominalstammformantieD. Vokalische Formantien. 122.

wie hrük8 = ^brükt-z 111) alte i-Formen sind, dass demnach z. B. anda-sits direkt dem ai. sadi-f entspricht. S. § 98.

Als einen Rest dieses alten Zostandes betrachte ich ferner die lat. Adjektivformen wie agiUs und agibilis, die sekundär ganz zur t-Dekiination übergegangen sind. S. § 265, a, a.

In diesem Zusammenhang mag noch die Tatsache erwähnt werden, dass zuweilen auch ohne solchen Wechsel im Paradigma «- und -(i)io-Formen nebeneinander erscheinen, wie ai. vrini-f vf^ni'f und vfinya-s ^männlich, stark', aisl. elgr russ. los und ai. fSya-s 99 S. 169), ags. afries. ile = *öt-z, "^eli-s und ags. PI. illas aus Hlja- ^eljo- 'Hornhaut, Schwiele' (Osthoff Et. Par. 1, 284).

Formans -eio-, -eiä-.

122. Dieses Formans ist nur im Ar., Gr., Ital. nachzu- weisen: ai. -aya-, gr. -€0-, lat. -ßo-. Lautgesetzlich musste es im Urgerm. und im Urslav. mit uridg« -t|V zusammenfallen (1 S. 126. 130), und yielleicht tritt es nur aus diesem Grunde in diesen Sprachen nicht greifbar hervor.

Im Grunde sind -eio- und '{i)iO' nur alte Ablautvarianten^ und wie sich -(i)to- als o- Erweiterung des t-Formans darstellt, so tut dies zugleich -eio-. Auf die wahrscheinliche Identität dieses Stammausgangs mit dem der Präsentia auf -^ie-ti ist § 96. 97, b hingewiesen.

Anm. Möglich, aber eben nur möglich ist, dass das Formans 'i- : -ei' mit dem Pronomen lat. got. i-s und dass die Formantia -(t)j(o- -{i)iä-f -eiO' -eiä' mit den Pronominalformen ai. yä-s yd gr. 6<; ff, lat. €um eam usw. etymologisch identisch sind. Zu den Nom. Sg. M. auf 'is und '{i)io8 verhält sich der Nom. Sg. F. auf -l, wie das Pronomen av. l lit. Ji= *t zu lat. got. is und ai. yd-s gr. ö(;. Vgl. § 114. 143.

-ei(h erscheint in den genannten drei Sprachzweigen in Stoffadjektiva. Im Ai. nur der Ausgang -y-aya- : hiranydya-g *goIden' zu hiranya-m 'Gold*, gavydya-s 'bovinus' zu Subst. gävya-m gavyd-m 'bovinum*; die Beschränkung von -eio- anf diese Fälle, d. h. dass sich -eio- in keinen andern ai. Adjektiva behauptet hat, erklärt sich, wenn man hrdayyä-s, Adjekt. zu hfdaya'Tn *Eerz\ vergleicht (wie Ihi. hordeius zu hordeum)^):

1) In av. aspaya- "vom Pferd herrührend', nävaya- 'schiffbar*

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§ 123 —124.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 199

*hiranyyä'Sy ^gavyyä-s waren phonetisch unhaltbar. Gr. xpö<T€o^ 'golden', dpTvp€o^ 'silbern', XCGeo^ 'steinern', a!T€o^ Von der Ziege', loiveo^ 'hündisch', (pXöteo^ 'brennend'. Lat. farreus nmbr. farsio 'farrea', aureus, aereus, lapideusy c^reusy laureus, flammeu^, nmbr. spantea 'lateralia' (zu spanti Akk. Sg. 'latus'); sub- stantiviert lat. caprea, zu capra. Konglutiniert gr. -tveo- lat. '(i)neO' : K€bp(v€0^ neben K^bpivo^ 'von Zederholz', pöpulneus = pöpulnus + pöpuleus 187); über lat. -äneus als Erweiterung aus Abstrakta auf -äna s. Otto IF. 15, 15 ff.

In nur wenigen von diesen Adjektiva tritt noch der alte Zusammenhang zwischen -eio- und t-Stämmen hervor, wie gr. a!T€0^ zu alTi-ßoTO^ 100, a, a), lat. igneus zu ignis^ umbr. spantea zu spanti-. um so wichtiger aber sind hier die alten Substantivierungen wie ai. hfdayorm 'Herz' zu Mrdij gr. öoiiov 'Gebein' zu ai. dsthi, öpveov 'Vogel' zu öpvi^ §93, b. 100, a,a und fdkir] ya\f\ 'Wiesel' zu ai. giri-i § 93, e, a.

Von der gleichen Art scheint 0T€p€Ö^ 'fest' (<JT€ppöq aus 0T€p€Ö^) neben (Tr^pi-cpo^ 284, b) zu sein.

Formantia -yo- -yö-, -uyo- -u^ä- und -eyo- -e^ä-,

123. Diese Formantien stehen zu den u- : ete-Stämmen in gleichem Verhältnis wie '{i)iO' und -eio- (ursprünglichst -eiö- und '^io') zu den i- : d-Stämmen, und nicht selten erscheint der Stamm auf '{u)^0' oder -^o- als o-Erweiterung eines t^-Stamms.

In viel geringerem Dmfang als -(t)}0-, -eio- zeigen -(«*)?fO-> -e^o- den Charakter eines sekundären Formans.

Da öfters -(tt)jfo- und -e^o- bei demselben Wort begegnen, so nehmen wir sie hier in ^inem Abschnitt zusammen.

124. 1) '{u)^o-, -e^O' neben u-Stämmen. Zunächst Beispiele, wo mehr oder weniger deutlich -o-

der Adjektivierung und -o-m (N.) und -a (F.) der Bildung von Kollektiva u. dgl. dienen. Aus § 93 gehören hierher: aksl. drbva PI. 'Holz' {*druy,0'), got. triu (*dreuO'), aksl. drdvo lit. dervä {^der^o- ^der^a-): ai. dru- däru 8. 157. 161; got. kniu 'Knie' (♦gfwejfo-): eiLjüu- S. 157; gr. tt^Xckkov 'Beilstiel' ai. para^a-

betrachtet Bartholomae (Gr. d. iran. Ph. 1 § 268, 11, b, Altiran. Wtb. 217. 1064) -aya- als Schreibung für -iya-.

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200 NominalstaronifonnantieD. Vokaiische Formantien. 124.

dha-g *Beir : tt^Xcku^ S. 157 ; ai. parhäm "Rippengegend" : pärhiS S. 158; av. ar^zvor N. "richtiges Tun' : 9r^zU'S S. 158; ai. arafvärs 'aus dem Holz des arafu- gemacht' S. 162; av. mafn- yava- 'geistig' : ma^nyu-iy ai. manavä-s 'menschlich' : mdnu-i S. 162; gr. tXukköv und tXuKKa 'Süssigkeit' : tXuku<; S. 157. 160; delph. fifiicTcTov 'Hälfte' : %i0u^ S. 157.

In andern Fällen tritt diese Schattierung der Bedeutung nicht zu Tage. Ai. takvd-s 'eilig, regsam', got. pius ahd. deo 'Knecht' urgerm. *pe[j]^d'2 (vgl. lett. teksnis 'Bedienter') : ai. tdku-i 'eilig, regsam'. Lat. aevo-my got. aiwa-m 'temporibus' ahd. iwa 'lange Zeit, Ewigkeit' : ai. dyu 'Lebenskraft' gthav. ayü 'Dauer, Alter' (1 S. 208). Lat. cervos cerva, kymr. carw 'Hirsch', preuss. sirtois 'Reh', wohl nicht zu lit. szirvas szarvas szerksznas 'grau- schimmelig', sondern mit ahd. hiru-g urgerm. *xeru't-, das *keru' voraussetzt 359), zu gr. K€pa6^ 'gehörnt'. Gr. jiävö^ 'dünn, spärlich' aus *|iavF6^, ir. menb 'klein' : arm. manr S. 178. Ai. phalgvä'8 'winzig' iphalgü-i S. 162, 7^6Ät?a-« 'kunstfertig' : rbhü-i 'kunstfertig', yaAt?d-« 'rastlos; Vogel, Sohn' : yaM-^ 'rastlos; Sohn'. Gr. ^6<; 'Pfeil' : ai. iiu-i S. 158. Gr. anävöq 'Holzspan, Fackel' aus *07ravFo-^ : ahd. spän 'Span' ags. spön, urgerm. ''^apenu-z. Ion. (Treivö^ att. (ytevö^ 'enge' aus ♦arevFo-^ : Irevü-KXäpo^, 0t€vu- Tpö^. Ahd. smero, Gen. smerwesj 'Fett, Schmeer' : ir. smir, Gen. smera, 'Mark' urkelt. ^smeru-. Lit. lefigvas 'leicht', tenveis lett. tiw8 'dünn', vgl. ai. raghüi tanü-i usw. S. 177. Gr. i^iOeo^ 'ledig, unverheiratet' lat. viduos 'ledig, vereinsamt', ai. mdhdva av. mdavä' \2A,vidua iv.fedh com. guedeu got.widutoö hhd. witutva preuss. widdewü aksl. vhdova 'die Verwitwete, Witwe' : eA.vidhü-i 'vereinsamt'.

Vgl. ai. kdrtva-s lit autuva-s und autava-s sowie die Neutra auf tuo-m und die Feminina auf -t^a §93 S. 162, § 337 ff.

A nm. Dasselbe Verhältnis wohl zwischen tLUvi^va- {vi^va-driak) und vi$u- (vifv-ahc- usw.) 'nach verschiedenen, nach allen Richtungen hin', zu vi 'auseinander' und zu lit. visas aksl. vhSh 'ganz, all* urbalt.- fllav, *^i«o«. Dieses ^^iso-s verhielt sich zu ai. vifva- wie apers. vüa- (^*ui'ho') zu ai. viiva-s 125, b). Solches ♦•«-yo- sehe ich auch in den av. Neutra &riäva- 'Drittel* (hierzu gr. Optov 'Feigenblatt* aus ♦rpiöFo-v, nach den drei grossen Lappen benannt, s. Sommer Qriech. Lautst. 57 f.), öa^ruSva- 'Vierter, paw^oÄua- 'Fünfter (vom Ordinale!),

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^ 125.] NominalBtammformantien. Vokaliscbe Formantien. 201

haptahvor 'Siebentel' (anders Bloomfield Transact. of the Am. Phil. Ass. 28, 59). Unhaltbar ist der Vergleich der letzteren Formen mit ^. Vmiöoov und mit FiaFo? bei Meillet M6m. 11, 9.

Einparmal erscheinen daneben Formen mit -ö-, die auf ur- sprünglichen Langdiphthong hinweisen (vgl. gr. bpO^ bpo-)i6^, lit. drü'tas *fest' neben dem oben genannten ai. dru- gr. bpu- : aksl. df^va usw.). Preuss. peltoo aksl. pl^a russ. polöva F. ^Spreu' urslav. ^pel^äj lett. pelawas PI. F. *Spreu', wozu wohl lat. pulvis^ mit -w- weitergebildet nach dnis 407) : lett. peius PI. 'Spreu' Dat. pelü-m 130) und ai. paldva-s 'Spreu'. Lat. saluos salvosj umbr. saluuom saluom *salvom*, urital. *8aley,o-8 (vgl. § 125, b): lat. salü-t-. Vgl. § 132.

125. 2) Die Adjektiva lassen sich zunächst der Be- <Ieutung nach in folgende Gruppen einteilen.

a) Farbbezeichnungen, besonders zahlreich im Ital , Germ., Balt.-Slav. Ai. iyavä-s 'braun, dunkel', av. syäva- in Sydvarian ('dunkle Hengste habend'), arm. seav 'schwarz' (Lehnwort? 1 S. 794), norw. dial. hjj N. 'Schimmel' urgerm. *jfiva-ny MLszjjvas preuss. Akk. sytoan aksl. sim 'grau'. Lat. helvos, lit. ielvas zalvas ^grünlich', wozu vielleicht auch ahd. gdo 'gelb' (vgl. Solrasen KZ. 38, 448 ff.). *«Zejjk>- 'bläulich': lat. llveo von Hivos, aksl. sliva "Pflaume'. Lat. flavos 'blond' (osk. Flaviies 'Flavii'), ir. hla 'gelb' (urkelt. ^hlavo8)j ahd. hlao 'blau'. Ahd. fcio lit. palvas aksl. plam 'fahl, falb', dazu gr. 7toXi-[F]ö^ *gr*^» greis' 7T€Xi-[F]ö^ 'farb- los, bleich' (vgl. ttcXi-tvö^ -bvö^, ai. pali-td-s, § 302, a. 306, a. ß). Ahd. salo 'dunkelfarbig', hkel.slnvoodije 'TXauKÖT?i<;' russ. solovöj "isabellfarben*. Ahd. elo *gelb*, lit. atvcis 'Zinn' preuss. aliois 'Blei', russ. ölovo 'Zinn'. Lit. blaivas Tiell, licht, nüchtern', ahd. bllo N. *Blei'. Kor. trupFo^, ein Pferdenamen, vermutlich aus *7Tup0-Fo-^, vgl. TTuppö^ 'feuerfarbig' trupaöq 'Fackel', cpaiö^ 'dämmerig, grau' entweder aus *(paiF6^ oder aus *(pa\a6qj vgl. cpaiKÖv Xa^irpöv, lit. gaisiM 'Lichtschein am Himmel', gr. (paibpö^ 'leuchtend' lit. gidras gaidrüs 'heiter, klar' (vgl. § 41 1). Wie 7r6Xi-[F]6-^ (s. o.): <paXiö^ 'hell, licht' (vgl. lit. balsvas 'weisslich'), ßaXiöq 'fleckig'. Lat. güvos fulvos (vgl. Niedermann IF. 15, 120 f., Solmsen KZ 38, 448 tf.), furvos (zu ir. gorm § 176, a oder aus ^furg-^o-s zu ags. dcorc 'dunkel'), ravos (vielleicht mit ahd. grröo 'grau' ver-

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S02 Nominalstammforroantien. Vokaiiscbe Formantien. 125.

wandt). Ahd. faro ^farbig", ags. hami *braan'^ liasu 'graabrauD'. Lit. szirvas 'grau*, mulvas 'rötlich, gelblich', ßech. Üuva 'Bienen- specht' von einem nrslav. Adj. *ibZc«, das sich mit ahd. gelo verbinden lässt.

Im Lit. war -sva- produktiv zur Bezeichnung der An- näherung an die Farbe, z. B. zaUvas neben zalvas, hlaisvci» neben blaivas (s. o.), jüsvas 'schwärzlich*. Ausgangspunkt waren raüsvas 'rötlich* und riisvas 'rotbraun, bräunlich*, zu ^reudhs- *rudh'8' (§126.411).

b) Totali tat sbezeichnungen. Ai. sdrva-s av. ha^rva- apers.Aarwüa- 'unverletzt, wohlbehalten, ganz*, ion.oöXo^ att.öXo^ 'ganz* aus *öXFo-^, auch öXoöq aus *öX€Fo-^ (Suid., vgl. öXoeiiar uTialvei Hesych), lat. saluos aus *8cUe^08 124). Ai. visva-s av. vtspä' apers. vispa- 'jeder, all'; apers. auch visa-, Osk. siuom 'omnino*, umbr. seuom 'totum*, falls Gf . *«5-j^o-, nicht *sei^-0' (zu ai. 'wohl'?). Gr. <J(i[F]o^ (kypr. laFo-KX^Fn^) <Ju)oq o(y)<; 'heir aus *TFa-Fo-^ (*fjf9-jfO-«) ♦tFui-Fo-^, zu ai. tavl-ti 'ist stark* tuvii- tama-8 'der stärkste*, got. pwastipa 'Festigkeit*.

c) Bezeichnungen für 'links* und 'rechts*. Gr. Xai[F]6^ lat. laevos aksl. lev^ Hinks', ahd. 8l^o 'kraftlos, träge, matt', vgl. ai. 8rßvaya'ti *er macht fehlschlagen' 8rivya'ti 'er misrät' und a-sr^män- etwa 'nicht schwindend' (uridg. («)Zai- {sßl-). Gr. (TKaw [F]öq lat. 8caevo8 'links'. *dek8'y,0' 'rechts': ir. de88 kymr. deheUy got. F, taih8wa ahd. ze80^ woneben gall. F. Dex8i'va, eventuell auch gr. belxöq aus ♦b€HiFö<; 93 S. 164, § 127); ^o- war hier wahrscheinlich erst nach dem Oppositum 'links' eingeführt.

d) Sonstiges. In vielen Fällen kann man das ^o-Ad- jektiv als Verbaladjektiv (Partizipium) bezeichnen (vgl. die Be- ziehung zum Formans -^68- §442). Doch ist eine reinlichere Absonderung dieser Wörter von den andern nicht angängig. '^gUiffiO'8 'vivus': Sihjlvd'8 apers. /ft?a-, lat. vivo8 osk. bivus 'vivi', ir. biu bso kymr. bywy got. qiu8 St. qiwa-j lit. gjvas aksl. üm\ vgl. 9i\,jtt)a'ti 'vivit' und diw.JyaHi'S 'Leben'. Lat. *frtvo8^ 'zerrieben', wozu refnva fäba (Festus) und fnvolu8, ahd. bno ags. briw 'Brei', zu lat. fridre. Ai. ürdhvä-8 gr. (F)opGö^ 'auf- recht' (1 S. 296). Av. ar^dva- dr^dvoa' 'aufrecht', lat.. arduo8, vgl. gall. Arduenna. Av. ä^rva- 'schnell, tapfer', ags. earo aisL

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§ 125.] Nominalstammformantien. Vokaiiscbe Formantien. 203

qrr 'schneir (finn. arvaa entlehnt). Ahd. maro (und murtci) 'mttrbe', lit. marva 'Mischmasch' öech. mrva klrnss. merva 'Wirrstroh'. Ai. dti-kulva-s -külva-s 'allzukahl' (1 S.4Ö8), lat. calvos osk. Kalü- vi eis 'Calvii' urit.*fcaZ€j|fO-. Ai. Sivas Vertraut, lieb, wert' Mvd-s 'vertraut, günstig, heilsam', got. heiwa-frauja Tiausherr' und mit sekundärer n-Flexion ahd. hiwo 'Gatte' hiwa 'Gattin' lett. siwa Trau', zu ai. ii-U *liegt, ruht' usw. ; vgl. auch lat. ceivis civis, osk. ceus 'civis' (aus ^kei^i-s oder *keiifio-s?). Av. pasui-ha^rva- *das Kleinvieh beschtltzend', hom. oöpo^ 'Wächter' ans *öpFo^, bu0-oupov bucTcpüXaKTOv Hesych, att. ^cp-opo^ 'Aufseher*, lat. servare. Gr. Xeio^ *glatt*, lat. Uvis, vermutlich aus ^leiyi'S (Som- mer Lat. L. u. Fl. 87) mit Übertritt in die i Deklination; dazu ahd. sllo M. 'Schleie'? Gr. ravad^ ir. tana 'dünn' aus ^tnud-t^oSy vgl. ai. tanü'S lit. tenvas S. 177. 200. Ai. rkvd-s 'preisend', sik- vä'S 'kunstfertig', ranvä-s 'sich freuend', pctJcvä-s 'reif, bulvd-s 'schief (1 S.4Ö8), dhruvd-s 'fest'. Gr. bdtCui 'zerteile, zerhaue' von *ba-Fo-^ 'zerteilt', zu da- 'teilen', ätvo^ui 'ich kenne nicht* von ♦d-TVOO-^, *Tva-Fo-^, vgl. lat. cognitus aus ^gna-to-s. Lak. "XriFo^ 'gnädig' (kret.lXeo^; att. ''Xeui^, 1 S. 799) und hom.fXa[F]o^ zu den Präsensstämmen iXn-, iXä- (1 S. 751)0. Kor. E^vFo<; ion.Eei- vo^ att. E^vo^ 'fremd' dürfte auf einem Präsensstamm ^glis-en^o- (vgl. lat. hos-tiSf got. j^a^^j* 'Gast') beruhen (2^ S. 970). öXod<; 'ver- derblich' aus ♦öXe-Fo-^, vgl. öX^-<Tai. -iroi-Fö-^ 'konstruierend, machend', wozu dasVerbum ttoiF^ui (1 S.589). jiiövo^ ion. moOvo^ 'allein' aus *|liovFo-^. kcvö^ ion. kcivö^ aus ♦kcvFo-^ und ion. k€- \e6q kypr. kcvcuFö^ 'leer' (vgl. arm. sin 'leer, eitel'). Lat. (flr)wö- V08, vgl. aisl. X;72dr 'tüchtig' krimgot./cnatf 'gut', prdvos. ttaevos: zu lett. sliDs 'scharf, beissend, barsch, grausam' und gr. alövri^ 'schmerzlich, finster'? parvos. curvos (vgl. § 132). ^si-vo- in di siödre, vgl. si-no, vacuos, nocuosy per-spicuos, as-aiduos, päscuos u.a. wie viduos § 124 S. 200. Ir. marb kjmr.marw 'tot, mortuus' (Oppositum von biu byto S. 202, vgl. § 338, b). Kymr* gtoyw 'verwelkt' urkelt. *^^8'^0'8J zu aisl. visna 'verwelken' ai. visras 'muffig riechend' (Zupitza BB. 25, 96). Ahd. garo aisl. gr^rr 'bereit, fertig', ürnord. Witoas ('Kämpfer') nrgevm.^isud'Z

1) Daneben iXdci^ iXdq, wie aiZT^ciq (alZäcvHesych) neben oü:ii[F]6^ airä[FJ6<;, T€Xif|€i<; neben tcXtioc; 126 S. 205).

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-204 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 126.

iLn aisl. vega got. toeihan 'kämpfen'. 6ot lasitos 'schwach*. Lit. kreivas Icraivas 'schief^ aksl. krim 'krumm', zur Bedentung vgl. lit. szlivas szleivas JcUvas 'schiefbeinig' lat. curvos. Lit. efdvas 4ifdvas 'geräumig' lett. ardatcs 'locker'. Preuss. ancis *wahr' aus ♦artroÄ, zu aksl. ravhm 'gleich*. Aksl. trezm ^nüchtern', diva ^Jungfrau', ursprünglich 'die säugende, weibliche' vgl. gr. 8f\Xu^. Entsprechend den Verbaladjektiva auf -ato- -i-to- 303, ot. t), d'Uh 'i-lO' 264, e, a. b) erscheint im Slav. eine produk- tive Klasse von Adjektiva auf -atyby'ii^, wie Za^Ä:ar« 'schmeichelnd' {laska-ti 'schmeicheln'), dÜavh 'wirksam' {dSla-ti 'wirken'), cho- div^ 'wandelnd' {choditi 'gehen'), Ijubim 'liebend' {Ijubiti 'lie- ben'). Dazu aus demLit. iindt?«« 'Kenner' (iind-fi 'kennen, wissen'), giihdyve *6ebärerin, Mutter' {gündy-ti 'gebären*) u. dgl. (Leskien Bild. d. Nom. 351ff.). Daneben Formen, die kein gleichartiges Verbum neben sich haben, z.B. aksl. grbbam 'bucklig' {girbb% ^Buckel'), izboHv^ 'freien Willen habend' {izhorb 'Wahl, Wille'), lit. sargovüzis Demin. eines *8argovas 'Wächter' {sarga 'Hut'), ^u vergleichen z. B. mit aksl. bradatb lit. barzdötas 'bärtig'. Vgl. aksl. kr^vO'pw^ 'bluttrinkend' : |>«-^i, £iv^ 'vivus' (S. 202): ii-ft, ^et;a 'Jungfrau* (s.o.): dojq ditq^ lett. «täws {}\i,9tovu8) 'stehend' : lit. «tö-ti^ lit. in-devai Adv. 'künstlich' : dS4i.

Anm. Die in der 1. Aufl. S. 128. 130 und von Meillet Stades 365 mit choditrb usw. verglichenen lat. Adjektiva auf -Ivos sind wohl andern Ursprungs, s. S. 207.

126. Deutlich als denominativ sind die die folgenden Ad- jektiva erkennbar.

Mit *-ejfO-: Ai. Tc^Savd-s 'langhaarig* zu MSa-s 'Haar*, av. ayrava- 'vom Obersten stammend* zu ayrd-m 'des Oberste*, pat^- nava- 'mit einer Feder versehen* zupar^na-m 'Feder*. Gr. maX^o^ 'fett' zu TTiaXov 'das Fette', und so d^aXdo^, iK^aXdo^, Kpü^aXdo^ usw. Lat. mit -uo- aus *-ot?o- anntios zu annus, minsiruos vgl. 96-m6{n)8tr%s (vgl. § 273), strinuos zu gr. (TTpfJvo^ 'Kraft', cernuos B,us*cer8n' zu Aisi.hiarse (§217,a); dazu Namen mit *'e^'iO' wie umbr. Fisouie Grabouie lat. Salluvius Pacuvius; Minerua Me- nerva Minerva zu gr. n^voq N. 'Sinn*, lartm larva vermutlich zu L(iS'es Lar-es (§409); auch umbr. mersnva Abi. 'insta, so- lita' wohl aus ^medes-e^o-, nicht (mit Bück Gramm. 189) ans *m«-

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§ 126.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 205-

des'^o- (1 S. 534). Aksl. hisovh 'djlmonisch' zu 6^ 'DänionV cisarjem 'königlich* zu cesarjh 'König', Adamom 'zu Adam ge- hörig'. Preuss. *8fnOnen'atoa- 'menschlieh ; Mensch' {vgl. smünen-ts 'Mensch', lit. zmönSs 'Menschen') in smonenatcins 'Mensch' (vgl. smünent-ins 'Mensch'). Im Lit.-Lett. substantivierte Feminina wie lit. salava 'Insel' zu salä 'Insel', velniavä 'Teufelsnest' zu vilnia^ 'Teufel', lett. dumbratoa 'moorige Stelle' zu dumbrs 'Moor'.

'{e)8-u0'. Got. übizwa F. 'Vorhalle' (ahd. ohisa obasa 'Vorhalle', ags. efes yfes 'Dachtraufe') aus *upes-^a, vgl. gr. öip-i zu ^upo got. ufgr. OTTO. Gort. FiaFo^ att. Xcoq, 'gleich' aus *Fit<tFo- d. i. *y,id8'^0'y zu elboq N. 'Aussehen, Gestalt*, von welcher Art wohl auch vöcTo^ 'Krankheit* urgr. *vo[t](TFo- (Gr. Gr.* 45). Ai. rivd'8 'hoch*, vermutlich zu gr. öpoq N. 'Berg'. Lit. rüsvcts und raüsvas 125, a) zu gr. fpeuBo^ N. 'Röte'. Vgl. noch lit. laisvas 'frei' zu lett. l^aift (laid-) 'lassen', ags. blöd-lcks, Gen. -läswey F. 'Aderlass' zu got. letan 'lassen' (1 S. 334. 702), und ags. rdksy Gen. rckstoey F. 'Bat' zu got. -redan 'besorgen, beraten' ai. rddkas- 'das Geben, Huld' (1 S. 705).

Ai. rasnavd-8 'mit Gurt versehen' zu rd8na 'Gurt', aüjivd'8^ 'schlüpfrig, glatt* zu aüji-i 'Salbe', rajlvd'8 'gestreift' zu raji F. 'Streifen*.

'6\^0' in hom. dpvriöq (tiberliefert dpveiöq) att. dpveUiq 'Widder* (vgl. Fem. lesb. dpvi^abe^) aus ♦dpovriFö-^ zu dponv 'männlich'; dazu dpveuTrjp 'Gaukler' ('Bocksprünge machend*) von ♦dpcrvriF-iui. Ebenso kret. tcXtio^ ko. tcXcui^ 'vollendet, vollkommen', wozu TcXeu-nfi 'Ende'^). Vermutlieh sind hierher die Substantiva auf -€u^ zu ziehen, wie tepeu^ 'Opferer, Priester', vgl. att. F. tep^a = *\€pTiFä, gort. FoiK^ä 'Häuslerin' = *FoiKTiFä^), att. dpxi^p€U)q = ♦-TiFo^, ion.Upeu)^; Verb. Upeüui für *l€p€(ui(el.q)UTab€iui)=*-iiF-iui. Zu x^Xeü^ neben x^Xö^ x^Xuivri s. § 132, 2. Der Wechsel -tiFo- : -nF- ohne Sinnesdifferenz, wie bei -öfco- : -dk- u. a. Der Ausgangs-

1) Daneben ion. att. t^Xcio^, t4X€o<;, die verschiedne Auffassung zulassen, da auch *t€X€ö-Fos und *t€X€ö-io-^ (vgl. €t€io^ § 115 S. 192> in Betracht kommen. Bei Homer kann r^Xcioq graphisch für T^Xno<; eingetreten sein Vgl. t€X/|€k § H54.

2) Wie die Lesung Fo(k€o (Soimsen Inscr. Gr. 54) gerechtfertigt werden kann, sehe ich nicht. [In der 2. Aufl. jetzt FoiK^a.]

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206 Nonninalstainmformautien. Vokalische Formantien. 127.

pnnkt dieses produktiven -s^io)- ist freilieh bis jetzt noch nicht sicher ermittelt Vgl. § 132, 2 und Verf. IF. 9, 365ff., Ehrlich KZ 38, 53 ff., Kretschmer Z. f. öst. G. 1902 S. 711 f., Schwyzer Berl. phil. Woch. 1902 Sp. 433 ff., Solmsen IF. Anz. 15, 224, V. Wijk IF. 17, 296ff.

Hier mag noch genannt sein die ^{0)- : u{f(oVErweiterung der Verwandtschaftswörter, die ausser in latpatmos, gr. TrdTptu^ *Vatersbruder* iiryrpwq *Mutterbruder* (St. iraTpujF- piiTpuiF- in Gen. irdTpuDoq priTpuioq, wozu Adj. Trarpuiio^ Väterlich* priTpuiio^ 'mütterlich* mit verschobener Grundbedeutung, vgl. SLVLchpatrönus matröna § 132, 2) in folgenden (i)|o-Formen vorliegt: ai. pi- trvya-s av. tühya- d. i. [p]t9rvya' ahd. fatureo (urgerm. *f(idu' r[y]-ia'f s. 1 S. 337, zum »-St. geworden) Tatersbruder', arm. yauray (Gen. yaurayi) gr. Trarpuiöq *Stief vater* ; SLvm.mauru (Gen. maurvi) aus *matruvya gr. fiTirpuid 'Stiefmutter*, ags. mödrie *Mutterschwester* (urgerm. *mödru^-id-, zum »-St. geworden). Dazu ai. bhrdtrvya-s 'Vatersbruderssohn' av. bratruya- bratü^rya- d. i. bratdwya- 'Bruderssohn*. Die Gegensätze arm. yauray : mauru und ahd. fatureo: ags. mödris deuten auf uridg. *pdtr^' |0- : *mJfrujf-|o-; gr. iraTpuiö? ist nach fii^Tpuid gebildet.

127. Wie '{i)iO' 119), no- 186), -go- 370), erscheint '^O' auch als Erweiterung von adverbialen Gebilden. *pro-j^o- zu *pro 'pro* : gr. irpilrroq dor. irparoq 'primus* aus *7rpoF-aTO^, superlativische Erweiterung (K. vergl. Gr. 777), Rgs.fr4asLS.frao ahd. frö 'Herr* aus *frawen'y das ebenso wie das durch -(i)io- erweiterte got. frauja 'Herr' »Stamm geworden ist (vgl. Trpö-|iO-q § 153); *pf'^0'8 (vgl. lat. por- gr. irdp ai. pr-ifM-m 'her- vorstehender Rücken* und lit. pir-ma-s 'primus*): ai. pürva-s av. pa^rva- po^rva- apers. paruva- 'der vordere* aksl. pr^m 'primus*; *prö^o- (vgl. lat. pro \it pro aksl. jpra): sksl. pram 'recht, richtig* (vgl. lat. probus, ags. freme 'tüchtig*, ai. pÜrva-s auch 'vorzüglich*). Ai. saciva-s 'Begleiter* zu säci 'zugleich*. Gall. Dexsi'va, s. § 93 S. 164, § 125, c^).

1) Zu ai. ni 'niederwärtfl* stellt man gr. v€i[F)6ei 'tief unten' v€([F]aTo^ 'der unterste' v€i[F]6<; 'Feld, Flur', aksl. njiva Teld, Acker'. Da das j der slav. Form (die Erweichung des n-) nicht wohl spätere Neuerung, gr. v€i6^ aber aus *vi€i[F]6^ entstanden sein kann, so scheint

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i 128.] NominalBtammfonnaDtien. Vokaliscfae Formantien. 207

128. 3) Substantiva. ♦«^o-Tferd\-ai.rfA?a-ÄM.drfr(lF., av. apers. aspa-, gr. finro^, lat. equos equa, ir. eck kymr. ep, ags. eoh aisl. iör, as. ehu-scalc Tferdeknecht*, got. aiha-tundi F. 'Dorastrauch* (Tf erdezahn'?), lit F. aszvä. Ai. ürvd-s 'Be- bälter, Wasserbecken*, hom. oöpö^ 'Graben für die Schiffe, Kiel- furche* aus ♦öpFö-^. Zu ei' 'gehen*: ai. iva-s 'Gang, Handlungs- weise, Sitte, Weise', ahd. 6wa 'Gesetz, Ehe' ; gr. ttoTo^ 'qualis' got. haivoa Adv. 'wie* aus *qUöiy,o = *qUO'0%^0'J entsprechend gr. Toio^, dXXoTo^, ö)iOioq; dazu aus dem Lat. wahrscheinlich 'IV08 in f68tlvo8 ('was die Weise eines festum hat, festlich, feier- lich, artig, hübsch, munter*) usw. (IF. 17. 369 ff.); vgl. auch lit. per-eivä und p^r-eivis 'Landstreicher'. Zu W. kleir 'lehnen*: lat. clivos (kann älteres *cloivo8 sein, s. Sommer Lat. u. Fl. 91), got. hlaito N. ahd. hl^o M. "GrabhügeP, vgl. auch lit. szlivcut szlelvas ^schiefbeinig' 125, d S. 204). Ai. grlvd av. griva- 'Nacken', aksl. griva 'Mähne', von einer Basis *g[Verö*«-; zur selben W. gr. bipr\ ion. beipTi 'Hals, Nacken' aus *g^er'^a. Lat. arvomy urabr. arvam-en 'in arvom', kyrar. erw F. 'Acker* bret. erv ^Furche'. Ahd. ruotoa rawa 'Ruhe', gr. dpuirj 'Ablassen, Rast'. Lit. pSva 'Wiese', gr. ttoiö 'Gras, Kraut*. Ai. dml-vd 'Leiden, Drangsal, Krankheit'zu dml-ti 'er bedrängt', av. amayava- 'Leiden, Drangsal'; ein gleichartiges ♦öpoi-Fä (aus ♦ö|iijüiFä?) oder ♦ö|io-Fä <vgl. ö)i6-(Tai : ai. amliva 'schwöre') in hom. ö)ioiio^ 'leidvoll, verderblich'? (vgl. Solmsen Unt. 101 f.). Att. KÖpo^ 'Knabe' KÖpri ^Mädchen' ion. Koöpo^ Koupri ark. KÖpFci (W. &er- 'wachsen'? Ost- hoff Et. Par. 1, 44 f.). Att. 8po<; kork. 8pFo<; 'Grenze'. «dpFo- 'Wolle' in hom. €lpo<; N. 'Wolle' 401, t), lesb. fir-epo^ 'Widder', hom. eTpiov fpiov 'Wolle', zu ?piq>o^ 'Bock' lit. iras 'Lamm', ion. dprj 'Gebet, Fluch' aus ♦dpFä, ark. Kdr-apFo^ 'verflucht'. Att. öXai hom. oöXai 'Opfergerste' aus ♦öXFai; ark. dXoai=*dX€Fä-, falls mit öXoai nicht die Lautung öXFai gemeint ist. Lat. rivos, 7Jk ai.ri-tt-^ 'Strom', servos. corvos corva(ygl. si.karava'S'KrSihe' unbelegt), müuos milvos, aüua süva. Ir. banb kymr. banto ""Schwein', urkelt.<^&ant7o-«; ir./er6'Kuh', urkelt^verüdy vielleicht

^niei^o- die gemeinsame Grundform gewesen zu sein. Lag *niei, Jjok. Sg. eines adjektivischen *nio; zu gründe?

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208 NominalstammformantieD. Vokaliscbe Formantien. 129.

zu lat vervSx^). Ahd. melo aisl. mi^l N. 'Mehl*. Preuss. kurwan Akk. 'Ochs' (lit. kärve 'Kuh'), aksl. krava 'Kuh'. Lit. galvä aksl. glava 'Kopf. Lit. urvas und tirt?a 'Höhle*, pävas 'Bauch', pufvas^ 'Kot*, sparvä lett. sparws *Bremse*, vermutlich zu got. aparwa M. 'Sperling . JfcaZrä 'kleine Anhöhe' (vgl. § 191, b, ß). Aksl. pivo 'Trunk, Bier*.

Formantia -l- -ijf- und -ü- -utf-*).

129. Es sind dieselben Stammausgänge -f-, -«- vor konsonantisch, -i|-, -wj*- vor sonantisch beginnendem Kasusfor- mans — , denen wir § 80, a bei sogenannten Wurzelnomina, wie ai. bhrü-i, gr. T-^, begegnet sind. Die Scheidung zwischen diesen Wurzelnomina und den formantischen Nomina mit gleich- lautendem Ausgang ist zunächst nur eine äusserliche, sie soll nicht etymologische Identität der den beiden Klassen gemein- samen Lautelemente ausschliessen.

Enge Beziehung besteht einerseits zu den i- und u-Stämmen, anderseits zu Wörtern mit fallendem Langdiphthong. Wie -t

1) Ir. tarb kymr. tarw gall. tarvos 'Ochse", das von gr. xoOpo^. lat. taurus kaum zu trennen ist, dürfte aus tauros durch Anähnlichung an ferb entstanden sein (Vendryes M6m. 12, 40 ff.). Ähnlich mag lat. nervös neben gr. vcOpov vcupci av. snävar^ (S. 157. 160) Umstellung von r und v unter dem Einfiuss von ner- in nerio usw. (ir. nert 'Kraft') erfahren haben.

2) Die folgenden Literaturangaben beziehen sich zugleich auf das Formans -(i)id- : -f- 134 ff.) und die Formantia -g- und -(i)iö- 144 ff.). 0. A. Danielsson Om de indoeur. femininstammarne p& -l, Upsala universitets Ärsskr. 1881. K. F. Johansson Zur Fem.-Bildung in den idg. Sprachen, bes. im Griech , KZ. 30, 398 ff. H. Reichelt Die j[5-Stämme, BB. 25, 234 ff. 26, 266 ff. 27, 63 ff. K. F. Johansson Till läran om femininbildningen i Sanskrit, üpp- salastudier 48 ff. J. Zubaty Zu den ai. männlichen -f-Stämmen,, Ber. d. böhm. G. d. W. 1897, XIX. Verfasser Der indoiran. Femi- nintypus w4r-l, IF. 12, 1 ff . 0. A. Danielsson Gm de grek. sub- stantiverna med nominativändelsen -ui, Upsala universitets ärsskr. 1883. J. Schmidt Die griech uji- und die ar. ä-Stänime, KZ. 27,. 374 ff. E. Wo r ner Die Substantiva auf uia, Sprach wiss. Abb. aus^ G. Curtius' Gramm. Gesellsch. 1874 S. 111 ff. E. Sievers Über die Feminina auf urgerm. f, PBS. Beitr. 5, 136 ff. W. Burda Das slav. Suffix ynjay Nom. Sg. yni, Kuhn-Schleicher 's Beitr. 6, 194 ff. J. Zu- baty Zu den slav. Femininbildungen auf -t/ni, Arch. f. sl. Ph. 25, 355 ff.

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§ 130.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 209

und 'U anf -ei, -oi und -eu, -ou znrückzaftthren sind, die noch daneben erscheinen, so ist in einigen Fällen neben seine Vor- stufe 'SUy 'öu tiberliefert, -f und selbst sind unter gewissen Bedingungen in uridg. Zeit zu -i und -u yerktirzt worden.

-J-, -ö- dienten seit uridg. Zeit der Femininbildung, bezw. der geschlechtigen Motion in derselben Art wie -Ä-, '{i)%är -f-, und es steht nichts der Annahme im Wege, dass die wenigen überlieferten mask. i- und tl-Stämme Geschlechtswechsel erfahren haben.

Als besondere Deklinationsklasse erscheinen unsere l- und t^-Nomina nur im Arischen, Griechischen, Baltisch-Slavischen. Anderwärts sind sie in der i- und der u-Deklination aufgegangen.

130. *sy,ekrü' 'Schwiegermutter' (1 S. 260 f.) : ai. SvaSrü-i 'üv-as aksl. fivekry -5t>-e, zu M. ai. Svd^ura-s aksl. 8vehrb\ lat 80cru8, ahd. swigistr ags. swejer urgerm. *8uejrü'Z. Gr. xikvq aksl. idy 'Schildkröte' (vgl. Wiedemann BB. 27, 249 f., Meillet Etudes 268). Als uridg. ist wohl auch ai. napti-i -iy-as 'weib- licher Abkömmling' anzusehen, zum M. ndpat\ lat. neptis, ahd. nift 'Nichte' urgerm. *nefti'Z. c.^ty^ .w^^j^c^;» _j, .^ i .j

Arisch. ki.tanü-S s^yjanü- (Gen. fan«?ö=urar. *tanu^'as) 'Leib', wohl identisch mit ai. tanü-ä, dem F. zu tanü-i 'lang, aus- gedehnt'. Ai. agrü'S av. ayrü- (Nom. PI. ayrcö = urar. ^agru^-as) 'die Unverheiratete, Jungfrau', eigentlich 'non gravida', zu ai. gurü'S (das ai. M. dgrvrä 'der Unverheiratete' ist erst nach dem F. gebildet, § 11, 5). Ai. camüi 'Schüssel'. madM-ä F. zu mddhvrä 'süss'. Av. safdhü- 'Gebot', Gen. safauhasl-ia] d. i. *a»- Tiuvasl-ia], Ai. nadt-S 'Fluss', Zafcfwl-^ 'Merkmal', yami-S F. zu yamdrs 'als Zwilling gepaart', arnt-i neben M. 8piirS 'Haken'.

G riechisch. eö<; -tio^ 'Richtung, Gesinnung' zu lOü-q 'ge- rade gerichtet', [F]i-<yx6-q 'Stärke' zu (Jxeiv und zu dxö-pö-q, ebenso öi-Zö-q 'Jammer' zu ol-W-pö-^ (IF. 16, 494). iXoq 'Schlamm'. dxXöq 'Nebel, Wolke', öaqpö^ 'Hüfte, Schenkelknochen'. ttXiiBö^ 'Menge'. Bei den Abstrakta auf -tö^ 328), z. B. hom. ^v^cttö^ 'Werbung', dbrirö-^ 'Speise', war durch diese Gestaltung das fem. Genus charakterisiert. Hom. fjvt^, Akk. fjvlv, 'jährig', ßXodup- uim^ 'mit grausigem Antlitz'. Durch Übertritt in die Analogie der b-Stämme vom Nom. Sg. ans scheint entstanden zu sein die Klasse hom. du7rXoKa|iiq -ibo^ 'mit schönen Flechten' (:duTrXö-

Brngmann, Oraodriss. II, l. 14

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210 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 131—132.

Kapo^ = ai. yamt'i : yamd-s), Kvr\\x\q -iboq 'Gamasche' (zu Kvrj^f) 'Schienbein') usw.; vgl. die gleichartigen Xqdtpiq -(bo^ 'Räuberin' (zu XqcTTi^p), ikni^ '\bo<; 'Hoffnung'.

Baltisch-Slavisch. Aksh peistorbky -hve 'Stiefmutter' (zu M. pa9torbkb)y neplody 'Unfruchtbare', wie svekry. Ijuby 'Liebe', cily 'Heilung'. Mit irhny 'Mühle' stimmt überein lett. dßmus PI. 'Handmühle' Dat. äßmü-m Lok. dßrnü-s (vgl. ai. tanü'bhyas -iw); von derselben Art lett. |)eZw« PI. 'Spreu'; da- neben auch PI. dßrnawas, pelatoas s. S. 201 : vgl. got. -qaimus (asüuqaimus) ahd. quirn 'Mühle' ^).

131. Für den Zusammenhang mit den i- und u-Stämmen ist ausser den Formen wie lat. neptü und socrus und den Kom- posita wie ai. su-bhru- gr. Kudv-ocppuq neben bhrü-S öqppO^ (1 S. 501, 2 § 60, 4) zu beachten, dass die i- und w-Stämme vor weiterbildenden Elementen oft «, ü aufweisen, z. B. buiTivn : biÖTi^ 231), got. mahteigs : mdhti' 379), gr. KrjpöE : ai. Jcarü'i 380). Mit gr. liviiaTÖ^ vergleicht sich das Formans- konglutinat 'tüt{iy in lat. virtüs usw. 343).

132. Beispiele für Langdiphthong neben ü, Ahd. brawa 'Augenbraue' gall. briva 'Brücke' Gf. *bhriy^ neben ai. bhrü-i usw. Ai. paldva-s 'Spreu' und pälala- M. N. 'Halm, Stroh' Gf. *pelö[^]'lO' oder *pelö[ifi]-ro- 264, e, t) neben lett. peius. Preuss. girnoytcis 'Quirl' (oy = lit. ü, wie in smoy 'Mann' = zmü) zu lett. dßmus usw. Mit ö = öw gr. x^Xuivf^ neben x^^öq aksl. £ely 130) äol. xeXövö (vgl. aisl. 6rtin 'Braue'), wozu X€X€u<;, vielleicht auf altem *gheUy,' beruhend. Neben gr. v^Küq im Av. nOrSäU' F. M. 'Leiche' in Akk. Sg. nasaum d. i. nasävdm Gen. Sg. nasävö. Entsprechend av. da^nhau- apers. dahyäu- F. 'Land- schaft, Land' (ursprünglich 'Fremdland'?), Nom. Sg. apers. dah- ydU'S Nom. PI. av. da^idhavö apers. dahyäva^^ zu ai. ddsyu-i M. 'Feind, Räuber' 151), av. Akk. par^saum M. 'Rippe' zu ai. pdr4u'i F. 'Rippe', av. Akk. at^naum M. 'Wettkampf, zu ai. arnavd'S 'wallend, flutend'. Zu diesen erhält sich ai. paldva-s wie ai. Pa^dna-s zu PaSän- u. dgl. 184 Anm.). Es haben also wohl entweder nur gewisse Kasus unserer «-Stämme in

1) Über das Verhältnis zu den jedenfalls verwandten ai. grä- van-, ir. broo brö Gen. broon s. § 209, c.

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^ 183—134.] Nominalstammfonnantien. Vokalische Formantien. 311

aridg. Zeit Langdiphthong gehabt, oder dieser stand nar gewissen Stämmen, diesen aber überhaupt zn. Dazu kamen dann mancherlei Ansgleichnngen in der oder jener Riehtang.

Derselbe Langdiphthong öu oder das aus ihm antekon- «onantisch entstandene ö erscheint auch zuweilen, wo daneben nicht ü, sondern nur u, ^ überliefert ist. So hom. dX(jü[F]ii att» ^Xiwq Tenne' neben kypr. äXFov 'Kulturland' (zur Etymologie Solmsen ünt. 109 ff.), Kopwvö^ 'gekrümmt' Kopiüvri 'Krümmung, Ring' neben lat. curvos coluher^ vgl. § 191, b, ß. In gleicher Art mit n-Formans lat. patrönus matröna neben gr. TrdTpu)^ lat. patruos 126).

Anm. Möglicherweise gab es entsprechende Formen mit langem t-Diphthong, wofür in erster Linie in Betracht l&ommen die griech. Feminina wie At)tu(i Ar^Tiii, irciOod, vgl. Vok. Atixot, Gen. Atitöo^ Lok. AnTÖi (vgl. die Nomina auf -lüv -övo<;). S. Gr. Gr.» 183. Vgl. auch i aus H in lat. fid^^ fam^ u; dgl. § 146.

133. Einige ai. i- und <l-Stämme sind M., wie ratht-i 'Wagenlenker^, pravt-S TBelfer', praM-S 'Esser, Gast'. Ebenso gr. v^Küq (neben vexpöq). Obwohl unsere Formantien im letzten Grunde mit der Geschlechtsverschiedenheit wohl nichts zu tun gehabt haben und man von diesem Gesichtspunkt aus diese Maskulina als Maskulina für ebenso alt halten könnte wie die f. f- und t2-Stämme als Feminina, ist doch wahrscheinlich, dass hier, gleichwie bei den mask. {Z-Stämmen,Maskulinisierung älterer Feminina stattgefunden hat^).

Formans -(i)iä- : -i-^).

134. 1) Der Nom. Sg. hatte in uridg. Zeit (stosstoniges) -f ; <iarauf weisen ai. brhatt, ir. rigain = *nganfy inisy got. frijöndi, lit. vezanti aksl. vezqsti für *vezqti 142), sowie lat. mt4le auf grund von *8mi (gr. |iia) §zhll 'eine Tausendheit* 140). Vgl. die Pronominalformen av. i lit. j% = % gr. 1 ir. sl got. si ahd. «f «i, lit. szi aksl. si. Der Akk. Sg hatte uridg. vermutlich •{i)iäm : denn gegenüber ir. insi n- : iniSj got. frijöndja : frijöndij lit. v^zanczq : vezanti aksl. vezc^tq : vezc^ti muss wohl das Verhältniss ai.

1) Zubaty's Theorie über raihU^ (Ber. d. böhm. G. d. W. 1897, XIX, S. 24 f.) ist mir unannehmbar.

2) Literatur s. S. 208 Fussn. 2.

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212 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 134^

brhatim : brhatt für das Ergebnis einer Ausgleichung gehalten werden; vgl. lit. j4 iß, szü^ : szi, aksl. shjq : si. Dieselbe Ver- schiedenheit zwischen Arisch und den andern Sprachen zeigen die sogen, mittleren Kasus, wie ai. brhati-bhyas: got. frijöndjöm lit. vSkanczoms aksl. vez({6tarm gr. qpepouoriai (qpepoucraiq), vgL lit. Jörns sziöms. Doch dürfte hier das ar. -f die altertümlichere Vokalisierung sein, die eventuell auch in ir. insiby altwestgerm. inschr. Vatvirfns, Afli-ms, Saüchami-ms (neben den latinisierten Vatvia-bus usw.) und got. bairandei-m festgehalten ist.

Bei dem griech. Ausgang -la (qp^pouaa = *q)€povT-ia) und -la (>i(a, TTÖTvia), nach dessen Vorbild der Akk. auf -lav, -lav ent- stand, ist man im Zweifel, ob er einen in uridg. Zeit neben -i liegenden Ausgang -|>, -ii» fortsetzte, so dass (von gr. i = *s7 neben sonstigem -la, -la abgesehen) von den beiden uridg. Aus- gängen jede Sprache nur einen und nur das Griechische den Ausgang -1*9, -fi'a behauptet hätte, oder ob -^a, -la eine griechische Neuerung für -l war. Das letztere ist a priori weitaus das wahr- scheinlichere. Da es von dem Ausgang des Nom.-Akk. PI. der i-Stämme -la sicher ist, dass er für -l eingetreten ist durch Um- bildung nach den Formen wie T^Txapa, qp^povxa, z. B. xpia für *tri (2^ S. 684 f.), so liegt die Vermutung nahe, dass unsere f. Nominativ- formen ihr -& von Formen wie irr^pvö, p^piinva, t^vvä, äpoupa, biaiTtt, ÄKavOa überkommen haben. Die letzteren werden von Johansson KZ. 30, 410 ff. und Neisser BB. 20, 39ff. für uridg. Formen auf -a angesehen und den ved. Formen des Nom. Sg. wie dhartdri (die ursprünglich fem. Abstrakta gewesen zu sein scheinen) verglichen. Zur Verdrängung des -f im Nom. Sg. F. in urgriechischer Zeit mag beigetragen haben, dass bei den Wörtern wie qp^pouaa, T^Kxaiva die durch das 1 von -lä- hervor-, gerufene Lautungsveränderung eine grössere Verschiedenheit zwischen dem Nora. Sg. und den andern Kasus erzeugte (*q)€- povTt:*q)€pov(Ta^usw.), und dass andrerseits bei denen wie Trörvia, ipdXTpia der Nom. Sg. eine Silbe weniger hatte als der Gen. Sg. usw. im Gegensatz zu den Wörtern wie x^pö -äq, aocpiä -iö^ usw.

In dem Vorstück, dem unserm Formans vorausgehenden^ Wortteil, sind Ablautverschiedenheiten, die zumteil mit Verschie- denheiten des Tonsitzes in erkennbarem Zusammenhang stehen.

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f 135.] Nominalstammformantieii. Vokalische Formantien. 213

Scbwundstafe unmittelbar vor 4: ai.prthvi lit. platt für *platV'i 135), ai. takin-ij datr-t brhat-t; Haupttonigkeit des -l ist auch BUS got. piwi zu erschliessen, Gf. *teq^'i (vgl. pius § 124. 141). Das -nn- in ai. tmän-l (zu M. tmän- ^das Selbst*), gr. r^Kraiva = *-av-ia (ai. takin-i), ir. rigain = *re§nn'l (ai. räjüi), got. lauhmuni ahd. toirtun, woneben gr. irötvia u. dgl., ist wieder von derselben Art wie das der Formen ai. kdrman-as arm. ferman usw., s. § 116, d S. 190^). Mit Vollstufe vor -i : gr. fjbeia = ♦«j^d^f , T€TOV€ia = ♦jf^-f 443, g), ai. dhotdr-iyjyayas-i; von derselben Art (ursprünglich *-^-i) got. Saürini ahd. wirtin; mit Tonver- -schiebung gr. böreipa eövriTeipa (wie Trfeipa). Wo der Ton in idg. Urzeit im Nom. nicht auf -i lag, scheinen doch die Kasus mit -(i)iö- den Ton auf diesem gehabt zu haben, vgl. die Be- tonung dpTuia öpTuiä^, die Herodian als ionisch bezeichnet, und ved. dsikni Mie Schwarze* (Flussname), Instr. asikniyd. Daher beruhten Doppelbeiten wie t^TOveia : -uia, euvi^reipa -rpia wohl auf Ausgleichung im Easussystem: ursprünglich -eia -uiä^, -T€ipa -Tpiä^.

Über den Zusammenhang der f- : (i)iVl-Feminina mit den Maskulina auf -i- und •(%'(>- s. § 143.

2) Welche fem. Stammklassen von uridg. Zeit her hierher gehören, erkennt man am besten aus dem Baltischen, wo die 4' : (i)id-Stämme von den i(|)^-Stämmen im Ganzen geschieden geblieben sind. Es sind die geläufigen Femininbildungen zu den tt-Stämmen und den konsonantischen Stämmen. Hierfür gebe ich zunächst 135 140) Beispiele.

135. Zu t^-Stämmen. Im Germ, und im Balt. wurde das ^ von -^i- hinter Konsonanten ausgedrängt, z. B. got. Nom. PI. kaürjös aus *kur^iö8y lit. Gen. Sg. placzös aus *plat^iö8, wonach Nom. plati für *plaM (1 S. 337. 341). Ai. prtht>t av. p^r^dwi' gr. 7rXaT€Ta lit. plati zu ai. prthü-i usw. 'breit'; das daneben stehende Substantiv slu prthivt 'Erde* gr. ITXdTaia kelt.- lat. Letavia (1 S. 171) dagegen ist auf ein wie gr. Tava[F]6q 125, d S. 203) gestaltetes M. *pftd'^08 zu beziehen. Ai. gurtit

1) Mit dem Wechsel -l- : -iä- im Paradigma hat also die Ver- schiedenheit zwischen ai. takfi^i und gr. T^KTaiva nichts zu tiin. iJnrichtig J. Schmidt Kritik 136.

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214 Nominalstamniformantieii. Vokaliscbe Formantien. 186.

gr. ßapeia got. PI. Jcaürjös zu ai. gurü-S usw. 'gravis'. Ai. svodvi gr. f)b€ia zu svadü'^ f)büq 'suavis'. Ai. yahvt zu yahü-S 'rastlos* av. yazU'S 'der jüngste*; av. yezivi- zu *yez%'va' (vgl. ai. yahvä-S). Got. PI. hardjös zu M. hardus 'hart'. Li t. saldi -dzös zu saldüs 'süss'*

Im Griech. scheint ein ♦7roX[F]ia 'multa', F. zu ttoXü-, die Grundlage gewesen zu sein für TroXXrj iroXXoO usw. (-XX- aus -Xi-)»

Im Got. ist der Nom. Sg. auf -i bewahrt in dem Subst. mawi 'Mädchen* aus ♦mfljijtf, das wohl als F. von magns 'Knabe' aus gebildet worden ist (vgl. 1 S. 609 f., Zupitza Germ. Gutt. 65f .). Bei den Adjektiva fungierte im Got. die Form auf -usj z. B. kaürusy auch als F., wie auch z. B. ai. tawirS gr. f^büq OflXuq. zugleich fem. gebraucht wurden.

Ob die lat. tenuisj svävis, gravis u. dgl. ursprünglich nur F. gewesen sind und als Femininformen nach § 143 zu beurteilen wären, ist zweifelhaft, gravis d. i. *flf?fra-^- vergleicht sich mit gr. Tava-[F]ö-q, ai. prthi-vi (s. o.), es verhält sich also nebst te- nuis zu Tavaö^ vielleicht so, wie simüis zu öpaXö^.

186. Zu n - S t ä m m e n. Ai. taJcSni gr. T^Kiaiva zu tdkSan- gr. T^KTUDV 'Zimmermann'. Ai. yüni- zu yuvan- 'jung, Jüngling'^ vgl. le^Ujünlx. Ai. räjül zu räjan- 'König', ir. rigain 'Königin* 134, 1). Ai. Sunt av. sunl- zu ai. ivan- av. span- 'Hund'. Ai.^ maghönt zu maghävan- 'reichlich gebend, Spender', av. aSaoni- zu aSavan- 'rechtgläubig, gerecht'. Gr. Ttixaiva zu TtiTiüv 'Nach- bar', qpdTaiva 'Fresssucht' zu qpaTiwv 'Fresser', OepdTraiva zu Ge- pdTTuiv 'Diener' (ursprünglich »-Stamm, vgl. OepdirvTi), X^aiva zu X^ujv 'Löwe' (ursprünglich n- Stamm); aiva verselbständigte sich als Formans für weibliche Personen- und Tiernamen, wie ^^l0^alva, XÜKaivct, xdirpaiva. Ir. elain 'Hirschkuh' aus ♦ei^m , zu aksl. jeZen-!>, Gen.JeZew-6, 'Hirsch'. Germ. *-en-e: ahd. 6m» zu hero 'Bär', hanin zu hano 'Hahn', grävin zu grävo 'Graf, herizohin zu herizogo 'Herzog', wonach solche wie gutin zu got 'Gott', kuningin zu kuning ^König', esilin zu esü 'Esel', got. Sau- rini zu Saür 'Syrer'. *'i}n'l : aisl. mit Übergang in die «-Dekli- nation apynia 'Äffin' zu ape ahd. affo 'Affe', wonach dsynia zu rf««'Gott' u.a.; ahd. wirtun neben irir^i« 'Wirtin' ; got. ZawA- muni 'Blitz, Flamme' zu einem verschollenen M.; ein *-wi neben ♦-^wi ist im Germ, nicht sicher nachweisbar (wegen nhd.

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§ 136.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 215

ricke s. Palander Ahd. Tiern. 110). Über aksl. lanhji 'cerva' neben jüen- 'cervus 8. § 142.

Seit nridg. Zeit bestand das Konglntinat '^-nl. Ai. pätnl s,\.padni' gr. TTÖTVia *Herritf^), zu M.päti-^ gr. iröcTi^; hierzn alit. weschpatni (väszpatni)^). Ferner in Farbnamen (vgl. die Maskulina auf -no-s wie ai. Tcrind-s § 179,a,a und insbesondere ai.rfr/u-na-« 'weiss', F. ärju-nl): ai.Ärfri-wf(M.Äariwd-« 'Gazelle') zu häriri *gelb' und *hdriknl (im Deminut. hdrikniJcä) aus *Äa- rünl *) zu harit- und härita-s 'gelb', dsiknl zu dsita-s 'schwarz', av. xiöi&ni' zu xiasta- 'glänzend'; wie härinl : härita-s noch röhint zu röhita-s röhit- 'rot' {röhi-ä 'Gazelle'), av. spaitini- zu spaitita- 'weisslich', ai. im zu ita-s 'bunt' ; so auch die Farb- bezeichnungen SyBtä'S : syinl und iv^td-s : spät hinl (für hitä) ^). üridg. war pdliknt zu palitd-s 'grau'; gr. ttcXitvö^ 'grau' war vielleicht nicht dasjenige uridg. Mask., von dem *pelitnl aus- gegangen war, sondern für ♦ttcXitö^ nach *7r€XiTVia eingetreten. Ein anderes Farbadjektiv auf -ni ist noch ai. pdruim, das F. zu paruid'8 'fleckig, bunt'. Lit. v^aznH^), gewöhnlich veszniy 'Gastin', zu v^szis 'Gast'. Aus derselben Sprache eventuell hier- her die f. Komparativformen wie geräsne, s. § 424, g. Dazu noch Erweiterung von Feminina auf -ü- und -a- durch -nl. Die aksl. F. auf 'ynji {-j- aus dem Gen. usw. übertragen, § 142), teils Per- sonennamen, teils Abstrakta, wie bogynji 'Göttin' zu boffb 'Gott', drugynji 'Freundin' zu drugz 'Freund' und blagynji 'Güte* hgynji 'Erleichterung, Vorteil' gehören zu den f. t^- Stämmen wie svekry und cily 130), vgl. pastorbky und pastor^kynji 'Stiefmutter', amoky und smokynji 'Feige'. Ebenso preuss. mal- dü-nin Akk. 'Jugend'. Vgl. damit preuss. kaüü-stiskan 'Gesund-

1) Ein irÖTva neben irÖTvia scheint es niciit gegeben zu haben, s. Gr. Gr. 8 66. 220.

2) Gaigalat Mitt. der Lit. litter. Ges. 5, 119.

3) Über kn aus tn hier und in den folgenden ai. Wörtern s. Verf. M.Ü. 2, 198, IF. 17, 492, Zubaty Arch. f. slav. Ph. 25, 361 f., Zupitza Germ. Gutt. 19 ff.

4) Mit Syini hängt Sy^ä-s, Name verschiedener Kaubvögel, zusammen 306^ a, ß), und iyUd-s ist wohl erst unter dem Einfluss von ivHd'S und von ita-s, härita-s usw. entsprungen. Zu hitd-s : Svinl (vgl. oben av. spaitita- spaUinl-) s. § 306, a, ß.

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216 Nominaistammforinantien. Vokalische Formantieii. 137—138.

heit', zu akßl. cely, ai. madhüka-s 'Biene', zu F. inadhü-i. Akal. hgynji : hg^'k^ = lat. pecünia : pecu, ai. madhü-Jca-s : mddhu. Dasselbe Verhältnis wohl bei ai. Ürjäni 'Genie der Labung' zu ürjä und Mudgalänl 'Gattin des Müdgala-s, Varundni 'Gattin des Väruna'8\ av. Ahurdni- *Tochter des Ahura-* u. dgl. ; mit dieser Formation vermischte sich die § 142 zu besprechende F.- Bildung auf -an-t.

137. Zu r-Stämmen. Ai. dätrt av. dadn- gr. böreipa zu K\,datdr' gr. borrip 'Geber', vgl. lat. datrix (§379). ki.jd- nitrl gr. Tcv^ieipa 'Eraeugerin', vgl. lat. genetrix, Av. hu-pdn- gr. €ÖTrdT€ipa zu ^hu-ptar- eu-Trdxujp 'einen guten Vater habend*. Ai. dhötdrl F. 'erschütternd' 134,1 S. 213); ai. hhartri av, har^dn- 'Erhalterin, Mutter', ai. «tri av. stn- 'Weib' (das wurzel- hafte s ist etymologisch mehrdeutig), ai. netri 'Führerin', diSfri 'Anweiserin', cödayitri 'Antreiberin'. Gr. €uvr|T€ipa und euvtirpia 'Ehegemalin', aüüreipa 'Retterin', vpdXxpia 'Zitherspielerin', iraii- ^f|T€lpa 'Allmutter', Kübi-dveipa 'sich auszeichnende Männer habend'.

Hier mag auch äeXXa 'Windstoss' aus *dF€Xia genannt sein: zunächst gehört es zu kymr. at/reZ 'flatus, ventus', weiter- hin zu drjp aupä (§256).

138. Zu n^Stämmen.

a) Partizipia. Ai. satt av. haHi-, dor. iaaao. att. oöcxa, aksl. soiiSti {=*8qtjij j aus den andern Kasus s. § 142) zu ai. sdnt- usw. 'seiend'. Ai. bhdranti av. bardnti-, gr. qp^poucxa, got. bai- randei (s. u.) zu ai. bhärant- usw. 'ferens', lit. vezanti aksl. ve- zqSti 142) zu veä^ vezy 'vehens'. Ai. brhatt av. bdr^zaHl- ir. Brigit (akelt. Dat. Brigantiae mit latinisierter Endung) zu ai. brhänt' 'erhaben, gross'.

Während die lebendigen Partizipia im Germ, in die n-Dekli- nation tibergeführt sind 142), ist die unerweiterte Form des f. Formans erhalten z. B. in got. frijöndi 'Freundin', hulundi 'Höhle' ('die verhüllende, bergende').

Sollten im Lat. die Formen wie tenuis auf dem f-Femini- num beruhen 135), so wäre möglich und wahrscheinlich, dass ferens als F. aus ^ferentis entstanden ist. Vgl. mens aus *menti'S,

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§ 139—141.] Nominalstammformaiitien. Vokalische Formantien. 217

b) Zu Formans *-jf6n^ 351 ff.). Ai. dmavati av. ama- vaHi' zum M. ai. dma-vant- 'gewaltig*; ai. Sdrasvatf Flnssoame, av. Harax^aHi- apers. Hara^uvati- Name eines Landes f reich an Wasser, an Seen*). 6r. ÖTrö-ecraa (für *-FaT-ia, § 351) zu iiTÖ[F]€VT- "saftreich*.

139. Zu «-Stämmen.

a) Partizipia auf -jf««- -ua- 442 ff.). Ai. vidüSl av. vidusi- gr. ibuTa eibuTa zu ai. vidvds- usw. Vissend'. Lit. vitkusi aksl. vhJchSi (urslav. ♦•»cÄf, vgl. § 142) 'gezogen habend'. *'ffesi im Griech., z. B. t^TOveia neben T^TOvuia. Hierzu got. berusjös 'Eltern*, das ein F. *bßru8i 'die geboren habende' voraussetzt; über andere zu erschliessende Reste solcher Feminina im Germ. 8, Noreen IF. 4, 324 ff.

b) Komparative auf -ies- is- (§423 ff.). Ai.jydyasl zu jydyas' 'mächtiger', sthaviyast av. staoyehl- zu sthdvlyas- stao- yah' ^stärker', av. frayehi- zu fraydh- 'mehr'. Got. jühizei (in die n-Deklination übergeführt, § 142) znjühiza 'jünger'. Aksl. boljhsi (urslav. ♦-bcAf, vgl. § 142) zum N. bolje 'grösser'.

Anm. Lat. midier setzt nach Sommer Lat. L. u. Fl. 483 ein *miUiesl *die zartere, schwächere* (zu mollis) fort; dies sei zunächst zu ^mulieris (vgl. § 135 über tenuis, § 138, a über ferins), dieses aber nach dem Gen. mulieris usw. zu mulier geworden. Ist dies richtig, 80 müsste mtUiebris = ^mtdies-ri-s 269, e) eine verhältnis- mässig junge Bildung sein. Eher war mulier vielleicht ursprünglich ein N., *mulio8 Gen. -ios-es (vgl. § 505, 2); -ier-is, nicht *-ior'is, wegen des dem ö vorausgehenden t.

140. Zerstreutes. Gr. m'ci 'una' aus *a[x\a zu St. ♦«em- Nom. ?v^ el?, lat. *mi in mhUe aus *8ml §zhli *eine Tausendheit' (Sommer Lat. L. u. Fl. 500). Ai. d-patigknl 'den Gatten nicht tötend' zu M. -Äan-, purüc-i 'reichlich', av. apaö-h 'rückwärts gewendet'. Gr. d|iq)i-^Xi(T(Ta 'doppelt geschweift' zu 2XiE, F. 'Windung', epqiacra zu M. Öp^, Of^crcra 'Lohnarbeiterin' zu M.

141. Zu mask. o-Stämmen gehörten von Hans ausiZ-Stämme als F. Doch findet sich auch hier öfters -f. Ai. vrkt aisl. ylgr (urgerm. ""uuljui, s. 1 S. 614f. 698) russ. voUi-ca 379) 'Wölfin' neben ai. vfJca-s usw. Ai. devt 'Göttin' av. daSvl- 'ünholdin' zu

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218 NoroiDalstammformantien. Vokalische Fonnantieu. 142.

d€vä'8 daSva-, ai. düti 'Botin' zu dütä-s. Gr. ^raipä 'Genossin* (wonach ^TaTpo<; § 11, 5) für ♦^xaipa zu ^xapo^, luioipa 'Schicksal* zu MÖpo^, ♦KOipa 'Kampf in Koipavo^ 180, vgl. lit. Jcare 'Kampf) zu lit. Jcäras 'Krieg, Armee*. Got. JWtri, Gen. piujö8y 'Dienerin* zu pius Gen. piiois (S. 213), aisl. merr 'Stute* zu marr. Vgl. auch § 135 S. 213 f. über ai. prthivi gr. ITXdTaia. Adjektiva: ai. ptvart gr. Trteipa zu plvara-s TTlepöq 'fett* ; av. hupu^rt- zu hu'pu^a- 'treffliche Söhne habend*, gr. bia zu bio<; 'göttlich*.

ursprünglich gehörte aber wohl auch hier diese F.-Bildung zu einem konsonantisch auslautenden Stamm oder trat ein nach Vorbild einer zu einem solchen Stamm gehörigen 2-Form. Vgl. z. B. gr. bia : Zeii^ Aiö^, Trfeipa : map, got. pim: ai. täku-iy ai. mdhüi 'Büffelkuh' {mahUä-s 'Büffel'): mdhU-vant-,

143. Einzelsprachliches.

Im Arischen -/ mit Vrddhi der vorausgehenden Silbe,, z. B. ai. ManäV'i 'Gattin des Manu-fy eigentlich 'die beim Manu^ Agnüy-t 'Gattin des Agni-f, när-i av. na^r-i- 'Eheweib' zu ai. ndr- 'Mann*. In derselben Weise nachved. Brahmani 'Gattin des Brahmdn-, ein Bildungstypus, der zwar wahrscheinlich eben- falls schon in urar. Zeit vorhanden war, damals aber mit den Formen auf -a-m von £i-Stäramen zusammengeflossen ist. Ähnlich lit. danguje-jis vom Lok. danguj^ u. a. 119 S. 196). Vgl. § 136, IF. 12, Iff.

Im Italischen erscheint -t-j ausser dem § 140 genannten mi-lUy nur noch in Weiterbildungen, h^it. jünix, datrlx, genetnar «• dgl. 136. 137), päl. sacaracirix '*sacratix, sacerdos'; als lat. nütrio 'ich bin Ernährerin, nähre, säuge* gebildet wurde, gab es noch *nütri für nütnx (Pokrowskij KZ. 35, 227 f.). marltus von *marl 'junge Frau, Braut' zu ai. mdrya-s 'junger Mann, Geliebter, Freier' und zu lit. marti 'Braut, junge Frau*, r^gina man-uc. regena = *r^glna vermutlich von *r^gi, F. zu rBx 188 Anm.); hiernach galllna.

Im Germanischen ist -e- vielfach, wie uridg. -ö-, in die n-Deklination tibergetreten, z. B. got. bairandei Gen. -eins 138),. jühizei -eins 139).

S lavisch. In den Nom. Sg. auf -i ist j aus den obliquen Kasus eingedrungen, z. B. hogynji § 136, vezc^ti § 138, a; laut-

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§ 143.] Komin alstammformantien. Vokalische Formantien. 219^

gesetzlich ist die Annahme dieser Neuerung für vhkbSi, boljhH 139, a. b) allerdings nicht erforderlich. Sekundäres J im Nom. Sg. ist auch anzunehmen für die Feminina wie laniji laniji al- niji 'cerva' zu M. jelenh (St. jelen-) 'cervus', ladiji aldiji 'Schiff und die auf ihnen beruhenden Maskulina wie baliji 'Arzt', vitiji 'Redner'. Urelavisch war z. B. *olni, ^olntja-, wobei -b/a- wie zweisilbiges -lä- in gr. juiä^, ttotviö^, ipaXTpiä^ durch die voraus- gehende Konsonantenverbindung bedingt war. Nach *olnhja- wurde *olnt zu ^olrnjl wie *bogynl nach bogynja- zu bogynji (vgl. Znbaty Arch. f. slav. Ph. 25, 365). Dies wird bestätigt durch das F. von sh 'dieser' : Nom. ^, Akk. shjq sijq, und für si im Cod. Assem. auch sijL

143. Unsere l- : (/)|a-Feminina hängen aufs engste mit den i- und den {i)%0' : («)|ö-Stämmen zusammen. Hierfür sind wichtig die pronominalen Formen: uridg. *i 'die' av. l {im ik ai. Im), gr. Ta 'una' Mi.jl neben M. H-s lat. is got. is Wi.jls und *i0'8 ai. yd-8 yd gr. 6^ f^; lit. szi aksl. si 'diese' neben M. szls^ Gen. 8ziö, aksl. «b; *«e 'sie' ir. si got. si ahd. sl si gr. ! Akk. ai. slm av. Tum apers. Hm neben ai. syd^ F. syd, S. § 114. 122 Anm., K. vergl. Gr. 361. 363 f., Demonstrativpr. 28 f. 37. 110. Vielleicht stammt also unser ganzes Formans -i- : -(i)ia- aus der Pronominaldeklination. Aus dem Gebiet der Nomina vgl. ai. jdni :jdni-ä 'Weib'; nachved. yuvatl : ved. ywtjafi-^ 'Jungfrau ^ junges Weib'; krml Flussname : Icfmi-S 'Wurm'; gr. vncJCJa *Ente' : ai. ati'S lit. dnti'S lOu, a, a); lat. *marl (niaritus): ai. mdr- ya-s 142) und lit. marti 'Braut, junge Frau' preuss. martin Akk. 'Braut' : kret. BpiTÖ-juaprig Name der Artemis {marti : lat. *mari' = m. yuvatl : ]?Lt,jünix); lit. pa^i 'Ehefrau' ipäts 'Ehe- mann' ai. pdti-i gr. ttöcJi^. Hier darf auch gr. auXrJTpia : auXri- Tp(^ (-ibog) 'Flötenbläserin' u. dgl. genannt werden. Eventuell überdies noch lat. tenuis 135) und ferSns als F. 138, a).

Ferner besteht Zusammenhang mit dem Formans -(t)i^> über das § 144 ff. gehandelt wird.

Anm. Für ein dem -i- : -(i)iä- paralleles Formans -ti- : -w(?^)ä- gibt es nur dürftige Anhaltspunkte. Zunächst die wohl auf ver- schiedene 'Wurzeln' zu beziehenden, aber formantisch im wesent- lichen gleichartigen Wörter für die Zunge: Ai.jihvä av. hizvä* F. av.

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^20 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 144—145.

hizü- M., iat. dingua lingual preuss. insutvis (lit. l^üvis M.), aksl. j^y-kb M. (1 S. 408). Sodann einige ai. Formen wie Akk. vadhü-m und gr. irp4aßa (angeblich aus altem *'apia^?a)y s. J. Schmidt Plur. 56 ff., Kretschmer KZ. 31, 331 f. 382. Letztere Formen waren wahr- scheinlich einzelsprachliche Neuerungen.

Formantia -g- und -(t)jfg-*).

144. Es handelt sich hier um Formationen, deren Ent- wcklungsgeschichte noch wenig klar ist. -€- und -(«)i^- haben wohl als nicht bloss anf ein oder zwei Nomina beschränkte femininbildende Elemente schon der uridg. Zeit angehört. Das hauptsächlichste Material zur Beurteilung bieten das Italische and das Baltische.

146. Im Lat. erscheinen neben res. Stamm uridg. *röf- 79 S. 134 f.), und spesy Stamm wahrscheinlich uridg. ^spei- (§81 S. 140 f.), die gleichartige Kasus bildenden Nomina fid^Sy famäs, plebes (vermutlich aus *pUdh^&'8y zu gr. ttXtiGö^ ''die Menge*); fidss (fid^lis) : 7riGri-(Ju) = spis : lit. sp^-aiu (Präs. sp^ju). Das Ablautverhältnis von ap^s zu "^spl- in ai. Part, sphl-ta-s ist das von av. nasau' zu gr. v^Kü-q § 132. Vgl. auch die gr. Feminina wie AnTU) § 132 Anm.

Hier lassen sich anschliessen sedes, nüb^Sy möles u. a., deren übrige Kasus teils nach der i-, teils nach der konsonan- tischen Deklination gebildet sind. Man betrachtet diese Formen auf '^8 meist als ^-Stämme. Dass es aber seit uridg. Zeit neben den Snbstantiva auf -ös wie gr. i^u)^ lat. Jionös solche auf -Bs gegeben habe, ist nicht nachzuweisen; lat. Cer^s -eris war ur- sprünglich adjektivisch nach Art von gr. i|i€ubri^ 397. 399). Auch fragt man vergeblich, aus welchem Anlass die e^-Bildung auf den Nom. Sg. sollte beschränkt worden sein. Ich vermute demnach, dass sedSs und 86dem Formen wie fid^ und fidem waren, und dass dem -g(i)- dieser Kasus in andern Kasus teilweise schwundstufiges -i- gegenübergestanden hat. ssd&s : sSdi-bus = lit. Inf. 84dg'ti : 1. PI. sSdi-me. Vgl. zu diesem Abstufungs- verhältnis ai. pdrSu'S : av. pdr^sauniy gr. uiu-^ : uiu)vö^ (uridg. Huiu' : *8uiö{uy) u. dgl. § 132. 151. 191, b. Das -i- von 8ßdi' bti8 usw. veranlasste dann die verschiedenen einschlägigen Dekli-

1) Literatur s. S. 208 Fussn. 2.

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^ 146.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 221

nationsmischoDgen, wie Gen. PI. sed-um, Nom. Sg. vaUs fttr vatis usw.

Von derselben Art wie apes war das zu W. qVei- (aksL po'iüi 'ruhen' po'kojh TRuhe') gehörige re-quies, mit dem sich av. a-sa- F. Tnfreudigkeit, Unlust' und Adj. Sa- 'sich behaglich ftkhlend, froh' Nom. M decken, uridg. also *qU(i)iS{iy. Dazu gutes -etis, av. iati- apers. Hyati- F. 'Wohlbehagen, Freude*^ uridg. '^qU(i)ie[i^i'j wie lit. ap^ti ai. sphätiS zu lat. spea. Auch hier Formen mit f. lat. tran[a\quüua -illus, got. heila 'Zeit'»

Dazu weiterhin die lat. Abstrakta wie aciea, rabies, apeciia^ per-niciis, faciea, prö-geni^a, in-luinea. -^(i)- war hier in Ver- bindung getreten mit einem formantischen i-Element, wodurch ein einheitliches Formans -(i)i^(i)- erwuchs; das Verhältnis der beiden Formantien zu einander war demnach ähnlich dem von -f*- und -|V (s. § 148). facisa = lit. zväki 'Licht' (?), gGf. *§hv9- qui^ii)- (1 S. 312), vgl. Osthoff Arch. f. Rel. 8, 20. Zu aciia vgL gr. dKi^ 'Spitze' ahd. eJcka as. eggia 'Schneide, Schärfe' aisl. egg 'Spitze*. Sekundäres -fe- z. B. in pauperiea, materUa und in 'Hiia neben -itia 118 S. 194), wie düritiea. Gleichartiges im Osk.-Umbr. : umbr. iouie Akk. 'iuvenes' iot^ie« 'iuvenibns', auie 'augurio', marruc. Cerie Dat. '*Ceriei'.

146. Balt-Slav. Im Balt. wurde -is- postkonsonantisch zu -^-, z. B. \\i.zimi \tXi. ferne preuss.^emm^ aus^iemi^ (1 S, 289) *) ; erhalten blieb % im Gen. PI. auf ^-iom^ lit. iimiu. Im Slav. aber ging 'ie- nach 1 S. 137 in -0- ttber (aksl. zendja = lit. zimi),, fiel also mit uridg. -ia- zusammen. Eine Scheidung der |^* und der |tl-Stämme ist daher im Slav. nicht mehr möglich.

Im Balt. ist -i^- sehr häufig. Regelmässig bildet es das F. zu den Maskulina auf (lit.) -ia -ya Gen. -to, z. B. aine 'Alte' : ainia *Alter', mirkli 'Blinzlerin' : mirklga 'Blinzler*. Seltner zu Maskulina anderer Art, besonders zu solchen auf <i«, z. B. draugi 'Gefährtin' : draügaa 'Gefährte*, vüki 'Wölfin' : vÜka» 'Wolf, dewi '(Göttin) Gespenst' : divaa 'Gott' (vgl. ai. devi, vrkt

1) Dass dieser j[-Schwund älter war als der interkousonantische Schwnnd von v in lit. placzöa aus ^plat^iöa 135), zeigen die Formen wie lit. gaivi 'Strasse' preuss. artwts PI. 'Schiffsreise* lit. gh^i lett. dftrwe 'Kranich* (Osthoff Et. Par. 1, 160).

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222 Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 147.

§ 141), regelmässig -ike : -ikasy -ininke : -ininkas, wie pirkikS 'Käuferin* : pirkikas 'Käufer*. Öfters hat das e-Nomen gegen- über seinem M. Abstraktbedeutung, z. B. dränge auch 'Gesell- schaft', pUke 'Kahlheit, Glatze* lett. plize 'magere Speckseite* : lit. plikas 'kahl*, lett. dßwe preuss. gitoei 'Leben* : lit. gyvie 'lebendiges Wesen, animal*; so war auch preuss. smüni 'Person* lit. PL imönis 'Menschen* (zu ämü 'homo*) ursprünglich abstrakt 'Menschheit, Menschtum*.

Aber oft besteht auch keine Beziehung zu einem älteren M., z. B. gile lett. dftle flle preuss. gile 'Eichel', peli lett. pele 'Maus*, srovi lett. sträwe 'Strom*, inäres (PI.) preuss. mary 'Haff, zväke 'Licht* 145).

Dem sekundären |^-Stamm liegt ein F. zu gründe bei zSme aksl. zemlja, von uridg. *§dhem- ^ghem- 'Erde* 79 S. 135). Ebenso lit. üpe lett. upe preuss. ape 'Fluss' zu ai. dp- F. 'Wasser*, musi 'Fliege* (vgl. gr. jauTa) von dem uridg. F. *mus^ (vgl. lat. mus'Ca, preuss. mtiso aksl. mhchä).

Nicht ausgeschlossen ist, dass ein Teil der halt. ö-Femi- nina von der Art des lat. fid68 war (also e nicht aus -i^-). Solche Formen wären besonders unter denen wie tiM 'Glaube* {tiki-ti 'glauben*), kdbi 'Haken* {käbS-ti 'hangen*) zu suchen.

147. Mit fides lassen sich femer zusammenstellen: gr. xpn 'Notwendigkeit*, zu K^xpnMCti, N. XPflo? (hei Homer xP^^o^ ge- schrieben), hom. 6)Lio-KXri 'lautes Zurufen*, zu kret. dv-KXri)Li€vo^ att. xaX^-aai, ai. psa 'Essen, Speise*, zu psati gr. ip^ = *ipni€i ai. hd'hhas'ti (l S. 724). Ausserdem die vorderen Teile der Ver- l)indungen wie lat. are-bam, aksl. vid^-acH 'ich sah*.

Wo man dagegen in den andern Sprachzweigen unter den Femininbildungen Analoga zu lat. facies und lit. zi^me erwarten könnte, begegnen Feminina auf -i oder (im Germanischen) solche auf '{i)ia. Ausser ai. divi (lit. deivi), vrkt (lit. vilke)^ gr. )iuia (lit. mu8S)j as. eggia (lat. aci^s) vgl. etwa ai. Sdmi 'Werk*, idci 'Kraft*, gr. öcraa 'Gerücht, Wahrsagung*, cpiiZia 'Flucht*, cJxiCa 'Holzscheit', T^oKTaa ion. '^\6iCCo. 'Zunge*, Tctia 'Erde*, got. ha^i 'Feld* aisl. heidr 'Heide*, got. bandi 'Band*, got. sihja as. sibbia ^Sippe*. Vielleicht haben also in diesen Sprachen Umbildungen stattgefunden. Die Vermischung mit der f- : (e)ieZ-Klasse lag

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^ 148—149.] Nominalstammformantien. Vokalische Formantien. 223

nahe, wenn es neben den -(i)|^-Ka8as einmal auch f-Kasas ge- geben hat. Zu diesen gehörte freilich keinesfalls der Nom. Sg. Denn lit. -g mit seiner eigenartigen Betonung (vgl. patiy mergd mit altem Stosston) mnss alt sein, und diese Betonung spricht sehr zu gunsten von ursprünglichstem *-iei, vgl. akmü aus *-mön, moti aus ^'tir 1 S. 949, ferner vielleicht ai. mayd aus uridg, .|ö = iöu § 151.

Anm. Das i unserer Feminina soll auch im Germ, erhalten sein, indem der Akk. Sg. got. haipja aisl. Heide auf *-}'^m weise <1 S. 931, Janko IF. Anz. 15, 258). Aber haipja kann auch auf *'iäm, Tieide auch auf *-fm zurückgeführt werden. Ausserdem ist es höchst unwahrscheinlich, dass beim Übergang von der ♦-ig- zur ♦•id-Dekli- nation (got. haipjös usw.) der Akk. Sg. allein sollte i bewahrt haben. Eher ist möglich, dass der ar. Vokativausgang *-ai, wie in ai. äSvi zu Nom. divä *equa* (2 ^ S. 541), einen zu unserm Formans gehörigen i-Diphthong fortsetzt, vgl. aksl. Vok. mqzu zu Nom. mqib § 149.

Formans -iu-,

148. Dieses, Maskulina bildende, Formans kam dadurch zustande, dass von i-Präsentien aus mittels -u- Nomina gebildet wurden; man abstrahierte hier -iu- als forman tische Einheit.

Der Bedeutung nach zerfallen die |u-Bildungen in zwei Klassen, Nomina agentis oder Partizipialia aktiven Sinnes und Vorgang- oder zustandbezeichnende Substantiva.

Die weiteste Verbreitung zeigt -iu- im Arischen und im Baltischen.

149. 1) Nomina agentis, Partizipialia. Arisch. Ai. cayü'i 'Ehrfurcht bezeigend' (zu cdya-ti), stayü-i tdyürf av. tdyu-sDieh* (ßtaydti, vgl. gr.xriOaio^ 'vergeblich' IF. 11, 105 f.), ai. pdyü'i 'Hüter', vgl. gr. ttuju 'Herde' und 7T0i)Lir|v 'Hirt', dJid- yü'S 'durstig' (Inf. dhdyas^ 'zu trinken'), trajyü-i 'mit Anord- nung beschäftigt' (irajyd'ti), d^vayü-i 'die Götter verehrend' {d^vaydti)y prtandyüJ 'feindlich, Feind* (prtanayd-ti), udan- t/ü'i *Wasser enthaltend' (udanyä-ti), av. otBhuyuri 'sich (den Anspruch auf) das (andre) Leben erwerbend'. Öfters mit dedi- derativer Begriffsschattierung, wie ai. asvayü-i 'Rosse begehrend', iravasyü'i 'ruhmsüchtig'. Dieses -yu- wurde im Ai. auch wie das Schlussglied eines Kompositums behandelt (vgl. § 7 Anm.

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224 Nominaistammformantien. Vokalische Formantien. 150.

S. 14): 80 äuvö-yü-i 'zu schenken begierig' neben duvas-yiri 'Geschenke darbringend' (vgl. manö-yü}- 1 S. 892), akq-yü-i Ichsüchtig, stolz', ki-yü'i 'was begehrend?'

Oriechisch irpäC^ = *7Tpäiu-^ liebevoll sich betätigend, sanft, mild', zu ai. prind-ti 'er erfreut, befriedigt*.

Baltisch-Slavisch. Lit. ufzdzus 'Brummer, Knurrer' {urzdzü)f zMzus ('Bildner, Former') Töpfer' {zädzüjy stigius 'Dachdecker' («^^jritt), lizius ('Lecker') 'Zeigefinger' (Z^üä); dazu Sekundärbildungen wie balnius 'Sattler' zu hcärms 'Sattel', (2af- nius 'Barde' zu dainä 'Lied' und häsius 'Barfüssler' zu häscLs 'barffissig', garhanüczus 'Lockiger' zu garhanütas 'gelockt', galr eins 'Grossköpfiger' zu galvä 'Kopf. Im Slav. hat sich -|u- nur in dem den |o-Stämmen angeschlossenen Vokatiyausgang -ju behauptet, wie mq£u zu mqü» 'Mann' (2* S. 541), wozu zu ver- gleichen ist, dass im Lit. beliebige i'o-Stämme Kasus auch nach der u-Deklination bilden und die Nomina agentis auf -tojis im Vok. gewöhnlich -tojau haben, wie mok{tojau Tiehrer'.

150. 2} Verbalabstrakta.

Arisch. Ai. manyü-S 'Geisteserregung, Groll' av. wa*w- yt^^ 'Geist' (ai. mdnyarU)\ ai. väyü-i 'Wehen, Wind' {cäya-ti, aksl. v^jq, vgl. lit. vSjas 'Wind'), av. vayu-S 'Luft' (zu vaydh- M. 'Luftraum', d. i. ♦jjtdic^-); ai. mayü-i 'Blöken, Gebröll'.

Ai. mrtyü'i av. mdn^^yu-i 'Tod* (apers. ^uva-rnarHyu-i 'durch Selbstmord sterbend') *) aus uridg. *mriu'8 = lit. myrius Tod' (s. u.), zu av. miryeHe d. i. mdhyeHe ai. mriyd-ti (lit. Prät. miriauy Inf. mifti). Das t ist im Anschluss an *mr^, *mrti', *mrta- im Ar. neu hinzugekommen, wie in kr-t-nüri neben grdh-nü-S u. dgl. 207, a), vgl. auch -t-ya- neben -ya- § 111. 113, a.

Griechisch. uW^ 'Sohn (Gen. uW[F]o^ und hom. uTo^ aus *ulF-o^, vgl. Tovjvö^ aus ♦rovF-o^) war wie ai. sünü-S got. sunuh^ 'Sohn' 204, a) ursprünglich 'das Gebären, die Geburt* (vgl. lat. fHuSy gr. TÖvo^, got. haür mit derselben Sinnesentwicklung). Vgl. IF. 18, 483 ff.

1) Arm. nuirh mdh^ Gen. marhu mdhu, *Tod* ist iran. Lehn- wort (Meillet Z. f. armen. Ph. 1, 145 f.).

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§ 151—153.] Nominalstammformantien. m- n. n-Formantien. 225

Germanisch. Got. drunjus 'Schall* (aisl. drynr 'Gedröhn*, zn drynia 'dröhnen*), stubjus 'Staub* (ahd. stuppi).

Litauisch, gffrius 'Lob, Ruhm* (giriü g^riau), skgrius 'Unterschied' {ahiriü 8kpiau\ vplius 'Betrug* (lett. wiCu\ my- riu8 'Tod' (s. o.j, alle mit sekundärer Dehnung von i, spiczus 'Schwärm* (späczu)^ gailius 'Reue* {gailiü-s).

151. Wie neben den u-Stämmen Feminina mit -ü- : -^- 'öu- erscheinen, so gab es solche langdiphthongische Formen auch neben -|u-. Genannt ist schon § 132 av. da^nhau- apers. dahyaur neben ai. ddsyu-i. Auch das a der neben -yü-S er- scheinenden ar. Feminina auf -ydy wie ai. aviiyd 'Begierde' (ami- yti-i 'habgierig'), aivayd 'Wunsch nach Rossen' {a^ayüri 'Rosse wtlnschend'), mdyd Trugbild' {dur-mayü-i 'schlimmen Trug vor- führend, betrügerisch'), av. aiahuya- 'Erwerb des Anspruchs auf das (andre) Leben' {af9huyU'S) ist so auf -ö[u]- zurückzuführen, z. B. -yäm = *-iöjf-m, wie Akk. gdm = ^gUö^-m § 79. Das im Griech. zu uW^ gehörige uliwvö^ aus *«e|öu-no-«, wie x^Xiivri, Kopwvö^ u. a. § 132.

C. m- und n-Formantia.

Formantia -i^mo- -ijjitikJ-, -fno- -mä- und -<f^mo- -t'qimä', -«^mo- '8r[ifnä'^ 'i8rjp,fn0' 'i8rjp,mä- in superlativischen

Formen*).

153. Diese Formantien erscheinen teils in Ordinalzahl- wörtern, teils in Superlativen. Sie sind, wie in § 93, e, ß S. 163 f. gesagt ist, von Ordinalia ausgegangen. Im Anschluss an die Zahlwörter bildete man gleichartige Superlativformen.

153. 1) -mmo-, -mo-. ^septi^imö-s ^septmö-s 'der siebente' : ai. saptamd-s npers. haftum, gr. ?ßbo)Lio^ = *dßb)Lio^ (1 S. 631. 822. 838), lat. septimus, ir. sechtm-adj lit. sekmas (1 S. 521) preuss. septmas aksl. sedmyjh (1 S. 631. 718. 720). *dekrpmö-8 'der zehnte': ai. daJamd'8 av. dasama-y lat. decimus osk.Dekm-annidls '*Decumaniis'. Ai. a4tamd'8 av. oMdmor ir. ochtm-ady lit. ä8zma8 preuss. a87na'- aksl. 08myjh 'octavus'.

1) Sommer Die Komparationssuffixe im Lateinischen, IF. 11, Iff. 205 ff. Verf. Zu den Superlativbildungen des Griech. und des Lat., IF. 14, 1 ff. Sieh auch die Literaturangaben vor § 423. Brngmannt Orundriss. II, i. 15

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226 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. ]54.

Gr. iTp6|Lio^ 'Vorderster, Vorkämpfer, Führer', nmbr. promom 'primum', got. fram Vorwärts, weiter'; gr. irpÄino^ 'Vorderster, Vorkämpfer, Führer', got. fruma as. forma 'erster'; lit. pirmas 'erster^, [ed.prandium vermutlich ans *prafn-eduMn. Ay.mad9' ma 'medias', got. miduma F. 'Mitte' ahd. metamo metemo 'medio- criö' ags. meduma midmest 'der mittelste'; ai. madhyamd-s 'mittelster', got. midjungards ags. middanjeard 'Erdkreis' aus *midjum[a]-garda'Z (IF. 14, 5).

In einigen Fällen gesellte sich diese Formation mit Kom- parativen auf -ero'8 (§237). So ^uprpmO'S *upmo 8 'oberster' zu *upero8 ai. üpara-s usw. : ai. upamd-s av. upama-, lat. summus umbr. 8omo 'summum' aus ^S'Upmo-, ags. t/fem-est ufem-est; *1}dhipmo-8 'unterster' zu *^d7iero-8 ai. ddhara'8 usw. : ai. adha- mä'8y lat. lnfifnu8 (1 S. 536, Sommer IF. 11, 8 ff.).

154. Einzelsprachliches.

Arisch. Aupaücamd'8 pehl, panium 'quintus', ai. nava- md'8 av. naoma- apers. navama- 'nonus' für ^navana- (S. 163). Ai. apamd-8 av. apama- 'entferntester, letzter' (zu ai. dpara'8), ai. avamd'8 'unterster' (zu dvara-s)'^ paramd-8 fernster, letzter, bester' (von pdra-8\ av. vl8pdma' 'jeder' (von vl8pa-).

Griechisch. Hier ist das zweisilbige -mmo- ausser in öpxajuo^ 'Erster, Anführer', falls dieses hierher fällt (äol. aus ♦äpxaiiog? vgl. 1 S. 161), durch das von b^xaro^ ausgegangene -ttTog 287) ersetzt worden: uTiaTo^ für *u7ra)Lio^ = ai. upa- md'8^ |Li^<y(JaT0<; für *jL4€<y(JajL40^ = ai. madhyamd'8 153).

Italisch. Umbr. nuvime entweder 'nonum' (vgl. oben ai. navamd'8 'nonus') oder weniger wahrscheinlich 'novissime' (vgl. ai. navamd'8 'novissimus' IF. 14, 7). Lat. fmwj?, osk. im ad Abi. 'ima', vermutlich aus *in8'mo , zu ir. l8 188 kymr. w 'unter- halb'. \j2ii. po8tumu8j osk.pustm[as'postremae'|>o^7iiom'postre- mum'; könnte auch *po8-tijimO' sein (dann zu § 155 f.), vgl. K. vergl. Gr. 477. Lat. d^mu8 demum (von rfg, vgl. *dS'terO' in de- terior)y wonach 8uprSmu8 po8tr^mu8 extremu8 (IF. 14, 14 f.). Ombr. fimu^'mo 'ad citima, retro'. Lat. /mue aus *ferim&, zu fere. Umbr. 8emu 8ehemu 'medio' vermutlich aus *8^mi-mo- (lat. 86mi'). Lat. minimu8 aus *minu'm0'8. brüma, zu brevi8 (Sommer IF. 11, 210 f.).

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i 155—156.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 227

Keltisch. Ir. nömad 'dodus' für ^nön-ad (S. 163).

155. 2) 'tffimO' hat sich als Superlativisches Formans zu -tero' 236 ff.) gesellt nach -rfimo- neben -ero- (vgL IF. 14, 6 f.).

^entTj^mO'S Intimus': ai. äntama-s av. anidma-, lat. inti- muSj zu ai. dntara-s *interior' usw. *utHipm0'8 zu ai. üd *empor, hinaus": ai. utiamd-s 'höchster, oberster, bester^ av. ustdma- *äu8serster, letzter', gr. öaxaTo^ 'letzter, spätester' für *uata|Lio^ (s. unten). Av. nüdma- 'unterster', ags. ntdem-est niodem-est ^unterster', vgl. Konipar. ai. ni-tardm ags. niderra. Lat. exti- mtiSj akymr. eitham, zu lat. exter ir. echtar kymr. eithyr, zu lat. ex ir. ess- kymr. eh- 'aus'. Ags. nordmest 'nördlichst', gr. v^ptaxa' ?<TxaTa (Hes.) für *v€pTa)Lio^ (s. unten), vgl. Eompar. ags. norderray gr. v^ptcpo^, umbr. nertru 'sinistro'. Lat. citi- mus 'am meisten herwärts', ahd. hitumum hitamun 'erst, de- mum' (aus 'zunächst, ehestens'), zu ♦&«- 'dieser hier'.

Übereinstimmend im Arischen und im Griechischen wurde regelmässig auch zu den von Adjektiva aus mit ^-tero- gebil- deten Komparativen der Superlativ mittels ^-irp^mo- gebildet 240). Doch ist im Griechischen ♦-jaiiio-^ schon vorhistorisch ebenso durch -Taxo-^ ersetzt worden, wie z. B. *u7ra)Lio^ durch waTO^ 154), *u(JTa)Lio^ durch öataTO^ (s. o.). So entsprechen einander z. B. ai. amd-tama-s und gr. u))Li6-TaT0^ 'der roheSte': Koropar. amd-tara-s u))Li6-T€po^.

156. Einzelsprachliches. Arisch. ALprcUhamd-s {th für t nach caturthd-s usw., vgl. Adv. prortamdm) av. fraidma- apers. fratama- 'primus', zu Kompar. ai. pratard-m. Ai. kata- md'8 pehl. katam 'welcher (unter mehreren)?', zu Kompar. ai, katard'8\ die Übereinstimmung mit alat. quotumus^Atr wievielste' (vgl. quot) scheint zufällig zu sein. Ai. yatanid-s Relativum 'welcher (unter mehreren)'. Ai. ugra-tama-s av. ayrö-fawa- *8tärkster' (über uyrö' § 45, 3 S. 92) ; av. afwyäma'tdma- 'aller- stärkster'. Ai. vdhni'tama-s 'am besten fahrend', av. hübao^ü- tdma- 'wohlriechendster*. Ai. amavat-tama-s av. amavastama' ^kraftvollster'. Ai. migUiüitama-s 'huldreichster', av. jaymüi" t^mor 'am weitesten gekommen'.

Mit zweifachem Superlativformans: ai. SriitJui-tama-s zu iriffha-s 'glänzendster', av. vakütö-idma- zu vahiita- 'bester'.

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228 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 157—158..

Von Sabstantiva ans: ai. mö^^ai»«-« 'mütterlichster*, av^ da^vö-tama- 'Erzdaßva*.

Oriechiseh. Über die Stamm Verhältnisse des Vorstück» vor -TaTO-^ 8. § 240, ß.

Italisch. Lat. ultimusj osk. ültiumam 'nltimam', nritaL *oltemo-8y zu lat. ulter-ior (osk. in aus u nach Dental, u durch Einfluss des Vokals der vorausgehenden Silbe, vgl. 1 S. 410» 839). Lat. extimtiSj dextimus, sinistimus zu exter-ior extra usw.^

Die folgenden Formen sind von Substantiva ausgegangen v den lateinischen fehlt der entsprechende Komparativ. Umbr. hon- domu 'infimo' (o in -domu durch Assimilation an das o der ersten Silbe), zu hon-dra 'infra* 240, a). Lat. optimus, zu ops 'Hilfe', finitimus, maritimus, legitimus.

Germanisch. Got. a/iwwa 'der hintere, hinterste, letzte* ags. €ßftem-e8t 'der hinterste* (got. aftarö 'hinten*), zu got. af gr. fiiro oder zu gr. öiri-Gcv. Got. iftuma 'der spätere, folgend*, zu gr. Ik\ 'auf, zu*. Got. hindum-ists ags. hindema 'der hin- terste* (got. hindar 'hinter*) gehört hierher, falls es mit ahd. hina 'von hier fort, hin* zusammenhängt.

157. Wie in ai. prathamds 156), erscheint •trpmO'S auch sonst in Ordinalia und zwar in Dekadenordinalia im Ar. und im Ital, wie ai. viSati-tamd-s av. vlsqstdma- lat. mcein)- simuSf ai. tr\iattamd'8 lat. tricä{n)simtc8 usw.: vgl. gr. cIkocttö^, TpiäKOCJTÖ^ usw. Vielleicht sind die beiden Sprachzweige unab- hängig von einander zu diesem *-tnimO' gekommen.

Im Lat. cent-€simusy mill-^simus, mult-isimus wie gr. dKai-ocTTÖ^, x^^i-o<JTÖ^, 7roXX-o<yTÖ(;.

168. 3) 'smmo'y im Italokeltischen, ist von •(e)«-Stäm- men 396) ausgegangen (vgl. -s-mo- § 176, a, -s-lo- § 264, f und dgl.). ^auksriimO' 'höchster* (ai. Öjas- 'Kraft*, lat. aux- ilium, gr. auE-ävu)): altital. Auximum Stadt in Picenum, akelt. Uxama ('die höchstgelegene*) kymr. ucÄa/"höchster*. Osk. nes- simas 'proximae* nesimois 'proximis* umbr. ne^mei 'proxime* urital. *ne88em0', ir. nessam kymr. nesaf 'proximus*, Gf . *nedh' sifimo-, W. nedh' 'binden* (1 S. 628. 692. 724). Lat. maximu& (: ai. mdhds' 'gross* mdhas- 'Grösse*), proximus (zu ai. parc- 'mit etwas in Berührung bringen*, upala-praTcHn- *den oberea

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•§ 159.] Nominalstammformantien m- tu n-Formantien. 229

Mttfalstein (dem unteren) anfügend'), medt-oximfis (zu medi-ocris Qreprttnglieh 'mittlere Höhe habend*, gr. öE-u^), öximif pessimus {peior aas *pediö8 1 S. 672). Osk. messimas yermutlich *medi- oximas'^.

Die lat. Formen auf -üsitnus, wie novissimusy recentissu mu8y sind wahrscheinlieh nieht so entsprangen, dass ^-isemo- 159) nach pessimus n. dgl. ss annahm, sondern durch Verbin- dung von *'sem(h mit dem komparativischen -is-. Der Ausgangs- punkt dieser Neuerung ist näher nicht mehr zu bestimmen, ver- mutlich trat *sem(h an die Ädverbialform auf -is an, womit ai. uccais'tamamy gr. iraXai-TaTO^ dvui-xdxuj u. dgl. zu vergleichen sind (vgl. IF. 14, 13).

169. 4) 'isffimO' {-ismo-) erscheint, wie 'srpmO' 158), im Italokeltischen und zwar statt des nach dem Ar., Griech., Oerm. zu erwartenden 'isto- 288). Vermutlich ist zunächst in einigen Fällen das Adv. auf -is durch das w-Formans erweitert worden, dann hat dieses *-isfpmO' das ältere -isto- ersetzt. Vgl. die ebenso entstandenen lat. -is-simtis 158), uridg. -is-tero- 241), -w-jo. 384).

Italisch. Lat. pigerrimus aus *pigrise7nos,prosperrimus aus *prO'8parisemoSy facüümtis aus *faclisemos (1 S. 218. 766), dazu analogisch veterrimtis, minerrimus^), matürrimus. Lat. prlmus päl. prismu aus ^pris-mo-s d. i. ^prüs-mo-, zu lat. prior y Ygl. priscus {§3S4t)jpriS'tinus 197). plürimus alat.ploirume aus ^plöisrpmo-s znplüs, a,la,t. pUsima vermutlich = *pUisfiimO', vgl. ir. lia 'plus' = *pUis. Osk. maimas 'maximae', wie es scheint, aus *mai2[6]?iMl-, zu mai« 'magis' (vgl. umbr. mestru *maior' = *maistera § 241). Vgl. § 424, c. 428.

Keltisch. Hier ist dieses Formans der geläufigste Super- lativausgang. Gall. OuEiadiiTi Stadtname ('die höchste'), zu ir. ös uas 'oberhalb*, vgl. Uxama § 158. Akymr. hinham 'Ältester, patricius* aus urkelt. *senisamos (-Ä- nach 1 S. 772) zu hen 'alt', wie auch die Bewahrung alter Tennis im jttngera Kymr., z. B. rhataf (aus *ratham) neben Positiv rhad 'wohlfeil', das -s- ver- bürgt. Im Ir. -em aus *'ihamos (1 S. 246 § 263, 1, 1): düem zu

1) Unhaltbar sind die Deutungen von Huck Qramm. 134 Fussn. 1.

2) Unrichtig 1 S. 97 minerimus.

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280 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 160—161.

du ^eb' (Kompar. düm\ coemem zn coem 'fattbsch' usw., und indem an diese Snperlativendang nochmals -em antrat z. B. huaislimem zu uasal 'hoch*, sonairtimem zu sonirt 'stark*.

Formantia -meno' -menä- nnd -mo- -mä- in partizipialen

Formen^).

160. Mit diesen Formantien sind mediopassivische Parti- zipia gebildet, wie z. B. gr. cp€pö-|Li€vo^ (Med. und Pass.), lit. vüzamaa (Pass.).

Dass -mo- ans -mno- entstanden sei (1 S. 347 Anm. 2), ist wahrscheinlich. Eventuell ist schon in uridg. Zeit hinter Kon- sonanten und langen Vokalen -mno- zu -mo- geworden (J. Schmidt Kritik 151, Verf. K. vergl. Gr. 111). Eine Hauptschwierigkeit für die Beurteilung besteht freilich noch darin, dass sich nicht wissen lässt, ob und wie weit -wo-Adjektiva wie ai. bhlmä-s gr. 6€p^6^ mit zu unsem Partizipialbildungen zu rechnen sind (in der Art, wie z. B. gr. T^pujv zu den «^Partizipien) oder zu den § 173 ff. zu behandelnden -tno-Bildungen. Vgl. § 163.

161. 1) 'fnenO'i ai. -mana- av. 'fnana- -mna-y gr. -)li€vo- -^vo•, lat. -mino' {i durch Vokalschwächung in unbetonter Silbe), -mno-y preuss. -mana-. Vielleicht wechselten ursprünglich -minO' (gr.TreqpuTii^vo^), jl -mono' {^renss. poklausimanas), -mnö-. Jeden- falls haben einzelsprachlich Ausgleichungen stattgefunden teils zwischen verschiedenen Bildungsklassen desselben Tempus, teils zwischen verschiedenen Tempora desselben Verbums. Ai. -mänor betrachtet man teils als uridg. ^-mono- (vgl. 1 S. 139), teils als Neuerung nach -anor 180). Vgl. Bloomfield Transact. of the Am. Phil. Ass. 28, 55 ff.

In uridg. Zeit war dieses Formans jedenfalls bei den thema- vokalischen Stämmen im Gebrauch, z. B. ai. bödhamana-s gr. Tr€uGö)Li€vo^, Fut. ai. bhötsyämana-s gr. ireucJöinevo^.

Arisch. Fast durchgehends ai. -a-mrina- av. -a-niTm' (oder selten -a-mana-) gegen ai. -ana- av. -ana- -ana- bei den un-

1) Bechstein De nominibus suffixo mino- {mno-) instructis, Curtius' Stud. 8, 378 ff. Bloomfield On the vocalism and accent of the middle participle in the Indo-Eur. languages, Transact. of the Am. Phil. Ass. 28, 55 ff.

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S 162.] NominaistaminfonDaiitien. m- u. ri-Formantien. 231

thematischen Stämmen, z. B. ai. t/djamana-s av. yazdmna- zu ai. ydja-U *er verehrt'.

Griechisch. Überall -^€vo^ mit zurttckgezogenem Ton, nur im Perf. -m^vo^, z. B. 1T€u86^€vo^, Tr€Tru<T)Li^vo^.

Italisch. Als produktive Bildung gehört hierher die 2. PI. Ind. Präs.^ wie sequimini^ legiminif wenn sie richtig dem gr. d^TÖ^€vol {iOTe)f X€tÖ|li€voi (iare) gleichgesetzt wird. Die Be- schränkung auf die 2. Person würde sich aus der Gleichlautung mit dem imperativischen legimim = gr. Inf. X€T^^€val 170) erklären, wie anderseits dessen nur pluralischer und medio- passivischer Gebrauch durch das indikativische legiminl bedingt gewesen wäre. Eine unsichere Hypothese.

Sehr wahrscheinlich sind die Deutungen von ßmina als 'die Säugende' (vgl. GflXu^ 'säugend, weiblieh'), von damnum als 'das Gegebene, die Geldstrafe' und von vehenUns als *vehemenos zu veho (Niedermann BB. 10, 255).

Fren&Bi&ch pO'klatisimanas 'erhört', zu lit. klaus^-ti 'ge- horchen'; einzige Form dieser Art im Balt.-Slav.

162. Ausser lat. ßminuy damnunty vehemins 161) werden noch manche ähnliche Bildungen als ursprüngliche Partizipia unserer Art angesehen, wie gr. O^Xu^vov ai. dJuirüna-m (aus *dha' rumna-m) 'Grundlage', gr. <yT<i^vo^ 'Krug' zu Tanmi, Kpiinvov 'grobes Mehl' (zu xpivu), 'das Abgesiebte'), ß^Xejuvov 'Geschoss' (tö ßaXX6|Li€vov, vgl. ß^Xo^ 'Geschoss'), ot^peinvo^ (aTep^invio^) fest, hart' u. a., lat. alumnuSy autumnuSj Vortumnus u. a. (Bechstein Curtius' Stud. 8, 378 ff., Stolz Bist. Gramm. 1, 496f., Ciardi- Dupr6 BB. 26, 203), germ. ^ermana- *ermena' in ahd. irmin- sid usw. (vgl. MüUenhoff Z. f. d. Alt. 23, 1 ff., Kauffmann PBS. Beitr. 20, 529 ff., Braune ebend. 21, l ff.) und Völker- und Orts- namen wie agerm. Dulgumini AouXTOu^vlOl, akelt. Garumnay ferner got. stamme ('stockend') 'stammelnd', wozu ahd. stemmen 'Einhalt tun', aus ^stamna-z (vgl. oben gr. atd^vo^), zu W. sta-, aisl. dammr mhd. tam tammes 'Damm', wozu got. -dammjan 'dämmen', aus ^damna-Zy zu W. dh^- (zu mm aus mn vgl. 1 S. 383), vgl. V. Grienberger Unt. 66. 174. 198. 237. Doch ist hier kaum eine Grenze zu finden gegen die zum Formans -men- gehörigen Nomina, in denen dieses durch -o- erweitert erscheint, s. § 172.

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232 Nominalstammformantieii. m- u. 7i-Fonnaiitien. 163—164.

Freilich ist ja auch nnser Partizipiaisaffix selber vielleicht nar eine Variante des m^n-Formans (vgl. z. B. ßXri^€VO^ : ßXf\^a). Zur Erklärung seines medialen Sinnes hätte man anznnehmen, dass die ältesten Masterformen; bei denen in nridg. Zeit der engere Anschluss an einen Tempnsstamm erfolgte, an sich selbst schon, durch den wurzelhaften Wortteil, eine ^mediale' Bedeutung hatten.

163. 2) Die lautliche Variante -mo- 160) erscheint als lebendiges Partizipialformans im Arm. und im Balt.-Slav.

Neuostarmen, -um in dem Part. Präs., das in Verbindung mit dem Verbum substantivum den verlorenen Indik. Präs. und Imperf . ersetzt, z. B. sirum em 'ich liebe'. S. Meillet Notes sur la conjug. arm6n. (Extrait de la Revue BanasSr II, 2) S. 3,

Balt.-Slav. mit Passivbedeutung. Lit. viiamas aksl. vezorm zu Ind. vezü vezq Veho', lit. ßszkomas zu jSszkau *ich suche', aksl. chvalirm zu chvaljq Ich lobe', ebenso alit. Fut. veszi- masy jäszkosimas.

Von gleicher Art scheinen noch zu sein ai. TcSamörs Ver- kohlend, versengt', pra-sUma-s 'geronnen', hhlmd-s furchtbar', %/nrf-« 'scharf (J. Schmidt Kritik 101. 143), lat. o^fmu« 'nährend, fruchtbar; wohlgenährt, fett, reichlich' (über andere Auffassungen dieses schwierigen Wortes Walde Lat. et. Wtb. 432), patrimus 'seinen Vater (noch am Leben) habend' neben patntus (IF. 16, 504 f.). Eventuell ist hier auch der osk.-umbr. Imperativausgang *-möd = lat. -minö{d), wie umbr. persnihmu 'precamino, pre- cator' osk. censamu-r 'censemino, censetor', zu nennen.

Formantia -men- und -smen- -tmen-^),

164. -men- bidete teils Nomina actionis, die oft Ding- bedeutung annahmen, wie gr. ^€Ö^a 'Strömung, das Strömende', teils und zwar in geringerem Umfang Nomina agentis. Das Genus wechselte bei ersteren zwischen M. und N. Da das Formans -en- sich in weitem Umfang als Sekundärformans erweist 208 ff.),

1) H. Ost ho ff Das [armen.] Suffix -umw, v. Patrubdny's Spr. Abb. 2, 62 ff. Ch. Barthol omae Griech. övoiua > övöiiiOTO^ IF. 1, 300 ff. A. W. Stratton History of Qreek Noun-Formation I. Sterns with -M-, Stud. Class. Phil. Chic. 2 (Chicago 1899), S. 115 ff.

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% 164.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 233

SO liegt die Vermutung nahe, dass -mef^ durch Erweiterung eines m-Formans durch -en- zustande gekommen ist.

Die Ablautverhältnisse sind im grossen Ganzen dieselben wie die der en-Stämme, 8. § 208.

Abtönung i:ö im Zusammenhang mit Verschiedenheit des Accentsitzes, z. B. gr. Trol^1^v -^^V€^, Xi|i/|v : tXi'iiliujv -mov€^, barjiiiujv (1 S. 502); o-Qualität ferner im hinteren Kompositionsglied, z. B. l7nro-ßd|iuJV zu ßa^a, dv-ai|iu)v zu aTjua (§60, 3 S. 111, § 168). Schwundstufe der Wurzelsilbe bei Betonung der nächsten Silbe: ai. mdmdn-, üimän-, simän-y tmdn- (neben atmän- ahd. aium, vgl. ir. athach 'Hauch, Wind'), jmdn- (neben ajmän' djman-), gr. \i\iY\Vy 7Tu0|ii'iv, duT^yiv (neben äcTiiia). Im Griechischen er- scheinen auch Substantiva auf -|liu)v -fiiövo^, wie f)Te)iU)v.

Berücksichtigt man, dass im Germ, und im Balt.-Slav. e- und o-Qualität in demselben Paradigma regelmässig wechseln, z. B. got M. hliumin : hliuman, N. namin : namöy lit. äkmeni : äkmüy aksl. kamen-h : kamy^ und dass bei den enStämmen Spuren solchen Wechsels auch ausserhalb dieser beiden Sprach- zweige begegnen (gr. aUv : aiu)v, arm. mianjin : mianjunUy sabin. nerienem : nerio, § 208), so wird wahrscheinlich, dass die Durch- führung jedesmal derselben Qualität in den gr. Kasussystemen iroi)Lir|v, xXrimwv, fiT€|iu>v unursprünglich ist. Wie aber die Ver- teilung der Abtönungen im üridg. gewesen ist, ist nicht ge- nügend ermittelt. Nur so viel ist klar, dass der Lok. Sg. hier, wie bei andern Stammformantien, im M. und im N. 6-Qualität hatte: gr. iroifi^vi b6jLi€v, got. hliumin namin, aksl. kamene imene, ai. kärman. Wie es scheint, ai. (Uman-am apers. asman-am : ÄKjL40v-a wie ai. dätäram av. dätar-dm : gr. bu)T0p-a, und gr. iroi- fi^v-a wie ai. pitdram gr. nar^p-a (1 S. 139). Im übrigen s. über die Formansgestalt der starken Kasus noch §208.

Die schwachen Kasus hatten antekonsonantisch -wp-, z. B. ai. dsma-hhiä Sivm. Jermam-b gr. air^piLia-ai (zum Nom.-Akk. Sg. 07r^pjL4a aus *-mn); gr. ttoiih^cji, rXiiinocJi mit e, o für a nach -^ve^, -ov€^ usw. Antesonan tisch galten von uridg. Zeit her -mr^n- und -mn- : -mnn- nur hinter Konsonant und langem Vokal, -wn- in demselben Fall, aber auch sonst. -mi}n- ist z. B. vertreten durch Gen. aLkdirman-as arm./erman lett. akmins (lit. afcmmio),

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234 Nominalstammformantden. m- u. n-Formantien. 166«

aksl. Jcamhnije neben kamenijej ved. Dat. dhäman-i (dnreh da» Metrum verlangt für dhdmM), s. Ostboff v. Patrnb&ny's Spr. Abb. 2, 81 ff. und vgl. § 115, d S. 190, § 134, 1 S.213, -wn- z. B. durcb ai. Gen. Sg. Tidmnros, Instr. Sg. hhünd = *bhümndy raJmd = *raimnd^)y got. Gen. PI. namni. In weitem Umfang sind in den meisten Spraeben die sebwaeben Kasus den starken im Ablaut angeglicben worden, z. B. gr. ttoiili^vo^ usw. nacb 7roi|Li^va usw.

Der Nom.-Akk. Neutr. ging teils auf -m^ aus, wie ai. ndma av. nqma gr. 6vo\xa lat. nömeriy teils auf 'mö{n) -miin) {-dn -in^ i)y wie got. namö (abd. as. namo ags. noma zum M. geworden, § 166), aksl. sl^^ (lit. szelmü zum M. geworden, § 166), ai. ndma av. nqma und namqn (namqm). Die letztgenannten Formen des Ai. und des Av. fungierten als Nom.-Akk. PI.

165. 1) Neutra. Ai. ndma av. nqma, arm. anun (aus einer Form auf *-m«, vgl. 1 S. 357, v. PatrubÄny Spr. Abb. 2, 151, Meillet Gramm, de Tarm. 26 f.), gr. övoiiia, lat. nömen umbr. nome^ ir. ainm n-, got. namö, aksl.tm^ *Name'. Ai.A^man Lok.* Winters', gr. xti^a 'Winter, Sturm', vgl. alb. dimen M. 'Winter'. Ai. höma gr. X€0)Lia 'Guss'. Gr. (ieOina ir. sruaim- «- 'Strom'. Gr. veOina 'Wink', lat. nümen. Ai. bhdrma 'Erbaltnng, Pflege', gr. (p^piiia 'Leibesfrucbt', aksl. brimq 'Last'. Ai. tdrma 'Spitze des Opfer- pfostens', gr. T^piLia 'Ziel, Endpunkt', \hX,termen osk. teremn-iss 'terminibus'. Gr. ai\\xa 'oberes Getäfel des Scbiffs' (du-(j(J€X|Lio^), dazu as. selmo 166). Ai. mdnma 'Sinn, Gedanke', wozu da» zum M. gewordene ir. menme 'Sinn' 168). Ai. vdsma 'Decke', gr. €t|Lia lesb. F^|Li)ia 'Kleid, Decke'. Av. ra«ma 'Ordnung, Scblacbt- reihe' (Instr. raSna = *raimna), gr. öpexMa 'Ausstrecken, Strecke*. Ai. vdrtma 'Babn', aksl. wrem^ 'Zeit' aus "^vertm^ (1 S. 720). Ai. varima 'Höbe, Spitze', gr. £p|Lia 'Klippe, Fels, Sandbank' aus ♦Fepa^a. Ai. dhdma 'Satzung, Sitz, Wobnstätte', av. dqma 'Scböpfung, Gescböpf, Wohnstätte', gr. dvd-Orma 'Aufstellung, Weibgescbenk'. Ai. ddma^Bhnd% gr. uirö-briMCt 'untergebundenes, Sandale'. Lat. s^men aksl. simq preuss. semen 'Same, Saat', dazu

1) m schwand, weun das Wort mit einem Labial anfing (Dissi- milation), sonst schwand n (vgl. K. vergl. Gr. 111). Weitere Bei- spiele s. § 168. 172.

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§165] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 285

ahd. samo M. 166). Ai. sthdma 'Standort, Kraft', gr. itii-ar^^a 'Daraufgestelltes', lat. stamen. Ai. vigama 'Schritt', gr. ßf\iLia dor. ßa^a 'Schritt, Stufe, Bühne'. Ai. bhüma 'Wesen, Erde, Welt', gr. q)0^a 'Gewächs'. Gr. arpuiiLia 'Streu, Lager, Decke', lat. stramen. Gr. vi^iLia 'Gesponnenes, Garn', lat. n^men, Gf. *8Mm'^. Gr. irXfliia- TrXifipu))Lia (Hesych), lat *pUmen in pUminare (C. Gloss. L. 7, 98), ftuppUmentum. Gr. TViBiiia 'Kennzeichen', lat. agnömen (von den Römern mit nömen verknüpft), russ. znämja (=aksl. *znamq) 'Zeichen'. Ai. syüma 'Band, Streifen, Reihe', mit ^Formans (§166) gr. KaaaöiLiaTa PL 'Zusammengeflicktes, Sohlen ; Anzettelungen' (mit Präpos. xaTä), lat. MMmentum. Ai. äjma 'Bahn, Zug', lat. agmen (doch vgl. S. 236).

Ai. tökma 'junger Halm, Schössling', av. taoayma 'Keim, Samen'. Ai. ima 'Gang', röma 'Körperhaar' vgl. ir. ruamrme lodix', dhdrma 'Stütze', ddma 'das Wogen', brdhma 'Zauber- spruch, Gebet', 8ddma'Sitz\ «4ma 'Gesang', ^r^twia 'Schutz', ydma 'Gang'. Av. za&ma 'Regsamkeit, Wachsein' vgl. ai. ahtrhiman- 'sich zur Eile antreibend', av. «rao7?Mi 'Gehör, Hörvermögen', vgl. ai. hömatorfn ahd. Jdiumunt (§300), av.ma^^ma'Harn', bar^sma 'Bündel geweihter Opferzweige', ^aa;ma 'Lauf ', <5aima 'Auge', apers. tauma 'Vermögen, Kraft, Macht'. Neutra dieser Art waren ursprünglich diearm.Snbstantiva auf mni/erwn'Fieber'^), sermn 'Same, Saat' (nach Osthoff Et. Par. 1, 34 f. zu lat. germeny das als Verschränkung von *cennen + *genmen = ai. jdnma ge- deutet wird), gf^iwn 'Wolle, Vlies'. Gr. beiixa 'Furcht', irveöiia 'Hauch', b^piLia 'abgezogene Haut', tr^Xiiia'Fusssohle', tr^iii^a 'Back- werk* aus ♦7r€7r)Lia, X€imyia 'Überbleibsel' aus ♦Xemina, CeuT^a 'Ver- bindung, Schiffbrücke', (pX^xM^i 'Brand', ö^^a 'Auge' aus *ötriLia, olbiLia 'Wasserschwair, oTjua 'Ansturm' aus *ol(TiLia (zu av. aeSma- 'Zorn'), fjina 'Wurf, oiiiLia dor. aäiLia 'Zeichen' wohl = ai. dhyama 'Gedanke' (1 S. 1091, Griech. Gramm.» 570), \kyff\\ia dor. \iyfa\xa 'Denkzeichen', dor. Träiiia 'Besitz' ans ^k^my, (l S. 312), [F]pf\|Lia 'Ausspruch', ßXfl^a 'Wurf, Schuss'. Lat. vlrneriy crimen ur- sprünglich 'das Geschrei, mit dem man seinen Schädiger be-

1) Das8 das verwandte gr. F. e^p^o ursprünglich N. war in welchem Falle es sich mit jermn deckte , ist sehr zweifelhaft (vgl. Kühner Ans!, griech. Gramm. ^ 1, 383).

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^236 Nominalstammformantien, m- u. n-Fonnantien. 165.

schuldigt' zu ahd. scrian 'schreien* oder als *cr€iC'Smenr 171 ,a) zu aisl. sTcriMa 'Schreier' (IF. 9, 353 f.), culmen, ab-dömen (vgl. Walde Lat. et. Wtb. 2), segmen aus *8ecmen (1 S. 677), sagmen aus *8acmen, zu sacer (s. ebend.), sarmen aus *sarpmeny decer- mina PI. aus *di'Carpmena, mb-Umen aus ''^-texmen (zu texo\ gramen (zu tpä^J-ti^?), umbr. peZmn^r ^ulmenti* (y?^. puhnentum AUS *pelm'). Ir. deüm 'hkrin*, cuinn (gall. KOupm)'Bier\ Aksl slSm^ 'Balken' aus *selmq (lit. szelmä M. 'Giebel', vermut- lich zu ags. Ä€/ma 'Steuerruder', s. Mikkola HB. 21, 222 f.), pismq "Buchstabe' (das Formans kann -men- und -smen- gewesen sein, vgl. § 171, a), j>Zem^ 'Stamm, Geschlecht' aus*pZedm^ (1 S. 718).

Zweisilbige Basen haben zumteil ihre Zweisilbigkeit be- wahrt, und die darauf beruhenden Formen wurden auch für andere Wurzeln vorbildlich. Ai. j4wt-ma 'Geburt' neben jdwma, vdrima crfnma 'Weite', Ädüfwa 'Anrufung', hat, tegimeUi regt- men, spedmeny und mit -men-tu-m 300) z. B. offendimentumy 'monumentum, documentum (1 S. 224), mömentum aus *movi' mentom (1 S.318). In mehreren Fällen kann in dieser Sprache veegen der Synkopierungen (1 S.214f.) nicht entschieden werden, ob ein kurzer Vokal vor -men ('fnentum) ausgefallen ist, z. B. bei tegmen neben tegimen, agmen (: ai. djma S. 235), augmen (: lit. augmü 'Auswuchs'), fulmen zunächst jedenfalls aus ^fidg- men (zu fulgeo) ^), Carmen. Gr. f pu-^a 'Schutz, Schutzwehr'.

An Formen wie gr. irä^a jnvä^a, vfi^a <TxflM<*> la*« effamen^ suffimen schlössen sich solche an wie gr. öpäina 'Anblick', vörma 'Gedanke', )Lii(T6u))ic^ 'bedungener Lohn', |Lir|vl)ia 'Ursache zum Zorn', etXö^a 'Hülle, Kleidung' )irivö)ia 'Anzeige', lat. certamen fordmen umbr. t i k a m n e '*dicamine' (vgl. lat. praedicdmentum), lat. volümen statümen, molimen. Zu denominativen Verben ge- hören, wie gr. ^rjvü^a lat. statümen, so die arm. erdumn 'Schwur', barjumn 'das Aufheben, Wegnehmen', sie sind daher mit ur- sprünglichem ü anzusetzen. So wird auch gelumn 'Drehung, Umwindung' ü gehabt haben und mit eiXüjLia und volüjnen sich decken, gemeins, Gf. *jfelümen-\ dieses selbst mag durch Aus- gleichung von *^elü'men- (vgl. gr. f Xö-xpov und fpö-^a) und *y>lü'

1) Wegen der Formen mit -gm- vgl. noch 1 S. 680 f., Sommer Lat. L. u. Fl. 288.

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9 166.] Nominalstammformantien, m- n. n-Formantien. 237

mefh entsprungen sein. Arm. -umn wurde produktiv, z. B. acumn 'das Bringen, Führen', Jcerumn 'das Essen, Nagen'. S. Osthoff V. Patrubiny's Spraehw. Abh.2, 62 ff.

Lat. (ytnen alat. ösmen aus ^avismen zu gr. öfoiiiai aus ♦öFicT-iOMai (1 S. 765).

166. Sonstiges Einzelsprachliches.

Griechisch. 1) Doppelheiten wie Trd>)Lia : iröina Trankt -6rma : O^iiia 'Setzung' entstanden vielleicht durch Anschluss an die Vokalisation der Abstrakta auf -(Tt^, Tröiiia nach Trö<Ti^, O^iiia nach O^m^ usw. 2) Die alte n-Flexion ist seit urgriech. Zeit ersetzt durch eine T-Flexion, die aller Wahrscheinlichkeit nach durch Zusammenziehung von 'fnen' und -mif-to- (lat. stramen strämentum usw., s. § 300) zu 6inem Paradigma entstanden ist: vermutlich sind z. B. die Kasus (TTpiiiiLiaTa, ajp\jj\x&i\jjv = lat. stra-^ menta^ strämentörum; da nun daneben *<yTpiw)Liava, ♦-dvwv (lat» stramina, -inum) lagen, so bildete man auch (TTpuiiiiaTO^, -aTi neben ♦cTTpui^avo^, *-avi. Von da aus kam dann die T-Flexion auch zu andern n-Stämmen, wie oöGax- 'Euter' für *oö6av- u. dgU S. Osthoff V. Patrubdny's Spraehw. Abb. 2, 86 ff. Ältere Literatur über die Entstehung der Neutra auf -()Li)a -(^)aT0^ s. Gr. Gr.' 198,.

Lateinisch, flamen M. war wohl ursprünglich N. mit der Bedeutung 'Priesterschaft' (Etymologie zweifelhaft, am ehesten zu got. blötan 'verehren') ; aus flamönium wird ein M. *fiainö er- schlössen ^).

G ermanisch. Im Westgerm, sind die Neutra, die imNom.- Akk. Sg. denselben Ausgang hatten wie der Nom. Sg. der mask. men-Stämme 164 S. 233 f.), zu M. geworden: ahd. as. nama ags. noma 'Name' gegen got. namö N., ahd. samo 'Same' gegen lat. sSmen, as. selmo 'Bett' ags. sealma 'Bettgestell* gegen gr. cT^X^a. Aisl. nafn N. neben got. namö, wie vatn § 217, b.

Baltisch -Slavisch. Während das Preuss., wie das Slav.^ das Neutrum noch hat, sind die alten Neutra im Lit.-Lett., auf derselben Grundlage wie im Westgerm., zu M. geworden. Lit. Samens PI. 'Saat': preuss. semen aksl. aimq'^ szelmü 'GieheV i

1) flamönium kann aber auch ^fldmini-mönium (vgl. mätri- tnönium^ vadimönium u. dgl.) sein, woraus *fl^mimönium (vgl. IcUrö» [nt\cinium K. vergl. Gr. 245), weiter flrämönium (wie 8i[mt]moditM)^

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238 NominalstaininforinAntien. m- u. n-Formantien. 167—168.

ak8l. sUm^ (S. 236); augmA 'Auswacbs': lat. atigmen'^ jüsmü 'Gurt, Hosenband' : gr. I6j^a. Da im Slav. die ROi-perteilnamen mit -men- N. sind, aksl. tim^ 'Scheitel', ram^ 'Schulter', vymq russ. vfjmja poln. wymi^ 'Euter', so werden teilweise oder viel- leicht durchgehends^) ursprünglich ebenfalls N. gewesen sein lit. momä 'Scheitel', TTiaumt^ 'Schädelspalte der Neugeborenen', raumü 'Muskelfleisch' (dazu aksl. rumM^ 'iruppöq'), mdmü 'Kreuz des Körpers', PI. 'Lenden', teazmü (lett. tesmem) 'Euter' (vgl. auch krümenis 'Kinnbacken' lett. sJcrimens 'Kniescheibe'). Aksl. vymq aus *vydm^ war Umbildung des durch ai. üdhar usw. vertretenen uridg. Wortes 217, a. 455) nach einem dem lit. teszmü ent- sprechenden men-Stamm. ramq aber für ramo (: ai. irmd-s usw. § 174) ist erst im Slav. dieser Wortkategorie im Ausgang an- geschlossen worden. Vgl. die Körperteil bencnnungen mit -en- §209,b. 217, a.

167. 2) Maskulina. Diese zeigen teils gleiche Bedeu- tung wie die Neutra, teils sind sie Nomina agentis. Angesichts der vorliegenden Ablau^ und Betonungsverhältnisse (vgl. § 164) ist eine sichere genauere Einteilung der sämtlichen Formen für die Zeit der idg. Urgemeinschaft nicht mehr möglich, nur dass man konstatieren kann, dass in einem Teil der Formen -m«n- -monr primäres, in einem andern Teil sekundäres Formans war.

168. -men' als primäres Formans. Westgerm. und lit. Formen sind eingeklammert, wo sie nach § 166 ursprünglich N. gewesen sein könnten. Ai. äimari' (Akk. dSman-am) av. apers. asman- (apers. Akk. a«iiwlw-am) 'Stein, Himmel', dazu mit Schwund von m Gen. ai. d^n-as av. ain-ö, Instr. ai. ddnäy gr. äK|nu)v -ovo^ 'Ambos, Donnerkeil'; vgl. lit. äkmü -efis aksl. kamy -ene 'Stein' (IS. 546 f.). Gr. T^p|nu)v -ovoq 'Grenze', lat. termo -önisy vgl. N. gr. T^piLia usw. S. 234. Gr. (JTri^iuv -ovo^ 'Aufzug am Webstul', got. 8tOma 'Bestandteil, Element' (lit. «^owä 'Statur, Körperlänge'), vgl. N. gr. dirl-cmma usw. S. 235. Gr. irXeuimuv -ovo^ \sX. pulmo 'Lunge'; die Zusanmiengehörigkeit dieser beiden Wörter ist sehr wahrscheinlich (vgl. auch lit plaü-cziai PI. 'Lunge'), wenn auch

1) Vorsicht ist geboten wegen m. Körperteilnamen in andern Sprachzweigen, wie gr. itXcOmujv lat. pulmo 168).

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% 168.] NomiDalstammformantien. m- u. n-Formantien. 239

ODBicher ist, wie sie zu yereinigen sind (pulmo ans *peltMnö?). Ai. simän- 'Haarscbeide, Scheitel' (auch F., ^Grenze, Markung'), aisl. sime (as. simo ags. simä) 'Strick, Seil*; auf gr. ♦l^tüv (i) weist liLiov-id 'BranneuBeil', vgl. auch das von einem ^juaivui (i) *ich fessle, binde* abgeleitete \)iäv-T- (t) Nom. Sg. \^d^ CFessler') 'Riemen' (IF. 11, 293 ff.). Gr. ttoimiiv -^vo<s 'Hirt', lit. p^mü 'Hirtenknabe' (: ai. päyü-i gr. irdiu, § 149 S. 223). Ai. vidmän- 'Wissen, Weisheit', gr. Tb^ujv -ovo^ 'kundig', tb)i€vai 'wissen'. Ai.|>ra^Äiwdn- 'Breite', gr. TiXatainiüv ( wvo^) 'flacher, platter Körper'; ai. Instr. ^ra^Ain^t wie varind (s.u.).

Geschlechtige Form fttr das Neutrum im Sehlussglied von exozentrischen Komposita: ai. prihü-pragaman- 'weithin die Schritte nehmend' gr. \Tnro-ßd|nu)v Tferdeschritt habend' zu ♦pra- gama ßflina, ai. saptd-naman- 'siebennamig' zu ndmaj vihd-kar- man- 'allwirkend' zu Jcdrma, gr. dv-ai)Liu)v 'blutlos' zu aTjua, iroXu- KTriiLiu)v 'viel Besitz habend' zu KTfiiiia.

Arisch. Ai. üimän- uSman- 'Hitze', svadmdn- 'Süssigkeit, Lieblichkeit' neben N. svddman- (dasselbe), raimdn- 'Zügel' Instr. rahnd, draghmdn- 'Länge' Instr. dräghmd, varimdn- 'Weite' Instr. varind neben N. vdriman- (dasselbe), bhümdn- 'Fülle, Menge' Instr. bhünd, primdn- 'Liebe' Instr. prSnd^\ damdn- 'Gabe, Geber' neben N. drfwaw- 'Geben', dharmdn- 'Träger' neben N. dhdrman- 'Stütze', brahmdn- 'Zauberpriester' neben N. brdh- man- 'Zauberspruch', sömdn- 'Kelterer'. Av. rasman- 'Schlacht- reihe' neben N. rasman- (dasselbe) S. 234, zaSman- 'regsam, wach' neben N. zaeman- 'Regsamkeit' S. 235, bar^ziman- 'hoch'.

Griechisch. -|nr|v -|li^vo^: Xiinriv 'Hafen' mit Xei^iüv (s. u.) verwandt, iruG^riv Tiefe, Boden', u^/|v 'Häutchen' zu Ka(T<JÖ|naTa S.235, duT^rjv 'Hauch' neben dcT^a (dasselbe). -)Liuiv-|iövo^: fiye- Hiwv 'Führer', Knbeiniüv 'Fürsorger'. -|iia)v -|iiuivo^: xexiiwv 'stür- misches Wetter' neben xti^a S. 234, Gniiiüv 'Haufe' neben dvd- OniLia S. 2.34, Xeijuiiiv 'feuchter Ort', kcuG^iuv 'Schlupfwinkel', xeXa- Huiv 'Wehrgehenk, Tragriemen'; vgl. die M. dTiwv ttuXuiv usw. § 212, c. -jiuiv -jiovo^: TX/jjiuJv 'standhaft, ausdauernd', dXrjjiiuiv

1) Über die Vereinfachung von mn zu m und zu n s. S. 234 Fussn. 1.

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240 Nominalstammformantieii. m- u. n-Formantien. 168*

'umherirrend', ^Xcf'iiiiuv 'mitleidig' (vgl. vöima u. a. S. 236), T€pd- ILiuüv 'was sich weich kochen lässf und Komposita wie ausser den S. 239 genannten noch z. B. €iHOifi|iu)v 'in Ordnung erhaltend'^ (-Oii|ia), €Ö-€iiLiuiv 'schön gekleidet' (eTjia).

Italisch nur 'mön- (termo -önis : x^pimwv -ovo^ = grcnftor -Orts : T€v^TU)p -opo^). Lat. Semo 'Saatgott' (vgl. S^mön-ia), päL Semunu 'Semonum', zu lat. sSmen\ lat. sermo^ salmo\ alimOy wozu Alemön-ay aümön-ia, vgl. auch querimönia u. a. § 169.

Keltisch. Ir. menmey Gen. menmany 'mens', zu ai. mdnma S. 234; der Nom. Sg. auf ^-mens (1 S. 240) ist eine Neubildung und legt den Gedanken nahe, dass das Wort ursprünglich N. war^). Auffallend sind mit ihrem f. Genus ir. talam (Gen. tal- man) 'Erde' aus Halamö (zu ai. tala-m 'Fläche, Ebne', bret. taZ 'Stirn'), anim (Dat. anmin) 'Seele' (mbret. eneff, PI. anaffon)^ vgl. die mask. orbem usw. § 169.

Germanisch. Got. hliuma 'Gehör' neben av. N. sraoma S. 235. Got. skeima 'Leuchte, Fackel', ahd. sclmo aisl. skime 'Glanz'. Got. hlöma ahd. bluomo aisl. blöme'B\ume\ Got. hiuhma 'Haufe' (zu ?iau?i8 'hoch'), ahma 'Geist' (vielleicht zu gr. ömna^ s. Zupitza Germ. Gutt. 72 f.), mühma 'Wolke', ursprüngliche M. waren vermutlich auch ahd. goumo giumo guomo ag^. ;föma Gaumen' (vgl. 1 S. 174 und die mask. germ. Körperteilnamen § 215, b), as. liomo aisl. liöme 'Glanz, Licht' (: got. lauhmun-i F. 'Blitz, Flamme'), ahd. gli^emo 'Glanz' (: got. glümunjan'gll3Lnien\ rotamo *Röte*, toidemo *Mitgift' ags. tveotuma 'Kaufpreis der Braut' (W. jf€d(A)-).

Baltisch -Slavisch. Aksl. plamy (auch plamen-h) 'Flamme' aus *polmy. Welche von den lit. Wörtern auf -mü ausser pämä (z. B. aszmü 'Schneide', lygmü 'Ebenbild', teszmü 'Euter') ursprüngliche Maskulina sind, ist unklar. In lett. Formen mit 'man' wie UkmaM PI. 'Abfall beim Schlachten' scheint die Ablautform *-mon- erhalten zu sein, im lit. momonS neben rnomü 'Scheitel', szarmonys neben szarmü 'Wiesel' u. a. (Leskien Bild.

1) Dazu hom. epoau-|Li^|Livujv 'kühn* (vgl. 0paa\>-^^<;), falls man annehmen darf, dass eine ungewöhnliche Behandlung der Lautung vu- vorliegt, veranlasst durch die andern Nasale des Wortes oder durch Anlehnung an 'ficfa^ii^yusy (1 S. 361).

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% 169—170.] Nominalstammformantien. w- u. n-Formantien. 241

d. Nom. 397. 421) dagegen die Ablantfonn -mönr (vgl. szirszonis § 216).

169. -men- als sekundäres Formans. Ai. 'imän- (vgl. varimdn- 'Weite* S. 239) in dragikimän' 'Festigkeit' {dr^M-s^ Eompar. drd4hlyas'\ dhümrimdnr 'Dttsterkeit' (dhümrd-s) ver- mutlich im Anschluss an prathirndn- nehen prthürf prdthiyas- u. dgl. Gr. dKpeiLiiiiv 'Ende des Astes, Wipfel' (äicpo^), baiTu^uiv *am Male Sitzender' (baixii^) wie fiT^Mtbv, loibemüv. Lat. Tel- lümo Gott der Erde {teUüs). Vgl. die an älimönia alimönium (alere), querimönia (queri), aegrimönia (zu aegrire und zu aeger) angeschlossenen acrimönia, castimöniay trutimönia und trlsti" mönium u. a. 118 S. 194). Ir. orbem 'der Erbe' {orbe 'das Erbe'), fiaithem 'Herrscher' {flaith 'Herrschaft'), dülem 'Schöpfer* {düü 'Element'), brithem 'Richter' {Jbreth 'urteil'), ollum, Gen. ollaman, Titel für den princeps auf einem Wissensgebiet (oZ^gross'). Im Friesischen z. B. werthma 'Schätzung' zu toerth 'Wert'.

Vgl. noch 'S-men-, zu «-Nomina, § 171.

170. 3) Infinitive auf grund von Verbalabstrakta er- scheinen im Ar., Griech. und vermutlich auch im Ital.

Arisch. Dative: ved. z. B. ddmanß 'zum Geben, zu geben", dhdnnane *zu erhalten', trdmane 'zu beschützen' und vidmdn^ *zum Wissen, zu wissen' (vgl. unten gr. Tbinevai), av. staoma^ne 'zu preisen', xSnümafne 'zufrieden zu stellen', gthav. xSqnm^ne 'sich zu gedulden'.

Griechisch. Lokative auf -juev bei Homer, im Thess., Boot., EL, Ark., Dor., Nordwestgr., wie Tb^ev 'wissen', G^iuev 'setzen', *ia^ev (hom. thess. f^iev dor. fj^ev delph. et^ev) 'sein', wonach TiG^^ev, iai&^ey, dpvu)i€v, biKacydjiev, dr^iuev, dX8^)i€v usw. Dative auf -fiievai nur lesb.-hom., wie Tbiiievai, O^jievai, ^bfiievai, ßrmevai, TVifiinevai, wonach ba/mevai, q)avif)iLi€vai, T€TXä|Lievai, Zieu- Tvu|i€vai, deib^^evai, elir^^evai, äiiiievai usw. üridg. war *-mnai und *'mi}nai] -^evai war Umbildung von *-|Liavai nach -|Liev oder . aber eine Erweiterung von -juev nach andern Infinitiven auf -ai. *'mnai mit Verlust des m vielleicht in ion. att. elvai ark. fivai = *davai, Tv&vai; elvai aus ♦4(y[)Li]vai verhielte sich zu el^ev f\^ev wie ai. Instr. dsna zu Lok. d^man 168 S. 238).

Italisch. In der lat. 2. PI. Imper. auf -mini wie fäminl

B mg mann, Grandriss. II, i. 1$

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242 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 171.

lavamini sequimini vermatet man den Dativ onsrer men-Stämme, der als imperativischer Infinitiv wäre gebraneht gewesen. Die Einschränkung auf den Gebrauch als Plural und der mediopassi- vische Gebrauch wären durch die 2. PL Ind. auf mini = -juevoi veranlasst worden. Vgl. § 161.

171. 4) Konglutinat von -if-, -^ mit -men-.

a) 'S-men-y entsprechend dem -smo- 176, a), häufiger im Griech., Ital., Kelt., Germ. Zur Natur des « s. § 6 S. 10 f.

Griechisch. Ion.Trpf\x^ctaus*7rpäK(y)Lia (neben attirpäTMa) 'Tat', ebenso epid. irdp-beixinct (neben irapä-beiTMOt) 'Beweis, Bei- spiel', q>dpxMa (neben (ppdT^a) 'ümhegung'; Ixuaia* txvia Hesych (vermutlich zu ßaXo^, s. IF. 16, 498). Häufiger bei Stämmen auf dentale Verschlusslaute, wie irXdcTiLia'Gebild' (irXdcrau) firXaaa), KXdia^a 'Gespinnst' (rXiiiGu)), fpeicTiLia 'Stütze' (dpeibiw), diri-Xri- a\xwv 'vergesslich' (Xr|6u)), (ppdaimuv 'geschickt, kundig' TToXu- q>pd(T^u)v, woneben auch q)pdb|iiuiv TToXuq)päbiLiu)v, vgl. auch 'Aya- ^^(T)Liu)v 1 S. 361. Neutra auf -la^ia, -acxina, -oaiiia zu Verba auf 'luj (*-biu)), als vö)m<J|na 'Brauch' (vojiiZiu)), £(TTra(TiLia 'Liebkosung' (dairdZioinai), dp^o<7|iia 'Zusammengefügtes' (dp|iöi!:ui). ireiaiua 'Tau' (vgl. lat. offendimentum, W. bhendh-) setzt ein noch in urgriech. Zeit vorhandenes *7r€ve-)Lia voraus; hierüber und über die Nebenformen nia\ia, Ti&a^ia s. 1 S. 360, IF. 11, 104 f. (T€i(T)Lia 'Erschütterung' zu aeiiw, W. t^ets-.

Welches die ältesten Formationen mit -s-men- im Griech. waren, ist nicht mehr zu ersehen. Doch wird diese Sprache, wie andere Sprachen, dies Konglutinat als altes Erbe besessen haben, etwa *X€ÖK<J^a *X€OxMa = lat. lümen (vgl. Xüxvo^ = *Xuk- <Jvo^), von wo -cJ^a weiter um sich griff. Bei den Stämmen auf dentalen Verschlusslaut oder auf s mochte die Ausbreitung von -Cixa -(TiLiuiv gefördert werden durch die Perfektausgänge -aiiiai, -(TlLieOa, -a|i€vo^ (hier war a von -orai aus eingedrungen, z. B. TT^TrXacT^ai ircTiXacTiLi^vo^ nach Tr^TrXaorai). Man beachte v(paaiia 'Gewebe* für und neben öq)a|H)Lia = *uq)av-)Lia (u<pa(vu)) wie 8<pa- a|iai ucpacTii^vo^, was arg. ^p&aa^a für TPÄMM« = ♦TP«<p-MCt nach sich zog und umgekehrt kret. \\fd(p\\x\ia für i|iäq)i(T|ia (i|iiiq)i2;u)) aufkommen Hess.

Italisch. Lat. (Foruminschrift) Jouxm^n^a PI., jümen-

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i 171.] Nominalstammformantien. m- n, n-Formantien. 243

tum (1 S. 673. 765), znjügera (anders gr. 2;€0tm<i)- lümen aas ^louxmenj vgl. lüna prän. lösna ans *louxna av. rnoxina- usw. 183) und iUüstris aus Hn-laux-tria (1 S. 673). Daher wahr- scheinlich aach ex-amen aas ^-oxmen (anders (ngmen)^ conto- minare aus *-taxmen (vgl. con-tagium), sümen ans *Büxmen (sügo). timo entweder ans Hensmö, zn ten-s- {teneOf tendo\ das in tinsay prö-tilum (*-tenslo-m), prenss. teansis 'Deichsel' vor- liegt, oder ans ^tenx-mö^ zn ^tet^q-s- (teidq- teidg- in got. peihan ^Fortgang haben, gedeihen', aksl. t^go 'Zttgel*), das in ahd. dih^ Mla 'Deichser ans *pwx''S'löf got. ßeiTis N. 'Zeit* ('Erstreckung') erscheint.

Keltisch. Ir. gairm N ., kym r . bret . garm 'Rufen, Geschrei', nrkelt. *garsinen-. Ir. griimm 'progressus' aus ^grensmen- d. i. *grend'\'8men'y zu in-grennim 'ich verfolge', ebenso Uimm kymr. ll-am 'Sprung' zu ir. Ungid, drHmm 'das Erklimmen' zu dringid, boimm 'Stück, Bissen' zu -boing, biim corn. bomm 'Schlag' zu ir. benim, s. 1 S. 378. 687. 692. Erwähnt seien auch die schwierigen Formen mit air. -dm- nir. -dkm- wie feidm 'An- strengung' fo-naidm 'das Binden, Vertrag', ttber die Strachan BB. 20, 20 f. handelt.

Germanisch. Ahd.tro^mo traA^^tm) Wachstum' (1 S.712) ^u vodhsan 'wachsen' W. ay^g- 6 S. 11). Ahd. rosmo rosamo *Röte, Rost' zu *reudhes' *rudhs' in ahd. rost 'Rost* gr. N. fpeu- ^o^ lat. rübar u. a. (1 S. 628). As. brösmo 'Brosame, Krume' ^u *bhreud-S' (aisl. briöta 'brechen') in ags. brjjsan 'brechen' aksl. brhsnq^i 'rädere, corrumpere' (Pedersen IF. 5, 38). Ahd. fram- dehitno 'fortschreitendes Gedeihen' dlhsemo 'Gedeihen' zu dihan (vgl. oben gotpeihs N.). As. blicsmo '^Blitz' zu blican 'glänzen'. Zum Genus dieser westgerm. Formen vgl. § 166 Ober ahd. as. namo.

Baltisch-Slavisch. Aksl. 6ism^ 'Zahl' aus *6itsm^, wie Oslo 264, f ). Im Balt. -smen- nur in Weiterbildungen : lit. wes- menui 'dem Führer' bei Bretkun, zu vedü, eismeni 'Gang' (wie eUmi 'Gang') neben eimenä 'Bach', lett mesmens 'Aufzug des Gewebes' neben lit. PI. mitmens.

b) 't-men- neben -^mo- (vgl. § 176, b). Gr. deTjia' cpXöE und 6\}i)ii\v 'Hauch, Dunst' neben d€TiLi6^ duTiiii^, zu äimi äeXXa. Ags. blöstma neben b^d^m 'Blüte'.

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244 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 172.

172. 5) Nominale Erweiterungen von m^n-Stäm- men. Schon wiederholt sind oben berührt die Neutra auf ^-m^o-m wie ai. Srömata-m ahd. hliumunt, gr PL OrpiiifiaTa lat^ gtramentumj eine Klasse, die besonders im Griech. und Ital. sich weit verbreitet hat (s. § 166, 2 über (TTpOü^a orpiö^aTO?), und deren Entstehungsart § 300 zur Sprache kommen wird.

Ausser diesen Nomina sind hier besonders noch hervor- zuheben die Stämme, die das Ansehen haben, als sei die Form auf -mn- in die o-Deklination übergeführt oder mit dem Formans -(t)|o- erweitert worden. Durch den § 160. 164 berührteu Laut* Wandel ist hier zumteil m oder n geschwunden nach Gesetzen, die J. Schmidt Kritik S. 87 ff. behandelt.

Um mit der o-Erweiterung bei der Verwendung als hinteres^ Kompositionsglied zu beginnen: erhalten ist 'mn- in gr. viiivu- ^vo? 'namenlos* zu dvo|ia, d-x^pajivo^ 'unerweicht, hart* zu xepä- )LiU)v, dagegen ist n geschwunden in ai. priyddhamors 'er- wünschte Stätten einnehmend* zu dhäman-j vi^vd-karma-s (neben tnivd-Tcarman-) 'allwirkend* zu kdrman-, gr. fiv-ai^o^ (neben dv- aijLiuiv) 'blutlos' zu al^a, du-aaeXiiio^ 'wohlgebordet' zu a^X^a,. ßaGu-Xei^oq 'mit tiefen Wiesen* zu Xeiiiuiv, lat. sub-Umus zu Umefif s. § 60, 1 S. 108 f. Hierzu das lit. dema- (zu dä-ti) in prüdem nü-dimai 'ganz und gar' i-dem 'wirklich', vgl. nü-deme 'Vergehen, Sünde'. Bewahrt ist ferner -mn- in gr. Xi^vri 'See, Teich' neben Xi^r|v, ö^vo^ ('Liedgef üge') 'Lied' neben üfiiiiv, irXifiiLivTi 'Radnabe*^ neben TrXfJiia, {JTpiwjivi^ 'Lager' neben <JTpd»^a, ttoiiuvti 'Herde* neben 7roi|ir|v, lat. columna neben columen, got. Dat. PI. nam- nam neben namö 'Name', aisl. nafn aschwed. ndbn 'Name', mit -(t)|o- gr. troijiviov 'Herde' neben TTOi^rjv, cmmviov 'Gewebe*^ neben cttiiiliujv, lat. calümnia (vgl. calvi) zu einem *calümen (vgL volümen : volvo)^ got. toitubni N. 'Erkenntnis' wcddufni N. 'Ge- walt' fraistubni F. 'Versuchung' wundufni F. 'Wunde' mit bn,, fn aus mn (1 S. 383. 853, K. vergl. Gr. 115. 241, wo die ältere Literatur über diese Bildungen). Mit -7>o- aus -mno-: ai. dina- 'Stein' (Instr. PI. dJnaii) aus *aimna' wie Gen. Sg. dinas aus^ *a^mn-a8 § 168 S. 238, und so wohl auch av. raoxina- 'leuchtend' lat. lüna prän. lösna (aus Houcsna) preuss. lauxnos 'Gestirne' aus HeuqsmnO' zu lat. lümen aus ^leuqsm^ § 171, a S. 243, gr..

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% 173.] Nominalstammfonnantien. m- u. n-FormaDtien. 245

txvo^ N. 'Spur* auf grnnd von ♦tfc«?»no-, zu txMaxa § 171, a S. 242. -no- und -mo- nebeneinander aus -mno- veimutlich in: ai. budhnd'S (gr. iruvbag lat. fundus) und ags. botm ahd. bodam ^Boden', zu gr. ttuGiliiiv; ai. pani-f 'Hand, HuF aus *parw-t- <1 S. 430), av. pdv^na- 'hohle Hand' (Bartholomae Altiran. Wtb. 895) und gr. iraXäjiTi lat. pälma 'flache Hand* ir. lam (1 S. 479) ags. folm ahd. fohna *Hand', zu gr. iraXaiivaiG^ 'Mörder* d-TräXaiii- vo^ 'keine Hand rührend*; der Schwund von m hing auch hier wohl von dem labialen Wurzelanlaut ab (vgl. S. 234 Fussn. 1).

Die o-Erweiterungen von -men- sind nicht genau zu sondern von dem Partizipialformans -mno', s. § 162. Die dort genannten gr. (TTäjivo^, got. Stamms z. B. könnten auch auf ai. N. sthdma usw. bezogen werden; bezüglich der Stufe des Wurzelvokals würde sich aksl. bes-pr^smene 'ohne Unterbrechung' vergleichen, aus dem eine Stammform *'St9'men' zu entnehmen ist (Meillet ]&tudes 423). Vielleicht ist ja das Partizipialformans, wie a. a. 0. bemerkt ist, nur als eine formantische Variante unseres -men- ins Leben getreten.

Formantia -wo- -mä' und -smo- -smä-^ -tmo- -tmä-, 'dhmo' -dhmä'^),

173. -mo' hat meist das Aussehen eines primären Formans. Aber auch in solchen Fällen kann es vielfach als sekundär be- trachtet werden, da die betreffende 'Wurzel', als die mo-Bildung aufkam, möglicherweise als Nomen vorgestellt war, z. B. ai. yudhmd'S : yüdh'. S. §67S. 125. Wir bezeichnen im Folgenden -mo- blos in solchen Fällen als Sekundärformans, wo der voraus- gehende Wortteil nach irgendwelchen Anzeichen nur als Nominal- stamm angesehen werden darf, wie bei ai. dru-md-s 'Baum'.

Schwierig ist die Abgrenzung gegen -men-, -mno-j da seit uridg. Zeit -mno- unter gewissen Bedingungen zu -mo- geworden ist. S. hierüber § 160. 163. 164. 172. 174. Dem Verdacht, auf diesem Weg entstanden zu sein, sind am wenigsten die Formen mit 0- Abtönung in der Wurzelsilbe ausgesetzt, wie gr. (pXoTjiö^,

1) K. Krapols De adiectivorum Graecorum in -i-mo, -ö-iiuo exeuntium vi, forma, origine, Lips. 1887. A. W. Stratton History etc. (S. 232 Fussn. 1).

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246 Nominalstammformantieii. m- u. n-Forroantien. 174.

6u)iLiö^. Der Tonsitz des Typus q)XoTiLiö^ ist auch als nrgerm. za erweisen dnrcb ahd. zoum = ^taujmd-z^ zu ziohan (vgl. S. 24^ Fussn. 1).

Teils Substantiva, meist Abstrakta, teils Adjektiva.

174. 1) -mo- als Primärformans erscheinend. *gUhorfn(h: ai. gharmd-s 'Hitze, Glut', av. gar^ma- 'heiss*, N. gar*m9-m *Hitze*, apers. garma- 'Hitze' in garma-pada- N. CStand- ort der Hitze' oder 'Eintritt d. H.') Name eines Monats, lat. for- mu8 Varm', ahd. warm 'warm' (? s. 1 S. 613); davon preuss. gorme 'Hitze'; dagegen arm. /erm gr. Gep^ö^ 'warm' vielleicht aus *giUhermno'8 zu arm. fermn S. 235. Gr. «popiiiö^ 'Tragkorb', ahd. barm aisl. barmr 'Schooss' (got. barms sekundär nach der t-Deklination, § 177), zu W. bher- 'tragen'. Gr. Ouiiiiö^ 'Haufe, Schober', got. döms ahd. tuom aisl. d(hnr 'urteil, Gericht', zu W. dJU' 'setzen'. Gr. TÖpfiio^ 'eingebohrtes Loch, in das ein Zapfen oder dgl. kommt', ahd. darm aisl. parmr 'Darm' ('Durch- gang'). Got haimös F. PI. 'Dörfer, Flecken' {haimi- § 177), ahd. heim N. 'Wohnort, Haus', aisl. heimr M. 'Wohnung, Welt', \iU kSmas 'Dorf, Gehöft' (kaimynas 'Nachbar', 1 S. 191), vielleicht zu ir. coem kymr. cum com. cuf urkelt. *Jcoimo8 'hübsch, lieb- lich'. Lat. spüma ahd. feim ags. fdm M. 'Schaum', vielleicht ur- sprüngl. mit -mn-, vgl. ai. pMfM-s preuss. spoayno aksl. p^na 'Schaum'. Ai. djma-s gr. öf\io^ 'Bahn' (vgl. 1 S. 486) *). Gr. q>i\m 'Kundgebung, Gerücht', lat. fama. Gr. äve^o^ 'Wind', lat. ani- mus animaj vgl. das ir. Fem. anim (Dat. anmin) 'Seele' § 168 S. 240. Gr. KdXajio^ 'Rohr, Halm', lat. culmus, ahd. Iiaim 'Halm*^ aisl. halmr 'Stroh', lett. salms 'Stroh' aksl. slama 'Halm'. Gr. KvrjiLiTi dor. Kvd)iä 'Schienbein', ahd. hamma 'Schenkel' (aus ^han- ma)f vgl. ir. cw^iim 'Knochen' (1 S.419; 2, 1 § 177). ki.iyamäs av. säma- 'schwarz', lit. szimas 'aschgrau, blaugrau', uridg. *A|^- mo' (1 S. 95. 268. 490). Lat. ulmusy ir. lern {*lmO')y ahd. elm- boum aisl. almr 'Ulme'. Ai. dhümd-8 lat. fümus lit. PI. dümai aksl. dym^ 'Rauch', gr. Bv^iöq 'Mut, Leidenschaft' (ursprünglich etwa 'Wallung*), dazu ahd. tümön 'sich im Kreise drehen' und mit Vollstufenvokalismus toum 'Dunst, Duft'. Gr. cn^iö? 'ein-

1) Wegen der o-Abtönung im Griech. ist ursprüngliches -mn- (vgl. lat. agmen ai. djman-) abzulehnen.

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# 174.] Nominalstammformantien, m- u. n-Formantien. 247

geannken, eingedrückt'^ lat. simus (yermutlich nicht ans dem Griech. entlehnt), zu ahd. stolnan 'schwinden, einschwinden, ein- sinken, einfallen'. Lat. limus 'Schmiere, Schlamm, Kof, ahd. shm M. aisl. slim N. 'Schleim', russ. slim-dk 'Schnecke, limax' (dazu vielleicht auch lat. llma 'Feile' fGlättwerkzeug'], ahd. Um M. aisl. Um N. 'Leim'); vgl. lett. sUnas PL 'Speichel, Schleim' russ. alina 'Speichel'. Ir. nm F. 'Zahl' {aram F. 'Zahl' aus *ad- nma) kymr. rUf 'Zahl', ahd. nm M. 'Reihenfolge, Zahl', vgl. gr. dpi-e|iö^ 'Zahl'. Ai. irmd-s av. ar^ma- 'Arm', arm. arm-uJcn Ellenbogen, Bug', gr. dpjiöq 'Gelenk, Schulter' (zum Spiritus asper s. Sommer Gr. Lautst. 133), lat. armus, ahd. arm aisl. armr 'Arm' (got. arms sekundär nach der i-Deklination, § 177), preuss. irmo aksl. ramo (sekundär ramq § 166) 'Schulter', uridg. ^fmo- (1 S. 474). Zur selben W. {ar- 'fügen') gr. äp^ö<; 'Gefüge' = dp- \x6<; 'Gelenk' (s. o.) lat. arma PI. 'Gerätschaften, Waffen', vgl. gr. dpiitt 'Wagen'. Lat. almus 'nährend', gr. cpuT-dXjiio? Beiwort des Zeus. Av. tuma- 'feist' in TumOspana-, ai. redupl. tü-tumd-s 'feist, stark', kymr. ttof 'Zunahme', aksl. t^ma 'grosse Zahl', da- zu ai. tümra-s 'feist, stark', lat. tumeo tumulus, ahd. dümo ags. düma Aisl.pumcUl 'Daumen', uridg. HÜmo-. Ai. yudhmd-s 'streit- bar, Kämpfer; Schlacht', gr. ö(T|i-tvTi 'Schlacht' (sekundär mit -«wo-, § 176, a). Ai. Umd-s Umd-a 'Liebesgott', gr. f^epo^ 'Ver- langen, Begierde' aus ♦l(T)i-€po^.

Am ehesten sind als alte mno-Formen anzusehen die Wörter mit 6- Vokalismus in der Wurzelsilbe. So gr. kcuG^ö^ 'Schlupf- winkel' vgl. K€u8|iuiv (wie ßa6u-X€i)io^ : Xeiiiiübv § 172 S. 244), aeicT^ö^ für ♦crei^iö^ vgl. aeia^ia 171 S. 242), bepT^öq 'Anblick' vgl. b^pTM«. Lat. gemma 'Spross, Knospe' aus *genma vgl. ai. jdnman- 165 S. 235). Ir. uam F. 'Höhle in der Erde', zu gr. €Övf| 'Senkstein, Lager' lat. ind-ümentumj W. eti- 'in etwas einschliefen', vermutlich also urkelt. *euma und gr. eüYf\=*eumna (anders Pedersen KZ. 40, 209 f. ). Got. hilms ahd. heim aisl. hialmr 'Helm' zu helan 'bergen', vgl. ai. Mrman- 'Schutz, Schutzrüstung', ahd. 7W6i/»'Staub'(got. waZmaM. 'Sand' Erweiterung eines *maZm«) vgl. lit. melmuj Gen. melmefls, 'Nierenstein'. Lit. deme (zu ^dema- S. 244) 'Anschein' (Leskien Bild. d. Nom. 425), vgl. gr. -erma. Aksl. 8um^ 'Geräusch' wohl aus *kium0'8, zu gr. kuü-köu) Kd)Kü)Lia.

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248 Nominalstammformantien. m- n, ;»-Fonnantien. [S 174.

Arisch, a) Snbstantiva. Ai. stma-s av. fmoma- M. 'Saft, Somatrank' (zu ai. sutiö-H *er presst ans'). Ai. sdrma-s 'das Fliessen'. Ai. hhäma-s npers. &^m 'Licht' (av. hamya- 'licht, hell'). Av. fSar^ma- M. 'Schamgefühl', vielleicht gleich aksl. sramib ^Seham, Schande' rnss. sörom. Im Ai. stehen öfters -mo- nnd -n26n-Stamm neben einander, was aaf -mno- hinweist, z. B. tök- ma-s 'jnnger Halm, Schössling' : tökman- N., dhärma-s 'Satzung, Gesetz' : dhdrman- N., ima-s 'Gang' : tman- N., yäma-s 'Gang' : ydman-a.y (iarmd-« 'Zerbrecher' : darrndn-yöma-s^Helttv* : Orndn- 'Beistand'. Av. asSma- M. 'Zorn' : gr. oT|na 165 S. 235). b) Ad- jektiva. Ai. üma-s 'helfend' (vgl. öma-s unter a), hhimd-s 'furcht- bar', tigmd'S 'scharf, ruTcmd-s 'glänzend', yugmd-s 'paarig', av. taxma- 'tapfer, energisch'. Vgl. § 163.

Griechisch. Xoi|nöq 'Pest, Seuche' Xl|n6^ 'Hunger' (osk. limu 'famem' griech. Lehnwort?), (pXoxMÖ^ 'Brand' (vgl. pX^TM«), KOpiLiöq 'Klotz, Stamm' (vgl. K^piua), ipiu^öq 'Bissen', öp^o^ 'Schnur, Halsband' (vgl. Spina), ÖX|lio? 'zylindrischer Körper, Mörser' (W. FeX-, vgl. Sommer Gr. Lautst. 111), xpö^öq 'Frost' aus *Kpu(T-^o-^ (Kpua- Tttivu)), dpb|nö^ 'Tränke', Trrap^ö^'Niessen', XuTMÖq 'der Schlucken', inuTMÖq 'Seufzen', Iötmö^ 'Schreien', dbup^iö^ 'Wehklagen', dpirax- fiö^ 'Rauben', ktipütiliö^ 'Ausrufen', öp^irj 'Andrang' (wohl zu ai. sdrmas, s. oben), öb^r\ 'Geruch', dtKinri 'Schärfe' (vgl. lit. aszinü S. 240), Tviu^iTi 'Meinung', ilivtiiliti 'Gedächtnis', iruT^ri 'FaustkampF, Xdpinn 'Kampflust, Kampf, (TKdX|iiTi 'Messer, Schwert'.

Italisch. Lat. rämus aus *radmo-8, vgl. gr. ^dba^vo^ 'junger Zweig', hämuSj grümus, dümus (Paul. Fest, dusmo in loco) aus *dü8'in0' (vgl. ahd. -züsön 'zausen', mhd. züsach 'Ge- strüpp'), fimus und fimumj osk. Hormo- (vgl. lat. tormentum) in turumiiad 'torqueatur' (1 S. 668. 820 f.). Lat. forma, trdma (traho), flamma (flagro), glüma (glübo), rzma (zu ags. tcrUan *ritzen' oder zu gr. dpeiKiw), osk. egmo 'res' (zu lat. egeo?).

Lat. llmus 'quer, schräg', osk. liimitii[m] 'limitum' (lim-it- ursprünglich 'quer gehend'), lat. firmus.

Keltisch. Ir. glam F. 'Geschrei, Fluch' (zu ahd. Jclaga *Klage'?), tläm 'Handvoll Wolle' aus Hlägmo-, mäm 'Dienst' aus *magmO' (1 S. 693). Gael. aitheamh F. nkymr. edau F. akymr. 6^em 'Faden', vgl. ahd. /iidaw 'Faden', zu gr. 7^€Tdvvü^l.

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174.] Nominalstammformaiitien. m- u. ti-Formantien. 249

Dazu ir. Nomina actionis wie sechem F. 'das Folgen', cretem F. Ma8 Glauben'.

lomm 'bloss' kymr. Itomm 'nndns, glabef, yielleicht zu lit. lüpH 'schälen'. Ir. luam 'celox' neben luamain 'fliegend' luath ^schnell' (zu ai. präva-U 'er eilt'), vgl. S. 252 über lat. plüma.

Germanisch. Ahd. farm 'Nachen' as. farm 'Fahren, Vordringen', vgl. gr.iropOiuiö^ 176, c). Ahd. twcUm 'Betäubung, Qualm', got. ^dtocUma- in dtoälfnön 'töricht sein'. Ahd. ström aisl. straumr 'Strom', vgl. lett straume 'Strom', thrak. iTpöjuiTi Stadtname (W. areu- f Hessen'). Ahd. zoum aisl. taumr 'Zaum' zu got. Huhan 'ziehen', ahd. troum aisl. draumr 'Traum' zu ahd. triogan trügen', ags. fliam 'Flucht' aisl. flaumr 'Schwärm' zu ahd. fliogan fliegen'*). Mhd. stoeim 'Schweben, schwebender Flug', zu ags. stoima M. 'Schivindel'. Ags. Idm 'Lehm'. Mhd. steim und stim 'Gewühl', aisl. stim N. 'Ringen, Mühe'; über das zu- gehörige ai.pra-stima'S^gedrkngty geronnen' ^md-« etwa 'träge, schleichend' (vom Wasser) s. § 163. Ahd. soum aisl. saumr 'Saum, Naht', zu got. siujan 'nähen'. Ahd. fadam 'Faden, cubi- tus' as.fathmös PI. 'beide ausgestreckte Arme', aisl. fadmr 'Klaf- ter, Umarmung', vgl. oben gael. aühearnh usw. Mhd. moadem ^Dunst, Schwaden' zu ahd. swedan 'langsam brennen'. Ahd. {h)ruom as. hröm 'Ruhm', zu aisl. hrödr 'Ruhm' got. hröpeigs ^ruhmreich'. Ahd. scüm M. aisl. sküm N. 'Schaum'. Got. rüms 'Raum; geräumig', ahd. rüm 'Raum' mhd. rüm auch 'geräumig', aisl. rüm N. 'Raum'.

Got. arms ahd. arm aisl. armr 'arm', unsicherer Herkunft (8. 1 S. 708, ühlenbeck Got. Wtb.» 16 f.).

Baltisch-Slavisch. Lit. szdrmas 'Aschenlauge', at-szlai- mas 'Vorhof, vafmas 'Mücke', uzmas 'Sausen, Brausen', pa- dürmu Adv. 'ungestüm'; «zarma 'Reif, gefrorener Tau', tarma 'Aussage', lett. dusma 'Zorn', dufma 'Verwirrung'. Lit. szifmas

1) Über den Verlust des worzelauslauteuden Konsouanteu in diesen Formen s. 1 S. 614, Zupitza Germ. Gutt. 74 f. Da die Labiali- «ation von j^ = uridg. g^A hinter u schwinden musste, ist der Ansatz nrgerm. [j]t/m nicht richtig, ürgerm. wai* vielmehr *tau^mä-z usw., und es ist wohl anzunehmen, dass j zwischen u-Diphthong und m urgermanischer Zeit lautgesetzlich geschwunden ist.

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250 Nominalstammfonnantien. m- a. n-Formantien. 175.

'grau*, raimas 'bunt' (vgl. azimas S. 246), su-rnüzmas Vermischt'. Das 'imas der lit. Verbalabstrakta wie suJdmas 'das Drehen* {süJcH 'drehen'), säkynuis 'das Sagen' {säk^i 'sagen') ist von Formen mit sekundärem -ma- ausgegangen, s. § 175.

Aksl. glurm 'Scherz' und gluma 'Unzucht', Jcostm und kosma 'Haar', chrarm 'Haus', urm 'Verstand' (würde -rm als Sekundärformans enthalten, falls es zu ucho 'Ohr' gehört, s. Pedersen IF. 5, 68), kf^rm und hnma 'Nahrung' russ. korrn^ krbma 'Hinterteil des Schiffes' russ. kormd.

175. 2) -mo- als Sekundärformans (vgl. § 173). Ai* drumd'8 'Baum' gr. bpujuid PI. 'Gehölz' bpO|uiö^ 'Waldung', zu ai. drur gr. bpö- 'Holz\

Ai. dyuma-s 'hell, leuchtend' (neben dyumdnt-) zu dyu- div- 'Helle, Tag*. Av. ddhyurna- daUyuma- 'der Landschaft angehörig' zu ddhyu' 'Landschaft', zantunui' 'dem Gau angehörig' zu zantur 'Gau'.

Gr. ixuiio^ 'wahr, echt' zu dT€[F]ö^. KÖbijuio^ 'ruhmvoll' zu Kübi-dv€ipa, ebenso KdXXijuio^ 'schön', qpaibijüio^ 'glänzend' u. a. (§37). Zu ^i-Abstrakta: irpdJijuto^ 'was beigetrieben werden kann' dor. TTpdKTijüio^ (irpoEi^), q)uEi)üiO^ 'wohin man fliehen kann' (q)uEi^), ßdcTiiuio^ 'gangbar, sicher' (ßdcTi^), Xu(Ti)üio^ 'lösbar' (Xucn^) u. a., wonach vö|uii|uio^ 'gesetzlich' (vömo^) u. a.

Lat. lacruma lacrima : gr. bdKpu 'Zähre', victimay insehr. victumarittSy von *victi'8 oder *victu-8 'das Weihen, Weihung* (vgl. got. weihs ahd. wih 'heilig').

Lit.-lett. Abstrakta auf -umas, ausgegangen von Fällen wie lit. grazümas 'Schönheit' (grazüs 'schön'), sunkümas 'Schwere' {sunküs 'schwer): hiernach lit. «at^titma« 'Trockensein' zu «ati^a^, lett. haltums 'Weisse' zu halts\ dazu lit. -umä zur Bezeichnung des Orts, dem die im Subst. auf -umas ausgesprochene Eigen- schaft zukommt, wie lygumä 'ebene Stelle, Ebene' zu lygümas 'Ebensein', sausumä 'trockne Stelle', baltumä 'weisse Stelle'. Auch lit. -imas leitet Abstrakta von Adjektiva ab, wie jüdimas 'Schwärze' zu jüdas 'schwarz', jaunimas 'Jugendgesellschaft' {neben jaunumas) zujdunas jung', mit y bdltymas 'das Weisse im Auge' zu bdltas 'Weiss' (Leskien Bild. d. Nom. 430). Dies -imas ist von i-Abstrakta ausgegangen zu einer Zeit, als diese noch

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§ 176.] Nominalstammformantien. m- u. n-FormantieD. 251

der ir (nicht -Ja-)DekliDation folgten, z. B. jüdimas Yonjüdis M. ^Schwärze*, auksztimai PL 'Mieder' von aüksztis M. 'Höhe* 100, c S. 172f., § 121). Ebenso ist wohl das A4j. tölima» 'entfernt' auf tölis 'Entfernung' zu beziehen, femer prenss. auch- timmien Akk. 'Vorsteher' aucktimmiskü 'Obrigkeit' zunächst aaf *au1cti8=l\i. aüksztisy vielleicht auch prenss. Adv. ügimai ilgimi 'lange' aof ein ♦%« = lit. ilgis 'LÄnge' (jlgas 'lang') ^). Hier haben aber auch die (von jedem beliebigen Verbum bildbareu) lit. Verbalabstrakta auf -imas ihren Ursprang: die Funktion als Priniärformans kam dadurch zustande, dass z. B. die von iduf 'Frass', higis 'Lauf, rSzgia 'Gestricktes, Geflecht' gebildeten erfi- mos 'Fressen', begimas 'Laufen', rezgimas 'Stricken' auf die Verba iduy higuy rezgü bezogen wurden. Wegen des Anschlusses der -tmo^-Bildung im Wurzelvokal an das Präteritum vgl. z. B. gSrimas 'Trinken' zu Prät. giriau wie giris^ sk^rimas 'Scheiden'' zu Prät. sk^riau wie skyris^).

176. 3) Konglutinat von -,J-,-^,-dA- mit -mo-. Vgl. die entsprechenden -s-men- usw. § 171.

a) '8-mO', am häufigsten im Griech. und Balt.

Arisch. Av. aisma- M., npers. h^zum 'Brennholz' aus *aidJiS'mo- (aisl. eisa 'glühende Asche', ai. idhas- gr. alOo^ N.)^ s. l S. 626. 647. 724. 737: vgl. ai. idhmds 'Brennholz'.

Griechisch. Mit -xM-=-»^^M-- ^^0XM<i? 'Haarflechte', ßuix- \x6<i (neben ßuiTiuiö^) 'Riss, Spalt', biuixjbiö^ (neben biujiriiö^) 'Ver- folgung', iujxiiö^ 'Schlachtgetttmmel', |iux|iö^ 'Stöhnen'. Hierzu wohl auch aixiiri 'Lanzenspitze', vgl Wtjiszmas preuss. aysmU 'Spiess'. Zu Stämmen auf dentale Verschlusslaute: bacTjuiö^ 'Tei- lung' (bar^oimai), öcTjuiri fttr älteres öbjuiri 'Geruch', d(pXoi(T|iö^ 'Schaum' (Tr^cpXoiba), oxicTiiö^ 'Spaltung' (cTxiCu)), vbcTimö^ 'Stossen*^

1) Der Hinweis auf die aksl. Adverbia auf -mi, -ma wie tolhmi tolhtna (Berneker Preuss. Spr. 210) schliesst diese Vermutung nicht aus. Denn diese können selber unser Sekundärformans -wo- ent- halten. Dieses vielleicht auch in aksl. Jar^m« 'Joch' russ. Jar^m.

2) Wie im Lit. -ima«, ist im Lett. -ums der Ausgang von Ver- balabstrakta geworden. S. jetzt Mühlenbach IF. 17, 402 ff., dessen Annahme, lit. vezimas sei eine Umbildung von ^vezma-, verfehlt sein düi-fte.

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^52 NominalstaminfonnantieD. m- u. u-Formantien. 176.

{diO^ui), insbesondere Maskulina auf -i(T|iö^, -acTiiö^ zu den mehr- silbigen Verba auf -ttio, dZui, als ÄKOvricTiiö^ 'Speerwerfen* (äkov- TiZiui), |ui€pi(T|uiö^ 'Teilung* (liepiZui), dveoumacTiuiö^ 'göttliche Be- geisterung* (dveoucTidZui). Zuletzt griff a auch fttr das -8- des Konglutinates -O-iiö-^ (c) Platz : ßucTjuiö^ für ^uOiuiö^ 'taktmässige Bewegung*, OecTimö^ fttr (lak.) OeOiuiö^ 'Satzung, Gesetz*, öpxn^MÖ^ fttr öpxnÖMÖ^ 'Tanzen*, aexaixöq 'Erschütterung* von W. t^ets-y wie (T€T(T|ia; s. auch Sommer Gr. Lautst. 27 f. über *\a^r\vr\ neben lM€po^ 174 S. 247). Vgl. § 171, a. Einziges Beispiel von 'S-mo- bei einer vokalisch endigenden Wurzel scheint oi|io^ 'Gang* aus *oismO'8f zu €T-|ii, zu sein (Sommer a. a. 0. 29), doch lässt sich nicht wissen, ob nicht auch solche wie i|iu)|iö^ *'8'm(h bargen.

Italisch. Lat. r^mtis, inschr. triresmoSy aus *retsmo-8y vgl. gr. dpeTjiö^. plüma entweder aus ^plou-mä^ zu ir. luam 174 S. 249, oder zu lit.^itiwi»wa Teder*, bezieh, zu shd.fliogan ^fliegen* ags. fliam, wobei denn vorhistorisch -Tc-sma der Ausgang gewesen wäre (1 S. 614; 2, 1 S. 201); bei engerem Zusammenhang mit dem lit. Wort kann -s-mna der ursprüngliche Ausgang ge- wesen sein.

Keltisch, üir. dream bret. draww 'Bündel* aus *dr6fc«mo-, zu gr. bpö:(T(T0)üiai 'ich fasse, greife* (bpdTiia) ai. dfha-ti 'er macht fest*; auch das zur selben W. gehörige bpaxiiri kann 'Sm- gehabt haben. Kymr. drem F., bret. dremm 'Gesicht' aus *drfc8maj vgl. ir. drech 'Gesicht* gr. b^pT)ia 'Anblick*. Ir. tromm 'schwer, drückend* kymr. trwm 'gravis, tristis* aus Hrutsmo-s, W. treud-y vielleicht identisch mit ags. drosm 'Dampf* (got. -priutan 'be- schwerlich fallen*). Ir. gorm 'blau* kymr. gwrm 'nigricans* aus *gor8mO'8, vielleicht zu lat. furvo8.

Germanisch. Vielleicht hierher got. kli8mö F. 'Klingel, Schelle* (klismjan 'klingeln'), s. v. Grienberger ünt. 140 f.

B a 1 1 i s c h-S 1 a v i s c h. Lit. t?ar«ma*Tf luggewende' {verczü)^ gar8ma8 'Gerücht, Ruf, Ruhm, Preis* (zu girdSti 'hören* gaf8a8 'Schall' oder zu girti 'rühmen*), lafiTc8fncL8 'Biegung*, vallc8ma8 "Zug', ^Zaöifc^möw'Floss*, fcaöfc«ma« 'Geheul*, r^/»ma« 'Geschrei, Gebrüll*, preuss. human Akk. 'Zeit, Weile' (zu aksl. ÄW5 'Stunde, Zeit* 6ajati 'warten*). Lit. Fem. auf -sma selten, z. B. 8unJc8ma "Ör, gewöhnlich dafür -sme, wie drausmi 'Zucht' neben lett.

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§ 177.] Nominalstammformantien. m- a. n-Formantien. 25$

drausma 'Drohang' (lit. draudzu)^ gäsmi neben lett. dßsma'hied^ (lit. g(dmi)f batismi 'Zacht, Strafe' (baudzu). Aksl. usrm nnd usma Mndamentam, coriom*; vermutlich zu lit. dudzu 'ich webe';, das gleichbedeutende usrnje weist auf *'8-mnO' hin.

b) 't-mo'. Gr. dp€T)iö^ 'Ruder* (vgl. oben lat. r^mus) zu tpiaaix) ^p^TTi^ Tpii^pii^ ai. ari-tra-m 'Steuerruder*, dcperimri 'Auf- trag' zu dcp-^TTi^ -inMM kann auch auf *dq)-€9|iö (zu c) zurück- geführt werden. Att. ii^ö^ 'Dampf; Dunst' ist als driid^ aus- *dF€Tjuiö^ zu deuten wegen derjuiöv irveujuia Hesych, zu äeriia <iuT|uir|v, ÄTijuii äeXXa 171, b). Got. maipms as. mithom 'Ge- schenk^ Kleinod', mit gr. iioTto^ 'Dank, Vergeltung' lat. mütdre zu got. ga-mains 'gemeinsam' lit. maln(i8 'Tausch* ai. mäya-ts 'er tauscht'. As. brahtum 'Lärm' zu as. ahd. brah-t 'Lärm'. Ahd. brOdam bradam 'Duft, Brodem' zu ags. brck-d 'Duft' mhd. brceen. Ahd. Tcradam 'Geschrei' zu hano-crät 'Hahnenschrei' kräen. Mhd.. bladem 'Blähen, Blasen' zu blät 'Hauch, Fülle' bkeen. Mhd. ludern 'Lärm' zu lü-t 'laut' got. hliurma.

c) 'dh-mO' im Griech., z. B. (TTaOjuiö^ 'Standort, Stall,. Pfosten' (TTdejiTi 'Richtschnur*, ßaGMÖ^ 'Stufe, Tritt', €l(T-iejuin 'Ein- gang' (auch XQixa N.), dpiGiiö^ 'Zahl' (vgl. vripiTO^), dpOiiö^ 'Ver- bindung', ßu8|uiö^ 'taktmässige Bewegung', iropOimö^ 'Ort zum Über- setzen, Furt', KXau8|iö^ 'Weinen', iaiXTi8)iö^ 'Bezauberang', juiiivi9)iö^ 'Zürnen'. Dies 9 ist das sogen. Wurzeldeterminativ dh (§6 S.ll), das in Verba wie itXii9u), (TX€9^|ui€v, ferner z. B. in d-(TTa9/|^ (TraOepiS^ und besonders auch in dem Konglutinat -dkro- -dhlo- 267 ff.) auftritt (ßa9|uiö^ : ßd9pov, ktiXtiOiuiö^ : Kr|Xii9pov). Über ßucTimö^ = ^u9)üiö^ u. dgl. s. unter a S. 252.

Formans -mi-,

177. 'tni- ist Konglutinat von -mo- {-ma-) und -i-, d. h. es ist durch Überführung von -mo-Stämmen in die i-Deklinatioa entsprungen. Nirgends ist -mir in grösserem Umfang produktiv geworden.

üridg. *qUrmi'8': ai. Tcfmi-i {JcHmii aus dem Mind.) M^ •Wurm, Made', alb. tosk. Ärimp geg. Tcrüm 'Wurm' (1 S.908),^ ir. cruim F. kymr.^ry/**Wurm' (1 S. 377. 605), lit. Tcirmis -io M. 'Wurm' (Übergang zur o-Deklination, s. § 100, c S. 173) preuss.^

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254 NominalBtammformantieD. m- u. n-Fonnantien. 178.

girmis (lies kirmis) 'Made*, aksl. in 6rhmhm 'rot*^) {6rhVh 6rbv% M. 'Wurm', altttberkommene Variante von *qUrmi-8 oder mit v für m darch Einflass eines bedeutungsverwandten Wortes?). Reimwörter zu *qUpni'8 sind: *jfrmt-« = lat. *vormis vermia {wie vortex vertex, 1 S. 143), got. toaürms ahd. t/?urm 'Wurm, Schlange', im böot. EN. Fapimixo^, in aruss. vermie N. 'ÄKpibe^*, ferner das gr. ?Xjuii^ F. 'Eingeweidewurm', *ylmi'8 : ai. ürmi-S M. av. var'mi-S F. 'Woge', ags. toielm wylm 'Wallung, Woge* (l S. 475). Av. dami-S F. 'Schöpfung', Adj, 'schaffend, Schöpfer', gr. e^MW F. 'Satzung, Recht', Gen.e^MiTO^ (§316); zum Wurzel- vokalismus vgl. av. dqma ai. dhäma N. : gr. Qi^ia 165 S. 234, § 166, 1).

Ai. bhümi'S F. 'Erde', rahnii M. 'Zügel, Riemen', av. stcLomi'i F. 'Lobgesang', ^rw&mi-S F. 'Spross, Garten'. Gr. ^f\\i\<; F. 'Rede, Gerede, Gerücht'. Ir. cnaim M. 'Knochen', zu gr. \Lyri\)kx\ 174 S. 246). Got. haims F. neben PI. haimöSy barms neben ahd. harma-y arms neben ahd. cmna-, s. § 174 S. 246. 247. Aksl. sedmh F. 'Anzahl von sieben', osmh F. 'Anzahl von acht', zu sedrm 'septimus', osrm 'octavus' hinzugebildet nach p^th : p^t^ usw.

Anm. -mU' als uridg. Formans scheint nicht vorzukommen. Av. gar^nvur 'Hitze* war wohl Umformung von gar^ma- nach tafnu- *Hitze*.

Formantia -no- -nä- -j^no- -i^nä- und -sno- -snd-, -eno- -«wd- 'ono' -onä-, -tno- 'tnä- -t^no- -t'^nd' -teno- -tenä-, 'ino' -inä'y -fno- -Inä- -eino- -einä- -oino- -oind-y -uno- 'Und' 'üno' 'und- -ö[tt]no- -ö[w]nö-, -dno- -dnd-f »rno- »rnä- ('fnO' 'fnä')^ -esno- -esnd- -osno- -osnd- -dsno- -98nd- {rusno- -usnd-)^.

178. -no' erscheint teils als primäres, teils als sekundäres Formans. Wie -mo-, kann es aber im ersteren Falle öfters als

1) Zur Bedeutung vgl. lat. vermicvlus und franz. vermeil.

2) Schnorr von Carolsfeld Das lat. Suffix -dnuSy Wölfflin's Archiv 1, 177 ff. F. Skutsch De nominibus Lat. suffixi -no- ope formatis, Vratisl. 1890. Verfasser Nochmais lat. aU^tiSy lanUna^ IF. 12, 3b9ff. R. V. Planta Die [lat] Bildungen auf -^us, Wölffüu's Archiv 12, 367 ff. Benfey Die sanskr. Femininalendung knl für tni von einem masculinoneutralen tna = dem griech. tvo oder 6vo, Nachr. d. gött. Ges. d. Wiss. 1872, 1 ff.

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§ 179.] Nominalstammformantien. m- a. n-Formantien. 255

ursprünglich denomiDativ angesehen werden, da sich nicht wissen lässt, ob die betreffende 'Wurzel'; als die no-Bildnng aufkam, nicht als Nomen vorgestellt war, z. B. gr. arvfvdq : (TtuE. In der Bezeichnung verfahren wir wie bei -mo- 173).

Schwierig ist die Abgrenzung gegen -en-y da -no- sich zumteil als Erweiterung von -[e]w- durch -o- darstellt.

Mit -no' sind Adjektiva und Substantiva gebildet. Jene fungieren vorzugsweise als Verbaladjektiva, ähnlich wie die to- Adjektiva 291 ff.). Die Substantiva fem. und neutr. Geschlechts sind zumteil deutlich Adjektivabstrakta.

Bei adjektivischer Funktion erscheint -no-j wie -to-y meist baupttonig und die Wurzel oder Basis schwundstufig.

179. 1) -no- als Primärformäns erscheinend.

a) Adjektiva und Adjektivabstrakta.

a) Farbbezeichnungen, üridg. ^qUrsno-s 'schwarz' : ai. JcrSnd-8, preuss. kirma- aksl. 6rhm (1 S. 787, Mikkola BB. 22, 245 f.), zu lit. k^rszas 'schwarz und weiss gefleckt*. Ai. ivüna-s 'weiss', afries. as. hvntt mnl. wit 'weiss' aus urgerm. *xmdnd'Z (1 S.383f.), wie auch got. heüs ahd. (h)v)ig aisl. kuitr *weiss* vielleicht -no- enthielten (l S. 632), vgl. § 306, a, ß. Ai. hradhnd'8 'rötlich, falb', aksl. hrom aßech. hron^ 'weisslich* (1 S. 720). Gr. öpcpvö^ 'finster' öpcpvn 'Finsternis', ahd. erpf *fuscus' ags. eorp earp 'dunkel' aisl. iarpr 'braun' aus urgerm. *erbnä' (1 S. 383 f.). Gr. irpaKvö^ irepicvö^ 'gesprenkelt, bunt* iTpeicvöv iroiKiXöxpoov fXaqpov, ahd. forhana F. 'Forelle* schwed. fäma F. Name eines Fisches, vgl. ai.^fiwi-i 'gesprenkelt, bunt'. Gr. ireXXö^ 'schwärzlich, grau', lat. pullte 'schwarz' und *pällo s in palleo palUdus (l § 413, 6), vgl. gr. ttcXiö^ ttoXiö^ usw. S. 201 ; hierher wohl auch iriXvöv (paiöv Hes., eine jüngere Bildung mit -vo- nach öpq)v6^ u. a. (1 S. 359). Lat. cänus ^grau, weiss' aus *ca8n0'8 vgl. osk. ceisnar 'senex', ahd. Jiasan 'politus, venustus', preuss. sasnis 'Hase' (entweder lautlich aus ^sasnas oder eine (i)io- Ableitung aus ihm), zu lat. ceis-cu-s 38ö, b) ags. hasu 1 2ö,a), vgl. § 182. Ai. idnorg 'hochrot'. Ir. ban 'weiss'. Ahd. brün aisl. brünn 'braun', zu ai. ba-bhirürS 'braun'*). Lett. dßlna F. und

1) Das 1 S. 112 dazu gestellte gr. <ppuvii ist wahrscheinlich fern mu halten. S. Sommer Gr. Lautst. 69.

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256 NominalBtammformantien. m- o. n-Formantien. 180»

dßlnis M. akßl. £l^na {=*ghlna) *Spechf , mit ßech. iJttt?a 'Bienen- specht' ahd. gelo 'gelb' 125, a) za aksl. £l^t^ 'gelb'. Lit. raitMS^ 'bunt gestreift' (vgl. raibas § 284, e), balnis M. 'Weissschimmer von *h(üna8j zu bdltas 'weiss' {vgl. jüdis 'Rappe' Yon jüdas u. dgl.);. lett slauns 'scheckig' vgl. slaure 'scheckige Kuh', «oZn« 'schimmel- farbig', wozu lit. szalnis M. 'Schimmel'. Aksl. vram 'schwarz' und 'Rabe', lit. t?afna«'Rabe'; sinh 'dunkelblau' ((t)jfo-Erweiterung) ent- weder mit sim 'grau' zu ai. Syävdrs Syamd-s (1 S.490 ; 2, 1 § 125,a. 174) oder gleich ahd. sau 'sichtbar, glänzend' (M. 'Sichtbarkeit, Glanz, Schein'), zu scinan 'scheinen' got. skeirs 'klar' ai. chdyd 'Schatten, Schimmer' mit uridg. sk- (1 S. 555).

-wo- hinter zweisilbiger Basis: uridg. *meldn0'8 ai. malind-s^ 'schmutzig, dunkelfarbig, schwarz', gr. ^IXäq -avo^ 'schwarz' i), bret. melen 'croceus', lett. melns 'schwarz' (=lit. *m^lnas, s. 1 S. 177 f.); dazu vermutlich auch lat. muüeus 'rötlich' (K- aus^ -In-). Aksl. zelem 'grün' nebst ai. hiran-ya-m 'Gold'.

Vgl. femer: zu § 191 ai. dTJu-na-s 'licht, silberweiss', za gr. äpfu-po-^, nebst den Feminina wie ai. hdri-rfi 136 S. 215). Mit 'Sno- (zu § 183): gr. jiöpqpvo^ 'dunkelfarbig' aus *|uiopir(rvo-^, zu aisl.mi^rfcwe'FinsteiTiis'; lit. «zerfc^^wa* 'gri^ulich, schimmelig*^ aus *82er8znas = ^szersna-s mit eingeschobenem fc, aksl. srinh^ 'weiss' aus *8erm = ^sersm (vgl. oben 6rhm)y zu lit. szifmas 'grau'.

180. ß) Sonstige Adjektiva und zugehörige Sub- stantiva. Ai. dind-s 'geteilt, zugeteilt', gr. bdvo^ N. 'Darlehn^ auf grund eines *bavö-^ (§401, a). Gr. ßmvö^ 'gebogen, krumm, geschrumpft, runzelig', mhd. ric. Gen. rickes, M. 'Hals' Cdrehbar'),^ urgerm. *^riJckd'Z aus *^ri{Jnd'Z (1 S.383f.), W. f^reik- (vgl. Lid^n Balt.-8lav. Anlautg. 5 ff., Hübschmann IF. 1 1, 200 ff.). Lit. lugnas 'biegsam, geschmeidig', ahd . loc. Gen. locches, aisl. lokkr M. 'Locke'^ (1 S. 384). Kymr. dwfn 'tief ir. fu-domain 'tief, aksl. d^no N. 'Boden' ans *d56wo, lit. dügnas 'Boden, Grund' (1 S.521). ^plnos *plno-8 'gefüllt, voll': ai. pürnd-s e^v. pdr^na-, ir. laUf got fulls (fullö F. 'Fülle') ahd.üoZ Gen. t?oMe«, \\i.piln<i8 aksl.^Zsn«; hierzu

1) Vermutlich für *|üi^Xavo-<; nach dem Fem. jii^Xaiva (vgl. ai. F. malinl neben malinäj ärjunl zu ärjuna-s und die Feminina wie häriiyl usw. S. 215). Der ursprüngliche o-Stamm noch in ficXavö-xpoo; .

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§ 180.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 257

verhält sich ai. prana-s Voll' lat. plsnus nmbr. plener ^plenis' wie ai. iyana-s ^trocken geworden' (Präs. Stfäya-ti) zu iind-s 'ge- ronDen', s. S. 259. Ai. dirnd-s ^zerrissen, zerfahren, den Kopf verloren habend', ahd. 20m ags. tom N. 'Unwille, Zorn, Streit'. Ai. lina-8 'sich anschmiegend, geduckt, schwindend', ir. lian 'sanft' (aus *leinO')j mhd. Im 'lau, matt'. Ai. JfrTkl-« 'zerrieben, zerfallen, alt', lat. granum, ir. grdn N. 'granum' kymr. graten 'grana', got. kaum ahd. kam N. 'Korn' (1 S. 481), aksl. zrhno 'Korn, Kern, Beere' lit. zirnis M. 'Erbse' ((i)|o- Ableitung, vgl. preuss. syme F. 'Korn'); im Ablaut dazu ahd. kerno aisl. kiame M. 'Kern'. Ai. stirnd'8 'ausgebreitet', womit ablautend gr. (TT^pvov 'Brust', ahd. stirna 'Stirn' ((f)jf(i-Ableitung), aksl. strana 'Seite, Landstrich' urslav. ♦«^orwö-. Hom.oöXo^ 'kraus' aus *FoXvo-^; *jf/wö 'Wolle' ai. ürnä, lat. [v]lana, got. wulla ahd. tooUa, lit. vilnos PL, aksl. vhna (1 S.475), vgl. auch ir. oland kjmr.gwlan 'Wolle' (1 S.418). Ai. dhüna-s 'heftig bewegt', gr. Gövo^ 'Andrang, Kampf. Lit. dena 'trächtig' (von Kühen), ai. dhina IMilchkuh', zu W. dhei- 'säugen' (1 S. 172). ^alno-s (zu lat. alere got. alan) lat. aU-ers 'sollers' (Stolz Wien. Stud. 22, 312), got. alls ahd. al, Gen. allesy aisl. allr 'all'. Gr. dyvö^ 'ehrwtlrdig, geheiligt', ai. yajM-s av. yasna- M. 'Gottesverehrung, Opfer'. Gr. Kauvö^' kqkö^ (Hes.), lett. kauns 'Scham', zu lit. kuveti-s 'sich schämen'; hierzu got. hauns 'niedrig, demtttig' aus *hauni-z 199, b). Ahd. mein ^falsch, betrügerisch' mein N. 'Falschheit' aisl. meinn 'schädlich' mein N. 'Schade, Beschädigung', lit. maiTiaa 'Tausch' at-mainä akßl. m^na 'Änderung, Wechsel', zu ai. mdya-U 'er tauscht'. ^solno-s alat. aoHus, osk. suUus 'omnes', kymr. holl 'ganz, all' bret. hoU 'alles'. Lat. polleo von *polnO'8 'stark', ir. oll 'gi'oss' (vgl. ollam § 169), gall. OUognatus.

Arisch. Zahhreiche Verbaladjektiva, zum grossen Teil als Part. Perf. Pass. fungierend. Ai. ünd-s 'woran etwas fehlt, mangelhaft' av. üna- 'mangelhaft, ungenügend, geringfügig', ai. ut'tand'8 av. us-tdna- 'ausgestreckt' Gf . Hn-no-s. Ai. dind-s 'ge- bunden' (W. dö-), bhugnd'8 'gebogen*, bhinnd-s 'gespalten' (W. bheid'). uind-s 'heiss'; M., N. und F. {uina-) als Subst. 'Hitze'. Ai. drsanna-s av. ä-sna- 'nahe' = urar. ^a-sad-na- ^a-zdna-j W. sed'. Av. fnna- 'geliebt, lieb'.

Brugmann, Graodrisi. II, l. 17

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258 Nominalstammformantien, m- u. n-Formantien. 180.

Griechisch, otutvö^ Verhassf , (Tirapvö^ 'zerstreut, selten, dünn', (TT€Tvö^ 'bedeckt, bedeckend', cTeimvö^ 'ehrwürdig* aus ♦(Teßvö^, beivö^ 'furchtbar', (Tjuiepbvö^ 'furchtbar'. Xätvo^ 'geil, wollüstig', Xixvo^ lecker, lüstern'. Hier ist auch zu nennen eine Anzahl von Formen auf Vokal + bvö-^, wie hom. dXairabvo^ 'reduziert, schwach' zu dXairdZu), nachhom. öiribvö^ 'gescheut' zu ÖTTiCoimai und öiri^ -ibo^, woneben mit -bavö^ (vgl. (TTCTavö^ : (TT€Tvö^ S. 260) T^irebavö^ 'schwach, gebrechlich', ßlTcbavö^ 'grau- sig', ouTibavö^ 'nichtig, nichtsnutzig, ohnmächtig, schwach'^).

Albanesisch z. B. ^em (geg. #aw) 'gesagt' aus ♦i?owä-wo-, tem (geg. Van) 'gelassen' aus Hadno-.

Italisch. Lat. digntis zu decet (1 S. 677), signutn eben- so zu in-sequcy lignum entweder zu lego oder zu gr. Xitvu^ (1 S. 1091)«), tignum vermutlich zu gr. T^xvn (vgl. Osthoff IF. 8, 30). mänus 'gut, gütig' im-manüy zu ir. maHh 'gut', vgl. phryg. jüiavia 'KaXri'.

Keltisch. Ix.slan 'heil, gesund' (1 S. 477). cloen 'schief, ungerecht, böse' vgl. got. Mains 'Hügel', lit. atszlainas 'Vorhof, Erker', ahd. {h)lina 'Lehne', gr. KXtvn 'Lager, Bett'.

Germanisch. Got. faihu-gairns 'habgierig', ahd. gern aisl. giam 'begierig'. Got. -airkns 'heilig, rein', ahd. ercJian 'echt, recht', zu gr. dpirt^ 'glänzend, weiss'. Got. us-lükns 'geöffnet, offen' (nur Mk. 1, 10 und vielleicht nicht richtig überliefert). Ags. deall 'leuchtend, stolz, prunkend', aisl. Heim-dallr, urgerm. *dälna'y vermutlich zu gr. GaXepö^ 'blühend, frisch, kräftig'.

BaltischSlavisch. Lit. Jälnas 'erhaben, stattlich' vgl. Jcdlnas 'Berg', Mpnas 'schwach', dirznas ('stramm') 'schön ge- wachsen' (zu dif^szttjy lüdnas 'traurig', däänas 'mancher', lainas leinas 'schlank' zu Idihas 284, e), lett. toi/h« 'flimmernd', tdisns 'gerade, gerecht*. Aksl. unje 'besser' von ^uno-j vermut-

1) Vgl. noch hom. ^aK€bvö<; nachhom. |üir|Kebav6^ 'lang', woneben lnaKearfip duaKcarVip ^OdoOt hom. yocövö^ 'trauernd', 6Xo<pu6v6^ 'weh- klagend'. -6v6-(; -öavö-^ ist als Konglutinat in ähnlicher Weise über- tragen worden wie der Ausgang der 3. PI. -ö-arat (s. Griech. Gramm.' 358). -6avö^ steht zu den Substantiva auf -btiiv in näherer Beziehung (nachhom. rOqpcbavö^ 'kindischer Mensch' zu rücpcöUiv 'Qualm', Xii6e- &<cv6^' vergessen machend' zu Xii6€6u(iv 'Vergessenheit*). Vgl. § 863. 364.

2) Verfehlt ist die von Petr BB. 25, 137 vorgetragene Etymologie

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§ 180.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 259

lieh aus *eu8'nO'y za got. iu^iza ^besser', ram ^morgendlich' rano 'Morgen' aus ^^rödh-no-, W. ^eredh- 'wachsen, ansteigen^ resm 'wahr' aus *r48km vgl. lit. Hiszkiu 'ich offenbare', tism 'ge- presst, enge' vgl. tiakb Tresse*.

Als eine besondere Kategorie lässt sich betrachten der Typus *plinO' zur Basis *pels-, *dhmo- zur Basis ♦dAö-. a) Ai. prana-s lat. pUnus und ai. Sydna-s sind schon genannt (S. 257). Ai. ydna-8 Part. Med. zu yd-ti 'er geht', ydna-s 'Bahn' ydna-m 'Gang, Vehikel', wozu wahrscheinlich lat. Janus Jana (vgl. ja- nua). Lit. plöna-s 'dünn, flach' preuss. plonis 'Tenne', lat. pla- nte, gall. *[p]lano- 'Ebene' in Medio-länumy zu lit. pl6-t% 'breit- schlagen'. Lat. fr^num^ wie fr^tus, zu ai. dhar- 'halten'. Lit. Monas 'Bleichplatz hinter der Scheune', zu Jclö-ti 'hinbreiten'. Aksl. pO'Znam 'bekannt' zu zna-ti 'kennen', b) Ahd. gi-tan 'ge- tan', aksl. o-dem 'umgetan, umgelegt', ai. dhäna-m 'Behälter, Sitz', el. (Tuv-9fivai PL 'Vertrag'. Ai. stMna-m apers. stäna-m 'Stand, Standort', gr. biicTTTivo^ dor. bücTrävo^ 'schlechten Stand habend, unglücklich', lit. stönas aksl. stam 'Stand'. Ai. hanortn 'das Verlassen, Aufgeben', ahd. gan 'gehen' (vgl. § 184, a). Aksl. dam 'gegeben', ai. ddna-m 'Gabe', lat. dönum osk. ddndm mars. dunom umbr. dun um 'donum', kymr. dawn 'donum'. Aksl. sim 'gesät'.

Es scheint, dass hier der Ausgangspunkt des ar. Part. Med. der unthematischen Stämme gewesen ist. Präs. : ai. vyänd-s av. vyäna- zu ai. vi-ti 'er verfolgt', av. ynäna- zu Ja*nti 'er er- schlägt', ai. dddhana-8 av. da'&ana- zu ai. dddha4% 'er setzt', ai. sunvand'8 zu sunöti 'er presst aus'. Perf. : av. mamnana- zu mamne 'er hat gedacht', ai. riricand-s zu ririca 'er hat los- gelassen, eingeräumt'.

-no- hinter zweisilbiger Basis (vgl. ai. mali-nd-s S. 256). Ir. lethan akymr. litan 'breit', gr. irXdGavo^ -dvii 'Kuchenbrett' irXdTavo^ 'Platane', vgl. sA. prathirndn- gr. irXaTajuiiüv S. 239, da- her vielleicht ursprünglich ♦-a-mwo*. Ebenso vermutlich gr. ßd- Xavo^ 'Eichel', y^pavo^ 'Kranich'*).

1) Ved. aminä'8 wird zu dmi-ti 'er dringt an* gestellt und würde darnach hierher gehören. Seine Bedeutung ist aber ganz unsicher.

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260 Nominalstammformantien. m- n. n-Formantien. 181»

Uridg. -^no-. Gr. möavö^ 'leicht zu überreden, leicht über- redend', kavö^ 'hinreichend*, dbavo^ 'esebar* dbavöv 'Essen, Speise*, cTTCTavö^ neben (Ttctvö^ 'bedeckt, bedeckend* arefayrt 'Bedeckung* und ßdOKavo^ 'beschreiend, verleumderisch*, ari- qpavo^ -dvii Tmkränzung, Kranz*, bp^iravov -dvii 'Sichel', GrJTavov^ -dvTi 'Wetzstein', OK^iravov 'Decke' neben (TK€7rav6^ 'bedeckt' (vgl. (TT€Tavö^), ^pKdvTi 'Umzäunung'. Über i^irebavö^ u. a. S. 258. Lit. küpinas 'gehäuft*, judinas 'sich regend, beweglich', sJcübinas^ 'eilig', tikinas 'laufend', bifbinas 'Summer, Schmeissfliege', ka- binas ('Aufhänger') Tlaken', lupinos PI. 'Schalen', trupina 'Stück', aksl. dokoshm 'berührbar, fassbar', ne-po-stqphm 'unbeweglich', we-po-zjyftbn* 'unerschütterlich'. Ai. Nomina derselben Art können sein solche wie krpanä-s 'jämmerlich* kTpäna-m 'Jammer', pfta- na-m pftanä 'Kampf und lateinische solche wie cLcinus acina (vgl. lett. asns 'hervorbrechender Keim'), facinus N. (e«-Stamm geworden, § 401 , a), pagina, sarcina. Doch ist für diese Sprachen* ebenso gut der Ausgang -eno- 184) möglich. Im Griechischen ist -avo- -avä- auch denominativ geworden, z. B. KOipavo^ 'Heer- führer' von einem *KoTpa aus *Kopia 'Heer' oder 'Schlacht' (vgl. lit, käras 'Krieg, Armee' kare 'Krieg, Kampf § 141), ?bpavov 'Sitz' (?bpä), KÖirpavov 'Stuhlgang' (KÖirpo^), denen auch xöavo^ 'Schmelzgrube' (xon), x^bavo^ 'Steiss' (x^Cui), öxavov -dvri 'Hand- habe' (öx^) zuzuzählen sind . Vgl. -eno- -ono- als Seknndärf orman& § 184, a.

181. b) Substantiv a. Unter den im Folgenden zu nennenden Substantiva werden manche ebenfalls Adjektivab- strakta gewesen sein.

*8upn(h, ^s^epno- *8^opnO' M. 'Schlaf, Traum' : ai. svdp- na-s av. x^afnöy arm. kun Gen. knoy (1 S. 305), gr. öttvo^, alb. ^unu F. (1 S.513), lat. somnus (1 S. 121), ir. suan akymr. kun (1 S. 516), ags. swefn aisl. suefn, lit. säpnas aksl. s^n^. Lat. pinna 'Spitze, Mauerzinne' vermutlich aus *pitnaj lit. spünä, (neben spitvlS) 'Dom der Schnalle'; dazu ags. spUu 'Bratspiess', W. speit' speid' (vgl. splna, splca § 183 S. 265). Ai, ghrnd-» 'Glut' ghrna 'Mitleid', lat. fomus (fornOx), aksl. grim 'Kessel* russ. gom. Ai. tfna-m 'Grashalm, Gras', aksl. trhm 'Dorn'; mit -nu' got. paürnus 'Dom', eventuell auch ahd. dorn aisl. pom

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^ 181.] Nominalstammforinantien. m- u. n-Formantien. 261

^Dorn'. Gr. Kdpvo^' ßö<TKTi|ia, TrpößaTOv Hes. (vielleicht N., also ^-Erweiterung), gall. Kdpvov xfjv (TdXmTTa Hes., kymr. corn. cam M. ^uF, got. haüm ahd. aisl. hom N. 'Horo'; dazu ai. ipdga-m 390), lat. comu gall. xdpvuE 204, b), vgl. Osthoff Et. Par. 1, 38 f. Gr. Kpdvov 'Hartriegel', lat. comus comum. Gr. (TTTiXii lesb. otdXXä 'Säule' urgr. *(yTaXvä, ahd. stollo 'Stütze, Pfosten' (n- Ableitung). Ai. pana-s 'Wette, ausbedungner Lohn' vermutlich aus *prna'8 (1 S. 459), lit. pelnas nü-pelna 'Ver- dienst, Lohn' Hksl.pUm 'Beute'. Aksl. vhna 'Welle', ahd. toeUa 'Welle', dazu lit. vilnis F. 'Welle'. Ir. dün N. 'umwallte Burg' gall. -dünum in Stadtnamen wie Novio-dünum, ahd. zun M. aisl. tun N. 'Zaun, Gehege*. Ir. rün F., got. ahd. rüna F. 'Ge- heimnis', aisl. raun F. 'Versuch, Prüfung, Erfahrung', gr. ^p€u- vdui 'ich spüre auf. Auf *pelnO' -na- -ni- (vielleicht aus ^pelmno- usw., vgl. gr. ir^X)ia N. 'Sohle*, fries. filmene 'Haut' ags. filmen 'Häutchen') beruhen: gr. iT^XXä<; Akk. PI. 'Häute' (PoUux 10, 57), ireXXo-pdcpo^ 'pellarius', lat. peMijj, tihA. fei, Gen. feiles^ ags./eZZ aisl. fiall N. 'Haut, Fell', got prüts-fill N. 'Aussatz'. Ai. vas- nd-m 'Kaufpreis, Wert', arm. gin, Gen. gnoy, 'Kaufpreis* aus ^jfßsno- (1 S. 741, vgl. Hübschmann Arm. Gramm. 1, 434), lat. vBno- Dat. vänö (auch u-Stamm vinui) aus *vesn- oder ^vBsn-, gr. Ävo^ 'Kaufpreis' ibv^j 'Kauf aus *Fui<Tv-. Gr. t^kvov 'Kind*, ahd. degan ags. dejn sishpegn M. 'Knabe, Diener* urgerm. *pejnä'Z. Lht penna aus *petna (iXher pesna l S. 676), ir. en akymr. etn 'Vogel* aus *petn0'8; hiermit sind wahrscheinlich unverwandt lat. pinna ags. finn ndd. finne 'Flossfeder'. Ir. ßn M. 'Wagen' urkelt. *y^gn0'8j ahd. wagan aisl. vagn M. 'Wagen*, W. t^gh-. Gr. ?bvov hom. &bvov 'Brautgeschenk* (zum Spiritus asper Sommer Gr. Lautst. 103 f.), aksl. t?^no 'Mitgift' aus *v^dno\ vielleicht aus *y>idJ(h)mnO' vgl. ahd. widemo S. 240 (vgl. E. Hermann Zur Gesch. des Brautkaufs S. 33 ff.). Ai. parnd-m 'Schwungfeder, Fittig, Blatt' av. par^nd-m 'Feder, Flügel*, ahd. fam ags. feam M. 'Famkraut', lit. apafncts 'Flügel'. Got. harn ahd. harn N. 'Kind', lit. h^mas 'Jüngling, Knecht*, vermutlich zu W. hher- f erre*. Aisl. gamar PL 'Eingeweide', lit. zdma lett. pama und fams 'Darm'. Gr. TÖpvo^ 'Zirkel* ('einen Umlauf machend'), lit. tafnas 'Diener*. *qUoina: av. kaöna- 'Vergeltung, Strafe', gr.

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262 Nominalstammformantien, m- u, n-Formantien. 181.

iTOivifi 'Entgelt) Strafe, Lohn*, aksl. dna Treis* (lit. kaine *Wert, Preis*). Gr. oTvo^ *Wein* olvii 'Weinstock* olvov 'Weinlaub, Wein- ranke*, alb. vene F. *Wein* aus ♦yoiTWf-, lat. vinum ynlgärlat. vi- nu8 aus ^^oino- (K. vergl. Qr.214) ; durch (i)io-Ableitung arm. gini *Wein*; aus dem Lat. stammen umbr. vinu ir.fin got. wein ahd. mn aksl. vino lit. vpnas, Gr. KOivd* x<^PT0^ (Hes.), lit. azinös (ursprünglich N.) aksl. seno 'Heu*. Got. stains ahd. stein aisL steinn M. 'Stein*, aksl. sUna 'Mauer'. Urital. *atn(h 'Jahr* und 'Festtag, Feier* (vgl. serb. god 'Jahr, Festtag*) lat. annus und soll-ennisj osk. akenei 'in sollemni* q^unum 'annorum* umbr. aenu 'festa, sollemnia* per-aknem 'sollemnem*, got. apn N. 'Jahr' (IF. 17, 492); ttber lat. soH-emnis § 186, a. Gr. di^\6<; 'Lamm' aus *<ißvo^, lat. agnus, ir. uan kymr. oen 'Lamm' urkelt. *ognO'8 (1 S. 606), ags. 4anian 'lammen' (1 S. 613. 634), aksl. jagn^ 'Lamm' fttr *jagm (§311).

Arisch. Ai. stMnä 'Pfosten, Säule', av. stäna- M. stund- F. 'Säule*. Ai.^woiwd-« av./raiwa- M. 'Frage*. Ai. fftna-« Tfeil- köcher', praSna-s 'Geflecht, Korb'. Av. daina- 'Religion'.

Griechisch. Kairvö^ 'Rauch'. Ittvö^ 'Ofen' (*'E(p-iTTV0^), vielleicht zu got. aühns anorw. ogn ahd. ofan aisl. ofn 'Ofen', uridg. *uqthiO'? (vgl. Znpitza Germ. Gutt. 15 f. 71). (pepvifj 'Mit- gift'. ÖKVo^ 'Zaudern', kukvo^ 'Schwan', vermutlich zu ai. Mci-ä 'glänzend, blank'. q)pövo5 q)pövTi 'Kröte' aus *prusno-y zu ahd. frosc 'Frosch' aus ^prusko-s (Sommer Griech. Lautst. 69 ff.), alvo^ 'Rede, Lob' aTvri 'Ruhm', vielleicht zu got. aips 'Eid*. iTÖpvr] 'Hure'. lil)yr\ 'Gürtel' aus *2u)<Tvä, vielleicht *iösmn'a vgl. CÜLiMa S. 238.

Italisch. Lat. fanum aus *fasno-m, osk. fiisnam 'tem- plum' päl. fesn. (abgekürzt) 'templum' umbr. fesnaf-e 'in tem- plum* urosk.-umbr. */(^«7Ul-, vgl. lat./<g*^M-*. hdX.pugnus. cunnus aus *cutnO'S zu alat. cuturnium, gr. kuto^ 'Höhlung' (vgl. Walde Lat. et. Wtb. 159). prüna aus *pru8na (1 S. 106). cünae zu gr. KoiTTi 'Lager', stagnum (zur Etymologie Karsten Studier 2, 26 ff., vgl. § 182). scamnum aus *scapnO'm (1 S. 675). coenum aus *quoinom (1 S. 598). ümbr. tremnu 'tabemaculo' aus *trebno- (1 S. 675).

Keltisch. Ir. brön M. 'Kummer, Sorge', kymr. brwyn

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§ 181.] NominalBtammfonnantien. m- u. ti-Formantieii. 263

M. 'Schmerz* orkelt. *brugno-8 (1 S. 693). Ir. cam N., kymr. cam F. 'Steinhaufe' vgl. gr. KÖpOu^ 'Haufe*.

Germanisch. Ahd. zoly Gen. zollesy aisl. tollr *Zollf Ab- gabe*; zu ahd. zala 'Zahl*. Ahd. boc, Gen. bocches, aisl. bukkr ftofcfcr 'Ziegenbock* urgerm. ^bu^nd-z (1 S. 383 f.), vgl. av. büza- M. 'Ziegenbock*. Got. liugn N. Xttge*, ahd. lougan M. lougna F. 'Lengnung* aisl. laun F. 'Heimlichkeit* (got. laugnjan ahd. louganen 'leugnen*), zu got. liugan 'lügen*. Ahd. skern M. N. 'Scherz*. Got. faihupraihna- N. oder M. ('Geldhaufe, Geld- menge*) 'Reichtum* zu preiJian 'drängen*. Ahd. zeihJian as. tikan N. 'Zeichen* urgerm. ^taikna-n (got. taikns F. aus ♦-ni-2j), zu got. ga-teihan 'anzeigen*. Ahd. feihJian as. /"(gfcaw N. 'Betrug*, urgerm. *faiknany zu got. /ViiÄ 'Betrug* (W.|)6?fe-). Got. laun ahd. Z^ aisl. Zaun N. 'Lohn*, zu gr. äiro-Xauu) 'ich geniesse*. As. asna 'Zins, Abgabe*, wozu ahd. ctsni esni ags. esrie got. o^n^i« 'Lohnarbeiter* (eventuell mit Formans -sna-y § 183).

Baltisch-Slavisch. Lit. szälnä lett. sälna aksl. «Zana 'Reif, Nachtfrost*. Lit. vaina 'Fehler* lett. waina 'Schuld*, aksl. vina 'Schuld*. Lit. kirtuis 'Strauch' kirna 'Strauchband aus Weide* preuss. kimo F. 'Strauch*. Lit. kl^nas lett. klins 'Hoden- bruch*. Lit. künaa 'Leib*, balgnas balnas preuss. balgnan N. 'Sattel*. Lit. szeftuis 'wilder Eber*, plinas 'Stahl*, prusnä 'Maul*, preuss. prusna 'Angesicht*, zu praüs-ti 'waschen*. Lit. susTia 'Grind*, zu süs-ti 'räudig werden*, bumä 'Mund*, düna 'Brot*. sina 'Wand*, dainä 'Lied*, zu lett. di-t 'tanzen*. Aksl. 6l^nb (aus *6blm) russ. 6eln 'Kahn*, zu ahd. scalin 'navis*. Aksl. gUm 'q)X^TM<X; q>X€TM0Vi^*9 zu gr. tXoiö^ 'klebrige Feuchtigkeit*, blazm 'Irrtum, Anstoss*. Aksl. srhna russ. 84ma 'Reh*, zu preuss. Hnois 'Reh*, sthgna 'Gasse*, tina 'Schlamm*, vielleicht ursprünglich mit -mn-, vgl. timino 'Schlamm*, wodurch Hirnen- vorausgesetzt wird Russ. mdna 'Lockung* ob-mdn 'Trug', zu ai. mäyd 'Trug- gestalt*. Aksl. rano'Vliess*, zu r5t?aWevellere'. mkno 'wollenes Kleid*.

Das nominale Formans -no-, -9W0- erscheint zugleich ver- bale Stämme bildend, z. B. ai. v^nd-s 'sehnsüchtig* : vina-ti 'er ersehnt', j>ana-« 'Wette, Lohn* : panats 'er handelt ein', ghürna-s 'schwankend* : ghürna-ti 'er schwankt', praind-s 'Frage* : got.

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264 Nominalstammforroantien. m- u. n-Formantien. 182— 18S.

fraChna 'ich frage', gr. Orrravov 'Wetzstein' : Oiitävui Ich wetze', lit. küpina-s ^gehäuft' : Jcüpinu ^ch häufe' (ai. Jcrpdnarm^J&inmef : Terpäna-U %r tut jämmerlich', pftana-m 'Kampf : av. pdSanaHi •er kämpft' s. S. 260). Vgl. 2^' S. 979 ff. 986 ff.

182. In manchen Fällen lässt sich -no- als o-£rweiternng der Schwnndstnfengestalt eines «n-Stamms betrachten (vgl. § 93). So z. B. ai. dina-m 'Tag' lat. nün-dinae, got. sin-teins ^täglich, immerwährend' (ahd. lengizin 'Lenz' vermutlicb 'lange Tage habend'), lit. d^nä prenss. deina 'Tag' zu einem n-Stamm, der sich in aksl. Gen. dhn-e (Nom. dhnh Tag') behauptet hat 209, c). Av. var^sna- 'männlich' (vgl. ai. vrini-i) : ai. vfSan- ahd. riso 209, a); vermutlich zur selben W. lit. resnas 'stark' lett. resns 'dick, dickleibig' aus *y,resnO'H ( : ahd. [u)]riso 'Riese'). 6r. ^XXö^ 'junger Hirsch' aus *^Xvo-^ (vgl. lit. ilnis M. 'Hirsch, Elentier') : aksl. JeZc»- 'Hirsch' 209,a) ^). Lat. canus {*cam0'8), ahd. hasan, preuss. sasnis S. 255 : ahd. haso ags. hara 'Hase', vgl. kymr. c6tw-acÄ F. lepus' (1 § 891, 1) preuss. sasintinklo 'Hasengarn'. Lat. stagnum S. 262 : gr. (TTaifuiv -övo^ 'Tropfen'. Lat. cunnus aus *cutno-8 S. 262 : ahd. hodo 'Hode'. Lit jeJcnos PI. 'Leber' : ai. Gen. yokn-ds (S. 161). Aksl. vesna 'Frühling' : Gen. uridg. *Uesnes (S. 160).

183. 'S-nO'. Zur Natur des « s. § 6 S. 11 und die Verbindung -es-no- § 194.

Av. raoxSna- 'licht, glänzend' rcLoxSud-m 'Licht', lat. lüna prän. losna urital. Houcsndj ir. lön luan 'Licht, Mond' aus urkelt. *louksnO' (1 S. 687), preuss. lauxnos PI. 'Gestirne' aksl. luna aus Houkchna (1 S. 785. 787); ist mit diesen Formen Notkers liehsen 'lucidus' (= got Hiuhsns) identisch, so ergibt sich HeuksnO' (mit eu) als uridg. Grundform ; dazu im Ablaut Xuxvo^ 'Lampe' aus ♦Xuk(Tvo-^, vgl. ai. rukiä-s 'glänzend' ags. Uxan 'leuchten' 6 S. 11) und das lat. lümen aus *loucsmen S. 243, das *lettqsmnO' Huqsmno- als ursprüngliche Form ver-

1) Osthoff Et. Par. 1, 307 möchte lUöc; auf *^Xvi6<; zurück- führen. Das wäre aber nur so angäng^ig, dass man ein F. ^^Xv^a (v^l. urslav. *o/nl S. 219) ansetzte, das zu *IXvä *i\\a geworden wäre, und von dem aus mau ^XX6<; gebildet hätte. Die obige Auf- fassung ist vorzuziehen.

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"% 183.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 265

muten lässt. Ai. mrisnä- 'Staub, Pulver' mrtsna 'Lehm, Thon*, Aisl. myUna 'Staub' ags. for-moUnian 'zu Staub werden', wozu vermutlich auch gr. ßX^wa F. ßX^vvo^ N. 'Schleim' ßXevvö^ lang- sam von Verstand' aus ♦inXeiav- (1 S. 659), vgl. ai. vi-mradati 'er erweicht' mfd' F. 'Erde, Lehm' gr. d^aXbövu) 'ich erweiche'. Gr. (ipÄxvTi aus *(ipaK(Tvä lat. aranea aus *aracsneia 'Spinne', zu gr. fipKu^ 'Netz' ahd. rocko aisl. rokkr 'Rocken' (urgerm. *rusnd'). 'LvX.alnusWi.elkmis ((t)io-Erweiterung, ä: eingeschoben) 'Eller, Erle', zu ahd. dira aksl. JeibcÄa (1 S. 766).

Arisch. Ai. krtsnd-s 'ganz, vollständig' zu gr. KpdTO^ 'Stärke', tikänd'8 'schart' zu tijas- 'Schärfe'. A v. po^^ru-baoxSna- 'vielen Erlösung bringend' zu hüj- lösen'.

Griechisch, fixvri 'Spreu' aus *(iK(T-vä (1 S. 651. 754) zu lat. actis -eris usw. 398). (Tuxvö^ 'reichlich, zahlreich, gross, stark' aus ♦(TuK(Tvo-q, wahrscheinlich zu crdTTui 'ich bepacke' <TaKTÖ^ 'vollgestopft' (1 S. 311). |iiöp<pvo(; 'dunkelfarbig' s. S. 256. TrdxvTi 'Reif, pruina' aus *7TaK(Tva zu Tratflvai. Xdxvo^ Xdxvn 'Wolle' aus *FXaK(Tvo-^ -(Tvä, entweder zu av. var^sa- M. N. 'Haar' oder zu aksl. rZoAno 'Faser'. Truvvoq 6 ttpuiktö^ (Hes.) aus ♦ttutovo-^, zu ai. putau Du. 'Hinterbacken', b^vvo^ 'Schimpf, Schande' aus *b€T(Tvo-q, wahrscheinlich zu lit. gada 'Schande' mhd. ktoat IJnrat' (1 S. 659). KuXixvn Demin. zu küXiE -ko^ 'Becher', TreXixvn Demin. zu niki^ TTeXiKTi 'hölzerner Becher'.

Italisch. Lat. cina alat. cesnay osk. kerssnais 'cenis' umbr. ^esna 'cenam', Grundf. ^qertsna- (1 S. 665), vgl. lit. ker- tes-i'8 'Hieb' § 399. Lat. splna vermutlich aus *8peitsnay zu pinna lit. spitnä S. 260, vgl. splca vulgärlat. speca aus *8peit8kaj jünger *8pei8ca 369). Über alat. pesna 1 S. 676.

Baltisch-Slavisch. Lit. dosnasy neben dosnüs (§206), "freigebig' (vgl. rfö^w'Gabe' § 200), zu av. dah- N. 'Gabe' ai. däs'vant' 'gabenreich' 409, 2), sUsnas neben slenas 'niedrig gelegen', szerksznas 'graulich' s. S. 256. dzüsna 'Schwindsucht', varsnä 'Pfluggewende', kr^snos PI. ('Geschüttel') 'beim Kochen zerfallene Dinge'. Regelmässig im Preuss. -sna- zur Bildung von Verbalabstrakta, wie uoaisna 'Kenntnis' aus *uiait8na (loaüt), hiasna 'Furcht' (bia-ttoei), klantz-sna 'Fluchen' (klanti-t), rnukin- ma 'Lehre' {muMn-t), Aksl. plesna 'Sohle' zu ai. prdthas- 'Breite'.

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2B6 NominalBtammformantien. m- u. n-Formantien. 184.

184. 3) -eno-, -ono- erscheint neben -no- wie -eto-, -oto- neben -to- 298), stellt sich also als Erweiterung von Stämmen oder Basen auf -e, -o dar, z. B. ai. ddria-na-m 'das Sehen' wie daria'td'8^diXA^\iVk\\(t\i\ &Ädra-na-mTja8t'aol. <p^p€-va (für*<p€p€vä) 'Mitgift' wie ai. bhara-td-s 'der zn pflegen ist' (vgl. gr. ip^-xpo-v), ai. vrand'S 'Wunde' (zu alb. vafe 'Wunde' aus *^oma) wie ai. vratd-m 'Gebot, Satzung' aksl. ro-ta 'Eid' (zu gr. eipui lat verbum usw.) oder gr. ßpo-xö-^ 'sterblich' (zu lat. mors usw.).

Anm. Zum Teil handelt es sich auch hier (vgl. § 182) um o-Erweiterung von n-Stämmen, z. B. ai. Pü^dna-s Püfariä-s neben Püfän- Name eines Gottes; lit. pelenal 'Asche' preuss. pelanno 'Herd* (mit a wohl für e) mit lett. pelni PI. 'Asche' zu lat. poUen -inis 209, c); lat. otmus 'Esche* aus *oseno-, mit ir. huinniua kymr. onnen •Esche* (aus ^osn-) zu aksl. jasenh 'Esche', das auf ^jasen- beruht; aksl. sl^ena aruss. selezena 'Milz' zu ai. pllhdn- gr. airX/|v. Zu diesen Bildungen vgl. § 93.

Produktives Formans waren -eno-y -ono-, besonders im Ar.^ Germ.y Slav. zur Bildung von partizipialen Nomina und Abstrakta.

a) Die erste Silbe von -eno-y -ono- bildet die zweite Wortsilbe.

AL vahana-s 'fahrend' vd7iana-m 'das Fahren', aksl. vezeni^ 'gefahren'. Ai. bhärana-m äol. (p^peva s. o. Ai. vartana-s 'in Be- wegung setzend' vdrtana-m 'das Drehen', aksl. vrSteno 'Spindel'. Ai. ddana-m 'Essen, Futter', aisl. etenn gegessen*. Ai. iSana-m 'das Herrschen, Gebieten', got. aigin ahd. eigin N. 'Eigentum'. Ai. rdcana-m 'das Ordnen', got. ragin N. 'Kat, Beschluss' as. regin- regan- in Eompp. 'göttlicher Ratschluss' (vgl. got. rdhnjan 'rechnen'), aksl. reöem 'gesagt'.

Arisch. Ai. adhi-idvana-s 'zur Somapressung dienend* av. havana- M. ('Auspresser') Name eines Teils des Haomageräts, si.jdnana'8 'Erzeuger', täpana-s 'plagend', citana-s 'sichtbar', döhdna-8 'melkend, Melker', manddna-s 'erfreuend', vacand-s 'redefertig', Svasand-s 'schnaufend', apers. draujana- 'lügnerisch, Lügner'. Ai. Tidvana-m av. zuvand-m 'das Anrufen', ai, sam- drana-m apers. ham-arana-m 'Zusammenstoss, Treffen, Kampf, Sii.jdnana'm 'Erzeugung', cetana-m 'das Erscheinen'. Ai. va- dhdna 'Mordwaffe', d({8dna 'Wundertat', jarand 'Alter', hetand 'das Hellwerden'. Im Ar. ist zugleich -nno- zu -ana- geworden^

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§ 184.] Nominalstaminforinantien. m- u. n-Formantien. 267

und eine Scheidung der ursprünglich verschiedenen Lautungen ist nicht mehr möglich, s. § 180 S. 260.

Griechisch. Hierher können ausser dem oben genannten (p^p€va gestellt werden die Feminina wie f|bovri 'Freude*, auovri 'Trockenheit' (aöovov EüXov Eiipöv Hes.), <itxov/| Mas Erdrosseln* und trepövii 'Spange', (Tcpevbövri 'Schleuder', itxövii 'Erdrosselungs- werkzeug*.

Italisch. Bei der Mehrdeutigkeit des lat. -inO' ist nichts, was sicher hierher gehörte, s. § 180 S. 260. Wegen des Osk.- Ümbr. s. v. Planta Osk.-umbr. Gr. 2, 30.

Keltisch. Im Ir. Infinitivnomina wie hlegon M. 'das Melken'. In betracht kommen ferner Formen wie ir. huan 'dauernd* (zu ai. hltüvana-m 'Wesen'?), uan kymr. etoyn 'Schaum', kymr. llatoen 'fröhlich', wozu ir. laine 'Fröhlichkeit', kymr. atan 'penna'.

Im Germanischen -eno- und 'Ono-, In der Regel hatte bei adjektivischer (partizipialer) Funktion das Formans, bei in- finitivischer Funktion (N. als Abstraktura) die Wurzelsilbe den Wortton, vgl. got. fulgins : filhan, ahd. gi-wortan : toerdan, aisl. tigenn : tiä (got. -teifuin). Bei den starken Verba bildeten -eno-, 'Ono' das sogen. Part. Perf., wie got. bundans ahd. gi-buntan as. gi-bundan 'gebunden' mit -ono-, ags. bunden aisl. bundenn mit -eno-. Rein nominal z. B. got. fulgins 'verborgen', ahd. eigan 'eigen' (Inf. eigfan 'besitzen'), aisl. tigenn 'ausgezeichnet, vornehm'. Auf dem Neutr. beruht der germ. Infin., wie z. B. got. wairpan ahd. toerdan ags. weordan aisl. verda ('sich wenden') 'werden* vgl. ai. värtana-m; rein nominal, mit -eno-, die S. 266 genannten Neutra got. aigin, ragin, mit -ono- z. B. ahd. eggan 'Speise'. An Inf. wairpa-n schliessen sich an z. B. nasja-n 'erretten', fullna-n Voll werden*, ^aAa-w 'schweigen' (3. Sg.pahaip), «aZ6ö-n 'salben'. Vgl. ahd. ga-n *gehen' (wonach stan 'stehen' mit a) = ai. häna-m S. 259. Fem. Abstrakta: as. lugina 'Lüge' drugina 'Betrug* stuUna 'Diebstahl' thecina 'Bedeckung, Dach'.

Baltisch-Slavisch. -eno- und -onO'. -eno- ist im Slav. Formans des Part. Prät. Pass., wie aksl. nesem 'getragen' za-6«- vem 'vergessen*. Nominales: lett. glüdens M., lit. glüdenä 'Blind- schleiche', lett. letens M., lit. letenä 'Tatze', gyvena 'Leben' pror gyvenä 'Lebensunterhalt', Jcrekenä 'Biestmilch*, aksl. vr^teno

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^68 NominalstammformantieD. m- u. n-Formantien. 184.

^Spindel' (S. 266), pelena russ. pelend 'Windel, Einscblagetnch' (vgl. lit. plene pUvi 'Haut*). Lit ISkanas 'übrig geblieben' U- Jcana 'Rest, Reliquie' (:ai. r^cana-s ricana-m, got. leihan ahd. g%'liwan\ dücanaa 'hungrig', ukanas 'trübe, bewölkt' ükana 'be- wölkter Himmel', pa-lükanos PL 'Wartegeld', dovanä (auch do- vina) 'Gabe'.

Wie -nno- im Griceh. (S. 260), ist -ono- im Germ, und Balt, auch Sekundärformans geworden. Got, piudans as. thiodan aisl. piödann 'König, Herrscher' zu got. piuda 'Volk', got. akran N. 'Ertrag, Frucht' zu akrs 'Acker', ahd. hagan M. 'Domstrauch' zu Äagr 'Einfriedigung'. Lit. nudkanas 'hölzern' zu mdlka 'Holz', varganas 'ärmlich' zu vafgas 'Not', lett. walgans 'feucht' zu walgs 'Feuchtigkeit', lit. nü-täkanä 'Ablaut (des Wassers)' zu täkas 'Steig'.

b) Die erste Silbe von -eno-, -ono- bildet die erste Wortsilbe. Aksl. zvom 'Schall', alb. ze {zer-i) geg. zq {zqn-i) ^Stimme' aus *zvana8, Grundf. ^^h^ono-s, zu aksl. zovq ai. ä-hva-t hävats, ai. hvä-tar- aksl. zva-teh (1 S. 295. 365). Lat. bene, durch Vokalassimilation bonus aus ^heno-j alat. duonoro 'bonorum' (Jbellus aus *&en-Zo-«), zu ai. dtiv-as- (1 S. 322). Got. wans ahd. loan aisl. vanr 'mangelhaft, fehlend' got. loan N. ^Mangel', zu gr. €Övi-q ai. ünd-s 'ermangelnd'. Ai. vrand-s 'Wunde', s. S. 266. Gr. Opövo^ 'Sessel', zu Opävoq 'Bank, Schemel' ion. ^pil-(Ta(T8ai 'sich setzen' ; von derselben Art vielleicht kXövo^ 'Ge- triebe, Getümmel', xP<ivo^ 'Zeit'. Av. d^mand-m 'Haus' neben d^mana- nmana- 'Haus' zu gr. hi^w 'ich baue' b^-b|bni-Tai. Ai, ni'dhdna-m 'Aufenthalt, Behälter, Ende' av. gao-dand-m 'Milch- gefäss' neben ai. dhanam S. 259. Vgl. gthav. /r$m- 'Fülle, Menge' urar. *prani' zu ai. pi-par-ti 'er füllt' sowie ai. vra-tä-m S. 266, gr. axi-ax-q zu fx^, ai. dd-tra-m 'Gabe' zu dd-da-ti.

Wie -wo-, -pno- (s. § 181 S. 263 f.), so erscheint auch -eno- zugleich als verbalstammbildendes Formans, z. B. lit. gyoena *Leben': gyvenü'ieh wohne', ai. bhäna-ti 'er spricht' zu gr. <pii-^i. S. 21 S. 891. 986 ff., Persson Stud. 70 ff.

Ein dem -sno- 183) entsprechendes 'seno- ist im Ar. und im Balt. vertreten. Ai. sakSdnas 'überwältigend, siegreich' zu sakSa-s 'überwältigend' (zu «oÄ-), wie bhäkfana-m 'Trinkgeschirr'

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§ 185.] NomiDalstammformantien. m- n. n-Formantien. 26^

ZU bhakM'8 'Genuss, Trunk* bhdkäorti 'er geniesst' (zn bhaj'\ väkSana-s 'stärkend* väkiana-m 'Stärkung* zu ükia-ti 'er wächst* (zu W. a^eg-). Lit. eisevia 'Gang*, preuss. etsJcisenna 'Auf- erstehung' d. i. et'skisena (Leskien Bild. d. Nom. 380). VgL 'seni' § 202.

186. 4) 'tno-, 'tiino'y -teno- {-tono-), zu verbinden mit dem Formans -ten- § 222. Das t dieser Eonglutinate hängt mit 40', 'ti' u. dgl. zusammen.

a) In § 136 S. 215 sind schon erwähnt gr. treXirvö^, ai-^ palikm neben palitä-s, häriknika neben harit- u. dgl.

Ai. cyautnd'8 'anregend* cyautnd-m 'kräftige Tat*, av» i^yao*na-m 'Wirken, Werk* zu ai. cydva-U (1 S. 618); av. kar^- 'dn9'm 'perfectio* in ar^tö-kar^^na- 'woftlr die Erfüllung der reli- giösen Pflicht bezeichnend ist*. Aus dem Lett können verglichen werden Erweiterungen von ^no-Stämmen, Substantiva wie pitnis 'Flechtwerk' zu pht 'flechten*, schütne 'Naht* zu schü-t 'nähen' (s. Leskien Bild. d. Nom. 378 f.).

b) Gr. O^irravo^* dTTTÖinevo^ = lit. diktinas 'wer zu ver- brennen ist' dektini *etwas Gebranntes', zu W. dhegvh- (1 S. 591). Gr. ßordvii 'Futterkraut, Pflanze', ipiAvt] 'Strick zum Aufhängen^ Schlinge*, TpöxAvii 'Wage*, tiXcktAvti 'Geflecht, Schlinge*. Im Lit. bezeichnen die Verbaladjektiva auf -tinas^) die Art des Ge- schehens, z. B. süktirms 'der Art, dass der Gegenstand gedreht wird*, daher auch 'zu drehen, drehbar*, bütinas 'seiend, bleibend» wesentlich*, ßszkötinas 'quaerendus', minStinas 'memorandus^ usw.; dazu die eine Art Infinitiv bildenden Adverbia auf -ai, wie äsz czön bütinaM isitais^siu 'ich werde mich hier zum Bleiben einrichten'. Entsprechend slav. -thno-, wie aksl. pri-jqthm 'an- nehmbar, angenehm'; die Identität des t mit dem t der verbalen Nomina wird hier vor Augen gestellt durch die gleichartigen- Formen wie ne-izdreöenhnh 'unaussprechlich' (vgl. reöem S. 266), neispisanem 'unbeschreiblich'.

Dieses -tnno- verhält sich zu -ifno- in gr. iriOavö^ lit. kü- pinas aksl. do-koshm (S. 260) wie z. B. ai. kftya-s zu dfiya-s^ (S. 185. 186); insbesondere vergleicht sich -ten- : -en- § 222.

1) Verfehlt ist meines Ermessens ihre Deutung bei Bezzen- berger Rpa^ S. 161 Fussn. 1.

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270 Nominalstammformantien. m- n. n-FormaDtien. 186.

c) 'teno- im Lett. in Weiterbildungen, wie pltenis und jpi- tene TIeehtwerk' neben pltnis, toitem M. und wttene Tlechtwerk' neben idtne (s. unter a). Ob ai. pdttana-m 'Stadt' (ursprünglich 'Befestigung', zu päd- in pi-bdamana-s Test werdend' pi-bdand-s 'fest') *-tenO' oder *'tnn(h (zu b) hatte, bleibt ungewiss.

186. 5) -wo- als Erweiterung von adyerbialen Formen: Mittel der Adjektivierung von adverbialen Raum- und Zeitbestimmungen und Zahladverbien.

a) Bildungen auf grund von präpositionalen Orts- und Zeit- adverbien. Hier hängt -no- augenscheinlich mit einem Adverbial- ausgang ^-nl *-nö (lat. super-ne ai. vi-nä u. dgl.) zusammen *), weshalb wir diesen, wo er neben adjektivischem -no- auftritt, mit erwähnen. Zu den verschiedenen Formen von *per 'vor' (K. vergl. Gr. 472 ff.): left. pems 'vorjährig' lit. p&mai 'im vorigen Jahr', got. faimeia ahd. fimi 'alt, vorjährig' ((t)|o-Ablei- tung); ahd. as. fom 'ehemals' aisl. fom 'alt' (vgl. unten ahd. untorn)\ SLupurdnä-s 'vormalig' (zu purd) apers. parana-m 'vor- mals' (zu para), lat. prönus (zu pro). Zu *ndher 'unter' : lat. infemuSj infeme, ahd. untom untam 'Mittag' {Untames-berg 8. V. a. 'Mittagsberg') aisl. undom 'Mitte zwischen Mittag und Abend' (got. wwdaMrni-ma^« 'Frühstück')^). Av. apana- 'hoch', eigentlich 'entfernt', in apanö-tama- 'der höchste', as. fan ahd. fona fon 'von', zu *apo *po 'ab, weg'. Av. paHina- 'verschieden, gesondert', zu paHi 'gegen'. Lat. supemus, aupeme zu super, internus zu inter, extemus zu exterus, xxmhx. postne lat.pön6 zu postj osk. comenei 'in comitio' comono 'comitia' aus ^comno- umbr. kumne 'in comitio' zu osk. com 'cum', osk. amnüd 'circuitu' (wo- mit wahrscheinlich lat. sollemnis zu verbinden ist) zu am-'amb-'.

b) Gr. ^apivö^ 'vemus', lat. vemus aus *verinoSy lit. vasa- rinis 'sommerlich' ((«)ioErweiterung), zu gr. fapi 'im Frühling*. Ebenso gr. xcijucpivö^ 'winterlich', lat. hibemus aus ^heimrino-s (1 S.218. 369) zu gr. bu(T-x€(|ii€po^, gr. toTicpivö^ 'abendlich', lat.

1) Zwischen supeme und supemus mag ein ähnliches Ver- hältnis bestehen wie z. B. «wischen lit. mänas *mein*, tävas gr. t€6<; Mein' und Gen. av. mana aksl. menej ai. tdva.

2) Hiemach ahd. nuoMum (nuoTUam-ln) 'nüchtern*, wenn es beruht auf [i]n'Uohtum, zu uohta 'Morgendämmerung, Morgenzeit'.

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§ 187.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 271

vespema zu ^atrepo^ (vgl. lit. vaJearinis 'abendlich'), gr. vuKxepi- v6^ Nächtlich' Ititnoctumus zu gr. vuKtujp, gr. fmepivö^ 'am Tage, täglich* zu fiinap fijLi^pöt, trepumvö^ Vom vorigen Jahre, jährig' zu Ttipvax, ^u)0iv6^ 'morgendlich' zu hom. f\w% und Nachbildungen wie beiXivö^ 'abendlich', im Lat. hörnusy hodiemusy aeviternus aetemus, hestemus (vgl. got. gistra-dagis 'andern Tags, morgen'), diumus (vgl. noctumus). Av. uzaye^rina- 'nachmittägig' zu uz- ayehd-m 'Nachmittag', uidhina- ('der Morgendliche'), Name der Gottheit der uidh- ('Morgenfrühe'), hqmina- (mit Vrddhi) 'sommer- lich' zu harn- 'Sommer', rapi^ina- 'mittägig' zu rapi^wä- •Mittag'.

^deksi-nO'S 'rechts' (vgl. gr. b€Ei-T€pö(; bfii-ö(; S. 164. 202. § 238, a) ai. däkSvßa-s av. daäina-, aksl. deshm^ wozu lit. de- szini 'die Rechte'. Kret.f^jiiiva (schwerlich fmtvä zu lesen) 'Hälfte' zu f)|ii-. Ai. nünd-m lit. nünaf aksl. nyne 'nun, jetzt' zu ai. 'nun'. Ai. viiuna-s 'verschiedenartig' zu Adv. viäu- {v(iv ano u. a.). nananä-m Adv. 'verschiedenartig' zu ndna Adv. 'auf verschiedne Art'. Ferner wahrscheinlich samänd-s 'gemeinsam, gleich' von Adv. *8amäj durönd-m 'Wohnung, Heimat' von einem urar. Lok. Du. *d{h)urau zu dvdr- dur- 'Tür', ddraünas- 'Hausgenosse' («- Erweiterung eines o-Stammes, § 401, a) von einem *damü 'zu Hause' (IF. 17, 358), Lit. jduncis *jung' \ett.jaun8 ^jnng, neu' aksl. jum 'jung' zu lit. jaü aksl. ju u 'schon'; wahrscheinlich hiernach preuss. nauns 'neu' (vgl. lit. ruiüjas 'neu'). Vgl. noch aksl. prhvenhCb 'Erstgeborener*.

c) Lat. bini, temi aus *dj£wwot {bis), ^tris-noi {teT)\ tniü nach 6fwf, quoiemi nach temi; über andere hierher fallende Neu- bildungen § 13 Anm. S. 23. Entsprechend aisl. tuenner 'je zwei', weiter^renn^r, ferner, ahd. zwirnen 2trimdw 'zweifach zusammen- drehen' zu urgerm. *t^iz 'zweimal' usw. ^tris-no- wahrscheinlich auch in Opiva£ 'Dreizack' zu dK- 'spitz' (Sommer Griech. Lautst. 54 ff., Kretschmer Berl, phil. Woch. 1906 Sp. 55).

187. 6) Das Konglutinat -»tio-, womit Adjektiva des Bestehens aus einem Stoff, der Herkunft, der Art gebildet wurden, ist vermutlich von i-Stämmen ausgegangen^), ähnlich wie das

1) Nicht überzeugend Bezzenberger f^pa^ 166 f. Die Herkunft 4e8 als Argument benutzten ved. aminä-s ist dunkel (o. 8. ^9 Fussn. 1).

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272 Nominalstammformantieii. m- u. n- Formantien. 187^

adjektivische '(ijio- an diesen entsprangen zu sein scheint (§114): vgl. z. B. ai. dvyas und aksl. ovhm beide zn ♦ojii-« *Schaf . Oft erscheinen diese Adjektiva substantiviert. Produktiv ist die Klasse besonders im Griech., Ital., Balt.-Slav. geworden.

Vertreter des ältesten Tjrpus wären hiernach z. B. ai. hari- nd'8 Cder Gelbe') 'Gazelle', F. hdrini 136 S. 215) zu häri-f 'gelb', gr. SXivoq Von Salz gemacht' zu dXi- (in Kompp.), lat. fas- cina zu fascis, gall. Morira ('Meeranwohner') zu ir. muir gall. Mori'tasguSy Ahd.truhtin aisl. dröttenn 'Gefolgsherr, Herr' zu ahd. truht aisl. droit 'Schaar, Gefolge' urgerm. *druxti'Z, got. Jcindiiu 'Statthalter* zu *Jcindi'2y vgl. lat. gßns, av. fra-zafnti- 'Nach- kommenschaft', lit. ävinas aksl. ovhm 'Widder' zu lit. avis, lit. kifminas 'Wurm' aksl. crhmhm 'rot' zu lit. kirmis 'Wurm' (S. 253f .), lit. afiginas 'grosse Schlange' zu anglSj hitinas 'Weisel' zu hitis^ 'Biene', mölinas 'lehmig' zu mölis M., aksl. öhsthnt 'ehrenhaft,, geehrt' zu öhsthy gospodbm 'des Herrn' zu gospodh.

Für die Formen wie lat, picinus (pix\ lit. akmeninis aksL kamenhm 'steinern' (lit. akmü), aksl. materhm 'der Mutter' (mati),. sloveshm 'Xotikö^* ißlovo) ist auch auf die i-Kasus pici-bus ak- meni-mi kamerth-mh usw. 102, 1) zu verweisen.

Neubildungen mit einheitlichem -ino' zu anderen Stämmen. Ai. ajina-m 'Fell' aksl. jazhno jazno 'abgezogenes Fell' lit. ozinis^ 'des Ziegenbocks', zu ai. ajd-s 'Bock' (lit. ozps 'Ziegenbock'). Av. bawrini'8 lit. bebrinis 'vom Biber', zu av. bawra- neben bawri- lit. bSbrus 'Biber'. Gr. cpriTivoq 'buchen' lat. fäginusj zu cpnTÖ^ fagus. Gr. Xdivo^ 'steinern* zu Xäa^, fivOivo^ 'aus Blumen be- stehend* zu fivOo^, IxOuivo^ 'vom Fisch herrührend' zu ixOO^, (pXÖTivoq 'flammig, feuerfarbig' zu cpXöE, dv6pu)7rivo^ 'mensch- lich' zu fivOpujTToq. \^9X.juncinu8 zu juncus, funginus zu fungus,. mit Synkope z. E.pöpulnus zu pöpulusy columus aus ^corulnus^ zu cortdus, quemus aus *querquino8 zu querctis (vgl. Ciardi- Dupr6 BB. 26, 191. 204), famus aus *farginos (zu ai. bhürja-9 ahd. bircha 'Birke'), Wahrscheinlich auch patemus aus ^patri- no8 (vgl. § 193 Anm.). Lit. dükdnas 'golden* zu duksaSf kaü- pinas 'gehäuft* zu kaüpas, pSskinas 'sandig' zu pSskos PL; sub- stantiviert {'inas als Amplifikativformans und zur Bildung von Namen für Tiermännchen) vaikinas 'grosser Junge' zu vaikaSy,

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§ 188.] Nominalstammfonnantien. m- n. n-Formantien. 273

spirginas 'grosse Griebe' zu spirgaa, «^«fniiuw'ßehbock' zu stima^ titervinas 'Birkhahn' zu tetervä 473, 2); lit. -inis ((t)io-Erweite- rung von -irms): plaukinis *hären* zu plaukai PL, naminis *zuni Hause gehörig' zu namai PL, halünis Von weisser Art' zu bdltasy substantiviert ledinis 'Eisscholle' zu l&daiSy szaltinis 'Quelle' zu szdltas 'kalt', mit Endbetonung z. B. dazings 'dicke Brühe' zu däzas 'Tunke'. Aksl. ieUzhm 'eisern' zu ieUzOj braibm 'hoch- zeitlich' zu hrakb^ griähm 'sflndig' zu grickbj zimtm 'winter- lich' zu zima^ medvhm 'von Honig, honiglich' zu fned^\ von u- Stämmen ist -ovhm ausgegangen, z. B. volovhm 'bovinns' zu tohy wonach z. B. grichovhm (vgl. Meillet Etudes 439 f.).

Dem Griech. und dem Lat. gemeinsam ist die Erweiterang von -ino' durch das gleichwertige -ejo-, wie gr. Kebpiveo^ neben K^bpivo^ 'zedern', miEiveo^ neben ttu^ivo^ 'aus Buchsbaumholz', \9X. pöpulneuSj quemeus, ebumeus neben pöpulnus, quernus^ ebumusi§ 122 S. 198 f.),

Anm. Unser -ino- ist von dem § 186, b behandelten ino- zu- weilen nicht sicher zu trennen. Z. B. ist zweifelhaft, ob av. vaöahina 'wörtlich, mündlich* (von einem Vertrag) zu dem vom Lok. auf -i ausgegangenen niahina- 'morgendlich' zu stellen ist, beziehungsw. im Anschluss an dieses gebildet worden ist, oder ob es eine Formation wie aksl. sloveshm war.

188. 7) -?no- und -eino- -oino-. Diese funktionell mit 'ino- 187) fibereinstimmenden Konglutinate nehmen wir hier zusammen, weil sie in einem Teil der Sprachen, nach den in diesen wirksam gewesenen Lautgesetzen, zusammengefallen sind und nicht mehr geschieden werden können. *-fno- ist sicher z. B. für ai. navtna-s gr. KopoKivo^ osk. d e i v i n ä- lit. kaimynas, ^-eino- oder *'OinO' z. B. für av. dr^zaiMna- lat. lanisna volsk. Fibr^nus ir. cvfUn Itt. ropSnä. i und Diphthong sind dagegen möglich in lat. -f/io-, germ. -Ina-, aksl. 'tno- (arm. -ino-). Doch darf man wohl z. B. dem lat. divinus ursprüngliches i zuweisen wegen osk. dei vi nft-, dagegen einen i-Diphthong dem fibnnus wegen volsk. PibrsnuSy dem rapina ('ßübenfeld') wegen lit. ropänä ('Rüben- feld*); 9k%\.zvMna ('Wildpret*) wiederum macht wahrscheinlich, dass lit. zviränä ('Wildpret') *''einO', nicht *'oinO'y gehabt hat; ir. foen ('rückwärts gestreckt') urkelt. *u[p]oino'S (1 S. 109) macht wahrscheinlich, dass lat. supinus aus *8upoino^ hervorgegangen

Brngmann, Orandriss. 11, i. ]8

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274 Nominalstammformantien. m- n. n-Formantien. 189.

ist, nnd so klären die verwandten Sprachen einander bis zn einem gewissen Grad auf.

Der Ursprung von ♦-fno- ist anklar. Vermutlich war er ein mehrfacher, wie der von ^-ino- 186. 187).

Anm. Man hat gedacht an die Feminina auf -l {-iiä : -1-). wo- bei diese sowohl als Abstrakta oder RoUektiva in Betracht kommen (vgl. Hirt D. idg. Acc. 278) als auch als Bezeichnungren des natür- lichen Geschlechts (z. B. lat. r€gina von *rigl § 142). Ferner an die Gen. Sg. auf -f zu o-Stämmen im Ital. und Kelt., z. B. lat. divlnus 09k. deivina- zu lat. dlvl (IF. 12, 392). Weiter ist das auf Si 144 ff.) zurückgehende l in Betracht zu ziehen, das die t-Stämme oft in Weiterbildungen zeigen (-f-no- : -f-to-, -i-lo-y wie -ü-no- : -ü-to- usw.), z. B. gr. 4X€T5tvo^ neben ^XctHk;, biuTivri neben öoktk;, lat. marinus neben mare^ aksl. tatim neben tath 131. 226. 231). Endlich vgl. ai. kanina-8 : käni-yas- u. dgl. Zumteil mag dabei -Ino- mit -fn-, der schwachen Form zu -(i^iön , enger zusammenhangen, vgl. av. ka^nln- neben ai kantna-Sj ferner gr. öojitv- und öa^ivii, *A6piiöTivii 224. 226). Nicht überzeugend über -ino- neuerdings Bezzenberger Rpac; 153 ff.

Etwas klarer sind -eino- und -oino-. Ahd. swein 'Knecht, Sohn', ursprünglich 'der zu einem selbst gehörige', zu uridg. *^oi = gr. ol (vgl. ahd. swei-ga § 370, b), und got. meins, zu uridg. *mei (ai. m^), weisen auf Erweiterung von Foi-men hin, die, zu o- stämmigem sogen. Lok. Sg. gehörig, seit uridg. Zeit eine wei- tere Bedeutung hatten; von dieser aus ist die Funktion des Kon- glutinats in den einzelnen Sprachen leicht verständlich. Dem- nach z. B. got. meins : lat. meus : ai. m^ = lat. supemus : supe^ ru8 : 8uper 93, e, t S. 164 f., § 186, a S. 270). Mit lit. Naujo- kine Frau des Naujöks, kufpiuven^ 'Schustersfrau', zu hufpius 'Schuster', vgl. die ai. Fem.-Bildungen wie Manav4 § 142. Lit. Aend 'wessen' von einem *käna8y womit sich käkas kSk 370, b) vergleicht (vgl. oben ahd. swein : sioeigä).

189. Zunächst einige Zusammenstellungen auf grund ety- mologischer Übereinstimmung im Grundnomen und auf grund der Bedeutung der abgeleiteten Form.

Lat. fibrinus ahd. bibirln 'vom Biber' (vgl. av. hawrini-S lit. bebrinis)y lat. Jiaedinus got. gaiteins 'von der Ziege, die Ziege betreffend', lat. suinus aksl. svim 'vom Schwein', lat. ferintcs 'vom wilden Tier, tierisch' aksl. zverim 'tierisch'. Av. ärva^na- got. tritoeins ags. trpoen Möwen 'von Holz, hölzern' (vgl. gr.

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% 190.] Nominalstammfonnantien. m- n. n-Formantien. 275

bpuivo^ 'eichen'), av. ayardha^na- 'metallen (eisern)' ahd. ^nn *ehern', lat. pelUnus got. fiUeins 'ledern'. Lat. poreina 'Schweine- fleisch* lit. parszänä 'Ferkelfleisch', lat. ferlna lit. zveränä aksl. zverina 'Wildpret', lat. anatlna lit. antenä 'Entenfleisch*. Lat. rapina lit. ropänä 'Rtibenfeld', vgl. ai. äümlna-m 'Flachsfeld' {üma- Tlachs').

Auf nnsem Adjektiva, welche Herkunft, Art u. dgl. be- zeichneten, beruhen in derselben Weise wie bei Formantien von ähnlicher Bedeutung substantivische Deminutiva in fflnf Sprachgebieten. Gr. KopoKivo^ 'junger Rabe', beXcpaKivii 'Schwein- chen', TToXuTrobfvTi eine kleine Polypenart. Im Volkslatein 'inum, woher z. B. italien. anitrino 'Entchen*, bollettino 'Zettelchen', casino 'Häuschen' (über Gleichartiges schon in der älteren Lati- nität V. Planta Wölfflin's Arch. 12, 370). Kymr. colwyn 'Tier- junges*, morwyn 'Mädchen'. Am häufigsten im Germ., wie got. gaitein ahd. jreijm 'Zicklein'. Poln. d^tecina 'kleines Kind', psina 'kleiner armer Hund*, rc^zyna 'kleines schwaches Händchen* (Beli6 Arch. f. slav. Ph. 23, 196 ff.). Vgl. § 541 ff.

190. Arisch. Im Ai. kein sicheres Beispiel fflr urar. *-aiwa- {samidh^nd-s 'auf Brennholz und Anzünden beztlglich' vielleicht zu § 186, als von infinitivischem sam-idM aus gebildet), im Iran, keines ftlr urar. *-fwa-.

Ai. 'ina-a z. B. in sqvatsarina-s 'jährig, jährlich* von sqoa- tsaräs 'Jahr', pravrMnas 'zur Regenzeit in Beziehung stehend*, viSvajantnas' sAlerlei Volk enthaltend, ttber alles Volk herrschend, aller Welt zu gute kommend*, mahäkulina-s 'aus vornehmem Geschlecht {mahakula') stammend*, kantnas 'jung*, navtna-s 'neu*, anjasina-s 'geradeaus führend*. Oft zu den Adjektiva auf -aüc-y wobei -tnasy wenn diese Barytona, zumteil fwrf-«, wenn sie Oxytona sind, z. B. apactna-s 'rückwärts gelegen* zu dpaüc-j pratltlnd'S und pratlcina-s 'zugewandt' zu pratydüC'. -ind-s aach in satlnd'8 'wahrhaft', zu sdnt-,

Iran, -cnna- in Stof fadjektiva : av. zaranaina- zardnaina- *golden', zdma&fia' 'aus Erde, irden', izaSna- 'ledern', pa^na^na^ 'aus Honig bestehend, bereitet', tdmawhaena- finster', apers. a^a^gama- (oderöi?-) 'steinern'.

Armenisch. Hier m^en die Adjektiva auf -in (Gen.

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276 Nominalstammformantien. m- n. n-Formantien. [§190

-noy) genannt sein, die freilich, der Mehrdeutigkeit des % wegen^ anch andre Auffassungen zulassen. Z. B. verin 'oberhalb befind- lich, höher, überlegen' {i ver 'hinauf, oben'), yetin 'letzt, schliess- lich' (yet 'nach'), mißn 'mitten befindlich' (m^j 'Mitte'). VgL Meillet Mim. 10, 275 f. Etwas sicherer ist Hergehörigkeit von ozni 'Igel' aus *ozini ((f)io-Erweiterung) wegen gr. ^x^voq, zu lit.. ezgs aksl. je^ ahd. igil 'Igel*.

Griechisch. Nur -mo-. Fast nur Substantivierungen. &fXxaTxyo<^ 'nahe bei einander befindlich', zu &TK\aToq bezieh. Adv» &fx^aTa] TTpo|biVTi(TTivoq 'einer hinter dem andern' zu *f| TTp6)uivTi- (TToq 'Mädchen, um das der Freiwerber angehalten hat' (vgl. 0. Hoff mann Rh. Mus. 56, 474 f.). KopoKivoq ein rabenschwarzer Meerfisch, auch 'junger Rabe', K€(TTpTvoq eine Fischart (K^crrpä 'Spitzhammer'), dXcTEivoq 'Tadler', TcXaoTvoq 'Lacher', x^^pivo^ 'Loch, Erdhöhle'; ipuOpTvo^ 'rote Meerbarbe', xucpXivo^ eine Schlangenart (rucpXö^ 'blind'), cpoETvo^ ein Flussfisch (cpoEö^ 'spitzig'). b€Xq)aKivTi 'Schweinchen, Ferkel', TroXuTTobivri eine kleine Polypenart, xo^P^vn eine Art Meermuschel (xoTpo^ 'Ferkel'), ßoXßtvri 'eine Zwiebelart'. Mit andrer Betonung fvbiva PI. 'Eingeweide*^ (zu fvbov), nach fvrepa accentuiert?*).

Italisch, 'ino- und -eino- 'Oino-, die nur im Osk.-Ümbr.. leicht auseinanderzuhalten sind. *ln(h: umbr. cabriner lat. ca- prlnus, osk. deivinais IsitdlvinuSj vgl. l^t equtnus, vüullnus, vulplnuSy bovlnus, mascullnuSy fürlnus, sütrinus, cön-sobrlnus^ (zu sorovj 1 S. 763), vlclnus usw. Doch kann im Kreis dieser lat. Adjektivbildungen auch znmteil eine diphthongische Form des Formans vorgekommen sein, da z. B. dem lat. fibrinus der Name eines Baches im Volskischen Fibrinus gegenübersteht Mit uridg. i vermutlich rigina, galllna 142). ^-eino- oder *'OinO' in dlUnus, in laniSna 'Fleischbank', dem sich anreihea pUftrtna 'Bäckerwerkstatt', moletrlna 'Mühle', lapicldlnae 'Stein- bruch', sdllnae 'Salzgrube', voratnna 'Abgrund, Schlund' u. a. Mit lit. rö2?^wd 'Rübenfeld' vgl. rd^pfwa 'Rübenfeld', ciplna 'Zwiebel- feld', w^pfTia'Steckrübenfeld'u.a., mit lit. jpar«z^wd 'Ferkelfleisch',

1) ÖTTiupivö? 'herbstlich' bei Homer hatte T; die Dehnung der zweitletzten Silbe ist nur metrisch. Das Wort gehört also zu § 186, b.

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9 190.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 277

<intSnd 'Entenfleisch', zvir^nä 'Wildpref die gleichbedeutenden Porcina, anaUna, ferina sowie caprina 'Ziegenfleisch', haedlna 'Bockfleisch', suina ''Schweinefleisch' n. a. Substantiviertes N.; «. B. scdlnum 'Salzgefäss', terginum 'Lederpeitsche'. Mit *'Oino- vielleicht supinus, vgl. ir. foen § 188. Vgl. Verf. IF. 12, 389 ff., V. Planta Wölfflin's Arch. 12, 367 ff.

Keltisch, -eino- im Britannischen: kjmr. colwyn com. coloin bret. kolen 'catulus, Tierjunges* aus *koleino8 vgl. lit. käle *Hündin', kymr. morwyn com. moroin 'Mädchen, Jungfrau' aus *moreina vgl. gr. |Li€ipa£ 'Knabe, Mädchen', vgl. Osthoff Et. Par, 1, 275 f. Über gall. 'inu8 = *'ein0'8 in Camutenus, Epentis u. a. 8. Meyer-Lübke Mise. Ascoli 415 ff. Für *-ino- gibt es nur weniger sichere Belege, wie Ticinus Flussnanie (zu ir. techim 'ich fliehe' lit. tekü 'ich laufe, f Hesse'); hierher vermutlich als ein ursprüngliches Deminutivum ir. ingen 'ungula' Dat. ingin, kymr. ewin F. corn. euuin bret. iwin 'Nagel', urinselkelt. *eng^ma, zu lat. unguis. *-oinO'y wie es scheint, in ir. foen 'rückwärts gestreckt' 188).

Germanisch, ^-eino- einigermassen sicher nur in got. meins 'mein' peins 'dein' seins 'sein', *'0in0' einigermassen sicher nur in ahd. swein aisl. sueinn 'Knecht, Sohn' 188).

Sonstiges urgerm. *-fwa- kann älteres "^-ino- oder ^-eino- gewesen sein. Auf ursprüngliche Haupttonigkeit einer der beiden Formanssilben lässt ahd. magatln neben magad schliessen (1 S. 697 ff.). Got. gulpeins ahd. guldm 'golden', got. eisameins ahd. isamm 'eisern', got. staineins ahd. steinin 'steinem', got. airpeins ahd. irdin 'irden, irdisch', got. aiiceins ahd. eioln 'ewig' (got. aiw8 'Zeit'), got. barizeins 'gersten', paümeins 'dornen', riqizeim 'finster', ahd. rindirin 'rindem', swinin 'schweinern', hluotm 'sanguineus'. Got. sunjeins ('aus Wahrem bestehend') 'wahrhaft' (««ryw'wahr', F. sunja 'Wahrheit'), ahd. wann 'wahr- haft', huorin 'lüstem, ausschweifend', luzzüln 'klein'; im Ahd. huor-äin lüstern', volg-cdin 'sequax', luog-alin 'lugend, lauemd' u. dgl. nach luzzüin = luzzil 'klein', scamalln = scamal 'scham- haft'. — Substantiviertes N. : got. fadrein 'Vaterschaft, Eltern, Vorfahren'; gewöhnlich als Deminutivum, z. B. got. gaitein ahd. geigin 'Zicklein' neben gaüeins gei^in 'haedinus', got. gumein

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278 NomiDal8taminformanti(*.n. m- u. n-FormantieD. 190.

^Männlein', qinein 'Weiblein', ahd. magatin ags. moe^den ^ägd- ' lein' {magad mcejd 'Magd'), ahd. ftdin Tüllen' (folo Tohlen'), wozu die Eonglatinate -(«)Z-ina-, -(i)fc-fwa-, 'i(n)Jcil'ina', wie ahd» fingerlin Tingerringlein' (neben fingerin) geigüfn 'Geisslein', /tt- lihhin Tüllchen' burdihhin 'kleine Bürde', esäinchilin 'Eselehen' huonichlin 'Hühnchen' mhd. eninkhn enicMin 'Enkelchen' (zu ano 'Ahn').

Baltisch-Slavisch. Im Lit. -ywa- und -äna- (hiervon -ainja-; zu dem Wechsel S:ai s. S. 279 Fnssn. 1). -yna- nur in substantivierten Adjektiva. Zunächst solche wie kaimpnas 'Nach- bar' kaimpna 'Nachbarin' und 'Nachbarschaft' (kSmas 'Gehöft, ' Dorf, vgl. 1 S. 191), av^nas 'Oheim' (preuss. aiois aksl. ujh 'Oheim'), i^mj^wa'Erdgöttin' (zime), kriksztgnos PI. Tauf schmaus* {Jcriksztas Taufe'); naujynä (und naujänd) 'Neuigkeit {naüjas). Mit szeimpM 'Gesinde' {szeima 'Gesinde', zu ai. ii-va-s S. 203) vgl. preuss. seimins (Akk. seiminan) 'Gesinde', aksl. simim 'zum Gesinde Gehöriger, Sklave'. Weiter Kollektiva auf -^nas und 'pne, Gruppen oder Haufen von Dingen, auch den Ort, wo sie sind, bezeichnend (in letzterer Weise besonders -pw«), wie nen- drpnas nendrpU 'Haufen Rohr, Rohrbruch, Rohrteich', atizü- lynas 'Elichenwäldchen, Eichicht', eJksnynas dksnpni 'Ellernge- holz', krümynas 'grosses, dichtes Gesträuch' (krümas 'Strauch'), akmenpnas 'Steinhaufe', sn^gpms 'Schneehaufe', gandrpnas'Mafise Störche', srutpni 'Jauchengrube'; die Formen auf -^na-s waren aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich N. (vgl. got. fadrein 'Eltern, Vorfahren', lat. sterquümum 'Misthaufen'), vgl. § 514. Ehemalige Neutra sind auch die mask. Ableitungen von Abstrakta auf 'Umasy wie saldumgnai 'Süssigkeiten, Zuckerwerk' {sätdü- mos 'Süssheit'), brangumpnai 'Kostbarkeiten', kartumpnai 'bittre Dinge'. Auch Sna- fast nur in Substantivierungen. Adjek- tivisch in mines^na naJctis 'mondhelle Nacht', woneben mSnesäna 'Mondschein' wie aksl. m^qöina 'Mondschein'. Fem. Subst. auf -enä von Tier- und Pflanzennamen (vgl. oben lat, ina) : zvSränä wie aksl. zvMna 'Wildpret', parszänä 'Ferkelfleisch', antänä 'Entenfleisch', o«2Ä:^wd 'Ziegenfleisch'; ro/?^w^ 'Robenfeld', rugr^wd 'Roggenfeld', mäzänä 'Gerstenfeld'. Femer äne für die Frau oder das Tierweibchen, wie NaujokSne Frau des Naujöksy kup-

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§ 191.] Nominalstatnmformantien. m- n. n-Formantien. 279

czuvinS ^Kaofmannsfran', agiline 'Eselin', -ainis ((f)io-Erweite- rung)^) zur Bildung von Adjektiva, besonders auf grund von Stoffbezeichnnngen, wie avizäinis 'ans Hafer', laszinäinis 'ans Speck*. Preuss. deynayno F. 'Morgenstern' zu deina 'Tag'. Aksl. Adjektiva auf -im zu Substantiva: z. B. zverim f erinus', golc^im 'columbinus', neprijaznim 'des Teufels', tatim 'des Diebes', vojevodim 'des Heerführers', materim 'mütterlich'; substantivierter Singular (und Dual), z. B. boljarim Tomebmer, Adliger' (Plur. boljare), üdovim 'Jude' (Flur. iHdove), ebenso öeljadim 'Sklave', Ijudim 'freier Mann', gospodim 'Hausherr'. Substantiviertes Fem. : z. B. zverina 'ferina', bhbrovina 'Biber- fleisch', vhiina 'Wolfsfell', ovhüna 'Schafsfell', medovina 'be- rauschendes Oetränk', fi»^^(5t7m 'Mondschein'; amplifikatives -inay z. B. slov. glavina 'grosser Kopf, russ. zmijina 'grosse Schlange'.

191. 8) -unO' und -öwo- -ö[tt]wo-, d.i. «oErweite- rungen von u- und von ü- : du-Stämmen aus.

a) -tino- war nur wenig produktiv. Zu nominalen u-Stäm- men gehören folgende Adjektiva und Adjektivsubstantiva. Ai. daruruia 'hart, rauh' zu ddru 'Holzstück'; daher vermutlich ir. dron 'firmus' urkelt. *drun0'8 und ai. druna-m 'Bogen' zu ai. drur 'Holz, Holzgeräte' (S. 181 f.); vgl. auch ai. dr&na-m 'hölzerner Trog, Kufe'. Ai. tdruna-s 'jung, zart' av. tayruna- 'jung', gr. xepuvTi^' T€Tpl^^^vo^ övo^ Ktti T^puiv (Hes.), zu gr. r^pu* doecv^^, XcTTTÖv (Hes.), vgl. TcpuOKCTO' dT€ip€TO (Hcs.), T^piiv 'zart'. Ai. drjuna-8 licht, silberweiss' vgl. gr. äpTu-po-^ S. 256. Av. ahuna- 'das Wort ahü enthaltend', Name eines Gebetes.

Dagegen erscheint als o-Erweiterung eines ^len-Starams av. a^a^runa-m 'Priesterdienst', zu ai^a^rvan- ada»*rww- 'Priester'.

Mehrdeutig ist sonstiges ar. -una-y wie in ai. mühunä-s 'gepaart; Paar' neben av. mi^a- mi^voana- mi^wara- 'gepaart', ai. Sdkund'8 'Vogel', vayüna-s 'beweglich, lebendig', prac^tünas 'Ausblick gewährend', piSuna-a 'hinterlistig', av. a^runa- 'wild' (vgl. § 196).

1) Der lautliche Unterschied in der ersten Silbe von -ainis und 'Sna erklärt sich nach dem 1 § 212 Anm. S. 191 besprochenen Lautgesetz.

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280 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 192.

b) 'üno' 'ö[u]no- gehören teilweise klar zu den in § 129ff. besprochenen, von Haus ans wohl nur fem. ü- : <>u-Stämmen.

a) Ai. drüna-m *Bogen' zu gr. bpO^ vgl. druna-m (a). Äol. XeX(JVä=x^^ö^ F. 'Schildkröte'; unklar Kivbövo^ 'Gefahr', öpKüvo^ 'Thunfisch', x^Xövt] 'Lippe' u. a. Lat. tribüntiif zu tribuSy Por- tünuSf Hafengott, zu portus, lacüna zu lacusy fortüna zu for- tuitus 303, t), pecünia zu pecu. Aisl. brün F. 'Augenbraue' zu ai. bhrü-i. Lit. mcüünas preuss. malunis (St. fTuzZüna-) 'Mühle'; mit preuss. maldünin Akk. 'Jugend' sind nächstverwandt die aksl. F. auf -ynji wie pastorikynji^pastoriky 'Stiefmutter', bla- gynji 'Gttte' (S. 215).

?) Gr. X€Xu)vii neben xcXövä (a), und so noch Kopuüvö^ 'ge- krümmt' Kopu)vii 'Krümmung, Ring, Kranz' zu lat. curvog^ coluber aus *corU'brO'8j bret. coruent 'turbo'; koXuivö^ koXiövii 'Hügel' zu lat. columen, lit. Jccüvä 'Anhöhe' ; Kopiivii 'Krähe', zu ai. kara- üa-^ 'Krähe' lat. corvos corva; uluivö^ 'Sohnessohn, Enkel'» zu ulu^ 'Sohn'; wohl auch olu)vö^ 'grosser Vogel, Raubvogel' (IF. 1 7, 487). Lat. patrönus, matröna zu gr. TTäTpu)[F]-, miTpu)(F)- (ira- Tpdiio^, ^l^Tpa)l0^), lat. patruos (S. 206), von welcher Art viel- leicht auch annöna neben annuoSf colöntcs u. a.

192. 9) -ano'. Im Anschlnss an ^-Nomina entsprungen, ist 'dno' kaum in einem Wort als aus uridg. Zeit ererbt zu erweisen.

Aus dem Ai. hierher wohl Fem. auf -m, wie Ürjdnl 'Genie der Labung' {ürjd), s. S. 216.

Gr. dK^l^vö^ 'vollkommen ausgewachsen' zu dK^ri 'Spitze, höchster Grad'; hiernach oder von einem *v^Fä F. 'Jugend* aus vielleicht *veFävö^ 'jung' in vcöviö^ veäviaxo^ v€äviKÖ^. un- sicherer noch d^eviivö^ 'kraftlos' (vgl. d-^ev/i^), Treieiivö^ 'ge- flügelt' (beachte -ävo- aus *-aa-vo- § 194).

Häufig im Italischen. Lat. decimanus deeumänus zu decima {par8)f osk. dekmanniüis (Stamm ""äeÄ^m^n-fO-) '*decumaniis' (Name eines Festes?), lat. süvantis {silva), insulanus (insula), tertianus (tertia sc. legio)^ RömanuSy AfricänuSy osk. Abel- lanüs 'Abellani' (Abella), umbr. Treblanir 'Trebulanis' {Tre- buld)f wonach solche wie l&t publicdnus, urbänus, cismontanuSf osk. Pämpaiians 'Pompeianus'.

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■% 193.] Nominalstammformantien. m- iL n-Formantien. 281

WahrscheiDÜcb auf nrBprüngliches ^-ano-, nicht ^öno-, geht zurück lit. 'Ona- aksl. -ano-, Lit. vilnönas (und vilnönis) Vollen' (vÜnos PI. *Wolle'), mdrszkonas (und mdrszkonis) ^leinen' {mdrazka 'eine Art dichten Netzes'), dirvönas 'ehemaliges Ackerland' {dirvä 'Acker'), ligonas 'Kranker' {Itgä 'Krankheit'), wonach szydrönas 'Schleier' zu szgdras 'feines Gewebe' u. a. Aksl. htpam 'Vorsteher eines Bezirks' {^pa)-^ bratam 'Bruders- vsohn' brcUana 'Bruderstochter' {brat^), serb. klipan 'grosser ungeschickter Mensch' {klip 'Holzprttgel') u. a.

193. 10) rno' {-rno-). Neben den wo-Adjektiva, in •denen -no- als Erweiterung eines präpositionalen Adverbs auf -r erscheint, wie lat. supernus 186, a), stehen solche, denen Stämme auf -r zu gründe liegen; in einem Teil der Grund- nomina wechselte vielleicht r- und n-Stamm im Paradigma 452. 455). Lat. lucema, ir. locham luacharn F. kymr. llugorn 'Leuchte'. Akelt. isarno- isemo- (in Eigennamen) ir. iarn kymr. hearn got. eisam ahd. isarn 'Eisen', mit ahd. isan ags. iren 'Eisen' zu ai. dyas- got. aiz; das germ. Wort braucht nicht entlehnt zu sein, wenn auch die Kenntnis und Bearbeitung des Eisens von den Kelten herübergeuommen ist. Dasselbe Formans* konglutinat in ir. tigeme 'Herr', kymr. teyrn 'rex, tyrannus', gall. Tigemum Name eines Kastells, wohl zu ir. teg tech 'Haus' (vgl. lat. domus: domimis)-^ kymr. cadarn 'fortis', zu aksl. kotora 'Kampf; ferner in Arvernif Hihemia u. a. Hierher lat. eaverna aus *covema (zu gr. KÜap arm. sor 'Höhle, Loch', § 455) ? Got. ^iairnö F. ahd. stemo M. 'Stern', vgl. gr. darrip. Ahd. ahorn M. 'Ahorn', zu lat. acer -eris; lat. (zcemus 'ahornen' eher vielleicht aus *acerinos und demnach zu § 187, dagegen kann gr. äxapva* bdcpvii in formantischer Beziehung direkt verglichen werden. Femer hierher got. widuwairna M. ('Witwensohn') "Verwaister', zu tüidwM?ö 'Witwe', ahd. dior^ia 'Dienerin, Mädchen', eigentlich 'Knechtstochter' (got. ^piwairnö), zu got pius {*piwa-z) "Knecht'.

Anm. Die Annahme, dass auch \At, patemus, mätemus u. dgl. hierher gehören, ist sehr gewagt. Mit Absehung von den Formen wie supemtM und von lucema kann überall *'r-in0'8 (z. B. *patri- nas) der ursprüngliche x\usgang gewesen sein, und *-r-tno-« muss augenommen werden für die Gruppe hibemxia 186, c).

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282 Noroinalstammformantien. m- u. nPormantien. 194—195.

194. 11) -esno- -osno-y -dsno- {-usno-) sind an 8- Stämmen entsprangen und nahe verwandt mit -sno- § 183. Ai. vadhasfid-m 'Mordwaffe, Geschoss' za vddhas- (N.) dasselbe^ karäsna-s 'Arm' zu Tedras- N. 'Tat*; vgl. auch S. 215 über päruinz F. 'knotig'. Gr. qpaeivö^ 'leuchtend' aus ♦qpaFeovo-^ zu qxio^ N. 'Licht', äXtcivö^ 'schmerzhaft' zu äXto^ N. 'Schmerz', wonach KcXabeivö^ 'lärmend' zu K^Xabo-^ 'Lärm', dXccivö^ 'mit- leidig' zu IXeo-^ 'Mitleid' u. a. Hom.-äol. ^pawö^ 'lieblich' zu ?pu)^ (ipaa-) 'Liebe', att. aeXnvii lesb. aeXdwä 'Mond' zu aika^ N. 'Glanz'. Lat. ainus umbr. ahesnes 'a^nis' zu lat. aes aeris ai. äyaS'y ven^num aus *vene8n0'm zu Venus -eris ai. vänas- N. 'Verlangen, Lust' (vgl. qpiXrpov 'Liebestrank'), verbäna zu PI. verbera (vgl. alat. subverbustus); in anderen Fällen kann -5»o- auch urital. * 6n(h sein (vgl. v. Planta Wölfflin's Arch. 12, 367j. Got. hlaiwasna F. 'Grabmal' zu Maiw N. 'Grabhügel, Grab', arhazna F. 'Pfeil' zu ags. earh N. 'Pfeil'; wahrscheinlich got. filusna F. 'Menge' zu filu 'viel' nach dem Nebeneinander von fdaitcasna : Maiwa- u. dgl. Öfters im Germ. Umstellung von -ÄW- zu -ns-i as. segisna ahd. segansa 'Sichel, Sense' (zu lat. sacena 'Beil', das *8acesna gewesen sein mag), nhd. Schweiz. alesne ahd. alansa (entlehnt span. alesna) 'Ahle' zu ahd. äla 'Ahle', norw. dial. vagsne (aisl. vangsni) ahd. waganso 'Pflug- schar' zu lat. vömis aus *voxmi-8 gr, öqpvi^ preuss. wagnis (l S. 591 und 2, 1 S. 287). Aus dem Lit. vgl. mökesnis M. 'Zah- lung u. dgl. 200).

195. 12) Sonstiges Sekuudärformans -no- hinter konsonantischen Nominalstämmen.

a) Zunächst mag bemerkt sein, dass es nirgends no-Ad- jektiva gibt, in denen dieses Formans unmittelbar a^ einen n- Stamm gefügt ist. Dass got. tsunnö 'Sonne' nicht aus einem derartigen Stamm ^sun-no- (vgl. av. x^ar^nah- neben Gen. x^9ng) abgeleitet ist, wird sich § 217 zeigen. Die Erklärung von aksl. kamem 'steinern' (zu kamy -ene) aus *kamqm (uridg. ^-en-no-s oder *-n'n0'8) bei Zubat^ Arch. f. sl. Ph. 15,496 f., Meillet Etu- des 434. 436 ff. halte ich für unrichtig.

b) Zu Z-Stämmen. Auf *s(u)^el'nO' oder *«(u)j«oZ-no- (zu ai. Hvär 'sol') beruhen ai. svärnaras 'licht, ätherisch' svärnara-m

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§ 196.] NominalstammformantieD. m- u. n-Fonnantien. 283

'Lichtranm^; av. x^ar^nah- apers. -famah- 'Glaoz, Majestät*. Aksl. alam 'salzig' russ. aölon^ Gf. ^sal-no-, zu gr. &\q 80, b 8. 138).

c) Zu Verschlasslantstämmen. Hierher wohl das nridg» F. *potni 'Herrin' ai. pätni gr. irÖTVia lit. -patniy femer ai. F. *harOcnl (hdriknika) zn Tiarii- 'gelb' und päliknl zn pcUitd-s 'grau' nebst gr. ireXixvö^ ^). S. S. 215. Gr. iraibvö^ 'kindlieh* zu iraT^, Gf. *iTaFibv6-^, mag hierher gehören, während -vo- in Formen wie ömbvö^ (zu 6m^ -ibo^ und Ö1T(2[o^al) u. a. den Cha- rakter eines Partizipialfoimans zeigt 180 S. 258). Ob lat. salignus (zu aalix -icis) urit. ^salic-no-s oder ^Boltc-ino-a (zu § 187 S. 272) war, bleibt zweifelhaft; entsprechend ilignus{llex -icis). Gall. Arebrignus (pagus) 'am Berg gelegen* zu ir. 6n, Gen. hreg, 'Berg*.

d) Zu einsilbigen ^Stämmen. Ai. pat^ßnä-s 'männlich* zur Stammform pt{S' 'Mann*, mit Vrddhiy wie straina-s 'weiblich* zu Btri' 'Weib*. Arm. mun. Gen. mnoy^ 'Stechmücke* aus ♦/ww«- wo-, zu lat. muS'Cay lit. musi 'Fliege*.

Formans ai. -tvand- und gr. auvo- -auvä-*).

196. Diese nahverwandten Formantien des Ar. und des Griech. mögen hier besonders gestellt sein, weil ihr entstehungs- geschichtliches Verhältnis zu einander nicht ganz deutlich ist (s. u. S. 284).

Ai. 'tvand-niy z. B. vasutvand-m neben vasutvd-m 'Reich- tum', patüvand-m 'Gattenschaft*, mar^ya^üanrf-m'Menschen weise*. Av. na^ri^an9'm 'Stand der Ehefrau, Ehestand*; daneben im Av. '^wana- als primäres Formans in a-stoo^and-m 'das Sich- angeloben an*. Im Griech. Adjektiva wie bouXöouvo^ 'dienstbar*, TnOöouvo^ 'freudig, heiter*. Deren F. diente als Abstraktum, wie bouXoauvTi 'Dienstbarkeit*, biKaioauvri 'Gerechtigkeit*, KXeTrroOuvn 'Dieberei*, ^v1l^o(n}vn 'Andenken*, -oouvo- -oouvä- ward produk- tiv als Konglutinat (wie -otöt- § 342, -oFevx- § 354 u. a.), vgl. ih dieser Beziehung noch K€pboauvii zu K^pbo^ N., ^avToauv1l zu

1) Die Form ircXibvöq durch Anlehnung von ircXi-rvöi; an öin6v6(;, dXairaövö^, liiaKcbvö^ n. dgl.

2) Th. Aufrecht Das Affix <Juvo<;, auvn, KZ. 1, 481 ff.

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^84 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 197.

jidvTi-^. Gdpauvo^ 'getrost' war aus *Gap<To-<Juvo^, mauvo^ *ver- traaeud' aus *iti<jo-<juvo^ (von einem verlorenen *iTi<Jo^ 'Ver- trauen') hervorgegangen nach 1 S. 861. -cjuvo- aus uridg. ♦-^awo-, mit demselben urgrieeh. Wandel des t wie in %i-au-^ bom. iriau- p€^ u. a. (Ber. d. säebs. 6. d. W. 1901 S. 89 ff.).

Der ursprünglicbe Gebraueb war der adjektivisebe^ wie in gr. bouXöauvo^y und als Adjektivabstraktum fungierte im Ar. das N., im Griecb. das F. Das Nebeneinander von ai. -tvana-m : 'tvorm siebt nun zwar so aus, als babe man es mit Sekundär- formans -no- zu tun. Aber anderseits erinnert das Ablautverhält- nis -tvana- : -auvo- an den Ablaut im Paradigma der i^en-Stämme, wie ai. ädhvan- : adhun-ä^ und so ist vielleicht die Analyse 'tvan-a- -<Tuv-o- vorzuziehen. Vgl. av. mi'&toana' : ai. mithunds *gepaart' (zu ai. mitha-ti) und av. a^runa- 'wild', das zu ai. dr- ean- 'Renner' gehören mag 191, a).

Formans -tno- -tnä-^ -t^no- -t^nä- hinter temporalen Adverbien.

197. Dieses Formans erscheint im Ai., Lat., Lit., viel- leicht auch im Griecb. Es diente zur Bildung von temporalen Adjektiva. Möglicherweise ist es eine nominale Bildung zur W. ten- (vgl. z. B. ai. tdn- 'Ausbreitung, Fortdauer', ir. tan 'Zeit') gewesen ^).

Altindisch, pratnds 'vormalig, alt' zu prd 'vor', nü- tnors nütana-s 'jetzig' zu 'jetzt', sanatdnas 'unvergänglich, beständig, dauernd' zu sdna 'von jeher', pratastdna-s 'morgend- lich, frühe* zu pratdh 'frühe', divätana-s divatdna-s 'diurnus' zu diva 'bei Tage', cirdntanors drantdna-s 'aus alter Zeit stam- mend' zu cirdm 'vor langer Zeit', Svas-tanors 'morgig' zu Svds

1) Für diese Herkunft des Formans spricht das gr. Adverbium -irporaivi böot. irporrivi (vgl. v. Herwerden Lex. Graec. suppl., Sadee Dial. Boeot. 60 f.), das ein *irpoTatvo(; vorauszusetzen scheint (vgl. ö[^la6( zu djniaBoO, welches ähnlich wie dralpo^ 141) entstanden wäre. Man kann irporaivC kaum von raivCä 'Streifen, Band", dem ein *Talva = *Tavja zu gründe zu legen ist, trennen, aber auch kaum von ai. prcUnd-s 'vormalig alt'. Auch irpOxavi^ lesb. irpöravi^ 'Prytane' dürfte näher verwandt sein.

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§ 198.] NomiDalstammfonnantien. m- u. n-Formantien. 285-

*morgen', hyastana-s 'gestrig' zu hyds 'gestern'. Durch Ein- fttbrung der Stammform statt der Adverbialbildung (vgl. ähn- liche Neuerungen bei den Komposita, § 52) : sandtna-s neben sanatdna-Sy ciratnd-s neben cirdnlana-s.

Lateinisch: diütinus, crdstinus^ priatinus (vgl. prls-cus § 384, prlmus § 159), hömötinus {hömö 'heuer'), annötinus,. aeröünus, pnmöiinus.

Litauisch, dabartinas dabartinia jetzig' zu daba^ 'jetzf. In dieser Sprache hat sich dieses Formans mit dem § 185, b S. 269 erwähnten sehr produktiven -tinas {-tinis) vermischt und ist infolge davon nicht auf Zeitausdrücke beschränkt geblieben : z. B. pusiautinaiAdv. 'zur Hälfte', zu pusiaü Adv. 'halb, mitten^ entzwei', pailgotinas 'länglich', zu pä-ügas 'länglich' (Leskien Bild. d. Nom. 407 f.).

Aus dem Griechischen eventuell hierher iiriieTavö^, ur- sprünglich 'aufs Jahr, auf ein Jahr hinaus dauernd' (^tt' ^to^,. dann allgemeiner 'auf lange Zeit dauernd', aiirdv-io-^ (cniTdvcio^ (TniaviöbTi^) 'aus Heurigem bestehend, bereitet' (zu afiie^): es mag ♦-F€Ti-Tavo^ (vgl. ir^p um) oder ♦-FcTO-ravo^ (vgl. oben ai. sand'tna-s) zu gründe gelegen haben (vgl. Ber. d. sächs. G. d. W. 1901 S. 101. 105).

Formantia -ni- und -sni-, -eni- -ont-, -seni-,

198. -«i-, 'sni'f -eni- -oni-y -seni- verhalten sich zu ein- ander wie -nO'y -sno-y -eno- -ono-y -seno-, und -ni- verhält sich zu -«- 318 ff.) wie -no- zu -to- 291 ff.).

Unter den mit ni- und -eni- -oni- gebildeten Substantiva^ hebt sich die im Ar., Germ, und Balt.-Slav. reicher entwickelte Klasse der Verbalabstrakta ab. Diese stehen zu den partizipialen Formen mit -no-, -«wo- -ono- in demselben Verhältnis wie die Verbalabstrakta mit -ti- zu den Partizipia mit -<o-, z. B. ai. lü- ni'S 'Abschneidung': lüna-s 'abgeschnitten' = huü-i 'Anrufung': hüta-is 'angerufen'. Wo die no-Stämme im Verbum infinitum eine grössere Rolle spielen, treten in der Regel zugleich die m-Stämme reichlicher auf.

Das t der Abstrakta bildenden Elemente -ni-, 'ii- war das-

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286 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 199.

selbe Element wie z. B. das i der Abstrakta wie ai. drSi-i ^das Sehen' bhuji-i lErfreuung' 97, a. 100, a, a).

Der ursprüngliche Bestand von m-Formen bekam einzel- sprachlich Zawachs darch Überführung von n-Stämmen in die f-Deklination. Deutlich erkennbar ist diese Entstehung z. B. bei ai. vrirU'i vrinii neben vrian- ^männlich', lat. camis neben caro carn-is (aus *carin'is), gr. öpvi^ Togerahd. am, PL emiy *Adler' neben got. ara ahd. aro M. *Adler', aksl. dhnt 'Tag' neben Gen. dbw-e, jelenh 'Hirsch' neben Gen. jelene, srhsenh 'Hornisse, Bremse' neben lit. szirszü -efis u. dgl. 100. 102). Ferner durch i- Ableitung aus o-Stämmen, wie aksl. zelent Viriditas' von zdem 'viridis', av. mazdayasni-s 'den Mazdayasnern (mazdayasna-) zu- gehörig', havanis 'auf das havana-m (Somabereitung) bezüglich', wozu auch die Charakterisierung von Komposita als Adjektiva, wie lat. com-münis got. ga-mains 'gemein' (zu lit. malnas aksl. m&nä), gerechnet werden kann.

199. 1) -wf- in Substantiva und Adjektiva.

a) Substantiva. Zunächst einige Beispiele, die sich deut- licher als Verbalabstrakta oder als auf solchen beruhende Nomina darstellen. *bhanis (zu lat. fa-n)i arm. ban, Gen. bani^ 'Wort, Rede, Vernunft, urteil, Sache*, ags. bin aisl. bön bin urgerm. *böni'Z F. 'Bitte' (vgl. aksl. basnh § 200). Aksl. stanh F. 'Stehen* pri'gtauh F. 'ünterlass' (pr^-^<a<i 'unterlassen'), y^X.dL^v.gao 8tani'i M. 'Rinderstair. Ai. sarva-jyani'S F. 'gänzliche Zerstörung* av. zyani-i F. 'Schädigung', ai. minii F. 'im Zorn zugefügte Schädi- gung, Rache' av. ma^ni-i F. 'Bestrafung, Strafe' (zu ai. mind-ti *er schädigt*); slI jürnii F. 'Glut*, girni-i F. 'das Verschlingen', lüni'i F. 'Abschneidung*, glani i gldni-i F. 'Erschlaffung, Ent- mutigung', hani'i F. 'das Fahrenlassen, Abnahme, Verlust*. Ir. ain 'das Treiben' aus *agni' oder *agni-y tain 'Forttreiben, Raub- zug' (mit Übertritt in die Analogie der i-Stämme), buain 'das Ernten' zu 3. Sg. -boing (1 S.693f.), duain 'Betrug, Schmeichelei* zu lat. depo (1 S. 57C). ürgerm. *8e[3]iini'Z F. 'das Sehen, Aus- sehen, Gesicht* got. siuns as. siun aisl. siön^ zu got. saihan (1 S.613), got. andorwizns F. 'Unterhalt', söJcm F. 'Untersuchung, Forschung', taikns F. 'Anzeige, Zeichen, Wunder', dazu lapöns F. 'Einladung' {lapön 'einladen'), salböns F. 'Salbung', müöns F.

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§ 199.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 287

'Ermessen, Gedanke' usw. Lit. dünis F. (auch dümisj § 200) aksl. danh F. *Gabe*, lit. bamis F. *Zank' aksl. bram F. 'Kampf, aksl. kaznh F. 'Strafe'.

Ai. (igni'i M. lat. ignis M. lit. ugnis F. aksl. ogm M. 'Feuer' (die Vokalverhältnisse der Wurzelsilbe sind nicht klargestellt, s. 1 S. 146, Bartholomae Woch. f. klass. Phil. 1898 Sp. 1052). Ai. irdni'i M. F. 'Hinterbacke, Hüfte' av. sraoni-S F. 'Hinter- backe', lat. clünis M. F., kymr. dun 'clunis, coxendix', aisl. Mann F. 'Hüftbein, Hinterbacke', lit. szlaunis F. preuss. slaunis 'Ober- schenkel, Deichselarm'; gr.xXövi^ F. 'Steissbein' vermutlich durch Anlehnung an ein anderes Wort für *kXoövi^ (vgl. Verf. Z. heut. St. d. Spr. 70 f., Holthausen PBS. Beitr. 13, 590). Ai. pdrini-i F. ags. fyrm F. 'Ferse', Gf. ^p^rmi-s (1 S. 802), woneben mit anders vokalisiertem n-Foimans av. pasud-m gr. trr^pva 'Ferse, Schinken', lat. perna 'Hinterkeule, Schinken', got. fairzna ahd. fersana 'Ferse' (vgl. X^ii, slauna gegen Mi. szlaunis) \ da für das Wort anderweitiger Anschluss fehlt, ist vielleicht -sni- für -ni- anzunehmen (zu § 200); auch muss mit verschiedenartiger Er- weiterung eines «n-Stammes (vgl. dieses Formans in Körperteil- benennungen § 209, b. 217,a) gerechnet werden. Gr. öqpvi^ iivvi^. äpoTpov (Hes.), preuss. wagnis 'Pflugmesser' (dies könnte auch älteres *wagnas sein), zu ahd. waganso 194), vgl. auch § 200 über övvi^. Ai. ghfni-f M. 'Hitze', srni-i M. 'Haken zum An- treiben des Elefanten', yönii M. F. 'Schooss, Mutterleib', vdhniä M. 'Zugtier' (auch Adj., s. b), pani-i M. 'Hand, Huf (vgl. § 172 S. 245), av. sMnirS M. 'Spitze, Wipfel', ßaoni-s M. 'Feistigkeit, Üppigkeit' (auch Adj., s. b), yao^däni-s M. 'Gerät, um das Feuer in gehörigen Stand zu bringen' (zu yaoä-da- 'heil machen, in Stand setzen'). Lat. pellis F. ans *pelni'S^ zu got. -fill ahd. fei (Gen. feUes) N. 'Haut, Fell' aus ydna- (vgl. S. 261); collis M. aus Holni'Sy zu lit. kälnas 'Erhebung, Berg' ; callis M. F. aus *c(Uni'S, zu serb. klänac 'Engpass' urslav. *kolnhCh; pSnis M. F. aus *pesni'Sy zu SLi.pdsas- gr. it^[<j]o^ N. 'penis'; crinis M. F. vielleicht aus *crisni'S vgl. cm<a; fünis M.F.^); amnisM.F,^ wohl zu ir. abann kymr. afon 'Fluss', vielleicht also *afnn4'S;

1) Die Verbindung mit lit. geinis (Walde Lat. et. Wtb. 253) ist nicht haltbar, 8. Leskien Bild. d. Nom. 292.

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288 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 200^

pänis M., auch parte N., wohl zu pa-bidum. Ir. duain 'Wiese'' aus *klopni' (1 S. 516). Got. dauns F. 'Dunst, Geruch'. Lit.Fem. fcw/ni^Terse', usnis'DisteVy «zafcni« 'Wurzel', drignis (nuddrignas^ drigna drignus) 'Regenbogen, Hof um den Mond', vünis 'Welle' (aksl. vhna\ aksl. Fem. strhnh llalm', sthgtih 'Weg, Strasse', po- jasnh 'Gurt' (gr. Cubvii aus *2;ui(Tvö), senh 'Schatten', dlanh 'Hand- fläche' (lit. delna).

b) A d j e k t i V a. Ai. bhürni-i 'rührig, eifrig, feurig', türni-f 'rasch, eilend', pfinüi 'gesprenkelt, bunt' (gr. irpaKVÖ^ S. 255), vdhni'S 'fahrend, führend' (auch Subst., s. a), av. tuSni-S 'still- schweigend', fiaoni'S 'feist, tippig' (auch Subst., s. a). Gr. euvi^ 'ermangelnd, beraubt' zu ai. ünd-s got. wans 1 84, b S. 268). Lat. Fön^ 'dei silvestres' (neben Faunus), umbr. fons, PI. foner^ 'favens, propitius', lat. segnis, l&nis (vielleicht zu aksl. l^i 'träge'),. münisj omnis. Im Germ. Mischung von i- mit jo-Flexion (§121 S. 197 f.): got. hrains ahd. {h)reini aisl. hreinn 'rein' (im Hd. auch 'gesiebt') zu ahd. rftara lat. cribrum 'Sieb'; got. skauns ahd. scöni 'schön' vermutlich zu ahd. 8C0uwön 'schauen'; got. haum 'niedrig, demütig' ahd. höni 'verachtet' zu gr. Kauvö^ lett. kauns (S. 257); ahd. gruoni ags. gr^ne 'grün' zu ahd. gruoan ags. gröwan 'wachsen'; Assimilation des n an vorausgehenden Verschlusslaut (1 S. 383f.) z. B. ahd. flucchi 'flügge' zu ahd. fliogan, ags. lycce 'lügnerisch' zu ags. Uojan (Kluge Nom. Stammb.^ 108, A. Erd- maun PBS. Beitr. 22, 432f.); zu diesen germ. Adjektiva vgL auch §118 S. 195 f.

Zu -ni' im Ausgang adjektivischer Komposita wie lat. com- munis got. ^a-mam/r 'gemein', \9ii. solUennis umbr. per-aknem^ 'sollennem' (S. 262), lat. im-mänis (zu mänus S. 258), in-eUnis,. aksl. is'phrih 'voll' sehe man § 61 S. 112 f., § 100, b S. 172.

200. 2) 'sni' (vgl. -sno- § 183, -snu- §206), hauptsächlich, im Germ, und Balt.-Slav. Av. raoxäni-s 'licht, glänzend' (subst. N. 'Licht, Glanz') neben raoxma- 183) raoxänu- (§206). Gr. üvvi^ 'Pflugschar' (auch övvii) aus *uTavi^, das entweder zu mndd. swade 'Sense' gehört oder zu gr. 6cpvi^ norw. vagsne lat. vömi8=^*voxmü 194 S. 282, § 199, a S. 287); im letzteren Falle mttsste ein Stamm *Foe€(T- mit Q = 0h (nach 1 § 656) be- standen haben. Wenn lat. ßnis M. F. als *fixnis zu figo fixi

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§ 201.] Nominalstammformantien. m- n. n-Formantien. 289

gebort and ursprünglich ^Stieh, Spitze' bedeutet bat, deckt es sieb mit lit. dpksnia M. 'Stieb' (zu dygüa 'staeblig, scbarf ). Got. avta-hüms F. *Gebof as. an-büsni PI. F. 'Gebote' ags. b^sen, Gen. b^snef F. 'Gesetz, Ebe', zu got. -Mudan; got. us-beisns F. 'Aus- barren, Geduld', zu us-beidan 'ausbarren'; ga-rihsna F. 'Bestim- mung, Plan, Ratscbluss', zu rcigin N. 'Rat, Bescbluss' rahnjan 'reebnen' aksl. reJcq 'icb sage' roJc^ Termin'. Lit. düsnis (wabr- scbeinlicb F.) 'Gabe' neben dünis F. (S. 287) und Adj. domas dosnüs (S. 265), dekmU F. 'Brandstätte' (degü, vgl. av. daxior § 412), lupmls F. 'Tannenrinde' (Jiupü leb scbäle ab'), pumis F. 'Scbneewebe' (pticzü 'icb webe, blase'), brüksznis F. 'Stricb, Striemen' {braukiü)y Jct^snis F. 'Bissen' (kdndu, vgl. aksl. kctn § 417), aksl. bcunih F. Tabel, Bezauberung' (vgl. arm. ban ags. b^ S. 286 und wegen des s russ. basit' nslov. bachaii se^ lat. fas fastus § 409, 1), pimh F. 'Lied'. Im Lit. aucb als M. in die jfo- Flexion übergetreten, z. B. brüksznis = brüksznis (s. o.), k^snis = k(isnis F. (s. o.), dgksnis 'Stieb' (s. o.), zifiksms 'Schritt' {iengiü)y varsnis 'Pfluggewende' (neben varsnä, varsncu, zu verczü).

Anhangsweise nenne icb die lit. Maskulina mökesnis 'Zah- lung, Abgabe', kalbesnis 'Gerede', rüpesnis 'Sorge' (neben mö- kestiSy kalbestisy rüpestisy § 327, b, t) sznekesnis 'Gespräch', die sich den in § 194 genannten Formen auf ^-es-no- vergleichen.

Anm. Über slav. -zm, das man wohl mit Unrecht aus -snh entstanden sein lässt, s. § 392, b mit Anm.

201. 3) -eni' -owi- entspricht dem -eno- -ono- § 184 (vgl. aucb ai. -anü- § 207, c). In der Regel erscheint das Formans so, dass die 'Wurzel' als Silbe auftritt ; den Formen wie ai. vrand-s entspricht gthav. /V^nt- urar. *pram- (s. § 184, b S. 268).

Got. asans F. 'Erntezeit, Sommer* preuss. assanis 'Herbst* nkBljesenh F. 'Herbst' (aus *j-osenh?, s. 1 S. 943), vermutlich zu aisl. ^nw 'Feldarbeit' aus "^o^nu- abd. am F. 'Ernte' mbd. asten 'bebauen'.

Ai. kHpani'i F. 'Peitscbenscblag', vartaniri F. 'das Rollen, Lauf i-ani' könnte auch *-yni' gewesen sein); iidni-iF. 'An- treiben, Antrieb', aSdniri F. ' Wurfgeseboss', rfardwi-^ 'Verletzung, Übertretung'; cardwt-^'beweglicb!, cakidni-i'Erheller, Erleucbter'.

Im Germ, -eni- produktives Formans in fem. Abstrakta zu

Brugmaiin, OraDdriss. II, 1. 19

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290 Nominalstammformautien. m- u. n-Formantien. 202—204.

abgeleiteten i-Verba (vgl. got. lapöna zu lapön § 199, a S. 286). Got. usfidleins 'Erfüllung* {uS'fuUjan 'erfüllen*) urgerm. ^-fuh Uiini'Z 6f. *p}neiem'8 (vgl fuUeips 'Fülle* urgerm. ^fuUiiidi-z Gf. *plneieti'8, § 325), got. daupeins ahd. ioufin 'Taufe*, got. af-lageins 'Erlass*, naseim 'Rettung*, ga-hraineins 'Reinigung*, ahd. mendin 'Freude*, re^ttn 'Rast, Ruhe*. Got. pulains 'Dulden, Geduld* (3. Sg. pulai-p) urgerm. *puleiini-2 Gf. *t}leieni-8 (vgl. arbaipg ahd. arbeit 'Mühsal, Arbeit' urgerm. ^arbeiidiz zu 3. Sg. *arbaip (K. vergl. Gr. 259), got. (iglaiti N. 'Ungeschicklichkeit* urgerm. *cQUiUia-n)j pahains 'Schweigen* (3. Sg. pahaip).

202. 4) 'sem-y wie -seno- 184 S. 268 f.), im Ar. und im Balt. Ai. sakiäni'i 'überwältigend, siegreicher Kämpfer* neben sakiäna-s wie vakidni-i vdkiana-s 'stärkend' (S. 269) ; paridni-i 'überführend, übersetzend*; vgl. auch die Desiderativbildungen rurukidnii 'zerstören wollend* a-iuSukidni-i 'hervorblinkend*. Preuss. po-voaiseni' 'Gewissen' neben waisna 'Kenntnis* (waidr), et'werpseni' neben et-toerpsna 'Vergebung*, is-preseni- neben ispresnä 'Vernunft* (pret-), crixtiseni- neben crixtisna 'Taufe' (Leskien Bild. d. Nom. 379 f.).

Formantia -nu- und -snu-.

203. Die mit -nu- gebildeten Substantiva, deren ursprüng- liches Genus, soweit sie geschlechtig sind, das M. gewesen sein wird (vgl. § 328 über das Genus von -^w-), bezeichnen einen Zustand oder Vorgang, zumteil sind sie Dingnamen geworden. Die Adjektiva haben aktiven Sinn. Der enge Zusammenhang mit -no- -eno' tritt an Doppelheiten wie ai. ffna-m : got. paür- nus, ai. vadhasnd-m : vadh(isnü-iy ai. krandana-m : krandanü-i hervor. Anderseits zeigt sich Zusammenhang mit Nasalpräsentia, z. B. ai. dhrinü'i : dhrin6-tiy lit. pa-gaunus : gdunu.

204. 'i) -nu'. ' a) Substantiva.

a) Geschlechtige Substantiva. *sünu8 *8unu8 M. 'Sohn*, urspranglich 'Geburt* (vgl. gr. ulu^ 'Sohn* mit derselben Bedeu- tungsentwicklung, § 150): ai. sünü-i av. hunu-i, got. sunus ahd. sunu aisl. sutiVf lit. sünüs aksl. sym. Ai. sthanü-i M. 'Stock, Stumpf* (als Adj. 'stehend^ unbeweglich', zu § 205), vermutlich

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% 205—206.] Nominalstammformantien. m- u. n-Fomiantien. 291

mit prakr. n = n, aksl. stam (Lok. stanu) 'Aufstellung', wozu stanh-kh 'dTKaT<iX€l^^a*; vgl. kret. axavuui (a?) 'ich stelle*. Ai. bJia- nü'S av. hänu-i M. 'Schein, Licht, Stral' (im Ai. auch 'Sonne'), ai. vagnÜL-S M. 'Ton, Ruf, av. hinu-S M. 'Band, Fessel', tafnu-i M. Tieberhitze, Fieber', har^Snu-S M. 'Erhebung, Höhe, culmen', /(j/htt-iM. 'Vertiefung, Einsenkung, Tal', ^aönw-rf F. 'Wehrgehänge' (vgl. za^na- M. 'Waffe'), dann- (Genus unklar) "Einsicht' in hu- danu-S 'gute Einsicht besitzend'. Hom. Gpf^vu^ M. 'Schemel' (vgl. att. epavo-^ 'Sitz, Bank'); Xifv^^ F. 'Dampf, Qualm, Rauch'. Lat. manus F., umbr. manuv-e 'in manu', vermutlich zugr. \xiipx\ und lat. amp-la an-sa (vgl. §455); lat. sinus M., vgl. alb.^t (Stamm ^n) 'Busen' (vgl. Lidin BB. 19, 284) ;pinu8 F. (auch pfwo- F.) vgl pltuita, ai.^^fftt-darw-^CHarzbaum'); Dat. venui neben veno- 181 S. 261). Ir. lin M. 'Zahl', Gf. *pUnu8; ir. orgun orcun F. 'Verwüstung, Töten' vermutlich aus *orgnU'8. Got. paürnus M. 'Dom' (ahd. dorn aisl. pom) neben ai. ifTUt-m 'Grashalm, Gras' 181 S. 260); asüuqaimus (Genus unklar) 'Eselsmühle' (ahd. quim 'Mühle') neben aksl. irhny 130 S. 210). Aksl. 6im M. *Rang, Ordnung'.

ß) Neutra. Ai. ddnu 'träufelnde Flüssigkeit, Tau, Nebel' (neben dana-m 'aus den Schläfen des Elefanten quellende Flüssig- keit'), vgl av. danurS F. 'Fluss, Strom'. Lat. comu (neben cor- num got. hatimy § 181 S. 261), vgl. gall. KdpvuE 'Trompete'.

205. b) Adjektiva. Ai. dkrinü-i 'kühn' (vgl. dhrinöti), grdhnü'i 'hastig, gierig', av. rainu-S 'gerecht' {raz-), zöisnui. ^zusammenschreckend'; substantiviert ai. dhenü-iF. 'milchende Kuh' av. damurS F. 'Tierweibchen' (vgl. ai. dhina S. 257). Lit. pagaunus 'hinterlistig' (vgl. gäunu), lipnüs 'klebrig', trusnüa ^geschäftig', at'Sainus 'nachlässig' (vgl. ags. sdene mhd. seine 'träge, langsam') u. a., wobei zu berücksichtigen ist, dass no-Ad- jektiva in dieser Sprache öfters in die u-Deklination übergeführt worden sind, z.B. kilnüs = künas 'stattlich' (Leskien Bild. d. d. Nom. 355 ff.).

206. 2) 'S-nU'y vgl. -sno- § 183, -sni- § 200, feiner ai. -abritt- 'Unu' § 207, b. Av. raoxinu N. 'Licht, Lichtglanz', Sub stantivierung eines A<^. *raoxinU'S (vgl. raoxSna- S. 264, rnox- kni' S. 288); iA.ni-iaisnüri 'niedersitzend' (: «dda«-*Sitz'), Jtfwti-i

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292 Nominalstammformaiitien. m- u. n-Formantien. 207—208.

'siegreich'. Lit. dosnüs 'freigebig' (auch dosnas S. 265), nä-änUs- nus neben pa-ziulnüs 'absebttssig', rüksznus 'mürrisch' (vgL rükszngs 'Murrkopf).

207. Speziell arisch sind folgende Formantien.

a) Ai. 't-nu' wie -t-ya- in Tcftya-s 111. 113, a), -t-yu- in mrtyü'S 150), -t-na- in cyautnd-s 185, a). krtnü-i 'tätig', hatnü'i 'tödlich', jigatnü-S 'eilend', dartnü-f 'zerbrechend', dra- vitnü'i 'laufend', madayitnü-i 'berauschend'.

b) Ai. -asnu' -iinu-, vgl. -snu- § 206 und -esno- dsno- § 194. vadhasnü-i 'Mordwaffe tragend' zu vadhasnä-m 'Mord- waffe'. Jcraminü'i 'nach rohem Fleisch begierig' (kravii- 'rohes Fleisch'), röct/wt^-/ 'leuchtend' (rödi- 'Licht'); wohl dadurch, dass röcUnü'S auf röca-ti bezogen wurde, entstanden gamiinü-f 'gehend' zu gdma-Hy cyavayifnü-i 'in Bewegung setzend' zu cydvdya-tu

c) Ai. -awtt-, wie -aTd- § 201 eventuell mit -an-^-nn-. k^ipanü'S M. 'Wurfgeschoss' (vgl. JcHpani-i), Jcrandanü-i M. 'Brüllen', nadanü-S M. 'Getöse'; vi-bhaüjanü-^ 'in Stücke bre- chend'. Av. pqsanU'S M. pqsnu-i M. pqfinu N. 'Staub, Müll' (vgl. Bartholomae Altiran. Wtb. 904).

Formantia -en- und -den-, -^en-, -<en-*).

208. Die geschlechtigen «n-Nomina waren von uridg. Zeit her vorzugsweise Bezeichnungen von Lebewesen, die neutralen 6n-Substantiva irgendwelche Gegenstandsbenennuugen, z. B. Kör- perteilnamen, -en- mag ursprünglich nur Sekundärformans ge-

1) Verfasser Die schwache Form der Nominalstämme auf -n in suffixalen Weiterbildungen und ZuBammensetzungen, Morph. Unt. 2, 148 ff. J. Hanusz Über das allmähliche Umsichgreifen der n Deklin. im Ai., Wien 1885. H. Osthoff Zur n-Deklin. des Armen.,, v. PatrubÄny's Spr. Abh. 2, 78 ff. R. Fisch Lat. Subst. personalia auf o {'io), onis {•ionis)^ ßerl. 1888, Subst. pers. auf o, onis, Wölff- lin*s Archiv 5, 56 ff., Die lat. Nomina personalia auf o, ont«, ein Bei- trag zur Kenntnis des Vulgärlat., Berl. 1890. W. Meyer Das lat» Suffix ö, öniSf Wölfflin's Archiv 5, 223 ff. A. Zimmermann ebend» 13, 225 ff. 415 ff. 475 ff. H. Osthoff Zur Gesch. des schwachen deut- schen Adjektivums (Forsch, im Geb. der idg. nom. Stammbild. n> 1876, Zur Frage des Urspr. der germ. n-DekUn., PBS. Beitr. 3, 1 ff.

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% 208.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 298

wesen sein. Wenigstens mnss es in zahlreichen Fällen als solches betrachtet werden, z. B. in lat. homoy zn ^gTiem- 'Erde', und kann oft auch da als solches gelten, wo man zunächst geneigt ist, es als primär anznschauen, z. B. in av. spasan- vgl. spiM- ai. spiU' 'Späher*.

Die Ablantverhältnisse gleichen im ganzen denen der -men" Stämme, s. § 164.

Abtönung i:d in Zusammenhang mit Verschiedenheit des Accentsitzes z. B. gr. <ppi\v -^v€^ dpifiv -Fp/jv (iroXu-ppTiv) aöxi^v -^v€^ : T^KTiüv -ov€^ T^itiüv -ov€^. 0-Qualität im hinteren Eompo- sitionsglied z. B. gr. fi-q>pu)v -ov€^ : q>piiv -^V€^, arm. mi-anjun-Jl : anjin-U. Schwundstufe der Wurzel bei Betonung der nächsten Silbe: ai. ukidn-y uddn-, Svdn- (vgl. gr. kuuiv), mürdhän-y gr. dp/jv -Fp/iv, q>p/iv, db/jv.

Dass die Durchführung derselben Vokalqualität in den griech. Kasussystemen q>p/)v, t^ktwv, <paf{bv unursprttnglich ist, wird wahrscheinlich durch den regelmässigen Qualitätswechsel im Germ., wie got. M. ahin : akan, N. hairtin : Jiairtöf und im Balt., wie lit. szirszeni : azirszü (für letzteres im Slav. die Neubildung SThsenh). Spuren desselben Wechsels in andern Sprachen sind gr. aUv : alidv, sabin. Anio : Anün-em^ nerio : nerün-em, arm. mianjin : mianjunU. Wie jedoch die Verteilung der beiden Qualitäten im Uridg. gewesen ist, ist nicht genügend klar. Nur so viel ist sicher, dass hier, wie bei ähnlichen konsonantisch schliessenden Stamm- formantien, der Lok. Sg. im M. und im N. die «-Qualität hatte: gr. aUv aöx^vi, arm. anjin, got. ahin hairtin, aksl jelene, ai. uddn uJcidni mürdhdni. Vgl. auch S. 213 über got. Saürini ahd. wirtin. Ai. tdkianam : gr. x^KTOv-a und ukidn-am : aux^v-a wie ddtar-am : bibrop-a und pitdr-am : irar^p-a (1 S. 139).

Bei allen «-Formantien (-cn-, -|en-, -y^n- und -men-y sofern dieses -m(o)- + -«w- war) weisen in den starken. Kasus der ge- schlechtigen Nomina die meisten Sprachzweige eine doppelte Vokalquantität {"ön- : -ön- usw.) auf, die altererbt sein muss. Ver- mutlich sind es denominative Substantiva flir Lebewesen und als solche vorgestellte Gegenstände gewesen, die -önr hatten, solche wie alat. hemön- (lit. imon-), av. visan-y gr. tväGuiv- oöpa- viujv- aldiv-, lat. silon- pellion-j got. -dübön- (zum F. geworden.

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294 Noroinalstammformantien. m- u. n-Formantien. 209.

§ 215, a). Im Lok. Sg. und in den schwachen Easns war diese Besonderheit nicht vorhanden (vgl. z. B. av. Gen. PI. Jiazamqm und die Lokative gr. aUv, got. sunnin). Daraus erklärt sich, dass im Germanischen diejenigen Snbstantiva, welche Personen männlichen Geschlechts waren, alle in die Flexionsweise got. -a -ins übertraten und z. B. *arbjö -öns *Erbe, Erbin' sich in arbja ins 'Erbe* und arbjö -öns 'Erbin', urgerm.*ajfön- 'der, die Gross- väterliche* (zu lat. avos) sich in aisl. de ('Urgrossvater*) = got. *awa 'ins und got. awö -öns 'Grossmutter' spaltete, und dass im Lat. hominem für *homönem, im Lit. rüdeni (zu rudä) für *rw- doni entsprang u. dgl. Das Eindringen des -ön- in das Gebiet der schwachen Kasus (av. visan-e gr. tväOwv-o^ lat. silön-is usw.) geschah erst einzelsprachlich oder war höchstens in einzelnen Ansätzen uridg. Genaueres s. bei Meillet M6m. 13, 250 f., Verf. IF. 18, 424 ff. und unten unter den einzelnen Formantien und den einzelnen Sprachen.

Anm. Betont werden muss, dass diese Verhältnisse der Theorie, wonach uridg. -Ön- im Ar. antesonantisch zu -an- geworden ist (1 S. 139, K. vergl. Gramm. 74 f.), nicht im Wege sind. Der ar. Akkusativ- aus^an^ -an am kann sehr wohl doppelten Ursprungs sein.

In den schwachen Kasus antekonsonan tisch -n-: z. B. ai. tdkia-bhii Svd-bhii, arm. anjam-b, gr. q)pa(Ti, dpvdai für '*'dpa (Ti nach äpveq usw. (aux^di, t^ktoöi mit €, o für a nach -^v€?, -ov€? usw.), got. aüJisn-uns (Hdschr. auJisunns) = ai. ukinds. Ante- sonantisch -ti-, z. B. ai. iün-as gr. kuv-6^ ir. con lit. szuüs^ ai. mürdhn-ds, gr. dpv-ö^, got. aüJisn-^ (vgl. zahlreiche ähnliche Bildungen zu Anfang von § 215); aksl. dbn-e; über den lat. Gen. ^arn-is s. § 213, c. In weitem Umfang sind in den meisten Sprachen die schwachen Kasus den starken im Ablaut ange- glichen worden, z. B. gr. t^ktovo? usw. nach T^KXova.

209. 1) Geschlechtige Nomina. Die folgende Glie- derung des Stoffes verfolgt lediglich den Zweck, die Übersicht zu erleichtern.

a) Bezeichnung von Lebewesen oder als belebt vorgestellter lebloser Dinge. Die hierher gehörigen No- mina sind zumteil augenscheinlich von Nomina aus, besonders von Wurzelnomina aus, gebildet.

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§ 209.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 295

*g[d]hmmen' *§[c[]hmen' 'homo' zu *§dhim' *Erde' § 79 S. 135, also nrsprünglich 'der Irdische'^): alat. hemOf woraus Jiomo durch Vokalaugleichung, Akk. alat. hemön-em, später Ttomin-em, osk.-umbr. homön- ebenfalls aus ^hemön- (osk. humuns^homines' umbr. homonus 'hominibns'), got. guma ahd. gomo ags. juma aisl. gume "Mensch; Mann', lit. zmü 'Mensch*, wozu ämonä Trau* zmönis PI. 'Menschen' (vgl. alat. hemöna 'humana')» preuss. smoy 'Mann' (= lit. ämil; wegen oy vgl. girnoytois 'Quirl* § 132 S.210).

Unter den «n-Stämmen, die wie hämo auf ein Wurzelnomen zu beziehen sind, gehören enger zusammen diejenigen, deren Orundnomen von derselben Art ist wie die als Hinterglieder in Komposita wie ai. upastha-säd- 'im Schoosse sitzend' lat. prae- sea 83 f.) erscheinenden Wurzelnomina; znmteil erscheinen solche «n-Stämme auch ihrerseits nur in Komposita. So z. B. lat. edo (önw), ahd. «jjo 'Fresser' : ai. -dd- (S. 144); lak. Coü- Tuiv€p* ßÖ€? ipT&Tai Hesych (= att. *Cutuiv€^), got. ga-juka 'Genosse' : ai. yüj- sq-yüj- gr. cru-JuE "verbunden' (S. 143); lat. cön-sedo assedo (-önw), ahd. anorse^o 'assessor' aisl. drött-sete 'Truchses8':ai. -sdd- lat. -ses (S. 143 f.). Diebetreffenden Wurzel- nomina sind, als die Kategorie der en-Stämme in uridg. Zeit ins Leben trat, nicht als Nomina agentis, sondern als Abstrakta, spe- ziell als Nomina actionis, zu gründe gelegt worden. Die en- Formen wurden aber schon bald auf das Wurzelnomen in seiner Funktion als Nomen agentis oder auch auf das zugehörige Ver- bum bezogen, und so erschienen sie nur als eine rein forman- tische Verlängerung eines Nomen agentis oder als primäre Bil- dungen vom Verbnm aus. Wie weit nun im Einzelnen bei den in mehreren Sprachen zugleich und bei den nur einzelsprach- lich belegten «n-Stämmen noch auf das Wurzelnomen als Ab- straktum zurückgegangen werden muss, ist natürlich nicht mehr zu bestimmen. Z. B. ai. räjan- {'an-am) 'Herrscher, Beherr- scher', F. rdjü'iy scheint wegen ir. F. rigain 'Königin' 136 S. 214) aus uridg. Zeit ererbt und gehört zu ai. rdj- lat. r€x ir. rf 'Herrscher' 80, c S. 138); dieses mag aber, als dasM.^rö^«»- entsprang, auch noch 'das Richtunggeben, Lenken' bedeutet

1) Wiedemann's Etymologie des Wortes BB. 27, 203 leuchtet nicht ein.

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296 Nominalstammformantien. m- u. n-Fonnantien. 209.

haben; da übrigens mit dem Denomin. räja-ti 'er herrscht* ver- mntlich das gr. dpiiTui 'ich stehe einem in Gefahr bei' identisch ist, kann auch noch dprin^v -övo^ 'Helfer* mit räjan- direkt ver- banden werden (vgl. überdies das ar. Neutrum ^raian- §218, b); gr. bpdKiuv -ovTO^ 'Drache, Schlange', ursprünglich en-Stamm nach Ausweis des F. bpdKmva, schliesst sich angemessener an ai. dfä' 'Blick' an als an dfS- 'sehend*.

Arm. ein, Gen. elin, 'Hirschkuh', aksl. jden- 'Hirsch' Gen. jelene (Nom. jdenh) ; vgl. gr. IXa-cpo^ 'Hirsch* 284, a) iXXö? •junger Hirsch* = ♦iXv-o-? 182), kymr. «Zai» 'Hirschkuh* (vgl. oben ir. rigain), gall. dem-biu 'Hirschmonat' 284, a), lit. 4lnis M. 'Hirsch, Elentier* ^ini^ 'Hirschkuh'; Osthoff Et. Par. 1, 293 ff. legt *el' 'Hörn' zu gründe. ^ku^on- *k^n- 'Hund*: ai. ivän-, im Ved. auch Süvan- zu lesen (an-am). Gen. Sünas, Instr. PI. Svdbhüf, av. span- {-an-dm), Gen. 8ünö\ gr. küuiv Vok. kuov, Gen. Kuvö^, Akk. KÜva für *Kuova, Lok. PI. kuctI für *Kua-(yi; ir. kymr. d kontrahiert aus ♦fcwö = *&ttj«ö, ir. Gen. Sg. con = Kuvöq PI. con n- = kuvOjv, Nom. PI. coin wohl für *cuin = KÜveq; lit. 8ZÜ aus *82i>ti (1 S. 338), Gen. szufls-^ schwierig bezüglich des Anlauts ist arm. Sun Gen. San, s. Osthoff Et. Par. 1, 230 ff., der das Wort Hund als uridg. ^pfcuu-on- *p&ffi'On' 'Viehwächter' (zu *peku' 'Vieh') deutet; über got. hunds = ^h^n-tö- und arm. skund = ^i^onto- oder ^hy^onta- s. § 311. Arm. garn (Gen. gann, mit r statt r nach garn) 'Lamm', gr. dptiv gort. Faprjv 'Widder', Gen. dpvö^, Akk. fipva für *dp^va, hom. -Fpriv (-nvo^) in TToXü-ppTiv 'schafreich' (wie iroXu-TXäq 1 S. 501); hierzu kann ai. ürams 'Widder* gehören (vgl. PüSdn-a-s § 184 Anm.), aber auch zu üvTia mit uridg. l (vgl. Osthoff a. a. 0. 304). Ai. ukSdn- i-dn-am) av. uxSan- {-an-dm) 'Stier', kymr. ych (PI. ychen) got. aühsa ahd. oJiso ags. oxa 'Ochse'. Ahd. haso ags hara 'Hase' scheint hierher zu gehören wegen \a,t cänus {*casno'8) usw. § 1 82 S. 264. Lit. szirszü -efis aksl. srhSen-h 'Hornisse, Bremse' (wozu lit. szirszone 'Hornisse' wie zmönes zu zmü S. 295), zunächst zu ahd. horna^ 'Hornisse' urgerm. *xurzn-ata- 359), Gf. *lcfsen- *'kf8n- (1 S. 479, Walde Lat. et. Wb. 147). Ai. vfian- (-an-am) 'Mann, männlich, stark', ahd. riso 'Riese' Gf. *uri8ö (vgl. as. wrisü), vgl. av. var^Sna- lit. resnas ai.

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§ 209.] NomiDalBtammformantien. m- u. n-FormantieD. 297

vrini'f vfimi § 182 S. 264. Av. arSan- (^n-^) 'Mann*, ion. kret ^ponv sonst fiponv fippnv (-€vo^) 'männlich'; fraglich ist, ob arm. arn 'des Mannes'= av. arSn-ö ist (Meillet M6m. 11, 18 f.); vgl. ai. rfabhär-s 284, a), att. dpvcd»^ = ♦dpovnFö-^ (§126 S.205). Ai.yfiüan-(-Än-am) 'Jüngling, jung', Qen.yün-iis, Instr. PL yüva-bhifj av. yvan- d. i. yuvan- 'Jüngling', Gen. yün-öy lat. juven- (Juvenem juvenum) 'Jüngling' (Nom. Sg. juven-i-s) ^), woneben junior (das juvenior der Eaiserzeit war junge Neu- bildung) und ßinix noch die uridg. schwache Stammform ^iün- behauptet haben 136); vgl. ^iu^^ko-s (§374). Ai. idkian- {-anam) 'Zimmermann' av. taian- {-an 9m) 'Bildner*, gr. t^ktuiv (-ovo^) 'Zimmermann'. Gr. oriTuiv (uivo^) 'Gebrandmarkter', ahd. gtehho ('Stechender') 'Stecken'. Zu lat. avo-s : aisl. de Tr- grossvater' (= got. *awa '%n8)y got. awo -öns 'Grossmutter', lat. avun-ctdus (ursprünglich Deminutivum) auf grund eines *avö 'önis 374), kymr. etoithr acorn. euiter bret. eanter 'Onkel' = urkelt. *aven-t€r (der Ausgang -tsr nach dem Muster der Ver- wandtschaftswörter, s. § 246); dazu ahd. Oheim ags. iam 'Mutter- bruder' = urgerm. *d[|f]ui9-;i^atma-2; (S. 84).

b) Körperteilbenennungen erscheinen seit uridg. Zeit teils geschlechtig, teils ungeschlechtig 217, a). Vgl. die balt.- slav. Eörperteilnamen mit -men- § 166. Ai. mürdhdn- {-dn-am) M. 'Höhe, höchster Teil, Kopf, ags. molda 'KopP (1 S. 475). Ai. majjän- {-dn-am) M. 'Mark, meduUa', lit. smagens PI. 'Ge- hirn' aus '^'mazgen' (1 S. 872), zu aksl. mozgh 'Hirn'. Ai. plh hdn- {'dnam) M. 'Milz', lat. lien M. aus *8plihen oder splihen (1 S. 678f. 919); die Stammform lien-, die die Grammatiker bezeugen, scheint durch das Lehnwort spUn (aitX^v) beeiuflusst zu sein, so dass echt lateinisch nur liSn liänis gewesen wäre; v^l. aksl. sUzena 'Milz' § 184 Anm. Genauere Bestimmung der idg. Grundform bezüglich des Vorstücks scheint nicht mehr mög- lich (trotz Pedersen Les pronoms d^m., Kopenhagen 19u5, S. 345). Gr. dbnv (-^vo^) M. F. 'Drüse', vgl. lat. inguen (-inis) N., Gf.

1) Das auffallende e von juven- ist dem Einfluss von sen- (sen-is usw.) zuzuschreiben. Vgl. die Einwirkung, die umgekehrt juvenis auf *8eno- ausübte, indem es dessen Übergang in die kon- sonantische Deklination hervorrief (S. 166).

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298 Nominalstaromformantien. m- u. n-Formantien. 210.

♦pgf?f6n-. Prftnest. nefrön-ßs PI. 'Nieren*, ahd. nioro (aisl. nj^a N.) 'Niere' argerm. ^ne^yren-j wozu wohl auch ir. aru (PI. arain) kymr. aren 'Niere* (1 S. 588), vgl. femer lanuv. nebrundin^ PI. 'Nieren* (§362); zu gr. v€q)poi 'Nieren*. Ir. imbliu. Gen. imhlenn, 'Nabel*, urir. Hmbüön', ahd. nabolo aisl. na/?« 'Nabel*, zu ai. nabhlla-m lat. unibüfcu-s gr. ö)iq)aXö?. Ahd. hodo 'Hode' scheint hierher zu gehören wegen lat. cunnus = *cutn0'8 § 182 S. 264.

c) Sonstiges. Gr. kIiwv (-ovo?) M. F. Tf eiler, Säule*, arm. siun (Gen. sean) 'Säule*, nridg. vielleicht *kison' (Osthoff v. Pa- trubdny's Sprachw. Abb. 2, 53 f.). Gr. ktcI? (-6v6?) M. 'Kamm' entweder zu lat. pecten (-inis) M. 'Kamm' (Nom. ktci? war dann eine Neubildung für ^KTrjv) oder als Wnrzelnomen zu pehl. iänaJc 'Kamm* [s. Htibschmann Orientalische Studien, Giessen 1906, S. 1077 ff.]. Man vergleicht gr. Tpftojv und ir. triath. Gen. trethauy Ttfeer*. ümbr. menzne 'mense' (sabin. mesene 'mense') aus *m^n8'en- und aksl. misqch M. 'Monat* 374) aus ♦m^^«n-, zu lit. minesis usw. 401, a). Auf Speien- *peln- M. oder N. weisen hin lat. pollis und poliert (-inis) 'Staubmehl, Staub' {pollen- für ^polen- nach Gen. Spottes = ^poln-esy vgl. die ähnlichen Neu- gestaltungen des Paradigmas im Germ. § 215 zu Anfang), lit. pelenai PI. 'Asche' pdün^ 'Feuerherd* preus8.jt>62anno 'Herd* und pdanne 'Asche* (beide wohl mit a für e) lett. pdni PI. 'Asche'. Ein ^deien- *deinr ^din- 'Tag* ist anzunehmen auf grund von aksl. dhn- M. 'Tag* Gen. dhn-e (Nom. Sg. rfbn-b), lit. dänäy ai. dina-Mj lat. nün-dinae^ got. sin-teins 182 S. 264). Ai. grävan- {-an am) M. 'Stein zum Somapressen*, ir. broo brö, Gen. broon bröUy 'Mühlstein, Handmühle* (kymr. bretian 'Handmühle*) stelle ich hierher, weil das Verhältnis zu den unzweifelhaft verwandten got. -qaimus aksl. irhny lett. dfimawas preuss. gimoytüis 130. 132) dasselbe sein dürfte wie das von got. straujan zu ai. strnd-ü, letzteres mit 'Nasalinfix' 4 Anm. S. 8); anders über dieses Verhältnis Meillet J^tudes 267 f.

210. Ariscli. Die «n-Stämme erscheinen hier nur wenig produktiv.

a) Zu § 209, a. Ai. prati-dtvan- M. 'Gegenspieler', zu dtvyorti. yöSan- (-an-awi) F. 'Mädchen, junges Weib*, woneben

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§ 211—212.] NominalstammformantieD. m- u. n-Formantien. 299

yöiana yöidna (wohl zu § 182); Etymon unklar. Im Av. Mebreres mit dentlich denominativem -an- (Akk. -an-dm) : spaaan- 'hinspähend' zu spas- ai. späS- 'Späher' (wie lat cön-sedo : ai. 'Sdd-, 8. S. 295), visan- 'der ein Hans, Hauswesen hat' zu vis- 'Haus', hcbzw^han- {hazasn-) 'Räuber' zu hazah- N. 'Gewalttat', pw&ran- 'der Söhne hat' zu pu&ra- 'Sohn', mq&ran- 'Prediger, Prophet' zu mfli?ra- 'Wort, Verheissungswort', mar*^a»- {mar^^-) 'Mensch, sterblich' zu mar^ta- 'sterblich' (genauer zu dessen N. als Abstraktum).

b) Zu § 209, b. Av. dantan- M. 'Zahn' zu ai. ddnt- 350), ndtahath M. 'Nase' zu apers. nah- 78 S. 131).

c) Zu § 209, c. Av. ravan- (raon-) M. 'Fluss' (W. sreu- 'f Hessen') ; ^rvan- {^rvan- ^^run-) M. 'Seele, Geist', urar. *(«)ra|«aw- ; xSapan- {-pan- -fn-) F. 'Nacht' neben ooSap- F. 'Nacht'.

An in. Ai. vi-hhvan- vi-bhvän- 'ausgezeichDet' (neben vihhva-s vi-hhfirf vi'bhü-) war eine Neuerung nach dem Vorbild von fbhvan- 'tüchtig, kunstreich' neben fbhva-s fhhü-f.

211. Armenisch. Wo die Etymologie unklar ist, kann man nicht wissen, ob man es mit einem ursprünglich geschlech- tigen Wort oder einem Neutrum zu tun hat, z. B. bei an/n. Gen. anjtn, 'Person'.

In dieser Sprache erhielt die Klasse der «n-Stämme dadurch Zuwachs, dass Nom.- und Akk.-Formen mit dem Kasuszeichen -n eine partielle oder vollständige Deklination nach Art dern-Stämme wie garriy akn, jermn usw. hervorriefen. So stellten sich zu Nom.- Akk. ot-n 'Fuss' (= gr. nöb-a): Gen. oün Instr. otamb (PI. o^Ä); zu jer-n (Akk.) 'Hand': jerinjeramb (PI. Jer-Ä); zu durn 'Tür' = ^dhuro-m (gr. npö-Oupo-v) : Gen. dran Instr. dramb (PI. drun-Ji neben dur-Ji) ; vermutlich ebenso, auf grund der auf -n = -o-m endigenden Nom.-Akk.-Form, unkn, Gen. unkan usw., 'Ohr', durgn drgan usw. 'Töpferrad', Jürtn Ttrtan usw. 'Schweiss', amarn amaran usw. 'Sommer*, jmern jmeran usw. 'Winter'. S. Osthoff V. Patrubiny's Sprachw. Abb. 2, 91 ff.,* Meillet Gramm, de Tarm. 58 f. und wegen der X;-Foiinen artnukn, mukn hinten §541.

212. Griechisch.

a) Zu § 209, a. Produktiv war -u)v. Gen. -wvo^ usw., als

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300 Nominalstammformantien. m- u. n-Fonnantien. 212.

SekQndärformanB, um auf grand yon eigenschaftsbegrifflichen Snbstantiva oder von Adjektiva (genauer : von den in den Adjektiva eingeschlossenen Adjektivabstrakta) Namen fdr Lebewesen and nach Art yon Lebewesen angeschaate Dinge zu bilden: TV<iOu)v ^Dickback, Pausback' zu tvciOo^ *Backe*, cpucnauv TDickbauch' zu <pü<jicii 'Dickdarm; Magen*, TÄöTpujv 'Schlemmer* zu Tcwrnfip 'Bauch*, iröpbujv 'Furzer* zutropbifi 'Furz*, bpö^uiv ('Läufer*), eine Art leich- ter Schiffe und eine Art Meerkrebs, zu bpöiiio^ 'Lauf, Kißbiwv 'Ar- beiter, der die Metalle von Schlacken reinigt* zu Kißbri 'Schlacke*, Tpißujv 'geriebener Mensch, Getlbter, Vertrauter; schäbiger Mantel* zu Tpißi^ 'das Reiben*; atOiwv ('Brenner*) 'Brennender, Feuriger, Braunroter* zu atOo^ 'Brand* alOö^ 'verbrannt, feuerfarbig*; tpnpiwv Beiwort der Taube, etwa 'Ftirchtling*, zu Tpnpö? 'furchtsam*, (TTpdßiwv 'Schieler* zu (Tipaßöq 'schielend*, vpuiXiwv 'Wollüstling* zu MicüXöq 'geil*, KÖipuiv 'Werkzeug zum Erummschliessen von Misse- tätern* zu Kü(p6^ 'krumm*, cpeibujv ('Sparer*), Bezeichnung eines Ölgefässes, zu cpeibö^ 'sparsam*; mit -lujv (vgl. § 226) z. B. oupa- viiüv 'Himmelsbewohner* zu oüpdvioq 'himmlisch*. Etliche wurden vielleicht sekundär vom Verbum aus geschaffen (vgl. cpeibiwv, zu (peiböq, aber auch zu cpeibo^ai), z. B. KXubujv ('Ansptiler') 'an- spülende Meereswoge* zu kXuCuj. Hierzu zahlreiche Eigennamen, wie Apö)iujv, Ztpdßujv, AtOuuv, Aükujv, 'AtdOiwv, OiXujv.

Wie fireiiiJüv -övoq 'Führer* (S. 239) auf -üjv -övoq z. B. dpnrwv 'Helfer* (vgl. § 209 S. 296), miuGuiv 'Lügner, Verläumder*, TpüTU)v F. 'Turteltaube* (rpuCuj 'gurre*), KpatTuivF.'Häher* (KpdZu) 'schreie* aus *KpaTTlw>), wohl auch aiafibv F. 'Tropfen*, eigentlich 'Tropf er*, vgl. ags. dropa aisl. drope 'Tropfen* und aisl. drere 'Blut* mit der gleichen Grundbedeutung.

In die vr-Deklination sind übergetreten Oepairuiv (-ovto^) 'Diener* vgl. F. OepdirvTi OepotTraiva 'Dienerin*, bpdKUJV (-ovioq) 'Drache, Schlange' vgl. F. bpdKaiva (zu ai. dH- 'Blick', vgl. b6p- Kujv -lüvoq 'Gazelle' zu böpE), X^ujv (-ovto^) 'Löwe' vgl. F. X^aiva und Xeö-irapboq. *'

b) Zu § 209, b. Hinzu kommen aüxnv -ivoq M. ^Nacken', <paTU)v -6vo^ M. 'Kinnbacken', ttutuiv -övo^ F. "Ellenbogen, EUen- mass', dTKiiiv -lövo^ M. 'Ellenbogen, Armbug', ßoußiwv -ävo^ M. 'inguen'.

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§ 213.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 801

c) Zu § 209, c. äEuiv -ovo^ M. 'Achse'. cIkOiv -ovo? M. 'Bild\ -d)v -(X)vo? (vgl. K6u0mi)v -mivo? usw. S. 239): dtiöv M. 'Versaram- langsort, Versammlnng, Wettkampf, wahrscheinlich zn dtp^u) dtpö? (vgl. IF. 18, 131 f.); von derselben Art und deutlich deno- minativ alu)v M. Ticbenszeitranm, Zeitraum' (zu lat. aevo-m got. aiws), iTuXüJV M. *Torbau, Eingangstor' (zu mi\r\ Tor*), KoXoq>üJV M. 'Gipfel, Spitze' (vermutlich aus '''KoXacpidv, zu einem mit lat. coUis = ^colnis zu vergleichenden ♦KoXa-<po-?) und die Klasse der Namen von Wohnräumen, mit Gewächsen bestandenen Plätzen u. dgl. wie dvbpübv 'Männergemach', Ittttiäv Tferdestall', bacpviwv 'Lorbeerhain', Xamüjv 'Dickicht* zu td Xdma^). Xeixiiv -Hvo? M. 'Flechte, Ausschlag'.

Att. Akk. iruKva Gen. TiuKVÖq (wozu Nom. ttvuE als Neu- bildung), Ort der Volksversammlung, vermutlich wie öpva dpv6? S. 296.

213. Italisch.

a) Zu § 209, a. -önw*) usw. war in ähnlicher Weise produktiv wie im Griech. -u)v- 212). Lat. silo 'Plattnasiger' zu Hlus, coxo 'Hinkender' zu coxa, bucco 'die Backen Aufblasender* zu bttcca, cachinno 'spöttisch Lachender' zu cachinnuSy susurro 'Ohrenbläser' zu gtisurrtis, gerro 'Maulaffe' zu gerrae, fabulo 'Lügenschmied' zn fabula, prctedo 'Plünderer, Räuber' zn praeda^ mero 'Weinsäufer' zu merumy ganeo 'Schlenmier' zu gänea; ponto 'BrUckenschiff'zu j>dn«, jp^ro 'nach oben zu sackartiger Stiefer zu p^ra, «a&t^ 'grobkörniger Sand' zu sabulum. Von alters her kön- nen, wie die S. 295 genannten cönsedo, edo, Anschluss an Wurzel- nomina gehabt haben pr€ieco=*prai-d[t\cö vgl. -dex, capo occupo

1) Pamphyl. d(v)bputüv 'Männerhaus' = dvöpeuüv dv6pi(fv darf nicht auf *-€Fu)v oder *-iiFuiv zurückgeführt werden (s. Meister Ber. d. Sachs. G. d. W. 1904 S. 30), sondern weist nach den Lautgesetzen entweder auf *-€|uiv oder auf *-€aiuv; das wahrscheinlichere von beidem ist * €|uiv, mit Formans -eio- 122). Hiernach bedarf die Frage der Entwicklungsgeschichte obiger Maskulina auf -iity (vgl Ehrlich KZ. 38, 60 f. 93 f., Vendryes M6m. 13, 387, Verf. K. vergL Gramm. 336) einer erneuten Untersuchung. Zunächst ist das Formenmaterial (-u)v und -€U)v) aus allen Dialekten zu sammeln.

2) Ober diese Nomiualkiasse s. die S. 292 Fussn. 1 genannten Arbeiten von Fisch, Meyer-Lübke und Zimmermann.

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302 NominalBtaminformaDtien. «n- u. n-FonnantieD. 214.

vgl. 'Ceps; unter Mitwirkimg des Verhältnisses z. B. von fabtdo zu fahulan entstanden dann zu Verben hibo 'Zecher* combibo 'Zech- brnder*, volo 'Freiwilliger', appeto 'nach etwas leidenschaftlich Strebender', rajpo 'Ränber', erro 'Vagabund', incubo 'Schatzgeist, Alp', runeo 'Reuthacke' n. a. Osk. sverrunei Beamtenname, etwa 'oratori, interpreti', zu einem *8ffier{e)ih 'Rede' ( I S. 1 2 1 . 767), Sabin, nero 'vir fortis' zu ner- 'vir'; umbr. aprunu 'apram' (vgl. lat. aprun-culus) zu lat. apery wie burdo zu burdus 'Maultier', das wohl aus dem Osk.-Ümbr. entlehnt war (zu ai. gardabhä-s 'Esel', vgl. 1 S. 599 f.). Hierher zahlreiche Eigennamen, wie Capito {caput)f Näso {nasus)^ Aculeo {aculeus)^ und von Adjek- tiva (von Adjektivabstrakta) aus geschaffene wie Aspro, FirmOy RüfOj CeUo, Magno.

b) Zu § 209, b. Geschlechtige Eörperteilbenennungen sind zu den ererbten nicht hinzugekommen.

c) Zu § 209, c. Lat. caro. Gen. camü, F. 'Fleisch', umbr. kam 'pars' käme 'came' osk. cameis 'partis' zu umbr. kartu 'dividito, distribuito', vgl. ir. carna 'Fleisch'; ob lat. umbr. osk. carn- aus *caren' synkopiert, oder ob es alte schwache Stammform nach Art von gr. dpv-ö? war, ist zweifelhaft. Lat -o (-en) Gen. 4nis : turbo und turben M., cardo M., ordo M., margo M. F., grando F. M., aspergo F., compago F., virgo F.; sanguis -inis M., neben dieser neu gebildeten Nom.-Form noch das ältere sanguen, das als N. behandelt wurde ^). Über die auf -ödo -fdo -üdo s. § 220. 363, ttber die auf ago -igo -ilgo § 221. 392, b.

Ein alter n-Stamm in schwacher Gestalt scheint bewahrt in lat. comix F. (vgl. jünix S. 297), umbr. curnaco (a?) 'comicem', vgl. das vermutlich zugehörige gr. KÖpacpo5=*Ä:or9-6Äo-« 284).

214. Keltisch. Zu § 209, a stellen sich ans dem Ir. noch, mit Formansgestalt ön- und mit Neugestaltung des Nom. Sg. *'Ons: fiadu, Akk. fiadain, 'Zeuge', Gf. ^^eidön-, vgl. ags. wüa 'Zeuge' got. 'toüa 'Wisser'; Wu, Gen. trfan, 'Geburtswehen', ver- mutlich zu got. fitan 'gebären' (W. pid-) ; vielleicht auch esc-ung

1) Der Ursprung dieses Wortes ist noch nicht aufgeklärt, s. Walde Lat. et. Wtb. 548, Wiedemann BB. 29, 315 ff. Man hat auch an Zusammenhang mit sanUs^ bezieh, an Beeinflussung der Lautnngs- gestalt durch dieses Wort bu denken.

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§ 215.] Nominalstammfonnantien. m- u. n-Fonnantien. 303

'Aar, wörtlich "Wasserechlange**). Mit demselben -ö»-, zu§ 209, b gehörig: leccOf Gen. Zeccon, 'Wange* urkelt. *Kä;ä:ö»-, vgl. preuss. laygnan 'Wange'. Akelt. Stammesnamen, Lingones, Senones u. a., and Stadtnamen mit -ön-, Ahallöy Cularö u. a. (Vendryes M6m. 13, 387 f.).

215. Germanisch. Hier hat die en-Bildnng einen Um- fang gewonnen wie in keinem andern Sprachzweig.

Die schwache Stammgestalt, wie sie in got. Gen. PI. aühsn-^ Yorliegt (S. 294), ist in vielen Fällen in die anderen Kasns über- geführt worden. Got. manna ahd. ags. man aisl. madr lyf ann' auf grnnd von nrgerm. "'^manan-, schwach *7?Minn-: got. Gen. PI. manMy Gen. Sg. *fnanniz = mans, wonach Nom. Sg. manna für *manaj Akk. Sg. mannan für *manan usw. ; das Wort ist wahr- scheinlich mit Hempl A. J. of Ph. 22, 426 ff. mit lat. man- (neben mantis) 'Hand' zu verbinden (Hand als Arbeitsinstrument). Got. brunna ahd. brunno ags. burna 'Brunnen', zu gr. cpp^dp -äTO^ hom. q)py)dTa Stamm *bhr6^^' 455): urgerm. *brunö ^brunen- ^brunn- ; nach ^brunn- entsprang *brunnO ^brunnen-y während ^brunn- selbst aufgegeben wurde. Got. sunnö (Lok. Sg. sunnin) ahd. sunna F. *Sonne' zu ai.^dr, gthav.Gen.a;*d«gr=urar. ^s^ans (wozu x^an-vant' 'sonnig' § 353) ; von urgerm. ^sun- war gebildet Sg. Nom. *8un-ön Lok. ^sun-en-i Gen. '^sun-n-ez, und nun drang dies nn- in die andern Formen für -n- ein, *8unön wurde *sunnön (got. 9unnö\ *8uneni wurde *sunneni (got. sunnin), während ^sunn- selbst als Kasusstamm schwand; über das Nebenein- ander sunnö : sunnm s. unten. Ahd. hunno 'centurio' (zu hunt 'hundert') = *hundnö (1 S. 707) auf grund von *hundö Gen. usw. ^hundn-. Weiter hierher die Klasse von en-Stämmen, bei denen sich die alte antesonantische schwache Stammgestalt (got. aühsn-e mann-^) noch durch die urgerm. Yerschlnsslautgeminata bekundet, welche durch Assimilation des n an den vorausgehenden Konso- nanten hervorgerufen worden ist (1 S.383f.). So z. B. ahd. tropf o : troffo 'Tropfen', urgerm. *drupO Gen. usw. ^drupp- aus ^drupn-, darauf Ausgleichungen zwischen den verschiedenen Kasus, die zu einem Doppelparadigma führten ; stapho : -staffo 'Fussstapf e',

1) Lat. anguen für angtns war eine junge Neubildtmg, darf also nicht unmittelbar verglichen werden.

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304 Nominalstammformantien. m- o. n-FormantieiL 215.

steccho : stehho 'Stecken' (vgl. gr. oriTuiv S. 297), ndd. loocke 'Wocken' : Dorw. oke 'yerfilzte Masse von Zwirn' (Kanffmann PBS. Beitr. 12, 504 ff., Lidin Stud. 25 f.).

a) Zn § 209, a. Zahlreiche Bildungen, die den griechischen wie TväOu)v, Tpt^pujv, KXübujv und den lateinischen wie silo^ Aspro, bibo gleichen, finden sich, doch tritt im Germ, nicht wie in den klassischen Sprachen eine steigernde oder ins Tadelnde gehende Begrif fsfärbnng heraas ^).

Zunächst betrachten wir die Maskulina.

Got. spilla 'Verkündiger' ahd. war-spello 'propheta' aisL spiaUe 'amicus' zu got. spül ahd. spei 'Erzählung, Fabel, Ge- rede', got. gorrazna aisl. granne 'Nachbar' zu got. razn 'Haus', ahd. hlwo 'Gatte' aisl. h^e 'Bedienter' zu got. heiwa- 'Haus', got. toaürsttea 'Arbeiter' zu tüaürstto 'Werk', staua 'Richter* zu statui F. 'Gericht', ahd. heimo 'Heimchen' zu Jieim 'Haus, Heimat', ahd. stiuro aisl. stiöre 'Steuermann' zu ahd. stiura 'Steuerruder', ur- teäo 'Richter' zu urteil 'Urteil', gi-lanto 'Landsmann' zu lant 'Land', aisl. kampe 'Person mit Schnurrbart' zu kampr 'Schnurr- bart', rüne 'Freund' zu got. rftwa F. 'Geheimnis', aisl. sesse 'con- sessor' zu sess 'Sitz'. Got. manna usw. 'Mann* nach der S. 303 angeführten Deutung des Wortes.

Nach Art von Lebewesen benannte Dinge. Ahd. g&ro aisl. geire 'keilförmiges Stück Zeug oder Land' zu ahd. gir 'Speer', ags. müda aisl. munne 'Mündung' zu ags. müd 'Mund', mhd. kambe kämme 'kammartiges Instrument' zu kam 'Kamm', aisl. nagle 'clavus' zu nagl 'Fingernagel'. Hierher got. brurma usw. 'Brunnen' nach der S. 303 gegebenen Erklärung.

Bildungen von Adjektiya (von Ad]ekti?abstrakta) aus: got. liuta 'Heuchler' zu liuts 'heuchlerisch', weiha 'Priester' zu toeiJis 'beilig', ahd. toigago ags. toUiga aisl. vitke zu ahd. toigag 'merkend, ahnend', ahd. ampfaro 'Ampfer' zu ndl. amper aisl. apr 'scharf.

Zu den auf den Wurzelnomina beruhenden Substantiya wie

1) Abgesehen werden muss natürlich von solchen Fällen, wo eine solche Schattierung schon durch das zu gninde liegende Nomen gegeben war, wie bei mhd. schranee 'Geck* {schräm 'geschlitztes Kleid"), aisl. skucUdre 'Schwätzer* {skualdr 'Geschwätz').

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§ 215] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 305

goi. ga-jukOy ahd. awa-^^jjo, «jjo man-e^^Oj stehho (S. 295 ff.) gehören aasserdem z. B. got un-wita 'Unwissender* ahd. trijjo 'Wissender, Weiser', ags. tot^a 'Zeuge' (ai. -t^id-), hhd. boto aisl. bode 'Bote' (ai. -büdh-), got. hana ahd. hano aisl. hane Ceantor') 'Hahn' (lat. -cen), got. skula ahd. «coZo 'Schuldner', got. nuta 'Fischer', ahd. gebo aisl. -giafe 'Geber', und Benennungen nach Art der Lebewesennamen, wie ahd. stapho ataffo 'Fussstapfe', woneben houtci-stapho -staffo ('Heustapfer') 'Heuschrecke' ags. jcers'stapa ('Grasstapf er')'Heuschrecke', mhd. «cÄrecfte'Schreeken' neben ahd. hetoi-sJcrekko ('Heuspringer') 'Heuschrecke', ahd. tropfo troff 0 &gd.dropa aisl. drojje Tropfen' ('Tropfer'), ags./?o^a'SchifF aisl.^o^ö'Floss, Flotte' ('Fliesser'), ahd. cA^&o mnd.kleve'Leim' ('Kleber'), ahd. slito 'Schlitten' ('Gleiter'), aisl. stige siege 'Leiter* ('Steiger').

Für die adjektivischen Komposita mit Wurzelnomen als zweitem Glied ist der Eintritt der en-Form für dieses Glied im Germ. Regel geworden, s. § 85, 4.

Auch hier wieder zahlreiche Eigennamen, Personennamen wie ahd. WolfOy Harto, Berhto, und Stammesnamen wie Sem- nonesy ScLxones^ Francones.

Im Germ, gab es nun neben diesen -an- : -on-Stämmen auch wie im Griech., Ital., Kelt. Stämme mit durch- geführtem 'ön-, die aber alle Feminina sind. Oft stehen so bei demselben Wort -on- und -ön- nebeneinander, z. B. got. garaznö ai^l. granna 'Nachbarin' zu garazna granney ahd. hitoa 'Gattin' zu hlwoy gi-mahha 'Gemalin* zu gimahhoy wl^aga 'Wahrsagerin* zu wljagOy maga-zoha 'nutrix' zu -zoho -zogo, gast-geba 'Gast- geberin' zu -gebo, aisl. runa 'Freundin' zu rtiwe, kueld-rida 'nocti- vaga, strix' zu -ride. Die Hauptmasse dieser Doppelheit bilden die sogen, sehwachen Adjektiva, wie got. blinda -ins 'der Blinde': blindö 'öns 'die Blinde'. Auch wurden so Feminina zu solchen Maskulina gebildet, die nicht w-Stämme waren, wie got. daüra- wardö (neben -warda) 'Torhttterin' zu daüra loards, nipjö 'Base' zu nipjis, ahd. friedüa 'Geliebte' zu friedil, und -ön- trat für -0- (uridg. -a-) auch ohne Beziehung zu einem M. ein, wie got. qinö ahd. quena aisl. fcowa'Weib' (: gr. Twvrj aksl. £ena)f got. voiduwö ahd. 2/;ifu2^a 'Witwe' (: lat. vidua aksl. vhdova), ahd. bar^a 'Barte,

Bru^rmann, Grondriss. II, 1. 20

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306 Nominalstammformantien. m- u. w-Foniiantlen. 215.

Beir (zu hart ^Bart'). Offenbar ist nach der Analogie des zwischen urgerm. -an- und -ä- (uridg. -ön- und -ö-) bestehenden Verhält- nisses urgerm. -ön- (uridg. ön-) zu -ö- (uridg. -a-) in Beziehung gesetzt und dadurch dem -ön- der speziell fem. Charakter zu- geführt worden. Vermutlich ist aber dabei das schon von vor- germaqischer Zeit her fem. Formans -|ö«- (-tiön-) mit von Ein- fluss gewesen (z. B. in got. gariudjö 'Schamhaftigkeif § 229, 1 und rapjö 'Rechenschaft* § 231).

Bei welchem Wort oder welchen Wörtern der Prozess der Scheidung nach dem Geschlecht eingesetzt hat, ist nicht mehr zu sehen. Es mögen Substantiva wie got. -dübö ahd. tüba aisl. düfa Taube' (ursprünglich vermutlich 'Schwärzung', zu ir. dub 'schwarz'), got. faüho ahd. /oAa aisl. /da Tuchs' (man vergleicht ai. püccha-s 'Rute, Schwanz') und got. gatimrjö ahd. zimbirra 'Bau' (zu ahd. zimbar 'Bauholz', § 229, 2, b), ahd. barta (s. o.) gewesen sein, wo sich der fem. Charakter des Formans zuerst befestigte. Von den alten Nomina mit -ön- behielten nun Tier- namen und Namen für Baulichkeiten, Geräte, Kleidungsstücke, Bäume u. a. (vgl. § 229, 2, b) ihre ön-F\exion bei, nur dass sie eben, soweit sie nicht schon von früher her F. waren, jetzt diesem Geschlecht folgten. Bei Menschenbezeichnnngen dagegen war, wenn das m. Geschlecht gemeint war, ein Einschwenken in die ebenfalls altüberkommene Flexion guma gumins not- wendig. Formen wie ahd. hlwa, got. garaznö werden zumteil, als Substantiva generis comm., früher auf dem Plan gewesen sein als hlwo, garazna usw. ^).

Die Zugehörigkeit der germ. ön-Stämme zu den uridg. -ön- Stämmen tritt besonders klar in dem S. 303 besprochenen got. sunnö ahd. sunna, mit nn nach der Schwundstafenform *8unn', zutage, sunnö und sunnin war eine Doppelheit wie etwa lat. hemönem und hominSf gr. alujv und al^v (S. 293 f.). Als eine

1) So ist got. swaihra 'Schwiegervater* hinzugebildet zu stcaihrö 'Schwiegermutter*, welches, mit h für g^ Fortsetzung des (im West- germ, als ahd. stvigar ags. swejer bewahrten) undg. *sy>ekrü- war 130 S. 209). swaihra hat die Stelle des urgerm. *«t^^;ijMra-z = ahd, swehur ags. sw4or (ai. SvdSura-s) eingenommen.

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§ 216.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 307

solche Altertttmlicbkeit behauptete sieh sunnin nur in der formel- haften Wendung at sunnin urrinnandin.

Wie schon erwähnt, gehört hierher auch das sogen, schwache Adjektivum. Z. B. got. blinda (Gen. blindins) war ursprünglich 'der Blinde', blindö (Gen. hlindöns) 'die Blinde', blinda sums *irgend ein Blinder', ahma sa weiha 'der heilige Geist' ursprüng- lich 'Geist, der Heilige'. Solche w-Substantiva wurden bei ihrer attributiven Verwendung selbst wieder adjektivisch. Stehende Regel wurde diese 'schwache' Flexion, wenn das Adjektiv auf den Artikel (got. sa) folgte. Der adjektivischen Verwendung gemäss kam hier für den Nom. und Akk. auch noch eine be- sondere Neutralforra auf: blindö und blindöna (neben Gen. Sg. blindins usw.), wie hairtö N. 'Herz' hairtöna (neben Gen. Sg. Juiirtins usw.). Vergl. Grundr. 3^ 426 ff.

b) Zu § 209, b. Zu den ererbten geschlechtigen Körper- teilbenennungen sind viele hinzugekommen, teils M., teils F., wobei die verschiedenen germ. Sprachen mehrfach im Genus sich unterscheiden. Neutrales Genus neben M. oder F. war wohl jedesmal das ursprünglichere Genus. Z. B. Mask. got. löfa aisl. löfe 'flache Hand', ahd. dümo ags. duma 'Daumen' (zu av. tuma-, s. S. 247), ags. hnecca 'Nacken' aisl. hnakke 'Hinterhaupt* ( Wurzel- ahlaut), ahd. bahho baccho 'Backen', mago 'Magen'. Fem. got. tuggö ahd. zunga aisl. tunga 'Zunge' (1 S. 408), ahd. z6ha 'Zehe'. Ags. jealla M. : ahd. as. galla F. 'Galle'. Aisl. vange M. : ahd. wanga N. 'Wange'; aisl. Marse M. 'Kopfwirbel' : ai. ilridn- N. 'Kopf; ags. heorte F. : got. hairtö N. 'Herz'. Andre Beispiele bei Kluge Nom. Stammb.« 39 f.

c) Zu § 209, c. Hier mögen genannt werden got. gataira 'Riss', ahd. scado aisl. sJcade 'Schädiger; Schaden', ahd. smerzo 'Schmerz', gi-feho 'Freude'; got. lubö liebe', brinnö 'Fieber', aisl. taka 'Einnahme', gäta 'Rätsel'. Zwischen got. aJia 'Sinn, Verstand' und ahma 'Geist' 168 S. 240) besteht vielleicht dasselbe Verhältnis wie zwischen ai. diman- und ain- (ebenda S. 238).

216. Baltiseh-Slavisch. Hier ist infolge von üm- und Weiterbildungen der Bestand der n-Stämme (in § 209 sind

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du8 Nominalstammformantien. m- u. n-Forroantien. 217.

genannt lit. imü szü szirszü smagenSf sik»\. jelen-e dbn-e) stark eingeschränkt.

Zu § 209, a und e. Lit. pa-klaidü 'in die Irre Gehender* zu pa-Jclaidä 'Irrtum', pa-laidü 'Ausschweifender' zu pa-laida 'Hurerei' pa-laidas 'lose', ebenso ap-laidü 'desertor, nefarius', Tudü 'Herbst' zu rüdaa 'rotbraun', *mazü 'Kleiner' zu mäzas 'klein' in isz mazefls 'von klein an, von Eindesbeinen an'', gelü ('Stechender') 'Stachel' zu geliü 'ich steche', vemü 'Erbrechen' zu vemiü 'ich habe Erbrechen', nü-maru 'Fallsucht' zu nu-marinü 'ich mache sterben'. Aksl. Gen. stepen-e, Jcoren-e zu Nom. ste- pen-h 'Schritt', koren h 'Wurzel', wie jdene jelen-h.

Von der Formansgestalt -ön- (vgl. zmon-ä (S. 293. 295) erscheinen noch Reste in szirszonas szirszonis *Homisse* neben szirszü, palaidonas neben palaidü u. dgl. (Leskien Bild. d. Nom. 397).

Wegen Bewahrung schwacher Stammgestalt mag erwähnt sein preuss. malnika- 'Kind' aus ^maldnika- neben mcddenikis (aksl. mladen-hCh), zu aksl. mladq 311).

Im Slav. erscheinen Völkernamen mit en-, wie Plur. Slo- vin-e, welches Formans in zemljan-e u. dgl. wiederkehrt 230). Von ihm kann das halt -ena- im lit. Tüzänas Tilsiter*, kalnSnas 'Bergbewohner', girinai 'Waldleute', broUnas 'Bruderssohn' u. dgl. nicht getrennt werden (s. Leskien Bild. d. Nom. 388 ff.); vermutlich hat also Übertritt der Form auf ^n- in die o-Dekli- nation stattgefunden. Zu -^w- vgl. gr. Xcixnv -nvo^ 212, c)^ Sabin. Anio -ienis 227, 1).

Zu § 209, b. Nach preuss. musgeno : lit. smagens (S. 297) ist anzunehmen, dass preuss. strigeno 'Gehirn' aksl. strhzenty 'Mark' ursprünglich «n-Stamm gewesen ist.

217. 2) Neutra. Die meisten Wörter hatten von uridg. Zeit gemischte Stammbildung, waren dithematisch. Dieen-Stamm- bilduiig gehörte in diesem Fall nicht dem Nom.-Akk. Sg. an. S. hierüber § 455.

a) Körperteilbenennungen waren in uridg. Zeit als N. häufiger denn als geschlechtige Wörter 209, b). Die Neutra erweisen sich zumteil noch als Erweiterung eines Wurzelnomens. Ai. üdhan- (Gen. üdhn-as Lok. üdhan üdhan-i) Nom.-Akk. üdhar

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§ 217.] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 309

*Euter', gr. oöOaT- (*n ^) Nom.-Akk. oöOap 'Euter'; ttber slav. vym^ 8. § 166. Ai. yakdn- (Gen. yakn-ds) Nom.-Akk. ydkrt *Leber', gr. f\7raT- Nom.-Akk. fJTrap 'Leber', lat. j'ecin- m jecin- or-wu8w., vgl. \\i.jekn-os PI. 'Leber*. Hier mag auch erwähnt «ein ai. (isdn- (Gen. asn-äs) Nom.-Akk. d«rfc'Blut'; das uridg. Alter des en-Stamms ergibt lett. asins 'Blut' (a«n- = *flwwn-). Ai. ilrädn- (Gen. ilr^nds) zu Nom.-Akk. Mras av. sarö (6f. *irro8) und ilrSd-m 'Kopf. Im Griecb. ♦KapacTv- *KapacTö- und *Kpaav- ♦KpacTä- 'KopF, die sich zu einander verhalten wie TdXö^ und ttoXu-tXö^, Faprjv und TioXü-ppTiv u. dgl. (l S. 501)*): hom. PI. KOipTiv-a Kapriv-u)v, wozu Sg. ion. KdpTi att. Kdpa für *Kapa[a]a (ion. Kdpn für lautgesetzl. Kdpä); hom. Kpdax-oq -i (mit metrischer Dehnung des ersten a), woraus durch Kontraktion Kpörö^ -t (Ton- veränderung wegen Einsilbigkeit des Stammes, wie in aKaxdq : <JKwp u. dgl.); dazu die o-Starambildung Sg. ion. Kdpnvov att. Kdpävov, äol. Kdpavvoq' KCKpucpaXo^. Kprjbeiüivov (Hesych) und ion. ^ni-KpTivov att. d|üi(pi-Kpävo^ (IF. 18, 428 ff.) *). Mask. aisl. Marse *Kopf Wirbel'. Weiterbildungen lat. cernuos Gf. ^fceraney^o-s (S. 204), ahd. kirnt 'Hirn' Gf. ^kersniid-m (1 S. 778). Hom. outtT-oq -a 'Ohr', att. iüt-ö^ (Tonveränderung wegen Einsilbigkeit des Stammes)*); got. ausö ahd. öra aisl. eyra 'Ohr' ; arm. unkUj Gen. unkariy 'Ohr' aus *u8on-qo-m mit demselben g-Formans wie uiKibeq dvuma (Hesych) aus ♦öa-KO- (Osthoff v. Patrubiny's Spr. Abb. 2, 54 f. 97). Vgl. S. 132. 173. Arm. ahn, Gen. akan, *Auge'(Pl. ad-Ä), ursprünglich N.; got. augO ahd. ouga dAA.auga 'Auge' (über au- 1 S. 613f.) ; aksl. okn-o N. 'Fenster'. Auch hom. iiTia, nur in el^ lÜTia, mag N. gewesen sein (Gf. ^öqUn)'^ indem (Inra dann mit Akk. Tpixa, öna usw. paralieUsiert ward, kam

1) Vgl. •Kapaa-po- (Kapdpä) und *Kpa<jpo- (vaO-KpäpoO § 259, e.

2) Das an dieser Stelle S. 431 besprochene Kompositum Kpno- <put€Tov wird seinem ersten Teil nach jetzt von Charpentier BB. BO, 155 ff. mit got. hröt N. 'Dach* zusammengebracht (*Kpiifea-<puT€Tov), so das8 die Grundbedeutung *Dach-Zaflucht, Haus-Zuflucht' ge- wesen wäre.

3) Hierzu vielleicht das Beiwort des Hermes ^pioOvio<; 4piouvri( <-ouv- aus *-ou(Tv-), vgl. Y 34 f|b' ^pioOvn^ I *Epn€(a^, 8^ iwl q>p€cri weu- KaXi^ijai K^Kaotai und den Gebranch von av. u^ 'Ohr, Gehör' in dem Sinne 'Auffassungskraft, Verstandeskraft*.

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310 NominalstammformaDtien. m- u. n-Formantien. 218.

(seit Theokrit) das geschlechtige il)i|i auf. Vgl. S. 132. 173f. Vgl. noch § 455 ttber lat. umbr. man- 'Hand*.

b) Sonstiges. Ai. uddn- (Qeu.tcdn'ds Lok. udän) Nom.- Akk. udäkd-m 'Wasser'; gr. öbaT- Nom.-Akk. öbiup 'Wasser', *Mdw- vermutlich noch in 'AXo<J-uövti fMeereswoge'); umbr. une Abi. 'aqua' aus ^udn-e, Nom.-Akk. utur = gr. öbuip; got. voatö 'ins 'Wasser', aisl. vatn wie nafn § 166; preuss. toundan 'Wasser' ist noch als N. zu erkeni^en, maskulinisiert lit. vandü -efis^ über alb. uje F. 'Wasser', das 1 S. 277 f. auf ^udn-iia zurückgeführt ist, 8. Pedersen KZ. 36, 339. Neben ai. svär N. 'Glanz, Himmel, Sonne',kret.dFaioqgot.«aMiZ'Sonne'(l S. 3 18. 332. 439. 2, 1 S. 162. 191) steht *Ä(tt)j^€n- *Äwn- : gthav. Gen. aj^^ängr = urar. **^/i-«; von sun- ist got. sunnö ahd. sunna ausgegangen 215). Ähn- lich gehören zu arm. albiur 'Quelle' aus *bhr^y,r und gr. cpp^äp 'Brunnen' = *(ppfiap das hom. cppriaTa (fälschlich (ppeiaxa geschrie- ben), später q)p^öT0^, und die Schwundstufenform *6Ärww-, von der ausgegangen ist got. brunna ahd. brunno aga. burna 'Brun- nen' (§ 215). Neben arm. hur ahd. füir fiur gr. nöp usw. 'Feuer' stehen arm. hnog 'Ofen 493), got. N. fön. Gen. funins^ aisl. M. fune 'Feuer' (ai. pavakd-s 'Feuer' aus *-w-go-«). Vgl. Johansson Beitr. 28 ff. Ai. dadhdn- (Gen. dadhnds) Nom.- Akk. dddhi 'saure Milch', preuss. dadan 'Milch' (wie leundan, s. o.), vgl. S. 174. Lat. ungen -inisy umbr. umen (Abi. umne) *un- guen'; ir. imb w- imm n- (Gen. imme) 'Butter' (1 S. 587. 606. 694); dazu ahd. ancho M. 'Butter*.

218. Einzel sprachliches.

Arisch, a) Ai. akidn- (Gen. dkän-ds) Nom.-Akk. dkSi 'Auge' (S. 174), asthän- (Gen. asthn-ds) Nom.-Akk. dsthi 'Kno- chen' (S. 1 74), sakthdn- (Gen. sakthn-ds) Nom.-Akk. «dfcfÄi 'Hüfte', äsdn- (Gen. am-ds Instr. PI. asdbhiS), Nom.-Akk. d^'Mund' (S. 1 38), döidn- (Gen. döSnds) Nom.-Akk. döi 'Vorderarm'. Av. zafan- 'Mund, Maul' (Nom.-Akk. zafar^) in ^rizafan- (Akk* -aw-»w) 'mit drei Mäulem'. b) Ai. ialcdn- (Gen. idkn-ds) Nom.-Akk. sdkrt 'Mist' (: gr. KÖnpo^ 1 S. 589). dhan- (Gen. dkn-as Lok. dhan -ani Instr. PI. dhabhÜ) Nom.-Akk. dhar 'Tag', av. am- (Gen. PI. aisnqm = ai. ähndm) Tag*. Av. ayan- (Lok. ayqn) Nom.-Akk. ayar^ 'Tag*. Av. räzan- (Gen. PI. räsnqm) Nom.-Akk. rdzar^

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§ 219] Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 311

^Anordnung, Gebot, Entlohnung*, ai. nur Lok. rajdn-i (N.?) RV. 10, 49, 4 Xenkung', vgl. ai. rdjan- M. § 209, a S. 295. Ai. yüidn- (Gen. yüin-ds) Nom.-Akk. y<W*Brtihe' (S. 161).

Armenisch. Da lat. crüs Nentr. ist, nenne ich hier das mit ihm verwandte arm. srun-H PI. (Gen. srvanQ sruni^) 'Unter- schenker aus *}crüson' (Habsehmann Arm. Gramm. 1, 493 f., Obthoff V. Patrubiny's 8pr. Abh. 2, 55. 113 f.).

Griechisch. fiXeicpa, auch fiXeicpap, 'Salböl', G en. dXetcpaTO^.

Die T-Flexion der en-Stämme ist dieselbe wie die der meth 8tämme, z. B. cTTpiIiiüia -jua-TO^, sie ist § 166 8. 237 erklärt.

Italisch, a) La,t inguen -inis neben geschlechtigem gr. döriv § 209, b S. 297 f. femur feminü. Hierher wohl auch ab- dornen inü (s. Walde Lat. et. Wtb. 2). b) Lat. pollen, s. § 209, c S. 298. Zu iter itinerisj das Stamm Hten- voraussetzt, und zu glüten 'Leim' (vgl. unguen) s. § 222. Spät auch turben (neben turbo), drcen.

Germanisch, a) GoU hairto Sihd. herza aisl. Äiar^a 'Herz', zu gr. Kfip lat. cor S. 132. Ahd. wanga ags. toonje N. 'Wange' neben aisl. M. vange § 215, b S. 307. Aisl. nyra N. 'Niere' neben ahd. Xi. weoro § 209, b S. 298. Mehrere Neutra noch im Aisl, wie Zu/iya 'Lunge', eista 'Testikel', flagbriösJca'Knorpeil unterhalb des Brustbeins' (Kluge Nom. Stammb. ^ 39). b) Got, pairkö 'Loch, Öhr', auga-daürö 'Fenster', bamüö 'Kindlein'.

Baltisch. N. nur noch im Preuss.: Vjundandadan{%2\ljh)\ im Lit. dafür M. : vandu.

219. 3) Infinitivische Funktion haben en-Formen im Ar. und im Griech. Das Ai. hat Infinitive auf -s-ani (Lok.), wie ne^dni zu nl- 'führen', grmädni zu gar- 'preisen' Präs. grnd-ti. Att. fiT€iv dor. el. ät^v 'agere', unzweifelhaft eine Lokativform i^vgl. ibfiev § 170), weist auf *ä'xeeVy und es ist die nächstliegende Annahme, dass dieses aus *6r(ea€v entstanden war. Fraglich bleibt aber, ob *&yeaev unmittelbar mit jener ai. Formation zu verbinden ist, oder aber näher mit lat. agere = *aged 400), so dass en-Ableitung aus neutralen e^-Stämmen stattgefunden hätte (vgl. av.2a^na»A-an-'wach8am', Aozai^A-an-'gewalttätigerMensch', ahd. agü-o egis-o 'der Schrecken', dessen Lok. agisin sich mit ♦fiX€iv, dem Aktiv zu äx^oBai, decken würde, lingiso 'prosperitas'

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312 Nominalstammforinantien. m- u. n-Formantien. 220 223.

zu lingan 'gelingen'). Vgl. av. rdzan- ai. rajdni § 218 S. 310f. Eine hergehörige Dativform ist ai. davdn^ kypr. boFevai att. öoOvai 'zu geben', zu W. dö- 'geben' und spezieller zu umbr. pur-douitu 'porricito', lat. duam duim.

220. 4) 'den- -don- im Griech. und Lat., hinter verbalen Stämmen. In beiden Sprachen -^-den- -S-don-, wie gr. lüteXriöcüv lat. rubido. Weiteres s. § 363.

221. 5) 'gen- -gon- im Lat. und im Balt.-Slav. Die n- Deklination selbst begegnet nur im Lat., wie vorägo -inis. Im Slav. ist davon ausgegangen -znh, -zna, z. B. bojaznhy ukorizna, im Lett. püfnis. S. § 392, b.

222. 6) 'ten- -ton-. Zu verbinden mit den in § 185 be- bandelten Konglutinaten -tno-, -tuno-, -teno- {-tono-) sind die iran. Infinitive auf uriran. *'tanai *'tnai, die man wohl nicht für Lokativ-, sondern (mit Bartholomae) für Dativformen zu halten, also auf Stämme auf -ten- zu beziehen hat: apers. öartanaiy 'zu machen', kaHanaiy ^zn graben', s,y.a*wi-x8öi^e'zu bewohnen'. Mit diesen Formen sind gleichartig die lat. Neutra glü-ten (zu gr.yXoiö^ 'klebrige Feuchtigkeit') und H-ten- in Her itin-er-is (vgl. § 218). Im Westgerm, ist -pan- ein häufiges Bildungsmittel bei Benennung von krankhaften Affektionen geworden, wie ahd. huosto 'Husten', loagado 'Schwindel', bronado 'Jucken', scebido 'Scabies'.

Formautia -(Dien- und -^(i)/cn-i).

223. -iew- -iien- ist ein Konglutinat, das dadurch entstand, dass das Sekundärformans -en- an Nominalstämme auf -«, 4i0y -l antrat. In den schwachen Kasus musste bei sonantisch an- fangender Endung -m-, -?w-, bei konsonantisch beginnender -j^-, 'iin- entstehen. So sind z. B. ai. arcin- von arci-y gr. oupaviwve^ von oupdvio-^, lat. commünio von commüni-Sj dutio von *dati'8 =

1) H. Ost hoff Das [armen.] Suffix iun, v. Patrub4ny's Spr. Abb. 2, 59ff., Das [armen ) Suffix -ufiun, ebend 68 ff. Leo Meyer Die lat. Abblrakibildung durch das Suffix tiön, Benfey's Or. u. Occ. 2, .586 ff. H. Ebel Suffix -ion und -tion [im Altitalischen], KZ. 6, 420 f. W. Streitberg Die Abstufung der Nominalsuffixe -to- und -ien- im Germ, und ihr Verhältnis zu der des Idg., PBS. Beitr. 14, 165 ff.

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§ 224.] NomiDalstammformaDtien. m- u. n-Formantien. 313

•böcTi-q, got. arhja von arbi N. ausgegangen. Überall, wo solche Bildungen häufiger vorkommen, wurde -ien- -iien- als einheit- liches Formans auf beliebige Stämme übertragen, geradeso wie ^as aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von e-Stämmen aus- g;egangene -ino- 187) und das von irgendwelchen l-Stämmen ausgegangene -ino- 188).

Sieht man von dem durch Beispiele wie lat. ratio = got. ropjö, lat. mentio = ir. air-mitiu vertretenen, in § 231 zu be- sprechenden Konglutinat-f(/)i<'^- ab, so stimmen die verschiedenen Sprachen nur ganz selten in einer (e)ien-Bildung überein, und diese Übereinstimmungen können zufällig sein, wie z. B. ai. sädin- ^reitend, Reiter' : as. land-sätio 'Landsasse', lat. commünio : got. ^«m«iwei 'Gemeinschaf t'. Gleichwohl muss, vor allem der Ablaut- verhältnisse wegen, der ganze Bildungstypus schon seit uridg. Zeit vorhanden gewesen sein.

Da das Prinzip, mittels -ew- Nomina aus Nomina abzuleiten, in den Einzelsprachen lebendig blieb, so wurden in mehreren Sprachen unserer Stammkategorie auch unabhängig von dem be- reits seit uridg. Zeit vorhandenen einheitlichen -(i)ien- neue Bei- spiele hinzugefügt. Denn man braucht z. B. im Griechischen oupaviujveq von pöpdvio^ aus nicht anders entstanden sein zu lassen als z. B. Tpripwv von Tpripö^ aus 212).

224. 1) -|en- -iien-.

Arisch. Aus diesem Sprachzweig glaube ich zunächst die in-Stämme hierher ziehen zu müssen. Direkte Beziehung des i zu dem zu gründe liegenden i-Stamm darf noch z. B. für ai. arcin- 'stralend' neben arci-i 'Stral', ürmin- 'wogend* neben ürmi'i 'Woge', dttin- 'verständig* neben dtti-i 'Verstand' an- genommen werden, vgl. harind-s : hdriä 187). Schon im ürar. erscheint -in- auch auf andre, besonders auf o-Stämme über- gegangen. Durch diese Ausbreitung wurden in diesem Sprach- zweig die en-Stämrae (ar. -aw-, stark an-) zurückgedrängt, die sich in einigem Umfang nur im Iranischen behauptet haben, 2. B. av. sraosan-, aber auch sraoHn-y 'gehorsam', mq^ran- Tre- diger, Prophet' : ai.maTi^Hw- 'Beschwörer, Ratgeber', av./w^an- : ai. putrin- 'wer Söhne hat'. Diesem Vordringen von -in- ent-

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314 Noroinalstammformantien. m- u. n-Fortnantien. 224.

sprechen z. B. gr. fjtaXaKiiuv zu ^aXaKÖ^, lat. lü}ellio zu libellus^ got. voaürstwja zu waürstw (s. u.).

-in-, das von Haus aus nur den schwachen Kasus mit so- nautisch anfangender Endung zukam, z. B. Gen. 8g. -in-asj trat in urar. Zeit, wenn nicht vielleicht schon früher, ins Gebiet der starken Kasus über, z. B. Akk. Sg. -in-am (vgl. ai. cdkruä-am neben cdkrc(\8am 'ireTTOiTiKÖTa' u. dgl. § 443, a), und nach dem Muster der Flexion der ar. an-Stämme wurde nun weiter z. B. der Instr. PI. auf -i-bhü (statt ^-ya-bhis = ^-in-bhis), der Nom. Sg. M. auf -f (statt *'ya = *-iö[n]) geschaffen.

Ai. parnin- av. par^nin- 'gefiedert, geflügelt' (ai. parnäm 'Flügel'), av. auch pdr^nin- 'gefiedert' {pdr^na- Teder'); ai. prajnin- 'verständig' av. frasnin- froxmin- 'providus, sorglich* (ai. prajnä' F. 'Verstand, Einsicht'). Ai. dbhimätin' 'nach- stellend' {abhi-mati'ä 'Nachstellung*), garbhin- 'schwanger' {gär» bhas 'Mutterleib'), vajrin- 'den Donnerkeil führend' {vdjra-s 'Donnerkeir), av. sdvin- 'nützend' {sava- 'Nutzen'), myezdin- 'mit Opferspeise versehen' {myazda- 'Opferepeise'j, saoöahin- 'flammend' {*8aocah' 'Flamme', vgl. ai. söcii-).

Dadurch, dass das -in-Nomen auf ein neben dem Grund- nomen stehendes Verbum bezogen ward, z. B. das zu rndda-s 'Rausch, freudige Aufregung' gehörige madin- auf mdda-ti, er- hielten die in-Stämme vielfach den Charakter von Nomina agentis.

Mit dem Ersatz von -an- durch -in- ging Hand in Hand der Übergang von -man-j -van- zu -miw-, vin-, z. B. rgmin- 'prei- send' (vgl. dÄÄwi^w- 'rauchend' rdAüwrf-« 'Rauch'), t?agri?iw- 'beredt'.

Von besonderer Art ist av. ka^nin- 'Mädchen' (Gen. ög. ka^nin'ö)y dessen i wiederkehrt in ai. kantna- 'jung' 188 Anm.) ^). Es scheint, dass sich der zu ka^nln- von Haus aus gehörige Nom. Sg. erhalten hat in der Form ai. kaniyd kanyä av. ka*ne, die in derselben Weise Anlass zur Bildung von Kasus nach der ö-Deklination (z. B. Nom. PI. kanyäs) gegeben hat wie das F. yöäa, das Nom. zu yöäan- 'Jungfrau' war. Zur ursprüng- lichen n-Deklination darf der ai. Gen. PI. kanindm gerechnet

1) Vgl. SäkiH' Mkin- : Säkinä-8 *kräftig*, vanin- : vanina-m •Waldbaum', väjin- 'stark, Held' : vöjina-m 'Stärke'.

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§ 22b -22^'] Nominalstammformantien, m- u. n-Formantieu 315

werden. Ob auch av. y9vin' (Akk. PI. ydvin-ö) M. 'Getreide- feld' (neben yavan-) altes l gehabt hat?

Anm. Über die Entstehung: von ar. -in-, -in- vgl. Streitberg in diesem Grundr. 2^ S. 336 Fussn. 1, PBS. Beitr. U, 203 ff., Bartho- lomae BB. 17, 113 f. 348, Gr. d. irau. Ph. 1, 101, IF. 10, 196 f., Zubaty KZ. 31, 51 f., Hübschmaun IF. Anz. 11, 48, Bezzenberger f^pa^ 165 f. Die Ansicht Bartholomae's, ar. -in- sei uridg. -an-, überzeugt mich gar nicht

Der Aufbau eines neuen Paradigmas auf der schwachen Stammform auf -tn-, wie wir ihn annehmen, ist vielleicht unterstützt worden durch das Vorhandensein von Formen, die in derselben Art -n- als Erweiterung eines e-Stammes hatten, wie hari-t- *gelb' (eigent- lich etwa *mit Gelb versehen', zu hdri-$ *gelb, falb') ein -t- hat (vgl. rökü j sarit' u. a.;. Bei dem Parallelismus der n- und der f Forman- tien, -no- : 'to; -m- : -ti- usw., wäre eine derartige Parallelbildung mit -n- nicht auffallend: z. B. sdrin- : saHt- = harii^ä-s : härita-s (neben harit-),

225. Armenisch. 1) Substantiva auf 4uny Gen. -eaw, Verbalabstrakta wie seriun 'Zeugung, Hervorbringung', capHun 'das Applaudieren', goöiun 'Geschrei, Lärm', ardiun 'Bau, For- mung', die den Feminina wie lat. copeo 'das Nehmen', got. garunjö 'Übei schwemmung' entsprechen, und 2) Dingbenennungen, wie heriun Tfrieme', ankiun angiun 'Winkel, Ecke*, die vielleicht ursprünglich M. waren wie lat. 2>wyio'Dolch' (eigentlich 'Stecher'). S. Osthoff V. Patrubäny's Spr. Abh. 2, 59 ff. 79 f.

226. Griechisch. 1) Substantiva mit durchgeführtem -iv- (vgl. av. ka^nln- § 224, got. gamainein- § 229). So beXcpiv- M. 'Bauchfisch' (vgl. ai. garbhin- 'schwanger') und Feminina wie u)biv- 'Geburtsschmerz', t^uix^v- 'Spitze, Ende', inipiv- 'Hoden- sack', dKTiv- 'Stral'; von der doppelten Bildung des Nom. Sg., z. B. beXcpt^ und beXcptv, war die ^-Bildung die altertümlichere. Mit ai. -miw- 224) zu vergleichen sind axa^Tv- M. 'in die Höhe stehendes Holz'^), ^titjjiiv- F. 'Wogenbruch, Brandung', ucTjuiv- F. 'Schlacht'. Daneben uafjiivii. zu vergleichen mit 'AbptiaTtvn Tochter des Adrestos', Eutivivri 'Tochter des Euenos', bujTivn 231), jieXebuivn 'Sorge', 'AKpicTiuivn (s. unter 2)*).

1) Ganz isoliert mit l hom. aTa^iv€aoi 252, vielleicht etwas Uraltes.

2) Zu \bb\v- das Verbum ibbivui = *iliMviui. Ein gleichartiges

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316 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. 227.

Weitergebildet ans solchen Nasalstämmen sind Formen wie a|üiiT-T-€? ?Xmv-e-€^ 'Würmer'. S. § 390.

2) Eine zweite Schicht bilden die M. auf -iiuv Gen. -iu)vo^, wie oupaviuiv "der Himmlische, Himmelsbewohner' zu oupdvioq ^himmlisch' (schon S. 300 genannt), iGutrriwv (-lu)v bei Homer ist metrische Dehnung) *6eradeausflieger', Beiwort der Lanze, zu ♦iGii-TTTio^; ferner z. B. jLiaXaKiuiv 'Weichling* zu jiaXaKÖq, b€i- XaKpiuiv 'Jammermensch* zu beiXaKpo^. Dazu Namen wie Kpo- viu)v zu Kpövioq, *AicTop{u)v (zur Quantität des i s. Solmsen Dnt. 50 ff.), ingleichen *AKpicTiu)VTi (s. o. 1); in diesen Namen oft auch -lov-, wie Gen. Kpoviovo^.

227. Italisch. 1) Fem. Abstrakta auf -iön-, im Lat. mit Durchführung dieser Formansgestalt, im Osk. und im ümbr. ausserhalb des Nom. Sg. mit -m-, 'iön- hat meistenteils den Charakter eines Primärformans angenommen. Aus dem Ab- straktum ist ein paarmal ein Konkretum geworden. Lat. com munio zu communis : got. gamainei 'Gemeinschaft*; aUuvio (neben alluvium alluvi^s), contagio (neben contagium), öbsidio (neben ohsidium), capio^ regio, legio, osk. leginum 'legionem* leginei'legioni*. ümbr. tribfi5u'*tripedicio,ternio*(l§ 606, 1), Abi. tribrisine, osk. tri barakkiuf 'aedificium*, tanginom 'sen- tentiam*. Parallel mit diesen gehen die auf -tiön-y s. § 231. Die Stufe 'in- hat sich im Lat. vielleicht noch in Ableitungen, wie oplnoTj behauptet, s. Skutsch De nom. lat. 20 ff.. Osthoff IF. 5, 292 f.

Im Sabin, auch -i^w- (vgl. das Slav. § 230) mit Nom. Sg. auf -iö (S. 293) : nerio neri&nem 'virtus, fortitudo' von ner Vir', Anio -ienis (bei den Römern -iönis).

2) Maskulina auf (lat.) -iö -iön-is. Dass bei diesen Sub- stantiva ö schon in uritalischer Zeit durchgeführt war, ist nach osk. sverrunel u. dgl. (S. 301 f.) a priori wahrscheinlich und wird durch umbr. Vufiune Uofione (Dat.) bestätigt. Lat. pellio 'Kürschner' zu pellis, restio ^Seiler' zu restis, cürio 'Vorsteher einer Kurie' zu cüria^ centurio zu centurittf lanio zu lanius]

*öiipivu) ißt vertreten durch hom. biiP»v6/iTiiv neben ft»ipi<javTo. Vgl § 234, d über Verba auf -uvui.

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f 228—229.] Nominalstammformantien m- u. n-FormantieD. 317

dann libellio zu lihelluSy tenebrio zu tenebraey mirio zu mlrus. Hierher die Zablsubstantiva ünio, binio usf. Einige mit der Begriffsfärbung des Deminuierenden, wie homuncio, seneciOy püsio.pümiliOy beruhen wohl auf verschollenen Neutra auf -«wm, die den gi*. Deminutiva auf -lov entsprachen 544, 4). Oft -io in NameU; wie Asdlio zu Asellius, Rüfio zu Büfius, Curia (Zimmermann Wölfflin's Arch. 13, 225 ff.).

228. Keltisch. Die fem. Abstrakta scheinen nur durch das Konglutinat -tiön- 231) vertreten zu sein, die Maskulina durch gall. Völkerschaftsnamen wie Suessiones, Koupiujve^ and Stadtnamen wie Brigantio (vgl. Brigantia Bregenz), Divio, Cabellio.

229. Germanisch. In diesem Sprachzweig regelten sich die Verhältnisse zumteil darnach, dass urgerm. -ian- -|en- dem M., -fön- dem F. zufallen musste (S. 305 f.).

1) Fem. Abstrakta, die bereits als F. ins Geimanische her- eingekommen sind.

a) Got. -jö Gen. -jöns, wie lat -io iönis 227). Got. gariudjö 'Schamhaftigkeit' neben gariudi N. dasselbe (vgl. lat. aUuvio neben alluvium), zu ga-riups ^schamhaft, ehrbar', aisl. Vitra 'Klugheit' zu vitr 'klug', sdla 'Glück' zu sali 'glücklich'. Mit dem Charakter eines Primärformans: got. garunjö 'Über- schwemmung', «ai/ö 'Streit', ags. ofoce 'Verlangen' (aus *ai8kjö\ aisl. pyTckia 'Liebe'. Vgl. -tion- § 231.

b) Durchgeführtes -fw-, gleichwie gr. d)bTv- 226), be- sonders Adjektivabstrakta bildend. Got. gamainei ahd. gimeini 'Gemeinschaft' (lat. commünio F.) zu got. gamaini- 'communis', got. aglaitei 'Ungeschicklichkeit' neben aglaiti N. dasselbe, magapei 'Jungfrauschaft' zu magapi- 'Jungfrau', got. gödei ahd. guotl 'Güte' zu got. gops 'gut', got. managei ahd. menfflrf 'Menge* zu got. manags 'mancher, viel'.

2) Ursprüngliche Maskulina. Sie zerfallen, den in § 215, a genannten Formationen entsprechend, in zwei Klassen.

a) Zunächst die Formen mit -jan-. Got. arbja ahd. arpeo erbo aisl. arfe 'Erbe* (got. arbjö 'Erbin'), zu got arbi N. 'das Erbe'; goi. wai-dsäja 'Übeltäter', mhd. übel-tcBte ags. yfeldAda 'Übeltäter', zu got. ga-d^di- F. 'Tat'; as. gü)eddio 'Bettgenosse'

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318 Nominalstammformantiei). m- u. n-Formantieii. 230.

(abd. gebetta ags. jibedda 'Bettgenossin'), zu ahd. betti 'Bett'; got. gamainja 'Teilnehmer' zu gamaini- 'commanis'; ahd. sibbo ai8l.«i/e 'Verwandter* zu got. sibja F/ Verwandtschaft*. Daran sich anschliessend, von andern Stämmen aus: got. manormaürprja ahd. murdreo ags. myrdra 'Mörder* zu got. maürpr N. 'Mord*; got. haümja 'Hornbläser* ahd. eirihumo *Einhom* zu got. haüm *Hom*; got. fiskja 'Fischer* zu fisks 'Fisch*, waürstwja 'Arbeiter* zu waürstw 'Arbeit*, frauja 'Herr* zu aisl. Freyr = got. *fraujis (vgl. § 127); ahd. scimo 'Possenreisser' zu scem 'Posse*, scario 'Scharmeister* zu scara 'Schar*. Von Fällen aus wie got. fiskja neben fiskön, ahd. scuzzeo aisl. skyte 'Schütze* (zu *skuti' 'Schuss*) neben sciogan skiöta gewann das Formans den Charakter eines Primärformans, so z. B. ahd. scepheo 'conditor', ferio 'Schiffer*, beccho ^Bäcker', skenkeo 'Schenke'.

b) Wie unter den Substantiva wie got. faühöy -dübö in § 215, a S. 305 f. ursprtlngliche Maskulina mit -ön- gewesen sind, so auch unter den Feminina wie aisl. gedda 'Hecht*, zu gaddr 'Stachel*, got. snörjö 'aus Schnüren geflochtner Korb*, zu ahd. anuor F. 'Schnur*, ahd. bulga 'lederner Sack', zu balg 'Balg*, harra 'härenes Gewand*, zu här 'Har*, got. gatimrjö ahd. zimbirra 'Bau*, zu ahd. zimbar 'Bauholz*, aisl. birkia 'Birkensaft*, zu bufrk 'Birke*. Nur diejenigen mask. |öw-Stämme, die männliche Per- sonen bezeichneten, mussten in die Flexion got. -ja -jins usw. abschwenken, während die, die Geräte, Kleidungsstücke, Baulich- keiten, Schiffe, Bäume, Saftarten, Tiere bezeichneten (vgl. noch andere Beispiele bei Kluge Nom. Stammb.' 41 f.) |dn-Stämme blieben, aber, so weit sie ursprünglich M. waren, F. wurden. Zu den letzteren vgl. die Mask. gr. q)€(bu)v 'Ölgefäss*, KTipiwv 'Wachslicht', Tpißwv 'schäbiger Mantel*, <ivbp€il)v 'Männergemach*, dXeTüJV 'Mühle', ttuXiuv 'Torbau*, lat. piso 'Mörser*, runco 'Reut- hacke*, p^ro eine Art Stiefel, ponto 'Brückenscbiff, turgio 'junger Zweig*, stellio 'Stemeidechse*.

280. Baltisch-Slavisch. Anslav.Pl./SZot?Äic(§216,a) schliessen sich die pluralischen Namen für Einwohner u. dgl. an, wie zemljane 'Landsleute*, zu zendja 'Land*, und mit ver- allgemeinertem 'jan- graidane 'Bürger*, zu grad^ 'Stadt*, seljane 'Landleute*, zu sdo 'Acker*, mirjane 'latci*, zu mirh 'Welt*. Ent-

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^ '231.] NomiDalstammformantien. m- u. n-Formantien. 319

«prechend ist lit. girinai ^Waldleute* auf ^giri^na- zarttckfahr- bar, da es zu gire ans ^girj^ gehört 216ya).

231. 2)-tien' -tiien-. Dieses Abstrakta fem. Geschlechts bildende Konglutinat, das von den fi-Abstrakta 318 ff.) ans- gegrangen ist (vgl. dazn ai. dttin- : citti- § 224 S. 313) und die Abstufung -t{i)iön' -tfn- hatte, war in weiterem umfang produktiv im Italischen, Keltischen und Armenischen. In andern Sprach- zweigen erscheint es nur sporadisch. Im G riech. dKTiv- VStral' (wie ibbiv- § 226), zu ai. aktü-i CZwielicht') 'Dunkel, Licht, StraF aktd 'Nacht', got. ühtwö 'Morgendämmerung' ^), und das an bwri^ *Gabe' sich anschliessende bwTivri *Gabe' (vgl. § 131. 188 Anm. 226). Im G e r m. got. rapjo 'Zahl, Rechnung* ahd. redea 'Rechen- schaft, Rede' : lat. ratiOy siisLprdtta 'Streit*.

Italisch. Im Lat. 4st 'Hön- im Paradigma durchgeführt, z. B. mentio : ir. air-mitiu; ratio : got. rapjö; datio : gr. buiTfv-ti; dctio, jünctio, occupatio^ tribütio; -tln- vermutlich noch in dem zu cön-festim gehörigen festinäre (vgl. oplnor § 227). Im Osk.- Umbr. -tln' vermutlich in allen Kasus ausser dem Nom. Sg. (vgl. §227): osk. fruktatiuf 'fructus', medicafewom 'iudicationem', nmbr. natine 'natione*.

Keltisch. Ir. z.B. airtni^m 'reverentia' aus *arernin' /m : lat. mentio; air-itiu 'das Empfangen' : lat. emptio; clösiu "das Hören', aicsiu 'das Sehen' {*'Castiö)y aigthiu 'das Fürchten'. Die andern Kasus haben urir. -tin- aus *-ffn-. Gen. -ten Dat. -tin; nur weist im Dat. (Lok.) Sg. die Nebenform -te (z. B. toimte neben toimtin^ zu toimtiu 'eogitatio*) auf urir. *-tiony das auf *'tiön zurückzufahren ist. Diese Bildungen fungieren zumteil infinitivisch, z. B. do saigthin 'aufzusuchen'.

Aus dem Armenischen hierher die aus Adjektiven und Substantiven gebildeten Abstrakta auf -utiun, Gen. -ufean, wie srhutiun 'Reinigung, Reinheit', orbutiun 'das Verwaistsein', el- bairuttun 'Bruderschaft'. Über die Herkunft des -u- verschie- dene Ansichten bei Osthoff v. Patrubiny's Spr. Abh. 2, 68 ff. und Meillet Gramm, de l'arm. 55. Nach ersterem wären die Formen sämtlich Komposita mit *[8]iHun 'Lage' (vgl. lat. po-

1) Allerdings ist dicrlv- auch auf •öktFIv- zurtickführbar.

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320 NominalBtammfortnantien. m- u. n-Formantien. 232-233.

sitio) als Schlussglied, bo dass es sich nur um ^in Sabstantivuia dieser Art in vielfacher Auflage handelte (vgl. nhd. -heit, -tum u. dgl.).

Formans -^en-.

233. -^ifi' -ffön- ('Un- -j^^-) ist von Stämmen mit u-For- mantien ausgegangen so wie -ien- usw. von Stämmen mit t-For- mantien, und die zu gründe liegenden Stämme erscheinen häufig in der historischen Zeit noch daneben; in solchen Fällen lässt sich der n-Stamm öfters ebenso gut auch zu dem Abschnitt § 208 ff. ziehen.

Inbezug auf die Stammabstufung ist zu beachten der Er- satz von 'un- durch -van- in ai. Gen. Sg. dtharvan-as gegen av. a&ä^rufi'ö, Instr. ädhvan-a gegen Adv. adhund u. dgl., wobei die -m«7i-Stämme vorbildlich waren 164).

238. 1) Neutra. Zu der Suppletion von w-Formen mit r-Formen zu Einern Easusparadigma s. § 455.

Ai. parva 'Knoten, Gelenk, Abschnitt', gr. TieipaT- (neipap) 'Ausgang, Ende, Grenze', wozu d-Tieipuiv -ovo^ 'grenzenlos', ttc- paivuj 'ich beendige'. Hom. eiöax- (etbap) 'Essen, Speise' d. i. ♦döFap, vgl. Hesych Aap (Verf. Gr. Gr.^ 42 Fussn. 1), dazu ai. agradvan- 'zuerst essend'. Ai. dyun-, Lok. dyuni Instr. dyunä, 'Leben, Lebensdauer', zu Nom.-Akk. dyu gthav. ayü^ gr. Adv» (Lok.) aUv 'immer', wozu M. alil)v -i&vo^ 'Lebenszeitraum, Zeit- raum', vgl. lat. aevom got. aiws^ und die «-Erweiterung ai. dyui- gr. axi(; Akk. alai 404).

Ai. sndva 'Sehne, Schnur', wozu av. snävar^ gr. veöpov (S. 157), uridg. *«7i^-j^ew-, zu gr. vfiiLia Taden' ai. snäya-ti 'er umwindet'. Ai. dhdnvan- 'dürres, trocknes Land', tügvan- viel- leicht 'Stromschnelle'. Av. karsvan- (karsvar^) 'Kreis (der Erde), Erdteil', **rtt#M?aw ("rwiJtrar*) 'Eingeweide, Bsmch^sax^an 'Lehre'.

Gr. b^eaT- U\r\i' (b^Xeap) 'Köder' aus ♦beXe-Fa-r-, vgl. bi- Xeupa und bdXe Tpov. Hom. dXeiara (metrische Dehnung für dX^axa), äXryia 'Weizenmehl' aus *dX€ Fax-, vgl. fiXeupov und dXe- am fiXe-Toq. Hom. dveiax- Nom.-Akk. öveiap (övriaT- övr\ap zu lesen) 'Hilfe, Beistand' aus ^dvä-Fax-, vgl. ö\r\ax<; äol. övädi^

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S 234.] NomiDalstammlormantien. m- u. n-Formantiei]. 321

Torteir. Die T-Flexion dieser {f^n-Stämme ist dieselbe wie die der men-Stämme and ist § 166 S. 237 erklärt.

234. 2) Gesehlechtige Nomina.

a) Ai. pivan- {-van-am) gr. irluiv (-ovo^) *fett* : Ki.pivas- gr. map 'Fett' ai. plvarä-s *fett\

Ai. tdkvan- Mahinsebiessend, scbnelP (vom Vogel) : takväs goU pius ai. tdkvrS (S. 200); fbhvan- : fbhva-s rbhü-i 'kunst- fertig* (S. 200) ; fkvan- : rJcvä-s 'preisend' ; sähvan- : sähu-ri-i 'gewaltig'; SäJcvan- 'gescbickt'; drvan- 'Renner' :av. a^rva- 'sehoell, tapfer'; av. dt^dwan' 'der gedeiben lässt, fördert'; isvan- Verfügend, es vermögend' : ai. iSvard-s*^ ai. abhiiasti-pävan- 'vor Flucb scbützend' apers. xia^^a-pavan- 'Landvogt, Satrap'; ai. d-ravan- 'nicht spendend, feindselig'. Öfters t-van-, entspre- chend den Eonglntinaten -t-ya- -t-nu- (ai. kftya-s Tcrtnü-f) u. dgl. (§111. 113, a. 207, a): ai. krtvan- 'bewirkend', sütvan- 'kelternd', sajitvarh 'siegreich'.

Gr. d-ireipiüv -ovoq ans *-7r€pFiüv, s. § 233. Auf *&craj«en- 'zerschmetternd' (ai. irnd-ti 'er zerbricht, zerschmettert', Inf. Sari- töS) weist die o-Erweiterung K€pauv6-^ 'Donnerkeil, Blitz', da- neben *KepaFo- in KCpatJu) 'ich verwüste'. Gleichartig *iXauvö^ Treiber, Fahrer', wovon iXauvui = ♦^Xauviuj, zu iXd-cTai.

b) Ai. ddhvan- {-van-am) M., gthav. advan- (-t?tfw-9m) jgav. adwan- (-voan-dm) M. 'Weg'; die urar. schwache Stammform ^adhun- in ai. Adv. (Instr.) adhund 'jetzt'. Av. za^rvan- (-üÄw-aw) M. 'Greisenalter, Altersschwäche'. Hierher vielleicht zrvan- d. i. zruvanr {rvdn-dm) M. 'Zeit', Dat. zrüne,

Got. spanoa ags. spearwa mhd. spartoe 'Sperling', vermut- lich zu W. sper- 'zappeln'.

c) 'j^en- als Sekundärformans. Im Ar. öfters mit -^ent- 351 ff.) wechselnd. Ai. sdhovan- {'van-am) 'gewaltig* (vgl. sah(hvfdh')y av. hazahvan- 'Räuber', zu sdhas- hazah- 'Gewalt', vgl, ai. sdhasvant'. Ai. dtharvan- {-vän-am) 'Feuerpriester', av. schwache Form a^a^run- (Gen. -un-ö) 'Priester', zu ai. atharyü-i 'flammend'; im Av. für die starke Form ^a&a^rvanr die Form a^avan-j die wohl auf Anlehnung an atar- a^r- 'Feuer' (vgl. a&ratant' 'mit Feuer versehen') beruht. Ai. samddvari' 'kampf-

Br Uff mann, Orundriss. II, 1. 21

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322 Nominalstammformantien. m- u. n-Formantien. [^ 2B5.

lustig*, zu samdd' '^Kampflust*. Av. ddr^zvan- (-van-am) 'der Fesseln trägt', zu d^r^^-TesseF. Ai. maghävan- {-van-amy Instr. maghön-a) ^gabenreich, freigebig*, zu maghä-m *Gabe', vgl. maghä- vant'. Av. vdr^ihavan- 'siegreich', zu vdr^'^rd-m ^siegreicher Ao- grifP, vgl. vdT^'&ravant' ; myazdavan- 'der Speiseopfer darbringt', zu myazda- M. 'Speiseopfer'. Ai. rtävan- {-tan-am) 'rechtschaffen' av. aiävan- {van-dm, schwach aiaun-) und a^avan- (schwach aiaow-) 'rechtgläubig', zu ai.rfrf-w 'feste Ordnung', vgl. eiLrtavant' av. asavant'. Ai. sdhävan- saJidvan- 'gewaltig', zu sahd- 'ge- waltig'; dhitdvan- dhitävan- 'gaben reich', zu -dhita- hitd-; ama- tivdn- 'Mangel leidend', zu dmafW 'Mangel'; vgl. sahdvant-, Mk- tlvant' u. dgl. § 353.

Gr. Substantiva auf -ä-Fov-, wie *HüväFov- 'Teilnehmer' hesiod. Hovriova^ ion. Hüvewva HOvOöva dor. Hüvdoveq Hüvöva, *koi- vöFov- 'Teilnehmer' KOivuive^ flor.KOivdv, hom.biSujiiäujv 'Zwillings- bruder' (öndujv 'Gefährte' = ö-ndujv?). Vgl. -ä-FevT- in TljLiriei^ pamph. Tljid-FecTa § 354.

d) Die Beziehung, welche die gr. Nomina auf -iv- wie ibbTv-, nebst d)b!vuj, zu dem -i^n-Formans 226) haben, legt es nahe, gleichartige ßnStämme für gewisse gr. Bildungen anzusetzen. öpKüv- und öpKüvo-^ 'Thunfisch', vgl. ßöGövoq 'Grube', Kivbüvo^ 'Gefahr', x^Xövä ( : \i\\i(; § 132). Zu ujbfviu, bripivOntTiv lassen sich stellen iGövu) 'ich bringe in gerade Richtung' iGuvGfiTTiv, zu iGöq ^), ttXtiGövuj 'ich wachse' zu ttXtiGö^, dpTÖvu) 'ich stelle Anschluss her', zu dpröq; mit q)apuvar XajLurpuvei (Hesych) lässt sich vergleichen ahd. hrün 'braun, funkelnd' (zu ai. ha-hhrü-ä 'rotbraun'). Indem iGöviu auf das Adjektiv *0öq bezogen wurde, kam man zu fjböviu, ßapövu) usw. -öv- in Fut. -uva> (bei Homer schon dpTövtoucTav) konnte sich leicht nach TiXOvai : ttXövoi, övo- jLif^vai : dvo|üiavu) usw. einstellen *).

235. 3) Infinitive. Gthav. vidvanöi 'kennen zu lernen'. Ai. davdni kypr. boFevai (att. boövai) zu W. dö- 'geben'; boFevai wie böjjievai 170), doch vgl. auch gthav. Inf. ddvöi kypr. Opt. buFdvoi, lat. duam duim umbr. pur-douUu 'porricito', lit. Prät. daviaü und dovanä 'Gabe'.

1) Hom. föuvraxa aus *i8uvT0-TaTa (S. 828 Fussn. 1).

2) [Vgl. über uvui Fraenkel Griech. Denom., Gott. 1906, S. 30ff J

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% 236—237.] Nominalstammforinantien. r- u. Z-Formantieo. 323

D. r- und Z-Formantia.

Formantia -ero- -era- -ro- -rä- und -tero- -terä- -tro- 'trä- nebst -istero- -isterä- (Komparative)*).

236. Wie §93 S. 165 gezeigt ist, sind diese Formantien von Adverbien lokaler Bedeutung ausgegangen. Sie bildeten Nomina komparativiseber Bedeutung, und zwar stand zunächst nur der Kontrastbegriff in Vergleichung.

'tero' und -tro- standen seit uridg. Zeit öfters als Ablaut- varianten nebeneinander, z.B. ai. äntaraa : antrd'm\ ganz selten begegnet das dem -tro- entsprechende -ro-: av. aora 237). Über got. -{p)ar ahd. '{d)aT aus '{t)ero8 s. 1 S. 128. Ob es in uridg. Zeit auch *'toro-8 gegeben hat, ist zweifelhaft: aksl. koto- ryjh vielleicht aus Jcoteryjh durch Vokalassimilation; über av. Jcatara- s. CalandJiZ. 32, 594, J.Schmidt Plur. 171 f. und da- gegen Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 109.

237. 1) -ero'f ganz selten -ro-, ^upero-s zu gr. ÖTiep lat. S'uper got. ufar as. obar ai. updri ahd. uhir aus ai. üpa gr. ötto usw. : ai. üpara-s 'der untere' av. upara- 'der obere', lat. s-uperus osk. supruis 'superis' umbr. «w6ra 'supra', got. Adv. ufarö 'über', substantiviert gr. u7r€po<; 'Mörserkeule' urr^pä 'oberes Seil'. *aper0'8 zu got. afar 'nach' ahd. avar abur 'abermals' aus *apo ai. dpa gr. äno usw.: ai. dpara-s 'der entferntere, spätere, ge- ringere, andere' apardm Adv. 'später' av. apara- 'der hintere, andere' apers. aparam Adv. 'später, künftig', as. abaro ags. afora eafora 'Nachkomme'; ein ^aprö- (vgl. unten av. aora) vielleicht in got. dbrs 'stark, heftig' (vgl. aisl. afar 'besonders, sehr', ai. dpara- auch 'absonderlich, aussergewöhnlich'). *ndhero8 zu got. undUir av. ada^ri lat. infer-ne^) (vgl. super-ne): ai. ddhara-s av. adara- 'der untere', lat.fw/lera«, ahd. urUaro 'der untere' got. Präp. undarO 'von unten'; hierzu wohl gr. dOepiCu) 'ich ver- schmähe, verachte'. Über ^udero- von *ud' s. § 242.

Dieses -ero- bergen auch die Possessivpronomina got. unsar

1) F.Sommer Die Komparationssuffixe imLat.,IF. ll,lff. 206 ff. O. Hoff mann 0(XT€poc, (pCXxaTo^ und Verwandtes, Philol. 60, 17 ff. S. auch die Literaturangaben vor § 286 und vor § 423.

2) Zu dem f dieser Form s. Sommer IF. 11, 8 ff.

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324 NomiDalstammformaDtien. r- n. ^Fo^naDtieD. 288.

'unser' izvoar- 'euer*, ir. ar n- ^unser* far «- 'euer* (Gen. PL, wie lat. nofitrum)y entsprechend den -feroFonnen gr. fm^repo^ usw. 239). S. 2S S. 829.

Ai. dvara-s 'der untere", av. aora Adv. aus urar. ^a^rä 'nach unten, hinab', zu av. avar^ (ai. avdr RV. 1, 133,6) 'hinab' aus ai. äva. Gr. ^vepot 'die Unteren', zu ?V€p6€(v) v^p9€(v) 'unterhalb* (vgl. uiT€p9€(v) und iviQTepoq v^pxcpo? umbr. nertru § 238, a). Alat. nüperus zu nüper wie superus : super. Ahd. ügro ü^aro ags. üter-ra 'der äussere', aus aj got. üt 'hinaus, heraus', vgl. ai. uddra- an-üdara- usw. (§242); ahd.^fd^ro ags. sicfra 'der spätere'^ aus ahd. sfd 'spät, später'.

288. 2) -tero' -tro-y wozu -fTpwo- als Superlativausgang lo5ff.).

a) Auf gruud von Raumadverbien (Präpositionen)» ^entie^o- zu ai. antdr lat. inter ir. eter etir corn. ynter aus gr.. ^v lat. in usw. : ai. dntara-s av. antara- 'der innere', lat. inter-ior intra\ dazu Subst. ai. awfr4-m usw. § 242. Ai. pratardm Adv. 'weiter, femer' av. fratara- 'der vordere, frühere', gr. irpö- Tepo? 'der vordere, frühere' aus ai. prd gr. irpö; vgl. ai. pra-tdr 'früh, morgens' osk. pruter 'prius' aus *prö'ter. Ai. vitardm Adv. 'weiter, femer' av. vltara- 'der weitere, spätere' öi^ra d. i. t?it?ra Adv. 'besonders, getrennt', got. mpra 'gegen, wider', aufr ai. ti 'hinweg, auseinander'; hierher vermutlich lat. rf^ricu« 'Stief- vater' (der entferntere Vater, alter parens), gebildet wie z. B. ahd. ent{i)rtg 'fremd' zu ander 376). Ai. nitardm 'nieder- wärts, unterwärts', ahd. nidaro ags. nider-ra 'der niedere', aus ai. ni 'niederwärts'. Ai. üttara-s 'der höhere, obere, spätere, hintere', gr. öcXTcpo? 'der spätere', aus ai. üd 'empor* (vgl. gr. ö(JTpo^ § 242). Lat. exter exter-ior extra osk. ehtrad 'extra*^ umbr. apehtre 'ab extra, extrinsecus', ir. echtar {-tar aus *'tra) 'extra' echtr-ann 'der Fremde', aus lat. ex. Gr. dv^pxepo? v^p- T€po^ 'tiefer', umbr. nertru 'sinistro', zu ?v€p-9€(v) § 237 ; dazu auch aisl. nordr N. 'Norden' ags. norcfer-ra 'nördlicher' ahd. nord- röni 'nördlich'. Bret. hafiter kymr. Aawwcr 'Hälfte', got. sundrö Adv. 'abgesondert' ahd. suntar Adj. 'abgesondert', zu ion. ärep- 'ohne'; dazu ai. sdnutara-s 'verstohlen, unvermerkt' (oder ähnl.): «awttfdr 'abseits'. Gr. begirepö^ 'rechts', liBitdexter osk.destrst

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§288.]

NominalstammformantieD. r- u. ^Fo^naDtieD.

325

Mextera esV nmbr. destram-e Mn dexteram', ir. Dechter, Gen. Dechterey Franenname, aus Adv. *deksi, wober auch ai. däTcH-na-s nsw. (S. 164. 202. 271).

Arisch. Ai. apataram 'weiter weg', apets. apataram^ab- «eits' ans ai. dpa *weg'; ai. paratardm parastaräm Veiter weg' AUS pdra pards 'weg', ficcdistardm Tiöber' aus uccaii Tioch', Janaütaram^BSLehteff allmählicber' ans idfkftV 'sachte, allmäh- lich*. Av. nütara- 'der äussere' aus ntS 'hinaus', apOxtara- Ä;)Äa?dra- 'rückwärts gelegen, nördlich' aus dem Adv.urar.*apdfc= ai. dpdk ('westlich').

Griechisch. utr^pTepo? 'höher' aus öircp. <i9(ipT€po^ ^schneller* aus fi9ap. öi|iiTepo^ 'höber' aus öi|ii. dyiur^pu) dviwxepo^ 'weiter oben' aus ävu), TTpocxun-^pu) 'weiter vorwärts' aus irpöcxu), ^KacXT^pui 'weiter entfernt' aus dKd^, dtr^T^pu) 'näher* zu ^TIPJ-?. trapoi-Tcpo^ 'der vordere' zu irdpoi-Oe 'vor'. iraXaitepo? 'älter' aus TrdXai, |Li€CXaiT€po^ 'mehr in der Mitte befindlich' wie MCCXai-iröXio?. Indem man iraXaircpo^ auf TraXaiö^, juecxadepo^ auf peaaio^ be- zog, kam man zu T^palrepo^ 'älter' zu xepaiö^, cxxoXalTepo^ 'ge- mächlicher, langsamer' zu ax^^^^o^ ^^^ weiterhin zu f|<7ux-a(T€po^ "ruhiger*, Ibi-alrepo^ 'eigener', dpcTev-airepo^ el. 'männlich' neben ark.dpp^v-T€po^ S.327 (Oppositum OriXüiepo^), treir-aiTepo? 'reifer, milder* zu tt^itwv.

I talisch. Lat. contra contrö-versia, osk, contrud 'contra' aus lat. com- cum osk. com. Lat. re-trö, ds-terior. ümbr.^r« tra Akk. F. 'priores' zu lat. praeter. Ob urital. ^postero- lat posterus po8ter-ior osk. püstrel 'in postero' umbr. postra Akk F. posteras' osk. püstiris 'posterius' als pos-tero- oder sAs post ero- anzusehen ist, ist unklar.

Keltisch. Ir. öchtar uochtar Mas Obere, der obere Teil' aus öx uas 'oben', airther 'Osten' aus ar air 'ante'.

Germanisch. Got. aftarö 'von hinten' aftra 'zurück' ahd. aftro aftaro 'der Hintere' aus got. af gr. fitro (vgl. got. afar) oder zu gr. Öm-Oev. Ahd. /brdro fordaro SLp:9.furdra 'der vordere' aus got. faür faüra ahd. fora 'vor'. Ahd. hintaro 'der hintere' zu got. hindar, s. § 156 S. 228. Wie aisl. nordr zu gr. v^p-e€(v) (S. 324), so aisl. vetftr 'Westen' ahd. westar 'west-

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326 Nominalstammformantien. r- u. Z-Formantien. 239.

wärts' zu ai. avds 'herab' avdstäd 'westlich von' dvara-s 'der untere, westliche' (IF. 13, 162 f.).

Slavisch qtrh Adv. 'innen', wozu qtroba 'Eingeweide, Bauch', aus ow- mn- m'm\ Aksl.jutro utro 'Tagesanbruch, Morgen' vielleicht aus ju u lit. jaü 'iam', woher auch junh 186, b S. 271), vgl. BernekerIF. 10, 156 f., Meillet Etudes 106.

289. b) Auf grund von Pronominalstämmen. *qy^O' t{e)ro-8 'uter': ai. katarä-s av. kataror, gr. irötepo^, osk. pütu- rüs-pld ('utrique') umbr. podruh-pei futroque'), got. hapar ahd. {h)wedar ags. htoceder{got fcajirö 'woher', wie ufarö §237), lit. katräs ('uter, quis') aksl. koteryjh kotoryjh ('quis'); vgl. lat. ne-cuter zu *gVw- ai. kü-tra (1 S. 1094). Ai. yatard-s av. yatdra- gort. öVepo^ 'welcher von zweien', Relat. Lat. citer citer-ior citrd, got. hidr^ 'hierher'. Zu *i- : ai. itara-s 'der andere', lat. iterum; zu *«-: umbr. etru 'altero' lat. eitert ci- terum aus *ceeterO' (Verf. Demonstr. 33. 55), aksl.jeterh 'irgend- wer, aliquis', Plur. 'einige, Tivfe?'; aus H-trö- oder aus *e'trö' got. idreiga 'ibierdvoia, Reue', Abstraktum zu *idreigs 'sich ver- ändernd, sich bekehrend' (vgl. sineigs u. a. § 379), aisl. idran F. 'Bekehrung, Reue'; av. atdra- 'der von beiden, der' ist als Korrelativum zum Relat. yatdra- geschaffen worden. Ai. an- tara-8 osset. ändär got. anpar ahd. andar lit. afitraa 'alter' zu ai. anyä'8 'alius'; gr. dXXötpio^ 'einem andern angehörig, fremd* zu fiXXoq, lat. alter osk. alttram 'alteram' zu lat. aliter, alius 'y aksl. v^tor6 'alter, secundus' zu av. ava- 'jener' und vermutlich identisch mit lat. uter (1 S. 1094, Demonstr. 107 f.).

Lat. ultrd ultrö ulter-ior zu ollus, verwandt mit alter und ir. alltar 'ille, ulterior' (vgl. ir. t-all 'jenseits'). Ir. cechtar 'jeder von beiden' zu cech 'jeder', nechtar 'einer von beiden' zu neck 'einer'. Wie got. hidre (s. o.) : jaindrB 'dorthin', hadri 'wohin'; wie haprö (s. o.): jainprö 'dorther'.

Hier mag auch genannt sein dor. böot. usw. ärepo^ att. ?T€po? 'der eine von beiden, der andere', vermutlich zu el? 'unus' (wie ai. ekatara-s und lit. vänatras 'einer von beiden*), vgl. ilit]- bdtepo? |LiTib^T€po^ zu |Lirib€i?. &T€po^ aus *8m'ter0' (vgl. S-ttoE 'einmal'), die Form ?T€p05 aber durch Angleichnng an el? dvö?.

Gr. f]|Li^T€po? 'unser* uibi^tepo^ 'euer', lat. noster, vester nmbr.

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§ 240.] Nominalstammformantien. r- u. Z-Formaiitien. 327

uestra Abi. Vestra', ir. nathar sethar (2 ^ S. 833). Vgl. got. un- aar usw. § 237.

240. c) Auf grund von Nominalstämmen. Diese Formeo bilden die jüngste Schicht der ^ero-Bildongen.

a) Lat. auster 'Südwind' australis 'südlich', aisl. austr 'Osten' ahd. östra östara' OBten^ ags. iaster-ra 'östlicher' agerm. Au'<tro' CstrO' in Eigennamen, aksl. ustrb 'aestivus', mit av, usas-tara- 'östlich' zu ai. uSds- usw. 'aurora*. Für auster usw. lässt sich ein Stamm *ätis[e]s't{e)ro- voraussetzen. Doch kann auch ein Wurzelnomen *ätis- zu gründe gelegen haben, und die Wörter aisl. nordr, vestr (S. 324. 325 f.) lassen als möglich er- scheinen, dass das Wort für den Osten *äu8tro- (die Bedeutung des lat. australis ist unursprünglich) erst in Nachahmung der auf Adverbia fussenden Richtungswörter aufgekommen ist. Das speziell germ, ^sun-peror- 'Süd' aisl. sudr BigB.süderra ahd. sun- dar-wint gehört zu dem S. 303 erklärten got. sunnö; ^sun- pera- entsprang wohl vor Durchführung des -nn- in sunnö (IF. 18, 424).

In der Funktion der blossen Gegenüberstellung mit dem Kontrastbegriff kommt tero- auch noch sonst als Erweiterung von Nominalstämmen vor. Gr. dtpÖTepo^ 'ländlich', bri|iö-T€po^ 'dem Volk gehörig', OriXu-Tepo? 'weiblich', ark. dpp^v-Tepo? 'männ- lich' el. dp(J€V-aiT€po^ (S. 325), öp^a-repo^ 'bergig'. Lat. Adjek- tiva auf -«fer, die meist nach der i-Deklination flektiert er- scheinen, palüster zu pälüd-j tellüstris zu tellüs-. -estris wohl alt in terr estris und Nemestr-lnus: jenes aus *tires-tro-f zu ir. tlr 'Gebiet' (aus *t6res'), -rr- wie in narrare aus nardre (1 S.801) oder eher durch Anlehnung an terra aus H^rsdj s.§399. 414; Nemestrinus 'Haingott' von *nemes-tro- (zu nemus)\ hier- nach süv-ester camp-ester u. a. (Sommer IF. 11, 17 f. 21 ff., Niedermann M6m. 13, 384 ff.). Osk. huntrus 'inferi' umbr. Aow- dra 'infra', das von ^ghom- 'Erde' (S. 135) gebildet ist, scheint ursprünglich den Gegensatz zu Luft und Himmel bezeichnet zu haben; nachdem es zu der Bedeutung 'inferi, infra' gekommen war, wurde dazu ein Superlativ mit 'tr(imO' gestellt, umbr. hon- domu 'infimo'.

Mit der Bedeutung einer Ähnlichkeit z. B. ai. aSva-tard-s

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328 Nominalstammformantien, r- a. ^•Fonnancien 240.

Ceine Art Pferd') 'Maaltier', lat. matertera ('eine Art Mutter*) •Tante*.

ß) Im Arischen und im Griechischen ging -tero- weiter auf beliebige Adjektiva Ober und bildete dort den Komparativ neben dem Superlativ auf "truimo- (ai. -tama-y im Griech. -Taxo- durch Umbildung), z. B. ai. amd-tara-a gr. dipö-xcpo^ 'roher*, s. § 155 f.

Arisch. Wie ai. amd-tara-Sf so im Av. oAra-^ara- 'überaus böse'; aber av. srirO-tara- *der schönere' zu griror (über srirö- § 45, 3 S. 92). Ai. cdru-tara-s 'der liebere*. Av. duäga^nti-tara- 'der übelriechendere*. Ai. amavat-tara-s av. amavastara- 'der kraftvollere*. Ai. taväs-tara-s 'der stärkere', av. pafri-aofastara- 'der siegreichere' zu aojah- 'stark*. Mit zwiefachem Kom- parativformans : ai. SriStha-tara-s 'der voraüglichere', garlyas* tara 8 'der schwerere, heftigere'; vgl. s^y. fratarö-tara' 'der den besonders guten noch übertrifft*. Von Substantiva aus: z. B. ai. duKkhatara-a 'mit mehr Leid verbunden, unbehaglicher', N. 'grösseres Leid', zu duhkhd-m 'Leid'.

Griechisch. K0U9Ö-T€p05 'leichter'^), T^uKutepo? 'süsser', dXiiG^cx-Tepo? 'wahrer', ^iapxiar^po^ 'anmutvoller* zu xapi-[F]€VT- 35 1 . 354). Das u) in cxo9iiiT€po? 'weiser' (cxocpö-^) usw. be- ruhte auf Übertragung aus dem Wortauslaut, wo Vokale in uridg. Zeit unter gewissen Bedingungen Dehnung erfahren hatten (l S.496). Das bekannte rhythmische Gesetz (Koucpötepo^ : (J09U)- T€po?) hatte, von gewissen dichterischen Freiheiten abgesehen, in der historischen Gräzität wohl keine wirklichen Ausnahmen (Griech. Gramm.' 194). ^Tit-tepo^ (JijiTepo^ 'leichter' neben ^iltu)v ß<jiu)v wie ^<ji-Gü|Lio5, ebenso el. KaXXl-tepo? 'schöner' wie KaXXi-Cwvo?. S. § 37. ^mXncX|iö-T€po^ 'vergesslicher' (^m- Xr|CX)iu)V -ovo?), mö-T€po? 'fetter* (irtwv -ovo?) wie dicjLiö-GeTOV, s. § 41, 2 S. 84 f. Bei der Ausbreitung des -eatepo? von dXn- O^cXTepo? u. dgl. aus mag sowohl lautliche Ähnlichkeit des An- fangsteils zweier Wörter zur Anfügung von -ccxiepo? geführt

1) q){XT€po<; aus *q)iATO-T€po<; vgl. 0iXTO-T^vn<; q)iXTpov i9iXd^nv; hom. iSOvraxa aus *i0uvTo-TaTa vgl. iöijvu) (S. 322), q)advTaTO<; = *<pa^v- TQToc; zu q)a€(vuj icpadveirv = *^9a€v0iiv. Solche Bildungen mögen durch das doch wohl direkt aus \ii\ä(^ gebildete (nicht aus V^Xavto* T€po<; verkürzte) McXdv-Tcpoc; neben lüieXaivui erleichtert worden sein.

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^ 241—242] Nominalstaminformantien. r- a. ^Formantien. 829

haben, z. B. dppu)|i€v^aT€po? 'stärker* (dppuiji^voö nach euiieW- •<TT€po^ (€Ö|i€Vi^5), hom. dvlTip^cTTcpo^ 'lästiger* (dvlnpö?) nach dem zu den Positiven auf -VjpT]^ gehörigen -TiP^^^^po^, als anch Sinnes- verwandtschaft zweier Wörter, z. B. dppuiMev^otcpo? : doOev^- <tT€po5 'schwächer* nnd <i9V€i^(JT€po5 'begüterter* : irev^arepo^ '*ärmei'. Von dxapiOTcpo^ 'nnanmutiger' (fixöP*? -*Toq), xac^pi- -(TTepoq 'dickbänchiger, gefrässiger* {fdarpxq -ibo?) u. ähnl. wurde -icXTepo^ abstrahiert und vornehmlich bei Adjektiva unmoralischen Sinnes eingefflhrt, wie XaTV-icXTCpoq 'geiler*, ßXöK-lcXTepo^ 'träger, «chlaffer*, KXcirr-iotepo^ 'diebischer', XaX-i(TT€poq 'geschwätziger*. Mit zwiefachem Eomparativformans : Kuvrepiürepo? zu küv- T€po^ 'hflndischer', jiCiZovtürepo^ zu iiielCuiv 'grösser*, vgl. irpo- T€paiT€poq zu Trpörepo^ früher*. Von Substantiva aus: z. B. das -eben genannte KÜvrepo^ zu loiuiv 'Hund', ßa(TtXeuT€po^ zu ßa(Ti- Aeü? 'König'.

T) ungleich seltner als im Ar. und Griech. erscheint im Irisch en -ther im Komparativ des Adjektivs, z. B. luathither zu luath 'schnell', librüher zu lebor 'lang'; auch von Substantiven aus : mitüher 'grösser* zu miit F. 'Grösse'.

241. d) Das Konglutinat uridg. -i«-^«ro- 423) er- scheint in mehreren Sprachzweigen zugleich in Wörtern ftlr links, die die Gunst linksseitiger Omina als Benennungsgrund haben (vgl. Schrader Reallex. 663 f.): gr. dpiatepö?, zu Äpicxro? ^bester', ahd. winistar, zu toini 'Geliebter* tounsc 'Wunsch', lat. Mnister, zu ai. sämyas- 'mehr gewinnend' (wozu sinistimtis, wie dextimus zu dexter^ § 156); ähnlich av. vafryastara- 'links', zu äI. vdra- 'der erwünschteste, beste*. Ferner in lat. magister, umbr. mestru F. 'maior* aus urumbr. "^maistera 428), lat. ^tm«^er osk. min^rm'minoris'; ir. sinser 'der ältere, älteste' <Tf. *8in%8tero'8 vgl. siniu 'senior', ö«er 'der jüngere, jüngste* Gf. *io^istero- vgl. öa 'jünger' 435) ai. ydviyas-.

242. 3) 'tieyro' und -ero- in Wörtern für Körperteile, wo- bei der Gegensatz Aussen und Innen die Wahl des Formans be- stimmt hat. Zu *ent{e)ro- § 238: ai. antrdmy anch anird-m mit Vfddhierung, arm. dnder-k PI. (aus dem Griech, entlehnt? s. Eübschmann Arm. Gramm. 1, 447 f.), gr. ?VT€pa PI. 'Eingeweide*, aksl. jqtro 'Leber*; aksl. qtroba 'Eingeweide* zu qtrh Adv.

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A mi

330 NominalHtammformantien. r- u. Z-Formantien. 242.

Mnnen' § 238 S. 326, womit man auch (ohne den Vokalismna befriedigend erklären zu können) gr. fivrpov 'Höhle* verbindet. Vgl. mit diesen Formen das aisl. tdrar = Hnnrar 'Eingeweide'^ zu innre idre 'der innere'. 6ot. hairpra PL 'Eingeweide, In- neres, Herz' ahd. herdar ags. hreder 'Eingeweide' entweder wurzelverwandt mit aksl. örevo 'Bauch' russ. öerevd PL 'Ein- geweide', oder zu got. hairtö^ wobei dann das Wort vielleicht von einer Form aus entstand, die, wie gr. Kfip lat. cor, im Aus- laut den dentalen Verschlusslaut nach dem Auslautgesetz ver- loren hatte (S. 132). Gr. öato^* -^dCT^p, vaiipa 'Mutterleib, Gebärmutter', doch wohl zu ai. üd (S. 324), ursprünglich also der Bauch als Hervortretendes. Zusammenzustellen sind wahr- scheinlich: ai. uddra-m 'Bauch, Anschwellung des Leibes, der dicke Teil eines Dinges, Höhlung, Inneres' anüdara-s 'bauchlos* av. udarö-^rc^sa- 'auf dem Bauch kriechend' (von Schlangen), gr. öbepo^* TowJTrip (= *öb€po^ wie kypr. jnoxoT (l S. 105) oder = *Fob€poq ?), lat. Uterus für *uderu8, entweder auf grund einer älteren Form mit -tr- aus -dr- (1 S 635. 678) oder mit t für d im Anschluss an ein verschollenes bedeutungsverwandtes Wort mit 'tero-, lett. Widers wSdars 'Bauch, Erhöhung' preuss. weders 'Bauch' lit. vSdaras 'Eingeweide, Magen' (urbalt. *vederO', vgl. 1 8. 838), aksl. vedro 'Eimer'. Vermutlich ebenfalls zu ai. üd got» üt mit Behauptung der sonst verlorenen VoUstufengestaltnng dieses Adverbiums ^). Griech. Jjxpov 'Bauch', woneben Jjxop 'Herz', ahd. adara 'Ader, Sehne', ir. in-athar 'Eingeweide' ur- kelt. *en ötro- (vgl. ahd. in-adiri 'Eingeweide'); mit anderer Ar- tikulationsart des Dentals aksl. jadra PL N. 'Busen' {vhn-idr^chiy 'im Busen'). Ai. jafhära-m 'Bauch* (:jartü-i Vulva' got. Jcilpet 'Mutterleib') forman tisch zu uddra-m. In diesem Zusammen- hang mag noch aksl. peätera russ. pedöry 'Höhle, Grotte' er- wähnt sein (s. Meillet a. a. 0. 166 f.).

1) Andere nehmen als Grundbedeutung 'Wassereimer' an, um diese Wörter mit gr. ööpiä'Wassereimer' ööujp got. wcUö zusammen- zubringen, oder vergleichen lit. vidüs 'das Innere*. S. Meillet f^tudes 168, Osthoff BB. 29, 256.

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§ 243.] Nominalstammformantien. r- u. ^Formantien. 331

Formantia -er- und -ter- -tel- (geschlechtige Nomina)^).

243. Die geschlecbtigen er- und ^«r-Substantiva sind vor- zugsweise VerwandtBcbaftsnamen und Nomina agentis. Jene zeigen -er- und -ter-j diese nur -ter-y daneben -td-.

Abtönung i:6 \x\ Zusainmenbang mit Versebiedenbeit des Tonsitzes z. B. gr. irax^pe^ : ?op€^ (lat. pater : soror, ir. athir : isiur)y iix\i'i\p : ßi^JTiwp, vgl. ai. pitdr-am : sväsär-am. o-Qaalität im binteren Kompositionsglied z. B. gr. Traxrip : eu-rrdTuip, dvrjp : &fr\v{x)p, vgl. ai. pitdr-as : tvdt-pitar-as (Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 100). Wecbsel der Abtönung innerbalb desselben Kasns- systems in lit. sesü : seseH, gleichwie szirszü : szirszefls (S. 293). Wie bei den n-Stämmen, ist bei unsern r-Stämmen die Ursprung- liebe Verteilung der beiden Qualitäten im Paradigma nicbt bin- länglicb klar. Soviel darf aber aucb bier als sieber gelten, dass der Lok. Sg. ursprünglich nur die e-Farbe gehabt bat: gr. TraTepi 9pdT€pi vgl. ai. pitäri datdri und svdsari ddtari (Akk. svd- saram ddiär-am). Für die ursprünglichen Abtönungsverhält- nisse ist noch zu beachten gr. eu-irdreipa iTa|Li-|ir)T6ipa trotz €{MTdTuip Trap-jLiyjTuip, gleichwie bjLxrJTeipa zu bjLiiiTiip A|Lir|TU)p, und ai. dhötdri nebst dem Nom. Sg. dhartdri (S. 212. 213).

Der Ursprung der altererbten Betonungsdoppelheit ai. da- tdr- : ddtar- gr. boxrip : burruip, die im Arischen mit einer Ge- brauchverschiedenheit dieser Nomina agentis verbunden gewesen ist (ai. dätd vdsünam 'dator bonorum', ddta vdsüni 'dator bona", s. Grundr. 3, 386, IF. Anz. 13, 291, Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 20), ist nicht ganz aufgeklärt. Er wird in syntaktischen Ver- hältnissen, die mit einer Verschiedenheit der Satzbetonung Hand in Hand ging, zu suchen sein.

Anm. Dafür, dass es von uridg. Zeit her zwei Klassen von •(^)er-Stämmen gegeben habe, eine mit -(^)or-, eine mit -(^)ör- iu den starken Kasus, nach Art der Doppelheit -on- : -ön- bei den nStämmen (S. 293 f.), darf man sich nicht auf gr. ni\aTwp -tupc^ berufen, das ein- zige Nomen agentis, das bei Homer -nup auch ausserhalb des Nom.

1) Verf. Die Nomina auf ar- und -ter-, Curtius' Stud. 9, 861 ff. D'Ooge On the use of the suffixes -Tcp -Top -ttip -ra in Homer, Leipz. 1878. E. Schäffer Über den Gebrauch der Derivativa auf tor und trix, Prenzlau 1859. 1860.

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SS'2 NomiDalstammformantien. r- u. ^FonnaDtien. 244—245.

Sg. zeigen würde, wenn es wirklich der aridg. tor-Klasse angehörte^). )Lif|<JTUjp wird ursprünglich ein N. gewesen sein, 'Ersinnung, Bera- tung, Rat', zu der Klasse der Neutra T^x^uip, idXbuip usw. 456) gehörig. S. IF. 19, 212f.

In den schwachen Kasus antekonsonantisch '{t)r-y z. B. ai. püf'Su ddtr-iu gr. irarpä-ai dvbpä-ai got. fadru-m\ vgl. Ablei- tungen und Komposita wie ai. bhratr-tvd-m pitr-Srdvanchs nr-jit- (§41,3 S. 85 f.). Antesonan tisch -(0^, z. B. sA.pitr-i dätr-^j arm. Jiaur aus ^patr-os, gr. irarp-ö^ dvbp-ö?, lat. patr-i^ ir. athar aus *patr'08f got. fadrs ; vgl. Ableitungen und Komposita wie ai. datr-t pitr-artham, gr. irdTp-ioq XqcTTp-l? Xqaxp-iKÖ? lärp-ö^ dvbp dxpia, lat. patr-ius cönsobr-inus datr-ix moletr-ina umbr. u h t r - e t i e, got. fadr-ein, lit. dükr-ä preuss.podt^Ärr-c aksl. sestr-a.

In weitem Umfang sind in den meisten Sprachen die starken Kasus den schwachen im Vokalismus angeglichen worden, z. B. gr. biüTop-o? nach bwtop-a. Das Umgekehrte z. B. ijQ av. bra- '&T'dm nafdt'dm a^r-dtn, gr. 9ÜTaTp-a (Hom.), ävbp-a (vgl. dpv-a Kuv-a S. 296), lat. fratr-em.

244. 1) Verwandtschaftsnamen mit -(0«r-. Mit dem Verwandtschaftsbegriff an sich hatte dieses Formans sicher von Haus aus nichts zu tun. Zufälliger Gebrauch in dem einen oder andern der betreffenden Wörter Hess es mit der Funktion, Ver- wand tschaftsbenennungen zu bilden, schöpferisch werden.

246. a) Uridg. Formen. ♦datt*^r- 'Bruder des Gatten, Schwager': ai. devdr- (-rfr-am); arm. taigr Gen. taiger; gr. baifip -^pa; lit. Gen. dävefa Dat. (abgekürzt) d^ver (Nom. *d^vi wurde^ wegen des mask. Geschlechts, besonders vielleicht auch wegen dävi 'Göttin*, zu däverls abgeändert). Lat. Uvir i durch An- lehnung an vir (1 S. 187. 533). Ahd. zeihhur ags. tdcor^ viel- leicht durch Vermischung mit einem zu lit. laigönas 'Bruder der Gattin' gehörigen Wort entstanden (Lid^n 8tiid. 36 f.). Lit. d^veris hat auch Gen. deveris usw.; aksl. dSverh. ♦(d)«^r- Mann' (streng genommen nicht hierher gehörig, weil es zunächst nur den Gegensatz zum Weib überhaupt bezeichnet hat): ai. ndr- {-dr-am) av. rmr- {-ar^m); arm. arn 'des Mannes' vielleicht

1) Nach Homer nur bei Dichtern auch i^X^KTUjp -lupot;, irpoirdTUjp •u)po(; nach Herodian 2, 749, 4.

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§ 245.] NomiDalstammformantien. r- u. ^FormantieD. SSS-

ans *anr'08 (Meillet M6m. 11, 18 f., Gramm, de Tarm. 58); gr. dvrip -^pa (att. fivbpa), dr-nvuip -opo^, vgl, bp-uii|i' fivOpiwiro^ (1 S. 360); osk. nur 'vir, procer* Gen. PI. nerum, umbr. nerf' Akk. ^proceres'. Alb.fier wohl=*«ero-«. ♦«jfdror -'Schwester'. Ai. sväsar- -ar-am ; av. x^atahar- {-ar-dm nach andern Substan- tiva dieser Klasse, doch bal. gvahar- = ai. sväsar-am). Arm. Hoir aus *Jie[h]ur (vgl. 1 § 2lb) = *suesar, Nom. PI. iBor-« = ^s^esor-esy Gen. Sg. Her = ^B^ear-oa (IS. 432). Gr. Jopeq irpcxr- rJKovTeq, OuTT^vei? und fop OuTÄnip. (iveiiiiö? Hesych (die zweite Glosse so kaum heil) ; zum anlautenden Spir. lenis s. Sommer Griech. Lantst. 41. Lat. aoror örem, vgl. cönsobr-lnus. Ir. stur Akk. (mir.) siair, kymr. cht€aer (l S. 329); ir. Gen. setJiar und andre Kasus nach der Analogie der Formen von mäthir usw. Got. stoistar ahd. swester aisl. syster wie got. daühtar usw., doch nord. run. swestar aus *-ör (vgl. fapiR\ was auch die Grundform ffir got. stoistar sein kann; t stammt aus den schwa- chen Kasus wie got. stoistrs swistr (1 S. 776). Lit. sesü -efSy, Nom. auch sisi nach möte\ d-Stamm geworden sind preuss. swestr-o {to durch deutschen Einfluss?), aksl. sestr a,

^pdtir- *p^dr-*Vater\ Ai.^'fdr- (-rfr-am), PI. ft?(tt-pt^(lr-a» (S. 331); av. pitar- {'ar'dm)^ woneben ^*^d pHar-dm fdröi und ta (1 S. 501. 645. 885, Osthoff Et. Par. 1, 225), apers. Nom. pita. Ann. Jiair Gen. fiaur Nom. PI. Aar-Ä ans Spateres (1 S. 527). Gr. TraTi^p -^pa, €u-iT(iTU)p -opo^. Lat. pater tris\ osk. patir 'pater' Dat. Paterei aus ^pcUrei, umbr. lupater Vok. luppiterV Dat. luve patre; Ihtproprius aus *prO'ptrios, eigentlich *avi- tus patritns' (Schulze Lat. Eigenn. 111), vermutlich mit nridg. 'Pt' (vgl. oben av. pHa). Ir. athir (Akk. -ir «-). Got. fadar ahd. fater ags. fceder aisl. fader. *mat^r- 'Mutter*. Ai. matdr- {'dr-am), av. mätar- {'ar'9m), apers. hamatä *6|lio|li/|tu)p'. Arm. mair Gen. maur. Gr. m^ttiP ^P« (zum Tonsitz im Nom. Sg. § 15 S. 3 1 ), Tra|Li-p/JTuip -opo^. Lat. mater 'tris\ osk. M aa t r eis Cmatris') umbr. Matrer (*matris'). Ir. mäthir (Akk. -ir w-). Ahd. muoter aisl. möder. Lit. motimöti -efs 'Ehefrau, Weib', preuss. j>o-mafre 'Stiefmutter'; aksl. mati (Akk.-crb). *dAwgÄ(a)^dr- Tochter'. Ai. duhitdr- {-dr-am), av. ducfdar- duydar- {'ar-dtn). Arm. dustr (zum « s. 1 S. 581) aus *dustiry PI. d«^er-S = '-f erc« (mit -ter-

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334 Nominalstammformantieu. r- u. ^Formantien. 245.

auch Gen. Sg. dster), Gr. Ourd-nip -^pa (zum Tonsitz im Nom. Sg. § 15 S. 31). Got. daühtar ahd, tohter aisl. dotier'^ nord. run. doJUrtR wie hom. GÜTöTpe?. Lit. dukti -e^Sf auch dükr-ä = *duktr-ä Tochter* und pö-duJcra -dukre preuss. po-dukre 'Stief- tochter'; aksl. d^Sti (Akk. -erb). *bhrater- 'Bruder'. Ai. bhrdr tar- {-ar-am)y av. hrätar- Dat. bra&re^ apers. brata. Arm. elbair Gen. eibaur. Gr. 9pTiTiip dbeXqnS^ (ion.) Hesychius. cppd-nip (-epa -^pu)v -epai), 9päTrip (dor.) und <ppdTU)p -opo^ 'Mitglied einer 9päTplä'; der Gebrauch von cppd-nip ist durch die von diesem Wort aus geschaffnen (ppdrpä und (ppärpiä modifiziert worden 11 Anm.). Lat. frater -fm; osk. fratrüm umbr. fratrom 'fratrum', umbr. frater frateer frater 'fratres' aus *frater8 = *tr'es oder *'ter'es (1 S. 216. 444. 806). Ir. brathir (-ir w). Got. bröpar ahd. bruoder aisl. bröder. Preuss. brati brote (bra- trikai 'Brüder*), lit. broterilis 'Brüderchen'; aksl. brat'n bratb (vgl. bratija 1 S. 450. 855) wie sestra. Die Betonung *bhrdter- (ai. bhrdtar- got. bröpar) weist auf älteres *bhrdtor- (wie *8U^' sor) hin. Dieses ist vielleicht noch durch gr. 9pdTU)p vertreten, doch ist 9pdTU)p auch als Neubildung zu dem wie {>r\Tr\p usw. betonten 9päTTip vei-ständlich (vgl. {>r\Tf\ß : ßrJTwp). 'Frau des Bruders des Gatten'. Ai. yatar- {ar-am). Phryg. Akk. lavarepa d.i. lav- (Solmsen Rh. Mus. 59, 162 f.). Gr. dvarrip, hom. ^va- T^p€? -^pu)v (wegen metrischer Dehnung elv- geschrieben), Inschr. aus der Abbaitis dvaxpi; Betonung wie OuTdirip (s. o.). lAtj^nte -efs; daneben gente durch Anlehnung an gentis 'Verwandter' sowie zente durch Anlehnung an z^ntasy das auch für den Schwa- ger gebraucht wird. Anderwärts nur in Weiterbildungen: lat. janitncSs durch Anschluss an die Sippe janitrlx genetrlx usw. ; aksl. J^fry -bve nach 8vekry\ vielleicht dazu arm. ner oder n^r (Gen. niri)y etwa aus *neteri' (Hübschmann Arm. Gramm. 1, 478). Über die Ablaut Verhältnisse im wurzelhaften Wortteil (uridg. etYfai^iendter- *intr') s. 1 S. 178. 270. 418. 422. Arm. ustr, Gen. tisterf 'Sohn', ist vermutlich mit ags. suhterja suhteri^a 'Neffe, Vetter' auf ein uridg. ^sükter- zu bezieben (Hübschmann Strassburger Festschr. zur 46. Philol.-Versamml. 1901 S. 69f.).

Von einzelsprachlichen Flexionsneuerungen hebe ich noch solche des Germ, hervor. Im Got. erzeugten fadru-m = ^pdtr-m-

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§ 246.] Nominalstammformantien. r- u. ^Formantien. 335

und fadrwM = *pdtr'n8 den Nom. PI. fadrjtis nach der w-Dekli- nation, speziell nach suntis 'Sohn*. Im Westgerm, wurden die Maskulina auch nach der o-Deklination flektiert, z. B. ahd. Gen. Sg. fateres Nom. PI. fatera. Entsprechend PI. tohtera^ Dat. tohteröny nach der {^-Deklination.

246. b) Substantiva, die auf grund von Bedeu- tnngsverwandtschaft einzelsprachlich der Flexions- weise der uridg. Verwandtschaftswörter 245) ge- folgt sind.

Aljämatar- av. zämatar- 'Tochtermann' gehört zusammen mit alb. Sender (geg. dqnder), dessen -nd- doppeldeutig ist (1 S. 364), lit. z^ntas aksl. z^th'nnd gr. Toinßpöq aus *Ta^pö-5 (Accent wie iraTiip (i6€X9Ö5 usw., s. § 15, 6), lat. gener -l und genta (Gloss.). Wohl zu ToiLi^u) ?TnM« TeT<iMn-Mcti Ta^e "rti. Vgl. Walde Lat. et. Wtb. 263. Ganz unsicher ist die Vermutung 1 S. 405. Zu ai. fuipat näpat-am ('Nachkomme, EnkeP) stellten sich zunächst ai. nöptr-a B ndptr-hhii av. Gen. nap&r-ö (wonach naf^ör-dm)^ dann auch ai. näptdr-am av. naptar-9m, wie sväsär-am. Ai. ndnändar- 'des Gatten Schwester', wahi-scheinlich Umbildung eines ^ndndna, s. l S. 350. 2, 1 § 474. Nach ai. püür 'patris' 'entsprangen': pdtyur 'mariti' (pdti-^), sdkhyur 'des Genossen' {8dkJia)y vardtur 'des Anhänglichen' (vavdta-s).

Osk. Gen. Futre[f s] Dat. Fuutrel, wahrscheinlich 'Crea- trix, Genetrix' (vgl. 9UTU)p), war entweder iStamm oder Umbil- dung eines ^Stamms nach Maat reis "^Maatrei. Vgl. Bück Gramm. 129.

Kymr. eioithr acorn. euiter bret. eontr 'Oheim' zu lat. avun- culus preuss. aicis usw., s. S. 84. 297.

Öech. nett -tefe 'Nichte' ( : ai. napti-i) wie mati -tefe. Ein *7ieter a 'Schwestertochter', das ebenfalls auf Anschluss an die Verwandtschaftswörter beruht, erscheint durch Anlehnung an sestra umgebildet in aruss. serb. nestera (Lid^n Stud. 37; nicht überzeugend Meillet Etudes 167).

Anm. Zur Angliederang an die Flexion der Verwandtschafts- wörter hat nicht nur Bedeutungsverwandtschaft Anlass gegeben. So hat bei dem genannten ai. *nanänä die Gleichheit des Ausgangs des Nom. Sgf. mit dem von sväsd usw. mitgewirkt» Vgl. den Gebrauch

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336 Nominalstammformantien. r- u. 2FonnaDtieD. 247^

von puer im Alat. für puella (nur im Nom. and Vok. Sin^., z. B. Vok. mea puer) unter dem Einfluss von mäter. Die entgegengesetzte- Erscheinung ist, dass im Prftkrit die Feminina der Verwandtschafts- wörter auf grund der Gestalt des Nom. Sg. auch als d-Stämme flektiert werden, z. B. Akk mäam = mäarai^ 'matrem* (Pischel Gramm. 271 ff.), entsprechend im Litauischen 8is€ und j4nt4 (S. 333 f.) auch als ^•Stämme, z. B. Gen. sesis, jerUis.

247. 2) Nomina agentis mit -ter- {-tel-), produktiv im Ar., Grieeb., Ital., Slav. Bezüglich des Wurzelablants scheint das Griech. mit dem Wechsel bo-tnp : bifi-Tuip u. dgl. (Tro-Trjp : lat pö-tor, cXTa-xrip : lat. sta tor) im allgemeinen ursprünglicheres festgehalten zu haben als das Arische, das fast regelmässig Voll- stufe zeigt Doch hat das Griechische auch boj-ifip, T€ve-Trjp (: T€v^-Tuip) u. dgl. Die Ablautdifferenz war aber ursprünglich auch zwischen verschiedenen Kasus desselben Paradigmas vor- handen, vgl. gr. dvd-Tiip : ai. yätar- § 245 S. 334.

telr erscheint für ter- durchweg im Slav., und bei ihrer Verwandtschaft mit -tro- -tlo- 250) scheint 4el- enger mit -tf o- zu verbinden; letzteres liegt fast in allen Sprachzweigen vor und war eine bereits uridg. Variante. Möglich wäre zwar, dass -telr erst innerhalb des Balt.-Slav. durch Dissimilation in Formen wie irh- teljh prijateljh entstand und sich von da aus verallgemeinerte. Aber ein höheres Alter scheint dem -tel- durch ahd. friudü = pri- jateljh (s. § 248) verbürgt zu werden, wobei zugleich nicht zu. übersehen ist, dass prijateljh das einzige allgemeinslavische Wort auf teljh ist^). Auf das l der arm. Nomina agentis wie cnaui'Jt 'Eltern', an das Meillet Etudes 311 erinnert, ist für die Frage des slav. -tel- nichts Besonderes zu geben. Denn diese arm. Nomina hatten -tlo-^ nicht -^eZ-, als Formans 253).

Das Formans war in den genannten Sprachen, Ar., Griech.,. Ital., Slav., so produktiv, dass sich eine grosse Anzahl von wurzelhaft übereinstimmenden Formen aus mehreren Sprachen

1) Sollte prijateljh einmal die einzige Bildung dieser Art im Slav. gewesen sein, so vergliche es sich in dieser Beziehung mit ratajh 'Pflüger, Ackersmann' (= lit. artöjis), denn von diesem scheinen alle Nomina agentis auf -atajh ausgegangen zu sein (Leskien Bild, d. Nom. 330). Nach Hirt PBS. Beitr. 23, 836 wäre prijateljh aus dem. German. entlehnt, wozu § 392 Anm. zu vergleichen ist.

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§ 248.] NominalstammfonDantien. r- n. 2-FormaDtieii. 337

zugleich zQsammenstellen läset, namentlich wenn man zugleich die Ableitungen aus -^«rStämmen, wie ai. -tri (F.), gr. -Tiipio? u. dgl., berttcksichtigt Beispiele: Ai, pura-itär- C Vorangeher') 'Führer', lat. praetor aus ^prai-itör. Ai. vittar- 'Kenner', gr. icXTiwp 'Wissender, Zeuge' (zu !bM€v) i), lat. visor in visor, aksl. 8h-vesteljh 'Mitwisser, Zeuge' (zu vidi). Ai. yöktdr- 'Ansehirrer', gr. ZeuKTTJp 'Jochriemen', lat. junctor. Ai. höddhar- 'wer etwas versteht, kennt', gr. ireuorVip-ioq 'forschend', aksl. hljusteljh 'Wächter'. Ai. hhartdr- bhdrtar- 'Träger, Erhalter, Ernährer' av. baiar- 'Reiter' (1 § 469, 3) ahdf^tar- 'Zuträger, Diener', lat. in-fertor umbr. al^-fertur 'flamen'. Ai. gdntar- 'wer geht, kommt', gr. ßari^p ßalvuiv, ßabiOTiKÖ^, lat in-verdorj zu W. gUem-. Ai. hantdr- eiY.Jantar- B.pQrs. Ja^^tar- 'wer schlägt, tötet', aksl. iqteljh 'Schnitter'. Ai. i^tar- 'wer rezitiert', osk. censtur 'cen- sor'. Ai. paktdr- 'wer kocht', gr. Tr^irrpia 'Köchin', lat. coctor. Ai. sdttar- 'wer sitzt', lat. adrsessor. Av. spaitar- 'Späher, Be- obachter', lat. in-spector umbr. speture '♦spectori'. Ai. dhatdr- dhätar- av. datar- 'Schöpfer', gr. Oerrip 'Setzender, Bestimmen- der', lat. conditor, aksl. s^'diteljh 'conditor'. Ai. ddtdr- ddtar- av. datar- gr. bonip burr/jp buixuip lat dator aksl. dateljh 'Geber'. Ai. sthatdr- 'wer steht, sich nicht bewegt' sthätar- 'Wagen- lenker', gr. 0TaTrjp ein Gewicht und eine Münze diro-ataTrip 'Abtrünniger', lat. Stator stator ob-gtetrix. Ai. patdr- pdtar- 'Trinker', gr. ttottip 'Trinkgefäss' olvo-iroTi^p 'Weintrinker', lat. pötor. Gr. ÄKTuip 'Führer', lat. actor, Ai. hvatar- av. zbatar- aksl. zvatdjh 'Rufer'. Ai. jMtdr- av. inatar- 'Kenner', lat. nö- tory aksl. ^nafeZ/b 'Wissender'. Ai. damädr- 'ßezähmer', gr. Tiav- bapdTuip 'Allbezwinger' binriTi^p 'Bezwinger', lat. domitor. Ai. janitdr- gr. T€veTif)p x^v^Tuip lat. genitor 'Erzeuger'. Ai. tdffar- 'Zimmermann', lat. textor,

24S. Einzelsprachliches.

Arisch, -tar- in den starken Kasus überall seit urarischer Zeit. Über die Bedeutungsverschiedenheit, die im Ai. mit dem Tonunterschied {dhatdr- : dhdtar-) verknüpft war, s. S. 331. Auf grund von zweisilbigen Basen : ai. jaritdr- 'Sänger', prati-

1) Zum Spiritus asper s. Sommer Griecb. Lautst. 119 ff. Brof?mann, Oroodriss. II, 1. 22

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338 Nominalstammformantien, r- u. 2-Formantien. 248.

flfraAlWr- 'Empfänger* grr46Affar- 'Ergreifer', tarutdr- tdrutar- 'Übei-winder*. Zu Verba auf -dya-ti : bödhat/itär- 'Erwecker', cödayitdr- 'Antreiber'. Seit der Bräbmana-Periode tritt auf das ans nnsem Nomina agentis mit dem Verbum substantivum gebildete Futurum, wie datdsmi aus datd asmi (2^ S. 1264).

Griechisch. -xuip-Topo^ usw. und xrip -rf^po^ usw. Über- gang des Formans auf abgeleitete Verba, z. B. OTipäTrjp GTipäruip 'Jäger', auXriTrip Tlötenbläser', KOCX^fJTwp 'Befehlshaber', |iicx- 0u)Tpia 'Kupplerin', XnicTTfjp Xiitaxuip 'Plünderer, Räuber', 9uXaK- xrip 'Wächter', 0Ti|LidvTU)p 'Gebieter'.

Italisch. Nur Formen auf -tör. Schon in uritalischer Zeit scheint -tör- durch alle Kasus durchgeführt worden zu sein : vgl. umbr. alPf ertur Dat. a]^f erture Akk. arsferturo, osk. cens- tur Dat. Regaturel'Rectori' (Akk. PI. usurs 'osores'?). Im Osk.-Ürabr. auch Weiterbildungen nach Art von lat. amatörius u. dgl., wie umbr. speturie '♦spectoriae', osk. Kenssurinefs 'Censorini' (neben päl. «ocöraciWa? '*sacratrix' umbr. uhtretie '*auctura', wie lat. datr-lx doctr-lna usw.). Übergang des Formans auf abgeleitete Verba: lat. imperator osk. embratur, lat. salvator päl. SalauatuTj lat. fimtor largitor, tribütor, mi- sertor (wie misertu^, aus miseritus).

Im Germanischen nur Reste von dieser Formation. Ahd. friudil 'amator, amicus, amasius' vermutlich = got. *frijöpils und mit aksl. prijateljh 'Freund' identisch, s. S. 336. Ausser- dem zieht man aisl. baldr ags. healdor 'Fürst' und ahd. ümei- dar 'artifex' hierher.

Im Slavischen nur -teh 247 S. 336): Nom. PI. tel-e, Gen. PI. 'tel%y nach der o- Deklination Instr. PI. -idy^ sonst nach der |o-Deklination, Nom. Sg. -teljh usw. Diese Verschiedenheit vergleicht sich mit den Mischdeklinationen wie boljarim 'Vor- nehmer, Adliger' PI. baljare, Üdovim 'Jude' PI. üdove, zem- Ijanim 'Landsmann' PL zemljane 190 S. 279, § 230). For- mans 'teljh bei abgeleiteten Verba: prijateljh 'Freund' (:ahd. friudü, s. 0.), düateljh 'Arbeiter', shvSdeteljh 'Mitwisser, Zeuge', umeteljh 'Verstehender', gonüeljh 'Verfolger', prositeljh 'Bettler'. Besonders zahlreich war diese Bildung bei den Verba auf -i-ti. Indem hier das i von -dteljh auf das i des Ind. Präs. bezogen

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^ 249— -250.] Nominalstammformantien. r- u. Z-Formantien. 389

wurde, entstand auch z. B. poveliteljh 'Befehlshaber' zu po-veljq 'iH usw. Inf. po-veUti, und weiterhin wurden auch Formen auf 'iteljh von andersartigen Präsentien aus geschaffen, z. B. prS-da- diteljh 'Verräter' für älteres pri-dateljh.

249. 3) Sonstiges. Ai. tdr-as M. 'Sterne', Instr. PI. stfbhi4\ av. 8tar'ö M. 'Sterne*, Dat. PL stdr^byö, und durch Ver- allgemeinerung der Stufe star- Gen. Sg. star-ö Gen. PI. starqm; dazu ai. tar-a 'Sternbild* S. 160. Arm. astl 'Stern*, Gen. (Mtel PI. astel'U^). Gr. dirip -^po^ M. 'Stern*; dazu äaxpov 'Gestirn* S. 156. Av. atarS M. 'Feuer*, Akk. atar-dtn Vok. atar' Gen. a&T'öy Akk. auch a&vdm (S. 332) und durch Eindringen des t von atar- auch atr9m; arm. atr^m'ich verbrenne, zQnde an* von *air 'Feuer' = uridg. *ater oder *dUr. Der av. Nom. atarä für *ata vermutlich infolge einer Vermischung mit Ortar- 'Bedränger' (vgl. ai. Nom. Sg. vrtra-tür). Die Etymologie des Wortes ist nicht klar (vgl, Bartholomae IF. 5, 220 ff., Walde Lat.et. Wtb. 49 f.); vielleicht ist es zu verbinden mit lat, ater atra umbr. atru aefro 'atra*, ursprünglich 'verbrannt', und mit lit.at^rt^« 'brennend, ätzend* und ailus 'ätzend, scharf*.

Gr. tacTTifip 'Bauch' -x^po Gen. -xpö^, vermutlich zu t^)l40^, s. IF. 1 1 , 272 f. drip -^po^ M. F. 'Luft', dazu aöp-ä 'Hauch' S. 160. <xi6/|p -^po^ M. F. 'Äther*, dazu aTOp-n 'Heiterkeit des Himmels* S. 160.

Lat. venter -tris M., verwandt mit vsnsicay s. IF. 11,273.

Formantia -tro- -trä- -tlo- -tlä- und -«<ro-*).

250. 'tro'y 'tlo- stehen in engster Beziehung zu -ter-y -tel- 243 ff.), z. B. ai'. hhratrd-m gr. q>pdxpöt : bhrdtar-y ai. hötrd-m

1) Arm. l hat bei diesem allgemeinidg. Wort keine Entsprechung in einem andern Sprachzweig, es müsste denn sein, dass lat. Stella nicht aus ^ster-lä, sondern aus *8telnä entstanden ist. Man wird einerseits an -tel- -tlo- = -ter- -tro- (S. 336) erinnert, anderseits aber auch an das l des Wortes für die Sonne got. sauü lat. söl usw. 457).

2) S. Bu gge Bemerkungen über den Ursprung der lat. Suf- fixe dOy culOy cro; da, oulat cra^ KZ. 20, 134 ff. G. J. Ascoli Die lat. Formen des ursprünglichen Instrumentalsuffixes -trOy Krit. Stud. 123 ff. H. Osthoff Die mit dem Suffixe -clO' -cido- -cro- gebildeten Nomina instrumenti des Lat., Forsch. 1, 1 ff.

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340 Nominalstammformantien. r- u. Z-FormantieQ. [$ 251—252.

hötra : hötar-. Über das Verbftltnis von 'tlo- zu -trih 8. 1 S. 425. 2, 1 S. 336, Ciardi-Duprfe Actes du 12""« Congr. des Or. 3, 168.

Ursprünglich waren unsere Nomina wahrscheinlich nur Neutra {-tr(Hn) und Feminina {-trO), Sie haben das Aussehen von Ableitungen aus den Verwaudtschaftswörtem und Nomina agentis, worüber § 93. Die Neutra sind teils Abstrakta oder Kollektiva, teils Benennungen von Werkzeugen oder auch de» Orts der Handlung. Die Feminina sind vorzugsweise Abstrakta. Über die Maskulina auf -tro-s -tlo-s s. § 254.

Zur Verwandtschaft zwischen -tro-, 'tlo- und -ro-^ -lo- 256 ff.) vgl. man : av. da^r9'm 'Gabe* lit. düklas 'Korb, in dem den Pferden Futter gegeben wird' und arm. tur gr. boipov aksl. darh 'Gabe' ; gr. X^Kxpov aisl. lätr M. 'Lager* und got. ligrs^ M. ahd. legar N. 'Lager' ; ai. mätra 'Mass' und aksl. m^a'Mass' ; ai. pätatra-m 'Flügel* und gr. Trrepöv 'Feder, Flügel' ai. patard-^ 'fliegend'; av. ddt>ra-m 'Satz, Lohn, Eintrag' lett pa-dsMs'xmter' gelegtes Ei* und lit. pa-delgs 'Hingelegtes' prä-deli 'Beilage'^ aksl. dÜo 'Werk'; lit. büklä 'Aufenthaltsort, Wohnung' und ahd. hür M. 'Wohnung' aisl. 6tir N. 'Gemach'; lat, pistillum 'kleine Mörserkeule', auf ein ^pi^^uZum weisend 264, b), und ptlum 'Mörserkeule' aus *pin8'l0'm. Ähnlicher Wechsel zwischen -ähro-y -dhlO' und -ro-y -lo-, s. § 267.

261. 1) trO' und <r^l-Formen zu solchen ^^rStämmen, die nicht Nomina agentis sind (§244.249). Ai. bkraträ-m 'Bruder- schaft' zu bhrdtar- ; gr. ädipov 'Gestirn' zu dorrip. Ai. tära 'Stern- bild' zu tdr-as] ion. n&Tpr\ 'Vaterschaft, Geburtsort' zu ttotiip; att. )L4f|Tpä 'Gebärmutter' zu )l4/|tt]p ; q)pdTpä 'Brüderschaft' zu q)pdTr|p (vgl. S. 334); ion. tdcJTpii 'Bauch des Kessels' zu Tcwrnip.

252. 2) tro-, tlo- und tra-y tla-Formen zu Nomina ageutia mit 'ter-y tel-. Solche Nomina sind in vielen Fällen daneben überliefert, in vielen Fällen aber auch nicht, z. B. nicht bei ai. imhitra-m lat. vehiaUum. Die Nomina mit -tro- usw. waren schon seit uridg. Zeit eine selbständige Bildungskategorie. Zu den Nomina agentis aber gesellten sich in jüngeren Zeiten noch andere Ableitungsformen, die dieselbe oder eine ähnliche Funktion hatten wie die Formen mit -tro- usw., z. B. gr. -nipiovlat. -törium -trina.

Ai. irötra-m 'Gehör, Ohr' av. srao^rd-m 'Gehör, das Zu-

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% 262.] NominalstAmmformantien. r- u. ^FormaDtien. 341

gehörbriogen. Aufsagen*, ahd. liodar ags. hUodor N. 'Schair. Av. fw&rd'tn 'Schuhwerk', lat. ind-ücula sub-ücukif lett. aukla Tastelschnnr' preusß.flwcZo'Halfter', vgl. lit, auÄ;2^ Tassbinde'. Ai. höfra av.jgjaoi^a-mzao^a'Opferguss, Opferspende', gr.xurpä ion. Kuepn (1 S. 872) 'Topf. ümbr. kletram 'lecticam' lat. dUellae 'Saumsattel, Packsattel' aus ^deitrola-, goi.Ueipra^Z^Xi^ W. JkZei- lehnen' (vgl. Meringer IF. 16, 119 f.). Lat. furcula (durch Rückbildung hieraus furca), lit. zirTcUs PI. 'Schere' (auf grnnd eines Hirkla)\ nicht ganz sicher, s. 1 S. 454. 552, Nieder- mann IF. 15, 104 ff. Gr. X^KTpov 'Lager, Bett', aisl. Idtr (aus *lättr) M. 'Lager der Seehunde'. Ai. vdstra-m av. vaatrdfn 'Gewand, Kleid', mhd. wester F. 'Taufkleid'. Ai. sthatrdm 'Standort*, lat. ob-stdadumy ags. stödl 'Pfosten' (nrgerm. -pl-), ahd. stadal 'das Stehen ; Stadel, Scheune' ags. stadol (urgerm. 'pl')j ahd. stal Gen. staUes 'Stelle', woher stellen (urgerm. -rf/-), vgl. lit. stOkUs PI. 'Webstul'. Ai. pätra-m 'Behälter', got. födr N. 'Scheide' ahd. fuotar N. 'Kleidfutter, Futteral', zu ai. pd-ti 'schützt'. Av. da^T9'm 'Gabe', lit. düklas 'Korb, in dem den Pferden Futter gegeben wird'. Av. da-^d-m 'Satz, Lohn, Ein- trag', lett. pa-dikls 'untergelegtes Ei'. Ai. jMtrorm 'Fähig- keit des Erkennens', germ. *knöpla' in ahd. be-cnuodelen 'ein Erkennungszeichen geben' ir chnuodilen 'vernehmbar werden', vgl. lit. z4nklas § 253. Ai. bharitra-m 'Arm' ('womit man trägt'), gr. q>^p€Tpov q)^pTpov 'Trage, Bahre' cpap^xpä 'Pfeil be- hälter', laX. prcie-fericulum 'weites Opfergefäss' /fercwZttm 'Trage, Bahre', ags. beordor N. 'partus'. Gr. x^pexpov ir. tarathar N. 'Bohrer'. Ai. aritra-m drüram aHtra-s 'Steuerruder', ahd. ruodar N. 'Ruder^ aisl. rödr M. 'das Rudern', lit. irklas 'Ruder'. Arm. araury Gen. arauroy, gr. äpoxpov gort, dpaxpov, wohl äpctxpov zu lesen (zu Fut. herakl. dpdaovxi, Griech. Gramm.' 71. 229), lat. ardtrum (zu arare), ir. arathar N. kymr. aradr, aisl. ardr M., lit. drklas 'Pflug'. Gr. b^Xexpov ahd. querdar 'Lockspeise, Köder', zu W. gUer- gUeh (1 S. 425). Gr.*dX€xpov 'das Mahlen' in dXexptßavo^ 'durch Mahlen zerreibend, Mörser- keule' aus ♦dXcxpo-xplßavo^ (1 S. 861), arm. atouri 'MQhle' aus *alatri(hf (i)|0- Ableitung wie gr. dX^xpio^'zum Mahlen gehörig'. Gr. Xoexpöv Xouxpöv 'das Baden, Bad, Badewasser', lat. laväcrum

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342 Nominalstammformantien. r- u. ^-Formantien. 253.

(zu lavare), gall. lautro 'balneo' ir. löathar 'pelvis' löthur bret. louazr 'alveus, canalis% aisl. laudr ags. Uador 'Seife'. Ai. röA^^ra-mTehikel, Schiff, \9X.vehiculum\ spätgr. öxeTXovTahr- zeug'. Wahrscheinlich gehören zusammen ir. seil N. 'Erzäh- lung, Nachricht' kymr. cAtredZ fabula, rumor', urkelt. *ÄÄ:jf6-fZo-Wy und aisl. skdld N. 'Skalde, Dichter' (1 S. 866). Ai. varutra m 'Überwurf, Mantel', gr. fXuxpov 'Hülle, Decke*.

263. Arisch. Ai.'dAarfrd-m 'Stütze, Halt', av. dar^t??*^ m 'das Festhalten an etwas'. Av. 7/i<{i^9-m 'Gedanke, Nachdenken' mqOrö M. 'Wort, Ausspruch, Spruch', ai. mäntra-s 'Spruch, Zauberspruch, Lied; Beratung, Rat', vgl. ai. mantdr- 'Denker' und lit. pa-miflklas 'Denkmal'. Av. döi^9'm 'Auge', zu da(y)' 'sehen', hax^dr^m 'Anteil, Portion'. Ai. niiträ-m 'Amt des niitar'\ pöträm^ Amt des pötar-'. k\. janitra-m 'Geburts- stätte', av. 2qdr9'm 'Geburt'. Ai. Tciaträm av. xm^rd-vi apers. xm^'^am 'Herrschaft, regnum'. Ai. dätra-m 'Gabe'. Av. da'^rd-m 'Festsetzung'. Ai. pdiatra-m Tlügel', dmatra-m 'Gefäss, Krug, Trinkschale'. Ai. difra 'Stachel zum Viehantreiben', av. aitra 'Geisel, Knute'. Ai. mdtra 'Maass' zu W. w^-, vgl. gr* ^^rpov, das wahrscheinlich nach ai. ddira-m av. da^rd-m gr. (JX^tXig^ u. dgl. (l S. 173. 635) zu beurteilen ist.

Armenisch, ^tlo-icnaul 'genitor, parens' zu ai. jani- tra-m{\ S. 171. b21)ygeraul 'captor, capiens', ««rwanauZ 'sator, serens' usw. (vgl. 2^ S. 1423). Vgl. § 254 S. 345.

Griechisch. viTripov 'Waschwasser', TrXf^Kxpov 'Werk- zeug zum Schlagen', ^ifjxpä 'Verabredung, Vergleich', ^irnixpov 'Mittel, Hass zu erwecken', jLirjvüTpov 'Lohn für Anzeige', Cii- tacTtpov 'Decke' (<JT€T(i2u)), KÖ)ii(TTpov 'Lohn für Errettung' (ko- jLiiCu))^). 0up€Tpa PI. Tür' (-xpo- Sekundärfornians, vgl. lat. sessi- bulum türibtdum § 271), vgl. epidaur. Oupiurov aus *0upu)Tpov. övtXov -tXo^ -tXti 'Kielwasser, Schöpfgef&ss' (1 S. 358).

Italisch, 'tro-j -klo- -Jcro-j -stlo- nach 1 S. 440. 531. Lat. C4i8trum (osk.-umbr. kastru-, z. B. osk. castrous 'fundi',

1) Auf grund dieser und andrer Wörter, in denen -Tpov die Geltung 'Summe, Betrag für etwas' gewonnen hatte (vgl. noch Xurpov, Op^TTTpov töTpov usw.), wurdc gort, rd rpirpa 'dreifacher Betrag' ge- bildet (Solmsen Unt. 269).

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§ 253.] Nominalätammformantien. r- u. Z-Formantien. 343

vgl. lat. tonüru)^ rOstrum rOstery claustrumj culter (wahr- scheinlich zu W. (*)gcr- 'schneiden'), mulctrum mulctra, fulge- trum fulgetrUy veretrum. Wie lat. aratrum: nmbr. krematm '♦crematra* {cremäre), cringatro 'cinctum*. In 6inem lat. Wort hat -tro' den Charakter eines Sekandärformans (vgl. gr. Ouperpa, xpiipa S. 342 mit Fnssn. 1): 8ä'ine{n)8tri8 m^nstruos neben septembris = ^septem-menibris ans ^'mBns-ri'j zu m^ns- 'Monat* (1 S. 763. 862); vgl. § 273 am Ende. klo- 'kro- (häufiger zu abgeleiteten Verba). Lat. lucrumy umbr.ehvelklu 'sententiam' {eh'ueltu Mubeto*), lat. offendiculum, involücrum volücra. Lat. piaclum 'Culumy osk. pihaklu 'piaculorum', lat. gubemaculum^ ambulacrum, osk. sakaraklüm 'templum* (lat. sacrdre). Lat. periculum, umbr. muneklu 'munus, Sportein' aus *moinl'klo- (1 S. 185). heit postuldre postilio von ^porstlo- d. i. *por[c\' slcytlo- zu poscOy entsprechend osk. pestlüm 'templum' (Ort des Bittens). Lat. Demin. pistillumy pastillum setzen *pi8tulumy *pa8tulum voraus 264, b).

Keltisch. Ir. criathar N. 'Sieb' aus ^creitro-n (: lat. crlbrum, ahd. {h)nttara,&. §268); briathar F. 'Wort' aus*6m- tra. cital N. 'Gesang' aus *cantlO'n; akymr. cenetl ir. cetUl N. 'Geschlecht'; kymr. anadl ir. anal F. 'Atem'.

Germanisch. Got. giUtr N. 'Steuer' ahd. geUtar 'Opfer' (got. güd 'Steuer'), ahd. rio8tar N. riostra F. 'Pflugschar' (mhd. riuten 'reuten'), ahd. bluo8tar N. 'Opfer', wozu got blö8trets 'Opferer' (got. blötan 'opfern'), ags. föstor N. 'Ernährung, Nah- rung' ißdan 'ernähren'), ahd. hluhtar N. aisl. JUättr M. 'Ge- lächter' (got. AZaA/an 'lachen'), ags. rifter 'Sichel' {rlpan 'ernten'), frihtrian 'wahrsagen' von ^frehtror 'Orakel' (got. fraihnan 'fragen'), sahtlian 'versöhnen' von *8ahtla' 'Verabredung, Ver- söhnung* (ahd. sagen 'sagen'). Got. böftuljö- F. 'das fiühmen* aus *hoftliö', 8. 1 S. 825 f. -pra- -pla- nach 1 S. 696 auf Haupttonigkeit des nächst vorhergehenden Sonanten hinweisend. Got. wulprar (N,?) 'Wichtigkeit, Wert' ags. truWor N. 'Herr- lichkeit', got. maürpr N. ags. mordor N. 'Mord', got. smairpr N. 'Fett*, ahd. flüdar 'ratis, Floss'. Got. nepla ahd. nadala 'Nadel'. Ahd. bihäl N. 'Beil' aus urgerm. *bipla'y woneben ahd. bil as. ags. bill N. 'Spitzhacke, Streitaxt' aus ^bidld-, wahr-

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844 NominalstammformaDlieii. r- u. ^Formantien. 254.

seheinlich zu aksl. bi-ü 'schlagen, hauen' (1 S. ö39 f. 636). Ahd. toadal M. 'WedeP, als Adj. (vgl. S. 345) 'schweifend, unstät*, ags. auch wddly nrgerm. ^toäpla- ^wipla-, woneben ahd. wailön ags. weaUian 'nmherschweifen, wandern' von nrgerm. ^wadld-, W. ^6' 'wehen'. Vgl. ahd. stadaligtal S. 341. Ags. fcereld fcerelt N. 'Fahrt' mit -pla-. Bei urgerm. -dra- -dla- bleibt öfters zweifelhaft, ob nicht nridg. -dhro- -dMo- zu gründe ge- legen hat. Ahd. stcUj staUes, 'Stall' dürfte seiner Bedentnng wegen von stal 'Stelle' zu trennen and mit lat. stahulum za verbinden sein 268).

Baltisch-Slavisch. Lit. vätra 'Sturm' aksl. f>itT^ 'Lnft, Wind', zu W. t^- 'wehen'. Lett. fchautrs Trockenstange' zu fchau't 'trocknen'. Bei der Seltenheit von -tro- in diesem Sprachzweig (vgl. Leskien Bild. d. Nom. S. 567 f., aach S. 441 über gutros), bleibt ungewiss, ob hier nicht ^crStämme vorliegen, die erst eiuzelsprachlich zu o-Stämmen geworden sind nach Art von lit. dükrä preuss. swestro aksl. bratrb sestra 245). In diesem Fall aksl. vStrb : ai. vatar- 'Wind' (unbelegt) = aksl. bratrh : ai. bhrdtar-, Lit.-lett. -Jcla-y preuss. -tla- -kla- (1 S.541 f.)*). Preuss. ♦^«nfZa- 'Zeichen' in ob-sentlluns 'bezeichnet habend', lit. zinklas 'Zeichen', vgl. ai. jüatram ahd. becnuodelen S. 341. Lit. pa-büklas 'Wesen, Erscheinung; Instrument, Gerät' büklä 'Aufenthaltsort, Wohnung' (vgl. ai. bhavitram und ags. botl bold N. 'Haus' urgei-m. *StyiZa), jpmftZoÄ 'Geflecht', gurklps 'Kropf preuss. gurcle 'Gurgel' (vgl. aksl. grhlo öech. hrdio usw. § 273), o^-piawftZo« 'Abschnittsel' piüklas 'Säge\ siklä'Ssime^ preuss. sperclan 'Zeh ballen' (lit. spirti 'mit dem Fusse stossjcn'). Lit. audeklas lett. audekls 'Gewebe*, lit. kibeklas kebiklU 'Haken', dwr^ftZi* 'Dolch', ittrefcZw 'Schürhaken'. Lit. v^styklas 'Windel' {v^jety ^i 'wickeln'), girdyklä Tränke*, valgykla 'Speise'; i'Ziaboklis 'Knebel' {ziabö-ti 'zäumen'), medzökU 'Jagd'. Im Slav. ist das uridg. -tlO' ersetzt worden durch -dhlo-, s. § 273.

254. Ursprünglich waren wohl nur das N. auf -tro m 'tlo-m und das F. auf -tra -tla vorhanden. Für die Herstellung von Maskulina auf -tro-s -tlo-s kommt das Lit.-Lett insofern

1) Wegen des preuss. -tl- vgl. auch Tlokum-pelk BB. 22, 244 f. 23, 314.

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•§ 254.] Nominalstammformantien. r- u. 2-Formantien. 345

Dicht in Betracht, als hier die Neutra aberhaapt za M. geworden isind. Znmteil auch das Germanische nicht, da hier N. nnd M. Tielfach lautlich zusammengefallen sind. Im Übrigen handelt es :sich beim M. um Konkretisierung, Verlebendigung, Verpersön- lichung des durch das N. (oder F.) ausgedrückten Begriffs. Solche Maskulina konnten durch Attribution auch adjektivisch werden. 6r. baiTpö^ 'Zuteiler, Vorleger* nach bairpöv 'Zuteilung, Zu- geteiltes' (Tgl. AaiTwp und ai. daträ-m ^Zugeteiltes, Anteil'). Ebenso setzt iötTpö^ neben ion. iiiTiip *Arzt' wenigstens ideell ein *iäTpöv 'ärztliches Tun, Arzthandwerk* voraus, ^acJTpö^ neben 4Lia(TT/|p *üntersucher* ein \a(5ip6v *Untersuchungstätigkeit, Untersuchungsamt*, ZiiTpö^ 'Folterknecht* ein ♦Ziixpöv * Bestraf ung, Folterung* (vgl. Cimlä)^). okipö^ 'kläglich, erbärmlich, elend- lich* (zu oTkto^ 'das Bejammern, Erbarmen*) kehrt wieder im ^ot. aihtron 'betteln*, das indessen direkt von dem verlorenen N. ausgegangen sein kann. Ai. at{t)rd'8 'Fresser* zu dtityra-m ('Frass*) 'Nahrungsstoff*. Neben av. rar'^Jra-w 'Bedrängung* (zu ai. vrnö'ti) steht ai. vrird-m 'Bedränger, Feind* (häufig ■der Plur. vrtrd) und auch in der Form maskulinisiert vrtrd-s. Ebenso ai. mitrdm 'Freundschaft, Freund* (ursprünglich 'freund- licher Verkehr*) und mürd-s; 'Freund* (vgl. unten av. i»»t>ra-). Adj. tdrutra'8 'hintiberbringend, überwindend, siegreich*, pa- vitra-s 'reinigend, läuternd*, nfh-pranitra-s 'Männer führend*. Aus dem Armen, dazu die Nomina agentis beziehungsweise Verbaladjektiva auf -awi = ^-d-tlo-a, wie cnaul 'genitor, parens* neben av. zqdrd-m 'Geburt* (S. 342). Im Lat. ndiculus 'Spassmacher* und adj. 'Spass machend* zu ndiculum 'Spass, Scherz*, lüdicro- (derNom. Sg. M. ist aus alter Zeit nicht belegt) ^Kurzweil erzeugend* zu lüdicrum 'Kurzweil, Spielzeug, Schau- spiel*, eluäcrus 'Ausspülung erzeugend, zur Ausspülung dienlich*. Ahd. wadal 'schweifend, unstät* ags. wdkdla 'Armer* zu ahd. u)adal M. 'Wedel*, das ursprünglich N. gewesen ist (S. 344). Lett. rikU 'zänkisch* zu rtt 'bellen*; über lit. tvarklas 'Hirt* s. Leskien Bild. d. Nom. 502.

1) Hiemach scheint Xarpoi 'Dienerschaft' bei Äschylus Suppl. 1011 zu XdTpov gebildet. Die Änderung von Xarpiiiv in Xdrpuiv (Hermann u. a.) ist unnötig.

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346 Nominalstammformantien. r- u. ^ForInantien. 256.

WerkzeagbenennaDgen (vgl. gr. jiaKJTfip 'Haramer' u. dgL § 481, 2). Ai. arüra-s (kü.) ^ aHtra-m *Ruder*, di^ifra-s ('Beisser') *Zahn', bkraifra-s bkräifra-s ('Röster*) 'Röstpfanne*. Gr. K^axpo^ Tfeil' neben K^axpov 'spitziges Eisen'. Lat. rasUr neben rOstrum, culter, marculus (§11, 3).

Hierher gehören auch ai. mdntra-s av. mq^ö 'Spruch*, zu av. mq'&rd-m 'Gedanke*, also gleichsam der lebendige Gedanke, und av. mi^ö 'Vertrag, Kontrakt*, das mit ai. mürd-m miträ-if (s. 0.; identisch ist und sich daraus erklärt, dass die Wurzel ur- sprünglich 'austauschen, verkehren* und speziell auch das freund- liche Verkehren bezeichnet hat (ai. mdya-U 'er tauscht', lat. com-münis, müntis u. a., s. Griech. Gramm. ^ 74)^); das m. Genus wird erläutert durch bhettar- Name eines Zauberspruchs (s. §481, 2, a. b). Aksl. vetrh k^xkn lediglich als Deklinations- wechsel erklärt werden (S. 344).

Das dem ai. putrd-s av, pw&rö 'Sohn, Kind* päl. pucloi^ 'pueris' (zu lat. puer § 258) zu gründe liegende N. wird etwa 'Erzeugung, Bruf bedeutet haben. Vgl. § 150 tlber gr. ulu^y § 204, a über *8ünU'8.

266. 3) '8'trO'^ Av. kc^lrd-m 'Späten' vgl. ai. khani- tram 'Spaten'.

Aus dem Lat. scheinen hierher zu gehören mönstrum 'Wahr- zeichen' (zu moneoj Mittel, durch das ein Gedenken bewirkt wird), lüstrum 'Sühnungsmittel' (flustra PI. 'Meeresstille'?); die Ausgangsstelle des s sind vermutlich claustrum haustrum usw. gewesen (Froehde BB. 1, 184, Stolz Hist. Gr. 1, 542 f.). capi- strum 'Halfter* kann, wie calamistrumy Graezismus sein (vgL äipcwTTpov u. dgl.), doch vgl. auch volsk. esaristrom 'Opfer'. fenestra vermutlich von einem *fenes' N. TLicht' oder 'Lichtung' (vgl. sceleS'tU'S), zu ai. bhdnati ('er offenbart') 'er spricht', gr. cpaivu) usw., vgl. q>u)(JTi^p* 9up(^ (Hesych). Ferner vermutlich hier- her patrOster flliästra neben paträtery füiatra\ paträ{B)ter

1) Hom. Mirpr) 'ßlechbinde unter dem Chiton' ist wohl fern zu halten, es müsste denn von einer Grundbedeutung 'verbinden' aus- zugeheu sein (vgl. ai. bändhu-f "Verbindung; Angehöriger, Freund^ Verwandter').

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§ 266.] Nominalstammformantien. r- u. ^ForlDantieu. 347

urgprüDglich etwa 'der den Vater macht, vorstellt' (vgl. § 118 Anm. S. 195).

Ahd. bolstar M. Tolster' aisl. bolstr 'Kissen', nrsprünglich 'Schwellung', entweder zu aschwed. bulin 'aufgebläht' oder zu ahd. belgan Cschwellen') 'aufgebracht sein'; ahd. laatar N. 'Schmä- hung, Schmach' (neben ags. ledhtor) zu lahan 'schelten' (1 S. 7 1 2) ; ahd. galstar N. 'Lied' (neben ags. jealdor aisl. galdr) zu galan tönen, singen', mhd. klenster M. 'Kleister' zu ahd. klenen 'kleben, schmieren'. Dies -s-tra- ging aus von Formen wie ahd. gel- stavy riostar, bluostar, ags. föstor (neben födor ahd. fuotar 'Nahrung' mit Formans -ro-). Vgl. Osthoff KZ. 23, 313 ff.

Anm. Nicht sicher erklärt sind got. hulistr 'Hülle, Decke ags. heolostr 'Versteck* aisl. hulstr 'Futteral', got awiatr 'Schaf stall*, ga-naiviströn 'begraben' u. dgl. S. 1 S. 863, Schulze KZ. 29, 270 f.^ Kluge Nom. Stammb.^ 48, Berneker IF. 10, 162, Sommer IF. 11, 21, Palander Ahd. Tiern. 125, v. Grienberger Unt. 39 f. Für diese Formen sind nicht nur ahd. atvisi, aisl. naust, sondern auch ahd. hengist, sal- fränk. sunista zu berücksichtigen.

Formantia -ro- -rä- und -ero- -crä-, -uro- -urä- u. dgl.*).

256. 1) In einigen Nomina erscheint -ro- ebenso in Zu- sammenhang mit -(e)r-, wie -tro- mit -<(e)r-, -wo- mit -(e)n-, -so- mit -(c)«- u. dgl. ö. § 93 8. 156 ff. Über die öuppletion von r-Formen mit n-Formen zu einem Kasusparadigma s. § 455.

Beispiele: Ai. udrä-s ein Wassertier, gr. öbpo^ öbpä 'Wasser- schlänge', ahd. ottar aisl. otr 'Otter', lit. üdra lett. üdrs aksl. vydra 'Fischotter*: gr. öbu)p umbr. utur ahd. toa^gar 'Wasser*, vgl. ai. an-udrd'S gr. äv-ubpo^ 'wasserlos'; gr. ubapö^ 'wässrig* wie TTlapö^ u. a. Ai. usrd-s 'morgendlich, rötlich glänzend' uärd 'Morgenröte' lit. auszrä 'Morgenröte' : ai. u^ar- usr- 'Morgenrot'^ vgl. gr. ÖTX-owpo^ 'dem Morgen nahe'; ai. väsard-s 'früh er- scheinend, morgendlich' vosara-m 'Tagesf rohe, Tag* apers. ^ra- vahara- Monatsname, lit. vasarä 'Sommer' :ai. vasar-Jidn- 'in der Morgenfrühe schlagend' av. vaiari Lok. 'im Frühling' nrar. ^vasr-iy

1) H. Osthoff Über -ra- -la- als instrumentales Suffix der idg. Sprachen, Forsch. 1, 157 ff. G. Schneider De nominibus Graec. in po; terminads, Breslau 1870. Coemans Les adjectifs grecs en pe- ct en Xo-, Le Mus^on 7, 483 ff. 529 ff. 8, 355 ff.

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348 Nominaistammformantien. r- u. ^Fo^nantien. 257.

gr. fop 'Frtthling*. Qoi. jir ahd. iar 'Jahr*, ßech. Jaro aksl. Jara *FrtthIing*, wozu wahrscheinlich auch gr. tipo^ 'Jahr' ifipd 'Jahres- zeit, Zeit* : av. yar- 'Jahr*. Ai. ugrd-s 'gewaltig* : av. aogar^ N. "Kraft*. Ion. olepn 'Heiterkeit der Luft*: oie/jp 'obere Luft'; vgl. iOapö^ 'rein, heiter*, ai. idhryd-s 'zur Himmelshelle gehörig*. Or. aöpö 'Hauch* : di\p 'Luft*. Gr. KÖirpo^ 'Mist* : ai. 4äkrt Trtisf Gen. iokn-da. Arm. hoTj Gen. «oroy, 'Loch, Höhle' : gr. Kuapljoch, Höhle' (vgl. arm, noTj Gen. noroy 'neu* : gr. vcapö^). Ion. Xaiipri *in Fels gehauener Weg, Gasse, Gosse*, XaOpov ^^TaXXov dptupou -rrapd 'Aöiivoioi^ (Hesych), Aaupiov, zu ♦XoFap, Nebenform von hom. Xdo^ 'Stein' (Johansson Nord, tidskr. f. filol. 8, 199 ff., Verf. IF. 11, 100 ff.). Ai. pivara-B gr. irUpö^ mapö^ 'fett* :gr. mop *Fett'. Ai. vy-advarä-s 'nagend, Nagetier' : gr. ♦ö)Fap 233 S. 320). Gr. vcOpov 'Sehne, Kraft', v€upd 'Sehne' : av. snavar^ "Sehne' 233 S. 320). Gr. f^^pä 'Tag': fi)iap Tag', vgl. auB- il)L4€pöv; von gleicher Art xcl^cpo^ 'winterlich' (bu<J-x€i)L4€po^) und arm. jmern 'Winter' = ^ghlmerom, amarn 'Sommer' = *smmr' ro-rriy die vom Nom.-Akk. aus zu n-Stämmen geworden sind, daher Gen. jmeran, amaran 211); vgl. auch gr. x^Mopo^ Xi^aipo 'junge Ziege', aisl. gymbr F. (t-Stamm) 'junges weibliches Schaf (6inen Winter alt).

257. 2) Adjektiva und Substantivierung von Ad- jektiva.

Ai. rudhird'8 'rot' rudhird-m 'Blut', gr. 4pu9pö^ 'rot', lat. ruber rubra umbr. ruf ru 'rubros', aisl rodra 'Blut', aksl. rhdrh ^rot'; ai. rödhra-s lödhra-s ein Baum, ans dessen Rinde ein rotes Pulver bereitet wird. Av. za^nibudra- 'eifrig wachend' Budra- Eigenname, lit budrüs (für *budra8) aksl. b^dr^ 'wachsam'. Ai. iubhrd'8 'glänzend, schmuck', arm. mirb 'rein, heilig'. Mhd. slupfer 'schlüpfrig', lat. lübricuSy zu got. sliupan 'schleichen, schlüpfen'. ~ Ai. miird-s 'vermischt', lit. miszrai (und sq-miszlei) Adv. 'vermischt'. Ai. chidrd-s 'durchlöchert' chidrd-m 'Loch, Unterbrechung', chidird-s' Axt, Schwert', ahd. sketero Adv.lücken- haft, undicht, dünn, gebrechlich' (mhd. Adj. scheter und schitere), lit. sMdrä 'Span' lett. achk'idrs und achk'idra 'Flachsfaser, Faser'; gr. (TKibopöv dpaiöv (Hesych) wohl zu (TKibvaiLiai. Ai. citrd-s ^augenfällig, herrlich' cürd-m 'Erscheinung' av. di'&ra- 'augen-

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S 857.] NomiBalstammformantien. r- u. ^FonnaDtieD. 84^

fällig, klar' ü^r^m "Gesicht, Anblick, Erscbeinung', ahd. heitar ags. hddor *hell, klar' argerm. *xaidrd'2. Ai. ivürd-s Veiss', Sahst. M. ein weisses Tier, weisser Aussatz, apers. spt&ra- m IiTiOpa-bd-nic, lit. szmtriniti 'schimmern' szvytrüti 'blinken'. Gr. TTiKpö^ 'scharf, bitter' (eigentlich 'stechend, schneidend'), aksL phstrh 'bunt' (1 § 627, 3 S. 568), W. pei&- 'stechen, sticken'. Ai. riprd-m 'Schmiere, Schmutz', gr. Xiirapö^ 'fettig'. Ahd. tcdgar 'temerarius' urgerm. *^aijrdrz (vgl. tofgan got. voeihan 'käuipfen'), lit. riArrä« 'rührig, munter' für *vikras. Ags.Ädr aisl. Ärfrr 'grau, altersgrau', ahd. Äör ('ehrwürdig') 'erhaben, vornehm,, hehr' urgerm. ^x^^'^^'^y S^* XO»po^ 'Ferkel' (vgl. mhd. gru 'grau' : aisl. griss 'Ferkel'); aksl. sirb öech. ierj 'grau' urslav. *ch^rb^ kann aus dem Germ, entlehnt sein (Meillet Etudes 321 f. 403). Ai. mrd'8 'regsam, rüstig, frisch', thrak. "Icrrpo^ aus *i8ro- und kelt. hara (vgl. ai. jiri-i 'fliessendes Wasser, Strom' za jlrd'8 'rasch, munter'), zu ai. iidya-ti 'ist regsam'. Gr. q>aibpö^ 'klar, leuchtend', lit. gidras {gädrüs gaidrüs) 'heiter, klar'. Ai. dhvasrd-8 dhvcmrdra 'stiebend', lat. fimbria 'Franse' aua *f[y]ensr'iay uridg. *dÄjitw«-ro-, zu ai. dhv^sati 'er zerstiebt'. Gr. ^Xacppö^ 'leicht, flink', ahd. lungar 'rasch, rüstig*. Ahd. muntar 'lebhaft, frisch, eifrig, behende', got. mundrei F. '(Tkottö^,- Ziel' ahd. muntari F. 'Eifer' Gf. *fnndhr(h, lit. mandras man- drü8 lett. mudrs 'munter' aksl. mcidn 'weise' Gf. *mondhrO'y zu got. mundon 'sein Augenmerk auf etwas richten' gr. iiiaOeTv 'lernen'; vgl. av. mcizdra- ai. midhira-s 'weise' § 273. Gr. jLiaKpö^ 'gross, lang, schlank, weit', lat. macer macra, ahd. magar aisl. magr 'mager' urgerm. *majrd'Z. Ahd. wahhar tcackar (vgl. ahhar acJcar 1 S. 715) aisl. vakr 'rege, munter, frisch,^ wach', vermutlich zu ai. vdjra-s väjra-m 'Donnerkeil' av. vazra- M. 'Haukeule'; zur selben W. got. wökrs ahd. touohhar aisl. ökr 'Zunahme, Gewinn, Wucher', vgl. ai. vdja-s 'Kraft, Schnellig- keit, Kampf preis, Gewinn, wertvolles Gut'. Lat. faber 'hand- werksgemäss, künstlerisch; Werkmeister, Künstler' päl. faber 'faber", ahd. taphar mhd. tapfer 'schwer, gewichtig, fest', aksl. dobrb 'gut', wozu wohl auch arm. darbin 'Schmied' aus ^dabr- (W. dhabijky 'passend fügen, hübsch machen'). Ai. badhird-s^ 'taub', ir. bodar kymr. byddar 'taub'. Gr. äKpo^ 'spitz' äKpoy

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350 Nominalstammformantien. r- u. /-Formantien. 257.

ÄKpä 'Spitze, Gipfer, lat. acer alat. acra acrum (acerbtis s. §278), lit. asztras asztrüs aksl. ostrb 'scharf* (1 § 627, 3 S. 568) i); vgl. ai. diri'ixi%^. § 275. Vermutlich zusammengehörig, wenn- gleich das germ. p unaufgeklärt ist: ai. andä-s ambla-s 'sauer* amrä'8 ^Mangobaum' (mit bitter schmeckendem Samen), ndl. amper 'scharf, bitter, sauer' aisl. apr {*appr aus *ampr) 'scharf ahd. ampfaro 'Ampfer', vgl. auch lat. amarus (s. Johansson IF. 3, 240, Karsten Studier 2, 80 f.). Ai, sthird-s 'fest, straff, hart*, ahd. star 'starr* (stara-blint); ags. stör aisl. störr 'gross*, lit. stdras 'dick* aksl. starh 'alt* : W. sta- ^td-. Gr. -iiiwpo^ 'gross, sich in etwas hervortuend' z. B. 4TX€<Ji-)L4U)po^ 'gross im Speer- werfen', ir. mar mör kymr. mavor 'gross* galL -mdros in Namen wie Nerto-maros, Smerto-mara, got. waüa-mirs 'gut berufen* ahd. mari 'herrlich, gross ((i)o-Erweiterung), slav. -m^rb in Vladi- rrdrb usw., Gf. *m6rO' *mörO'f zu Kompar. ir. mdo got. maiza 428). Lat. plirus pUrique^ gr. irXiipöuj 'ich mache voll'; «-Erweiterung TrXrjpTi^ 'voll' (vgl. ubapri^ ' öbapö^), der Accent- sitz nach den Adjektiva auf -ripTi? wie biripTi^. Ai. sphird-s *feist, gross, reichlich', lat. pro-sper -spera aus ^-sparo-s, aksl. «por5 'reichlich* ; tA.sphärds 'ausgedehnt*, lit. irp^rt^« 'schnell, flink* für *8piras : zu ai. sphayati 'wird feist, nimmt zu*, lat. spatium. Lat. s^rus 'spät*, ir. slr kymr. Air 'lange dauernd*, zu ai. «<lyd?» 'Abend*, W. 86{%). Gr. x^po? 'verwaist, entblösst* Xr\p\sdCTi\<; 'Hinterlassenschaftsempfänger', lat. h^r^s (vgl. § 38 S. 79, §293), zu 2A.jd'ha't% 'er verlässt, ergibt auf. Ai. ßrd-s 'lebhaft, rasch, tätig' HY.ßra- 'lebhaft, rasch, intelligent', lat. *vtr0'8 in vireo 'ich bin frisch, kräftig, grün' viridis 'frisch, grün' : ai. Jfnrf-<i 'er belebt, erquickt' Jft?d-*'vivu8'; wohl auch aksl. ürh 'Weide, pascuum' zu ü-ti. Ir. cfr 'rein, schier', got. sTceirs ags. scir aisl. skirr 'klar, deutlich', zu got. sJceinan 'leuchten, scheinen*. Ai. dhtra-s 'sehend, klug* ava-dhlrayati ('er sieht hinab') 'verachtet' zu dt-dJu-ti 'er scheint; nimmt wahr'; norw. Ura 'genau zusehen, stieren' zu ai. di-dä-ti 'er scheint, leuchtet'; lit. ap^'daira 'Vorsicht* d^oti 'gaffen, lauem' zu diesem oder

1) Ob der SchluBSteil von ai. axtur-iiSra- 'viereckig' direkt hier- her gehört (man folgert aus ihm ein Subst. aSra- 'Ecke'), bleibt un- sicher (8. Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 119)

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^ 257.] Nominalstammformantien. r- u. ^Formantien. 351

20 jenem. Ahd. 9ür aisl. surr 'sauer, bitter*, lit. süras 'salzig' aksl. syrb 'roh, crodus*. Lat. oh-scürus ('bedeckt*) 'dunkel*, ahd. skür M. 'Schauer, bedeckter Ort, Obdach*, zu ai. skund-ti 'er bedeckt*; vgl. gr. (TkCXov fries. sJcid ir. cüil § 263. Ai. Hra-a 'stark, tapfer; Held* av. süra- sura- 'stark, gewaltig*, gr. &-Küpo^ 'unkräftig, ungiltig* KÖp-io-^ *Herr*; ai. Sdvira-s 'mächtig', gall. Kauapo^ ir. cawr 'Held* kymr. cator com. caur 'Riese*. Ai. smird-s 'lächelnd* wohl aus *8mayird'8 (1 § 288 S. 268), lat. mirus 'wunderbar*; dazu ags. smdre 'Lippe*? Or. X€ip(S^ ö loxvö^ Kttl ibxpö^ (Hesych) (Kod Xeipui^), lat. lüri- dus 'blass* aus ^loiro-, lit. leUas 'durch Benutzung dQnn ge- worden, schlank* Mas lett. Uh 'gross' (-la- aus -ra- dissimila- torisch?); wohl vom Schwund der Materie und der Farbe benannt, zu ai. lind-ti Idya-U 'er schmiegt sich an, versteckt sich, ver- schwindet* (anders Walde Lat. et. Wtb. 355). Ai. sthürd-s sthtdd'S 'grob, dick, dicht» breit, gross* bal. istür 'grob, dick* (kann wegen gr. (JtOXo^ 'Säule* auch uridg. -lo- gehabt haben); ai. sthavardrs 'stehend, unbeweglich, fest', zu aksl. statyb 'Stand'; gr. (TTQupö^ aisl. staurr 'Pfahl* lat. re-staurdre 'wieder auf- richten' ; ai. sthdvira-s 'breit, dick, massig, derb' pehl. atavar 'dick, gross, stark', arm. «^rar'dick*, got. «<mr;an 'feststellen, bestimmt behaupten* ahd. Muri 'stark, stattlich* stiura 'Stütze, Steuer- ruder'; dazu av. staora- 'Grossvieh' got. sHur 'Jungvieh' §258. Gr. veopö^ arm. nor 'neu' (vgl. Pedersen KZ. 39, 416).

Arisch. Bei Wörtern mit -ra- -Ich, die nur in diesem Sprachzweig auftreten, sind uridg. -ro- und -/o- nicht sicher aus- einander zu halten. Ich nenne noch: ai. TcHprd-s 'schnell'; ai. iukrd'8 iukld-8 'hell, klar, lauter' av. suxra- 'rot' apers ^xra- in Namen; ai. kiudrd-s 'klein, gering' kfudrd-m 'Stäubchen'; ai. dflurrd-tf 'wundertätig', av. olai^ra- 'kundig, geschickt',W.de««-; ai. ^hird'8 iithüdrs 'locker, lose'; ai. gabhird-s gambhlrd-s SLY.Jafra- 'tief; ai. dürd-s av. apers. dura- 'fem, weit', zu Kom- par. ai. ädtnyas-; ai. krürd-s av. xrüra- 'blutig, grausig'; ai. gaurd'S 'gelblich, rötlich'.

Griechisch, ipubpö^ 'lügenhaft', xpripö^ 'furchtsam' (xpri- pu)v S. 300) aus *Tpa0-po-^ (Tp^0-0ai), (Jairpö^ 'faul*, ßXu)0p6^ ^hochgewachsen' (1 S. 475), 0MlKpö^ ^ixpö^ 'klein, kurz' (1 S. 745),

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352 Nominalstammformantien. r- u. Z-Formantien. 257.

(TkXiipö^ 'trocken, dörr*, ipuipö^ *ranh, uneben"; x^^P<k 'grünlich,, gelblich*, XcTipö^ 'schuppig, aussätzig'. 0ivbpö^ aus ♦mvpö-^ und (Jivapö^ 'schädlich*; ^lapö^ 'besudelt*; ßpuxpö^ 'stark, fest'; kpö^ lapö^ 'heilig' aus ♦lex- (vgl. aLl(te 'ich preise, verehre* ==*i2-d-, got. ais'tan 'scheuen, ehren* ahd. ira 'Ehre*); hom. Fi€p6^ dor. Fmpöc 'hurtig, flink' (zu FfejLiai 'ich strebe vorwärts, eile*, vgl. ^Ipo^ § 277) ; biepö^ 'eilend, flüchtig* (zu bie^ai 'ich eile, flüchte').

Italisch. Lat. niger nigra. Sabin, cuprum 'bonum' Cu- pra 'Bona dea' umbr. Cubrar Gen. 'Bonae deae' zu lat. cupio. Lat. in-teger, umbr. an-takres 'integris'. Lat. sacer sacra faL sacru 'sacrum', osk. (TaKopo 'sacrnm' umbr. sakra 'sacras'. Lat. muger 'qui talis male ludit* (zu mhd. miuchd 'heimlich'), glaber glabra (1 S. 530, Walde IF. 19, 103). gcaber scabra. Cmbr. vufru 'votivum*. Lat. dirtis, sabin. dira 'mala'. Lat pur uSy zu putU'Sj ai. pütd'8 'rein' (nicht überzeugend Skutsch BB. 21, 88 f.)« hsit. clarus, zu clamdre. gndrus, umbr. naratu 'narrato' von Ablautstufe ♦^w- (1 S. 422).

Keltisch. Ir. lobar lobur 'infirmus*, kymr. Uwfr 'vecors'. Ir. uar kymr. oer 'kalt' urkelt ^ugro-s oder *ogr(h8: zu gr. uTpo^ 'nass, feucht'? Ir. odar 'dunkelgrau'. Ir. ür 'grün' kymr. ir 'grün, frisch' urkelt. ^üro-s.

Germanisch. Got. *digrs 'dicht' in digrei F. 'Dichtheit,- Fülle', aisl. digr 'dick', mhd. Adv. tiger 'völlig', zu got. deigan 'kneten'. Got. anutrs ahd. snottar aisl. snotr 'klug'. Got. baitr^r ahd. bittar aisl. bitr 'bitter', zu got. beitan 'beisseu'. Got. Mütr» ahd. hlüttar 'lauter, rein'. Ahd. glr {giri, gir-heü) 'begehrlich* nhd. geier 'auf gewisse Speisen begierig' ahd. gtr 'Geier', zu gin^n geinön 'den Mund aufsperren'. Ahd. sir 'schmerzlich, wund', aisl. sdrr 'wund, schlimm', Subst. got sair ahd. sir N. 'Schmerz'. Ahd. zangar 'beissend, scharf' urgerm. ^tanj-rd-z, zu zanga 'Zange', W. deüJc-. Got. fagrs 'passend' ahd. fagar aisl. fagr 'schön' urgerm. "^fajrd-z, vgl. umbr. ^«cr^r PI. 'propitii', Stpacri-^ ir. ail 'angenehm' urkelt. St. *[p]aglU.

Baltisch-Slavisch. Im Lit. meist -ru-s für -ras, Lit.. isz-matrus 'scharfsichtig, vorsichtig', aksl. sh-motriti 'betrachten*, zu lit. matyti 'sehen'; zur selben W., mit -tro-^ gr. juacTTpö^ S. 345, Lit. tikras (und pri-tikltis lett. tiJcls) 'passend, recht', zvikras^

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§ 258.] NominalBtammformantien. r- u. ^Formantien. 353

'blinzelnd', sukrüs lett. sukrs 'gewandt, lebhaft*, skudrus lett. skaudrs *8charf', lit. i-vairas 'mannigfaltig' zu v^i 'winden, ¥rickeln\ Akal. modr^ lividus*, Stedr^ russ. Siidryj 'mildtätig'. AkA.sirb 'orbus', lit.«2eir^^ ^Witwer': av.^a«- Verwaist, Waise' ans nrar. *Sayi' in Eompositis, nach § 37 ein *«ira- voranssetzend.

Von den genannten Adjektiva dienen folgende als Farb- benennongen: ai. rudhird-s gr. ^pu0pö^ usw., gr. Xeipö^ lat. lüri- dus^ ai. imtrd'Sy av. suasra-^ ai. gaurdrs, gr. x^uipö^, lat. niger^ viridis, ir. odar, Ar, ags. hdr (aksl. säri), aksl. phstrb, modrb.

258. 3) Substantiva. Hier verzeichnen wir solche No- mina, die nur als Substantiva erscheinen, vielleicht aber alle, wie die in § 257 aufgeführten Substantiva, ursprünglich auch adjektivisch gewesen sind.

*y,ir0'8 *virO'S 'Mann', vermutlich zu lat. vis gr, tq>i : ai. vird'8 av. t^ira- vira-y lat vir umbr. uiro ueiro 'viros' (vgl. volsk. couehriu Abi. 'curia' aus *cO'Virio-; lat. curia aus *C0'Viria), ir. fer kymr. gtor, got. wair ahd. wer aisl. verr, lit. v^as. Ai. Hla-m 'Gewohnheit', arm. «^, Qen. siroy, 'Liebe' 6f . *fcoirO', zu ai. iivchs 'vertraut'. Ai. süra-s 'der aus der Presse rinnende Somasaft' (: minö-ti 'er presst aus*), ahd. sür-ougi 'triefäugig' (im Aisl. verkürat zu surr 'lippus'); vgl. ai. süra lit. sulä S.363. Gr. TTüpö^ 'Weizen', lit. purai PL 'Weizen' aksl. pyro 'Spelt'. Ahd. hovar ags. hofer M. lett. kuprs lit. kuprä 'Höcker, Buckel'. Arm. kirtn, Gen, krtan, 'Schweiss', vom Nom. ^s^idro-m aus (1 S. 433) zum w-Stamm geworden 211), lett. stoidri PI. 'Schweiss', gr. ♦ibpo- in Ibpid^ 'Schweiss* 403). Ai. abhrd-m 'Wolke' av. auord-m 'Wolke, Regenschauer', gr. dq>pö-^ 'Schaum', gGf . ^iphkrö-, lat. imber nach der i-Dekl. 278), vgl. gr. ö^ßpo^ 'Regen' (1 S. 633). Gr. raOpo^ 'Stier', lat. taurus osk. Taupofi 'taurum' umbr. toru tu ruf 'tauros', prenss. tauris 'Wisent' aksl. turb 'Auerochse', wohl zu ai. tau-ti 'er ist stark' ; kelt. ^tar^o- (gall. tarvos ir. tarb) für Hauro- durch Angleichung an das Wort für Kuh ir. ferb (s. Vendryes M6m. 12, 40 ff.); aisl. pi&rr ndl. limb. deur durch Angleichung an das folgende Wort.— Av.^^aora- M. 'Grossvieh' pehl. stör 'Zugtier, Ross', got. stiurc^ N. M. {stiur ist die Neutralform) 'männliches Jungvieh* ahd. stior M., zu ai. sthdvira-s got. stiurjan S. 351. Arm. tur Gen. troy gr. bdipov

Brngmann, Grnndriss. n, 1. 23

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354 NominalstammformantieD. r* u. 2-Forinantien. 258.

aksl. daiTb 'Gabe\ Dor. aöXiipov ion. eöXiipov 'Strick, Riemen, Zügel', lat. lörum aus ^ylörum. Gr. KXfjpo^ dor. KXäpo^ Xos, Anteil', ir. dar kymr. clauor 'Tafel, Brett*. Ir. lar kymr. llawr Tlur, Boden' urkelt. ♦[p]Z<lro-, dazu germ. *flöru' ags. flör 'Haus- flur' mhd. vltwr 'Flur' aisl. flör 'Estrich', zu lat, planus, Av. azra- 'Jagd' in üzrö-dadi- 'Jagd machend, auf Beute ausgehend', hom. StPI 'das Ergreifen, Fang, Jagd', ir. ar N. 'Schlacht' ur- kelt. *agron kymr. aer F. 'Schlacht' urkelt. ^agra. Vermutlich zur selben W. das uridg. ^agro-s 'ager', Bezeichnung des Bodens, von dem man (zum Zweck der Bewirtschaftung) Besitz ergriffen, den man in Beschlag genommen hat: ai. djra'S 'Fläche, Flur, Gefilde, Acker', gr. dtpö^ 'ager', lat. ager -n umbr. agre Gen. *agri', got. ahrs ahd. ahhar ackar (1 S. 715) aisl. afcr* Acker'. Gr. KÄTTpo^ TEber', lat. caper capra umbr. kaprum ^caprum', kymr. caer-iwrch Tlehbock', ags. Jicefer aisl. hafr ^Bock'; falls zu ai. Jcdprth' kaprthä- 'penis' gehörig, ist das Wort zu der Gruppe ai. udrä-s usw, § 256 zu stellen. Lat. aper -ri umbr. a&ro/* 'apros', ahd. e&t^r ags. eofor sid. jgforr aksl. veprh (St. veprje-) ^Eber': unsichere Zusammenstellung, namentlich wegen des V- im Slav. Ai. mandird-m 'Behausung, Gemach', gr. lidvbpö Tferch, Hürde, Stall*, vgl. auch ai. mandurd TferdestalF (zu § 259, c). - Gr. föpa aisl. setr N. 'Sitz'. Gr. vecppö^ 'Niere, Hode* aus ^neguhro-, dazu mit w-Formans abgeleitet pränest. ne- frön-Ss (lanuv. nebrundines) ahd. nioro M. aisl. n^a N. 209, b S. 298). Lat. caurus 'Nordostwind', got. sküra F. 'Sturm' ahd. 8Cür M. TJnwetter, Hagelschauer', lit. sziaurps ((i)|o- Ableitung) 'Nordwind' (dazu «2trfwr^)aksl.«^cr«'Nordwind,Norden'(l S.210).

Deutlich den Charakter als Sekundärformans hat -ro- in : gr. fiiipd^ *der fleischige Teil des Schenkels', lat. membrum, ir. mr (PI. mirenn) 'Stück Fleisch' aus ^m^ms-r- (1 S. 367. 763. 773. 802), zu ai. m^- m^d- got. mitma- aksl. mqso 'Fleisch'; ndd. nuster 'Nüster' (aus ^nosr-, zu trennen von dem Eompos. ags. nog-dyrl engl, nostrüs), lit. nas-rai PI. 'Rachen', zu ai. näs- nag- usw. S. 131 f.; über die zugehörigen aksl. Wörter m^z-dra und noz'dri mit -dkro- s. § 273.

Arisch. Hier gilt dieselbe Reserve wie § 257 S. 351. Ai. dgra-m av. ayr9'm 'Anfang, Oberstes'. Ai. rdndhra-m

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% 259.] Nominalstammformantien. r- u. ^Fo^nantien. 355

^Öffnung, Spalte', dsira- *Stral, Geschoss', Sdrira-m ^fester Be- standteil, Körper'. Av. hixrd-m 'flüssiges Exkrement'.

Griechisch, tdcppo^ tdcppn 'Graben, ßöGpo^ 'Grube', v€Kpö^ Ticichnam*, yß)po^ 'Ranm' x^pö *Ort, leere Stelle, Land* vermutlich zu x^ipo? S. 350, Treppet 'Asche' (doch vgl. S. 359), TtXeupöv TtXeupd 'Seite, Rippe'.

Italisch. Lat. moerus mürus (ygl. pOm^rium mit laut- gesetzlichem S, Ber. d. sächs. G. d. W. 1900 S. 407). stuprum. In scalper scalprum, flctgrufny läbrum kann -ro- durch Dissi- milation aus -lo' entstanden sein, pover puer vielleicht auf grund eines Neutr. *pover (vgl. §254 S. 346 über ^kl.pudois ai. putrd-g).

Keltisch. Ir. dobar akymr. duhr nkymr. dwfr 'Wasser'. Ir. gahar kymr. gafr 'Geiss', gall. Gabro-magus. Ir. galar N. Krankheit, Kummer', kymr. galar 'luctus, planctus'. Ir. cfr F. *Kamm' aus ^Ms-räy zu aksl. iesati 'kämmen*.

Germanisch. Ahd. scobar M. 'Schober*, zu scioban 'schieben*. Ahd. zuntra zuntara F. aisl. tundr^. 'Zunder* und die n- Ableitung ahd. zantro zantaro M. 'glühende Kohle* aisl. ^andre M. 'Feuer*. Ahd. bür M. 'Wohnung* aisK &är N. 'Ge- mach*, zu ahd. büan 'bauen*. Got. ligrs M. ahd. legar N. *Lager*. Ahd. zimbar N. 'Bauholz, Holzbau, Wohnung*, aisl. timbr N. 'Bauholz*, wozu got. timrjan 'zimmern, erbauen*. Got. figgrs ahd. fingar aisl. fingr M. 'Finger*. Ahd. eitar aisl. eitr N. 'Gift* vgl. ahd. ctj 'Eiterbeule*.

Baltisch-Slavisch. Lit. atirhbras 'Schwanzstummel* staihbras 'Stengel', galsras gaisrä 'femer Lichtglanz*, lett. südri PI. 'Russ*, sautrs 'ein Gericht aus Nesseln' (zu lit. szuntü szüsti 'schmoren*), lit jüdra 'Wirbelwind*, fcan^rd 'Geduld*, lett. büra ^Haufen, Menge* (lit. buris 'Heerde*, wahrscheinlich mit ü zu lesen) vgl. ai. 6ÄÄrt-^ 'reichlich, viel*. Aksl. pin 'convivium* (zu j>i-^i'trinken*), kuri 'Hahn* (zu ai. kaü-ti 'er schreit*), mira 'Maass* {: ai. fnd'tra)y rarb 'sonitus', rebro 'Rippe*, bedro 'Schenkel*.

259. 4) Auslaut des Vorstücks und Konglnti- nate mit -ro-,

a) Bei den Ausgängen ai. -ira- arm. -aro- gr. -apo-^) lat.

1) -tap6< wechselt in der Regel mit -i€p6<;, z. B. iap6< i€p6<;, aKta- pö<; OKUpö^ iriap6<; iricpö^. Hier liegt zumteil lautlicher Übergang von

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356 Nomlnalstammformantien. r- u. ^Formantien. 259.

-ero' (wo in schwachtoniger Stellung ans *-aro') ir. -aro- ist öf ter& unklar, wie der dem r vorausgehende Vokal zu beurteilen ist. Ein paar Andeutungen müssen gentLgen (vgl. § 264, a). Wie bei ai. gäbhl-rä-s zweisilbige Basis zu gründe liegt, so vielleicht auch bei iiirä-s (kelt. I8ara)y rudhird'S^)^ badhirä-s u. a.; zum- teil kann aber auch -rro- vorliegen, wie in dtagirors midhira-s 269). Übergang von -ira- auf Nomina: z. B. rathird-s 'im Wagen fahrend' {rdtha-s 'Wagen'), -rro- in gr. Trtapö^ (^riap), Xifiapo^ \\\kmpay ubapö^ (öbuip); Xmapo^, iOapö^ u. a. lassen sich von diesen kaum trennen. Zusammengehören die Deno- minativa arm. mecar-em Hch halte hoch, preise' und gr. iLieraipuo 'ich schlage hoch an, bewundre' aus ♦jucTop-lw) (vgl. jiCTaXoi, got. mikiU)\ zardar-em 'ich schmücke'. Arm. -aro' Sekundär- formans in ardar 'gerecht' (:ai. rtd-m 'das Rechte') u. a. au& 'äro-? (Pedersen KZ. 39, 479). Gr.ltapOi; 'Gefährte' vermutlich zu lat. satelles (Solmsen ünt. 203 f.), letzteres aus ^saterlo- und eventuell weiter aus *satar[o]'lo- ; gr. Ku<y(<y)apo^ 'der Hintere' zu KucTö^ u. a., wozu auch die Deminutiva auf -dpiov : raXdpiov zu xdXapo^ 'Korb', daxdpiov zu doxdpd 'Herd', wonach z. B. i|iOx- dpiov 'Seelchen', Kepö-dpiovltleiner Gewinn', Kuv-dpiov 'Hündchen* 118 S. 194). -apo- Sekundärformans auch in oGevapö^ 'stark* (zu ae^vo^ 'Stärke', vgl. ßpiapö^ 'stark'), x^papö^ 'ehrwürdig* (T^pa^ *Altersvorzug') u. a.

b) -e-ro-, vgl. ai. pdta-trchm dd-trorm gr. cp^pe-xpov ax^-tXio^ usw. § 253 S. 342 ff., ai. darSa-td-s, vra-nd-s u. dgl. § 184 S. 266ff.. Ai. patard-s 'fliegend, flüchtig' neben pdtra-m 'Fittich, Feder, Blatt', gr. irrepö-v 'Feder, Flügel* neben ötto- irexpibio^ (Alkman) = uiTÖ-Trrepo^ 'befiedert, beflügelt', kymr. eterinn (PI. atar) 'Vogel*, ahd. fedara ags. feder aisl. fiqdr 'Feder' urgerm. *fipra\ dazu vielleicht lat. accipiter (Walde Lat. et. Wb. 4). Gr. dXeuOepo^ 'frei', lat. liber -era^ urital. Hou- fero'Sy vgl. falisk. loferta liberta' (1 S. 107. 197); zur Etymo- logie des Wortes s. Schrader Reallex. 807 f., vgl. das Oppositum

in a oder von a in vor, s. Griech. Gramm.' 193, Hofftnann Griech. DiaL 2, 272 f., Eretschmer Die Entstehung der Keine 19.

1) Eine andere Vermutung über rudhird-s neben ^puOpö^ usw. bei Wackernagel Altind. Gr. 2, 1, 61.

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§ 259.] NominalstammforoiantieD. r- u. ^FormantieD. 357

hom, etpepov (Akk.) 'Knechtschaft' aus *dpF€po- (zu lat. servo-s). Gr. Hepö^ 'trocken* lat. serSsco Verde trocken', woneben gr. ir\p6<; 'trocken' ai. Jciard-s 'brennend' zu ai. kidya-ti 'er ver- sengt, yerbrennt* (1 S. 579). Gr. irevGepö^ 'Schwiegervater' (Be- tonung nach § 15, 6 S. 31 ?) neben iit. befidras 'gemeinsam', Subst. Teilhaber' (W.6AcwdÄ- 'binden'). Gr. GaXepö^ 'blühend' (edXXui) neben arm. dalar 'grün, frisch'. Aksl. siven neben Iit. sziaur-gs (S. 354). Ai. dravard'S 'laufend', ny-öcard-s 'an einen Ort passend, gehörig'; Übergang auf Nomina z. B. muiJcardrs 'mit Hoden versehen* (mwÄd-^'Hode*), phenald-s 'schaumig' {phina-s 'Schaum'). Gr. (TX€p6^ 'ununterbrochen' (dv (TX€p«|>), zu ix^f ^^*- <T|LiuT€p6^ 'mühselig', ajvx^pöq 'entsetzlich'; Übergang auf No- mina z. B. (poßepö^ 'furchtbar', bpocrepö^ 'tauig, feucht*. Lat. liheri 'Kinder*, zu got. liudan 'wachsen', vgl. Liher osk. Lüvf reis 'Liberi', altitalischer Gott des Wachstums, der Zeugung.

Von den bei Leskien Bild. d. Nom. 445 ff. aufgezählten Iit. (lett.) Bildungen auf -aras -ara scheint die grosse Mehrzahl nach 1 S. 838 ursprünglich -eras -era gehabt zu haben. Sicher gehören hierher z. B. stagaras 'trockner Stengel' neben stegergs, laidaras 'Verschlag fürs Vieh' neben laiderü. Vgl. § 264, b S. 366 über -ala-.

Im Ai. häufig -vara- -vcUa-: pivara-s = irlepö^, itvard-s 'gehend* (itvan- 'gehend'), vidvald-s 'klug', kriivald-s 'Acker- bauer^, vgl. av. mv^voara- und mv&wana- 'gespaart*; F. urar. -vari 141) iptvari = irfeipa, rtavari av. aSavafn- (rtdvan- 'rechtschaffen* aSavan- 'rechtgläubig*), ai. ydjoarl (ydjvan- *fromm*), av. -ta^wafrl- {ta^rvan' 'überwindend'). Vgl. dazu ai. admard'8 'gefrässig' {ddraan- N. 'Speise'), sidkmald-s 'aussätzig* {fddman- sidmd' 'Aussatz*).

•o-ro- im Armen., z. B. 6«i:or 'Bruchstück* zu bekanem 'ich breche* (Pedersen KZ. 39, 479 f.).

c) -tt-ro-. Gr. ^x^pö^ öxupö^fest*, ai. sähuri-i 'siegreich, gewaltig* (i-Stamm geworden wie noch mehrere unten zu nen- nende Adjektiva), vgl. ahd. sigu 'Sieg*. Att. ol-Cupö^ 'elend' (hom. iiCupurrcpov mit metrischer Dehnung des u), ai. jivri-i 'ver- gewaltigt, hilflos' (oder ähnlich) zu ai. jya- 'vergewaltigen' ß- gyü'i 'siegreich' gr. Cdei* ßivei (Hesych), ßiä 'Gewalttat*. AR

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858 NominalBtammformantien. r- u. ^FormaDtien. 259»

jdsuri'S 'erschöpft' zu jdm- "Erschöpfung', ddiuri-i *fromm'. Ai. dsura-s av. ahura- apers. a^ura- 'Gott* vermutlich zu ai. äsu- 'Lebenshauch, Leben*. Ai. mandurd S. 354, vagurd Tang- strick, Fangnetz'. Gr. T^otcpupö^ 'gehöhlt' zu y\d(p\) 'Höhle', Xi- Tupö^ "hell tönend* zu Xiipj^ 'hell, schrill*, jiuiXupö^ 'entkräftet' zu fiujXu^ 'matt*, Kivupö^ 'jammernd' (Kivöpojiiai 'ich jammere*), i|ii0upö^ 'zischelnd', Kairupö^ 'trocken, dörrend* u. a., wobei zu beachten ist, dass in Formen, die X in der ersten Silbe haben, -po- auch dissimilatorisch aus -Xo- (vgl. iraxuXö^ u. a.) entsprungen sein kann. fipTupo^ -'Silber* zu fipTuqpo^ 'glänzend* ai. drjuna*» licht, weiss*, Z^qpupo^ 'Westwind' (vgl. Cöqpo^ 'Finsternis'). Lat. luxuria von Huxuro-s zu luxu-s; satur. Lit. -ura- fast nur in Ableitungen, z. B. dubur^s 'Schlucht, Quelle* (dumburgs 'Wasserloch*, dauburä dauburps 'Schlucht*) zu dübüs 'tief und hohl* (verwandt mit ir. dobar 'Wasser* urkelt. *dubrO' S. 355), vidurgs 'Mitte' zu vidüs 'das Innere', Hburps 'Lichtspan', go- muras gomurgs 'Gaumen', merUüris -üre 'Quirl*; güdurioti 'klagen' lett. kaukurat 'heulen* u. dgl. wie gr. Ktvöpojiiai (s. o.)) öXo(pupO]Liai 'ich jammere* (vgl. ^Xoqpubvö^) u. dgl.

Die Existenz von uridg. Adjektiven auf -uro- kommt wohl auch in betracht für die Bildung des Nom.-Akk. Sg. auf -r der arm. a-Adjektiva, wie barjr 'hoch'. Stamm barju-, s. § 105 S. 178f . und die dort angegebene Literatur.

Griech. jnäptupo^ und jidprup- 'Zeuge' von emem *)LiapTu-^); dazu )iapTÖpo)iat. Mit letzterem sind zu vergleichen lat scripturio u. dgl.

Anm. Für. ein dem -u-ro- entsprechendes uridg. -i-ro- gibt es kaum sichere Beispiele. Eine Stammform *oiKTt-po- (vgl. oIkt(2:u)) scheint die Grundlage von olKTipui lesb. olKTippuj gewesen zu sein, das den Formen öXo9upo)üiai u. dgl. entspricht. Vgl. ferner arm. -ir neben 'Ur, wie in xndir 'Untersuchung' neben ktur 'das Scheeren* (Pedersen KZ. 39, 480 f.), deren i, u auch uridg. f, ü gewesen sein kann.

d) -a-ro-y 'ü-rO'f -i-ro-,

-aro- entstand durch Antritt des -ro- an iz- Stämme. Arm. ardar 'gerecht' zu ai. ftd-trij mtar finster' zu muH 'Finsternis'

1) Die Formen |üidpTu<; fndpruai repräsentieren wohl nicht den zu gründe liegenden ^u-Stamm, sondern sind nach 1 § 476, 2, a S. 435 zu beurteilen.

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§ 259.] Nominalstammformantien. r- u. ^Fo^nantieIl. 359

u. a. unsicher, s. § 259 S. 356. Gr. öbu viipö^ dor. dbuvap6^ 'schmerz- haft' za öbuvTi öbuvdu) öbuvTDia, dvidpö^ 1[)eschwerlichy lästig' za dviä dvidu), dovipö^ lesb. dadpo^ *Überdni88 erregend' zu ä<T»i dadui. Aus dem Lat. hierher vielleicht amdrus (ai. andä-s usw. S. 350), avartis (aveo), sicherer osk. Dekkviarim n. dgl. (s. § 264, e, a). Vgl. dor. (TlTäXö^, lat. animalis usw. § 264, e, a.

Entsprechend gr. loxopö^ 'stark' zu l(Tx6^ loxöu), hom. öxlvQÖq 'elend' zu öxltx; ötCöuj (vgl. oiZupö^ S. 357). Lat. Abstrakta wie statüra zu Status statuo statütus, natura, cultüra usw ma- türus neben Matüta matütlnus.

Im Griech. kam hinzu urgr. -npö?> wie Trovnpö^ 'mühselig' zu TTÖvo^ TTOv^ofiai 7rövii|Lia, ÖKVTipö^ 'saumselig' zu ökvo^ ökv^u), dXioGnpö^ 'schlüpfrig' zu ÖXicTBo^ öXioGficTui.

Über ai. -ara- -äla- § 264, e.

e) Ai. tamisra-m tdmisra 'Finsternis, finstre Nacht', lat. tenebrae^)j ahd. dinstar mndl. deenwf er 'finster' (1 S. 776), lit. timsras 'schweissfüchsig, dunkelrot' zu ai. tämas- 'Finsternis'. Gr. Kapdpä' KCcpaXrj Hesych, Kapdpuiv, Vater des Kdpävo^, aus ♦Kapacy-po-, vauKpäpo^ 'Schiffshaupt, Schiffsoberster', böot. [A]a- Kpäpibö^ Yon ♦Xö-Kpöpo^ 'Volkshaupt, Volksoberster' aus ♦-Kpacr- po-, lat. cerebrum aus *ceres^o- oder *ceras-rO', zu ai. iiras- N. 'Kopf, Spitze' gr. K^pa^ 'Honi'. Kapdpö : -Kpdpo^ = Kdpdvov aus *Kapa(y-vo- : -Kpävo^ aus *-Kpaa-vo-, s. § 217, a S. 309; hierzu auch lat. cräbro -önis aus ^cros-ro- d. i. ^hrs-ro- (vgl. kymr. cräyryn 'Wespe', lit. szirszlgs preuss. sirsüis § 263) neben lit* szirszü d. i. ^ifsen- (S. 296).

Osk. tefürüm 'sacrificium', umbr. tefrurto 'de rogo' au» Hepsro-y zu lat. tepor ai. tdpas- (1 S. 674. 763), vgl. ir. tes 'Hitze' aus Hepstu- (1 S. 516). Zu osk. tefürüm oder zu W. dheguh' 'brennen' gehört gr. t^cppä 'Asche' (vgl. febris § 278).

Mit Übergang in die i-Deklination Isitfünebris nM^^fünes-rir zu fünus füneS'tu-Sy ßnebris aus ^ßnes-ri- zu ßnuSj muliebris aus ^mtdies-ri- zu mtdier 139 Anm.).

1) Aus Hemefrd oder Htmebrä duich Dissimilation: m wurde zu n wegen des folgenden f oder h, S. Niedermann BB. 25, 86 f., Contributions k la critique et k Texplication des gloses latines (Neu- chatel 1905) S. 31, Verf. K. vergl. Gr. 241.

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360 Nominalstammfonnantien. r- u. ^FormantieIl. 260—261.

f) Wegen der Art des Antritts von -ro- an nominale o -Stämme beachte: ai. tümra-s ^feisf zn av. tu-ma- (S.247), ai. dhümrd'S *rauchf arbig' zu dhümä-s Hauch'; doch kann hier auch wieder uridg. -lo- vorliegen.

g) Das Eonglutinat -dh-ro- wird zusammen mit -dh-lo- § 267 ff. behandelt werden.

Formantia -lo- -lä- und -elo- -elä-, -ulo- -ulä-, -ilo- -ilä-, 'älo' 'älä-f -HO' '€la-y -ölo- 'ölä-f 'ilO' -IM-, -ülo- -ülä-,

260. Während uridg. -ro- im Arischen fast bei jedem ein- zelnen Wort nur mit Hilfe der andern Sprachzweige bestimmt werden kann, ist die ganze Kategorie der ai. Deminutiya wie ai. vriald-8 'Männlein' und der ai. Eigennamenformen wie ai. De- tnla-s mit Sicherheit den uridg. -Zo-Fprmationen zuzuweisen.

261. 1) Da es im üridg. yermutlich nur ganz wenige Stämme auf formantisches 4 gegeben hat, so lässt sich auch keine grössere Anzahl von Zo-Formen nennen als Parallele zu den in § 256 angeführten ro-Formen. Ein sicheres Beispiel ist: ai. 8Üra-8 CGlanz') 'Sonne' aisl. söl F. 'Sonne' (got. sauü N. ist nur im Nom. Sg. belegt), zu ai. svär lat. söl aus *8ay,eL Zweifelhaft bleibt die Zusammenstellung von mhd. hivel und hiver as. kaft 'Kiefer' mit av. zafar^ 'Rachen'.

1) G. Curtius De adiectivis Graecis et Latinis l litterae ope formatis, Leipz. 1870. Osthoff Ober -ra- -la- als instrumentales Suffix der idg. Sprachen, Forsch. 1, 157 ff.. Die Suffixform -«Za-, vor- nehmlich im Germ., PBS. Beitr. 3, 335 ff . Coemans Les adjectifs grecs en po- et en Xo-, Le Mus6on 7, 483 ff. 529 ff. 8, 355 ff. Schwabe De deminutivis Graec. et Lat., Giessen 1859. Lissner Über den Suffixkomplex -ti-li- im Lat., Eger 1874. v. Pancker Die lat. Demi- nutiva auf einfaches -uluSf -uZa, -tUum mit Beiziehung* der Nomina verbalia gleichlautender Endung, Mitau 1876, Die [lat.] Deminutiva mit dem Suffix -c-ultiSy a, um, Z. f. öst. G. 1876 S. 595 ff., Die [lat.] Deminutiva mit doppeltem l (-elltiSj -illus, -uUus u. a.), KZ. 23, 169 ff. E. Wölfflin [Lat.] Analogiebildungen auf -eUus, -ella, -ellum^ Wölfflin's Archiv 12, 301 ff. (Andere Schriften noch über lat. Demi- nutiva verzeichnet Stolz Hist. Gramm. 1, 574 f.) A. Polzin Stud. zur Gesch. des Deminutivums im Deutschen, Strassb. 1901. A. Bell 6 [Slav.] Suffixe mit -Z- [als Deminutivsuffixe], Arch. f. slav. Ph. 23, 192 ff.

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262.] Nominalstammformantien. r- u. ^FormaDtien. 361

262. 2) Adjektiva und Substantivierung von Adjektiva.

Av. fiyra- 'spitz, scharf, ahd. stihhü aisl. stikell M. 'Stichel'. Ai. vidura-s Verständig, klug', gr. elbuXi^ 'wissend, kundig' ^•eibeXo^ 'unsichtbar', lit. paviduls 'neidisch' (vgl. pa-vyditi 'be- neiden') pa-vidalcis 'Erscheinung' pavidulis 'Ebenbild' preuss. toeidulis 'Augapfel'; got. fair-toeiü 'Schauspiel'. Ai. ajirä-s 'beweglich, rasch, behende', lat. agüis. Lat. aquüus 'dunkel' (dazu aquüOf aquilä)y lit. äJcUis 'blind'. Av. staxra- 'stark, fest', Ähd. stahal M. aisl. stdl N. 'Stahl'. Got. agls 'unschicklich, schimpflich', vgl. ir. 'Schande, Schimpf aus *agli-, Ai. iamrd-« 'verdunkelnd' fimird-« 'dunkel', ir. fem^Z 'Finsternis' bret. teffal 'finster'. Ai. tumura-s tumtda-s tumala-s 'geräuschvoll, lärmend' tumula-m 'Lärm', lat. tumul-tu-8. Ai. drä-s 'lange während' ctV(f-m'ZOgem, Verzögerung*, lat. tranquilus tranquiUus aus Hrans-quilo-Sf got. heüa ahd. (A)tofZa'Weile, Zeit' aisl. huüa ^Ruhebett', zu lat. quüs. *sirlo- 'zur Ruhe gekommen': lat. sili- cemium Totenmahl', sileoy got. ana-Man (3. Sg. -süaip) 'nach- lassen, aufhören, still werden' (Osthoff Et. Par. 1, b7 ff.). Got. füls ahd. fiü aisl. füll 'faul', lit. püliai pülei PI. 'Eiter'. Ahd. jjretZ ags. jd7 'mutwillig, ausgelassen, üppig, lustig' got. gailjan 'erfreuen', aksl. {d)zih 'heftig'. Got haüs ahd. heil aisl. heill 'heil, ganz, gesund', aksl. c£ib 'ganz, heil' preuss. kaürüstiskan 'Gesundheit'; ir. cel kymr. coü urkelt. *koila '(glückliche) Vor- bedeutung' wie aisl. heul N. 'glückliches Vorzeichen'; vgl. auch gr. KofXu' KaXöv.

Gr. ÖTKuXo^ 'geschwollen, stolz', ai. afdkurd-s 'junger Schoss, Sprössling'. Gr. dyKuXo^ 'gekrümmt' dipoiXn 'Schlinge', osset. ängur 'Haken, Angel' {-ng- aus -99/:-), ahd. angül M. 'Stachel, Spitze, Fischangel' aisl. qngull M. 'Angelhaken', zu ai. atalkuid-s aidkd'8 'Haken'. Ai. bahuld-s bahata-s 'dick, dicht, gross', gr. iraxuXö^ 'etwas dick', zu ai. bahü-i gr. Traxu^.

Gr. xöajiaXö^ 'niedrig', lat. humüiSf zu x^iby humus. Gr. 6]LiaX6^ 'gleich, eben', lat. Hmilis aus ^sernüi- alat. Adv. (Neutr.) semol semul (simtd durch Angleichung an similis)^ umbr. sumel *simur (vermutlich *8om')y ir. samaü 'Bild' kymr. hafal 'similis, par' (urkelt «am- aus ♦«pm-), zu gr. öjioO et^ S|Lia. Gr. juct^Xo-

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362 Nominalstammformantien, r- u. Z-Formantien. 26^1

'gross' zn v^itaq^ got. miküs ahd. mihhü aisl. miJcell ^ross', vgL got. leitüs aisl. liteU und ahd. Zu^^iZ as. luttü l^lein*.

Einzelsprachliches. Gr. Tu<pX6^ 'blind', ^KTratXo^ *erschreck- lich* aus ♦dK-TrXttTXo^, cyxpeßXö^ 'gedreht' (yxp^ßXn 'Rolle, Walze'. Lat. stipulfis 'fest', umbr. stiplatu 'stipulator'. Lat. amplus vermutlich ursprünglich 'fassend, umfassend', vgl. ampla und ansa (aus *amsa) 'Handhabe, Griff, *pälO' in palan aus ^pas-lo- zu ahd. fasön 'hin und her suchen'. Ahd. tunchal neben tun- char 'dunkel', Steigal 'steil', ital 'eitel'. Lit. küszlas kuszlüs 'kümmerlich' lett. kuaU 'klein, zart', lit. putlüs 'aufgeblasen', ailus 'ätzend, scharf (vgl. aitrüs § 249 S. 339), digUis däglas 'weiss und schwarz gefleckt' (vgl. degrZa^S. 365), aksl. grniZii 'verfault^ faul', teph toph 'wann', krqgh 'rund', nagh 'jäh' (lit. nüglas 'jäh' entlehnt?), smagh 'dunkel, schwärzlich' ßech. smahly 'ge- dörrt', aksl. smugh 'fuscus' russ. smüglyj 'schwärzlich'.

263. 3) Substantiva.

Gr. öjiixXii 'Wolke, Nebel' alb.m/Vgfwfc 'Nebel', ndl. miggelen 'staubregnen', lit. miglä myglä aksl. mhgla 'Nebel'. Ai. yugala-m 'Paar', gr. CeuTXn 'Jochriemen', lat. jugulae 'Stern- gürtel' (des Orion). Ir. giall urkelt. ^geislo-s ahd. gisal aisl. gisl 'Geisel, Bürgschaftsgefangener' (eventuell mit Konglutinat 'Slo'y zu § 264, f). Ai. toJcrä-m 'Buttermilch mit Wasser ge- mischt', aisl. /»^ZN. 'Buttermilch' urgerm.*^to;i^Za-, zuai.fan(£Ä:-^e 'er macht gerinnen'. Mhd. kringel 'Kringel' aisl. kringla F. 'Ring', nhd. krengel zu kräng, lit. gr^zuU gr\zule grc^zulas 'drehbare Deichsel' grfzulas 'Kreis, runde Bahn'. Lak. ^XXd 'Sitz' aus *ib\ay lat. sella aus *sedla, gall. -sedlon 'Sitz', got. sitls ahd. seggal M. ags. seil N. 'Sitz'; aksl. serb. sedlo 'Sattel' aus urslav. *8edhlO' oder ^sedüo- (vgl. aksl. 0'8ed^lan^\ wäh- rend vxi^f;,* sedlo- mit dem aus andrer W. stammenden selo 'Acker, Gehöft' zusammengefallen zu sein scheint (vgl. Meillet £tudes 419). Ai. sa-häsra-m av. horzatara-m 'ein Tausend', ion. x^i^ioi lesb. x^^^^oi aus ♦xeaX-io- (hom. b€Kd-X€tXoi nicht sicher = ♦-xe<TXoi, s. Griech. Gramm.' 216); lat. mille aufgrund eines F. *sml §zUl 'eine Tausendheif 134. 140); die Her- kunft von *§heslo-m ist unaufgeklärt Gr. KcqMxXri 'Kopf, got» gibla M. 'Giebel, Zinne' ahd. gehal M. 'Schädel, Kopf gtbü M.

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§ 2f)3.] Nominalstammformantien, r- n. i-Formantien. 36^

'Giebel*. Ahd. dehsala aksl. tesla teslo 'Axt', vgl. ahd. deÄ«a 'Hacke, Kelle* av. taia- M. *Axt* gr. t^ktuiv 1 S. 790. Gr. vcqpdXn 'Wolke', lat. nebula, ahd. nebul M. 'Nebel'; wegen ir,. n^l 8. 1 S. 1095. Ahd. wibü aisl. vif eil M. lit. vähalas vdbiilas lett. loäbulis 'Käfer'. Ahd. hragil 'Gewand' ags. hroBjl 'Ge- wand, Stahlhemd', lett. Jcrekls 'Hemd', lit. kriklas prenss. kraclan N. 'Brust'. Ai. dragira-s Name göttlicher Wesen, gr. firf^^o^ 'Bote': unsichere Zusammenstellung. Lat. angulus umbr. anglom-e 'ad angalum', aksl. qg^h 'Winkel' (vgl. Meillet Etndes 183). Gr. dT^n 'Herde', alat. agolom 'Hirtenstab', zu 6r^ ago. Gr. *d7r€Xo- *d7rXo- in dv-aireXacTa^* dvappiwaGei^, ion. dv-iiire- XiiT dcTG^veia, hom. dXiT-nT^eX^ujv 'ohnmächtig' ion. vriTreX^ui 'ich bin ohnmächtig', 'Att^XXuiv aus *'Air€Xiuiv, thess. "AttXouv, aisl. afi N. 'Kraft, Hilfe' ahd. a&a2<?n 'Kraft haben'; unmittelbar hierzu wohl auch lat. opuUns opulentus. -— Ahd. hagal M. aisl. hagl N. 'Hagel', gr. KdxXnH 'kleiner Stein, Kiesel'. Aksl. osla 'Wetz- stein', arm. asetuy Gen. asian, 'Nadel', ags. ejl 'Stachel', zu gr. dKÖVTi 'Wetzstein* lat. acus. Lat. condus, ir. kymr. coli 'Hasel' aus *ko8lO', gall. Coslum, ahd. hasal 'Hasel'. Lat. tumuhis 'Erdhaufen, Grabhügel', SLiBl.pumall M. 'Daumen', vgL ai. tümra-s § 259, f. Ai. sürä av. hurä- ein geistiges Getränk^ lit. gulä 'Baumsaft' lett. sula 'Saft', zu sund-ti 'er presst aus' *); vgl. ai. sürchs ahd. sür-ougi S.353. Ai. tüla-m 'Rispe, Wedel, Schilf, Baumwolle' tiUa 'Baumwollenstaude', gr. xöXn 'Wulst,. Schwiele', lit. tülas'&o mancher' preuss. tidan'yieV (ursprünglich 'Masse') aksl. tyh 'Nacken' ; gr. tuXo^ 'Wulst, Schwiele', aisl. pollr 'hölzerner Pflock, Baum' oberd. doU-fuss 'angeschwollener Fuss'rzu ai. tavi-ti^er ist stark'. Gr. SuXov 'Bauholz, Balken'^ aisl. 8üla F. 'Säule', got. saids F. ahd. sül F. (aus *süli-z) 'Säule'. Gr. (TköXov 'abgezogene Haut', fries. skül 'Versteck', dazu ir. cüil kymr. eil 'secessus', vgl. lat. ob-scürus usw. S. 351. Gr.^ KQuXö^ 'Stengel, Schaft', lat. caulus, meist caulis 'Stengel', lit. Ä:dttZa« 'Knochen' lett. katUs 'Stengel, Knochen' preuss. kaulan

1) Trotz lit. sültis 'Saft des Obstes* ziehe icii diese Zusammen- stellung jetzt der, die 1 S. 454 gegeben ist, vor. stUä konnte leicht mit Bildungen wie sunkä 'Saft, Baumsaft' (zu sufUcti) parallelisiert werden, daher dann die Bildung stdtis.

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^64 Nominalstammformantien, r- u. ^Formantien. 268.

'Knochen' ; dazu wahrscheinlich ai. ktUya-m ^Knochen' ktdyd ^Bach, Graben, Kanal', ahd. hol aisl. holr 'hohl' got. us-hulön 'aushöhlen*. Gr. tovjXö^ 'Eimer, Bienenkorb' TCtöXo^ 'Handels- schiff, ahd. kiol aisl. kiöll M. 'Schiff', aisl. küla 'Kugel'; zum Vokalismus vgl. gr. araupö^ : ahd. stiuri : ai. sthürd-s S. 351. Ahd. siula 'Ahle, Pfrieme', lit. niülas 'Faden zum Nähen' siüU *Naht'; dazu vermutlich auch gr. ijXiai (ü) 'Lederstücke zu Schuh- sohlen\ Gr. xiXo-^ 'stercus liquidum' tiXäv 'Durchfall haben', kymr. tau bret. teü 'stercus', aksl. thlja 'Verwesung' thUti 'modern, verwesen', zu aksl. tim4no tina 'Schlamm*. Ai. vHa 'Treffpunkt^ gelegene Stunde, Gelegenheit', got. waüa Adv. Cin passender, rechter Weise') 'wohl' mengl. to^l ahd. wela 'wohl' (IF. 15, 99 ff. 16, 503 f.). Ahd. aisl. seü N.'Seil', lit ät-seilis 'das vom Schwengel an die Achse gehende Eisen' ät-saäe 'Ver- bindungsstange zwischen Bracke und Achse'. Gr.GriXVi 'Mutter- brust*, lat. ßlare umbr. f eliuf filiu lactantes*, lett. d^ls (*Säug- ling*) 'Sohn', lit. dm 'Blutiger, Gf. *dh6[i\4'; arm. daü (dal) 'Biestmiloh', alb. dete 'Schaf, Gf. ♦dÄai-Z-; lat. füiusj lett. dile ^saugendes Kalb', Gf. ♦dÄf-Z-; ir. ddy Dat. diuly 'Zitze*, ahd. tüa weibliche Brust', Gf. ♦dÄi-Z-; vgl. gr. GfJXu^ 'weiblich' ai. dMrü'i 'saugend'. Got. daila Teil, Anteil* ahd. teüa 'Tei- lung, Teil' aisl. deüa 'Zwiespalt', aksl. deh 'Teil' (vgl. F. A. Wood Mod. Langu. Not. 21, 39).

Ai. näbhüa-m 'Schamgegend, Nabel' (zu nähhi-ä 'Nabe, Jfabel'), gr. ^^q)aXö^ 'Nabel, Schildbuckel', lat. umbüicus 379), ir. imbliu ahd. nabolo aisl. nafle 'Nabel'. Lat. ungulus 'Nagel an der Zehe' (zu unguis), ahd. nagal aisl. nagl M. 'Nagel an der Zehe oder am Finger'. Ndl. horzel (got. *Jiaür8vls) lit. ^zirszlgs preuss. sirsüis serb. srSljSn 'Hornisse*, vgl. lat. cräbro § 259, e; Wechsel zwischen l- und r-Formans hinter r wie lit. erSlü arSlis aksl. orhh : kymr. eryr 'Adler', zu got. ara. Lat. porculus porcüia aus ^porcelo-, ahd. farhdi N. lit par- ^zilis 'Ferkel', zu porcus farah pafszas. Lat. rotula aus *rotela lit. ratilis 'Rädchen', zu rota rätas. Lat. üllus aus *oin[o]lo'8j lit. vänulei Adv. 'obiter', zu ünus vSncts.

Einzelsprachliches. Gr. qpOXov 'Stamm, Geschlecht' qpüXri ^Gemeinde', alGaXo^ alGdXn 'Russ'. Lat. püum 'Mörser-

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§ 264.] NomiDalstammformantien. r- u. Z-Formantien. 366*

kenle* aus ^piiM-lo-m (dagegen Demin. putillum zu *jpiw«-fZo-)y- exemplum zu ex-imOy cadum ^Meissel* aus ^caidlo-ntj gralJae 'Stelzen' zu gradior (1 S.533), püa Tfeiler' osk, eh-peilatas PI. *ereetae'. Lat. famülus famüia aus ^famelo-, osk. famel Famulus YameZo 'familia' (1 S.232)umbr. famef ias PI. 'familiae' (IF. 19, 377); lat. vinctdum Mmhr. pre-uiälatu '*praevinculato* aus ♦»iwireZo- ; umbr. ti^el 'dedicatio' ti^lu 'dedieationem' aus *dikelO'. Kelt*maglo-s Tomehmer' ir. mal kymr. mad abrit. MaglO'Cune\ ir. hd M. *Lippe* wohl aus ^hetlo-s, zu got. qipan 'sprechen' (vgl. lit. terlos PI. 'Mund' zu tafti 'sagen'); gäbul gobul kymr. gafl 'gegabelter Ast, Gabel der Schenkel'; ir. mebul mebol kymr. mefl 'Schande'. Got. fugls ahd. fogai aisl. fugl M. 'Vogel'; got. pwaM ahd. dwahal N. 'Bad'; got. fair-toeitl 'Schauspiel'; ahd. zila 'Zeile, Reihe' zu zl-t 'Zeit'; Bhd. scüvala ags. sceofl ndl. scJioffl 'Schaufel'. Aksl. dMo 'Werk', lit. pa- delgs 'Hingelegtes' j>r^-dcZ^ 'Beilage' zu W. dÄ^-; Mi, porszvei- talai PI. 'Putz', aksl. svithU 'hell, glänzend'; ovhib lit. erilis arSlü 'Adler*, zu got. ara, vgl. kymr. eryr mit r-Formans S. 364. Lit. lett. eüa lit. eüi 'Reihe' lett. Ua 'Gasse' zu lit. et-ti 'gehen', lit. välä 'Draht' zu vejü 'ich winde', aiüas 'Stiefelschaft', deglas lett. degla dagla 'Brandmal', lit. auglas 'Trieb' augla 'Wachs- tum', äpvcUkalas 'Anzug' vgl. aksl. obleklo (^ob-vdTclo) 'Klei- dung'. Aksl. tül^ 'Pfeilköcher', wohl zu ai. tü7%a-8 'Pfeilköcher' (-W- aus -Zw-), sthhlo 'Stengel, Stiel', grehlo 'Ruder'.

264. 4) Auslaut des Vorstücks und Konglutinate mit -Zo-. Wo das Vorstück zwei- oder mehrsilbig ist und auf ursprünglich kurzen Vokal auslautet, sind, bei der grossen Mannigfaltigkeit in der Färbung dieses Vokals und bei der oft vorliegenden lautgesetzlichen Mehrdeutigkeit, die ursprünglichen^ Verhältnisse nur zu einem kleinen Teil klarer zu erkennen.

a) Ai. 'ira- -üa- gr. -aXo-, vgl. § 259, a. üridg. -9-10' in gr. ir^taXo^ 'ausgebreitet' ir^taXov 'Blatt' vgl. 7r€Td-<yai, ai. änila-s^ 'Wind' (falls mit uridg. -lo-^ nicht -ro-) vgl. äni-ti, und so- eventuell auch z. B. in gr. aXQdkoq (S. 364), KeqpaXri (S. 362), Kp^jißaXov 'Klapper', ai. ajird-s 'agilis' (S. 361). Mit gr. maXo^ trtaX^o^ 'fett', aliiiaX^o^ 'blutig' u. ähnl. vgl. irtapö^ u. dgl S. 356.

b) -e-lo- darf als uridg. gelten sowohl für primäre als-

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366 Nominalstammformantien. r- u. ^Fo^nantien. 264.

^nch für sekundäre Nomina (Deminutiva). a) Ahd. toibü aisl. wifill lit. vähala-s *Käfer' gGf. *ffebhel0'8. Zu gr. b^axai ai. dt- de-ti 'scheint' : gr.bceXö^ 'sichtbar' (daneben dpi-CnXo^ = ♦-bmXo-^, bf)Xo^=*b€[i]iiXo^ wie beiKTiXo^ neben bekeXo^ u. dgl.) und lit di- delis 'gross' = *d^di«^io- (woneben didis didd = *di-di(h) mit Reduplikation 76). Gr. fieXXa 'Windstoss' aus ♦dFeX-ta 137), kymr. awel 'flatus, ventus' com. auhd 'procella', zu gr. fiimi df|p otöpä. Arm. Infinitiv auf -el (Stamm -elo-) zu primären Verba: acel zu acem 'ich ftthre' (vgl. gr.äTÄTi, lat. agolom aus *agelO'm?)y ierel zu berem 'ich trage'. Gr. beiKcXo^ 'vorzeigend, nachahmend' N. 'Ebenbild', d-[F]€(b€Xo^ 'unsichtbar', ekeXo^ keXo^ 'gleichend, ähnlich', eu-TpdireXo^ 'sich leicht drehend', cTTuqpeXö^ 'dicht, fest'. Ital. *famelo'S 'famulus' (Nomen agentis?), ^vinkelo-m, umbr. *di- JcelO'8 S. 365. Ahd. brüt-pitil 'Brautwerber' aisl. bidill 'Bitter', ahd. tripü 'Wagenlenker' u. a. Lit. väbalas aus *vebela8 wie väJcaras = sksl. veöetb-^ nach dem Vokalassimilationsgesetz 1 S. 838 ist urlit.-lett. *-eZa- ferner noch anzunehmen z. B. für ^^rogfaZfw'Schössling', 6af«2Ä;aZaÄ 'Klapper', «fcrafcaZo« 'Klapper', da^oZatf *Decke', uaidaZa« ^Erscheinung' ^auidaZcw 'Gestalt'^). Aksl. dr^8d% (neben dr^chh) 'traurig, niedergeschlagen*, veseh ^froh'. ß) ^porhelo-s zu ^porho-s 'porcus' : lat. porctdus ahd. farheli (farhelin) \it. parszSlisy lat. rotula aus *rotela lit. raUlis (S. 364). As. wrisil 'Riese' : ahd. riso = ai. vr^ald-s 'geringer Mann, Männchen' : vfian-, vgl. gr. mepö^ : irfu^v S. 357. Gr. TrlfieXri ^Fett', euji^Xn 'Opferplatz'; vermutlich hatte auch vccp^Xn (S.363) Sekundärformans. Im Ital. ergibt sich ^-elo- für die Denominativa <Deminutiva) aus umbr. ar^lataf 'arculatas' 1 §606, 1 S. 553, zn lat. arculus arcusy wie auch urital. *-TcelO'y d. h. Erweiterung von J:o-Nomina mittels -lo-, aus umbr. struhfla ^^struiculam, «truem* zu erschliessen ist 266, t- 385, a) *). Germ. ♦-«Zo- bei

1) „'Ola- zeigt eine Vorliebe für die Vokalstufen a ai au in der Wurzelsilbe^ (Leskien Bild. d. Nom. 472). Das oben erwähnte Assimilationsgesetz bedarf übrigens einer noch festzustellenden näheren Begrenzung.

2) Bezüglich der Lautprozesse im Lat sei Folgendes ange- merkt. lapiUu8=^*lapid[e]lo8ybellu8=*hen[e]lo8^ a8ellus==*a8en[e\lo8 ia8inu8 aus *a8eno8\ ßmella aus *fimen[e]la {ßmina aus *f9menä)f

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4 264.] Nominalstammformantien. r- u. ^Fo^nantien. 367

■den DenoraiDatiya wie in got. bamilö N. *Kindchen' zu harn^ ahd. stengü 'Stengel' za stanga 'Stange', doch könnte das ganze germ. deminuierende -üa- auch uridg. -ilo- gewesen sein (Meyer- Lübke Romanische Namenstud. 1, Wien 1904, S. 88 f.). Lit. -alizs aus *-ela8 (s. a) in draügalas 'Gefährte', F. draugalüy zu draägas n. a. Dazu -eli-if -eli in erälis arilü 'Adler' ( : got. ara)j sowie in den Deminutiva wie parszülis (s. o.), gaivile 'Köpfchen'. Aksl. pUveh 'Unkraut' zu pl'iva (S. 201). Erwähnt sei noch die an- sprechende Identifizierung von got. ubüs ahd. ubil 'übel' mit ir. fei 'schlecht', gGf. *upilo- (Stokes KZ. 36, 274 f.), zu got. ufufar.

Anm. 'O'lo- ist kaum als altererbt nachweisbar. Über gr. <i(6X(K, das einige mit got. saiwcUa verbinden, s. J. Schmidt KZ. 82, 324 f., der es wohl mit Recht auf *aUXo<; zurückführt. (Auch Xoiöopoi; aus '*Xot6€po<;, eventuell weiter aus *Xot6€Xo<;?) Aksl. sokolh Talke*, das man mit ai. iakund-s 'grosser Vogel* verknüpft, vielleicht ebenso assimilatorisch aus *sokelh. Am meisten ist vielleicht Anlass, germ. ala- auf -olo- zurückzuführen, z. 6. got. slahals *zum Schlagen ge- neigt*, ahd. e^(ü 'gefrässig* aisl. etall *auf zehrend' , aisl. ftoyall 'rasch in seinen Bewegungen'; ahd. adal N. 'edles Geschlecht, Adel' aisl. adal N. 'Anlage, Geschlecht' von einem *apäla- 'angestammt, ererbt* (zu got appan lat. at at-avos aksl. otb usw. wie got ubüs zu ufl),

c) -w-Zo-. Osset. ängur, gr. dfKuXo^, ahd. angtd zu ai.

Mlum = ^vln[e]lomt üUus ^ *oin[e]lo8f suiUus = '^sulnlellos, corölla = *corön[e]lä, steüa = *8ter[e]lä^ püllus = *pür[e]lo8t miseUtis = *mt- ^er[e]lo8t porcellu8=*porcel[e]los, catellu8 = *catel[e]lo8y viteUu8 = *t«- tel[e]lo8. Wo f , /, y^ entstanden war, war der anaptyktische Vokal quali- tativ verschieden (vgl. 1 S. 217 f., Sommer Lat L u. Fl. 55 ff.), -f^ er- gab stets -eZI-, z. B. agellu8=-*agr{e]lo8y capella = *capr[e]lä^ sacellum = *8acr[e]lam, pulcfieüu8 = ''^ptUchrlelloSj vgl. ptUcherrimus = *pul' chr[i]8emo8, -/^ ergab stets -iZi-, z. B. pöcülum = *pöcl[e]lom, bacil- tum = *bacl[e]lamf cingiUum=^ *cingl[e]lomfPl8tillum=^*p^n]8tl{e]lom (zu einem verlorenen *p%8tulumf S. 365), pästiUum = *pä8Ü[e]lam (zu einem verlorenen *pä8tulum\ axiUa = *axl[e\lä (zu äla = *aaild), vixülam = *v€xl[e]lom (v&um = ^vixlom), vgl. facülimu8 = *facl[i\' 8emo8, -^- ergab -tU- hinter g, pugiüus » *pu^[e]to«, sigiUum = *«j7n[e]/om, tigiüum = *ti^[e]Zom, vermutlich weil -^n- (-^rp-) zu -gü- i-g^') geworden war, sonst -eW-, 8cabellum (Cato) =*«ca6«[c]iom, co^a- mella = ^column[e]lä'y die Nebenform sccUnllum (Cic.) war also nicht lautgesetzlieh, sondern Analogiebildung, ebenso wie z. B. 'Cillo- {möscilU u. a.) neben -celUh aus *-Xc02[e]^, (mdUa zu anctUtu (= gr. djiqpi-iToXoq).

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368 Nominalstammformantien. r- u. 2-Formantien. 264^

awku-Sd'8 S. 361. Genannt sind ebenda anch ai. atakurd-s gr. öfKuXo^, ai. vidura-s lit. pa-viduls, ai. bahuldrs gr. iraxuXö^ zn bahüi iraxu^, ai. tumura-s tumula-s lat tumultus. Ans dem Ar. sicher hierher femer Namenformen wie ai. Bhanula-Sy ztr Bhanu'datta-s und hhanü-i ^Schein, Licht', während z. B. bei ai. dsura-s av. ahura- (S. 358), ai. p^^surd-s 'stanbig' {p^^sü-i 'Staub'), madhuld-s madhuras'sü&s^mddhu'Stlmgkeit*), qhurd-s^ *bedrängt'({jAtt-^*enge*),ay.2a**rttra- 'gebrechlich, altersschwach*^ der Zweifel bleibt, ob uridg. -Zo- oder -ro-. Gr. f)buXo^ 'süsslich*^ (flbü^), bpijiüXo^ 'ein wenig scharf (bpl^ü^) ; über die Tonsitz- verschiedenheit iraxuXö^ : fibuXo^ 1 S. 963. Got. magula M. 'Enäblein' zu magu-s 'Knabe'. Ob alle germ. -ula- (ygl. noch z. B. got. hakuh aisl. hqJctdl 'Mantel', got. saktds 'streitsüchtig') auf uridg. 'U'lO' beruhen, bleibt fraglich. Lit. kimulis M. 'Heiserkeit' zu kimüs, zunächst von ^kimula-s 'subraucus' (vgl. ilgis M. 'Länge' : Ügaa 'lang', § 100, c S. 172 f.), ebenso baugulis 'Furcht' zu baugüs 'furchtsam' u. a., ferner rnnJculps 'schweres Atmen' zu mnJcüs^ 'schwer' und gaizülis 'ein Wählerischer' zu gaizüs 'im Halse nach- bitternd', grazulis 'Stutzer' zu grazüs 'schön', sowie Deminutiva wie medulis zu medüs 'Honig'. In allen diesen lit. Kategorien ist 'ulia- auch auf andre Stämme übergegangen, z. B. Demin. devülU zu diviis 'Gott', baltulis 'candidulus' zu bdltas ^) ; vgl. noch preuss» pikula- 'Teufel' pikulien Akk. 'Hölle'.

d) 'i'lO'. Gr. TpoxiXo^ 'Strandläufer' (ein Vogel) zu xpöxi-c 'Läufer' (S. 1 68), Eigennamen wie ToHi-Xo-^, 'Ovricrt-Xos (: AöpiXXo^ = BaeüXo^ : BdOuXXo^), vgl. auch ttoikIXo^ 'bunt', öptiXo^ 'jäh- zornig*, KoiXo^ 'hohl' aus *koFiXo5 (köoi). Lit. vagüis vagüius^ 'Dieb' zu vagis 'Dieb', efzüas 'Hengst' zu av. dr^zi-i gr. öpxi^ (S. 170). Hierher vielleicht auch germ. -üor in got. bamüö usw» (S. 366 f.).

e) -a-lo'y 'i'lo'y 'ö'lo-y -f-Zo-, -Ä-Zo-. Diebetreffenden zu gründe liegenden Stämme können meistens ebenso gut al& nominale wie als verbale Stämme angesehen werden, und in der Tat wird z. B. bei der Schöpfung von lat. animdlis nicht nur

1) Bei den Formen auf -ulas (Leskien Bild. d. Nom. 484 f.) ist zu beachten, dass einige reduplizierte Nomina sind und ihr l Wurzel- auslaut ißt, z. B. buf-bulas 'Wasserblase'.

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§ 264.] Nominalstammformantien, r- u. 2-Formantien. 869

anima sondern auch animäre animäns animätus die Grundlage gebildet haben. Ein paar ar. Formen auf -ara- {-ala-) sind nach verschiedenen Richtungen hin unklar: ai. Tcarmdra-s 'Schmied* zu kärtnan- 'Werk', väcdla-a 'gesprächig* (an lat. vöcalis erinnernd) ; über pdlala- unten bei

a) 'älo: Ann. Infinitiv auf -al (St. -alo-), wie tfusal zu yusam 'ich hoffe*, havatal zu havatam 'ich glaube*. Gr. (TItti^ö^ dor. (TlTöXö^ 'schweigsam* zu aVfr\ Olf&nj, diraniXö^ ^betrügerisch' zu dirdTT) dirardu). Lat. animdlis zu anima animäre^ tUtälis zu Vita, naturalis zu natura, genitalis zu Genita, liberalis zu liber liberare, annalis zu annus, generalis zu genus generare, hie- mälis zu hiems hiemäre, osk. f ertalis '*fertales* zu leLtfertum^ umbr. uerfale ('verbale*) 'templum' zu lat. verbum^ sorsalem ^orciliarem, suillam' aus *sudaiim zu *su'd' 'sus' 359). Dafür -an- bei vorausgehendem ? (1 § 975 S. 851): lat. aiaris, palr indris, militarisj lündris, liminaris (Ausnahmen wie extaris sind verschwindend), osk. luisarif s 'Insoriis', umbr. staflarem '*8tabularem*, sabin. Flusare 'Florali*. Doch hat das Osk.-Ümbr. nur -wlri-, nicht -iöZi-: osk. dekkviarim '*decuvialem*, umbr. sehmeniar 'seminarium*. Hieraus scheint hervorzugehen, dass das Italische einst -{7ro- = gr. -äpo- 259, d) besessen hat: das durch Dissimilation aus -ali' entsprungene -ari- hat jenes -aro* zurückgedrängt ^). Kymr. gwasawl 'dienend* zu gwas 'Bursche, Diener' (vgl. Thurneysen Keltorom. 82, Windisch Ber. d. sächs. G. d. W. 1892 S. 178 ff.). Aksl. Part. Praet., wie cUlalh zu Ma-ti 'arbeiten', znamencd^ zu znamena-ti 'bezeichnen'.

ß) -öZo-. Gr. fiifin^ö^ 'nachahmend* zu fiifio^ )i\\xio)ia\ fiifii]- liov \x\]V[\C\(^ usw. wie iroviipö^ zu ttövo^ usw. 259, d), ebenso vocniXö^ (neben vocrnpö^) 'krank', Kara-piTn^ö^ 'schauderhaft' u.a. Lat. crüdilis zu crüdus crüd^sco (vgl. glabritum zu glaber gla- br^sco § 303, ß), alat. adsidelus {adsidelae mensae Paul. Fest.) zu assideo. Hierzu wohl, als fem. Adjektivabstrakta und sonstige substantivierte Adjektiva, suadila (suadeo), nitila (niteo nit^co), candila cicindila (candeo), wonach fugila {cön-fugila), querela

1) Die HerleitUDg von -äri- aus W. are- 'fügen' bei Prell witz BB. 22, d07 ist höchst unwahrscheinlich.

BrngmADD, Orandriss. II, l. 24

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870 Nomioalstammformantien. r- u. ^FonnantieD. 264.

n. a. (anders Ostboff PBS. Beitr. 3, 346). Lit. tekilas prenss. tackelis {=Hekilct8) ^Schleif stein' zu lit. tekiti 'lanfen'; oft -Üis fttr den, der in dem Zustand ist, den das Verbum bezeichnet, wie päklpdilis 'Irrgeist' zu JclydSti 'umherirren', pcLsmirdelis 'Stänker* smirdeW ki^ith* zu smirditi 'stinken' (vgl. ai. piyärU'S zu got. fijai'p § 282), wonach nw-wire/w 'Verstorbener', ne-tikelis Taugenichts' u.a.; indem z.B. iszlSpelis 'Weichling' »JxfUpti 'verweichlicht werden* und auf lepüs 'weichlich' zugleich bezogen ward, wurde -elis auch Sekundärformans, z.B. ^u{2^Zt« 'Schwärz- ung'. Aksl. Part. Praet. wie £eUh zu £eU'ti 'wünschen', vidSlh zu vidS-ti 'sehen'; vgl. auch die Abstrakta auf -^b, wie ml^6alb 'das Schweigen' 281).

Denominativa zu Stämmen auf -^, '(i)j^. Lat. fid^lis zu fid^s, famelicus zu famis (dagegen -ialis zu -iss^ wie specialis, pemicialiSf superficialis usw.). Lit. Tiemamen wie musili 'Fliege' zu musi, uteU 'Laus' zu uti, Jcirmeli 'Wurm' zu kir- mis4o. Femer lit. Deminntiva zu mehr als zweisilbigen Nomina, wie avinilis 'Böcklein' zu ävinas, motynile 'Mütterchen* zu mötyna, Sie sind von solchen Formen wie kepurSle 'Hütchen', zu kepüre, ausgegangen, ursprünglich waren derartige Demi- nutivbildungen Neutra (mit -dia-), was den Übergang von -elia- als einheitlichem Formanskonglutinat auf Wörter männlichen Geschlechts erleichterte, s. § 541.

t) - ö Z 0 -. Gr. q)€ibuiX6^ 'schonend, sparsam' q>€ibu)Xi^ 'Scho- nung' zu cpeibdi; eöxuiX/j Tralerei, Gelübde', TepTTujXfj 'Ergötzlich- keif, TTaucTuiXi'i 'Rast' (vgl. TTau0u)v). Lit. Nomina agentis wie skupäl'glis 'Geizhals', zu skupüti 'geizen', wohl auch duiülas anzälas lett. üfäls (preuss. ausonis) 'Eiche'. Ai. pölala- M. N. 'Halm, Stroh' aus ♦pcZö[tt]-Zo- (crih), s. § 132, und so gehörte vielleicht auch gr. etbuiXov 'Bild' enger mit ai. vidura-s lit. pa- vidulis (S. 361) zusammen.

b) 'ilo'. Ai. nabhüa-m zu ndbhi-i S. 364. Gr. arpößlXo^ 'Kreisel', vgl. orpöcpi^ S. 168. Lat. aedilis zu aedis, (^väis zu civisj orbile zu orbis, ovile zu otJt>, wonach virüisy fabrüiSy juvenilis, hastile u. a. Lit. ak^las 'aufmerksam' (vgl. ak^tas imd akyvas 'mit Augen versehen') zu äkis 'Auge'. Aksl. Part. Praet. wie chvalüh zu chvali-H loben'.

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§ 264.] Nominalstammformantien. r- u, ^ForInantien. 371

e) Lat. currülis zu cwrrtw, tribülis zu tribus u. a. Aus dem Arm. hierher vielleicht die Pai*tizipia wie argdul zu arge- lum Heb verhindere^ schliesse ein' (die ursprüngliche Quantität des u ist unsicher).

f) '8'lO'y wie -«-mo- u. dgl. (zur Natur des -s- s. § 6 S. 11). Am häufigsten im Ital., Genn., Balt. Lat. äla aus *axla vgl. ^ixillüy ahd. ahaala aisl. qxl 'Achser, zu ai. dkia-s abd. ahsa *Achse', das vermutlich zu W. a§' gehört und ursprünglich *Be- wegnngsstelle, Drehpunkt' bedeutet hat. 6r. fiuxXö^ 'Zucbtesel', lat. mülus ans ^muodos neben alb. muik ^Maultier' av. Gen. Sai-mu£öU (Eigenn.) weisen auf uridg. *mtt^2ÄZo- d.i. *fnuffh'S-l0' (Bartholomae Woch. f. klass. Phil. 1898 Sp. 1060f.).

Italisch. Lat. prö-ißlum 'ununterbrochener Fortgang, Zug- seil am Pflug* aus ^-tenslo- vgl. tsnsay daneben mit -sli- 278) töl^s PI. 'Kropf vgl. tönsiUaej zu ten-s- in got. atjnnsan 'her- ziehen' lit. t^'ti 'durch Ziehen dehnen', alum alium 'Knoblauch' und {h)dlare aus ^anslo-^ vgl. aksl. (fchati 'riechen, duften', W. ^n- 'hauchen' (ai. dni-ti usw.). vüla aus *veixla vgl. got. toeihs N. 'Flecken, Dorf 416), zu lat. vlcus. talus 'Knöchel' {sub- id) aus *t(Mclo'8 vgl. tcixiUus; pälus 'Pfahl' aus *paxlos oder *paxlo8 vgl. paxülus (a?) zu W. pak- 'pangere'. vdum Tuch, Hülle, Segel, Fahne' vgl. vexiUum, vermutlich zu ir. figim Ich webe' ndd. wocke 'Wocken' ai. vagurd 'Fangstrick, Fangnetz'*); man-tilum {-tue) 'Handtuch' aus ^-terxlo-my zu tergeo (1 S. 134 f. 442); prelum 'Kelter' aus ^premslo-m zu premo: pauUum aus ^pauxlom vgl. pauxülum. scalae 'Stiege' aus ^scantsla- zu scando; nuUa aus *8inaxla vgl. maxülay zu ir. smech lit sma- krä 'Kinn'; auUa Topf aus ^auxla vgl. auxiUa, vielleicht zu ai. ukhdrs ukhd Topf. Vgl. noch eoMia zu ex-iguoSj aus ^-egsH- ^-di-, wie sub'tüisy zu täa = ^texla, und vilis, zu v&fium = ♦rc^no- oder ^vesno-, s. 1 S. 134f.

Keltisch. Ir. «oZZ F. 'Überhebung, Hochmut' aus *auksla vgl. tfo^oZ 'hoch, erhaben' kymr. uchd 'hoch' zu ir. ös um kymr.

1) Dass es im alten Volkslatein auch ein zu veho gehöriges v&um gegeben liabe (das mit aksl. ve^lo S. 373 zu identifizieren wäre), liaben Pfannensebmid und v. d. Vliet (Wölfflin*8 Arch. 4, 418 ff. und 10, 16) nicht erwiesen.

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872 NominalstammformantieD. r- u. i-Formantien. 264^

uch 'oben', entweder zu got. aühuma *höher' oder zu lit. duksztas *hoeh', lat. augustus, auxüium fZuwachs') 'Stärkung, Hilfe', gr. aöHu) 'ichjmehre*; im letzteren Fall wäre das formantisehe Zusammentreffen mit lett. jaun-augslis CJungwachs') junger Laffe' wohl ebenso zufällig wie das von lat. ex-üis mit ala (beide zu agere). Ir. toll *hohr, tolly Gen. tuülf 'Loch* kymr. twll 'foramen' aus ^tükslo-, zu gr. tuko^ 'Meissel' aksl. is-tukati 'sculpere*. Vgl. auch über ir. doli kymr. pwyll 1 S. 773.

Germanisch. Abd. dihsala ags. dixl SA^X.pisl F. ^Deichsel' Gf. "^tenqsla vgl. got. peiJis N. ahd. dihsemOj eventuell auch lat» Umo S. 243. Got. preihsl 'Bedrängnis' zu preihan 'drängen^ swumfsl *Teich' {f anaptyktisch wie in ahd. amfsla = amala amsala 'Amser) zu ahd. stoimman 'schwimmen', sTcöhsl 'böser Geist', ahd. fasel ags. foesl N. 'foetus, proles, suboles' (dazu ahd^ fesil 'fruchtbar') zu got. fitan 'gebären', ahd. toeJisal M. aisl. vtxl N. 'Wechsel' zu ahd. wlhhan. Nicht ganz klar ist die Grund- form von got hunsl ags. hüsd aisl. hüsl N. 'Opfer, Sakrament'; gewöhnlich stellt man das Wort zu av. span-yah- 'heiliger' und span-ta- preuss. swints aksl. so^H 'heilig'; hun- dann vermutlich aus *;ßfwn- = *^w- ; nach Mekler aber fipaq 263 zu gr. Kaivui 'ich töte' Perf . K^KOva. Hinter vokalisch auslautendem verbalen Stamm r ahd. knuosal ags. cnösl N. 'Geschlecht' neben ahd. chnöt cnuat got. knöps F. 'Geschlecht' (:gr.Tva)-TÖ^ 'Verwandter'), und hier- nach traten ahd. harmiaal hermeaal 'Leid, Beschimpfung' aisL hermsl N. 'luctus' neben ahd. hermida 'Leid' härmen 'plagen, be- schimpfen', uobisal N. 'cultus, exercitium' neben uobida 'Übung,^ cultura' uoben u. dgl. Dies ist der Ursprung der Abstrakta auf 'isla- zu Verba auf -Jan, vgl. noch die Neutra ahd. voertisal 'Verderben* zu werten 'verderben', irriaal 'Irrsal' zu irren^ aisl. kennal 'notio' zu kennay vesl 'Oberkleid* =*t?amZa- zu got wasjan 'kleiden'. Dazu auch Feminina wie ahd. hruomisala 'Prahlerei' zu hruomen, aisl. kennsla neben kennsly pensla 'expansio' und as. schwache Maskulina wie irrislo 'Irrtum'. Im Mhd. ging das Konglutinat auch auf Nomina über, wie twancsal 'Einschränkung* zu twanc 'Zwang', rochsal 'Rache' zu räche 'Rache'. Unklar bleibt das im Got isolieii; stehende swartizl 'Schwärze, Tinte' 2. Kor. 3, 3 cod. B {-izl aus -isl 1 S. 853): entweder zu *8U)artjan

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§ 265.] Nominalßtanimformantien. r- u. ^Fo^mantien. 373

=ai8l. suerta 'schwärzen' oder auf grund eines Nominalabstrak- tums *stoartipa (wie diupipa Tiefe*).

Baltisch-Slaviseh. Preuss. san-insle 'Gürtel', aksl. 8^' ^qslo 'Band, Fessel' u-vqslo 'Diadem', vgl. lat. anxiiis anguatusy zu aksl. <^te 'Knoten' W. aügh-. Preuss. Jcersle 'Axt', russ. äereslö Mreslo 'Pflugmesser' (aksl. *6rMo)j 6f. *qert8lO' vgl. lat. c^na Gf . ^qertsna-f zu lit. Tcertü Tcifsti 'hauen' aksl. irhtq öresti 'sehnei- den'. Lett. ap-meslis 'Einschlag des Webers' at-mesUs 'Auswurf* vgl. mesmens S. 243, bauslis 'Gebot' vgl. lit. batismi S. 253, lett. rtisla eine Art rotbrauner Farbe vgl. lit. rusvas S. 202 ahd. rosmo S. 243, lit. düslüs 'freigebig' vgl. domas S. 265, aksl. 4klo 'Zahl' vergl. cism^ S. 243. Lit. Icrislas 'Abfall, Brocken' zu Tcrintü kristi 'abfallen', spc^slas 'Falle, Fallstrick' zu spindzu 'ich stelle eine Falle', zdislas 'Spielzeug' zu zdidiu 'ich spiele*, tikslas 'Belieben' zu üTcti 'passen', möTcslas mokala 'Lehre' zu mdkti 'erlernen'; üalgs 'Schnüffler' ii«Z^ 'Nasenloch' zu üdzu *ich rieche', Jcväslgs 'Gastbitter' zu Jcäczü 'ich lade ein', lett. Jcrimslis lit. Jcremsli kramsU 'Knorpel' zu lit. Jcremtü 'ich nage', lett. kauslis 'Raufbold' zu kau-t 'schlagen'. Aksl. veslo 'Ruder* zu vezq 'veho', maslo 'öl, Salbe' zu maäq mazati 'schmieren', po- vrislo 'trutina' zu po-vrbzq -vristi; vgl. -sh in gc^sU u. a. § 28L

Aus dem Arischen vgl. ai. krcchrd-s 'jämmerlich, schlimm', mittelindisch aus ^krpsrä-Sy zu kfpa-U 'er jammert'.

g) Über 'dh'lo' wird zusammen mit -dh-ro- § 267 ff. ge- handelt werden.

366. 5) Es folgen noch einige Bemerkungen über die durch die Zo-Formantia bewirkte Bedeutung.

a) -Zo- als Primärformans.

a) Das M. ist oft Nomen agentis, besonders im Italischen und im Germanischen, z. B. lat. figtdus 'Töpfer', ahd. tregü 'Träger', lak. belKTiXo^ 'Schauspieler', lit. tirszkcUas 'Schwätzer' (ai. pald'8 'Hüter, Wächter*) ; oft sind Gerätschaften als han- delnde Subjekte vorgestellt, wie lat. capvlus 'Griff ('Anfasser'), ahd. slegü 'Schlägel', lit. f^Mcw'Schleif stein' ('Läufer'), s. § 48 1 , 1 , a.

In adjektivischer Funktion bezeichnen diese Nomina mit Vorliebe den durch den Verbalbegriff hervorgebrachten Zustand, wie gr. (HTn^ö^ 'schweigsam', lat. crüd^lis, zunächst etwa 'ver-

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374 NomiDalstammformantien. r- u. ^FormaDtien. 265.

rohf, lit. dk^las 'aufmerksam' (zu ak^a8\ substantiviert nu- mlrelis Terstorbener'. Daher im Slav. die Funktion von -U ala Formans des sogen. Part. Praet. Akt. II, wie ädih zu ^eti Vünscben'; hü^ zu hiti 'schlagen', hyh zu hyti 'sein', ^ndl^ zu znati ^kennen', nesU zu nesti 'tragen'. (Bei der grossen Produk- tivität dieses -U können Übereinstimmungen wie hyh und gr. cpöXov cpOX/j, jdlh = *edh und ahd. e^sal 'gefrässig' zufällig sein.) Solche partizipiale Verwendung zeigt im Italischen der Adjektiv- typus pendultis in den auf ihm beruhenden umbr. Futura exacta apelust 'impenderit' von *am'pendlO' und entdust 'intenderit,. imposuerit' von *en-tendlO' (1 §413, 7. 770, c). Das Arm. hat ein Part. Praes. auf -o/, wie berol 'tragend', das vielleicht eben- falls hierher gehört (Meillet Gramm, de Tarm. 97).

Wo 'lo' rein nominal geblieben ist, hat sich mit ihm zum- teil der Begriff einer tadelhaften Gewohnheit verknüpft. So lat. bibuluSy crSdtüuSy gemultts, quertdus u. a., got. sakuls 'streit- süchtig', slahtds slahals 'zum Schlagen geneigt', ahd. «jjoZ 'ge- frässig', ags. sldpol 'schlafsüchtig', Jda^öl 'zum Lachen geneigt" u. a. (in dieser Funktion auch denominativ: got. weinuls 'trank- sttchtig' zu wein 'Wein', ahd. wortal 'gesprächig' zu toort 'Wort'),. lit. substantiviert su-szälelis 'ein Mensch, den es gleich friert, Fröst- ling', uz-mifszelis 'vergesslicher Mensch', su-JcrSUlis 'Schmier- fink', ap-8va%gÜ%8 'Schwindelkopf' u. a. (auch denominativ, s- S. 370).

Die lat. Adjektiva, die passivisch waren und den Sinn der Fähigkeit u. dgl. hatten, wie hihüisj agüis, docüisy facüisy im Anschluss an das ^o-Partizip pötüis, ad-apertäisy ind-üHliSy ver- satüis u. a., zeigen dieselbe Bedeutungsschattierung wie die Ad- jektiva auf -hüis wie agibilisy dilibüis, laudabüis, die zu den Neutra auf -bulum gehören 271). Hier handelt es sich wahr- scheinlich nicht um blossen Übergang von der o- zur t-Dekli- nation, wie bei humilis, similü, sondern um Antritt des For- mans '{i)iO' : -i- der Verbaladjektiva wie lat. ex-imius, gr. (Tni- Tio^, ai. ydjya-Sy «turt-ya-a usw., deren alten Nom. Sg. auf -i-^ das Gotische in den Formen wie hrüka bewahrt hat 111. 113. 121). Vgl. die arm. Verbaladjektiva auf -li zu den lo- Infinitiven, wie sireli 'amabilis' zum Inf. sird. So erklären sich

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§ 266.] Nomioalstaminformantien. r- xl ^Formantien. 376

die laatlich auffallenden umbr. pnrtifele "^orricibilem*, fa^e- fele '*facibile, ♦sacrificabile' : aus *'flii(h musste über ♦-/Jfjo- die Lautung ^-felia- entstehen.

ß) Das N. auf -lo-m nur im Lat. etwas häufiger als Nomen instrumenti, wie torculum, vinculum, prdum; anderwärts z. B. ahd. 8eü CBindemitteF) 'Seil', aksl. veslo 'Ruder' fvehiculum'), maslo 'Salbe'. Verbreiteter rfnd -tlo-m und -dhlo-m in dieser Funktion. Vgl. § 487. Obwohl der Gebrauch als reines Verbal- abstraktum selten ist (etwas häufiger nur der Typus got prei?isl\ wird man d^ arm. Infinitiv auf -lo-, z. B. acel zu (icem 'ich führe', aHiul zu arnum 'ich nehme', tal zu tarn 'ich gebe', yu- sal zu ytMam 'ich hoffe', meranü zu meranim 'ich sterbe', nicht auf das M., sondern das N. zurückzuführen haben. Über das Verhält- nis des Part, auf -ecd, z. B. areal^ berealj zu diesen Infinitiven s. Meillet Gramm, de l'arm. 68. 86. 96 f., Pedersen KZ. 40, 151 f.

266. b) Unter den Funktionen, die -Zo- als Sekundärfor- mans hatte, ist die Funktion als Formans für Deminutiva (Hypokoristika u. dgl.) diejenige, welche zu den meisten for- malen Neuerungen führte. Der deminuierende Sinn ist oft aus der Form verschwunden (z. B. lat. pudla neben puer), was nicht selten Anlass wurde ein neues deminuierendes Formans anzu- fügen. Als Deminutivformans war -lo- am produktivsten im Ital., German. und Baltischen.

a) Von den substantivischen Deminutiva sind als in mehreren Sprachzweigen zugleich erscheinend S. 364 schon ge- nannt lat. porctUus zu porcus und rotula zu rota. Weitere Bei- spiele aus den verschiedenen Sprachzweigen. Ai. vrialdrs 'Männ- chen, geringer Mann', ialckald 'Spänchen' zu ialdka 'Span', üMLa-s 'Kindchen' zu iiSu-f 'Kind'. Ganz selten im Grieeh., wie dpKTuXo^ Ideiner Bär' (nach Art der Personennamen gebildet, s. u.); mit Verlust des Deminutivsinns kotx^Xii (wovon kotx^Xiov) neben kötxh 'Muschel'. Ital. -eZo-: lat. arcuius umbr. ar^lataf S. 366, lat. ticüLus servolus fiUolus alveoltts rSgtdus adtdi- 8centulu8y8cQiulum capitulum^animula davola glöriola lineola\ umbr. FoncUir-e 'in ♦Fontulis' (zu lat. föns). Germ, meist -do- und dieses meist zum n-Stamm geworden (nach Art der Personen- namen): got. barnüo N. 'Kindchen' zu bam N., matcüö aisU

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376 Nominalstammformantien. r- u. /-FormantieD. 266.

meyla F. ^Mägdlein' zu mawi mdkr F., ahd. scalchüo M. 'servu- lus' zu scalch M., lihhamilo M. 'corpusculum' zu lihhamo M., burgilä F. 'castellum' zu bürg F. 'Burg', niftäa F. 'Nichte' zu wt/i F. 'Nichte'; ohne i vor l z. B. got. magula M. 'Knftblein' zu magu-8 M. 'Knabe', ahd. chanruda F. 'Kännchen' zu channa F. Lit. tevSlis 'Väterchen' zu f^ra«, zmogilis 'Menschlein' zu zmo- güSj mergili 'Mädchen' zu mergä, duktile Töchterchen' zu dukti und vainikSlis 'Kränzchen' zu vainikasy minesilis 'Mond- ehen' zu m^nä Gen. minesio^ motynile 'Mütterchen' zu mötyna, dukteriU neben dukUU zu dukti Gen. duktefs (S. 370). Aus dem Slay. kann hier -ulja genannt werden, das in mehreren slav. Sprachen mit deminutivem Sinn auftritt, z. B. russ. pisulja *Briefchen'.

Wie Deminutivbildungen als Koseformen bei Verwandten- namen von uridg. Zeit besonders beliebt waren, so auch bei Eigennamen (vgl. S. 119). Ai. Bhanula-s vgl. Bhanu-datta-Sy Pitrla-8 vgl. Pitr-datta-Sy Dsvala-s Divüa-8 vgl. Bevordatta-s. Gr. 'OväcrlXo^ vgl. 'Ovöcrl-bä^o^, ToHiXo^ vgl. ToHi-KXf^^, wonach eOji-iXo^ Zo(p-iXo( usw., öpacjuXo^ vgl. öpacru-fiaxo^, ITpäTiiXo^ vgl. TTpäTu^, wonach Aiifi-üXo^ 'Ht-uXo^ usw. Im Griech. ist hier jedoch zweierlei zusammengeflossen. Z. B. 'A(Ttu-Xo^ war auch Kürzung von *A(TTÜ-Xäo^, wie ZO^veXo^ von ZOev^-Xäo^, G^oXXo^ von 0€Ö-Xäo^ (S. 43), und auf diesen Kurzformen beruht die nach § 20 zu beurteilende Gemination des X wie in ''ActtuXXo^, 6pd(TuXXo^, BdOuXXo^, TßpiXXo^, XdpiXXo^. Ob hieran sich das deminuierende -üXXiov angeschlossen hat, ist trotz des Neben- einanders z. B. von HevuXXiov und Z^vuXXo^ zweifelhaft, s. § 364, c. Gall. Teutalus vgl. Teuto-matus, Vindcd-uco Vindü-ius vgl. ir. Find'chary Dumnulus Domnulus vgl. Duhno-nx Dumno-rlx. Im Germ, nach der n-Deklination : got. Wulfila ahd. Wolßo vgl. ahd. Wolf 'hart y ahd. Oundüo vgl. Grund-hart, Theotolo Dietüo vgl. Theot-bcdd. Serb. BoMo vgl. Bogo-ljuby Bratilo Brajilo vgl. BratO'ljub, Diese Kurznamen erhielten ihr Z-Formans nach der Analogie der von Haus aus einstämmigen Namen mit /-For- mans, wie ai. Syämalas gr. XoipiXo^ XoipuXo^ lat. Mammulus agerm. Attüa Sihd.Ezzüo (S. 120), bei denen dieses Formans zum- teil schon aus dem Gebrauch des Wortes als Appellativum herrührte.

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^ 267.] NominalstammforDiantien. r- u. ^FormantieIL 377

ß) Von den adjektivischen Deminntiva ist als in mehreren Sprachzweigen zugleich erscheinend S. 361 schon ge- nannt ai. bahulä'8 gr. TtaxuXö^. Dass ai. bahuld-s und andere derartige ai. Adjektiva, wie madhuld-s 'süss', kapää-s 'bräunlich* (das zu gründe liegende Ä:ap<"# 'Affe' war wohl selbst ursprünglich eine Farbbenennung); einmal deminutivischen Sinn gehabt hatten, ist nur nach den andern Sprachen erschlossen. 6r. bpi^uXo^ 'etwas scharf* zu bpi^ii^, wonach jaikk-OXo^ 'parvulus* zu ^ikkö^ (= ^iKpö^). Im Lat. vieles derart, wie limulus 'etwas schielend' zu llmus, aust^rvlusy acüftdus, rüfulus, parvolus, pauculus, aliquantuluSy misellus, pulchellus, pülltis; mit eigentümlicher Sinneswendung bellus aus *ben[e]lo8 zu bonus. Lit. baltulis 'candi- dnlus' zu btUtasy vänulei Adv. 'obiter' zu vinas^ jaunulelis zu jdunas *jung'.

t) Beispiele für Verbindung von deminutivischen Forman- tien mit deminutiven Formantien. Ai. Jatüäka-s JafiHka neben Jafila-Sy vgl. Jafa-dhara-Sy zn jafa- 'Haarflechte'. Gr.-uXX-io-v : ievuXXiov, 8. S. 376. Urital. ^-Jeelo-, weit verbreitet neben *'elO', z. B. lat. corpus-ctdum, s. § 37 1 ff. Lat. porcelltis d. i. *porcel[e]lo8 zu porcultis porcus (im Ausgang zusammengetroffen mit solchen -wie a8elltis=*a8en[e]lo8, agellus=*agr[e]lo8 usw. S. 366 Fussn. 2), wonach solche wie agneUti8\ femer porcelltUtM^ puelltda^ bdlu- lu8, patixillulus usw. Ahd. -Z2(n), entstanden durch Erweite- rung von -Za- mittels des urgerm. -iwa- (S. 277 f.), z. B. tunll{n) ZVL turila 'Tür', chindilt{n) 'Kindlein', ebenso as. bundüin 'fasci- -culus' u. a. Lit. dävtdditü dävtduzSlis von d^vülü zu dSvas (S. 368), jaunuleli8 zu jdunas (ß), darzdSlis von darzilis zu dafz(i8 'Garten', mergdüe von mergele zu mergä 'Mädchen' (S. 367). Vgl. § 543.

Formantia -dkro- -d/irä-, -dhlo- -dhlä-,

267. 'dh' ist wohl dasselbe 'Determinativ' (§6 S. 11), das im Griech. in dem Konglutinat -Ofio- erscheint (§176, c): vgl. z. B. fip-epov : dp-Ofiö^, ßd-Opov : ßa-Ojiö^, K/|Xii-Opov : ktiXii-0^ö^, lat. 8ta'btdum : gr. CTa-Qixöq. Vgl. femer z. B. gr. cTK€-6pö^ : <TX€- ^^M€V, lat. 8ta'bulum : gr. d-cTTa-Oii^ cTTa-Oepö^, öech. Jcri-dlo (aksl. Jcrilo) 'Flügel' : lit. sJerä-dzu skrästi 'fliegen' (zu skrS-ti 'in Bogen

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378 NominalBtammformantien. r- u. Z-Formantien. 268.

fliegen'); auch Hesse sich das S.349 za -ro- gestellte ahd. muntar (got. mundrei) lit mandras aksl. nuidrh hier insofern nennen, als die W. mendh- (got. mundön gr. fiaOeiv usw.) wahrscheinlich eine Erweiterung von men- in ixivoq usw. war. Dass -dhro-y -dhlo- in uridg. Zeit aus -tro-y -tlo- entstanden und demnach ihrem Ursprung nach mit den § 250 ff. behandelten Formantia identisch seien (man hat teils an Übergang yon t- in th- gedacht, teils an Ver- wandlung von -ght' in -gdh* u. dgl. nach 1 § 700), ist unwahr- scheinlich.

Wie 'trO'j -tlo- mit -ro-y -lo- wechseln 250 S. 340), so auch 'dhro'y -dhlo-. Man vergleiche av. mc^dror Verständig, weise' d. i. *mendh'dhrO' oder *mondh'dhrO' und lit. mandras akkBl.miidrh ahd. muntar (got. mundrei) S. 349 (vgl. § 269); gr. OKeGpö^ ^knapp, genau, sorgfältig' und cTx^pö^ S. 357 ; lat. sübtda ^Ahle' (Cech. Sidlo) und ahd. siula lit. siülas S. 364; gr. fteOXov 'Sitz'^ und aksl. sedlo gr. iWd usw. S. 362; lat. agibüis und agüiSf genitabäis und genitalis S. 369. Im Slav. sind, wie wir § 273 sehen werden, -dhro-y -dhlo- nicht nur auf Kosten von -ro-, -lo- vorgedrungen, sondern haben avch -tro-, -tlo- ganz oder fast ganz (Zweifel bleibt wegen v4trhy s. S. 344) ersetzt.

'dhro'y 'dMo' dienen meist zur Bezeichnung eines Mittels und Werkzeugs oder einer Örtlichkeit.

268. Mehreren Sprachzweigen gemeinsame Formen. Gr. XüOpo- (XüOpijj) 'Besudelung', lat. pol-lübrum di-lübrum. Lat. combrHum eine Binsenart, lit. szveüdrai PI. 'Schilf g6f . ^kf^n- dhro-y falls fc^en- die Wurzel dieses Wortes gewesen sein sollte (man vergleicht aisl. huifnn 'Angelica archangelica', woraus aber in dieser Beziehung nichts zu entnehmen ist).

Für die folgenden Zusammenstellungen ist zu beachten ^ urgerm. -dra-^ -dla- ist immer lautgesetzlich auch auf das uridg. Formans -tro-, -tlo- zurttckführbar, und slav. -dro-, -dlo- können als Ersatz für uridg. -tro-y -tlo- (bezieh, auch für uridg. -ro-^ lo-) betrachtet werden 273). Lat. cribrumy ahd. {h)nttara ags. hridder F. 'Reiter, Sieb'; eventuell letzteres zu ir. eriathar N. 'Sieb' (S. 343). Lat. stäbulum stabilisy osk. staf latas ""stabu- latae, statutae', umbr.^^a/Iarem'^stabularem' päl. j>n^^a/aZactnar '^praestabulatrix, antistita', ahd. staly Gen. Stalles^ 'Stall' urgerm^

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§ 2t>9— 270.] NominaUtammfonDantien. r- u. ^FoITnantien. 37^

*stadla'; die Identität des german. Wortes mit stabulum ist der Bedentang wegen wahrscheinlich (S. 344). Lat. sübtda In- sübtdumy Sech. Hdlo poln. szydlo aksl. Silo 'Ahle' nrsiay. *8iüdlo. Ahd. ti?6tor as. wedar aisl. r«(f r N. 'Wetter' mit aksl. vedro 'gutes Wetter' redrs 'heiter' (vom Wetter) zu got. toaian aksl. vSjati 'wehen' gr. &r{ix\ d/jp (St. dFep-) &e\\a aöpö usw. ; -e- wie in gr.. <yK€-6pö^ 7TX^-6pov ai. dä-tm-m JcSa-trä-m (S. 342) u. dgL; kaum davon zu trennen sind lit. dudra 'Sturm, Tosen, Flut' und vidras^ vydra 'Sturm' (zum i vgl. gr. dtcrOui), und diese sprechen für aksl. vedro = urbalt.-slav. Hedro- (= uridg. *j*«-dAro-); daneben freilich auch lit. r^ifra 'Sturm' aksl. vüirb 'Luft, Wind' (zur Ablaut- verschiedenheit vgl. gr. ^^Tpov : ai. mätra 'Mass', ai. dätrorm : av.dö^>ra-m'Gabe'u. dgl.), wozu §253 S.344 zu vergleichen ist*)^

269. Aus dem Arischen darf hierher gestellt werden das- § 267 genannte av. mqzdra-. Als eine Variante von ihm erscheint ai. w^dÄira-« 'weise', zu medhd^eisheiV=*madh'dha (1 S.626);. eventuell ist midhira-s zu rn^dhd gebildet worden wie rathird-s 'im Wagen fahrend' zu rätha-s 259, a).

270. Griechisch. ßdOpov 'Stufe, Schwelle, Sitz, Grund- lage', dm-ßdOpä 'Geräte zum Hinaufsteigen, Leiter', dpOpov 'Glied',. T^pOpov '£nde, Spitze', l^dirOXti ^Geisse? zu {fiAmvi Aor. ^p&ODiai. irfiXilOpov 'Zaubermittel', KÖpiiOpov 'Besen', fitXTrnOpov 'Ergötzlich- keit', Koifii^epä 'Schlaf Stätte', dXivbrjepö'Ort zum Wälzen, Tummel- platz'. TTX^Opov TT^XeOpov 'Hufe, Morgen Landes', ^^eOpov ^eiOpov 'Strömung', T^veOXov t€v^6Xti 'Abstammung, Geschlecht', O^^eOXov 'Grundlage'. ßdpaOpov 'Schlund', Kp€|idOpä 'Hängekorb, -matte'.

Das Mask. teils ebenfalls als Abstraktum, wie öOXo^ ^Ge- seig, leeres Geschwätz' (zu öei 'es regnef), öXeOpo^ 'Verderben', teils als Nomen agentis oder Adjektivum, wie fiuXuiOpö^ 'Müller' (zu fiuXuiOpov 'Mühle'), OKcepö^ 'knapp' aus *ax€-Opö^, oicuepö^ 'zomig*^ ans *(ncu(T8pö^ (Dissimilation), zu cncuZofiai OKubjiaivui, XdXtiOpoc 'geschwätzig', dcT-6Xö^ 'tüchtig, wacker'. Dazu vermutlich XoicrOo^ Xoi(TOio^ letzter' als 'das Überbleibsel bildend, ausmachend' auf grund von *Xoi(y8Xov=*Xoib-6Xov 'Überbleibsel' (vgl. 6Xo<p[X]\mTi^,

1) Über vedro anders, aber nicht überzeugend, Meillet l^tudes 410..

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"580 Nominalstammformantien. r- u. ^Fo^mantien. 271—272.

«^Ö7rT[p]ov 1 S.435)*), zu lit. I^dzu lüsti lett. laifchu lai/i lassen', wie ahd. le^sist la^^öat 'letzter* zu la^^an lassen'.

271. Italisch. Urital. *-fro-, ♦-^o-; aus *-/?o-, *'fli' im Lat. -bolo- 'bulo-y -bili- nach 1 S. 443 f. 822 f. Urital. war *8ta- -flo-y 8. § 268. Auch gehört ^tafla- lat. tabula umbr. tafle 'in ta- bula' hierher, falls ta- die Wurzelsilbe war: vielleicht dissimi- Jatorisch ans Hla-fla^ zu lit. fiZe« 'Bodenbretter' ir. ^oZaw 'Erde' usw.

Lat. flabrum, ventilabrumj volütdbrum^ tribulum, pdbu- lum, vocabulum, infundibulum, latibulum'^ Sekundärformans 'bulo' in sessibulum (sessus, vgl. sessüis), türibulum (tüs), vgl. gr. 6up€Tpa § 253 S. 342. dolabra, terebra, vertebra (vgl. verti- imlum), latebra, fäbula, tnbula (neben tribulum), fibula aus *flvibula (1 S. 319), mandibula.

Subst. canddaber neben candeläbrum, Mulciber (Gen. 'beri für *-bn durch Anlehnung an -fer -ger Gen. -feri -gen u. •dgl.). Adj. creber zu cräscot ursprünglich 'Wachstum habend, dicht wachsend', und von derselben Art wohl auch celeber 'zahl- reich, belebt; gefeiert; häufig', ursprünglich etwa 'eine Stelle regen Lebens, Treibens (*celebrum) bildend', zu gr. k^XXu) 'ich bewege, treibe' k^Xti^ 'Renner'; vgl. auch decebra 'Herauslocke- rin', von Buhldirnen, und prö-stibula neben pröstibulum 'Buhl- -dirne'.

•/Vi- : alebris 'bene alens', anclabris 'zum Gottesdienst ge- hörig* (zu anculare 'dienen').

Die zahlreichen Adjektiva mit -fli- zeigen dieselbe Bedeu- tung wie agüisy bibilis usw., und ihre i-Deklination ist wie die -dieser Adjektiva zu beurteilen. Lat. agibilis, cr^dibilisy horri- biliSy dü^bilisy flebilis, amabilis, laudabüis, sepellbüisy solübilisy umbr. purtifele'*porricibilem', fagefele '*facibile, *sacrifica- bile'; -bilu als Sekundärformans (vgl. oben sessibulum) in fleaA- bilisy s^nsibilisy persuasibilis u. a. S. § 265, a, a.

Wie lucrum aus Huclom entstanden ist 253 S. 343), so •mag -fro'y -fri- öfters, bei vorausgehendem Z, an die Stelle von 'flo'y 'fli- gekommen sein.

272. Aus dem Germanischen sind mit einiger Sicherheit

1) Vgl. ai. Sifa-s 'übrig' auf grund von Sifa-s 'Rest*.

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§ 273—274.] Nominalstammformantien, r- u. ^Formantien. 381

nur zu nennen ahd. wetar (wegen aksl. vedro) und stal 'Stair (wegen lat. stabtdum). S. § 268.

273. Baltisch-Slavisch. Im Slav. hat sich -dkro-^ 'dhlo' auf Kosten von -fro-, -tlo- ausgebreitet.

Lit. dudra vidras aksl. vedro s. § 268. Vgl. aksl. jadra 'Busen': gr. fJTpov usw. § 242.

-dhlo' (Cech. -dlo- poln. -cMo-, aksl. serb. russ. -Zo-, 1 S. 721) seheint auf das Slavisehe beschränkt. Aksl. Silo £ecb. Hdlo poln. azydlo 'Ahle' : lat. sübula 268). Aksl. mylo öech. m^dlo- 'Seife' zu my-ti 'waschen*. Aksl. 8Üo poln. Mio 'Strick', auch M. aksl. O'Siibj zu lett. d-t 'binden' : vgl. ahd. seil S. 364. Öech. feydio' Wohnung* poln. 6y(Ko'Vieh, Vermögen*: vgl. \\i. pa-büTclas^ büJclä 8. 344. Aksl. gf^lo russ. görlo ßech. hrdlo poln. gardlo 'Kehle* (1 S. 453): vgl. lit. gur-klps preuss. gur-cle S. 344 und gr. ßdpaepov S. 379. Aksl. krilo öech. Jcridlo 'Flügel' zu lit. sJcrejü akriti 'in Bogen fliegen*. Aksl. ralo russ. rölo Cech. rddUy poln. radlo 'Pflug*: vgl. lit. drklas arm. araur usw. S. 341. AksL ä^lo poln. ic^dlo 'Spitze, Stachel' zu aksl. ^enq g^nati 'treiben^ jagen*. Aksl. po-örbpcUo poln. czerpadlo 'Schöpfgefäss*. Aksl. svitilo russ. svitüo poln. stoiecidto 'Licht*. Aksl. 6rhnüo poln. czernidlo 'atramentum*.

Als Sekundärformans erscheint -dhro- für älteres -ro- ia aksl. noz-dri PI. 'Nasenlöcher* neben lit. nasrai ndd. ntister und in mqz'dra 'feine Haut auf frischer Wunde, das Fleischige aa etwas' neben lat. membrum = *mem8-rO' S. 354 (unrichtig 1 S.^ 788, Zupitza KZ. 37, 397, Meillet Etudes 129. 409). Zu diesem Formanswechsel vgl. § 267 und speziell wegen des Charakters von 'dhrO' als Sekundärformans lat. sessibtdum sessibile : sessi- lis 271) sowie lat. si-menstris : septembris 253 S. 343).

Formantia -ri- und -Zt-^).

274. -ri-, -K- verbalten sich zu -ro-, -lo- wie -mi- zu -mo- und ni' zu -no-f s. § 177. 198 ff. Als Umbildung von -ro-y 'lo- mussten sie oben schon bei diesen berücksichtigt werden. Die grösste Produktivität zeigen -n-, -U- im Ital. und im Slav.

1) C. V. Paucker Die [lat] Nomina derivativa auf -alis (-am> und arius, KZ. 27, 118 ff.

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^382 Nominalstammformantien, r- n. ^Formantien. 275—277.

275. Ai. dM'S F. 'scharfe Seite eines Dinges, Ecke, Kante, Schneide', gr. ÄKpi^ F/Spitze, Berggipfel* ÖKpi^ F. 'Spitze, Ecke, Kante', lat. ocris M. 'Berggipfel' nmbr. ocri-per 'pro arce', vgl. gr. ÄKpo-^ usw. S. 349 f. ; zum Ablaut der Wurzelsilbe s. K. vergl. 6r. S. 146*). Ai. rddAri-^ Verschnitten, entmannt', dOpK* to- jLiia^. Kpiö^ und tOpi^- cTTTdbujv, TOfiia^, eOvoOxo^ Hesych; das l- von !6pi^ bleibt freilich unklar. Ai. bhüri- (Kompar. bhüt/as-) Av. bü^ri' 'reichlich, viel', Neutr. bhüri bü*rif lit. büris -io 'Herde' (vgl. lett. büra 'Haufen, Menge' und ahd. buro-lang bora-lang *sehr lang'). Gr. !bpi^ 'kundig', aisl. vitr 'weise' urgerm.

Ai. dhüliri F. 'Staub' (zu dhünö-ti 'er schüttelt'), lat. füUgo ^Russ' von */feZi-, ir. düH ('Gemütserregung') 'Wunsch, Begehr' (vgl. gr. Oüjiö^), lit. didis -io (auch dütpit) 'Räuchermasse zum Forttreiben der Bienen' (vgl. dümai PI. 'Rauch'). Lat. similis^ ir. samaü 'Bild' vgl. gr. öfiaXö^ S. 361. Lat. quälis tälis, gr. TtnXi-Ko^ 'wie gross? wie alt?' triXi-KO^ 'so gross' f|XiKO^ 'wie gross' {vgl. aksl. täkbjakb u. a. § 381), fjXig 'gleich alt, Altersgenosse' iius *(TFäXiE, ursprünglich 'einer, der die eigne Art hat' d. h. die- ^Ibe wie der Redende oder der, von dem die Rede ist (vgl, serb. ^vak § 38 1 ), aksl. Tcoh 'quantum' toh 'tantum' (Jcah-mi toh-mi usw.).

276. Arisch, üridg. -W-: SLußri-i 'fliessendes Wasser' y gl ßrd'8 S. 350; üsri-S 'Morgenrot, Helle' vgl. usrd-s S. 347; ittfeÄr/-/ 'glänzend' vgl. Subhrd-s S. 348; ai. 8dhuri-S,jivri'i u. a. S. 357. ürid. -Z«-: ai. tüli-i 'Pinsel' vgl. Ma-m S. 363; av. tiyri'i 'Pfeil' vgl. ttyra- S. 361. üridg. -ri- oder -Zi- : ai. dbhri-i "Haue, Hacke' (vielleicht zu ahd. näbagir 'Bohrer', W. enebh-); ätaghri-i 'Fuss' (vielleicht zu ahd. nagal urgerm. *na(jla' ai. näkhdra-s 'Nagel'), vdrakri-i 'Rippe', otBgüriri <mgüU'i 'Finger' {neben afaguSfhd-s 'Daumen').

277. Griechisch. Tpi^ 'Regenbogen' vermutlich aus ^FicT-pi-^, vgl. ai. viiaya- 'Bereich, Umgebung' -veSana- TJmkreis, Hof um den Mond'. *lpi^ ('die Hurtige') Götterbotin, F. neben ^Ipo^, zu Flexal 'ich eile, strebe vorwärts'.

1) Gr. äKpi<; : lat. medi-ocris (ursprünglich 'auf halber Höhe be- findlich') = gr. <pp^v€^ : d-(ppov€<;, lat. terra : ex4orris.

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^ 278—281.] NomiDalfitammfonnantien. r- u. ^FormantieI]. 883

278. Italisch. Lat. imberf St. imbri-, osk. AnafrfsB 'Imbribus*, vgl. ai. abkrä-m usw. S. 353. Lat. uter und utris (TVasserbehälteO 'Schlauch' aus •udri- (1 S. 678), zu gr. fiv-ubpo^ xibpia usw. S. 347. febri-s vielleicht aus ^dheguhri-s (W. dheguh- 'brennen'); in diesem Fall eventuell fonnantisch näher verwandt mit gr. T^cppa 'Asche' 259, e S. 359); über eine andere Mög- lichkeit s. § 75.

Lat. saceVf St. sacri-y osk. sakrfm 'sacrem' nmbr. sacre *8acre' neben lat. osk.-umbr. sakro- S. 352. Lat. acevy St. acri-j osk. akrid ('acri') 'acriter' umbr. |>€r-acn'peracri, &K|ia(if)' neben lat. acr(h (vgl. gr. äKpi^ ÄKpo^ § 275); lat. aeerbua entweder aus *acirbos oder wahrscheinlicher aus altem *dfen- oder *äcrO', zu gr. fixpo^ usw. S. 349 f. ümbr. pacrer PI. 'propitii' vgl. got. fagrs S. 352.

Lat. töUs PI. 'Kropf am Halse' aus ^ton-sli- S. 371.

Weit verbreitet war 4i- im Italischen bei den Adjektiva: lat similis (§275), humüis (S. 361); animdlis osk. fertalis umbr. uerfale lat. aläris crüdilis civilis currülis S. 368 ff. ; lat. agüis bibüis S. 374. Daneben btbulus crsdülus S. 374 und h- mulus parvolus S. 377. Vgl. hierzu agibüis alebris neben crS- her (crSbro-) § 271 und die mit ursprünglichem -ttt- anzusetzen- den cdacery volucery Fälacer neben lüdicro- ridiculus S. 345.

279. Keltisch. Ir. biaüy Gen. bila, F. 'Beil', zu benim ^ich schlage* (1 S. 636). diZ 'angenehm' aus ^[p]agl%'By vgl. umbr. pacrer got. fagra- § 278. IHr 'industrius' kymr. llwyr 'ganz, vollständig' (vgl. Verf. Ausdr. f. d. Totalität 40).

280. Germanisch. Got. daiU F. 'Teil' neben dai-la S. 364. Got. riurs 'vergänglich, sterblich' aisl. rjrr 'dünn' (zu lat. ruere) hat sich den Adjektiva got. brüks u. dgl. (§111. 121) angeschlossen.

281. Baltisch-Slavisch. Aksl. db&rb F. 'Schlucht' aus ^dibrh (zu lit. dubüs). Lit. anglls F. aksl. c^lh M. 'Kohle'. Meist handelt es sich im Slav. um fem. Abstraktbildungen, die nach § 100, c zu beurteilen sind, und denen nach demselben § und nach § 121 lit. Maskulina auf -Us {-igs) -lio entsprechen. So aksl. iekh ('Aurfluss*) 'Harz' lit. iaz-teklis 'Vorrat', zu aksl. tekq^

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384 NomiDalstammformantien. r- u. ^FormantieIl. 282,

Part, tekh ; aksl. hyh ('Wuchs*) 'Pflanze, Kraut* zu hyti byh, soplh 'Flöte', shchlh 'dürres Holz, Reisig* {u-aochh 'trocken*), lit. auglis 'Wachstum*, däglis 'Stich, Stechen', porstolis 'Hinter- halt', lett. nü'bllis 'Furcht*. Im Slav. wurde der Ausgang -41^ (zu -eh §264,e, ß) produktiv : ndhialh 'das Schweigen' zu miböati 'schweigen Part, ml^6al^, gyhüh 'das Verderben', peöalh *Sorge, Kummer', kqpeh 'Bad', sop4lh neben dem eben genannten soplth 'Flöte', svirilh 'fistula, cithara*; Ausgang -UU (vgl. Meillet Etudes 417): MUh 'Tat', oh-uUlh 'Schuh'. Mit -sli' (vgl. -slo- § 264, f) : lit. zingslis 'Schritt' lett. at-meslis 'Auswurf batislis 'Gebot' (S. 373), aksl. gc^sli PI. 'Zither' (gqdq 'ich spiele Zither'),. jasli PL 'Krippe' (ja[d]mh 'ich esse'), leto-rash 'Jahreswuchs, Schössling' {rastq 'ich wachse'), mysh 'Gedanke' (zu got. ga- maudjan 'erinnern').

Formantia -ru- und -lu-.

282. Beziehung zu -ro-, -lo- tritt öfters klar hervor.

Gr. bdKpu, ir. d^r N. com. dagr, PI. dagrouy kymr. PI. da- grauy lat. lacru-ma 175) 'Träne', wonach auch got. tagr N. ahd. zahar M. aisl. tdr M. 'Träne' (urgerm. ♦^agr-' und *tdxr') als alter u-Stamm zu betrachten ist : vgl. das Reimwort ai. äSru N. 'Träne' av. asrü-azan- 'Tränen vergiessend' neben ai. aird-m 'Träne' (vgl. Meillet IF. 5, 331). Ai. 4mdiru N. 'Bart, Schnurr- bart' aus *8nuiiru (1 S. 732), vermutlich zu arm. moru-Tt 'Bart' (1 S. 741. 849, Bartholomae Stud. 2, 1 7, Hübschmann Arm. Gramm. 1, 476 f.): vgl. alb. mjekre lit. smakrä 'Kinn'. Ai. dAörti-i 'sau- gend', gr. Gf^Xu^ 'säugend, weiblich', vgl. gr. 6iiXri usw. S. 364.

Arisch. Ai. Sdtru-i 'Besieger, Nebenbuhler, Feind' zu gr. KÖTO? 'Groll, Zorn' gall. ca^u- 'Kampf . |>^rM-ip^rw-i 'anschwellend, schwellen machend' (zu pdya-ti 'er schwillt'), bhlrü-i bhllu-i 'furchtsam': vgl. ahd. 6 jZ 'Augenblick, wo das gejagte Wild steht und sich gegen die Hunde zur Wehr setzt', lit. baüüs 'furcht- sam' (lett. baue 'Furcht'). Av. du^vandru- ('übles Lob spendend') 'lästernd'. Ai. patdru-i 'fliegend': vgl. patard-s S. 356. Au piydrvri 'schmähend, höhnend* dürfte *pii6[i\rU' oder -Ivr ge- wesen sein, zu got. fijai-p 'er hasst' = *pii^ie'ti (vgl. lit. pa-smir- delis zu amirdzu smirdi-ti S. 370); ferner rfarrfru-i 'Zerstörer'^

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§ 282] Nominalstammformantien. r- u. Z-Formantien. 385

(vgl. Mrl'töi), vanddru'i lobend' (vgl. oben av. dui-vandru-), patayOlü'S 'fliegend' {paidya-ti).

Aus dem Griechischen haben ausser bdKpu das Formans -ru'y wie es scheint, ßÖTpu^ Traube' und KdxP^^ Kdxpu (kätxpw) 'geröstete Gerste* (vgl. k^tXPO^ 'Hirse'). Mit -lu- äxKxx; 'Nebel, Dunkel', vermutlich zu preuss. aglo 'Regen' (aus *aglu).

Lateinisch. Lat . tonitru-a tonitru war wohl Verschmel- zung von *tomtU' (vgl. sonitus und ai. tanyatü-S *Donner' § 333) und ^tonetrO' (vgl. fulgetrum), vgl. fulgitrua tonitruom. Hier mag auch osk. castru- neben lat. Castro- (S. 342) genannt sein.

Germanisch. Got. hährtis ahd. hungar aisl. hungr M. 'Hunger' urgerm. *xüf9x^^' *X^'^3''^'i ^^ &**. KttK-iGi^? lit. Jcefikia (1 S. 576). Urgerm. *flörU' mhd. vluor 'Flur' ags. flör 'Häusflur' aisl. flör 'Estrich': vgl. ir. lar S. 354. Got. airtis as. ir ags. dr aisl. (^rrdrrM. 'Bote'; wird mit av. a^rw-rf 'schillernd, schimmemd'^ identisch sein, falls dessen ursprüngliche Bedeutung 'beweglich' gewesen ist. Got. agltis 'beschwerlich, schwierig' {aglu-ba 'schwerlich'), vgl. agls S. 361.

Baltisch-Slavisch. Im Lit. eine grosse Zahl von Ad- jektiva auf -rüs und -lüs, doch beruhen sie wohl fast alle auf dem Übergang der adjektivischen o-Stämme in die u-Deklina- tion, z. B. budrüs 'wachsam' für *hudra-8 = aksl. Jybdrb SLY.'budror S. 348, gädrüs 'heiter, klar' für gSdras = gT. (pa\hp6q S. 349^ mandrüs 'munter' für mandras = aksl. mc^rb S. 349, (Mztrüs 'scharf für asztms = aksl. ostrt S. 350, timsrüs 'schweissf üchsig* für timsras = mndl. deemster S. 359. In welchen Formen etwa -rü8 oder -lüs altererbt gewesen sind, ist nicht mehr zu kon- statieren ; die formantische Übereinstimmung von lit. bailus und ai. bhirü'i bhilu-S (s. o.) kann zufällig sein (vgl. Leskien Bild» d. Nom. 260). Erwähnt seien noch : gudrüs 'klug', Icutrüs 'emsig', sJcübrüs 'eilig', isz-matrüs 'scharfsichtig', vislüs 'fruchtbar', seklüs 'seicht', gaiszlüs 'säumig'. Sekundärer Charakter von -u- ist besonders deutlich in Fällen wie ap^-dairiis 'vorsichtig' zu ap^- daira 'Vorsicht', Tcantrüs 'geduldig' zu Jcantra 'Geduld', moJcslüs 'gelehrig, gelehrt' zu mökslas 'Lehre', zenklus 'kenntlich' zu i^nA:Za« 'Zeichen', a^Ä:a^ZtM 'halsstarrig' zu kdJclas'EhW: vgl. Fälle wie tamsüs zu tamsä § 105 S. 179.

Brugmann, Ornodriss. n, l. 25

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386 Nominalstammformautien. Formans -bho- -bJiä-, 283—284.

£. Formans mit labialem VerBcblnsslant^). Formans -bho- -bhä-^.

283. 'bhO' erscheint teils als Primär- teils als Sekundärfor- mans, in Adjektiva, besonders Farbbenennnngen, und in Snbstan- tiva, besonders Tiemamen. Möglich, aber nicht mehr, ist, dass das Formans zu ai. bhd-ti 'er scheint, erscheint* gehört, wonach z. B. ai. ria-bhä'8 ('Stier*) mit männ-lich, aksl. züo-ha mit bosheit zu vergleichen wäre; primär könnte -bho- in derselben Weise geworden sein, wie hd. -bar^ -lieh lat. -ivos u. a. 67).

Ich ordne die Formen zunächst ohne Rtlcksicht auf die Bedeutung.

284. 1) Formation des Vorstücks.

a) 'bhO' hinter Stämmen mit n-Formans. Als uridg. muss -9-6Ä0- gelten. Daneben in europ. Sprachen ♦-en-6Ao- und ♦-on-ftAo-, das zumteil wohl ursprünglich *-on-bhO' war (1 S. 797ff.)*). Gr. ^a-cpo-^ 'Hirsch* zu iK\6^ aksl.JeZ^- (S. 296); * dazu gall. elembiu, Name eines Monats (vgl. gr. ^XacpiißoXiubv), und viel- leicht (nach Osthoff Et. Par. 1, 303 ff.) got. lamb N. 'Schaf ahd. aisl. lamb N. 'Lamm' als *lon'hho-m (Hön-bho-m). Ai. vria-bhä-s *Stier' zu vfian- 'Mann; männlich* und ria-bhd-s 'Stier' zu av. arian- gr. &pcr\v (S. 297). Gr. KÖpacpo^ ein Vogel, wahrschein- lich zu lat. com-i'X 213). Preuss. golimbor 'blau' mit ♦-9-6A0-, woneben russ. golub^j 'hellblau' aus *golqfiyjh und aksl. golc^bh 'Taube', vermutlich wurzelgleich mit lit. gulbis und jfwfö^'Schwan' (zu e)*). &k%\. jastr^-lyb 'accipiter*. Lat. colum-ba -bus 'Schlag-

1) Für uridg. Formantien mit p gibt es nur unsichere Belege. Ich begnüge mich auf Persson Stud. 49 ff., auf Pedersen KZ. 39, S. 389 (arm. aru) und S*. 476 f. und wegen des an der letzten Stelle genannten ai. fjipyd- auf IF. 17, 361 zu verweisen.

2) Vgl. PreUwitz BB. 22, 89 ff., Lid6n Stud. 52 ff. 60. 96, Solmsen ünt. 198 ff. 235, Osthoff Et. Par. 1, 303 ff., Meillet :6tudes 271 ff.

3) Zum Antritt von -bho- an die starke Stammform mit ö vgl unten (d) über gr. dXui(p6^, welches, wie es scheint, eine Gnmdform '*alö[u]-b7io- voraussetzt.

4) Sollte preuss. golimba- aus dem Siavischen - entlehnt sein, was von Loewenthal Die slav. Farbenbezeichnungen 31 f. vermutet wird und wohl möglich ist, so wäre für das slav. ein *gol^ neben

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i 284.] Nominalstammformantien. Formans -bho- -bhä-, 387

taube' aus ^colon- oder ^celon-y zu gr. KcXaivö^ 'schwarz', palum- bes 'bis 'bu8 'Holztaube* zu palleo gr. Tr^Xeia 'wilde Taube'. Vgl. homun-do homun-culus zu alat. hemön-em (S. 295) u. dgl. § 374, fenier böot. 'Epfiaiöv-bä^ Zaubv-bö?, lit. baldn-dis M. 'wilde Taube' (zu bdlta-s 'weiss'), serb. läbud öech. labud poln. iabqdz' 'Schwan' urslav. '(^h (zu aruss. lebedh ahd. elbi^ lat. albus), aksl. Selq-dh 'Eicher (zu arm. Jcalin gr. ßdXavo^) § 362.

Von den Substantiva auf -aq)o^ = *'^bhO' ist im Griech. ausgegangen das Deminutivformans -dq)tov in Giipdcptov 'Tier- chen', SuXä(piov 'Hölzchen', Eupdcptov 'Scheermesserchen' u. a.

b) 'bho' hinter u- und i-Stämmen. Gr. äptucpo-^ 'glän- jsend weiss' (auch dpTucpeo^, Erweiterung nach dpTupeo^, fiap- indpeo^ u.a. § 122), zu dpTupo-^ 'Silber' ai. dtju-na-s 'weiss*. Kopucpri 'Gipfel', zu KÖpu-G- 'Helm' KÖpu-bo-^ 'Haubenlerche'. b€vbpu<p-io-v 'ßäumchen', zu b^vbp€[F]ov 'Baum' bevbpudZeiv xa- TTCivuj^ uirö xd^ bpO^ Trapa(p€UT€iv; von bevbpücpiov oder einer gleichartigen Bildung ist ausgegangen das Formans -ucptov von K€pbü(piov 'kleiner Gewinn', (TKcuucpiov 'kleines Gefäss', CujOcpiov 'Tierchen' u. a. *F€Xvu(po^ 'wirbelnd, wirblig' in hom. eIXucpöujv, zu eiXuu), s. Solmsen ünt. 235. Got. Ady. hardu-ba 'hart', <iglu'ba 'schwer, schwerlich'. Aksl. tath-ba 'Dieberei' zu tath 'Dieb', gosth-ba 'gastliche Bewirtung' zu gosth 'Gast' u. dgl., wo- nach druibba 'Genossenschaft, Freundschaft' zu drv^ 'Genosse, Freund', sluibba 'Dienst' zu sluga 'Diener' usw. Aus dem Griech. hierher ?pi(po^ 'Bock*, zu umbr. erietu arietem'; a^ptcpo^ 'Heu- Ächrecke'; ax^picpo^ 'starr, fest, hart', zu axeped^ aus ♦otepeiö^ (S. 199).

c) 'bhO' hinter o-Stämmen. Aksl. qtro-ba 'Eingeweide, Bauch', zu ai. anird-m usw. § 242, zhloba 'Bosheit' zu zth 'böse', serb. hudöba russ. chudobd 'schlechter Zustand' zu aksl. chud^ 'dürftig, schlecht', serb. grddba 'Garstigkeit' zu aksl. grhd^ 'stolz, arrogant' u. a. Ai. sthüläbhd-s zu stkolds 'grob, massiv', garda- bhd'S 'Esel' wohl zu gdrda-s 'geil, gierig' (nach dem vermutlich aus dem Osk.-Ümbr. entlehnten lat. burdo neben burdus 'Maul-

^golqb^ vorauszusetzen. Den Namen der Taube halte ich für ent- standen ans der Farbbenennung, nicht umgekehrt, wie Loewenthal Annimmt.

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388 Nominaistammformantien. Formans -bho- -hhä-. [% 284»

tier' wäre hier auch -n-hho- möglich). Got. Adv. baitra-ba 'bitter*, bairhta-ba 'klar', sunja-ba 'wahr'. Aksl. svobo-da 'Frei- heit' {svobota nach dem Oppositam rabota) zu s^e- sy^o- 'suus', Tgl. ai. 8va-dhd 'Eigenschaft' gr. f-ni^ el. F^-tö^ 'Angehöriger,^ Verwandter, Freund' u. dgl., doch ist auch *'bh^O' (zu W. bheu- 'werden', vgl. lat. pro-bus = *pro-6Ajfo-« u. a.) möglich^).

Preuss. pagonbe 'Heidenschaft', zu dem aus dem Slav. entlehnten pogüna- 'paganus'; glumbe 'Hirschkuh' zu lit. glümas 'hornlos'; ebenso vermutlich lit. gdumbl 'feines Tuch' von einem *gelümas. Vgl. ai. turd-ga-s gr. TU|bi-ßo-^ zu Hu-mo- u. dgl. 386).

d) -a-bhO' -t'bho', nach Art von -a-tO' -l-to-, -a-no- -i-no-f -a-lo- 'tlo- u. dgl., im Baltischen. Lit. senöbi 'alte Zeit', da- lybas 'teilhaftig' daljboa PI. 'Teilung' wie dalyvas 'teilhaft' dalgJcas 'Teil, Sache' zu dal^-ti 'teilen' dcdis 'Teil*, rdsz^bos PL 'Testament' zu rasz^tij laz^ba 'Wette' zu laz^ti-Sy wonach ver- gyba 'Sklaverei' zu virgas 'Sklave' u. a.

Gr. dXu)-(pd-^ 'weiss' Hesych (neben dXcpö?) scheint sich vx lit. alvas ahd. elo (S. 201) zu verhalten wie gr. Kopuj-vö-? : lat. curvO'Sy ai. pöla-la- : preuss. pelwo u. dgl. 132), 6f. also *aZö[w]-6Äo-.

e) Nicht selten hat das Vorstttck das Aussehen einer Wurzel, gleichwohl könnte es natürlich der 6Ao-Bildung als^ Nomen zu gründe gelegen haben. Mir. nir. earb "Rehbock' ur- kelt. *erbo8y schwed. järf norw. erv jarv jerf 'gulo boreaiis', zu gr. £pt(po^ (b). Gr. ai^oq ein kleines geflügeltes Insekt: a^pt- cpo^ 'Heuschrecke' (b). Apers. naiba- 'schön, gut' ir. noib noeb 'heilig', wohl zu lat. ni-teo, ir. niam F. 'Glanz' aus ^neirindy ai» ni-la-s 'schwarzblau, blau'. Gr. dXcpö^ 'weiss', Subst. 'weisser Ausschlag', lat. albus umbr. alf u 'alba', ahd. elbig aksl. lebedh serb. läbtid 'Schwan' neben gr. dXu)-q)d-^ usw. (d). Ai. Hbham Adv. 'rasch' neben iighrd-s 'rasch'. Lat. galbus neben güvos. cibus vermutlich zu ai. Sitd-s 'bewirtet' H-ia-ti 'er bewirtet' gr. Klü^o^ ^Festschmaus', wonach umbr. kebu 'cibo' Lehnwort wäre (vgl. Walde Lat. et. Wtb. 117). Got. halbs ahd. halb aisl. halfr

1) Solmsen's Kombinationen bezüglich ai. sdbhd got. sibja und gr. öq)ö^ (ünt. 197 ff.) sind mir unwahrscheinlich (vgl. Verf. Demon- strativpr. 31. 117).

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§ 2d5.] NomiDalstammformantien. Formans -bho- 'bhä-, 389

*balb' got. halba F. 'Hälfte, Seite', wahrscheinlich zu lit. szalis ^Seite' ^). Lit. raibas *bunt* neben ralnas S. 256, Idibas 'schlank* neben lainas S. 258, gtdbis gul-bi 'Schwan* yermntlicb zu preuss. golim-ba- 'blau' usw. (a), pa-liaubä 'das Aufhören' zu lidu'ti 'aufhören', ddrbas 'Arbeit* zu darpi 'tun* (sekundär dann darbüs 'arbeitsam*, dirbu 'ich arbeite'), garba garbi 'Ehre* zu giriü 'ich lobe* (sekundär dann garbüs 'ehrwtlrdig', gerbiü 'ich ehre'), svarbüs 'gewichtig' zu sveriü 'ich wäge', lett. schJHrba *Ritze, Spalt' sJcarba 'Splitter' zu schJHr-t lit. sJcir-ti 'scheiden', lett. toimbas PI. 'herabfliessender Speichel' zu toem-t lit. virn-ti ^speien' u. a. (Leskien Bild. d. Nom. 590 f.). 286. 2) Bedeutungsklassen.

a) Unter den Adjektiya sind die Farbbenennungen hervorzuheben : gr. dXcpö^ lat. albus und gr. dXuxpö^ 'weiss*, gr. ÄpTucpo^ 'glänzend weiss*, lat. galbus 'blassgelb*, lit. golimba- russ. golubjjj 'hellblau*. Auch einige Tiemamen mit -bho- waren von Haus aus Farbbezeichnungen (b).

Im Lit. einige Adjektiva auf -yhaa, wie dalybas 'teilhaftig*, anTcst^bas 'von früher Art* (z. B. ankstjjbos ropütes 'Früh- kartoffeln*) zu ankgti 'früh*, wonach vüjjbas 'von später Art* zu velüs 'spät*.

Von den got. Adverbia auf -ba wie harduba 'hart* ist un- klar, ob sie ein Kasus des &Ao-Stamms oder des als Abstraktum fangierenden Femininstamms auf -bha- (vgl. Adv. waüa S. 364) gewesen sind.

b) Häufig sind die Tiernamen. Genannt sind oben: gr. fXacpo^ got. lamb, ai. vrfabhärs riabhd-s, gr. KÖpacpo^, lat. columba palumbBs^ aksl. golqbh jaMr^bh 284, a), gr. Jpicpo^ (T^pt(po^ (b), ai. gardahhd-Sy preuss. glumbe (c), ir. earb schwed. järfy ahd. elbi^ aksl. lebedh serb. läbud^ lit. gtdbis gtUbi, gr. (T^pcpo^ (e). Von diesen sind ursprünglich Farbbenennungen gewesen ahd. dbig aksl. lebedh serb. läbudy lat. columba^ pa- lumbBs, aksl. golqf>h, Andre Tiernamen mit -bho- sind noch : ai. 4älabhd'S 'Heuschrecke', ieräbha-s Name einer Schlange,

1) Got. 'dübö 'Taube' eher zu ir. dtib 'schwarz' (S. 306) als zu lett. dv(ja 'zahme Taube'.

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390 Nominalstammformantien. ^, d-^ (2/i-Formantien. 286,

rdaäbhors 'Esel*, karabhd-s kaiabJid-s 'Kamel, junges KamelV auch 'junger Elefanf, SarahhärS ein fabelhaftes acbtbeiniges Wild, gr. KäXacpo^ &(TKdXa(po^ eine Eulenart, KÖaoucpo^ att. KÖTTucpo^ 'Drosser, Kipacpo^ Tuchs*, Kibdcpii cTKibdcpii Tuchs*. Vielleicht wird mit Recht hierher auch Elpacpiiuni? lesb. "Eppa- (peiOrä^, Beiname des Dionysos, gezogen; zuletzt über das Wort Ehrlich KZ. 39, 567 f. Onomatopoietischen Ursprungs sind ai. tiffibha-s 'parra jacana', womit sich lett. titübis, der schwarz- graue Wasserläufer, yergleichen lässt, ai. (fun^ubha-s eine un- giftige Wasserschlange, Wassermolch (vgl. dundubhi-i Tauke')^ kukkubha-s 'phasianus galius', gr. K^Kcpo^ Vogel name, diracpö^* ?Troni, KOUKOiJcpa^ Vogelname (vgl. lat. cucublre^ von der Eule). c) Als Abstrakta erscheinen im Griech. Maskulina: K^pacpo^ (TK^paq)o^ 'Schmähung, Verläumdung', (pXrjvacpo^ 'Ge- schwätz' (Adj. 'geschwätzig*), KÖXacpo^ 'Faustschlag, Ohrfeige*, Kpöxacpo^ 'Schläfe* (ursprünglich 'das Klopfen*, zu Kpöro?). Äacpo?,. Stamm ibaq)€((T)-, 'Basis* ist nach dem N. 2bo^ «-Stamm ge- worden (§ 401, b). Im Balt.-Slav. erscheinen meist Feminina; Beispiele s. § 284, b. c. d. e. Lit. Adj. dalybds (a) zu Subst. dal^bos (PI.) 'Teilung, Erbteilung* wie got. halbs 'halb* zu halba 'Hälfte* 284, e). Im Lit. ist an die Stelle von .^6a = lett. -iba meist -pbe getreten, wie ükgbe = tik^ba lett. tizziba^G\dMhe\ Im Slav. war (neben -oba) der Ausgang -hba in höherem Masse produktiv (S. 387). Der jüngere Ausgang -Ma z. B. in gostithba 'Bewirtung* für gostiba^ ienithba 'Beweibung, Hochzeit*, oratiba 'Beackerung*, sithba 'Besäung* ist mit -Uh in ditüh obuUlt> 281) zu vergleichen.

F. Formantia mit dentalem Verschlusslaut.

Formantia -to- -tä- und -isto- -istä- in superlativischen

Formen^).

286. Diese Formantien erscheinen teils in Ordinalzahl- Wörtern teils in Superlativen. Sie sind, wie in § 93, e, ß S. 163 f.

1) G. J. As coli Die Entstehung des griech. Superlativsuffixes Taxo-, Curtius' Stud. 9, 339 ff. 0. Hoff mann 0(XT€po<;, q)(XTaTo^ und Verwandtes, Philol. 60, 17 ff. F. Sommer Die Eomparationssuffixe

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§ 287.] Nommalstammformantien. t-, d-, dh-Formaaüen. 391

gezeigt ist, von Ordinalia ausgegangen. Im Anschlnss an die Zahlwörter bildete man gleichartige Superlativformen.

Anm. Über das ebenfalls ein ^Element enthaltende Superlativ- formans -ttinno- s. § 155.

287. 1) 'tO'. *dehptO'S 'der zehnte' (zu dem Abstraktum ^dekfjit' 'decas') : gr. b^Karo^, got. taihunda ahd. zehanto aisl. tionde^ lit. desziiMaa aksl. de8^t^. *ney,nt0'8 *en^i}t0'8 'der nennte' : gr. eTvaxo^ Jvaxo? (♦dvFaxo?), got. niunda ahd. niunto aisl. nionde, lit. devifltas preuss. netolnts aksl. dev^th.

Die folgenden Ordinalia zeigen im Ar. -tha-j entsprechend dem Konglutinat -ii-fha- ; die Aspirata ist noch nicht sicher er- klärt (1 S. 633). 'Der vierte': caturthdrs, gr. T^Tpaxo^ x^xapxo^, lat. quartus (osk. unsicher trutum 'quartum' aus ^Ictru-to-), ahd. fiordo aisl. fiörde, lit. hetviftas aksl. öetvrhtb. 'Der fünfte': av. puxda- (tt für a=^ nach *[Jc]turtJiä- 'quartus'), gr. tt^iliitxo^, lat. quintus (osk. nojbiirxie^ Püntiis'Quintius'), got. firnfta- (in Kom- position) ahd. /fw/*i5o /*ttw/?o aisl. /im(f»)^e, MLpenlctas aksl.^^^«; Alpaficatha-s, ir. cöiced kjmr.pimphet. 'Der sechste': ai. faifhd-s (av. xitva-y s. Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 113), gr. ?kxo5, lat. 8€xtu8 (umbr. sestentasiaru 'sex tan tariarum'), got. aaihsta i\\A. sehto aehsto aisl.^^^e, \it. szSsztas aksl. i6^. 'Der siebente': ai. saptdtha-s av. hapta&a-^ ahd. sibunto aisl. siaunde stunde.

'Der dritte': gr. xpixo^, woraus lesb. x^pxo^. Dieselbe Form scheint im Ar. als Eigenname vorzuliegen, ai. Trüd-s av. Srita-» Sonst mit einer i-£rweiterung ai. trttya-s av. dritya- apers. &^üiya'y lat. tertius umbr. tertiam-a 'ad tertiam', gotfiridja ahd. dritto aisl. pride, lit. triczaa aksl. tretijh.

'Der zwanzigste' usw.: böot. RKacjxö^ att. dKOOrö^, xpiä- KOCTxö^ usw., wofür av. vi8q8t9ma' lat. f>ici{n)8imu8f ai. ^rfVaf* tamdr8 lat. tr%cB{n)8imu8 usw. 157).

Das Weitere über die Zahlwörter s. in dem Kapitel über Zahlwortbildung.

Im Anschlnss an die Zahlwörter entsprang ai. kati'thd-9

im Lateinischen, IF. 11, 1 ff . 205 ff. Verf. Zu den Superlativbil- dungen des Griech. und des Lat, IF. 14, 1 ff. S. auch die Literatur- angaben vor § 423.

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392 Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 288—289.

Mer wievielte' zu Jcdti 'wie viele', lat. cotH-di^ Lok. 'am wievielten Tag auch immer, an jedem Tage' aus *qtwtüei' (1 S. 598. 667). Die Bildung ist ähnlich der von ai. viSati-tamd-s 'der zwanzigste'. Gr. TTÖcTTO^ ist zu ttöctcjoi urgr. *TroTio- hinzugeschaffen worden wohl nach tii^itroi; ?icto^ u. dgl.

288. 2) -iS'tO' war seit uridg. Zeit die gewöhnliche Snperlativendung, wo der Komparativ mit -ies- gebildet war, und blieb produktiv im Arischen, Griechischen und Germanischen, z. B. ai. svädtifha-s gr. ^btaro^ ahd. mo^o 'suavissimus' zu svddlyas' gr. f|btu) ahd. suo^iro. Ein vereinzelter Rest im Ital. scheint l3,t juxta = *jugi8ta ('am engsten verbunden') zu sein.

Dieses Eonglutinat ist gleichartig den Konglutinaten ital. kelt. 'is'ipmo- -iamO' 159), lat -is-simO' 158), uridg. -is-tero- 241), 'in'JcO' 384), -is-en- 425) und ist wahrscheinlich so entstanden, dass -to- an die flexionslose (neutrale und adverbiale) Form auf -is (lat. rruigis u. dgl.) angefttgt wurde. So dürfte z. B. ^pUisto-s^gr, TrXeicTTO^ an *pliis 'plus'=ir. lia entsprungen sein. Man vergleiche alat. plisima = ^pUla-rfinuh^ lat. plürimus = *plöis-riim(h zu plus, primus päl. prismu urital. *pns-mO' zum Adv. *prfft=*priis in pris-iinus pris-cus 159), magis-ter zu magis 241), femer die vom Nom.-Akk. Sg. auf -ios aus ge- Bildeten Formen wie av. vafryas-tara- 'links' 241), ai. aniyaa- Jcdrs lat. melius-culus 373) und die Formen wie ai. uccdis- fardm -tamamy paras-taram 'tamam, gr. iraXal-repo^ -xaxo^,

ÄVU)-T^pU) -TdlUI.

289. Die Wurzelbetonung von ai. svädüfha-s dmifha-s gr. f^biOTo^ cp^pKTTO^ got. hauhists (nicht ^haugists) war zwar un- ursprünglich (ebenso wie z. B. die von gr. T^xopTo? gegenüber ai. cathurthd-s), aber doch wohl schon in uridg. Zeit im ganzen durchgeführt; sie war bedingt durch die Betonung der zu- gehörigen Komparativformen (ähnlich wie r^rapro^ nach T^rrape^ betont war). Vereinzelte Ausnahmen im Ai. müssen als Neue- rungen gelten : ved. Tcaniifhd-s 'der jüngste' und jy^ifhä-s 'der älteste' (jyiithora dagegen war 'der grösste, mächtigste') nach katithä'8 caturthd-s usw. Für den Wechsel in germ. ^laizistan- : ^laisizan- und *toirzistan' : ^tcirsizan- (ags. Ueresta Idssa, toier-.

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4 290.] Nominalstammformantien. ^, d-, cfA-Formantien. 398

resta wiersä) kommt vermutlich das Thurneyseu-Wrede'sche <}esetz 1 S. 853 in Betracht (Meillet M6m. 11, 7).

Auch Ablautverschiedenheiten wie gr. KpdTicTTO^ : (ion.) Kp€(T(Tu)v dürfen nicht in Zusammenhang damit gebracht werden, dass es im Uridg. einmal die Betonung -is-tö- gegeben hatte. Kom- parativ und Superlativ gingen im Ausgang der idg. Urgemein- schaft ablautlich Hand in Hand, und Differenzen wie die ge- nannte entstanden erst einzelsprachlich. KpäTiaro^ z. B. war im Anschluss an Kparu^ Kparepö^ gebildet, wie anderseits jbirJKKTTO^ neben jidaau^v = av. masyä im Anschluss an ^f^KO^. Vgl. beim Komparativ § 423 ff., besonders § 427. 431.

290. Av. ha^rüta- 'der am besten hegt, pflegt', hom. (p^- .pi(JTO^ 'am besten bringend, willkommenst , W. hher- 'tragen, bringen'. Av. frcaäta- gr. nXeiaxo^ aisl. ftestr 'plurimus'. Ai. mdhUfha-a av. mazUta- gr. jli^yictto^ 'maximus'. Av. mcunita- apers. maMita- 'der grösste', gr. ^/jkktto^ 'der ausgedehnteste'. Ai. IdghiSfhchs 'der flinkste, kleinste', gr. dXdxKTxo^ 'der kleinste', ai. dSUfhors av. asiitor gr. (Ükktto^ 'der schnellste'. Ai. hdjfiiätha-s gr. irdxi^^TO^ *der stärkste, dichteste*. Ai. väsiitha-s av. vdhiMor 'der beste'. Ai. n^di/^Aa-^ av. no^c^i^a- 'der nächste'. Gr.xdxi^^TO^ 'der schnellste', jbidXiaTa 'am meisten'. Got. batists ahd. be^gisto aisl. beztr 'der beste', got. maists ahd. meisto aisl. mestr 'der meiste', got. hauhists ahd. höhisto aisl. hAstr histr 'der höchste', ahd. dechisto 'der liebste' (: ir. toig 'angenehm', lit. pa-togüa 'an- ständig', lett.|)a-^A^^ 'bequem'). Wie beim Komparativ, kommen beim Superlativ Bildungen vor, die deutlich nominale Formen als Grundlage haben, wie ai. drä^hiitha-s 'der festeste' (für ddrhiffha'S) zu dr^M-s] av. ocra^wiStor 'der einsichtigste' zu xra^ant' (vgl. ai-a^at?tra^ama-); gr. T^pirvicrro^ 'der vergnüg- lichste' zu T€pTTVö^, ahd. (h)reinisto aisl. hreinstr 'der reinste' zu {h)reini Amnn; gr. TrpiiiT-i<JTO^ got. frum-ists 'der erste', got. af- tumists ags. ceftem-est 'der hinterste, letzte' gegen ahd. aftr-isto.

Über die Ablautverhältnisse der Wurzelsilbe, über die ar. Formen auf *-atÄÄa- wie ai. SriSfhü' av. sraeita-, und über die got. Formen auf -Osts vgl. beim Komparativ § 423 ff.

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894 Nominalstammformantien. ^, d-, dA- Formantien. 291.^

Formantia -to- -tä- und -m^^o-, -eto- -etä- -oto- -otä-, -äto-

-ätä' 'HO' 'itd' 'Ito- 'Itä' 'üto- 'ütä' -öto- 'ötä' in nicht

superlativischen Formen^).

291. Das Element -to- der Verbaladjektiya z. B. *itö' lat. 'itus {aditus) üum (üum est), Htdtö- lat. Status gr. (TraTÖ^ war identisch mit dem Element -^ von Formen wie Ht- lat. com-ü-y *st9t' lat. anti-stit'. In substantivischer Funktion^ Abstrakta bildend, erscheinen diese beiden Formantien z. B. in gr. koi-to-^. 'Lager* und ai. sam-i-t- 'feindliches Zusammentreffen'. Dass die ^Wurzel' zur Zeit, als die f-Bildung zuerst vor sich ging, als ^Wurzel- nomen' vorgestellt war, ist wohl möglich, um so mehr, als von diesem f-Element das der uralten unverbalen Formen wie *dek7(i't- 'decas' {^dehqi'ti'S wie ai. i-ti-i 'das Gehen') "^dehrprto-s 'decimus' und *[d]fc7p,'t0'm 'centum' nicht wohl getrennt werden kann..

Bei den Verbaladjektiva auf -to- besagte dieses Formans,, dass etwas von einem Vorgang betroffen und durch ihn in einen Zustand geraten ist, z. B. *klut6s (ai. irutd-s) 'gehört, berühmt',. ^srutö-s (ai. srutä-s) 'in Fluss geraten, fliessend'. Als Adjektiv- äbstrakta stehen diesen Formen seit uridg. Zeit zahkeiche n. und f. Substantiva auf -to-m und -ta zur Seite ; etwas weniger ver- breitet sind solche m. Substantiva wie gr. koito^, ndfiaro^.

Bei adjektischer Funktion erscheint -to- meist haupttonig^ und die Wurzel oder Basis schwundstufig.

In vielen Beziehungen, formal und semantisch, gehen mit

1) Gross De adiectivis verbalibus in to^ et t€o^ exeuntibus, Marien werder 1899. 47. 54. Moiszisstzig Quaestiones de adiectivis Graecis quae verbalia dicuntur, Progr. v. Konitz 1844. 58. 61. 68. Eopetsch De verbalibus in to^ et tco^ Platonids, Lyck 1860^ Brandstaeter De patronymis Graecis in 'iTr\<^ 2 Teile, Danzig 1862. 57. Bühl er Das griech. Sekundärsuffix -tt|<;, Gott. 1858. Ebel Die Maskulina auf -tt)^, KZ. 4, 155 ff. Bishop De adiecti- Yorum verbaiium -to^ terminatione insignium usu Aeschyleo^ Leipz.. 1889, Verbais in -to<; in Sophocles, A. J. of Ph. 18, 171 ff. 329 ff. 449 ff. Bordell^ De linguae Lat. adiectivis suffixo to a nominibus^ derivatis, Düsseldorf 1873. Birt De participiis Latinis quae dicun- tur perfecti passivi, Index lect. Marb. 1883*84. Verf. Die mit dem. Suffix 'to- gebildeten Partizipia im Verbalsystem des Lat und des- Umbr.-Osk., IF. 5, 89 ff.

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§ 292—298.] Nominalstammformantien. t-, d-, dh-FoTm&nüen. d9&-

den to-Stämmen die no-Stämme parallel (vgl. -ti- wie -ni-, -tu- wie -nu' u. dgl.).

Im Ar. erscheint neben -ta- auch hier (vgl. ai. caturthd- und Snperlat. auf -iäfha-, § 287) nicht selten -tha-y wie ai. ukthd-m av. uxdd-m 'dictum, Rede', ai. gdtJia av. gd'&a- Xied' (vgl. Blatt Quaest. phonolog. sanscr. [Eos, vol. VII] p. 55 f., Bartholomae^ Gr. d. iran. Phil. 1, 107). Aach hier ist für die Aspirata noch keine sichere Erklärung gefunden (1 S. 633).

292. 1) Verbaladjektiva. Von den in mehreren Sprachen* zugleich auftretenden ^o-Adjektiva nennen wir hier auch solche,, welche in einem Teil der Sprachen nur als rein nominale Adjek- tiva, und solche, die nur substantiviert erscheinen. Doch kommen die Wörter mit den letzteren Funktionen hier nur als Formen, nicht mit Rücksicht auf diese besondren Bedeutungen, in Betracht.

Als lebendige Glieder eines Verbalsystems scheinen die ^o-Adjektiva von uridg. Zeit durchgängig oxytoniert gewesen- zu sein.

Bei der sehr grossen Anzahl von Verbaladjektiva, die sich in mehreren Sprachen zugleich finden, beschränken wir uns im Folgenden auf Vorführung einer kleineren Auswahl.

293. a) üridg. ^fclutö-s 'gehört, berühmt': ai. Srutd-s av.. sruta- srüta-y gr. kXutö?, lat. in-dutusy ir. cloth, ahd. Hlot-hari (♦KXuTÖcJTpaTO^). Ai. cyutd-s 'getrieben' av. fra-äüta- 'in Gang- gekommen', gr. iitl'COvToq 'herandringend'. Ai. srutd-s gr. fSurö^ 'fliessend', lit. srutä 'Jauche*. Ai. av. -ita- 'gegangen', gr. äjuaE- iTÖ^ F. (seil. 6b6q) 'für Frachtwagen zugänglicher Weg' iTTixtev 'enndum', lat. itum itare umbr. eteUo 'itate'. Ai. JcHtd-s 'hinge-^ seh wunden, erschöpft', gr. (pBiTÖ^ 'geschwunden, vergänglich'. Gr. fi-KpiTO^ 'ungesondert', lat. certus aus *crüo8. *mi}tö'S 'ge-^ dacht, gemeint': ai. matd-s av. mata-y gr. airö-ibiaTO^ 'aus eigner Absicht^ freiwillig', lat. com-mentusy ir. der-met N. 'das Vergessen', got. mund8y lit. mifitas. Ai. tcUdrs 'gestreckt, ausgedehnt', gr. Tarö^ 'dehnbar', lat. tentus. Ai. hatd-s av. apers. /a^a- gr. (parö^ 'geschlagen, getötet', lit. gifUcis 'gejagt, getrieben'. *gßhpt6-s 'ge- gangen, gekommen': ai. gatd-s av. gata-, gr. ßaxö^ 'betreten,, gangbar', lat. circum-ventus. Ai. rartd-s av. mdr^ta" 'gestorben', arm. mard ('Sterblicher') 'Mensch', lat. Moria Todesgöttin. Ai^

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:3% NomiDalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 293.

drtd'S av. ddr^ta- 'gespalten', gr. bpaxö^ baprö^ 'geschunden, ab- gehäutet', lit. nu-dirtas 'geschunden'. Ai. bhrtd-s 'getragen', ir. do-ftrefÄ 'datum est'. hsLtJo8tu8 aus *^or«<o«,ai.^ri/{i-.» 'dürr, rauh'. Ai. vitta-s av. tnsta- 'erkannt, bekannt', gr. ä-i(TTO^ 'nngekannt, unkundig', ir. ro fess 'scitum est', got. un-toissa- (einmal fälsch- lich 'wisa- geschrieben) ahd. un-tois aisl. ü-viss 'ungewiss', W. .^eid: Ah piifä'S' gesehmfickt, gerüstet' apers. wi-piÄa- 'geschrie- ben', lat. ptcttM, W. peifc'. Ai. niktd-s 'abgewaschen', gr. ä-vmjoq ^ungewaschen', W. neig¥'\ dazu vielleicht ir. necht 'rein* (anders E. Zupitza BB. 25, 97). Ai. riktä-s 'geräumt, leer', lat. re-lictus, lit. pri'liktas 'zugelassen, beschieden', W. leiqlh. Ai. huddhä-s ^erwacht, kennen gelernt', gr. ä-Truaro^ 'unbekannt, unkundig', W. bheudhr. Ai. uifd-s lat. ustus 'gebrannt', W. etis-, Ai. Sastd-s "gesprochen, gepriesen', osk. an-censto 'incensa', W. hens-, Ai. vrttd-s 'gedreht, erfolgt, vergangen', lat. vorsus versus, aksl. vrhsta 'Bewandtnis, Lage', W. ^ert-, Ai. drifd-s 'gesehen', ir. an-dracht 'dunkel', ahd. zoraht as. torJU 'hell, klar', W. deris-, Ai. Jcrtta-s 'abgeschnitten, zerspalten', lit. kifsta-s 'gehauen', W. qert'.

*setH6'S zu W. sed-i ai. .sa^^« 'sitzend', lat. 6b-sessus\ da- neben *-sH0'8 in av. ViStaspa- apers. Vistaspa- ('verzagte, scheue Pferde besitzend') mit viSta- (vgl. ai. vi-Sanna')^ und vermutlich in lat. -ce-ssus pre-ssus (Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 41, Verf. IF. 13, 87 f.) ; vgl. ai. A-sannas : av. a-sna- mit Formans -no- S. 257. Gr. ttctttö^ 'gekocht', lat. coctus 9,\i&*quectO'Sj W.peq^-, Ai. spaifa-s 'ersichtlich, klar' av. avi-spaita- 'aufs Korn genom- «nen, bedroht', lat. ad-spectus^ W. speh. Lit. at-sektas 'aufge- spürt, aufgefunden', gr. ^iTTO- in (Touv-€TrTä(j6ar OuvaKoXouGf^aai Hesych, lat. secto- in sectan, W. sequ-, Gr. iti-aKTÖq 'hinzuge- führt', lat. actus für *actos (s. § 294), gall. amb-actus 'servus' ursprünglich 'umhergetrieben' (vgl. gr. dficpi-TroXo? lat. anculus ^Diener', urspr. 'sich umherbewegend'), W. ag-, Lat. captus, got. hafts ahd. ?iaft 'gefangen, gefesselt'.

*d9tö'S zu W. dö'i ai. vy-a-dita-s 'auseinandergetan, ge- -öffnet, gr. boTÖ^, lat. datus\ daneben *'t^to-s d. i. ^-d-to-s in ai. d^vdrita-s 'gottgegeben'; vielleicht auch in hom. xipwiCTTifi^ 'wer •den ledig gewordenen Besitz (tö x^pov) zu eigner Nutzung oder

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§ 294.] Nominalstammformantien, t-, d-, d^-Formantien. 89T

zur Verwaltung bekommen hat' mit *uj-(TTa 'Empfang' zu ai. a-tta- (Verf. Album Kern 30 ff.), vgl. S. 79. Ai. ^drs 'gewetzt, scharfV lat. cattMj ir. cath 'weise', W. iö-. *dhdt68 zu W. dh^- : ai. hitä-s 'dhita-8 gr. 0€tö^ 'gesetzt', lat. con-ditusosk. prüf tu 'posita' aus *profat(h. Ai. ditd-s 'gebunden', gr. Ouv-bexo? 'zusammengebun- den', W. de-, *8t9tö'8 zu W. sta- : ai. sthitd-s 'stehend', gr. axaTÖ^, lat. statuSf ahd. statu F. 'Stand, Lage, Gelegenheit', ir. fossad fest' urkelt. ^^ö-statoa (ai. upa-sthita-s^ wozu lit. statüs 'aufrecht^ für *8tatas und stataü 'ich stelle'. *d9tö-8 zu W. da- 'teilen, zer- teilen': ai. dita-s 'zerstückelt', gr. baTtofiai 'ich teile', ahd. zetten (got. *tadjan) 'verteilen, vergeuden'. Gr. ä-aro^ 'unersättlich',, got. sqps ahd. sat aisl. sadr 'satt', zu got. söpa- 'Sättigung'.

Ai. dhitdrs 'getrunken', W. dh^i- (ai. dhayü-i). Gr. ttcXü- TiTO^ 'hochgeehrt' (vgl. Tifiifi), W. quei- (ai. cdya-ti 'er nimmt wahr, hat Scheu'). Ai. |)rfW-« 'befriedigt, geliebt, lieb', aisl. fridr 'hübsch, schön', zu gr. irpäO? ans *7rpäiu-^ (S. 224). Ai. gü^hd-8 'verborgen' aus ^güi^Tia-s {güha-ti 'er verbirgt'), lit. güsztas güsztä 'Nest der Hühner und Gänse'.

*pdkt6'S zu W. pak'i gr. *7raKTÖ- in TraKxöu) 'ich mache fest',- lat. pactus. Ai. Hifd-s 'unterwiesen, zurechtgewiesen' zu Präs. Sds-tiy lat. castus 'züchtig, sittlich rein' (vgl. castigare).

294. Entgegen den in § 293 dargestellten Ablautverhält- nissen sind (ähnlich wie bei den ^i-Abstrakta, s. § 321) oft durch Neubildung in Anschlüss an andere verbale Nomina oder an einen bestimmten Verbalstamm Formen mit anderer Ablautstufe geschaffen worden. Beispiele : Av. yaSta- für ista- (ai. iifd-s) 'verehrt'; x^apta- 'eingeschlafen' : ai. suptd-s. Ai. sa^hd-s 'be- wältigt' aus *sdi^hd'8 (zu säha-ti, «rfifc-/t?a) :gr. dv-cKid?; ent- sprechend av. 'taSta- für -taSta- (ai. taffd-s) 'geschnitzt, verfer- tigt', raitor für raita- ^gerichtet'. Gr. t^uOtö^ 'gehostet' : ai.- juifd'S; cpeuKTÖ^ 'vermeidbar* : cpuKTÖ^ ; Ccuktö? 'angejocht' : ai. yüktd's; d-bid-Xeiirro^ 'ununterbrochen' : ai. rilctd-s; cpepTÖ? *er- träglich' : ai. bhrtd-s; hom. ä-p€KT0^ 'unausgeführt' : got. waürhts. Lat. vectus und lit. v^ztas : ai. ü^hd-s 'gefahren' aus *u£^7ia'S^ W. uegh: Aksl. vist^ 'bekannt, klar* nach vimh (vidS) *ich weiss'^ wie auch ahd. ms 'weise' got. unrweis 'unkundig' auf grund einer Wurzelgestalt des Perfektsystems, nämlich ^eid- in gr..

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^898 Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 295.

^Ibii)^ usw., entstanden ist: ai. vitta-s. Got. -pahts zu pagicjan (^denken*) pahta, wie -pühts zu pugkjan (*dtlnken') pükta. Ai. ivd-data-s Von dir gegeben' av. data- Utdütasiai.'düa'S'dtLtns^ Lit. d^tas 'gelegt' : ai. hitds. Av. stata- 'stehend', lat. prae-status nmbr. Prestota Traestita', aksl. sq-po-statb 'adversarius, Feind' : Ai. sthitd'8. Ai. iästa-a für SUfd-s, auch av. sästa- Verktlndigt'. Gr. TTTiKTÖ^ *fest geftlgt' : iraKTÖu); ?|bi-TrXiiKTO^ 'betroffen, bestürzt' : lit pläktcis 'geschlagen, gegeisselt'.

Durch Anschlnss an Tempusstämme sind Formen auch noch

mit andern formalen Abweichungen aufgekommen, z. B. lat.

Jünctus (Jungoy.eA. yuJctd'S: si.jahitd-s Verlassen' {jd'harti):hl-

nd-8 hQrta-8] gr. dv-rjvuTO^ 'unvollendbar' (dvuu), zu ai. sanö-ti).

Die Vokallänge in lat. Uctus, rectus, actus, vistiSf casus u. dgL erklärt man ansprechend so, dass man vor -to- den medialen Wurzelauslaut (das g von tego usw.) analogisch eingeführt habe i*Ugtos für Hektos) und dadurch Dehnung des Vokals bewirkt worden sei. S. Sommer Lat. L. u. Fl. 136 f. 641 f.

296. b) Uridg. *bhütö'S zur Basis *bhe^a' *6Ä6jfß- (vgl. ai. bhdvi-tu-m): ai. bhütd-s av. büta- 'geworden, seiend' ai. bhütd-m 'Wesen' lit. büta N. 'gewesen' (aisl. büd F. 'Wohnung') ; daneben ^bhutd- : gr. cpuTÖv 'Gewächs', ir. ro both 'man war' both F. 'Wohnort, Hütte', lit. bütas 'Wohnung'. *8iütö'S 'genäht' : ai. syütd'S, gr. veo-KdrröTO^ ('neu versohlt'), lat. sütus, lit. siütas aksl. Ht^. Ai. vitd-s 'gewunden, gewickelt', ahd. wida 'Weide', lit. v^tas aksl. vit^ russ. vitt/j 'gewunden'. *§ütö-s zur Basis *§ene' *§enö'i BA.jatd-s av. zata- 'geboren', lat. gnatus natus, gall. Cintu-gnatus ('Erstgeborener'), got. qina-Jcunds 'weibgeboren' as. god'Cund 'gottgeboren' aisl. Jcundr 'Sohn'. Ai. ghata-s 'tötend', lit. gintas, 'abgewehrt', Gf. "^guhntös (dagegen ai. hatd-s usw. von Basis guhen-, S. 395). Ai. khatd-s 'gegraben' zu khanitdr- ^Gräber*. Gr. iroXö-iqjiiiTO^ 'mit vieler Mühe zubereitet', ai. San- td'S 'beruhigt, nachgelassen' für *Satd'S nach Präs. Sämya-ti, von derselben Art dantdsy tantd-s u. a., 1 § 453, 1 S. 420. *stftö'S zur Basis *sters- *stera-\ av. statuta- 'belegt, bedeckt' (vgl. ai. stlrnd-s), gr. (JTpu)TÖ^ 'stratus', lat. straius\ daneben ^strtö's: ai. d'Strta-s 'nicht zu Boden gestreckt', gr. OTparö^

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^ 296.] Nominaistammformantien. t-, d-, d^Formantien. 899

'Feldlager, Heer% aksl. pro-strhtb 'ausgestreckt*. Ai. gürtd-s 'willkommen', lat. gratuSy ir. grod N. 'Liebe', lit. girtas 'gelobt, geiilhmf. Gr. ßpiwTÖ^ 'essbar* ßpiuid N. PI. 'Speisen', lit. girtas 'betrunken' {girtas 'getrunken' Neubildung zum Verbum geriü). *p}tö'S zur Basis *peU-\ ai. pürtd-s 'gefüllt, voll', lit. piltas 'ge- schüttet'.

Zu derselben Klasse von Basen gehören -fd-Formen mit minderem Ablaut. Sie sind unursprünglich, sind durch Anschluss ün einen bestimmten Tempusstamm oder an andere verbale Nomina entstanden und zerfallen bezüglich der Ablautstufe in zwei Abteilungen. a) *pUt6'S zu Basis *pd^- neben dem eben genannten *j)/f(^^: sx. pratd'S,\dAAm-pUtus. Ai.rfrÄ^d-« 'gekocht', gt. Ä-KpäTO^ 'ungemischt', neben ai. slrtd-s 'gemischt' und irta-pd- 'Gekochtes trinkend'. Av. ^rvat9-m (aus *vrata'fn) 'Bestimmung, Gebof , gr. FpriTÖ^ 'verabredet, bestimmt'. *§nöt6-s 'gekannt, be- kannt' zur Basis ♦^«wö- : ai. jMtd-Sj gr. tvudtö^ (über ä-TVUMJro^ % 409, 1), lat. nöttis ignötiis, ir. gnath Cbekannt, gewohnt'), neben *§ntO'S got. kunps ahd. kund aisl. kunnr kudr 'kund' lit. pa- zintas 'gekannt'. Gr. £u-vvtito^ 'wohl gesponnen, gewebt* , lat. flatus. Av. Syata- sata- 'froh' aus *6yata'j lat. quiettis. Lat. m€tus 'welk, verschrumpft' neben ai. d-jita-s 'unverwelkt'. Vgl. dor. ßiöTd-^ 'gewaltig' : ai. ßtd-s 'überwältigt, unterdrückt'. ß) Ai. dhamüd'S 'angeblasen' vgl. dhmatd-s, caritd-m 'Gang' vgl. c^rna-y vanita-s 'geliebt' vgl. -vata-s. Gr. djueiö^ 'ausgebrochen*, lat. vomitusy vgl. ai. vantd-s. Gr. dXaiö^ 'getrieben' (hom. dE- ^iXaro^). Lat. genitus, gr. Tcverfi 'Geburt', vgl. lat. gnotus.

296. c) Das ^o- Adjektiv zu den Verba auf -iie-ti, die mit den nominalen i-Stämmen zusanmienhingen {ajpcxpiix) zu arpöqnq usw., § 97, b. 122), endete uridg. auf *'itö'S. Ai. darSitd-s 'ge- zeigt' got. ga-tarhips 'berüchtigt' zu darSdya-ti ga-tarhjan; ai. vdsitd'S got. wasips 'bekleidet' zu vasdya-ti wasjan^ ai. varti- td-s 'in drehende Bewegung gesetzt' got. fra-toardips 'verderbt, entstellt' zu vartäya-ti fra-iDardjan. Lat. monitus zu moneo. Man hat, wenn unsere Ansicht über den Ursprung der ^|o-Prä- sentia richtig ist, hier -to- als ursprüngliches Sekundärformans anzusehen. Vgl. die ebenfalls von nominalen i-Stämmen aus- gegangenen, aber unverbal gebliebenen Adjektiva auf *'itO'S wie

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400 Nominalstammformantien. <-, d-, dÄ-Formantien. 297.-

ai. palitd'S 'grau' (gr. TteXi-ö^ ttcXi-tvö^), hdrita-s 'gelb' {hdri-i)y. got. un-q^nips 'unbeweibt* (qSns) in § 302, a.

Wie weit *-itO' sonst im Ar. vertreten ist, ist schwer zu sagen, da urar. -ita- zumteil *-9tO' gewesen ist (vgl. die gleich- artigen Schwierigkeiten bei -t-wa- -i-ror u. dgl.). Im Griech. ist der Ausgang der Verbaladjektiva der €|d-Denominativa für unsere Klasse massgebend geworden, z. B. qpopnrö^ 'tragbar, er- träglieh' für *9opiTÖ^, nach ko(T|lititö^. Bei der lautgeschicht- lichen Mehrdeutigkeit des lat. Ausgangs -uns ist nicht zu wissen, ob der uridg. Ausgang *'ito- von monitus vor der Schwächung anderer Vokale zu i um sich gegriffen hatte. Im Germ, ging *'itO' auf die zu Nomina auf -o und andern Nomina gehörigen Verba über: got. stainips zu stainjan 'steinigen', daupips zu daupjan 'töten', auch ahd. gi-fiderit 'gefiedert' u. dgl. Zweifel- haft bleibt, ob dieser Ausgang überdies in got. habaips ahd. gi'habst 'gehabt' urgerm. *xabiiida-z vorliegt (zur Übertragung auf den Präsensstamm vgl. ai. jahitd-s u. dgl. § 294) oder aber der uridg. Ausgang *-e-^o-. Für letzteren sprechen die Bildungen wie got. arbaips pulains u. a. 201). Vielleicht kam aber habaips überhaupt erst auf, als *'eto- und ^-ito- bereits ineinander geronnen waren. Im Balt.-Slav. ist von unserm *-üo- nichts erhalten.

297. d) Zu den Denominativa auf (3. Sg. Ind. Präs.) -ö|^^i, -ei^tij 'Oi^ti, 'liMy -uiiti gab es Verbaladjektiva auf -atö-j -Stö-y -ötö'y itö'j 'ütö'y wie gr. dTamiTÖ^ dor. -ärö^ 'geliebt' lat. ^Zan- tatus osk. eh-peflatas 'erectae' umbr. ^ersnatur 'cenati', got» salböps ahd. gi-sälhöt 'gesalbt', lit. dovanötas 'geschenkt'; gr. KOdjLiTiTÖ^ 'geordnet', lit. ap-seiUtas 'begeifert'; gr. xoXujtö^ 'er- zürnt, zornig', lit. balnütas 'gesattelt'; iRt.ßnitus umbr. persnis 'precatus' aus *persnitos, lit. dalpas 'geteilt'; gr. dpTüTÖ^ 'zu- bereitet', lat. 8tatütu8. Diese Verbaladjektiva waren vorbereitet einerseits durch die von einer älteren Zeit her schon vorhan- denen unverbalen Denominativbildungen wie lat. barbattis au- ntu8 comütus usw. (§303), anderseits durch die Verbaladjektiva zu primären Verba wie gr. ä-Kpäro^ neben ion. Kpfjdai att. K^Kpa- jLiai, lat. flatus neben flö usw.

Analog sind zu beurteilen die Verbaladjektiva wie gr.

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§ 298.] Nominalstammformantien. d-^ (f^-Formantien. 401

&K€0T6q 'heilbar* (dK^Ojuai), öqpavrö^ 'gewebt' (uqpalvu)), XriidTÖ^ 'erbeutet* (XntCojLiai), dvojLiadTÖ^ 'nennbar' (dvo|Li(iZuj). Ihnen gingen einerseits die nnverbalen ^o-Adjektiva wie gr. d-T^paaio^, anderseits Formen wie (Txkttö^ : oxHiu, ä-vittto^ : vlCojLiai zeitlich voraus. Gleichartig lit. äuksintas 'vergoldet*, zu Präs. duksinu.

298. e) Formen auf -e-tö- -o-tö-y vorzugsweise mit ge- rundivischem Sinn. Sie bilden ein Oegenstück zu den verbalen Nomina auf -e-no- -o-no-^ vgl. z. B. ai. darSa-tdr : ddrSa-na- 184).

Av. a-zgata- gr. ä-<tx€to^ 'mit dem man nicht fertig werden kann^ unwiderstehlich'^ vgl. ai. saghnö-ti. Ai. vratd-m 'Oebot^ Satzung' av. ^rvat9'm 'Bestimmung', aksl. rata 'Eid', zu gr. etpui lat. verbum. Gr. drd* dXiiGfl, dyaSd Hesych, drdZu) 'ich prüfe' auf grund von *8etö' zu f<T-Ti (vgl. fxu-fio-^ § 175); daneben ömo^ 'recht, erlaubt' von einem *8otO' (schwerlich Umbildung eines ♦drio^ = *8'^-iio- nach *6vt). Gr. ßpoTÖ^ 'sterblich' aus *mr0't0'8.

Ai. hharatdr8 'der zu pflegen ist' apers. H-barata- 'der wohl zu pflegen ist', ai. yajatd'8 av. yazaia- 'verehrungswert', ai. dariatd'8 'sichtbar, sehenswert', pac(U6r8 'gekocht', apers. ^u- fra8ata' 'der streng zu strafen ist'; im Anschluss an charak- terisierte Präsensstämme ai. haryatd-8 'erwünscht, begehrens- wert', p€iSya'ta-8 'gesehen, sehenswert', ai. tanyatd F. 'Donner', av. 8^runvata' 'hörbar, laut'. Gr. i\ex6(^ 'greifbar', eöpeiö^ 'der zu finden ist', dpi-beiKCTO^ 'ausgezeichnet'; ^pTteröv 'kriechen- des Tier', baKCTÖv 'beissendes Tier'; zu Präsensstämmen junTieia 'Berater', vaieTdui 'ich wohne', böot. Kai^Töl ('Brenner, Ätzer') 'Minze'. Was aus dem Ital. hierher fällt, ist schwer zu sagen. Etwa: umbr. vufetes 'votivis' lat. f>ötu8 aus *vov^to8y vgl. gr. cdx^TdoiLiai 'ich erhebe feierlich die Stimme, bete, rühme mich' ai. vaghdt' 'Beter, Opferer', W. effeguh" {^egUh-y euguh-); umbr. ta^ez 'tacitus' ta8etur 'taciti' lat. tacitu8. Gall. nemeto-n ir. nemed N. 'Heiligtum'; ir. dliged N. 'Pflicht, Recht' zu dligim 'ich verdiene, habe Anspruch'. Got. liuhap N. 'Licht', vgl. gall. Leucetiu8y Beiname des Mars.

Noch andre Formen mit -c-^o- -o-tih werden unten ange- führt werden.

Brugmann, Grnndriss. II, 1. 26

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402 Nouiinalstammformantien. t-, d-, cfA-Formantien. [S 299—300.

299. 2) Denominative Adjektiva. Auch hier nennen wir zugleich; mit Rücksiebt auf den morphologischen Charakter des Vorstücks, zngehö.ige substantivische Formen.

Diese Adjektiva bedeuten im allgemeinen 'mit etwas ver- sehen'; selten 'wie etwas geartet*, z. B. lat. barbatus *mit Bart versehen', cochleatus 'schneckenförmig'. Liegen Adjektiva zu gründe, so kann man sich die Ableitung von dem substan- tivierten Neutrum vollzogen denken, z. B. lat. atrdtus 'schwarz' von ater, ai. hdrita-s *gelb' von hdri-i 'gelb'.

Zuweilen wurde das ^o-Formans zur Herstellung von exo- zentrischen Komposita benutzt und vergleicht sich dann den §61,1.3 besprochenen dem gleichen Zweck dienenden -i- ••{i)iO' und -qo'. So ai. dnapta- 'nicht wässrig' (op- 'Wasser') dman- yuta- 'keinen Groll (manyü-i) hegend', gr-dt^pacTTo^ 'ohne Ehren- geschenk (T^pa^), unbelohnt', lat. inömirultfAS expalliatus auro- clavatus\ regelmässig im Germanischen, wie got. unqinips 'ohne Weib (qins), unbeweibt', ahd. gifiderit 'mit Federn (federä)y ge- fiedert', mhd. genaset 'mit einer Nase' berüemet 'berühmt', engl. harehearted 'Hasenherz habend', aisL sexhqfdadr 'sechshäuptig' gullbitladr 'mit goldnem Zügel'.

Aus dem Germ, hierher die von 2;-Stämmen aus gebildeten Adjektiva mit -ht-, wie ahd. steinaht ags. stdnehte stdknehte 'steinicht', ahd. thomoJUi ags. domehte dymehte 'dornicht, spi- nosns', ahd. holzoht 'nemorosus', aisl. fqxöttr 'behaart', hrisöttr 'mit Sträuchern bestanden'. Vgl. got. stainaha ahd. steinag 'stei- nig' n. dgl.; das Verhältnis zu diesen war das von lat. atratus 'mit ätrum versehen, schwarz' zu ater, steinaht also 'mit Stei- nigem versehen\ Hier mag auch ahd. kneht ags. cniht 'Knabe, Knappe, Held' erwähnt sein, das in engerer Beziehung zu got. niu'klahs 'neugeboren' ans *niu'lcndha- ( : gr. veo-yvö^) steht 378) und ursprünglich ein kollektives N. gewesen sein mag, das Individualbedeutung bekam (IF. 19, 378).

300. a) Auf grund von konsonantischen Stämmen. Zu den Adjektiva auf '^ent' gehörte seit uridg. Zeit ein

*-jf9^*^o-, durch das im Lat. -^ent' verdrängt wurde, z. B. ver- bösus = *'0've{n)ssO'S (1 S. 318 f.). Entsprechend av. aSava-

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§ 800.] Nominalstammformantien. t-j d-, {f^i-Formantien. 403

si^-^m 8Qbst. Neutrum 'Zustand des asavant- (dessen, der das höcbsle Anrecht besitzt)'. S. § 351. 355.

Gr. Oou^aTÖ^ 'wunderbar' = *fnn-to8, zu OaO^a 'Wunder' (Oau^alvu)), d-Kf'jpaTO^ 'unverletzt' zu demselben n-Stamm, wovon Kfipa(vu) 'ich verletze*. Got. sniumundö Adv. 'eilig' von *8neu- men- 'Eile' zu sniwan 'eilen'. Seit uridg. Zeit gab es Abstrakta zu solchen ^o-Adjektiva. So *^Zewmw-fo-m: ai. srömata-m 'Be- rühmtheit'; ahd. hliumunt M. 'Ruf, Leumund', zu av. sraoman- N. got. Jdiuma M. 'Gehör'; gr. (TTpii^aTa PL 'Streue, Decken', lat. stramentum. Im Griechischen und im Italischen gewann •diese Neutralbildung weite Verbreitung auf Kosten der men- Neutra. Im Griech. wurde sie, wie § 166 gezeigt ist, zu einem Bestandteil der Flexion der m^n-Stämme überhaupt, und diese ^Erweiterung ging dann weiter auf die ^en- und en-Stämme über, z.B.Tr€ipaTa = *7T€pFaTa neben d-Tteipiuv hLpärvan- 233), i^Trara neben ai. ydkan- 21 7 f.). Für das Italische vgl. noch lat. testamentum osk. tristaamentud ^estamento^ lat. aug- mentum : augmen, fundamentum : fundamen, suffimentum : suffimen u. a. 165. 171. 172). Nur sporadisch im Lat. diese Erweiterung bei andern n-Stämmen : unguentum neben unguen umbr. umen 'unguen\

Dieses Prinzip der Bildung von unkomponierten ^o-Adjek- tiva auf grund konsonantiscl^er Stämme ist einzelsprachlich nur im Italischen einigermassen fruchtbar geblieben. Lat. fasttis zu fasy scdestus zu sceluSy fünestus zu fünusj tempestus in- tempestus zu tempus, jüsttis (Foruminschr. iouestod) zu jus, onustus zu onuSf ventistus zu Venus, vetustus zu vettis, arhustus zu arbor, angusttis zu angor, umbr. mersto ^instnm' meersta ^iustam' aus ^medes-to-, eturstahmu *exterminato' aus Hudes-to- (1 S. 806); lat. übertus zu üher, senectus zu senex. Dazu kommen Weiterbildungen wie Uhertinus von libertus 301), pauper- tinus von ^pauperto zu pauper und Substantivierungen wie arbustum zu arbor, cärectum zu cdrex 307, ß), furtum zu für, loeusta zu einem *loco8- 311). Mit. übertus ist gleich- artig ai. sürta-s 'helP, das zu svär- sür- 'Licht, Glanz' gebildet ist. In andern Sprachzweigen sind die Adjektiva aus konso- nantischen - Stämmen gewöhnlich der Analogie der Adjektiva

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404 Nominalfitammformantien. t-, d-, (2^-Fonnantien. 801—302.

aus YokaliscbeD Stämmen gefolgt, z. B. adKmrf'WTÖi;, aksl. imen- it^y was auch dem Ital. nicht fremd ist, z. B. lat. cord-atus^ foeder-atus 303, a).

Sonst liegen analoge Bildungen auch in den zahlreichen zugehörigen fem. Adjektivabstrakta und auf ihnen beruhenden Bildungen vor, wie leitjuventa gotjunda uridg. *iu^^df au aprajästa-y gr. Kepaani^, lat. senecta und tempestas vetustas^^ paupertas usw. 309). Femer in mehr vereinzelt stehenden Substantiva: ai. 6i-(ha-8 'Oberlippe', preuss. au8to F. oder N. PI. *Mund' aksl. usta PI. 'Mund', lit. üstas usta Tlussmündung, HafF (wozu preuss. austin 'Mund' lit. auszczüti 'schwatzen, munkeln', lai. Ostium)y zu ai. äs- 'Mund' usw. (S. 138); umbr. HondOy Gott- heit der Unterwelt, aus urital. *hon'tO' (1 §769, d) zu »Äow- 'Erde' (S. 135); ir. nert kymr. nerth urkelt. ^nerto-s 'Kraft, Stärke' zu ^ner- 'dvnp' vgl. ^nr-ta §309; got. beistü. 'Sauer- teig' (zu beitan 'beissen' baitrs 'bitter') Gf. *bheid8-tO' zum N. *bheide8' (anderes von der Art dieses Wortes ist gesammelt von Johansson IF. 19, 112 ff.); hierzu noch die Tiernamen wie got. hun-dor 'Hund', s. § 311.

801. b) Auf grund von o-Stäramen. Der zu erwartende Ausgang -o-to-y bezieh, -eto; ist zunächst klar vertreten durcb die fem. Adjektivabstrakta und die auf ihnen beruhenden Formen wie ai. nagndta-, gr. dTpö-ni^, aksl. dobro-ta, lat. anxie-tOSy kymr. duhety got. gauri-pa 309). Der zu gründe liegende Adjektivtypus erscheint noch im Italischen, aber nur in einer lautlichen Verdunklung. Lat. llbertus fal. loferta 'liberta', wie Ubertäs, zu Itbero-. misertus zu misero-y woneben miseritiis als das eigentliche Verbaladjektivum. Dazu *vesperto- in vesper- tlnus und vespertilio zu vespero- (vgl. Matüta, mätütlnus zu *7natU' 'gelegene Zeit' neben Adv. mane\ virgultum zu virgula, Terentius Sabin, terentlnos zu sabin. tereno- 'mollis'. Dass von urital. *louferO'tO' oder Houfere-to- usw. auszugehen ist, ergibt sich ans dem, was von Sommer IF. 11, 227 f. dargelegt ist.

Über gr. 8u<Tavu)TÖ^ zu Ouaavo^, lit. plaukÜtas zu plaukai u. dgl. s. § 303.

302. c) Auf grund von i- und von u-Stämmen.

a) 'i'to: Ai. Mrita-s und harit- av. zofrita- *gelb' zn

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i 803.] NomioalstammformantieD. t-, d-, c^-Formantien. 405

hdrii za*riS *gelb'; ai. röhüa-s Idhüa-s *rot' und röhit- 'rote State, Gazellen weibeben' av. rao^dita- *rot' zu röhif 'Gazelle' (ur- «prünglich Adjektiv); ai. ptüitd-s 'grau', gr. *Tr€XiTÖ^, aus ttcXitvö^ *grau' zu erschliessen 136 S.215), zu Tr€Xi-[F]ö-? 125,a S.201); von der gleichen Art ai. dsita-s 'schwarz', F. äsikni (S. 215). Av. darSita- 'kühn' zu darü-S 'kühn'. Got. unqinips 'unbeweibt' zu q&ni' 'Weib'. Hierher lässt sich auch ai. trfitd-s got. paürsips Murstig' uridg. *trsitö'8 stellen als Ableitung eines Nomens *tr8i' <vgl. ai. tH' F. und tria- F. 'Dursf) i).

Durch Übertragung kam dieses -ito-, das im letzten Grunde mit dem Ausgang von ai. darSüd-s u. dgl. gleichartig ist 296), auch zu andern Stammklassen. Av. spa^tita- 'weiss' (F. spa^tira-) zu spaSta- 'weiss'; masita- neben nuisit- 'gross' zu mos- 'gross'. Ai. aidkuHta-s 'gestachelt' zu atdikuid-a 'Stachel, Haken', karnakitd-s 'mit Seitenzweigen versehen' zu kdrnaka-s 'Seitenzweig', karbü- rüa-s 'gesprenkelt' zu karbüra-m 'Auripigment', rathita-s 'einen Wagen besitzend' zu rdtha-s 'Wagen'. Ahd. gifiderit 'mit Federn, gefiedert' zu fedara 'Feder' 299)*).

ß) 'U'tO'. Ai. d-manyu-ta-s 'keinen Groll hegend 299). Femer in Substantivierungen wie ai. bandhü-ta 309).

Über lat. auntus zu auris, verütus zu veru u. dgl. s. § 303.

808. d) Ausgänge 'äto-, -Ho-, -f^o-, -ö^o-, -öto- zu voka- lischen Stämmen. Die Entstehungsart dieser Ausgänge ist wohl nicht durchgehends dieselbe gewesen. Zumteil mag das dem 'to- vorausgehende Wortstück ein Instr. Sg. gewesen sein, 2. B. lat barba-tU'S 'mit einem Bart', gr. kovtu)-tö-^ 'mit einer Ruderstange' (vgl. -fo- hinter adverbialen Kasus § 304).

a) -atO' zu ^-Stämmen. Lat. barbatus lit. barzdötas aksl. brcuiatb 'bärtig' zu barba barzdä brada 'Bart'* Lat. hastatus

\) Ai. tigitä'8 : tiktä-s = tf^itd-s : ifffd-s. tigitd-s war eine ver- hältnismässig junge Bildung und darf nicht zu Spekulationen über den Zeitpunkt der urar. Palatalisierung der Xc-Laute vor i = uridg. t und uridg. 9 benutzt werden (vgl. 1 § 640 Anm.).

2) Ob ÄfiaHiTÖ^ und dTapirixöc; dTpaTriTÖ<; ursprünglich Formen dieser Gattung waren, die sich infolge davon, dass man sie zu Uvai in Beziehung setzte, behaupteten, zugleich aber auch eine Begriffs- änderung erfuhren?

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406 NominalBtammformantien. t-, d*, d^-Forinantien. 303,

nmbr. hostatu "hastatos' zu lat. hasta^ ansatus zu ansüf wonach cincinnatus {cincinnus), aträtus {atrum), acerdttis (oct^), cor- dätus {cor cordis) u. a. Ebenso wurde dieser Ausgang im Germ, produktiv: abd. gr^^irnd^ 'mit Sternen besetzt', sisL biartlitadr 'hellfarbig' (Zör Tarbe') u. a. Lit. kudlötas 'zottig' zu kudlä 'Zotte', miglötas 'nebelig' zu miglä 'Nebel', wonach linötas 'voll Flachs zu linai PI. 'Flachs' u. a. Aksl. tenat^ 'beweibt' zu £ena 'Weib\ U8thnat^ 'gesprächig' zu usthna 'Lippe', wonach mqiata 'die ver- heiratete' zu mqh> 'Mann'. Im Lit. ist -otas mit -utas oft ver- tauscht worden, und im Slav. sind *'atos und *-öto8 lautgesetzlich zusammengefallen. Aus dem Griech. hierher die Substanti- vierungen wie ttlxiiTiTii^ 'Lanzenträger' zu alxjin 'Lanze', (TKTivriTii^ 'Zeltbewohner' zu a\ix\vi\ 'Zelt'.

Aksl. sv(Uh 'Angehöriger, Verwandter' zu *^o- ♦«jfö- 'suus', vgl. serb. svak aksl. svojaki (§381) und gr. HTr\<; lit. svSczas (§309).

ß) -^to: Im Lit. Adjektiva zu den -(i)i^-Stämmen (§144 ff.), wie dülketas 'staubig' zu dülkes PI. 'Staub', dübStas löcherig' zu dübi 'Loch', kepurStas 'mit Hut versehen' zu kepüre 'Hut'. Gr. TWjLivri'ni^ 'Leichtbewaffneter' neben TV|Livri^ -flio^ zu t^mvö«; wie Koa\xj]T6<; (zu ko(J|li^u) -rjauj). Hier sind ferner die lat.Örtlich- keitsneutra auf -etum (vgl. § 307, ß) zu erwähnen, wie aspretum {asper), ficHum {ficus), vgl. arbustum {arbustus) zu arbor^ carectum {carex). Die ältesten unter diesen Neutra auf -Hum waren die wie glahritum, zu glabrisco {glaber)'^ mit aspr^tum vgl. aspredo. Diese gehören wiederum mit Formen wie ac^turriy zu aceo ac^sco, zusammen 305, a S. 410 f.). Vgl. crüdiliSj zu crüd68co 264, e, ß S. 369).

T) 'ito: Lat maritus zu *7nart' 'junge Frau' wie datri-x (S. 218); aurltus zu auris, wonach galeritus zu gaUrus u. dgl. Lit. akytas 'äugig' aksl. rmnogooHtb 'vielängig', zu lit. akia aksl. Du. o6u Lit. dantytas 'gezahnt' zu dantis. Aksl. maatitb 'fett* zu masth 'Fett', srhditb 'zürnend' zu srhdh-ce (lit. szirdis) 'Herz', wonach imenit^ 'benannt' zu imq 'Name', naro6it^ 'bestimmt, be- zeichnet, ausgezeichnet' zu narok^ 'Bestimmung'. Hierher wohl auch die aksl. auf -ovitb^ yf\tjadovit% Vergiftet' ^xxjad^, Gen.jadu, 'Gift' (Meillet Etudes 292), vgl. lat. pituita zu ai. pltur 'Harz' in

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§ 304.] Nominalstammformantien. ^, d-, (fA-Formantien. 407

pUu-därU'i CHarzbaum'), fortultus neben fortüna, gr. ßoipulni^, ein Edelstein, zu ßörpu^. Das Griechische hat zugehörige Sub- stantivierungen, wie ttoXItti^ 'Bürger' zu ttöXi^, XniTi? 'Beute- spenderin' zu Xrit^, wonach öbtui^ 'Wanderer' zu 6bö^, ÖTrXiTii^ 'Schwerbewaffneter' zu ÖTtXa u. a.

b) 'ütO'. Lat. cinctütus zu cinctus -üs, verütus zu veruj comütus zu comuy wonach nasßtus zu nasus u. a. Aus dem Griech. TTpc^ßö-n^ 'Greis' zu Tip^aßu^. Lit. drütas 'fest, stark', wie gr. bpü-jLiö^ 'Waldung' ai. drü-nam 'Bogen' zu gr. bpO^ 175. 191, b,a).

€) 'öto-, ZU 0 Stämmen. Gr. Oudavurrö^ 'betroddelt' zu 9u- aavoq, kovtwtö^ 'mit einer Ruderstange versehen' zu kovtö^, Kapuurrö^ 'wie eine Nuss gestaltet' zu Kdpuov, wonach xeipibujTÖ^ 'mit Ärmeln versehen' zu x^^P*^ -^^o?> (TaXTriTT^TÖ^ *wie eine Trompete gestaltet' zu (TdXTtiTß. Lit. ragutas aksl. rogatb 'ge- hörnt' zu rägas rog%. Lit. plauTcütas 'behaart' zu plaukal PL, gaurütas 'haarig' zu gaüras 'Körperhaar', wonach ({sütiis 'ge- henkelt' zu qsäy zemiätas 'voll Erde' zu zimey szaJcniütas 'voll Wurzeln' zu szaknlSj medutas 'voll Honig' zu medüSy äkmenütas 'steinig' zu äkmü -efis u, a. Aksl. 1crilat^ 'geflügelt' zu krüOy sqfcath 'stachelig' zu sqkb 'Zweig, Reis', bogatb 'begütert, reich' zu ''^hog% in ne'hog^ (vgl. ai. bhäga-s). Im Lit. ist -Utas mit -otas oft vertauscht worden, und im Slav. sind *'öto8 und *'äto8 laut- gesetzlich zusammengefallen (vgl. a). Lat. aegrötus kann wohl als eine echt lateinische Bildung aus aegro-m angesehen werden ; möglich ist aber auch, dass sein Ausgang -ötus ein Gräzismus war»

304. e) Auf grund von adverbialen Formen (vgL -no' mit derselben Funktion § 186). Ai. muhürtd' M. N. 'Augen- blick, Zeitabschnitt von 48 Minuten' zu mühur 'plötzlich, ein Weilchen', sasvdrta Adv. 'heimlich', Instr. von "'^sasvarta- zu sasvdr 'heimlich'. Av. patar^ta- 'im Flug begriffen' zu *patar^ •im Flug'.

Ai.Ä^iwaw^rf-« 'Winter' zu Lok. himan 'im Winter', vasantd-» 'Frühling' zu einem *va8an (vgl. aksl. vesn-a 'Frühling' S. 160), falls es nicht erst nach dem Muster von h&nantd-s geschaffen worden ist.

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408 Nominalstammformantien. t-^ d-, (2^-Formantien. 305.

Lat. tantus osk. e-tanto ambr. e-tantn ^tanta' zn lat. tarn, lat. quantu^ ambr. panta 'quanta' zu quam.

Ai. Adv. auf -tad (Abi. Sg.)» wie oodstad 'unten, westlich von' zu avds 'herab', prdJctad 'von vorne' zu präk 'vorne', utta- rdttad 'von Norden her' zu uttardd dasselbe, bahiifad 'ausser- halb' zu &aA<i dasselbe. Zn dem genannten avdstad gehört ahd. toest' ( West-falo u. a.), toestan 'Westen', vgl. auch ahd. nord M. zu gr. v^p-8€v und sund- in sund-wint 'Südwind' zu got sunnö (S. 324. 325 f. 327). Gr. aöiiw^ Vergeblich, nichtig', mit -(«)io- aöcTio^ dasselbe, got. aupeis ahd. ödi 'öde' und gr. [F]€tö^ ([F]€- TUKTio^) 'vergeblich' zu ai. dva lat. au- vi- ir. ö ua preuss. au- aksl. u 'weg von' usw. Got. ufta ahd. ofto aisl. opt 'oft' zu got. uf 'auf, vgl. got. ufjö 'TCpMTaöv' S. 196.

Vgl. ai. 'tya- in niStyci^-B u. a. § 120.

305. 3) Substantiva mit -to- als Primärformans. Substantiva mit schwundstufiger Wurzelsilbe und haupttonigem 'to- {40-) sind in der Regel als substantivierte Adjektiva zu betrachten, wie z. B. ai. arutd-m 'das Fluten, Flut' zu srutd-s •flutend', dütd'S 'Bote' zu duvds- 'hinausstrebend' got taujan 'machen'. Daneben erscheinen nun seit uridg. Zeit auch Sub- stantiva, die teils starkstufige und haupttonige Wurzelsilbe, teils schwundstufige, aber dabei haupttonige Wurzelsilbe haben. Über das historische Verhältnis dieser Substantiva zu den Adjektiva wie *8rutö'S s. § 15.

a) Vollstufige Wurzel. ^JcUu-to-m: got. ÄZiw/> 'Zuhören, Aufmerksamkeit* aisl. hli4)d 'Gehör, Ton* urgerm. *xUupa'ny av. sraotd-m 'Anhören', wozu wohl auch slov. slut 'Verdacht* (serb. sluta 'wer ahnt*), vgl. ai. Srutd-s 'gehört*. Ai. srötas- apers. rautah' N. 'Strömung, Fluss* av. ^aotö-stat- 'in Flüssen befind- lich*, Erweiterung von ^sr^to-, lit. srautas 'Strom* lett. strauts 'Regenbach* 401, ß), vgl. ai. srutä-s 'strömend, flutend*. Gr. (sizil.) ^oiTo-^ 'Vergeltung, Dank* (möglicherweise Lehnwort aus dem Italischen), lat. mütäre, zu ai. maya-U 'er tauscht* lit. mainas 'Tausch*. Gr. x^pTO^ 'Futterplatz, Gehege*, lat. hortus osk. hürtüm 'hortum*, ir. gort M. 'seges* lub-gort 'Gemüsegarten*, ursprünglich wohl 'Einfassung*, zu W. gher- 'fassen' (vgl. lit. tvär- tas 'Einzäunung, Hürde* zu tv4rti 'fassen*). Gr. ttöXto^ 'Brei*,

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i 305.] Nominalstammformantieii. ^, d-, d^-Formantien. 409

lat. ptds aus *poltO'8 (Ciardi-Dupr6 BB. 26, 221 f.), zu gr. TidXn (*Mehr) U8W. *mörtO'S: ai. märta-s av. maia- 'Mensch*, gr. fiopTÖ^' äv6pu)7TO^, OviiTÖ^ (Hcsych), das, wenn der Accent richtig überliefert ist, für ♦jnöpTO^ nach ßpOTÖ^ 298) eingetreten ist; ebenso mit Ton Wechsel av. mar^ta- 'Mensch* (nach 1 S. 431) im Änschluss an urar. (ai.) fnrtd-s; *mört0'8 war ursprünglich Abstraktum, Mas Sterben, Sterblichkeit*^). Got. aips ahd. eid aisl. eidr 'Eid, Schwur*, ir. oeth M. 'Eid* 6f. *oitO'8, im Ablaut zu gr. atvo^ 'sinnvolle, klug erfundene Rede*. Ai. vrdtas 'Schar', Ägs. tvrdkd dän. vraad Täerde*, im Ablaut zu got. toripus 'Herde* Aisl. ridull 'kleine Abteilung* von einer Basis *^erH-. Ai. vdta-s av. vata- 'Wind', gr. drjni F. (d/JTii^ M.) 'das Wehen*, lit. ät-vitos PI. 'beim Windigen, Worfeln Zurückbleibendes* v^tau 'ich win- klige, worfle*. Gr. &\ir]TO<; 'Ernte*, ahd. mad ags. mäd N. 'Mahd, Heu* zu ahd. maen 'mähen*. Got. sOpa- (N. oder M.) lit. sotas ^Sättigung*, vgl. got. gada- 'satt*. Gr. 9ÖpTo^ 'Last*, vgl. ai. bhrtd'8\ KoiTO^ Koini 'Lager' zu KeioGai; ttXoöto^ ('Überfluss*) ^Reichtum*, zu TtXeOaai 'schwimmen*, vgl. ed.plutd-s 'schwimmend in, überschwemmt, erfüllt von'; vö<tto^ 'Heimkehr' zu v^ojLiai; dor. crKäirrov 'Stab, Szepter* vgl. ahd. scaft 'Speer, Lanze*, f^e- TO^ 'das Erbrechen* vgl. ai. vCltd-s, Gdvaio^ 'Tod* d-Odvaxo^ 'tod- los, unsterblich* (wie sA.a-mfta- 'todlos' unten b S. 411) vgl.OviiTÖ^ <Gf. *dÄ|^ÄW-Ä), Kdfiaxo^ 'Mühe, Ermüdung' d-Käjuaio^ 'ohne Er- müdung, unermüdlich' vgl. ttoXO-k^iiito^, ebenso d-bdjiaro^ 'ohne Bezwingung, unbezwungen' vgl. ö^titö^. Qotpiup &\%\.pi6d N. ^Gutes' PI. 'Güter' vgl. aisl. ppdr 'mild, freundlich'. Got. us- farpo F. 'Ausfahrt, Herausfallen*. Aksl. pc^to 'Fessel* russ. püto serb. pütOf preuss. panto F. Tessel', lit. pdrvtis, PI. pänczei, Tesser (Weiterbildung mit '(i)iO')y zu aksl. phnq pqti 'spannen,

1) Vgl. das ebenso gebildete lit. dafktas, zu defkti 'beschmutzen, garstig machen': es hat wie das F. derkte ursprünglich 'Schmutz' bedeutet und wird jetzt, wie dieses, auch in dem Sinn 'schmutziger Mensch* verwendet. Ebenso wird anorw. fratidr 'Frosch* Gf. *prou' io-«(zu &i, plava-s* Frosch' pluta-s 'gesprungen, springend*) ursprüng- lich 'das Springen' bedeutet haben. Einen forman tischen Exponenten hat der Sinn 'Sterblicher' in der Form ai. mdrtya-8 av. ma^ya- apers. martiya' IIb S. 188), so dass märtas : mdrtya-s mit gr. öX€Opo<; ('Unglücksmensch*) : öX4epio<; u. dgl. (IF. 11, 266 ff.) zu vergleichen ist.

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410 Nominalstammfortnantien. t-^ d-, d^Fonnantien. 305.

hängen'. Aksl. zlato 'Gold' ruBS. zöloto serb. zläto, vgl. got. guip unten b S. 411. Akel. Uta 'Frucht, Getreide' russ. £ito serb. zlto, preuss. geitSy Akk. geüan, 'Brot', W. gUei- 'aufleben, leben'.r Aksl. sito 'Sieb' russ. sito serb. sltOf lit. s^as 'Sieb', zu lit. ^- jöti 'sieben'.

In manchen Fällen hat die Wurzelsilbe Vollstufe, ohne das* ihre ursprüngliche Haupttonigkeit durch die Überlieferung nach- weisbar ist. Osk. tauto 'civitas' umbr. totam 'civitatem', ir. tuath F. 'Volk', lit. tauta 'Volk, Land'^); die Oxytonierung von ur- gerra. *peud6 got, piuda ahd. dfo^a 'Volk' hängt vielleicht mit der F^emininbildnng als solcher zusammen (vgl. gr. ßiotfi : ßioro^, ßpovTifi u. a. und ai. jand gr. Tovrj : ai. jdna-s gr. tövo^, ahd. darra = *darzdn.A. S. 148 ff. 152). Av. siaota M. 'Lobgesang'. Lat. föns (Fontus) aus *fonto8 = *dhontO'8 zu ai dhdna-te 'er fliesst, rinnt', möns aus *mont08 zu S-mineo mentum (vgl. S. 409 puls = gr. ttöXto^). Ir. foss 'Bleiben, Ruhe' aus *f^08t0'8 zu ai, vd8a-ti 'er weilt, wohnt' got. toi8an 'verweilen, bleiben, sein'. Ags. 8nd8 aisl. 8nei8 F. 'Spiess' urgerm. *8nai88ö = *8noifta, zu got. 8ne%pan 'schneiden'. Schwed. fö8a 'treiben' fö8 'Eile' urgerm. *fau88a-=^*{8)poutHO'y zu gr. (JTieübuj (Jnoubri (Lid^n PBS. Beitr. 15, 520 f.). Ahd. as. Und N. 'Kind' Gf. *§ento-m, W. §enr 'gignere'. Got. rahtön 'darreichen' von *rahta' oder *rahtO'j W. reg- 'regere'; Lit. vaftai PI. aksl. vrata PI. (russ. vorotd voröta serb. vrdta) 'Tor', zu lit. vMi aksl. vrM 'schliessen'. Preuss. dcdptan 'Durch- sehlag', aksl. dlato 'Meissel' aus *dolptO'y zu aksl. dhbq 'ich meissle'. Lit. 8zlaUa8 'Abhang' zu 8zlpti 'sich lehnen', vaf8ta8 'Pfluggewende' zu verczü 'ich wende', r^ta8 'abgehauenes Ende eines Stammes' zu renczü 'ich kerbe', mai8zt(i8 mai8zta 'Aufruhr* zu ml8zti'%\(th mischen', rfap^a« 'Versteck' po-ifZajo^d 'Hinterhalt', zu slepiü 'ich verstecke mich', va8ztä 'Fuhre' zu vezü 'ich fahre'^ nü'dSta8 'Vergehen, Verbrechen' zu nu-si-d^ti 'sich vergehen'^ 8Ö8ta8 'Sitz' 808ta 'Thron' zu s^dmi 'ich sitze'. Aksl.potb 'Schweiss' aus *poJct^ zu pekq 'coquo'. Anzuschliessen sind hier Substan- tiva auf '6tO'. Ai. alä-ta-m 'Feuerbrand, Kohle' zu lat. ad-oleo 'ich verbrenne' ad-ole8CO 'ich lodere auf. Lat. acutum zu aceo

1) Lit. tauta vermutlich aus *toutäj nicht *teuta, S. Zupitza KZ. 40, 254.

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§ 306.] Nominalstammformantien. ^, d-, dTb^F^rmantien. 41t

acisco, oUtum übelriechendes, Kot, Urin' zu oleOy mit deneD glabrBtumy aspr^tum and weiterhin ßcetum usw. zu verbinden sind 303, ß S. 406). Aus dem Germ, vergleichen sich ahd. sciggäta 'Scheisse, Kot', snuderata 'Nasenschleim', bliuwata 'das Schlagen', screiata 'Marter', viUata Trügelung', falls -ata nicht romanischen Ursprungs ist.

b) Schwundstuf ige Wurzel. *mAo-m Tod': ai. a-wf- ta-s av. ormdSa- 'todlos, unsterblich' (vgl. gr. d-edvaTo^ S. 409), ahd. mord aisl. mord N. 'Mord': vgl. ai. mrtd-s. Gr. (TTidpiov (JTidpTii 'Seil', lat. sporta, zu (Jneipa 'Flechte, Windung'. Got. munps (munpa-) ahd. mund aisl. munnr mudr 'Mund', woneben *minpa' in ahd. mindil 'Gebiss am Zaum' und aisl. minnasJc liüssen', lat. fnentum=*mntO'm oder *mentO'm, zu lat. e-mineo. Ahd. prod aisl. brod N. 'Brühe', lat. de-frutum (auch de-frütum), woneben ahd. bröt aisl. bratid N. 'Brot'. Ai. dsta-m av. asta-m 'Heimat, Wohnort' ans *^tO'm, zu ai. näsa-U 'er vereinigt sich, gesellt sich' gr. v^OjLiai vö(Jto<;. Ai. stta 'Furche', vielleicht zu stra-m 'Pflug'. Gr. ttöto^ 'Trank', vgl. ttotö^ 'getrunken'. ßXd<TTT> neben ßXa<TTÖ<; 'Keim, Spross'. Got. gulp ahd. gold aisl. gull 'Gold', zu aksl. zlato S. 410. Ags. jtkf F. 'Kampf urgerm. ♦jtin^ö, vgl. ai. hatd'8 'geschlagen'.

Die ai. barytonierten Adjektiva, wie eLLjüifa- 'willkommen ', rikta- 'leer' neben jW^rf-, riktdj dürften adjektivisch gewordene Substantiva sein.

306. 4) Weitere Gruppierungen auf grund der Bedeutung.

a) Adjektiva.

a) Verbale und rein nominale Adjektiva. In der Kategorie der in § 292—298 behandelten Adjektiva sind viele^ die, in mehreren Sprachen zugleich auftretend, in der einen Sprache Glied eines Verbalsystems waren, in der andern nicht, wie lat. certusy got. hafts. Bald haben sich, wie das auch in andern Formklassen der Fall war, rein nominale Adjektiva einem Verbum angegliedert, bald sind verbale Adjektiva zu rein nomi- naler Geltung zurückgeführt worden. Hier seien nun noch Bei- spiele für rein nominalen Gebrauch gegeben. Av. sar^ta- lit. szdl- tos 'kalt', zu ai. H-Sira-s 'kalt'. Av. spanta- lit. szvefltas preuss»

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V

412 Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Fortnantien. 306.

^wints aksl. 8v^t^ ^heilig', zu av. spanyah- 'heiliger*. Arm. luist as. fast ^fesf. Lat. altus, ahd. alt a8. ald CgrossgewachsenO ^alt' {dazu ir. alt 'Höhe, Ufer, Küßte'), zu lat. alere got. cUan. Ai. df^hd'S 'fest' zu dfhya-ti 'er macht fest', ^^d-« 'kalt' zu iydya-ti ^er macht gefrieren', Syitd-s (F. iyÄnf) eine Farbenbezeichnung, zu Syamd' iydvd-. Gr. ttkTtö^ 'treu, zuverlässig* zu ireWu), <puK- t6^ 'vermeidlich' zu qpeur^ 9€uktö^, Kuprö^ 'krumm, gebogen', Aeirrö^ 'dünn, fein* zu \inuj 'ich schäle ab', ttivutö^ 'verständig' ^u 7Tivu|i^viiv cruv€Tr|v (Hesych). Alb. ^ate 'trocken', pVote 'voll*, ^Vate ^ate 'lang'; ob dasselbe Formans in dem echt verbalen pa«£ 'gehabt' (zu pata 'ich hatte') enthalten ist, bleibt zweifelhaft (Jo- hansson IF. 19, 115). Lat. sancttiSy osk. saahtüm 'sanctum' •umbr. Sahatam 'Sanctam', zu lat. sancio; lat. spissus zu lit. spintü ^pisti 'ausschwärmen' (von Bienen); fessus zu fatlscor (mit e nach di'fe88U8)\ Htlatus latus zu aksl. steljq «^Za^i 'ausbreiten'; curtus (zweifelhaften Ursprungs). Lit. skpstas 'dünnflüssig, rein, klar' preuss. skystan 'rein', aksl. 6istb 'rein, heilig', zu lit. skidzu 'ich trenne, scheide, verdünne'; lit. piktas 'böse* zu petkti 'schelten', ertas 'geräumig' zu irti 'sich trennen'.

Als reine Nomina bewahren fo-Adjektiva öfters eine Ablaut- ^stufe, die ihnen in verbaler Funktion verloren gegangen ist, z. B. ^. <puKTÖ<;: qpeuKTÖ^, lit. girtas : g&rtas 294).

Im Irischen hat sich eine formale Scheidung auch dadurch vollzogen, dass bei lebendiger partizipialer Bedeutung -tJie d. i. 'to- + '{i)iO' eingetreten ist. So rein nominal cloth 'berühmt*, necht ^rein' (vgl. Zupitza BB. 25, 97), gnath 'bekannt, gewohnt', hin- gegen zugleich verbal britJie brethe 'gebracht': ai. bhrtd-s, c^te 'gesungen': lat. cantus, tuicse 'electus', zu to-gu 'Wahl', aus *-gu' •stiio-s : ai.ju^td-8 usw. (vgl. das denominative -te -the § 118 S. 195). Die analoge Erweiterung von 'to- scheint auch das Gal- Jische zu haben, s. Vendryes M6m. 13, 392 ff.

Im German. und im Slav. hat sich in bestimmten Verbal- klassen -^0' als Partizipialformans festgesetzt und sind die ent- sprechenden alten -^o-Bildungen nur noch in rein nominaler Gel- tung vorfindlich. So aisl. kaldr got. kalds^hA, kalt 'kalt' neben aisl. kcUenn 'gefroren' Inf. kala 'frieren* (ktdde 'Kälte*). Aisl. daudr got. daußs ahd. tot 'tot' neben aisl. ddenn 'gestorben' Inf.

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§ 307.] Nominalstammformantien, t-, d-, (2^-Formantien. 413^

det/ia, ahd. toutoen "sterben*. Ahd. (h)was aisl. huass got Adv. hassaba 'scharf, zu ahd. {h)was *S®- Äw'^^ 'scharf got. gdhatjan 'wetzen'. Zu einem dem lat. rego regere entsprechenden Verbum gehörte got. raihts ahd. reht aisl. r^^^r 'recht*: gr. öpeicrö^ lat. r^ctus (zu dessen 5 s. § 294). Got. bairhts ahd. beraht aisl. biartr 'hell, glänzend', vgl. lit. b&rszti 'es (das Getreide) wird weiss', gr. 90pKÖv XcuKÖv, TToXiöv. Ahd. funs 'bereit, promptus' ags. füs^ 'eilend', urgerm. ^funsa- = *pntHo', zu ahd. fanden 'eilen'. Got. bi-ühts 'gewohnt', zu ai. ucitd-s 'gewohnt' (vgl. Bemeker IF. 10, 161). Ahd. trüt 'traut, lieb', zu trü^n 'trauen, glauben*. AksL ot^^vrh8t^ 'offen', zu ot^'Vrhzq, u-vqatb 'bekränzt' zu uv^zati, 6^tih 'dicht' = lit. Mih8zt(i8 Part, zu kemszü 'ich stopfe*.

ß) Farbbenennungen. *peZi^d-« 'grau': H,i. patitd-s, gr. *TT€XiTÖ^, aus TreXiTVÖ^ zu erschliessen 302, a). Ai. hdrita-s av. zähita- 'gelb'; ai. rdhita-s löhitors av. rao^dita- 'rot'; ai. dsita-s 'schwarz'; av. spaMitor 'weiss*. Ai. SyHd-s eine Farbenbezeich- nung (F. iyini\ zu Sy^nd-s^ Name verschiedener Raubvögel, und zu Syämd'S Syävd-s vgl. S. 215 Fnssn. 4. ita-s 'bunt, schillernd', F. ^f. pita-8 'gelb*. Lat. caenus 'blaugrau', eine Erweiterung von *cai80' (vgl. caesullae 'grauäugige'), verbindet man mit lit». skdUtas 'hell' lett. skaists 'schön'. Lit. geltas aksl. £l^t^ russ. £eU urslav. *ghltb "gelb*. Lit. rüstas 'bräunlich' (: ahd. rost 'Rost'^ Gf. *rud?iS'tO'\ bdltas 'weiss*, saften 'fuchsrot'. Got. guip lett. felis aksl. zlato *Gold' war ursprünglich 'das glänzend GelbeV zu ai. hdri' av. za'n- 'goldglänzend'.

Vielleicht ist hier auch ai. iv6td-8 'weiss* zu nennen, dessen ^Formans wurzelhaft geworden wäre in Svita-U hntand-s lit. steiczü usw. Dass die Inder selbst sein t wie das von iy^td-s^ ita-s hdrita-s empfanden, zeigt die F.-Bildung ^^nf (Vopadeva); diese beweist freilich nicht, dass t in iv^td-s ursprünglich for- mantisch war, sie ist wahrscheinlich vielmehr fttr ivHd eingetreten ndktYi iy^td'8 iyinl Vi. Ag\. Man berücksichtige femer: Svitna-»^ und afries. htoitt mnl. tvit (-W- aus -in- oder -dn-) 'weiss', wie ai. pcdüd-s : gr. ttcXitvö^; d in SvindaU 'er glänzt*; got. heits^ *weiss* entweder mit uridg. -do- oder 'tno- bezieh, -dno- (179, a, a S. 255).

307. b) Neutrale Substantiva.

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414 NominalstammfonnaDtien. t-, d-, c^A-Formantien. 308.

a) Neutrale Abstrakta nnd Dingbezeichnungen erscheinen zunächst ebenso wie bei den anderen o-Formantien. Sie bewahren znmteil den Tonsitz der Adjektiva. Z. B. ai. matä-m 'Meinung, Ansicht, Absicht' (lat. com-mentum 'Einfall, Erfindung, Anschlag*, ir. der-met 'das Vergessen*), io^^ei-m'das Hersagen eines Spruchs, Lieds* (osk. censtom 'censio, census*), stutd-m 'Lobpreisung, Lob*, ^rutdm 'das Fluten, Flut*, hhatd-m 'Vergangenheit*, iitd-m ^Wunsch*, oMtd-m 'Fütterung, Speise*, gr. ött-otttov 'Verdacht, Argwohn*, iroröv 'Trunk, Trank, Getränk*, q)UT6v 'Gewächs, Pflanze*, aisl. hlass 'Last, Fuhre*. Znmteil aber sind sie durch Barytonese formal als Substantiva charakterisiert, wie dA^rnfta-m in OrmHa-B ahd. motd^ s. § 305, b. Zu dieser letzteren Klasse stel- len sich auch ai. irdmata-m und die gr. Neutra wie (TTpoiiLiaTa <nebst lat. stramentum usw.) gegenüber gr. Gau^arö^ § 300 S. 403.

ß) Auf adjektivischen Wörtern beruht die Klasse der lat. Neutra für Örtlichkeiten, besonders Örtlichkeiten, die mit Ge- wächsen bestanden sind, wie arbustum 'Baumpflanzung' zu ar- hu8tu8 'mit Bäumen besetzt* (zu arbor), sälictum zu sdlix, cd- rectum zu cdrex, frutectum zu frutex (wonach lumectum zu luma u. dgl.), aspr^tum zu asper, ficStum zu ficus, vlminHum zu vimen 300. 303, ß. 305, a).

t) Unter den Neutra, die formal unabhängig von Adjektiva erscheinen und seit nridg. Zeit teils als Abstrakta teils als Kon- kreta fungieren, seien die Gerätschaftsnamen hervorgehoben. Sie waren zum teil ursprünglich Abstrakta nach Art von ein- zäunung zäun. Dor. (TKäTrrov 'Stab, Szepter* (hom. (jKTiTrTOÖ- XO^) zu cncriirTUi 'ich stütze', ahd. ferid 'Fahrzeug, navigium', hulid 'velamentum', preuss. dalptan 'Durchschlag* aksl. dlato ^Meisser zu aksl. dhbq 'ich mtv&At^pqto 'Fessel* zu^^^f'spannen, hängen*, vrata PI. 'Tor* zu vreti 'schliessen*, teneto tonoto 'Netz, Jägergarn' zu lat. tenu^ 'Schnur, Dohne' ai. tdntu i^Faden, Schnur', reseto 'Sieb*, russ. neretö 'Fischreuse*, lit. velMtai PI. (ursprüng- lich N.) 'Zochschleife* zu velkti 'ziehen*.

308. c) Femininische Substantiva. Zahlreich ist die Klasse der Verbal- und der Eigenschaftabstrakta (und der auf ihnen beruhenden Konkreta).

a) Bei den Abstrakta, in denen 'ta- als Primärformans

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§ 808.] NomiDalstammformantien. t-, c2-, c2^-Formantien. 415

^erscheint und das Vorstttck die Wurzelsilbe ist, findeu sieh naeh Ablaut und Tonsitz verschiedene Typen neben einander (vgl. % 292 ff. 305). Ai. cita 'Schicht* zu ci-td-s 'gereiht, geschichtet*. Av. äista- 'Erkenntnis, Einsicht' neben ai. cütd-m 'das Denken, Absicht, Gemüt'. Gr. dünfj 'Geschrei', T€V€Tri 'Geburt, Ursprung', zu lat. genitusj eipicni ^picrti 'Verschluss, Gefängnis' zu äq)-€pKTO^, TcXeuTi^ 'Beendigung, Ende', ßpovr^j 'Donner', dpe-nfi 'Tüchtig- keit', TTivur/j 'Klugheit, Verstand' zu ttivutö^ 'klug', ßiorrj neben ßioTO^ 'Leben, Lebensunterhalt' und ßXdcjTTi neben ßXaorö^ Trieb, Keim, Spross', xt^TTi argi v. rdrä 'Verlust, Mangel', difiTii 'das Wehen', KoiTT) neben koTto^ 'Lager'. Dazu Maskulinisierungen von der- selben Art wie bei den § 309 zu besprechenden ^^i-Stämmen, z. B. Kpixri^ 'Richter', ^aOTiTri^ 'Schüler', ttoitittj? 'Verfertiger, Dichter', ^ebvurri^^ 'Brautvater* und b^KTii^ 'Empfänger', ipdXni? 'Zitherspieler', tcv^tti^ 'Erzeuger, Erzeugter', öq)dvTTi? 'Weber', ^in^n^ ('Weher') 'Wind', tw^vtitti^ 'Leichtbewaffneter', becT^i&TTi^ ^Gefangener*. Lat. moUa multa {mulcta\ osk. molto 'multa' umbr. motar Gen. 'multae' zu mulcdre. Lat. mima^ umbr. mefa *men- Bam, libum', ursprünglich 'Zumessung, Zuteilung', zu m^nstLs. Lat. impBnsa 'Aufwand', o/ßnsa 'Anstoss, Verstoss*, repulsa 'Ab- weisung', recessa 'Ebbe', subsessa 'Hinterhalt', parta 'Tür', ur- sprünglich 'Durchführung, Öffnung' zu gr. iröpo^ 'Durchgang, Furt* iT6(pu) 'ich durchdringe' ai. pipar-ti 'er führt hinüber* (Gf . ^pridy vgl. ahd. fürt, oder *porta, vgl. got. us-farpö?), Moria Todesgöttin. Ir. edpart ed-bart 'oblatio* zu dobreth 'datum est' ai. bhrtd'8 (S. 396), both 'Wohnung, Wohnort, Hütte* zu ro both *man war* lit. bütas (S. 398). Ags. jüd 'Kampf, zu ai. hatd-s (S. 411), ahd. stata *Lage, Gelegenheit* zu ai. sthitd-s (S.397), dohta 'Tüchtigkeit* zu doht 'tüchtig', fordhta 'Furcht* zu fordht got. faürkts 'furchtsam*, tcunta 'Wunde' zu wunt got. tounds 'wund*, got. sJcanda ahd. scanta 'Schande, Unehre* zu ahd. scant 'beschämt*, ahd. scarta 'Verletzung, Scharte, Verstümmelung' zu scart 'verletzt, verstümmelt*, got. a«-/arjiö 'Ausfahrt, Herausfallen* (vgl. oben lat. parta), ahd. slahta'Tötnngy Schlachtung, Schlacht* zu slahan 'schlagen*, rasta 'Ruhe, Rast, Wegstrecke* got. rasta 'Wegstrecke, Meile* zu got. razn 'Haus* ir. arus 'Wohnsitz* = *ad'ro»tU'. Lett. dßmta 'Geburt, Geschlecht*, lit. gamta 'ange-

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416 NomlDalstammformantien. t-, d-y ctA-Formantien. 309»

borene Art, Natur, Tugend* zu girMi 'geboren werden'. Lit. güsziä C Versteck*) 'Nest der Hühner und Gänse' zu ai. gü^hd-s (S.397). Lit. gulta 'Lager' zu -gutti ^sich hinlegen', sznektä 'Gerede' zu sznekü 'ich rede, spreche', jüsta 'Gürtel' zu jüsmi ich gürte'^ geltä 'Gelbheit* zu geltas *gelb'. maiszta 'Aufruhr* zu mlszti 'sich mischen', laipta 'Stufe' zu lipü 'steigen*, ap-szvaista 'Rein- heit' zu szveiczü 'ich putze', bafiktos PL 'das Wogen des Meeres*^ zu biükti (bing-) 'mutwillig werden', pa-slaptä 'Hinterhalt* zu slepiü (S. 410), brastä 'Durchwatung' zu bredü 'ich wate', naßztä 'Last* zu neszü 'ich trage', preuss. panto 'Fessel* zu lit. pink 'ich flechte* (S. 409). Aksl. vrhsta 'Bewandtnis, Befinden, Lage* russ. verstä serb. tyrsta zu ai. vrttdrs (S. 396); aksl. krasta 'Krätze* russ. koTöstay zu lit. kafszti 'kämmein'.

309. ß) Seit uridg. Zeit war ta- produktiv zur Bildung^ von Eigenschaftabstrakta auf grund von Adjektiva und Sub* stantiva. Etliche Beispiele sind schon oben §300 ff. vorgekommen. Da diese Abstrakta im Ar. und im Griech. zumteil in denen auf 'tat' 304 f.), im Ital. zumteil in denen auf urital. -etia -eHom 118 S. 194 f.) aufgegangen sind, so werden diese Endungen hier mit berücksichtigt. Bei den o-Stämmen erscheinen -o-ta- und -e-ta- nebeneinander, letzteres wahrscheinlich bei Ursprung- lieber Betonung -dta-. Im Griech. und im Slav. sind die ta- Stämme oft maskulinisiert

Zu o-Stämmen. Ai. pürnata 'Vollsein, Fülle', ahd. fuUida as. fullitha aksl. phnota 'Fülle' zu ai. pürnd-s got. fuUs aksl. phm 'voir. Ai. ghörata 'Grausigkeit' got. gauripa 'Betrübnis* zu ghörä'8 'grausig' gaurs 'betrübt'. Ai. krSnata aksl. (rhnota 'Schwärze' zu krind-s ärhm 'schwarz'. Ai. dirghata aksL dhgota 'Länge' zu dirghärs dl^g^ 'lang*. Lat vita aus *vivita lit. gyvatä 'Leben' zu mvos gjjvas 'lebendig'. Auf ^a^^ta- 'Zu- gehörigkeit zu einem selbst, Vertrautheit', zum Reflexivstamm *^e-, beruhen hom. Itxy^ (F^tii^) 'Angehöriger, Geschlechts- genosse, Freund' el. F^tö^ 'Privatmann' und lit. sviczas (auch svitis) lett. sweschs 'Gast', zu dessen Bildung man vergleiche släpczas 'verborgen' (zu slaptas ^V enteck* pa-slaptä 'Hinterhalt'), stäczas 'stehend, aufrecht'. Ai. nagndta 'Nacktheit* zu imgnärg 'nackt*, avirata 'Mangel an Söhnen' von orvtra-s 'sohnlos', cte-

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§ dÜ9.] Nominalstammformantien. ^, d-, dZt-Formantien. 417

vdta 'Göttlichkeit' zu devä-s *Gott'; av. yesnyata- Terehrungs- Würdigkeit' zu ye«nya- 'verehrungswürdig', a3inaoi>M?af ö- 'Würdig- keit, zufrieden gestellt zu werden' zum Adj. xSnao^a-. Gr. ötYpÖTTi^ 'Landbewohner' zu äf^dq 'Feld', toEötti^ 'Bogenschütze* zu TÖEov 'Bogen', att. br^ÖTTi^ karpath. bä^^rä^ 'zum Volk Ge- höriger' zu bf^^o^ 'Volk', att. oIk^tti^ und inschr. oIkötii? 'Haus- genosse' zu oTko^ 'Haus', q)üX^TTi^ 'Zunftgenosse' zu q)öXov qpöXrj, eöv^TTi^ 'Lagergenosse' zu euvfj 'Lager'. Der Ausgang -iraq war vermutlich durch das oben genannte F^-tti^ 'Geschlechtsgenosse* bestimmt. Vgl. noch den epidaur. Monatsnamen 'A2;6(Tio^ ^fiZiOio^y wie bimöcTio^, KTiptoio^, feviaxoq u.a. (s. Danielsson Eran. 1, 78 ff., Prell Witz Philol. Jahresber. 28 [1900] 8. 86). Im Ital. nur Formen auf -tia {-tiom\ wie lat. düritia zu dürus^ pueritia zu puer (S. 194). Kelt. -e-ta in kymr. duhet dw^^Schwärze' zu du 'schwarz' urkelt. *dubo8, dahet daet 'Güte' zu da 'gut' urkelt. *dago8, cadamet 'Stärke' zu cadarn 'stark' u. a. (Zimmer KZ. 34, 184 f. 192 f.). Germ. *'ipö = *'4'ta: z. B. got. hauhipa ahd. höhida 'Höhe' zu hauhs höh 'hoch', got. diupipa 'Tiefe' zu diups 'tief, got. niujipa 'Neuheit' zu niujis 'neu', faimipa 'Alter' zu faimeis 'alt'; beim Ausgang -ida in got. aupida 'Öde' (zu aups) und wairpida 'Würdigkeit' (zu wairps) war Dissimilation im Spiele (Thurneysen IF. 8, 211). Lit. nügata aksl. nagota russ. nagotd 'Nacktheit' zu nügas nag^ 'nackt'. Lit. sveikatä 'Ge- sundheit' zu sveikas 'gesund'. Aksl. dohrota 'Güte' russ. do- brotd und dobröta zu aksl. dobr^ 'gut', iistota 'Reinheit' ^XJi^i8t^ 'rein' u.a. Konkreta: sirota 'Waise' (auch kollektiv) zu sirb 'verwaist, orbus', junota 'Jüngling' znjum jung'; vgl. starosta 'Alter' nach starosth 327, b, d).

Zu U' und f-Stämmen. 1) Ai. gurufä gr. ßapÜTT]^ -t-o^ 'Schwere' zu gurü-i ßapü^ 'schwer'. Ai. vasüta 'Güte' zu vdsu-i 'gut', mrduta 'Weichheit' zu mrdü-i 'we\ch\ Gr. ßpaburri^ -ttit-o^ und ßpabuTT)^ -Tf\T-o^ 'Langsamkeit' zu ßpabu^ 'langsam'. Im Germ, folgten die u-Adjektiva, wie in anderm, der Art der (i)lo-Stämme, z. B. got. kaüripa 'Schwere, Last' zu got. kaürus, vgl. oben ai. gururta. Im Slav. trat -ota ein : aksl. hgota 'Leichtigkeit' zu hg^'k^ 'leicht' (S. 177). Im Lit. leben diese Feminina in Weiterbildung mit -jor {-ütis -utgsy F. -üte) fort, z. B.

Bragmann, Grondrlss. II, 1. 27

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418 Nominalstammformantien. t-y d-, c2^-Formantien. 309.

spulütis 'Knicker' zu spvlüs "OberauB sparsam'^ hauksztütia Teigling' zu bauksztüs ^furchtsam*, sukiduf 'Kreisel' zu ap- suküs 'sich drehend', truputgs 'Brocken' zu trupüs ^bröckelig*, 8Jcubüt4s PI. 'Frühkartoffeln' zu skubüs 'eilig', gajütis PI. 'Schafgarbe' zu gajüs 'leicht heilend', -ütis wurde als einheit- liches Konglutinat produktiv (vgl. Leskien Bild. d. Nom. 575 ff.). 2) Ai. stisani'ta 'Freigebigkeit' zu *8U'Sani'i 'freigebig' (vgl. vOja-sdni-i 'Kraft verleihend'). Solche wie lat. segnüia zu segni'Sf got. un-hrainipa 'Unreinheit' zu hraini- 'rein', ahd. gimeinida 'Gemeinde' zu got. gamaini- 'communis' bleiben aus lautgeschichtlichen Gründen zweideutig.

Ai. <ig6ta 'Mangel an Kühen' zu d-gö- 'ohne Kühe', gr. TToXußouTii? 'Rinderreicher' von F. *TToXußouTä 'Rinderreichtum' zu *iToXu-ßou^ 'rinderreich'. Gr. vaÜTTi^ 'Schiffer'.

Lat. juventa got. junda (aus *iuy^undö) 'Jugend'^ gGf. *iu^i}'td^ zu ai. yüvan- 'iuvenis'; das sonst im Germ, verall- gemeinerte -ipa blieb diesem Wort fremd, weil der zu gründe liegende Stamm schon in urgerm. Zeit nicht mehr für sich lebendig war. Lat. Carmenta zu Carmen.

Auf ein *nr-ta 'Männlichkeit, Tüchtigkeit' zu *»er- 'dvi^p' (vgl. kelt. *nerlo'S 'Stärke' § 300 S. 404) weisen folgende Wörter. Av. hundr^tat- Inbegriff des Könnens' neben hunara- M. 'das Können, Tüchtigkeit' (vgl. hom. eutivijjp 'mannhaft, stark'), ved. sünfta neben Adj. sündra-s mit einer nicht genau fassbaren Bedeutung (hauptsächlich von Indra und der TJgas), aber sicher hierher fallend. Hom. bpoTf\Ta Akk. 'Mannhaftig- keit, Stärke', wie TT 857 = X 363 statt döpornra, dvbporfiTa zu lesen ist; für *bpa-TclT- nach Art der o-Stämme. Lat. *überta, *pauperta aus übertOs, paupertOs zu erschliessen, vgl. überttis.

Ai. aprajdsta 'Mangel an Nachkommenschaft' zu d-prajas- 'ohne Nachkommenschaft'. Gr. KepdcTTTi^; 'Gehörnter, Widder^ zu K^pa^ 'Hom'. Lat. (vulg.) tempesta 'Wetter, Gewitter^ neben tempestas (vgl. juventa : juventas), auch in tempest-ivos, zu tempe^tus] Maiesta {maiestaa) zu maiestus (Petron.); zu er- schliessen sind *ege8ta aus egestas, zu eg^nus aus ^eges-no-y *honesta aus honestasy zu honestus, *vetu8ta aus vetustas, zu

VetU9tU8.

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% 309.] NominalBtammformantien. t-, d-, d^-Formantien. 419

Av. hüSyc^ta-y Name der Da€vl der Schläfrigkeit, zu büSyant' Part. Fut. zu hü- 'werden', wie uxSyc^tat- 'Zustand der Zunahme' zu uxiyant- 'zunehmend*, vdr^'^rajc^sta- 'Sieghaftig- keit' zu mr^'9ra'Janrt' 313, a). Gr. TzeviaTx\q 'unfreier, Dienst- mann' zu tr^vii^ ('arbeitend') 'arm* Komparat.irev^cyTepo^ (§313, f). icopudTri^ 'Behelmter' zu KÖpu^ -u8o^ 'Helm', dcTiricTTfi^ 'Besehil- deter' zu äamt; -ibo^ 'Schild', OuiptiK-rti^ *Bepanzerter^ zu GuipriE "Panzer'. Lat. senecta neben senectü-s im Anschluss axijuventa {vgl senectüs ijuventHs § 343). *volupta' aus voluptabilis und voluptas zu entnehmen.

Im 6 riech, erscheinen die ihrer Bildung nach hierher gehörigen ^^-Stämme, die Personen männlichen Geschlechts bezeichnen, zumteil als Nomina agentis, wie äKecTTri^ 'Heilender' zu ÄKO^ 'Heilmittel', TeXedTri^ 'Einweihender' zu riXoc; 'Ein- weihung*, att. KTibedTri? 'durch Heirat erworbener Verwandter' kret. KäbccTTd^ 'durch Abstammung gegebener Verwandter', ur- «prünglich 'Ftlrsorger', zu Kfibo^ 'Sorge', dLf>feavf\<; 'Hellmacher, Aufklärer' (Beiwort von Winden) zu dpT€wö^ 'hell, weiss' aus *dpT€(y vo-^, dv-aptn^ 'deutlich'. Hier sind die frt-Bildungen aus den denominativen ^o-Adjektiven mit denen aus den primären zusammengetroffen, und die Bedeutung der genannten Wörter Jässt diese als mit den Formen wie Kpitri^, ^aOirrfi^ (S. 415) zu- Bammengehörig d. h. als Verbalnomina erscheinen, z. B. &KeaTr\q : dK€CTTÖ^ : ÄK^o^ai = Kpnfj^ : xpirö^ : KptvtJ.

Ähnlich hat im Germanischen die Möglichkeit der doppelten Beziehung auf Adj. und Verbum (auf -jan) die Bil- ■dungen auf ipa auch zu Verbalabstrakten werden lassen im Westgerm, und im Nord. Z. B. wurde ahd. frewida 'Fröhlich- keit, Frohsein' nicht nur auf frö (Stamm frawa'\ sondern auch auf frewen frouwen bezogen, was nun Formen wie gihörida "Hören, Gehör' zu gi-hören 'hören' (got. gahausjan), irlösida 'Erlösung* zu ir-lösen 'erlösen' (got. us-lausjan), und in weiterer Folge solche wie farmanida 'Verachtung' zu far-manöny giha- bida 'Gebahren, Verhalten' zu gi-hdbin, afUfindida 'Empfindung' zu ant-findan, giscihida 'Geschehnis' zu gi-scehan aufkommen liess; aisl. z.B. dengrrf 'Hämmern' zu dengia^ bygd 'Wohnung' ZM byggia. Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass das

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420 Nominalstammformantien. ^, d, efÄ-Formantien. 810- 31 K

eine oder andere unter den Verbalabstrakta feminines Adjektiv- abstraktmn zu einer Form der Klasse got. wctsips 296) oder der Klasse gr. iXerö^ 298, vgl. uipi-ßp€^^TTi^ 'in der Höhe Donnernder' zu ßp^^uj) gewesen ist. Dann begreift sieh die in Rede stehende Entwicklung um so leichter.

310. d) Die maskulinischen Substantiva sind grossenteils Abstrakta oder setzen diese Funktion voraus. Alt- ererbt scheint der Typus gr. <p6pT0^ ("Bürde, Last') mit o-Ab- tönung in der Wurzelsilbe zu sein, mit dem der Typus q)6po^ § 90 zu vergleichen ist. So ir. oeth got. aips S. 409; ^mörto-s 'Sterben' (vgl. lit. märas usw. S. 152) ai. märta-s S. 409; *ghdrt0'8 'Einfassung, Gehege' gr. x^Pto^ S. 408; gr. jlioTto^, KOiTO^, ttXoOto^ (vgl. irXöo^ S. 150), vödro^ S. 409; lat. föns, möns S. 410; ahd. gi-waht 'Erwähnung', vgl. ai. vdk-ti, Part. uktd'8'^ aksl. jjo^s'Schweiss* S. 410; dazu wohl auch av.staota' M. "Lob' S. 410 und die lit. Wörter wie maUztas 'Aufruhr' 410, die, an sich betrachtet, allerdings ursprünglich auch Neutra gewesen sein können.

Mit anderer Vokalisierung: gr. äilitito^ ahd. m^rf S. 409; ai. ghata-s 'Schlag, Tötung' zu lit. ginti 'wehren'; gr. fjuero^ und Gdvaro^, KdjLiaTO^ S. 409, itöto^ S. 411; ags. droht 'Ar- beit' aisl. pröttr 'Kraft* zu ahd. drucchen 'drücken', ahd. frost ags. forst 'Frost' zu ahd. friosan 'frieren'; aksl. trepet^ 'Zittern' neben klokoH 'Sprudeln', Mopot% 'Lärm'.

Gr. ßioTo^, aksl. £woth neben ßioTTJ lit. gyvatä 'Leben'.

Im Griech. auch Oxytona (vgl. § 481, 3, b), wie q)puKTÖ<; 'Feuerbrand', TraTerö^ 'Kälte', vejöq 'Regen', 7rup€TÖ<; 'Hitze', q)opuTÖ^ 'Gemisch, Kehricht', iv-iauTÖ<; ('Rast, Sonnenrast') 'zwei Sonnenjahre scheidende Station, Jahrestag, Jahr' (IF. 15, 87 ff., unrichtig Prellwitz Et. Wtb.* 144), KUiKüT6<; 'Geheul', dXaXriTÖ^ 'Kampfgeschrei', Kovi-oprö^ 'Stauberregung, Staubwolke', ßou- XüTÖ<; 'Zeit des Ochsenausspannens'.

Ir. nert S. 404. Ahd. hliumunt S. 403.

811. e) Namen für Lebewesen, besonders für Tiere, in denen -to- Sekundärformans war. Wir berücksich- tigen hier zugleich -^, das mit -to- ja engstens zusammen-

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$ 311.) Nominalstammformantien. ^, d-, c^AFormantien. 421

gehört 312 ff.). 't(py besagte hier ursprünglich etwa, dass etwas von der Art des Grundworts ist, vgl. ai. öi-fha-s, umbr. Hon-dO' S. 404, ai. heman-td-s vasan-td-s S. 407.

Zu 7i-Stämmen. Arm. sJcund 'HQndchen', Gen. PI. sJcnda^y Gf. ^k^on-to-s oder *k^on4af got. hunds ahd. hunt aisl. hundr *Hund' urgerm. *;n^ttwdd-2 Gf. *k^n4ö-8 zu ai. ivdn- *Hund* (1 S. 336. 555. 564. 900); wegen der Abstufungs Verschieden- heit zwischen den beiden Formen vgl. z. B. russ. golubpj aus *goIq'byj und preuss. golim-ba- § 284, a; dazu vielleicht auch gr. KuvrÖTttTO^ *am hündischsten' (Gramm.) und lett. suntana 'grosser Hund'. Preuss. smünent- 'Mensch', Nom. Sg. smünentSj Akk.Sg. smünentin, neben smünen-isJca- 'menschlich' (vgl. S. 205). Aksl. mladq, Gen. mlad^t-e, N. 'Kind', neben ndaden-hch preuss. malden-ikis 216, a), russ. teljdta 'Kälber' {*tel^ta) neben Sg. teUnoJc {*telen'^k^) 'Kalb', und noch andre Neutra dieser Art zur Bezeichnung junger Lebewesen, wie aksl. ireb^ 'Füllen', agnq 'Lamm', oshlq 'Eselchen', o^rod^ 'Kind'(Meillet Etudes429 f.). German. Wörter dieser Art scheinen zu sein: ahd. hinta ags. aisl. Ain(2 'Hindin', vermutlich aus *Tcemtdy zu gr. xe^d^ 'Hirsch- kalb, Reh'; ahd. hrind as. hrith mnd. runt ront ags. hr^der^ urgerm. *xrinpiz- *xrunpi2- (durch -es- erweitert, § 399), ver- mutlich zu K^pa<; got. fiaürnRi. sHd-ga-m 'Hom' usw., auf grund der Stammformen *lcren- *^9-; neben denen noch genannt sein mögen die etymologisch unklaren ahd. wisunt aisl. visundr 'Bisonochs', gräzisiert ßicjuiv ovto^ (Palander Ahd. Tiern. I, 133 f.), ahd. lind lint aisl. linnr 'Schlange', ahd. wint 'Wind- spiel' (die beiden letzten könnten primäres -to- haben, wie Tcind S. 410). Ir. elit 'Reh' = *eli}ti'8 neben elain 'Hindin' = *elnnly zu aksl. jelen- 'Hirsch' (Gen. jelen-e), erinnert an ai. yuvati i 'Jungfrau' neben yüvan- 'juvenis', -ti- mag also der Geschlechtsbezeichnung gedient haben 327, b, y).

Ai. Jcdrkafa'S kakkafd-s 'Krebs' zu karkara-s 'hart' (dazu auch kdiakafa-s Tänzer*?), kurkufa-s kukkufd-s 'Hahn' (ono- matop.). Sarköfd'S Name einer bestimmten Schlange, jünger kar- köfaka-s Name eines Schlangendämons (IF. 15, 8). markdta-s 'Affe', wohl zu markd'8 'Verdunkelung', also nach der Farbe benannt. Substantivierungen von farbbezeichnenden Adjektiva

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422 Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 812—313.

waren (mtd-s eine schwarae Schlange, ita-s eine Hirschart, rö- Ut' F. 'Gazellenweibchen' (S. 215. 404 f.).

Lat. locusta lucusta 'Heuschrecke', auch ein Schaltier oder Meerkrebs, zu Hocus- 'Schenkel' (vgl. venus-tus S. 403), vgl. aisl. Idbr N. 'Oberschenkel' leggr M. 'Knochen, ünterbein'. Zu einem wurzelgleichen r-Stamm (vgl. gr. X€Kpot 'Zinken des Hirsch- geweihs') gehörte lacertus 'Oberarm', lacerta 'Eidechse' ('mit Beinen versehene Schlange'). Vgl. Lid6n PBS. Beitr. 15, 516 ff.

Formans -t-^),

313. Dieses Formans steht in engster Beziehung einer- seits zu 'to-, z. B. gr, d-TVui^ -t-o^ : fi-rvu^TO-^ 'ungekannt, nicht kennend', anderseits zu -fi-, z. B. SLUsam-it- F.: säm-iti-i F. 'Zu- sammentreffen', 'ti- darf unbedenklich als eine Erweiterung von 't' durch -i- angesehen werden 100. 318), während das histo- rische Verhältnis von -t- zu -to- dunkel ist, da bei e, o iomier mit der Möglichkeit eines Schwundes in unbetonter Stellung zu rechnen ist.

-t' findet sich vorzugsweise in verbalen Adjektiva und in fem. Abstrakta.

818. 1) 't' als primäres Formans.

a) Adjektiva und (auf ihnen beruhende) Gegen- standsbenennungen. Meistens sind es verbale Adjektiva. Dabei kann die Bedeutung, ebenso wie bei -to-, teils eine aktive teils eine passive sein, z. B. ai. dsva-stüt- 'die Götter preisend', dsva-4rüt' 'von den Göttern gehört, ihnen hörbar', gr. d-tvai^ 'nicht kennend' und 'ungekannt', <icTmb-a7roßXTi<; 'Schild wegwerf er, Ausreisser' und d ßXrj^ 'nicht geworfen', lat. sacer-dös 'qui sacra dat', man-su^ 'mansuetus'. Ganz vorzugsweise handelt es sich um Komposita 85, 2), und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die adjektivische Funktion der f-Stämme überhaupt erst in der Komposition und durch diese entstanden ist.

a) ♦-^^ 'gehend': ai. artMt- d. i. arthait- 'emsig, eilig'^ lat. comes -i-tis pedes -i-tis^). ^-gym-t- 'kommend': ai. nava-gdt-

1) De Saußßure Le suffixe -^, M6m. 3, 197 ff.

2) Zu pedes vgl. gr. ucCöc; aus *ir€ö-io-<;, das ebenfalls Kompo-

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§ 313.] Nominalstammformantien. t-, d-, d^-Fonnantien. 423

'neu hinzukommend, neu eintretend' lat.*wort-t?«7i^-, woher novenr tium nüntium (IF. 17, 366 ff.), ai. adhva-gät' 'unterwegs befind- lieh, Reisender*, ^-sta-t- *-«*^^ : av. ^aotö-stat- 'in den Fluss- laufen befindlich', lat. prae- anti- super-stes -sti-t-is. Vermut- lich hierher das Verwandtschaftswort *nepot' *nept-y dessen Ety- mologie unaufgeklärt ist: ai. ndpatj Akk. Sg. ndpätam Instr. PL nddhhii (1 S. 636 f.), av. Akk. Sg. napatdm Lok. PI. nafSu (1 S. 637),^ 'Nachkomme, Enkel', lat. nepös -ötis, ir. nice, Gen. niathy 'Schwestersohn' (1 S. 517); die schwache Stammform in Ableitungen wie gr. dv6ipt6<; ahd. nift.

Arisch. Ai. dSva-stüt- 'die Götter preisend' av. aidm-stüt- 'das ASa-Gebet betend', ai. viSva-jit- 'alles durch Sieg erlangend', ai. vajra-bhft- 'den Donnerkeil tragend' av. aS-bdr^t- 'viel, reich- lich bringend', ai. su-Tcft- 'gut handelnd' av. yas-Jcdr^t- 'beim Schlusswerk tätig'; ai. ri^ 'rinnend', av.snut- 'befriedigend, zu- frieden stellend'. Mit Vollstufe der Wurzel: av. dar^t- 'fest- haltend', dami'dat- 'die Schöpfung schaffend', 'jant- 'schlagend' (W. guhen-) in vdr^i^rajqsta- 'Sieghaftigkeif (S. 419) vdr^^a- Jqstdma'^der siegreichste' (ai.ürfra-Ärfn^ama- aus*-Arfw^^awa-?).

Im Av. haben sich an das adverbiale Neutrum wie fraor^t 'gern' = urar. *pra'vr't die Adverbia parag^t 'abseits, mit Ausnahme von* (vgl. ai. pdralc)^ paHy-aog^t 'rückwärts', hdr^zy- aog^i 'lautsprechenderweise', drmaHiia^t 'der A. anhangend, in Ergebenheit gegen A.' angeschlossen. Ob auch ai. pdMc u. ähnl. dieses t gehabt hatten, ist nicht zu wissen.

Griech. ih^o-ßpii)^ -urro^ 'Rohes verzehrend', dTVifi<; 'nicht kennend, ungekannt', tiXüEi^ ('Schwimmer') Name eines Fisches, eöpd)^ 'Schimmel, Moder', wohl als 'Bedecker' aus *i-Fpu>-T-, zu ai. vdrna-s 'Decke, Farbe' arnö-vH- 'die Finten einschliessend' ir. fern 'Schild' (Gr. Gr.» 197, Solmsen ünt. 123), 7rpo-ßXifi<; 'vor- geworfen, vorspringend, hervorragend', d-b^f}^ 'ungebändigt', bopt-K^if)^ 'speerbedrängt', thess. (Tuv-kX€it- 'fi outkXtito^'. 8rj<; -t6^ (kypr. Göit-) 'Arbeitsknecht, Mietknecht' aus *GFäT-, zu 8o6^ 'flink zur Tat' ßon-6öo^ ßonöö^, OodCiw ai. dhünd-ti 'er bewegt hin und her' Basis ^dhe^a- (vgl. got. pius 'Knecht* zu lit. tekü

situm war (S. 145). Dagegen eques -itis zu gr. linrÖTTi^ .(§ 315), wozu equester; nach letzterem als Oppositum pedester.

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424 Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien [$ 318.

laufe* S. 200, ahd. drigä 'Diener* zu got. pragjan 'laufen', gr. boOXoi; 'Sklave* zu got. taujan 'machen' mhd. zouvoic 'rührig, flink bei der Hand'). Vgl. § 409 über <pai<;.

TToXü-q)ä<; Gen. -q)av-T-o^ (neben OdvxTi^, TToXu-<pdvTä^), zu q)aivijj 'ich zeige'. Ähnlich vielleicht TiTä<; -avxo^ 'Riese' zu einem *YiTaivijj, W. §en' 'gignere'; das Wort erinnert zugleich an lat. ingent- (vgl. ai. d-bhva- 'ungeheuer*?).

Adv. hom. uirö-bpa Von unten aufblickend', falls aus *-bpaK-T (vgl. § 84 S. 143), und Adv. Hnaoav 'eins über das andre her stürzend, rasch aufeinander' aus *d7r-av-cTu (wovon dTracJCTu-Tepo^), falls aus *-(yu-T vgl. ai. tr^u-cyü-t- 'sich voll Gier bewegend' (vgl. § 84 S. 144).

Italisch. Lat. re-cSns, St. -cen-t-y aus ^-kn-t-, zu aksl. po- 6hnq '6qti 'anfangen' po-Jconh 'Anfang', sacer-dös 'qui sacra dat' (vgl. exta dare). locu-pUs, wohl zu hctis in dem Sinne 'ager, Grundbesitz', ursprünglich 'loci plenus' (vgl. Corssen Krit. Nachtr. 253). män-suSs (neben man-suStus),

Keltisch. Ir. ara, Gen. arad, 'Diener', zu ai. räti-i 'bereit- willig' av. r(Vti'S 'dienstwillig, Diener' ai. arati-i 'Diener'.

ß) Im Griech. und im Ital. ist dieser Typus auf abgeleitete Verba übertragen ; der so entstandene Typus hat dann gleich- artige Formen direkt von Nomina aus aufkommen lassen. Im Griech. wechselt in diesem Fall -^ oft mit -ta- (vgl.TToXu<pav-T- TToXwq)dv-Tä-<; unter a). Gort. Köbav<;, hom. uirep-Kubä^ -avro^ 'der übermässig Rühmens macht, prahlt' zu Kübdtvuj Kübaivuj 'ich rühme', M^Xä^ -avro^ (MeXdvni^) zu ^eXdvuj ^eXaivtJ 'ich schwärze', eaujLiä<; (Phleius eu)^(ivTä<;) zu Oaujualvu) usw. ävoE -KTO^ 'Herr' (neben PI. fivaKe^) zu dvdtcTCTu), vgl. dvdK-Tiwp. l|Lid<; -dvTO^ 'Riemen' zu *i|Liaivu) 'ich fessle' (vgl. linovid 'Brunnenseil' as. 8lmo 'Strick'), ursprünglich 'Fessler, Anbinder' (vgl. ^cukttip 'Jochriemen'); dvbpid<; -dvTo<; 'Menschenbild, Standbild, Statue' zu einem '^dvbpiaivuj 'ich habe männliches, menschliches Wesen' (IF. 11, 293 ff.). T^juvri^ -flTO^ neben t^|livt|tti^ 'Leichtbewaff- neter', X€pvri<; neben x^pvriTTi^ 'Armer, Tagelöhner' 308, a S. 415). Lat. summäs -atis ursprünglich etwa 'höchstgestellt, höchstbefindlich', optimäs, nostrOs^ Antias, Quiru^ SamnlSj vgl. gr. TcTedTTi^, TroXt-ni^. Auch das erstarrte alat. damnäs neben

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§ 314.] Nominalstammformantien. t-, d-, c2A-FonnaDtien. 435

damnotus (vgl. damnos suntö) wird hierher fallen, wiewohl es laatgesetzlieh ans damnatos (durch Synkope) hervorgegangen Bein könnte.

t) -e-t' -O't'j vgl. -e-tO' -o-to- § 298. Ai. vaghdt- 'Beter, Opferer' (vgl. S. 401); sravdt- pravdU vahdt- F. 'Strom, Fluss* kann man als substantivierte Adjektiva hierher oder als ursprüng- liche Abstrakta zu § 314 stellen. Gr. dpY^T- 'glänzend'. Lat. teres -etis 'gedreht, gedrechselt, rund'. Ir. ciwj, Gen. cinged, 'Held, Krieger', gall. CingeSy Gen. -etosy zu ir. cingim 'ich schreite einher', traigj Gen. traiged, CLäufer') 'Fuss', gall. Nemet-es etwa *nobiles' neben dem o-Stamm nemeto- (S. 401). ursprünglich konsonantische Stämme scheinen gewesen zu sein ahd. helid ags. hcele (hceled) 'Held', ahd. sceffid aisl. skapadr 'Schöpfer*, ahd. leitid 'Führer', hehhit ('Stecher') 'Hecht' u. dgl.

Mit diesem -et- ist -et- im Ablaut Gr. dpTf^T- (dpTf^T-a -i) neben dpT^T-, ir^vri^ -tito^ ('arbeitend') 'arm' neben Trev^cnri^ nevia- T€po^ (S. 419). Ags. Nom. Jicele deutet auf *x^^^Pf ^J°® ^^S" matische Nominativbildung, mit der vielleicht die böot. Noiui- nativi Sing, von ^^Stämmen wie M^vvci OiXXei zu vergleichen sind (Sadee De Boeot. tit. dial. 50 sqq.) ^). Vgl. noch gr. Ixn^ 'der Besitzende' (Oppositum zu ni')n\(;), Kikr\<; 'Renner, Rennpferd', A^ßn^ 'Becken' und die Eigennamen, wie, ausser den angetührten böotischen, O^pn?» Adxn^;. Mit ags. hcele mag gr. k^Xt]^, ferner av. ravas'öarat' 'in Freiheit sich einherbewegend' und daraH-l- 'junge Frau' zusammengehören (vgl. IF. 12, 26). Vielleicht darf aus dem Slav. noch herangezogen werden aksl. peäath 'Siegel, Petschaft', dessen ursprünglicher konsonantischer Stamm im Nom. F\. peiat-e vorliegt*).

814. b) Femininabstrakta. Ai, stüt- av. «fÄ^ 'Preis, Lob', ai. sam-it' feindliches Zusammentreffen', niyüt- 'Gespann', vft' ('Einzäunung, Umgebung') 'Begleitung, Gefolge, Heer', av. xsnüt' 'Zufriedenstellung'. Vielleicht av. fradati{'6a) 'zu fördern'

1) Anders über M^wci jetzt Solmsen Berl. phil. Woch. 1906 Sp. 181 f.

2) Das Wort scheint zu pekq zu gehören. Vielleicht war es ursprünglich Name für eine Backform (eigentlich 'Bäcker*), vgl. opeka 'Zieger. Ausgeschlossen ist freilich nicht, dass pedath entlehnt war.

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426 Nominalstammformantien, t-, d-, d^-Formantien. 315.

Lok. Sg. von frOrdat' (vgl. § 503, 4). Lat. dös, pars, quies, salüs, satias usw. und seges, merges, teges zeigen eine aus konso- nantischer und i-Deklination gemischte Abwandlang infolge des alten Nebeneinander von t- und ^t-Stamm (vgl. ai. sam-it- und säm-iti-i Vi. dgl); für den Nom. Sg. beachte umbr. vakaz Va- catio' (in: vakaze Vacatio sit') aus *^akati'S. Ebenso habeu got. dulps 'Fest', waihts 'Sache', spaürds 'Rennbahn' einzelne ^Kasus, wie Lok. Sg. dulp, Akk. PI. waihts; dazu das Plur. tantum brusts 'Brust'. Mit lat. seges usw. vergleicht sich mitaps {rnitads) 'Mass' Lok. mitap. Zur Norm ist die ^Flexion im got. Gen. Fl. auch aller ^»-Stämme geworden, z. B. gasti, anste vgl. loaihti, mitadi. Entsprechend lit. Gen. PI. Tcrütü zu Tcrütis 'Mutterbrust', pazMtü zu parzastis 'Achselhöhle'.

üridg. *noqUt- neben *noqUti'S (ai. ndkti-i usw. § 322) 'Nacht': ai. Nom. Sg. ndk, Akk. Adv. näJctam, gr. vtiE -ktö<;, lat. nox 'Ctisy ir. in-nocht kymr. he-no 'hacnocte', Gen. Sg. got. Tiahta ahd. naht, Lok. Sg. got. naht ahd. naht, lit. Gen. PL naktü. Ein altes Wurzelnomen *noq^' neben ^noql^tii)- ist nicht vorhanden (Bartholomae BB. 15, 21), ^noqUt- ist also nicht anders als z. B. ai. stüt- zu beurteilen. Vgl. ai. aktü-i 'Dunkel, Nacht' aus *^qUtU'S.

315. 2) 't' als sekundäres Formans.

a) Geschlechtige Nomina auf grund von o-Stämmen. Den- gr. Maskulina wie Ithtö-tti*^, F^-tti-^, die auf femininen Abstrakta beruhen 309), stehen gegenüber die lat. Maskulina wie eques, viles, mlles, palmes, fömes u. a.. Gen. -it-is', equitare ist nur ein unsicherer Anhalt für ein Abstraktum *equ%ta- auf ital. Boden. Diese Maskulina sind zusammengeflossen mit den Komposita wie comes, pedes aus -i-t- (S. 422), und eine genaue Grenze ist nicht mehr zu ziehen. Gall. Akk. PI. Namnet-as.

Neben -jf^«- -y^os-, dem Formans des Part. Perf . Akt. 442 ff.), erscheint -yöt-: gr. Gen. elbör-o^ zu elbii)^ 'wissend' 444); got. toeitwöps (d) 'Zeuge' Nom. PI. -toeitwöds; ir. bibdu, Gen. Sg. bibdid Gen. PI. bibdad ('wer Schaden angerichtet hat') 'schuldig, Feind', Gf. *bhi-bhidh-yöt', zu got. baidjan 'bedrängen' (Sommer Festschr. f. Stokes 24 f.); weiter mögen hierher fallen lat. apud aus *ap'ifot, zu apere, ursprünglich 'erreicht habend, in der Nähe befindlich' (Ber. d. sächs. G. d. W. 1901 S. 108 ff.) und

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§ 816—817.] Nominalstammfonnantien. <-, d-, dA-Formantien. 427

Caput 'itis ans ^Tcap-^ot ^-^ot-es {caput für *capud nach capit-is usw.), worttber § 317; sehr unsicher aber ist Hergehörigkeit des prenss. toaidewut 'Oberpriester* (ühlenbeck PBS. Beitr. 19, 523) und des ai. Neutr. vid-vdt 444). Dieses Partizipialformans war von -jfo- ausgegangen, and vermatlich hatte der Nom. Sg. M. *'UOtf Gen, *-^ot'08 usw., vgl. S. 425 über ags. hcde böot» Mdvvet. Entsprechend got. m&nöps ahd. manöd ags. mönad aisl. mänadr 'Monat', Lok. Sg. got. mSnöp ags. mönad Nom. PL got. minOps aisl. mänadr neben ^mines- (lit. mänes-is usw. § 401 , a) auf grund des Nom. Sg. *msnöt; ans diesem got. mBna ahd. mano M. (in die n-Deklination übergeführt), wie ahd. nevo *Neffe' aisl. nefe 'Verwandter* ans *nepöt (S. 423).

316. b) Gescblechtige Nomina auC grund von i-, u- und Nasalstämmen.

Ai. harit' neben härita-s 'gelb* zu hdri-S 'gelb', röhit- 'Gazellen Weibchen' neben rökitors Vot' zu röhi-i ('rot') 'Gazelle*. Von derselben Art sarit- F. 'Bach, Fluss' zu särsri-i 'laufend*, yöiit' *Mädchen'. Gr. O^m^ -ito^ F. ^Satzung, Recht' zu av. dami-S (S. 254), x<ipi<J -»To^ F- ^Anmut, Wohlwollen' zu x^plei^ (-i-FevT-) 'anmutig' xa(pu) 'ich freue mich'.

Ai. marüt' M. 'Wind, Windgott' ; as. metod aisl. miqtodr 'Messer, Ordner, Bildner, Schöpfer', dXA.hqtodr 'Hasser', as. hacud fStecher') 'Hecht' (daneben ahd. hehhit S. 425) u. ähnl. Nomina agentis; für diese sind zu gründe liegende nominale u-Stämme nicht mehr nachweisbar. Aksl. Idkhih M. 'Ellenbogen, Elle' mit Gen. PI. ldkht'^ aus *olku't- vgl. lit. alküne 'Ellenbogen'; nogtth M. 'Nagel' mit Gen. PI. nog^t'^ vgl. lat. ungu-i-s akymr. egu-in (1 § 658 Anm. 3 S. 596),

Prenss. smünen-t- M. 'Mensch* neben smünen-iska- 311 S. 421).

*dehp't'' F. 'Dekade' neben *dekm'ü'8 F. (ai. daiati-S aksl. des^th): ai. daSät-y lit. PI. difszinUs aksl. PI. des^te (gr. beicd^ -dbo^ § 358). Hiernach ai. paücdt- (gr. Tre^iTrd^ Trevrd^) 'Fünf- zahl* u. a.

817. c) Neutra. *meZ«7- 'Honig': gr. ^Ai -ito^ (^i^Xicrcya 'Biene' aus *^€XiT-ia), got. milip (o-Stamm geworden). Im Ital. bat wohl *meUd (aus *meUt nach l § 1021, 7) den Gen. *melid-es

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428 Nominalstaminfonnantieii. ^, d-y c^A-Formantien. 318.

hervorgerufen, woraus *meldes bist. lat. mellis. Auf *meüt be- ruhen femer ir. mil (Gen. mela) 'Honig' und milis 'süss'. Über arm. melr S. 182. Ai. *kaput 'Hinterkopf in Jcapücckala-m 'Haar am Hinterkopf, Schopf, lat. caput -itis, im Germ. o-Stamm aisl. hgfod (vgl. ags. heafola hafolä) und (durch Vermischung mit einem zu ai. ka-kübh- 'Spitze, Gipfel' gehörigen Wort mit a-Diph- thong in der Wurzelsilbe) ags. hiafod aisl. häuf od got. hauhip ahd. houbü 'Haupt'; lat. capit- und got. haubip dürften einen stärkeren Stamm *kapifiot- *kapy,et- repräsentieren, und so liegt es nahe, das Wort mit den § 315 besprochenen Part. Perf. Akt. in Zusammenhang zu bringen.

Aksl. ndadq, Gen. -^te, 'Kind* usw., S. 421.

Auf den Nom. Akk. Sg. war das -t- beschränkt in ai. ydkr-t (Gen. yakn-ds) 'Leber*, zu av. ydkar^y idkr-t (Gen. Sokn-ds) 'Kot', zu gr. KÖTtpo-^, während es durchgeführt ist in arm. leard, Gen. lerdiy 'Leber' und neard 'Fiber, Sehne' (zu av. snävar*). Vgl. § 456.

Gr. fdka Gen. xdXaKT-o^ 'Milch' neben T^öiTOi; N. 'Milch', lat. lac lact'is.

Formantia -ti- und -äti- -6ti- -öti- -Iti- -üti-, -eti- -oti-, 'Sti-, -esti- -osti'.

318. 4i' erscheint ganz vorzugsweise in Abstrakta, als primäres und als denominatives Formans. Das Abstraktum wurde durch Personifikation zur Bezeichnung des Trägere eines Vor- gangs, z. B. ai. dhüti'i 'das Schütteln' und 'Schüttler', citti-i 'das Verständigsein, Verstand' und 'der Veretändige', aksl. tat% ir. taid 'Dieb', ursprünglich 'Verheimlichung'.

Das Nebeneinander von -ti- und -f-, z. B. ai. gdmiti-i und sam-i-t- 'das Zusammentreffen', da^a-ti-i und daSd-t- 'De- kade' (§ 312. 316), entspricht dem Nebeneinander z. B. von ai. driii und dH- 'das Sehen', und so sind die rt-Stämme als Erweiterung von ^Stämmen durch -i- zu betrachten.

In manchen Beziehungen gehen die ^t-Abstrakta mit den m-Abstrakta 198 ff.) Hand in Hand.

Wo nichts anderes angegeben ist, sind die im Folgenden aufgeführten Substantiva Feminina.

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§ 319—320.] Nominalstammfonnautien. <-, d-, dÄ-Formantien. 429

819. 1) 'ti' als primäres Formaus erscheinend. Die Gestaltung des Vorstttcks ist im ganzen dieselbe wie die der fo-Stämme, z. B. ai. aruti-i wie sru-td-s. Doch erscheint in viel weiterem Umfang als bei diesen der Wortton auf dem Vorstüek, zwar z. B. ai. matt-i lit. at-mintis ahd. gi-burt ur- germ. *'burdi', aber daneben ai. mdü-i got. ga-baürpi- urgerm. *-burpi''^ im Griech. durchgehends Barytonese, z. B. ßdcTi^ (ai. gäti'f), wie auch im Slay. im allgemeinen diese herrschte, z. B. serb. 6ak. 6äst Gen. öästi (aksl, öhsth). Diese Betonung erklärt sich am einfachsten aus einem nach den verschiedenen Kasus innerhalb des Paradigmas wechselnden Ton. Doch werden auch semantisch und formal verwandte Wortklassen, vor allem die Typen ai. drM-i rä(jk%'S 97) und vf-t' 314), und unsere Abstrakta sich gegenseitig beeinflusst haben. Vgl. auch § 32h

Kasus der f»-Abstrakta waren als Infinitive im Gebrauch im Ar., Balt.-Slav. und Keltischen (vgl. E. Zupitza KZ. 35, 458), z. B. ai. pitäyS aksl. piti 'zu trinken'.

Bei der grossen Anzahl von ^i- Formen, die in mehreren Sprachen zugleich auftreten, beschränken wir uns im Folgenden für diese Formen auf Vorführung einer Auswahl. Wir berück- sichtigen dabei zugleich die im Ital. und Kelt. vorliegende »-Erweiterung der ^i- Abstrakta (§231); die unerweiterte Form ist im Lat. öfters daneben erhalten geblieben in dem adver- bialen Akk. Sg. auf -Um (Gr. 3, 608 ff.).

820. a) üridg. *quiti-s\ ai. dpa-citi-i Tergeltung, Strafe'^ gr. Tiaxq 'Schätzung, Busse, Strafe' dTrö-TicTi^ 'Vergeltung, Strafe'. Ai. iti'f 'das Gehen' SiV.paHitiS (d. i. *pati4ti') 'das Aufkommen für etwas, Begleichung', lat. üio. Ai. kiiti-S av. §iti-S 'Woh- nung', gr. KTim^ 'Ansiedelung'. Ai. TcHti-i 'das Hinschwinden'^ gr. q)8{(nq 'Schwund, Abzehrung', wozu wohl auch lat. suis. Av. nirsriti'i 'das Überantworten, Überlassen' gr. kXIcti^ 'Bie- gung, Neigung, Liegen', lit. szlitls ('Lehnung') 'Garbenhocke*. Ai. ä'huti-i 'Opferspende', av. OrzüHiS 'Fett, Schmalz', gr. x^cTi^ 'Ausgiessen, Guss, Libation'. Ai. sruti-S gr. ^u(Ti^ 'das Fliessen, Strömen'. Ai. plutiS 'das Überfliessen, Verschwimmen', gr. irXum^ 'das Waschen, Schwemmen', ^g^hptis : ai. gdti-i 'das Gehen, Gang' av. a^toi-gaHi-ä 'das Herzukommen', gr. ßddi^

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430 Nominalstammformantien. ^, dr, d^Formantien. 320.

^Gang, Schritt', lat. ventiOy got. ga-qumps 'ZuBammeDkunft' ahd. cumft cunft (1 S. 385 f.) aisl. sam-kund 'ZuBammenkanft'. ^rtpti-s: ai. räti-i 'Rast, das Gerneverweilen, Behagen', lit. rüMi 'im Gemttt ruhig werden'. *m^s : ai. maü-i mdtiri *Denken, Sinn' lat. mim mentio, ir. air-mitiu 'honor' toimtiu ^das Meinen, Meinung', got ga-munds 'Andenken', lit. at-minUs ^Gedächtnis' wtfl^t 'gedenken' aksl.jpa-w^^b 'Andenken', ^guh^i-s : ai. hati-i dLY.JaHiS 'das Schlagen' (wie hatä- jata-j 1 S. 619), lit. gifUi '(Vieh) treiben' aksl. i^ti 'hauen, mähen'. Hnti-s: ai. tati'i 'Reihe', gr. rdm^ 'Spannung, Ausdehnung', lat. in-tentio. Lat. red-emptio (wie empttis 1 S. 367. 370), ir. cUr-itiu 'acceptio', lit. isz-imtis 'Ausnahme' i¥fUi 'nehmen' aksl. rc^ko-v-qth rqko-j-^th *manipulus, Garbe' (Tgl. 1 S. 943). Ai. bhrti-i 'das Tragen, Unterhalt, Verpflegung' av. hdr^ti-S 'das Tragen', lat. fors päl. forte 'fortis, fortunae', ir. hrith 'das Tragen', got. ga-haürps ahd. gi-burt 'Geburt'. Ai. dfti-f 'Schlauch, Balg*, gr. bdpm^ *das Abhäuten*, got. gataürps 'Zerstörung', lit. dirti klrnss. derty (urslav. *dhrt%) 'schinden' russ. röz-dert' 'urbar gemachtes Land'. Ai. mrti-f av. mdr^ti-S lat. mors lit. mirtis aksl. s^-mrbth 'das Sterben', Tod*. Ai. vrii-S 'Einzäunung, Zaun, Hecke', as. wurd 'Boden' (vgl. ags. weord word 'Hauszaun, Hof, Meierei, Strasse'). Gr. KdpcTiq ahd. scurt 'das Scheren'. Ai. diifH ^Weisung, Vorschrift' av. a-dütiS 'Absicht, Willensmeinung', lit. ^-dic^w), ahd. in-2riA^ 'Anschuldigung'. Ai. bhüti-ä 'das Zer- brechen', lat. fissio, Ai. chitti-i 'Abschneidung', gr. (TxlcTiq 'das Spalten' (vgl. § 321), lat. scissio Adv. sdssim. Ai. vitti-S ^Bewusstsein, Finden, Habhaftwerden' av. ä-visti-i 'das Nieht- teilhaftigsein', lat. vlsio (über l s. § 321). Ai. citti-i 'Denken, Absicht, Verstand' av. 6isti-i 'Denken, Erkenntnis, Einsicht', aksl. 6hsth 'Ehre'. Lat. re-lictio, lit. likti 'lassen'. Ai. jüifi-i 'Lieb'eserweisung, Gunst', got. ga-kusU 'Prüfung'. Ai. mukti-i 'Lösung, Befreiung, Aufgeben' av. fra-rnuxti-S 'das Losbinden', gr. im6'\x\)l\^ 'das Schneuzen', lit. müTcti 'entwischen'. Ai. buddhi'i 'Einsicht, Wahrnehmung, Verständnis', gr. nvarx^ 'Nachforschung, Kunde'. Lat. ductio, got. us-taühts 'Ausfüh- rung, Vollendung' ahd. zuht 'das Ziehen, Zucht', ^k^ti-s : au icuiU'i av. sasti-i 'das Preisen, Lob', lat. cSnsio (für lantgesetz-

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§ 320.] Nominalstammformantieii. ^, d-, c2/i-Formantien. 481

liebes *censtio). Ai. dhfitirS ahd. ga-turst ags. je-dyrst 'Kühn- heit'. Ai. vrtti'i 'das Rollen, Verfahren, Benehmen', lat. re- vorsio-verHOflitvifsH^nrntMenj nmstttrzen' aksl. vrhsth 'Reihe, Gattung, Alter' aruss. s^-^n'hsth 'fiXiida'. Ai. kfiti-i ('Abschneidung') ^Fell, Haut' av. fra-kdr^sti-i 'Gestaltung durch Schneiden, Her- Yorbringnng', lit. kifgti 'scharf hauen, heftig schlagen*. At. varHi'i 'das Begehen einer Tat' Inf. anu-varit^e Im Handeln zu folgen' ( 1 §504, 4), got. fr a-voaürkts as. /ar-ti?ttrA< 'Übeltat, Sttnde'.

*sefti'8 zu W. sed'i ai. rd-^atti'^ 'Rast, Untätigkeit' av. ni'iasti'i ('das Sicbniederlassen*) 'Begattung', lat. 8es9io\ da- neben ^-st^ti'S in av. äfwyOstirS 'das Begehen, Zurttcklegung {eines Wegs)' d.i. afvoi-a-stirj vermutlich lat. cessio Adv. re- ceaaimy vgl. ^-stHo- S. 396. Ai. pakti-i 'gekochtes Gericht', gr. iT^ipi^ 'das Kochen', lat. coctio aus *queciiö, aksl. peith 'Ofen'. Av. vi-tcucti-i 'das Zerfliessen, Schmelzen', aksl. teiti 'laufen, fliessen'. Av. ava-spctSti-S 'das Ausspähen', lat. in- spectio. Lat. tn-sectio 'narratio', ahd. siht 'Anblick, Seh- vermögen' zu W. ««gif- 'sehen, bemerken' (IF. 12, 28 ff., ühlen- beck PBS. Beitr. 29, 336 f.). Lat. captio, got. anda-hafts 'das Entgegenhalten, Antworten' mhd. haft 'Haft'. Lat. actio Adv. co-äcHm umbr. ahtim-em 'in actionem, in caerimonium' vgl. lat. actus S. 396. Got. mdkts ahd. mdht aisl. mdttr aksl. moith 'Macht' zu got. magan 'können'. Lat. hostis M. 'Fremder, Feind', got. gasts ahd. gast aisl. gestr aksl. gosth M. 'Gast', wie es scheint verwandt mit gr. livoq (IF. 1, 172 ff.).

^d9ti-s zu W. dö- : gr. böai^ 'Gabe', lat. datio Adv. ds- ditim\ daneben ^-t'ti-s d. i. *'d-ti'S in ai. hhdga-tti-i 'Glttcks- gabe' u. a. *dhdtis zu W. dM- : ai. dSvd-hiti-i 'göttliche Satzung', gr. diax^ 'Setzung, Ordnung, Satz', lat. con-ditio Adv. per-ditim. Ai. d-diti-i 'üngebundenheit, Schrankenlosigkeit, Unendlichkeit', gr. b^cTi^ 'das Binden, Verknüpfung', zu W. rfö-. Lat. satio^ zu W. si- 'säen'; daneben ^-s-ti-s vermutlich in got. /ro«^« (F. oder M.?) 'Kind', ursprünglich '^prosatio, quod prosatum est', ^stdti-s zu W. sta-i ai. sthiti-i 'das Stehen', gr. ar&ax^ 'Stellung, Stand, Aufstand', lat. statim Adv., statio, umbr. *stati' in statita 'statuta', ahd. stat (PI. steti) s».stedi 'Statt, Stätte'.

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432 Nominalstammformantien. t-^ d-, dA-Formantien. 32 Ir

Ai. pUi'S "das Trinken' av. vispö-piti-i 'alltränkend', aksK piti ''trinken', zu W. pöi-, Ai. yüti-i 'Verbindung' gäv-yüti-i 'Weideland, Gebiet', lett. jütis PI. 'Scheideweg, Gelenkstelle der Knochen', zu ai. ydü-ti 'er verbindet'. Ai. gürti-S 'Lob', lat. gratis PI. Av. läti-ä ütt-8 'das Vermögen, Können' (ai. frf-), neben got. aihts 321), zu W. atk-,

Ai. iUfi'^ 'Bestrafung, Unterweisung', woneben Sdsti-ä (§321); diXVß.sast, Gen. «cw^i, 'das Schelten, Verweis, Drohung, Strenge' kann sich nach den Lautgesetzen mit jeder von diesen beiden ai. Formen decken.

321. Die in § 293 dargestellten Ablautverhältnisse sind (ähnlieh wie die der Verbaladjektiva auf -^o-, § 294) oft geändert worden durch Neubildung im Anschluss an andere verbale Nomina oder an einen bestimmten verbalen Stamm. Wie z. B. gr. ^i\io. nach G^mq für *0fl|ia eintrat 166, 1), so sind wahrscheinlich umgekehrt z. B. Formen wie av. ni-daHi- (ai. -hüiS), ai. däti-i lat. dös u. dgl. (auch in andern Sprachen) unter Mitwirkung von Formen wie *dhimen' (av. dqma 2\,dhäma\ ^döno-m {dLi-däna-m lat. dönum) zustande gekommen, ist lit. slaptis 'Geheimnis' (zu pasllptij slepiü) nach slaptas pa-slaptä u. dgl. gebildet worden (andere Beispiele dieser Art bei Leskien Bild. d. Nom. 551), Ht. eiti aksl. iti 'gehen' unter dem Einfluss des Supinums lit. eitü aksl. it^ (ai. 6tum); vielfach liegt zugleich Einfluss der Formen des Verbum finitum klar zutage, besonders wo das ^t-Abstraktum infinitivisch gebraucht wurde. Im Balt.-Slav. erhielt jedes Verbum eine seinem Formsystem entsprechende rt-Bildung, wodurch oft bei derselben Wurzel mehrere ^i-Bildungen verschiedener Voka- lisation und meist zugleich verschiedener Bedeutung nebenein- ander zu stehen gekommen sind, z. B. lit. maüJcti 'streifen' und müJcti 'entwischen' (S. 430) ; lefikti 'biegen' und linkti 'sich biegen', pefti 'baden' (transit.) und pirtis 'Badestube', aksl. öisti 'zählen' (dagegen russ. 6est' serb. öäst = *6hsti) und 6t>sth 'Ehre' (S. 430). Solche Doppel heiten finden sich aber auch da, wo eine so enge systematische Angliederung ans Verbum nicht erfolgt ist, z. B. att. q)€ÖHiq 'das Fliehen' nach q)€UTU} neben hom. (pvliq 'Flucht', ark. f (TTeicn^ (aus *S-t€1(Ti^) nach -leiu) -xeTaai neben hom. ricTi? (S. 429).

Av. yaiti'S 'Verehrung' Inf. yesü (: ai. iitH)y wie yasta-

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§ 321.] Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 488

S. 397. Gr. fkOdK; 'das Fliessen* : ^uctk; (S. 429); bexlK^ 'das Zeigen' : ai. di^fi-f (S. 430); ^K-Xetipi^ 'das Ablassen, Ausbleiben' : lat. relictio (S. 430); l^vli^ 'das Anspannen, Einjoeben' : ai. yukti'i 'das Einspannen, Inswerksetzen'; T^pipi^ 'Befriedigung, Ergötzung' : ai. tfpU-i irpti-i 'Sättigung, Befriedigung' 0. Lat. vectio und lit. v^zti aksl. vesti 'vehere' : ai. ü^hi-i 'das Pttbren, Fahren' aus *ui^hi-4, W. ueffh-, Ahd. slaht 'das Schlagen, Er- sehlagen' : got. slaühts 'das Schlachten'; ahd. fart 'Fahrt' zu faran got. usfarpö (S. 409), vgl. fürt M. 'Furt' (got. *faürdu8) ; ahd. anadaht 'Andacht' wie Part, gi-daht got -pahts (S. 398). Aksl. zavisth 'Neid, Hass' zu vi^dq, vesth 'Kunde, Nachricht' zu v4mh (vid^ : ai. vitti-i (S.430), vgl. v€st^ S.397. Slov. dreti = ^derti neben klruss. derty = *dhrti (S. 430). Lit. ücf«^i 'wenden': vifsti 'umfallen' (S. 431). Ai. ddti-^ 'Gabe' av. daHim 'zu geben', gr. bilin^ 'Gabe' (Au)<T(-<ppiuv), lat. d^s, aksl. hlago-dath *X<ipi«, Wohltat' lit. düH aksl. rfa^t'geben' : gr. ööctk; usw. (S. 431). Av. ni'daHiS 'das Niederlegen, Ausziehen (von Kleidern)', got. gadeps (didi) ahd. tat Tat', lit. d^tys PI. 'die Lege des Huhns' aksl. blago-deth 'x<ipt^» Wohltat' lit. diti aksl. dM 'ponere' : ai. 'Mti-^ usw. (S. 431). Got. mana-sips (-sidi-) ('Menschensaat') 'Welt' ahd. $at 'Saat', lit. sM 'säen' : lat. satio (S. 431). Av. staHiri 'das Stehen, Stand', lett. «tatis PI. 'Stillstand, Wende- punkt (der Sonne)' aksl. po-stath 'pars, modus' lit. stöti 'treten' aksl. stati 'sich stellen' : ai. sthiti-i usw. (S. 431). Gr. ä)i-TruiTi^ ('das Anftrinken') 'Ebbe', lat. pötio : ai.piti'i (S. 432). Ai. sphatui 'Fettmachung, Gedeihen', ahd. spuot 'Fortgang, Erfolg', lit. spiti 'Müsse haben, schnell genug sein' aksl. spiti 'vorwärts kommen, Erfolg haben' : ai. sphiti-i 'gedeihlicher Zustand'. Ir. ta^d M. aksl. tath M. 'Dieb' : vgl. ai. {s)tay'ü-i sU-nd-s 'Dieb'. Got. aihts ahd. ^U 'Eigentum, Habe' : av. iiti-S üti-i (S. 432). Ai. iaatH »eben Hifi-i (S. 432). Gr. ttt^Sk; 'das Befestigen, Ein- stecken' : lat. pactioy W. pak-.

In anderer Weise zeigt sich Anschluss an bestimmte verbale Stämme in folgenden Fällen. Gr. Troiq)uEt^ 'das Schnauben' zu iroi-q>u<T<Tu). Gr. xävucTi^ 'Spannung' (vgl. TavucJi-TiTepo^ S. 64)

1) Zu ir6pTi^ 'Kalb* (W. per- in lit. periü) vgl. ir6pK, ir6f>Ta£. Brairmann, Omndriss. II, i. 28

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434 NominalstammformantieD. t-y d-, d^Form&ntien. 322.

zu Tdvu-juai neben tdm^ (S. 430); Isit. junctio zn jungo: ai. yuTdi'i (S. 433), lat. munctio zu mungo : ai. mükti-i (S. 430).

Im Ar. ist zuweilen bei Wurzeln, die auf Nasal ausgehen, für a n,f[i die Lautung an eingeführt worden: ai. dhanti-i neben d-hati-S 'Unversehrtheit', av. Ja^nti-S 'das Schlagen^ Er- schlagen* neben a^pi-jaHi-s 'das Einschlagen auf etw.', ai. rdnti-i neben rdti-i 'das Gemeverweilen* nach den Formen wie ai. hän-ti Jidn-tum han-tdr- und rdna-ti {rdma-U) ran-tum rdn-tar-. Zu vergleichen sind gr. jLidvri^ M. 'Weissager* (ursprünglich F. 'Begeisterung') zu inalvoiiai (W. men-), G^piiavcn^ 'Erwärmung' zu 0€p)ia(vu).

Für die Vokallänge in lat. vtsio, actio, Uctio u. dgl. gilt, was in § 294 S. 398 über Uctus usw. gesagt ist.

322. b) Uridg. *bMti-8 zur Basis *bheua- hhetß- (vgl. ai. bhdvi'tum) : ai. bhütfi &AtUti Mas Sein, guter Zustand, Gredeihen', aksl. za-byth 'das Vergessen, Vergessenheit' lit. büti aksl. byti 'sein'; daneben ^bhutis: gr. q>vaxq 'Natur', ir. buüh 'Sein'. Ai. dhüti-^ F. 'das Schütteln' M. 'Schüttler', gr. eOdK; 'das Brausen, Toben'. Ai. syüti-S 'das Nähen. Sack', lit. »iüti aksl. Mti 'nähen'. Lit. v^tis 'Weidengerte, Tonnenband' aksl. pa-vith wohl 'vitis' poln. toiö serh. pä'Vlt 'clematis vitalba', lit. vyiti aksl. viti 'winden, drehen', identisch mit lat. vltiSf falls dessen i nicht aus einem i-Diphthongen entstanden ist (vgl. av. vaätüi 'Weide, Weiden- gerte', ir. ßüh 'Sehne'). Av. ßti-S aksl. £ith 'Leben', lit. g0 'aufleben, heil werden* aksl. sHti 'leben', woneben av. a-JyaHi'S 'das Nichtleben, Lebenszerstörung' (s. u.). Ai. vltii 'das Hinter- etwashersein, Genuss', aksl. mzvith 'töko^, lucrura'. Ai. dh%Ü-S und dtdhiti-i 'Andacht'. *gnti-8 zur Basis *§eni- *genö' : a,\Jati'i 'Geburt' av. za-zaHe 'zu erzeugen, zu gebären' (Reduplikation nach dem Präsensstamm za-zan-), lat. näüo umbr. natine 'na- tione, gente'; andere Stufen des Vorstücks zeigen av./ra-^a'nrt-« 'Nachkommenschaft', gr. t^v€(Ti^, lat. g^ns gentis, akymr. Bled- ginty got. kindins 187 S. 272), s. u. *gnti'S neben ai. prd- jMtii usw. (s. u.): got. ga-kunds 'Unterordnung, Gehorsam', lii. pa-zinti 'kennen' pazinüs 'Kenntnis'. *gufti'8: gr. ßptlXTt^ 'Speise', lit. girtis 'das Trinken, Trinkgelage' ap-girtis 'kleiner Rausch' (vgl. girtas S. 399) akroat. po-ärti klruss. i^erty = ur-

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328.] NominalstammformaiitieD. ^, d-^ c2/i-Formantieii. 435

slav. *ibrii 'verschlingen' (lit. girti 'trinken' Neabildung wie gMas). Ai. gürti-f 'Lob', lat. gratis PI. 'Dank'. Ai. pürti-i Tüllnng, Erfüllung', lit. pilti 'schütten'. Ahd. gi-dult 'Geduld' ^f. H}ti-s oder ^-tfUs, während lat. ob-latio Hl- oder *tlar hatte. Ai. klrti'i 'Kunde, Erwähnung' und carkrtii 'rühmende Er- wähnung, Preis' (vgl. oben dhiti-S : di-dhiti-f).

Zur selben Klasse von Basen gehören zwei Kategorien von ti- Formen mit anderem Ablaut, entsprechend den S.398f. genannten to-Formen. a) *pleti'S 'Füllung': ai. prätif gr. (spät) Tikr\a\<^ lat. ex'pletio. *^rHi-s: av. ^rvaHi-S 'Gelübde', gr. {>f\a\^ 'das -Sprechen'. Ai.^ArJ^i-i 'das Riechen, Geruch' vgl. PayI. ghratd-s. Ahd. hanO'Crat 'das Krähen des Hahns', lit. gröH 'krächzen'. Ai. prd-jnati'i 'das Erkennen', gr. tvumtk 'Erkenntnis', lat. nötioy -ahd. ur-chnat 'agnitio*, aksl. po-znath 'cognitio' znati 'kennen'. Gr. vfi<Ti^ 'das Spinnen', ahd. nat 'Naht', Gf. *8niti'S, Av. äaHi-8 ^pers. Hyaii'S 'Freude, Wohlbehagen, Glück' aus Hyati-Sy lat. qui^ -etis re-qui^tio. Av. vasä-yäHi-ä 'das Gehen nach Belieben, Freiheit der Bewegung', lit. jotis 'Ritt, Reiterei' jöti 'reiten'. Lat. hiatioy lit. ziotis 'Riss, Kluft' -ziöti 'den Mund aufsperren'. Ai. vati-^ 'Wind' (Gramm.) av. fra-vaHi-s 'das Auslöschen', gr. -ä^ai^ 'das Wehen', ß) Ai. sdnitii neben säti-i 'Gewinnung, Er- langung', av. paviti-S neben püHiä 'Fäulnis'. Gr. iix€a\<; 'das Erbrechen', lat. vomitio. Gr. T^vecTi^ 'Ursprung'. Kp^iiaai^ das Aufhängen'.

Hier mag noch genannt sein ai. ndkti-i lat. nox got. nahts ^hd. naht aisl. nött lit. naktis aksl. noith 'Nacht' von einer Basis *onoqU' oder ^onog^- (vgl. lit isz anksto Von früh an', ai. aktü-fUaht, Stral'), neben *noqUt' (S. 426). Zu dem auf gleichartiger Basis beruhenden ai. andk-ti 'er salbt, schmückt' stellt sich ai. vy-akü-i ('Herausputzung') 'Manifestation' av. vyaxti'S 'Schmuck, Aufputz' aus ^vi-axti-S (vgl. hv-aftoyasta- 1 § 935), und zu Basis a^eg- 'augere' lat. auciioj lit. dukti ^wachsen'.

323. c) Als den in § 296 erwähnten lat. monitus und gr. (popnTÖ^ entsprechend sind hier monüio und (pöpncTi^ zu nennen. Formen mit urar. -iti-y von dem nicht zu wissen ist, ob es nridg. -iü- oder -dtt- gewesen ist : ai. üdüi-^ 'Rede' wie

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436 Nominalstammformantien. t-, d-, cfA-FormaDtien. 824—825.

Part. uditä'S za väda-H *er redet', av. haSUi-S 'Begleitnng' zu W. aeqth 'sequi', afniti-ä 'das Niehtvergewaltigen' neben ahiita- 'nicht vergewaltigt*, ans ^an-initi- und ^an-imta- (1 S. 860), zu inita- 'vergewaltigt' Präs. inaoHi = ai. inö-ti. Unklar ist auch 'id in ir. aaigid 'das Aufsuchen' zu saigim 'ich suche auf',. iar-figid 'Befragung' zu iar-faigim 'ich frage'.

824. d) Zu den Verbaladjektiva auf -atö-j -^W-, -ötö-^ •itö-, 'ütö' § 297 und zu den Abstrakta auf -atu- usw. § 332^ stellen sich : Gr. öpäm^ 'das Sehen', lat. satios, plantatio umbr. anter vakaz '*intervacatio, intermissio' osk. medicatinom 'iudi- cationem', lit. lanköti liin und her biegen' aksl. Icikati 'täu- schen, betrügen', preuss. waitiat aksl. viStati 'reden'; gr. K6a\xx\a\<^ 'das Ordnen', vereinzelt stehend got. faheps {-idir} 'Freude' (während in got. arbaips ahd. arbeit -ti- dem Präsens- stamm zugeffigt ist, s. § 201. 296. 32ö), lit. güdStis 'gierig sein' aksl. razumeti 'verstehen'; gr. dEiu)(TK 'Würdigung', lit. jüküti 'Scherz treiben'; lat. sorfitiOj aksl. gostüi 'bewirten'^ gr. fipTOdi^ 'Zubereitung', lat. scdüSy tribütio.

Qr. KdGapdi^ 'Reinigung' (KaGdpiu), Kf'ipüEi^ 'Verkündigung^ (KT)pö(T(Tu)). Lit. duksinti ^^ergolden' zu Präs. äuksinu,

Anm. Im Griech. sind neben irCaTK, irOaTK auffallend die Formen wie dtöpaoi^ böot. äyöpaoav; (dropdZui), ax^aoi^ arg. diro-or^- TOOOK (OTCTcttiw), öiiXiai? (öirXiZui) sowie axia\<^ {<J%il\u) vgl. ai. chüH-f^ S. 480), qppdOK (qppdZui), 2:^01^ (Uw W. 2^60-). Das Nebeneinander von böot. dTÖpcuTOi^ und (Aor.) KaroOKCudmi macht die Annahme unmög- lich, dass die Formen durch den «-Aorist von Dentalstämmen beein* flusst seien. Vermutlich sind sie nach der Art von bdina-ats neben bajLidJ^ui, KTi-ais (ai- kfüi-f) neben ktCZu) u. dgl. geschaffen worden; vgl. ^pTdTT)^ (vgl arg. ^ptadd) trotz kpydloiiai, wie öuvdrTi^. In den böot. arg. Formen auf -ook ist das erste a nach dropaonPi^ dT6pao^a,. areyaoTÖi; ari^aaiia eingedrungen (anders ausgedrückt: das a von dtöpaoK ist zur Hälfte zur vorausgehenden Silbe gezogen worden nach Anleitung von &fopao\Ti\(; usw.), so dass sich z. B. dföpaooK zu dtöpaoK verhält wie ipyaavf\<i zu ^pTdTii^, öuvdani^ zu öuvdTT)^ icrioTT)^ zu KTiTn<;. S. Bück Class. Rev. 1905 S. 244 f.

825. e) Formen auf -e-ti- -o-«-. Vgl. § 298. 333. Gr. axiai(; 'Haltung, Beschaffenheit' wie fi-<TX€To<;. Av.

^rvoHi'ä 'Vertrag* wie ^rvat9'm.

Ai. vasati-i 'Wohnung, Nest', driati-i 'Ansehen', ramdH-f

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% d26.] Nominalstammformaiitien. t-, d-, d^Formantien. 437

^Ort des aDgenehmen Aufenthalts* Adj. rämati-S 'gerne ver- weilend', araü-i M. 'Diener*, vrkätui M. *Verderber, Räaber\ av. vafuiHi'ä 'Sieg\ apatäe'zn erreichen, einzuholen*. Gr. Xdxcm^ ^Loos, Schicksar, €up€(Ti^ 'das Finden*. Lat. seges, mergeSj teges (vgl. § 314). Lit. -etia und -atis. z.B. gaiszatis 'Ver- säumnis* zu gaiszti 'säumen*, s. Leskien Bild. d. Nom. 569 f. 571. Im Oerm. Übergang auf abgeleitete Präsensstämme: «ot. arhaips und ftdleips, s. § 201. 296.

826. -S'ti'j den Eonglntinaten -s-ni- (§200) und -s-tu- 334) zu vergleichen, findet sich in einiger Verbreitung im Oerm. und Balt.-Slav., anderswo selten. Ai. SruifH ^rüifiri ^das Willfahren, Willfährigkeit* av. a-srusti-i 'ungehorsam*, as. Äisl. Jdust 'Ohr', zu ai. Part. Srö^a-mana-s und zu ai. hdvas- (§398. 411), W. Ueu-; ai. vitasti-i eLV.vt-tasti'g 'die Spanne*, zu ai. tc^dyati 'er zerrt hin und her* usw., W. ten-; av. yaoxiti'S 'Fertigkeit, Gewandtheit, Geschick*, W. ieug- 'lungere*. Lat. fustis vermutlich aus *fut8ti-y W. hhaud- in ahd. bö^^an ^schlagen, stossen*. Got. us-waJists 'Wachstum* (vgl. toahstus § 334, ahd. toasmo S. 171), zu got. wahsan, W. a^eg-; mhd. bluost neben bltiot 'Blüte* zu bluoen 'blflhen*, vgl. lat. *fl08- flör'\ ahd. gi-stculst 'Gesehwulst* zu swellan mit 11 aus fo, zu atoil N. 'Schwiele* aus ^s^elos (1 S. 778), wie ahd. würgt ('Ge- mengsel*) 'Wurst* zu werran mit rr aus rz] ahd. trtist aus HruJist neben truht aisl. drött 'Schar, Gefolge'; got. ata- brunats 'Brandopfer* zu brinnan\ ahd. kunst 'Kunst* neben got. ga-kunds 'Unterordnung, Gehorsam* (S. 434); got. ansts ahd. anst aisl. dat 'Gunst, Gnade* ahd. ab-unst 'Misgunst* neben aisl. <ff'Und 'Misgunst* zu ahd. unnan 'gönnen*; ahd. spanst 'Ver- lockung* zu spanan 'verlocken'; Uist 'Last* zu {h)ladan got. 'Jdapan 'laden*; quist 'Verderben, Vernichtung* zu lit. gendü gMi intr. 'verderben*, Gf. *gUedka-ti' (IF. 6, 103, Johansson IF. 19, 117); got. haifsts 'Streit* ags. hdst 'Gewalt, Heftigkeit* neben aisl. heipt 'Hass, Rache* (vgl. 1 S. 703. 711, Uhlenbeck Got. Wtb.* 69). Lit. skilstis 'Klauenspalte des Rindes* zu ■skütij mc^ia 'Nachdenken* zu miütiy ugnä-dekstis neben ugnä- dektis 'brennende Kälte*, sakstis neben saktis ('Heftung*) ^Schnalle* zu següy varpstis 'Spindel* zu verpiü, u. a.

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438 Nominalstammformantien. t-, d-y dA-Formantien. 327.

Hier mag auch erwähnt sein das vermatlich mit got. figgrs Tinger* zu yerbindende *ppJe8ti'S Taust' ahd. füst ags. f^gt urgerm. *fu'»9xsti-z aksl. p^b; dazu lit. kümsti Taust' aus^ *puf9Jcsti^ für *pu'»9k8ti8, das wohl aus dem Germ, entlehnt ist. Vgl. 1, S. 410. 5.86. 703. 712.

327. 2) 'ti' als sekundäres Formans erscheinende

a) Zahlabstrakta, vgl. *dek7pt' § 316. *dekf[iti'S *decas': ai. ddiati-i ('Anzahl von 10 und von 100') aisl. Hund lit. dSszimtut aksl. desqth] ai. navati-i av. navaHi-S 'Anzahl von 90* aisl. niund aksl. dev^th 'Anzahl von 9'. Ai. iaäfH 'Anzahl von 60', aksl. iesth 'Anzahl von 6'. Ai. patdkti-S aisL fimt aksl. p^th 'Anzahl von fünf. Vgl. 2^ S. 474 ff. Diese Zahlwortbildungen lassen vermuten, dass dasselbe Formans enthalten ist in ai. tdti 'so viele' ifcdtt'wie viele?*, Xni.tot quot aus *tot% *quoti (vgl. toti-dem). Ursprünglich waren das wohl Substantiva und zwar Nom.Akk. Sg. N. Nach Art der in- deklinabeln Grundzahlwörter wie *p6»}Ve 'quinque' wurden sie indeklinable Adjektiva (vgl. ai. ^atdm dkiäbhih 'centum oculis' statt SatinakSnäm u. dgl.). Im Griech. wurden sie durch Ein- stellung in die o-Deklination wieder deklinabel gemacht : töcraoi TÖcToi = *TOTio-. Über ai. tati-thä-s katithd-s lat. cotti-di^ 8. § 287 S.391f.

b) Sonstiges.

a) 'O-ti' (-e-ti-), vgl. -o-ta- -e-tä- § 309. Lit. aklatis 'Blind- heit' zu äklcLs 'blind', pinnatis 'principatus' zu pifmas 'erster', v^natis 'Einheit' zu vSnas 'unus*, aksl. Iqkoth neben Iqkota ' Wider- haken, hamus' zu lqk^ 'krumm, gebogen', lichoth 'dvu)|LiaXia' neben lichota 'Schlechtigkeit' zu Hch^ 'übermässig, nimins'. Dazu aus dem Got. vielleicht fullipe 'pleniluniorum' (Kol. 2, 16) vgl. ahd. fullida S. 416 und lit. pilnatis F. 'Fülle' pilnatis M. (j'o-Stamm) 'Vollmond', doch kann die Form auch auf einen Stamm fuUipa- (N.) bezogen werden.

ß) 'i'ti' -u-ti: Got. gamainps 'Gemeinde', wie gamaindüps 343) zu ga-maini' 'communis*, vgl. ahd. gimeinida S. 418. Aksl. laJa-th M. 'Ellenbogen' (vgl. lit. olektis F., lett. ülekts F. 'Ellenbogen') und nog^th 'Nagel* mit Gen. PI. lahbt-h, noght-t^-

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§ 327.] Nominalstanunformantien. ^, d-, c^A-Formantien. 439

316); zum letzteren Wort lit. nagütis M. (lo-Stamm) Demin. zu nägas Tingemager, preuss. nagutis Tingemager.

t) -n-ti'. *iu^nti-8 'Jugend' zu ai. yüvan- Muvenis*: ai. yu- vati-i konkret ^Jungfrau', ahd. iugund ags. jeojoö 'Jugend* (engl. youth 'Jugend' und 'junge Pereon*), deren innerer Guttural in urgenn. Zeit in die Form *iu^ünpi-z (vgl. got. junda aus *iu^' undö S. 418) hineingekommen ist durch Anähnlichung an das formantisch gleichartige ahd. ^u^und 'Tttchtigkeit, kräftige junge Mannschaft'. Lat. sSmentis 'Saat, Aussaat, Saatzeit' zu ^Smen. Ir. elit 'Reh' Gf. *e^-ti-s neben elain 'Hindin', s. S. 421. Vgl. hierzu gr. iTpÖ9pa(T(Ta als F. zu 7Tp6-9pu)v 'willfährig'.

b) -esti' -odi'. Zusammenhang mit den neutralen es- Stämmen tritt nur im Balt.-Slav. fassbar zutage. Im Lit. estiSy was öfters m. (io-Flexion) geworden ist: augestis M. 'Wuchs' vgl. ai. djas' 'Kraft'; Icatbestvs F. 'Spruch, Rede', wie Tcalhemis M. 'Gerede' (S. 289), zu kalbes-i-s kalbes-e 'Rede'; ideaiis (Genus unbestimmt) 'Futter' zu ides-is 'Frass' ; mökestis M. 'Zahlung' neben mökemis 'Zahlung'; gaUestis F. 'Mitleid, Reue'; biauristis F. 'Gräuel, Scheusal'. Daneben lit. -o^w, wie rimastis F. 'Ruhe', p^k(i8t%8 M. 'Bosheit, Zorn'. Aksl. qflosth 'Enge' vgl. ai. (^aa- N. 'Enge', zu aksl. q^^'k^ 'enge' (ähnlich lat. angustus angustiae neben angor, S. 403), und weiterhin -osth zur Bildung von Ab- strakta von beliebigen Adjektiva aus, seltner von Substantiva aus, z. B. dhgosth 'Länge' zu dhg^ 'lang', junosth 'Jugend' zu juwb 'jung', dobljesth 'Tapferkeit' zu dobljh 'tapfer', zverosh 'Wildheit' zu zvirh 'wildes Tier'. Dass im Slav. die Formans- gestalt 'Osti- (mit o) durchdrang, darauf war wohl -ota von Ein- fluss, z. B. junota neben junosth, öistota neben öistosth usw. (S. 417). Zweifelhaft ist, ob ebenfalls von e^-Stämmen aus ge- bildet worden sind ai. gdbhasti-S F. M. 'Vorderarm, Hand, Gabel', zu lit. gäbanä 'Armvoll' 'ir. gäbul 'Gabel' (an gr. dTOCTTÖ^ 'zum Fassen gekrümmte Hand' erinnemd, s. IF. 18, 129 ff.), pulasH-i 'wer schlichtes Haupthaar trägt', zu pulaka-s 'das Sträuben der Härchen am Körper' palaMiS vielleicht 'wer altersgrau ist* (vgl. palitärs 'altersgrau'), av. sarasti-S 'kaltes Fieber', zu sav^ta- 'kalt', kapastiS, Name einer Krankheit. Unklar ist auch die

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440 Nominalstammformantien. ^, d-, d^^Formantien. 998.

formantische Konstitution der arm. t-Stämrae aruest 'Kunst', ar-agast 'Hülle, Vorhang* u. a.

€) Ai. addhati'S 'wer die Wahrheit erkannt hat, Weiser' zu addhä Adv. 'sicher, fürwahr'.

Formantia tu- und -ätu- -itu- -ötu- -Itu-, -etu-y -stu' -estU'^),

328. Mit 'tu- 'teU' waren seit nridg. Zeit Verbalabstrakta (und auf ihnen beruhende Oegenstandbenennungen) gebildet. Diese waren allermeistens Maskulina. Fem. Abstrakta mit tu- erscheinen nur im Ar. und im Germ., vermutlich infolge einzel- sprachlichen Übergangs zu diesem Genus. Im Griech. erscheinen für diese ^w-Abstrakta Feminina auf -Töq (tu^) Gen. -tuo^, ent- sprechend dem Typus i0ö? -üo^ 'Richtung* 130. 131); da diese Klasse in der Hauptsache die uridg. -tu- : -feu-Klasse fortzu- setzen scheint, die sich im Griech. in einem gewissen Umfang nur bei den hergehörigen Zahlwortbildungen behauptet hat 335), so wird sie hier mit behandelt. Auf doa uridg. ^«-Ab- strakta beruhen Infinitive, Gernndia, Supina des Arischen, Ita- lischen, Keltischen, Baltisch-Slavischen, z. B. Akk. auf ^-tu-m im Ar., Ital., Balt.-Slav. Wo Nomina agentis mit -tu- vorliegen, sind sie wie die Nomina agentis mit -ti- z. B. ai. dhüti-i 'Schütt- ler* (§318) zu beurteilen: z. B. ai. mdntu-S M. 'Rat, Ratschlag* und 'Ratgeber*, aisl. vqrdr M. 'Wacht* und 'Wächter, Wärter*, got. hlißus M. 'Dieb* (vgl. aksl. tath 'Dieb* §318); gr. 9iTu^ 'Er- zeuger* schloss sich an das ältere N. q)iTU. Sekundär war auch die (seltne) adjektivische Funktion der ^u-Stämme, wie ai. tapyatü'i 'heiss, glühend* (vgl. pütii 'stinkend' = av. püHi-ü 'Fäulnis*). Für die lit. Adjektiva auf -tüs wie statüs 'aufrecht, steil* ist der in dieser Sprache sehr beliebte Übergang der Ad- jektiva auf 'OS in die uFlexion zu beachten.

Neutra mit -tu- sind selten. #

Der Wortton wechselte zwisch^ Wurzelbetonung und For- mansbetonnng und zwar im Ai. in weitem umfang in Zusammen-

1) Benfey Die Suffixe tu, tu samt äfyb, KZ. 2, 215 ff. van Helten Über die westgerm. Entsprechungen von altem ^-nciaguz usw., PBS. Beitr. 17, 297 ff.

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829.] NomiDalstammformaDtien. t-y d-, dA-Formantien. 441

hang mit Vollstufe and Schwundstufe der Wurzel, z. B. gdnturi dhdtU'i : rtü'i aJctüri, Bei den dem Verbalsystem als Infinitiv usw. angegliederten Kasus erscheint diese Verschiedenheit auch zwischen den verschiedenen Easusformen, z. B. gdntum iium dhdtum : g(Uvä üvd hitvä, wobei allerdings zu berflcksichtigen ist, dass der Instr. auf -tvd auch zu den -t^o- : -^i^Stämmen 337 ff.) gerechnet werden kann. Beispiele für den Accent- wechsel im Germ, sind: got. daupuSy wvlpus : floduSy skildtis. Im Ital. und im Balt.-Slav. ist die Regelung der Wurzelvokali- sation unserer Verbalabstrakta in engem Zusammenhang mit «derjenigen der Wurzelvokalisation der ^t-Abstrakta und der t<h Partizipia verlaufen.

329. 1) Die geschlechtigen ^u-Stämme.

a) ^prtu {*pertu-) 'Durchgang, Übergang, Passage*: av. pdr^tu-6 M. F. (urar. *prtü'8) und pdSu-S M. (urar. ^pftu-s) *Durch- gang, Furt, Übergang, Brücke', lat. portus 'Haustür* (XII tabb.), 'Hafen' angirportus 'enge Passage, Nebengässchen', kymr. rh^d corn. rid 'vadum', ahd. fürt M. 'Furt' argerm. ^furdü-z, aisl. fiqrdr 'enger Meerbusen' urgerm. *f&rpU'Z oder *ferdü-z, Ai. svaituri {*8va + 6tu ) 'eigenen Gang habend' Inf. itum itavi Ger. itvd zu i'ti 'er geht', lat. ad-itus 8up. itum itü, lit. eitt{ aksl. ith 'zu gehen*. Ai. Ger. sritva zu Sr4ya-t% 'er lehnt', gr. kXcitu^ 'Abhang, Hügel'. Got. lipus ahd. litfi lid aisl. lidr M. 'Glied' zu aisl. limr 'Glied' lit. lämü 'Statur'. Ai. dtu-i M. 'Einschlag des Gewebes', Inf. dtum 'zu weben'. Ir. guth M. 'Stimme' urkelt. *gutU'S vgl. ai. gdvat^ 'er tönt'. Ai. mdntu-i M. 'Rat, Ratschlag; Ratgeber' av. mantU'8 'Berater, Besorger', ai. Inf. mdntavS Ger. matvd zu mdnya-te 'er denkt', lat. Sup. re-merUum zu reminlscory lit. miüt% 'zu gedenken'. Ai. tdntu-i M. 'Faden* Inf. tantum Ger. tatva zu tanö'ti 'er dehnt', lat. Sup. ten-tum -tu. Ai. gdntu-f M. 'Gang, Weg' Inf. gdntum gdntavS Ger. gatvd zu gdma-ti 'er geht', lat. ^-ventus Sup. ven-tum -f6, W. gUem-, Ai. Inf. Jcdrtum kdrtav^ Ger. krtvd zu krnö-ti 'er macht', ir. cruthy Gen. crotha^ M. 'Ge- stalt' kymr. j^rjM M. 'forma, speeies, vnltn8'Gf.^4^u-«(lJS. 1093). Lat üoZ^tt^'Gesichtsausdruck, Aussehen'(Gf. ^^eltu-s oder *ffiftu-8), got. wulpus M. 'böEa, hohe Vorstellung von etwas, Herrlichkeit' {neben toulpra- 'hohe Bewertung, Wichtigkeit' ags. tctddor N.

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442 NominalstaminforinaDtien. t-, c^, c2/^-Formantien. 329.

^Herrlichkeit'), vielleicht zu lett. toüttis ^Betrug' lit. vilti-s 'hoffeo*. Ai. Hü'^ M. T)e8timmte Zeit, rechte Zeit* (vgl. av. rcUu-i § 333). Got. lustus M. ahd. Tust M. Xust', zu ai. aftÄt-Zöia-« 'Verlangen, Lust' (1 S. 430). Ai. Inf. vittum vittavs Ger. vittvä zu mnda-ti 'er findet, wird habhaft', lat. vlsusj Sup. vlsum, ir. fiss M. *da& Wissen*. Ai. Ger, jtiitvä zu jd^a-ti 'er hat Gefallen an etwas', lat. gtisttis, bret. di-tts 'älection, 61ire', got. kustus ahd. kust M. 'Prüfung', aisl. Jcosto kostu Akk. PI. zu kostr M. 'Bedingung*. Lat. jtissuSj Sup. jussum jussü, lit. j't)^^ 'anzufangen sich zu regen', W. iudh-, Ir. druckt, Gen. druchta, 'Tau, Tautropfen* Gf. *druptu-, zu ahd. triofan 'tropfen*. Ai. Ger. Sastvd zu ii^a-ti 'er rezitiert', lat. c^nsus für *censtU'. Ai. rrfrffw- 'Wendung' in tri'VdrttU'i 'dreifach', lat. rer^u« Sup. rer^wm »er^, lit. vef8tt{ 'zu wenden' rif«^t( 'umzufallen', W. ^ert'. Gr. 9pa(T'ni^ 'Nach- denken, Überlegung' zu 9pa2!u}, lit. gifst^ 'zu vernehmen* zu girstü Prät. girdaü, Lat. Sup. rectum r^ctü zu regro (zum ^ vgl. Part. röc^M« § 294 S. 398), aisl. rmr M. 'Recht', vgl. ir. recht N. 'Recht', gall. Eectu-genus. Ai. Inf. pdktum päktave Ger. paktva zu pdca-ti 'er kocht', lat. Sup. coctum coctüy aksl. pe^fb 'zu backen' nach dem Inf. 2)€i^i (1 S.Ö85). Gr. dTi-ecTTÜ^ 'Abwesenheit' zu iarX 'er ist'. Lat. cön-spectus zu specio. Arm. ard 'Form' z-ard 'Schmuck* (St. ardu-\ gr. dpTÜ^ 'Verbindung' (dpTuu) 'ich passe an'), lat. artus 'Gelenk, Glied*.

Ai. dhätu'i M. '^Bestandteil, Element', Inf. dhdtum Ger. dhitvd hitvä zu dädha-ti 'er setzt' av. vl-datu-^ ''Begi-Ündung', lat. con-ditus Sup. -ditum -ditü, lit. d^'^if aksl. deth 'zu setzen, legen'. Lat. satus Sup. satum satü zu ^ero s^men^ lit. Sup. «^'^t( zu «^}'w ^ch säe'. Ai. Inf. ddtum ddtöS ddtavB Ger. da-ttvd zu dddati 'er gibt', lat. datus, Sup. datum data, lit. dö^f( aksl. daf* 'zu geben' russ. do ddtok 'Nachgabe, Nachzahlung' (urslav. ^-datb- fc»), W. dö-. Ai. Inf. sthdtum Ger. sthitvd zu «fÄ^- 'stare', lat. Status, Sup. statum sfatü^ lit. pa-stött^ 'zu werden' aksl, ^^a^ 'sich zu stellen' ne-do-stathkb 'Mangel', W. «f^-.

Ai. Inf. pätum pdtavß pdtöS Ger. pf^vrf zu pdti 'er trinkt', lat. pötusy aksl. />i<» 'zu trinken' russ. na-pitok 'Getränk' (urslav. *'P^t^'kh\ W. pö{iy. Ai. j:>27w-^ M. av. pituS M. 'Nahrung, Speise '^ ir. ith akymr. it 'frumentum' urkelt. *[p\itus, Wi^pHüs PI. 'Mittag-

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§ 830.] Nominalstammformantien. t-, d-^ dA-Formantien. 44S^

essen, Mittag', W. pa{iy (Osthoff Suppl. 55 f.). Av. vi-datu-i {'dotU' 1 S. 165) M. 'Zerteilung, Auflösang' (ai. dätu N. TeiHr gr. baiTu^ 'Mal* baiTu-jiiOv'Gasf, W. da{iy ai. dyd-ti 'er schneidet ab'. Ai. sitU'i M. Terbindung, Damm, Brücke' Adj. 'bindend*^ av. hMiU'8 M. 'Damm', ai. Inf. satum sitave Ger. süva zu syd-ti 'er bindet*. Ahd. fridu as. frithu M. ags. freodo fridu F. aisl. fridr M. 'Friede* urgerm. *fripU'Z, zu got. freidjan 'schonen*^ aisl. fridr 'hübsch, schön' (S. 397).

Ai. Inf. aptum zu apnd-ti 'er erreicht', lat. ad-eptus za

330. b) Bei den zweisilbigen Basen kommen die ver- schiedensten Ablautstufen nebeneinander vor, ohne dass, wie in § 295 und 322, chronologische Scheidungen durchzuführen sind. Diese Mannigfaltigkeit war grossenteils durch Anschluss an die jedesmal verwandten Nominal- und Verbalformen hervorgerufen. Ai. Inf. bhdvitum Ger. bhütvd zu ai. bhäva-ti 'er wird, ist', lat» *futU' in futuo, lit. bütt{ aksl. 6y^ 'zu sein' aksl. izbyth-Ja 'Über- fluss'; vgl. gr. cpiTu N. 'Spross' aus *(pFl-Tu wie l&t fltum, zu einer Basis bhe^ei-, Ai. Inf. sdvitave sütave Ger. sütvd zu 8Ü-t6 'gebiert' sütu-S F. 'Schwangerschaft, Tracht', vgl. ir. suth N.. 'fetus'. Ai. yätu-ä M. 'Wind, Zeit, Reisender', womit identisch sein wird yätüä hY.yatu-S M. 'Zauberei; Zauberer' (vgl. -ydvan- 'verfolgend' yätdr- 'Rächer')^), ai. Inf. ydtum ydtavi Ger. yatvä zu yd'ti 'er geht', lit. jött{ 'zu reiten'. Av. jyötu- Jyatav- 'Leben' (1 S. 165)«), ir. bith, Gen. betho, M. 'Welt' gall. Bitu- rlges ('Weltkönige'), lit. gjti^ 'aufzuleben' aksl. üt^ 'zu leben'. Ai. pttU'dai'ui ('Saftbaum, Harzbaum') 'Fichte', gr. ttitu^ F. 'Fichte', lat. pitutta 'zähe F^euchtigkeit, Harz, Schnupfen' (vgL pinus), vermutlich zu ai. pydya-te 'er schwillt, strotzt'. Gr. itu^ äol. F(tu^ f. 'Umkreis, Radkranz, Schildrand', lat. vitus M. (Lehn- wort?), lit. vytt{ aksl. vith 'zu winden' aksl. sh'V^t^^k^ 'KccpaXi^,. Caput* russ. svitok 'Papierrolle'; dazu gr. tT^[F]ä 'Weide' preuss. icUtoan 'Weide' ape-wituDO 'üferweide' 338, c). Got. leipu Akk. (N.?) 'Obstwein' ahd. hth lld M. N. aisl. Ud N. 'süsses

1) Gr. tr\Ti\}) ist fernzuhalten. S. Sonmier Griech. Lautst. 157 f.

2) Ai.ili?^u-/ 'Leben' für *jydtu-f durch Anschluss an ßva-ti.

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444 Nominalstammformantien. ^, rf-, rfA-Formantien. 331—382.

<3etränk*, lit. latus lytüs 'Regen* litt{ 'zu giessen* lyti{ 'zu regnen'. Ai. Inf.jdniiöi zu jdna-ti 'gignit* jantüi M. 'Geschöpf, Kind, Stamm* av. zantui 'Gau', lat. genitus, Sup. gentium gentium natua. Av. hu-zantu-s F. ('rechtes Kennenlernen*) 'rechtes Inne- werden, Teilhaftigwerden* ai. Inf. jüdtum jüdtöi zu jand-ti 'er kennt*, lat. Sup. nötum nötü (ignötum ignotü)^ aksl. znatb 'zu kennen*. Lat. vomüuSy gemüus, frenUtus. Ai. Inf. startiavai Mdntav^ stdrtav^ Ger. sHrtvd strtvd zu strnd-ti 'stemit* av. ^^afni'Star^tU'i 'mit schöner Divandecke*, lat. «^rd^u^'das Hin- streuen, Decke* Sup. Stratum strotü. Gr. ppu)Tu^ 'Bissen, Speise*, lit. gMt^ 'zu trinken*. Got. sküdus ahd. sküt aisl. sTHqldr M. 'der Schild* (ursprttngl. 'Brett'), lit sküt^ 'zu spalten* (Präs. skeliü) 8kiltt{ 'sich zu spalten* (Präs. skylü). L&t. flatus, flitus, «ot. flödus ahd. /?uo^ M. 'Flut*.

Ai. aktüS M. 'Zwielicht, Licht, Stral, Dunkel* Gf. ^pqUtu-, vgl. got. tlA^2/7d F. 'Morgendämmerung, Frühe* nrgevm.^uwxtwOin)- 338, c), lat. noctüy Basis onoqU- (vgl. S. 435). Lat. atidet« Sup. auctum auctüy lit. duÄr^t( 'zu wachsen*, Basis a^eg-.

331. c) Den Verbaladjektiva wie lat. montio- 296) und den ^i-Abstrakta wie lat. monüio 323) entsprechen solche iu-Formen wie monitusy Sup. monüum monüü,

332. d) Den Verbaladjektiva auf -ato-, -ito-y -öto-, -Uo- 297) und den Abstrakta auf ati-y -iti-, -oti-y -iti- 324) ent- sprechen folgende ^w-Formen. Gr. ßorjxu^ 'das Schreien, Ruf*, zu ßodu); lat. ornatus Sup. omatum ornatü umbr. Sup. anseriato *observatum* (zum -o s. 1 § 102, 2 S. 108); ir. nertad 'das Stär- ken*, zu Präs. nertaim, molad 'das Loben, Lob*, zu Präs. mo- laim; got. gaunöpus M. 'Trauer*, ahd. klagöd M. 'Klage* (im Hd. besonders -«dd, -nöd, -löd, wierichisöd 'Herrschaft* zu nchi- sönj ellinöd 'Eifer, Wettstreit* zu ellinön, hantolöd 'Hand- anlegung* zu hantalOn)y aisl. kuiad M. 'Einladung* ; lit. lankötp^ 'hin und her zu bewegen* aksl. lqkat% 'zu täuschen, zu betrügen*. Gr. iToOfiTu^ 'das Verlangen*, zu iroO^u); lit. gudStt^-s 'gierig zu sein' aksl. razumeth 'zu verstehen*. Gr. dXaujTii^ 'Blendung'; lit. jükutt^ 'Scherz zu treiben*. Lat. vestitus Sup. vestUum vestitü; aksl. gostü^ 'zu bewirten*. Bei den ir. Substantiva •auf '{%)ud zu abgeleiteten Präsentia der kelt. 3. Konjugation

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§ 382.] NominalBtammformantien. ^, ^, dA-Formantien. 44&

(2^ S. 1128) Hegt ZarttckfUhrnng dieses Aasgangs aaf -itu-s^ nahe, z. B. bei cainiud 'das Schmähen' zu cainim 'ich schmähe'^ foülsigud Mas Zeigen' zu foülsigim 'ich zeige', sudigud 'das^ Setzen, Anlage' zu sudigim 'ich setze'. Bei den Römerin ging von magigtratus (zu magistrare 'regere et temperare*) neben magüterj jüdicatus (znjüdicare) neben judex ein einheit- liches -attts ans zur Bezeichnung eines Amtes u. dgl., wie tri-- hünoius zu tribünusy pontificatus zu pontifex, principatus zu prineeps. und in einer freieren Weise wurde im Oermanischen 'Opus als Konglutinat produktiv (ttber den Wechsel got. -opus : 'ödusy wie gaunöpus : toratödus s. 1 S. 853, Thumeysen IF. 8, 210) : ohne dass ein entsprechendes Verbum auf -on vorhanden war, z. B. got gabaürjöpu8 'Wollust' mannisködtis 'Menschlichkeit', ahd. stntöd 'Streit' leichöd 'hymenaeus, concubitus' erdbiböd 'Erd- beben', aisl. urmdr 'Wonne'. Das Ags. und das Nord., die den. Ausgang -nöpu- bevorzugten, wie ags. haftnod 'Haft' zu hceß- mauj aisl. batnadr 'Verbesserung' zu bainay Hessen diesen als einheitliches Formans an die Stelle von älterem -öpu- treten, z. B. SLgs. fujelnod f^rfujelod 'Vogelfang' zu fujdian, aisl. dug- nadr 'Tüchtigkeit, Hilfe' zu duga.

6r. f^ucTraicTu^ 'das Herumzerren, Misshandlung' zu f^uardZui,. dptraKTu^ 'Raub' zu äptrdZui, dKOvrioru^ 'das Lanzenwerfen^ Lanzenkampf' zu äKOvriJ^ui, KiOapiOtu^ 'das Zitherspielen' zu KiOapiZu), d(ma<mi^ 'Begrüssung' zu d<T1Td2;o^al, xo^^tttu^ 'Be- schwerlichkeit' zu x^^^'^TTUi. Im Germ, entstand der Ausgang ^'OssU'Z an den Verba auf got. -atjan ahd. -azzen {-ezzen -izzen) = gr. -oZeiv aus •-abjeev, wie got. lauhatjan 'leuchten' ; -assu-z also = -a(7Tu-^ in dairaotu^. So got. ibnassus 'Gleichheit, Billig- keit' (vgl. ags. emness) von ^ibnatjan (zu ibns 'gleich') = ags. emnettan 'adaequare'. Frtthe hat sich -assus von seiner Aus- gangsstelle entfernt, und so stehen hörirmssus 'Ehebruch' neben hörinöny Ukinassus 'Heilung' neben Ukinön u. dgl.^ und -tn- assiM scheint als einheitliches Konglutinat übertragen zu sein ia kalJcinassus 'Hurerei' neben kalkjö 'Hure', blötinassus 'Gottes- dienst' neben blötan. Ohne -n- im Got. nur ufarassus *Ober- fluss' zu ufar 'über'. Auf ein ^kntissus *das Knien', zu *kmh tjan 'knien', lässt got. knussjan 'auf die Kniee fallen' schliessen

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446 Nominalstamraformantiej). ^, d-, dA* Formantien. d3d--dd5.

(S. 181). Im Westgermanischen erscheinen neben (-n)-a««(u}- auch (-n)-tt*^tt)- und (-n)-w«(tt)- mit mehrfachen, durch Über- gang in die Flexion femininischer und neutraler Abstrakta her- vorgerufenen Umgestaltungen des auslautenden -u-, z. B. ahd. werdnussa 'iustifieatio* untcerdnissa 'contemptio' hUUnussi 'clan- gor' volnissi 'plenitudo'; selten ohne -n-, wie ratussa ratissa 'Rätser. Vermutlich (anders van Helten PBS. Beitr. 17, 297 ff.) waren i und u in westgerm. -m«(w)-, -ussiu)- uridg. i und u, -is8{u)' also wie gr. dKOvriaxu^, -ussiu)- wie got. knussjan.

833. e) Formen auf -etu- {-o-tu-). Vgl. § 298. 325.

Av. ratU'S M. 'Zeitraum' neben ai. rtü-i M. 'bestimmte Zeit, rechte Zeit* (S. 442); von derselben Art vermutlich ai. krätu-s M. 'geistige Kraft, Tüchtigkeit' av. xratu-i M. 'Absicht, Plan, Geisteskraft, Verstand*.

Ai. vahatü'S M. 'Brautzug', tanyatü-i 'Donner' zu tänyorti 'es donnert' (vgl. S. 385 über lat. tonitru «), Adj. tapyatü-i 'heiss, glühend' zu tdpyorti 'er erhitzf . Ir. -{tjud bei primären Verba der kelt. 3. Konjugation (2^ S. 1075 f.) kann auf -ie-tths zurück- geführt werden, z. B. cuitbiud 'das Verlachen, Spott' aus ^cud- dibithuSf älter vielleicht *com-tibietu8, zu tibim -tibiu 'ich lache'.

334. 'S'tU' (vgl. '8'ti' § 326) und es-tw (vgl. -es-ti- % 327, b, b). Lat. aestus aus *aidhs + tur zu ai. idhas- gr. al6o^ N. (l S. 626. 628. 670) vgl. av. aisma- 176, a). Ir. tes, Gen. testtj M., kymr. com. tes 'Hitze' urkelt. Hepstu-s zu ai. tdpas- lat. tepor (1 S. 516. 686). Got. wahstus aisl. vqoctr M. 'Wuchs', vgl. got. us-waJists S. 437. Got. maihstus ahd. mist M. 'Mist' zu ^igs. mi^an 'mingere' W. meigh-. Mnd. hurst hörst M. F. 'Ge- strüpp' urgerm. *xurstU'2 mhd. harst M. 'Reisighaufe, Haufe, Schar' urgerm. ^x^'"'^^^'^} '^^ J*^- C'er^« Cereris W. ^r- 'crescere'. Aisl. Z^Ä^r M. 'Fehler' urgerm. Haxstu-z neben ahd. lastar N. 255 S. 347). Lit. skirpstus M. 'Rotbuche' vgl. sUfpstas 'Schiessbeere' und preuss. skerptus 'Rüster'. Das Konglutinat -estu' nimmt man an für ir. soUus follus 'glänzend, hell', dorus N. kymr. drtos com. daras 'Tür', urkelt. ^d^^orestu (1 S. 244).

335. tu- in Zahlwortsubstantiva. Die griech. F. TpiKTu^ 'Dreiheit, Drittel*, xerpaKTu^ 'Vierheit, Vierzahl' sind ent- weder von den Adv. xpixa, x^xpaxa oder von ♦xpi-KO- *x€xpa-KO-

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^ 336—337.] NominalBtammformantien. t-y d-, dA-Formantien. 447

(: ai. dviJca- 'aus zweien bestehend^ MJcd- 'dreifach*) aus ge- bildet worden. Att. xpimi^ F. 'Dreiheit, Drittel' war Umbildung von TpiKTu^ nach dem Muster von xpirrö^. Hesych's xpixu^ * Tpid^, falls unverderbt, stellt sich zu xpixo^, wie trevxTiKoaxu^ F. "" Anzahl von 50' (entsprechend ^Kaxoaxu^, x^^ioaxu^ u. a.) zu irev- xTiKOiTxö^. Neben x^Xioaxü^ auch x^Xiaaxu^, zu x^^i^i?« Hier ist auch ^m(Tu-^ 'halb' (PI. fmiaee^) aus f\\x\Tvq (kret. [t^]|liixu-^kxu)), Fem. i\}i\ae\a epid. fifiiixeia, zu nennen. Das Wort war ursprüng- lich Subst. und zwar M., wurde Neutrum nach öXov (%i(Tu 'Hälfte') und dann erst adjektivisch (Ber. d. sächs. 6. d. W. 1901 S. 90 f.). Zu seiner Formansgestalt -tu- -te^- vgl. delph. xpiK- T€uav zu xpiKxu^ und att. xpixxo(i)a aus *xpixxoFia. Aksl. mit -ko- abgeleitet 377) 6etvrht^1c^ 'Donnerstag' p^Hki 'Freitag' zu 4etvrht^ 'vierter' pqt^ 'fünfter'.

336. 2) Die neutralen ^tt-Stämme. Deren gab es in allen Sprachgebieten nur wenige. Ai. vdstu 'Sitz, Ort, Gegen- stand' vdstu 'Stätte, Hof Stätte, Haus', gr. Fdaxu fiaxu neben daxö^ 'Bürger' kymr. gwas ir./b«« 'Diener' (1 S. 162. 771); daxö^ wohl aus *Fa(TxFö-^ (vgl. ai. ndva-vOstva- Bezeichn. eines mythischen Wesens), gleichwie d(TxiKÖ<; 'städtisch', kret. Fd(Txio^ 'städtisch' vermutlich aus *Fa(TxFiK0^ und *Fa(JxFio^ hervorgegangen sind 115, b. 376 j. Ai. ddtu 'Teil' S. 443; Adv. jdtu jatü 'über- haupt, vielleicht, irgend einmal' war wohl ursprünglich 'das All- gemeine', vgl. jati'i in der Bedeutung 'Gattung, das Allgemeine' aus *ff^ti'8 (S. 434); ddtu und jdtu waren Opposita. Gr. 91XU 'Spross', wozu 9ixu^ 'Erzeuger' (S. 440. 443); ^mau 'Hälfte' §335. Lat. artu neben artus S. 442 (N. wie membrum); testu 'irdnes Geschirr' neben testum testa. Ir. sruth 'FIuss'; recht 'Recht' neben lat. Sup. rectum S. 442; suth 'fetus' neben ai. sütu-i S. 443; vgl. auch dorus 'Tür' S. 446. Ahd. Ud aisl. lid 'süsses Getränk' S. 443 f.

Formantia -t^o- -t^ä- {-tu^o- -tw^ä-) und -te^o- -te^ä-^).

337. In den Formantien -t^o- -t^a- {-tu^- -tu^a-) und -f^ifo- 'te^a- haben -0-, -a- das Aussehen eines an ^u-Stämme

1) Benfey Idg. Part Perf. Pass. auf tua oder tva^ Nachr. d. gött. Ges. d. Wies. 1873 S. 181 ff. Papageorgios TTcpl totv (»rumaTi-

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448 NomiDalBtammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 388.

angetretenen Bildongselements 93, e, a S. 162, § 124 S. 199f.)^ and diese Formantien -t^- asw., als einheitliche Gebilde be- trachtet, haben das Aassehen teils von primären, teils von deno- minativen Formantien. Wir teilen nach letzterem Gesichts- pankt ein.

338. 1) Funktion als Primärformans.

a) Gerandiva (Part. Fat. Pass.). Ai. hdntva-s av. jq'&voa- 'occidendas' zu Inf. ai. häntu-m, ai. vdktva-s av. vax^dwa- 'dicen- dus*, ai. Ädr^ca-« 'faciendas'Jdn^üa-«Jawöt?a-«'procreandus*, av. upa-6ar*i^i?ö^ara-*derleichter hinzabringen ist' t?ar/r^üa-'faciendus* yaS^'&wa' 'venerandas' (für lautgesetzliches ^yaitva-) asw. Das im Ved. oft zweisilbig zu lesende -^va- (Edgren Joum. of the Am. Or. Soc. 11, 82 ff.) mag -tuva- gewesen sein, doch steckt darin vielleicht zumteil -tava- (vgl. -tavyor § 113, b S. 187 und gr. -T€[F]o-<;). Gr. -t€[F]o-^ in boT^o^ Mandus' tpöttt^o^ 'scriben- dus* iToiTiT^o^ 'faciendus' usw.

b) Lat. mütuos vermutlich aus ^moite^o-s, zu lett. mUurs 'Tausch*; von gleichem Aussehen ist Fatuos, Name des Faunus als Weissagers.

Lat. mortuos und aksl. mrhtvi 'tot' (vgl. lit. martvi mar- tuve Test') gehören zwar ihrem formantischen Bestandteil nach hierher, sind aber, wie es scheint^ von eigentümlicher Entste- hungsart. Man betrachtet sie gewöhnlich als Umbildung von *mrt0'8 = ai. mrid-s nach dem Oppositum lat. vlvos aksl. Hm. Richtiger scheint mir, von *mryo-« =ir. warft (1 §516,3 8.468. 2 § 125, d S. 203) auszugehen und anzunehmen, dass in dieses ein t ebenso nachträglich hineingekommen ist wie in ai. mrtyü-i für *mrivr8 150 S. 224).

c) Substantiva. Zu gr. Ttu^ usw. 330 S. 443) gehören: gr. it^[F]ä (€It^[F]ä) 'Weide', olouri otcruov eine Weidenart oTaoc 'Dotterweide' oTaov 'Strick' (kret. FoiJo-?, s. R. Meister Dor. u. Ach. 1, 81 f.) aus ♦Foituo- ♦Foituö- (Her. d. säehs. G. d. W. 1901

kCöv ^mO^Ttuv -T^o<; -r^a -t^ov irapd 27 iroiriTat^ t€ Kai neZot^ avTTP«- (pcOaiv, Athen 1880. Bishop The greek verbal in -reo, A. J. of Ph. 20, 1 ff. 121 ff. 241 ff. Über dieselben Bildungen vgl. die 8. 894 Fussn. 1 genannten Arbeiten von Gross, Moiszisstzig, Kopetsch.

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8 B89.] Nominalstammfonnantien. t-, d-, cfA-Formantien. 449

S. 91 f.), prenss. vntwan 'Weide* apetoittoo 'üferweide*, vgl. auch aksl. mtvh 'Zweig*.

Im Ar. substantivierte Neutra der unter a) genannten Ver- baladjektiva» wie ai. kärtvam *zu tuendes Werk, Aufgabe' av. stao'&vDd-m 'das Beten*. Dazu russ. jastvo 'Speise* Sitvo 'das Nähen* aksl. iuvüvo 'Sinnesorgan*, auch got. gaidw 'Mangel* ags. jäd 'Mangel, Armut*, falls es zu ai. jd-ha-ti 'er verlässt* hlnd-s 'verlassen, mangelhaft* oder zu ahd. geincyn gUn 'hiare*, nicht zu ahd. git 'Gier' lit. geidzü 'ich begehre* gehört.

Nomina instrumenti. Im Balt. eine produktive Klasse, z. B. litpiautüvas lettpTautawa 'Sichel* {lit piduti 'schneiden*), lit.aM- tuv(i-8 autava-s 'Schuhwerk* (aüti 'Schuh anziehen*), broksztüvas *Butterfass* {bröJcszti 'buttern*), Jcosztüvas lett. kastatca 'Durch- schlag, Seihe* (lit. köszti 'seihen*), lit. skiltuvai PI. 'Feuerzeug* lett. schJtiltatoa 'Feuerstahl* (lit. skilti 'Feuer anschlagen*), preuss. schuttian 'Zwirn' (lit. siüti 'nähen*). Vgl. Leskien Bild. d. Nom. 565ff. Aus dem Griech. hierher biKxuov 'Netz* (das späte biKTu- ßöXo^ -ßoX^u) erweist keinen alten fw-Stamm) zu biKcTv 'werfen*, vermutlich auch fiXcKTov fiXeiao^ 'Weingefäss, Becher* (vgl. oben oT(To^), zu lit. latus ('Guss*) 'Regen* liti 'giessen' (S. 444). Seltner sind Personenbenennungen dieser Art : lit. hiauretuvaa 'contami- nator* zu biaurM-s 'Abscheu haben*, palaistuvas 'Nichtsnutz^ Hurer* (vgl. palaidü § 216) zu lett. laift lassen*, aksl. rybitvh 'Fischer*. Diese verhalten sich zu den neutralen Substantiva, wie gr. baiTpö^ zu baitpöv usw. 254).

Feminina. Got. wahtwa oder tcahtwö (nur todhtwöm Dat. PI. belegt) ahd. wahta 'Wache* zu got. tcakan 'wachen*; got. ühttoö 'Morgendämmerung, Frühe* neben ikuciktü-i (§330 S.444). Lit. brastva 'Furt', nasztvos PI. 'Sänfte*, lanstva 'Viehstair (zu lendü 'ich krieche'). Aksl. äqtva 'Ernte' ( : ai. hdntva-s S. 448), irhtva 'Opfer', kl^tva 'Schwur, Fluch', britva 'ScTieermesser', mo- litva 'Gebet', äeletva 'Trauer', r^vatva 'das Reissen' (Krankheit).

d) 'S-t^O'y vielleicht im Anschluss an Nomina auf -s-tro^ 255): got. waürstw 'Arbeit, Werk' zu toaürkjan 'wirken* (1 8. 703), wohl auch in aksl. bestvo 'Flucht', zu bi&aii 'fliehen*, vgl. hstvhje 'Reise, iropeia' zu Shd- (Meillet Etudes 306f.).

339. 2) Funktion als Sekundärformans.

Brngmann, Omndriss. II. l. 29

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450 NominalBtammformantien. ^, d-y d^-Formantieii. 340.

Neutrale Abstrakta auf -t^ö-m im Ar. and Germ.: ai. d^va- tvä-m 'Göttlichkeit' zu devä-s *Gott*, Satrutvä-m Teindschaft' zvLidtru'f¥^mA\ 6ÄrÄ^r^rd-m 'Brüderschaft* zu fcÄrrftor- 'Bruder', rak^astvd'fn "dämonische Natur' zu rakids- 'Unhold, Dämon*, priyatvd-m 'das Geliebtsein' zu prtyd-s 'lieb, beliebt', av. frat9- ma^9-m 'Primat' zu frat^ma' 'primus', ratu^^-m 'Richteramt' zu ratU'i 'Richter', got. pitoadto 'Knechtschaft' zu J^tu« 'Knecht'. F. im Genn.: got. frijqptoa 'Liebe' (vgl. oben ai. pritfaivd-m) zu frels 'frei' frijön 'lieben', wonach als Oppositum fijapwa 'Feindschaft' zu fijan 'hassen'. Lit. senätve 'Alter' zu sinas 'alt'.

Nicht ganz klar sind die slav. Abstrakta auf -hstvOj wie aksl. bo£hstvo 'Göttlichkeit, Gottheit' zu bog^ 'Gott', äenhstvo 'Weiblichkeit' zu £ena 'Weib', blqdhstvo 'Windbeutelei' zu blqdh F. 'Betrug, Possen', dithstvo 'Kindheit' zu dAt^ 'Kind', zdhstvo 'Heftigkeit' zu z^h 'heftig', vehjhstvo 'Grösse' zu vehjh 'gross*. 'hs- scheint identisch zu sein mit dem -is- von -is-qo- slav. -hskh 384), z. B. äenhstvo : ienhsJcb, Dann sind die von Adjektiven aus gebildeten Abstrakta, wie zihstvo, die älteste Schicht der t»^t?o-Formen. Vielleicht ist aber -hstvo direkt mit dem preuss. -isktod' der Abstrakta wie labbUsku 'Güte*, seüisku 'Andacht', deitoütisku 'Seligkeit' (Leskien Die Declin. im Slav.-Lit. u. Germ. 6, Bemeker Preuss. Spr. 173 f.) zu verbinden. Dann fragte es sich weiter, ob das k des Preuss. oder das t des Slav. der ältere Laut gewesen ist.

Delph. fi|Liia(Tov aus *f||Lii(jyo-v, zu f^iniau, war eine griech. Neuerung von derselben Art wie y^wkköv, s. S. 157.

Formantia -tat- -täti- und -tüU -tüti'^), 340. Diese Formantia sind Konglutinate mit -t- (§312fL) und 'ti' (§318 ff.) als Schlussbestandteil. Das Schwanken zwischen konsonantischer und i-Deklination^ z. B. ai. sarvdtat- und sarvd-

1) Th. Aufrecht Das Affix tht tat, KZ. 1, 169ff. Max Müller Über das Suffix täti^ Essays 4, 353 ff. C. Angermann Das Suffix TTiT in Primärbildungen, Curtius' Stud. 3, 122 ff. K. Wal- ter Das lat. Suffix -tat und -tut, KZ. 10, 159. C. v. Paucker Die [lat] Substantiva abstracta auf -tos, RZ. 23, 138 ff. Meyer-Lübke [Lat.] 'tas, Wölfflin's Archiv 8, 321 ff.

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341—842.] Nominalstammformantien. t-, d-f d/i-Formantien. 451

tati-, gleicht den Doppelheiten ^dehrpt- : ^dehjiH' 'Dekade'^ ai. sam-it- säm-iti" u. dgl.

Die Formen sind fem. und zwar Eigenschaftabstrakta. Nur im Irischen ist -tut- masknlinisch.

841. 1) 'tat' 'tati'. Die hierher fallenden Substantiva entsprangen aller Wahrscheinlichkeit nach dareh Erweiterung der in § 309 besprochenen Eigenschaftabstrakta auf -ta, vgl. z. B. ai. dSväta' und divdtati-, ai. guruta- und gr. ßapUTTi^ -to^. Eine wesentliche Bedentangsmodifikation ist dnrch diese Erwei- terang wohl nicht bewirkt worden, nnd es liegt demnach eine nridg. Formanshänfang oder -kontamination vor von ähnlicher Art wie z. B. bei dem ai. (Abstrakta bildenden) 'tvd-ta' in purth iatvdta- 'Menschheit, Menschenweise' oder bei dem gr.-lat. (Stoff- a^'ektiya bildenden) -ineio' (-iveo- -(t)w€o-); Isit juventas znju- venta und zu ^iu^nti-s ahd. iugund ai. yuvati-ä 327, b, t) wie ai. puruiatvdta zu puruiatva-m und zu puruidta und wie lat. pöpulneus zu pöpulnus und zu pöpuleus (S. 199).

'tat{i)' erscheint im Ar. (im Altiran, nur -tat-), Griech. (nur -TOT-), Ital.

Ai. sarvdtat' sarvdtati-i av. ha^rvatat- 'Ganzheit, Voll- kommenheit', gr. öXÖTTi^ 'Ganzheit, Allheit' zu ai. sdrvü'S gr. 8Xo^ hom. oöXo^ aus *6XFo-^. Gr. cncaiÖTTi^ 'linkisches Wesen*, lat. scae- vitos zu gr. (TKaiö^ lat. scaevos. Gr. vcötti^ 'Jugend', lat. novitas zu gr. v^o^ lat. novos. Av. hun9r^tat' 'Inbegriff des Könnens', hom. *p0Tf\Ta für •bpa-Tf^ta 'Mannhaftigkeit, Stärke' zu *ner' 'dWjp', s.S. 418.

842. Einzelsprachliches.

Arisch. Im Ai. dieses Formans nur im Ved., wo die Ge- stalt 'tat' auf Dat. Instr. Lok. Sg. beschränkt ist. Im. Av. -tat- in allen Kasus. Ai. upardtat- '}fihe, Umgebung' zu t^j^ara-« 'der nähere', av. uparcUat- 'Überlegenheit* zu upara- 'der obere*. Ai. dstcUati'i 'Heimwesen' zu dsta-m 'Heim, Heimat', satydtat- ^o^yd^ört-i' Wahrhaftigkeit' zu *a^yd-«Vahrhaft', t?a«ifdfi-i'Güte, Freigebigkeit' zu t?d«tt-i'gut', ^tati'^ 'Heil, Segen' zu Mm- N. 'Heil, Segen'. Av. amdT^tatat- amdr^tat- (1 S. 860) 'Unsterblich- keit' zu amdSa- 'unsterblich'; mit. -^ für -a- 45, 3 S. 92) iyao^nötat' 'die iyao^na-Stelle', Stelle eines gewissen Gebetes,

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452 Nominalstammformantien. ^, d-, d^-Fonnantien. 342.

daivötat' 'die rfo^a-schaft' zn daiva-; Tcdvitat- 'die Jkat^i-schaft* zu kavi'j Bezeichnung gewisser Fürsten, po^rutat- 'Vielheit' zu po^ru' 'vier, uxsyc^tat- 'Zustand der Zunahme' zu uxiyant- 'zunehmend'. Im Av. -^Ä^Formen auch auf grund von adver- bialen Formen, wie z. B. ava^tat- gleichsam 'das Wehetum' zu avöi 'wehe!', x^ai-tat- 'Zugehörigkeit' zu x^a- 'suus', yavaßtat' 'ewige Dauer', dessen Anfangsteil Dat. Sg. zu yu- yav- N. 'Dauer* ist (vgl. § 14 S. 26 f. über yavas6a tafte).

Griechisch. Nor -tot-, durch welches das Abstrakt- formans -ta- mehr noch als in den andern Sprachen zurück- gedrängt wurde 309). Nur die Ausgänge -u-töt-, -o-töt-. ßapUTTi^ 'Schwere' zu ßapu-^, t^wkutti<; 'Süssigkeit' zu y^wku^^ TaxuTi^^ 'Schnelligkeit* zu xaxu^, ßpabuxfi^ 'Langsamkeit' zu ßpabu^. OeÖTTi^ 'Gottheit' zu Oeö^, xaKÖTTi^ 'Schlechtigkeit' zu KttKÖ^, öpOörrj^ 'Geradheit, Richtigkeit' zu öpOö^. Hieraach -otät- als einheitliches Formans auch hinter konsonantischen Stämmen, wie ivÖTTi^ 'Einheit' zu el^ ivö<;, iravrÖTTi^ 'Gesamtheit' zu irä^ iTavTÖ<;, x«P*tvTÖTTi? 'anmutiges Wesen' zu xapi€i<; -evTO^, hom. bpoTTi^ für *bpa-TäT- 341), vgl. -o-cTuvri § 196, -o-Fevr- §354 u. dgl.

In diesem Sprachzweig wurde -tat- Ersatz nicht nur für -^tä' in denominativen Abstrakta 309), sondern, wie es scheint, auch für -ta- in primären Abstrakta 308, a), wenn diese auf -o-TÄ oder -u-tä ausgingen : hom. iroTi^i^ 'das Trinken, Trank' und dor. (Anthol.) trivuid^ 'Klugheit' neben hom. trivurri 'Klugheit*. Allerdings sind diese Formen auch auf *iT0T0-TctT- und *itivuto- TöT- zurtickführbar (1 S. 860).

Italisch. Hier sind -tat- und -tati- in derselben Weise wie noct' und nocti- u. dgl. zu Einern Paradigma verschmolzen; doch z. B. nebeneinander civitatum und dvitatium, '0-tat{iy : lat. bonitOs zu bonus, anxietas zu anxius, societäs zu soduSj aevüas aetas zu aevom, libertas zu hber (vgl. libertus §301). 'i'tat-: civitas zu civis, qualitas zu qualis, facultas aus ^faditas zu facilis, voluptos aus ^volupitas zu volup{e). Viele Bildungen zu 0- und zu i-Stämmen kamen, wie ihre Lautung zeigt, erst nach Abschluss der älteren Vokalabsorption in schwachtoniger Silbe (1 S. 214 ff., Ciardi-Dupr6 BB. 26, 188 ff.) auf, z. B.poste-

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§ 343.] Nominalstammfonnantien. ^, d-, c^A-Formantien. 453

ritas, asperitoSf düritas, atritas (für ^postertas^ ^aspertas, *dürta8y *atertas)y facüitaa vgl. facultas, stabüüasj acritas für ^acertas. Zu Nasal- und Liquidastämmen : juventas neben ju- venia (S. 418), dagegen virginitas zu virgo, libidinitOs zu liMdo wie gr. dvÖTTi^ (b. o.); übertäs zu öft^r, später auch überitas, auctörüas zu auctor. Zu Verschlusslautstämmen : cop^cifcZ^ zu capüx, h^reditas zu Ä^r^«, voluntas aus ^velonti-tos, wie gr. TraYTÖTTi^; doch kann voluntas auch^ zu einem ^voluntare ge- bildet sein wie satios zu satiare (§314. 324). Zu «-Stämmen: tempestas zu tempus -oris temper-t, honestOs zu honös, egestas zu egänu^='^ege8'no-, vetustas zu re^tt«, renwÄ^Ä« zu Fctiu« (vgl. S. 403. 418); aestas = ^aidhs tat- wie ae^^w« 334). Päl. Heren- tos 'Venus* osk. Herentateis Teneris* wie lat. voluntas. Zu dem hinter konsonant. Stämmen erscheinenden lat. -i-tat- vgl. § 102, 1.

343. 2) 'tut' 'tüti'. Die Kategorie der hierher gehörigen Abstrakta entsprang wohl durch Erweiterung von Abstrakta, die 'tu' (vgl. gr. |livti(Jt6^ § 131. 328) als Sekundärformans hatten^ beziehungsweise von fu-Abstrakta aus nach dem Verhältnis von trihütus tribütio zu tribus u. dgl. 303, b. 324). Eine analoge Erweiterung derselben Stammklasse liegt in den lat. Substantiva auf 'tüdo vor, z. B. servitüdo neben servitüs 363). Die An- sicht, dass 'tüt{iy ein Substantivum mit der Bedeutung 'Kraft* (zu ai. tavl'ti 'er ist kräftig, vermag') gewesen sei und lat. Jw- ventüs ursprtlnglich 'Jugend kraft' bedeutet habe (Meyer- Lübke Wölfflin's Archiv 8, 334, Prellwitz BB. 22, 110), ist zwar nicht zu widerlegen, aber auch nicht glaubhaft zu begründen. Unsere Deutung von -tut- hat ihre Hauptstütze an der klar zu Tage liegenden Entstehung von -tat- (§341)^).

'tüt{iy im Ital., Kelt., Germ, und, so scheint es, auch im Iran., wo nämlich SLY.gadötüt- 'Räubertum, Räuberbande' (zu ^ado- *Räuber') vorliegt.

Lat. juventüSy ir. öitiu 'Jugend' (Dat. öitid) aus urir. *[i]ojfiintü[t]'8, neben Isit juventa juventas.

Lat. servitüs zu servos, virtüs aus *virotüs zu vir, senectüs

1) Freilich wird, dem -tut- zulieb, angenommen, -tat- sei aus 't'ifat' entstanden, wofür aber nicht der mindeste positive Anhalt ist*

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454 Nominalstammformantien, t-, d-, d^-Formantien« 844.

zu senex nach Juventus y AlAttempestus^supremum aagnrii tempus^ neben tempestas.

Im Ir. ist 'tut' maskulinisch. Ir. oentu 'anitas' zu oen^ beothu bethu'Leben* (Oen.betTuid) aas nrkelt.*&ijfofÄ[^]-«, akymr» duiutü 'deitas' zn duiu (1 S. 327). Besonders oft im Ir. -atu -etu zu Adjektiven auf -e (-(i)io-Stämme), wie torbatu 'ntilitas' zu torbe 'ntilis', domm^fti'paupertas' zu domme Mnops'; oendcUu 'Einheit* zu oende 'einzig', ildatu 'pluralitas* zu üde 'plnralis', fliuchaidatu 'hnmiditas' zu ftiuchaide 'humidus'. Das aaffallende -^ ist noeh nicht genügend aufgeklärt^).

Got. 'düpi'y wie mtküdüps 'Grösse' zu mikäs 'gross', ga- maindüps 'communitas' zu gamains 'communis' (vgl. gamainps § 327, b, ß).

FormanB -nt- (-^<-, -ent-)^), 344. Mit diesem Formans waren seit uridg. Zeit alle aktiven Partizipia zu bestimmten Tempusstämmen mit Ausnahme des Part. Perf. 442 ff.) gebildet. Es blieb in den meisten Sprachzweigen bis auf die Gegenwart in dieser Funktion lebendig. Aber auch rein nominale Adjektiva sowie Substantiva zeigen dieses Formans. Hierfür kommt erstlich in Betracht, dass die Partizipia ursprünglichst reine Adjektiva gewesen sind, zweitens^ dass häufig auch Partizipia zu rein nominaler Natur wieder zurückgeführt worden sind 516).

1) 1,0b -atu aus -antu entstanden ist oder aus der Vereinigung zweier Dentalsuffixe (etwa -ato-tüt-), ist schwer zu entscheiden. Zimmer (KZ. 27, 461) fasst Akk. corpthadid als phonetische Schrei- bung; doch kann es, wie er selbst bemerkt, Schreibfehler sein. Mittelir. sochmattu 'Möglichkeit' spricht eher für t ab d. Die modernen Sprachen haben das Suffix leider aufgegeben. Ich persönlich neige zur zweiten Annahme, vgl. z. B. no-erladaigtis 'sie gehorchten' neben aurlatu "Gehorsam*.* Thumeysen brieflich (20. 6. 05).

2) Ebel Das Suffix -ant und Verwandtes, KZ. 4, 321 ff. Bröal Origine du suffixe participial ant^ M6m. 2, 188 ff. Baudry Le t du Suffixe participial ant^ M6m. 2, 393 ff. Bartholomae Die ar. Flexion der Adjektiva und Partizipia auf nt-, KZ. 29, 487 ff., Zur Flexion der n^-Partizipien, BB. 16, 261 ff. Weisweiler Zur Etymologie des lat Part.Praes. Akt., Jbb. f. cläss.Ph. 1889 S. 790ff. Meiliet Le part. prös. xens : euntem^ Möm. 13, 354 ff.

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§ 346.] Kominalstammformantien. ^, d-y d^Formantien. 456

In engerer Beziehung za nnsern Partizipien stand die 3. Plur. des Indikativs der betreffenden Tempusstämme, z. B. ai. sdnti 'sie sind' : sdnt-y gr. e\a\ dor. iwX : dor. Jvt-; ai. dddaii *sie geh&OL* : dddat'] bhdranti 'sie tragen* : 6Ädran^, dor. cp^povri: (p^povT-. Eine glaubwürdige Hypothese ist, dass die 3. Fl. eben nichts anderes als anser^ als Prädikat gesetztes, n^Partizipium ist.

Wir gliedern den Stoff nach der formalen Natur des Tempusstamms, zu dem das Partizipium gehört. Die eventuell nie partizipial gewesenen n^Stämme werden § 350 besprochen werden.

345. 1) Zu themavokallosen Tempusstämmen.

a) Formen auf -^nt-i-i^t-; -int- in den starken Kasus^ -nt' in den schwachen, z. B. Akk. Sg. ^s-int-rj^ ai. sdntamj Dat. Sg. *8'i}t'ai ai. sati. Das e ist mit zum Partizipialformans ge- rechnet, weil es im Partizipium sowie namentlich auch in der zu- gehörigen 3. PI. Ind. (z. B. *8dnti ai. sdnti neben *^rt ai. dS'ti, ^s-mis ai. s-mds usw.) seit uridg. Zeit als Bestandteil der Endung erscheinen musste. In einer noch älteren Periode, vor der Wirksamkeit der ablautschaffenden Faktoren, mögen aller- dings die 3. PI. und das Part, der naiven Analyse als ^(e)«^-n^t und ^{e)s4-nt'fii, unser e also als 'thematischer VokaF erschienen sein. S. van Wyk IF. 18, 49 ff.

Die alte Stammabstufung innerhalb des Kasussystems ist ausserhalb des Arischen durch Ausgleichung bis auf geringe Spuren beseitigt.

*sint- *8ift- 'seiend', zu *Mi 'ist* ^sinti 'sind': ai. sdni- sat' (F. sat'f) av. hant- hat-; dor. Jvxe^ (wie 3. PI. ivxl mit * statt ' nach den Formen mit ia-) mit dem Fem. iaaaa aus ^£[<T]aT-ia; herakl. Ivxaaax scheint aus ^äoax (vgl. ai. satsu) nach £vT€^ usw. umgebildet zu sein ; lat. praesens -sentis osk. praesentid 'praesente', wobei unklar ist, ob -sent- uridg. ^sent- oder ^s^' oder beides zugleich war; alit. Qen. PI. -sienczu re- präsentiert die Stufe ^sent-y und so dürfte diese, nicht *^-, auch fttr preuss. Dat. Sg. -sentiamu Nom. Sg. -sins anzunehmen sein (i in 'sins also fttr e geschrieben). Daneben mit Thema- vokal 0 die Form ^sont-: gr. hi)y/y djv, lat. wahrscheinlich sons^

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456 NominalstammforiDaiitien. ^, d-, (2A-Fonnantien. 345.

'schuldig' ('der es gewesen ist, der Tätery), lit. sd^ saficzo (auch isofi uud isofi) aksl. sy 8({Sta (aisl. sannr sadr ags. söd *wahr^ urgerm. *8anpa')j wie 3. PL lat. sunt aksl. 8qt^. Ai. yänt-yat- av. yant' yat- zu ai. iti 'er geht'; gr. 'Etriaaaa, Beiname der Demeter, gleich imoOaa; lat. Nom. Sg. uns (vielleicht für *jen8 nach ab'iins ad-iem, wo i nach 1 S. 280 eingetreten war); alit. iszent- 'exieas' (1 S. 289), wonach auch ent-, z. B. Akk. enti, für *jent'. Daneben mit Themavokal o gr. ioiv, lat. eunt-is usw. (wie eunt)^). Ai. ghnänt- ghnat- zu hdnti 'er schlägt' 3. PI. ghnäntif krdnt- krat- zu 3. Sg. d-kar 'er machte' 2. PI. kr-thd. Ai. usdnt- uSat- zu väifi 'er begehrt'; zum F. uiati scheiot sich dor. fkiKoxsoa zu verhalten wie laoocx zu ai. 8ati\ daneben ^kiüv ^KoOaa wie i\i}\ teOaa; das N. *F€Ka[T] (ai. u4dt) als Adv. vermutlich in *lv-F€Ka 'wegen' (ion. etvexa att. ?v€Ka), und die schwache Stammform *F€KaT- ausserdem in hom. ^Kd- €pY0^ 'nach Belieben wirkend', ^xax-TißöXo^ 'nach Belieben tref- fend', *EKa-)Lir|bn u.a. (IF. 17, 1 ff.)«).— Ob lat. voUns (neben ^volont' in voluntäs S. 453) als altes ewf-Partizip zu vult lit. pavelmi (2^S. 887) gehört oder nach den thematischen Prä- sentien [veMns zu veho) zu volo volunt gebildet worden ist, bleibt unsicher. Lit. Part. Fut. düsqs vielleicht zu den Indi- kativformen 3. Sg. düs *er wird geben' 1. PL düsme 2. PI. düste (J. Schmidt Plor. 426 f., Verf. K. vergl. Gr. 529. 608), vgl. § 348. ^mm-^nt' *mm-nt- ai. mrndnt- mrnat- zu mmd-ti 'er

o OO o

zermalmt' 3. PI. rnrn-dnii^ gr. baiiivd^ -dvxo^ 'bezwingend' Um- bildung von *ba|Liv€VT- *ba|LivaT- vgl. 3. PI. baiiivaai. Ai. cinvdnt- cinv'Ot- zu cinö'ti 'er schichtet' 3. PL cinv-änti, Saknuv-dnt-

1) sonticus und gr. aöe-^vTTi; sind von söns zu trennen und mit got. stoinps 'stark* zu verbinden (vgl. Froehde BB. 14, 109 f.).

2) Die auffallende Abstufung i^ns : euntis usw. erklärt sich wohl so. Man hatte zunächst i&is Hentis usw. Als man dann nach eo eunty eam, eundum eine mit e- beginnende Form erstrebte, war eufU' bequemer als *eefU' (dieses wie ferent- : fero usw.). Unter dem Einfluss nun von eunt setzten sich eunt-is usw. fest für Herd-is usw., während Uns sich behauptete, weil es nicht die Lautung nt enthielt (Sommer Lat. L. u. Fl. 636). Anders Meillet M6m. 13, 855 ff.

3) In Ablaut und Accent gr. ^tiiv ^kuüv : ai. särtt- uidni- = clbub^ : vidvdS'f f|di^ : ufds-.

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§ 846—847.] Nominalstammformantien. ^, d-, dA-Formantien. 457

^aknuv-at' zu iaknd-ü 'er kann' 3. PL idknuv'dnti\ gr. d^vö^ -uvTO^ 'zerbrechend' Umbildung von *Fotvu€vt- *FaTvuaT- vgl. 3. PL ion. ÄTVöai (dTvOm) att. d^vucKTi.

346. b) Formen mit durchgehendem -nt- bei Be- tonung der der Formanssilbe vorausgehenden Silbe. ^dAd-nt- zu *d4d(hti 'er gibt' 3. PI. H^d-nti, ^dMäh-nt- zu *dUdU4i *er setzt, legt' 3. PI. *dMdh'i}ti: ai. dddat- dddhat- zu ddda-ti dddha-ti 3. PI. ddd-ati dddh'ati\ im Griech. (mit i in der Re- duplikationssilbe) durch Umbildung bibou^ -övto^ TiOei^ -^vto^; im Balt.-Slav. themavokalisch lit. düdqs aksl. dady 'gebend' lit. ded^ 'legend*. Ai. bibhrat- zu Mbhär-ti bibhdr-ti 'er trägt' 3. PI. bibhr-ati, jühvat- zu juhö-ti 'er opfert' 3. PI. jühvati. Part, des «Aorists: ai. dhdkiat- zu Ind. a-dhäk a-dhakält, zu rfaÄ- 'verbrennen'; gr. durch Neubildung Tii\\tä<; -avTO^, zu firevpa 'ich kochte'.

347. c) Formen mit durchgehendem -n^. Hierher gehört

a) das Part, zu Stämmen des Typus ai. vd-ti gr. &r\-ai (2^ §579). Der lange Vokal vor -n^ ist ausserhalb des Ari- schen lautgesetzlich verkürzt (1 S. 797 ff.). Im Ar. ist nach der Analogie der bei a) 345) herrschenden Abstufung in den schwachen Kasus n weggelassen, z. B. ai. yänt-am : yat-äs nach ydni-am : yat-äs (auch F. yätt nach yati). Ai. *^^w^ 'wehend': ai. vänt- vdt- gr. &e\q -evio^, vgl. lat. ventus kymr. gtcynt got. winds 'Wind' aus *y,ent-0 8 (S. 158). Ai. ^snant-: ai. sndnt- zu snä'ti 'qv badet sich', lat. nans -antis zu nat Ai. pänt- av. pänt' 'hütend' zu Ind. ai. pä-ti. Gr. tvou^ -övto^ zu ^tvojv 'ich erkannte', bpd<; -dvT0<; zu Äpäv 'ich lief, 9av€i<; -^vto^ zu d9dvTiv 'ich erschien'. Lat. im-pUfis entis zu -plety vgl. gr. -iTiTrXei^ -evTO^ zu -ttiiiXtiilii tiXt^to; fläns -antis 7m flat\ videns •entis zu videty sedäns -entis umbr. serse zelPef 'sedens' zu lat. sedet. Got. frijönds ahd. friunt ags. fHond 'Freund' zu got. /Vyört 'lieben*, goi.Tcarönds 'sich sorgend' ahd. charOnti 'trauernd' zu karön charön (K. vergl. Gr. 532 f.), 9\\A.zittarönti zu zittaröm 'ich zittre' = *ti-trO-mi\ die Vokallänge vor dem n^Formans ist unursprünglich. Lit.j&zfcfl^^-anc^o 'suchend' zu l.VX.jhzko-mey Tgl. ahd. eiscönti 'forschend, fragend', jüstqs 'gürtend' zu 1 . PL

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458 Nominalstammformantien. t-, dr, d^Formantien. 348.

jüsto-me. Aksl. imy -({ita zu ima-H 'er hat' 3. PI. imc^. Dieser Typus ist im Slav. auch vertreten durch mhn^ -^a zu mhnv^rm^ Vir denken' 3. PI. mhn^ti ; -^^ aus -ln^, dieses aus -mt-.

ß) Für gr. Oei^ O^vto^ 'setzend', bou^ bövxo^ 'gebend' zu Ind. £-8€)Li€V ^bo^ev (ai. d-dha-t d-dat Med. d-dhi-ta d-di-ta) und für OT&q (TtdvTO^ 'sich stellend' zu Ind. iajr\y (ai. d-stha-t Med. d'Sthüä) sind als Grundformen yorauszusetzen ^dhi-nt- : •d/b-n^-, ^dö-nt- : ^dd-nt'y ^std-nt- : ^std-nt-. Lat. d^zn^ -an^i« = *d9'nt-.

348. 2) Zu tbemavokalischen Tempusstämmen. Sicher ist nur, dass die starke Stammform zu dem Ind.-Typus *bh^e'ti 'fert' (Klasse IIA in 2^ S. 915) auf -ont- ausging (vgL 3. PI. *bh&ronti dor. 9^povTi): gr. 9^pu)v -ovta, got. bairanda ahd. berantiy lit. v^4« 'vehens' Akk. vizanti aksl. t?62;y 'vehens' Akk. vezc^Hh (ai. bhdrant- av. barant-).

Vermutlich endigte ebenso die starke Stammform zu dem Ind.-Typus *rud^ti 'er klagt, schreit' ai. rudd-ti lat. rudi-tj *^idi't ai. d-vida-t 'er hat ausfindig gemacht' (Klasse II, B in 2* S. 920) auf -önt-: gr. Ibiuv -övra, got. uMands ahd. wi^anti 'wissend', lit. pirU^ 'flechtend' aksl. phny 'spannend, hängend*^ (ai. ruddnt' av. vidant')\ entsprechend Fut. *dö8iönt' 'daturus*: lit. dial. dusitis=^*dä8iq8 (ai.dosydnt). Doch kommt wegen lat». vehins rud^ns usw. und wegen lit. düs^s ^) neben düsius in Frage, ob hier nicht -int' {^^id^nt-, ^rudint-) uridg. war. Im Lat. wäre^ das -ent' von IIB auf IIA übergegangen (ront- ist nur in wenigen Fällen, wie eunt-y sont-, volüntasy bewahrt*)).

Weiter aber ist strittig, ob die Abstufung, welche das Para- digma der Stämme ai. bhdrant-, ruddnt- zeigt, z. B. Dat. Sg.. bhdrat'ij rudat-i, Lok. PL bhdrat-su, ruddt-su (so zumteil auch im Av.), altererbt war (uridg. *bh^riit; ♦rwd^^-), oder ob die themavokalischen n^Partizipia in uridg. Zeit durch alle Kasus hindurch thematischen Vokal + nt gehabt haben, in welchem Falle ai. bhirat-y rudat- eine ar. Neuerung gewesen wäre (vgl. yät- § 347, a). Diese Frage ist bis jetzt unentschieden; Literatur

1) Dem hÜ8^ steht aksl. byä^ite-je 'tö im^XXov* (Jagid Arch. f.. 8l. Ph. 28, 35 f.) gegenüber.

2) Die Versuche, die gemacht worden sind, dieses -ont- 'unt-- von gr. -ovr- zu trennen, halte ich fttr verfehlt.

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§ 349—350.] Nominalstammformantien. t-^ d-y d/i-Formantien. 459^

Ober sie bei Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 98, Verf. Grieche Gramm.» 199.

So ergibt sich aber für lat. -ent- in vehent-y rudent- ferner noch die Möglichkeit, dass es, aus den schwachen Kasus stam- mend, uridg. -^- gewesen ist.

Die Frage der uridg. Gestaltung des Part, der tbemavoka- lischen Stämme kompliziert sich schliesslich auch noch dadurch, dass das Partizipium zu dem Indikativtypus ^rudi-ti und das^ Partizipium der themavokallosen Tempusstämme nicht genügend auseinandergehalten werden können (vgl. das Nebeneinander von. thematischer und nnthematischer Flexion 2^ S. 887 ff.). Dies betrifft besonders auch die lit Form düs^s (vgl. S. 456).

349. Die konsonantische Deklination unserer Partizipia ist im Germ, und im Balt.-Slav. grösstenteils aufgegeben».

Im Germ. Reste der alten Flexion nur noch bei rein nomi- nal gewordenen Formen, wie Lok. Sg. got. frijönd ags. friend Nom. PI. got. frijönds ags. friend ahd. friunt aisl. frdendr neben dem nach der o-Deklination umgebildeten Nom. Sg. got. frijonds- Hgs,fr4ond ahd, friunt 'Freund'. Die lebendigen Partizipia flek- tierten im Got. schwach, z. B. hairanda -ins, nur im Nom. Sg. auch -nds i^-nd-a-z), bairands. Im Ahd. nach der Weise der (i)|o-Stämme beranti: dies ist die sogen, unflektierte Form;, daneben flektierte Form stark berantsr, schwach -nto.

Im Balt.-Slav. gehören ausser dem Nom. Sg. lit. veiif^ aksl. vezy zur konsonantischen Flexion lit. Akk. Sg. M. vizanti^ N. vez^j aksl. Akk. Sg. M. vezqith Nom. PI. M. vezqite für *vezqt}h ^vezqfie {s aus andern Kasus). Sonst nach der Weise der (i)io^ Stämme, Gen. Sg. lit. vizanczo aksl. veze^a usw.

350. Rein nominale Formen, unter denen einige sind,, von denen unklar ist, ob sie je einem bestimmten Tempusstamm angegliedert gewesen sind 344) ^).

*dönt', wohl Aneh^d4nt', schwache Stammform ♦dfrf-'Zahn*. Ai. ddnt' dat- M. Gr. öbouq ion. öbifiv -övto^ M. (lesb. Ö)ovt€^

1) Ob die von F. Müller Wiener Ztschr. f. d. K. d. M. 10, 349 für alte n^-Partizipia ausgegebenen arm. Nomina auf -un, wie gitun 'wis- send, weise, kundig*, macun 'geronnene Milch', wirklich hierher ge- hören, ist zu bezweifehi. Vgl. S. 461 Fussn. 2.

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460 Nominalstammformantien. t-^ d-^ (f ^-Formantien. 350.

wohl durch Anlehnung an fbuj 'ich esse*); bar- in boiKTuXoq Tinger, Zehe', falls dieses aus *baTKuXo^ entstanden ist und 'Zacke' be- deutet hatte 373). Lat. d&ns dentis M. = uridg. ^dnt- oder *dent'. *dnt' in ir. det F., Dat. dHt (i-Stamm?), kynir. dant M., com. dans (1 S. 411). *dnt' in got. tunpus M., zura w-Stamm ge- worden auf grund von Akk. Sg. tunp-u Akk. PI. tunp-uns = td, 4at'd8 (vgl. fotus § 78 S. 131, § 465 Ende); *dont' in ahd. zand zan as. tand ags. töd M. aisl. Bildi-tannr, tqnn F.: konsonan- tischer Stamm noch in Lok. Sg. ags. Ud Nom. PI. ags. tid aisl. tennr tedr; dazu wohl aisl. tindr 'Zahn am Rad, Zacke' mhd. zintf Gen. zindes, 'Zacke', ahd. zinko 'Zinke' urgerra. *tinkkö = ^tint'kö, Zinna 'Zinne' urgerm. Hindjö- {*dent'). Lit. dantis F.: konsonantischer Stamm noch in Akk. PI. dantls Gen. PI. dantü (neben danczü). Andere zugehörige Formen: ai. ddnta-s 'Zahn', av. dantan- M. 'Zahn' 209, b. 210, b), arm. atamn, Gen. ata- mauj 'Zahn'. Man pflegt *dont- an ai. ddmi gr. fbui 'ich esse' anzuknüpfen. Xi.järant- -at- 'gebrechlich, alt', gr.T^pojv -ovto^, zu ai. jdra-ti 'er wird gebrechlich, altert'. Ai. brhänt- -at- *gros8, hoch' av. bdr^zant- at- 'hoch', abrit. Brigantes ('die Hohen' = 'die Edlen' oder 'die Hochwohnenden'), ir. Brigit F., Gen. Brigte ('die Erhabene'), = ai. brhati 138, a), agerni. Burgund- iones. Zu ai. brha-ti 'er kräftigt*. Ai. Sd-ivant- -at- 'jeder der Reihe nach, vollständig, ganz', aus ^sa-ivant- (1 S. 732), gr. ttcI^ TravTÖ^ 'ganz, jeder' (ttäv mit ä nach irä^, vgl. irpö-iräv) und ä-iräq = ai. id'Svant'. Die Grundform war wohl *^ön^ zu § 347, a (Griech. Gramm.'* 548); im Ai. bog das Wort vom Nom. Sg. Mivan (wie ydn = ^yant-s) aus in die Analogie der rafl^Stämme ^in. Formantisch zusammen gehören ai. kiyant- 'wie gross, wie weit', N. kiyat 'wie weit, wie viel', apers. öiya^-kara- ("wie viel ausmachend') 'wie gross, wie viel' aus *6iyat-y ai. iyant- 'so gross' und lat. quinquiens quotiSns usw. (1 S. 91 2 f.).

Ai. rhdnt' rhat- 'klein, gering' (Oppos. brhdnt-\ pf^ant- -at' 'gesprenkelt, gefleckt', av. dr^yant- -at- 'abscheulich'. Ai. mahänt' mahat- {mahati mahddbhii) av. mazänt- mazat- 'gross'.

Gr. ^Kuüv 'freiwillig', s. S. 456, Kpeiujv Kp^uiv 'Herrscher', bpdKUiv 'Schlange' (zu b^pKO|iai 'ich blicke'), lidbujv 'Obwalter', ^piCujv ('begrenzend') 'Horizont'.

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§ 351.] Nomlnalstammformantien. t-, d-, £lA- Formantien. 461

Lat. trans umbr. traf ira, Hrans', ursprünglich wohl 'über- schreitend* (zu ai. tra-ti), in Verbindungen wie Irans mare pro- fidscitur in Oraeciam zur Präpos. erstarrt. Lat. parens^ znparity (1 S. 467), aduUscSnSj ori&is, sapiins, abundänsy congruins.

Im Kelt. sind die nf-Stämme nur als reine Nomina ver- blieben. Ir. care cara 'Freund' aus ^carants, Gen. carat, gall. Carantus Carantillus (1 S. 235); ir. U, Plur. föt^, 'heiss' zu ai. täpa-ti 'er erwärmt* lat. tepeo (1 S. 517. 846) ; brage. Gen. bragat, 'cervix*, kymr. breuant 'guttur, iugulum* (1 S. 606); ir. loche, Gen. lochet, 'Blitz* zu W. leuq- 'lucere*.

Für das Germ, seien ausser got. frijönds 347, a) noch genannt got. fijands ahd. fiant aisl. fiände 'Feind* (zu got. fijan 'hassen*), got. all-toaldands as. alowaldand 'All waltender, All- mächtiger* ahd. waltant 'Walter, Lenker', got. bi-sitands 'Nach- bar*, ahd. wlgant 'Kämpfer* helfant 'Helfer*. Auf Grundlage der schwachen Deklination des Part. Präs. wurden substantiviert z. B. ahd. furi'Sizzanto 'architriclinus* nerrento 'Retter, Hei- land*, unter den rein nominalen Feminina ist wegen -un- = -9- hervorzuheben got. hulundi 'Höhle' ('verhüllend, bergend*), vgl. § 138, a.

Formans -^cn<-*).

861. Dieses Formans, das mit -j^-, -jfen-, -^es- zusammen- hängt und vermutlich eine Erweiterung von -^en- war 536, 2), erscheint im Ar., Griech. und Lat. (hier vielleicht nur in ein^ Erweiterung)^) in denominativen Adjektiva und bezeichnete das Versehensein mit etwas oder das Geartetsein wie etwas.

In den starken Kasus -)^en^, in den schwachen -{f^-; im

1) EbeTs und Barth olomae's S. 454 Fussn. 2 genitnnte Auf- sätze. Femer: Goebel De epithetis Homericis in €k desinentibus, Wien 1858. Schuster Die homer. Adjektiva auf -€k, Z. f. Ost. G.. 1859 S. 16 ff. Schönwerth und Weyman Über die lat. Adjektiva auf oms, Wölfflin's Archiv 5, 192 ff. Stow asser Die [lat.] Adjektiva auf 'Os(8)u8j Wien. Stud. 13, 174 ff.

2) Die Annahme von F. Müller Wiener Ztschr. f. d. K. d. Morg. 10, 349 f., dass das Formans im Arm. in Wörtern auf -un und -ut erhalten sei, ist sehr zweifelhaft. Vgl. S. 459 Fussn. 1.

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462 Nominalstammformantien. ^, d-, d/i-Formantien. 352—358.

Griech. -F€T- für -Fax- mit nach -F€Vt-. Der Wortaccent ruhte im Ai. teils auf dem FormauB; teils auf dem zu gründe liegenden nStamm. Das Griechische hatte durchweg die letztere Betonung. Über Veimischung von -^ent- mit -j^- s. § 356.

362. Ai. dpöt?an^- 'wässrig', gr. öiröei^ 'saftreich'. Ai.viid- vant' 'giftig, vergiftet', lat. virösus. Gr. boXöeiq 'listig', lat. do- 2ö8U8. Gr. olvÖ€i^ 'von oder mit Wein gemacht', lat. vinösus 'voll Wein, weinartig'.

Ai. td'vant- 'tantus' yd-vant- 'quantus', Akk. Sg. N. als Ad- verb hom. Tfio^ 'so lange, bis dahin' fjoq 'wie lange' att. t^uj^ -lu)^ dor. Täq 5^ urgr. *TäFo^ ♦fiFoq 356). Vgl. ai. tvant- Hantus' nnd tvd'vant' av. '^toä-vant- 'wie du geartet, dir ähnlich', ferner ai. td'dfi- yd-dH- i-dfi-, aksl. ta-Hja-Tcb ai. asmdka- (§381).

363. Arisch. Ai. dma-vant- av. ama-t?an^ 'mächtig an- dringend, kraftvoll' zu ai. dma- av. ama- M. 'Ungestüm, Kraft' ; 4ii. putrd'vant' SLy.pu^avant- 'einen Sohn oder Söhne habend' zu putrd' pu&ra- M. 'Sohn' ; ai. vastra-vant- 'ein schönes Kleid habend' av. vastra-varU- 'mit Kleidung versehen' zu vastra-m vasttd-m 'Kleid'. k\. säbM-vant- 'mit Sippe versehen' zu sabhä 'Sippe', ki. agni'Vdnt' 'mit Feuer versehen' zu agfwi-^ 'Feuer', av. öisti'vant' 'einsichtsvoll, einsichtig', zu cw^2-« 'Einsicht'. Av. banvant' 'stralend' d. i. banuvant- (vgl. banu-mant- 'stralend') zu bdnu'S 'StraV. Ai. (2A^l?an^ 'andachtsvoll, andächtig' zu dhi-i 'Andacht'. Av. xirvarU- 'grauenhaff d. i. xrü'Vant- zu xrü'{S. 137). Ai. vfian-vant' 'mit Hengsten versehen' zu vfäan- M. 'Hengst', udanvdnt' 'wasserreich' zu uddn- N. 'Wasser', brdhman-vant- 'mit Gebet begleitet' zu brdhman- N. 'Gebet'; -an- aus -9- (1 S. 401), vgl. vHan-vasu-i § 41, 2 S. 84; av. x^anvant- 'sonnig, herrlich' zu Gen. gthav. x^^ng = urar. *s^an'S (§217, b S.310). Ai. nr-vdrU- 'männerreich' zu ndr- 'Mann'. Ai. marüt-vant- 'von den Marut (marüt-) begleitet', ^od-rdn^- 'Füsse habend' znpdd- 'Fuss', av. ast'vant'^mit leiblichem Stoff versehen, stofflich' zu a«^ 'Knochen, leiblicher Stoff, gthav. drdgvant- 'wer es mit der drug- (Lüge, Trug) hält*. Ai. idmas-vant- 'finster' av. tdmahoant- 'verblendet* zu tdmas- tdmah 'Finsternis', ai. nasvdnt' 'eine Nase habend' zu nda- 'Nase', av. tbU-vant- gthav. d^^biävant- 'feindselig' zu *j{6tf- = ai. dvii' 'Anfeindung'. Im Apers. ist nur das F. auf urar. *-j^M

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% 354.] Nominalstammformantien. t-, d-, ci^FormaDtien. 468

belegt : Hara^uvati- = av. Harax^aHi- Araebosien freicb an Seen*) = ai. Sdras'vatl FluBsname.

Auffallend mit Vokallänge vor -vant- z. B. dhavant- ^rosse- Teieb' zu diva-^ sutdvant- ^mit gepresstem Soma verseben" zu ^sutd-y Sdktivant' 'mäcbtig* zu iakti-y vUüvdnt- ^in der Mitte be- findlicb' zu viiu n. dgl. Die Erscbeinung, die wir aucb bei ai. -•van- in § 234, e angetroffen baben, bangt mit dem a in Kompo- 43ita wie gürtd-vasu-i 'dessen Güter willkommen sind' zusammen. Aucb bat man auf gr. übTüdeiq 'geöbrt* (dbr-) u. äbnl. 354) ver- wiesen. Vgl. Jobansson BB. 14, 173, Wackemagel Ai. Gr. 1, 46 f. 2, 130 ff., Solmsen ünt. 120 ff.

Neben ai. -an-vant- = *-9-J^cn^ stellte sieb in jüngerer yed. Zeit -a-t?aw^-, wie löma-vant- neben römanvant- Tiaarig* zu löman- *Haar' (nacb Art der Formen wie löma-bhU und des Wecbsels zwiscben -an- und -a- in der Kompositionsfuge, s. § 41, 2). Dieser Wecbsel Hess weiterbin bei den o-Stämmen -anvant- neben -a-vant' aufkommen, wie gartanvdnt- 'mit einer Grube verseben* zu gdrta-. Av. armavant- 'mit einem Hengst verseben' zu arSan- iiuf grund der Form des Akk. Sg. arSndm (vgl. amavant- : amd-rn).

Für ved. täpasvant- 'asketiscb, fromm' später tapövant- wie tdpö-hhii tapöjd- (1 §1007, 11, d S. 892).

Auf grund von Formen wie Jcrtd-vant- 'factum babens, getan babend' zu krtd-s 'factus* entwickelte sieb im Verlauf der ved. Periode ein Part. Perf. Akt., das dann im klassiscben Sanskrit sebr bäufig, fast immer prädikativ gesetzt, erscbeint, z. B. w4 na kaScid dräfavan 'keiner bat micb gesehn'. Ent- sprecbend im Av. gadahe vivar^zdavatö *des mäebtig gewordenen Banditen' (ai. vivrddhor 'berangewacbsen').

354. Griecbisch. aiovöeiq 'seufzerreicb' korkyr. F. axo- y6Fea[a]av zu aiövo-q 'das Seufzen, Stöbnen'. Ti^neiq 'gescbätzt, geebrt' pampb. F. Tl|idF€(j[(j]o zu T\^f\ 'Ebre'. xap'€i<S 'anmutig' böot. F. x«piF€TTav zu x<ipi? 'Anmut*. xeXrjeiq (nacbbom. T€X^€iq) 'Erfüllung babend, sieb erfüllend' wabrscbeinlicb aus ♦xeXeaFcvr- (1 S. 314, Griecb. Gramm.» 44 f.) zu x^oq N. 'Ende, Erfüllung*, b€vbpr|€iq 'baumreicb' aus ^bevbpeaPevx- zu b^vbpoq N. (att. biv- hpeai epidaur. Gen. Sg. b^vbpeoq, Akk. PI. b^vbpTi)'Baum*. Nacb

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464 Nominalstammformantien. ^, d-, dh-Formantien, [$ 365»

Art von T€X^€iq ist später Kcpdei^ 'gehörat' zu K^pa^ 'Hom' ge- schaffen worden.

Übertragung des Konglutinats -oF€vt- auf Niebt-o-Stämme : <jKiÖ€i^ 'schattig' zu OKid, ^Tixiöei^ 'reich an Klugheit' zu iif\T\^f IxOuöei^ 'fischreich' zu Ix^ö^, i^cpöei^ 'neblig' zu drjp, viqxki^ 'nivosus* zu Akk. V19-0, KXu)|iaKÖ€i^ 'felsig* zu rXcmilioE, ol^axöciq 'blutig' zu ol|ia -aro^, euÖ€i^ 'duftig' (für eurjei^) zu 8uo^ N., vgl. (TKiocibri^, 9U(yioX6TO^, ix6uo<pdTO^, i^epocpoiTi^, vi9ÖßoXo^y ai^oToXoixöq, euobÖKo^ 39. 45, 1 , a).

Nicht aufgeklärt ist die Art der Entstehung von hom« liear\€\<; 'mittelmässig' zu ili^cto^, cpoivrjei^ 'blutig' zu 90ivö(S, später olcTTpriei^ 'angestachelt' zu oTcTipo^, ^ujTrr|€iq 'mit Strauchwerk bewachsen' zu ^ubip u. a. Über die schwierigen hom. €upi{>€i^ 'modrig', KTiTübeiq 'schluchtenreich', ktiijü€i^ 'duftig', lirriüei^ 'ge- öhrt' zuletzt Solmsen ünt. 120 ff.

*Xd€i^ 'Xd^ 'gnädig' ist aus iXooq (♦iXä-Fo-^) umgebildet nach aUriei^ (Hesych aü[ä€v) neben alZriö^, T€Xr|€iq neben x^Xeio^ (S.205 Fussn. 1).

T€TpS^ -SvTo^, eine Münze, die 4 xoiXkoT galt, vermutlich aus ♦T€Tpa-F€VT-, und hiernach dann rpidq -dvTO^, vgl. av. visaHi- vant' 'zwanzigfach' '^risa^-want- 'dreissigfach' usw. und lat. qua- drana 355).

355. Italisch. Hier erscheint unser Formans wahr- scheinlich in dem lat. Ausgang -ösua aus -o-^nt^to-Sj z. B. ver- bö8U8 zu verbum, entsprechend dem av. aiavasta- zu aiavant- 300). '(ynsu^ ist nur belegt durch formömus (formunsus), das die röm. Grammatiker als vulgäre Form bezeichnen. Von den o-Stämmen aus ist -ösuSy wie gr. -öciq, auf die andern Stamm- klassen übergegangen: formösus zu forrnüy sävösus zu süva^ speciösus zu specüs, aestuösus zu aestus, libidinösus zu libidOj criminösus zu crlmeUf nivöstts zu nix niviSy lapidösus zu lapis -idis, generösus zu gentis. Anders, aber kaum richtiger, wird 'Ö8US von Wackernagel und Niedermann beurteilt IF. 10, 245 ff.^).

unsicherer ist, ob -ans aus *-avent8 hervorgegangen ist

1) Noch anders, aber sicher falsch, Stowasser Wien. Stud. 13, 174 ff.

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§ 856—857.] Nominalstammformaiitien. t-, d-, dft-Formantien. 465

in quadrdns sextdns oetdns (vgl. gr. T€Tpäq § 354), animdnSf stelldnSy ferner -ins -entus aus ^-^vents *-€vento8 in gracüsns 'lentus vioUns pestiUna u. a. (vgl. Ehrlieh KZ. 38, 95 f.). Am ehesten lässt sich cruentvs ans ^crü-vento-a = av. xrvant- d. i. xrü'Vant' (S. 462) deuten.

356. Von uridg. Zeit her besteben enge Beziehungen zwischen y^ent- und -yes- 442). Vgl. Bartholomae KZ. 29, 519 ff., Gr. d. iran. Ph. 1, 1 15, Johansson HB. 18, 45 f., Thumb Hdb. des Skr. 1, 225 f. Daher

1) der Nom. Sg. M. auf -vd = urar. ^-vds im Av., z. B. amavd^ woneben (nur bei solchen ^6n^Stämmen, welche Art und Ähnlichkeit ausdrücken) -i?q«, z. B. ^dvc^s Mir ähnlich'. 'Vc^s kann mit ai. -v^ -vdn (z. B. dma-vc^s -vdn, tvdv({s -vdn) auf urar. ^vdnts zurückgeführt werden (entsprechend könnte gr. -[F]€iq nach den Lautgesetzen auf *-Ftivt^ zurückgehen); man nimmt aber wohl besser an, dass aus der idg. Drzeit ^-yents und *-jf^ (*-jfö«?) ererbt waren und ai. -t?4« -vdn av. -vqs durch Kontamination von urar. ^-vants und ^-vds zu ^-vdns ent- standen ist.

2) Der Vok. Sg. ai. auf -vcls av. auf -vö : ai. dmavas, av. drvö = urar. ^dhrughvas.

3) Die gr. pronominalen Adverbialformen auf -Fo^, wie hom. Tflo^ att. jiux; dor. tö^ 'so lange' urgr. ♦täFo^. Sie ent- sprechen den ar. ebenfalls adverbialen Formen des Akk. Sg. N* auf -vcU, wie ai. tdvat, zu tdvant- 'so weit, so gross'*).

Vgl. die analoge Formansvariation bei -ment- 357).

Formans -ment;

357. Dieses Formans, das wie -{^n^ nur denominativ ist und mit andern m-Formantien ebenso zusammenhängt wie -^nt- mit andern |f-Formantien 351), erscheint produktiv nur im Arischen. Hier zeigt es dieselben flexivischen Eigentümlich- keiten wie -^ent' : Nom. Sg. M. ai. -m^ -man av. -md, Vok. Sg. M. aL -fnas 356, 1. 2). Z. B. ai. rnddhumant- 'reich an Sflssig-

1) Das 2* S. 561 als Nom.-Akk. N. bezeichnete gndvas KV. 2, 1, 5 ist nach Bergaigne-Henry in gndvcLS Vok. Sg. M. zu korrigieren. Brogmann, OruDdriaa. II, i. 80

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466 Nominalstammformantien, t-, d-, «f/i-Formaniien. 358.

keif av. madumant- ^Met enthaltend', ai. väsumant- av. vohu- mant' 'Güter besitzend*, ai. gömant- av. gaomant- 'Rinder be- sitzend, rinderreieh', ai. ävirnant- 'Schafe besitzend*, däadhi- mant- 'kräuterreich', höirmant- 'mit Priestern versehen', havli- mant' 'mit Opfertrank versehen*, agnimänt- 'mit Feuer ver- sehen*, mätrmdnt' 'eine Mutter habend*.

Solche Adjektiva wurden in den ar. Sprachen nur sehr selten auf grund von o-Stämmeu gebildet, z. B. ai. ydvamant- 'reich an Gerste', av. ar^^amant- 'der einen Rechtsstreit erhoben hat'. Hiei-zu vgl. § 175.

Den gr. Adverbia wie Tfi[F]o^ § 356, 3 entsprechen hier aksl. tamo 'dorthin', jamo 'wohin' mit -wo aus ♦-wo« und wohl auch hom. Tf)^oq dor. Täjio^ 'zu der Zeit, dann*. Zu diesem gr. Wort vgl. Ber. d. sächs. G. d. W. 1901 S. 100.

Formantia -d-, -do-, •den- usw.i).

358. Die d- Formantia bereiten einer die verschiedenen idg. Sprachen mit einander vergleichenden entwicklungsgeschicht- lichen Darstellung ganz besondere Schwierigkeiten. Unklar ist, wie weit es grössere Wortklassen mit einem in allen Wörtern gleichzeitig erscheinenden -d- oder -do- u. dgl. und zugleich mit foimativ gleichartigem Vorstück schon in uridg. Zeit gab. Dazu kommen nun noch mancherlei Schwierigkeiten im Einzelnen, von denen nur folgende hervorgehoben sein mögen, l) Im Lat. und im Balt.-Slav. sind d = uridg. d und d = uridg. dh schwer zu scheiden. 2) Wie weit war d- in uridg. Zeit nach 1 § 701 aus 't' entstanden, so dass das Formans mit einem der oben be- handelten ^Formantia identisch war? Vgl. z. B. gr. bcKdb-: ai. daMt' (1 S. 630); gr. K€|Lidb- : ahd. hinta 'Hindin' (urgerm.

1) Thomas The rf-Suffix, Trausact. of the Cambridge Phil. Soc. 5, 85 ff. Angermann De patronymicorum Graec. formatione, Curtius* Stud. 1, 1, 1 ff., Die mit dem 6-Suffix gebildeten Kosenamen (Meissen 1893) S. 3 ff . Leo Meyer Die homer. Vornamen und einige verwandte Bildungen, BB. 4, 1 ff . B. I. Wheeler The greek nouns in k (öoc;, Traub. Am. Phil. Ass. 24 (1893). G. Ciardi-Dupr6 Nota sui nomi greci in -6äs (-^ns)» Florenz 1903. Pokrowskij Die [lat.] Momina auf -tüdö, KZ. 35, 244 ff.

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^ 359.] Nominalstammformantieii. t-^ d-^ d^Formantien. 467

"^X^fnp'iö'); gr. x€pöi^- x^P<*^^' got« grundu- ahd. grünt aisl. grunnr (urgerm. ^jrundu- *jrunpU' aus *ghnjt{uy). 3) Wie weit war -d- identisch mit dem *Wurzeldeterminativ' -d (s. Persson Stud, 35 ff.)? Vgl. z. B. die Wörter für Geräusche ai. idhda-s *Laut, Schall, Rede, Wort' nehenidpaU 'er beteuert*, gr.^oißboq 'das Rauschen' (*-^do-«) neben ^oi2:oq i^-gV'io s) und ^pu^aTböq, x^Xaboq, XP^i^ct^o^ öder lit plüdis F.(lett. j^Zwdi PI. M.) 'Schwimm- holz am Netz* zu pliMti iplüd-) 'ins Schwimmen geraten', W. pleu . 4) Wie weit war d(o)- als Sekondärformans die W.dö- ^geben*? In Sprachzweigeu, wo -dh zu -d- geworden ist, kann zugleich an W. dhe- 'setzen' gedacht werden.

Die folgende Darstellung enthält daher manches, was seiner Herkunft und Entwicklung nach unklar ist.

869. 1) Tierbezeichnungen mit einem d-Formans. Ahd. albi^ elbi^ hgB.ielfetu celbitu aisl. (flpt aiuss. lebedb serb. läbud 284, a, § 285, b) 'Schwan', zu lat. albus. Arm. hauty Gen. hautiy 'Herde', wohl Erweiterung des durch gr. tti&u 'Herde' 149) vertretenen Wortes, vgl. lat. pecud-, Gr. K€|Li(iq -dboq eine Antilopenart. ireXeid^ -dbo^ 'wilde Taube' neben ir^Xeia, dasselbe, zu ireXeiou^* roüq t^povraq ('die Grauen') Hesych, ireXiö^ *gJ*aii7 dunkel*. ÄKpi^ -iboq 'Heuschrecke'. Kivaboq N. 'Fuchs'. x^Xibiüv 'Schwalbe*; Tcpribinv 'Holzwurm', dvGpnbinv Tr€^9pTibu)v T€v8pTibiJuv Namcu von Wespenarten ; von derselben Art vielleicht dtibiiiv 'Nachtigall', ^inuq -vboq 'Sumpfschildkröte' (vgl. Sommer Gr. Lautst. 100). miXaiLiuq -vboq (auch -iq -Ibo^) 'der Thunfisch im ersten Jahre'. Lat. pecus -udis 106 S. 180). ümbr. sorser 'suilli' sorsu Abi. 'suillo', sorsalem 'suillam* von *su'd{oy, zu sim 'suem' 80 S. 137). Lat. hirundo, hi- rüdoy testüdo, alc^do. Ahd. Äfrwj ags. heorot heort aisl. hiqrtr 'Hirsch', aisl. hrütr 'Widder', zu lat. cervos 124), gr. K^paq 'Hom*. Ahd. homu^ horna^ ags. hymetu 'Hornisse*, zu lit. szirszü (S. 296). Ahd. gana^^o ganzo 'Gänserich* ags. janof 'Schwan', zu ahd. gan-s lat än-ser usw. 401, a). Mhd. ge- me^e gam^ 'Gemse*. Ahd. agazza 'Elster' urgerm. *ajat'iö. Ahd. krebag JcrebiT; ndl. kreeft 'Krebs'. Ahd. amei^a ameiza ags. cemette 'Ameise'. Lit. baldndis M. bcUandd F. 'wilde Taube*, zu bdltas 'weiss* 284, a S. 387). kregzdi 'Schwalbe'.

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468 Nominalstammformantien. ^, d-, ä/i-FormaDtien. 360—361.

Aksl. govqdo 'Ochs'. Vgl. auch gr. Kovlq -iöo^ ags. hnitu ahd. hni3 'Lausef (vgl. Walde IF. 19, 103).

360. 2) Wörter, die ein d-Formans nicht nur in Einern Sprachzweig aufweisen. Ausser abd. alM^ (§359) nur Weniges. Ai. samdd- F. 'Streit, Kampf ^ gr. 8|iaboq 'Ge- wühl, Menschenmenge', wie es scheint, zu ai. sdm 'zusammen*. Or.xpö^aboq 'Geknirsch, knarrendes Geräusch' XP^^CZu) 'ich mache ein Getöse', ahd. gramizzOn gremizz&n ags. jremettan 'knirschen^ zürnen' ahd. gremizzi 'erzürnt', lit. grämdyti '(ein Gefäss) rein- schaben, auskratzen', zu gr. xpö^ioq 'das Knirschen' ahd. gram 'erzürnt*. Lat. glans glandis {gland- vermutlich aus *gland'} aksl. £elqdh TEichel', zu arm. kalin gr. ßdXavo^ 284, a S. 387). Gr. xoXdb€^ PI. 'Därme, Eingeweide', aksl. £elc^d'^k^ 'Magen'» X^pabo^ N. 'Geröll, Kiesel' (heraki. Gen. xopdbeoq), lat. grando aus *grandöy aksl. grad^ 'Hagel', ai. hradüni-i 'Schlossen,^ Hagel', zu gr. x^Pl^ct 'Stein, Kiesel' xpoivui 'ich streife, bestreiche'. Lat. vividus neben vivosy ir. heode 'lebendig' neben hin heo lebendig'. Unsicherer sind folgende Vergleichungen. Ai.. dridd' F. Tels, grosser Stein, Mühlstein', gr. beipdq dboq 'Fels* kret. Anpdq (vgl. Griech. Gramm. ' 120). Ai. kaküd- F. 'Gipfel, Höcker, Kuppe' kaküdmant- 'mit einem Gipfel versehen, gipfelnd',, lat. cacümen; letzteres kann auf ^cacüdmen oder *cacut8men zurückgeführt werden (vgl. § 169. 171), lässt sich aber ebenso gut mit der ai. Nebenform käkübh- vermitteln. Gr. Kr\K&<; -äbo^ 'schmähend, scheltend', wozu KTiKdZu) laiKab^u), ahd. haga^-ussa 'Dämonin, Hexe' (Franck IF. Anz. 15, 101). Lat. lücidusj got. lauhatjan leuchten, blitzen' ahd. löhazzen lougazzan 'flammen*^ (vgl. § 361) ags. liesit N. und Ujüu (niesetu) F. 'Blitz'. Lat. crüdus, ir. cruaid *hart, fest'.

861. 3) Kurzer Vokal + d als Formans. Genannt sind schon ai. samdd- drSdd- kaJcüd- § 306, gr. xe^db- rreXeidb- dxpib- § 359, b€ipdb- xnxdb- § 360, lat. pecud- § 359.

Arisch. Ai. Sardd- F. 'Herbst, Jahr' Saradd-a 'herbstlich'^ vgl. av. sar^d- F. 'Jahr' sar^da- Name der Gottheiten der Jahre,, zu lit. 8ZÜH 'warm werden' szüus 'August' lat. caleo] das For- mans von calidus ist nicht vergleichber, wenn der osk. Orts- name Callifae (Livins) dem lat. Calidae (sc aquae) entspricht

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•§ 362«] Nominalstammformantien, t-, d-, ä^-Formantien. 469

(Niedermann BB. 25, 76 ff.). Ai. hhasdd- F. "Hinterteil, weibliche Scham' (zu bhäsman- 'blasend*?). Av. ttsad- F., Bezeichnung «iner Landplage Baktrieus.

Griechisch. Zahlreiche Substantiva auf -ab-, -ib- und Adjektiva auf -ab-, wie ausser den oben genannten noch vx(p&(; "Schneeflocke', Xa^ird^ 'Fackel', t^veid^ 'Bart, Barthaar'; iivf&(; "gemischt', cputd^ flüchtig', xoKdq 'gebärend', voiiidq 'weidend', T€9pd^ 'aschfarbig'; iraFi^ irai^ (Trai(s) 'Kind', dairlq 'Schild', TXu9i^ 'Kerbe am Pfeilschaft', diriTouviq 'Oberschenkel'; ipxq -xbcq Akk. ^piv 'Streit', KdXiriq -iboq Akk. KdXmv 'Krug, Gefäss'. -ab- kann freilich auch -^rf- gewesen sein, vgl. xo^^i^^q - aksl. £el(^d'^Jc^ 360) und die Patronymika auf -&<; -dbn<; § 474, 3, d. Vgl. d^-ßdq "Männerschuh' (^iußdböt^ 'Schuhmacher') zu Adv. d^-ßaböv ßdbnv (Gf. *gUnid) und irapa-axd^ Tfosten, Vorbau' zu dTro-cTTaböv <JTdbnv 364, a).

Italisch. Lat. lapis -idis M., womit umbr. v a p e f- uapers- "sella' (z. B. vapef e) wahrecheinlich identisch ist (vgl. 1 § 485, 2). Lat. capis -idis F., umbr. kapiN capirs- 'capis', z. B. kapi¥e "capide'; lat. ccissis F., ctispis F. Lat. pecus -udis F. steht mit 'ud' isoliert.

Aus dem Germanischen ist aisl. qlpt (§359) zu nennen, cla es zumteil noch nach der konsonantischen Deklination geht. In weiterem umfang ist in diesem Sprachzweig diese Nominal- klasse vertreten durch die weitergebildeten Abstrakta wie got. stiwiti 364) und die Verba auf -atjan, denen im Griech. die Verba wie T€V€idZu) zu t^vcid^, juitdlu) zu initd^ gegenüberstehen : z. B. got. lauJuUjan ahd. löhazzen lougazzan 360), got. swö- gatjan 'seufzen', ahd. blecchezzen 'blitzen' roffezzen 'eructare* (2* S. 1106); *1cnutjan (vgl. lat. pecud-) als Grundlage von knussjan s. § 332 S. 445.

362. 4) 'd' erscheint öfters als Erweiterung von n- Formantien, z. B. lat. gland- aus ^glan-d- aksl. idq-dh zu gr. ßdXavoq 360); lat. grando aus ^gran-dr neben gr. xtpcibo^ aksl. grard^ 360); lanuv. nebrun-dinäs zu praenest. nefrön^ "Nieren* 209, b); lat. fröns -ondis zu russ. dem ßech. dm "Rasen', hom. Opöva, falls dieses 'Kräuter, Blumen' bedeutete {Solmsen KZ. 35, 474 f.); serb. läbud poln. iabqdz' neben ahd.

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470 Nominalstammfonnantien. ^, d-, dh-Formanüen, [% 863—864.

a/W-j 359); aksl. gov^-do 'Ochs' (vgl. die Tiemamen mit -en- und -en-t- § 209, a. 311); gr. NameDbildnngen aaf -ovbä-, -iwvbd- zu ov-, (UV-Stämmen böot. *Ep|Lioiövbäq,the88. KX€Övöä^ böot. laiiv- bä(; eub. 'lirTruJvbTiq 364, d). Zur Verwendung starker Stamm- form vor dem (2- Formans vgl. § 284, a.

Daher ist ein Teil der Wörter mit -racf-Formantien in ver- schiedenen Sprachen wahrscheinlich hierher zu ziehen, z. B. lat. hirundo, arundo, lit. haldndis baldnde 359), sJcüdndis M. 'Wurstmagen'. S. Persson De gerund. 28 ff.

363. 4) Konglutinat d-en- -d-on- 220) als Primär- formans in fem. Abstrakta und auf ihnen beruhenden Eonkreta im Grieeh. und Ital. ; häufig bezeichnen diese Substantiva eine körperliche oder seelische Affektion, besonders im Grieeh. Gr. airabiüv -övoq 'Riss, das Zerren, Krampf, axabüüv 'Larve, Brut- zelle der Bienen'; TtiKebuiv 'Abzehrung', dioixebuiv 'Kummer', Tüq)€bdjv 'Qualm, Dampf, cniTrebujv 'Fäulnis', vgl. 9aT^baiva 'krebsartiges Geschwür' ; irpribiiv 'Brand, entzündliche Geschwulst',, ibrjbujv 'Fressgier', |Li€Xr)ba»v 'Sorge', ÄxOtibiüv 'Schmerz', äXtii- biiv 'Schmerz', xaipnbiwv 'Freude', KXenbuiv 'glttckverheissender Zuruf, Mahnung, Kunde', 7r€^9pTibu»v eine Wespenart (von Sum- men benannt), KOTuXribiwv 'Höhlung, Saugnapf, Saugwarze'; -äbOuv in Ortsnamen, wie 'AvOäbdiv, KaXxäbujv (Fick BB. 23, 40); x^Xi- bi£iv 'Schwalbe' (wahrscheinlich vom Zwitschern benannt, vgL KixXiiüuj, KixXn). Vgl. -bavö^ neben -bu)v S. 258 Fussn. 1. Lat. rubsdo 'inis, frig^do, nigr^do, pinguedo, torpido (als Konkre- tum 'Zitterroche'), öscödOj grav^do\ cupldOy formldo^ libido'y. hirüdo, testudo zu testu neben testa 336); zu den ^u- Abstrakta 328 ff.) die zahlreichen Abstrakta auf -tüdoy wie habüüdty zu Habitus, ambitüdo zu ambittis, dann auch solUcttüdo, cön- suHüdOy servitüdo, turpitüdo, anxietüdo usw. (Pokrowsky KZ. 35, 244 ff.), vgl. 'tüt{i)- in servüüs § 343.

364. 5) Bemerkungen zu einzelsprachlichen dr Formantien.

Armenisch. Dem § 359 genannten haut vergleichen sich die di-Stämme cnaut 'Kinnbacken, Wange', zu gr. t^vu(s tvAOo^, und claut 'Halm, Stengel' zu eil 'Halm, Stengel'. Über andere

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§ 364.] Nominalstammformantien. t-, d-, d^-Formantien. 471

armen. ^FormaDtieD, wie in borot 'aussätzig' (zu bor 'Aussatz*), avazut 'sandig' (zu avaz 'Sand'), handelt Pedersen KZ. 39, 474 ff.

Griechisch, a) Das Formans der Adverbia auf -öov, -ba (Neutr. PI.) und -bnv (dor. -öäv), die eine Nebenhandlung be- zeichneten, deren Subjekt das Subjekt des Hauptverbums war, war von Haus ans Primärformans, z. B. diro-cTTaböv -axabd 'fernab stehend', ordbriv 'stehend'. Bezüglich der Natur des Voi-stübks vgl. : fuiiTbot, XltbTlv, Kpußbfiv, ßuiürjv d. i. ßuz-briv, (Jidbriv, dv-Äriv, dt-KXiböv, ^uböv, dtro-idbriv, ßdbriv, dva-cpovböv, d^pbriv, ircpi- TrX^Tbnv, (JX^böv, KXribfiv, öiro-ßXfibTiv, ßoinßriböv, 6|uiapTfjbTiv,ujpüböv wiefir-nXub-, d^-ßdb-, XuTbo<s, ^dßboq, ßdboq (ßdbov ßabiCiw), x^nbo^ (ordbio^, ^K-idbio^); iLicta-bpo^dbriv, d7n-(yTpo9dbr)v wie bpo^db-, (Txpocpdb-, xpd^abo^ Vgl. Griech. Gramm.^ 252. b) Zu den Ad- jektiva auf -bvö^ und -bavöq s. § 180 S. 258. c) -b- in Demi- nutiva. Ausser 8upi^ 'kleine Tttr' zu 8üpä, (TKuiaXi^ 'kleiner Stock' zu CKUTdXri u. dgl. besonders solche mit dem Ausgang -lo-v 118): x^ciM^biov zu x^^M^? -uboq 'Oberkleid', darnach ßoTpubiov 'kleine Traube', dtXcXubiov 'kleiner Aal', Ix^vbiov 'Fisch- lein' u. a. Häufig -ib-iov, wie x^ovibiov zu x^^vi^ -ibo^ 'Ober- kleid', dairibiov zu dairiq -iboq 'Schild', wonach dbeXqp-ibiov 'Brüderchen', Eicp-ibiov'Sch wertchen' u. a. Dial. xXdvbiov zu xXaiva 'Oberkleid' (vgl. xXavibiov), ßoubiov zu ßoö^ 'Rind' (vgl. ßotbiov). Dasselbe -b- in -ubpiov, wie ^KXubpiov 'kleine Wunde' dor. (yKi9Ü- bpiov 'Schwertchen'; der Ausgangspunkt dieses Konglutinats, das an u-Stämmen erwachsen sein muss, ist unklar. Durch -ubpiov ist es nahe gelegt, das Konglntinat -uXXiov, z. B. in SevuXXiov zu liyo^ 'Fremdling', dvGuXXiov zu dvOo^ 'Blume', auf *-ubXiov (1 § 581, 3) zurückzuführen (vgl. § 266, a S. 376). d) Hierher femer Patronymika und verwandte Personenbenennungen mit -b-: F. auf -i^ -aq -loq, M. auf -ibö^, -abäq, -labä^, -ovbäq, -u)vbä^ 362), wie TavraXi^ TavraXlbTi^, und die Formen auf -ibcüq wie uib€uq und die auf -iboO^ wie dbcXcpiboOq. S. §474,3.

Italisch und Keltisch. Im Lat. Adjektiva auf -idus^ wie lüciduHf vividus, gelidus^ solidus usw. Dass unter ihnen solche mit uridg. d (nicht dh) waren, dafür spricht umbr. ca- lersu kalefuf, da es wahrscheinlich mit lat. calUdus (calidus?) Veissstimig' zu identifizieren ist; hiemach uridg. d auch in den

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472 Nominalstammformantien. ^, d-^ </A-Formantien. 365.

Farbbezeichnnugen albidusj pcUlidus n. a. Vgl. aacb die lat. und osk.-umbr. Namen auf dio-y die wenigstens zumteil auf solchen ilo-Adjektiva beruhen. Mit den lat. (2o-Adjektiva scheinen nun die ir. auf -de (Weiterbildung von -do- mittels -(i)|o-) zusammen- zugehören : ausser lat. vividus : ir. beode 360) vgl. ir. nüide ^novus' zu nüe 'novus'^ cetrdde Primarius' zu cHne ^primus^ und aus Substantiva gebildete wie conde ^caninus'^ talmande 'terre- stris'. Freilieh muss man mit der Möglichkeit rechnen, dass -do- zumteil uridg. -dho- war: die Gleichung lat. calidiis : osk. CaUifae ist § 361 erwähnt, lat, acerbus scheint aus *dkridho8 hervor- gegangen zu sein (1 S. 218 f. 535, Niedermann IF. 10, 231 f.), und aridus (ardeo) scheint wegen der Glosse arfet ^siccum est' (C. Gloss. L. 6, 92) hierher zu ziehen. Und weiter ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen, dass das eine oder andre unter den lat. Adjektiva auf -dus ein Kompositum nach Art der ar. auf (ai.) -da- -da-, -dJid- -dha- gewesen ist, z. B. gdidus so wie av. sar^-dd- 'gelidu8\ Über lat. -dtiA zuletzt Pokrowskij KZ. 35, 233, Niedermann IF. 10, 221 ff.

Germanische Substantiva mit d-Element. Got. anda- numts F. 'Aufnahme' (für lautgesetzlich *'nunt8 nach niman) vgl. gr. iii-ßdb- Gf. ^-gurp'd^ S. 469. Got. stitoiti N. 'Geduld', ahd. himilizzi N. laquear, lacunar' mndd. himelte 'Dach', ahd. fisgizzi N. 'piscatura', mahalizzi 'causa, intentio' (Formen mit Kollektivsinn s. § 514;, ags. hietoet N. 'das Hauen'; über den Diphthong in got. aglaiti N. 'Unschicklichkeit' s. § 201 S. 290.

Baltisch-Slavisch. Hier kann cf = uridg. d und = uridg. dh sein. Im Lit. Substantiva auf -das -da -de, wie pa-klodas paklöde 'Bettlaken' zu klö-ti 'bereiten, spreiten', zmog-tüda Ttförder' zu zü-ti umkommen'. Vgl. Leskien Bild. d. Nom. 586 ff. Aus dem Slav. seien noch erwähnt Substantiva auf -da^ wie pravhda 'Gerechtigkeit', vrti&bda 'Feindschaft', und Adjektiva auf -d», wie tzr^d^ 'fest' (verwandt mit lit. tvirtas). Vgl. Meillet fetudes 319ff.

Formantia mit dh. 366. Es kommen hier zunächst einige Wörter in Betracht wie ar. ^iiudh- av. üud- 'Schuldforderung' ai. ifudhyd-ti 'er er-

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% 866.] Nominalstammformantien. k-, g-, ^^Formantieu. 473

bittet' neben iSnyd-ti *er begehrt', gr. KÖpu(s -u8oq 'Helin', KuaOo^ ^Schöpfgefäss; KciXaScx; 'Korb', ?X^iv-e-€q neben «X^t-T €<; 'Würmer' 226, 1. 390), lat. calidus =^ o%\i. Callifaey lat. acerhusy aridus (S. 472). Wie die ci-Formautien sich mit dem Wurzeldetermi- nativ'-d- berühren 358), so die dA- Formantien mit dem 'Wurzel- determinativ'-dÄ-, z.B. gr. irXfieo^ 'Menge' neben ttXii Ouj. Nomina mit einem dA-Formans^ die in mehreren Sprachzweigen zugleich aufträten, scheint es nicht zu geben ausser dem zum Reflexiv- «tamm gehörigen ai. sva-dM 'Eigenschaft, Qualität', gr. £8oq F^eoq und fjOoq FfiOoq 'Gewohnheit, Sitte', lat. sodalia aus *8^e' dalisj woneben gr. f Guj cTuiOa (Rückbildung aus dem Nomen ?). Unklar ist, wie weit lat. -d- und balt.-slav. d- in forman- tischen Silben aus -dh- entstanden sind (s. § 358. 364).

Formantia mit gutturalem Verschlusslaut.

Pormantia -ko- kä- (-&o- -fcä-, -qo- -qä), -k- (-fc-, -q) und

'SkO' 'Skä'j -iko- -ikä- -ik-, uko- -ukä- -uk-, -iko- -ffcd-

-Ifc-, -ükO' 'ükä' -wfc-, 'dkO' 'äkä- -äk-, -Sko- -ikd- -ik-y

'öko' ökä' -öfc-, 'iskO' -iskä-^).

366. Es fragt sich zunächst, welche von den drei uridg. Artikulationsarten f:qqu hei den X: Formantia vertreten sind und 'wie weit sie auseinandergehalten werden können.

Sicher steht uridg. -^(o)-, z. B. gr. irpÖKa : aksl. prok^; gr. vial : aksl. novak^'^ gr. jueTpoE : ai. maryakä-s] lat. senex senica gall. Seneca : ai. sanakd-s.

Auf 'k(o)' weisen ferner Formen der «o^aw-Sprachen, wie

1) Buden z Das Suffix kö<; (iköc;, aKÖ<;, uköO Im Griech., Gott. 1858. Janson De Gräeci sermonis deminutivis in -(oKoq, Thorn 1856. von Paucker Die [Isit.] Deminutiva mit dem Suffix -c-ulus, a, um^ Z. f. Ö8t. G. 1876 S. 595 ff. W. Otto Über die lat. Wörter auf -Ica, -fcM*, 'iciuSy 'ix und Verwandtes, IF. 15, 9 ff. Leo Meyer Das Suffix ka im Got., KZ. 6, 1 ff., Die deutsche Abstraktbildung auf ung^ BB. 8, 151 f. Rauf f mann Die innere Stammform der Adjektiva Auf -ko im Genn., PBS. Beitr. 12, 201 ff. Bezzenberger Die lett. Gradationsformen auf -d/wf, BB. 5, 97 ff. Rozwadowski De -ica «uffixo linguamm Slavicarum, Quaest. gramm. et etym. 1, 27 ff. A. Beliö Zur Entwicklungsgesch. der slav. Deminutiv- und Ampli- fikativsuffixe, Arch. f. siav. Ph. 23, 154 ff.

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474 Nominalstammformantien. fc-, g-, ^Ä-Fonnantien. 366.

ai. yuvaid-8. Dass auch ein Teil der -i(o)- in den centumr Sprachen nridg. h gehabt hat, ist daher a priori nicht unwahr- scheinlich. Aber eine Sonderung von 4c[oy und -g(o)- in dieser Sprachgruppe ist kaum möglich. Denn eratlich gibt die Funktion für solche Scheidung keine Anhaltspunkte. Femer stehen z. dem UX^juvencus im Ai. yuvaid-B und yuväka-s 'Jüngling' gegen- über, und dem gr. ä\djm\l Tuchs' (Gern -€ko<; und -tiko<;) ent- sprechen ai. löpäid'tf und löpaJca-s, arm. alu^s (letzteres erentuell eine alte Entlehnung aus dem Iran.); bei diesem Wort kommt überdies in Frage, wie es etymologisch zu analysieren ist, ob das fc-Element mit den sonstigen fe-Formantien überhaupt ur- sprünglich identisch gewesen ist (gr. dXum6<; dXu)7r6-xpou^, lit. läpe wahrscheinlich durch retrograde Ableitung, s. § 11).

Ob -ko' als produktives Formans im Balt.-Slav. vertreten war, steht dahin. Den Formen wie russ. bil48y 'weisslich' aksl. pelesh *grau' weist man besser uridg. -so- als -fco- zu, und auch die lit. Formen mit sz wie z. B. pälszas 'fahl' (Leskien Bild. d. Nom. 598 ff.) können alle auf uridg. -so- (vgl. vetuszas = aksK vet^ch^) bezogen werden, wenn auch sz in ihnen nur zumteil in Übereinstimmung ist mit dem, was bis jetzt über den laut- gesetzlichen Wandel von s in sz in dieser Sprache ermittelt ist (1 S. 785 f.). Nur in ein paar Fällen im Slav. kommt man um .80- = -ko- nicht herum, aber diese besagen wenig, weil hier k den Charakter eines Wurzeldeterminativs hat. So aksl. vlash 'Haar' = av. var^sa- M. N. 'Haar': es gehört zu \\\ fol-t 'Haar'; aksl. lesa 'craticula' aus *yloiska neben leskov^ 'e styrace con- fectus', zu got. wlizjan, S. § 368.

Hiernach scheint es angemessen, die nridg. •}(o)- und -^o)- in der Darstellung nicht zu sondern. (Hirt BB. 24, 288 nimmt an, dass qo- und -ho- im letzten Grunde dasselbe Formans ge- wesen sind, eine Hypothese, die sich vonseiten der Funktion dieser Bilduugselemente allerdings nur empfehlen würde.)

Überdies uridg quo- als produktives Formans anzusetzen, fehlt es an beweiskräftigem Material. Lat. antlquos kann ein Kompositum mit oq%h wie ai. prätika-s 'zugewandt' (1 S. 589) gewesen sein (Solmsen PBS. Beitr. 27,357), vgl. auch Thurneysen Wölfflin's Arch. 13, 30. Ebenso kymr. modryb 'matrona' com^

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§ 367.] NomiDalstaminforroantieii. k-^ g-, <grA-Fonnantien. 47&

motrep 'matertera*, das hiernach ursprünglich 'wie eine Mutter aussehend' gewesen wäre (fälschlich wird es mit ai. mdtrka identifiziert). Lat. tesqua ist etymologisch unklar, es kann Formans -jfo- enthalten haben (1 S. 321 , Foy IF. 6, 333). Ir. aese kymr. hysp (F. hesp) 'trocken, unfruchtbar' urkelt. ♦«wfcjfo«, das man weiterhin fttr -gVo- geltend macht; hängt mit av. hUku-^ F. hükvi'y 'trocken* zusammen, dürfte also ♦mg-yo- gewesen sein, vgl. gr. IcTxvö^ 'dürr* = *mg-.^o-; ausserdem aber wird *8Uq- redupliziert sein, vgl. ai. a-sa-Scdt- 'nicht versiegend*. Im Germ, erscheinen neben Adjektiva auf urgerm. *'Skaz wie aisl. horsJcr 'klug*, vaskr 'kühn* solche wie aisl. Igskr, Akk. Iqskuariy 'träge*, rqskvj Akk. rqskuafij 'kühn, tapfer*. Aber vorgerin. -squo- ist trotzdem unerwiesen. Denn mit Rücksicht auf got. hnasqua 'weich, fein* neben ags. hnesce 'zart* (vielleicht zu ai. ki-knasa-s 'Schrot, Gries*, anders Wood PBS. Beitr. 24, 530) ist wahrschein- lich Formans -u- : -ffo- anzunehmen. Dieses erscheint auch hinter germ. Je aus uridg. g: z. B. aisl. myrkr, Akk. myrkuan, 'dunkel* vgl. ir. brecc 'bunt, gefleckt* kymr. hrych 'schwärzlich* ; aisl. IcUkkr^ Akk. khkkuan 'weich, biegsam* vgl. lit. gleznus 'weich, zart*; aisl. pykkvy Xkk, pykkuan, 'dick* vgl. ir. tiug 104 S. 176). Über kuikr kykr, Akk. kykkuan, 'vivus*, das ebenfalls -yo- ent- hält, s. § 387. Es mag sich also das {i-Element in dieser Ad- jektivklasse analogisch ausgebreitet haben'). Für hierher ge- höriges gr. -TTO- ist bis jetzt kein auch nur entfernt wahrschein- liches Beispiel beigebracht worden. Vom Ansatz eines uridg. Formans -gl^(o)- sehen wir hiernach ab.

S67. Neben -fco- öfters -fc-, besonders im Griech., Ital., Kelt., wie gr. |Li€ipa£ : ai. marydkd-Sy lat. senex : ai. sanakd-Sy ir. nathir, Gen. nathrach, 'Wasserschlange*, aä, Gen.aüech, 'Fels, Stein*. Die sprachgeschichtliche Erklärung ist hier, wie in ähn- lichen Fällen (-do- : -rf- usw.), schwierig. Jedenfalls ist kein An-

1) Vgl. den gleichartigen Fall analogischen Eindringens von y bei «fc- Verben: Aisl. pryskua gegen gotpriskan 'dreschen'; got. ga- wrisqan •Frucht bringen' auf grund von '^^reähsko-. Mit ursprüng- licher Media aisl. str^kua 'streichen* zu got. strtks 'Strich*. Vgl. K. vergl. Gr. § 701 Anm.

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J

476 Noxnmalstamraformantien. k-^ g-t ^A-Formantien. 368.

lass, die konsonantische Flexion in diesen Fällen jedesmal für •die altertümlichere zu halten.

Wir nennen im Folgenden die armen. fc-Formantien (jukn, <injuk n. a.), obwohl sie vielleicht richtiger nnter den uridg. g- Formantien zu erwähnen wären (vgl. 1 S. 649 f.).

S68. l)-Äro- {qo-f-tco) hat das Aussehen eines Primär- formans oder auch Wurzeldeterminativs. Da diese Ver- wendung verhältnismässig selten ist gegenüber der denomina- tiven, liegt der Gedanke nahe, dass in den ältesten Beispielen 4ie Wurzel als Wurzelnomen vorgestellt, das Formans also auch hier von Haus aus sekundärer Art war.

Ai. dhäkds 'Behälter', vgl. gr. GriKii 'Behältnis*, vgl. gr. iQr\Ka, lat./'^gcf -fex^ W. dhs-, Alplva-sphäkd-sWon Fett strotzend*, lett. speJcs 'Kraft*, zu ai. aphdyaU 'er wird fett* lett. sp^t 'ver- mögen*. Ai. iuikd'S Mikas av. huSka- apers. ^uSka- 'trocken*, lit. suskis M. 'Krätze* lett. susckk'is 'Unreinlicher* zu dX.Suiyati lit.wttÄtiw^« 'räudig* (1 S. 732). Ai.Ärafe/d« 'buckelig*, mhd. hogger hoger 'Buckliger*, uridg« *qubffho8 d. i. *qubh'fco-8 (1 S. 700, Bartholomae IF. 10, 16 f.; anders über kubjd-s Wackernagel Altind. Gr. 2, 1 , 12. 83). Av. var^sa- M. N. 'Haar*, aksl. vlcm (aus ''^volsh) 'Haar', wozu wohl auch ai. vdUa-s 'Zweig* (Bartholomae Altiran. Wtb. 1374), zu ir. foU 'Haar* (Lid6n Stud. 48). Ai. vUika-s 'Schlinge*, ir. flesc F. 'Rute, Gerte* (urkelt. ^yliskä), aksl. Uskom ^e styrace conf ectus*, woneben, mit uridg. sJcy aksl. Usa 'craticula* nslov. Uaa 'aus Kuten geflochtene Wand, Hürde*, zu got. wliz- Jan 'schlagen, züchtigen* (Denominat. von *vliza- 'Rute, Geisse!* -oder dgl).

Ai. dtka-s av. adka- atka- d. i. a'&ka- M. 'Gewand, Kleid*, yielleicht zu ir. etim 'ich kleide*. Ai. stüka 'Zotte, Zopf*, zu prthu'itu'i 'einen breiten Haarschopf habend*, ilökas 'Ruf, Ge- räusch, Strophe* zu Srnöti 'er hört*, sumika-tf 'wohl gegründet* zu minö'ti 'er senkt in den Boden ein, gründet* (Oldenberg Veda- forschung 100 ff.). Av. saokd'm saoka 'Nutzen, Vorteil* neben ^at?aÄ- 'Nutzen, Vorteil*. Gr. q)aiKÖv Xa/HTipöv, q)aiKd>^* Xti|ui- irpÄ^ Hesych (dazu 0aiKO<;, 0aiKuXo^), zu q)aiö<; 'dämmerig* <paibpö^ q)aibi|Lio^ 'glänzend*. tttuiE -kö^ 'schüchtern* (tttuxtcTuj 'ich •ducke mich*), zu ttcttttiüj^ 'sich niederduckend*. Lat. sicctis

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§ 869.] Nominalstammformantien. k-, g^ ^A-FormaDtien. 477

aus *sitc0'8, zu sitis; cclscus zu cantis aus *ca«no-«; hierher wohl auch das A;-Element des Ronglutinats -cundus in facunduSy ficuftdusy verScundus. Ahd. luog N. *HöhIe, Versteck', zu lat. lateOy gr. Xr|6uj, aksl. lajati 'insidiari'. Aisl. laug F. 'Bad' urgerin. Haujöy zu aisl. laudr 'Seife' lat. lavo. Aisl. hliügr 'schüchtern' mhd. bliuc (hHug-) 'verschämt, verlegen, zaghaft', ahd. blügo Adv. 'schüchtern', zu ahd. blödi 'zaghaft' ags. hUad aisl. blaudr ^schwach' gr. q)XaOpo^ 'gering, schlecht, wertlos'. Ahd. sUha ags. sldhoe sld "Schlehe', zu russ. sUva 'Pflaume'. Ahd. scelahy. Gen. scelhesy ags. sceolh aisl. sJcialgr 'schief, schielend, scheel', zu gr. (TKoXiö^ 'schräg, schief, krumm' ; ahd. seelawBr Neubildung nach dweratoer neben dweraJi. Lit. at-stokas 'entfernt', zu stöti. pükas 'grau' vgl. palvas 'blassgelb', meükas ^gering, klein" < vermutlich mit ai. manäk 'ein wenig' und arm. manuk. Gen. man- karij 'Kind, Knabe, Diener' zu arm. manr ir. menb S. 178. 200. Lit. slikas preuss. slayx 'Regenwurm', zu gr. Xeio^ 'glatt' ahd. slio 'Schleie', azvitkus 'glänzend' für *8zvitka8y zu szvintü szvisti 'aufleuchten', czüszkis M. 'träger Mensch', zu czüzS 'träges Mäd- chen'. Lett. jprfi:« 'Freude', zu aksl. pn/a^i. LitAr/attpAra'Kirchen- bank', zu ArZatlp^i-^ 'knieen'. Lett. j)inX:a 'Zotte' zu jpif Wtpinti •flechten'. Lett. lauska 'Splitter, Scherbe' zu lit. Idusz4% {laui-) 'brechen'. Lit. taszkq Akk. (Genus nicht zu erkennen) 'Verhau',, zu taszjjti. Aksl. zndhb 'Zeichen', zu znati. zlaki russ. zlak 'grüner Spross, Gras', zn zehje, vielleicht zu §381. zv^ki zvqkh^ 'Schall', zu zvhnM 'klingen' zvom 'Schall'. Hierher vielleicht auch aksl. bräkb 'Heirat, Hochzeit' und rika 'Fluss' (zu lit. raivi •Streifen'?).

869. 2) 'g-ko- {'S-qo-y -s-ho-). Es gibt einerseits Nomina, deren Formans -sko- augenscheinlich mit dem präsentischen Bildungselement -sko- identisch ist, z. B. ai. prcchär ipfcchdrHy anderseits solche, die man am natürlichsten als Erweiterung eines nominalen ^Stammes mittels -ko- betrachtet, z. B. lat. ^sca lit. iska (oder iska8)=*Hsqa zu lit. SdesA-s (s. u.). Diese beiden Kategorien auseinanderzuhalten ist aber nicht möglich, und sie brauchen um so weniger geschieden zu werden, als auch bei dem präsensbildenden -sko- Anzeichen dafür vorhanden sind^ dass es ein Konglutinat -s-ko- gewesen ist (2^ S. 1029 f.).

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478 NominalBtammformantien. k-^ g-y ^A-FormantieD. 369

Lat. isca, lit. eskq Akk. (M. oder F.?) Trass*, wozu esküs *gefrä88ig*, lett. ^schka Tielfrass', aus *Stsqay zu ahd. äs *e8ca* aksl. jasli 'Krippe* lit. ides-is Trass*, Statniu. *^d[€]*- ; hierzu, wie es scheint, lat. vsscor aus ^vi-^scö-r^ ui-sprünglicb *ieh esse Ab von etwas' (2^ S. 1035, K. vergl. Gr. 468). Gr. X^cTxä Xtoxn, im Rbod. 'Ruhestatt, Grab', im Att. 'Erholungsort ftlr Müssige', ir. lese 'piger' kymr. llesg 'iufirmus, languidus', Gf . *legzgho- d. i. Heghs-qo' (vgl. 1 S.62Ö), zu gr. \i\o<; N. 'Lager', W. legh'\ da- neben abd. ir leskan 'erlöseben'. Ir. läse 'schlaff, ttäge', aisl. Z^^fcr %äge' (mit j«-Er Weiterung, S. 475), zu got. Utan 'lassen' W. Ud- Idd-. Ir. nasc 'King' abd. nuscia 'Spange, Metallscbnalle' neben ir. nascim 'ich binde' Perf . ro-nenasc, Wurzel nedh-. ^pr&ska- . *Frage, Erkundigung' Silprccha abd. forsca arm. har^ (i-Stamm) neben ai. prcchdti lat. posco = *po[rc]8Cö, W. preh pertc iperek-). *j^§«fett 'Wunsch' ai. vdnchd aisl. ösk F., ahd. wunsc M. neben ai. väncha-ti 'er wünscht', zu W. ffien- 'Gefallen an etwas finden'; ai. vaüch- für lautgesetzliches *vach' (vgl. Desider. vivasa-til s. 1 S 420, K. vergl. Gr. S. 126.

Ai. icchd 'Wunsch, Verlangen' arm. aic (nur in gewissen Phrasen, ohne dass die Deklinationsart zu bestimmen ist) 'Unter- suchung*, ahd. eisca 'Heischung, Forderung' neben ai. icchd-Hj zu ai. -eia-ti'^ bildungsgeschichtlich ist Entstehung von icchd icchd ti usw. aus *mfc- *ai88k- wahrscheinliclier als Entstehung aus *i8'k' *ai8'k-. Das Gleiche gilt von ai. tucchyd-s aksl. thSth (^tbskih) 'leer', (i)}o-AbIeitung eines Substantivs, zu av. tusaHi *er wird leer, schwach' ( -«- aus -sk-) neben dem Kausat. tao- iayeHi,

Unklar bleibt zuweilen, ob ein «fe-Nomen hierher oder zu § 368 gehört. So lat. fascia fascis, ir. basc 'Halsband' abrit. {bei Martial) bascauda 'geflochtener Korb', alb. baike 'zugleich, gemeinsam' (erstarrter Kasus eines Subst. mit dem Sinn 'Ver- bindung'), woneben ahd. aisl. bast 'Baststrick'. Ai. mlecchd-s 'Wälscher, Barbar' (unklar ist a in päli milakkha- präkr. me- lakkhu) Präs. mUccha-ti 'er wälschf, womit man kymr. bloesg 'blaesiloquus, blaesus' vergleicht.

Arisch. Ai. mürcha 'Ohnmacht' neben mürcha-ti 'er ge- rinnt, erstarrt' und mürkhd-s 'stumpfsinnig, dumm' (vgl. 1 § 597,

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I 869.] NomiDalBtammformantien. k-y g-f ^^-Formantien. 479

1 S. 545 mit Fussn. 1), zu Part, mürtd-s; man verbindet damit as. malsc 'stolz' (s. S. 480) und lit. mülJcis 'Tropf ( 1 S. 474 f.). Ai. j)ticcÄa-M.N/Schwanz, Schweif, Rute' (dazu av. paM-'Diadem'?), vielleicht zu got. faühö F. ahd. fuhs Tuchs* (vgl. ühlenbeck PBS. Beitr. 22, 538 f., Ai. Wtb. 168 f., Got. Wtb.« 42).

Griechisch. alcTxo^ N. 'Schande' 6f. *aigUzgko8 = "^aiguJis-qoSy 1 S. 625. bicTKO^ 'Wurfscheibe' aus *biKcrKo^, zu biKeiv 'werfen'. ßoiJicri 'Futter, Frass* neben ßöcTKU) 'ich ftlttere'. ^ccTKO^ 'gefällig* neben dp^cTKUj 'ich gefalle'.

Italisch. Lat. pöttca Oppositum zu Ssca. splca vulgär- lat. sp^ca verwandt mit aplna (S. 265) und mit pinnä lit. spitnä (S. 260) und daher wohl zunächst dissimilatorisch aus *speisca ^), dieses aus ^speitsJca (anders Walde Lat. et. Wtb. 468).

Keltisch. Ir. mesc 'berauschend, berauscht', zu mid *Met' ai. mddhu oder zu ai. mdda- 'Rausch' (1 S. 687). uisce M. 'Wasser' aus *utsk'io-8, zu ai. ütsa-s 'Quelle' gr. öbo^ N. 'Wasser' (1 S. 687), vgl. ahd. wascan 'waschen' (got. toatö N. 'Wasser'). Bei ir.ftmc 'zerbrechlich' urkelt. *bresku8f zu brissim ahd. bristu 'ich breche' (2^ S. 1030), besteht derselbe Zweifel wie bei lat. fascia usw. (S. 478).

Germanisch. Hier wurde -sko- zu einem produktiven Formans für Wörter mit den Begriffen rasch, aufgeweckt, tapfer u. dgl. sowie deren Opposita (vgl. aisl. Igskr 'träge' S. 478). Für einige der zu nennenden Formen besteht derselbe Zweifel wie für lat. fascia (S. 478). Ahd. rase 'schnell, gewandt, kräftig', aisl. rqskr 'kühn, tapfer' (mit y Erweiterung, s. 475), vermutlich zu got. raps 'leicht' ags. rasde 'schnell' ir. rethim 'ich laufe'; ahd. ags. horsc 'rasch, schneidig, klug' aisl. horskr 'klug', wohl zu mhd. hurtec 'hurtig', ags. hrced aisl. hradr 'schnell', lit. kretü 'ich bewege mich hin und her, schüttle mich' (teils hiermit teils mit lat. scrüta Fl., scrütdri verbindet man got. and'hruskaip 'er erforscht, untersucht'); aisl. vaskr 'be- hende, kühn, tapfer', zu aisl. t?aAra got. {(7aX;an 'wachen' ; aisl. fcar^fcr 'lebhaft', nhd. dial. karsch, wohl zu &\, ja-gr-vds- ^munter,

1) Vgl. spopondl aus ^spospondX u. dgl. (IS. 857) und vesti- pica = vesti spica (Leo M^langes Boissier 355 ff.).

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480 Nominalstammformantien. k-^ g-, ^A- Formantien. 370»

eifrig* gr. ^T^ipw Ich wache'; aisl.JiroÄiT 'stark, kräftig'; ahd. frisc SLgs. ferse 'frisch, munter'; aschwed.^r^^ifcer 'widerspenstig' norw. dial. treisk 'trotzig'; norw. dial. ulsk 'hitzig auf etwas, gierig nach etwas'; aisl. beiskr 'scharf, zu got. baitrs 'bitter" (vgl. isl. beisl 'Gebiss'); nhd. barsch 'scharf, streng' vom Ge- schmack und von der Gemütsart, wohl zu ahd. burst 'Borste'; nM. harsch 'hart, rauh', wohl zu Äarf; aschwed. varsker 'auf- merksam', zu var aisl. varr 'aufmerksam' aisl. vara 'beachten'; aschwed. duZ^Arer 'träge, lässig, säumig', zu dul dol 'träge' ahd. gi-twel'ün 'torpere, sopiri'. Vgl. noch Karsten Studier 2, 118 ff. Ein solches Adjektiv war ursprünglich auch ahd. frosc aisl. froskr 'Frosch', entweder aus ^fru^ska-z vgl. ags. frocca fro^a 'Frosch' {^prukin- *prukn-) aisl. fraukr 'Frosch', oder aus *frutska'Z vgl. anorw. /Vat^dr 'Frosch', mit ai. ^Zat?a-« 'Frosch* zu plava-U 'er springt* (Osthoff Et. Par. 1, 344 ff.). Femer hierher wohl ags. tüsc 'Stosszahn' aisl. Rata-toskr^ mythisches Eichhörnchen, zu got. stautan 'stossen' mit dissimilatorischem Schwund des s im Anlaut (1 S. 856). As. mdlsc 'stolz*, got untüamcdsks *7rp07r€Tri^*, Ungewisser Herkunft, s. S. 479, ühlen- beck Got. Wtb.« 158, v. Grienberger ünt. 229. Ahd. chüski 'enthaltsam, massig*, nhd. keusch mundartlich 'zart, zierlich, fein, schwächlich*, vielleicht zu ags. c^me 'zart, fein, schön*.

Baltisch-Slavisch. l^eii. plaskainSy 9i,xkQ\\ plaskainSy 'glatt, flach und zugleich breit' lit. plökszczas 'flach, platt' aus *plösk'tias, aksl. ploskh 'flach', zu lit. pkUüs 'breit' ai. präthas- gr. ttXAto^ N. 'Breite'. Lett. plüskas PL 'Schleuse', zu lit. plüsH 'ins Schwimmen geraten*, W. pleu-, Lit. spansktis^enge^ drückend* für *spanskas, zu spandyti 'Fallen stellen (spannen)' spcistai PI. 'Falle*. Aksl. mizga'S&tty Baumsaft' aus *moi§zgha = *moi§hs-qa, W. meigh- (1 S. 625).

870. 3) Adjektiva auf -fco- (-go-, -ko-) auf grund von Adverbien und Kasusformen.

a) Von Adverbien. Meist sind es Ortsadverbia. *prO'qo- zu *pro ai.jprd gr. irpö usw.: gr. irpÖKa (Neutr. PI.) Adv. 'so- fort', Isit. reci'procus ('rückwärts und vorwärts gerichtet'), ^rocirf (zur Bildung vgl. simul S. 361, zur Bedeutung aruss. proöb •procul, weg*), procura Gen. PL 'procemm' (procer^ nach päu»

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§ 370.] Nominalstammformantien. k-, ^-, ^^-Formantien. 481

peris), aksl. proJtb 'übrig'. Ai. paicä (Instr. Sg.) av. paskät (Abi. Sg.) 'hinten', \\t.paskui 'hinterher' zu lat. pos-t; unklar ist apers. pasa 'nach', vielleicht auf grund von *po8'ko' (anders Bartholomae ZDMG. 50, 723).

Ai. ütJca-8 'sich nach etwas sehnend' uccd 'oben', av. uskat usia 'oben' (1 § 576, 2), zu ai. üd 'empor^. Ai. tiraScd *quer durch' av. tarasia 'durch hin', zu ai. tiräs av. tarö 'durch'. Ai. antikd'S 'mit oder an etwas das Ende erreichend, nahe' zu dnti, dnuka-s 'hinter etwas her seiend, begierig, abhängig' zu dnu. abhika-s 'begierig, lüstern' zu äbhi. upa-ca-, zu üpaj in acOpaca-s 'schwankend'; bei den kopulativen Zusammen- setzungen der Adjektiva auf -ca- nach der Art dieses acöpaca-s (vgl. das lat. reci-proctts S. 480) fand Assoziation mit -ca -ca 'so- wohl — als auch* statt, vgl. z. B. aca-paracors 'hin und her gehend' und d ca pdra ca cdrantam RV. (Wackemagel Altind. Gr. 2, 1, 124. 171 f.); diese Vermischung wurde schon in urar. Zeit möglich, nachdem uridg. q und q%^ {-ca = lat. -que) zu- sammengefallen waren. Mit 'fco- apers. vi-sa-m 'alles' neben vispa- ai. viha-j dessen f^Formans von *ÄoZjfO-ai. sdrva- apers. Jiaruva- zu stammen scheint 125, b), zu ai. vi 124 Anm.).

Gr. ir^piEAdv. 'rings herum' zu nipx. ^crxaxo^'der äusserste* zu *4(Txo- aus *e§zgJu>' = *e§JiS'qo-, zu ß (1 S. 625). *7rpäK0- 'hindurchdringend, hinüberführeud' in ion. irp/jcrcTuj 'ich durch- fahre' att. irpdTTU) 'ich verrichte', zu iiipa 'drüber hinaus' Tr^päv 'jenseits'.

Lat. *recO'S, zu re-, in reci-procus, s. o. clanculum zu Adv. dam; auch dürften die zu Komparativen gehörigen Deminutiva wie meliusctdus hierher zu stellen sein ; denn es scheint, dass zunächst an adverbiale Formen -culo- antrat, z. B. plus-culum Adv., saepius'culs, und dass sich hieran erst die adjektivische Prägung dieser Formen, z. B. plüsculttSy angeschlossen hat.

Ahd. abuh äbdh as. abuh aisl. qfugr 'abgewendet, ver- kehrt', zu af,

Aksl. prekb 'quer, schief, transversus' aus *perkb, zu prS- russ. pere-. n%^^k^ 'niedrig' zu ni^^ Adv. 'nieder, hinab'.

Anm. In einigen Formen, die mit den hier besprochenen formantisch in engem Zusammenhang stehend empfunden wurden, Brugmann, Grandriss. 11, l. 31

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482 NominalfitommformaDtieii. k-, g-, ^A-Formantien. 371.

erscheint vor dem Ac-Formans ein noch der Aufklärung bedürftiger langer Vokal. So ai. dnüka- M. N. 'Rückgrat*, abhika-m 'das Zusammen- treffen',/>rd^f^-« 'zugewendet, entgegengesetzt' Subst. N. 'Angesicht', äfak€hm (av. ahäka- M.) 'Angesicht, Vorderseite', nlca-s 'niedrig, ab- wärts gehend', womit wahrscheinlich aksl. nich Adv. 'vornüber* zu verbinden ist. Hier kann die Vokallänge nach 1 § 544, 2 gedeutet werden. Doch spielen unzweifelhaft Bildungen herein, die ein zu ogtf. 'sehen' gehöriges Nomen als zweites Kompositionsglied enthalten (vgl. S. 13 sowie S. 474 über lat. an^fguo«), vgl. besonders äntka-m präitka-m mit gr. ^uiirV), itpöcwitov. In den «otom- Sprachen war die Vermischung der beiden Klassen, nachdem uridg. q und qt^ zusammen- gefallen waren, unausbleiblich. Im Ar. ist dann auch noch Ver- mischung mit den Komposita mit -aüc- (S. 13) hinzugekommen. Ob daher z. B. ai. äki 'nahe', äca- in Ocaparäca-s 'hin und zurückgehend' und in äcöpaca-s 'schwankend*, av. äöa Adv. 'hin' (urar. *äcä) hinter der Präposition ä das Formans -qo- oder das Nomen ^oq^o- 'aus- sehend' oder -aka- '{tca- = ^-^qV^o- •-f^^e- (vgl. lat. prop-inqui) ent- halten, dürfte nicht mehr zu ermitteln sein. Vgl. über diese Fragen J. Schmidt Plur. 388 ff., Kretschmer KZ. 31, 887 ff., Thumb Hdb. d. Sanskr. 219 f.

Besonders schwierig ist folgende Wortgruppe: ai. äpäka-s 'ab- seits liegend, entfernt, von vom kommend*, arm. Tiaka- als erstes Glied von Kompp! 'entgegen', lat. opäcus 'schattig' ('abgewendet von der Sonne'), aksl. opako opaky opade 'zurück, verkehrt' paky 'wieder- um* paöe 'dagegen, eher*. Dass diese Formen wirklich einheitlich zusammengehören, ist freilich nicht sicher. Der erste Bestandteil kann teils *apo *po (gr. diro, lat. po-situs ahd. fo-na)^ teils eine zu •öpi (gr. Öm-Ocv, vgl. lat. opäcus) gehörige Form gewesen sein.

Auf grund von Adverbia und zwar von komparativiscben auf 'is sind verroutlich die Nomina auf 'isko- entsprungen. S. hierüber § 384.

b) Von Kasnsformen.

Ai. mdmakors mamakd-a 'mein', tavakd-s 'dein* von Gen. mdma^ tdva,

Ahd. sweiga 'Besitz an Vieh, Herde, Weideland', von Oall^ PBS. Beitr. 28, 265 ff. ansprechend als auf *8^oi-qo' 'eigen' (vgl. ai. svdkas 'Angehöriger' § 378) beruhend gedeutet. Vgl. ahd. swein 'Knecht, Sohn' § 188 S. 274.

Lit. Mk 'wie viel', tik 'so viel', Kürzung der älteren käkas, tekas, zu *qUeij Hei oder ♦gVoi, *toi. Vgl. kenö 'wessen' § 1 88 S. 274.

371. 4) Substantivische und adjektivische k{o)'

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372—873.] NominalfitommformaDtieD. k-, g-, ^^Formantien. 483

Stämmeanf grundvonnominalenStäiDiDeD. Beidergrossen ManDigfaltigkeit des Aussehens des Vorstücks nnd bei der schon in vorhistorischen Zeiten vielfach geschehenen Ausbreitung von Konglutinaten sind für die entwicklungsgeschichtliche Be- trachtung nur zumteil die uridg. Ausgangspunkte mit einiger Sicherheit zu bestimmen, und es fügt sich hier, namentlich was die Erweiterung der o-Stämme mittels des Ar-Formans betrifft, . 4aur weniges aus den einzelnen Sprachen glatt zu einer Urein- heit zusammen. Wir fassen das einschlägige Formenmaterial zu- nächst ohne Rücksicht auf die Bedeutungsverhältnisse ins Auge.

372. a) -fco- hinter Wurzelnomina. Ai.mw^-Äd-«'Hode', lat. musculusy zu ai. müi- iat. müs 'Maus* 80, a); dasselbe fc-Formans in arm. mukn, Gen. mkan^ 'Maus, MuskeP (zur Ent- stehung der n-Deklination § 541), dessen Ausgang in armukn <}en. airtnkan 'Ellenbogen* (zu ai. irmd-s 'Bug, Arm') wieder- zukehren scheint (vgl. auch den Plur. smkunUj zu srunU Plur. ^Unterschenkel, Schienbein* aus *hrü8ni-). Lat. hücula, kymr buch 'iuvenca* com. buch 'vacca', zu lat. bös ir. 79). Lat. ^ucula sucidus, kymr. hucc 'sus* com. hoch 'porcus* ir. socc ^aü 'loligo*, ags. suju 'Sau*, ai. sükard-s 'Schwein, Eber* (um gedeutet als Su-macher, vgl. Bloomfield A. J. of Ph. 12, 25), zu lat. 8ÜS usw. 80, a). Arm. jukriy Gen. jkan^ 'Fisch*, preuss. mtcka-ns Akk. PI. 'Fische' lit. zük-mistras 'Fischmeister' zuk- ^pamis 'Fischaar', zu gr. 1x60^ 80, a).

Lat. mwÄca 'Fliege' zu einem Wurzelnomen *mtiS', wozu auch gr. jiAuia lit. mtisi 'Fliege' arm. mun (aus ^mus-no- § 195, d). mus-cu-s 'Moos' zu ahd. mos aksL vmch% (S. 166). ösctdum aus- -culum zu 08 (1 S. 173. 193. 2, 1 S. 138, Meyer-Lübke Ztschr. f. roman. Ph. 25, 357). corculum aus ^cortcelo-m^ zu cor (8. 132). ^icula zu spi'S, düctda, osk. d]iikülus 'dieculas' baut, zicolom =^*dii' mit i aus 6 (vgl. ligud 'lege* u. a. 1 8. 134), zu dien (S. 133 f.). recula zu r^s (S. 134 f.).

Ahd. (iS'C aisl. askr 'Esche', vgl. lit usis M. aksl.jasika poln. osika 'Esche*.

Ai. in Kompositis: a-tväkka-s 'hautlos' zu tvdc- 'Haut*, ^'dikka-s 'keine Weltgegend für sich habend' zu di^- 'Weltgegend'.

373. b) -ko' hinter Stämmen auf Geräuschlaute.

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484 NominalstammfonDantien. k-, g-, ^^Formantien. [S 374.

Ai. ijatkd'S neben ijanU 'zitternd^ bebend'. Mit ai. a-dat- ka-s ^zahnlos', zn ddnt- 'Zahn', lässt sich vergleichen ahd. zinko 'Zinke', zn mhd. zint aisl. tifidr, yielleicht auch gr. bdKTuXoi 'Finger, Zehe', das wegen böot. baKKuXio^ auf *baTKuXo^ zurück- zngehen scheint and nrsprttnglich 'Zacke' bedeutet haben mag (IF. 11, 284 ff.). Lat. lucunculus zu lucüns -untis (vgl. corcu- lum § 372).

Ai. anlyaskd'8 neben dniyas- 'dünner, feiner' (lat. melius- culuSy tardiusctdus s. § 370). Ai. dhanuika-m 'kleiner, geringer Bogen' zu dhdnui- 'Bogen', barhiika-s 'mit einer Streu belegt" zu barhii' 'Streu', a-riids-kars 'samenlos', a-cchandda-ka-s 'ohne Metrum', sa-Hrds-kas 'mit dem Kopf. Lat. corptiseulumj arbus^ Cfda u. dgl., wonach pömusculum zu pömum^ domusctda zu domus u. 9i.\ pulviscultAS zu pulvis -eris u. a., wonach lapisculus zu lapis 'idis'^ Adjekt. vetusculus zu vetus (vgl. vetustusj vetus- tasY^ ferner ital. Namen wie Opsci Osci, Faliscl (v. Planta Osk.-umbr. Gr. 2, 73 f.). Vgl. auch § 384 über -isqo-.

374. c) -ko' hinter Nasalstämmen. AUgemeinidg. von en-Stämmen aus der Ausgang 'i^-ko-, daneben ausserhalb des Ar. -en-ko- und -on-ko- {-On-ko-), zu vergleichen mit -9-6Ä0- 'On-bhO' {'ön-bho') u. dgl. § 284, a. Bei den parallel gehenden -gro-Formen findet sich -en-go- -on-go- auch im Ar. (urar. 'a99ga')y wie ai. piSdraga-s av. asduga-^ s. § 390.

üridg. ^iu^vfko-s 'jugendlich' zu Hu^en- ai. yüvan- (S. 297) t ai. yuvaSd'S yuvaka-s 'Jüngling', \2X.juvena1s umbr. iuengar PI. 'iuvencae' (1 § 769, d), ir. öac öc kymr. ieuanc 'jung' (1 S.411),. got. juggs ahd. iung aisl. ungr 'jung' (1 S. 802). Arm. urikn, Gen. unkan, 'Ohr' aus ^uson-qo-m 211), gr. dbKib€<;' ^viuria auf grund von *öaKO' = *ousi}-qO' (§217, a, S. 309).

Arisch. Ai. römaid-s lömaSärS 'haarig' zu r&man- löman- N. 'Haar', ai^vasd-s drvaia-s neben droan' 'eilig, schnell fahrend'. Ai. viSmaka-s Adj. zu viSman- 'Haus, Hof, ätmakas Adj. zu atradn- 'Seele, Wesen', av. spaka- 'hundeartig, Hunds-* zu span- *Hund\ Ai. räjakä-s Demin. zu räjan- 'König*, udakd-m neben uddn- N. *Wasser'.

Griechisch. Ausser dem genannten dbKib€? fallen hierher: ö(TTaKÖ<; dcTTOKÖ? 'Meerkrebs', zu ai. ogiMn- 'Bein, Knochen* (§218)^

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{ 874.] NomiDalstammformantien. k-y g-, ^^•Formantien. 486

vgl. ai. an-dsthaJca-s 'knochenlos' ; q>dp)LiaKOv 'Zauber-, Heilmitter, zn lit. buriü 'ich zanbre", vermatlieh von einem Stamm *bhpnen- (Osthoff BB. 24, 144 ff.)*). Wahrscheinlich auch -aKO-g -a£ in '"liTTraKO^, \e\ixai usw. aus -^fc(o)-, s. § 378.

Italisch. Lat homuncio (vgl. senecio) homunctdtis zu JiomOy avunculus zu *avO vgl. aisl. de usw. S. 297, Ununculus zu UnOy latrunculus zu latro (hiemhch füruncultis zu für^)), curculiunculus zu curculio, ratiuncula zu ratiOy occOsiuncula zu occarioy yglcolum-ba u. dgl. S. 386 f.; -uncul-o- übertragen in ränunculus zu rdna, mendadunculum zu mendäcium u. a. AururM zu AöcToveg (d. i. Auzones).

Germanisch, a) ürgerm. Ronglutinate -ujd-ja- = '^-ko-, 'if9'ja- = -en-ko-j vielleicht auch -aw-ja- = -on-ko- (-on-ko-). Am frühesten sind diese Ausgänge in Stammesnamen bezeugt, wie SalingiyQreut(h)ungi. Namen für Personen, Lebewesen überhaupt und als solche vorgestellte Dinge: ahd. arming 'homo pauper' zu armo 'der Arme', hüsinga PI. 'Hausgötter, Penaten*, kuning ^Eönig^,maM7i^ 'homo potens, numen*, «n^irin^^curculioVcermn^ ^Schirling', ags.Adrtwj*Hurer', lyÜinj'Kmd\ aisl. ritringfr' Weiser*, vealingr 'Armer*, blendingr 'Mischling*, hqfdingr ^Häuptling, Hauptmann*; ahd. Hildebr. sunufatarungo 'die Leute des Sohnes und des Vaters*, homung 'Homung*, mhd. nidunc 'Neider*, aisl. ^kgrüngr 'fie\d\ drtttngrr 'Verwandter*, «^«^run^r 'Mutterschwes- tersohn*, fingrungr 'Fingerring', ags. Skyldunjas aisl. Skiqldun- gar Familienname. Das Got. des Wulfila hat nur skilliggs = ahd. sciUing aisl. skülingr 'Schilling', gadüiggs 'Vetter* = ahd. gatüing gatuUng as. gaduling Terwandter'. Öfters -iwja- und -ttwja- bei demselben Wort nebeneinander, teils in derselben Sprache, wie mhd. nidinc nidunc, ags. Scyldin^j Scyldunjy teils in verschiedenen Zweigen, wie ahd. kuning aisl. konungr. An Grundstftnmien mit Z- Formans, z. B. ahd. sidiling 'Ansiedler' zu sedcU 'Sitz, Wohnsitz', entsprang dasEonglutinat -{i)lwja- (-(t)Zt«99- ja-), das sich im Westgerm, und im Nord, weit verbreitete, z. B.

1) <pap^aK6< 'ein als Sühnopfer dienender Mensch, Süudenbock', das zumteii mit metrisch langer Paenultima vorkommt, dürfte auf '^tpap^aKiKÖ^ surückgehen. Anders Osthoff a. a. 0.

2) Erst spftter entstand auch ein fürOy wie Uäro.

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486 NominalstammformaDtien. k-, g-, ^^Formantien. 374.

ahd. hoveling 'Höfling' zu hof, aisl. yrrnlingr 'kleine Schlange* zu ormr\ eine derartige Neubildung scheint auch das genannte got. gadüiggs zu sein, so dass diese Ausbreitung ev. schon in ur- genn. Zeit begonnen hätte, -a^ja- selten und nicht sicher altr SLB.ferscang neben verscung ahd. friscung 'Frischling', ahd. alanff neben as. alung 'ganz, integer' zu got. ala-^ ahd. honang N. aisl. hunang N. 'Honig' (etymologisch dunkel). b) Feminina auf -ttwjö-, -wjö- im Westgerm, und Nord, als Abstraktum, z. B. ahd. werdunga 'dignitas, celebritas' zu toerd, aisl. hddung 'Beschim- pfung' zu hdd 'Schimpf, Spott', birting 'Glanz'. Beziehung auf Verba hat dieses Abstraktformans zu einem primären Bildungs- element werden lassen, z. B. ahd. scouwunga 'Betrachtung' zu scoutoön, hantalunga 'Behandlung' zu hantalöny dihunga 'pro- yectus' zu dihan, aisl. kuisting 'Ermordung' zu J^uista. Als Kon- glutinate ahd. -ilunga (mendilunga 'blandimentum' zu mendilön), z. B. frouwilunga 'Frohlockung' zu frouwöny und -inunga (redt- nunga 'disputatio' zu redinön), z. B. wlginunga 'vaticinatio' zu wisön. Es liegt nicht« im Wege anzunehmen, dass die Abstrakta auf dem F. der unter a) genannten Maskulina beruhen, nur mus& dann deren F. zu einer Zeit zum Abstraktum geworden sein,, als sie auch noch adjektivisch waren nach Art von gotjuggs 'jung'; das Verhältnis war dann das von ahd. forahta 'Furchf^ zu foraht (got. faürhts) 'furchtsam' u. dgl.

Anm. Nicht ganz abzuweisen scheint mir, dass -tfsja- -tisgö- zumteii auf 'In-ko- -kä- d. h. auf f. -in-Stämmen 223. 229) beruhe^ vgl. z. B. aisl. birtingr 'Glänzender* birting 'Glanz' ahd. Berhting neben got. bairhtei ahd. perahtl F. 'Glanz', aisl. spekingr 'Weiser' neben speke speki F. 'Weisheit', -ufaja- -ur^jö- könnte dann entsprechend zumteii an f. ün-Stämmen 234, d. S. 322) entsprungen sein.

Ferner ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass -ja- zumteii aus uridg. -gho- hervorgegangen ist: mit -unja- vgl. gr. öTÖimaxo^ u. dgl. § 394.

Baltisch-Slavisch. Im Balt.*-iwÄ:a- (Iit.-t7iAa-)aus* if-qo- und *'enka- (lett. -ika-) aus *-€w-go-, aber nur in Verbindung mit vorausgehendem -in- : d. h. jene Ausgänge dienten zur Substan- tivierung von Adjektiven auf -inas -inis 187), z. B. lit. lauki- niflkas lett. lauziniks 'Feldbewohner, Landmann' zu lit. lauklrm 'dem Felde (Jaükas) angehörig'. Ebenso lit. darhinifikm lett.

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§ 875—876.] NominalstammformantieD. k-y g-, ^A-Formantien. 487

darbiniks 'Arbeiter*, lit. dafHninkas 'Gärtner^ L^tüvininkas 'Litaner\ Zu trennen hiervon sind die das Konglntinat -iqo' ent- haltenden Formen wie aksl. dvorhnihb lit. dial. dvarinykas prenss. auschautenika- 'Schuldner* 379). Aksl. mitt^ch M. 'Monat' zu nridg. *mSsen' 209, c); zajqch M. 'Hase'. Verhältnismässig jung ist der an die Gestaltung des Stammformans im Nom. Sg. sieh anschliessende Ausgang -myhb der Deminutivbildungen zu den Maskulina auf -my Gen. -mene 168), wie kamykb 'lapil- lus' zu kamy 'lapis'; die Deminutivbedeutnng ist hier oft ein- gebtlsst (Beli<S Arch. f. slav. Ph. 23, 154). Diese Bildung wurde dadurch ermöglicht, dass Formen wie symkh stamkb neben sym stam 377), kUthka neben kUth 376) den Eindruck machten, als sei -ko- an den Nom. Sg. angefügt, ähnlich wie lat. riscula infolge davon neben recula getreten ist, dass man das Vorstück in flösculus, pulvisculus, corpusculumj domtiscula usw. 373) als den Nom. Sg. betrachtete. Um so leichter begreift sich die Entstehung des Typus kamykhy wenn kamy, das im Aksl. auch als Akk. Sing, gebraucht wird, diese Doppelfunktion auch schon in urslav. Zeit hatte; denn auch sym^ stam, kleh waren Nom. und Akk. zugleich.

375. d) ko' hinter Liquidastämmen. Aumairka-s 'mütterlich' matfka 'Mutter, Grossmutter', a-hhratr-ka-s 'bruder- los'; apers. vazarka- 'gross' uriran. *vazrka' zu einem N. *vazar' (Bartholomae Altiran. Wtb. 1390). Gr. öcrxpaKOv 'harte Schale von Krebsen, Scherbe' wohl zu einem Adj. *d(TTpaKO-^ von *08tr' neben *ost^' (vgl. öaraKÖ^ S. 484 f.); formantisch mag öorpaKOv dem ai. äsrk nahe stehen, s. § 456. TeTpaicru^ 'die Zahl Vier' vielleicht zu einem Adj. ♦xexpa-KO- Gf. *quet^r'k0', wie Tpiicni^ 335. 376). Verhältnismässig junge Bildungen waren lat. mateT- cula sororcula amatorctdus u. dgl., wohl auch virculum.

876. e) -i'ko'. Ai. avikä-s avikd 'Schaf, lat. oviculoy aksl. ovhca 'Schaf, lit. aviki avikpni 'Sohafstall', zu ai. ävi-f usw. 99). Ai. dvika- 'aus zweien bestehend', N. 'Paar', trikd- 'dreifach, zu dreien zusammengehörig', N. 'Dreizahl' zu dvi-, tri-; dazu eventuell gr. rpncrug 335) und ion. bxaaö^ 'zweifach' Tpia<y6^ 'dreifach' att. birrö^ Tpirrö^ (IF. 17, 355). Ahd. agig

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488 NominalstammformantieD. Xp*, g-, j^A-Formantien. 376.

'edax' aksl. jadhCh ^Fresser* zu aksl. jcuih 97, a). Gr. )Liav- TiKÖ<; 'zum Wahrsager gehörie;' zu |i<ivTi<;, q>u(TiKÖ^ 'natürlich' za q)ü(Ti^. TTTiXi-KO^ Vie gross? wie alt?' ttiXi-ko^ 'so alt' zu lat. qudlis tälis 275), vgl. aksl. kolihb 379). Lat. amnicut zu amniSf clvicus zu cicis, imbricus und imbrex (-ex statt ix wie in index u. dgl.) zu imbri-j commünicare zu communis osk. müinikü F. 'communis' muini kam F. 'communem'; lat. füni" culus zu füniSy classictUa zu classis, leviculus zu levisy dulci- culus zu dulcis, Akelt. Are-mori-ci 'die vorm Meer Wohnenden' zu ir. muir N. 'Meer' akelt. Mori-tasgus. Ir. muince kymr. wtnci 'Halsband', zu ir. muin-torc 'torques'. Ir. süüech 'oculeus', zu 8UÜ 'oculus' = *süli', kann auf *8ülico8 zurückgeftlhrt werden, enthält aber wohl denselben Ausgang wie cretmech cuimnech u. a. (§381, ß). Ahd. enstig 'gnädig' zu anst F., kreftig 'kräftig' zu kraft F., kumftig 'künftig' zu kumft F., dürftig zu dürft F. (zur Quantität des i s. S. 489). Lit. antike 'Entchen' zu dntisj bitik^ 'Bienchen' zu bitis. Aksl. kUthka 'kleines Gemach, Zelle' zu kleih 'Gemach, Zelle', dvhVhc^ PI. 'Türchen' zu dvhti PI. 'Tür' (S. 1 33), myhka 'Mäuschen' myihca 'Arm' zu myh 'Maus' (S. 137), vgl. ai. müiika neben müiaka-s (S. 490).

Als denominative Adjektiva bildendes Formans erscheint dieses -iqo- auf dem ganzen idg. Gebiet auf andere Stamm- klassen übertragen. Vgl. unsere Vermutung über die Entwick- lung des denominativen Formans -{i^io- in nridg. Zeit § 114 S. 187. Arisch. Ai. paryayikd-s 'strophisch' zu paryäyd-s 'Umlauf, Strophe'; oft mit Vfddhierung, wie vdr^ika-s ^zur Regen- zeit gehörig' zu varid-m, ahnikas 'täglich' zu dhan-, Av. kasvika- 'geringfügig' zu kasu- 'gering'. Griechisch. iTTTTiKÖ^ 'zum Pferde gehörig' zu Ytttto^, vu)Liq)iK6^ 'bräutlich' zu vu^cpTi, dvbpiKÖi; 'männlich' zu dvrip dvbpö^, dTUJViKÖ<; 'zum Wett- kampf gehörig' zu dtiiv, iöviKÖ<; 'volkstümlich' zu fOvo^ N., dcTTiKÖ^ 'städtisch' vermutlich aus *Fa(TTFiK0^ (vgl. kret FdcTxio^ vermutlich aus *Fa(TTFio^) zu daxu (s. § 336) neben AißuKÖ^, GtiXukö^ § 377. Zu Verbaladjektiva auf -xo-, bezieh, zu den zu diesen gehörigen substant. Tä-Stämmeu, z. B. icpitiKÖ^ 'zum Ent- scheiden, zum Beurteilen gehörig, kritisch', ^aOriTiKÖ^ 'gelehrig', Tl|iiiTiKÖ^ 'zur Straf bestimmung geeignet' (vgl. unten lat.-fico-).

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•§ 876.] Nominalstammtorinantien. k-j g-y ^A-FormantieD. 489

Italisch. Osk. tüvtiks 'publicus* toutico Nom. ^publica' volsk. ioticu Abi. 'publico' zu osk. toutam ^civitatem'; umbr. f ratreks fratrexs '♦fratricus, magister fratram' fratreca '*f ratrica' (e = i, 1 § 84, 2). Lat. modicus zu modtiSf tenebricus zu tenebrae, vüricus zu ai. vitarä-m 'weiter' got. wipra *gegen, wider' 238 S. 324), fabrica (sc. ars oder ähnl.) zu /öfter, genticus zu gensy histriönicus zu histrio, patricus zu pater, dnericus (cinericius) zu dnis. rüsticus zu rüs aus *rovos 398), zu- nächst zu ^rovestO" (vgl. jüstus^ fänestus S. 403), wonach do- mesticus zu domua. -aticus zunächst zu Verbaladjektiva auf -ato- (vgl. oben gr. tIjlititikö^) oder zu Verbalabstrakta auf -ati' {satias), -atu-y z. B. donatictis, volatictis, erraticusy ferner her- baticuSy viUaticus, süvaticus (vgl. oben rüstictis), Erweiterung von -tco- zu icio- 117): patricius zn patricus, multatidus zu moltaHcus, aedlUdtis, v^nalidus u.a.; osk. Eastrikiieis 'Castricii', lüvkiiäi '♦Jovicio'. Lat. ünictis zu ünus, vgl. ahd. -einig, rdmex zu ramuSj caudex zu cat$da, dentex zn dSns; -ex wie in imbrex (S. 488). Keltisch. Gall. Dlvico Di- vicia Dlvidäims zu Dlvo- DBvogndta, vgl. ai. Devika-s Diva- ka-s. Germanisch. Got. gabigs ahd. gebig 'reich' zu einem Subst. ♦jafti-^ oder ♦jafta- *ja8ö- vgl. got. gabei F. *Reich- tam' zu gibariy ahd. swd^g 'schweissig' zu swei^ M., nidig 'neidisch* zu md M., wintarig 'winterlich' zu wintar M., sitig 'bescheiden' zu situ M., einig 'einzig' zu ein, entrig 'fremd* urgerm. *andrijd2 zu ander, etcinig 'ewig' zu ewin. Schon im Got. ist dieses -ya- mit -ija- 379) vermischt, z. B. gabeigs neben gabigs (gabigjan gabignan). Im Ahd. ist zwar nicht in der Mundart Otfrieds, wohl aber bei Notker f oft durch den Zirkumflex bezeugt; wie weit im Ahd. noch -/ja- neben -Jjn- galt, ist unklar. Aus dem Baltisch-Slavischen gehören hierher die Substantiva auf lit. ikas -ikis aksl. -hch, die sub- stantivierte Adjektiva waren, die selbst auf Adjektiva beruhten, wie lit. jaunikis 'junger Bursche, Bräutigam' aksl. junr>ch 'junger Stier' zu jdunas junb 'jung', lit naujikas 'Neuling' zu naüjas *neu', laibikas laibikis 'schmales öttlck Feld* zu Idibas 'schlank', raudonikis eine Pilzart zu raudönas 'rot', lett. melnik'is 'Rappe' zu melns 'schwara', aksl. mrhtvhCb 'Toter' zu mrhtv^ 'tot', ärhUhch

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490 Nominalstammformantien. k-, g-, ^A-Formantien. 876.

'Schwarzer, Mönch* zu 6rhm 'schwarz', aUphCh 'Blinder' zu aUph- 'blind', 6rhnorizhCh 'Schwarzrock, Mönch*.

Da sich solche Formen mit -iqo- zugleich auf Nomina und auf Verba beziehen liessen (wie z. B. im Ahd. güoubig *treu,. gläubig' auf gilouho und güouben), so wurde -iqo- auch Primär- formans. Seltener geschah dies im Ar. und im Ital., z. B. ai. vficika-s 'Skorpion* zu vricd-ti 'er zerspaltet, zerschneidet*, av. paitka- 'kochend* in yämö-padka' 'Glasbrennofen*, lat. medicus, Vertex mordex. Häufiger im Germ, und Balt.-Slav., wie ahd^ bl^ig 'mordax*, aürnig 'säumig*, gi-hörig 'gehorsam*, lit. atuvikas 'Näher* preuss. schuwikis aksl. shvhch 'Schuster*, lit. minika^ 'Treter* preuss. mynix 'Gerber*, lit. lopikas lett. lapik'is 'Flicker*, lit. degikas 'Brandstifter', szerikas 'Ftttterer' (szeriü 8zäriau\ piovikas 'Mäher' {piäuju piöviau), aksl. fbrbCb 'Opferer, Priester',^ pishCh 'Schreiber*, tvorhch ^Macher, Schöpfer' öudotvorhCh 'Wun- derwirker*, pivhch 'Sänger' (pevati), davhCh 'Geber* (davati).

Bezüglich der o-Stufe und der Dehnstufe der Wurzelsilbe in Formen wie lat. pödex aus *pozdex zu pedo aus *pezdOj got. gäbigs zu giban und ai. su-läbhika-s 'leicht zu gewinnen' zu läbha-U, lit. szMkas sind zu beachten die Nominaltypen Tpöxi? und bfipi^ § 97, b. c. Es scheint hier ein engerer Zu- sammenhang zu sein, der bei dem Übergang von -iko- zur Funktion als Primärformans eine Rolle gespielt hat.

Bemerkenswert ist ferner die ai. Doppelheit -ika- im F., -aka- im M., wie iyattakd-s iyattikd 'so klein*, kumärakä-t 'Knäblein* kumarikd 'Mägdlein*, bödhäka-s bödhika 'weckend, belehrend*. Entsprechend ist im Lit. i bei den Deminutiva u. dgl. auf das F. beschränkt, z. B. rankike 'Händchen*, mergik^ 'Mädchen' (vgl. Naujokike Tochter des Naujöks, rudike eine Pilzart 7.U rüdas 'rotbraun')*). Bei den Feminina lagen f. t-Stämme zu gründe, wobei aber nicht nur die i-Stämme selbst in Betracht kommen, sondern auch ihr Wechsel mit iStämmen (vgl. § 143): eventuell war -i- vor -qa- zugleich eine Reduktion von -I-, vgl. ai. kantnika neben kanlnl- 'Augenstern; kleiner

1) Mit Unrecht vergleicht Bezzenberger BB. 27, 184 ahd. marah M. meriha F.

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§ 877.] NomiDalstammformantien. k-, g-^ ^Ti-Formantien. 491

Finger*, av. na^rika- Jahika- neben na^n- Trau' jahi- 'Weib\ Im Ai. ist zuweilen zum F. auf -ika ein M. auf -ika-s und zum M. auf -aka-8 ein F. auf -äka hinzugebildet worden.

Für Übertragung von -tko- in deminuierendem Sinne seien noch genannt lat. ventriculus zu venter (ventriculus : mäter- cula = aacrifex : sacerdös, facilitos : facultas , 1 S. 218), nigri- culus zu nigra- sowie nigricarej albicare, aksl. gradhch 'Kr\i:a- piov' zu grad^J othCh Tater* (ursprünglich 'Väterchen*) zu gr. ärra got. atta Tater* u. dgl. Vgl. auch die Namenformen wie ai. Devika-s neben Devaka-s, gall. Dimco Divida (S. 489).

377. f ) 'U-kO'. Ai. tdnuka-s npers. tanuk aksl. thn^k^ t^n^kh 'dttnn' zu ai. tanü-i (S. 177); daneben aksl. thnhk^ ßech. tenkp^ wie tqShkh neben otqg^6iti (S. 493). Arm. ancukanjuk aksl. q^^k^ 'enge' sru ai. qAw-/ *enge' (S. 177). Ai, kdfuka-s 'scharf^ beissend' aksl. krathkh *kurz' zu ai. katu-i 'scharf, beissend' lit. kartü8%iiiex* (S. 176). p(\mkar neben p^-/, aksl.|)^«^Ä:t>'SandV in der Wurzelsilbe verschieden (vgl. Meillet Etudes 335). Ahd. trog M. aisl. trog N. 'hölzernes Gefäss, Trog' aus ^dru-kö-y ahd. hart-trugü 'cornus sanguinea', zu ai. dru- got. triu usw. (S. 181 f.)^ wozu vielleicht auch ir. drochat und droichet drochet 'Brücke* (Osthoff Et. Par. 1, 153 ff.).

Arisch. Ai. paiuka 'kleines Tier', av. pasukor M. 'Haus- tier', zu paiü-i pasu'8. Ai. SiSakd-a 'Kindchen' zu Sisui 'Kind', iiukd neben iSui F. 'Pfeil', ttrt?araÄ:d-w'Kttrbisfruchf zu urvaru-i 'Kürbis', sindhuka-s 'vom Indus (aindhu-i) stammend', a^kuid-9 'Haken, Angelhaken' zu gr. dtKu-Xo-^ (S. 361). bäbhruid-a ha- bhluJd-8 und babhrukd 8 'bräunlich' bdbhruka-a eine Gattung Eidechse, zu babhrü-i 'braun'. A v. apdr^nayüka- 'nicht volljährig, Kind' zu a-pdr^nayu- 'nicht volljährig'. Im Ai. bekam -uka- durch pramäyuka-a neben pramayu-i 'dem Untergang verfallend, hin- sterbend', Sikiuka-a neben ükiü'i 'freigebig, mitteilend' u. a. die Funktion eines Primärforroans, z. B. dt^ka-a 'beissend', vi- kdsuka-a vikasuka-a 'berstend'. Es entstand so ein Part. Praes.^ besonders häufig in den Brähmana's.

Griechisch. Selten: AißuKÖ^ 'libysch' zu Aißu^, OtiXukö^ 'weiblich' zu Of^Xu^. Auch tvüS 'mit gebogenen Knien' scheint hier- her zu gehören. öpruE 'Wachtel', Gen. -k-o^ -TO?» »weh mit ö

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J

492 NominalstAfninformantieii. k-, g-, ^A-Formantien. 377.

{vgl. ai. vartaka-a vdrtika 'WachteP), hat den u- Vokal wohl von andern Vogelnamen wie kökkuS (redupliziert), Tßug bekommen.

Italisch, ümbr. Eastrugiie zn Jcastru- osk. castrous {vgl. osk. Kastrikiieis 'Castricii' zu ^kastro- lat. cufdrum)\ doch wäre auch -ükuh möglich.

Germanisch, -uja-, Adjektiva bildend, sporadisch im Oot. und Westgerm., häufig im Aisl. Alt mag der Ausgang sein 7,. B. in aisl. Är^i^^agfr 'kräftig' zn kraptr 'Kraft' (urgerm. *kraftU')y wofür as. craftag, aisl. tdrugr 'lacrimans' zu tdr gr. bdKpu 'Zähre', hqrdugr Tiart, trotzig, heftig' zu hardr got. hardus Tiart'; er hat sich aber von da im Nord, ausgebreitet, z. B. mödugr gegen got. mödags as. mödag zu got. möda" 'Mut, Zorn', gqfugr gegen got. gabigs ahd. gebig (8. 489). Got. handugs 'weise' (ahd. hantag *acer, fortis, mordax', nhd. bair. hanti(g) 'bitter, scharf) vermut- lich zu gr. KevT^uj 'ich steche' kovtö^ 'Ruderstange, Speer' (falsch zu lit. kandüs v. Grienberger Dnt. 110).

Baltiseh-Slavisch. Deminuierend : aksl. «^n^tr« 'Söhn- <5hen' zu sym^ wonach cvehkh 'Blümchen' zu evet^y Gen. -a, u. a.; im Balt. scheint ein -ukan neben t^-Stamro nicht mehr vorhanden, aber viele wie lit. oüteX:a« oitl^A^a« 'Ziegenböckchen' preuss. toosux zu lit. oä§8 'Ziegenbock', broliükas 'Brüderchen' zu brölis, par- ^zükas parsziükas 'Ferkelchen' zu pafazasj balandzükas balan- dükas 'Täubchen' zu bal^fldis, vamükas vamiükas 'kleiner Rabe' zu vafnaSy mazükas 'Kleinerchen' zu mäzas 'klein'. Sub- «tantiva auf -tuka- zu ^u- Stämmen 329): lit. pesztiücas 'Rauf- bold' zu Sup. pdsztt{^zvi raufen' (Präs. peszü), fcaifp/ÄÄ:a«'Häufler, Zusammenscharrer' (vom Schnabel) zu kaüptt^ 'zu häufeln', plaktü- kos 'Klopf Werkzeug' zu pläktt{ '(die Sense) klopfend zu schärfen'; aksl. izbytikh 'Überfluss' (S 443), nedostathkh 'Mangel' (S. 442), shvithkh 'K€(paXi^, caput' (8. 443). Ebenso denominativ lit. slapü- kos 'sich gerne Versteckender' zu slapüs 'sich gerne versteckend', lett. widuzis 'Mittelpunkt, Mittelstück' zu widus 'Mitte', aksl. Mamki '^TKaTäXeimna' russ. stdnok ^Werkbank' zu aksl. Htam (S. 291) und ohne uStamm als Grundlage öesnovitbkb 'Knob- lauch' zu deanoüitb 'was sich spaltet', opres^>n^k^'lluge^nertes Brot' zu prisbm 'ungesäuert', iiphkh zu *Sip^ russ. Hp 'Dorn', lit. raudükas 'Fuchshengst' zu raüdas 'rot', namükas 'Haus-

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§ 378.] Nominalstammforinantieu. k-, «gr-, ^A-FormaDtien. 498

hocker' zu nämas ^Hans'. Indem man im Lit. etwa das genannte slapükas auf das Verbum slap^i 'verstecken* (iterativ) bezogt wurde -ükas aueb Primärformans, z. B. bildükas Toltergeist' zu büditi, zindiücaa Xutscher, LutschbeuteP zu zisti (Präs. zindu). Zu aksl. ietvrht^hb 'Donnerstag', pqthkh 'Freitag' s. § 335. Er- weiterung der tt-Adjektiva durch -fco- im Slav. 104 f.): ausser den genannten aksl. thmH, qzbkb noch z. B. hg^kh 'leicbt' (S. 177),. ^t^g%kb 'schwer* in o-^g^6iti 'beschweren* zu lit. tingüs 'faul* {tqihki nach dem Kompar. t^ihjh usw.), Jcrat^k^ 'kurz' (S. 176)^ aladhkb 'süss*, gladiki 'glatt* (S. 179), vrat^k^ 'umwendbar* vgL ai. varttda-s 'rund* (W. ^ert- 'vertere*).

Anm. Die Annahme^ dass -eu-ko- neben -u-ko- bestanden habe, beruht hauptsächUch auf apers. VaAauXca- neben ai. Vasuka-s zu Vasthäatta-s und auf got. ühtiugs 'zeitgemäss* zu ühtwö ai. aktü-f (anders v. Grienberger Unt. 224 f.). Darnach Hesse sich -ei-ko- neben -t-fco- für die Sprachen annehmen, in denen ei zu l wurde (1 § 211, 1)^ z. B. got. mahteiga ahd. mahtlg 'mächtig* zu moMi-y vgl. § 379.

878. g) -fco- hinter o-Stämmen. Man erwartet nridg. 'CikO' oder -cfco-, und das erstere scheint durch folgende Bil- dungen vertreten zu sein.

Got. amaha (nur in schwacher Form vorkommend) ahd. einag 'einzig*, aksl. inohb 'solus, unus*, zu ains ein, im, vgl. ai» ikakd'8 'einzig, alleinig, allein stehend* zu ika-a.

Arisch. Ai. aSvakd-s 'Pferdchen* zu dSva-s, Dattaka-s zu Dattors Datta-iatrurSy av. draßäka- 'Fähnlein, Band* in draf- iakavant- 'mit F. geschmückt* zu draf Sa- M. 'Fahne*. Ai. sanakd-s^ und adna-s 'alt*, dürakd- und dürd-a 'fem*, arbhakd-s und drbha-s 'klein*, ndgnakas und nagnd-s 'nackt*, svaka-s 'Angehöriger* zu 9f)d'8 'sein* (vgl. ahd. stoeiga 'Besitz an Vieh, Herde, Weideland*^ § 370, b), woneben mdmaka-s mdmakd-s tävakd-s zu den Gen. mdma tdva (vgl. § 370, b). dntaka-s 'Ende bereitend. Ende- bereiter* zu dnta-s 'Ende*, rüpaka-s 'eine Gestalt annehmend*, zu rüpd-m 'Gestalt*. An Formen wie sdyaka-s 'zum Schleudern bestimmt*, N. 'Wurfgeschoss* hat -aka- die Geltung eines Primär- formans bekommen, z. B. päcaka-a 'kochend, Koch*, bödhaka-s 'weckend, aufklärend, Lehrer*, khanaka-s 'Gräber, Bergmann*.

Germanisch, -dxa- und -a^d-. Got. stainaJis Sihd. steinag 'steinig* zu got. staina- M. 'Stein', got. waürdaJis 'XoyiKÖ^' za

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494 Nominalstammforinantien. k-^ g-^ ^A-Formantien. 378.

waüTda- N. 'Wort', mödags 'zornig' as. mödag 'aufgeregt, mutig^ zu got. möda- M. 'Mut, Zorn'; ahd. görag 'elend' neben got. gaurs ^betrübt, traurig'. Got. niuklahs 'neugeboren' aus *niU'Tcnaha (vgl. 1 § 976) von *niu-kna' = gr. v€0-tvö^ 'neugeboren', wozu ahd. kneht 299 S. 402). -aja- wurde im Got. und Westgerm, auf t«-Stämme übertragen, z. B. got. gridaga 'hungrig' ahd. grätag 'vorax' zu got. gredus 'Hunger', got. wtdpaga 'herrlich' zu wtdpus "Herrlichkeif , ahd. hungarag 'hungrig' zu got. hührus 'Hunger', as. craftag gegen aisl. krqptugr (S. 492). Auffallend ahd. nötag ^nötig' zu urgerm. *naupi' *naud%' 'Not'. Erweiterung des Typus got. stainahs mittels -(ijio- sind die ahd. neutr. Subst. auf -ahi (besonders oft zur Bezeichnung des Ortes, wo Dinge zusammen «ind). wie steinaM 'saxetum'; -ahi als Konglutinat z. B. in rörahi 'Röhricht' zu rör, houmdhi 'arboretum' zu hourrij eichahi ^quercetum' zu eich, aganahi 'Spreuhaufen' zu agana, chindahi ^Kinderschaar' zu kind (vgl. got. un-hamähs 'keine Kinder habend'). Von ähnlicher Art got.-aA-ein- in bairgahei F. 'Gebirge' zu *ba{rgahs 'bergig' (wie managei *Menge' zu manags). Vgl. auch got. hröpraham PI. 'Brüder' 474, 4).

Im Baltisch-Slavischen nur Weniges. Z. B. lit. aszakä lett. asaka 'Gräte', lett. dümaka 'dunstiges Wetter' zu dümi PI. 'Rauch', toainaks 'Kranz' (lit. vainikas) vgl. lit. vyniöti 'winden', aksl. vysokh 'hoch' vgl. gr, uvpö-9i (1 S. 783), glqhokb 'tief, äestokh 'hart' zu äesto- in äesto-srhdhje 'Hartherzigkeit'.

Sicherheit darüber, dass die genannten ar. -aka- germ. -axa- -aja- lit. 'oka- slav. -oko- aus uridg. 'oko- hervorgegangen sind, ist nicht vorhanden. Nach den Lautgesetzen wäre auch uridg. 'cJcO'y im Germ., Balt.-Slav. zugleich -»ko- möglich.

Dem Griechischen fehlt -oko-. Wo man es erwartet, erscheint teils riKO- 376), teils -aKO- -aK-. Letzteres z. B. in ß^J^^a£ 'Altärchen' zu ßuJ^ö^, X(0a£ 'Stein' zu Xi0o^, ^€lpa£ 'Mädchen' neben ai. maryakd-s 'Männchen' (zu mdrya-s 'Mann, junger Mann' und zu lat. man-ttis, § 143), mit den Deminutiva auf -aKiov. wie jLieipdKiov 'Knabe'; "ItTtraKO^ zu "Ithto^, TTiippaKO^ zu TTuppo^, <t)aivaH zu Oaivo^ (KuvoH vgl. ai. Sunakors); fiXiaKÖ^ 'zur Sonne gehörig' zu f^Xio^, irXoucTiaKÖ^ 'dem Reichen gehörig' zu TrXoümo^. <7KiaKÖ^ 'schattig' zu aKid. Man denkt mit Recht an Ursprung

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S 379.] Nominalstammformantien. Xc-, g-y ^^Fonnantien. 495

AUS -n-&(o)-: ausser dÜKibe^ aas »daK-, öaraKÖ^ 374) vgl. XeTjuaE zu XeijUiöv, KÖpoH 'Rabe' mit KopäKiov zu lat. com-ix; "iTTtraKO^ : ^'Ittttujv = ahd. Berhtung : Berhto\ irXouaiaKÖ^ kauD zu eiuem mit oupavlujv (§212, a) zu vergleiebenden ♦irKouaiuiv 'Reicher' ge- hören. -aK(o)- -ittKO- neben -iko- vergleicht sich dann mit b-Bil- dungen wie vicpdb- T€V€i4b- öearidb- öcaridbii^ neben dairib- TTpianlb- TTpiaiüiibTi^ 358 ff., 474, 3, d).

Im Italischen scheint ein Beispiel für -oko- das lat. stlocus locus y zu ai. sthäla-m Testland, Erdboden', zu sein (anders, aber kaum besser Walde Lat. et. Wtb. 346 f.). Im Übrigen fehlt es für urit. 'OkO' an Anhaltspunkten, da z. B. senex (alat. Gen. ^enic'is und senec-is) ^) sich zu ai. sanakäs verhalten kann wie ahd. einig zu dnag got. ainaha {senex also eventuell wie judex, 1 S. 226), aber auch für urit. -ako- (umbr. cumaco wird a ge- habt haben, ebenso Tesenakes Tesenocir).

Für das Keltische scheint weder 'Ok{oy noch -afc(o)- nachgewiesen (vgl. § 381).

Anm. Ob in der Hypothese Mahlow's (Die 1. V. 102), gr. -taxöc; setze mit lat. -Icus got. -eigs ein oridg. -iako- fort (vgl. Prellwitz BB. 22, 97), ein richtiger Kern ist, mag weitere Forschung lehren.

379. h) -ikO' ist an nominalen und pronominalen Stämmen mit i-haltigen Formantien entsprungen, ähnlich wie-ino- (s. § 188 mit Anm.) und -llo- 264, e, d). Dass -ffco- im Lat., Germ., Slav. irgendwo aus -eiko- entstanden sei (vgl. § 377 Anm.), ist nicht wahrscheinlich zu machen; im einzelnen spricht dies und jenes •direkt dagegen.

Zumteil ist Herkunft von f-Feminina sicher oder wahrschein- lich, z. B. ai. süctka-s 'stechend, stechendes Gewürm* zu sOd ^Nader, sapatnika-s 'mit der Gattin* zu pätni 'Gattin*, lat. da- irtx geneirlx zu ai. datri jdnitrl 137), got. gabeigs (neben gdbigs) 'reich* zu gahei 'Reichtum' (n-Stamm geworden), russ. voUica (urrtlav. *vU6ica) 'Wölfin* zu ai. vrkt 141). Bei der innigen Beziehung von -i- zu -i- (s. § 143) sind nun auch nicht auffallend z. B. ai. drUkd-s 'Zuschauer* dfiika-s 'ansehnlich*

o o

{dfiika-m 'Anblick* drSikd 'Aussehen*) neben drU-i 'das Sehen'

1) Über den Anlass zur Einschränkung von Henec- auf den Nom. Sg. s. Wölffün's Archiv 15, 1 ff.

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4% NominalsiammformaDtien. k-, g-, ^A-Formantien. 879.

(jünger auch dr^t), lat. ddvicula zn dnvis (vgl. gr. KXTiib-)i got. ansteigs 'gnädig' zu amts F., mahteigs 'mächtig' zu nuüits Aksl. koliH 'quantus' toUH 'tantus' zu koh 'quantnm' toh 'tan- tum' lat. quälis talis 275) neben gr. TniXiKO^ ttiXiko^ 376)»), wonach auch velikb 'gross' neben vehjh 'gross' gebildet vnirde; von gleicher Art sihb sich 'talis' zu sh 'hie' (*fe-).

Arisch, -ika- als Konglutinat z. B. in ai. an^ff^a-s 'Eier tragend, eierartige Früchte tragend' zu dn^ä-m 'Ei'. In drUkd- u.ähnl. gewann 'ika- den Wert eines Primärformans: vgl. vrdJa- kd-8 'Mehrer', mrdikd-s 'sich erbarmend, gnädig', N. 'Erbarmen, Gnade' (av. m9r^zdika' marädika- dasselbe, Adj. und Subst.),^ d-Sanka-m vi-Sarika-m 'Bauchgrimmen' (wo auch das Verbum iFormen hatte, wie a-San-t idntöi).

Griechisch. ir^pblE 'Rebhuhn', 7r/ipig- tr^pbiE. Kpf\T€^ He- syeh, wohl nach dem Geräusch beim Auffliegen benannt und sekundär an TT^pbofiai angeschlossen (vgl. lat. pedicdre von W. pezd). ß^iüißlE 'Kreiser.

Italisch. Wie datrix (s. o.): jünlx, comlXj rädlx (:got. waürts F. 'Wurzel', vgl. 1 S. 479). Wie clävtcula (s. o.) : crati- cula zu crätisy vUlcula zu vitis (auch vlticula und vlUcuiay letzteres zu § 382), sitlcul-ösus zu sitiSy fehrtcul-ösus zu febrU u. a., wonach tegetlcula zu tegeny somnlculösus zu somnus. Keine direkte Anknüpfung an Nomina mit i- Formantien ist für lecHca, rubrlca, lörlca, doch lässt sich z. B. für das zu ürere gehörige Urtica auf ein *üritt- {*üritio) 'das Brennen* (zu *ou8^iö) zurück- gehen, wie auf solche fi-Abstrakta auch die mit -(t)|o- weiter- gebildeten comm^n^iciW, adventldus, InsülciuSy subditldiis, cae- 8iciti8, adoptaticitisnsw. zu beziehen sind. Dieselbe Erweiterung in meretrlcitis zu meretrlx und in novlciuSy dem das russ. novik 'Neuling* entspricht {novik : aksl. noväht gr. v^ä£ = lat. comix : umbr. cumaco)] osk. Vestirikilüi 'Vestricio*. amlcus wohl zu einem Nomen (Liebkosungsausdruck) *ami (vgl. ami-ta); auf amdre bezogen, wurde es Vorbild für pudiaiSy mendlcus u. a. aprtctis scheint mit aprllis zusammenzuhängen, umhillcus Er-

1) Die Heranziehung von prÄkr. tärisa- 'ein solcher*, was die Gf. HälikO' ergäbe (Bartholomae IF. 3, 160, Wackernagel Ai. Gr. 1 p. XXI), halte ich für unrichtig. Vgl. Pischel Gramm. 172.

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§ 379.] Kominalstammformantien. k^ g-, ^A-Formantien. 497

Weiterung von *umhilu8 (gr. ö|üiq)aXö^ nsw. S. 364) nach postlcus Mer Hintere'?

Germanisch. Das -eigs der genannten got. gabeigs usw. erscheint auch in listeigs 'listig' zu lists F. 'List'; u^beisneigs *Iangmtttig' zu usbeisns F. tisbeisnei F. 'Langmut', gatoairpeiga 'friedfertig' zu gatoairpi N. 'Friede', waürsttoeigs ^wirksam' zu tcaürstto N. 'Werk' wüödeigö Adv. 'gesetzmässig' zu toitöp N. 'Gesetz', andan^meigs 'gern annehmend' zu andan&n N. 'An- nahme'; sineigs 'alt' zu lit. sSnas ai. sdna-s 'alt' (vgl. got. sinista 'Ältester'), idreiga 'Reue* zu urgerm. *idrd' 239). Auch im Ahd. griff -lg um sich, doch ohne dass es von -ig genauer zu trennen ist (S. 489).

Baltisch-Slavisch. Zu dem k von -ffoj vgl. Meillet Etu- des 337 f. Aksl.jasika »erh.jäsiJea poln. osika 'Esche' neben russ. osina und lit. üsis M. Aksl. zlatihb 'Goldstück' zu zlatb 'golden', vlasemkb 'einer, der ein härenes Kleid trägt' zu vlasim 'hären', uöenikh 'Schüler, Jünger' zu u6em 'gelehrt werdend', izbranikt 'Auserlesener' zu iz-bram 'auserlesen', russ. novik 'Neu- ling' zu aksl. nom 'neu' (: lat. novlc-iu-s), serb. mrtvik 'homo socors' zu aksl. mrhtm 'tot'. Besonders beliebt war die Verbin- dung -hnik^ auf grund der Adjektiva auf -bw*, wie greihnikh 'Sünder' zu greihm 'sündig', krhVhnikh'Mördef zu Jfci^tJbw^ 'blutig', 8hrebrr>nikb 'Silberling' zu shvebrhm 'silbern', wonach z. B. tysc^st- hfiik^ 'xiXiapxo^', pr^dan-hnik^ prddav-hnik^ 'Verräter', v^tor- hnikh 'Dienstag'. F. auf -ica (vgl. ^vhöica S. 495): prorodica 'Prophetin' zu prorokb 'Prophet', vladydica 'Herrin' zu vladyka 'Herr', zlatica neben zlatikby crbkivica'KsLpelle* zu cr5&y 'Kirche'; 'hnica oft neben -hnikh, wie grühnica 'Stlnderin' zu gr^hnikhj dvhVhnica 'Pförtnerin' zu dvhrhnikh. -ikb auch deminuierend und hypokoristisch, wie russ. dömik 'Häuschen', brdtik 'Brüder- chen', kdrlik 'Zwerglein', poln. bacik 'kleines Boot', bucik 'Stiefel- chen', 6ech. vozik 'Wägelchen', oslik 'Eselchen', Volik zu Vol, Vladik zu Vlad, nslov. grozdik Träubchen', sdstrika 'Schwester- chen', Ndnika 'Änncheu'. Mit slav. -niko- ist identisch lit. dial. (bei Szyrwid, in Godlewa) und preuss. -nika-y z. B. lit. dar- zinykas 'Gärtner' preuss. auschautenika- 'Schuldner' (retenlkor 'Heiland'), lit. laukinykas 'Landmann' preuss. laukinikis 'Lehns*

Bragmann, Orandriss. II, l. 32

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498 Nominalstammformantien, k-, g-, ^^Forraantien. [8 880—381.

mann'. Das balt. Formans ist wohl nicht ans dem Slav. ent- lehnt, sondern war altüberkommen. Im Lit. wurde dialektisch bald -ininkas bald -inykas yerallgemeinert (vgl. S. 486 f.), wobei allerdings die slay. Lehnwörter, z. B. metdnykas 'Gaukler' = poln. mietdmkj der Formansgestalt -inyJcas landschaftlich zum Siege yerholfen haben mögen.

380. i) -üko-. Aksl. j^ykb 'Zunge' von einem &-Stamm, vgl. preuss. insutcis av. hizü- 143 Anm.). Zu u-Stämmen: ai. madAäAra-tf'Biene; bassia latifolia'nuidAaA:a-m 'Sttssholz'zu mädhu 'Honig' (vgl. madhuka- M. 'bassia latifolia', N. 'Sflssholz'), gr. K/)pO£ 'Herold' zu ai. kdrüi 'Lobsänger', lat. metücul'Osus (vgl. siticul'Ostis S. 496) zn metuSy Verruca^ älter *vorrüca (1 § 144, 3), ursprünglich 'Erhebung', zu lit. virszüs aksl. vrhch^ 'das obere Ende, Spitze', dlbücus 'Asphodillpflanze' neben alhuüisj eine Rebengattung.

Ai. dandaSüka-s 'beissend' neben (i4^Ä:a-«'bei8send' (S. 491 ), jajarüTcors 'wachsam', vavadüJcä-s 'schwatzhaft'.

Lat. aerüca zu aesy lactüca zu l^c lact-U, festüca, cadücuSy mandücus, fldücia zu *fidücu8 'vertrauend', saucius vielleicht von *8a[i]üc0' zu got. sai-r ir. saeth (Osthoff IF. 6, 37 ff.). Vgl. lat. -ügo neben -ücus -üca, wie alhügo VerrügOy § 392, b.

Aksl. vladyka 'Herrscher, Herr'; russ. JclyJc 'Hauer', poln. hzdyk 'peditor'; aksl. tekyöa 'viator', russ. svStyö M. 'Fackel'.

381. k) -akO'. Bei diesem Eonglutinat, das von nominalen ^Stämmen (Abstrakta) ausgegangen ist, tritt mehrfach der Sinn des Artlichen deutlich hervor.

a) Zu pronominalen Wörtern. Ai. eismäka-s av. ahmäka" 'unser', ai. ynimdka-s 'euer'. Aksl. svojakh 'affinis', serb. svak (urslav. *svakh) 'Schwestermann'. Lit. töks Oen. tökio aksl. takh 'talis', entsprechend köks kakb 'qnalis ?', lit. anöks 'von jener Art' aksl. oncüco Adv. 'so' u. a. Zum -a- vgl. gr. fiXiE (*(TFöXi£), tti- XiKO^ lat. talis 275), ai. tdvant- hom. Tf)o^ ai. ta-dH- 352) u. dgl. Serb. svak : ai. svaka-s 378) = lat. talis : aksl. toh 275). Zu Zahlwörtern. Ir. oenach 'Versammlung, Markt'. Lit. venokas 'einerlei' dvejokas 'zweierlei' usw., aksl. jedinakb dvojak^ usw. (Das got. ainöhö Luk. 8, 42 ist wohl nur ein Ver- sehen für ainahöy F. zum M. ainaha § 378.) Zu den Formen

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^ 881.] NomiDalstamfliformantieii. k-, g-, ^A-Formantien. 499

4ii. ikakd'8 got. mnaha aksl. inoJn verhalten sich diese wieder wie lat. talis za aksl. toh.

ß) Za adjektivischen und substantivischen Nomina. Gr. vi6l *junger Kerl*, aksl. novaH 'Neuling* serb. norak 'Neumond'. Lat. Umax 'Wegschnecke' zu limus 'Schmiere, Schlamm', russ. sli- mdk 'Schnecke' 174 S. 247). Lat. fomax 'Ofen' zu fomus fumusj serb. gfnac 'Topf zu aksl. grbm 'Kessel'.

Arisch. Ved. pavakd-s 'hell, rein' (^nach Ausweis des Metrums für das hdschr. jpdvaArd-« zu lesen) zn pavd 'Läuterung', nachved. bhik^aka-s 'Bettler' zu bhikfd 'das Betteln', jalpakas 'gesprächig' zujcUpa-s 'Gespräch'; in Kompos. a-vapäka-s 'ohne Netzhaut' zu vapd 'Netzhaut'. Av. maiyäka' M. 'Mensch' zu maitfa- 'Mensch'. Ai. manäk 'ein wenig, in geringem Masse, nur' zu lit. menkas usw. (S. 477). Eventuell kann ar. -ak^a)- auch uridg. -^j(o)-, 'öqioy 382. 383) gewesen sein.

Griechisch, -öko-: iriOriKO^ dor. triGäKO^ 'Affe*, mit ttiGuiv -ujvo^ 'Affe' zu einem *Tri6o-^ vglAsitfoedus; WpäKO^ neben WpäE ion. ipnE 'Habicht' zu Upö^ (Fiepö^) 'hurtig, flink' (Solmsen Dnt. 148 ff.). Häufiger -äk-. Benennungen von Lebewesen, die, wie vi(3l (s. 0.), den Begriff des Verächtlichen haben: z. B. javp^ *ein Hoffärtiger' zu yaOpo^ 'hoffärtig', xavvöl 'Windbeutel' zu XaOvo^ 'locker', (JTÖ|üi(pä£ 'wer den Mund im Sprechen voll nimmt* zu OTÖfLupo^ 'Schwulst', trXouTdS 'nnmässig Reicher' za trXouToq *Reich tum', XdßpöS, ein gef rassiger Meerfiscb , zu Xdßpo^ 'gef rassig' ; auf grund der Formen wie yaupäE, viäJE mit lautgesetzlichem a galt hier -Gk- im Attischen auch hinter Lauten, hinter denen •TiK' lautgesetzlich gewesen wäre. Namen für Sachen : z. B. 6pwf]l lesb. Optras 'Sprössling, Stachelstab, Lanze', OilipdE 'Brustpanzer', TniXiiE 'Helm', oTöH 'Steuerruder', TQ6we\i 'RudergrifT und Tp&ixr]l rpdcpTiE 'Drehbalken, Pfahl, Pfosten'; auch hier zumteil -äK- für -TIK- im Att., wie TröpträE 'Handhabe', ndaaaJE 'Pflock'.

Italisch. Lat. -aco- selten, z. B. meractis 'lauter, rein' zu merusj apidcus 'dem Eppich ähnlich' zu apium, Hngulaca ^Plappermaul' zu lingulus, verbindca 'Eisenkrauf zu verb^na. Häufiger die Erweiterungen -ac-eu-s aciu s, Zugehörigkeit und Art bezeichnend, wie gallinäceus cius 'Hühner-', hordeaceus -citw 'Gersten-', i^öüöwÄcea^'pfanenartig, buntfarbig', surculaceus

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500 Nominalstammformantien. k-, g-, ^A-Formantien. 881».

'aus Holz, holzartig', testtuicium 'in einem irdenen Geschirr ge- backener Kuchen'. Das Adjektiva bildende, oft eine Eigen- schaft in intensiverem Grade bezeichnende -ax war von Haus aus unzweifelhaft ebenfalls denominativ, z. B. fugax zu fuga^ minäx zu minae^ nügäx zu uügae, pugnäx zu pugna, v^rdx zu v^rus (vgl. Virare Vahr reden*); es erscheint aber seit Be- ginn der Überlieferung auch schon zum Primärformans ge- worden, z. B. hihäXy emäXj ferdx, sequdx, loquOXj capäx, perspicax, efficäx, tenäXj audox. Im Osk.-Ümbr. vermutet man 'Okipy wohl mit Recht in umbr. curnaco 'cornicem*, osk. malaks 'malevolos' u. a. (v. Planta Osk.-umbr. Gr. 2, 68 f.^ Bück Gramm. 188).

Keltisch, -dko' bildet allgemeinkeltisch Adjektiva voa Substantiven, wie ir. marcach kymr. marchatoc 'equester' zu ir. marc Tferd', ir. cumachtach kymr. kyfoethawc 'mächtig' zu ir. cumachta 'Macht'. Diesen schliessen sich Eigennamen wie gall. Dumndcus kymr. Dyfnawc, gall. Teuto-hödiäci (kymr. bud- diawg), Benäcus an, deren ursprünglich adjektivischer Charakter aus den Ortsnamen auf -äcum wie gall. Amtacum d. i. 'prae- dium Aviti' erhellt. Auch scheinen wenigstens zumteil hierher zu fallen die ir. Adjektiva auf -eck wie cretmech 'fidelis' zu cretem 'fides', tairismech 'standfest' zu tairissem 'das Feststehen' (wozu die Feminina auf -iche wie tairismiche 'Standfestigkeit'): cret- mech aus *creddimacho8, indem a zu e ward wegen der vor- ausgehenden palatalen Lautgruppe tm. -ak- kann enthalten sein in ir. aire 'princeps' aus *ariac8y Gen. airech aus *ariac'0s (1 S. 238), doch wäre auch urkelt. -äk- möglich i).

Baltisch-Slavisch. Im Lit.-cJfca4f, Adjektiva erweiternd, steigert den Adjektivbegriff, etwa unserm nhd. Ausdruck mittele recht, ziemlich, ganz entsprechend, z. B. labökas 'recht gut,^ ziemlich gut' zu läbas 'gut', ebenso süpnökas zu silpnaa 'schwach*, didökas zu didis 'gross', szlapökas zu szläpias 'nass', saldökas zu saldüs 'süss'; im Lettischen wurde -aks das gewöhnliche Komparativformans, z.B. ZafcöÄ-^ 'besser', saldaks 'süsser'; auch

1) Nichts Genaueres weiss ich auch anzugeben über den dem c vorausgehenden Vokal in Wörtern wie ail ailech Teis', €o iach 'esox*, nathir nathrach 'natrix', dair dar ach 'Eiche*.

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882—884.] Nominalstammformantien A;-, ^-, ^A-FonnantieD. 501

bei diesen Gebrauchsweisen des Lit. und Lett. liegt 'zu der und der Art gehörig, dem und dem ähnlich' zu gründe. Femer lit. 'Okas slav. -akb zur Substantivierung von Adjektiva, wie lit. riaujokas aksl. »otJöÄn^ 'Neuling' (: gr. viöi S. 499), lit. azyvökas klruss. syvaJc 'Grauschimmel', lit. bdrolcas 'Brauner', szirmokas 'Grauschimmer, aksl. junakh 'Jüngling', bujäkb 'Dümmling'; bliese Verwendung war im Lit. altererbt, wurde aber durch die be- nachbarten slav. Mundarten vermehrt, wie z. B. treczokas 'Dreier' lituanisiertes poln. trzeciak ist. Ableitung aus Subst.: lit. sku- Jokas 'Kernbeisser' (Vogel) zu skujä 'Tannenzapfen', sziülokas 'Schüler' zu sziüU 'Schule', stirnokas 'Peitsche mit Rehfuss- stiel' zu stirna 'Reh'; mit derainuierendem (zumteil deteriorie- rendem) Nebensinn: Uvökas zu t^as 'Vater', bemiokas zu bimas 'Bursche', zakiokas^ maiszokas zu zäkas, mdiszas 'Sack'. Im Slav. amplifizierend und deteriorierend, z. B. klruss. tvarjdka (ampl.) zu tvar' 'Geschöpf, Gesicht', konjäka 'schlechtes Pferd, Klepper' (slov. kozdia (ampl.) zu köza 'Ziege', defcZrf&i 'Dirne' zu dekla 'Mädchen'), aber auch deminuierend, wie öech. vUdk ^Wölflein', pandk 'Herrchen'.

-afc(o)- in Eigennamen. Ausser den kelt. Namen (S. 500) seien beispielsweise noch genannt gr. 6dppT]£, AdßpdS, umbr. Tesenakes (S. 495), lit. Naujöks russ. Gojak ßech. Lstäk Modlak.

382. 1) 'ikO' selten. Lat. verv^x vielleicht zu ir. ferb {S. 207f.); Deminutiva wie «edöcwZa, i?ttZ|?^ctt/a, nÄfeöcwZa. Lit. pelSkas lett. peleks 'mäusegrau' zu lit. pelS 'Maus' pelSti 'schim- meln'. Über dXu)7niE ai. löpäsds usw. s. S. 474.

383. m) öko- selten. Lat. viloxy celöXy feröx, atröx {1 S, 678), 8olöx\ dass feröx, atröx Komposita wie gr. fXauK-ÄTri^ seien (Duvau M6m. 8, 256), ist nicht wahrscheinlich zu machen. Lit. z. B. rudüke eine Pilzart, zu rüdas 'rotbraun', zaliükey eine Pilzart, zu zälias 'grün' (Leskien Bild. d. Nom. 516).

384. 5) Eis bleibt noch eine Anzahl von Nominalklassen auf 'sko- mit unmittelbar vorausgehendem, ebenfalls formanti- 8chem Vokal. Von diesen Nomina sind allgemeinidg. die auf 'isko-. Im Griech. Deminutiva wie dvOpujiricTKO^ zu dvOpiUTTO^

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M)2 Nominalstammformantien. k-y g-, ^A-Formantien. d84^

'Mensch', (TajuißaXicTKOv zn adMßaXov 'Sandale', bcatroTlOKo^ zo beaTTÖTTii; 'Herr*, veäviOKo^ zu veäviä^ 'Jüngling', äbpi(Tic?i zu ubpiä 'Krug*, iraibi(TKO^ und traibiaicii zu trai^ 'Knabe, Mädchen*,. KpdTfipicTKO^ zu KpäTi^p 'Mischkrug*, &0mbiaKt\ zu dcJTri^ 'Schild*. Spärlich im Lat. in Adjektiva: priscus d. i. *priiscos (ygl. prlmus aus ^prlumos § 159, pnstinus § 197); marücus 'von männlicher Art* zu mos marisj masctUus; wohl auch lentisctis 'Mastix*, ursprünglich Adj. zu lentuSy benannt nach der Zähigkeit seines Haraes. Im Kelt. Namen wie Taurisciy OiJiß(<TKOi, Vir visca gens mit den neutralen Ortsnamen wie Viviscumy Ma- triscumy Seniscum. Im Germ, ist -isJca- ein häufiges Adjektiv- formans, Art, Zugehörigkeit, Abstammung bezeichnend, beson- ders auch zu Völker- und Ländernamen das Adjektivum bildend, z. B. got. mannisks as. ahd. mennisc 'menschlich*, got piudisks^ 'iOviKÖ^, heidnisch* ahd. diutisc zu piuda diot 'Volk*, got. gu- disks 'göttlich*, funisks 'feurig', judaiwisks 'jüdisch* ; haipi- wisks 'agrestis, wild* zu haipi F. 'Feld', wohl wie aksl. h^o- th8k% zu &^«i^ 'Dämon'; ahd. irdisc 'irdisch', kindisk 'kindlich, jung, zart', kuningisc 'königlich', burgisc 'urbanus', dorfisc 'dör- fisch, bäurisch', mordisc 'mörderisch', frenküc 'fränkisch', spa- nisc 'spanisch', römisc rümisc 'römisch'; zu Adjektiven, z. B^ antarisc 'fremd', zu ander gehörig und auf Betonung nicht auf der ersten Silbe hinweisend, altisc 'alt', /ermc 'fernher stammend', aisl. ^Askr = got. *jühisksy durch dkska 'Jugend' vorausgesetzt. Dieselbe Verwendung wie das germ. Hska- zeigen lit. -iszka- und aksl. -hsko-, z. B. lit. hirniszkas 'knechtisch', diviszkas 'göttlich*,^ da^^t«z{;a9 'himmlisch*, Z^ftitm^Aro« 'litauisch' (vgl. preuss. tawis- kan 'väterlich', deiwiskai Adv. 'göttlich', prusiskan 'preussisch'),. aksl. üov^dhskb 'menschlich', dethskb 'kindlich', hbn^ibshb 'fürst- lich', ^emJ/ft^Xi^ 'irdisch*, nehe8h8k^\\mm\\%(th\ph8h8ky Adv. 'hün- disch*, £idovh8kb 'jüdisch*, rumhskb rimhskh 'römisch'. Und e& ist möglich, dass dieses halt-slav. Formans, wie sicher das -isco- der roman. Sprachen (z. B. Italien, donnesco, grecheaco), aus- dem Geimanischen herübergenommen ist. Wenigstens wird, wenn auch beide Sprachzweige das Formans in gewissen Formen aus- uridg. Zeit ererbt hatten, die Richtung der Verwendung im Balt.-Slav. durch die Nachbarsprache mit bestimmt worden sein.

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fi 885.] NominalBtammformantien. X^, g^^ ^^Fonnantien. 503

Als Ausgangspunkt von isko- in uridg. Zeit betrachte ich Adjektiva von der Art der lat. priscusy mariscus und ahd. altisc, antarisc und sehe in -is- das Eomparativforroans. Der Kom- parativ wurde auch so gebraucht, dass er bedeutete 'dem Zu- stand dessen, was das Adjektiv aussagt, relativ nahe kommend', %. B. urgerm. ^alpiz- etwa 'annähernd alt'. So stehen die Ad- jektiva auf -w-fco- einerseits denen wie ai. aniyaskd-s lat. me- litLSculus 370. 373) nahe, anderseits denen auf -isto- (§288), "is-tero- 241), 'is-fpfna- -is-mo' 159). Die Übertragung auf Substantiva (z. B. got. mannisks von manna) lag nahe, so- bald -iskO' einheitliches Formans geworden war. Im Griech. wurden die Adjektiva auf -kTko^ substantiviert fvgl. die west- germ. Substantivierung ahd. mannisco 'Mensch'): etwa ♦vcFä- vkJko^ 'noch etwas jung', von *v€Fävö^ 'j^ng' 192), wurde substantivisch, wurde dann als Subst. auf veäviä^ 'Jüngling' be- zogen und Deminutivum zu diesem, wonach weiter oUdOKfi zu oIkiö usw. 541). Vgl. hierzu den deteriorierenden Sinn des slav. -wfco, z. B. poln drzewsko'ehuder Baum*, fratiwfio 'schlechtes, elendes Gras', Cech. Wsko 'elender Körper' (Beli6 Arch. f. slav. Ph. 23, 179 ff.).

Anm. Einige Nominalklassen mit einem ans Vokal -f -sko- besteheuden Formans weiss ich entwicklungsgescbichtlich uiclit ein- zuordnen So die armenischen auf -op wie hecanop 'tmjov^ darbno^ 'Scbmiedewerkstatt* (vgl. § 493), mit deuen wohl irgendwie der Gen. Dat. Abi. Plur. auf -c, z. B. getop^ amaQ^ &antp, zgestu^^ anjan^ harp, zusammenhängt (Meillet Gramm, de Farm. 47 f.). Ferner die west- slav. Neutra auf -isko, die im Aksl. in der (t)j(o-£rweiterung -Ute = *-te/c-|*o- vorliegen, wie poln. ognisko 6ech. ohnisko aksl. ogniMe 'Herd*, poln. ioporzysko 6ech. toporisko aksl. toporiUe *Hackenstier (vgl. S 493, Meillet ^tudes 350 f.), mit denen die lit. Nomina wie szeimynykszczas szetmpnyksztis, Gen. -azczo, *einer vom Gesinde', zu szeimpna 'Oe* Binde* (Leskien Bild. d. Nom. 682 ff.), enger zusammenhängen können, da ihr Ausgang auf ^-Uk-tich zurückführbar ist (vgl. ahd. steinaht •steinlchf von steinag ^steinig', § 299).

885. 6) Zur Bedentungsgeschichte der i;o-For- mantien.

a) Als Sekundärformans bezeichnete -ko- von uridg. Zeit her die artliche Zugehörigkeit zu dem, was das zu gründe liegende Nomen aussagte, z. B. ai. avtkd-s 'ein Wesen wie ein

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504 NomiDalstammformantieD. k-^ g-y ^A-FormantieD. [^ 385.

Schaf zu dvi'i *SchaF, tdnuka-s *die Art des Dttnuen habend' zn tanü i *dünn*, babhrukd 8 bäbkruSd-s 'bräunlich' zu habhru-i 'braun'. Dieses Formans war besonders da brauchbar, wo etwas zwar als zn der betreffenden Art gehörig, aber ihr nur ähnlich und, wie es z. B. bei noch jungen Lebewesen der Fall ist, unter dem Normalen stehend erscheint. Daher der deminuierende Sinn, wie ai. maryäkd-s 'Männchen', gr. ^elpaE 'Mädchen', trai- b((TKO^ 'Knäblein', aksl. aymkb 'Söhnchen' kamenhCh 'Steinchen', und geringschätzig z. B. m.advakd «'elendes Ross', poln. drzewsko 'elender Baum', gr. dvGpuüTriaKO^ 'armseliger Mensch'. Im Ita- lischen haftet die Deminutivbedeutung in der historischen Zeit nicht mehr an -ko- allein, sondern nur an Erweiterungen von 'ko'i am häufigsten ist urital. *-ä:6/o- (§266, t)i dessen e durch das 9 von umbr. 9IU- erwiesen wird (1 §606, 1. 636,2), z. B. l&t homunculusy umbr. struh^la^^ru^Za'^struiculam', lat. t;a«- culum umbr. veskla 'vascula'; daneben lat. -c-iön-, wie homun- cio, vgl. gr. K-io- (-aK-io-v), wie ^jieipäKiov (S. 494 f.).

Diese Bedeutungsschattierungen blieben oft nicht lebendig, und war der Redeteilcliarakter des abgeleiteten Wortes und der des Primitivum derselbe, so unterschieden sich nun die beiden Wörter kaum oder gar nicht im Sinn. Im Sanskrit stehen die beiden Formen oft so nebeneinander, dass -ka- nur als ein rein formales Charakteristikum erscheint; öfters mag hier -ka- nur zugefügt worden sein, um eine für die Flexion bequemere Stamm- form zu gewinnen, in der Poesie aus metrischem Grund. Ähnlich waren lat. senec- in seTiex und sen- in Gen. sen-is usw. dem Sinne nach gleichwertig geworden. Eine häufige Folge dieser semantischen Gleichwertigkeit war, dass das Primitivum von der fco-Bildung ganz verdrängt wurde, z. B. aksl. ovhca 'SchaF, othch 'Vater', thmkb t^n^k^ 'dünn' gegenüber den gleichbedeu- tenden lit. aviSy got. atta, ai. tanü-i.

Der eine Vergleichung einschliessende Begriff der Ähnlich- keit brachte die A;o-Formen aber auch mit den Komparativen in Berührung, -ko- trat nicht nur an komparativische Formen au, z. B. ai. anlt/as-kd-s 373), lat. prls-cu 8 ahd. altisc 384), sondern mit Formans ako- (§381) wurde die artliche Ähnlichkeit in der Weise betont, dass eine Steigerung des Grundbegriffs

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^ 885.] Nominalstammformantien. fc-, g»^ ^A-Formantieu. 505

«tattfand. Wenn im Lit. läböJcas so viel als ^echt gut, ziemlieh gut' and lett. labaks überhaupt Komparativ ward, so ist das so ^u verstehen, dass mit der lit. Bedentung diese Bildung auf gleiche Linie mit den altererbten |e«-Formen gekommen war, die -ebenfalls einen recht hohen, ziemlich hohen Grad ausdrückten (vgl. ai. tväkiiyas' auch Vecht, sehr kräftig', gr. )i€i2I6vuj^ iXd^- ßavov 'sie fassten es recht ernst auf, lat. exi ocius), und dass diese partielle Berührung mit dem alten Komparativ den lett. Formen auf -aks synkretistisch auch den sonstigen komparati- vischen Gebrauch zugeführt hat.

Leicht verständlich auf grund der von uns angenommenen <ärundbedeutung ist die Funktion des -Äro-, zu Substantiva Ad- jektiva zu bilden, die ebenfalls in die idg. Urzeit hinaufreicht, z. B. ai. rüpäka-s 'eine Gestalt annehmend', paryayikd-a 'stro- phisch', gr. q>uaiK6^ 'natürlich', lat. clvictis, got. stainahs ahd. steinag 'steinig'. Im Ar. und im Germ, tritt -fco- so besonders oft auch in Komposita als Exponent ihrer adjektivischen Be- deutung auf, wie ai. vi-manyU'Jca-s 'frei von Groll', ahd. sibun- iarig 'siebenjährig' (§61, 3); in der klassischen Sprache des Ai. kann so -fca- beliebig fast an jedes Bahuvrlhikompositum angefügt werden.

b) -fco- selten in Farbbezeichnungen und nicht so, dass eine bestimmte fc-Formation produktiv wurde. Ai. habhru- -jfrf-« 6afrArttfcrf-Ä 'bräunlich' (S. 491), kapUd-s (neben kapild-s) 'bräunlieh, rötlich'. Lat. ca.vctt« (8.477). Lit.^iZfcflw'grau'(S.477), peUTcas 'mäusegrau' 382).

c) Häufig sind fc-Formautien in Tier- und Pflanzen- namen. Ich nenne beispielsweise die gr. Vogelnamen öptuE 'Wachtel' (: ai. vartaka-s vdrtika 'Wachtel', vgl. S. 491 f.), TßuE ein schreiender Vogel, KÖpaE 'Rabe' (S. 495), WpöE \pr\l 'Habicht' (S. 499), K^pKoE (ä?)- UpoE Hesych, MirjXTiE 'karamloser Hahn', KauöE ion. KauiiE und KrjüE ein Meervogel (vgl. die Vogelnamen mit g Formans § 390 ff.), und die lat. Gewäehsnamen salix 'Weide' (:gr. ^XIkti, ir. sail Gen. sailech salach kymr. helygen -gall. Salicillay ahd. salaha ags. nealh), larix 'Lärche' aus *darix nach 1 § 587, 6 (: ir. dair Gen. darach 'Eiche'), filix felixT^m-

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506 Nominalstammformantien. k-, g-j ^A-ForroantieD. [i 386.

kraaf, llex 'Steineicbe*^), frutex 'Strauch*, ülex Name einea ^^tranches, rumex 'Sauerampfer', carex 'Riedgras'. Auch aksl. ovh8^ 'Hafer' wird hierher falleu, daneben lit. avizä 'Hafer^, alsa Wechsel fe : g.

Formantia -go- -gä- (-go- -^ä-, go- -gä-), -g- {-§-, -g-).

386. g und g nebenander, wie fe und q bei den Jr-Formantien 366): auf § weisen z. B. lit. dävüH^y barbözius lett. püfnU aksl. bojaznhj auf g ai. drbJiaga-s lit. eigäy vänagas, aksl. struga^ 08trog%.

Wie für formantisches -gVo- (S. 474 f.), so gibt es für forman- tisches -gUO' nur geringen Anhalt. Zu nennen sind etwa: Gr. •ni^jißo^ 'turaulus' ir. tomm 'kleiner Hügel': ai. tungas 'empor- stehend, gewölbt; Anhöhe'(l S. 694), zu ai.fwmra- 'feist, strotzend',, lat. tumeo usw. Lat. pinguiSy ir. imbed 'copia, ops, multitudo*^ }xrke\t.*\p]wg^etO'n*[p]imbeto-ny zu gr.7rl>ji€Xr|'Fett'(lF. 9,351 ff.). Gr. KeX^ßi] 'Becher' und lat. ccUva 'Hirnschale* vermutlich aus *Jcalegua (Lagercrantz KZ. 37, 181 f.). Gr. KoXoßö<; neben köXo^ Veratümmelt'. Mit dem Job. 9, 8 geschriebenen got. bidagtva ('Bettler') ist wohl bidaqa gemeint, vgl. ags. bedecian 'betteln', zu got. bidjan 'bitten'. Damach können immerhin manche g- Formen der «af^tii-Sprachen, denen wir uridg. g geben, Welmehr gU gehabt haben.

Eine weitere Ähnlichkeit zwischen den g- und den Ar-For- mantien ist der gleichartige Wechsel zwischen oDekliuati<m und konsonantischer Deklination. Auch die Gebrauch weise der beider- seitigen Formantien ist im grossen Ganzen die gleiche. So liegt,, ähnlich wie bei dem Nebeneinander der d- und der f- Formantien 358), die Vermutung nahe, dass die Media in uridg. Zeit unter gewissen lautlichen Bedingungen aus der Tennis hervor- gegangen ist (nach 1 § 701). Für Fälle wie lat. vorago : vordic cisj wozu man wohl 9k»\.bojaznh zu stellen hat 392, b), ist dies ohnehin kaum abweisbar. Manchmal mag die Media auch erst einzelsprachlich aus Tc entstanden sein, z. B. bei gr. XäroE -to^

1) Die Nebenform Uex (Meyer-Lübke Herrig's Archiv 115 S. 397 ff.) stammt vermutlich aus einem altital. Dialekt, der et in d wandelte (1 § 207).

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§ 387—^88.] NomiDalstammformaDtien. k-y g-, ^A-Formantien. 507

391) in Folge davon, dass die t- und die A;-Stämuie die gleichen Kasusansgäuge -al und -alx hatten.

387. 1) Das Vorstttck bat das Aussehen einer (einsilbigen) Wurzel oder eines Wurzelnomens, vgL § 368. 372. Deutliche Beispiele besonders im Balt. Slav. Lit. eigä 'Gang* {at-eigä 'Ankunft* u. a.) zu eiti 'gehen*, isz-imga 'Leibgedinge' zu isz-iifSlti 'herausnehmen', lett. nirga 'Taucher- ente' zu nirt 'tauchen', lit. kügis M. 'grosser Hammer, grosser Heuhaufen' preuss. cugis 'Hammer' lit. kauge lett. kaudfe 'Heu- haufen' zu kduti 'schlagen' (vgl. 1 S. 331 über ahd. houwan aisl. hqggua\ lit. per-stoge 'das Aufhören' zu per-atöti 'aufhören'' und atstogumas von einem at-stoga- 'entfernt'. Aksl. struga 'Strömung, Barke' zu W. sreu- 'fliessen' (struja usw.); mqih 'Mann' aus ^mon-g-io- zu got. manna usw., wohl von 4«L man- 106). Ir. mong F. 'Haar, Mähne' kymr. mwng M. 'iuba', dän. manke aisl. makke 'oberer Teil des Pferdebalses' neben ahd. mafia 'Mähne' ai. mänya 'Nacken' zu W. men- 'hervorragen' (lat e-mineo usw.). Ahd. balcho ags. balca M. 'Balken' zu mhd hole 'Bohle'^ aisl. bolr 'Baumstamm'. Mit §\ lett. gllfe 'Schlamm auf Flttssen'^ neben gliwe 'Schlamm', lit. vyzä 'Bastschuh' vielleicht zu v]jt% 'winden, wickeln'. Hier mögen auch die lett. Farbadjek* tiva auf -ganas erwähnt sein, wie balgans 'weisslich' nebea balts 'weiss' (Leskien Bild. d. Nom. 386. Ö26). Nicht selten sind die Fälle, wo man formantisches g als Wurzeldeterminativ be- zeichnen mag (Persson Stud. 14 ff. 281). Ich nenne zwei. Got. pairkö 'Loch, Öhr' ahd. derh durhil 'durchlöchert', gr. tpiuT^Tt 'Loch, Öhr* zu W. ter- (gr. reipui usw.). Ahd. queh und quec 'lebendig', letztere Form vielleicht aus ^gUigno- (1 S. 383 f.),. aisl. kuikr kykr, Akk. kykkuan, 'lebendig' = ^gUig-^o- (S. 475),. lett. dßga 'Leben' (aksl. üzm 'Leben' § 392, b), vielleicht auch lat. vixi usw. und vigeo, zu gv. ßio^ usw.

888. 2) Zu Adverbien, vgl. § 370. Got. anaks Adv. 'alsbald, sogleich' (vgl. suns 'sogleich', mins 'weniger'), lit. n&-^ glas aksl. nagh 'plötzlich, jäh', zu got. ana aksl. na 'an, auf, gegen' lit. 'von' (nüglas slav. Lehnwort?); zum Z-Formans vgl. got. ainakls lat. HngtUi 389). Got. ibuks 'zurück ge- wendet, sich rückwärts wendend' ahd. ippihhön 'zurück rollen'i.

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^08 Nominalstammformantien. k-y g-, ^A-Formantien. 389—390.

mit ag8. ebba M. 'Ebbe* zu got. ib- in ib-dalja M. 'Abstieg*. Aksl. rozga razga 'Zweig, Reis' vermutlich zu rozb razh 'aus- einander' (vgl. Walde KZ. 34, 512, Ostboff IF. 8, 17). TTcXaOToC ^u ir^Xa^ 'nahe', also 'die Nachbarn'?

889. 3) Zu Zahlwörtern. Aksl. inogh '^aoviö^*, got. uinakh 'einzeln, vereinsamt'; entsprechend lat. singuli 'je einer'.

390. 4) -go- hinter Stämmen mit Nasalformans^ Tgl. § 374.

Arisch. Ai. ifidga-m 'Hörn' zu got. Aatim 'comu' usw.; unsicher ist die Zusammenstellung mit gr. Kpayr^v, eine Art Krabbe, und mit KÖpujißo^ 'Spitze' (vgl. Zupitza KZ. 36, 59. 60 ff.). bhfi9ga 8 bhpagd eine grosse Bienenart, zu bhrmä'S 'Ver- irrung' bhfmi-i 'beweglich, regsam, flink* bhrdmati 'er schwirrt'. patqgd-8 'fliegend; Vogel' patt^a-s ein geflügeltes Insekt, pataga-a 'Vogel' aus *peti}'go-s, zu ^peten- kymr. ein 'Vogel' usw. (S. 261), von den Indem als Kompositum 'im Fluge gehend' umgedeutet (vgl. irr^puE usw. § 391). Ähnlich turqga-a turaga-s 'Pferd* vgl. turdna s 'eilend', plavqga-s 'sich in Sprüngen be- wegend; Affe' plavaga-s 'Affe, Frosch' (vgl. plavaka-s 'Jong- leur*), vihqga-s mhaga-s 'Vogel*, ur^^ga-a uräga-s 'Schlange*, bhujc^ga-s bhujaga-s 'Schlange* (vgl. Richter IF. 9, 196 ff.). MrdfBga-s sdraiagd-s 'bunt, scheckig* und Name verschiedener Tiere, püdiaga-s 'rötViGhy rötlich braun* {vgl.piSd'S 'Damhirsch*), 4itmgd'8 vermutlich 'weiss* (vgl. rffti-^ 'weiss*)*), sphulmga-s 'Funke' (vgl. Persson BB. 19, 258 f.). kapiüjalas 'Haselhuhn* bal. kapinjar 'Rebhuhn*. Av. asduga- 'Stein* apers. a^a^gaina- {oder a&') 'steinern* zu av. cusan- 'Stein*. Vielleicht hierher auch ai. drbhaga-Sy sandj- u. a. 391).

Griechisch. Namen für Hohlräume und für Musikinstru- mente mit Hohlraum: atrf^XuTE 'Höhle, Kluft*, (Tf\Qafl dasselbe, -cpipatS 'Felskluft, Schlucht', kuotitS neben Kvaiiq 'Harn-, Gallen- blase*, XdpuTE 'Kehlkopf*, cpdpuTE für älteres (pdpuE 'Schlund, Luftröhre', a&Xm-fl 'Trompete*, aOpiTg 'Röhre, Flöte*; (pöpiiiyZ

1) Veraiutlich im AnschlusH nn diese Farbbezeichnungen ist das g in pinga-s pitagalä-s 'rötlich braun' für j = uridg. g einge- treten, vgl. piUjära-s 'rötlich gelb* und p\id-ti *er schmückt, putzt*, 'lat. pingo.

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§ 390.] Nominalstammformantien. k-y g-, .gr^-Formantien. 50^

^Zither', ipdXTiTE dasselbe. Deminntiva: XöTtE *Steinehen' (vgL ir. Zia, Gen, liac, 'Stein', nrkelt. *U^wk')f ^aO&ixx-xl Tröpfchen^ Körnchen', lesb. ipäcpitE 'Steinehen'; auch war wohl ?XmTT€^ 'Würmer' (vgl. ?X>jiiv-8€^) ursprünglich deminutivisch. Sonstiges: qxiXaTH 'Schlaehtreihe, runder Stamm, Walze*, dXdXaTH ' i\ irXdvr^ Hesych, {TjudibiTH 'Schwiele, Beule', (TTÖpOurE 'Zinke, Zacke',. Xdacrrrc^' X^^po^ ßdTpaxoi Hesych. Vielleicht mit -aT(o)- = 'ifgioy: T^Tpag (auch -aK-o^) und oöpa£, je eine Vogelart; fipTiaE 'räuberisch' (vgl. lat.rapöj?); XdXaTcq* xXiwpol ßdtpaxoi (Hesych)^ XaXttTi^ 'Geschwätz'; aeXaT^w 'ich bestrale' (vgl. Johansson Bß.. 18, 33); (TdpaTO^ 'Ausfeger' u. a.

Germanisch. Ahd. scinco scinca ags. sceonca 'Hüfte^ Schenkel' zu ahd. scina 'Schienbein', dessen n, wie ags. sda sdcB 'Schienbein' zeigt, formantisch war. Diesem vielleicht nach- gebildet mhd. hanke 'Hüfte, Schenkel' nhd. tirol. henkel 'Sehen* kel', zu ahd. hamma 'Schenkel' gr. Kvr||iii 'Unterschenkel, Schien- bein'. Ahd. eninchil 'Enkel' zu ano 'Ahn' und die Deminutiva wie lewinkll{n) 'kleiner Löwe' zu letoo^ huoninkll(n) 'Hühn- chen', esüinkli{n) 'Eselchen' ^), ags. hüsincel 'Häuschen', tünincd 'Städtchen', sctpincd 'Schiffchen' {*'g'lO' wie in got. ainaklsy lat. singull § 389); vgl. auch minecllno 'der kleine Finger' Lex Sal.

Baltisch. Adjektiva auf -inga-, von Substantiva abge- leitet, bedeuteten 'versehen mit etwas', wie lit. gädingas 'schand- bar, sich schämend' preuss. ni-gldings 'schamlos' zu lit. gMa 'Schande', lit. küningas 'beleibt' zu künas 'Leib', maringas 'mörderisch' zu märas 'Pest, das Sterben', lett. laimlgs 'glück- lich' zu laima 'Glück', preuss. ragingis ('gehörnt') 'Hirsch' zu lit. räga^ 'Hom'. Indem z. B. gSdringas 'heiter' wie auf gSdrä 'Heiterkeit des Wetters' so auch auf gidras 'heiter' bezogen wurde^ wurde -ingas auch begriffverstärkende Erweiterung von Adjek- tiva, z. B. bidningas 'voll Not und Elend' zu bSdnas 'elend'^ linksmingas 'voll Fröhlichkeit' zu liüksmas 'fröhlich', preuss. labMngs 'gütig' zu laba- 'gut' (Leskien Bild. d. Nom. 526 ff.).

1) In den n-losen Formen hitonikll(n) leiüikli{n) usw. ist n dissimilatorisch geschwunden. So auch mhd. enikel = eninkel und ahd. enikllin).

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510 NomiDalttammfonnantien. k-, g-y ^A-Formantien. [i 391.

Mehrere VogelDamen auf inga^ i^^f wie bJezdinga blezdingi ^Hausschwalbe*.

Man möchte dem KoDglutinat -ingaa die 67}-Stämme § 216 zu gründe legen: z. B. maringa^ zu ^marü -ens {nü-marü Tall- ^uehl'), dieses von märaSy wonach -ingiis aus *'ng<h entstanden wäre, wie -inkas ans ^nho' S. 486. Indessen spricht die Be- tonung 'ingas mehr für *-in go-Sy und so wird z. B. aktneningas Voll Steine* auf akmen^nas *Steinhaufe', kankingas *niartervoir auf kankyrU 'Marter' zu beziehen sein; an solchen Wörtern er- wuchs 'ingas als einheitliches Formans. Vgl. gr. itT' und ai. 'Wga-, die ebenfalls Erweiterung eines Nasalformans mit ur- sprünglichem f- Vokal sein dürften.

391. 5) Das Vorstttck geht auf einen kurzen for- mantischen Vokal aus, vgl. §376 ff.

Ahd. chranuh ags. comuc arm. krurik 'Kranich' zu ags. ■cran gr. T^pavo^ 'Kranich'. Mhd. knocke 'Knochen, Astknorren' ags. cnucel 'Knöchel', aim. curüc-k PL, Gen. cng-a^y 'Kniee' (Sg. ^mnvy § 108); gr. tvuE 'mit gebogenem Knie' vielleicht mit dem- selben ^-Element. Formantisch nicht identisch, aber zusammen- gehörig sind av. fraptdr^jat- 'Vogel', gr. irr^puH -uto^ Tlügel*, anfr. fetherac ahd. fedrah fedarah 'Flügel', vgl. ai. patcigd-s S. 508, zu ^peter- ^peten- 'Flügel* (zu § 455 ff. j; gr. -uE ver- mutlich durch Anlehnung an andere Wörter auf -uE (s. u.).

Arisch. Urar. -ig-: ai. uHj- 'begierig, verlangend' av. usij' (Nom. Sg. usixä) Bezeichnung gewisser feindlicher Priester, -ai. bhurij' 'Arm, Deichselarm', vaTiij- 'Kaufmann'. Bei -agiay muss mit der Möglichkeit der Entstehung aus *'ng{oy gerechnet werden; ai. drbJiaga-s neben arbhakd-s und drbha-s 'klein, jung' (S. 493); sandj 'alt' vgl. sanakd-s sdna-s (S. 493), dhrindj- •kühn', trindj' 'durstig'.

Armenisch. Bei den A;-Formantien dieser Sprache bleibt, wie § 367 S. 476 bemerkt ist, ungewiss, wie weit uridg. Media oder Tennis anzunehmen ist. Hierher vielleicht bok ^barfuss', zu lit. bäsas ahd. fear, etwa aus ^bhosogo-Sy pokrik. Gen. pokrkan^ '*klein' (zu pokr 'klein').

Griechisch. Wie ttt^puE (s. o.): cpdpuE 'Luftröhre' (jünger

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§ 892.] Nominalstammformantien. Xc-, g-, ^/^Formantien. 511

<p<ipirrE S. 508), öpTuE 'Wachtel' (auch -uk-o^ S. 605). Zwei- deutig (a- = -5-?) ist wieder (vgl. das Ar.) -axfo)-, wie T^Tpa£ S. 509. XdroE -ato^ Tropfen, Neige' dürfte ursprünglich -qk- gehabt haben, vgl. lat. latex -icis 'Flüssigkeit, Nass' ir. lathach ^Schlamm' wrnss. iotök 'Wasserrinne'.

Germanisch. Got. ahdksy Dat. PI. ahdkim, 'Taube', viel- leicht zu lat. acu' gr. d)Ku-q 'schnell'. Ahd. häbuh ags. hafoc ''Habicht', ags. rudduc 'Rotkelchen', mndd. wedik 'Enterich', ags. toeoloc wiluc 'Purpurschnecke', mengl. paddok 'Kröte', aisl. madkr 'Made' (got. mapa ahd. mado) u. a. Tier-, besonders Vogelnamen (s. Kluge Nom. Stammb.^ 31). k%.luttic Afries. Htik %lein', ahd. altih 'alt', deren ursprünglicher Deminutivsinn aus ahd. altihha 'anicola', armihha 'paupercula', fulihha 'weibliches Fohlen', snurihJia 'Schwiegertöchterchen' erhellt. Deminutiv auch engl. hiUock 'kleiner Hügel', mcngl. dcUke 'Tälchen', polke ^small pool' und die Namenformen wie as. Ättiko Manniko mhd. OibecJie ags. GHfeca, aisl. Sueinke, Brynke.

Baltisch-Slavisch. Hier ist die Möglichkeit der Ent- stehung der Media aus ursprünglicher Media asp. zu bedenken. Lit. vänagas lett. wanaga 'Habicht' preuss. gertoanax 'Hühner- habicht'; lit. melägis 'Lügner'; gargazis 'Schlacke', drambäzius 'Dickbauch'. Aksl. ostrogt 'Pfahlzaun, x<ip«H' zu ostrb 'spitz'. Lit. üdegä 'Schwanz', medega 'Bauholz'. Aksl. M. auf -eih: mq- teih 'Verwirrung', lupe^ 'Raub', grabeih 'Raub'. Lit. M. auf 'üzisi dra&itü^ 'Kleidungsstück', gewöhnlich deminuierend (Aus- druck der Zärtlichkeit, Herzlichkeit), wie d^vüiia der liebe Gott, saülüzi die liebe Sonne. ~ Lit. avizä 'Hafer' s. § 385, c S. 506.

392. 6) Das Vorstück geht auf einen langen f or- mantischen Vokal aus, vgl. § 379 ff.

a) Gr. ^daTl£ 'Geissel', ni\i^\l 'Odem, Seele', t^tti£ 'Zikade, Grille*; k6kko5 'Kuckuk\

Lit. moUägcis (F. -ügä) 'gelblich*, barbözius 'Summer', gal- eozgs 'Zwerg' (zu galvä 'Kopf'). zmogüs 'Mensch' (Plur. zmö- nes) mag ein direkt von ^gdhem- 'Erde' (z^me) gebildetes Adj. *zm0g(i8 'irdisch' gewesen sein, das zunächst als Adj. zu zmogüs und dann substantivisch wurde.

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512 Nominalstammformantien. k-^ g-, ^^-FormaDtien. 392.

b) Erweiterung mit einem Tz-Formans im Ital. und im Balt-Slav. 221).

Zu den Adjektiva auf -äx aceus 381), icus 379), 'ÜCU8 380) gehören die iat. Feminina auf -ägo, -igo, -ügo Gen. 'inisy am häufigsten körperliehe Gebrechen und Pflanzen bezeichnend. Z. B. vorago 'Schlund, Schlucht' zu voraxy virägo 'mannhafte Jungfrau, Heldin' zu tiraceusy aemgo 'Grünspan' zu aerüca, Verrügo Stadtname zu verrücaj älbügo 'weisser Fleck im Auge' zu albücusj lumbago 'Lendenlähmung', plantago 'Wege- rich', sölago 'heliotropium', surdlgo 'Taubheit', claudlgo 'da» Hinken', awnjfo 'Gelbsucht', fweZZfjro 'Bienenharz', ferrügo 'eisen- graue Farbe', asperügo 'Klebekraut'. Als Primärformans er- scheint -go z. B. in vorago : vorare, orlgo : onn, impetlgo : pe- tltus, Intertrigo : trltum tribtdum^ cUbügo : albümen.

Die entsprechenden slav. Substantiva der historischen Pe- riode auf -aznhy -izm -izna^ -ezm erscheinen, wohl unter dem Einfluss der Formen auf -asnh -isnh (S. 289), fast nur noch als primäre Ableitungen, wie Iat. vorago usw., z. B. hojazyih 'Furcht' zu hojati sq, kajaznh 'Reue' zu Jcajati sq, äizm 'Leben' zu äiti (vgl. lett. dßga § 387), uJcorizna 'Verunglimpfung' zu u-koriti^ nadeznh 'Hoffnung' zu deti, holeznh 'Krankheit' zu boleti. Doch steht nichts der Annahme im Wege, dass ihre Grundlage, wie die der Iat Substantiva, eine nominale gewesen ist; zumteil können sie von Wurzelnomina herstammen. Mit glavizna *K€q>a- Xi^, KcqpdXaiov' vgl. glavica dasselbe. Etymologisch dunkel ist trizna *ä6Xov, certamen' (zu terq treti?, vgl. Iat. inter-trlgo). Tcbznh 'Anschlag, List' Tcyznh \ixy/r\y zu kovatif erinnert an lit. kügis 387), wie Mznh an lett. dßga. Vgl. aus dem Lett. püfnis 'Fauliges' püfnes PI. 'Modererde', zu lit. püti 'faulen'.

Anm. Die Annahme, dass -znh aus -sm (mit uridg. s) hervor- gegangen sei (8. Zupitza KZ. 37, S97, Meillet fitudes 456), weiss ich lautgesetzlich nicht zu rechtfertigen. Eine andere Möglichkeit der Erklärung des -zn6, mit der man zu rechnen hat, wäre wohl nur noch die, dass es im German. ein zni- aus -fmi- (vgl. got. arhazna S. 282) gegeben hat, dieses germ. -zni- etwa in prijaznh = got. */H- jözn8 (vgl. S. 336 über prijatelh = ahd. friudil) zu den Slaven ge- kommen ist und dort sich weiter ausgebreitet hat. Die preuss. Verbalabstrakta wie biäsnä Turcht*, maitäsnä 'Nahrung*, au-müsn/t

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§ 393—395.] Nominalstammformantien. k-, g-y ^ft-Formantien. 513

'Abwaschung*, teiküsnä 'Ordnung*, et-slOsnä 'Auferstehung*, klan- tlsnä *da8 Fluchen* können -znä- = *'gnd' gehabt haben, doch ist uridg. *-snä' bei ihnen wahrscheinlicher wegen der Formen wie waisnä aus *waitsnä 183 S. 265).

393. Zur Bedeutungsgeschichte der jr-Forman- tien. Die Verwandtschaft mit dem Gebrauch der ir-Forman- tien 385) tritt besonders in den Gebrauchsweisen als Demi- nutiv- und als Tiernamenformans zu Tage. Deminutiva: gr. \axfl u. dgl. S. 509, ahd. altihha engl, hülock u. dgl. S. 51 1, lit. devü- zis u. dgl. S. 511; deminutivisch in Verbindung mit -Zo- ahd. eninchil ags. hüsincel u. dgl. S. 511. Ganz besonders gross ist die Zahl der Tiernamen, vorzüglich der Vogelnamen mit g-For- mans, die hier nicht nochmals zusammengestellt zu werden brauchen.

Formantia mit gh {§hy gh).

394. Im Griech. -ixo^ deminuierend z. B. in öpxdXixo^ 'Tierjunges' zu öpraXi^, äcTTpixoq 'Wttrfel(chen)' zu fiarpi^, irüppi- Xo^ 'rötlich' zu iruppö^, TÖcTCTixo^ 'tantulus', öcrmxö^ 'quantulus' ; in böot. und dor. Namen vrie Zijiixo^, *A|i\)VTixo^. Auf -axo^ z. B. (TTÖjiaxoq 'Mündung, Kehle*, oöpaxo^ 'Äusserstes, Spitze', VTimaxo^ 'unmündig, kindisch', Tfjiiaxoq, vgl. § 374 Anm. S. 486. Hierher auch das x von dor. Gen. öpvix-o^ usw. (zu Nom. öpvl^) gegen att. öpvl0-o^ usw. (auch gort, mit 6 Övvi6a). Vielleicht iden- tifiziert Johansson KZ. 36, 379 mit -ixo^ richtig den Ausgang von ai. bdSkihars 'schwach, entkräftet' (vgl. baiJcdya- 'Junges, Kleines'). Aus dem Germ. vgl. got. azgö 'Asche' (neben ags. asce ahd. asca aisl. askä)f zu ai. dsa-s 'Asche, Staub' lat. äreo. Dass unter den balt.-slav. Formantien mit g und lit. z slav. z das eine oder andere Media aspirata gehabt haben kann, ist S. 511 bemerkt.

395. Eine besondere Klasse bilden die von Zahlwörtern herkommenden Nomina mit ^A- Formantien : alb. degs 'Zweig, Ast, Gebüsch' aus *dy,oigha, ahd. zwlg ags. twij as. twögo ahd. zuogo 'Zweig' ; lit. dveigps 'zweijährig' treiggs 'dreijährig' Jcet- v^rgis 'vierjährig' usw., serb. dvizaJc 'zweijähriger Widder* aksl. koza triza 'dreijährige Ziege', russ. 6etv4rg (aus *cetvhrgt) 'Don-

Brugmann, Grandriss. II, 1. 33

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M4 Nominalstammformantien. «-Formantien. 396.

nerstag". Diese bernheD auf Adverbia mit dem Ausgang ai. -hä, gr. 'X^: ai. viSvä-ha rnivd-hd 'allemal, allzeit' (av. 'M&a-vat 'dreimal'), gr. bi-x« 'zweifach' xpi-x« T^rpa-xa (wozu bixoö bix^ bixoi^ bixöGev usw.).

H. «Formantia. Formantia -«- und -««- -o«-, -9«-, -i«-, -u«-*). 896. Von den Formantien -«- -es- os- -ds- -is- -o«- gehören zunächst die drei ersten enger zusammen, -es- -os- stehen im Abtönungsverhältnis zu einander, z. B. gr. aibdi aus '^albo[(T]a Nom. alboiq : dv-mb^^ alb^a-aojiai, lat. honös : hones-tus, und -s- ist die Schwnndstufenform dazn^ wie sie in zahlreichen forman- tischen und koropositionellen Weiterbildungen vorliegt, z. B. ai. vatS'd'S vats-ard'S : gr. F^to^ -eo^; ai. üts-a-s r gr. öbo^ -€0^; lat. anxius lit. afücsz-tas : ai. (\ha8'\ lat. max-imus : ai. mdha8'\ lat. aestus aestOs d. i. ^aidha-tu- -tat- : gr. aTOoq -€0^ 334. 342); gr. FiaFo^ fcTo^ : eTbo^ (S. 205) ; ahd. ros-mo rosamo lit. rüsvas : gr. fpcuOo^ (S. 202. 205. 243); gall. f«-arm>- : ai. dyas-^ aksl. braihno russ. böroSno :got, *bari8 (aus barizeins zu folgern); lat. isca lit. esJca (oder esTcas) aus ^Us-qa aksl. JöwZi : *ede8' lit. He9-i'8 ; umbr. tefru-to aus Heps^o- ir. kymr. ^e« aus Heps-tu- 259, e): ai. f^po«-; lat. mt«8^t«m (rint^m mustum) 'Most' aus *mut8t0' : gr. jLiubo^ 'Nässe' (vgl. Johansson IF. 19, 121); gr. öa- qppaivojLiai aus *dTa- : lat. odor (S. 88); gr. ßXda-qpimo^ : ir. meü lit. mSlas (§415) ; ai. mand?iatdr- 'der Andächtige' aus ^manz-dh- : mdnaa- 'Sinn' ; wohl auch sdtpati-i 'Gildemeister' aus *8at8'P' :

1) Verf. Zur Geschichte der Nominalsuffixe -o*-, -jas- und 'Vas-, KZ. 24, 1 ff . Aufrecht Bildungen auf ntts^ voq, na«, KZ. 2, 147 ff. Fick Zum «-Suffix im Griech., BB. 1, 231 ff. Parmentier Les substantifs et les adjectifs en -€a- dans la langue d'Hom6re et d'H^siode, Gand Paris 1889. A. Levi Dei suffissi uscenti in sigma, Turin 1898. A. Goebel Das Suffix 6€< in seinem Verhältnisse zum Suffix €q oder die Neutra in 60^, KZ. 11, 53 ff. Meyer-Lübke [Lat.] 'Or -orisj Wölfflin's Archiv 8, 313 ff. Ebel Neutra auf -as im Altirischen, Kuhn-Schleicher^s Beitr. 6, 222 ff. Stokes Irish neuter Sterns in s, KZ. 28, 291 ff. Ebel Suffix -as im Got., KZ. 6, 355 ff. Streitberg Zur Geschichte der c«-Stämme, PBS. Beitr. 15, 504 ff. Weyhe Zur Flexion der «-Stämme im xiltengl., PBS. Beitr. 21, 78 ff.

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^ 397.] Nominalstammformantieu. «-Formantien. 515

sddas' 'Wohnsitz'; av. awi-data- : avah- (S. 88). Formen wie ^genes-f *menes' kann man ancb so analysieren, dass man nur -8' als Formans ablöst und *§ene', ^mene- als Basis betrachtet, doch wurde sicher schon in uridg. Zeit -es- i-os-) als einheit- liches Element empfunden und wurde es als solches produktiv. Nur -9-, nicht -e^-y erscheint natürlich hinter einsilbigen langyoka- lischen Wurzeln, z. B. *dö«- zu dö- *geben' in av. dah- N., ai. dds-vant' su-däs-. *dö8' verhält sich also z. B. zu *§enes' ai. jänaS' lat. genug -eris nicht anders als *döno-m ai. däna-m lat. dönum zu *§eneno-m 2l\. jdnana-m 184).

Den Formen auf *-d«- ai. -Ü- gr. -aa- liegen zweisilbige Basen auf -d zu gründe, z. B. ai. kravi^- gr. Kp^aq zu ai. Jcrü- rd'Sy gr. hi\xa^ zu b6b|LiT]-|Liai 405). Auch hier erscheint -s- als schwächste Formansgestalt. Zu Doppelheiten wie ai. tdmis- ra : tdmas- vgl. solche wie ai. jani-tdr- : gr. Y€V€-Tifip.

Die Formen auf *-w- ai. -ii- gr. -icT- usw. beruhen auf f- Stämmen 407), die auf *-tt^ ai. -w^- gr. -ucT- usw. auf u-Stäm- men 408).

Die meisten ^-Stämme sind neutrale Snbstantiva und zwar Abstrakta, wie ai. jdnas- 'genus', äyui- 'Leben'. Daneben ge- schlechtige Substantiva, ebenfalls meistens Abstrakta, wie lat. tepor M. : ai. tdpas- N. 'Wärme'.

Zwischen diesen verschiedenen Arten von «-Stämmen haben vielfach Vermischungen stattgefunden, so dass bei einem Wort oft mehrere Bildungsarten neben einander erscheinen, teils tlber Terschiedene Sprachen verteilt, teils auch in derselben Sprache.

Mit den Elementen, die wir im Folgenden als «-Forman- tien behandeln, vergleiche man das «-Determinativ bei Persson Stud. 77 ff. (insbesondere S. 89 Fussn. 2),

397. A) Die Stämme auf -««- und -o«-.

1) Die substantivischen Neutra mit -es- und die zugehörigen Adjektiva.

Bei den neutralen ««-Stämmen war, mit Absehung vom Nom.-Akk. Sg. auf -o« und vom Nom.-Akk. PI. auf -ö«(a), die Forniansgestalt -e«- in uridg. Zeit im lebendigen Paradigma durch ^lle Kasus durchgeführt. Als Reste eines Zustandes, wo dies noch nicht der Fall war, sind wohl Infinitivformen wie ai. stuäe

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516 NominalstamDiformantieD. «-Formantien. 397^

(Dat. Sg.), stöii (Lok. 8g.) neben bhdrase lat. agerey ferner ^mens- in lesb. ^nvv-o^ (att jniiv-ö^) |Lifiw-i nsw. neben *mSne8- litm^es-i-s 401) n. dgl. zu betrachten. Vgl. av. yaoä-dada^tiy das die Kompositionsform des in alat. jovestod ijüstö) erhaltenen zwei- silbigen Stammes enthielt (auch ai. y6S 'Heil' stammte in dieser Gestalt aus der Romposition), und uridg. *deJc8-i in ai. daJcii- tia-8 gr. be5i-T€pö^ usw. 'rechts', das der Lok. Sg. zu dem in ai. daias-yd'ti lat. dectis erhaltenen ^dekes- 398) gewesea sein mag. Die Anfangssilbe ist gewöhnlich vollstufig, wie *genos^ ni.jdnas usw. Formen aber wie das genannte stuäi, wie bhlää und solche wie ai. Mras- arm. sar neben lat. cerehrum, gr. XiTro<; neben ai. ripaSj gr. ubo^ neben arm. get, got. ga-digis neben gr. T€Txo(i, ai. jüvas- neben jdvas-, gr. näQoq neben tt^vGo^, gr. &fO(; neben ai. ägas-, got. hatis neben gr. Kfjbo^ weisen auch hier auf alte Ablautverschiedenheit hin^), und so wa das ursprüng- liche Paradigma sicher nach Accent und Ablaut in den beiden- ersten Silben bunt wechselnd.

Zu diesen Neutra gehören die Adjektiva wie gr. bu(T-|i€vr|^,. Neutr. -iq, Gen. -ioq usw., ai. dur-mands, Neutr. -as, Gen. -asas usw. Simplizia dieser Art, deren das Griechische und das Italische im Beginn der Überlieferung nur ein paar, das Altindische aber seit derselben Zeit viele besass, wie z. B. ai. tards- zu tdras-, gr. i|i€ubi^^ zu vjieöbo^, lat. Cer^Sy sind wahrscheinlich erst im An- schluss an Komposita ins Leben getreten : ipeubfi^ nach d-iiieubrig q)iXo-\p€ubr|q, ai. rakSds- nach arakids- (zu räkSas-), Im Griech. lässt sich die Zunahme dieses Typus von Simplizia im Anschluss^ an Komposita noch in der historischen Zeit beobachten, z. B. später liiTn?» ß^ctßri^, (T0€vr|^ u. a. nach au|i-|iiTri^, d-ßXaßrj^, d-(T6€vr|^ u. dgl. (vgl. Wackernagel Dehnungsges. 37). Der Ton- sitz in bu(T-|i€vr|^ a-rakids- rtthrt vermutlich aus einer Zeit her, wo auch die substantivischen Neutra noch Kasus mit Betonung der Formanssilbe -es- hatten, und z. B, dbari^ (Gf. *i}'dnsis} neben ai. d^sas-, dv-aTr|<S neben ai. ägas- (noch andre Beispiele bei J. Schmidt Plur. 147 f.) mögen in direkter Überlieferung die

1) Freilich muss die Schwundstufigkeit nicht jedesmal so er- klärt werden. Z. B. irdöoc; wird im Anschluss an iraedv, itdxoc; (:av. bqzah-) nach iraxu? entsprungen sein (vg:I. § 399 S. 520 f.)

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% 398.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 517

Sebwandstufengestalt der Wurzelsilbe bewahrt haben, die den adjektiviBchen Komposita urspranglich zukam. Die 6«-Substan- tiva werden übrigens znmteil für sich selbst adjektivisch ge- worden sein (vgl. dazu z. B. lat. Adj. decör-em bei Naevius, zu decus)y und jene alten Komposita wiesen nur den Weg für die Gestaltung der adj. Flexion. Die Verschiedenheit des Tonsitzes {Mieubrj^ : ipeöbo^, rakids- : rdkias-) erißiehterte die Verbreitung der Kategorie der adjektivischen Simplicia (vgl. S. 28 f.). 398. a) Neutrale Substantiva auf es-, *&le^es': ai. irdvas- 'Ruf, Ruhm' av. »ravah- Wort, Spruch, Leumund', gr. kX^Fo^ kX^o^ 'Ruf, Ruhm', ir. du 'Ruhm' kymr. dyw 'Gehör' (1 S. 125), aksl. slovo 'Wort'; vgl. lat. duor'b6la\ Av. ravah' 'freier Raum', lat. rUs rftri« aus ^roves-, jousjüs -ris aus *jove8' vgl. alat. Forummschr.jove8töd=jüstö; ai. yrfi N. 'Heil' SLY.yaoi^'dadaHVer macht heil, reinigt, vollbringt', s. S. 516; «ine schwächste Stammform *iu«- scheint enthalten in per-jeräre, de-jerare (Solmsen Berl. phil. Woch. 1902 Sp. 1143). *genes' ^Geschlecht': ai. jdnas-f gr. t^vo^, lat. genus -eris. Ai. tänas- 'Nachkommenschaft', lat, Adverbium tenus (V, s. § 449 Anm.), vgl. tenor. Ai. vdnas- 'Reiz, Wonne, Lust', lat. Venus -eris, F. geworden, venerdrl, veMnum 194). Ai. rndnas- av. manah- *Sinn', gr. ^a^vo^ 'Streben, Mut, Zorn', alat. Menerva päl. Minerva aus *Mene9'0va, lit. menas ('Verständnis') 'Meisterschaft', M. ge- worden (§ 399). Ai. ndmas- 'Verbeugung, Verehrung' av. namah- 'Verehrung; Darlehen' (vgl. gr. v^jnw), gr. vejio^ 'Weideplatz', lat. nemus -oris 'Hain' Nemestrlnus, ir. nem kymr. w^/'^Himmel' <vgl. ir. nemed 'Heiligtum'); die Grundbedeutung war 'Biegung'. Ai. tämas' 'Finsternis', lat. temere Adv., eigentlich 'im Dunkel', vgl. tenebrae (S. 359), lit. tamsä 417). *guheres': ai. häras- "Glut', arm. /er 'Wärme, schönes Wetter', gr. 6^po^ 'Sommerhitze, Sommer'. Ai. hdras- 'Griff, vgl. gr. eö-xcpriq leicht zu nehmen'. *hrre8''. ai. Hr(i8' av. sarah- 'Kopf, arm. sar 'Höhe, Spitze, Gipfel', vgl. gr. K^pa^ § 406. Ai. vdras- 'Weite, Breite, Raum', gr. eöpo^ 'Breite' (zum Ablaut S. 177). Gr. aK^Xo^; 'Schenkel', mit lat. scdus -eris identisch, falls mit (TkoXiö^ 'krumm' zu ver- binden. *^eqUeS' : ai. vdcas- av. vaiah- 'Wort, Rede', gr. F^troq ^TTO^ 'Wort'. Gr. F^to^ ho^ 'Jahr', lat. vetus -eria Adj., ursprüng-

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518 Nominalstammformantien. ^-Formantien. 898.

lieh ^Altertümlichkeif , vgl. ai. vatsd-s § 412; dass vetua uridg. 'U8 hatte (vgl. aksl. vet^ch^ § 420), ist unwahrscheinlich, weil sich dieser Form schwerlich die Formen veteris veterem osw, zugesellt hätten. Ai. näbhas- 'Nebel, Gewölk, Himmer, gr. v^qpo^ 'Gewölk', aksl. nebo 'Himmel', vgl. lit. debesis, Gen. PI. auch debesü, "Wolke' (d- für n- durch Einfluss von dangüs "Himmel'?). Ai. rd/öw- 'Düsterkeit, Dust', arm. erefc 'Abend', gr. f p€ßo<s got. riqis -izis aisl. r0{Jc)kr -rs 'Finsternis'. Ai. mähas- 'Grösse', vgl. lat. max-imu8 158). Ai. sädas- gr. &>o<; aisl. setr -rs 'Sitz', vgl. apers. av. hadiS- 406). Ai. pdsa»- gr. nioq "penis'. Lat» decus 'Orüy vgl. ai. daias-yd-ti 'er ist zu Diensten, ist gefällig'; ir. decÄ, Superlativ zu maith 'gut', war wohl ursprünglich Subst. und mit lat. decus identisch. *ghedes'\ av. zadah- 'Steiss', arm. jet 'Schwanz der Tiere'. Gr. tt^ko^ 'Vliess, Wolle', lat. pecus 'Oris, vgl. hhd. fahs § 416. Gr. (Tt^to? t^to? 'Dach, Haus', ir. tech teg 'Haus'. Ai. ^d/^o«- 'Hitze, Glut, Kasteiung', vgl. lat. tepor umbr. tefrU'to (S. 514). Ai. sdhas- av. hazah- 'Gewalt, Sieg', got. sigis aisl. sigr -rs 'Sieg' ahd . sigirön 'siegen'. Ai. vedas- 'Kenntnis', gr. eiboq 'Gestalt, Idee', vgl. FicrFo^ Xöo^ (S. 514), got. un-weis 416) und was S. 524 über lit. vüdas aksl. vid^ bemerkt ist. Gr. T€ixo<s 'Mauer', got. ga-digis 'Gebilde, Werk'. Ai. ripas- 'Fleck', gr. XiTTO^ 'Fett'. Gr. fpeuOo^ 'Röte', lat. röbus röbor röbur 'Kern- holz', nach der dunkleren Farbe benannt (Osthoff Et.Par. 1,78 ff.), vgl. ahd. rosmo lit. rusvas S. 514. Gr. 2I€0to^ 'Joch', \sLtjiigera PL, mhd.jiuch 'Morgen Landes'. Av. 6ao(JaA- 'Wahrnehmung, Wahrnehraungskraft', vgl. gr. d-7T€u6/|^ 'unkundig, unbekannt'. ^denses-'. ai. d(\8(iS' 'Wunderkraft, kluge Tat' av. daidhah- 'Ge- schicklichkeit, Gewandtheit', gr. brivea PI. 'Ratschläge, Anschläge' aus *bav(T€[(T]-a (-a für €- nach ba[(j]- = *dw«- z. B. in d-baifi^ 'unkundig' bat-q)pu)v 'klugen Sinn habend' S. 78). Av. bc^ah- 'Höhe, Tiefe', gr. iz&xoq 'Dicke' (S. 516 Fussn. 1). Gr. crdKoq 'Schild', vgl. ai. hiranya-tvacas- 'ein goldenes Fell habend', viel- leicht zu ahd. dwingan 'drücken, beengen'. Ai. ariaa- 'Hämor- rhoYdalknoten', gr. ^Xko^ 'Wunde, Geschwür' (Spiritus asp. nach ?Xkuj?), lat. Ulcus -eris aus *elcos (1 S. 121. 142 f.). Gr. (TT^pq)0^ T^pcpo^ 'Leder, Fell, harte Rückenhaut', lat. tergus -oris (1 S.601). *plete8 : hupräthas- av. /VaiJ^Ä- 'Ausdehnung, Breite', gr. TrXdTO^

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§ 898.] Nominalstammformantien. .9-Fonnaiitien. 519

dasselbe (vgl. S.521), ir. leth 'Seite*, ^aies-: ai. äyas- av. ayah- 'Erz, Eisend lat. aes aeris, aintis (ahinus) nmbr. ahesnes 'aänis* (1 S. 279)*), got. as^, Gen. aizM, ahd. ör aisl. etr'Erz', urgerm. *a[i]iz'y kontrahiert *aiz' (1 §309,3)*). *bhares-: got. hariz-eins 'gersten* aisl. harr 'Getreide, Nahrung*, lat. /ar. Gen. farris, osk. f ar umbr. /ar 'Spelt*, umbr. farsio 'farrea*; lat. farris durch Synkope aus *fareris wie hortor aus *horitor (K. vergl. Gramm. 252), worauf für *faro8 ein neuer Nom. {far, far)\ osk. far umbr. /ar lautgesetzlich aus *far[o\s (1 S. 216), und zu /Vir im üoibr. ein neuer Gen. Sg., farer. Lat. acus -eris 'Granne, Spreu*, ahd. ahir ehir 'Ähre', vgl. got. ahsa- §416, gr. fix^n aus *<iK(Tvä S.265.Gr.fixo^'Herzeleid,Trauer'got.agfi«-t^'Furcht,Schrecken' (ahd. egfw-M 'schrecklich' e^wön 'erschrecken*). Ay. masah- gr. lif\Koq 'Länge, Grösse'. Gr. Sto^ 'Scheu', vgl. dX, yajds- 'ver- ehrend'. Gr. Knbo^ dor. Kctbo^ 'Kummer', got. hatis -izis aisl. hatr -rs 'Hass', wozu ir. cais kymr. cäs 'Hass' vielleicht als ursprüng- liches *katsi', Ai. idhas- 'Brennholz', gr. aleo^ 'Brand*, vgl. aisl. eisa § 416, lat. aestas S. 514. Ai. öjas- av. aofah- 'Kraft', vgl. altital. Aux'imum u. a. § 158, lit. duJcsZ'ta-s'hoclC. Ai. dndhasf- 'Kraut, Grün, Rasen', gr. fivOo^ 'Blttte'. Ai. äwkas- 'Biegung, Krttmmung', gr. Stko^ 'Tal, Schlucht'. Ai. 4Aa»- av. qzah- 'Be- drängnis, Enge, Not', vgl. lat. angor, av. qzos-th 'Enge* (S. 439), lit. anksZ'ta-s ^enge', lat. anx-ius. Ai. äpas- 'Werk, Handlung, Opferhandlung' äpas- 'Opferhandlung' av. hv-apah- 'gutes Werk; gutes Werk verrichtend', hv-apah- 'gutes Werk verrichtend', lat. optis -eris osk. üpsannam 'operaudam' (1 S. 683). Ai. dnas- 'Lastwagen, Karren*, \2ii. onus -eris \ gr. övo^ 'Esel* vielleicht ursprünglich N. mit der Bedeutung 'Last, Lasttier'. Gr. ttuo^ 'Eiter', vgl. \\i. puvesis M. 'verfaulte Reste' (S, 521. 525). Gr. ^iTO^ lat. frigus -oris 'Frost'.

Gr. ou^ aus *do^, älter *oö(To^ (Sommer Griech. Lautst. 16),

1) aeris wohl lautgesetzlich aus *a[i]es-es trotz alat. inschr. aire airid: der Gang war *a[i]ez', *aXZ'y *aiz-f air-, aer-. Hiernach hatte auch z. B. operis die Vorstufe *opiz-e8j aus *opez-es.

2) Möglich, aber weniger wahrscheinlich ist, dass urgerm. ^aiz-a- = uridg. *ais'0' war, vgl. got. ahsa- N. 'Ähre' neben ahd. ahir (s. o. im Text).

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520 Nominalstamm formantien. «-Formantien. 399.

ir. au öy Gen. atte, aksl. uchOy Gen. uSesey 'Ohr', zum Du. av. uH aksl. uH (S. 132). Entsprechend zu aksl. Du. o6i 'Augen' der Sg. oTcOy Gen. odeae, lit. äkas (M. und o-Stamm geworden) 'Wuhne' (S. 524). Vgl. §454.

399. Einzelsprachliches.

Arisch. Ai. Jrdyöw- 'Fläche, Strecke', sly. zrayah- apers. drayah- 'See, Meer*. Ai. väyas- 'Lebenskraft', vgl. lat. vlr-ßs (Sg. t?j-«), wozu, wie es scheint, auch Ive^ Iduskeln' aus *j^w-n- oder ^uls-n- (Sommer Griech. Lautst. 118). dviias- 'Widerwille, flass', gthav. dva^iäh- jgav. tbasSah- 'Anfeindung, Feindschaft'. Av. raoäah' 'Leuchte, Licht, Helle', apers. rauöah- 'Tag', vgl. ai. svd-röcas'* dnrch sich selbst leuchtend' und av. raoxS-na- usw. § 183, ags. lixan l^xan (got. Hiuhsjan) 'leuchten', ai. rukids usw. § 411. Ai,jdva8- jüvas- 'Raschheit', ledras- 'Tat', pisas- 'Gestalt', rddhas' 'Wall, steiler Abhang'. Av. haidah- 'Trocken- heit, Dürre', drajah- 'Strecke, Länge', gar ah- 'Lob'=*grreÄ-,

Armenisch. Die alte ^-Flexion ist aufgegeben und dafür oFlexion eingetreten. Ausser den in § 398 genannten sar Gen. saroy, jet Gen. jetoy, Jer^ erek seien erwähnt : get. Gen. getoy, 'Fluss' Gf . *^edo8y zu gr. öbo^ 'Wasser' ; hoty Gen. hotoy, 'Duft, Geruch', zu gr. €u-u)bri^ 'wohlriechend' lat odor ; ser, Gen. seroy, 'Abstammung, Geschlecht, Art' zu W. leer- 'wachsen' (lat. creo, crSsco) and demnach eventuell gleichstämmig mit lat. Ceris -eris (S. 522)^); vgl. auch -&er; 'Höhe' in erfcn-a-&er; 'himmelhoch' u. a. neben av. bar^zah- 'Höhe, Berg' ai. ddri-barhas- 'berghoch' oder 'felsenfest'.

Griechisch, bfo^ 'Furcht' aus *bF€io^, ß^Xo^'Wurfgeschoss', X^XO^ 'Lager, Bett* (vgl, kymr. gwely 'Bett* Fick Wtb.* 2, 246 und aksl. loiema Vn^pa, Uterus' Meillet Etudes 358), tcko^ 'Kind*, f TXO^ 'Speer*, ßevOo^ 'Tiefe', 2pK0^ 'Einfriedigung , jifiKO^ 'Länge*, fiKO^ 'Heilmittel*, kGöo^ 'Ruhm*. Nebeneinander tt^vOo^ 'Trauer, Kummer' (vgl. lett. ßm-zisis, ir. cessaim § 417) und tkäOo^ 'Erleidnis, Erfahrung, Missgeschick*, letzteres zu TiaOeTv; ent-

1) Dass ser alter «-Stamm war, wird durch das Armenische selbst bestätigt, durch das mit ser gleichbedeutende ser Gen. seri = "^teerst-

(1 § »41, d).

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§ 399.] Nominalstammformautien. «Formantien. 521

sprechend bdKO^ 'Bisa' zu baKeiv vgl. ai. dä^ana-m 'das Beissen*, T(490^ 'Staunen* zu xacpubv vgl. Perf . x^Onira. Wie Tidxo^ ( : av. bqzah') zu naxvq (S. 516 Fussn, 1) noch: irXdTO^ (:ir. leth) zu irXaxui;, ßdOo^ 'Tiefe' (:ß^veo<;) zu ßaOü^, epdcTo^ Odpao^ 'Mut* (: äol. O^pao^) zu Opaaü^, Kpdxo^ Kdpro^ 'Kraft' (: äol, kp^to^) zu Kpaxu^, rdxo^ 'Schnelligkeit' zu raxxx;. öx^a 'Wagen' neben älterem ix^aq>iv dpiiacTiv (Hesych) nach 6 öxo^, vgl. unten lat. ponduSy ahd, PI. halbir, aksl. kolo.

Italisch. Wie lat. genu8 -eris z. B. noch acelus (S. 517), helus {h)olu8 (1 S. 121), sldusy rüdus (zur Etymologie Walde IF. 19, 100, Johansson ebend. 124 f.); wie tergus -oris z. B. noch tempusj stercusy corpus. Das o von -oris usw. stammt aus dem Nom.-Akk. Sg. auf -os. Nebeneinander stehen pigneris und -oris zu pigntis, ßneris und -oris zu ßnus, wie auch in adver- bialer Erstarrung tempert (vgl. tempestus) neben temporis usw. fulgur-is, sulpihyur-is^ guttur-is mit u durch Vokaiassimilation (K. vergl. Gr. 238); infolge hiervon -ur auch im Nom.-Akk. Sg. (alat. noch fulgus). Bei röbor (S. 518), aequor scheint -or der Ausgang des Nom. Sg. der geschlechtigen Stämme (wie amor) zu sein: Vermischung also von röbor *'öris (vgl. Akk. robosem bei Paul. Fest.) mit rebus -oris, o für e in der Wurzelsilbe in pondus -eris (zu pendo), nach *pondu'S Abi. pondöy foedus -eris^) für alat. (Ennius) fldus (zu feido fldo, vgl. gr. Tieiaa umbr. Fise § 413. 414) nach einem *foidO'S, und so wohl auch modestus moderare für *medes' (vgl. umbr. melPs mers 'ins, fas' aus *medos) nach modus. Vgl. gr. öx^a S. 521. Ursprünglich zweisilbig waren rüSy jus, aus ^roves-, *joveS' (S. 517), aes aus *a[i]es' (S. 519). So vielleicht auch püs 'Eiter' aus *poveS' ( : gr. iTiio^ 'Eiter' lit. puvesis 'verfaulte Reste' = ai. jdvas- : jüvas-) ; auch *püS' ist als Gf. möglich, vgl.^ft^eo a.1 pütiä 'feLXxY Mtpü-ti 'faulen'. Dem umbr. melPs mers gesellt sich vas 'vitium', aus *vak[o]s, zu lat. vacäre.

Übergang zu geschlechtiger Deklination bei vetus S. 517f. und Venus S. 517. Ähnlich wie VenuSy aber mit dem Nom.

1) oe, nicht ü, wegen des vorausgehenden f, s. Sommer Lat. L. u. Fl. 89.

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522 Nominalstammformantien. «-Formantien. 399.

Sg. des Typus \\fe\)br\(; (S. 516), lat. Cer^s -eris osk. Kerrf 'Cereri' (dazu wohl cerrlttis aus *Äcr«-f- oder *feer6«-l-, anders 1 S, 786): entweder als 'Wachstum' zu creäre Certis {Cerrus), und dann näher mit arm. ser, ser S. 520 zu vergleichen, oder als Per- sonifikation der 'Ernährung' zu gr. KÖpo-^ 'Sättigung', lit. szSrti 'füttern', und dann näher zu ahd. hirsi {*Tcer8'io-) hirso {^Jcers- ion-) 'Hirse'.

Keltisch. Ir. delg. Gen. delge, 'Dorn, Tuchnadei' ; melgy Gen. {bö')7nilge, 'Milch'; derc, PL dercCy 'Beere', vgl. ai. dräkäa 'Weintraube'; glenn^ Gen. glinne^ 'Tal'; gruad, Gen. gruaidsy 'Wange'; mag. Gen. maigej 'Feld, Ebene', gall. Ouivbö-MaTo^ ir. i^md-magr ('Weissfeld'); ag, Gen. aigre, 'Bock'; saly Gen. sailej 'Meer', tlr Gen. tlre, 'Gebiet' aus *UroSy wozu lat. ten-a aus *Ur8a und terres-tris 240, a S. 327, § 414).

Germanisch. Ich nenne noch: got rimis -wt« 'Ruhe', skapis 'Schaden' (über den Wechsel zwischen z und «, Gen. 'izis : -isis in riqizis hatizis : agisis rimisis, s. 1 S. 853) und ahd. kalb, Gen. kalbires und kalbes, Plur. kalbir, ags. cealf, Plur. cealfru, 'Kalb'.

Der ursprüngliche Stand der «-Stämme im German. ist schwer festzustellen, weil nicht klar ist, wie weit urgerm. -is- {'iz') uridg. -es- und wie weit es uridg. -is- 407) gewesen ist, weil Vermischung mit uridg. -us- 408) stattgefunden hat, weil von uridg, Zeit her auch -eso-, -wo-, -uso- ererbt waren 418 ff.), und weil die Nom. Sg. auf urgerm. -iz, -uz Über- tritt in die i- und die t^Deklination veranlasst haben.

Im allgemeinen war bei den e^-Stämmen die alte konso- nantische «-Flexion im Germ, seit Beginn der Überlieferung aufgegeben und dafür o-Flexion eingetreten. Dabei fehlt zum- teil der Vokal von -es-, wie in got. ahs, Gen. ahsis, aisl. ax 'Ähre' neben ahd. ahir, got. weihs, Gen. weihsis, 'Flecken, Dorf zu ai. vesdS'] es ist dies der § 411 ff. zu behandelnde uridg. «o Typus. Meist -iza- = *-e«o-, z. B. riqis -izis. Dass auch dieser Typus in dem einen oder andern Fall altererbt war, ist wahrscheinlich, wie sich z. B. riqis direkt dem ai. rajasä-m 'das Trübe, Dunkle' (Adj. rajasd-s, vgl. tamasd-m 'Dunkel' neben tämas- 'Dunkel', lat. creperum 'Dunkelheit' neben cre-

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§ 399.] NominalHtammformaDtien. ^-FormaDtien. 523

perO' 'dunker und crepusculum) gleichsetzen lässt. Vgl. § 418. Lag bei einem oder dem andern diese doppelte Stammbildung seit älterer Zeit vor, so konnte sich die vokalische Deklination als die bequemere leicht verallgemeinern. Von der alten kon- sonantischen Flexion sind wohl Reste die Nom. Sg. wie ahd. kalb, lamb *Lamm' (PL lembir) u. dgl., die auf *kalbaz usw. zurückführbar sind {Hambaz = finn. lammas). Dagegen ist sehr unwahrscheinlich, dass Formen wie ags. lemb = afränk. lammi (Lex. Sal.) und wie ahd. sigi ags. sije M, 'Sieg* (neben got. sigis) so entsprungen sind, dass nach den e«-Kasu8 ein Nom.- Akk. Sg. auf *-e8 (^-iz) gebildet wurde. Jenes urgerm. *'iz war vielmehr wohl das uridg. Formans -is- von ai. röciä lat. cinis, das um so leichter zu den e^-Stämmen gelangen konnte, als im Gen. Sg. usw. uridg. -es- und -is- frühe zusammenfielen (vgl. § 407); daher ags. lemb {*lambiz) : lomb ahd. lamb (Hambaz) = ai. röcii : av. raoöö. So ging auch der uridg. Ausgang *-u8 der WÄ-Stämme im Germ, über seinen ursprünglichen Bereich hinaus: ahd. sign neben sigi u.dgl. 408, 1).

Ausser den genannten ahd. kalb, lamb haben den Flur, auf 'ir noch {h)rind 'Rind' vgl. hrindir-ari 'Rinderhirt' (§311), farh 'Ferkel', huon 'Huhn' (S. 158), {h)welf 'Tier junges' und von andern Wörtern als Tiernamen z. B. ei 'Ei', rls 'Reis, Zweig', krüt 'Kraut*. Unter den Tierbenennungen war alter e«-Stamm kalb. Seine e^-Flexion stammt von ^gUelbhes- in gr. (i-beXq)€[(T]ö-^ ('couterinus') 'Bruder', ahd. kilbira 'Alutterlamm', das a von kaib aber von *gUolbhO' = ai. gärbha- 'Mutterleib, Leibesfrucht, Junges' gr. boXcpö^ fi jiriTpa (zum lautgesetzlichen Anlaut k- vgl. 1 §679, Osthoff Et. Par. 1,322 f.); die daneben stehenden kilbur N. chilburra F. 'Mutterlamm' ags. cilfor-lomb zeigeus ein mit av. gdr^buS- N. 'Tierjunges' gr. b€Xq)u^ -üo^, beX9uä 'Gebärmutter' zu verbindendes *gUelbhus- 408), wie auch die ags. sijor 'Sieg', hälor 'Heil' u. a. -us- enthielten. Gen. kalbires PI. kalbir also wie gr. öxea lat. pondus -eris S. 521. Von kalb scheint die «-Flexion aller andern Tiernamen zu stammen; auch kann kalbir a das Vorbild für walira welira 'Walfisch' (neben walir N., mhd. weis M., ahd. wal aisl. hualr M., zu gr. qxiXXaiva) gewesen sein.

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524 Nominalstammfonnantien. «-Formantien. 399.

Vgl. -es- '08' in as. segisna got. hlaiwasna u. a. § 194.

Baltisch-Slavisch. An die aksi. Körperteiinamen okOy ucho (S. 520) schliessen sich an: liies- Gen. li£ese 'Gesicht* (Nom.-Akk. lice statt Hiko), slucho 'Ohrläppchen*, iatesa PL *Nieren*, irivo 'Bauch*, udesa PI. 'Glieder', telo 'Leib*. Nach slovo 'Wort* (S. 517) entstand däo -ese 'Werk*, z. B. Mesy i slovesy. Jcolo 'Rad* durch Vermischung von Heles- (vgl. preuss. kelan 'Rad* und vielleicht gr. t^Xo^ 'Ende' als 'Wendepunkt*) und ^Tcolo- = gr. iröXo-^ 'Axe', vgl. gr, öx^a S. 521 ; dazu lat. Collum ^ot hals § 411. Ijuto 'Mühe*. Infolge des gleichen Ausgangs im Nom.-Akk. Sg. wurden die e«-Stämme mehr oder weniger häufig nach Art der neutr. o-Stämme flektiert, z. B. slova für slovese^). Vgl die F^ormansgestalt -oh- in den Ab- strakta wie qzosth 'Enge* S. 439.

Im Balt. ist die Klasse slav. nebo -ese aufgegeben. Durch den Ausgang des Nom.-Akk. Sg. -as wurden die alten Neutra auf * OS der roask. o Deklination zugeführt Erwähnt sind schon lit. niencuf = gr. m^vo? S. 517, äkas S. 520, und so dürften unter den Maskulina wie lit. vüdas 'Antlitz* (: gr. elboq S. 518), kväpas 'Hauch* (: lat. vapor). milas 'Sünde* (:gr. ßX(4a-9Ti|i0^ § 415), pSras 'Brut der Bienen*, degas 'Feuerbrand*, keras 'Zauber* (:ai. käras N. 'Tat* für *cara8), lett. segs 'Decke* (zu lit. segü 'ich hefte*), teks 'Fusssteig* noch etliche des gleichen Ursprungs sein. Vgl. auch lit. mSnas § 401, a, srautas § 401 , ß. Anderseits sind unsere Neutra zu -es-i- und -es-ia- erweitert worden, debesis, Gen. -Is, F. und M. 'Wolke*, Gen. PI. auch debesü : aksl. nebo (8. 518). M. auf -esis -esio: Sdesis 'Frass* (:ahd. ^ N. § 416, lit. ds-ka lat. es-ca ak^ljas-H S. 514),

1) Ist die Fortunatov*sche Fassung des die ursprünglichen Aus- gänge *'08y * om betreffenden Auslautgesetzes richtig (KZ. 37, 370 ff., K. vergl. Gr. 376), wonach einstens *-^ der Ausgang der Neutra wie slovo gewesen ist, so könnten in älterer urslav. Zeit solche Neutra auf *'^ zu mask. o-Stämmen geworden sein, z. B. vid% 'Anblick, Aus- sehen'=gr. Oboe, (S. 518). Vgl. oben über das von vid^ nicht zu trennende lit. v^idas. Analoges im Ai., z. B. wurden die Neutra dvas Törderung, Huld*, krdndas 'Lärm' als Maskulinum auf as em- pfunden (dva-Sy krända-s), daher Instr. dv^a^ Dat. krdndäya (Lan- man Noun-Inflection 553 f.).

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§ 400—401.] Nominalstammformantien «-ForDiantien. 525

mSnesis *Monat* (S. 526), puvesis Verfaulte Reste* lett. pu{w)esis 'Moderndes, Eiter* (: gr. wücq S. 519. 521), krutoesis 'hart- gefrorener Kot' ( : lat. crüS'ta, cmoTj § 406), Jcertesis 'Hieb' (vgl. lat. cSna S. 265), genesis 'Trift' (: ai. a-hands- 'schwellend, strotzend') und eine grössere Anzahl von Substantiva, die einen Schall oder Laut bezeichnen, wie sznekesis 'Rede, Gespräch', pleszkesis 'Geschwätz', Jcalbesis 'Rede, Spruch', czulbesis 'Ge- zwitscher' (vgl. aksl. granesh M. 'Vers' neben granesa Plur. 'Verse'). Vgl. -es- in den Substantiva auf -esnis wie Jcalbesnis S. 289 und auf -esfAs wie ädestis Jcalbestis S. 439.

400. Bei der lufinitivbildung sind die neutr. es- Stämme im Ar. und im Lat. beteiligt (2* S. 1413). Drar. ^-as-ai Dat. Sg. : z. B. ai. bhäras^ 'zu tragen' ( : bhäras- 'das Tragen'), spärasi 'zu erringen', av. avarahe 'zu helfen' = ai. ävasS und, an bestimmte Tempusstämme angeschlossen, vao- 6ardh6 'zu sagen' zum redupl. Ind. Aor. vaoöa-tj sravaymhs 'zu verkünden' zum Ind. sravayeHL Lat. -ere aus ^-es-i Lok. Sg. : z. B. alat. gener e 'gignere' (= Abi. genere), vehere, ülvere^ biberey spemere. Das «-Element dieser Inf. ist dasselbe wie das in den ah Inf. (bez. infinitivischen Imperativen) wie ai. (Dat. Sg.) stuii 'zu preisen' jiii 'zu siegen', (Lok. Sg.) stöH, jiiiy av. (Dat. Sg.) rao8e 'zu wachsen' und lat. (Lok. Sg.) dare, fore^ esaej esse {*Sd'Si)y fan, pUre usw. (vgl. § 409).

401. -es- mit einem vorausgehenden Formans konglutiniert. -nes-, -tes-, -^es- u. dgl. sind dadurch ent- standen, dass n-formantische, ^formantische usw. Wörter mittels -es- erweitert wurden. Öfters sind die zunächst zu gründe liegenden Wörter noch daneben nachweisbar, wie ai. ärnas- : drna-.

a) -nes-. Ai. riknas- 'ererbter Besitz, Habe' av. raexnah- 'Erbe, Erbteil', ahd. Uhan ags. Idkn aisl. Idn 'geliehenes Gut, Lehen' (in die o-Deklination übergetreten). Ai. inas- av. aenah- 'Bedrängung, Frevel, Übeltat' zu ai. inö-ti 'er dringt auf etwas ein'. Ai. drnas' 'Woge, Flut' zu drnas 'flutend; Woge, Flut', dpnas' 'Besitz, Ertrag', sahasra-bharnas- 'tausend Gaben ent- haltend' vgl. gr. 9€pvr| 'Mitgebrachtes, Mitgift', av. x^ar^nah- 'Glanz, Majestät' apers. Vi^da^-famah- Eigenn. (1 S. 300), av.

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52B Nominalstammformantien. «-Formantien. 40 L.

var^ndhr Tarbe' zu ai. värna-s Tarbe*, av. var^Snah- 'Tun, Tätigkeit' (zu var^z-), rafnah- 'Cntersttitzung, Ergebenheit'. Gr. bdvo^ 'Darlehn' auf grund eines *bav6-^ = ai. dinä-s 180 S. 256), T^pxvo^ TQix^oq 'Zweig' ( : ir. draigen *piru8, pruna'), Ipvoq 'Sprössiing, Zweig', fOvo^ 'Menge, Völkerschaft', Txvoq 'Spur', KTr|V€a PI. 'Besitz, Vieh*, a^ifivo? 'Schwann', t^^vo^ 'Schaustück'. Lat. moenus münus -eris 'obliegende Leistung' (W. mei- 'tauschen'), münus -eris 'Liebesgabe' (zu mitis), f^nus -eris und -oris (zu ßlix)^ pignus -eris und -oris. Ir. dün. Gen. döwc, 'feste Stadt', gall. AouTu-bouvo^ neben Aourou-bouvov. Ir. glün, Gen. glüne, 'Knie'. Aksl. granesa PI. 'Verse' aus *gornesa zu gram M. 'Vers', vgl. granesh S. 525.

Ai. drdvinas' 'Gut, Geld' av. draonah- 'Vermögensanteil, Geldsumme' neben ai. drävina-m-^ vgl. die Mask. ai. pärinas- 'Fülle', ddmünas' 'Hausgenosse* § 186, b. Gr. ficpevo^ 'Reich- tum', Ti\ievo<; 'Stück Land'. Lat. fadnus -oris 180 S. 260), volnus -eris aus *volenos, füntis -eris, alat. fönus, vielleicht aus *fovenos (vgl. Walde Lat. et. Wtb. 254).

Hier mag auch erwähnt sein der zu W. mß- 'messen' ge- hörige geschlechtige Stamm Amines- (ohne -es- got. m^na M. 'Mond' u. a.) : lit. mänes-i-s M. (S. 525) und mit Durchführung der Formansgestalt -«- durch alle Kasus gr. Gen. m^vö^ lesb. ^f\vvo^ aus *|iTiva-o^ usw., wozu Nom. ion. |i€i^ aus *^nv^ att. |ir|v'Monat', XdX.mBnS'i-Sy Gen.Pl.m^w«-am, wonach auch mens-em = |ifiv-a, m^ns'is = ^riv-ö^ zu setzen sind, ir. Gen. mlSy wozu Nom. ml 'Monat'; dazu die Weiterbildungen arm. amisy Gen. amsoyf 'Monat', umbr. menzne 'mense' (S. 298), lat. se-m^n- stri'S wie ülüstris aus Hn-loucs-tri-s zu av. raoiah-. Auf ein N. *menos aber weist noch lit. menas, Gen. m^no usw. (Bretken und heute noch bei Kowno) nach § 399 S. 524. Über got. mi- nöps § 315^).

1) Mit *men8' vergleicht sich bezüglich der Durchführung der fichwundstufigen Formansgestalt -s- *§han8' 'Gans, Schwan' (vgl. ahd. ganoQ^o 'Gänserich' ags. jano^ 'Schwan' § 359) gr. \i\v, Gen. xnvö<;, 'Gans' aus *xava (l S. 753), ags. j^5 PI. 'Gänse' aus •jafw-i«, lit. Gen. PI. zqs-Ü 'der Gänse', wozu, mit vokalischen Erweiterungen, ai. hqsä-s 'Gans, Schwan', ir g^s 'Schwan* aus ^gans-i-s, lit. zc^-i-s F. 'Gans'. Lat.

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§ 401.] NominalstammformantieD. «-Formantien. 527

ß) 'tes'. Ai. srötas' apers. rautah- 'Strom* av. driwtö'Stat- •in Flussläufen befindlich* 305, a S. 408), zu W. sreu-; ob lit. srautas M. 'Strom* lett. strauts 'Regenbach* ursprünglich ebenfalls N. auf ♦-^o« gewesen ist 399 S. 524), oder ob ihm *8reut0'in zu gründe lag, lässt sich nicht wissen. Ai. ritas- ^Gnss, Strom* zu rindrti 'er lässt fliessen*. Lat. pectus -orisy ir. uchty Gen. ochtay 'Brust' (Zupitza KZ. 35, 266 f.). Aus der lat. Sprache vermutlich auch litus -oris, s. Walde Lat. et. Wtb. 34ö, Johansson IF. 19, 120. Ags. hr4d (auch hrödor) aisl. hrödr, Gen. -rs und -rar, 'Ruhm* zu ags. hröm 'Ruhm*; aisl. kueld 'Ende des Tages, Abend* auf grund von ^gVehtes-y zu lit. gdlas 'Ende*; aisl. forz /brd« 'Heftigkeit, Zorn* zu /brr 'heftig* u.a. (Lid6n BB. 21, 105 f.).

Gr. iT(4x€T0^ 'Dicke* wie ficpevo^ usw. S. 526.

T) -jfe«-. ki.pivas' hy.plvah- gr. itT[F]o^ 'Fett' zu Sii. ptvan- 'schwellend, fett* gr. irljueX/i 'Fett*; vielleicht war damit aksl. pivOy Gen. -a, 'Bier* ursprünglich identisch. Hom. eTpo^ 'Wolle' aus *dpFo^ (S. 207), arexvoq 'Enge* aus ♦<tt€vFo^ zu <tt€ivö-^ 'enge*, 9äpo^ att. 9dpo^ IMantel, Segel* aus ♦9apFo^ zu lit. burva eine Art Kleidungsstück lett. burwes PI. 'kleine Segel'. Lat. minus 'Minderheit* aus *min^08, zu minuOf s. § 433. Got. p6wisa PI. 'boOXoi* Gf . Heqf^esiO'), Vj-ddhibildung zupius Gf . Hequo-siS. 200) ; ursprünglich 'Dienerschaft*, die Vj-ddhi scheint mit dem Bedeu- tungselement des Kollektiven zusammenzuhängen (vgl. § 514). Aksl. drivo -ese 'Baum* aus *dervo neben dr^o -a, zu lit. dervä S. 199. divesa PL 'Wunder* neben di-r*, vgl. 6udesa (h).

b) 'dJies'. Ai. midhas' 'Opfer* zu midha-a 'Fettbrühe* (1 S. 624). Griech. arfleoi; 'Brust*, irXneoi; 'Menge', ßpTGo^ 'Last*, ji^TtOo^ 'Grösse*, woneben geschlechtig doGri^ 'Kleidung*, welches T-Flexion angenommen hat. Unsicher aksl. 6udo 'Wun- der*, zu 6ujq 'ich empfinde, nehme wahr*.

€) Anderes steht mehr vereinzelt, wie av. vdr^zyah- 'das Wirken*, zu vdr^zya-H. 'das Wirken* vdr^zye^ti 'er wirkt', gr. KdXXo^ 'Schönheit* aus ""KaX^o^, zu ai. kalya-s 'gesund* Jcalydna-s

änser -eris (für *Ädfwcr, wohl unter dem Einfluss von anas) ist eher durch Vereinigung von ^hans- und ^hanes- zu ^hanses- ent- standen (2* S. 727f.), als durch Erweiterung von ^hans- nach Art von sueria euere (zu sü8\ boverum (zu bö$) u. dgl.

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528 Nominalstanunformantien. «-Formantien. 402.

'schön'; alcTxo^ 'Schande' = ^aiguJis-qos (S. 479); ftacpo^ 'Grand- lage, Boden' (S. 390); xi9abo<; 'Geröll, Kiesel' (S. 468); iiiüao^ ('Befleckung') 'Verbrechen' aus *^uTao^ zu jniibo^ 'Nässe, Fäulnis' (vgl. Johansson IF. 19, 121), ai. bhäsas- 'Licht' von W. bhs- bhö-, zu hhdS' 'Licht' bhdsant- 'leuchtend' 409, 1).

402. b) Adjektiva aufgrund der Neutra auf -e«-. Das Allgemeine hierüber s. § 397 S. 516 f.

Komposita des Typus bucT|i€vri^ nur im Ar. und Griech.*). Ai. puru'dd^sas- 'viele Wundertaten verrichtend', gr. TioXu-brivea * TToXijßouXov, TToXiijUTiTiv (Hcsjch), wozu d-bai^^ (S. 518). Ai. dn- dgas- gr. dv-arn^ 'schuldlos'. Ai. a-manää- 'ohne geistiges V^ er- mögen, unverständig', gr. d-imevriq 'schwach'. Ai. nr-mefwa^- 'Man- nessinn habend', gr. 'Avbpo-jLi€vr|?- Ai. dur-manas- 'missrautig' av. du8-manah' gr. bua-|i€vri^ 'üble Denkart habend, feindselig'; ai. su-mdnas- 'wohlgemut' av. hu-manah- gr. eu-juievri^ 'wohl- denkend, gutgesinnt'. Av. dussravah-ya- 'Übelbertichtigtheit', ddiissravah' N. 'übler RuF, Ableitungen von ^dus-sravak- 'üblen Ruf habend', gr. bu(T-KXer|^ dasselbe. Ai. svä-bhcwas- 'in dem Selbst befindlich', gr.aÖTO-(pur|^ 'eignen Wachstums, ungekünstelt'. Ai. a-dv^ds Adv. 'ohne Feindseligkeit*, av. a-dvaisah- a-tbae- sah' 'keine Feindseligkeit ausübend'. Gr. d-aOevriq 'kraftlos, schwach', d-XriGri^ 'unverhohlen, wahr'.

Simplicia des Typus ipeubri^. Im Ar. häufig: ai. t/asds- 'herrlich' : ydsas- 'Herrlichkeit', tards- 'durchdringend' : tdras- 'das Durchdringen*, raJcMs- 'schädigend, Schädiger' : rdkias- 'Schädigung', apds- 'tätig' : ^pö^-'Werk'; av. raoödh- leuchtend' : raoiah' 'Leuchte', x^ar^ndh- 'herrlich' : x^'ar^nah- 'Herrlichkeit', aenah- 'Bedränger, Übeltäter' : ainah- 'Bedrängung, Übeltat'. Wegen der Adjektiva des Av., deren Betonung unbekannt ist, ist freilich zu bedenken, dass hin und wieder, z. B. bei aBnah-y das im Accent unveränderte Neutrum unmittelbar für den per- sönlichen Träger der Handlung gesetzt sein könnte, so wie im Ai. das N. rdkSas- auch im Sinne von raJcids- gebraucht ist; in solchen Fällen können nur die Kasusformen, wo Subst. und Adj. auseinandergehen, sichere Entscheidung geben. Im Griech.

1) Lat. degener eris gehört nicht hierher. S. Skutsch HB. 21, 90f.

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§ 403.] Nomin alstammformantien. «-FormantieD. 529

gehörten der alten Sprache nnr an i|J€ubf)^ 'trttgerisch'^ dXcTX^ 'schandbar' (vgl. hom. KdK' dX^TX^a 'schlechte Taugenichtse') und aaq>i\<; 'deutlich' (falls dieses kein Kompos., (Ta-9ri^, war), vgl. S. 516. Reste dieses Typus im Lat. sind Ceris -eris (S. 522) und pübes -eris.

403. 2) Geschlechtige Substantiva auf -os-. Der Nom. Sg. hatte 'ös^ gr. i^u)^, lat. arbös honös; die starken Kasus '08' y gr. i^Oü aus *i^ö[a]a, lat. arbor-em-^ der Lok. Sg. -6«(-t), gr. aUq zu alÄ = *alo[a]a (ai. uids-i). Diese Ablautverhältnisse gleichen denen der n-Stämme, wie got. aha Akk. ahan Lok. ahin usw. (S. 293).

Im Lat. zeigt arbös : arbörem, das F. ist, das alte Ver- hältnis. Dagegen haben die Maskulina auf -ös (-or) in den starken Kasus '08- 'ör-f wie honorem, und so auch in allen übrigen Kasus, honoris usw.; -Os 'Orts muss einmal auch die Flexion des F. aurOr-a gewesen sein, das, wie ai. uids F., gr. if\{b<; F. zeigen, schon bei seiner konsonantischen Flexion F. gewesen ist. Ob hier, wie gewöhnlich angenommen wird, das 0 lediglich v<9m Nom. Sg. aus verallgemeinert worden ist, ist fraglich. Berück- sichtigt man gr. ^iTu)u> aus *^iTU)(a)-iu) neben ^ito^ N. (lat. rigor M.), T€XiüovT€^ zu T^Xu)^ M. (daneben xeXaa-, § 406), Ibpibu) zu Ibpii)^ M., so erscheint möglich, dass es seit uridg. Zeit zwei Stammarten, Stämme mit -os- und Stämme mit -Os- in den starken Kasus, nebeneinander gegeben hat, entsprechend der Doppel heit -on' : 'On' (S. 293 f.). Dann dürften honorem, *aurOrem Bildungen wie alat. hemonem gewesen sein und könnte zu dieser Klasse auch ai. tUäs-am av. usärdh-dm (neben ai. u^ds-am) gerechnet werden.

Bei diesen geschlechtigen «-Stämmen wird es, wie bei den Neutra (S. 5 14 f.), einst auch Kasusformen mit -s- als schwund- stufiger Formansgestalt gegeben haben : vgl. ai. bhiiä 'aus Furcht' neben bhit/ds-am bhiyäs-a, ferner § 404 über ai. Gen. Sg. uids.

Was das Genus dieser «-Klasse betrifft, so waren im Ai., wie u^ds-, mohjaräs' u. a. Fem. 404). Im Griech. teils F. (i^iu^, albu)^), teils M. (aiiu, Ibpu)^ u. a.). Im Lat. fast nur M. {honösxxsw,)^ F. ehedem *aurOSy woraus auröra, femer arbos. Diese Stamm- klasse scheint daher von uridg. Zeit her teils f. teils m. gewesen

Brogmann, Orondriss. II, 1. 34

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530 Nominalstammformantien. «-Formantien. 404.

ZU sein und sich im Ai. das f. Genus auf Kosten des m., im Lat. das m. Genus auf Kosten des f. ausgebreitet zu haben. Wenn nicht zur ersten Entstehung, so doch zur Verallgemeine- rung des f. Genus im Ai. dürfte beigetragen haben, dass z. B. tavds' 'Stärke' zugleich als Adjektiv *stark' bedeutete und der Adjektivstamm SLuf-äs- zugleich f. war: anderwärts nämlich war das F. des Adjektivs zugleich Abstraktum, z. B. jarand 'Alter' zugleich f. zu jarand 8 'hinfällig, alt'. Die Maskulina auf -ös verhalten sich zu den Neutra auf -os (lat. decor : dectis usw.), wie die m. zu den n. men-Stämmen (lat. termo : termenf gr. eniiiöv : dvd-erma), s. § 15, 3 und § 164ff. Anders J. Schmidt Plur. 144 f., der vermutet, bei lat. honös usw. sei ein Übergang vom F. zum M. durch die M. auf -tor hervorgerufen worden (dies könnte erst nach dem Übergang von 2 in r bei honöz- geschehen sein).

Im üridg. war die Zahl der geschlechtigen -09-Stämme, die nur im Ar., Griech., Ital. nachgewiesen sind, jedenfalls klein ; grössere Produktivität zeigen diese Substantiva nur im Italischen. In andern Sprachzweigen könnten aber unsere -o^-Stämme leicht wenigstens in Weiterbildungen erhalten sein, wie aksl. qfios-th 'Enge' lit. rimas-ü-s Tluhe' (S. 439), got. arhaz-na Tf eil' (S. 282) ; c^osth z. B. wäre dann zunächst zu lat. angor M., nicht zu ai. djfia^' N., zu ziehen.

404. üridg. war das f. Wort fttr die Morgenröte: ai. uSds^ Akk. uidsam und uidsam, av. uM, Akk. uMf9Ji9m, Gen. Sg. ai. uids-as av. uiarah-ö; hom. i^u)^ = *au8ö8 att. ^u)q (mit sekundärer Ton Verschiebung, s. Sommer Gr. Lautst. 11), lesb. aöu)^, hom. Akk. i^iB aus *-o[a]-a, Gen, ^oO^ aus *-o[a]o^; mit lat. auröra für *aurö8 'öri8 vgl. Flora zu flös. Vielleicht ist ein N. *ati8e8' neben F. *ati808' zu entnehmen aus lokr. Kax-äFeo^ und Hesych's iaa(p6po<;' ^u)(yq)öpo5, wofür man d€(T96po^ vermutet (Danielsson Eranos 3, 72 ff.). Der ar. Stamm hat schwundstufige Wurzelsilbe wie der ved. Gen. Sg. und Akk. PI. uids und der av. Lok. uSi in uH'dam- (*der sein Haus in, bei der Morgenröte hat') Name eines Gehirns. Ya ist zweifelhaft, ob in letzteren Formen ein Wurzelnomen *w«- vorliegt oder die Schwundstufenform *tw^«- zu *U8'08- (1 § 818 Anm. 1), die sich mit ai. bhlid 403) vergliche.

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% 404.] NominalstammforomDtien. «-Formantien. 531

Im Übrigen erinnert ai. uids : gr. i\[i)<; in Accent und Ablaut -an vidvdn : €lbu>5 445) und uMn : ^kiöv, sdn : diJüv (S. 456).

Arisch. Im Ai. mehrere Fem. (zum Genus s. J. Schmidt Plur. 136 f.) auf -dsAkk. Sg. -ds-am Instr. Sg. -ds-a mwr.jards- *Alter' (vgl. gr. «rtpa? N., § 406), ^at?^- 'Stärke* (auch Hävas- N. in Wra«-ran^, und tami-d-s 'stark'), havds- 'Anrufung', döhds- ^Melkung' (auch döhas- N.), tveids- 'Antrieb*, bhiyds- 'Furcht', vrdhds' 'Förderung*. Nach Analogie der Stämme auf wurzel- haftes a mit dem Nom. Sg. -d-s kamen seit urar. Zeit, vom Nom. Sg. auf 'OS aus, Feminina auf -a- auf: Akk. Sg. ai. uidm ay. uSqm, ai.jardm u. a.

Die im Ai. neben den Infinitiven wie hhdras^ 400) stehenden paroxytonierten Infinitive wie iöbhdsB *zu prangen', JlvdsS 'zu leben' sind des Tonsitzes wegen hierher zu stellen.

Griechisch. Akk. aliB aus *alFo[(T]-a, Nebenform von «lüöva 233), wozu Adv. (Lok. Sg.) a\i(; 'immer', wie aUv zu «liüv. Daneben, ebenfalls mit «-Formans, das ai. N. dyui- 408). KÜbihq 'Scham* Akk. -uj Gen. -oO^, woneben mit -es- albtojiai Fut. «aib^aaojüiai und dv-aibrj^. Maskulina, die in die T-Flexion tiber- getreten sind : t^Xui^ neben yiXaa- 405) und tcXiiovre?, Ibpui^ ^Sch weiss' (Erweiterung von ♦Ibpo- S. 353) neben Ibpuiu); dazu ^iTiöu) 'ich friere' (S. 529). Ibpui^ hat sich vielleicht an eupiu^ {S. 423) angeschlossen.

Italisch. Nur im Lat. sicher belegt, arbös arbor -öris F. Zahlreiche M. auf ös -or Gen. -öris : z. B. decor (auch decus), tenor {tenus Adv. s. S. 517), tepor (ai. tdpcuh N.), sonor (ai. tuvi- ivands' 'mächtig rauschend'), cluor 'böEa' (gr. KXfo^), rubor (gr. -fpeuOo^), rigor (gr. ^iToO> (ingor (ai. (\ha8 ), cruor (vgl. osk. krustatar, das, wenn es richtig mit 'cimentetur' tibersetzt wird, auf ein Adj.*fcrttjf€«^o-zurtickzuf Öhren ist, femer gr.Kpte^ §405), color ursprtinglich 'Hölle' (got. hulisir 'Htille' ahd. hulsa 'Schote'), odor (gr. ö(7-9pa(vo^ai § 396), tremorj terror, amorj languor^ honor (honestus)^ livor, cläror (vgl. Meyer-Lttbke Wölfflin's Arch. 8, 313 ff.), error wohl ftir *erö8 nach errare aus ^ers- (ygl, pigror für *pigor u. dgl. bei Meyer-Lttbke a. a. 0. 315), zu ai. iras-yd-ti ^er zttmt', iri-yd 'Neid, Eifersucht' (*f«-), hom. dpcirj 'Schmäh- wort' {*rres')y got. airzeis 'irre' (S. 192).

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532 Komlnalstammformantien. «-Formantien. 405—406.

405. B) Dien. Stämmeanf -98- geboren zu zweisilbigen schweren Basen, z. B. Kp^a^ zn *qre^*- *qre^9' (vgl. ai. Jcrü-rds)^ Das Griechisebe hat diese ^Klasse am dentliebsten bewabrt. Im Ar. ist 'ds- mit -is- 407) in -ei- zusammengefallen, nnd eine Scheidung dieser beiden Klassen ist meist nicht mehr möglich.. Ähnlich mnsste im Lat. ä = nridg. 9 in unbetonter Silbe mit andern kurzen Vokalen zusammenfallen. Ob das Germ, eine hierher ge- hörige Form hat, ist ganz unsicher ; dass die ags. Formen wie sijor M. 'Sieg' -98- enthielten, wie man angenommen hat, glaube ich nicht 408).

Im Ar. und im Griech. ist '98- durch das ganze Paradigma durchgeführt (abgesehen von dem hier nicht in Betracht kom- menden Nom.-Akk. PI. des Ai.), z, B. ai. kravU, Gen. 'ii€i8y av. sna^ßUy Instr. 8na*i^a, hom. K^pa^ -duiv -am (-decTCTi). So wird dies die uridg. Flexionsweise gewesen sein. Es kann aber auch hier (wie bei den -es- und den -o«-Stämmen) in gewissen Fällen '8' als schwnndstufige Formansgestalt im Paradigma eine Stelle gehabt haben.

Im Ar. zeigen diese Stämme auch in geschlechtigen Kompo- sitiS; deren Schlussglieder sie sind, in allen Kasus -98- ={8-, z. B. ai. Nom. Sg. M. F. 8vd'Söciä Akk. Sg. M. F. -ii-am, apers. Nom. Sg. M. Haxa-manü.

406. Einziges als uridg. nachweisbares Beispiel ist ai. TcravU' Vohes Fleisch, Aas*, gr. Kpda^ 'Fleisch*, av. im Denomin. xrvUyant' (I = i) 'Grausen erregend, blutdürstig*, zu ai. krü-rd'8 'wund, roh, blutig*. Vgl. lat. cruor -örü und die wohl ebenfall» als «-Bildungen zu dieser Wurzel zu ziehenden lett. krutoesis (S. 525), lat. crü8ta ursprünglich 'das durch Gerinnen Festge- wordene* (aus *crove8'ta?)y gr. Kpua-raivu) 'ich mache gefrieren*^).

Arisch. Ausser kravU- dürften noch hierher gehören: Av. sta^ris' 'Streu, Lager*, zu ai. Inf. stari-tavai Part. 8tlrnd'8. kx*tavü-y in 2A.tavi4d'8 'stark* tdvUl av. t9VlSl' (l = i) F. 'Stärke*,. ^tuvis' in ai. tuviätama'8 'der stärkste* tümimant- 'kraftvoll*, zu tdviti 'er ist stark*, vgl. tavds- 'stark*; uridg. *tffi98' vielleicht in got. *pwa8t8 'stark, fest*, wovon ptDa8tiba 'Stärke, Festigkeit*, ga-

l) xpOo^ N. 'Frost' aus *KpuöO(; oder = uridg. ^qru^os?

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f 407.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 533

Pwastjan 'stark, fest machen'. Ai. *avii- in avÜ-ydU 'er hilft gerne* zu üti-i 'Förderung*, vgl. ävas- 'Förderung*, Hamii- in tamisrcMn tämisrd 'Finsternis* zu Inf. tämi-töi, vgl. täma^ ""Finsternis*; lat. tenebrae (S. 359) ist auf Hemas- (uridg. *temd8') wie auf Hemea- zurttckftthrbar.

Ob ar. 'U' uridg. -ds- oder -w- war, bleibt unsicher in fol- genden Neutra: ai. barhii- 'Opferstreu' av. har^zü- 'Polster, Kissen*, ai. rOcii- 'Licht' (vgl. svä-röcas- S. 520), iöcii- 'Licht, Flamme* (vgl. saJidsra-Sökas- 'tausend Flammen sprühend', mit Je nach iöJca-s), arciä- 'Stral, Flamme*, sarpiS- 'zerlassene Butter, Schmalz* (vgl. JXiro?' fXaiov, aiiap Hesych), haviS- 'Opfergabe' (vgl. pra-höid' § 412), vartU- 'der wiederkehrende Lauf der A,win\ chardiä' 'Schirm, Schutzwehr', chadU- 'Decke, Dach*, av. apers. hadiS- 'Wohnsitz, Palast' (vgl. ai. sddas-), av. har^öii- ^Wahnsinn', nar^pii 'Herabwürdigung*, vl^- 'Gericht', sna^&ü- "Schlagwaffe*.

Griechisch. K^pa^ 'flom' und *Kapa(y- in Kcipövov 'Kopf aus *Kapa<T-vo-v, *-Kpa(y- in (ijLiq)i-Kpävo^ aus *-Kpa<T-vo-^ (8. 309), vgl. ai. Mra8' 'Kopf; lat. cerebrum ist auf *ceras' (uridg. ^Jcerds-) wie auf ^ceres- zurückführbar; ai. siras- : Mri- (in iiridm) = iras-yd-ti : iriy-d (S. 192. 531). T^pa^ 'Wunderzeichen, Wunder'. ^^jLia^ 'Körperbau, Gestalt*, zu b^-b|LiTiT-ai. T^pci^ 'Greisenalter', zu dA.jari mdn- 'Alter', vielleicht durch Vermischung von *T€pa? (vgl. ai. jards' F., § 404) mit einem Wurzelnomen ♦mp- (vgl. 80, c) entsprungen; dieses vorausgesetzte *T^po? 'Alter' ist das historische T^pa^ 'Ehrenteil (des Alters)', wozu rtpapö^ 'ehrwür- dig'. al\a<; 'Glanz'. Zum M. ist geworden das ursprüngliche N. Xäa^ 'Stein', s. IF. 11, 102 f. Ursprüngliche n. Stämme waren wohl *x€Xa<T- 'das Lachen' in pindar. TcXävri^ 'lachend, heiter' TeXda-aai 'lachen* und Hpaa- 'Liebe* in hom. dpawö^ 'lieblich* ^pdaaaaOai, im Ablautverbältnis stehend zu r^Xu)^, ip^xx; (§403^

Diese «-Stämme wurden im Griech. grossenteils in T-Flexion übergeführt, z. B. T^pa^ -«to^, vgl. T^Xwq -uiio^ usw. (S. 531).

407. C) Stämme auf -is- mit n. Genus sind in keinem Sprachzweig in historischer Zeit sicher zu belegen. Indessen wird ursprünglich N. gewesen sein gr. kovict- F. 'Staub', lat. cinis- M. F. 'Asche' aus ^cenis-i kovicT- in Ke-KÖvicT-Tm, hom. Kovir] aus

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534 Nominalstammformantien. «-Formantien. 4u8-

*KOvi(Jä; cinis' in einer-is einis^tdus. In beiden Sprachen wurde der Ausgang des Nom. Sg. -is Anlass zum Genuswechsel. Von gleicher Art war das indeklinable 8^^l^ 'Satzung» Recht', wozu 6€^l(T-Kp^uJV, und das wohl erst im Anschluss an cinis geformte, zu preuss. pelioo usw. (S. 201) gehörende pulvis -eris {pulvis- culus).

Was von den ar. Neutra auf -ti- 406) hierher fällt, ist schwer zu sagen. Vermutlich ai. röcii-, söcii-y arcii-, wegen der gleichbedeutenden röci- F., ^öci- F., arci- M., barhii- wegen got. balgi- 97, b).

Dass es im Germ, einmal Neutra auf uridg. -is gegeben hatte, darf aus den neben n. e^-Stämmen stehenden westgerm. Maskulina wie ahd. sigi ags. sije 'Sieg', as. heti ags. Jiete 'Hass', ahd. egi ags. eje 'Schreck' bere 'Gerste' und den Neutra mit i- Umlaut ags. lemby ccelfy Juki 'Heil' u. a. entnommen werden. S. S. 523.

408. D) Stämme auf -u^-. Zumteil werden sie mit dem § 442 ff. zu behandelnden Partizipialsuf fix -^es- -us- im engsten geschichtlichen Zusammenhang gestanden haben.

1) Neutra. Ai. mädhui- 'Süssigkeit', gr. Denomin. ^€Ou(J' Ofjvai 'berauscht werden'. Av. gdr^bui- 'Tierjunges'; zum F. ge- worden gr. beXqpü^ -uo^ ^Gebärmutter' nebst beXqpuö, dasselbe, wie KÖvi^ Koviri § 407; nach der o-Deklination ahd. Jcilbur 'Mutterlamm' ags. cilfor-lomb (S. 523); vgl. ^gUelbhes- in gr, <i-b€X(p€[(j]ö^ u. a. (a. a. 0.). Für *afi§huS' 'Enge' (zu ai. qhü-i^ vgl. (^JuM' N.) sind lat. angustus und ahd. angust F. 'Angst* wenig sichere Belege.

Arisch. Ai. drui- 'Wunde', vgl. aisl. err 'Narbe', das auf ^ary^iz' zurückzugehen scheint, täpui- 'Hitze, Glut', vgl. täpu-i 'heiss' und täpas- (S. 518). ydjuä- 'Opfer', vgl. yajds' (S. 519). rrfptti- 'Wundererscheinung*. Av.Aa^aAui-'Nutzniessung, Nutzen', zu ai. sasyä-m 'Feldfrucht'. Ai. äyuS- 'Leben, Lebensdauer', zu dyu N. gthav. äyü N. dasselbe, vgl. gr. aldi aM^ S. 529. dhdnui- 'Bogen' zu dhanü-i M. dhdnvan- N. 'Bogen'. pdruS- 'Knoten* nebst paruSdrS 'knotig' zu pärvan- N. 'Knoten', dhanui- 'dürres, trocknes Land', zu dhdnvan- N. dasselbe.

Griechisch. Wie bcXqpu^ -uo^ (s. o.), so mag unter den

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§ 408.] Nominaistammformantien. ^-Formantien. 535

geschlechtigeu Wörtern auf -u^ -uo^, ordxu^ 'Ähre' usw., noch das eine oder andere ursprünglich N. auf -us gewesen sein.

Lateinisch. Nur unsichere Beispiele . helvsa für holer a bei Paul. Fest. Akk. genus (Cic. Arat., Ov.) für genu ist kaum etwas Altes. Auch in angustus (s. o.) und andern Adjektiven auf -ustus (S. 403) braucht u nicht uridg. u gewesen zu sein.

Germanisch. Über die Vermischung mit den -es- und •i^-Stämmen s. S. 522 f. Auf altem N. auf ^-us beruht got. *8igtis (sihu d. i^ ^^u Akk. Sg., späte Glosse) ahd. sign M. 'Sieg' (vgl. ahd. Sigur-mdr ags. sijor M. *Sieg'), wie ahd. sigi M. auf N. *sijizy vgl. ai. sdhuri-i sdhvan- 'gewaltig* gr. dxupö^ öxupö? 'fest'; ahd. sign : ags. «ijor (Gen. i^ore«)=ahd. sigi : got. sigis (S. 523). Solches altes N. war ursprünglich vielleicht auch got. skadu-s M. 'Schatten*, vgl. gr. (Jköto^ N. 'Dunkel'. Mit *-tw-o- ausser dem mask. gewordenen ags. si^or und dem S. 523. 534 genannten ahd. Jcilbur ags. cüfor-lomb noch ags. Neutra wie ^ar 'Ähre* aus *ahur (vgl. ahd. dhir N.), dö^or 'Tag* (vgl. ahd. Tagar-htUy got. Dagis-theus), wildor 'Wild*, hdlor 'Heil*, salor 'Saal*, stvlor 'Diebstahl*, femer ahd. nihhus N. M. ags. nicor 'Krokodil*. Im Ags. ist noch der 'Dat. Instr.* auf -or, nach der alten konso- nantischen Flexion, belegt, z. B. «ijor, döjor, hdlor^ wie auch noch der Gen. Sg. ccdfur = *kalbuz'ez vorkommt. Vgl. noch die Feminina auf urgerm. -uzij wie gotjukuzi 'Joch, Knechtschaft^ neben ags. jycer 'Joch*, ahd. zaturra 'meretrix* (got. *taduzi)y chüburra 'Mutterlamm*.

2) Geschlechtige Formen. Den Komposita wie ai^ scä'Söcii' 405) entsprechen solche wie dghöra-cakiui' 'nicht, grausig blickendes Auge habend*. Daneben aber auch geschlech- tige Simplicia. Ai. äruS- 'wund*, täpuS- 'glühend*, väpuf- 'wunder- bar* neben den n. Substantiva äruf usw. (1). Bei rndnui- M. 'Mensch*, in der Bedeutung des mythischen Stammvaters der Menschen auch in dem av. Eigenn. Manui-öi^ra-, zu rndnu-ä 'Mensch* und bei ndhu-S M. 'Freund, Nachbar* liegt der Gedanke nahe, dass sie ursprünglich N. gewesen seien mit dem Sinn 'Menschtum, Menschheit* und 'Nachbarschaft* (vgl. den kollek- tiven Gebrauch des Sing, dieser Wörter, wie bei jdna-Sy Grundr. 3, 155). Aus dem Lat. hierher augur -urisy falls es mit augus-

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J

536 NominalstammformaDtieu. «-Formantien. 409.

tU'S zu yerbindeii ist, eine durchaus beachtenswerte Deutung; möglicherweise war augur dann wohl ebenfalls ursprünglich Neutrum ^).

409. E) Wurzel auf langen Vokal + -s-.

1) Ai. bJiäS', Instr. bhasd, N. (jünger F.) 'Licht, Glanz, Majestät, Macht', su-bhäs- 'schönes Licht habend, schön leuch- tend', zu bhd'ti 'er leuchtet' bha-ti-i 'Licht*, aksl. bih 'weiss', W. bhe- bhö-'y gr. (pii^. Gen. qpurrö^, M. 'Edler, Mann* war ent- weder mit bJids' stammbaft identisch und ist erst sekundär zum T-Stamm geworden ^j, oder es war urspr. ^bhö-t- (§313); femer gehören zu uridg. *bhött' aus dem Griech. qpiiaKcr biaqpauei (Hesych), Herodot bia-qpuicTKU) und qpuKJTrjp Gupi^ (Hesych), vgl. ai. feAd^aw^ 'leuchtend' 6Äd«a^ 'Licht' 401, €); zu hom. qpöui^ s. § 455^). Av. yäh' N. 'Krise, Entscheidung, Wendepunkt, Schlusswerk', Lok. gthav. ydhl, Gen. PI. ydidh-qm, zu yd- 'gehen'; vgl. aksl. ^VicAa^i 421). Ai. jMs-, Akk. PI. jMs-ds, 'Ver- wandter', vgl. russ. znächar 421).

Lat. fas Indekl., eigentlich 'Ausspruch (besonders gött- licher oder gerichtlicher)', fastuSj ne-farius, zu fa-bulaj fari: vgl. aksl. basnh S. 289, russ. basif 'loqui, mederi', nslov. bachati 86 'pralen' 421). flös vis M., Flöra^ osk. Fluusal Dat. 'Florae' zu ahd. bluo-t 'Blüte', vgl. mhd. bluo8-t 'Blüte' ags. blöstma 'Blume', mos -vis M., zu gr. juawT0ai 'streben' got. möps 'Mut, Zorn'. Ein *p^-»- (vgl. pa-vl pa-bulum) ist erhalten in pästtbs. Von derselben Art ist das r von alat. spires und von sperarSy zu sps-s (vgl. aksl. spichh § 421), während vlr^s, ^\x vl'8, im Ablaut zu ai. vdyas- ist (S. 520). fäs ist das Ab- straktum, zu dem der Inf. fan als Dat. Sg. gehört; färl zu fas wie Inf. genere zu genus 435). Dies lässt vermuten, dass ausserdem noch der eine oder andere von den Inf. wie

1) vetus dag"egeu (vetus-tus) muss wohl, trotz aksl. vet^ch^f ferne bleiben aus dem S. 51b angegebenen Grunde.

2) Dass öXocptO'ioc; ursprünglich 'männerverderbend' war, wie angenommen wird, ist aus mehreren Gründen unwahrscheinlich.

3) jubar 'stralendes Licht' (besonders der Himmelskörper) schwerlich mit Walde Lat. et. Wtb. 310 aus *diu-bha8 ^'Tageslicht'), sondern zu juba.

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% 409.] Noiniaalstammformantien. «-FormaDtien. 537

Stare, flare, fl&re altüberkommeDer «Stamm war. Ferner dürften ne-farius formantiseh gleichstehen die Nomina mit -ario- osk. 'äzio', wie sacrarius osk. sakrasias, worüber § 118 Anm. Die genannten ar. and ital. «-Bildungen lassen vermaten, dass das bei den griechischen langvokalisch auslautenden Verbal- stämmen so häufig hinter dem langen Vokal auftretende er, z. B. ä-fyxjJOToq fTVUMJxai, fi-ppuiaxo^ dppu)(J8r|v, K^xP^^^^^ai, Ä-7rXTi(JT05 TT^TiXTiaxai, 6pxr\aTr\^ u. dgl. (Solmseu KZ. 29, 100 ff.), nicht bloss auf analogischem Anschluss an ältere Stämme auf Vurzelhaftes* s (wie Ixjjajö^ dZuiaOriv von W. iös- 'gürten', ^'fevOTOz von W. geus- 'schmecken, kosten') oder an Präsentia wie TrX/jGu), aus dessen 8 man fi-TcXTiaxo^ erklärt, beruht. fi-Tvui(J- To^ (titviwctku)) : ai. jüds-. qpuxJTTJp (qpuxJKOj) : ai. bhäs-. Ebenso darf für K^xP^^Ttti, XP^^W) (aus *xpu)t2[u) ) nebst XP^? ein alter Nominalstamm ♦xP^^- vorausgesetzt werden . Vgl. auch TrXu)t2Iu) *ich schwimme, schiffe' TcXiüui ttXu)^ neben hdUplöräre (raus «).

Anm. Ob in diesem Zusammenhang auch der slnv. Ausgang 'ast^, der, wie -a<*, ein Versehensein mit dem, was das zu gründe liegende Nomen aussagt, bedeutet, z. B. nslov. tniast 'spinosus* (Miklosich Vergl. Gr. 2, 185 ff., Loewenthal Die slav. Farbbezeich- nungen 25 ff.), seine Aufklärung bekommt?

2) Mit Abstufung des Wurzel vokals. ^dhes- *dlid8' 'Setzung, Satzung, heiliger Brauch' zu W. dhe- : arm. dilc, Gen. diCy 'Götter' aus *dh^8-eSf lat. con-dere = *-dhaS'i. Sonst nur in Ableitungen : lat. fer-iae ßs-tu-s, osk. fiisnüm 'templum' ; ^dhos-no- in lat. fänum aus ^fasno-m^ ai. dhUnya-s Beiwort der Götter. Ein Has' HaS'y zu gr. Xr|-8uj aksl. lajati lat. lä-teo gehörig, ergibt sich aus Lases LarSs, Hausgötter (vgl. ahd. hüs 'Haus' zu gr. K€u0ujMch berge'), Acca Larentia, Larenmutter, und larua larva aus Has'Ova (vgl. Minerua u. dgl. S. 204). Vielleicht war schon in urar. Zeit der Ablaut aufgegeben bei *dö8' 'Gabe', zu W. dö-: av. dah- N. 'Gabe', vardhudah- 'Gutes schenkend', ai. ^2^-dd«- 'reichlich gebend', Gen. su-däsuH, drf.9-öa7i^'gabenreieh'; *da8' könnte durch lat. dare repräsentiert sein ; ^dös- auch in lit. dosnas düsnis" (S. 265. 289) ^).

l) Nicht gehören hierher Komposita wie ai. dravinö-dds 'Reich- tum gebend', Vok. dravinö-das, vayö-dhds 'Kraft verleihend', \ ok.

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^ I

53H Nominalstammformantien. «-Formantien, 410—411.

Formantia -so- und -eso-y -980% -iso-, -uso-,

410. -^0-, -eso'f -980', '%8(hy '1180' stehen in engstem Zu- sammenhang mit den § 396 ff. behandelten -^-j -es- usw. und erscheinen als deren Erweiterung mittels -o-. So stellt sich -o- -a- z. B. in lat. ru88us aksl. ry8^ {ru8^) lett. rüsa ebenso wie die Schlasselemente von ahd. ro8-mo ags. rüs-t als ein zu *rüdh8' (gr. fpeuGo^ N., lat. rubor) hinzugekommenes For- mans dar.

Vielfach berührt sich das s von -«o- mit dem, was man als Wurzeldeterminativ bezeichnet, 8.S. 1 1 undPerssonStud.77 ff., und nicht selten steht neben dem «o-Nomen ein gleichartiges themavokalisches Präsens, z. B. ai. däkia-s 'geschickt' : däkSa-Hy zu *deke8' in daias-yd-ti (2 ^ S. 1021 ff.).

411. 1) '80'. Zwischen -«o- und -es- -os-, -ds- besteht dasselbe Verhältnis, wie zwischen -wo- und -6n- -o«-, -tro- und 'ter- -tor- u. dgl. Wir stellen die Beispiele, wo Beziehung zu -es-y '98- zu Tage liegt, voran. Es muss aber betont werden, dass, wo eine «o-Bildung in zwei oder mehr Sprachzweigen zugleich begegnet, wahrscheinlich öfters, besonders bei Ablaut- verschiedenbeit der Wurzelsilbe, nicht ein uridg. «o-Stamm ge- meinsam bewahrt worden ist, sondern einzelsprachlicher Über- tritt eines alten «-Stamms in die o-Deklination stattgefunden hat, wie solcher unzweifelhaft z. B. anzunehmen ist für arm. ami8, Gen. amsoyy 'Monat' (S. 526).

Ai. rukäd'8 'glänzend' npere. rux§ 'Glanz', aisl. liöss 'licht' liös N. 'Licht' urgerm. Heuxsa-y vgl. kymr. lluched corn. luhet 'Blitz' urkelt. Houk8eta Gf. wohl Heuqseta (S. 417): av. raoädh- nebst raoxSna- u. a. S. 520. Lat. ru88tc8 Gf. *rtcdh'80', lett. rüsa 'Rost' russ. rysyj 'rötlich blond' öech. ry8^ 'rötlich', aksl. ru6i> russ. rusyj öech. rus^ 'blond' :gr. fpeuBo^ N., lat rubor nebst ahd. rosmo ags. rüst 'Rost' S. 518. 531 ; lit. riisvas 'bräun- lich, rotbraun' und raüsvas 'rötlich' waren Erweiterungen von *rusa8 = lat. rtissus und von *rau8a8 = aksl. ru8i nach zelvcitty

vayö'dhas. Der Nom. Sg:. war nämlich -dd-s^ -dhä-s, und erst der gleiche Ausgang mit dem Nom. Sg. der geschlechtigen e«-Stänime veranlasste Übertritt in die Analogie dieser Stämme. S. Wacker- nagei Ai. Gr. 2, 1, 95 f.

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§ 411.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 539

palvas u. a. S. 201 f. Ai. ütsa-s 'Quelle, Bronnen' ir. oso- Wasser' in os bretha 'Wasserurteilsspröche', wohl auch aschwed. voAS 'Schilf, Rohr' (1 S. 1095) und vielleicht alb. vSse Tau' (Johansson IF. 19, 115 f.): gr. öbo^ N. 'Wasser', got. watö N. 'Wasser'. Ai. ArM-m 'Kopf, gr. KÖpOn 'Schläfe' : ai. Mras- gr. K^pa^ nebst \Atcemuos aus *cersnovo8 ahd. himi aus ^kersnio- S. 517. 533. Gr. qpaiö^ 'dämmerig, grau', lit. galsas und gaisa 'Lichtschein am Himmel' lett. gaisa 'Luft, Wetter' aus ^gU'haisch : gr. qpaiKÖv XajUTcpöv Hesych, qpaibpö^ leuchtend', lit. gaidrüs 'heiter'; doch könnte galsan usw. auch *ga%[d\-sa' und qpaiö^ auch *(pai[F]6-^ gewesen sein (s. S. 201). Gr. %a\0'^ 'Hirtenstab', gall. gaison 'iaculum' ir. gae 'Speer', ahd. ger aisl. geirr M. 'Wurfspeer', ai. hiSas- 'Geschoss' auf grund von ♦Äöia-, zu ai. hind'H 'er setzt in Bewegung, schleudert'. Av. sraoSa- M. 'Gehör, Gehorsam', aksl. 8lurch^ 'das Hören, Gehör* : ai. irävas' lat. duor S. 517. 531, vgl. auch ai. Part. irÖiamana-Sy rfrwi/W 'williges Hören, Willfährigkeit', as. Wu^ 'Ohr* (S.437). Lat. coUum coUus aus ^colso-y got. hälsy Gen. halsiSf M. ahd. aisl. hals M. 'Hals', Gf. ^qUolso- : aksl. kolo -ese (S. 524), vgl. 1 S. 598. 611. Bai. gvabz 'Biene, Wespe, Hornisse' av. vawäaJca- M., Name eines daßvischen Tieres (1 S. 705), abret. guohi 'fucos' (1 S. 516. 692), ahd. wafsa 'Wespe' (daneben toefsa aus ^wafsjö), lit. vapsä 'Bremse' aksl. {v)osa 'Wespe' aus '^opsa : nhd. bair. webes 'Wespe', W. ^ebh- 'weben'. Lat. saxum 'Felsstück', ahd. sahs N. 'Messer, Schwert', zu lat. sat-ena = *8ace8'na, ar. segisna (S. 282).

Aksl. glas^ 'Ton, Stimme' urslav. *goU^y Denomin. ahd. kallön 'laut schwatzen' aisl. kalla 'nennen, rufen' {11 aus ls)y zu aksl. glagoh 'Schall, Wort'; dazu vielleicht lat. gcdlus, aus *galso 8y vgl. serb. kokot 'das Gackern' und 'Hahn' (möglich ist auch, dass gallu8 = Gallu8 war, s. Niedermann IF. Anz. 18, 78). Ai. bkaia 'Rede, Sprache' aus *bharSay lit. balsas 'Stimme', zu lit. bü-ti 'zu reden anfangen', vgl. 1 S. 778. Alb. kal 'Ähre, Stengel, Halm' aus ^koUo-s (1 S. 758), aksl. klash 'Ähre* urslav. *kol8hy vermutlich mit ahd. huh und hulis 'Stechpalme' zu aksl. koljq klati 'stechen, schlachten, schneiden' (Solmsen PBS. Beitr. 27, 366 f.). Ai. d^sa-s arm. ti8, Gen.

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540 Nominalstammformautien. «-Formantien. 412—413.

tisoy, aus *ömsO'S gr. iSjuo^ aas *uijU(Jo-^, got. ams 'Schulter', zu lat. umerus 418). Lat. ansa 'Griff, Henkel, Handhabe'; lit. qsä lett. üsa Topfhenkel' preuss. ansis 'Haken' aus ^ansasj zu lat. ampla 'Handhabe, Griff. Ai. pakid-s 'Seite, Hälfte, Flügel', russ. pach 'Leistengegend* pacha 'Achselhöhle' (ch aus kchy 1 S. 585 f. 787), vgl. lett. paksis 'Hausecke', zu lat. pectus; Media war der Wurzelauslaut, wenn preuss. pa^gan 'wegen' ('vonseiten, halber') dazu gehört.

412. Arisch. Ai. pra-höSd- 'Opfergabe' : havii- S. 533. dia-dhi-S 'Kraut, Pflanze', vermutlich zu avasd-m 'Nahrung*: dvas' 'Förderung, Labung*, vatsd-s 'Jährling, Kalb, Kind', sqvatsdm Adv. 'ein Jahr lang' trivatsdrs 'dreijährig' : gr. Hio^ S. 517f. d^fa« 'geschickt': daia«-yrf-^i S. 518. säkSa-s 'über- wältigend' {sakädna-ü dasselbe): sdhas- S. 518; zur selben W. segh' gr. *Kä F. in den Adv. hom. Öfi^ ther. ko. Öav 'der Reihe nach, hintereinander' und eö-eHo^ euqpufi^ (eüeEiä). drapsä-s 'dicker, grosser Tropfen', av. draßa- M. 'Fahne' (ursprünglich 'Anhängendes') : hom. xdpqpo^ N. 'Dickicht*, W. dhrebh- (lit. drebiü 'ich werfe mit Dickflüssigem', dr^boti 'dick herab- hangen, anhangen'). Av. vaxSdm 'Wort, Geheiss' : vaöah- S. 517. vaxia-m 'Wachstum' : aojah- S. 519 und got. us-waJists S. 437.

Ai. hc^d-8 'Gans, Schwan' : gr. x^v aus *xav(J- und ahd. gana^^o S. 526 Fussn. 1. Ai. döSd döäa-s 'Abend' av. daosor tara- 'gegen Westen gelegen', zu gr. bövu) buo^al 'ich gehe unter'. Ai. mökäa 8 'Befreiung, das Sichablösen, Erguss' : lat. mücor\ zur selben W. gr.- jLiüga 'Schleim', iviloq ein glatter, schlüpfriger Meerfisch. Av. daxSa- M. 'Brand', vgl. ai. ddkiu-i 'brennend', lit. deksnis S. 289 und eventuell gr. r^cppä S. 359. Ai. ghdiors 'Getön, Geräusch, Geschrei', av. gaosa- SL^ers. gausa- 'Ohr', zu got. gaunön 'klagen' aisl. grawfa 'schwatzen', lit. gaudzü 'ich jammere, heule'. Ai. grapsa-s glapsa-s 'Büschel, Bund', zu grbhndti 'er ergreift', gftsa-s 'rasch, gewandt', zu gfdhya-ti 'er schreitet aus, ist gierig'.

413. Griechisch. xeXcrov 'Grenzfurche' entweder zu ii\o<; N. (S. 524), oder zu ai. kariü-i 'Furche' (1 S. 744). fiXao^ N. 'Hain', zunächst von einem *<iX(Jo-, dürfte nebst fiXjua 'Hain' = *(iX(T)Lia zu (5X0O)Liai 'ich wachse, heile', dv-aXbr|q 'nicht gedei-

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§ 414—415.] Noininalstammformantien. «-Formantien. 541

hend, Wachstum hemmend', aschwed. alda 'Eiche' gehören ^). yf\oo^ dor. väoo^ F. 'Insel', mag, wenn es richtig mit Wj-x^J 'ich schwimme' lat. ndre verbunden wird, auf ein *sna-tie)S' (vgl. ai. srötas' ritaa- u. a. § 401, ß) oder *snadh{e)8' (vgl. orfleo^ 7rXf)0o^ u.a. § 401,b) zu beziehen sein (vgl. Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1899 S. 212ff.).

Vermutlich schliessen sich hier mehrere A^'ektiva auf -(5^ an : \ol6^ 'verbogen, verrenkt, schräg' mit X^xP^o^ 'schräg' zu X^KO^ N. 'Mulde, Becken, Schüssel'; mit ähnlicher Bedeutung Ka^^lö^ (: lit. kumpsöti 'in krummer Stellung sein'), Tö^VÖ^, ^a^l|lö^ u. a. (Ber. d. sächs. G. d. W. 1899 S. 215 f.); (ppMöq 'em- porstarrend' (qppiKO^ N. 'Schauder' erst spät); \xva6<; ^besudelt, unrein' zu mJbo-^ 'Nässe, Fäulnis'; aikrö^ 'trocken' zu aijo^ aöo^ trocken' = lit. saüsas trocken'. Das § 412 genannte Subst. \xvio^ setzt ein Adj. ♦^uHö^ 'glatt, schlüpfrig' voraus.

Mit Rücksicht auf ^dv und ^uEö (§412) seien hier noch erwähnt: KvTaa 'Fettdampf aus *KvlT(Ja : lat. nidor; TceTcra 'Über- redung, Beschwichtigung' (zu ireiOu)) : lat. fidus foedus umbr. Fise (§414).

414. Italisch. Lat. elixum 'e liquore aquae dictum', lixa 'aqua' : liquor. alsior Kompar. zu ''^alstis 'kühlend, erfrischend' aus *alxo-8y auch älsiu-s : algor. cella vermutlich aus ^celsd : coloTy c6lare. ümbr. Fise 'Fiso, deo Fidio' (osk. Fifsiais '♦Fisiis') aus ^fisso- ilsit fidus foedus S. 521, vgl. gr. ireiaa § 413 und, falls got. beidan 'erwarten' wurzelgleich ist, got. uS'hdsns S. 289; hierher wohl auch lat. Part, fisu-s. Lat. terray osk. teräm 'territorium' aus Hersd-y ^terso- (1 S. 767), diese aus ners' nach 1 § 930, 1, zu ir. tir aus *tero8 399 S. 522) und zu terres-tris für H^res-tro- 240, a S. 327).

Lat. Itucus 'verrenkt* wahrscheinlich zu luctan.

415. Keltisch. Ir. mdl 'Sünde, Fehler* (wozu mellaim 'ich betrüge') aus ^mdso-, zu arm. mei 'Sünde, Schuld, unrecht* und lit. milas 'Sünde', welche Fortsetzung von ^melos N. ge- wesen sein können; dessen schwächste Stammgestalt ^m/«- wird vorliegen in gr. ßXd(j-<pimo^ 'Übles, Unschickliches, ünheiliges

1) Über die Verknüpfung von äXao<; mit alisl. Us^ 1 S. 744 s. Lid^n Bland, spr&lchist. bidr. 1, 25 ff.

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542 Nominalstammformantien. «-Formantien. 416—417.

redend* (zur Bedeutung vgl. Wackemagel KZ. 38, 496 ff.), wie auch \iikeo<; 'vergeblich, nichtig* heranziehbar ist. Bret. meU ^Knöchel', kymr. cym-mal ^articulns, junctura, commissnra' urkelt. *melsa : gr. \x4\o(; N. 'Glied*.

Ir. nö8 'Gebrauch', bret. naux in pe-naux *de quelle ma- nifere?*, urkelt. *noin80-y vgl. lat. numems § 418.

416. Germanisch. Got. wn-tcm 'unwissend*, ahd. tri^ aisl. viss 'wissend, weise*, ahd. tcisa ('Kenntnis*) 'Weise* : ai. vidas- S.518^). Got. wethsy Gen, weihsisy N. 'Flecken, Dorf: ai. v^ds- 'Nachbar', vgl. lat. villa aus *veixla S. 371. Got. -hfts ahd. ktts aisl. hüs N. 'Haus* : gr. k€06o^ N. 'Versteck, Erdschooss*. Ahd. 08 N. 'Aas* Gf. *it8(Hn : lit. Me8i'8 usw. S. 524. Aisl. fiall N. 'Felsen, Berg* Gf . *pel8Ö-m mit ai. paiyäm paiand-s 'Stein' = *pari' (1 S. 430) zu ahd. felis felisa 'Fels*; vergl. auch 1 S. 744 über TT^XXa ' X(8o^ Hesych und 1 S. 469 über ir. all, Gen. aülej 'Klippe*. Ahd. fdhs M. N. 'Haar*, aisl. fax N. 'iuba' : gr. tt^ko^ N. S. 518. Aisl. eisa 'glühende Asche* : ai. idhas-. Got. aJiSy Gen. aJisiSy N. 'Ähre* : ahd. ahir lat. acus S. 519. Ahd. muos N. 'Speise, gekochte Speise*, wird nebst got. mats (St. matir) 'Speise* wohl richtig mit gr. ^abd^J 'zerf Hesse, löse mich auf, lat. madeo verbunden und kann daher mit lat. mador näher zusammenhängen.

Über das im Germ, produktive Tiemamenformans -so- s. § 422, c.

417. Baltisch-Slavisch. Lit. o£;«at (ä£;«af) 'kundschaf- tende Bienen* vermutlich aus *!J[d]«a- zu üdzu 'ich rieche* (Les- kien Bild. d. Nom. 595): lat. odor S. 531. tamsä 'Dunkelheit' (tamsüs 'dunkel') : ai. tdraas- S. 517; Oppos. 8zvä8ä szvaisä 'Licht, Lichtschein' (8zvä8ü8 szvaisüs 'licht') zu szv^czü 'ich leuchte', baisä 'Schrecken' (baüüs 'schrecklich, abscheulich', vgl. bajüs dasselbe) entweder zur unerweiterten Wurzel oder als bai[dy8ä zu haidpi 'scheuchen' lett. haida 'Schrecknis'*), gaf- sas 'Schall' zu girdSti 'hören' (vgl. lit. halsas 'Stimme' und aksl. gla^ 'Ton, Stimme' S. 539), nafsas und narsa 'Zorn' zu {-nift^^

J) Über lat. xüsus^ das 1 S. 671 herangezogen ist, s. S. 398. 2) Über das scheinbar analoge ai. hhl^ä s. § 11, 1.

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§ 418.] Noroinalstammforoiantien. «-FormaDtien. 543

'erzürnt', smarsas 'schlechtes Fett* zu smirdSti 'stinken*, vgl. 1 S. 786. raupsas ^Aussatz* zu raupas 'Pocke*, rüpas 'rauh, hol- perig*, duksas ^beleibt' duksus 'reich, reichlich versehen*, Adv. daüksei 'reichlich*, zu daüg 'viel*, got. daug 'es taugt*. Lett. gausa 'Genügen, Gedeihen*, lit. gausüs 'reichlich*, zu lit. gäu-ti 'erlangen*. Prenes. paUaipsa- M. 'Gebot', zu lit. läpiü 'ich befehle*. Ein ^o-Stamm lag auch zugrunde dem lett. ßm-zisis 'Winter- grün* ('den Winter überdauernd*) aus ^-kents-ia-y 6f . ^qUenth-s-, zu lit. kenczü 'ich halte aus, leide* : gr. ir^vOo^ N. (S. 520) ; die- selbe ^-Erweiterung wohl in ir. e^saim 'ich leide* (1 S. 589).

Aksl. kqs^ 'Stück, Bissen*, zu lit. kdndu k^ti 'beissen*,

, vgl. lit. kö^snis 'Bissen* S. 289. fcrew 'Tpoirri, Sonnenwende* aus

*kr^psn»y zu lit. kreipiü 'ich drehe, wende*. 8mich^ "das Lachen'

nebst na-smiehati «^, na-smisati sq zu sm^jq sq smijati «f 'lachen'.

418. 2) '€80'. Ai. rajasä-s 'trüb*, got. riqisy Gen. riqizisy N. 'Finsternis* zu ai. rdjas- N., S. 518. 522; vgl. Kompos. ai. sa-raj 080-8 'staubig*.

Ai. toma8d'8 av. f^ma^Aa- 'dunkel* zu ai. tdmas- S.517. Ai. nabha8d'8 'dunstig' zu ndbha8' S. 518. rabha^d-8 'ungestüm' zu rdbho8- 'Ungestüm'. ava8d-m 'Labung, Nahrung* zu äva8' 'Förderung, Labung', ordkosd-m 'Seite, Weiche' zu df9ka8' 'Bie- gung, Krümmung'. divo8a-8 'Himmel, Tag', vgl. gr. eö-bieivö^ aus ♦-bi[F]€(Tvo-^ und eubi^axaro^ 'der heiterste' (Positiv eö-bio^).

Im Griech. -e^o- im zweiten Kompositionsglied in d-b€Xq>€Ö^ 'Bruder', ursprünglich 'couterinus' (der Accent ist wie der von dbeXcpö^ unursprünglich, s. S. 31), zu ahd. kübiro aus ^-iz-i (S.523). Gehört \xi\€0<; als V^X€[0]o^ zu einem N. *mele8' 415), so kann •680- auch in A^ektiva wie hom. K^ibeo^ 'teuer' (neben Krjbeio^ mit -(i)io; s. § 115, f), zu ici^bo^ N., t^t€0^ 'bedacht*, zu T^TO^ N., vorliegen.

Lat. cr«pero- 'dunkel' (Nom. Sg. creper unbelegt), creperum 'Dunkelheit', zu crepus-culum. umeru8y umbr. uze on8e 'in umero', urital. *ome8(h8{l S. 372) : ai. 4^a-« usw. S. 539 f. nume- rus : ir. nö8 § 415.

Got. Neutra wie riqi8, rimü usw. S. 522. Ahd. oAiV N. 'Ähre' zu lat. acus S. 519. Ahd. wolir N. 'Walfisch' S. 523. Ahd. felis M. aus */aZw, auch felisa F. 'Fels', zu aisl. fiall usw.

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«544 Nominalstainroformantien. .9 Formantien. 419—420.

§ 416. Ahd. elira F. 'Eller, Erle', got. ^alisa in span. alisa 'Erle' franz. cdize 'Eisbeere', mit ags. alor aisl. (flr Trle' (vgl. aisl. i^Z^r ästre 'Weide') zu lat. alnus aus *alsn(h8y lit. ol^i^ etksnis {k eingeschoben) aksl. jWbcAa 'Erle' (vgl. § 419). Vgl. noch got. aqisi F. 'Axt', ahd. kcdbira, wcdira S. 523, zundira 'Zunder'.

Lit. zalesas 'Grünspan' zalesä 'junges Gras' (vgl. zdlias 'grün'): lat. helus (h)olu8 -eris S. 521. vaikesas 'Bursche' zu valkas 'Knabe', glitesos PI. 'Schleim' zu glitüs 'glatt', pra-kepe- sasy ein Kartoffelgericht, zu kepü 'ich backe'. Aksl. pelesh 'grau' russ. pel4syj 'bunt, scheckig', zu lat. pallidus {-llr kann ♦-Zu- sein), vielleicht überdies zu av. po^ruia- (§420); russ. hÜ4syj 'weisslich'.

419. 3) -d8(h und -iso- sind im Ar. lautlich zusammen- gefallen (vgl. § 405). 'dsO' in taviSd-s 'stark', zu taväs- S. 531. 532, ferner in ämiSa-m neben dmiä- N. 'rohes Fleisch, Fleisch', da dieses von ämd-s 'roh' aus nach dem älteren kravii- = gr. Kp^a^ (S. 532) gebildet worden ist. In Kompos. : prag-jt/ötiäa-s 'von Osten beleuchtet'. Beispiele für *-wö sind gr. kovit] 407) und, wofern es nicht ein altes Lehnwort aus dem Germanischen ist, aksl.JeZbcAa 418j.

420. 4) 'U80-, Gr. beXqpOa, ahd. kilbur zu av. gdr^bui- N. (§408, 1).

Ai. paruid-s 'knotig' zu N. pdrui- S. 534. Identisch hier- mit oder zu aksl. pele8i> 'grau' ai. palitd-8 'greis, grau' gehörig ist ai. paruM'8 'fleckig, bunt' av. po^ruSa- 'greis, grau'. Ai. aruäd-8 'rötlich' av. a^ruia- 'weiss'. Ai. vdpuSa-8 'wunderbar' zu vdpuJ' N. (S. 534). tdruia-8 'Überwinder' zu tdruS- N. 'Über- legenheit'. mdnuSa'8 'Mensch' zu rndnuS- M. (S. 535).

Aus dem Germ, hierher die ags. Neutra wie 6ar aus *ahur^ döjor usw. S. 535. Vgl. dazu got. jukuzi F. 'Joch', ahd. chil- hurra S. 523, zaturra 'meretrix', chuburra 'ratis'.

Lit. vetu8za8 aksl. vetbclvb 'alt' (1 S. 785. 787), vgl. lat. vetu8-tu8 S. 403. 535. ; auch lett. u)ez8 'alt' = *wet8a8 muss einst zwischen t8 einen Vokal gehabt haben. Lit. apu8zi8 aptiszi 'Espe': lett. ap8e preuss. abse aksl. 08ina aus *op^-; mit Um- stellung von p8 ahd. a8pa ags. cesp aisl. Qsp,

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§ 421.] Nominalstammformantien. ir-Formantien 545

421. 5) Langer Vokal + -«o-.

a) Erweiternng von Stämmen des Typus ai. bhäs- § 409, U Ai. bhasä-s *Licht, Glanz' : bhäs- N. Lat. Flora osk. Fluusal : lat. flö8 M. Ahd. blasa 'Blase' mit blasan got. -blemn ni)lasen* zu ahd. blaen 'blasen' lat. flemina. Aus dem Slav. gehören eine Reihe von Formen hierher, meist Denominativa, die ch statt des lautgesetzliehen s haben im Anschlnss an Formen wie srnS- eh^ na'»mechatiy duch% duchati (1 S. 788): 8pich^ 'Streben, Studium*, zu sp^-ti 'vorwärts kommen', vgl. lat. sp^rea sp^räre S. 536; jachati zu jadq 'vehor' lit. jöti 'reiten' (2^ S. 1026), vgl. av. yah' S. 536; nslov. bachati se 'pralen' mss. dial. bachar' 'Arzt' russ. baait' 'loqui, mederi', zu aksl. bajati 'fabolari', vgl. lat. füs S. 536; russ. znrfcÄar "Wahrsager', zu aksl. zrwiff 'kennen', vgl. fa,jMs' S. 536; aksl. machati 'vibrare', zu majati 'vibrare', lit. mö-ti 'winken'. Aus dem Griech. darf vielleicht herangezogen werden l\x)6^ 'lebendig' l\x)r\ 'Leben' neben liinx) 'ich lebe', wie ttXiuuj S. 537.

b) Diesen zweisilbigen Formationen auf -so- gesellen sich noch verschiedene mehr als zweisilbige hinzu:

Lat. auröra ( : gr. iyS)% S. 529), Fulgöra ( : fulgor), wie Flora. Adjektiva: canörus zu canory decOrus zu decor, sonOrus zu sonor.

Aksl. £enkkb 'Bräutigam' zu teniti sq 'sich beweiben'; russ. trusicha 'furchtsames Weib', rodicha 'Wöchnerin'. Russ. spacha (aksl. *shpacha) 'schläfriger Mensch' zu spat' aksl. ^^'^^^'^blafen' (ch nicht lautgesetzlich, vgl. skBhjachati usw. unter a). Poln. bialasy 'weisslich', ioltasy 'gelblich' neben gleichbedeutenden bialatoy, ioltawy. Im Lit.-Lett. -es-ia- : Wtpdesiai PI. 'Schimmel' zu pdi'ti 'schimmeln', lett. ezBsis 'Egge* zu ezB-t 'eggen'. Hierzu sei noch erwähnt, dass in gleicher Weise an die slav. Verba auf -ujq Inf. -ovati und die lit. Verba auf -duju Inf. duti (2* S. 1133) die Nomina auf -uchh und ^juch^ (Miklosich Vergl. Gramm. 2, 289 ff.) und die lit. Superlative auf -idusias (z. B. geridusia^s 'bester', dazu Komparativ Adv. geriaüs 'besser') an- zuschliessen sind, was hier nicht näher ausgeführt werden kann (vgl. Grundr. S. 234, Leskien Bild. d. Nom. 598, Solmsen IF. 15, 225 f., Meillet Etudes 361).

Brngmaiin, Ornndriss. II. i. 35

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f)46 Nomiiialstammfonnantien. ir-Formantien. [^ 422.

Aus dem Ai. vgl. manUä 'Weisheit, Huld' neben mana- yd'ti 'er ist wohlgesinnt', zur Basis fnenii- meni-,

422. 6) Zur Bedentungsgeschichte sei dreierlei herausgehoben.

a) Gebranch in Farbnamen und in Ausdrücken fttr Hell und Dunkel. Lat. russus, aksl. rygh rusi nslov. rus nebst lit. rüsvcts raüsvaSf zahsvas halsvas u. a. S. 538 f. Ai. paruid-s av. po^ruia-, wozu vielleicht aksl. pdein^ S. 544. Ai. aruid s av. a'^ruSor S. 544. Russ. hil^yj S. 544. Poln. biatasy^ ioltasy S. 545. Ai. ruJcfä-Sy aisl. liöss S. 538. Lit. gatsas, gr. qpaiö^ (?) S. 539. Ai. hhasd'8 S. 545. Lit. szv^sä szvaisä szvSsus szvai- 8ÜS S. 542. Ai. tarruisd'S av. t9mat9ha'y lit. tamsä tamsüs S. 543. Ai. rajasd-s got. riqis S. 543. Lat. erepero- S. 543.

b) In Wörtern für Gehörswahrnehmungen (vgl. av. sraoSa- aksl. 8luch^ 'Gehör';. Ai. bhaädj lit. bcdsas S. 539. Aksl. gla8^, aisl. Denomin. kalla (lat. gcdlus?) S. 539. Ai. ghdia-s S. 540. Av. vaxi^-m S. 540. Lit. gafsas S. 542. Nslov. Denom. bachati se S. 545.

c) In Tierbenennungen. Es seien hier auch einige Wörter genannt, die ^-Formans haben, ohne der o-Deklination zu folgen. Bai. gvabzy abret. guohi, ahd. wafsa, lit. vapsä aksl. (v)08a S. 539. Aksl. kosh aus *kop8h gr. k6i|i-ixo^ 'Amsel'. Ahd. Iah8 aisl. lax 'Lachs', lit. Ia8z%8zä (aus Ha8zi8ä) russ. 16808' poln. lo808' 'Lachs'. Ai. hq8d'8 S. 540. Ags. lox ahd. luhs (auf *lux8u- weisend) 'Luchs' neben aschwed. looe F. aus Hohön-y gr. Xut2 -KÖ? ; die gleichbedeutenden lit. Iü8zi8 lett. Iü8i8 preuss. luysisy aksl. ry8h (r- für /- wohl durch Anlehnung an das Farbadjektiv rytth ru8^ S. 538) machen Beziehung zu ai. rüiant- 'licht' (1 S. 546) wahrscheinlich und können selbst -&«- gehabt haben. Ags. fox ahd. fuhs (auf '^fux8U'' weisend) 'Fuchs', im Aisl. fox nur als N. im übertragenen Sinne 'Betrug', neben got. faüTiö F. 'Fuchs', vielleicht zu ai. püccha- av. pu8a' (S. 479). Ahd. hro8 as. hro88 N. urgerm. ^xrussa-y wahrscheinlich aus *qrt80' zu ai. kürda-ti 'er springt' gr. Kpabdu) 'ich schüttle, schwinge', aisl. hrata 'schwanken', W. qered-. Mhd. ver8e F. 'Färse, junge Kuh', ahd. M. /Vir, F\nr. farri ferriy und farro ^AA.farre 'junger Stier', zu lit. p^ras 'Brut der Bienen' (altes N.V), gr. Tcöpi^ iröp-

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^ 423.] Nominalstamnjformantien. «-Formantien 547

Ti^ 'Junges'. Lett. lapsa Tuchs' zu lit. läpi Tuchs'. Lett. apsis lit. opszrüs 'Dachs*. Mit der e^-Formation der ahd. Wörter kalb, lamb, rind, farhj huoriy weif hängt zusammen das «-Formans in: ahd. kübur N. chüburra kilbira F., walir N. walira F. mhd. weis M. (S. 523. 543 f.). Ahd. nichus nihhus ags. nicor M. *Wasseruntier, Krokodil' (ahd. F. nichessa F. 'weiblicher Wasser- geist'). Andd. brifni88{i)a 'Bremse, Stechfliege' (zu breman ^brummen'). Mit ^-OMen- die Maskulina aisl. berse 'Bär' zu biqrn *Bär', gösse 'Gänserich' zu gqs 'Gans'. Mit «-Formans vermut- lich auch die etymologisch dunkeln ahd. dahs 'Dachs', aksl. im 'Fuchs'.

Formantia -jfe«- -ios-^ -lies- -lios-, -ison- in kompara- tivischen Formen^).

423. Das Komparativformans -ies- -ios- -t«-, wahrschein- lich «-Erweiterung eines j-Formans (vgl. das partizipiale -jic«- % 442 und -nes- -tes- u. dgl. § 402), erscheint, an verschieden- artige Vorstticke angefügt, als lebendiges Formans in allen Sprachzweigen ausser im Armenischen. Es ist auch, als Anfangs- Clement, in einigen Konglutinaten enthalten, die in mehreren

1) F. Weihrich Degradibus comparationis linguarum Sanscri- ' taeGraecae Latinae Goticae, Giessen 1869. Verfasser Zur Geschichte der Nominalsuffixe -as-y -jas- und -vcw-, KZ. 24, 1 f f . J. Schmidt Das primäre Komparativsuffix, KZ. 26, 377 ff. Streitberg Slav. -ijhS' und germ. -öz- im Komparativ, PBS. Beitr. 16, 266 ff. van He.lten Zu den Comparationssuffixen der Adjectiva und Adverbia im Germanischen, PBS. Beitr. 17, 550 ff.. Zur Entwicklung der germ. Komparativ- und Superlativsuffixe, IF. 16, 68 ff., Thurneysen Zur id^. Komparativbildung, KZ. 83, 551 ff. Verfasser Att. mcCZuiv für ^iZwv und Verwandtes, Ber. d. Sachs. G. d. W. 1897 S. 185 ff., Der Ursprung der germ. Komparationssuffixe -özan- -östa-^ IF. 10, 84 ff., •Griech. Gramm. ^ 208 ff. Sommer Die Komparationssuffixe im Lat, IF. 11, Iff. 205 ff. Meillet Le vocalisme du superl. indo-eur., M6m. 11, 6 f., Sur le couipar. ^ec en -lov-, Möm. 13, 45 ff Hirt, Die idg. komparative auf -Ijos, IF. 12, 200 ff., Gr. L. u. Fl. 290 f. Strachan Gn some greck comparatives, Class. Rev. 16, 897 f. Crönert Die adverbialen Komparativformen auf -ui, Philol. 61, 161 ff. Delbrück <>ip\aTO^ und Verwandtes, IF. 14, 46 f f . Vgl. auch die Literatur- angaben bei G. Meyer Griech. Gramm.« 486, sowie IF. Anz. 7, 163 f. 8, 309 über Kola!*'» Aufsätze über die Komparation im Slav.

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548 NominalHtammformantien. «-Formaiitiei]. 424.

Spracbzweigeu zugleich auftreten und oben schon behandelt sind: in 'isrfimo' -ismO' § 159, -utero- § 241, -wfo- § 2ö8 ff.,, -isqo- § 384. Dazu kommt das im Griech. und im Germ, ge- läufige Konglutinat -is-en- -is-on- (gr. -i[(j]ov- got. -izin- -üan-)^ mit dem das lit. '[i]esni8 verwandt ist 424, g).

424. Abstufungsverhältnisse des unerweitertea 'ies- und der zugehörigen Femininbildung.

aj Nom. Sg. M. *-iö«. Av. mazydy lat. maiory älter -ös^ Ir. niniu = ^seniös, lat. senior,

b) Nom.-Akk. Sg. N. *''ios. Ai. präyas av. frayö. Lat. maiusy osk. pAstiris 'posterius' mit -is aus *-io«. Got. Adv.. hauhis mit -w aus "^-iaz, Aksl. 6o/;e aus *-7o[if].

c) Adverbium auf '''-t«, das man wohl ebenfalls als Nom.- Akk. N. bezeichnen darf. Lat. magis, Got. mins ahd. min aus *minnizy vgl. Adj. got. minr^iza. Osk. maz« got. mai«,. vgl. Adj. got. maiza. Ir. lia aus *pleis. Preuss. ^(iZw 'weiter'.

d) Akk. Sg. M., Nom. PL M. ürar. ^-ias-am ^-ias-am : gthav. nafdyäidhdm jgav. spa^nya^hdm, nachved. Jcaniyasam^ Gr. *-io(J-a, *-io(j-€^ : ^d(J(Ju) aus *-oa, judaaou^ aus *-o€^ = av. masymdhö. Lat. maiörem. Vgl. ai. uidsam av. uMf9h9m ai.

.uädsamy gr. i^u) ans *-oa, lat. honorem neben Nom. Sg. wid^ gr. t^i? lat. Aowö« 403).

Die (dem Iranischen fremde) Nasalierung in ai. -y^- (Nom. Sg. M. -yqs -ydn^ Akk. Sg. M. -y^sam usw.) war ebensa wie die in -vc^- 443, d) eine indische Neuerung. Sie ist ausgegangen von den Formen des Nom.-Akk. PI. N. auf -^t die i^^-Stämme hatten seit urar. Zeit teils ^-iäs aus uridg. *'iö8, av. vahdhäs'öay teils ♦-i^^, wofür ai. -yc^i (2^ S. 682. 688). Die Ausbreitung der Nasalierung wurde bei den Komparativen wie bei den jfe^-Partizipien befördert durch die Analogie der bedeutungsverwandten Partizipien auf -ant- und der vant-- Stämme, wobei in Betracht kommt, dass die yo^-Komparative im Ved. vielfach partizipiale Natur haben, z. B. yäjiyas- 'besser opfernd'. Vgl. zuletzt über ai. -y^- Thumeysen KZ. 33, 555 f.

Eine Konsequenz dieser ai. Neuerung war, dass für -yas im Vok. Sg. M. in nachvedischer Zeit -yan eingetreten ist.

e) Für den Lok. Sg. ist *-i6«(-i) als uridg. anzusetzea

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^ 424.] Nominalstammformantien. .»-Formantien. 549

nach der Analogie der gleichartigen Deklinationssysteme (z. B. ^r. aiiq § 403) und nach der unter g zu besprechenden F.-Bil- dung. Auf *'ie8'i ist zurUckführbar ai. -yaM (wie uiäsi auf *usesi § 403).

f) Die schwachen Kasus, Gen. S^. usw., haben im Ar. -yas'y z. B. Dat. Sg. ai. -yase av. -yaidhej entsprechend den Formen uiäs-as uitU-i usw., und sind nach deren Analogie und zugleich, falls er uridg. *'ies-i vertritt, nach dem Lok. Sg. -auf -yasi gebildet. Die lat. Formen nunör-is -l usw. waren Neubildungen wie honör-is -i usw.; dass ihre nächsten Vor- läufer Formen auf ^-ier-is -i usw. aus ^-iös-es usw. gewesen sind, darf vielleicht aus mulier eris geschlossen werden 139 Anm.). In uridg. Zeit scheint -is- gegolten zu haben. Das ist zunächst nach dem *'tM- des uridg. Paradigmas der f^«-Par- tizipia wahrscheinlich. Dann erklären sich so auch am ein- fachsten das Fehlen des |>«-Formans in den schwächsten Kasus des Griechischen, wo z. B. zwar Akk. Sg. [x&aoijj entsprechend dem i\6j erscheint, aber kein nach Gen. i^oO^ zu erwartendes ^|üiä(T(Tou^, und die Verhältnisse im Slavischen, wo das aus 'jhSe- zu erschliessende Konglutinat *-t«-$o- z. B. in Gen. Sg. boljhSa 440), vermutlich ebenso wie das -^se' = *-tw-io- des Part. Perf . Akt., z. B. in Gen. Sg. vhkhia, nicht bloss auf der Feminin- bildung (g) beruht, sondern zugleich auf dem Formans der schwächsten Kasus des M. und N. Endlich kann auch hom. irX^€( (kret. TrXt€^) herangezogen werden, falls es nämlich auf ^plHs-es (mit verallgemeinerter t^-Stufe) zurttckzuftthren ist 428 S. 554).

Wie die -w- Formen in dem Paradigma des Typus ai. wädiyas' gr. f)bfu) 426, b) in uridg. Zeit ausgesehen haben, ist unklar. Nach svädUfha-s ^btcTro^ wäre z. B. Gen. Sg. ^s^adiS'Os zu vermuten. Oder galt *8uadis os = ^-iis-os? In beiden Fällen konnte der Umstand, dass die Stammform in diesen Kasus um eine Silbe kürzer war als in den anderen Kasus, dazu beigetragen haben, dass die alte schwache Gestalt des Formans in diesen Sprachgebieten überhaupt aufgegeben wurde. Im Griech. kann der gänzliche Verlust des -is- überdies dadurch befördert worden sein, dass bei dem Typus )LiÄo[(T]- = av. ma-

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550 NominalstammforniaDtien. «Formantien. 425-4*26,

zyah' 426, a) der Wurzelanslant in den verschiedenen Kaso» verschieden wurde: z. B. Akk. *|Li€Z[oa, *\xa(S(So% *7ra(y(Toa, Gen* *|üi€Tio^, ♦iLittKio^, *7Taxio^ usw.

g) In dem -f- : -(t)iaFemininuni ist ^-is- vertreten durch got. jühizei und aksl. boljhsi (für *bolh8i). Daneben ♦-je« i- in ai. sthaviyasi av. staoyehi-. Vgl. die Doppelheiten T^TOvuia ; -€ia § 134, 1. 139, a. Für ^-ies-l- ist ein unsicherer Beleg lat. mulier y das aus *muliest hervorgegangen sein soll, s. § 139 Anna. Ferner kommt in Betracht lit. M. -[i]^«w, F. -{ßisne. Auszugeheu ist nämlich von der als sogen. Neutrum erhalteneu Femininform auf •[i]esni, die zu -esne umgestaltet worden ist und in weiterer Folge das m. -esnis hervomef. *'[i]esnl kann älteres *'[i]es'l vertreten, das mit der zu gr. -i[(T]-ov- germ. -iz-an- gehörigen Femininbildung zu *-[i\esni verschmolz; vgl. die F.-Bildungen lit. wesch-patni, v^szni (?) väszni und ähnliche in andern Sprachen S. 215. Nicht ausgeschlossen ist allerdings^ dass *'%esn% schon seit uridg. Zeit bestand als F. zu dem griech. und germ. Konglutinat -isen- -is-on- 425).

426. Das Konglutinat *-i«- 6 w- *-i«on- in gr. fibtiwv -tovo^ aus "^(TFäbtcTuüv und in got. sütiza -izinsj wozu eventuell engstens lit. -isnis gehört 424. g), beruht auf der in § 208 ff» behandelten uridg. denominativen n-Bildung und führte den ies- Formen den Sinn eines Lebewesens oder überhaupt substan- tivischen Sinn zu, so dass f)biu)v und sütiza zunächst 'der Süssere' waren. Der feinere Bedeutungsunterschied, der ira Griech. einmal z. B. zwischen fibfu) = *-Ho[(y]-a und fjbiova = -i[aJ-ov-a war, hat sich, scheint es, schon in urgriech. Zeit völlig verwischt. Zur Anfügung von -en- an einen mit eiuem «•Formans versehenen Stamm vgl. u. a. ^hrs-en- 'Homiss' lit» szirsz'ü -efls usw. zu gr. K^pa^ 'Hom* (S. 243), av. Jiazafdh'an- 'gewalttätig, gewalttätiger Mensch, Räuber' zu hazah- 'Gewalt- tat'. Zur Schwundstufe -is- vor -an- vgl. die Konglutinate 'isto-, 'is-rpinO' -is-mo-y -is-tero-, -is-qo- 28Ö).

426. Verschiedene Beschaffenheit des Vor- stücks. Dieses tritt, wenn man von den verhältnismässig jungen Denominativbildungen wie ai. brdhmlyas- lat. amlcior absieht, in vier- oder fünferlei Form auf. Zwei von diesea

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§ 427.] KoniinalstammformaDtien. ^-Formantien. 551

Bildnngstypen gehören zwei oder mehr Sprachzweigen zugleich an und dttrfen als nridg. bezeichnet werden.

a) Typus ^ne^-ies- : das Vorstttck besteht ans einer ein- silbigen Wurzel in VoUstnfengestalt (meist ß-Stufe). Ai. ndvyas- lat. nomovy av. mazydh' ion. yiihxij lat. senior ir. siniu^ got. hauhis Adv., aksl. bolje N. Zur Basis *pele- ^pelö- : ai. prdyas Adv., alat. pleOr-is = *pU[i]öS'y ir. lia = *pliis; daneben lat. plus = *plöis 428). Zur Basis wi^- mö- md- : ir. mdo

= *möiös, woneben got. mais Adv. = *in9is 428). Hierher auch die Formen mit dem Konglutinat -is-en-y wie gr. fibtuiv -fovo^, sowie lit. '[i]esnis, wie gerisnis 425).

b) Typus ^s^adiies- im Ar. und Griech.: ai. sväälyas- gr. fibtu) = -l[i]o[(y]a. Ausgegangen ist das Konglutinat -i-ies- von Formen wie ai. vdriyas- zu vän-man- *Weite*, tdri-yas- zu pra-tarl-tdr- Törderer' tariSdni Inf., Mni-yas- zu &an<- «a-« 'jung'.

Daneben erscheint ♦-i-jf«^- in gr. ^T|tui (att. ^(jiu)) neben ^r|i-T€po^ ^(ji-6ü)Lio^, KaXXtu) neben KaXXi-T€po^ (el.), KaXXC-Ciwvo^ u. dgl. 37. 240, ß). Wie dieser griechische Typus entwick- luugsgeschichtlich einzuordnen ist, bleibt unklar, so lange unklar ist, ob er aus uridg. Zeit ererbt war. Im letzten Grunde können -lies- und -lies- engstens zusammengehören.

Über got. öza § 438, über aksl. -^jh § 440.

427. Komparativ, Superlativ, Positiv.

Die altertttmlichsten unserer Komparationsformen sind wohl die mit der Natur eines Verbaladjektivs, wie ai. ydäklyas- "besser kämpfend' av. bafrüta- 'am besten hegend, pflegend* = gr. qp^picTTO^ 'am besten bringend, willkommenst'. Erst nach- dem solche Bildungen auch rein nominal geworden waren, wurden sie zu nicht komparativischen Adjektiven in Beziehung gesetzt, die im Hinblick auf die komparativischen Bildungen Positiv heissen. Dies geschah schon in uridg. Zeit, z. B. ai. sdnyas- sdniifha-s lat. senior ir. siniu lit. senisnis neben ai. sdnas lat. sen- (senis usw.) und senex ir. sen lit. sinM,

Seit uridg. Zeit bildeten demnach die i^^-Komparative nicht nur mit den von ihnen abgeleiteten Superlativen auf -isto- eine grammatische Gruppe 289), sondern beide zusammen

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552 NoininaisUimmformantien. «-Formantien. 427

waren oft wieder mit einer Positivform gmppiert. Der Positiv unterschied sich nun formal von den Komparationsformen nicht selten in beträchtlicherem Masse als etwa in dem Falle ai. näva- : ndvyas' ndtnitha-, was Anlass zn mancherlei Aasgleichungen gab. Häufig war die Wurzelsilbe ablantlich verschieden, z. B. ai. prdthlyas' präthi^fha- : prihü-. Daher Ausgleichungen wie z. B. im Ai. fjiyas- fjütha-s für ältere rdjlyas- räjiifhas nach rjü'Sf im Griech. irdcTCTuüv Ttaxiuiv, n&x^aTO^ mit a nach iraxu^: vgl. ai. bt^Myas- bt^hiitha- : bahur. Oder es wurden stamm- formantische Bestandteile, die nur der Positiv hatte, in die Romparationsformen herübergenommen, z. B. lat. svavior für *8vad%or nach 8va[d]vis.

Durch die Beziehung auf den Positiv hatten die Kompa- rationsformantien den Charakter als Sekundärformantien be- kommen. Daher denn auch Bildungen wie lat. altior zu altu-s und got. alpiza zu got. alpeiSj ai. ttkiniyas' zu tlkind-s, drd- (fhiitha-s (für ddrhiifha'S) zu dr^hd-s, brdhmiyas- zu brahrndn-, gr. T^pTTVicTTO^ zu T€p7TVÖ^, äXirviOTO^ ZU ^TT-aXirvo^, lat. amicior zu amlcusj probatior zu probatus, ahd. iungiro zu iung = ai. yuvaid'Sy (h)reiniro zu (h)reiniy rehtiro zu reht.

Sehr alt war ferner eine engere Beziehung der Kompara- tionsformen zu den neutralen Stämmen und den zu ihnen gehörigen Adjektiva 402), die zuweilen unterstützt war durch die gleiche Wurzelstufe gegenüber dem Positiv, z. B. ai. Ujlyas- tijUfha-s : UjcLs- 'Schärfe, Schneide' neben tigmds 'scharf*, td- nyas' : tdras- 'das Durchdringen' tarda- 'durchdringend', gr. dx6iu)v ^xÖKJTO^ : fxöo^ 'Hass' neben ^xöpö^, ion. icp^cTCTuiv : lesb. Kp^To^ neben Kparu^. Nur als auf rein nominaler Grundlage enUiprangen können folgende Bildungen gelten: ai. väklifha-s av. vdzista- 'aufs beste vorwärts bringend' zu ai. vdhas- 'Dar- bringung' av. aiavazah' 'das ASa fördernd', gr. lüiriKKTro^ zu ILiflKo^ 'Länge' oupavo-|üiriKr|^, dX^xx^^^^o^ 'schandbarster' zu ^Xef Xo^ 'Schande' ^XeTxn? 'schändlich', KaXXiuiv kAXXictto^ zu kAXXo^ 'Schönheit' irepi-KaXXri^, KCpbiuiv K^pbKTTO^ zu K^pbo^ 'Gewinn' iToXu-Kepbrj^. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen got. min- niza 'kleiner' aus *min^is- und lat. minus aus *m%n^08 'Minder- heit' zu W. mei' 433). Vgl. § 528.

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8 428.] NominalstammformaDtien. .»-Formantien. 558

428. In der folgenden Zusammenstellnng von Formen, die in mehreren Sprachzweigen zugleich auftreten, sind auch die einzelsprachlichen Nenbildangen mit aufgenommen, so weit sie als Umbildung der beireffenden uridg. Form zu betrachten sind. Die Art der Umbildung ist teils schon im Vorausgehenden er- läutert, teils wird sie noch unter dem Einzelsprachlichen (§429 ff.) behandelt werden.

Ai. b^klyas' häfnifha-s : hahü-i ^stark, reichlich' ; gr. TrdcTCTuüv iraxiuiv TrdxKlTO^ : iraxu^ 'dick* (IF. 9, 346 ff.). Av. rdnjyak- renjista- ai. rdghiyas- Idghiyas- läghiffhas : ai. raghü-ä laghü-ä 'rasch, gering'; gr. iXdcTCTujv dXdxicrto^ : iXaxu^ 'gering' ; ir. laigiu 'geringer' kymr. llei 'weniger'; zu lat. levior : levis s. S. 177. Ai. 4Äfya«- : ^Afi-i 'enge'; gr. daaov Adv., dTXi^^TO^; al^d. en- giro engisto : engt got. aggtxms 'enge'. Ai. mrääiyas- mrddi- äfha-s : mrdü'i 'weich'; lat. mollior : moUis (S. 176); lit. mil- desnis : mildus 'fromm', vgl. preuss. maldaisei 'die Jünger' : malda- 'jung', aksl. mlad^jh : mlad^ 'jung'. Gr. ßpdaaiwv ßpd- XKTTO^ : ßpax^? 'kurz' ; lat. brevior : brevis. Gr. ßpdbiov Adv., ßpdbicTTO^ : ßpabii^ langsam, träge'; lat. gurdior : gurdus (1 S.454. 604). Ion. Kp^(T(Tu)v gort. KdpTUiv (ans ♦kopttuüv), KpdTicrro^ KdpTicTTO^ : Kpa-ni^ 'stark, gewaltig'; got. hardiza hardists ahd. hertiro hertisto : got. hardus 'hart' (S. 176). Ai. prdthiyas" prdthiifJuis : prthü'S prathüS 'breit'; ir. letha (kymr. lled): lethan 'breit' ; lit. platisnis : platüs 'breit'. Av. drOjyO Adv., drajUtdm Adv., ai. drdgMyas- drdghi^flui'S : ai. dlrghd-s SiV. dar^ya- 'lang' ; aksl. dhiajh : dhgz 'lang'. Lat. longior : longus; ahd. lengiro : lang 'lang' ; vermutlich uridg. *dlonghoSy mit ai. dlrghä'8 usw. verwandt. Ai. svddlyas- svädUfha-s : 8vadü-§\ gr. fjbtuüv f)biu)v : fibu^ ; got. sütiza sütists ahd. suo^ro suagisto : ahd. suozi 'suavis'; lat. svavior : svdvis. Ai. dilyas" dMifha-s av. asyah' asista- : ai. aSü-S 'schnell'; gr. ujkktto^ : diiai^ 'schnell'; lat. Ocior. Ai. mdhlyas- mdhiifha-s av. mazyäh- mazista- : ai. mdh' mahänt- av. mcLz- mazänt- 'gross' ; ion. inÄuiv : yiixo-^ 'gross'; lat. maior aus *magiös : magnus; das a von magnus magis maior gegenüber dem e von gr. \ii'ia^ got. mikils dürfte dem Einflnss des urital. *inai8 in osk. mais umbr. mestru (s. u.) zuzuschreiben sein. Av. masyah- masiäta- : mos- 'lang'; gr.

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554 NominHlstammforaiaiitieu. Ä-Formantien. 428.

lüidacTujv lüirJKiaTO^ : lüianpö^ 'lang*. Ai. väsyas- väslyas- väsUfhas av. vahyah- vaidhah- (apere. Ydhyaz-data-) vahista- : ai. vdsurä 'gut'; got. iusiza 'besser' (S. 178). Gr. ifXuaauüv tXukiuüv t^u- Kiaro^ : T^UKÜ^ 'süss' (aus *bXuKuO; lat. duicior : dulcis. Ir. tigiu : tiug 'dick'; ahd. dichiro : dicchi 'dick'. Ai. sdnyas- sdniycui' : sdna-s 'alt'; lat. senior : seviex -wr; ir. »iniu kymr. hyn : sen hen 'alt'; got. sinista 'der älteste'; lit. senSsnis : «^tww 'alt'.

Ai. tdnlyas' täniithas : tanü-i 'dünn, lang' ; lat. tenuior : tenuis\ ir. tanu tana 'dünn'; ahd. dunnisto : dunni 'dünn'. Got. minniza 'kleiner' minnists ahd. mirmiro minnisto; aksl. mhnjhjh 'kleiner'; vgl. lat. minister. Ai. gdnyas- garüffha-s : gurü-i 'schwer' : lat. gravior : gravis. - - Ai hdllyas- hdliStha-s : &aZa-« 'stark' ; aksl. boljhjh 'grösser'. Ai. ndvyas- ndvlyas- ndvi- ifha-s : ndvas 'neu'; lat. novior : novos; aksl. novejh : nom 'neu'.

Ai. ydviyas- ydviithas : yüvan- 'jung' (av. yöiitor aus *jtt|^iifa- Neubildung): ir. <5a (kymr. iew) : öac öc 'jung', vgl. ö«6r 'der jüngere, jüngste' als Gegenstück zu sinser § 241. Ir. mäo : mör 'gross' (S. 350); osk. mais 'roagis' (umbr. mestru 'maior* aus *maistera); got. mais Adv. 'mehr', maiza maists, ahd. m^ro meisto, Ai. prdyas Adv. 'meist', av. frayah 'der mehrere', Subst. N. 'Überschuss', alat. pleörßs (falls dhs pleores des Carmen arvale nicht falsche Schreibung für ploeres ist); ir. Ha 'plus' aus ^pUiSy att. ttXciv 'mehr' Umbildung von *ttX€i^ aus *pleisy wie hierauf auch hom. nXieq kret. 'n\\e<; = *pliis-es (vgl. lat. plüres =*plöi8'€s) und alAtplisima 'plurima' zu beruhen scheinen (IF. 14, 10); auch ark. ttXö^ 'plus' kann als älteres *ttX^o^ (J. Schmidt KZ. 38, 41) hergehören, dieses aus *ttXti-io^ oder aus *TTX€i(y-o^, einer Substantivierung nach den Neutra wieuXrieo^^); TiXeiCTTO^ aus *pleis't0'8, vgl. av. Saista- § 429 ; lat. plus aus *plöis (zum ö vgl. ir. mOo = *mö-iös von me- mö- S. 35U), wozu

1) Weniger wahrscheinlich aus *'irX6ia-io<;, so dass an die Koni- parativform nochmals das Romparativforuiaus angetreten wäre wie in lat. plür-iöris, Ark. TTAOZ kann aber auch irXui^ gelesen werden, was aus *itXuj-io<; deutbar ist. Vgl. lat. ^plms plus. Für altes *-io8 im N. gibt es sonst im Griech. keinen Beleg; denn aus Ka^^ö(;' q)UT6v. f\ Kaipöv. Kp€tTTov bei Hesych ein xdppo^" Kpclrrov zu entnehmen, wie man getan hat, ist unstatthaft (s. M. Schmidt z. d. St.).

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§ 429.] Nominalstammforiiiantien. «-Formantien. 555

plüris und aiat. ploirutne, jünger plürimus: aisl. fleire flestr (nrgerm. *flais') und av. fraeMa- neben frayah- waren einzel- 8pra(*hliehe Neubildungen {fleire flestr nach meire mestr, über fra^sta- 8. § 429). Griecb. ineiuiv 'minor' : |üi€iui aus ^mei-ios-m zu W. mei' mi- ; das erst spät auftretende ineTcTTO^ könnte *m€|- istO'8 sein, war aber wohl Neubildung nach tiXcTctto^. Wie Adv. *maw zu ^mö-iös, so *fii« w *inl8 zu *mei'%ö8: hierher lat. nimis aus "'n^-mf« (1 § 121, ö; i in der Schlusssilbe nach dem Jamben- kürzungsgesetz), ursprünglich 'nicht zu wenig* (Sommer IF. 11, 95 f.). Lat. prior und prlmus^^^prumo-s ^^\. prismu, lat. prlS'tinus pris-cus mit hom. irplv 'vorher', das Umbildung von ♦irpT^ war, weisen auf *priios- : Sprits- *prlS' hin; hierzu wohl kret. 7Tp€(v, für *iTp€i^, vgl. kret. TipexOfexn&q neben irp^cT-ßu^.

429. Arisch. Von den beiden Ausgängen -ies- und -lies- 426) hat das Iranische nur den ersteren bewahrt.

Bei konsonantischem Wurzelschluss zeigt das Ai. den Typus *ne^'ie8- nur noch im Ved. und nur bei kurzer Wurzelsilbe, wie ndvyas', aber hier daneben -zyas-, ndvlyas-. Später ist 'lyas' hinter Konsonanten allein üblich. Genannt seien noch (vgl. § 428) : Av. staoyah- ai. sthärlyas- 'umfangreicher, grösser', ai. sthäviitJui'S av. staviäta-. Ai. tdvyas- tdviyas- 'stärker'. ddvlyas' 'femer', ddvi^tha-s. pdnyas- pdnlyas- 'herrlicher', pd- niäfha-s, Av. spanyah- 'heiliger' (zu span-ta- S. 411 f.). Ai. sdhyas- sdhiyas- 'gewaltiger', sdhiitJia-s. Av. aojyah- ai. öjlyas' 'stärker', ai. djiitha'S av. aojiMa-. Av. ncudyö Adv., ai. niälyas- 'näher' nMiifha-s av. nazdiMa- (zum Präs. urar. *na'Zda'ti 1 S. 735). Ai. käipiyas' 'schneller', Tc^ipiäflia-s. vdriiyas- 'höher, grösser', vdrtiifha-s. Av. tqiyah- 'tüchtiger, kräftiger, tapferer', tandiSta- (1 S. 580). Av. baoyO Adv. 'mehr, länger' ai. bhdviycuf- 'reich- licher'; dazu die ai. Neubildung bhüyas-y wonach weiter bhüyi- $tha'8y zum Posit. bküri-iy vgl. fßyas- für rdjlyas- u. dgl. § 427.

Ai. vi-cayiißa 8 'am meisten ausscheidend, forträumend', zu cdya-ti cinö-ti, für urar. *JtaUtha- (uridg. *qUei-i8t(h) nach 1 § 288 ; aus letzterem ist kontrahiert av. vhdööiäta- 'am besten zu entscheiden wissend' {66 für 6 geschrieben).

Nicht in allem klar sind folgende drei Formgruppen:

a) Wie ai. prdya8 av. frayah- 426, a. 428): aljydyas-

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556 NomiDalstammformantieD. «-Formantien. 430.

'mächtiger'. Superl. av. iaiHa- 'erfreuliehst, behaglichsf urar. ^UiaiStha- nridg. ^qt^i^üto- (vgl. Sati- 1 S. 268), wie gr. ttX€1(Tto^ aus *pUistO' 428). Neubildungen waren ai. jyiitha-Sy av. fraiita-y ai. t/iäfha-s 'am schnellsten gehend' (yä-), av. änöüta- 'die beste Kenntnis habend' (*§ne- *§nö')j apers. duvaiitam Adv. 'sehr lang'= ^dvaista- (: gr. brjv bripöv aus *bFä-). Dreisilbiges ved. yiifhas wie dreisilbiges ved. dMißa-s (b).

b) Ai. sthiyas- 'sehr beständig* {sthiäfha-s unbelegt), W. sta- 8t9: dhiäfha-s und diäfka-s 'am meisten gebend', W. dh^ dhd' und dö' dd-. Für letztere sind uridg. *dhdisto-y ^ddisto- (wie got. maists von W. me- mö- ma) vorauszusetzen, deren lautgesetzliche Fortsetzung sie zu sein scheinen ; doch hat das Ved. dreisilbige Messung, sthiyas- muss ftlr ^sta-ies- {^sthdyas) eingetreten sein.

c) Ai. iriydS' av. srayah- 'schöner*, iriSt^a-s sraHta-y zu ai. Srl-rd-s Sremdn-, Ai. priyas- 'lieber* priifha-Sj zu pri-td-s prirndn- prdyas- gr. 7Tpä[i]u^. Die Superlative (im Ved. auch dreisilbig) aus urar. *Sra[i]istha', *pra[i]iätha'; *4ra\}]istha' : irird-=ddvUtha' : dürd-. Die ai. Komparative (theoretisch er- wartet man *Srayyas- *prayyas-) mit e wohl nach Sr^rndn- pr^mdn- prHdr-, Über av. srayah- eine Vermutung bei ßar- tholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 109.

Vgl. noch Bartholomae IF. 7, 73. 12, 127, ZDMG. 50, 685 f., J. Schmidt KZ. 38, 44 ff., Thumb Hdb. d. Sskr. 1, 270, die einen Teil der Formen anders beurteilen.

430. Griechisch. i'e^-Formen sind hier nur Akk. Sg. M. F. auf -IUI aus -lo[(T]a, Nom. Akk. PI. M. F. auf -jou^ = -io[(T]€^, Nom.-Akk. PI. N. auf lu) aus -io[(y]a, wie iXdcrcTu), -aaou^, -acTui. Alles Andere beruht bezüglich des formantischen Ausgangs auf 'is-on-, ik&aOijjy iXaaaov usw. Es sind drei (oder vier) Bildungs- typen zu unterscheiden, die sich vermischt haben.

a) *neu'ies' 426, a). Von den § 428 genannten Kom- parativen gehören hierher irdcTcTui, ^XdacTu), Kp^crau), jn^Zu), judacru}, TXucraui, |üi€(u). Andre Beispiele: 6<i(T(Tui(Tdxi(TT0^)zuTaxü^*schneir, ßdaau) (ßdöicTTO^) zu ßaeO^ 'tief, dXKu) öXeÜIu) (öXitkTto^) zu dXiT(K *wenig', f^aau) (f^KKTra) zu fJKa 'schwach, sanft, leise*.

b) *s^adt'ies- 426, b). Hierher gehören die (T-Formen

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^ 481.] NominaUtammforraantien. «•Formantien. 557

der Komparative auf -iiwv, deren i lang war, wie fjbfu) = -Tio[a]a. Zu den § 428 genannten f)btu)v, iraxiuiv, t^uKiuüv kommen noch z. B. KttKiuiv (KdKKTTO^), ZU KOKÖ^ 'ßchlecht', Xu)tu)v Xijmjv 'besser* (XijjcTTO^) und zu Positiven auf es- gehörige Formen 427) wie K€pbiu)v Vorteilhafter* K^pbi(TT0^ (K^pbo^, iroXuKepbi^^), dXTiiwv 'schmerzhafter* äXtktto^ (äXto^, öüinaXTil^)- Ini ürgriech, schon schwankte die Quantität des i ausser in den neutralen Formen auf -lov = *-w-ow, bei welchen, vermutlich im Zusammenhang mit ihrem häufigen adverbialen Gebrauch, das alte l festgehalten war. Im Att. wurde 1 verallgemeinert, doch hielten sich hier die Neutralformen wie f^blov neben f^blov (Schulze Quaest. ep. 300 f.). Anderwärts blieb teils das Schwanken (z. B. Archilochus), teils wurde \ verallgemeinert (z. B. Homer).

c) Typus *s^adi8'0n' 425). Hierher alle Formen der V Deklination, zunächst solche wie f)btu)v, f^blov, f)btovo^ usw., insbesondere die neutralen Formen auf -!ov (f^biov, ßpdbiov, lüidXiov usw.), die diesen Typus am reinsten behaupteten (vgl. b). Die v- Flexion wurde analogisch auf a) und b) übertragen, z. B. dXdacriwv IXacTcTov zu dXdcrau), f|btuiv f^biov zu fjblui.

Dazu kommen nun noch die Fälle wie ^T|tu)v ^(jiuiv leichter* (firiiaTo^ ^qi(TT0^) neben ^tii-tepo^, {x^-Bv^o^y worüber § 426, b.

Über den allgemeinen Verlust des «-Stamms in den schwachen Kasus s. § 424, f.

Kret. irpeiTuiv 'älter' trat zu TrpeiTMTTo^ 7Tp€iTu^ hinzu etwa nach KdpTuiv : KdpTKTTO^. d|üi€tvuiv (mit echtem Diphthong et) 'besser* und x^pciuiv 'geringer* sind wohl von dem Neutrum auf •ov ausgegangen, das ursprünglich o-Stamm war: die Bedeutung Hess &)i€tvo-v, x^P^iO-v als formal gleichartig mit Kp^craov, firrov usw. erscheinen, und dies gab Anlass zur Bildung von djiieivuüv, XepciuJv nach Kp^cTcTwv usw. (Griech. Gramm.* 209). Vgl. lat. minor § 433.

431. Komparativ und Superlativ waren bezüglich der Stufe des Wurzelvokals seit uridg. Zeit in Übereinstimmung 289). Die in nrgriech. Zeit eingetretene Differenz Kp^a(Tu)v : KpdrtcTro^ entstand durch Anschlnss des Superlativs ""kp^tktto^ an icparu^; der Komparativ blieb von dieser Ausgleichung damals noch un- betroffen, weil er durch sein aa lautlich weiter ablag als *icp^-

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558 NoTninalstammfonnantien. «-FormautieD. 432.

TicTTo^; erst einzeldialektisch wurde auch er angeglichen, dor. KÄppoiv aus *Kap0[(T]u)v, gort. KdpTU)v aus ♦KapT[T]u)v.

Eine speziell alt. Neuerung war die Dehnung von ö zu ö, von zu ^ (€i) in dXdmwv, edrruiv, lüiäXXov (aus ""iLidXXov, neben jLidXiov |LidXi(TTa judXa; mit lat. melior verwandt), Kpeirruiv, ^eilwv. Nach )Li€Ü:u)v 'niaior' entstand ÖXeiCiwv 'minor' für ÖXiluiv. ,

A n m. Vermutlich ist diese Dehnung von ffrrurv ausgegangen, nach dem zunächst die bedeutungsverwaiidten ^arriuv, KpcixTuiv, |üi€(2Iujv, inöXXov entsprangen; zuletzt earriuv (neben TdxtCTo^) nach ^dxTuiv (neben ^XdxtOToO- Dies ist um so glaublicher, als umgekehrt im Ionischen nach Kpiaawy ein ^aöiuv fär f^öalüv entstand, woher ^aaoöfiai (Ber. d. sächs. Q. d. W. 1897 S. 193 f.). Dass nicht in ent- sprechender Weise f^KlaTO<; auf 4X4x*<Jto<;, KpdTiöTO^ (KäpnaroO, fidAiaxa, ^ifiOTOt; einwirkte, kommt daher, dass diese durch ihren unzerstörten Wurzelauslaut fester mit den Positiven ^XaxO<;, KpaTO<; usw. und zum- teil zugleich mit andern zugehörigen Formen, wie KpdTO^, assoziiert waren.

432. Italisch. Hier erscheint nur der Typus ^neff-ies- 426, a). Lat. Nom. 8g. M. F. -jös mit Durchführung des ö durch alle Kasus, ausser Nom.-Akk. Sg. N. auf -ios; diese letztere Form ist der einzige im Osk.-Ümbr. belegte Kasus, osk. pü- Btiris 'posterius', fortis *fortiu8, potius* mit is aus *'io8.

Im Lat. finden sich ausser den § 428 genannten novior, senior j dulcior, maior, öcior, pleöris nur noch wenige Formen, die den alten Bildungstypus rein aufweisen, wie melior, zu gr. ILidXiov (§431), peior aus *ped'iö8, zu pessimus (1 S.672). Im weitesten Umfang wurden alte Komparative nach der Form des Positivs umgebildet oder vom Positiv aus neu geschaffen, wie ausser den § 428 aufgeführten levior, brevior, graviore mollior (wohl aus *moldy,iOSj gleichwie mollis aus *mold^is, nicht aus *moldiö8^ was lautgesetzlich ebenfalls möglich wäre), svaviory tenuior z. B. noch s^rior zu sßrus (vgl. ir. sia § 43ö), junior (das juvenior der historischen Latinität war eine jüngere Neu- bildung) züjuvenis (vgl. ai. ydviyaa S. 554) ^), auddcior, facüiory sapientior, doctior. Das urital. Älter dieser Ausbreitung dieses Formans erhellt aus \dX.fortior osk. fortis (s. o.); vgl. ausserdem

1) junior kam wohl auf, als im Paradigma von juven- noch die schwache Stammform jün- galt.

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^ i33— 486.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 559

lat. poster-ior osk. pästiris (s. 0.)^ wie im Lat überdies noch super-ior, inter-ior, dexterior u. a.

433. Ein Komparativ ^minis-, der dem lat. magis und dem osk.mais (§424, c. 428 S. 554) gegenübersteht, ist enthalten in lat. miniS'teTy osk. minstreis 'minoris' aus *ininistereis (vgl. umhr. mestrn F. 'maior' S.5Ö4). Lskt minus wahrscheinlich aus *miny,os 'Minderheit' (wozu got. minniza S. 554), das zunächst zu *minos, weiter zu minus wurde (vgl. parum=parvom u. dgl. 1 8. 324). Nach maius : maior usw. stellte man dann *minös minor neben minus. Vgl. gr. d)Li€{vu)v § 430.

434. Adverbia auf -w 424, c): magis (S. 548. 553), osk. mais (S. 554), lat. ni-mis (S. 555).

435. Keltisch. Im Kelt. ist -ies- nur in der Form des Nom. Sg. auf *'i6s erhalten. Ausser ir. laigiu kymr. lleiy ir. tigiu, ir. siniu kymr. hyn, ir. tanUy mdo 428) vgl. ir. düiu zu dil 'lieb', methiu zu meith 'fett'. Wie im Lat. wurden im Ir. derartige Komparative vielfach von Positiven aus geschaffen, die selbst schon beliebige formantische Elemente hatten: z. B. slriu zu Sir lang' wie lat. sirior zu sirus (vgl. unten ir. siä), gnathiu zu gnä-th ^bekannt, gewohnt' wie lat. nötior zu nötus, soirthiu zu soraith deicht', uaisliu zu uasäl 'hoch'. Das neben -ftf stehende -u, d. h. die Nicht-mouillierung der vorausgehenden Konsonanz, ist nach dem Positiv eingeführt, z. B. toisechu zu toisech 'führend, vorn' für toisigiu, tanu zu tana^ wonach lugu für laigiu (ohne Positiv).

Wie ir. lia 'plus' aus *pliis (S. 548. 554): sia kymr. hwy 'länger' aus *seis zu ir. sir lang' = lat. siru-s. Vgl. Sommer IF. 11, 236 f.

Schwierig sind die ir. Komparativformen auf -a, wie letha 'breiter' (kymr. Ued) S. 553, öa 'jünger, kleiner* (kymr. ieu) S. 554, nessa *näher' u. a. Sie scheinen eine jüngere Umbildung der Formen auf *'iös = iv. -iu zu sein. S. Sommer a. a. 0. 233 ff.

436. Germanisch. In urgerm. Zeit war im lebendigen Paradigma der Typus -is-on- verallgemeinert worden. Ausser ahd. engiro, got. hardiza ahd. hertirOy got. sütiza ahd. suojiro, got. iusiza, got. maiza ahd. mßro 428) vgl. : got. hauhiza ahd. hohiro za hauhs höh 'hoch', got. fawiza zu fawa- 'wenig',

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560 NominaJgtarnmformantieu. «-FormaDtien. 437—438.

batiza ahd. be^ßro 'besser', got. wairsiza ahd. trirwVo 'schlimmer, böser".

Zu Positiven, die selbst schon f ormantische Elemente hatten : Got. cdpiza (ahd. elthiron eldiron 'parentes') zu al-peis 'alt' wie lat. alttor zu al-ttis. Got. jühiza ahd. iungiro zu juggs iung 'jung* = ai. yuvaid'ü (1 S. 698) gegenüber ai. ydtlyaB- ir. öa (S. 554). Got. minniza ahd. minniro 'kleiner* wie aksl. mhnjhjh 'kleiner* und lat. minister (§433) gegenüber gr. |üi€iu) = *fnei-io8-fp (S. 555) ; minniza aus *min^'is' hatte nähere Beziehung zu lat. minus aus *min^os (S. 559). Got. spSdiza zu ahd. spa-ti 'spät*, wulpriza zu toulprs 'herrlich*. Ahd. rehtiro zu re/*-^ 'recht* wie lat. rßctior zu r^ctus.

437. Das der «-Erweiterung entbehrende Komparativ- formans blieb nur in Adverbien. Erstlich in denen auf got. is aus *-ios (vgl. lat. melius, potius): hauhis 'höher', neJtns 'näher*, haldis 'lieber, potius*, airis 'früher', framis 'weiter fort*. Zweitens in denen auf urgerm. uridg. ♦-« 424, c): got. mms ahd. m^ = 08k. mais, got. wairs ahd. tcirs aisl. verr 'schlimmer' aus *^ir8iz, got. mins ahd. min 'minder* aus *minniZy got. pana- seips 'weiter, noch* ahd. sid 'später, seitdem* aus *slpiz, ags^ lenj 'diutius* aus Hangiz, bei aisl. betr 'besser* aus *batiz.

438. Neben den Bildungen mit -is- : -is-on- -is to- erscheinen seit urgerm. Zeit Bildungen mit ös- : -öson- -ös-to-, die bei den oStämmen aufgekommen sind, auf die sie im Got. auch be- schränkt geblieben sind. Got. Adv. sniumundös zum Posit. Adv. sniumundo 'eilig*, garaihtöza zu ga-raihts 'gerecht*, frödöza zu frops 'klug*, armösts zu arms 'arm*, ahd. tiurlihhör Adv., tiurllhhöro tiurllhhösto zu tiurllh 'kostbar*, aisl. vidar Adv., vidare vidastr zu vidr 'weit*.

Anm. Über den Ursprung diesei Formation sind in letzterer Zeit von mir IF. 10, 84, Hirt IF. 12, 206 ff., Bezzenberger Rpa<; S. 170 f., van Helten IF. 16, 63 ff. verschiedene Ansichten geäussert worden. Ich halte daran fest, dass -öz- auf den Positivadverbien auf (got. sniumundo : sniumundös) beruht. Dass die ags. f des. Adverbia des Positivs -^ voraussetzen, ist kein Gegenbeweis; denn die öz- Bildung war bereits urgermanisch, es ist also an sich wahr- scheinlich, dass auch das Ags.-Fries. einst Adverbia auf besessen hatte. Fraglich ist wohl nur, ob dem -öz- ein *-ö4z- vorausgegangen

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§ 439—440.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 561

war, oder ob -öz- direkt für -iz- eintrat. Was die letztere Eventuali- tät betrifft, so wäre anzunehmen, dass im Urgerm. das Neben- einander von *furi : *furizan- *furista' (ahd. furi : furiro furisto\ "^airi : *airizan- ^airista- (got. air : airiza ahd. gr : iriro irUto) u. dgl. zu den Adverbia auf Formen auf özan- östa- hat aufkommen lassen. Einfacher noch wäre diese analogische Neubildung, wenn es zu ^furizan-y ^airizan- im Urgerm. Adverbia von der Art der got. wairs^ mins 437), also *furiz, *airiZy gegeben hat. ^ö-iz- anderseits kann man sich so entstanden denken, dass das Adverbium auf durch Erweiterung mit dem ebenfalls adverbialen komparativisch wurde, etwa wie im Ai. zu Adv. uccäif der Rompar. uccäis-tardm, im Griech. zu Adv. äviü der Kompar. dviü-rdpu) gestellt wurde (S. 825). Vgl. preuss. massais § 439. Lautgesetzlich wäre aber *-öw zu *-aw ge- worden. Von da käme man also ebenfalls nur durch die Annahme einer Übertragung zu -öä-, etwa so, dass z. B. sniumundö und ^sniu- mundais {aiza -ai«<a-) zu sniumundös (-öza -östa-) ausgeglichen wurde wohl unter Beihilfe von *furi : *furis (^furizan- -ista-). Vgl. das nach andern Formen vom Stamm irXr)- (iTXf^6o<; usw.) vokalisierte ark. lak. irXnöTO- (in Eigennamen wie TTXf|öT-apxoO fär irXctöTo^.

439. Baltisch-Slavisch. Über lit. -i^snis s. § 424, g. 425, z. B. karUsnis aus ^kart-iesn- vgl. aksl. kraSte N. aus *kort'io8 zu krat^kh *kurz' (S. 176), ebenso säldisnis aksl. sla&de N. zu saldüs 8lad^k^ 'süss', gerimis zu giras 'gut' usw.; zu selbst schon mit nominalen Formantien versehenen Positiven z. B. baltisniSy zu bdl-tas 'weiss', jaunüsnis, zu jdu-nas 'jung'.

Im Preuss. sind ausser der vereinzelten nicht klaren Form muisieson 'grösseren' (vermutlich zu ir. mao got. mais S. 554. 559; man wird an Isit plür4öri8 S.554 Fussn. 1 erinnert) belegt Adverbia auf -(i> (§424, c): talistaU 'weiter', myU 'lieber*, femer Formen mit -ais- : massais Adv. 'weniger' (zu lit. mäzas "klein*), maldaisei PL 'Jünger', Akk. maldaisinSy zu malda' 'jung', uraisins Akk. 'die Älteren' zu ura- 'alt'. Die nächstliegende Deutung der letzteren Formen ist die, dass z. B. das Adverbium *ma8ai 'wenig' = lit. mazai durch Anhängung von -is zu *ma- saiis wurde, woraus dann massais. Weniger wahrscheinlich ist, dass -ais aus einsilbigen Formen des Typus *plöis (l2it plus) oder des Typus *7n9is (got. mais) übertragen war.

440. Im Slav. ist der Ausgang *'ios des Nom.-Akk. Sg. N. erhalten in den Formen wie aksl. bolje, mhnje, kraSte, slaide 428. 439).

Bragmann, Grnndriss. U, 1. 36

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562 NominaUtammformantien. «-Formantien. 441.

Hierzu als Nom. Sg. M. boljhjh boljijh, mhnjhjh -jijh usw. Sonst durch Erweiterung von -jhs- mittels -jfo- 'jhie- = *-Jb«-Jo-, Gen. Sg. boljhia usw., und entsprechend im Fem. Nom. boljhSi Gen. 'jhi^ usw. 424, g). Doch zeigt der Nom. PI. M. auf -jhie = ^-jM-els] noch den unerweiterten «-Stamm, auf den auch der vereinzelt vorkommende Akk. Sg. M. luöbih 'meliorem' (sonst lu6hjh = ^om. Sg.) zu beziehen ist. Der Nom. Sg. M. ist noch nicht sicher erklärt. In ^-jhs- ist das uridg. -is- der schwächsten Kasus zu erkennen 424, f): -jhs- fttr -hs- nach bolje. Vgl. die Flexionsverhältnisse des mit -^es- gebildeten Part. Perf. (§451).

Eine andere, jüngere Bildung des Komparativs ist die zu o-Stämmen gehörige auf -Sjh mit uridg. ^, wie novSjh zu noirb ^en% 8Ühn4jh zu sühm 'stark*, mhnoSajh zu fn^nog^ 'multus*, m^Tcböajh zu la^kbkb 'weich'. Nom.-Akk. Sg. N. novije^ Gen. Sg. M. N. nov^jhSa, Nom. Sg. F. nov^jhü usw. Hier liegt eine Adverbialbildung auf -i zu gründe (wohl Instr. Sg.). Vom N. '4je aus ging auch hier j in die andern Kasus über: -ejhSa usw. novejh : -^jhSa = l^Ja : '^Sa (Part. Perf. Akt.).

Anm. Da, wie wir §443, a. 451 Anm. sehen werden, beim Part. Perf. der Nom. Sg. M. l^ walirscheinlich den uridg. Ausgang •-U« hatte (vgl. ai. Nom. Sg. vidüf) und die Formen Akk. Sg. luöhHb, Nom. PI. luöhäe den Partizipialkasus Iqkbihf l^äe entsprechen, so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass novijh und boljhjh auf einer Nominativform auf *-i8 beruhen, wenn auch beim Komparativ eine solche mask. Nominativbildung in keinem andern Sprachzweig be- legt ist. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass das uridg. Adverbium auf *-w, wie lat. magis 424, c. 441), als Nom.-Akk. Sg. N. zu jener Maskulinbildung auf *-i« sich ebenso verhielte, wie der Nom. Sg. N. l^kb zum Nom. Sg. M. l^ 451 Anm.) boljhjh ist die 'bestimmte* Form zu dem nicht mehr erhaltenen einfachen "^boljh (vgl. dohJjh : döhljhjh), novijh aber dürfte unvollkommue Schreibung für novijhjh (novejh) sein, so da&s sich in Wirklichkeit boljhjh und novijhjh genau entsprachen. Kaum zutreffende Erklärungsversuche bei Meillet M6m. 9, 139 und bei VondrÄk Aksl. Gramm. 159.

441. Adverbia auf *-w (§424, c) befinden sich vermut- lich unter den Adverbia auf -b, wie aksl. posledh neben po- sU^de ^zuletzt'. Vgl. Osthoff IF. 8, 49 ff.

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4$ 442—448.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 563

Formans -v«*- 'l^os- (Part Perf. Akt)*).

442. Das zur Bildung des Part. Perf. Akt. seit nridg. Zeit dienende, im Ar., Griech. nnd Balt.-Slav. lebendig gebliebene, «onst nnr in Resten erhaltene Formans -ye«- -ffos- -us- erweist sich durch das gleichwertig neben ihm auftretende Fortnans -|lfo^ als Erweiterung eines ff-Formans'). -^es- und -sfo^ sind nächst- verwandt mit '^0' 123), -»€n- 232), -J^cn^ 351), was nicht nur durch die Lautung, sondern zumteil auch durch die Bedeutungsverhältnisse an die Hand gegeben wird. Identisch mit unserem -^es- war das in den Paradigmata der -^if^n^-Stämme auftretende -^es- 356), und zumteil werden auch die § 408 be- handelten t^-Stämme in engstem geschichtlichen Zusammenhang mit nnserm -^es- tis- gestanden haben. Wegen des Anschlusses an den Perfektstamm ist das Nebeneinander von Inf. gthav. eldvariGi 235) und Part, gthav. vid-vak- ai. vid-väs- usw. zu beachten.

443. Abstufungsverhältnisse des -|if^-Stamms und der zugehörigen Femininbildung.

a) Nom. Sg. M. ♦-^ö*. Av. viivd. Gr. eibiix; ist wohl hier- her zu stellen, nicht auf ♦-Fuit^ zurückzufahren, wegen N. clbö^. Neben *-^ö« stand *-a«, sicher vertreten durch ar. -uS, ai. tfidüS av. viiuSy wahrscheinlich durch aksl. mhr^y Iqkh usw. (§451), vielleicht auch durch osk. sipus 'sciens', das zugleich auf *sep' y,ö8 (vgl. elbiii^) und auf ^s^p^ö-s zurttckführbar ist 449). Zu diesem Nom. auf *-a« gehörten Akk. Sg. *-tt«-ip, Nom. PL

1) Verf. Zur Geschichte der Nominalsuffixe o«-, -jas- und 'Vas-, KZ. 24, 1 ff. J. Schmidt Das Suffix des part perf. act., KZ. ^, 329 ff W. Schulze Zum part. perf. act., KZ. 27, 547 ff. Fumi 11 participio attivo del perfetto nelle lingue ariane, Torino 1899. Noreen Oerm. Hexe und das Part. Prät. Akt., IF. 4, 324 ff. Miklosich Beitr. zur altsloven. Gramm., Wien 1875, S. 5 ff. (Das Part praet. act. 1.).

2) Die neuerdings von Hirt Gr. L. u. FI. 437 gutgeheissene An- flicht von J. Schmidt, ^ot- stamme daher, dass im Lok. PI. uridg. * ^eS'9U 8 vor 8 int tibergegangen sei (daher angeblich ai. vidvdtsu), ist so lange abzuweisen, als nicht ein sicherer Fall dieses vermeint- lichen uridg. Lautwandels aufgezeigt ist. Grundsätzlich steht nichts unserer Annahme zweier ursprünglich irgendwie verteilt gewesener Formantien -^e^' und -^et- entgegen 444).

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564 Nominalstammformantien. «-Formantien. 444.

*us'e8 usw. : iai. caJcrüiam d-bibhyuias^), wohl auch aksl. l^JchStf IqJcbie litlifikusi (§451).

b) Vok. Sg. M.: ai. ved. vid-vaa. Vgl. unter d.

c) Nom.'Akk. Sg. N. : gr. €\b6q,

d) Akk. Sg. Nom. PI. M. : urar. -vas-, av.n^d»A-aw. Nach dem Verhältnis beim Komparativ (gr. fxd(T(Tui aus '''Mo[(T]-a) zu schliessen 424, d), dürfte im Griech. durch elböra ein *-Fo[(y]-a verdrängt worden sein.

Die (dem Iranischen fremde) Nasalierung in ai. -vqs- (Noui. Sg. M. -t?4« -van Akk. Sg. M. -v^am usw.) war ebenso eine ai. Neuerung wie die in -y^fs. Sie ist § 424, d erklärt. Eine Folge dieser Neuerung war, dass für -vas im Vok. Sg- M. (b) in nachvedischer Zeit -van eingetreten ist.

e) Im Lok. Sg. ist nach der Analogie der gleichartigen Deklinationsklassen *-^e8 (i) anzusetzen. Belege fehlen (im Ved. kommt dieser Kasus überhaupt nicht vor). Vgl. -^es- im F. ig)*

f) In den schwachen Kasus, Gen. Sg. usw., -tw-, Gen. Sg.. humdüi-as ^y.vidus-ö. Gen. PI. ai. vidüi-am av. vidtii-qm; av. Instr. PI. vidüiblS Lok. PI. viduht, wofür im Ai. vidvddbhU vidvätsu 444). Das balt.-slav. Konglutinat -tis-io- z. B. in Gen. Sg. lit. mlrusio aksl. nthrtsa beruht nicht bloss auf der Femininbildung (g), sondern war zugleich Erweiterung der unter a) genannten mask. u«-Formen lit. lifikus-i usw.

g) In dem -f- : -(i)i^-Femininum erscheinen -us- und -\tes-. 'U8-: ai. vidüil av. vlduSl-, gr. Ibuia elbma, lit. liüJcusi aksL l^khäii hierzu got. bsrtisjös. -ues-: gr. TCTOveia aus *-F€<Jia.. S. § 134, 1. 139, a. Das ion. -oia, z. B. dujOoia, für -eia durch Anschluss an die Vokalqualität des mask.-neutr. Formans.

444. Das Konglutinat -^ot- ist schon § 315 besprochen.

Ob es im Ar. im Paradigma des Part. Perf. Akt. vertreten gewesen ist, erscheint sehr zweifelhaft, besonders da dem Av. der Nom.-Akk. Sg. N. auf -vat (vgl. ai vid-vdt) abzuerkennen ist (s. Bartholomae Altiran. Wtb. s. v. a-frö .urtnsvant-). An sich könnten ai. vidvädbhii vidvdtsu vidvdt zum ffot-Siamm ge-

1) Für das Indische vgl. Lanman Noun-Inflection 511, J. Michel- 8on Linguistie Archaisms of the Rämftyana 26 f.

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% 445.] Nominalstammformantien. «-Formantien. 565

zogen werden. Aber wegen der im Nom. Sg. M. auf -vtfs -van klar vorliegenden Vermisehung mit den i^^n^-Stämmen imZn* sammenhang mit der Ablautdifferenz zwisehen den sogen, schwächsten und mittleren Kasus (-ui- : -t?a^) ist es viel wahr- scheinlicher, dass die f-Formen des Ai. Neubildungen nach den If^n^-Stämmen waren. Lautgesetzlich wäre auch Entstehung Yon vidvddbhii Skus *-^aZ'bhiS {vgl. uiddbhii 1 §830, a) denkbar, woran sich dann analogisch vidvdtauy vidvdt angeschlossen hätten. Aber dabei bliebe die Ablautdifferenz gegenüber Gen. vidüfas usw. dunkel. Vermutlich gab es in urindischer Zeit ein dem av. -uibü entsprechendes *'Udbhii, und diese Form mag den Übertritt in die Analogie der {fen^-Stämme befördert haben.

So kommt f ür -{fo^ im lebendigen Paradigma unseres Part, nur das Griechische in Betracht. Wahrscheinlich gab es dieses Formans in uridg. Zeit nur bei bestimmten Wurzeln neben -^es- (vermutlich ursprünglich mit einer gewissen Modi- fikation der Bedeutung), etwa bei W. ^eid- 'wissen' (vgl. got. weitwöd' 'Zeuge*). Das griechische vereinigte dann beide For- mantien, einerseits dix; -ö^, anderseits -öto^ usw., zu 6inem Paradigma für alle Wörter (vgl. z. B. oxpilifia : -aro^ § 166. 300), weil -Fuj^ -FoTO^ eine bequemere Flexion war als -Fiu^ -uo^ oder auch -Fuj^ -Foo^. Der Lok. PI. clböm kann sowohl zum ^Stamm als auch, falls -^os- in das Gebiet der schwachen Kasus über- tragen worden war, zum «-Stamm gezogen werden. Das ix) von hom. redviiiüTa, Ti€q)uütrTa^, fX€fxaiüT€^ u. a. stammt aus dem Nom. Sg. M.

445. Beschaffenheit des Vorstücks. Im allgemeinen erscheint -^es- (-vot-) seit uridg. Zeit an den schwachen Perfekt- stamm angeschlossen, z. B. ai. taathi'Vds- tasth-üi- gr. iarä-dj^, ai. ririk-vdS' lit. Zifc^«, got. berusjöSy ir. bibdu aus *bhibhidh^dt' 315). Dabei geht das Part, insbesondere auch inbezug auf das Vorbandensein oder das Fehlen der Reduplikation im all- gemeinen mit den schwachen Perfektformen Hand in Hand, z. B. ai. ririkvds-, vidvds- wie Indik. 3. PI. riricÜTj vidür.

Vermutlich rührt aber eine Ablauterscheinung des Griech. noch aus der Zeit her, wo unser Partizip noch seine von der

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566 Nominalstammtormantien. «-Formantien. 445*

Gestaltung der Perfektformen unabhängige fligenart hatte. Id dieser Sprache erscheint in der Wurzelsilbe des Mask. öfters die Vollstufe und zwar e in der 6-Beihe : cibid^ cibö^ : ibuia (olba), eiKui^ (oTko, £oiKa), mess. KCKXeßib^ (ic^icXoqKx), entsprechend herakl. ippryxib^y das aus dem tlberiieferten dppTiT€ia zu folgern ist (fppuJTOi), XeXTiKtl»^ (urgr* ö) : XeXaicuia^ dpTipd)^ (urgr. ä) : dpa- puTa, iavi\ib^ (urgr. a) u. a. Dieser Vokalismus im M. N. mus» als alt, d. h. nicht erst im Griech. selbst aus andern Forma- tionen des Perfektstamms flbertragen, gelten. In Accent und Ablaut erinnert gr. eibui^ : ai. vidväa- an f\dj^ : uiäs- (S. Ö30 f.) und indjy iiby : uidni- sdrU- (S. 456). Anderseits Iftsst die Oberein- stimmung zwischen eibib^ und got. toeütoöps, dessen i wohl ursprüngliches ei gewesen ist, die Frage aufwerfen, ob nicht diese Vokalisation des M. N. von Haus aus nur den {M>f-Stämmen eigen gewesen und erst hinterher im Griech. auch den f^es- Formen zugeführt worden ist. Formen wie gr. XeXoiird)^, ippurriii^ sind jedenfalls in sekundärem Anschluss an die In- dikatiyformen wie XdXoma usw. vokalisiert.

Ausserdem sind {^e^-Formen ohne Reduplikation ttber- liefert, die zu beweisen scheinen, dass diese Klasse von Verbal- adjektiva ursprünglich entweder überhaupt reduplikationslos gewesen ist oder doch nur zuweilen in der Art Reduplikation hatte, wie auch sonst Nomina ohne engeren Zusammenschlus» mit einem bestimmten reduplizierten Tempusstamm redupliziert waren (vgl. ai. ca-krä- gr. rd-Tavo^ usw. § 75). Ein unperfek- tisches Aussehen hat nämlich das Vorstück in ai. sahvds- neben sasahväs- und sdkiva sdha-ti, daSvds- daSivds- neben dadaJvdS' und ddia-ti, d-varjuäi u. a. (vgl. eLy.jaya^rvah- § 447) und in den folgenden griechischen Feminina, wenn diese wirk- lich, wie man gewöhnlich annimmt, )fe^Bildungen sind : diniia 'Strasse* (sc. 6bö^) zu äyuj *ich führe*, aWuict, ein Wasservogel^ zu atOui 'ich brenne, funkle", 6pTuia öp^t^ia öpötuia (die letzte Form aus der vorletzten durch Vokalassimilation) 'Klafter' za öplfix) 'ich recke', "Aprruia 'Ap^rruia 'Ap^nuia ('Rafferin') zu dpTidZui dv-Tip^i|iavTO (über diese gr. Wörter zuletzt J. Schmidt KZ. 32, 347 ff.). Diese ar. und griech. Formen brauchen ebenso wenig von Haus aus im Zusammenhang mit Formen des Verbum

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§ 446.] Noroinalstammformantien. «-Formantien. 567

finitum des Perfekts gewesen zu sein wie etwa ai. ddrU- lat. dens oder ai. id-Svant- gr. irä^ einst lebendige n^-Partizipia eines Präsens oder Aorists gewesen sein müssen 344). Übrigens haben ja auch uridg. reduplikationslose {f^^-Partizipia neben sonstigen reduplikationsloeen Perfektformen, z. B. ai. vtdvds- gr. elbiii^ neben vida oTba; wahrscheinlich nie eine Reduplika- tionssilbe gehabt^).

446. Beispielsammlung: Wurzeln, die die tf^-Bildung in mehreren Sprachen zugleich aufweisen. Ai. vidväs- vidüf- av. vidvah' vidui- : ai. vida gthav. vci^da *er weiss*; gr. eibiOc tbuia : olba *ich weiss'; got. weHtoöd' 'Zeuge' 444. 446). Ai. ririkväs' : ririca 'er Hess los*; gr. XeXoiTnli^ : XdXoma 'ich habe gelassen'; lit. lik^ zu ISkü 'ich lasse'. Ai. bübudhvds- : bubddha 'er erwachte, merkte'; lit. pa-büd^ zu pabundü 'ich erwache'. Ai. bübkujvas- : bubhöja (unbelegt), bhuj- 'biegen'; gr. irecpeuTiö^ : ir^q)€UTa 'ich bin entflohen'; lit. büg^ zu biSikstu intr. 'ich erschrecke'. 6r. Treirovdiö^ ircTiaOuia : ir^irovOa 'ich habe gelitten'; lit. paJcefUqs zu pa-Jcenczü 'ich erleide'. Ai. vavrtvds- : vavdrta'er drehte sich'; lit. viH^ zu virstü 'ich falle um'. Ai. cakftvds' : cdkdrta'er schnitt, zerspaltete'; lit. kift^ zu kertü 'ich haue', aksl 6rht^ zu öntq 'ich schneide'. Av. vävdr^ztAi' : vävar^za 'er hat getan' ; gr. doptib^ : fopta 'ich habe getan'. Ai. dadrSivas- darSivas- : daddria 'er hat erblickt'; gr. bebopKii)^ : b^bopxa 'ich blicke'. Gr. ireTiopbai^ : TidTiopba

1) Vgl. K. vergl. Gramm. 543 f. Ich leugne nicht, dass in der Zeit der ablautschaffenden Wirksamkeit des Accentes nach den da- maligen Lautgesetzen Reduplikationssilben haben wegfallen können,, etwa *dfkfrU aus *d[e]dfkm4^ zu *dedörJce, Aber die Behauptung von Hirt Gr. L. u. Fl. 407, Reduplikation sei ursprünglich bei allen Perfekta vorhanden gewesen (er scbliesst auch die Partizipia wie gr. 6r\\na ein), schiesst offenbar über das Ziel hinaus. Wenn redu- plizierte und unreduplizierte Aoriste und Präsentia von uridg. Zeit her nebeneinander gewesen sind und es niemandem einfällt, z B. irue^oOai wegen ir€irue^o6ai aus *bh[e]bhudhi' zu erklären, was laut- gesetzlich anginge, warum soll diese Bildungsdoppelheit nicht auch beim Perfekt von Anfang an gewesen sein? Für die Yerbalnomiua mit 'U^' ^eUt vollends jede Berechtigung zu der Annahme, sie hätten alle von Haus aus Reduplikation besessen.

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568 NominalstAinnifonnaiitien. «-Formantien. 447.

'pepedi*; lett. pirdis zu perdu 'pedo', lit. p^rdqs zu pirdzu *pedo\ Gr. T€Tpo(pd)^ (T€TpaqMÄ^) : T^Tpocpa (rdTpacpa) 'bin fest ge- worden'; lit. su'drib^ 'schlaff in den Gliedern hangend' zu drimbü'ieh falle in dickflüssigen Stücken'. Ai. ühivds- ühüi- : uväha ühüry Präs. vdha-ti Vebit"; lit. viz^ aksl. vezh zu vezü vezq 'veho'. Ai. adivas- aduf- : ada 'er ass'; gr. db-iibu>^ zu ftiw 'ich esse'; lit. M^s zu Mu 'ich fresse', aksl. Jad« zu ^amb 'ich esse'. Ai. s^divds- sidüi- (aus ^sa-zd-) : sasäda 'er hat sich gesetzt'; lit. s^d^ zu s^du 'ich setze mich'. Av. a-fra-taffcuSl- d. i. 'ta-^kui'h 'nicht vorwärts fliessend' zu taia-ti 'er läuft'; aksl. teJch zu tekq 'ich laufe'. Ai. SuSuivas- : Suiöia (unbelegt), Präs. iüSya-ti 'er verdorrt' ; lit. süs^ zu 8U9ü 'ich werde räudig', saüsqs zu saustü 'ich werde trocken', aksl. shchh zu sichnq 'ich werde trocken'. Ai. jaghanväs- jagh/niväs- jaghnüi- ijaghdna 'er schlug', ny.jaynvah' (vgl. Bartholomae Altiran. Wtb. 602); lit. gin^ zu flfeww 'ich treibe', aksl. ^m zu ibw;(j 'ich ernte'. Av. mamnüä (Nom. Sg. M.) : mamne 'er hat gedacht' ; lit. minqs zu menü 'ich gedenke'. Ai. mamrvdS' mamrüi- : mamdra 'er ist gestorben'; lit. mir^s zu mirsztu 'ich sterbe', aksl. mbr» zu mbrcf 'ich sterbe'. Ai. babhüvds- babhüvüi- : babhüva 'er ist geworden'; gr. 7r€q)uu)^ Ti€q)uuTa : Ti€q)uä(yi 'sie sind gewachsen'; lit. büv^ zu büti 'sein', aksl. byv^ zu byti 'sein'. Ai. tasthiväs- tasthüi' : taMhaü 'er steht'; gr. daraoi^ ^atui^ und iCTxyS)^ dareu)^ : IcTTttfiev 'wir stehen'; ^vt\x9>^, po-stauns zu «^(iftcci 'stehen', aksl. stavh zu «^anö^ 'ich stelle mich'. Ai. dadivds- dadväs- da- daväs' dadüi' : dadaü 'er hat gegeben', av. dadvak- dadus {da'&u8')\ böot. bebujui^ (Nom. PI. F. bebiuiöcni): beböavOi 'sie haben gegeben'; lit. däv^s zu dütiy preuss. dauns zu datj aksl. dam zu daWgeben'. Ai.jajnivds- jajnüi- ijajMü 'er hat erkannt'; aksl. znavh zu znati 'wissen'.

447. Arisch. Ai, cikitväs- dkitüf s,\. öiki'&wah' öiü^wah' 6i6i^ui- (i> für t nach den Formen mit ^) : ai. cOcita 'er weiss, ist bekannt', Präs. cita-tu Ai. paptivds- paptüf : papdta 'er ist geflogen, fliegt' paptür, W. pet-. Av. zeziAS-idma- 'sieg- reichst' Gf. *8e'Zgh'U8', W. segh- (1 S. 558). saSkuS-idma' 'der am besten gelernt hat, sich am besten auf etwas versteht' urar. *ia'8k'y zu sah' ai. iak- (1 S. 559). Ai. ücivd»- üdüi- : ut^äca

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§ 448.] Nominalstamroformantien. «-Formantien. 569

'er hat gesagt' üoAt] av. vaokuS- : vavaia 'er hat gesagt' 1. PL gthav. vcuxxfma, W. ^eqU-, Ai. jaganvds- jcLgraivas- jagmüS- av jaymuS- : ai. jagdma 'er ist gekommen' jagmür, W. guem-, Ai. vavanvd»- vatmüi' av. vavanvah- vaonuS- : ai. vavdna 'er hat liebgewonnen' Med. vatmi, W. ycn-. Ai. sasanüä- av. hai9hanu8' : ai. Rosdna 'er hat verdient', W. *€W-. Ai. cäkrvä«- cakrui- : ca-

7 o

Ärrfra 'er hat gemacht' QaJcrür. SuSrvrvds- Suimv-üi- : Mrdva 'er hat gehört' htsruv-ür. pipwds- pipyüi- : pipdya 'er ist voll, strotzt' pipyttr, av. ptpyöÄ- 'die Milch hat'. Ai. bibhlvds- MbhyüS- av. biwivah- : ai. bibhdya 'er fürchtet sich' bibhyür,

Av. jaya^rvah' ßya^rvah' 'wachsam' jayä^rus ßyä^rui Nom. Sg. M. (belegt ist nur der nach diesem gebildete Akk. Sg. auf -um) hat ä wohl nicht nach dem starken Ind.-Stamm jayära 'er hat gewacht' (ai. jägdra, Part, jagrvds-), sondern beruht auf einem unreduplizierten dehnstufigen *garvas', vgl. ai. sahvds- S. 566.

Der sogen. 'Bindevokal' -e- in den ai. t?a«-Formen wie ai. papti'vdsy üci-vdS' ist derselbe, der im Indik. erscheint, z. B. paptimd (2^ S. 1206, K. vergl. Gr. 544 f.). Es bildete sich die Regel, dass -t- gesetzt wurde, wenn der reduplizierte Perfekt- stamm einsilbig war; wie paptiväs- usw. auch pra-vUivds- (AV.), aber vidvds-, sahvds-, daivds- u. a.

448. Griechisch. Den genannten Beispielen seien zu- nächst noch hinzugeftlgt bebioi^ : bdbi-fi€V 'wir fürchten' W. d^ei-*^ dXTiXuOut)^ : hom. dXrjXouOa 'ich bin gekommen'; ttctttitw^ : iKiwr\^a 'ich bin gefügt, bin fest'.

Über die Vokalisation von elbd)^, iavrySiq, u. dgl. s. S.565f.

Sehr oft drang die o-Abtönung vom Indik. her ein (S. 566). Vgl. noch dXnXouOiii^; rerpoipai^ zu T^rpocpa, Tpdinw 'ich wende'; T€T0Kdj^ zu T^TOKtt, fT€K0V 'ich zcugtc'; TCTOVoi^ zu T^TOva, dT€- vöfiiiv 'ich ward'; bieqpOopoi^ zu bUqpOopa, bia-qpOeipui 'ich ver- derbe*.

Nach 4<TTaui^ ^ord)^ : IcTTOiuiev (W. sta-) entstand ßeßao)^ böot. ßeßdujv (vgl. unten) zu ß^ßafiev (W. gUem-), tctöiw^ T€T^? zu T^Ta^€v T^TOva (W.^«n-), fiefiao)^ zu fidfiaficv fi^fiova (W. men-). Ebenso att. TreTiTui^ 'gefallen' (W. pet-) nach doroi^, wie hom. ir€7mii6^ nach icviyS}^.

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570 Nominalstammformantien. ^Formantien. 449—450.

KCK^Tiii)^ (nrgr. 6) zn k^titö^ K^K^Tiica^ Kd^vui Mcb mflhe mich^; TcOvniO^ (urgr. ä) tcBcui^ zu Gviitö^, Gvi^aKui 'ich sterbe'. Ent- sprechend hom. KCxapTiiO^ zu Kex<ipTi^<3i^ x^^ip^ ^ch freue mich'; hom. ߀ßapr|i{)^ 'gravatus' zu ßap^uj, bOot. FeFüKOvo^eiövTiuv = att. (|ikovo^iiic6tuiv (vgl. unten) zu oiicovofyidui 'ich verwalte*. Vgl. aksl. idi^ § 451.

Allgemein ging unser Formans auch auf die x-Perfekta über: iaTr\K\lj^=iavi\\iH; iaraib^ zu JatiiKa'ich stehe*, TCTinnKubc zu T€TtniiKa 'ich habe geehrt* usw.

Wie andere Formen des Perfektstamms, trat das Parti- zipium in verschiedenen Mundarten, namentlich in den äolischen, in die Analogie des themavokalischen Präsens ttber, z. B. böot. ßeßduiv FeFöKOVoneiövTuiv (s. o.), lesb. ircirXiipiÖKoyTa, €d€pT€TTi- KOKTav, thess. dv-oiKobo^eiKÖvream. Im Delph. und Syrakus. nur im F. diese Neuerung, z. B. delph. TeTeXeuTdKOuadc neben reOva- KÖTiuv (vgl. Solmsen KZ. 39, 215). Auch im lon.-Att. geschah der Anschluss nur im F., aber in einer andern Weise: man bildete z. B. hom. att. ߀ßdi<Ta, att. fex&aay herod. iar&SHSa att. dOToiaa, TcOvedfCTa, nachdem die zugehörigen Maskulina und Neutra durch Lautwandel zu urr- gekommen waren (wie iaxtSn' aus dardiÖT-, iarewT' aus dcJ-rnÖT-); das ui von -uKJa wurde von diesen andern Genera, der Ausgang -aa von den themavokalischen Partizipial- formen genommen.

449. Italisch. Nur unsichere Reste. Am ehesten osk. sipus 'sciens' aus *8ipus oder *s^p^Os 443, a) ; hieran kann das osk.-umbr. Fut. ex. auf -ust (3. Sg.) angeschlossen werden, 8. 2^ S. 1241 f. 1269, V. Planta Osk.-umbr. Gr. 2, 371 ff., Bück Gramm. 173.

Anm. Sommer IF. 11, 63 vermutet in den lat. Adverbia teniLS und secu» den Nom.-Akk. Sg. N. auf *-^o8^ was angängig er- scheint. Dagegen ist die Deutung von memor als *memnu$' = av. mamnüi (Br^l M6m. 8, 45, Meillet De rad. men- 39 f., Henry Pr^cis^ 328) abzulehnen wegen des unerklärten Verlustes des n (vgl. § 75).

450. Germanisch. Auch hier nur einige Überreste. Ge- nannt ist schon in § 445 got. birtMJös 'Eltern' zu Plur. Prät. birum (vgl. § 139, a). Femer Maskulina mit en-£rweiterung von dem schwachen Stamm auf -us- : as. ecso 'Eigentümer, Besitzer'

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§ 451.] Nomlnalstammformantien. «-Formantieii. 571

aus *aijus- zu gotaigfan 'besitzen'; ♦maju^- 'vermögend, mächtig' zu got. magan 'vermögen' in Hercules Magusanus'^ im Anord. Adjektiva auf -se, die semantisch noch geradezu als partizipiale Formen erscheinen, wie aisl. heize *wer veraprochen hat' zu heita 'versprechen' urgerm. *haüus', halze 'wer festgehalten hat' zu halda 'halten' (Noreen IF. 4, 324 f.).

Anm. Die Formansstufe -y^es- ist im Germ, bis jetzt nicht irgend sicher nachgewiesen. Wegen got. p^wisa^ das Walde Ausl. 179 hierher zieht, s. § 401, t*

451. Baltisch-Slavisch. Zunächst noch einige Beispiele. Lit IMc^ zu linkstü 'ich biege mich', lefüc^ zu lenkiü 'ich biege', aksl. l^hb zu l^Tcq 'ich biege'. Lit. müz^s zu milzu 'ich melke', aksl. ml^z^ zu ml^zq 'ich melke'. Lit. geld^ zu geidzü 'ich verlange, begehre', aksl. Sid^ zu ^dq ibdq 'ich warte, er- warte'. Lit. dig^ aksl. iegi zu degü iegq 'ich brenne' (1 S.849). Lit. pin^a zu pinü 'ich flechte', aksl. phm zu phnq 'ich spanne, hänge'. Lit. vir^s aksl. vhrb zu veriü vhrq 'ich mache die Tür auf oder zu'.

Das Stammformans ist im Wesentlichen das schwundstufige 'Us-y s. § 443, f. Die starke Formansgestalt könnte aber insoweit erhalten sein, als das Formans des Nom. Sg. M. (N.) bei vokalisch schliessendem Stamm mit ^ beginnt, z. B. lit. däv^s, preuss. a^ sklwunsy aksl. daiyb\ im Aksl. auch pro-atrbm (Supr.), zu sthrq 'ich strecke', vermutlich eine altbulg. Neubildung für sthrb^ die aufkam, als urslav. hv zu r geworden war (1 S. 471). Dennoch ist fraglich, ob von der starken Formansgestalt -^es- -jfo«- im Balt.- Slav. etwas übrig geblieben ist. Eine plausible Deutung der schwierigen Ausgänge des Nom. Sg. M. (und N.) ist bis jetzt noch nicht gegeben.

Anm. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich in zweierlei. Erstlich in der lautlichen Verschiedenheit des Nom. Sg., je nach- dem das Vorstück vokalisch oder konsonantisch auslautet. Post- konsonantisch erscheint in beiden Sprachzweigen ff niemals, z. B. lit. liük^^ pin^, preuss. pergübans praweddumtf aksl. l^, was kaum auf einem lautgesetzlichen Schwund des y beruhen kann (was 1 S. 840 über aksl. öitb gesagt ist, ist schwerlich richtig). Höchstens dürfte man solchen Schwund hinter p, b, m annehmen, aber es ist nicht glaublich, dass sich danach alle andern Formen gerichtet haben.

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572 Nominalstammformantien. «-Formantien. 451.

Zweitens: bei der Gleichheit der Bildung, die die Kasus ausserhalb des Nom. Sg. im Balt. und Slav. aufweisen, sollte man auch gleiche Bildungsart in diesem Kasus erwarten. Wie sind aber lit '{v)en8 -(v)^, preuss. -[,w)un8 -ans und slav. 'iv)h zu vereinigen ?

In Anbetracht dessen, dass das starkstufige -j^es- schon in urbalt.-slav. Zeit aus dem Akk. Sg. und Nom. PI. des M. geschwunden ist, dass die nicht zur |o-Flexion gehörigen Akk. Sg. lit. -us-i = aksl. 'hä'h und Nom. PI. aksl. -hä-e den ved. Formen -uf-am {cakrüfam) und -uf'os (ä-bibhytifas) entsprechen, diese aber zu dem schwund- stufigen Nom. Sg. auf -uf 443, a) gehören, dass preuss. '(w)un8 und slav. ^{v)^ beide ein altes u zu enthalten scheinen, endlich dass das *-|f^, welches man als ursprünglichen Ausgang für lit. '{v)es ansetzt, in der Vokalqualität mit gr. €ib\b<; (eventuell auch mit osk. sipuSy § 449), nicht in Übereinstimmung ist vermute ich, dass der urbalt.- slav. Ausgang des Nom. Sg. M. durchgehends *'U8 gewesen ist. Aksl. Iqkb also aus *-m, wie ai. vidü$. Preuss. pra-wedduns, stvin- tinnuns usw. aus *-us durch Eindringen des Nasals des Part. Präs. z. B sldans *sitzend* {-ons, z. B. gemmons, = -unSy wie auch sonst o = u vor n); die Formen unseres Part, auf -(tfiSy wie gemmansy laipinnans zeigen völlige Ausgleichung mit dem Ausgang des prä- sentischen Partizips (vgl. böot. ߀ßdu)v für ßeßauti^ § 448). Auch im Lit.-Lett. entstand zunächst *uns aus *-u8. Dann aber wurde im Lit. -ens -qs daraus durch Einfluss der Parcizipia auf -^^, die ur- sprünglich wohl zum sigmatischen Aorist gehörten (S. 456. 458, K. vergl. Gr. 529. 608), sowie der Partizipia des athematischen Präsens auf -^, die ursprünglich häufiger gewesen sein werden als sie in der historischen Zeit des Lit. erscheinen 345) ; im Lett. -is, entsprechend den Formen düdis 'gebend', finis 'wissend* u. a. (Bielenstein Lett. Spr. 2, 175). Der neutrale Nom. Sg. erscheint im Slav. als 2^, er gleicht also dem Nom. Sg. M., so wie im Part. Präs. -y beiden Ge- schlechtern angehört. Gleichwie hier -y vom M. auf das N. über- tragen war, war das vielleicht mit dem '^ im Präteritum der Fall. Indessen wäre auch möglich, dass das neutr. ^^ die Fortsetzung eines uridg. neutralen Ausgangs *'ti8 war (vgl. § 440 Anm.). Im Lit. im Neutr. -q, wie nach -qs im M. zu erwarten ist. War nun, wie wir annehmen, der Ausgang des Nom. Sg. im Urbalt-Slav. ♦-w«, so er- klären sich hieraus ohne weiteres solche j^-lose Formen dieses Kasus und Überhaupt des ganzen Paradigmas wie aksl. chvaljh -jhäa usw., huidh hu&dh^a usw. (aus *-J* *'j^ia\ zu chvaliti, budi'^ und lit. mätqs (aus *matien8) mäczusio usw„ välgqs (aus *valgiens) vdlgiitsio, zu mat^'tiy välgy-ti, Prät. maczaH, vdlgiau, nebst d^^ d^usio zu dUi d^jaUf stöj^ -jusio zu stöti stöjaUy pen^qs -jusio zu penMi pen^' jau usw.

Was dagegen die Ausgänge aksl. -r* -vh§a usw., preuss. -wuns

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§ 451.] NominalstammformaDtien. «•Formantien. 573

(•ivussens), lit -v^ -mtsio usw. betrifft, z. B. »lav. byvh byvtia, davby d^vhf znav%y bivf>, vidivh, düavh^ preoss. at-sl^tcunsy JdanHwunSf murrattmns, au-lauvmssens (Inf. ati-laüt), lit. büv^ büviLsio (Prät. büvo Inf. büti), dävqs dävusio (Prät. ddvi Inf. düti), dzüvqs dzüvusio (Prät. dzüvö Inf. dzüti)^ so scheint auf den ersten Blick die Annahme notwendig, dass im Urbalt-Slav. noch gewisse Nominativ! Sg. auf *'^Ö8 (M.), *'Uos (N.) bestanden hatten, die etwa noch durch lit. dO- vqs (vgl. ai. dadi-vds-) und aksl. da-vb (vgl. ai. dadä-vds- fortgehetzt wären (S 568). Es hätte sich dann durch Übertragung des Nom.- Ausgangs *-m« ein *-t«u« = aksl. -v* {dav^) ergeben, und lit. dävttsio aksl. davbäa wären statt *d-tmo *d-h^a (vgl. ai. dad-üf-) eingetreten. Und doch wird das nur Schein sein. Aksl. byv^ war, wie wahrschein- lich ist, als byv^^ gleich dem ai. Nom. Sg. M. babküv-üfy Akk. byvhih als byV'^ih gleich dem ai. babhüt>üfam^)f wie F. byvbii gleich dem ai. babhüv-üfl'y von derselben Art sind kryvh (Jcryti\ myvh (myti), ryvb {ryti) u. a. Wie nun nach den Iterativa byv-ati, kryv-ati, myv' ati u. a., die als byvati usw. aufgefasst wurden, die Iterativa zna- vatiy devati, sivati^ bivati u. a gebildet worden sind (Sommer IF. 11, 202 ff.), so mögen nach byvh, kryvb usw., die als by-vb usw. ange- schaut wurden, die Formen znavb^ divb^ sii/b, bitrb u. a. geschaffen worden sein, chvalivb verhält sich dann zum altertümlicheren chvaljhy wie bivati zu dem altertümlicheren bijati. Entsprechend im Preuss. at'Sla-tvuns usw. nach *büu>un8 (boüuns). Ferner ist lit. büv-qs nicht nur durch büv-usio (vgl. gr. ir€q>u[F]-uta), sondern auch durch büv-o {2^ S. 954) indiziert; und dzüv-qs wie dzüv-usio und diüv-au. Was schliesslich W. dö- d»- betrifft, so braucht man aksl. davh von znavh usw. so wenig zu trennen wie davati von znavati usw., und lit. da- viaü dävi wird nicht nach einem als däv-qs aufgefassten dä-vqs ent- sprungen sein, sondern umgekehrt däv-qs -usio nach dävi^ wie z. B. szldv-qs nach szläv-i (vgl. sd^-selavos, szlavinuiSf szlav^as). Denn dävi gehört doch wohl zu der uralten ff- Erweiterung von dö» (Infin. gthav. dävöi ai. dävdni kypr. öoFevai, kypr. Opt. buFdvoi, umbr. pur- douüu 'porricito' lat. duam dutm, lit. dovand), deren ff im letzten Ende allerdings mit dem y. unseres Formans -^es- identisch gewesen sein dürfte 442). Es besteht also nur die Möglichkeit, nicht die Wahrscheinlichkeit, dass das y von aksl. davh und lit. ddv^s auf einem aus uridg. Zeit mitgebrachten Nom. Sg. auf ^-f^ös beruht, und 80 ist nicht bewiesen, dass sich die starke Formansgestalt -)fe«- -ffo«- irgendwo im balt.-8lav. Sprachzweig behauptet habe. Ich halte hier- nach für wahrscheinlich, dass das ganze Part. Perf. im Baltischen die Fortsetzung des abstufungslosen uridg. u«-Paradigmas ist.

1) Diese ai. Formen sind nicht überliefert, dürfen aber nach den von Bartholomae KZ. 29, 531. 535 aufgezählten ai. und av. Belegen unbedenklich vorausgesetzt werden.

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574 Suppletion von Stammformantien. 452.

Wie im Griecb. (ßeßopfiui^, § 448), ist im Balt.-Slav. unser Partizipialformans Yon den Wnrzeiverben anf abgeleitete Verba übergegangen, z. B. Mtjäazköj^ zu jiszkaujäszköjau d^i^sueben', äugaloj^ zu dugaloju -ojau -oti 'scbnell in die Höbe wacbsen', aklinij^ zu cJdiniju -Sjau -iti 'blind umberirren*, preuss. sig- nauns zu signat ^segnen', JclanHwuns -luns zu klantlt ^lucben*, taykotouns teiküuns zu teikut 'sebaffen', aksl. dilam zu dilajq dÜati 'arbeiten*, ieUiXb zu ieUjq ieleti 'wünseben*.

I. üridg. Suppletion von Stammformantien innerbalb desselben Easussystems.

452. Eine gewöhnliche Erscheinung in allen idg. Sprachen ist. dass verschiedene Kasus desselben nominalen Kasussystems verschiedene Stammbildung haben.

Die Verschiedenheit kann erstens darin bestehen, dass der eine Kasus das Mehr eines Stammformans gegenüber dem andern aufweist. So z. B. ai. Gen. Sg. path-ds 'des Pfades' : Instr. PI. path'i-bhii, Nom. PL ndpat-as 'Abkömmlinge* : Instr PL näpt-r-bMiy gr. Akk. Sg. öpvl-v 'Vogel* : Gen. Sg. dpvl-6-o^, Nom. Sg. iiifOL-q 'gross* : Gen. Sg. netöi-Xo-io, lat. Gen. Sg. sen-is : Nom. Sg. seneC'Sy umbr. Gen. PL fratr-om 'fratrum* : Dat.-AbL fratr-u-s 'fratribus*, lat. Nom. Sg. iter : Gen. Sg. ü-in-er-iSj got. Nom. Sg. bröpar 'Bruder* : Nom. PL bröpr-jus, lit. Nom. Sg. veäiis 'vehens' aus *'ant'8 : Lok. Sg. vSzanczame aus -ant-ia-me. Dabei ist die Differenz zuweilen eine solche, dass die Kasus eines Numerus eine Einheit gegenüber den Kasus eines andern Numerus bilden, z. B. nhd. Sg. mann : PL männerj arm. Sg. pokr 'klein* Gen. Dat. poku usw. : PL pokunU Gen. Dat. pokung (S. 178), aksl. PL graidan-e 'Bürger* : Sg. graidan-im.

Oder die Verschiedenheit besteht zweitens darin, dass die beiden Kasus stammformantisch überhaupt verschieden sind. So z. B. ai. Akk. ^g. pdnth-än-am 'Pfad* : Instr. PL path-i-bhiSy Akk. Sg. ufdm 'Morgenröte* : Gen. Sg. u^da-asj gr. Nom. Sg. öb-iup 'Wasser* : Gen. Sg. öb-ax-o^, lit. Nom. Sg. min-ü 'Mond* : Gen. Sg. m^n-esio. Auch hier unterscheidet sich zuweilen ein ganzer Numerus vom andern, wie aksl. Sg. ok-o oö-es-e 'Auge' :

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i 452.] Suppletion von Stammformaotien. 575

Da. oi-i hju. Zn dieser zweiten Kategorie sind darch Laut- schwnDd Fftlle hiozngekommen, die arsprttnglieh zur ersten ge- hörten: z.B. got. Nom. Sg. Jcaür'U'S'HQhwer' : Nom. PI. kaür-ja-iy letzteres lantgesetzlich ans *kur^-iari hervorgegangen (S. 179), arm. Nom. Sg. (isr 'Vliess', Gen. cutu, ersteres lautgesetzlich aus *asu-r (S. 182).

Soweit diese Differenzen erst in einzelsprachlicher Zeit aufgekommen sind; ist Weg und Art ihrer Entstehung meistens noch deutlich zu verfolgen. Gewöhnlich handelt es sich um ausgleichende Umbildungen, bei denen die besondere semantische Natur des einen Kasus gegenflber dem andern oder des einen Numerus gegenüber dem andern keine Rolle spielte. Vielmehr war entweder der lautliche Zusammenhang von satz- funktionell gleichen Kasusformen verschiedener Kasussysteme massgebend: so ist zu ai. Nom. Sg. uids (Gen. uids-as) der Akk. uidm gebildet worden nach Analogie der Stämme auf wnrzelhaftes ä mit dem Nom. Sg. auf -a-s 404). Oder Ver- wandtschaft der Wortbedeutung war massgebend, wie bei den Formen ai. ndptr-bhiiy ndptr-a zu ndpat ^Abkömmling, Nach- komme, Enker, die der formantischen Art der Verwandtschafts- wörter wie bhrdtar- gefolgt sind 246). Oder beides zugleich hat gewirkt, wie bei got. bröprjusy das nach sunjus 'Söhne' ge- formt ist {bröprum : sunum, bröpruns : sununs). Selten waren andere Motive wirksam, wie z. B. bei gr. ttoXu ttoXu^ iroXuv : TToXXoO usw., ji^Ya Mf^^ iiifav : ^etdXou die üngleichmässig- keit im letzten Grunde darauf beruht, dass die Form des Nom.- Akk. Sg. N. ursprflnglich substantivisch gewesen ist. Über diese einzelsprachlich aufgekommenen formantischen üngleichmässig- keiten ist im Einzelnen teils schon im Vorausgehenden bei den vei*8chiedenen stammbildenden Formantien gehandelt, teils werden sie in späteren Abschnitten, besonders in der Deklinationslehre (vgl. 21S. 721 ff.), zu erörtern sein.

Anders steht es nun mit derartigen ans nridg. Zeit über- kommenen Stammformantischen Unterschieden im Kasussystem insofern, als sich hier über den Ursprung der Differenz so gut wie nichts wissen lässt. Dunkel ist z. B., wie es gekommen ist, dass damals Wörter für Körperteile einen Wechsel zwischen

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576 Suppletion von Stammformantieu. 453.

i' und n-Formans hatten, z. B. ai. äkii 'Auge* : Gen. akin-ds. Za erschliessen ist hier nur zweierlei. Erstlieh: solche uridg. Heteroklisien betreffen ganz vorzugsweise das Neutrum ^), und es ist höchst wahrscheinlich, dass sie bei diesem Genus durch dessen Eigenheit bedingt oder mitbedingt waren. Die Nominalgebilde, die wir Neutra nennen, scheinen erst allmählich das den ge- schlechtigen Stämmen eigene volle Easnssystem sich erworben und die Kasusformen ausser dem Nom.-Akk. nicht nur hinsicht- lich der Kasusendungen, sondern zumteil auch stammforman- tisch unter der Anleitung geschlechtiger Nomina bekommen za haben. Das Andere ist Folgendes. Was man in den geschieht^ liehen Zeiten der idg. Sprachen nach der grammatischen Syste- matik als ein bestimmtes Formans, z. B. als nominales Stamm- formans bezeichnet, ist, wie die zu kontrollierende Geschichte vieler Formationen lehrt, durchaus nicht jedesmal von jeher Aus- druck der Beziehung gewesen, nach der es benannt wird. So werden denn die uridg. stammformantischen Verschiedenheiten in demselben Kasussystem zumteil dadurch entsprungen sein, dass ein Element, das zuerst eine andere Beziehung ausgedruckt hat, in die Rolle eines stammformantischen Elementes eingerückt ist, indem es mit einem bei demselben Wort in gewissen Kasus von älterer Zeit her vorhandenen Stammformans auf gleiche Linie kam. Im Übrigen verweise ich auf die von Pedersen KZ. 32, 262 ff. kritisierten Hypothesen, die er selbst um eine neue vermehrt.

Man kann solche mehrthematische uridg. Kasussysteme unter den Begriff des Suppletivismus bringen (vgl. § 22).

Im Folgenden sollen die wichtigsten von diesen uridg. Erscheinungen aufgezählt werden.

453. 1) 'Or mit -o- zusammen. Das *'a des Nom.-Akk. PL N., wie in *iugd = ai. yugä lat. juga 'die Joche*, war stamm- formantisch etwas anderes als das o aller anderer Kasus. Es

1) Jedenfalls nicht zufällig ist die Übereinstimmung der Hetero- klisie in arm. Jcin 'Frau' : PI. kanaik und gr. f\)yi\ (böot. ßavä) : ywai- KÖ^ T^va!K€^. Diese Anomalie in der Deklination ist dunkel und hängt mit den hier in Rede stehenden Suppletionserscheinungen vielleicht gar nicht zuHaminen.

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§ 454.] Suppletion von Stammformantien. 577

war ideDtiscb mit dem *-a im Nom. Sg. F., z. B. ai. ra«<* 'Feuchtig- keit' lit. rasa aksl. rosa 'Tau'. Der Ratio dieser Erscheinaog ist noch einigermassen Dachzukommen. S. § 95. 467.

454. 2) 'i' war, mit anders gearteter Stammbildung sich ergänzend, in aridg. Zeit yermntlich auf die sogen, mittleren Kasus (die 6A-Easus and den Lok. PI. auf *'su) und den Nom.- Akk. Sg. N. beschränkt. Hierher gehören Neutra wie ai. dsthi 'Knochen', Dat PI. asthi-bhyas, dkii 'Ange', hdrdi 'Herz', av. usi'bya 'mit den beiden Ohren' 101), und von den geschlech- tigen Substantiva mindestens ai. pathi- in pathi-bhii 100, a, a. 102). In den entsprechenden Wörtern der nicht-ar. Sprachen hat sich dieses -i- weiter im Kasussystem verbreitet, z. B. lat auris lit. ausis und lat. ponUs pontium {m pontirbus) iL)sA\,pqth usw. (zu pqth'fni). Zd beachten ist, dass dasselbe -i- seit uridg. Zeit den Kompositis eignete. S. a. a. 0.

Ob auch die n. Dualformen auf -i, wie av. usl aksl. vM, ai. dkii av. asi (tlber ai. W, av. i S. 174) aksl. oÄ, von Anfang an Bestandteile der i-Flexion dieser Wörter gewesen sind, bleibt zweifelhaft. Vgl. S. 132. 173 f. Mit gr. öaac habe ich S. 138 vermutungsweise x€ip€ zusammengestellt, das, auf ♦x^pic zurück- geführt, die Stammform att. x^^P- dor. xnp- ohne Schwierigkeit erklärt.

Die i-Formen waren im Kasussystem durch n-Foimen er- gänzt. Ai. dkii lit. akis : ai. Gen. äkin-ds arm. akn got. augö hom. el^ dma, vgl. aksl. okn-o^ S. 309. Av. uH-bya lat. auris : hom. oSa-TO^ got. ausö^ vgl. arm. un-kuy S. 309. Ai. dsthi : astkn-dsy vgl. gr. öcTra-KÖ^ dora-KÖ^ S.484f. Ai. sdkthi 'Schenkel* : sakthn-ds. dddhi : dadhn-ds preuss. dadan S. 310. Ai. pathi- bhii ipdfitTian-am^)'^ daneben path- in Gen. path-ds nnvf.

Bei Auge und Ohr erscheinen auch ^-Formen. Aksl. oko Gen. odese, womit vielleicht das i von ai. dkfi av. asi zusammen- hängt trotz böot. ÖKToXXo^ (S. 174); akin-ds könnte sich zu oko verhalten wie ai. krfn-ds zu Hras- (S. 309). Gr. oö^ aus *ou(yo^,

1) Ich halte die Annahme (Bartholomae Grundr. d. Iran. Ph. 1, 118) nicht für geboten, dass pänthän-am av. pafUän9fn in urar. Zeit zu Nom. Sg. *panthä hinzugebildet worden sei nach ^adh^nam : *adh^,

Bragmann, Orundriss. II, l. 37

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578 Suppletion von Stammformantien. 455.

ir. au ö Gen. auey aksl. ucho uieae. S. S. 619 f. Anf *o^e]«> ZQ ai. drihij scheint lat. os ossis zu weisen (1 S. 633. 665) ; ver- mntlich war oss os ans *os8i verkürzt, ein Gebilde wie ai. äkH. Diese ^^Formen erscheinen hier neben n-Formen, wie auch die znm Nom.-Akk. anf -r gehörigen n-Formen ««-Formen neben sich haben 456).

455. 3) Ein r-Fonnans charakterisierte bei Nentra den Nom.Akk. Sg. (PI.), während die anderen Easns ein n-Forroans hatten, z. B. ai. Mhar, Gen. Üdkn-OH usw. Ai. -ar av. -ar^ lat. 'BT wohl = uridg. *-er, gr. -uip = nridg. ♦-ör, gr. -ap lat. -ur wohl = uridg. ♦-f (eyentuell zumteil = uridg. ♦-r^, s. § 456). Die r-Formen, die bei eine Zeit bezeichnenden Substantiva schein- bar als Lok. 8g. auftreten, sind wahrscheinlich vielmehr als Akk. Sg. (vgl. ai. näkta-m 'nachts* u. a. Grdr. 3^ S. 597 ff.) zu deuten : ai. dhar-ahar 'tagtäglich', easar in vasar-hän- 'in der Morgenfrühe schlagend', gr. vuKnup 'nachts' (vgl. öbiup). Im Nom.- Akk. PI. erscheint im Av. -ar^: ayär^, sax^ar^ (entsprechend dem -qn = *-an und dem -d = ^-as der n- und der «-Stämme, 2^ S. 685. 688). Dieser Ausgang scheint mit dem -iwp von gr. vuKTUjp, öbuip, femer mit dem -ur von arm. aur Tag' u. a. (Pe- dersen KZ. 39, 428 f.) identisch zu sein, gleichwie got. Sg. namö dem av. PI. damqn und vielleicht hom. Sg. q)6ui^ (zu qxio^) dem av. PI. viz6d gegenübersteht ^).

Oft finden sich, in einer Sprache oder in mehreren Sprachen zugleich, die r-Formen dnrchdekliniert. So verhält sich z. B. lat. über -eris usw. zu ai. Üdhar : üdhn-cis wie Ixt aJcis -is usw. zu ai. dkäi : akfn-ds 454).

Neben -r erscheint häufig -ro-^ z. B. ai. udrd-s gr. öbpo-^ zu öbuip -axo^ ai. Gen. udn-da, S. § 256.

Ai. üdhar Gen. üdhnas gr. oöOap Gen. oöOa-ro^ 'Euter' (S.308f.); r durchgeführt in lat. über ahd. ß^ar (M.) 'Euter'; über slav. vym^ s. § 166. Av. yäkar^ (nur Nom.-Akk. Sg. belegt), ai. Gen. yakn-ds, wozu Nom.-Akk. ydhrty gr. fJTrap

1) Doch ist bei dem im Griech. völlig isoliert stehenden q>6ui^ viel wahrscheinlicher, dass es durch Vermischung: von q>d[F]o<; mit *<puj^ = ai. hhds (vgl. auch qw^aKui (puKTrfjp, § 409, 1) entsprungen ist. Zunächst wäre auf diesem Weg *(pd[F]u)(; entstanden.

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$ 455.] Suppletion von Stammformantien. 579

-a-TO^ Xeber' (S. 309); lat. jecur jocuTj Gen. nrsprflnglich "^jedn-is (vgl. unten femur feminis), dann aber nach dem Nom.- Akk. einerseits jecinoris jocinoris^), anderseits jecoris. Zu ydkrtj fiirap, jecur s. § 456. Gr. öbwp -a-xo^ 'Wasser', umbr. utur N. *aquam' une Abi. aus ^udn-e (vgl. ai. udrd-s usw. S. 347); in andern Sprachen ist teils der r-, teils der n-Stamm durchgeführt : ahd. waggar ags. wceter, ai. udän- Gen. udn-äs (als Nom.-Akk. Sg. uda-Jedm), got. watö aisl. t?a^n (doch auch noch vatr)f lit. vandü S. 310. Ai. dhar dhn-as 'Tag*, av. Gen. PI. asn-qm. Av. rozar^ 'Anordnung, Gebot', Gen. PI. roSn-qm. £Lyar^ 'Tag*, Lok. Sg. ayqn. zafar^ 'Mund, Maul'; nur dieser Kasus belegt, vgl. aber ihi-zafan- 'mit drei Mäulern'. ^ru&toar^ ^Eingeweide, Bauch', Nom.-Akk. PI. **ra#t«?qn. kar^ivar^ 'Kreis <der Erde), Erdteil', Nom.-Akk. PI. kar^ivqn. snavar^ 'Sehne, Schnur' (vgl. arm. neard § 456 und gr. veOpov S. 320); nur 4ieser Kasus belegt, vgl. aber, mit durchgeführtem n-Stamm, ai. sndva. Gr. äXeicpap -a-xo^ 'Salbe, öl', Nom. Sg. auch äXeicpa. <yKiSip (auch cTKuip?) (JKaxö^ 'Kot, Mist' zu ai. apa-«Ä:ara« 'Ex- kremente', aisl. skarn 'Mist', lat. müscerda 'Mäusekot'; vermut- lich war (TKÄp ein Wurzelnomen und OKaxö^ usw. eine griech. Neubildung nach dem Typus fibaxo^ : fibwp, die vielleicht zu- nächst in Komposita wie ♦|iü<ncu)p 'Mäusedreck', ♦ßoucjKUip ^Rinderdreck* u. dgl. aufkam; diese Neuerung lag besonders nahe, wenn es im ürgriech. neben KÖirpo^ 'Kot, Mist' ein ♦köttujp •axo^ (vgl. ai. Sdkrt Saknds) gegeben hat (KÖirpo^ : ♦köttujp = iJbpo^ : öbu)p). TreTpap -a-xo^ 'Ausgang, Ende, Grenze' aus ^irepFap; w-Stamm durchgeführt in ai. pdrva 'Knoten, Gelenk, Abschnitt' (S. 320). Hom. elbap -a-xo^ d. i. ♦dbFap 'Essen, Speise', vgl. ai. agradvan- 'zuerst essend' (S. 320). (pp^öp -äxo^ 'Brunnen' itU8*(ppTi[F]ap -axo^, hom.cppriaxa (fälschlich (ppeiaxa geschrieben); •ebeBSo arm. albiur 'Quelle' aus ^bhrei^r, aber mit durchgeführtem r Gen. alber usw.; Stammform ^Jtrun- in got. brurma (S. 303). ^^Xeap, äXeap^ övriap -axo^ s. S. 320. fJMop -a-xo^ *Tag*, vgl. iwiipä S. 348. map 'Fett', nur dieser Kasus belegt, vgl. aber

1) Auch 'ineris, gleichwie itineria. Dies war wohl jüngere Neuerung für -inoris, nicht eine Genitivbildung auf grund eines Nom.-Akk. *jecer.

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5^ Suppietion von Stammforinantieu. 455.

Trfiwv ai. pivan- usw. (S. 348) *). Lat. femur -inis, wonebe» femur -orü usw. und fernen -inis usw. iter itineris f^r Htinis; daneben iter iteris usw. und Nom.-Akk. itiner.

Es hat ursprünglieh noeh andere Neutra dieser Art ge- geben, doch sind sie nieht mehr als dithematische Paradigmata irgendwo tiberliefert. Formen des Nom.-Akk. Sg., zu denen die andern Kasus nicht vorkommen, sind noch gr. z. B. 6vap Traum- erscbeinung*, r^K^ap 'Merkzeichen, Ziel", r^Kjiuip dasselbe, U\' bu)p 'Wunsch', T^Xu)p, äol. ir^Xuip, 'üngetttm'*), vuKXUip nur Adv.. 'nachts' S. 578 (vgl. vuKTepi^ lat. noctumtis)^). Auch Fälle, wie die oben genannten, wo entweder der r-Stamm oder der n Stamm durchflektiert worden sind, gibt es noch mehrere, wie z. B. die folgenden. Gr. ^ap lat. ver aisl. vär 'Frflhling', av. vatari *im Frühling' aus *vasr-i (vgl. S. 578 ai. vasarhän- 'in der Morgenfrühe schlagend'), ai. uiar- usr- 'Morgenfrühe' neben ai. vasan-td-a aksl. vesn-a 'Frühling' 304). Arm. Äwr, Gen. hrojfj gr. TTÖp irupö^ ahd. füir fiur 'Feuer' neben got. /Vm, Gen. funinsj aisl. fune ai. päva-kä-s 'Feuer' (*-9-go-«), wozu aucb arm. hn-o^ 'Ofen' 217, b. 493). Ahd. Jiamar 'Hammer' aisl. hamarr 'Hammer, Klippe, Fels' neben aksl. kamy -ene 'Stein'. Auch gehören einige r-Nomina mit durchgeführtem r hierher,, wo der n-Stamm daneben nicht belegt ist, wie arm. sor gr. Kuap 'Höhle, Loch' 193), gr. G^vap ahd. tenar 'flache Hand', av. yar^ neben got. jsra- 'Jahr' (S. 348).

Ein solches r- : w-Wort legt man endlich zu gründe für gr. jidpr] 'Hand': lat. umbr. man- in lat. nudluvium umbr. manf^

1) Ein solches Neutrum ist auch indiziert durch dpoupa (mit urgriech.ou) 'Ackerland', vgl.irieipa : irtap und v€Opov : AY.snävar» (s.o.).

2) Falls dies Wort dissimilatorisch aus *T€pu)p, *ir€pu)p ent- standen sein sollte (1 8. 434. 851), ist es leicht mit r^pa^ N. 'Wunder- zeichen' zu vermitteln (Osthoff Arch. f. Religionsw. 8, 7 ff.). Doch s. über T^pa(; auch Stokes KZ. 40, 250.

3) Solche Formen auf -wp, die aber M. geworden sind, scheinen zu sein hom. iii\aTwp (-ujpa -ijjp€^ -wpe) 'Ersinner, Erreger, Rater, Be- rater', ursprünglich 'Ersinnung, Rat' (vgl. § 243 Anm.) und nachhom. poet. K^Xuip 'Nachkomme, Sohn', zu ahd. helid 'Mann, junger Mann,. Kämpfer, Held' aksl. üov&cb urslav. *6hlov&cb 'Mensch' (Solmsen KZ». 34, 548 f., Verf. IF. 19, 212 f.)

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$ 456—457.] Suppletion von Stammformantien. 581

Akk. 'manns' aisl. mun-d 'Hand', indem man an eine Wurzel um- 'fassen* (lat. ampla ansa) anknüpft (Persson Stad. 62, Walde Lat. et. Wtb. 367).

Anch hier erscheinen daneben zumteil ««-Formen (vgl. ^ksl. oko XX. a. § 454). Ai. üdhas- : üdhar. dhas- : ähar. 6r. ^bo^ (S. 520, vgl. ai. ütsa-s S. 539): öbiwp. Ai. ptvas- gr. mo^ : map. 6r. ixf\%o<; : mAx^P *Hülfsmitter. Überdies darf ai. uids- gr. if\{i)<; 'Morgenröte* neben ai. uiar- usw. (s. o.) genannt werden ^).

456. In ein paar Wörtern der im vorigen Paragraphen besprochenen Kategorie von r- : n Stämmen erscheint hinter dem r des Nom.-Akk. Sg. noch ein t, welches mit dem nr- sprünglichen Anslant von gr. jii^Xi = *melü, f&Kci = ♦raXaicr 317) identifiziert werden darf.

Ai. ydkrt: av. yakar^ (S. 578); ob auch gr. fiirap und lat. Jecur (ebenso femur) das -t gehabt haben, bleibt zweifelhaft. Ai. 4äkrt, Gen. Sakn-ds 'Kot*, zu gr. KÖirpo^ (S. 310. 579). Auf «ine derartige Grundform weisen femer arm. neard 'Fiber, Faser, Sehne, Muskelband* (t-Stamm, Gen. PI. nerdir^), neben av. snavar^ (S. 579), und arm. leardy Gen. lerdif 'Leber*, das wahr- scheinlich mit ags. Ufer ahd. lebara 'Leber* zusammenhängt und in seinem Ausgang von dem durch ai. ydkrt vertretenen, von anderer Wurzel ausgegangenen uridg. Wort beeinflusst sein mag.

Diese ^Formation erscheint im Ai. auch im Vorderglied von Komposita, z. B. yakrd-udara-m 'Leberanschwellung*.

457. Von ähnlicher Art ist ai. dark^ Gen. asn-ds, 'Blut* <8. 309). Das Gutturalformans halte ich für das § 371 ff. be- handelte -9(0)- oder seine lautliche Variante -9(0)-. Am nächsten «cheinen gr. d<TTpaicov 'harte Schale von Krebsen, Scherbe* und ÄcJTpdTaXo^ 'Knöchel, Würfel* zu vergleichen, die zu ai. agthdn- gr. öiTTaKÖ^ (S. 484f. 487) gehören«).

1) Fernzuhalten sind lat. femus, jocintis, s. Sonmier Lat. L. n. Fl. 414 f.

2) Ohne das Ac-Element öorpcov 'Muschel, Auster' und öorpO^, ein Baum mit hartem weissem Holz, wohl aus Harpo-bpv^ (vgl. tbpo- irÖTT)^ neben übwp u. dgL).

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582 Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 458 461.

Auch diese Ar-Formation erscheint im Ai. wiederum al& Vorderglied von Komposita: asrk'pdvan- 'Blut saugend'.

458. 4) Wie ein r-Formans, so war in Einern sichern Falle (Unsicheres bei Pedersen KZ. 32, 2ö6 f.) ein Z-Forman» seit uridg. Zeit mit einem n-Formans gesellt. Ai. svär (süvar) av. hvar* N. 'Glanz, Himmel, Sonne', Gen. gthav. x^^ng = urar. *8^an'8 (zu diesem *Äjfan- gehört ^sun- in got. sunnö S. 303)*^ *8u^el als Gf. ergibt sich aus kret. dF^X-io-^ hom. i^^Xio^ lat. 80l got. sauü 'Sonne'. Zu diesem Z-Formans vgl. gr. äeXXa aus *dF6Xiä kymr. awel neben gr. arjp aöpä § 137.

459. Eine Abart der in den vorausgehenden Paragraphen behandelten Suppletionserscheinungen ist die folgende im Ai. auftretende Suppletion beim Neutrum : ds (auch asyä'm)^ Gen. d^n d«,'Mund'; döS Gen. cZ<5/n-cfa, Torderarm'; yüi (auch yüia-m). Gen. yüin-ds, 'Fleischbrühe'. Dieser Typus war aber nicht alt- ererbt. Es wurden vielmehr wohl erst im Ar. zu den alten Wurzelnomina nach der Analogie sinnverwandter Wörter, die das n-Formans nur im Gen. Sg. usw. hatten (z. B. ak^jän- 'Auge', dadhdn- 'saure Milch', uddn- 'Wasser'), n-Kasns hinzugebildet, ohne dass der Nom.-Akk. Sg. von dieser Neuschöpfung be- rührt ward.

460. Bezüglich der Bedeutung der suppletivischen Neutra ist hervorzuheben, dass sich innerhalb der einzelnen Formgruppen mehrere Wörter auch der Bedeutung nach enger zusammen- schliessen, besonders Ausdrücke für Körperteile, für flüssige oder halbflüssige Stoffe und für die durch die Naturerschei- nungen gegebenen Zeitabschnitte. Es hat hier augenscheinlich schon in uridg. Zeit in weiterem Umfang formantische Neubil- dung auf grund von Bedeutungsverwandtschaft stattgefunden.

n. Bedeutung der Nominalstämme (Bedeutungsgruppen). Yorbemerknngen*

461. Während für die Darstellung der Form der Nominal- stämme Einteilung und Behandlung sich leicht ergaben auf grund der seit uridg. Zeit entgegentretenden Bildungsmittel, ist hier» wo die Bedeutung das Leitmotiv ist, . die Art der Disposition

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§ 462—468.] Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 588

des Stoffes und seiner Vorführung nicht ohne weiteres an die Hand gegeben.

462. Siebt man beim nicht zusammengesetzten Nomen ab von den nur durch seine Zugehörigkeit zum Satz bedingten Begriffsbeziehungen, wie sie durch die Kasus- oder Adverbial- endungen ausgedrückt sind, und weiter von der durch die Grund- elemente des Wortes, das wurzelhafte Wortstück, gelieferten Be- deutung, so bleibt über den ganz allgemeinen Begriff als Nomen hinaus in jedem Fall noch ein speziellerer nominaler Begriff übrig, der meistens auch durch eine Besonderheit des formalen Wesens des sogenannten Stammes zum Ausdruck gebracht ist und in der Regel bei andern gleichartigen Formationen in gleicher Weise wiederkehrt. In jedem Fall wenn man, wie man ja muss, das Nomen im Satzzusammenhang ins Auge fasst. Es sind das jene Begriffe, nach denen man Nomina actionis, Kollektiva, Nomina agentis, Komparative usw. unterscheidet. Sie haften gewöhnlich an den Bildungselementen, die die nominal- stammbildenden Formantien heissen und oben ausführlicher be- handelt wurden, z. B. -ti- Formans für Nomina actionis, wie ai. dfä'ti' 'das Sehen', -ter- 4or- Formans für Nomina agentis^ wie lat. dvMor Tührer'. Dieselben spezielleren Bedeutungen finden sich aber zumteil auch mit solchen nominalen Gebilden fest verbunden, die eines besonderen nominalstammbildenden Elementes neben der Wurzel entbehren, z. B. ai. dfi- Mas Sehen* neben dHfi'j lat. due- (dux) 'Führer* neben ductor. Solche Wurzelnomina (§77) gehören in derselben Weise mit stamm- formantischen Nomina zu einer einheitlichen Begriffsklasse zu- sammen, wie eine Stammform ohne Kasusendung gleichbedeutend sein kann mit einer aus Stamm und Kasusendung bestehenden Form, z. B. Nom. Sg. ai. dSvd lat. equa neben Nom. Sg. ai. dsva-s lat. equo'8. Demnach haben uns hier die Wurzelnomina ebenso zu beschäftigen wie die stammformantischen Nomina.

463. Von unserer Darstellung verlangt man naturgemäss, dass sie so viel als möglich Entwicklungsgeschichte vorführe, und so fragt sich, was sich über den Ursprung der nominalen Bcdeutungsklassen im allgemeinen wie im einzelnen wissen lässt.

Was zunächst die Wnrzelnomina betrifft, so waren sie

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584 Bedeutung der Nominalstttmtne. Vorbemerkungen. 464.

schon in nridg. Zeit semantisch nicht einheitlich, sondern be- schlagen schon damals mehrere Begriffsklassen. Im einzelnen darf man hie and da einen Bedeatangswandel vermaten, wie z. B. dass das F. *^ik' ai. vis- 'Haas, Gemeinde* aksl. chsh 'Dorf' 80, a) ursprünglich ebenso ein Nomen actionis, mit dem Sinne 'Niederlassang, Ansiedelung', gewesen war wie z. B. das wurzel- gleiche gr. otKO^ lat. vicus. Im grossen Ganzen aber ist die Entwicklung der Bedeatungsverschiedenheit in dieser Form- klasse dunkel.

Dass zumteil stammformantische Elemente mit besonderer Funktion in voruridg. Zeit in ihnen durch lautliche Prozesse antergegangen seien, ist eine Vermutung, die uns nicht weiterhilft.

464. Bezüglich der aridg. Nomina mit abtrennbaren Stamm- formantien ist man sofort vor die Frage geführt: woher stammen diese Formantien and welches war ihre erste Funktion? Da ist zu sagen (vgl. § 66. 87), dass von den allermeisten Herkunft und Grundbedentung völlig unbekannt sind. Vermatungen wie die, dass -bho- zu ai. bhä-Wer scheint, erscheint' gehöre 283), oder dass -tütii)' za ai. tavi4i 'er ist kräftig, vermag* gehöre 343), dass demnach die Nomina mit diesen Formantien ihrer Konstitution nach mit Komposita d. h. einstigen Komposita wie nhd. weib-lichj weis-heü za vergleichen seien, sind viel za ansicher, als dass sie die Grundlage für eine Darstellung der Geschichte der betreffenden Nominalklassen abgeben dürften. Es ist ja immerhin möglich, die verschiedenen Fanktionen, die z. B. die bho-Stämme aufweisen (z. B. gr. äpTuqpo^ 'glänzend', ?Xaqpo^ 'Hirsch*, xpöia^xx; 'Schläfe*, {a)Kipaq>o<; 'Schmähang, Ver- läumdung, § 284 f.), aas einem Grandbegriff abzuleiten, der An- knüpfung an ai. bhätiy d. h. Deatung des -bho- als ein za diesem gehöriges Nomen, zuliesse. Aber unter den uridg. bho- Nomina ist keines, welches in begrifflicher Beziehung durch sich selbst aaf diese Wurzel deutlich hinwiese, und das lautliche Zusammen- treffen im bh kann natürlich Zufall sein. Etwas besser schon steht es mit der Identifizierung gewisser formantischer dh 365) mit W. dJH' 'setzen'. Am unverfänglichsten ist wohl die Ver- knüpfung des in Adjektiva temporaler Bedeutung erscheinen- den Formans -t^no- -tno- mit ai. tdn- 'Aasbreitang, Fortdauer'

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% 465] Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 585

ir. tan 'Zeit' 197). Ist die Gleichsetzung des f. Formans f- -(i)|Vz- mit dem Pronomen av. f lit.yi=gr. !a 143) richtig, so gewänne von daher eine Stütze die alte Identifizierung des Formans -^(o)- 291) mit dem Demonstrativpronomen to-. Näher auf diese Probleme hier einzugehen lohnt sich nicht.

Ist demgemäss von dieser Seite her für die Aufhellung der Bedeutungsentwicklung der allermeisten formantischen No- minalklassen nichts und für einpaar Klassen nur sehr wenig zu holen, so ist nunmehr zuzusehen, was etwa sonst zur Aufklärung 4ienen kann. Ich hebe dreierlei herver:

465. 1) Wie in § 87 auf grund von Erscheinungen der Jüngeren Vergangenheit gezeigt worden ist, muss man darauf gefasst sein, dass ein lautlich einheitliches uridg. Formans mit divergierenden Funktionen aus etymologisch verschiedenen Bil- dnngselementen zusammengeflossen und dass somit die Funk- tionsverschiedenheit der uridg. Zeit schon von Anfang an da- gewesen war. So haben nach dem, was sich uns oben über die Geschichte der betreffenden Formantien ergeben hat, für ursprünglich verschieden zu gelten z. B. das -mO' der Superlative wie lat. 8ummus 152), das -mo- der Partizipia wie litjSsZ" Jcomas 160) und das -mo- von Nomina wie gr. 9Xotmö^ 6u)^ö^ 173), ebenso das -tro- von ai. antrd-m aksl.jqtro u. dgl. (§242) und das -tro- von ai. Sötra-m u. dgl. 252).

Umgekehrt kann, was seit uridg. Zeit lautlich verschieden war, doch ursprünglich dasselbe gewesen sein. Nach 1 § 701 S. 629 ff. ist die Möglichkeit geboten, die Formantia -^(o)- und -d{oy 286 ff. 358 ff.) und die Formantia -Ä:(o)- und -flf(o)- 366 ff. 386 ff.) zu identifizieren, und es liegt nahe, wenigstens in einem Teile der Nomina mit der Media diese Artikulations- art aus der Tennis hervorgegangen sein zu lassen. Ferner mag, nach 1 § 464, 1, das uridg. Formans -lo- zumteil ursprünglich -rO' gewesen sein. Bartholomae möchte auch -dhro; -dhlo- nur für eine lautgesetzliche Variante von -tro-y tto- halten 267). In allen diesen Fällen legt die Bedeutung kein Hindernis in den Weg, und teilweise sind die semantischen Verhältnisse für Identifizierung so günstig wie möglich.

2) Die Art, wie der Bedeutungswandel auf unserm Gebiet

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586 Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 465.

sich vollzogen hat, wie Nomina actionis zu Nomina agentis, Eigen- Bchaf tabBtrakta zu Ding- und Personenbenenuungen, Substantiva, die eine artliche Zugehörigkeit bezeichneten, zu Deminutiva ge- worden sind usw. usw., ist im Ganzen keine andere als die, wie überall anderwärtsBedeutungsverschiebung geschehen ist. Wenig- beachtet ist aber bis jetzt, und das sei deshalb besonders er- wähnt, dass auch hier viele Änderungen auf dem Wege des Synkretismus zustande gekommen sind: ein Formans berührte sich in dieser oder jener Gebrauchsweise mit einem andern For- mans; diese partielle Bedeutungsgleichheit führte zum Austausch auch anderer Funktionen; nach Herstellung völliger Bedeutungs- gleichheit liess man dann meistens das eine Formans ganz fallen. So hatte im Lett. z, B. lab-aks zunächst ebenso wie lit. laböka^ nur den Sinn 'recht gut, ziemlich gut' oder dgl.; dadurch wurde Vermischung mit dem Komparativ herbeigeführt, labdks wurde ihm völlig gleich, und der alte Komparativ schwand 381 S. 500 f.). Auf ähnliche Weise kamen die lokalen und temporalen Adjektiva auf -tero- im Ar. und im Griech. zu Funktionen, die ursprünglich nur die Komparative auf -ies- hatten, und es wurden dann in diesen Sprachzweigen ^«ro-Formen auch mit anderer als lokaler oder temporaler Bedeutung geschaffen 240, ß S. 328 f., § 522 ff.). Synkretismus muss namentlich in den Klassen der Verbalabstrakta und der Verbaladjektiva eine grössere Rolle ge- spielt haben, wo diese, bei engerem Anschluss ans Verbum, von einer mit mehrfacher Bedeutung verbundenen Formenmebrheit zu einer Einfotmigkeit übergegangen sind, wie es bei den Ver- balabstrakta z. B. im Ai. zu beobachten ist (Beschränkung der Infinitivklassen in der klassischen Sprache auf die Form auf -tum)j bei den Verbaladjektiva z. B. im Ital. (Verdrängung der sogen. Partizipia Prät. durch die eine Form auf -to-s.)

3) Im Einzelwort wird die allgemeinere Beziehungsbe- deutung, die an dem stammbildenden Formans haftet, dadurch irgendwie modifiziert, gewöhnlich spezialisiert, dass die Vor- stellung, deren Träger die Grnndelemente des Wortes sind, auf den Bedeutungsinhalt des Formans hinüberwirkt und in ihn mit aufgenommen wird. Mit so bereichertem Inhalt kann dann da& Formans produktiv werden, d. h. es bekommen auf dem Wege

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§ 465.] Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 587

der assoziativen Angleichung andere Nomina, eines oder sncces- sive zwei oder mehrere, das gleiche Formans mit dieser speziali- sierten Funktion. Durch successive Vermebning entwickeln sich auf diese Weise oft sehr umfangreiche Nominalklassen, nm so leichter, je allgemeiner der Sinn ist, den das Formans in Ver- bindung mit dem übrigen Teil des Wortetamms bekommen hat ^).

Davon, dass einem Nomen auf diese Weise sich nur eines zugesellt hat, sind oben u. a. folgende Beispiele vorgekommen: lat. pösca nach esca (S. 479), pulvis nach dnis (S. 533 f.), ai. dmii- nach kravii- (S. 544), gr. H^qpiTS nach XaiTE (S. 509), Tr^Xi£ ireXixvn nach kuXiE kuXixvt^ vgl. lat. cdlix (S. 265), arm. melTy u-Stamm, nach *medhu = ai. mädhu (S. 182), prenss. nauns nach "^jauns^Mujäunas (8. 271), lit. vÜ^has nach arikst^bas (8. 389). Zahlreiche, die oben nicht erwähnt sind, lassen sich hinzufügen, wie gr. T^pu^ und t^PÖtä^ ( ' T^puiv Hesych) nach irp^cjßu^ und irpecJßÖTÄ^, TPCtiKC^ *\xr\TiQ€<;' bei Alkman, Sophokles (zu TPaO^ Tpaia *Alte*) nach tuvaiKC^ (vgl. Dittenberger Hermes4U 100), lat. pröris {ffir pröra) nach puppisy senexter (für sinister) nach dexter^). Nicht immer ist ersichtlich, welche von zweien in solchem Verhältnis zu einander befindlichen Formen die indu- zierende gewesen ist, namentlich wenn die Anschlussbildung in vorhistorischer Zeit erfolgt ist, z. B. bei lat. laevos aksl. Uv^ gr. Xaiö^ : lat. scaevos gr. (TKaiö^ (S. 202), gr.X€Xl-buiv*Schwalbe': dri-bifiv 'Nachtigall'.

Wo ganze Nominalklassen entstanden sind, ist die im An- fang stehende Musterform nur selten noch zu konstatieren. Nach- weislich ist z. B. die Klasse der altgerman. nentr. Tiernamen mit -es- ahd. kcdby (hyrind, farhy huoriy {h)welf von Tcalb (ur- germ. *Jealbaz) ausgegangen (S. 523), die der lit. Farbadjektiva auf 'bvas, die den Begriff der Annäherung an die betreffende

1) Dieselbe Erscheinung ist häufig im Gebiet der Verbalbil- dung zu beobachten. So ist z. B. die 'inchoative* Bedeutung des lat. '8CÖ, eines Formans» das sich sehr stark ausgebreitet hat, ent- sprungen au ein paar Verba wie crisco, cuiol^co, wo sie durch den Sinn des Vorstücks bewirkt worden ist (2^ S. 1036).

2) Auf dem Gebiet der Verbalbildung z. B. lat. necto für ^nedhö (zu ai. Part nctddM-a) nach plecto.

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688 Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 4(>5.

Farbe ausdrücken, rüsvas raüsvas, zaUvasy blaisvas, balsvas^ JüsvaSf gelsvaSf melsvas von rüsvas raüsvas (S. 202), die der Nomina agentis a,Vit ^-tojis im Lit., auf -tajh im Slav., z. B. atpirJdöjis 'Erlöser', mokitojis 'Lehrer', gilhUojis 'Helfer* und povodatajh 'Führer', pozoratajh 'Beschauer, Späher' von lit. artöjis (preuss. artoys) aksl. ratajh 'Pfüger' (S. 196). In andern umfänglicheren Klassen lassen sich zwar gewöhnlich gruppen- weise ältere und jüngere Formen sondern, aber unter den älteren nicht mehr die älteste, die, von der alles ausgegangen ist, be- stimmen. Unter den Farbadjektiva mit -^o- z. B. sind 6 oder 7, die als uridg. gelten dürfen, wie z. B. ai. iyavd-Sy während mehrere im Ital., Germ, und Balt-Slav. neu dazugekommen sind; welche von den uridg. Formen aber die älteste war, bleibt dunkel (S.201). Bei den weitverzweigten Superlativbildungen auf 'ffitno-s -mo s (z. B. lat. nuiximus, facilUmus) kommt man mit hoher Wahrscheinlichkeit auf uridg. ''^septrfimO'S *septmO'S ^septimus' und *de&fpmo-s 'decimus' als die zwei ältesten Formen dieser Art zurück : mit ihrem Ausgang verknüpfte sich der Begriff der Stellung eines Gegenstandes in einer Reihe von Gegenständen; an sie schlössen sich zuerst andere Ordinalia, dann verschiedene Adjektiva lokalen und temporalen Sinnes an und weiter Adjek- tiva beliebiger anderer Bedeutung; ob nun aber zu allererst *septfpmO'S oder *dehpmO'S auf dem Plan war, ist kaum mehr auszumachen (S. 163. 225). Von den Verwandtschaftsnamen auf -(^)er- (S. 332 ff.) sind am jüngsten die einzelsprachlich ent- sprungenen wie ai. ndptar-f fiech. neti -efe. Unter den urindo- germanischen wie ai. devär-^ pitdr- hat man die auf -ter- {-tor-) formantisch identifiziert mit den Nomina agentis auf 'ter- {-tor-). In der Tat könnte z. B. ^bhrater- 'Bruder', wie man angenommen hat, zu ai. bhdra-ti gehören und ursprünglich 'Pfleger, Schützer' bedeutet haben (vgl. Delbrück Verwandtschaftsnamen 5ff .). Dann wäre man zu schliessen berechtigt, *pdter- und ^tnater- seien in Anschluss an ^bhrater- vollzogene Umbildungen der aus der Eindersprache stammenden *pd und *fnä 474). Indessen ist in dieser Bedeutungssippe alles, was die Entstehungsweise der uridg. Formen betrifft, noch so unsicher, dass auch hier der erste Ausgangspunkt als unklar bezeichnet werden muss.

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§ 465.] Bedeutung der Nominalstämnie. Vorbemerkungen. 58^

Was die Natur dieses Übertragnngsvorgangs betrifft, so hat man es mit der durch Bedentungsverwandtschaft veranlassten Lautnngsangleichung zu tun, die den Nominalstämmen vielfach anch in anderer Weise, ohne dass ein Stammformans auf ein anderes Wort übertragen wird, ihr formales Wesen modifiziert, z, B. lat. sen- 'Greis' für ^seno- nach jün- juven- 'junger Mann** nnAjuven- selbst für ^juvin- nach aen- (S. 166. 297 Fussn. 1), att. KpeiTTUiv, dXdTTUiv u. a. mit Vokallänge in erster Silbe (für *Kp^TTU)v usw.) nach f^rruiv (S. 558).

Die Nomina, die durch die in Rede stehende exkursive Formansverbreitung entstanden sind, hat man jedesmal so* weit als möglich zu scheiden von den dasselbe Foimans ent- haltenden Formen, aus deren Reihe sie sich abgezweigt haben. Ich habe diesen für die Erkenntnis der formal-semantischen Ent- wicklungsgeschichte der Nominalklassen wichtigen Punkt schon in dem formalen Teil unserer nominalen Formanslehre berück- sichtigt, indem ich die Beispiele zumteil darnach gruppiert habe. So sind z.B. in § 125 von den allgemeinidg. ^o-Adjektiva, die eine kaum näher zu umschreibende Funktion des Formans zeigen^ wie lat. vlvosj arduos, calvos, saevos^ parvos, abgetrennt die exkursiven Gruppen der Adjektiva mit Farbbedeutung, wie lat. helvos flävos, der Adjektiva mit Totalitätssinn, wie lat. salvoSy. und der Adjektiva mit den Bedeutungen 'links*, 'rechts', wie lat. laevosy oder in §385 beim Ä;(o)-Formans als exknrsive Gruppen wiederum Farbadjektiva, wie lat. caacus, lit. pilkas, und Ge- wächsnamen, wie lat. saliXf larix, filix.

Die Kategorie, von der die Abzweigung erfolgt ist, wird^ wenn sie umfangreicher und daher wahrscheinlich durch eine in längeren Zeiträumen geschehene Entwicklung zustande gekom- men ist und bezüglich der Formansfunktion Ungleichmässig- keiten aufweist, in der Regel ihrerseits noch andre exkursiv entwickelte Gruppen enthalten, sei es dass eine Form nur 6ine Form derselben Eigenart nach sich gezogen hat oder mehrere. Dabei können sich in der zeitlichen Entwicklung des Ganzen bis zur jüngsten Form herab natürlich die verschiedensten Ver- hältnisse ergeben, in denen die einzelnen Formen semasiologisch zu einander stehen. Zwei Beispiele mögen dies erläutern; die

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590 Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 465.

^o- und die fro-Nomina. Wir sahen (S. 587 f.)» Ht. rüsvas usw. mit der Bedeutung der Annäherung an eine Farbe waren Aus- läufer der Kategorie der Farbadjektiva sz^as, zelvas, blaivas usw., diese wieder war abgezweigt von den sonstigen Adjektiva auf -ffo-. Unter diesen aber bilden wieder z. B. eine zweigliedrige Exkursgruppe uridg. *g^i^o-8 td.ßvd-s kymr. &yM?'vivus': uridg. *mr^O'S kymr. marw *mortuus* (S. 203. 448), eine etwas grössere Gruppe lit. kreivas 'schief , szewa- l^runim' (in szetv-kojis 'krumm- beinig'), Jclivcis und szlivas szleivas 'schiefbeinig' (S. 204). Die Griechen bildeten mit -ipov Wörter mit der Bedeutung *Betrag, Entgelt, Lohn für etwas', wie Xuxpov, Gp^irrpov, K6^l<JTpov, bi- büKTpov, ji/jvöTpov (S. 342); im Ai. begegnen mit demselben Formans gebildet die Körperteilbenennnngen bharitra-m 'Arm' CTragwerkzeug'), caritrorm 'Fuss' ('Geh Werkzeug'). Diese beiden Gruppen waren Ausläufer der uridg. Klasse der Nomina instru- menti mit -trom. Diese Klasse aber war ihrerseits wieder eine von einem nicht mehr festzustellenden Einzelfall ausgegangene Spezialisierung. Neben ihr stehen noch vielerlei andere Sub- stantiva auf -tro-my und hier lassen sich abermals noch kleinere Gruppen aussondern, teils urindogermanische teils einzelsprach- liche, die exkursweise entstanden sind, z. B. Örtlichkeitsnamen wie ai. sthaird-m 'Standort' janitra-m 'Geburtsort', gr. G^örpov 'Schauplatz', lat. sepulcruniy ambulacrum. So gleicht die Ent- wicklung, die ein produktives Formans in semantischer Hinsicht durchgemacht hat, oft dem Wachstum eines Baumes: sein Stamm sendet Äste aus, längere oder kürzere, an diese setzen sich wieder Zweige verschiedener Länge an usw.

In den jüngeren, geschichtlichen Perioden der idg. Sprachen sieht man formal-semantische Gruppen oder Klassen so oft durch Anschluss eines Nomens an das andere zustande kommen, dass sich die Überzeugung aufdrängt^ dies müsse auch schon in den vorhistorischen Zeiten das wirksamste Moment zur Berausbildung von solchen Gruppen und zur Entstehung der Gebrauchsver- schiedenheiten eines Formans gewesen sein. Und für die Er- mittlung der begrifflichen Geschichte eines Formans ist hiemach überall die nächste Frage nicht die, was das Formans ursprüng- lich für sich selbst gewesen ist, sondern welches das erste

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% 466.] Bedeutung der NomiDalstämme Vorbemerkungen. 591

Wort war oder welches die ersten Wörter waren, wovon es den Schlnssteil ausgemacht hat.

Übrigens entstehen Bedentungsklassen nicht bloss so, dass einem Wort sich so und so viele Neubildungen mit gleicher Be- deutung zugesellen, sondern auch so, dass sich die besondere Bedeutung einer Form oder Formgruppe auf schon vorhandene gleichgebildete; aber dieser besonderen Funktion nicht teilhaftige Formen aberträgt. So war z. B. unser kindisch ursprünglich, «eit ahd. Zeit, nur 'kindlich'; der Gruppe der Adjektiva auf 'isch mit üblem Nebenbegriff ist es erst im Nhd. angeschlossen worden (s. § 550. 551, 3). Die wirklich weibliche Wesen be- nennenden Wörter auf -a-^ •{i)ia' •§• u. dgl. haben einen begriff- lichen Einfluss geübt auf gleichförmige Wörter, die nicht weib- liche Wesen bezeichneten (s. § 467).

In den Kreis der hier in Rede stehenden Erscheinungen gehört auch der Fall, dass, wo ein Nomen mit einem andern Nomen oder eine Nominalklasse mit einer andern Nominalklasse an einem oder dem andern Punkt des Kasussystems in forman- tische Übereinstimmung gekommen ist, diese partielle formale Übereinstimmung auf grund von Wortbedentungsverwandtschaf t eine weitere formale Angleichung bewirkt. Wo der vorbildlich wirksame Stamm, wie es gewöhnlich der Fall ist, andere Stämme gleicher Form und anderer Bedeutung neben sich hat, bewirkt er nicht allein, aber doch in erster Linie die formale Neuerung. Z. B. got. Nom. PI. fadrjus 'Väter' trat zu fadrum -uns wesentlich nach sunjus 'Söhne (§245 S.334f.); gr. OepÄTruiv 'Diener', das ursprünglich n-Stamm war (F. GcpdiTvii, 0€pdTraiva), wurde nt- Stamm (-ovto^ usw.) wesentlich nach den begrifflichen Opposita äpxuiv, Kpeiwv, ji^buiv jueb^wv; lat. minus -öris wesentlich nach maius -öris und pnnuyrum -öris wesentlich nach priörum -öretf 433) ; got, Nom. Sg. fötus usw. Tuss' zu fötu -uns 78 S. 1 3 1 ), tunpus usw. 'Zahn' zu tunp-u -uns 350 S. 460) wesentlich nach kmnus 'Wmge, Backen', handus 'Hand' 106 S. 179); aksl. Gen. dUese usw. zu dilo 'Werk' wesentlich nach slovo -ese 'Wort' 399 S. 524).

466. Dass in den weiten Reichen der Gegenstands-, der Eigenschafts- und der (nominalen) Zustandsbegriffe nicht jede

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592 Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 466.

einzelne Begriffsklasse, von der man a priori erwarten könnte, dass sie zugleich als besondere Formklasse aufträte, als solche auch erscheint, ist nach dem Dargelegten nur natürlich. Wo im Nominalformalen einer Sprache keine günstigen Ansatzpunkte zur Entwicklung einer formal-semantischen Klasse vorhanden waren, entstand auch keine solche Klasse.

Für manche Begriffskategorien wurde die Gelegenheit, die sich zur Herstellung einer Formklasse wieder und wieder ergabt auch öfters, von verschiedenartigen Ansatzpunkten aus, benutzt. Daher verschiedene kategoriale Formantien, lebendige und ab- gestorbene, nebeneinander z. B. für Deminutiva, für Tierbenen- nungen, für KoUektiva, für stoffbezeichnende Adjektiva auch in derselben Sprache.

Andere Begriffe dagegen, für die man ebenso gut beson- dere Formklassen erwarten könnte, z. B. für den Begriff dea belebten Wesens im Gegensatz zum unbelebten, für den des menschlichen Wesens im Gegensatz zum tierischen Wesen oder überhaupt zu allem andern Gegenständlichen, für den der Erden- dinge im Gegensatz zam Himmlischen, hatten von uridg. Zeit her keinen gesonderten formantischen Ausdruck.

Wiederum andere wenigstens keinen so vollkommenen, als man nach ihrer Häufigkeit und Wichtigkeit erwarten könnte. Hierher gehört vor allem der Gegensatz von substantivischer und adjektivischer Geltung des Nomens. Auch noch in den historischen Perioden der einzelnen Sprachzweige ist es oft nicht ein bestimmtes Merkmal der Form, sondern nur der Bedeutungs- inhalt des ganzen Wortes im Verhältnis zu den andern Wörtern des Satzes, der das Nomen der einen oder der andern von diesen Begriffsklassen zuweist, z. B. ai. yüvan- lat. juvenis 'jung' und 'Jüngling', ai. vfäan- 'männlich' und 'Mann, Männchen des Tieres'.

Speziell adjektivischen Charakter haben allerdings gewisse uridg. Formantien, mittels deren Adjektiva von Substantiva ab- geleitet wurden, wie -{ijio-, z. B. *pdtr%iO' Väterlich' gr. irdTpio^ von *pa^^r- 'Vater* gr. Trax/jp (§114 ff.), und wenigstens eine» gibt es, das seit uridg. Zeit umgekehrt der Substantivierung von Adjektiva dienen konnte, -en- -on-y z. B. av. mar^tan- 'Sterb- licher* von mar^ta- 'sterblich', gr. crxpdßujv 'Schielender' von

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§ 467.] Bedeutung der NominalAtämme. Vorbemerkungen. 598

(TTpaßö^ 'schielend', lat. silo 'Plattnasiger* von silusy got. blinda 'Blinder' von blinds 'blind* 210 ff.). Überdies gewann man, wie § 15 bemerkt ist, frühzeitig eine formale Unterschei- dung der beiden Begriffe durch Tonsitzdifferenzierung, z. B. ai. krind'S 'schwarz' : kfäna-s ('Schwarzer') 'schwarze Antilope', gr. XeuKÖ^ 'weiss' : XeÖKO^ ('Weisser') 'Weissfisch'. Diese formalen Unterschiede wurden aber in den meisten Sprachen immer wieder mehr oder weniger verwischt infolge davon, dass im allgemeinen die Fähigkeit vererbt und festgehalten war, beliebig gebildete Nomina ohne Formveränderung bald adjektivisch bald substantivisch zu setzen. Usuell gewordene Substantivierungen solcher adjektivisch gekennzeichneter Nomina sind u. a. ai.jdm- bhya-8 gr. T^Mcpio^ (to^9(o^) 'Backenzahn' von *§6mhho8 'Zer- malmung, der Zermalmung dienendes Ding, Zahn' ai. jämbha-s usw. 115 S. 188), ai. mdrtya-s 'Sterblicher, Mensch' von mdrta-8 'Sterblicher, Mensch' (§115 S. 188), lat. capreüy eine Art wilder Ziegen, von capra 'Ziege' 122 S. 199), cßreus 'Wachskerze, WachsfackeP von cera 122 S. 199), mhd. guldm M. 'Goldmünze, Gulden' von golt 'Gold' 190 S. 277). Und umgekehrt sind durch attributive Verwendung wieder adjek- tivisch geworden z. B. die Substantiva gr. oOpaviwv 'Himmlischer, Himmelsbewohner' (von oöpävio^ 'himmlisch'): 6€o\ oöpaviwve^ 'die himmlischen Götter', a!0u)v (vgl. ATGwv, 'Brandfuchs', Pferde- name): tinroi a!9u)V€^ 'brandrote Rosse', got. treiAa 'Heiliger' : ahma sa weiha 'der heilige Geist' 212 S. 299 f., § 215, a S. 307).

467. Mit der nominalen Stammbildung hängt engstens die Genusunterscheidung zusammen. Von dieser ist des Näheren später zu handeln. Hier sei nur schon Folgendes bemerkt. Das m. und das n. Genus entbehren von uridg. Zeit her des Aus- drucks an der Stammform selbst und sind nur durch die flexi- vische Gestaltung des Nom. und Akk. gekennzeichnet. Am f. Genus dagegen sind von den stammbaften Formantien direkt beteiligt -o-, -(«)itf- -f-, -^ ((t)!^), -*• -H-y -ö- ttjf-- Mit dem -a- der Feminina wie ai hhuja gr. cpirrt lat. fuga war der Ausgang -a des Nom.-Akk. PI. der oStämme, z. B. *iuga ved. yugd lat. jugay identisch, und die Einstellung einer solchen Singular-

BroKmann, Grimdriss. i. 38

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594 Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 468.

form in eine plnralische Easusreihe erklärt sich aus der Eol- lektivbedeutnngy die dem tf- Formans zugekommen war: ^iuga war ursprünglich etwa 'das Gejöche'. Dazu, das natürliche weib- liche Geschlecht zu bezeichnen, das sie in einer Anzahl von Wörtern seit uridg. Zeit zum Ausdruck bringen, sind jene For- mantien 'd- usw. aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem § 468 zu besprechenden Wege der exkursiven Ausbreitung von einem ein- zelnen Wort aus gekommen. Für -a- hat man an ein Substan- tivnm wie gr. Twri (böot. ßavd) aksl. £ena *Weib' als Musterform gedacht, in dem der Begriff des Weiblichen mit durch die Grundelemente gegeben war. Auch hat man vermutet, dass z. B. ♦«J^ 'Stute' (lat. egua) und ^ulqui *Wölfin' (ai. vrkt) neben ^ek^O'8 und ^^IqUo-s ursprünglich etwa 'pferdisches Wesen', Völfisches Wesen' bedeutet oder dass sie nach Art unseres huhn (S. 158) einen kollektiven Sinn gehabt haben; über den Über- gang von Eollektivbedeutnng zur Bedeutung eines Einzelwesens s. § 511. Dieser durch Spezialisierung entstandene Sinn des Weiblichen ist die Veranlassung dazu gewesen, dass man alle jeweils zu der betreffenden Formklasse gehörigen Wörter (Männernamen wie ^crlba ausgenommen) als Feminina bezeichnet.

Weitaus die Mehrzahl der als M. und der als F. be- nannten Nomina hat mit der Unterscheidung der beiden natür- lichen Geschlechter von Hans aus nichts zu schaffen gehabt. Doch haben die Nomina, mit denen männliche und weibliche Wesen bezeichnet wurden, mit ihren die Sexnsvorstellung tra- genden Formantien auf die Bedeutungsfärbuug gleichforman- tischer Substantiva, die nicht animalische Wesen bezeichneten, unter Beihilfe besonderer affekterregender Vorstellungen einen Einfluss auszuüben vermocht. Dieser zeigt sich am greifbarsten in der Art, wie Wörter wie gr. i^Xio^, öttvo^, a€>J\yn\f vu£, uxi^ia, lat. amor^ victoria,pax, bonus eventus^ hd. sonney mondy minne mythologisch in persönliche Gestalten umgewandelt worden sind.

468. Was man die Bedeutungslehre (Semasiologie, Se- mantik) einer Sprache nennen kann, pflegt nach dem bisherigen Usus auf Grammatik und Wörterbuch verteilt zu sein: das Wörterbuch behandelt das isolierte Wort, die Grammatik die klassenweise auftretenden Erscheinungen, und beiderseits hat

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$ 468.] Bedeutunfif der Nominalstämme. Vorbemerkungen. 595

<ler Sprachhistoriker die Bedentungswandlungen vorzuführen und dabei so weit als möglich den Ausgangspunkt der Ent- wicklung festzustellen. Dass diese Scheidung gewisse Zweck- mässigkeitsgründe für sich hat, nach dem heutigen Stand der Sprachwissenschaft wenigstens, ist nicht zu leugnen. Aber durch die Natur des Untersuchuogsobjekts selbst ist diese Trennung Dicht geboten. Vielmehr ist klar und ist gerade bei der nomi- nalen Stammbildung deutlich zu ersehen, dass die der histori- schen Grammatik durch die Natur der Sache selbst gestellte Aufgabe im Grunde alles das mit in sich schliesst, was man der lexikalischen Behandlung des Sprachstoffs zuzuweisen pflegt.

Wir haben oben gesehen : bei entwicklungsgeschichtlicher Behandlung der nominalen Begriffsklassen darf nicht so vor- gegangen werden, dass man zunächst die drei Hauptklassen aller -denkbaren Nominal begriffe, die Klassen der Gegenstands-, der Eigenschafts- und der nominalen Zustands- oder Vorgangs- begriffe, in ihre spezielleren Arten und Unterarten zerlegt und dann fragt, welche Ausdrucksmittel für die weiteren, die engeren «nd engsten Begriffskategorien vorhanden sind. Vielmehr ist überall von den Individnalbegriffen auszugehen, weil erst an nnd aus ihnen sich die verschiedenen Nominalklassen entwickelt haben. Ist man schon von dieser Seite her auf das Einzelwort hingewiesen, so haben auch unter den eine begriffliche Klasse ausmachenden Nomina meist so und so viele ihre individuellen 2üge, die nur in dem Zusammenhang erkannt und erklärt werden können, der sich in der Grammatik überschauen lässt. Ferner muss oft die Bedeutungsgeschichte eines einzelnen No- mens erst festgestellt und eine ältere Bedeutung für dasselbe -erschlossen werden, damit es für diese ältere Zeit einer be- istimmten formal-semantischen Kategorie zugerechnet werden kann. Z. B. ist das uridg. Wort für die Eingeweide ai. antra m JlTdrä-m arm, dnder-Tc gr. fvT€pa erst nach Zurückführung auf den allgemeineren Begriff 'Inneres' mit den komparativischen Nomina auf -tero' zu vereinigen 283).

Dass man in Hinsicht auf die Bedeutung die Darstellung «der Geschichte des einzelnen Wortes dem Wörterbuch zugewiesen und der Grammatik nur das Generelle, die gattungsmässige

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59B Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerkungen. [( 469*

Vereinfachung der Mannigfaltigkeiten überlassen hat, ist für die bisherige Behandlung dieser Seite des Sprachlebens nicht voni Vorteil gewesen. Dabei sind vor allem die feineren Beziehungen, die, von Wort zn Wort bestehend, sich nicht aus den üblichen- Generalisierungen und Einteilungen ergeben, zu kurz gekommen* Im Interesse der hier annoch erforderlichen üntersnchnngeni hat man für das Semasiologische zunächst eine vollständigere und feiner ausgebildete Terminologie zu schaffen. Die wenigen allgemeinen Termini, wie Nomen actionis, Nomen agentis, De- minutivum u. dgl. reichen bei weitem nicht aus.

469. Schliesslich bleibt noch zu erwähnen, wie die Be- deutungslehre, speziell die nominale, in die sogen. Syntax hin- übergreift. Es haben zwar in jeder Sprache zahlreiche Nominal- Stämme, vor allem die Substantiva mit Gegenstandbedeutung, einen Sinn, der auch nach Loslösung des Wortes aus seinem Satz YoU and genau vorstellbar ist. Auch sind Bedeufungs- verschiebungen vielfach ohne Rücksicht auf Satzzusammenhang erklärbar, z. B. der Übergang des Sinnes des Nomens feder, in dem zunächst die Vorstellung des Fliegens das dominierende Element war, zu dem Sinne der Schreibfeder, oder der Bedeu- tungswandel des Wortes Vorstellung^ durch den der äussere Vorgang auf Inneres übertragen worden ist. Aber ebenso oft müssen f dr die genauere Feststellung des Sinnes und der Sinnes- verschiebungen syntaktische Verhältnisse berücksichtigt werden, z. B. bei der substantivischen oder adjektivischen Geltung eines- Nomens (lat Plur. boni) und beim Übergang von jener zu dieser, der ein Ergebnis attributiven Gebrauchs des Substantivs- ist, oder bei Komparativen, die eine Steigerung im Vergleich mit etwas anderem, von dem mit die Rede ist, oder einen über- haupt hohen Grad ausdrücken können, oder beim Verbaladjek- tivum (Partizipium), das aktivisch oder passivisch, und bei dem ein dauernder oder ein zeitweiliger, durch das regierende Verbum näher bestimmter Zustand gedacht sein kann, u. dgl. Auch insofern ist die geschichtliche Betrachtung an Syntaktisches^ gewiesen, als man nicht selten sieht, wie die bestimmte Stellung einer Form zu andern Formen des Satzes dieser Form erst ein bestimmtes Nominalformans zuführt, z. B. lat. vir ForöjüliSnsis^

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^ 470.] Bedeutung der Nominalstämme. Vorbemerk unj^en. 597

Auf grund von ForO Juliöy gr. oi TtaXaioi (fivOpujTroi) auf grnnd von o\ TrdXai (dv6pu)iT0i), lit. müsüjis, müsiszkis 'der unsrige* auf grund von Gen. PL müsü.

470. Die nachfolgende Darstellung bezweckt in der Haupt- sache nur, aus dem, was in dem vorausgegangenen Abschnitt nach dem Gesichtspunkt der Formation in Gruppen geordnet vorgeführt ist, das zusammenzustellen, was sich zn Bedeutungs- ^ruppen znsammenordnet.

Dabei wird aber erstlich nur dasjenige auf die Bedeutung Bezügliche berücksichtigt, was einer ganzen Reihe von gleich- :artigen Formen gleichmässig eignet. Von der Art der Stamm- bildung unabhängigen, aber ihrerseits ebenfalls kategorienweise ^auftretenden semantischen Erscheinungen, wie z. B. dass Lebe- wesen mit Sachnamen bezeichnet werden {maske = maskierte peraon, haudegen = krieger), oder Sachen mit Lebewesen- benennungen (bock = kutschersitZf pferd = pferdähnliches iumgeräte\ oder ans einem Stoff hergestellte Gegenstände mit den betreffenden Stoff benennungen fgr.TrcuKii 'Fichte' und 'Kien- fackel'); sind besondere Abschnitte nicht gewidmet.

Weiter bleibt 'Syntaktisches*, was bei einer Bedeutungs- «ntwicklung eine Rolle spielt, möglichst im Hintergrund. Das ge- schieht im Interesse der Übersichtlichkeit der Darstellung. Die betreffenden Erscheinungen werden nur kurz erwähnt und kommen später in anderem Zusammenhang zur Erörterung.

Sodann sei bemerkt, dass ich auf Besprechung feinerer und feinster Bedeutungsschattierungen, die in den meisten Be- deutungsklassen zu beobachten sind, verzichten muss. Hier wäre schon darum schwer eine Grenze zu finden, weil, genau g:enommen, jedes Wort seine besondre Bedeutungsgeschichte hat (dies beruht darauf, dass die Gruppierung mit dem Zugehörigen, •durch die die Bedeutungsentwicklung eines Wortes bestimmt wird, bei jedem Wort Eigenartiges hat). Weiterhin aber ist zu bedenken, dass solche feinere Unterschiede innerhalb der ein- zelnen Bedeutungsklassen für die Zeit der idg. Urgemeinschaft, Ton der doch unsere sprachgeschichtliche Darstellung so viel als tunlich auszugehen hat, in der Regel gar nicht des Näheren 2U fixieren sind, und darzustellen, was sich im Einzelnen

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598 Konkreta. Lebewesennamen. 47 U

einzelsprachlich nnd hier gar nur in engeren nnd engsten Kreisen entwickelt hat, ist Sache der Einzelgrammatik. Aaf solche Entwicklangen näher einzugehen erscheint mir aber auch darum nicht geboten, weil auf diesem Gebiete bis jetzt wenig vorgearbeitet ist und auf den Gegenstand meistens nicht ohne Vorführung längerer Reihen von Belegstellen aus den- Denkmälern eingegangen werden könnte.

Auch so hoffe ich jedoch wenigstens hie und da im Fol- genden nützliche Winke für weitere Forschung auch im Ein- zelnen gegeben zu haben.

2. GegeDstandbezeichnende SabstanÜTa (Konkreta).

a. Lebewesennamen.

471. 1) Wie S. 592 bemerkt ist, haben die idg. Sprachen keinen eine eigne festbegrenzte Formklasse bildenden Ausdruck für den Begriff des Lebewesens aus der Zeit der Urgemeinschaft mitgebracht. Indessen hat sich an einige Formantien seit dieser Zeit in einzelsprachlicher Entwicklung mehr und mehr die Vor- stellung eines persönlichen oder überhaupt lebendigen Wesena geknüpft. Am ausgedehntesten an -in- -ön- als geschlechtiges- Formans, z. B. lat. homo got. guma lit. zmü ('Irdischer*) 'Mensch', av. mar^tan- 'Sterblicher', gr. arpdßiwv 'Schielender', lat. silo 'Plattnasiger', got. garazna 'Nachbar' garaznö 'Nachbarin' 209 S. 294 ff.), und an die Jco Formantia, wie gr. v^ä£ 'junger Kerl'y lit. naujoJcas aksl. novdkb 'Neuling', lit. berokas 'Brauner' (Pferd) 381, ß S. 499 ff.), Wtjaunikis 'junger Bursche' aksl.jwwbcv 'junger Stier', lit. naußJcas 'Neuling', aksl. irhnhCh 'Schwarzer, Mönch' 376 S. 489 f.), ahd. arming 'homo pauper', mahting 'homo potens, numen', lit. laukinifikas 'dem Land (Feld) An- gehöriger, Feldbewohner, Landmann', aksl. gr^hnikh 'Sünder* 374 S. 485 ff.). Wo Substantiva dieser Formklassen leblose Dinge bezeichnen, z. B. gr. rpißiwv 'schäbiger Mantel', KÖ(pujv 'Krumm- schliesser' d. i. Werkzeug zum Krummschliessen von Missetätern^ lat. säbulOj runcOy gr. öpmiH 'Sprössling', GiüpctE 'Brustpanze/, lit. laibikaa laibikis 'schmales Stück Feld', stimokas 'Peitsche mit Rehfussstiel', got. skülings 'Schilling', ahd. zuhaUng 'pero^

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§ 472.] Konkreta. Die aninialischen Geschlechter. 599

Halbstiefer, aisl. sexdringr 'Sechsruderer', ahd. hamung 'Hor- DUDg', aksl. 8v4Sthnikh ^Leachter*, doch kann bis zu einem gewissen Grad die Vorstellung eines Lebewesens walten, etwa so, wie bei unsern nbd. Nomina agentis auf -er, wenn sie Werkzeuge be- zeichnen, wie bohrer, türschliesser 481, 2). In den meisten hier einschlägigen Fällen ist das Leblose von den Sprechenden zuerst als Lebewesen angeschaut und demgemäss benannt worden. Doch waren zumteil wohl auch solche Sachbenennungen schon da, ehe das betreffende Formans in der Richtung produktiv wurde, dass daran der Sinn des Lebendigen geknüpft war. In diesem Fall hat hinterher die Klasse der ein Lebewesen bezeichnenden Nomina auf die gleichformantischen ^dern Nomina in der näm- lichen Art herübergewirKt, wie nach § 467 S. 594 Wörter für männliche Wesen und Wörter für weibliche Wesen auf gleich- formantische Wörter, deren Begriff mit dem natürlichen Sexus von Anfang an nichts zu schaffen gehabt hat, mit ihrer Sexus- bedeutung einen Einfluss ausgeübt haben.

2) Bezeichnungen von Lebewesen sind ferner häufig da- durch entsprungen, dass ein Substantivum, welches eine Eigen- schaft bezeichnete, für den Träger der Eigenschaft eintrat, z. B. nhd. Schönheit für schöne persouy schöne frau 505, 2), oder ein Substantivum, welches einen Vorgang bezeichnete, für den Träger des Vorgangs, z. B. nhd. bedienung für bedienende person 481,3, a), auch für das durch den Vorgang Hervorgebrachte 496, 1), wofür das Hauptbeispiel sind die zahlreichen Wörter, die den Bedeutungsübergang von ^Zeugung, Geburt' u. dgl. zu 'Gezeugter, Nachkomme' usw. erfahren haben, wie ai. sünü-i lit. sünüs aksl. sym got. sunus 204, a), ai. janyu-S jäniman- jänman- jantü-i gr. yövo^ Tovri t^vo^ T^vem^ y^wa T^vvima, gr. v\v<i 150), aiTOpa, töko^, Xöx€UMa*), lat. ßtusy ir. suth usw.

b. Bezeichnung der beiden animalischen

Geschlechter.

472. in uridg. Zeit gewannen -ä-, -(i)iö- -l-, -f- -«i-, -ö-

-u)f- die Bedeutung, dass sie das weibliche Wesen im Gegensatz

1) Vgl. H. Rüter De metonymia abstractae notionis pro con- creta apud Aeschylnm, Halle 1877.

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600 Konkreta. Die aniinali»chen Geschlechter. 473.

zum DiäDDlichen bezeichneten 467), z. B. *ekf^ ^eqna' 93, d S. 161); ♦jf/gVf 'Wölfin* ai. vrkt, ai. takhU gr. T^icraiva, hi.pdtm gr. TTÖTvia, ai. datrt gr. böiclpa 134 ff. S. 211 ff.); ai. napti-i, haSrü'f 129 f. S. 208 ff.). Die m. Substantiva, denen sich diese Bildungen als F. an die Seite stellten, bezeichneten teils durch sich selbst das männliche Wesen, teils hatten sie ursprüng- lich einen bezüglich des Sexus indifferenten Sinn. Die letzteren Formen bekamen nun, im Gegensatz zu den ausdrücklich weib- lich gekennzeichneten Formen, gewöhnlich den spezielleren Sinn des männlichen Sexus. Doch konnten sie nebenher immer auch noch in der allgemeineren Bedeutung gebraucht werden, z. B. gr. e€oi 'Götter'.

Ob unter den Stämmen auf -6-, -(i)|>, die schon in uridg. Zeit dnrchgehends grammatisches f. Geschlecht gehabt zu haben scheinen, damals auch schon Wörter für weibliche Lebewesen gewesen sind (vgl. die lit. Feminina wie väki 'Wölfin', sine 'die Alte'), bleibt unklar, so lange der Vorgang der Vermischung zwischen diesen und den -(f)i^- : -f-Stämmen nicht aufgehellt ist. S. § 144ff. S. 220ff.

473. 1) Bezeichnung des weiblichen Geschlechts.

a) Konglutinate der in § 472 genannten Formantien mit einem andern Formans.

Uridg. 'n{i)ia' -nl- : ai. pätnl gr. irÖTVia alit. -patni, womit nächstverwandt sind aksl. -yriß, z. B. hogynji 'Göttin', ai. -am^ z. B. Mudgaldni 'Gattin des Mudgala' av. Ahuranl- 'Tochter des Ahura' (S. 215. 216. 280), gr. -aiva, z. B. XuKaiva 'Wölfin' (S. 214). Lat. 'inay z. B. r€gina marruc. regena, lat. gaUina (S. 218. 276). Lit. '^rU zur Bezeichnung der Ehefrau, z. B. kufpiuvine 'Schustersfrau' (S. 209 f.).

Gr. -f^ Tbo^ und (^ -ibo^, z. B. dimXoKapl^ 'eine mit schönen Flechten', XijcTTpi^s 'Räuberin' (S. 209 f.).

Anm. Aus dem Makedonischen war wahrscheinlich entlehnt -xcaa in ßaa(Xi<J<Ja ^Königin* (zu M. ßaaiXcO«;), MaKcbövicwa (zu M. M^kc- buüv), ßaXdviaaa 'Bademeisterin* (zu M. ßaXoveOc;) iL a. S. Schulze Lat. Eigenn. 40, Solmsen Rh. Mus. 59, 504.

Lat. -fa?, z. B. jünlx, datrlx, päl. sacaracirix '♦sacratrix, sacerdos' (S. 218. 495 f.).

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^ 473 ] Konkreta. Die animalischen Geschlechter. BOl

öfters traten an sieh nicht anf den Sexus bezügliche For- mantien von Namen für weibliche Wesen {vgl.knabe mädchen) mit in den Dienst der Motionsbezeichnang. L^t puella (alat. auch puerä) ipuer, adüliscentula : adtdescSns, anciUa : anct^^t^, Cae- sulla : KaesOy Falcmüla : Fälco^ ahd. n^^iZ^'Nichte' : »^o*Neffe' (S. 375). Com. buch ^vacca' : ir. bo (S. 483). Lit. oszkä 'Ziege' : 4)zg8 'Ziegenbock', vgl. ai. ajika = ajd 'Ziege* und kymr. eioig ^om. euhic 'cerva'. Russ. voUica 'Wölfin' : volk 'Wolf (S. 495). Ahd. /ttZi^Aa 'weibliches Fohlen* :/oZo (S. 511). Lit. tamäiU ^Dienerin' : tafnas 'Diener* (wie sesditi 'Schwesterchen' u. a.). Vgl. Schulze Lat.Eigenn. 136f.330.418f. und wegen der Derai- Autivbildnngen unter diesen Feminina unten § 542. 546.

b) Mit Vrddhi in der letzten Silbe des Vorstücks ai. ndn .av. nah^'f ai. Manavi u. a. 142).

c) Im Germ, gewaun uridg. -ö»- neben -en- on- die Be- •deutun^ des f. Genus. Doch wurde dann bei der Benennung Yon Lebewesen insofern ein Unterschied zwischen Mensch und Tier gemacht, als sich nur beim Menschen -(yn- konsequent auf •das weibliche Wesen beschränkte, z. B. got. garazna 'Nachbar' : jgaraznö 'Nachbarin', während die Tiernamen mit -ön- gewöhn- lich Kommunia sind, also nur grammatisches f. Genus haben, 2. B. got. faüho 'Fuchs'. S. S. 305 f. 318. Bei den allermeisten "Tieren wird auch sonst begreiflicherweise häufiger von der Unter- :6cheidung der Geschlechter abgesehen als beim Menschen.

2) Selten und nur einzelsprachlich ist der Fall, dass man für das männliche Geschlecht durch formantische Erwei- terung zu einer besonderen Form gelangt ist im Gegensatz zu der Form für das betreffende Lebewesen im allgemeinen. So im Lit. 'inas, ausgegangen wahrscheinlich von ävina8 = Bk%\. ^<?t»n» TVidder' zu lit. avis 'Schaf, ferner z. B. mSszkinas 'männ- licher Bär* zu meszkä 'Bär', stifninas 'Rehbock' zu stima 'Reh', i^nas 'Gänserich' zu zqsis 'Gans', gefvinas 'männlicher Kra- nich' zu jjr^rt?^ 'Kranich'. Da lit. -incts auch Amplifikativformans ist, z. B. vaikinas 'grosser Junge' zu vaikas, afiginas 'grosse Schlange' zu angiSy so bildet seine Verwendung zur Benennung des Tiermännchens das Gegenstück zum Gebrauch von Demi- nutivformantia zur Bezeichnung des weiblichen Geschlechts, wie

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602 Konkreca. VerwandtschaftsnameD, Patronymika u. dgl. 474.

lat. pudla : puer (1, a). Vgl. § 187 S. 272 und § 542. 549, Ferner ahd. antrehho antrahho mhd. antreche nhd. enterich neben ente {antrahho nach Klnge aas *anut'trahhOy za engl. drake% wonach gänserichy täuberich n. a. Ana dem Griech. kann man die patronymischen Bildungen TavraXibii^ M. neben TavraXi^ F, 474, 3, d) vergleichen, insofern auch hier, umgekehrt wie sonst,, die Formanserweiterung beim M., nicht beim F., auftritt.

c. Verwandtschaftsnamen, Patronymika u. dgl. 474. 1) Als Verwandtschaftswörter fungierten aus der Kindersprache stammende Lallnamen wie gr. 'Mutter*, na 'Vater', fiira lat. atta got. cUta Tater', gr. \i&mia iia}x\ir\ lat. mamma usw. 'Mutter' (zur Konsonantengemiqation und zur Redu- plikation s. §20. 70). Vgl. Delbrück Verwandtschaftsn. pa8sim,r Kretschmer Einl.334ff. 353 ff. *m4und *pä mögen in der Sprache der Erwachsenen das Foimans der Verwandtschaftsnamen (2) bekommen haben: uridg. *p<^Wr- 'pater', ^maUr- 'mater'. Sicher hat später, auf ind. Boden, ein mit dem Lallnamen ai. nand alb. nane serb. nana nena 'Mutter' gr. vdwri v^vva 'Base, Tante" zu verbindendes *nanäna' diese Erweiterung erfahren: ai. nä- nandar- 246).

2) Uridg. Verwandtschaftswörter mit -(0«^-? wie ^pdt&r- 'Vater', *daiy,6r- 'Bruder des Gatten', nach deren Analogie später in einzelnen Sprachen noch andere gleichartige Formen ent- standen, sind besprochen § 244 ff. S. 332 ff., § 465, 3 S. 588, § 474, L Auch eine Weiterbilduog von dieser Klasse machte schon in uridg. Zeit eine besondere Gruppe von Verwandtschafts- benennungen aus, die Substantiva wie ai. pitrvyas ahd. fatu- reo, gr. priTpuid ags. mödrie, s. § 126 S. 206. Über die Bedeu- tungsverhältnisse bei allen diesen Wörtern ist auf Delbrttck'S' unter 1) genannte Schrift zu verweisen.

3) Abstammungsbezeichnung (Patronymika, Metronymika), Die Bezeichnung einer Person nach dem Namen des Vaters oder unter Umständen (z. B. wenn der Vater unbekannt war) nacb dem Namen der Mutter geschah seit uridg. Zeit teils nach Art von gr. ATmocJG^VTi? AriiLJoaO^vou^ (wW^), lat. L. Cornelius Cn. f. Scp- pioy teils mit stammformantischen Mittehi, mit Formantien, die

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§ 474.] Eoukreta. Verwandtschaftsnamen, Patronymika u. dgl. 603

Zugehörigkeit, DeminatioD n. dgl. bedenteteD. Doch dienten diese Formantien nicht nur der Bezeichnung der direkten, sondern auch der Bezeichnung der indirekten Abstammung und damit zugleich der Benennung des ganzen Geschlechtes (z. B. gr. TleXo- TTibai Geschlecht des TT^Xoip, ags. Scyldinjas Geschlecht des Scyldy vgl. Carolingi die Dynastie Karls d. Gr.).

Besonders treten i-, k- und n-Formantien hervor.

a) '{i)io- 114 ff). Ai. Tügrya-s und Tdugryd-s Nach- komme des Tügra-s, Sahadßvyd-s N. des Sahddöva-s, av. Nao- ta^rya- N. des Naotara-y apers. HaxamanUiya- N. des Haxä- manU-. Hom. T€Xa^^)Vlo^ N. des TeXapiiüv, NriX/iio^ N. des Nn- Xeu^, woneben auch mit adjektivischer Geltung des Patronymi- kums TeXapübvio^ ulö^; -lo- bildete regelmässig die Patronymika in den drei äolischen Mundarten. Im Lat. beruhen auf diesen Bildungen die Geschlechtsnamen wie Tullius, Marcius, SextiuSj zu Tullus usw. Daneben ai. -i-, wie PaüruTcutai-i^. des Puru- kütsa-Sy was nach § 121 zu beurteilten ist.

b) Ä-Formantien (§371 ff.). Ai. Dandagrahika-s N. des Dan^agraha-s, ASvapalika-s N. der AivapaU. Lit. -ükas M., 'ike F.: Kumutükas Sohn des Kumutdtis (vgl. vamükiM u. a. S. 492), Naujokike Tochter des Naujöks (vgl. S. 490). Germ, -iw-ja- -ttn-ja- 374 S. 485), z. B. ags. Wulf Wonrddinj = Wulf mnu Wonr4des (Kluge Nom. Stammb.* 12 f.).

c) w-Formantien. 'AKpi<yii£)v?i Tochter des 'AKpiaio^, Kpo- viiüv (-a)v-) Sohn des Kpövo^, 'AbpncTTtvTi Tochter des "AbpricTTO^ 226). Dazu, wie es scheint, ved. Mdhina- (RV. 10, 60, 1), jedenfalls die ai. Appellati va wie mähakulma-s 'aus vornehmem Geschlecht {mahakula-) stammend', cLsmatkull'na'S 190 S. 275).

d) Einzelsprachliches. Von den verschiedenen ai. Patr.- Bildungen (Gubler Die Patronymica im Alt-Indischen, Gott. 1903) seien noch genannt die wie A4vam6dhd-8 N. des ASvam^dha-s, vgl. pautrd'8 'vom Sohn (putrd's) Abstammender, Enkel' 16 S. 31). Im Griech. verschiedene Konglutinate mit dem Element •b-: F. auf -b-, M. auf -bä-. -ib- -ibä-, z. B. TavraXi^ weib- licher N. des TdvTttXo^, TavraXibii^ männlicher N. des T., Aavat- br]<; m. N. der Aavdn, vgl. TraFib- iraib- 'Kind' § 361 S. 469, eupi? •kleine Tür' § 364, c S. 471 § 545. -ab- -abä- : Boped^s zu

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<>04 Konkreta. VerwandtKchaftsiiamen, Patronymika u. dgl. [< 474.

Bop^ä^y iTTTTordbii^ zu Imröni^, GeOTid^ Geandbri^ zu 9^<jtio^. Im Hinblick auf die Namenbildangen auf -ovbd-^ -uüvbä-^ 362) ist Entstebnng von -ab- -aba- aus -nd- -^fda- wahrscheinlich (vgl. XoXdbe^ : aksl. ielqd'^k^ § 360), so dass -id^ -idbä^ in nächste Beziehung zu -iujv (c) tritt. Der m. Ausgang -ä-q vergleicht sich dem von Tpiripdpxn^» kX^tttti^, Olbmöbii^. Vielleicht hatten diese Formen auf -b-ä- ursprünglich eine Kollektivbedeutung. Vgl. auch ipßdbä^ 'Schuhmacher' zu ip-ßd^ -bo^ Tüännerschuh' neben Adv. ^-ßaböv ßdbnv 364, a). Über etwaige aus andern Sprachen zu- gehörige Namenbildungen mit d s. Ciardi-Dupr6 Nota etc. (oben S. 466 Fussn. 1) S. 5. Im Balt.Slav. ^Formantien, besonders -UiO' (zu § 303, T S. 4061.), z. B. lit. NaujoTcytis Sohn, Naujo- Jc^e Tochter des Nanjokas, russ. Ntkoläjevii Sohn des Nikolaus; lit. Äbromditis Sohn des Abromas.

Gleichartige Formantien erscheinen einzelsprachlich auch bei Appellativa zur Bezeichnung der Abstammung. Ai. maha- kuU-na-s 'aus vornehmem Gesehlechte stammend* (s. oben unter c); svasHyors 'Schwestersohn' svasriya 'Schwestertochter*, bhra- Mya-«'Bruderssohn', paitrfvasrlyas 'Sohn der Vatersschwester'. 6r. uibeu^ 'Sohnessohn'; dbcXcpiboö^ 'Geschwistersohn' dbeXcpibfi ^Geschwistertochter*, OuraipiboO^ 'Tochtersohn* OuTarpibf] 'Toch- tertochter', dv€HiiaboC^, 'f\ 'Sohn, Tochter eines Geschwister kindes'. Lit. hroUncLs 'Bruderssohn', seserenai 'Schwester- kinder', dedinos 'Töchter des Vatersbruders'. Lit. aeserjcza ^Schwestertochter', zalktjcza 'Schlangentochter', klruss. «^^rid 'Schwestersohn', russ. cariviö 'des Zaren Sohn', slov. bratiö ^Bruderssohn'.

4) Germ, -h- in RoUektivbildungen für Verwandtschafts- namen : got. bröprahans 'Brflder', as. gisustru(h)on 'Schwestern' 378 S. 494), womit zusammenhängt das g von aisl. fedgen PI. 'Eltern', fedgar aschwed. run. faprkaR (d. i. foRdrjar) PI. Taterund Sohn', aisl. medgor PI 'Mutter und Tochter' (3* S. 137 f.). Als KoUektiva erinnern diese X;-Formen an arm. mardikj Gen. mardkanf Plur. zu mard 'Mensch* und an gr. ipivaTice^, Plur. zu Twvr) 'Weib' (zu t^vai- vgl. arm. kanai-K Plur. zu kin *Frau'), vgl. Pedersen KZ. 39, 419. 466.

5) Lat. 'Oäter, -Oatra zur Bezeichnung von Stiefverwandt-

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§ 476—477.] Konkreta. Bewohnernamen, Tiernaroen. 60&

Bchaft: ftliaster, filiOBtra, patroster, matrOstra (§118 Anm. S. 195). Vgl. § 545. 549. 552.

d. Bewohnernamen.

475. Nur Einzelsprachliches. Z. B. arm. -a^i, wie giula^i 'Dorfbewohner' 118 S. 194); ital. -fco-, wie umbr. T urskam lat. Tuscl, Etrusdf Fcdiscfy Opsd Oscl, Volscl, Aurunci 373- S. 484, § 374 S. 485, v. Planta Osk.-umbr. Gramm. 2, 37. 73 f.) ; germ. -wi^a-y wie ags. Westmörinjas *Leute von West* moreland', aisl, Islendingar 'Isländer' 374 S. 485, Klage Nom. Stammb. ' 14 f.; andere germ. Benennungsweisen bei Kluge S. 5. 9. 18 f.); lit. 'ina- slav. -^n-, wie lit. girSnai * Wald be wob nerV aksl. seljane 'Landbewohner' 230).

e. Tiernamen.

476. Seit nridg. Zeit waren in diesem Benennungsgebiet folgende Formantien produktiv, a) -6Ao-, wie ai. vriabhäs gr. fXacpog. S. § 285, b S. 389 f. b) ^(o)-, wie arm. skund got. hunds. S. §311 S. 420 ff . c) -d(o)-, wie ahd. aZfttj aruss^ lebedh'^ im Grieeh. -ribuiv speziell in Namen von Wespeuarten,. dvepnbiüv, 7r€M(ppTibiÄv, T€vepTibu)v. S. § 359 S. 467 f. d) •Ä:(o)- und -gioy. Hier sind ganz besonders häufig die Vogelnamen. Z. B. ai. vartaJca-s vdrtika gr. öpTu£, s. S. 491 f. 505. Ai^ bhfi9ga'S patqgd-s usw. S. 508 ff. Im Lit. -inga ingi speziell für Vogelnameu (S. 510). e) -^o-, wie bal. ^ab^ ahd. tra/*«a. S, § 422, e S. 546 f. f) -mt- in Wörtern für Würmer, wie ai. khni'f lit. kirmis. S. § 177 S. 253 f.

Anm. Auffallend gross ist die Zahl der uridg. »-Stämme, die ein Tier bedeuteih (s. § 99), so dass man auch hier wenigstens zum- teil Ausbreitung durch formantischen Anschlnss eines Nomens aa das andere annehmen darf

477. Gewisse Formantien sind nur in einzelnen Sprachen produktiv geworden, a) Gr. -ivo^ -fv?i, wie ipuOpivo^, s. § 190 S. 276. b) 'UO' in ir. banb, ferb, tarb, s. § 128 S. 207 f. c) -es- (vgl. § 476; e) m ahd. kalb, lamb u.a., s.§399 S.523. Hatten in ähnlicher Weise auf grund ihrer Bedeutung lat. anaer y.

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606 Konkreta. Eörperteilnamen. 478.

sueris, boverum einen engeren Zusaromenhang? Vgl. S. 526 Fussn. 1. d) Lit. -m, wie museli, s. § 264, e, ß S. 370. e) Lit. 'Utis 'Utys in Vogelnamen, wie tikutis eine Art Schnepfe, uptUis *Heher', kuJcutgs 'Wiedehopf (Leskien Bild. d. Nora. 577).

f. Körperteilnamen.

478. Ein ziemlich grosser Teil der Wnrzelnomina diente der Benennung von Körperteilen, unter den §78 ff. S. 131 ff. ge- nannten Noraina die aus uridg. Zeit stammenden und in meh- reren Sprachzweigen erhaltenen ai. päd- päd- 'pes', nds- nas- *nasus*, av. uSi 'aures*, aksl. o6'i 'oculi', gr. Kfjp *cor* (S, 131 f.), ai. hhrü'i 'Braue* (S. 137), ds- 'os, Mund', arm. jer-lt 'Hände* (S. 138), femer ein paar einzelsprachliche wie av. «ui-i 'die beiden Lungen* (S. 139), gr. epi£ 'Haar* (S. 140).

Hier kann nun kaum von einem formalen Anschluss des einen an das andere Wort (von Anschluss inbezug auf Kasus- flexion abgesehen) die Rede sein. Aber hier war schon die Grundlage für die Verbreitung der Formantia -i- und -en- in Körperteilbenennungen insofern gegeben, als die mit 4- gebil- deten Körperteilnamen alle und von den mit -en- gebildeten wenigstens ein Teil auf den Wurzelnomina beruhten:

1) -i-. Zu av. uS-i\ uM-bya lat. aur%8\ zu aksl. o6-i: lit. äkls\ zu gr. Kfip: ai. hdrdi lit. 8zirdl8\ zu arm.^er-Ä gr. Xi.^o\ : gr. X€^p€^» falls dieses auf *xepl-€^ zurückzuführen ist (S. 138). Dazu ai. dsthi 'Knochen*, sdkthi 'Schenkel', aksl. kosth 'Knochen*. S. § 101, a S. 173 f., § 454 S. 577 f.

2) en-. Die hierher fallenden Wörter sind § 209, b S. 297 f., § 210 ff. S. 298 ff., § 217 ff. S. 308 ff., § 455 ff. S. 578 ff. behandelt. Am produktivsten war dieses Formans als Körperteilformans im Ar. und im Germ. Als aus Wnrzel- nomina erweitert erwiesen sich : gr. oöaT- arm. un-kn got. ausö, zu av. ui'i (S. 309), arm. akn got. augö (vgl. ai. akiän-), zu aksl. o6-i (S. 309), ai. asthdn- zu dathiy sakthän- zu sökthij äsdn- zu dSy döidn- zu döi * Vorderarm' (S. 310), av. ndJuiTh zu apers. nah- 'Nase' (S, 299), arm, srun-k 'Unterschenkel* zu lat. crü8 (S. 311), got. hairtö zu gr. Kf^p (S. 311). Auch in fol-

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% 479.] Konkreta. Körperteilnamen. 607

genden war -en- nachweislich sekundäres Formans: ai. SirSdn- 'Kopf gr. KdpTiv-a, zu ai. Hrcts- (S. 309), pränest. nefrOn-^s ^Nieren' ahd. nioro^ zu gr. vccppoi (S. 298), ir. imbliu ahd. nabolo *Naber, zu gr. öjiqMxXö^ (S. 298), av. dantan- 'Zahn', zu ai. ddnt- (S. 299), aisl. eiata Testiker u. a. (S. 31 1). Femer waren meh- reren Sprachen gemeinsam: ai. mürdhdn- 'Kopf, majjdn- Tilark*, plihdn' 'Milz', gr. dbi^v 'Drüse', ahd. hodo 'Hode' (S. 297 f.), ai. üdhan- 'Euter', yäkdn- 'Leber' (S. 308 f.), während nur einzelsprachlich sicher nachgewiesen sind ay. zafan- 'Mund, Maul' (S. 310), gr. aöx/jv, q)aTuiv, ttut^äv*), dxKiüv, ßoußiuv (S. 300), lat. /cmin- abdömen (S. 311), ir. lecco 'Wange' (S. 303), got. löfüf ahd. dütniOf ags. hneccüy ahd. baJihOy magOy got. tuggöy ahd. zsJiay goila, wanga u. a. (S. 307), aisl. lunga^ eista, flag- briösJca u. a. (S. 311), preuss. strigen-o aksl. strbien-h (S. 308).

479, Im Ai. -ri- (-Zi-): d«?jrÄn-i 'Fuss', vdrakri-i 'Rippe', W9güri'i aragüli-i 'Finger'. S. § 276 S. 382.

Im Balt-Slav. -men-y wie lit. teszmä 'Euter', aksl. tem^ 'Scheitel' usw.; insbesondere zu beachten sind aksl. t?ymf 'Euter' gegenüber ai. üdhan- und aksl. ramq für ramo. S. § 166 S. 238.

Im Slay. -es- im Anschluss an oko 'Auge', ucho 'Ohr', z. B. liies' 'Gesicht', sluies- 'Ohrläppchen'. S. § 399 S. 524.

Substantiva mit '{t)erO' mit den Bedeutungen 'Eingeweide', 'Bauch' u. ähnl., z. B. ai. anird-m antrd-^niy uddra-my jafhdra-m. S. § 242 S. 329 f.

Substantiva mit einem -«^Formans mit den Bedeutungen *Hand', 'Finger' u. ähnl., wobei der Ausgangspunkt unklar ist: ai. gdbhasH'i 'Vorderarm, Hand', gr. dTOOTÖ^ 'die zum Fassen gekrtlmmte Hand', ahd. fmt aksl. pqath 'Faust', russ. gorst' 'hohle Hand', av. anguSta- 'Finger, Zehe' ai. angu^fhds 'Dau- men, grosse Zehe'. S. IF. 18, 129 ff.

Gr. q)dpuTT- für q)dpUT- 'Schlund' nach XdpuTT- *Kehle, Kehlkopf 390 S. 508).

Got. föttis 'Fuss' nach handus 'Hand' (u. a.); tunpus 'Zahn' nach kinnus 'Wange, Backen' (u. a.). S. § 465 S. 591.

1) TTUY^fv : lat. pugnus = ahd. hodo : lat. cunnus (aus *cutnos)?

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608 Konkreta. Gewächsnamen. Nomina agentis. 480—481,

g. Gewächsnamen.

480. X:-Formantien seit nridg. Zeit: gr. ik\Kt\ lat. sa/ir lasw. 'Weide', lat. larix 'Lärche' ir. dair *Eiche', lat. üex, carex u. a., s. § 385, c S. 505 f.

Griech.-iJüVTi -u)v(ä, z. B. ßpuuivii ßpuujviä ein wildes Ranken- gewächs, aiKuiwv?! (JiKuuüViÄ 'Phebe, Kürbis', dpT€|id)V?i eine mohn- artige Pflanze, dacpaporuiviä 'Spargelpflanze', Kepaiujviä 'Jo- hannisbrotbaum', aKamiUüvicl eine Art Winde, ^abu)via 'Wasser- lilie'. -(e)i(5w- im Germ. 229, 2, b S. 318), z. B. ahd. fei- rihha ags. bircice birce 'Birke' neben aisl. bi^rk, ags. bdkcce bice 'Buche' neben ahd. buohhay as. lindia 'Linde', dennia 'Tanne', furia 'Föhre', ahd. brammea 'Brombeerstrauch' (Kluge Nom. Stammb.« 42).

Im Lat. ago -igo -ügo für Pflanzen, z. B. lappdgo plan- tago söhlgo caprägo citrägo ferulägo tusMagOy sülgo cön- sillgo, asperügo mollügo 392 S. 512).

Aum. Der Ausgang -vdo^ in griech. Pflauzennamen, z. B. ^p^ßiveo; X^ßivOoc; 'Erbse* (vgl. öpoßo<; 'Erbse* und €X-Xoßo? 'schoten- tragend'\ Tcp^ßivOo^ 'Terebinthe*, OdKivOoc; 'Hyazinthe*, öböXirvOor ^p^- ßivGoi (Hesych), war vielleicht uugriechisch. S. Fick Vorgriech. Orts- namen 153.

h. Nomina agentis^).

481. Dnter Nomen agentis verstehen wir zunächst ein Nomen, das ein Lebewesen bezeichnet, welches eine Tätigkeit ausübt oder überhaupt Subjekt, Träger eines Vorgangs ist. Aber auch solches hat sehr oft in den idg. Sprachen das Ge- präge als Nomen agentis bekommen, was kein Lebewesen ist,, wie wenn der Stachel, was in mehreren Sprachen der Fall ist, als Stecher, Stechender benannt worden ist.

Nomina agentis haben häufig nicht substantivische, son- dern adjektivische Geltung.

Die wichtigsten Berührungen mit andern von uns an- gesetzten Bedeutungsklassen sind die folgenden:

1) Stttterlin Gesch. der Nomina agentis im Germ., Strassb. 1887, Falk Die Nomina agentis der altnord. Sprache, PBS. Beitr. 14, 1 ff.

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§ 481.] Konkreta. Nomina agentis. 609

1) Da beim Nomen agentis immer znoäcbst an ein Lebe- wesen zu denken ist, so erscheint diese Begriffsklasse als eine Unterabteilung der Klasse a (Lebewesen, § 471), und öfters verdunkelt sich bei den Nomina agentis die Beziehung zu dem betreffenden Verbalbegriff in der Weise, dass nur noch der Be- griff eines Lebewesens übrig bleibt. So z. B. got. Jiana ahd. hano 'Hahn', ursprflnglich 'cantor', zu lat. cano (vgl. lit. gaidgs *Hahn* zu gidu 'ich singe'). Der Anlass zur Verdunkelung war bei hana der Verlust der andern zur selben Wurzel gehörigen Wörter im Germ. Aber auch ohne diesen Verlust kann die Bedeutung als Nomen agentis zurücktreten, wie es z. B. der Fall war bei nhd. schlänge F. = ahd. slango M., zu slingan 'win- den' (ohne Verundeutlichung als Nomen agentis wäre das Wort nicht F. geworden). In Fällen wie nhd. ferge aus ahd. ferio 'Fährmann', schütze aus nhd. scuzzo (= got. *skutja)y herzog = ahd. heri-zogo 'Heerführer', la|. praetor aus *prai'itör t^at sich infolge lautlicher Änderung die Beziehung zur Sippe gelockert und dadurch zugleich die Natur als Nomen agentis getrübt.

2) Zu den Nomina instrumenti besteht eine doppelte Be- ziehung.

a) Nomina agentis erscheinen oft zugleich als Nomina in- strumenti infolge davon, dass man Werkzeuge, Gerätschaften, Vorrichtungen u. dgl. als Vollzieher einer Handlung angeschaut und als solche benannt hat, z. B. ai. ghand-s ('wer schlägt') ^Knüttel, Keule; Hammer', bandhd-s ('wer bindet') 'Band, Fessel', ai9kd'S ('wer sich biegt') 'Haken', va-vri-äU. (Ver hüllt') 'HüIIq, Gewand' (vgl. § 75), gantar- ('Geher') 'Wagen', av. havanor M. 'Auspresser', Name eines Teiles des Haomageräts', gr. ßou- j(ki\l ('Rinder schlagend') 'Rinderstecken, Rinderstachel', (Sm- (TTfip ('Zerschmetterer') 'Hammer', dpuT/jp 'Schöpfer, Löffel, Kelle', KpäTTJp 'Mischkrug', nobavmTi^p aus ♦Trob-afnoJviTmfip ('Fuss- abspfller') 'Fusswaschbecken', ttottip 'Trinkgefäss', ZeuKTrip ('An- schirrer') 'Jochriemen', Tponö^ ('Dreher') 'Riemen, mittels dessen sich das Ruder beim Rudern dreht', kovtö^ ('Stecher') 'Ruder- stange', l^d^ ('Fesseler, Anbinder') 'Riemen' (S. 239. 424), Kata- TrdXTT)^ ('Schleuderer') 'Scbleudermaschine', alb. hapes ('öffnend')

B mg mann, GrundriM. II, 1. 89

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610 KoDkreta. Nomina agentis. 481

'Schlüsser, mhütes Cschliessend') 'Deckel', lat. runco CReuter') *Reuthacke% capulus ('Greifer*) 'Griff', ahd. mefjtZ ('Hauer') •MeisseP, üegü ('Schläger') 'Schlägel', slussü ('SchliesserO 'Schlüsser, sporo (Treter') 'Sporn*, aisl. stige siege ('Steiger^ 'Leiter*, nhd. hohrevy Schläger^ drücker (eine Art Schlüssel), abtreteTy laufet (langer schmaler Fassteppich), anhänget (an- gehängter Wagen), türscJitiesser (eine mechanische Vorrichtung, durch die sich die Tür von selbst schliesst), träger (eine Art Balken), gctsmesser, Wegweiser^ lit plaJctükas (^Klopfer*) 'Klopf- werkzeng zum Sensenschärfen', HndüJcas ('Lutscher') 'Lutsch- beuteF, tekSlas preuss. tackelis ('Läufer') 'Schleifstein'. Nahe verwandt ist die Benennung von Körperteilen als Handlangs- vollzieher, wie lit. liziua ('Lecker') 'Zeigefinger', ferner ai. bhittar- 'Zerbrecher, Sprenger', Name eines über die Waffen gesprochenen Zauberspruchs (vgl. das M. nulntra-s 'Spruch' unter b), u. dgl.

b) Anderseits sind Werkzeuge usw. zunächst als Dinge be- nannt worden und hatten als solche n. Genus; indem sie aber dann als selbsttätig angeschaut wurden, gab man ihnen m. Genus. So ai. aritra-s 'Ruder* aus aritra-nty dd^ffra-s ('Beisser') 'Zahn* u. a., gr. K^cTTpo^ ('wer sticht, sich einbohrt*) 'Pfeil' aus K^crrpov, lat. roster 'Harke' aus rOstrumy cuUer u. a. (S. 345 f.). Lat. cingulus 'Gürtel* aus dngulumy scalper 'Schneidemeissel' ans scalprum u. a.; bei diesem Genuswechsel im Lat. ist freilieh nicht klar auseinanderzuhalten, was Umbildung der n. Form und was sofort nach a) entsprungen war. Hier lassen sich auch ai. mdntra-s 'Spruch' (vgl. bhittar- Name eines bestimmten Zauberspruchs, unter a), av. mi&rO 'Vertrag, Kontrakt' an- schliessen (S. 346).

3) Eine doppelte Beziehung besteht auch zu den Nomina actionis.

h) Insofern, als Substantiva, die einen Vorgang bezeichnen, für den Träger des Vorgangs gesetzt werden. Ist das Nomen actionis M., so tritt für männl. Lebewesen natürlich keine Genusändemng ein. Z. B. ai. mdntu-f 'Ratschlag* und 'Rat- geber', av. yatU'i 'Zauberei' und 'Zauberer', aisl. vqrdr 'Wacht* und 'Wächter', got. hliftus ('Diebstahl') 'Dieb*, aksl. kokath

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§ 481.] Eonkreta. Nomina agentis. 61t

*Gaekern, Gegacker' und 'Hahn', ai. Tcääya-s 'Herrschaft' und A\. kidya-s av. xSayö 'Herrscher'. Auch braucht kein Genus- wandel stattzufinden, wenn das Nomen actionis N. oder F. ist, ^. B. ai. vrträ'fn N. 'Bedränger' = av. vdr^'^rd-m 'Bedrängung', Ai. rdkias' N. 'Schädigung' und 'Schädiger', aschwed. bup N. ^Botschaft' und 'Bote', aisl. skdld N. ('Aussage' oder 'Wahr- sagung') 'Dichter' (Lid^n PBS. Beitr. 15, 507 f.), gr. boiiXeuMa ^dienstleistender Sklave', lat. levamen 'Linderer', nhd. wcu^he F. ^wer Wache hält', bedienung F. 'wer bedient'. Doch findet in •diesem Fall meistens ein Übergang zum M. statt. Häufig ist so Übergang vom N. auf -tro-m -tlo-m zum M. auf -tro-s -tlo-s, wie ai. vrtrd-s aus und neben vrird-m 'Bedränger' (s. o.), xit{t)rd-8 'Fresser' aus dt{f)ra-m ('Frass') 'Nahrungsstoff', arm. cnaul 'genitor, parens', gr. baiTpö^ 'Zuteiler, Vorleger' aus bai- Tpöv 'Zuteilung, Portion', juiaaTpö^ 'üntersucher', lx\ip6^ 'Fol- terer, Folterknecht', lat. ndicultis 'Spassmacher' aus ndiculum 'Spass', s. S. 345. Gr. luiricTTujp -ujpo^ 'Ersinner, Rater' vermut- lich aus *ixf\a7wp N. 'Ersinnung, Rat'. q)iTu^ 'Erzeuger' aus ülterem q)iTu 'Spross'^). Übergang vom F. zum M. ist im wei- testen Umfang und am frühesten für die ff-Stämme belegt, z. B. -ai. dhüti'ä M. 'Schüttler, Erschütterer' = dhütU F. 'das Schütteln', AV. rafti-i M. 'Diener' = raftU F. 'Dienst, Pflichterfüllung' (vgl. ai. rati-i 'bereitwillig' arati-i M. 'Diener'), und ebenso waren ursprünglich Nomina actionis die M. ai. jigarti-i 'Verschlinger' dabhtti-S 'Beschädiger, Feind', rämatii 'Liebhaber', gr. jidvTi^ 'Wahrsager' (f) \x&vtx^ 'Wahrsagerin'), fidpirn^ 'Räuber', ir. täid ^ksl. tath 'Dieb' (ursprünglich 'Verheimlichung'), lat. hostis ^Fremder, Feind' got. gasts aksl. gosth 'Fremder, Gast', dessen 'Grundbedeutung nicht sicher ist (S. 431). Auf F. auf -a be- ruhen gr. dir\Tr\^ ('Weher') 'Wind' = difJTTi 'das Wehen', HidXTTi^ 'Zitherspieler' xpiTri^ 'Richter' Trointfi^ 'Dichter* u. a. (S. 415), Jat. scriba agri-cola u. a.; lit. gyrä F. 'Prahlerei', M. 'Prahl-

1) Als (ptTu^ aufkam, hatte (plru wohl nur noch konkret^ Be- •deutung. Es waren dann Doppelheiten wie baiTpöq 'Zuteiler' : bat- ^p6v 'Zugeteiltes' vorbildlich, wo sich der Wandel vollzogen hatte, 4kl8 das N. noch Vorgangssinu hatte.

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612 Konkreta. Nomina agentis. 48L.

hans', edza M. Tresser', aksl. voje-voda M. 'Heerführer', ßech. smi- chota F. 'Gelächter', M. Xachpeter' (3 \ S. 1 03 ff.) ; vgl. anch arm. tag-a-vor ('Kronträger') 'König* Instr. avora-v 90 S. 149). Ebenso seheinen die M. ai. ra^ÄW 'Wagenlenker', praSü-ä 'Esser*^ alte f. Nomina aetionis gewesen zn sein 133 S. 211).

Es erscheint ganz gut möglich, dass auch die Nomina agentis wie gr. T0|uiö^ ai. Säsd-s aus den Nomina aetionis wie TÖ)io^ ai. iäsa-s 90 S. 148 ff.) entstanden sind. Hier wäre jedoch die erstere Funktion vermutlich zunächst im Kompositum entwickelt worden; daher rührte auch der Betonungsunterschied» unter Kompositum wäre aber dabei für die uridg. Periode, in der der Prozess sich abspielte und die Endbetonung aufkam,, nicht bloss die Stammkomposition wie niöxo-irojiTTÖ^ zu verstehen,, sondern auch andere Klassen der Worteinung, in denen das^ Schlussglied gegenüber dem Anfaugsglied eine ähnliche Stellung hatte wie in dem univerbierten Typus Miüxo-Tro)iTtöq. Ebensa kann der Bildungstypus ai. spd^- ('Späher') zunächst Nomen aetionis gewesen sein und sich die Fanktion als Nomen agenti» zunächst im Kompositum (vgl. lat. au-spex) eingestellt haben 77 ff. S. 130 ff., § 83 f. S. 142 ff.).

b) Ein Nomen agentis wird zur Darstellung des Vorgangs- selbst gebraucht, indem in den Vorgang ein Subjekt als Voll- zieher der Handlung eigens hineingedacht ist; es erscheint da- durch der Vorgang in sich vergegenständlicht und dabei per- sonifiziert, z. B. nhd. seufzeTj walzer, treffet. Insofern, als nicht ein wirkliches Lebewesen Subjekt ist, vergleichen sich so ge- brauchte Nomina agentis mit den 2, a erwähnten Nomina instru- menti wie bohrer, abtrefer. Einesteils zeigt sich diese Ver- wendungsweise bei Vorgängen, die unabhängig sind vom Wirken von animalischen Lebewesen, z. B. spritzer für das Spritzen einer Welle oder für kurzen, leichten Regen, blicJcer für ein kurzes Hervorbrechen der Sonne, ahd. bano 'Tod' = ags. bana Toter, Verderber', ai. roJcd-s 'Lichterscheinung, Helle', ursprünglich 'Leuchter, Leuchtender' (vgl. unten). Meistens aber sind es Vor- gänge, die in einem wirklichen Lebewesen ihren eigentlichen Vollzieher haben, Körperbewegungen, Lautäusserungen usw., wie es bei den genannten nhd. tocUzer, seufzet ^ treffet der Fall ist;

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^ 481.] Konkreta. Nomina agentis. 613

andere Beispiele ans dem Nhd. sind puff er ^ hopser, nucker (kurzer Schlaf), triller, Jodler, fehler.

Wie viel von den Nomina aetionis aus älteren Sprach- perioden hierher gehört, bedarf noch einer näheren Untersuchung, der sich von mehreren Seiten her Schwierigkeiten in den Weg «teilen. Ich beschränke mich auf ein paar Andeutungen. Wie bei ahd. hano die Bedeutung 'Töter' die ältere gewesen sein muss (vgl. die Nomina agentis ejjo 'Esser' usw.), so beruht auch ahd. scado 'Schaden' auf scado ags. sceada aisl. skade ^Schädiger', und demnach sind ferner z. B. got. ga-taira 'Riss', ahd. stredo 'fervor', sterbo 'Tod, Pest', smerzo 'Schmera', mhd. schrecke 'Schrecken' (vgl. ahd. hewiskrekko 'Heuspringer, Heu- schrecke'), ags. ^aca aisl. auke 'Vermehrung', aisl. bäte 'Vorteil* und solche wie ahd. agiso 'Schrecken', lingiso 'prosperitas' 215, c S. 307, § 219 S. 311, v. Bahder Verbalabstr. 45 ff. 55 f.) hierher zu ziehen. Ai. badhäs 'Bedränger, Hemmer, Peiniger' und 'Hemmung, Widerstand' (vgl. nhd. dial. staucher "Stauchung, Hemmung'), und demnach hierher wohl auch andere Oxytona (vgl. iasä-s 'Gebieter': id^a-s 'Gebot', § 90 S. 148 ff.), wie ausser dem oben genannten rökd-s noch z. B. bhögä-s ('Win- der') 'Windung, Ring der Schlange', tuüjd-s 'kräftiger Andrang, Ruck', navd'8 'Jubel, Loblied', svard-s 'Geräusch', svand-s "Brausen, Donner', ntfdrf-« 'Rauschen, Brüllen', grandÄd-« 'Geruch, Duft'. Aus dem Griech. kommt bb6<; 'Gang' (vgl. aksl. chod^ "Gang') in Betracht, ursprünglich 'Geher, Gänger' {bböq in der Dingbedeutung 'Fussweg, Weg' zu 2, a), ferner die Oxytona wie öXaXnTÖ^ 'Kampf geschrei', kiükötö<; 'Geheul' 310 S. 420); hier darf jedoch auch an Tonwechsel im Anschluss an den Typus <pXoTMÖ^ 499, i) gedacht werden. Weiter scheinen hierher zu fallen die m. Nomina aetionis wie ai. mayü-i 'Blöken, Gebrüll', got. drunjus 'Schall', lit. ggrius 'Lob', myrius 'Tod' neben ai. Mayü'i 'Dieb' usw., s. § 148 f. S. 223 ff. Wie diese m. Stämme sind auch die Maskulina auf -m^n- 167 f.) teils Nomina agen- tis, wie gr. noi^riv lit. p^mü ['Hüter'] 'Hirt', ai. darndn- 'Geber' usw., teils Nomina aetionis, wie ai. vidmdn- 'Wissen', hemdn- "Regung, Trieb, Eifer', papmdn- 'Schaden, Unglück': vielleicht beruht also auch hier der letztere Gebrauch auf dem ersteren.

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614 Konkreta. Nomina agentis. 482:

4) Beziehung zu den Partizipia. Die Tätigkeit des Nomea agentis ist teils eine dauernde, z. B. herrscher^ bäcker, schenk{e)r teils eine zeitlieh begrenzte, die jedoch als dauerndes Benennungs- merkmal für ein Lebewesen festgehalten werden kann, z. B. erbej befreier, Ist die verbale Kraft im Nomen agentis lebendig^ geblieben und die Tätigkeit auf eine gewisse Lage oder Zeit beschränkt (z. B. er war der redner des abends^ er war mein begleiter), so nähert sich das Nomen agentis dem Partizipium* Diese Annäherung kann dazu führen, dass das Nomen agentis an charakteristischen Eigenschaften des Verbums teil bekommt^ z. B. an der Kasusrektion des Verbums, wie ai. väsüni data 'bona dator' neben vdsünq data 'bonorum dator' (vgl. § 243 S. 331), lat. da^or divitias, jtista orator neben dator divitiarumy justorum orator, Aeschyl. Prom. 612 mjpö^ ßpoTOi^ boifip' 6pql^ TTpofiTiÖ^a 'du siehst den Pr., den Verleiher des Feuers an die Menschen*. Durchaus partizipial ist so z. B. -lo- bei adjek- tivischer Geltung im Slav. geworden, wie nesh Part. Praet. zu nesti 'tragen*.

482. Zur Aufzählung der verschiedenen Bildungstypen übergehend, nenne ich zunächst solche Formklassen, die meh- reren Sprachzweigen gemeinsam sind und nur ausnahmsweise nicht als Nomina agentis auftreten.

1) Der Typus 7o\x6<; (W. tem-); die Funktion war vor- wiegend adjektivisch. Z. B. ai. tard-s gr. xopö^ 'wer durch- dringt, durchdringend, laut', ai. cödä-s ^Antreiber*, ghand-s 'er- schlagend; Keule', rfö«4-« 'Gebieter', gr. nofiTrö^ 'Geleiter', kKottö^ 'Dieb', (popö<; 'tragend', tpoxö^ ('Läufer') 'Rad'. S. § 90 ff. S. 148 ff. Vgl. S. 152 über ahd. trör und got. wraks. Hierzu zahlreiche Komposita wie ai. vdjq-bJiard'S 'den Preis davon- tragend' gr. vlKii-q)6po^ 'den Sieg davontragend'.

2) Die Nomina mit -ter- -tor-, wie gr. btüriüp bonfip 'dator'. S. § 247 f. S. 336 ff. Zu der im Ar. mit der Betonungsver- schiedenheit datdr- : dätar- verbundenen Gebrauchsverschieden- heit s. § 243 S. 331, § 481, 4 S. 614.

3) Die Nomina auf -tro-s, -tlo-s, die durch Maskulinisie- rung von Neutra auf -tro-m entstanden sind, wie ai. atifjrd-^ 'Fresser', dd^äfra-s ('Beisser*) 'Zahn', arm. cnaul 'genitor, parens'^

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S 483.] Konkreta. Nomina agentis. 615

gr. baiTpö^ 'Zuteiler, Vorleger', K^orpo^ (Ver stiebt, sich ein- bohrt') Tfeil', lat. ridiculus, rasier. S. § 254 S. 344 ff., § 481,

2, b. 3, a.

483. Bildangsklassen, die mehreren Sprachzweigen ge- mein sind and neben der Funktion als Nomina agentis öfters noch andere Bedentongen haben.

1) Viele Nomina agentis sind anter den Wurzelnomina, z. B. *r6§' ^Herrscher' ai. räj- lat. r^x ir. rf, ai. späS- *Späher, Aufseher', gr. kXü&hj *Dieb' 78 ff. S. 131 ff.), wozu die Kom- posita wie lat. avrspex 83 f. S. 142 ff.) kommen. Dieselbe Biidungsklasse daneben vielfach mit der Funktion als Nomen actionis 500, a).

2) ^-Stämme, ganz vorzugsweise als Hinterglied von Kom- posita, z.B. ai. rit' ^rinnend', vdgJuU- *Beter, Opferer', gr. uirep- KÖbä^ -avTo^'wer übermässig rühmt, prahlt', lat. come« -ü-is CMitgeher') 'Begleiter', ir. cing -ed CSchreiter') 'Krieger, Held', ahd. sceffid 'Schöpfer', av. ^aotö-stat- 'in den Flusslänfen stehend, befindlich' lat. prae-stes 85, 2 S. 145 f., § 312 f. S 422 ff.). Dasselbe -t- bildet Nomina actionis 500, b).

3) ^i-Stämme zuweilen als Nomina agentis, gewöhnlich als Nomina actionis, was die ursprünglichere Funktion war, z. B. ir. taid aksl. tath 'Dieb', ai. dM^W 'Schüttler, Erschütterer' 318 ff. S. 428 ff., § 481, 3, a S. 611).

4) -fte-Stämme, z. B. stäyüi 'Dieb', irajyü-f 'mit Anord- nungbeschäftigt', lit. ufzdius'Brnuifner, Knurrer' 149 S.223f.). Dasselbe -ju- bildet Nomina actionis, die aber aus der Klasse der Nomina agentis hervorgegangen zu sein scheinen 481,

3, b S. 613).

5) -m^n-Stämme, z. B. gr. iroi^i^v lit. pämü ('Hüter') 'Hirt', ai. darndn- 'Geber', gr. f)T€fiiJüv 'Führer', ir./?afYÄ6w 'Herrscher'. Diejenigen m. m^n-Stämme, die Nomina actionis sind, sind mög- licherweise auf grund der Nomina agentis entstanden, wie ai. rirfwdw- 'Wissen' 481, 3, b S. 613). Daneben barytone Neutra auf -men- als Nomina actionis 498, a).

6) -^-Stämme besonders im Ital., wie lat. figultis 'Töpfer', und im Genn., wie ahd. tregü 'Träger' 260 ff. S. 360 ff.). Das Verhältnis zu den Nomina instrumenti auf -lo-m wie lat.

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616 Konkreta. Nomiua a^entis. 484.

torculum kann dasselbe gewesen sein^ wie das zwischen gr. baiTpö^ und N. baitpöv usw. 482, 3).

7) -6W-Stämme, wie ai. täkian- gr. t^ktujv ^Zimmerer, Zimmermann', lat. edo ahd. e^^o Tresser', av. spasan- 'wer hinspäht', lat. bibo 'Zecher', rapo 'Räuber', ahd. trij^o 'Wissender, Weiser', boto 'Bote*. Das Formans hatte, bei mask. Deklination, an sich mit dieser Funktion nichts zu tun, sondern diente von Haus ^ns nur zur Bezeichnung von Lebewesen (vgl. lat. homo ['Irdischer'] 'Mensch' von *gdhem' 'Erde'). War nun das dem en-Stamm zu gründe liegende Wort ein Nomen actionis, so ver- lieh dies dem en-Stamm den Sinn eines Nomen agentis. Man dachte aber bald nicht mehr an das Grundwort, und der neue Typus wurde produktiv, am produktivsten im Germ. (Sütterlin S. 39 ff.). S. § 85, 4 S. 146, § 209 ff. S. 294 ff.

484. Von den einzelsprachlichen Klassen hebe ich fol- gende hervor.

Gr. Substantiva auf -€u^, den bezeichnend, der sich mit etwas intensiv oder berafsmässig beschäftigt, z.B.Upeu^ 'Opferer, Priester', xaXK€u<; 'Erzarbeiter', tto^ttcu^ 'Begleiter' 126S. 205 f.).

Im Germ, kam das Sekundärformans '(i)io- 114 f. S. 187 ff.) zumteil zu dieser Funktion dadurch, dass das zu gründe liegende Substantiv auf eine Tätigkeit wies, z. B. got ragineis 'Ratgeber, Ratsherr' zu ragin N. 'Rat', andastapjis 'Widersacher', ags. jaldere 'incantator' (Sütterlin S. 5 ff.). Das Gleiche gilt für die folgenden Formantien. Germ, -mja- -u^ja-y z. B. ahd. abansting 'Missgunst Hegender, Neider', sidüing 'An- siedler', niuquemaling 'Ankömmling', mhd. nldinc nidunc 'Neider', as. druhting 'Brautführer', ags. hörinj 'Hurer' 374 S. 485 f.). Lit. -ininka-, z. B. darbiniflkas 'Arbeiter', malüniniükixs 'Müller' 374 S. 486 f.). Balt.-slav. -niko-y z. B. preuss. balgninix 'Sattler', tailokinikis 'Freier', aksl. grehnikb 'Sünder', krhvhnikh 'Mörder' 379 S. 497 f.). Lit. Ikas slav. -hCh^ z. B. lit. siuvikas 'Näher' preuss. schuwikis aksl. hvhCh 'Schuster', lit. lopikas lett. lapikis 'Flicker', aksl. pishCh 'Schreiber' 376 S. 489 f.); lit. -ükasy z.B. pesztükas 'Raufer, Raufbold', büdükas 'Polterer, Polter- geist' (§ 377 S. 492 f.). Lit. -tojis aksl. -tajhy z. B. lit. artöjis aksl. ratajh 'Pflüger, Landmann' 118 S. 196). Lit. -igs, z. B.

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-8 486-486.] Konkreta. Namen von Werkzeugen, Geräten usw. 617

mirklijs 'Blinzler', kirklgs 'Kreischer*, parplps 'Quarrkäfer', pirszlgs 'Frei Werber', vedlgs 'Freier, Bräutigam' (zu § 118 S. 194 ff., § 263 S. 362 ff.).

i. Sachnamen, insbesondere Namen von Werkzeugen, Geräten, Vorrichtungen u. dgl.

485. Benennungen von Sachen ich verstehe darunter <7emachtes. Hergestelltes, nicht rein natürlich Gewordenes finden sich in den meisten Bildungsklassen.

Naturgemäss überwiegen unter diesen Konkreta die Wörter mit neutralem Genus, wie gr. fipoTpov 'aratrum*. Neutra von Adjektiva schliessen oft als Substantiva den Sachbegriff in sich, z. B. lat. conditörium 'Totenbehälter, Sarg* zu conditörius ^zum Aufbewahren bestimmt\ ahd. riuti 'novale, urbar gemachtes Land' zu av. raodya- 'was urbar zu machen ist'.

486. Die wichtigsten Berührungen mit unsern andern Bedeutungsklassen sind die folgenden.

1) Vorgangsbezeichnungen werden zu Sachnamen, indem •die Benennung des Vorgangs auf das Objekt übergeht, das von ihm berührt wird (Wohnung^ durcfischUig = sieb) oder durch ihn zustande kommt {bau, durchschlag = Öffnung im stallen). So ai. v^a-s viSma gr. oTko^ otKi^a 'Wohnung, Haus' lat. rict^ *Dorf', ai. vasati-i 'Wohnung, Nest', ai. dämas gr. bö^o^ lat. domus aksl. dorm 'Bau, Haus', gr. Toixoq ('Aufwurf, Formung') 'Wand' got. daigs ahd. teig 'Teig', ai. ddma 'Band, Seil, Fessel' ^r. öirö-biifia ('Unterbindung') 'Sandale', gr. atpöcpo^ 'gedrehter Strick', ^TCiX^a 'Zierstück, Schmuckgegenstand, Statue', lat. vestis 'Kleidung, Kleid', armatüra 'Rüstung', gr. aTpdijia lat. Mrämen 'Streu', gr. vf^^a 'Gesponnenes, Faden, Garn' lat. nemen ^Gespinnst', gr. ttXöko^ 'Haargeflecht', ai. pahti S 'gekochtes Gericht', ahd. umrst ('Mengung, Gemengsel') 'Wurst', ai. bhdras ^Gewinn, Preis' gr. (pöpo^ 'Beitrag, Steuer, Tio\r\a\^ 'Dichter- werk', ai. d-Ätt^i-^ 'Opferspende', aksl. rc^o-jf^th rqfco-v^th 'mani- pulus, Garbe', ai. däti-i gr. burri^ bö<Ti^ lat. dös 'Gabe'.

2) Berührung mit den Ortsbezeichnungen ist infolge davon häufig, dass, wenn eine Sache, die an einen bestimmten Ort

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618 Ronkreta. Namen von Werkzeu^zren, Qer&ten usw. 487—488.

gebanden ist, als Objekt oder Ergebnis eines Vorgangs benannt ist (1), auch ihre örtlicbkeit von diesem Vorgang berührt er- scheint nnd der Ortsbegriff dann oft die dominierende Vor- stellung wird. Vgl. Wohnung f ansieddung^ slu käüi-i "Niedtt- lassung, Wohnsitz', gr. auvoiKiä 'Zusammenwofanung, Stätte des- Zusammenwohnens', lat. sepulcrum 'Grabstätte'. S. § 491.

3) Nomina agentis werden zu Sachnamen, indem die Sache als Lebewesen angeschaut wird, z. B. nhd. leuchtery bohrer^ S §481,2, a S. 609f.

Unter den Sachnamen sind es nur die Benennungen vod Werkzeugen, Geräten, Vorrichtungen u. dgl., für die besondere Formantien in weiterem Umfang produktiv geworden sind.. Nur diese Benennungen sind daher in der folgenden Übersicht berücksichtigt.

487. Die Formklassen, die in mehreren Sprachzweigen zugleich auftreten, sind o-Stämme. Am häufigsten ist das Neu- trum, wie ai. aritra-m dritra-m 'Steuerruder', pdvana-m 'Sieb,. Seihe'. Über Maskulina wie ai. aritra-s s. § 481, 2, b. Das» auch das F. auf -a nicht fehlt, z. B. ai. d^fra 'Stachel zum Viehantreiben' av. ai^ra 'Geisel, Knute', gr. Euatpä 'Schabwerk- zeag', \|uidaGXTi 'Geissel', lat. mtdctra 'Melkkübel', terebra 'Bohrer', trlbula 'Dreschwagen', hnttara 'Reiter, Sieb', riostra ('Reutwerkzeug') 'Pflugschar', ai. vadhäna 'Mordwaffe', gr» (T7T€vbövii 'Schleuder', ist in Übereinstimmung damit, dass auch Sachbenennungen mit andern Formantien vielfach f. 6enu& haben. Im einzelnen ist hier den Motiven für die Wahl diese» Genus, die sehr verschiedene gewesen sein können, schwer nachzukommen. Zumteil beruht die Erscheinung jedenfalls dar- auf, dass f. Abstrakta zu Sacbnamen geworden sind.

488. 1) 'tro-, 'tlO'y z. B. ai. aritra-m dritra-m aritra-sr 'Steuerruder', ahd. ruodar N. lit. irJcla-s^) 'Ruder'; arm. araur gr. äpoTpov lat. aratrum ir. arathar N. aisl. ardr M. lit. drklas Tflug'; ai. vahitra-m 'Vehikel, Schiff', lat. vehiculum 'Fahr- zeug, Schiff, Wagen'; ai. pätra-m ('Schutzmittel') 'Behälter'^

1) Hier und im Folgenden ist der im Litauischen regelmässig eingetretene Wandel des N. zum M. zu beachten.

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§ 489.] Konkreta. Namen von Werkzeugen, Qerilten usw. 619

got.fodr 'Scheide* ahd. fuotar N. 'Kleidfutter, Futteral'; ai. varütra-m 'Überwurf, Mantel', gr. fXurpov 'Hülle, Decke'; ai. västra-m 'Gewand, Kleid', gr. T^p€Tpov 'Bohrer', lat. haustrum 'Schöpfinstruraenf, got. hleipra 'Zelt'. S. § 250 ff. S. 339 ff.

2) 'dhro-, -dhlo-y z. B. lat. cribrum (ahd. hrlttara) Heiter^ Sieb'; lat. sübula 6ech. Hdlo 'Pfrieme, Ahle'; gr. KÖpnöpov 'Besen', Kpe^depä 'Hängekorb, -matte', d-m-ßdOpä 'Leiter', lat. ventiläbrum 'Wurfschaufel', terebra 'Bohrer', aksl. mylo 6ech. m^dlo 'Seife', aksl. po-örhpalo poln. czerpadlo 'Schöpfgefäss'. S. § 267 ff. S. 377 ff.

Während die unter 1 und 2 genannten Formantien ganz vorzugsweise zur Bildung von Nomina instrumenti dienten, tritt diese Funktion bei den nachfolgenden Formantien gegen andere Funktionen zurück.

3) -Zo-. Z. B. ahd. siula 'Ahle, Pfrieme' lit. siülas 'Faden zum Nähen', lat. torculum 'Kelter', vinculum 'Band', caelum 'Meissel', grällae 'Stelzen', alat. agolom 'Hirtenstab' (mit -lo- wohl auch scalprum 'Schneideinstrument', flagrum 'Geissei, Peitsche' S. 355), ahd. seil N. 'Seil', lit. äp-välkalas 'Anzug' aksl. ohUklo 'Kleidung', lit. dafigalas 'Decke', hafazTcäkts akra- balas 'Klapper'. Mit -slo- z. B. Isit. prelum 'Kelter', prö-Ulum 'Zugseil am Pflug', manUlum 'Handtuch', ^c^Zae 'Stiege', aksl. veslo 'Ruder', maslo 'Salbe', russ. öereslö 64reslo 'Pflugmesser', lit. zdislas 'Spielzeug'. S. § 260 ff. S. 360 ff.

4) -eno' 'OnO'y z. B. ai. pdt?ana-m 'Seihe, Sieb', ndAana-n» 'Klammer, Riegel', utidnibhana-m 'Stützbalken', bhäkiana-m 'Trinkgeschirr', väsana-m 'Gewand, Kleid', abhid^ana-m 'Würfelbrett', vadhdna 'Mordwaffe', raSand 'Strick, Zügel', gr. iT€pövTi 'Spange', (T<p€vbövTi 'Schleuder', dTXÖvr] 'Erdrosselnngs- Werkzeug', dKÖvn 'Wetzstein'. S. § 184 S. 266 f.

5) 'to-, z. B. dor. (TKäiTTOv 'Stab, Szepter', ahd. ferid 'Fahrzeug, navigium', preuss. daZftf an 'Durchschlag* akshdlata 'Meissel'. S. § 307, t S.414.

489. Einzelsprachliches.

Griech. -rripiov (vgl. (TujTripio^ zu aiDTiip § 115, d S. 191)^ z. B. Kauaxripiov 'Brenneisen', KaXXuvTrjpiov 'Putzmittel, Schmuck'^ (TTifiavTTipiov 'Stempelzeichen, Siegel'. Mit diesem Foimans ver-

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•620 Konkreta. Namen von Werkzeugren, Geräten usw. 490.

gleicht sich das latein. -törium (vg\: diver sörius zvl dSversor % 115, d S. 191), z. B. scalptörium ein Werkzeug znm Kratzen, €ircam-cf«ör«uw 'Aderlasseisen', liquätörium'Seihgefäss, Durch- schlag'.

German. ^-esno- ^-osno : as. segisna ahd. «egran^a 'Sichel, Sense' (vielleicht = lat. *ac^na),abd. alansa' Ahle% toaganso'Püng' «char'; auch im Got. scheint dieses Konglntinat in dieser Begriffs- «phäre produktiv gewesen zu sein. S. § 194 S. 282.

Lit. Hier wird die Beurteilung der Entwicklung dadurch erschwert, dass die alten Neutra zu Maskulina geworden sind. -K^-M., 'UF. (zu § 118S. 194ff., §263S.362ff.), z. B.greblgs *Harke', pa-d^Zw Tussbank', «wr6iw 'Saugrohr', fcrwfcZw 'Knüttel, Keule', dümpUs PL 'Blasebalg', suples PI. 'Schaukel', znpples PI. 'Lichtschere, Nussknackcr* (Leskien Bild. d. Nora. 458 f.). Die M. lassen sich als Noraina agentis ansehen (vgl. mirklgs 'Blinzler' usw. §484 S.6l6f.). Doch enthält derselbe Bildungstypus auch Nomina actionis, z. B. awjfZw 'Wachstum', d^grZw 'Stechen' (Körper- schmerz) (Leskien a. a. 0. 460ff.), und so kann auch altes n. Genus beteiligt sein, -tuvas, z. B. autuvas 'Schuhwerk', broksz- tüvas 'Butterfass', lausztüvas 'Brecheisen', plaktüvas 'Sensen- klopfwerkzeug', szütuvai PI. 'Feuerzeug', s. § 338, c S. 449.

490. Fasst man die verschiedenen Abteilungen und Unter- abteilungen des weiten Begriffs der Nomina instrumenti näher ins Auge, so zeigt sich zuweilen noch, wie die exkursive Ver- mehrung einer bestimmten formantischen Bildung kleine und kleinste Gruppen innerhalb der Gesamtgruppe geschaffen hat. Aus dem Griech. ist hierfür schon (S. 590) angeführt die Gruppe der Wörter mit dem Sinn 'Entgelt, Lohn für etwas', wie Xiitpov ^Lösegeld' (eine vollständigere Sammlung dieser Wörter bei Solm- sen ünt. 269). Mit -itt- bildete dieselbe Sprache Namen für musikalische Instrumente: (TäXiriTH 'Trompete', crOpiTH 'Flöte', <pöpfiiT5 'Zither', ipciXTiTH 'Zither', (punriT^ 'Querpfeife' (vgl. §390 S. 508 f.). Germ. f. -jön- 229, 1 S. 317) für Korbgeräte, z. B. got. tainjö ahd. zeinna 'Korb aus Zweigen' (got. tains ahd. zein 'Zweig, Gerte'), got. mörjö 'Korb aus Schnüren' (ahd. snuor 'Schnur, Band'), ahd. rüssa rüsa 'Reuse, geflochtener Behälter für Fische' (wahrscheinlich 'Rohrgeflecht', zu got. ratis 'Rohr'),

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§ 491 ] Konkreta. Örtlich keitsn amen. 621

meissa meisa 'Meise, korbartiges Fragegesteir, s. Klage Stammb.^ 41. Lit. -yne (zu § 190 S. 278) für Sachen, mit denen sich ein Geräusch hervorbringen lässt, mit Benennung nach den betreffen- den Schallworten : birbgne 'Blaseinstrument, das einen schnarren- den oder summenden Ton gibt*, plerszkpne 'Schnarrwerkzeug* (SchnaiTC der Nachtwächter), tarszkyni 'Klapper* (der Nacht- wächter), szvüpgne 'Rohrpfeife*, szmirksfgne 'Spritze' (nach szmirJcszt, den zischenden kurzen Guss einer Spritze bezeichnend). Aksl. 'h 281 S. 384) für musikalische Instrumente: gc^sliVL 'cithara*, soph sopeh 'tibia*, svireh 'fistula, cithara*, piital^ 'fistula, tibia*.

k. Örtlichkeitsnamen.

491. Die örtlichkeitsbenennungen haben mit den Nomina actionis und den Nomina instrumenti dadurch engeren Zusammen- hang, dass oft eine Örtlichkeit nach dem bezeichnet wird, wa& an ihr geschieht und wozu sie benutzt wird. Wie mit den Nomina instrumenti, so bertihren sich aber die Nomina loci mit den Sach- benennungen überhaupt, weil, wenn eine Sache einen bestimmten Ort hat, meistens Sache und Ort zusammen vorgestellt werden;, nach dem Sinn der Grundelemente des Wortes oder auch nach dem jeweiligen Gedankenznsammenhang ist dann einmal die Sache, das andere Mal die Örtlichkeit der vorherrschende Be- deutungsbestandteil. So ist z. B. ansieddung ausser der Hand* lung des Ansiedeins bald das, was an dem betreffenden Ort an Bauliehkeiten usw. hergestellt worden ist, bald der Ort des An- siedeins. Vgl. § 486, 2. Auch Eigenschaftabstrakta liefern Nomina loci, z. B. ebene, lat. planitüs, aequor. Vgl. § 505, 2^ Überdies besteht engere Beziehung zu den Kollektiva, wenn das, was sich an dem Ort befindet und mit ihm zusammen vorge- stellt wird, ein Mehrfaches ist, seien es Sachen oder Personen: z. B. toieder ansiedelung {die ganze ansiedelung ging dem besuch entgegen), gr. dropd 'Markt, die Gesamtheit der käuflichen Waren'^ lat. forum 'Markt, Volk*, drcus 'Zirkus, die Gesamtheit der Zuschauer*, ai. cäkra- und cakraväla' 'Kreis, Scbaar, Menge*, vgl. aneb die im ganzen idg. Gebiet vorkommenden Ortsnamea

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622 RoDkreta. Ortlichkeitsnamen. 492.

(DorfnameD usw.); welche arsprttnglich Bewohnernamen (Sippen- namen u.dgl.) waren. Vgl. §496,4. 510.

492. Für die folgenden Formantien auf -o- {-tro- usw.) gilt beztiglich der f. Gestaltung ('tra- usw.) das § 487 Bemerkte.

1) 'tro-, 'tlo- (vgl. § 488, 1). Z. B. ai. sthaträ-m *Stand- ort' ahd. ^ai 'Stelle*; gr. X^icrpov 'Lager, Lagerstätte' aisl. Idtr M. 'Lager der Seehunde' ; ai. Tciitra-m 'Ansiedelungsort, Grund- stück' av. iöi^Td-m 'Wohnplatz, Heimstätte; Landkreis, Gau', SLi. janitra-m 'Geburtstätte'; gr. G^äxpov 'Schauplatz', öpxricTTpä 'Tanzplatz', eöaTpö 'Grube, in der geschlachtete Schweine ab- gesengt werden', KuXlaxpö dXicTTpä 'Ort, wo man sieh wälzt', Kovlaxpö 'Staubplatz'; lat. casfrum castra 'Lager, Festung' (osk. castru' ^fnndüB^), «epttZcrwm 'Grabstätte', cufricuZum 'Schlafstätte, Schlafgemach', habitäculum 'Wohnstätte', hospüäculum 'Her- berge', hibemaculum 'Winterquartier', receptaculum 'Schlupf- winkel', currictUum 'Rennbahn', ambulacrum 'Spazierort, All^e'; lit. baklä 'Aufenthaltsort, Wohnung', aargyklä 'Wachthaus', ganyJclä 'Weide', girdyklä 'Tränke', volyMä 'Stelle, wo man sich herumgewälzt hat', gulyklä 'Lagerstatt, Tierlager'. Aus dem Germ, eventuell hierher got. auiistr 'Schafstall', ags. heo- Zo^^r'Versteck' u.dgl. (§255 Anm S.347). S. §250ff. S. 339 ff.

2) -dhro', -dhlo' (vgl. § 488, 2), z. B. lat. stäbtüum ahd. 8täl 'Stall'; gr. ßdpaOpov 'Abgrund', »eOXov 'Sitz', T€v^eXn 'Ge- burtstätte', Koijüii^Gpä 'Schlafstätte', dXivbrjepä 'Ort, um sich zu wälzen, Tummelplatz', KoXu^ßrjOpä 'Stelle zum Tauchen, zum Baden'; lat. latihulum latebra 'Vereteck, Schlupfwinkel', d^si- diabulum 'Faullenzerort', concüiabulum 'Vereinigungsplatz, Ver- sammlungsplatz'; Sech. bycUo 'Wohnung', stavadlo 'Standort'. S. §267 ff. S. 377 ff.

3) ro-, 'lO' (vgl. § 488, 3), z. B. ai. djra'S 'Fläche, Acker' gr. dTPÖ^ lat. ager got. akrs (S. 354) ; ai. mandird-m 'Behausung, Gemach' mandurd 'Pferdestall', gr. luidvbpä 'Pferch, Hürde, Stall'; gr. &>pa aisl. setr N. 'Sitz', lak. dXXd lat. aella gall. -sedlon got. suis 'Sitz' ; ai. ajird-m ('Tummelplatz'; 'Hof, Schlachtfeld'; gr. fiKpov ÄKpÄ 'Spitze, Gipfel', x^pö 'Ort, Land'; lat. templum ('Ab- schneidung') 'Bezirk' usw.; got. ligrs M. ahd. legar N. 'Lager', ahd. bür M. 'Wohnung* aisl. bür N. 'Gemach', ahd. zimbar N.

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% 498.] Konkreta. Örtlichkeitsnamen. 623

'Holzbau, Wohnnng', skür M. 'bedeckter Ort, Obdach', got. ewumfsl CSchwimmorf) 'Teich'; Ijt. aslä 'Estrich', lett. Ua 'Gasse', sekla TJntiefe, Sandbank'. S. § 256 ff. S. 347 ff., § 260 ff. S. 360ff.

4) Die Formantia, welche seit nridg. Zeit ganz vorwiegend, der Bildung von Nomina actionis dienten, wie -o- (Typus TÖjio^), 'ti; 'tU'y sind auch alle bei der Örtlichkeitsbedeutung beteiligt. Hier seien nur Formen mit -ti' beispielsweise genannt: ai. sthiti-ä lat. statio 'Standort' as. stedi ahd atat 'Statt, Stätte'; ai. kitti-S ÄV. ij^f-i 'Ansiedelung, WohnstÄtte' gr. dTrö-KTim^ 'Pflanzstadt'; ai. gdti'^ 'Gang, Weg, Bahn, Gang (Ausgang) einer Wunde, eines Geschwürs' gr. f^-ßam^ 'Ort des Einsteigens, Anfahrt'; ai. gdv- yüti'ä 'Weideland, Gebiet* lett. jütis PI. 'Scheideweg, Gelenk- stelle der Knochen* ; ai. sruti-ä 'Weg, Strasse', vasati-ä 'Behau- sung, Nest', ramdti'f Ort des angenehmen Aufenthalts'; gr. äpo(Ti<; 'Ackerland', Kdx-apcTi^ 'Anfahrt, Anlandestelle', äq>-€<TK 'die Stelle zum Auslaufen von Rennpferden, Rennwagen, Start', Kard-Xuai^ 'Einkehr, Herberge', Katd-bucTi^ 'Schlupfwinkel', irpö-GucTi^ 'Fuss des Opferaltars'; lat. ambulMo 'Wandelbahn, Gallerie, Allee', gestatio 'Spazierweg, All^e', c^natio 'Speiseraum', lavätio 'Bade- raum*; ahd. wist 'Aufenthaltsort, Wohnort', mhd. trift 'Trift, Weide* (§318 ff. S. 428 ff.).

5) -fno-, -eino' -oino-, besonders von Örtlichkeiten mit An- gepflanztem. Ai. aümmarm 'Flachsfeld*, lat. rdplna lit. ropenä 'Rtibenfeld', lat. c^pina 'Zwiebelfeld', ndpina 'Steckrübenfeld' u. a., lit. Tugänä 'Roggenfeld', mäzänä 'Gerstenfeld', linenä 'Flachsfeld' u.a.; lat. />i^rfwa 'Bäckerwerkstatt', Zawf «na 'Fleisch- bank', sallnae 'Salzgrube' u. a. S. § 189 f. S. 274ff. ursprüng- lich mögen Neutra gewesen sein (vgl. ai. aümtna-my lat. ster- quülnum) die lit. Substantiva auf -j^wa«, wie meld^nas 'Ort voll Binsen', dofctZyTww 'Kleefeld', iolpnas 'Platz voll Grasstauden', m^iZj^no^'Duugstätte', dumbl^nas 'MorsiBt* (S. 278, vgl. Leskien Bild. d. Nom, 408 f.).

493. Einzel sprachliches.

Arm. -op, z. B. darbnoQ 'Schmiedewerkstatt* zu darbin 'Schmied', dpro^ 'Schule' zu dpir 'Schreiber, Schriftgelehrter',

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624 Konkreta. Örtlichkeit8namen. 493^

hnoc CFenerstätte') 'Ofen' za Äwr Teuer' 217, b), alboc al- bano^ 'Kloake' zu alb 'Kot' (vgl. aparahanoc 'Kloake*), ambara- nog 'Aufbewahrungsort, Speicher' zu ambar 'Speicher', jmeroc 'Winteraufenthalt' zu jmern 'Winter' 384 Anm. S. 503).

Griech. -rripiov (vgl. §489), z.B. dpTacrrripiov 'W^erk- stätte', dKpoÄTrjpiov 'Hörsaal', dTU)Vi<yTr|piov 'Kampfplatz', ßouXeu- xripiov 'Rathaus'. uüv -uivo^ M., z. B. dvbpiuv 'Männergemach', TuvaiKtüv 'Frauengemach', TiapGcviuv 'Jungfrauengemach', ittttuiv 'Pferdestair, Trcpiaxcpiuv 'Taubenschlag', bacpviuv 'Lorbeerhain', ^obtüv 'Rosengarten, Rosengebüsch', KaXafiiuv 'Röhricht', Xaaiuiv 'Ort niit dichtem Gebüsch', oivtuv 'Weinlager', KOTipOüv 'Dünger- stelle, Misthaufen' (§212,c S. 301).

Lat. 'törium (vgl. § 489), z. B. diversörium 'Absteige- quartier', dormltOrium 'Schlafraum', unctörium 'Salbzimmer', audltörium 'Zuhörerraum', sessörium 'Sessel, Wohnsitz', condi- törium 'Aufbewahrungsort'. -tuirij besonders oft von Örtlich- keiten mit Gewächsen, z. B. glabrHum 'kahler Ort', asprötum 'steiniger Ort', fimStum 'Mistplatz', vlminHum 'Weidicht', arun- dinetum 'Röhricht', nucitum 'Nusspflanzung', ficHum 'Feigen- pflanzung', arbustum 'Baumpflanzung', salictum 'Weidicht', fru- tectum 'Ort voll Gesträuch', cärectum 'Ort voll Riedgras' 300- S. 403, § 303, ß S. 406, § 307, ß S. 414).

Germ. Ahd. -ahi, besonders oft von örtlichkeiten mit Gewächsen, z. B. steinahi 'saxetum', rörahi 'arundinetum', boutn- ahi 'arboretum', aganahi 'Spreuhaufen' 378 S. 494).

Balt.-Slav. Litt.-Lett. -ara: lit salavä'luBeYj velniavä 'Teufelsnest', lett. dumbrawa 'moorige Stelle', püstaioa 'wüster Ort' 126 S. 205). Lit. umä: z. B. lygumä'ehenG Stelle, Ebene', sausumä 'trockne Stelle', jüdumä 'schwarze Stelle' (Leskien Bild. d. Nom. 432 f.), s. § 175 S. 250. Slav. isko mit der Weiter- bildung 'isöe (aksl. -ü/c), z. B. poln. ognisko aksl. ogniSte 'Feuer- Stätte, Herd', aksl. gnojUte 'fimetum', pozoriite theatrum', triz- nute 'locus certaminis', delateliste 'officina', iüiste 'domiciliumV poln. chmielisko 'Hopfengarten', karczowisko 'Rodeplatz', wido^ wisko 'Schauplatz' 384 Anm. S. 503).

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§ 494.] Ronkreta. Namen von Zeitabschnitten. 625

1. Namen von Zeitabschnitten.

494. Namen fttr Jahr und Jahresabschnitte, Tag and Tagesabschnitte waren seit nridg. Zeit mit r- and n-Formantien gebildet, die wohl zamteil schon damals nach der Weise von ai. dhar 'Tag' Gen. ähn-as in ^inem Paradigma vereinigt waren. Diese Formen sind § 79. 186, b. 209, c. 211. 218. 256. 455 behandelt.

Av. yär^ got. jBr 'Jahr' dech. jar aksl. jara 'Frühling', wozu wahrscheinlich gr. dbpo^ 'Jahr' i&pö 'Jahreszeit, Zeit'. Ai. vasan-td-s aksl. vesna^ gr. fap lat. v^r aisl. vdr 'Frühling', av. vawr-i 'im Frühling', lit. vasarä 'Sommer'. Von derselben Art wohl av. zayan- za^n- 'Winter' zayana- 'winterlieh' ai. Tiayanä- 'jährlich', während die warzelvei*wandten arm. jmern 'Winter' gr. X€i|Li€po^ 'winterlich' (bu<y-x€l|Li€po^), x€i|i€pivö^ 'winterlich' lat. hlbemus sich an *§hei-men- ai. Mman gr. %<A\xa X€t)iil»v an- geschlossen haben (S. 135). Solche Anschlnssbildangen sind anch arm. amarn ahd. sumar M. aisl. sumar N. 'Sommer', zu av. harn- (S. 135. 299. 348).

*deien- 'Tag' (vgl. oben av. zayan-): aksl. Gen. dbw-e, lit. dänäy ai. dina-m, lat. nün-dinae. Ai. uiar- usr- 'Morgenrot, Morgenfrühe' vasar-hdn- 'in der Morgenfrühe schlagend' vasa- ra-m 'Tagesfrühe, Tag', gr. ärx-^^po^ 'dem Morgen nahe', lit. auszrä 'Morgenröte'; das Wort gehört wurzelhaft mit ai. vasan- td'8 usw. (s. 0.) zusammen. Av. ayar^ ('Zeit des Tagens') 'Tag*, Lok. ayqn, gr. fjpi got. air 'in der Frühe'. Ai. dhar. Gen. dhn-as, 'Tag', av. Gen. PI. asnqm. Arm. ör d. i. awr. Gen. arur, 'Tag'. Gr. fifiiap i\ixipä 'Tag'. Gr. vuKxwp 'Nachts', vuKxcpi^, lat. noctumtis. Der Ausgang des Wortes für Abend gr. ^aircpo^ ^(TTr^pä, lat. vesper vespera, ir. fescovy lit. väkaras aksl. veierh und von arm. giSer 'Nacht' klingt vielleicht nur zufällig an (IF. 13, 157 ff., Wiedemann BB. 28, 68 f. 83).

Der am Lok. Sg. entsprungene Adjektivausgang -i-no-s (gr. iapivö^ lat. vemus lit. vasarinis usw., § 186, b) ist noch auf andere Wörter, die einen Zeitabschnitt bezeichnen, übergegangen. S. §631.

Bmgmann, Orondriss. II, l. 40

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626 Abstrakta. Vorbemerkungen. 495—496.

Yorieang- nnd eigenschaftbeieiehnende Sabstantfra (Abstrakta). a. Vorbemerkiingen.

495. Die sogen. Abstrakta lassen sich in zwei Klassen zerlegen: die Vorgang- oder znstandbezeichnenden Sub- fitantiva, auch Verbalabstrakta and Nomina aetionis genannt, nnd die eigensebaftbezeichnenden Sabstantiva, auch Eigenschaftabstrakta genannt. Die Grenze zwischen ihnen ist fliessend, weil das, was sich als Eigenschaft, Beschaffenheit eines Gegenstandes von diesem abhebt, leicht mit der Vorstel- lung einer Betätigung dieser Eigenschaft durch den Träger oder an dem Träger der Eigenschaft verknüpft wird. Z. B. Schlechtigkeit y malitiaj Kaxiöt, KaxÖTii^ sind zunächst 'schlechte Beschaffenheit*, dann aber auch 'schlechtes Benehmen', KaxÖTii^ auch TJnglück, Leiden*. Umgekehrt, aber seltner, wird, wenn man die Eigenschaft eines Gegenstands im Auge hat, ein Sub- stantiv gewählt, das an sich einen Vorgang bedeutet, z. B. aus- dehnung {= grosse), Schattierung y fäulnis, ai. varirndn- 'weite Ausdehnung* = 'Weite*. Am wenigsten lassen sich Zustand und Eigenschaft trennen.

Es sind nicht selten dieselben Formantien, die in Verbal- abstrakta und in Eigenschaftabstrakta begegnen, und natnr- gemäss sind dabei jene vorzugsweise primäre (verbale), diese sekundäre (denominative) Bildungen. So -ta-j lat. reptdsa 'Ab- weisung*: juventa 'Jugendlichkeit, Jugend*; -«|ä-, gr. inaviö 'hef- tige Gemfltsbewegung, Raserei*: dvapxiä 'Herrenlosigkeit*; -t^o-y av. stao^9-in 'das Beten': ai. Sucitvd-m 'Reinheit*; -t- -ti-y ai. stüt- stuti' 'das Preisen* : daidt- daSati- 'Zehnheit*.

b. Verbalabstrakta (Nomina aetionis).

496. Von der Berührung der Verbalabstrakta mit den Eigenschaftabstrakta war § 495 die Rede. Die hauptsächlichsten Berührungen mit den Gegenstandsbegriffen (Konkreta) sind die folgenden.

1) Das Nomen aetionis bezeichnet ausserordentlich oft eine Sache, die von dem Vorgang berührt wird, ihm dient oder durch ihn zustande kommt, z. B. tcohnung (= bau zum wohnen), bauy

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% 496.] Verbalabstrakta (Nomina actionis). 627

wucJis, gr. oTko^ olKiiiLia 'Hans^ SraXiiia 'Zierstttck, Schmnck* ^gegenständ', bcTjiia 'Schreckbild'; itXöko^ "Haargeflecht^ aksl. j)reteno ('Drehen, Drehding') 'Spindel'. S. § 486, 1. Viele Be- griffe sind gewöhnlich ohne weiteres Vorgang und Sache zugleich, z. B. Flamme, Flass, Welle. Über Bezeichnung von Lebewesen infolge Übergangs von Nomina actionis in die Bedeatnng des durch den Vorgang Hervorgebrachten s. § 471, 2.

2) Das Nomen actionis bezeichnet oft eine Örtlichkeit, die Yon dem Vorgang betroffen ist, z. B. ansiedelung = ort der 4in^'e(2e{un^,ai.A:ii^i-f 'Niederlassungsstätte, Wohnsitz', gr. äyopd ^Versammlungsort, Markt', OuiinTÖaiov ('Trinkgelage') 'Trinkstube'. Ä. § 486, 2. 491.

3) Es bezeichnet oft den persönlichen Träger des Vor- gangs, so dass es als Nomen agentis erscheint, z. B. wache =■ wachende person {Wachtposten) , vorstand = Vorsteher, ai. mdn- iuä ('Ratschlag') 'Ratgeber'. S. § 481, 3, a.

4) Es erscheint oft als Kollektivum, indem entweder Sachen •(1) oder Personen (3) oder Sachen und Personen zugleich in -eines zusammengefasst vorgestellt werden, z. B. die ansiedelung üls Inbegriff des von Menschenhand an der betreffenden Stelle Hergestellten {die ansiedelung ging in flammen auf) oder der Ansiedler {die ganze ansiedelung ging dem besuch entgegen) -oder auch beider zugleich {er besuchte die ansiedelung); die jwacheffiT die Wach tdienst tuenden Soldaten (vgl. 3). S. §491. 510.

ö) Nomina agentis dienen öfters zur Bezeichnung des Vor- gangs, indem der Vorgang in sich vergegenständlicht und dabei personifiziert wird, z. B. walzer, seufzer, ai. bhögd-s ('Winder') 'Windung, Ring der Sehlange'. S. § 4öl, 3, b.

6) unpersönliche Gegenstandsbenennuugen werden zuweilen zu Vorgangsbezeichnungen, wenn mit dem Gegenstand der Vor- gang, mit dem er gewohnheitsmässig in Beziehung steht, vor- bestellt wird und der Vorgangsbegriff dominiert, z. B. tafel 'das Essen an der Tafel' {die tafel dauerte lange). Zumteil scheint dieser Bedeutungswandel dadurch begünstigt worden zu sein, •dass neben dem Substantivum verbale Ableitungen aus ihm ^standen; deren verbaler Sinn wirkte auf das Grundnomen herüber : ^1. tafeln tafelung neben tafd, gr. dTOpdojiiat äropeuu) neben

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628 Verbalabstrakta (Nomina actionis). 497—498«

dtopd, das ausser 'Versammluugsplatz, Markt' und 'Gesamtheit der daselbst befindlichen Personen und Sachen' auch 'Beratung, Verhandlung, Rede' bedeutete. Von anderer Art sind kratz fussr JcussJiand u. dgl.

497. Die nachfolgende Einteilung der Bildungsklassea der Verbalabstrakta geschieht nach dem für die entwicklungs- geschichtliche Beurteilung wichtigen Unterschied der Genera^ Dabei wird von dem mutmasslichen uridg. Zustand ausgegangen. Freilich ergeben sich für diese Gruppierung grössere Schwierig- keiten, einerseits infolge davon, dass in einem Teil der Sprachen Genusunterschiede überhaupt aufgehoben sind (4rm., Lit.-Lett.), anderseits infolge davon, dass bei den Nomina unserer Begriffs- klasse schon seit vorhistorischen Zeiten .bald hier bald dort Übertritt von einem Genus zum andern stattgefunden hat.

Bei der Leichtigkeit, mit der unsere Abstrakta überall in Saclibedeutung hinüberschwanken 496, 1), muss diese Bedeu- tung im Folgenden öfters mit berücksichtigt werden. Auch ist nicht ausgeschlossen, dass bei manchen von den anzuführenden Nomina actionis, die zugleich Gegenstandsbenennung sind, z. B. bei solchen mit der Bedeutung 'Strömung, Fluss', die Gegen- standsauffassung zeitlich die frühere gewesen ist (vgl. § 496, 6).

498. 1) Neutra.

a) -men- (vgl. -men- mask. § 499, d), z. B. ai. hönm gr. X€U|Lia 'Guss'; ai. dhäma 'Satzung, Sitz' av. dqma 'Schöpfung, Ge- schöpf, gr. dvd-Gima 'Aufstellung, Weihgeschenk' Oi^a 'Setzung'; ai. vi-gama 'Schritt', gr. ßfjiiia 'Schritt, Stufe'; gr. ^eOiiia 'Strö- mung, Strom', ir. sruaim w- 'Strom'; ai. hdvlma 'Anrufung', ima 'Gang', gr. npäTfia 'Tat', Tr&)Lia nöixa 'Trunk, Trank', Sairaa^a 'Liebkosung', beiiiia 'Furcht', lat. certamen 'Wettstreit', möllmen 'anstrengende Bemühung', volümen 'Windung, Wirbel', ir. gairm 'Ruf, Geschrei', drHmm 'das Erklimmen'. S. § 165 f. S. 234 ff., § 171 S. 242f.

b) '68' '08- (vgl. '68- '08' mask. § 499, e, fem. § 500, g)^ z. B. ai. vdca8' 'Rede, Wort', gr. ino^ aksl. 8lovo 'Wort'; ai. d(i8a8' 'kluge Tat', gr. brjvca 'Ratschläge, Anschläge'; aL hdra8-^ 'Griff vgl. gr. €u-x€p^^ 'leicht zu nehmen'; ai. äpas' 'Werk, Handlung' dp(i8' 'Opferhandlung', lat. opti8 'Werk'; ai. ndmaa-

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f 498.] Verbalabstrakta (Nomina actionis). 629

Verbeugung, Verehrung' av.wawflA-Terehrung,ir.wöm*Himmer; ai. dTBkaS' 'Biegung, Krümmung* gr. ät^o^ Tal, Schlucht*; av. baodah' 'Wahrnehmung* vgl. gr. d-ireuG/i^ *unkundig*; ai. mänas- 'Sinn, Geist, Gedanke*, gr. in^vo^ 'Streben, Mut, Zorn*; gr. fixo? 'Herzeleid, Trauer', got. (igis 'Furcht, Schrecken*; gr. Kf^bo^ ^Kummer, Sorge* got. hatis 'Haas'; ai. ritas- 'Guss, Strom*, ai. inas' av. asnah- 'Bedrängung, Frevel, Übeltat', av. var^Snäh- 'Tun, Tätigkeit', gr. rdcpo^ 'Staunen', aTGo^ 'Brand', lat. facinus *Tat', fünus 'Leichenbegängnis, Bestattung', aksl. dSlo 'Werk*. S § 398 f. S. 517 ff., § 401 S. 525 ff.

c) -no-m (vgl. -MO- mask. § 499, g), z. B. ai. däna-m 'das <3eben, Gabe*, lat. d&num 'Gabe*, kymr. daton 'donum*; ai. värtana-m 'das Drehen*, aksl. vriteno 'Spindel*; ai. rdcanam ^das Ordnen', got. ragin 'Rat, Beschluss*; ai. hävana-m av. zarana-m 'das Anrufen*, ai. mdncMn 'das Messen, Messung*, pdnam 'das Trinken*, ddriana-m 'das Sehen*, |>/fawa m 'Kampf, «ot. liugn 'Lüge*, ahd. feihhan 'Betrug'. S.§178ff. S. 254 ff.

d) -torriy z. B. av. sraotd-m 'das Anhören*, got. hliup 'das Zuhören, Aufmerksamkeit'; ai. matd-m 'Meinung, Ansicht, Ab- sicht', lat. com-mentum 'Einfall, Erfindung, Anschlag'; ai. Jastd-m 'Hersagen eines Spruchs', osk. eenstotn 'censio, census*, uridg. ^rnfto-m (vgl. S. 27. 414) ai. amfia-s 'todlos, unsterb- lich*, ahd. morcf 'Mord'; ai. üraf(i-m 'Gebot, Satzung' av. '*rt?a- td-m ^rvatd-m 'Bestimmung', ai. stutd-m 'Lobpreisung, Lob', srutd-m 'das Fluten, Flut', aSitd-m Ttttterung, Speise*, mani- ta-m 'Ehrerweisung', gr. öttotttov 'Verdacht, Argwohn', ttotöv 'Trunk, Trank', lat. vötum 'Wunsch, Verlangen, Gelübde*, pro- missum 'Verheissung, Versprechen'; dazu das Konglutinat ^-m^-fo-m, das im Griech. und im Ital. mit -men- (a) gleich- wertig geworden ist, z. B. gr. xeOitiaia lat. augmentum. S. § 29 1 ff. S. 394 ff., § 300 S. 402 ff.

e) -^o-w, z. B. av. stao^wam 'das Beten*, got. toaürstto 'Arbeit, Werk', rnss. Htvo 'das Nähen'. S. § 337 f. S. 447 ff.

f) •{i)iO'ni. Als Primärformans besonders im Ar. und Ital., z. B. ai. -vidya-m 'Erlangung', -bhidya-m 'Spaltung*, vürya-m 'Wahl, Einsetzung*, -förya-m 'Überwältigung*, Myam 'Anrufung*, ÄV. x^äbtthya- 'das gute Empfangen*, ai. t?dcya-m 'Wort, Tadel',

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6B0 Verbalabstrakta (Nomina actionis). 499.

gr. (jcpdTiov Mas Opfern, Opfertier', lat. Studium 'Drang, Nei- gung*, taedium 'Ekel', gaudium Treude', effugium 'Flucht*, discidium 'das Bersten, Abtrennung*, colloquium 'Unterredung', inspicium 'Besichtignng*^ prösequium 'Begleitung*, ir. frecre 'das Antworten, Antwort*, got. taui 'Tat, Werk', ahd. ga-sprähhi 'Besprechung*. S. § 111 f. S. 184 f. -^(i)io-w, ebenfalls beson- ders im Ar. und Ital, z. B. ai. -hätya-m 'das Schlagen, Kampf lit. giüczas (ursprttnglich N.) 'Streit', ai. krtya-m 'Geschäft^ Tätigkeit, Verrichtung', lat. väium 'Vergewaltigung, Schän- dung, Fehlgriff, Fehler* (vgl. sA.aji'jitya)^ com-itium ('Zusammen- kunft') 'Komitienversammlung* ex-itium 'Untergang, Verderben*, «d/-«^if$um 'Sonnenstillstand, Sonnenwende*. S. § 113, aS. 186 f. Auch andere denominative (i)io-Bildungen im N. bekamen öfters die Geltung eines Nomen actionis, z. B. ai. svdpnya-m lat. somnium aksl. shmje Traum*, ai. dütyä-m 'der Dienst eines- Abgesandten, Botschaft*, av. xSafnya- 'Nachtmal', hvatahaoya- 'gutes Leben*, gr. (TuilittöcTiov 'Trinkgelage', lat. alimönium 'Näh- rung, Unterhalt*, gaudimönium 'Freude*, adulterium 'Ehebiiich', sacrüegium 'Tempelraub, Religionsschändung*, sacrificium 'Opfer', got. piubi 'Diebstahl*, andbahti 'Dienst*, aksl. znamenhje 'Bezeichnung, Zeichen*. S. § 114 f. S. 187 ff.

g) Bei andern n. Bildungen ist diese Funktion weniger verbreitet. Beispielsweise seien genannt av. srao^d-m 'das Zugehörbringen, Aufsagen* dar^&rd-m 'das Festhalten an' 252 f.), astao&wandtn 'das Sichangeloben an'(§ 196), räzan-y Nom. razar^j 'Anordnung, Gebot, Entlohnung' (§218 f.j, ahd. harmisal 'Leid, Beschimpfung', wertisal 'Verderben' u. dgU 264, f).

499. 2) Maskulina. Für diese kommt die schwierige Frage in Betracht, wie weit sie auf Nomina agentis beruhen nach § 481, 3, b.

a) 'iu-j z. B. ai. mayü-S 'Blöken, Gebrüll', got. drunju» 'Schall', lit. myrius 'Tod' (ai. mHyü-i). S. § 150 S. 224 f., § 481 , 3, b S. 612f.

b) 'tu'y z. B. ai. gdntu-i 'Gang, Weg', lat ad-ventus 'An- kunft'; av. vl-datu-i 'Begründung*, lat. con-ditus 'Gründung,- Stiftung'; lat. gustus 'das Kosten, Geniessen', bret. diu^ '61ection,

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§ 499.] Verbalabstrakta (Nomina actionis). 631

^lire', got. Tcuntus 'Prüfung, Beweis'; ai. mdntu-i 'Rat, Rat- schlag', tanyatü'i 'Donner', lat. vamütis 'das Erbrechen, Speien', gemüus 'das Seufzen, Stöhnen', got. flödus 'Flnt', gaunöpus 'Trauer'. S. § 328 ff. S. 440 ff.

c) -WM-, z. B. ai. vagnü'i 'Ton, Ruf, hhanü-i av. hanu-S 'Licht, Strahl', ai. A:ram2anti-^ 'das Brüllen', rwirfanti-^ 'Getöse', av. bar^inU'S 'Erhebung, Höhe', ir. orgun (F. geworden) 'Ver- wüstung, das Töten', aksl. stam 'Aufstellung'. S. § 203 ff. S. 290 ff.

d) -Wien- (vgl. 'fnen- neutr. § 498, a), z. B. ai. vidmdnr 'Wissen', Jutnän- 'Regung, Trieb, Eifer', paprudn- 'Schaden, Unglück', gr. (iuT)Liriv 'Hauch, Dunst', lat. 8ermo 'Gespräch, Unterredung', aisl. Zie^e as. Ziomo 'Glanz, Licht', ahd^gli^emo 'Glanz', fries. werthma 'Schätzung'. S. § 167 ff. S. 238 ff., § 171 S. 242f.

e) -es- -08- (vgl. -es- -os- neutr. § 498, b, fem. § 500, g). Bei den geschlechtigen Stämmen mit diesem Formans scheint seit uridg. Zeit das Genus teils das M. teils das F. gewesen zu sein. Z. B. gr. t^Xuj^ 'das Lachen, Gelächter', lat. angor 'das Zusammenschnüren, Angst', dolor 'Schmerz', tremor 'das Zittern', horror 'Schauder', labor 'Arbeit', fremor 'Gebrumm', plangor 'das Schlagen mit Geräusch', error 'Irrtum'. S. § 403 f. S. 529 ff. Vgl. auch lat. mos, flös § 409, 1 S. 536.

f ) -0-. Typus TÖjjio^, z. B. ai. bhdra-s 'das Tragen, Bürde', gr. <p6po^ 'Beitrag*; ai. pdra-s 'das Überschiffen', gr. nöpo^ 'das Durchdringen, Durchgang'; gr. aiövo^ 'das Seufzen', russ. ston 'Seufzer'; gr. XPÖMO^ 'Gebrumm', aksl. grotm 'Donner'; gr. Xöxo^ 'Lagerung, Hinterhalt', seib. Idg 'das Liegen'; ai. srdva-s 'Fluss, Ausfluss', gr. ^öo^ 'das Fliessen'; ai. ghdäa-s 'Getöse, Lärm', ^({sa-s 'Rezitation, Lob', gdrgara-s 'Strudel', gr. ßöXo^ 'Wurf', ipöiro^ 'Wendung', ahd. roüb 'Raub', swanc 'das Schwingen, Schwung', aksl. Tnorh 'Tod', heg^ 'Flucht', glagoh 'Schall, Wort'. Typus io\x6<;, z. B. ai. ndvd-B 'Jubel' 481, 3, b S. 612 f.). S. § 90 ff. S. 148 ff.

g) -no- (vgl. -wo- neutr. § 498, c), z. B. ai. svdpna-s gr. UTTVO^ lat. somnus ir. suan ags. swefn aksl. shm 'Schlaf, ai. yajüdrs av. yasnor 'Gottesverehrung, Opfer', ai. praSnd s av.

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632 Verbalabstrakta (Nomina actionis). 500.

frainor ' Fr Age% AI. ghrnd'8'G\\xV, gr. Oövo^ "Andrang, Kampf, ÖKVO^ 'das Zandern', alvo^ 'Rede, Lob', b^wo^ 'Schimpf, ir. brön 'Kummer, Sorge', aksl. hUizm 'Irrtnra, Anstoss', russ. oh- man Trug', aksl. zvom 'Schall*. S. § 178 ff. S. 254 ff.

h) .^o- (vgl. -fo- neutr. § 498, d), z. B. *§hörto8 'Ein- fassung' gr. x6pTo^ lat. hortua ir. lub-gort'^ ir. oeth got. aips *Eid, Schwur'; gr. ßloTO^aksl. £ivoth 'Leben'; ai. grÄö^a-« 'Schlag, Tötung*, av. staota- 'Lob', gr. vöato^ 'Heimkehr', ilioTto^ 'Ver- geltung, Dank', koito^ 'Lager^, &iir\TO(; 'Ernte', fficro^ 'das Er- brechen', edvato^ 'Tod', ahd. frost 'Frost', gi-waht 'Erwäh- nung', aksl. trepeth 'das Zittern', Tclopotb 'Lärm' (zum Typus dXaXntöi; 'Kampfgeschrei' s. § 481, 3, b S. 612 f.). S. § 310 S. 420.

i) -mo-, z. B. *dhümö'8 'Wallung' ai. dhümd-s lat. fümus aksl. dyrm 'Rauch' gr. Oüjliö^ 'Mut, Leidenschaft', ai. gharmd-s 'Glut', 8drma'8 'das Fliessen', yäma-a 'Gang', gr. <pXoTMÖ^ 'Brand', XotjLiö^ 'Pest, Seuche', Kpüfxö^ 'Frost', TrrapiLiö^ 'das Niesen', dpiraTiLiö^ Mas Rauben', (Tcktjliö^ 'Erschütterung', KXauOjiiö^ 'das Weinen', ktiXtiOmö^ 'Bezauberung', dK0vn<y)Li6^ 'das Speer- werfen', ahd. 8trom aisl. 8traumr 'Strom', ahd. twalm 'Betäu- bung, Qualm', mhd. 8weim 'das Schweben, schwebender Flug', bJad^m 'das Blähen, Blasen', ahd. kradam 'Geschrei', as. brahtum 'Lärm', lit. lafikamas 'Biegung', Jcaük8ma8 'Geheul', aksl. glurm •Scherz'. S. § 173 ff. S. 245 ff. Hier mögen auch genannt sein die Verbalabstrakta des Lit. auf -imaa, wie begimas 'das Laufen', und des Lett. auf -www, wie Ujum8 'Guss' (S. 250 f.), obwohl nicht sicher ist, dass sie nicht zunächst als N. ins Leben getreten sind.

k) Seltner diese Funktion bei andern m. Formantien, z. B. ai. mdntra'8 av. mq^a- 'Spruch' (vgl. § 254 S. 346, § 481, 2, b); gr. K^pa<po^ (jK^pacpo^ 'Schmähung, Verläumdung', cpXrj- vacpo? 'Geschwätz' 285, c S. 390); dtiwv 'Wettkampf, got. ga-taira 'Riss', ahd. 8cado 'Schaden', smerzo 'Schmerz', stredo 'fervor' 212, c S. 301, § 215, c S. 307, § 481, 3, b S. 612f.).

500. 3) Feminina.

a) Wurzelnomina, z. B. *dik' 'Weisung' ai. diS- 'Richtung, Hinweis', lat. dich causa 'so zu sagen'; ai. vU- 'Niederlassung, Haus usw.', aksl. vhsh 'Dorf; ai. drüh- av. drüf- 'Schädigung,

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500.) Verbalabstrakta (Nomina actionis). 633

Trug', ai. gir- av. gar- 'Preis, Lob', ai. a-Mr- "ZumischaDg (von TVIilch)' av. sar- 'Vereinigung, Verbindung*, gr. atuE "Hass, Scheu', <pplE 'das Aufschauem', lat. nex Tod', prex 'Bitte', sp^s 'Hoff- nung'. S. § 80f. S. 136ff.

b) -^, z. B. ai. stüt' av. stüt- 'Preis, Lob', ai. vft- ('Umge- bung') 'Begleitung, Gefolge, Heer', samit- feindliches Zusammen- treffen', av. x.inät- 'Zufriedenstellung', lat. dös 'Gabe, Mitgift', ^ui68 'Ruhe', got. dulps 'Fest'. S. § 314 S. 425 f.

c) -i-, z.B. ai. drÄ-# 'das Sehen', fcrÄ-r das Pflügen', nrtH ^Tanz, Spiel', bödhi-i 'vollkommene Erkenntnis', rdpii 'Reissen, reissender Schmerz', gr. bf^pi^ 'Kampf, Wettstreit', got. ti?ö7W 'Hoff- nung', ahd. wurt aisl. Urdr 'SchicksaF, ahd. ehuri 'Wahl', lit. kritis 'Fair, pa-grindis 'Dielung', aksl. bl^dh Irrtum', vidh '<las Wissen', rich 'Rede', tvarh 'Schöpfung, Geschöpf, mlh&db 'das Schweigen', gybih 'das Verderben', d^Uh 'Tat'. S. §97 S. 167 ff., § 100 S. 170 ff., §281 S. 383f.

d) 'ti'y z. B. ai. dSvä-hiti-i 'göttliche Satzuug' av. ni-daHi-s Mas Niederlegen', gr. G^cTi^ 'Setzung, Ordnung, Satz', lat. con- ditio 'Bestimmung, Lage, Bedingung', got. ga-d^ps ahd. tat Tat', lit. ditys PI. 'die Lege des Huhns', aksl. blago-düh *x<ipW» Wohltat'; ai. chüti-ä 'Abschneidung', gr. (Sx^Ok; 'das Spalten'; ai. Hifi-^ 'das Hinschwinden', gr. 96i(Ti^ 'Schwund, Abzehrung'; ai. mati-i mdti-S 'das Denken, Sinn', lat. m^ns 'Sinn' mentio ^Erwähnung', ir. toimtiu 'das Meinen, Meinung', got. gamunds 'Andenken', lit. at-mintis 'Gedächtnis' aksl. pa-m^th 'Andenken', ai. carJcrti'i 'das Rühmen, Preis', gr. öpäat^ 'das Sehen', lat. satias 'Sättigung'. S. § 318 ff. S. 428ff.^).

e) -m-, z. B. ai. sarva-jyani-i 'gänzliche Zerstörung* av. 2yöwi-« 'Schädigung', ai. pfrni-/ 'das Verschlingen', lüni i' Ab- «chneidung', hani-ä 'das Fahreulassen, Abnahme, Verlust', var- iani'i 'das Rollen, Lauf, iardni-i 'Verletzung, Übertretung', got. siuna 'das Aussehen, Gesicht', sökns 'Untersuchung, For- schung', ana-busns (ä?) 'Gebot', us-beims 'das Ausharren, Geduld', salböns 'Salbung', daupeim ahd. toufin 'Taufe', got. ptüains

1) Ober die ital. kelt. Erweiterung mittels eines n-Formans s. tinten unter o).

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634 Verbalabstrakta (Nomina actionis). 500.

Mas Dulden, Geduld', lit. bamis 'Zank' aksl. bram 'Kampf, lit. dünis aksl. dam 'Gabe*, basnh Tabel, Bezauberung'. S. § 198ff.^ S. 285ff.

f ) -den- 'don-, z. B. gr. 0iTabuiv 'das Zerren, Krampf, TriKe- buiv 'Abzehrung', dx^nbuiv 'Schmerz', lat. cuptdo 'das Begehren,. Begierde', libido 'das Verlangen, Belieben', intercapedo 'Unter- brechung, torpedo 'das Erstarren, Betäubung'. S. § 220 S. 312,. § 363 S. 470.

g) '68' '08' (vgl. '68' '08' ncutr. § 498, b, mask. 499, e).^ Bei den geschlechtigen Stämmen mit diesem Formans scheint seit uridg. Zeit das Genus teils das M. teils das F. gewesen zu sein. Z. B. ai. havds- 'Anrufung', döhd8' 'Melkung', vrdhd^- 'Förderung', gr. aihtix; 'Scham'. S. § 403f. S. 529ff.

h) -a-. Typus TOfirj, z. B. ai. jand gr. Tovfj 'Geburt' ; gr. ^orj 'Fluss', lit. sravä 'das Fliessen' ; gr. xorj 'Guss', TpOTrri 'Wen- dung', 7T0)LiTrr| 'Geleite', got. toraka ags. toracu 'Verfolgung', ahd. wara 'Obhut', 8tala 'Diebstahl', trata 'Tritt, Spur', lit. isz-taka 'Ablass, Mündung' aruss. |)a-^oÄ:a 'Flüssigkeit', lit^fZanfea 'Beuge' aksl. Iqka 'Betrug' russ. lukd 'Beugung, Krümmung', lit. kankä 'Quai', aksl. po-choda 'Ausgang, Spaziergang', s. §90 S. 148ff. Typus biKTi, z. B. ai. diSa 'Richtung', gr. biKTi 'Weisung, Recht'; ai. bhuja 'Windung', gr. (puTn lat. fuga 'Flucht'; ai. druhä 'Schädigung', nidd nida 'Schmähung', bhidd 'Spaltung', gr. (ppiKt^ 'Schauder', got. us-waürpa 'Verwerfung, Auswurf, lit. at-zvilga 'Rückblick, Rücksicht', s. § 92, b S. 154 f., § 93, c S. 159f. Typus ujpä, z.B. ahd. gwöZa'Qual', lit gild 'stechender Schmerz', gr. ujpä 'Beachtung, Sorge', XuiTn ' (JuvaTuif^ aixou, ahd. näma 'Wegnahme', frdga 'Frage', /wora 'Fahrt', lit. at-monä 'Andenken',^ aksl. 8lava 'Ruhm', russ. iz-gäga 'Sodbrennen', s. § 92, a S. 153 f.

i) -ta-j z. B. ai. cita 'Schicht', tanyatd 'Donner', av. 6i8ta- 'Erkenntnis, Einsicht', gr. dütri 'Geschrei', ßpovrrj 'Donner', t€V€tit 'Geburt', ßXdaTii 'Trieb, Keim, Spross', &f\Tr] 'das Wehen', ttitt^ 'Verlust, Mangel', koitti 'Lager', lat. offßma 'Anstoss, Verstoss',. imp6n8a 'Aufwand', r6pul8a 'Abweisung', 8ub8688a 'Hinterhalt', T6C688a 'Ebbe', ir. both 'Wohnung', 6d'bart 'oblatio', ahd. stata Stand, Lage, Gelegenheit', 8carta 'Verletzung, Verstümmelung, Scharte', *ZaA^a 'Tötung, Schlachtung, Schlacht', ags. jiicf 'Kampf,.

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§ 500.] Verbalabstrakta (Nomina actionis). 635

aisl. büd ^Wohnung', got. us-farpö (n-Stamm geworden) 'Aus- fahrt, Herausfallen*, Wi. arutä (Tluss*) 'Jauche', güsztä ('Versteck*) 'Nest*, maUzta 'Aufruhr*, vmztä 'Fuhre*, brastä 'Durchwatung*, szneJctä 'Gei^ede*, lett. dfimta 'Geburt, Geschlecht', aksl. vrhsta 'Bewandtnis, Lage*, rota 'Eid*. S. § 308 S. 414 ff.

k) na-y z. B. av. kci^na- 'Vergeltung, Strafe', gr. ttoivti 'Entgelt, Strafe, Lohn*, aksl. c4na 'Preis*; ir. rün got. ahd. rüna 'Geheimnis* ; ai. ghrna 'Mitleid*, pftana 'Kampf, ivHand 'das Hellwerden*, dq^dna 'Wundertat*, gr. divrj 'Kauf*, dixov/i 'das Erdrosseln*, f|bovr| 'Freude*, ^pKdvri 'Umzäunung*, arcTiivri 'Be- deckung*, ahd. lougna 'Leugnung* aisl. laun 'Heimlichkeit*, ahd. stulina 'Diebstal*, lit. atmainä aksl. m^na 'Änderung, Wechsel*, lit. vaina 'Fehler* lett. tcaina aksl. vina 'Schuld*, lit. gyvena 'Leben*, dovanä 'Gabe', dzüma 'Schwindsucht', prenss. waisna 'Kenntnis', Tdantisna 'das Fluchen', mukinsna 'Lehre', russ. mdna 'Lockung*. S. § 180 f. S. .256 ff.

1) ty^'^ z. B. got. wahtwa oder wahtwö ahd. wdhta 'Wache'^ got. frijapwa 'Liebe', aksl. £^tva 'Ernte*, Jclqtva 'Schwur, Fluch', molitva 'Gebet*. S. §337 ff. S. 447 ff.

m) -ma-, z. B. gr. (prjfiii lat. fäma 'Kundgebung, Gertlcht*, gr. öp)Li/i 'Andrang*, ttutmii 'Faustkampf', öaixr\ 'Geruch', iq^eryni) 'Auftrag', TViwfiii 'Meinung', ir. gläm 'Geschrei, Fluch', sechem 'das Folgen*, lit. farma' Aussage*, lett. dw/ma 'Verwirrung*, aksl. gluma 'Unzucht*. S. § 173 ff. S. 245 ff.

n) '{i)iä-. Als Primärformans z. B. in ai. vidyä 'Wissen- schaft*, av. sraoiyä' 'Strafe', gr. jAaviä 'Raserei', lat. dimdia 'Zer- würfnis; Kummer, Sorge', exsequiae 'Leichenbegängnis', suppe- tiae 'Hilfe, Beistand', inferiae 'Totenopfer', dsliciae 'Ergötzlich- keit, Spielerei, Vergnügung', got. brakja 'Kampf, loraJcja 'Ver- folgung*, ahd. 8ecch{i)a 'Streit*, lit. ät-kriczos PL 'Rückfälle*, sruja 'Strömung*, ap-traükia 'Überschwemmung', vaiszia 'Be- wirtung*, lit. ifmaiia 'Prüfung*. S. § Ulf. S. 184 f. 't{i)ia-^ z. B. ai. 'hatyd as. güdea 'Kampf* lit. ginczä 'Streit'; ai. Jcrtyd 'das Antun, Behexung*, üyd 'Gang*, aji-jitya 'Sieg im Wettlauf*, gr. Guaict 'Opfer', auv-Oeaiii 'Übereinkunft', dtvbpo-KracTlTi 'Men- schenmord'. S. § 113,a S. 186. Auch andere denominative {i)ia' Bildungen bekommen zuweilen die Geltung eines Nomen actionis.

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686 Verbalabätrakta (Nomina actionis). 501.

z. B ai. dütya 'Botschaft', gr. Eeviä 'Gastlichkeit, gastliche Auf- nahme', aiüTTipid 'Heil, Rettung', lat. aegrimönia 'Arger*, errantia "das Irren', abnuentia 'Verneinung, Abweisung', appetentia 'das Verlangen, Trachten', malitia 'Schlechtigkeit, schurkisches Be- nehmen', lautitia 'luxuriöses Leben'. S. § 114ff. S. 187 ff.

o) '{i)iön' -m-y '/. B. gr. dübiv- 'Geburtsschmerz', ^titm^v- "Wogenbruch, Brandung', öajjiiv- 'Schlacht', lat. copio 'das Nehmen', contagio 'Berührung, Ansteckung, Einfluss', aUuvio 'Anspülung, Anschwemmung', obsidio 'Belagerung', osk. tanginom 'senten- tiam', got ga runjö 'Überschwemmung', sakjö 'Streit*, ags. dsce "das Verlangen', arm. seriun 'Zeugung, Herrorbringung', capiun "das Applaudieren'. S. § 223ff. S. 312ff. tdJiön- -Hn-, z. B. lat. ratio 'Rechnung, Berechnung, Rücksicht', got. rapjö 'Rech- nung, Zahl' abd. redea 'Rede u. Antwort, Rede, Erzählung'; lat. mentio 'Erwähnung', ir. toimtiu 'das Meinen, Meinung'; lat. emptio 'das Erstehen, Kauf, ir. airitiu 'das Empfangen* ; lat. datio 'das Geben', osk. medicatinom 'iudicationem', ir. aigthiu "das Fürchten', elxbI prdetta 'Streit*. S. §231 S. 319f.

p) Weniger verbreitet ist diese Funktion bei andern f. For- mantien. Z. B. 'tra-f ai. hdträ av. zao^a 'Opferguss, -spende* 252 S. 341); -la-y gr. -wX^i, wie cpcibuiXfi 'Schonung', euxujXri "Pralerei, Gelübde' (§264,e,T S. 370), lat. -ila, wie loquila 'Rede', ^ttcröZa 'Klage', suadela 'das Zureden, Überredung*, /ugröZa 'Flucht* 264, e,ß S. 369f.); -6Äd-, lit. -yba, wie dal^bos PI. 'Erbtei- lung', tik^ba 'Glaube, Hoffnung', laz^ba 'Wette', su-rag^bos Fl. "Brautschau', aksl. b&a, wie tahba 'Dieberei', sluihba 'Dienst', gosthba gostithba 'gastliche Bewirtung', äenühba 'Beweibung, Hochzeit' 284, b S. 387, § 285, c S. 390); gr. -tü-<;, wie mvit <TTü? 'Werbung' 130 S. 209, § 328 ff. S. 440 ff.).

601. Wir nennen noch einige Formklassen, die begriff- lich eine Untergruppe in der Klasse der Nomina actionis bilden.

Schall-, Lautbenennungen.

a) -80' -sa-: ai. bJiaäd 'Rede, Sprache*, lit. bahas ^Stimme' usw. S. § 422, b S. 546*.

b) Lit. -eris: kalbesis 'Rede, Spruch', sznekesut 'Rede, Gespräch', pleszkesis 'Geschwätz', klegesis 'Geschrei, Lärm', €2ruZfr6^ 'Gezwitscher', sznabädesis'Qefltlster'j ^at^d«^ 'Summen

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S 601.] Verbalabstrakta (Nomina actionis). 687

der Bienen", braszkesis 'Dröhnen*, beJdesis 'Getöse', bildesis 'Ge- polter*, vaszJcesis 'Rauschen'. S. § 399 S. 524 f.

c) Slav. 'thi aksl. klopot% 'Lärm', r^p^t^ hphth 'LärraV nkrohotb 'Geräusch', loskotb 'strepitus', t^p^th 'Klopfen', khdbtb' 'Zähneklappem', klokoth 'Sprudeln', kokotb 'Gegacker; Hahn',. Hhp^th 'Gelispel' u. a. (Meillet Etudes 298 f.). S. § 310 S. 420.

d) Griech. -jjiö-^ war in dieser Begriffssphäre von beson- derer Produktivität, z. B. jiiuxMÖ? ^utmö^ 'Stöhnen, Seufzen', kXujtjjiö^ 'Schnalzen, Glucksen', KpuiTMÖ^ 'Krächzen', KpiTfuö^ 'Zähneknirschen', TpiTMÖ^ 'Zischen, Zirpen', KpctMÖ^ 'krächzender Stimmton', 6bupfiö^' Wehklagen', dbpüTMÖ^ 'Geheul, Gebrüll', löx|iö^ lüTiiö^ 'Schreien', olfiurfjAÖ^ 'Wehklagen', 6XoXut|liö^ 'Aufschreien',. KCKpäTMÖ^ 'Geschrei, Gekrächze', m|Liix|Liö^ 'Wiehern', xp€M€Ti<y- \i6% 'Wiehern', aaXTTtajLiö^ (JaXiriTMÖ^ 'Trompetenschall', loipuT- |Liö^ 'Ausrufen', jjiöKriÖMÖ^ ötkti6|liö^ 'Gebrüll', ßXnxiöliö^ jjiiiwiÖMÖ^ 'Geblök', ßpoxneiiö? 'Gebrüll, Geblök'. Vgl. § 499, i, S. 632.

Namen für krankhafte Vorgänge und Zustände.

a) Gr. -buiv lat. -doy z. B. gr. (JTTabaiv 'Krampf, rriKebuiv 'Abzehrung', aiiTrebiiv TröGebtjbv Täulnis*, Trpnbiwv 'Brand, ent- zündliche Geschwulst', dbnbuiv 'Fressgier', repiibiÄv 'Wurm, Knochenfrass', lat. torpedo 'Lähmung der physischen oder geis- tigen Kraft', putredo 'Fäulnis', gravedo 'Gliederschwere, Schnupfen', «caftrödo 'Krätze', ürsdo 'Brand an Gewächsen; bren- nendes Jucken', absümido 'das Auszehren', üscßdo 'Gähnsucht; Mundgeschwür'. S. § 363 S. 470.

b) Lat. -go {-igo -ago -ügo), z. B. prürlgo 'Jucken', impe- tigo 'Räude', vüälgo 'Hautausschlag, Flechte', porrigo 'Grind', mentigo ein Ausschlag der Lämmer, inter-trigo 'Wolf, Wnnd- sein', pendlgo ein innerer Schaden des Leibes, aurigo 'Gelbsucht',. surdigo Taubheit', daudigo 'das Hinken', lumbago 'Lenden- lähmung', coriago eine Hautkrankheit des Rindviehs, aurügo 'Gelbsucht'. S. § 392, b 8. 612.

c) Westgerm, ^-ten- -ton-f ahd. huosto ags. hwösta 'Husten', ahd. bronado ags. bruneda 'Jucken*, ahd. juhhido ags. jeoeda 'Jucken', ahd. scebido ags. sceafda 'scabies', ahd. steechido 'pleu- risis', toagado 'Schwindel', magabi^ado 'Leibweh' u. a. (Kluge Stammb.» 60). S. § 222 S. 312.

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688 Verbalabstraktum und Infinitiv (Supinum). 502.

d) Lit. 'Onis (M. F.), lett. ünis (M.), z. B. lit. augonuf lett. augünis CWuchs*) 'Geschwür', lit. landonis *Wurm im Finger*, lett. sdünis TingergeBcbwttr*, püünis 'Blntgeschwflr', ntsunis 'Krätze', delünis däünis 'AaszehruDg', karsünis 'Fieber', reibu- nis 'Sebwindel', §e%bünis §ibün%8 'Obnmaebt' n. a. (Leskien Bild. d.Nom. 391.394).

Amts- and Standesnamen. Lat. -dfu«, z. B. ma^t^r^- tu8y cönsulatusy pontificattis, tribünatusy principatus, septem- viratus, condiscipulatus. S. § 332 S. 445. Ebenda -türay z. B. praetüra, quaestüra, cBnsüray dictatüra, praefeetüraj appari- türa, cdlSctüray praepositüra, lanistatüra. S. § 259, d S. 359.

Namen für Abmachungen u. dgl. Lit. -yba, Sg. u. PL, z. B. dal^bos 'Erbleilung', rasz^bos Terschreibung, Testa- ment', d€r^6o« 'Vertrag', laz^ba 'Wette', prekyba 'Handel', spren- d^bos 'Taxation', radybos 'Finderbelohnang' (Leskien Bild. d. Nom. 591). S. § 500, p.

c. Verbalabstraktum und Infinitiv (Supinum)*).

602. Nomina actionis in gewissen Kasus können sich gegen die andern Kasus desselben Kasussystems isolieren, in- dem sie sich innerlich dem reinen Verbum nähern und an rein verbalen Eigenschaften teil bekommen. Wie beim verbal werdenden Adjektivum 516), kann sich der Anschluss ans Verbum beziehen auf Kasusrektion (z. B. ai. pltdyB mddhu 'den Meth zu trinken' neben sutdsya pUäye 'zum Trinken des Soma', gr. boOvat xpnM<xTa neben bdOx^ xpr\}x&T{»)v), auf Aktionsart (btbö- vai, boOvai, bcbujK^vai), auf Zeitstufe (cTttcv dXOeiv, 'dass er ge- kommen sei') und auf Diathesis (bibövat, bibooOai) und kann der Inf. teilhaftig werden einer Modusbedeutung (Ä€T€ Tf|v Oupav KCKXeiaOai 'die Tür solle geschlossen sein', ä ti ctxcv, iq>r\ boövat Sv) sowie der sogen. Tmesis der Präposition (A 67 f))Litv &1XÖ XoiTÖv ä^Ovat). Die Angliederung ans Verbum hat schon in uridg. Zeit begonnen, und am vollständigsten haben unter den einzelnen Sprachzweigen der griechische und der

1) Literaturangaben über den Infinitiv folgen^bei der Betrach- tung dieses Redeteils als Glied des Verbaisystems (2^ S. 1397. UlOff.)*

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^ 508.] Verbalabstraktum und Infinitiv (Supinum). 639

italische das Nomen actionis verbalisiert, begrifflich wie for- mantisch.

Der Inf. war so zu sagen fertig, wenn der Easas des Nomen actionis nicht mehr als Glied seines Paradigmas empfanden nnd seine Konstraktion nicht mehr in Analogie za echt nominalen Konstraktionen gesetzt warde. Dieser Schritt geschah bei einigen Nomina actionis schon in aridg. Zeit. Auch vollzog sich da- mals schon zamteil Angliederang an einzelne Tempassysteme, ein Vorgang, der dadurch wirksam vorbereitet war, dass viel- fach schon die Grandelemente (Wurzel) des Wortes eine bestimmte Aktionsbedeutung hatten, die die Form auf einen bestimmten Tempusstamm hinwies. Doch erbten die Einzelsprachen nicht nur fertige, sondern auch noch werdende Infinitive, und manche Nomina actionis haben sich erst einzelspracblich, nach dem Vor- bild von bereits infinitivisch gewordenen Nomina actionis, der neuen Formgattung zugesellt.

Von den Infinitiven als Kasus und von ihren verbalen Eigenschaften wird unten näher die Rede sein. Hier folgt nur eine Zusammenstellung der Infinitivformen auf grund ihrer Zu- gehörigkeit zu einer der oben besprochenen Nominalstammklassen, soweit diese Zugehörigkeit einigermassen klar ist. Dabei ist von den ir. Infinitiven abgesehen, weil die Nomina actionis des Irischen, die in der Grammatik als Infinitive bezeichnet werden, die nominale Kasuskonstruktion beibehalten haben, z. B. ar-dot- chuibdig fri sechera na m-briathar sin ('verpflichte dich, diese Worte zu befolgen', genau 'zur Befolgung dieser Worte*), den Namen Infinitiv also eigentlich nicht verdienen.

603. Mehreren Sprachzweigen gemeinsame Formationen.

1) Wurzelnomina, z. B. ai. drSi, lat. wahrscheinlich agi. S. § 82 S. 141 f.

2) 'fnen-, z. B. ai. ddmanSy vidmdn^y gr. !b)üi€vai. S. § 170 8. 241 f.

3) -cn-, ai. -saniy z. B. neidni, gr. fit^iv wohl aus *dT€[cr]€v ; apers. -tanaiy, z. B. öartanaiy. Dazu ai. davdni kypr. boFevai. S. §219 S. 311, §222 S. 312.

4) 'H' unJ 't'. 'ti' z. B. ai. pUdye *zu trinken", lit. düti

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J

640 VerbalabBtraktum uud Infinitiv (Supinum). 504.

aksl. dati *geben', 8. § 319 ff. S. 429 ff. Wenn für das Vedische Infinitive aaf -at anzuerkennen sind, wie juiät ^zu genie&sen', so ist darin aridg. *'et (oder *-o^) zu sehen und würde man am besten ihnen als Lok. Sg. anschliessen av. frad(Ui['6d\ 'zu fördern* und die Infinitivformen auf *-fi (*-c^i), die vermutlich in Kom- posita wie ai. däti-vara-s gr. Tcpipl-iißpoTO^ dXKCcri-TrcTrXo^ ent- halten sind, s. § 29 S. 64 f., § 314 S. 425 f.

5) 'tU'^ z. B. ai. dhdtum lat. con-ditum lit. d^tt^ aksl. d^ti^ s. §328 ff. S. 440 ff.

6) es- -«-, z. B. ai. bhäras^ Söbhdsi lat. vehere^ si.jiii lat. dare gr. fi>&\^a\. S. § 82 S. 142, § 400 S. 525, § 404 S. 531, §409 S. 5.S6f.

7) -0-, -ä'. Aus dem Av. hierher dar^sat 'zu schauen', gdf^bqm 'festzuhalten'; mit der letzteren Formation scheinen die ai. Formen auf -dm, wie vidam, in der periphrastischen Verbal- bildung identisch (Wolff KZ. 40, 51 f. 97 ff.). Aus dem Ital. hierher vermutlich die osk.-umbr. Infinitive auf -om, wie umbr. erom osk. ezum 'esse' sowie vielleicht lat. datürumy aus *datü erom kontrahiert (zuletzt hierüber Postgate Class. Rev. 1904 S. 450 ff.). Doch könnte umbr. erom auch der Akk. Sg. des Wurzelstamms sein, wobei denn diese Formation zu der Zeit, al& in diesen Dialekten im Akk. Sg. -em = idg. -rp durch -om er- setzt wurde, noch als lebendiger Kasus müsste empfundea worden sein. Und lat. -türum könnte auch ein Neutralabstraktum neben den Abstrakta auf -türa wie atatüra 259, d S. 359) ge- wesen sein; der älteste Gebrauch wäre dann der in Sätzen wie traditurum (urbem) promittit. So aufgefasst, lässt sich der Inf. datürum leichter mit datürua vereinigen, als wenn man ihn auf *datü erom zurückführt.

8) -nO'. Ahd. gän 'gehen', got. toairpan ahd. werdan 'werden', s. § 180 S. 259, § 184, a S. 267 (dazu das ahd. Gerun- dium auf -annes, § 118 S. 195). Av. zyänai 'zu schädigen'; unsicher ai. -anam av. -anam (s. Wolff KZ. 40, 56. 94 f.). Av. Syao^^'mi 'zu tun' 185, a S. 269).

504. Einzelsprachliches.

Arisch, -t- im Ai., z. B. dridy^ 'zu sehen' 97 S. 167). 'tro' im Av., z. B. sqstrai 'zu vollenden' 252 f. S. 340 ff.).

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§ 505.] EigensehaftobsCrakta. 641

-|o-, t'iO'f z. B. ai. bhujyai *zu geniessen' av. uiydi *zu sagen", ai. ityai 'zu gehen' 109 ff. S. 182 ff.), wohl auch arar. dhiai, z. B. ai. vdha-dhyai 'zu fahren' av. vaza^dydi 'hinzufliessen' (2^ S. 1416)1).

Armenisch, -lo-, z. B. acel 'führen' 264, b, a S. 366, § 265, ß 8. 375).

Albanesisch. Hier ist der Inf. gleichlautend mit dem teils mit -wo-, teils anders gebildeten Part., z. B. ^me 'sagen' und 'gesagt' (S. 258), pase 'haben' und 'gehabt' (S. 412). Es ist aber unklar, ob der infinitivischen Verwendung Verbalab- strakta mit o-Formans zu gründe liegen, oder ob die Lautungs- Obereinstimmung nur zufällig ist und &sm, pase als Inf. auf Abstrakta mit i-Formans beruhen (Pedersen IF. Anz. 12, 92 f., KZ. 40, 158).

d. Eigenschaftabstrakta.

505. Von der Bertihrung der Eigenschaftabstrakta mit den Vorgang- und zustandbezeichnenden Abstrakta war § 495 die Rede. Viele Abstrakta sind beiden Klassen zugleich zu- zurechnen. Ausserdem ist gegen die Gegenstandbenennungen (Konkreta) hin die Grenze fliessend, und zwar

1) gegen die Kollektiva, indem das Eigenschaftswort oft die Lebewesen oder Sachen benennt, denen die betreffende Eigenschaft anhaftet, z. B. jugendy gesellschaft, geistUcJikeitj barschaßf ai. daivata-m 'Gottheit, die Gottheiten', av. gadötüt- 'Räubertum, Räuberbande', gr. crurr^veia lat. afflnitäs 'Verwandt- schaft, die Verwandten', lat. juventa 'Jugend, junge Leute'. S. § 510.

2) Gegen die Konkreta überhaupt, da auch ein einzelnes Konkretum oft mit dem Substantivum benannt wird, das eine Eigenschaft von ihm ausdrückt, z. B. Schönheit = schöne frau^ persönlichkeit = person, säure, schwärze, ebene, lat. planiti^s 'ebenes Land' (§491), ai. däijde^ 'Göttlichkeit, Gottheit, Gott', gr. KdXXo^ und ixifeQoq von einer schönen, einer grossen Person

1) Das -y- in Formen wie ai. -vidyam 'zu finden* av. x^a^ryqn 'zu essen' war präsensstammbildend.

Brugmann, Orundriss. II, i. 41

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642 EigenschaftabBtrakta. 506.

oder Sache, (JUtr^veia 'Verwandter', oIkiö 'Hänsliebkeit, Haas', lat. forma *eine Schöne' (vgl. § 139 Anm. über mulier), aksl. junota 'Jflngling', wie engl, youth schwed. ungdom Tugend, junger Mensch', serb. vränota ('Schwärze') 'schwarzer Ochse', gech. Muchota F. Taubheit', M. Tauber' (3* S. 103 ff.). Vgl. § 528.

Die Eigenschaftabstrakta sind naturgemäss vorzugsweise denominative Bildungen. Das Genus ist das F. oder, seltner, das N. Das M. scheint in diesem Begriffsgebiet ursprünglich ganz gefehlt zu haben.

506. In mehreren Sprachen zugleich auftretende Formationen:

1) 'ta-, z. B. ai. krfnata aksl. örhnota 'Schwärze', ai. dirghata aksl. dhgota Tiänge', ai. pürnatd aksl. phnota ahd. fullida 'Vollheit, Fülle', lat. juventa got. junda ^Jugendlich- keit, Jugend', got. hauUpa 'Höhe'. S. § 309 S. 416 ff.

2) 'tat{i)', 'tüt{iy, z. B. ai. sarvdtatiiy 'Ganzheit, Voll- kommenheit', gr. 6X6tti^ 'Ganzheit, Allheit'; gr. v€Ötti^ 'Jugend', lat. novitos 'Neuheit'; ai. vasütati-S 'G^ie'y gr. ttikpötti^ 'Bitter- keit', ßapÜTTi^ 'Schwere', lat. atritos 'Schwärze', acerbitos 'Herb- heit'; lat. Juventus ir. öitiu 'Jugend', lat. virtüs IMannheit, Tüchtigkeit', got. mikildüps 'Grösse'. S. §340 ff. S. 450 ff.

3) -(«)i^-, z- B. gr. licXavlä 'Schwärze', Eeviä 'Gastlichkeit', dinvopiTi hom. 'Mannhaftigkeit', dvapxiä 'Herrenlosigkeit', lat. angustia 'Enge', mt^^Wa 'Kläglichkeit, Elend', audelcm 'Kühn- heit', got. sunja 'Wahrheit', aksl. qroida 'Torheit'. -(i)jo-m, z. B. ai. pdlüya-m 'Grauheit', SraiSthya-m 'Vorztiglichkeit', jOspatyd-m 'Hausvaterschaft', aksl. ostrhje 'Schärfe', pohzhje 'Nützlichkeit, Nutzen' (wozu die lit. M. wie Ügis 'Länge', nügis 'Nacktheit', § 100, c S. 172 f.). S. § 114 ff. S. 187 ff. Lat. -itia, serb. -oäa (vgl. die Abstrakta auf -ta unter 1), z. B. lat. nigritia 'Schwärze', dürüia *Härte', stultüia 'Torheit', serb. öistoöa 'puritas', gluhoöa 'surditas' 118 S. 194). Lat. -mönia (vgl. ai. dra^hirndn- usw. § 507), z. B. acrimOnia 'Schärfe', castimönia 'Reinheit', sanctimönia 'Eeiligkeii, Ehrwürdigkeit', fnstimönia 'Traurigkeit' 118 S. 194, § 169 S. 241).

4) 'tt^o-m. Ai. z. B. Sucitvd-m 'Reinheit', divatvd-m 'Gött-

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^ 507-508.] Eigenschaf tabstrakta. 643

lichkeit'y satmatvä-m 'Beseeltheit . Ans dem Slay. hierzu viel- leicht das Konglatinat -hstvo, z. B. zühstvo 'Heftigkeit', ho- ibstvo 'Göttlichkeit', ienhstvo 'Weiblichkeit'. S. § 339 S. 449 f.

5) -ö-, -(t)i^-> B. lat. actis 'Schärfe', pauperiis 'Armut', dürüiis 'Härte*, cäniHes 'Grauheit', lit. pUki 'Kahlheif, laisve "Freiheit', teisvi 'Wahrheit'. S. § 144 ff. S. 220 ff.

6) -es- -Oif- (N.)» z. B. ai. prdthaa- gr. irXdxo^ 'Breite*; av. bc^ah' 'Höhe, Tiefe', gr. iräxo^ 'Dicke'; ai. mdhas- gr. iiifeQo^ "Grösse'; gr. ß^vGo^ ßdOo^ Tiefe', KdXXo^; 'Schönheit', 7räx€T0<; "Dicke*. S. § 397 ff. S. 515 ff.

507. Einzelsprachliches.

Arisch. Ai. M. auf 'man-, z. B. draghmän' 'Länge', ^vadmdn- 'Süssigkeit', prathimdn- 'Breite', mahimdn' 'Grösse', harimdn- 'Gelbheit', dra^hirndn- 'Festigkeit', dhümrimdn" "Düsterkeit'. S. § 168 f. S. 238 ff. Zahlreiche N. von exozen- trischen Komposita, wie an-apatyd-m 'Kinderlosigkeit', HTcta- kumbhd-m 'Leerköpfigkeit', d-bkaya-m 'Gefahrlosigkeit, Sicher- heif, aSatrü 'Feindlosigkeit' (Wackernagel Ai. Gramm. 2, 1, 304 f.).

Griechisch, -aüvri, z. B. ßplGoauvri 'Schwere, Last', KaXXocTuvri 'Schönheit', bmaiocTuvii 'Gerechtigkeit', KcpboiJuvn 'Verschlagenheit'. S. § 196 S. 283 f.

Lateinisch. -tüdOy z.B. caecitüdo 'Blindheit', magni- tüdo 'Grösse', dulcitüdo 'Süssigkeit', pulchritüdo 'Schönheit'. 8. § 363 S. 470.

Baltisch-Slayisch. Lit. -f?ia-« (ursprünglich N. ?), z.B. sunkümas 'Schwere', grazümas 'Schönheit', jüdimaa 'Schwärze', 8. § 175 S. 250 f. -yU, z. B. auksztgU 'Höhe', didghe 'Grösse', haügbi 'Schrecklichkeit', grozgbe 'Schönheit', vgl. § 284, d S. 388. Slav. -e-, z. B. zbh 'Bosheit', zelent 'viriditas', 8. § 100, c S. 172 f. -osthj z. B. ({zosth 'Enge', dhgosth 'Länge', dobljesth 'Tapferkeit', s. § 327, b, b S. 439. -6a, z. B. aksl. ziloba 'Bosheit', serb. grddba 'Garstigkeit', s. § 284, c S. 387 f.

608. Adjektivabstrakta auf -a (F.) und auf -o-m (N.) konnten von beliebigen adjektivischen o-Stämmen ausgeben, ihre Bildung war also nicht auf die in § 506 und 507 ge-

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644 Kollektiva. 509-510.

nannten Fälle beschränkt. Vgl. noch ai. jarand 'Hinfällig- keit', gr. T^UKKtt (=*TXuKFä)* tXukutti^ (S. 16U), ahd. toära "Wahrheit", lit. geltä 'Gelbheit'; ai. yäuvand-m 'Jugend', tama- «d-mTinstemis', dt?ayrf-m 'doppeltes Wesen, Falschheit', sattfä-m "Wahrheit', gr. imeiXixov 'Milde', lat, jüstum, vßrumy ahd. war 'Wahrheit'.

4. KollektiTa.

609. Beim Ausdruck des Kollektiven, d. h. der einheit- lichen Zusammenfassung von mehreren, das eine Mal mehr in Trennung voneinander, das andere Mal mehr als ungeschiedene Masse vorgestellten Einzeldingen, sind die verschiedensten nomi- nalen Bildungsklassen beteiligt und im engsten Znsammenhang mit ihnen zugleich die Numerus- und die Genusbildung.

510. Unter unsern andern Bedeutungsklassen sind es die Eigenschaftabstrakta, mit denen die meiste Bertlhrung statt- findet. Auch das Eigenschaftabstraktum erhebt sich über das Einzelne, indem es gewöhnlich eine bei Mehrerem gleichmässig hervortretende BeschaflFenheit angibt, z. B. jugend la,t.juvenfa^ gr. veÖTTi?, f^ßn. Das Kollektivum nun berücksichtigt aus- drücklich das Vorhandensein einer Eigenschaft an mehreren Trägem derselben zugleich, und nur insofern unterscheidet sich die Verwendung des Eigenschaftabstraktum als Kollek- tivum, z. B. der genannten Substantiva für 'die jungen Leute', von dem Gebrauch z. B. des nhd. Schönheit für eine einzelne schöne Frau 505, 2). 8. § 505, 1 S. 641.

Ferner besteht enge Beziehung zu den Nomina actionis. Das Nomen actionis tritt ein für das, was Träger des Vor- gangs ist. Dieses kann wieder ein Einzelnes oder ein Mehrheit- liches sein. Nhd. die wache z. B. ist singularisches Konkretnm (Nomen agentis), wenn ein einzelner Wachtposten gemeint ist, ein Kollektivum, wenn es auf mehrere den Wachtdienst Ver- sehende geht {die wache tritt aris gewehr) ; der vorstand kann z. B. der Bürgermeister sein (ortsvorstand), aber auch ein Kollegium von Personen. Kollektiva waren femer z. B. ahd. truht 'Kriegerschaar, Schaar' (zu got. driugan 'Dienst tun'), lat. custodia (jpauci de custodia), ai. viä- 'Niederlassung,

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§ 511.] Kollektdva. 645

die eine (^iederlassang ausmachenden Leute, Gemeinde', Tcia- trä-m "Herrschaft, Gesamtheit der Herrschenden', gr. Oepaneiä 'Bedienung, Gesamtheit der Diener*. S. § 496, 4 S. 627.

Von sonstigen Beziehungen ist noch die zu den Örtlichkeits- namen hervorzuheben. Mit dem Ortsbegriflf wird das an dem Ort befindliche Mehrheitliche vorgestellt, und letzteres kann die dominierende Vorstellung sein, z. B. tisch 'Gesamtheit der am Tisch Sitzenden' {der ganze tisch lachte)^ ring 'Gesamtheit der in einem Ring stehenden, einen Ring bildenden Personen', ai. antahpurarn Trauengemach, Gesamtheit der darin Wohnenden' wie frflhnhd. frauenzimmer 'eine Gesamtheit von Hofdamen oder weiblichen Personen überhaupt', ahd. stuota Tferdestand, Pferdeherde', gr. dtopd 'Markt, Gesamtheit der käuflichen Waren', lat. colönia Tflan/stadt, Gesamtheit der Kolonisten'. S. § 491 S. 621f.

511. Plural und Dual des Nomens als Ausdruck von Mehrheitlichem erscheinen ohne Weiteres als nächstverwandt dem Kollektivum. lu § 95. 453. 467 betrachteten wir *iugdj das seit uridg. Zeit als Plur. zu ^iugöm 'iugum' fungiert, als ein urspiüngliches Kollektivum, eine Bildung also wie z. B. f) qppdrpä 'Brüderschaft, Phratrie'. Ist diese Auffassung richtig, so haben auch die Pluralformen auf -a zu Singularen auf -o-Sy wie ai. eaJcrä zu cakrd-s 'Rad', gr. iif\pa zu \xr]p6^ 'Schenkel', lat. loca zu locus (3^ S. 123 ff.), als einstige KoUektiva zu gelten. Andere Fälle von Verwendung singularischer KoUektiva als Plur. 8. oei J. Schmidt Die Plur. der idg. Neutra (1889) und neuostens bei Pedersen KZ. 39, 466 ff. Aber auch der Sing, der Individualbenennung kann kollektivisch werden durch den sogen, 'repräsentierenden' Gebrauch, wie der feind, gr. 6 ttoX^- liio^, lat. hostisy ai. ddsyu-S für eine Gesamtheit von Feinden, gr. 6 rr^p(Tr|^ 'die Perser'; hieran schlössen sich Gebrauchs- weisen des Sing, an wie gr. f) dcmi? 'das was den Schild trägt' = 'die Schildträgei^, böpu, XÖTXn zuweilen bei den Tragikern von einem ganzen Heer.

Wie hier ein von Haus aus nicht kollektiver Sing. Kol- lektivsinn bekommen hat, so können auch umgekehrt kollek- tivische Singulare die Bedeutung eines Einzelwesens der be-

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646 KoUektiva. 512.

treffenden Gesamtheit erbalten. So nhd. frauemimmer jetet 'die einzelne Frau' wie ai. antakpura-m auch 'Gattin* (vgl. § 510); mhd. burse F. 'Genossenschaft von Studenten', jetzt der burache; ahd. imbi 'Bienenschwarm', spätmhd. imbe immß nhd. imme 'Biene'; ahd. «^uo^a 'Pferdeherde', nhA.stute-^ ahd. huon ursprünglich 'Hähne und Hennen zusammen', nhd. Kuhn (S. 158); ags. jeo^od 'Jugend, Schaar junger Leute', nengL yow^Ä 'junger Mensch'; pftli matttgäma-^ *inatr'grama' (lAntteT' schar') 'Weib'; so dürfte auch ved. tyrd- F., wenn es 'Weib,, weibliches Tier' bedeutet hat (Pischel Ved. Stud. 2, 313 ff.j, ursprünglich 'Gefolge, Schar' gewesen sein (vgl. vrdta-s 'Schar, Trupp' vft' 'Gefolge'); lat. lupdnar 'Bordell, die Bordelldimen zusammen', dann 'die Bordelldime' (Niedermann Wölff lin's Arch. 11, 271 f.); öech. ÄoZoea F. 'Pöbel, Gesindel', M. 'armer Teufel'. So war wohl auch ai. jdna-s zuerst 'Volk', dann erst 'Mensch* (s. 3 * S. 155 f.), gr. cTuTT^vcia zuerst 'Verwandtschaft', dann 'der Verwandte' (Eurip.), lat. custodia zuerst 'Wachtmannschaft', dann 'der Wache Stehende'.

Zu der Zeit, wo solcher Bedeutungswandel stattfand, über- wog über das Bedeutungselement des Mehrheitlichen die Vor- stellung der den Bestandteilen gemeinsamen Wesenheit, und dieses Abstraktum wurde nun Bezeichnung des Einzelwesens, wie auch sonst Einzelwesen nach ihrer Eigenschaft benannt worden sind {Schönheit = schöne frau).

In vielen Fällen ist nicht zu erkennen, ob der Übergang vom Abstraktum zur Bedeutung des Einzelwesens durch diese Mittelstufe des Eollektivsinns stattgefunden hat oder nicht, z.B. bei aksl. svoboda 'Freiheit; Freier' (vgl. klrass. slobodä 'Dorf von freien Bauern; Freibauer').

512. Wie bei den Abstrakta überwiegen bei den Kollek- tiva das f. und das n. Genus. An die speziell f. Formantien 467), vor allem an -a (-(«)|ö, -ta usw.), muss schon in uridg. Zeit neben der Abstraktbedeutung und dem Sinn des Weiblichen in weiterem Umfang Kollektivsinn gehaftet haben; von den Neu- tralformen sind es besonders die auf -o-m, die in dieser Funk- tion seit jener Zeit zahlreich begegnen. Wie viel dabei von Anfang an als Adjektivabstraktum ins Leben getreten war, ist

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§ 513.] Kollektiva. 647

nicht zu wisseOy wie ja flberbaapt die Grenzen zwiseben Sobst. und Adj., je weiter wir in der Sprachgescbicbte zurückgeben, am 80 mebr verf Hessen.

Es mag nun noch eine Reibe von Beispielen von Kollek- tiva folgen, geordnet nach formalen Gesichtspunkten.

513. Feminina auf -a. Auf -(i)|Vz, z. B. gr. (ppärpiä aksl. bratrhja 'Brüderschaft', gr. 6)üiTiXiKln 'Altersgenossenscbaft', (Tu^fiaxid 'Bundeagenossenschaft, Bundesgenossenbeer', ^iriKOupid 'Beistand, Hilfsbeer', öjilXid Tersammlung, versammelte Schaar', ^KKXiicriä 'Volksversammlung', t^poucTiä *Rat der Geronten', lat. familia 'Hausgenossenschaft, Gesinde' {famulus) umbr. fame- f ias PI. Yamiliae', lat. vidnia 'Nachbarschaft, die Nachbarn'. Auf 'ta, z. B. lat. juventa aksl. junota 'Jugend', ai. jandta 'Genossenschaft von Leuten, Gemeinde', abd. gimeinida 'Ge- meinde', russ. pechota 'Pussvolk', kiruss. Mnnota 'Reiterei', tem- nota 'unwissende Leute', tonota 'Weibsvolk'. Lit. aargyba 'Wache', aksl. dru^ba 'Genossenschaft, Genossen', shhba 'Ge- sandtschaft'. a hat das Aussehen eines Sekundärfoimans z.B.

in ai. tarä 'Gestirn, Sternbild' zu tdr-as 'Sterne' (vgl. gr. fiatpov § 514), gr. (ppdTpö 'Brüderschaft, Phratrie' zu (ppdxTip 251 S. 340), ai. täna 'Nacbkommenscbaf t' zu tän- 'Erstreckung, Fort- pflanzung'. 8. § 93, c S. 159 ff., wo sich noch andere Bildungen dieser Art finden, die vielleicht ursprünglich Kollektivsinn ge- habt haben, wie ai. rasd 'Feucbtigkeit' lit. rasa aksl. rosa 'Tau', zu lat. rös (S. 159); lit. dervä darva 'Kienholz', zu ai. ddru dru- 'Holz'; gr. Güpä lat. foräs kymr. dor usw., zu ^dh^er-, ursprüng- lich etwa 'Komplex dessen, was die Öffnung scbliesst' (vgl. S. 132 f. 159); aksl. noga 'Fuss' lit. nagd 'Huf, zu gr. öwi 'Klaue' (lit. nägas 'Nagel').

Mit andern speziell f. Formantien (§512): z. B. ai. pafica- püli 'Gesamtheit von fünf Bündeln', zvipüla-s 'Bündel'; gr. Tupavvi^ 'die Tyrannen', lat. ptdlitüs 'junge Brut'.

Feminina mit -^(t)-, -tatüh -tütiiy (§316. 3 18 ff. 340 ff). ^dekrpi' *dehpti' 'Komplex von zehn, Zehnheit' ai. da^dt da- iatU usw. (S. 427. 438). Abd. truht aisl. drött 'Kriegerschar, Schar, Gefolge' (zu got. driugan 'Dienst tun'), abd. zumft 'nach Regeln eingerichtete Gesellschaft, Zunft' (zu zeman 'geziemen.

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648 Kollektivs. 514.

paBsen'); got. gamainps 'Gemeinde', nhd. jugend 'junge Leute' (S. 438 f.). Ai. d^dtat(iy 'Gesamtheit der Götter', gr. vcörn? 'junge Mannschaft', lat. clvitos 'Bürgerschaft', posteritäfi 'Nachwelt', Juventus 'junge Mannschaft'.

514. Neutra auf -o-m.

Aus § 93, b sind hier zu nennen ai. täna-m 'Nachkommen- schaff, wie tdna zu tän-^ gr. daxpov 'Gestirn', wie ai. tarä zu darrip 'Stern' 513), auch mag z. B. ai. mc^d-m goLmimz aksl. m^o 'Fleisch' ursprünglich eine Art Kollektivum zu ai. mc^- 'Fleisch' (S. 157) gewesen sein, u. dgl. mehr. Mit dehnstufiger An- fangssilbe ai. aivd-m 'Pferdetrupp' zu dSva-s, Mpöta-m'Tauhen' schwärm' zu kapdta-Sj säptd-m sdptam 'Komplex von sieben, Heptade' zu saptdy ahd. huon (mit unursprünglicher «-Flexion) nhd. huhuj ursprünglich 'Hähne u. Hennen zusammen', mhd. buost 'zusammengedrehte Baststreifen, Baststrick' zu bcist (S. 158). Neutrum exozentrischer Komposita mit numeralem Vorderglied (so^en. Dvigu), wie ai. äa^-rcdm 'Hexade von Strophen', iarf- gavd-m 'Gespann von 6 Rindern', iad-ahd-m 'Zeitraum von 6 Tagen', av. nava-xsapara-m 'Zeitraum von 9 Nächten', gr. Tpni- ßoXov 'Dreiobolenstück', bibpaxiiov 'Zweidrachmenstück', lat. tri- duom (§32,a,a. 34. 60, 1).

-(«)|o-7?i. Ai. dpatyn-m 'Nachkommenschaft' 120), saha- «mAwydm 'Gesamtheit von 100 Tagereisen'. Gr. dKpoäTripiov 'Zu- hörerschaft'. Lat. colUgium 'Amtsgenossenschaft, die Amtsge- nossen', convivium 'Gasterei, die Tischgäste', quinquennium 'Zeit- raum von 5 Jahren', audltörium 'Zuhörerschaft'; famulitium 'Dienerschaft, Gesinde', servitium 'Sklavenvolk', avitium 'Vogel- geschlecht, die Vögel'. Aisl. fidre 'Gefieder, die Federn', ung- menne 'die jungen Leute', stör-menne 'die grossen Leute', Bauni- kollektiva wie birke, espe, eike. Allgemeingerm, mit ga-^ z. B. got. gasköM 'Schuhwerk, Paar Schuhe', ahd. gistimi 'Gestirn', gafugili 'Geflügel', gibeini 'Gebein, die Knochen'; westgerm. auf (urgerm.) -tia- (zu § 364 S. 472), wie mhd. geheime mndd. ge- benete 'Gebein', mhd. gesteime, getierze, gevogelze, gewürmze. Westgerm, -iski, z. B. ahd. hiwiaki 'Hausgenossenschaft, Familie', gumisgi 'senatores', ags. mennesc 'Menschheit'. Ahd. -ahi, wie

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§ 615—616.] Adjektiva. Partizipia u. Verbaladjektiva. 649

fl^awaAi 'Spreuhaufen', rörahVRöhv\cht% cAindaÄi'Klnderschaar', 8. § 378 8. 494, § 493 S. 624. Aksl. kamemje 'Gestein, Steine'.

Lat. tdb{u)linum 'Bildergallerie', sterquillnum 'Misthaufen', got. fadrein 'Eltern paar'; lit. ynas (ursprünglich N.), woneben -gney in grösserem Umfang produktiv, z. B. äkmenpiaa 'Stein- hanfe', gandr^nas 'Masse Störche', nebst den Ableitungen von Abstrakta wie «a/dww^nai 'Zuckerwerk', s. § 190 S. 277 f.

Sonstige Neutralbildungen auf -o-m. *[d]k7pt6'm 'hundert' ai. mtä-m usw., ursprünglich 'eine Zusammenfassung von zehn (Dekaden)', s. 2* S. 501. Ai. kSatrdm 'Herrschaft, die Herr- schenden', gr. Geäxpov 'die Zuschauer'. Griech. Adjektivabstraktu auf -iKÖVjWielTTTTiKÖv 'Reiterei', 0u)üi|LiaxiKÖv'Bunde8genossenschaft', ferner utttjkoov 'üntertaneuschaft'. Lat. Substantiva auf -tomy die zugleich Kollektiva und Ortsbenennungen waren, wie arhustum 'Baumwerk, Baumpflanzung', i?fmin^^ttm'Weidicht' (§493 S. 624).

515. Mask. Kollektivhildungen sind selten. Als Klassen- bildungen sind zu nennen die gr. Substantiva auf -u)v, die zumal Kollektiva und Ortsbenennungen sind, wie Konpüüv 'Misthaufen, Düngei-stclle', baq)vujv 'Lorbeerhain', |Liuppivu)v 'Myrtenhain' (§493 S. 624), und die gerui. Kollektiva für Verwandtschaftsnamen wie got. bröprahans 'Brüder', die aber, wie das bildungsver- verwandte gr. ti^vaiKC^ 'Weiber', zugleich im Numerus ein Kollek- tivzeichen haben 474, 4 S. 604).

5. Adjektiva.

a. Adjektivische Verbalnomina (Partizipia und Verbaladjektiva).

516. Da das einem Substantiv beigegebene Adjektiv nicht bloss auf eine zum Wesen des Substantiv begriff s gehörige Eigen- schaft geht, sondern auch auf eine, die ihm nur in einer gewissen Lage oder zeitweilig zukommt, so kann es an Qualitäten des Verbums teils bekommen, es wird zum Verbaladjektiv oder Par- tizip. Die Angliederung an das Verbum kann sich auf die Dia- thesis, Kasusrektion, Aktionsart und Zeitstufe sowie auf die Art der Verbindung mit Präpositionen erstrecken; femer werden Par- tizipia auch einer Modusbedeutung teilhaft, z. B. eöpicTKU) bi &b€ öv Twö^eva xaOra (Herodot), öXöiaevo^ (ep. ouXöfievo^) 'dem man

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6&0 Adjektiva. Partizipia o. Verbaladjektiva. 516.

Verderben anwünscbt, verwünscht' auf gmnd des Zurufs 6X010 und das Oppositum öviijüi€vo^ auf grnnd des Zurufs dvaio, dßdcTKavTO^ 'einer, dem der böse Blick nicht schaden möge'. Dieser Anschluss vollzog sich immer stufenweise und in den ge- nannten Beziehungen in verschiedenem Umfang und in verschie- dener zeitlicher Folge.

Zwischen Verbaladjektiv und Partizip lässt sich im all- gemeinen so unterscheiden, dass jenes vom Verbalstamm, dieses von einem Tempusstamm gebildet wird. Nur beim Part, haben demnach Aktionsart und Zeitstufe regelmässig besondern for- malen Ausdruck gewonnen. Doch haben an diesen Funktionen zumteil auch die Verbaladjektiva teil bekommen, wie z. B. im Lat. die uridg. Partizipien des Perf. und des Aor. in weitem Umfang durch das Verbaladj. auf -to- ersetzt worden sind; man vergleiche datus mit ai. dadanä-s gr. beboimevo^ und cderiter aggresstis Pompeianos ex vaUo deturbavit (Caes. Bell, civ.) mit gr. TTpoaßaXwv, ^iriG^iievo^.

Im allgemeinen muss die Adjektivkategorie entwickelt ge- wesen sein, ehe die Partizipialkategorie entstand, und möglicher- weise sind gewisse Nomina mit Partizipialformantien, aber ohne partizipiale Bedeutung Reste aus einer Zeit, wo die betreffende Formation noch nicht ans Verbum angeschlossen war, z. B. ai. id-ivant' gr. irä? 'ganz', ai. brhdnt- 'erhaben, hoch' ir. F. Bri- git = ai. brJiatty ai. ddnt- lat. d^ns 'Zahn'! Sicher zu wissen ist solches darum nicht, weil jederzeit Partizipia zu rein nominaler Geltung zurückkehren konnten, vgl. z. B. gr. fi^XXujv 'künftig', fipxu)v 'Archont', lat. sapüns, nhd. reizend, freund.

Die verschiedenen Bedeutungen, die man innerhalb der Kategorie der adjektivischen Verbalnomina einzelsprachlich an- trifft, hatten in uridg. Zeit im Ganzen auch schon gesonderten kategorialen Ausdruck. Wo einzelsprachlich Adjektivbildungen zu Partizipien wurden, wie im Slav. Adjektiva auf -lo- (Part. Prät. Akt. II), geschah das jedesmal so, dass sie sich mit älteren, bereits verbalen Nomina irgendwo semantisch berührten und dann noch andere Funktionen von diesen übernahmen. Zumteil wurden so uridg. Partizipialbildungen durch neue verdrängt.

Von den Partizipien und Verbaladjektiven als Gliedern des

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§ 517—518.] Adjektiva. Partizipia u. Verbaladjektiva. 65C

Verbalsystems wird unten näher die Rede sein. Hier folgt nur wieder, wie bei den infinitivischen Verbalabstrakta 503), eine Übersicht aaf grnnd der verschiedenen bei ihrer Bildung be- teiligten Formantien.

517. Formen, die seit nridg. Zeit Partizipia im engeren Sinne dieses Wortes waren:

1) Formen auf -nt-, aktive Partizipia in allen Tempora ausser im Perf., z. B. ^sint- 'seiend' ai. sdnt usw. S. § 344 ff. S. 454 ff.

2) Formen auf -^ea- -yo«- -ii^, Part. Perf. Akt., z. B. ai. vidvdS' 'wissend'. S. § 442 ff. S. 563 ff.

3) Formen auf -meno- und -mo-y Part. Med. Pass., z. B. ai. tdhamana-H lit. vüzamas zu W. ue§h- 'vehere'. S. § 160 ff. S. 230 ff.

518. Begrifflich näher verwandt waren von uridg. Zeit her die Formen auf -to- und die auf -wo-, die besagten, dass etwas von einem Vorgang betroffen und durch ihn in einen ge- wissen Zustand geraten ist.

1) 'tO'y z. B. *klutö'S 'gehört, berühmt' ai. irutds usw. Diese Bildung hat am meisten im Italischen Partizipialcharakter bekommen. Im Slav. ist sie durch die no-Formen stark zurück- gedrängt worden, z. B. Iq^am Cgetäuscht') gegen lit. lankötaa. Im Ir. für -to- die (t)io-Erweiterung -te -the, z. B. brithe brethe 'gebracht'; das Kymr. verwendet in gleicher Weise die Er- weiterung '{e)tic d. i. 't'lco- (Zeuss-Ebel Gr. C. 532). S. § 292 S. 395 ff., §306, a,a S. 411 ff.

2) Die no-Bildungen erscheinen besonders im Ar., Alban., Germ, und Slav. partizipial geworden, z. B. ai. pürnd-s prana-s 2LY. p9r^na' 'gefüllt, voll', alb. i^ene (geg. daw) 'gesagt', ahd. gi- tan 'getan' aksl. o-dim 'umgetan', got. hundans aisl. hundenn 'gebunden', aksl. nesem 'getragen'. Das in der Funktion ab- weichende ar.-^wa-, das dem Part. Med. unthematischer Terapus- stämme eignet, scheint von den Typen */)/^-no-, ^dh^no- aus- gegangen zu sein^). S. § 180 ff. S. 256 ff., § 184, a S. 266 ff.

1) Meillet Gramm, de Tarm. 97 erinnert an -un in arm. an-asun (•nicht Bprechend*) 'Tier' u. dgl.

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652 Adjektivs. Partizipia u. Verbaladjektiva. 519.

519. Mannigfaltig sind die Adjektiva für die Begriffe der Möglichkeit, Fähigkeit, Notwendigkeit. Wir nennen im Fol- genden auch solche Bildungsklassen, die sich dem Verbalsystem nicht engstens angeschlossen haben.

1) Formen auf '{i)iO' -i-. Dieses F'ormans unmittelbar hinter der Wurzel, als Erweiterung eines Wurzelnomens er- scheinend, war besonders im Ar. und German. produktiv, z. B. ai. adyä'8 aisl. Atr 'essbar', ai. yäjya-s gr. &Tio^ 'venerandus', lat. eximius 'eximendns'. S. § 111 f. S. 183 ff., § 121 S. 197 f.

Arisch. Ai. -iya-: stutya-s 'zu preisen, lobenswert*, s. § 113, a S. 186. 'tavya-: kartavyä-a 'faciendus', s. § 113, b S. 187. 'ayya-: pandyya-s 'bewundernswert', s. § 111 S. 184. -amya-: karaniya s 'faciendus', s. § 118 S. 195. -^nya- : ikMn- ya-Ä 'sehenswert', s. § 120 S. 197. deyo-« 'dandus', stuSiyya-s *celebrandus' u. dgl., s. § 119 S. 196.

Arm. -K, zum Inf. auf 4, z. B. sireli 'amal)ili8', s. § 265, a S. 374.

Ital. 'l{i)io- 4i' und 'dhl(i)i(h -dA/i-, z. B. lat. bibäis doci- liSj pötilis vensatüisy agibilis laudabilis, umbr. purtifele ^♦pon-icibilem', s. § 265, a S. 374 f.

Grerm. 'n{i)iO' -ni-y z. B. got. anasiuns 'sichtbar', s. § 118 S. 195 f.

2) 't^o- 'te^O'y im Ar. und Griech. Ai. kdrtva-s 'facien- dus', im Ved. auch -tuva- oder -tava- (vgl. kartavyä-s unter 1), gr. TpciTTTte^ 'scribendus'. S. § 93, e, a S. 162, § 338, a S. 448.

3) Formen auf -wo-, im Griech. und Balt.-Slav. Griech. ^bavö? 'essbar', aksl. do-koshm 'berührbar, fassbar', s. § 180 S. 260. Lit. -tinasj slav. -thm und -euhm : lit. süktinas 'dreh- bar', aksl pri-j^thm 'annehmbar', we-igdrecfbw;^ 'unaussprechlich', s. § 185, b S. 269.

4) 'tO' im Ar. und Griech. : ai. bharatd-s 'der zu pflegen ist', gr. iXeroq 'greifbar', s. § 298 S. 401.

5) Einzelsprachliches.

Av. -antar: fra-ya^zyanta- 'was geweiht werden soll', a*toi- vaedayanta- 'was zugewiesen werden soll', haoSyanta- 'was aus- gepresst werden soll', s. Bartholomae Gr. d. iran. Ph. 1, 111.

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§ 520.] Adjektiva. ParUzipia u. Verbaladjektiva. 653

Griecl). -i^o^: q)t3Hijüio^ 'wohin man fliehen kann' u. a., s. § 175 S. 25U.

Ital. -ndos: lat. dandus, ferendus ferunduSf osk. üpsan- nam 'operandam, faciendara*, umbr. piÄawer 'piandi'. Die Bil- dung ist unsicheren Ursprungs, s. 2^ S. 1424 ff., Persson De orig. ac vi primigenia gerundii etc., Upsala 1900, Sommer IF* Anz. 13, 43 f., Niedermann M61anges Meillet 104 ff.

Das ir. sogen. Part, necessitatis auf -thiy z. B. eperthi *di- cendus', mes^i 'iudicandus', aigthi 'metuendus*, dem im Bri- tannischen die Formen wie kymr. caradwy corn. caradow 'lie- benswert', kymr. dysgadtoy 'gelehrig* entsprechen (2^ S. 1426 f.), ist wohl der erstarrte Dat. Sg. auf *'teiai von Verbalabstrakta auf -ti- (ir. -miti= ai. mdtay^ matäyS). S. Zupitza KZ. 35, 444 ff.

520. Sonstige, einzelsprachliche Partizipialbildungen.

Arisch. Part. Praes. Akt. auf *-o-« aus themavokalischem Präsensstamm, z. B. ai. pra-rnrnda 'zerstörend' (3. Sg. rnrnd-ti), av. dada- 'gebend, schaffend'. S. Bartholomae KZ. 29, 557 ff.

Part. Praes. Akt. auf -u-i. Ai. auf -su-ä, zum «-Desidera- tivum, z. B. didrlciü-i 'sehen wollend', s. § 105 S. 178. Auf -yu-Sy zu den y-Präsentieii, z. B. ai. aJvayü-i 'Rosse begehrend', av. atahuyU'S 'sich (den Anspruch auf) das (andre) Leben er- werbend', s. § 149 S. 223 f.

Part. Praes. Akt. auf uka-s im Ai., z. B. di^mkas 'beissend', s. § 377 S. 491.

Part. Perf. Akt. auf -fa-t?aw^, z. B. ai. krtd-vant- 'factum habens, getan habend', av. vi-var^zdavant- 'mächtig geworden'. S. § 353 S. 463, § 536, 2.

Armenisch. Part. Praes. Akt. auf -oi, z. B. 6croi 'tra- gend', vielleicht mit uridg. 7-Formans 265, a 8. 374), vgl. unten aksl. -h. Die Partizipia auf -eal, wie areal, sind eigent- lich Infinitivformen 265, ß 8. 375).

Italisch. Lat. Part. Fut. Akt. auf -türu-s, z. B. datürusy vermutlich zum Inf. auf -türum, S. § 503, 7 8. 640.

Slavisch. Sogen. Part. Praet. Akt. II auf -Zo-, in Ver- bindung mit jemih zum Ausdruck des Perfekts, wie aksl. nesU jesmh 'ich habe getragen'. Vgl. umbr. Fut. Ex. apelust 'im- penderif. 8. § 265, a 8. 374.

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J

•654 A^jektira. Komparativ und Superlativ. 521--62d.

i). Komparationsformen (Komparativ und Superlativ).

521. Zanäcbst eine Übersiebt ttber die in Betracht kom- menden Formationen.

1) Komparativ. *'ie8' -ios-, *'iies- -iios-y ^-ison-, z.B. ai. nävyas' lat. novior, ai. sväälyas- gr. f|biu)v ahd. suo^ro, 8. § 423 ff. S. 547 ff. *'erO'j ^-tero-, z. B. ai. üpara-s lat. ^superus, ai. pratarä-m gr. irpÖTcpo^, s. § 236 ff. S. 323 ff. Lett. -akSy z. B. labaJcs, s. § 381 S. 500 f. Lit. -iaüs Adv., z. B. geriaüs, s. § 421, b S. 545.

2) Superlativ.

Formen auf -mo-. *-wo- -?pmo-, z. B. *8eptrpmö-s *8eptmö-8 ai. saptamä'S preuss. septmas usw., *up7iimö8 *upmö'8 ai. upafnä'8 lat. 8ummu8 usw., s. § 93, e, ß S. 163 f., § 152 ff. S. 225 ff. *-if?pmo-, z. B. ai. dntama-8 lat. intimti8, s. § 155 ff. JS. 227 f. Ital. kelt. *-8rpmo-, z. B. lat. maximu8, ir. ne88amj 8. § 158 S. 228 f. Ital. kelt. *i8rpm0' (♦-wwo-), z. B. lat. pigerrimu8, kymr. hinharrij s. § 159 S. 229 f. Lat. -isstmus^ z. B. novi88imu8j s. § 158 S. 229.

Formen auf -to-. *'riitO'j z. B. *dehrpi0'8 gr. b^Karo^ got. iaihunda, s. § 286 f. S. 390 f. ^-isto-, z. B. ai. 8vddi4tha-8 gr. ^biato^; abd. SHOgisto, s. § 288 ff. S. 392 f. Gr. -Taro^, z. B. öaTaT0<s, dbjiÖTaTo^, s. § 155 S. 227.

Lit. 'idti8ia8y z. B. ger%du8ia8y s. § 421, b S. 545.

522. Die uridg. komparativisehen und superlativiscben Formantien sind zu den in historiseber Zeit von ibnen ge- tragenen Funktionen des vergleichsweise Geltenden und der Steigerung infolge davon gekommen, dass in den ersten Muster- formen die Vorstellung des Relativen schon durch die Grund- elemente des Wortes an die Hand gegeben war. Am klarsten liegt dies zutage bei -ßro-, -?p/»o-, -to-: ♦wpero-« 'superus' z. B. -weist schon durch das zu gründe liegende *upo auf Verschieden- heit der Stellung von Gegenständen im Raum hin, und die Zahlwörter decimu8 und b^KUTO^, die an der Spitze der Super- .lativentwicklung standen, weisen ohne Weiteres auf Verschieden- heit der Stellung von Gegenständen in einer Reihe.

623. -ero-j -tero- rührten von Adverbien räumlicher Be-

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§ 528.] Adjektiva. Komparativ und Superlativ. 655

deutung her, wobei zunächst nur der Kontrastbegriff in Ver- gleichung stand: *uper0'8 'oben und nicht unten befindlich', *i^hero-8 *unten und nicht oben befindlich*, *enteros 'innen und nicht aussen befindlich', *ek{s)ter0'8 'aussen und nicht innen befindlich', gr. beEiTcpö^ 'dexter', dpiarepö^ 'sinister* usw. Dazu kamen Bildungen von demonstrativen Pronomina, wie citer 'auf dieser, nicht jener Seite befindlich* (got. hidrs), ai. antara-s got. anpar nsw. 'alter', arsprttnglich 'auf jener, nicht dieser Seite befindlich'. Von Nominalstämmen aus z. B. gr. dTpÖTcpo^ 'ländlich', 6p^aT€po^ 'bergig', lat. campester, süvester. Dann mit dem Sinn der blossen Gegenüberstellang auch bei anderer als lokaler Bedeutung. So got. unsar izwar 'unser, euer' lat. noster vestery gr. dpp^vrcpo^ (ark.) 'männlich' OiiXü- Tepo^ 'weiblich'. Diese Betonung des Gegensätzlichen, wie sie anfangs, ehe der Gebrauch unseres Formans mechanisiert war, durch dieses stattfand, hat ein Analogon in der Verwendung von 'ander' in jüngeren und älteren idg. Sprachen, wie in franz. nou8 autres Fran^ais *wir Fr. anderseits', gr. (J 84) fijua tQ T^ Ka\ ä|iq>iTToXoi k(ov äXXai 'mit ihr gingen auch Dienerinnen anderseits', ai. (R. 1, 27, 21) itair anydUca bahubhi rajapu- traih 'von diesen und von vielen Königssöhnen anderseits'. Daraus, dass das Gegensätzliche als ein Einheitliches vorgestellt war, erklärt sich der Unterschied zwischen dem Gebrauch des '(t)erO' und der (fpymO' und <o-Formantien, vgl. z. B. noch ai. Tcatard'8 'welcher (in Gegenüberstellung mit Einern Gegen- stand) ?', Jcatamä'8 'welcher (in einer Reihe von Gegenständen) ?'. Im Ir. hat das Adjektiv auf -ithir als sogen. 'Aequalis' den Sinn des Gleichbeschaffenseins, der sich bei vorausgehendem 'wie' eingestellt hat, wie (Ml. 90 b 10) amäl as suthain riuth gr^ne sie bith suthainidir sin ainm solmon 'wie ewig ist der Lauf der Sonne, wird ewig (ewig anderseits) sein der Name Salomo's'. Auch in diesem Fall handelt es sich um den Be- griff der Gegenüberstellung und Vergleichung zweier Gegen- stände. Ebenso bei den Substantiva wie ai. arfca^arrf-« 'Maul- tier', eigentlich 'ein Wesen, das nur vergleichsweise ein Pferd ist, ein Wesen wie ein Pferd, eine Art Pferd', lat. matertera 'Tante', eigentlich 'eine Art Mutter'. Letzterer Fall hat nur

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656 A^jektiva. Komparativ und Superlativ. 524.

das Besondere^ das» nicht nur verglichen, sondern das dem Gegenstand vergleichsweise Gegenübergestellte zur Benennung dieses Gegenstands selbst benutzt ward; die Benennung war gleichsam exozentrisch.

Eine andere Fortentwicklung zeigen das Arische und das Griechische in RLdmärtara-s gr. u)|Li6-Tepo^ 'roher' usw. 240, ß). Es wurden z. B. *proterO'S 'vorn befindlich' (TTpötepog), *ne^o- tero'8 'neu' (veuüTepo^) nicht mehr bloss im Hinblick auf 'hinten befindlich', 'alt' gebraucht^), sondern auch im Hinblick auf die durch den Positiv ausgedrückten absoluten Begriffe oder viel- leicht zugleich auch auf die Begriffe 'weniger vorn', 'weniger neu' als deren Gegenteil, und so kamen hier die tero-Formen in die Sphäre der 'Gradation', in der die iesFormen schon von früherer Zeit her gestanden hatten; sie wurden in diesen Sprachen Konkurrenzbildungen zu den iesFormeu, TiVl dieser Fusion hat unzweifelhaft der umstand wesentlich beigetragen, dass die zugehörige Superlativformation beiderseits von Haus aus die gleiche Funktion hatte. Wo keine Snperlativbildung daneben lag, blieb denn auch die alte Funktion der ^ero Bil- dungen unverschoben, z. B. GriXurepo^ 'weiblich', vgl. dagegen Trpötepo^ av. fratara- 'der mehr nach vorn befindliche, frühere' neben Trpdrro^ av. fratama- usw.

524. Die Formen mit -ies- -is- waren von Haus aus primäre Bildungen, mit der Natur eines verbalen Nomens, und besagten, dass an dem Substantivbegriff, zu dem sie attributiv hinzutraten, die Verbalaktion in hervorragender Weise zur Er- scheinung komme, z. B. ai. tdriyas- leicht durchdringend', yäjtyas' 'ausgezeichnet opfernd'. So gehört dieses Formans zu der Klasse der Amplifikativformantien 547). Durch die Erweiterung mit -to- {-is-to-) wurde dieser Begriff dahin mo- difiziert, dass eine Hervorhebung gegen eine Reihe von andern SubstantivbegriflFen stattfand, z. B. av. ha^riMa- 'der am besten hegt, pflegt' hom. cp^piaio^ 'am besten bringend, willkommenst', ai. dviitha'8^a.\u meisten fördernd'. Diese Verbalnomina wurden

1) Der ursprüngliche Sinn von vcuürcpo^ scheint im Griech. noch bewahrt in t{ vcuürcpov; 'was gibts Neues?*

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§ 524.] Adjektiva. Komparativ und Superlativ. 657

bald zu reinen Nomina^ so dass sie ein Substantivum nicht mehr als in einer Handlung begriffen, sondern als mit einer Eigenschaft versehen bezeichneten, z. B. ai. mdhiSfJia'S av. maziSta- gr. \ii'^\(5T(}q 'maximus'. In dieser zweiten Schicht erst entwickelte sich die Zugehörigkeit zu einem sogen. Positiv.

Dass eine Anzahl von ie^-Formen und zugehörigen isto- Formen ohne einen gleichstämmigen Positiv geblieben sind, z. B. ai. jyäycLS' 'mächtiger, stärker*, bhüyas- 'mehr, reichlicher', kä- niyaS' 'geringer, weniger', gr. dpeiuiv X(1|juiv 'besser*, lat. mdior, peior, minor, got. haiiza 'besser', wairsiza 'schlimmer', aksl. luöhjh 'besser*, mhnjhjh 'kleiner', liegt daran, dass man die Be- griffe, die hier in Betracht kommen (es sind im allgemeinen die Begriffe 'gut* und 'schlecht*, 'gross' und 'klein'), früher verglei- chend als absolut gebraucht hat. Und wenn dem 6inen Positiv zuweilen ein mehrfacher Komparativ zur Seite steht, z. B. gr. dpeiuiv, ßeXiiujv, Kpeirruiv, Xijjuiv, djueivuiv dem &yaQ6(; 'gut', ags. bet{e)ra, sSlra dem jöd 'gut', aksl. luihjty unjhjh, suljhjh dem dobi^ 'gut', boljhjh, vqsthjb dem veliJch 'gross', ai. älplyas; Tcd- nlyas- dem dlpa-s 'klein, gering', so erklärt sich dies daraus, dass man bei der Vergleichung eines bestimmten Gegenstands mit einem bestimmten Gegenstand leichter auf die feineren quali- tativen Verschiedenheiten hingewiesen wird als dann, wenn, wie es beim Positiv der Fall ist, nur im grossen Ganzen geurteiit und auf keinen bestimmten andern Einzelgegenstand vergleichend Bezug genommen wird ; im letzteren Fall genügen in der Regel die allgemeineren Prädikate, wie 'gut' und 'gross', 'schlecht' und 'klein'.

Nur selten haben sich ein Komparativ und ein Superlativ, die in den Grundelementen des Wortes differieren, systematisch verbunden, wie lat. melior optimusy att. djucivwv fipiato^. Hier haben jedesmal ganz individuelle Motive der Wortgeschichte gewirkt, die den begrifflichen unterschied der beiden Kompara- tionsgrade an sich nicht berühren. Dem Positiv gegenüber war der Superlativ auf -isto- nur eine Abart des ihm zur Seite gehenden Komparativs.

Ein für die Beurteilung der Grundbedeutung der |e«- For- men wichtiger Umstand ist, dass 'is-to- das Formans -ies- in

Bragmann, Orandriss. II, 1. 42

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658 Adjektiva. Komparativ und SuperlatiT. 525.

sich enthält. Bei den ie^-Formen war der in Vergleiehnng ge- stellte Begriff anfangs nicht, wie bei den -^^o-Formen, als etwas Einheitliches gedacht, sondern der Zahlbegriff, ob einheitlich oder mehrheitlich, spielte überhaupt keine Rolle. Erat durch die Erweiterung mit -to- geschah die begriffliche Spezialisierung, bekam die Nebenvorstellung des Vergleichs mit einer Reihe von Gegenständen gesonderten Ausdruck. Und wo die ies-Formen selbst nun die speziellere Bedeutung der Vergleiehnng mit 6inem andern Gegenstand annahmen (z. B. lat. prior wie gr. irpötepo^), geschah dies sicher nicht ohne Einwirkung der ^ero-Formen.

525. Welches die älteste ies-Form in uridg. Zeit gewesen ist, entzieht sich jeder Berechnung. So viel aber ist wahrschein- lich, dass der an dem Formans haftende Sinn, der Sinn der Steigerung, auch hier, wie bei '{t)erO' und den Superlativfor- mantien, anfänglich nicht durch dieses Element gegeben war, sondern durch die wurzelhafte Bedeutung des Wortes, die auf das formantische Element herttberwirkte (s. § 547). In dieser Beziehung vergleichen sich die lit. Adjektiva auf -öJcas, wie labökas 'recht gut, ziemlich gut', da auch deren Formans an sich keine Steigerung bedeutet hatte 381 S. 500 f.). und zu weiterer Beleuchtung kann die Tatsache dienen, dass als Kom- parativ auch Wörter fungieren, die gar kein komparativisches Formans haben : so ai. vdrors Vorzüglicher, besser' kymr. guell 'besser', zu W. y,el- 'wählen', also etwa 'was Objekt der Wahl ist' (vgl. Osthoff Suppl. 22 f.).

Durch nichts ist die Annahme geboten, die i6«-Form sei ursprünglich nur gebraucht worden, wenn der massbestimmende Begriff ausdrücklich genannt war, wie in ai. pdpiydn divad 'geringer als ein Pferd', lat. te maior. Mindestens ebenso alt war vielmehr wohl der Fall, dass die Formation nur eine Stei- gerung und Hervorhebung überhaupt bezeichnete (Elativus). So im Ai. z. B. tdrlyas- leicht durchdringend', tvdkilyas- 'sehr kräftig', rdbhyas- 'sehr ungestüm', ndvyas- ndvlyas- 'ganz neu', hom. Q&aaov 'recht schnell' (k 72 ?pp' ^k vriaou Gäaaov), att. (Thuk. 6, 27) |i€i2!övuig dXdjußavov 'sie fassten es ziemlich ernst auF, lat. longior 'einigermassen lang, ziemlich lang' usw. Dieser

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< 526.] A^jektiva. Komparativ und Superlativ. 659

Oebrauch ging im Ar. und Griech. auch auf die ^«ro-Formen tiber, doch ist er im Ai. hier nur erst sehr selten.

Wo im Griech. and Lat. der Komparativ derart gebraucht ist, dass wir zur Übersetzung "zn, allzu" verwenden, z. B. att. (Thuk. 3, 45) iröXi^ . . . f^aaui ^xo^oa Tf|v TrapcuTKCuriv 'minorem apparatum", ist ein Gedanke wie "als es gewöhnlich ist, recht ist' unausgesprochen geblieben (vgl. die Ellipse bei lat. tanti ^t u. dgl., K. vergl. Gramm. 696).

Beim Superlativ war die massbestimmende Reihe von Gegenständen ebenfalls entweder eine bestimmte oder eine un- bestimmte, ganz unbegrenzte Anzahl. Im letzteren Fall war der begriffliche Unterschied gegenüber dem elativischen Komparativ nur ein geringer, z. B. pdniyas- und pämifha-s 'sehr wunderbar*, lat. homo inertior und inertis^imus.

Dass im Ai. die Scheidung in komparativischen und super- lativischen Sinn bei -tara- und -tama- reinlicher erscheint als •bei -yo«- und -iitha- (Delbrück Ai. Synt. 195 f.), beruht somit vermutlich auf zweierlei: darauf, dass bei der ies-Form der mass- bestimmende Begriff von Anfang an nicht als eine Einheit gedacht vear, und darauf, dass im Ai. die f^o-Form nur erst ganz spär- lich an dem elativischen Gebrauch des Komparativs teil be- kommen hat.

Aus der ursprünglichen weiteren F'unktion von ies- ist auch zu erklären, dass der slav. Komparativ auf -jhjh -jijh zu- gleich als Superlativ gebraucht wurde. Superlativisches -(es- ist hier nicht der Konkurrenz von -isto- erlegen, sondern dieses musste selbst wieder vOllig den Platz räumen.

636. Verblasst ist die Superlativbedeutung im Germ, in Formen wie got. Meiduma ^nks', ahd. metamo metemo 'medio- cris'. Daher neue Superlativformen auf -umista-, wie got. aftu- mists 'hinterster, letzter', spBdumists letzter'. Wenn im Got. der Sinn von -uma in aühuma 'hoher' komparativisch geworden ist: sis aühuman 'se superiorem' (Phil. 2, 3) woneben aühu- mists 'höchster' steht , so hat wohl in diesem Fall die Form auf 'uma zunächst die Gradationsbedeutung eingebüsst und wurde nunmehr kraft ihrer Wurzelbedeutung wie ein Kompa- rativ verwendet (vgl. die komparativisch gebrauchten Positive

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660 Adjektiya. Komparativ und Superlativ. 527-528.

kymr. guell 'besser' S. 658, ir. ferr 'besser' zu ai. vdri-ma *Höhe' lit. virszüs Mas Obere').

Völlig verblasst ist die Bedeutung von -tijifnO' auch in lat. fimtimusy maritimus n. dgl, ursprünglich 'am nächsten an der Grenze befindlich' usv7.

527. Erst nach Befestigung der dreigliedrigen Gradations- reihe, in der der Positiv wie eine Grundform aussah, wurden auch Komparationsformen aus beliebig gebildeten Adjektiva^ die keine komparativische Bedeutung hatten, geschaffen. Die ar. und gr. Bildungen wie ai. amätara-s yajfiatara-s ugrata- ma-s amavattamasy gr. dbjLiÖTcpo^ T^uKuiepo^ sind § 156. 240, ß. 523 erwähnt. Solche Sekundärformen mit -ies- -isto- sind weiter verbreitet, z. B. ai. ttkiniyas- drd^hüfha-s, gr. T^pirviaTO^, lat. altior probätior, got. alpiza ahd. rehtirOj s. § 290. 427.

528. Von den Adjektiva ging die Steigerungsfähigkeit weiter auf Substantiva über, wenn deren Qualitätsbegriff vor- gestellt war.

Auf Personenbenennungen: z. B. ai. dSvdn4 devdtamak 'der beste Gott, der göttlichste unter den Göttern', av. da^va- nqm da£vöt9mö gleichsam *der Erzdaeva', ai. hrdkmiyas- brdh- miätha- 'der bessere (klügere usw.), beste Brahmane', gr. ßam- XeuTcpo^ ßaaiXeuTaiog, bei Plautus patrue mi patruissime, ocu- lissime homo.

Eine andere Gruppe sind die § 427 genannten Beispiele wie ai. tijiyas- tijütha-s 'sehr scharf zu tijas- 'Schärfe, Schneide*, väMifha-s 'aufs beste vorwärts bringend' zu vdhas- 'Darbringung', gr. |Lir|KiaTog 'der längste' zu jur^KO^ 'Länge', KaXXiuiv KdXXiOto^ 'schöner, schönst' zu xdXXo^ 'Schönheit', got. minmza minnists 'minor, minimus' zu lat. minus ursprünglich 'Minderheit*. Für die Entstehung dieser Formen kommt ausser der a. a. 0. ge- nannten formalen Beziehung in Betracht der Umstand, dass solche abstrakte Neutra oft prädikativ oder appositioneil auf Konkreta (Personen und Sachen) bezogen wurden, vgl. gr. KdXXo^ von einer schönen Person oder Sache. dX^Txea 'Schandbuben', nhd. er ist eine schände für seine familie, sie ist eine Schönheit (§505,2). Ähnlich im Mhd. scheder Kompar. zu schade: der

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i 529—583.] Räumlichkeitsacyektiya Farbadjektiva. 661

was den Kriechen scheder dan iemen anders bi der zlty u. a. (Paul Prinz.» 332). Vgl. Delbrück IF. 14, 51 ff.

0. RäumlichkeitsadjektiTa. 629. Durch zu gründe liegende raumbegriffliche Wörter haben adjektivische Sekundärformantien räumliche Bedeutung an sich gezogen und sich in dieser Richtung verbreitet:

1) -ero' 'tero- anfänglich z. B. in ai. üparors *der untere* zu Adv. upär-i von üpa, üttara-s 'der höhere* von üd. Von Formationen, die sich diesen angeschlossen haben, mögen bei- spielsweise die Himmelsgegendnamen wie aisl. austr, nordr^ vestr und die lat. Ortsbenennungen wie palüstery tellüstris, nil- vester, campester erwähnt sein. S. § 236 ff. S. 323 ff. Über die komparativische Funktion von '{t)erO' s. § 521 ff.

2) -qO'j z. B. lat. reci-procus, von *pro gr. irpö 'vor*, ai. paicd 'hinten*. S. § 370 S. 480 f.

530. -jfo- in Wörtern für 'links* und 'rechts*, z. B. lat. laevosy got. taiJiswa F. 'die Rechte*. S. § 125, c S. 202, § 465, 3 S. 587.

'is'tero- in Wörtern für 'links*, gr. dpiaicpö^ usw., s. § 241 S. 329.

d. Zeitadjektiva.

631. -no- 4n0' bei Wörtern für Zeitabschnitte, z. B. gr. 4apiv6^ lat. vemusy gr. beiXivö^ 'abendlich*, av. uzaye^rina- 'nach- mittägig*. S. § 186, b S. 270 f., § 494.

'tno' 'tifno' hinter temporalen Adverbien, z. B. ai. pra^ tnd'S 'vormalig, alt*. S. § 197 S. 284 f.

e. Totalitätsadjektiva.

532. '^O'y z. B. ai. sdrva-s 'ganz, unverletzt, wohlbehalten' gr. 6Xo<; 'ganz*, ai. viSva-s 'jeder, all*. S. § 125, b S. 202.

f. Farbadjektiva^).

533. Für die verschiedenen Grund- und Zwischenfarben gibt es ziemlich viele, mehr oder minder produktiv gewordene Formantien. Die wichtigsten sind:

1) 0. Weise Die Farbeubezeichnungen der Indogermanen,

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Farbadjektäya. 533.

1) -jw>-, z. B. ai. iyavd'H *braun, dunkel', ann. seav 'schwarz', lit. szjjvas 'grau'. S. § 125, a S. 201 f.

2) -mO': ai. iyamd-s av. sama- 'schwarz' lit. «2^ma« 'asch- grau, blaugrau' (wozu vielleicht lat. clmex -tcw 'Wanze'), ir. gorm 'blau* kymr. gwrm 'nigricans', lit. «ijtf ma« 'grau', raimas Tjunt'. S. § 174 S. 246 ff., § 176, a S. 262.

3) 'fio-, z. B. ai. Jcrinä'8 preuss. kirsna- 'schwarz'. S. § 1 79, a S. 265 f. Im Westgerm, ist -ina- von denominativen Adjektiva wie ahd. weüin 'mit Waid gefärbt, waidblau', purpurin 'pur- purn', goldfaramn 'goldfarben' 188 ff. 539, 3) übertragen worden auf Adjektiva mit ursprünglicher Farbbedeutnng: ahd. grüwin neben grao 'grau', ags. hlAvoen neben hldw 'blau'.

4) -rO'y z. B. ai. rudhird-s gr. dpuGpö^ lat. ruber 'rot'. S. § 267 S. 353.

5) -6Ä0-, z. B. gr. dXcpö^ dXuKpö^ lat. albu8 'weiss'. S. § 286, a S. 389.

6) -fo-, z. B. ai. hdrita-8 'gelb', lit. bäitas 'weiss'. S. § 306, ß S. 413.

7) -fco-, z. B. ai. babhruid-8 'bräunlich', lit. pükas 'grau'. S. § 386, b S. 605.

8) -«o-, z. B. ai. aruid'8 'rötlich', lat. ru88ti8. S. §422, a S. 646.

Es mag noch erwähnt sein, dass sich im Slav. an aksl. bU'd^ öech. bUdjj 'blass, bleich' (vgl. ahd. blei^^a 'livor') an- gelehnt hat aksl. 8edi russ. 8^doj 'grau' (zu 8erb, 8W%), wohl auch aksl. 8med% 'dunkel, braun', russ. gnHoj poln. gniady 'braun'.

Die meisten von diesen Formantien finden sich auch in Adjektiven mit der allgemeineren Bedeutung 'hell' oder 'dunkel', z. B. ai. Sukrd8 'hell, klar', tama8d-8 'dunkel', gr. cpaiKÖ^ 'glän- zend', )üiöpq)vog 'dunkel', ahd. heitar 'hell, klar', got bairht8 'hell, glänzend', riqiz ('das Finstere') 'Finsternis'.

Annäherung an eine bestimmte Farbe wird im Lit. mit

HB. 2, 273 ff. F. A. Wood Color-Names and their Con^eners, Halle 1902, The origin of color-names, Modern Language Notes 20, 225 ff. 0. Weise Die Farbenbezeichnungen bei deu Griechen u. Römern, Philo!. 46, 593 ff. W. Loewenthal Die slav. Farben bezeichuungen, Leipz. 1901. 0. Seh ra der Reallex. 228 ff .

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§ 534—585.] Adjektiva de« Venehensehis, des Stoffes usw. 668

'Sta- ansgedrOckt, z. B. raüsvas 'rötlich', s. § 125 S. 202. Im Lat. dafür 'Ostery z. B. ftdvaster, canOster, nigellagter, vgl. franz. raugeätre nsw. (§118 Anm. S. 195), und -culwfy z. B. nigricultM 376 S. 491). Im Griech. -ixo<;, z. B. iruppixo^ 'rötlich', s. § 394 S. 513.

Eine besondere Klasse unter den Farbadjektiva bilden die- jenigen, welche von Substantiva abgeleitet sind mittels eines Formans, das das Geartetsein wie das zu gründe liegende Nomen bezeichnet, wie lat. niveus 'schneeweiss'. Über diese Bildungen 8. § 539.

g. Adjektiva mit dem Sinn 'krumm' n. ähnl.

634. Für Adjektiva mit dem Sinn 'krumm, gebogen, schief u. dgl. erscheint im Griech. -ao-, im Lit. -va- produktiv geworden. Gr. XoEö^, Ka|ii|iö^, ^ajuipö? u. a., s. § 413 S. 541. Lit. kretvaa (:aksl. krivh), szleivas u. a., s. § 125, d S. 204, § 465 S. 590.

h. Adjektiva des Versehenseins und Besitzes, des

Bestehens aus einem Stoff, der Abstammung und

Herkunft, des Geartetseins.

636. Wir fassen hier mehrere Gruppen von denomina- tiven Adjektiva zusammen, die schwer voneinander zu sondern sind. Die Formantien geben an und für sich kaum mehr als die ganz allgemeine adjektivische Beziehung, die genauere Art dieser Beziehung ist durch die Bedeutung des Grundworts be- stimmt worden. So fallen oft zwei Formen mit demselben Formans wegen verschiedenen Begriffs des Stamranomens ver- schiedenen Bedeutungsklassen zu. Aber auch darauf kam es an, zu welchem Substantivbegriff das Adjektiv attributiv oder prädikativ in Verbindung trat, und hierdurch kann auch das- selbe Adjektiv als verschiedenen Bedeutungsklassen zugehörig erscheinen, z. B. agger niveus 'ein Damm oder Wall, der aus Schnee besteht, Schneedamm' und equos niveus 'ein Pferd, das wie Schnee aussieht, schneeweisses Pferd', lyra ebuma 'Leier ans Elfenbein' und digitus ebumus 'elfenbeinweisser Finger'.

Gewisse Formantien sind nun nach dieser oder jener Rieh-

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664 Adjektiva des Versehenseins» des Stoffes usw. &36.

tuDg hin besonders produktiv geworden entweder in den idg. Sprachen überhaupt oder in dieser oder jener einzelnen Sprache. Bei der Fülle des einschlägigen Stoffes kann im Folgenden nur Einiges beispielsweise ausgehoben werden.

536. Versehensein mit etwas, Besitz. Diebetreffen- den Adjektiva stehen öfters in einem prägnanten Sinn derart, dass man mit Voll von', 'reich an' übersetzen darf.

1) 'tO'. Lat. harbatus lit. harzdötas aksl. hradat^ 'mit Bart versehen, bärtig*. Lat. comütus lit. ragutas aksl. rogatb 'gehörnt*. Aksl. zenatb 'beweibt*, got. unqinips 'unbeweibt'. Ai. karnaJcitä'8 'mit Seitenzweigen versehen'. Gr. GuaavuiTÖ^ 'betroddelt*, kovtujt6^ 'mit einer Ruderetange vereehen*. Lat. amatus 'gehenkelt', arbustus 'mit Bäumen besetzt*, ndsütus 'mit grosser Nase*, aträtus 'mit Schwarz {dtrum) versehen, schwarz*. Ahd. gifiderit 'mit Federn versehen, gefiedert', ge- stimöt 'mit Sternen besetzt, gestirnt' ; ahd. steinaht 'mit Stei- nigem (steinag) versehen, steinicht'. Lit. linötas 'voll Flachs', äemiütas Voll Erde', aksl. krilat^ 'geflügelt'. S. § 299 ff. S. 402 ff. und vgl. § 539, 5.

2) '^ent-, Ai. vfSanvant- 'mit Hengsten versehen', puträ- vant' 'einen Sohn oder Söhne habend', udanvänt- 'wasserreich', dhivant' 'andachtsvoll'. Gr. Ixöuöci^ 'fischreich', aKiöei^ 'schattig', XapCei? 'anmutsvoll, anmutig'. S. § 351 ff. S. 461 ff. Vermut- lich war -y^ent' eine Erweiterung von -j^n- mittels -^(o)- (vgl. ai. sähövan- und sähasvant- 'gewaltig', dhitdvan- dhitävan- 'gabenreich', samädvan- 'kampflustig', § 234, c S. 321 f.), und es selbst erscheint dann nochmals durch -to- erweitert (-unt- + -fo-) in av. asavasta- und den lat. Adjektiva wie lapidösus, nivösus, formösus 300. 355). Eine Art Partizipium bilden die Formen wie ai. Jcrtdvant- 'factum habens, getan habend' 520 S. H53). Vgl.'§ 539, 1. 548, 3.

3) -ment' : ai. rnddhumant- 'an Süssigkeit reich', gömant- 'rinderbesitzend, rinderreich', matrmdnU 'eine Mutter habend'. S. § 357 S. 465 f. und vgl. § 549.

4) 'ino- zur Bezeichnung des Behaftetseins mit etwas im Lit., z. B. pldukinas 'behaart', mulviruM 'mit Schmutz bedeckt', szüdinas 'mit Kot besudelt', smälinas Voll Teer*. In andern

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% 537—538.] Adjektiva des Versebenseins, des Stoffes usw. 665

Fällen bezeichnet dieses Formans das Bestehen aus einem Stoffe^ wie äuksinas 'golden'; beachte plaukinis 'hären* gegen pirfwfci- nas 'behaart* u. a. dgl. Vgl. § 537, 2.

537. Bestehen aus einem Stoff, wobei der Stoff entweder etwas Einheitliches ist, z. B. Stein, Holz, oder etwas Mehrheitliches und Komplexes, von dem dann unter Umständen nur ein einzelner Bestandteil im Adjektivum in Betracht ge- zogen ist. Z. B. lat. columna lignea 'hölzerne Säule*, scyphus faginus 'Becher von dem Holz einer Buche*, caseus caprinus 'Käse von der Milch einer Ziege*.

1) -610-: ai. hiranydya-s 'golden*, gr. xpö(T€og 'golden*, Xi0€o^ 'steinern*, atteo^ 'von der Ziege*, lat. aureusy lapideus^ triticeus, S. § 122 S. 198 f und vgl. § 539, 2.

2) 'ino-: gr. q)TiTivo^ lat. fdginus 'buchen*, gr. dXeq)dv- Tivo^ lat eburnus 'elfenbeinern*, gr. EüXivo^ 'hölzern*, Xdivo^ 'steinern*, IxOüivo^ 'vom Fisch*, lit. äuksirms 'golden*, aksl. £elezbm 'eisern*; ai. ajinam 'Fell* aksl. jazhno 'abgezogenes Fell* zu ai. ajd-s 'Bock*. S. § 187 S. 271 ff. Im Lit. in diesem Sinne meist -Inis, wie plaukinis 'hären* 536, 4). Vgl. § 539, 2.

3) 'inOj -eino' -oino-. Av. drvaena- got. triweins 'hölzern*, av. ayataluiena- 'metallen* ahd. erln 'ehern*, lat. pelllnus got. filleins 'ledern*, lat. fibnnus ahd. bibirln 'vom Biber*. Av. zara- naena- 'golden*, zama^na- 'aus Erde, irden*. Lat. tnticlnus, caprinus y ferlnus. Got. gulpeins ahd. guldin 'golden*, got. siaineins ahd. steinin 'steinern*, got. airpeins ahd. ii-din 'irden*, ahd. rinderin 'rindern*. Im Balt.-Slav. dieses Formans in den substantivierten Feminina wie lit. zvir^nä aksl. zvirina 'ferina, Wildfleisch', lit. parszenä 'porcina, Ferkelfleisch*. Zur Bildung von Stoffadjektiva im Lit. -ainis (vgl. -inis unter 2), wie avi- zdinis 'ans Hafer*. S. § 188 ff. S. 273 ff. und vgl. § 538, 2. 539, 3.

538. Abstammung, Herkunft.

1) '{i)i(h. Diese Funktion ergab sich leicht, wenn Ad- jektiva mittels dieses Formans von Lebewesennamen abgeleitet wurden. Daher die Patronymika wie ai. Tügrya-s Nachkomme des Tügraj gr. TeXajiiüvio^. S. § 474, 3, wo noch andre dem- selben Sinn dienende Formantien genannt sind.

2) -ino-f -eino- -oino-. Ai. mahäkulina-s 'aus vornehmem

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666 Adjektiva des Versehenseins, des Stoffes usw. 539.

Geschlecht stammend' (vgl. § 474, 3, c); mit gr. *Abpn(JTivny Tochter des "AbpncJTO^ (vgl. a. a. 0.), ist KOpaKivo^ 'Raben- brut, junger Rabe' zu vergleichen; kymr. coZtuyn 'Tierjunges'; got. gaitein 'Zicklein' zu gaiteins 'haedinus'. S. § 1 88 ff. S. 273 ff. und vgl. § 537, 3. 539, 3.

3) -isko- in Adjektiva, die die Herkunft aus einem Land oder Volk u.dgl. bezeichnen. Qot judaiwisJcs Siksl üdovhskh 'jüdisch', ahd. walahisc ags. w^lisc 'wälsch, keltisch', ahd. bernisc 'von Verona stammend*, lit. prtisiszkas 'preussisch', aksl. rMwwfe* nmwfe* 'römisch'; got JiaipitcisJcs 'von der Heide stammend', ahd. dorfisc 'vom Dorf stammend', ahd. fei^risc 'aus der Ferne stammend', antarisc 'von anderswoher stam- mend, fremd'. Zu diesem Gebrauch dieses Formans wirkten Adjektiva mit wie ahd. irdisc aksl. zemljhskb 'irdisch', ahd. himilisc lit. dafigiszkas aksl. neheshskb 'himmlisch', got. gudisks lit. dSviszkas 'göttlich', da sie in mancherlei Verbindungen als Von der Erde stammend' usw. vorgestellt wurden. S. § 384 S. 501 ff. und vgl. § 539, 4.

539. Geartetsein. In diese Begriffsklasse lassen sich Adjektiva aus vielen Formklassen stellen. Zahlreiche Farb- adjektiva gehören hierher, welche zunächst allgemeiner, wie unser schneeig, 'von der Art, aussehend wie der Gegenstand, den das zu gründe liegende Nomen bezeichnet' bedeuten.

Es sollen hier, nur mehr beispielsweise, solche Formantien genannt werden, die in § 536—538 vorgekommen sind.

l) -^ent' (auch 'versehen mit etwas'). Z. B. ai. ghfm- vant' 'glühend', dmavant- 'gewaltig, kräftig, tüchtig', sdhasvant- 'gewaltig, übermächtig*, indrctsvant- 'indraartig, wie Indra be- schaffen' und besonders Formen zu pronominalen Stämmen, wie tvd^ant' 'von deiner Art, einer wie du'; gr. dpoi^ci^ {Up- (yr\e\<;) 'tauig, frisch*, i^cpöei^ 'dämmerig, düster', x«pi€i? *an- mutig', ToXjLir|€K 'standhaft, kühn', lat. vinösus 'weinartig', arti- ficiösus 'k^müichj kunstgemäss', j?6mfci<?«u« 'verderblich, schäd- lich', spedösus 'ansehnlich, schön*. Gr. Xeipiöci^ 'lilienweiss'^ viq)Ö€i^ 'schneeweiss', KpOKÖei^ 'saffrangelb', I6ei^ 'veilchenfarbig*, al^atöeig 'blutig, blutrot*, iropcpupdci^ 'purpurfarbig*, lat. her- bösus 'grasgrün'. Vgl. § 536, 2.

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§ 539.] AdjektivR des VersehenseiDS) des Stoffes nsw. 66T

2) -eio' und -ino- (auch *ao8 einem Stoff bestehend*). Z. B. gr. cpXÖTCO^ 'brennend, glänzend* (Name eines Pferdes, 'Brandfuchs*;, kuv€0^ 'hündisch, unverschämt*, lat. ligneus 'holz- artig, holzig, saftlos*, ßmineus 'weibisch*; gr. dvGpwTTivo^ 'menschlich'. Griech. xp6(Teo^ 'goldgelb*, dpTvipco^ 'silberweiss*, 7Top<püp€o^ 'purpurfarbig*, Kudvco^ 'stahlblau, dunkelfarbig*, lat. aureus 'goldgelb', niveus 'sc hnee weiss*, lacteus 'milch weiss*, piceu^ 'pechschwarz', herbeus 'grasfarbig*, sulfureus 'schwefel- gelb*, sanguineus 'blutrot*; gr. juriXivo^ 'quittengelb*, npdaivo^ 'lauchgrün*, kökkivo^ 'scharlachrot*, iXecpcivTivo^ 'elfenbeinweiss*, Ki^pivo^ 'wachsgelb*, ubdiivo^ 'wasserfarbig*, KopcStKivo^ 'raben- schwarz*, lat. eburnus 'elfenbeinweiss*, pidnus 'pechschwarz*, russ. snitnyj öech. sn^än^ 'schneeweiss*, öech. dubn^ 'eichen- laubfarbig*, stribm^ 'silberweiss*. Vgl. § 536, 4. 537, 1. 2.

3) -1710-, -einO' 'Oino- (auch 'aus einem Stoff bestehend* und 'von etwas stammend*). Z. B. lat. divlnus 'göttlich', ferinus 'tierisch', colubrlnus 'schlangenartig', got. riqizeins 'dunkel*. Lat. tignnus 'tigerfarbig*, ostnnus 'meerschneckenfarbig, purpur- rot', 9,hd. purpunn 'purpurrot*, weitin 'bläulich*. Vgl. § 537, 3. 538, 2.

4) 'isko- (zugleich 'von etwas herkommend'). Z. B. got gudisJcs lit. diviazkas 'göttlich', got. bamisks 'kindisch*, ahd. dorfisc 'dörfisch, bäurisch*, aisl. ylfskr ('wölfisch') 'treulos', got. funisks 'feurig' (arhcusnös pis unsdjins funiskös 'die feurigen Pfeile des Bösewichts*), lit. b^miszkas 'knechtisch', bröliazkas 'brüderlich', aksl. nebeshskh 'himmlisch', phShsky Adv. 'hündisch*. Vgl. § 538, 3. 540, 3.

5) -^o-Bildungen haben manchmal den Sinn 'die Form von dem habend, was das Grundnomen bezeichnet*, z. B. gr. KapuuiTÖ^ 'wie eine Nuss gestaltet', aaXTTiTTwiö^ 'wie eine Trom- pete gestaltet', lat. cocJdeatus 'Schneckenform habend*. Vgl. § 536, 1. Hier mag auch die Erweiterung von Namen für Lebewesen mittels -<(o)-, die § 311 S. 420 ff. besprochen ist, genannt sein, wie arm. skun-d got. hun-dsy wo das ^Formans ur- sprünglich bezeichnet hat, dass etwas von der Art dessen ist, was das Grundwort ausdrückt.

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668 Deminutira, Amplifikativa, Deteriorativa. 540>54].

i. Adjektiva mit dem Sinn eines bestimmten seelischen Verhaltens.

640. l) -/o- : 'Hang zu etwas', im Lat. und im Germ. Lat. bibulus 'gern trinkend*, aemulus 'gleichkommen wollend, Nebenbuhler, Neider', credulus 'glaubwillig, leichtgläubig', gar- rulus 'schwatzhaft', querulus 'zum Klagen geneigt, leicht kla- gend' u. a. 6ot. sldhuU slahals 'gleich zu schlagen geneigt', ttjeinttZ« 'trunksüchtig', ahd. cjjaZ 'gefrässig', wortal 'gesprächig', ags. hloßol 'zum Lachen geneigt' u. a. S. § 265, a S. 374. In- sofern diese Bildungen deteriorative Begriffsfärbung haben, be- rtthren sie sich mit anderen, §551, 1 zu nennenden -/o-Bildungen.

2) -ftt- mit desiderativem Sinn im Ar., z. B. ai. dhayü-S 'durstig', arfüayt^-^ 'Rosse begehrend', ^rarrr^jytt-i 'ruhmsüchtig', ahqyüi 'ichsüchtig, stolz'. S. § 149 S. 223 f. und vgl. die Bildung auf -m- von desideralivon «-Stämmen wie didrkiü-ä 'sehen wollend' 105 S. 178).

3) -isko'. Die denominativen isko-AdjekiiYSL, die im Germ, und Balt.-Slav. häufig sind mit dem Sinn des Geartetseins wie das Grundnomen, gehen im Germ, ganz vorzugsweise, auf Seelisches und zwar deteriorativ. Ausser den § 539, 4 ge- nannten got. barnisks ahd. dorfisc aisl. ylfakr vgl. noch ahd. heimisc 'stultus' aisl. heimskr 'idiotus', ahd. tulisc 'stultns', bruttisc 'grimmig', mordisc 'mörderisch'. Diese Funktion noch jetzt im Nhd. in kindisch, weibisch, selbstisch, linkisch u. a. Vgl. §544,6, §551,3.

4) Der Ausgang -sko- war im Germ, produktiv für Wörter mit der Bedeutung 'rasch zur Tat, aufgeweckt, tapfer' u. dgl. und Opposita da/u, z. B. ahd. rase 'rasch, gewandt, kriegs- tüchtig', aisl. vaskr 'behende, kühn, tapfer'. S. § 369 S. 479 f.

6. Deminatiya (nebst Hypokoristika), Amplifikatira, Deterioratira^).

a. Deminutiva nebst Hypokoristika.

541. Da es sich um besondere Beschaffenheit eines (sub- stantivischen oder adjektivischen) Nominalbegriffs handelt, sind es nur denominative Bildungen, die wir hier zu besprechen haben.

1) Einschläg^ige Arbeiten von Schwabe, Jansen, G. Müller,

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§ 541.] Demiuutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 66^

Von uridg. Zeit ber waren deminntivbildend die vier For- mantien '{i)io-y -ino- {-eino- '0in0')y -lo-, -Tco- {-gO'). Die beiden ersten dienten von Hans ans an sich wesentlich dazn, Adjektiva ans Snbstantiva abzuleiten; damit bangt es zasaramen, dass sie nur in substantivischen Deminntiva auftreten; diese sind als substantivierte Adjektiva zu betrachten. So z. B. gr. dvbpiov 'Männchen', aisl. /yZ 'Füllen', preuss. maWuin Tüllen'; gr. beX- qKUKfvTi 'Schweinchen', italien. anatrino 'Entchen' (volkslat. -inum), kymr. monotfn 'Mädchen', got. gaitein 'Zicklein', poln* dziecina 'kleines Kind'. Dagegen waren -lo- und ko- von uridg. Zeit ber in gleicher Weise substantivische und adjekti- vische Formantien, und so erscheinen sie in gleicher Weise in sub- stantivischen und in adjektivischen Deminntiva, z. B. ai. vr(ald'S 'Männchen, geringer Mann', gr. dpKTuXo^ 'kleiner Bär', lat. hör- tidus 'Gärtchen', got. magula M. 'Knäblein' und gr. iraxuXö^ 'etwas dick' (ai. bahuld-s 'dick'), lat. llmtUtut 'etwas schielend', ai. ahdkd'8 'Pferdchen', gr. ßiöiiaE Altärchetf, aisl. yrmlingr 'kleine Schlange', lit. Jcankalikai ('Glöckchen') 'Glockenblumen', aksl. symkh 'Söhnchen', gradhch 'Kiiirdpiov' und ai. tdnukas aksl. thmkh 'dünnlich' (arm. ancuk anjuk 'enge'); lat. homun- culus, nigriculiis.

Aus dieser Verschiedenheit erklärt sich, wie das Genus der substantivischen Deminntiva im Verhältnis zum Genus des Grundnomens behandelt worden ist. Dass nämlich z. B. im Griech. dvbpiov N. neben dvrip M., im Germ. aisl. fyl N. neben fole M., got. gaitein N. neben gaits F. steht, während beider- seits geschlechtig sind z. B. gr. dpKTuXo^ und dpKTO^, ßujfiaE und ßuj)iö^, got. magula (M.) und magtis^ mawüo und mawi^ aisl. yrmlingr und ormr^ rührt daher, dass die Formen auf -(«)|o-, -fno-, welche zunächst adjektivisch 'zugehörig zu etwas, geartet wie etwas' oder dgl. bedeuteten, zur Bezeichnung eines

Kessler, Ryhiner, Polzin, Belid s. S. 121 f. Andere Arbeiten sind oben bei den einzelnen Formantien angeführt. Dazu noch S. B. Platner Deminutives in Catullns, A. J. of Ph. 16, 186 ff., P. de Labriolle L'emploi du diminutif chez Catulle, Revue de philol. 29, 277 ff., A. Zimmermann Die griech. Personennamen auf -ov u. ihre Ent- sprechungen im Lat., Philologus 64, 499 ff.

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670 Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 541.

kleineren Gegenstands in einer substantivierten Form gebraucht werden mussten. Das Neutralsubstantivura war hier, wenn -das Grundnomen ein Lebewesen war, besonders geeignet, weil •es den Begriff mehr als uniebendig und dinghaft gibt ; dvbpiov war etwa 'etwas wie ein Mann', also 'kein richtiger Mann'^).

Die Natur der %:• Formantien hatten auch die g- und gh- Formantien. Denn auch diese erscheinen zur Deminuierung von Adjektiva gebraucht, z. B. as. luttic afries. liWc 'klein* abd. cdtih 'alt' (-jfo-) und gr. iruppixo^ 'rötlich', TÖaaixo^ 'tan- tulus' (-^Ao-). Daher sind geschlechtig, nicht neutral, dieSub- stantiva wie lesb. iiiäqpixE, Stamm i|iäq)iTT'y 'Steinchen' und ^pxdXixo^ 'Tier junges*.

Anderseits sind auch in Übereinstimmung mit unserm Genus- prinzip die slav. Neutra auf -b^Aro, wie poln. drzewsko 'elender, untauglicher Baum', da -hskh ein Acyektivformans war. Da das gleiche Formans die griech. Deminutiva wie vedvicTKO^ 'adu- lescentulus', olKiaicn 'Häuschen' hatten, muss wohl angenommen werden, dass vedviOKO^ ursprünglich deminutivisches Adjektivum war, 'etwas jung'. Substantiviert, wurde es Deminutivum zu veäviä^. Alsdann erst kam das Prinzip der substantivischen Jco' und Zo Deminutiva zur Geltung, und es wurde nun z.B. zu TTaibi(TK0^ 'Knäblein' ein traibiaKii 'Mädchen' gestellt, zu oIkiä ein oiKiaicii usw. 384). Unterstützt wurde diese Entwick- lung durch den Gebrauch dieses Formans in der Eigennamen- bilduug, wo das männliche oder weibliche Geschlecht der Person die Gestaltung des Substantivs als N. abwies, z. B. 'Avbpi(TK0^. Von diesem Gesichtspunkt aus erklärt sich auch die Geschlecb- tigkeit von KopaKivo^ 'junger Rabe', beXqpaKivri 'Schweinchen' gegenüber dem got. N. gaitein, vgl. 'AbpncJtfvTi, Tochter des "AbpncJTO^, und KaXXivo^ KaXXtvn, <t>iXTvo^. Diese patronymi- schen Bildungen stehen also auf gleicher Linie mit solchen wie ai. Tügrya-8 gr. TeXajiiwvio^ 474, 3 S. 603). Die Appellativa

1) Eine verwandte Erscheinung ist, dass man das substan- tivierte Adjektiv ahd. mannisko M. = nhd. mensch auch als N. ver- wendete (belegt seit mhd. Zeit), womit von Anfang an eine Sinnes- schattierung verbunden gewesen sein muss (von der Bedeutungs- entwicklung von das mensch in nhd. Zeit ist hier abzusehen).

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§ 541.] Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 671

wie veäviOKO^, dpuOpivo^, neben denen bildnngsgleiche Per- sonennamen standen^ hatten für den Griechen ebenso etwas Eigennamenhaftes wie etwa KÖjitrado^ Trahler* Kpauxaao^ 'Schreier* neben Adjiaao^ "iTTTiado^, Tprjpujv 'Fürchtling, Flücht- ling' Tvfqpujv 'Geizhals' neben <t>iXaiv Tijiaiv, qpuXaKO^ 'Wächter' iaTOKoq 'Meerkrebs' neben TTuppaKO^ lTp6<paK0^, TpoxiXo^ 'Strandläufer, Krokodilwächter; Zaunkönig' neben TpoxlXo^ usw.

Dassim Ar. deminutivischesSuhstantivurn und Grundnomen regelmässig in Übereinstimmung waren inbezug auf das Genus, versteht sich jetzt leicht: in diesem Sprachzweig waren es -7o- ond -ko'y die die Deminutivbildung beherrschten.

Im Arm. sollen die ursprünglichen A;o-Formen mukn 'Maus, Muskel', armttÄ:« 'Ellenbogen* (§372) Neutra auf *-fco-m gewesen sein, die als Deminutiva dieses G^nus erhalten hätten und in die n-Deklination übergeführt worden wären (vgl. §211 und Osthoff V. Patrubiny's Sprach w. Abh. 2, 91 ff.). Dann mttsste in dieser Sprache der n. Typus aisl./yZ, got. gaitein bestanden haben, nach dem die J:o-Deminutiva N. geworden wären. Dessen Existenz in dieser Sprache ist aber nicht nachgewiesen. Jene Formen haben sich demnach vielmehr als Körperteilbezeichnungen an dkn 'Auge' u. dgl. angeschlossen, unkn *Ohr' freilich, das Osthoff mit rnukuj armukn verbindet, kann altes N. auf -ko-m gewesen sein; denn auch schon sein Grundwort war N., vgl. got. ausö gr. oiq usw. unkn hat also vielleicht eine Hauptrolle gespielt bei der Her- stellung der Flexion von mukuy armukn. Auch aus jfuA:» 'Fisch* darf nicht auf ein altes Neutrum geschlossen werden.

Im Lat. scheint sich in der Volkssprache altes -inum (italien. anatrino, casino usw.) behauptet zu haben, woneben ftlioluB ßliolüy homunculus materctUa, asserculum 'kleine Stange' (Gato) für asserculuSy zu asser M., u. dgl. (Osthoff a. a. 0. S. 101 ff.) kann durch den Typus *c(Wfnum ins Leben gerufen worden sein, kann aber auch anders gedeutet werden.

Dass im Lit. z. B. upilis M. 'Flüsschen* zu üp^ F. 'Fluss' erscheint, ebenso kupetSlis zu kupeta F. 'Heuhaufen*, zqs^tia zu zqßls F. 'Gans*, viszt^is zu visztä 'Huhn*, rüdynüzis zu rüdynä 'Sumpf mit rötlichem Wasser', vaUcisztis vaikesztis zu vaikas 'Kind*, beruht auf ursprünglichem n. Genus der Deminutiva, und

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672 Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 542.

diese waren Nentra als Bildungen mit '{i)io-j vgl. das prenss. N. maldian Tüllen* and insbesondere wosistian 'Zicklein*, ger- tistian 'Küchlein* u. sl., die im Ausgang mit lit. vaiJcisztis zu- sammengehören (Leskien Bild. d. Nom. 582 f.), sowie auch die griech. deminutiven Konglutinate -ktkiov u. a. Genusttbereinstim- mung beim F., die das Gewöhnlichere ist, wie sauUle satdüze zu sduU 'Sonne*, seserile sesSU sespte zu sesu 'Schwester*, ist sekundär. Sie beruht teils auf Bildung besonderer Feminin- formen im Anschluss an die Doppel heit -Jcas -Jce {-ükas, -üJce -ikS), bei der -ki Nachfolger von -Jca ist, teils aber wohl auch, bei den Wörtern für Lebewesen, auf derselben Geltendmachung des natürlichen Geschlechts, durch die z. B. nhd. das fräuiein dialektisch vielfach zu die fräuiein geworden ist. Ausserdem kommt für -^tis -pe in Betracht, dass dieses Konglutinat zu- gleich, wie das entsprechende -itio- des Slavischen, der Bildung von Patronymika dient 474, 3 S. 604). In dieser Funktion muss das M. schon bestanden haben, als das Litauische noch Neutra besass. Auch dies beförderte die Bildung von -yt^ bei f. Appellativa. Der umstand, dass sich zu f. Grundwörtern m. Deminutiva auf -Us, -tis gestellt hatten, bewirkte nun weiter, dass zu f. Grundwörtern auch m. Deminutiva auf -kas traten, z. B. visztükasviszczükas 'Hühnchen, zu visztä, M. wie viszt^tiSj bitü- kas biczükas 'Bienchen* zu bitis

Lit. '4li8 -eld ist ausgegangen von Fällen wie kepurSle zu kepüri 'Hut*. Vermutlich wurde schon zu der Zeit, als die Deminutiva zu Feminina auf e n. Genus hatten, -elia- als ein- heitlicher Deminutivausgang auch auf M. übertragen, wodurch z. B. avinilis, zu ävinas 'Bock*, entsprang. S. § 264, e, ß S. 370.

Im Slav. sind die Deminutiva auf itio- Maskulina, z. B. aksl. golqbiith 'pullus columbinus* zu golqnibh M. 'columba*, p^ti^th 'pullus avis* zu pdta F. 'avis', detiith 'Kindchen* zu d^^ N. 'Kind', ofroÄifb 'Kindchen' zu otrokh otroi^ 'Kind*, slov. &rari(? 'Schwein- chen', breü6 'Hügelchen*. Dies ist durch den ganz vorwiegend patronymischen Gebrauch des Formans bewirkt.

543. Nomina mit deminutivem Formans büssen den Deminutivsinn oft völlig ein, so dass sie mit dem Grundwort gleichbedeutend werden. Das Grundnomen kann dann durch

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§ 542.] DeminiitivR, Amplifikativa, Deteriorativa. 673

das DeiTiinutivum verdrängt werden, z. B. mhd. niftel 'Nichte*, ursprünglich 'Nichtchen', zu ahd. nift 'Nichte*, lat. avunculua 'Oheim', ursprünglich 'Oheimchen', zu aisl. de (S. 297), spätlat. anucla 'anus', aksl. othch 'Vater', ursprünglich 'Väterchen', zu gr. ÄTTtt got. atta 'Vater', spätgr. Oütiov lat. auricula 'Ohr*, got. wairilö 'Lippe', lat. viola (Demin. zu gr. Tov 'Veilchen') ^), aksl. q^^Jc^ arm. ancuk anjuk 'enge', ursprünglich 'etwas enge', zu ai. qhü'i 'enge'. Diese Formansentwertung findet zunächst durch gewohnheitsmässigen Gebrauch des Wortes statt, besonders wenn das Deminutivum Zärtlichkeitsausdruck ist, wie überhaupt Aus- drücke mit intensiverem Gefühlswert an diesem mit der Zeit leicht verlieren 2). Nebenher wirkt aber der umstand, dass das betreffende Formans auch m andern Nomina vorkommt, wo es nie Deminutivsinn gehabt hat. So ist z. B. die Entwertung von 4 (urgerm. -Una-) in nhd. Jcnäuel knäul, klüngel, bündel, dial. bändel ('Band') u. a., die ursprünglich N. waren und alle jetzt auch als M. vorkommen, mit herbeigeführt durch Wörter wie Schlüssel, gürtel, ziigel, die Entwertung von -ko- in aksl. qzhkb^ hgikhj kratbk% u. a. mit durch Adjektiva wie glqbokb, vysokh, prekh.

In andrer Weise geht die Verkleinerungsbedeutung von Substantiva zu gründe, wenn die Deminutivform zur Benennung eines anderen Gegenstandes, als den das Grundwort bezeichnet, verwendet wird, z. B. ahd. armilo 'Ärmel', ursprünglich 'Ärm- chen', ähnlich lat. armilla 'Armband', lat. musculus 'Muskel*, urspr. 'Mäuschen', ranunculus 'Hahnenfuss' (Pflanze), urspr. 'Fröschchen', gladiolus'SchwerteY (Pflanze), urspr. 'Schwertchen', digitülum digitellum 'Hauswurz', urspr. 'Fingerchen', lit. kanka- likai PI. 'Glockenblumen', urspr. 'Glöekchen' (kaflkcUas 'Glocke'), nhd. maiglöckchen, Schneeglöckchen, oder wenn sich die Bedeu- tung der Deminutivform durch gewisse kulturelle Einflüsse ver-

1) Anderes der Art bei W. Schulze Graeca Latina (Gott. 1901) p. 20.

2) Unser sehr war ursprünglich 'schmerzlich'; arg ist heute landschaftlich gleichwertig mit sehr^ ebenso bei gewissen Personen furchtbar^ grässlich n. dgl. Für unsern Sonderfall sei bemerkt, dass in gewissen Familien der Vater nur Väterchen, die Mutter nur mtdtchen oder dgl. heisst.

Bragmann, GrandrUs. II. i. 43

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674 Deminntiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 543.

ändert, z. B. nhd. männchen^ weibcheny lat. masculus als so zu sagen technische Ausdrücke für den Sexus.

Beim lat. Adj. bellus 'schön' (dazu bei Plaut. hellulus\ das als Deminutivbildung zu hene bonus gehört (Wölfflin Arch. 9, 11 ff.), ist der Deminutivsinn dadurch geschwunden, dass das zugleich auf Zierlichkeit hinweisende Formans den ganzen Wort- begriff in eine andre Sphäre hinüberrttckte. Und das konnte um so leichter geschehen, als durch den Lautwandel das Gefühl für den etymologischen Zusammenhang des Deminutivums mit dem Grundwort früh beeinträchtigt wurde.

Einbusse von Deminutivbedeutung wird besonders oft bei Wörtern für das weibliche Geschlecht beobachtet, inbezug auf das häufiger mit Deminutiva gewirtschaftet wird als beim männlichen 546). Solche entwertete Deminutiva sind nun manchmal in den Dienst der Motion gestellt worden, z. B. ahd. niftüd 'Nichte' : nevo 'Neffe', lat. puer : pudla, adulesc^ns : adu- Uscentulaj lit. tafnas 'Diener' : tamdite 'Dienerin' (s. § 473, a S. 601), vgl. auch Fälle wie knabe junge : mädchen. Das Gegen- stück zu diesem Gebrauch der Deminutivform ist die Verwen- dung einer Amplifikativbildung zur Bezeichnung des männlichen Wesens, wie sie das lit. -iniis zeigt 473, 2).

543. Der Drang, den Begriff der Kleinheit voller zu äussern, als es »in einfaches Verkleinerungsformans für gewöhnlich tut, insbesondere auch der kosenden oder auch deteriorativen Neben- bedeutung, im Ernst oder im Scherz, einen breiteren Ausdruck zu geben, führt vielfach dazu, eine Deminutivform nochmals for- mantisch zu deminuieren. So z. B. gr. x^avibicTKiov x^ctviOKibiov zu x^ctvl^ (xXavibiov) 'Sommergewand', veävKXKdpiov veävioioi- bpiov zu veäviä^ (veävldKO^) 'Jüngling', lat. ageUulus zu ager {agellu8)j lapillulus zu lapis (lapiUus), teneUulus zu tefter {tenel- lus), ahd. huonikll{n) zu huon 'Huhn', mhd. (md.^ gtueküchen bergeigen nhd. Wägelchen^ lit. Jcarvelüze karvuzUe karvyiile karvytuzSle zu kdrv4 {karvile karvid^) 'Kuh', russ. vdovinka vdovinuika zu vdovd (vdovinä) 'Witwe', ßech. vitfiSek vüri- 6i6ek zu vür (vetrik) 'Wind'. Andere Beispiele s. § 266, t S. 377. Damit sind Wortbäuf ungen wie ein ganz klein wenig (lat. pau- xillulum) zu vergleichen.

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f 544.] Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 675

Wenn sich die Verbindung zweier Deminutivformantien, die zunächst nur in der wirklichen Geftthlssteigerung zustande gekommen war, in häufigerem Gebrauch fixiert, so wirkt da» Eonglutinat hinterher nur als einfaches Deminutivformans, z. B. lat. -culo- (hotnunculus), lit. -elia- (parszSlis). Es haben jedoch in der Regel noch gewisse formale Analogien dazu beigetragen, dass Eonglutinierung und semantische Wertabnahme zugleich stattfand. Als z. B. im Lat. die Klasse corptisculum homun- culus (vgl. homunc'io) usw. aufkam, gab es schon musculttSy ^ucula^ bücula als einfache Deminutiva (vgl. § 372). In lit. -elia- {'dis), -ycza- {-ytis), -uzia- (-uzis) musste sich der Demi- nutivwert des -ia- sehr bald, namentlich beim Aufgeben des n. Genus, vermindern und schliesslich verlieren infolge des un- gemein häufigen Gebrauchs dieses Formans in nicht-deminutiver Bedeutung (z. B. üglist vSpelis, blügülis, päntisy plaütis)^). Für westgerm. -Zfna-, z. B. ahd. turül 'Türlein* (zu turila, zu iuri)y sind zu beachten die Formen wie fugü-i, gurtill, Jceg^lrf mit nicht deminutivem Z, u. dgl. mehr; ward z. B. gurtü-i vor- bildlich, so hatte eine hiernach geschaffene Form auf -ili ebenso nur äin deminutiviscbes Bildungselement (-1), wie etwa das nach TttXdpiov (zu TdXapo^) u. dgl. geschaffene qiüx-dpiov 259, a).

544. In mehreren Sprachzweigen zugleich auf- tretende Formantia.

1) -(Ä;)o-, z. B. ai. maryaTcd'8 'Männchen* gr. jieipaE 'Mäd- chen', ai. ahakd'S Tf erdchen*, gr. ßujjiaE 'Altärchen*, aksl. gradhch 'KiiTrdpiov*, JcamenhCh 'Steincheu*, symlcb 'Söhnchen*; ai. tänuka-s aksl. thmkb 'dünn', arm. ancuk anjuk aksl. qztkh 'enge*; ai. yuvaJd'8 yuvaka-s 'Jüngling* ir. Oac got. juggs *jung', ai. sana- kd'8 'alt* lat. senex, worin der besondere Sinn des -ko- ('etwas jung*, 'etwas alt*) schon in uridg. Zeit kann erloschen sein. S. § 371 ff. S. 482 ff. Von den Konglutinaten mit -fco- hebe

1) Aus diesem Grunde ist im Lit. deminuierendes -ia- auch nur in Konglutinaten, in -di-s, -^i-«, -yti-Sy -uzi-s, verblieben, wo das dem 'ia- ^vorausgehende BUement der Träger des Deminutivsinns geworden ist. Aus gleichem Anlass mag im Griechischen -lov (dvOptb- mov 'Menschlein*) gegen die volleren Konglutinate mit -tov zurück- getreten sein, wenni^leich hier das n. Genus immer noch mit ein Charakteristikum abgab.

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676 Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 544.

ich nocb hervor: lat. culo- ciön-y wie homunculus homunciOf nigricultis (S. 377. 483. 484 usw.); nordgerm. -l-inga-, wie aisl. yrmZiw^r 'kleine Schlange*, gfcwZiw^r 'Gänschen*, bdbklingr 'Büch- lein* (S. 485); lit. -uka-y wie parszükas parsziükas 'Ferkelchen* (S. 492).

2) -gio)'} z. B. gr. \&iyi lesb. qiäqpiT^ 'Steinchen*, as. luttic afries. litik 'klein*, ahd. cdtih 'alt' altihha 'anicula*, mengl. dcUke 'Tälchen*, lit. dMvüzis 'der liebe Gott*; dazu ahd. lewinkli 'kleiner Löwe* u. dgl. S. § 386 ff. S. 506 ff.

3) -Zo-, z. B. lat. porculus lit. parszälis 'Ferkel*, ai. vria- ld'8 'geringer, kraftloser Mann*, gr. dpKTuXo^ 'kleiner Bär*, got. magula 'Knäblein*, lit. menulis 'Mondchen*, ai. bahtdä-s 'dick* gr. TiaxuXö^ 'etwas dick*, lat. tenellus 'etwas zart*, lit. balttdis 'candidulus*. S. § 260 ff. S. 360 ff. und vgl. §551,1.

4) -(Oio-, z. B. gr. öpviGiov 'Vöglein', daTiibiov 'Schildchen*, dvbpiov 'Männchen*, aisl. fyl N. 'Füllen*, kid N. 'Zicklein*, preuss. maldian 'Füllen*. S. § 114 ff. S. 187 ff. Konglutinate: gr.-KJKiov -ibiov -apiov usw. (S. 194) ; lit. -ytis aksl.-iifi» (S. 672), lit. -eZt«, -eZw, 'Uzis und -iaztis preuss. -istian (S. 67 1 f.). Lat. -iön- in deminuti- vischen Formen wie homuncio, pümilio 227,2 S. 317, vgl. Meyer-Lübke Wölfflin's Arch. 5, 230) war wohl Umbildung des im Lat. nicht erhaltenen deminutiven Neutrums auf -(i)|o-m^).

5) -^wo-, -einO' -oino-y z. B. gr. KOpaKivo^ junger Rabe*, beXqpaKivTi 'Schweinchen', volkslat. -fnam (itsA\en.anatrinovL.ek.)j kymr. colwyn 'Tierjunges*, morwyn 'Mädchen*, got. gaitein ahd. geißln 'Zicklein', poln. ptnna 'kleiner armer Hund* (vgl. § 549). S. § 188 ff. S. 273 ff. Konglutinate: westgerm. 'i{l)lna; -i(w)fcf- llna- (S. 277 f. 509).

6) -isko'y z. B. gr. veöviaKo^ 'adulescentulus', daTTibidioi 'Schildchen*, poln. drzewsko 'elender Baum*, trawsko 'schlechtes, elendes Gras*. S. § 384 S. 501 f. und vgl. § 540,3. 551,3.

1) Doch lebte diese Neutralbildung vielleicht noch in »enium 'der Alte' fort: dieses könnte sich dadurch behauptet haben, dass es mit dem Abstraktum Senium 'das Alter' zusammengeflossen war. Dass Senium^ von einem alten Mann gebraucht, eine VerachtUch> keitsbezeichnung war (Ter., Lucil.), ist dieser Auffassung günstig. MögUch ist aber natürlich auch, dass nur senium 'das Alter' den Sinn 'der Alte' angenommen hat 471, 2).

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§ 545—546.] Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 677

545. Einzel sprach lieh es.

Griechisch, -ib-, z. B. 0up(^ *Türchen' (wozu das Kon- glutinat -ibiov, §544, 4), s. §364, c S. 471. -ixo^, z. B. öpid- Xixo^ Tierjunges*, TÖamxo^ 'tantulus', s. § 394 S. 513. Vgl. hierzu die Dem. KuXixvn, TreXixvn § 183 S. 265.

Italisch, -aster, z.B. surdäster 'etwsiS tB,\xb\ calvdster 'teilweise kahl', claudaster 'etwas hinkend', wozu auch Farb- bezeichnungen wie fulvaater 533). S. § 118 Anm. S. 195 und vgl. § 474, 5. 549. 552.

Baltisch-Slavisch. ^ Formantien: lit. -ytis aksl. -iithy z. B. lit. visztytü 'Hühnchen', krislytis 'Bröckchen', aksl. otro- 6iMh 'Kindchen', slov. hreüc 'Httgelchen'; lit. -isztis {-esztis) preuss. 'istiarij z. B. lit. vaikeszczei PI. 'junge Kinder', preiiss. gertistian 'Ktlchlein* (S. 672); lit. -düis, z. B. jaunikditis 'adu- lescentulus', wprfefe Tlüsschen', -ütisy z. B. tröfew^e« 'junger WolF, letütis 'leichter Regen', menkütis 'winzig', pükütis 'ein wenig grau' (vgl. § 309 S. 417 f.). Zu dem lit. -ytis ist zu bemerken, dass es nach Kurschat hauptsächlich von ganz besonderer, höchster Kleinheit oder Zärtlichkeit gebraucht wird Ckumel^tis ein ganz junges Füllen, mamyte liebe traute Mutter, lieb Mütterchen"). Ob dies mit dem (unbekannten) Ausgangspunkt dieses urbalt.- slav. Formanskonglutinats zusammenhängt oder auf einer sekun- dären Bedeutungsdifferenzierung beruht, ist unklar. Im Slav. ist das zunächst nur für Lebewesen als Deminutivformans ge- brauchte -q (Gen. -^te) später in dieser Funktion verallgemeinert worden, z. B. poln. rqczqta 'kleine Händchen', oczqta 'kleine schöne Augen'; wegen des Gebrauchs des ^Formans in Tier- namen vgl. das arm. skund 'Hündchen' 311 S. 421).

546. Verkleinerungswörter zeigen in allen Sprachen neben- her die Bedeutung des Hei*zlichen, Zärtlichen, Kosenden, Sym- pathischen. Damit ist in der Regel eine besondere Affekt- betonung des Wortes verbunden. Naturgemäss sind es vor allem 4ie ein Lebewesen bezeichnenden Wörter, die so gebraucht werden, z. B. ai. putraka-s 'Söhnchen', lit. senütis 'Alterchen', und Sachnamen, wenn man sie auf Personen anwendet, wie lat. mdliculum melculum, etwa 'Honigpüppchen', corculum 'Herz- -chen'. Die Teilnahme kann die der Freude an etwas sein, aber

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678 Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 546.

auch die des Mitleids and Bedanenis^ wie z. B. ptUraka-s nach den ind. Grammatikern auch bei Mitleid gebraucht wird.

Wohl jede Deminutivbildung; in der der Sinn der Ver- kleinerung lebendig war, konnte okkasionell in einer der hier in Rede stehenden Bedeutungsschattiemngen verwendet werden. Gewisse Deminutivausgänge scheinen aber in jeder Sprache und Mundart; die mehrere Deminutivformantien nebeneinander hat;, in dieser Richtung vor andern Ausgängen bevorzugt worden zu sein. Z. B. im Lit. -üzis: dMvüzia etwa *der liebe Gott*; sau- lüze etwa *die liebe Sonne'; pöns kunigüzi (Anrede) etwa Hieber Herr Pfarrer'.

Da das weibliche Geschlecht mehr Zärtlichkeitsbenennung erfährt als das männliche; so finden sich Deminutiva reichlicher unter den Wörtern für jenes Geschlecht als unter den Wörtern für dieses. Z. B. stehen im Griech. den sehr zahlreichen demi- nutivischen Frauennamen auf -lov nur ganz wenige gleichartige Namen für männliche Wesen gegenüber, wie 'Epjidbiov 'Epjnw biov, Schmeichelname für *Ep|ifi^. Freilich kommen für die grössere Häufigkeit dieser f. Deminutiva noch zwei andere Gesichtspunkte in Betracht; das körperliche Mindermass de& Weibes und die Anschauung des Weiblichen als des Minder- wertigen, also der Begriff der Geringschätzung; der, wie die kosende Gefühlsfärbung, vielfach durch Deminutivformen seinen Ausdruck findet 550). Gewohnheitsmässiger Gebrauch hat die weiblichen Deminutiva oft als Deminutiva entwertet; und die Deminutivbildung an sich ist dann bei der Motion mit ein Charakteristikum der Femininform geworden 542).

Der hypokoristiscbe Gebrauch der deminutiven Bildungen war; wie man annehmen darf; in der Alltagssprache des Volkes über das Gebiet der idg. Sprachen hin von jeher in gleicher Weise vorhanden. In der Überlieferung hat ihn die VolkspoesiC; be- sonders das Volkslied; am häufigsten. Aber auch auf Zierlich- keit bedachte Dichter höherer Gattungen zeigen ihu; wie bei den Römern Catull und in übertriebenem Masse Dichter der Eaiserzeit.

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§ 547.] Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 679

b. Amplifikativa.

547. Bei denjenigen Prinsärbildangen, deren Bedeutung unter den Begriff der Steigerung gebracht werden kann, mag dieser Sinn daher rühren, dass bei einer Tätigkeit, die öfter oder fortgesetzt ausgeübt wird, mit dem diese Tätigkeit bezeich- nenden Worte sich leicht die Vorstellung verbindet, dass sie in ganz besonders hohem Masse ausgeübt wird, z. B. er trinkt^ er ist trinker. Solche prägnante Bedeutung kann sich in diesem oder jenem Falle dem Formans des Nomens mitteilen, und diese Bildung kann dann in dieser Richtung vorbildlich wirken, so dass eine ganze Klasse solcher Nomina entspringt. So werden die sogen. Komparative mit -ies- entstanden sein, s. § Ö2ö^). Mit dem Sinne der quantitativen Steigerung verknüpft sich bei Nomina agentis leicht auch die Vorstellung des Hanges zu etwas: er ist trinker ist nicht bloss 'er trinkt viel, stark', sondern zu- gleich *er trinkt gern'. So lat. bibulus, querulus u. a. 540, 1).

Bei den Sekundärbildungen mit Amplifikativsinn ist es ähnlich. Da man z. B. sagt der hat geldf und meint 'er hat viel Geld', so stehen z. B. die Adjektiva auf -^ent- (Versehen mit etwas") oft in prägnantem Sinn, so dass man zur Wieder- gabe 'voll, reich* gebrauchen kann, wie ai. udanvänt- 'wasserreich'.

Wo dasselbe Bildungselement, z. B. -ko-, als Sekundär- formans zugleich in Amplifikativa und in Deminutiva auftritt, liegen die Verhältnisse im Einzelnen verschieden. Teilweise ist zur Erklärung davon auszugehen, dass das Formans an sich eine neutrale Bedeutung gehabt hat, der erst durch die beson-

1) Es ist vielleicht nicht zu kühn, -ies- -is- mit dem präsens- bildenden -ich zusammenzubringen, wofür man vergleichen mag, dass auch die Nomina auf -i'u- von diesem Präsens ausgegangen sind 148). So Hesse sich beispielsweise ai. hänif-pui-s 'am heftigsten schlagend' mit gr. Ociviu = *6€vjiu) verknüpfen. Dass solche |o-Prä- sentia einen durativen (kursiven) Sinn haben (zu Ocivu) spezieU vgl. Gr. 4^ S. 38), könnte dieser Auffassung nur zur Empfehlung ge- reichen. ^gUhenifiS' wäre also, um bei diesem Beispiel zu bleiben (natürlich soU nicht behauptet werden, dass es gerade das älteste Wort seiner Art war), ursprünglich etwa 'darauf losschlagend' ge- ^^esen, daher 'stark schlagend*.

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680 Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 548.

dere Natur des Grundwortes oder durch Verwendung der Form in verschiedenen Situationen der eine oder der andere Sinn zu- floss. Eine nicht unwichtige Rolle scheint zuweilen auch ein deterioratives Bedeutungselement gespielt zu haben, das sowohl mit amplifikativer als auch mit deminutiver Bedeutung vereinigt sein kann. Wo die Voretellung des Verächtlichen u. dgl. vor- wiegt, kann, wenn der Gegenstand eine Handhabe bietet, das ursprüngliche Demiuutivum in ein Amplifikativum umschlagen und umgekehrt. Solche Prozesse sind nur in modernen Sprachen einigermassen zu kontrollieren, ich verweise insbesondere auf die einschlägigen Erörterungen von Beliö Arch. f. slav. Ph. 23, 141 ff.; was sich hier bezüglich verschiedener slav. Formationen mit teils amplifikativ-deteriorierendem teils deminutiv deterio- rierendem Sinne mit Wahrscheinlichkeit ergibt, wirft Licht z. B. auf die Bedentungsschattierungen der lat-roman. Wörter auf -aster (vgl. Seck Wölfflin's Arch. 1, 390 ff.). Für gewisse Er- scheinungen sind auch die psychologischen Tatsachen zu be- achten, die Wundt Sprachpsych. 2*, 562 f. im Hinblick auf den Übergang von Schimpfwörtern in Kosewörter erörtert.

Es ist wahrscheinlich, dass in einem Teil der Formationen, die sich als Ausdruck amplifikativen Sinnes einbürgerten, wenigstens im Anfang, als die Kategorie im Entstehen war, eine gewisse A ff ektbe tonung dem Wort zuteil wurde, die für die Bedeutung mit in Rechnung gestellt werden muss.

548. Amplifikative Formationen, die in mehreren Sprach- zweigen zugleich erscheinen:

1) Zunächst ist hier -ies- is-, das weitverbreitete Kom- parativformans, zu nennen. In weitem Umfang ist ihm der Sinn der Steigerung verblieben, z. B. ai. tvdkilyas- 'sehr kräftig', gr. Gäaaov Vecht schnell'. Sekundär haben durch die je^Fornien an dieser Funktion die ^«ro-Foniien teil bekommen. S. §521 ff.

2) a-k{py. Lat. ax^ z. B. fugax 'schnell fliehend', minäx Voller Drohungen', nügdx 'voller Possen', feräx 'reichlich tra- gend, fruchtbar', s. § 381, ß S. 500. Lit. okeuf, z. B. labökas 'recht gut, ziemlich gut', didökas 'recht gross, ziemlich gross'. Klruss. tvarjdka 'grosses Geschöpf, slov. kozdöa 'grosse Ziege', nogäöa 'grosser Fuss'. Ähnlich, zugleich deterioriereud gr. -öE,

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§ 549—550.] Dominutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 681

wie xct^vöH *Windbeuter, klruss. Tconjäka 'schlechtes Pferd, Klepper' S. § 381, ß S. 499 ff. und vgl. § 551, 2.

3) 't^ent' zur Bezeichnung reichlichen Versehenseins mit etwas, z. B. ai. udanvänt- * wasserreich', Ix6uÖ€K 'fischreich'. S. § 351 ff. 8. 461 ff. und vgl. § 536, 2.

4) -öw-, z. B. gr. Tvdöluv 'Dickback', Pausback', q)üaK(jüv 'Dickbauch', TÖMJTpcüv 'Dickbauch, Schlemmer', lat. capt^o 'Gross- kopf', wöÄO 'Grosöuase', fw^wfoXangkinn', 6mcco 'Dickback, die Backen Aufblasender', sabtilo 'grobkörniger Sand' (und verbal noch solche wie epulo 'Schlemmer', bibo 'Trinker'), italien. ghiot- tone franz. glouton 'Grosschlund', italien. casone 'grosses Haus*, girone 'grosser Kreis'. S. § 21 2 f. S. 299 ff. und vgl. § 551, 4.

549. Einzel sprach lieb es.

Arisch, -mant- mit derselben Bedeutungsschattierung wie -vant- 548, 3), z. B. ai. gdmant- av. gaomant- 'rinderreich'. S. § 357 S. 465 f. und vgl. § 536, 3.

Lateinisch, -ästery z. B. catulasfer'^ovtiaiqy erwachsner Knabe, Bursehe', span. pollastro 'starkes, fettes Huhn'. Die Bedeutungsschattierung ist hier genauer die einer Vergröberung (also zugleich deteriorierend). S. § 118 Anm. S. 195 und vgl. § 474, 5. 545. 552.

Baltisch-Slavisch. Lit. -inas, z. B. vaiklnas 'grosser Junge', merginä 'grosses Mädchen', aflginas 'grosse Schlange', spirginas 'grosse Griebe', s. § 187 S. 272 f. und vgl. § 473,2 über den Gebrauch von -inas zur Bezeichnung männlicher Wesen. -ingas, z. B. bedningas 'voll Not und Elend', linksmiTigas 'voll Fröhlichkeit', s. § 390 S. 509 f. Slav. -ina, z. B. slov. glavina 'grosser Kopf, loncina 'grosser Topf, russ. zajöina 'grosser Hase', zmejina 'grosse Schlange', s. § 190 S. 279 und vgl. § 544, 5.

c. Deteriorativa.

560. Deteriorativer Sinn verbindet sich ebenso mit demi- nutiven wie mit amplifikativen Bildungen, aber auch mit ge- wissen Bildungen, die diesen Begriffssphären nicht angehören.

1) Wohl jede Deminutivbildung, in der das Begriffsele- ment der Verkleinerung lebendig war, konnte von jeher, wie

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682 DemiDUtiva, Amplifikativa, Deteriorativa. &50.

sie gegebenenfalls kosend, sehmeichelnd gebraucht wurde (§546), okkasionell auch einen der Dnlustaffekte, die durch Kleinheit erregt werden, Geringschätzung, Verachtung, Spott u. dgl. mit zum Ausdruck bringen; am natürlichsten erscheint das, wenn der Gegenstand mit dem Merkmal der Kleinheit zugleich das einer für jedermann wahrnehmbaren minderwertigen Beschaffen- heit an sich hat. Der Gegenstand kann im Vergleich mit anderen Gegenständen seiner Klasse stehen, oder die Geringschätzung^ wird einer ganzen Kla«se im Verhältnis zu ausserhalb Stehendem zuteil, wie bei menschlein gr. dvOpu)m(TKo^ tat. homullus homun- culus homuncio für den Menschen als sehwaches Erdenkind» Die Vorstellung des Kleineren bleibt unter Umständen ganz im Hintergrund und die Verachtung dominiert: z. B. mit rösshin rösschen ai. aitakä s usw. kann unter umständen ein minder- wertiges, schlechtes Ross auch bei normaler Grösse, ein Klepper bezeichnetwerden; bei Cicero »«rmitwcttZu«'Ge8chwätz,GeklatschV nummull etwa 'schnödes Geld, elender Mammon', pUbecula etwa 'Gesindel', /ferttncttZw« etwa 'elender Dieb', ratiuncula etwa, 'elender Vernunftgrund* ^); nhd. gesindel zu gesinde^ ai. ban- dhulas 'Bastard' zu händhu-i 'Verwandtschaft, Verwandter'. Ebenso können Amplifikativa gegebenenfalls zugleich Dete- riorativa sein, da ein grosser Gegenstand leicht zugleich als grob, ungefüg, hässlich erscheint und eine in hohem Masse ausgeführte Handlung leicht zugleich als ungehörig, schandhaft. Doch ist das deteriorative Bedeutungselement bei amplifikativen Forman- tien wohl meistens schon mit durch ein Grundwort, beziehungs- weise eine Wurzel, gegeben gewesen, und das hat dann ana- logisch weitergewirkt. Vgl. gr. xo\)\Oi 'Windbeutel' (xaOvo^ 'locker, aufgeblasen') u. dgl., wonach z. B. TrXouTöä mit verächt- lichem Nebenbegriff, etwa 'Eeichbold*. Die üble Nebenbedeu- tung, die tenäx öfters hat Call'^u beharrlich, hartnäckig, störrig'), ist sicher mit hervorgerufen durch die nur deteriorativen Am- plifikativa bibOx ('trunksüchtig'), vorax ('gefrässig'), loqudx Unguäx ('schwatzhaft*) u. dgl.

1) Nach der erhaltenen Literatur zu schliessen, verwaudte der Kömer besonders gerne Deminutiva in dieser Weise, missachtend und spöttelnd.

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§ 550.] Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 688

Durch den deteriorierenden Nebensinn berühren sich die Deminutiva und die Amplifikativa vielfach, wie schon in § 547 bemerkt ist. Und selbst za den Zärtlichkeitsdeminntiva 546) ftlhrt von den deteriorativen Amplifikativa ein direkter Weg hinüber, da substantivische Amplifikativa dieser Art vielfach als Schimpfwörter im Gebrauch sind und Schimpfwörter oft in Kosewörter umschlagen (Wandt Sprachpsych. 2*, 562 f.).

2) Nur auf der Bedeutung der Gmndelemente des Wortes beruht die deteriorative Nebenbedeutung in allen den Fällen, wo das Wort ohne deminutivisches oder amplifikativisches Formans ist. Hier brauchen uns aber Bildungen wie z. B. nhd. trinJcer, lat. Potator y wo das Formans begrifflich so zu sagen neutral geblieben und demgeroäss für den Begriff anderer Wörter mit demselben Bildungselement ohne Folgen geblieben ist (vgl. z. B. nhd. geber, lat. dator), nicht zu beschäftigen. Nur solche gehen uns an, wo das Formans an dem üblen Nebensinn in der Art teil bekommen hat, dass es mit diesem Nebenhegriff in Neubildungen übergegangen ist, z. B. nhd. frömmling, dichterling und tuereiy schiessereiy fahrerei, oder in der Art, dass es schon vorhan- denen Bildungen mit demselben Formans, die zunächst dete- riorativen Sinn nicht oder nur in gewissen Zusammenhängen hatten, diesen dauernd zugebracht hat, z. B. nhd. Tcindischy weibisch.

3) Auch hier mag wieder bemerkt sein, dass der beson- dere Nebenbegriff oft mit einer gewissen Affektbetonung des Wortes verbunden ist, und dass diese mit als Träger der üblen Bedeutung gerechnet werden muss. Namentlich gilt dies für den Gebrauch der Deteriorativa als Schimpfwörter.

Anm. Dass den Deteriorativbildungen, wenn man von den hypokoristisch gebrauchten Deminutiva absieht, keine Melio- rativa gegenüberstehen, dass man nicht auch gewisse Formantien in den Dienst der Darstellung des Löblichen, Schönen u. dgl. ge- zogen hat, beruht auf der bekannten Tatsache, dass uns diejenigen Eigenschaften der Mitgeschöpfe und diejenigen Eigenschaften der Dinge, die Unlustaffekte erregen, meist mehr auffallen und leichter zu sprachlichem Ausdruck reizen, als die, welche Lustaffekte erregen. Für jene stehen überaU mannigfaltigere und intensivere Benennungen SU Gebote als für diese.

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^84 Deminutiva, Amplifikativa, Deteriorativa. 551.

551. Am Deteriorativsinn hauptsächlich beteiligte For- mantien. Zunächst in mehreren Sprachzweigen Auftretendes.

1) ZoFormantien. Lat. grarTniZw« 'schwatzhaft', querulus "leicht klagend', aemulus 'gleichkommen wollend, Nebenbuhler, Neider*, cr^dw/«« 'leichtgläubig' u. a., got.^afettZ« 'streitsüchtig', slahuh slahah 'gleich zu schlagen geneigt', tceinuls 'trunk- süchtig' u. a. Vgl. § 540, 1. Lit. gaizülis 'ein Wählerischer' (gaizüs 'im Halse nachbitternd'), grazulis 'Stutzer' (grazüs 'schön'), didzulis 'grosser Lümmel' {didis 'gross') u. a. Vgl. § 044, 3. In derselben Sprache viele Spottbenennungen auf -elis, wie pablfjazlcelis 'Bleichling', sukritelis 'Schmierfink', suszälelis 'Fröstling', apsvaigelis 'Schwindelkopf', s. § 265, a S. 374.

2) Ä:o- Formantien. Griech. faupöE 'ein Hoffärtiger', Tvi\\al 'Schmutzfink', v^äE 'junger Kerl'; TTXouTäE 'ein uumässig Reicher, Reich bold', (TtööE etwa 'elender Stoiker', q)öpTaE etwa 'elender Lastträger', (TTUTTTröE 'Wergstrickverkäufer' als Spottname; klruss. propyjaka weissruss. pijäka 'Säufer', klruss. Jconjdka schlechtes Pferd, Klepper', slov. kraväöa 'elende Kuh', tra- vdöa 'schlechtes Gras', dekldöa 'schlechtes Mädchen, Dirne' (vgl. Leskien Bild. d. Nom. 513 über lit. -okas), S. § 381, ß S. 499 ff. und vgl. § 548, 2. Andere slav. Ä-Bildungen mit Deteriorativsinn s. Beliö Arch. f. slav. Ph. 23, 154 ff.

3) -isko'. Ahd. heimisc 'stultus' aisl. heimskr 'idiotus', ahd. mordisc 'mörderisch', nhd. kindisch, weibisch^ knechtisch^ selbstisch, linkisch. Poln. babsko 'hässliches altes Weib', drzewsko 'elender hässlicher Baum', trawsko schlechtes elendes Gras', zqbsko 'hässlicher grosser Zahn', Cech. telsko 'ein elender Köi-per', äabsko 'ein hässlicher Frosch'. S. § 384 S. 502. 504 und vgl. § 540, 3. 544, 6. Mit derselben Funktion im Slav. -isko neben -wfeo, z. B. poln. dziadzisko 'hässlicher, unerträglicher Alter (elender Bettler)', chlopisko 'Nichtsnutz', öech. jprasisko 'abscheuliches Schwein', knetisko 'veräcütlicher Pfaffe', masisko ^schlechtes Fleisch'.

4) -ön-. Die in § 548, 4 genannten Denominativa wie gr. q)u(jKujv lat. nüso gehören hierher, weil die Grösse zugleich als Entstellung erscheint. Das Deteriorative tritt noch mehr

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§ 652—553.] Deminutiva, Amplifikativa^ Deteriorativa. 685

in deD Wörterü dieser Bildung hervor, die als Nomina agentis fungieren, wie gr. f&OTQijjy 'Schlemmer', qwiYiJüv Tresser', iat. epulo 'Schlemmer', mero 'Weinsäufer', bibo 'Trinker', erro 'üm- hertreiber, Vagabund', fabulo 'Ltigenschmied', nebulo 'Schwind- ler', cachinno 'spöttisch Lachender'. S. § 212 f. S. 299 ff.

553. Einzelsprachliches.

Griechisch, -itüv: nach jnaXaKiiüv 'Weichling', beiXaKpiiüv 'Jammermensch', |Liu)piiüv 'Narr' u. dgl. ist ^Attikiuüv 'Athenerlein' als spöttische Bezeichnung gebildet worden. S. § 226, 2 S. 316.

i(jT€po^ Komparationsformans bei Adjektiva unmoralischen

Sinnes, z. B. XaTVicTiepo^ 'geiler', ßXäKiaiepoq 'träger', rXcttti- (jTepoq 'diebischer'. S. § 240, ß S. 329,

Lateinisch, -aster, z. B. |>ara^fö«<er 'elender Parasit', peditastellus 'elender Fusssoldat' (Vei-stärkung des üblen Sinns durch -/o-, vgl. § 550 nummuU usw.), Antönidster 'Nachäffer des A.', vgl. italien. filosofastrOy poetastro, medicastro u. a. Auch der Gebrauch dieses Formans zur Bezeichnung der wilden Abart von Pflanzen, z. B. oleäster 'wilder Ölbaum', gehört hierher, weil er auf der Vorstellung der Vergröberung beruht. S. § 118 Anm. S. 195 und vgl. § 474, 5. 545. 549.

S lavisch, -twö, z. B. poln. wolina 'armseliger elender Ochse', psina 'kleiner elender Hund', ptaszyna 'kleiner elender Vogel', rqczyna 'schwaches Händchen', merszyna 'schlechter elender Vers', öech. tabäöina 'schlechter Tabak', russ. vodina 'schlechtes Wasser'. Vgl. § 544, 5. 549.

553. Den Nebenbegriff des Tadels haben die mit -ies-^ 'ter(h gebildeten Komparative im Griech. und Lat. da, wo wir mit 'zu, allzu' übersetzen und der Gedanke ist 'mehr als es schicklich, billig ist* oder dergl. (s. § 525 S. 659).

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Berichtigungen und Nachträge').

S. 29 Z. 7 V. u. füge hinzu: Streitberg IF. 6, 339 ff.

S. 81 Z. 6 y. u. füge hinzu: So standen schon in uridg. Zeit neben- einander *s^4kuros 'Schwiegervater* = ai. SväSura-s ahd. mjoehur (gr. ^Kup6<; für ♦?Küpo<; s. § 15, 6) und *9U&curÖ8 'auf den Schwieger- vater bezüglich, zu ihm gehörig' = ai. SväSura-s ahd. swägur (W. Schulze KZ. 40, 400 ff.).

S. 87 Z. 5 lies: Auch, für: Aus.

S. 88 Z. 9 lies: agitaey für: aeqtuie.

3. 50 Z. 19 lies: Neckel Exozentrische Komposition, IF. 19, 249 ff.

S. 66 Z. 17 V. u. füge hinter •Exozentrika* hinzu: (vgl. § 33).

5. 118 Z. 19 lies: vflra-hän-y für: vftra hdn-,

S. 116 Anm. 2 Z. 6. Streitberg weist mich mit Recht darauf hin, dass man heute von got. hunda-fadi- aus nicht mehr auf die uridg. Accentstelle schliessen darf, weil das d in -fadi- durch das Thumeysen-Wrede'sche Gesetz (1, S. 853) die Beweiskraft, die man ihm früher zuschreiben durfte, verloren hat.

S. 169 Z. 11 V. u. füge hinzu: Arm. hovi-v 'Hirt* aus ^o^i-pä- ('Schaf- hirt*).

S. 191 Z. 6 V. u. Über got. nipjis, ags. niddas, aisl. nidr s. den Nach- trag zu S. 197.

S. 197 § 120 Z. 4. Zu ai. tya- vgl. W. Schulze KZ. 40, 411 ff. Er bringt mit ai. ni-tya-s das got. nipjis 'Verwandter* zusammen und stellt das Wort zu griech. ^vl : 'innerhalb des Haus-, Sippen-, Stammesverbands stehend' .

S. 206 Z. 5 füge hinzu: Ehrlich KZ. 40, 352 ff.

5. 214 Z. 10 lies: die Form auf -us auch als F. (belegt ist so nur paürsus).

S. 218 Z. 12 V. u. lies: sacratriz, für: sacratiz.

S. 286 Z. 9 V. u. lies: mölimen^ für: mölimen,

S. 249 Z, 1 V. u. lies: in urgermanischer.

1) Für den Nachweis mehrerer Corrigenda bin ich W. Streit- berg zu Dank verpflichtet.

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Berichtigungen und Nachträge. 687

S. 288 Z. 3. Bei ags. bysen sind Zeugnisse sowohl für Länge als auch für Kürze des y vorhanden; eventuell haben Doppelformen existiert (s. Kluge PBS. Beitr. 8, 535, Sievers ebend. 10, 497). Daher ist die Quantität des u in got. ana-btisns und as. an-busni ganz im Ungewissen. War u lang, so wären zu vergleichen Formen wie got. -hüs zu gr. K€Oeo<; (S. 542), a^. rüst slav. rysh zu gr. £p€ueo<; (S. 538), eventuell auch got. us-beians (S. 289), got. un-wei8 (S. 542) u. ähnl., da deren f lautgesetzlich sowohl uridg. i wie uridg. ei gewesen sein kann.

S. 2Ö9 § 211 Z. 3. Arm. af\jn 'Seele, Person* vermutlich identisch mit aisl. angi M. 'Geruch, Duft' aschwed. ange M. 'Dampf, Dunst* (vgl. lat. anima 'Seele', aksl. vonja 'Duft* ).

S. 299 § 211 und S. 811 Z. 7. Andere arm. nStämme mit der Be- deutung eines Körperteils sind : S&cn^ Gen. tikan, 'Schulter, Arm' (zu aksl. sthgno 'femur'), kurn^ Gen. kfan^ 'Rücken', krtihn, Gen. krkariy Terse', oiuy Gen. oiin, *Bückenwirbel, Rücken' und wZn, Gen. tdan, 'vertebra Spinae dorsi, cervix' (zu gr. ibX^vn, lat. tdna usw.).

S. 808 Z. 14 V. u. und S. 806 Z. 6 v. u. Wenn got. sunnin eine alte Lokativform war, die aus einer Zeit stammte, wo der Unter- schied zwischen m. und f. Genus im Germ, noch nicht nach den Vokalverschiedenheiten im Stammformans geregelt war, so be- ruhen wahrscheinlich auf demselben Grund auch die Maskulin- formen, die das Wort für Sonne neben den gewöhnlichen f. Formen im Ahd., As., Ags. aufweist (Grimm D. G. 3, 347 f. Neu- druck). Freilich bleibt auch möglich, dass bei dem Wort im Urgerm. -dn- einmal ganz durchgeführt war und es demnach völlig F. geworden war. Denn got. sunnin und die westgerm. Formen können sekundär durch Einfluss des M. got. mSna ahd. as. mäno ags. mÖ7ia 'Mond* aufgekommen sein, und da von got. sunnin nicht zu wissen ist, ob es M. oder N. gewesen ist, so könnte speziell diese got. Form überdies auch dadurch ent- standen sein, dass sunnö durch das neutrale Synonymum sauü im Genus beeinflusst wurde. Letzteres ist Streitberg's Auf- fassung von got. sunnin IF. 19, 391 ff. Bei der Seltenheit der Belege für das gotische Wort und insbesondere bei dem Um- stand, dass in keiner Weise zu wissen ist, ob den Goten sunnin in der Wendung at sunnin urrinnandin M. oder N. war, ist eine Entscheidung nicht zu treffen.

S. 821 am Schluss von a) füge hinzu: Mit -auvoc; scheint identisch zu sein slav. -um in russ. perun *Blitz, Donnerkeil', dech. perun 'Donner, Donnerkeil' (zu aksl.perq piro^a 'schlagen; waschen'), russ. bigün 'Läufer' u. a. (Lidön Armen. Stud. 89).

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688 Berichtigungen und Nachträge.

S. 841 Z. 17 füge hinzu: Arm. haur-an llerde*, ursprünglich 'die

Hut' aus *pätrO' (Lid6n Armen. Stud. 26). S. 868 Z. 7 V. u. Über ir. cüil anders Lid6n Armen. Stud. 79, der es

anschliesst an ai. Süla- Sülä- 'Spiess, spitzer Pfahl', arm. slak

•Spiess, Dolch' aus *8Ül-, lat. culex, ir. cuil 'culex* (zu ai. Sü-ka-

'Stachel, Granne* u. a.). S. 880 Z. 17 hinter celeber füge hinzu: (Stamm celebri-). S. 882 Z. 10 füge hinzu: Arm. nurby Gen. PI. nrbi-^, '^ng» schmal,

dünn, fein', aschwed. snöBver 'schmal, enge* norw. sruBvr und

sngvr 'enge, knapp' aisl. sncbfr 'enge*, uridg. *snöbh-ri' ^snebh-ri-

(Lidön Armen. Stud. 64 f.). S. 471 Z. 2 lies: handeln Pedersen KZ. 39, 474 ff. und Lid6n Armen.

Stud. 90 f. S. 480 Z. 17 füge hinter 'stossen* hinzu: und zu lat. tundo ai. tun-

da-te (denn die gemeinsame urgerm. Form des ags. und des

aisl. Wortes war *[s]tun8ka-), S. 488 § 372 und S. 671 Z. 12 ff. An die arm. Tiernamen mukn, jukn

schliessen sich noch an mlukn, Gen. mücan^ 'Wanze, cimex' (zu

malem 'molo'), mzlukn, Gen. mzikan, 'Mücke'.

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Aus dem Verlag von

Karl J. Trübner in Strassburg

mdccccvi.

Durch die meisten Buch- handlungen des In- und Auslandes zu beziehen.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

GRUNDRISS

DER

VERGLEICHENDEN GRAMMATIK

DER

INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.

KURZGEFASSTE DARSTELLUNG der Geschichte des Altindischen, Altiranischen (Avestischen und Altpersischen) Altarmenischen, Altgriechischen, Albanesischen, Lateinischen, Umbrisch-Sam- nitischen, Altirischen, Gotischen, Althochdeutschen, Litauischen und Altkirchen-

slavischen

von KARL BRDfilANN und BERTHOLD D8LBR0CK

ord. ProfeMor der indofferaumUchen Sprach- ord. Professor des Sanskrit und der vergleichen»

Wissenschaft in Leipzig. den Sprachkunde in Jena.

L Bd.: EINLEITUNG UND LAUTLEHRE von Karl Brugmann, Zweite Bearbeitung, i. Hälfte 1—694). Gr. 80. XL. 628 S. 1897. M. 16.—.

2. Hälfte 695 1084 und Wortindex zum i. Band).

Gr. 8^ IX u. S. 623—1098. 1897. M. 12.—.

IL Bd.: LEHRE VON DEN WORTFORMEN UND IHREM GE- BRAUCH von Karl Brugmann. I. Teil: Allgemeines, Zusammensetzung (Komposita), Nominalstämme. Zweite Bearbeitung. Gr. 8^ XIV, 685 S.

M. 17.50, in Halbfranz geb. M. 20. .

WORTBILDUNGSLEHRE, 2. Hälfte, 1. Lief,: Zahlwort-

bildung, Casusbildung der Nomina (Nominaldeklination), Pro- nomina. Gr. 8^ 384 S. 189L M. 10. .

2. Hälfte, 2. (Schluss-)Lief. Gr. 8^. XII, 592 S. I892.

M. 14.—.

INDICeS (Wort-, Sach- und Autorenindex) von Karl Brugmann.

Gr. 8°. V, 236 S. 1893. M. 6,—, in Halbfranz geb. 8.50.

ra. Bd.: SYNTAX von B. Delbrück, l Teil. Gr. S^. Vlll, 774 S.

1893. M. 20. , in Halbfranz geb. M. 23. .

IV. Bd. : 2. Teil. Gr. 8«. XVII, 560 S. 1897. M. 15.—,

in Halbfranz geb. M. 18. . V. Bd.: 3.(Schluss-)Teil. Mit Indices (Sach-, Wort- und Autoren- Index) zu den drei Teilen der Syntax von C. Cappeller. Gr. 8^ XX, 606 S. 1900. M. 15. - , in Halbfranz geb. M. 18.—.

(I. Band) . . .DerBrugmannsche Grundriss wird auch in der zweiten Auflage, die wir als neues glänzendes Zeugnis der unermüdlichen Arbeits- und Schaffenskraft seines Verfassers, zugleich aber auch seines weittragenden und scharfen Blickes in alle Weiten und Tiefen unserer Wissenschaft und seines sichern und un- parteiischen Urteils in den schier zahllosen Problemen und Streitfragen der Indogermanistik begrüssen, wo möglich in noch höherem Grade, wie in der ersten, ein Markstem in der Geschichte der indogermanischen Sprachwissen- schaft sein, als welchen ich ihn mit vollem Fug und Recht in der im Jahr- gang 1887 Nr. 3 veröffentlichten Besprechung bezeichnet habe."

Fr. Stolz, Neue />k//ologisc/ie Rundschau 1897 Nr. 21

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

KURZE

VERGLEICHENDE GRAMMATIK

DER

INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.

Auf Grund des fünfbändigen „Grundrisses der vergleichenden

Grammatik der indogermanischen Sprachen von K. Brugmann

und B. Delbrück" verfasst

VON .

KARL BRUGMANN.

4. Lieferung: Emleiiung und Lautlehre. Gr. 8*. VI, 280 S. 1902.

Geheftet M. 7.—, in Leinwand geb. M. 8.—

2. Lieferung: Lehre von den Wart/armen und ihrem Gebrauch, Gr. 8*>. VÜI und S. 281 622 mit 4 Tabellen. 1903. Geheftet M. 7. , in Leinwand geb. M. 8.

(Schluß-)Lieferung: Lehre von den Satzgebüden und Sack- und WÖrtervkruichnis. Gr. 80. XXn und S. 623—774. 1903.

Geheftet M. 4.—, in Leinwand gebunden M. 5. ,

Zusammen in einen Band geheftet M. 18. , gebunden in Leinwand M. 19.50 gebunden in Halbfranz M. 21. .

„...Über das Bedürfnis eines solchen Werkes dürfte kein Zweifel bestehen; es ist freudig zu begrüssen, dass der dazu am meisten Berufene, der Begründer des Grundrisses, diese Arbeit selbst übernahm, dass er selbst das grössere Werk in ein Compendium umzuarbeiten sich endschloss. Natürlich musste der Stoff innerlich wie äusserlfch gekürzt werden. Das letztere geschah durch Beschränkung auf Altindisch, Griechisch, Lateinisch, Germanisch und Slavisch, das erstere durch Einschränkung des Beleg- materials und Weglassung von weniger wichtigen Dingen, wie z. B. des Abschnittes über den idg. Sprachbau im allgemeinen; die phonetischen Bemerkungen enthalten nur die zum Verständnis einer Lautlehre nötigen Angaben.... Man staunt, dass es dem Verf. trotz aller Kürzungen gelungen ist, innerhalb des gewählten Rahmens den Stoff des Grundrisses so vollständig wiederzugeben. Präcision und Sachlichkeit des Ausdruckes, sowie eine straffe Disposition haben dies ermöglicht; der Klarheit der Darstellung entspricht die übersichtliche Anordnung des Stoffes

So ist das neueste Buch, das B. der Wissenschaft geschenkt hat, ein wertvoller Berater für alle, die sich mit der idg. Sprachwissenschaft oder einem Zweige derselben beschäftigen. Mit Spannung sieht man dem Schluss des Werkes entgegen, weil die Bearbeitung der Flexions- lehre im „Grundriss'* weiter zurückliegt als diejenige der Lautlehre ; der zweite Teil wird sich daher voraussichtlich von seiner Grundlage noch mehr unterscheiden als der vorliegende Teil. Möge der verehrte Verf. bald zur glücklichen Vollendung des Ganzen gelangen.**

A. Thumby Literaturblatt für german. und roman. Philologie IQOJ, Nr. §,

uigiTizea oy vjOOyTC

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN Strassburg.

REALLEXIKON

DER

nmOGEMMISCHBir ALTERTUMSKOTDE.

GRUNDZÜGE

EINER

KULTUR- UND VÖLKERGESCHICHTE ALTEUROPAS

VON

O. SOHRADBR,

0. Professor an der Universität Jena.

Lex. 8*. XL, 1048 S. 1901. Broschirt M. 27. , in Halbfrani geb. M. 30. .

„Ein Gelehrter, dessen Name mit der Entwicklung der indogermanischen Altertumskunde schon aufs Engste verknüpft ist, tritt uns hier mit einem neuen bedeutenden Werke entgegen, das sich sowohl durch seine innere Gediegenheit als auch durch seine glückliche Form zahlreiche Freunde verschaffen, ja einem weiten Kreise bald zu einem unentbehrlichen Hilfsbuch werden wird . . .

Schr.s Ziel ist, die ältesten inneren und äusseren Zustände der indo- germanischen Völker uns vor Augen zu führen und von da zurückschlifessend auch die ihres Stammvolkes. Es geschieht dies an der Hand der geschichtlichen Nach- richten, der ausgegrabenen Altertümer und nicht zum geringsten Teil der Sprache. Dass auch die Sprachwissenschaft wirklich berufen und befähigt ist, auf die Kultur vorgeschichtlicher Perioden Rückschlüsse zu ziehen, ist im Laufe der letzten Zeit wiederholt bestritten worden, und so sieht sich denn Sehr, in der Vorrede veranlasst, auf die Fragen der Methode näher einzugehen. Wir dürfen dabei im wesentlichen seinen Standpunkt als den richtigen anerkennen. Trefflich ist unter anderem das, was über das Mass von Berechtigung gesagt wird, das Schlüssen ex silentio zukommt . . .

Dass überall gleich tief gepflügt wurde, ist ja schon mit Rücksicht auf die Ausdehnung des Arbeitsfeldes und die sehr ungleiche Beschaffenheit seines Bodens von vornherein nicht zu erwarten. Im Grossen und Ganzen haben wir aber allen Grund, Sehr, zu seiner Leistung zu beglückwünschen, und besonders die Hauptprobleme der indogermanischen Altertumskunde sind von ihm so treff- lich behandelt, dass sich jeder, der sie neuerdings in Angriff nimmt, mit ihm wird auseinandersetzen müssen. *

Vor allem wird die übersichtliche Darstellung des bisher Erreichten, die ein Weiterarbeiten sehr erleichtert, dem ganzen Bereich der indogermanischen Altertumskunde zu Statten kommen. Dank und Anerkennung für das schöne Buch gebühren dem Verf. vollauf . . ."

(R, Muck in der Deutschen Litter aturzeitung igo2 Nr. 34,)

. . . Allzu lange habe ich die geduld des lesers in anspruch genommen, möchte es mir wenigstens in etwa gelungen sein, in ihm die Überzeugung zu erwecken, dass jeder philologe, auch jeder anglist, der sein fach nicht mit rein ästhetisch- psychologischer litteraturbetrachtung erschöpft hält, fortan Schrader's reallexikon zu den unentbehrlichen handbüchem wird zählen müssen, die er stets nah zur hand zu haben wünscht. Wir dürfen von dem werke mit dem stolzen gefühle scheiden, dass hier wieder deutschem fleisse und deutscher Wissenschaft ein monumental werk gelungen ist, das von der gesamten wissenschaftlichen weit als ein Standard Work auf unabsehbare zeit mit dankbarkeit und bewunderung für den Verfasser benutzt werden wird.'*

(Max Förster im Beiblatt zur Anglia IQ02 Nr. VI).

uigiTizea oy

Google

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

INDOGEEMMISCHE K>B8CHTJNGEN

ZEITSCHRIFT

FÜR

IND008EIAN18GHI SPRAGB- UND ALTKTDI8KDHDI

HERAUSGEGEBEN von

KARL BRUGMANN «nd WILHELM STREITBERG

HIT DEM BEIBLATT:

ANZfiieiR FOE INDOeSRIANISCHI SPRACH- DND ALTERTDI8KDNDI

REDIGIERT VON

WILHELM STREITBERG I. - XVin. Band 1891—1906. XIX. Band unter der Presse. Preis jeden Bandes M. i6. , in Halbfranz geb. M. i8. .

Die Original-Arbeiten erscheinen in den Indogermanischen Forsch- ungen; die kritischen Besprechungen, eine referierende Zeitschriftenschau, eine ausführliche Bibliographie sowie Personalmitteilungen von allgemeinerem Interesse werden als cAnzeiger für indogermanische Sprach- und Alter- tumskunde» beigegeben.

Die Zeitschrift erscheint in Heften von 5 Bogen 8^ Fünf Hefte bilden einen Band. Der Anzeiger ist besonders paginiert und erscheint in 3 Heften, die zusammen den Umfang von ungefähr 15 Bogen haben; dieses Beiblatt ist nicht einzeln käuflich. Zeitschrift und Anzeiger erhalten am Schluss die er- forderlichen Register.

Vor kurzem erschien:

MITTELARMENISCHES EECHTSBUCH

herausgegeben, übersetzt und erläutert

JOSEF J, KARST.

I. Band: Sempadscher Kodex aus dem 13. Jahrhundert oder Mittelar- menisches Rechtsbuch. Nach der Venediger und der Etsch- miadziner Version unter Zurückftihrung auf seine Quellen heraus- gegeben und übersetzt. Gr. 4<>. XXXII, 218 S. 1905.

IL Band: Sempadscher Kodex aus dem 13. Jahrhundert in Verbindung mit dem Grossarmenischen Rechtsbuch des Mechithar Gösch (aus dem 12. Jahrhundert). Unter Berücksichtigung der Jüngern ab- geleiteten Gesetzbücher erläutert. Gr. 4<>. VIII, 424 S. 1905,

Beide Bände zusammen M. 70. .

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

Vor kurzem erschien:

Die Indogermanen.

Ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur.

Von

Hertnan Hirt,

Professor an der Universität Leipzig.

Erster Band.

Gr. B\ X, 407 S. 1905. Mit 47 Abbildungen im Text. Geheftet ul 9. ; gebunden ul 10.50.

Inhalt: I. Buch. Die Verbreitung und Urheimat der Indogermanen. L Teil. Die Nachbarn der Indogermanen. I. Einleitung und Vorbemerkungen. 2. Die Rassenfrage. 3. Der iberische Sprachzweig. Die Urbevölkerung Britanniens. 5. Die Ligurer. 6. Die Etrusker. 7. Die Urbevölkerung und die Sprachen Griechenlands und Kleinasiens : A. Der vorhellenische Sprach- stanmi; B. Das Lykische; C. Die übrigen Stänune. Karisch, Lydisch, Mysisch. 8. Die Finnen.

II, Teil. Die indogermanischen Sprachen, ihre Verbreitung

und ihre Urheimat. 9. Die Wanderungen und die Verbreitung der Indogermanen im allgemeinen. 10. Die indogermanische Sprache und ihre Stellung.

11. Die Verwandtschaftsverhältnisse der indogermanischen Sprachen.

12. Die Indoiranier: A. Die Inder; B. Die Iranier. 13. Die Balten und Slaven: A. Die Slaven; B. Die Balten. 14. Die Thrako-phrygische Gruppe: A. Die Thraker; B. Die Phryger und die Indogermanen in Klein- asien. — 15. Die Armenier. 16. Die Albanesen. 17. Die Hellenen. 18. Die Makedonen. 19. Die lUyrier: A. DieVeneter; B. Die Messapier. C. Die eigentlichen Illyrier. 20. Die Italiker. 21. Die Kelten. 22. Die Germanen. 23. Die Urheimat der Indogermanen.

II. Buch. Die Kultur der Indogermanen. L Teil. Allgemeine Vorbemerkungen. Die Wirtschaftsform.

Materielle Kultur. I. Allgemeine Vorbemerkungen. 2. Die prähistorischen Funde. 3. Die Sprachwissenschaft und ihre Methoden. 4. Die wirtschaft- lichen Zustände des prähistorischen Europas und der Indogermanen. 5. Kulturpflanzen und Haustiere. 6. Die Speisen und ihre Zubereitung. Mahlzeiten. 7. Die Pflanzenwelt in ihrer sonstigen Bedeutung. 8. Handel und Gewerbe. 9. Die Technik. 10. Waffen und Werk- zeuge. Die Metalle. 11. Kleidung. 12. Wohnung und Siedelung. Hausrat. 13. Verkehrsmittel.

Zweiter Band. IL Buch, II. Teil. Gesellschaft. 14« Die Familienformen. 15. Das Leben in der Familie.

IIL Teil. Geistige Kultur. 16. Körperpflege, Schmuck und bildende Kunst. 17. Tanz und Poesie. 18. Mythologie und Religion. 19. Sitte, Brauch, Recht. 20. Die Bedeutung der Zahlen, Zeitrechnung. 21. Die Heilkunde. 22. Rückblick und Zusammenfassung.

III. Buch. Anmerkungen. Dem II, Band werden fünf Karten beigegehen; er erscheint voraussichHuh

Verlag von KARL J. TRÜBNER m Strassbürg.

BERNEKER, ERICH, SLAVISCHE CHRESTOMATHIE.

Mit Glossaren. Gr. 8^ IX, 484 S. 1902.

Geheftet M. I2. ; gebunden in Leinwand M. 13. .

Inhalt: I. Kirchenslavisch: i. Altkirchenslavisch (Altbulgarisch). 2. Bai- G:ari8ch-Kirchensla¥isch. Mittelbnlffarisch. 3. Strbisch-Kirchenslavisch. 4. Rnssiscb- Kirchenslavisch. II. Russisch (Altrussisch, Großrussisch, Weißrussisch). III. Kleinrussisch. IV. Bulgarisch. V. Serbisch-Kroatisch^ a. Alt- Serbisch-Kroatisch, b. Die heutige Volkssprache. VI. Slovenisch. VU. Cechisch. a. Alt^echisch. b. Die heutige Volkssprache. VIII. Slovakisch. DC Polnisch, a. Altpolnisch, b. Die heutige Volkssprache, c. Kaszubisch. Ober-Sorbisch. (Ober-Lausitzisch). XI. Nieder-aorbisch (Nieder-Lausitzisch). XU. Po- labi s c h.

BERNEKER, ERICH, DIE PREUSSISCHE SPRACHE.

Texte. Grammatik. Etymologisches Wörterbuch. 8®. X, 333 S. 1896. M. 8.—.

BETZ, LOUIS-P., LA LITTßRATURE COMPAR^E. Essai bibliographique. Introduction par Joseph Texte. Deuxi^me Edition augment6e, publice avec un Index m6thodique par Fernand Baldensperger, Professeur ä TUniversitÄ de Lyon. Gr. 8«. XXVIII, 410 S. 1904. M. 6—.

CAPPELLER, CARL, SANSKRIT- WÖRTERBUCH. Nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet. Lex.-8®. VIII, 541 S. 1887. M. 15. , in Halbfranz geb. M. 17. .

HIRT, HERMAN, DER INDOGERMANISCHE ABLAUT

vornehmlich in seinem Verhältnis zur Betonung. 8®. VIII, 204 S. 1900. M. 5.50.

HIRT, HERMAN, DER INDOGERMANISCHE AKZENT.

Ein Handbuch. 8^ XXIII, 356 S. 1895. M. 9.—.

HÜBSCHMANN, H., PERSISCHE STUDIEN. 8«. 286 S.

1895, M. IG. .

. . . . Der Verfasser hat (und dies ist vielleicht das Haupt- verdienst unseres Buches) die Grundlage für eine geschichtliche Betrach- tung der persischen Sprache und ihrer Entwickelung geschaffen."

Ltierarisches Ccniralblati 1895 ^r- ^3-

HÜBSCHMANN, H., DIE ALTARMENISCHEN ORTS- NAMEN« Mit Beiträgen zur historischen Topographie Armeniens und einer Karte. 8®. IV und S. 197—490. 1904. M. 8. .

(Sonderabdruck aus Indogermanische Forschungen, 16. Bd.)

KARST, JOSEF, HISTORISCHE GRAMMATIK DES

Kilikisch-Armenischen. 8<>. XXIII, 444 S. Mit 2 Tafeln. 1901.

M. 15.— «. . . M. J. Karst ne pouvait que faire oeuvrc €minemmeflt utile; Ic travail a €i6 fait avec un soin extrÄme; quant ä la m^thode, il suffit pour en garantir la correction de rappeler que l'auteur est Ic digne ölfeve de M. Hübschmann k qui Touvrage est d^di^ .... Son ouvrage marque un progr^s important ...» Revue critiqtu 1901^ No, 25,

LUICK, K., UNTERSUCHUNGEN ZUR ENGLISCHEN

Lautgeschichte. S^. XVIII, 334 S. 1896. ugmzeaDy vjvM/^i*—

Verlag von KARL J. TROBNER in Strassburg. 9

von PLANTA, R., GRAMMATIK DER OSKISCH-UMBRI-

sehen Dialekte.

I. Band: Einleitung und Lautlehre. 8^. VIII, 600 S. 1892. M. 15.—

IL Band: Formenlehre, Syntax, Sammlung der Inschriften und

Glossen, Anhang, Glossar. 8^ XX, 765 S. 1897. M. 20. .

SABERSKY, DR. HEINRICH, Über einige Namen von Bergen, Thälem, Weilern, Weiden und Hütten in der Umgebung von Madonna di Campiglio. Mit einer Karte. 8^ XI, 54 S. 1899. M. L

SAMMLUNG INDOGERMANISCHER WÖRTERBÜCHER: I. Hübschmann, H., Etymologie und Lautlehre der osseti- schen Sprache. 8^ VIII, 151 S. 1887. M. 4.— IL Feist, Dr. S., Grundriss der gotischen Etymologie. 8^. XVI, 167 S. 1888. (Nicht mehr einzeln zu haben.) M. 5.

III. Meyer, Gustav^ Etymologisches Wörterbuch der albanesi- schen Sprache. 8^. XV, 526 S. 189L M. 12.—

IV. Hom, Paul, Grundriss der neupersischen Etymologie. 8®. XXV, 386 S. 1893. M. 15.—

SCHNEEGANS, DR. HEINRICK, GESCHICHTE DER

grotesken Satire. Mit 28 Abbildungen, gr. 8^. XV, 523 S, 1894. M. 18.—

SOLMSEN, FELIX, UNTERSUCHUNGEN ZUR GRIECHI- SCHEN LAUT- UND VERSLEHRE. 8^ IX, 322 S 1901. M. 8.-

SOLMSEN, FELIX, STUDIEN ZUR LATEINISCHEN LAUT- GESCHICHTE. 8«. VIII, 208 S. 1894. M. 5.50.

SOMMER, FERDINAND, GRIECHISCHE LAUTSTUDIEN

8^. VIII, 172 Seiten. 1905. M. 5.—,

. . . . Alles in allem bedeutet Sommers Buch eine Förderung gewisser Probleme der griech. Lautlehre. Die Darstellung ist so angelegt, daß sie auch der, der nicht speziell sprachwissenschaftlich geschult ist, verstehen kann. ..." Literarisches Zentralblatt 1905, Nr. 11,

TAPPOLET, ERNST, DIE ROMANISCHEN VERWANDT-

schaftsnamen. Mit besonderer Berücksichtigung der französischen und italienischen Mundarten. Ein Beitrag zur vergleichenden Lexikologie. Mit zwei Karten. VI, 178 S. 1895. M. 6.—.

THUMB, ALBERT. DIE GRIECHISCHE SPRACHE IM ZEITALTER DES HELLENISMUS, Beiträge zur Ge- schichte und Beurteilung der K0ivr|. 8^. VIII, 273 S. 1901. M. 7. .

THUMB, DR. ALBERT, HANDBUCH DER NEUGRIECHI- SCHEN VOLKSSPRACHE. Grammatik, Texte und Glossar 8^ XXV, 240 S. mit einer lithogr. Schrifttafel. 1895.

M. 6. , geb. M. 7.—.

WIEDEMANN, OSKAR, HANDBUCH DER LITAUISCHEN SPRACHE. Grammatik. Texte. Wörterbuch. 8^. XVI, 354 S. 1897. M. 9.—.

WIEDEMANN, OSKAR, DAS LITAUISCHE PRÄTERITUM.

Ein Beitrag zur Verbalflexion der indogermanischen Sprachen. 8«. XV, 230 S. 1891. AI. Or^.

Verlag von KARL J. TRÜBNER m Strassburg.

WALDBAUME UND KULTURPFLANZEN

IM

GERMANISCHEN ALTERTUM

VON

JOHANNES HOOPS

o. Professor an der Universität Heidelberg.

Mit acht Abbildungen im Text und einer Tafel.

XVI, 689 S. 1905.

Geheftet J^ 16. , in Leinwand gebunden M, 17.50.

Inhalt: Erster Teil: Waldbfiume.

I. Die Wandlungen der Baumflora Nord- und Mitteleuropas seit dem Ende der Eiszeit. IL Die Baumfiora Nord- und Mitteleuropas im Stein- zeitalter. — in. Wald und Steppe in ihren Beziehungen zu den prä- historischen Siedelungen Mitteleuropas. IV. Die Baumnamen und die Heimat der Indogermanen. V. Die Waldbäume Deutschlands zur Römer- zeit und im frühen Mittelalter. VI. Die forstliche Flora Altenglands in angelsächsischer Zeit.

Zweiter Teil: Kulturpflanzen.

VII. Die Kulturpflanzen Mittel- und Nordeuropas im Steinzeitalter. VIII. Die Kulturpflanzen der ungetrennten Indogermanen. IX. Rück- schlüsse auf die Lage der Heimat der Indogermanen. X. Die Kultur- pflanzen Mittel- und Nordeuropas zur Bronze- und älteren Eisenzeit. XI. Die Kulturpflanzen der Germanen in vorrömischer Zeit. XII. Die Stellung des Ackerbaus im Wirtschaftsleben der Germanen zur Römerzeit XIII. Die Einführung der römischen Obstkultur in die transalpinischen Provinzen. XTV. Die kontinentale Heimat der Angelsachsen imd di«' römische Kultur. XV. Die Kulturpflanzen Altenglands in angelsächsischer Zeit. XVI. Die Kulturpflanzen der altnordischen Länder in frühlitera- rischer Zeit.

„Wie V, Hehn, den berühmten Vorgänger des Verf. s. in der Geschichts- schreibung der Kulturpflanzen, sein ganzes Leben hindurch in mannigfacher Gestalt die Abgrenzung der beiden Grundbegriffe der Menschheit, Natur und Kultur, beschäftigt hat, so steht das gleiche Problem auch in dem Mittelpunkt des vorliegenden Werkes, in dem die großen Gegensätze Wald und Ackerbau mit Rücksicht auf die Geschichte der indogermanischen und im besonderen der germanischen Völker behandelt werden. Und wie das Buch V. Hehns über die Kulturpflanzen und Haustiere durch die bewunderungswürdige Vereinigung naturwissenschaftlicher und philologischer Kenntnisse das Staunen der Mit- forscher erregte, so wird das Gleiche gegenüber der Arbeit von Hoops der Fall sein, nur daß dieser im Gegensatz zu Hehn auch noch das große Gebiet der paläontologischen und prähistorischen Forschung in den Bereich seiner Untersuchungen gezogen hat ....

Es ist somit eine Fülle weittragender Probleme, die in dem vorliegenden Buch behandelt wird, und die verschiedensten Wissenschaften werden mit diesem gelehrten und scharfsinnigen, in klarer und schöner Sprache geschriebenen Werke sich auseinanderzusetzen haben , . . ."

Deutsche Literaiurzeitung IQ06, Nr. 6.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

GRUNDZÜGE EINER PRÄHISTORISCHEN ARCHÄOLOGIE

VON

SOPHUS MÜLLER

DIREKTOR AM NATIONAL-MUSEUM IN KOPENHAGEN.

DEUTSCHE AUSGABE UNTER MITWIRKUNG DES VERFASSERS BESORGT VON OTTO LUITPOLD JIRICZEK

PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT MÜNSTER I. W.

8P. Vni, 204 S. 1905. MIT 3 TAFELN- IN FARBENDRUCK UND 160 ABBILDUNGEN

IM TEXT. PREIS GEHEFTET M 6.—, GEBUNDEN M 7.-.

„Ein ausgezeichnetes Buch, das sich jedem aus engeren Studienkreisen ins Weite schauenden Altertumsforscher als unentbehrlicher Führer erweisen wird, bei aller Kürze klar und übersichtlich geordnet, aus gründlichstem Wissen geschöpft, besonnen in der Besprechung der oft so schwierigen Probleme imd trotz seines reichen bildlichen Schmuckes noch billig . . . .*'

Liierarisches Zentralhlait iQOßt Nr. 36.

„Abermals tritt Sophus Müller vor die deutsche Leserwelt: an seine klassische „Nordische Altertumskunde" reiht sich nunmehr seine „Urgeschichte Europas" nicht minder bedeutend als jene. Haben sie doch einen Archäologen zum Verfasser, der wie nur wenige berufen ist, den Leser mit sicherer Hand in das ferne Dämmerland der Vorzeit zu führen und vor seinem Auge klärend die Schleier zu lüften, die eine so uralte und zugleich so ungeahnte neue Welt geheimnisvoll verbergen. M. will nach seinen eigenen Worten eine Obersicht, kein Spezialwerk über die vorgeschichtlichen Zeiten Europas bieten. Mag ihn aber auch diese Absicht bestimmt haben, so vieles nur knapp anzudeuten und nur flüchtig zu streifen, so wird trotzdem der Fachmann eine ganze Summe neuer und unbekannter Ergebnisse, der gebildete Interessent aber alle die Literaturangaben finden, welche ihm gestatten, tiefer in die Probleme einzu- dringen, deren Bahn ihm der gelehrte Autor gewiesen. Dabei ist der Verf. mit kritisch -ruhigem Forscherblick, fast möchte ich sagen mit nordischer Wikingerkraft, um all die Hypothesen herumgekommen, die sich wie Klippen entgegenstellen und an denen schon so mancher vielverheißende Segler seine Kraft vergeudete, ja schließlich zerschellte. M. hat die ewig schwankende Hypo- these aus seinem Buche ausgeschaltet. Frei von Schwulst, Phrase und Wort- schwall bietet er dem Leser positives, gutes Material, das dieser getrost ver- werten kann, ohne fürchten zu müssen, daß seine Basis eines Tages erschüttert zusammenbrechen könne . . . ." Allgemeines Literaturblatt X V, Jahrgang, Nr, i.

„Wollte man bloß das Verdienstvolle, Treffliche an diesem Buche hervor- heben, so hätte man genug zu sagen. Es war wirklich eine Notwendigkeit, die Stoffmassen, welche der gegenwärtige Stand der europäischen Urgeschichts- forschung in zahllosen zerstreuten Schriftwerken darbietet, einmal in einer Reihe von Kapiteln kurz und lesbar zusammenzudrängen. Die Aufstellung dieser lückenlosen Reihe und der dadurch geschaffene Oberblick der Teilfächer ist allein schon eine Leistung. Die klare, gefühlswarme, oft geistreiche Darstellung, der stete Blick auf das Ganze und die Zusammenhänge, das unverrückte Fest- halten an dem Sinne des Gegenstandes, die ungeheure Menge von Einzeldingen, die trotzdem, wenn auch in knappster Form, zusammengebracht sind, und die vollkommene Beherrschung des Gebietes bekunden, all' das verdient das höchste Lob, welches wir in die Worte kleiden wollen: AH' das ist einfach würdig des berühmten Verfassers, der uns dieses Buch geschenkt hat . . . ."

Zentralhlait für Anthropologie 1906, Heft i.

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12 VERLAG VON KARL J. TRÜBNER in Strassbukg.

NORDISCHE

ALTERTUMSKUNDE

NACH FUNDEN UND DENKMÄLERN AUS DÄNEMARK UND SCHLESWIG

GSMEINFASSLICH DARGESTELLT Ton

D". SOPHUS MÜLLER

Direktor am Nationalmuseum tu Kopenhagen.

DEUTSCHE AUSGABE

UNTER MITWIRKUNG DES VERFASSERS BESORGT ▼on

DR. OTTO LUITPOLD JIRICZEK

Privatdosenten der germanischen Philologie an der UnirersitSt Breslati.

I. Band: Steinzeit, Bronzezeit. Mit 253 Abbildungen im Text, 2 Tafeln und einer Karte. 8®. XII, 472 S. 1897. Broschirt M. 10.—, in Leinwand geb. M. 11. .

n. Band: Eisenzeit. Mit 189 Abbildungen im Text und 2 Tafeln. 8^ VI, 324 S. 1898. Broschirt M. 7.—, in Leinwand geb. M. 8.—.

Inhalt: L Steinzeit. L Wohnplätze der älteren Steinzeit. 2. Altertümer aus der Zeit der Muschelhaufen. 3. Chronologie der älteren Steinzeit. 4. Die Periode zwischen der Zeit der Muschelhaufen und der

Steingräber. 5. Die kleineren Stein- gräber, Rundgräber und Hünenbetteu. 6. Die grossen Steingräber oder Riesen- stuben. 7. Das Innere der Steingräber, Begräbnisbräuche und Grabbeigaben. 8. Die jüngsten Gräber der Steinzeit: Kisten- und Einzelgräber. 9. Das Stu- dium der Steingräber, eine historische Übersicht. 10. Altertümer aus der jün- geren Steinzeit, ii. Kunst und Religion. 12. Das Studium der Steinaltertümer, eine historische Übersicht. 13. Herstel- lungstechnik der Geräte und Waffen. 14. Wohnplätze, Lebensweise etc.

II. Bronzezeit, i. Aufkommen und Entwickelung des Studiums der Bronze- zeit. — Die ältere Bronzezeit: 2. Ältere Formen aus Männergräbern, Waffen und Schmuck. 3. Toilettegerät- n. Band. Abb. 89. Aitgermanjscher sii- Schäften. 4. Männer- und Frauen- öemer ^^^ .^^^ ^^^^^^^^^ trachten. Feld- und Moorfunde. 5. Die

e r m.; älteste Ornamentik im Norden und ihr

Ursprung, 6. Die älteste Bronzezeit in Europa. 7. Beginn der nor- dischen Bronzezeit und Bedeutung des Bernsteinhandels. 8. Grab- hügel und Gräber. 9. Der spätere Abschnitt der älteren Bronzezeit IG. Die Leichenverbrennung, Ursprung, Verbreitung und Bedeutung des Brauches. Die jüngere Bronzezeit: ii. Einteilimg, Zeitbe-

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 13

Sophus Müller, Nordische Altertumskunde (Fortsetzung). Stimmung und Funde. 12. Gräber und Grabbeigaben. 13. Feld- und Moor- funde etc. 14. Innere Zustände, Handwerk und Ackerbau, Kunst und Religion.

"T T^iE EISENZEIT. Die enzeit. 1. Beginn der Europa. 2. Die vorrömi- it. Eine fremde Gruppe, dische Gruppen. 4. Die it. Altertümer und Indu- er und Grabfunde aus der römischen Zeit. 6. Die Völkerwanderungszeit. Fremde und nordische ^ Elemente. 7. Die Grab- funde aus der Völker- wanderungszeit. 8. Die grossen Moorfunde aus der Völkerwanderungs- Die Goldhömer und der essel. Opferfunde aus der rit. Die jüngere zeit. 10. Die nachrömi- -eit. II. Die Tierorna- im Norden. 12. Die erzeit. 13. Gräber, Be- ^sarten , Gedenksteine, idwerk, Kunst und Reli- :hlussbetrachtung : Mittel, id Methode. Sach- und n-Register. Orts- und ätten-Register.

. . S. Müllers Alterthums- 8t ebenso wissenschaftlich cht verständlich. Es ist

zu begrüssen, dass dieses deutscherSprache erscheint, iriczek war eine vortrefflich te Kraft, sich dieser Aufgabe ersetzung zu unterziehen . . . erschiedenen Anschauungen lehrten über einzelne Er- ngen werden in objektiver dargelegt, wodurch in das agleich eine Geschichte der len Archäologie verwebt ist. tat M. jederzeit seine Blicke

Parallelerscheinungen und ichung bei anderen Völkern it und dadurch den Werth Werkes über die Grenzen dischen Archäologie en^xi- isondere Anerkennung ver- ch die klare und scharfe Ei

technischer Ausdrücke. . .

I. Band. Abb. 107. Schwert und Dolche aus Literar. Cnitralblatt t8Q7, Nr. 2

der ältesten Bronzezeit. ^ j

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14 VERLAG VON KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

SSon

ptoU\fox b«r atrm«nir(|ren ÄU«cfum»hunb« cn ber Hnloer(lUU Irrtburg t Wc

Wt 17 attbUbungen unb einer Äarte. 8«. Vni, 362 ©. 1898. 5Prei8 broft^i'^ 3R. 6.—, in Seinroanb jebunben SR. 6.5a

SnBalt: L 3)0Tf unb Älur; H. 3)a8 $auä; HI. JWrpetbefc^affen^eit ur* IraAt; IV. Sitte unb SraudJ; V. ©ie Sotefpra^e unb bie aWunborten; VL S)w aSottöbl^tung; VU. Sage unb SDIMen.

Probe der Abbildungen.

gig. 11. !5)er ©öft^of in Oberrieb bei grelburg i. 55.

«... Was Volkskunde ist, darüber fehlte bisher jede umfassendere Auf- klärung. Der Inhalt und Umfang des Begriffes ist keineswegs bloss Laien fremd. Auch diejenigen, die den autblühenden Studien der Volkskunde näher stehen, wissen nicht immer, was den Inhalt derselben ausmacht . . .

So erscheint nun zu guter Stunde ein wirklicher Führer auf dem neuen Boden, ein Leitfaden für jeden, der den Zauber der Volkskunde erfahren hat oder erfahren will, für den Lernbegierigen sowohl wie für jeden Freund des Volkes. Bisher fehlte jede Orientierung, wie sie uns jetzt Prof. Elard Hugo Meyer in einem stattlichen Bändchen bietet. Der Verfasser, von mythologischen Forschungen her seit lange mit Volksüberlieferungen und Volkssitten vertraut der angesehenste unter unsern Mythologen hat seit Jahren das Werk vorbereitet, das er uns jetzt als reiche Frucht langjähriger Sammelarbeit vor- legt ... Es ist ein unermesslich grosses Gebiet, durch das uns das Buch fährt Es ist frische, grüne Weide, die seltsamerweise dem grossen Schwärm der Germanisten unbemerkt geblieben ist. Ein fast gank intaktes Arbeitsgebiet . . .

Das Buch ist nicht bloss eine wissenschaftliche, es ist auch eine nationale That». Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1897 ^^' 28Ö.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 15

MYTHOLOGIE

der

GERMANEN

Gemeinfaßlich dargestellt

Elard Hugo Meyer,

Professor an der Universität Freiburg i. Br.

Mit einer Deckenzeichnung von Professor Wilhelm Trübner.

8^ XII, 526 Seiten, 1903. Preis geheftet M. 8.50, gebunden M. 10. .

Inhalt: Vorwort. 1. Kapitel: Die Quellen der germanischen Mythologie, 2. Kapitel: Der Seelenjlaube. 3. Kapitel: Der Alpglaube. 4. Kapitel: Die Elfen. —5. Ka-

f>itel: Die Kiesen. 6. Kapitel: Die hOneren Dämonen. 7, Kapitel: Das Götter- eben imd der Götterdienst. 8. Kapitel: Die einzelnen Götter. 9. Kapitel: Die einzelnen Göttinnen. 10. Kapitel : Das Christentum in der nordischen Nlytho- logie. Anmerkimgen. Register.

. . . Jetzt nun legt M. ein neues großes mythologisches Werk vor, das anders wie sein erstes „durch die Schilderung zu wirken versucht und den Gebildeten zu freiem Genuß wissenschaftlicher Erkenntnis einlädt". Damit ist seine Anlage und sein Zweck treffend genug gekennzeichnet, und die Ausfuhrung entspricht ganz vorzüglich den Absichten des Verf.s. In klarer, übersichtlicher, allgemein verständlicher, stets psychologisch begründender Form behandelt er meisterhaft, ohne auf weniger wichtige Sonderfragen oder auf Streitigkeiten in der Gelehrtenwelt einzugehen, seinen Stoff in zehn Kapiteln. . . .

. . . Von den nicht ausschließlich für die Wissenschaft bestimmten Darstellungen der germanischen Mythologie halten wir dieses Werk M.s für die beste, und wir wünschen mit dem Verf., daß es ihm gelingen möge, etwas genauere Kenntnis von dem religiösen Leben unserer heid- nischen Vorzeit in recht weite Kreise der Gebildeten unseres Volkes zu tragen. Selbstverständlich muß sich auch jeder Fachmann mit diesem neuen Buche vertraut machen und abfinden, und die studierende Jugend dürfte ebenso mit mehr Genuß und Vorteil zu ihm als zu M.s älterem Buche greifen, zumal durch einen reichen Anhang von Anmerkungen mit Literatur- und Quellenangaben für alle gesorgt ist, die einzelnen Fragen näher nachzugehen wünschen. Ein sorgfältiges, reichhaltiges Register ermöglicht auch die Benutzung des gediegen ausgestatteten Werkes zu Nachschlagezwecken.

Literarisches Centralblatt. 190J. Nr. ^.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

Unter der Presse:

GRUNDRISS

DER

GERMANISCHEN PHILOLOGIE

UNTER MITWIRKUNG VON

K.von AMIRA, W. ARNDT, O. BEHAGHEL, D. BEHRENS, H. BLOCH, A.BRANDL, O. BREMER, W. BRÜCKNER, E. EINENKEL, H. GERING, V. GUDMUNDSSON, H. JELLINGHAUS, K. TH. von INAMA-STBRNEGG, KR. KALUND, FR. KAUFFMANN, F. KLUGE, R. KOEGEL, R. ron LILIENCRON, K. LTHCK, J. A. LUNDELL, J. MEIER. E. MOGK, A. NOREEN, J. SCHIPPER, H. SCHUCK, A. SCHULTZ, TH. SIEBS, E. SIEVERS, W. STREITBERG, B. SYMÖNS, F.VOGT, PH. WEGENER, J. TE WINKEL, J. WRIGHT

HERAUSGEGEBEN

HERMANN PAUL

ord. Professor der deutschen Philologie an der Universität München.

ZWEITE VERBESSERTE UND VERMEHRTE AUFLAGE.

Diese neue Auflage wird voraussichtlich im Jahre 1906 vollständig werden. Die Käufer verpflichten sich mindestens zur Abnahme eines Bandes; einzelne Lieferungen werden nicht abgegeben.

Inhalt:

, Band.

I. Abschn. :

Von

II. Band.

I.Abteil

BEGRIFF UND AUFGABE DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE. H, Paul

n. Abschn. : GESCHICHTE DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE. Von H. Paul m. Abschn.: METHODENLEHRE. Von H. Paul.

IV. Abschn.: SCHRIFTKUNDE: i. Runen und Runeninschriften. Von E. Si*v*rs (mit einer

Tafel), a. Die lateinische Schrift. Von W. Arndt Überarbeitet von H. Block,

V. Abschn. : SPRACHGESCHICHTE : i. Phonetik. Von E. Sievers. a. Vorgeschichte

der altgermanischen Dialekte. Von F. Klug^. 3. Geschichte der gotisdieD

Sprache. Von F. Kluge. 4. Geschichte der nordischen Sprachen. Von Ä. Noreeu,

5. Geschichte der deutschen Sprache. Von 0. Behagkel (mit einer Karte).

6. Geschichte der niederländischen Sprache. Von J. te Winlul (mit einer Karte). 7. Geschichte der englischen Sprache. Von F. Kluge. Mit Bei- trägen von D. Behrens und E. Einenkel (mit einer Karte). 8. Geschichte der friesischen Sprache. Von Tk. Siebs.

Anhang: Die Behandlung der lebenden Mundarten: i. Allgemeines. Von Ph. Wegener. 3. Skandinavische Mundarten. Von J. A. Lmndeü. 3. Deutsche und niederländische Mundarten. Von Fr. Kduffmemn. 4. Engliecbc Mund- arten. Von y. Wrigki.

VI. Abschn. : LITERATURGESCHICHTE : i. (Jotische Literatur. Von E. Sievers. Neo bearbeitet von IV. Sireitberg. a. Deutsche Literatur: a) althoch- und altnieder- deutsche. Von R. Koegel und W. Brückner. \i\ mittelhochdeuuche. Von F. Vogi. c) mittelniederdeutsche. Von H. yellingkaus. 3. Niederländische Literatur. Von y. te Winkel 4. Friesische Literatur. Von Tk. Siebs. 5. Nordische Literaturen : a) norwegisch-isländische. Von B. Mogk. b) schwedisch-dänische. Von H. Sckück. 6. Englische Literatur. Von A. BraneU. Anhang: Übersicht über die aus mündlicher Überlieferung geschöpften Sammlungen der Volkspoesie: a) skandinavische Volkspoesie. Von A. Lundtü. b) deutsche uncf niederländische Volkspoesie. Von y. Meier. c) englische Volkspoesie. Von A. Brandl

VIL Abschn. : METRIK : i. Altgerm. Metrik. Von E. Sievert. Neu bearb. von Fr. Kaußmmnm und Hugo Gering. a. Deutsche Metrik. Von H. Paul 3. Englische Metrik: a) Geschichte der heimischen Versarten. Von K. Luiek. b) Fremde Metra. Von y. Sckip^er.

a. Abtei J

lU. Band.

Vm. Abschn IX. X. XI.

xn.

WIRTSCHAFT. Von K. Tk. von Inama-Sternegg. RECHT. Von K. von Amira. KRIEGSWESEN. Von A. Sckuü*. MYTHOLOGIE. Von E. Mogk.

SITTE : I. Skandinavische Verhältnisse. Von V. Gudmnndsson und Kr. Kmlmmd. 3. Deutsch-englische Verhältnisse. Von A. Sekulta. Anhang: Die Behand- lung der volkstümlichen Sitte der Gegenwart. Von E. Mogk, : KUNST. 1. Bildende Kunst. Von A. SekuÜM. a. Musik. Von B. v. iMUncron. HELDENSAGE. Von B. Symons.

ETHNOGRAPHIE DER GERMAN. STÄMME. Von 0. Bremer. (Mit 6 Karten.) NB. Jedem Bande wird ein Namen-, Sach- und Wortverceichnis beigegeben.

Bis iettt erschienen : L Band (vollständig). Lex. 8«. XVI, i6ai S. mit einer Tafel und drei Karten 1901. ""'^""'""""■"'"■■~"""" Broschiert M. «5.—, in Halbfrans gebunden Bi. a8. .

II. Band« I. Abteilung 1.-3. Lieferung k M. 4.—, 4. Lieferung M. a.50 IL Abteilung : Metrik. 359 S. 1005. Brosch. M. 4.—, in Halbfr. geb. M. 6.— III. Band (vollständig). Lex. &>. XVÜ, 995 S. Mit 6 Karten. 1900. Broschiert M. i6.— ; in Halbfranx gebunden M. 18.50.

Xm. Abschn. XIV. XV. >

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 17

Sonderabdrücke aus der zweiten Auflage von „Pauls Qrundriss der germanischen Philologie".

Amira, K. v., Grundriss des germanischen Rechts. Mit Register.

Der zweiten verbesserten Auflage zweiter Abdruck. VI, 184 S. 1901.

M. 4. , in Lwd. geb. M. 5. . Behaghel, Otto, Geschichte der deutschen Sprache. Mit einer Karte.

Der zweiten verbesserten Auflage dritter Abdruck, IV und (I. Band)

S. 650 780 und 9 S. Register. 1905. M. 4. , in Lwd. geb. M. 5.—. Brandl, A^ Geschichte der englischen Literatur. (Unter der Presse.) Bremer, O., Ethnographie der germanischen Stämme. Zweiter

Abdruck. Mit 6 Karten. XII, 225 S. 1904. M. 6.—, geb. M. 7.—. Jellinghaus, Hermann, Geschichte der mittelniederdeutschen

Literatur. IV, 56 S. 1902. M. 1.50.

Kluge, Friedrich, Vorgeschichte der altgermanischen Dialekte.

Mit einem Anhang : Geschichte der gotischen Sprache. Der 2. verbess.

Aufl. 2. Abdruck. XV und (I. Band) S. 323—517 und 10 S. Register.

1906. M. 4.50, in Lwd. geb. M. 5.50. Geschichte der englischen Sprache. Mit Beiträgen von

D. Behrens und E. Einenkel. Der zweiten verbesserten Auflage

zweiter Abdruck. Mit einer Karte. VI und (I. Band) S. 926— 1 148

und 14 S. Register. 1904. M. 5.50, in Lwd. geb. M. 6.50.

Koegel, Rudolf, und V^ilhelm Brückner, Geschichte der althoch-

und altniederdeutschen Literatur. IV, 132 S. 1901.

M. 3.—, in Lwd. geb. M. 4. . Luick, K., Geschichte der heimischen englischen Versarten,

III, 40 S. 1905. M. I.—.

Mogk, Eugen, Germanische Mythologie. VI, 177 S. 1898.

M. 4.50, in Lwd. geb. M. 5.50. Geschichte der norwegisch-isländischen Literatur. Mit

Register. VIII, 386 S. 1903. M. 9.—, in Lwd. geb. M. 10.—.

Noreen, Adolf, Geschichte der nordischen Sprachen. FV und

(I. Band) S. 518—649 und 7 S. Register. 1898. M. 4.—, geb. M. 5.—. Paul, Hermann, Geschichte der germanischen Philologie. IV und

(I. Band) S. 9—158 und 23 S. Register. 1897. M. 4.—.

Methodenlehre der germanischen Philologie. IV und

(I. Band) S. 159—247- 1897- M. 2.—.

Deutsche Metrik. III, 102 S. 1905. M. 2.50.

Schuck, H., Geschichte der schwedisch-dänischen Literatur.

17 S. 1904. M. —.60.

Siebs,Th., Geschichte der friesischen Literatur. rV,34S. 1902. M. i. . Sievers, E.,AltgermanischeMetrik. 2. verbess. Auflage, durchgesehen

von Friedrich Kauffmann u. Hugo Gering. 48 S. 1905. M. i. . Symons, B., Germanische Heldensage. Mit Register. Der 2. verbess.

Aufl. 2. Abdr. VII, 137 S. 1906. M. 3.50, in Lwd. geb. M. 4.50.

Vogt, Friedrich, Geschichte der mittelhochdeutschen Literatur.

2. verbess. Aufl. 2. Abdr. VIII, 202 S. 1906. M. 4.50, in Lwd. geb. M. 5.50. te V^inkel, Jan, Geschichte der niederländischen Sprache. Mit

einer Karte. IV u. (I. Band) S. 781—925 u. 6 S. Register. 1898. M. 5.—.

Geschichte der niederländischen Literatur. IV, 102 S. 1902.

M. 2.50, in Lwd. geb. M. 3.50.

uigiTizea oy 'vjv^v^p^iv.

i8 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

NEUHOCHDEUTSCHE METRIK.

EIN HANDBUCH

VON

D^ J. MINOR,

O. ö. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT WIEN.

ZWEITE, UMGEARBEITETE AUFLAGE.

8^ XIV, 537 Seiten. 1902. M. 10. , in Leinwand gebd. M. 11.

Urteile der Presse über die erste Auflage.

«... Eine systematische und umfassende Behandlung der neuhoch- deutschen Metrik zu liefern hat Minor im vorliegenden Werke unternommen. Und wir dürfen sagen, dass er seiner Aufgabe in vorzüglicher Weise gerecht geworden ist. Nicht zwar, dass wir mit seinen Resultaten überall einverstanden wären und in ihnen Abschliessendes erblicken könnten. Das beansprucht er aber auch selbst nicht, sondern wünscht, dass sein Buch zu weiteren Unter- suchungen anregen möge. Und gerade in dieser Hinsicht erwarten wir davon die fruchtbarsten Wirkungen. Denn M. hat für die nhd. Metrik einen festen Boden geliefert, von dem aus sie weiter gebaut werden kann. Ganz besonders die Grundfragen: Rhythmus, Quantität, Accent und Takt hat er in eingehender und vorurteilsfreier Weise unter Berücksichtigung früherer Ansichten allseitig untersucht und erwogen. Eine Fülle neuer und treffender Beobachtungen treten da zu Tage. Die Quantität im nhd. Verse, d. h. die wirkliche, nicht mit dem Accent verwechselte, ist unseres Wissens noch nirgends so objectiv untersucht worden. Aus dieser gründlichen Würdigung der Elemente ergeben sich denn auch für die Beurteilung des Versbaus wichtige Resultate. . . Mit dem Ausdruck des Dankes für reiche Belehrung wünschen wir, dass das Buch zum Aufblühen des wissenschaftlichen Betriebes der neuhochdeutschen Metrik Veranlassung geben möge. W. B. im Literar. Cf^tralblatt. 1894, ^^' ^8.

«... Eine reiche Fülle des Stoffes bietet und bewältigt Minor, er schildert ebenso die geschichtliche Entwicklung auch der auswärtigen Formen in Deutschland, wie er das Originaldeutsche der alten und neuen Zeit ge- schmackvoll würdigt. Und meine ganz besondere Freude sei noch ausgesprochen über die ganz vortreffliche Darstellung des sogenannten Knittelverses, jener freien Behandlung der durch den Reim verbundenen Zeilen mit vier Hebungen, die von zwei unsrer grössten Dichter in zwei ihrer herrlichsten Werke so volks- tümlich, wie kunstverständig verwertet sind, von Goethe im ,,Faust",von Schiller in ,,Wallensteins Lager". Gerade hier zeigt sich die Meisterschaft des Ver- fassers in der Darlegung, wie der innere Sinn das Massgebende ist und aus dem lebendigen Gefühl des Dichters der Rhythmus in seiner Mannigfaltigkeit eich entwickelt, wie Freiheit und Ordnung innigst zusammenwirken.»

M. Carricre in der Beilage zur Allgem, Zeitung 1894, ^^' ^04.

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VBRLAG VON KARL J. TRÜBNER IN Strassbüro. 19

DEUTSCHE GEAMMATIK

GOTISCH, ALT-, MITTEL- UND NEUHOCHDEUTSCH

VON

W. WILMANNS

ord. Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der UnlrersitSt DonxL

Erste Abteilung: Lautlehre. Zweite verbesserte Auflage. Gr. 8^ XX, 425 S. 1897. M. 8. , in Halbfranz gebunden M. 10. .

Aus dem Vorwort zur zweiten Auflage: ,,Diese zweite Auflage weicht von der ersten ziemlich stark ab, kaum ein Paragraph ist unverändert geblieben, manche ganz neu gestaltet. Bald gab die Form, bald der Inhalt den Anlass, bald eigene Erwägungen des Verfassers, bald die Ar- beiten anderer. Auch der Umfang des Buches ist um einige Bogen [sechs] gewachsen, besonders dadurch, dass sehr viel mehr Beispiele für die einzelnen Lauterscheinungen ange- führt sind "

Zweite Abteilung: Wortbildung. Zweite Auflage. Gr. 8^ XVI, 671 S. 1899. M. 12.50, in Halbfranz gebunden M. 15.

Dritte Abteilung: Flexion, i. Hälfte: Verbum. Erste und zweite Auflage. 8°. X, 315 S. 1906. M. 6. . Soeden erschienen.

Die 2. Hälfte befindet sich in Vorbereitung,

Die zweite Auflage der beiden ersten Abteilungen ist, was die Zahl der Exemplare betrifft, eine erhöhte, um auf eine lange Reihe von Jahren hinaus die Notwendigkeit eines Neudrucks oder einer neuen Bearbeitung auszuschliessen und dadurch die Käufer vor allzu schnellem Veralten zu schützen. Aus dem gleichen Grunde ist auch die 3. Abteilung in Doppel- auflage gedruckt worden.

Das Werk wird in vier Abteilungen erscheinen: Lautlehre, Wortbildung, Flexion, Syntax. Eine fünfte, die Geschichte der deutschen Sprache, wird sich vielleicht anschliessen.

„. . . Es ist sehr erfreulich, dass wir nun ein Buch haben werden, welches wir mit gutem Gewissen demjenigen empfehlen können, der sich in das Studium der deutschen Sprachgeschichte einarbeiten will, ohne die Mög- lichkeit zu haben, eine gute Vorlesung über deutsche Grammatik zu hören : ui Wilmanns wird er hierzu einen zuverlässigen, auf der Höhe der jetzigen Forschung stehenden Führer ßnden. Aber auch dem Studierenden, der schon deutsche Grammatik gehört hat, wird das Buch gute Dienste leisten zur Wieder- holung und zur Ergänzung der etwa in der Vorlesung zu kurz gekommenen Partien. Jedoch auch der Fachmann darf die Grammatik von W. nicht unbe- rücksichtigt lassen. Denn alle in Betracht kommenden Fragen sind hier mit selbständigem Urteil und unter voller Beherrschung der Literatur erörtert Und nicht selten werden Schlüsse gezogen, die von der gewöhnlichen Auffassung abweichen und zum Mindesten zur eingehenden Erwägung auffordern, so dass niemand ohne vielfache Anregung diese Lautlehre aus der Hand legen wird Besonders reich an neuen Auffassungen ist uns die Lehre von den Konsonanten erschienen. Aber auch die übrigen Teile, unter denen die bisher weniger oft in Grammatiken dargestellte Lelu*e vom Wortaccent hervorzuheben wäre, ver- dienen Beachtung ..." W^, B., Literarisches Centralblatt iSgs Nr. 40,

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

Von iut^tt biö itffxtxQ.

oon

^ofeffot Ott bet UntttetfUÄt gteiburg l. »«.

33lcrtc butc^gcfc^cnc Auflage.

8^ VII, 253 ©. mit einem Äärtd^en. 1904. $rei« SR. 4.—, gebunben TO. 5.—

3n^alt: StixAtn\pxad)t unb ^otf^fpradje. f^arimUian unb feine S!amCcl. ßut^r unb blc beutfd^e <Bpxa6)^. ©d^riftftcaet nnb ©uc^bturfet. ©djrlftfprat^ unb 3Wunbatt In ber ©d^meia. Obcrbeutfc^r unb mlttctbeutfcfeer «ßortfiab. SWebcrbeutfd) unb ^o*beutfd^. ßotctn unb $)umonl«mu8. *3oco( unb SObbe. 06erbcutfd)tQnb unb Die Stat^olitm, *®oet]&e unb bic beutfdie @pra(^. SCn== bong: 3cittafcln aur neul^oc^beutfdien ©tJtnt^cft^ic^tc; S^amen« unb ©ot^giftet; iöottrcgifter.

* ^le neue Stuflagc ift um btefc bcibcn StuP^c öcrmc^rt

Urteile der Presse über die bisherigen Auflagen:

,,£s muss mit allem Nachdrucke betont werden, dass Kluges Schrift eine sehr lehrreiche und für den grösseren Leserkreis, für den sie l^timmt, hoch- erwünschte ist." Deutsche Litteraturzeüung j888 Nr. 14.

„Das lebendige Interesse der Gebildeten für die deutsche Sprache und ihre Geschichte ist, wie man mit Genugthuung wahrnehmen kann, augenblicklich lebhafter denn je. Die Schrift Kluges, in welcher die wichtigsten, für die Bildung unserer neuho':hdeutschen Schriftsprache massgebenden Momente ge- meinverständlich besprochen werden, darf daher auf einen ausgedehnten dank- baren Leserkreis rechnen." Schwab. Merkur IL Abt i. Bl. v. 9. Dez. 1887.

„Der Verfasser der vorliegenden Aufsätze zur Geschichte der neu- hochdeutschen Schriftsprache hat bereits bewiesen, dass er es vortrefiflich versteht, für einen grösseren Leserkreis zu arbeiten, ohne der strengen Wissenschaftlichkeit dadurch Abbruch zu thun. Er weiss seine Forschungen in ein Gewand zu kleiden, welches auch Nicht-Fachleute anzieht; er stösst nicht ab durch zu viele Citate, durch störende Anmerkungen und weit- läufige Exkurse; er greift geschickt die interessantesten Probleme heraus und behandelt sie mit leichter Feder, so dass auch der Laie gereizt wird, weiter zu lesen. Und sollte es nicht ein Verdienst sein, gerade die ebenso schwierigen als wichtigen und interessanten Fragen, die sich an die Ge- schichte der Ausbildung unseres schriftlichen Ausdruckes anknüpfen, in weitere Kreise zu tragen, insbesondere auch die Schule dafür zu gewinnen? Die Schule, die sich der germanistischen Forschung gegenüber sonst so spröde verhält? Wenn Kluge mit der vorliegenden Schrift in Lehrerkreisen denselben Erfolg erzielt, wie mit seinem etymologischen Wörterbuche, so verdient er schon deswegen die wärmste Anerkennung. ..."

Literarisches Centralblatt 1888 Nr. 34.

„Nicht mit dem Ansprüche, eine vollständige Geschichte der deutschen Sprache zu bieten, tritt Kluge auf, er will in einer „Reihe un verbundener Aufsätze" nur „zusammenfassen, was Fachleute vor und seit Jakob Grimm über ein paar sprachwissenschaftliche Probleme ermittelt haben". Diese Aufsätze aber fügen sich von selbst zu einem innerlich zusammenhängenden Ganzen, sodass wir hier in der That eine höchst anziehende Darstellung der Lebens- geschichte unseres Neuhochdeutsch von seinen Anföngen um die Wende des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts bis zur Begründung seiner Allein- herrschaft um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts vor uns habe^.^^^^"

Die Grenzboten 1888 Nr. Q^.

Vbrlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

2Börteröu(i| ber beutf(|en Bpxaä^t

f ricörfcb liluöc,

f rofeffor an ber UniDerfitfit 8reibuv0 i. Or.

&tWtt tieriefferte itttb httmtixtt Hitffage.

Swettct «bbrudt.

SDiefer neue Vbhxnd betd^rdnb flcb im mefentUc^ borouf, in ber ^norbnung bei Stic^roorte

bei ben ©uc^ftaben 4 unb u bie neue Drt^ogTQpbie burc^gufü^ren,

fiey. 8^ XXVI, 610 @. 1905. $rei8 brofc^ett 2Rf. 8.-, in l^albfrang gebunben Til 10.-.

Por bem <Sx\6)mtn ber erften Stuflage Don ISdngtB tfjxoml^gl^üpm WSxttvbntli l^at ed eine (ejcttalifc^ ^Bearbeitung ber St^mologie unfere^ mobernen ®pxa(i^]d)aiit^ nic^t gegeben. S)er ©rfolg ber feit bem ^df^xt 1883 erfd^ienenen fed^^ Auflagen unb bie Änerfennung, rnctd^e bem Sud^e ju Seif geworben, l^aben gcjeigt, »ie rid^tig ber ®cbanfe »ar, bie ©rgebniffc be2 anjiel^enbften unb mertooBftcn Seite» ber toif^enfd^aftHc^n Sßortfotfd^ung: ben aber bie Sntfitel^ung unb ®t]6)xäftt ber einjelnen SBörter unfereiJ ©prad^fcä^a^ei^, in tnappex lepfaKfcä^er S)arfteßung }ufammen5ufaffen.

S)er aSerfaffcr ^at eS fic!^ jur Slufgabe gemotzt, gorm unb Sebeutung jebeö aBorte§ bii^ ju feiner ÜueUe ju t)erfo(gen, bie ©ejiel^ungen ju ben ftafftfc^en ©t^rad^en in gleid^em ^age betonenb mie ha^ 93enoanbtf(!^afti^t)er]^S(tnii^ ju ben Übrigen germanifci^en unb ben romonifcä^en ©^jrad^en; au4 bie entfernteren orientaltfc^en, fomie bie fettifd^en unb bie ftoöifc^en ®pxaä)m fmb in allen gäHen ^rangejogen, mo bie gorfc^ung eine äSermanbtf^aft feftjufteQen t)ermag. @ine allgemeine Einleitung bel^anbelt bie ©efd^id^te ber beutfc^en ©prad^e in il^ren Umriffen.

S)ie fec^fte Auflage, bie auf jeber ©eite 83efferungen ober Swfäfec aufmeift, l^ält on bem frül^eren Programm be» SBerle» feft, ftrebt aber mieberum nad^ einer Vertiefung unb Srmeiterung ber wortgefc^ic^tlic^en ^obteme unb ift aud^ bieSmal bemül&t, ben neueften gortfd^ritten ber et^mologifd^en SBortforfd^ung gebül^renbe Sied^nung ju tragen; fie unterfc^eibet fi^ üon ben frül^eren Auflagen Ibefonberö burd^ fprad^miffcnfd^aftUc^e Kad^weife unb DueKenangaben, fomie burd^ Slufnal^me mand^er jüngerer SBorte, bercn ©efd^i^te in ben übrigen SBörterbüi^ern menig berüdfftd^tigt ift, unb burc^ umfänglichere« ^ujiel^en ber beutfc^en SWunbarten. äfug ben erften JBud^ftaben feien nur bie folgenben äSörter, jum Seit SWeufc^öpfungen unfere» Sal^rl^unbert«, ongefül^rt, bie neu aufgenommen roorben ftnb : aßerbing«, SHtfanjler, Snfangi^grünbe, »ngclegenl^eit, änfc^auüc^feit, anftatt, anjüglid^, äf^enbröbel, ?lfc^ermittmod^, ausmergeln, JBegeifterung, bel^erjigen, beläfHgen, bemitteiben, befeitigen, Semeggrunb, bemerffteöigen, bilbfam, bi^roeiten, Blamage, JBüttner, Sl^rift, ei^riftbaum, ®§riftfinbc^en ; au3 bem Suc^ftaben Ä nennen mir: ^abac^e, Ääm^je,* Äammerf5^(^en, Jfanapee, Sanncngicfeer, Äönfterlein, Äanter, Äaper,* Äö^jfcr, fiartätfc^e, Äa^enjammer u. f. m. ?lm beften aber t)eranfd^au(ic^en einige 3^^^^ ^^^ JBert)ottftönbigung be« SBcrIe» feit feinem erften ©rfc^einen: bie Qdf^l ber ©tic^mortc ^at fid^ t)on ber erften jur fec^ften ?luflage öermel^rt im 93u#aben ?l: öon 130 auf 280, 93: t)on 378 auf 520, S): öon 137 auf 200, (S: öon 100 auf 160, g: öon 236 auf 329, &: öon 280 auf 330, ft\- öon 300 auf 440, f'Pm 180 auf 236.

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

Ouetteti «nb SBottfd^a^ bet ©aunctfjjtad^c

unb bet öcrtt)anbteii ©el^eitnf^Jtad^eu

t)on

Sritbridb Äluge

^tofcffot an 5cr Untbcrfltät grciButg t. 8.

L

®r. 80. XVI, 495 ®. 1901. 5ßrcl5 3R. 14.-.

Seit Slo^sSaDemontd ^vofiem 2Bett ü6et baS bettlfd^e ®aunertum ^at bie (Srfotfc^ung bed !Rütn>elfci^ 6etna|ie odUig geruht. Unb bo{^ t)etlanot bie @auner« fprad^e enblic^ einmal nad^ einer fpraci^roiffcnfclaftlic^cn uiü) p^itologifc^en 3)ur(^« arbeitung, bie fie bei 3lo6s2aIlemant nidjt t)öttig pnben lonnte. ®er Serfaffer beg neuen 2Berte8 »erfügt gubem ü6er ein weit umfangreid^ere« 2Ratcrial, fo ba^

Sein SBert in ixoti Sönben etfd^eint 3)er I. Sonb i{t ein rotn>elf(^ed OueQenbuc^, )tx n. S3anb ein rotn)elfcl^ed 2B5rter6uc^. @ine Anleitung jum II. Sanbe hu ^anbclt Sau unb ©efc^ic^te bet beutfc^en ©el^eimfprad^en. S)er I. Sanb erneuert n^id^tige lulturgefd^ic^tlic^e unb Iriminaliftifd^e DueQen unb (ringt (ebeutfame 9(ufs fd^ltijfe über bie beutfd^e gSoBSfprac^e ; t)or attem fei l^ingeroiefen auf bie gntbedfung (ebenber Jtrchnerjprad^en, n)oburd^ bie beutfd^e SSoSdIunbe neue Anregungen er^dtt. S)er in SSorbereitunofbefinblid^e n. Sanb wirb in bem rotroelf d^en ©örterbud^ pd^ ber $ilfc t)on ^rof. guting in ©traj^burg unb $rof. Pf^el in Serlin er« freuen, bie ben iubenbeutjd^en unb ben gigeunerifd^en Seftanbtcilen ber ®auner« fprad^e i^re Slufmerlfamlett n)ibmen werben.

9{e htntfi^t Dtntketfptad^e

bon

Dr. l^efnrftQ Älens*

80. XV, 128 ®. 1900. 5ßrei« brofcfilrt ul 2.50, in Selnttjonb gebunben Ji 8.50.

Diese Festschrift zum Gutenbergjubiläum besteht der Hauptsache nach aus einem Wörterbuch aller Fach ausdrücke des Druckereigewerbes in wissen- schaftlicher Bearbeitung auf Grund älterer Fachwerke (Homschuch, Vietor, Schmatz^ Pater, Ernesti u. A.); vorauf geht eine Einleitung, worin der Einfluss der latemischen Gelehrtensprache auf die Entwickelung der Druckersprache, Wandlungen einzelner Ausdrücke, Entstellungen und Missdeutungen, dialektische Schreibungen nachgewiesen werden und auf die sahireichen humoristischen z. T. derben Ausdrücke aufmerksam gemacht wird.

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ENGLISH ETYMOLOGY.

A SELECT GLOSSARY

SERVING AS AN INTRODUCTION TO THE HISTORY

OF THE ENGLISH LANGUAGE

BY

F. KLUGE AND F. LUTZ.

8^ VIII, 234 S. 1898. Broschirt M. 4.—, in Leinwand geb. M. 4.5a

PREFACE.

Our primer of English Etymology is meant to servc as an introduction to the study of the historical grammar of English. Howcver manifold the ad* vantages which the Student may derive from Professor Skeat's Etymological Dictionary, it cannot be denied that it does not commend itself as a book for beginners. Though it is a work of deep research, brilliant sagacity, and admi- rable completeness, the linguistic laws underlying the various changes of form and meaning are not brought out clearly enough to be easily grasped by the uninitiated. We therefore propose to fumish the Student wifli a small and concise book enabling him to get an insight into the main ünguistic phenomena. We are greatly indebted to Professor Skeat, of whose excellent work we have made ample use, drawing from it a great deal of material, which we hereby thankfully acknowledge. As our aim has of course not been to produce a book in any way comparable to our predecessor's work in fulness of detail and general completeness, we have confined ourselves to merely selecting all words the history of which bears on the development of the language at large. We have, therefore, in the first place, traced back to the older periods loanwords of Scandinavian, French and Latin origin and such genuine English words as may afTord matter for linguistic investigation. In this way we hope to have provided a basis for every historical grammar of English, e.g. for Sweet's History of English Sounds.

If we may be allowed to give a hint as to the use of our little book, we should advise the teacher to make it a point to always deal with a whole group of words at a time. Special interest attaches for instance to words of early Christian origin, to the names of festivals and the days of the week; besides these the names of the various parts of the house and of the materials used in building, the words for cattle and the various kinds of meat, for eating and drinking, etc. might be made the subject of a suggestive discussion. On treating etymology in this way, the teacher will have the advantage of Con- verting a lesson on the growth of the English language into an inquiry inte the history of the Anglo-Saxon race, thus lending to a naturally dry subject a fresh charm and a deeper meaning.

In conclusion, our best thauKS are due to Professor W. Franz of Tübingen University, who has placed many words and etymologies at our disposal and* assisted us in various other ways.

LIST OF ABBREVIATIONS. acc. = accusative case, adj. = adjective, adv. = adverb, bret. = Breton,^ CELT. =3 Celtic, conj. == conjunction, corn. as Cornish, cp. = compare, Cymr. = Cymric (Welsh), Dan. == Danish, dat. = dative case, der(iv). derived, derivative, dimin. = diminutive, du. Dutch, E. 3= modern English, f. (fem.) = feminine, frequent. = frequentative, FR. = French, fries. = Friesic, G. = modern German, Gael. = Gaelic, gen. genitive case, goth. = Gothic, GR. = Greek, Icel. = Icelandic, inf. = infinitive mood, infl. = inflected, interj. =a interjection, IR. = Irish, ital. = Italiap, lat. = Latin, LG. = Low German, lit. =3 literally, LITH. = Lithuanian, m. masculine, ME. = Middle English, MHG. = Middle High German, n. (neutr.) =3 neuter, nom. = nominative, obl. «» oblique case, ODü. = Old Dutch. ofr. Old French, ohg. = Old High German, OIR. = Old Irish, on. = Old Norse, onfr. = Old North Frendi,, orig. = original, originally, OSAX. = Old Saxon, OSLOV. = Old Slovenian, pl. = plural, p. p. = past participle, prob. = probably, pron. = pronoun,^ prop, = properly, prov. = Provengal, prt. = preterite, past tense, RUSS. Russian, sb. = Substantive, SKR. = Sanskrit, span. = Spanish, superl. =r Superlative, swed. = Swedish, TEUT. = Teutonic, vb. = verb. j

uigiTizea oy v>jiv^v-/p2lC

24 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

3ettf(ftrift

für

S)etttf(i|c Sortforfii^ung

^raiidgegeBen bmt

f ricöricb lilugc*

Diese Zeitschrift erscheint in Heften von je 5 bis 6 Bogen. Vier Hefte bilden einen Band. Die Hefte erscheinen ungefähr alle 3 Monate.

Bis jetzt sind erschienen:

I. ©anb. 8^ VL 374 (5. mit bem ©ilbnl« tjon gebor 8cc^ tn Ci*tbntrf. 1901.

©cl^cftct SW. 10.—, in 4)o[bfran3 gcbunbcn 9W. 12.50.

II. S5anb. 8^ IV, 348 (S. mit bem ©ilbniS bon Ä. SBctnl^olb üt Supfcrö^g. 1902.

©eifertet SW. 10.—, in ^albfrona ßebimbcn Tt. 12.50.

UI. 33anb mit 33cl^cft: S)ie ©ergmonuSfprat^c In bcr@arc»)ta bc«3oBann SWat§eflu«toon(5. ©opfert S\ IV, 882 unb 107 (B. 1902.

©el&eftet Tl. 12.50, tn Äalbfrana aebmtben Wl 16.—; «ci^eft etnAcln 3SI 3.—. IV. ©anb. 80. IV. 352 ©. 1903. ©cl^eftet SW. 10.—, in ^albfrom geb. SDH 12.60. V. 33anb mit SQöortrcgifter 5U ©anb I— V. 8«. IV, 345 @. 1908/04.

©e^eftct 3W. 10.—, in ©albfron* gebmtben Tl. 12.60. VI. 33anbmlt©cil&eft: öeitrögc ju einem ©octl^er^&örterbud^ bon SB. Äü^le» wein unb ^. »o^ner. 8». IV, 382 unb 192 @. 1904/05.

©eöeftct aÄ. 14.50, tn ^albfrona gebunbeniöl. 17.— ; ©cl^cft clnaeln aJl. 5.— . VD. S5anb. 80. IV, 372 (S. mit einem ^bnlß bon SWorla 6et)ne in Öic^ruc!. 1905/06. ©e^eftet Wt. 10.—, in 4)albfrona fleb. 3K. 12.50. VUI. »anb unter bcr treffe.

Ankündigung. Wölfflins „Archiv für lateinische Lexikographie'* ist das Vorbild, dem unsere Zeitschrift nacheifern wird. Welche Aufgaben die neuere Wortforschung zu lösen hat, ist auf dem germanischen Sprachgebiet durch großartige Unternehmungen, wie das Grimmsche Wörterbuch, das New English Dictionary, das niederländische und das schwedische Wörterbuch veranschanucht tmd durch Hermann Pauls bekannten Aufsatz „über die Aufgaben der wissen- schaftlichen Lexikographie" begründet worden. Auch die Berichte, welche der Öffentlichkeit über die Vorbereitungen des Thesaurus lingtiae Latinae unter- breitet werden, zeigen der deutschen Sprachforschung, daiß wir jetxt, wo das Grimmsche Wörterbuch seinem Abschluß naht, fQr unser gellstes Deutsch Ziele und Aufgaben der Wortforschung erweitem und vertiefen müssen, wenn wir dem Thesaurus linguae Latinae nachstreben wollen. Unser neues Unter- nehmen will den altbewährten Zeitschriften keinen Abbruch tun, auch nicht die Zahl der allgemein germanistischen Fachblätter vermehren. Es will eine Sammelstätte sein, in dem die Nachträge und Berichtigungen zu unsem großen Wörterbüchern eine Unterkunft ßnden bis zu einer endgültigen Aufarbeitung. Es will durch Klärung über Wesen und Inhalt der Wortforschung die großen Aufgaben der Zukunft vorbereiten und einleiten. Es will der Gegenwart dienen, indem es durch ernsthafte Einzelarbeit das Verständnis der Mutter- sprache belebt und vertieft.

Wir beabsichtigen, die Geschichte der deutschen Wörterbücher in unsere Bereich zu ziehen, wichtige Sprachquellen neu zu drucken und Sammlungen zum deutschen Wortschatz unterzubringen. Aber wir wollen zugleich durch wortgeographische und wortgeschichtliche Aufsätze und durch kleinere Mit- teilungen anregen, durch Zeitschriftenschau alle deutsch-sprachliche Arbeit buchen und über neue Erscheinungen berichten. Zugleich stellen wir unsere Zeitschrift in den Dienst der Fachgenossen, indem wir immer Raum für „Umfragen" zur Verfügung stellen: wir wollen den Mitarbeitern am Grimmschen Wörterbuch, dem großen Wenkerschen Unternehmen u. A. die Möglichkeit eröffnen, vorhandene Lücken in Sammlungen zu ergänzen oder Ungenauigkeiten

richtig zu stellen. uiginzea oy 'vjvj'v^xiv^

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Soeben erschien:

<J)i|lorifd)cö

Gin SSerfuc^ bon

(Dtto Jt4Dent>orf

8^ XXIV, 365 ©citen. 1906. ©c^eftet UJ^ 6.-, gchinbcn ^ 7.-.

Urteile der Presse:

„Ladendorfs Schlagwörterbuch muß als ein gut gelungener erster Wurf bezeichnet werden, aus dem sich mit der Zeit, ähnlich wie bei den naheverwandten „Geflügelten Worten" Büchmanns, ein Standardwerk seines Arbeitsgebietes entwickeln wird, Bumal wenn sich der Verfasser ent- schließen könnte, auch die Schlagwörter der letztvergangenen Jahrhunderte ein- gehender zu berücksichtigen, ein dankbares Feld, das noch vielfach brach liegt. Der Titel ist nicht gerade glücklich gefaßt; das Wörtchen „historisch" ist bereits mißverstanden worden, es zielt nicht auf „historische Schlagwörter/ (die natür- lich ebenfalls einbezogen sind), sondern will die historische Entstehung und Entwicklung der Schlagwörter andeuten. Was das Buch in dieser Hinsicht bietet, ist im ganzen und großen fleißig gesammelt, sorgfältig erwogen und anschaulich dargestellt ...*' Literarisches Zentralblatt igoöy Nr. 75.

Wir verstehen unter „Schlagwörtern" solche Ausdrücke (oder

auch Wendungen), die in einer bestimmten Zeit zu bestimmten Anw^endungen individualisierender Art geprägt und verwertet worden sind

Es ist daher dankbar zu begrüßen, daß Ladendorf den kühnen und glück- lichen „Versuch" einer erstmaligen Kodifikation gewagt hat "

Richard M. Meyer in der Deutschen Literaturzeitung igo6, Nr. g.

„Die Ergebnisse der Schlagwortforschung, dieses jüngsten Zweiges der deutschen Wortforschung, der nicht älter ist als unser Jahrhundert, hat Otto Ladendorf in dem Versuch seines Historischen Schlagwörterbuches zusammen- gefaßt. Der Verfasser hat sein fleißiges Werk selbst bescheiden als Versuch bezeichnet, und in der Tat, es wäre gewagt, nach so kurzer Zeit des Sammeins mehr bieten zu wollen. Ist doch das Reich der Schlagworte ein weites, unbe- grenztes, wie das der verwandten Modewörter und geflügelten Worte, welch letzteres Büchmann und seine Nachfolger nach mehr als 40 jähriger Arbeit noch nicht völlig erforscht haben und nie völlig erforschen werden. Derartige Arbeiten können nie abschließend vollendet werden, so wenig die lebende Sprache einen Abschluß kennt es sind immer nur einzelne Abschnitte, die nach bienen- fleißigem Sammeln und Schaffen zu einer annähernden Vollendung gelangen. . . . Welch eine Fülle von Witz und Geist, von Liebe und Haß, von Kämpfen, Streben und Hoffen kommt in diesen Schlag worten zum Ausdruck! Welch buntes, belustigendes, anregendes Bilderbuch, das man nicht aus der Hand legt, ehe man es ganz durchblättert, durchlesen hat! Das meiste, was Ladendorf bietet, entstammt dem 19. Jahrhundert, auch die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist stark von ihm berücksichtigt worden, aber daß auch die Deutschen vor 1750, in den Zeiten Gottscheds, der Sprachreiniger, des Dreißigjährigen Krieges, der Reformation, der Humanisten, Schlagworte kannten, lehrt sein dankenswertes Buch nicht. Da dehnen sich noch weite, fast ganz unerforschte Gebiete, die zu den künftigen Auflagen des „Ladendorf" viel beisteuern werden! Zur Mitarbeit an diesem Werke, das als würdiges Gegenstück zu Büchmanns Ge- flügelten Worten bezeichnet werden kann, ist jeder berufen jeden noch so kleinen Beitrag'wird die Verlagsbuchhandlung dankend für den Verfasser ent- gegennehmen!'*

Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 4. Februar ^^P^'^Xrlfh>

uigiTizea oy VJiOOv IC

26 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

WÖRTERBUCH

DER

ELSÄSSISCHEN MUNDARTEN

BEARBEITET VON

E. MARTIN und H. LIENHART

IM AUFTRAGE DER LANDESVERWALTÜNG VON ELSASS-LOTHRINGBN.

Erster Band. Lex.-8^ XVI, 800 S. 1899. Geheftet M. 20.—,

in Halbfranz gebunden M. 22.50.

Zweiter Band, i. 5. Lieferung. Jede Lieferung 10 Bogen stark, M. 4.

6. (Schluß -)Lieferung mit ausführlichem Wortregister und einer

Sprachenkarte des Elsaß unter der Presse. . , -^^

Dieses Wörterbuch ist die Frucht jahrelangen Sammeleifers und angestrengter wissenschaftlicher Thätigkeit. Es soll nach dem Vor- bild des schweizerischen Idiotikons den Sprachschatz der heutigen elsässischen Mundarten, soweit diese sich zurück verfolgen lassen^ zusammepfassen und nach dem gegenwärtigen Stand der Sprach- wissenschaft erklären. Dabei wird die Eigentümlichkeit des elsäs- sischen Volkes in Sitte und Glauben, wie sie sich in Redensarten, Sprichwörtern, Volks- und Kinderreimen kund gibt, so weit als möglich zur Darstellung gebracht werden. Das sprachliche Gebiet wurde nach den Bezirksgrenzen von Ober- und Unterelsass abgesteckt.

cDas grossangelegte Werk macht einen ausgezeichneten Eindruck und {st hinter der Aufgabe, die es sich stellte, und den ErwartungeUi die man ihm entgegenbrachte, nicht zurückgeblieben. . . . Eine so ergiebige grammatische Fundgrube wie das schweizeriscne Idiotikon konnte es unter keinen Umständen werden. Bei dieser Sachlage thaten die Bearbeiter wohl daran, «die Eigen- tümlichkeit des elsässischen Volkes in Sitte und Glauben, wie sie sich in ^ Redensarten, Sprichwörtern, Volks- und Kinderreimen kundgibt, so weit als möglich zur Darstellung> zu bringen. In diesem litterarischen und kultur- geschichtlichen, völkerpsychologischen Inhalte liegt das Schwergewicht des Werkes. . . . Wir zweifeln nicht, dass das elsässische Wörterbuch seinen Platz in der ersten Reihe unserer Mundarten werke einnehmen wird. ...»

Deutsche Lüteraturzeitung 1S97 Nr. 50.

«... Das elsässische Wörterbuch ist keine Aufspeicherung sprach- wissenschaftlicher Raritäten. Es ist eine lebensvolle Darstellung dessen, wie das Volk spricht. In schlichten Sätzen, in Fragen und Antworten, in Anekdoten und Geschichtchen kommt der natürliche Gedankenkreis des Volkes zu unmittel- barer Geltung. Die Kinderspiele und die Freuden der Spinnstuben treten mit ihrem FormeTapparat auf. Die Mehrzahl der Artikel spiegeln das eigentliche Volksleben wieder und gewähren dadurch einen wahren Genuss. Wenn man Artikel wie Esel oder Fuchs liest, wird man bald verstehen lernen, dass in deren Schlichtheit und Schmucklosigkeit der Erforscher deutschen Volkstums eine sehr wertvolle Quelle für das Elsass findet . Strassb. Post 18Q7 Nr,344,

«Cela dit*, je n'ai plus qu*ä f^liciter les auteurs de leur intelligente ini- tiative, de l'exactitude et de la richesse de leur documentation, des ingönieuses dispositions de plan et de typographie qui leur ont permis de faire tenir sous un yolume relativement restreint une Enorme vari^t€ de citations et d'infor- mations. Ce n'est point ici seulement un rdpertoire de mots: c'est, sous chaque mot, les principales locutions il entre, les usages locaux, proverbes, fac^ties, devinettes, randonndes et rondes enfantines dont il ^veille T^cho lointain au ccßur de Thomme mür.» F. Henry, Revue critique'31 Jano, 1898,

* que j'ai en portefeuille une grammairc et un vocabulaire du dialecte de Colmar.

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Handschriften proben

des sechzehnten Jahrhunderts . nach Strassburger Originalen heratisgegeben von Lic. Dr. Johannes Ficker ^^^ Dr. Otto Winckelmann

Professor an der Universität Strassburg. Archivar der Stadt Strassburg.

Zwei Bände Klcinfolio. 102 Tafeln in Lichtdruck mit Text.

Erster Band: XV S. Einleitung und Tafel 1—46 „Zur politischen Geschichte"

mit Text. 1902.

Preis in Mappe M. 40. ; in elegantem Halbfra^nzband M. 45. .

Zweiter Band: XIII S. Verzeichnisse, Register, Nachträge und Tafel 47—102

„Zur geistigen Geschichte" mit Text. 1905.

Preis in Mappe M. 50. , in elegantem Halbfranzband M. 57. .

Bekanntlich ist die Handschriftenkunde der neueren Zeit ein Gebiet, das so gut wie gar nicht bis jetzt gepflegt worden ist. Es fehlt vor Allem an einer um^senden Sammlung zuverlässiger Proben, wie die Paläographie des Mittel- alters eine ganze Reihe aufzuweisen hat. In Deutschland ist kaum ein Ansatz hierzu gemacht worden und in den grossen ausserdeutschen paläographischen Veröffentlichungen ist nur vereinzelt und in verschwindendem Umfange die Neuzeit berücksichtigt. Am dringendsten ist das Bedürfnis für das Jahrhundert des Humanismus, der Reformation und Gegenreformation. Der individuelle Charakter der Handschriften in diesem Jahrhundert der Persönlichkeiten stellt dem Leser oft die schwierigsten Aufgaben. Nicht anders lässt die Verstreutheit des Materials gerade in diesem Zeitalter besonders häufig den Forscher, den Bibliothekar und Archivar nach sicherer Unterlage verlangen, um den Ursprung namenloser Schriftstücke festzustellen. Und welche handschriftliche Fülle harrt noch der Sichtung und der Veröffentlichung!

Das vorliegende Werk will hier eine sichere Grundlage schaffen. Es bietet auf Grund photographischer Aufnahmen die Handschriftenproben eines ganzen Jahrhunderts, aller der Persönlichkeiten, die in der reichen Strassburger Geschichte dieser Zeit hervorgetreten sind, auf allen Gebieten des geistigen Lebens, in Politik und Verwaltung, in Kirche und Schule, in litterarischer und künstlerischer Arbeit, dazu aber die Proben der charakteristischen Hände aus der städtischen und bischöflichen Kanzlei, der Kanzler, der Sekretäre, der Schreiber. Die drei Strassburger Archive haben hierfür reichen Stoff geliefert, verschiedene auswärtige Bibliotheken und Archive sind zur Ergänzung heran- gezogen worden. Die Lichtdrucke sind von J. Krämer in jECehl mit grösster Sorgfalt hergestellt. Zum genauen Studieren der Handschrift ist jeder Tafe eine buchstäblich getreue Transscription gegenübergestellt. Einleitende Be- merkungen orientieren, wo es nötig und wo es möglich ist, über die Persönlich- keit und über üie Bedeutung des ausgewählten Schriftstücks.

5Die

\)oä)bmtfä)m 5)t:u(f er 5et: Uefocmationsjeit

von Zlftcb (56t5c.

8^ XllI, 127 (B. mit 79 Stofcln. 1905. ©cl^cftct ^ 8.50, In C>al6pcrgamcnt gc6unbcn Jl 10.—. Nur in 2^0 Exemplaren gedruckt. „Das Buch soll ein Hiltsmittel zur Bestimmung heimatloser Drucke der Reformations- zeit sein. Zu diesem Zweck gibt der Verfasser erstens kurze Biographien von 79 Druckern mit einer Charakterisierung ihres Verlages und der in ihren deutschen Drucken hervor- tretenden Spracheigentümlichkeiten, zweitens die Beschreibung von 194 Titeleinfassungen mit Angabe ihrer Besitzer und mit Zusätzen über Besitzwechsel oder Nachschnitt, und drittens eine dem an erster Stelle stehenden Druckerverzeichnis parallel laufende Samm- lung ihrer Typenbestände in Nachbildungen.

Eine Zusammenstellung, wie sie der erste Teil bringt, ist mit Dank zu begrüßen, denn sie fehlte uns bisher ganz, und namentlich die Charakterisierung der Verlagsrichtung und der sprachlichen Eigentümlichkeiten der einzelnen Drucker ermöglicht eine Kontrole der durch den zweiten und dritten Teil gewonnenen Ergebnisse . . . ."

Zentralblatt für BihliotheksweseWW^m,^lf'('/<^]^^'^

dS Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

ÖE8CHICHTB

DER

DEUTSCHEN LITTERATUß

BIS ZUM AUSGANGE DES MITTELALTERS

VON

RUDOLF KOEGEL

«rd. Profeetor für dtatsche Sprache und Littentnr mm der UftiTertitftt BmcL

Erster Band: Bis zur Mitte des elften Jahrhunderts.

Erster Teil: Die stabreimende Dichtung und die gotische Prosa. XXra, 343 S. 1894. M. 10.—

Ergänzungsheft zu Band I: Die altsächsische Genesis. Ein Bei- trag zur Geschichte der altdeutschen Dichtung und Verskunst 8«. X, 71 S. 1895. M. 1.80

Zweiter Teil: Die endreimende Dichtung und die Prosa der alt- hochdeutschen Zeit. 8^. XX, 652 S. 1897. M. 16.—

Die drei Teile des I. Bandes zusammen in einen Band in Halbfranz gebunden M. 31.50

Urteile der Presse.

< . . . . Koegel hat eine Arbeit antemoramen, die schon wegen ihres grossen Zieles dankbar begrüsst werden muss. Denn es kann die Forschung auf dem Gebiete der altdeutschen Litteraturgeschichte nur wirksamst unter- stützen, wenn jemand den ganzen vorhandenen Bestand von Thatsachen und Ansichten genau durchprüft und verzeichnet, dann aber auch an allen schwie- rigen Punkten mit eigener Untersuchung einsetzt Beides hat K. in dem vor- liegenden ersten Bande für die älteste Zeit deutschen Geisteslebens gethan. Er beherrscht das bekannte Material vollständig, er hat nichts aufgenommen oder fortgelassen, ohne sich darüber sorgfältig Rechenschaft zu geben. Kein Stein auf dem Wege ist von ihm unumgewendet verblieben. K. hat aber auch den Stoff vermehrt, einmal indem er selbständig alle Hilfsquellen (z. B. die Sammlungen der Capitularien, Concilbeschlüsse u. s. w.) durchgearbeitet, neue Zeugnisse den alten beigefügt, die alten berichtigt hat, femer dadurch, dass er aus dem Bereiche der übrigen germanischen Litteraturen herangezogen hat, was irgend Ausbeute für die Autheilung der ältesten deutschen Poesie ver- sprach. In allen diesen Dingen schreitet er auf den Pfaden Kari Müllenhofis, dessen Grösse kein anderes Buch als eben das seine besser würdigen lehrt . . AntOH E, Sckönbach, Oestemick. LiteraturblaU 1894 ^r^. 18.

«Koegel bietet Meistern wie Jüngern der Germanistik eine reiche, wiH- kommene«Gabe mit seinem Werke; vor allem aber sei es der Aufmerksamkeit der Lehrer des Deutschen an höheren Schulen empfohlen, fär die es ein unentbehrliches Hilfsmittel werden wird durch seinen eigenen Inhalt, durch die wohlausgewahlten bibliographischen Fingerzeige und nicht zum wenigsten durch die Art und Weise, wie es den klemsten Fragmenten ein vielseitiges Interesse abzugewinnen und sie in grossem geschichtlichen Zusammenhang zu stellen versteht. Wie es mit warmer Teilnahme für den Gegenstand gearbeitet ist, wird es gewiss auch, wie der Verfasser wünscht, Freude an der nationalen Wissenschaft wecken und mittelbar auch zur Belebung des deutschen Literatur- unterrichts in wissenschaftlich-nationalem Sinne beitragen. >

Beilage zur AUgem. Zeitung 1894 -^- 282,

« Vorliegendes Buch .... nimmt neben dem Werke MüllenhoflTs viel- leicht den vornehmsten Rang ein. Es bietet den gesamten Stoff in feiner philologischer Läuterung, dessen eine Liteiräturgescnichte unserer ältesten Zeiten bedarf, um sich zum allseitig willkommenen Buche abzuklären. Dies hohe Verdienst darf man schon heute RudoH* Koegel bewundernd zuerkennen. Dass das schwerwiegende Werk seiner selten vergeblich bohrenden Forschung und mühseligen Combinationen und Schlussfolgerungen würdig ausgestattet ist, bedarf keiner Versicherung. Und so möge unsere Germanistik des neuen Ehren- preises froh und froher werden. > Blätter f, liteK^^^U^ierk. 1894 ^ 4^-

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 29

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CtfkctSanb: 81« pi SStcIifi» Sfuftretcit» 3"^^^*^ tjetBcffcttc unb tjettnc^rte ä(uf (age. $erauiSgege6en DonSKoidOraitbl, ^tofeffor an bet UnbetfUät Berlin. 8^ XX, 520 @. 1899. »rof^irt 501. 4.50, in Seinwonb gcbunben SR. ö.öO, in ©olBfrong geb. 3». 6.50.

3R§a(t : I. 9xi^. Oor ber (Sroberuna. II. Qud^. S>ie ÜbergonoSa^' IIL Biu^. Oon Sctoei bti (Sreci). lY. eu(^. iBorfpiel 5er Stefotmotion unb bei dtenatffance. «tn^ang.

S^tiUx 93anb: 8id }itr 9Iefonnatioit« herausgegeben oon 9l(oid SraitbL 8^ XV u. 647 6. 1893. 501. 8.—, in Seinwonb geb. SK. 9.—, in $albfran5 geb. 501. 10.— •.

3 n H 1 1 : IT. 9u(^. 8orfpte( ber Stef ormotton unb ber Kenatffance (t^ortfe^ung) Y. OuA. Sancafler unb gort. YI. ©u(^. a)le Äcnalffance bl» au ©uvrep'* 2ob.

JDarauS einjeln : bie 2. ^dlfte. B\ XV u. ©. 353-.647. 1893. Tl. 5.—

Die Bearbeitung der zwei weiteren Bände hat Herr Professor Dr. Alois Brandt übernommen.

Urteile der Presse.

«... Bei allen Einzelheiten, die zur Sprache kommen, bleibt der Blick des Verfassers stets auf das Allgemeine gerichtet, und seine Gründlichkeit hindert ihn nicht, klar, geistvoll und fesselnd zu sein. Der gefallige, leicht verständ- liche Ausdruck, die häufig eingelegten, auch formell tadellosen Uebersetzungcn altenglischer Gedichte verleihen dem Buche einen Schmuck, der bei Schritten gelehrten Inhaltes nur zu oft vermisst wird. Kurz, die englische Litteratur bis Wiclif hat in diesem ersten Bande eine reife, des grossen Gegenstandes würdige Darstellung gefunden, und sicher wird sich das Buch in weitesten Kreisen Freunde erwerben und der Literatur dieses so reich begabten germa- nischen Volksstammes neue Verehrer zuführen. > Lü. Ceniralblatt 1877 Nr. 35,

«Die Fortsetzung zeigt alle die glänzenden Eigenschaften des ersten Bandes nach meiner Ansicht noch in erhöhtem Masse; gründliche Gelehrsam- keit, weiten Blick, eindringenden Scharfsinn, feines ästhetisches Gefühl und geschmackvolle Darstellung.» Deutsche Lttterattiruüung 1889 Nr. ig.

«Bernhard tenBrink's Litteraturgeschichte ist ohne Zweifel das gross- artigste Werk, das je einem englischen Philologen gelungen ist. Mehr noch: es ist eine so meisterhafte Leistung, dass es jedem Litteraturhistoriker zum Muster dienen kann. Und dieses Urtheil hat seine volle Kraft trotz der unvollendeten Gestalt des Werkes. Wäre es dem Verfasser vergönnt gewesen, CS in derselben Weise zu Ende zu bringen, so würde es leicht die hervor- ragendste unter allen GesammtUtteraturgeschichten geworden sein . . .>

Museum 1893 Nr. 7.

«ten Brink hat uns auch mit diesem Buche durch die fesselnde Form der Darstellung und durch die erstaunliche Fülle des Inhalts in unaus- gesetzter Spannung gehalten. Der wissenschaftliche Wert des Buches ist über jede Besprechung erhaben ; auch dieser Band wird, wie der erste, dem Studenten eine sichere Grundlage für litterarische Arbeiten bieten; aber hervorgehoben muss noch einmal werden, dass wir hiermit nicht nur ein fachmännisch ge- lehrtes, sondern auch ein glänzend geschriebenes Werk besitzen, das jeder Gebildete mit wahrem Genuss studieren wird.> Grenzboten r889 S. 5/7.

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30 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassbürg.

GRUNDRISS

DER

ROMANISCHEN PHILOLOGIE

UNTER MITWIRKUNG VON

G. BAIST, TH. BRAGA, H. BRESSLAU, T. CASINI, J. CORNU, C. DECURTINS, W. DEECKE f,

TH. GÄRTNER, M. GASTER, G. GERLAND, KR. SANDFELD JENSEN, F. KLUGE, GUST. MEYER f,

■W. MEYER-LÜBKE, C. MICHAELIS DE VASCONCELLOS, A. MOREL-FATIO, FR. D'OVIDIO,

J. SAROYHANDY, A. SCHULTZ, W. SCHUM f, CH. SEYBOLD, E. STENGEL, A. STIMMING,

H. SUCHIER, H. TIKTIN, A. TOBLER, W. WINDELBAND, E. WINDISCH

HERAUSGEGEBEN von

GUSTAV GROBER

o. 5. Profestor der romanischen Philologie an der Universiült Strassbürg.

I. Band. Zweite verbesserte und vermehru Auflage. Mit 4 Tafeln und 13 Karten. Lex. 8». Xm, 1093 S.

1904 1906. Geheftet ul 17.50; in Halbfranz geb. ul aa .

Q. Band. i. Abteilung. Lex.-6P. Vm, za86 S. 1903. Geheftet M ao.— ; in Halbfranz geb. M 33.—.

n. Band. a. Abteilung. Lex.-S®. VIII, 496 S. 1897. Geheftet M 8.—; in Halbfrans geb. ul 10.—.

n. Band. 3. Abteilung. Lex.-80. VIIL 603 S. 1901. Geheftet Ul 10.—; in Halbfranz geb. ul la.— .

Eine neue Auflage des U. Bandes ist nicht beabsichtigt und kann nicht beabsichtigt sein, da

dieser in seinem wesentlichen Teil 15 Jahre nach dem I. Band erschienen ist.

Inhalt:

I. Band.

L EINFÜHRUNG IN DIB ROMANISCHE PHILOLOGIE.

I. Abschnitt. GESCHICHTE DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE von G. GrSher. 9. Abschnitt. AUFGABE UND GLIEDERUNG DER ROMANSICHEN PHILOLOGIE von G. Gröber. IL ANLEITUNG ZUR PHILOLOGISCHEN FORSCHUNG.

I. Abschnitt. DIE QUELLEN DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE. A. Die schrift- liehen Quellen von W. Schum^ fiberarbeitet von H, Brtsslau, Mit 4 Tafeln. B. Die mündlichen Quellen von G. GrShtr. a. Abschnitt. DIE BEHANDLUNG DER QUELLEN. A. Methodik und Aufgaben der sprachwissenschaftlichen Forschung von G. Gröber. B. Methodik der philologischen Forschung von A. Tobler. C. Methodik der litteraturgeschichtlichen Forschung von A. Tobler.

III. DARSTELLUNG DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE.

I. Abschnitt: ROMANISCHE SPRACHWISSENSCHAFT.

A. Die vorromanischen Volkssprachen der romanischen Länder: i. Keltische Sprache von E. Wiitäisch. a. Die Basken und die Iberer von G. Gerlamd. 3. Die italischen Sprachen von IV. Meyer-Lübke, 4. Die lateinische Sprache in den romanischen L&ndem von IV. Mever-Lübke. 5. Romanen und Ger- manen in ihren Wechselbeziehungen von F. Kluge. 6. Die arabische Sprache in den romanischen Ländern von CA. Seybold. 7. Die nichtlateinischen Ele- mente im Rumänischen von Kr. Sandftld-y«nsen.

B. Die romanischen Sprachen: >• Ihre Einteilung und äussere Geschichte von G. Gröber (mit einer Karte), a. Die rumänische Sprache von H. Tiküu. 3. Die rätoromanischen Mundarten von Tk. Gärtner. 4. Die italienische Sprache von Fr. D'Ovidio und ]V. Meyer-Lübke. Neu bearbeitet von W. Meyer-Lübke. 5. Die französische Sprache und die provenzalische Sprache von H, Suckier (mit la Karten). 6. Das Catalanische von A. Morel- Fatio und J, Sarethamiy. 7. Die spanische Sprache von G. Batst. 8. Die |portugiesische Sprache von % Comm. 9. Die lateinischen Elemente im Albanesischen von Gustav Meyer. Neu be- arbeitet von IV. Meyer'Lübke.

II. Bd., I. Abt.

a. Abschnitt: LEHRE VON DER ROMANISCHEN SPRACHKUNST. Romanische

Verslehre von £. Stengel. 3. Abschnitt: ROMANISCHE LITTERATURGESCHICHTE.

A. Übersicht über die lateinische Litteratur von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis 1350 von G. Gröber.

B. Die Litteraturen der romanischen Völker: I. Französbche Litteratur von G. Gröber.

a. Provenzalische Litteratur von A. Stimming.

3. Katalanische Litteratur von A. Morel-FaÜo.

4. Portugiesische Litteratur von C. Mickailis de Vaseoncellos und Th. Braga.

5. Spanische Litteratur von G. Batst. II. Bd., 3. Abt.

6. Italienische Litteratur von T. Casini.

7. Rätoromanische Litteratur von C. Decurtins.

8. Rumänische Litteratur von M. Gaster.

IV. GRENZWISSENSCHAFTEN.

X. GESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER von H. Br esslau.

a. KULTURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER von A. Sekulix.

3. KUNSTGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER:

Bildende Künste von A. Schultz.

4. DIE WISSENSCHAFTEN IN DEN ROMANISCHEN LÄNDERN von W. WindeUamä. NAMEN-, SACH- UND WÖRTERVERZEICHNIS ist jedem Band am Schluss beigegeben.

L Bd., a. Abt.

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburq. 31

Sonderabdrücke

aus der zweiten verbesserten und vermehrten Auflage des I. Bandes

von

„Gröbers Grundriss der romanischen Philologie'S

Geschichte und Aufgabe der romanischen Philologie von

Gustav Gröber. Lex. 8^ 202 S. 1904.

Geheftet tAt 4. , gebunden ^M 5. .

Quellen und Methodik der romanischen Philologie von

W. Schum, H. Bresslau, G. Gröber und A. Tobler. Mit vier Tafeln. Lex. 8**. 164 S. 1904. Geheftet ^ 3.50, gebunden Ji 4.50.

Die vorromanischen Volkssprachen der romanischen Länder von E. Windisch, G. Gerland, W. Meyer-Lübke, Friedr. Kluge, Chr. Seybold und Kr. Sandfeld Jensen. Lex. 8^ 168 S. 1905. Geheftet Ji 3.50, gebunden e/Ä 450.

Einteilung und äussere Geschichte der romanischen Sprachen von G. Gröber. Mit einer Karte. Lex. 8^. 29 S. 1905. Ji 1.20.

Grammatik der rumänischen Sprache von H. Tiktin. Lex. 8®. 45 S. 1905 Ji I.—.

Grammatik der rätoromanischen Mundarten von Theodor Gärtner. Lex. 8^ 30 S. 1905. Ji .80.

Grammatik der italienischen Sprache von Francesco D'Ovidio und Wilhelm Meyer-Lübke. Neubearbeitet von Wilhelm Meyer-Lübke. Lex. 8^. 75 S. 1905.

Geheftet c>Ä 1.60, gebunden ^M 2.50.

Die französische und provenzalische Sprache und ihre Mundarten nach ihrer historischen Entwicklung dar- gestellt von Hermann Suchier. Mit zwölf Karten. Lex. 8^ 129 S. 1905. Geheftet Ji 3.50, gebunden Ji 4.50.

Grammatik der katalanischen Sprache von A. Morel-Fatio und J. Saroihandy. Lex. 8^ 37 S. 1905. Ji i.— .

Grammatik der spanischen Sprache von G.Baist. Lex. 8^ 38 S. 1905. I.—.

Grammatik der portugiesischen Sprache von J. Comu. Lex. 8®. 121 S. 1905. Geheftet tAi 3. , gebunden Ji 4. .

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^^ Verlag von KARL J. TRÜBNER m Strassburg.

Geschichte

der neuem

französischen Litteratur

(XVI.-XIX. Jahrhundert). Ein Handbuch

von

Heinrich Morf.

Erstes Buch: Das Zeitalter der Renaissance. 8^. X, 246 S. 1898. Broschirt M. 2.50, in Leinwand gebunden M. 3. .

Inhalt: Einleitung: Mittelalterliche und humanistische Weltan- schauung. — I. Kapitel: Am Ausgang des Mittelalters. (Die Zeit Lud- wigs Xn., 1498 1515.) n. Kapitel: Die Anfänge der Renaissance- litteratur. (Die Zeit Franz* L, 1515 1548.) Einleitung. Die Prosa. Die Dichtung. I. Die Lyrik. 2. Die Epik. 3. Die Dramatik. III. Kapitel : Höhezeit und Niedergang der Renaissancelitteratur. (Die Zeit der letzten Valois und Heinrichs fV., 1547 1610.) Einleitung. Die Prosa. Die Dichtung, i. Die Lyrik. 2. Die Epik. 3. Die Dramatik. Bibliogra- phische Anmerkungen.

Aus dem Vorwort: ,,Es soll hier die Geschichte des neuem franzö- sischen Schrifttums in vier Büchern, deren jedes einen solchen Bund füllen wird, erzählt werden. Der zweite Band mag die Litteratur des Klassizismus, der dritte Band diejenige der Aufklärungszeit, der vierte die Litteratur unseres Jahrhunderts schildern. Die Arbeit ist von langer Hand vorbereitet und zum grossen Teil im Manuskript abgeschlossen.

Dieses Handbuch will den Bedürfnissen der Lehrer und Studierenden des Faches und den Wünschen der gebildeten Laien zugleich dienen." ....

Die Beilage zur Aügem, Zeitung urteilt in Nr. 10 von 1899 . . . Der vielverzweigten und komplizierten Aufgabe der Literaturgeschichte ist Morf in vollem Masse gerecht geworden. Er versteht es ebenso sehr, die Geschichte der einzelnen literarischen Gattungen von ihren ersten bescheidenen Keimen bis zur Blüthe und zum Verwelken zu verfolgen, als die literarischen Persön- lichkeiten mit ihren Eigentümlichkeiten und Besonderheiten lebenswahr zu schildern. Dabei vergisst er auch nie, auf die kulturhistorischen Strömungen hinzuweisen, welche die Literatur nach dieser oder jener Richtung gretrieben haben. Sein ästhetisches Urteil ist nicht von irgend einer apnoristischen Stellungnahme bedingt, sondern beruht auf gründlicher, verständnissvoller Wür- digung aller massgebenden Faktoren. Endlich genügt die Form, in welche Morf seine Erzählung kleidet, allen ästhetischen Ansprüchen. . . .

Wer diesen ersten Band gelesen, wird das Erscheinen der folgenden mit Ungeduld erwarten. Die Erzählung der literarischen Geschehnisse schreitet rasch vorwärts und ist fesselnd geschrieben. Die literarischen Persönlichkeiten treten lebenswahr und plastisch hervor. Einige Beschreibungen kann man geradezu Kabinetsstückchen nennen. Morf besitzt überhaupt die Gabe der prägnanten Charakterisirung. Ein paar Worte genügen ihm, um ein lebens- volles Bild hervorzuzaubern. . . .

Morfs Literaturgeschichte ist eine ganz hervorragende Leistung. Wenn sich die folgenden Bände wie es übrigens zu erwarten ist auf der Höhe des ersten halten, werden wir in dieser französischen Literaturgeschichte ein Werk be^rüssen können, das sich der italienischen Literaturgeschichte Gaspary's ebenbürtig an die Seite stellen wird . . ."

Der IL Band ist unter der Presse.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg, 35.

S)td(tuug unb Spradie ber 9iomanett.

SSorträge unb ©fijjcn

t)on

8». XI, 640 (5. 1903. ©c^cftct Ji 6. , in Ccinroanb ßebimben ul 7.—.

Qn^olt: 33ortt)ort. S3om 8ftoIanbi^ttc5 jutn Orlando furioso. Äolfer Äarli^ Cilgetfa^rt. S)ie Pcben ;3nfantcji bon ßata. ^u« bcr ®cfcf)irf)tc beS franaöfl[d^n JürantaS. ©pletmatmögcfd^ic^ten. ^etrarcoi^ ©ibliotl^cl, SOf^oU^rc. ^oupouriJ.

3Drct ^orpoftcn bcr ftQnäöfifct)cn 3(uf!(ärnnö (@t. ©torcmonb Sotjlc gfontcneö«). $)te ©äfartragöbicn 33o(tQireö unb @^afcfpearcß. SBottatte unb ^offuct atö Unibcrfal* 5iftori!cr. 3mct fonbcrbare ©ciliöc. 2)cnl« !Dlbcrot. 2öic ©oltairc 9^ouffcaui^ geinb öctüorben ift. 2)cr 33crfoffct bon „Paul et Virginie". SWabame be (Staöl.

(gin (5prad[)enftrclt In bcr rääfd)cn ©dfenjcta. Sftcbcri SRlftral, bcr ^ic^tcr bcr ggilir^io. 3um ©cbö^tniß: Cubmtg Nobler, golob Sacc^tolb. ©nfton ^oria.

Soeben erschien :

Der empfindsame Roman in Fränicreich

von

Max Freiherrn von Waldberg,

Erster Teil:

Die Anfänge bis zum Beginn des XVIII. Jahrhunderts.

Kl. 80. XIII, 489 S. 1906. Geheftet M 6.—, gebunden uK 7.—.

. . . Die Bedeutung des Buches v. Waldbergs beruht nicht bloß auf der Erschließung neuer QueUen für den Roman des 18. Jahrhunderts; sie liegt ebenso sehr in der ganz eigenartigen Beleuchtung, in welcher es uns die Menschen des Zeitalters Ludwigs XFV, erscheinen läßt. So steif und regungslos, wie man sie sich gewöhnlich vorstellt, sind die Zeitgenossen der Allongeperücke nicht gewesen. Und wenn auch die ,bienseance' ihnen nicht erlaubte, in der Öffentlichkeit die Regungen ihrer Seele zu unverhüllt zu zeigen, wenn sie allein waren, im Boudoir ihrer Maitressen, da ließen sie sich gehen, da warfen sie die Maske weg und hielten die Tränen nicht zurück, die ihnen das Herz so schwer machten» Einen Beitrag zur Genealogie der menschlichen Seele kann man deshalb v. Wald- bergs Buch recht wohl nennen. Als solches verdient es die Beachtung nicht bloß^ der Fachgenossen; als solches wird es sich gewiß auch viele Freunde im, weiteren Kreise der Gebildeten erobern."

Bdilagd zur Allgdtnänen Zeitung igoö^ Nr, 87,

. . . V. W. hat sich um die französische Literaturgeschichte durch die eigenartige Beleuchtung, in der er diese bisher im Dunkel gebliebene Periode rückt, unzweifelhaft em großes Verdienst erworben. . . . Hoffentlich schenkt er uns bald die Fortsetzung, damit wir ein vollständiges Bild des französischen Romans von Mme, de Lafayette bis auf Rousseaus NouveUe Heloise erhalten."

H. Schneegans im Liier arischen ZentralbM''^^,^'>^^\^

34 VERLAG VON KARL J. TROBNER in STRASSBimc.

<ßcfd?td?te

ber

3talientfd?ßn Citeratur

Don

Bbolf (Basparp.

(Srflet 9anb: Sie italienifi^e Siteratitr im VtiütlalUx.

8^. 650 ©. 1885. 3K. 9.—, m ©atbfrang gebunben 3R. 11.—

Iprifd^en ©id^timg in SKittcIitalicn. (Suibo ÖuiniccIIi t)on Sologna. ®ic frangöf. SRittcrbid^tung in Dberitalien. SReligiöfc unb moraßfd^c 5ßocjic in Dberitalien. 3)ie religiöfe Spril in -Umbricn. 3)ie $rofa int 13. 3al^r^. S)ie oIIegorifd^^Dibaftif^e ©id^tung unb bic p^ilofopl^. fipril ber neuen florentinif^en ©d^ule. 3)ante. 3)ie Somöbie. ®a9 14. S^hr^unbert. Petrarca. ?Pctrarca'ä Sangoniere. Slnl^ang bibliograpl^ifdper u. Irit. Semerlungen. Stegiftcr.

3n)eiter S3anb: 2)ie italienifc^e Siteratitr ber 9tetiat{fancejeü«

8^. 704 S. 1888. 3M. 12.—, in ©atbfrang gebunben 3n. 14.—.

Sn^alt: S3occaccio. 3)ie Epigonen ber großen Florentiner. S)ie ^umaniftcn beö 15. Sal^r^unbertä. 2)ie Siulgärfprad^e im 15. 3^^rl|. unb t§re Siteratur. ^olijiano unb Sorengo b6 9Webici. 2)ie Slittcrbic^tung. $ulä unb Sojarbo. 3fleapeL ^Pontano unb ©onnagaro. SWacd^iaoctti u. ©uicciarbini. Sembo. Slriofto. ßaftiglione. 5|Jietro Slretino. a)ie Sprif int 16. ^al^rl^unbert. 3)a8 $elbengebid^t im 16. Sal^r« feunbert. 3)ic 2)ragöbie. S)ic Äomobie. ansang bibltograp^. u. rritifd^er Semerfungen.

„Jeder der sich fortan mit der hier behandelten Periode der italienischen Litteratur beschäftigen will, wird Gaspary's Arbeit zu seinem Ausgangspunkte zu machen haben. Das Werk ist aber nicht nur ein streng wissenschaftliches für Fachleute bestimmtes, sondern gewährt nebenbei durch seine anziehende Darstellungsweise auch einen ästhetischen Genuss; es wird daher auch in weiteren Kreisen Verbreitung finden." Deutsche Litter aturzcitung.

„Eine sehr tüchtige wissenschaftliche Arbeit Empfiehlt sich das Buch einem grösseren Publikum durch seinen leicht verständlichen geschmackvollen Ausdruck, so findet auch der Gelehrte in den im Anhange gegebenen reichen Anmerkungen die bibliographischen Nachweise und die kritische Begründung bei schwierigen zweifelhaften Punkten." Literarisches Centralblatt.

„Die Darstellung von dem in die Anmerkungen verwiesenen Ballast be- freit, schreitet festen aber elastischen Schrittes vorwärts; sie führt in die Mitte der Thatsachen und der an diese sich knüpfenden Fragen, aber ohne gelehrte oder schulmeisterliche Pedanterie, sodass der Genuss* des Lesens sich mit dem l^utzen des Lernens zugleich und von selber darbietet. Allgemeine Zeitung.

„Air Opera del Gaspary, che raccoglie abbastanza bene i risultati degli •studi piü recenti, auguriamo, perchö ci parebbe utile ä dotti e agli indotti, una edizione italiana." Rivista critica della letteratura üaliana.

„Prof. Gaspary's history of Italian literature promises to be the ideal of a thoroughly useful introduction, occupying a middle position between an ex- haustive work on the subject and a students manual. The accounts of Petrarca and Dante are very clear and instructive, but perhaps the most interesting part of the book is the picture of the early struggles of Italy to acquire a national language and literature." The Saittrday Review.

g)ie gortfe^ung biefeg 2BerIe8 l^at jgerr Dr. S^id^arb gBcnbriner (a?regtttu)

ttbemommen; i^m ftnb t?on ber @attin beg oerftorbenen SSerfajferg bie SSorarbeiten»

fotpeit ftc^ folc^e int SWad^Iaffe porfanben, augge^änbigt morben. ^ j

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 35

Altitalienische Chrestomathie

mit einer grammatischen Übersicht und einem Glossar

DR. PAOLO SAVJ-LOPEZ UND DR. MATTEO BARTOLI.

80. Vni, 214 S. mit einer Tabelle 1903. Preis geh. M. 4.50, in Leinw. geb. M. 5.—

Einem doppelten Zweck soll dieses Werk dienen: zunächst soll es ein Bild geben von der ältesten italienischen Literatur vor dem Zeitalter Dantes, dann aber zuverlässiges Material liefern zu wissenschaftlichen Übungen in Seminarien über die Entwickelung der italienischen Sprache und über die ersten mundartlichen Denkmäler in den verschiedenen Provinzen Italiens. Die Verfasser haben sich bemüht, nur Texte in sicherer Redaktion herauszugeben in einem Gesamtumfang, der für die Lektüre während eines bis zwei Semestern ausreicht, beginnend mit den ältesten Urkunden, dann Proben von Dichtung und Prosa zur Veranschaulichung der zeitlichen und örtlichen Entwickelung der Sprache. Die Texte sind chronologisch geordnet und reichen bis zum Entstehen des dolce stil nuovo, also bis zum Zeitalter Dantes Dante selbst ausgeschlossen.

Beim Abdruck der Texte haben die Verfasser die verschiedenen wissen- schaftlichen Methoden angewandt, um den Leser mit einer jeden vertraut zu machen. Zum Teil sind die Texte in kritischer Bearbeitung mit Varianten und Apparat herausgegeben, zum Teil in diplomatischer, oder nichtdiplomatischer Abschrift (mit Worttrennung, Auflösung der Abkürzungen etc.). Alle Stücke sind von einer kurzen Bibliographie begleitet.

„Da frühere Versuche wenig glückten und Monaci's Crestomazia nicht allgemein zugänglich ist, so wird man vorliegende, zunächst für Seminarübungen an deutschen Hochschulen berechnete Sanunlung willkommen heissen. Das Schwergewicht wird auf das sprachliche mundartliche Moment gelegt Die Wahl der Stücke zeugt von guter Einsicht. ..."

Deutsche LitterGturzeilung igoj, Nr. ji.

„Endlich wird durch die vorliegende Chrestomathie einem Mangel ab- geholfen, den Jeder empfunden hat, der altitalienische Sprache und Litteratur an der Universität zu lehren unternahm. „Eine gewisse Anzahl von zuverlässigen Texten darbieten, die für die wissenschaftlichen Seminarübungen eines Se- mesters genügen können,** das ist der Zweck des Buches. Die etwas kost- spielige Crestomazia italiana dei primi secoli, deren Glossar und Grammatik wir noch immer mit Ungeduld erwarten, geht weit über dieses Ziel hinaus. Unter den sechzig kleinen Lesestücken aber, die hier geboten werden, kann jeder Lehrer finden was er braucht. Inedita sind, ausser dem kurzen Zaratiner Brief am Schluss (Nr. 60), keine darunter. Um der Tätigkeit des Lehrers nicht vor- zugreifen, enthält sich der Bearbeiter der Texte (Savj-Lopez) jedes eigenen Kommentars, hat aber abwechslungsweise die verschiedensten kritischen Ver- fahren zur Geltung gebracht, damit sich der Unterricht recht mannigfaltig ge- stalten könne. Zuweilen werden die unaufgelösten Wortverbindungen und die Abkürzungen der Hss. beibehalten, oder verdorbene Stellen im Original werden abgedruckt so wie sie da sind . . .*'

Liieraturblatt für german. u. roman, Philologie 1(^4^ Nr, J2.

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36 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

GESCHICHTE

DER

SPANISCHEN LITERATUR

VON

PHILIPP AUGUST BECKER,

o. Professor an der Universität Budapest. Kl. 8<> VII, 151 S. 1904. Geheftet uK 2.—, in Leinwand gebunden Jk 2.50.

Inhalt: I. Mittelalter. II. Fünfzehntes Jahrhundert. III. Sech- zehntes Jahrhundert: Poesie. IV, Sechzehntes Jahrhundert: Prosa. V. Cervantes. VI. Lope de Vega. VII. Schauspiel nach Lope.—VIIL Übrige Literatur des XVII. Jahrhunderts. IX. Achtzehntes Jahrhundert. X. Neun- zehntes Jahrhundert. Namenverzeichnis.

Urteile der Presse:

. . . . Der Verfasser erweist sich als ein ebenso gründlicher Kenner des spanischen Schrifttums, wie als ein Meister knapper und doch inhalt- voller Zusammenfassung des Wichtigsten. Auch sein Urteil ist maßvoll und gerecht; das ganze Büchlein ist mit Geschmack und großer Liebe zu dem Gegenstande geschrieben. Vor allem ist der ursächliche Verlauf der geistigen Geschichte Spaniens geschickt aufgedeckt worden. Nur 144 Seiten und doch welch ein Inhalt! Es dürfte Wesentliches nicht fehlen. . . . Die Sprache ist klar und flüssig. ...

Alles in allem ist es ein sehr brauchbares Handbuch, das als kürzeste Fassung eines ungeheuren Stoffes hohe An- erkennung verdient." Literarisches Zcntralblatt igoö, Mr. 8.

„Demjenigen, der sich rasch und ohne Mühe, aber doch gründlich über die wichtigsten Erscheinungen der spanischen Literaturgeschichte orientieren will, sei das vorliegende Büchlein bestens empfohlen. Es gibt, wie dies bei dem bescheidenen Umfang nicht anders möglich ist, nur Tatsachen und verzichtet auf gelehrte Konjekturen, Exkurse und An- merkungen. Populäre Ausdrucksweise, lebhafte Darstellung und gelungene Gruppierung des Stoffes sind seine Vorzüge. Den Fachmann wird aller- dings die allzu ausführliche Behandlung der neueren Literatur gegenüber der älteren befremden, doch wollte der Verfasser hierin wohl dem Inter- esse weiterer Kreise Rechnung tragen, welche in der Poesie die Gegen- wart über die Vergangenheit stellen. Als ein Schritt, eine gelehrte Materie breiten Schichten des Volkes zugänglich zu machen, ist Beckers Arbeit jedenfalls mit Sympathien zu begrüßen." W. v. W.

Beilage zur Allgemeinen Zeitung IQ04, Nr. iSi. uigitized by LjOOQ IC

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 37

Der ftnnreid)e 3unfer ^ ^ Don (Dui|ote von öcr Mtand^a

t>dn tniguel öe €cvv<tntce &<^<^vcbta.

Ueberfe^t, eingeleitet unb mit iErlduterungen verfemen* von

Hobtüt^ 3$raonfel0.

neue revidierte 3ubilaumeaudgabe. i^rfler 23ant> (S)e« crftcn ^Teileö erfte ^älftc). s\ XLI, 318 e. 1905. Sweiter »anb (J)e§ erftcn Steile« ^toz\tz ^älftc). 8^ VI, 406 B. 1905. Dritter Banb (^e« gwetten Stelle« erfte $ä(ftc). 8». IX, 397 B. 1905. Dierter 23ant) (3)c« gweiten Xeiieß jrocite ©älfte). 8^ K, 374 0.1905. $rei« jebe« Sanbe« geheftet ^ 2.50, in Seinmonb gebunben J^ 3.50.

Urteile der Presse:

. . . So war es denn ein vortrefflicher Gedanke, gerade dieser aus- gezeichneten Obersetzer-Arbeit ein fröhliches Auferstehen in verjüngter und verbesserter Gestalt zu schaffen. Heute liegt von dieser neuen revidierten Jubiläumsausgabe ein schöner erster Band von rund 300 Seiten in Quart- format vor, der in gutem Druck und würdiger Ausstattung des ersten Teiles erste Hälfte bringt. Drei gleich starke Bände werden bis Herbst nachfolgen; der Preis ist ein sehr bescheidener, was hoffentlich das Seine zu einer weiten Verbreitung der Ausgabe beiträgt.

Mit dieser Neuausgabe ist keines Geringeren Namen verbunden als der

Prof. Heinrich Morfs in Frankfurt a. M Man darf sich aufrichtig

freuen, daß eine so feine, taktvolle Hand über dieser Revision gewaltet hat, zugleich die Hand eines anerkannten Fachmanns, dem man sich überall sicher und vertrauensvoll überlassen kann.

Prof. Morf schätzt die Arbeit, die ßraunfcls geleistet hat, hoch ein. Er schreibt: ,J)iese Übertragung des Don Quijote ist eine sehr sorgfältige und kundige und auch eine sehr kimstvolle Arbeit .... Braunfels steht als Don Quijote-Obersetzer weit über allen deutschen Vorgängern in seiner Verbindung von kenntnisreicher Sorgfalt und künstlerischem Nachempfinden. Er allein hat uns eine im Wortsinn und Ton treue Umschrift geliefert. Sie verdient es wohl, im Jubiläumsjahr des Originals zu neuem Leben erweckt zu werden."

Neue Züricher Zeitung, Erste Beilage zu Nr. IS9, 1905.

Die große Gemeinde der Cervantesverehrer, die der unsterbliche Spanier auch bei uns besitzt, wird es dem hervorragenden Frankfurter Philologen Dank wissen, daß er sich herbeigelassen hat, zum Don Quijote-Jubiläum eine revi- dierte Ausgabe von Braunfels' Obersetzung zu geben, die, in der Kollektion Spemann veröffentlicht, leider viel zu wenig Beachtung im gebildeten Publikum gefunden hat. Deutsche Literaturzeitung 1905 Nr, 31.

Eine würdige, gediegene Bibliotheksausgabe von Cervantes* Don Quijote

fehlte bisher im deutschen Buchhandel. Das 300jährige Jubiläum des

' «

klassischen Meisterwerkes der Weltliteratur gab Gelegenheit^ dieses Bedürfnis zu befriedigen, ^'^'^'^^° oy .^ v. v.^ .^

38 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

Die 2tenatffancc

^iftorifd^c ©cenen

S)cutjci^ öon Subiotg ©ti^cmann.

Sf^cue burc^Qcfc^cne unb berbcffcrte Aufgabe.

3)rittcö unb liierte« Staufcnb.

8«. XXXVn, 361 <5. 1904.

^rciö öe^eftct Jt 5.—, gcblcgcncm ßeinenboitb, obcrci* <Bd^n\tt tJcrgolbet ul 6.50^ tn elcg. ^albftansbanb ul 8.—.

Sorrebe bcd flberfc^crd amr britten ititb btertett Xnfiage.

^\t ^ntfoc^c, bofe noc^ lücnig mel^r a(ö ^öfi^c^Wt ^'^ crftc S)oppclauflagc bicfcö 8udicö Dcreitß bcrörlffcn tDor unb ein iReubruct ftc^ olö nöttg crtoic^, legt, im SScrcin mit einer Sfufnal^mc bon fettener SBärme, bic i^m in fämtllcften öffentlichen unb pritaten Beurteilungen ^u 3:eil geu)orben, fprec^enbcS 3<^wgni^ ba\üt ab, rote fe^r ba§ neue ÖJemonb, boö meine SBerbeutfcftung ber S^ienaiffancc innerlich n)ie äufeerttdj anneieflt ^at, nacf) bem |)crAcn ber 5)eutfc6en gemefcn ift, unb tt)ic 6ered)tigt im aCige« meinen bie ^offiumg \mx, oaö ba« SÖßerf fic^ a(ß eincö i^ter ÖieblingiSbüc^er auSn>cifen unb fi\r imniiv Der)auptcn merbe. 3((ß bic befte ©ernähr l^ierfür, ja in getoiffem <B>xnnt alö ben fcftönftcn aller bii^^er erhielten (Erfolge, möcf)te id) be^cic^nen, bci^ banl ber neuen 5fuöga6c jeljt aud) in ben Slreifen unferer ]^öf)eren (Schulen, im ®efd)id)tö= imb Öitteraturuntcrrid)t, bie Dienaiffance ftd) Breiten 5Boben gemonncn ^at, unb fomit bcnn alfo fcf)on bei Seiten in bie ^tt^m bcS jungen ®cfd)recf)tg gebül^renb clngefentt wirb.

Die einstimmige Aufnahme, die das Renaissancewerk Gobineaus in der gesamten literarischen Öffentlichkeit unseres Vaterlandes gefunden, tönt am besten aus den Worten des Literarischen Zentral- blattes wieder-

„Über dieses Buch sind die Akten wohl bereits geschlossen. Sein Ruhm steht fest und wird nie wieder vergehen. Nicht nur ein künst- lerisches, nein ein historisches Meisterwerk ist die Renaissance."

Über die neue Trübnersche Ausgabe urteilt die Deutsche Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegenwart:

„Diese neue schöne Ausgabe der herrlichen Schöpfung ist mit Freuden zu begrüßen. Die Renaissance hat nun auch das ihrem Geist und Kunstwert entsprechende aristokratische Gewand erhalten/*

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Die Oathas des Awesta.

Zarathushtra's Verspredigten

übersetzt von Christian Bartholomae.

8^. X, 133 S. 1905. Geheftet Jb 3. , m Leinwand gebunden Ji 3.60.

Urteile der Presse:

. . . . Wer sich mit den Grundlehren des Zoroastrismus bekannt

machen will, wer die geistvolle Interpretation derselben von einem der

ersten Iranisten kennen lernen will, der nehme das Buch zur Hand. . . ."

J. Kirste in der Wiener Zeitsckr, f. d. Kunde des Morgenlandes,

„Der Name Zarathustras ist heutzutage Leuten geläufig, die keine Ahnung vom alten Iran und seinem Religions- und Sozialreformator haben : er ist durch Nietzsches Buch modern geworden, ja nicht selten meint man, wenn man Zarathustra nennt, Nietzsche. Der wirklich historische Zarathustra, ein Priester aus dem altiranischen Spitama-Geschlecht, ist aber so ziemlich das diametrale Gegenteil von dem Zarathustra Nietzsches ge- wesen, der, wenn man sehr nachsichtig ist, höchstens als eine sehr freie poetische Lizenz gelten kann. Zwischen beiden liegen nicht imisonst mehr als zweieinhalb Jahrtausende. Wer sich mehr für den echten Zarathustra^ interessiert als für seine Karikatur, dem wird soeben eine interessante literarische Gabe geboten in einer Übertragung seiner Verspredigten durch Christian Bartholomae, den Verfasser des großen und grundlegenden Alt- iranischen Wörterbuches ....

Die Gathas bilden das älteste literarische Denkmal des iranischen Volkes und gehen im wesentlichen auf Zarathustra selbst zurück. Das Wort Gatha besagt eigendich „Gesang, Lied". Ihrem Inhalt nach lassen sich die Gathas als Predigten in gebundener Form bezeichnen, als Verspredigten ....

Bartholomae kristallisiert diese Zielpunkte in seinen trefflichen knappen Inhaltsübersichten der einzelnen Gathas zu allgemeiner Verständlichkeit heraus, so daß man wohl erwarten darf, daß selbst ein der Sache ursprüng- lich fremdes Publikum von Seite zu Seite des kleinen wertvollen Buches mehr Interesse und Teilnahme an dieser fernen Welt- und Lebensan- schauung gewinnen wird, und sei es auch nur deshalb, weil sie die Lehre des wahren, des echten Zarathustra in sich schließt. Also sprach wirk- lich Zarathustra!" Beilage zur ..Allgemeinen Zeitunf''''kl)d$^Ni^^,

,40 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

GRUNDRISS

DER

IRANISCHEN PHILOLOGIE

UNTER MITWIRKUNG VON

CHR. BARTHOLOMAE, C. H. ETHÄ, C. F. GELDNER, P. HÖRN, A. V. W. JACKSON, F. JUSTL W. MILLER, TH. NÖLDEKE, C. SALEMANN, A. SOCIN, F. H. WEISSBACH und E. W. WEST

HERAUSGEGEBEN von

WILH. GEIGER und ERNST KUHN.

a. Band, i. Abteil, Lex. S\ VIII, 332 S. 1895— 1901. M. 17.— L > 2. > Lex. 8<>. VI, 535 S. 1898— 1901. M. 27.—

Beide Abteilungen des I. Bandes in einen Band in Halbfranz gebunden M. 48.— Anhang zum I. Band. Lex. 8^. VI, 111 S. 1903. M. 6. , in Halbfranz gebunden M. 8.50. IL Band. Lex. S^. VII, 791 S. 1896 1904. M. 40.— (auch noch ins Lieferungen ä M. 8. zu haben); in Halbfranz gebunden M. 44. .

Nöldeke, Theodor, Das iranische Nationalepos (Separatabdruck). Lex. 8«. 82 S. 1896. M. 4.50.

Inhalt: I. Band i. Abteilung.

I. Abschnitt. SPRACHGESCHICHTE.

1 ) Vorgeschichte der iranischen SprachenProf. Dr. Chr, Bartkolomae.

2) Awestasprache und Altpersisch Prof. Dr. Chr. Bartholomae.

3) Mittelpersisch Akademiker Dr. C, SaUmann. 4. Band. 2. Abteilung.

4) Neupersische Schriftsprache Prof. Dr. P, Hörn.

5) Die übrigen modernen Sprachen und Dialekte.

B. sisr' i p-f- ^- ^- ^«^-

C. Kurdisch Prof. Dr. A. Socin.

D. Kleinere Dialekte und Dialekt- gruppen a) Allgemeines, b) Pamir- dialekte, c) Kaspische Dialekte (MäzandaränT, etc.) d) Dialekte in

Persien. Prof. Dr. W, Geigtr.

Anhang zum I. Band : Ossetisch Prof. Dr. W. Miller.

IL Band.

II. Abschnitt. LITTERATUR.

i) Awestalitteratur Prof. Dr. K. F. Geldner.

2) Die altpersischen Inschriften Dr. F. H. Weissbach.

3) Pahlavilitteratur Dr. E. W. West.

Mit einem Anhang Über die neupersische Litteratur der Parsl.

4) Das iranische Nationalepos Prof. Dr. Th. Noldeke.

5) Neupersische Litteratur Prof. Dr. C. H. Ethi,

III. Abschnitt. GESCHICHTE UND KULTUR.

i) Geographie von Iran Prof. Dr. W. Geiger.

2) Geschichte Irans von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang.

der Säsäniden Prof. Dr. F. Justi.

3) Geschichte Irans in islamitischer Zeit Prof. Dr. P. Hörn.

4) Nachweisung einer Auswahl von Karten für die geographischen

und geschichtlichen Teile des Grundrisses. Von F. Justi.

5) Die iranische Religion Prof. Dr. -4. V. W. Jackson.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 41

ALTIRANISCHES WÖRTERBUCH

VON

CHRISTIAN BARTHOLOMAE.

Lex. 8®. XXXII, 1000 Seiten (2000 Spalten) 1904. Geheftet M. 50. , in Halbfranz gebunden M. 53.—

Urteile der Presse:

. . . Was heute ein altiranisches Wörterbuch bieten kann, ist besser als was Justi seiner Zeit bieten konnte, und was das neue Werk Bartho- lomaes uns bringt, ist um so ausgezeichneter, als er nicht nur mit unge- heurem Fleiße die Resultate der bisherigen Forschung zusammengetragen und kritisch verarbeitet, sondern auch aus Eigenem viel Neues und Richtiges beigesteuert hat. Es steht auf der Höhe der Wissenschaft unserer Zeit und bildet wie den Abschluß der bisherigen so die Grundlage der künftigen Forschung ; es ist für unsere Fachwissenschaft ein epochemachendes Buch, nach dessen Erscheinen es keinem Sprachforscher mehr gestattet ist, am Iranischen, wo es immer in Betracht kommt, achtlos vorüberzugehen, wie es in letzter Zeit nur zu oft geschehen ist. . . ."

Literarisches Zentralblatt igo^y Nr. ^g.

Ein monumentiun aere perennius hat sich der Verfasser mit diesem großartigen werk errichtet. Der um die Sprachwissenschaft hochverdiente Verlag von Trübner und die Drugulinsche offizin haben ihr bestes getan, um es vor die weit in der gediegensten ausstattung treten zu lassen. Das werk ist überhaupt dazu angetan, Epoche in der wisschaft zu machen. . . Jede Seite des großartigen werkes bringt neue belehrung, jede seite auch anregung zu fragen und Vermutungen. . . Das werk Bartholomaes wird für lange zeiten maßgebend sein, nicht nur was selbstverständlich auf iranischem, sondern auch auf arischem und sogar allgemein indo- germanischem gebiet.

Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. XIX. Bd., Heft 2 (Johansson).

In Kürze erscheint:

ZUM ALTIRANISCHEN WÖRTERBUCH I.

MIT EINEM ANHANG :

DIE VOKALE UND VOKALZEICHEN IN DEN IRANISCHEN HANDSCHRIFTEN VON TURF AN.

VON

CHRISTIAN BARTHOLOMAE.

8®. ca. 12 Bogen, Erscheint als Beiheft zum XIX. Band der „Indogermanischen Forschungen". Preis für die Abonnenten dieser Zeitschrift ca. M. 7.—, für die Sonderausgabe

ca. M. 8.—

Der Verfasser des monumentalen Altiranischen Wörterbuchs gibt in dieser Schrift zahlreiche wertvolle Erklärungen, Nachträge und Berichtigungen, ebenso eine Reihe wissen- schaftlicher Auseinandersetzungen bezüglich unklarer oder mißverstandener Stellen.

uigiTizea oy %-j v^'v^'p^iv^

42 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

GRUNDRISS

DER

INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE

UND

ALTERTUMSKUNDE

Begründet von

GEORG BÜHLER,

fortgesetst von

F. KIELHORN,

Professor des Sanskrit mn der Universitit Gftttingea.

In diesem Werk soll zum ersten Mal der Versuch gemacht werden, einen Gesamtüberblick über die einzelnen Gebiete der indo-arischen Philologie und Altertumskunde in knapper und systematischer Darstellung zu geben. Die Mehrzahl der Gegenstände wird damit überhaupt zum ersten Mal eine zu- sammenhängende abgerundete Behandlung erfahren; deshalb darf von dem Werk reicher Gewinn für die Wissenschaft selbst erhofft werden, trotzdem in erster Linie für Lernende bestimmt ist.

Gegen dreissig Gelehrte aus Deutschland, Österreich, England, Holland, Indien und Amerika haben sich vereinigt, um diese Aufgabe zu lösen, wobei ein Teil der Mitarbeiter ihre Beiträge deutsch, die übrigen sie englisch ab- fassen werden. (Siehe nachfolgenden Plan.)

Besteht schon in der räumlichen Entfernung vieler Mitarbeiter eine grössere Schwierigkeit als bei anderen ähnlichen Unternehmungen, so schien es auch geboten, die Unzuträglichkeit der meisten Sammelwerke, welche durch den unberechenbaren Ablieferungstermin der einzelnen Beiträge entsteht, da- durch zu vermeiden, dass die einzelnen Abschnitte gleich nach ihrer Ab- lieferung einzeln gedruckt und ausgegeben werden.

Der Subskriptionspreis des ganzen Werkes beträgt durchschnittlich 65 Pf. pro Druckbogen von 16 Seiten; der Preis der einzelnen Hefte durchschnittlich 80 Pf. pro Druckbogen. Auch für die Tafeln und Karten wird den Subskribenten eine durchschnittliche Ermässigung von 20^0 auf den Einzelpreis zugesichert. Über die Einteilung des Werkes giebt der nachfolgende Plan Auskunft.

Band L Allgemeines und Sprache.

i)*a. Georg Bühler. 1837—1898. Von Jul. Jolly. Mit einem Bildnis Bühlers in Heliogravüre. Subskr.-Preis M. 2. , Einzel-Preis M. 2.50. b. Geschichte der indo-arischen Philologie und Altertumskunde von Ernst Kuhn,

2) Urgeschichte der indo-arischen Sprachen von A, Tkutnb.

3) a. Die indischen Systeme der Grammatik, Phonetik und Etymologie von

B. Liebich. ♦b. Die indischen Wörterbücher (Koäa) von Th, Zachariae. Mit Indices. Subskr.-Preis M. 2.20, Einzel-Preis M. 2.70.

4) Grammatik der vedischen Dialekte von A. A. Macdonell (engl.).

5) Grammatik des klassischen Sanskrit der Grammatiker, der Litteratur und

der Inschriften sowie der Mischdialekte (epischer und nordbuddhistischer) von H, Luders, ♦6) Vedische und Sanskrit-Syntax von J. S. Speyer, Mit Indices. Subskr.-Preis M. 4.25, Einzel-Preis M. 5.25, 7) Paligrammatik von R. O, Franke.

Fortsettung siehe nfichste Seite

/Google

uigiTizea oy ^

>8'

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 43

Grundriss der indo-arischen Philologie (Fortsetzung).

♦8) Grammatik der Prakritsprachen von R. Pisckel. Mit Indices.

Subskr.-Preis M. 17.50, Einzel-Preis M. 21.50. 9) Grammatik und Litteratur des tertiären Prakrits von Indien von G.A, Grierson (englisch). ♦10) Litteratur und Sprache der Singhalesen von Wilh. Geiger. Mit Indices.

Subskr.-Preis M. 4.—, Einzel-Preis M. 5. ♦11) Indische Paläographie (mit 17 Tafeln) von G. Bühler,

Subskr.-Preis M. 15.—, Einzel-Preis M. 18.50.

Band 11. Litteratur und Geschichte.

i) Vedische Litteratur (Sruti).

a. Die drei Veden von K. Geldner, *b. The Atharva-Veda and the Gopatha-Brähmana by M. Bloomfield (englisch). Mit Indices. Subskr.-Preis M. 5.40, Einzel-Preis M. 6.40,

2) Epische Litteratur und Klassische Litteratur (einschliesslich der Poetik

und der Metrik) von H, Jacobi.

3) Quellen der indischen Geschichte.

a. Litterarische Werke und Inschriften von F: Kielhom (engl.). *b. Indian Coins (with 5 plates) by E. J. Rapsou (engl.). Mit Indices.

Subskr.-Preis M. 5.20, Einzelpreis M. 6.20.

4) Geographie von M, A. Stein,

5) Ethnographie von A. Baines (engl.).

6) Staatsaltertümer j von J. Jolly und

7) Privataltertümer \ Sir R. West (englisch).

♦8) Recht und Sitte (einschliessl. der einheimischen Litteratur) von % Jolly.

Mit Indices. Subskr.-Preis M. 6.80, Einzel-Preis M. 8.30.

9) Politische Geschichte bis zur muhammed. Eroberung von J. F. Fleet (engl.).

Band HI. Religion, weltl. Wissenschaften und Kunst.

i) ♦a. Vedic Mythology by A, A, Macdonell (engl.). Mit Indices.

Subskr.-Preis M. 8.20, Einzel-Preis M. 9.70. b. Epische Mythologie von M. IVintemitz. *2) Ritual-Litteratur, Vedische Opfer und Zauber von A. Hillebrandt,

Subskr.-Preis M. 8. , Einzelpreis M. 9.50. 3) Vedänta und Mimäriisä von G, Thibaut. ♦4) Sämkhya und Yoga von R. Garbe. Mit Indices. Subskr.-Preis M. 2.70,

Einzelpreis M. 3.20.

5) Nyäya und Vaiäesika von A. Venis (engl).

6) Vaisnavas, 'Saivas, | i ^ ^ Bhandarkar Sauras, Sanapatas, \ Bhaktimarga { rpn(Tli«s^h^ Skändas, Säktas, j \ (engiiscn;.

7) Jaina von E. Leumann.

♦8) Manual of Indian Buddhism by H. Kern (engl.) Mit Indices.

Subskr.-Preis M. 6.10 Einzel-Preis M. 7.60. ♦9) Astronomie, Astrologie und Mathematik von G. Thibaut.

Subskr.-Preis M. 3.50, Einzel-Preis M. 4. . ♦10) Medizin von 7' Jolly. Mit Indices. Subskr.-Preis M. 6. , Einzel-Preis M. 7. .

Auf Grund dieser Arbeit wurde Professor J. Jolly zum £hrendoctor der medizinischen Fakultät der Universität Göttingen ernannt.

11) Bildende Kunst (mit Illustrationen) von J. Burgess (engl.).

12) Musik.

NB. Die mit * bezeichneten Hefte sind bereits erschienen.

«Auch diesem vierten in der Reihenfolge der Grundrisse mochte man, allen jenen zur Be- herzigung, die im Zeitaltei^ derselben ihre philologische Laufbahn antreten, das Wort mit auf den Weg geben: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! Diese Grundrisse haben wie die Janusbilder zwei Gesichter, die nach entgegengesetzten Seiten schauen; rückwärts und vorwärts. Durch die Arbeiten der vorangegangenen Geschlechter, die sie zusammenfassen, legen sie Zeugniss ab von der geistigen Energie, die sich allmählich auf den verschiedenen Einzelgebieten, welche in ihrem inneren und äusseren Zusammenschluss die jedesmalige Philologie ausmachen, auf- gespeichert hat. Unter diesem Gesichtspunkt bedeuten sie zugleich deren Reiferklärung gewisser- massen durch den spontanen Act des Unternehmens als solchen, durch das in Voraussicht seiner Durchfahrbarkeit geplante Werk selber. Die kommenden Geschlechter aber, die es gebrauchen, werden in ihm eine gesicherte Grundlage ihrer Arbeiten finden, und stehen deshalb nicht bloss bleibend in Dankesschuld, sondern tragen auch die ernste Verpflichtung, ihrerseits die Summe der bereits vor- handenen Energie zu vermehren, der Forschung immer neue Wege zu eröffnen, günstigere Aussichts- punkte zu erschliessen Mit dem ersten Hefte hat sich der indo-arische Grundriss vor- trefflich inauguriert. Wünschen wir dem kühnen Unternehmen einen gleich vortrefflichen Fortgang.»

Literar. CtHtralblatt I896 Nr. 36.

44 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

BEITRÄGE ZUR SEMITISCHEN SPRACHWISSENSCHAFT

VON

TH. NÖLDEKE. Lex. 8». IX, 139 S. 1904. M. 8.—. Inhalt: Das klassische Arabisch und die arabischen Dialekte. Die Endungen des Perfeks. Nomina der Form Fxfäl. Die Verba '^W im He- bräischen. — Zur Bildung des Plurals beim aramäischen Nomen. Über einige arabische Verbalpräfixe. Ausgleichung in den semitischen Wörtern für „Vater" und „Mutter". Einige Gruppen semitischer Personennamen (i. Tiemamen als Personennamen ; 2. Verwandtschaftsnamen als Personennamen; 3. Ersatz als Personenname; 4. Gliedmaßen als Personennamen; 5. Zu den theophoren Namen). Tiernamen mit Reduplikation. Die semitischen Buch- stabennamen. — Nachträge.

. . . Etwas über die Hälfte des Goldziher gewidmeten Buchs gehört rein der ver- gleichenden Formenlehre ; die kleinere zweite Hälfte befaßt sich mit semitischen Personen-, Tier- und Buchstabennamen. Das Ganze aber ruht auf ausgedehnten sprachlichen Samm- lungen, ja es ist überhaupt noch nie ein so reiches und ountes Material in einer Hand vereinigt gewesen. Und dieses Material ist kritisch gesichtet und femer einem beherrschenden Zweck untergeordnet. Das gilt namentlich auch für die Anmerkungen, die in ähnlichen Fällen leicht zur Tafel fUr ein unmotiviertes Ausbreiten von Gelehrsamkeit werden. Wenn NÖldeke sagt (S. V), wer blendende Resultate erwarte, möge sein Buch ungelesen lassen, so möchte ich doch nicht verfehlen, für solche, die den Geist nur wahmemnen, wenn er sich im Zustande des Sprühens befindet, auf die enorme und wohlangelegte Geistesarbeit hinzuweisen, die gerade in der kritischen Prüfung der Verwertbarkeit des grossen sprach- lichen Quellenstons zu Tage tritt . . . ."

, H. Reckendorf im Literarischen Zeniralblatt vom 9. Juli 1^04.

HITTITER UND ARMENIER

von P. JENSEN

gr. 80. XXVI, 255 S. 1898. M. 25.— Mit IG lithographischen Schrifttafeln und einer Übersichtskarte.

Inhalt: I. Das Volk und das Land der Hatio-Hayk. II. Die hatisch- armenischen Inschriften. A) Liste der bekannten Inschriften, ß) Transscriptions- und Übersetzungsversuche. III. Das hatisch-armenische Schriftsystem. A) Die Schriftzeichen und ihre Verwendung. Mit einem Anhang. B) Das ägyptische Vorbild des hatischen Schriftsystems. C) Palaeo-armenischer Ursprung der hatischen Schrift. IV. Die Sprache der Hatier und das Armenische. A) Gram- matisches. B) Lexikalisches. C) Der Lautbestand der hatischen Sprache im Verhältnis zu dem des Indogermanischen und des Armenischen. V. Zur hatisch-armenischen Religion. A) Hatische Götterzeichen. B) Hatische Götter- namen. C) Hatische Götter. D) Einfluß des syrischen Cultus auf den der Hatier. E) Die Religion der Hatier und die der Armenier. VI. Zur hatisch- armenischen Geschichte. Nachträge. Verzeichnisse.

Es ist Jensen gelungen, bisher stumme Denkmäler zum Reden zu bringen und aus spärlichem und sprödem Materiale wichtige Aufschlüsse über ein vorher ganz dunkles Gebiet der alten Geschichte zu gewinnen. Hoffen wir mit ilim, daß die archäologische Forschung in Zukunft noch einmal längere und inhaltreichere Inschriften zu Tage fördere. Selbst wenn dann diese oder jene Einzelheit seiner Entzifferung sich nicht be- währen sollte, so wird doch die Geschichte der Wissenschaft stets seinen Namen als den des Begründers der hatischen Philologie nebst Cham- pollion, Grotefend und Thomsen zu verzeichnen haben. ^ j

C. Brockelmann (Göttingische gelehrte Anzeigen, fSgg, Nr. 1.)

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 45

Soeben erschien:

Volkssprache und Schriftsprache im alten Arabien.

Von Karl Völlers.

8^ VIII, 227 S. 1906. M. 9.—.

Erweiterung des Vortrages, den der Autor im Jahre 1905 auf dem Orientalistenkongress in Algier gehalten hat und der in der These gipfelte : Der Qoran muss nach der alten Poesie überarbeitet sein. Das den Reimen des Qorans gewidmete Kapitel ist eine unentbehrliche Er- gänzung der Qoransprache.

Demnächst erscheint:

Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur.

Von P. JENSEN.

Erster Band:

Die Ursprünge der alttestamentlichen Patriarchen-, Propheten- und

Befreiersage und der neutestamentlichen Jesussage.

Mit 3 Abbildungen im Text und 3 Übersichtskarten, ca. 64 Bogen.

Preis ca. M. 35. .

Inhalt: i. Analyse des Epos. 2. Nachweis, daß ihm eine Ge- schichte des Sonnenjahres, des Jahreslaufs der Sonne am babylonischen Himmel und eine des Tages zugrunde liegt. 3. Nachweis, daß die Systeme fast aller alttestamentlichen Patriarchen-, Propheten- und Befreier- sagen, dazu auch das der Tobit-Tobias-Sage, Absenker einer Ursage sind, und daß diese im wesentlichen das uns bekannte Gilgamesch- Epos ist; ferner, daß sich in ihnen an einer festen Stelle die im Epos nur erwähnte Plagenreihe und die darauf folgende im Epos erzählte Sint- und Sündflut findet. 4. Erörterungen über die Bedeutung dieses Fundes für die alttestamentliche Literaturgeschichte. 5. Nachweis, daß der ganze Rahmen des Lebens Jesu ein „israelitisches Gi/gamesc/i -Epos'* ist. 6. Bedeutung dieses Fundes für die Evangelienkritik.

Der zweite Band wird die Absenker in der s^riechischen Sage behandeln,

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46 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

GESCHICHTE

DER

GRIECHISCHEN PLASTIK

VON

MAXIME COLLIGNON

arrauBD dbb inaTiTUTs, propessok an der onitbrbitZt in pari«.

Erster Band : Anfänge. Früharchaische Kunst. Reifer Archaismus. Die grossen Meister des V. Jahrhunderts. Ins Deutsche über- tragen und mit Anmerkungen begleitet von Eduard Thraemer, a. o. Professor an der Universität Strassburg. Mit 12 Tafeln in Chromolithographie oder Heliogravüre und 281 Abbildungen im Text. Lex. 8^ XV, 592 S. 1897. Broschirt M. 20.—, in eleg. Halbfranzband M. 25. .

Zweiter Band : Der Einfluss der grossen Meister des V. Jahrhunderts. Das IV. Jahrhundert. Die hellenistische Zeit. Die griechische Kunst unter römischer Herrschaft. Ins Deutsche übertragen von Fritz Baumgarteti, Professor am Gymnasium zu Freiburg i. B. Mit 12 Tafeln in Chromolithographie oder Heliogravüre und 377 Abbildungen im Text. Lex. 8°. XII, 763 S. 1898. Broschirt M. 24. , in eleg. Halbfranzband M. 30. .

Urteile der Presse.

„Collignon's Histoire de la sculpture grecque . . . hat mit Recht überall eine sehr günstige Aufnahme gefunden. Der Verf. steht von vorn herein auf dem Boden, der durch die umwälzenden Entdeckungen der letzten Jahrzehnte geschaffen ist, und betrachtet von diesem neu gewonnenen Standpunkte aus auch die älteren Thatsachen und Forschungsergebnisse. Er beherrscht die einschlägige Literatur, in der die deutsche Forschung einen bedeutenden Platz einnimmt, und weiss die Streitfragen oder die Thatsachen in geschmackvoller Form und ohne ermüdende Breite darzustellen. Eine grosse Anzahl gut aus- geführter Textillustrationen, nach zum grössten Teil neu angefertigten Zeich- nungen, dient dem Texte zu anschaulicher Belebung und bietet eine vornehme Zierde des Buches, sehr verschieden von jenen oft nichtssagenden Umrissen, welchen wir in ähnlichen Büchern so oft begegnen. So war es ein glücklicher Gedanke, Collignon's "Werk dem deutschen Publikum, nicht blos dem gelehr- ten, durch eine deutsche Uebersetzung näher zu bringen. Der Uebersetzer, Dr. Ed. Thraemer, hat seine nicht ganz einfache Aufgabe vortrefflich gelöst: die Darstellung liest sich sehr gut und man wird nicht leicht daran ennnert, dass man eine Uebersetzung vor sich hat. Hier und da ist ein leichtes that- sächliches Versehen stillschweigend berichtigt, anderswo durch einen (als solcher bezeichneten) Zusatz ein Hinweis auf entgegenstehende Auffassungen, auf neuerdings bekannt gewordene Thatsachen, au? neu erschienene Literatur ge- geben ... Im Ganzen jedoch handelt es sich um eine Uebersetzung, nicht um eine durchgehende Bearbeitung des Original werkes, so dass der Leser überall Collignon's Auffassungen ohne fremde Aenderungen kennen lernt ....

fs. Lüer. Cmtralhlatt 1894. N^- SS-

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 47

GRIECHISCHE

GESCHICHTE

VON

JULIUS BELOCH.

Erster Band: Bis auf die sophistische Bewegung und den peloponnesischen Krieg. Gr. S^. XII, 637 S. 1893. Broschirt M. 7.50, in Halbfranz geb. M. 9.50. ZweiterBand: Bis auf Aristoteles und die Eroberung Asiens.

Mit Gesamtre|ister und einer Karte. Gr. 8^ XIII, 720 S. 1897. Brosch. M. 9.—, in Halbfranz geb. M. 11. . I. u. II. Band zusammen in 2 Halbfranzbänden M. 20. \ Dritter Band: Die griechische Weltherrschaft.

I. Abteilung. Gr. 8^. XIV, 759 S, 1903. Geheftet iM. 9.—, in Halb- franz geb. M. 11.50. IL Abteilung. Mit sechs Karten. Gr. 8^ XVI, 576 S. 1904. Ge- heftet M. 10.50, in Halbfranz geb. M. 13. . I. u. IL Abteilung zusammen in 2 Halbfranzbänden M. 24. .

Mit ausführlicher Berücksichtigung der Geistes-, Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte, eingehenden Quellen- und Literaturnachweisen, kritischer Besprechung einzelner Punkte, ausführlicher Erörterung aller chronologischen Probleme in systematischer Form mit Einschluß der wichtigsten Probleme der Literaturgeschichte, einer fortlaufenden Reihe von Untersuchungen über controverse historische Fragen, einer Zeit- tafel und einem Register über den ganzen IlL Band.

Urteile der Presse:

«... Wir haben hier ein Buch vor uns, das unbedingt zu den bedeut- samsten Erscheinungen der geschichtlichen Litteratur der letzten Zeit zu rechnen ist. Beloch betont selbst, dass er das Gebäude fast überall von den Grund- lagen neu aufgeführt habe und manche Gebiete, wie die Wirthschaftsgeschichte, bei ihm zum erstenmal zu ihrem Recht kommen; ebenso, dass er kein Neben- einander von Sondergeschichten (athenische, spartanische u. s. w.) biete, sondern die Entwickelung der ganzen hellenischen Nation von einheitlichen Gesichtspunkten zu erfassen suche. Dabei hüte er sich, ein Phantasiegemälde der ältesten Zeit zu entwerfen, und richte seine Absicht vielmehr darauf, nur das mitzuteilen, was wir auf Grund des archäologischen Befundes, des homer. Epos, der sprachgeschichtlichen Forschung mit Sicherheit zu erkennen ver- mögen. Man wird nicht bestreiten können, dass alle diese Züge, in denen Beloch selbst die charakteristischen Merkmale seiner Art zu forschen und zu arbeiten erblickt, wirklich in dem Buche hervprtreten Die Aus- stattung des Werkes ist vorzüglich; der Preis von M. 7.50 für 40 Bogen ein überaus massiger. > Pro/, G. Egelhdaf, Württ. Komspondenzblattf. Gelehrten^ u. Realschulen, 18Q4 Heft i.

«Der eigentliche Vorzug des Werkes liegt auf dem Gebiete der Dar- stellung der wirtschaftlichen und socialen Grundlagen des Lebens, in denen B. die materiellen Grundlagen erkennt, auf denen sich die gross- artigen Umwälzungen, auch der geistigen und politischen Entwickelung voll- zogen. Da B. gerade in dieser Beziehung das Material beherrscht, wie nicht leicht ein anderer Forscher, so durfte man hierin von seiner Darstellung Aus- führUches und Vorzügliches erwarten .... Glanzpunkte sind der VIL Abschnitt - Die Umwälzung im Wirtschaftsleben (vom 7. zum 6. Jahrh.) und der XII.: Der wirtschaftliche Aufschwung nach den Perserkriegen . . .

Bl. /, d. Gymnasialschulwescii, XXX. Jahrg^ S. 671^

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48 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg.

Vor kurzem erschien:

Srimicrttugen, "Sttkn iiiib ©tobieu

t)on Älein 8«. IX, 656 leiten. 1905. ök^cftct uif 9.—, tn Ccintoanb gcbunbcn ul 10.50.

I. 5(u§ alten papieren. II. Stuö S^önigöbetöct ©cld^ttcnfrclfen. III. 2)rci oft^ prcufeifc^ ße^t. IV. dlad)ti (1851). V. 2lu« iHom (1853/54). VI. (Srinnerungcn an Sturgcnjcm. VII. 3)rel afabcmtfc^c iRAcn. VIII. Über blc antifc Äunft im ©cgenfaö aur mobcmen. IX. !Da« Üf^at^Icbcn bcr «tntilc tm SWtttelattct. X. J^ant in feinem S^cr^öttni^ a"if ^""f* ^^ fc^önen Statur. XI. Äant in feinem ^tx^ltni» aur ^olitlf. XU. afieifen tn ^taUen in ben legten biet ^a^rl^unbcrten. Xin. ^uÄ 3ta(ien. - XIV, fjranaöftft^ Urteile über SDeutfc^tanb.

Die Grenzboten schreiben über diese „köstliche literarische Altersgabe'* soeben (April 1906) folgendes:

„Mit dieser Veröffentlichung von Nebenarbeiten hat der Verfasser der „Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms" der deutschen Bildung einen großen Dienst erwiesen und zugleich seinen Kollegen von der Philologie ein Muster geistiger Vielseitigkeit geboten, dem innerhalb dieses Kreises wenig an die Seite gesetzt werden kann ....

Wer Friedländer nur nach diesen beiden Bänden beurteilen wollte, würde zu der Ansicht neigen müssen, daß er mehr Gegenwartsmensch als Historiker ist, denn die Mitteilungen über Altertum und Mittelalter sind zwar außer- ordentlich anregend und ideenreich, aber sie erschöpfen ihren Gegenstand nicht. Wollen und sollen das auch nicht. Hätte sie der Autor nicht für Skizzen gehalten, würde er sie in Fachzeitschriften oder als selbständige Publikationen vorgelegt haben. Was ins Bereich des Selbstbeobachteten, des Selbsterlebten und in die moderne Zeit fällt, schildert Friedländer, alles mit derselben Vir- tuosität und Hingabe ; nur der Gehalt der Gegenstände selbst veranlaßt da Unterschiede in der Wirkung. Sehr stark sind diese Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Aufsatz. Jener führt in eine der rätselhaftesten Perioden deutscher Kultur, in das empfindsame StammbuChtum, das sich neben Aufklärung und napoleonischem Realismus nicht bloß behauptet, sondern schließlich zu dem Mystizismus der in den „alten Papieren" wirklich auf- tretenden Madame Krüdener weiter entwickelt. Der zweite Aufsatz ist ein Denkmal des deutschen Idealismus : Schilderung des Königsberger Professoren- lebens in der Zeit der Lobeck, Lehrs und Rosenkranz. Tempi passati aber der heutigen Generation zur Beachtung zu empfehlen! Am liebsten würden wir den größern Teil dieses anekdotenreichen Kapitels hier abdrucken. An den Abschnitten ,,Aus Rom" und „Aus Italien" ließe sich zeigen, welche Leute zu Italicnfahrern geeignet sind und welche nicht. Sehr verdienstlich und der Verbreitung wert ist auch das Schlußkapitel: „Französische Urteile über Deutschland", weil es unseren Optimisten die Augen öffnen muß über Ge- sinnung und Wesen unsrer westlichen Nachbarn. Es sind Urteile nur aus der Revue des deux mondes entnommen, also aus der Creme der französischen Gesellschaft. Darum um so lehrreicher und sehr anschaulich für den Grad der Verblendung, aber auch für deren Ursachen. Immer wieder ists die alte, ober- tiächlichc Orientierung, die die novarum rerum studiosi GalU zu ihren Tor- heiten verleitet. So schreibt Lavisse (im Jahre 1886): „Die deutsche Erziehung ist wesentlich national, sie will Deutsche bilden. Die Helden der Vorzeit, Alarich, Theodorich usw. (!) werden so heiß geliebt, als lebten sie noch."

Lieb Vaterland magst ruhig sein!"

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